9 fr * n # 73 > MR — n R 77 ep * — In « RSR ie en FOR EDVCATION FOR SCIENCE LIBRARY OF THE AMERICAN MUSEUM OF NATURAL HISTORY gr 5 er * . ne Bee aus dem = 3 Gebiete der Ratur⸗ und Heilkunde, geſammelt und mitgetheilt von ee \3) Ludwig Friedrich v. Froriep, A des K. W. Civil s Verdienſt⸗ Ordens Ritter, der Philoſophie, Medicin und Chirurgie Doctor und G. H. S. Ober⸗Medicinalrathe zu Weimar, der Königl. Preuß. Aeabemie nuͤtzlicher Wiſſenſchaften zu Erfurt Vice -Director, der Kaiſerl. Leopoldiniſchen Caroliniſchen Academie der Na⸗ turforſcher, der Ruff. Kaiſerl. Akademie der Naturforſcher zu Moskwa, der Geſellſchaft naturforſchender Freunde zu Berlin, der Wetterauer Geſellſchaft für die geſammte Naturkunde, der phyſicaliſch⸗meditiniſchen Societät zu Erlangen, der mineralogiſchen Geſellſchaft zu Jena, der Niederrheiniſchen Geſellſchaft der phyfiſchen und mediciniſchen Wiſſenſchaften, des landwirthſchaftlichen Vereins im Koͤnigreiche Wuͤrtemberg, der Société d' Agriculture, Sciences et Arts du Departement du Bas-Rhin, ber naturforſchenden Geſellſchaft zu Leipzig, der Senkenbergiſchen naturforſchenden Geſellſchaft zu Frankfurt am Main, der Societas phesico- medica zu Braunſchweig, der Medical Society zu Philadelphia, des Apotheker⸗Vereins für das nördliche Teutſchland, des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in Preußen, der Geſellſchaft zur Beförderung der geſammten Naturwiſſenſchaften in Marburg, der Schleſiſchen Geſellſchaft für vaterländiſche Cultur zu Breslau, der Societas medico -chirurgica Berolinensis, der naturforſchenden Geſellſchaft zu Halle, unde des Kunſt⸗ und Handwerksvereins des Herzogthums Altenburg, Mitgliete und Ehrenmitgliede. Dreizehnter Band, zwei und zwanzig Stuͤcke (Nro. 265 bis 286.), und an Abbildungen eine Tafel in Folie und eine in Quarto, nebſt Umſchlag und Regiſter enthaltend. n Gedruckt in Erfurt, bei Loſſius, » in Commiffion bei dem G. H. S. pr. Landes: Induftrie-Comptoir zu Weimar. N . | 7 Die Nachweiſung über die die Quellen bezeichnenden Nummern, wird nachgeliefert werden. ele W E aus dem Gebiete der Natur: und Heilkunde, gefammelt und mitgetheilt von Dr.. F. v. F iD. r i . Nro. 965 (Nr. r. des XIII. Bandes.) Januar 1826. Giedruft bei Loifius in Erfurt. In Commiſſion bei dem Koͤnigl. Preußiſchen Graͤnz-Poſtamte zu Erfurt, der Königl. Sad. Zeitungs- Expedition zu Leipzig, dem G. H. F. Thurn u, Taxiſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes-Induſtrie-Comptoir. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Rthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., dieſes einzelnen Stuͤckes 3 gr. * 4 „Nag k u i e Bemerkungen uͤber die Entwickelungsgeſchichte der Muſcheln und uͤber ein Syſtem von Waſſerge— faͤßen in dieſen Thieren. In dem verfloffenen Herbſte war ich viel mit Unter⸗ ſuchung der Schmarotzer unſerer Suͤßwaſſermuſcheln — Unio und Anodonta — beſchaͤftigt. Ein nicht geahnter Reich— thum an Binnenwuͤrmern ven ſehr merkwuͤrdigen Formen fand ſich in dieſen niedrig ausgebildeten Geſchoͤpfen, die bisher noch gar keinen Beitrag zu unſern Verzeichniſſen von Eingeweidewuͤrmern geliefert hatten. Die Beſchreibung dieſer Wuͤrmer, von Abbildungen erlaͤutert, ſoll an einem andern Orte gegeben werden. Einige gelegentlich gemachte Bemerkungen werden aber hier einen ſchicklichen Platz fin: den, und Zeit iſt es ſchon lange zu ihnen, da Treviranus's Unterſuchungen (Zeitſchrift für Phyſiologie, Heft J.) ohne Widerſpruch blieben und eine ſolche Autoritaͤt entſcheidend angeſehen zu werden ſcheint. Ich muß nur bedauern, daß ich deren nicht mehr, und nicht vollſtaͤndiger durchgefuͤhrte Beobachtungen zu geben hate, Obgleich von mir. Über 1000 Muſchein geoͤffnet ſind, fo nahm doch die Unterſu⸗ chung der Eingeweidewuͤrmer, und ihrer Entwickelungsweiſe faſt alle Exemplare und Zeit in Anſpruch. Zauvoͤrderſt habe ich von allen Muſchelarten Indivi⸗ duen gefunden, die keine Eier enthielten, waͤhrend andere im Eierſtocke oder in den Kiemen reichlich mit Nachkom— menſchaft verſeben waren. Die eierloſen waren nicht etwa jünger oder weniger entwickelt. Sie enthielten in derſel— ben Gegend, in welcer bei andern Eier ſich entwickelt hat— ten, eine weiße dicke Flüfiigkeit. Bekanntlich hat ſchon Prävoſt in einer kurzen Notiz, welche auch in dieſe Blaͤt⸗ ter aufgenommen iſt, bekannt gemacht, daß er in der Ma⸗ lermuſchel getrennte Geſchlechter bemerkt habe und daß im Zeugungsorgane der Maͤnnchen ſich Saamenthiere faͤnden. (Vergl. Notizen Nr. 224). Ob dieſer Naturforſcher ſeine Beobachtungen ſchon ausfuͤhrlich bekannt gemacht hat, weiß ich nicht, da ich im Empfange der Annales des sciences naturelles *), in denen ſich Prövoſt's Arbeiten zu fin— den pflegen, gar ſehr zuruͤck bin. Ich muß Pré voſt's Bemerkung beſtaͤtigen. Nur darin waren meine Reſultate von den ſeinigen verſchieden, daß er mehr Männchen als Weibchen in Unio pictorum gefunden zu haben ſcheint, ich hingegen eine groͤßere An— zahl eiertragender Muſcheln antraf. In Anodonta iſt das Verhaͤltniß der weiblichen Individuen noch ſehr viel größer. Segar die aͤußere Geſtalt beider Geſchlechter iſt verſchieden, beſonders in der Malermuſckel. Ich machte in Gegenwart zweier juͤngern Freunde der Naturgeſchichte den Verſuch, aus der Anſicht der voͤllig geſchloſſenen Mu— ſcheln das Geſchlecht zu beſtimmen, und habe mich in 10 Fällen kaum I oder 2 mal geirrt. Je mehr die Längen- dimenſion vorherrſchend iſt, um deſto ſicherer kann man er— warten, daß keine Eier entwickelt ſind. Hiernach mag es parador ſcheinen, wenn ich es doch nicht fuͤr bewieſen halte, daß die Geſchlechter urſpruͤnglich verſchiedenen Individuen angehoͤren. Es ſchienen mir nämlich dir Organe, welche Eier entwickeln, und die, welche die weiße Fluͤſſigkeit — den Saamen — enthalten, vor der Reife ſo aͤhnlich, daß ich keinen Unterſchied habe be— merken koͤnnen. Den geneigten Leſer muß ich freilich bit- ten, wenn ein ſolcher Unterſchied einſt gefunden werden ſollte, mich damit zu entſchuldigen, daß ich dieſe Unterfur chung nur beilaͤufig anſtellen konnte, mein Augenmerk vor— zuͤglich auf die Entozoen richtend, von denen eins ſeiner merkwuͤrdigen Entwickelungsgeſchichte wegen mir unglaub= lich viele Zeit gekoſtet hat. — Sicher iſt es wenigſtens, daß unter den Eier enthaltenden Individuen einige vor— kommen, bei denen nur ein Theil des zeugenden Organes Eier, und zwar voͤllig entwickelte enthaͤlt, und in andern Gegenden deſſelben ein ganz ähnlicher weißer Saft in ei⸗ genen Gaͤngen vorkommt, wie in den vorlaͤufig als Maͤnn⸗ „) Was ſich in den Annales des sciences nat. Juillet 1825. p. 323. findet, iſt daſſelbe was Notizen Nr. 224 aus dem Bulletin de la société philomatique entlehnt war. D. H. 1 3 9 4 chen benannten Individuen im ganzen Umfange des Or⸗ gans. In der Mehrzahl der mit Eiern gefülten Muſcheln ſah ich jedoch dieſen Saft nicht. Sollte nun nicht das Geſchlechtsverhaͤltniß der Mu⸗ ſcheln etwa den Pflanzen ähnlich ſeyn, die zur 23ſten Klaſſe des Serualfnftems gehören? Ich meine fo, daß die Weib⸗ lichkeit oder Männlichkeit des zeugenden Organs urſpruͤng⸗ lich unentſchieden waͤre, und daß es ſich dann, beſtimmt durch die übrigen individuellen Lebensverhaͤltniſſe des gans zen Thiers, bald mehr zur Maͤnnlichkeit, bald mehr zur Weiblichkeit entwickelte, bald aber zwiſchen beiden Ge ſchlechtsrichtungen ſich theilte. Ja, ob der weibliche Cha⸗ racter jemals allein entwickelt wird, laſſe ich, obgleich der weiße Saft oft von mir gar nicht gefunden wurde, unent⸗ ſchieden, weil die Eier bei einer gewiſſen Reife, auch die am tiefſten im Eierſtock liegenden, das Anſehen von be— fruchteten Eiern haben. Hier ſind naͤmlich nicht bloße Keime, wie in Meduſen und aͤhnlichen geſchlechtsloſen nie— dern Thieren, ſondern wahre Eier, beſtehend aus einer Au: ßern Haut, einer anſehnlichen Lage von Eiweiß und einer Dotterkugel mit einem großen weißen Fleck, den ich nicht umhin kann fuͤr eine Narbe anzuſehen, obgleich er nicht ſcharf begraͤnzt iſt. — Es wäre dann nur eine abortive Entwickelung in denjenigen Individuen, deren Zeugungs⸗ organ gar keine Eier ausbildet. Die gegenfeitige Beftuch⸗ tung anzunehmen, wie man muͤßte, wenn man die Ge⸗ ſchlechter für entſchieden getrennt hält, iſt nicht ohne große Schwierigkeiten und Unwahrſcheinlichkeiten, beſonders wenn, wie es aus den angegebenen Gruͤnden ſcheint, die Befruch⸗ tung eine innere iſt. Der Saame koͤnnte, wie bei Sala⸗ mandern, nur durch das Waſſer zu den engen, unten zu beſchreibenden Oeffnungen des Eileiters gelangen. Sollten auch die Oeffnungen einſaugend wirken, was doch nach der ſchiefen Richtung, in welcher ihr Kanal durch die Bauch⸗ haut geht, nicht recht glaublich iſt, fo muß man doch ges ſtehen, daß fie an der Stelle des Körpers liegen, zu wels cher das Waſſer den ſchwierigſten Zugang hat. Da die Muſchel während des Lebens ihre Schaalen nie weit oͤff— net, ſo muß die innere Kieme immer ziemlich eng am Bauche anliegen. In den Zeugungsorganen, die keine Eier entwickelt hatten, fand ich eine Menge flacher Koͤrper, die ich fuͤr die Saamenthiere Pré voſt's halte. In den meiſten Muſcheln war die groͤßere Zahl derſelben regungslos und nur ein Theil lebendig, in andern waren alle voll Leben. Außer dieſen fanden ſich noch viele verſchieden geſtaltete groͤßere Infuſorien, die hier nicht beſchrieben werden konnen. Der weiße Fleck auf dem Dotter vergrößert und er⸗ hebt ſich ſchon in den Gängen des Eierſtockes. Ausgeleert werden die Eier durch die von Bojanus und Andern be— reits nachgewieſene ſpaltfoͤrmige Oeffnung, die zwiſchen dem Bauche (man ſollte nur ſeinen untern Rand Fuß nennen) und der innern Kieme auf jeder Seite ſich findet. Treviranus hat dieſen Ausgang der Eier ſehr mit Unrecht gelaͤugnet. Nach der Art, wie er ſich ausdruͤckt, koͤnnte man faſt glauben, daß er die Oeffnungen gar nicht gefunden habe. Seine Worte find: „Es iſt von ihm (Bo: janus) keine Verbindung dieſer Oeffnung, deren Vorhan— denſeyn mir uͤberhaupt ſehr zweifelhaft iſt, mit dem Eier⸗ ſtocke nachgewieſen, und es kann eine ſolche nicht geben, da das Ovarium in der Gegend zwiſchen den Kiemen durch die Muskelhaͤute des Fußes dicht verſchloſſen iſt.“ — Dieſe Worte ſcheinen in der That die Oeffnungen laͤugnen zu ſollen, allein ſolchen Sinn koͤnnen ſie nicht haben, da die Oeffnungen fo deutlich find, daß fie von Jedermann gefe- hen werden muͤſſen, der ihre Stelle kennt. Bei den mei⸗ ſten Arten von Anodonta liegen ſie ohne weitere Praͤpara— tion da, wenn man die innere Kieme von dem Bauche entfernt und zuruͤckſchlaͤgt. Nur bei einigen Arten iſt dieſe Oeffnung von einem duͤnnen Blatte, das vom Bauche des Thiers zu der innern Kieme hinuͤbergeht, etwas uͤberdeckt, fo daß man dieſes Blatt am hintern Rande ı bis 2 Li⸗ nien weit zu durchſchneiden hat, um die Oeffnung zu ſehen. Treviranus Zweifel konnen ſich aber nur auf die Ver: bindung der Oeffnung mit dem Eierſtocke beziehen. — Die Verbindung iſt aber auch leicht nachgewieſen. Zuvoͤr⸗ derſt findet man ohne Schwierigkeit, daß die muskuloͤſe Um⸗ gebung des Bauches an der Seite eine fpaltförmige Luͤcke hat, durch welche von der oben erwaͤhnten Oeffnung ein Kanal hindurchgeht. Ferner braucht man eine Muſchel, deren Eier die gehoͤrige Reife haben, nur leiſe mit dem Finger auf dem Bauch zu berühren, um einen gelben Strom von dicht aneinander liegenden Eiern aus jener Oeffnung aus fließen zu ſehen. Man trifft aber ſelten die⸗ fen Zuſtand der vollftändigen Reife ohne Entleerung. Iſt. die Muſchel nur nicht allzufern von ihm, ſo kann man doch die Eier eben ſo abgehen ſehen, wenn man den Bauch der Muſchel in ſeinem hintern Theile und entfernt von der Schneide des Bauches, d. h. der Ruͤckenſeite naͤher, zwiſchen zwei Finger faßt und etwas ſtaͤrker druͤckt. End⸗ lich darf man nur, wenn bereits die Eier ausgeleert ſind, Luft durch die Oeffnung einblaſen, um zu ſehen, wie von ihr ein Kanal ausgeht, der ſich bald und vielfach theilt, deſſen Zweige dis an den Kiel des Bauches oder bis an den eigentlichen Fuß reichen, und ſich uͤberall in den Eier⸗ ſtock verzweigen. Treviranus lehrt, die Eier gingen „ohne allen Zweifel in den Magen und den Anfang des Maſtdarms.“ Es iſt mir nicht gelungen, die Eier aus dem Eierſtock in den Magen zu druͤcken, doch will ich auf dieſe Verſuche kein Gewicht legen, da man eben nicht haͤu⸗ fig eine Muſchel von ihren Schaalen befreit, ohne die vor⸗ dere Umgebung des Eierſtockes etwas zu verletzen, und im Falle einer ſolchen Verletzung finden die Eier ſehr leicht einen unnatuͤrlichen Ausweg. Den Maſtdarm habe ich aber oft aufgeſchnitten und nie Eier in demſelben entdeckt. Treviranus glaubt aus dem Bau der Theile dieſen Weg fuͤr die Eier annehmen zu muͤſſen. „Ihr Uebergang „aus dem Darmkanale in die Zwiſchenraͤume der Kiemen „hat keine Schwierigkeit, da der Maſtdarm ſich unmittel⸗ „bar in die Tracheen öffnet, durch welche das Waſſer eins „gezogen wird.“ Unbegreiflich! Ganz unbegreiflich! Was nennt Treviranus Tracheen — namentlich bei Ano- 6 donta? Die Roͤhren, die man bei Muſcheln gewoͤhnlich Tracheen nennt, fehlen den Anodonten, und werden nur durch Oeffnungen erſetzt. Was aber aus dem Leibe der Muſchel in die Darm⸗Trachee koͤmmt, wird auch unwie⸗ derbringlich aus der Muſchel entfernt. Sonſt muͤßte der Koth auch in den Kiemen ſich anſammeln. Treviranus ſagt ferner: „Und wie ſollten die Eier „aus jener Oeffnung zwiſchen die Kiemenblaͤtter, deren „Fächer ihnen nach ihrer Ausleerung zur Aufnahme dies „nen, gelangen? Ohne die unwahrſcheinliche Voraus⸗ „ſetzung einer eigenen Anziehung der letztern gegen die Eier „laͤßt ſich hierauf nicht antworten.“ Die Anziehung würde gar nichts helfen, da ſie doch nicht die organiſche Maſſe durchbohren wird, denn nur die innern Kiemen ſind gegen die Luͤcke zwiſchen Bauch und Kiemen offen, in der innern Kieme ſind aber die jungen Muſcheln nicht, ſondern nur in der aͤußern. Ich hade keine Ausnahme gefunden, obs gleich die Schriftſteller dieſen auffallenden Umſtand faſt gar nicht bemerken. 0 Die Kammern der aͤußern Kieme kommuniciren mit einem weiten Kanale, der mir nach vorm überall verſchloſ⸗ fen ſchien; nach hinten iſt er gegen den Afterſchlitz geoͤff— net. Der Austritt iſt alſv für die Brut leicht. Ob fie aber auf demſelben Wege in die Kiemen gelangt, laſſe ich unentſchieden. Luft, durch die neben der Oeffnung des Eierleiters gelegene Oeffnung des Lungenfaches oder Nie: renbehaͤlters eingeblaſen, ging haͤufig durch den Afterſchlitz ab. Umgekehrt findet die Luft, wenn ſie durch den After— ſchlitz in jenen uͤber der aͤußern Kieme gelegenen Gang getrieben wird, nicht leicht einen Ausweg durch die Oeff— nung des Nierenfaches. Sehr leicht zerreißt man aber eine der duͤnnen Waͤnde. Statt Vermuthungen uͤber den Weg der Eier in die aͤußern Kiemen aufzuſtellen, hoffe ich dieſe Frage im naͤchſten Sommer durch Unterſuchungen beant⸗ worten zu koͤnnen. Hier kam es mir nur darauf an, die Stelle des Austritts aus dem Leibe uͤber allen Zweifel zu erheben. 5 Wie viel noch in den Muſcheln zu entdecken iſt, kann man erſt ahnen wenn man angefangen hat ſie zu unter⸗ ſuchen. So muß in den Muſcheln ein Syſtem von Waf: ſergefaͤßen ſich finden, das noch ganz unbekannt ſcheint — es muͤßte denn Poli, den ich noch nicht habe benutzen koͤnnen, dieſe Kanaͤle ſchon geſehen haben. Doch wahr— ſcheinlich ſind ſie auch von ihm noch nicht gefunden, denn fein Schüler Delle Chiaje hat ein aͤhnliches Syſtem erſt jetzt in Gaſteropoden entdeckt, und Herr Ritter von Schoͤnbera, dem wir die Mittheilung dieſer Entdeckung durch die medieiniſch⸗chirurgiſche Zeitung verdanken, er⸗ waͤhnt der Muſcheln mit keinem Worte. Dennoch macht ſich in den Muſcheln das Waſſergefaͤßſyſtem fo bemerklich, daß es nur wie durch ein Wunder bisher uͤberſehen wer⸗ den konnte. 6 Jedermann, der Muſcheln in einer Schaale mit Waſ⸗ ſer hielt, muß bemerkt haben, daß dieſe Thiere zuweilen den Fuß ſehr weit aus der Spalte der Schaalen hervor⸗ 6 ſtrecken und daß der Fuß dann halbdurchſichtig, wie von Waſſer infiltrirt ausſieht. Hebt man eine ſolche Muſchel aus dem Waſſer hervor, um ſie zu unterſuchen, und gießt man das Waſſer, das ſich frei innerhalb der Schaalen befindet, raſch weg, ſo wird dennoch aus dem Afterſchlitz immer noch ziemlich viel Waſſer lange nachfließen, wäh rend der Fuß ſich langſam zuſammenzieht. Ja, das Waſ— fer aus dem Innern des Fußes macht ſich oft noch be⸗ merklicher und kommt dem Beobachter nicht nur in die Hand, fondern auch vor oder gar in das Auge. Wenn ſich naͤmlich die Muſchel raſch zuſammenzieht, ſo ſpritzt das Waſſer aus der Schneide des Fußes in einem ununterbros chenen Strahl mehrere Zoll hoch hervor. Druͤckt man den Fuß der aus dem Waſſer raſch herausgenommenen Muſchel zwiſchen den Fingern, fo erhält man zuweilen zwei Strah- len. Der hintere kommt aus der Mitte der Laͤnge des Fußes; der vordere iſt dem Munde bald mehr bald weni⸗ ger nahe. Ich zweifle daher nicht, daß wenigſtens drei Stellen in der Schneide des Fußes ſich finden, an denen die Waſſerkanaͤle ſich offen muͤnden. Das Waſſer ſpritzt aber nur aus einer oder zweien dieſer Oeffnungen zugleich hervor. Nicht nur die Natur ſelbſt iſt in Hinſicht der Kennt⸗ niß der Muſcheln ſehr vernachlaͤſſigt worden, ſondern auch die Arbeiten fruͤherer Naturforſcher uͤber dieſe Thiere ſind gleich nach ihrer Erſcheinung in Vergeſſenheit gerathen. So findet ſich im vierten Bande der Skrivter af Natur- historie- Selskabet, Kiöbenhaven 1797 eine genaue Zergliederung der Teichmuſcheln von Rathke (dem Nor⸗ weger ?), in welchem das Organ, welches Bojanus neuer⸗ lich Lunge genannt hat, beſchrieben, und wie ich glaube, ſehr richtig mit der Niere der Gaſteropoden verglichen wird. Der doppelte Nervenknoten des Bauches, der ſpaͤter nach Mangiti benannt iſt, findet ſich hier ſchon vollſtaͤndig beſchrieben und abgebildet. In Hinſicht der Geſchlechts⸗ theile hat ſich der Verfaſſer freilich vielfach geirrt. Königsberg, den 10. Dec. 1825. Baer. Ueber den Zeugungsapparat der Unio nnd Ano- donta. 1) Von M. H. v. Blainville. Seitdem Hr. Prévoſt von Genf ſeine Entdeckung der Exiſtenz männlicher und weiblicher Individuen bei Unio pieto- rum bekannt gemacht hatte, unterſuchte Hr. Blainville, noch begieriger als zuvor, nebſt einigen Details, den Zeugungsappa⸗ rat derſelben kennen zu lernen, mit einigem Erfolg eine große Menge Individuen (40, wie er der Société des Sc. in der Siz zung vom Juli meldet) von Unio pietorum, batava und Ano donta anatina, die ſich zufälligerweife in den Gräben des Schlof⸗ ſes eines ſeiner Freunde gefunden hatten, welche in Hinſicht der Zeugungsorgane eine durchaus gleiche Organiſation, d. h. ein Dvarium zeigten, deſſen zahlreiche Lappen alle, zwiſchen den Muskelbuͤndeln des Unterleibs und den Windungen des Darmka⸗ nals befindliche Raͤume bis zum hintern Theil der Leber einnah⸗ men; es theilte fi (wahrſcheinlich) nicht in zwei, ein rechtes und ein linkes, ſondern endigte ſich in zwei ſehr kurze, aber deutliche Eiergänge, die ſich mit einer eifoͤrmigen Mündung in der Furche 1 * 7 —— > 8 öffneten, welche die beiden Blätter der innern Kieme unter der Oeffnung des braunen Organs oder der Lunge des Bojanus trennt. Nur in der groͤßern oder geringern Entwickelung des Ovariums und der Eier zeigte ſich einiger Unterſchied. Von letzteren ſah er nur ein einziges aus dem Eiergang hervorkommen Guͤcklicher war er in feiner Unterſuchung der Anodonta intermedia, ſo daß er in anatomiſcher und phyſiologiſcher Hinſicht etwas mehr daruͤ⸗ agen kann. 1 Kor an muß geſtehen, daß feit Mery's Beobachtung, daß die Unio piscinarum ihre Eier in den Kiemenblättern trage, die Wiſſenſchaft nur ſehr wenige Fortſchritte gemacht hat, indem Cubvier, in Folge der Arbeit Polis, nur ſo viel ſagte, daß dieſe Thiere einen einzigen Eierſtock hätten, welcher ſich auf jede Seite des Koͤrpers unmittelbar unter der Haut ausbreite, zwiſchen die Sehnen der Muskeln und bisweilen auch zwiſchen die beiden Blätter des Mantels eindringe; daß er, je nach der Periode der Geſtation, eine verſchiedene Groͤße und Farbe habe und ſich zu einer gewiſſen Zeit in ihm ein wahres, die Eier zu befruchten faͤhiges Sperma zeige; daß die Eier nach ihrer wei⸗ tern Entwickelung in die zwiſchen den beiden Grfäßblättern, von denen jedes vier Kiemenblötter bildet, befindlichen leeren Riu⸗ me eindraͤngen; daß daſelbſt die Jungen auskroͤchen und, viel⸗ leicht das Gewebe der Kiemenränder durchbrechend, hervorkaͤmen. Wie kommen ſie aber aus dem Eierſtock? und wie in die Kie⸗ menblaͤtter? was wird aus dieſen letztern? und wie kommen ſie aus den Kiemenblaͤttern? Bojanus ſah die Oeffnungen der Eierſtoͤcke deutlich und hielt die Kiemen für bloße Anhaͤnge des Zeugungsapparats. Wird ſich dieſe Meinung aber wohl halten koͤnnen, wenn ſich Prevofts Entdeckung beſtätigt? Hr. Blain⸗ ville hat noch nicht alle obigen Fragen genuͤgend beantworten können; folgendes find die von ihm gefundenen Thatſachen: Die Individuen von Anodonta intermedia waren faſt alle vier Zoll lang und drei breit, und zeigten durchaus dieſelbe Orga⸗ niſation, d h. ein Secretionsorgan, welches wie eine dichte Traube lappenartig eingeſchnitten war und die ganze Bauchhoͤhle, d. h. den ganzen, zwiſchen ihren ſehr duͤnnen Muskelwaͤnden auf jeder Seite, der obern Rinne des Fußes nach unten, zwiſcher der Le⸗ ber und dem Magen nach vorn, über der Kiemenwurzel und dem hintern zuruͤckziehenden Fußmuskel befindlichen Raum einnahm, indem es ſich zwiſchen die, von der einen nach der andern Seite des Abdomen gehenden Muskelbuͤndel, und zwiſchen die Win⸗ dungen des Darmkanals einſenkte. Nie ſah er es, mochte es auch noch ſo groß ſeyn, ſich zwiſchen die Lappen des Mantels ausdehnen, und es ift ſelbſt ſchwer zu begreifen, wie es dahin dringen koͤnnte. Auch konnte ſich Hr. v. Blainville nicht Ge⸗ wißheit verſchaffen, ob dieſes Secretionsorgan aus abgeſonderten Theilen, einem rechten und einem linken beſtehe; doch iſt es ihm nicht wahrſcheinlich Aber er hat ſich von Neuem uͤberzeugt, daß jede Seite einen ſehr ſymmelriſchen Ausfuͤhrungskanal hat. Die kleinen blinden Saͤcke oder Lappen des Organs Öffnen ſich ohne Zweifel nach der Reihe in unregelmaͤßige leere Räume (vacuo- les), welche, in Folge des Zuſammentretens der Zweige (em- branchements), endlich einen deutlichen Kanal bilden Dieſer Kanal iſt febe kurz, und erſt am obern Theile des Abdomen als ſolcher vollkommen vorhanden; auch geht er von unten nach oben und etwas von vorn nach hinten, indem er ſich mit einer großen, ovalen, etwas teichterfoͤrmigen Mündung uͤder dem freien Rand der innern Kieme an der Stelle öffnet, wo ihre beiden Blätter mit einander adhaͤriren, fo daß er, ſelbſt nachdem man die Kieme in die Höhe gehoben, nicht bemerkt werden kann, wenn man nicht dieſe an ihrer Wurzel einſchneidet, oder vielmehr die beiden Blaͤt— ter trennt. Man ſieht dann, daß diefe Muͤndung in derſelben Rinne, aber etwas böher liegt, als die, welche zu der, das braune Organ enthaltenden Höhle führt. Hr. v. Blainville ſah dieſes Organ bei allen Individuen in der von Bojanus ſo gut beſchriebenen Lage, naͤmlich laͤngs auf jeder Seite des Peri⸗ cardiums in der ganzen Länge der Wurzel der Kiemengekaͤße und in einem, unter dem Herzen liegenden, fachartigen Behaͤlter ent⸗ holten, welcher die äußere Wand des Herzens bildete und deſſen Muͤndung eben angegeben worden iſt. Dieſes Organ iſt in der That weiter nichts, als ein Beutel, deſſen ſehr dünne Wende keine Spur eines Parenchyms, ſondern an der innern Wand ſehr zahlreiche, den valvulae conniventes im Leerdarm des Menſchen etwas ähnliche Falten zeigen. Or. v Blainville glaubt, daß dieſer Beutel, welcher feine Farbe von der der Falten erhält, mit der Hoͤhle des Pericardiums in Verbindung ſtehe. Auch in Hinſicht der Kiemenſtructur waren ſich alle Individuen gleich. Bojanus hat fie ſchon gut beſchrieben. Auf jeder Seite beſin⸗ den ſich zwei, eine innere und eine aͤußere, in Form großer halb⸗ mondfoͤrmiger Platten, welche ſcheitelrecht zwiſchen Körper und Mantel hängen. Die beiden Blätter, aus denen jede beſteht, ſind auf ſehr verſchiedene Weiſe verbunden. Das innere Blatt der innern Kieme haͤngt, mittelſt ſeines obern Randes nur mit dem Stamm, und mit dem aͤußern Blatt nur mit dem vordern oberſten Theil und mit ſeiner hintern Spitze zuſammen; der Rand des übrigen Theils iſt frei. Das aͤußere Blatt dagegen iſt in ſeiner ganzen Laͤnge, ſo wie das innere Blatt der aͤußern Kieme, mit dem Hintertheit des Abdomen ſehr innig verbunden; hier— durch entſteht laͤngs dieſer Verbindung eine Art Rinne, welche ſich durch das Anlegen der Kieme gegen den aufgetriebenen Theil des Abdomen in einen kanalartigen Gang verwandelt, an deſ— ſen vorderem Theile ſich die Muͤndung des Eiergangs befindet; hinterwaͤrts kruͤmmt ſich dieſes Blatt über der Vereinigung der Kiemen beider Seiten in eine der vorigen beinahe aͤhnliche, aber vollſtaͤndige Rinne fort, welche durch das Auseinandertreten der beiden Blaͤtter der aͤußern Kieme gebildet wird, von welchen das eine ganz mit dem aͤußern Blatt der innern Kieme verſchmilzt, das andere ſich aber auf den Seiten des hintern Theils des aͤu— ßeren Blatts anſetzt. Dieſe Rinne wird durch die Reihe kleiner Scheidewaͤnde, welche ſich zwiſchen die beiden Blätter der Kieme in derſelben Anzahl, als es Laͤngsgefaͤße in dieſer giebt, einle⸗ gen, zu einem vollſtaͤndigen Kanal. Die dadurch gebildete Wand des Kanals iſt demnach nicht ausgefuͤut, ſondern durch die Reihe der Scheidewaͤnde in eine große Anzahl Oeffnungen getheilt, wel che in die Zwiſchenraͤume dieſer Waͤnde fuͤhren. Nur in Betreff des Secretions-, des braunen Organs und der Kiemen, fand Hr. von Blainville einige Verſchieden⸗ heiten. Beinahe der vierte Theil der Individuen hatte ein außeror⸗ dentlich aufgetriebenes, gleichſam ausgeſpanntes Abdomen von weißer, ganz beſonderer Farbe. Wenn man es öffnete, ſo ſah mon aus den zerriſſenen Laͤppchen des Secretionsorgans eine weiße milchige, ganz offenbar dem Saamen ahnliche Feuchtigkeit her- vorkommen. In allen Theilen des Organs zeigte ſich dieſelbe Subſtanz, nur mit dem Unterſchied, daß die Laͤppchen an man; chen Stellen mehr oder weniger deutlicher ausgebildet waren, als an anderen; bisweilen ſah man fie ſelbſt deutlich durch die Waͤn— de des Abdomen, beſonders in Berührung mit der Leberz die beiden andern Theile, das braune Organ und die Kiemen, zeig⸗ ten nichts Beſonderes; letztere waren dünn wie gewoͤhnlich. Bei einer groͤßern Anzahl Individuen war das Abdomen auf gleiche Weiſe ausgefpannt, aber mehr roͤthlichgelb durch die Waͤn— de hindurchſchimmernd und groͤßer; oͤffnete man es, ſo ſah man auf den Läppchen eine größere oder geringere Anzahl kleiner ku— geliger, gelber oder ſafranfarbiger, freier Koͤrper, welche auch wohl in einer durchſichtigen Fluͤſſigkeit ſchwammen, mit welcher ſie leicht durch die geringſte Wunde ausfloſſen. Uebrigens zeigte ſich keine andere Abweichung. N ' Eine faft eben fo große Anzahl Individuen zeigte eine merkwuͤr⸗ dige Verſchisdenheit, nicht ſowohl darin, daß das Secretionsor⸗ gan weit ſtaͤrker mit Eierchen angefuͤllt war, als vielmehr darin, daß dieſe in der Feuchtigkeit, welche ihnen zum Vehikel zu die⸗ nen ſchien, mit weit mehr Leichtigkeit abzufließen ſchienen, ſo daß fie Hr. Blainville bisweilen lange Zeit und ganz natür⸗ lich aus dem Eierſtock, jedoch durch das Paar der aͤußern Kie⸗ men herauskommen ſah. Letztere waren betrachtlich dick, was, wie man leicht ſehen konnte, von einer gallertartigen Auftreibung der Scheidewände, welche die Blätter vereinigen, herruͤhrte, und welche fo beträchtlich, war, daß die Behälter oder Höhlen beden⸗ 9 tend dadurch verkleinert wurden; das ‚braune Organ zeigte nichts eſonderes. 4 / Fa Bei manchen Individuen endlich war das Abdomen mehr oder weniger zuſammengefallen, ſchlaff, weniger gefärbt und die äußern Kiemen noch dicker, als bei den vorhergehenden Indivi⸗ duen; dieſe Verdickung rührte aber nicht von dem au'getriebenen Zrſtende der Scheidewaͤnde, ſondern vielmehr von einer unge: heuern Anhaͤufung freier Eierchen in dem Ir nern der Behälter, welche ſich zwiſchen den beiden Blättern dieſer Kiemen bilden, her. Ueberdem enthielt der Kanal der Baſis der Kieme einen walzi⸗ gen Körper von ſehr geringer Conſiſtenz, welcher aus einer gal⸗ lertartigen durchſichtigen Materie und aus Eiern, die ſie mit ſich fortzunehmen ſchien, beſtand. Dieſer Körper reichte hinterwaͤrts ſelbſt über den Eingang des Kanals hinaus, flottirte aber. Soll man nun nach dieſen Beobachtungen die Individuen der erſten Abtheilung für Minnchen halten, oder glauben, daß es Weibchen in einem weniger vorgeruͤckten Zuſtand der Befruch⸗ tung find, oder endlich, daß fie ſich in dem Zuſtand befinden, wo das Secretionsorgan den Saamen hervorbringt, welcher die Eier befruchten ſoll? Sind es Maͤnnchen, ſo wuͤrde durchaus kein andrer, weniaftens ſichtbarer Unterſchied ſeyn, als daß dieſes Or⸗ gan, ſtatt einer in Behälter geſchloſſenen, eine ausdehnbare Fluͤſ⸗ ſigkeit hervorbringt, in welcher man, unter dem Mikroſkop be⸗ trachtet, uͤbrigens nicht die geringſte Spur von Saamenthierchen bemerken kennte. 5 5 Die Individuen der drei ubrigen Abtheilungen find ohne Zwei⸗ fel Weibchen; von denen der zweiten haben einige Individuen noch nicht die Eier abgeſetzt; die der dritten fangen erſt an, dieß zu thun; bei denen der vierten hat dieß ſchon mehr oder weniger ſtattgefunden. Dieſem zu Folge hegt Hr. v. Blainville die Meinung, daß der Austritt der Eier durch die Contraction des Abdomen, welche fie wie aus einem Schwamm ausprüde, bewirkt werde, und daß die Eier, durch Huͤlfe einer Fluͤſſigkeit, aus den Eieryängen austcaͤten, in der Rinne oder Spalte unter der Wur⸗ zel der innern Kieme fort, in den Kanal der aͤußern Kieme ge⸗ trieben, und nach einander in ihre Behälter abgeſetzt würden, in: 10 dem ſie ſich durch Abſorption bes in den Scheidewänden ange⸗ haͤuſten gallertartigen Skoffs nährten, und end lich denſelben Ka: nal zur Hälfte verfolgend, durch die Aftermündung (orifice ex- crementitiel) des Mantels vielleicht unter der Geſtalt eines gal⸗ iki Stricks (wie es bei vielen Schnecken der Fall iſt) — aus kaͤmen. M nN iu e e. Ie een. Ueber den nervus lacrymalis hat Hr. Amuf: ſat der Académie de médecine zu Paris die auffal⸗ lende Entdeckung mitgetheilt, daß er nicht, wie man bie: her angenommen hat, dem ramus primus quinti paris ongehöre, ſondern ein Zweig des n. quarti paris oder patheticus ſey. Die Richtigkeit der Angabe if von Ri: cherand und Andern beſtaͤtigt und Amuffat’s Präparat vorgezeigt worden. Es ſoll leicht ſeyn, ſich zu überzeugen, wenn man von vorn nach hinten praͤparirt, ſtatt von hin⸗ ten nach vorn, wie gewoͤhnlich geſchieht. Die Entdeckung iſt wichtig, auch in Bezug auf Bell's Anſicht uͤber die Beſtimmung des fuͤnften Paares. Ueber eine lebendige Kröte, welche in det Mauer der Fort-William Barraks zu Calcutta 54 Jahre eingeſchloſſen geweſen, iſt der Wernerian Natural History- Society eine Mittheilung gemacht worden. (Auf deren Einzelnheiten man um fo beareriger ſeyn muß, da dieß der erſte bekanntgewordene Fall dieſer Art waͤre, und die von meinem Freunde Dr. Meyer zu Berlin angeftell: ten Verſuche, uͤber Einſchließung von Kroͤten in Kalk, kein guͤnſtiges Reſultat gaben.) SS rk u n d e. Ueber die Fracturen der Wirbelſaͤule. 2) Aus Beobachtungen in der clinique chirurg. des Hrn. Lis franc. Von Ricord. N Die Wirbelſaͤule iſt vorn durch die Bruſt und den Unterleib, hinten durch die Muskelſchichten ſehr gegen Fracturen geſchuͤtzt. Sie bietet außer den Dornfortfaͤtzen keine oberflaͤchlichen Punkte dar: von dieſen find die der Lendenwirbel am meiſten ausgeſetzt, naͤchſt ihnen die der Halswirbel, und am wenigſten die der Ruͤckenwirbel. Ob— wohl auch Luxationen des erſten, zweiten, ſiebenten oder tines andern Halswirbels vorkommen, ſo ſind dieſelben doch wegen der Staͤrke der Baͤnder mehr den Fracturen unterworfen. Dieſe koͤnnen die ganze Dicke der Wirbelſaͤule und jeden ihrer Puncte betreffen, fo daß die Dorn- und Quee fortſätze, die Bogen und ſelbſt die Körper gebrochen werden, können. Die Urſachen der Fractur wirken direct eder indirect. Zu den erſtern gehören: durch Pulver geſchleuderte Kür per, heftige Schläge und Quetſchungen, der Fall auf eine unebene Flache; zu den zweiten rechnet man beſonders den Fall auf eine Schulter, und auf das Becken mit. halb: gebogenem truncus. So z. B. ſetzte ein junger Menſch, Wirbels an ſich trug. um ſeine Staͤrke zu zeigen, einen ſeiner Bekannten in ei⸗ nen Korb und wollte ihn fo auf feine Schultern laden. Der Korb entfiel ihm mit dem Ungluͤcklichen, der nun in einer halbgebogenen Stellung auf das Becken fiel und die Wirbelſaͤule in der Lendengegend brach. 2 Die Zeichen dieſer Fractur find nicht immer leicht zu erkennen. Vor Allem muß man ſich erkundigen, ob der Verletzte nicht ſchon vorher eine Ausweichung eines Bei manchen jungen Perſonen zeigt die Wirbelſaͤule Aue weichungen, welche einer krank— haften Verſchiebung ſehr aͤhnlich find. In zweifelhaften. Faͤllen lege man den Kranken auf eine horizontale Flaͤche, um ſich zu Überzeugen, ob ſich die Dornfortſaͤtze in einer Ebene befinden, wobei man jedoch die groͤßte Vorſicht be— obachten muß um nicht durch ſchnelle oder unpaſſende Be— wegungen eine Verſchiebung zu bewerkſtelligen, welche durch Zerreißung des Ruͤckenmarks toͤdtlich werden koͤnnte. Das Stethoſcop hat ſich auch hier Hrn. Lis franc oft be waͤhrt, indem es, auf die Rippen, oder ſelbſt auf das Hinterhaupt geſetzt, bei der geringſten Bewegung des Kran- ken die Crepitation hoͤren ließ. Die gebrochenen Dorn⸗ fortfäge find mitunter eingedruͤckt, in andern Faͤllen bil⸗ 11 den ſie unter der Haut einen groͤßern Vorſprung; befin⸗ det ſich die Fractur in der regio dorsalis, ſo erſcheinen die entſprechenden Rippen bald niedergedruͤckt, bald vor⸗ ſpringend. Die Schmerzen ſind hier kein diagnoſtiſches Symptom, indem fie auch auf bloßer Quetſchung der wei⸗ chen Theile beruhen koͤnnen. Ein Hauptſymptom der Fractur iſt die Lähmung, und zwar meiſtens der Bewegung, ſeltener der Empfin⸗ dung; ſie beruht auf der Compreſſion, theilweiſen oder gaͤnzlichen Zerreißung des Ruͤckenmarks und befaͤllt die Theile unterhalb der gebrochenen Stelle. Unter dieſen verdient die Blaſe und das rectum die größte Aufmerk⸗ ſamkeit. Erſtere verliert das Vermögen, den Urin aus⸗ zutreiben; ſie dehnt ſich daher ſo lange aus, bis der Urin durch ſeinen Druck abfließt, wodurch der Zuſtand einer incontinentia ähnlich wird. Wenn man die regio hy- pogastrica befuͤhlt, kann man ſich von der Ausdehnung der Blaſe leicht uͤberzeugen; indeß find dieſe Unterſuchun⸗ gen, wegen der großen Empfindlichkeit des von Luft auf— getriebenen Unterleibs, fuͤr den Kranken allzuſchmerzhaft, in welchem Fall Hr. Lisfranc die Unterſuchung der Blaſe durch das rectum empfiehlt. Enthält letzteres fluͤſ— fige Stoffe, fo. gehen fie unwillkuͤhrlich ab; find die fae— ces hingegen hart, ſo findet Verſtopfung ſtatt. Bisweilen verurſacht eine leichte Beſchaͤdigung des Ruͤckenmarks Entzuͤndung deſſelben, in welchem Fall, ſtatt der Laͤhmung, Flechſenſpringen, Convulſionen, Starts krampf, incontinentia urinae, unwillkuͤhrlicher Abgang der Exeremente eintreten. In den meiſten Fällen bemerkt man Aufgetriebenheit des Unterleibs und Meteorismus. Sterben die Kranken zehn bis fünfzehn Tage nach der Verletzung, ſo findet man deutliche Spuren von Ent— zuͤndung in der Blaſe und in dem rectum; denn waͤh⸗ rend des Lebens bleiben Urin und Excremente mit den Schleimhaͤuten in Beruͤhrung, welche vermittelſt der Ner— venfaͤden aus dem sympathicus ihre Empfindung behal⸗ ten, und reizen und entzuͤnden dieſelben, wie es die pas thologiſche Anatomie und die krankhaften Abſonderungen, 3. B. der Schleim im Urin, nachweiſen. Letzterer vers hindert auch den Abgang des Urins durch den Catheter, weßwegen man ſich lieber des Doppelcatheters bedienen ſollte, durch den man zugleich eine erweichende Fluͤſſig⸗ keit in die Blaſe bringen kann, welche das Hinderniß be— ſeitigt und die Schleimhaut einigermaaßen uͤberzieht. Der Schleim iſt meiſtens entartet, riecht ammoniakaliſch, ſchwaͤrzt den Catheter und wirkt corrodirend auf die Haut des Kranken, weßwegen man ihn nicht in dem Bette deſſelben dulden darf. In vielen Faͤllen ſterben die Kranken nicht ſowohl an der Lähmung, als an dieſen Entzündungen: des Darmca— nals und der Blaſe, was fuͤr die Behandlung von großer Wichtigkeit iſt. Bei jeder Beſchaͤdigung der Wirbelſaͤule hat man Verletzungen des Ruͤckenmarks zu befürchten, es mögen primitive Zufaͤlle vorhanden ſeyn, oder nicht. Oft bemerkt man im Anfang nichts, und dennoch ſtellen ſich nach eis 12 nigen Tagen Extravaſate, Entzuͤndung des Ruͤckenmarkes oder ſeiner Huͤllen, und Erweichungen ein. Die Prognoſe dieſer Fracturen iſt immer ſehr uͤbel. Erfolgt der Tod den zehnten bis funfzehnten Tag, ſo iſt er meiſt die Folge der ſpaͤtern Ruͤckenmarksentzuͤndung; andere Kranke erreichen den vierzigſten Tag, noch andere leben paralytiſch Über ein halbes Jahr, und manche kom— men mit einer Laͤhmung davon, als wenn niemals eine Fraktur vorgefallen waͤre. Alsdann ſchwinden auch die gelähmten Glieder. Bilden ſich brandige Stellen, fo ſchrei⸗ ten ſie langſam fort, und die dadurch entſtehenden Wun— den vernarben gleichfalls langſam, wie es Hr. Cloquet in St. Louis öfters beobachtet hat. Bei der Behandlung dieſer Fracturen fragt es ſich, ob man die Fragmente reduciren oder in ihrer Lage erhal— ten ſoll? 5 Sind paralytiſche Zufaͤlle gar nicht, oder in ge— ringem Grade vorhanden, ſo vermeide man die Reduction, wodurch man leicht ſehr gefaͤhrliche Bewegungen der Bruch— ſtuͤcke veranlaſſen koͤnnte. Man hat wirklich Kranke mit Fractur der Wirbelſaͤule beobachtet, welche anfangs an keinem uͤbe'n Zufall litten, aber in Felge von vorge— nommenen Bewegungen, ſich Zerreißungen des Ruͤcken— marks, Laͤhmungen und den Tod zuzogen. Unter dieſen Umſtaͤnden raͤth Lis franc, den Kranken fo zu befeftis gen, daß er auch ſelbſt ſeinen Ruͤckgrat nicht bewegen kann. Iſt eine Knochenverſchiebung von heftiger Laͤhmung begleitet, ſo muß man, wenn es möglich iſt, einen Ver⸗ ſuch zur Reduction machen, vorausgeſetzt, daß man im ungluͤcklichen Fall nicht ein größeres Uebel, als das ſchon beſtehende, herbeifuͤhrt, und daß man, wenn die Reduc⸗ tion gelingt, die Symptome ſogleich befei’igen kann. Bei großer Schwierigkeit haben die Englaͤnder vorgeſchlagen, die Knochenſtuͤcke bloßzulegen und mit Hebeln in die Höhe zu heben. In einigen Faͤllen haben fie mit Erfolg tres panirt. ö Man hebe die Verſchiebung oder nicht, fo iſt es noͤ— thig, den Complicationen entgegenzuwirken. Naͤchſt der Laͤhmung iſt die Ruͤckenmarksentzuͤndung die haͤufigſte; um ihr vorzubeugen, oder um fie zu heben, nimmt man alle gemeine und oͤrtliche Blutentziehungen vor, ſelbſt wenn eine heftige Erſchuͤtterung stupor und coma veranlaßt haͤtte, wofern nur der Puls ſtark, voll, frequent und re⸗ gelmaͤßig iſt. Dieſes Verfahren iſt Hrn. Lisfranc mehr⸗ mals gegluͤckt. Nur wo der Puls klein, unregelmaͤßig und aus ſetzend, und zugleich Verluſt des Bewußtſeyns zus gegen iſt, muß man ſich der Aderlaͤſſe enthalten, weil ſie alsdann den Tod durch Syncope herbeifuͤhren koͤnnten. Die gelaͤhmte Blaſe muß mit dem Catheter entleert werden, und zwar mehrmals des Tags, ohne denſelben liegen zu laſſen; wenn ſie ſich nach einigen Tagen ent⸗ zuͤndet und Schleim abſondert, der die Oeffnung des Ca⸗ theters verſtopft, ſo bedient man ſich des Doppelcatheters und macht zugleich Einſpritzungen. um den Darmcanal offen zu halten, kann man ſich in den erſten Tagen, ſo lange als keine Entzuͤndung ein⸗ 13 getreten iſt, gelinder Purgirmittel und purgirender Cly⸗ ſtiere bedienen, auch dann noch, wenn eine leichte Ent⸗ zündung, die Blutigeln weicht, bevorſteht; ſobald ſich aber die Zeichen einer acuten Entzuͤndung darſtellen, darf man nur emollientia anwenden; und wenn ſich alsdann Ex⸗ cremente im Dickdarm anſammeln, ſo muß ſie der Wund⸗ arzt, und zwar am beſten mit ſeinem Zeigefinger auszie⸗ hen. Wenn die Lähmung erſt einige Zeit nach der Ver⸗ letzung der Wirbelſaͤule eintritt, ohne daß man fie einem Druck der Knochen zuſchreiben kann, ſo kann man ihren Grund in Entzuͤndung, Etweichung oder Extravaſat im Ruͤckenmark ſuchen, und die beſten Mittel bleiben als⸗ dann die oͤrtlichen und allgemeinen Blutentziehungen. Ihr Nutzen bei Entzuͤndungen und ihren Folgen iſt bekannt, und was die Extravaſate betrifft, fo zeigen Magendie's Verſuche, daß Aderlaͤſſe die Reſorption ganz beſonders befördern. Man ſtellt dieſelben unbedenklich und um fo reichlicher an, wenn heftige Schmerzen vorhanden ſind. Sind die Schmerzen nebſt den andern Zeichen der Entzuͤndung verſchwunden und die Laͤhmung dauert fuͤr ſich fort, ſo behandelt man ſie durch die ihr eigenen Mittel, durch Einreibungen von Kampher- und Aloetinctur, durch Electricitaͤt, Galvanismus, Haarſeile, Cauterien, Moxa u. ſ. w. Die innere Behandlung muß entzuͤndungswidrig ſeyn: ſie beſteht in magerer Diaͤt, einem antiphlogiſtiſchen Verhalten und erweichenden Getraͤnken. Von den weſentlichen Bedingungen des Gehoͤrſinnes und den verſchiedenen Urſachen der Taubheit 3) hat Hr. Flourens die verſchiedenen feinen Verſuche, die er angeſtellt hat, um den Einfluß der verſchiedenen Theile des Ohrs auf den Gehoͤrſinn zu entdecken, ausführlich mitgetheilt, und zieht endlich nachſtehende Folgerung: 1) daß die Zerſtoͤrung des Trommelfells und des Hammers das Gehoͤr nicht weſentlich afficirt; 2) daß die Entfernung des Steigbuͤgels das Gehoͤr betraͤchtlich ſchwaͤcht; f 3) daß, bei entferntem Steigbuͤgel, der Gehoͤrſinn noch mehr geſchwaͤcht wird, ſobald man die Membran zer⸗ ſtoͤrt, welche das fenestrum ovale bedeckt; ö 4) daß die Wiedereinſetzung des Steigbuͤgels das Ge— hör einigermaßen wieder herftellt; 5) daß die Zerreißung der halbkreisfoͤrmigen Kanaͤle das Gehör ploͤtzlich ſchmerzhaft und confus macht, zugleich > eine ſchnelle und heftige Bewegung des Kopfes verur⸗ acht; 6) daß die Bloßlegung des vestibulum keine merk⸗ wuͤrdige Affection des Gehoͤrs verurſacht; E 7) daß die theilweiſe Zerſtoͤrung der Nervenerpanfion im Veſtibulum auch theilweiſe den Gehoͤrſinn vernichtet; die völlige Zerftörung der erſtern hat auch die voͤllige Ver⸗ nichtung des letztern zur Folge. Daraus ergiebt ſich alſo, daß die Nervenerpanfion im vestibulum der weſentlichſte Theil der Gehoͤrsfunc— tion ſey, und genau genommen auch der einzige unent⸗ 14 behrliche Theil, indem die andern bloß zur Verbreitung, zur Kraft und zu den Modificationen der Function beitra- gen, d. h. zur Erhaltung des Organs. Man begreift auch, ſobald man eine praktiſche An— wendung dieſer Verſuche macht, daß es nur eine Urſache unmittelbarer und abſoluter Taubheit giebt, naͤmlich die Zerſtoͤrung des Nerven oder ſeiner Expanſion im Veſti— bulum; und daß es mehrere Urſachen der Schwerhoͤrigkeit giebt, wie z. B. Zerſtoͤrung des Steigbügels, der Muͤn— dungen des Veſtibulums und der Wandungen des Veſti⸗ bulums und der halbkreisfoͤrmigen Gaͤnge. Da fruͤhere Verſuche des Hrn. Flourens gezeigt haben, daß der Gehoͤrſinn, ohne daß man das Ohr beruͤhrt, ver⸗ loren gehe, wenn man die Hirnlappen wegnimmt, ſo folgt daraus, daß der Verluſt des Sinnorgans (wodurch der Ton aufgenommen und weiter geleitet wird) ganz verſchie⸗ den ſey von dem Verluſte des Vernehmorgans (wodurch der Ton eigentlich empfunden wird), und daß jede dieſer Arten der Taubheit von beſondern Symptomen begleitet ſey. Wir find nun aber im Stande, daraus den afficirten Theil zu erkennen, und haben wir den Sitz entdeckt, ſo laßt ſich auch alsdann die Wichtigkeit und Heftigkeit der Krankheit entdecken. Eines Blaſenſteinſchnitts uber den Schoosbeinen, welchen Hr. Copland Hutchinſon vorgenommen hut, iſt bereits No. 238. S. 288. Erwähnung geſchehen. Fol⸗ gendes ſind einige Details aus einem in dem Journal of Science, Octob, abgedruckten Schreiben des Hrn. Hut⸗ chinſon an Sir Everard Home. Der Operirte war 20 Jahr alt und hatte ſeit fruͤhe⸗ ſter Kindheit an Steinſchmerzen gelitten und zuletzt den Harn nicht langer als eine halbe Stunde halten koͤnnen. Hr. H. glaubte annehmen zu koͤnnen, daß der Stein ſehr voluminoͤs fen, und den Schnitt über den Schoosbeinen vor: nehmen zu koͤnnen, was am 18. Juni geſchah. Er ward auf eis nen Tiſch fo gelegt, daß das Becken ſich beträchtlich höher bes fand als die Schulter (die Abſicht, warum das Becken ſo hoch geſtellt wurde, war, daß das peritoneum ſich fo weit wie moͤglich von den in der Operation zu durchſchnei⸗ denden Theilen entfernen moͤge. Der Operator ſtand auf der rechten Seite, und machte einen faſt vier Zoll langen Schnitt von den Schoosbeinen durch die Hautdecken. Dir⸗ fer Schnitt wurde tiefer gegen die Blaſe und zwiſchen die Pyramidalmuskeln gefuͤhrt, ſo daß die Oeffnung durch die ſehnige Lin. alba faſt drei Zoll betrug. Dieſe geſpannte haͤutige Ausbreitung (die linea alba) und einige Faſern der Pyramidalmuskeln wurden dann an der symphysis in bie Quere zerſchnitten, um ſo einen freiern und bequemern Zugang zu der Blaſe zu erlangen, welche nun im Grunde dieſer tiefen Wunde ſehr zuſammengezogen und mit Fett bedeckt zu Geſicht kam. Der Griff der vorher eingefuͤhr⸗ ten ſilbernen Steinſonde wurde nun abwaͤrts gedruckt, um ſo den vordern Theil des Blaſengrundes gegen die aͤußere Wunde zu heben, worauf er mit einem geraden, ſehr 15 ſpitzigen Biſtouri, welches von einer Rinne an der conca= ven Seite der Sorde aufgenommen wurde, geoͤffnet ward. So wurde eine Oeffnung in die Blaſe bewerkſtelligt, die hinlaͤnglich war den Zeigefinger aufzunshmen, um fo die Größe des Steins zu erforſchen; nachdem dieß geſchehen, wurde die Oeffnung gegen den cervix hin vergrößert. Un⸗ geachtet der Reichlichkeit der Einſchnitte, ergab ſich doch einige Schwierigkeit bei'm Verſuche den Stein herauszu- ziehen. Dieſer war naͤmlich von der Blaſe ſo feſt um— geben, daß man ein Angewachſenſeyn deſſelben fuͤrchtete. (Es iſt zu bedauern, daß die genaue Lage des Steins fo wie die Richtung feiner laͤngeren Are nicht angegeben iſt.) Dadurch aber, daß man die Finger in den Maſtdarm brachte, wurde die Lage des Steins verändert, derſelbe frei gemacht, und dann, wie es ſcheint, mit Leichtigkeit mittelſt des Fin— gers und Daumens ausgezogen. (Eine kleine Hautarterie, die bei dem erſten Schnitt getroffen und gleich unterbun— den wurde, ſcheint das einzige Gefaͤß geweſen zu ſeyn, was Aufmerkſamkeit veranlaßte. Die Wunde wurde mit in Oel getauchten Leinwandlaͤppchen (die in die aͤußere Wun⸗ de eingelegt wurden), mit einigen Heftpflaſtern und einer drei⸗ bis viermal um den Leib ‚geführten Flanellcirkelbinde verbunden, und ein elaſtiſcher Catheter wurde in die Blaſe gefuͤhrt. — Es ſtellten ſich keine weſentlich unguͤnſtige Symptome ein. Schon in der erſten Nacht und faſt fuͤnf Wochen lang ging der Urin theilweiſe durch die Wunde. Wotere ſchloß ſich aber allmaͤhlig, und am 31. Juli (am 44. Tag) war fie völlig geheilt. Hr. H. meint, daß die Heilung noch ſchneller bewerk— ſtelligt worden ſeyn würde, wenn man ffuͤher den Catheter weggelaſſen hätte, der drei Wochen lang faſt ununterbro: chen in der Blaſe gelegen und ohne Zweifel fortwaͤhrend mehr oder weniger irritirt habe. Der Stein wog 11 Drachmen, 2 Skrupel und 4 Gran, und war 2 Zoll lang und IE Zoll dick. (Der Größe des Steins wegen haͤtte es alſo gerade des Schnittes uͤber den Schoosbeinen keineswegs bedurft). Mi eie e l een Falſche Membranen im Magen. In dem Leich⸗ nam einer 2zjährigen ſehr abgemagerten Frauensperſon, wo deutliche Spuren von bedeutender Lungenkrankheit vorhanden waren (die linke Bruſthoͤhle war faſt leer und enthielt nur etwas mit Flocken vermiſchte Fluͤſſigkeit und eine braͤun⸗ liche, eiterartige, halbcoagulirte Subſtanz, da wo die Wur— zel der Lunge ſeyn ſollte. Anſchein nach, von natürlicher Beſchaffenheit), fand Dr. Die rechte Lunge war, allem 18 Godman zu Philadelphia folgende ſonderbare Erſchei⸗ nung: Die innere Doerflähe des Magens war mit einer dicken Lage Schleim uͤberzogen, die ſo zaͤhe und dicht war, daß ſie wie eine hinzugekommene Haut ausſah. Indem man den Verſuch machte, ſie wegzunehmen, wurde der Ma⸗ gen umgeſtuͤlpt und erſt mit kaltem, dann mit warmem Waſſer abgewaſchen, aber vergeblich; er wurde dann mit Waſſer und Seife abgewaſchen, ohne daß eine merkliche Quantität abging, endlich wurde er zwiſchen den Händen wie ein Stuͤck Waͤſche gerieben, wobei einige wenige Fetzen abgingen, aber der groͤßte Theil haͤngen blieb. Der Magen enthielt eine beträchtliche Menge Aether (Sich) mit andern Fluͤſſigkeiten gemiſcht “). Dr. G. erwähnt ei⸗ nen aͤhnlichen Fall, welcher in der Praxis eines ſeiner Freunde vorgekommen ift. Der Patient war eine Frauens— perſon, ſehr geſchwaͤcht und abgemagert, in Folge des Mangels von geſunder Thaͤtigkeit des Magens, der ſo torpid war, daß er für ein gewoͤhnliches Brechmittel unempfindlich ſchien. Zuletzt wurde ein ſtaͤrkeres Brech— mittel gegeben, und nach heftiger Anſtrengung „eine dicke mucoſe Subſtanz, die einer vollſtaͤndigen Haut des Magens ähnlich ſah, in großen Fetzen ausgeleert“, worauf unmit⸗ te.bar eine Beſſerung ihres Zuſtandes eintrat. Toỹdtliche Hämorrhagie in den Magen ohne deutliche Ruptur eines Blutgefaͤßes wird von D. Elliot⸗ ſon, der den Fall in dem St. Thomas-Spital zu be⸗ handeln hatte, in den Medico-Chirurg. Transactions 1825 p. 52. beſchrieben. Ein Patient deſſen Lungen krank was ten, ſaß eines Morgens in feinem Bette, und befand ſich nicht beſonders übel, als er plotzlich etwas Blut ausbrach, ruͤck— waͤrts fiel und nach einigen Minuten verſchied. Bei der Leichenoͤffnung war der Magen auf's Aeußerſte ausgedehnt und mit ungeheurem Blutcoagulum gefuͤllt, welches ſo eine gute Abformung dieſes Organs darſtellte. Das zerriſſene Blutgefaͤß aber war fo klein, daß Hr. E. es nicht auf- finden und uͤberhaupt keine andere Spur von Krankheit an dem Magen bemerken konnte, als eine unbedeutende Ab- wetzung der membrana mucosa an einer Stelle. 5). „) Howſhip's Werk on Indigestion enthält den Fall, we ein Kind kochendes Waſſer tronk und deſſen Magen nach dem — Tode eine ähnliche Veſchaffenheit, wie die hier erwaͤhnte, zeigte. **) Die Herausgeber des London medical Repository haben (November, S. 396.) bei Gelegenheit einer Recenſion von Howſhip's und Billard's Schriften darauf aufmerkſam gemacht, daß aus der Schleimmembran des Magens ſehr große Blutentleerungen ftattfinden koͤnnen, ohne ſichtbare organiſche Verletzung, wenn nicht die unbedeutende Abwetzung (Abrasion), die an einer Stelle bemerkt wurde, fuͤr die ein⸗ zige Quelle der Haͤmorrhagie angefehen werden muß. Bibliographiſche Neuigkeiten. The English Flora by Sir James Smith, President of the Linnean Society London, 1825. (Iſt der Anfang eines Werkes, welches fuͤnf Baͤnde ausmachen wird.) Observations on Transfusion of Blood; with an account of two cases of Uterine Haemorrhage in which that Operation has been recently performed with success, London, 1825 8. (Den erſten der hier erwähnten Fälle ken⸗ nen die Leſer bereits aus No 255. S. 208., der zweite ſoll nädh- ſtens folgen. Beide ſind aber doch nicht geeignet, eine Empfeh⸗ lung der Operation zu begründen)“ Additional Observations on the Treatment of certain severe forms of Haemorrhoidal Exerescence. Illustrated byca- ses. With the History of a case, in which an enlarged Parotid Gland was successful Iy removed, By John Kirby ‚etc. Dublin, 1825. 8, 70 —— —— [gũ—ê—— Notizen dem Gebiete der Nro. 200. Nr. 2. des XIII. Bandes.) — Natur- und Heilkunde. Januar 1820, 2 2 — 2 ie — . . . 4 —— — — ͤ üÜ——ß—ß—ĩ—ß—ßv—ß—— Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. In Commiſſion bei dem Koͤnigl. Preuß. Graͤnz⸗Poſtamte zu Erfurt, der Koͤn. Saͤchſ. Zeitungs⸗Expedition zu Leipzig dem G. H. S. u. F. Thurn u. Tariſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes⸗Induſtrie⸗Comptoir. Preiß eines jeden Bandes von 24 Bogen, 2 Kthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes, 3 ggl. Nat ur k unn dee. über den Geſelligkeitstrieb der Thiere. (4) * Von F. Cuvier. Als Buffon aͤußerte, „das Weſen des Menſchen würde noch unbegreiflicher ſeyn, wenn es keine Thiere gaͤbe,“ konnte er dieſe Gedanken keineswegs in ſeinem anzen Umfange und feiner ganzen Wahrheit umfaſſen. pur ihn, oder wenigſtens in feinem Syſteme, war das Thier blos eine organiſche Maſchine, deren Bewegung unmittelbar durch keine der menſchlichen Intelligenz ana⸗ loge Geiſteskraft vermittelt wurde. Menſch und Thier konnten demnach nur im Bezug auf ihre Organe und deren Mechanismus mit einander verglichen werden, und durch das genaue Studium der Thierwelt ließ ſich nur über die Beſchaffenheit unſers Koͤrpers einiger Aufſchluß erwarten. Dies war mit einigen mehr ſcheinbaren als weſentlichen Abweichungen die Anſicht von Descartes, und wenn man ſein Urtheil blos auf Thatſachen grüns det, muß man eingeſtehen, daß diejenigen, welche ihr zur Grundlage dienen, wichtiger und vielleicht auch zahl⸗ teicher find, als die, auf welche ſich die Anſicht feiner Gegner gruͤndet; denn die Natur iſt mit dem Inſtinkte weit freigebiger geweſen, als mit der Intelligenz. Wenns gleich die eine, wie die andere Meinung unrichtig iſt, o haben doch Des carte's Schuler die Lehre ihres Meis ers mit großer Überlegenheit uͤber ihre damaligen Geg— ner vertheidigt. Buffon und Condillac, welcher gegen dieſen großen Naturforſcher die alte und verbrei— tete Anſicht vertheidigte, daß die Thiere Geiſteskraͤfte derſelben Art, und nur dem Grade nach geringere has ben, als der Menſch, find gegenwärtig bei uns die Re⸗ praͤſentanten dieſer beiden Meinungen; und wiewohl ich dr eine Al) wenig gelten laſſe, als die andere, fo finde ich doch in Allem, was der erſtere ſagt, eben ſo viel Tiefe und Genauigkeit, als in den Behauptungen des letztern Seichtigkeit und Willkuhr; denn Buffon's Hauptgegens and war die Natur, und Con dillac's, das Buffon'⸗ ſche Syſtem. " Buffon hat in feinem Discours sur la Nature des Animaux den Gegenſtand, welcher uns jetzt bes ſchaͤftigen ſoll, nur obenhin beruͤhrt, und Condillac hatte keine Veranlaſſung, ihn gruͤndlich zu behandeln, indem er ihn ohne Zweifel ſchon aus dem fuͤr die Thiere durch die Geſelligkeit entſpringenden Nuͤtzlichen und Angeneh—⸗ men fuͤr hinlaͤnglich erklaͤrbar hielt. Und gewiß fehlte es ihm nicht an Belegen fuͤr ſeine Anſicht, wenn ſie ſich auch auf ungenau dargeſtellte Facta gründeten, die. eben ſo wohl fuͤr Buffon's Meinung ſprechen konnten, welcher ſelbſt die am beſten organiſirten Thiergeſellſchaf⸗ ten nur aus phyſiſchen Beziehungen erklaͤrte. Allein ein Beweis für die Genauigkeit, mit welcher jener be; ruͤhmte Mann beobachtete, und für die Richtigkeit ſei⸗ ner Beobachtungsgabe, wenn auch nicht ſeines Syſtems, läßt ſich z. B. anfuͤhren, daß er die geſelligen Thiere in die drei Klaſſen theilte, welchen ſie im Bezug auf die Triebfedern ihrer Handlungen allerdings angehoͤren. Man hat lange anerkannt, daß die Geſelligkeit des Menſchen die Folge eines Triebes, eines natürlichen Beduͤrfniſſes iſt, welches ihn, unabhängig von jeder vorz laͤufigen Beziehung, jeder Reflexion und Bekanntſchaft, unwiderſtehlich zu ſeines Gleichen hinzieht. Er wird von einer Art Inſtinkt beherrſcht, den man an den wildeſten Voͤlkern eben ſo bemerkt, als an den gebildetſten. Die Idee, daß der Naturmenſch einſam lebe, iſt durch keine Beobachtung beſtaͤtigt worden. Sie verdankt ihre Ent ſtehung blos uͤberſpannter Einbildungskraft, oder mußte irgend einer nun längft verſchollenen Hypotheſe zur Stuͤtze dienen. 7 Jenes inſtinktartige Gefühl iſt indeß ebenſowohl die Urſache der thieriſchen Geſelligkeit. Alle Umſtaͤnde beweiſen, daß es weder eine Erſcheinung der Intelligenz noch der Gewohnheit iſt. Bei andern Thieren, welche auf derſelben Stufe der Intelligenz ſtehen, wie die ges ſelligſten Thiere, finden wir keine Spur davon. Ja es ſcheint, daß die zahlreichſten und merkwuͤrdigſten Beis ſpiele gerade bei den Thieren der untern Klaſſen, bei den Inſekten anzutreffen ſind, und die Beweiſe dafuͤr 2 * 19 oo gens haben wir directe Oles, daß im 28 auf dieſen Punkt die Gewohnheit nie den Sieg uͤber die Natur davon traͤgt, daß der Inſtinkt der Geſelligkeit, ſelbſt wenn er ſich nie äußern konnte, dennoch fortbe— ſteht, und bet andern Geſchoͤpfen, die nicht zu fortwaͤh⸗ render Geſelligkeit beſtimmt ſind, plotzlich aufhört, wenn gleich er fruͤher Nahrung gefunden hatte. In den That kann man ſich die Zuneigung der von Natur geſellig le⸗ benden, äber einzeln aufgezogenen Saͤugethiere ohne große Mühe in hohem Grad erwerben. Dieſe Bemer— kung machte ich haͤufig in der Koͤnigl. Menagerie an fremden Thieren. Auch zog ich blos zu dieſem Zwecke Hunde mit Woͤlfen ganz gleichartig auf. Wenn jene ihre Freiheit wieder erhielten, ſo zeigte ſich der Hang zur Geſelligkeit auf der Stelle. Auf der andern Seite mag das Beiſpiel von den maͤnnlichen Hirſchen dienen, welche, ſo lange ſie jung ſind, rudelweiſe mit den Hirſch⸗ kuͤhen und Schmalthieren leben, aber ſpaͤter austreten und allein bleiben. Gewohnheit und Inſtinkt vermiſchen ſich alſo beide in ihnen. Manche Schriftſteller haben die Grundbedingung al— ler Geſelligkeit darin geſucht, daß die verſchiedenen Mit⸗ glieder ſich durch gegenſeitige Dienſte nuͤtzen, und des⸗ halb das natuͤrliche Zuſammentreten der Thiere nicht fuͤr eine wirkliche Geſellſchaft gelten laſſen wollen. Dies war die Anſicht Leroi's, welcher dieſen Zweig der. Wif; ſenſchaft bedeutend hätte foͤrdern koͤnnen, wenn er. über die von ihm beobachteten Thatſachen nicht nach Condib lacs Syſtem, fondern vielmehr über dieſes nach dem reichen Schatze ſeiner Erfahrung geurtheilt haͤtte. — „Es iſt,“ ſagt er (im vierten Briefe ſeiner Lettres du physicien de Nuremberg), zur Bildung eines wirklich geſelligen Vereins nicht genug, daß die Thiere beiſammen leben. Art von freundſchaftlicher Zuneigung ſich zu einander geſellen, treffen unter einander keine ſolchen Einrichtuns gen, daß fie zur Befriedigung ihrer täglichen Beduͤrf⸗ niſſe gegenſeitig beitragen. Die wechſelſeitige Huͤlfe iſt die Grundlage der eigentlichen Geſellſchaft; dieſe gegen; ſeitigen Beziehungen muͤſſen auf allerhand Funktionen abzielen, welche das allgemeine Wohl der Geſellſchaft fördern und jedem Gliede eine angenehmere Exiſtenz ſichern, indem ſie Zeiterſparniß bewirken, und dadurch mehr Ruheſtunden zur Folge haben.“ Dieſer Schriftftels ler ſuchte alſo den Grundcharakter der Geſelligkeit in civiliſtrten Geſellſchaften, in deren kuͤnſtlichſten und vers wickeltſten Reſultaten. Wie mußte er alſo den Verein Selbſt diejenigen, welche aus einer eb. a 1 19 0 DSL 5 En ſich 7 0 Sedtrfnife er dann 1 die des Naturmenſchen erheben, wenn wir in der Verſtandesbil⸗ dung weiter ſchreiten? Allein bevor ſich gegenſeitige Dienſtleiſtungen ausbilden koͤnnen, muͤſſen ſchon befons ' dere Dienſte geleiſtet und die Menſchen durch irgend eine Urſache einander ſo genaͤhert worden ſeyn, daß ſie ſich nicht mehr als Fremde betrachten, und dies fuhrt uns auf die erſte Urſache der Geſelligkeit zuruͤck. Wenn wir dieſen Trieb in den civiliſirten Geſell⸗ ſchaften wieder auffinden wollen, ſo muͤſſen wir die zahl⸗ reichen und verſchiedenartigen Charaktere, welche ſich in Folge der, uns ausſchließend vor allen andern Geſchoͤpfen angehoͤrenden Kräfte entwickelt haben, d. h. Alles, au: ßer jenen urſpruͤnglſchen Inſtinkt davon trennen, der uns ſelbſt durch den hehrſten Verſtand nicht erſetzt wer⸗ den koͤnnte. Wenn wir unſern Geſelligkeitstrieb nicht für ein natürliches Beduͤrfniß gelten laſſen wollten, was wäre dann ein ſolches? Über ihn hat die Vernunft, welche immer als der hauptſaͤchlichſte Unterfcheidungschns . rakter des Menſchengeſchlochts beſtehen wird, keine Macht; nur ſie allein macht, daß unſere Geſellſchaften von den thieriſchen verſchieden ſind. wirkliche Thiere, und ſobald wir uns der Herrſchaft, Hinſichtlich alles deſſen, was nicht durch Vernunft eingefuͤhrt worden iſt, ſind wir welche die Vernunft uͤber uns ausüben ſoll, zu entzies hen ſuchen, begeben wir uns unſerer Menfchenwürde. Es würde intereſſant ſeyn, zu erforſchen, welchen Grad von Herrſchaft dieſe geiſtige Fähigkeit in den zahlreichen Arten von geſelligen Vereinen, welche die Menſchenſpe⸗ cies bildet, wirklich ausübt. Thiere iſt jedoch ruͤckſichtlich ſeiner Urſache fuͤr uns bei Weitem nicht ſo wichtig, als im Bezug auf ſeine Wir; kungen. Der Grund dieſer Erſcheinung iſt primitiv, und wenn man nicht auf die Quelle zuruͤckgeht, ſo blei⸗ Der Geſelligkeitstrieb der ben uns dieſe Urfachen: verborgene Kraͤfte, deren Geſe⸗ 5 Gen wir uns blindlings unterwerfen. muͤſſen. Leider liegt die Quelle der meiſten ſo tief, daß unſer Wiſſen für jetzt nicht bis zu ihnen dringen kann. kungen dagegen offenbaren ſich deutlich, und laſſen ſich durch Verſuche erfahren. ſtand unſerer Forſchungen machen, und es ſcheint m daß ſich in Bezug auf die Natur des Menſchen a von den Wirkungen des Inſtinkts der Geſelligkeit aus der Natur der Thiere Auffchlüffe ableiten laſſen. Denn eines Theils bemerken wir dieſe Wirkungen an den Wir können fü ie zum 199 55 Ihre Wir⸗ Thieren in einer einfahern Form, als beim Menſchen, . bei welchem ſie, wie geſagt, beſtaͤndig durch den Ein: fluß der Vernunft und der geiſtigen Freiheit modiſteirt werden. Auch darf man ſich nicht wundern, wenn mans che Philoſophen in dieſen Wirkungen nur freie Willens; 21 acte, und folglich in der menſchlichen Geſellſchaft nut das Reſultat einer vernünftigen Wahl, eines ſelbſtſtaͤn, digen Urtheils zu finden glaubten. Offenbar mäſſen je doch die unmittelbaren Wirkungen einer nothwendigen Urſache ſelbſt nothwendig ſeyn, und wenn der Geſellig⸗ keitstrieb des Menſchen in der Wurzel inſtinktartig iſt, ſo haͤngen deſſen directe Folgen einzig von dieſer Urſache ab. Demnach werden wir durch die Thiere mit dieſen Folgen ſelbſt bekannt, wie die vergleichende Anatomie aus den an den einfachften Organen beobachteten Erfchets nungen die der zuſammengeſetztern zu erklären ſucht. Ans dem Benehmen einer Menge Thiere erkennen wir, was es mit den geſelligen Vereinen fuͤr eine Be— wandtniß habe, welche ſich blos auf ein voruͤbergehendes Beduͤrfniß, auf eine Befriedigung von Trieben gründen, welche mit dieſer Befriedigung ſelbſt verſchwinden. So lange Männchen und Weibchen den Begattungstrieb fuͤh⸗ len, leben ſie in der Regel in ziemlich ſtarker Geſell— ſchaft. Das Weibchen liebt ſeine Jungen muͤtterlich, und wagt das Leben zu ihrer Vertheidigung, und dieſe Liebe dauert ſo lange, als es in ſeinen Bruͤſten Nah⸗ rung fuͤr ſie hat; die Jungen erwiedern die muͤtterliche Zärtlichkeit theilweiſe, fo lange ſie der Alten zum Fort kommen beduͤrfen; aber kaum iſt die Begattungszeit vor⸗ uͤber, ſo hoͤren die Bruͤſte auf, Milch auszuſcheiden, die Jungen gehen ſelbſt ihrer Nahrung nach, alle An— haͤnglichkeit erliſcht, aller Trieb zur gegenſeitigen Annaͤ— herung hoͤrt auf; die Thiere trennen ſich mehr und mehr von einander, und leben zuletzt ganz einzeln. Die gerin— gen geſelligen Gewohnheiten, die ſich eingeſtellt hatten, ſind alsbald verſchwunden; alles wird individuell; Jedes iſt ſich ſelbſt genug; das Beduͤrfniß des Einen ſteht im— mer mit dem des Andern in Widerſpruch, und dies fuͤhrt zu der Feindſchaft, zu dem Kriege, welchen alle einſam lebenden Thiere mit ihres Gleichen fuͤhren. Fuͤr dieſe iſt Gewalt das beſte Recht, und fie führe bei al: len ihren Intereſſen den Vorſitz; der Schwaͤchere zieht ſich vor dem Starkern zuruͤck, und verfümmert, wenn er nicht feines Theils einen noch Schwaͤchern vertreiben oder ein einſames Revier finden kann. Dieſe Ordnung der Dinge finden wir bei der ganzen Katzen, Wieſel ', Hyänen, Bärenfamtlie u. ſ. w., und überhaupt bei allen denjenigen Thieren, deren Geſelligkeitstrieb blos durch den Geſchlechtstrieb bedingt iſt; denn dieſes Bedürf; niß ſteht offenbar mit dem Geſelligkeitstriebe im Streite, obgleich Manche gerade den Grund dieſes letztern darin zu finden glauben. de Das eben aufgeſtellte Beiſpiel erläutert die vollftäns digſte Ungeſelligkeit; allein die Natur geht nicht ohne Mittelglieder zu dem andern Extrem uͤber. Der Hang zur Geſelligkeit kann mehr oder minder durch andere Triebe modificirt ſeyn. Wir finden gewiſſermaßen die erſten Spuren dleſes Gefuͤhls in der Art von Gefells ſchaft, welche auch außer der Rollzeit zwiſchen dem Wolf und det Wolfin beſteht. Dieſe Thiere ſcheinen lebens⸗ länglich eine Zuneigung für einander zu haben, ohne — 22 daß dieſelbe jedoch in den Jahreszeiten, wo fie blos das Be: duͤrfniß der individuellen Exiſtenz haben, ſehr innig wäre. Sie laufen dann allein, bekuͤmmern ſich nur um ſich ſelbſt, und wenn ſie gemeinſchaftlich wirken, ſo bringt fie mehr der Zufall als Neigung zuſammen. Begreifli— cherweiſe kann eine ſolche Gemeinſchaft nur unerhebliche Folgen haben, daher denn auch die Woͤlſe die vollſtaͤn⸗ digſte Iſolirung ſehr gut zu vertragen ſcheinen. wi Dei den Rehen zeigt ſich der Geſelligkeitstrieb ſcho im hoͤhern Grade, aber nicht in feiner ganzen Ausdeh⸗ nung. Dieſe Thiere treibt ein inniges tiefes Gefuͤhl zur gegenſeitigen Annaͤherung. Sobald der Bock und die Ricke ſich einmal zuſammengethan haben, trennen ſie ſich nicht wieder. Sie theilen daſſelbe Lager, dieſelbe Aſung, bleiben ſich im Gluͤck und im Ungluͤck treu, und wenn das eine ſtirbt, ſo koͤmmt das andere gewoͤhnlich auch um, wenn es nicht zufaͤllig ein anderes einzeln le— bendes Reh von verſchiedenem Geſchlecht findet. Die gegenſeitige Anhaͤnglichkeit dieſer Thiere iſt jedoch aus: ſchließend auf den Gatten beſchraͤnkt. Ihr Verhaͤltniß mit den Jungen iſt wie bei den einzeln lebenden Thie— ren; fie trennen ſich von ihnen, ſobald dieſe ſich ſelbſt— ſtaͤndig naͤhren koͤnnen. Bei dieſer Verbindung iſt der wechſelſeitige Ein⸗ fluß der beiden Individuen noch ſehr beſchraͤnkt; es fins det unter ihnen kein Wetteifer, keine Oberherrſchaft, kein Dienſtverhaͤltniß ſtatt; ſie bilden, wenn ich mich ſo ausdruͤcken darf, ein durchaus harmoniſches Ganze, und ſind nur in Bezug auf Andere in der Mehrzahl vorhanden. Nicht ſo verhaͤlt es ſich mit den Thieren, wo der Geſelligkeitstrieb trotz der verſchiedenen Intereſſen der Individuen fortbeſteht. Bei dieſen zeigt ſich dieſes Ge⸗ fuͤhl in feiner vollen Ausdehnung und Bedeutung, und es kann mit demjenigen verglichen werden, welches die Grundurſache der menſchlichen Geſellſchaften if. Es beſchraͤnkt ſich nicht mehr auf die Annäherung zweier Individuen oder auf die Aufrechthaltung des Familienfrie⸗ dens, ſondern es verſammelt zahlreiche Gemeinden, und hält die Eintracht unter Hunderten von Individuen je; des Geſchlechts und Alters aufrecht. Mitten in der Geſellſchaft werden die Thiere geboren und groß erzogen, und unter dem Einfluſſe der Gemeinde nehmen ſie in jeder Lebensperiode diejenigen Gewohnheiten an, welche zugleich den Anforderungen der Geſellſchaft und ihren Beduͤrfniſſen entſprechen. Sobald ſie ſich nicht mehr ausſchließend von Milch nähren, und unter der Leitung der Mutter auszugehen anfangen, lernen ſie das Revier und die Orte kennen, wo ſie Nahrung und die andern Individuen der Ge— meinde finden. Die wechſelſeitigen Beziehungen dieſer Individuen beſtimmen ſich nach den Umſtaͤnden, unter denen ſich die Geſellſchaft entwickelt und gleichſam ſelbſt erzogen hat, und von dieſen Beziehungen haͤngen wieder die Modificationen in der Erziehung der Jungen ab; dieſe brauchen nicht um die Oberherrſchaft zu kaͤmpfen, 2 * 23 oder der Gewalt zu weichen. Auf der einen Seite ſind fie zu ſchwach, auf der andern werden fie durch den In: ſtinkt der Geſelligkeit gefeſſelt. Ihre neue Exiſtenz muß ſich daher mit derjenigen der aͤltern Gemeindeglieder ins Gleichgewicht ſetzen. Alles, was auf Beeintraͤchtigung der beſtehenden Ordnung hinzielte, würde deren Eins klang ſtoͤren, und der Schwaͤchere würde natuͤrlicherweiſe das Opfer werden. Was koͤnnen alſo unter ſolchen Um⸗ ſtaͤnden die Jungen thun, als der Nothwendigkeit weis chen, oder ſich derſelben durch Liſt entziehen? Dies bes merken wir in der That, wenn wir junge Saͤugethiere mitten in ihrem Rudel beobachten. Sie lernen bald, was ihnen erlaubt oder verboten iſt, oder vielmehr was ſie durchſetzen koͤnnen oder nicht. Wenn bei fleiſchfreſ⸗ ſenden Thieren die Meute ein Stuͤck Wild niederreißt, ſo nimmt jedes Individuum denjenigen Theil in Anſpruch, der ihm vermoͤge ſeiner Beziehung mit den andern Ge⸗ noſſen zukommt. Die Jungen werden davon nichts neh men, als was übrig bleibt, oder was fie durch Lift ent wandt haben. Anfangs werden ſie ſich einiger Biſſen zu bemaͤchtigen und damit zu fliehen ſuchen, oder ſich hinter die andern ſchleichen, um nicht von ihnen gebiſ⸗ ſen zu werden. Auf dieſe Art naͤhren ſie ſich reichlich, wenn die Jagd gut ausfaͤllt, leiden aber Mangel oder verhungern wohl auch, wenn das Gegentheil der Fall iſt. Durch dieſe Herrſchaft der Staͤrke uͤber die Schwaͤche ſtellt ſich bei den Jungen der Gehorſam her, der bei ihnen zur innigſten Überzeugung und zu der Art von Bewußtſeyn wird, welche die Gewohnheit erzeugt. Mittlerweile werden die Jungen Alter und kraͤfti⸗ get; unter uͤbrigens gleichen Umſtaͤnden werden ſie es mit denen, die ein bis zwei Jahr aͤlter ſind als ſte, noch nicht aufnehmen koͤnnen; allein ſie ſind gewandter und kraͤftiger als diejenigen, welche die Jugend bereits im Rücken haben, und wenn das Fauſtrecht gälte, ſo würden fie die letztern unterdruͤcken. Dies findet in; deß in der gewöhnlichen Geſchichte der Thiergemein⸗ den nicht ſtatt. Die durch Gewohnheit feſtgeſtellten Be⸗ ziehungen beſtehen fort, und wenn an der Spitze der Geſellſchaft ein Anfuͤhrer ſteht, ſo hat immer der Alteſte das meiſte Anſehen. Die von ihm durch Gewalt erlangte Herrſchaft behaͤlt er durch die zur Gewohnheit gewordene Unterwuͤrfigkeit der andern. Dieſe Herrſchaft iſt bereits eine Art von moraliſcher Obergewalt geworden, bei der eben ſo viel Vertrauen als Furcht ins Spiel koͤmmt, und gegen welche folglich kein Individuum ſich gern auflehnt. Die einmak anerkannte Herrſchaft wird nicht weiter be⸗ ſtritten; nur das erſt im Entwickeln begriffene Überge⸗ wicht und Gleichgewicht erfährt fo lange Widerſtand, bis es fefigeftellt iſt, was in allen Faͤllen, wo es ſich blos um Theilung handelt, nicht ausbleibt. Es iſt hierzu eine ans Fauſtrecht grenzende politiſche Gleichheit hinteis chend, welche durch den Einfluß des Geſelligkeitstriebes und des zur Gewohnheit gewordenen Beiſammenlebens gemildert wird; die wilden Thiere koͤnnen nur durch die heftigſten Leidenſchaften zum Kampfe gereizt werden, und 24 blos, wenn ſie ihr Leben, oder den Beſitz ihres Weib⸗ chens, oder ihre Jungen zu vertheidigen haben, iſt der Reiz ſtark genug. Nuͤckſichtlich des Übergewichts, fo wird dies blos dann feſtgeſtellt und anerkannt, wenn keine Theilung möglich und ein ausſchließlicher Beſitz noth⸗ wendig iſt. Alsdann heben die Fehden an, die gewoͤhn⸗ lich durch den Geſchlechtstrieb veranlaßt werden. Meiſt entſtehen ſie daraus, daß die Weibchen dem ſtaͤrkſten unter den Jungen, welches ſie mit außerordentlicher Scharfſichtigkeit auszumitteln wiſſen, den Vorzug eins raͤumen; dieſe Gunſt giebt dem Jungen Muth, den durch die Zeitumſtaͤnde gebotenen Gehorſam alzulegen, und die ihm nach dem Fauſtrecht zukommende Stelle einzunehmen. : Man koͤnnte fih nach dieſem Allen ſehr wohl eine Geſellſchaft von Thieren denken, wo blos die Ancis ennetaͤt die Obergewalt ſicherte. Ein ſolcher Zuſtand der Dinge koͤnnte ſich ſchon dann bilden, wenn nie ein Gefuͤhl bis zur Leidenſchaft aufgeregt wuͤrde, und dies iſt bei den Rudeln von grasfreſſenden Thieren der Fall, welche mitten auf den uͤppigen Waiden ſolcher Laͤnder leben, deren Herrſchaft ſich der Menſch noch nicht zuge: eignet hat. Wegen der immer uͤberfluͤſſig vorhandenen Nahrung werden ſie einander nicht befeinden, und wenn ſie auch den Geſellſchaftstrieb eben ſo leicht befriedigen koͤnnen, fo muß ihr Leben nothwendig im tiefſten Fries den dahin fließen. Das Gegentheil koͤnnte eben ſo wohl ſtatt finden, wenn die Intereſſen der Individuen über den Geſellſchaftsinſtinkt das Übergewicht erhielten. Eine außerordentliche Seltenheit der Nahrungsmittel bringt dieſe Wirkung hervor, und wenn dieſer Zuſtand der Dinge lange dauert, fo iſt Aufloͤſung und Untergan des Rudels die Folge. ; (Ein zweiter und letzter Artikel in der naͤchſten Nummer.) Entwickelung von Electricitaͤt durch Muskel⸗ contraktion. (5) Obgleich die beiden Schweizer-Phyſiologen, Pre- voſt und Dumas, bewieſen hatten, daß jede mecha— niſch oder chemiſch erregte Muskelcontraction von Elec⸗ tricitaͤtsentwickelung begleitet ſey, ſo blieb es doch unentſchieden, ob dieſe Electricitaͤt weſentliche oder eine blos zufaͤllige begleitende Erſcheinung war. Die folgenden Verſuche ſcheinen uns der Entſcheidung dieſer Frage um einen Schritt naͤher zu bringen. 4 Hr. Dr. Edwards, von dem dieſe Verſuche ans geſtellt wurden, verfuhr dabei auf folgende Weiſe: Er legte die nervi ischiatici eines Froſches, da wo ſie auf dem os sacrum liegen, blos, ließ ſie aber mit dem Ruͤcken⸗ mark und den Muskeln, zu welchen fie gehen, in Ver— bindung. Er zog, um die Bewegung der Muskelfaſern ſehen zu koͤnnen, von den hintern Extremitaͤten die Haut ab, und durchſchnitt, um alle Einwirkung des Gehirns hierbei aufzuheben, das Nuͤckenmark gerade unter dem Kopfe durch; worauf er unter die Nerven ein Stuͤck 23 Wachstaffet ſchob, fo daß fie mit der Oberfläche des Fußes parallel lagen. Wurde nun mit einem Metall- ſtab leicht und auf die Weiſe, wie man es thut, wenn man einen Stahlſtab magnetiſch machen will, über die Ner⸗ ven hingeſtrichen, ſo entſtanden Muskelcontraktionen. Und zwar erfolgte dieſe Wirkung, der Stab mochte von einem Metall ſeyn, welches man nehmen wollte. Auch thut dies, wie bekannt, ein Stab von Horn, Glas, Elfenbein oder irgend ein andrer feſter Körper, jedoch nicht in glei chem Grade. Aber obgleich Dr. Edwards dieſe Wir— kung deutlich ſah, fo machten es doch beſtaͤndige Abwech— ſelungen in der Irritabilitaͤt des Thiers unmoͤglich, eine Skale dieſer Wirkungen aufzuſtellen. Statt des Wachs taffets, welcher die Electricitaͤt durchaus nicht ableitet, nahm nun Edwards ein Stuͤck Muskelfleiſch von glei cher Groͤße und Geſtalt, welches, nebenbei bemerkt, ein vollſtaͤndiger Leiter iſt, fand aber, daß bei wiederholtem Streichen gar keine oder meiſt nur ſehr ſchwache Contraktionen erfolgten. Bei dem erſten Verſuche wurde demnach die durch das Streichen des Nerven entwickelte Electricitaͤt zurück gehalten und ihre Wirkung auf den Nerven ſelbſt con; centrirt; beim zweiten wurde fie dagegen abgeleitet. Waͤre nun, meint Hr. Edwards, die Electricitaͤtsentwicke⸗ lung blos zufaͤllig, ſo muͤßte eine gleiche mechaniſche 20 Reizung in beiden Fallen dieſelbe Wirkung hervorbrin— gen; der Unterſchied iſt aber offenbar. Sie muß daher ein den Muskelcontractionen weſentliches Phaͤnomen ſeyn. Miscellen. Eine in Briſtol geöffnete ägyptiſche Mumie, welche durch Hrn. Salt aus einer Gatacombe bei Theben ers halten war, befand ſich in einer mit Hieroglyphen bedeckten Kapſel, welche das kupferfarbige Antlitz eines Nublers darſtellte. Der Koͤrper war auffallend leicht und in eine Menge Falten von Baumwollenzeug gewickelt, an welchem ſich Flecken von gelbbrauner Farbe fanden. Nach Wegnahme der Cirkelbinden, erſchien eine lange vom Kinn bis zu den Zehen ſich erſtreckende Huͤlle (Wrapper), vorn mit einer doppelten Einfaſſung von blauen Streifen. Die innerſte Lage Zeug war von einer hars zigen Subſtanz durchdrungen. Die Haut war ſchwarz gewor⸗ den. Es war der Körper einer jungen Frauensperſon, deren Haͤn⸗ de nicht unter der Bruſt gekreuzt, ſondern gerade an den Schen⸗ keln ausgeſtreckt waren. Das Haar war vollſtaͤndig erhalten, von brauner Farbe, kurz, aber gar nicht wie bei Negern. Herz, Lungen und der Darmkanal waren gut erhalten, und es ſchien nicht, daß ein Theil weggenommen war. Eine zweite Brunft der Hirſche iſt Anfang Januars in den Jagd⸗Revieren bei Neuwied bemerkt worden. Die Hir⸗ ſche ſchreien taͤglich, wie in der Brunft, find in Rudeln von 10 bis 15 Stuͤck Wildpret vereinigt und ſuchen geringe Hirſche abzuhalten. Die Urſache dieſer zweiten Brunft ſucht man uin. der reichlichen Eichel maſt. Pente Ein Fall von Wuth einer Huͤndin, von wel⸗ cher eine Frau, vier Kinder und der Ders faſſer gebiſſen wurden. (6) ' Von Robert White *). Am Sonntag, den 22. Mai 1825 wurden 4 Kin— der zu mir gebracht, welche, wie man mir ſagte, zwei Tage zuvor von einem fuͤr wuͤthend gehaltenen Hunde gebiſſen worden waren. Drei dieſer Kinder waren Maͤdchen von 7 bis 11 Jahren und das eine war ein Knabe von 14 Jahren *). Die drei Mädchen waren alle, aber nicht ſehr in die Naſe gebiſſen worden, und eine von ihnen Namens Patching hatte an dieſem Tage noch einen andern Biß in das Ohr erhalten. Der Knabe war in den Backen gebiſſen, woran ſich deutliche Spuren von zwei Zaͤhnen zeigten. Bevor ich etwas anwendete, ſchickte ich zu meinem Freunde Sutton, welcher fos gleich kam und viel Terpentinoͤl auf die Wunden zu aps pliciren vorſchlug, welche, nachdem ſie vorher derb ſea— rificirt worden waren, ſo behandelt wurden. Die Lage aller Wunden ſtellte, wie man ſehen wird, der Exciſion „) Dies iſt nun die ausführliche Geſchichte des in Nr. 221, S. 14 erwaͤhnten Falles. Vorerſt beweiſet er aber noch nichts mehr als ſehr vielen Muth und Vertrauen des Hrn. W. — Wir werden auf die Folgerungen, die er daraus zieht, zuruͤckkommen. { D. H. 7) Dieſer arme Knabe hat nachher feinen Tod gefunden, ins dem er beim Waſſerſchoͤpfen in einen Brunnen gefallen ift, u n de. betraͤchtliche Hinderniſſe entgegen, wenn ich auch geneigt geweſen waͤre, zu einem ſolchen Verfahren meine Zu— flucht zu nehmen. Die Application des Terpentinoͤls brachte einen gewiſſen Grad von Roͤthe in den Wunden hers vor. Doch ſchienen die Kinder eins wie das andere keine Furcht zu haben; ſie fuͤrchteten ſich nur vor dem Schmerz, welchen die angewendeten Vorbauungsmittel ihnen vers urſachten. Ich ſah die Kinder einige Tage nachher, wo die Wunden geheilt waren. Eins von ihnen war aber nach— her von ſeinen Eltern in die Stadt zu einem Arzt ges führe worden, welcher damals im Polyelinicum war, und ich glaube, daß dieſem andere Mittel auf die Wun— den gelegt worden ſind, und daß es innerliche Arznei— mittel genommen hat . Nachdem man mir geſagt hatte, wo ich die Huͤn— din zu Geſicht bekommen könne, und daß ich fle: zu mir nehmen moͤchte, wenn ich es fuͤr gut hielt, ging ich, ſobald als die Kinder am Sonntage von mir weggingen, in das Haus der Frau, welcher ſie gehoͤrte. Dieſe war eine arme Irlaͤnderin Namens Boots und wohnte in Cheſterfieldcourt. In Begleitung des Polizei- Beamten ) Welche Mittel dies waren, weiß ich nicht; doch trage ich kein Bedenken nach meiner Anſicht zu behaupten, daß das Kind, welche Mittel es auch geweſen ſeyn moͤgen, eben ſo ſicher geweſen waͤre, wenn es dieſelben nicht genommen haͤtte. Der Erfolg, welcher ſowohl bei mir als bei den Andern ſtatt fand, berechtigt mich zu dieſer Behauptung. 27 hi ee Penfold (welchen ich mit mir nahm, damit er das Thier tödten ſollte, wenn man mir nicht geſtatten wurde, daſſelbe einzuſperren) ſah ich das Thier zum erſten Male. Es war eine ſchaͤckige Huͤndin von der groͤßeren Dachshundart, und ohngefahr 10 Monate alt. Die Frau ſagte mir, daß das Thier gewoͤhnlich ſehr zahm und gutartig ſey, daß es bis vor einigen Tagen die Kinder, welche es gebiſſen hatte, mit ſich habe ſpielen laſſen, ohne ſie zu verletzen, und daß es die Mächte hindurch in ihrem Zimmer auf ihren Klei— dungsſtücken ſchlafe. Seit einem bis zwei Tagen hatten dies jenigen, welche in der Naͤhe der Huͤndin geweſen was ren, bemerkt, daß fie ungewöhnlich beißig war, und die Nachbarn erzählten, daß fie geſehen hätten, wie das Thier eine Henne zerrißen und geſchleppt habe. Die Frau ging taͤglich zur Arbeit aus, und ſagte mir, daß ſie den Hund gewoͤhnlich in ein dunkeles Kohlenloch im Zimmer einſperre, und daß er haͤufig den ganzen Tag ohne Futter oder ohne Waſſer geweſen ſey. Kurz zuvor, ehe ich ihn ſah, hatte er viel Waſſer geſoffen. Ich konnte keine ungewoͤhnlichen Erſcheinungen an dem armen Fan bemerken, als er aus ſeinem Kohlenloche in das Zimmer kam. Er ſchien munter und ſpieleriſch zu ſeyn, ſo daß ich mich ohne das geringſte Bedenken bewegen ließ, ſeinen Vorderfuß auf mein Knie ſetzen und ihn mit ſcheinbar laͤppiſchen Weſen nach meinen Haͤnden ſchnappen zu laſſen. Dies that er mehrere Male, aber während er ſo beſchaͤftigt war, machte er mehrere Ver⸗ ſuche nach meinem Geſicht zu ſpringen und mich da zu beißen. rk f Da ich durch das, was den Kindern begegnet war, ſeine Vorliebe fuͤr die Naſe kennen gelernt hatte, ſo verwahrte ich mich dadurch vor der Verletzung derſelben, daß ich den um feinen Hals gebundenen Strick feſthielt, doch hielt ich ihm meine Finger zum Beißen vor, falls er. Luſt dazu fuͤh⸗ len ſollte. Er benahm ſich eben ſo gegen die Frau, der er gehoͤrte, und ſchnappte nach ihr, doch ohne ſcheinba⸗ ten Zorn. Penfold ſchien uͤber dieſe Erſcheinungen bei denklicher zu ſeyn und rieth mir, mich nicht zu viel mit dem Thiere einzulaſſen.“ Ich konnte nicht in ſeine Furcht eingehen, und daher ließ ich den Hund auf mei nem Schooſe bleiben. Waͤhrend ich ihn feſthielt, bes merkte ich, daß er nach Fliegen, fo wie ſie vor ihm voruͤberflogen, und nach den glaͤnzenden Linien ſchnappte, welche von den Sonnenſtrahlen auf die im Zimmer be⸗ findlichen Moͤbels geworfen wurden. Es ſchien eine ges ringe Vermehrung des Speichelfluſſes in ſeinem Munde vorhanden zu ſeyn, welche ich von den Anſtrengungen herleitete, die er gelegentlich machte, um ſich von dem Griffe zu befreien, womit ich ihn vielleicht etwas feſt an dem um ſeinen Hals herum gebundenen Strick hielt. Ich band ſeine Beine zuſammen, und er wurde in eis nem Sack in ein unbewohntes Haus getragen, in wel ches man ihn einzuſperren vorſchlug. Da man alle Vor: ſicht anwendete, um ſein Entweichen zu verhüten, fo ließ ich ihn ungebunden in einem Zimmer ohngefaͤhr in dem⸗ 28 ſelben Zuſtande, in welchem ich ihn fand. Ich gab ihm weder Futter noch Waſſer, weil er, als ich ihn ſah, eben erſt gefreſſen hatte. Er hatte, wie man mir ſagte, ſehr wenig Futter gefreſſen, aber viel Waſſer geſoffen. 3 Am Montag, den 23. Mai, ohngefaͤhr um 5 Uhr Nachmittags, ging ich in Begleitung des Dr. Martin und des Herrn Sutton zu dem Hunde. Sein ſpie⸗ leriſches Weſen war einer muͤrriſchen Laune gewichen, welche ich von dem ungewohnten Aufenthaltsorte herlei⸗ tete. Er fraß viel von einer rohen Schaafsleber, doc ſoff er nicht viel Waſſer, ob er gleich 26 bis 27 Stun den ohne daſſelbe geweſen war. Er roch an den zwei Schuͤſſeln (von welchen die eine das Waſſer und die ans dere eine Miſchung aus Hafermehl und Waſſer enthielt), und ſtieß ſie mit der Naſe auf eine wunderliche Weiſe umher *). Die ihm vorgeworfene Leber trug er Stuͤck vor Stuͤck in einen Winkel des Zimmers und fraß ſie. Nachdem wir einige ſtarke hoͤlzerne Latten quer uͤber den Thuͤrweg genagelt und die Thuͤr mit einer Schnur Gefer ſtigt hatten, ſagten wir Fan Adieu fuͤr die Nacht. ; Dienftag den 24. Mai. Dieſen Morgen ohngefaͤhr um 6 Uhr wurde ich durch ein Klopfen an meiner Thür und durch ein „O, mein lieber Herr! ihr wuͤthendet Hund iſt losgekommen“ von Wiggins, dem Vater eines der Kinder, welche gebiſſen worden waren, aus dem Schlafe aufgeweckt. Ich war bald munter, und fand es wahr genug, daß ſich die arme Fan zum ungeheuern Schre— cken des gemeinen Volkes losgemacht hatte, welches ſich verſammelt hatte, um ſie zu Tode zu ſteinigen, wenn fie ſtill ſtehen, vor ihr zu fliehen, wenn ſie zu bei⸗ ben verſuchen, oder ihr nachzulaufen, wenn ſie flie⸗ hen wuͤrde. Der Schreckenslaut „ein toller Hund“ war wirklich in aller feiner: Furchtbarkeit hörbar. Seit ſei⸗ ner Entweichung, welche ohngefaͤhr früh um 2 Uhr ge— ſchah **), hatten einige Leute geſehen, daß er in Hove Brick- yards, ohngefaͤhr anderthalb engliſche Meilen von der Stelle entfernt, wo er eingeſperrt geweſen war, einen oder 2 Hunde gebiſſen hatte. Er hatte jedoch feis nen Weg nach Hauſe gefunden, und war, als ich ihn ſah, auf der Thuͤrſchwelle der Frau, der er gehörte, Waͤhrend ich mich zu dem Einfangen meines Gefangenen vorbereitete, lief ein anderer „wuͤthender Hund“ mit einem Herrn zu Pferde auf feinen Ferſen zur Eds wardſteet herab und dicht an uns vorbei. Dieſer Herr ſagte, daß er dieſen Hund vier andere beißen ge— ſehen habe. (Dieſer Hund wurde, wie ich erfuhr, bald nachher aufgehalten und mit einem Saͤbel nieder gehauen). K. Als ich Fan faßte, welches ich ebenfowohl aus Nothwendigkeit als aus freiem Willen (da ohnge⸗ *) Blaine ſagt in ſeiner „Canine Pathologyes, wüthende Hunde lecken und ſtoßen gern an jedes kalte Ding. w) Er riß ſich einen Weg durch die Latten, zwaͤngte die Thür auf, dadurch, daß er an ihr wackelte und die Schnur zer⸗ riß, und ſprang endlich durch ein Fenſter aus dem Hauſe heraus auf die Straße, 2 29 faͤhr ſechzig gegenwärtige Perſonen guͤtig genug war ren, mir dieſe Ehre zu laſſen, ohne daß fie den geringſten Verſuch machten, ſie mit mir zu theilen) ſelbſt that, biß fie mich zuerſt an zwei Stellen ein wenig in die Finger und dann etwas derber durch Rock und Hemd in den rechten Arm *). Ich erreichte jedoch mei⸗ nen Zweck, und nachdem ich ſie in meinen Armen in mein Haus getragen hatte, legte ich ſie in einer unter der Erde befindlichen Kuͤche an die Kette. Entſchloſſen, den Verſuch ſo gut als moͤglich zu machen, bewog ich die Frau, welcher der Hund gehoͤrte, zu kommen und ihn zu futter , welches fie taͤglich zweimal that. Am Mittwoch den 25. Mai fand eine entſchiedene Veraͤnde⸗ rung in dem Benehmen des Hundes ſtatt. Nachdem er zwei Ketten, an welche wir ihn den vorhergehenden Tag angelegt hatten, eine nach der anderen und eine dritte zerriſſen hatte, war er nun in der Kuͤche los, zerriß alles in Stuͤcke, deſſen er habhaft werden konnte, und nagte an dem Holzwerk der Thuͤr. Zu Zeiten war er ein bis zwei Stunden lang ruhig, und dann fing er feine zerſtoͤrende Arbeit mit friſcher Kraft wieder an. Ich ging um 1 Uhr mit der Frau zur Kuͤche, um einen vorſichtigen pruͤfenden Blick nach ihm zu thun, aber kaum hatten wir zu dieſem Behufe die Thuͤr geoͤffnet, als er „mit offenem Rachen“ auf uns zuſprang. Als am Nachmittag die Frau Futter und Waſſer hinein⸗ ſetzte, war Fan ziemlich ruhig, kam aber ſogleich an die Thuͤr, und biß die Frau, nachdem er mit ihr geſpielt hatte, in den Backen. Die Frau war nun erſchrocken und ers klaͤrte, daß ſie den Hund nicht mehr fuͤttern werde. Da fie jedoch viel Liebe für den Hund hatte, ſo kam ſie am folgenden Morgen, am Donnerſtag den 26., wieder, und als ſie die Thuͤr oͤffnete, um Futter hineinzuſetzen, wurde fie (bevor ich die Treppe hinab kam) wiederum an meh⸗ reren Stellen derb in die- Haͤnde und den Arm gebiſſen. Sie n des Geiſtes genug, in der Zeit, die ich rauchte, um hinabzukommen, die Thuͤr zuzuſchließen; denn, als ich ihr Schreien und ihr Rufen nach Huͤlfe gehoͤrt hatte, war ich halb angekleidet zu ihr gelaufen. Ich ſuchte der Frau ihre Furcht zu benehmen, aber ohne Erfolg, bis ie, da ich weder caustica auf die Wunden legen noch, je ausſchneiden wollte, zu Herrn Coleman ging, welcher gefällig genug war, wie fie mir erzaͤhlte, ſowohl das eine als das andere fuͤr ſie zu thun. Dieſer Herr ließ jedoch zufaͤlligerweiſe die Wunde auf ihrem Geſicht unberuͤhrt, was wahrſcheinlich die Schuld der Frau war, welche, da ſie weder alt war noch uͤbel ausſah, vielleicht nicht wüͤnſchte, daß das causticum auf ihrer roſigen Wange fteſſen möchte. Wie dem auch ſey, dieſe Wunde und eine bis zwei kleine Wunden an den Fingern entgingen Coleman’s Augen und folglich auch feinem Meſſer und caustieum. Hier fand ein vollkom- mener Waffenſtillſtand mit Freundlichkeit gegen Fan ſtatt, 9) In dieſem Falle wurde ſelbſt nicht das einfachſte Mittel angewendet, und die Wunden blieben bis einige Stunden nachher, nachdem fie erhalten worden waren, unausgewaſchen. 30 und als ich am Abend hoͤrte, daß er ganz ruhig ſey, ſetzte ich eine Schuͤſſel mit Futter und eine andere mit Waſſer in die Kuͤche. Am folgenden Morgen, den 27. bemerkten wir eine andere Veraͤnderung in den Mas nieren des Hundes, doch war dieſe Veraͤnderung vor— theilhaft, da er ganz ruhig geworden war. Dr. Mar⸗ tin, welcher dieſen Fall aͤußerſt fleißig beobachtet und den Hund taͤglich geſehen hatte, hielt ſich jetzt eben ſo wie ich ganz uͤberzeugt, daß das Thier ſterben werde, Sein Ausſehen hätte treu als das „eines auf den Bei— nen ſtehenden todten Hundes“ geſchildert werden koͤn⸗ nen. Er nahm keine Notiz von dem, was um ihn her— um vorging, ſeine Augen waren glaͤſern und kadaveroͤs, und feine Reſpirationsorgane ſchienen ſehr afficirt zu ſeyn, indem das Athmen erſchwert und kurz war. Die Kinnlade ſchien uͤberdieß unbeweglich zu ſeyn. Ich ſetzte wiederum eine Schuͤſſel mit Futter und Waſſer in die Kuͤche, und ging um 11 Uhr Nachmittags von ihm weg, von wo an ich ihn nicht eher wieder ſah, als bis am folgenden Morgen zur Fruͤhſtuͤckszeit, wo ich ihn todt fand. } Als ich in die Kuͤche trat, ſah ich drei Schuͤſſeln mit Futter und dieſelbe Anzahl mit Waſſer. Aus den zwei erſten hatte er ein wenig gefreſſen, aber die letz teren ſchienen alle unberuͤhrt zu ſeyn. Er hatte daher offenbar vom Mittwoch Abend an kein Waſſer geſof— fen, und nur eine kleine Portion Futter gefreſſen. Der Fußboden der Kuͤche war mit Stuͤcken von einer wollenen Decke, eines alten Mantels der Frau und einiger Kleidungsſtuͤcke der Magd beſtreut, wel; che darin gelaſſen worden waren *). Er hatte ſelbſt einige kleine Stuͤcken Schnur, welche von dem Sitz einer hier aufgehenkten Kinderſchaukel herabhingen, in Stuͤcken zernagt. Auch hatte er an den Waͤnden, an der Thuͤr und ohne ſcheinbaren Unterſchied an Allem genagt, deſſen er hatte habhaft werden können. Er lag todt nahe au der Thuͤr, und ich bemerkte, daß ſein Schwanz ſonder— bar, naͤmlich unmittelbar von dem Steiße aus, gekruͤmmt war, ſo daß er gleichſam von den Hinterbeinen herab— hing. Die Zunge ragte ein wenig aus dem Maule her— aus, welches halb offen war. Es waren mehrere Wüns den an den Beinen vorhanden, welche er ſich in ſei— nen Paroxysmen ſelbſt gebiſſen hatte. Am Sonnabend, den 28., oͤffnete ich mit Hrn. Sutton den Leib dieſes Hundes in Gegenwart der Doctoren King und Martin. Wir fanden folgende Erſcheinungen: Die Leber war von gehoͤriger Groͤße und dem Anſcheine nach geſund. Das Herz war etwas groß und, eben ſo wie die benachbarten Gefäße, mit Blut übers fuͤllt. Der Magen war faſt leer, und zeigte die deut— *) Was fuͤr eine auffallende Abweichung machte dieſe Krank⸗ heit in den gewoͤhnlichen Gewohnheiten des Hundes. Der⸗ ſelbe Mantel, auf welchem er Monate lang zu liegen ges wohnt geweſen war, welcher von denſelben Haͤnden hinge⸗ breitet worden war, die ihn waͤhrend dieſer Zeit fuͤr ihn als ein Bett vorbereitet hatten, war kaum auf den Fußbo⸗ den hingeworfen, als er in Stuͤcke zerriſſen wurde. 81 lichſten Zeichen von inflammatoriſcher Thaͤtigkeit an ſei⸗ ner innern Haut und an ſeiner ganzen Subſtanz. Die Gedaͤrme waren durch alle ihre Convolute hindurch ſehr verdickt, und zeigten deutlich daſſelbe Anſehen von activer Inflammation. Es waren ungefähr zwanzig lebendige Wuͤrmer in dem dünnen Darm. Die Lungen ſahen, als ſie aufgeblaſen worden waren (mit Ausnahme von Entzuͤndungszeichen), nicht krankhaft aus. Aber als der Magen aufgeblaſen wurde, fand man, daß die Luft, wegen der Verdickung des pylorus, nicht in die Ser daͤrme ging. i . * } Es ift merkwürdig, daß dieſe Thatſache nach Beob⸗ chtungen, die vor Kurzem bei Zergliederung eines, wie e geglaubt hatte, an der Wuth crepirten Hunds ge— macht worden waren, von Dr. Martin vorher vermus thet und vorhergeſagt wurde, bevor man den Verſuch machte, welcher ihre Gegenwart beſtaͤtigte. An der Lufts roͤhre und am Schlund, vorzüglich an letzterm, waren Spuren von Entzuͤndung ſichtbar. 1 Die Zunge ſchien an der Wurzel etwas angeſchwol⸗ len zu ſeyn, und die glandulae sublinguales waren ungewöhnlich hervorragend *). So war auch das Aus; ſehen der glandula submaxillaris und parotis. Das Gehirn zeigte nichts Ungewoͤhnliches. In feinen Ven— trikeln war eine Anſammlung von Fluͤſſigkeit, und die dura mater zeigte eine kaum ſichtbare Entzuͤndungsroͤthe. Die Nieren und die Urinblaſe waren geſund. So war auch der uterus. Es war blos eine geringe Vermeh⸗ rung der natürlichen Speichelexcretion im Maule vorhans den, und der Speichel war beſonders klebrig. 6 Von einem deutlicheren Fall von rabies canina, als der obige iſt, habe ich niemals gehoͤrt oder geleſen, und dieſe Meinung iſt unter denjenigen Ders fonen, welche den Hund ſahen, allgemein. Der Zuſtand von stupor und Verdroſſenheit, welcher fo bald der Much folgte, erklärte deutlich das Ausſehen eines auf den Beinen ſtehenden todten Hundes“, welches dieſes Thier hatte. Starke Aufregung (excitement) von irgend einer Urſache iſt offenbar durch die Zergliederung bei dieſem Hunde darges *) Es iſt mir einleuchtend geworden, daß dieſe Drüfen in dem hier beſchriebenen Zuſtande für Bläschen gehalten worden find, welche die ruſſiſchen Wundaͤrzte unter der Zunge wuͤ⸗ thender Thiere geſehen haben wollen. Gewiß ſind ſie die Bläschen, welche djeſe Wundärzte beſchrieben haben. Ihr Ausſehen beim erſten Anblick war in dieſem Falle zweideu⸗ tig, aber ein wenig Aufmerkſamkejt brachte bald Aufklärung. 52 than. Daß diefe Aufregung eine Abneigung gegen das Eſſen, und vielleicht eine Unfaͤhigkeit, Waſſer zu ſchlucken, mit den andern ungewoͤhnlichen Symptomen herbeifuͤhrte, kann ich mir leicht denken; aber daß ein Biß von einem unter dieſen oder andern Umſtaͤnden ſterbenden Hunde ein ſpecifiſches Gift in den menſchlichen Koͤrper bringen koͤnne, man nenne es wie man es wolle, leugne ich. Dadurch, daß ich alle Vorbauungsmaßregeln vers weigert, habe ich, nach den Anſichten meiner aͤrztlichen Freunde, mein Leben fuͤr meine Anſichten auf das Spiel geſetzt. Ich habe, ohne Aberglauben, alles Vertrauen auf ihre Richtigkeit: — und waͤhrend die (wie es Andern es zu nennen beliebt hat) fuͤrchterlichſte menſchliche Calamitaͤt, wie man angenommen hat, mir droht, fühle ich mich faͤhig, zu erklaͤren, daß wenig ſtens Einbildung keinen Theil an dem Erfolge haben wird. Ich werde ſterben, „und die Wuͤrmer werden mich freſſen“, aber nicht an Hydrophobie, als an einer von einem Hunde mitgetheilten Krankheit. „ e ara) ar } Miscellen. ueber das ſchwefelſaure Cinchonin und deſſen Wir⸗ kungen in Fiebern hat Dr, Bally der Académie de Mede- eine im weſentlichen folgende Bemerkungen mitgetheilt. Von den Praktikern waren, nach ihren Beobachtungen, die verſchie⸗ denen Ghinaarten in folgender Ordnung aufgefuͤhrt. 1) Die graue China von Loxa (Cinchona officinelis). 2) Die rothe China (Cinchona magnifolia Ruiz et Pavon oder oblongi- folia Mutis oder pubescens Valli). Die chemiſche Analyſe hat⸗ te durch die Entdeckung der falzfähigen Baſen dieſe Claſſification der Praktiker gerechtfertigt, denn die Cinchona officinalis giebt viel Cinchonin und wenig Chinin; die Cinchona magni- folia giebt faſt gleichviel von dem einen wie von dem andern; und die cordifolia enthält viel Chinin. Hr. Bally hat in 27 Fällen von Wechſelſiebern von verſchiedenem Typus, das ſchwefelſaure Cinchonin, in zwei Gran Pillen, fo angewendet, daß er 3 — 4 dieſer Pillen in den Zwiſchenraͤumen der Fieber⸗ anfaͤlle nehmen ließ, und er hat die Kranken eben ſo gut und eben ſo ſchnell damit geheilt, als mit Chinin. Unter den 27 Kranken waren 16 dreitaͤgige, neun tägliche und zwei Quartan⸗ ſieber. Hr. Bally glaubt bemerkt zu haben, daß das Eincho⸗ nin weniger reizende Eigenſchaften habe als das Chinin, und folglich allgemeinere Anwendung geſtatte: er meint wenigſtens, daß es in allen einfachen Faͤllen vorgezogen werden ſolle. Die Vaccination iſt auch in Piemont von dem Gouverna⸗ ment ſehr begünftigt, und beſonders, ſeitdem an die eifrigſten Vase cinatoren ſilberne und goldene Medaillen ausgetheilt worden ſind, haben ſich in dem Zeitraum, von 5 Jahren die Vaccinationen verdoppelt. Nach den ſeit 1824 aufgenommenen Tahellen ergab ſich, daß bei einer Zahl von 17000 Geburten 68,632 Kinder vae⸗ cinirt worden waren, d. h. alſo faſt drei Fuͤnftel. 2 Bibliographiſche Essai sur la Physiologie humaine, par M. Gabriel Grimaud. Paris 1825, 12mo, (Iſt eine kurze klare Darftellung der durch Beobachtung und Verſuche ermittelten phyſiologiſchen Thatſachen.) 4 5 Beiträge zur Naturgeſchichte Braſiltens, von Max, Prinzen zu Wied. Erſter Band mit 3 Kupfertafeln. Weimar 1825 8. (Dieſer Band behandelt die Reptilien Braſiliens nach Mer⸗ rems Syſtem, und der Verfaſſer fordert durch feine Arbei ten weſentlich die Naturgeſchichte, Galerie médicale dessinée et lithographiée par Vigneron, avec des notices biographiques et literaires, par C. Neuigkeiten. T. Doin. (Dieſe Portraits von Ärzten Find ſehr zu loben.) ter Della Litotomia nei due Sessi. Quarta Memoria del Pro- fessore Pacca Berlinghieri Pisa. 1825. (Diefe Schrift „von dem Blaſenſteinſchnitt bei beiden Geſchlechtern““ wer⸗ den wir genauer kennen lernen, da der Verfaſſer die lito- tomia recto-vesicalis, für welche er fo ſehr eingenommen war, aufgegeben hat, und jetzt ein Verfahren empflehlt, was alle Vorthelle der litotomia rectovesicalis ohne de⸗ ren Nachtheile haben fol, aber ſehr mit Beolards und Dupuytrens Berfahrungsarten zufammentrifft.) — —ͤ — ͤ — — — ag. a us Natur- und Heilkunde. dem Gebiete der Nro. 207. Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. (Nr. 5. des XIII. Bandes.) In Commiſſion bei dem Koͤnigl. Preuß. Gränz⸗Poſtamte zu Erfurt, der Koͤn. Sächſ. Zeitungs⸗Expedition e n Januar 1826. zu Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u. Tariſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes⸗Induſtrie⸗Comptoir. 5 Preiß eines jeden Bandes von 24 Bogen, 2 Kthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes, 3 ggl. Na t u r H an n d . Über den Geſelligkeitstrieb der Thiere. (6) 4 Von F. Cuvier. MR (Zweiter Artikel.) » Bis jetzt habe ich angenommen, daß alle Sndivi duen einer Geſellſchaft daſſelbe Naturell, dieſelben Ber duͤrfniſſe, dieſelben Triebe haben, und demnach durch dens ſelben Grad von Kraft angetrieben werden; indeß ſind ſich nicht alle Individuen derſelben Art im Bezug auf dieſen Punkt gleich. Mauche haben heftigere Leidens ſchaften und dringendere Beduͤrfniſſe als andere; das eine iſt von ſanftem, friedlichem Temperament, das ans dere furchtſam, ein drittes vielleicht kuͤhn oder choleriſch, ſtreitſuͤchtig 108 verſtockt, und nun wird die natuͤrliche Ordnung geſtoͤrt; nun macht das Alter der Ausuͤbung der Gewalt dieſelbe nicht mehr legitim; jeder nimmt die Stelle ein, welche ihm, zufolge feines Characters, zus kommt; die Boͤſen unterdruͤcken die Guten, oder viel— mehr die Starken die Schwachen; denn bei unfreien Weſen, deren Handlungen folglich alle Moralitaͤt ab— geht, fuͤhrt blos Kraft zur Herrſchaft und Schwaͤche zur Unterwuͤrfigkeit. Allein ſobald dieſe zufälligen Urs ſachen ihre Wirkung gethan, lebt der Einfluß des Ge— ſelligkeitstriebes wieder auf, und die Ordnung ſtellt ſich her. Die neuen Ankoͤmmlinge gewoͤhnen ſich, denen zu gehorchen, welche bereits das Kommando fuͤhren, bis auch an ſie die Reihe des Befehlens koͤmmt, bis es bietet uns jede thierifche Gemeinde, ren eigenthuͤmlichen Characteren, nämlich den fpecififchen Inſtineten und Fähigkeiten, dar. nämlich noch jüngere giebt als fie, oder fie die Alteſten der Gemeinde werden. f Diefer Inſtinet der Geſelligkeit offenbart ſich nicht blos durch die zwiſchen Individuen derſelben Gemeinde herrſchende Zuneigung, ſondern eben ſo wohl durch ge— genſeitige Entfernung von jedem fremden und Haß ge— gen jedes fremde Individuum. Auch naͤhern ſich zwei Rudel einander niemals freiwillig, und wenn fie dazu gezwungen werden, fo entſtehen daraus gewaltige Kaͤm⸗ pfe; die Maͤnnchen werden mit den Maͤnnchen, und die Weibchen mit den Weibchen handgemein, und wenn ein eingis ges fremdes Individuum, vorzuͤglich von einer andern Art, verbotenes iſt; ſchaft. 0 demſelben Reviere, wenn ſie nicht, — . zufällig unter ein Rudel geräth, ſo kann es dem Tode nur durch ſchnelle Flucht entgehen. Hieraus ergiebt ſich, daß das von einer Meute Raubthiere oder einem Rudel Wild bewohnte Revier fuͤr die benachbarten gleichartigen Gemeinden gleichſam ein es wird, fo zu ſagen, das Eigenthum der Bewohner; kein fremdes Thier uͤberſchreitet in der Regel deſſen Graͤnze; nur dringende Gefahren, außer— ordentlicher Hunger, die in jedem Individuum das Gr: fühl der Selbſterhaltung ſteigern, koͤnnten zu Ausnah⸗ men von dieſer natürlichen Ordnung veranlaſſen, welche ſelbſt auf die Liebe zum Leben, als dem maͤchtigſten al⸗ ler Gefuͤhle unvernuͤnftiger Geſchoͤpfe, gegruͤndet iſt. Uebrigens zeigt ſich, beilaͤufig geſagt, dieſe Art von Ei⸗ genthumsrecht auch bei den einſam lebenden Thleren, iſt alſo nicht gerade durch den Geſelligkeitstrieb bedingt. Jedes Thier betrachtet ſeinen Wohnort, ſeinen Zufluchts⸗ ort, fein Jagd- und Weiderevier als fein Eigenthum. Der Löwe leidet feines Gleichen nicht in der Nachbar; Niemals findet man zwei Wölfe in einem und wie dies in den meiſten Laͤndern, wo ſie unablaͤſſig verfolgt werden, der Fall iſt, in der Irre herumlaufen.“) Eben ſo verhaͤlt es ſich mit den Raubvoͤgeln; der Adler beherrſcht von ſei— nem Horſte aus den ungeheuern Raum, den er durch— ſchwebt und uͤberblickt. Den eben von uns erlaͤuterten Zuſtand der Dinge abgeſehen von ih: An jeder Geſellſchaft werden wir Charactere wahrnehmen, die ihr ausſchlie— ßend angehoͤren und den Geſelligkeitstrieb auf irgend eine Art modificiren. So finden in allen Gemeinden, wo irgend ein natuͤrliches Beduͤrfniß leicht geſteigert ) Dieß iſt unrichtig; denn ſowohl der gemeine Wolf, als der nordamerikaniſche, gehen gemeinſchaftlich auf Raub aus. Es ſtreitet uͤberdem mit des Verfaſſers eigner Anſicht von der Lebensweiſe der Woͤlfe, da er ſie in Hinſicht des Geſel⸗ 1 die naͤchſte Stufe nach den Rehen Sen laͤßt. „U. 3 35 wird, häufige Urſachen der Uneinigkeit ſtatt, was dann eine Prüfung der Kräfte zur Folge hat. Hbergewalt in den Gemeinden der Raubthiere, bei des nen der Hunger leicht den aͤußerſten Grad erreicht, weit weniger Beſtand, als bei den krautfreſſenden Thieren. Eben ſo verhaͤlt es ſich mit den Voͤgeln, bei denen das Bedürfniß zur Begattung eine außerordentliche Höhe er: reicht. Andrerſeits koͤnnen beſondere Neigungen, eis genthuͤmliche Inſtincte, und vornehmlich höhere Intel; ligenz den Geſelligkeitstrieb ungemein erhöhen und aus; bilden. Mehrere Thiere haben neben dem Triebe, ſich zuſammen zu thun, auch denjenigen, ſich in Gefahr bei— zuſtehen. Hier graben ſie ſich weitlaͤuftige Baue, dort ſtellen ſie feſte Wohnungen her, und gewiß verdanken wir unſere Hausthiere dem Geſelligkeitsinſtinet, der bei ihnen im hoͤchſten Grad vorhanden, und zuweilen mit merkwuͤrdiger Klugheit gepaart iſt.“ Dieſe ſaͤmmtlichen Urſachen, welche jeder Gemeinde ihre unterſcheidenden Charactere verleihen, und deren Bedeutung fur die all— gemeine Naturwirthſchaft beſtimmen, fo daß fie bei ſpe⸗ cieller Verſchiedenheit mit dem Ganzen in Einklang ſte— hen, verdienten naͤher auseinander geſetzt zu werden. Hier koͤnnen wir, aus Mangel an Raum, nicht darauf eingehen. Hier iſt es nur noch ſachgemaͤß, die Wahr— 15 der aufgeſtellten Sage durch einige Beiſpiele zu ers aͤrten. Den Inſtinct, vermoͤge deſſen ein geſelliglebendes Thier die Einſamkeit flieht, lernt man am deutlichſten kennen, wenn man es iſolirt. Eine Kuh oder Ziege, ein Schaaf, die man von ihrer Heerde trennt, fuͤhlen ſich ſo unwohl, daß zuweilen ihr Leben in Gefahr ge— raͤth. Ein abgeſondertes Korſiſches Mouflonweibchen kam ganz von Kraͤften, und wurde erſt wieder wohl, als es wieder mit Thieren feiner Art zuſammengethan wur; de. Bekanntlich laufen Reiſende, die auf wilde Pfer— derudel ſtoßen, Gefahr, ihre zahmen Pferde einzubuͤßen, da dieſe faſt nie dem mächtigen Inſtinct, ſich mit ihren wilden Bruͤdern auf deren Ruf zu vereinigen, wider— ſtehen. Unter vielen merkwuͤrdigen Belegen fuͤr die An— haͤnglichkeit der Thiere hebe ich die beiden folgenden aus. Eine Loͤwin hatte den Hund verloren, mit dem ſie aufgezogen worden war, und um dem Publicum noch daſſelbe Schau— ſpiel darzubieten, hatte man ihr einen andern zugeſellt, den fie alsbald duldete. Der Verluſt ihres fruͤhern Ge: fährten ſchien fie weiter nicht anzugreifen, indem fie nur eine geringe Zuneigung für ihn beſaß; fie duldete den erſten Hund, und ebenſo den zweiten. Als aber die Löwin ſtarb, gab der Hund zu ganz verſchiedenen Be— merkungen Gelegenheit. Er wollte den Kaͤfig, den er mit ihr bewohnt hatte, nicht verlaſſen, nahm aber doch einige Nahrung zu ſich. Erſt nach zwei Tagen fing die Miedergeſchlagenheit an, feine Conſtitution zu ſchwaͤchen; am dritten fraß er nicht mehr, und am ſiebenten ſtarb er. Ein junges Reh war im Walde gefunden, und von einer Dame waͤhrend des Sommers gepflegt worden. Es folgte feiner Wohlthaͤterin überall hin, und war,, Daher hat die 36 ſobald dieſe zugegen, eben fo zahm, als es, waͤhrend. ihrer Abweſenheit, ſich wild und boͤsartig benahm. Zu Ende des Herbſtes wollte man es nicht an dem Orte laſſen, wo es aufgezogen worden. Man verpflanzte es in die Naͤhe einer Stadt in einen Garten, wo man ihm eine junge Ziege zur Geſellſchafterin gab. Den erſten Tag blieb es zwar auf den Beinen, ging aber nicht von der Stelle, und fraß nicht. Den zweiten nahm es einige Nahrung zu ſich. Wuͤrde es wohl am Leben geblieben ſeyn? Dies kann weder bejahet noch verneinet werden. Seine Herrin beſuchte es am dritten Tage. Es erwie— derte ihre Liebkoſungen aufs feurigſte; allein ſobald ſie es verlaſſen hatte, legte es ſich nieder, und ſtarb. Bekanntlich haben uns die Hausthiere haufig Ber weiſe von jener ausſchließenden und tiefen Liebe gege— ben, die, ſobald der Gegenſtand entfernt iſt, das Leben zerſtoͤrt. Dieſe Erſcheinung hat ihren Grund ohne Zweis fel darin, daß alle dieſe Thiere im Naturzuſtande aus— nehmend geſellig find. Allein obgleich die Zaͤhmung nicht unmittelbar mit meinem Gegenſtande zuſammenhaͤngt; ſo fuͤhle ich mich doch aufgefordert, bei dieſer Gelegen, heit Einiges daruͤber zu bemerken. Es wäre ſchwer zu erklaͤren, wie die Unterwuͤrfig— keit der Thiere, ohne den Inſtinct der Geſelligkeit, haͤtte beginnen und fortgeſetzt werden koͤnnen: zumal, wenn man betrachtet, auf welcher tiefen Stufe der Bildung der Menſch wahrſcheinlich damals ſtand, als er ſich die Hausthiere zugeſellte. Es iſt zwar nicht unwahrſcheinlich, daß man ungeſellige Thiere, durch mehrere Generationen hindurch fortgeſetzte gute Behandlung auch dazu gewoͤh⸗ nen koͤnne, ſich mehr an den Menſchen anzuſchließen; allein wie viel würde an einer wahren Geſelligkeit fehs len! Wie waͤren uͤbrigens Menſchen, die ſelbſt noch vollkommen roh ſind, einer ſolchen Sorgfalt fähig? Befanden fie fich, während ihre gefellige Exiſtenz im Entſtehen begriffen war, in von Natur duͤrftigen Laͤn⸗ dern, ſo hatten ſie vollauf mit Herbeiſchaffung ihrer taͤglichen Beduͤrfniſſe zu thun. Lebten ſie dagegen in gluͤcklicheren, üppigen Laͤndern, warum ſich einer muͤh— ſeligen, zweckloſen Induſtrie unterziehen? Meines Wifs ſens hat man noch bei keiner ganz wilden Voͤlkerſchaft Hausthiere gefunden, die fie ſich ſelbſt unterwärfig ges macht haͤtte. Auf der andern Seite bietet uns die Katze ein Beiſpiel dar, daß ungeſellige Thiere nie eigentliche Hausthiere werden koͤnnen. Sie lebt bei uns, begiebt ſich unter unſern Schutz, empfaͤngt unſere Wohlthaten, und verſagt uns dagegen die Unterwuͤrfigkeit und Lenk— ſamkeit der wahren Hausthiere. Haͤtte ſie ſich ganz in die Dienſtbarkeit geſchickt, ſo wuͤrde ſie daſſelbe Zutrauen zu uns haben, wie der Hund, der Ochs und das Pferd; denn Zutrauen iſt immer eine der erſten Folgen der Macht, und folgt derſelben auf dem Fuße, wenn kein eigenthuͤmlicher Inſtinkt damit in Widerſpruch ſteht. Wir finden hierzu in der Natur unzaͤhlige Beiſpiele. Nach den glaubwuͤrdigſten Zeugniſſen haben die wilden Pferde eis nen Anführer, den Leithengſt, das muthigſte Roß des Nu: 37 dels, welches an der Spitze marſchirt, und dem die übrigen aufs Geradewohl folgen. Es giebt das Zeichen zum Angriff wie zur Flucht, je nachdem es Ausſicht auf Sieg oder Niederlage ſpuͤrt. Wird es aber getoͤdtet, fo zer— ſtreut ſich das Rudel blindlings. Jedes flieht aufs Ges radewohl, oft der Gefahr entgegen, und ſucht ſich einem andern Rudel anzuſchließen. Wir wuͤrden bei mehreren unſerer Hausthiere im Zuſtande der Wildheit ungefaͤhr daſſelbe finden. Iſt der Hirte fuͤr ſie etwas anders, als der Leithammel, der in ihren Augen die groͤßte Macht hat, und ihnen das mehrſte Zutrauen einſtoͤßt? Eines der auffallendſten Beiſpiele von ohnmaͤchtiger Obergewalt, die ſich lediglich auf nach und nach entſtandenes Zutrauen gruͤndet, bieten uns haͤufig die Thiere der Menagerien dar. Wenn die Mauren einen jungen Loͤwen fangen, ſo ziehen ſie denſelben allemal mit einem jungen Hunde groß. Dieſe beiden Thiere ſchließen ſich aneinander, vorzüglich aber der Hund an den Löwen an. Da der erſtere nun weit fruͤher zeugungsfaͤhig wird, und alſo fruͤher das Alter erreicht, in welchem bei den Raub— thieren die Schwaͤche der Kraft und die Zaghaftigkeit dem Muthe Platz macht, ſo erhaͤlt der Hund uͤber den Löwen vollkommen das Übergewicht, welches ihm eine wahre Überlegenheit an Kraͤften nur geben koͤnnte, und wenn der Löwe ein fanftes Naturell hat, fo behält jener dieſe Überlegenheit beftändig.. Übrigens wird dieſe Obergewalt nicht immer allein durch Muskelkraft erlangt; Muth und Beharrlichkeit kommen dabei gleichfalls ins Spiel. Ich habe einen Kaſchemirbock beſeſſen, welcher ſich drei andere, doppelt ſo große und ſtarke Boͤcke in kurzer Zeit unterwarf, ob— gleich er im Kampfe ein Horn, und mithin den Vor— theil verlor, wie ſeine Gegner nach beiden Seiten ſtoßen zu koͤnnen; allein er gerieth in einen ſo heftigen Zorn, und beſaß eine ſolche Hartnaͤckigkeit, daß er hierdurch den uͤbrigen Boͤcken uͤberlegen war, die nun ſeine unzer— trennlichen und anhaͤnglichen Begleiter wurden. Buͤffon erzähle eine Thatſache, deren Bedeut— ſamkeit) man bisher noch nicht gehoͤrig gewuͤrdigt hat, die aber recht beweiſt, wie Herrſchaft und Dienſtbarkeit durch die Zeit geheiligt werde. Hr. Dum outier ſchrieb ihm: „Die Caninchen zeigen viel Achtung fuͤr ihre Eltern; wenigſtens ſchließe ich dieſes aus der großen Unterwuͤrfigkeit, die ſie, meine ſaͤmmtlichen Caninchen, gegen ihren Stammvater an den Tag legten, den ich an ſeiner weißen Farbe leicht erkennen konnte. Wenn gleich ſich die Familie vermehrte, und die Übrigen auch Vater wurden, ſo blieben ſie jenem doch immer untergeordnet. Sobald ſie ſich um ein Weibchen oder Futter ſtritten, lief der Stammvater auf den Laͤrm herbei, und ſobald man ihn bemerkte, war die Ordnung auch wieder her— geſtellt. Traf er aber welche im Handgemenge, ſo trennte er fie auf der Stelle, und beftrafte fie. Ein anderer Beweis von ſeiner Herrſchaft uͤber ſeine ſaͤmmtliche Nachkommenſchaft war, daß, wenn ich die Caninchen, wie gewoͤhnlich, durch Pfeifen in ihren Stall lockte, der 38 Stammvater ſich jedesmal an die Spitze des Zugs ſtellte, und ſobald er beim Kriechloche angekommen war, die übrigen vor ſich vorbei marſchiren ließ, und erſt zuletzt einkroch.“ 8 Es laͤßt ſich nicht behaupten, daß dieſe Herrſchaft von der einen, und Unterwuͤrfigkeit von der andern Seite inſtinktmaͤßig, und nicht von verſchiedenen zufällis gen Urſachen abhaͤngig ſey. Erſtlich muͤßten Individuen derſelben Art entgegengeſetzte Inſtincte beſitzen, und dies waͤre ein Widerſpruch; und dann iſt die geringſte Veraͤnderung im aͤußern Zuſtande der Thiere zur Auf— hebung der Harmonie, der Ordnung und des Friedens hin— reichend. Wenn man zwei durchaus miteinander ein— traͤchtig lebende Stoͤhre ſchiert, ſo fangen ſie alsbald an, ſich wuͤthend zu ſtoßen, und wenn man ſie nicht trennt, muß der Schwaͤchere entweder fliehen, oder auf dem Platze bleiben. Ein Knabe in unſrer Menagerie ſetzte ſich eines Tages durch Veraͤnderung ſeines Anzugs der Lebensgefahr aus. Er hatte ſich uͤber einen nord— amerikaniſchen Biſon ein außerordentliches Anſehen erwor— ben; er brauchte blos zu befehlen, ſo ging das Thier aus oder in ſeinen Kaͤfig, und es bezeigte ſich uͤberhaupt gegen ihn ſehr furchtſam. Als er eines Tages einen neuen und von ſeinem gewoͤhnlichen mehr der Form, als der Farbe nach verſchiedenen Rock angezogen, und ſich in den Kaͤfig begeben hatte, faßte der Biſon den Knaben ſcharf ins Auge, und rannte dann auf ihn zu. Der Junge würde gewiß um's Leben gekommen ſeyn, wenn er nicht noch zeitig genug durch die Thuͤr entwiſcht wäre. Er vermuthete alsbald den Grund dieſes fo uner— warteten Angriffs, und zog ſich wie gewöhnlich an, wors auf das Thier ſich eben ſo fuͤgſam als gewoͤhnlich bewies. Ohne Zweifel iſt der Einfluß der phyſiſchen Kraft bei jeder thieriſchen Geſellſchaft ein weſentlicher Umſtand, indem wir ſie ſelbſt da kraͤftig einwirken ſehen, wo ſie durch die Natur ſcheinbar gehemmt iſt. Eine Ziegen— heerde hat in dieſer Hinſicht oͤfters meine Aufmerkfam— keit in Anſpruch genommen. Wenn die Ziegen Junge hatten, ſo zeigten ſie fuͤr dieſelben eine außerordentliche Sorgfalt, und vertheidigten ſie muthig gegen alles der Heerde Fremde; allein wenn die Zickchen vom Bock, oder den andern Ziegen geſtoßen wurden, ſo blieb die Mutter gegen dieſe Gewaltthaͤtigkeit ganz unempfindlich. Liſt iſt eine ſo ſichere Folge von Schwaͤche, daß man ſchon mit Gewißheit beſtimmen kann, junge Thiere werden in ihrer Lage ihre Zuflucht zu derſelben nehmen. Auch wuͤrde ich keine Belege dazu anfuͤhren, wenn ich nicht einen beſaͤße, der außer ſeiner Seltenheit noch einen Characterzug offenbart, auf welchen man durch keine Analogie haͤtte gefuͤhrt werden koͤnnen: Fuͤr einen jungen Rheſusaffen zeigte die Mutter eine ausnehmende Zärtlichkeit und Sorge; obwohl fie ſonſt von ſanftem Naturell war, ſo drohete ſie doch jedem Unbekannten, der ſich ihr naͤherte, mit Mißhandlungen. Tag und Nacht hing das Junge an der Bruſt, und in einem fort beſchaͤftigte ſich die Nau mit deſſen Saͤuberung. 3 39 So lange das Junge ſich blos von Milch naͤhrte, ließ ihm die Mutter alles hingehen; allein ſobald es anfing zu freſſen, erhielt es nichts, als was es ſtahl, und wenn es nicht ſchnell. ſeine Backentaſchen fuͤllte, ſo riß ihm die Mutter das Futter aus den Haͤnden, und ſelbſt aus dem Munde heraus. Auch wurde der kleine Affe ungemein gewandt; im Nu hatte er ſich eines Stuͤckes bemaͤchtigt, und dazu nahm er immer den Augenblick wahr, wo die Mutter den Kopf abgewendet hatte. Manch⸗ mal riß er ihr den Biſſen aus der Hand, worüber dieſe nie zornig wurde, oder ihn ſchlug. Wenn er fraß, ſo kehrte er der Mutter den Ruͤcken zu, damit dieſe nicht verſucht würde, ihr Eigenthum zurückzunehmen. Daß eine von Hunger gequaͤlte thieriſche Gemeinde ſich aufloͤſt, und jedes Individuum ſich blos mit der Selbſterhaltung beſchaͤftigt, iſt ſo klar, daß es nicht erſt durch Beiſpiele ethaͤrtet zu werden braucht. Es giebt Arten, wo ſich die Individuen alsdann einander auf— freſſen. Dies iſt im Bezug auf die Ratten und Maͤuſe der Fall. Allein die Aufloͤſung der Gemeinden findet auch ſtatt, wenn ein der Species weſentlicher Inſtinkt unpractiſch wird. Dies zeigen uns die Biber in ſehr bevoͤlkerten Laͤndern. Statt ſich zu Errichtung ihrer Wohnungen zuſammenzuthun, leben ſie daſelbſt einzeln in Uferhoͤhlen an Seen und Fluͤſſen. Demnach ſcheint die Richtigkeit des von mir aufge— ſtellten Gemaͤldes der Thiergemeinden keinem Zweifel zu unterliegen. Wir ſehen, wie aus der inſtinetartigen Vers einigung der Individuen, und durch deren Entwickelung unter gegenſeitigem Einfluß eine Abhaͤngigkeit entſteht, welche zur Gewohnheit, und ſelbſt zum Beduͤrfniß wird; wie Oberherrſchaft aus Sewalt entſpringt, und ſich durch Vertrauen befeſtigt, bis bei den, von einem An⸗ fuͤhrer regierten Gemeinden eine maͤchtigere Leidenſchaft den Geſelligkeitstrieb ertoͤdtet, und die Herrſchaft vom dermaligen Inhaber auf das ſtaͤrkſte und muthigſte In⸗ dividuum uͤbergeht; wie die meiſten Thiergemeinden aus dieſem Grunde bald im Krieg, bald im Frieden leben, und ſich endlich aufloͤſen, wenn der Inſtinct der Selbſt— erhaltung bei jedem Individuum ſtaͤrker geworden iſt, als derjenige der Geſelligkeit; wenn das Bewußtſeyn der Unterwuͤrfigkeit, welches den Ausbruch der phyſiſchen Kraft aus ihren Schranken verhinderte, dem Bewußtſeyn der Ge⸗ fahr weicht, welche jenen nothwendig macht und ſteigert. In einer ſolchen Geſellſchaft trifft man nichts eigentlich Intellectuelles und Moraliſches; fie iſt gleich ihrer unmit⸗ telbaren Urſache nothwendig; und wenn jene Herrſchaft, die ſich ohne Gewalt erhaͤlt, jener Einklang, der ohne die Stuͤtze der Vernunft fortbeſteht, dieſe entgegenge⸗ ſetzten Beduͤrfniſſe, welche ihre Befriedigung ohne Hader und Fehde finden, auch unſere Bewunderung in Anſpruch nehmen, ſo muͤſſen wir dennoch Alle aus derſelben erſten Urſache, dem Inſtinct, erklären. Die Thiere ſelbſt fpies len daſelbſt gar keine thaͤtige Rolle; ſie ſind in dieſer Hinſicht blinde, Inſtrumente, welche die Hand der All⸗ macht im Verborgenen leitet. — — 40 Jemehr ſich die Menſchen dieſem paſſiven Zu⸗ ſtande naͤhern, deſto mehr gleichen ihre Gemeinden den thieriſchen. Es iſt ein trauriger Gedanke, daß die Men: ſchenſpecies eines ſo jaͤmmerlichen Zuſtandes faͤhig ſey; indeß laͤßt ſich, nach den Berichten der glaubwuͤrdig⸗ ſten Reiſenden, nicht bezweifeln, daß z. B. bei den Eins gebornen von Neuholland die ſpecifiſch- menſchlichen Eis genſchaften faſt durchaus unentwickelt ſind. Sobald ſich aber die Thatkraft des Menſchen entfaltet; ſobald er ſeine Kraft beherrſcht, und er erkannt hat, daß er, vermoͤge ſeines ſelbſtſtaͤndigen Denkens, die Freiheit des Willens beſitzt, zeigen ſich die Erſcheinungen der Geſelligkeit und dieſe ſelbſt in einem neuen Lichte. Die Erſcheinun— gen der Gewohnheit' werden ſolche des Bewußtſeyns, und unbeſtimmte Triebe, blinde Beduͤrfniſſe werden durch die Helle der Vernunft beſtrahlt und geordnet. Das Übergewicht der Kraft und die Unterwerfung der Schwaͤche werden durch die Idee und das Gefuͤhl der Pflicht ver— edelt, und dien erſt inſtinctartige und materielle Gefells ſchaft geſtaltet ſich zu einer intellectuellen und moraliſchen. Eine Eroͤrterung der Bedingungen, unter welchen ſich dieſe nur zu oft dem Zufall Preis gegebene und zu unſerer Veredlung doch fo nothwendige Geiſtesthaͤtigkeit am beſten entwickelt, waͤre hier am rechten Orte; allein ich fühle mich der Behandlung eines fo wichtigen Gegen⸗ ſtandes nicht gewachſen; fie muß von einem eigent⸗ lichen Ethiker ausgehen. Meine Aufgabe iſt erledigt, wenn ich die Gränze zwiſchen dem Thieriſchen und Menſchlichen, im Bezug auf geſellſchaftliche Ne = geſtellt habe. über das oſtindiſche Einhorn. 5 Ob es gleich ungewiß war, daß das von den Bhoieas ſogenannte Einhorn jenes Thier ſey oder nicht, fo bewieſen doch die Hörner, welche fie beſaßen, daß fie von keinem eingebildeten Thiere ſprachen, und man gab fidy alle Muͤhe, das Thier, dem ſie gehoͤrten, aufzufinden. Es wurde daher den Ortsbehoͤrden und auch Reiſenden aufgetragen, ſich deshalb Muͤhe zu geben. Zufolge dies fer Aufforderung wurde dem Reſidenten einige Tage nachher die Haut des Chirsu mit den noch daran feſt⸗ ſitzenden Hoͤrnern uͤberſchickt, woran man ſehen konnte, daß das Thier nicht einhoͤrnig, ſondern eine praͤchtige Anti⸗ lope und wahrſcheinlich eine neue Art war. Man konnte es nicht lebendig einfangen, weil es ſich gewoͤhnlich an den unzugaͤnglichſten Theilen der Schneegebirge aufhaͤlt, außerordentlich twachfam , und ſehr leicht zu beunruhigen iſt. Es wird in den Lagern der Moſchusthiere gefun: den und begattet fich zuweilen mit denſelben. Es wurde noch hinzugefuͤgt, daß, obgleich das üͤber⸗ ſchickte Exemplar zwei Hoͤrner habe, es doch auch zuwei— len einhoͤrnige gebe: eine ſonderbare Behauptung, bei welcher man aber hartnaͤckig beharrte. Es bleibt alſo der Phantaſie eines Jeden uͤberlaſſen, an die Exiſtenz des Einhorns zu glauben oder nicht. Jedoch 0 man wohl 41 den Namen Chirsu und die beiden Hoͤrner (eine Art Wucherung vielleicht) irgend einem zweihoͤrnigen Thier laſ⸗ fen und von der Zeit die Entſcheidung Über das einhörnis ge abwarten. Es iſt ſchade, daß man die Haut zufams mengelegt, und in dieſem Zuſtande ſo ſteif hatte werden laſſen, daß man kaum die Geſtalt des Thiers daraus vermuthen kann: ja man kann die wahre Groͤße der Theile, nach einer ſehr ſchwierigen Meſſung der nicht zuſammengeſchrumpften Theile und durch die Analogie nur errathen. Das Thier iſt eine Antilope, kein Hirſch, maͤnnlichen Geſchlechts, die Farbe ſchiefer- oder blaͤulich⸗ grau, etwas roͤthlich, beſonders auf dem Ruͤcken. Das Haar, welches ungefaͤhr 1 Zoll lang und ſehr dick iſt, hat hinſichtlich ſeines hohlen roͤhrigen Anſehens, und durch das Gefuͤhl beim Beruͤhren zum großen Theil Ahnlichkeit mit dem des Biſamthiers; nur tft es weicher und kuͤrzer. Es kommt in Farbe, Gewebe und Gefuͤhl dem des Nowahs oder wilden Schaafs von Bhote ſehr nahe, und iſt gleich dieſem Thier mit einem duͤnnen Vließ von dicht an der Haut anliegender Wolle bedeckt. Stirn und Beine ſind faſt ſchwarz; der Bauch weiß, die Schnauze weißlich, und in Form und Groͤße der des Hirſches gleich; die Hörner ſtehen einander ſehr nah ganz am Hinterkopf und die Seite, wo die Ringe am groͤßten ſind, in die Hoͤhe. 8 Das Merkwuͤrdigſte iſt der außerordentlich lange Hals, welcher meiſt die halbe Körperlänge mißt. Die Dimenſionen find, inſofern man ſie an einer ſo verſchrumpften Haut meſſen konnte, folgende. Die ganze Laͤnge betraͤgt 5 Fuß 8 Zoll; die Laͤnge des Koͤrpers 4 Fuß 2 Zoll; der Umfang 2 Fuß 3 Zoll; die Laͤnge zwiſchen den Fuͤßen und unterhalb 1 Fuß 11 Zoll; oben, von den Schulterblaͤttern bis zur Huͤfte 2 Fuß 31 Zoll. Der Hals vom Hinterkopf bis zum Schul⸗ terknochen 1 Fuß 9 Zoll; die Fuͤße ſind nur 1 Fuß 8 Zoll hoch; der Kopf iſt 10 Zoll lang und hat 1 Fuß 42 81 Zoll im Umfang; die Länge der Hörner beträgt 2 Fuß 12 Zoll, die der Ohren 44, die des Schwanzes 8 Zoll. Freilich muß man beruͤckſichtigen, daß dieſe Meſſungen, wegen des verſchrumpften Zuſtandes der Theile nur ſehr unvollkommen ſeyn konnten. Miscellen. Einen wegen ſeiner Groͤße merkwürdigen Stein im ductusStenonianus eines Pfer— des hat der Thierarzt Gravoſt zu Corbeil durch einen Einſchnitt aus einer Geſchwulſt herausgenommen, welche vorher verkannt und mit zertheilenden und maturirenden Mitteln behandelt worden war. Der Stein war fauſt— groß, hart wie Marmor, wog 19 Unzen 7 Quent⸗ chen, und zeigte durchſaͤgt keinen fremden Koͤrper. Hr. Laſſaigne hat eine ſorgfaͤltige und vielſeitige chemiſche Analyſe deſſelben angeſtellt, welche für hundert Gewichts theile folgendes Reſultat geliefert hat: 1 Waſſer „% / „ ri 6, Aufloͤsliche Speicheltheile (naͤmlich Natron, thieriſche in Alkohol aufloͤsliche Subs ſtanzen, Hydrochlorate, Sulphate, Kalk) . 1, T hieriſcher ſchleimaͤhnlicher Stoff.. Phosphorſauren Kalk und Spuren von Eis Dee ee ii Kohlenſauren Kale 35, Verluſt « 69. u » 9 * * * „ „ * 1, 100,0 Ueber die ungeheure Fruchtbarkeit der Fiſche giebt die Nachricht des D. Borlaſe einen neuen Beitrag, daß man am 5. October in der St. Yves: Day auf 7000 Faͤſſer Sardellen gefangen hat. Da jedes Faß 35000 Stuͤck enthielt, fo war die Sums me der an einem einzigen Tage gefangenen Fiſche 245,00, 00 Del Außerordentliche Obliteration des Kanales einer eingeklemmten Darmportion, durch Adhaͤſiv⸗ Entzuͤndung der Schleimhaut des Darmes bei Leiſtenbruch. (8) f Von Dr. Thomas Biſhopp zu Thornby in Northamptonſhire. Im Jahr 1817 iſt mir folgender Fall einer ſehr ungewoͤhn⸗ lichen Obliteration des Kanals einer ganzen Darmportion vor⸗ gekommen, die bei einer friſchen Inguinal⸗Hernie unter uͤbri⸗ gens ganz gewöhnlichen Umftänden eingeklemmt war. Ich wün⸗ ſche, daß dieſer Fall allgemeiner bekannt werden möge; deshalb theile ich ihn hier nochmals mit, wiewohl ich ihn ſchon zum Gegenſtande meiner Inaugural⸗ Differtation gemacht habe, die im Jahr 1822 zu Edinburgh unter dem Titel: De Hernia Euterocele acuta, Dissertatio ete. “ erſchienen iſt. John Hardſtaff, ein Müller zu Leiceſter, 20 Jahr alt, k früher ſehr geſund, wurde den 27. Marz, nachdem er einen u M d e. Sack voll Getreide getragen hatte, von Schmerz in den Gedaͤr⸗ men, verbunden mit Ekel und heftigem Erbrechen, ergriffen. Ich beſuchte ihn des Nachmittags, ungefähr 4 Stunden nach dem Anfall, und fand, daß ein Leiſtenbruch von mäßiger Groͤ⸗ ße, offenbar aus Darm ohne eine Portion des omentum bes ſtehend, gerade jetzt erſt entſtanden war. Ich verordnete ſo⸗ gleich einen ſtarken Aderlaß und verfuchte mittelſt der Taxis auf dem gewoͤhnlichen Wege die Repoſition, leider aber ohne Erfolg. ierauf verordnete ich Ol⸗ und Tabaksklyſtire und ließ fleißig kaltes Waſſer örtlich appliciren. Den andern Morgen, am 28., fand ich den Patienten ziemlich in demſelben Zuſtande; ich verordnete abermals Blut⸗ entziehung am Arm bis zur Ohnmacht, und verſuchte nochmals mit größter Vorſicht die Repoſition, wobei ich das Gelingen für unfehlbar hielt. Zu meinem Leidweſen ſah ich aber die Bruchgeſchwulſt wieder zum Vorſchein kommen. Ich ſchlug nun die Operation vor; aber ſowohl der Patient als feine Anver⸗ 45 wandten waren entſchieden dagegen. Gegen Abend waren die Symptome weniger bedenklich. Das Tabaksklyſtir wurde wie⸗ derholt und ein Opiat gegeben. 5 5 2gſter. — Die Symptome dauerten mit wenig Abwechſe⸗ lung fort. Der Patient bekam fortwaͤhrend Klyſtire und wollte noch immer nichts von der Operation wiſſen. Die Taxis wurde abermals ganz vorſichtig einige Minuten lang angewendet, aber ohne Erfolg. A 5 30ſter. — Schlechte Nacht; ſchlimm in jeder Hinſicht; das einzige paſſende Mittel immer vergebens vorgeſchlagen. Er be⸗ willigte eine fernere Blutentziehung und nahm nur citronenſau⸗ res Kali. AR 31ſter. — Da der Patient endlich einſah, daß ohne eine Operation keine Ausſicht zu einer Wiederherſtellung vorhanden ſey, indem alle Symptome bedenklicher geworden waren, auch in der letzten Nacht der Schlucken dazu gekommen war, ſo wil⸗ ligte er endlich in dieſelbe ein. Der Bruchſack enthielt ungefaͤhr 3 Unzen einer ſeroͤſen Fluͤſſigkeit. Der Darm war nicht vom omentum begleitet, ſah etwas mißfarben aus, ſein Gewebe war nicht bemerklich verletzt, aber von der Sackmuͤndung ſehr feſt eingeklemmt und wurde ſchleunig reponirt. Die ſchlim⸗ men Symptome blieben nun einige Stunden lang aus, kehrten aber mit vermehrter Heftigkeit zuruͤck, beſonders das Gallen⸗ erbrechen, der acute Schmerz in den Daͤrmen und die Span⸗ nung in der regio hypogastrica. Nachdem er hierdurch ſehr er⸗ ſchoͤpft worden war, trat zwoͤlf Stunden lang ein Zuſtand der Ruhe ein, worauf zwanzig Stunden nach der Speration heftiges Erbrechen und Schmerz und hierauf der Tod folgten. Als der Koͤrper, vierzig Stunden nach dem Tode, geoͤffnet wurde, zeigte ſich's, daß der Darm vollkommen reponirt wor⸗ den war; Spuren beträchtlicher Entzuͤndung waren zwar im ganzen Umfange der Abdominalhoͤhle zu bemerken, jedoch nicht die geringſte Annaͤherung zur Gangrän. Am heftigſten war die Entzündung in demjenigen Theile des Darms (einem Theil des ileum), welcher eingeklemmt geweſen war. Dieſen Theil ſchnitt ich aus und fand bei genauer unter⸗ ſuchung, daß er 1½ Zoll lang, fo völlig obs literirt war, daß in Folge einer ſehr feſten Ad⸗ häfion der Zottenhaut, welche offenbar durch die Adhaͤſiventziehung bewirkt worden, nicht die kleinſte Sonde oder der geringſte Tropfen Waſſer durchdringen konnte. Die ganze obliterirte Darm: portion hatte einen merkwürdigen Grad von Fe⸗ ſtigkeit und Verdickung, fo daß nicht die geringſte Beweglichkeit zwiſchen den Häuten zu bemerken war, wenn man die Darmflaͤchen zwiſchen den Fin⸗ gern an einander rieb. ) a Ich brauche nicht zu bemerken, daß dieſe merkwürdige Va⸗ rietät von Obliteration des Kanales des eingeklemmten Darmes ein Umſtand in der Geſchichte dieſer Hernie war, den weder ich, noch Dr. William Arnold, welcher mich bei der Operation unterſtuͤtzte, erwartet hatten. Dieſer Umſtand ſchien in der That gegen alle Anſichten uͤber die Pathologie der Entzuͤndung der Schleimhaͤute zu ſtreiten, wenigſtens fuͤr den ſpeciellen Fall, wo noch kein Krankheitsproceß vorher beſtanden hat. Dieſe Er⸗ ſcheinung war ſelbſt für Aſtley Cooper, dem ich fie mittheilte, und das erwähnte Präparat zu zeigen verſprach, etwas ganz Neues. Das Praparat anlangend, begegnete indeſſen uns bei⸗ den eine Unannehmlichkeit, deren ich hier nahere Erwähnung thun muß. Den Morgen, nachdem ich Aſtley Cooper dieſe Mit- theilung gemacht hatte, fruͤhſtuͤckte ich mit Hr. Brodie und hatte das Darmpräparat zu mir geſteckt. Hrn. Brodie inte⸗ reſſirte es ſo ſehr, daß er mich bat, es ihm, Behufs genauerer. Unterſuchung, zu laſſen. Ich willigte ein und erſuchte ihn, es nachher an Aſtley Cooper abzugeben. Unalücklicherweiſe ließ aber Brodie das Präparat fo lange ohne Spiritus, bis es ganz. verdorben war. Ich erwaͤhne dieſes Umſtandes um deswillen, weil ich das Praparat für unſchaͤtzbar halte, muß aber zugleich 44 auch bemerken, daß Hr. Brodie beiden Theilen ſein Bedauern über den Verluſt ſehr aufrichtig zu erkennen gegeben und zus gleich auf das Beſtimmteſte die Thatſache beſtaͤtigt hat, die eben von mir erzählt worden iſt. Hr. Travers hat die Güte ge⸗ habt, mich auf einen aͤhnlichen Fall aufmerkſam zu machen, der in den Memoires de Academie de Chirurgie tom., IV. p. 173 von Hrn. Ritch erzaͤhlt wird. 5 „Ein Mann von 45 Jahren und galligem Temperament hatte ſeit mehrern Jahren einen Inguinal-Bruch auf der rech⸗ ten Seite, der mit einem Bruchband verwahrt war. Er wur⸗ de dadurch wenig incommodirt, bis auf einige Colikſchmerzen, die er zuweilen auf dieſer Seite ſpuͤrte. Er klagte, daß er oͤf⸗ ters verſtopft ſey. Eines Tages hob er eine große Laſt, wo— durch der Bruch wieder heraustrat. Von dieſem Augenblicke an traten Zufälle ein, die eine Einſchnuͤrung des Darms anzeigten. Ein Arzt und ein Wundarzt wurden zu Huͤlfe gerufen, die nichts unterliegen, um die vorhandenen Symptome wirkſam zu bekaͤmpfen. Sie hatten wiederholt Blutentziehungen, erweichen⸗ de Klyſtire, Halbbaͤder, erweichende Umſchlaͤge und ſelbſt Ta⸗ baksrauch-Klyſtire angewendet. Nachdem alle dieſe Mittel zwei Tage lang ohne Erfolg angewendet worden waren, wurde am dritten Tage Hr. Ritch conſulirt. Da die Symptome unge- achtet aller angewendeten Mittel fortdauerten, hielt er die Ope⸗ ration für unerlaͤßlich, und unternahm ſie. Nachdem er die Liz gamente durchſchnitten und den Bruchſack geöffnet hatte, fand er den Darm entzuͤndet. Aber dieſe Entzuͤndung ſchien nicht ſo bedeutend zu ſeyn, um die Repoſition zu verbieten. Kaum war fie vollbracht, als die Zufaͤlle beruhigt zu ſeyn ſchienen; es wur- den einige Klyſtire mit der Halbſpritze geſetzt, um die dicken Daͤrme zu entleeren, und trotz dem hatte erſt der Patient 6 Stunden nach der Operation einen Stuhlgang. Bald darauf- traten die Zufälle wieder ein. Die Tabaksrauch-Klyſtire hate. ten jetzt eben fo wenig Erfolg, wie vor der Operation, und der Patient ſtarb nach 12 Stunden. Bei der Leſchenoͤffnung fand man das ileum an zwei Stellen, und zwar gerade an denen, wo die Einſchnuͤrung geſeſſen hatte, ſo außerordentlich verengert, als ob fie mit einem Bindfaden zuſammengeſchnürt worden waͤ⸗ ren. Die innern Wandungen des Darms adhaͤrirten gegenſeitig, fo daß die Darmhoͤhlung oberhalb dieſer Verwachſung keine Com⸗ munication mit dem übrigen Darmcanal hatte, und jder Durch⸗ gang des Darminhaltes ganz unterbrochen war; daraus erkannte man alsdann die Urſache der fecundaren Zufälle und des Todes, welcher die nothwendige Folge davon ſeyn mußte.“ In dieſem Falle war indeſſen die Obliteration auf die zwei Stellen in der Suplicatur des Darms beſchraͤnkt, wo derſelbe hauptſaͤchlich durch die Bauchringe zuſammengeſchnuͤrt worden war, während die zwiſchenliegende im Bruchſack enthaltene Darm— portion nicht obliterirt war. Prof. Monro erzaͤhlt in feinem vortrefflichen Werke: On the Pathology of the Human Gullet etc. einen Fall, wo der Canal eines eingeſchnuͤrten Darms ſo vollſtaͤndig durch ein feſtes Gerinnfel von Faſerſtoff verſtopft worden war, daß keine Sonde durchgeführt werden konnte. Obgleich aber hier weder eine Spur von Entzuͤndung in der Zottenhaut, noch einer beginnenden Organiſation in dem ergoſ— ſenen Faſerſtoffe zu bemerken war, ſo zeigt doch der Fall, mei⸗ nes Beduͤnkens auf das Klarſte die Moglichkeit, daß, bei wenig veränderten umſtaͤnden, beide Exeigniſſe concurriren koͤnnen. Tritt man dieſer Meinung bei, ſo kann dieſer Fall als eine wichtige Erlaͤuterung der zwei vorigen Beiſpiele angefuͤhrt werden. Die Entzündung der Schleimhaut während des adhaͤſiven Stadiums iſt auf das vollkommenſte von John Hunter erklaͤrt und darges than worden (ſiehe deſſen Werk: On the Blood, Inflammation, and Gunshot Wounds, p. 242, 4 edit,). Im Betreff der Entzündung der Schleimhaut der Naſe, der Lungen, der Daͤr⸗ me ze, ſagt er: „Wenn dieſe Entzündung, welche an dieſen Flaͤ⸗ chen (den Ausſonderungsflaͤchen) Suppuration verurſachte, hefti⸗ ger wird, oder irgend einen roshlaufartigen Character hat, fo habe ich die Bemerkung gemacht, daß fie vom ſuppurativen Zu⸗ 45 ſtande in den abhäfiven übergeht, und die Erzeugung von gerinn⸗ barer Lymphe verurſacht. Dieſe Erſcheinung habe ich oft an der innern Seite ſolcher Därme wahrgenommen, welche bei einem Bruche eingeſchnuͤrt waren. Es iſt mir auch gelungen, ſie an der Innenſeite der vagina einer Eſelin durch eine Injection von ſtarker Atzſublimatauflöſung hervorzubringen. Hat aber die Entzuͤndung einen rothlaufartigen Character, ſo nehmen die Schleimflaͤchen unmittelbar, oder wenigſtens im Anfang, eine adhaͤſive Thaͤtigkeit an. Dies iſt offenbar der Fall beim ſoge⸗ nannten ſchwaͤrenden boͤſen Hals. Ich habe dieſe Erſcheinung in der Luftroͤhre, in den Lungen, in dem Becken der Nieren, Harngaͤngen, Blaſe und Harnroͤhre wahrgenommen. Ganz entgegen⸗ geſetzt pflegt die rothlaufartige Entzuͤndung in der Zellhaut und in den geſchloſſenen Höhlen zu wirken, indem fie an den bes zeichneten Orten faſt nie Adhaͤſionen hervorbringt; und wenn Suppuration eintritt, fo iſt dies gleich anfangs der Fall ꝛc⸗ In dem Verſuche der Eſelin waren die Hörner des uterus mit Serum gefuͤllt, und die Entzuͤndung war ſo hoch geſtiegen, daß durch die ergoſſene gerinnbare Lymphe und die Adhaͤſionen, welche das Endreſultat der Entzündung in den Ausſonde⸗ rungscanaͤlen zu ſeyn pflegen (waͤhrend an innern Flaͤchen Sup⸗ puration als Endreſultat der Entzuͤndung eintritt), die vagina und der uterus etc, faſt gaͤnzlich obliterirt waren.“ Dieſe Bemerkungen Hunter's bieten, meines Erachtens, die befriedigendſte Loͤſung aller Schwierigkeiten in dieſem Betreff dar. Daß aͤhnliche Beiſpiele nicht haͤufiger beobachtet worden find, mag wohl darin feinen Grund haben, daß man fie bei der Zergliederung uͤberſehen hat, indem der Darm nicht mit gehoͤriger Aufmerkſamkeit innerlich betrachtet worden iſt. ' Sn dem Edinburgh Medical and Surgical Journal for January 1824 hat Hr. Geoghihan einen Brief an John A bernethy über einen Bruch mitgetheilt, wo er verfichert, daß die Repoſition eines Bruches durch die Taxis oder die Ope— ration, bei Entzuͤndung und Geſchwulſt des vorgefallenen Darms, haͤufig keinen Erfolg gewaͤhre, indem die Durchgaͤngigkeit des Darmes unterbrochen ey, weil eine Zufammenklebungs feiner Zotten— haut ſtatt gefunden habe. Er fuͤhrt aber fuͤr ſeine Behauptun⸗ gen keine Leichenoͤffnungen an. Daß die Operation häufig fehl— ſchlaͤgt, und offenbar in Folge der neuen Umſtaͤnde, in welche die eingeſchnuͤrte Darmportion vor der Operation gerathen war, iſt eine ganz bekannte Sache, aber es iſt zu wuͤnſchen, daß Hr. Geoghihan weitere Aufklaͤrung dieſes Gegenſtandes, beſon— ders feine Meinungen und die Thatſachen, die er im Betreff jener Zuſammenklebung beſitzen mag, beſtimmter mittheilen moͤge. In Graͤfe's und Walther's Journal, 2. Bd. 3. H. iſt ein Fall von Inguinalbruch angeführt, den Dr. Günther zu Coͤln am Rhein beobachtet hat; der Patient ſtarb am ſiebenten Tage der Ein= ſchnuͤrung, nachdem alle gewoͤhnlichen Mittel erfolglos ange— wendet worden waren, und der Patient ſich hartnaͤckig der Ope⸗ ration widerſetzt hatte. Bei der Leichenoͤffnung fand ſich, daß keine Einſchnuͤrung beſtand, und daß die Eingeweide des Unterleibes im Allgemeinen geſund wa— ren; aber im kleinen Darm war eine Portion von 1½ Zoll Länge zuſammengezogen und faſt ganz obliterirt, und es zeigten ſich Spuren einer beginnenden Gangraͤn. Dieſer Krankheitszuſtand war vermuthlich aus der, durch den Inguinalring verurſachten Ein⸗ ſchnuͤrung waͤhrend der langen Zeit, wo der Darm zu einer fruͤ⸗ hern Zeit hier feſtgehalten worden war, hervorgegangen. Die praktiſchen Schlußfolgerungen, welche aus dieſen Fällen gezogen werden koͤnnen, ſind folgende: Wenn die Darmwandun⸗ gen bei der Bloslegung dichter und feſter als gewoͤhnlich zu ſeyn ſcheinen, auch keine Beweglichkeit verrathen, wenn man ſie unter⸗ ſucht, und gelinde zwiſchen dem Zeigefinger und Daum reibt: fo muß die einſchnuͤrende Oeffnung, durch welche der Darm vor⸗ getreten iſt, hinlaͤnglich mit dem Biſtouri erweitert werden; den Darm kann man unreponirt laſſen, und mit den Bedeckungen durch eine Ligatur verbinden, welche durch das mensenterium geführt wird. Erfolgt in einigen Stunden keine Ausleexung, — — 46 und feheint der Darm keine Vermindernng feines Volumens zu bekommen, fo mag man, Behufs der Forſchung, eine Offnung anbringen, in welche ſich eine Sonde einfuͤhren laͤßt. Hat man auf dleſem Wege ausgemittelt, daß der Canal unverſchloſſen ſey, ſo nimmt man die Repoſition vor, nachdem man mit einer fei⸗ nen ſeidenen Ligatur die gemachte Offnung verſchloſſen hat; wird aber eine Obſtruction entdeckt, ſo muß der Theil aufgeſchlitzt und gerade ſo behandelt werden, als ſey er von Gangraͤn ergriffen, Geſchichte eines Aneurysma des linken Ventri⸗ kels des Herzens. (9) Von Lobſte in. Der Verfaſſer beſchreibt ſehr ausführlich die ſaͤmmt— lichen Umſtaͤnde, welche dieſer Krankheit vorausgegangen ſind, oder ſie begleitet haben. Die Krankheit ſelbſt ſcheint aus einer Anlage des Patienten zur Gicht her— vorgegangen zu ſeyn. Seit ſeiner fruͤheſten Jugend wurde er mehrmals von einem gichtiſchen Rheuma— tismus afficirt, der ſich auf die Bruſt zu werfen pflegte. Er war indeſſen ſo gut wieder hergeſtellt, daß er in feinem 18ten Jahr den Militairdienſt beginnen konnte. In feinem Zıten Lebensjahr hatte er einen neuen Anfall von arthritis, welcher 14 Monate lang anhielt. Neun Jahre ſpaͤter kehrte die Krankheit mit groͤßerer Heftigkeit zuruͤck, und das beunruhigenſte Sym— ptom war eine heftige Beklemmung der Bruſt. Sechs Jahre ſpaͤter ſtellte ſich die gichtiſche Affection noch mit denſelben Symptomen ein, und quält jetzt den Patiens ten ſeit 3 Jahren ohne die geringſte Unterbrechung. Die Haͤufigkeit und die Staͤrke der Herzſchlaͤge ließen jetzt nicht mehr an dem Vorhandenſeyn eines Aneurysma zweifeln, welches mit jedem Tage neue Fortſchritte machte und den Tod des Patienten im 49ten Jahre feines Le— bens herbeifuͤhrte. Nach der Offnung des Leichnams fand Hr. Lobſtein das Pericardium mit dem Herzen adhaͤrirend; das Herz ſelbſt hatte einen weit groͤßern Umfang als im natuͤrlichen Zuſtande, indem es naͤm— lich 53 Zoll von der Baſis bis zur Spitze und 5 Zoll 9 Linien in ſeiner groͤßten Breite maß. Dieſe Groͤße ruͤhrte hauptſaͤchlich vom linken Ventrikel her, deſſen Laͤngendurchmeſſer 4 Zoll 9 Linien und die Dicke ſeiner Wandungen auf der aͤußern Seite der Baſis des rechten Ventrikels 14 Linien betrug. In der Furche, welche die— ſen Ventrikel von dem atrium trennt, befand ſich eine knochige Scheibe von unregelmaͤßiger Geſtalt, von der Breite eines Zolles und elfenbeinartiger Subſtanz. Dieſe Scheibe ſaß in dem Zellgewebe, welches aus dem dege— nerirten Pericardium und der veraͤnderten aͤußern Mem— bran des Herzens entſtanden war. Jede der valvulae mitrales enthielt eine knochige 4% Linien dicke Scheibe, deren übrige Dimenſionen denjenigen der Klappen gleich: kamen. Das orificium auriculo - ventrieulare hatte nur einen Durchmeſſer von 6 Linien und war, in Folge einer knochig ſteinigen Incruſtation von 63 Linien Dicke, uneben und rauh. Zwei Klappen der aorta waren voll; ſtaͤndig verknoͤchert, die dritte dagegen nur an den Näns ' 47 dern. Endlich konnte man an den Wandungen der aorta mehrere Verknoͤcherungs punkte wahrnehmen, und beſonders an der Stelle des Bogens derſelben, wo die arteriae carotides und subclaviae ihren Urſprung haben. Miscellen. Vacca Berlinghieri's Behandlung der Trichiaſis. (ro) Sein Verfahren beabſichtigt die voͤl⸗ lige Zerſtoͤrung der Haarzwiebeln an den das Auge ver⸗ letzenden Wimpern, und wird folgendermaßen vorgenom⸗ men: Der Kranke ſitzt wie bei Staaroperationen, den Kopf an einem hinter ihm ſtehenden Gehuͤlfen gelehnt. Man bezeichnet mit einer in Dinte getauchten Feder auf der Augenlidhaut eine Linie, welche genau angiebt, in welcher Strecke die Haare von ihrer normalen Rich; tung abgewichen ſind. Ein Inſtrument, welches das Augenlid halten und das Auge ſchuͤtzen ſoll, wird ums ter das Augenlid geſchoben und von dem Gehuͤlfen ges halten. Der Operateur macht alsdann zwei vertikale Einſchnitte, welche 13 Linien von dem freien Rande anfangen und in dieſem endigen. Dieſe beiden Eins ſchnitte, welche genau die mit Dinte gezogene Linie eins ſchließen, werden dann durch eine dritte Queerlinie ver⸗ einigt, welche mit der angegebenen Linie parallel laͤuft. Das Hautſtück, welches durch dieſe drei Schnitte bes grenzt iſt, wird nun mit dem Nagel oder einer Pins cette gefaßt und fo abpraͤparirt, daß die dicht neben eins ander liegenden und unmittelbar unter den Integumen⸗ ten befindlichen Zwiebeln der Wimperhaare blosgelegt werden. Nun muß man dieſe Wimpern, eine nach der andern, wegnehmen, und wenn das Blut hindert, ſie zu unterſcheiden, das ſie einſchließende Zellgewebe lospraͤpariren und wegnehmen. (In dem in der zten Beobachtung beſchriebenen Falle gebrauchte Vacca einen mit baumwollenem Faden umwickelten und in Sal⸗ peterſaͤure getauchten Zahnſtocher, um die einzelnen Haar; zwiebeln zu cauterifiren. Dieſes Verfahren iſt eben ſo ſchmerzhaft, aber ſchneller auszuführen, und zerſtoͤrt auch die Zwiebeln der fehlerhaft gerichteten Haare.) In drei Faͤllen hat Prof. Vacca ein vollkommen guͤnſtiges Res ſultat erhalten. Zur nachherigen Vereinigung iſt die ein⸗ fachſte Procedur die beſte und die blutige Naht zu vers werfen. Prof. Vacca ſchlaͤgt vor, mehrere Wimper⸗ — — faͤden ab. 48 haare zuſammen zu binden, und ſich dieſer Ligaturen zu bedienen, um das Augenlid nach außen zu ziehen, und in dieſer Lage durch Heftpflaſter zu erhalten. Die Exſtirpation des Uterus (11) iſt, wegen eines daran befindlichen fungus, von dem Prof. Re⸗ camier in Marjolen durch Unterbindung mit gluͤckli⸗ chem Erfolg bewerkſtelligt. Die Kranke war 60 Jahr alt, hatte ſeit langer Zeit einen Vorfall, mit welchem der ganze Uterus vor die Vulva herabgezogen worden war. Die Operateurs faßten die umgeftülpte Vagina über dem Uterus, überzeugten ſich, daß nicht etwa eine Darmſchlin⸗ ge darin enthalten ſey, ſtachen nun am 14. October eine lange Nadel, worin mehrere gewichſte Faͤden, von hinten nach vorn durch, und theilten die Ligaturfäden, fo daß zwei Ligaturen entſtanden, wovon jede die eine Seitenhaͤlfte der Vagina umfaßte, und gegen ſie vermittelſt eines Knotenſchließers (Serre noeuds) zufammen. Am 27. u. 28. Oct. nach der Operation war der Uterus abgeſtorben, am 30. wurde derſelbe unter der Ligatur abgeſchnitten, am 11. Nov. gingen die ſitzen gelaſſenen Unterbindungs⸗ In der Vagina fuͤhlte man in der Tiefe eine kleine Querwunde. Am 1. Dec. war die Perſon voͤllig geſund, und im Hintergrunde der Vagina ſchien die Wunde voͤllig vernarbt. Im Laufe des Decembers (24) war eine Dyſenterie entſtanden, welche die Kranke ſehr geſchwaͤcht hatte, der obere Theil der Vagina war jedoch nicht ganz geſchloſſen, denn oberhalb des von der Bas. gina gebildeten ringfoͤrmigen Randes hatte man in dem ent; ſtandenen blinden Sack einen feften und von einer gefäßreis chen oder varikoͤſen Oberfläche herabhaͤngenden Blutklumpen weggenommen. Haͤrte war nicht vorhanden, die Unter⸗ ſuchung durch den Maſtdarm ließ bemerken, daß das Obertheil der Vagina an der Baſis eines laͤngs symphysis sacro- iliaca dextra herabſteigenden Kegels hing, den man fuͤr die Vereinigung der Mutterbaͤnder und vielleicht das Ovarium hielt. So wie etwas Näs heres uͤber den Fall und den endlichen Ausgang deſſelben bekannt wird, ſoll es mitgetheilt werden. 5 Blaſenwunden durch blutige Nath zu vereinigen hat Hr. Pinel-Granchamp verſucht, und die, bei feinem Verſuche an Thieren in Bezug auf Bla⸗ ſenwunden und Blaſennaͤhte, ſo wie auf Anwendung die— ſes Mittels an Menſchen beim Steinſchnitt erhaltenen Re— fultate der Académie royale de médécine mitgetheilt. Bibliographiſche Neuigkeiten. A short Inquiry into the capillary Circulation of the Blood; with a comparative view of the more intima> te nature of Inflammation etc, London 1825. 87 Phyſtologie der Leidenſchaften oder neue Theorie der moraliſchen Empfindung von J. L. Alibert ze. nach dem franzoͤſiſchen Originale bearbeitet von Dr. K. H. Scheidler. Weimar 1826. 8. (Vergleiche Notizen Nr. 215, S. 271.) A probatory Essay on the Extraction of Caleuli from the Urinary Bladder, containing some account of cer- tain methods that have been recently proposed ete. By W. Thomson. Edinburgh 1825. 8. (Ein ſehr dankenswerther Beitrag zur Geſchichte und Beurtheilung der verſchiedenen Blaſenſteinſchnittsmethoden.) —ͤ Ä———— eee. dem Gebiete der aus Natur⸗ und Heilkunde. Nro. 208. (Nr. 4. des XIII. Bandes.) Februar 1826. Gedruckt bei Loffius in Erfurt. In Commiffion. bei dem Koͤn. Preuß. Gränz⸗Poſtamte zu Erfurt, der Königl, Sähf, Zeitungs⸗Expedition zu Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u, Taxiſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes⸗Induſtrie⸗Comptoir a Preiß eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Kthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes 3 ggl. n Nat u e M e i — — Einfluß des Mondes auf thieriſche und vegeta⸗ biliſche Subſtanzen. (12) Dieſer Gegenſtand hat die Aufmerkſamkeit der Ge; lehrten wenig oder, wenn man die Theorie der Ebbe und Fluth ausnimmt, gar nicht auf ſich gezogen. Die Art und Weiſe, wie der Mond die Zerſetzung thieri— ſcher Subſtanzen beſchleunigt, iſt nur von einer gewiſ— ſen Claſſe von Menſchen beobachtet worden, welche, wenn ſie gleich wenig zum Fortſchreiten der Naturkenntniſſe beitra— gen, doch wenigſtens ihren Vortheil zu ſchaͤtzen wiſſen. Es iſt gewiß und wird durch das Zeugniß der Officiere von der Königl. Marine und der oſtindiſchen Compagnie, welche dieſe Erfahrung auf ihre Koſten gemacht haben, beftätigt, daß wenn man in gewiſſen Jahreszeiten und an ge— wiſſen Orten ein friſchgetoͤdtetes Thier den Strahlen des Vollmonds ausſetzt, es nur wenige Stunden zu liegen braucht, um in eine verdorbene Maſſe verwandelt zu werden, waͤhrend ein anderes Thier, was nur wenige Fuß entfernt liegt, aber nicht den Mondſtrahlen ausge⸗ ſetzt iſt, nichts Uhnliches erleiget. Es wuͤrde unmoͤglich ſeyn, bei dem unvollſtaͤndigen Zuſtande unſerer Kennt— niſſe von dem Monde und deſſen Einfluſſe, aus der klei⸗ nen Zahl bis jetzt geſammelter Thatſachen Schluͤſſe zu ziehen; aber es moͤchte zweckmaͤßig ſcheinen, alle diejeni— gen zu ſammeln, die ſich in der Folge darbieten naoͤch— ten, damit man eines Tages vergleichen und weiter ſchließen könne. Einige nicht unwichtig ſcheinende fol gen hier. ; 5 Man hat ſchon beobachtet, daß der Mond einen Einfluß auf die Vegetation ausuͤbt, weil die Fruͤchte, welche ſeinen Strahlen ausgeſetzt ſind, ſchneller reifen, als die deſſelben beraubten, und daß die an einem dun— keln lichtloſen Orte aufgezogenen und daher weißgelben Pflanzen ihre Farben wieder bekommen, wenn ſie dem Mondlichte ausgeſetzt werden; folgendes Factum verdankt man Hrn. Edmonſtone, welcher ſeit dreißig Jahren beſchaͤftigt geweſen iſt, die Wälder von Demarari aus— zubeuten und der eine Menge Besbachtungen gemacht hat. = „Ich habe mich viel mit dem Einfluß des Mondes auf die Baͤume beſchaͤftigt; denn er iſt fo bedeutend und ſichtbar, daß es unmoͤglich iſt, ihn nicht zu bemerken. Wenn man einen Baum im Vollmonde niederſchlaͤgt, ſo wird man ſehen, daß er ſich bald ſpaltet, als waͤre er durch zwei große in entgegengeſetzter Richtung aus beiden En— den wirkende Gewalten aus einander geriſſen; dieſe Annaͤherung der holzigen Theile muß aus der Verdun— ſtung einer groͤßern Menge Saft entſprungen ſeyn, die in dem Baum enthalten iſt. Auch find die Baͤume, wel; che man im Vollmonde faͤllt, faſt unbrauchbar. Kurz nachdem man fie gefällt hat, werden fie von einer Lar⸗ ve angegriffen, die der im amerikaniſchen Mehl anzu— treffenden aͤhnlich iſt; ſie faulen weit ſchneller, als wenn man ſie zu einer andern Zeit des Mondes ſchlaͤgt. Dieſe Beobachtungen treffen alle Baͤume der englichen Colonie Suͤdamerika's und Weſtindiens. Auch traͤgt man Sorge, fie nur in dem erſten oder letzten Mondviertel zu fällen, wenn man ſie zu Bauholz verwenden will. Der Saft dringt während des Vollmonds hoch in den Baum hin: auf, ſenkt ſich aber wieder herab, ſo wie der Mond ſich entfernt, und dieſe Thatſache iſt allen Arten von Baͤu— men gemein.“ (Wenn es hier mit den Thatſachen rich— tig und nicht etwa post hoc mit propter hoc verwech⸗ ſelt iſt, fo wäre hier Vieles zu erforſchen.) Neues Verzeichniß von aus der Luft herabgefal— llenen Steinen, Eiſenmaſſen, Staubwolken oder weichen, trockenen oder feuchten Sub: ſtanzen, chronologiſch geordnet (13) von Hrn. Chladni. Herabgefallene Steine oder Eiſenmaſſen vor dem Anfang unſerer Aera. 5 V. Chr. Geb. * 7 1470 J., auf Creta; der Blitzſtein, deſſen Malchus er⸗ wähnt, it der Wahrſcheinlichkeit nach als Symbol der Cybele angeſehen. Chronik von Paros, geile 18 und 19. K 4 51 (Der Steinregen, wovon Joſua redet, war wohl nichts anders als Hagel.) 1200. Zu Orchomenos aufbewahrte Steine. Pausanias. 2 1168. Eine Eiſenmaſſe fiel auf dem Berg Ida auf Creta. Chronik von Paros. Zeile 22. AU NE ? 705 od. 704. Die Ankyla, wahrſche inlich eine Eifen- mafſe, faſt von derſelben Form wie die vom Cap und von Agram. Plutarch. 8 Steine auf dem Berg Alban Livius I. 30. In China. De Guignes. Zu Ngospotamos. Plutarch, Plinius und And. Ein Stein bei Theben. Schol. Piudar. In Chin a. De Guignes und Histoire générale de la Chine. V. 205 b. 206. Feurige Steine. Plutarch, Fah. Max. C. 2, 192. In China. De Guignes. 176. Ein Stein in den See des Mars. Liv. XLII. 3. 90 od. 89. Lateribus coctis pluit, Plin, et Jul, obs. 89. In China. De Guignes. ‘ 56 od. 52. Schwammiger Stein in Luean fen. Plin, 2 46. Steine zu Aeilla. Caesar. = 185 Sr 5 Fall von Steinen in China. De Guignes. Zu unbeſtimmbaren Zeiten herabgefallene Steine Die zu Peſſinus herabgefallene Mutter der Götter, Elagabal, zu Emiſa in Syrien. Der zu uUbydos aufbewahrte Stein, und der von Caſ⸗ ſandria. : Der ſchwarze Stein und noch ein anderer, welche ſich in der Caaba zu Mekka befinden. 1 (Der in dem Kroͤnungsſitze der Könige von England aufbe⸗ wahrte Stein gehört uicht, wie man geglaubt hat, zu den meteoriſchen.) Nach dem Veginn unſerer Zeitrechnung herabge⸗ fallene Steine oder Eiſenmaſſen. In den Jahren 2, 106, 154, 310 u. 333 fielen in China Steine aus der Luft. Abel-Rémusat, Journ, de Phys., mai 1819. 5 (Der im J. 416 zu Conſtantinopel angeblich vom Him⸗ mel gefallene Stein, deſſen Sethus Calvisius in ſei⸗ nem Op, Chronolog. Erwähnung thut, war nichts als ein Stein von der großen Conſtantinsſaͤule, der durch ſei⸗ nen Fall das Piedeſtal derſelben beſchaͤdigt hatte.) N. Chr. Geb. 1 5 . . . .. Ein Stein im Lande der Vocontier Plin. 452. Drei große Steine in Thracien Ammianus Marcel- linus. Im 6. Jahrh. Steine auf dem Libanon und bei Emiſa in Syrien. Damascius. 2 um 570. Steine bei Bender in Arabien. Der Koran VIII. 16; CV. 3 u. 4. und deſſen Ausleger. 616. Steine in China. Abel⸗Rémuſat. 2 648. Ein feuriger Stein zu Conſtantinopel. Einige Chroniken. ; 839. Steine in Japan. Abel-Remufat. 897. Zu Ahmed⸗Dad. Quatrems re; nach der Chrom, Syr..im J. 892, h N ) 921. Große Steine zu Narni. Nach einer, in der Bibliothek des Prinzen Chigi in Rom befindlichen handſchriftlichen Chronik des Moͤnchs Benedictus de S. Andrea. 951. Ein Stein zu Augsburg. Alb. Stad. u. And. 998. Steine zu Magdeburg. Cosmas u. Spangenberg. 1009 oder kurze Zeit nachher. Eiſenmaſſe im Djorjan. Avicenna. (Man hat den Namen in Lurgea und SEor do va verſtuͤmmelt. ) HR, AN 1021 zwiſchen 24. Zul, und 21. Aug. Steine m Africa. De Sac y. 211. — > 92 1057. Ein Stein in Corea. Abel-Remufat, 1112. Steine od. Eiſen, bei Aquile ja. Balvafor.‘ 1135 od. 1136. Ein Stein zu Oldisleben. Spangen berg u. And. . a, 1164 Bin ale Eiſen im Meißniſchen. Geo. Fa: ricius. . 5 1249, 26. Jul. Steine zu Quedlinburg u. an and. Orten. Spangenberg u. Rivander. ? 13. Jahrh. Ein Stein zu Würzburg, Schotti phys. Cur. Zwiſchen 1251 Steine zu Weliki-Oſtrog in Rußland. Gil⸗ u. 1365. | berts Ann. Bd. XXXV. b ? 1280. Ein Stein zu Alexandria in Agypten. De Sacy. um 1300. Große Steine in Aragonien, nach einer hands ſchriftlichen Chronik, welche ſich im National-Muſeum zu Peſt in Ungarn befindet und der von Martinus Po- Ionus als Fortſetzung dient. 1304, 1. Octob. Steine zu Friedland oder Friedberg. . Kranz u. Spangenberg. 1328, 9. Jan. In Mortabiah und Dakhaliah, Qua: tremere, . 2 1368. Im Oldenburgiſchen eine Eiſenmaſſe. Sie⸗ brand Meyer. . ö 1379, 26. Mai. Zu Minden im Hanoͤveriſchen. Lerbecius. 1421. Ein Stein auf der Inſel Java. Sir Thomas Stamford Raffles. Bd. II. S. 137. 7 1438. Schwammige Steine zu Ro a. Prouſt. 2... . Ein Stein bei Lucern. Cyſat. 1474. Zwei große Steine bei Viterbo. Bibliotheca italiana T. XIX. (Sept. 1820), p. 461. 1491, 22. Maͤrz. Stein bei Crema. 1492, 7. Nov. Zu Enſis heim. 1496, 26. od. 28. Jan. Steine zu Ceſema u. an and. Ort. Buriek u. Sabellicus. 1511 gegen Mitte Septemb. Fall von vielen Steinen zu Crema. Gio vani del Prato u. And. ; 1516. Zwei Steine in Chin a. Abel-Remufat, 1520 im Mai. Steine in Aragonien. Diego de Sayas. 7 Hr Große Steine zu Augsburg. Dresseri Chron. axoll- ? 1540, 28. April. Ein Stein im Limoufin. Bonav. de Saint⸗Amable. 8922 1540 — 1550. Eifenmaffe in dem Nannhofer Wald. Albinus Meißniſche Berg-Chronik. N .. ... Eiſen in Piemont. Mercati u. Scaliger. 1552, 19. Mai. Steine in Thüringen, Spangenberg. 1559. Steine zu Miskolz in ungarn. Ifthuanfi, in ſei⸗ 5 ner Historia Hunga ae. 1561, 17. Mai. Zu Torgau und Eilenburg (ausgedruckt durch Arcem Juliam). Geſner u. de Boot, 1580, 27. Mai. Steine bei Goͤttingen. Bange. 1581, 26. Juli. Stein in Thüringen. Binhard, Dies Simoneta. arius. 1583, 9. Jan. Zu Caſtrovillari. Coſto, Mereçati u. Imperati. 1583, 2. Maͤrz. In Piemont. Mercati. 1596, 1. Maͤrz. Zu Crevalcore Mittarelli. In demf. Jahrh. Ein Stein im Koͤnigreich Valencia. ſius u. die Jeſuiten von Coimbra. 1618 im Aug. Fall einer großen Menge Steine in Steier⸗ mark. Hammer's Fundgruben des Orients. 1618. Metalliſche Maſſe in Boͤhmen. Kronland. 1621, 17. April. Eiſenmaſſe bei Lahore. Jean Guir. 1622, 10. Jan. Stein in Devonſhire. Rumph. 1628, 9. Apr. Bei Hatford in Berkſhire. Gentlem. Mag. 1654, 27. Octob. Steine in Charollais. Morinus. 2 1635, 7. Juli. Stein zu Galce. Valis nie ri. 1636, 6. Maͤrz. In Schleſien. Lucas u. Cluverius. 1637 (nicht 1627), 29. Nov. In der Provence. Gaſſendi. Caͤ⸗ 38 1642, 4. Aug. In Suffolk. Gentlem. Magaz. 2 1643 od. 1644. Steine in's Meer. Wurfbain. "er 1647, 18. Febr. Ein Stein bei Zwickau. Schmid. 1647, im Aug. Steine in Weſtphalen. Gilbert's Annak. Zwiſchen 1647 und 1654. Eine Maſſe in's Meer. Will mann. 1650, 6. Aug. Ein Stein zu Dordrecht. Senguerd. 1654, 30. März. Steine auf der Inſel Fuͤhnen. Bartho⸗ linus. 5 \ ... . . . Bu Warſchau ein großer Stein. Petr. Bos rellus. Ta 9 ... . . . Bu Mailand ein kleiner Stein, welcher einen Fran⸗ ciskaner toͤdtete. Museum Septalianum. (Die Nachricht von im J. 1667 zu Schiras gefalle⸗ nen Steinen ſcheint fabelhaft.) 1668, 19. od. 21. Jun. Großes Steinfallen (Steinregen waͤre vielleicht bezeichnender?) zu Verona. Valisnieri, Montanari, Fr. Carli. 1671, 27. Febr. Steine in Schwaben. Gilbert's Annal. Bd. XXXIII. 1674, 6. Octob. Steine bei Glarus. Scheuchzer. 7 Zwiſchen 1674 u. 1677. Steine bei Cop ins ha. Wallace u. Gentlem. Mag. Jul. 1806. 1677, 28. Mai, Steine zu Ermendorf, welche wahrſchein⸗ lich Kupfer enthielten. Misc. nat, cur. 1677, app. 1680, 18. Mai. Steine zu London. King. 1697, 13. Jan. Bei Siena. Soldani, nach der Angabe Gabrieli's. ; i 1698, 19. Mai. Stein zu Waltring. Scheuchzer. 1706, 7. Jun. Stein zu Lariſſa. Paul Lucas. 1715, 11. April. Steine unweit Stargard in Pommern, Gilb. Annal. Bd. LXXI. S. 215. 1722, 6 ee Steine bei Scheftlar im Freiſingiſchen. Mei⸗ elbeck. 22. Sun? Zu Pleſcowie. Roſt u. Stepling. (Der angebliche Metallregen im Jahr 1781, zu Leſ⸗ ſay, war eine bloße electriſche Phoſphoreſcenz der Regentropfen; denn Dom) Stalley ſagt nicht: es fielen Tropfen von geſchmolzenem Metall, ſondern: es fiel gleich Tropfen u. ſ. w.) 1727 Stein (chute) bei Liboſchitz in Böhmen, Ste p⸗ 22. Juli. ling. 1738 i . 16 Zug, Bei Carpentras. Caſtillon. 7. . 2 | 25. Oct. Steine zu Rasgrad. Gilbert's Annal. Bd. L. un iter. Ein großer Stein in Groͤnlan d. Egede. ? 1743, Steine zu Leobſchütz. Stepling. (Vielleicht der⸗ ſelbe, welcher oben fuͤr's Jahr 1723 angegeben iſt.) a 8 Stein bei Coutances. Huard. de Eiſen zu Hradſchina bei Agram. 4 Steine zu Tabor. Stepling u. Mayen 8 Zu Laponas. Lalande u. Richard.! 3 Stein in Calabrien. Dom in. Tata. u Zu Alboreto. Troili. N 2 1766 | Zu Novellara. Troili. (Vielleicht ein vom Blitz 15. Aug. geſchmolzener Stein.) : a Stein zu Luce. Mem, de P Acad. Ein Stein zu Aire. Mem de l’Acad. 54 20. Kev. Stein zu Mauerkirchen. Imhof. nt 5 Stein zu Sena in Aragonien. Prouſt. 19. Sept. Bd. XXII 1775 od. 1776. Stein 7 Obruteza in Volhynien. Gilb. Annal. Bd. 8 XXXI. 1776 od. 17 & im Jan. od. deb. Bei Fabbriano. Soldani u. Amoretti, 1779, Steine zu Pettiswood in Irland. Gentlem, Mag. 1. April. Bei Beeſton in England. Lloyd's Evening Post. um 1780. Eiſenmaſſen im Bezirk von Kins dale. zwiſchen dem Weſt⸗River⸗Gebirge und Connecticut. Quart. Review Nr. LIX. April 1824. 1765 Stein bei Turin. Tata u. Amoretti. 10. Febr.) Steine zu Eich t aͤdt. Pidelu. Stutz. 1787 In der Provinz Charkow in Rußland. 1. Octob. bert's Annal. Bd. XXXI. 24. Jul. J Großes Steinfauen (chute) zu Bar bo tan *. 17. Mat. f Steine zu Caſtel-Berardenga. Soldani. 10. Ott, Bu Menabilly in Gornwallis. King. 1775 hie No badı im Coburgiſchen. Gil bert's Annal. Gil⸗ 11 In der Umgegend von Sie na. 13. Dec. Sten in Yorkſhire. 1796 Bei Belaja Zerkwa in Rußland. 1 Annalen Bd. XXXVL! 19. Febr. In Portugal. Southey. Gilbert' 1798 5 Sans! . Zu Sales. De ODrée c. 19. Dec. 5 Steine in Bengalen. Howard, Valentia. 1801. Auf der Inſel des Tonneliers. Bory de S. Vincent. 1802 Steine in Schottland. Monthly Magaz. Octo- im Sept. ber 1802. 3 Steine in der umgegend von l'Aigle. 4 u Zu Eaſt⸗Norton Phil. Mag. u, Bibl. Brit. 8. Sctob, f Ein Stein bei Apt. | 3 Bei Eggenfelde. Imhof. 1804 3 5 7 3 5 April. Bei Glasgow. Phil. Mag. u. Bibl. Brit. * = Zu Dordrecht. Van Beck⸗Calkoen. 1805 2 Steine zu Doroninsk in Siberien. Gilbert's 25. Maͤrz. Annalen Bd. XXIX. u. XXXI. E 1805 Steine zu Conſtantinopel. Kougas⸗Ingi⸗ im Juni. gia m. 1806 i 13. Mrz. Zu Alais. 0 . Stein in Hantſhire. Monthly Maga, . i 1 i d. Gilbert's Annal. 13. Mrz. Bei Timochin in Rußland. Gi 4 * 55. le a 56 * 11 Steine bei Wefton in Connetticut. 1808 Zu Borgo San Donino. Guidotti und 19. April.“ Sgagnoni. 1808 22. Mai. Bei Stannern in Mähren. SEN Zu Liſſa in Böhmen. Schreibers. 2 1809 J In's Meer bei Nordamerika. (Bei Nordamerika iſt 17. Juni. ſehr e Medical. Reposit. und Bibl. . Brit. 1810 2 In Cas wel in Amerika. Phil. Mag. und Medi- 30. Jan. cal Reposit. 5 1810 J Ein großer Stein zu Shabab in Indien. Das im Juli. Meteor verurſachte großen Schaden. Phil. Mag. Bd. XXXVII. 1810 2 Ein Stein in der Grafſchaft Tipperary in Ir⸗ im Aug. land. Wil. Higgins hat die Analyfe deſſelben bekannt gemacht. 28. Kor, Steine zu Charſonville bei Orleans. 2 Ein Stein in der Provinz Pult awa in Rußland. 12 bis 13. Gilbert's Annalen Bd. XXXVIII. Maͤrz. 1811 5 - 8. Juli. Steine zu Berlanguillas. 1812 : 5 10. N, Bei Touloufe, e l 1812 5 Cin Stein zu Erxleben. Gilbert's Annal. 15. April. Bd. XL und XLI. 5 ach 8 Zu Chantonay. Brochant. 1813 2 Steine zu Cutro in Calabrien, während des Herab⸗ 14. Mrz. 2 einer großen Menge rothen Staubes. Bibl. ‘ Brit. Octob, 1813. 2 1813 Viele Steine bei Malpas unweit Cheſter. im Som⸗ Thom ſon, Ann. of Philos., Novhr. 1813. mer. 5 iſt, und beſonders, weil andere Anzeigen von die⸗ ſem Ereigniß fehlen „ nicht ganz glaubwuͤrdig. 1813 2 bei Limerick in Irland. Phil. Mag. und 10. Sept. Gentlem. Magaz. 1813 Nach Nordenskiold (Annales de Chimie, 13. Dec. t. XXV. p. 78.), oder 1814 nach einem der Academie zu St. Petersburg mit⸗ im März getheilten Bericht, Steine in der Umgegend von Lontalax und Sawitaipal, unweit Wi⸗ 1048 in Finland. Dieſe Steine enthalten keinen ickel. (r. Murray erwähnt im Philos. Mag. Jul. 1819. S. 39. eines zu Pulroſe auf der Inſel Man herabgefallenen Steins, ohne jedoch ein Datum dabei anzugeben; indeß ſagt er, daß an- dem Ereigniß nicht gezweifelt werden duͤrfe, und daß der Stein ſehr leicht und ſchlackenäͤhnlich ges weſen ſey; dieſemnach würde er alſo den, im J. 1438 in Spanien gefallenen Steinen geglichen haben. Stein bei Bacharut in Rußland. 1814 Gilbert' 5 > 3. Febr. Annalen, Bd. L. ee Stein bei Agen. SL 1814 Im Doab in Oſtindien. Phil, eh „ Bibl. brit. 5. Nov. Journal of Science. 1815 Ein Stein zu Duralla in Oſtindien. Phil; Mag., 18. Febr. Aug. 1820, S. 156. 1815 2 3u Chaſſigny bei Langres. Piſtollet, An- 3. Oct. nales de Chimie. (die Nachricht hiervon ſcheint mir, da ſie anonym 1816 Stein zu Glaſtonbury in Sommer ſetſtzire. R Phil. Magaz. 2 1817 ) Der Wahrſcheinlichkeit nach ſind Maſſen irgend einer w. 2 u. 3. Art in's Baltiſche Meer gefallen; denn man hat, Mai. nachdem ſich zuvor zu Gothenburg ein großes Meteor gezeigt hatte, zu Odenſee einen Feuer⸗ regen mit ungemeiner Schnelligkeit gen S. O. herab⸗ fahren ſehen. Nach Daͤniſchen Zeitſchriften. 2 1818 2 Ein großer Stein ſcheint zu Limoges in einem 15. Febr. ſuͤdlich von der Stadt gelegenen Garten gefallen zu ſeyn. Nach der Erplofion eines großen Mes teors fiel eine Maſſe herab, welche eine Aushoͤh⸗ lung von der Groͤße eines ſtarken Faſſes in die Erde grub. Gazette de France und Journal de Commerce vom 25. Febr. 1818. (Es wäre zweckmaͤßig geweſen, wie es dies noch ſeyn moͤchte, die Maſſe auszugraben.) 1818 Ein Stein bei Zahorzyca in Volhynien (anahyfirt- 30. Maͤrz. von Hrn. Laugier, in den Ann, du Museunı, ; 157. Jahrg. 2. Heft.) 1818 Ein Stein fiel zu Slobodka in der ruſſiſchen Pro⸗ 10. Aug. vinz Smolensk, zufolge mehrerer Zeit⸗ ſchriften. g 1819 Zu Jonzac im Dep. der untern Charente. 13. Juni. Dieſe Steine enthalten kein Nickel. . j 1819 Stein bei Politz, unweit Gera oder Koͤſtritz, im 13. Oct. Reußiſchen. Gilbert’s Annalen, Bd. LXIII. 21820 ind. Nacht! Zu Oeden burg in Ungarn. v. 21 — 22. Mrz. Bd. XXVII. 3. Heft. 1820 2 Steine bei Likna im Kreiſe Dunaborg der ruſſi⸗ 12, Juli. ſchen Provinz e e m Grotthus \ : Bd. Hesperus in Gilb. Annalen. 15. Juni; Steine bei Juvenas. Sie enthalten kein Nickel. Ba zu Angers. Ann. de Chimie. 1 Bei Carlſtadt in Schweden. 1822 Bei la Baffe, Canton Epinal, Dep. Was gau. 13. Sept. Ann. de Chimie. 1823 Bei Nobleboro' in Amerika. Sillimann's Ame- 7. Aug. rican Journal, t. VII. 1 1824 Viele Steine bei Arenazzo, im Gebiete von Bo⸗ geg. ene logna. Einer davon, zwoͤlf Pfund ſchwer, wird Januar. im Obſervatorium von Bologna aufbewahrt. Diario di Roma. 1 1824 Ein großer Stein in der Provinz Irkutsk in Sibi⸗ Anf. Febr. rien. Einige Zeitſchriften. 1824 Bei Zebrak, im Berauner Kreiſe Boͤhmens. 14. Oct. Man bewahrt den Stein im National⸗Muſeum zu Prag auf. Eiſenmaſſen, denen man einen meteoriſchen ur⸗ ſprung zuſchreiben darf. Die wahrſcheinlich meteoriſchen Eiſenmaſſen zeichnen ſi ch durch die Anweſenheit von Nickel, durch ihr Gewebe, ihre Hämmer barkeit und ihre iſolirte Lage aus. Einige dieſer Maff en find ſchwammig oder zellig; die Hoͤhlungen findet man mit einer dem, Peridot aͤhnlichen fteinigen Subſtanz angefuͤllt. Zur Zahl dieſer letztern gehören: Die von Pallas in Siberien gefundene Maſſe, deren meteoriſcher Urſprung den Tataren bekannt war. Ein zwiſchen Elbenſtock und Johanngeorgenſtadt 6 e Stuͤck. . Eine im kaiſerlichen Cabinet zu Wien aufbewahrte, und vielleicht aus Norwegen dahin gekommene Maſſe. Eine kleine Maſſe, vier Pfund ſchwer, welche fh gegen ⸗ waͤrtig in Gotha befindet. ii 57 Andere Maſſen ſind von ſolider Structur. Das Eiſen be⸗ ſteht in dieſem Fall aus Rhombosdern oder Octas dern, welche aus parallelen Lagen oder Slaͤttern zuſammengeſetzt ſind. Das einzige bekannte Ereigniß von, aus der Luft herabgefallenen Maſſen dieſer Art fand im Jahre 1751 zu Ag ram ſtatt. Einige andere aͤhnliche Maſſen find gefunden:, Auf dem rechten Ufer des Senegal. Eompagnon, For ſter, Golber ry. Auf dem Cap der Guten Hoffnung. und v. Dankelmann. An verſchiedenen Orten in Mexico. Sonnenſchmidt, v. Humboldt. S. auch die Gazeta de Mexico, t. I et V. In der Provinz Bahia in Braſilien. Wollaſton und Morn ay. R In der Gerichtsbarkeit v. S. Jago del Eſtero. Rubin de Celis. , Zu Ellbogen in Boͤhmen. Gilberts Annalen Bd. XLII. Gilbert's Ann. Bd. XLIX. und XLIV. Bei Lenarto in Ungarn, In der Naͤhe des Rothen Fluſſes. Die Maſſe wurde von Neu-Orleans nach Neuyork geſandt. American Minera- logical Journal, Bd. I. Der Oberſt Gibbs hat dieſelbe ana= lyſirt, und Nickel darin gefunden. (Nach der in Neuyork erſcheinenden Minerva 1824 giebt es in daſigem Lande noch andere ähnliche Maffen.) In der Gegend von Bitburg, unweit Trier. (Dieſe Maſſe wiegt 3300 Pfund, und enthaͤlt Nickel. Die von dem Oberſt Gibbs unternommene Analyſe findet ſich im American Mineralogical Journal, Bd. I.) Bei Brah in in Polen. Diefe Maſſen enthalten, nach den Analyfen des Hrn. Laugier, Nickel und noch etwas Cobalt.) In der Republik Columbia, an der oͤſtlichen Cardillera der Anden. Bouſſingault und Mariano de Rivers. Aun. de Chimie, t. XXV. 85 In einiger Entfernung von der noͤrdlichen Kuͤſte der Baf⸗ fin's⸗Bai, an einem Orte, der Sowallik heißt. Es giebt daſelbſt zwei Maſſen; die eine ſcheint von ſolider Structur zu ſeyn, die andere iſt fteinig und mit Stuͤcken Eiſen untermengt, woraus die Eskimo's Arten Meſſer verfertigen. Van Marum ? Vielleicht dürfte man in dieſe Claſſe auch noch eine große Maſſe von ungefaͤhr vierzig Fuß Hoͤhe einordnen, welche ſich im 58 0 { befindet, und wovon die Mongolen, welche fie Khadasfufilao, \ d. h. Felſen des Pols nennen, angeben, daß ſie in Folge eines feurigen Meteors aus der Luft herabgefallen ſey. A bel⸗ Re muſat. Endlich giebt es noch Maſſen von problematiſchem Urfprunge, Hiezu gehören: N Eine Maſſe von Aachen, welche Arſenik enthält, Gil⸗ bert's Annalen, Bd. XLVIII. Eine im Mailaͤndiſchen gefundene Maſſe. Gil bert's Ans nalen. Bd. L. Die zu Großkamsdorf gefundene Maſſe, welche, nach Klaproth, etwas Blei und Kupfer enthält. (Wie es ſcheint, hat man ſie geſchmolzen, und die davon zu Freyberg und Dresden aufbewahrten Stuͤcke ſind nichts anders, als geſchmolz⸗ ner Stahl, welchen man den Fragmenten der primitiven Maſſe ſubſtituirt hat. r (Der Schluß dieſes Verzeichniffes folgt im naͤchſten Stüd.) Miscellen. Eine Merk wurdigkeit für die Geſchichte des Galvanis mus erzählt Hr. Desgenettes in einer, dem December des Journal complémentaire einverleibten, biogra⸗ phiſchen Notiz über Cotugno. Als Galvani die erſten Ber obachtungen in Bezug auf eine Lehre bekannt machte, die nach⸗ her feinen Namen berühmt gemacht hat, erinnerte Cotug no ſich einer Thatſache, die er vor mehreren Jahren, ohne eine Erklaͤrung zu verſuchen, einigen Freunden, u. a. dem Archiater Vivenzio mitgetheilt hatte. Er war naͤmlich beim Leſen durch eine Maus geſtoͤrt worden, fing fie und öffnete fie mit einem Federmeſſer. Als dabei das Diaphragma des Thieres geſtochen oder gereizt wurde, gab dieſes mit dem Schwanze einen Schlag, der ſtark genug war, den Ringfinger und dann die ganze Hand des Anatomen zu betaͤuben. Ein paar weiße Affen, vollkommene Albinos, fand Finlayſon in der Hauptſtadt von Siam neben den weis ßen Elephanten (man ſehe Notizen Nr. 269.). Sie waren ſo groß wie kleine Hunde und hatten einen langen Schwanz. Sie waren dick mit weißem Pelz bedeckt, wie ein Kaninchen. Ver⸗ ehrt wurden ſie nicht bei den Siameſen, waren aber doch aus der aberglaͤubiſchen Ruͤckſicht dort aufbewahrt, um die boͤſen Gei⸗ ſter zu hindern, die weißen Elephanten zu tödten, oſtlichen Theile Aſiens, unweit der Quelle des Gelben Flufſes 5 i Beobachtungen über die Anwendung der Cau⸗ teriſation in der Behandlung der Blat— tern. (14) Von Meyranx D. M. I. Cauteriſation auf ausgebreiteter Fläche. 1. Beobachtung. Ein 25 jähriger Gaͤrtner kommt am 4. Juli ins Hoſpital; ſeit zwei Tagen bemerkt man: übelbefinden, Mattigkeit, Gefuͤhl von Schmerz in den Gliedern, Mangel an Appetit, Neigung zum Erbrechen, gereizten Puls. — 5. Juli, der Kranke bemerkt am Morgen den Ausbruch von kleinen, von einem leichten rothen Hofe umgebenen Puſteln zuerſt an Stirn, Wange und Bruſt. Die Extremitaͤten und der uͤbrige Koͤrper wurden erſt am andern Tage von Puſteln bedeckt. — 7. Juli, der Ausbruch war vollftändig auf dem Geſicht, was ſehr ge⸗ ſchwollen war. Die Puſteln ſtanden ſo dicht, daß ſie eine große graue Maſſe bildeten, welche Hr. Bally mit einem Blatte grauen Papiers verglich. Dieſes Zuſammenhaͤufen der Puſteln cha⸗ rakteriſirt, nach B., die wahren zuſammenfließenden Blattern von den halbzuſammenfließenden. — Die Verdauungsorgane ſind leicht uͤberreizt. Der Rand der Zunge iſt etwas hoͤher geroͤthet, die Mitte iſt weiß und roth punktirt. — Verordnung: Limo⸗ u k. nade, Aderlaͤſſe, Cauteriſation des Antlizes in feinem ganzen Umfange mit einer Auflöfung von ſalpeterſaurem Silber. Der Kranke empfindet nach einigen Minuten ein ſehr lebhaftes Ge: fuͤhl von Schmerz; den folgenden Morgen war kein Schmerz vorhanden; der cauteriſirte Theil bildete eine ſchwarze Kruſte; die Haut iſt ſehr geſpannt und ungleich; wenn man mit dem Finger darüber hinfaͤhrt, fühlt man die von den Puſteln gebils deten Erhabenheiten. Die Geſchwulſt des Antlitzes hat ſeit der Cauteriſation abgenommen. — Den 8. Aderlaß, Abkochung von Cichorienwurzel. — Den folgenden Tag klagt der Kranke uͤber den Hals. Die Haut faltet ſich und bildet Riſſe und Spalten. — Den 9. iſt der Schorf gaͤnzlich aufgelockert, er geht ſtuͤckweiſe ab; die Haut iſt nicht glatt; überall, wo die Puſteln auf ges wohnliche Weiſe cauteriſirt find, bemerkt man einen mehr oder weniger tiefen Eindruck, je nachdem der Eiter mehr oder wer niger lange dageweſen war. Am 11. geht der Schorf gänzlich ab; der Abgang fängt an dem umkreiſe an. Die Pufteln an den untern Extremitäten ſtanden noch in voller Eiterung, waͤhrend die an Stirn, Naſe, Wangen ganz verſchwunden waren. 2 e Ein junger Mann von 23 Jahren wurde am 24. Juni unpäßlich. Während der drei erſten Tage em⸗ pfindet er leichtes Fröſtein, eine allgemeine Mattigkeit und Nei⸗ gung zum Erbrechen. Am 27. kommt er ins Hoſpital, wo man 59 Folgendes beobachtet: Kopfſchmerz, böſen Hals, unerträgliche Hitze, rothes Geſicht, ſtarken häufigen - Puls. kleiner Puſteln um die Naſe und Lippen herum, leichte Anſchwel⸗ lung des Geſichts, ſehr hohe Roͤthe. Denſelben Tag wurden alle Puſteln mit einer Auflöfung von ſalpeterſaurem Silber cau⸗ teriſirt. Am andern Tage wiederholte man dieſe Operation fuͤr diejenigen Puſteln, welche neu erſchienen waren. die Schlafen und die Wangen wurden cauteriſirt. Der Schmerz ſtellte ſich einige Minuten nach der Cauteriſation ein. — Am Abend war das Antlitz ganz ſchwarz und hoͤchſt furchtbar anzu⸗ ſehen. Die Geſchwulſt war wenig merklich, aber die Haut ſehr geſpannt; ſie zeigte Hervorragungen; man fuͤhlte die Puſteln fehr leicht. Der Kranke empfand Schmerz. Der Schorf löſte ſich und am 7. Tage fiel er ab. Jede Puſtel hinterlaͤßt eine Narbe, aber man ſieht, daß die Puſteln unter dem Kinne, welche nicht cauteriſirt wurden, dieſelbe Vertiefung hinterlaſſen als die caute⸗ riſirten. Der Kranke hat nach 20 Tagen Aufenthalt das Hoſpi⸗ tal verlaſſen, jedoch mit haͤßlichen Narben im Geſicht. Eine zweite Anſchwellung, welche Hr. Sernec zuweilen nach der Cauteriſation beobachtete, iſt nicht vorgekommen. 5 3. Beobachtung. Ein Mann von 30 Jahren kommt am 29. Juni ins Hoſpital. Er iſt nicht vaccinirt geweſen. Sehr viele uſteln hatten bereits das Antlitz eingenommen; fie waren von oniſcher Form und roͤthlich. Die Haut zwiſchen ihnen war ent⸗ zuͤndet. Des Abends fanden ſich ſchon an den Schenkeln Puſteln, wo ſie traubenartig vereinigt waren. Unterleib, Bruſt und Ar⸗ me waren von Blattern bedeckt. Es wurde ein Aderlaß verord- net. Die Cauteriſation wurde auf dem ganzen Antlitze mit einer Aufloͤſung von ſalpeterſaurem Silber vorgenommen. Drei Stun⸗ den nachher war die kauteriſirte Haut ſchwaͤrzlich; die Geſchwulſt des Antlitzes nahm nicht merklich ab. Anſchwellung der Augens lieder, der Parotidengegend und der Lippen ſehr betraͤchtlich. Am 20, zeigt ſich Geſchwülſt der Schenkel und Arme. Die Flattern find fo conflutrend, daß die Puſteln nicht blos auf dem Geſichte, ſondern auch auf Unterleib, Bruſt und obern Extremitaͤten große Schilde bilden. Die Reizung der Verdauungswerkzeuge nimmt zu. Die Zunge geht vom Hochrothen in Schwarz uͤber, die Zaͤhne werden wie mit Ruß uͤberzogen. Die Kraͤfte nehmen immer mehr ab, es iſt faſt beſtändig delirium vorhanden. Verord⸗ nung: Limonade, Klyſtire. Der Kranke klagt uͤber Kopfſchmerz und einen heftigen Schmerz in dem cauteriſirten Theile des Ge⸗ ſichts. Die Haut iſt nach allen Richtungen gefpalten, die Schor⸗ fe loſen ſich ſehr ungleich ab, darunter finden ſich an allen Stellen, wo die Puſteln waren, ſehr merkliche Vertiefungen. Am 1. Juli ſind die Zaͤhne und Zunge mit einer ſehr ſchwarzen Kruſte bedeckt; es ſchwitzt durch dieſen Überzug eine jauchenarti⸗ ge Materie; die Symptome nehmen zu; der Kranke ſtirbt in der Nacht vom 2. Juli. — Sektion. Die nicht cauteriſirte Haut iſt mit in der Mitte etwas plattgedruͤckten Puſteln be⸗ deckt; nachdem die mit Spruͤngen durchzogenen Schorfe, welche das Antlitz bedecken, weggenommen ſind, zeigt ſich die Haut roth und mit Vertiefungen, die den Puſteln entſprechen. Man ſieht deutlich, daß die Hoͤllenſteinaufloͤſung nur die Epidermis erreicht hat, welche uͤber den von den Puſteln gebildeten Hervorragungen mehr geſpannt war und dem Eiter geſtattet hatte zu verweilen, und auf Koften des corpus mucosum zahlreiche Vertiefungen. zu bilden. Die Schorfe auf den Armen, welche zuletzt cauteri⸗ firt wurden, find noch nicht losgegangen, fie bilden eine ungeheure, Kruſte, welche den ganzen Arm umgiebt. Dieſe ſchwaͤrzliche. Maſſe zeigt an allen, den Puſteln entſprechenden Punkten kleine Hervorragungen. Nachdem fie” mit dem Skalpell losgemacht war, ergab ſich, daß die Puſteln nirgends zerftört worden waren. Sie enthielten alle Eiter in ihrem Innern. Das corpus mucosum und die eutis waren angegriffen. Es iſt unbezwei⸗ felt, daß, wenn der Kranke nicht geſtorben wäre, er im Geſicht und an den Armen, welche cauteriſirt waren, eben ſo tiefe Nar⸗ ben gehabt haben wurde, als an den andern Theilen, welche Es wird Limo⸗ nade und ein Aderlaß verordnet. — Am 8. Tage Ausbruch Die Stirn, 60 nicht cauteriſirt worden waren. — Das Innere des Mundes, das Gaumenſegel, die obere Parthie des Nahrungskanals waren mit Blattern bedeckt. Die membr. mucosa des Magens zeigte hie und da rothe Flecken. Die Schleim-Membran des colon descendens und des rectum iſt entzuͤndeter, fie iſt verdickt und. dunklerroth. Die Schleim- Membran, welche den Luftroͤhren⸗ kopf bedeckt, iſt ihrer ganzen Ausbreitung nach mit Blatterpu⸗ ſteln bedeckt, deren Abtrocknung ſchon anfing. Lungen und Hirn zeigen nichts Beſonderes. Die Arachnoidea iſt an mehreren Stel⸗ len phlogoſirt, hie und da mit ſehr rothen Flecken beſetzt, und ihre Gefäße ſtrotzend. 5 4 Man ſieht, daß die Cauteriſation in diefem Falle die Ge- ſchwulſt des Antlitzes nicht aufgehoben hat, daß die Arachnitis fi) mit furchtbarer Intenſitaͤt eingeſtellt hatte, daß deli-; rium die Hirn⸗Congeſtion begleitete, daß die Puſteln durch die Cauteriſation nicht zerſtoͤrt find, und daß die Narben-Vertie⸗ fungen an den cauteriſirten Theilen eben ſo betraͤchtlich geweſen ſind, als an den nicht cauteriſirten. 103 II. Cauteriſation 1 durch einzelne Ein uͤhrung. 2 4. Beobachtung. Ein Mann von 30 Jahren kam ins Hoſpi⸗ tal, und gab an, daß er ſeit drei Tagen Fieber habe. Er ſpuͤrte Kopfſchmerzen, übelſeyn, Neigung zum Schlaf, Schmerzen im ganzen Koͤrper, vorzuͤglich aber in Ruͤcken und Lenden; auch die regio epigastrica it ſchmerzhaft, und verträgt keine Beruͤhrung; die Zunge weiß, an der Spitze roth. Am andern Morgen ſieht man eine Eruption um das Kinn herum in Form kleiner rother Flecken, wie Flohſtiche. Die Puſteln verbreiten ſich dann über Geſicht, Hand, Arm, Rumpf und untere Ertemitaͤten. Die Eru⸗ ption iſt wenig auffallend, die Puſteln find weiß, man fühlt fie. kaum mit dem Finger; man erwartet den zweiten Tag des Auge” bruchs, um das ſalpeterſaure Silber anzuwenden. Ich öffnete, mit einer Lancette jede Puſtel, und fuͤhrte die Spitze eines Stifts Hoͤllenſtein ein. Die Puſteln wurden ſchwarz, und den dritten Tag waren ſie verſchwunden, ohne eine Vertiefung zu hinter⸗ laſſen. Die andern Puſteln hatten ihren gewoͤhnlichen Verlauf. Nachdem die Desquamation beendigt war, ſah man, daß die Cruſte, welche die nicht cauteriſirten Puſteln bedeckte, durch Schuppen erſetzt war, welche beim Abfallen ziemlich tiefe Narben hinterließen. Der Kranke ward am 14. Tage, voͤllig geheilt, ohne die haͤßlichen Narben, welche gewoͤhnlich die Folge von Er N renden Pocken find, entlaſſen. ine Kern 5. Beobachtung. Ein junger Mann, ein Schneider, zeigt alle Symptome eines Blatternausbruchs. Die Blattern ſcheinen confluirend werden zu wollen. Man cauteriſirt die Puſteln des Geſichtes, nachdem man fie mit einer Lancette g96öſfuer Die Eruptjon wurde durch die Wirkung des Atzmittels vollkommen unterbrochen. Acht und vierzig Stunden nachher war ſchon die Abſchuppung vor ſich gegangen, und an der Stelle der Puſteln waren weder Narben noch Flecken zu ſehen. 6. Beobachtung. Ein von einer acuten Krankheit nach 14 Tagen Reconvalescirender hat am 9. Juli einige rothe Flecken an Stirn und Lippen; am Abend aber find Hals, Bruſt, Unter leib und Extremitäten von kleinen Pocken bedeckt, die an der in⸗ nern Seite der Schenkel wie Erhſen aneinander gereiht find, Die Zunge iſt an der Spitze feuerroth; im Innern des Mundes ſind keine Puſteln. Es iſt leichter Catarrh vorhanden. Behandlung: magere Diät, Aderlaͤſſe, Cauteriſation durch Einführung des falpeterfauren Silbers. Die Pufteln des Ant⸗ litzes wurden in ihrem Gange aufgehalten. Am andern Morgen fanden wir ſie ſaͤmmtlich abgetrocknet. Der Kranke verließ 14 Tage nachher das Hoſpital voͤllig geheilt, und nach der Abſchuppung iſt auch keine Narbe auf dem Geſicht zuruͤckgeblieben. 1 über die Anwendung der Ägmittel bei Blattern (15) hat Hr. Damiron, Arzt am Hoſpitale Val-de- Grace, der Académie de Médecine, am 11. Oct. eine Abhandlung eingereicht, Er hat zuerſt die Cauteriſation gegen eine Tona, gegen welche 61 drei Wochen lang alle geeigneten Mittel vergeblich angewendet wor⸗ den waren, und welche zuletzt ein Geſchwur von zehen Zoll Durch⸗ meſſer bildete, angewendet. Als er die Gircumferenz des Ge⸗ ſchwuͤres mit einer Aufloͤſung von ſalpeterſaurem Silber befeuch⸗ tet hatte, ſahe er, daß das Fortſchreiten aufhoͤrte; nun brachte er die Auflöfung auf die ganze Oberflaͤche, worauf das Geſchwuͤr ſeine Natur aͤnderte, und ſich zur Heilung anſchickte. Nachdem Hr. D. eine zweite Zona eben ſo behandelt hatte, und in einem Tage hatte heilen ſehen, bekam er Muth, die Methode auch bei Blat- tern anzuwenden. Von 58 Blatterkranken, die er im Laufe der Epidemie von 1825 zu behandeln hatte, hat er nur 37 cau— teriſirt, welche bedeutende Symptome zeigten, und von den 37 ſtarben zehen. Wenn er am erſten Tage des Ausbruchs cautes riſirte, wenn die Blattern nur anfingen, ſich zuzuſpitzen, fo abortirten die Blattern meiſtens, d. h. es kamen dieſelben gewoͤhnlich nicht zur Ausbildung; gegen den ſiebenten Tag der Krankheit ſah man dann das Geſicht anſchwellen und die Haut aufſpringen, aber aus der Spalte lief nichts heraus, und zur Zeit der Abſchuppung ging die Epidermis in Stuͤcken ab, ohne auf der Hand Narben, oder nur rothe Flecken zuruͤck zu laſſen. Wenn er erſt am zweiten Tage des Ausbruchs cauterifirte, wo die Puſteln ſchon etwas Fluͤſſigkeit enthielten, fo abortirten dieſe Puſteln nicht vollkommen; nur war ihre Entwickelung geringe. Obgleich ifie nicht jo groß war, als die der andern Theile, fo waren ſie doch unter dem Schorf ſichtbar. Zur Zeit der Eite⸗ rung ſchwoll das Geſicht ebenfalls an, die Hand bekam Spruͤnge und Riſſe, und aus dieſen ſchwitzte eine Fluͤſſigkeit mit Eiter⸗ geruch, und die Abſchuppung hinterließ eine Spur oberflaͤchlicher Narben und blaßrother Flecken. Wenn Hr. D. am vierten Tage cauteriſirte, fo war das Verfahren ganz unnuͤtz; die Anſchwel⸗ lung des Antlitzes ſtellte ſich ebenfalls ein, die Puſteln waren unter dem Schorf ſehr groß, und hinterließen nach der Abſchuppung tiefe Spuren. Was die Art der Cauteriſation anbelangt, fo hat Hr. O. ſie auf zweierlei Weiſe verſucht. Bald hat er das ganze Ant⸗ lig mehrere Male mit einer ſtarken Auflöfung von Hoͤllenſtein bepin⸗ felt, und nachher Hoͤllenſtein über alle beſtrichene Theile geführt, ehe ſie trocken waren; bald hat er Bretonneau's Verfahren in An⸗ wendung gebracht. Letzteres wuͤrde ſeiner Anſicht nach vorzuziehen ſeyn, wenn es immer anwendbar waͤre. Da man aber bei den uſammenfließenden Blattern nicht alle Puſteln cauterifiven kann, % geſchieht es, daß die den cauteriſirten zunächfiftehenden um fo ſchneller ſich entwickeln, und der Zweck iſt zum Theil verfehlt; auch iſt das einzelne Atzen viel ſchmerzhafter, als Sernech's Verfahren. Kurze Zeit nach der Cauterifation ſtellt ſich eine hef⸗ tige Hitze und oft Schmerz ein, welche Symptome aber nach kuͤhlen erweichenden Umſchlaͤgen und der Anwendung von Blut: igeln weichen. Hr. D. ſchließt aus den, in ſeiner Abhandlung mitgetheilten Thatſachen: 1) daß die Cauteriſation des Antlitzes bei den Blattern die Ausbildung der Hirnentzundungen nicht hin⸗ dert, indem dieſe nicht aus der Geſchwulſt des Geſichtes entſprin⸗ gen, welche meiſt verſchwunden iſt, wenn jene ſich zeigen, ſon⸗ dern von der phlegmasia gastro-intestinalis, welche bei Blat⸗ tern immer der Entzuͤndung anderer Eingeweide vorausgeht. 2) Daß die Cauteriſation des Antlitzes bei den Blattern, wenn ſie früh vorgenommen wird, wenigſtens den Vortheil gewaͤhrt, daß ſie große Narben verhuͤthet, daß ſie das Zuſchwellen der Augen hindert, und daß ſie ein Mittel gewaͤhrt, die auf der Hornhaut vielleicht eintretenden Blatterpuſteln abortiren zu machen. Auch Hr. Noble, Arzt am Hoſpitale zu Verſailles, hat funfzehen Blatterkranke im Antlitz, an den Augenliedern, am Gaumenſeegel in den zwei erſten Tagen des Ausbruchs cauteriſtrt. Bei zwei Kranken mit zuſammenfließenden Pocken wurde die Cau⸗ teriſation mit zugeſpitztem Hollenſtein bewirkt, nachdem zuvor die Puſteln mit einer Scheere geöffnet worden waren. Bei ſechs andern, wo die Pocken noch mehr zuſammenfloſſen, cauteriſirte man mit einem Malerpinſel, den man in eine Aufloͤſung von 15 Gran ſalpeterſaurem Silber in einer unze Waſſer tauchte, nachdem die meiſten Puſteln vorher mit der Spitze einer Lanzette geöffnet — — 62 waren. Die uͤbrigen Kranken, wo die Pocken ſehr zuſammenflie⸗ ßend waren, ſind mit einem ſehr dicken Charpiepinſel cauteriſirt worden, den man in die Aufloͤſung tauchte, und über die vers ſchiedenen Thelle des Geſichtes wegfuͤhrte, ohne daß die Puſteln vorher geöffnet wurden. Von dieſen drei Methoden hätt Hr. Noble die zweite, d. h. die mit dem Malerpinſel für die vorzuͤglichſte; aber ihre Anwendung iſt bei ſehr zuſammenfließenden Pocken ſchwierig, und dann kann man faſt nur die dritte anwenden, die übrigens auch guͤnſtigen Erfolg hat, wenn man von Puſteln öffnet, was ſich öffnen läßt , und eine ſehr gleichfoͤrmige allgemeine Cau⸗ teriſation hervorbringt. Wenn man die Puſteln nicht hat öffnen koͤnnen, ſo muß man oft eine zweite Cauteriſation einige Stun⸗ den nach der erſten vornehmen. Wenn die Cauteriſation vom zweiten Tage des Ausbruchs an vorgenommen war, ſo haben die Puſteln immer vollſtaͤndig abortirt, die Geſchwulſt der Haut des Antlitzes iſt gering geweſen, und die cauteriſirten Puſteln waren abgetrocknet, ehe die Puſteln an den uͤbrigen Theilen des Koͤrpers nur zur Suppuration gelangt waren. Wenn dagegen die Cauteriſation ſpaͤter ſtattfand, und wenn die Eiterung der Puſteln ſchon angefangen hatte, fo ſtellte ſich Entzündungs- geſchwulſt der Haut ein, war aber geringer, und die Puſteln ſtatt abzutrocknen, ließen Seroſitäten ausſchwitzen, welche in duͤn⸗ nen Cruſten eintrockneten. Übrigens hat kein Kranker unguͤnſtige Zufälle erlitten; der Kopf iſt beſtaͤndig frei geblieben, die Augen find nicht zuge⸗ ſchwollen. Es haben ſich nur an den nicht cauteriſirten Puſteln Narben eingeſtellt, die cauteriſirten haben blos rothe Flecken hin— terlaſſen. Hr. Noble erinnert, die Haut vor der Cauteriſation forgfaltig zu reinigen, indem das ſalpeterſaure Silber wenig auf die Haut wirkt, wenn ſie fettig oder ſchweißig iſt. Beobachtung einer Abtrennung der Gelenkhoͤcker des Schenkelbeins. (16) Montagnie, 11 Jahr alt, von lymphatiſchem ca— cochymiſchem Anſehen gerieth mit feiner untern Extre— mitaͤt bis an die Gelenkhoͤcker des Schenkels in ein Loch, und fiel ſo nach vorn, daß der Untertheil des Schenkel— knochens firirt blieb, waͤhrend der übrige Körper daran hing. In dieſer Stellung trennte ſich der Koͤrper des Schenkelknochens von ſeinen Gelenkhoͤckern (da die Ver— bindung zwiſchen beiden nur erſt knorplich war), entwe⸗ der durch das Gewicht des Koͤrpers oder durch die Wir— kung der Muskelcontraktion; und als man den Knaben aufhob, trat der Koͤrper des Schenkelknochens in die Kniekehle hinter die Gelenkhoͤcker, von denen er ſich ge— trennt hatte. Sey es Nachlaͤſſigkeit oder Sorgloſigkeit der Eltern, der Kranke blieb 2 Tage zu Hauſe, wo er nur palliative Huͤlfe erhielt, ohne daß man daran gedacht hatte, die Theile in ihre natürliche Lage zu bringen. Am dritten Tage wurde Montagnie ins Hoſpital gebracht, wo die Lostrennung der Schenkelhoͤcker an der Verkuͤrzung des Gliedes und an der Vorragung, welche die Hocker vorn bildeten, waͤhrend man ſah wie das untere Ende des Mittelſtuͤcks die Gefaͤße und Nerven in der Kniekehle zu— ſammendruͤckte, erkannt wurde. Die Reduktion war um ſo ſchwerer zu bewerkſtelligen, da durch angewendetes Zer— ren und durch die Stoͤrung der Circulation eine betraͤcht— liche Geſchwulſt veranlaßt worden war. Hierzu kam nun noch, daß der Knabe und die Eltern jedem Verſuch von Reduction ſich widerſetzten. Man begnuͤgte ſich daher mit 68 * einem einſachen Verbande für Frakturen, obgleich man die Folgen zu fürchten hatte, die ſich bald einſtellten. Schon den folgenden Tag, am 4. Tage nach dem Zufalle, war Betäubung des Beins, ſtarker Schmerz im Kniegelenk, beträchtliche Geſchwulſt des Beins und Kaͤlte des Fußes vorhanden. Am sten und Eten. faͤle wie am Aten. Am 7ten. Livide Farbe des Fußes. Skarification an allen kranken Theilen, innerliche und aͤußerliche Ans wendung der China: keine Beſſerung. f Am 8. Diarrhoe. Aqua ricini (Eau de ri- ein (7), zum Getraͤnke eine Unze China in Decokt. Die Gangraͤn iſt deutlich, und macht ſchnelle und berunruhigende Fortſchritte. Die Eltern wollen die Amputation nicht zugeben. Am 18ten Tage. Sphacelus des Fußes, und die Gangraͤn ſcheint am Knie ſtill zu ſtehen. Indeſſen er⸗ ſchoͤpfen ſich die Kräfte, die Diarrhoe nimmt zu, und der Kranke, in voͤlligen Marasmus verfallen, verweigert nicht allein die Annahme jedes Arzneimittels, ſondern auch die Erneuerung des immer von ſtinkendem jauchigem Eiter durchdrungenen Verbandes. Am 25ten, wo der Fuß faſt gar nicht mehr an dem Beine haͤngt, ſchneidet man ihn ab. Die Zerſtoͤrung hatte den hoͤchſten Grad erreicht, die Knochen des Beins, faſt von Fleiſch entbloͤßt, waren an einigen Stellen von ſphazelirten Lappen bedeckt. In dieſer ſchrecklichen Lage verlangte nun der Kranke laut die Amputation, als das einzige Mittel, ihn einem gewiſſen Tode zu entreißen. Am 24. Tage (26. September) machte Dr. Cou-⸗ ral die Amputation 4 Zoll hoch uͤber den Gelenkhoͤckern und in der Mitte des Scher kelknochens ohne Zufall. Auch die kleinſten arteriöfen Gefäße wurden unterbunden, um jeder Nachblutung zuvorzukommen. Außerdem aber legte man, bei der Schlaffheit der Fiber und der Schwaͤche des Kranken, aus Vorſorge ein Tourniket auf den Lauf der a. femoralis, ohne jedoch es zuſammen zu ſchnuͤren. , Den Tag und die folgende Nacht ging alles gut bis auf die Diarrhoe, welche den folgenden Tag nach⸗ ließ, wo auch die Arznei wieder gebraucht wurde. Am Aten Tag nach der Operation war die Leibesoͤffnung wieder in Ordnung und nun hoben ſich auch die Kraͤfte wieder. Am 8. erneuert man den Verband, die Ligaturen gehen ab, die Granulationen ſehen geſuͤnder aus, kein Fieber, der Kranke ißt und verdaut gut. Dieſer Zuſtand der Odem und die ubrigen Zus 64 Beſſerung nimmt von Tage zu Tage zu, und der Kranke wird den 10. December voͤllig geheilt entlaſſen. Indem man ſorgſam das amputirte Bein unter: ſuchte, fand man die Gelenkhoͤcker von dem Mittelſtuͤck des Schenkelknochens getrennt und queer auf der vor— dern Flaͤche des untern Endes derſelben gelagert, ſie waren umgekehrt, die Gelenkrolle nach vorn, die Flaͤche, welche ſich einſt verknoͤchern ſollte, nach hinten und an den Knochen anhangend, und der Ausſchnitt, welcher hinten die beiden Gelenkhoͤcker trennt, nach unten gerich— tet und die beiden ligamenta cruciata hoͤchſt geſpannt. Das Ende des Knochens, wo die Lostrennung ſtatt gehabt hatte, zeigte eine mucoſe Oberflaͤche mit Granu— lationen, welche ſowohl an Groͤße als Form ſehr ungleich waren. Die meiſten waren rund und an mehrern Stel— len, beſonders nach der aͤußern Seite zu, zitzenfoͤrmig. Man fand auch eine weiße Subſtanz mit Gold-Reflex, welche der im Verknoͤchern begriffene Knorpel zu ſeyn ſchien, deſſen groͤßter Theil den Gelenkhoͤckern gefolgt war, um welche man die, wie es ſchien, oben in das Perioſteum uͤbergehende, Kapſelmembran wahrnahm. Das Praparat befindet ſich in der Sammlung des Profeſſ. Delpech. Der Fall iſt ſo ſelten als wichtig. 8 Miscellen. Die Oeſophagotomie bei einer Kuh iſt von dem Thierarzt Felix zu Bergerac vor einigen Jahren gemacht worden, weil das Thier an einer dicken Kartof— fel, welche in dem Oeſophagus, etwa einen halben Fuß vor ſeinen Eintritt in die Bruſt, ſtecken geblieben war, zu erſticken drohete. Das Thier wurde auf die rechte Seite gelegt und der Kopf feſtgehalten. Hr. F. machte einen Laͤngenſchnitt durch die Haut, vermied, den m. sterno- maxillaris, die jugularis und carotis und deren Zweige zu verletzen, dann ſchnitt er den Oſophagus hin— reichend ein, um den fremden Koͤrper ohne Zerren weg— nehmen zu koͤnnen, und legte dann nah aneinander blu— tige Hefte und einen Verband an. Die Kuh wurde warm gehalten, ſpaͤrlich genaͤhrt; am 7. Tage hatte man ihr ſchon wieder ihr gewoͤhnliches Futter gegeben, am 20. war ſie voͤllig geheilt. Einen veraͤnderten Schwebeapparat zur Behandlung der Unterſchenkel-Frakturen hat Hr. Bri— gade-Arzt Nußbaumer in Baden angegeben und in den „Annalen fuͤr die geſammte Heilkunde, unter der Redaktion der Mitglieder der Großherzogl. badiſchen Sanitaͤts - Commiſſion“ II. Jahrganges erſtem Hefte pag. 60. beſchrieben und abgebildet. . Bibliographiſche Neuigkeiten. Histoire naturelle et médicale des sangsues, contenant la description anatomique des organes de la sangsue of- ficinale avec des considerations physiologiques sur ces orgaues. des notions très étendues sur la conser- vation etc. Par J. L. Derheims, Paris 1825. 8. Hcrae entomologicae adjectis tabulis novem eoloratis auc- tore Toussaint de Charpentier etc. Wratislaviae 1825. 4. (Sehr dankenswerth.) Manuel de matière médicale par H. Milne Edward et F. Vavasseur, Paris 1825. 12. 2 Compte rendu de la pratique chirurgicale de 1’Hötel-Dieu de Lyon pendant six annees, par L. Janson, a Lyon 1824. 8. (Aus diefem reichhaltigen Bericht, den ich erſt jetzt kennen lerne, werde ich einige Miscellen mittheilen.) I * 4 5 a er Cre — Be N „ tet * 1 . * Fre he; — 2 2 ED en et ens urn; BT FR N Schwerölsauerer Kalk " Kalk | . Schwelelseuerer Kalk Zu den Notizen NV 269 u. af Na dem Gebiete der tro. 200. aus Natur⸗ und Heilkunde. (Nr. 5. des XIII. Bandes.) Februar 1820. Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. In Commiſſion bei dem Koͤnigl. Preuß. Granz⸗Poſtamte zu Erfurt, der Koͤn. Sächſ. Zeitungs⸗Expedition zu Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u. Taxiſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes⸗Induſtrie⸗Comptoir. Preiß eines jeden Bandes von 24 Bogen, 2 Rthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes, 3 ggl. N n ki n r i un d e. Über die Cryſtalliſation der Niederſchlaͤge. (17) Von John Stokes. (Hierzu die Abbildungen Fig. 1 bis 21. der obern Hälfte der j anliegenden Tafel.) Im Monat Auguſt 1824 würde ich auf den Ges danken gebracht, daß vielleicht alle Niederſchlaͤge eryſtal⸗ liniſch ſeyen, und ich beſchloß deshalb, eine mikroſcopi— ſche Unterſuchung derſelben mit einem Inſtrumente von dreißigfacher Vergroͤßerungskraft vorzunehmen, um dieſe Meinung zu beſtaͤtigen oder zu entkraͤften. Ich entdeckte Mehreres, welches meinen Glauben an die cryſtalliſche Beſchaffenheit der Niederſchlaͤge zu beſtaͤrken geeignet war. Salzſaures Blei z. B. und mehrere andere unaufloͤsliche Salze werden immer in kleinen Cryſtallen gefaͤllt, und man kann nur annehmen, daß bei jedem andern Niederſchlage die gefaͤllten Cry— ſtalle fo außerordentlich klein find, daß fie, ohne Huͤlfe des Mikroſcops, nicht erkannt werden koͤnnen. Wenig⸗ ſteus geht aus der cryſtalliſchen Beſchaffenheit des ſalz— ſauren Bleyes hervor, daß dieſe Meinung nichts ganz Unmoͤgliches enthaͤlt. Die mikroſcopiſche Unterſuchung der Niederſchlaͤge wurde Ende Septembers 1824 begonnen, und Anfang Decembers beendigt. 27 Niederſchlaͤge wurden unterſucht, und 15 davon waren ganz deutlich und entſchieden von eryftallifcher Beſchaffenheit; die Übrigen waren von ziveis felhafter Natur, und einer bot gar keine Spuren der Eryfallifation dar. Es iſt hoͤchſt merkwuͤrdig, daß die 15 Niederſchlaͤge, von deren eryſtalliſcher Beſchaffenheit ich mich überzeugt hatte, ſaͤmmtlich in irgend einem Menſtruum aufloͤslich waren, und daß der ſchwefelſaure Baryt, welcher nicht die geringſten Spuren von Cry ſtalliſation wahrnehmen ließ, weder in Waſſer, in Saͤure noch in irgend einem andern Menſtruum aufloͤslich iſt. Schwefelſaurer Kalk war der erſte Nieder— ſchlag, mit welchem ich meine Unterſuchungen begann; und dafür hatte ich 2 Gruͤnde: 1) naͤmlich, weil er etwas aufloͤslich war, und 2) weil man in verſchiedenen Theilen der Welt natürliche Eryſtalle deſſelben findet. Es war deshalb intereſſant zu erfahren, ob fein Nieders ſchlag auch aus Cryſtallen beſtehe. Beim Fällen des ſchwefel⸗ ſauren Kalkes, wie bei allen andern Niederſchlaͤgen, wur⸗ den Vorſichtsmaaßregeln ergriffen, damit nichts als das unaufloͤsliche Salz allein cryſtalliſiren koͤnne. Bei dem erſten Verſuche wurde einem kleinen Tropfen Schwefel ſaͤure ein großer Tropfen ſalzſaurer Kalk zugeſetzt. An— fangs ſchien der Niederſchlag keine Cryſtalle zu euthalten, aber nach einiger Unterſuchung fand man die Eryftalle, wie in Fig. 1., in dem Niederſchlage zerſtreut. Ein kleines Stuͤck ſchwefelſaures Natron wurde hierauf in einem Tropfen ſalzſauren Kalk gebracht und viel deftillir: tes Waſſer zugeſetzt. Aus den Seiten des Natronſtuͤckes ſproßten Cryſtalle von ſchwefelſaurem Kalk hervor, wie Fig. 2. zu ſehen iſt. In einem dritten Verſuche wur de ſchwefelſaures Ammonium mit ſalzſaurem Kalk vermiſcht, und die Miſchung mit deſtillirtem Waſſer verdünnt. Die Cryſtalle, welche ſich ergaben, ſind Fig. 5. abgebildet. Der Verſuch wurde hierauf 25 mal wiederholt, und jedes⸗ mal wurden aͤhnliche Cryſtalle, wie Fig. 5., beobachtet. Es iſt ſehr merkwuͤrdig, daß jedesmal, wenn ich es unternahm, Cryſtalle des ſchwefelſauren Kalkes bei froſtiger Witterung zu faͤllen, dieſelben immer aͤußerſt klein und ungefähr achtmal kleiner waren, wie die Ery: ſtalle Fig. 5. Nach dem Verſuch mit dem ſchwefelſauren Kalk wurden auch viele andere mit den zweifelhaften Nieder; ſchlaͤgen augeſtellt; da aber jede Erwähnung derſelben nur unnuͤtz den Umfang dieſes Aufſatzes vergroͤßern wuͤrde, fo werde ich mich auf die Niederſchlaͤge beſchraͤn— ken, welche von entſchieden eryſtalliſcher Natur waren. Benzosſaures Queckſilber wurde auf die Weiſe gefaͤllt, daß man ſalpeterſaurem Queckſilber ben— zosſaures Ammonium zuſetzte und die Miſchung mit des ſtillirtem Waſſer verduͤnnte. Nach einiger Zeit war der Tropfen mit den merkwuͤrdigen Cryſtallen bedeckt, wel— che Fig. 8. abgebildet find. Sie haben große Uhnlich—⸗ keit mit den Cryſtallen des ſauerkleeſauren Baryts, die nachher beſchrieben werden ſollen. Der Verſuch wurde vielmals wiederholt, und ich bekam immer dieſelben Re ſultate. ö 5 11 7 1 etwas deſtillirtem Waſſer zuſammenmiſchte. 67 Sauerkleeſaurer Baryt wurde a j dargeftellt, daß einem kleinen Tropfen fau rkleeſaures Ammonium ein Tropfen eſſigſaurer Baryt mit vielem deſtillirten Waſſer zugeſetzt wurde. Nach einiger Zeit war der Tropfen mit Cryſtallen von ganz beſonderem Ausſehen bedeckt, die Fig. 6. abgebildet ſind. Mehrere cubiſche Cryſtalle waren in denſelben zerſtreut, und auch einer von der Geſtalt eines dreiblaͤtterigen Kleezweiges. Der Verſuch wurde vielmals wiederholt, und ergab im⸗ mer aͤhnliche Cryſtalle. Scauerkleeſaures Mangan wurde zunaͤchſt mikroſcopiſch unterſucht. Ich vermiſchte zu dieſem Des huf ſauerkleeſaures Ammonium und ſalzſaures Mangan mit deſtillirtem Waſſer. Die merkwuͤrdigen Cryſtalle, welche auf dieſem Wege erhalten wurden, ſind Fig. 9. abgebildet. Ringfoͤrmige Cryſtalle mit Offnungen in der Mitte entſtanden ſehr bald, und nur bei dieſem Ver⸗ ſuch allein wurde dieſe merkwuͤrdige Erſcheinung beobach- tet; denn in ſechs nachfolgenden Verſuchen war ſie nicht zu bemerken, wohl aber Cryſtalle wie Fig. 9. abgebil⸗ det ſind, in großer Menge. Sch wefelſaures Bley wurde nun der Unter⸗ fuchung unterworfen. Ich ſtellte es dar, indem ich ein Stuͤckchen ſalpeterſaures Bley mit vielem deſtillirten Waſſer in einen Tropfen ſchwefelſauren Zink legte. Es gingen Cryſtalle daraus hervor, die man Fig. 11. ab⸗ gebildet findet. Der Tropfen verdunſtete dann von freiem Stücken bis zur Trockenheit, und man bemerkte große Cryſtalle in demſelben. Ein Zuſatz von deſtillir⸗ tem Waſſer loͤſte fie ſaͤmmtlich auf, und man erblickte die Nadeln des ſchwefelſauren Bleys wieder, wie zuvor. Miſchte man fluͤſſiges ſalpeterſaures Bley mit ſchwefel⸗ ſaurem Zink zuſammen, ſo bekam man dieſelben Reſul⸗ tate. Letzterer Verſuch wurde ſiebenmal wiederholt, und ergab immer Cryſtalle von 5 Geſtaltvarietaͤten, ſiehe Fig. 7., 12. und 11. 3 Arſenikſaures Silber kam nun an die Reihe und wurde auf die Weiſe dargeſtellt, daß man Tropfen von arſenikſaurem Kali und ſalpeterſaurem Silber mit Man er⸗ blickte Eryſtalle, wie fie Fig. 11. abgebildet find, nur etwas kleiner. Dieſer Verſuch wurde vielmals wieder⸗ holt und gelang jederzeit. 0 Salzſaures Silber wurde auf die Weiſe dar⸗ geſtellt, daß man ein Stuͤckchen gewoͤhnliches Salz in einen Tropfen ſalpeterſaures Silber legte, und deſtillir⸗ tes Waſſer zuſetzte. Das Salzſtuͤckchen bewirkte eine Trübung, die ſich nach einiger Zeit in einen merkwuͤr⸗ digen cryſtalliſchen Baum verwandelte, welcher Fig. 10. abgebildet iſt. Da ich dies nicht fuͤr den Niederſchlag hielt, ſo ſetzte ich Waſſer zu, konnte aber keine Auflös ſung bewirken. Als der Tropfen von freien Stuͤcken trocken geworden war, konnte man große Eryſtalle be⸗ merken; als Waſſer zugeſetzt wurde, loͤſten ſie ſich auf, und der cryſtalliſche Baum kam wieder, wie vorher, zum Vorſchein. Der Verſuch wurde wiederholt, und die Weiſe 68 aus dem Salze drangen, wie man bemerken konnte, kleine Nadeln hervor, wurden aber bald von friſchem ſalzſaurem Silber uͤberzogen. Als man den Verſuch mit fluͤſſigem Salz und ſalpeterſaurem Silber viermal wieder⸗ holte, ſahe man jedesmal aͤußerſt kleine Cryſtalle ſich bilden. Phosphorſaurer Baryt wurde niedergeſchla⸗ gen, indem ich ein Stuͤckchen ſalpeterſauren Baryt in einen Tropfen phosphorſaures Natron legte und deſtil⸗ lirtes Waſſer zuſetzte. Die Cryſtalle, welche ſich bilde— ten, find Fig. 15. A u. B dargeſtellt. Als der Tropfen trocken geworden war, konnte man große Cryſtalle be⸗ merken, die durch einen Zuſatz von deſtillirtem Waſſer ſich ſaͤmmtlich aufloͤſten, und den urſpruͤnglichen cryſtal— liſchen phosphorſauren Baryt, wie fruͤher, zuruͤckließen. Hierauf wurde fluͤſſiges phosphorſaures Natron, ſalpe— terſaurer Baryt und deſtillirtes Waſſer mit einander vermiſcht, und im Niederſchlag gewahrte man dieſelbe Art von Cryſtallen. Letzterer Verſuch wurde vielmals wiederholt, und immer mit denſelben Reſultaten. Kohlenſaure Talkerde wurde jetzt unterſucht und auf die Weiſe gefaͤllt, daß man ein Stuͤck kohlen⸗ ſaures Natron in einen Tropfen ſchwefelſaure Talkerde, legte, und viel deſtillirtes Waſſer zuſetzte, worauf ſich die Fig. 15. abgebildeten Cryſtalle zeigten. Als der Vers ſuch auf die Weiſe wiederholt wurde, daß man ein Stuͤck ſchwefelſaure Talkerde in einen Tropfen kohlen⸗ ſaures Ammonium legte, ſah man ähnliche Cryſtalle. Aus ihrer Geſtalt ergiebt ſich, daß fie weder ſchwefel— faures Ammonium noch Talkerde find. Der Verſuch wurde zehnmal wiederholt, und jedesmal zeigten ſich Cryſtalle von derſelben Geſtalt. Kohlenſaurer Kalk wurde bei der Unterſuchung auf die Weiſe gefällt, daß man ein Stück kohlenſaures Natron in einen Tropfen ſalzſauren Kalk legte, und viel deſtillirtes Waſſer zuſetzte. Es bildeten ſich die Fig. 14. dargeſtellten Cryſtalle. Faͤllte man den kohlenſauren Kalk, indem man ſalzſaurem Kalk fluͤſſiges kohlenſaures Ammonium zuſetzte, fo entſtanden ahnliche Cryſtalle. Letzterer Verſuch wurde ſechsmal wiederholt, und immer waren Cryſtalle zu bemerken. f Phosphorſaurer Zink wurde gebildet, indem man ein Stück ſchwefelſauren Zink in einen Tropfen phosphorſaures Natron legte und vieles Waſſer zuſetzte. Es bildeten ſich Eryſtalle, wie Fig. 16. zu ſehen find. Der Verſuch wurde vielmals mit fluͤſſigem ſchwefelſau— rem Zink und phosphorſaurem Natron wiederholt, wobei man immer dieſelben Arten von Cryſtallen bemerkte, und in einem einzigen Fall auch Cryſtalle, wie Fig. 17. abt gebildet ſind. f Boraxſaures Blei wurde dargeſtellt, in⸗ dem man ein Stück ſalpeterſaures Bley in einen Tror pfen flüſſigen Borax mit feinem ſechsfachen Volumen, des ſtillirten Waſſers legte. Man ſah Cryſtalle, wie Fig. 7. dargeſtellt ſind, vermiſcht mit einigen, welche denen Fig. 13. B. ähnlich waren. Der Verſuch wurde viel mals mit Auflöfungen von ſchwefelſaurem Zink und Bor 69 var vorgenommen, und das Nefultat waren immer dies ſelben Cryſtalle. pe r Phosphorſaures Blei wurde niedergefchlagen, indem ein Stück falpeterfaures Blei in einen Tropfen phosphorſaures Natron gelegt wurde; es kamen Cryſtalle zum Vorſchein, wie Fig. 21. abgebildet find. Ich fegte faft 1 Unze deſtillirtes Waſſer zu, aber es vergingen 4 Stunden, ehe eine Aufloͤſung erfolgte. Der Verſuch wurde achtmal mit immer gleichen Reſultaten wiederholt. Phosphorſaurer Kalk diente jetzt ebenfalls zu Verſuchen. Ich ſtellte ihn dar, indem ich Tropfen von ſalzſaurem Kalk und phosphorſaurem Natron mit einan⸗ der vermiſchte und die Miſchung mit deſtillirtem Waſſer verdunnte. Es kamen Cryſtalle zum Vorſchein, wie Fig. 20. abgebildet find. Mehrere befanden ſich darunter, welche ſich in Winkeln von 120° und 60° ſchnitten. Der Verſuch wurde vielmals wiederholt, und immer ſchnitten ſich die reſultirenden Cryſtalle unter den oben erwähnten Winkeln. Merkwuͤrdig iſt es, daß wenn die ſalzſaure Aufloͤſung des phosphorſauren Kalkes verdun— ſtet iſt, man dieſelbe Art von Cryſtallen erhaͤlt, die ſich einander unter 120 und 60° ſchneiden, wie zuerſt Dr. Wollaſton bemerkt hat. f 5 Sauerkleeſaures Blei war der letzte Nieder⸗ ſchlag, mit welchem ich Verſuche anſtellte. Ich legte ein Stuͤck ſalpeterſaures Blei in einen Tropfen ſauerklee— ſaures Ammonium mit feinem ſechsfachen Volumen des; ſtillirten Waſſers. Cryſtalle ſtellten ſich dar, wie Fig. 19 abgebildet find. Wenn der Tropfen trocken gewor⸗ den war, kamen große Cryſtalle zum Vorſchein, die ſich ſaͤmmtlich beim Zuſatze von deſtillirtem Waſſer aufloͤſten, und wie vorher ſauerkleeſaures Bley ruͤckſtaͤndig ließen. Vermiſchte man fluͤſſiges fauerfleefaures Ammonium mit ſalpeterſaurem Blei, fo kamen aͤhnliche Cryſtalle zum Vorſchein. Der letztere Verſuch wurde neunmal wieder— holt und immer mit demſelben Reſultate. 8 Ein merkwuͤrdiger Umſtand iſt es, daß viele in Waſſer, in Säuren, oder in einem andern Menftruum. ouflösliche Subſtanzen oft in verſchiedenen Theilen der Welt in natürlichen Cryſtallen gefunden worden. Aus dieſem Umſtande könnte man folgern, daß fie ſich vor ihrer Cryſtalliſation in einem Zuſtande der Fluͤſſigkeit befunden har ben, der entweder vom Feuer oder vom Waſſer herruͤhrte. So viel iſt indeſſen ausgemacht, daß, wie auch die Art ihrer Aufloͤſung beſchaffen geweſen feyn möge, ihre Theilchen durch irgend ein Auflöfungsmittel von einan— der getrennt geweſen ſeyn muͤſſen, damit ſie ſich nach den Geſetzen der Cryſtalliſation wieder vereinigen konnten. Wenn jetzt der Chemiker unaufloͤsliche Salze dar⸗ kellt, muͤſſen auch die Beſtandtheile derſelben von dem fluͤſſigen in den ſtarren Zuſtand übergehen. Das Vor— kommen ſolcher Cryſtalle im Laboratorium aber iſt etwas, was im Voraus haͤtte angenommen werden koͤnnen, da die Bedingung vorhergaͤngiger Fluͤſſigkeit in verſchiede— nen Fällen ſelbſt bei den unaufloͤslichſten Subſtanzen zur Genuͤge erwieſen iſt. — 70 Neues Verzeichniß von aus der Luft herabgefal⸗ lenen Steinen, Eiſenmaſſen, Staubwolken x. (18) Von Hrn. Chladni. 7 (Beſchluß.) h Herabfallen von Staub und von weichen, nen oder feuchten Subſtanzen. Alles, was man bei den Ereigniſſen dieſer Art deobachtet hat, laͤßt vermuthen, daß ſie ſich von denen, wo Steine ſielen, nicht weſentlich unterſcheiden. In einigen Fällen waren ſie von fallenden Steinen, wie auch von einem feurigen Meteore beglei⸗ tet. Der Staub ſchien beinahe dieſelben Subſtanzen, wie die meteoriſchen Steine, zu enthalten. Kein anderer Unterſchied ſcheint ſtatt zu finden, als in der ungemeinen Geſchwindigkeit, womit jene Haufen im Weltall zerſtreuter chaotiſcher Materie in unſrer Atmoſphaͤre anlangen; indeß müſſen dieſe Subſtanzen nach der Intenſitaͤt der Hitze, welche der Druck in der Luft ent⸗ wickelt, mehr oder weniger bedeutende Veraͤnderungen erleiden. Wahrſcheinlich iſt das Eifeneryd die hauptſaͤchlichſte faͤrbende Ma: terie in dem rothen und ſchwarzen Staube. In dem ſchwarzen Staube wird man ohne Zweifel auch Kohle finden. Ich betrachte die zu Alais gefallenen ſchwarzen und ſehr bröcklichen Steine als den übergang von dem ſchwarzen Staube zu den gewöhnlichen Meteorolithen bildend, indem die Hitze nicht hinreichend geweſen iſt, um die Kohle in dieſer zu verbrennen, und die andern Sub: ſtanzen zu ſchmelzen. 5 Im J. 472. unſerer Aera (nach der Chronologie von Cats vifius, Plaifair ꝛc.), den 5. oder 6. December, fand ein beträchtliches Herabfallen von ſchwarzem Staube (wahrſcheinlich in den Umgebungen Conſtantinopels) ftatt; der Himmel ſchien zu brennen. Procopius und Marcellinus haben es dem Befuv zugeſchrieben. Menaea, Menolog, Graec, Zonares, Cedrenus, Theophanes. 652 Rother Staubregen zu Conſtantinopel. Cedrenus, Matth. Eretz. 753 Ein Meteor und Staub an verſchiedenen Orten. Theo- hanes. u „„, Mitte des achten Jahrhunderts. Rother Staub und ein dem geronnenen Blute aͤhnlicher Stoff. Fortſetzung des Geo, Monacus, Kazwini, Elmazen. 869 Rother Regen, 3 Tage lang, in den Umgebungen von Brixen. (Vielleicht fallt dieſes Phaͤnomen mit dem vorhergehenden zuſammen.) 5 959 Rother Himmel und herabfallender rother Sand zu Bag⸗ dad. Quatremere, 1056 Rother Schnee in Armenien. Matth. Eretz. 1110 In der Provinz Vaspouragan in Armenien faͤllt waͤh⸗ rend einer dunkeln Winternacht ein flammender Kor⸗ per in den See Wan. Das Waſſer faͤrbte ſich blut⸗ roth, und die Erde war an mehreren Stellen gebor- ſten. Matth. Eretz. Notices et extraits de la Bib. t. IX.) i 1222 Rother Regen in den Umgebungen von Viterbo. od. 1219. Bibliot, Italiana t. XIX. . 1416. Rother Regen in Böhmen. Spangenberg. „ „ In demfelben Jahrhundert fiel zu Lucern, wahrend der Erſcheinung eines feurigen Drachen (oder Feuer⸗ Meteors), ein Stein und eine dem geronnenen Blute ahnliche Maſſe aus der Luft herab. Cyſat. 1501. Blutregen an verſchiedenen Orten, zufolge einiger Chroniken. 1543. Rother Regen in Wsſtphalen. Suni Commentarii. 1548 5 Herabfallen einer Federkugel (wahrſcheinlich in T h uͤ⸗ 6. Nov. ringen) mit vielem Geraͤuſch: man fand hernach auf dem Erdboden eine roͤthliche Subſtanz wie geronnenes Blut. Spangenberg. 1557. In Pommern, große 2155 Stüde einer, geronnenem * trocke⸗ Theophanes, 71 — Blute ähnlichen Subſtanz. Mart. Zeiler, t- II. ep. 386. 1560. Am Pfingſttage, rother Regen zu Emden und zu Lö ⸗ wen ic. Fromond. 1560 Zu Lillebonne, Feuer⸗Meteor und rother Regen. 24. Dec. Natalis Comes. 1582 Zu Rockhauſen, unweit Erfurt, Fall einer bedeu⸗ 5 Juli. tenden Menge einer fibröfen- Subſtanz wie Men⸗ ar, ſchenhaare, in Folge eines fo fuͤrchterlichen Sturms, wie er ſich als Vorläufer von Erdbeben zu zeigen pflegt. Michel Bapt. 1586 Zu ts (im Hanöveriſchen), Fall von vieler 3. Dec. rother und ſchwaͤrzlicher Materie, unter Blitz 5 und Donner (Feuer- und Knall-Meteor). Die ur 7 Materie brannte die Bretter, worauf ſie fiel, an. 15 Nach einer Handſchrift von Salomon, eh 71 125 herrn zu Bremen. 1591. Am Magdalenentage, Blutregen zu Orleans Le- maire (Ln. ) 1618 Steinefallen, Feuermeteor und eee in Steis im Aug. $ ermark, v. Hammer. 1623 Zu Straßburg, rother Regen. Elias Hab⸗ 12. Aug. recht in einer zu Straßburg gedruckten Abhand⸗ lung v. J. 1623. 1637 3 Fall von vielem ſchwarzon Staub in dem Meerbufen 6. Dec. f H. 377. 1638. Rother Regen zu Doornik (Tourna y). 1640 Rother Regen zu Brüffel. Krontand u. Wen: 6. Octob.! delinus. ‚1643 Blutregen zu Vachingen und Weinsberg, nach im Jan. 1 einer handſchriftlichen Chronik der Stadt 8 Heilbronn. 23. Se En 8 Zu Her zo genbuſch. 1652 2 Klebrige Maſſe nach vorhergängigem teuchtenden Me⸗ im Mai. teor, zwiſchen Siena und Rom. Miscell. Acad ö “Wat. curios., ann, 9, 1690. 2 1665. 1 Bei Laucha, unweit Raumburg, ſiel eine fibröfe, 23. März. Maſſe, wie blaue Seide ausſehend, in großer Menge herab. Joh. Praͤtorius. 1678 Rother Schnee bei Genu a. Philos. 19. Mär; > 1678, 1686 Bei Rauden in Kurland. und zu gleicher geit in 31. Jan. Norwegen und in Pommern fiel eine bes ö traͤchtliche Menge einer membranofen, zerreiblichen, ee e Subſtanz, dem halb verbrannten Pas pier aͤhnlich, aus der Luft herab. Misc. Acad. Transact, nat. cur. ann. 7, pro ann. 1688, in append, (Hr. Baron Theod. v. Grotthus hat etwas von dieſer Subſtanz, was in einem naturhiſtori⸗ ſchen Cabinet aufbewahrt worden war, analyſirt, und darin Kieſelerde, Eiſen, Kalk, Kohle, Mags neſig, eine Spur von Chrom und von Schwefel, aber kein Nickel gefunden.) ee Hether Staubregen zu Venedig ꝛc. Valisnieri. Regen zu Orfion in Schweden. 5. a 6. Wal. ciae, 1731, 1718 Fal einer Feuerkugel auf der Inſel Lechy in Su 24, ie dien. Man fand nachher einen Want den Stoff. Bar che witz. 1710. Sund räut is Atlantiſche Meer (280 N. Br. u. 322 5“ L.), begleitet von einem leuchtenden Meteor, Bien de PAcad, des Sciences 1719, hist., 5 23. (Man haͤtte dieſen Sand mit größerer Sergfalt unterſuchen ſollen.) 1721. e die Mitte März ſah man zu Stuttgard ein Mes teor und rothen Regen in bedeutender Menge, von Volo und in Syrien. Phil. Transact. t. I. Act. Lit, Sue- 72 nach einer von einem Rath Viſ cher unterm 21, März geſchriebenen Nachricht. 1737 7 Fall von, vom Magnet anziehbarer Erde in's Abriati⸗ 21. Mai. ſche Meer, zwiſchen Monopoli u. Liſſa- Za⸗ A: nichelli in den Opuscoli di Calogera, t. XVI. 1744, Rother Regen zu S. Pietro d' Arena bei Genua, 5 Richard. 1755 ? Auf der Inſel Getland, einer der Orcaden, ſchwar⸗ 20. Oct. zer, nicht aus dem Hekla herruͤhrender Staub. . "Philos. Transact. t. L. 1755 2 Rother Himmel und rother Regen in verſchiedenen 15. Nov. Laͤndern. Nov, act. nat. cur. t. II. 1763 Rother Regen zu Cleve, Utrecht x, Mercurio 9. Oct. historico y politico de Madrid, Octob, 1764, 1a. Kas, Rother Regen in der Picardie. Richard 1781. In Sicilien, weißer, nicht 0 Staub. Gio eni, Phil, Trans., t. LXX 1792 1 Regen einer ee Subſtanz in der Stadt 27. 28. u la Paz in Peru. Dieſes Phänomen konnte kei⸗ 29. Togußt. nem Vulkan zugeſchrieben werden. Man hatte ununterbro⸗ Erplofiönen gehört und den Himmel ganz erhellt chen. geſehen. Der Staub verurſachte bedeutenden Kopf⸗ ſchmerz, und bei vielen alone Sieber, eurio Peruano , t. VI. 1792 17956 ) Man fand in der Lauſitz, nach dem Fall einer Feu⸗ 8. März f erkugel, eine . Materie ). Gilbert's Annal. Bd. LV. Mer 1803. In Italien, Fall von rothem Skaube, an eini⸗ 5. und 6. gen Orten trocken, an andern feucht. Opus März. coli scelti, XXII. 4811 Bei Heidelberg, Fall einer gallertartigen Sub⸗ im Juli. $ ſtanz, nach vorhergehender Exploſion eines leuch⸗ tenden Meteors. Gil bert's Annal. Bd. LXVL 1813 } In Calabrien, Zofcana und Friaul, Fall eis 13. u. 14. ner großen Menge rothen Staubes und ſchwarzen März Schnee's, mit vielem Geraͤuſch. Zu gleicher Zeig. fielen zu Cutro in Calabrien Steine aus der Luft herab. Bibl. Brit., Octob. 1813 und Aprit 1814. (Sementini fand in dem Staube: Kie⸗ ſelerde 33; Alaunerde 15½ ; Kalk 11¼ ; Eiſen 14½; Chrom 15 Kohle 95 Verluſt 15. Wie es ſcheint, hat Sementini nicht nach Magneſia und Nickel geſucht.) 1814 Fall einer großen Menge ſchwarzen Staubes in Gas 3. und a} nada, mit Erſcheinung von Feuer. Dieſes Ereig⸗ Juli. niß aͤhnelte dem vom J. 472. Philos. Ma- gaz. k. XI. IV. * 1814 in der Nacht vom 27 — 23. October. Rother Regen im Thale Oneglia bei Genua. Giornale di fr Fisica etc, t. I. p. 82. : 1814 Bei dem im Do ab in Indien ſtattgehabten Fall von 5, Nov. Steinen fand man jedes Exemplar derſelben in einem Häufchen von Staub liegend. Phil. Mag. 1815 gigen Ende des Septembers, war das Meer im Süden, von Oſtindien in einer ſehr bedeutenden Aus deh⸗ nung mit Staub bedeckt, wahrſcheinlich in Folge eines aͤhnlichen Falls, wie der vorhergehende. A Phil. Mag. Julius. 1816. 1816 & Rother Schnee an verſchiedenen Orten des nördlichen. 15. April. 1 ie Giornale di Fisica etc, t. I, 1818. 473. *) Ich beſtze davon etwas, was die Conſiſtenz, Farbe und den Geruch eines ſehr ausgetrockneten braͤunlichen Firniſſes hat. Ich glaude, daß es hauptſaͤchlich aus Schwefel und Kohle beſteht. Die HH. Guyton-Morveau und Blus menbach find ebenfalls in: Beste kleiner Quantitäten die ſer Subſtanz. (Anmerk. d. Hrn. Chladni.) 75 1819 2 3u Am herſt in Maſſachuſetts fiel, nach einem 13. Aug. vorhergehenden leuchtenden Meteor, eine gallert— 1 artige ſtinkende Maſſo. Sillimann's Sour: nal II., 335. 9 5 1819 2 Zwiſchen 11 und 11%, uhr, während der Himmel 5, Sept. heiter und ruhig war, ſielen zu Studein, in der Gerichtsbarkeit Teltſch in Maͤhren, aus einer kleinen iſolirten und ſehr hellen Wolke kleine Erd: ſtuͤcke herab. Hesperus Nov. 1819, und Gil⸗ dert's Annalen, Bd. LXVIII. 1819 Rother Regen in Flandern und Holland. Ann. 5. Nov. geneérales des sciences physiques. (Man hat in dieſem Regen Cobalt und muriatiſches Salz 5 gefunden.) x HEN 1810 Zu Montreal und in den nördlichen Theilen der im Nov. Vereinigten Staaten, ſchwarzer Regen und Schnee, begleitet von einer außerordentlichen Verdunkelung des Himmels, von Erdſtoͤßen wie waͤhrend eines Erdbebens, von Donnerſchlaͤgen wie von Canonen⸗ ſchuͤſſen, und von feurigen Erſcheinungen, welche man für ſehr ſtarke Blitze gehalten hakt. Ann. de Chimie, t. XV. Einige haben das Phänomen einem Waldbrande zugeſchrieben; indeß zeugen das Geräuſch, die Erdſtoͤße ꝛc. für ein wirkliches Me: teor, wie die von 472, 1637, 1762 und von 1814 (in Canada). Es ſcheint, daß die im J. 1806 zu Alais gefallenen ſchwarzen broͤcklichen Steine beinahe aus gleicher Subſtanz, nur in einem Zu⸗ ſtande von weiter vorgeſchrittener Oxydation be⸗ ſtanden. 1821 ) Rother Regen in der umgegend von Gießen. Hr. 3. Mai Prof. Zimmermann, der das roͤthlichbraune 9 uhr Sediment, welches dieſer Regen uͤbrig ließ, ana⸗ lyſirt hat, fand darin Chrom, Eifmoryd, Kieſel⸗ erde, Kalk, Kohle, eine Spur von Magneſia und von fluͤchtigen Theilen, aber kein Nickel. 1524 In der Stadt Mendoza, in der Republik Bue⸗ 18. Aug. nos-Ayres, fiel Staub aus einer ſchwarzen Wolke. In der Entfernung von 40 Wegſtunden entlud ſich dieſelbe Wolke noch einmal. Zeitung von Buenos-Ayres vom 1. Nov. 1824. Morgens. Miscellen. Ueber weiße Elephanten enthält der eben in London erſchienene Reiſebericht eines, mit einer brittiſchen Miſſion nach Siam geſendeten Hrn. Finlayſon einige Nachrichten (die Leſer werden ſich erinnern, daß der König von Siam ſich König des weißen Glephanten nennt). „Wir wurden — fagt er — als man uns die Sehenswuͤrdigkeiten des Pallaſtes zeigte, zus erſt in die Ställe der weißen Elephanten geführt, welche fi, da — welcher die Rippen artikuliren, 74 fie bei den Siameſen in großer Verehrung ſtehen, innerhalb des innern Theiles des Pallaſtes befinden und ihre Wohnungen dicht neben denen des Koͤnigs ſelbſt haben. Es ſind jetzt doch nicht weniger als ſechs weiße Elephanten im Beſitz des Koͤnigs, woraus man folgern kann, daß dieſe weiße Varietät weit weniger ſelten iſt, als man gewohnlich glaubt, wenigſtens in Hinterindien. Es iſt jedoch ſelten vorgekommen, daß ſo viele in einer und derſelben Zeit zuſammen gebracht ſind, und die gegen⸗ wartige Zeit wird in Bezug darauf für beſonders gluͤcklich erach⸗ tet. Ein weißer Elephant wird als ganz unfhäsbar angefehen, und wenn er irgendwo entdeckt wird, fo werden alle moglichen Anſtrengungen gemacht, um ihn zu fangen, und die Unterthanen koͤnnen keinen angenehmeren Dienſt thun, als ſich ſeiner zu bemaͤchtigen. Er iſt, wie alle Elephanten, das Eigenthum des Königs allein. Die weißen Elephanten aber find in Siam aufs Hoͤchſte geachtet. Derjenige, welcher einen entdeckt, wird für den gluͤcklichſten Sterblichen gehalten. Das Ereigniß iſt fo wichtig, daß man ſagen kann, es mache Epoche in den Annalen der Nation. Der gluͤckliche Entdecker erhält eine Krone von Silber und ein Geſchenk an Land, an Umfang ſo groß, als man den Schrei eines Elephanten hoͤren kann, und er ſowohl als ſeine Nachkommen ſind bis in die dritte Generation von Dienſtbarkeit, und fein Grundeigenthum von Abgaben frei.“ FERN Uber die Rüdenwirbel der Reptilien und Am⸗ phibien (19). Guvier bemerkt in feinen Ossem. fossiles bei Gelegenheit, wo von dem foſſilen, bei Maſtricht gefundenen Thiere die Rede iſt, an dem die Querfortſaͤtze der Ruͤckenwirbel kurz find und am Ende eine vertikale Gelenkflaͤche haben, mit t und welche letztere daher nur einen einfachen Gelenkhoͤcker beſitzen, „daß dieſes ein Kennzeichen ſey, welches die Monitors und die meiſten Saurier charakteriſire, mit Ausnahme des Crocodils, bei welchem dieſe Bildung, die drei letzten Rippen ausgenommen, nicht vorkomme. — Er haͤtte, wie Hr. Harlan bemerkt, als Ausnahmen von den Sauriern noch die Ichthyosaurus, Iguana, Chamaeleo, und von den Ophidiern die Crotalus und Coluber hinzufuͤgen koͤn⸗ nen, bei denen ſammtlich die Rippen mittelſt zweier Gelenk⸗ hoͤcker mit den Körpern der Ruͤckenwirbel artikuliren, woge⸗ gen zwiſchen ihnen und den Querfortfägen eben fo wenig eine Gelenkverbindung ſtatt findet, als bei Crocodilus. — Nach Hrn. Harlan's Unterſuchungen nehmen, mit Ausſchluß der oben angegebenen Gattungen, bei welchen die Rippen mit den Körpern der Ruͤckenwirbel artikuliren, die Querfortſätze (oder ein ihre Stelle verttetender Gelenkhoͤcker) den Rippenkopf noch bei folgenden Gattungen auf, namlich bei: Plesiosaurus, dem foſſilen Thier von Maſtricht, bei Calotes, Monitor, Ameiva, Scincus, Gecko, Agama, Anolis und auch bei Sirena, Pri- ton und Salamandra unter ben Batrachiern: eine Bemerkung, welche für die Oſteologie ſehr wichtig iſt, weil man daraus die Art und Weiſe, wie die Rippen bei den verſchiedenen Gattungen der Saurier artikulirt find, kennen lernt, Über ein neues Mittel die tacnia vulgaris zu 3 toͤdten. (20) » Von Dr. Ch. Peſchie t.) Die Starke der wurmtoͤdtenden Kraft iſt bisher nur in der flix mas erkannt und erwieſen worden, und doch ſammeln die Einwohner der Gebirge und lie— ) Bereits in Nr. 251. S. 143. iſt Hrn. Peſchier's Ent⸗ deckung zur Kenntniß der Leſer gebracht, wie ſie in Pari⸗ fer Journalen erwähnt war. Das gegenwärtig Mitge⸗ theilte iſt von Hrn. Peſchier ſelbſt. D. H. er nen ſoll. EN ER A N "ter yi fern den Droguiften und Apothekern ſechs verſchiedene Sorten von Alix, deren Arten ziemlich ſchwer zu bes ſtimmen ſind, wenn man nur den Wurzelſtock und die Augen des kuͤnftigen Laubes davon ſieht. In dieſem Umſtande allein liegt ſchon eine Urſache, warum man ſich nicht auf dieſe Wurzel verlaſſen kann. Die flix mas erfordert die ſtrengſte Aufmerkſam— keit ſowohl bei der Einſammlung, als bei der Auswahl und der Aufbewahrung, wenn ſie als Arzneimittel dien Sie beſitzt ihre vollen Kraͤfte nur vom Ende 15 des Mai’s an bis ohngefaͤhr zu der Mitte des Septem⸗ bers. Da ſind ihre Augen feſt, zeigen aͤußerlich eine braune Farbe, innerlich eine Piſtazienfarbe, brechen leicht, und haben einen widerlichen eigenthümlichen Geruch. Vor dem Monat Mat ift feine Konſiſtenz weich, und dieſe Eigenſchaften ſind nicht in ihm entwickelt. Nach dem Monat September wird es trocken und poroͤs, es beugt ſich und bricht nicht, und innerlich zeigt es braͤunliche leere Zwiſchenraͤume, welche ſichere Anzeigen von feiner Verderbniß find. Es iſt daher noͤthig, for wohl die Wurzelſtoͤcke, welche zu fruͤh oder zu ſpaͤt ge⸗ ſammelt worden ſind, als auch die verdorbenen Augen zurückzuwerfen, welches eine faſt unwirkſame Subſtanz hergiebt. ng Es giebt einen andern Umſtand, durch welchen ſich erklaͤren laͤßt, warum die aus Officinen genommene Farrnkrautwurzel, welche von dem Orte, wo fie gefams melt worden iſt, ſehr weit entfernt liegen, oft von feis ner Wirkung war, und einen Tadel auf die Kraft die⸗ ſer Pflanze fallen ließ, welchen blos die in dieſem bet ſonderen Falle angewendete Probe verdiente. Dieſe Sub⸗ ſtanz behaͤlt ihre Heilkraft nur eine beſtimmte Zeit, ohn⸗ gefahr zwei Jahre lang. Nach Verlauf dieſer Zeit muß ſie als eine unnuͤtz gewordene Waare weggeworfen wer⸗ den. Dieſe Thatſache iſt nicht allgemein bekannt, und eine große Anzahl Apotheker pflegt folglich nicht, ſich um dieſe Zeit von neuem mit dieſer Waare zu verſehen. ran ſieht aus dem Vorhergehenden, daß es ſchaͤtz⸗ bar ſeyn wuͤrde, ein Mittel zu finden, bei welchem alle dieſe Inconvenienzen, der ſchlechte Geſchmack, die laͤſtige Maſſe, die Unwirkſamkeit und die Unaͤchtheit vers mieden werden. Dieſes Mittel hat mein Bruder, der Apos theker, gefunden. Er hat die anthelminthiſche Kraft der filixmas in dem Producte geſucht, welches durch die sulphuri- Digeſtion der Wurzelaugen mit aether cus gewonnen wird. Wir haben die erſten Ver; ſuche gemeinſchaftlich gemacht, und ſie ſind uns vollkom⸗ men gelungen. Da dieſes Product eine oͤlige Conſiſtenz hat, ſo haben wir es zuerſt in Emulſion gegeben. Aber (mag dieſe Form es fo einhüllen, daß fie die unmittel; bare Beruͤhrung deſſelben mit der taenia verhindert, oder die Doſis zu ſchwach geweſen ſeyn, oder moͤgen wir es mit einem nicht ſehr reizbaren Individuum zu thun gehabt haben) wir konnten uns nicht uͤberzeugen, daß die taenia abgegangen war. Alsdann vermengte mein Bruder dieſes Product mit einem Extract, und machte davon Pillen. In jede derſelben kam ein Tropfen von dem Ol. Ich gab blos acht Stuͤck davon, und der Kranke wurde von feinem laͤſtigen Feinde, fo wie auch von den heftigen Magenſchmerzen befreit, welche er zuvor em pfunden hatte. Dieſer Verſuch iſt nachher mehrere Male wiederholt worden. Doch hat man bemerkt, daß acht Tro⸗ pfen gewoͤhnlich eine zu ſchwache Doſis find. Anderer ſeits hat man auch geſehen, daß dieſes Arzeneimittel keine ſchaͤdliche Wirkung auf den Kranken hatte; denn unlängſt hat eine Perſon neunzig Tropfen genommen, 76 ohne daß fie auf irgend eine Weiſe dadurch incomme dirt wurde. 5 Um zu wiſſen, woran man ſich hinſichtlich der Quantitaͤt halten koͤnne, welche Wa Be iſt, um eine taenia zu toͤdten, hat mein Bruder durch die Analyſe nachgeforſcht, wie viel man von dieſer fetten Subſtanz aus drei Drachmen Pulver der Farrenkrautwur— zel erhält, und hat daraus 30 Tropfen, oder 24 Gran, ges ſammelt. Dies iſt daher ungefaͤhr die Doſis, welche man in der Mehrzahl von Faͤllen anwenden muß. 25 Demnach kann dieſes Mittel, welches den Kranken nicht angreift, und nach welchem blos irgend ein leich— tes Purgirmittel erforderlich iſt, um die taenia auszus treiben, ſo vielmal wiederholt werden, als es noͤthig ſeyn wird, wenn die erſte Doſis deſſelben nicht wirkſam iſt. Seitdem mein Bruder daſſelbe den Genfer Arzten be⸗ kannt gemacht hat, haben eine große Anzahl von Per— ſonen mit dem conſtanteſten Erfolg davon Gebrauch gemacht. 5 Es ſcheint nicht noͤthig zu ſeyn bei der Anwendung dieſes Mittels eine feſte Regel anzunehmen. Es kann in Pillen eingehüllt oder blos mit einem Syrup vers miſcht werden. Man kann es vor einem Purgirmittef oder zu gleicher Zeit mit demſelben geben. Es braucht blos mit der Vorſicht genommen zu werden, daß es ſo lange Zeit als moͤglich nach der letzten Mahlzeit in den Magen eingebracht wird, wo die Gedaͤrme nur eine ſehr kleine Quantität Nahrungsmittel oder chymus ent halten, und wo mehr Wahrſcheinlichkeit vorhanden iſt, daß das Arzneimittel mit der taenia in Berührung kommt, denn ich bin geneigt zu glauben, daß dieſer Um ſtand hinreichend iſt, um den Bandwurm zu toͤdten. Demnach kann man die Haͤlfte der Doſis Abends in dem Augenblick, wo ſich der Kranke ſchlafen legt, und die andere Hälfte am andern Morgen nüchtern, und eine Stunde ſpaͤter ein Purgirmittel geben. Ob man gleich gewöhnlich das Nicinusoͤl anwendet, fo glaube ich doch nicht, daß dies durchaus noͤthig iſt, ſondern daß jedes andere Purgirmittel die Abſicht des Moments erfüllen kann, wo eine bereits durch die Farnkrautwurzel getödtes. te taenia nur ausgetrieben werden ſoll. Man wuͤrde ſelbſt die Laxirmittel entbehren koͤnnen, und dann wuͤrde die Austreibung nur ein wenig ſpaͤter erfolgen. Fall von Phlebitis durch Brechweinſtein De bandelt. (21) Ein Maͤdchen von 27 Jahren wurde den 6. An guſt 1825, den dritten Tag ihrer Krankheit in die Cli⸗ nik des Hrn. Laennec aufgenommen. Die Kraukheit hatte mit Geſchwulſt des rechten Armes angefangen, defs ſen Haut glaͤnzend, und ſtellenwetſe ſehr roth geworden war, wozu ſich ein überaus heftiger Schmerz geſellte, der durch den leiſeſten Druck vermehrt wurde. Schon 6 Wochen vorher hatte ſich eine oͤdematoͤſe Anſchwellung an den Armen und Beinen gezeigt, welche aber in wer 77 nigen Tagen einigen Abfuͤhrungsmitteln gewichen war. Beide Übel ließen ſich weder einem Diätfehler, noch eir ner Verletzung, noch einer fehlerhaften Menſtruation beimeſſen, indem fie ſich ſtets einer vortrefflichen Ges ſundheit erfreut hatte. Bei ihrer Aufnahme zeigte fie folgende Symptome: Rothes und lebhaftes Geſicht; ſtar⸗ kes Fieber; frequenten, vollen und harten Puls; ſie hatte lebhafte Schmerzen in dem ganzen rechten Arm, welcher bei dem leichteſten Druck ſtaͤrker wurde, und laͤngs dem innern Rande des biceps am heftigſten war, wo man den Stamm der vena brachialis fühlte, welcher die Staͤrke des kleinen Fingers und die Härte eines Strickes beſaß: eine eryſipelatoͤſe Roͤthe ging von der Achſelgrube aus, folgte der auf dem Armgefaße und vertheilte ſich am Ellenbogengelenk nach dem Lauf der oberflächlichen Venen des Vorderarms, mit denen fie bis über die Ruͤckenflaͤche der Hand herabſtieg; der ganze Arm, aber beſonders der Vorderarm und die Hand wa; ren geſchwollen und glänzend. Die Zunge war hellroth und feucht, kein Schmerz in der regio epigastrica, keine Verdauungsfehler. Hr. Laenn ec betrachtete die Krankheit als eine Phlebitis aus unbekannter Urſache, und glaubte, da der Aderlaß am kranken Arm gefährlich ſchien, den tartarus stibiatus in großen Gaben verſu— chen zu duͤrfen. Den 8. Auguſt war das Fieber ſtaͤrker, der Puls haͤrter, der Schmerz und die Geſchwulſt des Arms noch ſtaͤrker; die Roͤthe folgte noch dem Lauf der genannten Gefaͤße, allein an der Hand bildete ſie keine Linien mehr, ſondern verbreitete ſich gleichmaͤßig Über ‚die ganze Nils ckenflaͤche der Handwurzel. Von dem innern Rand des pectoralis major bis zwei querfingerbreit unter dem Ellenbogengelenk fühlte man immer noch einen fnotigen und harten Strang, auf welchem der leiſeſte Druck ei— nen heftigen Schmerz hervorbrachte, welcher ſich bis un— ter die clavicula fortpflanzte. Die Achſeldruͤſen waren nicht geſchwollen. Wegen der Haͤrte des Pulſes wur— den Blutegel an den After geſetzt; die Gabe des Brech— weinſteins, welche zehn- bis zwoͤlfmaliges Erbrechen und drei fluͤſſige Stuͤhle hervorgebracht hatte, wurde ſechs auf neun Gran täglich erhöht, und eine Unze syr. diacodii zugeſetzt. Die Blutegel leerten eine mäßige Menge Blut aus. Den 9. Auguſt waren Fieber, Geſchwulſt und Schmerz des Arms geringer; die Roͤthe des Oberxarms weniger intenſiv, dagegen ſtaͤrker am Vorderarm und der Hand, welche letztere uͤberaus ſtark geſchwollen war. An der Palmarflaͤche des rechten Daumens zeigte ſich ein gelblicher glaͤnzender und ſehr ſchmerzhafter Fleck. Der knotige Strang der vena brachialis war weniger hart; der Schmerz vom Druck auf denſelben ſetzte ſich noch bis unter die clavicula fort. Die Kranke hatte Par bis dreimal gebrochen, aber keinen Stuhlgang gehabt. Dien 10. war das Fieber ganz, die Roͤthe beinahe völlig verſchwunden; die Geſchwulſt war kaum bemerk⸗ von 78 bar; die vena brachialis fühlte ſich nur noch ſchwer, und der Druck war von einem ſehr leidlichen Schmerz begleitet. Kein Erbrechen, kein Stuhlgang: Nuͤckkehr des Appetits. Brechweinſtein fortgeſetzt. Dis zum 18. Auguſt verſchwanden alle Zufälfe, und die Bewegung des Arms und der Hand kehrte zur ruͤck; der rechte Daumen war noch ein wenig ſchmerz⸗ haft, obgleich die Entzündung deſſelben ohne Abſceßbil⸗ dung verſchwunden war. Pe Den 16. Auguſt wurde der Brechweinſtein wegge⸗ laſſen; man hatte die Doſis ſchon auf ſechs und vier Gran reducirt; er hatte faft immer einige vomitus hers vorgebracht. Die Geneſung war vollſtandig, und den 24. verließ das Maͤdchen das Spital vollkommen geheilt von einer Krankheit, welche trotz wiederholten Aderläfs fen faft jederzeit den Tod oder den Brand des entzuͤn deten Gliedes herbeifuͤhrt. f Uber die heilſamen Wirkungen des Unguentum cum Kali hydrojodinico bei Kropf, Drü: ſengeſchwuͤlſten und bei Afcites hat Hr. D. Delfiz zu Morlaaz einige Bemerkungen mitgetheilt, (22) die nicht unwichtig find. Die Berei— tungsformel iſt nach Richard: Kali hydrojodinici ZR Axungiae 3j B. Er räth ebenfalls zuerſt kleine Doſen zu geben, zuweilen auszuſetzen und zu paſſen— der Zeit wieder anzufangen. Da er in einer Provinz lebt, wo die Kroͤpfe haufig find, fo hat er auch oft Ge⸗ legenheit gehabt, die heilſame Wirkung der Pomade zu erproben. Kinder werden ſaͤmmtlich oder faſt ſammtlich hergeſtellt. Bei Perſonen von reiferem Alter iſt man des Gelingens nicht ſo ſicher, doch mit Ausdauer kommt man oft zum Ziel. Von mehreren Faͤllen von Heilun— gen veralteter Kroͤpfe erzaͤhlt er folgende. „Eine Frau von Pau hatte von Geburt an eine dicke Schilddruͤſe. Mit 45 bis 50 Jahren war der Kropf hoͤckerig und ss voluminds, daß die Nefpiration behindert, das Schlin— gen erſchwert war, und die Jugularvenen zuſammenge— druͤckt wurden. Es war ein Zuſtand von stupor, viel leicht apoplexie zu befuͤrchten. Ich verordnete Einrei— bungen mit der erwähnten Pomade, und empfahl ers weichende Fomentationen und Blutegel. Zwei Monate nach dieſer Behandlung kehrte mit ſichtlicher Verminde— rung des Kropfs groͤßere Ruhe zuruͤck, und durch viers monatlichen Gebrauch der Salbe ward die Schilddruͤſe auf die Groͤße eines gewoͤhnlichen Apfels zuruͤckgebracht. Der gluͤckliche Erfolg, den der Vf. durch Anwendung der Salbe bei Kroͤpfen erhielt, brachte ihn dazu, fie in ang log ſcheinenden Krankheiten anzuwenden. Mr Eine Zojaͤhrige Weibsperſon, guter Conſtitution und lymphatiſchen Temperaments, war 1821 ſyphilitiſch geweſen, und durch Einreibung von Merkurialſalben und durch Bäder wieder hergeſtellt worden. Zwei Jahre nach— her ſuchte fie von neuem Huͤlfe beim Hrn. D. D. wer gen aͤhnlicher Krankheit und wegen ihrer ſehr ver— 19 größerten Bruͤſte. Dieſe waren dreimal ſo voluminbs, als im geſunden Zuſtande, dabei waren ſehr bedeutende ſyphilitiſche Symptome und ſeit einem Monat ein fort währendes Schwitzen vorhanden. Es wurde der Van Swieten'ſche Liquor, eine Tifene von arabiſchem Gummi und Limonade zum Getraͤnk empfohlen, zur Nahrung nur etwas Bouillon und Milch erlaubt. Die fyphilitis ſchen Symptome minderten ſich und ließen baldige Ger neſung hoffen, aber die Bruͤſte nahmen immer an Um⸗ fang zu. Merkurialeinreibungen in die Arme und Däs der waren vergebens. Die Bruͤſte wurden ungeheuer groß! Wenn die Perſon ſaß, ruhten die Bruͤſte auf den Schenkeln, und konnten hinter dem Rücken vereinigt werden, die Warzen waren wie Huͤhnereter groß, ſonſt aber war weder die Weiche noch die Hautfarbe derſelben verandert, und die Kranke empfand keinen Schmerz. Ein Chirurg hatte ohne Wiſſen des Hrn. D. ein Biſtouri tief eingeſtochen, in Hoffnung Eiter zu finden: es kam aber nichts als ein Paar Tropfen Blut, und die Kranke ſagte, daß ſie die Operation kaum geſpuͤrt habe. (Um dieſelbe Zeit hatte ſie mit einer 5 bis 6 monatlichen Frucht abortirt.) Hr. D. verordnete nun Einreibungen mit eis ner halben Unze der erwähnten Salbe. Jedesmal mens dete man auch erweichende Fomentationen an; während dieſer Behandlung ereignete ſich keine Stoͤrung, und ſie wurde 13 Monate lang fortgeſetzt, worauf die Brüfte. an Groͤße abnahmen; nach vierzehntaͤgiger Unterbrechung wurden die Einreibungen, aber ſeltener, drei Monate lang, fortgeſetzt. Jetzt (im October 1825) beſorgt das Maͤdchen beſchwerliche Feldarbeit, ihre Bruͤſte ſind nur zweimal fo groß, als im naturlichen Zuſtande, und nas tuͤrlicherweiſe viel ſchlaͤffer. 5 Hr. D. kam nun auf den Gedanken, da fo häufig dem Aſcites eine chroniſche Entzündung des Bauchfells zum Grunde liegt, die Hydrojodinkali- Salbe auch ges gen Aſeites anzuwenden. Die Kranken, die er dieſen Verſuchen unterwarf, waren jung und er war gluͤcklich. Von drei ſolchen gluͤcklichen Fällen führt er folgenden an. „Ein zehnjaͤhriges Maͤdchen wurde meiner Des handlung übergeben, nachdem die Arzte von Pau ihr digitalis und squilla gegen Aſcites verordnet hatten. Da die Krankheit ſich im Gefolge einer Enteritis ent⸗ wickelt hatte, fo hielt ich es für rathſam, die Reizbar— Bibliographiſche Neuig — — Prodomus plantaxum Indiae Occidentalis hucusque cogni- tarum tam in oris Americae Meridionalis en in Insulis Antillieis sponte crescentium aut ibi diuturne hospitantium etc, Digessit G. Hamilton. 1. Vol. 8. Annalen für das Univerſalſyſtem der Elemente, herausgegeben pon D. Fr. Sertuͤrner. (Der umſchlag führt den Eitel: „Die neueſten Entdeckungen in der Phyſik, Heilkunde und Chemie ac.) 1. Bds. 1. Heft. Göttingen, 1826. 8. Der verdiente Verf. fest vorzuͤglich in dieſem 1. Hefte auseinander, daß ſich durch den geſtoͤrten Lebensproceß ſchädliche Subſtanzen bildeten, fo daß die mehrſten Krank⸗ Ri Druckfehler. Nr. 267. S. 48. Zeile 6 v. o. ſtatt Recamier in Marjolen leſe man Recamier und Marjolin in Paris. 80 keit (susceptibilité) der Schleimmembranen des Dar mes zu reſpectiren, indem ich reizende Mittel wegließ, und ſchwache diuretiſche anwandte. Der Aſeites aber blieb wie er war; als ich aber Morgens und Abends die Pomade in den Unterleib einreiben ließ, wurde der Urinabgang nach der ſechſten Einreibung ſtaͤrker, und nach zehn Tagen wurde die kleine Kranke geſund.“ (D. D. verſichert, daß D. Pecoul ihm einige ähnliche Beobachtungen mitgetheilt habe, und daß der Aſeites bei Kindern, den man ſonſt nur ſelten findet, dort haͤu⸗ fig vorkomme; doch hat er auch eine 36jaͤhrige aſeitiſche Frau auf dieſe Art geheilt.) Auch gegen die Anſchwellungen der Gekroͤsdruͤſen hat D. D, die Hydrojodinkali⸗Salbe ſehr wirkſam ger funden. N Miscellen. ' In Bezug auf die Schutzkraft der Bel⸗ ladonna gegen das Scharlachfieber enthalten die Annalen für die geſammte Heilkunde unter der Ne daktion der Mitglieder der Großh. badiſchen Sanitaͤts⸗ Commiſſion II. 1. pag. 147, die Reſultate der von den badiſchen Ärzten angeſtellten Verſuche, welche im Ganzen mehr gegen als für die Schutzkraft der Bella— donna ſprechen, womit auch Dr. Wagner in Berlin (Horn's Archiv 1825. 2. Heft S. 214.) uͤbereinſtimmt. Urea gegen Waſſerſucht. (23) Ein Kranker mit einer Waſſeranſammlung in einem leeren Bruchſack, bei welchem man in einem Spital die Punction und hier— auf Einſpritzungen gemacht hatte, die in den Unterleib gedrungen waren und Peritonitis mit darauf folgendem Ascites hervorgebracht hatten, kam in die Klinik des Hrn. Laennec. Diuretica von allerlei Art waren vergebens angewendet worden. Der Kranke hatte ein cachectiſches Anſehen und eine gelbliche Geſichtsfarbe. Hr. Laennec verſuchte die Urea; welche anfangs, ob- wohl man raſch zur taͤglichen Doſis von einem Gros (Drachme ungefähr) gekommen war, keine Wirkung hers vorbrachte. Allein nach einem Monat floß der Urin reichlicher, der Unterleib ſetzte ſich verhaͤltnißmaͤßig, und nach drittehalb Monaten verließ der Kranke, feiner Aus ſage nach, ſo wohl, als er ſich jemals befunden haͤtte, das Spital. ö —9— 5 keiten, heiten nur durch natuͤrliche Vergiftung, d. h. durch die ſchaͤdlichen Selbſterzeugniſſe des Organismus begründet, gefährlich und toͤdtlich würden, Die Theile des Organismus, 8. B. Blut, Lymphe, beſitzen in gefunden Tagen eine ſchwach alcaliſche normale Veſchaffenheit. Die nachtheiligen oder gif⸗ tigen Producte des animalifchen Haushaktes tragen häufig den aciden Character. Der Verf. verlangt daher, auf feine Er⸗ fahrungen geſtuͤtzt, daß man in Krankheiten die Se⸗ und Excretionen chemiſch pruͤfe, auch Thiere als Reagenzien benutze, und gegen die Aciditat verfahre, (wenigſtens pallia⸗ tive) und zwar mit größeren Doſen von Hellmitteln, als man gewoͤhnlich anwendet. ; N x .. TI EIERNEECHE EEE —aU—UU— — c en aus dem Gebiete der Natur⸗ und Heilkunde. Nro. 270. (Nr. 6. des xIH. Bandes.) Februar 1826. Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. In Commiſſion. bei dem Kon. Preuß. Gränz⸗Poſtamte zu Erfurt, der Königl. Sächſ. Zeitungs⸗Expedition zu Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u. Taxiſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes⸗Induſtrie⸗Comptoir Preiß eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Rthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes 3 ggl. Nat u über die menſchliche Stimme. (24) Von Felir Savart. 5 (Hiezu die Figuren auf der untern Hälfte der mit Nr. 269 aus⸗ gegebenen Tafel.) F. 1. Seit Dodart's, im J. 1700 bekannt gemachten Unterſuchungen haben ſehr viele Phyſiologen und Anatomen ſich befleißiget, die Bildung der menſchlichen Stimme genuͤgend zu erklaren. Indeß, trotz fo vieler von hoͤchſt fähigen Männern unternommener Arbeiten, ſcheint keine bisher bekannt gewordene Hypotheſe den Charakter der Wahrheit an ſich zu tragen. . Die Meinungen der Gelehrten über dieſen Gegenſtand laſſen ſich auf eine ſehr geringe Anzahl zuruͤckfuͤhren, indem fie ſich faſt alle, ohne es zu wiſſen, um dieſelbe Idee herumgedreht ha⸗ ben. So hat z. B. Dodart die Tone der Stimme mit den⸗ jenigen verglichen, welche durch die Reibung der Luft zwiſchen den Rändern einer, z. B. in ein ausgeſpanntes Papier gemach⸗ ten, Spalte entſtehen; und um ſeine Ansicht zu unterftügen, ſuchte er eine gewiſſe Ahnlichkeit zwiſchen dem Stimmorgane und dem Mundſtuͤck des Hautbois und des Fagots nachzuweiſen, wor⸗ aus ſich ergiebt, daß er von dem Mechanismus der Stimme im Grunde daſſelbe dachte, wie diejenigen, welche dies Organ ſpaͤter mit dem Mundſtuͤck eines Blasinſtruments verglichen. Ferrein, den die Dodart ſche Arbeit wenig befriedigte, und der in Erwaͤgung zog, daß eine fo kleine Luftſaͤule, wie die im Larynx enthaltene, unmoͤglich ſo tieſe Toͤne hervorbringen koͤnne, und daß, wenn man auf der andern Seite die Stimmliga⸗ mente mit ſchwingenden Saiten vergleiche, es ſich bei ihrer Kuͤrze unmoͤglich begreifen laſſe, wie auch ſie ſo tiefe Toͤne her⸗ vorbringen konnten, kam auf die Idee: daß das Stimmergan des Menſchen ein Blas⸗ und Saiteninſtrument zugleich ſey, und deshalb, trotz ſeiner geringen Ausdehnung, ſo tiefe Toͤne hervor⸗ bringen koͤnne. übrigens macht Fer rein doch, dem Weſent⸗ lichen nach, das Stimmorgan zu einem reinen Saiteninſtrumente, in welchem die aus den Lungen geſtoßene Luft blos die Rolle des Violinbogens ſpielt; denn von den Schwingungen dieſer Fluͤſ⸗ ſigkeit iſt nicht die Rede, ſondern er beſchaͤftiget ſich blos mit den Tönen, welche die untern Ligamente der Glottis , entweder noch mit den umgebenden Theilen verbunden, oder ihrer ganzen Lange nach iſolirt und nur an den Spitzen mit dem Larynx vereinigt, hervorbringen koͤnnen. Endlich befchäftiget ſich Fer⸗ re in nicht mit der Beſtimmung der obern Ligamente und der Ventrikeln; a eh hat er darin geirrt, daß er glaubte, die Stimmligamente ſeyen deshalb zur Hervorbringung ſo tiefer Toͤne geeignet, weil ſie durch einen Luftſtrom in Schwingung geſetzt würden, waͤhrend doch jedes andere Erſchuͤtterungsmittel ihm daſſelbe Reſultat gegeben haben wuͤrde. Trotz der Ferrein'ſchen Arbeit hat man dennoch fort⸗ N d e. gefahren, den Mechanismus der Stimme mit Mundſtuͤcken von Blasinſtrumenten zu vergleichen, und ſeit Grénis ganz neuer⸗ dings die iſolirten Mundſtuͤcke (anches libres) erfunden, ließ ſich dieſe Erklaͤrung mit noch mehr Schein von Wahrheit aus⸗ fuͤhren, als zu Dodart's Zeiten. Aber hat denn das Spiel dieſer Inſtrumente mit dem des Stimmorgans wirklich vollkom⸗ mene Ahnlichkeit? Nach Theorie und Erfahrung iſt, wenn ein Mundſtuͤck einen Ton hervorbringen ſoll, unumgänglich noͤ⸗ thig, daß das Zuͤngelchen mit der Rinne, auf welcher es ſich bewegt, beinahe in Beruͤhrung ſey, damit die Luft nur ſtufen⸗ weiſe durchdringen koͤnne. Dieſes allmaͤhlige Entweichen der Luft iſt eine Grundbedingung jedes Mundſtuͤcks. Wenn alſo eine Ahnlichkeit zuläſſig wäre, fo dürfte der Larynx keinen Ton ge: ben koͤnnen, ſo lange die untern Stimmligamente von einander entfernt find, Beim Singen müßten fie ſich faſt berühren, und durch die in der Luftroͤhre zuſammengedruͤckte Luft auseinander getrieben werden, bis die Elaſticität des Gaſes durch die der Li⸗ gamente überwunden und eine neue Verdichtung in der Kuftroͤhre bewirkt wuͤrde. Auf dieſe Art wuͤrde das Stimmorgan gewiß mit einem iſolirten Mundſtuͤcke vergleichbar ſeyn. Wenn es ſich indeß wirklich ſo verhielte, ſo muͤſte die Her⸗ vorbringung eines Tones viel Mühe verurſachen; denn die muse. thyreo-arytaenoidei, welche man Stimmbaͤnder, Stimm- faiten u. ſ. w. zu nennen beliebt hat, find ſehr dick und kraͤf⸗ tig, und wenn man ſie vorurtheilsfrei unterſucht, ſo kann man kaum zugeben, daß ſie, einmal zuſammengezogen, von einer oft ſehr wenig geſchwinden Luftſtroͤmung auf die Seite getrieben werden, koͤnnten: denn Jedermann kann aus eigner Erfahrung wiſſen, daß man Töne hervorbringen kann, ſelbſt wenn man den Athem zum Theil an ſich haͤlt. Wozu dienen uͤbrigens, wenn man ſich fuͤr jene Meinung entſcheidet, die Ventrikeln, die obern Ligamente und die beiden Schleimhautfalten, welche mit der Epiglottis eine kleine über der Glottis befindliche haͤutige Röhre bilden? Es iſt durch Erfahrung bewieſen, daß wenn man vom Larynx eines Todten alle jene Theile wegnimmt, die musc. thy- reo - arytaenoidei aber unberührt läßt, und bis zur Berührung zuſammen zieht, während man durch die Luftröhre mit Kraft blaͤſt, Toͤne erzeugt werden; es kann nicht anders kommen, weil man ſo ein wirkliches Mundſtuͤck bildet. Allein ſtatt, wie ge⸗ woͤhnlich, mittelſt eines ſtarken Blaſebalgs Luft in die Luftröhre zu treiben, verſuche man einmal, mit dem Munde in eine in die Luftroͤhre eingefuͤhrte Roͤhre zu blaſen, und man wird finden, daß man ſeinen Zweck nur mit der groͤßten Anſtrengung erreichen kann, und die ſo . Toͤne mit der menſchlichen Stimme gar keine Ähnlichkeit haben; fie find. ſchneidend, und gleichen durchaus denen der Mundſtuͤcke, welche die kreiſchendſten Toͤne hervorbringen. Wenn man dagegen alle Theile des Larynx im natuͤrlichen Zuſtande läßt, die mm. arytaenoidei einander 83 nur nähert, und nur leicht mit dem Munde in die Luftroͤhre bläft, fo erhält man weit fanftere und der menſchlichen Stimme aͤhnlichere Toͤne. Da jedoch in dieſem Falle die mus, thy⸗ reo-arytaenoidei ſchlaff find, fo bleibt zwiſchen ihnen eine elliptiſche Muͤndung, deren kleiner Durchmeſſer zwei bis drei und deren größerer zuweilen ſechs bis ſieben Linien hält, Es laßt ſich unmoͤglich zugeben, daß die Toͤne nun durch einen Mund⸗ ſtuͤckmechanismus hervorgebracht wuͤrden; ſondern man muß viel⸗ mehr anerkennen, daß die über den untern Ligamenten befind- lichen Theile des Larynx bei der Bildung der Stimme eine wichtige Rolle mitſpielen. * 5 Endlich laͤßt ſich denen, welche behaupten, daß die Stimme durch einen Mundſtuͤckmechanismus hervorgebracht werde, mit Recht entgegnen, daß die menſchliche Stimme, der Art der Toͤne nach, eine durchaus andere ſey, als die der Mundſtuͤcke, mag man ſich die letztern ſo vollkommen denken, als man nur wolle. Die Toͤne der Stimme haben einen beſondern Character, den kein muſikaliſches Inſtrument nachahmen kann; und es kann auch nicht anders ſeyn, da ſie auf einem Mechanismus beruhen, den man noch bei keinem Inſtrument benutzt hat. Wir werden gleich zeigen, daß die Stimme auf aͤhnliche Weiſe erzeugt werde, wie in einer Orgelpfeife, und daß die im Larynx und Munde ent⸗ haltene kleine Luftſaͤule, vermöge der elaſtiſchen Wände, durch die fie begraͤnzt iſt, und der Art und Weiſe, wie fie in Schwin⸗ gungen geſetzt wird, ganz eigenthuͤmliche und auch tiefere Toͤne hervorbringen koͤnne, als dies ruͤckſichtlich ihrer Dimenſionen moͤglich ſcheint. um dies zu beweiſen, muͤſſen wir zuvoͤrderſt einige bisher noch unbekannte Umftände berichten. ; §. 2. a) Bekanntlich hat bei ſehr langen Orgelpfeifen die Geſchwindigkeit des Luftſtroms wenig Einfluß auf die Zahl der Schwingungen. Wenn z. B. eine Pfeife 12 bis 15 Mal ſo lang iſt als ſtark, ſo haͤlt es ſchwer, den Ton um einen halben Ton zu verandern; wenn man den Wind verſtaͤrkt, ſo ſchlägt die Pfeife um eine Octave in die Hoͤhe, und wenn man ihn ſchwaͤcht, ſo wird der Ton zwar außerordentlich ſchwach, dagegen nur unmerklich tiefer; allein bei kurzen Pfeifen hat die Geſchwindig⸗ keit der Luftſtroͤmung einen weit bes tenderen Einfluß, und cubiſche Pfeifen umfaſſen ſchon eine ganze Quinte, obgleich im⸗ mer nur ein Ton am leichteſten, reinſten und ſtaͤrkſten erzeugt werden kann. . 2 Die Jäger wenden, um die Stimme gewiſſer Voͤgel nach⸗ zuahmen, ein kleines Inſtrument an, bei welchem die Geſchwin⸗ digkeit der Luftſtroͤmung einen noch weit betraͤchtlichern Einfluß aͤußert. Es iſt meiſt aus Knochen, wohl auch aus Holz wwder Metall gefertigt, und der Geſtalt nach verſchieden. Bald iſt es eine kleine cylindriſche Roͤhre von 8 bis 9 Linien Durchmeſſer und 4 Linien Hoͤhe, an beiden Enden durch ein duͤnnes ebnes Plaͤttchen geſchloſſen, welches in der Mitte mit einem etwa 2 Li⸗ nien im Durchmeſſer haltenden Loche durchbrochen iſt (Fig. 1.); bald ein kleines hemiſphaͤriſches Gefaͤß, welches gleichfalls zwei entgegengeſetzte Öffnungen beſitzt (Fig. 2.). Man nimmt dieſes Inſtrument zwiſchen Zähne und Lippen, und bringt fo durch mehr oder weniger ſtarkes Einziehen von Luft verſchiedene Töne hervor. i Man kann daſſelbe Reſultat noch ficherer erhalten, wenn man dieſes kleine Inſtrument mit einer cylindriſchen Windroͤhre verſieht, worauf ſich alsdann alle in 1½ bis 2 Qctaven begriffene Toͤne in der Regel von c 6 bis c 4 hervorbringen laſſen; allein wenn man die Geſchwindigkeit des Luftſtroms genau zu reguliren verſteht, ſo kann man noch weit tiefere Toͤne hervorlocken, ſo daß ſich eigentlich keine genaue Graͤnze angeben läßt, Dieſe fin det, wie es ſcheint, eben ſo wenig in Bezug auf die hohen Toͤne ſtatt. Die Tone werden um fo höher, je ſchneller die Luftſtroͤ⸗ mung iſt. Die durch dieſes Inſtrument hervorgelockten Töne ſind in gleich; die tiefſten find dumpf und ihren Eigenſchaften nicht ſhwach, die hoͤchſten unerträglich ſchneidend; allein die dazwiſchen⸗ liegenden durch ihre Stärke, Reinheit und ihren Klang, zumal „ 84 wenn das Inſtrument mit Sorgfalt angefertigt iſt, bemerkens⸗ werth. Sie haben ſämmtlich eine ſehr hervorſtechende Ahnlich⸗ keit mit denjenigen, welche man auf dem iſolirten Mundſtuͤck der Pfeife hervorbringen kann; der Klang iſt derſelbe, und fauf der einen Seite wie auf der andern laſſen ſich deutlich 1½ bis 2 Oc⸗ taven blos durch Veraͤnderung in der Geſchwindigkeit der Luftſtroͤ⸗ mung durchlaufen, ſo daß ſich vermuthen ließe, die Erzeugung 5 A: hänge in dieſen beiden Fällen von analogen Urſa⸗ en ab. : x re en Man kann den Umfang dieſes kleinen Inſtrumentes ſelbſt um das Doppelte oder Vierfache vergroͤßern, und deſſen Geſtalt auf mannigfaltige Weiſe abändern, ohne daß die Reſultate den eben angeführten analog zu ſeyn aufhoͤren. Nur wird man im⸗ mer bei Vermehrung des Volums tiefe Toͤne leichter hervor⸗ bringen koͤnnen. Allein bei einem gegebenen Inſtrumente dieſer Art wird immer ein gewiſſer Ton am leichteſten erzeugt wer— den koͤnnen, und wenn man es in irgend einer Dimenſion abaͤn— dert, jo wird ein anderer an deſſen Stelle treten, ſo daß, wenn man ein aͤhnliches Inſtrument ſo anfertigen koͤnnte, daß die Ausdehnung feiner Hoͤhlung ſich veränderte, und der ſchick⸗ lichſten Form fuͤr jeden Ton anpaßte, die ſammtlichen darauf er» zeugbaren Toͤne gleichſtark ausfallen wuͤrden. Unter uͤbrigens glei⸗ chen umſtaͤnden hat der Durchmeſſer der Offnungen auf die Hoͤhe oder Tiefe der Toͤne einen ſehr merklichen Einfluß; ſie ſind im Allgemeinen um fo tiefer, je größer die Offnungen. Gr Was die Erzeugung der Zone felbft in dieſem Falle betrifft, ſo ſcheint ſie daher zu ruͤhren, daß der durch beide Offnungen gehende Luftſtrom die kleine Maſſe der in der Hoͤhlung enthal⸗ tenen Luft mit ſich fortzieht, deren Elaſticitaͤt vermindert, und fie auf dieſe Weiſe unfähig macht, dem atmoſphariſchen Druck das Gleichgewicht zu halten, der dann auf ſie zuruͤckwirkt, und ſie zuſammen druͤckt, bis ſie mit Huͤlfe der neu erlangten Elaſti⸗ cität und der fortwährenden Stroͤmung wieder duͤnner wird, und ſpaͤter eine zweite Verdichtung erleidet u. ſ. f. Da dieſe Wechſelzu⸗ ſtaͤnde ſehr ſchnell auf einander folgen; ſo muͤſſen fie Bebungen verurſachen, die ſich der äußern Luft mittheilen, und dem Ohr als ein beſtimmter Ton vernehmbar werden. Indeß darf man nicht uͤberſehen, daß die Subftanz, aus welcher die Wände des Inſtrumentes gebildet ſind, auf die Zahl der Schwingungen und die Art der daraus entſpringenden Zone gleichfalls Emfluß aus⸗ zuuͤben ſcheint. Man bemerkt, daß dieſe Wande um ſo ſtaͤrker ſchwingen, als fie dünner werden, und die Töne dadurch etwas Scharfes nnd Kreiſchendes erhalten, und wenn man bei einem dieſer Inſtrumente von hemiſphaͤriſcher Geſtalt das ebene Plaͤtt⸗ chen durch ein duͤnnes Blatt irgend einer elaſtiſchen Subſtanz, z. B. Pergament, erſetzt; ſo ſind die Toͤne leichter hervorzu⸗ locken und im Allgemeinen tiefer, voller und angenehmer, als wenn dieſe Wand durch eine harte Subſtanz gebildet iſt. f Endlich kann noch die Richtung der Sffnungsraͤnder auf die Art der Zone Einfluß aͤußern; wenn man ſie ſchief in die Höhlung hervorragen laßt, wie in Fig. 4,, fo find die Toͤne im Allgemeinen tiefer und weniger gellend. Bei dieſer Stellung ſcheint der Rand der Muͤndung, gegen welchen fi) die Luftſtroͤmung ſtoͤßt, dieſelbe Wirkung zu äußern, wie die Lefje der Orgel⸗ pfeifen. Die Raͤnder koͤnnen ſehr dick und abgerundet, wie in Fig. 5., ſeyn, ohne daß eine merkliche Veraͤnderung eintritt. Eben ſo bemerkt man, daß die Lefze einer Orgelpfeife keine ſchneidaͤhnliche Schärfe zu haben braucht, ſondern bis zu zwei Linien dick ſeyn kann, ohne daß ſich der Ton veraͤndert. ’ p) Man nimmt ferner allgemein an, daß die Subſtanz, aus welcher eine Orgelpfeife beſteht, auf die Zahl der Schwingun⸗ gen, welche die darin enthaltene Luft hervorbringen kann, nicht den geringſten Einfluß habe. Hinſichtlich der ſehr langen Pfeife, deren Wande aus einer feſten Subſtanz beſtehen, iſt dieſer Satz erfahrungsgemäß; allein fuͤr die kurzen kann er nicht gelten, und ſelbſt bei den langen kann; die Beſchaffenheit der Lefze viel Einfluß haben. Wenn man z. B. ſtatt einer ſteifen Platte, welche die Lefze einer zwei Fuß langen und zwei Zoll breiten 2 85 h Orgelpfeiſe bildet, eine ſolche aus einer elaſtiſchen Subftang, „B. Haut oder Pergament nimmt, die man beliebig ſpannen nn, jo bemerkt man, daß wenn dies ſtärker und ſtaͤrker ges ſchieht, waͤhrend man zugleich die Geſchwindigkeit des Luftſtroms vermehrt, der Ton ſich um eine Quarte, ja ſelbſt um eine Quinte veraͤndern kann. Da bei kuͤrzern Roͤhren der Einfluß der Geſchwindigkeit der Luftſtroͤmung ſich mit dem der Spannung der Lefze vereinigt, ſo entſpringt daraus eine noch größere Wir⸗ kung. Cs kann auf dieſe Weiſe der Ton einer cubiſchen Pfeife um eine ganze Octave herabgeſtimmt werden, wenn die ganze Lefzenwand einer veraͤnderlichen Spannung unterworfen werden kann. Wenn aber alle Waͤnde einer kurzen Pfeife der Art ſind, daß ſie mit der darin enthaltenen Luft zugleich in Schwingung treten, und ſich ihre Spannung uͤberdem verändern kann, fo haben ſie auf die Zahl der Schwingungen einen ſolchen Einfluß, daß es ſcheint, als ob ſich fuͤr die Herabſtimmung der Toͤne keine Graͤnze angeben laſſe. Wenn man z. B. eine cubiſche 2 aus Papier oder Pergament anfertigt, welches man auf kleine qua⸗ dratartige Rahmen ſpannt, die zuſammen einen Würfel bilden; ſo bemerkt man, daß wenn dieſe elaſtiſchen Waͤnde eine ſtarke Spannung haben, der Ton faſt eben ſo hoch iſt, als ob ſie aus einer ſtarren Subſtanz beſtaͤnden. Wenn man aber deren Span⸗ nung, z. B. durch Benetzen oder durch Waſſerdaͤmpfe, vermindert, ſo vertieft ſich der Ton ebenmaͤßig, und kann bei ſtarker Abſpan⸗ nung um zwei Octaven heruntergeſtimmt werden, und dabei doch vollkommen vernehmbar bleiben; allein er nimmt mit zu⸗ nehmender Tiefe an Staͤrke ab. Wenn man den Verſuch in ſtiller Nacht anſtellt, fo bemerkt man, Laß dieſe Herabſtimmung des Tones eigentlich keine Graͤnze hat, Mit Sand laͤßt ſich auf die Chladni'ſche Weiſe leicht darthun, daß die haͤutigen Wände einer Pfeife ſtark in Schwingung gerathen; gewoͤhnlich zeigt jede Wand eine elliptiſche oder kreisbogenfoͤrmige Knotenlinie von ver⸗ aͤnderlichem Durchmeſſer; die obern und untern Wände gerathen am ſtaͤrkſten in Schwingung, und haben auf die Herabſtimmung des Tons den groͤßten Einfluß. „Die kurzen an beiden Enden offenen Pfeifen mit elaſtiſchen Wänden koͤnnen gleichfalls eine große Zahl verſchiedener Toͤne hervorbringen, ſelbſt wenn die Waͤnde nur theilweiſe membranen artig ſind. Wenn z. B. eine prismatiſche Pfeife von 9 Zoll Länge und 18 Linien Stärke, welche den Ton d 4 angeben würde, der halben Laͤnge nach, zunaͤchſt dem Mundſtüͤck, mit dünnen Haͤuten beſpannt wäre; fo kann man daraus weit tiefere Töne, z. B. alle zwiſchen o und 04, ja ſelbſt einige aus der näͤchſten tiefern Ockave hervorlocken. l Was die Art des Tones der membranenartigen Pfeifen an⸗ betrifft, ſo iſt ſie gewiſſermaßen eigenthuͤmlich; ſie ſteht zwiſchen der der Orgelpfeifen und abgeſonderten Mundſtuͤcke in der Mitte. Es iſt nicht zu verwundern, daß man ſie mit keinem irgend bekannten Inſtrumente vergleichen kann, da bei keinem muſica⸗ liſchen Inſtrumente ahnliche Rohren angewandt werden. Sie bilden gewiſſermaßen den Gegenſatz zu den Saiteninſtrumenten, indem bei dieſen letztern die in einem Kaſten enthaltene Luft durch die umgebenden feſten Wände, und dagegen bei den mem⸗ branenartigen Pfeifen die Wände durch die Luft in Schwingung gebracht werben, l e) Ich habe in einer fruͤhern Arbeit nachgewieſen, daß, um eine Maſſe Luft in Schwingung zu bringen, man an irgend einem Punkte derſelben einen Ton hervorbringen muͤſſe. So wird bei den Orgelpfeifen der Ton zuerſt an der Mündung ſelbſt, unabhaͤngig von den en der Luftſaͤule, hervor⸗ gebracht, fo daß ein getrenntes Mundſtüuͤck denſelben Ton angiebt, wie die ganze Pfeife, mit der es vorher zuſammenhing. Von dieſem Heerde theilt ſich die Erſchuͤtterung der ganzen Luftſaͤule mit, und gewinnt dadurch eine Regelmaͤßigkeit, wodurch die Toͤ⸗ ne ihre Fuͤlle und Annehmlichkeit erhalten. Wenn man ferner irgend einen Körper, z. B. eine Glas- oder Metallſtange, ein Glöckchen u. ſ. w. an der Mündung eines mit Luft gefüllten Gefaͤßes tönen läßt, fo geraͤth dieſe Fluͤſſigkeit gleichfalls in — — 80 Schwingung, und verſtaͤrkt den Ton ungemein. Daher laͤgt ſich erwarten, daß wenn man auf irgend eine Art am Ende einer Luftfäule einen Ton hervorbringt, dieſelbe in Schwingung gefegt werden wird, wenn nämlich ihre Dimenſionen der Laͤnge der direkt hervorgebrachten Schwingungen entſprechen. Wenn man daher auf die convere Oberflache eines kleinen halbkugelfoͤrmigen Inſtruments eine Windroͤhre ſo anbringt, wie in Fig. 3, und dann an die ebene Platte noch eine ſetzt, wie in Fig. 6, ſo wird das Inſtrument gerade denſelben Ton hervorbringen, welcher der in der Pfeife abgeſperrten Luftſäule angemeſſen iſt, wenn unter den Toͤnen, die das kleine Gefaͤß hervorbringen kann, ſich ein einziger befindet, der mit einem von denen, deren die Luftfäule fähig, identiſch iſt. Dies wird auch durch die Erfahrung durch⸗ aus beftätigt, Bei einem ſolchen Inſtrumente iſt alfo die kleine Halbkugel von derſelben Bedeutung, wie das gewoͤhnliche Mund⸗ ſtuͤck der Orgelpfeife, und man koͤnnte es, wie in Fig. 7 und 8 bilden, ohne daß ſich das Reſultat im Geringſten veränderte, : Die auf diefe Weiſe hervorgebrachten Zone haben einen bes ſondern Charakter, durch den fie ſich von den Toͤnen der ge⸗ woͤhnlichen Orgelpfeifen unterſcheiden; ſie koͤnnen, wenigſtens wenn das Inſtrument von Metall iſt und die Luftfäule die ge⸗ hoͤrigen Dimenſionen hat, ungemein ſtark und gellend werden. Da der Theil, von dem die Schwingungen ausgehen, von ſehr geringem Umfang iſt, fo wuͤrde eine Luftſaͤule von betraͤchtlichem Durchmeſſer ihm nicht entſprechen. 5 Ein ſolches Inſtrument kann wie eine an beiden Enden offe⸗ ne Pfeife nur die Reihe von Tönen , o2, g 2, o, 03, g 3, ais 3, c4 u. ſ. w. angeben; deſſen ungeachtet kann es vor⸗ kommen, daß das kleine als Mundſtuͤck dienende Gefaͤß unabhaͤn⸗ gig von der Luftfäule tönt; allein dann iſt der Ton ſchwach und unrein. Nach dem fruͤher Geſagten muß man zugeben, daß wenn die Waͤnde einer auf dieſe Weiſe mit angeſetzten Windroͤh⸗ ren verſehene Pfeife verſchiedene Grade von Spannung erhalten Konnten, fie dann alle innerhalb gewiſſer von der Spannung der Waͤnde und dem Luftvolum abhaͤngenden Grenzen liegende Toͤne angeben wuͤrde. Denn ungeachtet der geringen Quantität Luft, die die Wände umſchließen, koͤnnten viel tiefere Töne hervorge⸗ lockt werden, als wenn die Waͤnde aus einer ſtarren Subſtanz beſtaͤnden. - . Wenn die Pfeife, in welcher die Luft tönt, an der Seite mit Loͤchern verſehen iſt, fo bemerkt man, daß bei gleichfoͤrmigem Blaſen in die Windroͤhre der Ton ſich durch Schließen und Sff⸗ nen dieſer Löcher verändert, fo daß ſich auf dieſe Art vielleicht ein muſikaliſches Inſtrument bilden ließe. 3 d) Der Grundton einer verſchloſſenen (gedeckten) durchgehende gleich ſtarken Pfeife iſt im Allgemeinen eine Octave tiefer, als wenn fie an beiden Enden offen iſt. Ruͤckſichtlich der Pfeifen von une gleichem Durchmeſſer, z. B. der Fegels oder ppramidenfoͤrmigen, iſt der Fall nicht derſelbe, wenn die Erfchütterung vom duͤnn⸗ ſten Theile ausgeht. Bei dieſen wird der Abſtand zwiſchen dem Tone, den ſie angeben, wenn ſie an beiden Enden offen ſind, und dem, wenn fie verſchloſſen find, bei gleicher Länge der Pfeife um fo größer, als der Winkel, den ihre Wände bilden, betraͤcht⸗ licher wird. Eine 4½ Zoll lange abgeſtumpft⸗ kegelfoͤrmige Pfeife, die an der Baſis zwei Zoll und an der Spitze 6 Linien Durchmeſſer haͤlt, giebt z. B., ſobald ſie offen iſt, den Ton 5, und verſchloſſen den Ton 23; wäre der Durchmeſſer der großen Baſis beträchtlicher, waͤhrend die uͤbrigen Dimenſionen dieſelben blieben, oder der Durchmeſſer der kleinen Baſis gerin⸗ ger, fo würde der Ton ſich auch noch mehr vertiefen. e) Der Mechanismus der Stimme läßt ſich ohne genaue Kenntniß der innern Geſtalt des Larynx unmoͤglich einſehen. um einen klaren Begriff davon zu bekommen, gießt man den Larynx am beſten mit Gyps aus, und erhaͤlt auf dieſe Weiſe einen feſten Kern, welcher die innere Geftalt dieſes Theils der Stimmpfeife (Stimmroͤhre) genau wiedergiebt. Fig. 9 giebt eine genaue Abbildung von einem auf dieſe Weiſe erhaltenen Ab⸗ guß in natuͤrlicher Groͤße. AA die Ventrikeln, an denen man . * 87 - die hoͤchſt ſonderbare Bildung bemerkt, und die ſich zuweilen noch höher erheben, fo daß fie den an der Baſis der Epiglottis figenden Fettkoͤrper berühren. An zwei Kadavern maßen fie vom Grunde bis oben 1 Zoll; gewoͤhnlich ſind ſie aber nur 5 — 6 Linien hoch. Die Zwiſchenraͤume B Bſind durch die Stimm⸗ ligamente und die musc. thyreo-arytaenoidei die Zwiſchen⸗ raͤume CC durch die obern Ligamente ausgefuͤllt. Fig. 10 zeigt denſelben Gypsabguß von der Seite, und man erkennt da= ran die Ausdehnung der gefalteten Schleimhaut, welche ſich von der Epiglottis bis zum entſprechenden Gießbeckenknorpel erſtreckt, noch deutlicher. Die Falten nehmen den Raum AB ein, und endigen oben bei der Linie AC. Fig. 11 zeigt den Durchſchnitt der Stimmroͤhre nach der Linie LM, welche dieſes Organ in einen vordern und einen hintern Theil ſcheidet. Dieſe Figur giebt eine klare Vorſtellung von der innern Geſtalt des Larynx, der, wie man ſieht, mit dem Fig. 8 abgebildeten Inſtrument viel Ahnlichkeit hat. k x 5 $. 3. Da wir nun dieſe Umftänte gehörig nachgewieſen has ben, ſo koͤnnen wir bei Betrachtung des aus dem Larynx, der hintern Gaumenhoͤhle und dem Munde gebildeten Stimmorgans, uͤber die Bildung der Stimme leichter Rechenſchaft geben. Es iſt dieſes eine koniſche Pfeife, in welcher die Luft auf eine aͤhnliche Weiſe wie in den Orgelpfeifen ertönt, Dieſe Stimmpfeife hat alle noͤthigen Eigenſchaften, um die darin eingeſchloſſene Luft, ungeachtet ihrer geringen Maſſe, in vielfachen und ſelbſt ſehr tiefen Toͤnen ſpielen zu laſſen. Ihr unterer Theil iſt durch ela= ſtiſche Waͤnde gebildet, welche jeden Grad von Spannung anneh⸗ men koͤnnen, während der Mund mehr oder weniger geoͤff— net und der raͤumliche Inhalt der Luftfäule dadurch veraͤn⸗ dert werden kann, was auch einen merklichen Einfluß auf die Zaht der Schwingungen hat. Zugleich wird durch Entfernung oder Annäherung ber Lippen die Stimmpfeife in eine bald offene, bald faſt geſchloſſene kegelförmige Pfeife beliebig verwandelt. Es iſt zu bemerken, daß der Ton einer koniſchen oben et⸗ was abgeſtumpften Pfeife, die ungefähr denſelben räumlichen Inhalt, wie die Stimmpfeife des Menſchen, und dieſelbe Laͤnge, d. h. 4½ Zoll hat, nur wenig vertieft zu werden braucht, um einem der durch die Stimme hervorgebrachten zu gleichen; eine ähnliche an beiden Enden offene Pfeife giebt den Ton 5; viele Menſchen koͤnnen bis a4 hinauf fingen, welches nur um eine kleine Terz tiefer iſt; wenn man das Untertheil der Pfeife gro⸗ ßentheils ſchloͤſſe, ſo wuͤrde blos dadurch der Ton ſchon bis 04, ja noch weiter vertieft werden; er brauchte alſo nur etwa eine Octave tiefer zu fallen, um der tiefſte zu ſeyn, den eine ge⸗ wohnliche Stimme hervorbringen kann. Wenn man nun beach tet, daß die in der Stimmpfeife enthaltene Luftfäule, zumal am untern Theile, durch ausdehnungsfaͤhige Wände gefchloffen iſt, die in Schwingungen gerathen, und die Bewegung der Luft durch Theilung der letztern mobificiren koͤnnen, jo wird man zugeben, daß dieſes Fallen um eine Octave leicht ſtatt finden koͤnne. Wenn man eine pyramidenfoͤrmige Pfeife wie AB Fig. 12 von ziemlich derſelben Laͤnge und demſelben raͤumlichen In⸗ halt, wie die Stimmroͤhre, anfertigt, deren unteres Drittel G D membranenartig iſt, ſo kann man alle Toͤne einer gewoͤhnlichen Stimme daraus hervorlocken, indem man theils die Spannung der Membranen veraͤndert, theils die Muͤndung vergroͤßert oder verkleinert. Der einzige merkliche Unterſchied, der zwiſchen einer Pfeife mit membranenartigem Mundſtuͤck und der Stimmpfeife exiſtirt, beſteht in der Beſchaffenheit des Mundſtuͤcks, welches im Bezug auf die letztere dem Fig. 8 abgebildeten Apparat gleicht. Die Luftroͤhre T T Fig. 11 endigt oben in eine Spalte, welche durch Annäherung und Entfernung der cart, arytaenoideae BB’ en⸗ ger oder weiter gemacht werden kann; dieſe Offnung ſpielt offen⸗ bav dieſelbe Relle, wie das Auge der Pfeifenmundſtuͤcke: der daraus hervordringende Luftſtrom geht durch die Hoͤhlung der Ventrikeln und ſtoͤßt ſich gegen die obern Ligamente CC, welche zwar abgerundet ſind, aber dennoch wie die Lefze an einer Or⸗ 88 gelpfeife wirken. Alsdann geraͤth die in den Ventrikeln befindli- che Luft in Schwingung, und giebt einen Ton an, der fuͤr ſich allein gewiß ziemlich ſchwach iſt, aber an Stärke gewinnt, weil die aus dem zwiſchen den obern Ligamenten befindlichen Raume entſpringenden Bewegungen oder Bebungen ſich in die daruͤber befindliche Stimmroͤhre fortpflanzen, und dort eine aͤhnliche Be⸗ wegung hervorbringen, wie man ſie in den kurzen und theilweiſe membranoͤſen Pfeifen wahrnimmt. : 72 Damit aber der fo hervorgebrachte Ton alle erfahrungsmaͤ⸗ ßigen Eigenfchaften habe, muß die Spannung des ausdehnbaren Theils der Stimmroͤhrenwaͤnde mit der der Ventrikelwaͤnde und der untern und obern Ligamente uͤbereinſtimmen, und die Aus⸗ dehnung der Mündungen durch welche die Luft entweicht, ſich gleichfalls veraͤndern und zur Hervorbringung des moͤglich beſten Reſultats modificiren koͤnnen. Dies hat die Natur erreicht, in⸗ dem fie alle jene Theile aus elaſtiſchen oder muskuloͤſen Geweben bildete. Der mıusc. thyreo-arytaenoideus bildet für ſich allein die untern und aͤußern Wände des Ventrikels, und hat, obwohl man das Gegentheil behauptet, mit den obern Ligamenten nichts zu ſchaffen. Obwohl er ziemlich regelmaͤßig geſtaltet iſt, ſo bie⸗ tet deſſen Beſchreibung und Praͤparirung doch ſo viel Schwierig⸗ keiten dar, daß er bis jetzt nur ſehr unvollftändig beſchrie⸗ ben iſt. Seine innere Flaͤche iſt von einer Lage faſt paralleler Fibern gebildet, die zwiſchen dem untern Theil des eingezogenen Winkels des Schildknorpels und dem untern Theil des Gießbe⸗ ckenknorpels ausgeſpannt ſind. Der obere Rand dieſer Flaͤche, die mit der Axe der Luftroͤhre einem Winkel von 20 bis 25 Grad bildet, verbindet ſich mit dem Stimmligament, die aͤußere Flache ſteht ſchraͤg zu der innern, ſo daß beide einen Winkel bilden, def- ſen Scheitel nach unten gerichtet iſt. Die Faſern, welche dieſe zweite Flaͤche bilden, breiten ſich von unten nach oben und von vorne nach hinten fächerartig und ſchraͤg aus, und ihre obern - Spisen verlaufen ſich allmaͤhlig in der ganzen Flaͤche der großen Hautfalte der Schleimhaut zwiſchen der Epiglottis und dem Schildknorpel. Oft erſtrecken ſich die vorderſten bis zur Baſis der Epiglottis, und demnach weit hoͤher, als diejenigen, welche die innere Flaͤche bilden; ſie bedecken faſt die ganze Oberflaͤche »der aͤußern Ventrikelwand, erreichen aber ſelten den obern und vordern Theil derſelben, weil der Faͤcher, den ſie bilden, eine ſchraͤge Lage hat. Endlich findet ſich in dem Zwiſchenraum zwi ſchen den parallelen innern Faſern und den ſchraͤgen aͤußern eine kleine elliptiſche Hoͤhlung, welche den Grund des Ventrikels bil⸗ det, und woſelbſt die Faſern eine faſt parallele Lage haben. Die Beſtimmung dieſes Muskels läßt ſich leicht begreifen. Bei feiner Contraction giebt er dem Grund der aͤußern Wand des Ventri⸗ kels, ſo wie dem Rand der Spalte, durch welche die Luft aus der Luftröhre ſtreicht, die für jeden Ton, den man hervorbrin⸗ gen will, noͤthige Spannung. Mittelſt der Enden feiner ſchraͤ⸗ gen Faſern wirkt er auch auf die Falte der Schleimmembran ein, welche den obern Theil des elaſtiſchen Stimmroͤhrenſtuͤcks bildet. Seine Wirkung auf dieſen Theil wird durch die eines kleinen Muskels unterſtuͤtzt, den man den obern m. thyreo - arytaenoi- deus nennen ſollte; denn er erſtreckt ſich ſchraͤg von unten nach oben und von hinten nach vorne, von dem äußern und untern Theil des Gießbeckenknorpels nach dem obern Theil des abgerun⸗ deten Winkels des Schildknorpels, wo er ſich mit zwei kurzen ſehnenartigen Faſern anheftet. Er beſteht aus einem kleinen ko⸗ niſchen Faſerbuͤndel, deſſen Baſis hinterwaͤrts liegt, und iſt im⸗ mer auf einer Seite des Koͤrpers mehr entwickelt als auf der andern. Mehrere ſchraͤge Faſern des musc. thyreo- arytaenoi- deus verbinden ſich mitebiefem kleinen Muskel, in welchen fie fi faft ſenkrecht einfügen; andere begeben ſich darüber hinaus in die Schleimhautfalte. Offenbar hat dieſes Muskelbuͤndel die Beſtim⸗ mung, die äußere Wand des Ventrikels in Verbindung mit den ſchraͤgen Faſern des musc. thyreo-arytaenoideus, denen es als Stuͤtzpunkt dient anzuſpannen. Da nach dem Tode dieſe beiden Muskeln mehr oder weniger erſchlaffen, ſo legen ſich die aͤußern und innern Wände der Ventrikeln gewohnlich zuſammen, und die 89 Falten der Schleimhaut gehen auseinander. Wenn man daher dem Larynx eines Kadaders eine Stimme abgewinnen will, er⸗ Hält man ganz verſchiedene Reſultate, bald einen ziemlich reinen Ton, der wenig deutliche Ahnlichkeit mit der menſchlichen Stimme at, bald einen dumpfen ſchnarchenden, bald einen gellend ſtar⸗ en Ton. Unterfucht man die Urſache dieſer Erſcheinung, fo ſin⸗ det man, daß die Wände der Ventrikeln mehr oder weniger an einander liegen und auf dieſe Weiſe die verſchiedenen Töne ver⸗ anlaſſen, indem ſie gegen einander ſchlagen, wenn die Luft ſie zu trennen bemuͤht iſt. 1 Die obern Ligamente haben keine eigenen Muskeln, beſtehen aber aus einer ziemlich ſtarren Subſtanz, und ſind dick genug, um dieſer fremden Huͤlfe nicht zu beduͤrfen; obgleich ihr freiſte⸗ hender Rand abgerundet iſt, ſo kann dies, wie wir fruͤher ge⸗ zeigt, der Hervorbringung der Toͤne doch nicht hinderlich ſeyn. Eine» der merkwuͤrdigſten Umſtaͤnde'am menſchlichen Stimm⸗ apparat iſt, daß ſich der Larynx oben in zwei Schleimhautfal⸗ ten endigt, welche mitten in der um fie her bebenden Luft ſchwe— ben, und nothwendig durch dieſe Schwingungen betheiligt werden. Ohne Zweifel haben dieſe Falten auf die Faͤhigkeit, die Toͤne zu moduliren und zu artikuliren, ſo wie auf den Klang der Stimme einen großen Einfluß, indem der untere Larynx aller Voͤgel, die einen umfangsreichen Geſang haben oder ſprechen lernen koͤnnen, eine ganz aͤhnliche Bildung darbietet, waͤhrend man bei denen mit beſchraͤnkter Stimme, ſelbſt wenn der Larynx feine eigenen Muskeln hat, nichts Ahnliches findet. Da dieſe flottirenden Membranen verſchiedentlich geſpannt werden koͤnnen, ſo duͤrften ſie vornehmlich die Beſtimmung haben, die Zahl det Luftſchwin⸗ gungen bald plotzlich, bald allmaͤhlig zu verändern. Wenn fie angeſpannt und zugleich verkuͤrzt werden, ſo gewinnen die Toͤne an Höhe, weil zuvoͤrderſt die Wände, welche die Luftſaͤule um⸗ geben, mehr Widerſtand leiſten, und ferner der ausdehnbare Theil der Stimmroͤhre kuͤrzer wird. Bemerkenswerth iſt, daß zu derſelben Zeit, wo dieſe Wirkung hervorgebracht wird, die Spalte, durch welche die Luft aus der Luftroͤhre tritt, an Breite verliert und die aͤußere Wand der Ventrikeln ſteifer wird; denn alle dieſe Wirkungen werden durch denſelben Muskel hervorge— bracht. Ebenſo muͤſſen, wenn jene Falten weiter werden, ent⸗ gegengeſetzte Erſcheinungen eintreten, oder die Toͤne tiefer werden. Aus der im Obigen verſuchten Erklärung des Mechanismus der Stimme ergiebt ſich, daß, wenn man die obern Theile (die Mund⸗ und Gaumenhöhle) der Stimmroͤhre abloͤſte, und dieſe auch blos auf die Ventrikeln beſchraͤnkte, die Stimme dennoch noch eben ſo viel Toͤne durchlaufen koͤnnte. Nur wuͤrden die tiefſten ſehr ſchwach werden. Hieraus geht hervor, wie man ähnliche Verſtuͤmmelungen an lebenden Thieren hat vornehmen nnen, ohne daß dieſe darum unfähig geworden wären, gewiſſe Toͤne von ſich zu geben. Da die in den Ventrikeln enthaltene Luft unabhaͤngig von der in der obern Stimmroͤhre ertoͤnen kann, ſo iſt es ſehr wahrſcheinlich, daß gewiſſe Toͤne, ſelbſt wenn der — — — 5 90 ganze Apparat unverletzt bleibt, blos durch die Ventrikeln her⸗ vorgebracht werden. Dies ſcheint vorzuͤglich mit denen der Fall zu ſeyn, welche der Schmerz auspreßt, und denen, die man hervorbringt, wenn man durch die Fiſtel ſingt. Es ſcheint je⸗ desmal zu geſchehen, wenn die ausdehnbaren Theile des Stimm⸗ organs nicht den noͤthigen Grad von Spannung erhalten koͤnnen, der dem Tone, welchen man hervorbringen will, angemeſſen iſt. Dies iſt um ſo wahrſcheinlicher, da bei gewiſſen Thieren das Stimmorgan blos auf die Ventrikeln beſchraͤnkt iſt. So gleicht z. B. der Larynx der Froͤſche einer kleinen Keſſelpauke, deren convexe Wand knorplig, nach oben gekehrt und mit einer längs lichen Offnung verſehen iſt, die willkuͤhrlich geöffnet werden kann. Die Unterwand iſt membranenartig, und zeigt eine Offnung, welche der in der convexen Wand entſpricht. Die Luft kommt unter dieſer Membran an, geht durch beide Offnungen und ſetzt die in der Pauke befindliche Luft in Schwingung. Der Mechanis⸗ mus iſt derſelbe, wie in den auf der Tafel Fig. Lu. 2 abgebildeten kleinen Gefaͤßen und wie in den Ventrikeln des Menſchen. Die⸗ ſer ſo einfache Apparat koͤnnte jedoch ſchoͤne Toͤne geben, wenn das Thier, dem er angehoͤrt, ein zuſammengeſetzteres Reſpirati⸗ onsſyſtem hätte. d Die Thatſachen, auf welche wir unfere Erklärung der menſch⸗ lichen Stimme geſtuͤtzt haben, laſſen ſich gleichfalls benutzen, um die Toͤne anderer Saͤugethiere zu erklaͤren, bei denen das Stimm⸗ organ dem menſchlichen analog iſt. Ruͤckſichtlich derjenigen, welche, wie die Bruͤllaffen, knoͤcherne Behälter beſizen, welche mit den Ventrikeln des Larynx kommuniciren, läßt ſich nach dem früher Beigebrachten lelcht begreifen, warum die abgefperrte Luftmaſſe in 95 langſame und doch dabei ſtarke Schwingungen gerathen, d. h. ſo tiefe und laute Toͤne hervorbringen koͤnne. Wenn dieſe Behaͤlter, wie bei mehrern andern Affen, membranenartig ſind, ſo iſt aus dem oben über die membranenartigen Pfeifen Geſagten wiederum erklaͤrlich, wie jene Organe ſo dumpfe und tiefe Toͤne erzeugen koͤnnen. Indeß ſind dies nur Andeutungen, und es ließe ſich über dieſe Materie ein weitläuftiger Artikel bearbeiten; ich beſchraͤnke mich daher auf die Bemerkung, daß die ſonderbar⸗ ſten Umftände des Stimmorgans bei den verſchiedenen Thieren dar fad in dieſer Abhandlung erlaͤuterten Principien erklaͤr⸗ ar ſind. 8 * ' Miscellen. Ein Daman aus Syrien, ein ſehr ſeltnes Säuge⸗ thier, befindet ſich jetzt auch in der K. Menagerie zu Paris. Nekrolog. Der ſehr verdiente Chemiker, Samuel Par⸗ kes, von deſſen chemiſchem Catechismus in England eilf, und in Deutſchland drei Auflagen erſchienen ſind (die letzte, von Hrn. Hofrath Trommsdor ff beſorgt und ergaͤnzt, iſt kuͤrzlich be⸗ endigt) iſt kurzlich in London verſtorben. 1 „ Schroͤpfkoͤpfe auf vergiftete Wunden. (25) Die niedergeſetzte Commiſſion zur Unterſuchung von Barry's Verſuchen über die Anwendung der Schröpf: koͤpfe auf vergiftete Wunden (vergl. Notizen Nro. 245. ©. 45. und Nro. 255. S. 159.) hat ſich von folgenden zwei Thatumſtaͤnden uͤberzeugt: 1) Daß ein Schroͤpfkopf, auf eine Wunde geſetzt, in welche Gift gebracht worden iſt, fo lange er an feis nem Orte bleibt, das Gift verhindert, feine Wirkungen zu aͤußern; daß b 2) der Schroͤpfkopf, wenn er nicht eher aufgeſetzt n nn de. wird, als bis die Wirkungen des Giftes ſich kund zu geben angefangen haben, dieſen ſogleich ein Ende macht. Die Commiſſion hat hierauf die Urſachen dieſer beiden vortheilhaften Wirkungen der Schroͤpfkoͤpfe unter⸗ ſucht und if ad 1) der Meinung, daß, wenn der Schroͤpfkopf die Wirkungen des Giftes verhindert, dies nicht anders geſchehen koͤnne, als durch Verhinderung der Aufſaugung des Giftes. Die Commiſſion hat ſich auch überzeugt, daß der Schroͤpfkopf nur dann die Vers giftung verhindert, wenn er auf der Wunde ſelbſt ſitzt, in welche das Gift gebracht worden iſt. Setzt man ihn an eine andere Stelle des Koͤrpers und auf eine Wunde 91 ! von derſelben Größe, fo thut er nicht die geringſte Wir; kung. Der Schröpffopfi verhindert aber eines Theils die Auſſaugung des Giftes durch eine phyſiſche Thaͤtig⸗ keit, indem er es nämlich, wenn es fluͤchtig oder fluͤſſig iſt, zum Theil aus der Wunde herauszieht, wie es auch beim Ausſaugen der Fall iſt; und andern Theils, indem er der Capillarcirculation des Theiles, wo er aufgeſetzt iſt, eine excentriſche Richtung giebt, welche dem Ueber⸗ gange des Giftes in das Syſtem ſich entgegenſetzt, was aus dem Zufluffe des Blutes ſich ergiebt, der an der Oberflache der Haut unter einem Schroͤpfkopfe ſtatt fin; det. Nicht allein alle Abſorption wird waͤhrend der ganzen Zeit gehindert, wo der Schroͤpfkopf an ſeinem Orte bleibt, ſondern auch, wenn er abgenommen tft, und nur einige Zeit an ſeiner Stelle geſeſſen hat, dauert noch die Behinderung der Abſorption ſo lange fort, als der Zufluß des Blutes gegen die geſchroͤpfte Oberflaͤche beſteht. Eine Quantität Gift, welche ein Thier in 7 oder 8 Minuten getoͤdtet haben wuͤrde, kann in einer Wunde, auf welche man vorher einen Schroͤpfkopf geſetzt hat, eine Stunde und laͤnger bleiben, und zwar aus dem Grunde, weil die der Capillarcirculation in dem betreffenden Theile gegebene excentriſche Richtung noch einige Zeit fortbeſteht. N eee e ad 2) Was naͤmlich den Umſtand betrifft, daß die Aufſetzung des Schroͤpfkopfes faſt augenblicklich die Zufaͤlle beſeitiget, welche ſich kund zu geben began⸗ nen, iſt die Commiſſion der Meinung, daß jede neue Aufſaugung des Giftes augenblicklich verhindert wird, und daß folglich keine neue Doſis des verderblichen Agens der ſchon in Wirkung befindlichen hinzugefuͤgt wird. Barry vermuthete noch uͤberdies, daß ſogar ein Theil der erſtern Doſis durch die Thaͤtigkeit des Schroͤpf⸗ kopfs der Circulation entzogen worden ſey. Aber die Commiſſion iſt der Meinung, daß, wenn auch dieſe Wir⸗ kung ſtatt habe, ſie doch nur auf die naͤchſten Punkte unter der Oberflache der Wunde beſchraͤnkt fey, und demnach geringen Antheil an dem ploͤtzlichen Verſchwin⸗ den der Zufälle haben koͤnne. Sie ſtuͤtzt ſich dabei auf die eigenen Außerungen Barry's, der dieſe Zurück, ziehung des abſorbirten Giftes nur fo. lange annimmt, als das Gift noch im Wirkungsbereiche des Schroͤpf⸗ kopfes liegt. Dieſer Bereich kann ſich aber nicht ſehr weit über die Oberflaͤche der Wunde erſtrecken, naͤmlich, ſeiner Annahme zufolge, nicht uͤber die erſten Klappen der Venen hinaus. Die Commiſſion beruft ſich dabei auf den Umſtand, daß mehrere Thiere, mit welchen ſie Verſuche angeftellt, und welche fie mittelft des Schroͤpfkopfes ins Leben zuruͤckgerufen hat, haͤufig noch ſehr lange nach dem Verſuche der Einwirkung des Giftes ausgeſetzt geweſen ſind, woraus ſich ergiebt, daß das Gift nicht ganzlich aus den Circulationswegen zurückgezogen worden ſey. Was wird aber alsdann aus dem abſorbirten Gift? und warum hoͤrt es endlich auf, irgend eine Wirkung hervorzubrin⸗ gen? — Die Commiſſion iſt der Meinung, daß das Gift entweder in der Deonomie des Körpers durch eins der zahlreichen Sekretionsorgane neutraliſtrt werde, die ſich auf dem Wege der zuſammengeſetzten oder der zer⸗ ſetzten Fluͤſſigkeiten befinden, was uͤbrigens eine bloſe Vermuthung iſt; oder, weil es mehr oder weniger ſchnell⸗ durch eins der Exkretionsorgane des Körpers ausge- ſchieden werde. Endlich beſchließt die Commiſſion ihren Bericht mit der Erzaͤhlung eines Verſuchs, bei welchem der Schroͤpfkopf auf einen Vipernbiß geſetzt wurde, und mit einer Discuſſion, Barry's Theorie betreffend, über die Urſachen der Venencireulation. N ee 1) Zwei Caninchen wurden von derſelben gereizten Viper ins Bein gebiſſen, jedoch das eine eine Stunde früher, als das andere. Der Schroͤpfkopf wurde bet dem einen unmittelbar nach dem Biß 35 Minuten lang aufgeſetzt, und als er abgenommen wurde, war bei dem Thier ſpaͤterhin nicht der geringſte uͤble Zufall zu bemer⸗ ken. Bei dem andern Caninchen wurde der Schroͤpft kopf nicht aufgeſetzt; und wiewohl es größer und ſtaͤrker, als das erſtere und auch zuletzt gebiſſen worden war, ſo traten doch ſehr ſchlimme Zufaͤlle ein, an denen es faſt geſtor⸗ ben wäre, und die erſt nach einigen Tagen ganz befeis tiget wurden. Der Schroͤpfkopf aͤußerte alſo im erſtern Falle dieſelbe Wirkung, wie bei den erſten Verſuchen: er verhinderte naͤmlich die Aufſaugung des Viperngiftes. 2) Die Venencirculation ſoll, nach Barry's Ans nahme, durch den atmoſphaͤriſchen Druck vermittelt wer⸗ den; er iſt auch der Meinung, daß nach der Inſpira⸗ tionsbewegung eine Leere im Thorax entſtehe, und daß dann der Druck der aͤußern Luft auf die Oberfläche des Koͤrpers das Venenblut von der Oberflaͤche nach dem Mittelpunkte hindraͤnge, um dieſen leeren Raum auszut füllen. Er erinnert dabei an die ſchon von Haller gemachte Beobachtung, daß nach der Inſpiration die Venen des Halſes ſich ausleeren, und bleich werden, gleichſam, als wenn das in ihnen enthaltene Blut nach dem Innern hingezogen worden waͤre. Er beruft ſich dabei hauptſaͤchlich auf folgende Beobachtung: er hatte naͤmlich mit der linken vena jugularis eines lebendis gen Thieres von der Seite des Herzens her eine lange ſpiralfoͤrmige Roͤhre in Verbindung gebracht, die mit dem andern Ende in ein Gefaͤß auslief, welches mit einer. gefärbs ten Fluͤſſigkeit gefüllt war. Bei dieſer Gelegenheit hatte er bemerkt, daß nach der Inſpiration die gefärbte 0 4 Gefaͤßes durch die gekruͤmmte Roͤhre bis zur Vene hin angezogen wurde; dagegen nach der Exſpiration nach dem Gefaͤß hin zuruͤcklief, oder wenigſtens ihren Ort nicht veraͤnderte. Aus dieſem Verſuche folgerte er, daß nach der Inſpiration aufs ganze Venenblut eine große anzie⸗ hende Gewalt ausgeuͤbt werde, welche dieſe Fluͤſſigkeit ins Herz drängt, Dieſe anziehende Gewalt haͤlt er fuͤr die Haupturſache der Venencirculation, und glaubt endlich, durch feine, Verſuche mit. den Schröpftöpfen dieſe Theos rie vollends begründet zu haben. Wenn ein Schroͤpf⸗ kopf, ſagt er, alle Abſorption auf der Oberfläche hin? dert, wo er angeſetzt worden iſt, fo hebt er die Haupt: 93 urſache auf, welche das Venenblut von der Peripherie nach dem Mittelpunkte treibt, de h. den atmoſphaͤ⸗ riſchen Druck. Dieſer phyſiſchen Urſache ſcheint er auch die Thaͤtigkeit der Abſorption zuzuſchreiben. Die Commiſſion ſpricht ſich indeſſen nicht zu Gunſten dieſer Theo: rie aus. Die unlaͤugbare Thatſache, daß das Venen blut nach der Inſpiration durch die venae cavae in größerer Quantitat zufließt, beweiſt zwar aufs deutlichſte, daß nach dieſer Inſpiration eine Art von Aſpiration aufs Blut ausgeuͤbt werde; aber ſie beweiſt nicht, daß dieſe Art von Aſpiration die einzige und Haupturſache der Venen- Circulation ſey. ſo muͤßte dieſe Aſpiration ſich bis zu den Urſprung des Venenſyſtems erſtrecken; dem aber widerſprechen alle bekannten Thatſachen über die Circulation. Bei den mit lebendigen Thieren angeſtellten Verſuchen findet man dieſe Aſpiration nur fuͤr das Blut der dem Herzen zunaͤchſt liegenden Venen beſtaͤtiget; ſie nimmt ſtufenweiſe ab, und verſchwindet in den entfernteſten Venen gaͤnzlich. So viel wenigſtens liegt außer allem Zweifel, daß ſich jene Afpiration nicht bis zum Capillarſyſtem erſtreckt; und dies allein iſt hinreichend, um zu beweiſen, daß fie hoͤchſtens nur eine aceeſſoriſche Urſache der Venen Circulation ſey. Iſt es aber nicht das Capillarſyſtem, wo die Lebensfunktionen der Ernährung, der Waͤrme⸗ entwickelung und der Abſonderungen vor ſich gehen? und liefert dieſes Syſtem nicht alſo in demſelben Ver— haͤltniß, in welchem dieſe verſchiedenen Funktionen vor ſich gehen, dem Venenſyſtem mehr oder weniger Blut? iſt es nicht endlich auch das Capillarſyſtem, wels ches, als ein Theil des Venenſyſtems, die Circulation deſſelben gewiſſermaßen regulirt? Wenn nun dieſe Art von Aſpiration, wie Barry annimmt, zwar nicht die einzige, doch wenigſtens die Haupturſache der Venencir⸗ culation wäre, wie wollte man dieſe Eireulation im foe- tus erklaren, der nicht athmet *), und bei den Thieren, die mittelſt einer Luftverſchluckung und ohne alle Inſpi— ration athmen? Warum dauert die Circulation nach dem Aufhoͤren des Athmens und in Faͤllen von Afphyrie fort? Wenn ferner das, Blut von den Hohladern dem Her— zen nach der Inſpiration in groͤßerer Menge zugefuͤhrt wird, geſchieht dies, wie Barry annimmt, weil ein leerer Raum im Thorax entſtanden iſt, und der äußern Luft nicht mehr das Gleichgewicht gehalten wird? Die Commiſſion theilt nicht dieſe Anſicht; denn eines Theils erſtreckt ſich die Aſpiration des Thorax nicht bis zu den Extremitäten des Venenſyſtems, d. h. bis zum Capillar⸗ ſoſtem; andern Theils ruht das Gewicht der Atmoſphaͤre auf dem Capillarſyſtem, deſſen Circulation mit den Le⸗ bensthaͤtigkeiten der Ernährung, der Waͤrmeentwickelung und der Ausſonderung im Zuſammenhang ſteht. Wie laͤßt ſich nun noch annehmen, daß dieſes Gewicht durch das Capillarfyſtem durchdringe, um die Venencirculation hervorzubringen, ohne zugleich die organiſchen Funktionen zu ſtoͤren, welche in dieſem Syſtem vor ſich gehen? Wenn dieſes der Fall wäre, fo dürfte die Circulation Sollte dieſes der Fall ſeyn, 9 feine Modificatton welter darbleten, als den phyſiſchen Umſtand, welcher die Urſache derſelben ſeyn wuͤrde; und bei jeder oͤrtlichen Irritation müßte man eine Modifi⸗ cation annehmen, entweder im leeren Raume, den die Inſptration im Thorax erzeugt, oder in dem Gewicht der aͤußern Atmoſphaͤre, was doch ſicherlich nicht der Fall iſt. Endlich muß die Commiſſion noch bemerken, daß ſich, da die Verſuche mit den Schroͤpfkoͤpfen nur Eine Wir⸗ kung auf die Capillarcirculation haben bemerken laſſen, und da, nach den Anſichten der Commiſſion, dieſe Cas pillarcirculation von der Venencirculation verſchieden tft, aus dieſen Verſuchen nichts Allgemeines in Bezug auf die Venencirculation herleiten laſſe, und daß man ganz beſonders nicht den Schluß mit Hrn. Barry daraus jier hen koͤnne, daß der äußere Luftdruck die Urſache der ganzen Abforption ſey. Ein Fall von Paraplegie, wo Heilung durch den Galvanismus erfolgte. (26) ER Von Dr, Turletti. Herr N. N., ohngefaͤhr 50 Jahre alt, von guter Conſtitution und fanguinifhem Temperament, wurde ohngefähr in der Hälfte des Jahres 1822 durch Son⸗ nenſtich von ſchwerer encephalitis ergriffen, welche, nach der Ausſage des Patienten, durch wiederholte Ader⸗ laͤſſe und durch die antiphlogiſtiſche Methode, bis auf eine A een Schwaͤche des Gedaͤchtniſſes, gehoben wurde. Einige Zeit nachher kam ein hartnaͤckiges Erbrechen zum Vorſchein, welches ſich bei jedem Genuß von Spei⸗ ſen und Getraͤnken einſtellte, wenn ſie nicht reizend oder ſcharf weten. Demnach waren geſalzenes Fleiſch, Zwie— beln, Wein die einzigen Speiſen und Getraͤnke, welche der Kranke genoß. Das Erbrechen verlor ſich nach einis ger Zeit, ohne daß ſich angeben laͤßt, ob dies durch Huͤlfe der Kunſt oder von ſelbſt geſchah. Nachdem das Erbrechen aufgehört hatte, und ohnge⸗ faͤhr 6 Monate nach dem Erſcheinen der erſten Krank heit, zeigte ſich, ohne ein anderes ſichtbares Symptom, eine große Schwaͤche in den unteren Gliedmaßen, welche hierauf in eine faft vollkommene Paralyſis uͤberging, fo daß der Kranke weder ſtehen noch gehen konnte, wenn der Rumpf nicht durch eine ſtarke Stuͤtze gehalten wurde. An den anderen Funktionen konnte ich nichts Widernatuͤrliches entdecken. Die Geiſtesverrichtungen waren ganz unverſehrt, der Appetit zu Speiſen gut, die Verdauung leicht, der Rhythmus des Pulſes natuͤr⸗ lich, die Leibesausleerungen willkuͤhrlich und ebenfalls natuͤrlich. Blos die Secretion des Urins war mehr als gewöhnlich copioͤs, und feine Farbe war faſt hell wie Waſſer. Durch Nachforſchungen konnte ich die Urſache der Krankheit weder in Ausſchweifung in Venere, noch in uͤbermaͤßigem Gebrauch der Mercurialmittel, noch in der Syphilis finden. Die Krankheit war bereits als Hy- drorhachis mit den kraͤftigſten diuretiſchen Mitteln, wie mit digitalis, squilla, arnica u. ſ. w. behandelt 95 worden, und der Zuſtand des Kranken hatte fih um nichts gebeſſert. Auch hatte er ſchon die nux vomica ohne die geringſte Erleichterung gebraucht. ; Endlich faßte ich die Anſicht, daß weder Entzüns dung noch Waſſerſucht zu bekaͤmpfen ſey, ſondern ein wahrer Zuſtand von Schwaͤche des Ruͤckenmarks, wodurch es feine Funktionen zu erfüllen unfähig, und die natuͤr⸗ liche Kraft der Nerven, welche von ihm ausgehen, ges ſchwaͤcht worden ſey. Deshalb beſchloß ich, nach dem Rath des Prefeſſor Ca pelli Luigi, den Galvanismus anzuwenden, welcher unſere Bemuͤhungen bald mit gluͤck⸗ lichem Erfolg kroͤnte. Am 29. September 1624 wurde der Kranke ver⸗ ſchiedenen Erſchuͤtterungen einer Voltaiſchen Saͤule unter⸗ worfen, welche aus dreißig Platten- Paaren [beſtand, und die Erſchuͤtterungen wurden auf beiden Seiten vom Fuß an bis zur Hand geleitet. Aber die zu ſtarke Ein⸗ wirkung brachte heftigen Kopfſchmerz, Durſt, Hitze, Beaͤngſtigung hervor, fo daß ich aufhoͤrte, fernere Erſchuͤt⸗ terungen zu geben. Am folgenden Tage verminderte ich die Säule um zehn Paare, und dann hielt der Kranke in Zeit von einer halben Stunde, ohne große Beſchwerde, mehr als 30 Erſchuͤtterungen aus, wonach er ſich in den Beinen ſehr geſtaͤrkt fühlte. ; Am dritten Tage wurden eben fo viele Erfchüttes rungen gegeben, und die Beſſerung war betraͤchtlicher. Am vierten Tage wurde dieſelbe Methode fortgeſetzt, und der Kranke konnte mit Hülfe eines kleinen Stockes gehen, worauf in der folgenden Nacht erectio penis ſich zeigte. Am fünften, ſechsten und ſiebenten Tage wurden die Erſchuͤtterungen wiederholt, und die Muskelkraft der unteren Extremitaͤten vermehrte ſich allmaͤhlig immer mehr, bis der Patient frei und ohne Stuͤtze herum: gehen, und mit den Beinen in jeder Richtung und mit roßer 3 N feiner langen Krankheit durch ein gewiß mit Unrecht in der neueren Zeit, wegen ungeſchickter An⸗ wendung, in Mißcredit gekommenes Mittel geheilt war. Behaͤndigkeit Bewegungen machen konnte, ſo daß 96 Miscellen. Die Entdeckung der Kraͤfte des Chlorin— Kalkes gegen die nachtheiligen und faulen Duͤnſte in Hoſpitaͤlern und anatomiſchen Theatern iſt nicht zuerſt von Hrn. Labarraque, ſondern bereits vor 15 Jahren von Hrn. Profeſſor Mas ſuyer zu Straßburg in ſeinen Observations sur le typhus des höpitaux et des arındes p. 101 und 102. bekannt gemacht worden. 2 Über die Pockenacademie zu Hamburg in den Jahren 1825, 1824 u. 1825 (27) ſind nach einer von dem Phyſikus Hrn. Dr. Schleiden zuſammengeſtellten Tabelle einberichtet: ; [ > 2 — — Er ho} S — ee 5 8 & 3 Q 4 o SH | © 2 = Ss — 2 fe} 8 f Pocken⸗ aͤlle wah⸗ 8 re u. mo⸗ 1189 dificirte. 595892199 36 12 [1684 er Davon ? mobdifiz ſtarben] 98 | 79 | so 23 8 [2551 eite. Verhaͤlt niß wie I zu blau zu lı zu 1 155 14 1 zu 5 Faſt alle Ergriffenen waren aus der niedern und mitt⸗ lern Volksklaſſe. — In den Monaten vor und nach der Zeit, uͤber welche die Tabelle ſich erſtreckt, ſind noch 18 tödtlich abgelaufene Pockenfaͤlle bekannt geworden, fo daß vom Februar 1825 bis Juny 1825 an den natuͤrli⸗ chen Blattern in Hamburg geſtorben ſind zwei Hundert drei und ſiebenzig. 1 Bibliographiſche Neuigkeiten. \merican Ornithology; or the Natural History of Birds inhabiting the United States, not given by Wilson. With figures drawn, engraved and coloured from Nature by Charles Lucian Bonaparte, Vol, 1. Phila- delphia 1825. fol, (Dieſe „amerikaniſche Ornithologie“ ift die Fortſetzung des in den Jahren 1809 bis 1814 von Alexander Wilfon herausgegebenen prächtigen Werkes, was ich in der Koͤnigl. Bibliothek zu Stuttgardt mit Vergnuͤ⸗ gen geſehen habe. Ich behalte mir vor, in einer folgenden Nummer auf das ältere, fo wie auf das neuere Werk zu⸗ ruͤckzukommen, welches drei Bände ausmachen und auch die Voͤgel aus Florida und Cuba in ſich begreifen ſoll.) Opuscoli di Chirurgia di Antonio Scarpa, Professors r emerito etc. Pavia 1825. 2 Vol. in 4. m. K. (Eine Sammlung fruͤherer auch in Deutſchland großentheils be⸗ kannte Schriften.) ji Vi Prospetto dei resultamenti ottenuti nella Clinica medica dell' J. R. Universitä di Padova, nell corso dell' anno scolastico 1823 — 1824 dal J. R. consigliere e pro- fessore Cav, V. L. Brera. Padova 1825. 8. 75 TGTT6T6T1TTP 2 DEE EER SER No ER a us dem Gebiete der Natur Nro. 271. (Nr. 7. des XIII. Bandes.) und Heilkunde. Februar 1820. Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. In Commiſſion bei dem Königl. Preuß. Gränz⸗Poſtamte zu Erfurt, der Koͤn. Sächſ. Zeitungs⸗Expedition Nat u r zu Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u. Tariſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes⸗Induſtrie⸗Comptoir. . } Preiß eines jeden Bandes von 24 Bogen, 2 Athlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes, 3 ggl. . kunde. über den Anwachs der Lithophyten (Polypes lithophytes) aus dem geologiſchen Geſichts— punete betrachtet. (28) Von Quoy und Gaimard. Unter den Erſcheinungen der Zoologie, welche mit der Theo⸗ rie der Erde in Verbindung ſtehen, ſind diejenigen, welche die ſtarren Zoophyten betreffen, noch bei weitem nicht genugſam aufgeklaͤrt. Indem wir die Aufmerkſamkeit der Naturforſcher auf dieſe Thierchen lenken, hoffen wir darzuthun, daß Alles, was man bis dieſen Tag in Betreff der unermeßlichen Arbeiten, welche dieſe Geſchoͤpfe zu vollbringen im Stande find, zu beob⸗ achten behauptet oder geglaubt hat, unrichtig, immer ſehr uͤbertrieben und ſehr häufig irrig ſey. Es iſt allerdings kein kleines Unternehmen, allgemein ange⸗ nommene, und durch einen unermuͤdlichen Naturforſcher, den der Tod zu fruͤh weggenommen hat, von neuem aufgeſtellte Saͤtze zu beſtreiten und zu widerlegen, um endlich die Thatſachen vorlegen u koͤnnen, die wir mit der größten Aufmerkſamkeit unterſucht aben. Peron hat ſich, in Folge einiger einzelnen, auf Timor und Isle de France gemachten Beobachtungen, (die einzigen Orte, wo er das Werk der Lithophyten im Großen beobachten konnte), auf die Erzählung der Reiſenden geſtuͤtzt, bewogen gefunden, zu allgemeine Schlußfolgerungen uͤber dieſe Thiere zu machen und anzunehmen, daß ſie aus der Tiefe des Oceans zahlreiche Archipel oder gefaͤhrliche Klippen empor gehoben haben, und noch empor heben. Wozu konnen alle von ihm geſammelten Anführungen dienen, wenn ſie auf ſchlechten, oder oberflächlich gemachten Beob⸗ achtungen ruhen? — Doch wohl nur dazu, die Wahrheit zu ver⸗ huͤllen, und dem Irrthum, durch den Einfluß berühmter Namen, Glaubwuͤrdigkeit zu geben. g ix Statt die Geſellſchaftsinſeln, einige Theile von Neu =» Ireland, la Louisiade, den Salomonsarchipel, die niedrigen Freund⸗ ſchaftsinſeln, die Marianen, die Palaos, die Schifferinſeln, die Fidſchi⸗Inſeln, die Marqueſas⸗Inſeln zc. zum Theil oder ganze lich für das Werk der Zoophyten zu halten, find wir im Gegen⸗ theile der Meinung, daß alle dieſe Laͤnder dieſelben Grundbeſtand⸗ theile und dieſelben Mineralien zur Baſis haben, aus welchen die Inſeln und alle bekannten Feſtlaͤnder gebildet zu ſeyn pflegen. Es ſind hier in der That Schieferformationen, wie auf Timor und auf Vaigiou, und Sandſteinformationen, wie auf der Küfte von Neuholland. Horizontalgeſchichteter Kalkſtein bildet übrigens die Inſel Boni, oder umgiebt die vulcaniſchen Spitzberge der Marianen. Granit zeigt ſich auch zuweilen, aber am häufigften find es die Vulcane geweſen, von welchen die in der Suͤdſee zer⸗ ſtreuten Inſeln gebildet worden find, Isle de France, die Inſel Bourbon, einige der Molucken, die Sandwichinſeln, Otaheite und alle die zahlreichen Archipel, welche von Bougainville oder Cook entdeckt worden find, verdanken zum Theil ihren Urfprung unter- irdiſchen Feuern, wie aus den Gebirgseremplaren welche wir von einigen dieſer Inſeln mitgebracht haben, und aus den Erzaͤh⸗ lungen der reiſenden Naturforſcher von den Inſeln und Ländern, die wir nicht ſelbſt beſucht haben, hervorgeht. Was hat alſo zu dem Glauben Veranlaſſung geben konnen, daß die Sterncorallen die Becken der Meere ausfuͤllen, und aus ihren Abgruͤnden niedrige, für die Schiffer gefährliche Inſeln emporheben? — Eine nicht gruͤndliche unterſuchung und eine ober⸗ flaͤchliche Beobachtung der Werke dieſer Zoophyten. 6 Wir haben uns in dieſer Abhandlung vorgeſetzt: 1) zu unterſuchen, wie die Lithophyten ihre Wohnungen auf Baſen von ſchon bekannter Natur erheben, und welches die, ihrem Anwachs guͤnſtigen oder ungünſtigen umſtaͤnde find; 29) zu zeigen, daß es keine, beſtaͤndig von Menſchen bewohnte Inſeln von einiger Bedeutung giebt, welche ganzlich aus Corallen gebildet worden wären; und daß biefe Thiere, weit entfernt, aus der Tiefe des Oceans ſenkrechte Mauern zu errichten, wie ‚bes hauptet worden iſt, nur Lager oder Überzüge von der Dicke einiger Toſſen bilden. 1 Dieſe Aufſchichtung oder Auflagerung der Sterncorallen ent⸗ ſteht aber auf folgende Weiſe: An den Orten, wo die Hitze beſtaͤndig ſehr intenſiv iſt, wo die mit Baien verſehenen Laͤn⸗ der ein nicht tiefes und ruhiges Waſſer einſchließen, was weder durch ‚Starte Brandungen noch durch die regelmäßigen Winde der Wendekreiſe in Bewegung geſetzt wird, da vervielfältigen ſich auch die Lithophyten. Sie conſtruiren ihre Wohnungen auf den von der See bedeckten Felſen, uͤberziehen ſie auf allen Seiten, bilden ſie aber nicht eigentlich, wie man früher behauptet hat. Alſo alle dieſe Klippen, alle dieſe Corallenriffe, welche man in der Suͤdſee fo haufig unter dem Winde der Inſeln antrifft, find, unſerer Erklaͤrung zufolge, Untiefen, welche von der Formation der Urgebirge herrühren, denen fie, wie man finden wird, an⸗ gehören, wenn man das Streichen der Gebirge und Huͤgel zu beobachten verſteht. Sie ſind naͤmlich Fortſetzungen der erſtern unter dem Waſſer. Da wo die Abhänge am ſanfteſten geneigt ſind, und wo das Meer die geringſte Tiefe hat, findet man im- mer die größten, Sterncorallenmaſſen. Sie vermehren ſich ſtark, wenn das Meer ruhig iſt; im entgegengeſetzten Falle bilden ſie nur einzelne Huͤgel, welche aus ſolchen Arten beſtehen, die von der Bewegung der Wogen weniger zu leiden ſcheinen. * Man hat behauptet, und es iſt ſelbſt unter. den Seefahrern eine allgemein angenommene Sache, daß man in den Meeren „unter dem Aquator aus Corallen *) gebildete Klippen finde, ) Bekanntlich bezeichnet man mit dem Namen Gorallen fälſch⸗ lich alle Lithophyten. Die Sterncoralle, welche in der 99 welche ſich aus der größten Tiefe, wie Mauern emporheben, um die a herum keinen Grund findet. In Betreff der Tiefe iſt dies factiſch, und dieſes Umftandes wegen befinden fich oft die Schiffe, welche bei einer Windſtille in Strömungen, gerathen, in der größten Gefahr, weil fie in ſolchen Gewaͤſſern nicht ankern können. Man kann aber nicht behaupten, daß dieſe Felſe viffe gänzlich aus Sterncorallen beftänden, haugtſächlich, weil die Arten, welche beſtaͤndig die betraͤchtlichſten Baͤnke bilden, wie z. B. einige Meandrinen, gewiſſe Caryophyllien, beſonders aber die Aſtreen, welche mit den ſchoͤnſten und ſammetartigen Farben eſchmuͤckt find, 1 ar den zu erlangen; und weil man ſie unter der Tiefe von eini⸗ gen Faden nicht wachſen ſieht; folglich koͤnnen ſie ſich in der Tiefe von 1000 oder 1200 Fuß nicht entwickeln, wie es der Fall ſeyn muͤßte, um ſolche Felſenriffe aus der Tiefe des Meeres zu erhe⸗ ben. Dieſe verſchiedenen Thierarten wuͤrden dann uͤbrigens auch faſt die einzigen ſeyn, welche den Vorzug genoͤſſen, in allen Tie⸗ fen, unter jedem Druck und, ſo zu ſagen, in allen Tempera⸗ n zu wohnen. En f AR Ein 1 umſtand, den die Reiſenden nicht beruͤckſichtiget haben, der unſere Meinung beſtätiget, und ſie begreiflicher macht, iſt derjenige, daß das Meer in ſo großen Tiefen, immer hohl an der Oberfläche, ſich mit Gewalt an dieſen Riffen bricht, ohne daß es vom Winde bewegt zu werden braucht. Indem wir uns nun blos auf die Beobachtungen derſelben Reiſenden beziehen, die da behaupten (was auch ſehr richtig iſt), daß an ſolchen Orten, wo die Wogen bewegt werden, die Lithophyten nicht arbeiten konnen, indem erſtere ihre zerbrechlichen Wohnungen zerſtoͤ⸗ ren wuͤrden, erlangen wir die Überzeugung , daß dieſe unter dem Waſſerſpiegel liegenden Boͤſchungen nicht von jenen Thier⸗ chen herruͤhren; daß aber, ſobald ſich an denſelben Orten eine Vertiefung oder irgend ein unterkommen findet, fie ſogleich ihre Wohnungen erheben, und dazu beitragen werden, die beſtehende geringe Tiefe zu vermindern. Dies kann man faſt an allen Orten bemerken, wo dieſe Thiere, wegen der hohen Tempe⸗ ratur, in reichlicher Menge wachſen koͤnnen. 8 An ſolchen Orten, wo Ebbe und Fluth zu ſpuͤren find, vers mag diefe Strömung allein manchmal unregelmaͤßige Canale in die Sterncorallen zu graben, ohne daß dieſelben wieder ver⸗ ſperrt würden, und zwar aus dem doppelten Grunde, weil die Meereswogen kalt und beſtaͤndig in Bewegung ſind. An ſolchen Stellen vervielfältigen ſich dagegen die biegſamen Alcyonen. Wenn man mit Aufmerkſamkeit dieſe geologiſchen Einrich⸗ tungen beobachtet, ſo bemerkt man, daß die Zoophyten ſich bis zur Oberflache der Wellen, aber nie uͤber dieſelbe erheben. Als⸗ dann ſcheint die bis hieher gediehene Generation zu erloͤſchen. Sie wird noch weit raſcher zerſtoͤrt, wenn durch Ebbe und Fluth dieſe ſchwachen Thierchen entbloͤßt, und der Wirkung einer bren⸗ nenden Sonne ausgeſetzt werden. Wenn auf dieſen Corallen⸗ bänken, die ihrer Bewohner beraubt ſind, ſich noch kleine Vertie⸗ fungen befinden, die nie gänzlich trocken werden, ſo bemerkt man dagegen auch noch mehrere Buͤſchel dieſer Lithophyten, welche der allgemeinen Zerſtoͤrung entgangen find, und die lebhafteſten Farben ausſtrahlen. Die Familien, welche fich nun von Neuem ausbreiten, aber nicht auf der Außenſeite dieſer Corallenriffe ihre Wohnungen anbringen koͤnnen, da ſich an dieſen Stellen die Wogen brechen, nähern ſich immermehr der Küfte, wo die ſchwachen Wellen faft keine Macht mehr haben, wie wir auf Isle de Franee, auf den Marfanen und auf den Sandwichinſeln geſehen haben. Das Meer darf indeſſen nicht die große Tiefe haben, wie es auf der Schildkröteninſel der Fall iſt, von welcher Cook ſpricht, wo man zwiſchen den Corallenriffen und der In⸗ je eine einzige Gattung bezeichnet, hat ungefähr dieſe eg‘ Wir Werde 905 nette des einen und des andern Ausdrucks bedienen, um die Geſammtheit dieſer Thiere damit. auszudruͤcken, ohne zu unterlaſſen, von Arten zu ſprechen, wenn dieſes noͤthig ſeyn wird. a x — des Einfluffes des Lichtes beduͤrfen, um dieſe Far⸗ 100 ſel keinen Grund findet, obgleich der Zwiſchenraum innerhalb dieſer beiden Punkte gering iſt. Unterſucht man dieſe Thiere an den fuͤr ihr Wachsthum günftigften Orten, fo wird man finden, daß ſich die verſchiedenen Arten, deren eben ſo mannichfaltige als ſchoͤne Geſtalten ſich zu Kugeln runden, ſich faͤcherartig ausbreiten, oder baumartige Ramificationen bilden, vermiſchen, untereinander mengen, und in verſchiedenen Farbenabſtufungen von Roth, Braungelb, Blau und Violett wiederſtrahlen. 3 Man weiß, daß alle dieſe angeblichen Mauern, welche aus⸗ ſchließlich von Corallen gebildet werden, von Offnungen durch- bohrt ſind, durch welche das Meer gewaltſam ſtroͤmt, und bekannt iſt in dieſer Hinſicht die Gefahr, welcher Capitain Cook bei einer ſolchen Gelegenheit an den Küften von Neuholland aus— geſetzt war, als ihm, um dem Untergange zu entgehen, nichts anderes uͤbrig blieb, als den ploͤtzlichen Entſchluß zu faſſen, in einen dieſer Engpaͤſſe einzulaufen, wo man immer darauf rech— nen kann, vieles Waſſer zu finden. Auch dadurch wird unſere Anſicht noch mehr unterſtuͤtzt; denn wenn dieſe ſenkrechten Baͤnke ganz aus Corallen beſtaͤnden, jo würde ihre Continuitaͤt nicht durch tiefe Offnungen unterbrochen werden, weil es eine Eigen⸗ thuͤmlichkeit der Zoophyten iſt, daß fie ununterbrochene Maſſen aufbauen; und koͤnnten fie aus ſehr betraͤchtlicher Tiefe ſich erhe— ben, fo würden fie endlich dieſe Eingänge ganz verſperren, was doch nicht der Fall iſt, und auch wahrſcheinlich in Folge der Urſachen, die wir angezeigt haben, nicht geſchehen wird. Wenn ſich aus dieſen Thatſachen ergiebt, daß die Stern⸗ corallen nicht in ſehr großen Tiefen leben koͤnnen, ſo ſind auch die vom Meeresſpiegel bedeckten Felſenriffe von ihnen nur erhoͤht, aber nicht ausſchließlich gebildet worden. Es giebt keine Inſeln von einiger Betraͤchtlichkeit, und be⸗ ſtaͤndig von Menſchen bewohnt, welche durch die Lithophyten ges bildet worden waͤren. Die Schichten, welche ſie unter dem Waſſerſpiegel auftragen, ſind nur einige Toiſen maͤchtig. Wir wollen uns mit dem zweiten Theile dieſer Behauptung zuerſt beſchaͤftigen. Die Unmöglichkeit, unter dem Waſſer zu unterſuchen, wie tief die ſtarren Zoophyten ſich angebauet haben, erlaubt nur, uns auf das zu ſtuͤtzen, was ſchon in fruͤherer Zeit ſtatt gefunden hat; und die Monumente, welche die alterthuͤmlichen Revolutionen der Erdkugel bloßgelegt haben, ſollen uns das erklaͤren, was zu unſerer Zeit geſchieht. Wir wollen hier blos anfuͤhren, was wir an mehreren Orten geſehen haben, und zuerſt von der Inſel ſprechen, welche Ps ron fuͤr den Schauplatz der großen Arbeiten dieſer Polypen gehalten hat, d. h. von der Inſel Timor. e J Die Corallenbaͤnke, welche das zuruͤcktretende Meer auf den Laͤn⸗ dern blosgelegt hat, ſind hier von ſolcher Maͤchtigkeit, wie wir ſie nir⸗ gends angetroffen haben. Das ganze Geſtade von Coupang ift aus ſolchen Banken gebildet, und wenn man die Hügel (nicht die Berge), welche dieſe Stadt umgeben, beſteigt, wird man ſie mit jedem Schritte wieder finden. Auf den erſten Blick ſcheint dieſe Thatſache die Folgerung zu rechtfertigen, daß die ganze Inſel aus dieſer Subſtanz gebildet ſey, und daß auch die Bergkette Anmfoa und Fateleou, die vielleicht eine Höhe von 1000 Toiſen hat, aͤhnlichen Urſprunges ſey. Geht man aber nun aus der Stadt hinaus, und kaum 500 Schritte auf die Hoͤhen hinauf, ſo findet man Ae hreachte Lager eines blaͤulichgrauen Schiefers mit Quarzadern, und an den Ufern des Fluſſes Bacannaſſi kie⸗ ſelhaltige Felsbloͤcke, groben Jaspis und an andern Orten dich⸗ ten Kalkſtein, welches die Baſen find, auf denen ſich die Zoo⸗ phyten angebaut haben. Wir konnen nicht genau die Maͤchtig⸗ keit ihrer Aufſchichtung angeben, glauben ſie aber nicht zu gering zu ſchaͤtzen, wenn wir 25 bis 30 Fuß dafür annehmen, Peron fand in einer noch groͤßern Hoͤhe von 15 oder 18 Fuß foſſile Muſcheln. Er ſagt nicht, daß der Boden aus Go: rallen beſtanden habe; und haͤtte er auch dies geſagt, ſo wuͤrde man doch,, bei aufmerkſamer Unterſuchung dieſer Berge, bald 101 die Beſchaffenheit der Gebirgsarten entdeckt haben, welche die Grundbeſtandtheile bildeten. a 0 ; . Dieſer Naturforiher behauptet, um feine Meinung in Be⸗ treff der wichtigen Rolle zu unterſtuͤtzen, die er den Lithophyten ugetheilt hat, daß die hohen Berge, die er nur aus einer Ent⸗ ernung von 10 Stunden geſehen hat, ganz aus Corallen be⸗ ftänden, und hat dafuͤr weiter keine Gewährfchaft, als die Er⸗ zahlung der Eingebornen. Aber einen fo wichtigen geologiſchen Umſtand kann man nicht auf's Wort glauben, und weder hol: laͤndiſche Coloniſten, noch die halbwilden Inſelbewohner, welche von Naturgeſchichte nichts verſtehen, koͤnnen hier als Gewaͤhrs⸗ männer. gelten. Von Olinama, welches einige Stunden von Coupang entfernt liegt, ſagt er: „An dieſem Orte befanden wir uns der großen Gebirgskette Unmfoa und Fatélé ou gegen⸗ uͤber. Dieſe ausgebreitete Hochebene, welche dieſen ganzen Theil von Timor beherrſcht, beſteht gaͤnzlich aus Corallenſubſtanzen. Von Dena bis nach Pacoula iſt, nach der Ausſage der Einwoh— ner und der Beftätigung der Holländer zufolge, nichts als Kalk⸗ ſtein anzutreffen.“ (Voyage de Terres australes, edit. in 4to, tom. II. p. 176.) Bei ähnlichen Gegenftänden muß man die Chatſachen wiederholt geſehen und gut aufgezeichnet haben; denn wenn man ſich beeilt, allgemeine Folgerungen zu ziehen, ſo findet unſere Eigenliebe immer Mittel, dieſe Thatſachen mit unſerer Art zu ſehen in Einklang zu bringen 4 Alles ſpricht dafür, daß es auf der Inſel Timor keine Berge giebt, welche ausſchließlich aus Corallen beſtehen. Sie iſt, gleich allen großen Laͤndern, aus verſchiedenen Subſtanzen zuſammengeſetzt. Da wir gegen 50 Lieues (Stunden) an ihrer Kuͤſte hinge fahren find, und zwar ziemlich nahe, um die Geographie derſelben zu ſtudi⸗ ren, ſo haben wir bemerken koͤnnen, daß ſie an mehreren Stel⸗ len vulcaniſche Erſcheinungen darbot. Übrigens enthaͤlt ſie Gold⸗ und Kupfergruben, und dieſes mit dem bereits Angeführten in Verbindung gebracht, läßt auch zum Theil auf die Beſchaffenheit ihres Bodens ſchließen. 8 Man koͤnnte vielleicht einen Berg von Port George auf Neuholland, Bald-Heald genannt, den Vancouver beſchrieben hat, und auf deſſen Gipfel er unverſehrte Gorallenäfte antraf, zum Einwand benutzen wollen. Aber hier, wie auf tauſend an⸗ dern Orten *) findet immer nur dieſelbe Erſcheinung ſtatt. Die Zoophyten haben auf eine Baſis gebaut, die fie vorfanden, und bewohnen nur die Oberflaͤche derſelben; denn warum ſollte dieſer Bald⸗Heald vom Mont-Gardner verſchieden ſeyn, der neben ihm liegt, und aus Urgebirgsarten beſteht? Übrigens jagt Peé— ron, daß er dieſelbe geologiſche Zuſammenſetzung habe. Zu Rota, einer Inſel der Marianengruppe, trennte Herr Gaudichaud, unfer College, ungefähr 100 Toiſen über dem Meeresſpiegel vom Kalkſteingebirge aͤchte Sterncorallenaͤſte ab, die ſich vollkommen erhalten hatten; alſo bereits 3 Orte, wo fie ſich in großen Hoͤhen finden. Wir haben fie in weit gerin⸗ geren Hoͤhen an mehreren andern Orten angetroffen, z. B. auf Isle de France, wo ſie eine Schicht bilden, maͤchtiger als 10 Fuß, ) Die merkwuͤrdigſte Thatſache dieſer Art berichtet Hr. Salt in feiner zweiten Reiſe nach Abyſſinien: „Die Bai A m⸗ phila im rothen Meer wird aus 12 Inſeln gebildet, wo⸗ von 11 zum Theil aus Alluvialformationen, namlich Coral⸗ linen, Sterncorallen und Echiniten, iſo wie einer großen, Mannigfaltigkeit von Muſcheln beſtehen, wie man ſie in dieſem Meer zu finden pflegt. Die Elevation dieſer Inſeln uͤber die hohe Fluth betraͤgt manchmal an 30 Fuß. „Die kleine Inſel, welche von 11 andern verſchieden iſt, beſteht aus Kalkſteinſelſen, in welchen man Adern von Chalcedon bemerkt. Zeigt dieſe kleine Inſel nicht an, daß irgend eine Urſache den Corallenuͤberzug verhindert hat, waͤhrend dieſe Thiere ihre Wohnungen in der Umgegend auf Baſen errichteten, wahr⸗ ſcheinlich von derſelben Natur, wie die kleine Inſel? 102 zwiſchen zwei Lavaſtroͤmen; auf Wahou, einer der Sandwich⸗ inſeln, wo ſie in keiner groͤßern Hoͤhe vorkommen, ſich aber mehrere hundert Toiſen weit uͤber die Inſel verbreiten. In allen dieſen Faͤllen muß man die Sorgfalt anwenden, die Litho⸗ phyten, welche ununterbrochene Maſſen aufgebaut haben, und eine guͤnſtige Lage hatten, ihr Wachsthum zu vermehren, von denen zu unterſcheiden, welche, von den Wellen geſchlagen und ausgewaſchen, unter die Seemuſcheln gemiſcht ſind, und die bekannten Lager des Madreporkalkſteins (Calcaire madrep:- rique) bilden. Dieſe Überbleibfel find nur die Truͤmmern der erſtern. Wir haben dergleichen auf den Marianen und auf den Papousinſeln angetroffen; man findet auch dergleichen an der Kuͤſte Frankreichs und an mehreren andern Orten. Timor, welches uns die meiſten ſtarren Zoophyten darge— boten hat, veranlaßt uns alſo, aus dem, was ſonſt ſtatt gefuͤn— den, analogiſch zu folgern, daß die Arten der Gattung Astraea, welche allein fähig ſind, die Oberflaͤche unermeßlicher Raͤume zu uͤberziehen, ihre Aufſchichtungen nicht uͤber 25 bis 30 Fuß Tiefe beginnen, und fie blos bis an den Waſſerſpiegel erhöhen, Nies mals haben wir weder mit dem Senkblei, noch mit den Ankern Fragmente dieſer Arten heraufgezogen. Geſehen haben wir ders gleichen nur an Orten, wo wenig Waſſer vorhanden war. Die aͤſtigen Madreporen hingegen, welche keine dicke und confiftente Schichten bilden, (weder an erhabenen vom Meere verlaſſe— nen Orten, noch an Geſtaden, wo ſie ſich noch jetzt aufhal⸗ ten), leben in betraͤchtlichen Tiefen. Es gehört unter die gewag— ten Behauptungen Perons, daß er den Aufenthalt dieſer Thiere auf den 349 ſuͤdl. Breite hat beſchraͤnken wollen; denn unters halb des Cap Horn, faſt unter dem 56 der Breite erhielten wir mit dem Senkblei bei 50 und 80 Faden Tiefe kleine leben⸗ dige aͤſtige Madreporen, und auf einer fruͤhern Reiſe durch einen entgegengeſetzten Meridian erhielten wir auf der bane des Ai- guilles bei mehr als 100 Faden Tiefe ſogenannte Reteporen. Es iſt wahr, daß dieſe Thiere unter dieſen Paralellkreiſen nur wenig Raum einnehmen; aber ſie leben doch, und der erſte die— ſer beiden Faͤlle beweiſt, daß ſie eine ſehr kalte Temperatur ertragen koͤnnen, wiewohl letztere am ſuͤdlichen Ende Amerika's nicht immer fo niedrig ſſeyn mag, als man meiſtentheils zu glau⸗ ben pflegt. 1 Es ift ſehr merkwürdig, daß man blos den Sterncorallen der Suͤdſee und des indiſchen Archipels die Bildung von, vom Waſſer⸗ ſpiegel bedeckten ſteilen Bergen zugeſchrieben hat, an deren Fuß man keinen Grund findet; und es iſt noch bewundernswerther, daß die Unterſuchung der Orte, wo dieſelbe Erſcheinung, ohne die Anweſenheit dieſer Zoophyten, beobachtet wird, nicht Veran⸗ laſſung gegeben hat, eine ſo außerordentliche Thatſache zu be⸗ zweifeln. yeah . Man weiß, daß Laͤnder von allen Zuſammenſetzungen be⸗ traͤchtlich ſteile Berge darbieten koͤnnen. um zu beweiſen, daß auch unterhalb des Waſſerſpiegels dieſe Einrichtung beſtehe, fuͤb⸗ ren wir die Jnſel Guam, eine der Marianen an, welche unter 13, 50 noͤrdl. Br. liegt. In demjenigen Theile dieſer Inſel, welcher nicht vulcaniſchen Urſprunges iſt, findet man ſo ſteile Geſtaͤde aus Kalkfelſen, daß fie ſich wie Mauern darſtellen, und an manchen Punkten auf einander folgende Plattformen bilden, die ſich treppenartig in das Waſſer verlieren. Trifft man mit dem Senkblei auf eine ſolche Mauerſtufe; ſo hat man in einer Tiefe von 8 oder 10 Faden, bald mehr bald weniger, Grund, und dicht nebenbei findet man vielleicht in einer Tiefe von 100 Faden keinen Grund. Wollen wir nun annehmen, daß auf den weniger tiefen und geſchuͤtzteſten Felsruͤcken die Zoophyten ihre Wohnungen auffuͤhren, ſo werden ſie ſich erheben, bis daß ihre Fortſchritte durch ihre eigene Entwickelung gehemmt werden. Letztere wirft dem Wellenſchlage ein Hinderniß entgegen, und Fig die Wogen, ſich zu brechen, und ſomit hätte man Fel⸗ enriffe. 5 Seitwaͤrts von der Inſel Guam befindet ſich die Inſel Rota in demſelben Fall. Auch auf ihren Felſen, die noch weit betraͤcht⸗ 7 * 103 licher find, findet man an den Boden angeheftet noch eigentliche Sterncorallen von der Art, welche die Franzoſen Corne- de- cerf nennen; fie find denen vollkommen aͤhnlich, welche in reich⸗ licher Menge in den umgebenden Gewaͤſſern angetroffen werden. Ehedem haben fie ſich alſo auf dem Boden vervielfaͤltiget, wel⸗ chen das Meer ſeit der Zeit verlaſſen hat, wie ſie noch taͤglich auf demjenigen wachſen, welchen es noch gegenwaͤrtig bedeckt. Andere Beiſpiele dieſer ſenkrechten, vom Waſſerſpiegel bedeckten Berge finden ſich unter verſchiedenen Breiten. So lieſ't man in Pallas zweiter Reiſe, daß er in der Krimm ſo ſteile Berge geſehen habe, daß ſie ſich mehr als 1000 Fuß uͤber dem Waſſer⸗ ſpiegel erhoben, und daß man an ihrem Fuße keinen Grund fin⸗ den konnte. Es find aber, wir wiederholen es, die Gipfel aͤhn⸗ licher vom Waſſerſpiegel bedeckter Berge in der heißen Zone, welches auch uͤbrigens die Beſchaffenheit derſelben ſeyn moͤge, die von den Zoophyten als Baſis ihrer Aufſchichtungen benutzt werden; und alle Corallenriffe der Inſel Otahaiti, des gefaͤhrlichen Archipels und des Schifferarchipels, der Freundſchaftsinſeln ꝛc. find nur mit Eos rallen uͤberzogen. Man vernehme den beruͤhmten Forſter, welcher zuerſt der Meinung, die wir bekaͤmpfen, Eingang ver⸗ ſchafft hat, und man wird finden, daß er gegen ſich ſelbſt die Waffen liefert. „Die niedrigen Inſeln — ſagt er — im Oſten von Otahaiti, ſo wie die Geſellſchaftsinſeln, die neuen Hebriden und Neucaledonien mit den dazwiſchenliegenden Inſeln Seylli, Howe, Palliſer, Palmeſton, Sauvage, die Schildfröteninfel und die Hoffe nungs- und Cocosinſeln, die Inſeln der Königin Charlotte, des Capitains Carteret und mehrerer andern, ferner Neu— Ireland, Reu-Britanien und Neu-Guinea bilden ebenfalls un⸗ ler dem Meere eine große Gebirgskette. Sie verbreiten ſich durch einen unermeßlichen Raum, welcher drei Viertel der ganz zen Suͤdſee umfaßt.“ (Forſter d. Vat.) Spaͤterhin ſcheint er dieſe Äußerungen vergeſſen zu has ben, und bemerkt, indem er den Corallen wiederum zu viel einraͤumt: „das Riff, die erſte Grundlage der Inſeln, wird von Thieren gebildet, welche die Lithophyten bewohnen. Sie bauen ihre Wohnungen bis auf geringen Abſtand vom Waſ— ſerſpiegel ꝛc.“ Wir verdankten vielleicht einmal dieſer unregelmäßigen Ans ordnung der von dem Waſſerſpiegel bedeckten Laͤnder unſere Ret⸗ tung, als die Corvette L’Uranie des Nachts von Strömungen in die Durchfahrt gefuͤhrt wurde, welche ihren Namen traͤgt, und ſich von einer Menge Inſeln und Klippen umgeben ſah. In diefer ſchwierigen Lage fanden wir nirgends Grund, und wußten nicht, welche Offnung wir wählen ſollten, um aus dieſem Archi⸗ pel zu gelangen; aber es bot ſich endlich eine Corallenbank dar, auf welcher wir ankerten. Nach dem, was bereits geſagt wor— den iſt, muß angenommen werden, daß dieſe Corallenbank ſich auf einer Baſis von aͤhnlicher Beſchaffenheit erhoben hatte, wie die Klippen, welche uns umgaben. Wir glauben ſomit dargethan zu haben, daß die Arbeiten der ſtarren Zoophyten keinesweges die unermeßlichen Baſen gebil⸗ det haben koͤnnen, die dem größten Theile der Inſeln des gro⸗ ßen Oceans zum Unterlager dienen. i Es bleibt uns noch übrig, zu erflären, wie dieſe Thiere durch ihre Vereinigung kleine Inſelchen uͤber das Waſſer aufrichten können. Forſter hat ſehr gut beſchrieben, wie dieſes bewerk— ſtelliget wird. Wenn naͤmlich dieſe Thiere, im Schutze großer Länder ihre Wohnungen bis zur Oberfläche des Waſſers emporgeho= ben haben, und dieſelben waͤhrend der Ebbe entbloͤßt bleiben, ſo ereignet es ſich oft, daß eintretende Stuͤrme den Grund dieſer ſeichten Gewaͤffer aufruͤhren, und Sand und Schlamm herbei⸗ fuͤhren. Was ſich von dieſen Subſtanzen in den Unebenheiten der Corccn feſtſetzt, erſtarrt daſelbſt zum Agglomerat, und ſobald die Oberfläche dieſer neuen Inſel entblöft bleibt, und die Wengen sicht wieder wegfuͤhren koͤnnen, was fie ſelbſt erſt her⸗ beigefuͤhrt haben, vergrößert ſich der Umriß, und die Ufer ers heben ſich durch den fortwährend angeſchwemmten Sand uns merklich. Ein ſolches Inſelchen kann, je nach der Richtung 104 der Winde und Strömungen, lange Zeit ohne alle Vegetation bleiben; werden ihm aber durch dieſe beiden Urſachen vegeta⸗ biliſche Keime von den benachbarten Kuͤſten zugeführt, dann wird es ſich bald unter den Breiten, welche der Vegetation ſo guͤnſtig find, mit Pflanzen bedecken, deren Abfall allmählich ſich anhaͤuft, eine Schicht Dammerde bildet und den Boden noch mehr erhöht, Dieſes haben wir Gelegenheit gehabt, an der klei— nen Inſel Kera beſtaͤtigt zu finden, welche in der Bai von Cou⸗ pang liegt. Damit aber dieſer Anwachs vor ſich gehen koͤnne, muß die Entfernung von großen Laͤndern nicht zu betrachtlich feyn, weiß ſonſt die vegetabiliſchen Keime nicht fo leicht uͤbergefuͤhrt werden koͤnnen und dergleichen Inſelchen dann faſt immer nackt und unfruchtbar bleiben. Aus dieſem Grunde find uns die Nach⸗ richten der Seefahrer uͤber die Coralleninſeln des großen Oceans die mit Gruͤn bedeckt ſind, und doch von allen Laͤndern entfernt liegen, immer als etwas Außerordentliches vorgekommen, und dies um ſo mehr, weil in dieſen unermeßlichen Raͤumen die Ge— walt der Wogen, welche durch nichts geſchwaͤcht wird, der Ar— beit der Zoophyten hinderlich ſeyn muß. Indeſſen leugnen wir die Exiſtenz dieſer Inſeln nicht, und es waͤre aͤußerſt intereſſant, fie von neuem ſorgfaͤltig zu unterſuchen; denn ſobald die See— fahrer zwiſchen den Wendekreiſen niedrige Inſeln antreffen, jo ſtehen fie keinen Augenblick an, denſelben, der allgemein anges nommenen Meinung zu Folge, einen corallenartigen Urſprung zuzugeſtehen. Dennoch haben viele niedrige Inſeln dieſen Ur⸗ ſprung nicht gehabt. Zum Beleg fuͤhren wir die Inſel Boni an, welche unter dem Aquator liegt und deren uͤppige Vegetation ſich auf einem Kalkfelſen erhebt. Eben ſo verhaͤlt es ſich mit der Cocosinſel, welche vor der Inſel Guam liegt und aus derſelben Subſtanz beſteht. Wenn die Inſeln von Menſchen bewohnt ſind, und folglich Quellen oder Seen von ſuͤßem Waſſer haben, ſo kann man in der Regel annehmen, daß fie nicht, oder hoͤchſtens nur theilweiſe, aus Lithophyten beſtehen, weil in der poröfen Subſtanz der letztern keine Quellen entſtehen koͤnnen. Einige der Carolinen, zwiſchen denen wie durchgefahren ſind, ohne uns daſelbſt aufhalten zu koͤnnen ſind aͤußerſt niedrig. Wir glaub⸗ ten, daß fie mit Corallen uͤberzogen ſeyen. Da fie aber bes wohnt ſind, ſo muß ſich irgendwo ein fuͤr die Anſammlung des ſuͤßen Waſſers guͤnſtiger Boden finden *). Wenn wir die Macht dieſer Thiere beſchraͤnken und ihnen die von der Natur vorgeſchriebenen Graͤnzen anweiſen, ſo haben wir dabei keinen andern Zweck, als den Gelehrten, welche ſich mit den großen hypothetiſchen Betrachtungen uͤber die Bildung und Beſchaffenheit der Erdkugel beſchaͤftigen, genauere Thatſa⸗ chen an die Hand zu geben. Betrachtet man dieſe Zoophyten mit groͤßerer Aufmerkſamkeit von Neuem, ſo wird man finden, daß fie nicht die Meeresbecken ausfüllen, Inſeln über den Wafs ſerſpiegel emporheben, die Feſtlaͤnder vermehren und die Fünftis gen Generationen mit einem ſtarren Aquatorkreis, aus ihren Hüllen gebildet, bedrohen. Ihr Einfluß iſt bereits auf den Rheden, wo ſie ſich vervielfältigen, ſehr groß, fo daß man ihn nicht erſt zu vergroͤßern braucht. Aber was ſind ihre Lager im Verhaͤltniß zu den Maſſen, die ihnen zur Baſis dienen? Wenn man fie vom Gipfel der hohen vulkaniſchen Spitzberge der Sands wich⸗Inſeln, der Inſel Bourbon, der Molucken, der Maria— nen, der Inſel Timor, Neu-Hollands u. ſ. w. herab betrach⸗ tet, fo findet man, daß ihre Lager oft in der Continuitaͤt une terbrochen ſind, und daß man ſorgfaͤltig ſuchen muß, um ſie *) Wirft man einen Blick auf die Charten der Reiſe des Ca⸗ pitains Kotzebue, ſo bemerkt man, daß mehrere dieſer In⸗ fen im Cirkel gruppirt find und durch Riffe mit einander verbunden werden, die corallenartig zu ſeyn und durch dieſe Anordnung ein kleines und tiefes Binnenmeer darzubieten ſcheinen, in welches man durch eine oder mehrere Offnun⸗ gen gelangt. Sollte dieſe Anordnung nicht von unter dem Waſſer befindlichen Kratern herruͤhren, an deren Raͤndern die Lithophyten ihre Wohnungen erhoben haben? 105 nur zu entdecken, und gegen erftere gehalten, verſchwinden ſie faſt in Nichts. Die ſtarren Zoophyten können auch hinſichtlich der Materialien, welche die einen und die andern zur Erdhuͤlle geliefert haben und noch liefern, noch lange nicht mit den Mu⸗ ſcheln verglichen werden. . URL Miscellen. Eine Sammlung italienifher Inſekten hat Hr. 10⁰ B. Angelini zu Verona, Verfaſſer einer ſehr guten Abhand⸗ lung degl’ Insetti nocivi all’ Ulivo, angelegt und zu dieſem Behuf bereits verſchiedene Gebirge Italiens beſucht und das ſuͤd⸗ liche Italien und Sicilien zu beſuchen die Abſicht. Nekrolog. Der verdiente Phyſiker von Yelin iſt auf einer wiſſenſchaftlichen Reiſe durch England und Schottland, nach einem ſechs woͤchentlichen Krankenlager zu Edinburg, 55 Jahr alt, geſtorben. S rr n . Neue Verſuche, welche den Nutzen der pedilu- via nitro-muriatica in einigen Krankheiten der Leber beweiſen. (29) Von Dr. F. Lavagna. Maria Acquarone, 46 Jahre alt, wurde im Jahr 1823, zu Anſang des Novembers von allen Symptomen ergriffen, welche die acute Entzuͤndung der Leber characteriſiren. Dieſe Entzündung war von ſehr ſtarkem Fieber und von icterus be⸗ gleitet, welcher zuerſt an der albuginea der Augen, und dann am Geſicht ſich zeigte, und ſich nachher auf die ganze Hautober⸗ fläche ausbreitete. um dieſe Krankheit zu bekämpfen, nahm ich meine Zuflucht, mit ziemlich gluͤcklichem Erfolg, zu wiederholten Aderlaͤſſen und zu den Blutegeln, fo wie auch zu den deprimi⸗ renden Arzeneimitteln, welche in ſolchen Faͤllen empfohlen wor⸗ den ſind, ſo daß am zwanzigſten Tage die Patientin in den Zu⸗ ſtand von Reconvalescenz gebracht zu ſeyn ſchien. Sie jerhielt jedoch weder ihre natürliche Farbe, nech den gewöhnlichen Appe⸗ tit, noch die vorhergehende Muskelkraft wieder, und nach einiger Zeit wurde fie von einem Druͤcken im rechten hypochondrium, und von häufigen aber leichten Schmerzen in dieſem Theile ges quält, Sie verbrachte mehrere Monate in dieſem Zuſtande, ſowohl ohne Arzt als ohne Arzenei, bis ich endlich gerufen wurde, weil fie fühlte, daß die Krankheit von Tag zu Tag gefährlicher wurde. Die Geſammtheit der Phaͤnomene, welche ſich zu dieſer Zeit zeigten, ſchien mir das Vorhandenſeyn der chroniſchen hepa- titis hinlänglich anzuzeigen, womit eine kaum fuͤhlbare physconia vergeſellſchaftet war. Ich wendete haͤufig Blutegel an, um die chroniſche hepatitis zu beſeitigen, und dann die am meiſten geruͤhmten deobstruentia, wie das unguent, mercuriale, das Kalomel, die Rhabarber, das extr. hyoscyami und taraxaci, das ſchwefelſaure Kali u. ſ. w. Auch wurde nicht vergeſſen, die verſchiedenen reizenden Potenzen auf die Haut des rechten hypo- chondrium zu appliciren. Da aber die Leberentzuͤndung wäh⸗ rend dreier Monate unter abwechſelnder Behandlung immer ſtaͤrker wurde, und mich oft zwang, Blutegel anzulegen, ohne daß ich einen conſtanten Nutzen davon erhielt, ſo beſchloß ich endlich, die pediluvia nitro-muriatica anzuwenden, und zwar in dem Moment, wo ſich ſeit langer Zeit folgende Phaͤnomene zeigten: beträchtliche Abmagerung, bleiches Geſicht, welches der Farbe des icterns nahe kam, Muskelſchwaͤche, faſt anhaltender Kopf: ſchmerz, eine mit gelblichem Schleim bedeckte Zunge, Anorexie, Druͤk⸗ ken in der Magengegend, vorzüglich nach der Mahlzeit, ſchlechte Verdauung, welche oft von Schmerzen und von Aufſtoßen be⸗ gleitet war, Leibesverſtopfung, bisweilen Diarrhoe gelber fluͤſſi⸗ er Materien, welche Brennen oder ſtarkes Jucken am anus ervorbrachten, rechtes hypochondrium etwas geſpannt, häufig ſchmerzhaft, vorzuͤglich beim Druck mit der Hand. Deshalb wurde mitten in der Reihe der oben genannten Symptome, die vom Prof. Tant ini angewendete Methode angenommen, und genau befolgt, und da man wollte, daß die Kranke auch auf hnliche Weiſe behandelt wuͤrde, wie der Capitaͤn Devignes, welcher der Gegenſtand der, von dem genannten Profeſſor geſchrie⸗ benen Krankheitsgeſchichte iſt, ſo purgirte man alle vier bis fünf Tage mit cremor Tartari, welcher Häufig Ausleerungen von flüffigen galligen Materien hervorbrachte. Ich geſtehe hier auf⸗ richtig, daß ich, wenn ich nicht ſelbſt Beobachter des guten Er⸗ folgs geweſen waͤre, nicht ſo leicht auf's Geradewohl geglaubt haben würde, daß ſchon beim eilften Bade die ſchlimmſten Sym⸗ ptome verſchwinden wuͤrden, von welchen die Kranke ſo lange Zeit hindurch gequaͤlt wurde. Sie hatte wirklich zu dieſer Zeit Farbe, Appetit, Muskelkraft, ruhigen Schlaf wieder erhalten, und das unangenehme Druͤcken in der Lebergegend, und die Schmerzen, welche ſich oft in dieſer Gegend zeigten, waren bis auf eine ſo geringe Empfindung vermindert, daß die Patientin nun alle fernere Behandlung fuͤr uͤberfluͤßig hielt. Auf meine Bitte fuhr ſie jedoch fort, die pediluvia zu brauchen, und zwar mit immer fortſchrei⸗ tender und merklicher Beſſerung, ſo daß ſie nach dem 24 ſten Bade ſich, zu ihrem Erſtaunen, im beſten Geſundheitszuſtande befand. Seit dem Augenblick, wo ſie alle Arzenei aufgegeben hat, iſt bereits mehr als ein Monat verfloſſen, und noch immer iſt ſie ſo geſund, als ſie vielleicht niemals in ihrem Leben geweſen iſt. Aufgemuntert durch dieſen gluͤcklichen Fall, nahm ich mir vor, die Verſuche zu vervielfachen, um mich noch beſſer von dem Nutzen einer ziemlich leichten und für die praktiſche Medicin Aus ſterſt wichtigen Methode zu uͤberzeugen. Als Gegenſtand des zweiten Verſuchs bot ſich mir bald Roſa Maglia ni dar, die 25jährige Tochter eines Grobſchmieds in Porto-Maurizio, wel⸗ che ſchon ſeit drei Jahren von faſt allen Symptomen gequält wurde, welche in dem vorhergehenden Falle genannt worden ſind. Es zeigte ſich jedoch niemals bei ihr die Farbe von allge⸗ meinem icterus, Aber die albuginea der Augen war gelb, und die Geſchwulſt des rechten hypochondrium kaum fühlbar, aber ſchmerzhafter, und das Fieber wurde oft heftiger. In dieſem Falle war das hypochondrium ſchmerzhafter, und der Schmerz fuhr durch die ganze Bauchgegend. Übrigens waren während des hartnäckigen Verlaufs diefer Krankheit faſt anhaltend Kopf⸗ ſchmerzen, Anorexie und ſchlechte Digeſtion vorhanden, welche von einem Drucken im Magen, von Aufſtoßen, Poltern, von leichten Leibſchmerzen und von hartnäckiger Leibesverſtopfung begleitet war. Es verſteht ſich, daß, um die urſache fo vieler und fo verſchiedener Formen zu bekaͤmpfen, nach und nach die verſchie⸗ denen Mittel angewendet wurden, welche ſich durch die Erfah⸗ tung in ſolchem Falle als ſehr wirkſam bewaͤhrt haben. Aber man erhielt nur vorübergehenden Nutzen von ihnen; conftan- ter war der Nutzen, welchen die Anlegung der Blutegel zu einer Zeit gewaͤhrte, wo die Leberentzuͤndung acuter und drohender zu werden ſchien. Endlich nahm ich meine Zuflucht zu den pedi- luvia nitro - muriatica, und der Erfolg übertraf meine Erwar⸗ tung; denn in Zeit von zwanzig Tagen brachten ſie die nüglichen Wirkungen hervor, welche ich in dieſem Falle in ſo kurzer Zeit zu erhalten mir wirklich nicht geſchmeichelt haben wuͤrde. Kurz, die Kranke ſah ſich nach 36 Baͤdern, welche jedesmal nach kur⸗ zen Unterbrechungen angewendet wurden, in einem guten Geſund⸗ heitszuſtande. Der Gegenſtand des dritten Verſuchs war eine Dienſtmagd, Annunziata Vaſſalli aus Porto- Maurizio. Sie war ohn⸗ gefähr 26 Jahre alt. Dieſe klagte ſchon ſeit 18 Monaten über eine Menge Störungen, welche ſich von der hepatitis lenta * 107 herſchrieben. Waͤhrend der langen Dauer ihrer Krankheit, welche anfangs vernachlaͤſſiget wurde, hatte ſie einige der am meiſten geruͤhmten Arzeneimittel verſucht, doch vergebens, und die Reihe der übel wurde immer drohender, jo daß endlich icterus er⸗ ſchien, welcher Häufig von Fieber, von Schmerz im rechten hypo- chondrium und von Amenorrhos begleitet war. Die Amenorrhos hatte 3 Monate gedauert, als die Kranke die Fußbaͤder gebrauchte, welche allmaͤhlig die gluͤcklichſten Folgen hervorbrachten. Bei dem 27 ſten Bade zeigte ſich die monatliche Reinigung, und blieb drei Tage lang regelmaͤßig, in welcher Zeit man den Gebrauch der äußerlihen Arzenei unterließ, worauf man nachher bis zur An⸗ zahl von 38 Fußbädern, zuruͤckkam. Ich hielt es nun nicht für nothwendig, den Verſuch weiter fortzuſetzen, da alle Störungen beſeitiget waren; und die Kranke ſelbſt mir oft ſagte, daß ſie ſich endlich wieder in ihrem vorigen Geſundheitszuſtande befinde, Noch deutlicher und ſchneller war der Erfolg, welchen ich bei Anna Anfelmi aus Porto- Maurizio, einer Perſon von ohngefaͤhr 22 Jahren, erhielt. Dieſe wurde gegen die Mitte des Septembers in dieſem Jahre von ſehr heftigem Fieber und von allen characteriſtiſchen Symptomen der febris biliosa oder (man nenne es wie man wolle) der phlogosis gastro-hepatica ergriffen. Nach Verlauf von 14 Tagen war unſere Kranke ohne Fieber, und es ſchien jede krankhafte Stoͤrung beſiegt zu ſeyn, obgleich die Krankheit einen furchtbaren Gang gezeigt hatte. Demohngeachtet beſuchte ich die Reconvalescentin nach einiger Zeit wieder, und fand ſie wirklich außerhalb des Bettes, aber bleich, verdrießlich und von einem ſchleichenden Fieber, welches ſie ſeit zwei Tagen hatte, ermattet. Von dieſem Augenblick an dauerte das Fieber zwanzig Tage lang mit allen Symptomen fort, bis endlich allgemeiner icterus und leichter aber conſtanter Schmerz in der Lebergegend ſich zeigten. Dieſer Schmerz breitete ſich nach dem vorderen Theil der rechten Schulter hin aus. Unter dieſem Umſtande hielt ich es nicht fuͤr nothwendig, Blutegel zu appliciren, und beſchloß ſogleich, die aus Kalomel, Rhabarber und extract. hyoscyami zuſammengeſetzten Pillen zu verſuchen, welchen von Manchen große Wirkungen zugeſchrieben werden. Nachdem aber dieſe viele Tage lang fortgeſetzt worden waren, ohne die Charaktere zu vermindern, ſo ſchlug 100 die pediluvia nitro- muriatica vor. Bei dem vierten Bade ſah ich mich ge⸗ noͤthiget, die Kranke zu verlaſſen, welche ich leicht uͤberredete, die angefangene Heilmethode fortzuſetzen. Nach ſechzehen Tagen begab ich mich von neuem zu ihr, und erſtaunte, als ich ſah, daß ſie ohne Fieber war, ihre natuͤrliche Farbe wieder erhalten hatte, und daß die allgemeine Gelbſucht ihrer ganzen Haut gaͤnz⸗ lich verſchwunden war. Es wurde mir nun geſagt, daß fie nach zwoͤlf Fußbaͤdern keine Arzenei mehr gebraucht, und ſich ſchon in dem beſten Geſundheitszuſtande zu befinden geglaubt habe. Ein fo ſchnelles Verſchwinden des icterus und aller krankhafter Symptome, welche ihn begleitet hatten, war fuͤr mich eine ange⸗ nehme Überraſchung; um ſo mehr, da die Anſel mi in zwoͤlf Tagen weder cremor Tartari noch ein anderes Arzeneimittel genommen hatte, welches die Wirkſamkeit der pediluvia nitro- muriatica hatte zweifelhaft machen koͤnnen. Ay Die Frau Barbara Acquarone, welche ſchon feit vie⸗ len Jahren kraͤnklich war, und zwar, wie ich glaube, in Folge einer uͤberſtandenen anasarca, kam endlich in ihrem 60ſten Le⸗ bensjahre in den krankhaften Zuſtand, welcher deutlich den hy- drothorax anzeigt. Mit dieſem ſehr ſchweren Übel vergeſell⸗ ſchaftete ſich im Fahre 1825, im Anfange bes Octobers die leichte hepatitis, welche durch Anſchwellung und durch conftanten Schmerz in der Leber, der durch den Druck mit der Hand vermehrt wurde, durch ſchleichendes Fieber, durch gelbe Farbe der ganzen albuginea der Augen, und durch gallige Leibesausleerungen hin⸗ laͤnglich angezeigt wurde. Die Kranke war auf die mehr in die Augen fallenden Phaͤnomene aufmerkſam geweſen, und hatte die Leberentzuͤndung einige Zeit lang venachlaͤſſiget, welche man end⸗ lich durch Blutegel, Veſicatorien, cremor Tartari, und durch das geprieſene unguent, hydrargyri zu bekaͤmpfen ſuchte. Aber 103 dieſe Mittel mäßigten kaum die Stärke der hepatitis, wel⸗ che nachher durch ohngefähr 24 pediluvia nitro- muriatica ganz verſchwand, zu deren Anwendung die Frau auch durch die treue Erzaͤhlung der Perſon angetrieben wurde, welche der Gegenſtand meiner erſten Krankheitsgeſchichte iſt ). Beatrice Gallani, ohngefaͤhr 24 Jahre alt, Tabaks⸗ haͤndlerin in Porto-Maurizio iſt die ſechste und letzte Kranke, welche ich 35 Tage lang der Fußbaͤderkur unterwarf. Sie bekam in kurzer Zeit mehr Farbe im Geſicht, wurde robuſter und leb⸗ hafter, doch ließen ſich die Hauptſymptome der Krankheit durch Arzenei nur wenig maͤßigen. Dies iſt der einzige Verſuch, wo die pediluvia nicht ganz der Erwartung entſprochen haben. See doch ſcheint durch die Faͤlle, welche wir oben mitgetheilt haben, und durch diejenigen, welche bereits von Dr. Scott bekannt gemacht worden find, hinlaͤnglich erwieſen zu ſeyn, daß die pras ctiſche Medicin an den pediluvia nitro-muriatica ein ſchaͤtzba⸗ res und wichtiges Mittel erhalten hat, welches unfehlbar eine conſtante Wirkung haben muß, wenn man erſt die Krankheit, gegen welche es wirkſam iſt, genau erkannt hat. In Bezug auf den letzten Fall, von welchem ich ſprach, und welcher der einzige war, wo meine Erwartung getaͤuſcht wurde, iſt es noͤthig, zu bemerken, daß die Leberentzuͤndung von der Reihe von Phaͤnomenen, welche die Diagnoſe derſelben unzweifel⸗ haft machen, nicht hinlaͤnglich characteriſirt zu ſeyn ſchien; und ich glaube, daß die pediluvia nitro-mMuriatica blos in dem Falle nuͤtzlich ſeyn werden, wo das Gallenſecretionsorgan ſehr, und bis zu dem Punkte, welcher die phlogosis lenıa bildet, gereizt iſt. Die Verſuche zeigten mir wenigſtens, daß die pedi- luvia da, wo die Leberentzuͤndung nicht zweifelhaft ſeyn konnte, in kurzer Zeit die nuͤtzlichen Wirkungen hervorgebracht haben, welche man von der Kraft der am meiſten gerühmten Arzenei— mittel, wovon die Kranken vorher lange Zeit Gebrauch gemacht haben, vergebens erwartet hat. Wenn daher Manche in irgend einem Falle durch die pediluvia keine heilſamen Wirkungen her⸗ vorbringen ſollten, ſo bitte ich ſie, genau zu unterſuchen, ob ſie nicht ftatt der Leberentzuͤndung die Störung irgend eines benach⸗ barten Eingeweides zu bekämpfen hatten, was bisweilen den aufmerkſamſten und ſcharfſinnigſten Beobachter zu einer falſchen Diagnoſe verleiten kann. ; . —Die bemerkbaren Wirkungen, welche die pediluvia ſowohl auf den Theil, an welchen ſie unmittelbar applicirt wurden, als auch auf andere entferntere Theile des Koͤrpers hervorbrachten, ſind folgende: 8 J 1 Gewoͤhnlich werden die Kranken waͤhrend der Einwirkung des Mittels von einem laͤſtigen Jucken an den Beinen beſchwert, an welchen nach einiger Zeit Bläschen und nachher offne Stellen ente ſtehen, welche den von einer brennenden oder corrofiven Sub⸗ ſtanz verurſachten Wunden aͤhnlich ſind. Wegen dieſer Wunden iſt es nicht noͤthig, den Gebrauch der pediluvia auszuſetzen, da ſie in wenigen Tagen ohne Heilmittel vernarben, wiewohl ſie *) Der Herr Chirurg Novara, ein geſchickter Operator, war auch Zeuge dieſes Falles und folgenden Umſtandes. Nach⸗ dem die Kranke eine gewiſſe Anzahl Fußbaͤder gebraucht hatte, fing ſie an, uͤber eine unangenehme Empfindung von Säure auf der Zunge zu klagen, welche von einer unge⸗ woͤhnlich copioͤſen Speichelſecretion begleitet war. Um dieſe laͤſtige und unangenehme Empfindung zu mildern, war ich gezwungen, Pillen aus Magneſia nehmen zu laſſen, welche von der Kranken in der Mundhöhle langſam aufgeloͤſt wur⸗ den. Aber dieſe Empfindung von Saure verſchwand erſt einige Tage nachher, nachdem die Frau aufgehört hatte, die pediluvia zu gebrauchen. Ich wage nicht jetzt zu ſagen, daß dieſes Phaͤnomen unmittelbar von der ſauren Arzenei herruͤhre, welche mit dem Waſſer der pediluvia vermiſcht wurde; jedoch wird es fuͤr diejenigen, welche das acidum nitro-muriaticum auf die oben angegebene Weiſe verſuchen wollen, nuͤtzlich ſeyn, daſſelbe zu kennen. 409 während der unmittelbaren Einwirkung des acidum nitro- mu- riaticum ſchmerzhafter ſind. Die faft conſtante und für den Pathologen noch merkwuͤr⸗ digere Wirkung, welche vorzuͤglich bei zwei Kranken vorkam, wo ſich die guten Wirkungen des Mittels ſchneller zeigten, iſt die bisweilen faſt unwiderſtehliche Neigung zum chlaf, welche mitten im Baden anfaͤngt, und außerhalb des Bades eine mehr oder weniger lange Seit fortdauert. Es verdient auch bemerkt zu werden, daß diejenigen, bei welchen ſchnelle und ſichtbare gute Wirkung erfolgte, außerdem uͤber eine gewiſſe Empfindung von languor im epigastrium klagten, welche fie oft der syn- cope ziemlich nahe brachte. Sie wußten dieſe unangenehme Empfindung, welche ſie belaͤſtigte, nicht hinlaͤnglich zu beſchrei⸗ ben. Doch ſchienen ſie, wie ſie ſagten, die Empfindung zu haben, als wenn die Leber und der Magen von einer Kraft nach unten gezogen wuͤrde. Dieſem unangenehmen Ziehen folgte ſchnell eine allgemeine Mattigkeit, weshalb es noͤthig war, die Patientin aus dem Bade und in die Stellung zu bringen, welche fuͤr den Fall die paſſendſte war. Dies ſind die bemerkenswertheſten Thatſachen, welche ich als Wirkungen des acidum nitro- muriaticum leicht habe beobachten Tonnen. Ich ſage des acidum nitro- muriaticum, weil ich keinen Grund ſehe, warum man der iſolirten Kraft des warmen Waſſers Wirkungen zuſchreiben koͤnne, welches blos benutzt wird, um die arzneiliche Subſtanz damit zu vermi⸗ ſchen. Wenn jedoch Manche nicht hinlaͤnglich uͤberzeugt ſeyn ſollten, daß ſich die genannten Phaͤnomene blos auf die Urſache beziehen, welche ich angegeben habe, ſo wuͤrde es fuͤr die practi⸗ ſche Medicin nuͤtzlich ſeyn, wenn fie die Verſuche blos zu dieſem Behufe wiederholten; denn dieſe Verſuche wuͤrden außerdem Stoff zu Betrachtungen geben koͤnnen, durch welche ſich vielleicht die wahre Art enkdecken ließe, wie die pediluvia nitro- muriatica auf das Galleſecernirende Organ wirken. Anhang. Catterina Orengo aus Piani, war ſchon ſeit einigen Monaten von allen Symptomen gequält, welche die chroniſche hepatitis characteriſiren, als ich im Monat Ja⸗ nuar 1825 zum erſten Male zu ihr gerufen wurde. Da ich dieſer Zeit durch die vorhergehenden Beobachtungen unter⸗ richtet war; {fo ſchlug ich ohne Bedenken die pediluvia ni- tro- muriatica vor, obgleich der Puls der Kranken ſchwach, ſchnell, und ein anhaltendes Fieber vorhanden war. Sie badete hierauf gegen Abend, und legte ſich bald ſehr ruhig zu Bett. Aber zwei Stunden nachher wurde fie von Dyspnos und von ſtarkem Herzklopfen ergriffen, welches von häufigen Lipothymien begleitet war. Dieſe Stoͤrungen dauerten mehrere Stunden lang, bis gegen Mitternacht ein ſehr copiöfer und faſt ununter⸗ brochener Ausfluß von Speichel dazukam, welcher bis zum Mittag des andern Tages anhielt. Nach dieſem unangenehmen Verſuch wollte ſich die Kranke der Fuß bäderkur nicht wieder unterwerfen, welche ich jedoch mo⸗ dificirt fortzuſetzen wünſchte. Wenn wir nun dieſe Thatſache und die vorhergehenden That— ſachen betrachten, ſo ſcheint daraus hervorzugehen: 1) daß das aeidum nitro-muriaticum in den Circulationsſtrom eindringe (), das Herz reize, und ſpeciſiſch auf die Leber und die Speicheldruͤ⸗ Er wirke, wo es ſich vielleicht unzerſetzt mit dem Speichel ab⸗ ondert. 2) Daß nach dem Gebrauch der Fußbaͤder bisweilen betrachtliche Stoͤrungen bei denjenigen Kranken entſtehen, welche im aſtheniſchen Zuſtand ſich befinden, weil vielleicht ihre Senſi⸗ bilität ungewoͤhnlich erhöht iſt, oder weil die Säure freier in den Circulationsapparat des Blutes eindringt. Vergiftung durch Solanum manimosum. (30) Von Des-Alleurs. Vor einigen Monaten brachte ein Schiffskapitain ſehr giftige Fruͤchte nach Rouen, welche Hr. Marquis, 110 Prof. der Botanik, für diejenigen des Solanum mam- mosum L. erkannte. Hr. Morin analyſirte dieſelben und der Bericht uͤber ſeine Arbeit iſt im Journal de Chimie médicale Fevr. 1825 mitgetheilt worden. Dieſer Chemiker hat unter andern aͤpfelſaures So⸗ lanin und ein Übelkeit verurſachendes Princip, wel— ches mit dem der Leguminosae Ahnlichkeit hat, darin entdeckt. Die Anweſenheit dieſer beiden Stoffe in dies ſem Pflanzenprodukt veranlaßte mich, ſeine Wirkung auf die thieriſche Okonomie zu unterſuchen. Ich nahm alſo den dritten Theil einer ſolchen Frucht und ließ ihn, in Verbindung mit etwas Fleiſch und Brod, einen Hund von 2 Monaten verſchlingen. Ich nahm keine nachtheis lige Wirkung wahr, und erſt nach Verlauf von zwei Stunden ſchüͤttelte ſich das Thier heftig und verfiel dar auf in einen tiefen Schlaf. Nach 5 Stunden war er fo munter und wohl. wie vorher. Ich ließ nun einer Katze 25 Gran dieſer Subſtanz verſchlingen, ohne daß fie im Geringſten davon afficirt zu werden ſchien. Ein Papagey, den ich Koͤrner dieſes Solanum freſſen ließ, fand ſich eben fo wenig davon incommodirt. Nach dies ſen Verſuchen entſchloß ich mich, Verſuche damit an mir ſelbſt zu machen. Ich kaute alſo einige Körner dies fer Frucht; fie waren bitter, Übelkeit erregend und lies ßen in den kauces ein unangenehmes und ſehr beſchwer— liches Brennen zuruͤck; auch verurſachten ſie einen flat ken Speichelfluß. Ich ſchnitt hierauf eine Scheibe von 4 Linien Dicke ab, reinigte ſie von den Koͤrnern und infundirte ſie mit 4 Unzen Zuckerwaſſer. Nachdem ich durch ſtarkes Umſchuͤtteln das Fleiſch von der Haut oder Schaale abgetrennt hatte, nahm ich letztere ganz ab, und verſchluckte den Ruͤckſtand um 7 Uhr des Morgens nuͤch— tern. Sogleich empfand ich eine Übelkeit verurfachende ſchwer zu beſchreibende Bitterkeit. Ich nahm ein Stuͤck Zucker in den Mund und wandelte eine Viertelſtunde lang in meinem Cabinet umher. Mein Sehvermoͤgen begann jetzt geſtoͤrt zu werden; es ſchien mir, als ob ſich die Gegenſtaͤnde vervielfältigten; ich hatte zugleich das Gefuͤhl von Erweiterung in den Schaͤdelwandungen und mein Antlitz wurde ganz bleich. Ich begab mich fos gleich in mein Zimmer. Der Mund lief mir voll Waſſer. Ich warf mich in einen Armſtuhl und brach ſogleich eine reichliche Quantitaͤt gruͤnliche ſehr bittere Subſtanzen aus. Auf dieſe Ausleerung trat eine ſehr empfindliche Kaͤlte an den Extremitaͤten, beſonders an den untern ein und es war mir unmoͤglich, mich dem Fenſter zu naͤhern. Innerhalb einer halben Stunde vomirte ich ſiebenmal ohne große Anſtrengungen, aber immer mit einem ſchrecklich bitteren Geſchmack. Hierauf hatte ich eine Viertelſtunde lang Ruhe und legte mich zu Bette, wo ich einige Zeit lang zubrachte, ohne etwas einzunehmen. Ich war ſo angegriffen, daß die geringſte Geſichtsverziehung, das geringſte Wort meinen Zuſtand noch verſchlimmerte. Ein achtes minder reichliches Er; brechen trat ein, was mir groͤßere Anſtrengung als die erſteren Anfälle verurſachte. Der Mund zog ſich zuſammen 111 und ich empfand einen ziemlich heftigen trismus, der ſich nur nach einer ſtarken Aſpiration und mehrern Aus leerungen gab. Ich wollte mich auf die rechte Seite le⸗ gen, aber das Bette ſchien auf dieſer Seite zu entwei⸗ chen und ich mußte mich deshalb wieder auf die linke Seite legen. Bereits hatten meine Leiden eine Stunde gedauert, als ich mich entſchloß, ein mit Zucker vers ſetztes Decoct der Altheewurzel zu nehmen; ich brach ſie augenblicklich wieder aus. Es ſtellte ſich ein Zittern in den Haͤnden ein, welches ſich erſt nach meh⸗ rern Stunden gab. Ich nahm ein zweites Glas dieſer ſchleimigen Abkochung, welches ich wieder ausbrach, fo: daß ich binnen 23 Stunde mich 18 Mal mehr oder weniger reichlich erbrochen hatte, und weder fehleimis ge, noch oͤlige, noch alkaliſche Aufloͤſungen Einhalt zu thun vermochten. Bemerkenswerth iſt es, daß ich in Folge dieſer Ausleerungen kein Brennen weder imoesophagus noch im Magen empfand. Nacheinem ſolchen Erbrechen verſchlang ich die Haͤlfte eines Glaſes Zuckerwaſſers, in welches ich einen Kaffeeloͤffel voll guten Eſſig und etwas Syrup von Himbeer⸗ eſſig gethan hatte. Ich ſpie viel klares Waſſer aus, aber ohne mich dabei zu erbrechen. Kurz darauf ließ ich mir in einem halben Glas Waſſer 10 Tropfen lau- danum geben. Die Beaͤngſtigungen traten ſogleich wies der ein, und ein neues Erbrechen fand ſtatt. Ich kehrte zum geſaͤuerten Waſſer zuruͤck, und die Zufaͤlle wurden milder. Nach einer halben Stunde ſtellte ſich einiges Kollern im Leibe nebſt Übelkeiten von längerer oder kürz zerer Dauer und einem Gefühl von außerordentlicher Müs digkeit ein. Reizende Träume erfüllten meine Phantaſie, ich ſchlief ein, und zwar in ruͤckwaͤrts geneigter Lage. Der Schlaf war ziemlich ruhig, bis auf heftige Bewer gungen des rechten Arms, der irgend ein Hinderniß wegraͤumen zu wollen ſchien. Nach 4 Stunden erwachte ich; ich war ermuͤdet, ſchwindlich, und empfand eine Bitterkeit im Munde. Ich ſtand auf: mein Gang war wankend, ich war matt, und ſchwitzte bei der geringſten Bewegung. Um 4 Uhr des Nachmittags ging ich zum Mittagseſſen, ich konnte aber nichts genießen, und hatte vor allen Speiſen Eckel. Ich begab mich deshalb nach Hauſe, und legte mich zu Bette. Tags darauf befand ich mich in meinem gewöhnlichen Zuſtande, nur etwas müde, beſonders in den Schenkeln. Ich genoß zum Fruͤhſtuͤck Obſt und Butter. Nach einer halben Stunde incommodirte mich das Fruͤhſtuͤck fo ſehr, daß ich es, ungeachtet einer Taſſe Thee, die ich trank, wieder auss brechen mußte. 2 Unzen Ol von ſuͤßen Mandeln und ein erweichendes Klyſtir bewirkten eine reichliche Auslee⸗ — —— 112 rung. Ich wollte leſen, ſchlief aber ein. Den folgens den Tag war keine Spur meiner Unpaͤßlichkeit mehr uͤbrig. Dies iſt eine treue Schilderung der Zufalle, die ſich bei mir gingeftellt haben. Sie find um ſo merkwuͤr⸗ diger, als die salia emetica ſehr ſchwer bei mir eine Wirkung hervorzubringen pflegen. Die Erſcheinungen bei dieſer Vergiftung haben viele Ahnlichkeit mit denen, die das Opium und die narkotiſchen Subſtanzen im Allges meinen hervorbringen. Ich war um ſo mehr im Stande, dieſe Ahnlichkeit der Wirkungen vergleichen zu koͤnnen, als ich durch die Nachlaͤſſigkeit meines Bedienten vor 5 Jahren 12 Tropfen tinct. alcool. belladonnae ſtatt des fy denhamſchen laudanum eingenommen hatte. J Die Wirkungen dieſes Gifts auf die Thiere anlan⸗ gend, ſcheinen ſie nicht ſo heftig bei ihnen als beim Men— ſchen zu ſeyn. Dies darf uns indeſſen nicht wundern, denn was fuͤr den Menſchen Gift iſt, pflegt es nicht immer auch fuͤr die Thiere zu ſeyn. Von der Nieß⸗ wurz werden z. B. die Wachteln fett, die Ziegen freſſen ohne allen Nachtheil den Schierling und einige Euphor⸗ bien; und die Schweine freſſen das Bilſenkraut. Die Schwefelwaſſerſtoffſaͤure iſt für die Thiere ſehr toͤdtlich ze. Dieſe Beiſpiele moͤgen genuͤgen, meine Meinung zu rechtfertigen; den Phyſiologen hingegen uͤberlaſſe ich es, dieſe Verſchiedenheit der Wirkung zu erklaͤren. Miscellen. Die Wiederbelebung eines Mannes, welcher ſich erhängt, und neun und zwanzig Minuten ge⸗ hangen hatte, wird von dem Wundarzt Glover in dem Medical Adviser erzählt. Die Hauptmittel zur Wiederbelebung waren die Offnung der art. temporalis und der vena jugularis externa, Reiben des Ruͤckens und Halſes mit Spiritus, Ta⸗ baksrauchclyſtire und ſtarkes Reiben der Arme und Beine. Nach⸗ dem dies faſt vier Stunden fortgeſetzt worden war, wurde eine Offnung in die Luftröhre gemacht, und mittelſt einer Röhre Luft in die Lunge geblaſen. Etwa zwanzig Minuten nachher fing das Blut an, aus der Arterie uͤber das Antlitz zu laufen, ein ſchwacher Pulsſchlag wurde am Handgelenk fuͤhlbar. Das Reiben wurde fortgeſetzt, und der Puls hob ſich; nachdem Mund und Naſe mit Salmiakſpiritus gereizt war, ſchlug er die Augen auf. Nun wurden Herzſtaͤrkungen gereicht, und in zwei Tagen war er im Stande, an drei Stunden weit zu gehen 1 Trepanation der Zähne. Dr. L. Fattori, Chir⸗ urg zu Pontedera, läßt bei Zahnſchmerz von Garies mit einem, verhaͤltnißmaͤßig dicken und langen Trepan den Zahn anbohren, um den Nerven abzuſchneiden, und fo die krankhafte Senſibilitat zu zerftören. Dr. F. führt eine bedeutende Zahl guͤnſtig abge⸗ laufener Faͤlle, deren Richtigkeit auch Dr. Balbiani zu Pon⸗ tedera bezeugt, zur Empfehlung ſeiner Methode an, die leicht und wenig ſchmerzhaft feyn ſoll. 8 rt Bibliographiſche Neuigkeiten. An Introduction te Entomology or Elements of the natu- ral history of Insects etc. By W. M. Kirby etc, and W. M. Spence. Volumes III. u. IV. London 8. m. K. (Die zwei erſten Bände dieſes an Beobachtungen ſo reichen Werks find, durch Okens üÜberſetzung, auch in Deutſch⸗ land ſchon bekannt. Aus dieſen zwei letzten Banden werden einige Auszuͤge mitgetheilt werden.) Ricerche ſisico - patologico - cliniche cerrelative alle piu recenti cognizioni ed allo spirito filosofico delle an- tecedenti Mediche scuole, del Dott. Prof. Pietro Pa- ganini, Tortona 1825. 8. A N Verbeſſerung: Nro. 266. S. 26. 3. 17. v. u. ſtatt Polyklintcum leſe man Poliklinikum, wodurch das engliſche Dispensary (Raths- und Arzeneivertheilung) bezeichnet werden fol, — — ———— wy—— — No i z enn | a us dem Gebiete der Natur- und Heilkunde. Nro. 272 (Nr. 8. des XIII. Bandes.) Februar 1826. —— b.ů Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. In Commiffion bei dem Koͤnigl. Preußiſchen Graͤnz-Poſtamte zu Erfurt, der Königl. Saͤchſ. Zeitungs⸗ Expedition zu Leipzig, dem G. H. F. Thurn u. Taxiſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes- Induſtrie⸗ Comptoir. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Nthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., dieſes einzelnen Stuͤckes 3 gr. N a e ee © 2 6, ueber die Erzeugung der Harnſaͤure bei a Thieren. 31) - Von Dr Coindet. Je mehr man ſich den letzten Gliedern diefer großen Kette von Geſchoͤpfen naht, welche das Thierreich bildet, um deſto einfacher wird die Organiſation. Einen auffallenden Beleg dafuͤr bilden die Nieren. Dieſe Organe beſtehen bei den Säugethieren aus zwei Subſtanzen, aus der Markſubſtanz und aus der Rinden: ſubſtanz, und in den andern Claſſen der Thiere mit Wirbel— beinen nur noch aus Rindenſubſtanz. Cuvier hat in feinen Vorleſungen uͤber vergleichende Anatomie dieſe beiden großen Ver— ſchiedenheiten der innern Structur der Nieren auf das Vollkom— menſte beſchrieben. Aus dieſem Werk entnehme ich folgende Ein— zelnheiten, die ich haͤufig Gelegenheit gehabt habe, bewaͤhrt zu finden. Die Nieren der Saͤugethiere find in ihrer Structur ganz we⸗ ſentlich denen des Menſchen aͤhnlich. Das Blut begiebt ſich in dieſelben und kehrt in ähnlichen Gefaͤßen, die in ihrem Innern auf die nämliche Weiſe vertheilt ſind, aus denſelben zuruͤck. Man unterſcheidet auch zwei Subſtanzen, ganz aͤhnlich denen, die man in den Nieren des Menſchen antrifftz ihr Ausſonderungscanal be— ginnt mit einem oder mehrern erweiterten Theilen, welche aus andern Ausſonderungstanäſen den Harn empfangen. Bei den Voͤgeln kann man indeß nicht, in welcher Richtung man auch die Nieren durchſchneiden mag, zwei Subſtanzen ent⸗ decken; eben ſo wenig findet man auch die zwei Arten von Aus— ſonderungscanaͤlen, wie in den Nieren der Saͤugethiere; denn man muß die Canale, welche die Markſubſtanz bilden, von dem Harn⸗ gang unterſcheiden, der eigentlich erſt bei den Kelchen beginnt. Hier nimmt letzterer Canal in der Nierenſubſtanz durch eine Menge ſehr zarter Wuͤrzelchen ſeinen Anfang, die man in allen Theilen dieſer Druͤſen antrifft, und die ſich zu Pinſeln vereinigen. Aus ihrer Vereinigung entftehen allmälig Zweige, alsdann Aeſte, die erſt den Harngang bilden und ihn dann vergroͤßern. Die Nieren der Reptilien gleichen in dem Puncte, daß man keine zwei Subſtanzen in denſelben zu unterſcheiden vermag und daß ihnen auch der Kelch oder das Nierenbecken (bassinet) abs geht, denen der Voͤgel und der Fiſche. a „Bei den Fiſchen iſt die Subſtanz der Nieren weich, roth⸗ braun und in ihrer ganzen Ausbreitung ſehr gleichfoͤrmig. Die zahlreichen Wurzeln der Harncanaͤle haben in derſelben einen aͤhn⸗ lichen Urſprung, wie die Gallencanäle. Dieſe Canale find ans fangs durchſichtig, aber undurchſichtig, ſo wie fie größer werden, und nehmen häufig eine Silberfarbe an. Ihre Zweige und Aeſte vereinigen ſich endlich, wie bei den vorhergehenden beiden Claſſen, zu einem coniſchen Stamm. . . Eine aͤhnliche Unterſuchung will ich jetzt mit den Nierenaus⸗ ſonderungen anſtellen. Der Harn des Menſchen, im Zuſtande der Geſundheit, ent⸗ hält nur 0,001 oder 0,002 Harnſäure. Dieſe Quantität iſt fo unbedeutend, daß man fie außer Acht laſſen könnte. Im Krank⸗ heitszuſtande kann ſich tiefe Saͤurequantität betrachtlich vermeh⸗ ren, und hiervon werde ich zu Ende dieſes Aufſatzes ausführlicher rechen. 1 Ich habe mit einiger Sorgfalt den Harn von ſechs Affenar⸗ ten unterfucht und nicht ein Atom Harnſaͤure in demſelben gefun⸗ den. Seine Farbe iſt ziemlich allgemein gelbbraun in's Gruͤnliche ſpielend; er hat einen Harngeruch, der indeß bei'm menſchlichen Harn anders iſt. Seine ſpecifiſche Schwere wechſelte von 1,0045 bis 1,0108. Salpeterſaures Silber und ſalpeterſaurer Baryt be— wirkten einen weißen ſehr reichlichen Niederſchlag. Dieſer Harn enthält in ſebr großer Quantität mehrere Kaliſalze, wodurch er ſich demjenigen der grasfreſſenden Säugethiere naͤhert. . Der Harn dieſer Säugethiere wurde zuerſt einer methodiſchen Analyſe unterworfen. Rouelle unterſuchte den Harn des Pfer⸗ des und der Kuh im Jahr 1773, und den des Kamegles im Jahr 1777, wobei er mehrere wichtige Umftände entdeckte. 20 Jahre ſpaͤter nahmen Fourcroy und Vauquelin vereint mit einan⸗ der dieſe Unterfuhung von neuem vor, und erſt von jetzt an konnte man zuverläffige Folgerungen aus der Analyfe dieſer Aus⸗ ſonderung herleiten. Dieſe Chemiker beftätigten groͤßtentheils die von Rouelle erhaltenen Reſultate. Sie verbreiteten hierauf ihre Forſchungen auf andere Saͤugethiere und machten ſehr wich— tige Thatſachen bekannt, beſonders den Harnſtoff betreffend, eine Subſtanz, deren Exiſtenz Rouelle und Cruickſhanks bloß angedeutet hatten. * Die characteriſtiſchen Merkmale, wodurch ſich der Harn der beiden großen Abtheilungen der Saͤugethiere, der fleiſchfreſſenden und der pflanzenfreſſenden, unterſcheidet, find der Vergleichung zus folge, die mir dieſe Analyſen gewaͤhrt haben, folgende: Der Harn der fleiſchfreſſenden Saͤugethiere enthält Phosphor⸗ ſaͤure, Phosphorverbindungen und Salze, deren Baſis meiſten⸗ theils Natron iſt. Der Harn der grasfreſſenden Saͤugethiere bie⸗ tet hingegen keine dieſer Subſtanzen dar, enthaͤlt aber Benzos⸗ ſaͤure, benzoefaure Salze, kohlenſaure und viele andere Salze, deren Baſis Kali iſt. Dergleichen Producte ſindet man aber nicht im geſunden Harn der erwachſenen fleiſchfreſſenden Thiere. Ueberdieß iſt der Harn der fleiſchfreſſenden Saͤugethiere klar und niemals fadenziehend; er giebt wenig Sediment, hat eine dunkelere Farbe, einen ſtarken übeln Geruch und ſcheint ſehr geneigt, ſich zu zerfegen. Der Harn der grasfreſſenden Saͤuge⸗ thiere iſt dagegen fadenziehend, wenig gefaͤrbt, trübt ſich ſehr ſchnell, nachdem er ſeine Canaͤle verlaſſen hat, befigt oft einen aromatiſchen nicht unangenehmen Geruch, und iſt endlich weniger zur Gaͤhrung geneigt. 15 Die beiden folgenden characteriſtiſchen Merkmale, welche den Nierenausſonderungen der fleiſchfreſſenden und grasfreſſenden Sau⸗ gethiere gemein ſind, verdienen mehr Beachtung als alle diejent⸗ gen, durch welche ſie ſich von einander unterſcheiden: ſie enthal⸗ ten vielen Harnſtoff, aber keine Spur von Harnſaͤure; wenigſtens 8 115 * iſt es den ſorgfaͤltigſten Analyſen nicht gelungen, dieſe Subſtanz im Harn irgend eines Saͤugethieres zu entdecken. Dieſe Reſultate find durch mehrere Chemiker beftätiat wor: den, und nur ein einziger erhob, meines Wiſſens, einige Zweifel über ihre Richtigkeit: Pr. Brande wollte Harnſaͤure im Harn des Kameels und phospborſauren Kalk in demjenigen des Pferdes gefunden haben. Hr Chevreul wiederkolte die Verſuche des Engliſchen Chemikers, bezeichnete die Quelle feiner Irrthuͤmer und beftärigte die von Foureroy und Vauquelin ausgeſpro⸗ chenen Thatſachen. 5 Man ſieht alfo, daß die, in der Harnzuſammenſetzung der er- ſten Claſſe der Wirbelthiere, durch die Verſchſedenheiten der Structur und der Functionen des Digeſtivapparates bewirkten Veraͤnderungen ſich auf die Erzeugung oder auf das Verſchwinden einiger wenig reichlichen Subſtanzen beſchraͤnken, die ſo zu ſa⸗ gen von ſecundaͤrer Wichtigkeit find, aber auf keine Weiſe zur Bildung der Harnfaͤure beitragen. 5 N Die letztgenannten Chemiker beſchaͤftigten ſich einige Jahre ſpaͤter auch mit der Anaſyſe der Nierenausfonderungen der Vögel und fanden, daß dieſelben aus einer weißen zerreiblichen Subſtanz beſtanden, welche die Eigenſchaften der Harnfaͤzre beſaß. Aus ih⸗ ren Forſchungen ergiebt ſich, daß die Organiſation des Digeſtiv— canales und die Nahrungsart einige entſprechende Verſchiedenheit in dem Verhaͤltniß der erdigen Salze bewirken, aus welchen dieſe Ausfonderungen beſtehen, daß aber die Harnfaͤure die Baſis der: ſelben iſt, auch noch uͤberdieß dieſes gemeinſchaftliche characteriſti— ſche Merkmal darbietet, daß man nie in dieſen Ausſonderungen die geringſte Quantitat Harnſtoff antrifft. Verſchiedene Beruͤckſichtigungen veranlaßten mich, dieſe Ana⸗ Infen zu wiederholen, und haben Nef Itate gegeben, die mir einis ger Beachtung werth ſcheinen. f Die grasfreſſenden Voͤgel entledigen ſich durchgehends ihres Harns zu gleicher Zeit mit ihren Darmausſonderungen, und man findet erſtern immer auf eine ſehr ſtetige Weiſe mit letztern ver- einigt. Ihre Nierenausſonderung hat eine weiße Farbe, kreiden⸗ artige Conſiſtenz, iſt fettig anzufuͤhlen und uͤberſchreitet nie an Gewicht den eilften Theil der Ercremente. Bringt man fie auf glü- hende Kohlen, fo wird fie augenblicklich ſchwarz und ſtoͤst einen ſtarken ammoniacaliſchen Geruch aus. Durch ein analytiſches Verfahren, welches weiter unten be— ſchrieben werden ſoll, erhielt ich folgende Reſultate: Goldfaſ ann: Harnſaͤure . . 3 0 . 88,47 — 100,00. Ammonium. . R . . 8747? — 0,57. Phosphorſauren Kalk . k 8 1438 — 1,68. f 1 Silberfafan: Harnſaͤure » > „ 91,06 — 100,00. Ammonium . 4 . 8 . 3,10 — 3,40. Phosphorſauren Kalk.. 9 5/83 — 6, 4t. Der Harn der fleiſchfreſſenden Voͤgel, hauptſaͤchlich der Ad⸗ ler, iſt beinahe fluͤſſig und in dieſem Zuſtande ſchwer zu ſammeln. Er wird in ſehr großer Menge abgeſondert, auch entledigen ſich dieſe Thiere deſſelben ſehr oft, ohne daß er mit dem geringſten Antheil von Excrementen vermiſcht iſt. Wenn er erſt feinen waͤſ— ſerigen Veſtandtheil verloren hat, ſo findet man ihn ſtarr, von ſchoͤner weißer Farbe und manchmal in Maſſen von mehrern Grammen, er fühlt ſich aber uͤbrigens ganz fo, wie derjenige der grasfreſſenden Voͤgel an und hat auch ein aͤhnliches Ausſehen. Der Harn der Adler beträgt, feinen feſten Beſtandtheilen nach, wenigſtens 2 von der Totalmaſſe der Excremente. 5 i Etwa 4 Grammen dieſes Harns wurden auf folgende Weiſe behandelt. Die Subſtanz wurde zuerſt gewaſchen, um die Mucofitäten ” aufzulöfen, die fie enthalten moͤchte; dann wurde fie auf's Filter gebracht. Das abfließende Waſſer war klar und ohne Farbe und ſtellte die blaue Farbe des, durch eine Saͤure geroͤtheten, Lackmus— papieres wieder her, faͤrbte auch einen Aufguß von Campecheholz gelb. Dieſes Waſſer wurde über einem ſehr gelinden Feuer abge⸗ — — 116 raucht und ließ in der Schale eine Schicht einer weißen Subſtanz zuruͤck, die dem Ausſehen nach große Nehnlichkeit mit derje— nigen hatte, welche der Gegenſtand der Analyſe war. Mit Salz peterfäure und Aetzkali geprüft, ſchien ſie faſt ganzlich aus Harn- fäure und Ammonium zu beſtehen. Dieſes Excrementeneduck wurde ferner in Alkohol von 40° digerirt, der keine bemerkbare Wirkung auf daſſelbe zu aͤußern ſchien. Was auf dem Filter zu⸗ rückgeblieben war, hatte faſt gar nichts von feinem Gewichte ver⸗ loren und wurde, in 2 Theile getheilt, folgendermaßen verſchie— denartig behandelt. 8 Erſter Theil. Es wurde auf dieſen Theil eine Auflöſung von Aetzkali gegoſſen, die ihn faſt gänzlich aufloͤſ'te. Waͤhrend dieſer Operation erhob ſich ein leichter weißlicher Rauch von ſehr deutlichem ammoniakaliſchen Geruch. Die filtrirte Auflöfung hatte eine ſchwache citrongelbe Farbe und war ſehr klar. Als ver— duͤnnte Galzfäure zugegoſſen wurde, entſtand augenblicklich ein weißer ſehr reichlicher Niederſchlag, der ſich langſam auf den Bo— den des Gefäßes ſetzte Gewaſchen und getrocknet erſchien dieſer Niederſchlag in Geſtalt eines ſehr feinen Pulvers von ſchoͤner wei— ßer Farbe, welches durch Eolpeterfäure ꝛc ſchoͤn roth gefärbt wurde; mit Einem Wort, es war reine Harnſaͤure. Der Ruͤckſtand auf dem Filter hatte eine grauliche Farbe, wog hoͤchſtens 2 Gran und bot die characteriftifchen Merkmale des phosphorfauren Kalkes dar. Zweiter Theil. Derſelbe wurde einige Stunden lang bei gelinder Waͤrme in verduͤnnter Hydrochlorinſaͤure digerirt und ſchien dadurch nicht verändert zu werden. Hierauf brachte man Alles auf ein Filter Die durchſickernde Fluͤſſigkeit wurde abge⸗ raucht, war anfangs durchſichtig und farbelos, nahm aber bald eine citrongelbe Farbe an, die allmaͤlig immer dunkler wurde, und endlich blieben in der Schale etwas grauliche Kryſtalle zuruͤck, die einen aͤußerſt ſtechenden ammoniacaliſchen Geruch ausſtießen, wenn man ſie mit einigen Tropfen einer Aufloͤſung von Aetzkali befeuchtete. ; Der Ruͤckſtand auf dem Filter hatte eine ſchoͤne weiße Farbe. Nachdem er gut gewaſchen worden war, loͤſ'te er ſich in Kali vollſtaͤndig auf, wurde von der Salpeterſaͤure ꝛc. ꝛc. ſchoͤn pur⸗ purroth gefärbt und ſtellte ſich ebenfalls als reine Harnſaͤure dar. Dieſer Harn beſteht alſo: 1) aus Harnſaͤure 2) aus Ammonium und 3) aus einer ſehr kleinen Quantität von phosphorſaurem Kalk. Dieß war der Gang, den ich bei der Analyſe des feſten Harnbeſtandtheiles der fleiſchfreſſenden Voͤgel verfolgte. Durch nachfolgende Verſuche bemuͤhte ich mich, genau ſeine Beſtandtheile zu beſtimmen, und erhielt folgende Reſultate: g Aigle bateleur du Senegal (Falco ecaudatus, Faill.). Harnſaͤure R . a . 89,79 — 100,00 Ammonium . 3 . * 7585 8,20 Phosphorſ. Knalkk 2,35 — 2,60 Americaniſcher Adler. Aigle chasseur d' Amerique. Harnſaͤure 9 . R 90,37 — 100,00 Ammonium 2 & . Sn Fe 8 9,42 Phosphorſ. Kalk . & 2 5 0,75 — 1,11 Fiſchadler aus Neufundland. Aigle pécheur de Terre-Neuve. Harnſaͤure 84,65 — 100,00 Ammonium 5 . N \ „ 9,20 — 10,86 Phosphorſ. Kalk 6,13 — 7,40 Große Ohreule aus Virginjien, Grand-Duc de Virginie. i A e 8 2 Rute — 4 mmo..ium 5 . . . . 555 — 9 Phosphorſ. Kalk er 8 53 3,00 Analyſe des fluͤſſigen Theils der Nierenausſonde⸗ rung der fleiſchfreſſenden Vögel. 13,746 friſcher Harn enthielten ungefähr 8,000 einer Flüſſig⸗ keit, die, nachdem ſie filtrirt war, eine ſchoͤne apfelgruͤne Farbe 117 hatte. Die ſpeciſiſche Shmwere wechſelte von 10082 bis 10093. Dieſer Harn mouſſirte, wenn man ihn ſchuͤttelte. Er hatte den Geruch, wozurch ſich der Harn der fleiſchfeeſſenden Thiere aus- zeichnet. Von feiner Vertrocknung rührt die grüne Farbe her, die man an ben Excrementen dieſer Vogel oft bemerkt. Dieſe Fluͤſ⸗ ſigkeit roͤthet die blauen Pflanzenforsen, was ohne Zweifel von der Harnſäure herrührt, die fie aufgeloͤſ't enthält. Gattäpfelaufguß bringt keine Wirkung hervoc. Salpeterſaures Silber bewirkt einen reichlichen weißen Nie: derſchlag, der ſich in Salpeterſäure faſt gaͤnzlich auflöft. Der unauflösliche Theil dieſes Niederſchtages hat eine ſchoͤne grüne Farbe und faut nach einigen Minuten auf den Boden des Gefaͤ⸗ ßes nederz er seiteht aus einem thieriſchen Stoff. Raucht man dieſen Harn ſorgkaͤltig ab, fo, behält er feine ſchöne grüne Farbe bis zudem Augenblick, wo der Ruͤckſtand ganz abgetrocknet iſt. Dieſer Nuͤckſtand hatte eine bräunlichgelbe Farbe und löſ'te ſich leicht im Waſſer auf. Weingeiſt von 40° loſ'te einen heil davon auf und nahm eine dunkelgelbbraune Farbe an. Die Salze, welche der Alkohel auf dem Boden der Schale zuruͤcließ, verhielten ſich zu den auflöslichen Theilen wie 3 zu 4. Dieſe aufloͤsliche Subſtanz hatte ganz das Ausſehn des Harnſtof— fes und bildete gleich dieſem, mit Salpeterſaure behandeit, perl: mutterfarbige blättrige Kryſtalle. Nach ihrer Zerſetzung, die von ſelbſt oder durch Kochen erfolgte, bot fie genau dieſelben Erſchei— nungen, wie der Harn dar. Die Salze enthielten Schwefel-, Salz- und Phospherſaͤure, Kalk, Kali und Kar Die Beſcaffengeit der Nahrungsmittel, je nachdem nämlich letztere aus dem Thier- oder Pflanzenreich mmen ſind, ſcheint in der Zuſammenſetzung der Nierenausſon gen der Voͤ⸗ gel wichtigere Verſchiedenheiten zur Folge zu haben, als wir ihr bei den Saͤugethieren beigemeſſen haben. Aus dem Vorausgeſchickten laſſen ſich nachſtehende Folgerun— gen ziehen: 1) daß die Nahrungsmittel, welche gaͤnzlich aus dem Thier— reich genommen find, in den Nierenausſonderungen der Saͤuge— thiere nie die geringſte Quantitaͤt Harnſaͤure erzeugen, daß ſie aber in den betreffenden Ausſonderungen das Verhaͤltniß des Harnſtoffs betrachtlich vermehren. 2) Daß bei den Voͤgeln, deren Nierenausſonderungen we— ſentlich aus Harnſaͤure und Ammonium beſtehen, der Darnfteff ſich zwar in ſehe merklicher Quantität bei den fleiſchfreſſenden vor: findet, aber bei den grasfreſſenden gänzlich verſchwindet. Dieſe Reſultate hätte man leicht vorherſeben koͤnnen, wenn man genauer den Grund haͤtte unterſuchen wollen, auf welchem die gegenwärtig angenommene Theorie berubt. Der Stickſtoff, ſagt man, welcher in die Oekonomie gebracht worden iſt, muß unter irgend einer Geſtalt einen Ausweg finden, und zu dieſem Behufe wird die Harnſaͤure, welche vielen Stickſtoff enthaͤlt, er— zeugt; aber man hatte ohne Zweifel vergeſſen, daß von allen thieriſchen Producten der Harnſtoff dasjenige iſt, welches den mei: ſten Slickſtoff enthält und ſelbſt noch mehr, als die Hernſaͤure. Naͤhrt man ſich alſo von Nahrungsmitteln, die vielen Stickſtoff enthalten, fo kann die Quantität des Harnſtoffs zunehmen und der Stickſtoff aus dem Körper einen Ausweg finden, ohne daß man 82 eng einer gewiſſen Quantitaͤt Harnſaͤure anzunehmen raucht. , ü ö Es bleibt aber noch eine weit wichtigere Erſcheinung zu br= ſtimmen übrig, auf de ich nur beiläufig hingewieſen habe, naͤn⸗ lich das Verhältniß des Harnſtoffs und der Harnfäure, welches, die Nierenausſonderungen der Saͤugethiere und der Vögel darbie⸗ ten; ferner um wieviel die thieriſche Nahrung bei dieſen beiden betreffenden Claſſen das eine und das andere dieſer Producte ver: mehrt. Die Verhaͤltniſſe des Harnſtoffs im Harn der grasfreſ⸗ ſenden und der fleiſchfreſſenden Thiere find nicht leicht zu beſtim⸗ men. Wir wiſſen bloß, daß ſich dieſe Subſtanz im Harn der fleiſchfreſſenden Thiere in ſehr reichlicher Menge vorfindet und in weit geringerer dagegen bei den grasfreſſenden Thieren. Welche unermeßlicke Verſchiedenheit finden wir aber bei den Voͤgeln! Während ſich bei den grasfreſſenden der Harn zu den Excremen⸗ ten wie 1 zu 17, dem mittlern Gewicht nach, verhält, beträgt — — — 118 er bei den fleiſchfreſſenden wenigſtens das Doppelte der Excremente, alſo 22 mal mehr, als bei der andern Abtge lung. Aus dem Vorausgeſchickten ergiebt ſich auf's deutlichſte die Art der Ver: Anderung, welche die Verdauung in den Functionen der Nieren bewirkt. Ehe wir welter gehen, moͤchte noch das Verhaͤltniß des Am⸗ moniums zur Harnfäure zu unterſuchen ſeyn. Die Stetigkeit die⸗ ſes Verhaͤltniſſes laßt vermuthen, daß es von irgend einem Ato⸗ mengeſetz abhängig ſey. Hr. Bérard hat in feinem Anſatz der Analyſe der thieri⸗ ſchen Subſtanzen die Zuſammenſetzung des harnſauren Baryts und des harnſauren Kali's folgendermeaßen für 100 Theile be— ſtimmt: Harnſaͤure 61,64 Baryt 38,36 Harnfäure 70, Kali 29,9 Aus dieſen Angaben habe ich durch Rechnung gefunden, daß, feiner Analyſe des harnſauren Baryt's zu Folge, das harnſaure Ammonium beſtehen muͤſſe, aus: Harnfäure 85,79 100,00 Ammenium 14,20 16,49 Ebenſo habe ich durch Berechnung gefunden, daß, feiner Anas lyſe des barnſauren neutralen Kali's zufolge, das harnſaure Ammonium beſtehen muͤſſe, aus: Harnfäure 84,54 100,00 Ammonium 15,35 18,16 Es findet alfo in der Zufammenfegung des harnſauren Am: moniums, je nachdem man fie aus Berard’s Analyſe des harn⸗ ſauren Baryt's oder aus derjenigen des harnſauren Kali's berech—⸗ net, eine Differenz von 1,52 ſtatt, was offenbar in einem Irr- thum bei der Analyſe ſeinen Grund haben kann. Nehmen wir nun dieſelbe Quantitaͤt Saͤure und bloß die Hoͤlfte des Alkali, fo erhalten wir für die Zuſammenſetzung des übsrsarnfauren Ammonium's aus d Zuſammenſetzung d. Kali's: Harnſaͤure 100 Ammonium 9,08 Baryt's — — 100 — — 8,24 ein Reſultat, welches ſich auf eine merkwuͤrdige Weiſe denen naͤ⸗ hert, die ich durch Analyſe des Harns der Voͤgel erhalten habe. Nicht zufrieden mit dieſen Reſultaten, wollte ich mich auch überzeugen, ob fie ſich mit einer ſorgfaͤltig angeſtellten Analyſe und Syntheſe des harnſauren Ammoniums vertragen mochten. In dieſer Abſicht ſetzte ich dieſes Salz zuſammen, indem ich 2 ſehr mit Waſſer verduͤnnte Aufloͤſungen, die eine aus ſauerklee— ſaurem Ammonium und die andere aus harnſaurem Kali beſte⸗ hend und beide fo neutral wie moglich, mit einander vermiſchte. Im Augenblicke der Vermiſchung verwandelte ſich die ganze Fluͤſ⸗ ſigkeit in eine durchſichtige Gallerte von ſchwacher Opalfarbe; aber nach kurzer Zeit ſtellte ſich die Fluͤſſigkeit wieder her; es trat eine weiße milchartige Farbe ein und harnſaures Ammonium fiel nieder. Ich ſammelte es auf einem Filter, wuſch es mit deſtillirtem Waſſer und trocknete es ſorgfaͤltig, worauf es die Geſtalt eines Pulvers, eine ſchoͤne mattweiße Farbe, weder Ge— ſchmack noch Geruch hatte und fettig anzufuͤhlen war. 2,825 wach harnſauren Salzes wurden in mit Waſſer ver: duͤnnter Salzſaͤure digerirt, dann auf's Filter gebracht, gewaſchen und getrocknet; obige Quantitaͤt war jetzt bis auf 2,372 reducirt, wenn ich 0,020 Harnſaͤure hinzurechne, die in dem Waſchwaſſer e wurde. Daraus ergiebt ſich aber folgendes Ver: haͤltniß: Harnſaͤure 4 5 100 Ammonium 3 6 19,10 Unterharnſaures Ammonium 9,55 Sehr reine Harnfäure mit Ammonium bis zum vollkommen neutralen Zuſtande gefättigt und hierauf gewogen, hat mir fol— gende Reſultate gegeben: Harnſaͤure . N 100 Ammonium 8 ! 1048 alfo Unterharnſaures Ammonium 9,74 Das Ammonium und die Harnfäure erfcheinen alſo in den Nierenausſenderungen der Vögel in beſtimmten Verhaͤltniſſen, und man ſieht leicht ein, wie ſehr dieſer Umſtand die Analpſe der animaliſchen Subſtanzen en und die Phyſiologie aufklären * 119 würde, wenn man ihn auf alle Producte dritter und vierter Ord⸗ nung in ihrer Zuſammenſetzung ausdehnen koͤnnte; ungluͤcklicher Weiſe läßt ſich aber daran gar nicht denken. \ Eh Im Jahre 1812 hat Carl von Schreiber, Oberaufſeher des Muſeums der Naturgeſchichte zu Wien, eine ſehr ausfuhrliche Beſchreibung der Nierenausſonderungen der Eivechſen gegeben. Er unterhielt ſieben oder acht Arten dieſer Thiere in der Abſicht, ihre Gewohnheiten zu beobachten. Er machte die Bemerkung, daß fie immer mit ihren Excrementen eine kleine Quantität einer weißen und muͤrben Subſtanz abſetzten, die ſich fettig anfühlte und einen ſehr ſtarken Harngeruch hatte. Bald uͤberzeugte er ſich auch, daß fie dem Harn der Saͤugethiere analog ſey, und nad: dem er mit Salpeterſaͤure gefunden hatte, daß der größte Theil dieſes ſonderbaren Productes aus Harnſaͤure beſtehe, ſo theilte er dem Dr. Scholz eine gewiſſe Quantität davon mit. Dieſer ges ſchickte Chemiker analyſirte die Sabſtanz mit vieler Sorgfalt, und fand, daß ſie aus 94 pC. Harnſaͤure, 2 pC. Ammonium 3,33 pC. phosphorſaurem Kalk und o,67 pC. Kieſelerde beſtehe, welche letztere zufaͤllig beigemiſcht war. Wie befriedigend ſchon dieſe Reſultate geweſen waͤren, ſo vernachlaͤſſigte er dennoch nicht, nach Harnſtoff zu forſchen, aber nichts zeigte ſeine Gegenwart an. Kurz darauf unterſuchte Dr. Prouſt, welcher die von Scholz und Schreiber erhaltenen Reſultate nicht gekannt zu haben ſcheint, dieſelbe Ausſonderung einer Boa Constrictor, und fand 55 i ganz analog, deren Analyſe ſo eben mitgetheilt wor— en iſt. Der Dr. John Davy ſandte aus Ceylan eine Abhandlung, die der Royal Society zu London im Jahr 1818 vorgeleſen wurs de. Er theilt darin die Analyſen über die Nierenausſonderun⸗ gen mehrerer Gattungen von Sauriern, Cheloniern und Ophi— diern mit. Er hatte den Vortheil, mit großen Quantitaͤten zu operiren, und beſtaͤtigte die von den Europaͤiſchen Chemikern erhaltenen Reſultate. Prevoſt und Dumas und der Dr. Davy haben den Harn der Batrachier analyfirt und gefunden, daß er eine merkliche Quan— tität Harnſtoff, beſonders aber viel Harnſäͤure enthält. Eine aͤhn— liche Analyſe der Nierenausſonderungen der Fiſche fehlt uns, und es iſt wahrſcheinlich, daß fie ahnliche Nefultate, wie bei den Ba⸗ trachiern ergeben würde, naͤmlich, daß die Nierenausſonderung derſelben fluͤſſig ſey und Harnſtoff nebſt Harnſaͤure enthalte. Wiewohl dieſe Forſchungen unvollitändig find, fo bin ich doch der Meinung, daß bei der erſten Claſſe der Wirbelthiere die Nieren, welche aus zwei Subflanzen beſtehen, bloß Harnſtoff ab: ſondern, und daß bei den drei andern Claſſen die Nieren, welche aus einer einzigen Subſtanz beſtehen, weſentlich Harnſaͤure ab— ſondern und ſelten Harnſtoff. Bei den Vögeln ſcheint die Anwe⸗ ſenheit dieſes Princips von dem Genuß ſtickſtoffhaltiger Nah— rungsmittel herzuruͤhren. Die großen Verſchiedenheiten der Structur und der Functio— nen, welche die Organe der Circulation und der Reſpiration bei den Voͤgeln und bei den Reptilien darbieten, haben keinen Ein— fluß auf die Nierenausſonderungen. Und dieſe Claſſen begreifen in der That die Thiere, welche das ausgebreitetff® Lungenſyſtem, die raſcheſte und vollſtaͤndigſte Circulation, das roͤtheſte und hei: ßeſte Blut beſitzen, das man nur kennt. Dagegen treffen wir, wiederum andere, die mittelſt wenig ausgebreiteter Lungen, oder „ e ie Nachforſchungen uͤber scleroma oder uͤber die Krankheit der Neugeborenen, welche gewoͤhnlich Verhaͤrtung des Zellgewebes genannt wird 52). Von Giovanni Battiſta Palletta. Nachdem der Verf. die gewoͤhnlichen Zeichen beſchrieben hat, mit welchen ſich die Krankheit am lebenden Kinde zeigt, theilt er k, M m ) 6 5 120 bloß mittelſt Bronchien, oder mittelſt Bronchien und Lungen re⸗ ſpiriren. Bei dieſen iſt die Circulation ſehr langſam, ſehr par⸗ tiell, das Blut hat kaum eine arterielle 5. und eine ſehr nie⸗ drige Temperatur; mit Einem Worte, wir treffen zwar hier faſt alle bekannten Varietäten der Reſpiration und Circulation an, ohne daß wir ihnen indeſſen auf die Nierenausſonderungen nur einen ſecundaͤren Einfluß, und nicht einmal einen ahnlichen, wie die Digeſtien beſitzt, zuſchreiben koͤnnten. rn Da die vorausgeſchickten Thatſachen beweiſen, daß bie Harn: fäure bei den Nierenausſonverungen der Vögel und Reptilien im normalen Zuſtande den Harnſtoff erſetze, To bringen fie zugleich, auf die Vermuthung, daß dieſe Säure ſich im menſchlichen Harn nur auf Unkoſten des Harnſtoffes entwickele und daß diejer. Urs fand immer pathologiſch ſey. t 8175 (Ueber die Erzeugung der Harnſäute beim Menſchen ſehe man das folgende Stuͤck) 5 au Miscellen. Ueber die riechenden Fluͤſſigkeiten und Ausdün⸗ ſtung der Inſecten ſagen Kirby und Spence: „Die Geruͤ— che der Inſecten ſind entweder einzelnen Organen und Theilen eigen, oder ſie kommen von dem ganzen Körper. Einige ruͤhren von einer fluͤſſigen Abſonderung her, andere ſind gasartige Duͤnſte. Man: che Kaͤfer geben einen ſehr angenehmen Geruch von ſich z. E. Callichrom oschatum, deſſen angenehmer Roſengeruch ſo ſtark iſt, daß er das ganze Zimmer füllt und das Inſect ihn ſo— gar lange nach feinem Tode noch behält. Nach Capt. Hancock's Beobachtun t eine andere Art derſelben Gattung ſtark nach der Ceder, von welcher ſie ſich naͤhrt. — Obgleich die meiſten Staphylinus-⸗ Arten einen ſtinkenden Geruch von ſich geben, To giebt es doch auch Ausnahmen. S. suaveolens 3 E., der zu S. micans, Gra. gerechnet ward, riecht angenehm wie eine wohlriechende reife Birne; Oxytelus morsitans wie eine Waf- ſerlilie Nymphaea), Oxytelus rugosus wie Brunnenkreſſe, und. Staphylinus fuscipes wie Safran. — Trichius eremita wie Juchtenleder, Geotrupes vernalis, obgleich er ſich von Koth nährt, hat einen Geruch wie Lavendelwaſſer. Nach Hrn. Shep⸗ perd's Beobachtung riecht Dytiscus marginalis friſch wie Suͤß⸗ holz. Bonnet erwaͤhnt einer Raupe, die wie friſches Heu riecht. Eine kleine Gallwespe (Cynips quercus ramuli, L.) hat ben. auffallenden Geruch von Fraxinella, Die Larve von Cynips ro- sae hat einen Geruch, der nach Reaumur's Bemerkung die Kaz⸗ zen eben fo anzieht als Nepeta cataria. Einige Phalangia rie- chen wie Wallnußblaͤtter. Die verſchiedenen Arten der Gattung Prosopis (Melitta) haben den angenehmen Geruch von Dracoce- phalum moldavicum. Die Mumie eines Crocodils aus den Grabgewoͤlben Aegyptens iſt von Hrn. Caillaud der Académie des scien- ces uͤbergeben worden. Das Thier iſt ſieben Fuß lang, und ſehr gut erhalten. Geoffry St. Hilaire hat ſich mit der Unter⸗ fuchung beſchaͤftigt. : Eine neue Gattung Saͤugthiere, dem Sorex radia-. tus nahe ſtehend, iſt von Hrn. Harris (zu Dorcheſter) im Staate Maſſachuſetts in Nord amerika entdeckt und mit dem Na⸗ men Astromyeter prasinatus belegt worden. 5 5 1 e. die Reſultate der Leichenbeſichtigungen mit, welche von ihm zu wie⸗ derholten Malen angeſtellt worden ſind. Der Kopf, ſagt er, wird häufig bei der Zellgewebsverhärtung afficirt. Bisweilen find die ossa bregmatis von vielem Blut durchdrungen und die Hirn⸗ haͤute fo wie auch die äußere Oberflaͤche des Gehirns, wie in⸗ jicirt von rotber Fluͤſſigkeit. Die ganze Hirnſubſtanz behält jedoch ihre natuͤrliche Farbe und iſt von feſterer Conſiſtenz. Alle sinus venosi find voll von dunkelem Blut. Noch mehr verändert findet man die Eingeweide, des Thorax. Die Lungen find gewohnlich 121 nicht gut entwickelt. Bisweilen find in der Mitte des paren- chyma harte, ſchwaͤrzliche Stockungen von Blut vorhanden, welche dem Druck widerſtehen, und die abgeſchnittenen und in das Waſſer gelegten Lungenſtücke ſenken ſich zu Boden. Biswei⸗ len iſt eine der Lungen, vorzüglich der Iobus major, mehr vom Blut durchdrungen, und bisweilen iſt ihre Sabſtanz rigid und 23 oder, wie man ſogt, hepatiſirt, und ſinkt im Waſſer zu Boden. die Luft ſchon durchgaͤnglich geworden und weichz doch hat fie noch verſchiedene härtere und dunkele lobuli, in welche die Luft nicht eindrang. Wenn die rechte Lunge weniger mit Blut angefüllt iſt, ſo enthaͤlt die linke mehr und iſt ſchwerer, ſchwarz und reſi⸗ ſtirend geworden. Jedoch wenn man Luft hineinblaͤſ't, ſo entwik⸗ keln ſich die Luftblaͤschen, das Blut circulirt, und die Lunge bes kommt eine ſchöne roſenrothe Farbe, jo daß auf der Oberflaͤche bloß einige ſchwaͤrzliche Puncte bleiben, welche von unzertheiltem Blut hervorgebracht werden. Man hat geſehen, daß auch bei reifen Kindern beide Lungen gleich ſchwarz waren, und daß die linke immer etwas mehr ſchwarz war. Wenn man da mit mittelmäßiger Kraft Luft ein: blies, ſo circulirte das Blut, aber wenn die Luft mit größerer Kraft hineingetrieben wurde, fo verduͤnnte es ſich fo, daß man die Luftblaͤschen roth werden ſah, und die livide Farbe verſchoand. In dem parenchyma blieb jedoch ein haͤrtlicher Kern, welcher anzeigte, daß die Gefäaͤßſubſtanz nicht vollkommen von Blut bes freit worden ſey. Bisweilen geſchieht es, daß, mit Ausnahme des oberſten Theils der rechten Lunge, alles Uebrige fo von Blut verſtopft iſt, daß die Luft nicht eindringt, daß deßhalb die Lunge. ſich nicht ausdehnen kann, und daß das parenchyma, wenn es zerſchnitten wird, viel ſchwarzes Blut ergießt. Das Herz und die großen ‚Gefäße nehmen auch an dieſer Affection Theil, ſo das, wenn die Lungen mehr mit Blut ange— füllt ſind, im Herzen weniger enthalten iſt. So iſt das Herz und das pericardium bisweilen wie im gefunden Zuftande. Bis⸗ weilen ſcheint das Herz vergrößert zu ſeyn und ſich mitten zwi: ſchen die beiden Lungen zu erheben; ſeine Farbe iſt dunkelroth, die vasa coronaria ſind angeſchwollen, die Ventrikel und die atria livid, fo daß man ſagen konnte, das Herz ſey wirklich entzuͤn⸗ det. In ſeinen Hoͤhlen iſt viel ſchwaͤrzliches, nicht coagulirtes Blut vorhanden. Das rechte atrium iſt in manchen Fällen leer, in anderen iſt es voll von ſchwaͤrzlichem Blut. Den linken Ven⸗ trikel hat man auch von fluͤſſigem Blut ausgedehnt gefunden. Selten ſieht man Lymphe aus dem Sack des pericardium her: ausfließen. Gewoͤhnlich iſt bei dieſer Affection das ganze Venen— ſyſtem angeſchwollen, d. h. die venae jugulares, riae, v. cavae, die vena portarum, die venae saphenae und die venae internae der Unterſchenkel find übermäßig von ſchwar⸗ zem Blut ausgedehnt. Das Abdomen iſt nicht frei von Stockungen des Blutes. Das am meiſten afficirte Eingeweide iſt die Leber, welche bisweilen eine dunkelrothe Farbe hat, fo daß fie aus bloßem Blut zu bes ſteh en ſcheint. Bisweilen iſt ſie angeſchwollen, ausgedehnt, mit Blut angefüllt, und faſt wie entzuͤndet, und bisweilen ſcheint ſie wirklich entzuͤndet zu ſeyn. Ibre Farbe faͤllt in's Schwarze, und wenn fie ganz von Blut durchdrungen iſt, verhärtet fie ſich ſehr ſtark. Wenn das ſtockende Blut ſich in groͤß rer Menge in den Lungen angeſammelt hat, ſo ſind das Herz und die Leber weniger damit angefüllt, gewoͤhnlich bleicher, und nicht ſelten er— ſcheinen fie unverändert. Wenn die Leber der Entzündung ſehr nahe iſt, fo nehmen auch die Gedaͤrme daran Theil, und es er- gießt ſich weiße oder roͤthliche Lymphe in die Bauchhöhle, oder fie verhalt ſich in dem Zellgewebe des peritoneum. 8 Hierauf fragt Palletta, was find die Haupturſachen, wa⸗ rum das Blut in fo großer Menge in einem der wichtigſten Ein: geweide der drei Höhlen ſtockt? Kann diefe Stockung eine Wir— kung der durch Erkaͤltung hervorgebrachten Entzuͤndung ſeyn, wo durch die Lungen von Luft nicht ſo viel als es noͤthig iſt, aus⸗ gedehnt und nicht hinlänglich entwickelt werden koͤnnen? Oder wird die Circulation durch die zu große Eilfertigkeit unterbro— Bisweilen iſt die Lunge, vorzuͤglich die rechte, fuͤr V. Corona- . 122 chen, mit welcher die Hebammen die Nabelſchnur zu unterbinden und abzuſchneiden pflegen, wodurch das in der vena umbilicalis angehaͤufte, und von da ſchnell in die arteria pulmonalis ge: laufene Blut gezwungen wird, ſich in den kleinen lobuli, in den Aederchen, und in den Zellen der Lungen zu verhalten? Man weiß, ſagt er, daß die Lungen eines neugebornen Kindes ſich nicht auf ein⸗ mal ganz erweitern, ſondern wenigſtens eine Zeit von 8 Tagen dazu, erforderlich iſt, bevor ſich die Luft einen Weg in alle lobuli der beiden Lungen gebahnt hat. Man weiß, daß die rechte Lunge zuerſt re⸗ ſpirirt, und zwar weil ihr correſpondirender bronchus weiter, kuͤrzer und gerader als der linke iſt, welcher laͤnger, ſchiefer und deſſen Muͤndung zum Theil von den Falten der inneren Mem⸗ kran verengt iſt, welche die beiden bronchi trennt. Außerdem cem⸗ primiren ihn die aorta und der canalis arteriosus, welche mit Blut angefüllt ſind, und deßhalb verſpaͤten ſie den Eintritt der Luft in denfelben. Wenn daher bei'm reifen Fötus die Reſpi⸗ ration nur unvollkommen ftattfindet, was wird da gefchehen, wenn die Lunge gar nicht oder ſehr ſchwach reſpirirt, wie bei unreifen Kindern oder bei denjenigen, welchen, wenn ſie kaum geboren find, die unvorſichtigen Hebammen ſich beeifern die Nabelſchnur zu unterbinden und abzuſchneiden, bevor fie den Athemzug ge: than und den erſten Schrei ausgeſtoſſen haben? Das Blut wird nothwendigerweiſe entweder im Herzen, oder in den Lungen, oder in den Gef.Ben des Gehirns, oder in der Leber ſtocken und fo das Ausſehen einer wahren Entzündung zeigen müffen, welche jedoch taͤuſchend iſt, indem einige Phänomene, wie die Eutkraf⸗ tung, die Rigiditaͤt der Gewebe, der torpor und die unbeſiegbere Kälte vorzüglih der unteren Exkremitäten dagegen ſprechen, welche alle daher ruͤhren, daß das Blut wegen der beſchraͤnk⸗ ten und unvollkommenen Reſpiration nicht hinlaͤnglich oxydirt wird. i g Bevor Palletta feine Leichenbeſichtigungen angeſtellt hatte, pflegte er den mit dieſer Krankheit behafteten Kindern erwaͤrmtes und mit Chamillen oder Campher vermiſchtes Mehl auf die Extre⸗ mitäten zu legen und innerlich den kermes mineralis zu einem halben Gran mit Zucker zwei bis dreimal taͤglich, oder auch das sal volatile cornu cervi in einem aromatiſchen Waſſer zu ge⸗ ben, und mit dieſer Heilmethode hatte er das Gluͤck, einige vom Tode zu retten. . Bisher war die Methode, die Zellgewebsverhaͤrtung der Kin— der zu heilen, auf keinen anatomiſchen und pathologiſchen Grund⸗ ſatz gegründet. Aber nach den oben erwähnten veichenbeſichtigun⸗ gen beſchloß der Verf. dieſen Ungluͤcklichen Blut zu entziehen, und ob es ihm gleich ſchien, daß die Blutentziehung am Thorax oder am Kopf vortheilhafter ſeyn muͤſſe, ſo zog er doch vor ſie an den unteren Ertremitäten vorzunehmen, weil er befuͤrchtete, daß eine Compreſſion der Bruſt, oder eine Einwirkung der atmo⸗ ſphaͤriſchen Luft auf den Thorax der Function der Reſpiration nachtheilig ſeyn koͤnne. Von 43 Kindern, welche mit dieſer Krankheit behaftet vom Januar 1823 an bis zum Junius deſſelben Jahres in das Spi⸗ tal (ospizio di Santa Caterina alla Ruota) kamen, heilte er 42, und eins, welches frühzeitig war, ſtarb im Monat Februar. - Unter dieſen 43 Kindern waren 29 zeitig und 14 frühzeitig, Die Behandlung dieſer Kinder beſtand vorzüglich darin, daß man Blutegel an die Unterſchenkel anlegte, und den ganzen Koͤrper in warine Bäder feste. Meiſtentheils war eine einzige Anlegung von Blutegeln hinreichend, vorzuͤglich wenn die Kinder zeitig waren; aber bei 10 ganz fruͤhzeitigen Kindern mußte man zwei⸗ . und bei zwei ſolchen Kindern dreimal Blutegel ans egen. Aber obgleich die Blutegel diefe Krankheit befiegen und die Geſundheit der davon befallenen Kinder wieder herſtellen koͤnnen, ſo glaubt doch Palletta noch nicht, daß dieſe Krankbeit einen entzündlichen Character habe, ſondern daß hier die Circulation des Bluts mehr oder weniger unterbrochen werde, weil die Nas belgefäße zu ſchnell unterbunden worden ſind, was Stockung des Bluts in den Eingeweiden hervorbringt, oder weil wegen der atmoſphaͤriſchen Kälte die Lunge ſich nicht hinlaͤnglich erweitern 123 kann, um diejenige Menge von Luft aufzunehmen, welche noͤthig iſt, um das Blut zu oxydiren, oder weil bei den fruͤhzeitigen Kin⸗ dern die Lunge noch nicht die noͤthige Lebenskraft erh ſilten hat, um die Luft leicht eintreten zu laſſen, und um hernach die Be: wegung des Bluts zu befoͤrdern. Dieß alles ſind Urſachen, welche das Blut träg und ſtockend machen, und daher entſtehen die Phä- nomene der ſchwachen Lebenskraft, die heiſere Stimme, die Apho⸗ nie, der torpor, die Kälte des Koͤrpers und dergleichen. 7 Auf die Grundſaͤtze Bellini's ſich ſtuͤtzend, welche durch die Verſuche des großen Haller vollkommen beſtaͤtigt werden, rämlid) daß das Blut immer nach der in ein Gefäß gemachten Oeffnung hinſtroͤmt, und zwar ſchneller und in groͤßerer Menge nach der Wunde hin ſich begiebt, ſchließt Palletta mit der Behauptung, daß die von den Blutegeln in die Hautvenen ge— machten Wunden dazu dienen, das Blut von den wichtigen Ein⸗ geweiden, welche damit uͤberfuͤllt ſind, und worin es ſo zu ſagen ſtockt, abzuleiten, und in ihnen das Gleichgewicht oder diejenige Kraft wieder herzuſtellen, welche, wenn ſie thaͤtig iſt, den zum GE des lebenden Körpers fo noͤthigen Waͤrmeſtoff ent: wickelt. In einem zweiten Auflage über die sclerosis der neugebor— nen Kinder beſtaͤtigt Hr. Palletta das noch mehr, was in dem vorhergehenden hinſichtlich der Urſachen und der Heilmethode der oben genannten Krankheit, fo wie auch hinſichtlich der pas thologiſchen Zuſtaͤnde behauptet worden iſt, welche man in dieſen zarten Koͤrperchen nach dem Tode gewohnlich findet. Deßhalb, ſagt Palletta, kann uͤber die Art ſolche Kinder zu behandeln kein Zweifel mehr obwalten. Im Laufe des letzten Semeſters 1823 ſtieg die ganze Anzahl der mit sclerosis behafteten Kinder auf zwei und ſechzig, wo— von go frühzeitig geboren waren. Von dieſer Anzahl ſtarbe n drei an Zellgewebsverhaͤrtung. Eins war ein zeitiges und zwei waren fruͤhzeitig geborene Kinder. Hieraus geht hervor, daß 89 mit der sclerosis behaftete Kinder durch die gute Anwendung der Blutegel und der Baͤder genaſen. i i Darauf beſtreitet er die Meinung derjenigen, welche die Urſache der fraglichen Krankheit ausſchließlich der atmoſphaͤriſchen Kälte zuſchreiben, und macht auf die Thatſache aufmerkſam, daß Kinder in jeder Jahreszeit von sclerosis afficirt werden. Als: dann widerlegt er Breſchet's Meinung, daß der Sitz und die Urſache der fraglichen Krankheit in der Unvollkommenheit der Reſpirations- oder Circulations-Organe, namlich in der Fort⸗ dauer der Oeffnung des foramen Botalli und des canalis arte- riosus liege, weil er, ſo viel, als er bei f.inen zahlreichen Lei⸗ chenbeſichtigungen zu beobachten Gelegenheit hatte, niemals eine Veränderung in den Circulationsorganen der von sclerosis af: ſicirten neugeborenen Kinder hat entdecken können, wegen wel⸗ cher die Krankheit einem Bildungsfehler dieſer Organe zuzuſchrei⸗ ben ſey. Es läßt ſich auch gar nicht denken, fährt er fort, daß die zwiſchen den zwei atria und zwiſchen der art. pulmonalis und der aorta fortbeſtehende Circulation, an Hervorbringung der Krankheit Theil haben kann, weil in dieſem zarten Alter, in welchem die Zellgewebsvechaͤrtung vorkommt, ſowohl das fo- ramen Botalli als dec canalis arteriosus nicht verſchloſſen ſeyn koͤnnen. Dieſe Verſchließung erfolgt langſam, ) bei Maaße wie die Circulation zwiſchen allen Theilen und vorzuͤglich zwiſchen dem Herzen und den Lungen gleichmaͤßig wird. Nachdem der Verf. hierauf einige Verſuche mitgetheilt hat, welche zeigen, daß die Circulation in den Lungen nicht ſo ſchnell vollkommen wird, naͤmlich daß die Luft die Zellen nur allmälig entwickelt, widerlegt er von neuem die Meinung derjenigen, wel⸗ che glauben, daß dieſe Krankheit von einem Entzuͤndungszuſtande herruͤhre Nicht jede Blutcongeſtion ſagt er, bealeitet oder er⸗ regt die Entzuͤndung. Ohne Entwickelung von Waͤrmeſtoff giebt es keine Entzuͤndung, und der Waͤrmeſtoff kann ſich nicht ent⸗ wickeln, ohne daß ſich das Blut ſtark und ſchnell durch ſeine Ca⸗ näle hindurch bewegt. Dieſer Waͤrmeſtoff erwaͤrmt nothwendigerweiſe nach dem 124 die Theile, mit welchen er in Beruͤhrung kommt, macht, daß ſie anſch vellen, dehnt fie aus, und bewirkt hiera if einen groͤßeren Zus fluß des Bluts nach denjenigen Theilen hin, wo die Bewegung defs ſelben ſchneller und die Reibung größer iſt. Ueberdieß nimmt die Arterie, welche zur Verdunſtung des Wärmetofs und zur Ver- breitung deſſelben beiträgt, zuerſt an den ſchaͤdlichen Wirkungen des Waͤrmeſtoffs Theil. Man beobachtet mit dem bewaffneten und mit dem unbewaffgeten Auge eine größere Erweiterung des Lumen der Arterie, als im natuͤrlichen Zuſtande. Die Haͤute, vorzuͤglich die innern, ſind geroͤthet und voll von vasa vasorum, weßhalb fie ſich hart und heiß anfuͤhlen. Daſſelbe findet in den Venen ſtakt, außer daß in dieſen und vorzüglich in den Venen der entzuͤndeten Eingeweide und der Membranen die Erweiterung groͤßer iſt als in den Arterien. Da nun die fo erweiterten Canaͤle die Injection ſehr gut aufnehmen, fo muß Boerhave's Lehre, falſch ſeyn, welcher annahm, daß eine Obſtruction in den Enden der kleinen Arterien ſtattfinde, welche durch ein dickes und zaͤhes Blut verur— ſacht werde. Auch muß Cullen's Lehre falſch ſeyn, welcher eine ſpasmodiſche Zuſammenziehung in den Enden der kleinen Arterien annahm. Wenn hingegen die Gircuiation um vieles lange ſamer und matt wird oder ganz aufhoͤrt, wie dieß bei der Unter— bindung eines großen Arterienſtammes geſchieht, ſo entwickelt ſich der Wärmeſtoff nicht mehr, und der Theil wird mehr oder we— niger kalt, und mehr oder weniger unbrauchbar, weil die ner— vöͤſe ul großentheils von der Vitalität des Bluts abhähe gig iſt. Endlich ſchließt Palletta damit, daß er ſagt, die praͤdispo⸗ nirenden Urſachen ſeyen diejenigen, welche er in ſeinem erſten Auffige angegeben habe, die Kälte trage ohne Zweifel zur Vers ſpaͤtung und Unterbrechung der Circulation des Blutes bei; die Folgen der bei den sclerotiei angewendeten Methode ſeyen fo glücklich geweſen, daß, wie ſich aus dem Tagebuche des ospizio di Santa Caterina alla Ruota ergebe, die Sterblichkeit im Jahr 1823 um 200 geringer geweſen fey, als im vorhergehenden Jahre, welche gluͤckliche Heilung nicht ganz der Behandlung der scterotiei, ſondern großentheils auch dem anhaltenden Eifer des— jenigen zugeſchrieben werden muͤſſe, welcher dieſe große Anſtalt weiſe dirigirt. ueber die Zellgewebsverhaͤrtung bei Neugebornen 33). hat auch Baſſiano Carminati in einem hierüber abgefaß⸗ ten Aufſatze unter anderem folgendes von dem mitgetheilt, was er in einem Zeitraum von go Jahren über dieſe Krankheit beobs achtet hat: Verſchiedene Meinungen, ſagt er, herrſchen über die Haͤu— ſigkeit des Uebels, denn während es anderwaͤrts häufig, und in Treviſo am haͤufigſten iſt, kommt es in Mailand und in einigen Städten der Lombardei nicht ot vor. Aus der Unterſuchung der noſographiſchen Tafeln des Spitals Santa Caterina alla Ruota geht hervor, daß in einem Zeitraume von zehn Jahren die Anzahl der von Zellgewebsverhaͤrtung Befallenen fuͤr Mailand mit der Umgegend und dem oben genannten Spital (ich habe die Jahre 1814 und 1815, wo die Anzahl noch einmal fo groß war, nicht ausgeſchloſſen) jährlich ohngefahr auf zwanzig, und für die Findelhoͤuſer in Cremona und in Lodi, wo ſich das Uebel ſeit eis nigen Jahren auch zeigte, auf ſehr wenige feſtgeſetzt werden kann. Andere verſchiedene Meinungen hegt man hinſichtlich der Jahrszeit, in welcher die Krankheit erſcheint, hinſichtlich der Sterblichkeit, welche fie verurſacht, und birfihtlih des Standes der Kranken. In Betreff des erſten Punktes iſt es, faͤhrt er fort, nicht wahr, daß ſie bloß oder faſt bloß im Winter erſcheint; denn man fieht nicht bloß im Frühjahr und im Herbſt an Zell⸗ gewebsverhaͤrtung leidende Kinder, ſondern auch im Sommer. Was die Sterblichkeit und den Stand der Kranken anlangt, ſo ergeben ſich auch zwei ſehr betrachtliche Verſchiederheiten, denn während in einigen Ländern faſt alle von dieſer Krankheit bes fallenen Kinder ſterben, wird bei uns ein Drittel derſelben wie⸗ 125 der hergeſtellt, und waͤhrend an manchen Orten blaß die Fink el⸗ kinder oder die von armen Aeltern gezeugten Kinder davon ber fallen werden, ſieht man hier ſolche Kranke unter den Neuges bornen angeſchener, wohlhabender und vornehmer Familien ; Von den hervorbringenden Urſachen der Krankheit geht Gars minati zu den Symptomen, welche fie zeigt, und zu den Verende⸗ rungen über, welche bei den angtomiſchen Unterſachungen von Mos⸗ cati, Manzotti, und Gia ni gefunden worden ſind, und ſchließt: 1) daß man ohne Zweifel gewiſſe Symptome und Veraͤnderun⸗ gen ausſchließen muͤſſe, welche einige auslaͤndiſche Schriftſteller von der Zellgewebsverhaͤrtung hergeleitet haben, weil fie ſich in Italien niemals zeigen, und wahrſcheinlich von Modificaticnen und Abs weichungen herruͤhren, welche vom Clima hervorgebracht werten,. deſſen Einfluß jede Krankheit mehr oder weniger empfindet; 2) daß, da man unter der Reihe der wahren und zuverläfligen Symptome der Krankheit keine anderen findet, welche die Verei⸗ nigung derſelben mit irgend einer anderen Krankheit beweisen, man nicht fo leicht, wie man anderwaͤrts gethan hat, die ver— meintlichen Comp licationen mit convulſiviſchen, nervöſen, galligen, veneriſchen Uebeln und Lungenkrankheiten annehmen darf, welche von Anderen nicht hinlaͤnglich erwieſen und von ihm niemals ge— ſehen worden find; 3) da die Zellgewebsverkaͤrtung ungemein con= ftante Phänomene hat, welche andere krankhafte Affectionen nicht h ben, fo ſchließt er, daß fie ein Uebel ſey, welches man in den. vor feinem Zeitalter bekannt gemachten Buͤchern nicht beſchrieben hat. Er glaubt noch, daß das Weſen der Krankheit in Entzuͤn⸗ dung begruͤndet ſey, und zwar bisweilen in ſtheniſcher und bis⸗ weilen in aſtheniſcher. Die Prognoſe iſt, ſagt er, indem er Moscati citirt, je nach den Graden der Krankheit verſchieden. enn die Krankheit nur die unteren Extremitäten einnimmt, fo geneſen faft Alle; wenn aber auch die oberen, unter gleichzeitigen convulſiviſchen Symptomen davon eingenommen werden, fo ſterben faſt Alle daran. Zur Geneſung neigt ſich hingegen die Krankheit, wenn die Haut die livide Farbe verliert und der blaßrothen Farbe ſich nähert, wenn die Harte abnimmt und die Beweglich⸗ keit der Glieder zunimmt, und endlich wenn die Convulſtonen aufhoͤren, das Kind wieder zu ſaugen anfaͤngt und ſtaͤrker ſchreit, was meiſtens in Zeit von einer oder mehreren Wochen geſchiedt, wenn das Uebel in Geneſung uͤbergeht, während im entgegenge— festen Falle der Jod am 4. Tage erfolgt. In Betreff der Heil⸗ methode verwirft er ſowohl den innerlichen als den aͤußerlichen Gebrauch des Queckſilbers, fo wie auch die Annäherung des Feuers vermittelſt gluͤhender Kehlen und gluͤhender Metallplatten an das verhaͤrtete Fleiſch. Er will, daß man eine anhaltende Waͤrme um das Kind herum erhalte, und es in erwaͤrmtes Mehl einhuͤlle, daß man in einem höheren Grade des Ue— beis ein cataplasma anwende, welches aus demſelben Mehl und aus der Abkochung aromatiſcher Kräuter gemacht iſt, daß man in noch ſchlimmeren Faͤllen eine größere und cohftantere Wärme dadurch verſchaffe, daß man noch außerdem ſchickliche wol— lene Tuͤcher auflegt, daß man die Kranken (wenn man aus den gruͤnlichen faeces die Gegenwart uͤberſchuͤſſiger Säure in dem Magen erſieht, welche gewoͤhnlich von der Milch herruͤhrt) kleine und im Nothfall wiederholte Doſen von Magneſia verſchlucken laſſe, und daß man ihnen, um die Lebenskraͤfte zu erregen, und die Convulſionen zu verhuͤten oder zu heben, einige Tropfen li- quor anodynus und lid. cornu cervi mit deſtillirtem Meliſſen— waſſer oder Krauſemünzenwaſſer und mit Syrup vermiſcht gebe. Er will, daß man bei der Reconvaleſcenz das gewoͤhnliche ſecundaͤre Erſcheinen der Aphthen verhuͤte, und deßhalb dem Re— convaleſcenten nicht viel Milch, ſondern ſtatt derſelben ein etwas ſtarkes Gerſtendecoct mit Zucker, oder auch die emulsio Gummi arabici oder das decoctum album Sydenhami gebe, daß man das Kind in dem wiedererlangten Waͤrmegrade durch ſchickliche Bedeckungen, und vorzuͤglich durch die natürliche Wärme erhalte, welche es an dem Buſen einer guten Amme oder einer lies bevollen Mutter genieſ't, daß man es ſo ſchnell als moͤglich von den Findelkindern wegnehme und ſortſchaffe, um es die geſunde Landluft genießen zu laſſen, daß man es mäßig, regelmäßig, und mit reiner Muttermilch ernaͤhre, daß mon ihm die Haut ſtaͤrke, 126 und fie zwei bis dreimal taglich mit der warmen Hand rei⸗ be, um ihre wiederhergeſtellte Thaͤtigkeit zu etholten und zu ſtaͤr⸗ ken, und daß man die hernia bald wieder heile, welche er nicht ſelten nach uͤberſtandenem Uebel tolgen ſah. Ein merkwürdiger Fall von Starrſucht 34). wird von Dr. Cominotto zu Zrinita beſchrieben. Unter 'm 28. Auguſt meldet er: „Eine gewiſſe Margareta Borra (zu Isola di Bene, in der Provinz Mondevi), 14 Jahr alt, lebt ſeit zwei Jahren ohne fluͤſſige oder feſte Nahrung zu ſich zu nehmen. Sie befindet ſich in einem fortwaͤhrenden ſchlaſſuͤchtigen, ſtarrkrampfigen Zuſtande, aus welchem fie drei oder viermal in 24 Stunden nur auf wenige Augenblicke erweckt wird, und zwar mittelſt des Ge— ruchs von Brodt, was fuͤr einige Minuten vor die Naſe gehalten wird; geiſtige Fluͤſſigkeiten haben dieſelbe Wirkung, ſie fällt aber gleich nachher in Ohnmacht. Wenn ſie wie durch Zauber aus dem ſcheinbaren Todeszuſtande erwacht, öffnet fie die Augen, ſpricht mit ſchwacher undeutlicher Stimme zwei oder drei Worte, wenn die Mutter fraͤgtz anderen antwortet fie gar nicht, auch ift ihr die Stimme aller anderen laͤſtig und unharmoniſch, ſie ath⸗ met zwei oder dreimal, man bemerkt einige Pulsfdläge, und dann fällt fie wierer in den vorigen lethargiſchen Zuſtand. Wenn in dieſem hellen Zwiſchenraume auch nur das Geringſte von fluͤſſiger oder feſter Subſtanz in den Mund oder Schlund gebracht wird, ſo wird es ploͤtzlich durch heftiges krampfhaftes Erbrechen wieder ausgeworfen. Ihr Koͤrper iſt kalt und ſteif wie eine Alabaſter⸗ bildſaͤule, die Haut iſt ganz weiß, die Haare find blond, und, abs geſchnitten, wachſen ſie langſam wieder, Alle 8 bis 10 Tage hat fie eine Stuhlausleerung und alle Abende laͤßt fie einige Tropfen Urin. Alle Huͤlfe der Kunſt und alle angewandte Pflege hat ihr keine Erleichterung verſchafft, auch magert fie täglich mehr ab.““ Unterm gten September fügt er hinzu: „Ihre Aeltern find Bauern von robuftem Körperbau. Sie lebte geiund und auch von den geringſten Unpaͤßlichkeiten frei bis in ihr 1otes Jahr und be⸗ ſchaͤftigte ſich mit Feldarbeiten. um dieſe Zeit wurde fie von ci: nem intermittirenden Fieber befallen, welches bald einen Zerzian-, bald Duarten:, bad Quotidiantppus hatte, und ſich auf Surdt oder Schrecken einftellte. Alle angewandten Mittel waren ver: geblih, und das Fieber währte fo zwei Jahre fort. Ein fehr- heftiger Schreck machte demſelben ein Ende, worauf nun ein ſtarr⸗ fuͤchtiger Schlaf eintrat, welcher, wie früher erinnert wurde, ſeit zwei Jahren fortdauert, ohne daß ſie in dieſem ganzen Zeitraume fluſſige oder feſte Subſtanzen verſchluckt hat. Zuweilen ſteckt man ihr ein Stuͤck Apfel oder Birn in den Mund, wodurch die lichten Zwiſchenraͤume etwas verlaͤngert werden: es wird aber nicht ge— kaut, ſondern nur zwiſchen den Lippen gehalten. Wenn ſie zu⸗ faͤllig auch nur das Allergeringſte verſchluckt, ſo wird es ploͤtzlich durch krampfartiges Erbrechen ausgeworfen und zugleich etwas durchſichtige, geruchloſe Fluͤſſigkeit ausgeleert. Geſtern, wo ich fie beſuchte, brachte ich ihr waͤhrend des lichten oder lebenaͤußernden Zwiſchenraums, welcher vier oder fuͤnf Minuten dauerte, mittelſt des in den Mund eingefuͤhrten Fingers einige Tropfen Wein bei; alſobald wurde ſie von krampfhaftem Erbrechen befallen, welches zwei Minuten dauerte und wodurch außer dem Wein et— wa eine Unze eiweißartiger Fluͤſſigkeit ausgeleert wurde. An⸗ derthalb Jahre lang blieb fie bei Fleiſch, aber jetzt magert fie taͤglich mehr ab. Am letzten November war ſie das erſte- und einzigemal menfteuirt, wo zwei Tage lang ſpaͤrlich und blaßge— faͤrbtes Blut abging. Die Mutter glaubte zu bemerken, daß die Menſtruation nur in den lichten Zwiſchenraͤumen abging. Außer dieſen lichten Zwiſchenraͤumen ſieht ſie mehr einem Marmorbilde als einer lebenden Perſon ahnlich. 127 Von einem Stuͤck Metall, welches durch Erbrechen aus dem Schlunde herausgebracht wurde, 85) erzählt Hr. Stadtphyſicus Doͤderlein in Chriſtiania Folgen⸗ des: „Vor ungefaͤhr 8 Jahren ſchoß ein Seemann, Thorſtein Larſen, auf einem Schiff eine kleine Kanone ab, welche bei dem Abfeuern zerſprang. Der Mann fiel ohne Bewußtſeyn zu Boden, kam aber bald wieder zu ſich. Man entdeckte in der Unterkinnlade an der linken Seite nahe am Kinn ein Loch, und ein paar Zaͤhne waren an der naͤmlichen Stelle in den Mund eingeſchlagen. Die Wunde heilte ziemlich bald und der Mann befand ſich wohl. Vor ungefaͤhr 2 Monaten kam er zu mir, um ſich, wegen eines Schmerzes im Halſe, Raths zu erholen. Als ich ſeinen Hals unterſuchte, fand ich denſelben ſehr inflammirt, beſon— ders an der linken Seite, wo die Drüfe fo groß wie eine Wall— nuß war; uͤbrigens war er von guter Conſtitution. Ich ver⸗ ordnete ihm Arzenei, welche er mit ſich nach Droͤbak, feiner Heimat, nahm. Nach 14 Tagen kam er wieder und zeigte mir ſeinen Hals, der nun vollkommen geheilt war; aber er erzaͤhlte mir zugleich, daß, als er angefangen habe, die Arzenei zu neh— men, heftiges Erbrechen eingetreten ſey, und daß er ein Stuͤck von der zerſprungenen Kanone ausgeworfen habe, welches er mir auch uͤberlieferte. Darauf waͤre der Hals bald wieder gut geworden. Da ich ihn noch genauer ausfragte, erzaͤhlte er mir weiter, daß er, 6 Jahre lang, an der linken Seite der Bruſt, an der Zzten oder ꝗten Rippe, einen beſtaͤndigen Druck und bisweilen ein Stechen gefuͤhlt habe, welches Uebel in der letztern Zeit immer hoͤher und bis in den Hals hinauf geſtiegen ſey. Eine große Narbe war noch an der beſchaͤdigten Stelle auf dem Kinn zu ſehen. 0 Das ausgeworfene Stuͤck Meſſingerz, deſſen eine Flaͤche dem Lauf der Kanone entſpricht, wiegt 1 Loth und 8 Gr., iſt 1 Zoll lang, 3 Zoll breit und Z Zoll dick. 1 128 Miscellen. ueber Folgen des tollen Hunds biſſes hat Hr. Ran tin, Arzt zu Toulouſe, der Académie royale de médecine zu Paris folgende Beobachtung mitgetheilt. Sechs Perſonen wur— den von einem Hunde gebiſſen, den man nicht für wuͤlhend hielt. Es wurde gar keine Vorbauungscur angewendet, und acht und vierzig Tage nach dem Biß ſtellte ſich die Waſſerſcheu bei einem der Gebiſſenen ein, und fuͤhrte nach zwei Tagen den Tod her— bei. Das Innere des Mundes zeigte keine Bläshen, wie Ma— rochetti ſie angiebt, ſondern bloß einen Entzuͤndungszuſtand der Sublingualdrüfen, welche ohne Erfolg cauteriſirt wurden. Die fuͤnf andern Perſonen hatten, einen Monat nach dem Tode des erſten, noch keine Folgen empfunden. Gegen die ſchmelzenden Schweiße der Schwind⸗ ſuͤchtigen verſichert Naffe Einreibungen von oleum olivarum mit Nutzen angewendet zu haben. Man braucht nur, alle 3 bis 4 Tage, Abends 3 bis 4 Unzen uͤber den Koͤrper einreiben zu laſſen, worauf das Schwitzen und der davon entſtehende Kräfte: verluſt auffallend geringe wird. \ Ein neues Kiffen zur Behandlung von Fraktu⸗ ren des Schluͤſſelbeins, des Armknochenhalſes zc., hat Hr Dr. Alex. Ricord ausgedacht. Es erſetzt das be- kannte Deſault' ſche Kiffen, hat den Beifall des Hrn. Lis⸗ franc erhalten und ſich bereits an einem Kranken erprobt. Es iſt von feinem Leder und fo zugeſchnitten, daß es gefüllt die Ge⸗ ſtalt eines Keils hat. Im Innern befindet ſich eine Blaſe, wel— che man durch ihre Urethral-Oeffnung mit Luft aufblaͤſt: zum Aufblaſen laͤßt man an der Baſis des Lederkiſſens eine Oeffnung, die erſt nachher zugenaͤht wird. Bibliographiſche Neuigkeiten. Considerations générales sur la classe des crustacés et de- scription de ces animaux etc. par Anselme Gaetan Desmarest. Paris et Strasbourg 1825. 8 maj. (Eine aͤu⸗ ßerſt brauchbare Zuſammenſtellung. Die Kupfer find die— ſelben, welche in dem Dictionnaire des sciences naturel- les geliefert ſind.) Histoire generale des Hypoxylons; par le docteur F. Fulęis Chevallier. Paris 1824 — 1825. 4to (Diefes in Bezug auf die Cryptogamen nicht unwichtige Werk erſcheint in Lieferun— gen von 5 Kupfern. Die drei erſten Lieferungen geben die ſehr genaue Beſchreibung und Abbildung von 17 Arten der Gattung Opegrapha. * Tasundin ocmobanin oder Grundzüge der Zoologie, ron Michael Maximowitſch (Das erſte Heft iſt zu Moskwa 1824 er⸗ ſchienen und hat 72 S. in 12. Ob undzwie viel Fortſetzung herausgekommen, weiß ich nicht, da ich dieſe Nachricht nicht aus erſter Hand habe, und leider die flawifchen Sprachen nicht verſtehe). Das Laboratorium ꝛc. (Vgl. No. 233. S. 255) Dritter Heft. Weimar 1826. 4. enthält Beſchreibungen und Abbildungen: 1) deshoͤchſt merkwuͤrdigen Laboratoriums der Apotheker-Gilde zu London; 2) von acht verſchiedenen Lampenoͤfen, worunter der des Americaners Cooper zur Analyſe organiſcher Koͤr⸗ per; 3) ſieben verſchiedene Trichter und ſieben Filtrir-Ap⸗ parate, worunter Donovan's Apparat zum Filtri⸗ ren außerhalb der Ber uͤhrung mit der atmo⸗ ſphaͤriſchen Luft Aufmerkſamkeit verdient. An Essay on the Application of the lunar caustie in tlie cure of certain Wounds and Ulcers (Ueber die Anwen— dung des ſalpeterſauren Silbers zur Cur gewiſſer Wunden und Geſchwuͤre) by John Higginbottom etc. London 1825. 8. Therapeutices et Materiei Medico-Chirurgicae Elementa, auctore J. Barovero etc. Taurini 1825. 8. Der Inhalt ift folgender: Res generales. Cap. I. de viribus naturae medicatricibus. Cap. II. de diaeta vietusque regimine therapeutice consideratis. Cap. III. de praesidiis the- rapeuticis ex apparatu deligationis desumptis. Cap. IV. de praesidiis therapiae a Chirurgia auxiliaria de- sumptis, Cap. V. de medicamentis in universum. Sect, I. de medicamentorum usitatis nominibus, Sect. II. de verisimiliori eorundem agendi ratione. Sect. III. de medicamentorum materie ex regno vegetabili, ex regno animali, ex regno minerali. Sect. IV. de arte coneinnandi medicamentorum formulas. Sect. V. de praecipuis operationibus ac praeparationihus pharma- ceuticis. Sect. VI. de acceptione praecipuarum prae- arationum chemicarum nomenclatione. Sect. VII. e medicamentorum dispositione in XII, ordines ad usum praxeos; de remediis ad cachexias et praesertim antisyphiliticas. — Cap. VI. de operationibus chirurgi- ois utpote iherapeutica praesidia consideratis, —ñä—j—ä¹ — — — ne Notizen a us dem Gebiete der Natur- und Heilkunde. Nro. 275. (Nr. 9 des XIII. Bandes.) Februar 1826. Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. In Commiſſion bei dem Koͤnigl. Preuß. Graͤnz⸗ Poſtamte zu Erfurt, der Koͤn. Saͤchſ. Zeitungs⸗ Expedition zu Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u. Taxiſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes⸗Induſtrie⸗Comptoir. Preiß eines jeden Bandes von 24 Bogen, 2 Rthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes, 3 ggl. Nat ur k über die Einrichtung eines ſehr vollſtaͤndigen Apparates zu meteorologiſchen Beobachtun— gen, welcher in der Abweſenheit des Be— obachters zu jedem gewuͤnſchten Zeitpunkt oder in aufeinanderfolgenden Zeitabſchnitten die erhaltenen Eindruͤcke feſthaͤlt. (36) Hr. Blackadder hat eine Beſchreibung dieſes Ap⸗ parates der Royal Society zu Edinburgh am 2. Mai 1825 vorgelefen. Er beſteht im Weſentlichen in der Ver: bindung graphiſcher Thermometer, Hygrometer und Bas rometer. Das Prinzip der Blackadderſchen Thermometerein: richtung beſteht darin, daß ein kleiner Index auf dem Spiegel der thermoſkopiſchen Fluͤſſigkeit in der Thermo— meterroͤhre ſchwebt und erſterer in allen ihren Bewegun— gen folgt, bis der Zeitpunkt eintritt, deſſen Temperatur man zu beſtimmen wuͤnſcht. In dieſem Moment wird dergeſtalt auf den Index gewirkt, daß er an ſeinem Platze firire bleibt, während ihn die Fluͤſſigkeit über: ſchreitet, oder ſich unter denſelben zuruͤckzieht. Bedient man ſich eines Weingeiſtthermometers, ſo verlangen das Caliber der Roͤhre, die Schwere und die Geſtalt des Index beſondere Beruͤckſichtigung “); die uͤbrige Einrichtung bietet keine Schwierigkeit dar. Beim Weingeiſt ſcheint eine gewiſſe Staͤrke deſſelben am beſten dem Zweck zu entſprechen, auch muß derſelbe farbelos und von einigem Alter, dabei forgfältig und mehrmals filtrirt ſeyn. Der Faͤrbeſtoff, den man den Weingeiſt— thermometern zuzuſetzen pflegt, iſt in dieſem Falle von keinem Nutzen, und wuͤrde ſogar nachtheilig ſeyn. Denn nach einiger Zeit wird der Farbeſtoff zum Theil abgeſetzt, und wenn Theilchen deſſelben in die Thermometerroͤhre gelangen, fo werden fie den Bewegungen des Inder hins derlich. Aus demſelben Grund iſt alter Weingeiſt und *) Das Caliber der Rohre kann fo außerordentlich Kein ſeyn, daß die Schwierigkeit, den Index leicht zu erkennen, das Haupthinderniß iſt, und deshalb braucht die Thermometer⸗ kugel nicht über 0,3 bis 0,4 Zoll durchmeſſer zu haben. F, u n de. sen mehrmaliges Filtriren noͤthig; denn kommt der Spiritus eben erſt von der Abziehblaſe, ſo ſchwimmen oft kleine weißliche Flocken oder zarte Faſern in der Fluͤſſigkeit, die den Gang des Index ſtoͤren können. Hat man das Thermometer auf die beſchriebene Weiſe verfertigt, ſo iſt, um den Index conſtant und genau auf dem Spiegel der Fluͤſſigkeit bei jeder eintre⸗ tenden Temperatur zu erhalten, weiter nichts noͤthig, als das Inſtrument umzukehren und es in einer ſenkrechten oder etwas geneigten Lage zu erhalten, indem die Attrak⸗ tion, welche die Fluͤſſigkeit auf den Index ausübt, voll kommen ausreichend iſt, letztern wieder ſchwebend zu ma; chen und ſeine Friktion von den Wandungen der Roͤhre zu beſiegen. Sobald indeſſen das Inſtrument in eine horizontale Lage gebracht wird, begleitet der Index die Fluͤſſigkeit nicht mehr in allen ihren Bewegungen, denn wenn die Temperatur ſteigt, tritt die Fluͤſſigkeit uͤber den Inder hinaus, ohne denſelben mit ſich zu führen; und wenn die Temperatur fällt, wird der Index von der Fluͤſſigkeit zuruͤckgefuͤhrt. Auf letztere Eigenſchaft gruͤndet ſich das Pſychrometer, nämlich das Thermo— meter, deſſen ſich Blackadder bedient, um den nie— drigſten Temperaturſtand aufgezeichnet zu finden. Haͤngt man nun ein ſolches Thermometer ſenkrecht und in um— gekehrter Stellung an einer beweglichen Axe auf, ſo iſt begreiflich, daß, wenn man damit ein Uhrwerk in Ver⸗ bindung ſetzt, man im Stande iſt, ihm zu jeder ge— wuͤnſchten Zeit die horizontale Lage zu geben. Trifft man zugleich die Einrichtung, daß in dem Augenblick, wo das Thermometer in die horizontale Lage kommt, die Kugel deſſelben einer hoͤhern Temperatur, als derjenigen der Luft ausgeſetzt wird, ſo iſt klar, daß der Index die genaue Temperatur der Luft zu der Zeit angiebt, wo das Thermometer ſeine ſenkrechte Stellung verlaſſen hat, und daß es dieſe Temperatur ſo lange bezeichnet, als das Inſtrument ſeine neue Lage behaͤlt und ſeine Kugel bei einer hoͤhern Temperatur, als derjenigen der Luft, erhal— ten wird. Was die Kugel bei einer hoͤhern Temperatur erhaͤlt, 131 find die wäßrigen Duͤnſte, die aus der Flamme einer kleinen Lampe ſich erheben; und bei der kaͤlteſten ftürmis ſchen Witterung braucht die Flamme nicht groͤßer zu ſeyn, als diejenige, welche von zwei kleinen baumwollenen Fas den, in Ol getaucht, hervorgebracht wird. Hat man Gas zur Hand, ſo iſt dieſes ohne Zweifel das zweckmaͤ⸗ figfte Brennmaterial, da man mit demſelben eine fehr kleine Flamme unendlich lang, und ohne beſondere Sorg: (alt darauf zu verwenden, erhalten kann. . N Bedient man ſich, ſtatt des hier angeführten Wein— geiſtthermometers, eines Queckſilberthermometers, ſo be— ruht die ganze Differenz darin, daß das Inſtrument nicht umgekehrt werden darf, und daß die Kugel, ſobald fie in die horizontale Lage tritt, nicht einer hoͤhern, fon: dern einer niedrigern Temperatur, als derjenigen der Luft, ausgeſetzt werden darf. Dieſe Bedingung iſt leicht zu erfuͤllen, wenn man auf der Oberflaͤche der Kugel eine beſtaͤndige Verdunſtung herſtellt. Wenn das Inſtru— ment in die horizontale Lage tritt, muß die Kugel zu⸗ gleich mit einem weichen Haarpinſel von hohler kreisfoͤr— miger Geſtalt in Beruͤhrung kommen, aus welchem trop— fenweiß und langſam irgend eine verdunſtende Fluͤſſigkeit uͤbertritt, die ihm aus einem Nefervoir zugeführt wird. In manchen Fällen, z. B. bei einem ſehr feuchten Zus ſtande der Atmoſphaͤre, kann Ather noͤthig ſeyn, aber meiſtentheils iſt Regenwaſſer ſchon ausreichend. Die Anwendung gewoͤhnlichen Branntweins iſt indeſſen am wohlfeilſten und zweckdienlichſten. Nachdem wir ſomit gezeigt haben, wie die Temperatur der Luft und anderer Koͤrper waͤhrend unſerer Abweſenheit zu irgend einem beliebigen Zeitpunkte beſtimmt werden kann, laͤßt ſich auch leicht begreifen, wie man ſie auf aͤhnliche Weiſe in aufeinanderfolgenden Zeitabſchnitten durch Vervielfaͤltigung der Thermometer und zweckmaͤßige Anwendung derſelben Mittel beſtimmen koͤnne. 3. B. ſieben Thermometer von der beſchriebenen Einrichtung und in Verbindung geſetzt mit einem ſehr einfachen Mechanismus, find auss reichend, um fuͤr jede Stunde des ganzen Tages und der Nacht, und zwar mit geringer Muͤhe, genau die Temperatur zu erfahren. Zu dieſem Behufe braucht man nur den Apparat den Tag uͤber dreimal zu inſpiciren, d. h. während der Zeit, die man gewoͤhnlich dem Schlafe nicht zu widmen pflegt, naͤmlich um 7 Uhr des Mor gens, um 4 Uhr des Nachmittags und um 11 Uhr des Abends. Nachdem wir Blackadder's Verfahren, die In; dicationen des Thermometers zu jeder gewuͤnſchten Zeit und in aufeinanderfolgenden Zeitabſchnitten aufgezeichnet zu finden, entwickelt haben, bedarf die Anwendung deſſelben Princips aufs Hygrometer keine beſondern Erlaͤuterungen; denn wenn man ein atmizomik (atmizomic) Hygrome⸗ ter, d. h. ein nach Hutton'ſchen Grundſaͤtzen verfer tigtes, anwendet, ſo braucht man nur zwei Thermometer auf einen Metallſtreifen zu befeſtigen, auf welchem zu⸗ gleich für jedes Thermometer eine Scale angebracht iſt, und eine Kugel mit Waſſer angefeuchtet zu erhalten. 132 Wird nun zu irgend einer Zeit dieſe Hygrometervorrich⸗ tung in eine horizontale Lage gebracht, fo zeigt der In- dex in der einen Roͤhre die Temperatur der Luft an, und derjenige in der andern die durch Verdunſtung Bet: vorgebrachte Temperatur. Nichts iſt aber einfacher, als dieſe Modification des graphiſchen Apparates; denn nichts iſt leichter bewerkſtelligt, als eine der Kugeln mit Waſ— ſer befeuchtet zu erhalten; und nur dadurch unterſchei— det ſie ſich von der andern, welche die Temperatur der Atmoſphaͤre anzeigen ſoll. ' Bis jetzt iſt noch keine Methode bekannt gemacht worden, um die aͤußerſten Graͤnzen der Barometerver⸗ änderungen zu controliren, wobei nicht eine fehr beträchts liche Vermehrung der mechaniſchen Friktion hätte getas delt werden muͤſſen, und durch welchen folglich ein Man— gel an Genauigkeit herbeigefuͤhrt wird, der ſich mit den gegenwärtigen Fortſchritten in der Meteorologie nicht vers traͤgt; denn es wird gegenwaͤrtig allgemein zugeſtanden, daß eine Veränderung von / %% Zoll im Steigen der Queckſilberſaͤule von denen beruͤckſichtigt werden muß, welche Anſpruͤche auf wiſſenſchaftliche Genauigkeit machen. Das Prineip der graphiſchen Einrichtung der Blak⸗ kadderſchen Barometer beſteht hauptſaͤchlich darin, daß zu einer gegebenen Zeit alle Communication zwi⸗ ſchen der Atmoſphaͤre und dem Queckſilber des Baro⸗ meters abgeſchnitten wird, und nichts kann in der That einfacher ſeyn, als das Mittel, deſſen er ſich hierzu bes dient. Wenn in einem gegebenen Augenblicke die Com; munication zwiſchen der Luft und dem Queckſilber abges ſchnitten wird, fo kaun die Queckſilberſaͤule fo lange durch keine Veraͤnderung des atmoſphaͤriſchen Druckes affteirt werden, bis dieſe Communication wieder herge⸗ ſtellt worden iſt. Ein Durchſchnitt des aus Eiſen gefertigten Barome⸗ tergefaͤßes iſt beifolgend dargeſtellt. 183 a iſt die Mündung, durch welche das Queckſilber eingeführt wird, und die man alsdann mit einer Schraube rerſchließt; Bi eilt der Luftfanal, welcher an feiner äußern Fläche eine Schraube hat; f iſt ein Luftdichter Hahn mit einer Schraubenmuts ter, vermittelſt welcher derſelbe ſich auf den Luftkanal ſchraubt?! 4 g iſt eine kleine Offnung in der Seite des Hahns, um der Luft Durchgang zu gewaͤhren und den Staub auszuſchlief en; 0 h iſt ein Hebel mit einem Uhrwerk in Verbindung, der den Hahn ſchließt und die Verbindung der Luft mit dem Queckſilber zu einem gegebenen Zeitpunkt abſchnei— det. Das Barometergefaͤß hat ohngefaͤhr 2 Zoll Durchs meſſer. Die Tiefe des Queckſilbers im Gefaͤß und der Abſtand des Queckſilbers von dem Rande des Gefaͤßes muß ſo klein ſeyn, als der richtige Gang des Inſtru— mentes nur verſtattet. Verbindet man mehrere ſolcher Inſtrumente mit ei— nem einzigen Mechanismus, ſo kann man die genaue Barometerhoͤhe fuͤr jede Stunde des Tages und der Nacht bekommen. So wuͤrden z. B. 7 Barometer in gleichen Abſtaͤnden, um eine hohle Holzſaͤule herum von 4 Zoll Durchmeſſer und 3 Fuß Hoͤhe geordnet, wenn zu— mal die Säule mit einem gehoͤrigen Fußgeſtell verſehen wäre, einen aͤußerſt eleganten, dabei auch ſehr vollftäns digen und hoͤchſt brauchbaren Barometerapparat abgeben. Da die Saͤule hohl iſt, ſo hat der Apparat nicht nur eine bequeme Schwere, ſondern geſtattet auch das Uhr— werk und den damit verbundenen Mechanismus im In— nern derſelben zu verbergen. u Die Barometer können indeffen auch auf einer ebe— nen Flaͤche angebracht werden, ohne einen unangenehmen Anblick zu gewaͤhren und die Einrichtung des Mechanis— mus, der mit jeder Stunde einen andern Hahn ſchließt, wird dadurch ebenfalls nicht ſchwieriger. Über die Erzeugung der Harnſaͤure (im Menſchen). (37) Von Dr. Coindet. (Schluß des in der vorigen Nummer gelieferten Aufſatzes.) Daß die Harnfäure ſich im menſchlichen Harn nur auf Une koſten des Harnſtoffs entwickele und daß diefer Zuſtand immer pathologiſch ſey, ſcheint ſich aus mehrern Beobachtungen zu be— ſtätigen. Eine der wichtigſten iſt folgende. Im K. Hoſpital zu Edinburg wurde ein Mann im Zuſtande aͤußerſter Erſchoͤpfung aufgenommen, um am Stein operirt zu werden. Man führte die Steinſonde ein, konnte aber keinen Stein in der Blaſe ent⸗ decken. Dieſer Patient ließ eine große Quantität eines ſehr trü- ben Harns von ſich, welcher in reichlicher Menge ein weißlichtes Sediment fallen ließ. Ich analyſirte den Harn und fand, daß er faſt gar keinen Harnſtoff enthielt, daß hingegen das Sediment ziemlich aus gleichen Theilen Harnſaure und phosphorfauren Kalk beſtehe. Der Patient lebte nicht lange, und bei der Leichenoͤff nung fanden ſich das Becken und die krichterahnlichen Gänge der einen und der andern Niere ſehr erweitert und mit Gries ange⸗ fuͤllt. Die rechte Niere enthielt einen aͤſtigen Stein von großem 134 Volumen. Die Markſubſtanz war faſt gänzlich verſchwunden, und nur die Rindenſubſtanz noch unverſehrt. Sobald der Harn noch Harnſäure enthält, laßt ſich ohne Zweifel eine Zerftörung dieſer Markſubſtanz nicht annehmen. Sollte aber dieſe Erſcheinung nicht alsdann von einer mehr oder weniger anhaltenden Suſpen⸗ fion der Funktionen dieſer Subſtanz herruͤhren? Die Annahme, daß die Erzeugung der Harnfäure beim Men- ſchen und bei den Thieren von dem Genuß animaliſcher Nahrung herruͤhre, verträgt ſich alfo nicht mit den bis jetzt angeführten Thatſachen. : Die Harnfäure kann als ein pathologiſches Produkt des menſchlichen Harns betrachtet werden, und in ben meiften Fällen pflegt ihrer Bildung eine mehr oder weniger merkbare Störung der Verdauungs⸗ und Hautfunktionen vorauszugehen und fie zu begleiten. Kinder und Perſonen, bei welchen die Verdauungs⸗ funktionen vollkommen unverſehrt ſind, und die Thiere, bei de⸗ nen der Magen ſo ſelten der Sitz chroniſcher Krankheiten iſt, ge⸗ ben einen Harn von ſich, der niemals mit dieſer Saͤure ange⸗ ſchwaͤngert iſt. Diejenigen Perſonen, deren Hautfunktionen fort⸗ ‚während in großer Thätigkeit find, z. B. die Bewohner tropi⸗ ſcher Länder und die Matroſen, leiden faft nie an Stein- oder Griesbeſchwerden. Die Matroſen genießen indeſſen eine große Menge ſtickſtoffhaltiger Nahrungsmittel. Man weiß, daß dieſe Affektionen unter der Linie ganz unbekannt ſind, und daß die aus⸗ gebreitete britiſche Marine während 20 Jahren nur 8 Fälle von Steinaffektionen dargeboten hat. Es iſt ſogar wahrſcheinlich, daß 5 jener Steinpatienten den Keim der Krankheit ſchon vor ihrem Eintritt in den Marinedienſt bei ſich getragen haben. Im Som⸗ mer, wo der Harn, in Folge der Hautausduͤnſtung, einen Theil feiner Fluͤſſigkeit verliert, enthält er mehr Harnſtoff und weni— ger Harnſaͤure. 5 \ Die Harnfäure iſt im menſchlichen Harn eine fo wenig natür- liche und normale Erſcheinung, daß ſie vielmehr ziemlich oft ſehr merkwuͤrdige Zufälle nach ſich zieht. In den Laͤndern des Nordens hat man die Bemerkung ge⸗ macht, daß der unmäßige Genuß von ſtarkem Bier und geiſtigen Getränken einen purulenten Ausfluß aus den Harngaͤngen verur⸗ ſacht hat, der leicht mit einer Blennorrhoe verwechſelt werden könnte, weil er oft mit einem mehr oder weniger empfindlichen Stechen verbunden iſt. In dieſen Fällen enthält der Harn eine ziemlich große Quantität Harnſäure, welche alle dieſe Symptome zu veranlaffen ſcheint. Der Gebrauch von Waſſer, welches koh⸗ b Natron enthält, hebt dieſe Symptome in ſehr Eur: zer Zeit. - Sir Gilbert Blane hat eine Art fonderbarer Strangurie beſchrieben, die zwar nicht von Harngries begleitet war, dennoch aber als ſehr hartnaͤckig und ſchmerzhaft beſchrieben wird. Er verfchaffte dem Patienten durch den Gebrauch alkaliſcher Waſſer in wenigen Tagen Linderung, und ſtellte ihn durch eine dreimo⸗ natliche Fortſetzung dieſes Mittels vollkommen wieder her. Es ſcheint mir ſehr wahrſcheinlich zu ſeyn, daß man einer ähnlichen Wirkung des Alkali ſehr oft die Linderung zuſchreiben muß, welche in Fällen von Blaſenſteinen, die aus Harnſäure be⸗ ſtehen, erlangt wird, denn die Leichenoͤffnung oder der Stein⸗ ſchnitt hat bewieſen, daß durch die Anwendung dieſes Mittels die Groͤße des Steins nicht vermindert wird; es hebt nur die Er⸗ zeugung der Harnſaͤure auf, und in manchen Fällen nimmt fogar der Stein weit raſcher, als vorher, an Umfang zu. Dieſe Er⸗ ſcheinung rührt aber von Ablagerung phosphorſaurer Erdſchichten her; die Schmerzen indeſſen werden gemildert. Faſt alle Mittel, welche die natuͤrlichen Funktionen des Ma⸗ gens wieder herſtellen, vermindern auch den Harngries. Dahin gehören beſonders die toniſchen Mittel. Man hat neuerdings den Zucker als ein Mittel gegen den Harngries vorgeſchlagen; er wird aber die Krankheit nur dann heben, wenn vegetabilifche Nahrungsmittel und leichte Verdauung dieſelbe ebenfalls heben würden, d. h. wenn der Gries durch unmaßigen Genuß von Speiſen, beſonders aber von ſehr nahrhaften und gewuͤrzten ani- * 135 1 maliſchen Speiſen entſtanden iſt; aber ich bin überzeugt, daß er die Dyspepſie und die Grieskrankheit, welche bei den Armen, in Folge ſchlechter vegetabiliſcher Nahrung, einzutreten pflegt, nur vermehren wuͤrde. In dieſem Fall vermag nur eine leichte ani⸗ maliſche Nahrung, in mäßigen Quantitäten genoſſen, dieſe Krank⸗ heiten zu heben. Fuͤr den Harngries giebt es ſo wenig, als fuͤr jede andere Krankheit, ein anderes ſpezifiſches Mittel, als eine verftändige ärztliche Behandlung. Iſt es nicht merkwürdig, daß die Thiere, bei welchen man ſo ſelten Faͤlle von Magenaffektio⸗ nen bemerkt, faſt niemals an den Nieren leiden? : Folgende Thatſachen beſtaͤtigen meine Meinung uͤber die Ver⸗ wandlung des Harnſtoffs in Harnſaͤure bei gewiſſen pathologi⸗ ſchen Fällen, wie auch im normalen Zuſtande der Nierenfunktio⸗ nen bei der zweiten und dritten Klaſſe der Wirbelthiere. Noch andere Subſtanzen pflegen den Harnſtoff zu erſetzen, da aber ihre Eigenſchaften ſehr von den ſeinigen verſchieden ſind, ſo pat man ſie als Produkte betrachtet, die unabhaͤngig vom Harn⸗ ſtoff und nicht auf feine Koſten gebildet, nur zufallig im Harn anweſend ſind. R 2 Der Harn der Waſſerſuͤchtigen enthält viel Eiweißſtoff. Nyſten, der ſich mit der Analyſe dieſes Harns beſchaͤftigt hat, iſt zu folgenden Reſultaten gelangt: h 1) Dieſer Harn enthält wenig Waſſer, aber feine Beſtand⸗ theile ſind, mit Ausnahme des Harnſtoffs, ſehr reichlich und con⸗ centrirt vorhanden. 2) Er enthält keinen Harnſtoff. 3) Er. enthält viel Eiweißſtoff. - 4) Alle andern Produkte des gefunden Harns trifft man im Harn ſolcher Patienten an, die an acuter Waſſerſucht leiden, ja man trifft fie in viel groͤßerm Verhaͤltniß, als im geſunden Harn an, weil, wie geſagt, ihr Harn wenig Waſſer enthaͤlt. Ein ein⸗ ziger Beſtandtheil fehlt, naͤmlich der Harnſtoff; ein anderer, namlich der Eiweißſtoff, findet ſich darin, und wird aus denſel—⸗ ben Beſtandtheilen gebildet. Koͤnnen wir uns nun noch weigern, anzunehmen, daß dieſer letztere den erſtern erſetze? ich glaube dieſe Frage mit Nein beantworten zu muͤſſen. Hr. Roſe zu Berlin hat ſich mit der Analyſe des Harns ſolcher Patienten beſchaͤftigt, die an chroniſcher hepatitis leiden, und gefunden, daß ihr Harn keinen Harnſtoff enthaͤlt. Hr. Henry zu Mancheſter hat dieſe Reſultate beftatigt, aber dieſe Chemiker haben von einer gelben Subſtanz, die man ziemlich oft im Harn ſolcher Perſonen antrifft, welche an Krankheiten der Leber leiden, keine Erwaͤhnung gethan. Dieſe Subſtanz erſetzt in dieſen umſtaͤnden wahrſcheinlich den Harnſtoff., Dr. Prout hat mit beſonderer Sorgfalt die Harnruhr ſtu⸗ dirt und in dem Londner of the Med. Chir, Society Trans. ſeine intereſſanten Unterſuchungen uͤber dieſen Gegenſtand nieder⸗ gelegt. Die Hauptreſultate ſind folgende: 1) Im Harn der Harnruhr⸗ Patienten find der Harnſtoff und der Zucker immer im umgekehrten Verhaͤltniß anweſend, und der Zuſtand des Patienten wird ſchlimmer oder beſſer, je nach⸗ dem der Zucker erſcheint, oder durch den Harnſtoff erſetzt wird. 29) Die Beſtandtheile des Harnruhr⸗Zuckers find dieſelben, wie beim Harnſtoff, den Stickſtoff abgerechnet. 2 Es iſt naturlich, anzunehmen, daß der Stickſtoff nicht im Körper zuruͤckbleibt, ſondern auf irgend einem Wege ausgeführt wird. Unter allen Organen iſt die Lunge dasjenige, welches bei Harnruhr⸗Patienten am haͤufigſten krank iſt, und deshalb muß man glauben, daß gerade fie die Ausführung des Stickſtoffs ver⸗ mittelt. Ich machte zu Edinburg im Jahr 1819 einige Verſuche, welche dieſe Anſicht zu beftätigen ſchienen, daß nämlich die Lunge bei einem diabetiſchen Zuſtande mehr Stickſtoff ausfuͤhrt, als im nor⸗ malen Zuſtande. Die Faͤlle von Zuckerharnruhr ſind in Frank⸗ reich und Britanien ſo ſelten, daß ich keine Gelegenheit gefunden habe, dieſe Verſuche zu erneuern, und ich weiß nicht, ob fie durch fernere Verſuche vollkommen beſtätigt werden möchten, ſehr merkwuͤrdige Verſchiedenheiten dar. 136 Die in der vorigen und gegenwärtigen Nummer vorangeſchick⸗ ten Thatſachen ſcheinen zu nachſtehenden Folgerungen zu berechtigen; 1) Der Harnſtoff iſt der Beſtandtheil, welcher ganz fpeziel den Harn der erſten Klaſſe der Wirbelthiere charakteriſirt; die Erzeugung der Harnſaͤure iſt bei Menſchen und bei dieſen Thieren nur die Folge eines pathologiſchen Zuſtandes. Dieſe Saͤure darf nicht als ein zufaͤlliges Erzeugniß betrachtet werden, welches dem Harnſtoff keinen Eintrag thut, ſondern vielmehr als ein Erzeugniß auf Koſten dieſes normalen Beſtandtheils, ders geftalt, daß dieſe beiden Beſtandtheile in correlativ umgekehrtem Verhaͤltniß zu einander ſtehen. Dieſe Umwandlungen des Harne ſtoffs in pathologiſche Erzeugniſſe finden wahrſcheinlich ſehr viel⸗ faͤltig ſtatt. In dieſe Cathegorie gehoͤrt der Eiweißſtoff im Harn der Waſſerſuͤchtigen und der Zucker in demjenigen der Harnruhr⸗ Patienten. Einige Verſuche, in Verbindung mit Vernunft⸗ ſchluͤſſen, bewegen zu glauben, daß in letzterm Fall der Stickſtoff des Harnſtoffs durch die Lungen ausgefuͤhrt werde. Animaliſche oder vegetabiliſche Nahrungsmittel bewirken, wenn fie in den Verdauungsfunktionen keine Störung verurſachen, in den Nierens ſecretionen folgende Erſcheinungen. a) Die Erzeugung einer Quantitaͤt Harnſtoff, groͤßer in Folge des erſten Nahrungsmittels und kleiner in Folge des zweiten. b) Verſchiedenheiten in der Natur der Salze, welche der Harn enthaͤlt, aber nie die Bildung irgend einer Quantitaͤt Harnſaͤure. 2) Der Beſtandtheil, welcher die Nierenausſonderungen der Vögel ſpeciel characteriſirt, iſt die Harnſaͤure. Dieſe Ausſonde⸗ rungen enthalten indeſſen eine gewiſſe Qnantitaͤt Harnſtoff, welche bei den grasfreſſenden Vögeln kaum merkbar, bei den fleiſchfreſ⸗ fenden dagegen betraͤchtlich iſt. Dieſe Erſcheinung erklaͤrt ſich leicht, wenn man bedenkt, daß die Nahrung der fleiſchfreſſenden Voͤgel mehr Stickſtoff als die der grasfreſſenden enthaͤlt, und daß auch der Stickſtoff in groͤßerm Verhaͤltniß im Harnſtoff als in der Harnſaͤure anweſend iſt. Die Salze, die in den Nierene ausſonderungen der einen und der andern Abtheilung dieſer Voͤgel enthalten ſind, bieten auch, hinſichtlich ihrer Zuſammenſetzung, Die Harnſaͤure ſcheint in dieſen Secretionen in der Geſtalt von unterharnſaurem Am⸗ monium anweſend zu ſeyn. 7 3) Endlich beſteht wahrſcheinlich eines Theils bei den Saͤu⸗ gethieren zwiſchen der Struktur der Nieren, die aus zwei Sub⸗ ſtanzen zuſammengeſetzt find, und dem Harnſtoff (dem hervor⸗ ragendſten Produkt ihrer Ausſonderungen) und andern Theils bei den drei andern untern Klaſſen der Wirbelthiere zwiſchen der Struktur der Nieren, die aus einer einzigen Subſtanz gebil⸗ det ſind, und der Harnſaͤure (dem hervorragendſten Produkt ih⸗ rer Ausſonderuagen) eine Wechfelbeziehung, deren Natur bis jezt ſehr ſchwer zu erklaͤren iſt. . Miscellen. Eine Menge verſteinerter Fiſche iſt kuͤrzlich in rothem Sandſtein in der Nachbarſchaft von Thurſo gefunden und von Hrn. Sinclair an Prof. Jameſon, für das Univere ſitaͤts⸗Muſeum zu Edinburg, eingeſendet worden. Auch auf South Ronaldſhay, einer der Orkney Inſeln, ſind verſteinerte Fiſche in der rothen Sandſteinformation angetroffen worden. . Eine merkwürdige Auſſerung von Inſtinkt oder Überlegung eines Vogels meldet der Tyne Mercury. Am Ende Januars wollte ein Rothkehlchen uͤber den Fluß Ellen fliegen, war aber zu ſchwach und fiel ins Waſſer. Sein Ge⸗ fährte, ein zweites Rothkehlchen, bemerkte feine Noth, kam ihm zu Huͤlfe, faßte es bei den Kopffedern und brachte es gluͤck⸗ lich ans Ufer. —— — —ͥ—ůmZä nn 137 Ge i l die Verhütung ihrer Ausbrei— tung (38) enthält nachfolgendes Schreiben des General- Lieutenant Sir Thomas Maitland, an den Miniſter, Grafen Bathurſt, die an Thatſachen reichen Bemerkungen eines ſo einſichtsvollen als unbefangenen Beobachters. 5 Corfu, den 8. April 1816. „Da im Parlamente eine Frage in Betreff der Quarantaine⸗ Geſetze aufgeworfen worden iſt, ſo fuͤrchte ich, daß uͤber die Natur des ſogenannten Peſtuͤbels, ſo wie uͤber die Mittel, wo⸗ durch dieſe ſchreckliche Krankheit ſich mittheilt, noch manche Zweifel obwalten. Es iſt dies ein Gegenſtand, welchem ich viel Aufmerkſamkeit gu widmen Gelegenheit hatte, und worüber ich gewiß mehr praktiſche Erfahrung geſammelt habe, als faſt irgend Jemand, da ich mitten in der Peſtzeit auf Malta anlangte, und ſeitdem rei verſchiedenen Verheerungen dieſes übels, naͤmlich einer auf er Inſel Gozo, einer auß Corfu und einer auf Cephalonia, von Anfang bis zu Ende beigewohnt habe; ich halte es daher fuͤr meine Pflicht, der Regierung Sr. Majeſtaͤt die Reſultate mei— ner Beobachtungen uͤber die Natur und den Charakter dieſer Krankheit mitzutheilen. 0 Die Sache iſt an ſich von hoͤchſter Wichtigkeil; denn es iſt nur zu wahr, daß die Behandlung der Peſt, nach dem alten Syſtem, einen Grad von beiſpielloſer Grauſamkeit und Tyrannei in ſich ſchließt, der allein durch das Princip der poſitiven und beſtimmten Nothwendigkeit gerechtfertiget werden kann. Dieſes Syſtem vernichtet in der Wurzel alle die Gefühle des Familienlebens, welche in Zeiten von Krankheit und Truͤbſal für das Gemuͤth des Menſchen fo hohen Werth haben, reißt alle gewoͤhnlichen geſellſchaftlichen Bande auseinander, und verſetzt den ungluͤcklichen Kranken in einen Zuſtand der ödeften Iſolirung, in einem Augenblicke, wo in der Liebe der Bluts⸗ freunde noch der einzige übrige Troſt für ihn zu finden iſt. Auch erſcheint in dem gegenwaͤrtig beſtehenden Falle von Peſt das Quarantaine-Geſetz nicht nur an ſich ſelbſt als hoͤchſt wills kuͤhrlich, ſondern auch als eben fo unbeſtimmt, und ſammtliche damit verbundene Umftände find fo empoͤrender Art, daß ich fuͤrchte, dies ſey eine der Urſachen, warum man faſt in allen Fällen dieſe ſchreckliche Krankheit eine fo große Höhe erreichen lies, bevor man ſie noch fuͤr die Peſt erklaͤrt hat. So finden wir ebenfalls in den beiden großen Beiſpielen von Peſt zu Meſ⸗ ſina und zu Marſeille, daß man das übel nicht eher dafuͤr anerkannte, als bis es zu jener Schreckenshoͤhe geſtiegen war, welche zu den darauf folgenden Scenen des Elendes die Ver- anlaſſung gab. Derſelbe Fall trat in einem bedeutenden Grade auch beim Ausbruche der Peſt auf Malta ein; und es wird Niemand, der Augenzeuge war, Wunder nehmen, daß ſelbſt der letzte Hoff: nungsſtrahl verſchwinden muß, ehe ſich irgend Jemand geduldig einem Disciplinar⸗Geſetz unterwerfen kann, welches mit Recht als ein Übel gelten darf, das nur von der Peſt ſelbſt über: troffen wird. Nach demſelben Syſtem ziehen die Quarantaine-Geſetze, deren Zweck iſt, die Einführung der Peſt zu verhindern, allemal ein Gefolge von bedeutenden Übeln nach ſich, hauptſaͤchlich durch die ſehr ernſthaften Wirkungen, welche ſie unausbleiblich auf die Handelsverhaltniſſe der verſchiedenen Länder ausüben, Dieſemnach wäre es in der That als ein großes Gluͤck an⸗ zuſehen, wenn dargethan werden koͤnnte, daß die Welt bisher, hinſichtlich der Urſachen und des Urfprunges der Peſt, in Irr⸗ thum geſchwebt hat. Indeß iſt die Betrachtung dieſes Gegen⸗ ſtandes fo wichtig, daß, meiner Überzeugung nach, kein Schritt in Betreff ſeiner gethan werden darf ohne die reiflichſte überlegung über die Peſt und 138 u n d e und ohne daß ſeine wirkliche Nothwendigkeit die ſtrengſte Probe aushält. und fo muß ich denn Ew. Herrlichkeit offenherzig ges ſtehen, daß ich nicht nur von der durchgaͤngigen Zweckmäßigkeit des bisherigen Syſtems, ſondern auch von der unerläßlichen Nothwen⸗ digkeit, demſelben treu zu bleiben, vollkommen uͤberzeugt bin, und daß allein dieſe Anſicht und der Wunſch, Ew. Herrlichkeit die Richtigkeit derſelben vor Augen zu ſtellen, mich Gegenwaͤrtiges aufſetzen laͤßt. Der ganze Gegenſtand Löft ſich ſelbſt in die Frage auf: wird die Peſt durch Contagion oder durch Infection erzeugt. Bevor ich jedoch auf die Beantwortung derſelben eingehe, iſt es durchaus nothwendig, daß wir zu einem voͤllig klaren Begriffe uͤber die Bedeutung dieſer beiden Ausdruͤcke gelangen. In vie⸗ len Schriften hat man ſich mit ihrer unterſcheidenden Erklarung ganz und gar nicht befaßt, in andern ſind ſie aufs Befremdendſte mit einander verwechſelt, und in nicht wenigen ihre Bedeutung eben der individuellen Beweisfuͤhrung des Augenblicks angepaßt worden. Ich glaube indeß vollkommen verſtanden zu wer⸗ den, daß, wenn ich von Infection rede, ich damit die⸗ jenige Krankheitsklaſſe meine, welcher eine gewiſſe Temperatur der Atmoſphaͤre oder irgend eine oͤrtliche Urſache, eine praͤdis⸗ ponirende Hinneigung zu dem menſchlichen Koͤrper ertheilen mag. Wenn ich dagegen von Contagion rede, ſo beſchraͤnke ich mich genau auf dasjenige Krankheitsuͤbel, wovon ich jetzt handeln werde; denn obgleich auch andere in dieſelbe Kathegorie gebracht werden koͤnnen, z. B. die Blattern ꝛc.; ſo ſcheint es mir doch, nach meiner Anſicht von der Sache, nicht, daß dies zu irgend etwas dienen koͤnnte, da ich keinesweges beabſichtige, mich in irgend eine theoretiſche oder mediciniſche Erörterung über den Charakter und die Natur der Contagion oder der Infection einzulaſſen, ſondern mich lediglich auf Thatſachen beſchraͤnken werde. Diefe Thatſachen, welche ich endlich zu bekraͤftigen im Stande und bereit bin, ſind von der Art, daß darnach jeder Unbefangene meiner Meinung beipflichten wird, daß die Peſt ſich nur durch Beruͤhrung erzeugt, und daß da⸗ her das zeither befolgte Verfahren, um dieſem ſchrecklichen Übel Schranken zu ſetzen, ſich als das einzige erweiſt. Ich gehe in meiner desfallſigen Überzeugung fo weit, ſtets behauptet zu ha⸗ ben und noch zu behaupten, daß aͤrztliche Mittel zur Sicherung gegen die Peſt nieht allein von keinem Nutzen, ſondern faſt unausbleiblich von ſchlimmen Folgen begleitet ſind; indeß habe ich ſelten einen Arzt getroffen, der nicht irgend einer Lieblingstheorie zugethan, und dafuͤr fo eingenommen wäre, daß er nicht jeder⸗ zeit die mit den Urſachen und Erſcheinungen der Peſt in Verbin⸗ dung ſtehenden Thatſachen ſeiner Theorie anzupaſſen verſucht hätte; daher ſah er darin nie, wie nach meinem ausſchließlichen Dafuͤrhalten, eine unmittelbare Heimſuchung von Gott, über deren Endurſachen wir bis jetzt noch im Dunkeln tappen, obgleich wir ihrem Fortſchreiten durch Mittel Einhalt zu thun vermoͤ⸗ gen, welche ſchon ſeit Jahrhunderten in Anwendung geweſen find, und von deren wohlthaͤtigen Wirkungen ich glaube, die unwiderſprechlichſten Beweiſe darlegen zu koͤnnen. Ich weiß nicht, was für neue Schriften über den frag⸗ lichen Gegenſtand erſchienen ſind; mir iſt nur eine bekannt, naͤmlich die eines Dr. Maclean, welcher von der Levante⸗ Compagnie nach Conſtantinopel geſchickt wurde; und was dieſe anbetrifft, ſo kann ich nichts weiter ſagen, als daß Jeder der darin angeführten Umftände, von welchem ich Kenntniß habe, 15 die N Weiſe verdreht und durchaus unrichtig dar⸗ geſtellt iſt. In der That zeigt ſich bei dieſer ganzen Sache eine große Schwierigkeit, naͤmlich die, ſich über das Geſchehene zu verge- wiſſern. Das Land, aus welchem die Peſt gewoͤhnlich hervor⸗ geht — ich meine die Tuͤrkei — ſteht unter einem ſolchen Reg⸗ lement, daß wir keine derjenigen Data beſitzen, wie ſie zur vol⸗ len und deutlichen Beantwortung der Frage ſo weſentlich noth⸗ 159 wendig find. Wirklich find die Nachrichten, die wir aus jener Gegend ziehen koͤnnen, fo ſchwankend, daß Jeder, welcher über den vorliegenden Gegenſtand ſchreibt, daraus hinlaͤngliche Beleg⸗ faͤlle fuͤr ſeine individuelle Anſicht von der Sache herleiten kann; und wir koͤnnen auch aus den von der Regierung oder Polizey⸗ Behoͤrde eingezogenen Nachrichten nicht erſehen, inwiefern dieſe einzelnen Faͤlle als Ausnahme von der allgemeinen Regel zu betrachten, oder in letztere mit einbegriffen ſind. In Betreff der Faͤlle, worüber ich Ew. Herrlichkeit jetzt berich⸗ ten werde, ſind wir indeß dieſer Schwierigkeiten großentheils uͤber⸗ oben; denn obgleich ich weit entfernt bin, zu behaupten, daß die ber die verſchiedenen Peſtvorfaͤlle, wovon ich Augenzeuge geweſen, erhaltenen Anzeigen genau ſind, oder daß ſolche Anzeigen uͤberhaupt je genau ſeyn koͤnnen, ſo darf ich ſie doch mit vollem Rechte fuͤr glaubwuͤrdiger, als alle bisherigen ausgeben. Ich bin nicht geneigt, mich über die Urſachen, welche der Steuerung der Peſt bei ihrem erſten Erſcheinen auf Malta im Wege lagen, fo wie über ihren Urſprung in Eroͤrterungen ein⸗ zulaſſen; ich halte dies für unnoͤthig, auch war ich bei ihrem erſten Auftreten nicht anweſend. Inſoweit ich indeß im Stande geweſen bin, mir daruͤber Gewißheit zu verſchaffen, glaube ich zu der Angabe berechtigt zu ſeyn, daß ſie nach Malta durch ein Schiff von Agypten gebracht, und dort durch Jemand von die⸗ ſem Schiffe, welcher Leder einſchmuggelte, eingefuͤhrt worden ſey. Dieſer Jemand und ſeine Familie fielen als die erſten Opfer derſelben. Man hatte ſie, aus irgend einer Urſache, ſchon weit um ſich greifen laſſen, bevor einige kraͤftige Maßregeln zur Hemmung ihrer Fortſchritte ergriffen wurden; endlich ward von der Regierung eine ſtrenge executive Polizey angeordnet, welche mit der ausgedehnteſten Machtuͤbung ausgeſtattet wurde, um auf die peremtoriſchſte und ſummariſchſte Weiſe diejenigen Maß⸗ regeln in ſtrenge Ausführung zu bringen, welche, obgleich eine Zeit lang eingeſchaͤrft, doch bisher nie zur Wirkſamkeit gekom⸗ men waren. Die erhaltenen Nachrichten berechtigen mich zu der Verſicherung, daß von dem Augenblicke an, wo dieſe Polizey ins Leben trat, die Zahl der Neubefallenen allmaͤhlig abnahm, bis endlich die Peſt ganz und gar aufhoͤrte. Waͤhrend ſie in Valetta wuͤthete, machte ſie ſich auch in verſchiedenen Dörfern (Casals) und der Umgegend bemerkbar, wo, wegen des in der Hauptſtadt vor Einrichtung der Polizey herr⸗ ſchenden Drangſals, keine feſte Maßregeln zu ihrer Unterdruͤckung ergriffen wurden; daher raſ'te fie in drei von dieſen Doͤrfern bis vier Meilen vor Valetta mit großer Heftigkeit. Sobald jedoch die guten Wirkungen der Polizey in dieſer Stadt ſichtbar wurden, ward weislich beſchloſſen, daß dieſelben Maßregeln auch in jedem dieſer Doͤrfer in Wirkſamkeit treten ſollten. Zu die⸗ ſem Zwecke wurde ein Officier mit funfzig Mann in's Dorf Zebug geſandt, wo das übel ſich beſonders verheerend gezeigt hatte, und in weniger als einem Monat nach ihrer Ankunft war die Peſt voͤllig aus dem Dorfe verſchwunden. Hierbei verdient es beſonders angefuͤhrt zu werden, daß von dem ganzen Deta⸗ ſchement nicht Einer befallen wurde, obgleich es im Dorfe ſelbſt ſich einquartirt hatte. Etwa vierzehen Tage nachher machte man einen zweiten Verſuch; ein aͤhnliches Detaſchement ward nach dem Dorfe Birchicara geſandt, wo in jeder Hinſicht ganz derſelbe Erfolg ſich zeigte. In das dritte Dorf, Curmi, expedirte man gleicherweiſe eine Truppenabtheilung. Da indeß dieſer Ort eine ſehr niedrige, ſumpfige Lage hat, und wegen dort herrſchender Herbſtfieber beruͤchtiget iſt, ſo hatte die Peſt vor Ankunft der Soldaten ſich ſchon ſehr weit verbreitet, und es bedurfte daher einer doppelt ſo langen Zeit zu ihrer Aus⸗ rottung, als in den beiden andern Dörfern; aber auch hier ward keiner der Soldaten von der Krankheit angegriffen. Wie ſteht es denn nun mit der Anſteckungs⸗Doctrin? Der ausſchließliche Zweck der Truppen⸗Abſendungen war, die koͤrper⸗ liche Berührung unter den Einwohnern der von der Peſt heimgeſuchten Dörfer zu verhindern; dieſes allein war ihnen anbefohlen, und dieß allein thaten ſie. Jede Familie ward in wi — 140 ihrem Hauſe verſchloſſen, durfte nicht über ihre Schwelle trey ten, und fo wie das übel ſich bei Einem zeigte, ward er for gleich ins Lazareth geſchickt. Und weit entfernt, daß die Atmo⸗ ſphaͤre als von Einfluß bei der Verbreitung der Peſt betrachtet wurde, zwang man vielmehr die Einwohner, nicht nur ſich, ſondern auch jeden Theil ihres Hausraths der freien Luft aus⸗ zuſetzen. Der ganze Raum, worauf die Atmoſphaͤre haͤtte ein⸗ wirken koͤnnen, begriff nicht uͤber vier Meilen; ſo ſehen wir nun bier das ſonderbare Phänomen, daß, fo lange keine Polizei be⸗ fand, das übel bei ſtets gleichbleibender Atmoſphaͤre in fortwaͤh⸗ rendem Zunehmen war; indeß vermuthe ich doch, daß die Ver⸗ fechter der Anſicht, daß die Krankheit nicht contagids ſey, mir den Einwurf machen werden, daß in demſelben Augenblicke, welcher eine geregelte Polizei ins Leben treten ließ, die Temperatur eine völlige Veränderung erlitt, und daß dadurch die Krankheit ſchnell und völs lig ausgerottet wurde. Dagegen ſtellen die Anhaͤnger der An⸗ ſteckungs⸗Doctrin die Behauptung auf, daß mit der Abnahme der Kranken auch die Heftigkeit des Übels fich minderte. Dies fer letztern Annahme widmete ich die größte Aufmerkſamkeit, und ich kann jetzt durch authentiſche Dokumente beweiſen, daß, weit entfernt von einem ſolchen Thatbeſtande auf Malta, die letzten Krankheitsfaͤlle vielmehr die heftigſten) und die letzten Hundert bei weitem die allerſchlimmſten waren. Diefem nach mußte ich nun um dieſe Zeit natüuͤrlicherweiſt zu der Überzeugung gelangen, daß die einzige Behandlungsart, der Peſt darin beſtaͤnde, fie nach dem Glauben, fie ſey conta⸗ gioͤs, einzurichten. Hievon glaube ich Ew. Herrlichkeit einen ganz augenfälligen Beweis geben zu koͤnnen, einen Beweis, der auch jeden Unbefangenen in der Sache uͤberzeugen muß. Ich machte naͤmlich oͤffentlich bekannt, daß die Peſt völlig aufgehört habe und es daher der ganzen Einwohnerſchaft von Valetta ges ſtattet ſey, wieder mit einander in Verkehr zu treten; dieß ger ſchah gerade an demſelben Tage, wo noch ein ernſthafter Peſt⸗ fall ſich in den Bereichen einer Meile von der Stadt zugetragen hatte. Nun werden Sie hoffentlich mit mir uͤbereinſtimmen, daß, wenn hier eine anſteckende Krankheit (nach dem von mir aufge⸗ ſtellten Begriffe) obwaltete, auch die vollkommenſte Tollheit eine Mannes ihn nicht entſchuldigen koͤnnte, wenn er erklaͤrte, da kein neuer Peſtfall ſtattfinden werde. Ich war indeß von der Feſtigkeit des Grundes, worauf ich fußte, fo überzeugt, daß ich in dem Augenblicke der obigen Bekanntmachung ſelbſt mehrere Peſtkranke aus der nahen Umgegend ins Lazareth bringen ließ; und ich kann es als die lauterſte Wahrheit anfuͤhren, daß es ſo, wie ich geſagt hatte, auch geſchah; denn es ereignete ſich kein 1 555 Fall von Peſt, nachdem ich wieder freien Verkehr erlaubt atte. 9 Wohl moͤchte ich berechtigt ſeyn, aus dieſen Thatumſtaͤnden ſchon meine natuͤrlichen Folgerungen zu ziehen, indeß ſtehe ich davon noch ab, bis ich Ew. Herrlichkeit auch mit den die andern drei Peſtereigniſſe, welche in den Bereich meiner eigenen Beob⸗ achtungen fielen, begleitenden Umſtaͤnden bekannt gemacht habe. Ich werde dieſen meinen Weg noch weiter verfolgen; denn obgleich ich, meines Erachtens, ſchon unwiderlegliche Gruͤnde, um darauf zu fußen, angegeben habe, wenn ich mich auf das Obige beſchraͤnkte, ſo werden Ew. Herrlichkeit erſehen, daß ich durch das Folgende in allen meinen Anſichten noch mehr und ſo ſehr beſtaͤrkt worden, daß ſelbige wohl nicht mit Erfolg ange⸗ fochten werden koͤnnen. . Auf Gozo waren die das übel begleitenden umſtände wie folgt; und Ew. Herrlichkeit werden ohne Zweifel mit mir dar⸗ in uͤbereinſtimmen, daß wir weit beſſer im Stande ſind, den wahren Charakter der Krankheit kennen zu lernen, wenn ſie auf einen kleinen Naum beſchraͤnkt iſt, und wenn wir Zeit und Mittel haben, fie in ihrem Umfange, ihrem Fortſchreiten und ihrem Ende zu beobachten und allen ihren Verzweigungen auf die ferupulöfefte Weiſe zu folgen, als wenn fie bereits tiefe Wurzel gefaßt hat und wir von der Groͤße des Elends ſo ange⸗ griffen find, daß unſere Beobachtungen weit oberflächlicher und mehr ins Allgemeine ausfallen muͤſſen. i Am 2. oder 3. März 1814 wurde mir berichtet, daß auf Gozo ſich ein Fall von Fieber gezeigt habe, welcher verdaͤchtiger Natur ſey. Sogleich gab ich Befehl, daß derſelbe als Peſt be⸗ handelt werden follte, bis man ſich hinreichende Gewißheit dar⸗ über verſchafft habe, ob es dieſes übel ſey oder nicht. Dieſer Befehl ward denn auch unverzuͤglich in Ausführung gebracht; um Ungluͤck herrſchte aber zu der Zeit gerade ſo ſtuͤrmiſches etter, daß waͤhrend der vier oder fuͤnf folgenden Tage alle Communication mit Gozo unterbrochen war. Den 7. dieſes Monats erhielt ich jedoch Nachricht, daß kein Zweifel mehr dar⸗ uͤber obwalte, daß es die Peſt ſey; und wenn ich nun auch gleich keine juriſtiſchen Beweiſe darlegen kann, ſo bin ich meinestheils doch vollkommen uͤberzeugt, daß ſie auf folgende Weiſe nach Gozo gekommen ſey. Zu der Zeit, als zuerſt der Truppencordon um Curmi (das dritte der vorerwaͤhnten Doͤrfer, als von Malta die Rede war) gezogen wurde, umfaßte er einen Raum, welcher eine volle Viertelmeile um das Dorf ſelbſt herlag, und dieſer war faſt ganz von kleinen Haͤuſern und Gaͤrten eingenommen. In die ſen hatte ſich die Peſt zuerſt gezeigt, und die erſte Aufgabe war daher natürlich, dieſe zu reinigen und alle verbächtige Bes wohner ins Lazereth zu ſenden, um auf ſolche Weiſe die Aus— dehnung des Cordons zu verringern und ihn naͤher um das a zu ſchließen. Dieß wurde denn auch unverzüglich ins Werk eſetzt. h Es geſchah indeß, daß einer von denen, welche auf 40 Ta⸗ ge ins Lazareth gefandt worden, nach feiner Freilaſſung aus demſelben ſich ſogleich nach ſeinem Hauſe begab, welches anfaͤng— lich mit in dem Cordon, jetzt aber, nachdem, wie oben er⸗ wähnt, derſelbe ſich enger gefchlöffen hatte, außerhalb deſſelben lag. Dieſe Perſon hatte in ihrem Garten vor ihrer Abführung ins Lazareth eine kleine Kiſte vergraben; und nach ihrer Wieder- zuhauſekunft grub ſie ſolche wieder aus, brachte ſie zur Stadt, und fuhr damit weiter nach der Inſel Gozo, wo einige ihrer Verwandten in dem Dorfe, wo die Peſt nachher ausbrach, wohn⸗ ten. Hier wurde nun die Kiſte geöffnet, und daraus ein Fal- detto (ein ſchwarzſeidener Mantel, wie er von den Frauenzim⸗ mern auf Malta durchgaͤngig getragen wird) einer Verwandtin gegeben. Ich hege nicht den mindeſten Zweiſel, daß die Peſt ſich dadurch auf Gozo erzeugt hat. Gleich nachdem mir am 7. Maͤrz der oben erwaͤhnte Bericht zugekommen war, ſandte ich ohne Zeitverluſt eine Abtheilung Soldaten (welche, nach ihren auf Malta geſammelten Erfahrun- gen, die Verfahrungsart bei der Peſt bereits kannten) mit dem geſchaͤrfteſten Befehl ab, das hier befolgte Syſtem auch dort in Kraft treten zu laſſen. Um dieſe Zeit hatte ſich die Peſt in fünf oder ſechs Käufern in der Nachbarſchaft desjenigen, wo fie zuerſt erſchienen war, bemerklich gemacht, und ward nun ſo⸗ gleich innerhalb dieſes umfanges umgraͤnzt. Ungluͤcklicherweiſe batte ſich der befehlhabende Officier ordrewidrig (aber wie ich glaube, aus Noth) einige Tage nachher ſtatt der regulären Soldaten einer aus 7 Mann von der Inſelmiliz beſtehenden Wa⸗ che bedient. Einer derſelben trat als Verwandter in Verkehr mit einem der angeſteckten Haͤuſer, ward ſelbſt von der Peſt be: fallen und theilte ſie ſeinen Kameraden mit; dieſe brachten ſie dann weiter in ihre Familien. Wir waren daher genoͤthigt, wieder von vorne anzufangen; jene Familien wurden unverzuͤglich ergriffen und ins Lazareth geſperrt. So ward dem weitern Fortſchreiten der Peſt aufs Wirkſamſte Einhalt gethan, und ſie auf Gozo endlich ganz erſtickt. Wie nun dieß auf irgend eine Weiſe mit Anſteckung zu ſchaffen haben kann, war mir zu entdecken durchaus unmoͤglich. Die Peſt kam gerade in der ſchoͤnſten Zeit des Jahres zum Vorſchein, und das Dorf ſelbſt liegt ſehr hoch; wir ſpuͤrten jeden Peſtkran⸗ ken auf und ließen ihn von Anfang bis zu Ende ſeiner Krank⸗ beit nicht aus den Augen; auch war es eben fo wenig ſchwierig Lu 142 auszumitteln, wie fie zu dem Übel gekommen waren, als ihm, wenn ausgeſpuͤrt, Schranken zu ſetzen. unſere Meinung ging von Anfang bis zu Ende dahin, daß die Peſt ſich durch Beruͤhrung fortpflanze; daß man ſie durch Verhinderung der Beruͤhrung hemme; und ich machte daher wie⸗ der öffentlich bekannt, daß die Peſt aufgehoͤrt habe, wie es ſich denn auch ergab. 2 (Der Schluß folgt im naͤchſten Stucke.) über die ſeit dreißig Jahren eingetretenen Ver⸗ aͤnderungen in den Sterblichkeitsgeſetzen (39) iſt in der Academie der Wiſſenſchaften am 30. Januar eine Abhandlung des Hrn. Benoiſten von Chateauneuf vorgeleſen worden. Die angeſtellten Beobachtungen, welche den Zzitraum von 1775 bis 1825 begreifen, ergeben folgende merkwuͤrdige Reſultate. Waͤhrend ſonſt von 100 Kindern, die geboren wur⸗ den, 50 ſchon vor Erreichung des zweiten Lebensjahres ſtarben, hat ſich dieſe Zahl gegenwaͤrtig auf 38 ermaͤßigt. Dieſer ſo bedeutende Unterſchied in der Sterblichkeit der Kinder hat ohne Zweifel feinen Grund einerſeits in der Einführung der Kuh⸗ pockenimpfung, und andrerſeits in der beſſern Lage der duͤrftigen Klaſſen. Der Vergleich faͤllt aber auch fuͤr die uͤbrigen Lebens⸗ alter zum Vortheil der neuern Zeit aus. So ſtarben fruͤher von 100 Kindern 55 vor erreichtem zehenten Jahre, waͤhrend jetzt nur 44 in dieſer Zeit ſterben. Von 100 Männern lebten 22 zum fuͤnfzigſten Jahre; jetzt aber ſehen wir unter jener Zahl 32 dieſes Alter erreichen. Nur 15 kamen bis zum ſechzigſt en Jahre; jetzt aber zaͤhlt man deren 24. Es kann hiernach nicht fehlen, daß auch die Zahl der Sterbefälle, in Verhaͤltniß zur Volkszahl Überhaupt, abgenommen habe; anch findet ſich wirk⸗ lich, daß, während ſonſt in Jahresfriſt von 30 Perſonen elne farb, gegenwärtig nur der 39ſte Menſch in dieſer Zeit ſtirbt. Nach dieſen Angaben muͤßte die Bevoͤlkerung in einem viel gro: ßeren Maaße zunehmen, als es wirklich geſchieht. Letzteres ruͤhrt aber von der Verminderung der Zahl der Geburten her; denn während früher in einem Jahre auf 25 Menſchen einer geboren wurde, fo zahlt man gegenwaͤrtig eine Geburt auf 31 Mens ſchen; ein Verhaͤltniß, welches ſich auch bei den Ehen wieder findet. Früher namlich verheirathete ſich jaͤhrlich von 111 Mens ſchen einer, gegenwärtig verheirathet ſich jährlich erſt der 135fte. Die Fruchtbarkeit der Ehen hat keine Veraͤnderung erlitten, denn es werden im Durchſchnitt immer noch 4 Kinder aus jeder Ehe geboren. Dieſe Zahlen geben folgende allgemeine Reſultate. Es werden gegenwärtig, im Verhaͤltniß zur Volkszahl, weniger Ehen geſchloſſen und weniger Kinder geboren. Dennoch nimmt die Bevoͤlkerung in ſich zu, weil von den geborenen Kindern mehr das Manns und Greiſenalter erreichen. Vielleicht liegt auch hierin die verhaͤltnißmaͤßige Verringerung in der Zahl der Ehen; denn je groͤßer die Sterblichkeit iſt, um ſo leichter wird es auch, Stellen und Amter zu erhalten, oder Handel und Gewerbe zu treiben, weil die Luͤcken ausgefuͤllt werden muͤſſen; um ſo leichter ſind die Leute im Stande, ſich zu verheirathen; wird aber die Sterdlichkeit geringer, fo kehrt ſich dieſes Verhält: niß um. Endlich kann man auch hieraus ſchließen, daß wenn die zunehmende Civiliſation die Urſachen der Sterblichkeit ver⸗ ringert, und folglich eine Vermehrung der Bevoͤlkerung herbei⸗ führt, dieſe wiederum die Sittenverderbniß, durch Erſchwerung der Moͤglichkeit, ſich zu verheirathen, zur Folge hat, welches hinreichend durch den Umſtand bewieſen iſt, daß in Frankreich die ug der Findelkinder ſeit 1780 auf das Dreifache geſtie⸗ gen il Über das Reſultat der Infibulation (40) hat Hr. Caſſan in der Maison royale de Santé kürzlich Einiges in Erfahrung zu bringen Gelegenheit gehabt. Er hatte Veranlaſſung, eine Negerin von 48 Jahren, welche in Folge 145 einer Pneumonie geftorben war, zu feciren, und fand folgende Beſchaffenheit der aͤußern Geſchlechtstheile. Die regio pubis war reichlich mit ſchwarzem wolligem krauſen Haar beſetzt; unterhalb bemerkte man weder eine Spalte, noch große oder kleine Lef⸗ zen. Da, wo man gewohnlich die Öffnung der Vulva findet, ſah man eine ſehr regelmäßige, wenig hervorragende, etwa eine Linie breite raphe, welche ſich zwei Zoll und einige Linien herab erſtreckte, und unten eine kleine runde Offnung uͤbrig ließ, durch welche eine Federſpuhle eingeführt werden konnte. Dieſe Off: nung, einen Zoll vor dem After gelegen, communicirte mit den innern Geſchlechtstheilen, und war die einzige, durch wel- che der Harn und das Menſtrualblut hervordringen konnte. Langs der raphe faßen einige Haare. Dieſe Verſchließung be⸗ ſtand, von innen nach außen unterſucht, aus der membrana mucosa, Zellgewebe mit einer ſehr großen Quantität Fett und aus de Haut; ſie war etwa drei Linien dick. Hinter dieſer verſchließenden Decke fand man alle aͤußern Geſchlechtstheile in na⸗ tuͤrlicher Lage, die kleinen Lefzen, deren Entwickelung mit der Aus dehnung der vagina in Verhaͤltniß war, der meatus urina- rius und die clitoris in gewoͤhnlichem Zuſtande. Die Verſchlie— ßung war einzig auf Koſten der großen Lefzen bewirkt. Der uterus war etwa dreimal fo groß, als im gewöhnlichen Zus ſtande, im Alter bieſer Frau; er war ungleich, hoͤckerig, ſcirrhoͤs, und die Eierſtoͤcke zeigten krebsartige Auswuͤchſe. Die vagina war ſo weit, als bei einer Frau, die Kinder gehabt hat, was ohne Zwelfel von der häufigen vorübergehenden Ai dee des Urins in der vagina herruͤhren mochte, ehe er aus der aͤußern Offnung austrat; auch das Menſtrualblut mag zur Erweiterung der vagina beigetragen haben. 8 Wenn dieſe Bildung nicht angeboren war, ſo iſt es hoͤchſt wahrſcheinlich, daß dieſe Beſchaffenheit Folge der barbariſchen Operation war, welche Infibulation genannt, und in mehreren Theilen des Orients und Afrika's nur bei kleinen Mädchen vor- genommen wird, um die phyſiſche Virginitaͤt zu ſichern. Die Profeſſoren Dumeril, Dubois und Béclard wagten nicht zu entſcheiden, ob die Bildung angeboren ſey oder nicht, geſtan⸗ den aber zu, daß die Herkunft der Perſon (ſie war von der Goldkuͤſte aus der Hibot-Voͤlkerſchaft) die Annahme beguͤnſtige, es ſey keine angeborene, ſondern kuͤnſtlich bewirkte Bildung. Bereitung des Bilſenkraut-Syrups. (41) g Von A. Chevallier. Man nimmt die Blaͤtter des weißen Bilſenkrautes zur Zeit der Bluͤthe, befreit ſie von allen fremden Subſtanzen, die ſie enthalten moͤchten, ſtoͤßt ſie in einem marmornen Moͤrſer zu Brei, und preßt den Saft aus. Denſelben filtrirt man, und dampft ihn ab. Hat er die Dicke des Syrups, ſo laͤßt man ihn erkalten. Dieſen Extract loͤſ't man in deſtillirtem Waſſer auf, filtrirt die Aufloͤſung, und raucht ſie nochmals ab. Mit letzterer Operation fährt man fort, bis die Conſiſtenz eines trockenen Extractes erreicht iſt. Dieſe Subſtanz bewahrt man in einem gut verſchloſſenen Gefäße auf, Aus dieſem Extracte macht man den Syrup auf folgende Weiſe: — n Man nimmt gut gekochten Syrup von weißem Zucker 2 Pf. und trockenen Bilſenkraut⸗Extrakt 32 Gran. f 144 Den Extrakt loſt man in einer kleinen Quantität deſtillirten Waſſers auf und vermiſcht die Aufloͤſung mit dem Syrup, und ſchuͤttelt die Miſchung alsdann, um eine innige Verbindung zu ber wirken. a Die Gaben, in welchen dieſer Syrup verordnet wird, ſind ½ bis 1 Unze taͤglich, allein und kleine Kaffeeloͤffelweiſe zu nehmen. Nis e ellen. Lisfranc's Verband mit Charpie. Bekanntlich iſt das Abnehmen des Charpieverbandes nicht ſelten dadurch ſehr ſchmerzhaft fuͤr den Kranken, daß Charpie und Compreſſen an der Wunde ankleben; auch wird durch das bei dem Abnehmen oft vorkommende Zerren und die Zerreißung zart vernarbter Theile zuweilen Blutung, Irritation und darauffolgende Entzuͤndung veranlaßt. Und es iſt nicht zu leugnen, daß manche Chirurgen die Abnahme des erſten Verbandes gleichſam fuͤr eine zweite be— deutende Operation halten, und wenigſtens die Kranken ſich oft eben fo ſehr davor, wie vor ber erften fuͤrchten. Lisfranc vers meidet die meiſten Unbeguemlichkeiten durch folgendes Verfahren. Er nimmt eine einfache gefenſterte Compreſſe, welche, indem ſie die ganze Oberflaͤche der Wunde bedeckt, die uͤbrigen Verband— ſtuͤcke hindert anzukleben, und wegen des Cerats, womit ſie ge— traͤnkt iſt, in jedem Zeitpunkt nach der Operation ſich abnehmen läßt, ohne dem Kranken den geringſten Schmerz oder den gering⸗ ſten Zufall zu veranlaſſen. 2 über Amesbury’s Apparat bei Beinbrüden ent hält die 31. Nummer des Medical Recorder folgendes Schhreis ben des General Dearborn. Boſton, 15. Juni 1825. „Ehe ich Amesbury's Apparat erhielt, war ich 3 bis 4 Wochen auf mein Bett gebannt, und hatte nur ſelten und mit groͤßter Vor⸗ ſicht und Beſchwerde meine Stellung veraͤndern koͤnnen. Endlich fand ich den verdienten Chirurg Dr, Morgan, unter deſſen Behandlung meine Wiederherſtellung uͤber meine Erwartung ſchnell vor ſich ging. Doch war, wegen Schwere der Verband— ſtuͤcke, immer noch beſchwerlich und gefährlich, das Bett zu ver— laſſen oder es wieder einzunehmen, bis die neuen Schienen ka— men, wo ich mit Leichtigkeit ohne Schmerz und ohne Gefahr aus dem Bett genommen wurde. Mit Huͤlfe von Kruͤcken ging ich am zweiten Tage in meinem Zimmer und nach dem Eßſaalz den dritten Tag und ſpaͤter konnte ich ohne Hülfe aus dem und in das Bett kommen, im Wagen fahren, und den ganzen Tag auf ſeyn, außer wenn ich mein Mittagsſchlaͤſchen hielt; den achten Tag machte ich mich auf die Heimreiſe, und legte in 3½ Tag die Entfernung von 120 engliſchen Meilen mit Leichtigkeit zuruͤck. Ich halte Hrn. Amesbury's (zu London) Apparat fuͤr eine unſchͤätzbare Erfindung bei allen Bruͤchen der untern Ertremitä« ten 20, Zur Reinigung der Bettfedern hat der Tiſchlermei⸗ ſter Zerwick zu Berlin (neue Wilhelmsſtraße Nr. 14.) eine Maſchine erfunden, welche, ſtatt des bisher üblichen ſogenannten Keſſelns, die Federn von jedem moͤglichen Unrath rei= nigt und auflockert. Der Erfinder erbietet ſich, nicht blos die ihm zugeſendeten Bettfedern auf der Maſchine in ſeinem Hauſe reinigen zu laſſen, ſondern auch fuͤr Krankenhaͤuſer, Lazarethe, Kafernen ꝛc. ſolche Maſchinen für den billigſten Preiß zu liefern. Bibliographi Physiologie des tempéramens ou constitutions: nouvelle doctrine applicable A la medecine pratique à l’hygiene, & histoire naturelle et à la physiologie; pr&cedee d'un examen des diverses theories des temperamens, Par F. Thomas, Paris 1826 8. \ Truité complet des maladies veneriennes contenant l'ex- position de leur symptömes et de leur traitement ra- tionel, d’apr&s les principes de la medecine organique etc, par A. J. L. Jourdan 2 Parties, Paris 1826 8. Vermiſchte Abhandlungen aus dem Gebiete der Heilkunde, von ei⸗ ner Geſellſchaft praktiſcher Arzte zu St. Petersburg. Dritte Sammlung mit zwei Steintafeln. St. Petersburg 1825 8. ch e — — Neuigkeiten. (Dieſe ſehr dankenswerthe Sammlung enthält diesmal Auf⸗ ſätze von den DD. Bluhm, Sahmen und Parrot, Seid⸗ litz, (über die orientaliſche Brechruhr in Aſtrachan im Sep⸗ tember und October 1823) Savenko und Salomon, (uber eine 1823 zu Oranienbaum beobachtete contagidſe Augenentzündung) Lang (über die in der Krimm herrſchende Augenentzuͤndung) Harder, Rauch, Salomon, (eine ſeltene Pulsadergeſchwulſt) Wolff, (ein durch Compreſſion geheiltes Aneurisma der Kniekehlarterie) Harder, (Beob⸗ achtung einer abnormen Pulſation in der linken 2 260 Mercklin, Salomon, Reinhold, Trinius, (Dur löcherung des Magens) und Dr. Lerche.) — 1... — — Notizen aus dem Gebiete der Ratur⸗ und Heilkunde. Nro. 274. (Nr. 10. des XIII. Bandes.) Februar 1826. Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. In Commiſſton. bei dem Kön, Preuß. Granz⸗Poſtamte zu Erfurt, der Koͤnigl. Sächf. Zeitungs⸗Expedition zu Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u. Taxiſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes⸗Induſtrie⸗Comptoir Preiß eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Rthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes 3 ggl. 1 > Ja Ban Sal BEL u AT Re u e. Magnetiſche Rotationen. (42) Arago's ſchoͤnes Experiment iſt den Leſern bekannt (Notizen Nr. 215 S. 257.) und erregt, wie es vers dient, uͤberall die groͤßte Aufmerkſamkeit. Folgendes find einige Reſultate, welche die Hrn. Pre voſt und Colladon zu Genf erhalten haben. Eine von einem ſpiralfoͤrmig zuſammengerollten dik⸗ ken Kupferdrath gebildete Scheibe bringt geringere Wir— kung hervor, als eine vollſtaͤndige Scheibe des Metalls von gleicher Groͤße und Gewicht. Eine Scheibe von Glas mit Blei belegt, oder ein duͤnnes Blatt Staniol auf Holz geleimt, bewirkt merk— liche Abweichung der Magnetnadel. Holz allein, oder Schwefel, oder eine Scheibe von Peroxyd des Eiſens hat keine merkbare Wirkung. * Eine Scheibe von gehaͤmmertem Kupfer bewirkt ee Abweichung der Nadel als dieſelbe Scheibe fehr erhitzt. Eine dazwiſchen gebrachte Scheidewand von Kupfer oder von Kupfer und Zink mindert die Wirkung, ohne ſie aufzuheben. Die Verminderung war um ſo betraͤcht— licher als die Scheidewand dicker war, oder der Nadel näher gebracht wurde. Eine Scheidewand von Glas hatte keinen Einfluß. Wenn die dazwiſchen gebrachte metallene Scheidewand von einer Offnung durchbohrt wurde, deren Durchmeſſer die Laͤnge der Nadel hatte, ſo war die Wirkung faſt dieſelbe. Ein vertikaler Magnet, im Mittelpunkte eines ku— pfernen Cylinders aufgehaͤngt, blieb unbeweglich, welche Richtung oder Schnelligkeit auch die Rotation des Rin— ges haben mochte. Wenn zwei Magnet- Nadeln in gleicher Richtung aneinander befeſtigt waren, ſo nahm die Wirkung zu; wenn ſie mit ihren entgegengeſetzten Polen zuſammenge— bracht waren, hoͤrte die Wirkung gaͤnzlich auf. Eine Nadel, welche ſo magnetiſirt worden war, daß fie zwei gleiche Pole an ihren beiden Enden hatte, war der am meiſten empfindliche Apparat fuͤr die Bewegung der Scheibe. Eine ſolche gebrauchten die HHrn. P. und C. bei ihren feinen Verſuchen. 3 Der Schluß, zu welchen die HHrn. P. und C. ge— langt find, iſt: daß die Wirkungen einer voruͤbergehen— den Mangnetiſirung der Scheibe zuzuſchreiben ſind, wel— che — da ſie nicht im Stande ſind, ſich ſelbſt mit einer Schnelligkeit zu modificiren, welche der Schnelligkeit, womit die verſchiedenen Punkte der Scheibe durch die Notation ihren Platz veraͤndern, proportional waͤre, — bevor ſie veraͤndert werden, in eine kleine winklichte (Angular) Entfernung von der Nadel verſetzt werden, und dieſe nach ſich ziehen. — Hiemit ſtimmt auch die Erklärung der HHrn. Babbage und Herſchel dem Weſentlichen nach uͤberein. über die Nahrungsmittel ( 43) hat Dr. C. Londe einen Aufſatz bekannt gemacht, aus welchem ich einiges mittheile. „Der Ausdruck Nahrungsmittel im weitern Sinn bezeichnet jede Subſtanz, welche, nachdem fie in die Dis geſtionsorgane gebracht worden und von dieſen modifi— eirt iſt, durch die vasa chylifera fortgefuͤhrt wird. Die N. M. des Menſchen ſind nie aus weniger als aus drei Grundſtoffen zuſammengeſetzt: Kohlenſtoff, Waſſer— ſtoff und Sauerſtoff. Mehrere Verſuche Magendie's ſollen beweiſen, daß ein vierter Stoff, der Stickſtoff, zur Ernährung noͤthig ſey. Wenn ich M's Anſicht rich: tig gefaßt habe, fo geben die nichtſtickſtoffhaltigen Sub: ſtanzen, obgleich faͤhig verdaut zu werden, einen fuͤr die Ernährung allzuwaͤſſrigen Chylus. M. hat feine Ver: ſuche mit Hunden angeſtellt, welche ſich bekanntlich ſehr gut von denſelben Subſtanzen naͤhren, die der Menſch ges nießt; man duͤrfte daher hier nach der Analogie ſchließen. Verweilen wir aber doch einmal bei den Anſichten dieſes Phyſiologen, der allein mehr Verſuche über die Nah— rungsmittel angeſtellt hat, als alle übrigen Schriftſteller über Hygieine, die nur wiederholen, was Hippo cra— tes oder Lorry geſagt * 147 Zuvoͤrderſt verwirft M. alle Thatſachen, wodurch man beweiſen will, daß die nichtſtickſtoffhaltigen Sub⸗ ſtanzen ernähren koͤnnten. Dies find die Geſchichten der Caravanen in der Wuͤſte, welche ſich allein mit Gummi naͤhrten und was von den Negern erzählt wird, welche ſich von Zucker naͤhren und dabei fett werden. Hr. M. verwirft mit Recht dieſe Beweiſe, da das Gummi und der Zucker nicht im Zuſtande der Reinheit ſind, wenn ſie zur Nahrung der Caravanen und Neger dienen, da fie Stickſtoff enthalten. Hr. M. behauptet dann, daß die Nationen, von denen man ſagt, daß ſie ſich von Mais, Reis, Kartoffeln und andern nichtſtickſtoffhaltigen Sub; ſtanzen naͤhren, dieſe nie anders als mit Milch oder Kaͤſe genießen — Subſtanzen, welche Stickſtoff enthalten. Dieſe Beobachtungen beweiſen alſo nichts gegen Hrn. M. Allein beweiſen denn die Verſuche, daß die nichtſtickſtoff— haltigen Subſtanzen nicht naͤhren? Dies wollen wir unterſuchen. > Der erſte Hund, den man auf weißen Zucker und reines Waſſer beſchraͤnkte, befindet ſich acht Tage lang wohl, iſt munter und friſch; in der zweiten Woche faͤngt er an abzumagern, wird dann von Vereiterung der Hornhaut befallen, verliert die Augenfeuchtigkeiten und ſtirbt am Zꝛten Tage nach dem Verſuch. — Zwei aͤhn— liche Verſuche geben daſſelbe Reſultat. — Dieſe Ber ſuche werden beſtaͤtigt durch Verſuche, die mit andern nichtſtickſtoffhaltigen Subſtanzen angeſtellt werden, z. B. mit Olivenoͤl und deſtillirtem Waſſer an zwei jungen kraͤftigen kleinen Hunden, mit Gummi an mehrern Hun— den, mit Butter an einem Hunde. Dieſe Thiere ſtarben gegen den Zöten Tag. Die Butter und der Zucker find die einzigen Subſtanzen, welche Vereiterung der Horn— haut veranlaſſen. Wenn die Verſuche Magendie's auf die eben angeführten beſchraͤnkt waͤren, fo koͤnnte man ſchließen, nicht daß die nichtſtickſtoffhaltigen Subſtanzen nicht ernaͤhren konnten, ſondern nur, daß die nichtſtickſtoffhaltigen Sub⸗ ſtanzen, wenn ſie einzeln und eine ohne die andern ges geben werden (was ganz etwas anders iſt, als wenn ihrer drei oder vier gemiſcht werden *), nicht ernähren können. Das allein koͤnnte man ſchließen! Jetzt wollen wir andere Verſuche Magendie's betrachten, die auf jene folgen, und wo einige ſtickſtoffhaltige Subſtanzen, wenn fle iſolirt gegeben werden, auf ähnliche Weiſe wir⸗ ien, wie die nichtſtickſtoffhaltigen. 1) Ein Hund, welcher mit unvermiſchtem weißen Weizenbrod und Waſſer genaͤhrt wird, lebt nicht über 50 Tage und ſtirbt mit allen Zeichen der Hinfaͤlligkeit (deperissement). Und doch iſt Weißbrod ein ſtickſtoffhaltiges Nah⸗ rungsmittel. 2) Ein Hund, welcher mit Commis Z wie⸗ ) Seit dem 25. Decemb. 1825 ernaͤhre ich zwei junge Hunde mit Reis, Kartoffeln, Butter, Ol, Zucker, Salz, immer zu drei mit einander gegeben: ſie befinden ſich vollkommen wohl, find fett und ſehr munter, i 148 back und Waſſer ernährt wird, lebtund bleibt gefund Und doch ſcheint mir, daß der Zwieback als Weiß— brod, d. h. als ſtickſtoffhaltendes Brod und eine nicht: ſtickſtoffhaltige Kornfrucht, nämlich Gerſte, betrachtet wer⸗ den kann ꝛc. Wäre von nicht geſaͤuertem Brod die Rede, ſo waͤre der Fall anders, da das ungeſaͤuerte Brod wirk— lich mehr gluten enthaͤlt, als das vorige. Es iſt alſo hier blos die Miſchung von mehrern Subſtanzen, welche vortheilhaft wirken kann. 5) Ein Kaninchen oder Meerſchweinchen, welches mit einer der folgenden Subſtanzen genaͤhrt wird, Weizen, Hafer, Gerſte, Kohl, Möhren ꝛc. ſtirbt mit allen Anzeichen von Erfhöpfung gewoͤhnlich in den erſten 14 Tas gen und oft viel fruher. Genaͤhrt mit dies fen Subſtanzen zuſammengemiſcht oder nach einander in kleinen Zwiſchenraͤumen, befin— den die Thiere ſich wohl. Auch hier iſt es alſo die Miſchung, welche yortheils haft iſt, weil auch die ſtickſtoffhaltigen Subſtanzen den Tod nicht hindern, wenn fie einzeln gegeben werden. 4) Ein Eſel, der mit in Waſſer gekochtem f Reis genaͤhrt wird, weil er trocknen Reis nicht frißt, lebt bei dieſem Futter nicht 14 Tage; ein Hahn hat mehrere Monate nichts als gekochten Reis gefreſſen und iſt geſund geblieben. | Hier iſt alfo eine ſtickſtoffhaltige Subſtanz, welche dem einen Thiere das Leben nicht erhalten kann, wohl aber dem andern. Man konnte bei dieſen Verſuch hoͤch⸗ ſtens ſagen, daß die Vermiſchung von Nahrungsſtoffen den Organen des erſten Thieres noͤthiger war, als denen des andern; aber in Bezug auf ſtickſtoffhaltige Subſtan⸗ zen kann man hier weder fuͤr noch gegen etwas folgern. 5) Hun de, welche ausſchließlich mit Kaͤſe, andre, welche mit harten Eiern genaͤhrt wurden, ſind ſchwach und mager geworden, haben ihr Haar verloren ꝛc. Und doch find dieſe Subſtanzen ſtickſtoffhaltig. At fo auch hier iſt es die Einzelnheit des Nahrungsmittels, welche unguͤnſtig iſt. Der Beweis liegt darin, daß das eine wie das andere Nahrungsmittel mit Weißbrod ges geben wird, von dem es doch heißt, daß es den erſten Hund nicht über 50 Tage erhalten konnte.“ Über den Einfluß der Qualitat der Nahrungs- mittel auf die Verdaulichkeit derſelben, ſpricht ſich der Verfaſſer, nachdem er von der zum Leben und zur Er— haltung der Geſundheit noͤthigen Quantitaͤt gehandelt, folgendermaßen aus: a „In Bezug auf Qualitaͤt ſollte man die Nahrungs⸗ mittel eigentlich einzeln durchgehen; jedoch kann man eis nige allgemeine Ideen hieruͤber aufſtellen. Dieſe Ideen oder Grundſaͤtze fügen ſich auf poſitive Thatſachen und Beobachtungen, welche wir ſowohl an Menſchen als an * 149 Thieren gemacht haben. Die Thatſachen lieferten einige mit vollſtaͤndigem oder unvollſtaͤndigem widernatuͤrlichen After behaftete Perſonen, die Beobachtungen machten wir an fleiſchfreſſenden Thieren. Die letzte und merk wuͤrdigſte Kranke der ebengenannten Art war eine Paris ſerin, welche ſich jetzt wahrſcheinlich als Convaleſcentin im Hötel-Dieu aufhält. In Folge einer heftigen Anſtrengung erſchien bei dieſer Perſon in der rechten Leiſtengegend eine Bruchge— ſchwulſt mit gleichzeitigem Erbrechen; die vielen, von ihrem Arzt gemachten Verſuche zur Reduction waren vergeblich; die Haut, das Zellgewebe, die vorgefallenen Theile, Alles entzuͤndete fihzies bildete ſich Eiter, und ſchon wollte ſich letzterer durch die verduͤnnte Haut eis nen Ausweg bahnen, als ich am 25. October 1825, 8 Tage nach dem Vorfall, gerufen wurde. Die vorhergehenden Umſtaͤnde machten die Erkennt niß leicht; alle dieſe Symptome verdankten ihren Ur: ſprung einem Bruche. Hr. Sanſon, welcher mich zu der Kranken begleitete, machte auf der Stelle in dem abhaͤngigſten Theile der Geſchwulſt eine Offnung; es drang eine große Menge Eiter heraus, und man konnte in demſelben, fo wie es dieſer geſchickte Chirurg vorher; geſehen hatte, einige Spuren von Nahrungsſtoffen be— merken. Die Geſchwulſt ſenkte ſich; am folgenden Tage war die Kranke ohne Fieber, man bemerkte keine Spur von Peritonitis; die vorgeſchriebenen Nahrungsmittel gingen durch die Wunde heraus. Ich wiederholte alle von Hrn. Lallemand zu Montpellier bei Gelegenheit eines widernatuͤrlichen Afters angeſtellte Verſuche; Die Kranke war fuͤgſam; ich verſchrieb was ich wollte, ohne jedoch je zu vergeſſen, daß die Rechte der Menſchheit immer dem Intereſſe der Wiſſenſchaft vorgehen muͤſ— ſen; Alles wurde ohne Widerrede befolgt. Meine Be— obachtungen uͤber dieſe letzte Kranke dauerten drei Wo— chen, waͤhrend welcher ſie von dieſem unangenehmen Übelſtand befreit wurde. f e Meine Beobachtungen bei verſchiedenen Kranken dieſer Art ſtimmen mit den Nefultaten ähnlicher von Hrn. Lallemand gemachten Beobachtungen überein. Ich werde mich hierbei nicht auf Details einlaſſen, ſon— dern die einzelnen Saͤtze noͤthigenfalls durch Faeta bele— gen. Nur muß ich bemerken, daß ich auf die Kranken mit der größten Sorgfalt geachtet, und die Nahrungss mittel, deren Wirkungen ich erforſchen wollte, oft ſelbſt bereitet und gegeben habe. t 1) Die thieriſchen Nahrungsmittel ſtillen den Hun⸗ ger beſſer und auf laͤngere Zeit als die vegetabiliſchen. Dieſe Thatſache iſt zu allen Zeiten und aller Orten ber obachtet worden, und bedarf daher keines wetteren Belegs. 2) Die thieriſchen Nahrungsmittel werden leichter durch die Digeſtionsorgane angegriffen, als die vegetabilt— ſchen. Beweis: Das aus der Wunde bei der obengenann— ten Kranken austretende Reſiduum war, wenn ſie ein jun— ges Huhn oder Fleiſchkloͤschen genoſſen hatte, fo befchaf fen, daß es mir unmöglich war, etwas dam eingeführs 150 ten Nahrungsmittel Analoges darin aufzufinden; dagegen fand ich, wenn die Kranke Spinat, Kraͤuterſuppe oder Fleiſchbruͤhſuppe mit Moͤhren gegeſſen hatte, bei ihrem Austritt aus der Wunde, die verſchiedenen Gemuͤſe das rin ganz unveraͤndert wieder; und wir beide, die Kranke, ſo wie ich, konnten ſogar den Spinat, die verſchiedenen Kraͤuter ꝛc. vollkommen wiedererkennen. Selbſt die verglei— chende Anatomie unterſtuͤtzt dieſe Beobachtung; denn die Natur hat den pflanzenfreſſenden Thieren eine größere Menge und complicirtere Digeſtionsorgane gegeben, als den fleiſchfreſſenden Thieren. Auch daraus kann man ſchon vermuthen, daß die krautartigen Zugemuͤſe weit ſchwerer in Chylus verwandelt werden, und den Digeſtionsorga— nen weit nachtheiliger ſind, als animaliſche Zukoſt. 3) Die thieriſchen Nahrungsmittel verweilen weit längere Zeit in den Digeſtionswegen, als die Vegetabi— lien. Beweis: Salat, Pflaumen, Apfel, Spinat ka— men immer nach Verlauf einer Stunde an der Wunde zum Vorſchein, dagegen erſchienen animaliſche Subſtan— zen nie unter drei Stunden daſelbſt. 2 4) Nahrungsmittel, ſowohl thierifche- als vegetabili— ſche, verweilen um ſo laͤngere Zeit in dem Digeſtions— canal je mehr ſie Nahrungsſaͤfte enthalten und je groͤßer die Duantität dieſer Säfte iſt, welche dieſer Apparat aus den Nahrungsmitteln zu ziehen vermag. Als Beweis gilt, außer dem ſchon Angefuͤhrten, daß vegetabiliſche Stoffe viel fruͤher an der Wunde erſcheinen, als anima— liſche, noch Folgendes: Ich gab der genannten Kran— ken mehr als zehnmal Fadennudeln mit Waſſer und But— ter gekocht und Brodſuppen; nie aber kamen dieſe unter zwei Stunden an der Wunde zum Vorſchein, und zwar immer ganz veraͤndert und unkenntlich. Salat hingegen, Pflaumen ꝛc. kamen nach einer Stunde ganz unveraͤn— dert daſelbſt an. Im letztern Fall ſtellte ſich auch bald wieder Hunger ein. Noch mehr: Die Reſiduen ge: kochter Subſtanzen traten bei der Kranken immer ſchnel⸗ ler an die Wunde, als von gebratene ahrungsmitteln. Ferner: ich verſchrieb einer andern Kranken, welche ohne Zweifel nur eine ſehr kleine Wunde im Darm hatte, — was man daraus erkennen konnte, daß Klyſtire und ſelbſt etwas Honigwaſſer Stuhlgaͤnge durch den natürlis chen Weg bewirkten — auf jede Mahlzeit ein Beef— ſteak, ein Fleiſchkloͤschen oder einen Tauben- oder Huͤhnerfluͤgel, aber immer mit Spinat, Pflaumen oder Salat, wobei nach einer Stunde die Vegetabilien durch die Wunde abgingen, während die animaliſchen Sub: ſtanzen ihren Weg im Darmkanal fortſetzten und am Ende mittelſt Klyſtiren durch den After ausgeleert wur— den. Derſelbe Fall trat bei der Fleiſchbruͤhſuppe mit Moͤhren ein; nur die letztern gingen durch die Wunde ab, die Fleiſchbruͤhe und das Brod ſetzten ihren Weg durch den ganzen Darmkanal fort. Es ſcheint, daß der Verdauungskanal, ſich beeilend, dieſe Vegetabilien, aus denen er nichts herausziehen konnte, los zu werden, und daher ſich, immer zuſammenziehend, um ſie auszu— treiben, die durch die zufällige Offnung ihm dargebotene 10 151 Gelegenheit ergriffen habe, ſie auszuſtoßen, waͤhrend er mit einer Art Vorliebe, oder vielmehr vermoͤge einer wirklich auswaͤhlenden Attraction, die thieriſchen Sub: ſtanzen, welche ihm fuͤr ſeine Arbeit Erſatz geben konn⸗ ten, bei ſich behielt. 5) Die Gewoͤhnung an eine aus wenig aſſimilirba⸗ ren Subſtanzen zuſammengeſetzte Koſt uͤbt und entwi— ckelt die Kraft der Muskelhaut des Magens, welche ſich in jedem Augenblick zuſammenzieht, um dieſe Subſtan— zen den Daͤrmen zuzuſchicken; aber fie läßt die Schleim— haut deſſelben in Unthaͤtigkeit; dagegen die Gewoͤhnung an eine aus Subſtanzen, deren naͤhrende Beſtandtheile ſehr concentrirt find, beſtehende Koſt die Funktionen der Schleimhaut ſtark anregt und dagegen denen der Mus— kelhaut mehr Ruhe geſtattet. 6) In Bezug auf den Einfluß der Cohaͤſion der Nahrungsmittel auf ihre Wirkungsart habe ich Folgen— des beobachtet. Bei einer gleichen Quantitaͤt naͤhren— der Säfte geht ein Nahrungsmittek, welches die we— nigſte Cohäfion beſitzt, am ſchnellſten durch den Verdau— ungskanal hindurch. Beweis: Ich hatte mehrmals weichgeſottene Eier, von denen ich den Dotter ſondern ließ, loͤffelweiſe ohne Brod nehmen laſſen, und nach 14 Stunden kam bas Reſiduum zum Vorſchein; dage— gen hartgeſottene Eier immer laͤngere Zeit verweilten, ehe ſte an die Wunde traten. 7) Enthalten im Gegentheil zwei Nahrungsmittel eine ſehr ungleiche Menge Nahrungsſaͤfte, fo iſt faſt gar kein Einfluß von Seiten der Cohaͤſion merklich, und das den meiſten Nahrungsſtoff enthaltende Nahrungsmit⸗ tel verweilt, wenn es auch gar keine Cohaͤſion beſaͤße, demungeachtet am laͤngſten in dem Nahrungskanal. Be— weis: Ich habe gekochte und rohe Fruͤchte, gekochte Ge— müfe, Möhren, Lauch ꝛc. gegeben; eine Stunde dar— auf waren fie an der Wunde angekommen. Das ef: duum von ſehr concentrirter Fleiſchbrühe kam ſtets erſt 2 bis 24 Stunden hinter dem zugeſetzten Brode an der Wunde an. 2 5 8) Die Veraͤnderung, welche die Nahrungsmittel in dem Verdauungskanal erfahren, ſteht ebenfalls mit dem Beduͤrfniß der uͤbrigen Organe im Verhaͤltniß; die Nichtbeachtung dieſer Thatſache koͤnnte daher ganz von den unſrigen verſchiedene Reſultate geben. Beweis: Ich ließ bei einem Fall von widernatuͤrlichem After die Kranke, nachdem ſie ſich einige Tage lang einem ſehr ſtrengen Regimen unterworfen hatte, verſchiedene vege— tabiliſche Nahrungsmittel in geringer Quantitaͤt zu ſich nehmen. Sie waren ſaͤmmtlich ſehr verändert, Ich gab ſelbſt einen Salat a la scarole ohne Brod, und eine Stunde nach dem Genuß fing ein gelbliches Reſi— duum, in welchem ich keine Spur von Salat fand, an, durch die Wunde tropfenweiſe auszufließen. Da dies einer meiner erſten Verſuche war, ſo glaubte ich, daß dieſe krautartigen Vegetabilien, gegen Hrn. Lallemand's Meinung, durch die Digeſtiousorgane vollkommen vers 152 aͤndert worden ſeyen; ich hatte aber bald Gelegenheit, ſo— wohl meinen Irrthum als die Richtigkeit der Lalle— mand'ſchen Reſultate zu erkennen. 9) Wenn das Nahrungs- Beduͤrfniß der Organe nicht groß iſt, ſo faͤngt die eigentliche Digeſtion, oder wenn man will, die Veraͤnderung wenig aſſimilirbarer Subſtan— zen erſt gegen das Ileum hin an. Ich habe immer ges - ſehen, daß dieſe Subſtanzen der Einwirkung der ſauern und ſchleimigen Magen-, ſo wie der pankreatiſchen Saͤfte und der Galle widerſtanden, und nie hatten ſie bis zu der Stelle des widernatuͤrlichen Afters die geringſte Veraͤnderung erfahren, ſo daß ich, ſowohl aus der Zeit, wann der Hunger wieder eintrat, als aus dem Geruch und der Farbe des Reſiduums ſchloß, daß dieſe Veraͤn derung erſt gegen das Ileum hin eintreten muͤſſe; aber, wenn dieſe Subftanzen durch den natürlichen Weg abge— hen, fo haben fie bei den meiſten Individuen eine Ver⸗ aͤnderung erfahren. ˖ 2 Miscellen. TE Über die chineſiſche Manier, Perlen zu erzeugen (44), hat Hr. Gr ay vor einiger Zeit einige Nachrichten und Vermuthungen mitgeheilt (vergl. Notiz. Nr. 230. S. 137.). Bei einem ſpaͤteren Beſuche in der Sammlung des College of Surgeons zu London be— merkte er in derſelben Muſchelart (Barbala plicata) einige Perlen, welche das Anſehen hatten, als waͤren ſie kuͤnſtlich erzeugt, und welche Hr. Clift (deſſen große Gefaͤlligkeit der Herausgeber dieſer Blaͤtter ebenfalls er— fahren hat) zu unterſuchen und zu beſchreiben erlaubte. Dieſe Perlen find von ſehr reinem Waſſer, und faſt kugelfoͤrmig. Ihre Baſis ruht auf einem duͤnnen Stiel, welcher am Ende in zwei unter rechten Winkeln von einan— der abgehende Fortſaͤtze ausgeht. Bei genauerer Unterſuchung ergab ſich, daß dieſe Perlen dadurch erzeugt waren, daß man zwiſchen dem Mantel des lebenden Thieres und der Mu ſchelſchale ein kleines Stuͤckchen Silberdraht eingebracht hatte, das in beſondere Form gebogen war, ſo daß es einen rechten Winkel bildete, deſſen einer Arm in zwei divergirende Fortſaͤtze ausging, ſo daß er das einfache Ende immer in aufrechter Stellung erhielt. Dieſe Drahtſtuͤckchen mußten auf dieſelbe Weiſe eingebracht geweſen ſeyn, wie die halbkugelfoͤrmigen Perlmutter⸗ ſtuͤcke bei der andern Methode, kuͤnſtliche Perlen zu bil- den; indem keine Spur von äußerer Verletzung wahrzu⸗ nehmen iſt. Die Perlen find feſt und faſt kuglich mit einem kleinen Stiel, fo daß der Draht völlig bedeckt if. Sie koͤnnen durchbohrt und ſo getragen werden, daß ihre ganze Oberflaͤche gezeigt werden kann, was man von kuͤnſtlichen Perlen kaum haͤtte glauben ſollen. Ohne Zweifel aber muͤſſen ſie eine betraͤchtliche Zeit erfordern, ehe ſie eine gewiſſe und werthvolle Groͤße erreichen. Sieben Backenzaͤhne find im 55. Jahre der Ehefrau des Zolldieners zu Strzalkowo zu gleicher Zeit (im Oktbr. 1825) in der Ober - und Unterkinnlade un: ter vielen Schmerzen gewachſen. 155 N N und die Verhuͤtung ihrer Aus⸗ breitung. (45) 5 (Beſchluß.) 8 Auf Corfu und Cephalonia waren die Umftände in Betreff der Peſt wie folgt; doch halte ich es vor allen Andern fuͤr meine Pflicht, Ew. Herrlichkeit mein Verhalten bei dieſer Gelegenheit, ohne irgend eine Ruͤckſicht, vor Augen zu legen. Die Peft brach auf der Inſel zu Anfang des Jahres aus, bevor ich noch auf derſelben angelangt war; indeß waren die mit über die Peſt ihrem Urſprunge zuſammenhaͤngenden umſtaͤnde dieſe: Ein Schiff kam aus Corfu nach Malta, welches Briefe vom General-Lieu⸗ tenant Campbell an mich, und ich glaube, auch an den Ad⸗ miral mitbrachte; ihr Inhalt war, daß ſich nichts Neues zuge- tragen habe. Eine Stunde nachher aber beſuchte mich Dr. Grie⸗ ves, Unterintendant der Quarantaine auf Malta, und fragte mich, ob ich Nachrichten aus Corfu habe; worauf ich ihm zur Antwort gab, daß dies allerdings der Fall ſey, daß ſie aber durchaus nichts Neues enthielten. Hierauf zog Dr. Grieves einen Brief aus feiner Taſche, den er von einem Arzte in Cor⸗ fu erhalten hatte, welcher Brief vermuthlich noch producirt! werden kann; der Inhalt deſſelben war jedoch fo außeror—⸗ dentlich, daß ich ſogleich eine Verſammlung von allen den Per- ſonen, deren Erfahrung ich hinſichtlich der Peſt am meiſten zu— traute, zuſammenberief, ihr des Arztes Schreiben vorlas, und dann die Frage vorlegte, ob das in dem Briefe Enthaltene ihrer Erfahrung nach dafur ſpraͤche, daß die Peſt gegenwärtig auf Corfu herrſche, oder nicht. Sie waren einſtimmig der Mei- nung, daß es die Peſt ſey. Wenn ich mich nun recht erinnere, druͤckte ich mich in meinem Ruͤckſchreiben an den General Camp: bell (obgleich derſelbe damals nicht unter meinem Befehle ſtand und ich alſo kein Recht hatte, ihm etwas Weiteres als meine Meinung uͤber die Sache zu erkennen zu geben) dahin aus, daß er die ausgebrochene Krankheit fuͤr nichts anderes als die Peſt betrachten muͤſſe. Aus Urſachen, welche Ew. Herrlichkeit wohl bekannt ſind, mußte ich mich gleich nach Empfang des oben erwaͤhnten Schreibens, im Februar 1816, nach Corfu einſchiffen. Hier hörte ich zu meinem größten Erſtaunen, daß, weit entfernt, die auf Corfu herrſchende Krankheit für die Peſt zu erklären, vielmehr die Idee, daß die Peſt uͤberhaupt dort exiſtire, fuͤr unge⸗ reimt galt. Dem zufolge ſah ich mich genöthigt, ſelbſt meine Maaß⸗ regeln zu treffen, und nachdem ich die ſorgfaͤltigſten unterſuchungen angeftellt und mich nach allen vorhergehenden Umftänden genau er⸗ kundigt hatte, ſtand ich keinen Augenblick an, ohne weiteres meine Meinung dahin auszuſprechen, daß wir es durchaus mit nichts An⸗ derm als mit der Peſt zu thun haͤtten, und erließ dieſem nach die— ſelben Befehle, wie ich ſie bereits anderswo gegeben hatte, daß naͤmlich nicht blos dem Namen nach, ſondern in der Wirklichkeit die hoͤchſte Strenge in Beobachtung derjenigen Maaßregeln ge⸗ uͤbt werden ſollte, welche ich bisher zur Hemmung des übels wirkſam befunden hatte. 5 Ew. Herrlichkeit werden indeß leicht einſehen, daß ich hier auf einen ganz verſchiedenen Standpunkt geſtellt war, als wor⸗ auf ich mich auf Gozzo und Malta befand; denn dort konnte ich meine Officiere nebſt Mannſchaft zur Ausführung der betreffen den Befehle gehörig auswählen, Auf Corfu dagegen war ſaͤmmt⸗ liche Soldateske bereits in den niedriggelegenen Diſtrikt der In⸗ ſel Lettimo vertheilt, aber keineswegs, wie es nach meiner Verfuͤgung geſchehen ſeyn wuͤrde; und da ſie in der Regel aus ſehr irregulären Erſatzmannſchaften und Truppengattungen be⸗ ſtand, bei denen man auf den Charakter der Officiere und Ge⸗ meinen keine Ruͤckſicht genommen hatte, ſo blieben ſie fortwäh⸗ rend in Verkehr mit den Bewohnern der angeſteckten Häufer, 154 u n de. Hinſichtlich dieſes Punktes kann ich Ew. Herrlichkeit nur mit Widerwillen von dem Geſchehenen in Kenntniß ſetzen. Sollte dieß indeß irgend in Zweifel gezogen werden, ſo fordere ich den Generallieutenant Campbell auf, daß er mir ſeinen letzten von dem damals an der Spitze des mediciniſchen Departements in dem angeſteckten Diſtrikt ſtehenden Arzt erhaltenen Brief vorzeige, woraus erhellt, wie ſehr er (der Schreiber des Briefs) gewuͤnſcht habe, die Fregatte, welche mich nach Corfu brachte, ſchon waͤhrend der Nacht ankommen zu ſehen, weil er glaubte, daß wenn ſie noch zwei Tage ausgeblieben waͤre, das Übel dann völlig ausgerottet geweſen ſeyn würde, Nachdem ich jedoch den Arzt zu mir berufen, ihn befragt, und ich ſelbſt Unterſuchungen in der Sache angeſtellt hatte, uͤber⸗ zeugte ich mich, daß es Niemanden geſtattet worden war, ir⸗ gend etwas von Peſt zu erwaͤhnen, weil keine Spur davon vor⸗ handen ſey. Sogleich erklaͤrte ich durch eine oͤffentliche Bekannt⸗ machung, daß die Peſt auf der Inſel herrſche, daß Niemand daran zweifeln duͤrfe, und daß keine menſchliche Seele unheil⸗ volle Folgen abwenden koͤnne, wenn nicht die Einwohner ſelbſt dazu behuͤflich waͤren. Ich brachte dann mein altes Syſtem in Ausfuͤhrung; doch ich bediene mich nur ungern des Ausdruckes Syſtem, weil man mir leicht Schuld geben moͤchte, daß ich, gleich den Gelehrten, irgend eine Theorie im Kopfe habe. Das Reſultat meines Plans oder Syſtems war, daß, ſtatt die Krank⸗ heit nach meiner Ankunft, wie der obenerwaͤhnte Arzt erwar⸗ tete, ſogleich verſchwinden zu ſehen, es mir mit dem fpäter erhaltenen Beiſtande des Generalmajor Phil ips, der den ganzen Hergang der Sache auf Malta geſehen, und in der Unterſtuͤtzung meiner Maßregeln durchaus einen hohen Grad von Scharfſinn und Talent an den Tag gelegt hatte, trotz der hoͤchſt guͤnſtigen umſtände, erſt nach vier Monaten gelang, ihrer Herr zu werden. Die darauf Bezug habenden Documente ſind ſaͤmmt⸗ lich vorhanden. Nach der völligen unterdruͤckung der Peſt, erließ ich eine des⸗ fallſige Proclamation, und es hat ſich von dieſem Augenblicke an nichts von Peſt wieder auf der Inſel wahrnehmen laſſen. Ich halte es jetzt fuͤr nothwendig, Ew. Herrlichkeit aus⸗ einander zu ſetzen, wie die Peſt auf Corfu eingebracht worden iſt, und nehme keinen Anſtand, zu behaupten, daß ich daruͤber ſo legale Beweiſe beſitze, daß ſie jede Jury oder jeden Richter eines Gerichtshofes uͤberzeugen werden. Mehrere Monate lang war man in voͤlliger ungewißheit uͤber die Art, wie die Peſt eingefuͤhrt ſey. Es waren daruͤber Geruͤchte ſo abſcheulicher Art in Umlauf, daß ich ſie Ew. Herrlich⸗ keit nicht mittheilen mag; ſie griffen den Charakter des britiſchen Gouvernements zugleich mit dem Rufe meines Vorgaͤngers an. Der eigentliche Hergang der Sache iſt aber folgender: Ein Fahrzeug, welches aus dem obern Theile des Adriatiſchen Mies res nach Parga ſegelte, legte, des Schmuggelns wegen, bei Corfu im Diſtricte Cefiimo an. Seine Contrebande beſtand in zwei Kiſten, wovon die eine eine Parthie kleiner runder Kaͤppchen, wie die Griechen ſie zum Zeichen der Osmaniſchen Oberhoheit tragen muͤſſen, enthielt; dieſe wurde nicht geoͤffnet. Der Eigen⸗ thuͤmer des Guts im Fahrzeuge hielt ſich einige Tage in einem Dorfe des Diſtriets auf, als ploͤtzlich feine Frau oder Beiſchlaͤ⸗ ferin ſtarb. Wie nun auch die Krankheit, welche dieſen Todes⸗ fall herbei fuͤhrte, beſchaffen geweſen ſeyn mag; ſo iſt doch ſo viel gewiß, daß ſie auf den Geſundheitszuſtand der Gegend nicht die mindeſte Wirkung aͤußerte. Indeß begab ſich der Mann nach einem Hauſe, Casa Polita genannt, wo er ſeine Kiſte untergebracht hatte, und verpfaͤndete ſie fuͤr eine binnen ſechs Monaten zuruͤckzahlbare Summe Geldes: falls er ſie nicht zu rechter Zeit wieder ausloͤſ'te, ſollte fie das Eigenthum des Dar⸗ leihers werden. Nachdem die feſtgeſetzte Zeit verſtrichen war, oͤffnete der neue Eigenthuͤmer der Kiſte dieſelbe in Gegenwart einer Per⸗ 155 fon aus einem benachbarten Dorfe, und von noch fünf oder ſechs andern Leuten. Sogleich erhob ſich ein Laͤrm im Dorfe, denn ſaͤmmtliche ſieben, acht oder neun Perſonen, welche bei dem Schmuggelgeſchaͤfte zugegen geweſen waren, wurden in der Casa Polita krank. Die ganze Familie in dem Hauſe, wo der obge⸗ dachte Contrebandfuͤhrer wohnte, ſo wie der Letztere ſtarben. Man glaubte, daß Hexerei hiebei im Spiele ſey, und daß das Haus einer Teufelsbeſchwoͤrung unterworfen werden muͤſſe. Dem⸗ zufolge wurden ſaͤmmtliche Papa's der verſchiedenen Doͤrfer zu⸗ ſammenberufen, und nachdem dieſe ihr Beſchwoͤrungswerk ver⸗ richtet hatten, kehrten ſie wieder nach Hauſe zuruͤck, und Jeder von ihnen brachte die Peſt mit in ſein Dorf. So verbreitete ſich das übel, nach meiner Ankunft auf der Inſel, uͤber 26 bis 27 Doͤrfer; indeß ſetzten mich die ergriffenen Maßregeln, da fie von der Thaͤtigkeit des Generalmajor Ph i⸗ lips fo gut unterſtuͤtzt wurden, auch unter den obwaltenden beſonders unguͤnſtigen Umftänden in den Stand, oͤffentlich be⸗ kannt zu machen, daß die Peſt auf Corfu aufgehoͤrt habe; und wir find von Stund an, Gott ſey Dank! völlig frei davon geblieben. a Ich werde Ew. Herrlichkeit jetzt berichten, wie wir von den obigen mit der Peſt auf Corfu in Verbindung ſtehenden um⸗ ſtänden Kenntniß erlangten. Unſere Nachricht ruͤhrte von dem einzigen noch lebenden Menſchen in der Casa Polita her, einem funfzehnjaͤhrigen Maͤdchen, welches zwar auch an der Peſt dar⸗ nieber gelegen hatte, aber wieder geneſen war. Nachdem es durch verſchiedene Quarantainen gegangen war, erſchien es vor uns, und erzaͤhlte, was ich Ew. Herrlichkeit ſo eben berichtet habe. Es ward in die Kreuz und in die Quere gefragt; jeder auf Nebenumſtaͤnde Bezug habende Beweis ward abgelegt. Meine innige Überzeugung, ſo wie die eines Jeden, der die Sache mit unterſucht hat, war und iſt daher, daß die Er⸗ zaͤhlung deſſelben nur Wahrheit enthielt; auch iſt die Glaub⸗ wuͤrdigkeit derſelben bis jetzt nicht angefochten worden. Des andern Tages, nachdem ich wieder freien Verkehr geſtattet hatte, ſchiffte ich mich, Ew. Herrlichkeit Willen zu⸗ folge, nach England ein. Weil ich indeß auf Cephalonia vorzu⸗ fragen wünfchte, ging das Kriegsſchiff, an Bord deſſen ich mich befand, bei Argoftoli vor Anker. Hier erfuhr ich, daß die Heft auch auf Cephalonia hersſche; ich ſegelte darauf nach Zante, und ließ den Befehl zurück: daß mir dorthin Bericht darüber zugeſandt werden, und daß unverzuͤglich die geeigneten Maß⸗ regeln, um den Fortſchritten des übels auf Cephalonia zu ſteuern, ergriffen werden ſollten. Deſſelben Tages langte ich zu Zante an, und beorderte ſogleich, nach erhaltenem Bericht, ſo weit ich mich noch erinnern kann, etwa funfzehen Perſonen (die ich zum Theil ſelbſt dazu waͤhlte, da ſie mir uͤbrigens alle als mit der Sache vertraut be⸗ kannt waren) zur ſchleunigen Überfahrt nach Cephalonia, unter dem Befehl des Oberſten Rivaro la, der, während der Peſt auf Malta, dort an der Spitze der Polizey geſtanden hatte, und im gegenwaͤrtigen Augenblicke auf kurze Zeit Commandant zu Zante war. Obgleich ich nun von dem genauen Hergange nicht unterrichtet bin, ſo kann ich mich doch dafuͤr verbuͤrgen, daß auf Cephalonia die gleichen Maßregeln auch durch einen gleichen Erfolg, wie auf Gozzo, gekroͤnt wurden; daß die Peſt in ganz kurzer Zeit dort aufhoͤrte, und ihr Ende demgemaͤß verkuͤndiget wurde. Dies iſt die kurze, aber wahre Geſchichte der vier Peſter⸗ eigniſſe, von denen ich Augenzeuge war; das Ganze derſelben ging unter meiner Beobachtung und Oberaufſicht vor, wurde nach meinen eigenen Anſichten und Urtheil behandelt, und nach meinem eigenen Dafuͤrhalten für beendigt erklärt, Indeß glaube ich hier anfuͤhren zu muͤſſen, daß bei meiner Ankunft auf Malta die Geſundheitspolizey in Valetta bereits eingerichtet war, und die Zahl der Neubefallenen ſich von Tage zu Tage ſchon ſehr bedeutend vermindert hatte. — 0 156 Vom Anfang bis zu Ende behauptete ich, wie ich noch jetzt behaupte, daß die Peſt einzig und allein durch Beruͤhrung erlangt werde; und ich kann Ew. Herrlichkeit, erforderlichen Falls, die ſaͤmmtlichen Documente, Protocolle, Warnungsſchreiben und Proclamationen, deren Zahl Legion iſt, und die alle nur auf einen Punkt hinzielen, namlich Berührung und die Wirkung der Contagion zu verhindern, einſenden. Dieſe Documente gehen unweit tiefer in die Geſchichte der Peſt ein, als alle andere, die ich je uͤber dieſen Gegenſtand geleſen habe; und in der That ſpricht, meines Erachtens, der einzige Umftand, daß, nachdem ich in vier verſchiedenen Peſtzeiten die Krankheit fuͤr geendigt erklaͤrt hatte, auch in allen dieſen vier Faͤllen bis zu gegen⸗ waͤrtigem Augenblicke ſich nicht ein einziges Beiſpiel, ſelbſt nicht eines, worin ſich nur der Verdacht der Peſt kundgeben konnte, ereignet hat, mehr zu Gunſten meiner Doctrin, als alle Be⸗ weisſchluͤſſe und Raͤſonnements, die uͤber dieſen Gegenſtand her⸗ vorgebracht werden koͤnnen. Schon ſind uͤber fünf Jahre verſtrichen, ſeit ich das gänzliche Aufhoͤren der Peſt auf Malta öffentlich bekannt machte, uͤber vier Jahre, ſeit daſſelbe auf Gozzo, zwei Jahre 10 Monate ſeit es auf Corfu, und zwei und ein nee n ſeit es auf Cephalonia geſchah. Aber ich bin noch weiter gegangen; denn ich habe Ew. Herrlichkeit in drei von den obigen Beiſpielen von den Urſachen der Peſteinfuͤhrung Nachricht gegeben; und wenn gleich die Glaubwürdigkeit des Angeführten ohne Zweifel, als nicht voͤllig erwieſen, angefochten werden duͤrfte, ſo darf ich doch behaupten, daß es eben fo viel Beweiskraft hat, als irgend ein Zeugniß, was uͤber einen ſolchen Gegenſtand ertheilt werden kann. Ich habe ſtets ohne Ausnahme gefunden, daß durch Ver⸗ hinderung der Berührung die Krankheit unterdruͤckt wird, ſo wie ſie dagegen in fortwaͤhrendem Zunehmen begriffen iſt, ſo lange freier Verkehr geftattet bleibt. ungeachtet dieſer Thatum⸗ ſtaͤnde (und ich fordere Jeden heraus, fie, wie fie durch die in Zeiten der Peſt geſchriebenen und publicirten Documente unterſtuͤtzt ſind, zu widerlegen) hat man die Behauptung geaͤußert, daß das Übel durch Infection und nicht durch Beruͤhrung erlangt werde. Hin⸗ gegen muß ich bemerken, daß ich nie etwas geſehen noch gehoͤrt habe, was eine ſolche überzeugung in mir haͤtte erwecken koͤnnen. Auch hat man wohl hin und wieder den Verſuch gemacht — doch iſt, meines Beduͤnkens, die Zeit zu dergleichen Verſuchen jetzt vor bei — zu beweiſen, daß das ſogenannte gelbe Fieber in Weſtin⸗ dien und Amerika, ſo wie das Fieber, welches zu Gibraltar herrſchte, alle denſelben Geſetzen, wie die Peſt unterworfen ſeyen; mit andern Worten, ſie wurden ſaͤmmtlich entweder von Contagion oder von Infection hergeleitet, je nachdem nun dieſe oder jene Anſicht zu dem Syſtem des Behauptenden paßte. Es iſt aber, wie ich glaube, jetzt allgemein angenommen, daß dieſe drei Klaſſen, von Fieber nicht unter dem Geſetze der Con⸗ tagion ſtehen; daß vielmehr jede derſelben den Geſetzen der In⸗ fection unterworfen iſt, und ſich zu gewiſſen Jahreszeiten, die für die ungeſundeſten in Weſtindien, Amerika und zu. Gi⸗ braltar bekannt ſind, dort wieder einzufinden pflegen. Daſſelbe nun auch hinſichtlich der Peſt zu beweiſen, iſt zum Oftern verſucht worden; und es iſt daher in der That nothwendig, zu beſtimmen, ob die Doctrin von Anſteckung für darauf anwendbar zu halten ſey; wir finden darnach, daß ſo⸗ wohl in Agypten, als in Smyrna und Conſtantinopel Ver⸗ ſuche angeſtellt worden ſind, die Welt glauben zu machen, daß die Peſt an dieſen Orten zu gewiſſen Jahreszeiten aufhoͤre, und zu andern wieder beginne. Ich meinestheils kann hiezu nichts weiter ſagen, als daß es eine nicht geringe Kuͤhnheit verrathen wuͤrde, wenn einer die Behauptung wagen wollte, daß die Peſt an einem der obengedachten Plaͤtze jemals in irgend einer Jahreszeit ganz ausgerottet geweſen ſey; im Gegentheile halte ich nichts fuͤr gewiſſer, als daß ſie in dieſen Orten fort⸗ dauernd vorhanden iſt, daß fie ſich jedoch zu einer Zeit mit groͤ⸗ ßerer Heftigkeit offenbart, als in einer andern, und man kaum 157 eher Notiz von ihr nimmt, als bis fie zu einer für das ganze Gemeinweſen ſehr beunruhigenden Hoͤhe gelangt iſt. - Wir wollen indeß einmal ſehen, wie die fragliche Doctrin fi mit den vier Peſtereigniſſen verträgt, woruͤber wir hinſicht⸗ lich der fie begleitenden gumſtaͤnde ſicherere Beweiſe haben, als uͤber irgend eines, wovon man weiß. Auf Malta brach ſie im Mai, der allergeſundeſten Zeit des Jahres aus, ſing nach Er⸗ richtung der Geſundheitspolizey an, im Auguſt und September, wel⸗ che Monate entſchieden die ungeſundeſten im ganzen Jahre find, allmählig abzunehmen, und war erſt im darauffolgenden Monat Februar vollig erſtickt. Auf Gozzo begann ſie im Maͤrz, eben⸗ falls in der allergeſundeſten Jahreszeit, und hatte kurz vor dem Eintritte der großen Hitze, welches hier die ungeſunde Jahres- zeit iſt, ihr voͤlliges Ende erreicht. Aber das Beiſpiel auf Corfu iſt in dieſer Hinſicht noch ſprechender; die Peſt zeigte ſich hier zuerſt im November mit dem Anfange der gejunden Jah reszeit; und gerade mit der eintretenden ungeſunden ward ihr Erloͤſchen oͤffentlich bekannt gemacht. Und was ereignete ſich nun hinſichtlich dieſer letzten Zeit? Nichts anders, als daß die zur Unterdruͤckung der Peſt ausgeſandte Mannſchaft, die, im Gan— zen genommen, nie davon mit ergriffen wurde, nach geendigter Heft von dem gewöhnlichen Fieber dieſer Gegend ſchwer heim— geſucht ward, weil wir naͤmlich genöthigt geweſen waren, fie nach dem Beginn der gefaͤhrlichſten Zeit des Jahres in ihren ungeſunden Stationen ſtehen zu laſſen. Auf Cephalonia nahm die Peſt ihren Anfang, und erreichte ihr Ende während der heißen Monate; ſie ward, wie ich vorher anzufuͤhren vergeſſen habe, hier erwieſener Maßen von Perſonen eingebracht, welche auf dem Feſtlande, in Epirus und in Morea , bei der Erndte mit gehol⸗ fen hatten. } Dieſe Angaben find unwiderlegbar, da wir in den obigen vier Beiſpielen von Peſt ſelbſt Augenzeuge waren, und ſie in ihrem Verlaufe haben fortſchreiten ſehen, ohne daß wir ihr Auf: hoͤren je von der Geſundheit oder der Ungeſundheit des Klima's abhaͤngig gefunden haͤtten. In ſaͤmmtlichen vier Faͤllen ward fie durch Mittel unterdruͤckt, die der Behandlungsart anſtecken⸗ der Krankheiten durchaus fremd ſind, durch Mittel von ganz eigenthuͤmlicher Beſchaffenheit; ihre Anwendung ſetzte kraͤftigſt der Peſt ein Ziel. 0 Die Verfechter der Infections-Doctrin ſind indeß nicht uͤbel geneigt, dieſer Anſicht einen Grund unterzuſchieben, deſſen unſtatthaftigkeit nie voͤllig dargethan werden kann, indem ſie naͤmlich die Meinung aufſtellen, daß es mit allen obigen Ans gaben feine Richtigkeit haben, die Peſt doch aber dem Ges ſetze der Infection unterworfen ſeyn koͤnne, weil Niemand genau willen koͤnne, ob nicht in der Atmofphäre eine praͤ⸗ disponirende urſache zur Krankheit liege, oder wenn eine ſolche Urſache zu wirken aufhoͤre. Hiergegen läßt ſich in der That nichts mit Grund einwenden. 5 T Es ift ſonach unmoͤglich, irgend einen erſchoͤpfenden Beweis dafuͤr zu geben, daß die Peſt ausſchließlich durch Beruͤhrung erlangt werde, weil Niemand im Stande iſt, den Einfluß der atmoſphaͤriſchen Luft zu einer Zeit mit Genauigkeit anzugeben. Alle dergleichen Doctrinen laſſen ſich jedoch vollſtaͤndig und ſieg⸗ haft dadurch widerlegen, daß — obgleich mich wohl huͤtend, etwas beweiſen zu wollen, was, nach der Natur der Dinge, mit Evidenz darzuthun unmoͤglich iſt — ich Ew. Herrlichkeit zeigen werde, wie die Peſt, unter der Vorausſetzung, daß Be: ruͤhrung allein fie mittheilen konne, bei jeder Beſchaffenheit der Atmoſphaͤre gleichmaͤßig gebannt worden iſt. Ich glaube alſo nicht zu viel zu ſagen, wenn ich die wahrſcheinlich richtige Doctrin uͤber dieſen Gegenſtand dahin aufſtelle, daß, wenn die Verhuͤtung von Berührung das Fortſchreiten der Peſt hemmt, die Geftattung der Berührung als das wahre Mittel zu ihrer Erzeugung zu betrachten ſey. In Hinſicht dieſes Punktes iſt indeß häufig eine modificirende Frage aufgeworfen worden, nämlich die: ob es, zugeſtanden daß die Peſt ſich nur durch Beruͤhrung mittheile, nicht moͤglich 158 ſey, daß der Zuſtand der Atmoſphaͤre ihr in einigen Fällen einen, von dem in andern verſchiedenartigen Character verleihen koͤnne. Ich fuͤhle keine Neigung, mich daruͤber in Discuſſionen einzulaſſen, und will ſelbſt gerne die Moͤglichkeit des Obigen einraͤumen, wenn gleich die Wirklichkeit, ſo weit meine Erfahrung reicht, ihr widerſpricht; denn ich ſtreite jetzt fuͤr nichts weiter, als fuͤr das Verfahren, welches der Peſt Schranken ſetzt, nicht fuͤr irgend locale oder beſondere Umftände, welche die Wuth derſelben ver— mehren oder vermindern koͤnnen. Das Ganze, worauf ich hier feſt beſtehe, iſt, daß ich die uͤberzeugendſten Beweiſe dafür, daß Vorbeugung von Beruͤhrung die Verbreitung der Peſt hemmt, beibringen kann; und ich fordere jeden Einzelnen oder jede Parthei auf, gleich überzeugende Beweiſe für die Möglichkeit bei⸗ zubringen, daß dem bel, indem man es als Infection behandelt, jemals eher Einhalt geſchehe, als bis es ſich durch das Aus⸗ ſterben, Aufloͤſen oder durch die Vernichtung der Gemeinde, worin es hauß'te, ſelbſt erſchoͤpft. Als einen fernerweitigen Beweis hiefuͤr brauche ich hier nur den Fall mit der zu obigem Dienſt beorderten Mannſchaft anzu⸗ fuͤhren. In den Faͤllen von Peſt, welche unter derſelben ſtatt hatten, und ihrer waren nur hoͤchſt wenige, beobachtete man durchgängig, daß der befallene Soldat leichtfertig in feiner Auf⸗ führung, und, hinſichtlich der noͤthigen Vorſichtsmaßregeln, nach⸗ laͤſſig geweſen war. Die, welche die gehoͤrige Vorſicht beobach⸗ teten, blieben dagegen ſtets verſchont. Sie wurden in verſchie⸗ dene Doͤrfer geſandt, welche zum Theil nur wenige Fuß breite Gaſſen hatten; ſie verrichteten die beſchwerlichſten Nachtdienſte aller Art in dieſen Doͤrfern; ſie lebten durchaus in derſelben Atmoſphaͤre, wie die Einwohner; demungeachtet wurden ſie von der in den Dörfern wuͤthenden Krankheit nie befallen. Sie wa— ren in der Entfernung von nur einer oder zwei Yards, von Lagern und Spitaͤlern, in welchen die Peſt mit der groͤßten Wuth herrſchte, ſtationirt, und blieben verſchont. Endlich wa— ren ſie auch allen den ſchweren Dienſten ausgeſetzt, welche ſich bei anſteckenden Krankheiten bekanntlich zu dem heftigſten und miß⸗ lichſten Typus der herrſchenden Krankheit praͤdisponirend zeigen, und doch ward keiner peſtkrank. 1 Ich weiß in der That nicht, was ein augenfaͤlliger, ſchla⸗ gender Beweis heißt, wenn man nicht das Ebenangefuͤhrte als einen ſolchen fuͤr meine Behauptung, daß die Peſt ſich durch In⸗ fection mittheile, gelten laſſen will. Übrigens bin ich bereit, Ew. Herrlichkeit von jeder oder allen obigen Thatſachen die voll⸗ ſtaͤndigſten und zuverlaͤſſigſten Zeugniſſe vorzulegen. Indeß will ich mit Obigem keinesweges geſagt haben, daß in allen Faͤllen und unter allen umſtaͤnden ſich durch Beruͤhrung unausbleiblich die Peſt mittheile; denn es ſind einige Beiſpiele vom Gegentheil vorhanden. Eben ſo wenig will ich behaupten, daß es nicht auch Beiſpiele von infectioͤſen Krankheiten gebe, die ſich durch Beruͤhrung fortpflanzen koͤnnen. Indeß beharre ich doch feſt bei dem allgemeinen Satz, daß die Peſt ſich durch Berührung mittheilt, ſo wie Infectionen oder Epidemien durch einen gewiſſen Zuſtand der Atmoſphaͤre, oder irgend eine ſonſtige oͤrt⸗ liche Urſache contagioͤs werden; und daß, was fuͤr Beiſpiele im⸗ mer für das Gegentheil angeführt werden mögen, dieſe doch nur als Ausnahmen von der Regel zu betrachten ſind. Da ich vorhin ausdruͤcklich erwaͤhnt habe, daß, nach meiner Meinung, das Fieber zu Gibraltar ein infectioͤſes geweſen, ſo möchte man daraus folgern, daß ich zu den neuerlichſt ſtattge⸗ habten mediciniſchen Streitigkeiten über die Frage: ob jenes Fie⸗ ber durch Contagion oder Infection anſteckend ſey, meine Meinung habe abgeben wollen. Dies iſt indeß meiner Abſicht eben fo fremd, wie meiner Stellung im Staate. Meine Beobachtungen zielen auf alle Arten von Infection, ſie mag nun durch den Zuſtand der Atmoſphaͤre, oder durch eine ſonſtige oͤrtliche urſache erzeugt ſeyn, in welchem letzteren Ausdruck ich übrigens auch mehrere Arten von dem begreife, was Manche Gontagion nen⸗ nen, welche letztere aus jeder Art von Communication entſpringt, die nicht durch unmittelbare Beruͤhrung bedingt wird, oder mit 159 andern Worten, wo keine wirkliche Beruͤhrung des Körpers eines Peſtkranken oder eines Gegenſtandes, der von der peſter⸗ zeugenden Urſache geſchwaͤngert iſt, ſtatt gefunden hat. Übrigens enthalte ich mich, gegen Ew. Herrlichkeit das Mindeſte in Be⸗ treff der ärztlichen Behandlung der Peſt zu erwähnen, außer daß ich mein tiefſtes Bedauern daruͤber zu erkennen gebe, daß wir, fo viel ich weiß Lund ich habe mich über dieſen Gegenſtand viel unterhalten), hinſichtlich der Heilungsart dieſer furchtbaren Krankheit noch in demſelben Dunkel tappen, als worin wir uns beim Ausbruche der Peſt auf Malta befanden. | Miscellen. | Die Auflöfung von Metallen, welde in einigen Säuren nur langſam geſchieht, durch Huͤlfe der gal⸗ vaniſchen Kette zu beſchleunigen und ſomit bei Praͤparaten, deren Bereitungsprozeß einige Zeit erfordert, ſolchen bedeutend ab⸗ zukuͤrzen (46), hat Hr. Apoth. Haͤnle zuerſt bei Bereitung des Ei⸗ ſenweinſteins verſucht. „4 Theile gereinigten Weinſteins, 1 Theil Eiſenfeile und 6 Theile Waſſer wurden in einem porphyrnen Ge⸗ faͤße bis beinahe zum Siedepunkte gebracht; man bemerkte noch wenig Einwirkung der Säure auf das Eiſen, nun wurden zwei Stuͤcke von ihrem Schmutze befreiete Kronenthaler in das Gefäß gelegt, und kaum waren dieſe in Beruͤhrung mit dem Eiſen, ſo verrieth die Gasentwickelung die raſche Auflöfung des Eiſens, die Flüſſigkeit wurde dichter, das fi ſchneller bildende weinſaure Eiſenoxydulkali, welches dieſes Dichterwerden verurſachte, fing an, ſich in das weinſaure Eiſenoxydkali umzuwandeln, welches ebenfalls raſcher von ſtatten ging, ſo lange das Silber mit dem Eiſen in Beruͤhrung ſtand. Die Miſchung wurde ſo lange einer dem Siedpunkte nahen Temperatur ausgeſetzt, bis der Prozeß beendigt war, ohne daß es noͤthig war zu ruͤhren. Nach Ver⸗ lauf von 24 Stunden waren 4 Pfund dieſes Praͤparats fertig, es hätte aber auch in gleicher Zeit ſechsmal mehr davon berei⸗ tet werden koͤnnen, wozu es nur mehr Beruͤhrungspunkte mit Silber bedurfte, — Kupfer, was in dem Silber etwa enthal⸗ ten wäre, kann das Präparat nicht verunreinigen, da ſich kein Kupfer auflöfen kann, fo lange noch unaufgelöftes metalliſches Eiſen in der Miſchung gegenwärtig iſt; eben ſo nimmt man an dem Silber durchaus keine Veränderung wahr. — Die Stahl⸗ kugeln, das Eiſenertrakt und noch mehrere Praparate moͤgten auf dieſe Art leichter bereitet werden, als bisher. Gegen wundgeſogene Warzen (47) empfiehlt Dr. Si⸗ ber gundi zu Dorſten folgende Miſchung: { Rec. Extracti opii aquosi gr). { solve in Aquae calcariae ustae nuperrime paratae Olei amygdalarum dulcium recenter et fri- m ... gide express, aa 3jj] . D. S. Die Warzen damit ofters zu betupfen oder damit befeuchtete Charpie aufzulegen. Dabei iſt noͤthig, daß man das Ganze mit einem durchlocherten Warzenhuͤtchen bedecke, damit unter demſelben die Warze ſich entwickeln und die Milch unge⸗ hindert abfließen konne. 4 über den Einfluß des Wetters auf die conta⸗ giöfe Augenblen norhoe hat Hr. Dr. Heyfelder ſeine 160 im Sommer 1824 gemachten Beobachtungen mitgetheilt, wo nach einem zu Trier am 18. Juli Vormittags eingetretenen ſtarken, von heftigem Sturm, Hagel und tiefem Barometerſtande beglei⸗ teten Gewitter ſaͤmmtliche Augenkranke des Militaͤr⸗ Hofpitals daſelbſt am andern Morgen auffallend verſchlimmert waren. Ahnliches beobachtete er am 25. Juli nach einem nicht minder hefti⸗ gen Gewitter. Auch bei Ophthalmia neonatorum hat derſelbe Verſchlimmerung nach Gewittern im Pariſer Findelhauſe bemerkt. Auf eine Verfälſchung der Sarſaparille mit rad. Asparagi hat Hr. Julia Fontenelle aufmerkſam Gemacht. ; 5 Die Ausziehung eines zum Theil in dem Ureter ftedenden Blaſenſteins hat Beclar d einſt bei einer Frau vorgenommen, an welcher er dreimal den Steinſchnitt verrichtete, und welche zweimal dieſe ſonderbare Eigenheit, und jedesmal auf derſelben Seite darbot. (Ledran erzählte in den Memoires de l'académie royale de Chirurgie auch von einem in einem Ureter ſteckenden Stein, und Deſault hat einen gleichen Fall, wo er mittelſt ſeines Kyotoms die vordere Wand des Ureters in der Blaſe einſchnitt). Eine Bauersfrau, etwa 36 Jahre alt, wurde in dem Zeitraume von 4½ Jahr zum dritten Male (Febr. 1822) am Stein operirt. Das erſte Mal war der Stein zerreiblich; die Operation war einfach. Ein Jahr nachher, bei der zweiten Operation, welche Beclard vornahm, fand er, daß ein Theil des Steins in dem Ureter eingeſackt war, er ſchnitt dieſen Canal auf dem Steine ein, faßte letztern, und zog ihn aus. In der Zwiſchenzeit dieſer beiden Operationen hatte die Frau fortwaͤhrend Schmerzen in der Blaſengegend gehabt, und den Urin nicht halten konnen. Waͤhrend der zwei naͤchſten Fahre, die auf dieſe Operation folgten, ſpuͤrte die Kranke nichts mehr von ihrem übel; aber dann kam neuer Schmerz, Unvermoͤgen, den Urin zu halten, der zuweilen mit Blut gemiſcht war. Die Frau behielt den neuen Stein noch 19 Monate, dann operirte fie Beclard zum dritten Mal, und dieſe Operation war lang⸗ dauernd und ſchmerzhaft. Nachdem die vordere Wand der Ure— thra und der Blaſe eingeſchnitten war, wurde ein zerreiblicher Stein ausgezogen, der in 3 bis 4 Stuͤcke zerbrach. Als Be⸗ clard den Finger als Sonde gebrauchte, fand er, daß er nur einen Theil des Steines erlangt habe, daß der Überreft wieder in dem rechten Ureter ſteckte, und 15 bis 18 Linien hoch in dieſen erweiterten Canal hinauf gieng. ' dann, da dieſer nicht hinreichend war, den Stein frei zu machen, einen zweiten, indem er ſein Kuopfbiftouri zwiſchen dem Steine und dem Ureter, den er öffnen wollte, einbrachte. Nachdem er nicht damit zurecht kommen konnte, den Stein mit der Zange zu faſſen, gelang es ihm, mittelſt des dahinter eingefuͤhrten bouton, den Stein aus feiner Lage frei zu machen, in die Blaſe zu bringen, und dann herauszuziehen. Der Stein hatte faſt die Geſtalt eines Winkelhakens, deſſen Winkel der Inſertion des Ureters in der Blaſe entſprach. Der Theil, welcher in der Blaſe enthalten war, war dicker, als der im Uneter, letz⸗ terer hatte die Größe einer dicken Haſelnuß war hart' und glatt anzufuͤhlen. Die Frau verließ achtzehen Tage nach der e das Curhaus völlig geheilt und ohne weitere Nach⸗ zufaͤlle. — .f e Bibliographiſche Neuigkeiten. Essai d'une Classification des auimanx microscopiques par M. Bory de Saint-Vincent. Paris 1826. 8. Trait& de Toperation de la taille, ou memoires anatomi- ques et chirurgicaux sur les differentes méthodes em- ployees pour pratiquer cette opération. Par A. Scarpa, traduit de Pitalien par C. P. Ollivier etc, avec des additions d'un memoire du traducteur sur la taille bi- latérale — contenant Pexpose des diverses recher- ches faites sur cette nouvelle méthode, les modifi- cations, que Beclard y avait apporté et plusieurs des- zins dans lequels il avait fait representer des destails — ur 10 7 anatomiques importans è connaitre dans l’ex&eution de ce procede opèratoire. Paris 1826, 8, in 7 Tafeln. (Enthält erſt Scarpa's Abhandlungen über das Haw⸗ Ein ſche Gorgeret, über Steinſchnitt überhaupt, über die sectio hypogastrica, über die sectio recto vesicalis, und feine Schriften gegen Vacca über den Maſtdarmblaſen⸗ ſchnitt, welche alle in Deutſchland uͤberſetzt, oder mehr oder minder bekannt ſind. Neu war mir der Anhang des Hrn. O. über die sectio bilateralis und Béclards Bemühuns gen um dieſelbe. In einer der naͤchſten Hefte der chirurgi⸗ ſchen Kupfertafeln wird man dieſen Anhang finden. — .. —— — Er machte einen Einſchnitt, * No t re aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde. Nro. 275 (Nr. 11. des XIII. Bandes.) Maͤrz 1826. Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. In Commiſſion bei dem Koͤnigl. Preußiſchen Graͤnz-Poſtamte zu Erfurt, der Königl. Saͤchſ. Zeltungs⸗ Expedition zu Leipzig, dem G. H. F. Thurn u. Taxiſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Lantes⸗Induſtrie⸗ Comptoir. preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Rthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., dieſes einzelnen Stuͤckes mit der Abbildung 6 gr. Nat u t i un d e. Ueber Arago's und Barlow's verdienſtvolle An— ſtrengungen in Bezug auf den Magnetismus 49) hat kuͤrzlich Sir Humphry Davy, als er die von der Royal Society jenen beiden Herrn zugeſprochenen Co p— ley' ſchen Preismedaillen aushaͤndigte, ſich in einer Rede ausgeſprochen, die von den Leſern der Notizen gewiß gern gelefen werden wird. (Man muf ſich erinnern, daß Ar a— go als Mitglied der Académie des sciences zu Pa⸗ ris lebt, und Pet. Barlow an der Koͤn. Militaͤr-Aca— demie zu Woolwich Profeſſor iſt.) Sir Humphry ging zuerſt in einige geſchichtli— che Einzelnheiten und allgemeine Anſichten in Betreff des Magnetismus ein, um die Gründe um fo einleuchtender zu machen, weßhalb die Academie ihre hoͤchſten Preiſe dieſen Maͤnnern ertheile und um zu zeigen, daß, „obgleich viel gethan ſey, doch für völlige Kenntniß der Geſetze und Be— ziehungen dieſer geheimnißvollen Erſcheinungen noch mehr zu thun uͤbrig bleibe“ Die Eigenſchaft des Magnets, das Eiſen anzuziehen, ſcheint in dem entfernteſten Alterthum bekannt geweſen zu ſeyn: allein ſeine Richtungsgewalt und folglich ſeine An— wendung auf Schifffahrt war den Alten voͤllig unbekannt. Die Periode, wo die Polaritaͤt (polarity, Polrichtung) des Magnets zuerſt auf Seefahrerzwecke angewendet wurde, faͤlt zwiſchen 1100 und 1300. Die Abweichung der Mag: netnadel wurde gegen das Ende des ızten Jahrhunderts entdeckt, „wahrſcheinlich auf den zwei großen Reiſen nach dem oͤſtlichen und weſtlichen Theile der Erde von Vasco di Gama und Chriſtoforo Colombo.“ Das Sen: ken der Nadel wurde 1581 in London von Robert Nor: man beobachtet und die Wechſel der Abweichungen der Nadel durch Prof. Gellibrand vom Gresham Col— lege 1635 genau auseinandergeſetzt. Im Jahr 1600 machte D. Gilbert von Colcheſter feine Abhandlung de Magnete bekannt. „In dieſem wahr haft philoſophiſchen Werke ſucht der Verfaſſer zu beweiſen, daß die Erſcheinungen des Magnetismus von der magne— tiſchen Polarität der Erde abhängig ſeyen — daß weiches Eiſen durch den Einfluß der Erde vorübergehend magne- tiſch werde — daß im Stahl die magnetiſche Eigenſchaft durch dieſelbe Urſache, zwar ſchwieriger hervorgebracht werde, aber auch um ſo dauernder ſey; und er erlaͤutert die Be— wegung der Nadel und die Kräfte gewöhnlicher Magnete, indem er zeigt, daß entgegengeſetzte Pole verſchiedener Mag— nete einander in einem einigermaaßen beſtimmten Verhaͤlt— niß ihrer Entfernung anziehen. Er uͤberlaͤßt ſich, was zu jener Zeit kaum zu vermeiden war, einigen vagen Hypo— theſen und ſetzt einige unbedeutende Verſuche auseinander; aber demungeachtet beweiſen ſeine Anſichten ſehr außeror— dentliche Geiſteskraͤfte; und obgleich er von feinem Zeitge— noſſen, Lord Bacon, getadelt wird, daß er die Erſchei— nungen der Schwere durch magnetiſche Anziehung zu er— klaͤren ſucht, ſo haben doch ſeine Unterſuchungen den Cha— racter der Schluͤſſe durch Induction vollig im Geiſte von Baco's Philoſophie ꝛc. Sir Humphry erwaͤhnte dann der Entdeckung der taͤglichen Variation der Magnetnadel, durch Georg Gra— ham im Jahr 1722, der Arbeiten Lambert's, Cou— lomb's und Robiſon's in Bezug auf die Geſetze der mag— netiſchen Anziehungen und Abſtoß ungen, und der mathema— tiſchen Anſichten der Theorie des Magnetismus, welche Epi— nus und Robiſon, auf die Hypotheſe eines einzigen magnetiſchen Fluidum geſtuͤtzt, aufgeſtellt hatten, ſo wie der neueren der Acad. roy. des sciences vorgelegten Abhand⸗ lungen von Poiffon über die Annahme zweier Fluͤſſig⸗ keiten, einer auſtralen und einer borealen. „Die Hypotheſe von magnetiſchen Fluͤſſigkeiten, wel: che fo genau zuſammenpaßt mit der von electrifchen, iſt durch Ähnliche Argumente vertheidigt und durch analoge Verſuche erlaͤutert; und der Zuſammenhang zwiſchen die— fen zwei Claſſen von Erſcheinungen iſt oft von Naturfor— ſchern bemerkt und geltend gemacht worden.“ Bacca— ria nahm an, daß der Magnetismus der Erde durch elec⸗ triſche Stroͤmungen hervorgebracht werde und aͤhnliche Meinungen wurden durch vage Analogien und ungenuͤ— gende Thatſachen vorgebracht und nie geſtuͤtzt. Aber bis zu Oerſtedt's wichtiger Entdeckung war die wahre Beziehung zwiſchen Electricitaͤt und Magnetismus unbekannt. „Ich würde mit Vergnuͤgen“, ſagt Sir H. D., „bei dieſer Ent⸗ deckung und ihren unmittelbaren Folgen in der Entwicke⸗ lung neuer und außerordentlicher Reſultate verweilen; und wenn es die für eine Rede beſtimmte Zeit erlaubte, fo wuͤr— de es mir großes Vergnuͤgen machen, die Arbeiten und 11 168 Entdeckungen zu beſchreiben, welche von den verſchiedenen Naturforſchern Europa's gemacht ſind und welche in den letzten fünf Jahren eine vollkommen neue Reihe von Thatſachen zu Wege gebracht haben, eben ſo glaͤnzend durch ihre auffallenden und unerwarteten Reſultate als wichtig in ihrer Beziehung und theoretiſchen Anwendung auf an: dere Naturerſcheinungen. „Ich kann aber dieſen Theil meines Gegenſtandes nicht verlaſſen, ohne die Aufmerkſamkeit der Anweſenden auf die Art und Weiſe zu lenken, wie dieſe Entdeckun⸗ gen entſtanden und verfolgt ſind, da ſie das merkwuͤrdig⸗ fie bekannte Beiſpiel liefert von der Einheit der Naturge⸗ fege, von der Art, wie entfernte Erſcheinungen mit einan⸗ der verbunden find und von den gluͤcklichen Folgen im— mer genauer Aufmerkſamkeit auf unerwartete oder unge— woͤhnliche Reſultate.“ „Eine von Galvani entdeckte und von ihm fuͤr bloß phyſiologiſch gehaltene Thatſache, welche durch Volta's Genius weiter erforſcht wurde, war der Urſprung ſeiner wundervollen Saͤule oder Batterie; und dieſes Inſtrument, nachdem, dem Anſchein nach, ſeine Kraͤfte in der Demonſtration neuer Eleetricitaͤtsgeſeze und in Gewährung neuer chemi— ſcher Creationen ſich erſchoͤpft zu haben ſchienen — wurde in der Hand des daͤniſchen Naturforſchers eine Quelle neuer und vollkommen unerwarteter Combinationen, welche auf bis dahin ganz im Dunkel verborgene Theile der Corpus: cular-Philoſophie ein Licht warf. Obgleich die Arbeiten des Hrn. Arago, welchem die Societaͤt den Preis zuer⸗ kannt hat, nicht als unmittelbare Folge von Oerſtedt's Entdeckung angeſehen werden koͤnnen, ſo iſt es doch wahr— ſcheinlich, daß ſie nie unternommen ſeyn wuͤrden, haͤtte nicht jene Entdeckung unmittelbar die Aufmerkſamkeit Arago's erregt, der einer der erſter Naturforſcher war, welche die Thatſache des Electromagnetismus zu unterſuchen, zu be⸗ ſtätigen und zu erläutern ſuchten“. Sir Humphry Da: vy erinnerte dann an die Idee Coulomb's (welcher wahr— ſcheinlich getaͤuſcht ward durch die Anweſenheit kleiner Por- tionen Eiſen in den Subſtanzen, mit welchen er operirte), daß alle Koͤrper in der Natur magnetiſcher Anziehungen faͤhig waͤren; und an die verſchiedenen Verſuche, welche (nach der Entdeckung, daß Magnetismus Folge electriſcher Thaͤtigkeit fey) gemacht wurden, um magnetiſche Wirkun⸗ gen in andern Metallen hervorzubringen, und deren Reſul⸗ tate erwieſen, daß die Wirkungen veruͤbergehend waren und mit der electriſchen Urſache verſchwanden. „Bis zu Arago's Unterſuchungen waren Eiſen, Nik⸗ kel, Cobalt und ihre Combinationen, die einzigen Arten von Materie, welche vom Magnet afficirt zu werden ſchienen. Seine Experimente dehnen dieſe Eigenſchaften unter gewiſ— fen Modificationen auf alle metalliſche Subſtanzen aus; und, man ſagt, obgleich wir noch keine klaren Details ken⸗ nen, auf verſchiedene andere Koͤrper.“ „Arago fand, daß die Graͤnze der Schwingun— gen einer Magnetnadel ſehr vermindert wurde, wenn man fie uͤber eine Kupferſcheibe hielt (vergl. Notizen 218); dadurch, daß man die Kupferſcheibe unter ihr ſich drehen — — 164 ließ, wurde die Richtung der Nadel bald veraͤndert, fing an ſich herumzudrehen und die Schnelligkeit ihrer Umdre⸗ hungen nahm zu, bis ſie ſo ſchnell wurden, daß ſie gar nicht mehr gezaͤhlt werden konnten.“ f „Hr. Arago ſtellte dieſelben Verſuche mit andern me: talliſchen Subſtanzen an, und mit aͤhnlichen Reſultaten, die aber, wie zu erwarten war, an Intenſitaͤt differitten.“ Und dieſe Verſuche ſind von den HH. Herſchel, Babbage und Ch riſtie wiederholt, beſtaͤtigt und ausgedehnt.“ „Der Entdeckung dieſer Thatſache, — das Vermögen verſchiedener, vorzuͤglich metalliſcher Koͤrper, magnetiſche Eindrücke zu erhalten, obgleich in ſchneller voruͤbergehender Weiſe als haͤmmerbares Eiſen und in unendlich weniger intenſivem Grade — hat die Geſellſchaft einen Preis zuer— kannt, und in Bezug auf ihre unmittelbaren Beziehungen, wie auf ihre endliche Anwendung iſt im vorigen Sahıe keine andere phyſicaliſche Thatſache bekannt geworden, wel— che ihr den Rang ſtreitig machen koͤnnte. Dadurch, daß ſie das Reich des Magnetismus uͤber eine groͤßere Zahl von Koͤrpern ausbreitet, entfernt ſie man⸗ ches Myſterioͤſe und Unerklaͤrbare in dieſer Abtheilung der Wiſſenſchaft und erhebt fie zu einem Zweige der allgemeis nen Naturforſchung; und wenn man die durch dieſe Er— ſcheinungen aufgeſtellten neuen Analogien zwiſchen magne⸗ tiſcher und electriſcher Thaͤtigkeit in's Auge faßt, ſo iſt Grund zu hoffen, daß ſie zuletzt auf dieſelbe Urſache moͤge zuruͤckgefuͤhrt und, nebſt der chemiſchen Affinitaͤt, vielleicht mit der allgemeinen Eigenſchaft oder Kraft der Attraction der Gravitation identiſch gefunden werden.“ Sir Humphry Davy ging dann auf die wiſſen⸗ ſchaftlichen Bemuͤhungen des Hrn. Barlow uͤber und auf ſeine verdienſtvolle Abhandlung in den Philosophical Transactions, ſo wie auf die beſonders ſinnreiche und hoͤchſt nuͤtzliche practiſche Anwendung der Wiſſenſchaft, wel: che ihm den Preis der Geſellſchaft erworben habe.“ Eiſenmaſſen werden magnetiſch durch die Wirkung der Erde: Eine Stange Eiſen z. B., vertical gehalten, hat ih— ren Nordpol oben und zieht die Magnetnadel auf dieſelbe Weiſe an wie der Erdpol; und alle Maſſen von Eiſen, demſelben Geſetze folgend, üben eine Wirkung auf die Na- del aus, welche dem Quadrat der Entfernung proportional iſt und folglich in einem gewiſſen Verhaͤltniß die Wirkung des Nordpols der Erde aufhebt. „Es iſt außerordentlich, daß ein fo wichtiger Umſtand als die Wirkung des in eis nem Schiff befindlichen Eiſens auf die Magnetnadel nicht fruͤher und nicht mehr die Aufmerkſamkeit der Seefahrer auf ſich gezogen hat. Selbſt Dr. Halley, der vollendetſte und tiefſte Forſcher, der je große Reiſen machte, ſcheint, ob⸗ wohl er dieſe Wirkung beobachtete, fie doch nicht fuͤr wich⸗ tig genug und einer Correction wuͤrdig gehalten zu haben, waͤhrend er doch eine Reihe von feinen Beobachtungen uͤber Abweichungen anſtellte. Er ſagt in ſeiner Abhandlung in den Phil. Transact. „„Wir wiſſen aus Erfahrung, wie wenig die eiſernen Kanonen auf einem Schiffe die Nadel afficiren.““ „Dieß ruͤhrte wahrſcheinlich von dem Umſtande her, daß Halley nie in ſehr hohen Breiten war.“ Wal⸗ 165 ter lenkte, in feiner Vorleſung über Magnetismus, zuerſt die Aufmerkſamkeit der Seefahrer auf dieſen Gegenſtand; Capt. Flinders brachte ihn vor der Admiralität zur Spra⸗ che; und die letzten Nordpelexpeditionen gewaͤhrten die ſchoͤn⸗ ſte und umfaſſendſte Gelegenheit die Thatſache feſtzuſetzen. „Hr. Barlow fand nachdem er uͤber die Erfcheinun: gen, welche große Eiſenmaſſen darbieten. eine Menge Experi⸗ mente angeſtellt hatte, und nachdem er zu dem Satz gelangt war, daß die Gontiguität (nahe Lage) einer kleinen Maſſe fie einer großen Maſſe an Kraft gleich oder Überwiegend mache; und daß die Attractionen und Repulſionen ſich mit dem Quadrat der Entfernung vermindern, zwei Metho— den aus, um die Irrthuͤmer zu corrigiren, welche von dem Magnetismus des Eiſens in Schiffen herruͤhren; die eine, indem er fie compenſirte, die andere, indem er fie vers doppelte, mittelſt neben dem Compaß angebrachter kleinen Maſſen oder duͤnnen Platten von Eiſen, deren Beziehung zu dem Magnetismus der Erde, des Eiſens in dem Schiffe, und der Nadel durch Verſuche ausfindig gemacht werden ſollte.“ Hr. Barlow hat die letzte Methode für die Praxis angewendet und ihr Nutzen iſt durch die Capt. Baldey, Sabine, Parry und andere geſchickte Officiere erprobt ꝛc. Ueber den wilden Truthahn. Von Charles Lucian Bonaparte. (Ein Biuchſtuͤck aus deſſen American Ornithology. Vergl. No⸗ | tizen Nro. 270. ©. 95.) „Das Vaterland der wilden Truthuͤbner erſtreckt ſich von dem Nordweſtgebiete der Vereinigten Staaten ven Nordamerica bis zu der Landenge von Panama, füdlich welcher fie nicht gefunden werden, ungeachtet der Angaben von Schriftſtellern, welche irri⸗— gerweiſe den Curaſoow (Crax Alector) damit verwechſelt haben. In Canada und den gegenwärtig ſtark bevoͤlkerten Theilen der Verei⸗ nigten Staaten waren die wilden Truthuͤhner früher ſehr zahlreich; wie indeß der Indianer und der Büffel, fo waren auch ſie gend: thigt, dem oft muthwillig geuͤbten zerſtoͤrenden Scharfſinne der weißen Anſiedler das Feld zu raͤumen, und in den fernſten Ge— genden des Innern eine Zuflucht zu ſuchen. So ungerne und langſamen Schrittes fie übrigens ihren heimathlichen Boden ver: laſſen, ſo verbreiten und vermehren ſich die Niederlaſſungen ſo ſchnell uͤber die Oberflaͤche dieſes Landes, daß wohl der Tag nicht ſehr fern ſeyn moͤchte, wo der Jaͤger vergebens nach wilden Trut⸗ huͤhnern ausgehen wird.“ „Die wilden Truthuͤhner halten ſich nicht ausſchließlich an eine wiſſe Nahrung; ſie freſſen Mais, alle Arten Beeren, Fruͤchte, was, Roßkäfer, ſogar Froſchlarven, junge Froͤſche und Eidech⸗ ſen werden gelegentlich in ihren Kroͤpfen gefunden; wo es jedoch Pecannüſſe (Juglans olivaeformis) reichlich giebt, da ziehen fie dieſe jedem andern Nahrungsmittel vor; eine allgemeinere Vorliebe haben ſie indeß fuͤr Eicheln, wonach ſie ſchnell fett werden. Iſt daher das Eichelfutter irgendwo in ungewoͤhnlicher Fuͤlle gerathen, ſo wer⸗ den gleich große Schaaren von Truthuͤhnern aus ihren gewöhnli: chen Aufenthaltsörtern in die umliegenden Gegenden davon ange— zogen. Zu Anfang Octobers, wo die Eicheln ſich noch auf den Bäumen halten, verſammeln fie ſich in Schaaren und ziehen ſich in die fruchtbaren Niederungen. In dieſer Jahreszeit trifft man fie in großer Menge an den Ufern des Ohio und Miffifippi. Die Zeit dieſes ihres Erſcheinens heißt bei den Indianern der Truthahnsmonat“ „Die Maͤnnchen, gewoͤhnlich Gluckerer (gobblers) genannt, halten ſich zuſammen in Geſellſchaften von zehn bis hundert, und ſuchen ihr Futter getrennt von den Weibchen; waͤhrend die letz— tern entweder einzeln mit ihrem dann beinahe zu 3 ausgewachſe⸗ 166 nen Jungen umherſchreiten, oder in Gemeinſchaft mit andern Weibchen und ihren Familien Trupps von oft ſiebenzig oder acht⸗ zig Individuen bilden, welche ſich ſaͤmmtlich wohl in Acht nehmen, mit den alten Maͤnnchen zuſammenzutreffen, da dieſe, wo nur immer die Gelegenheit ſich darbietet, die Jungen mit wiederhol⸗ ten Schnabelſtoͤßen auf den Schädel anfallen und toͤdten. Indeß wandern ſaͤmmtliche Geſellſchaften ſtets in gleicher Richtung, und zwar zu Fuß, es ſey denn daß ſie vor den Jägerhunden ihre Ret⸗ tung im Fliegen ſuchen muͤſſen, oder ihr weiterer Marſch durch ei⸗ nen breiten Fluß verhindert wird. Wenn ſie uͤber einen Fluß ſetzen wollen, ſo ſuchen ſie ſich die hoͤchſten Uferſtellen aus, damit ihr Flug mit größerer Sicherheit von Statten gehe; oft bleiben fie einen ganzen Tag oder noch länger an ſolchen Orten, gleich⸗ ſam um ſich zu berathen oder ſich für eine fo gewagte Reife gehoͤ⸗ rig vorzubeteften. Während dieſer Zeit laſſen die Maͤnnchen ein gewaltiges Geglucker hören, und treten mit ungemeiner Gran— dezza einher, als wollten ſie dadurch ihre Gefaͤhrten aufmuntern und ihnen den hoͤchſten Grad von Kuͤhnheit einfloͤßen: auch bie Weibchen und Jungen ahmen viel von dem ſtolzen Weſen der Maͤnnchen nach, indem fie ihre Schweife ausbreiten und ſich ſtill⸗ ſchweigend in der Runde herumbewegen. Endlich begiebt ſich die verſammelte Menge auf die Gipfel der hödften Bäume, von wo die Geſeuſchaft, auf ein aus der Keble eines Anführers ertoͤnen⸗ des Signal, zugleich ihren Flug nach dem entgegengeſetzten Ufer nimmt. Die alten und fetten Thiere legen den Weg, auch wenn der Fluß über eine Meile breit iſt, ohne St wierigkeit zuruck; die jungen, magern und ſchwachen dagegen fallen oft vor Exrei- chung des Ufers rieder und muͤſſen dann ihr beben durch Schwim⸗ men zu retten ſuchen: fie zeigen ſich darin denn auch ziemlich ge⸗ ſchickt, indem fie ihre Schweife als Stuͤtze ausbreiten, ihre Fluͤ⸗ gel dicht an den Leib halten, den Hals vorſtrecken und mit ihren Beinen ſchnell und kraͤftig ausſtreichen Wenn ſie in ſolchen An⸗ ſtrengungen, das Land wieder zu erreichen, ſich einem hohen oder unzugänglichen Ufer nahen, hören fie zu ſchwimmen auf, laſſen ſich eine Zeitlang vom Strome forttreiben um friſche Kräfte zu gewinnen und erheben ſich endlich mit einer gewaltigen Kraftan⸗ ſtrengung aus dem Waſſer. Indeß ſind nicht alle in dieſem Ver— ſuche gluͤcklich; einige der ſchwaͤcheren Thiere fallen, da ſie ſich nicht hoch genug in die Luft erheben koͤnnen um das hohe ufer zu erreichen, wieder und immer wieder in's Waſſer, und kommen ſo zuletzt elendiglich um. Gleich nachdem dieſe Voͤgel gluͤcklich am andern Flußufer angelangt find, ſchwärmen fie für eine Zeitlang ohne erſichtlichen gemeinſchoftlichen Zweck umher, und zu dieſer Zeit werden ſie, obgleich ſie dann am wenigſten Werth haben, in Menge von den Jaͤgern geroͤdtet.“ „„Sind die Truthuͤhner endlich in ihr gelobtes Land gelangt, fo zerſtreuen fie fi in kleinen Geſellſchaften, beſtehend aus Indi⸗ viduen von jedem Geſchlecht und Alter unter einander, welche im Vorſchreiten nach und nach den ganzen Eichelnvorrath cufzehren: dieß geſchieht um die Mitte Novembers. Man hat die Bemer⸗ kung gemacht, daß die Truthuͤhner nach ſolchen langen Tagereiſen ſo zutraulich werden, daß ſie ſich auf die Pflanzungen wagen, und wohl gar den Pachthoͤfen ſich ſo welt naͤhern, daß ſie in die Staͤlle und Krippen nach Futter gehen. Auf dieſe Weiſe bringen ſie den Hertft und einen Theil des Winters zu, und wer: den während der Zeit in großer Anzahl von den Einwohnern ge— tödtet, welche fie dann in gefrornem Zuſtande aufbewahren, um ſie ſo auf die entfernten Maͤrkte zu bringen.“ Grün im Marz fangen fie an ſich zu paaren; und obgleich die Weibchen kurze Zeit zuvor ſich von den Maͤnnchen abſondern und ihnen auf alle moͤgliche Weiſe ausweichen, ſo werden ſie doch von den letztern, die dann ihren gluckernden Ton hören laſſen, unabläfjig verfolgt. Beide Geſchlechter ſchlafen getrennt, doch nicht weit von einander, fo daß, wenn das Weibchen einen Rufton von ſich giebt, ſaͤmmtliche Maͤnnchen, zu deren Obren er gelangt, antworten, wobei ſie die Toͤne in den geſchwindeſten Rouladen auf einander folgen laſſen; aber nicht ſo wie es, wenn ſie, den Schweif ausbreitend, neben den Hennen einherſtolziten, zu geſchehen pflegt, ſondern mehr mit einer Stimme, aͤhnlich der des zah⸗ men Truthahnes, wenn biefer ein ungewoͤhnliches oder oft wier 11 * 167 terholtes Gerauſch vernimmt. In den Gegenden, wo die Trut⸗ huͤhner ſich zahlreich finden, ertoͤnen die Wälder von einem Ende zum andern oft auf hundert Meilen weit von dieſem ſonderbaren Gegurre, wonnt fie ſich aus ihren Nachtquartieren antworten und was etwa eine Stunde lang fortgeſetzt wird. Bei Aufgang der Sonne kommen ſie ſtillſchweigend von ihren Sitzen herab, und die Maͤnn⸗ chen beginnen dann ſich aufzublähen, gleichſam um damit die Be⸗ wunderung ihrer Weibchen einzuaͤrndten.“ 8 5 Laͤßt ſich der Ruf von der Erde herauf hören, fo fliegen die Maͤnnchen aus der Nachbarſchaft gegen die Rufende hin, und fie moͤgen ſie dann ſehen oder nicht, ſo ſtrecken und breiten ſie ihren Schweif aus, werfen den Kopf zuruck, blaͤhen den Kamm und die Fleiſchgehaͤnge auf, ſchreiten ſtolz herum, und rauſchen mit ih⸗ ren Flügeln und Federn, indem fie zu gleicher Zeit einen Luft: ſtrom mit Geraͤuſch aus den Lungen ausſtoßen. Waͤhrend ſie ſo beſchaͤftigt ſind, machen ſie auch dann und wann eine Pauſe, um ſich nach dem Weibchen umzuſehen, wonach ſie ſich von neuem aufblähen und Luft ausblaſen, indem fie ſich dabei mit folder Schnelligkeit bewegen, als nur immer die Beſchaffenheit ihres Ganges es geſtattet. Oft treffen die Maͤnnchen während einer ſolchen ceremonidſen Annäherung auf einander, worauf verzwei— felte Kaͤmpfe erfolgen, welche ſich erſt mit der Flucht oder dem Tode des Beſiegten endigen.“ 8 Hr. Bonaparte giebt hiernach eine Beſchreibung von Trut⸗ hahns⸗Galanterie, welche ſich hier leichter in der Kürze erwaͤh—⸗ nen als ganz herſetzen laͤßt. Wie es ſcheint, ſucht der Truthahn alle Eier ſeiner Lieblingshennen zu zerbrechen, damit letztere huͤbſch um ihn bleiben; indes wiſſen die Weibchen ihre Neſter zu verbergen, worauf die verlaſſenen Männchen gleichgültig und nach⸗ läſſig gegen fie werden, friedlich mit einander umgehen, und zu gluckern aufhoͤren. „Auch wenn die Truthaͤhne auf ihrem Lager ſind, blaͤhen ſie ſich zuweilen auf und gluckern, gewoͤhnlicher aber erheben ſie bloß ihren Schweif, und puffen Luft aus, worauf der Schweif und die andern Federn ſich ſogleich wieder legen. In hellen oder Mondſcheinnaͤchten, gegen Ende der Brutzeit, wiederholen fie dieſe Action, in Zwiſchenraͤumen von wenigen Minuten, mehrere Stunden lang, ohne dabei von ihren Sitzen aufzuſtehen.“ „Alsdann trennen ſich die Geſchlechter; die ſehr ausgemergel⸗ ten Maͤnnchen hoͤren ganz und gar zu gluckern auf, und ziehen ſich hinter auf der Erde liegende Bäume in unzugaͤngliche Theile des Waldes oder in die faſt undurchdringliche Einſamkeit eines Rohrdickichts zuruck. Ehe fie ihre Verſtecke verlaſſen, laſſen fie ſich lieber bis auf eine geringe Entfernung nahe kommen, we ſie dann erſt in der Schnelligkeit ihrer Füße Rettung ſuchen: indeß haben fie in dieſer Jahrszeit, da fie mager und mit Ungeziefer bedeckt ſind, fuͤr den Jaͤger keinen Werth. So zuruͤckgezogen und in träger Ruhe lebend und ſich von gewiſſen Graͤſern naͤhrend, kommen fie wieder zu Fleiſch und Kraͤften, und nachdem fie bier ſen Zweck erreicht, ſammeln ſie ſich wieder und beginnen von neuem ihre Wanderungen.“ { „um die Mitte Aprils, wenn die Witterung trocken iſt, ſucht ſich das Weibchen zum Eierlegen ein paſſendes Plätzchen, welches vor Ueberſchweramung geſchuͤtzt und, fo viel moͤglich, vor dem ſcharfen Auge der Kraͤhe verborgen iſt: dieſer liſtige Vogel ſpio⸗ nirt nach dem Neſte der Henne, und nachdem er das koſtbare Depoſitum entdeckt hat, wartet er die Abweſenheit der Mutter ab, um ſaͤmmtliche Eier wegzutragen, damit er ſie allmaͤlig nach Gefallen verzehren koͤnne. Der Eier ſind in der Regel neun bis funfzebhn.“ y „Das Weibchen nähert ſich feinem Neſte ſtets mit vieler Vor⸗ ſicht, und ſo, daß es ſelten zweimal denſelben Weg dahin nimmt; auch unterläßt es, wenn es vom Neſte gehen will, nicht, das Ganze zuvor mit duͤrrem Laube zu bedecken, womit es daſſelbe ſo kuͤnſtlich zu verbergen weiß, daß es, ſelbſt für den, der alle feine Bewegungen bewacht hat, aͤußerſt ſchwer haͤlt, die Stelle genau anzugeben. Man findet daher nur wenig Neſter, und dieſe werden in der Regel nur dadurch entdeckt, daß die Henne unvermuthet von ihnen aufgejagt wird, oder durch den Anblick von zerbrochenen Eierſchaalen, welche von ir— 168 gend einem liſtigen Luchs, Fuchs oder Kraͤhe umher geſtreut wurden. Wenn die Henne legt oder brütet, laͤßt fie ſich nicht leicht durch die Annäherung von anſcheinender Gefahr von ihrem Poſten vertreiben; ſieht ſie indeß einen Feind, ſo duckt ſie ſich ſo viel moͤglich nieder und läßt ihn voruͤber. Ein von Hrn. Aus dubon berichteter Umſtand dient zum Beweiſe von der Klug⸗ heit, welche ſie bei ſolchen Gelegenheiten an den Tag legen: nachdem er naͤmlich eine bruͤtende Henne gewahr geworden, be— merkte er, daß ſie ihn, wenn er eine gleichguͤltige Miene annahm, oder pfiff oder mit ſich ſelbſt ſprach, auf fuͤnf oder ſechs Fuß weit von ſich ruhig vorbeigehen ließ; wenn er ſich dagegen vorſich⸗ tig naͤherte, ſo ließ ſie ihn ſich nicht auf zwanzig Schritte zu nahe kommen, ſondern rannte mit ausgebreitetem Schweife zwanzig oder dreißig Yards weit fort, wo fie dann, einen ſtattlichen Gang annehmend, bei jedem Stritte ſtill ſtand und dann und wann einen Gluckton ausſtieß. Sehen fie ihr Neſt von Mens ſchen entdeckt, ſo geben ſie es ſelten auf; hat aber eine Schlange oder ein anderes Thier eines von den Eiern ausgeſogen, fo ſetzt die Mutter ſich nicht wieder auf die uͤbrigen. Hr. Audubon ſah einſt drei Weibchen zuſammen uͤber zwei und vierzig Eiern bruͤten. In ſolchen Faͤllen wird das Neſt beſtaͤndig von einer der Mütter bewacht, fo daß keine Kraͤhe, kein Rabe, und felhft kein Iltiß ſich ihm naͤhern darf. „Die jungen Truthuͤhner wachſen ſchnell, fo daß fie im Mo- nat Auguſt, wo mehrere Haufen junger Huͤhner ſich zufammen- begeben und unter Leitung ihrer Muͤtter in die Waͤlder ziehen, ſchon ſtark und vollkommen faͤhig ſind, ſich vor den Angriffen der Woͤlfe, Fuͤchſe, Luͤchſe und ſelbſt der Cuguare zu ſchuͤtzen, indem ſie ſich, mit Huͤlfe ihrer kraͤftigen Beine, ſchnell von der Erde erheben und mit Leichtigkeit zu den oberſten Zweigen der hoͤch— ſten Baͤume gelangen. Unter den zahlreichen Feinden der wilden Truthuͤhner find die gefuͤrchtetſten die großen Tag- und Nacht⸗ Raubvoͤgel und der Luchs (Felis rufa), welcher ihre Eier aus ſaugt und in der Habhaftwerdung der Alten wie der Jungen Au: ßerſt geſchickt iſt: er folgt ihnen naͤmlich erſt eine Weile, um ſich von der Richtung ihres Weges zu vergewiſſern, und indem er ihnen dann ſchnell auf einem Ummege den Vorſprung abge— winnt, ſtellt er ſich in einen Hinterhalt, und wartet, bis er mit einem einzigen Sprunge ſein Opfer faſſen kann.“ „Je nachdem der Nahrung viel oder wenig, und dieſelbe von guter oder ſchlechter Beſchaffenheit iſt, find die wilden Truthuͤh- ner groß oder klein, fett oder mager, von vortrefflichem oder nur leidlichem Geſchmack; im Ganzen genommen iſt indeß ihr Fleiſch zarter, ſaftiger und wohlſchmeckender als das der zahmen Trut⸗ huͤhner; am beſten ſind ſie im Spaͤtherbſt oder zu Anfang des Winters. Die Indianer halten das Fleiſch dieſer Thiere, gebra- ten, fo hoch, daß fie es nur „des weißen Mannes Gericht?“ nen— nen, und es den zu ihnen kommenden Fremden als das Beſte an⸗ bieten, was fie haben. Es ſcheint, daß die wilden Truthuͤhner in Mexico kein fo nahrhaftes Futter finden, wie in den Verei- nigten Staaten von Nordamerica, weil den Nachrichten Herz nandez's zufolge, ihr Fleiſch härter und in jeder Hinſicht ge⸗ ringer als das des zahmen Vogels iſt.“ „Die Indianer benutzen ihre Schweife viel zu Faͤchern, die Weiber weben ihre Federn hoͤchſt kunſtvoll auf einem von Bir- kenrinde gefertigten Gewebe ein, und zwar ſo, daß ſie die weiche Seite nach Innen und die glänzende Oberflaͤche dem Auge zu kehren. Eine Probe von dieſer Art Zeug befindet ſich im Mu⸗ ſeum zu Philadelphia; man fand es als Huͤlle um den Leichnam einer Indianerin in der großen Salpeterhoͤhle in Kentucky.“ „Die erſte Beſchreibung des Truthahns, von der man mit Beſtimmtheit weiß, iſt die von Oviedo im J. 1525, welche in dem kurzem Abriſſe ſeiner Geſchichte von Indien enthalten iſt. Zu Anfange des ſechszehnten Jahrhunderts ward dieſer Vogel zuerſt aus Mexico in Spanien eingefuͤhrt; von Spanien aus kam er im Jahre 1524 nach England. Unter der Regierung Franz I. gelangten Truthuͤhner auch nach Frankreich, von wo ſie ſich wei⸗ ter nach Deutſchland, Italien ꝛc. verbreiteten; einige wenige waren jedoch ſchon einige Jahre fruͤher durch die Spanier in das letztgenannte Land gebracht. Der erſte Truthahn ſcheint in . 16 * K EL EN 1 10 52% [ 7 3189 7776 Zu den Notizen N® 273. 169 Frankreich bei dem Hochzeitsbanket ? ; auf die Tafel gekommen zu ſeyn. Seit dieſer Zeit wurde auf ihre Zucht ſo viele Sorgfalt verwendet, daß in England, wie wie in alten Chroniken leſen, ihre ſchnelle Vermehrung ſie ſchon um das Jahr 1535 zu einem höchſt geſchaͤsten Gericht auf den Tafeln der Landleute geeignet hatte. Europäer brachten ſie in alle ihre Colonien, und ſo wurden ſie allmälig in Aſien, Afrika und ſelbſt in Auſtralien eingeführt." 0 \ „diejenigen, welche den Truthahn nicht in ſeinem wilden Zu⸗ ffande beobachtet haben, kennen nur feinen entarteten Abkoͤmm⸗ ling, welcher in Geſtalt und Schönheit weit unter jenem ſteht. Weit entfernt, daß dieſes Thier durch menſchliche Sorgfalt und den ihm im gezaͤhmten Zuſtande zu Gebot ſtehenden Ueberfluß an Futter gewonnen hätte, iſt es vielmehr nicht nur in Europa und Aſien, ſondern ſelbſt in feiner urſpruͤnglichen Heimath aus geartet.“ „Von den wilden Truthuͤhnern iſt das Maͤnnchen, aus gewach⸗ fen, beinahe vier Fuß lang und hält über fünf Fuß im umfang; das Weibchen iſt bedeutend kleiner, da es nur drei und einen Viertel Fuß Länge hat. Das Gewicht der Henne iſt im Durch⸗ ſchnitt gewohnlich ungefahr neun Pfund. Herr Audu b on at in der Erdbeerzeit magere Hennen geſchoſſen, welche drei— leon Pfund wogen; auch ſah er einige fo fett, daß fie, ge⸗ troffen vom Baume fallend, auf dem Boden aufplatzten. Die Truthähne unterſcheiden ſich von den Weibchen bedeutend in Groͤße und Gewicht; nach den aus verſchiedenen Gegenden der Union mir gewordenen Nachrichten moͤchten ſunfzehn bis zwanzig Carl's IX. im J. 1570 170 Pfund als ibr gewoͤhnlichſtes Gewicht zu betrachten ſeyn; in⸗ deß ſind Individuen von dreißig Pfund Schwere eben nicht ſehr ſelten, und ich habe mich ſelöſt von dem Daſeyn von vierzig⸗ pfündigen vergewiſſert. Was übrigens die ſelbſt dieſes letztere Gewicht uͤberſteigenden Angaben einiger Autoren, welche indeß nicht aus eigener Anſicht reden, betrifft, ſo habe ich keines der Art finden können und bin daher geneigt, dieſe Angaben für fa⸗ belhaft zu halten. AR RN eie n. Neotoma Ho ridana und Sigmodon hispidum find neu: entdeckte Nagethiere, welche die HHrn. Say und Ord in dem Journal of the Philadelphia Academy beſchrieben haben. Leptophis iſt der Name einer von Bell beſchriebenen Schlangengattung, die der Gattung Dryinus, Merrem, nah ver: wandt iſt. (Zool. Journal VII.) Sternothaerus heißt eine neue Gattung Doſenſchilbkroͤte, welche Bell aufſtellt und folgendermaaßen ch iracteriſirt: „Ster- num univalve: lobus anterior mobilis, lobi posteriores duo connexi, immobiles.““ (Zool. Journ. VII.) Galeomma iſt eine von Turton aufgeſtellte Muſchelgat⸗ tung: Testa bivalvis, aequivalvis, aequilateralis, trans- versa; margine antico oVato-hiante. Cardo edentulus, Ligamentum internum, r Anſicht und Verfahren der Chineſen und Japane— ſen, in Bezug auf Acupunctur und Moxa *). (Hierbei ei.e Tafel Abbildungen.) Dieſe Operationen ſind ſeit undenklichen Zeiten in China und Japan angewendet worden. Die Japaneſen ſehen in der Acupunctur und in der Mora fo wichtige Agenzien, daß fie die: ſelben unbedenklich ſelbſt da anwenden, wo jedes andere Mittel unwirkſam geblieben iſt; ja eine große Zahl ihrer Aerzte vernach⸗ läſſigt über der Anwendung der Moxa und der Acupunctur jede andere therapeutiſche Indication. Die Acupunctur beſteht darin, daß man eine ſehr zarte Na⸗ del in die leidenden Theile des Koͤrpers einſenkt. Dieſe Nadeln ſind gewoͤhalich aus Gold oder Silber verfertigt und ohne den Griff 3 Zoll lang; der Griff ungefahr 1 Zoll lang. Die Japa⸗ neſen verwahren fie in einem Futteral, weiches den Namen San— tok fuͤhrt. Sonſt bedienten fie ſich eines kleinen Hammers, um mit ge: linden Schlaͤgen auf den Griff der Nadel letztere bis zur ge⸗ wuͤnſchten Tiefe in die betreffenden Theile zu treiben, haben aber jetzt dieſes Verfahren aufgegeben und begnügen ſich, auf die Stelle, wo die Operation vorgenommen werden ſoll, einen kleinen bob: len Cylinder ſenkrecht aufzuſetzen, in welchen fie die Nadel. einfüh- ren. Hierauf klopfen ſie gelinde in kleinen Schlägen mit dem Zeigefinger auf den obern Theil des Nadelgriffes, bis die Nadel die Haut . a hat. Sodann wird der kleine Cylinder abgenommen und die beſchriebene Manipulation fo lange fortges ſetzt, bis die Nadel die gewuͤnſchte Tiefe erreicht hat. u) Der Gebrauch der Mora und der Acupunctur iſt in ben letzten Zeiten auch in Deutſchland fo oft beſprochen und in Anwen- dung gebracht worden, daß ich glaube, es werde vielen Leſern angenehm ſeyn, beiliegende Abbildungen mit dieſen Erläuter rungen zu erhalten, welche aus dem Recueil de mémsoires de Chirurgie par le Baron D. J. Larrey. Paris 1821. 8. und aus der, Notizen Nr. 202. S. 64 erwähnten, Schrift von Sarlandiere entnommen ſind. , der Exſpiration die Nadel ein wenig zuruͤckziehen. unn de. Andere pflegen auch an der bezeichneten Stelle die Haut mit dem Zeigefinger und dem Daumen der einen Hand zu knei⸗ pen, während ſie mit der andern Hand die Nadel auf die be⸗ ſchriebene Weiſe einfuͤhren. b Noch Andere pflegen auf die Weiſe mit der Nadelſpitze ein⸗ zudringen, daß fie die Nadel zwiſchen dem Zeigefinger und dem Daumen rollen oder trillen. Die Japaneſen laſſen die Nadel bald längere, bald kuͤrzere Zeit mit den leidenden Theilen in Beruͤhrung. Manchmal wird die Nadel raſch eingeſenkt und eben ſo raſch herausgezogen, manchmal wird fie raſch herausgezogen und von neuem in dies ſelbe Stichoͤffnung eingeſenkt, folglich dieſelbe Operation mehr⸗ mals wiederholt und zwar bis zu derſelben Tiefe, oder dei jeder neuen Einfuͤbrung immer um einige Linien tiefer. Wenn die Japaneſen die Acupunctur am Unterleib anwenden, fo folgen fie dabei den Bewegungen der Refpiration, indem fie nach der Inſpiration ſchwaͤcher als ſonſt auf die Haut druͤcken und nach Sie pflegen auch die Nadel in ſchraͤger Richtung, oder ziemlich parallel mit den allgemeinen Bedeckungen, einzuführen, in der Regel wird ſie indeſſen in ſenkrechter Richtung zu den Theilen angewendet. Die Tiefe, bis zu welcher fie eingeſenkt wird, kann von 2 bis zu 20 Linien, jedoch ſelten daruͤber betragen. Man darf nicht glauben, daß dle Japaneſen, welche in die⸗ fer Operation außerſt geſchickt find, fie ohne große Vorſicht aus⸗ üben: fie vermeiden den Lauf der Nervenſtaͤmme, der Arterien und der Venen; niemals nehmen ſie die Acupunctur waͤhrend der Verdauung, nach großen Anftrengungen, oder zu einer Zeit vor, wo der Patient noch nichts gegeſſen hat, und ehen ſo wer nig bei ſtarken Schweißen, bei Zornanfällen und heftigen Ge⸗ muͤthsbewegungen. Sie betrachten die Acupunctur als eine Ope⸗ ration, welche die groͤßte umſicht verlangt, und glauben, daß die ſchlimmſten Folgen entſtehen koͤnnen, wenn dieſes Mittel 413 und unzweckmaͤßig angewendet wird. Deßhalb machen ſie ft auch durch einen Eid verbindlich, nicht eher zu practitiren, als bis fie die gehörige Geſchicklichkeit und die Autorifation zur ärzt⸗ lichen Praxis von denen erhalten haben, unter deren Aufpieien 171 fie ſich gebildet haben. Dieſe Autoriſation erhalten fie aber erſt nach einem angeſtrengten Studium von 5 oder öjaͤhriger Dauer. Die Chineſen und Japaneſen wenden die Acupunctur in faſt allen: Fällen an, aber es iſt ausgemacht, daß ſie in] ſchmerz⸗ haften nicht entzündlichen Affectionen die beſten Erfolge gegeben hat. Beſonders wirkſam zeigt fie ſich gegen rheumati⸗ ſche Schmerzen und Gicht. Heftige Coliken werden auf biefem Weg aͤußerſt ſchnell gehoben. Die Chineſen hemmen damit hef- tiges Erbrechen und Diarrhöe, fie heilen Convulſionen und prei⸗ ſen ſie als ein wirkſames Mittel bei Paralyſe, Hyſterie, Syn⸗ cope und allen Nervenaffectionen. Sie ſcheuen ſich nicht, die⸗ ſes Mittel bei entzuͤndlicher Irritation der Eingeweide, bei ce- phalitis, gastro - enteritis, Pneumonie ꝛc. anzuwenden. Die ſicherſte Hülfe gewährt es indeſſen bei chroniſchen Affectionen und hauptſaͤchlich in den Organen, welche außerhalb des Kno⸗ chengeruͤſtes liegen. Dieſe Nachrichten verdanken wir hauptſaͤchlich einem Hollaͤn⸗ diſchen Arzte, Hrn. Titſing, der ſich 18 Jahre lang in Japan aufgehalten und viel mit der Mediein dieſer Völker beſchaͤftigt hat. Eben als er feine Forſchungen und Erfahrungen dem Druck übergeben: wollte, ſtarb er, und wir find noch gluͤcklich ge— nug, ein von ihm uͤberſetztes Manuſcript zu beſitzen, welches die Hauptvorſchriften der Chineſiſchen und Japaniſchen Heilkunſt ent⸗ haͤlt, nach welchen jene Boͤlker feit vielen Jahrhunderten die Acu⸗ punctur und die Moxa angewendet haben. f Um die Kunſt der Acupunctur zu erlernen, bedienen ſich, wie Hr. Titſing berichtet, die Japaneſen einer metallnen Statue von menſchlicher Geſtalt, auf welcher, nach den Regeln der Kunſt, ſehr kleine Loͤcher angebracht ſind, um die Puncte zu bezeichnen, in welche bei gewiſſen Krankheiten die Nadel eingefuͤhrt werden muß. Dieſe Statue iſt mit geleimtem Papier uͤberzogen, damit man dieſe Loͤcher nicht entdecken koͤnne, im Fall man der nöthiz gen Kenntniſſe entbehrt, um genau ihre Lage zu errathen. Derjenige, welcher in dieſen Laͤndern ausuͤbender Arzt wer: den will, muß ſehr bewandert in der Kunſt, die Nadel zu handha⸗ ben, und in der Kenntniß der Puncte ſeyn, wo die Operation vorzunehmen iſt, muß auch ferner wiſſen, wie tief die Nadel ein⸗ zufuͤhren iſt, fo daß er ohne alles Zaubern den Punkt an der Sta⸗ tue zu treffen vermag, wo die Operation fuͤr eine ihm genannte Krankheit vorgenommen werden muß. Nur nach einem ſolchen aͤußerſt ſcrupuloͤſen Examen erhält der Candidat die Erlaubniß zur Praxis. Zu Oſaca werden ebenfalls dergleichen Statuen aus Holz oder aus Pappe verfertigt und die verſchiedenen Stellen, wo, der Vorſchrift gemaͤß, die Nadel oder die Moxa anzuwenden iſt, ſind mit Punkten bezeichnet, die durch verſchiedenfarbige Linien in Verbindung geſetzt ſind, um ihre Reihenfolge anzuzeigen. Dieſe Statuen oder Puppen führen den Namen Tsöe-bosi, welches Wort zuſammengeſetzt iſt aus Tsöe Geſtalt und bosi Prieſter, weil naͤmlich der Kopf an dieſen Puppen ganz raſirt und ſo dargeſtellt iſt, wie ihn die Prieſter dieſes Landes zu tragen egen. M 931 Mijaco wohnt ein Mann, der, vermöge feiner tiefen Kenntniſſe in der Heilkunſt, allein das Recht hat, die Anwen⸗ dung der Nadel zu lehren und ſeine Schuͤler zur Ausuͤbung der Heilkunſt, mittelſt eines Certiſicates, für tüchtig zu erklären. Die erwaͤhnten Puppen, auf welchen die Punkte fuͤr die Anwendung der Acupunctur und der Moxa aͤußerſt ſorgfaͤltig angezeigt find, koͤnnen nur von dieſem Mann mit jenen Punkten verſehen werden, wofür er eine ſehr geringe Bezahlung nimmt, naͤmlich 4 Mail und z daaß Hollaͤndiſche Münze. Da er ſich indeſſen hiermit nur ſelten abgiebt, fo, konnte Hr. Titſing nur auf Verwendung eines Arz⸗ tes des Japaniſchen Kaiſers und eines Secretaͤrs des Gouver⸗ neurs von Mijaco eine ſolche Puppe bekommen, die weiter un⸗ ten näher beſchrleben werden foll. Von den Wirkungen der Acupunctur hier nur einen Fall, von welchem Hr. Titſing im Jahr 1782 zu Deſima Augenzeuge geweſen iſt. „Einer der an der Factorei Angeſtellten wurde von einer ſchrecklichen Colik befallen. Alle Mittel des daſigen Holländiſchen Arztes waren ohne Erfolg. Der unglückliche kruͤmmte und wand ſich wie ein Wurm und ſtieß ein unbeſchreib⸗ 172 liches Schmerzensgeſchrei aus, wobei er den Tod als den einzi⸗ gen Retter herbeiwünſchte. Wir alle waren, erzählt Titſing, vom tiefiten Mitleiden ergriffen. Dieſer Zuſtand hatte ſchon uͤber 21 Stunden gedauert, als ein Japaneſe, der mit dleſem Mann zu ſprechen hatte, von ungefähr hinzu kam, die urſache des Leidens erfuhr und ſogleich Huͤlfe verſprach. Er ließ den Patienten auf den Ruͤcken legen, faßte mehrmals mit feinen Händen die Haut und die Muskeln des Bauches, nahm hierauf aus ſeinem Santok eine Nadel und ſenkte ſie mehrmals bis in den Magen, wo er ſie ſitzen ließ. In weniger als 1 Stunde war der Schmerz gaͤnzlich beruhigt und der Kranke hielt dieſe Wirkung einem Zauber ahnlich. 2 Der Tsos-bosi, welcher hier abgebildet iſt, beſteht aus Pappe und hat 2 Fuß Höhe. Die Abbildungen find genau re: ducirt und die Zahlen deſſelben bezeichnen folgende Stellen: 1— 20 die Seitenpartie des Antlitzes, d. i. die regio tempora lis, zygomatica und submaxillaris, ſ. Fig. 1. 2 und 3 21—25 die linea media superior posterior des Kopfes vom Scheitel bis zum Nacken, ſ. Fig. 2. 3. und 4.; 26 — 43 die obere und aͤußere Portion des Schaͤdels, erſt nach hinten zu, hierauf nach der Seite des Halſes nach dem sternum hin, f. Fig. 3 u. 45 44 — 84 die mittlere vordere Portion des Rumpfes vom Knie an bis zur regio pubis, ſ. Fig. 1; 85 — 127 die vordere Seiten⸗Portion des Halſes, die Gegenden des Thorax und des Abdomen, ſ Fig. 1. und 3.5 128 — 132 den vordern Theil des Armes, ſ. Fig. 1. und 6. 133 — 137 den äußern Theil der Hand und des Daumens, f. ig. I. - 138 — 156 den innern Theil des Arms, ſ. Fig. 6.5 157 — 206 den vordern und innern Theil der untern Extremitaͤ⸗ ten, ſ. Fig. x, 3, 2.; \ 2 207 — 228 die Zahl der Wirbelbeine, welche die Chineſen anneh⸗ men (obige Arabiſche Ziffern ſind durch Roͤmiſche von I—XXI erſetzt), fie nehmen die hintere Mittellinie des Rumpfes ein, ſ. Fig. 2.; 229 — 233 den untern hintern Theil des Rumpfes unde der re- gio sacralis, ſ. Fig. 2.; 234 — 264 den hintern Seitentheil des Rumpfes, f. Fig. 2.; 265 — 281 den äußern Theil des Armes, ſ. Fig. 2. 5,3 282 — 306 den hinteren Theil des Armes, f. Fig. 2.5 307 — 337 den hinteren und unteren Theil des Schenkels und Fußes, ſ. Fig 2. 3. 7. 8. und 9. Aus dem von Hrn. Titſing uͤberſetzten Manuſcript ent⸗ lehnen wir folgende Vorſchriften: „Es iſt ſchaͤdlich, nach einem Erbrechen an den mit 56 und 122 bezeichneten Puncten die Acupunctur vorzunehmen; eben ſo wenig darf der Arzt bei ſchwangern Weibern an den mit 279, 194 und 6 bezeichneten Puncten die Nadel einſenken.“ „Erfolgt durch einen Stich eine ſtarke Blutung, ſo ſenkt man, zur Hemmung derſelben, die Nadel an der mit 267 be⸗ zeichneten Stelle ein.“ 5 5 975 g „Es giebt Fälle, wo die Nadel nicht ſenkrecht eingeſtochen wird, ſondern mehr in ſchraͤger und faſt horizontaler Richtung, z. B. am Kopf, an den Händen und an den Füßen, wo bie Theile nur eine ſchwache Fleiſch- oder Hautbedeckung haben.“ „Bei Mangel an Appetit wird die Nadel erſtlich an den mit 76, 58, 75 und 36 bezeichneten Stellen 3 Tage na einander eingeſenkt, und wenn dieß nicht hilftl, ſo beſtreut man den Nabel mit etwas Salz und brennt um dieſes Salz herum 17 bis 24 Moxenkegel von 6 Linien Durchmeſſer ab.“ „In Faͤllen von Apoplexie pflegen die Chinefen und Japa⸗ nefen bei 90 2 oder 3 Linien tief und bei 279 3 bis 5 Linien tief einzuſtechen. l AS Ar „In Fällen von Geiſtesabweſenheit mit Delirium ſenk t man die Nadel auf dem 1 2 Linien tief, bei 162 5 Linien tief und bei 279 3 bis 5 Linien tief ein. } a. „Bei heftigen Diarrhoen ſenkt man die Nadel 8 Linien tief bei 62, 5 Linien tief bei 999906 und hilft dieſes nicht, fo ſetzt man guf dieſe Puncte eine Moxa.“ . Ä 5 In Fallen von Colik ſticht man 8 Linien tief bei 296, 3 Ei: 173 nien tief bei 194, 3 Linien tief bei 234, 2 Linien tief bei 196, und 8 Linien tief bei 146 ein.“ „Empfindet ein Patient, nach dem Genuß ſchlechter Nah⸗ rungsmittel, eine Schwere des Magens, ſo ſticht man 8 Linen tief bei 96 und 98, 19 Linien tief bei 94, 4 Linien tief bei 197 ein, wodurch man bei dem Patienten Erbrechen bewirkt; hier⸗ auf ſenkt man nochmals die Nadel 8 Linien tief bei 36 ein.“ „Bei Convulſionen der Gebärmutter ſticht man 6 Linien tief bei 122 und rir, und 10 Linien tief bei 64 ein; aber auch nach den Umſtaͤnden manchmal 20 Linien tief.“ „Bei hyſteriſchen Weibern ſticht man bei 98 und 56 10 Lie nien tief ein, nur nicht an der Stelle ſelbſt, wo die Krampfge⸗ ſchwulſt ſich befindet, ſondern etwas zur Seite.“ „Bei Nierenſchmerzen ſticht man 5 Linien tief bei 314 ein.“ „Bei der Ruhr ſticht man 8 Linien tief bei 56, 5 Linien tief bei 98 und 10 Linien bei 64 ein, ſtreut hierauf etwas ge⸗ trocknetes Seeſalz in die Nabelhöhlung und brennt um den Na⸗ bel herum 100 bis 200 Moxenkegel ab. Man verfaͤhrt auch auf eine andere Weiſe, indem man namlich die Nadel 10 Linien tief bei 56, 15 Linien tief bei 98 ꝛc. einſenkt.“ „Bei einer leichten Diarrhoe ſticht man 5 Linien tief bei 63, 4 Linien bei 81, 8 Linien bei 56, und 5 Linien bei 98 ein.“ „Bei trocknem Huſten: 1 Linie tief bei 298, 3 Linien tief bei 142, und 5 Linien Tief bei 293.“ „Bei ſtarkem Huſten mit blutigem Auswurf: 249, 3 Linien bei 13t und 5 Linien bei 162.“ „Bei ſtarkem Naſenbluten; 4 Linien bei 24, 3 Linien, bei 131, 5 Linien bei 162 und 3 bis 5 Linien bei 279.“ „Bei der Gelbſucht: 8 Linien bei 56 und 10 Linien bei 94.“ „Bei Ztägigen Fiebern: 6 Linien bei 122, 10 Linien bei 3 Linien bei 123 „„Bei gtägigen Fiebern: 1 Linie bei 336 und 156, 5 Linien bei 122 und 5 Linien bei 207.“ „Bei einer Gonorrhoͤe: 10 Linien bei 64 und 3 Linien bei 259, wodurch die Wirkung der andern Mittel befoͤrdert wird.“ „Bei Gichtſchmerzen: 3 Linien bei 39, 4 Linien bei 116 und 159, 5 Linien bei 162 und 6 Linien bei 265“ „Den Ertrunkenen gießt man, wenn ſie zeitig aus dem Waſſer gezogen ſind, Eſſig in den Mund und ſticht eine Nadel tief bei 53 ein, damit fie ſich erbrechen und Athem ſchoͤpfen.“ „Bei 64 find 3 Puncte in geringem Abſtand von einander, wo man die Nadel bei einer ſchweren Niederkunft 2 oder 3 sun *) tief einführt, je nachdem die Frau von mehr oder weni⸗ ger ſtarker Conſtitution iſt. Zugleich verordnet man ihr folg en— des Mittel: Safranpulver T Drachme. Zimmtpulver 2 Drachme. i Weiße Lilien 2 Drachmen. Man gießt darauf 2 Taſſen Waſſer, die man bis auf eine Taſſe einkochen laͤßt. Dieß iſt von ſo heilſamer Wirkung, daß die Woͤchnerin nicht nur eine gute Niederkunft hat, ſondern, wenn die Frucht todt iſt, auch dieſelbe nebſt der Nachgeburt aus— getrieben wird 1 Bei anhaltendem Erbrechen, und wenn bei heftigem Fieber die Winde durch den Mund abgehen, ſticht man die Nadel 5 Li⸗ nien en 40 ein.““ N „Wenn Jemand erwuͤrgt worden iſt, muß man ihn in ein Bette legen und hierauf die Nadel in ſenkrechter Richtung an den mit 12871 0 und 306 bezeichneten Puncten einfuͤhren.“ „Bei hartnäckigen Verſtopfungen: 20 Linien tief bei 64.“ „Wenn die kleinen Kinder des Nachts beſtaͤndig unruhig find und weinen, pflegt man 2 bis z Linien tief bei 56 einzuſtechen, oder auch wohl daſelbſt eine Mora zu ſetzen.“ „Wenn die Säuglinge die Milch ausbrechen, fo pflegt man 5 bis 6 Linien tief dei 36 einzuſtechen. “ ) Der Chineſiſche sun iſt ungefähr unſer Zoll. Die Chineſen verſtehen darunter die Länge der zweiten Phalanx des Mittels I der linken Hand, bei Männern, und der rechten Hand be Weibern, jedoch immer an derjenigen Perſon, welche ope⸗ rirt werden ſoll. Der sun wird in 10 Linien eingetheilt . — 174 „Wenn in veneriſcken Krankheiten die Patienten ſtarke Ruͤk⸗ kenſchmerzen und Schenkelſchmerzen, verbunden mit Contractionen, empfinden, muß man 3 Linien tief bei 39, 8 Linien tief bei 56, 6 Linien tief bei 265 und 4 Linien tief bei 116 einſtechen.“ „Im Fruͤhling und zu Anfang des Sommers pflegen mehrere Perſonen mit Kopfweh, Schwindel, Apathie, Müdigkeit, Schlaͤf⸗ rigkeit, Mangel an Appetit und Bruſtbeklemmung befallen zu werden. In dieſen Fällen muß man 3 Linien tief bei 237, 3 Li⸗ nien bei 250 einſtechen und den Patienten zweckmaͤßige Bewegung anrathen.“ — - : Die Mora iſt ein kleiner Kegel oder pyramidaliſcher Koͤr⸗ per, den die Chineſen und Japaneſen als ein heroiſches Mittel zur Heilung aller Krankheiten anwenden, die nach ihrer Anſicht weder die Anwendung innerlicher Mittel noch die Acupunctur geſtatten. Während fie die Acupunctur vorzugsweiſe im acuten Sta— dium oder zu Anfang krankhafter Affectionen, beſonders dei Schmerzen und Kraͤmpfen anwenden, bedienen fie ſich der Mora bei chroniſchen Krankheiten. Sie wenden ſie indeß auch im An⸗ fang der Krankheiten an und beſonders dann, wenn ſie tief ein⸗ wirken wollen. Die Moxa der Japaneſen hat die Geſtalt eines Kegels, deſſen Baſis 6 bis 8 Linien Durchmeſſer bat und deſſen Höhe einen Zoll beträgt. In aͤußerſt ſeltenen Fällen nur wenden ſie ſtaͤrkere Moxen an. ! Die Subftanz, aus welcher die Japaneſen und Chineſen ihre Moxen verfertigen, iſt ein baumwollenartiger Flaum, den ſie von der Artemisia vulgaris latifolia ſammeln. Ste trocknen dieſe Pflanze ſeyr lange Zeit im Schatten, zerreiben dieſelbe und ſam⸗ meln die baumwollenartige Subſtanz, nachdem ſie ſich von der Epidermis ganz abaelöft hat. Sie bedienen ſich alsdann eines unbekannten Bindemittels, um feſte Koͤrper von der Geſtalt un⸗ ſerer Raͤucherkerzchen aus dem erwähnten Flaum zu bilden. Es beſteht zwiſchen der Wirkung unſerer Moren und der der Japaneſiſchen eine große Verſchiedenheit. Unſere Baumwollen⸗Moxa verurſacht manchmal auf der Haut eine ſehr unbehagliche Waͤrme, welche ſchnell zu einer ſtarken Hitze übergeht, die 12 bis 15 Mi⸗ nuten dauert, bis endlich das Feuer die Haut erreicht hat, wor⸗ auf man einen bräunlichen oder ſchwaͤrzlichen Schorf entdeckt, der nach 5 oder 6 Tagen abfällt, eine tiefe reichlich fuppurirende Wunde zurückläßt, die gewoͤhnlich lange Zeit ſchmerzhaft bleibt. Die fpäter entſtehende Vernarbung behält gewoͤhnlich viele Em: pfindlichkeit. ö Die Japaneſiſchen Moxen unterſcheiden ſich von den unfrigen durch ihre langſame Wirkung. Nachdem ſie an der Spitze ange⸗ zuͤndet ſind, verbreiten ſie anfangs in dem Hautgewebe ein Gefuͤhl von Waͤrme. Dieß iſt aber kein Schmerz, und wenn man auf einer ſehr empfindlichen Stelle genau beobachtet, ſo ſcheint es in einer Art von Vibration zu beſtehen, oder in einem Gefuͤhl, welches zwiſchen Unbehaglichkeit und Luſt die Mitte haͤlt und der Empfindung im epigastrium ähnlich iſt, welche der Ohnmacht vorausgeht. Dieſe Empfindung verwandelt ſich unmerkbar in Waͤrme, die nach und nach zunimmt, ſtatt daß unſere Moren raſch den hoͤchſten Grad der Intenjität erreichen. Ehe die Japa⸗ neſiſchen Moxen den hoͤchſten Grad des Schmerzes verurſachen, vergehen wohl 100 Secunden. Dieſe Intenſität behalten fie hoͤch⸗ ſtens 15 bis 20 Secunden lang; dann nimmt der Schmerz ab, und dieß dauert 14 bis 18 Secunden: alſo im Ganzen leidet man hoͤchſtens 21 Minute lang Schmerz, während unſere Mora über 12 Minuten lang, alſo 36mal mehr heftigen Schmerz verurſacht, als die Japaneſiſche Moxa. f Statt eines trocknen geröfteten Schorfs, den die Baumwol⸗ len⸗Moxa verurſacht, läßt die Japaneſiſche Mora einen gelbtt a weißen, feuchten Schorf zurück, der ſich in der Mitte des roth T Hofes abloͤſ't, welcher von der umgebenden Phlogoſe gebildet wird. Der Schorf iſt von geringerem Durchmeſſer, als die Ba⸗ fig der Moxa. Nach der Operation kann man den betreffenden Theil mehr oder weniger ſanft beruͤhren, ohne dem Patienten Schmerzen zu verurſachen. Der Schorf loͤſ't ſich erſt nach 10 oder 14 Tagen ab und die Wunde iſt nicht ſo tief, wie die vom Baumwollen⸗ Cylinder herruͤhrende. Daſſelbe gilt von der Sup: vuration. N 175 Die Japaneſen wenden ſehr felten weniger als TO Moren auf einmal an, der betreffende Theil muͤßte denn eine ſehr ge— ringe Oberfläche darbleten, wie z. B. die Ertremitäten, oder die Affection muͤßte ſehr geringfuͤgig ſeyn. Bei ſchweren Krankheiten und beſonders bei Krankheiten der Eingeweide ſteigen ſie bis zu 200 Moxen. Oft wenden ſie auch mehrere Moxen wiederholt auf derſelben Stelle an und zwar bei tiefen und ſchwer zu heben— den Affectionen. Weiße Geſchwuͤlſte, Coxalgien, Rachialgien, Rachitis, chro— niſche Rheumatismen, Verhaͤrtungen, Verſchleimungen, Anſchwel⸗ lungen aller Art des Zellgewebes, der Muskeln, der Gelenke, der Drüfen, des Teſtikels, der Gedärme u. ſ. w., die nicht entzuͤnd⸗ lich ſind, Neuralgien, Neuroſen ꝛc. ſind die Affectionen, gegen welche man die Moxa mit Erfolg anwendet. Hat man eine Pa- ralyſe zu bekämpfen, fo muß man die Moxa immer an den Ur: ſprung derjenigen Nerven ſetzen, die ſich in die, der Bewegung oder des Gefühls beraubten, Organe vertheilen, folglich an die bei: den Seiten des Ruͤckgrats, an die apophyses costales und an die Bafis des Schaͤdels. Dieß find auch die Stellen, wo die Za- paneſen bei ſchweren Nervenkrankheiten vorzugsweiſe die Moxa und die Acupunctur appliciren. In Fig. Io, It und 12 find nach einer Japaneſiſchen Puppe die Puncte des menſchlichen Koͤrpers bezeichnet, wo die Chineſen und Japaneſen die Moxa zu ſetzen pflegen. Auch Larrey hat unter den Aerzten des Continentes ſchon ſehr frühzeitig die Moxa mit ſehr gluͤcklichem Erfolg in vielen ſchweren Krankheitsfällen angewendet (REcuil de Mémoires de Chirurgie, Paris 1821.), und theilt ſehr deachtungswerthe Res geln mit. f Um die tiefe Entzündung und ſtarke Suppuration zu vermei— den, welche feine Baumwollen- Cylinder erzeugen, befeuchtet er ſogleich die gebrannte Stelle mit Ammoniumfluͤſſigkeit, wodurch auch die Schmerzen augenblicklich weggenommen werden. Einen merkwuͤrdigen Fall uͤber die Wirk— ſamkeit der Moxa 50) hat kuͤrzlich Hr. Boyle, Verfaſſer einer Abhandlung über die— fen Gegenſtand, bekannt gemacht. Fr. Tryon, 12 Jahr alt, that am 25. April 1823 einen Fall, wobei fein linkes Knie über dem unteren Theil des liga- mentum patellae an einem ſcharfen Stein verwundet wurde. Er wurde unmittelbar von einem Chirurg behandelt, aber wegen Tiefe der Wunde und der begleitenden Entzuͤndung war er erſt fuͤnf Wochen nach dem Zufall im Stande wieder auszugehen; und ſelbſt dann war eine Schiene zur Unterſtuͤtzung für noͤthig erach— tet worden. Bei dieſer Gelegenheit fiel er ungluͤcklicherweiſe zwei⸗ mal auf den verletzten Theil, wodurch Uebelſeyn, Kopfſchmerz und heftiger Schmerz im Knie hervorgebracht wurde, dem heftige Ent: zuͤndung und ſtarkes Fieber folgten, welches mehrere Wochen anhielt. Von dieſer Zeit bis Anfangs October war er durch mehrere auf einander folgende Abſceſſe uͤber und unter dem Kniegelenk, an's Bett gebannt; ſeine Geſundheit befand ſich in gefaͤhrlichen ‚Umftänden und ein Arzt und Chirurg waren mit feiner Pflege beſchaͤftigt. Nachdem die Abſceſſe geheilt waren, wurden bis folgenden Maͤrz Einreibungen angewendet, worauf er nach Hinckley unter die Behandlung des Dr. Hill kam, eine Bandage trug und Einreibungen anwendete, jedoch ohne Nutzen. Am 14. Febr. 1825 kam er nach London und Hr. Brodie wurde um Rath gefragt Dieſer hielt für raͤthlich die Moxa anzu⸗ wenden, weßhalb nun Hr. Boyle den Knaben in Behandlung bekam. Um dieſe Zeit bildete das Bein mit dem Schenkel einen rech⸗ 176 ten Winkel; die Muskeln der ganzen untern Extremitaͤt waren ſehr geſchwunden; das Kaie war ſehr geſchwollen, und weder an der patella noch am Kniegelenk war eine deutliche Bewegung zu ſpuͤren. Es war kein Schmerz in dem Gliede, ausgenommen wenn ein -Stoß oder Gewaltthaͤtigkeit ſtatt gehabt hatte, wo in dem Gelenk ein heftiger ploͤtzlicher Schmerz empfunden wurde. Kurz es war ein Fall von Anchyloſis, welche, wie Hr. B. meint, die meiſten Chirurgen als unheilbar angeſehen und wo fie ſich be⸗ gnuͤgt haben würden einen Schuh mit hohem Abſatz zu empfehlen. Es ergab ſich aber, daß nur eine ſogenannte falſche Anchy⸗ loſis vorhanden war, obgleich man auf den erſten Anblick Gruͤnde zu haben glaubte wirkliche Verwachſung der patella und der Knochenenden am Kniegelenk — wahre Anchyloſe — anzunehmen. Die Behandlung beſtand in Anwendung einer Moxa auf das Ge— lenk, einmal taͤglich, Einreibungen eine Stunde lang, und An— wendung von Waſſerdampf eine halbe Stunde lang. Dieß wurde einige Wochen lang fortgeſetzt, worauf geringe Bewegung mit dem Gelenk vorgenommen wurde und alle Em— pfindlichkeit und Schmerz bei Anſtrengung verſchwunden war. Da es aber klar war, deß mit dieſen Maaßregeln allein die Hei— lung des Gliedes nicht bewirkt werden koͤnne, ſo empfahl ich den in meiner Abhandlung beſchriebenen Apparat Genurector. Jetzt fand ungluͤcklicherweiſe eine monatlange Unterbrechung des Gebrauchs der Moxa ſtatt, waͤhrend welcher der gewonnene Vortheil durch Retraction der Muskeln wieder zum Theil verlo— ren ging, die Befreiung von Schmerz und krankhafter Empſind⸗ lichkeit aber Beſtand hatte. Am 23. Juni war das Inſtrument fertig und wurde täglich dreimal, jedesmal eine Stunde lang angelegt; die Moxa wurde taͤglich einmal angewendet und damit der Umfang des Gelenks befonders der Knieſcheibe verfolgt. Die Vortheile dieſes Ver⸗ fahrens wurden bald fihtbar! Das Knie nahm allmaͤlig an Uum— fang ab und die Muskeln an Schenkel und Bein traten wieder hervor. Mittelſt eines andern Ausdehnungsinſtruments wurde das Gelenk geſtreckt bis es voͤllig gerade war. In der letzten Zeit wurde nun außer den erwaͤhnten Mitteln die Bewegung des Gehens zu Huͤlfe genommen und fleißig geübt und ſo kehrte die Beweglichkeit des Kniegelenks ſo weit zuruͤck, daß wer es nicht wußte kein Hinken bemerkte, obwohl die pa- tella an der Bewegung des Knies nicht Antheil nimmt, ſondern, in Folge der Verdichtung und Verdickung des Gapfelligaments von fruͤherer Entzuͤndung, mit ihrem obern Winkel angelegt und gehalten iſt. Mis e keen. Als ein bewährtes Hausmittel gegen den Scor⸗ but empfiehlt Dr. Bluhm in den vermiſchten Abhandlungen practiſcher Aerzte zu Petersburg III. Bitterklee, Meerrettig und Sauerampfer, von jedem eine Hand voll, mit zwei Bouteillen Waſſer bis zur Hälfte eingekocht, welche Quantitat täglich zu verbrauchen iſt. Ref. ſah bei'm Gebrauch dieſes Mittels ſehr be⸗ deutende Grade des Scorbuts in 14 Tagen ſpaͤteſtens 3 Wochen eheilt. ur Gegen Veitstanz bei einem 12jährigen Knaben, wo viele Mittel vergeblich angewendet waren, ließ Dr. Bluhm eine Einreibung von Brechweinſteinſalbe machen, weil Patient daſelbſt ſtets Vorgefuͤhle des bevorſtehenden Anfalls hatte. Durch zu lang fortgeſetzte Einreibung entſtand eine überaus heftige Entzündung der Haut und es bildete ſich ein fieberhafter Zu⸗ ſtand aus, worauf indeß der Knabe von ſeinem Veitstanz voͤllig befreit war. Bibliographiſche Déscription d'un appareil electro-dynamique, Par M. Am- pere. Deuxieme edition. Paris 1826. 8. m. 1 K. Manuel de matière médicale, par M. Milne Edwards et Vavasseur. Paris. 1825, 12 m0. Neuigkeiten. Traité elementaire de diagnostic, de prognostic, d’indi- cations therapeutiques, ou Cours de medecine yane Par L. Rostan etc, Tome I, Paris 1826. 8. ö dem Gebiete der 4 aus Natur- und Heilkunde. 8 (Rr. 12. des XIII. Bandes.) Maͤrz 1820. Gedruckt bet Loſſtus in Erfurt. In Commiſſion. bei dem Kön. Preuß. Grönz⸗Poſtamte zu Erfurt, der Königl. Sächſ. Zeitungs⸗Erpedition tu Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u. Tariſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes⸗Induſtrie⸗Comptoir ? 2, Preiß eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Athir, oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes 3 ggl. N 4 t u r k u n d e. Allgemeine naturgeſchichtliche Bemerkungen auf einer Reiſe in den Blauen Bergen von Neu⸗Suͤd⸗Wales. (51) i Von Hrn. R. C. Leffon Wir werden in dieſem unſern Reiſetagebuche der Ordnung unſerer Haltplaͤtze und unſeres Marſches durch die Blauen Berge folgen. N 1 Ich habe mich ſtets uͤber die Schwierigkeiten gewundert, welche diejenigen, die den Weg über dfefes, erſt im Jahr 1813 wirklich überſtiegene Gebirge geſucht haben, früher gefunden zu haben verſichern, da doch feine Höhe auf dem erhabenſten Punkt nur ohngefaähr 2500 Fuß beträgt, und die beiden Plateau's, durch wenig bedeutende Hügelmellen miteinander verbunden ſind, und nirgends anders ein Hinderniß darbieten, als wo man von dem Pork⸗Berge in's Clwyde⸗Thal hinab⸗ ſteigt. Man muß daher glauben, daß alle die, welche ſich in den erſten Zeiten der Colonie auf dieſes Unternehmen eingelaſſen haben, die rauhen und ſteilen Bergſeiten des tiefen Glens⸗Thales Prinz⸗Regent, hinankletterten, deſſen verticale Wände natuͤr⸗ licher Weiſe ſich als unüberfteiglihe Hinderniſſe zeigen muß⸗ ten, während es in geringer Entfernung ein Leichtes geweſen wäre, die fanften Abhaͤnge, welche die verſchiedenen Reihen des erſten Abfages der Blauen Berge miteinander verbinden, zu erfleigen. *) _ g 3 & 1 Mit einem Fuhrwerk und Führern verſehen, machten wir uns, Hr. Dur ville und ich, den 29. Jan. 1824 auf den Weg. Ich werde mich nicht bei der Beſchreibung von Sydney, Para⸗ matta und der vom Nepean eingeſchloſſenen Emu Ebenen, welche jetzt die europäiichen Cerealien in Fuͤlle hervorbringen, aufhalten. Dieſe ſchoͤne und fruchtbare Ebene breitet ſich am Fuße der Blauen Berge, zwanzig Meilen von Sydney⸗Cove entfernt, aus. Der Boden beſteht durchgaͤngig aus eiſenhaltigem Sandſtein, ausgenommen zu Proſpect⸗ Hill, wo man das merkwuͤrdige Beiſpiel eines ganz aus Dolerit beſte⸗ henden Huͤgels ſieht, deſſen Fuß von Sandſtein umgeben iſt, der ſich überall von ganz gleicher Beſchaffenheit zeigt. In den friſchen und lebhaften Gewaͤſſern des Nepean fand K darin hauſende ſehr kleine Art Cyclas fo wie eine Unio. e kleine Krickente, aͤhnlich der bunten Ente (Anas discors), oder vielleicht identiſch mit ihr, lebt truppweiſe auf dieſem Fluſſe, den die Ornithorhynchen nicht mehr bewohnen, oder doch nur in ſo geringer Zahl, daß man an dieſem Orte ſehr ſelten deren zu ſehen bekommt. Dagegen ertoͤnt das Geſchrei der gelbgehaubten Cacadu's (Psittacus cristatusZath.) aus den benachbarten Baͤu⸗ ) Vergleiche in Anſehung der andern Hinderniſſe des Vor⸗ dringens Not. 253 p. 167. D. üb. men, worauf ſie ſich in zahlreichen Geſellſchaften aufhalten, und in den Löchern oder Spalten der Staͤmme ni Den 31. begannen wir mit der Erſteigung des erſten Plateau's. Der Weg bis Springwood fuͤhrt ſanft aufwaͤrts, und Wälder von Arten Eucalyptus und Casuarina bedecken die ganze Ober⸗ fläche der Berge und der Schluchten zwiſchen denſelben. Die Mi- mosa taxifolia, eine von Cunningham entdeckte neue Art, ſtand in Bluͤthe, und verbreitete mitten unter den Straͤuchen von Lambertia speciosa und von Protea den angenehmſten Geruch. In dieſer Gegend vorzuͤglich hauſ't die Mänure (Maenura magnifica; M. Novae-Hoilandiae, Lath.), deren durch feine ſeltene Schoͤnheit ſich auszeichnender Schwanz in den auſtraliſchen Wildniſſen das treue Ebenbild der harmoniſchen Lyra der Griechen iſt. Dieſer Vogel, von den Bewohnern von N Waldfaſan genannt, liebt felſige und einſame tex, geht nur Abends und Morgens aus, und bleibt den Tag über ruhig auf den Bäumen figen. Er wird von Tag zu Tag ſeltener, und ich ſah, waͤhrend der Dauer meines Aufenthaltes in Neu⸗Sud⸗Wales, nur zwei ausgeſtopfte Exemplare, welche ſich im Beſitze des Hrn. Lawſon befanden. Am Abend erreichten wir den Swamp, einen weiten Sumpf, wo wir unſer Zelt aufſchlugen. Wir ſahen an dieſem Orte eine Menge Krähen (Corvus Corone, L.), welche ſich von der europaiſchen Art durch nichts zu unterſcheiden ſchienen; einen Ziegenmelker mit ſehr angenehm gezeichnetem Gefieder (Caprimul- us Novae-Hollandiae) und den geſtreiften Skint (Scincusnigro- uteus, Quoy et Gaimard)*); Die Hitze war während dieſes Tages ſehr druͤckend geweſen, und bei Anbruch der Nacht, welche ſehr kalt war, verbreitete ſich auf den Bergen ein dicker Nebel. Überhaupt geht der Wechſel der Temperatur in dieſen Gegenden ungemein ſchnell vor ſic h. j Den 1. Februar uͤberſtiegen wir die Kette, deren hoͤchſter Punkt King's Tafelland heißt; ſeine Hoͤhe betragt 2727 engl. Fuß). Der Sandſtein zeigt ſich faſt von allen Seiten anſtehend; nur hin und wieder gewahrt man darauf etwas Vegetation, welche aus einigen Arten Casuarina und Eucalyptus beſteht; auch wächſt an dieſem Orte die niedliche Paterspnia glabrata, Brown in größter Fülle. N Nicht weit von King's Zafelland ſieht man in ein fruchtbares Thal hinab, welches ringsum von verticalen Berg⸗ waͤnden, die ſich 676 engl. Fuß erheben, und aus regelmäßi⸗ gen Lagen von Sandſtein beſtehen, eingeſchloſſen ift: es iſt Glen's Pri nz⸗Regenten⸗Thal. Von dieſem Standpunkte, Pitt's Amphitheater genannt, überblickt das Auge in Der Phyllure (Lacerta platura, Nhkite) findet ſich daſelbſt aͤußerſt ſelten. ) Nach Orley's Charte. a f 12 179 weiter Entfernung die verſchiedenen Wellenlinſen der Kette der Blauen Berge; große Rauchwolken erhoben ſich aus mehreren Puncten der Waͤlder, welche durch die Unvorſichtigkeit der wil⸗ den Eingebornen ſehr oft in Brand gerathen. PR Auf der Mitte des Weges nach Blackheath fand ich den, in dem zoologiſchen Atlas der HHrn. Quoy und Gaimard abgebildeten gelben und ſchwarzen Skink von Pott: Jackſon in einem Zuſtande völliger Erſtarrung. Merkwuͤrdig ib es, daß mir einige Tage ſpater ein anderes Individuum von dieſer Thierart wieder in demſelben Zuſtande aufſtieß, und daß die von den Naturforſchern des Schiffs Urania mitgebrachten Exemplare unter ähnlichen umſtaͤnden gefunden worden waren. 5 . ö ö Der York-Berg oder Coxe's Paß erhebt ſich 3292 engl. Fuß über die Meeresfläche; auch if der Weg, den man an der ab⸗ haͤngigen Seite dieſes Berges, von deffen Höhe man in das reizende Thal hinabſteigt, hat anbringen muͤſſen, fo ſteil, daß er doch noch ſehr ſchwierig zu benutzen iſt, und ſich häufig Unglucksfaͤlle ereignen; nur einigermaßen beladene Wagen koͤnnen ihn nicht anders, als mittelſt gußerordentlicher Kraftanſtrengung befahren. Vom York: Berge, der von Sydney 62 Meilen entfernt liegt, an, hört der bisherige Sandſtein-Boden, der ſich hin und wie⸗ der eiſenhaltig zeigt, und von faͤrbendem Eiſenhydrat und Eiſenglimmer in zerſtreuten glänzenden Schuppen begleitet wird, auf, und es beginnt nun bis Bathurſt urgeſtein, aus quarzhaltigem Granit und Syenit beſtehend. Dieſes Geſtein wechſelt in dem Bette des Fiſchfluſſes mit guarzhaltigem ſchwaͤrzlichen Pechſtein⸗ Porphyr (porphyre pötrosiliceux 'noirätre quartzifère) ab. Die Gipfel der Berge hinter dem Coxe's⸗Fluß find mit einem geſchichteten gemeinen Pegmatit bekleidet. 5 Hier in dem York-Berge hauptſaͤchlich lebt die ſtach⸗ lichte Echidna (Echidna Histrix, Cuv.), welche die Eng: laͤnder als Hausthier erziehen, um fie den Naturforſchern zu hohen Preiſen zu verkaufen. Dieſes Thier, deſſen Habitus ſich dem des Igels nähert, fuͤhrt daher im gemeinen Leben bei den Coloniſten von Neu⸗Suͤd⸗Wales dieſen Namen. Es graͤbt fid) Hohlen in die Erde, welche es während der trockenen Jahreszeit nicht leicht verläßt; gach dem, was mir die den Vork⸗Berg bewohnenden Verbrecher⸗Coloniſten ſagten, hält es daher, wäh⸗ rend mehrerer Monate im Jahre ſchwer, ſeiner habhaft zu wer⸗ den. Es lebt von Inſecten und Vegetabilien, hauptſaͤchlich aber von Wussten welche es mit ſeiner Junge nach Art des Ameiſen⸗ bärs aufleckt; wenn man es beunruhiget, läßt es ein leiſes Grunzen hören; Übrigens iſt über feine Lebensweiſe im Zuſtande der Freiheit wenig bekannt. Eine Echidna, welche ich mir verſchafft hatte, und die mein College Garnot nach Euro⸗ pa zu bringen verſuchte, gab demſelben Gelegenheit, eine intereſſante Notiz über die Gewohnheiten dieſes Thieres im Zuſtande der Gefangenſchaft bekannt zu machen. Dieſer Ort, wie uberhaupt die ganze Umgegend von Port⸗Jackſon, beſon⸗ ders die Umgebungen von Botany⸗Bai, werden von ſchwarzen Schlangen dem furcthariten Reptil dieſes Landes, deſſen Gift mit dußerſter Schnelligkeit wirkt, ſeyr gefährlich gemacht. Man erzählt eine Menge ſchwerer Unglücksfälle als Folge von Biſſen diefer Art Acunthophis, welche ſich ubrigens durch das glan⸗ zende Schwarz des obern Koͤrpertheils, und durch das angenehme oſenroth des untern auszeichnet. ; g 5 Mon ſchreitet über den, durch die Verbindung von zwei kleinen Bächen gebildeten Coxe⸗Fluß auf herabgeſtuͤrzten Fels⸗ ſtücken von ſehr ſchoͤnem Granit; dieſer Fluß läuft von Oſten nach Weſten. Ich verſchaffte mir hier den großen und den kleinen fliegenden Phalanger (Petaurista taguanoides und P. seinrea, Desmarest); zu Vorks⸗bridge ſchoſſen wir mehrere Philedon⸗Arten; ſie leben truppweiſe auf den großen ucalypten. Wir verſchafften uns davon eine noch unbekannte 5 15 wie den gefleckten (Certhia Novae- Hollandiae, Zath ), den weißſtirnigen und den geſprenkelten P His ledon und die Shwarzmüge (Certhia atricapilla Lath,) —ͤ — # 180 Den 3. Februar erreichten wir den Fiſchfluß, wo wir, in der Abſicht, einige Ornithorhynchen zu ſchießen, Halt mach⸗ ten. Die große Duͤrre hatte das Bette dieſes kleinen Fluſſes theils ganz ausgetrocknet, theils den Waſſerſtand deſſelben ſehr erniedriget, fo daß man ihn an den meiſten Stellen durchwaten konnte. Die Ornithorhynchen, von den Coloniſten ſchlechtweg Waſſermaulw ürfe, fo wie von den wilden Eingebornen Mauflengong genannt, bewohnen feine Ufer, während fie an denen des Nepean aͤußerſt ſelten geworden ſind. Auch findet man fie zu gewiſſer Jahreszeit noch ziemlich häufig auf den Flüffen Campbell und Macquarie, ſo wie bei Neweaſtle. Als Hr. Knox feine ſchoͤne Entdeckung von der, durch einen Canal mit den Sporen der Hinterfüße communicirenden Schen⸗ keldruͤſe bekannt machte, wurde er dieſervegen von einem Arzte von Port⸗Jackſon in der Sydney ⸗ Zeitung mit vielem Eifer angegriffen. Der Dr. Parmeter leugnete nämlich die Druͤſe fi wohl, als den Gang, und ſtuͤtzte ſeine Meinung darauf, daß noch kein Beiſpiel von einer gefaͤhrlichen Verwundung durch das in Rede ſtehende Thier bekannt ſey. Er ſtellte die Behaup⸗ tung auf, daß die Sporen, welche den Weibchen ſtets fehlen, den Maͤnnchen dazu dienten, jene zu faſſen, und während des Zeugungsacts feſtzuhalten. Spätere Beobachtungen haben dieſe Behauptungen auf ihren wahren Werth zuruͤckgebracht. Das Haar des Ornithorhynchus iſt in der Regel ſchwarzbraun; es giebt, nach Alter und Geſchlecht, roͤthlichfahle Varietäten, woraus man mit Unrecht Arten gemacht hat. Hr. Mur⸗ doch, Oberaufſeher der Emu-Ebenen, verfiherte mir, daß er Eier von Ornithorhynchen gefunden habe, welche die Größe von unſern Huͤhnereiern hatten. 208 Nachdem ich mehrere Stunden lang in völliger Unbeweg« lichkeit vergeblich darauf gehofft, daß einige dieſer Thiere zum Vorſchein kommen mochten, verließ ich die ufer des Fiſchfluſ⸗ ſes, und die der Waſſerflaͤche gleichſtehenden kleinen Felſen, auf welche ſie ſich, wenn ſie aus ihren Loͤchern herausgehen, u ſetzen pflegen. Spaͤterhin erfuhr ich, daß zur jetzigen ahreszeit (Januar und Februar) der Ornithorhynchus in feis ner Erdhoͤhle zuſammengeduckt bleibe, und daß er erſt zur Zeit, wo die ſtarken Regen die Fluͤſſe, welche er bewohnt, 0 machen, daraus vertrieben, und ſodann genoͤthiget werde, ſich auf der Oberflaͤche des Waſſers und auf den die Flußufer ein⸗ nehmenden Binfen aufzuhalten. Hr. Dr. Jamjeſon, welcher zu Regent⸗Ville wohnt, und ſich damit beſchaͤftiget, die Erzeug⸗ niſſe von Neu⸗Suͤd⸗ Wales zu ſammeln, befist eine zieml bedeutende Anzahl von in Weingeiſt aufbewahrten Ornithorhyn⸗ chen; er hatte die Gefaͤlligkeit, meinem Collegen und mir Exem⸗ plare davon zu verſprechen, iſt aber wahrſcheinlich verhindert worden, fein Verſprechen in Erfüllung zu bringen. Es hält gegenwärtig ſchwer, ſich dieſes Thier zu verſchaffen, und die äute, die man davon im Lande kauft, verderben, da fie ſchlecht Präparirt, und mit keinem Präſervativmittel überſtrichen find, leicht. Auf den Eucalypten der Umgebungen des Fiſchfluſſes be⸗ merkte ich mehrere große Eisvoͤgel (Dacelo fulvus), welche einen betäubenden, durch das Echo noch verſtärkten Lärm mach⸗ ten. Ihr Ton iſt ſcharf und langgezogen; übrigens ſind dieſe Wi een und nichts weniger, als ſcheu. i ; ; bgleich es den Ufern des Fiſchſluſſes nicht an 4 [eblte fo zeigen fie doch auch jenes monotone Anſehen, welches überall der Vegetation dieſer ſuͤdlichen Gegenden eigen it, Außer etwa zwanzig Arten von Eucalypten, deren aͤußere Formen ſich übris gens gleich ſind, ſieht man an den ufern der Gewaͤſſer, ohne andere Abwechſelung, nur noch Arten Mimosa, Metrosideros Protea, Casuarina und kaum einige europaͤiſche Baumgattun⸗ gen, Was Jedermann auf einer Reſſe durch die Blauen Berge auffallen muß, iſt der ähnliche Zuſchnitt, welchen die Natur hier den Blättern gegeben hat. Ihre Form iſt, ausgenommen viel⸗ leicht die einiger Mimoſen mit doppelt geſiedertem Laub, in der Regel einfach, mehr oder weniger trocken, ſteif, glatt. Neuholland zeigt unter allen Ländern der Erde allein die 181 Sonderbarkeit ganzer Blätter an Bäumen, welche ſich ſonſt uͤberall durch die ungemeine Zierlichkeit in dem Ausſchnitte des Laubes auszeichnen. Eine andere Bemerkung, welche uͤbri⸗ gens keinesweges neu iſt, iſt der völlige Mangel von näh⸗ renden Fruͤchten in den Blauen Bergen, wie auf der ganzen Oberflache von Neuholland. Mit Ausnahme der Soroſe, eines dem Rubus fruticosus nahekommenden Strauches, und einer Keinen Beerenart, welche die Leptomeria Billardieri, Brown, erzeugt, und woraus die hieſigen Europäer ein ſehr gutes Muß bereiten, ſind alle andere Fruͤchte holzig und zaͤhe. Daher fah ſich auch der eingeborene Wilde genöthiget, ſtets an den Ufern der Flüffe zu wohnen, und in nomadiſchen Zügen ihrem Laufe zu folgen, in dem Maaße, als die Hülföquellen der Jagd oder des Fiſchfanges ſich allmahlich erſchöpften. Daraus erklärt ich auch jener gänzliche Mangel an Kunſtfleiß, jene tiefe Bar⸗ arei, worin hier die Menſchen von der ſchwarzen Race, welche auf dieſem Boden ein faſt thieraͤhnliches elendes Leben führen, verſunken ſind. 5 ? JE 5 2 Die Eucalypten, welche vor dem Eintritte in das Sid⸗ mouth's⸗Thal die Anhoͤhen bedecken, haben das Befone dere an ſich, daß ihre weiße, glatte Rinde in lange Lap⸗ pen, welche von den Zweigen herabhängen, und ein eigen⸗ thuͤmliches Geraͤuſch verurſachen, zerriſſen iſt. Sie waren der Aufenthalt einer großen Menge kleiner grüner Papageien mit rothem Kopfe und von Sperlingsgröße (Psittacus pusillus Latham), welche bei Sonnenaufgang ſaͤmmtlich zu ſchreien an⸗ fingen. Beim Übergang über den Fiſchfluß, zehen Meilen von dem Pachtgute Renneville, fanden wir in dem fi&ßenden Gewäſ⸗ ſer auf glatten Granitkieſeln eine beträchtliche Anzahl Inſecten von der Gattung Gyrinus und eine Art Blutegel, deſſen brau⸗ ner Körper mit zwei breiten gelben Laͤngsſtrichen bezeichnet iſt. Dieſer Ringelwurm offenbarte eine grofe Blutgier. Bald öffnete ſich nun vor uns rechts die Bathurſt⸗, links die Macquarie⸗Ebene. Erſtere, in deren Mitte die nach dem jetzigen britiſchen Miniſter der Colonien benannte Niederlaſſung liegt, iſt von ungeheurem Umfange und völlig holzfrei. Sie iſt von Gnaphalium und Xeranthemum bracteatum bedeckt. Schwärme von Heuſchrecken,„ deren Fluͤgeldecken ein eigenes Ge⸗ Klapper verurſachen, fliegen bei jedem Schritte auf. Die auſtra⸗ liſche Wachtel (Coturnix australis, Temminck) iſt hier ſehr gemein; ihr weißes, zartes, aber eben nicht wohlriechendes Fleiſch wird ſehr gefhäst, Auch ſahen wir mehrere Arten Habichte und Sperber; es gelang uns aber nicht, eines dieſer Thiere zu ſchießen. Wir blieben zwei Tage in Bathurſt. Die Bathurſt⸗Ebene wird von dem Macquarie, welchen Namen der Fiſchfluß erhält, nachdem er das Waſſer des Campbell aufge⸗ nommen hat, bewaͤſſert. Ihre Höhe über der Meeresflaͤche beträgt 1970 engl. Fuß, der Flächeninhalt etwa 6000 Acres guten zum Ackerbau tauglichen Boden oder Wieswachs, welcher eine bedeutende Viehzucht geſtattet. Hier beſonders iſt es, wo man die Merino's mit Glück fortgepflanzt hat; die Wolle der⸗ ſelben fällt ſchoͤn aus, indeß hat man noch keine davon ohne Seebeſchaͤdigung nach England gebracht. Hundert Meilen von Bathurſt, weiter in's Innere, iſt das Weliington⸗Thal ur⸗ bar gemacht, und dafelbſt ein Poſten von unverbeſſerlichen Ver⸗ brechern errichtet worden. Im SO., weit jenſeits des Berges Molle, hat man die mineraliſche Subſtanz entdeckt, welche Neu⸗ Süd: Wales ganz zu fehlen ſchien, naͤmlich Kalkcarbonat, wel⸗ ches den Engländern zum Bau ihrer Häufer- ſeworden iſt, da die Kuͤſte zu dieſem Behufe keinesweges den darf an Muſcheln liefert. Dieſer Artikel war daher ſehr be⸗ gehrt, und es exregte die lebhafteſte Freude, als man eine zehen Meilen noͤrdlich von Bathurſt gelegene Hölle entdeckte, deren Gewölbe mit dicken Stalactiten eines kalkhaltigen Alaba⸗ ſters bedeckt iſt, welcher einen ſehr geſchaͤtzten Kalk liefert. Zehen Meilen von dieſer Niederlaſſung, zu Pineridge, benutzt man einen ganz aus Cedern beſtehenden Wald, deren Holz ſich vor⸗ trefflich zum Bauen eignet. ri — hoͤchſt nothwendig 182 Die ufer des weder breiten noch tieſen Macquarie find mit eutopäiſchen Gewaͤchſen bedeckt. Man findet daſelbſt Arten Potamo ; ton, Waſſerranunkeln, Lytkrum Salicaria, Samolus, Ver- ena officinalis, Polygonum aviculare, ober eine ihm ſehr nahekommende Art u. m. a. Auch fand ich hier Fiſche, welche zwei neue Gattungen bilden, wovon die eine, Gryptes Bris- banii, zu den Barſchen gehört, dee andere ben Namen Mae- yuaria Austräly erhielt ). Sie erreichen eine bedeutende Groͤße, und ihr Fleiſch iſt ſehr beliebt. Der Gryptes wird zuwei⸗ len drei Fuß lang, und nahe an ſechzig Pfund ſchwer. Eine dur aus ſchwarze Flußſchildkroͤte, mit ſehr abgeplattetem Ruͤckenſchil und langem Halſe (Emys longicollis Shaw) bewohnt ebenfalls den Macquarie. Dieſe Art zieht den Kopf nicht unter den Rückenſchild, ſondern ſteckt ihn ſeitwärts zwiſchen jenen Theil und den Bauchpanzer, welche ihm auf dieſe Weiſe einen Schutz⸗ ort gewähren. Peron’s niedlicher Laubfroſch, die Physa au- stralis, fo wie eine Art Lymnaea mit ſehr zerbrechlicher Schaale, bereicherten noch unſere Sammlungen. Ich ſah an den Ufern dieſes Fluſſes auch eine außerordent⸗ lich ſcheue Kiebitzart, welchen die 1 Regenpfeifer mit Spornfluͤgeln nennen, und welcher wahrſcheimich der gefranſ'te Re⸗ genpfeifer (Charadrius pectoralis Cub.) iſt. Die Coloniſten kennen unter dem Namen Fadenſchlange (Serpent fil) ein Reptil von duͤnnem, zartem Körper, auf beffen Biß ſchneller Tod folgt, und man verſicherte mir, daß Pferde einen Unfall dieſer Art nicht länger als 15 bis 20 Minuten überlebten, Mei⸗ nes Wiſſens iſt dieſer Schlange noch von keinem Gelehrten Er⸗ wähnung geſchehen, und es würde fntereffant ſeyn, wenn ihr Daſeyn ſich beftätigte. - Was die Menſchenrate dieſes Landes betrifft, fo ſcheint der eingeborne Wilde, feinem Außern wie. feiner Intekigeng nach zu urtheilen, von der Natur durchaus flicfmütterlic behandelt zu ſeyn, und in der Weſenkette ein Übergangsglied zum Thierge⸗ ſchlecht zu bilden. Wir theilen hier blos unſere eigene Bemer⸗ kungen mit, ohne jedoch einen beſondern Werth darauf zu legen. Der Zweig der Auſtralneger, welcher Neu⸗Suͤd⸗ Wales eigen iſt, ſcheint uns von der oceaniſchen *) Negerrace, wovon al⸗ lein die Papuas einen etwas verſchiedenen Zweig bilden, in nichts Weſentlichem abzuweichen. In den Formen und äußern Kenn⸗ zeichen zeigt derſelbe die vollkommenſte Analogie mit den Be⸗ wohnern von Neu - Britannien, Neu-Ireland und, aller Wahr⸗ ſcheinlichkeit nach, auch mit denen der neuen Hebriden und Neu⸗ Caledoniens. Ihr Haupthaar iſt wollig, dick, in zuſammenge⸗ wirrten Zoͤpfen herabfallend; ihre Statur iſt verſchieden, aber in der Regel klein, und die Mittelgroße fünf Fuß vier Zoll. Sag agen zg Jeb , tik e e e ſtumpf, der Mund groß, die Lippen dick; ihre Extremitäten ſind, obgleich in den meiſten Fällen dünn, mitunter wohl ausge⸗ füllt und gut proportionitt. In zerſtreuten Staͤmmen lebend, die in keiner Verbindung mit einander ſtehen, herumſtreifend, um ihre precäre Nahrung aufzuſuchen, hat ſich jedes fo ifolirte Bolfchen feine eigene Sprache gebildet oder feine örtliche Lage zur Entwickelung ſeines, jedoch immer beſchränkten Kunſtfleißes benutzt. Die Duͤrftigkeit des Bodens und die Strenge des Cli⸗ ma's mußten natuͤrlich auf die Nace einwirken und ſie aus⸗ arten machen, und hieraus entſpringen die leichten Nuan⸗ ten, welche fie von der afrikaniſchen Race abzuſondern ſcheinen, wovon fie aber nach aufmerkſamer Unterfuchung nichts unterſchei⸗ ) Durch die H.. Cuvier und Valenciennes in dem Verzeichniſſe unſerer dem Pariſer Muſeum überlieferten Sammlung. Den Namen Gryptes Brisbanii für den einen Fiſch ſchlus ich zu Ehren des fo gefällig geweſenen Gouver⸗ ‚ neues von Neu⸗Suͤd⸗ Wales vor. **) Melaniſche Axt (homo melanius) des Hrn. Bory de St. Bincent, S. Axt. Homme des Diet. class. d' Hist. nat. (Über die von Hrn. Bory de St. Vincent ange⸗ nommenen Menſchenracen wird nächſtens etwas Ausführli- cheres mitgetheilt werden.) 12 * 183 det. Es iſt leicht begreiflich, welchen Einfluß ein Boden, der keine efbare Frucht hervorbringt, auf die Dauer aͤußern muß. Die Bewohner deſſelben mußten ſich auf die Jagd und den Fiſch⸗ fang legen, mußten Nomaden werden: dieſem zufolge hielten ſie die Errichtung von feſten Dörfern fuͤr unnuͤtz und mußten ſich auf temporaͤre Wohnungen beſchraͤnken. Auch mußten ſie ſich mit den allernothwendigſten und einfachſten Geraͤthſchaften be⸗ helfen, ihre Piroguen aus der an beiden Enden zuſammengebun⸗ denen Rinde von Eucalypten bauen, oder ſich der in Geſtalt von Floͤßen vereinigten Holzſcheite bedienen, um die Baien und die Fluͤſſe zu befahren. Überdieß zeichnet ſich auch die gefammte. Negerrace keinesweges durch ihre Intelligenz aus, und Alles zeigt an, daß fie in ihren Ideen ſtationär geblieben iſt; fie hat Kennzeichen an ſich, die ihr eigenthuͤmlich ſind, wo man auch immer ihre Verzweigungen antreffen mag: dazu rechnen wir die Hinweiſung der Sprache einer jeden Voͤlkerſchaft auf eine ge⸗ meinſchaftliche Urſprache; den überall unter den Negern herr⸗ fchenden Geſchmack, ſich coniſche Erhabenheiten auf der Hand an⸗ zubringen, den man ſowohl in Congo, auf Madagascar, in Neuguinea als auch überall in. Neu⸗Holland, nie aber bei der gelben oceaniſchen Race findet; den allgemeinen und eigen⸗ thuͤmlichen Gebrauch, ſich das Geſicht in breiten Streifen mit rothem und weißem Pulver zu bemalen, oder das Haupkhaar dick mit Ocher einzupudern, die Gewohnheit, die Zeugungsorga⸗ ne unbedeckt zu laſſen ), fo wie die, ein Holzſtaͤbchen durch die Naſenſcheidewand zu ſtecken ꝛc.; alle dieſe weſentlichen Cha⸗ ractere ſind denen der beiden Racen auf den Inſeln des großen Oceans, die wir mit den Namen der Oeeaniſchen und Mon⸗ goliſchen bezeichnen, entgegengeſetzt. Wir werden unſere Anſich⸗ ten uͤber dieſen Gegenſtand in einer ſpeciellen Schrift genauer entwickeln. Es iſt wahrſcheinlich, daß die Neger in Neuholland ſich Über Neuguinea und die oͤſtlichen Inſeln nach dem auſtra⸗ liſchen Continent verbreitet haben, und daß ihre Auswanderung von der afrikaniſchen Kuͤſte über die große Inſel Madagascar, welche ſpaͤterhin ſelbſt wieder Bewohner von andern Racen er⸗ halten hat, geſchehen ſey. Wie: dem: übrigens auch ſey, die Zahl der Eingebornen in der Grafſchaft Cumberland nimmt reißend ab, und dieſe dummen Wilden haben, fuͤhllos gegen alle Ver⸗ beſſerung ihres Zuſtandes, von den Europäern nur ſolche laſter⸗ hafte Gewohnheiten. angenommen, welche fie ihrem volligen Aus⸗ ſterben näher bringen, wie z. B. die unmaͤßige Begierde nach. Branntwein; auch die Luſtſeuche und die Pocken haben große Verheerungen unter ihnen angerichtet. „) Dieſe Sitte findet man ber allen denen, welche nicht in böͤftere Berührung mit den Europäern kommen. (Der Beſchluß folgt in der naͤchſten Nummer.) über die Veränderungen, welche in einigen Kupferlegirungen der Alten ſtatt gefunden haben. (52 NR (Ein Brief John Davy's an Sir Humphrey Davy). In dieſem Briefe beſchreibt Dr. Davy, der am mittellaͤndiſchen Meere mehrere wiſſenſchaftliche Unterſu⸗ chungen anſtellt, die Wirkungen, welche die Zeit und die Elemente auf verſchiedene griechiſche Alterthuͤmer ges habt haben. Der erſte Gegenſtand war ein Helm von antiker Geſtalt, welcher an einer ſeichten Stelle des Meeres zwiſchen der Citadelle von Corfu und dem Dorf Enſtrades gefunden worden; er war ganz mit Muſcheln und einem Überzug von kohlenſaurem Kalk bedeckt. Die ganze Oberfläche deſſelben, ſowohl an den Stel, ten, wo ſie mit Muſcheln bedeckt war, als auch da, wo 184 ſie frei lag, bot ein ſchäckiges Ausſehen von Gruͤn, Weiß und Roth dar. Der gruͤne Theil beſtand aus unterſalz— faurem und kohlenſaurem Kupfer, der weiße hauptſaͤch— lich aus Zinnoryd und der rothe aus Kupferprotoxyd in oktasdriſchen Kryſtallen, vermiſcht mit Oktasdern von reinem metalliſchen Kupfer. Unter dieſen Subſtanzen war das Metall ganz glaͤnzend und beſtand nach der Analyſe aus Kupfer und 183 pCt. Zinn. Ein Nagel aus einer aͤhnlichen Legirung von einem Grab in Itha⸗ ka, und ein Spiegel aus einem Grabe zu Samos auf Cephalonia boten dieſelben Wahrnehmungen dar, nur daß die Kryſtalliſation nicht ſo deutlich war. Der Spies gel beſtand aus Kupfer, kegirt mit 6 pCt. Zinn und kleinen Antheilen von Arſenik und Zink. Eine Menge alter Münzen aus dem Cabinet eines beruͤhmten Samm⸗ lers zu Santa Maura boten aͤhnliche Wahrnehmungen und Refultate dar. Die weißen Ineruſtationen waren Zinnoxyd; die grünen Flecke waren kohlenſaures und unterſalzſaures Kupfer; und die rothen Flecke beſtanden aus dem Protoxyd deſſelben Metalls. Manche Flecke hatten ein ſchmutziges Ausſehen, was von der Anweſenheit des ſchwarzen Kupferoxyds, vermiſcht mit Theilen des Brot: oxyds, herruͤhrte. Dr. Davy war nicht im Stande, irgend eine Beziehung zwiſchen der Compoſition der be— treffenden Münzen und dem Zuſtand, in welchem fie ange: troffen wurden, aufzuſinden, indem die Variation derſelben in dieſem Betreff mehr von den Umſtaͤnden abzuhaͤngen ſchien, unter denen ſie den mineraliſirenden Agenzien (to the mineralizing agents) ausgeſetzt geweſen waren. Schluͤß⸗ lich bemerkt Dr. Davy noch: da die Subſtanz, von welcher dieſe cryſtalliſchen Zuſammenſetzungen herruͤhren, unmoglich ſich in Aufloͤſung befunden hat, fo muß die Entſtehung der Kryſtalliſation einer innigen Bewegung der Maſſentheilchen der Subſtanz, bewirkt durch den Einfluß chemiſcher Verwandtſchaften, elektro- chemiſcher Anziehung und Aggregations- Anziehung, zugeſchrieben werden. Auf dieſem Wege glaubt er verſchiedene Er⸗ ſcheinungen in der Mineralogie und Geologie erklaͤren zu koͤnnen. 5 En sere N Falt eines Meteorſteins zu Nantgemory in Maryland, Nordamerika. Am 10. Febr. 1825 zwiſchen 12 und 1 Uhr, wurde eine Exploſion gehört, ſtaͤrker ſchallend, als ein Kanonenſchuß, dann folgte ein lautes ziſchendes Ge⸗ raͤuſch, und in weniger als 15 Minuten fiel ein Stein herab, und drang etwa 23 Zoll in die Erde. Als er herausgenommen wurde, war er rauh und warm mit ſtarkem Schwefelgeruch. Er wog 16 Pfund 7 Unzen. Die Erplofion und das Geraͤuſch wurde im Umkreis von 50 engl. Quadratmeilen vernommen. In einer Entfernung von 25 engl. Meilen von der Stelle, wo der Fall ſtatt hatte, wurde durch die Exploſion eine ganze Pflanzung erſchuͤttert. f 2 Fortlaufen des Blitzes unter der Erde (53). Am 28. Mai 1824 wurde ein Bauer zu Vernen, im Staate Conekticut, Nordamerika, vom Blitz getroffen. Nachdem er an einem Baume herabgelaufen war und die Erde an der Wurzel aufgeriſſen hatte, „ging das elektriſche Fluidum 50 bis 80 Fuß unter der Oberfläche fort, ohne einer der Subſtanzen zu folgen, welche gewoͤhnlich 185 feinen Lauf beſtimmen, z. B. Wurzeln, Steine ꝛc. Das elek⸗ triſche Fluidum ſcheint durchaus nicht durch eine anziehende Subſtanz geleitet, ſondern in faſt ganz gerader Richtung durch ein Medium hindurch getrieben worden zu ſeyn, welches einen großen Widerſtand leiſtet, und von dem man gewoͤhnlich annimmt, daß die Elektricität ſich in ihm vertheile und verliere.“ Das elek⸗ triſche Fluidum ließ unzweifelhafte Spuren ſeines Laufs durch eine Strecke von faſt 50 Fuß; durch eine Strecke von ferneren 30 Fuß muß es ebenfalls unbezweifel fortgegangen ſeyn, da ſeine Wirkungen auf einer Mauer ganz deutlich waren; und man kann doch nicht annehmen, daß es aus der Erde hervor⸗ gekommen ſey, 11 70 einen Sprung von 30 Fuß bis zu der Mauer gemacht habe. all Ren Über die weißen Elephanten (54). In Nr. 269. iſt nach Finlayſon angegeben, wie es fi in Siam mit den weißen Elephanten verhalte. Jetzt finde ich in dem Berichte der Ma⸗ dame Judſon über eine Miſſions-Sendung nach Virma, daß der weiße Elephant in Birma noch weit hoͤher verehrt wird. Von den Birmanen wird angenommen, daß derſelbe in ſeinem Koͤrper die geſegnete Seele eines menſchlichen Weſens enthalte, welche auf der letzten Stufe der Millionen Verwandlungen, die ſie zu durchlaufen hatte, angelangt iſt, und welche, wenn ſie frei wird, in das Weſen der Gottheit aufgenommen werde. Wir erfahren nun, daß dieſe geheiligte Perſonage ein regelmäßiges Cabinet hat, was aus einem Woonghee oder Pre⸗ 186 mier⸗Miniſter, einem Woondosk oder Staats ⸗Setretair, ei⸗ nem Songhee oder Unter-Secretair, einem Nakeen oder Weiss heits-Miktheiler beſteht, und außerdem noch andere untergeord⸗ nete Beamte und Diener, von denen manche die Guͤter admi⸗ niſtriren, welche der w. E, in verſchiedenen Theilen des Landes beſizt; daß er Präſente von Muffelin, Seide u. ſ. w. regel: maͤßig von allen fremden Geſandten erhaͤlt. „Die Reſidenz des weißen Elephanten iſt neben dem Koͤnigl. Pallaſt und mit dieſem durch eine lange offene Gallerie von zahlreichen hoͤlzernen Pleilern geſtuͤtzt, an deren Ende ein Vorhang von ſchwarzem, mit Gold verzierten Sammet befindlich iſt, welcher das erhabene Thier gemeinen Augen verbirgt, und vor welchem die demſelben beftünmten Opfer niedergelegt werden. Seine Wohnung iſt eine hahe Halle, von innen nach außen mit glaͤnzender Vergoldung bedeckt und von 64 Saͤulen getragen, die zur Hälfte ſchoͤn ver⸗ goldet find. An zwei derſelben iſt der Elephant mit den Vor: derfuͤßen durch ſilberne Ketten befeſtigt, während die hintern Füße durch Ketten von ſchlechtern Metall gefeffelt ſind. Sein Bett beſteht aus einer dicken Matratze, mit blauem Tuch uͤderzo⸗ gen, worüber eine noch weichere Decke ausgebreitet und ſcharlach⸗ rothe ſeidne Zeuge gedeckt find, Sein Geſchirr iſt praͤchtig, Gold mit großen Diamanten, Perlen, Sapphiren, Rubinen und andern Edelſteinen. Seine Betelbuͤchſe, Spucknapf (1), Gold mit Edel⸗ zen ausgelegt, und fein Gefolge und Wache ſteigt auf Tauſend erſonen. 15 Knochen. (55) ch Von Giovanni Battiſta Palletta' Der Zweck dieſes Aufſatzes iſt, durch einige Bei tele zu zeigen, daß manche Frakturen durch den Ans chein nach leichte und unbeachtete Kräfte, blos durch ie combinirte Thaͤtigkeit der Muskelbewegung hervorges bracht werden, und daß nicht alle Frakturen ſich durch ihre eigenthuͤmlichen Kennzeichen zu erkennen geben, ob ſie gleich an ſich betraͤchtlich genug ſind. 5 Palletta führe zwei Fälle an, um feine Behaup⸗ tung hinſichtlich der Fraktur der Knochen zu beweiſen, welche durch die Thaͤtigkeit der Muskeln bei ſonſt ganz gefunden Subjecten hervorgebracht wurde, wo dem Zus fall weder ein chroniſcher Schmerz der Knochen, noch ein veneriſches, cancroͤſes oder arthritiſches Übel vors herging. 14 Derr erſte dieſer Fälle ereignete ſich an einem. bes ruͤhmten Profeſſor in Belluno, welcher vor Kurzem über ſeinen Zufall in felgenden Ausdrücken an den Verfaſſer ſchrieb: „Der Unfall, welcher mir begegnet iſt, indem ich die linke tibia gebrochen habe, iſt mir vor 4 Jahren zuge: ſtoßen. Als ich am Abend des 14. Novembers über eine Wieſe ging, uͤberfiel mich ein ſehr ſtarker Krampf, welcher die Urſache war, warum die tibia am untern Drittel ihrer Laͤnge durch die bloße Kontraktion der Muskeln zerbrach.“ Der zweite iſt der einer 50 jaͤhrigen Dame, welche, als ſie an einem ebenen Orte und Arm in Arm mit einem Manne ſpatzieren ging, welcher eben ſo groß und ſtark als fie war, fo ausglitt, daß das linke Glied faſt im halben Cirkel Über einige ungewoͤhnliche Frakturen von F von der Centrallinie des Körpers abſtand, und fie, als fie in dieſem Augenblick den Korper nach vorn beugte, um fi wieder in das Gleichgewicht zu bringen, fogleich ein Knir⸗ ſchen im linken Bein hoͤrte, und, ob ſie gleich nicht ſiel, doch wahrnehmen konnte, daß die tibia in der Mitte ihrer Länge queer gebrochen war, weshalb fie ſich nicht mehr aufs recht erhalten konnte, und in dem benachbarten Hauſe auf eine Bank geſetzt wurde. Diefe Fälle, ſagt Palletta, erregen, wegen der Leichtigkeit, mit welcher der geſuͤndeſte Menſch einen Kno⸗ chen brechen kann, Furcht und Erſtaunen. Von der Art, wie dies geſchieht, giebt gewiß ein Stab die deutlichſte Vorſtellung; ſo wie dieſer durch die vereinigte Wirkung zweier, an den beiden Enden angebrachter gleichſtarker Kraͤfte in der Mitte zerreißt; eben ſo kann man ſich denken, daß, indem der Fuß auf der Erde feſtſtand, und auch das Kniegelenk mit dem Rumpf unbeweglich war, das Gewicht dieſes letzteren und der Widerſtand, welcher von der auf dem Erdboden ruhenden planta pedis entgegengeſetzt wurde, vereinigt und gleichzeitig auf die beiden Enden des Unterſchenkels wirkten, in der Mitte der tibia zuſammentrafen und ſie durch die vereinigte Kraft zerbrachen. Der zweite Theil dieſes Aufſatzes ſoll die Dunkel get der Diagnoſe gewiſſer Frakturen und die Möglich eit der vertikalen Fraktur mit Lostrennung des aͤußern Blattes zeigen. 1 ö Fünf Fälle kamen dem Vf. vor, wo Menſchen gefal⸗ len waren und ſich mit einer der Schultern an harte Koͤr— per geſtoßen hatten. In keinem dieſer Faͤlle bemerkte man ſichere Anzeigen von Fraktur der zur Bildung der Schuß 187 ter beitragenden Knochen. Bei allen waren jedoch mehr oder weniger große Anſchwellung, Schmerz bei den Be— wegungen des Glieds, Schwierigkeit den Arm in die Hoͤhe zu heben und ſehr laͤſtige Empfindung bei den gewaltſamen Bewegungen vorhanden. Die Anſchwellung verſchwand, doch blieb bei Allen Schwierigkeit, den Arm in die Hoͤhe zu heben, zurück, und ſie empfanden ſehr großen Schmerz, wenn ein Anderer mit einiger Kraft verfüchte, den Arm in die Höhe zu heben. Kein Mit: tel, weder Blutegel, Bäder, cataplasmata, noch Salben und wiederholte und allmaͤhlig verſtärkte Ber wegungen waren wirkſam genug, um ein ſolches Übel u heben. . f 9215 einer dieſet Unglücklichen durch hinzugekomme⸗ nes erysipelas geſtorben war, welches uͤber den ganzen Koͤrper ſich verbreitet hatte, und die Leichenbeſichtigung vorgenommen wurde, entdeckte man eine blutige Infil⸗ tration im Zuſtand von Aufloͤſung unter dem muse. deltoides. Nachdem das Gelenk geöffnet worden war, zeigte ſich ein äußerlich konvexes und innerlich etwas konkaves, ganz oben von dem humerus abgeloͤſtes Kus⸗ chenblatt, welches vou dem aͤußeren oberen Theil dies ſes Knochens abgeriſſen worden zu ſeyn ſchien, indem es auf die Aushoͤhlung, welche am humerus neben dem turberculum minus war, paßte, und oben auch eine Por— tion der Gelenkkapſel daran hing, welche ebenfalls durch den Stoß zugleich mit einer dünnen Portion des Gelenkknor— pels abgeriſſen war. Die Oberfläche des humerus, von welchem das aͤußere Knochenblatt ſich abgeloͤſt hatte, war, eben fo wie das abgeloͤſte Stuͤck, rauh, faſt pyramiden⸗ foͤrmig, außer daß letzteres dicker war als das, welches dem humerus zu fehlen ſchien. Wenn man aber den hu- merus von der Seite betrachtete, wo die Knorpelpor⸗ tion und das Knochenblatt abgeriſſen war, ſo ſah man einen leeren Raum, welcher anzeigte, daß das caput hu- meri eine Erſchuͤtterung erlitten und ſich ein wenig von dem Koͤrper des humerus (diaphysis) entfernt habe. Aus dem eben genannten Anſehen der Schulter laͤßt ſich die Urſache wohl begreifen, warum der Arm nicht in die Höhe gehoben werden konnte; denn wenn die Aufhebemuskeln, die mm. deltoides, natus und inkraspinatus thaͤtig waren, ſo mußte das abgelöfte Knochenblatt in die Höhe gehoben, dem Gelenk genaͤhert werden, ſich mit ſeinem obern Rande zwiſchen das caput humeri und die cavitas glenoidea legen, und ſo nicht blos das Aufheben des Arms verhindern, ſondern auch bei jeder Bewegung ſchmerzhafte Empfin⸗ dungen verurſachen. f * Ein Bettler hatte das Ungluͤck in einen Graben zu fallen, aus welchem er von mitleidigen Perſonen heraus⸗ gezogen und hernach in das Spital gebracht wurde. Nachdem er zu Bett gebracht worden war, ſuchte man die Art und die Urſache des Falls zu erforſchen, doch antwortete er fo verworren, daß man nichts daraus neh⸗ men konnte. Indeſſen bemerkte man, daß er den rech⸗ ten Oberſchenkel abwaͤrts hielt, und daß es noͤthig war, supraspi- 188 ihn etwas mit Kiſſen zu unterſtützen und den Unter⸗ ſchenkel in einer halbgebogenen Stellung zu laſſen. In den erſten Tagen war weder eine Anſchwellung noch eine Verkuͤrzung des Glieds vorhanden. Wenn ſich der Kranke auf die geſunde Seite wendete, und den afficirten Oberſchenkel mit dem Rumpf und dem Unterſchenkel in die halbgebogene Stellung brachte, fo wurden die Bewe gungen leichter und mit wenig Schmerz ausgefuͤhrt. In der Folge ſchwoll die obere Hälfte des Oberſchenkels alls maͤhlich an, bekam eiue livide Farbe, und dann war fie bei der Berührung und vorzüglich bei den gewaltſamen Bewegungen des Oberſchenkels ſchmerzhafter. Unter dies ſen Umſtänden nahmen die Kraͤfte des Kranken ab, bis er 47 Tage nach dem Zufall an Entkraͤftung ſtarb. Als man den Oberſchenkel aufſchnitt, fand man viel Blut, welches unter die verdern Muskeln deſſelben aue: getreten war, und erkannte eine Fraktur des obern Ens des des femur. Dieſes war in drei Stücken getrennt: naͤmlich das collum femoris, welches das caput trägt, war ſchief von der Baſis des großen Trochanters bis zu der des kleinen Trochanters abgeſchnitten. Ein halbkreis⸗ foͤrmiges Knochenſtuͤck hatte ſich von dem großen Trochanter nach hinten losgetrennt und bei der Lostrennung den kleit⸗ nen Trochauter bis zum vordern Theile des femur mit ſich genommen. Dieſe letztere halbkreisfoͤrmige Portion war ſowohl von dem Hals als von dem Korper (dia- plıysis) des femur vollkommen abgeloͤſt. Das dritte Stück beſtand in dem übrigen Theil des femur, auf welchem man das ihn bedeckende periosteum eine Strecke weit losgetrennt und zerriſſen ſah: eine Ans zeige, daß der Stoß, welcher auf dieſes Gelenk ein gewirkt hatte, ſtark geweſen war. PR Nun, fagt Palletta, ſcheint fih aus dem, was bei der Sektion gefunden worden iſt, deutlich erklaͤren zu laſſen, warum nicht die gewoͤhnlichen Zeichen der Fraktur des collum femoris vorhanden waren. Da die beiden Trochanter von dem Körper des kemur losge⸗ trennt worden waren, fo konnten die musculi glutaei, der musc. pyriformis und die andern rotatores fe- moris den Korper des Schenkelbeins nicht nach außen und nach hinten ziehen, und ihn folglich nicht außerhalb der Medianlinie bringen, weshalb, da die Thaͤtigkeit des obturator internus fehlte, auch die Spitze des Fußes nicht nach außen gedreht wurde. Eine fo zuſammenge⸗ ſetzte Fraktur konnte nicht ohne heftige Schmerzen ſeyn, ſowohl wegen der Zerreißung des periosteum und der Muskeln, als auch wegen der Blutergießung zwiſchen den Muskeln und dem Zellgewebe. 773 5 über Blutentziehungen. (56) : Von Piorry. ; Mitglied der Académie royale de Medecine. Mehrere am Menſchen gemachte Beobachtungen haben mich veranlaßt, in Betreff der Blutentziehungen, einige Verſuche vorzunehmen. Die erhaltenen Reſultate ſcheinen nicht ohne In⸗ tereſſe zu ſeyn. 189 19 Man kann unmittelbar faſt allen Handen den 25. und ſelbſt den 24. Gewichtstheil ihrer ganzen Koͤrperſchwere Blut ent⸗ ziehen und zwar ohne Ruͤckſicht auf Alter, Geſchlecht, Art ꝛc. Folglich kann ein Hund, welcher 27 Pfund wiegt, ohne zu ſter⸗ ben, 1½ Pfund Blut verlieren. Der Tod tritt ein, wenn ihm unmittelbar einige unzen mehr entzogen werden. 22) Bei ſehr fetten Hunden muß man vom Totalgewicht einen Abzug fuͤrs Fett machen. Wiederholt man Tags darauf den Aderlaß, ſo kann man, wenn der Hund auf die paſſende Diaͤt geſetzt war, ihm, ohne daß er ſtirbt, noch 10 bis 12 Un⸗ zen Blut entziehen. j 3) Laͤßt man dem Hund, ohne daß er gefreſſen hat, am dritten oder vierten Tage zur Ader, ſo iſt eine Entziehung von 6 oder 7 Unzen Blut hinreichend, um den Tod herbeizufuͤhren. 4) Aderlaͤſſe, welche den 30. oder den 40. Theil des Total⸗ gewichtes Blut entziehen, koͤnnen ſehr viele Male wiederholt wer: den, wenn auch das Thier auf ſpaͤrliche Diät geſetzt war. So kann man alſo nach und nach dem Hunde ſo viel Blut entziehen, daß es endlich den zehnten, ja ſogar den achten Theil der Koͤrper⸗ ſchwere ausmacht. 5) Giebt man dem Hunde einige Nahrung, ſo koͤnnen die Aderläſſe noch viel höher geſteigert werden. Ein kleiner Hund, welcher in einem Alter von 4 Monaten 10 Pfund wog, hatte in weniger Zeit als 14 Tagen zwei Pfund Blut verloren. Er bat ſehr wenig gefreſſen, aber viel geſoffen. Er befand ſich nach dieſen Verſuchen eben fo wohl, wie vorher. Ich habe mir vors genommen, nach und nach dem Thier ein Gewicht Blut zu entziehen, welches feiner Koͤrperſchwere völlig gleich kommt, und Alles läßt vermuthen, daß es mir gelingen werde, 6) Wenn das Thier zu freffen und zu faufen fortfährt, fo erleidet ſeine Koͤrperſchwere, trotz der Blutentziehungen, wa⸗ nig Veraͤnderung. Der kleine Hund wog nach den Aderlaͤſſen noch eben ſo viel wie vorher. Die Blutbildung ſcheint alſo faſt ausſchließlich auf Koſten der eingenommenen Fluͤſſigkeiten und Nahrungsmittel (wie gering auch die Quantitaͤt der letztern ſeyn mag) vor ſich zu gehen. Die Thiere, welche auf ſehr ſtrenge Diät geſetzt werden, nehmen im Verhaͤltniß zur abgezapften Blut⸗ quantität an Gewicht ab. Das Blut wird weit langſamer ers ſetzt, als in den vorigen Faͤllen. 7) Bei den Hunden, welche nicht gleich nach dem Aderlaß, in Folge des Blutverluſtes, ſterben, ſondern erſt einige Stun⸗ den nachher, findet man, wenn ſie einige Zeit nach dem To de geöffnet werden, geronnenen Faſerſtoff, und zwar 1) in den linken Cavitäten, 2) in den rechten, und 3) in den ſtarken Venen. Ich war neugierig zu erfahren, ob nicht die Blutklum⸗ : die Urſache des Todes ſeyen; und um diefe Frage zu loͤſen, öffnete ich unmittelbar nach dem Tode andere Hunde, bie ſich in denſelben Umſtaͤnden befunden hatten. Ich konnte keinen Autklumpen bemerken, und die Gerinnung des Blutes im Her⸗ en war alſo nicht die Veranlaſſung des Todes der Thiere gewe⸗ ſen, von denen ich ſpreche. Der große Blutverluſt und der Mangel einer neuen Blutbereitung waren alfo einzig und allein die Urſache des Todes bei den Hunden geweſen, an denen ich die erwahnten Verſuche gemacht habe. 8) Bezuͤglich auf den Tod einiger Hunde, welche 2 oder 3 Stunden nach reichlichen Blutentziehungen geſtorben ſind, muß ich bemerken, daß die Temperatur damals 5,5 ½ ) betrug. Diejenigen, welche ich aufbewahrt habe, lagen in Kaͤſten, wel⸗ che mit Stroh ausgefuͤllt waren. Bei einem dieſer letztern enthielt das Blut, welches den folgenden Tag abgezapft wurde, ein der Milch vollkommen aͤhnliches Serum. Tags vorher war das Blut ſo, wie man es gewoͤhnlich findet. Ich habe vergebens der Urſache dieſer Veränderung nachgeforſcht. Das Thier war auf die Diät geſetzt, hatte es vielleicht in bem ziemlich herme⸗ tiſch verſchloſſenen Kaſten ſchlecht reſpirirt? ich weiß es nicht, ) Weiche Scale mag hier wohl gemeint ſeyn? Auf jeden Fall iſt die Temperatur kalt geweſen. ar | —lklͥ —-—i3 * 190 und werde in diefer. Hinſicht neue Verſuche anſtellen. Viele um⸗ ſtaͤnde berechtigen mich zu dem Glauben, daß die Entzuͤndungs⸗ haut des Blutes einem pathologiſchen Zuſtande der Lunge zuge⸗ ſchrieben werden muͤſſe. Meine fernern Verſuche werden zeigen, ob dieſe Meinung gegründet iſt. IRRE MR Die Wirkung ſehr beträchtlicher Blutentziehun⸗ gen auf die Organe iſt folgende: * 1) Auf den Verdauungskanal. — Unmittelbar. — Behin⸗ derung der Verdauung, wenn die Thiere Nahrungsmittel zu ſich genommen haben. — Contraction der dicken Daͤrme einige Mi⸗ nuten vor dem Tode. — Mangel an Appetit und ſehr haͤu⸗ figer Durſt, wenn der Blutverluſt nicht toͤdtlich iſt. — Einige Stunden nachher ſaufen die Thiere viel und freſſen nicht. — Der Durſt rührt hier dom Blutverluſt, nicht aber von einer gaſtri⸗ ſchen oder andern Irritation her. 5 f 2) Auf die Blaſe. — Das Thier harnt in der Regel zu gleicher Zeit, wenn ſich der Maſtdarm zufammenzicht, ur 3) Auf das Herz und auf die Arterien. — Die Pulſatio⸗ nen und Schlaͤge des Herzens werden ſchwaͤcher und immer schneller, je mehr Blut entzogen wird. Die Contractionen des Herzens werden hierauf ausſetzend, unregelmäßig und für die ſtethoſcopiſche Auscultation unmerkbar, wiewohl das Blut noch in den noch nicht zufammengefallenen Adern fließt. — Die Herz⸗ ſchlaͤge dauern fort und treiben das Blut gewaltſam aus, wenn das Thier in Folge der Blutung todt zu ſeyn ſcheint. Man kann ſich davon überzeugen, wenn man das Herz blos kegt. a 4) Auf die Reſpiration. — Ihre Bewegungen folgen dem Zuſtande des Herzens; ſie wird ſchwieriger, ſeufzend, convulſi⸗ viſch; einige Augenblicke vor dem Tod ſtellt ſich Rocheln ein. 5) Auf das Gehirn und das Nervenfoftem, — Ohnmacht tritt bei den Hunden nur ein nach ſehr ſtarkem Blutverkuſt, und wird toͤdtlich, wenn die Blutung fortdauert. Dem Tode geht faſt immer Starrkrampf voraus. Hat das Thier viel Blut ver⸗ loren, ſo iſt das Hintertheil wie don Paralyſe befallen. Das Thier kann ſich nur mit Schwierigkeit fortbewegen, ſucht ſich an einer Wand zu fügen, hält ſich dann beſſer aufrecht und thut ei⸗ nige Schritte. 8 6) Bei Hunden, die einen ſehr großen Blutverluſt erlitten hatten, heilten die Wunden ſehr ſchnell, ſie mochten prima oder secunda intentione vereinigt worden ſeyn. Die Circulation und die Thätigkeit des Ge⸗ hirns werden durch die Schwere außerordentlich modificirt, n Es iſt faſt unmöglich, ein Thier durch Blutverlust zu töd⸗ ten, wenn man ihm nur eine vena jugularis öffnet, den Kopf immer in die Höhe, und das Hintertheil niederwärts halten läßt. Selbſt die Offnung der andern vena jugularis bewirkt dann nur ſchwierig den Tod. Hebt man alsdann das Hintertheil bis zu gleicher Hoͤhe mit dem Kopf empor, fo lauft das Blut ſogleich, und bringt man den Kopf noch tiefer, als die hintern Extremitäten, fo läuft das Blut noch ſtaͤrker. Bringt man den Hund wieder in ſeine erſtere Stellung, ſo hoͤrt das Blut guf zu fließen. . Hebt man bei einem Hunde, der, in Folge der Blutung, todt zu ſeyn ſcheint, und deſſen Extremitaͤten in natürlicher Lage geblieben ‚find; bei einem Hunde, deſſen Refpiration feuf: zend und roͤchelnd war, und endlich ganz aufgehört zu haben ſcheint; bei einem Hunde, deſſen Herzſchlaͤge man mit der Hand nicht mehr fühlt, und der bereits 1 bis 2 Minuten lang todt zu ſeyn ſcheint; hebt man, ſage ich, bei einem ſolchen Hund das Hintertheil in die Hoͤhe, und haͤlt man den Kopf deſſelben tief, fo wird ſich die Reſpiration bald wieder beleben, das Herz fi merkbar zuſammenziehen, der niederhaͤngende Kopf ſich erheben, die Pfoten den Koͤrper ſtuͤtzen, und die Thaͤtigkeit des Hirns ſich wieder kund geben. Laßt man den Hund bei dieſem Zuſtande des ſcheinbaren Todes in feiner erften Lage, fo wird er ſelten wieder ins Leben zuruͤckkehren. u 191 einige Minuten hindurch alle Theile des Körpers bei dem en „ Teiche durch eine tiefe Lage des Kopfes wieder ins Leben zurückgekehrt iſt, in. die entgegengeſetzte Lage gebracht werden, kommen alle Zufälle, in Geſellſchaft mit Ohnmacht, wieder zum Vorſchein. Man kann dieſen Verſuch ein drittes und viertes Mal wiederholen. Er iſt gefährlich. Indeſſen beſitze ich noch drei Hunde, welche ähnliche Verſuche überlebt haben. Wenn das Thier frißt, erholt es ſich vom Blutverluſte ſehr raſch, langſam dagegen, wenn es keine Nahrungsmittel zu ſich nimmt. Der Puls iſt lange Zeit ſehr Häufig. Dieſe Erſchei⸗ nung rührt vom Blutverluſt, nicht aber von einer örtlichen Irri⸗ tation her. 27 . „„ Bei der Offnung ſindet man immer eine ziemlich beträcht⸗ liche Blutquantität in den rechten Gavitäten und in den großen Venen. 0 Aa 0 5 NY Ich habe mir vorgenommen, noch Verſuche anzuſtellen: . an die Wirkungen des Aderlaſſes an Arterien, im Vers i Aderlaß an Venen. , 2 n oder Entmiſchungen des Blutes. 3) Über die Wirkung der Ligaturen der Glieder, inwiefern durch Ohnmacht erzeugt wird. RE EN pe 3 die Neſultate i e Feen d. in die Ge⸗ fa hiere, welche an Blutung geſtorben ſind. ba r der Einfluß der Arterienblutungen in Bezug auf Krankheiten, die man kuͤnſtlich rvorbringen kann. 1 Miscellen. Ein der Schlafſucht befallenes Mädchen (57). um en 5 ohnweit Greiffenberg in Schleſien, jetzt 28 Jahr alt, von einnehmenden Geſichtszuͤgen, befindet ſich ö i 28. October des Jahres 1823, mithin ſeit zwei Jah⸗ 15 Bi a Monaten, a ge in Nee en ße aͤhr er ganzen bisherigen Dauer deſſel | ig Ab⸗ a in Wen wahrzunehmen. Früher oͤffnete fie 9 5 bei jeweiligem Erwachen die Augen niemals, auch nicht wenn 15 von den Umſtehenden dringend gebeten ward, eben ſo wenig ant⸗ tete fie. auch auf die an fie ergehenden Fragen, ſondern ver⸗ 305 alsdann hoͤchſtens einige Thränen, die anzuzeigen ſchienen⸗ daß fie den Zuruf wohl vernommen habe, aber nicht im Em de fen, demſelben zu genügen, und daß dieſes Unvermögen fie chmerzlich betrübe. Der Augenblick ihres Erwachens giebt ſich 0 ch eine leiſe Bewegung ihrer Finger zu erkennen; wenn als: Ka gleich Milch und Brod bei der Hand ſind und ihr dender reicht werden, ſo nimmt ſie etwas davon zu ſich, ſchlaͤft aber 1 950 ſofort wieder ein oder behilft ſich auch ohne 1 0 denn ihr Erwachen nicht bemerkt oder die Nahrungsmittel nicht Pe der Stelle in Bereitſchaft geweſen Font Be Be ö nie, und auch überhaupt nicht eher, 8 1 Ben 7 erſtemnale einige Worte von ſich hoͤren laß⸗ fen nämlich ſich Milch gefordert und verlangt: „daß das Brod Hineingebrodt werden ſolle.“ — Von ihrem dermaligen Ver⸗ halten wird aus den glaubwuͤrdigen Berichten von Augenzeugen — — 192 Nachſtehendes gemeldet. „Die IRofina Exner in Stöckigt erwacht jetzt aus ihrem lethargiſchen Schlaf zwar öfter als ehedem, jedoch in unregelmaͤßigen Zwiſchenraͤumen, etwa je um den zweiten, um den vierten, auch wohl erſt um den ſechſten Tag. Eben ſo wie ſonſt erkennt man auch jetzt ihr jedesmaliges Erwachen an ſchwachen Bewegungen der Haͤnde und Füße, wobei ſie jedoch die Augen ſelten und auch dann nur wenig oͤffnet. In der kurzen Zeit, welche fie nach den Erwa⸗ chen im wachenden Zuftande verbleibt, pflegt fie auch eini Nahrung zu ſich zu nehmen, die in der Regel in nichts Anderm als in Mich und Brod beſteht. Wenn fie noch etwas begehrt, ſo benennt ſie es doch nur mit leiſer und matter Stimme, faſt unvernehmlich; fruͤher ſprach ſie niemals. Medicamente ſind ihr durchaus nicht mehr einzubringen. Der wachende Zuſtand dau⸗ ert oft nur fo lange, als fie Nahrung nimmt, doch Ausnahms⸗ weiſe auch etwas laͤnger. Ihre Kraͤfte nehmen aber immer mehr ab, und es iſt wahrſcheinlich, daß ſie nicht mehr lange am Leben bleiben wird. ; R Neues Verfahren, die Morphine darzuſtellen. (58) Nach Hottat's Anweiſung ſoll man 35½ Unze Opium in einer hinlänglichen Menge kalten Waſſer maceriren, fo daß der Ruͤckſtand ganz erſchoͤpft wird; die Fluͤſſigkeit bis auf 1012 Gran abrauchen, und wenn fie halb erkaltet iſt, 124 Gran Ammonium zuſetzen. Es fällt: ein Niederſchlag, und wenn die Fluͤſſigkeit abgegoſſen worden iſt, ſoll man 988 Gran Ammonium zuſetzen. In 12 Stunden ſondert man den auf dieſe Weiſe erhaltenen Niederſchlag ab und waͤſcht ihn mit kaltem Waſſer, erhitzt ihn mit 6 ½ Pinte Alkohol von 0,847 ſp. Schw. und 988 Gran thieriſcher Kohle, bis der Alkohol ſiedet. Dann filtrirt man, und wenn die Fluͤſſigkeit erkaltet, eryftallifirt ſich die Morphine, etwa an Betrag an 350 bis 470 Gran. Den Alkohel kann man rektificiren und zu kuͤnftigen Operationen wieder brauchen. Mit⸗ telſt derſes Verfahrens ſoll man die Morphine in größerer Quan⸗ tität und Reinheit, als mittelſt des andern Verfahrens erlangen, bei welchem Talkerde angewendet wird. a we Anekdote. Nach den New Times vom 31. Januar zählte ein amerikaniſcher Richter Folgendes: An dem auf die Schlacht von Yorktown folgenden Morgen war ich neugierig, dem Verbinden der Verwundeten beizuwohnen; unter mehreren, bei denen Amputationen vorgenommen werden mußten, befand ſich auch ein Muſiker, dem eine Musketenkugel ins Knie geſchoſ⸗ ſen war. Wie es (damals) in ſolchen Fällen. gewöhnlich war, wurde Anſtalt gemacht, ihn auf dem Operationstiſch feſtzubinden, damit er waͤhrend der Operation ſich nicht bewegen koͤnne. „Nun, Doctor, was habt ihr vor?“ „ Burſche, ich muß Euch das Bein abnehmen, und dazu iſt es nöthig, daß Ihr feſt gebunden werdet.“ „Doctor! zu Letzterem werde ich mich nicht verſtehen. Ihr möget mir das Herz aus der Bruſt heraus⸗ nehmen; aber ihr ſollt mich nicht binden. Iſt eine Violine im Zelte? Wenn eine da iſt, gebt ſie mir.“ Es ward ihm eine Violine gebracht, und nachdem er ſie geſtimmt, ſagte er: „Nun, Doctor! fangt an!“ und er fuhr fort, zu ſpielen, bes die Ope⸗ ration, welche faſt 40 Minuten dauerte, vorüber. war, ohne Fehler und ohne Zucken. (2?!) f 1 u. Bibliographiſche Neuigkeiten. BR Nonsiderations on Volcunoes; the probable Causes of their nee the Laws, Which determine their March, mne Disposition of their Products and their connexion with the. present state of and past History of the Globe; leading to the establichment of a new The- ory of tlıe Earth, by G. Poulett Scrope Esg. Lon- don 1826. 8. (Bon dieſen „Betrachtungen uͤrer Vulkane“ wird bald eine deutſche Bearbeitung mit Anmerkungen und Vorrede vom Hrn. Profeſſor Nöggerath zu Bonn cr ſcheinen.) 11 ier A praclical Treatise on the Arterial system intended 10 illustrate the Importance of studying the Anostomo- ses, in reference to the Rationale of the New Ope- ration for Aneurism and the - surgieal treatment of Hemorrhage; with original Coloured Plans; by Tho- mas Turner ete, London 1825. a ee Oversigt over Medicinalväsenet ved Land -Militär - Etaten i Kongeriget Danemark © Hertugdémmene Slesvig Holsteen og Lauenborg (Ueberſicht des Medicinalweſens beim Land- Militär: Grat im Königreich Dänemark und den Herzogthuͤmern Schleswig, Holſtein und Lauenburg) ved F. L. W. Wendt ete, Kopenhagen 1825, 8. m 1 <> — Notizen a us dem Gebiete der Natur⸗ und Heilkunde. Nro 277. (Nr. 18. des XIII. Bandes.) Maͤrz 1820. Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. In Commiſſion bei dem Königl. Preuß. Graͤnz⸗Poſtamte zu Erfurt, der Kön. Saͤchſ. Zeitungs⸗Expeditien zu Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u. Tariſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes⸗Induſtrie-⸗Comptoir. Preiß eines jeden Bandes von 24 Bogen, 2 Rthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes, 3 ggl. Natur kunde. Über das Abfallen der Blätter an den Bäumen. (58) Von John Fleming. Die im Pflanzenreiche beſtehenden Anordnungen über die Dauer der Blaͤtter ſcheinen nicht mit derfels ben Sorgfalt ſtudirt worden zu ſeyn, wie viele andere mit der Oekonomie der Pflanzen in Verbindung ſtehende Gegenſtaͤnde. Ariſtoteles wußte, daß manche Blaͤt⸗ ter abfielen und manche nicht. Caͤſalpinus ſagt, daß manche Baͤume im Herbſt, wenn ihre Fruͤchte reif und ihre Knospen hart find, ihre Blaͤtter verlieren; diejeni— gen hingegen, deren Fruͤchte ſpaͤt reif werden, z. B. die Tanne, der arbutus und der Lorbeerbaum, be— halten ihre Blaͤtter bis zur neuen Aerndte und länger. Linné theilt die Blätter in Ruͤckſicht auf ihre Dauer in decidua, caduca, persistentia, pe- rennia, sempervirentia. James Edward Smith. vereinfacht dieſe Eintheilung und bringt die Blätter, hin- ſichtlich ihres Alters, in zwei Abthellungen. Sempervirens, imnier d. h. durch einen, zwei oder mehr Winter bins durch gruͤnend, ſo daß die Zweige nie entlaubt ſind, wie beim Epheu, der Tanne, dem Kirſchlorbeerbaum und dem Lorbeerbaum. Deciduum, gegen Anfang: des Wins ters abfallend, wie bei den meiſten europaͤiſchen Baͤu⸗ men und Straͤuchen. 5 115 ere Es iſt ſehr zu bedauern, daß der letztgenannte ge lehrte Botaniker bei dieſer Eintheilung den Character der Pflanzen unberuͤckſichtigt gelaſſen hat, ohne die Claſ— ſiſication feines Vorgängers zu verbeſſern, oder ſich ſelbſt den Erſcheinungen der Natur getreuer auszuſprechen. Einige Aufmerkſamkeit auf dieſen Gegenſtand wird uns uͤberzeugen, daß der Winter bei vielen Baͤumen nicht die naͤchſte Urſache des Laubabfallens iſt, daß viele Bläts ter lange vor Anfang des Winters abfallen, und daß andere, die den Winter uͤberſtanden haben, mit der zu: ruͤcktehrenden Wärme des Frühlings abfallen. Der Mans gel an Aufmerkſamkett auf dieſe Umſtaͤnde, der bei un— ſern ſyſtematiſchen Schriftſtellern ſo ſehr in die Augen fällt, und den ich ſelbſt bei gut unterrichteten praktiſchen Bor gentliche folium deciduum. tanikern angetroffen habe, mag den folgenden Bemerkungen zur Rechtfertigung dienen. Vielleicht ſind ſie denen nicht neu, welche mit den Arbeiten der neueſten Phyſtologen bekannt ſind; Andern indeſſen duͤrften ſie doch von eini⸗ gem Intereſſe zu ſeyn ſcheinen. Die Bäume ſcheinen, was die Dauer ihrer Blaͤt— ter anlangt, in 3 Claſſen getheilt werden zu koͤnnen. In die erſte Claſſe koͤnnen die gerechnet werden, deren Blaͤtter die Ausuͤbungen der Funktionen einſtellen, ſo— bald die Knospe zur Vollkommenheit gelangt iſt. In der zweiten Claſſe der Baͤume ſetzen die Blaͤtter ihre Funktionen fort, bis im naͤchſten Sommer neue Blaͤtter erzeugt werden. In der dritten Claſſe ſetzen die Blaͤt⸗ ter ihre Funktionen mehrere Jahre hindurch fort. 0 An Bäumen der erſten Claſſe hat man dad: ei: Seine Hauptfunktion ſcheint ſich auf das Reifen der Knospe zu beziehen, und nachdem dieſer Zweck erreicht iſt, veraͤndert das Blatt ſeine Farbe und ſtirbt. Das Abfallen ſolcher Blaͤtter befolgt, wie auch in allen andern Faͤllen, dieſelbe Ord⸗ nung, in welcher die Blätter ſich entwickelt haben. So erblicken wir z. B. in der Mitte des Sommers oft an den Weidenbaͤumen einen betraͤchtlichen Theil unten am jungen Trieb ganz blattlos, weil naͤmlich das Laub abs gefallen iſt; gegen die Spitze hin iſt es dagegen noch gruͤn und nimmt an Quantitaͤt zu. fl An ſolchen Baͤumen, wo während des Sommers zweimal Knospen gebildet werden, wie z. B. bei der Buche, veraͤndern die Blaͤtter des Fruͤhlingstriebes ihre Farbe, und ſterben früher als die ſpaͤter am Sommers reiß entwickelten. Bei den Baͤumen, welche ihr ſaͤmmtliches Laub plotzlich zu verlieren ſcheinen, wohin z. B. die Eſche gehört, findet dieſelbe Ordnung ſtatt. Die erſten Blaͤt⸗ ter des Fruͤhlings find: allmaͤhlig im Verlauf des Som mers abgefallen, und diejenigen, welche der Baum im Herbſt noch traͤgt, ſtehen mit Knospen in Verbindung, die im Herbſt ihre Vollkommenheit erlangen und dadurch das raſche Abfallen der Blaͤtter verurſachen. 3 1 13 195 In manchen Fällen erfüllen die Blätter ihre Funktio⸗ nen bereits nicht mehr, bleiben aber bis zum nächften Fruͤh⸗ ling am Baum, wie man z. B. an den Buchen in Zaͤunen bemerkt. Steht indeſſen die Buche nicht unter der Gars tenfcheere, fo’ fallen die Blätter auf die gewoͤhnliche Weiſe ab. Die Urſache, warum Individuen derſelben Art eine ſolche Verſchiedenheit zeigen, kann durch eine Unterſuchung der verſchiedenen Umſtaͤnde, denen jene ums terliegen, gefunden werden. Wenn die Buche gehörig Luft und Sonne hat, erlangen ihre Knospen die gehds rige Größe, die Blätter verrichten regelmäßig alle ihre Funktionen und fallen ab, wenn fie in der Oekonomie der Pflanze ihre Rolle geſpielt haben. Wird aber die Buche zu Zaͤunen benutzt, ſo hat ſie in der Regel zu viel Schatten, die Knospen erlangen ſelten ihre gehoͤrige Größe, und das Blatt wird häufig durch Froͤſte zerſtoͤrt, ohne noch das Ziel, fuͤr welches daſſelbe beſtimmt war, erreicht zu haben. 0 In manchen Faͤllen bleiben Blaͤtter, die im Herbſt ſonſt abzufallen pflegen, an den Zweigen haͤngen, wenn nämlich die Pflanze beſchnitten wird und den Winter im Freien zuͤbringen muß, wie z. B. der Hartriegel (Ligustrum vulgare L.). Unter ſolchen Umſtaͤnden bleiben die Blätter gewiſſermaßen zuruͤck, und koͤnnen, ſo lange ſie der Oekonomie der Pflanze nuͤtzlich ſind, die Winterkaͤlte vertragen. Viele aͤhnliche Beiſpiele kom men unter den krautartigen Pflanzen vor. Wahrſcheinlich kann man an den laubabwerfenden Bäumen die Rinde während der Zeit, wo die Bäume kahl ſind, als das luͤftende Organ betrachten, welches die Beſtimmung hat, den uͤberfluͤſſigen Kohlenſtoff aus dem Syſtem der Pflanze auszufuͤhren. Während dieſer Zeit koͤnnen ſolche Pflanzen als blaͤtterloſe Pflanzen betrachtet werden. Die Rinde der jungen Reißer mehrerer Baͤume und Straͤucher iſt auch in der That an Farbe und Gewebe den Blaͤttern ſo aͤhnlich, daß fie aller Wahrſcheinlichkeit nach eine Zeitlang den Stell; vertreter derſelben abgeben kann. . An den Baͤumen der zweiten Claſſe kann man das Blatt ein jaͤhriges (folium annuum) nennen. Es uͤbt feine Funktionen aus, bis ein neues Geſchlecht von Blaͤttern erzeugt wird, und. fällt dann nach der gewöhnlichen Als tersordnung ab. Dahin gehören viele unſerer ſchoͤnſten immergrünenden Ztergewaͤchſe, z. B. der Lorbeerbaum, der Kirſchlorbeerbaum, der Epheu und die Stechpalme. Dieſe nennt man immergruͤnende Blätter, weil die Pflanze nie kahl ſteht, und die diesjährigen Blätter ihre Funktionen ausüben und ihre Farbe behalten, bis die Reißer des folgenden Jahres ihr neues Laub erhal⸗ ten haben. Einfluß auszuuͤben, als die Blaͤtter der Pflanzen der er⸗ ſten Claſſe. Hier bedarf die Pflanze die Hülfe der Blätter das ganze Jahr hindurch, indem unter gewoͤhnlichen Umſtänden keine andern Organe die Stelle der Blaͤtter Verrichten dieſe ein⸗ uͤbernehmen zu koͤnnen ſcheinen. — — Die Blätter dieſer Pflanzenklaſſe ſcheinen deshalb in der Oekonomie der Vegetation einen groͤßern 196 jährigen Blätter eine größere Mannigfaltigkeit von Funk tionen als die hinfälligen Blätter? oder hat die Rinde. eines Baumes mit jaͤhrigen Blaͤttern weniger Funktionen zu verrichten, als bei Baͤumen mit hinfaͤlligen Blaͤttern. Wenn die Pflanzen zu ſehr im Schatten oder auch unter der Gaͤrtnerſcheere ſtehen, fo koͤnnen jährige Blätter eine längere Lebensdauer haben, und noch ihre Funktios nen verrichten, nachdem die neuen Reißer bereits ihre Blaͤtter entwickelt haben. u. 11 Bei Baͤumen der dritten Claſſe kann man das Blatt perennirend (folium perenne) nennen. Seine Lebens⸗ dauer wird nicht direct von der Vollendung der Knospe bes ſtimmt und eben ſo wenig der neue Vorrath von Blaͤttern im folgenden Sommer. Die Blaͤtter von 2 oder mehe Sommern uͤben bei Bäumen dieſer Claſſe ihre Funktio- nen zugleich aus, und ſcheinen zum Gedeihen des Stam mes nothwendig zu ſeyn. Unſere gewöhnliche immer; gruͤnende Tanne giebt ein ſehr augenfaͤlliges Beiſpiel dieſes kolium perenne. Bei Baͤumen dieſer Art fcheis nen die Blaͤtter ſelbſt hoͤhere Funktionen zu verrichten, und ſelbſt längere Zeit hindurch, als bei den beiden vors hergehenden Claſſen. Der Baum bedarf hier nicht nur fuͤr wenige Monate oder bis zur Entſtehung des neuen Lau— bes feine Blätter, ſondern er muß Blätter von vers ſchiedenem Alter haben, nämlich zweijährige, drei jaͤhrige oder noch aͤltere. 8 r Bei den Bäumen dieſer Claſſe findet geringere Re- gelmaͤßigkeit im Abfallen des Laubes, hinſichtlich der Jahreszeit, ſtatt, als bei denen der beiden vorhergehenden. Es fallen nur wenige von den alten Blaͤttern ab, wenn der Baum im Frühjahr Schoͤßlinge und neue Blaͤtter treibt. Eine groͤßere Anzahl ſcheint mitten im Som— mer, und wiederum bei der Annaͤherung des Winters, abzufallen. 5 Die Aufeinanderfolge dieſes Abfallens der Blaͤtter ſteht, wie bei den andern Claſſen, mit dem fruͤhern oder ſpaͤtern Erſcheinen derſelben an einem und demſelben Stamme und Zweig im Verhaͤltniß. Bisweilen aber fälle nur ein Theil der Blaͤtter einer Jahreszeit ab, waͤhrend der andere zuruͤckbleibt und ſeine Funktionen noch eine längere Zeit hindurch verſteht. Auch kann man an demſelben Baume Blaͤtter von drei, vier, fuͤnf, ſechs ja ſieben Jahren her bemerken; und es koͤnnen, während ein Theil der drei Jahre alten die Farbe aͤn⸗ dern und abfallen kann, die fiebenjährigen grün und friſch bleiben. Die im Schatten befindlichen leben am laͤngſten; doch habe ich auch in dieſer Hinſicht manche Anomalien bemerkt. e Dieſe Bemerkungen beziehen ſich auf die Dauer der Blätter von Bäumen aus dieſer Gegend. Man har ſich aber oft Überzeugen koͤnnen, daß der Einfluß des Klima's auf die Dauer der Blätter betraͤchtlich und fär hig iſt, Bäume mit hinfälligen Blättern in immergruͤne zu verwandeln und umgekehrt. In kalten Klimaten wird die Vegetation durch den Winter unterbrochen. In warmen dagegen erfahren die Pflanzen keine ſolche 197 unterbrechung. Man kann daher die Frage aufwerfen, ob ein warmes Klima das Weſen der Blaͤtter mancher Baͤume dahin abaͤndern koͤnne, daß ein hinfaͤlliges Glatt dadurch ein jähriges oder perennirendes werde? Oder liegt hier nur eine aus der fortgeſetzten Bes getation entſpringende Taͤuſchung zum Grunde, wels che Bäume, deren Blätter gleichwohl hinfällig find, als immergrän erſcheinen läßt? Wahrſcheinlich wird man die Wahrheit getroffen haben, wenn man letztere Frage bejahet. a N Allgemeine naturgeſchichtliche Bemerkungen auf einer Reiſe in den Blauen Bergen von Neu⸗Suͤd Wales. (59) k Von Hrn. R. C. Leſſon. 5 (Beſchtuß.) Merkwürdig iſt es, daß mit der Zahl der Eingebornen auch die der Thiere zuſehends abnimmt, und die Zeit iſt nicht mehr fern, wo alle in Cultur gekommene Gegenden von Kaͤnguruhs, Ornithorhynchen u. a. entbloͤßt ſeyn werden. Schon bewohnt der Caſuar (Casuarius australis, Shaw) nicht mehr die Emu⸗Ebenen, wo er ſonſt ſo haͤuſig war. Dieſer ungeheure Vogel iſt jenſeits der blauen Berge, oder außerhalb der Graͤnzen der Kuhwaide geflohen. Nur noch im gezähmten Zuſtande gewahrt man das große Känguruh (K. labiatus Geoff.). Ich ſah mehrere derſelben frei in dem weiten Park von Roſe-Hill zu Caramatta waiden, wobei fie ſich auf ihre Hinterfuͤße erheben, um ſich nach allen Seiten umzuſchauen; wenn man fie beunruhigt, eilen fie, indem ſie ſich auf ihre kurzen Vorderbeine werfen, in Spruͤngen davon. Dieſes ‘ Shier, deſſen hartes und zaͤhes Fleiſch wenig gefhägt wird, weil man ſich nur der Hinterviertel zur Bereitung nicht beſonders wohl⸗ ſchmeckender Suppen bedient, laͤßt ſich außerordentlich leicht zuͤhmen. Zu Port Jackſon zeigte man mir eins, welches ein Soldat aufgezo⸗ gen hatte, und das puͤnktlich den Befehlen feines Herrn gehorch⸗ te; es verſtand ſich ſehr gut aufs Boxen. Auch bewies dieſes Känguruh ſich aͤußerſt muthig und war gleich bereit ſich mit Hunden in einen Kampf zu wagen, wobei es ſich ſeiner Hinter⸗ deine oder ſeines Schwanzes bediente, um feine Gegner zu tref⸗ fen, indem es ſich mit ſchnellem und ſehr hohem Sprunge auf fie losftürzte, Seinen Herrn ließ es willig allerhand Kurzweil mit ſich treiben und, ohne ihm das mindeſte Leid thun zu wol⸗ len, ſpielte es dann mit ihm blos mittelſt ſeiner Vorderſuͤße. Auf die Maͤrkte bringt man ſehr haͤufig das Kaͤnguruh mit roth⸗ elbem Halſe, von den Eingebornen Oualabat genannt (K. ru. collis Per. et Lesueur), und mitunter auch White's Poto- zu (Hypsiprymnus Whitii, Quoy et Gaimard), welches an felſigen, wenig beſuchten Orten lebt. Ein Exemplar dieſer Art, welche ſehr ſchnell laͤuft, wurde von unſerm Oberfeuerwerker Rolland geſchoſſen, kam aber bei dem Schiffbruch des Hrn. Garnot mit um. Arten Perameles, hier Bondicout genannt, ſcheint es in der Umgegend von Liverpool zu geben, wenigſtens wurde mir an dieſem Orte eine derſelben gezeigt, ohne Zweifel P. nasutus Geofr. 0 Ich hatte keine Gelegenheit, andere als gezaͤhmte Arten Da- syurus zu ſehen, und zwar das von Maugé (Dasyurus Maugei, Geoffr.), welches man in dem während der Reise der Ura⸗ nia geſammelten zoologiſchen Atlas abgebildet findet. Die Ein⸗ gebornen toͤdten eine ungeheure Menge fliegender Phalanger (Petaurista taguanoides Desmarest), deren Felle fie‘ trock⸗ nen, um ſich daraus kleine Mäntel, welche fie im Winter über die Schultern werfen, zu machen. Ich ſah viele mit voͤllig wei⸗ em Haare. 5 Die Art von wildem Hunde (Canie Australasiae Desm.), — ꝓͥ — 198 welche White in feiner Reife. in Reu⸗Suͤd⸗ Wales beſchrieben hat, aͤhnelt unſerm Schaͤferhunde. Sein Haar iſt ſtruppig, ſei⸗ ne Ohren ſtehen aufrecht, und es iſt dieſelbe Art, welche man auch bei den Negern von Neu⸗Ireland und der Inſeln Bouka und Bougainville trifft. Dieſe Hunde ſind muthig, und leben größtentheils von Krabben, von auf die Erde gefallenen Fruͤch⸗ ten oder von dem, was das Meer auf den Strand wirft. Die Hrn. Fr. Cuvier und Geoffroy haben davon in ihrem 15 Werke uͤber die Saͤugethiere eine treffliche Abbildung egeben. a Vom Wombat (Didelphis ursina Shaw; Phascolo: Wombat Per. et Lesueur) iſt mir zu Sydney nur ein Eee Fell zu Geſicht gekommen, und ich glaube daher was man mir verſicherte, daß es ſich in Neu⸗Suͤd⸗Wales gar nicht, fondern bloß an der Suͤdkuͤſte und auf den kleinen Inſeln in der Baß⸗ Straße finde. Eine Art fliegender Hund (Pteropus) wurde von Hrn. Cunningham in den tropiſchen Gegenden von Neuhol⸗ land ſehr zahlreich geſehen, eben ſo eine Art Crocodill. Die ziemlich einformige Oberfläche, welche ſich, bedeckt von jetzt zum Theil gelichteten, zum Theil niedergehauenen Walduns gen, vom Meeresufer bis zu den blauen Bergen erſtreckt, trägt auch viele Gebuͤſche von immergruͤnen Straͤuchern, als von Epa- cris, Xunthorrhoea, Lamberti u. a.; hier halten ſich beſtaͤn⸗ dig eine Menge von kleinen Vögeln. mit hellgefarbtem Gefieder auf, als der Aſtril⸗ oder Vieillot's fuͤnffarbiger Sperling vom Senegal; der Webbung-Sperling (Loxia bella, Latham); die goldflüglige Spechtmeiſe (Sitta chrysopteros, Latk.); niedliche Manakins (Pipra punctata, Shaw); mehrere Arten Suiman⸗ 948 (Cinnyris); die gelbflügelige Taube (Columba chalcoptera, Lat.); der ſchoͤne allfarbige Papagai Vieillot's (sit. eximius, Shaw), von den Koloniften Rose-Hill genannt; eine Kukuk⸗Art, der Turdus punctatus, Shaw und mehrere Arten Muscicapa. Aber zu den niedlichſten und in den Gebüjchen zugleich mit am häufigiten vorkommenden Vögeln gehört unwiderſprechlich die prächtige Motacilla superha, Shaw, und der Gaze⸗Schwanz (Muscicapamalachura, Lath,). Auf den Teichen von Botany⸗Bal hatte ich Gelegenheit, den ſchwarzen Schwan (Anas pluto- nia, Shaw) zu ſehen, welcher von den Koloniſten als Hausthier aufgezogen wird. : \ Der Falco Novae-Hollandiae, mit ganz weißem Gefle: der, haͤlt ſich in der Ebene auf. Man zeigte mir ein Indivi⸗ duum, welches auf dem hellen aſchfarbigen Grau ſeines Gefieders graubraune Wellenlinien hatte. In den Waldungen ſieht man den flinken Papagai (Psittacus terrestris Shaw) auf der Erde her⸗ umlaufen. Dieſe Art iſt nicht gemein; indeß ſah ich ein Exem⸗ plar davon, welches, wie man mir ſagte, zu Botany⸗Bai ge⸗ tödtet worden war. Die Philedon's haufen in den blauen Bergen und leben ziemlich gewöhnlich in Geſellſchaften. Der Corbi-Calao zeichnet ſich beſonders durch ſeine außerordentliche Dummheit aus. Die Cacadu's von Banks (Psittacus funereus, Shaw) find wildge⸗ artet, und es iſt ihnen ſchwer beizukommen. Nicht ſo iſt es mit dem Floͤtenvogel (Barita Tihicen, Quoy et Gai- mard), der in feinen Gewohnheiten, wie auch im Gefieder, un: fern Elſtern gleicht, und wie dieſe mit Leichtigkeit ſprechen und pfeifen lernt. Der Scytrops Novae- Hollandiae iſt ſchwieriger zu erhalten, und ich ſchoß nur ein Exemplar; dagegen haufen mehrere Papagai-Arten truppweiſe in dieſen Bergen, beſonders der Lourri der Coloniſten, oder Latham's Tabuan (Ps. Pen- nantii, Shaw), welcher geſellige Sitten hat und ſich in ganzen Schwaͤrmen an den Ortern niederlaͤßt, wo er feine Nahrung findet, Es traf ſich, daß ich auf dem Wege nach Bathurſt eine bedeutende Anzahl derſelben ſchoß, und jedesmal kamen die nicht getroffenen wieder an dieſelbe Stelle herab, wo fie vorher ſaßen, um nach auf die Erde gefallenen Körnern zu ſuchen. Zu Sprig⸗ Wood wimmelt es von der Art, welche Papagai der blauen Berge (Ps. haematopus, Em.) genannt wird, und die ſich nur durch eine geringe Abweichung in der Färbung des Gefie⸗ 18 * 199 ders ven dein ſogenannten Papagai von Amboina (Psitta- eus ornatus, Gm.) unterſcheidek. Die Verſchiedenheit beſteht naͤmtich darin, daß bei der neuholländiſchen Art die Bruſt mit rothen und gelben Federn bedeckt, aber ohne ſchwarzen Saum iſt; daß die Federn des Bauchs, ſtatt gruͤn und gelb zu ſeyn, himmelblau gefärbt find; die übrige Farbung iſt ſich durchaus gleich. Der Geoffroy'ſche Papagai oder, wie ihn die Colo⸗ niſten nennen, der Bathurſt hat ein gruͤnes Gefieder und einen roſenrothen oder rothgelben Kopf (Ps. personatus, Shaw). Der Edward' ſche⸗Papagai (Ps. pulchellus, Shaw) ik ſehr gemein, beſonders in der Ebene, eben fo der Latha m'ſche (Ps. discolor, Shaw,) 0 ' Von einigen Voͤgelarten, welche wir uns zu Sydney vers ſchafften, wollen wir hier vier vorzüglich ſchoͤne erwähnen, wel⸗ che von Port Macquarie (51024 S. Br.) kamen. Der King's. Papagai *) (Platycercus scapulatus, Igor s.) führt in den Sammlungen des Pariſer Muſeums noch keinen Namen. Die⸗ ſer ſchoͤne Vogel, von der Groͤße des kleinen grauen Jaco, hat ben Kopf, Hals und Bauch von einem ſehr lebhaften Roth, Die Federn der Fluͤgel, des Ruͤckens und unter dem Schwanze find dunkelgruͤn, mit Ausnahme von zwei helleren Stellen auf den Flügeln; die den Buͤrzel bedeckenden von ſehr ſchoͤnem Azurblaa. Der Schwanz iſt keilfoͤrmig, fo lang als der Koͤr⸗ per; die Afterfedern ſind gruͤn, mit rothem Saume; der obere Schnabeltheil iſt roth, mit ſchwarzer Spitze. Der Prinz-Regent (Oriolus Regens, Quoy et Gaimard), woraus Lewin feine Meliphaga chrysocephala gebildet hat, und der zwiſchen Philedon und Oriolus mitten inne ſteht, bildet die Gattung Sericulus des Hrn. Swain ſo n. Die Geſtalt dieſes Vogels iſt in der That ganz die eines Orio- Ius; aber ſeine Zunge laͤuft, nach dem was mir Hr. Fenton, der mehrere Exemplare anatomiſch unterſucht hat, darüber ge⸗ ſagt, in einen Pinſel aus. Dieſe Einrichtung der Zunge ſcheint mehreren Vogelgattungen Neuhollands gemein zu ſeyn, und ihre Organiſation ware ſolchergeſtalt der Art und Weiſe, wie ſie ſich nah⸗ zen, naͤmlich an den Blumen und Nectarien der Waldbͤume zu ſaugen, angemeſſen. Auch findet man dieſe Einrichtung bei einer großen Anzahl Vogelarten von Neu⸗Suͤd⸗ Wales und ſogar bei verſchiede⸗ nen Papagaien. Lewin hat dieſen ſchoͤnen Vogel auf der erſten Kupfertafel ſeines Werks, unter dem Namen King's Honig⸗ fauger abgebildet; auch die HHrn. Quoy und Gaimard has ben in ihrer Zoologie, fo wie Hr. Temmink in ſeinen illumi⸗ nirten Kupfertafeln, vortreffliche Abbildungen davon geliefert. Dieſe Art Oriolus ſteht, obgleich ſie in Sydney eben nicht ſelten iſt, doch en ſehr hohem Preiſe, weil fie von den Englaͤndern ſehr geſchazt wird. Wir haben ein praͤchtiges Exemplar davon mit⸗ gebracht und im Muſeum niedergelegt. Der dritte und ſeltenſte von den Voͤgeln, die wir uns von Port Macquarie verſchafften, wovon mehrere einige Mo⸗ nate vor unſerer Ankunft geſchoſſen worden, iſt der koͤni⸗ slide Epimachus (Epimachus regius Garnot et Less.) Dieſer prachtvolle Vogel, der in der Geſtalt wie in dem Farbenreich⸗ thum des Gefieders den Epimachus-Arten gleicht, befist jedoch nicht wie dieſe und die Paradiesvoͤgel, denen er uͤbrigens in der Far⸗ denpracht nichts nachgiebt, die acceſſoriſchen Federn, welche unter verſchiedenen Formen das Gefieder der eben erwaͤhnten Arten fo zieplich ſchmücken. Hr. Swainſon fand an den Fuͤßen dieſes Epimachus die Organiſation feiner Meliphagidae, und glaubte die Gattung Ptiloris für dieſe Art, die alle Charaktere vom Epimachus und beſonders die des Promefil zeigt, vorſchla⸗ gen zu müffen. In den Sammlungen des Pariſer Muſeums iſt er neben letztgenanntem Vogel eingeordnet worden. Hr. Swainſon betrachtet feine Gattung Ptiloris *) als den Übers „) Nach einem vormaligen Gouverneur von Neu⸗Suͤd⸗Wales benannt. } N j 2) Es iſt wahrſcheinlich, daß die Zunge des Ptiloris ſich in einen Pinſel endigt; man darf indeß ebenfalls glauben, daß 200 gang von den Prömerops und den Parädiesvögeln zu ſeinen Meliphagidae bildend. Sein Name Ptiloris paradiseus bee zeichnet unſern Epimachus regius, welchen man zu Sydney ge⸗ woͤhnlich Rifle man heißt, nach dem Namen eines Soldaten, wel⸗ cher auf einer Reiſe ins Innere des Landes ſechs oder ſieben von dieſen Voͤgeln toͤdtete. Wir laſſen nun hier die zu Port Jackſon aufgeſetzte Beſchreibung unſerer Species folgen. Der koͤnigliche Epimachus hat die Statur des Nuß⸗ hehers. Sein Schnabel iſt ſchwarz, gekruͤmmt, an dem Rande des Oberkiefers ſchwach gezaͤhnt, von der Laͤnge des vom Promeſil. Der obere Theil des Kopfes iſt mit ſchuppenartigen Federn, von einem metalliſch glänzenden Bläulichgruͤn bedeckt. Hals und Kehle umgiebt eine dreieckige Binde von ſchuppigen glaͤnzenden fmaragdgrünen Federn, welche in den Lichtreflerken verſchiedene metalliſch glänzende Tinten annehmen. Die Form dieſer Federn iſt dreieckig, ihre Farbe ein mattes Olivengruͤn und an den Kaͤndern gleichſam franzenartig, waͤhrend der mitt⸗ lere Theil glänzend iſt. Die Federn, welche den Ruͤcken und die Fluͤgel des Vogels bekleiden, haben die Sanftheit des ſchwar⸗ zen Sammets, ſo wie ſie ebenfalls deſſen Farben und Anſehn nachahmen; zu verſchiedenen Zeiten dem Tageslichte ausgeſetzt, zeigen fie die reichſte Tinte eines ponceauſchwarzen Sammets. Auch der Bauch iſt mit ſchuppichten Federn von kupferrothem, aber weniger wechſelndem Anſtrich als die des Halſes und Hin⸗ terkopfs. Der kurze viereckige Schwanz beſteht aus goldgrünen EN die Füße find ſchwarz und mit gekruͤmmten Naͤgeln ver⸗ en. 8 10 Hr. Swain ſon hat das Weibchen beſchrieben, welches ich nicht kenne. So glänzend und durch die Farbenpracht ausge⸗ zeichnet das Gefieder des Maͤnnchens iſt, fo einfach giebt ſich, dem Anſcheine nach, das des Weibchens, welches roͤthlichbraun iſt. Man kann den Vogel folgendermaßen characteriſiren: Cor pore atro purpurascente; capite pectoreque smaragdo- virescentihus; abdomine aeris viride; hypochondrium pen- nis longioribus nullis, rostro et pedihus nigris. + Bei einem Officier der Garnifon ſahen wir zwei lebendige Nachteulen), Männchen und Weibchen, welche man vor kaum vier Monaten in der neuen Niederlaſſung von Newcaſtle, vier⸗ zig Meilen von Sydney, gefangen hatte. Folgendes iſt die am Orte gemachte Beſchreibung. Dieſe Nachteule hat die Geſtalt der kleinen Ohreule, der Kopf iſt gerundet, ohne Federbuͤſche ; ein Halsband von röthlicher, in der Nähe des weißlichen Schna⸗ bels ſchwaͤrzlicher Farbe, oder ſchwarzgefleckt, umgiebt den Hals; Auge und Iris find ſchwarz; die Federn des Oberkörpers ſei⸗ denartig, braun, weißlich geflammt und mit gelblichen Punk⸗ ten beſtreut, Unterleib ſehr blaßgelb mit braunen rundlichen, auf dem Grunde des Gefieders wenig bemerkbaren Flecken; Schwanz ſchrꝛarzgeſtreift, mit krummen oder parallelen gelben, weißen und braunen Linjen, die Klauen lang, weißlich. um endlich dieſe fluͤchtige Skizze zum Ende zu führen, fo haben die Umgebungen von Port-Jackſon uns an neuen Vogel⸗ arten, ſo weit naͤmlich eine erſte Unterſuchung uns ſie dafuͤr ausgeben laͤßt, folgende geliefert: als einen Falken, eine kleine Schreielſter, einen großen grauen Caſſican von den Blauen Bergen, zwei Arten Museicapa, einen Philedon, einen Weidenzeiſig und einen ſehr kleinen Kukuk. A 9 . dieſe Organiſation auch den Epimachus eigen iſt, obgleich einige Ornithologen (Temminck, S. 86) die Spitze des in Rede ſtehenden Organs als cartilaginoͤs angeben; ſollte es mit dieſem Unterſcheidungskennzeichen ſeine Richtigkeit haben, ſo wuͤrde die Aufſtellung der Gattung Ptiloris allerdings wohl begruͤndet ſeyn. » ) Sollte diefe Art vielleicht nur eine Varietät von der durch Heron von Neuholland mitgebrachten Strix flammea fen. Ich kann darüber nicht entſcheiden, da mir letztere nicht zu Geſicht gekommen iſt. ) N — 201 Miscellen. Mineralogie des Veſuvs. — Das zu Bologna er⸗ ſcheinende „Bolletino universale di scienze“ macht bekannt, daß Signor Co velli M Neapel (Strada S. Giaesmo, Nr. 26.) erbötig iſt, vollſtändige Sammlungen der Minerale des Veſuvs in Umlauf zu bringen. Dieſe Sammlungen, jede aus 150 Arten beſtehend, ſind nach einer, den Fortſchritten der Mi⸗ neralogie und Chemie entſprechenden Methode angelegt, der Preis 150 Franken. Allen Freunden der Mineralogie wird dieſe Nach⸗ richt willkommen ſeyn. Denn, nachdem durch Biot und Wol⸗ laſton auf Mineralogie die Optik und Geometrie angewendet worden find, bedarf man kleiner und durchſichtiger Kryſtalle; 202 biefe aber giebt nur ganz allein der Veſuv. Co vellis Samm⸗ lung umfaßt auch mehrere Exemplare, die bisher noch unbekannt geblieben waren. 8 J Eine Naturgeſchichte des Crocodils iſt von Hrn. Descourtilz zu erwarten, und wird in fuͤnf Lieferungen er⸗ ſcheinen. Der Bericht, den die Hrn. de Lacspede, Te⸗ non und Cuvier über das Manuſcript erſtattet hatten, lau⸗ tete ſehr guͤnſtig. Die Lieferung wird 30 Francs koſten. Be⸗ ſonders ſollen die verſchiedenen Arten der Crocodit- Jagden. ſehr intereſſant geſchildert und gut dargeſtellt ſeyn. Es giebt vier Arten von Jagden: 1) la chasse par surprise. 2) la chasse aux lagons (in den Suͤmpfen). 3) la chasse en canot und 4) la chasse aux repaires, die allergefährlichſte. ——— He il Das Verfahren, deſſen ſich Berzelius be⸗ dient, um in den Leichnamen vergifteter Perſonen den Arſenik zu entdecken. (60) Berzelius hält die Zuruͤckführung des Ars fenits in den metalliſchen Zuſtand für den einzigen untruͤglichen Beweis der Anweſen⸗ heit dieſes Giftes. Das Arſenik kann im Leich⸗ nam in zweierlei Geſtalt vorkommen, und zwar in Sub⸗ ſtanz (d. h. im Zufande arſeniger Säure, acidum ar- senicosum) oder nicht in Subſtanz, wo es dann die Daͤrme in Aufloͤſung enthalten koͤnnen. In erſten dieſer Fälle iſt die Anweſenheit des Ars ſeniks leicht zu beſtimmen. Zu dieſem Behuf nimmt man ein drei Zoll langes Stuck einer gewoͤhnlichen Bas vometerroͤhre, A c — CI — ͤ— und nachdem man das eine Ende derſelben C B in eine weit engere Roͤhre ausgezogen hat, verſchließe man das Ende B. Bringt man nun von dem, im Körper gefundenen, Arſenik ins offene Ende A, fo faͤllt es bis zu B hinab. Jede, im Körper gefundene, Quantität Arſenik von nur einigem Volumen iſt hierzu ausreichend. Hat das Arſenik das Ende B. der Roͤhre erreicht, ſo läßt man ein Stückchen Holzkohle darauf fallen, das man vor dem Loͤthrohr rothgluhend gemacht und auf dieſe Weiſe von aller Feuchtigkeit befreit hat. Die Holzkohle in der Roͤhre wird dann uͤber der Flamme einer Weingeiſtlampe erhitzt, jedoch ſo, daß der Punkt B außerhalb der Flamme ſich befindet. Iſt die Kohle ſtark rothgluͤhend geworden, fo wird auch der Punkt B, wo das Arſenik liegt, über die Flamme gehalten. Das Arſenik wird dann augenblicklich verfluͤchtigt, durch die rothglühende Kohle in Dunſt verwandelt und auf der, der Flamme gegenuͤberliegenden, Seite der Kohle in den metalliſchen Zuſtand zurückgeführt. Dem Metallſublimat naͤhert man nun langſam die Flamme und concentrirt es dadurch in einem kleinen Raum des ausgezogenen Their les der Roͤhre, wo es in Geſtalt eines duͤnnen Metall⸗ EF ee Ban Me ringes erſcheint, der wie politter Stahl glänzt r). Jetzt bleibt weiter nichts zu unterſuchen übrig, als, ob das Metallſublimat den Knoblauchsgeruch des Arſeniks beſitzt. Zu dieſem Behuf ſchneidet man die kleine Roͤhre mit einer Feile ein wenig uͤber dem Sublimat ab, und nachdem man die Stelle, wo er anhaͤngt, erhitzt hat, wird ſich ſogleich jener eigenthuͤmliche Geruch kund geben. Kann das Arſenik nicht in Maſſe angetroffen mer: den, ſo muß man ſo viel wie moͤglich vom Inhalte des Magens und der Daͤrme aufſammeln, oder ſelbſt den Magen in Stuͤcken zerſchneiden und ihn mit feinem Sins halte vermiſchen. Die ganze Maſſe wird dann mit ei⸗ ner Aufloͤſung von Kalihydrat digerirt und Hydrochlorin⸗ ſaͤure uͤberſchuͤſſig zugeſetzt. Hierauf filtrirt man, und iſt die Fluͤſſigkeit zu ſehr verduͤnnt, ſo wird ſie durch Abdampfen concentrirt. Man läßt hierauf einen Strom von Schwefelwaſſerſtoff durchſtreichen, wodurch das Ars ſenik in Geſtalt einer gelben Schwefelverbindung gefällt wird. ft die Quantitat des Arſeniks ſehr klein, fo faͤrbt ſich die Fluͤſſigkeit gelb, ohne einen Miederſchlag zu geben. Man muß ſie dann abrauchen, und in dem Verhaͤltniß, in welchem die Hydrochlorinſaͤure ſich com centrirt, wird Schwefelarſenik niederfallen. Dann fil⸗ tritt man ihn. Iſt das auf dem Filter zuruͤckbleibende Schwefelarſenik in fo geringer Quantität vorhanden, daß man es nicht vom Papier nehmen kann, ſo ſetzt man einige Tropfen Atzammonium zu, welche es aufloͤſen werden. Alsdann bringt man die filtrirre Fluͤſſtgkeit in ein Uhr: glas, um fie abzurauchen. Das Ammonium verflüchtige fh und laßt das Schwefelarſenik zurück. Sollte es noch immer ſchwierig zu ſammeln ſeyn, ſo muß man ein wenig pulveriſirtes ſalpeterſaures Kali ins Uhrglas brin— gen, wodurch ſich das Schwefelarſenik vom Uhrglaſe ab: loͤſt. Auf dem Boden eines kleinen Arzneigtaſes oder in einem Stück einer Glasroͤhre, welche an einem Ende verſchloſſen iſt, ſchmelze man etwas ſalpeterſaures Kali an der Flamme einer Weingeiſtlampe und bringe von der Miſchung, welche das Schwefelarſenik enthält, ein *) ‚Hätte man den Verſuch in dem weiten Theile der Roͤhre gemacht, To ‚würde das Nefultat, bei einer kleinen Quanti- tat Arſenik, kaum ſichtbar geweſen ſeyn. 205 wenig zu dem geſchmolzenen ſalpeterſauren Kali. Das Schwefelarſenik orydirt ſich mit Aufbrauſen, aber ohne Feuer oder Detonation und ohne Arſenikverluſt. Das geſchmolzene Salz wird dann in Waſſer aufgeloͤſt, im Überſchuß Kalk zugeſetzt und die Fluͤſſigkeit gekocht. Der arſenikſaure Kalk fallt alsdann nieder und kann gefams melt werden. Nachdem es getrocknet worden iſt, ver⸗ miſcht man es mit Holzkohle, gluͤht es mit dem Loͤth⸗ rohr und laͤßt eine kleine Quantitat dieſer Miſchung ins Ende B. der obenbeſchriebenen Roͤhre fallen. Hier wird fie nun allmählich erhitzt, um die Feuchtigkeit auszutrei ben, welche ſich in die weite Roͤhre A C zu ziehen pflegt. Iſt ſie ſehr trocken, ſo erhitze man an der Flamme des Loͤthrohres den Theil der Roͤhre, welcher die Miſchung enthält. Das Arſenik wird entbunden und ſublimirt in einiger Entfernung von der erhitzten Stelle. Ein Zus ſatz von verglaßter Boraxſäure befördert ſehr die Zerfer tzung, die dann bei einer minder hohen Temperatur ſtatt findet; aber dieſe Saͤure enthaͤlt oft Waſſer und verurſacht deshalb, daß die geſchmolzene Subſtanz Bla⸗ fen wirft, in der Röhre emporſteigt und daß die Dünfte den erweichten Theil des Glaſes durchdringen und ent eichen. i j * Merzende behauptet, daß der ſechſte Theil eines Granes Schwefelarſenik zu drei vers ſchiedenen Verſuchen ausreichend ſey. Er fuͤgt aber auch hinzu, daß man ſich, wenn man nur ſehr ſchwa⸗ che Spuren von Arſenik entdeckt habe, in Acht nehmen mäſſe, nicht durch Reagenzien Arſenik in die zu unterfuchens de Subſtanz zu bringen, denn ſowohl die Schwefel: als die Hydrochlorinſaͤure kann Arſenik enthalten. Erſtere ent hält faſt immer etwas Arſenik, wenn fie nicht aus vul⸗ kaniſchem Schwefel bereitet worden iſt; und da Schwe⸗ äure a fo kann auch die zweite Arſenik enthalten, den ſie vom Natron ſcheidet und abgiebt. Von der Rein⸗ heit dieſer Reagenzien muß man deshalb verſichert ſeyn. Iſt der Tod durch Arſenik und nicht durch a r⸗ fenige Säure bewirkt, fo muß das Verfahren etwas verändert werden, weil das Schwefelwaſſerſtoffgas die Arſenikſaͤure zu langſam zerſetzt. In dieſem Fall muß man Schwefelwaſſerſtoff- Ammonium zuſetzen, welches die Arſenikſaͤure in den Zuſtand einer Schwefelverbin⸗ dung zurückführt, die dann durch die Hydrochlorin— fäure gefallt wird. Rae ius ſcheint Dr. Chriſtiſon's (in a 927 25 8. je 109 Pate Gegenſtand mitgetheil⸗ nicht gekannt zu haben. 2975 10 ſſccer 51 955 nicht b ſicherer zum Ziele, leichter auszufuͤhren. und iſt Fall eines neuralgiſchen ſchwarzen Staares, wel⸗ cher ſehr gluͤcklich mit kohlenſaurem Eiſen behandelt wurde. (61). N Von William Belcher, Med. Dr. Joſeph Moxly, 32 Jahr alt, von phlegmatiſchem Tempe⸗ zur Verfertigung der Hydrochlorinſäure benutzt Jenes Verfahren fuͤhrt 204 rament, welcher ſich am 15. Julius 1825 an mich wandte, klagte über gänzlichen Verluſt der Sehkraft im linken Auge, während ſein rechtes Auge noch vollkommen geſund war. Zu gleicher Zeit litt er außerordentlich durch einen acuten Schmerz in der Schlaͤfe⸗ gegend, im Augapfel, im Ohr, in der Wange, an der ganzen Seite des Kopfes und am obern Theile des Halſes auf derſel⸗— ben Seite. Dieſer Schmerz ſchoß gleichſam ſtrahlend laͤngs dem pes anserinus hin und afficirte die Schlaͤfe⸗, Geſichts- und Halsaͤſte von der portio dura des Gehoͤrnervs; die allgemeinen Bedeckun⸗ gen des Antlitzes und Kopfes waren auf dieſer Seite empfindlich; der Paroxysmus wurde durch den geringſten Druck, durch jede Bewegung der Kinnladen beim Kauen, durch Geraͤuſch, oder ſelbſt durch einen Luftzug erregt und verſchlimmert. Jeden Morgen und Nachmittag beſſerte ſich dieſer Zuſtand und gegen Abend wurde er wieder bedeutend ſchlimmer. Bei genauerer Untere ſuchung fand ich einen ſehr deutlichen ſchwarzen Staar, die er> weiterte Pupille unbeweglich und unempfindlich fuͤr den Reiz des Lichtes; der Boden des Auges war von pechſchwarzer Farbe und hatte ein glaſiges Ausſehen; das obere Augenlid war bewe⸗ gungslos und über die obere Hälfte des Augapfels herabgeſunken. Der Patient hatte ſchon ſeit 14 Tagen in dieſem Auge das Seh⸗ vermögen verloren und 12 Tage früher an den erwähnten neu⸗ ralgiſchen Affectionen gelitten. In Verbindung mit dieſen Er⸗ ſcheinungen litt er in der Stirn an Kopfſchmerz, und es war gastrodynia matutina, bitterer Geſchmack im Munde, belegte Zunge, ein überfluß an Galle, Empfindlichkeit im epigastrium, geftorte Verdauung nebſt Verſtopfung vorhanden; der Puls war nicht afficirt und langſam, der Patient ſah bleich und ſchwach aus und empfand große Gemuͤthsbewegung bei dem Gedanken, ſo fruͤhzeitig blind zu werden. Ein Monat war bereits ſeit dem Anfange dieſer Krankheit verlaufen, und die neuralgia hatte keine Unterbrechung erlitten. 2 Die erſte Indication ging offenbar aus den mannichfachen Symptomen hervor, die auf eine Storung der Funktio⸗ nen des Verdauungskanals ſchließen ließen. Ich verordnete deshalb blaue Pillen mit extr. colocynth, 5 Gran von jedem bei Schlafengehn zu nehmen, und ben naͤchſten Morgen einen Salztrank. Da es auch wahrſcheinlich ſchien, daß reizende Duͤnſte, an's Auge geleitet, viel dazu beitragen wuͤr⸗ den, die paralyfirte- retina und das Augenlid wieder hey zuſtellen, fo verordnete ich den von Scarpa empfohlenen Ui quor ammonii puri, bis Thraͤnenerguß und Röthe der con- junctiva eintraten. Dieſe Mittel wurden 3 Tage lang bis zum 18. July fortgeſetzt. Die Symptome der geſtoͤrten Verdauung verſchwanden jetzt, und nur die Blindheit und die neuralgia bes ftanden noch ungeſchwaͤcht. Nachdem der Darmkanal ausgelcert und die Verdauungsorgane wieder geſtaͤrkt waren, nahm ich mir vor, das kohlenſaure Eiſen hier anzuwenden, welches Hut⸗ chinſon in ähnlichen Faͤllen zuerſt in die Praxis eingeführt» hat. Am 19. verordnete ich meinem Patienten % Drachme, in 3 Gaben den Tag uͤber zu nehmen, die Pillen aber des Abends, den Salztrank des Morgens, nebſt den Ammoniumduͤnſten fort zu gebrauchen. Erſt am vierten Tage erfolgte eine Veraͤnde⸗ rung in den Symptomen, die neuralgiſchen Paroxysmen wurden milder, man bemerkte Bewegung im obern Augenlide; der ſchwarze Staar des Auges hatte ſich indeſſen noch nicht veränk dert. Am 24. erkannte der Patient beim Erwachen, zu ſeiner unbeſchreiblichen Freude, das Tageslicht, konnte das Augenlid vollkommen bewegen und der neuralgiſche Paroxysmus war faſt ganz verſchwunden. Am 25. (den 6. Tag ſeitdem der Patient kohlenſaures Eiſen erhalten und im Ganzen 18 Gaben eingenom⸗ men hatte) war die neuralgia verſchwunden, die Pupille zog ſich zuſammen, das Augenlid konnte bewegt werden, er ſah mit dem kranken Auge beſſer, aber noch immer undeutlich. Die Behandlung wurde regelmaͤßig bis zum 29, fortgeſetzt und Ge⸗ ſicht und Verdauung beſſerten ſich täglich. Der Fatient konnte jetzt ſeine Freunde wieder erkennen und ſelbſt die Buchſtaben des Alphabets. Ammoniakaliſche Duͤnſte wurden jetzt nicht mehr 205 angewendet, dagegen Pillen, Salztrank und zweimal taͤglich koh⸗ lenſaures Eiſen fortgeſetzt. Bis zum 6. Auguft beſſerte es ſich täglich; bis zum 9. Auguſt wurde die Sehkraft des Auges noch beſſer. Der Patient hat jetzt 46 halbe Drachmengaben genom⸗ men, und das Schvermögen iſt faſt gaͤnzlich wieder hergeſtellt. Ich wuͤnſchte, daß er die Medicin bis zum 15. Auguſt fortſetzen möge. Am Morgen des 15. Auguſts ließ er mich rufen und erklärte mir, daß er eben fo gut, wie vorher, wieder ſehen könne, frei von Schmerz ſey und eine ſo vortreffliche Ver⸗ dauung habe, als er ſich lange nicht zu entſinnen wiſſe. Er hatte im Ganzen 52 halbe Drachmen kohlenſaures Eiſen ge⸗ nommen. N rL: Bemerkungen. Dieſe acute Krankheit, welche zuerft Andre zu Verſailles im Jahr 1756, Louis im Jahre 1766 und Fothergill noch genauer im Jahre 1776 beobachtet ha- ben, iſt von letzterm fehr bezeichnend nervorum morbus fa- ciei erucians genannt worden. Nach ihm hat fie Delpech, Abernethy, Thouret und Pujol, und neuerdings Dr. Meglin zu Straßburg und Prof. Chauſſier zu Paris beob⸗ achtet, und endlich iſt gegen fie ein vortreffliches Mittel von Hutchinſon im kohlenſauren Eiſen entdeckt worden, nachdem ſie faſt in den meiſten Faͤllen den verſchiedenen therapeutiſchen und wundaͤrztlichen Maaßregeln ſowohl in England, als auf dem europaͤiſchen Feſtland widerſtanden hatte. Temporaͤre Er: leichterung iſt in mehrern Fällen durch die Zerſchneidung des n. supraorbitalis und suborbitalis, mentalis und der Nerven der portio dura, wo fie aus ihren Knochenoͤffnungen hervortre— ten, erlangt worden. Von einem ſolchen Falle war ich unter andern vor 6 Jahren im Richmond Surgical Hospital zu Dublin Zeuge, wo der n. peronaeus zerſchnitten und ein Theil ſeines Stammes ½ Zoll weit etwas unter dem malleolus su- perior der fibula, wegen neuralgia des Fußes und des aͤußern Knoͤchels im Verlauf des n. tibialis anterior und feiner Aſte ausgeſchnitten wurde. Die Leiden der Patientin waren durch die Operation eine Zeitlang gaͤnzlich gehoben, aber 2 oder 3 Monate ſpaͤter kehrte fie wieder ins Hoſpital fo krank, wie jemals zuruͤck, denn die zerſchnittenen Nervenenden waren, wie leicht begreiflich, wieder vereinigt worden. Die narkotiſchen Ve⸗ getabilien find der Reihe nach ſaͤmmtlich angewendet worden, ges währten aber nur partielle Erleichterung. Die Patientin vers ließ, wie ich glaube, voller Verzweiflung das Hoſpital und ging aufs Land; wenigſtens habe ich nach der Zeit nichts wieder von ihr gehört. Damals hatte Hutchinſon noch nicht feine Heil methode bekannt gemacht, ſonſt würde wahrſcheinlich die Patien- tin vollkommen wieder hergeſtellt worden ſeyn. Es laͤßt ſich nicht leugnen, daß in einigen Faͤllen die Zerſchneidung der Ner⸗ ven ven gewünfchtem Erfolg geweſen ſey, nur vermuthe ich, daß ſolche Fälle unter die ſeltenen gehören. Dr. Darwin hat einen ſehr intereſſanten Fall erzählt, in welchem alle damals be= kannten Heilmethoden umſonſt verſucht worden find. Er über: gab den Patienten der Behandlung des Dr. CEruickſhank und Dr. Thomas, welche mehrere der verſchiedenen Nerven des Geſichts und des Unterkiefers zerſchnitten. Nach ſieben ſchmerzvollen Operationen war der Patient vollkommen herge— ſtellt. Einen aͤhnlichen glücklichen Erfolg hat auch Dr. Haigh⸗ ton durch Zerſchneidung des n. suborbitalis erhalten. Ahn⸗ liche Fälle erzählen auch Abernethy und Lawrence; aber ungeachtet dieſer Autoritäten und einiger anderer ſprechen doch die gegenwärtigen Erfahrungen gegen die Anwendung des Meſ— ſers in dieſer Krankheit; denn die Operation iſt nicht nur ſehr e ſondern auch der gute Erfolg derſelben nur tempo⸗ raͤr, alſo zwei wichtige Gruͤnde gegen die Zerſchneidung der Ner⸗ ven. Auch Aſtley Cooper Außerft ſich hierüber folgender⸗ maßen: ‚die chirurgiſche Operation muß bei dieſer Krankheit mehr in Folge des ernſtlichen Wunſches des Patienten, als auf den Rath des Wundarztes vorgenommen werden.“ Dieſer be⸗ rühmte Wundarzt hat nur zwei Fälle in feiner ausgebreiteten Praxis gehabt, wo die Operation die Krankheit völlig gehoben 206 hat. Der berühmte Dr. Maſon Good will ſtatt des Meſ⸗ ſers lieber die Acupunktur angewendet wiſſen. Die Zeit wird entſcheiden, ob er Recht hat. Es ſind auch Faͤlle bekannt, wo das Queckſilber, bis zum Speichelfluß angewendet, einen guten Erfolg gegeben hat. Im Juliushefte der Gazette of Health wird ein Fall erzählt, in welchem taͤglich 12 elektriſche Schläge, jeder von 20 Minuten Dauer, eine Heilung bewirkt haben. Neuerdings hat man in Frankreich den Eſſigaͤther angewendet und Hr. Taylor zu Cricklade in Wiltſhire hat gefunden, daß die Blaufäure von raſcherer heilſamer Wirkung ſey, als das kohlenſaure Eiſen. Hr. Henry theilt im Juniusſtuͤck des Lon- don Medical Journal zwei Faͤlle mit, in welchen durch äußere Anwendung der belladonna vollftändige Heilung bewirkt wor⸗ den iſt. Ich bin indeſſen der Meinung, daß Hutchinſon's Mittel gegenwaͤrtig alle bisher verſuchte entbehrlich macht. Es ſind auch Faͤlle von Delpech und Andern erzaͤhlt worden, wo die Krankheit nach langem Leiden endlich von ſelbſt verſchwand. Der geachtete und geſchaͤtte Arzt Dr. Perceval zu Dublin er⸗ zaͤhlt, daß ſein eigner Vater mehrere Jahre an dieſer Krankheit gelitten und alle Mittel erfolglos angewendet habe; endlich ließ er ſich ein Fontanell im Nacken legen, erhielt den Unterleib of⸗ fen, begab ſich aus der Stadt aufs Land und verlor bald ſein Leiden. Der verſtorbene Pr. Parry iſt der Meinung, daß in den von Dr. Haigton und Andern mittelſt der Operation gehobenen Faͤllen, die gute Wirkung durch die Zerſchneidung der Schlagader- und Venenveraͤſtelungen des neurilema des Nervens herbeigefuͤhrt worden ſey. Aſtley Cooper weicht von Dr. Parse ry's Gefaͤßtheorie ab, und iſt der Meinung, daß die beften Mit⸗ tel in dieſer Krankheit die toniſchen ſind, von welchen bekannt iſt, daß fie die entzündliche Thaͤtigkeit eher erhöhen, als vermins dern. Die Pathologie dieſer Krankheit liegt bis jetzt noch ſehr im Dunkeln, aber meines Erachtens iſt durch den intereſſan⸗ ten Fall, welcher im vergangenen Jahre von Herrn Tyrrell behandelt worden iſt, viel Licht uͤber dieſelbe verbreitet worden. Sein Patient ſtarb nach unausgeſetztem und langanhaltendem Leis den. Bei der Leichenoͤffnung fand Hr. Tyrrell zwei ſchwam⸗ mige Geſchwuͤlſte, welche von der dura mater entſprungen wa⸗ ren. Die eine ſaß an der rechten Seite der sella turcica, ſtand in genauer Verbindung mit den Aſten des fünften Nervenpaars und druͤckte auf dieſelben, beſonders aber auf den zweiten u dritten Aſt; die andere Geſchwulſt war halb ſo groß als ein Huͤhnerei, ſaß über dem keilfoͤrmigen Fortſatz des os occipi« tale und ſtand mit der erſten Geſchwulſt durch einen Fortjaß , derſelben Subſtanz, der ſich uͤber das Ende des Felſenbeinfort⸗ ſatzes des rechten Schlaͤfeknochens ausbreitete, in Verbindung. Der pons varolii und die medulla oblongata waren ſehr verſcho⸗ ben und wurden von der krankhaften Maſſe gedruͤckt. Dieſer intereſſante Fall und derjenige des verſtorbenen Dr, Pem ber⸗ ton, in deſſen Gehirn ein Knochengewaͤchs entdeckt wurde, und welcher nach Aſtley Cooper's Mittheilung mehr Schmerzen von dieſer Krankheit litt, als irgend ein Arzt jemals beobachtet hat, bringen uns auf den Gedanken, daß die neuralgia facia- lis öfters, als man glauben ſollte, durch krankhafte Maſſen im Gehirn und ſeinen Häuten verurſacht werde, welche auf die Ner⸗ venſtaͤmme druͤcken, die an die Seite des. Kopfes und Antlitzes abgegeben werden. Da indeſſen die Aufmerkſamkeit der Arzte jetzt mehr als jemals auf dieſe ſchmerzliche und hartnäckige Krank heit gerichtet iſt, ſo kann man mit Zuverſicht hoffen, daß ihre Pathologie forgfältig erforſcht werden wird, und daß wir end⸗ lich im Stande ſeyn werden, ihre Anfälle mit derſelben Sicher⸗ heit, wie diejenigen anderer ſchmerzhafter und minder hartnaͤcki⸗ ger Krankheiten zu controliren. N . Moxly's erwaͤhnter Fall iſt in doppelter Hinſicht von In⸗ tereſſe, namlich einmal, weil er die Zahl der mit kohlenſaurem Eiſen gluͤcklich behandelten Falle um einen vermehrt; und zwei⸗ tens, weil er eine ſeltne Complication von Paralyfe der retina und des obern Augentiedes darbietet, und, meines Erachtens, noch wenig genau beobachtete Fälle dieſer Complication mit neural- 207 gia vorliegen. Auch wundere ich mich, daß bei den ausgebreite⸗ ten Anaſtomoſen der Schlaͤfaͤſte der afſicirten portio dura mit den Stirnaͤſten des Augennervs vom fuͤnften Paar dieſe Compli⸗ cation nicht weit öfter vorkommt. Der m. levator palpebrae superioris wird hauptſächlich von den Gtirnäften des Augen⸗ nervs verſorgt; und erklart ſonach die Moͤglichkeit dieſer Compli⸗ cation der Paralyſe der retina und iris durch das medium des ganglion lenticulare. Zu bemerken iſt, daß in dieſem Fall die neuralgia 12 Tage beſtand, ehe das Sehvermoͤgen afficirt wurde. Der Patient war auch 14 Tage blind, bevor irgend ein Mittel verordnet wurde. Die neuralgia hatte ihre perio⸗ diſchen Anfälle ungeſchwaͤcht bereits 26 Tage fortgeſetzt, ehe ich ein Arzneimittel verſchrieb. Da ich bei meinem Verſuch die Ver⸗ dauung in Unordnung fand , fo befolgte ich Abernethy's Ver⸗ fahren und ſtellte die Funktionen der Verdauungsorgane vollkom⸗ men wieder her, ohne dadurch das Geringſte in Betreff der neu- ralgia oder amaurosis auszurichten. Wenn dieſe amaurosis allein in der geſtoͤrten Verdauung ihre Veranlaſſung gehabt haͤtte, ſo muͤßte die Krankheit durch Abernethy's Verfahren zu he⸗ ben geweſen ſeyn, aber die Behandlung und ihr Erfolg ſtellen es außer Zweifel, daß die amaurosis und die Paralyſe des Au⸗ genlides von der neuralgia abhängig waren. Nachdem der Patient 12 Gaben kohlenſaures Eiſen, jede zu einer halben Drach⸗ me, genommen hatte, begannen bie Paroxysmen nachzulaſſen, und man bemerkte wieder Bewegung im Augenlid; nach einem fuͤnftaͤgigen Gebrauche des genannten Mittels konnte der Patient bei'm Erwachen das Tageslicht entdecken. Prof. Scaxpa's Dunſtbad trug ohne Zweifel weſentlich zur Wiederherſtellung des Augenlides und der retina bei. Daß die Wirkung des kehlen⸗ fauren Eiſens in dieſer Krankheit eine ſpecifiſche ſey, wird mei⸗ nes Exachtens jetzt niemand mehr bezweifeln, der ſelbſt Verſuche angeſtellt und, wie ſich von ſelbſt verſteht, den Darmkanal vor- her geöffnet und, im Fall die Verdauung geſtoͤrt war, dieſelbe wieder hergeſtellt hat. \ 3 Wie das Eiſen bei der Heilung der menralgia auf das Sy⸗ ſtem wirke, bleibt noch immer problematiſch und Für wahr⸗ ſcheinlich ſobald nicht befriedigend erklärt werden. Für prakti⸗ ſche Zwecke iſt es indeſſen ſchon ausreichend, zu wiſſen, daß feine Wirkung in dieſer Hinſicht ſpecifiſch, und was noch wichtiger iſt, daß daſſelbe im Stande ſey, eine Menge Faͤlle dieſer ſchmerz⸗ haften Krankheit von Grund aus zu heilen. Es iſt in der That merkwürdig, wie Höufig man die neuralgia mit Zahnweh, Rheu⸗ matismus 2, verwechſelt hat. Ich kenne einen Fall, in welchem man, um das angebliche Zahnweh zu heben, mehrere Zähne aus⸗ 409, und mehrere andere Faͤlle, wo alle Arten von Linimenten, Pflaſtern ꝛc. angewendet wurden, um den Rheumatismus zu beben, aber ohne den geringſten Erfolg blieben. Beim Schluß kann ich die Bemerkung nicht unterdruͤcken, daß Patienten, wel⸗ che an neuralgia leiden, fo wie auch die Arzte, Hrn. Hutchin⸗ ſon vielen Dank ſchuldig ſind, deſſen vortreffliche Heilmethode jetzt auf der feſten Baſis der Erfahrung ruht. 208 Miscellen. Die Cholera morbus erſchien zuerſt in Jeſſore, ei⸗ ner in dem Ganges Delta gelegenen Stadt; bald verbreitete ſie ſich in Bengalen, hernach längs der Kuͤſte Coromandel bis zum Cap Comorin, endlich ins Innere der Halbinſel, welche fie durchs zog. Im Jahr 1816 erreichte fie Bombay auf der Weſtküuͤſte, und feit dieſer Zeit ift fie alle Jahre in dieſer volkreichen Stadt erſchienen, ſo wie auf ſehr vielen Punkten zwiſchen dem Indus und China. Waͤhrend engliſche Handelsſchiffe ſie weiter nach dem Orient in die Häfen von Siam, Ava und Cochinchina verpflanz⸗ ten, und ſie im indiſchen Ocean von Inſel zu Inſel bis zu den Mollucken gelangte, erſtreckte ſie ſich auf der andern Seite bis nach Aſtrachan, ruͤckte gegen das mittellaͤndiſche Meer vor und langte 1823 auf deſſen Küften, Europa gegenüber, an. (Von Bombay nahm ſie ihren Weg mit Schiffen nach Baſſora und Bender Abaſſi und mittels der Caravanen und der perſiſchen und tuͤrkiſchen Armeen durch Meſopotamien und Perſien.) Merkwuͤr⸗ dig iſt, daß, als die Krankheit bereits in Syrien wuͤthete und gegen die Gränzen von Agypten vorruͤckte, dies die Aufmerkſam⸗ keit des Paſcha auf ſich zog, welcher ſogleich Maasregeln ergriff, um das Eindringen nach Egypten zu verhuͤthen und auch feinen Zweck erreichte. Eine merkwürdige Beobachtung über das Eins dringen eines Blutegels in den canalislacrymalis eines Pferdes (62) hat Hr. Rodet gemacht. Bei einer klei⸗ nen Stute wurden bei heftiger angina laryngea wegen ckungsgefahr, wo ſchon zwei ſtarke Aderlaͤſſe aus der v. jugula- xis und 20 Blutegel in das linke Naſenloch Exleichterung ver⸗ ſchafft hatten, am vierten Tage von neuem 15 Blutegel in dem rechten Naſenloche angeſetzt. Einer dieſer Blutegel, völlig blut⸗ leer, aber doch von mittlerer Dicke, welcher an die ſtets Haffende Offnung des untern Endes des Thraͤnen-Ausfuͤhrungsganges ga⸗ langt war, draͤngte ſich in dem canalis nasalis aufwärts, und ohne ſich aufzuhalten kam er aus dem untern Thraͤnenpunkte hervor; ſo wie ex ſich dem Auge naͤherte, ſing dieſes an zu thraͤnen, und da dieſes Thraͤnen mit einer ploͤtzlichen halben Verſchließung der Augenlider verbunden war, fo zog dies die Aufmerkſamkeit des Beobachters auf dieſe Theile, wo er nun die Bewegungen wahrnahm, welche der Kopf des Blutegels machte, der etwa 2 Linien lang aus dem Thraͤnenpunkt hervor⸗ ragte. Waͤhrend dieſer Zeit machte die membrana nictitans gar keine Bewegung, um den fremden Koͤrper fortzuſchaffen, welcher bei feiner fortwaͤhrenden Agitation oft die Hornhaut be⸗ ht. Hr. R. faßte den Blutegel mit einer Pincette und zog ihn mittels eines gleichfoͤrmigen anhaltenden Zuges unverletzt hervor. Die Frau, welcher von Marjolin und Recamier der Uterus exſtirpirt worden war (Notiz. Nr. 267), iſt doch geſtor ben. über die Anwendung des Galpanismus bei in⸗ earcerirten Bruͤchen und innern Einklemmungen hat Hr. Leroy der Académie royale de médecine eine Mitthei⸗ lung gemacht. n Bibliographiſche Neuigkeiten. Anatomie du cerveau dans les quatre classes d'animaux vertèbrés, comparée et appligude specialement à celle du cerveau de l’homme par Laurencet. Paris 1825 3. m. K. (Eine erweiterte Entwickelung der den Leſern aus Notizen Nr. 199 zum Theil bekannten Anſicht des Pf. über die Anatomie des Gehirns.) Traité des bandages et appareils de pansemens. Pax Gerdy. Paris 1826. 8. mit einem Atlas von 20 Zafeln in 4to. (Dieſe „Darſtellung der chirurgiſchen Verbände und 1 wird für die chirurgiſchen Kupfertaſeln bes nutzt. dem Gebiete der Notizen aus s Natur- und Heilkunde. Nro. 278. (Nr. 14. des XIII. Bandes.) März 1820. Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. In Commiſſion. bei dem Kön. Preuß. Gränz⸗Poſtamte zu Erfurt, der Königl. Sächſ. Zeitungs⸗Expedition zu Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u. Taxiſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G H. S. pr. Landes⸗Induſtrie⸗Comptoir Preiß eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Rthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes 3 ggl. 23} 30 Wi n unnd e. über die Gewohnheiten und die Nahrung des Stichlings. (63) — 8 Im III. Bande des Journal of Science p. 74. hat Hr. Ramage zu Aberdeen ein Stichling beſchrieben, welcher mit einem eben fo großen Blutegel in den Däts men, als er ſelbſt, gefangen worden war. Der Blut⸗ egel war nach wenig Minuten durch die Mundoͤff— nung ausgeſtoßen worden, und kroch auf der Hand des Hrn. Ramage herum, aber der Stichling ſtarb faſt aus genblicklich nach dieſer merkwuͤrdigen Entbindung, und der Blutegel uͤberlebte ihn nur um 12 Stunden. Das aͤußere Ausſehen und die Bewegung des Blutegels ſtimmten in jeder Hinſicht mit der des gemeinen Blut egels uͤberein, ausgenommen, daß die Farbe ganz weiß war. Die aufgeſtellte Erklaͤrungstheorie iſt, daß der Blutegel im kleinen Darm geſeſſen habe, und hoͤchſt wahrſcheinlich von dem Stichling zu einer Zeit verſchlungen worden, wo er noch klein geweſen ſey, und im Leibe des Stichlings nach dem Verſchlucken erſt ſeine jetzige Groͤße erlangt habe. Der Blutegel und der Stichling ſind ins Muſeum der Royal Society zu Edinburg gekommen. Nachdem ich Obiges vorausgeſchickt habe, will ich demerken, daß die Erſcheinung nicht felten iſt, wo ein Stichling einen Blutegel verſchlingt; denn gerade junge Blutegel ſcheinen die Lieblingsſpeiſe des Stichlings (Gaster- osteus aculeatus, L.) zu ſeyn. Meine Soͤhne hat— ten im vergangenen Sommer mehrere Monate hindurch einige Stichlinge und fuͤtterten fie anfaͤnglich mit Regeu— wuͤrmern, Maden, auch zuweilen mit kleinen Fliegen, die ihnen indeſſen nicht zu ſchmecken ſchienen. Auf mei— nen Rath wurden ſie ſpaͤter mit jungen Blutegeln aus demſelben Teiche gefüttert, in welchem die Stichlinge ges fangen worden waren; denn es war mir wahrſcheinlicher, daß die Larven der Waſſerinſekten mehr einen Theil ih— rer natuͤrlichen Nahrung ausmachten, als die Gegen— ſtaͤnde, unter welchen meine Kinder ihnen die Wahl ges laſſen hatten. Es ergab ſich auch, daß ſie die jungen Blutegel jeder andern Nahrung vorzogen; und wenig— ſtens einen Monat lang hatten ſie keine andere Nah⸗ rung. Die Blutegelarten, mit denen fie. gefüttert wurs den, waren Hirudo Sarguisuga, H. vulgaris und H. complanata. Um zu erfahren, von welcher Groͤße ein Stichling die Blutegel verſchlingen koͤnne, nahm ich einen männlichen Stichling von ungefähr 14 Zoll Laͤnge, und feste ihn in einen großen Glasbecher, wo fein: Vers fahren, die Beute anzugreifen und zu verzehren, meinen Kindern wochenlang Unterhaltung gewaͤhrte. N Sobald die Blutegel ins Glas gebracht wurden, kreiſte der Stichling mit lebhaften Bewegungen im Glasbecher umher, bis er einen Blutegel fand, der ſich nicht angehangen und eine ſolche Lage hatte, daß er ihn packen konnte. War der Blutegel ſehr klein, z. B. 3 Zoll lang, ſo verſchluckte der Fiſch ihn oft auf einmal, ehe jener den Boden des Bechers erreichte; wurde ihm aber ein größerer, z. B. von 1 bis 13 Zoll Länge, im ausge⸗ ſtreckten Zuſtande, in den Becher gegeben, und hatte ſich derſelbe vielleicht am Rande des Glaſes augeſaugt, fo bemühte ſich der Stichling unaufhoͤrlich, ihn zu faflen und abzureißen, was ihm auch jederzeit gelang. Er begab ſich nach dem freien Ende des Blutegels hin, oder hatte ſich letzterer mit beiden Enden angehaͤngt, nach dem Mittelpunkte der Kruͤmmung ſeines Koͤrpers, biß ihn an, erhob ſich damit bis zur Oberflache des Waſſers, ſchuͤttelte ihn herzhaft, wie ungefaͤhr ein Hund eine gefangene Natte ſchuͤttelt, und ließ ihn dann fahr ren. Der Blutegel, der offenbar ſeinem Feind auszu— weichen wuͤnſchte, heftete ſich in dieſem Augenblick fos gleich wieder aus Glas; aber ſogleich wurde der Angriff von neuem wiederholt, bis der arme Blutegel erſchoͤpft war und es nicht mehr verſuchte, ſich mit ſeiner Scheibe anzuhaͤngen. Jetzt pflegte ihn nun der Stichling in einer zum Verſchlucken ſchicklichen Lage am Kopfe zu packen, und nach einigen Schlinganſtrengungen verſchwand der Blutegel. Da die Hirudo complanata von eiförmiger Geſtalt iſt, und eine harte Haut hat, fo wurde fie nur dann von dem Stichling e wenn ſie ſehr jung 1 211 war und kaum 2 oder 3 Linien Länge hatte;“) Blut— egel der andern Arten, ſelbſt wenn ſie ziemlich erwachſen, oder im ausgeſtreckten Zuſtande laͤnger als der Stichling waren, wurden auf die erwaͤhnte Art getoͤdtet, aber nicht verſchluckt. — Als einſtens der Stichling einen Blutegel beim Schwanz gepackt hatte, kruͤmmte ſich das Thier zuruck, und hef⸗ tete ſich mit ſeiner Scheibe auf der Schnautze des Fi— ſches an. Die Anſtrengungen des Stichlings, ſich von feis nem laͤſtigen Gaſte zu befreien, waren aͤußerſt beluſtigend. Er ließ den Blutegel los, der nun noch uͤber der Schnautze des Fiſches feſthing, und ſchoß gegen den Boden und ge— gen die Seiten des Bechers mit aller Kraft, um den Tantalusbiſſen wo moͤglich abzuſtreifen. Dieſe Anſtren— gungen dauerten wohl eine Minute lang, wo der Stichling ſich endlich des Blutegels entledigte, indem er den Ruͤcken deſſelben am Boden des Bechers rieb. Der Blutegel ſchien die Geſellſchaft, in welcher er ſich befand, voll— kommen zu kennen, denn kaum hatte er ſich abgeloͤſ't, als er auch ſeinem gefraͤßigen Feinde zu entfliehen ſuchte; aber ehe er noch die Mitte der Becherhoͤhe erreicht hatte, hatte ihn auch der Stichling eingeholt und machte dem Kampfe dadurch ein Ende, daß er ihn verſchlang. Dieſer kleine gefraͤßige Fiſch macht nicht nur auf junge Blutegel Beute, ſondern verzehrt auch manchmal die junge Stichlingsbrut. In 2 oder 3 Faͤllen, wo ich keine Blutegel bekommen konnte, wurde ihm ein junger Stichling, ungefähr + Zoll lang, ins Glas gegeben, und er verſchlang ihn augenblicklich. Wenn bei andern Gele— genheiten groͤßere Stichlinge ihm beigeſellt wurden, ſo begnuͤgte er ſich nur, ſie zu toͤdten. Vielleicht waren die Stacheln dieſer groͤßern Fiſche, die aufgerichtet ſind, wenn das Thier in Gefahr iſt, auch nach dem Tode defs ſelben zu ſtark, um durch ſeinen Schlund Durchgang finden zu koͤnnen. In den Duͤmpfeln und Graͤben, wo es Stichlinge giebt, wird man immer die Bemerkung machen, daß die junge Brut an den ſeichteſten Waſſer⸗ * Als ein merkwürdiges Beiſpiel der wunderbaren Anord⸗ nung der Natur, um die Fortdauer einer Thierart zu ſichern, will ich noch bemerken, daß die junge Hirudo complanata, die ich in der Regel an Waſſerpflanzen ange⸗ heftet fand, in einem von mir bemerkten Falle an der un⸗ tern Flaͤche ſeiner Mutter angeheftet war. Letztere, die nicht, gleich ihren Verwandten, zu ſchwimmen pflegt, hatte ſich an der Seite des Glaſes angeheftet, und man ſah drei ihrer Jungen, jedes ungefaͤhr 1 Linie im Durchmeſſer, was ein aͤußerſt intereſſantes Schauſpiel gewährte, Bei einem folchen Schutze war fuͤr ſeine Jungen nichts von den An⸗ fällen des Stichlings oder anderer Feinde zu befuͤrchten. Sie bewegten ſich zuweilen auf der Scheibe der Mutter und wuͤrden vermuthlich bis zu einer Groͤße, wo die fernere Sorfalt der Mutter unnöthig war, in dieſer Lage verblieben ſeyn. um mich zu überzeugen, ob dieſer Schutz nöthig ſey, loͤſte ich einen jungen Blutegel mit der Spitze eines Meſſers ab, und bemerkte, daß er von dem Stichling augen⸗ blicklich verſchlungen wurde. Die junge Hirudo complana- ta iſt durchſichtig und bietet Gelegenheit zu einer ſehr in⸗ tereſſanten mikroſcopiſchen Beobachtung dar. — 212 ſtellen vor den Angriffen ihrer erwachſenen! Verwandten Schutz zu ſuchen pflegt. Als ich ein andermal meinem Stich— ling zwei groͤßere Stichlinge zur Geſellſchaft in den Becher gegeben hatte, ſo fiel jener dieſelben mit Wuth an. Sie flohen furchtſam vor deſſen Biſſen, und einer derſelben ſprang, in Ermangelung einer andern Ausflucht, aus dem Glas. Selbſt ein Weibchen von ſeiner eignen Art wurde von dieſem ungalanten Tyrannen, der ſein Ge— biet von keinem Fremden ungeſtraft betreten ließ, nicht beſſer behandelt. Da ſich nun hieraus ergiebt, daß die jungen Blut; egel haͤufig dem Stichling zur Nahrung dienen, ſo darf man ſich nicht wundern, wenn dieſer kleine Vielfraß zuweilen einen Blutegel verſchlingt, der fuͤr den Raum ſeines Magens zu groß iſt. Daß dieß bei dem Stichling des Hrn. Ramage der Fall geweſen ſey, ſcheint ſich aus der Lage zu ergeben (nämlich an der Oberfläche des Waſſers) in welcher ſie angetroffen, und aus der Leich— tigkett, mit welcher ſie gefangen wurde. Blutegel beſitzen die Kraft ſich betraͤchtlich zuſam— menzuziehen und auszuſtrecken, und man darf ſich des— halb gar nicht wundern, daß der Blutegel des Hrn. Ramage, nachdem er durch den Tod des Stichlings von ſeinem Druck befreit und durch Fluͤſſigkeit angeſchwellt worden, weit groͤßer erſchien, als das Thier, welches ihn verſchluckt hatte. Daß er im Magen des Stichlings von der Zeit feiner Jugend bis zur Erlangung der er waͤhnten Größe gelebt haben koͤnne, iſt ſehr unwahr— ſcheinlich. Da die Stichlinge ſich ſehr gern von Blutegeln naͤhren, ſo darf man auch annehmen, daß ſie die Na— tur mit der Kraft ausgeruͤſtet habe, dieſes Nahrungs— mittel zu verdauen; und die Thatſache, daß Stichlinge von mie wochenlang blos mit Blutegeln gefüttert worden find, dieſelben verdaut und gleich andern Nahrungsmitt teln wieder ausgeſondert haben, erhebt dieſe Annahme zur abſoluten Gewißheit. Daß uͤbrigens ein Thier von ſo zaͤhem Leben, wie der Blutegel, kurz darauf, nachdem es verſchluckt worden iſt, in den Eingeweiden des Stichlings noch lebendig angetroffen werden koͤnne, darf niemanden wundern, und eben ſo wenig der Umſtand, daß der Stichling in der Hand des Kindes geſtorben iſt, nachdem er einige Minuten ſich außerhalb des Waſſers befand. Ein Wunder wuͤrde es dann geweſen ſeyn, wenn er in einem ihr ſo fremdartigen Elemente ganz unabhaͤngig von der Gefahr der Blutegelentbindung in den Händen ſolcher Geburtshelfer fortgelebt haͤtte. Über die Entſtehung des Mutterkorns. (64) Vom Geueral Martin Field. Ruͤckſichtlich des Urſprungs und der Beſchaffenheit des Mutterkorns hat man zeither verſchiedene Meinuns gen gehegt, worunter die drei folgenden noch den meiſten Grund für ſich hatten. Tiſſot und andere Franzo⸗ ſen behaupten, daß das Mutterkorn einer unregelmaͤßigen Vegetation der zwiſchen dem Korn und der Spelze bes 213 findlichen Subſtanz und einer daraus entſtehenden Ey— erescenz zuzuſchrelben ſey, und daß dieſe krankhafte Vers änderung dürch große Feuchtigkeit und Waͤrme herbeige⸗ fuͤhrt werde. Ferner haben in England mehrere behaup— tet, daß dieſe Exerescenz durch den Stich eines Inſekts veranlaßt werde, welches ſeine Eier in das Korn lege, und drittens wollen andere behaupten, daß die Krankheit, wie die verſchiedenen Arten Brand, von einem Schma⸗ rotzerſchwamm, herruͤhre. Ich will weder die eine noch die andere dieſer Mei— nungen zu vertheidigen ſuchen, ſondern nur einige von mir beobachtete Thatſachen anfuͤhren. Das Roggenfeld, auf dem ich meine Beobachtun— gen anſtellte, lag kaum 60 Schritte von meinem Hauſe, und fo konnte ich es viele Wochen hindurch täglich uns terſuchen; der Roggen war von der Art, die man in Nordamerika gewoͤhnlich norwegiſchen oder weißen Rog— gen nennt, und in der man das Mutterkorn immer häufiger bemerkt hat, als im engliſchen Sommerroggen, welcher von der Inſel Candia ſtammen ſoll. Indeß hat ſich dieſe Krankheit doch ſeit Menſchengedenken nicht ſo ſtark in der Umgegend gezeigt als im vergangnem Jahre. Der norwegiſche Roggen bluͤht ohngefaͤhr eben ſo fruͤh wie der engliſche Sommerroggen, kann aber erſt 14 Tage nach dieſem geſchnitten werden. Darin liegt auch wohl der Grund, warum das Mutterkorn haͤufiger an ihm erſcheint, als an dem letztern. Je laͤnger das ſich entwickelnde Korn im weichen milchigen Zuſtande bleibt, deſto guͤnſtiger find die Umſtaͤnde für die Eins wirkung der Urſache jenes Übels. Dies iſt erfahrungs— mäßig bewieſen. Das Roggenfeld, welches ich haͤufig unterſuchte, ſtand um den 30. Juni in voller Bluͤthe. Den 22. Juli bemerkte ich die erſten Spuren von Mutterkorn. Von da bis zum 12. Auguſt, wo der Roggen geſchnit— ten wurde, fand man es von verſchiedener Groͤße; bei genauer Unterſuchung entdeckte ich, daß jedes krankhafte Korn, ſo wie es ſich aus der Spelze erhob, oben die verſchrumpfte Huͤlle eines Roggenkorns trug, welches ſich einſt im geſunden Zuſtande befunden zu haben ſchien. Dies fuͤhrte mich auf die Vermuthung, daß die erſte Urſache des Mutterkorns in einem krankhaften Zuſtand des Roggenkorns zu ſuchen ſey. Auf dem Felde be merkte ich Schwaͤrme von Fliegen, welche ſich auf den Uhren niederließen und innerhalb der Spelzen etwas zu ſuchen ſchienen; wenn ich die Spelzen oͤffnete, ſo fand ich, daß ein zuckerhaltiger Saft aus dem Korne aus— ſchwitzte und Troͤpfchen bildete. So erlangte ich denn die Überzeugung, daß dieſe zuckerige Fluͤſſigkett die Flie⸗ gen nach allen nur irgend von dem Übel befallenen Uhren ziehe. Nachdem ich eine Anzahl vollkommen aus gewachſener Koͤrner geſammelt, an denen ſich die obige Erſcheinung (naͤmlich das Beſuchen von Seiten der Flie— gen) zeigte, brachte ich ſie unter das Mikroſcop und be— merkte an dem der Nabelſchnur entgegengeſetzten Ende deutlich eine kleine Offnung, aus der noch Saft ſchwitzte. 214 Den 1. Auguſt Morgens fand ich waͤhrend der Beobachtung der Fliegen in zwei neben einander befind— lichen Ahren je ein angeſtochenes oder krankes Korn. Um dieſe Ähren ſpaͤter wieder finden und beobachten zu koͤnnen, zeichnete ich fie mit einem Stoͤckchen. Da: mals zeigte ſich an den angeſtochenen Koͤrnern blos ein geringes Ausſchwitzen von Feuchtigkeit. Waͤhrend des erſten Tages waren die Fliegen eifrig darüber, den für ßen Saft aus den Loͤcherchen der beiden Körner zu fat gen, und wenn er nicht ſchnell genug ausſloß, von neuem anzuzapfen. Am 2. Auguſt ſchienen beide Koͤr—⸗ ner in Gaͤhrung uͤbergegangen zu ſeyn und der Verderb— niß ſchnell entgegen zu eilen. Am 3., 48 Stunden nach meiner erſten Beobachtung, waren beide Koͤrner zu einer formloſen Maſſe geworden, die dem geſunden Roggenkorn gar nicht mehr aͤhnlich ſah. Als ich nun die Spelzen vorſichtig oͤffnete, entdeckte ich in jeder ein kleines ſchwarzes Kuͤgelchen von der Groͤße eines ſtarken Stecknadelkopfs. Dieſe Kuͤgelchen befanden ſich an der Stelle, wo die kranken Körner aufſaßen, und verwan— delten ſich fpäter in Mutterkorn. Waͤhrend der erſten vier Tage wuchſen ſie binnen 24 Stunden faſt zwei Li— nien in die Laͤnge und ſchoben die abgeſtorbenen Roggen— koͤrner aus den Spelzen heraus. Am 12. Auguſt war das Mutterkorn voͤllig ausgewachſen. Das eine Exem— plar war 12 Linien lang und 3 Linien ſtark, das andere etwas kleiner. 3 - Da ich die Überzeugung hatte, daß die erſte Ur: ſache der Krankheit in dem Stich der Fliege liege, ſo hielt ich es nicht fuͤr unmoͤglich, dieſe Krankheit durch kuͤnſtliche Mittel herbeizuführen, und flach daher am 3. Auguſt mit einer feinen Naͤhnadel vier in derſelben Ahre befindliche Roggenkoͤrner an, die vollkommen aus⸗ gewachſen, aber noch von teigiger Conſiſtenz waren. Bald ſah ich, daß aus jeder Offnung Saft ausſchwitzte; die Fliegen verſammelten ſich, wie in den oben ange: fuͤhrten Faͤllen, und nach vier Tagen erſchien der An— ſatz zum Mutterkorn an zwei von den angeſtochenen. Koͤrnern, die andern beiden blieben geſund, und ich bin nicht abgeneigt zu glauben, daß bei trockener Witterung viele von den Fliegen angeſtochene Koͤrner ſich erholen und die Offnung ſich ſchließt, ehe genug Saft ausgeflofs ſen iſt, um das Abſterben herbeizufuͤhren. Dies mag eine von den Urſachen ſeyn, warum bewoͤlktes und naſ— ſes Wetter die Erzeugung des Mutterkorns ſo ſehr be— guͤnſtigt. Ich unterſuchte mehrmals unter einem guten Mir kroſcope das Mutterkorn, ſo wie die Roggenkoͤrner in jedem Stadium des Abſterbens, konnte aber nie In— ſekteneier oder Larven darin entdecken, und ſchließe dar— aus, daß die Fliege das Korn ihrer Nahrung und nicht der Fortpflanzung wegen anſticht. Die Fliege iſt die borſtige Species von Musca, fo wie eine Art Fleiſchfliege; fie legt ihre Eier auf friſches oder ſtinkendes Fleiſch; Flügel durchſichtig, Bauch dun—⸗ kelgruͤn; groͤßer als die gemeine Stubenfliege; im Juli, 14 * 213 Auguſt und September lin unſerer Gegend die haͤufigſte Fliegenart und eine große Plage der Pferde, Ochſen und einiger anderer Thiere. Es wird nicht unpaſſend ſeyn, wenn ich am Schluſſe dieſes Artikels einiges daruͤber beibringe, in wie fern das Mutterkorn die Geſundheit der Pflanze, auf wel— cher es ſich bildet, beeintraͤchtigt. Nie konnte ich bemer⸗ ken, daß der Halm im Geringſten darunter gelitten hätte; allein wenn die Zahl der degenerirten Körner in derſelben Ahre auf 8 — 10 ſtieg, ſo erreichte auch nicht ein einziges andre Korn ſeine geſunde Ausbildung. In dieſem Falle wird offenbar alle Nahrung, die der Halm zufuͤhrt, vom Mutterkorn angezogen, und die uͤbrigen Koͤrner verkuͤmmern. Die Groͤße des Mutterkorns richtet ſich meiſt dar⸗ nach, wie viel degenerirte Koͤrner ſich in derſelben Ahre befinden. Wenn blos eins vorhanden iſt, ſo hat es gewöhnlich 10 — 14 Linien Lange und 2 — 5 Li— nien Durchmeſſer; finden ſich deren aber, wie es nicht ſelten vorkommt, 25 — 30, fo find fie weit kleiner und oft nicht groͤßer als gewoͤhnliche Roggenkoͤrner. Miscellen. ueber den Zuſtand der Vegetation auf dem Gi⸗ 216 pfel der Byrensen hat Hr. Ramon dem Institut royal de France eine Abhandlung uͤberreicht. Sehr viele Beobachter, z. B. v. Humboldt, de Candolle, de Sauſſure, de la Condamine, Ramon c. haben gefunden, daß die Vegeta⸗ tion in gewiſſen Höhen, wie in beſtimmten Breitegraden um ſerer Erde, ſich verändert und aufhört. Die Ahnlichkeit, wel⸗ che zwiſchen der Alpen-Vegetation und der Polar - Vegetation ſtattfindet, beſchraͤnkt ſich aber auf einige auffallende Analogien, die jedoch keine vollkommene Identitaͤt bewirken. Hr. Ramon beſchreibt den Pic du Midi, der 1500 Toiſen über der Meeres⸗ flaͤche erhaben iſt. Seinen zahlreichen Beobachtungen zufolge, haͤlt ſich das Barometer fortwaͤhrend 19 Zoll 23 Lin.; das Maxi⸗ mum der Temperatur ſteigt nicht uͤber 18 bis 19 Grad, und das Minimum im Sommer nicht unter 2 — 5 Grad; im Wine ter muß das Thermometer auf 25 bis 269 unter Null herabftets gen, und das Maximum und Minimum variiren alſo 45 Grad. Hr. Ramon hat den Pic du Midi 37 Mal beſtiegen und hat nie vor der Sonnenwende eine Blume daſelbſt angetroffen. Der Fruͤhling zeigt ſich auf der Spitze des Berges nicht eher, als bis am Fuße deſſelben der Sommer eingetreten iſt. Der Gipfel iſt nur drei Monate lang zugaͤnglich, der guͤnſtigſte Monat zum Beſteigen iſt der September. über das Gift der gemeinen Kroͤte, deſſen Exiſtenz in neuern Zeiten und von mehrern Naturforſchern bezweifelt und geleugnet worden war, hat Dr. J. Davy neue Unterſuchungen angeſtellt und mitgetheilt, woruͤber in einer der naͤchſten Num⸗ mern mehr. Wee ee über Bronchocele. (65) Von Alex. Manſon. Die Anſchwellung der glandula thyreoidea, welche von den Ärzten Bronchocele genannt wird, iſt eine en— demiſche, d. h. gewiſſen Diſtrikten eigenthuͤmliche Krank— heit. Beſonders kommt ſie haͤufig in Nottingham und der umliegenden Gegend vor. Auch trifft man ſie, glaube ich, durch ganz Derbyſhire, nur an einigen Orten haͤu— figer als an andern. Es ward mir neulich erzählt, daß in dem Dorfe Cromford bei Matlock nicht weniger als 100 Frauen an betraͤchtlicher Anſchwellung der gland. thyreoidea leiden. Die Meinungen über ihre Urſachen ſind verſchieden; manche der hieſigen Landesbewohner lei— ten ſie von dem harten Waſſer ab, und dieſe Meinung herrſcht, ſo viel ich erfahren habe, auch in Derbyſhire. Und allerdings wird dieſer Glaube dadurch beſtaͤtigt, daß man das Übel an Orten, wo das Waſſer hart iſt, haͤu— figer und von einer bedeutendern Größe findet, als an ſolchen, wo das Waſſer eine weichere Beſchaffenheit hat. Das Waſſer, womit die Einwohner Nottinghams vor— zuͤglich verſehen werden, kommt zum Theil aus dem, nahe an der Stadt vorbeifließenden Leen und zum Theil iſt es Quellwaſſer. Das Waſſer des erſtern kommt aus einer geringen Tiefe, und wird vermittelſt einer Pumpe in einen Behaͤlter gebracht, von wo es dann in bleiernen Roͤhren nach dem groͤßern Theil der Stadt weiter gefuͤhrt wird; es iſt ohne Zweifel weich, u „ e und zum Waſchen und andern haͤuslichen Zwecken ſehr geeignet. Das Quellwaſſer iſt aber gewoͤhnlich mehr oder weniger hart; das weichſte, womit diejenigen Ein⸗ wohner, welche ihr Waſſer nicht durch die genannten Roͤhren erhalten, verſorgt werden, wird auf Wagen von einigen benachbarten Waſſerkuͤnſten herbeigeſchafft. Das Quellwaſſer in der Stadt iſt ſehr hart, und nicht für haͤusliche Zwecke geeignet, ob es gleich, meines Wiſſens, manche Perſonen zum Trinken, Brauen, zum Thee, dem Flußwaſſer vorziehen. Auch wird das Quellwaſſer von den Bewohnern der Umgegend Nottinghams ſehr viel benutzt; einige Quellen find, beſonders in der Ger gend der Steinkohlenlager, ſehr tief, und werden oft bei dem Graben tiefer Schachte abgegraben. Ein ange— ſehener Chirurg dieſer Gegend verſicherte mich, daß die bronchocele jetzt haͤufiger ſey, als in ſeinen juͤngern Jahren, und er ſchrieb dieſes dem Umſtand zu, daß jetzt die Quellen, aus der angefuͤhrten Urſache, aus einer groͤßern Tiefe hervorkaͤmen. In manchen Alpendiſtrik⸗ ten kommt die bronchocele fo häufig und fo allgemein vor, daß ſie ſowohl erblich als endemiſch zu ſeyn ſcheint; manche haben ſie hier der hohen Lage und der niedrigen Temperatur, andere dem Gebrauch des Schnee- oder Eiswaſſers zugeſchrieben. Haͤtte aber die hohe Lage und niedrige Temperatur Theil an der Erzeugung der Krank— heit, ſo muͤßten wir ſie auch eben ſo oft in Schweden, Norwegen und den ſchottiſchen Hochlanden antreffen; dort kennt man fie aber nur dem Namen nach. Der verſtor⸗ 217 bene Dr. Reeve in Norwich, welcher in der Schwetz practicirt hatte und mit dem Übel vertraut war, bemerkt, „die Meinung in Bezug auf die angegebenen Urſachen des Kropfs, daß er naͤmlich in gebirgigen Gegenden endemiſch ſey, hat keinen Grund, da er in Schottland ſelten, in der Grafſchaft Norfolk dagegen ſehr gemein iſt.“ Daß zu der bronchocele einigermaßen der Gebrauch des Fluß- oder Quellwaſſers in Gegenden, wo die Krank heit endemiſch vorkommt, und nicht der des Schnee- oder Eiswaſſers Veranlaſſung gebe, iſt, ſollte ich denken, durch die früher ſchon in den Notizen erwähnten Beobach- tungen des Dr. Richardſon, welcher die Polexpe— dition unter Capit. Franklin begleitete, außer al— len Zweifel geſetzt. Er ſagt: „Die bronchocele oder der Kropf iſt in Edmonſtone ein gewoͤhnliches Übel. Ich erkundigte mich bei einigen daran leidenden Indivi— duen, und war ſo gluͤcklich, aus den ſicherſten Quellen daruͤber Belehrung zu erhalten. Dahin gehoͤrt Folgen— des: Das Übel befaͤllt nur die, welche Fluß waſſer trinken. Es hat in der That, und zwar nur faſt allein bei der Haͤlfte der Weiber und Kinder, welche beſtaͤndig an dem Fort wohnen und Flußwaſſer trinken, welches ſie im Winter durch ein, in das Eis gehacktes Loch her— aushohlen, den hoͤchſten Grad erreicht. Die Männer, welche oft am Tage auswaͤrts und in der Ebene ſind, wo ſie geſchmolzenen Schnee genießen, ſind weniger da— von befallen, und wenn auch einer oder der andere von ihnen, waͤhrend des Winters einige Spuren der erſten Symptome bemerkt, ſo bewirkt die jaͤhrliche Sommer— — 218 reife an die Seekuͤſte gewoͤhnlich die Heilung. Die Ein⸗ gebornen, welche ſich im Winter an Schnee waſſer halten, und im Sommer das Waſſer der kleinen, durch die Ebene rieſelnden Bäche trinken, find von den Anfaͤl⸗ len des Übels frei.“ Der Aufenthalt von einem Jahr zu Edmonſtone reicht hin, den Kropf in eine Familie zu bringen. Manche Kröpfe werden ſehr groß. Der Verſuch mit gebranntem Schwamm gegen das Übel ges lang; es kehrt aber, wenn man ſich den Urſachen wieder ausſetzt, zuruͤck. Eine große Menge Kinder von Wei— bern, welche Kroͤpfe haben, werden bloͤdſinnig geboren, haben große Köpfe und andere Zeichen von Cretinis— mus an ſich. Ich konnte jedoch nicht mit Gewißheit ergruͤnden, ob zur Erzeugung von Cretinen nothwendig gehöre, daß beide Eltern Kroͤpfe haben. „Ich muß hier bemerken, daß ich in keinem Falle die geringſte Geis ſtesſchwaͤche oder den ſogenannten Cretinismus mit dem Kropf in Verbindung geſehen habe, wie es in dieſer Gegend der Fall iſt. Es iſt daher aus dem oben Ange— führten klar, daß die hohe Lage und die Tempera: tur des Waſſers mit der Erzeugung des Kropfs nichts zu thun haben. Daß das, an Orten, wo er endemiſch iſt, gewoͤhntich gebrauchte Waſſer einigermaßen eine Ges legenheitsurſache dazu abgebe, iſt, wie ich glaube, durch die fruͤher aus Capit. Franklins Tagebuche gegebenen Auszuge genugſam erwieſen. Welcher in dem Waſſer aufgeloͤſte Beſtandtheil dazu Veranlaſſung gebe, weiß ich nicht; vielleicht iſt fruͤher oder ſpaͤter ein geſchickterer Chemiker, als ich, ſo gluͤcklich, uns hieruͤber zu belehren. Tabelle über die vorzüglichften bekannten Weine und deren Alkobol-Gehalt. (66) 8 — .. — — —ñ— lw·.—— Wo ſie wachſen Varietät. Gattungsname roth. Portwein . Vinho de Romo Collares weißt Bucellas - . 4 er Setuval „* 6 „% „% „% „ Carcavellos , a 7 Spanien weiß. Xeres |. 2 —— 2 2 Amoutillado Paxarete Malaga.» (A. B. 1606.) 9 Pedro - Ximenes, Lagrima de Malaga Malmsey ton der Prio⸗ rie Sites „in, Ne en rei TO inne a behakire La Torre, Peralez, Sigorve, Vinaꝛoz, Be- r 1 N tee Val de Penas, Man- zanares, CiudadReal Majorca weiß. Alba flor. Erankreichlweiß. Champagner eee „eee * 12 + * — * „ * * SE N Durchſchnitt ++ Quantität von Alko⸗ hol in 100 Theilen ECigenſchafte n. dunkel purpurfarben; herb; bitterſuͤß; geiſtig. blaß ſtrohgelb; feiner Geſchmack. bernſteinfarbig; ſuͤß. dunkel bernſteinfarbig und aromatiſch, nuß⸗ artiger (nutty) Geſchmack. bernſteinfarbig, ſuͤß, aromatiſch. N bernfteinfarb,‚delicat,, reicher, ſuͤß. Geſchmack. dunkelfarbig, ſuͤß, angenehm. gleicht dem Mallaga. eee e — 5 3 8 = Q —— nn ereer TREE * * 113.30 B.] Purpur, ſuß, ſtarker gewuͤrzreicher Geſchmack N — ſuͤß. N “le — gleicht dem Bordeaux⸗Wein. „ 17.26 B.] dem Sauterner aͤhnlich. 113.30 B. bernſteinartig, nicht ſchaͤumend. ) B. bedeutet: nach Brande; P. nach D. Prout und Z. nach Zez. u nn 220 Quantität 7 von Alko⸗ hol in 100 Theilen Gattungsname roth. Champagner weiß. Arbois, Papillon Chablis roth. Burgunder weiß. Burgunder roth. Hermitage weiß. Hermitage Cöte Rotie . Seyssuel . » Clarette de Die roth. Favel, Chuzlan Beaucaire, St. Ce- niez, Lirac, St. Lau- rence, St. Joseph, St. Georges Sire e, „ere SET GSF „ „ „ weiß. Vin de CotillonSt. Peray, St, Jean weiß, Prontigna , 3 Lu nel IGlos- Maze Beziers roth. Roussillon. weiß. Roussillon Claret. . „ roth. Bordeaux *) Ein Toskaniſcher Wein. +) Ein Wein von Gandia. Varietät Ay, Hautvilliers, Epernay, Dizy, Avenay, Avise, Oger, Pierry, Closet, Lemes, mil, Cramont, Menil . » Verzyůi Tape Mar 70 ee Verzynay, Mailly, Bouzy, St, Basle, Chamery, Ecueil Ville de mange. Clos St. Thierry »„ 2 00. >. NIE EEE TEL © e en, Romanèe Conti, Clos- Vougeot; Chambertin, Richebourg, Romas nic de Saint Vivant, Tache, St George Volnay, Pomard, Corten, Vosne, Nuits, Beaune, Chamboll, Morey, Meusseault, Savigny-sous Beaune Romaneche, Torins, Chenas, Ton- nere, Auxerre 8 Mont Rachel La Perriero, la Comhotte, la Gaut- te d'or, la Genevriere, les Charmes, Vaumorillon, les Grisées, Valmur, Grenouilles, Vau desir, Bougnerean, Mont de Milieu, Fuissey, Pouilly . * F Meal, Greffieux, Besas, Baume, Rau- e EAST NEN. Crozes, Gervaut, Merceurol . * Ele Vin de paille * * Ir * „ + N * * * * [3 * Verinauyů 000 020° * * * * * * „ * — 'r „ — . * * „ * * . * * * . * * * * * * * * „ * * . * * * Gazoul, Bassan n (im Durchſchnitt) Bagnols sur Mer, re, Toremila, Rivoss altes Casperon, Colliou- Salces (Maccabac) + „ * + * * + * * + * + * im Durchſchnitt + Lafitte, Latour, Leoville, Chateau Margeaux, Bauzaan (Graves) Haut Brion, Haut Talanec, Merignao, Artimino ”), Kissanos 1) im Durhjfchnitt % oe + + + + Gorce, Larose, Branmouton, Pichow; Longuevillle 11.93 „es B. Grenache, Terrats 18.13 21.24 15.10 13.37 — B. Eigenſchaf ten. Eizzelnd od. brauſend, angenehmer u. aroma⸗ tiſcher Geſchmack, leicht fäuerlid), einige gar nicht oder wenig ſchaͤumend; blaſſer als Sillery. gute Farbe und Körper, ſehr angenehmen Geſchmack. Farben und Aroma vom Burgunder und Leichtigkeit des Champagners. ſteht dem Champagner nach, iſt ihm aber aͤhnlich ſchoͤn, reich, purpurfarben; ausgeſuchter Geſchmack, ſtarker Koͤrper aber doch zart und leicht. vortreffliche Weine, aber doch den eden erwaͤhnten nachſtehend. ſtarke kraͤftige Weine. ſtarker Parfuͤm und nußartiger Geſchmack. reiche, ſehr ſchmackhafte Weine. dunkel purpurfarben; ausgezeichneter Ge⸗ ſchmack und ein den Himbeeren ähnlicher Geſchmack. weniger fein in Geſchmack. bernſteinfarbig, ſuͤß, vortrefflich. gl. dem v. Eremitage, in Geſchm., ab. ſchwäͤch. Veilchen⸗Geruch. Leicht, funkelnd und delifatt Blume. dunkel roſenfarben, zart. Geruch u. Geſchmack. geringer. ‚ Volle, reiche Farbe. Natafıa Geſchmack. brauſend, Veilchengeruch. Angenehmen Traubengeſchmack. dunkelgelbe Farbe, weniger lieblich. als Frontignan. eres ahnlich. viel Koͤrper und Farbe, wird malagafar⸗ ben, wenn er alt wird. dunkel goldgelb; durchdrügend Aroma. Ge⸗ ſchmack vom Quittex⸗Apfel. a ähnlich, aber geringer dunkel purpurfarben; feiner Geſchmack; et⸗ was veilchenartg riechend. gleicht d. beſſ. Birgunderſorten, iſt ab. herber. leichter Wein, von gutem Geſchmack. 221 — \ 222 Duden > von Alko⸗ 4 P CR Gattungsname 4 Barietät hol in 100 Eigen'ſchaften. matten Theilen St. Emilion, Canon Preignao, Beaumes, Langon, Cerons, , A es — zweite Qualität, St. Nessans, Sance, Mont-Bassillac — I A L een... 13.86 B.] bernſteinfarbig; ſtark; Geruch etwas wie a Wuͤrz⸗Nelken. e e 14.22 B. bernſteinfarbig; ſuͤßlich. 8 4 Die deutſchen Weine brauchen wir hier nicht aufzuführen und nur zu bemerken, daß der Alkohol-Gehalt von Johannisberger 8.71. P. vom Rüuͤdesheimer 10.72, vom Hochheimer 13.63 B. und vom Boden⸗ eimer 13.96 Z. angegeben iſt. „ 9.88 B.] braͤunlich gelb, wenn er jung iſt, gruͤnlich, wenn er alt iſt. ſyrupartig, dick, truͤbe. Frankreich — herbe. Geruch wie brennendes Sĩegellack · weiß. Clarot Barsac . Sauterne * + + + . . + * . . * Ungarn Tokaꝓyp Tokay Essenz u. 2 „2 5 Ausbr uc — dünner und mehr weinartig. R ET Laie I 2 geringer. Meneser . |Oedenburg, Pesth, Ofen — ſuͤß, dem Tokayer aͤhnlich. Italien Montepulciano. T — ] ſüß, ſtarker Geruch. . Aleatiſſoo 0 2 00°. 116.20 P. glanz. Purpurfarbe, aromat. reich, Geſchmack. Verdea PLOT RER En ee er — grünliche Farbe, feinen Geſchmack. Trebbiano ing r e a,“ 5 Goldfarbe, ſuͤß. Albano „ IMonteſias cone — blaß ſtrohfarben, leicht. Owiettdo eee e Nee e — rother und weißer, beide leicht. Lacrima Christi D e 0 Monte-Somma, Gallitte ERDE — die beſte Lacrima Art. Ischia, Nola, Ottajano, Novella, Tor- re del Greco, Pozzulaa — 1 zweiter Sorte. Vino Greco E „ . "Buchfänitt) > en. 21 Jahr alt, 5 Jahr lang nach der Soͤmmerringſchen Methode behandelt 18.40 * * * * * [2 * . * „ 1 „ * 15.28 Sicllien Marza la .] geeicht dem Madeira. roth und weiß. gleicht Madeira, mit dem unangenehmen Ge⸗ P Syracuse B 30.00 5. ſchmack des ſicilianiſchen Branntweins. FEE VVV ĩ mu ii . Bst deane ahnte Ithaca Red wine of Ithaca — Geſchmack des Hermitage. Cephalon. Cephalonia N ah ande: 1 a ara — ein trockner rother Wein. Gandia Ritkhyma . TV — ein feinſchmeckender weißer Wein. ,, !!!!!! — blaß ſtrohfarben, ſuͤß. Tenos FFP OLE A SE EN ee ie He Ra da — reich, ſuͤß. Tenados froth Muscadine F nsıre eladre” 4 Re — Tokaier ähnlich. Smyrna ſweiß Muscadin ek — reich, ſuͤß. Madeira Madeira e J 5 a r 5 5 + : 2 20 F. ſchwer, ſtark, nußartig od. bitterfüß, reich, Sercial (im Durchſchnitt ) . 20.32 B. aromatiſch. y Malmsey. . 2 2 0 0 0. 0. 11640 B.] ſüß. Teneriffa [Teneriffe FF IH T7grB.| » SDradeiza, apnlıch po Constantia „„ . 4.58 . 9. Dom. roth Constantia „. 2 2 = .. 11892 B.] fiel: j Weiß Constantine „ 116.72 B. n piauant. Capſcher Muſcat * * * * * * * * * * * „ * * 18.25 B. ſuͤß. ; — Madeira Duräfhnitt © 2 0 0 0 . . 20.71 B.] rauh, mit Erdgeſchmack. N Derfin „ Shira: weiß 19.80 P.] Gelb od. Topazfarbe, ſuͤßl., Mabeira äpnl, f k rotch h 15.52 B.] dem Tintilla aͤhnlich. England Roſinenw einn . ( Durchſchnitt) 25.12 B. 8 Corrintenwein o » „20.55 B. Stachelbeerwein .. JV inn Hollunderwein » „ r | BALD, Orangenwein + F „„ „ s Cyder „„ „ 9 t ak, 9.87 B. 223 — — 5 224 17 nn neben mm K —.— 0 b 2 von Alko⸗ 2 Wo fie Gattungsnamen Varietät hol in 100 Eigenſchaften. warfen Theilen R — —ͤũ— . ———— . —„—᷑ 1 Perr; . Nie we 2 „ *» 23 %% „ „67 * 1 * 7.26 B. * | M 4 * * * * * + * + + + + + * + + * * a * 17.32 — Sycamore wine. . dder mit Zucker gegohrne Saft. Barbarey Usup . » x » Waſſer, worin Roſinen geſtampft find, Nepaul . Sikee » . + ein Trauben⸗ Wein — ſtark und rauh. Hindoſtan Para » „„. » |gegohrner Saft von der Cocospalme und N andern Palmen, Borassus flabellifor- 5 mis, Calla, Teil dy, Sama. Sinday » 2 . ggegohrner Saft von Elate sylvestris der Tannenpalme. China. Cha. 2.» „ ffaſt daſſelbe als Tari. Mandurin . . gekochter gegohrner Reis. Zartarei Kaumis. e + ggegohrne Stutenmilch. Aren 0. |gegohrne Kuhmilch. IKanyangstyen „. Lammfleiſch mit Reis und andern Vege⸗ tabilien gegohren. Millaffoo a Africa » Igegohrner Saft des Palmbaums von Congo. Pombie s » gegohrne Hirſe. Graſilien Koobi. .. |gegohrner Saft v. Apfeln. Mexico Palque » » ggegohrner Saft der Agave. Norwegen [Birkenwein n Miscellen. Die Operation der Phimoſis wird nach Cloquet folgendermaßen vorgenommen. Eine Hohlſonde wird in die Hoͤhle des praeputium, in der Naͤhe des frenulum und paral⸗ lel mit dieſem eingefuͤhrt und das praeputium an feinem unters ſten Theile geſpalten. Wenn das frenulum ſehr kurz iſt, wird es mit einem Scheerenſchnitt eingeſchnitten. Die longitudinale Wunde wird transverfal, fo wie man das praeputium Uber die lans penis zurüdzieht: fie heilt mit einer transperſalen, kaum ren, ſtrichartigen ſchmalen Narbe, und das praeputium han an EN eure aber an Breite. An mehrern Kran⸗ ken, die Hr. C. auf dieſe Weiſe operirt hat, kann man kaum eine Narbe wahrnehmen, und das praeputium erſcheint in na⸗ uͤrli ildun * Brent . ee Frost beuten hat man in der chirurgiſchen Kli⸗ nik des Hrn. Lis franc einigemale ſalzſauren Kalk mit beſtem Erfolg angewendet. Auf die Froſtbeulen und Geſchwuͤre legte man ein durchloͤchertes Stuͤck Leinewand und daruͤber Charpie in ſalzſauern Kalk getaucht, alle 2⁴ Stunden erneuert. In Bezug auf die Thraͤnenfiſtel hat J. Cloquet eine Beobachtung an einer Frau gemacht, wo vor 3 Jahren die Thraͤnenfiſtel nach der Foubert'ſchen Methode operirt wor⸗ den war. Das Roͤhrchen, welches für beſtandig in den Naſen⸗ kanal eingelegt geweſen, hat ſich durch das Gaumengewoͤlbe ei⸗ Saft der Betula alba mit Zucker gegohren. nen Weg gebahnt und iſt, mit ſeinem untern Ende voran, im Innern des Mundes zum Vorſchein gekommen. 4 Uber die Wirkſamkeit der Durchböhrung des Trommelfells zur Heilung der angeborenen Taus⸗ heit hat Hr. Delan dem Institut royal de France einen neuen Fall gemeldet, wo ein Taubſtummer, Alphonſe Duſault, noch ſchnellere Fortſchritte gemacht hat, als Honors Trezel. (Vergleicht Notizen Nr. 242 S. 352.) ; Eine Geſellſchaft zur Verbreitung geburts⸗ huͤlflicher Kenntniſſe (Society for the Diffusion of ob- stetrical Knowledge) tritt in London zuſammen. a) um dis Verbreitung geburtshuͤlflicher Kenntniſſe zu beguͤnſtigen z b) Ex⸗ richtung von oͤffentlichen und Privat» Schulen der Entbindungs⸗ kunſt zu fordern; c) geſetzliche Vorſchriften über die Berechtigung zur geburtshuͤlflichen Praxis in Großbritannien zu Wege zu brin⸗ gen; d) für den Unterricht von Hebammen zu ſorgen; e) für die Erziehung der Kinder von Muͤttern zu ſorgen, welche Saͤug⸗ ammenſtellen ubernehmen. Zoopyron, Am dritten März, meldet der Durham County Advertiser, hat Dr. Reid Clanny, Mitglied der Koͤnigl. Geſellſchaft der Wiſſenſchaften zu Edinburg, in dem Sunderland Infirmary eine Vorleſung gehalten, worin die Wirkungsart ſeines neuerfundenen Inſtruments, des Zopyron, zur Unterhaltung der Reſpiration bei allen Fällen von Schein⸗ tod (suspended animation) völlig erklärt wurde. Bibliographiſche Neuigkeiten. Histoire naturelle des Mammiftres avec des figures ori- ginales coloriees, dessindes d’apres des Animaux vi- vans; ouvrage publié sous l’autorite de l’administra- tion du Museum d'histoire naturelle par M. Geffroy St. Hilaire et par M. Frederic Cuvier etc, Paris 1826. 4. (Von der überall mit verdientem Beifalle aufge: nommenen aber Eoftbaren Folio» Ausgabe dieſes Werkes, wovon bis jetzt 49 Lieferungen vorliegen, erſcheint hier eine Quartausgabe, welche 6 Baͤnde ausmachen und in 60 Lie⸗ ferungen ausgegeben werden wird. Jede Lieferung, dis jetzt iſt die erſte und zweite da, enthaͤlt ſechs Tafeln und dazu gehoͤrigen Text, und koſtet 9 Francs.) Dissertation sur les affections locales des nerfs, par P. J. Descot D. M. P. Paris 1825. 8. (Dieſe Abhandlun über die örtlichen Affektionen der Nerven iſt ein Abdru einer Inaugural-Diſſertation, aber ganz brauchbar.) 1 —AKAEAAVòẽNn...——— . ——— —— — Notizen aus dem Gebiete der Natur: und Heilkunde. Nro 270: Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. (Nr. 15. des XIII. Bandes.) In Commiſſion bei dem Koͤnigl. Preuß. Graͤnzj⸗Poſtamte zu Erfurt, der Koͤn. Sächſ. Zeitungs⸗Expedition Maͤrz 1826. ‚u Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u. Tariſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes⸗Induſtrie⸗Comptoir. e Preiß eines jeden Bandes von 24 Bogen, 2 Kthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes, 3 ggl. Nat ur Eu n de. Beobachtungen und Verſuche uͤber die Bildung und die Funktionen des See-Schwamms (Spongia). (66) Von Rob. Edmund Grant. ) Schwaͤmme wachſen in fo großer Menge an unſern felſigen Küften und erreichen eine fo beträchtliche Größe, daß man nur bei wenigen Zoophyten eben fo leicht ihre natürlichen Gewohnhei— ten beobachten, oder durch Verſuche ihre Eigenſchaften entdecken kann. Montagu beſchrieb vor einigen Jahren 39 an den eng⸗ liſchen Ufern wohnende Arten, und faſt die Hälfte davon koͤmmt im Firth of Forth vor. Faſt jeder Felſen laͤngs unſerer Kuͤſte, welcher in der Naͤhe des Ebbenſtrichs liegt, traͤgt einige Arten des Seeſchwamms, und daſſelbe iſt, nach meiner Er fah⸗ rung, an jedem andern Ufer der Fall, wohin die Meereswogen kommen. Ich habe fie eben fo an den weſtlichen Ufern Italiens, als an denen in der Bay von Biscaya gefunden; ich traf die prächtigſten unſerer britiſchen Arten eben ſo uͤber die großen ur⸗ felſen der weſtlichen, reißenden Stuͤrmen und dem beftändigen Andrang des ſich gegen die amerikaniſchen ufer hin ausbreitenden Oceans ausgeſetzten Inſeln verbreitet, als auf den Felſen von einer ſecundaͤren Formation in den mehr geſchuͤtzten Baien unſe⸗ rer oͤſtlichen Kuͤſte. Spongia papillaris und urens bekleiden die von der See ausgewühlten Höhlen und Spalten der Quarz-, Gneis und Granitfelſen auf den weſtlichen Vorgebirgen der In— ſel. Islay, und dieſelben Arten breiten ſich uͤber die verborgenen öhlen in den verwitterten Grünfteinfäulen auf der Kuͤſte von unbar aus. An den tiefer liegenden Stellen des Firth of Forth iſt der Seeſchwamm ſo haͤufig, daß er ſich in den Netzen unſerer Auſterfiſcher verwickelt, und daß er auf dieſe Weiſe bei der langen und täglich fortgeſetzten Arbeit von hundert Netzen von ſeinem natuͤrlichen Standort abgeriſſen, noch lebend in ſol— cher Menge an mehrere Theile der Kuͤſte getrieben, wird, daß man ihn mit andern ihm anhaͤngenden Zoophyten und Tangen, zum Duͤngen der nahe liegenden Laͤndereien benutzt. Dieſe Zoophyten find, in mehrern füdlichen Gegenden fo zahlreich, daß fie an manchen Küftenftrichen Calabriens, Siciliens und der griechi⸗ ſchen Inſeln einen Handelsartikel abgeben, und auf einer einzigen Reife nach den ſuͤdlichen Meeren fat 100 verſchiedene, jetzt in den Muſeen zu Paris aufbewahrte Arten geſammelt wurden. Wienn daher die Irritabilität der lebenden Spongia bisher der Beobachtung entgangen iſt, ſo kann dies nicht, wie es von Ellis und andern Naturforſchern geſchieht, der Seltenheit des Zoophyten, und eben fo wenig der Geringfügigkeit des Gegenſtands, oder der Schwierigkeit, den Zoophyt an feinen natürlichen Aufent⸗ ) Vergl. Not. 127 p. 225. haltsörtern zu unterſuchen, beigemeſſen werden, da einige Arten, ſelbſt in unferer kalten Breite, einige Fuß groß werden, und manche von ihnen fo nahe am Ufer wachſen, daß fie zwei oder drei Stunden lang waͤhrend der Ebbe nicht vom Waſſer bedeckt ſind. Bei Leith und Preſtonpansbay ſieht man die Sp. urens und tomentosa an Stellen, wohin man in der Ebbezeit kommen kann, ſich uͤber die Felſenwaͤnde ausbreiten und ſelbſt in alle Räume zwiſchen den Wurzeln der Zangen hineindringen, ohne jedoch an ihren Staͤngeln hinauf zu klimmen; aber an tiefen und ruhigen Standoͤrtern, wo die Tange weniger von den Wo⸗ gen hin und hergetrieben werden und eine bedeutendere Groͤße erreichen, haͤngt ſich die Sp. tomentosa unmittelbar an die Staͤmme des großen Fucus palmatus und ſteigt an ihm, bei ei⸗ ner Dicke von mehr als einem Zoll, mehr als drei Fuß in die Höhe. So verſtopft fie die oberflächlichen Poren dieſer fteifen Pflanzen — verringert ihre Ernaͤhrung — vermehrt ihr Ge⸗ wicht, ſo wie ihre den Bewegungen des Meeres ausgeſetzte Ober⸗ flache, und daher find die Pflanzen in dieſem Zuſtande der Er⸗ ſchoͤpfung weniger im Stande, ſich an den Felſen feſtzuhalten oder den Stuͤrmen zu widerſtehen, welche ſie daher meiſt zugleich mit dieſen großen, noch den hoͤchſten Grad von Vitalität zeigenden Spongien beladen, in großer Menge an die Kuͤſte ſpuͤlen. Bis⸗ weilen werden die Fiſchnetze, faſt halb mit Buͤſcheln der Sp. coa- lita angefüllt, aus der Tiefe in die Höhe gezogen; und bei Inchkeith werden bisweilen faſt einen Fuß lange und beinahe eben ſo breite Exemplare von Sp. dichotoma in den Netzen gefangen. Kommen zwei Spongien im weitern Wachſen mit einander in Beruͤhrung, ſo vereinigen ſie ſich ſo vollkommen, daß nicht allein die Verbindungsſtelle verwaͤchſt, ſondern auch eine freie Communication ihrer innern Kanaͤle bewirkt wird. So habe ich enau an der Verbindungsſtelle zweier Zweige der Sp. oculata eine Offnung für die Abgangsſtoffe (After) geſehen, welche mit bei- den communicirte, obgleich dieſe Zweige mit verſchiedenen Staͤm⸗ men und getrennten Wurzeln von der Decke einer Höhle herab— hingen. Werden Zweige von Sp. xerampelina oder Ven- tilabrum, oder von Sp. prolifera mit einander in Berührung gehalten, indem fie von der Fluth von den Felſen ab und ge— gen einander getrieben oder ſonſt zuſammengebunden werden, ſo verwachſen ſie ſo ungehindert und bilden ſolche combinirte For⸗ men, daß die Unterſcheidung der fo verbundenen Arten außeror⸗ dentlich ſchwierig wird. Dieſes Verbindungsvermoͤgen iſt noch weit ſtaͤrker bei den ftängellofen Arten; denn wir ſahen oft eine Felſenwand mit getrennten jungen, nicht uͤber eine Erbſe großen In⸗ dividuen von Sp. papillaris, überzogen, welche nach Verlauf weni⸗ ger Wochen ſich in eine zuſammenhaͤngende Schwammflaͤche von mehr als einem Fuß im Quadrat vereinigten, und es iſt ergoͤtzlich, zu ſehen, wie ſich die jungen 15 parasiticae auf dem Rüden und 1 227 an den Beinen des lebenden Cancer araneus, Pennant, aus⸗ breiten und mit einander verbinden, ſo daß ſie oft zu 40 bis 50 Stuͤck, mit Ausnahme der Glieder dieſer traͤgen Krabbe, den Ruͤcken derſelben wie ein Mantel bedecken, und aus Mangel an Raum, um weiter zu kriechen, in phantaſtiſchen Figuren auf den Kopf derſelben hinauf kriechen, welche fie wegen des ges ringen Umfangs der Bewegung ihrer angelgleichen Gelenke nicht davon abſtreifen kann. Verſchiedene Arten Spongia verwachſen nicht, wenn fie mit einander in Beruͤhrung kommen; ſie adhaͤriren nur ſchwach mit einander, man kann die Trennungslinie leicht bemerken, und ſie, ohne Zerreißung, leicht trennen. Wenn die Sp. tomentosa mit der Sp. papillaris zuſammentrifft, ſo adhaͤriren ſie mit den Raͤndern, erheben ſich etwas vom Felſen, und wachſen gerade auswaͤrts fort, gleichſam als wenn ſie einander vor— zukommen ſuchten, bis ihrem Kampfe durch die Bewegung der Wogen Einhalt gethan wird, welche bald die ungeſtuͤtz⸗ ten Raͤnder von einander reißen, wenn fie irgend betrachtlich nach außen fortgewachſen ſind. Dieſe Eigenſchaft mit einander zu verwachſen, welche die Individuen derſelben Art beſitzen, hat die Spongia mit den Pflanzen, und wie es die Monſtroſitaͤten im Uterus zeigen, mit allen hoͤhern Thierordnungen gemein, und ſie iſt der Grund, warum man im Firth of Forth oft auch eine Fläche von einigen Quadr. Fußen mit kleinen zuſammenhaͤn— genden Spongien bedeckt findet. Da ich an verſchiedenen, zur Zeit der Fluth zugaͤnglichen Stellen unſerer Kuͤſte Spongien von ſolcher Groͤße und waͤhrend der Ebbe ſehr viele gefunden habe, fo ſehe ich mich genoͤthigt, Hrn. Ellis zu widerſprechen, wel— cher, aus Mangel an hinlaͤnglichen Nachrichten über dieſe Zoo- phyten, behauptet, daß man an unſerer Kuͤſte nur ſehr ſelten Spongien finde, welche nicht ſchon lange von ihrem Standorte entfernt und in ihrer Structur nicht ſchon ſehr verletzt ſeyen. In ſo fern man bei der Unterſuchung der Struktur und der Funk— tionen dieſes Zoophyten große und viele Individuen, und von verſchiedenen Arten haben muß, wird ein Zootom, welcher ſeine Unterſuchungen blos auf die Arten des Firth of Forth beſchraͤnkt, keinen Grund finden, die guͤnſtige Lage, in der ſich andre Na⸗ turforſcher, welche Spongien in verſchiedenen andern Laͤndern und Erdſtrichen unterfuchten, zu beneiden. Die meiſten Spongien ertragen, gleich den Thalaſſiophyten und andern niederern Seethieren, ohne Nachtheil einen gelegent— lichen Mangel ihres natürlichen Elements, und die Arten ſchei⸗ nen dieſes Accomodationsvermoͤgen in verſchiedenen Graden zu beſitzen. Die Sp. dichotoma lebt ſehr tief im Waſſer bei Inchkeith, und ich habe ſie nie waͤhrend der Fluth von demſelben verlaſſen geſehen; die Sp. coalita bedeckt unſere Auſterbaͤnke 20 bis 30 Fuß unter dem Waſſer, und Stellen derſelben, wo ſie ge⸗ woͤhnlich wachſen, werden bei der tiefſten Ebbe felten verlaſſen; die Sp. panicea und seriata (eine, wie ich glaube, noch unbe⸗ ſchriebene Art, welcher ich dieſen Namen gegeben habe, wegen der dichten regelmaͤßigen Reihen von Offnungen fuͤr den Abgang, welche queer uͤber ihre flache glatte Oberflaͤche hinlaufen, aber nie, wie bei Sp. eristata, nach den Enden hin erhabene Streifen bilden, ſondern, fo wie bei Sp. panicea, mit welcher fie an der untern Flaͤche der Felſen gefunden wird, ſich nicht uͤber die allgemeine Flache erheben) werden haͤufig auf Felſen gefunden, welche nur wahrend der Ebbe zugaͤnglich ſind; daſſelbe iſt der Fall mit Sp. oculata, palmata, prolifera, xerampelina und ori- stata; Sp. urens und papillaris bleiben auf den Felſen von Leith, waͤhrend der Ebbe, mehr als 3 Stunden lang uͤber dem Waſſer; Sp. compressa, welche, im Verhaͤltniß zu andern, bei Leith ſelten und nur ungefähr eine Stunde lang nicht vom Waf- fer bedeckt iſt, zu Preſtonpans⸗Bai eine der zahlreichſten und haͤrteſten Arten, hängt zu Tauſenden von der Decke der gewoͤhn⸗ lich unter Waſſer geſetzten Höhlen herab, und ſteht, während der Ebbe, gegen 3 Stunden lang uͤber dem Waſſer. Obgleich die meiſten Arten auf dieſe Weiſe periodiſch der Luft ausgeſetzt ſind, ſo iſt dies doch zu ihrer Exiſtenz keinesweges noͤthig; denn 228 dieſelben Arten, welche ſehr nahe an der Küfte wachſen, bewoh⸗ nen eben ſo das tiefſte Waſſer, ſo wie man die, welche nach Stuͤrmen an die Kuͤſte geworfen werden, ſich an Steinen, Mus ſcheln, Conchylien und Tangen feſtſetzen und wieder andere haͤu⸗ fig in den in die Tiefe geworfenen Netzen ſich verwickeln fiehtz und wir finden haufig Exemplare von Sp. papillaris und to- mentosa oder urens längs dem Ufer klarer, durchſichtiger Teich ähnlicher Buchten hin, wo die eine Hälfte des Zoophyten über der Waſſerflaͤche lange und regelmäßig der Luft ausgeſetzt iſt, waͤh⸗ rend die andere Haͤlfte unter der Oberflaͤche bis zu ihrem Ab⸗ ſterben nichts von dem Einfluß der Luft erfaͤhrt. € Bei allen dieſen Spongien koͤnnen wir nicht allein deutlich Ströͤ⸗ me aus den Abgangs-Offnungen herausfließen ſehen, ſondern auch, mit einiger Aufmerkſamkeit, ſogar mit unbewaffneten Augen die Po⸗ ren auf ihrer Oberfläche bemerken, durch welche das Waſſer in die innern Kanaͤle dringt; und, bei einigen Arten mit großen Poren, konnen wir, gleichfalls ohne Mikroſcop, Theilchen eines in die Poren hineinziehenden Stoffs ſehen. Ich habe keine lebende Spongie angetroffen, bei welcher nicht Poren und Offnungen für die Abgänge ſichtbar geweſen wären, wenn auch vielleicht einer oder der andere Naturforſcher, nach Schweiggers Ber hauptung, zu glauben verſucht werden moͤchte, daß einigen Ars ten dieſer Thiere dieſe Offnungen ganz fehlen, und ſie ganz mit einem gelatinoͤſen überzug bedeckt ſeyen, durch welchen hindurch das Waſſer vermittelſt einer Art Infiltration eingeſaugt werde. Wenn wir einen Zweig der Spougia coalita mit Seewaſſer in einem Uhrglas unter das Mikroſkop bringen und aufmerkſam, in einiger Entfernung von einer Abgangs-Offnung, laͤngs dem Rande des Zweigs hinſehen, ſo bemerken wir, daß kleine, unter der Waſſerflaͤche ſchwebende Theilchen mit zunehmender Schnellig⸗ keit nach jedem Theil der glatten Oberflaͤche des Zweigs him ſchwimmen; die kleinern Theilchen treten hinein und verſchwin⸗ den, waͤhrend die groͤßern angehalten werden und an der Seite des Schwammes kleben bleiben, wo fie, wenn das Thier an feie nem natuͤrlichen Standort iſt, bleiben, bis fie durch die unauf⸗ hörlichen Bewegungen der See weggeſpuͤlt werden. Schneidet man bei Sp, coalita ein dünnes Stuck von der Oberflaͤche ab, und betrachtet es durch ein reflectirendes Mikroſcop, ſo ſieht man allenthalben vieleckige Poren, deren Waͤnde aus Buͤſcheln ſtraffer, walziger, zugeſpitzter spiculae von betraͤchtlicher Staͤr— ke beſtehen, und man kann Theilchen eines Stoffs bemerken, welche mit einiger Kraft durch die Poren dieſes losgetrennten Stuͤcks getrieben werden. Wären die Zweige dieſer Spongie Richt ganz unter der Waſſerflaͤche, ſo koͤnnte man das Hinſtroͤmen der Theilchen nach ihrer poröfen Oberfläche faͤlſchlich für das Reſul⸗ tat der cohaͤſiven Attraction nehmen. Erheben wir das Ende des Zweigs über das Waſſer im Uhrglaſe, laſſen aber die Stroͤ— mung aus den Abgangs- Öffnungen unter dem Waſſer fortdau⸗ ern, ſo ſehen wir, daß alle Staubtheilchen, welche ſich an der Oberflache des Waſſers abſetzen, ſchnell gegen den hervorſtehen⸗ den Theil des Zweiges hinfahren, wo ſie dann entweder wegen ihrer Groͤße angehalten werden, oder man ſie auch in die, mit der Oberflaͤche des Waſſers im Niveau befindlichen Poren hineins ziehen ſieht; aus den Poren treten ſie durch die innern Kanaͤle herunter zu der Öffnung für die Abgangsſtoffe, welche fie auf die Oberfläche des Waſſers hervortreibt, um ihren geheimnißvol⸗ len Kreislauf von Neuem zu beginnen. Die Poren einer lebens den Sp. coalita ſind fuͤr das unbewaffnete Auge nicht beſonders bemerkbar, aber an weißgewordenen Stuͤcken, welche man am Ufer findet, ſind ſie groß und auf der ganzen Oberflaͤche deut⸗ lich zu ſehen. ; + Die Poren einer lebenden Sp. panicea find mit blofen Aus gen ganz ſichtbar, und die Kanaͤle und Abgangs- Öffnungen die⸗ ſes Thiers find ungewoͤhnlich weit. An einem ſenkrecht in einem Glaſe hellen Seewaſſers befindlichen Stuͤck dieſes Schwammes konnte ich durch die Wände des Gefaͤßes hindurch blos mittelſt einer einfachen Linſe die Stofftheilchen deutlich in die Poren zie⸗ ben ſehen. Als ich die Oberfläche des Schwammes leicht mit 229 twas Kreidepulver rieb und ihn dann wieder in das Waſſer Face, konnte ic auf 6 Zoll weit, mit unbewaffneten Augen, frz hen, daß einige Kreidetheilchen, welche noch an den Raͤndern der Poren hingen, allmaͤhlich in das Innere hineingetrieben wur⸗ den und verſchwanden. Als eins von den Eiern dieſes Zoophy⸗ ten, welches gleich den von Ellis und Cavolini beobachteten Eiern einiger andern Zoophyten mittelſt eigener Bewegungen herumſchwamm, zufällig, der Oberfläche des Schwammes ſehr nahe kam, ſah ich es plotzlich gegen die Offnung eines Porus ingezogen, und da es wegen ſeiner Größe nicht hineindringen 5 „durch den eintretenden Strom einige Zeit lang an dieſer Stelle erhalten werden, bis es ſich endlich, durch beſchleunigte Bewegungen der feine Oberfläche bedeckenden Wimperhaare, von felbft losriß; denn die Eier dieſes Zoophyten enthalten mehrere deutlich gebildete spieulae, und find unfähig, ſich durch Veran⸗ derung ihrer Körperform zu bewegen, wie es bei den Eiern der Madreporen, Gorgonien und Sertularien geſchehen ſoll, ſondern man ſieht ſie, mittelſt der ſchnellen vibrirenden Bewegung der Wimperhaare, auf der Oberflaͤche herumſchwimmen, waͤhrend die Geſtalt ihres Koͤrpers vollkommen unverändert bleibt. Bei trocknen Exemplaren der Sp. panicea ſind die Poren haͤufig ge⸗ ſchloſſen, indem der gallertartige Stoff auf der Oberflaͤche zu⸗ einer undurchſichtigen Haut verhaͤrtet, und ich habe bei andern flachen . daſſelbe Anſehen hervorgebracht, wenn ich ſie, be⸗ vor der gallertartige Stoff durch kochendes Waſſer hinlaͤnglich ausgezogen worden, trocknete. Dieſe kuͤnſtliche Decke gleicht dem gallertartigen Mantel der Meduſen, wenn ihn die Sonnenſtrah⸗ en ausgetrocknet und hart gemacht haben, und iſt wahrſcheinlich mit der feſten Rinde, welche nach einigen Naturforſchern ver⸗ ſchiebene Arten von Spongien bedecken ſoll, Ein und daſſelbe. Bei den meiſten Spongien werden, waͤhrend jeder Ebbe, die Ströme durch die Poren, Kanaͤle und Abgangs-Offnungen, wie wir bereits geſehen haben, ohne Nachtheil unterbrochen; denn man bemerkt nie, daß eine uͤber dem Waſſer hervorſtehende Abgangs⸗Offnung einen Strom ausſtieße, auch wenn ſich der ganze übrige Theil des Zoophyten unter dem Waſſer befindet; und man macht oft die ſonderbare Beobachtung an den Ufern von Buchten, daß in der einen, unter dem Waſſer befindlichen Hälfte des Thiers die Waſſerſtroͤmung unterbrochen fortdauert, während ſie in der andern über dem Waſſer häufig und lange rbrochen wird. 286. 2 . — Abgangs⸗Sffnung, welche zur Hälfte über dem Waſ⸗ ſer ſteht, treibt einen Strom aus, welcher auf die in ſeiner Nähe ſchwimmenden Zheilchen eine maͤchtige Wirkung hat. Wird ein Stück Schwamm ungefähr 2 Tage lang in einer und derſel⸗ den Schaale mit Waſſer gelaſſen, ſo ſcheinen die Strömungen ganz aufgehört zu haben, taucht man es aber wieder in friſch geſchoͤpftes Seewaſſer, ſo kommen ſie in Zeit von 2 Minuten wieder zum Vorſchein, und dauern faſt mit ihrer urfprünglichen Kraft fort; doch habe ich erwachſene Spongien ſelten länger els eine Woche am Leben erhalten. Ich habe häufig die Eier ſich an ein Uhrglas hängen laſſen und fie fo einen Monat lang aufgehoben. Nach meiner Beobachtung unterbricht das Thier die Stroͤmungen nie von freien Stuͤcken, und bringt ſie, in demſel⸗ ben Waſſer, ſogleich von neuem hervor. Hoͤren ſie auf, ſo be⸗ merkt man, daß das Thier allmaͤhlig abſtirbt, und weder Verbrennen noch Zerreißen eines Theils des Thiers vermag ſie aufzuhalten, ja die Zeit ihres gaͤnzlichen Aufhoͤrens wird da⸗ durch ſchneller herbeigefuͤhrt. Ein in das Waſſer, und ein an⸗ derer gleich tief in die Subſtanz geſteckter Thermometer zeigt, wenn die Stroͤmungen in voller Thaͤtigkeit ſind, keinen Unter⸗ ſchied in der Temperatur. \ Da, nach meiner Beobachtung, die Struktur und Lage der Poren, Kanäle und Abgangs⸗Offnungen des Schwammes eine u der durch feinen Körper gehenden Circulation paſſendes Ver⸗ Bäutni haben, fo konnte ich nicht länger zweifeln, daß die Stroͤ— mungen eine der Lebensfunktionen dieſes Zoophyten bilden; und da die Exiſtenz dieſer Lebens-Funktion ſogleich erwieſen ward, wenn 230 man den Schwamm in Seewaſſer brachte, und ſie ſogar in ei⸗ ner Entfernung von 10 Fuß von dem Thier ſichtbar war, ſo benutzte ich ſie bei allen meinen folgenden Verſuchen, wenn es irgend wichtig war, ſich von dem Leben des Exemplars zu uͤber⸗ zeugen. Da ich mich bereits ſattſam uͤberzeugt hatte, daß die Abgangs-Offnungen mit der Entſtehung der Stroͤmungen nichts zu thun hatten, weil letztere eben ſo fortdauerten, wenn auch alle Papillen abgeſchnitten worden waren, und ich es, zufolge der nicht uͤbereinſtimmenden Behauptungen der Naturforſcher, un⸗ moͤglich fand, zu beſtimmen, in wiefern dieſe Funktion von dem Contraktionsvermoͤgen des Zoophyten abhaͤngen moͤchte, ſo ſtellte ich einige Verſuche an, um uͤber die Ausdehnung dieſes Vermögens Gewißheit zu erhalten, um dann dieſe mit der Gewalt der Strö- mungen vergleichen und beobachten zu koͤnnen, in wiefern die, von den Alten den Spongien im Mittellaͤndiſchen Meere zu⸗ geſchriebenen Eigenſchaften mit denen der jetzt im Firth of Forth lebenden Arten uͤbereinſtimmten. Ich waͤhlte zuerſt einen jungen Zweig von Sp. coalita, welcher, wie ich aus der Schnelligkeit der Strömungen ſchloß, vollkommen geſund war; und um ihn ganz genau zu beobachten und zugleich ihn fo viel als moͤglich in feinem natuͤrlichen Zuſtand zu erhalten, brachte ich ihn in einem feichten Gefäß mit etwas larem Seewaſſer in das Sonnenlicht. Nachdem ich den Koͤrper etwas ſtark mit dem Finger gedruͤckt hatte, ſo beobachtete ich ihn ſpaͤter 5 Minuten lang, konnte aber weder eine zitternde Bewegung noch auch eine allmählige Contraktion deſſelben beob⸗ achten; er hing nicht nach einer Seite, und ich konnte auch an der beruͤhrten Stelle keinen Eindruck erkennen. (Wird die Ober⸗ fläche der Lohularia digitata mit dem Finger berührt, fo er⸗ folgt nicht allein eine Zuruͤckziehung der Polypen, ſondern es bleibt auch, da der Zoophyt ſeinen fleiſchigen Koͤrper zuſammen⸗ zuziehen fortfährt, an der Stelle, auf welche der Finger gedruͤckt hat, ein ſchwacher Laͤngseindruck auf der Oberflaͤche zuruͤck.) Ich ſtach nun eine Nadel durch den Koͤrper des Thiers, konnte jedoch, als ich fie zuruͤckzog, mittelſt des Mikroſcops, nicht die ſchwaͤchſte Bewegung des Theils oder des Zweiges bemerken, ob⸗ gleich die Strömungen unverändert fortdauerten. Ich goß jetzt das Waſſer ab und ließ einen Tropfen Salpeterſaͤure mitten auf einen einzelnen Zweig fallen; das aͤtzende Gift drang wie das Waſſer in den Koͤrper des Thiers, und ob ich gleich wieder 5 Minuten lang Acht hatte, ſo war doch weder eine Erſchuͤtterung, Beugung noch Verkürzung des Schwammes bemerkbar; auch konnte ich an der Stelle, worauf der Tropfen fiel, weder ein Einſchrumpfen noch einen Eindruck bemerken; ſie nahm aber ſo⸗ gleich eine milchweiße Farbe an, waͤhrend der uͤbrige Theil ſeine natürliche hellſtrohgelbe Farbe behielt. Wenn die Sp. coalita noch jung it, fo find ihre Zweige lang und duͤnn; fie ſchießen nach allen Richtungen hin, um ſich Anheftepunkte zu ſuchen, und adhaͤriren mit Allem, oder wickeln Alles ein, was ſie treffen, Lebendes oder Todtes, Thiere, Pflanzen oder Mineralien; wo ſich auch ihre Zweige mit einander kreuzen oder ſonſt einander be⸗ rühren, fo verbinden fie ſich vollkommen; zuweilen breitet ſich der Schwamm ſchichtenartig uͤber eine Auſterſchale aus, oder bedeckt einen Felſen gleich einem dichten Buſch oder gleich der Wurzel eines Tangs, oder bildet mit allerlei Arten von Conchylien, Stei⸗ nen oder Glasſtuͤcken eine moͤrtelartige Maſſe; bisweilen bildet er eine unregelmaͤßige Maſſe mit einer ganz glatten Oberflaͤche, ohne irgend einen Anſatzpunkt, hin und herrollend, je nachdem er von den Wogen getrieben wird. Beim zunehmenden Alter bekommt er eine dunklere, etwas ine Braͤunliche ziehende Farbe, wird auf der Oberfläche etwas rauher, verliert ſeine Durchſich⸗ igkeit, und die faſerigen Theile nehmen zu. Nach Stuͤrmen oder während der Zeit des Auſternfiſchens bleiben zur Zeit der Ebbe auf der weiten ſandigen Uferfläche von Muſſelburgh unregelmaͤ⸗ ßige verzweigte Maſſen mit Spatangen und manchen andern merkwürdigen Thieren zuruͤck. Ich habe oft die obigen Verſuche an groͤbern rauhen Zweigen der erwachſenen Sp. coalita wieder⸗ bolt, immer aber mit demſelben Erfolg; die Säure ſcheint den * 15 235 rienſyſtems und die Staͤrke oder Schwache der intellectuellen Kraͤfte. ndtotbualität. — Es wird nöthig ſeyn zu betrach⸗ ten, ob die Krankheit in des Patienten Familie erblich iſt, was die Urfache der Krankheit iſt, womit ſich der Patient gewöhn⸗ lich beſchaͤftigt, wie feine pekuniaͤren und Familien-Umftände find, welche Anzahl von Anfaͤllen er ausgeſtanden hat, ob er von ſei⸗ nen Familien-Verbindungen entfernt worden iſt oder nicht, und ob er unter zweckmaͤßiger ärztlicher Behandlung und Aufſicht ges ſtanden hat, ob ein wahrnehmbares koͤrperliches Leiden die Geiz ſteskrankheit begleitet. l Die Umftände, welche ſich gewoͤhnlich auf alle Fälle von Geiſteskrankheit beziehen, beziehen ſich gewoͤhnlich auch auf viele andere Krankheiten. Junge Leute und diejenigen, welche geſun⸗ de Eingeweide, ſtarke Nervenkraft und eine gleichmaͤßige Eirku⸗ lation beſitzen, haben eine weit beſſere Ausſicht von einer Krank⸗ heit zu geneſen, als alte Leute und diejenigen, welche die oben genannten Eigenſchaften nicht beſitzen; doch laͤßt mich meine Er⸗ fahrung glauben, daß Patienten mit ſtarken intellektuellen Kraͤften weit oͤfter geneſen, als diejenigen, welche ſchwache intellektuelle Kraͤfte haben: eine Bemerkung, welche ſich, wie ich glaube, nicht auf andere Krankheiten bezieht. Sie leiden wegen ihrer größeren Senſibilitaͤt an größerer maniakaliſcher Aufregung und ſtaͤrkeren Geiſteshallucinationen, als Mens ſchen von ſchwacher Geiſteskraft, doch geneſen fie endlich in grö- ßerem Verhaͤltniß als letztere. Pinel ſagt, daß Perſonen von der groͤßten geiſtigen Aufregung, von den waͤrmſten Leidenſchaf⸗ ten, der lebhafteſten Einbildungskraft, und der größten Senſi⸗ bilität vorzuͤglich zur Geiſteskrankheit geneigt ſind, und dies ſtimmt mit der Meinung unſeres Posten uͤberein, welcher ſagt: „Great wits to madmen nearly are allied.“ (Großer Verſtand graͤnzt an Tollheit.) * Aber nach meiner eigenen Erfahrung würde der Post der Wahrheit naͤher gekommen ſeyn, wenn er geſagt haͤtte, daß „große Narren den Tollhaͤuslern nahe kommen.“ Das Gefühl von Menſchen, welche ſehr ſchnell begreifen, eine lebhafte Ein⸗ bildung und einen ſehr ausgebildeten Verſtand beſitzen, iſt un⸗ endlich feiner als das, welches Menſchen von gewoͤhnlichen Ta⸗ lenten und von gewoͤhnlicher geiſtiger Bildung haben; aber ihr überwiegender Verſtand iſt, da wo keine erbliche Neigung zur Manie vorhanden iſt, mehr als ein Gegengewicht ihrer Gefuͤhle. Sie wiſſen, daß ſie Geiſteskrankheit zu befuͤrchten haben, wenn ſie unbegraͤnzt ihren gereizten Gefuͤhlen nachhängen. Ihre hoͤhere Urtheilskraft lehrt ſie die krankhaften Verirrungen der Einbil⸗ dungskraft verſcheuchen und die Leidenſchaft beſiegen, bevor die Graͤnze der Vernunft uͤberſchritten — bevor der Verſtand uͤber⸗ wältigt iſt. Ich habe von einem Patienten in dieſer Lage fol⸗ gendes Geſtaͤndniß gehört, „Ich fühlte, daß mein Geiſt ſich verirrte; ich fand, daß ich entweder meine Aufmerkſamkeit von dem Gegenſtande, welcher mich fo ſehr beſchwerte, ablenken, oder daß ich ſogleich geiſteskrank werden mußte. Der Kampf war ſchmerzhaft, aber ich ſiegte und glaube, daß der Verſuch mir nuͤtzlich geweſen iſt, und daß ich meinen Geiſt niemals wie⸗ der ſo ganz unterdruͤcken und ausſchließlich von den Leidenſchaften einnehmen werden laſſe.“ Andrerſeits wird der Geiſt der Menſchen von ſchwacher Geiſteskraft, wenn ſie von den gewoͤhnlichen zur Geiſteskrank⸗ heit praͤdiſponirenden Urſachen ergriffen werden, bald verwirrt, überwältigt und krank. Ich ſehe, daß vier Fuͤnftel von den Hausgenoſſen der Armen⸗Irren⸗Anſtalt in Wakefield unter der Stufe von gewoͤhnlicher Geiſteskraft ſtehen, und eine große An⸗ zahl meiner Geiſteskranken in der Privatpraxis iſt eben ſo be⸗ ſchaffen geweſen. Obgleich das Verhältniß von Geneſungen ges woͤhnlich bei denjenigen Patienten weit größer iſt, welche ſtarke Geiſteskraͤfte haben, ſo kommen doch bisweilen Fälle vor, wo Patienten von ſehr geringen Geiſteskraͤften viel ſchneller geneſen. albe Idioten, welche kaum zu einer mechaniſchen Beſchaͤſtigung fähig ſind, werden bald zur Manie aufgeregt und geneſen bald. 8 236 Zorn, Berauſchung oder eine beträchtliche Reizung führt in fols chen Fällen den Anfall herbei, welcher bald aufhort, wenn die Reizung entfernt worden iſt, worauf der Geiſt in kurzer Zeit wieder in ſeinen gewöhnlichen Zuſtand kommt. Der Mangel an Gedaͤchtniß und ſchwache Ideenaſſociatienskraft verhuͤten die Er⸗ neuerung der Geiſtesreizung, und auf dieſe Weiſe tragen fie viele leicht zur Beſeitigung der Geiſteskrankheit bei. . unter den Gegenſtaͤnden, welche in jedem individuellen Falle in Betracht gezogen werden müffen, iſt der vorzuͤglichſte die erb⸗ liche Neigung zur Geiſteßkrankheit. Die Wirkungen heftiger An⸗ fälle von Geiſtesabweſenheit beſtehen, in einer Schwäche oder gaͤnzlichen Vernichtung der intellectuellen Kraͤfte. Bei der ange komiſchen Unterſuchung der an dementia Geſtorbenen, finden wir, daß bie Organiſation des Gehirns weſentlich verändert iſt. In einem Falle, wo der Patient einige Wochen nachher, nad dem er von der Geiſteskrankheit geneſen war, an Lungenkrank⸗ heit ſtarb, fand ich die tunica arachnoidea undurchſichtig und Waſſer in den Ventrikeln. Es iſt daher wahrſcheinlich, daß in Anfaͤllen, worauf ſcheinbar vollkommne Wiederherſtellung der Geiſteskraͤfte folgt, das Gehirn eine Veränderung erleidet, und daß dieſe Veränderung den nach ſolchen Anfaͤllen geborenen Kine dern mitgetheilt werden kann. Wenn dieſer Schluß richtig iſt, fo muß eine große Schwäche der intellektuellen Kräfte in Fami⸗ lien vorkommen, welche mehrere Generationen hindurch von Gehe ſteskrankheit heimgeſucht worden ſind. Demnach finden wir oft, daß in ſolchen Familien blos ein Theil der Kinder ſtarke Gez ſteskraͤfte beſitzt, und daß die uͤbrigen dumm ſind oder einen ſchwachen Verſtand haben. In Familien dieſer Art finden wir haͤufig, daß da, wo keine Geiſteskrankheit wirklich vorhanden iſt, die Individuen, aus welchen ſie beſtehen, etwas Eigenthuͤm⸗ liches, Unbeſtimmtes, Wunderliches haben. Sie koͤnnen keinen Widerſpruch vertragen. Wenn ihnen in ihren Plaͤnen, wie un⸗ vernünftig fie auch ſeyn mögen, etwas in die Quere kommt, fü zeigen ſie große Leidenſchaft und Empfindlichkeit und betragen ſich ſelbſt gegen ihre nahen Verwandten ſehr ſchlecht. Wie unangemef⸗ ſen auch ihre Wuͤnſche ihrer Lage ſeyn moͤgen, ſo koͤnnen ſie doch nicht eher beruhigt werden, als bis dieſe befriedigt ſind. „Meine ein⸗ zige Alternative, ſagte ein Herr zu mir, welcher eine Frau von dieſer Art hatte, iſt ein Gefaͤngniß für mich oder ein Tollhaus füg- meine Frau.“ Es iſt einleuchtend, daß in verſchiedenen Faͤllen in Hinſicht der Heilung erblicher Geiſteskrankheit eine betraͤchtliche Verſchiedenheit vorhanden ſeyn muß. Das Verhaͤltniß der Hei⸗ lungen muß, je nach dem Zuſtande der Konſtitution und den er⸗ regenden Urſachen der Krankheit, verſchieden ſeyn. Im Ganzen aber iſt die Ausſicht lange Zeit von Geiſteskrankheit frei zu blei⸗ ben, viel weniger gut, als da wo keine erbliche Anlage vorhan⸗ den iſt. Ich habe oft bemerkt, daß Patienten von dieſer Art von dem erſten oder zweiten Anfall ſchneller geneſen, als dieje⸗ nigen, welche keine erbliche Neigung zur Geiſteskraakheit haben; doch bekommen ſie in Folge ihrer Neigung zu der Krankheit von weit leichteren Urſachen einen Ruͤckfall. Aller Wahrſcheinlichkeit nach wird ſie weniger durch organiſche Veraͤnderung des Gehirns erregt. Die ſchweren und ſurchtbaren Faͤlle von Manie ohne wahrnehmbare koͤrperliche Krankheit, welche keiner aͤrztlichen Bes handlung weichen, und ſehr haͤufig ein langes Leben hin⸗ durch fortdauern, kommen gewoͤhnlich unter den erblichen Irren vor. Es iſt zu bemerken, daß es ſehr wenige Familien giebt, welche anerkennen werden, daß Geiſteskrankheit in ihrem eigenen Falle erblich iſt. Hieruͤber muß man aus anderen Quellen Er⸗ kundigung einziehen.! 8 Eine richtige Prognoſe kann nicht durch bloßes Aufzaͤhlen zur Geiſteskrankheit praͤdiſponirender Urſachen geſtellt werden. Blos durch eine genaue Unterfuchung aller einzelnen Umſtaͤnde jedes Falls, kann man eine richtige Meinung uͤber dieſen Gegen⸗ ftand bekommen. Z. B. irrige Anſichten über Religion bringen ſehr oft Geiſteskrankheit hervor, aber die Ausſicht zur Gene⸗ fung iſt in verſchiedenen Fällen verſchieden. Da wo der Geiſt fi in Streitlehren verirrt oder delirimm und Fieber durch x 237 Furcht vor kuͤnftiger Strafe hervorgebracht werden, weicht bie Krankheit eben ſo leicht, als da, wo ſie durch andere Urſachen entſteht, welche ahnliche Hirnreizung hervorbringen. Andrer⸗ eits, wenn der Patient ſich einbildet, inſpirirt zu ſeyn und bernatürliche prophetiſche Kräfte zu beſitzen, ohne daß eine wahrnehmbare koͤrperliche Krankheit vorhanden iſt, iſt die Aus⸗ ſicht zur Geneſung ſehr ſchlecht. Die beſonderen Glaubensſaͤtze der Geſellſchaft der Freunde (Quaker) machen dieſe Secte zu dieſer Varietaͤt von Monomanie beſonders geneigt. In der Wa⸗ keſielder Armen-Irren-Anſtalt haben die Methodiſten bei wei⸗ tem den groͤßten Beitrag von Patienten geliefert, welche durch irrige Anſichten uͤber die Religion verruͤckt geworden ſind. Da aber, wo Geiſteskrankheit durch gelegentliche Trunkenheit hervor— gebracht worden iſt, werden unter 100 Kranken 99 geneſen, und zwar nad) häufig wiederholten Anfaͤllen, vorausgeſetzt, daß die ſe Anfaͤlle nicht die Folge von taͤglichem und habituellem Trinken ſind, in welchem Falle das Gehirn desorganiſirt wird und der atient in einen Zuſtand von unheilbarer dementia verfaͤllt. enn ein ſchwacher und unwiſſender Geiſt ſich blind und mit Eifer auf das Studium eines dunkeln und ſchwierigen Gegens ſtandes legt, ohne daß er hinlaͤngliche Vorkenntniß hat, um ſich einen richtigen Begriff von dem fraglichen Gegenſtande zu ma— chen, fo find oft große Reizung des Gehirns und dann Geiſtes⸗ krankheit die Folge davon. Mag das Individuum Mechanik ſtu— diren, um die Quelle beſtaͤndiger Bewegung zu entdecken, mag es der Pſychologie nachforſchen oder den Myſterien unſerer Reli— gion nachgruͤbeln, immer wird dieſelbe Wirkung hervorgebracht werden, aber die Ausſicht zur Geneſung wird ſehr verſchieden ſeyn. Da wo das Gefaͤßſyſtem afficirt und viel Fieber vorhan⸗ den iſt, wird der Patient weit fruͤher genefen, als da, wo die Krankheit ohne ein wahrnehmbares koͤrperliches Leiden ſehr lang⸗ ſam entſteht, und von ſehr lebhafter krankhafter Ideenaſſocia— tion und ſtarker maniakaliſcher Aufregung begleitet iſt, ohne daß ſich eine erhöhte Gefaͤßthaͤtigkeit zeigt. Diejenige Monoma- nie, welche durch Hochmuth, vermeintliche Hexerei, imaginaͤre Syphilis, durch Geiz oder durch wirkliche pefuniäre Noth ent⸗ ſtanden iſt, iſt ſehr ſchwer zu heilen, und das Verhaͤltniß von Heilungen in ſolchen Faͤllen iſt ſehr gering. Von Manie, wenn fie durch Schläge auf den Kopf, und vorzüglich, wenn fie durch typhus gravior und Epilepfie hervorgebracht worden iſt, gene⸗ ſen ſehr wenige in Verhaͤltniß zu der Anzahl, welche davon be⸗ fallen wird. In dieſen Fällen wird Deforganifation des Gehirns durch vorhergehende Krankheit hervorgebracht, und Manie iſt die Wirkung von dleſer Deforganifation, Aus dieſem Grunde find ſolche Faͤlle, wenn fie geheilt werden, zum Ruͤckfall ſehr geneigt, und aus demſelben Grunde iſt, wenn Lähmung oder Apopiexie der Manie vorhergeht oder dazu kommt, die Ausſicht zur Geneſung ſehr ſchlecht. Faſt alle von Manie befallenen Kindbetterinnen geneſen, wenn ihnen nicht zu viel Blut entzogen wird. Es geſchieht ſehr oft, daß wir den erſten Anfall von Manie keiner beſtimmten Urſache zuſchreiben koͤnnen. In ſolchen Faͤllen muß die Prognoſe nach den Umſtaͤnden geſtellt werden, welche oben erwaͤhnt worden ſind oder weiter unten erwaͤhnt werden. Ich habe ſolche Faͤlle gewoͤhnlich nicht ſehr unbehandel⸗ bar gefunden. Da, wo ein Menſch in Folge von der unmorali⸗ ſchen Auffuͤhrung ſeiner Frau und Familie geiſteskrank wird, iſt nur wenig Ausſicht vorhanden, daß er geſund bleiben wird. Nachdem er zu ſeiner Familie zuruͤckgekehrt iſt, wird er bald einen Rückfall bekommen. Die Stellung des Kopfs bei gewiſſen Arbeis ten iſt der Geneſung ſehr unguͤnſtig. unter Schuhmachern, vor⸗ zuͤglich da, wo die Patienten eine Neigung zur Kongeſtion des Gehirns haben oder epileptiſch find, giebt es nur wenige Pas tienten, welche nicht von den erſten Anfaͤllen geneſen, wofern ſie nicht ſehr falſch behandelt worden ſind. Aber von dem zweiten oder dritten Anfall an tritt gewoͤhnlich die groͤßte Schwierigkeit ein, die Geiſteskrankheit zu beſeitigen. Trotz Allem, was von den erfahrenſten und gelehrteſten Schriftſtellern über Manie geſchrieben worden iſt, pflegt die — — haben. den, noch immer betraͤchtlich. Diejenige Manie, 258 große Maſſe von Landaͤrzten in dieſer Krankheit bis zu einer Ausdehnung Blut zu entziehen, welche die Nervenkraft zerſtoͤrt und dementia herbeifuͤhrt, wenn der Patient nicht an Erſchoͤ⸗ pfung ſtirbt. Die maniakaliſche Aufregung, welche durch Auf⸗ ſicht verhuͤtet werden ſollte, wird als Phreuitis betrachtet, und mit wiederholten Aderlaͤſſen behandelt. Ich bin uͤberzeugt, daß jährlich Hunderte dieſem Irrthum ihren Tod zuzuſchreiben Ein anderes großes Hinderniß der Heilung der Maniaci iſt der Mangel an gehoͤriger Aufſicht im Anfange der Krankheit. Wenn der Patient nicht von den Quellen der Reizung, welche die Krankheit hervorbrachte, und von den Scenen entfernt wird, welche Taͤuſchungen erzeugten, woran er leidet, ſo wird es faſt eben fo ſchwer ſeyn, die Krankheit zu beſeitigen und einen Ruͤck— fall zu verhuͤten, als ein Geſchwuͤr durch die Application von ung. vesicatorium zu heilen. In vielen Faͤllen, wo gar keine Gewalt angewendet wird, hört der Patient auf, ſich zu ſtraͤu⸗ ben, und wird ruhig, ſobald als er ſich ganz in der Gewalt ſeines Waͤrters ſieht. Die umſtaͤnde, welche die Heilung der Manie verhuͤten, ſind haͤufig verwundeter Familienſtolz unter den Reichen, Furcht vor Ausgaben von Seiten der Armenauf⸗ ſeher und die irrige Meinung, daß ein geſchickter Arzt eben ſo im Stande ſey, die Krankheit zu Hauſe zu heilen, als wenn der Patient in ein gutes Irrenhaus und unter gehörige Auf ſicht gebracht wird. Auf dieſe Weiſe wird eine Krankheit, wel— che anfangs blos funktional war, ſtructural und folglich unheile bar. Die Reichen verſchieben das Fortſchaffen ihrer Verwandten aus dem Hauſe, in der Erwartung, den Schimpf zu vermeiden, daß ſie eine verwirrte Familie ſeyen. Obgleich die Wakefielder Armen-Irren-Anſtalt ſieben Jahre lang beſteht, fo iſt doch die Anzahl alter unheilbarer Faͤlle, welche in dieſelbe geſchickt wer⸗ welche durch lange anhaltende Einwirkung von. Kälte auf die Extremitaͤten entſteht, iſt oft ſehr unbehandelbar. Melancholie iſt nach der Meinung der meiſten Schriftſteller ſchwieriger zu heilen, als Manie. In unſerer Irrenanſtalt zu Wakefield iſt die Kur der Melancholie oft langwieriger geweſen, als die der Manie; doch glaube ich, daß eine gleiche Anzahl Faͤlle von Melancholie in Verhaͤltniß zu der davon befallenen Anzahl geheilt worden iſt. Die geſunde Lage der Anſtalt, die warmen Bäder, der betracht liche Zuſchuß von Seiten der Magiſtrate in Bezug auf Diaͤt, und Beſchäftigung in Gärten oder auf dem Felde in ſolchen Fals len, erklaͤren hinlaͤnglich den Erfolg in der Behandlung dieſer Krankheit. Die meiſten Maniaci fangen an fett zu werden, ſobald ſie geneſen. Aber da, wo ſie ohne eine Verbeſſerung der Intelligenz fett und zu gleicher Zeit träg und ſtupid werden, folgt gewoͤhnlich unheilbare dementia. Geiſteszerruͤttung trägt in jeder Form weſentlich zur Verkuͤrzung des Lebens bei, aus⸗ genommen in denjenigen Fällen, wo ſtarke maniakoliſche Aufre⸗ gung ohne korreſpondirende koͤrperliche Krankheit hervorgebracht wird. In Fällen von Manie, oder dementia, welche mehrere Jahre lang gedauert haben, ſtirbt der Patient gewoͤhnlich, nach⸗ dem er ſich einige Tage unwohl befunden hat, ohne ein Sym⸗ ptom von Krankheit, ausgenommen, daß bisweilen ein beſchleu— nigter Puls einen bis zwei Tage lang dem Tode vorhergeht, obgleich bei der anatomiſchen Unterſuchung chroniſche Entzuͤndung bis zu einer ſehr beträchtlichen Ausdehnung in einem Theile der Bruſt⸗ oder Bauch» Eingeweide gefunden wird, wobei gewoͤhn⸗ lich die Hirnhaͤute verdickt und undurchſichtig, und die Ventrikel mit Waſſer angefuͤllt ſind. Jeder Arzt, welcher eine große Praxis gehabt hat, muß bemerkt haben, daß in Faͤllen von temporärer Manie, welche zu Ende der phthisis pulmonalis vorkommt, die Auszehrungs - Symptome fo lange unterdruͤckt werden, alö bie Manie dauert, und wiederkehren, fobald als ſie aufhoͤrt. Der einzige Unterſchied in den alten Faͤllen von Manie, welcher in der Wakefielder Armen ⸗Irren-Anſtalt vor⸗ gekommen, iſt, daß da, wo die Entzuͤndung der verſchiedenen Or⸗ gane chroniſch iſt, ſich niemals ein Symptom zeigt, welches 239 dieſe Entzündung gewöhnlich begleitet. Ich habe einen Fall ge⸗ ſehen, wo die Lungen bis zu einer großen Ausdehnung ulcerirt waren, ohne daß ſich einige Stunden vor des Patienten Tode ein Zeichen von Krankheit gezeigt hatte. Vielleicht verurſacht die Gegenwart von Waſſer in den Ventrikeln des Gehirns die Unterdruͤckung der gewoͤhnlichen Symptome. Die große Sterb⸗ lichkeit, welche unter den Maniaci durch Diarrhoe verurſacht wird, iſt von mehrern Schriftſtellern erwaͤhnt worden. Bei der anatomiſchen Unterſuchung habe ich gefunden, daß in den mei⸗ ſten dieſer Fälle eine ulcerirte Oberflaͤche und eine große Quan⸗ tität eiterartiger Materie in einem der Eingeweide, bisweilen in den Lungen, bisweilen in dem Abdomen und andere Male im Gehirn vorhanden waren, was einen ſtarken Beweis von der Unheilbarkeit der Krankheit giebt. Zu beſtimmen, welche Faͤlle von Geiſteskrankheit in gerichtlicher Hinſicht als unheilbar be⸗ trachtet werden muͤſſen, iſt ein Punkt von großer Wichtigkeit, welcher mit vielen Schwierigkeiten verknuͤpft iſt, doch halte ich es für moglich, einen Fortſchritt in dieſem Zweige der gerichtli⸗ chen Arzneikunde zu machen. Die Dauer der Krankheit giebt kein beſtimmtes Criterium in Bezug auf die Wahrſcheinlichkeit der Wiederherſtellung der Vernunft und des Verſtandes; denn ſo lange als ſchnelle Faſſungskraft und Gedaͤchtniß noch vorhanden find, kann der Geiſt wieder hergeſtellt werden, aber wenn die de- mentia ein Jahr lang gedauert hat, ſo iſt, ſo weit als meine Erfahrung reicht, keine Ausſicht zur Geneſung mehr vorhanden. Recapitulation. — Unter der Totalſumme von Pa= tienten, welche zum erſten Male von Manie oder Melancholie ergriffen, zweckmaͤßig behandelt, und unter gute Aufſicht ges bracht werden, werden unter den Armen von zehn, ſieben, und unter den Reichen ein groͤßeres Verhaͤltniß geneſen. Unter einer Auswahl aus der Totalſumme derjenigen neuen Fälle von Mas nie, oder Melancholie, wo der Patient unter 50 Jahren alt iſt, wo die Nervenkraft ſtark, die Cirkulation gleichmaͤßig iſt, die Eingeweide geſund, die intellectuellen Kraͤfte noch ziem⸗ lich ſtark find, und keine von den Urſachen ſtatt findet, wel⸗ che unten als der Geneſung unguͤnſtige genannt werden, koͤnnen, wie ich nicht zweifele, funfzehn von ſechzehn herge- ſtellt werden, und find hergeſtellt worden. Allgemeiner Ader⸗ laß und der Mangel an gehoͤriger Aufſicht machen eine große Anzahl von Fallen unheilbar. Die meiſten Kindbetterinnen, welche von Manie befallen werden, ſterben, wenn ihnen viel Blut entzogen wird. In anderen Fällen, wo der Patient wiederholte Aderlaͤſſe überlebt, iſt dementia die Folge. Da, wo Manie die Folge von gelegentlicher Trunkenheit iſt, geneſen unter 100 Kranken 99; aber da, wo Manie die Folge von taͤg⸗ licher und habitueller Berauſchung iſt, iſt die Wiederherſtellung nicht zu erwarten, ſondern es folgt dementia. Da, wo Ma: nie durch typhus gravior oder Epilepſie, durch Lähmung oder Apoplexie, oder durch ſtarke Kopfverletzungen hervorgebracht worden iſt, erhalten ſehr Wenige eine bleibende Geneſung; fie werden oft auf eine kurze Zeit geſund, und dann bekommen ſie wieder einen Ruͤckfall. Patienten, welche eine erbliche Neigung haben, ſind, von welcher Urſache auch die Krankheit entſtehen mag, zum Ruͤckfall geneigt. Da, wo Manie durch religiöfe Furcht, oder durch Furcht vor der Strafe nach dem Tode her⸗ vorgebracht wird, geneſen die Patienten eben ſo leicht, als wenn ſie ſich von einer anderen Urſache von Geiſtesreizung herſchreibt. Aber da, wo der Geiſt intenſiv und ausſchließlich mit den My⸗ ſterien der Religion beſchaͤftigt iſt, und die Krankheit langſam und ohne Fieber fortſchreitet, da, wo der Patient ſich einbildet, inſpirirt zu ſeyn, und uͤbernatuͤrliche. prophetiſche Kraͤfte zu be⸗ fisen, erfolgt ſelten Geneſung. Ja, von den meiſten Arten von 240 Monomanie, (ſie mag durch Religion, Hochmuth, vermeintli⸗ che Hexerei, imaginaͤre Syphilis, Geiz oder durch wirkliche pe uniaͤre Noth hervorgebracht werden) wo kein Fieber oder keln koͤrperliches Leiden den Anfall begleitet, geneſet unter zehn Pa⸗ tienten nicht einer. Große organiſche Veraͤnderung des Gehirns wird oft durch die lange anhaltende Einwirkung von Kaͤlte auf die unteren Extremitäten hervorgebracht, und diejenige Manie, welche von dieſer Urſache entſteht, iſt oft toͤdtlich. Da, wo Mar nie ohne eine wahrnehmbare Urſache entſteht, was oft geſchieht, wenn die Krankheit erblich iſt, iſt das Verhaͤltniß der Heilungen oft ſehr beträchtlich, Von dementia habe ich blos einen Pas tienten geneſen geſehen, und zwar in einem ſehr neuen Falle. Solche Patienten geneſen bisweilen bis zu einem gewiſſen Punkt, bleiben einige Wochen ſtationaͤr, und bekommen dann wiederum einen Ruͤckfall. Maniaci geneſen von dem zweiten oder dritten Aufalle weit langſamer und in einem weit geringeren Verhaͤlt⸗ niß, als von dem erſten, ausgenommen da, wo die Manie von gelegentlicher Trunkenheit, von Zornanfaͤllen, oder wo ſie bei halben Idioten entſteht. Die Manie traͤgt in allen Faͤllen ſehr weſentlich zur Verkuͤrzung des Lebens bei, ansgenommen in denjenigen, welche von keiner wahrnehmbaren koͤrperlichen Kranz heit begleitet ſind. Indem ich das Reſultat meiner eigenen Be⸗ obachtungen und Erfahrungen hinſichtlich der Ausſicht zur Geno⸗ ſung von Geiſteskrankheit bekannt mache, bitte ich um die Er⸗ laubniß zu bemerken, daß ich nicht eine vollſtaͤndige ſyſtematiſche Prognoſe zu geben vermeine, ſondern blos einige Bemerkungen, welche, wie ich hoffe, kuͤnftigen Bearbeitern dieſes Feldes nuͤctz⸗ lich ſeyn werden, Miscellen. Verwundung der Luftröhre. (69) R., Grenadier des 10. Linien⸗Regiments, erhielt im Duel einen Stich unmit⸗ telbar vor der Inſertion des m. sterno - cleido -mastoideus der rechten Seite und kam am 8. Oktober zu Lallemand ins Hötel St. Eloi zu Montpellier. Es floß anfangs nur eine ſehr kleine Quantitaͤt Blut aus der Wunde, aber es ſtellte ſich eine emphyſematiſche Anſchwellung des Halſes ein, die an dem Knie ſtern des Zellgewebes leicht erkennbar war. Es wurden kalte Umſchlaͤge gemacht. Den folgenden Tag, wo die Refpiration bes engt war, machte man einen Aderlaß, feste die kalten umſchlaͤge fort und empfahl dem Kranken Stillſchweigen zu beobachten. Durch dieſe einfachen Mittel verſchwand das Emphyſem ſchnell. Als aber der Kranke ſich einer lebhaften Unterhaltung mit einem Cameraden uͤberlaſſen hatte, erſchien das Emphyſen wies der; man gebrauchte dieſelben Mittel und der Kranke erhohlte ſich in wenigen Tagen voͤllig. Er wurde am 20. Okt. entlaſſen. Von Verengerung der Speiferöhre (70) hat Hr. Earle im vorigen Jahre einen Fall im Bartholomäus Spital beobachtet. Samuel Leach erzaͤhlte, er ſey ganz ploͤtzlich beim Mittageſſen von einer Beſchwerlichkeit beim Schlucken befallen und ein Stuck Fleiſch ſey nicht herunter gegangen, ſondern habe eine große Reizung an der Stelle, wo es ſtecken blieb, veran⸗ laßt und nur mit Mühe von einem Chirurgen ausgezogen wers den koͤnnen. Als L. am 27. Auguſt ins Spitak kam, konnte er nur fluͤſſige Nahrungsmittel genießen. Man verordnete Einle⸗ gung einer Bougie auf kurze Zeit, Merkurial- Einreibungen in die Seitentheile des Halſes und eine ſpaͤrliche Diät. Am 12. Sept. hatte die Bougie eine gute Wirkung hervorgebracht, und man nahm nun eine Bougie von dickerem Caliber. Die Vers engerung ſchien in dem obern Theile der Speiſeroͤhre ihren Sitz zu haben, nahm aber immer mehr ab, und drei Wochen nachher verließ der Kranke völlig hergeſtellt das Spital. Bibliographiſche Neuigkeiten. Bydragen tot de Flora van Nederlandsch Indie (Beiträge zu einer Flora der nieberländifhen Beſitzungen in Indien) door D. Blume. Batavia 1825 8 (Es find bis jetzt zwei Hefte nach Europa gekommen.) { A treatise on the Diseases of the Eye, including the Doe- trines of the most eminent surgeons and particularly those of Professor Beer etc. — By George Frick M. D. Ophthalmic Surgeon to the Baltimore General Dispensary, A new Edition, with notes by Rich. Welbank, London 1826. 8. za ee dem Gebiete der „ k n aus Natur⸗ und Heilkunde. Nro. 280. | (Nr. 16. des XIII. Bandes.) April 1826. Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. In Commiſſion. bei dem Kön. Preuß. Graͤnz⸗Poſtamte zu Erfurt, der Koͤnigl. Sachſ. Zeitungs⸗Expedition zu Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u. Taxiſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes⸗Induſtrie⸗Comptoir 149.57 Preiß eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Kthlr. oder 8 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes 3 ggl. Na t u r aun n d ee. über den Magnetismus des Kupfers und an⸗ derer Subſtanzen. f (Aus einem Briefe des Herrn Leopold Nobili zu Reggio.) Zu Ende des Fruͤhjahrs 1825 machte ich mit dem Prof, Bacelli eine Reihe von Verſuchen uͤber den obengenannten Gegenſtand, deren Reſultate meiſtens mit den von andern Phys ſikern erhaltenen uͤbereinſtimmen, aber doch auch manches Neue enthalten. Zuerſt wiederholten wir den Hauptverſuch Aragos im Bezug auf den Einfluß des Kupfers auf die Oscillationen. der Magnetnadel, und bemerkten, wie dieſelben bei Anweſenheit jenes Metalls deutlich abnahmen; indeß ſchien uns doch dieſe Ab⸗ ahme nicht ſo bedeutend, als ſie dargeſtellt worden iſt. Deut⸗ lich bemerkten wir, daß der groͤßte Unterſchied bei den erſten und ſtäͤrkſten Oscillationen ſtatt findet. So verlor eine unferer Nadeln, welche 90 von der Linie des Gleichgewichts abwich, erſt nach 12 doppelten Oscillationen 300 Schwingweite; es bes durfte nur noch dreier Oscillationen zu einer gleichen Abnahme, wenn die Nadel ſehr nah an einer Kupferſcheibe ſchwang. Die⸗ fer Unterſchied nahm bei den folgenden Schwingungen fo raſch ab, daß die Totalzahl der Oscillationen ohne Zuziehung von Kupfer ie zu denen mit Zuziehung von Kupfer kaum verhielt, wie 3: ö SIE Nachdem wir uns von dieſer Thatſache überzeugt, "unters ſuchten wir die Thaͤtigkeit verſchiedener rotirender Metalle. Wir verſchafften uns zu dieſem Ende kupferne, meſſingene u. ſ. w. Scheiben von gleicher Groͤße, die ſich mittelſt einer Schraube an ein umgehendes Werk anbringen ließen. Mittelſt einer Eupfers nen Scheibe brachten wir bald einige Magnetnadeln in drehende Bewegung, zumal wenn deren zwei aneinander geſetzt und dar durch dem Einfluß des Erdmagnetismus entzogen waren. um die Thaͤtigkeit verſchiedener Metalle zu vergleichen, bes obachteten wir, mit welcher Staͤrke ſie die Nadeln fortzogen. Da jedes derſelben ſich ſowohl in Hinſicht der Schnelligkeit der Drehung, als des Abſtandes von der Magnetnadel unter denſel⸗ den Umftänden befand, fo wird man aus folgender Tabelle die verhältnigmäßige Anziehungskraft jedes Metalls ungefähr erſehen. * eee 1 Meſſing Nee 1 12 iin „ 1 10° Blei 1 4 8⁰ was mit den von Babbage und Herſchel erhaltenen Reſul⸗ Die Temperatur ſcheint auf die Wirkung keinen Einfluß zu haben; eine runde mit Weingeiſt unterhaltene Lampe wurde pferne Roͤhre, wir bewegliche Conductoren von verſchiedener Geſtalt an, unter einer großen Kupferſcheibe brennend erhalten, und obgleich ſich dieſe ſtark erhitzte, kein abweichendes Reſultat bemerkt. Bei Anwendung verſtuͤmmelter Scheiben fanden wir, Ara- gos Angaben gemäß, daß der Einfluß ſich nach Maaßgabe der weggenommenen Subſtanz verringerte. Wir ſtellten nun Verſuche mit den ſchlechteſten Leitern, z. B. feuchtem und trockenem Holz und Pappe an, die wir gleich⸗ falls in rotirende Bewegung ſetzten, und uͤberzeugten uns, daß keine derſelben merklich auf die Magnetnadel einwirkte. Wir wandten zu dieſem Ende die allerempfindlichſten aſtatiſchen Na⸗ deln an, konnten aber demohngeachtet nichts entdecken. Aller- dings wurde durch Siegellack die Nadel zuweilen etwas mit fort⸗ gezogen, allein die Urſache davon war, daß die Scheibe an ir⸗ gend einer Stelle zufaͤllig durch Reiben electriſch geworden war. Nachdem wir die Urſache dieſer Anomalie einmal kannten, konn⸗ ten wir die Wirkung nach Belieben herbeifuͤhren. Nun mußte noch unterſucht werden, ob wir nicht irgend einen von der Rotation unabhaͤngigen Einfluß dieſer nicht metalli⸗ ſchen Subſtanzen entdecken koͤnnten, waͤhrend wir Magnetnadeln unter ihnen ſchwingen ließen. Wir haben bei dieſen Verſuchen ebenfalls nicht die geringſte Veraͤnderung bemerkt, die Nadel mogte nun über den Scheiben oder außerhalb des Wirkungs⸗ kreiſes derſelben ſchwingen. Indem wir auf eine hölzerne Scheibe zwei Magnetnadeln anbrachten, gelang es uns, obwohl mit einiger Muͤhe, ſowohl einer frei hängenden Kupfernadel, als einer ganzen Kupfer: ſcheibe eine rotirende Bewegung mitzutheilen. Als die Kupfer: nadel dem Einfluß einer großen Scheibe von demſelben Metall ausgeſetzt wurde, ward ſie nicht mit fortgezogen. Man kennt verſchiedene Methoden, wie man Eiſen und Stahl magnetiſirt; ſollte dies durch Kupfer nicht auf eine an— dere Art moͤglich ſeyn? Indem wir uns darauf ſtuͤtzten, daß in eine electro- dynamiſche Spirale gebrachte Nadeln magnetiſch werden, befeſtigten wir an unſern umgehenden Apparat eine ku⸗ und brachten in deren Inneres eine Nadel von weichem Eiſen, das ſich ſonſt leicht magnetiſiren läßt; allein fie erhielt durch die Umdrehung, ſo viel ſich bemerken ließ, keine magnetiſche Eigenſchaften. Wir verſuchten dies mit mehrern Modificationen; aber mit keinem beſſern Erfolg. In Bezug auf den Oerſtedtſchen electro-dynamiſchen Ma⸗ gnetismus ſtellten wir gleichfalls Verſuche an. Zuerſt ließen wir durch ein mit Queckſilber gefülltes Becken von der Mitte nach der Peripherie zu einen electriſchen Strom gehen, und eine ſich drehende Kupferſcheibe darauf einwirken. Alsdann fertigten und zumal aſtatiſche Spiralen, die zwei dem Einfluß des irdiſchen Magnetismus entzogene Magnetnadeln vorſtellen konnten; keiner dieſer Conductoren gab ein Zeichen von Bewegung; der dabei 243 ö angewandte electrifche Strom war inbeß etwas ſchwach „indem er nur durch ein einziges Wollaſton'ſches Plattenpaar (Element) von 55 Q. 3. Oberflache erzeugt wurde. Zwiſchen den magne⸗ tiſchen Phaͤnomenen und denen der electro = dynamiſchen Cylinder herrſcht zu viel Ähnlichkeit, als daß man es nicht fuͤr wahr⸗ ſcheinlich halten ſollte, daß paſſend geſtaltete aſtatiſche Condu⸗ ctoren durch rotirende Metalle einigermaßen gereizt wuͤrden. Unſerer Vermuthung nach iſt dies der Fall, allein man wird dieſen Einfluß wahrſcheinlich nur durch weit ſtaͤrkere Stroͤmun⸗ gen, als die von uns angewandten, wahrnehmbar machen koͤn⸗ nen. Es iſt zu wuͤnſchen, daß unſere Verſuche von ſolchen Phy⸗ * wiederholt werden, welche kraftige aſtatiſche Apparate beſitzen. wi Man erinnere fid) der vor geraumer Zeit von Coulomb ges machten Verſuche uͤber den Magnetismus mehrerer organiſchen und unorganiſchen Subſtanzen, und man wird bemerken, daß deren Reſultate mit denjenigen viel Ihnlichkeit haben, durch die Arago jüngft zu fo ſchoͤnen Entdeckungen gelangte. Es ſcheint, daß die Phaͤnomene, welche beide Phyſiker bemerkten, derſelben Urſache zuzuschreiben find; die kleinen Cylinder, welche Coulomb zwiſchen den gleichnamigen Polen zweier ſehr ſtarken Magnete in Schwingungen brachte, ſchwangen in dieſer Lage ſtaͤrker, als wenn fie dem Einfluß der Magnete entzogen waren. Dieſe Vermehrung erklaͤrt ſich natürlich, wenn man annimmt, daß dieſen Cylindern durch die Magnete, zwiſchen denen ſie ſchwin⸗ gen, ein wenig Magnetismus mitgetheilt wird. Übrigens ſchwingt bei dem Fundamentalverſuche Arago's die Nadel über dem Kupfer langſamer als gewoͤhnlich, allein obgleich dies auf den erſten Blick mit jenem Reſultate, wo Beſchleunigung ſtatt findet, in Widerſpruch ſteht, ſo erklaͤrt es ſich doch ebenmaͤßig, wenn man annimmt, das das Kupfer unter der ſchwingenden Nadel ein wenig magnetiſch wird. Es iſt Thatſache, daß, wenn man eine Magnetnadel uͤber einer Schelbe von weichem Eiſen ſchwingen laͤßt, die Oscillationen außerordentlich langſam ſind und die Nadel bald zum Stillſtand gelangt. Wenn dies ge⸗ ſchehen ſoll, muß die Nadel von der Scheibe maͤßig entfernt ſeyn, indem ſie bei großer Naͤhe zu ſehr angezogen wird, und ſich an einen Punkt der Peripherie fixirt. Hiernach iſt wahr⸗ ſcheintich, daß das Kupfer einen dem Weſen nach gleichen aber ſchwaͤchern Einfluß aͤußert; man kann das Langſamerwerden der Decillationen in beiden Fällen als eine Folge des durch die Na⸗ del auf die Theile der Scheibe, uͤber die ſie bei den Schwingun⸗ gen hinſtreicht, gleichſam geſaͤeten Magnetismus betrachten, und dieſe Kraft, welche bei ihrer Wirkung auf die Pole dieſelben in ihrer Bewegung hindert, wuͤrde dieſelbe Wirkung hervorbringen, als wenn ſich die Nadel durch ein dichteres Medium durchdraͤn⸗ gen müßte, übrigens muͤſſen wir, um alles Zweideutige zu ver⸗ meiden, bemerken, daß die Wirkung, von welcher wir reden, gerade das Gegentheil von dem Falle iſt, wo eine Magnetnadel zwiſchen den gleichnamigen Polen zweier Magnete ſchwingt. In dieſem Falle beſchleunigen ſich die Schwingungen, weil ſie durch eine Kraft unterſtuͤtzt werden, welche ſich mit dem ir diſchen Magnetismus vereinigt, um die Nadel in ihre gewoͤhnliche Lage zurückzubringen. Dagegen werden in dem Falle, wo die Nadel über einer eiſernen Scheibe ſchwingt, die Oscillationen um des⸗ halb langſamer, weil der irdiſche Magnetismus jeden Augen⸗ blick mit dem Magnetismus kaͤmpfen muß, welchen die Pole des Magneten auf den Theilen der Scheibe entwickeln, uͤber die ſie hinwegſtreichen. Obgleich dieſer Magnetismus nicht lange anhalt, ſo reicht er doch hin, um die Nadel uͤber jedem Punkt ein we⸗ nig aufzuhalten. Giebt man dies zu, ſo begreift man leicht, warum die Magnetnadeln durch die Bewegung der rotirenden Scheiben mit fortgezogen werden. 1 Als wir unſere Verſuche begannen, waren wir, wie einige andere Phyſiker, der Meinung, daß die neuen von Herrn Ar a⸗ 0 aufgeſtellten Thatſachen einer Art Widerſtand zuzuſchreiben ſeyen, welchen nichtmagnetiſche Körper den magnetiſchen entge⸗ genſtellen. Dieſe Meinung haben wir aus mehrern Gruͤnden — 244 aufgegeben, wovon der hauptſächlichſte der iſt, daß bei de f 1 oulo 0 5 an der werde der 25 Eylinder 1185 e amer ſta neller werden muͤſſen i 1 Tann ſtatuirte. F unſerer Anſicht zu Folge, müffen wir daher ; Arags durch feine ſchoͤnen Verſuche ben öfen der en Methoden gelehrt hat, die ſchwächſten Spuren von Magnetis⸗ mus in den Koͤrpern zu entdecken. Die eine beſteht darin, daß man das Langſamerwerden der Schwingungen der uͤber irgend eine der zu pruͤfenden Subſtanzen gebrachten Magnetnadel beobe achtet; die andere darin, daß man verſucht, in wie weit die Magnetnadel durch die Umdrehung jener verſchiedene Ben En wird. a nn ſcheinen 125 weten n; denn wenn die eine kein Reſult i die uber nicht. er us den Ergebniſſen von Coulo mb’s Verſuchen geht vor, daß alle Subſtanzen einige Zeichen von ae ben. Dies muß zu der Meinung veranlaſſen, daß dieſer Phy⸗ ſiker eine vorzuͤglichere Methode angewandt hat. Ohne daß wir damit dem Verdienſte Arago's im Geringſten zu nahe treten wollen, muͤſſen wir doch aͤußern, daß die Vorzuͤglichkeit des Coulomb ſchen Verfahrens auf der Hand liegt. In einem wie in den andern Falle äußert eine Subſtanz ihre magnetiſche Kraft in demſelben Verhaͤltniß, wie ſie von dem Magnet afficirt wird. Nun wird aber nach der Arago'ſchen Methode der Magnetis⸗ mus durch eine kleine Magnetnadel, bei der Coulom b'ſchen aber 33 a ſtarke Magnete erregt, kN‘ errn Becquerel ift es auch gelungen, einige uren von Magnetismus in gewiſſen Subſtanzen 8 wecken 8 ken den Schweigger'ſchen Multiplicator darauf einwirken ließ. Es fehlt uns an hinlänglich zahlreichen und genauen Daten, um dieſe neue Methode mit der Coulomb'ſchen zu vergleichen; wir find indeß geneigt zu glauben, daß fie zwar der Arago’fchen gleich, der Coulomb'ſchen aber nachſtehe, indem die durch tert kraftige Magnete entwickelte Magnetiſirungskraft bedeuten aͤrker ſeyn muß, als die, welche eine elektriſche Strömung in den wiederholten Kreiſen des Multiplicators erzeugt. \ 1 Ruͤckſichtlich des von den Herrn Barlow, Marſh und Chriſtie durch die bloße Drehung im Eiſen entwickelten Mag⸗ netismus haben wir noch keine Verſuche angeſtellt; indeß ſind uns, ruͤckſichtlich dieſes Punktes, einige Zweifel aufgeſtiegen, und wir werden die erſte Gelegenheit wahrnehmen, jene Reſul⸗ tate zu unterſuchen. Eine Eiſenmaſſe, von welcher Geſtalt ſie auch ſey, befindet ſich bekanntlich nie in ihrem urſpruͤnglichen Zuſtande; ſie ift jederzeit in der Richtung der Neigung der Mag⸗ netnadel magnetiſirt, und dieſen Magnetismus verdankt das Ei⸗ fen dem irdiſchen Magnetismus, ſo wie Eiſenfeilſpaͤhne den ih⸗ tigen von unſern gewoͤhnlichen Magneten erhalten. Dieſer mag⸗ netiſche Zuſtand iſt unverkennbar, und laͤßt ſich leicht beobachten, wenn man eine empfindliche Magnetnadel allmaͤhlig gegen die untere Seite und dann gegen die obere einer Eiſenmaſſe bewegt; alsdann wird man ſehen, wie der Nordpol durch jene und der Südpol durch dieſe zuruͤckgeſtoßen wird. Naͤhert man die Nas del noch mehr, ſo wird ſie durch das Eiſen angezogen. Allein dieſe Wirkung ruͤhrt daher, daß die Magnetnadeln alsdann ſelbſt kräftiger find, als der irdiſche Magnetismus, und daher den ihnen benachbarten Theil des Eiſens in ihrer eignen Richtung magnetiſiren. Wenn aber das Eiſen immer in der Richtung magnetiſirt iſt, nach welcher die Magnetnadel an jedem Orte geneigt iſt, was muß da geſchehen, wenn eine Maſſe von dieſem Metall ſich um eine Axe dreht? Ein Phaͤnomen der Lage. Die Linie der voruͤbergehenden Pole wird ſich in einen Kreis verwandeln, und auf dieſe Art eine Reihe von verſchiedenen Combinationen hervorbringen, welche ſich von denen unterſcheiden, welche die Polarlinie, als fie noch fixirt war, zuließ. + Wir wollen das Endreſultat dieſer Combinationen gegenwaͤr⸗ tig nicht vorausſagen, obgleich es uns ſcheint, daß mehrere von H. Barlow beobachtete Phänomene ſich leicht dadurch erklären. 245 laſſen würden. Wir wollen hier nur eines Verſuchs gedenken, den wir anzuftellen beſchloſſen haben. Wir wollen nämlich eine eiſerne Kugel um eine mit der Neigungslinie der Magnetna⸗ deln parallele Axe ſich drehen laſſen. In dieſem Falle bleibt das Phaͤnomen der Lage unveränderlich. Bleibt nun unter bie- ſen Umſtaͤnden die Wirkung der Kugel dieſelbe, wie bei einer andern Richtung der Axe, fo läßt ſich ſchließen, daß das Phä- nomen der Lage an den Reſultaten keinen Theil habe. Verhält es ſich anders, ſo wird ſich aus der Vergleichung der verſchiede⸗ nen Verſuche ergeben, in wie weit jenes Phaͤnomen wirkſam iſt. Der Igel⸗Roche (Raja Erinaceus). (72) Dieſer Fiſch, welcher bei Neu⸗Nork in der See, in einer Tiefe von 7 Faden, vermittelſt der Angelſchnur gefangen worden war, wurde, da er durch die Angel keine beträchtliche Wunde erhalten hatte, einige Tage lang am Leben erhalten, wo ihn aber, nach dem Glauben der Fiſcher, der Donner, d. h. die ſtarke Luftelek⸗ trieität, welche ſich in Sturm und Gewitter ausſprach, toͤdtete. Als er aus dem Waſſer gezogen wurde und noch an der Angel hing, hatte er einige Minuten lang das Anſehen eines Igels, d. h. durch entſtandene Muskelcontractionen waren die aͤußerſten Nänder an einigen Theilen gegen einander gezogen worden, fo daß das Ganze einem Napfe oder Korbe glich, deſſen Innenſeite von dem Bauch, die Außenſeite von dem Ruͤcken des Fiſches ge⸗ bildet wurde. Der Schwanz war ſo gekruͤmmt, daß er bis in den Mund hineinreichte. Dies ſchien die Stellung zu ſeyn, wels che er gegen Verfolger und Feinde annehmen mag, indem er ihnen fo den mit Stacheln beſetzten Rüden darbietet. Rundung blieb, fo lange er in der Luft gehalten wurde, bis die Muskeln durch den Tod ihre Spannkraft verloren; und auch ſelbſt nach dem Erloͤſchen des Lebens blieb eine Kruͤmmung der Ränder oder des Umfangs, welche von der Tendenz zu einer hohlen Form zeugte. Hr. Dr. Sam. Mitchill, von dem dieſe Mittheilung herruͤhrt, beobachtete das groͤßte Individuum dieſer Art, welches er jemals ſah, ſuͤdoͤſtlich von Sandy-Hook, am 23. Julius 1822, und unterſuchte es, nachdem es in einer Tiefe von 5 Faden gefangen worden, noch beim Leben. Er legt ihm folgenden ſpecifiſchen Charakter bei. Es ſind zwei Ruͤckenfloſſen vorhanden, welche gleich vor oder uͤber dem Schwanze ſtehen, mit einer Spur von einer dritten; die Seiten find mit vie⸗ len kleinen Stacheln bedeckt, große Stacheln fehlen; die Haut iſt blaßbraun, ſtachlich, hier und da mit dunkelbraunen ecken gezeichnet; ein Buͤſchel von ohngefaͤhr 20 großen Sta⸗ In an jeder Floſſe, liegen, wenn die Floſſen ausgebreitet find und eine ebene Lage haben, in der Haut verborgen, kommen aber, wenn erſtere zuſammengezogen ſind, gleich Katzenkrallen, um Vorſchein, und. find fähig, weiche dargebotene Gegenſtände ſeſtzuhalten und zu zerreißen. ! Die Länge des eben erwähnten Exemplars betrug 17 Zoll, die Breite 9½ Zoll. Der Kopf iſt rundlich, obgleich die Schnauze einigermaßen ſpitzzulaufend genannt werden kann. Die Gegend vor und zu den Seiten der Augen (Wangen) ſteht hervor und dat gegen die Schnauze hin eine gekruͤmmte Form. Die Bruſt⸗ floſſen ſind kreisrund oder rundlich, und haben, zuſammen be⸗ trachtet, einigermaßen die Geſtalt einer Ellipſe. 5 ſen beſitzen hinterwaͤrts drei kleine Erhöhungen oder Köder, welche fuͤr Finger gelten koͤnnten. Die Afterfloſſen haben nichts Beſonderes. Nahe an ihrer Baſis und unter dem Schwanz gehen zwei, dieſen Fiſchen eigenthuͤmliche, fuͤnf Zoll lange ſchraͤge An⸗ hänge. ab. ien Der ganze Körper zeigt fo viel Durchſichtigkeit, daß man, wenn er gegen das Licht gehalten wird, die Knochen ſe⸗ den kann. Beſonders zeigt ſich dieſe Durchſichtigkeit an den Rändern der Schwimmfloſſen, vorzuͤglich aber an der Schnauze. Der Schwanz iſt dick und ſtark, gleich dem des glatten Rochen und mißt von den Bauchfloſſen an bis zur Spitze 9 Zoll; er trägt gegen feine Spige hin zwei ſchwach ſtrahlige Floſ⸗ Dieſe Die Bauchfloſ⸗ 246 fen; die vorderſte derſelben hat hinten einige Schlitze oder Ker⸗ ben; der hinterſten fehlen ſie. Nahe am eigentlichen Schwanz⸗ ende ſieht man noch eine Spur von einer dritten in der Geſtalt einer kleinen Haut. Die Haut iſt mit Schleim und nicht mit Schuppen bedeckt, hat aber kleine Stacheln, welche fleckweiſe zuſammen ſtehen. Vor jedem Auge ſieht man einen Fleck, welcher ſich laͤngs der innern Seite der Augenhoͤhle und gleicherweiſe auch zwiſchen den Augen hin erſtreckt. Zwei Reihen Stacheln ſtehen, je einzeln, von jedem Augenfleck an bis nach der Schnauze hin, wo ſie ſich in der Form eines umgekehrten V vereinigen. Die Wangengegend iſt mit kleinen Stacheln backenbartartig beſetzt. Hinter den Augen und im Nacken bilden die kleinen Stacheln einen gleichſeitigen Triangel, deſſen Spitze nach vorn ſteht. An jeder Floſſe ſieht man einen Fleck jener, Katzenkrallen ähnlichen, zuruͤckziehbaren Stacheln. Von dem Kinn an iſt die Haut der Floſſen, längs ihrem Rand und etwas unterwaͤrts, mit kleinern Stacheln beſetzt. Auf jeder Seite des Ruͤckens erſtreckt ſich eine Reihe ftar- ker, ſteifer, kurzer Stacheln gegen den Schwanz hin, neben welchen kleinere unregelmaͤßiger vertheilt find. Am Schwanze ſind ſie weit zahlreicher, von einander getrennt und ſtark, bilden zwei einzelne Reihen oder Linien und haben einen glatten, ſchup— penloſen, nicht mit Stacheln beſetzten Streifen, welcher bis zu den Ruͤckenfloſſen reicht, zwiſchen ſich. Die Unterfeite des Schwanzes und der ganze Bauch ſind voͤllig glatt. Auf jedem Schwanzanhange iſt ein nicht ſehr rauher Fleck. Die Augen ſind zur Haͤlfte bedeckt und ſchoͤn umhangen. Hinter ihnen ſieht man die Ohroͤffnungen. Die Naſenloͤcher ſind deutlich und mit dem Munde an der Oberlippe durch Spalten verbunden. Die Zaͤhne ſtehen in beiden Kiefern aneinander, ſind feſt und haben ſcharfe Spitzen. Die Unter- oder Bauchſeite des Fiſches zeigt an ihrem Rande eine Einbiegung rund an den Bauchfloſſen hin, fo daß der⸗ ſelbe, ſelbſt nach dem Tode, auf dem Ruͤcken liegend, eine Art Becken bildet, aus welchem kein Waſſer herausfließen würde. über die Nilkrocodille. (73) In einer Sitzung der Académie des Sciences zu Paris legte, wie bereits Notiz. Nr. 272 S. 120 exwaͤhnt worden, Herr Geoffroy St. Hilaire im Namen des Hrn. Caillaud eine Mumie von einem 7½ Fuß langen ſehr gut conſervirten Crocos dil vor, nebſt einer darauf bezuͤglichen Abhandlung. Dieſe Mu⸗ mie wird dazu dienen, eine ſchon lange aufgeworfene Frage zu beantworten; finden ſich im Nil nur eine oder mehrere Arten von Crodilen? Wurde das Wort Suchus, welches wir in meh⸗ reren alten Schriftſtellern finden, gebraucht, um ein gezaͤhm⸗ tes Crocodil zu bezeichnen oder war es die Benennung einer be⸗ ſondern, weniger wilden, leichter zaͤhmbaren Art? Dieſe Frage, welche ſchon oft discutirt worden war, wurde beſonders 1807 von den beiden Naturforſchern Geoffroy St. Hilaire und G. Cuvier aufgenommen. Cuvier wollte nur eine Art annehmen und meinte, daß Suchus bei den Alten nur ein ge⸗ zaͤhmtes Individuum bezeichne. Geoffroy St. Hilaire hin gegen behauptet, daß das Wort Suchus eine ganz beſondere Art bezeichne, deren Naturell nicht ſo wild und grauſam ſey, als das des gewoͤhnlichen Crocodils. Geoffroy wurde befonders in dieſer Anſicht beſtaͤrkt durch einen Schädel, den er von einer Mumie genommen hatte und der eine Organiſation zeigte, wel⸗ che mit dem uͤbereinſtimmte, was die alten Autoren als dem Suchus oder Suchos zukommend anführen. Ein Zug dieſer Organiſations-Eigenthuͤmlichkeit war eine groͤßere Laͤnge der Kiefer, woraus man ſchließt, daß ſie weniger Gewalt gehabt, und einem weniger grauſamen Thiere angehoͤrt haben muͤß⸗ ten. Der Kopf des von Hrn. Caillaud der Academie übers reichten Crocodils zeigt ganz dieſelben Charaktere, und es iſt un⸗ möglich, beide Arten mit einander zu verwechſeln. Eins die ſer sr 247 friedfertigeren Erodile wurde 1823 lebend in Paris gezeigt. Diefe- hatte es gern, wenn es geſtreichelt wurde, und jedermann konnte ohne die geringſte Gefahr das Maul deſſelben oͤffnen und den Finger hineinſtecken. daß es der Suchus des Nils ſey; aber Cuvier, welcher be⸗ merkte, daß der Kopf zu lang war, als daß man es zu der einen von ihm anerkannten Art rechnen koͤnne, war geneigt, es fuͤr ein Crocodil von St. Domingo zu halten. Nach der Unter⸗ fuchung der erwähnten Mumie ift es aber keinem Zweifel mehr unterworfen, daß an den Ufern des Nils zwei Arten Crocodile gefunden wurden und werden, andere, der Suchus, vor Alters der Gegenſtand der Verehrung zu Arſinoe war, wahrſcheinlich wegen der größern Leichtigkeit, mit welcher fie ſich zaͤhmen ließ. Die Bewohner von Ombos dagegen wurden von entgegengeſetzten Beweggruͤnden geleitet; ſie verehrten das große Crocodil, welches wegen ſeiner Staͤrke und Gefraͤßigkeit ihnen als das lebendige Bild des boͤſen Geiſtes er⸗ ſchien, und welches ihnen uͤberdem den weſentlichen Dienſt leiſtete, daß es, durch den Schrecken, den es einfloͤßte, die arabiſchen Räuber verhinderte, über den Fluß zu kommen und ihr Gebiet zu pluͤndern. Berichtigungen und Nachtraͤge zu Chladni's Ver⸗ zeichniſſe der herabgefallenen Maſſen, in den Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heil⸗ kunde, Febr. 1826, Nr. 268 u. 269. Von dem Verfaſſer mitgetheilt. ) Manche hier zu verbeſſernde Unrichtigkeiten finden fich ſchon im Annuaire du bureau des longitudes 1826, aus welchem dieſes Verzeichniß uͤberſetzt iſt, und manche find außer⸗ dem noch hinzugekommen; ich glaube alſo eben ſowohl dem wiſ— ſenſchaftlichen Publicum, als mir ſelbſt ſchuldig zu ſeyn, fie zu berichtigen, und füge hernach auch einige theils neue, theils ſeit der Zeit mir bekannt gewordene Notizen bei. Wer weitere Auskunft uͤber dieſe Naturbegebenheiten verlangt, kann ſie mit genauer Angabe der Quellen in meinem Buche: über Feuer⸗ meteore und die mit denſelben herabgefallenen Maſſen, (Wien, bei Heubner 1819) und in den Nachtraͤ⸗ gen finden, welche ich in Gilbert's und Poggendorf's Annalen der Phyſik gegeben habe, von denen die fuͤnfte Lieferung in einem der erſten Stuͤcke auf 1826 erſcheinen wird, oder vielleicht ſchon er ſchienen iſt. j In Nr. 268 dieſer it iſt folgendes zu berichtigen: 56 oder 52 Jahre vor unſerer Zeitrechnung ſind nicht ſchwam⸗ FR Steine, ſondern es iſt ſchwammiges Eiſen in Lucanien ges fallen. : Bei dem im Jahre 452 nach C. G. in Thracien geſchehenen Steinfalle muß es nicht heißen: Ammianus Marcellinus, fon- dern Marcellinus Comes. (Dieſelbe Unrichtigkeit it ſchon mehrmals von unberufenen Verbeſſerern, die zwar den Ammia- nus Marcellinus, welcher zur Zeit dieſer Begebenheit laͤngſt nicht mehr lebte, nicht aber den ſpaͤtern Marcellinus Comes ennen mochten, mir angedichtet worden.) Im Jahre 570 ungefähr, nicht Bender, ſondern Beder. S. 52. 5 . 3 wiſchen 1251 und 1363, nicht Weliki⸗Oſtrog, ſondern (den Berichten zufolge) Welikoi⸗ Uftiug. { 1328, nicht Mortabiah, ſondern Mortahiah. 1496, nicht Ceſema, ſondern Ceſena. ö 1680, 18. Mai, zu London, iſt wegzuſtreichen, weil es nur Hagel war. Wes S. 53. Bei dem angeblichen Metallregen zu Leſſay 1731 muß es nicht Stalley, ſondern Halley heißen. 3 ) ? en 1727 22. Jun, bei Plescowitz nicht ein Stein, ſondern Steine. e 1 0 ban * — Von dieſem Thiere behauptete Geoffroy, deren eine, friedfertiger als die 248 „Der angebliche Niederfall eines großen Steines 1740 — 1741 in Groͤnland iſt wegzuſtreichen, weil es nur ein von dem Gebirge losgeriſſenes und dee een Eiſenſtuͤck war. * 1791 den 10, Oct. zu Menabiuy in Cornwallis iſt wegzü⸗ ſtreichen, weil es nichts weiter als Hagel war. manner 1810 im Zul, nicht Shabab, fondern Shabad. ö 1811 (nicht 1810) 12 — 13. Maͤrz nicht Pultawa, ſon⸗ dern Poltawa. J 1814, 8. Febr. nicht 1 ſondern Bachmut. 1818, 30. März, nicht Zahorzyca, ſondern Zaborzyca. 1820, 12. Jul. nicht Lipna, ſondern Lirna, im Duͤnabur⸗ ger Kreiſe des Gouvernements Witebsk. Überhaupt muß es. auch bei Meteorſteinfaͤllen in Rußland, wo dem franzoͤſiſchen Original zufolge geſagt iſt: in der Provinz, heißen: in dem Gouvernement. N Zeile 6, von unten, ur te ſondern Eibenſtock. Ma⸗ r Bei den Eiſenmaſſen in Columbien muß es anſtatt: riano de Rivers, heißen: Mariano de Rivero. - ©. 58, 3. 1. nicht Khada⸗ſufilao, ſondern Khadaſutſilao. In Nr. 169, S. 71. . 1582, 5. Jul. zu Rodhaufen, muß es nicht heißen: zufolge eines ſo fuͤrchterlichen Sturmes, u. ſ. w., ſondern: mit Gewit⸗ ter (wofür man die Feuererſcheinung und das Getoͤſe aus Uns kunde mag gehalten haben), und mit Erſchuͤtterung (der Luft und des Bodens, wie öfters bei der Exploſion ſolcher Meteore). Auch muß es nicht heißen: Michel Bapt, ſondern: Michael Bapſt (in ſ. Arznei⸗, Kunſt⸗ und Wunderbuche, 1. Th. S. 90). 1643 im Januar, nicht Vachingen, ſondern Vaihingen. 1711, 5. u. 6. Mai, nicht Orſion, ſondern Orſtoe. S. 72. 1755, 20. Oct. nicht Getland, ſondern Zefland, 4 Nachtrag e. 2 Im Jahre 820 ein Meteorſteinfall. Ann. Francor. Fuldens. 1057 große Steine. Add. ad Herm. Contract. - 1095 in Frankreich eine gluͤhende Maſſe. Sigeb, Gem- blacens, 11 2 1189, nach Onsory. Chron, Bavar. V wahrſcheinlich 2 1191, nach Crus. Annel. Feuermet. mit 2.1226, nach Wolf lect. mem. Cent, XIII.“ Niederfallen. (Nach der Angabe, ſchwarze Voͤgel, die gluͤhende Steine oder Kohlen in den Schnaͤbeln und Krallen hielten, und herab⸗ fallen ließen, vermuthlich zufolge eines durch zurückgekehrte Kreuzfahrer aus dem Oriente mitgebrachten Mythus, uͤber wel⸗ chen in meinem Buche S. 189 und in den Nachtraͤgen mehr ges ſagt iſt.) 1 — Der Steinfall bei Arenazzo war 1824, den 15. Januar. 1825, 16. Jan. Steine in Malwate, im weſtlichen Theile von Hindoſtan. Asiatical Journal, Oct. 1825, p. 486. 1825, 10. Febr. ein Stein zu Nanjemoy in Maryland. Boston Journal, Aug. 1825, p. 604. en (Die angeblichen Steinfälle, 1825, 5. Jul. bei Torreſilla de Carneros in Spanien, und 1825, 28. Jul. im Dorfe Chi⸗ roky unweit Eherfon, find, fo lange genauere Nachrichten nichts anders lehren, nur fuͤr Hagel zu halten.) Chladni. \ Miscellen. Au die Z er liederung des Elephanten Chuny (74) hat d mee in London auf ſich gezogen. Man mußte ſehr mit der Arbeit eilen, weil der Polizei⸗ Präfident Sir Robert 249 Birnie dem Eigenthuͤmer der Menagerie (welche ſich in Exe, ter Change, im Mittelpunkt der ungeheuren Stadt im weiten Stockwerk befindet) am Sonnabend, den 4. März batte ſagen laſſen, daß wenn der Koͤrper nicht bis Montag Morgen fortgeſchafft wäre, Sir Richard Maaßregeln ergreifen werde, die für Hrn. Croß unangenehm ſeyn wuͤrden. In der Nacht vom 4. zum 5. waren mehrere Fleiſcher beſchaͤftigt, die Haut abzunehmen und kamen Morgens 10 Uhr damit zu Stande. Die Haut war auf dem Ruͤcken 3 Zoll dick, wog 2000 Pfund, und wurde von einem Hru. Davis, der fie ausſtopfen will, mit 50 Carolin bezahlt. Um die Zergliederung zu leiten und anzuſehen, waren Br. Brookes, Dr. Waring, Dr. Clarcke, Dr. Spurzheim und die HH. Herbert Mayo, Morgan, Yarrall, Cäſar Hawkins, Bell u. a. m. ges genwaͤrtig und Rejals ſecirte. Alle Eingeweide des Unterleibes und der Bruſt wurden herausgenommen. In der Leber wur— den mehrere Kugeln gefunden; das Herz war von einem ſchar- fen Inſtrument durchbohrt worden. Das Hirn konnte lei⸗ der nicht unterſucht werden, da der Eigenthuͤmer, um das Ske⸗ let zu ſchonen, nicht erlauben wollte, den Schaͤdel aufzuſaͤgen. 250 Das Skelet iſt fuͤr die Univerſität zu Turin gekauft und mit 100 Carolin bezahlt. Man hat den ductus thoracieus und das ſogenannte receptaculum chyli, unverſehrt, für weitere Unterſuchung aufbewahrt. Auch hofft man, daß die Unterſuchung der Milz neue Reſultate uͤber dieſes Eingeweide geben werde. — Wie groß der Zudrang der Neugierigen geweſen, ergiebt ſich u. a. daraus, daß an dem Abend des Tages, wo der Elephant getoͤdtet worden war, 35 Carolin Eintrittsgeld gezahlt wurden, um den Körper zu ſehen. Die Einnahme der drei folgenden Tage ber trug jeden Tag etwa 250 Carolins. Es wurden zwei große Lendenbraten zuͤgerichtet, wovon Dr. Brookes und im Laufe des Tages mehrere der Anweſenden genoſſen und das Fleiſch ſehr gut fanden. Die Maſſe des von dem Skelet abgeloͤſten und in Karren weggefahrnen Fleiſches betrug etwa 80 Centner. Nekrolog. Hr. Leſchenault de la Tour, der ſo hochgeachtete Reiſende und Naturforſcher, iſt, 52 Jahr alt, am 18. Maͤrz geſtorben. — Auch hat die Univerſitaͤt Leiden durch den Tod des Profeſſors der Naturwiſſenſchaften Ekama einen Verluſt erlitten. Dae une er ih de; Beobachtung eines kalten Abſceſſes in der Dicke der Abdominalwandungen. (75) Goupil (Michael), 23 Jahr alt, wurde den 22. Oktober 1825 ins Hoſpital de la Pitie aufgenommen. Dieſer Patient war von lymphatiſchem Tempera— ment, und litt ſeit dem Auguft an einer Geſchwulſt des linken Teſtikels, deren Veranlaſſung nicht erkannt wer— den konnte. In einer Zeit von zwei bis drei Tagen hatte fie die Größe einer Fauſt erlangt. Ein Arzt, wel cher dieſe Geſchwulſt mit einer Hernie verwechſelt hatte, ließ Goupil einen Monat lang eine elaſtiſche Bandage tragen, bis er es endlich vor heftigen Schmerzen, die er in den weichen Theilen vor der fossa iliaca der rech— ten Seite empfand, nicht mehr aushalten konnte. Nach⸗ dem der Patient die Bandage einige Tage getragen hatte, war zwar die natuͤrliche Groͤße des Teſtikels wie— der zuruͤckgekehrt, aber die Schmerzen in den Abdomi— nalwandungen hatten ſich nicht vermindert. Der Pa— tient ſpuͤrte beſonders beim Gehen Schmerzen, und fuͤhlte eine Verhaͤrtung unter der Haut. Nachdem die Bandage bereits ſeit 8 Tagen abgenommen' worden war, legte man 15 Blutegel auf den Sitz der bemerkten Verhaͤr— tung; man wendete auch erweichende Umfchläge an, die ziemlich lange fortgeſetzt wurden. Es wurde indeſſen durch dieſe Mittel nichts erreicht, ſondern die Affektion machte im Gegentheil Fortſchritte. Jetzt endlich ent— ſchloß ſich der Patient, ſich im Hoſpital de la Pitié dem Hrn. Serres anzuvertrauen. Die Abdominalgeſchwulſt hatte betraͤchtlich an Um. fang zugenommen, und verurſachte dem Patienten bei der Betaſtung Schmerzen. Jeden Abend ſtellten ſich Fieberſchauer ein. Der Darmkanal war gefund und ver⸗ richtete ſeine Funktionen regelmaͤßig. Es wurden 20 Blutegel auf die Geſchwulſt geſetzt und zwei Bäder vers ordnet, aber ohne Erfolg. Es blieb nun weiter nichts als die Operation uͤbrig, und der Patient kam deshalb am 22. Oktober in die chirurgiſche Abtheilung des Hoſpi— tals. Hier wurde er unſerer Beobachtung untergeben, und wir konnten damals eine eifoͤrmige Geſchwulſt von drei Zoll in ihrem großen, und von 24 Zoll in ihrem Hei: nen Durchmeſſer erkennen. Sie lag in der Richtung einer Linie, die man von der symphysis ossium pubis bis 4 Zoll weit uͤber die spina anterior et superior ossis ilei zieht; von der innern Seite dieſer spina war fie ungefaͤhr noch einen Zoll entfernt. Auf der Haut fand keine Veränderung der Farbe ſtatt, und im Mittelpunkte der Geſchwulſt bemerkte man, wiewohl nicht ganz deut— lich, einige Fluktuation. Bei näherer Unterſuchung des Patienten fanden wir kein Symptom einer Hernie: er hatte guten Stuhl— gang, keine Neigung zum Erbrechen, und weder Kolik noch oͤrtliche Schmerzen, was mit einer Hernie vergen ſellſchaftet zu ſeyn pflegt. Demungeachtet konnte eine Her⸗ nie vorhanden ſeyn. Man wird ſich erinnern, daß G. L. Petit herniae epiploicae beobachtet hat, welche kei— nen der Zufaͤlle verurſacht haben, an welchen man in der Regel dieſe Krankheit zu erkennen pflegt. Wir ha: ben neuerdings im Hoſpital la Pitié einen noch intereſ⸗ ſanteren Fall beobachtet, naͤmlich einen widernatuͤrlichen After bei einer Frau, die niemals Erbrechen und beftänz dig guten Stuhlgang ſelbſt bis zu dem Augenblick ge; habt hat, wo die Einſchnuͤrung ſo heftig wurde, daß ſich der widernatuͤrliche After bildete. Nimmt man nun, dieſen Beobachtungen zufolge, an, daß die Geſchwulſt, ſtreng genommen, eine Hernie ſeyn konnte, ſo mußte ihre Lage den Gedanken an eine Cruralhernie entfernen, ſo daß man ſie hoͤchſtens fuͤr eine Inguinalhernie, die in Folge des erweiterten Leiſtenringes entſtanden war, oder auch fuͤr eine Hernie halten durfte, die in Folge einer Erſchlaffung der Abdominalwandungen entſtanden ſeyn konnte. Aber von Tag zu Tag wurde die Fluktua⸗ 251 tion deutlicher, das Fieber und die Fieberfroͤſte gegen Abend ſtaͤrker; eine Veränderung der Hautfarbe war ins, deſſen noch immer nicht zu bemerken. Am 5. Novem— ber ließ die Fluktuation keinen Zweifel mehr über die Anweſenheit einer Fluͤſſigkeit; und eine deutliche von Stockung der Saͤfte herruͤhrende Haͤrte, welche ſich um die Baſis der Geſchwulſt gebildet hatte, verrieth die Beſchaffenheit der Geſchwulſt, und ließ einen kalten Abſceß erkennen. Wiewohl nun der Abſceß erkannt war, ſo konnte er ſich doch noch immer um eine Her— nie herum gebildet haben, wie die HH. Lisfranc nnd Piory unlaͤngſt einen ähnlichen Fall beobachtet has ben. Entſchloß man ſich, den Abſceß zu oͤffnen, ſo mußte man auf dieſelbe Weiſe und mit derſelben Vor⸗ ſicht verfahren, welche bei der Operation einer Hernie noͤthig iſt. Demgemaͤß wurden Schicht vor Schicht die Haut, die darunter liegenden Gewebe und die Abdomi— nalmuskeln zerſchnitten, bis man an den großen Eiter: ſack gelangte, aus welchen ſich eine große Quantitaͤt die⸗ ſer Fluͤſſigkeit ergoß. Nach der Offnung des Eiterſacks wurde eine Wieke, mehr als einen Zoll tief in dieſelbe gebracht und ein Verband angelegt. N Nachdem der Abſceß geoͤffnet war, fand kein Flie— berſchauer mehr ſtatt, auch keine Fieberanfaͤlle gegen Abend. Eine reichliche Suppuration hielt 28 Stunden lang an. Vierzehn Tage lang wurden erfolglos auf die Härte an der Baſis Einreibungen mit jodinwaſſerſtoff— ſaurem Kali gemacht. Mit eben ſo geringem Erfolg wurde ſodann eine Compreſſion des ausgebreiteten Eiter heerdes vorgenommen; als man aber endlich 10 Tage lang mit den Queckſilbereinreibungen fortgefahren war, nahm die Verhaͤrtung allmaͤhlig ab, und die Suppuras tion war am 2. December vollkommen beendigt. Am 6. December wurde der Patient völlig herge⸗ ſtellt entlaſſen. Bemerkungen. Da die Diagnoſe dieſes Abs— ceſſes einige Schwierigkeiten dargeboten hat, fo haben wir dieſe Beobachtung mitgetheilt, damit ſie in einem ahnlichen Falle zum Fingerzeig diene. Wir wiederholen deshalb in Kuͤrze die Zeichen, aus welchen die Affection erkannt worden iſt. 1) Da die Urſache der Krankheit unbekannt war, fo konnten aus einer Zuſammenhaltung derſelben mit den vorliegenden Symptomen, ſo wie aus der Erzaͤhlung des Patienten keine Folgerungen gezogen werden; hoͤchſtens haͤtte man durch die Anſicht des erſten Arztes, welcher 5 Fall fuͤr eine Hernie anſprach, irre gefuͤhrt werden nnen. g 2) Die Geſtalt und der Sitz der Geſchwulſt, fers ner die Abweſenheit einer Fluktuation im Anfange der Krankheit ſprachen zu Gunſten dieſer Anſicht. 35) Daß aber kein Erbrechen ſtatt fand und der Stuhlgang regelmaͤßig von ſtatten ging, waren Sym— ptome, die zwar allein nicht hinlaͤnglich waren, die Af— fection zu characteriſiren, jedoch die Diagnoſe einigerma⸗ ßen leiteten, die erſt dann einen ſichern Grund gewann, 252 als man gegen Abend die Ruͤckkehr einer fieberhaften Aufregung mit vorausgehenden Fieberſchauern, ferner eine die Geſchwulſt umſchreibende Verſtopfung oder Ver⸗ haͤrtung wahrnahm. Dieſe Verhaͤrtung bildete um die Geſchwulſt herum einen wulſtfoͤrmigen Ring, der ſich von dem erweichten Mittelpunkt, wo die Fluktuation zu ſpuͤren war, und von den Abdominalwandungen, die an der Krankheit keinen Theil nahmen, deutlich unterfcheir den ließ. Hauptſaͤchlich dieſes letztere Zeichen, d. h. die wulſtfoͤrmige Verſtopfung oder Verhaͤrtung gab das chas racteriſtiſche pathognomiſche Symptom des kalten Absceſſes. Wiewohl nun die Anweſenheit des Eiters ſicher ausgemittelt war, ſo erforderte doch die Klugheit, daß man, wie bereits geſagt, bei der Operation eben ſo zu Werke ging, als ob man es mit einer Hernie zu thun habe. Dieſe Vorſichtsmaaßregel muß man bei allen aͤhn lichen Faͤllen vor Augen haben; denn bekanntlich bringt es keinen Nachtheil, die Bruchoperation bei einem Abs⸗ ceß anzuwenden, waͤhrend das Einſtechen, welches beim Absceß anwendbar iſt, bei einer Hernie die ſchlimmſten Folgen haben koͤnnte. 12 Die endliche Behandlung dieſes Absceſſes iſt ebem falls nicht unintereſſant: um eine ſo reichliche Suppuration zu unterdruͤcken, und einen großen Eiterheerd zur Vernart bung zu bringen, wurden Mittel, wie z. B. das Haarſeil und die Cauteriſation der Wandungen des Heerdes oder der Einſchnitt in dieſelben erfordert; aber wegen der Naͤhe des Perttonaͤum mußte man dieſe Mittel als zu gefaͤhrlich verwerfen. Es wurde, wie geſagt, die Compreſſion des Eiterheerdes verſucht, aber an einem Orte, der, wie der Unterleib, nachgiebt, und auf welchem man, ohne die Patienten ſtark zu belaͤſtigen, keinen ſtarken Druck anbringen kann, bot die Anwendung dieſes Mittels zu große Schwierigkeiten dar. Man nahm alſo zu zerthei⸗ lenden Mitteln feine Zuflucht, und in dieſem Falle ges lang es den Queckſilbereinreibungen, die uͤbrigbleibende Verhaͤrtung, wie in vielen andern Faͤllen, zu zertheilen, der Suppuration ein Ende zu machen, und die vollftäns dige Heilung zu bewirken. ö b Ein ſonderbarer Fall, in welchem Blutmaſſen aus dem Geſicht eines Mädchens heraus kamen. (76) Von Dr. Chapman. s Das Mädchen iſt 15 Jahre alt und für ihr Alter klein, aber gut gewachſen, von einer guten Gemuͤthsart und aus einer armen aber ehrbaren und fleißigen Far _ milie. Im Frühjahr und Sommer des Jahres 1823 zeigte ſich von Zeit zu Zeit ein wenig Blut an ihrem Auge und Geſicht, welches weder Furcht noch Aufſehen erregte. Im folgenden November aber wurde die Quan tität des Blutes plotzlich ſehr groß. Die Familie ſchaͤtzte es auf ein Pfund, was an einigen Morgen auf ihrem Geſicht und Bettkiſſen in Klumpen gefunden worden war. Nachdem dieſes Ausſtroͤmen von Blut ohngefaͤhr 255 fünf Tage lang fortgebauert hatte, wurde ein Arzt ges rufen und, man ſieht nicht ein, aus welchem Grunde, ein Pflaſter auf die Stelle gelegt, aus welcher das Blut herauskam. Doch wurde das Pflaſter von dem Blute bald weggeſchoben. Zu dieſer Zeit wurden gefranſ'te Subſtanzen, welche wie Moos ausſahen, und Knochen— ſtuͤcke unter den Blutklumpen entdeckt. Von nun an aͤn⸗ derten ſich die Sachen. | Gewoͤhnlich wurde taͤglich am Morgen zuerſt ein einzelner Blutklumpen gefunden, worauf wechſelsweiſe Klumpen von fleiſchiger Subſtanz und Knochenſtuͤcke folgten. Die Knochen waren von jeder Größe unter dem Gewicht von zwei Drachmen, von verſchiedenen und unregelmaͤßigen Formen, und hatten gewoͤhnlich eine oder zwei glatte Seiten ohne ein periosteum, während die anderen Seiten frafturirten Oberflächen ſehr ähnlich waren. Das Erſcheinen derſelben dauerte ohngefaͤhr 6 Wochen lang mit einer Intermiſſion von 3 bis 4 Tagen fort. Anfangs kamen ſie alle 10 bis 15 Minuten einmal zum Vorſchein und waren ſehr hart. Zuletzt erſchienen fie viel ſeltener, und nahmen allmaͤh— lig ein kartilaginoͤſes Ausſehen an. Sie adhärirten ge woͤhnlich vermittelſt einer Art von klebriger Subſtanz leicht mit dem Backen, bis ſie weggezogen wurden. Ihr erſter Anblick erregte Erſtaunen. Waͤhrend die Um— ſtehenden aufmerkſam auf die Stelle ſahen, aus welcher ſie herauskamen, wurden ſie ploͤtzlich durch das Erſchei— nen derſelben uͤberraſcht, ſo daß ſie nicht ſagen konnten, auf welche Weiſe die Knochen herausgekommen ſeyen, denn das Maͤdchen fuͤhlte keinen Schmerz, und es konnte niemals das geringſte Zeichen von einer Offnung oder einem Riß entdeckt werden. Alle ſtimmten darin überein, daß die Knochen durch die Haut herauskom— men muͤßten. 2 Die Fleiſchklumpen, welche mit den Knochen abs wechſelten, waren ohngefaͤhr von der Groͤße einer Fin— gerſpitze und hatten viel Ahnlichkeit mit der weichen Art von polypus. i 5 , Alle dieſe Dinge zeigten fich am linken Auge und vorzuͤglich auf dem Backen unter dem Auge. Zwei Knorpelſtuͤcke kamen zwiſchen dem Augenlide und dem Polypenartigen Gebilde zum Vorſchein. Das letzte von Allem, was ſich zeigte, war ein Knorpel faſt von der Groͤße der Naſe, welcher durch das linke Naſenloch herauskam und bei ſeinem Fortgange betraͤchtliche Reizung verurſachte. Waͤhrend dieſes ſonderbaren Falls beſuchte ich das Maͤdchen mehrere Male, und einmal in Geſellſchaft mehrerer anderer Arzte. Doch konnte niemals ein Zei— chen von Anſchwellung, Verfaͤrbung, Empfindlichkeit, oder irgend eine Krankheitsanzeige in dem Maͤdchen entdeckt werden. Sie geſtand nur, daß ſie von Zeit zu Zeit einen geringen Schmerz in den Huͤften und Len⸗ den habe. Es iſt mir erzaͤhlt worden, daß fie bald nachher, nachdem der letzte Knorpel zum Vorſchein gekommen — ͤÉꝗͤẽ— ̃ b 254 war, angefangen habe, regelmäßig zu menſtruiren, und daß ſich ſeit dieſer Zeit nichts Ungewoͤhnliches gezeigt habe. Waͤhrend der Zeit, wo die Knochen herauskamen, bekam das Maͤdchen, wenn es gegeſſen hatte, Aufftogen von einer ſtark nach Branntwein riechenden Luftart. Beobachtungen uͤber die Vergiftung mit weißem Arſenikoxyd. (77) Von Leuret. . Zwei Zwillingsbruͤder, in einem Alter von 23 Jahren, fans guiniſchen Temperaments und robuſter Conſtitution, hatten ſich vorgenommen, zuſammen zu ſterben, und vermiſchten deshalb % Unze weißes Arſenikoryd pulveriſirt mit einer Bouteille Gluͤhwein, der mit Zucker verſuͤßt war. Jeder von ihnen trank um 3½ Uhr Nachmittags die Haͤlfte dieſes Weines, nachdem fie ſeit 6 Uhr des Morgens nichts gegeſſen hatten. Eine halbe Stunde nachher nahmen ſie ihr Mittagsmahl ein. N... empfand gegen 7 uhr J.... — Diefelben Zufälle. einen ſehr heftigen Schmerz im epigastrium; er bekam haͤuſiges Erbrechen, wurde von heftigen Convulſionen ergriffen und verlor das Bewußtſeyn. Als er wieder 7 zu ſich gekommen war, ließ man ihn eine große Quantitaͤt Lein⸗ ſaamentiſane trinken, und da er von Ekel und üblichkeiten geplagt wurde, fo gaben ihm die zu ſei⸗ ner Huͤlfe herbeigeſprungenen Per⸗ ſonen einen Gran Brechweinſtein. Das Erbrechen und die Convul⸗ ſionen erneuerten ſich bald wieder; es fanden reichliche Stuhlgaͤnge ſtatt, worauf Bewußtloſigkeit folg⸗ te, die mehrere Stunden dauerte. Sechszehn Stunden nach der Vergiftung. — Heftiger Schmerz im epigastrium und in der regio umbilicalis, rothes Antlitz, trockner Mund, rothe Zunge, Durſt, ſchwieriges Athem⸗ holen, geſpannter Unterleib, klei ner ungleicher Puls. — 6 Bluts egel ins epigastrium, erweichen⸗ de Komentationen auf den Unter⸗ leib, Zuckerwaſſer zum Getraͤnk. Dritter Tag. — Schlaflo⸗ ſigkeit, ſchmerzhafter Unterleib, ein brennendes Gefuͤhl im ganzen oesophagus, heftige cephalal- gia, feuchte Zunge, weißlich im Mittelpunkte, belebter und regel⸗ maͤßigerer Puls. ; Acht Blutegel ins epigastrium, Emulſion, öhlige Klyſtire. Das Erbrechen erneuerte ſich den Tag uͤber. ' . Vierter Tag. — Die Bus faͤlle nehmen an Intenſitaͤt ab, ein Gefuͤhl von Schwere in den Gliedern. : Fuͤnfter u. ſechſter Tag. Es geht mit dem Patienten fort⸗ licher feſtfitzender Schmerz in waͤhrend beſſer. der linken Schulter. Siebenter Tag. Die beiden Patienten ſcheinen der Ge⸗ Ahnliches Mittel mit aͤhnti⸗ chen ſchlimmen Folgen. Die Stuhlgaͤnge ſind nicht beſon⸗ ders reichlich. Weit heftigerer Schmerz, ſchwieriges Athemholen, klei⸗ nerer, harter und ungleicher Puls. Dieſelbe Vorſchrift. Heftige Convulſionen um Mitternacht, und einige Zeit darauf reichliche Schweiße und Schlaf. Der Patient klagte des Morgens über ein leichtes Kopf: weh; feine Zunge war gelblich belegt. Dieſelbe Vorſchrift. Beſſerung, Schmerz in den Gliedern. Sechſter Tag. Erträg- 255 neſung entgegen zu ſchreiten und fangen an, einige leichte Nah⸗ rungsmittel zu ſich zu nehmen. Zwoͤlfter Tag. N... ers kaͤltete fich, hat ſogleich wieder Fieberſchauer, Schmerzen im epigastrium und im ganzen oesophagus bekommen. Diaͤt, Emulſion, erweichende Fomen⸗ tationen. 5 Dreizehnter Tag. Der⸗ > ſelbe Zuſtand und dieſelbe aͤrztliche Vorſchrift. 1 AR: huter Tag. Erbre⸗ chen von freien Stuͤcken, große Schwaͤche, Niedergeſchlagenheit, harter, gehobener Puls. J. . brach von freien Stuͤr⸗ ken die in ſehr kleiner Quan⸗ tität genoſſene Nahrung aus, Schmerz im epigastrium und Mattigkeit in den Gliedern. Dieſe Zufaͤlle verſchwanden in Folge der Diaͤt und einer Eibiſchabkochung und bald war der Patient voͤllig wieder her⸗ geſtellt. Eibiſchtiſane. 4 enter und Sechs⸗ zehnter Tag. Das Erbrechen kommt nicht wieder, der Patient befindet ſich beſſer, ſein Puls iſt nicht mehr fieberhaft. Die epi- dermis läßt ſich auf dem größe ten Theil des Körpers aufheben und beſonders an den Vorderar⸗ men. Eine Flechte, von welcher N. . kurz vorher geheilt worden war und die am Kinn ſaß, kam wieder zum Vorſchein und dauerte 5 — 6 Tage. g Zwanzigſter Tag. Die Beugemuskeln der obern und der untern Extremitaͤten ziehen ſich zuſammen und verbleiben unge⸗ fahr zwei Monate in dieſem Zu⸗ ſtande. Die warmen Baͤder ſcheinen zu ihrer Ruͤckkehr in den regelmaͤßigen Zuſtand beigetragen in 98h ieſer bei be fie beobachtet war Zeuge dieſer beiden Falle, ich habe fie „ und ee fe in der Hoffnung, daß ihre Bekanntmachung von einigem Nutzen ſeyn moͤge. Miscellen. $ wunde mit Luftaustretung, bald geheilt. e eee des 16. Linien⸗Regiments, erhielt im Duell am 11. September gegen 5 Uhr Abends in die linke Achſelhöhle einen Stich, welcher tief eingedrungen zu ſeyn ſchien. Der Kranke ließ 256 in demſelben Augenblick fein Rappier fallen, empfand große Res ſpirationsbeengung, ohne daß ihm Blut aus dem Munde gekom⸗ men wäre (obgleich die Wunde ſtark geblutet hatte). Er mußte zur Ruͤckkehr nach Hauſe die Huͤlfe ſeiner Cameraden in An⸗ ſpruch nehmen. Die Reſpirationsbeſchwerde nahm immer zu. Sein Regiments⸗Chirurg ließ ihm 12 Unzen Blut ab, und feste 10 Blutegel in der Gegend der Wunde. Um 11 Uhr Abends wurde er zu Montpellier in folgendem Zuſtand in das Hötel Dieu St. Eloi gebracht. Eine kleine Stichwunde in der Achſel⸗ höhle, die kaum von den Blutegelwunden verſchieden ausſah; dabei Veraͤnderung in den Geſichtszuͤgen, betraͤchtliche Beſchwer⸗ den der Reſpiration, Unvermoͤgen auf einer Seite zu liegen, klei⸗ ner, ſchneller, zuweilen intermittirender Puls. Kein Blut in dem Auswurf. (Es wurden Aderlaͤſſe von 15 Unzen, kalte Ums ſchlaͤge auf die Bruſt und eine antiſpasmodiſche Mixtur verordnet.) Um 4 Uhr Morgens ſchien ſich der Puls wieder zu heben, und es wurde ein neuer Aderlaß vorgenommen. Am 12. Septemb. nahm Hr. Lallemand, dem die Reſpirationsbeſchwerde und die Intenſitaͤt der andern Zufaͤlle auffielen, die Unterſuchung der Bruſt mittels der Percuſſion und des Stethoſcops vor, und, zu ſeiner großen Verwunderung, fand er die verletzte Seite heller ſchallend, als die andere; daraus ſchloß er, daß die Erſtickungs⸗ gefahr, die Störung der Cirkulation ꝛc. nur von der durch aus⸗ getretene Luft zuſammengedruͤckten Lunge herruͤhrten, daß folg⸗ lich die Gefahr nur ſcheinbar ſey, und er prognoſticirte eine bal⸗ dige Geneſung. Da aber der Kranke ſehr robuſt und von fans guiniſchem Temperament war, ſo verordnete er einen neuen Aderlaß, den man am Abend wiederholte, auch ließ er die kalten Umſchlaͤge fortſezen. Den folgenden Tag fing der Kranke ſchon an ſich zu beſſern, und fuhr damit fort, ſo daß er am 17. Sept. das Hoſpital verließ. — Dieſe Beobachtung iſt in Bezug auf die Anwendbarkeit der Auskultation zur genauern Diagnoſtik der Bruſtwunden wichtig. Von Geſchwulſt des rechten Ovarium (79) erzählt Hr. Vettu den Fall, wo bei einer Frau in einem Alter von 25 Jahren die Krankheit nach einem Stoß auf den Unterleib ſich ein⸗ ſtellte, die Geſchwulſt 17 Jahre lang fortfuhr zu wachſen, und die Patientin im Alter von 42 Jahren tödtete, Die Geſchwulſt hatte ein Gewicht von 56 Pfund, und war, mit Ausnahme dreier Stellen, wo ſie weich und hirnartig gefunden wurde, großentheils von gleich⸗ förmig grauer, knorpliger Subſtanz. Lange Zeit war die Ges ſchwulſt nur durch ihr Gewicht laͤſtig geweſen, und erſt in den letzten 3 Menaten vor dem Tode hakte die Geſundheit gelitten. Über Kopfverletzung (80) kam im September in der chi⸗ rurgiſchen Klinik des Prof. Tallemand der Fall vor, daß ein Soldat, (welcher einen Saͤbelhieb in den Kopf erhalten hatte und durch Aderlaß und ſtrenge Diät vor allen Zufaͤllen behuͤthet zu ſeyn ſchien) ſich 16 Tage wohl befand. Nachdem die Wunde geheilt war, ſtellten ſich ploͤtzlich heftige Kopfſchmerzen ein, zu wel⸗ chen ſich Irrereden, Unruhe, Sehnenhuͤpfen, Erbrechen, große Empfindlichkeit der Retina mit Contraktion der Pupille geſellten, und ohngeachtet allgemeiner und oͤrtlicher Blutentziehung ꝛc. un⸗ terlag der Kranke, wie ſich durch die Sektion ergab, einer me⸗ ningitis acuta, welche ſich unter der Gegend der Wunde vor⸗ zuͤglich concentrirt hatte. 32 Bibliographiſche Neuigkeiten. ‘he Dublin philosophical Journal and scientific Review. 1 90 1; Dublin 1825. 8. 0 Aus dem im März 1825 erſchie⸗ nenen Iten Bande dieſes irelaͤndiſchen Journals für Nas turforſchung habe ich bereits einiges mitgetheilt. Jetzt iſt dex zweite Band herausgekommen und wird ebenfalls benutzt werden.) f g 1. The Edinburgh Journal of medical Science exhihiting a compendious view of the progressive Improvements and Discoveries occuring in practical Medicine, Sur- gery; Anatomy including human comparative, patho- logical Physiology, Midwifery, Medical Jurisprudence Chemistry, Pharmacy, Materia medica, Botany, etc. Edinburgh 1826 8. m. K. Notizen W. aus dem Gebiete der Natur⸗ und Heilkunde. Nro 281. (Nr. 17. des XIII. Bandes.) April 1820. Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. In Commiſſion bei dem Koͤnigl. Preuß. Graͤnzj⸗Poſtamte zu Erfurt, der Koͤn. Saͤchſ. Zeitungs-Expedition zu Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u. Taxiſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes-Induſtrie-Comptoir. Preiß eines jeden Bandes von 24 Bogen, 2 Kthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes, 3 ggl. Natur aden N Von dem thieriſchen Magnetismus iſt bis jetzt in den Notizen fo gut wie gar nicht die Nede geweſen: ö 1) Weil der Glaube, wie die Anſicht der Anhaͤnger des Magnetismus und der Unglaube, wie die Anſicht der Gegner, ſich ſchnurſtraks entgegen ſtehen. 2) Weil die zur Unterſtuͤtzung des Glaubens und der Ane ſicht der Anhaͤnger angefuͤhrten Experimente ſich von allen uͤbrigen in der Phyſik, Chemie, Phyſiologie und Heilkunde angeſtellten dadurch unterſcheiden, daß ſie nicht wiederholt werden koͤnnen, Ban ebenfalls auf Treue und Glauben angenommen werden muͤſſen. * 1 8) Weil die wenigen Experimente, die ich ſelbſt anzuſtellen Gelegenheit hatte, nur Reſultate gaben, welche mich ſelbſt nur mißtrauiſch gegen das machen mußten, was man fuͤr thieriſch⸗ anagnetiſche Erfahrung ausgab. 9 Weil ich die Bemerkung gemacht habe, daß meine gar nicht unbeſcheidenen Zweifel von denjenigen Anhängern des Mage netismus, gegen welche ich ſie aͤußerte, nicht ſo unbefangen auf— genommen wurden, als ich ſie aͤußerte. . Jetzt hat es ſich ſo gefuͤgt, daß in Paris, wo fruͤher eine von hoͤchſt bedeutenden Männern, z. B. Franklin, Lavoi⸗ ſier, Bailly ꝛc. gebildete Commiſſion, nach mancherlei angee ſtellten Verſuchen, den Stab uͤber den thieriſchen Magnetismus gebrochen hatte, von neuem von der Académie royale de mede- eine auf Niederſetzung einer permanenten Commiſſion zur Un⸗ terſuchung angetragen iſt. Da die Franzoſen nun in der jetzigen Zeit in der Verfolgung phyſikaliſcher, chemiſcher und experimen⸗ tirend⸗phyſiologiſcher Unterſuchungen eine beſondere Gewandtheit und Ausdauer bei großem Scharfſinn oft gezeigt haben, ſo hoffe ich, daß fie dieſe Eigenſchaften auch in dieſer Commiſſion bewaͤh⸗ ren werden, und werde die Arbeiten derſelben ganz beſonders im Auge behalten. Zuvoͤrderſt aber theile ich die Verhandlungen über die Niederſetzung der neuen Commiſſion mit, an welchen Anhänger und Gegner des thieriſchen Magnetismus Theil neh⸗ men werden. 0 Hr. Huſſon hatte als Organ einer Berichterſtattungs⸗Com⸗ miſſion (auf Veranlaſſung, daß ein Arzt, Hr. D. Foiſſac, ſich erboten hatte, der Academie eine angeblich hellſehende Somnambuͤle vorzuſtellen) darauf angetragen, daß eine Commiſſion von Seiten der Academie ernannt werden möge, welche ſich einer neuen Unter⸗ ſuchung des thieriſchen Magnetismus unterzoͤge. Dieſer An: trag hatte zuvoͤrderſt eine lebhafte Discuſſion zur Folge. ß H. Desgenettes geſteht zu, daß das von einer Commiſſion zu Paris 1784 geſtellte Urtheil ſtreng genommen eine neue Uns terſuchung nicht ausſchließe; aber er vertheidiget die Commiſſa⸗ rien von 1784 gegen den Vorwurf, daß ſie nicht ſorgfaͤltig ge⸗ nug zu Werke gegangen ſeyen; er meint, daß die Achtung für das Schickliche (le respect des convenances) und eine lobens⸗ werthe Discretion ihnen eine noch ſtrengere Unterſuchung unter⸗ ſagt hätten. Uebrigens erinnert er an die Aeußerung Tho u⸗ reti's, daß der Magnetismus im Ganzen nichts anders ſey, als eine Gaukelei. Mit Unrecht, ſagt er, hat man behauptet, daß der Magnetismus unſerer Zeit von dem des Jahres 1784 ver⸗ ſchieden ſey; er naͤhert ſich demſelben wenigſtens in den Wun⸗ dern, die man ihm zuſchreibt, denn die Somnambülen der jetzi⸗ gen Magnetiſeurs thun nicht geringere Wunder, als die Baͤume der Magnetiſeurs der aͤltern Zeit. Die in Deutſchland in Bezug auf den Magnetismus unternommenen Arbeiten, welche der Be⸗ richterſtatter (Hr. Huſſon) der Section als Muſter dargeſtellt hatte, werden von Hrn. Desgenettes ebenfalls als ver daͤch⸗ tig verworfen. Endlich ſtimmt er gegen den Vorſchlag einer Commiſſion, deſſen Bekanntwerden ſchon die Keckheit der Mag⸗ netiſeurs, die darin eine Billigung des Magnetismus ſehen, bereits verdoppelt habe. Hr. Virey beklagt, daß ſich die Berichterſtattungs⸗Commiſſion in ihrem Bericht nicht kraͤftig gegen die laͤcherlichen Verfahrungswei⸗ ſen und die ſchamloſen Gaukeleien erklaͤrt habe, welche die Sache des Magnetismus entehren; er wuͤrde gewuͤnſcht haben, daß ſie angekuͤn⸗ digt hätte, fie beabfichtige nichts, als ſich mit der phyſiologiſchen oder pſychologiſchen unterſuchung der Einfluͤſſe zu beſchaͤftigen, welche der Magnetismus in der That auf das Nervenſyſtem auszuuͤben ſcheint. Demohngeachtet glaubt er nicht, daß die Academie zu⸗ ruͤckweichen koͤnne von der Frage, deren Loͤſung man ihr vorlege, und er ſtimmt daher fuͤr die Bildung einer Unterſuchungs-Commiſſion. Hr. Bally meint, daß eine wiſſenſchaftliche Discuſſion uͤber den thieriſchen Magnetismus der Berathſchlagung, welche die Section vorzunehmen im Begriff ſey, haͤtte vorausgehen muͤſſen, und er macht der Berichterſtattungs-Commiſſion den Vorwurf, daß fie ihren Vorſchlag zu unterſuchen nur auf Gruͤnde ſtuͤtze, die außer dem Gebiet der Frage laͤgen. Er habe lange Zeit nicht an den Magnetismus glauben konnen; aber ein Verſuch der HH. Arago und Ampere habe in feiner Seele einige Zweifel auffteigen laſſen. Dieſer Verſuch beſtehe darin, daß man eine Metallſcheibe unter eine Magnetſtange bringt und erſterer eine drehende Bewegung mittheilt; man ſehe dann wie die Mag⸗ netnadel ſich umdrehe und zwar wenn man ſie ganz iſolirt habe. Sollte denn in der Natur noch eine andere imponderable Fluͤſ— ſigkeit als die in der Phyſik angenommenen vorhanden ſeyn? Auf jeden Fall ſtimmt Bally gegen die vorgeſchlagene Experi⸗ mentir⸗Commiſſion. Dieſe Commiſſion, ſagt er, wuͤrde alles übernatuͤrliche in dem Magnetismus entfernen und ſich nur mit phyſiſchen Erſcheinungen beſchaͤftigen. Dieſe aber find ſchon hin⸗ reichend unterſucht und man kann weder ihrer Zahl noch ihrer Legitimitaͤt nach etwas mehr hinzufügen (52). Seiner Anſicht 1 259 zufolge muß die Commiſſion in Bezug auf den thieriſchen Mag⸗ netismus nicht ſowohl vorangehen wollen, ſondern ſie muß war⸗ ten, bis ihr Abhandlungen uͤber dieſen ſtreitigen Gegenſtand vor⸗ gelegt werden. überdem tragen Commiſſionen ſelten zum Fort⸗ ſchreiten der Wiſſenſchaften bei, und das werde ſich beſonders bei dieſer beftätigen, welche Mühe haben werde, den Schlin⸗ gen zu entgehen, n erei, Ge i K bigkeit ihr legen wird. Welche Ahnlichkeit zwiſchen den Erſchei⸗ nungen, welche jetzt die Magnetiſirten zu empfinden ſcheinen und denen, welche die in die alten Myſterien der Ceres und von Eleuſis Initiirten empfanden! Die von den magnetiſirten Som⸗ nambülen unſerer Tage geſprochenen Orakel muͤſſen umſichtigen Köpfen nicht weniger verdaͤchtig vorkommen, als die Wor⸗ te, welche die Sybillen und Pythien der alten Zeit vernehmen lie⸗ ßen. Hr. Bally erinnert zugleich an die von allen Magnetiſeurs angegebene Thatſache, daß die Perſon, welche magnetiſirt, uͤber die, welche magnetiſirt wird, eine unumſchraͤnkte Gewalt ausuͤbe, und er hebt heraus, welche Unſchicklichkeiten und welche Gefahr für die oͤffentliche Moral daraus entſpringen. Endlich ſtimmt er gegen die Vorſchlaͤge der Berichts-Commiſſion, weil der jetzige Magnetismus uͤberall verlacht ſey, weil Alles uͤber den thieriſchen Magnetismus Dunkelheit und Verwirrung ſey und ſeyn werde, und weil er eine unerſchoͤpfliche Grube fuͤr den Charlatan ſey, dem die Section ein ſo reiches Feld nicht eröffnen dürfe. Herr Orfila vertheidigt die Vorſchlaͤge der Berichter⸗ ſtattungs⸗Commiſſion. Man bekaͤmpft fie, jagt er, mit fol⸗ genden drei Gruͤnden: 1) weil die Academie nicht aufgefor⸗ dert worden ſey, ſich der Unterſuchung zu unterziehen, wel⸗ che die Commiſſion ihr vorſchlage; 2) weil der thieriſche Magnetismus nichts weiter ſey als eine Gaukeley; 3) weil endlich die Commiſſionen im Allgemeinen nicht thaͤtig ſeyen. Hierauf erwiedere er, daß das erſte nicht richtig ſey, weil wirk⸗ lich ein Pariſer Arzt, Hr. Foiſſac, die Section aufgefordert habe, ſich mit dem thieriſchen Magnetismus zu beſchaͤftigen, und ſich erboten habe, eine magnetiſche Somnambuͤle zur Unter⸗ ſuchung vorzufuͤhren und weil achtungswerthe Arzte und Mit⸗ glieder der Academie, H. Roſtan und Georget, in ihren neueſten Schriften die Aufmerkſamkeit der Forſcher auf den Ge⸗ genſtand geleitet haben. Den zweiten Punkt anlangend, wenn auch Gaukelei bei den ſogenannten magnetiſchen Erſcheinungen vorgekommen ſey, ſo ſey doch auch gewiß, daß nicht alles Ver⸗ ſtellung geweſen: die Zeugniſſe unterrichteter Arzte müßten hier gelten. Aus dem Außerordentlichen der Erſcheinungen dürfe man nichts folgern, denn die Elektricitäts⸗Erſcheinungen muͤſſen zur Zeit ihrer Entdeckung nicht weniger wunderbar erſchienen ſeyn. Endlich ſey es zu ſehr abgeſprochen, wenn man ſage, daß eine academiſche Commiſſion niemals eine wiſſenſchaftliche Aufgabe er⸗ gründen kenne. Hr. Orfila ſtimmt daher für die Bildung einer Unterſuchungs-Commiſſion von zehn Mitgliedern. Hr. Double macht dem Bericht den Vorwurf, daß er nichts als eine Apologie des Magnetismus ſey und ſehr mit Un⸗ recht die Richter vom Jahre 1784 beſchuldigt habe, daß ſie mit Vorurtheil und leichthin geurtheilt haͤtten. Namen wie La voi⸗ fier, Bailly und Franklin laſſen einen ſolchen Verdacht gegen ſich nicht aufkommen. Er findet, daß der Magnetismus unſerer Zeit dem Weſentlichen nach derſelbe ſey, wie der von 1784, nur nach dem Geiſte unſerer Zeit modificirt. Auch ſtuͤtze man ſich mit Unrecht auf das Attribut der Academie Geheimmit⸗ tel zu unterſuchen, denn hier habe die Staatsgewalt noch keine Unterſuchung verlangt, wie es bei Geheimmitteln geſchehe. Den Gegenſtand ſelbſt anlangend, ſo ſey er den Magnetismus perſoͤn⸗ lich zu ſtudieren bemuͤht geweſen, habe aber weder als Magne⸗ tiſeur noch magnetiſirt eine Erſcheinung beobachten konnen. Be⸗ trachte man den Gegenſtand in therapeutiſcher Ruͤckſicht, ſo ſey es eine abgeſchmackte Anmaaßung, ein Agens handhaben zu wol⸗ len, was man nicht kenne und auf keine Weiſe zu ergreifen vermöge. Sehe man ihn blos in wiſſenſchaftlicher Hinſicht an, ſo ſey das, was man als Theorie der magnetiſchen Thatſachen welche Spitzbuͤberei, Gaukelei und Leichtglaͤu⸗ 260 ausgebe, nichts als eine ſeltſame unzuſammenhaͤngende Zuſam⸗ menſtellung. Hr. D. meint, daß die Commiſſion, welche man niederzu⸗ ſetzen vorſchlage, nur der Wiſſenſchaft ſchaden und die Academie compromittiren koͤnne. Commiſſionen und Corporationen, ſagt er, ſind nicht geeignet, Thatſachen zu ſammein, das iſt eine Arbeit fuͤr Einzelne. Die Beſtimmung der Academie ſeh mehr, einmal geſammelte Thatſachen zu beurtheilen uud ſie zu ſyſte⸗ matiſiren. Übrigens, den vorliegenden Fall anlangend, ſey die Commiſſion in Gefahr, daß ſie betrogen werde und wie viel bedeu⸗ tender ſey es, wenn eine Geſellſchaft myſtificirt wird, als wenn die Myſtification blos ein Individuum trifft! Hr. D. laͤßt end⸗ lich die Lehrſaͤtze der Magnetiſeurs ſelbſt gegen den Vorſchlag einer Commiſſton zur fortwährenden Unterſuchung ſprechen. Es beduͤrfe zur Hervorbringung der magnetiſchen Erſcheinungen ſowohl bei den paſſiven als den activen Experimentatoren des Willens, des Zutrauens und des Glaubens. Können nun wohl die Com⸗ miſſarien jemals in dieſem Zuſtande ſeyn. Hr. D. ſtimmt alfo gegen die Bildung einer Commiſſion und will, daß die Section warte, bis ihr wiſſenſchaftliche Abhandlungen vorgelegt werden. Hr. Laͤnnes hat gleiche Meinung mit Hr. Double, weil das eigene Studium, welches er ſeit zwanzig Jahren auf den Magnetismus verwendet, ihm bewieſen habe, daß faſt alles Betrug und Gaukelei ſey; und doch habe er ſein Studium mit guͤnſtiger Neigung begonnen. Er habe angefangen zu magne⸗ tiſiren aber gefunden, daß er wenig magnetiſche Kraft beſitze; ſeiner Anſicht zu Folge ſey, ſelbſt zu magnetiſiren, in Bezug auf dieſe Frage, ein ſchlechtes Mittel hinter die Wahrheit zu kom⸗ men; man riſkire, daß man ſich durch ſeine eigene Eitelkeit oder durch das Intereſſe, was man endlich an der Perſon nimmt, die man magnetifirt, taͤuſche. Nach Hrn. Lännec find bei den. magnetiſchen Einflüffen viele aus dem natürlichen Eindruck zu erklaren, welche die in Verbindung kommenden Perſonen auf einander machen, und er führt zum Beweiſe den Irrthum an, den er eine ſomnambuͤle Frau hat begehen ſehen. Auf dieſe Frau, welche ſich durch zwei Maͤnner, von denen der eine ſchoͤn, aber anaphrodisiacus, der andere haͤßlich, aber von une verletztem Geſchlechtsvermoͤgen war, magnetiſiren ließ, wurde nur durch den erſten gewirkt: ſo daß alſo der Eindruck, den die Frau durch die Augen erhalten hatte, den Sieg davon trug uͤber das, was ſie der angeblich magnetiſche Sinn haͤtte lehren ſollen. Hr. Lännee meint alfo, daß es beſſer ſey die Magnetiſeurs zu beobachten, aber das, was er geſehen, habe ihm klar gemacht, daß neun Zehntheile der magnetiſchen Thatſachen erdacht ſeyen (faits controuves), Auch ſeyen die durch den Magnetismus hers vorgelockten Erſcheinungen und die von der Somnambuͤle ertheil⸗ ten Orakelſprüche immer nach den Magnetiſeurs verſchieden. Mesmer z. B. habe durch ſein magnetiſches Handeln Convul⸗ ſionen, Deslong hingegen, ein wirklicher Arzt, wahre Cri⸗ ſen hervorgebracht, wie man ſie in Krankheiten ſieht. So zeigen die Somnambuͤlen des Hrn. Deleuze, eines ſehr unter⸗ richteten Mannes, weit mehr Kenntniſſe als die des Hrn. de Puiſée gur, die den Wiſſenſchaften fremd waren; und gam neuerlich habe er eine Somnambuͤle geſehen, die durch einen Pharmaceuten dirigirt wurde, und ſich durch die Kunſt, mit welcher die von ihr angerathenen Arzeneimittel zuſammengeſtellt waren, auszeichnete. hi Hr. Chardel unterſtuͤtzt den Vorſchlag einer neuen Unter: ſuchung uͤber den Magnetismus. Nichts beweiſet, ſeiner Mei⸗ nung nach, mehr die Nothwendigkeit einer neuen Unterſuchung, als die in der Anatomie ſelbſt lautgewordene Verſchiedenheit der Meinung. Diejenigen, welche ſich der Unterſuchung widerſetzen, koͤnnen letzteres doch nicht aus vollſtaͤndiger überzeugung. Ber ſonders haben ſie nicht das Recht zu ſagen, daß man den For⸗ ſchern die Unterſuchung des Magnetismus nicht geſtatten duͤrfe, weil im gegenwärtigen Augenblick letzterer der Academie zur Unterſu⸗ chung uͤbertragen werde. Die Magnetiſeurs verlangen nichts, als daß die, welche magnetiſirten, einen ſtarken (feſten) Willen 261 haben; und wie viel andere Akte der thieriſchen Okonomie ver- langen nicht denſelben Einfluß! Man habe geſchloſſen, daß an dem thieriſchen Magnetismus nichts ſey, weil man ſeine Geſetze noch nicht habe beſtimmen konnen. Maßen enge en auch den Einfluß des Hirns leugnen, deſſen Mechanismus eben fo völlig unbekannt ſey. Man habe behauptet, daß er einzig in dem Ein⸗ fluß eines Geſchlechts auf das andere beſtehe, aber man ſehe ja, daß ſelbſt Kinder magnetiſche Somnambülen werden. Hr. Char⸗ del bezeugt die Realität der magnetiſchen Erſcheinungen und bes ſonders des ſogenannten Somnambulismus, weil er ſie perſoͤn⸗ lich geſehen haͤtte. Er getraut ſich nicht uͤber den Magnetismus als therapeutiſches Agens zu entſcheiden, aber er iſt geneigt zu lauben, daß man ihn mit der größten Vorſicht anwenden muͤſſe, Übrigens möge nun derſelbe aus nervoͤſen Erſcheinungen einer be⸗ ſondern Ordnung beſtehen, oder moͤge er ein Produkt der Einbil⸗ dungskraft ſeyn, fo verdiene er doch in beiden Fällen ſtüdiert zu werden. Denn koͤnne man wohl ein erſtes Urtheil fuͤr enticheis dend anſehen, was, ſo bedeutend auch die Namen der Richter geweſen, doch während 40 Jahren den Magnetismus am Wachs— thum nicht gehindert habe; und ſey es nicht eine ſehr ſonder⸗ bare Erſcheinung, daß waͤhrend dieſer ganzen Zeit nur betroge— ne oder betruͤgende Beobachter auf einander gefolgt wären? Hr. Rohour hält die vorgeſchlagene Unterſuchung für uns moͤglich, weil, nach den Lehrſaͤtzen der Magnetiſeurs, es ſchon hinreichend ſey, daß einer der Gegenwaͤrtigen einen dem des Magnetiſeurs entgegengeſetzten Willen habe, um dieſen zur Here vorbringung einer Wirkung ganz unfaͤhig zu machen. Dieſe, von den Magnetiſeurs eingeſtandene Ohnmacht mit entgegengeſetztem Willen zu uͤberwaͤltigen, ſcheine ihm ein unuͤberwindliches Hinder⸗ niß gegen jede von einer Commiſſion verſuchte Unterſuchung. Hr. Marc macht die Academie mit dem bekannt, was in neuern Zeiten in Teutſchland, Preußen, Daͤnemark und Rußland geſchehen ſey, und hält eine neue Unterſuchungs-Commiſſion in Frankreich fuͤr zweckmaͤßig und noͤthig. 0 Hr. Nacquart ſtellt den Magnetismus den phyſikaliſchen und den organiſchen Wiſſenſchaften gegenuͤber, um zu ſehen, ob die eine oder die andere dieſer Wiſſenſchaften Mittel liefern koͤnne, um die Erſcheinungen zu wuͤrdigen. Was die phyſikaliſchen Wiſ⸗ ſenſchaften anlange, ſo habe das verfloſſene Jahrhundert über den Verſuch entſchieden, den die erſten Magnetiſeurs gemacht hätten, die Erſcheinungen des thieriſchen Magnetismus aus den phyſikaliſchen Geſetzen des mineraliſchen Magnets zu erklaͤren; und von den phyſiologiſchen Wiſſenſchaften ſey der thieriſche Mag⸗ netismus nicht weniger verſchieden, da ſeine Erſcheinungen mit den organiſchen Geſetzen gar nicht uͤbereinſtimmen. Bei dem thie⸗ riſchen Magnetismus ſey Alles außerhalb dieſer Geſetze, die Sin⸗ ne bedürfen keiner Organe mehr, Zeit, Raum und Zwiſchen⸗ koͤrper verſchwinden c. Hr. Nacquart ſchließt alſo, daß man kein geeignetes Inſtrument beſitze, um die magnetiſchen Thatſachen 15 erkennen und zu wuͤrdigen, und daß folglich die Academie eine Unterſuchungen in dieſer Hinſicht unternehmen koͤnne. Hr. Itard antwortet auf die Einwuͤrfe der Gegner des Magnetismus: Scherze ſeyen hier nicht am rechten Orte, denn fie trefs fen nur Mißbraͤuche und uͤbertriebene Lobpreißungen des Magnetis⸗ mus. Es ſey nicht davon die Rede, Mißbraͤuche anzunehmen, fone dern ausfindig zu machen, was von dem Magnetismus inmitten dieſer Uebertreibungen wahr ſey. Aus der Unterſuchung vom Jahr 1784 koͤnne man nicht folgern, daß über dem Magne⸗ tismus nun Alles entſchieden ſey. Denn was ſey das fuͤr ein Verdammungsurtheil, welches dem verurtheilten Gegenſtande auch nicht im geringſten nachtheilig ſey! Der Magnetismus aber habe ſeit 1784 nicht aufgehört ſich auszubreiten und zu wach⸗ fen, und jetzt bekennen ſich viele Erzte zu feinen Anhängern. Hr. Itard ſetzt darauf die Vortheile auseinander, welche man ſich von der Unterſuchung verſprechen duͤrfe. Die Medicin werde in der Praxis von einer verborgenen Concurrenz befreit werden, welche faſt immer dem Arzte unbekannt ſey, und welche ſeine Wuͤrde compromittire; das Publikum werde von einer Charla⸗ — — = 262 tanerie befreit werben, die um fo leichter vorkomme, als fie weder Geſchick noch Kuͤhnheit fordere, und die doch leicht ein⸗ fältige Betrogene (dupes) und Opfer finde, Endlich werde die Academie aus Zweifel und Verlegenheit herauskommen, fie wer: de wiſſen, wie fie ſich in Bezug auf die ihr vorgelegten Abhand⸗ lungen zu benehmen habe; indem ſie in Bezug auf dieſe Gattung von Erſcheinungen keine Incompetenz zugeſtehe, werde fie das Recht behaupten, der Regierung die heimlichen magnetiſchen Cu⸗ ren zur Beſtrafung anzuzeigen, unter welchen ſo viele leiden. Endlich ſey der Magnetismus entweder ein wirkliches oder nur eingebildetes Agens; man muͤſſe daher eine Unterſuchung anſtellen; dieſer ſich weigern, heiße den experimentirenden Weg, der allein zur Wahrheit fuͤhre, uͤberſehen, gebe zu dem Glauben Veranlaſſung, daß man dieſen Weg zu betreten, durch Beweggruͤnde abgehalten werde, welche man auf eine Weiſe auslegen wuͤrde, die der Academie ſehr nachtheilig, dem Magnetismus aber ſehr guͤnſtig ſeyn wuͤrde. Hr. Recamier kann dem nichts mehr hinzufügen, was die HH. Desgenettes, Bally und Double bereits gefagt haben, aber er will der Section mittheilen, was er ſelbſt von magnetiſchen Erſcheinungen beobachtet hat. Zuerſt habe er den Orakeln der Marſchallin des Hrn. v. Puyfegur, welche als die hellſehendſte aller Somnambulen dargeſtellt wurde, beige— wohnt; und er habe einige Gruͤnde, Betruͤgerei zu vermuthen, denn man habe ihm verweigert, feine Zweifel durch ein Ex⸗ periment zu beſeitigen, und er habe dieſe Frau Dinge wieder⸗ holen gehört, die er ſelbſt zuvor der Kranken geſagt habe. Koͤn⸗ ne man ſich uͤbrigens des Lachens enthalten, wenn man ſehe, daß ein Quentchen Glauberſalz als gruͤndliches Heilmittel (mo- ven transcendant) gegen eine Lungenſucht verordnet werde? Dann ſey er Zeuge geweſen von den Verſuchen, welche im Hötel- Dieu an einer Frau und zwei Maͤnnern gemacht worden waͤren. Er habe geſehen, daß die Frau eingeſchlafen ſey, einzig, wie man ſagte, durch den Einfluß des Willens des Magnetiſeurs, der zu dieſem Behuf in einem Winkel des Zimmers verſteckt worden war; die einzigen Proben, durch welche er die Wirklichkeit des Schlafes varzuthun verſuchte, beſchraͤnkten ſich auf leichtes Ohrkneipen und Geraͤuſch; in den uͤbertriebenen Schilderungen habe man dieſe ſchwachen Eindruͤcke in hoͤchſt beſchwerliche Torturen umgewan⸗ delt. Bei den Verſuchen mit dem einen Manne habe er ein maͤchtigeres Mittel, die Anwendung einer Moxa henutzt und zwar weil die Krankheit des Menſchen, eine Coralgie, ſonſt ſchon die Indication dazu gegeben habe; und es ſey eine Thatſa⸗ che, daß der Menſch nicht erwacht ſey und nicht über Schmerz geklagt habe. Hr. Reca mier glaubt alſo zwar an eine Wirkung in dem Magnetismus, aber er glaubt nicht, daß man jemals in der Medicin davon Nutzen ziehen werde. Er fragt: ob man in Deutſchland, wo man den Magnetismus ſo viel anwende, beſſer heile als anderswo? und ob der Magnetismus in dieſem Lande irgend eine therapeutiſche Entdeckung zu wege gebracht habe? In dem Somnambulismus, fuͤgt er hinzu, iſt blos eine Stoͤrung der Senſibilitaͤt nicht aber eine größere Gewalt dieſer Fähigkeit vorhanden, und das vorgebliche Kellfehen «Celairvoyance) der Somnambülen exiſtirt gar nicht. Hr. Recamier erneu⸗ ert den Einwurf des Hrn. Rochoux, daß in der projektir⸗ ten Commiſſion kein Ungläubiger Sitz nehmen Tonne, weil nach der magnetiſchen Lehre die Ungläubigen die Gläubigen paralyſiren. Er fügt hinzu, daß, wenn die Regierung von der Academie ein Urtheil uͤber den Magnetismus verlange, die Academie das Recht habe, es abzulehnen, weil fie keine zu den Experimenten taug⸗ liche magnetiſche Maſchine beſige. Endlich, ohne ſich der Unter- ſuchung zu wiederſetzen, glaubt Hr. R. doch nicht, daß es noͤ⸗ thig ſey, eine permanente Commiſſion zu dieſem Zwecke zu bil⸗ den. Der Magnetismus habe keinen großen Nutzen, und es ſey z. B. nichts weniger gewiß, als fein therapeutiſcher Nutzen. Während man die Nachricht von der Herſtellung der beiden Kran⸗ ken verbreitete, mit welchen man im Hötel-Dieu erperimentirt hatte, habe er ſie ſterben ſehen oder ihren Tod vernommen. * 263 Hr. Georget erinnert zuvoͤrderſt an verſchiedene Betrach⸗ tungen, welche die Exiſtenz des Magnetismus wahrſcheinlich ma⸗ chen. Die Erſcheinungen deſſelben find in ſehr vielen Fällen von eben ſo achtungswerthen als unterrichteten Maͤnnern bezeugt worden; ſie ſind zu verſchiedenen Zeiten, an verſchiedenen Orten und immer unter den naͤmlichen Formen beobachtet; die Schrift⸗ ſteller beſchreiben ſie mit denſelben Ausdruͤcken; ſie haben ihre Analogien in einigen beſonderen Zuſtaͤnden des Koͤrpers; und nicht in den unwiſſenden Claſſen, ſondern auf den höheren Stu⸗ fen: der Geſellſchaft, ſelbſt unter feinen geborenen Gegnern, den Arzten, habe, ſeit 50 Jahren, der Magnetismus Proſelyten ges macht und Vertheidiger gefunden, und zwar ohngeachtet der Neckereien, womit man ihn verfolgt habe, und ohngeachtet des Widerſpruchs, in welchem mehrere dieſer Erſcheinungen mit den bekannten Geſetzen der Phyſik und Phyſiologie ſtanden. Herr Georget citirt die Namen mehrerer Arzte, von Mitgliedern der Academie HH. Roſtan, Fouquier; er erinnert an die Verſuche im Hötel-Dieu durch Dupotet in Gegenwart der DH. Reca mier, Huſſon, Geoffroy, Delens, Patif⸗ fier, Martin⸗Solon, Bricheteau, de Kergaradec, welche die Reſultate unterzeichnet hätten, Übrigens, fährt Hr. Georget fort, wenn der magnetiſche Somnambulismus feine Analogie in dem natürlichen Somnambulismus hat, kann man ſich da wundern, daß man den erſten durch gewiſſe Verfahrungs⸗ arten hervorrufen koͤnne? Die Magnetiſeurs verbergen nichts, te machen ihre Proceduren öffentlich bekannt; iſt das die Ver⸗ fahrungsweiſe der Gaukler und Charlatans? Die Commiſſarien von 1784 haben ſelbſt die Realitaͤt des Magnetismus zugeſtan⸗ den, und Hr. G. lieſ't, um dies zu beweiſen, eine Stelle ihres Berichts vor, worin zahlreiche Erſcheinungen beſchrieben findz die Commiſſarien haben ſie nur dem Einfluß der Einbildungs⸗ kraft zugeſchrieben; dies aber, ſagt Hr. G., heißt nur in der Erklaͤrung abweichen, und eine Erklaͤrung vermag nichts gegen die Thatſachen, im Gegentheil, ſie beweißt nur fuͤr ſie. Alſo muß man unterſuchen. Zuerſt zweifeln, dann unterſuchen, das iſt der Gang, den die Vernunft vorſchreibt. Doch glaubt Hr, Georget nicht, daß die Academie ſelbſt dieſe unterſuchung vor- nehmen koͤnnez fie koͤnne nur das Produkt der Anſtrengung Einzelner ſeyn. Hr. Magendie haͤlt eine Unterfuchung für ganz paſſend, aber er meint, daß dazu eine permanente Special-Commiſſion nicht noͤthig ſey; er verlangt, daß man nur zu Unterſuchung der von dem Dr. Foiſſac dargebotenen Somnambuͤle Commiſſarien ernennen moge. 1 Hr. Guerſent ſpricht ſich fuͤr eine Commiſſion aus. Der Magnetismus habe keineswegs ein Endurtheil erhalten, es ſey noͤ⸗ rhig, die Thatſachen deſſelben einer neuen Unterſuchung zu unter⸗ werfen. Der Bericht der Commiſſarien von 1784 beweiſe ſelbſt, daß nicht Alles in dem Magnetismus Gaukeley iſt, weil die Verfaſſer des Berichts die Wirklichkeit von Erſcheinungen, von wichtigen Erſcheinungen, Convulſionen, Schluchzen, Erbrechen ꝛc. anerkennen. Hr. Guerſent kann feine perjönliche Erfahrung hinzuſuͤgen; er hat magnetiſirt und verſchiedene Erſcheinungen wahrgenommen; diefelben find auch von vielen Perſonen wahrge⸗ nommen, feit man keine imponirenden Apparate mehr anwen- det. Koͤnne man denn, nach Allem was man von dem natürlichen Magnetismus wife, die Moglichkeit des kuͤnſtlichen Magnetismus läugnen? Eine Unterſuchung ſey um fo paffender, da man ſie auf jeden Fall fruͤher oder ſpaͤter unternehmen muͤſſe, um der Charlatanerie dieſes ſo leichte Mittel zu benehmen, was noch die Gefahr darbiete, daß es nur bei der aufgeklaͤrten Claſſe der Geſellſchaft Anwendung finde. In der Sitzung vom 14. Februar, wo die Academie noch Hrn. Gaſe gegen den Bericht und Hr. L'herminier fuͤr den Bericht gehort hatte, wurde die Diſcuſſion geſchloſſen, Hr. Hufe fon als Berichtserſtatter vernommen und mit einer Majoritaͤt von 35 Stimmen gegen B beſchloſſen: 264 Daß eine Commiſſion zur unterſuchung des thie⸗ riſchen Magnetismus ernannt werden ſolle. Beſchreibung neuer Filter. (81) Von Payen. g Da ich feit einiger Zeit mich von den Vortheilen überzeugt hatte, die man beim Ausſuͤßen verſchiedener pulveriſirter Sub⸗ ſtanzen, beim Waſchen mehrerer Niederfchläge, bei der Reinte gung der Zuckercryſtalle, verſchiedener Salzeryſtalle u. ſ. w. auf die Weiſe erlangen kann, daß man die Auflöfungsmittel allmäh⸗ lich durch alle Theile jener Subſtanzen filtriren läßt, — auf welche Art von Filtration unter andern ein wichtiger Theil der Fabrikation des Salpeters, der Natronſalze, der baſiſchen Kali⸗ ſalze ꝛc. gegruͤndet iſt, ſo gerieth ich auf den Gedanken, daß das Mittel, die Beruͤhrungspunkte zu vervielfältigen, die Zlüfe ſigkeit, nachdem ſie gewirkt hat, abzuleiten und das wenig oder gar nicht gefättigte Auflöfungsmittel unaufhoͤrlich an ihre Stelle treten zu laſſen, ſich auch mit gleich gutem Erfolg auf gewiſſe Solutionen, wie z. B. die Entfärbung durch gepulverte Kohle, anwenden laſſen muͤſſe. Die auf dieſe Theorie gegrüns deten Filters find in den Raffinerien angewendet worden und rn se That die Wirkung der thieriſchen Kohle gar ſehr eguͤnſtigt. Eine aͤhnliche Einrichtung für kleine Apparate iſt mir ſehr gut gelungen, und eignet ſich ſehr gut zum Ausziehen verſchiede⸗ ner pulveriſirter vegetabiliſcher Subſtanzen, zum Waſchen der Cryſtalle und endlich zur Entfaͤrbung verſchiedener Aufloͤſungen. Einer der einfachſten dieſer Apparate beſteht aus einer Glasröhre Fig. 1. A, die an beiden Enden offen und deren Ende B vermittelſt Loͤſchpapier, welches mit Bindfaden umwunden wird, geſchloſſen iſt. Hat man dieſe Roͤhre durch einen Korkſtopſel geführt und mittelſt deſſelben auf der Flaſche G befeſtigr, ſo fuͤllt man ſie mit dem angemachten Pulver der Kohle oder der Suhſtanz, welche ausgeſuͤßt oder ausgezogen werden ſoll; man laßt die Subſtanz einige Minuten lang fü ſetzen, neigt hierauf die Röhre ein wenig und ſchuͤttet ganz fan eine größere Quantitat Fluͤſſtgkeit zu. Dieſe vermiſcht ſich nicht mit dem Bodenſatze, ſelbſt nicht einmal mit der erſten Aufloͤſung; ſie wirkt durch einen leichten Druck, und die Filtration ſchreitet langſam vorwaͤrts. Man erhaͤlt auf dieſe Weiſe die ſtaͤrkſten Auflöſungen mit der kleinſtmoͤglichen Quantität von Fluͤſſigkeit, und das Maximum der Entfaͤrbung mit einer gegebenen Quan⸗ tirät thieriſcher Kohle. Dieſe Wirkung iſt fo ausgezeichnet, daß, nachdem man eine gemwiffe Quantität der farbeloſen Fluͤſſigkeit geſammelt hat, man mehrere ſehr gefaͤrbte Tropfen zum Vor⸗ ei kommen ſieht. Es iſt leicht, die erſtern Tropfen von den stern abzuſondern. Die pulveriſirten Subſtanzen, welche man ausziehen will, 265 find manchmal fo ungreifbar zart, daß das Auflöſungsmittel nicht fo raſch durchdringen kann, als man es wünſcht. Dieſem übel⸗ ſtande begegnet man auf die, Fig. 2. verſinnlichte, Weiſe. Uns ter das Loͤſchpapier wird noch ein Stuͤck Tuch mit demſel⸗ ben Faden an der Roͤhre befeſtigt. Man befeſtigt die Roͤh⸗ re [A mittelſt eines hermetiſch ſchließenden Korkes auf einem tubulirten Ballon B. In die Tubulatur C bringt man das Ende einer umgebogenen Roͤhre, welche mit ihrem andern Ende in eine Flaſche F ſich einmündet, welche kochendes Waſſer enthaͤlt. Sobald der Ballon B mit Dunſt gefüllt iſt und letzterer aus der offenen Tubulatur zu entweichen beginnt, ſo entfernt man die Phiole mit ihrer Leitungsroͤhre und verſchließt die Tubulatur mit einem Korkſtoͤpſel. In dem Ballon erzeugt ſich bald ein luftleerer Raum, und der atmoſphaͤriſche Druck beſchleunigt den Durchgang der Fluͤſſigkeit; man kann mehrmals nach einander den Waſſerdunſt einſtroͤmen laſſen, wenn ein einmaliges Einſtroͤ⸗ men nicht ausreichend iſt, die völlige Ausziehung des Bodens ſatzes zu vollenden. Hat man einige Bedenklichkeit, Waſſerdaͤmpfe in das Gefäß zu leiten, welches die filtrirte Auflöfung oder das geſättigte Waſ⸗ fer enthält, fo kann man auch unter die Filtrirroͤhre ein Probe⸗ gefaͤß (éprouvette) G ftellen. Die Wirkung des Drucks läßt ſich auch noch leicht vermehren und das Eindringen des Dunſtes ins untere Gefäß auf die Weife vermeiden, daß man entweder an dem obern Theile der Filtrirroͤhre ein kleines Druckwerk Fig. 3. P mit einem Luftdichtigkeitsmeſſer verſehen, oder an der- ſelben Stelle (ſiehe Fig. 4.) eine Roͤhre anbringt, die mit einem keinen verſchloſſenen Keſſel in Verbindung ſteht, welcher, gleich den papinianiſchen Kochtoͤpfen mit einer Klappe und einem Luft⸗ dichtigkeitsmeſſer verſehen iſt. Dieſe beiden letztern Modifikatſonen erlauben, den Druck bis — ——¼ — 266 zur Schwere von 2 oder 3 Atmoſphaͤren zu ſteigern und den Durchgang der Fluͤſſigkeit durch die Schicht der pulveriſirten Sub⸗ ſtanz weit wirkſamer zu erzwingen. Schon ſeit einem Jahr ſind die Grundſaͤtze dieſer Einrich⸗ tung auf einen Apparat angewendet worden, der bei der Zu⸗ ckerfabrik im Großen in Thaͤtigkeit iſt. Miscellen. Eine reiche Sammlung von Gegenſtänden der Naturgeſchichte aus mehrern Inſelgruppen der Südfee nebſt den Aufnahmen dieſer Inſeln ſind mit der Fregatte Blonde in London angekommen. 7 Podeces iſt der Name einer von Fiſcher aufgeſtellten neuen Vogelgattung mit folgender Charakteriſtik: Rostrum me- diocre, capitis longitudine, apice declivi, non emarginato, parum angustatum; mandibula superior inferiorem brevi- orem tegens et marginibus acutis dehiscentibus recipiens. Nares basales, rotundae, amplae, plumis setaceis recum- bentibus tectae, Pedes ambulatorii, tarsis longis; digiti unguibus triangularibus acutissimis, parum incurvis, mem- brana verrucosa, phalangum crassitudinem excedente, suf- fulti. : Alae remige externa brevissima, secunda multö longiore, tribus sequentibus aequalibus, secunda paullo longioribus, cauda abscissa recta, Die bis jest einzige Art P. Panderi ift von Hrn. Dr. Pan der aus der Kirgiſen-Steppe bei Orenburg mitgebracht, kommt in Lebensweiſe der Elſter nahe; fliegt wenig, aber laͤuft ſehr ſchnell. über die Entdeckung des Nickels im Pflanzen⸗ reiche hat Hr. Hofrath Buchner zu Landshut in feinem Mrs pertorio 66. Heft Nachricht gegeben. 58 SW 1 dee, die Waſſerſcheu eine ſpeeifiſche Krankheit ſey. Von Robert White. Zweifel, daß Aus den Notizen (Nr. 266 S. 25) iſt bekannt, daß ſich Herr White von einer tollen Hündin beißen ließ, und dany die Wunde wie jede andere behandelte, in der feſten Ueberzeugung, daß es kein Wuthaift gebe. In feiner darüber erſchienenen Schrift (vergl. Notizen Nr. 264. S. 351) hat er aber auch ſei⸗ ne Gründe niedergelegt und verſucht, die Nichtigkeit der Hy— drophobie als Folge eines thieriſchen Giftes darzuthun. — Fol⸗ gende Zuſammenſtellung kann nun als Motivirung der Nr. 256 mitgetheilten kecken Verſuche betrachtet werden. Schon frühzeitig, ſagt der Vf., boten ſich mir Gelegenhei⸗ ten dar, Wunden und andere Verletzungen unter beſondern Auf— regungen des Gemüshs zu beobachten, wo es mir nicht entging, daß ſich zuweilen der Waſſerſchen ähnliche Symptome ohne vor⸗ ausgegangenen Biß eines Thieres einſtellten. Unter andern ka⸗ men unter den franzoͤſiſchen Kriegsgefangenen Stichwunden haͤu⸗ ſig vor, deren heftige Folgen zum Theil der großen Aufregung im Augenblick der Verwundung, zum Theil dem ſtundenlangen huͤlftoſen, angſtvollen Zuſtand der Verwundeten zugeſchrieben wer⸗ den muͤſſen. Der Franzoſe hat zwar ein fröhliches Tempera⸗ m aber wenig Intereſſe für ein fremdes Land und feine Sitten, und ſomit iſt eine Anlage zum Heimweh in ihm be- gründet, welche ſich unter den Gefangenen häufig zu hypochon⸗ driſchen, und in manchen Fällen zu der Waſſerſcheu ſehr aͤhnlichen Symptomen ausbildete. Ich ſuchte nun auch für die angeblich mitgetheilte Waſſerſcheu noch andere Urſachen, als den Biß ei⸗ nes tollen Hundes, wobei mir eine Menge Zweifel uͤber die An⸗ gaben unſrer Schriftſteller aufſtoßen mußten. Dieſe Zweifel gründen ſich auf die geringe Analogie mit andern ſpeciſiſchen Giften, auf die nicht ſeltene Abweſenheit des Hauptſymptoms, auf das Erſcheinen des letztern nach andern Urſachen, auf das Fehlſchlagen der Inoculation und auf den Mangel an erfahrungs⸗ mäßigen Beweiſen, daß ein Gift durch Verderbniß der Güte eines ſogenannten tollen Hundes exiſtire.“) Welche Unbeſtimmt⸗ heit herrſcht in der Angabe der Zeil, binnen welcher die Sym— ptome erſcheinen? Tage, Wochen, Jahre verrinnen, ehe die Folgen einer und derſelben Urſache eintreten. Dies widerſpricht zu ſehr allen anerkannten Grundſaͤtzen des Lebens, als daß man ſich der Zweifel erwehren koͤnnte. Dieſem Glauben ſteht nichts zur Seite, als eine Reihe Hypotheſen, die ſich von den Heroen unſrer Wiſſenſchaft aus ſo unter dem Publikum verbreitet ha⸗ ben, daß ein toller Hund und ein Erdbeben ungefaͤhr denſelben Grad von Schrecken verbreiten. Wir wollen daher mit Wahr- heitsliebe dieſe Wirkungen einer furchtbaren Urſache beleuchten, um als tuͤchtige Beſchuͤtßer der öffentlichen Geſundheit ſagen zu koͤnnen, wo Furcht und wo keine noͤthig iſt. Die gewöhnliche Lehre über die Wafferfcheu ſagt uns, daß durch den Biß eines wuͤthenden Thieres dem menſchlichen Koͤr⸗ *) Ich habe eine Menge Verſuche mit dem Blute und Spel⸗ chel von zwei tollen Hunden, an Kaninchen, Katzen und ans dern Thieren, ohne allen Erfolg gemacht. Ich habe ſogar das vermeintliche Gift mittelſt einer Lanzette in meinen Arm gebracht, ohne daß ſelbſt die geringſte Reizung erfolgt wäre: ein Experiment, was ich jederzeit bereit bin, zu wieder⸗ holen, Wh. 267 i iftſches Gift mitgetheilt werde; fie laͤßt uns aber über die eee Wirkungen, über die Umſtaͤnde, welche dieſe beſchleunigen oder aufhalten, und uͤber die wahre Natur des Uebels als einer ſich gleichbleibenden Krankheit voͤllig im Dunkeln. Wie anders verhält ſich dies mit andern ſpecifiſchen Krankheiten, Blattern, Mafern, Kuhpocken; die Umftände ver⸗ andern ſie zwar, allein ſie halten Zeit und Gepräge. Welche Unregelmaͤßigkeit herrſcht dagegen in den Zeitverhältniffen der Waſſerſcheu! wie verworren ſind die Symptome. Nimmt man fie im Ganzen, ſo ſcheinen fie. hauptſächlich dem Nervenſoſtem anzugehoͤren, und doch widerſpricht dies dem ſpaͤten Eintritt der Symptome; denn der Schlangenbiß und andere thieriſche Gifte, deren Wirkungen wir mit Recht dem Nervenſyſtem zutheilen, fuͤhren den Tod ſchleunig herbei. Verlaſſen wir alſo dieſe Anz ſicht als eine falſche, ſo fallen wir zunaͤchſt auf die Saugadern; aber auch hier ſtoßen wir auf die Frage, warum es ſo lange in einem latenten Zuſtand bleibe; es muͤßte gewiß in kurzem den Säften und dem ganzen Koͤrper mitgetheilt werden. urn Eine andere Theorie, von Männern entworfen, die ihr faft allgemeinen Glauben erwerben mußten, ift folgende: das dem Organismus mitgetheilte Gift bleibt in Subſtanz und Kräften unverandert ſo lange in der geheilten Wunde, bis günftige Vers änderungen in der Conſtitution es in Thätigkeit rufen. Wenn es freilich unverändert liegen bleibt, jo laßt ſich alles klar des monſtriren; es läßt ſich wie eine Kugel, ein Splitter ausziehen; allein niemand denkt daran, eine Urſache anzugeben, welche das Gift hervorruft, und dem unthaͤtigen Klumpen, der erſt ſo we⸗ nig reizt, als etwa die Erbſe in dem Fontanell, eine verderbli⸗ che Tendenz ertheilt; und ſo lange als dieſe Angabe fehlt, be⸗ hält die Theorie eine Lucke. Zufällige Umftände, die dieſelbe unterſtuͤten koͤnnten, giebt es nicht. Die verſchiedenen Fälle von freiwilliger Waſſerſcheue duͤrften einer andern Meinung zu Hülfe kommen, naͤmlich daß das Uebel wie Gicht und Scropheln erblich ſey; aber ſie verdient in ihrer zur Zeit unvollſtaͤndigen Entwickelung unſre Beruͤckſichtigung nur in, ſo weit, als ſie leicht uͤber den Haufen geworfen werden kann. e H. Blaine webt in ſeiner Pathologie der Hunde nach ei⸗ ner herrlichen Beſchreibung der Tollheit eine alle andere an Son⸗ derbarkeit uͤbertreffende Theorie zuſammen. Nach Aufzaͤhlung der Symptome lehnt ſich der Verf. gegen den Ausdruck Toll⸗ heit auf, indem die Thiere in der Mehrzahl von Faͤllen ihre intellectuellen Fähigkeiten bis zum Tod beibehalten. Hieruͤber weiß ich nichts Beſtimmtes; dagegen hat mir die Erfahrung ſeine zweite Behauptung beftätigt, daß nämlich die ſogenannten tollen Hunde das Waſſer weder ſcheuen noch meiden, ſondern es im Gegentheil gierig aufſuchen, und wenn ſie nicht mehr ſchlucken können, den Kopf eintauchen. Das einfache Factum, welches alle Wunder erklärt, iſt, daß fie das Waſſer nicht ſchlucken koͤn⸗ nen, dies mag nun von Entzuͤndung der Speiſe⸗ und Luftroͤhre oder des Magens, oder von Paralyſe des Kiefers, echaniſchen Werengerungen üͤſengef 1 Adee Fällen iſt der Kiefer völlig firivt, und der Spei⸗ chel fließt aus dem Mund, was man faͤlſchlich für vermehrte Secretion deſſelben gehalten hat. Wie kann man alſo die Waf- ſerſcheu als Hauptſymptom beim Menſchen anführen, wenn fie ſogar bei dem Hund fehlt? H. Blaine haͤlt uͤbrigens die Muth für mittheilbar, und ſucht dies zu erklären: Er ſagt ganz offen, daß das ſogenannte Gift nach der Mittheilung au⸗ genblicklich in den Organismus uͤbergehe; das Gegentheil wuͤrde auch mit den oberflaͤchlichſten Kenntniſſen von den Saugaderfun⸗ ctionen in Widerſpruch ſtehen: dennoch ſey die Behandlung der Wunde nach Wochen (und ſo lange noch keine ſecundaͤre Ent⸗ zuͤndung eintrete) eben fo zuverſichtlich, als im erſten Augen⸗ blick. Das Gift beſitzt naͤmlich anfangs keine ſpecifiſche Kraft; aber es koͤmmt, nachdem es eine unbeſtimmte Zeit den Koͤrper durchwandert hat, — nach der gebiſſenen Stelle zuruͤck, und ber wirkt — wie? iſt einerlei — neue Reizung, aus welcher Wuth⸗, Waſſerſcheu⸗ oder anders zu nennendes Gift hervorgeht. Iſt er i oder von durch Druͤſengeſchwuͤlſte herruͤhren. 268 aber die erſte Wunde vor dem zweiten Beſuch des Giftes ſtoͤrt, ſo entſteht keine Wuth, und der Kranke iſt gerettet! 11 Alles, was wir von der Waſſerſcheu wiſſen, läßt ſich i folgendes zuſammenfaſſen: es werden e und erben unter gewiſſen Symptomen, die man einem gewiſſen Gift zu⸗ ſchreibt, welches vor wenig Tagen, Wochen, Monaten, oder vor 12 bis 15 Jahren durch den Biß eines tollen Thieres mit⸗ getheilt wurde. Iſt gar nichts von einem Biß bekannt, ſo ſagt man, die Symptome ſeyen von ſelbſt, oder auf den Genuß vo Buchnuͤſſen ) eingetreten, fo daß der Biß eines Thiers = Buchnuͤſſe eine Krankheit hervorbringen können, die auch von freien Stuͤcken entſtehen kann. Was die Reſorption des Giftes betrifft, ſo laͤßt ſich dage⸗ gen ein Einwurf machen, den man bisher nicht beachtet hat. Der Biß eines Hundes iſt gewoͤhnlich eine gequetſchte Stichwunde, und folglich der Reſorption nicht günftig, ſelbſt wenn ein ſpe⸗ eififches Gift in fie gedrungen wäre. Subſtanzverluſt muß, mei⸗ ner Meinung nach, eine Zeitlang Stillſtand der Functionen nach ſich ziehen, waͤhrend welchem das Gift, vergaͤnglich wie jede thieriſche Subſtanz, der Waͤrme und Feuchtigkeit ausgeſetzt, ver⸗ nichtet werden muͤßte. Eine Wunde mit einer mit Gift verſe⸗ henen Lanzette wuͤrde keinen ſolchen Einwurf moͤglich machen, und doch hat ſie noch nie die Wirkungen des Biſſes hervorge⸗ bracht. Der Ausgang von Wunden hängt ſehr von den umſtaͤn⸗ den ab, unter welchen ſie beigebracht wurden; es iſt auch be⸗ kannt, daß Stich- und Quetſchwunden der Extremitaͤten, alſo der dem Hundebiß am meiſten ausgeſetzten Theile, ſehr zu un⸗ guͤnſtigen Zufaͤllen geneigt find. Wie oft hat ſchon die Wunde von einer Nadel oder einem Splitter den Tod unter allen Schrecken des Tetanus herbeigefuͤhrt: einer Krankheit, die mit der Hundswuth große Aehnlichkeit befist. Iſt es nun nicht moͤglich, daß mancher kurz nach einem Biß an Tetanus geſtor⸗ ben iſt, waͤhrend man den Tod der Waſſerſcheu zuſchrieb, in⸗ dem man die Unterſcheidungsmerkmale nicht aufſuchte, oder fie nicht ſehen wollte, um dem Myſterienkram nicht zu nahe zu treten? Ich will indeß nicht in Abrede ſtellen, daß Gebiſſene zu irgend einer Zeit nach dem Biß, abgeſehen vom Tetanus, ge⸗ ſtorben ſind, und daß dieſe Cataſtrophe auf jede andre Wunde nicht eingetreten ſeyn wuͤrde: allein es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß hierbei das Gemuͤth die Hauptrolle ſpielte; denn der Mann, der ſich einem Tiger entgegenſtellen wuͤrde, zittert beidem Gedanken an einen tollen Hund. Man biete einem ſolchen ein Glas Wafe fer an, und es ſtelle fi) dem Schlucken das geringſte Hinderniß entgegen, fo kann man alle Beredſamkeit aufbieten, der Gebife fene wird die Ueberzeugung von feinem nahen Tode nicht au geben. — Die meiſten Faͤlle von Waſſerſcheu ſind ſo, daß ein Gebiſſener, oder einer, den man für gebiſſen Hält, und zwar von einem angeblich tollen oder unbekannten Hund, mit Unver⸗ mögen, Unluft oder Furcht, Waſſer zu ſchlucken, ſtirbt. Man hat gehlaubt, die Waſſerſcheu im engern Sinn ruͤhre daher, daß die Fluͤſſigkeiten dem Kranken als eine Flamme erſchienen. Ge⸗ ben wir dies, freilich mehr im Scherz, zu, ſo muͤſſen wir doch auch hiervon die naͤchſte Urfache im Gehirn ſuchen, wie derglei⸗ chen Einbildungen auch in hitzigen Fiebern vorkommen, woraus ſich zu unſerm Zweck folgern ließ, daß durch die Einbildungs⸗ kraft gefuͤrchtete Symptome und ſelbſt der Tod herbeigeführt wer⸗ den koͤnnen, wovon es nicht an Beiſpielen fehlt. Ich halte es daher für eine Thorheit, Kranken verſuchsweiſe Waſſer anzu⸗ bieten, und in ſie zu dringen, es zu ſchlucken, was ihnen eben fo laͤſtig werden kann, wie das Nöthigen bei Tiſche. Man ge⸗ winnt ja auch nichts durch dieſen Verſuch; denn trinkt der Kranke nicht, ſo vermuthet der Arzt Waſſerſcheu, trinkt er aber, ſo kann er an der vermeintlichen Hundswuth dennoch ſter⸗ ben, indem die Waſſerſcheu kein weſentliches Symptom iſt. Auch ohne Biß koͤnnen ungewohnliche Geluͤſte und Ekel entſtehen, *) Medical Review. 269 ſcheint mir dies mit dem Biß ſo wenig Zuſammenhang eh wie ein Bettler mit einem vollen Geldbeutel, Es ift allgemein bekannt, daß der Biß eines gereizten Men⸗ ſchen zu den gefährlichften Wunden gehört; auch von den Biſ⸗ ſen der Vögel ſoll Waſſerſcheu entſtehen können. Le Dulr ers zählt in dem Sten Bande der Verhandlungen der Bataviſchen Geſellſchaft einen Fall, wo der Biß eines wüthenden Menſchen wahr rend eines Streites eine völlige toͤdtlich verlaufende Waſſerſcheu hervorbrachte. Gleiche Folgen ſah er von den Biſſen einer in der Begattung geftörten Ente und eines im Kampfe begriffenen Hahns. — Die Hunde und Katzen gehören fo ſehr zu unſren Haushaltungen, daß ich es nicht für übertrieben halte zu fagen, daß von 20 Perſonen bis zum Mannesalter 5 von einem dieſer Thiere verletzt worden ſind; und demungeachtet ſind der Faͤlle von Waſſerſcheu in unſrem Vaterland ſo wenig, daß ſich die Liſte von guten, ſchlechten und indifferenten kaum auf hundert belaufen würde. Alſo auch hier weicht das Gift von allen an⸗ dern gänzlich ab; denn die heftigſte contagidſe Krankheit ſteckt auch am ſicherſten an. Warum ſollte die Waſſerſcheu eine ſo auffallende Ausnahme machen? l 1. H. Sutton hat mir einen Fall von Gichtmetaſtaſe mitge⸗ theilt, wo die Symptome der Waſſerſcheu mit einem brennen⸗ den Gefuͤhl in der Herzgrube, und ſtarker Entzuͤndung des Schlundes, die das Schlingen unmoͤglich machte, vorhanden waren. Folgender Fall von hydrophobia spontanea, welchen Batt⸗ cock mittheilt, verdient gleichfalls große Beachtung. Ein Mann von 30 Jahren beklagte ſich ohne vorhergehende Krankheits- ſymptome eines Abends uͤber Unbehagen beim Einſchenken des Thees, ſo daß es ihm den Athem verſetzte; ſpaͤter ſetzte er eine Taſſe an, wo aber heftiger Schlundkrampf ihn zu erſticken drohte. Er hatte Schmerz an der linken Seite des Unterkiefers vom Kinn bis zum Ohr und herab nach der Schulter. Die Symptome nahmen zu und waren von einem Jucken uͤber den ganzen Leib begleitet. Der Anblick eines Beckens voll Waſſer, welches Battcock bringen ließ, wollte ihn erſticken; er wurde gefragt, ob er jemals gebiſſen worden ſey, aber alle verneinten es einſtimmig. Die Zufälle ſtiegen nun ſchnell, er blieb kaum zwei Minuten ohne Stickhuſten, ſpie waͤhrend drei bis vier Stunden gegen ein Pfund Speichel aus, und litt an unertraͤglichem Jucken mit Schweiß. Aderlaͤſſe verſchlimmerten feinen Zuſtand. Sein Geſicht verwandelte ſich zuletzt, die Zähne wurden ſichtbar, er wollte beißen und tre⸗ ten, und mußte gefeſſelt werden. Wenige Stunden darauf ver⸗ ſchied er. Nachher erfuhr Battcock, daß ein kleiner Schoos⸗ hund, der ihn oft geleckt hatte, einige Tage muͤrriſch geworden, alsdann fortgelaufen und todt gefunden worden waͤre, und ſetzt hinzu, der Kranke habe wenige Minuten vor ſeinem Tode den Hund gerufen und ihn beißen wollen. Auch habe fein Huſten der ganzen Nachbarſchaft, die nichts von der Krankheit gewußt hätte, wie das Bellen eines Hundes geklungen. Bei der Section fand man den Magen und die Speiſeroͤhre entzuͤndet.— Hier ſehen wir alſo eine Entzündung, welche in hohem Grade im Stande iſt, conſenſuell auf die Luftroͤhre zu wirken und die Erſtickungszufaͤlle zu begründen, Dieſe Sympathie beruht auf der Vertheilung der Nerven, welche am Hals in größter Menge zuſammentreffen, und die Luft- und Speiſeroͤhre, ſo wie tiefer die Lungen und den Magen umſtricken. Affectionen dieſer Theile erſtrecken ihre Wirkungen leicht auf das Gehirn, ſo wie noth⸗ wendig auch unmittelbare Aufregungen des letztern auf die ge⸗ nannten Theile wirken. So bringen z. B. gewaltſame Leiden⸗ ſchaften eine ſtarke Empfindung von Erſtickung hervor. Ich glaube daher, daß Battcod’s Kranker nicht ſchlucken konnte, und um dieſe unangenehme Aufregung zu vermeiden, feſte und fluͤſſige Dinge von ſich wies. Die Waſſerſcheu als Symptom iſt mir demnach nur ein Zeichen einer Entzündung der Speiſeroͤhre und vielleicht auch des Magens, deren Grad von dem Grad der Entzündung oder von der Aufregung des Gehirns abhängt. — Das Rufen des Hundes war wohl nur Folge der an ihn gerich⸗ — 270 teten Fragen; der bellende Ton exiſtirte gewiß nur in der Ein⸗ bildung der Leute, die ganz beſtimmt von dem vermeintlichen Biß gehoͤrt haben mußten. Ein zweiter Fall, den ich nach H. Pinkard erzähle, be⸗ trifft einen Mann von 25 Jahren, der 73 Tage, nachdem er von einem nicht für toll gehaltenen Hund gebiſſen wor⸗ den war, von einer wahren Waſſerſcheu befallen wurde: Un⸗ vermögen, eine Fluͤſſigkeit zu ſchlingen, die heftigſten Zufälle, wenn er fie ſah oder hörte, oder wenn man davon ſprach, Druck im Epigaſtrium, Zuſammenſchnuͤren des Schlundes, Convulſio⸗ nen, welche immer häufiger und heftiger wurden, und Verſuchs zu beißen, bildeten die Hauptzuͤge der Krankheit. Man ſprach laut von der Natur feines Leidens; er hatte aber keine Furcht gegen dieſes, ſondern nannte ſeine Krankheit Win de, außerte aber die ueberzeugung, daß er nicht davon kommen konne. Die Narbe war etwas livid, und er hatte einige Tage vorher eine Kälte und Taubheit daran gefuͤhlt. Die Zufaͤlle hielten nicht lange an: er wurde ruhiger, und ver⸗ langte nun ſo haͤufig zu trinken, daß er kaum zu erſaͤttigen war. Er verſchlang das Waſſer haſtig, gleichſam convulſiviſch, auf dem Ruͤcken liegend und mit tiefer liegendem Kopf; kurz dar⸗ auf wurde auch ſein Athem ruhiger; die krampfhaften Gefuͤhle im Schlund und Magen kehrten indeß zuruck, und er trank Wein und Waſſer in Menge, um, wie er ſagte, die Winde zu beſeitigen, was ihn jedesmal erleichterte. Neben der Begierde zu trinken, dauerte die Empfindlichkeit gegen Luftzug im hohen Grad fort; er beobachtete ſtets die Thuͤre, und ſcheute jeden Hauch und ſelbſt die leiſeſte Bewegung in ſeiner Naͤhe. Er aß zuletzt noch gebratene Aepfel, und nachher etwas Beefſteak; er wurde nun immer ſchlechter, und fuͤhlte ſein nahes Ende; er war jetzt unerſaͤttlich im Trinken, obgleich er alles weg⸗ brach; auch Mund und Naſe mußten beſtaͤndig naß gehalten werden. Kurz vor dem Tode verwandelte ſich die Luftſcheu in eine wahre Begierde danach, und er ſetzte ſich mit Vergnuͤgen dem Zug der Thuͤre aus. Er ſtarb ruhig, und gleich nach⸗ her brachen eine Menge dunkelrothe oder livide Flecken um den Schlund und die Schluͤſſelbeine aus. Der Unterleib war geſpannt und aufgetrieben. Die Ge⸗ hirnhaͤute waren feſt, nicht mit Blut überfüllt; das Gehirn uͤberaus feſt und trocken; Bruſtmuskeln und Pleura ſehr trocken; im Pericardium eine halbe Unze Waſſer. Der hintere Theil der Zunge, die Außenfläche der Epiglottis und der ganze Pharynx ſchienen ſtark entzuͤndet, einige Noͤthe bemerkte man auch innerhalb des Larynx, des Oeſophagus und der Trachea. Einen halben Zoll von der Cardia war eine excoriirte Stelle von der Groͤße ei⸗ nes Schillings; Magen und Därme von Minden aufgetrieben, das ganze Peritoneum überaus trocken. Einige Zoll unter der Car dia waren die Gefaͤße der Schleimhaut ſehr gefüllt, wodurch eine umſchriebene Rothe von 3 bis 4 Zoll Durchmeſſer entſtand. Die ganze Krankheit hatte gegen 38 Stunden gedauert. Die Rothe des Pharynx wurde im Waſſer dunkler und livid, die des Oſophagus und der Trachea verſchwand bald darin. — Ich will nun verſuchen, dieſen Fall ohne Beihülfe des Biſſes zu erklaͤren, wobei ich mich auf die Reſultate der Section beſchraͤnke. Zuerſt, was die Excoriation am tiefern Theil des Sſophagus betrifft, ſo halte ich ſie ohne Bedenken fuͤr die Urſache und nicht fuͤr die Wirkung des Übels. Dieſe Geſchwuͤrflaͤche wurde be ſtaͤndig und heftig durch das Schlingen, fo wie die Haut des Larynx durch die Luft gereizt; daher unterdruͤckung der Secretionen dieſer Theile und Gefuͤhl von Erſtickung: er konnte nun weder athmen noch ſchlingen. Betrachten wir nun das zweite Stadium, ſo fin⸗ den wir die Zeichen des eingetretenen Brandes wie ihn auch die Section nachwies. Der Kranke duͤnkt ſich gebeſſert, er kann ſchlingen, eſſen, athmen, denn die Theile waren abgeſtorben. Daher ſchluckte er auch das Waſſer nicht ſowohl als daß er es in den Magen ſchuͤttete. Die Trachea verfiel ſpaͤter in Brand, daher dauerte die Luftſcheu am laͤngſten. Nur der Magen litt iſt, Entzündung wichtiger Theile, fo frage ich: 271 ahrend an activer Entzuͤndung und ſtieß feine Contenta aus. he bas Wunderbare des Falles? Warum ſollten wir drei Monate ruͤckwaͤrts nach dem Biß des Hundes gehen? über⸗ dies mußte hier das Geſchwür feine unmittelbare Folge ge⸗ weſen ſeyn, indem das Leiden nicht lange genug gedauert hat, um daſſelbe zu erzeugen! Glaubhafter als dies iſt die Annahme, daß er ein Stuck heißen Pudding verſchluckt habe. Was das Ge⸗ fuͤhl von Taubſeyn in dem Finger betrifft, deſſen ſich der Kranke auf langes Fragen erinnerte, ſo iſt dies ganz unwichtig. Ver⸗ letzte Stellen bleiben lange gegen Luftveraͤnderungen empfindlich; hier war aber die Narbe ſogar ganz unverandert. N Dr. Bardsley von Mancheſter erzählt den Fall eines ar⸗ men ausgehungerten Vaters, welcher in das dortige Irrenhaus ebracht wurde. Er konnte ſeine Familie nicht mehr vor Hun⸗ er ſchüͤtzen und fand nirgends Huͤlfe. In einem Anfall von Ver⸗ zweiflung ſetzte er ſich einen Montag an den „Weberſtuhl, arbei⸗ tete Tag und Nacht bis zum Mittwoch fruͤh, trank dabei nur ein wenig Buttermilch und horte erſt mit gaͤnz⸗ licher Erſchopfung auf. Er ſchlief etwas, erwachte aber mit Schwindel und Verwirrung im Kopf. Er ging uͤber Land, kam mit Kopfweh zuruͤck, hatte in der Nacht Zuckungen „ Angſt, konnte das Licht nicht vertragen, und war nicht im Stande, etwas Thee zu verſchlucken, wobei ſich ſeine Frau erin⸗ nerte, daß er etwa vor 12 Jahren von einem ſcheinbar tol⸗ len Hund gebiſſen worden wäre. — Im Irrenhaus außerte er die überzeugung, daß feine Krankheit von dem Biß herruͤhre. Er konnte, wiewohl mit den groͤßten Ans ſtrengungen und Verzerrungen des Geſichts etwas Waſſer und Buttermilch ſchlucken. Er ſchien vollkommen vernünftig, und fürchtete ſich vor jedem Geräuſch und jeder ihm nahetretenden Perſon! Seine Reizbarkeit nahm zu, und er ſtarb bald darauf. Bei der Section, die ſich leider! nicht auf den Kopf erſtreckte, fand man eine deutliche Ma⸗ genentzündung. Sie fing an der Cardia mit kleinen unre⸗ gelmäßigen Flecken an, von wo ſich hellere Streifen nach dem Pylorus zogen, an dem ſich große brandige Flecke fanden. Ich bin überzeugt, daß dieſer Kranke an Gaſtritis mit Gehirnleiden (brain feyer) geſtorben iſt. Er glaubt waſſerſcheu a ſeyn, derlangt aber Buttermilch und trinkt ng! er ſoll vernunf ig jeyn, fürchtet aber Geraͤuſch und nahetretende Perſonen! Den Biß des Hundes verwebte der Kranke wahrſcheinlich in ſeiner Ideen⸗ verwirrung mit ſeiner Krankheit, und es iſt bekannt, daß Hun⸗ er und Saͤfteverluſt an ſich ſchon Gehirnleiden erzeugen kann, 815 wir dies oͤfters an Schiffbruͤchigen geſehen haben. Wenn wir beſtimmt wiſſen, daß bei der Annahme eines ſpe⸗ zifſiſchen Hundswuthgiftes noch keine Heilung der ausgebildeten Waſſerſcheu gelungen if, daß Opium und antispasmodica, Queckſilber, Aderlaͤſſe u. ſ. f. ganzlich fruchtlos geblieben find, fo iſt gewiß erlaubt, die Krankheit einmal außer Verbindung mit er Gift und mit tollen Thieren zu betrachten, und ſie blos nach ihren Symptomen ins Auge zu faſſen. Wir ſehen alsdann heftige örtliche oder allgemeine Kraͤmpfe, ihre Urſache ſey welche es wolle (und wir haben gezeigt, daß es ſehr verſchiedene giebt), elche Erſtickung drohen, mitunter eine Scheu vor Waſſer, oder eh Unvermögen kalte Luft d e en i i sdann, wie die 5 der Tod. inden wir alsdann, A nt i iel enfälligen Wirkungen bekaͤmpfen, als eine dunkle 1 u 125 dieſe auch beſeitigen, wofern es z. E. ein Wuthgift gabe, was koͤnnte es helfen, wenn ſeine Wirkungen auf den Koͤrper ſchon in voller Kraft eingetreten waͤren? Dann — 272 käme ja jedes Speciſicum gegen die Urſache, wenn wir eins bo⸗ ſaͤßen, ſicher zu fpät. Die Erfahrung lehrt uns, daß wir in dieſer Krankheit auf's ſchleunigſte helfen müffen, weil ihr Were lauf hoͤchſtens einen bis zwei Tage waͤhrt; ferner ſehen wir aus dem ſchnellen Eintritt, raſchem Verlauf und Ende, ſo wie aus den Sectionen, daß es eine entzuͤndliche Krankheit iſt. Dieſe ift anfangs local, blos auf die Schlingmuskeln beſchränkt; ſpäter werden auch die Reſpirationsmuskeln ergriffen, es treten Kraͤmpfe und Unvermoͤgen zu ſchlingen und zu athmen ein. Wir koͤnnen alſo mit Recht die Speiferöhre und den Magen als die primär ergriffenen Theile, und die Waſſerſcheu als eine Folge dieſer Af— fektion annehmen. Auf dieſe Theile ſollte man alſo vor Allem die Cur richten, ohne Zeit mit unnöthigen Erkundigungen nach dem Biß eines Hundes zu verlieren, welche letztere noch den gro⸗ ßen Nachtheil haben, daß ſie den Kranken alle Hoffnung rauben, und ſo das Gehirn in eine verderbliche Mitleidenheit ziehen. Sollte ich jemals von Waſſerſcheu befallen werden in Folge eines Biſſes, den ich von einem offenbar kranken Hund erhalten habe, ſo moͤchte ich ganz nach den Grundſaͤtzen behandelt ſeyn, welche in unſerer Wiſſenſchaft gegen entzündliche Krankheiten aufs geſtellt ſind. Man ſoll allgemeine und oͤrtliche Blutentziehungen vornehmen, und dabei mehr auf die Wirkung als auf die Quan⸗ titaͤt Ruͤckſicht nehmen; man ſoll den Magen von feinen Gontene tis durch ein ſtarkes Brechmittel mit Senf oder Zink- oder Kup⸗ fervitriol reinigen und ihre Wirkung nach den Umſtaͤnden unter⸗ halten oder nicht. Man kann die Fluͤſſigkeiten gewiß mit einigen ſtarken Gehuͤlfen und einer hohlen Bougie in den Magen brine gen; wo nicht, ſo reize man den Magen durch Einſpritzungen des Brechweinſteins in die Venen. Man lege ein Blaſenpflaſter auf die Magengegend und zwei andere am Halſe herab, der Speiſeroͤhre jo nahe als moͤglich. Die Herabſtimmung des Ges fäßſyſtems unterhalte man durch den Gebrauch der digitalis. Um den Krampf direct zu heben, gebe man mir ein Tabaks⸗ oder ein Opiumklyſtier. Sollte bei conſequenter Anwendung dies ſer Mittel der Tod dennoch die Folge ſeyn, ſo wuͤrde man es gewiß dem Verfahren nicht zur Laſt legen koͤnnen, welches durch die vorliegenden Bedingungen des Falls gefordert wurde. ’ Miscellen. Sublimat Friktionen (82) auf der Zunge, welche von dem Profeſſor Brouſſonet in dem Hötel - Dieu St. Eloi zu Montpellier in der Abtheilung der Syphilitiſchen ange⸗ wendet werden, beſtehen aus / bis einem ganzen Gran Subli⸗ mat, 3 Gran Staͤrkemehl und 2 Gran Zucker. — Eben der⸗ ſelbe gebraucht auch das ſalzſaure Gold (/s Gran) in die Zu ge eingerieben. 7 ; Eine Anſtalt für eine Ziegen-Molken⸗Cur wird in dem, wegen feiner Schwefelquelle berühmten, wuͤrtembergſchen Badeort Boll eingerichtet. Ein Appenzeller Senne, der 4 Jahre lang die Molken in Grais bereitete, baut bereits die Sennhuͤtte, aus welcher taͤglich die warmen Molken friſch abgereicht werden ſollen. 5 Lähmung. Bei einem Frauenzimmer, welches den 6. Juni 1824 durch einen Fall an den obern und untern Extremi⸗ täten gelaͤhmt ward, und wo man das Extract des rhus radi- cans bis zur partiellen Herſtellung der Bewegung angewendet hatte, wurden den 6. September plotzlich alle Finger ſchmerz⸗ haft, entzuͤndet und gingen in eine copiöfe Eiterung über, mit welcher die Bewegung und Empfindung vollig zuruͤckkehrte. Bibliographiſche Neuigkeiten. t Austro-Caledonicum auctore J. J. La Billardiere. 0 Pars I et II. Paris 1824 1825 4to, (Dieſes Werk des berühmten Reiſenven enthält die Pflanzen, welche er in Neu⸗Caledonien beobachtet hat.) —— A System of pathological and operative Surgery, founded on Anatomy: illustrated by Drawings of Diseased Structure and Plans of Operation. By Rob, Allan etc, In three Volumes. Vol, III. Edinburg 1824 8. (Diefer dritte Band, obwohl er die fruͤhere Jahreszahl trägt, it erſt vor Kurzem heraus und in meine Haͤnde gekommen.) — ..f.f—ö ͤ.,. — Mi Not i zen aus dem Gebiete der Ratur⸗ und Heilkunde. Nro. 282. (Nr. 18. des XIII. Bandes.) April 1820. Gedruckt bei Loſſius in 1 zu Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u. In Commiſſion. bei dem Kon. Preuß. Graͤnz⸗Poſtamte zu Erfurt, der Koͤnigl. Saͤchſ. Zeitungs⸗Expedition Taxiſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes⸗Induſtrie⸗Comptolr Preiß eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Rthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes 3 ggl. Nn nn d e Beobachtungen uͤber die Schnelligkeit des Pulſes bei verſchiedenen Graden von atmoſphaͤri⸗ ſchem Druck und von Temperatur. (83) Von Roulin M. Dr. Diefe Beobachtungen wurden während des Herabſteigens von der Hochebene von Santa-Fe nach den Llanos von San⸗ Martin an drei Perſonen angeſtellt, welche fi) 5 — 6 Monate auf der Hochebene aufgehalten hatten und das Reiſen gewohnt waren, daher ſich annehmen ließ, daß ihre Blutcirculation durch die letztere Urſache allein nicht ſehr betheiligt wurde. Herr B., ein Pariſer, war 23 Jahr alt, 5 Fuß 9 Zoll hoch und von lymphatiſchem Temperament. Herr Ro., er eruaner, von Arequipa, 26 Jahr alt, 5 Fuß 1 Zoll ho pon bilioͤſem Temperamente, hatte mehrere Jahre in 97 85 e Herr Rn. von Rennes in Bretagne, 27 Jahr alt, 5 Fuß 1 Zoll hoch, war von ſanguiniſchem Temperament. Bemerkung. Jedesmal, wenn nicht das Gegentheil an⸗ geführt iſt, ſaß die Perſon während der Beobachtung. Santa⸗Férde Bogota, den 13. Januar 1823, 2643 Ma- tres über der Oberflache des Meeres. Temp. Pulsſchl. Name Iotunte 100- |, in der Bemerkungen. | | grädig | Minute B. 8 M. 14° 67 | Etwa 1% Stunde nach dem a Krühftüde, Ro. 8 M. 149 71 Desgl. Rn. 8 M.] 14° 69 1 Stunde nach dem Fruͤhſtück. 15. Januar, zu Caqueza, 1739 Meter über der Oberflaͤche des Meeres. B. 7 M. 90° | 76 ® Nach einer ſchlafloſen Nacht. No. desgl.] desgl. 76 Desgl. Rn. desgl. desgl. 71 | Desgl. Ebendaſelbſt an demſelben Tage. B. 3 A.] 20° 73 Ba Vor der Mahlzeit, Ro. desgl. desgl. 85 Desgl. Rn. desgl.] desgl. 73 | Desgl. Ebendaſelbſt den 16 Januar. B. ] 8 M. 21° | 70 | Nuͤchtern. Ro.] desgl. desgl. 2 Desgl. Rn.] desgl. desgl.“ 82 | | Desgl. Den 17. Januar zu Rancheria, 1545 Meter über der Oberflaͤche des Meeres. r Inn sone. > Sa Re Temp. A Name bean 100: ! in der | grädig Minute 20° 70 desgl. 68 desgl. 72 Bemerkungen. Den ganzen vorhergehenden Tag waren die Reiſenden beregnet worden; ſie hatten des Nachts in naſſen Kleidern geſchlafen. . . 145 7 135 ebendaſelbſt. 15 M. desgl. desgl. B. Ro, Rn. 5 19° | 67 Nüchtern. 85 BL desgl. 80 desgl. desgl. | desgl. desgl. 55 19. Januar 1824 zu Servitad, 1000 Meter Über der Oberflache des Meeres. B. 6 A.] 28° 88 Die Reiſenden waren von 8 Uhr M. bis 5 Uhr A. gerit⸗ ten, ohne etwas Staͤrkendes zu ga⸗ nießen. Die Beobachtung ge⸗ ſchah vor der Mahlzeit. Ro. | desgt. | desgl. 80 Desgl. Rn. | desgl.] desgl.] 102 Desgl. Den 20. Jan. ebendaſelbſt. B. 8 M. 289 92 Nuͤchtern. Ro. desgl. desgl. 80 Desgl. Ru. desgt.| desgl.“ 92 Desgl. Den 20. Jan. zu Gramalote, in der Ebene, welche mit den Manos von San Martin zuſammenhaͤngt, 475 Meter über der Meeresflaͤche. B. 3½ A. 32%5 92 Nach einer ermuͤdenden Ta⸗ gereiſe, vor der Mahlzeit. „Mo. desgl.] desgl.“ 80 | Desgl. Rn. desgl.] desgl.“ 92 Desgl. — Ebendaſelbſt am 21, B. 6 M.] 20 72 Ro. desgl. desgl. 74 Desgl. Rn. desgl. desgl. 74 Desgl. Den 21. Jan. zu Apiay in dem eigentlichen klano, 318 M. uͤber der Oberflaͤche des Meeres. Vor der Mahlzeit. Nach meh⸗ B. 2 A. [941 77 e > 1 reren während der legten Tage Nuͤchtern, nach einer im Freien N zugebrachten Nacht. 275 Temp. 100⸗ graͤdig Pulsſchl. | Stunde lin der Minute Name Bemerkungen. angeſtellten Beobachtungen, de⸗ ren Reſultat nicht aufgezeichnet wurde, ergab ſich, daß der Puls vor u. nach einem Stuhlgange in Anſeh. d. Haͤufigk. abweiche, wes⸗ halb auf dieſen Umftand kuͤnftig Ruͤckſicht genommen wurde. Desgl. Desgl. Ro. desgl.] desgl. 68 Ro, | desgl.] desgl. 80 Ebendaſelbſt den 22. Januar. B. 7 M. 23° 60 | Nuͤchtern, nach einem Stuhlg. Ro. desgl. desgl. 60 Desgl. desgl. Rn. | desgl.] desgl. 72 | Desgl. aber vor dem Stuhlg. R. [3 A. 31° 66 Blieb den ganzen Morgen in der Hangematte, ohne von Mosquitos geplagt zu werden. No. ben. desgl./ 66 Desgl. Rn. j desgl. desgl. 6 Desgl., nach einem Stuhlgange- ECb'bendaſelbſt an demf. Tage. 1. B. 18%. N. 26° | 62 Ro. desgl. desgl. 0 Nn. | desgl. desgl. 80 Den 23. Jan. zu La Quebradita. Barometerbeobachtungen wurden hier nicht angeſtellt; allein der Ort liegt tiefer als Apiay und höher als San-Martin. 2 B. 12 290 67 Nuͤchtern, ſeit 5 U. zu Pfer⸗ j de, Morgens ein Stuhlgang. Ro. | desgl. best | 75 Desgl. Nn. desgl. | desgl. 75 | Desgl. Den 23. Jan. 1824 zu La Baranca. (Es fehlt an Baro⸗ meterbeobachtungen, doch ſteht die Hoͤhe der von San Martin ziemlich gleich.) B. 8 A. 220 71 (Seit der letzten Beobachtung * 1 0 waren die Reiſenden 8 lieues i j weit geritten, v. d. Abendeſſen. Ro. desgl. desgl. 86 Desgl. Nn. desgl.] desgl.7 82 Desgl. Ebendaſelbſt den 24. Jan., zwiſchen 5 und 6 Uhr Morgens bei einer Temperatur von 22 — 23°, N | 74 unmittelbar vor dem Stuhlg. N. 6⁴ — nach — — Is 67 — vor — — — Ro. 6 . nach — 2 * 80 _ vor — — * 5 70 — nach — — 8 Nn. 64 feine Viertelſtunde n. dem \= h Stuhlgang. = Den 25. San, San⸗Martin, 404 M. über der Oberfläche des Meeres. B. 7% M. 259 | 61 | Nuͤchtern, nach einem Stuhlg. Ro. desgl.] desgl. 64 Desgl. Nn. desgl. desgl. 60 Desgl. Ebendaſelbſt den 26. f B. | T 249 57 Nüchtern, nach vorherg. Stuhlg. No. desgl., desgl./ 65 Nuͤchtern, ohne vorherg. Stuhlg. Nu. | desat.| desat.| 70 Desgl. desgl. Ebendaſelbſt den 30. B. 8 ½ M.] 25 70 Nuͤchtern, ohne vorherg. Stuhlg. No. desgl. desgl.! - 75. Desgl. desgl. 3 7 Rn. desgl. desgl.. 66 Hat feit 2 T. keine feſt. Nahr. M. * eee eve Se 276 ee Name Stunde 100 in der Bemerkungen. | __Igrabig | Niete Ebendaſelbſt an demſelben Tage. 1 B. I 2% M2z | 68 Vor d. Hauptmahlz., d. Morgens Ir ein Stuhlgang. a . 22 desgl.] desgl., 66 Desgl. desgl. Rn. desgl. ] desgl.] 59 Desgl. des Morg. mehrere Stuhlg. Von dieſem Tage an wurden wir, einer nach dem andern, von Krankheiten befallen, weshalb die Beobachtungen ausgeſetzt werden mußten. Es ſind derſelben zu wenige, als daß man all⸗ gemeine Folgerungen daraus ziehen koͤnnte. Nur ergiebt ſich daraus, daß bei den drei beobachteten Individuen die Pulsſchlaͤge nur im Verhaͤltniß wie 7: 6 abnahmen, waͤhrend der atmo⸗ ſphaͤriſche Druck von 7 — 9 zunahm. überdem müßte von die⸗ ſem Reſultate erſt alles dasjenige abgeſchieden werden, welches als Folge zweier gar nicht hierher gehoͤrigen Urſachen zu betrach⸗ ten iſt. Die eine derſelben ſind die Beſchwerlichkeiten der Reiſe, die andere, daß wenn ein lebendes Weſen plotzlich durch Veraͤn⸗ derung ſeiner Lage eine Veranderung in ſeinen phyſiologiſchen Funktionen erleidet, die Wirkung waͤhrend einer laͤngern oder rich Zeit, in Anſehung der Groͤße, der Urſache nicht ent⸗ pricht. N Demnach würde man wahrſcheinlich genauere Reſultate ers halten, wenn man auf dem hoͤchſten und niedrigſten Niveau eine gewiſſe Zahl von Individuen beobachtete, welche in Anſehung des Geſchlechts, Alters und Temperaments fuͤr ziemlich gleichbe⸗ deutend gelten konnen. Dies habe ich verſucht, bin aber dabei auf ein unvorhergeſehenes Hinderniß geſtoßen. Es gelang mir namlich faſt nie, die Leute in Anſehung des Zweckes meiner Forſchungen zu beruhigen. Man traute meinen Worten nicht, und ich merkte bald, daß ich wegen der Gemuͤthsbewegung der Leute blos irrige Reſultate erhalten wuͤrde. überdem iſt es ſehr mißlich auf zwei Stationen verſchiedene Individuen zu beobachten, weil bei den Verſchiedenheiten in der Idioſyncraſie derſelben und einer kleinen Anzahl von Beobach⸗ tungen die Reſultate des veraͤnderten Luftdrucks nicht nur ver⸗ deckt werden, ſondern ſelbſt verkehrt erſcheinen koͤnnen. Man muß alſo aus den, von einer großen Anzahl Menſchen entnommenen Beobachtungen die Mittelzahl ziehen, und uͤberdem Subjekte und Gruppen zuſammenſtellen, weil ſich ſonſt die Beob⸗ achtungen gar nicht mit einander vergleichen ließen. Das ſicherſte Reſultat duͤrfte man erhalten, wenn man dieſelben Individuen beobachtete, aber nach deren Ortsveraͤnderung erſt ſo viel Zeit verſtreichen ließe, daß ſie ſich acelimatiſiren und von den Anſtren⸗ gungen der Reiſe erholen koͤnnten. f Beobachtungen der Art wurden an drei Perſonen angeſtellt; an einer franzoͤſiſchen Dame von 28 Jahren, Madam R., die feit 1½ Jahren zu Santa: Fe wohnte, deren 7jaͤhrigem Sohne L. und einem 13 jaͤhrigen Laufburſchen A., der auf der Hoch⸗ ebene geboren war, aber dieſelbe mehrmals verlaſſen hatte. Einige Beobachtungen wurden auch an dem Dr. D., einem S0jäh- rigen Franzoſen angeſtellt, welcher mit mir einige Monate zu Mariquita zubringen wollte, aber durch unvorhergeſehene Ge⸗ ſchaͤfte zur Ruͤckkehr genoͤthigt wurde. Man findet in dieſen Beobachtungen die Schnelligkeit des Pulſes bei zwei Koͤrperſtellungen des Individuums angegeben; ſie wurde naͤmlich im Stehen und Liegen beobachtet. Man er⸗ ſieht daraus, daß der Unterſchied im geſunden Zuſtande ſehr be⸗ traͤchtlich und in gewiffen pathologiſchen Zuſtaͤnden noch bedeuten⸗ der iſt. Dieſer Umſtand muß daher von den Ärzten ſehr beruͤck⸗ ſichtigt werden, weil fie ſonſt leicht eine Veränderung des Pul⸗ ſes, die blos von der Veränderung der Lage oder Stellung des Kranken herruͤhrt, einem Wechſel in dem Geſundheitszuſtand deſſelben zuschreiben dürften. 277 Stehend Liegend Bemerkungen 15 N.] St. Tmp. Puls St. Temp. Puls 23. September. Die notirte Temperatur iſt die des Zim⸗ mers, wo ſich die Perſon befand, und war häufig von der der äußern Luft um mehr als 2 Grade verſchieden. A. 6, 45°] 1805| 78 6, 55/ 18% 85 [Wurde 5/ vor der 1. Beobachtung geweckt und ſtand 10° vor 1 der 2. auf. R. 8, 15/% 2102] 64 84, 54) 219,5) 82 [[Desgl. desgl. L. | 6 30% 20086 6, 50% 20° 101 [Wurde ½¼ St. vor der 1. Beob. gew., desgl, 24. September. A. ſchlief waͤhrend der ganzen Zeit, wo er ſich zu Mariquita befand, auf einem offnen Gange, deſſen Temperatur alſo der der aͤußern Luft gleich zu rechnen iſt. A. 7 20° | 69 || 78 200 | 77 [Wurde 10° vor d. 1. Beob. geweckt u. ſtand 4 7’ vor der 2. auf. R. 9 215 64 [, 500 2297] 87 [Wurde ½ St. vor der 1. Beob. geweckt, ſtand 3/, St. vor der 2. auf (noch nuͤchtern). Wurde 107 vor der 1. Beob. geweckt, ſtand 87 vor der 2. auf. e. 75/2102 88 717“ 2102102 25. September. A. 6 40% 20° | 68 Ij6 48/ 20° | 80 [Wurde 6/ vor der 1. Beob. geweckt, ſtand i b 4’ vor der 2. auf. R. 7 30% 22° | 64 [7 45% 2005 86 [Wurde 5/ v. d. 1. Beob. gew., ſt. 3“ v. d. 2. auf. Wurde 87 vor der 1. Beob. geweckt, ſtand 15“ vor der 2. auf, 27 15/% 21050 87 7 28,% 220 102 I ! A. | 6 40 19° 26. September. 71 6 50% 1904 83 Wurde 5° vor der 1. Beob. geweckt / ſtand 87 vor der 2. auf. 64 7 45% 2205| 86 [Wurde 5° vor der 1. Beob. geweckt, ſtand 5 10’ vor der 2. auf. L. 7 15% 219%] 87 [7 28°] 22 102 [[Desgl. desgl. l Vom 26. an entfernte ich mich von Mariquita. Die Beob⸗ achtungen wurden einige Zeit fortgeſetzt, allein da ich einige Feh⸗ ler darin entdeckte, ſo halte ich ſie nicht fuͤr beweiſend genug, und laſſe ſie daher weg. e Die mittlere Höhe des Barometers iſt zu Santa Fe 0,560 Meter, zu Guadas 0,718 Meter, daher ſich der atmoſphaͤriſche Druck beider Orte ziemlich verhält wie 7: 9. Wir wollen nun das Verhaͤltniß der Pulsſchlaͤge betrachten. R. 7 30 22 Stehend. Liegend. 8 | Mittel. | Mittelz.] Über || Mittelz. Mittelz. übberſchläg⸗ 3 18. Pulsſ. d. Pulsf.] ſchlaͤgl. [d. Pulsſ. d. Pulsſ. liches Ver⸗ 5 zu S. Fe z. Guadas Verhältn. [zu St. Fe lz. Guadas] haltniß N. % 88 9 / 8½ ( 77 61 7770.00 Fs 1 377 28 25 71 eg m © | 100 | 102 10 10% 89 37 9, 8% Abrigens mußte die Mittelzahl der Pulsſchläge, die ſich bei der Mad. R. zu Santa Fs ergaben, wegen der fämmtlichen angezeigten umſtaͤnde etwas zu ſtark ausfallen. Hierher ſind 278 vorzüglich zu rechnen: die Vorbereitungen zu einer Reiſe, ein Ball, mehrmaliges langes Aufbleiben. Daher kann man ſchließen, daß die Eirkulation des Blutes weniger ſchnell zunehme, als die Verduͤnnung der Luft. Demnach ließe ſich vermuthen, daß die Wirkungen, welche man beim Erſteigen hoher Berge verſpuͤrt und gewoͤhnlich ganz der Verminderung des Luftdrucks zuſchreibt, wenn ſie nicht zum Theil von Kaͤlte und Ermüdung herruͤhren, großentheils nervoͤſe Erſcheinungen ſind, welche bald durch Ge⸗ wohnung ausgeglichen werden wuͤrden. Wenn man behauptet, daß die Moͤnche im Hoſpital auf dem St. Bernhard ihr Ruit halb gar aus dem Topfe genießen, ſo iſt dies wahrſcheinli mehr dem Holzmangel als dem Mangel an atmoſphaͤriſchem Druck zuzuſchreiben. BVeobachtungen zu Santa Fe, 2643 Metres über der Mee- resflaͤche. , Liegend Stehend Bemerkungen N. St. Tmp. Puls St. Temp. Puls g Den 22. Auguſt 1824. A. | 6 M. 11 R.] 74 desgl. desgl. 86 [[Nuͤchtern, gleich nach dem Erwachen. R. 6¼ 11% 67 [desgl. desgl.] 92 [Desgl. kurz nach dem Erwachen. E. 17 II1%5 ] 83 jldesgl. desgl.] 96 Desgl. desgl. A. ] 12 14% 88 l desgl.] desgl. 103 [Vor der Hauptmahlz. R. desgl. desgl. 88 deen desgl. 100 re ; 8. egg. dere es || pesat.| desat. ı 108 desgl. D. |desgt. | desgt.| 65 desgl. desgl. 77 desgl. Den 23. Auguft, A. 7 M. 120 0 desgl.] desgl.] 90 [Kurz nach dem Erwa- chen (legte ſich um 11 U. ſtatt, wie gewoͤhnl. um 8 U., nieder.) desgl., Puls unregelm. Chatte getanzt u. fi) ſpaͤt niedergelegt.) Hatte ſich ſpat nieder⸗ gelegt (war vielleicht ploͤtzlich geweckt wor⸗ den, dah. die Anoma⸗ lie.) Nuͤchtern, war z. Pfer⸗ de angekommen und hatte ſich um 2 Uhr Morg. niedergelegt. R. 7¼ 12% 75 || 8¼ | 1305 | 92 L. 8 13° 1111 || 81%, | 130,5 101 D. 8½ 13% 74 [desgl.] desgl.] 90 24. Auguft. A. [65 M.] 1275 [ desgl.] desgl, | 82 [Einige Minuten nach dem Erwachen. R. 72 [120,5] 78 81130 | 98 ||3wifchen der erſten u. zweit. Beobachtung heftiges Kopfweh. R. 9 13,5 112] Sehr heftig. Kopfweh. L. | 74 1 91 | u eg. ra ee Minuten nad) dem Erwachen. 25. Auguſt. besgl.! desgl. | 87 Wenige Minuten nach⸗ dem er geweckt wor⸗ den; hatte am Ab. vorh. ſtark gegeſſen. 71/2 \desok 108 ½ St. nach dem Er⸗ | | wachen (hatte ſich ſpaͤt niedergelegt.) A. 7°/, 13 7 * R. 7 20 12⁰ 5 s| 189 * Sie gend Stehend * 5 Bemerkungen N. St. Tmp. Puls St. Temp. Puls a 2 737, 13% 88 7½ 12,5100 ei der erſten Beob⸗ 0 5 achtung war er ſeit | / Stunde auf; bei der zweiten ſeit 77 wieder zu Bette. 26. Auguſt. A. 6 357 12% 75 17 45/130 | 83 [Einige Augenbl., nach⸗ dem er geweckt wor⸗ den; bei der zweit. Beob. ſeit St. auf. e 103 1) desgl.; 2) hatte 157 | zuvor eine Taſſe war⸗ me Milch getrunken. N. 7¼ 12% 788 100 L. y 50* 12% 87 % 52/0 13° . Stunde vor der er⸗ N ſten Beobacht. aufs geſtanden. 27. Auguſt. A. 6 35 1120,21 76 6 40% desgl. 86 Kurz nach feinem Er⸗ wachen. R. 7 20“ 13978 ]8 13% 98 ½ St. vor der erſten 2 ö Beob. munter, nach e 0 d dem Genuſſe einer { 0 j 5 Taſſe warmer Milch. L. 7 125 86 desgl.] desgl. 101 ||Y, St. nach dem Er⸗ ä 1 wachen. 28. Auguſt. A. 8 32/14 | 85 8 30% desgl. |. 93 [[Nuͤchtern von d. Stra⸗ 5 N Or ße heimkehrend, nur 1 Min. vor der zwei⸗ ten Beobacht. wieder a P } \ zu Bette. R. [7 20’ | 130 | 83: ||8 5/ 14% 93 [/½ St. vor der erſten t Beobacht. erwacht; -5/ vor der zweiten ; aufgeſtanden. & 7 157 118° 88 7 55% 514% 96 20 Min. vor der ers ſten Beobacht. er» wacht; desgl. 29. Auguſt. 72 116: 35/ desgl. 86 10 100% desgl. 92 wachen. ½ St. vor der er⸗ ſten Beobacht. ges weckt; 10’ nach dem Genuß einer Taſſe warmer Milch; zwei St. vor der zweiten Beob. aufgeſtanden. I/, St. vor der erſten Beobacht. e 30. Auguſt. ö — 84 0 R 1] 92 7 25° |desat. || 99 A. 7 15/18/70 7 45, 14 A. 7 50/14 | 70 || 8 14° | 96 Seit ½ St. munter. % i 10 14° 98 [Seit 2 St. aufgeſtan⸗ den, nuͤchtern. 100 [Seit 2½ St. aufge: L. ö 10 5/ 14° 5 f 8. . ſtanden, nach einem halbſtuͤndigen Spa⸗ kiergang. — — 84 [Kurz nach dem Er⸗ 280 C D.. A Liegend Stehend 2 Bemerkungen R.] St. [Tmp.] Puls] St. Temp. jan L. 10 714% 192 Seit 1 Minute in ho⸗ a N rizontaler Lage. L. 11 2% 14° 1101 |1Y, St, nach dem N a Fruͤhſtuͤcke. R. j 11 14° | 98 Desgleichen. 31. Auguſt. A. 7 15 [150R, 72 7 80/ 13% 84 5 Min. vor der erften | Beob. munter; 107 f vor der zweiten auf⸗ N eſtanden. 70 7 45° j 9 R.] 7 17,13 13% 91 ||), St. vor der erſten 6 f Beob. munter; ½¼ | } St. vor der zweiten aufgeſtanden. 2. 7 20’ 13% 947 47°| 13°,5[112 10/ vor der erſten Be⸗ obacht. munter, 20° vor der zweiten auf⸗ geſtanden. Als ich am 31. Auguſt 1824 von Santa: Fs abgereiſt war, langte ich nach 5 Tagen zu Guadas an, welchen Weg man auch recht wohl in 2 Tagen zurücklegen kann. Dieſer Ort liegt 1032 M. uͤber der Meeresflaͤche in einem tiefen Keſſel, aus welchem nur zwei geſchlaͤngelte Thaͤler fuͤhren. 5. September 1824. 2.6 55 199,2 78 17 5 199,2 88 [110° v. d. erſten Beob. munter; 107 v. d. zweiten aufgeſtanden. R. 7 37 199% 69 [7 25 / he 75 [5% v. d. erſten Beob. munter; 107 vor d. h 88 j 187 D L. 7 zweiten aufgeſtanden. 19% 100 [Hatte während d. Nacht an Unverdaulichkeit' gelitten, wachte 57 v. d. erſten Beob., und find 157 v. d. 4 zweiten auf. 8.17 40/ 19% 67 7 35% Bi, 87 [Stand 2 St. von der ö erſten Beob. auf, mi legte ſich 2 Min. v. d. 2ten wie der nieder. 6. September. 7 35% 190,8 85 10 Min. v. d. erſten Beob. munter; 107 v. d. Zten aufgeſtand. 7 107 17 82 [/ v. d. erſten Beob. munter; 10“ v. d. Aten aufgeſtanden. 7 45'|190,8| 95 [Kurz v. d. erſten Beob. munter; 20° v. d. 2. auf. Hatte ſich mit kalt. Waſſ. ft. . 1½ St. v. d. erſt. B. aufgeſtand.; 2“ v. d. 2. wieder r zu Bette. Bette. Ich war die zwei folgenden Tage abweſend, während wel⸗ chen nicht beobachtet wurde. Den 9. reiſten wir von Guaduas ab, und langten den 12. zu Mariquita an. Die drei Perfonen, aw denen ich die Beobachtungen anſtellte, hatten unterwegs viel von Hitze leiden muͤſſen, und ich verſchob daher, um fremdartige Einflüffe möglichſt zu verbannen, die Beobachtungen bis zum je Mariquita liegt am Fuße der n Undenkette im Thale des 19,5 7 88 19% 7 (=) 8 Q 19°,8 | 190,8] 63 7 25’ |190,8 88 281 Magdalenenſtroms, welcher daſelbſt eine betrachtliche Breite hat, und 338 Meter uͤber der Meeresflaͤche. Liegend N.] St. Tmp. Puls] St. (Tenp. Pute 22. September 1824. Stehend 5 g Bemerkungen A. 7 2° | 190 f 68 7 7“ 19 | 80 (6% ä v. d. erſten Beob. munter; 5/v. d. ten aufgeſtanden. R.]7 257 220] 62 [7 45 22%] 85 Erſte Beob. im Augen⸗ blicke d. Erwachens; 2te Beob. 10’ nach dem Aufſtehen. . 7 22/] 2286 [7 50 22,5102 (/ v. d. erſten Beob. munter; ½ St. v. d. ten aufgeſtanden. Wir glauben hier den Auszug eines Briefs von Hrn. Rou⸗ lin an Hrn. v. Humboldt mittheilen zu muͤſſen; „Als ich Paris verließ, um mich nach Columbia zu begeben, empfahlen Sie mir Beobachtungen über die Schnelligkeit des Pulſes in vers ſchiedenen Höhen anzuſtellen. Krankheiten und andere Umftände verhinderten mich lange daran. Die Bruſtbeklemmung, welche ich auf der Hochebene von Bogota (2643 M. über. der Meeres- flache) empfand, wurde anfangs einem Unwohlſeyn zugeſchrieben, allein es beklagten ſich auch andere neue Ankoͤmmlinge darüber, Ich begann meine Beobachtungen, und glaubte, gegen meine Er⸗ wartung, zu finden, daß die Schnelligkeit des Pulſes faſt dieſelbe ſey, wie zu Paris, wo ich fruͤher ausgemittelt hatte, daß die Verſchiedenheit der mittlern Schnelligkeit des Pulſes für die ver⸗ ſchiedenen Alter bedeutender ſey, als man fie in mehrern phyſio⸗ logiſchen Werken angegeben findet. Sie werden aus den beige⸗ fuͤgten Bemerkungen, um deren Bekanntmachung ich ſie bitte, er⸗ ſehen, daß die Verſchiedenheit des atmoſphaͤriſchen Drucks auf die Schnelligkeit der Circulation keinen fo entſchiedenen Einfluß hat, als man a priori annehmen dürfte, Ich habe auszumit⸗ teln verſucht, ob die Zahl der In⸗ und Exſpirationen ſich nicht in einem größeren Verhaͤltniß veraͤndere; allein ich konnte über dieſe Bewegung, die zum Theil von der Willkuͤhr des Menſchen abhangt, keine genauen Reſultate erhalten. Sie haben früher die Analyſe eines Harnſteins bekannt gemacht, welcher nach Bouſ⸗ fingault 0,3881 rothes Eiſenoryd, 0,2300 Thonerde, 0,1725 Kieſelerde, 0,0802 Kalk und 0,1089 Waſſer enthält, Dieſer Harnſtein hat in feiner chemiſchen Zuſammenſetzung fo viel khn⸗ Ge ene 282 lichkeit mit Thoneiſenſtein, daß Sle in dem Journal de Phar- macie zugleich einige Zweifel über den Urſprung dieſer Subſtanz ausſprachen. Ich habe mich von neuem genau nach den Umftäns den des Falls erkundigt, habe die ſehr leidende Kranke, wäh⸗ rend ſie Harngries dieſer Art von ſich gab, geſehen, und dies hat mich in der überzeugung beſtärkt, daß von Seiten der Leute, die mir dieſe Harnſteine mittheilten, kein Betrug ſtatt gefunden habe. Vega de Supia, in der Republik Columbia, im Sept. 1825. 2 Miscellen. über eknen Foͤtus im Hoden eines Knaben hat Hr. Prof. Ekl zu Landshut die Guͤte gehabt, mir, unterm 25. Maͤrz, folgende Mittheilung für die Notizen zuzuſenden. „Zu Gilgmberg, einem Dorfe in der Gegend von Braunau im Sſterreich'ſchen wurde vor anderthalb Jahren von einer ledigen Bauerstochter ein Knabe geboren, welcher eine Geſchwulſt im Hodenſacke mit auf die Welt brachte, und welche die Hebamme für einen Bruch erklaͤrte. Ein Chirurg des Ortes war anderer Meinung. — Die Geſchwulſt nahm mit dem Wachsthum des Knaben an Größe zu, und in den erſten Tagen des Monates Maͤrz dieſes Jahres unternahm der Chirurg Tatti die Ausrottung deſſelben mittels des Meſſers. Die ausgeſchaͤlte Geſchwulſt war oval, etwas platt gedruckt, 5 Zoll lang, 2½ Zoll breit, hart anzufühlen und ganz eingehüllt, „ Bei Durchſchneidung der Geſchwulſt fah man deutlich die Rippen, das Ruͤckgrat, beide Schenkel bis zu den Knien, die beiden Augen eines, jedoch nur unvollkommen gebildeten Foͤtus. Dieſer Befund wurde in MWeingeift gelegt, jedoch löfen ſich ſchon die fleiſchigen Theile von den Beinen ab. Das Kind lebt noch, und ſieht ſeiner baldigen Heilung entgegen. Dies iſt die getreue Abſchrift einer mir vom Hrn, Pfarrer und Dechant Hau ſer zu Ranshofen auf mein Erſuchen mitgetheilten Nachricht. — So unvollſtaͤndig dieſer Bericht iſt, fo laßt derſelbe doch keinen Zweifel über die Natur des Falles uͤbrig, und ich werde mich demuͤhen, das Präparat zu erhalten, um ſeiner Zeit eine genauere Beſchreibung deſſelben zu liefern ). ) Ich erinnere bei diefer Gelegenheit an den von Hrn. Me⸗ dicinalrath Dietrich zu Glogau beobachteten Fall. (Vergl. Notizen Nr. 40, S. 287.) Da der Beobachter fo gefällig war, mir die Original⸗Zeichnung des Praͤparats anzuver⸗ trauen, und Hr. Prof. Wendt's Programm doch nur wenig verbreitet wurde, fo will ich naͤchſtens für Mittheilung in den Notizen ſorgen. Ein leuchtendes Meteor erhob ſich am 15. März über den Thaͤlern des Monte Cenero, platzte mit ſolchem Knall, daß das ganze Thal von Lugano erbebte, und zerſtreuete Mete⸗ orſteine über eine betraͤchtliche Strecke. 5 und € £uratiom des Metatarsus ). (84) Wenn man die Beziehungen und Verbindungsmittel der Artikulation zwiſchen tarsus und metatarsus ſtu⸗ diert, ſo kann man recht einſehen, wie ſchwer dort Luxationen verkommen koͤnnen. Auch nimmt man ge⸗ woͤhnlich an, daß gar keine Luxationen in dieſem Ger lenke ſich ereigneten. Boyer leugnet ſie gerade zu, J. L. Petit, Default ic. erwähnen ihrer gar nicht. Folgende Beobachtung ſtehet daher faſt einzig da. Francoiſe Voichot, 30 Jahre alt, Laſttraͤgerin, von trefflicher Conſtitution, wurde den 6. November 1822 in das Hötel-Dieu in die Hrn. Dupuytren nunter⸗ gebenen Säle gebracht. Sie war, indem fie eine unge „) Beſchrieben in einer am 6. Januar vertheidigten Inaugu⸗ ral⸗Diſſertation: De la luxation du metatarse etc, faͤhr 200 Pfund ſchwere Laſt trug, die St. Michels; Bruͤcke herabgekommen, und hatte dabei einen Fall ger than, wo die ganze Laſt des Koͤrpers auf den rechten Fuß gedruͤckt hatte, und waͤhrend ſie alle Anſtrengungen machte, um ſich zu halten, hatte ſie in dem Fuße einen heftigen Schmerz empfunden; es war ein deutliches Krachen vernommen worden, und ſie war außer Stande geweſen, wieder aufzuſtehen. Man unterſuchte alſo bald den kranken Fuß und verglich ihn mit dem geſunden. Letzterer war klein und voͤllig gut gebildet, erſterer dage⸗ gen zeigt eine merkwuͤrdige Entſtellung der Form, und ſtatt der bei geſunden Fuͤßen gewoͤhnlichen Woͤlbung fand man hier nur eine platte Flaͤche, die noch auffallender war, als man fie bei den ſogenannten Plattfuͤßen fin 285. det. Dupuytren meinte beim erſten Anblick, es moͤge wohl eine Fraktur des Metatarſus ſeyn. Aber bei ſorg⸗ faͤltigerer Unterſuchung bemerkte man keine Crepitation, keine ungewoͤhnliche Beweglichkeit an irgend einer Stelle und überzeugte ſich bald von der Exiſtenz einer Luxation. Das erſte os metatarsi, welches eigentlich das kuͤr⸗ zeſte von allen fünf Mittelfußknochen iſt, ſchien laͤnger als alle uͤbrigen. Durch eine noch ſorgſamere Unter⸗ ſuchung fand Dupuysren, daß dieſer Knochen, indem feine Beruͤhrungen und Verbindungsmittel mit dem ev; ſten keilfoͤrmigen Knochen ungeſtoͤrt geblieben waren, den letztern Knochen nach ſich gezogen habe; und nun heg⸗ ten Dupuytren und die vielen gegenwaͤrtigen Medieiner keinen Zweifel mehr, daß eine Luxation der vier letzten Mittelfußknochen und des mit dem erſten Mittelfußkno⸗ chen verbunden gebliebenen keilfoͤrmigen an dem entſpre⸗ chenden Fußwurzelknochen vorhanden ſey. Die kurze Zeit, welche ſeit dem Zufall verfloſſen und die Abweſen⸗ heit aller Geſchwulſt, erlaubten dieſe wiedernatuͤrliche Dispoſition deutlich zu erkennen. Der Fuß zeigte ſich in folgendem Zuſtande: 1) Er war vier bis fuͤnf Linien kuͤrzer als der andere, und dieſe Verkürzung entſprach deutlich dem Übereinanderſchieben der luxirten Knochen. 2) Auf der Dorſalflaͤche zeigte ſich eine 4 Zoll hohe, in die Quere laufende Hervorragung, welche ganz und gar von dem hintern Ende der Mittelfußknochen und des Keilbeins gebildet, aber nach innen zu ſtaͤrker war als nach außen, ſo daß, wenn man nicht von der Vollſtaͤndigkeit der Verſchiebung überzeugt geweſen wäre, man hatte glauben koͤnnen, daß die Gelenkflaͤchen einan⸗ der um ſo weniger verlaſſen haͤtten, je mehr ſie ſich der aͤußern Seite des Gelenks naͤherten. 5) Hin ter der Hervorragung zeigte ſich eine Vertiefung, in wel⸗ che man leicht einen Finger in querer Richtung einlegen konnte. 4) Die Concavitaͤt der Sohle war vollſtaͤndig verſchwunden und durch eine Flaͤche erſetzt, welche von dem Herabtreten der Fußwurzelknochen herruͤhrte. 5) Die Sehnen der Streckmuskeln waren durch die Haut hindurch deutlich wahrnehmbar und hoben die Zehen. Wenn man nun zu dieſer merkwürdigen Deformitaͤt den lebhaften Schmerz, den die Kranke empfand, das zufaͤl⸗ lige Unvermoͤgen, das Glied zu bewegen, und die faſt abſolute Unbeweglichkeit der luxirten Theile hinzunahm, ſo hatte man Alles, worauf die Diagnoſtik ſich ſtuͤtzen konnte. Die Indikation in ſochen Umſtaͤnden ergab ſich von ſelbſt, und wegen der vollſtaͤndigen Zerreißung, welche die Ligamente erlitten haben mußten, durfte man nicht fürchten, daß großer Wiederſtand zu überwinden ſeyn werde. Doch wollte Dupuytren die Reduktion dieſes ſo einzigen Falls bis den andern Tag verſchieben und verordnete ein Bad, zertheilende Umſchlaͤge und ein an- tispasmodicum. Auch ſtellte ſich nur eine geringfüs gige Geſchwulſt ein, und 24 Stunden nach dem Ein⸗ tritte ins Hoſpital brachte man die Perſon in das Am⸗ phitheater. Nachdem man ſie gehoͤrig auf ein Bett ge⸗ bracht hatte, legte man um den untern Theil des vorher 284 in die Beugung gebrachten und durch Gehuͤlfen feftges haltenen Beins ein, wie ein Halstuch zuſammengelegtes Tuch, deſſen rückwärts geführte Enden zur Contraex— tenfion dienen ſollten. Zur Extenſion befeſtigte man um das vordere Ende des Fußes eine Schlinge von einer langen Binde, und waͤhrend nun Extenſion und Contraextenſion ſtatt hatten, richtete der Operateur die auseinander gewichenen Theile wieder ein. Im Augen⸗ blick der Reduktion hatte ein deutlich hoͤrbares Geraͤuſch ſtatt, und von dieſem Augenblicke an war die Deformität ganz und der Schmerz großentheils verſchwunden, und, abgerechnet eine geringfuͤgige Geſchwulſt, war der Fuß dem andern wieder ganz aͤhnlich; doch machte Du pu y⸗ tren auf eine ungewoͤhnlich betraͤchtliche Beweglichkeit der Fußwurzelknochen aufmerkſam, welche offenbar von der Zerreißung der Vereinigungsbaͤnder herruͤhrte. Man wendete zertheilende Umſchlaͤge an, dann feſte Einwicke⸗ lung; das Glied wurde in gebogener Lage auf ein Kiſ⸗ ſen gelegt, und ein beruhigender Trank gegeben. Dieſe Behandlung wurde ſorgſam einen ganzen Monat lang beibehalten, und allmaͤhlig verſchwanden Geſchwulſt und Schmerz vollkommen. Nun geſtattete man der Perſon aufzuſtehen, ſie durfte einige Schritte machen, allmaͤh⸗ lig mehr, und am 17. December verließ ſie geheilt das Hoſpital. — Merkwuͤrdig iſt, daß ſich hier keine ards ßere Geſchwulſt und beſonders, daß ſich keine beunruhi⸗ genden Symptome, Tetanus ꝛc. einſtellten, welche bei ſchweren Fußverletzungen ſo haͤufig ſind. Ein neuerer Fall von Luxation des tarsus kam am 18. Auguſt ebenfalls im Hötel-Dieu vor, bei einen jungen Menſchen von 24 Jahren, der in einen 6 Fuß tiefen Graben gefallen war. Die Symptome waren den eben angeführten ganz gleich. Aber die Reduktion ges lang nicht, weil das Übel ſchon drei Wochen alt war. Über das Bicarbonat des Natron als Aufloͤ⸗ ſungsmittel der Blaſenſteine. (85) a Von Hrn. Robiquet. Ob man gleich, nachdem die Chemiker die Zufams menſetzung der Blaſenſteine kennen gelehrt hatten, die Hoffnung hegte, die Mittel zu ihrer Aufloͤſung und Be— ſeitigung gefunden zu haben, ſo fielen doch die erſten dahin abzweckenden Verſuche nicht gluͤcklich aus, da man die Aufloͤſungsmittel unmittelbar in die Blaſe brachte, ohne zu bedenken, daß ein fo fremdartiger Reiz ſie in einen leidenden Zuſtand verſetzen muͤſſe, und inan konnte deshalb bisher von den gemachten Entdeckungen noch kei⸗ nen beſondern Nutzen ziehen. Eine neue Beobachtung, welche mir der geſchickte Chemiker, Hr. Darcet, wäh: rend feines Aufenthalts in den Bädern zu Vichy mits theilte, brachte mich auf den Gedanken, die Lithontri— ptica auf eine andere Weiſe anzuwenden. Er, ſo wie mehrere der beruͤhmteſten Praktiker hatten naͤmlich die Bemerkung gemacht, daß der anhaltend fortgeſetzte Ge— brauch des Mineralwaſſers von Vichy, außer ſeiner kraͤftigen Wirkung auf den Magen, deſſen Verdauungskraͤfte es 283 beſonders hebt, noch uͤberdies, als gewoͤhnliches Getränk genommen, die Natur des Urins in ſo weit aͤndere, daß derſelbe, ſtatt ſauerer Natur, wie gewoͤhnlich, zu ſeyn, ausgezeichnet alkaliniſch werde. Als er uͤber die Urſache dieſer ſonderbaren Erſcheinung und uͤber den Grund nachdachte, warum das natürliche Mineralwaſſer von Vichy anders wirke, als das nachgemachte, ſo ſchien ihm, in Betreff des letztern, am wahrſcheinlichſten, daß die unzweckmaͤßige Weberfättigung des Waſſers mit Kohlen⸗ fäure davon die Schuld trage. Das natuͤrliche Minerals waſſer duͤnſtet bei gewoͤhnlichem Luftdruck und Temperas tur nicht merklich Kohlenſaͤure aus, und ſcheint auch des ren faſt nicht mehr zu enthalten, als noͤthig iſt, das in ihm vorhandene Natron im Zuſtand des Bicarbonats zu erhalten. Dieſem beſondern Zuſtand des Natrons ſchrieb Hr. Dar cet die gluͤcklichen Wirkungen zu, die er nicht allein an ſich, ſondern auch bei den zahlreichen uͤbrigen Kranken taͤglich zu beobachten Gelegenheit hatte. Nach dem er nun dieſes Salz innerlich verſucht und feine auss gezeichnete Wirkung auf den Magen erprobt hatte, em— pfahl er es als eins der beſten und unſchuldigſten Dis geſtivmittel. Ich meinerſeits, die Eigenſchaft deſſelben, den Urin alkaliſch zu machen, im Auge behaltend, faßte den Gedanken, daß man wohl vermittelſt deſſelben, nicht allein das Wachſen der aus Harnſaͤure beſtehenden Steine, welche man am haͤufigſten findet, werde verhindern, ſondern auch ſelbſt vielleicht, wenn fie ſchon groß find, ihre Aufloͤſung werde bewirken koͤnnen. Ich nahm mir daher vor, bei der naͤchſten Gelegenheit einen Verſuch damit zu machen, und ſprach mit meinem Freunde, Dr. Favrot, welcher mir einige Tage darauf einen Steinkranken zuwies. Letzterer hatte ſich, der unertraͤglichen Schmerzen wegen, bereits entſchloſſen, die Operation an ſich vornehmen zu laſſen, ich brachte ihn aber davon ab, und erlangte von ihm, daß er zur Probe meines Mittels die Schmerzen noch einige Tage laͤnger trug. Und er hatte es nicht zu bereuen; denn die Heilung erfolgte ſchnell und volls kommen. Ich theile hier zur Nachahmung das Nas here mit. Der Kranke war 74 Jahr alt, fruͤher Kaufmann, jetzt ohne Geſchaͤfte. Im Februar 1825 wurde er von leichtem Urinzwang! und von ziemlich heftigen Schmerzen im Penis befallen, welche letztere allmaͤhlig zunahmen, und oft unertraͤglich wurden. Er konnte nur in einer ſehr gekruͤmmten Stellung, und nachdem er durch einige ſchwankende Bewegungen den Stein, welcher ſich wahr—⸗ ſcheinlich auf den Blaſenhals legte, aus dieſer Lage ner bracht hatte, den Urin laſſen. Gewoͤhnlich ging dem Urin ein Blutſtrahl vorher. Er konnte nur unter gro— ßen Schmerzen gehen, und oft war es ihm unmwoͤglich, in den Wagen zu ſteigen. Da er ſeinen Zuſtand ſich immer verſchlimmern ſah, ſo wuͤnſchte er ſich operiren zu laſſen, und Hr. Favrot, ſein Arzt, rieth ihm, Hrn. Dr. Marzelin zu conſuliren, und ſich von dem; ſelben ſondiren zu laſſen, um ſich von der Gegenwart eines Steins zu Überzeugen. Dieſer letztere fand bein. 286 Sondiren, daß der Stein klein und ziemlich weich war, und daher vielleicht die Civial'ſche Methode angewandt werden koͤnnte. Dies war die Zeit (letzter Junt), wo der Kranke an mich gewieſen wurde, und ich unternahm, nachdem ich mich mit Dr. Favrot beſprochen, folgende Behandlung. Ich ließ den Kranken taͤglich 2 Litres ei— ner Aufloͤſung des genannten Salzes, 5 Grammen auf das Litre, trinken, und empfahl ihm außerdem haͤufige Halbbaͤder und erweichende Klyſtire zu nehmen. ſetzte uͤbrigens ſeine fruͤhere Lebensweiſe fort, vermied jedoch zu ſtark reizende Subſtanzen; da er den Wein nicht laſſen wollte, ſo ſchlug ich ihm ſtatt des rothen, weißen Wein vor, und empfahl, ihn ſo viel als moͤglich mit Waſſer zu miſchen. Nach wenigen Tagen befand ſich der Kranke ſchon merklich beſſer; der Urinabgang wurde reichlicher, reizte die Blaſe nicht fo ſehr, und fels ten gingen Schmerzen vorher. Nach einer lätaͤgigen Behandlung ließ man die Halbbaͤder und Klyſtire weg, und nach Verlauf eines Monats wollte der Kranke, wel— cher ſich fuͤr geheilt anſah, ſchon Alles unterlaſſen; und nur mit der aͤußerſten Muͤhe konnte ich ihn dahin bringen, daß er noch taͤglich wenigſtens 1 Litre von dem Mittel forttrank. Den 1. November, alſo 3 Monate nach dem Anfang der Behandlung, fuͤhlte er von neuem ziemlich lebhafte Schmerzen in der Harnroͤhre; es ging Blut und ein kleiner Stein von der Form und Groͤße einer Linſe ab, welcher ganz aus Harnſaͤure beſtand; die Schichten, welche man an demſelben bemerkte, und welche von dem hoͤchſten Punkt deſſelben nach den Raͤndern hin größer wurden, zeigten an, daß er der Kern eines groͤßern war, welcher angefreſſen und aufgeloͤſt worden war. Die Blaſe war demnach jetzt wahrſcheinlich ganz von ſteini— gen Concrementen befreit. Der Kranke verweigerte aber ſich von neuem ſondiren zu laſſen, wodurch man ſich von der voͤlligen Leere der Blaſe hatte uͤberzeugen wol— len, und es wurde ihm daher nur noch gerathen, das bisher angewandte Mittel noch einige Zeit fortzuſetzen. Ich bemerke nur noch, daß das Mittel freilich nicht in allen Fällen, und beſonders nicht, wenn die Blafen- ſteine aus ſauerkleeſaurem Kalk beſtehen, Huͤlfe leiſte. Miscellen. Kuͤnſtliche Gaumenſeegel-Obturatoren von Gummielasticum (86) hat Prof. Allan zu Edinburg in einem Falle, wo die Gaumennath ohne Er— folg verſucht worden war, um eine Offnung in dem Gaumenſeegel zu ſchließen, mit Gluͤck angewandt. Er ſchnitt aus einem hinlaͤnglich dicken Stuͤck gum- mi elasticum eine Scheibe aus, welche 4 Zoll groͤ⸗ ßer war, als die zu verſchließende Offnung und ſpal— tete die Raͤnder der Scheibe bis an die zur Aus: fuͤllung der Offnung zunaͤchſt beſtimmte Portion. Das Einlegen des Obturators wurde nun ſo bewirkt, daß die geſpaltenen Raͤnder der Scheibe den Rand der Offnung im Gaumenſeegel aufnahmen und umfaßten, und ſomit eine durch Bewegung des Theils ſonſt beguͤnſtigte 287 Verſchiebung verhinderten. Der Erfolg war fo günſtig, daß die Perſon mehrere Wochen lang von dem Daſeyn des fremden Körpers, der ihr das Vermögen zu fpres chen, zu ſchlucken ꝛc. voͤllig wieder gegeben hatte, keine Beſchwerde ſpuͤrte. 1490 Furchtbare Folgen von übermaͤßigem Su brauche des Schwefels (87) lernte Prof. Olmſtede auf einer geologiſchen Excurſion in Nord-Carolina kennen. „Bei Mad. Thomſon,“ erzählt er, „ſah ich einen ars men Ungluͤcklichen von etwa 50 Jahren, welcher in eis nem Lehnſeſſel von Kiſſen umgeben ſaß. Er hatte zur Bekleidung nichts als eine Jacke von Flanell, welche bis auf die Knie herabging. Auf jedem Theile feines abge⸗ magerten Koͤrpers war das ſchreckliche Bild des Todes ausgedruͤckt. Die Knochen der Arme und Beine waren nur mit Haut bedeckt, die Gelenke der Knie und der Finger waren außerordentlich verdickt. Die Knie waren anchyloſirt und das linke Bein ſo gebogen, daß es nur mit der Spitze der Zehe den Boden beruͤhrte. Dis Haͤnde waren wie auf die Bruſt genagelt und die Fins ger ganz entſtellt und ruͤckwaͤrts gebogen. Ein leichtes Schwanken der Fingerſpitzen war die einzige Bewegung, welche der Kranke vornehmen konnte. Auf dem Rücken hatte er eine große wunde Stelle, wovon man nicht wußte, wann und wie fie entſtanden war. Einige fchries ben es einer innern Krankheit, andere dem Durchliegen zu, indem er lange unbeweglich liegen mußte. Der tägs liche Verband dieſer wunden Stelle war ſo ſchmerzhaft, daß der Kranke ſich nachher keinen Augenblick mehr aufs rechtſitzend erhalten konnte. Drei Dienſtboten hoben ihn dann mit aller moͤglichen Vorſicht auf und legten ihn in ſein Bette. Aber ſelbſt dieſe leichte Bewegung entriß ihm die ſchrecklichſten Schmerzlaute. — — Als ich mich nach der Urſache ſeines Übels erkundigte, erfuhr ich, daß er drei Jahre zuvor, als er an einem Rheumatismus litt, auf Anrathen eines Quackſalbers, verſucht habe, ſich durch große Doſen Schwefel zu curiren. Zu dieſem Behuf miſchte er 1 Pfund Schwefel mit 5 Maas Waſſer, und indem er dieſe Miſchung jedesmal umruͤhrte, nahm er dreimal des Tags ein halbes Noͤſel dieſer Portion, bis er auf dieſe Weiſe 6 Pfund Schwefel genommen hatte. Kurz nachher hatten die Contraktur ſeiner Glieder und die heftigen Schmerzen angefangen und ſeitdem ohne Unterlaß zugenommen.“ 2288 Civlale's tithontriptiſche Inſtrumente ſind bereits vor Jahr und Tag, durch Prof. Brown (von Transylvania Univerſitaͤt zu Lexington im Staate Kentucky) nach Philadelphia gebracht, und nicht blos von den Profeſſoren Phyſick, Gibſon und Horner am Cadaver verſucht, ſondern nachher auch von D. Phyſick und J. R. Barton beim lebenden Kranken mit guͤnſtigem Erfolg angewendet worden. Sodann has ben ſich auch mehrere Inſtrumentenmacher zu Philadel⸗ phia angelegen ſeyn laſſen, den Mechanismus des Eis viale'ſchen Inſtruments zu verbeſſern. Beſonders wird das des dortigen geſchickten Kuͤnſtler Lukens im Phi- ladelphia Journal of the Medical and Physical Sciences, edited by Chapman Dewees and God- man ſehr geruͤhmt. (In einer der nächften Hefte der a Kupfertafeln wird man eine Abbildung fins den. ; Eine Heilung von mit Lufation compli⸗ cirten Beinbruͤchen findet ſich in dem Dctoberftück des Edinburgh medical and surgical Journal ers zählt. Ein 25jaͤhriger Matroſe fiel vom Maſt auf das Verdeck gerade auf die Fuͤße, und verletzte ſich beide Fuͤße. Am linken Fuße war eine 4 Zoll große Wunde, aus welcher das untere Ende der Wadenbeinroͤhre mit dem Sprungbeine hervorragte, und wo Sehnen und Muss keln zerriſſen waren. Das Wadenbein der linken Seite war in der Mitte gebrochen. Am rechten Fuß war das Fußgelenk nach innen verrenkt, und mehrere Fußwurzel⸗ knochen verruͤckt; aus einer Wunde ragte ein tendo und ſprang arterielles Blut heraus. Die Amputation des linken Fußes unterließ man nur auf dringendes Bitten des Kranken. Es wurde daher nur das Sprungs bein weggenommen, ein Verband angelegt und bei Man— gel aller Bequemlichkeit auf dem Schiffe die Schienen an das Bettbret befeſtigt, uͤbrigens aber Blutentziehungen, ſalzige Abfuͤhrungsmittel und Antimonialmittel mit Opi⸗ um angewendet. Der ſich einſtellende Brand wurde mit Wein, China, Opium und ſtaͤrkender Diät bekaͤmpft. Vier Wochen lang wollte keine Vereinigung der Knochen eintreten, die aber nachher erfolgte; ſo daß der Kranke 10 Wochen nach der Verletzung ſchon mit Kruͤcken gehen, 101 14 Tage ſpaͤter dieſe mit einem Stocke vertauſchen onnte. Bibliographiſche Neuigkeiten. Elements of experimental Chemistry, by Wm. Henry. London 1826. 2. Bd. 8. (Die 10. Ausgabe dieſer Grund⸗ zuͤge der Experimental » Chemie, vergl. Notiz. Nr. 105). A practical Treatise on the Arterial System intended to illustrate the importance of studying the Anastomo- ses, in reference to the Rationale of the new opera- tion for Aneurism and the surgical Treatment of Haemorrhage, with original coloured Plans, By Thomas Yurner eic. London 1825, 8. ri A practical treatise on Diabetes with observations en the Tabes diuretica or urinary Consumption especially as it occurs in Children and on Urinary fluxes in general, With an appendix of Dissections and cases illustrative of a successful mode of treatment; and a Postscript of Practical Directions for examining the Urine in these Diseases. By Robert Fenables M. D. London 1825, 8. — —ñ—— — —— — aer enen . a us dem Gebiete der Natur⸗ und Heilkunde. Nro 283. 3 Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. (Nr. 19. des XIII. Bandes.) In Commiſſion bei dem Königl, Preuß. Gränz⸗Poſtamte zu Erfurt, der Koͤn. Sädjf, Zeitungs⸗Expedition April 1820. zu Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u. Taxiſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes⸗Induſtrie⸗Comptoir. Preiß eines jeden Bandes von 24 Bogen, 2 Kthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes, 3 ggl. NM. a t u k Beobachtungen über einen Wurm aus der Gat⸗ tung Filaria, Rudolphi (Gordius aqua- ticus? ). (88) Von Pellieux dem Altern. Am 23. Auguſt 1825 brachte mir ein Fiſcher von Beaugenoy einen Wurm, welchen er an einer flachen Uferſtelle der Loire gefunden und ſeiner ſonderbaren Form wegen mitgenommen hatte. Und in der That ſchien er mir ſelbſt eine Seltenheit zu ſeyn, wenigſtens hatte ich dergleichen noch nicht geſehen. Da er im Sande am Flußufer gefunden worden war, ſo brachte ich ihn in eine Schuͤſſel, worein ich Sand und Flußwaſſer gethan hatte, welches von Zeit zu Zeit erneuert wurde. Hier gefiel es ihm ſo wohl, daß er, obgleich in ſteter Bewegung, doch nie den Ver— ſuch machte, aus der, Schüffel herauszukommen; man kann ihn als einen Waſſerwurm betrachten, da er nicht ganz ohne Waſſer ſeyn konnte. en Wenn man dieſes Waſſer, worin er lebte, zu ers neuern vergeſſen hatte, was bisweilen der Fall war, ſo nahm das, welches ihn unmittelbar umgab, eine bläus liche Faͤrbung an, eine Erſcheinung, welche wahrſcheinlich durch die Ausduͤnſtung des Wurms hervorgebracht wurde, und ohne Zweifel ein Beweis war von dem unbehagli— chen und leidenden Zuſtande, in dem er ſich befand. Vielleicht geſchah dies aber auch, wenn er, nachdem er die organiſchen Stoffe, welche ihm zur Nahrung dienten, aufgezehrt hatte, von dem Beduͤrfniß friſchen Waſſers, worin er Nahrung finden koͤnnte, beunruhigt wurde; denn ſobald das Waſſer erneuert worden war, verſchwand die Faͤrbung, welche ihn von allen Seiten umgab, ſo— gleich, und ſo konnte man leicht wiſſen, wenn eine ſolche Erneuerung noͤthig war. N Die Bewegungen deſſelben, um ſich von einem Ort *) Kür einen ſolchen wird er nämlich von Hrn. Pelletier, Oberſekretar der Geſellſchaft der Wiſſenſchaften zu Orleans, as der Verfaſſer den darüber geſchriebenen Aufſatz zuſchickte, erklaͤrt. Eu n d e. zum andern zu begeben, beſtanden nicht, wie bei den meiſten nackten Würmern, z. B. Regenwuͤrmern, Blut egeln ꝛc. in einer abwechſelnden Auftreibung und Zufams menziehung, ſondern er ſchleppte ſich langſam und Fries chend nach Art des Aals und der Schlangen fort. Sein Körper war glatt, undurchſichtig und vollfoms men walzenfoͤrmig; er hatte die Farbe der Kaſtanienrinde und in feiner ganzen Länge die Dicke einer mittlern Vi⸗ olinſaite; doch war das ſtets nach vorn gekehrte Ende, ohne Zweifel der Kopf, etwas dünner als das andere. Ich war, ſelbſt mit Huͤlfe des Mikroſeops, nicht im Stande, an einem der beiden Enden eine Offnung fuͤr die Aufnahme oder Fortſchaffung der Nahrungsſtoffe zu entdecken, bin aber uͤberzeugt, daß er die ihm zutraͤg— liche Nahrung im Waſſer fand. Obgleich man keine Au— gen bemerkte, ſo glichen doch ſeine Bewegungen denen eines Thiers, welches ſieht und mit Sicherheit ſich fort— bewegt. f Seine unverhaͤltnißmaͤßige Laͤnge (2 Fuß 4 Zoll) mußte zu unablaͤſſigem hartem Anſtoßen Veranlaſſung ge— ben; auch ſah er ſich gezwungen, ſich beſtaͤndig an der Oberflaͤche des Waſſers zu halten, um der Weichheit ſei— ner Haut nicht zu ſchaden. Das Beduͤrfniß zu athmen ließ ihn ſehr oft den Kopf aus dem Waſſer hervorſtecken, doch habe ich nie, weder von letzterem, noch von dem gan— zen uͤbrigen Koͤrper eine Luftblaſe hervorkommen ſehen. War er ganz ſtill, was bisweilen geſchahe, ſo hatte er, eingerollt, vollkommen das Anſehen ſeidner Stricke oder Haarflechten. Außerdem, daß er gewoͤhnlich in ſeiner Schuͤſ— ſel die Runde machte, ging er auch ſehr oft mit ſeinem Kopfe durch die Schlingen und Windungen, welche er mit ſeinem Koͤrper bildete, hindurch, fing ſich aber nie in einem ihrer Knoten, ſondern wickelte ſich vielmehr mit der groͤßten Leichtigkeit, und in Augenblicken, wo man ihn ganz gefangen glaubte, heraus. Auf dieſe Weiſe habe ich ihn bis zum letzten Mai 1824 d. h. 9 Monate, und dabei den Winter hindurch, beobachtet; zu dieſer Zeit aber verzehrten die ungewoͤhn— liche Trockenheit und Waͤrme das Waſſer, in welchem 19 291 er ſich befand, fo ſchnell, daß man nicht Zeit hatte, es zu erneuern, und den 10. am Morgen fand ich ihn im Trocknen auf dem Sand, ohne Bewegung und ohne Le; ben, in einen kleinen Raum zuſammengekruͤmmt, und ſo ausgetrocknet, daß manche Stellen ſeines Koͤrpers nur Pferdehaarsdicke hatten. Von ſeinem Tode uͤberzeugt, wuͤnſchte ich nun, ihn in Weingeiſt aufbewahren zu koͤnnen, hielt es aber, um ihm feine Dicke und natuͤrlichen Formen wiederzugeben, fuͤr noͤthig, ihn vorher in Waſſer zu ſetzen und einige Zeit darinnen zu laſſen. Dies geſchah; ich war aber weit entfernt zu glauben, daß ich ihn dadurch wieder bes leben wuͤrde. Ich war daher ganz erſtaunt, als ich ihn einige Stunden nachher betrachtete, ihn faſt ganz in dems ſelben Zuſtande, als vor dem eben mitgetheilten Ereig⸗ niß, und Lebensbewegungen an ihm zu finden. Ich ſah aber bald, daß dieſe Bewegungen weit weniger lebhaft und haufig, als gewoͤhnlich waren, und daß fie, ſtatt zuzunehmen, vielmehr geringer wurden; doch lebte oder vegetirte er auf dieſe Weiſe unter beſtaͤndigen Lebenszei⸗ chen noch 70 Tage bis zum 20 Julius fort). *) Da mehrere Naturforſcher eine Wiederbelebung des Wurms bezweifelt, und andere als gewiß angenommen haben, daß die Wuͤrmer dieſer Gattung nach einer Austrocknung nicht wieder ins Leben gerufen werden koͤnnen, ſo ſchien es uns nicht unzweckmaͤßig, eine fo zufällig gemachte und mit fo großer Einfachheit und Treue mitgetheilte Beobachtung hier wiederzugeben. Sie iſt gewiß ſehr geeignet, jene Zw fel zu beſeitigen. über das Gift der gemeinen Kroͤte. (89) Obgleich der aus dem Alterthume ſchon herſtam⸗ mende Volksglaube an die giftige Eigenſchaft dieſes Thiers von neuern Naturforſchern und ganz entſchieden von Cuvier als ein Vorurtheil verworfen worden iſt, ſo hat doch Hr. J. Da vy in einer der Society of Philosophy mitgetheilten Abhandlung bewieſen, daß dieſem Glauben allerdings etwas Wahres zum Grunde liege, und daß nur oberflaͤchliche Unterſuchung ablaͤug⸗ nend dagegen auftreten konnte. Hr. D. fand, daß der giftige Stoff in kleinen Schleimbaͤlgen, beſonders in der eigentlichen cukis, und um den Kopf und die Schultern enthalten, aber auch uͤber den ganzen Koͤrper, ſo wie uͤber die Extremitäten vertheilt ſey. Bei der Anwen; dung von Druck ſchwitzt dieſe Fluͤſſigkeit aus, oder ſpritzt auch betraͤchttich weit weg, und kann in hinreichender Menge zur Unterſuchung geſammelt werden. Sie zeigt eine außerordentliche Schärfe, wenn man ſie auf die Zunge bringt, und gleicht in dieſer Hinſicht dem Acos nitextract, wirkt auch auf die Haut der Haͤnde. Sie iſt, mit Ausnahme eines kleinen Reſiduum, in Waſſer und Alkohol aufloͤslich, und dieſe Solutionen werden durch die des eſſigſauren Bleis und des Sublimats nicht afficirt. In Ammonium aufgeloͤſt, behaͤlt es ſeine Schärfe; in Salpeterſäure aufgeloͤſt, wird die Aufloͤſung purpurroth. In Verbindung mit Kali oder Natron verliert dieſer Stoff etwas von ſeiner Schaͤrfe, offenbar ——ůů —ů—ů 292 durch theilweiſe Zerſetzung. Das bei der Verdunſtung der waͤſſerigen oder alkohsliſchen Aufloͤſung aufſteigende Gas iſt ſehr inflammabel; das zuruͤckbleibende Reſiduum, welches dem Gifte ſeine Conſiſtenz zu geben ſcheint, iſt wahrſcheinlich Eiweiß. Obgleich ſchaͤrfer als das Gift der meiſten giftigen Schlangen, bringt es doch, in den Blutlauf gebracht, keine üble Wirkung hervor; ein As chelchen, welches man damit impfte, wurde nicht afficier. Hr. D. vermuthet, daß dieſes Gift, da es uͤber die Haut verbreitet iſt, das Thier vor den Angriffen fleifchs freſſender Thiere ſchuͤtze, wozu noch außerdem die hor⸗ nige Beſchaffenheit der cutis, welche vielen phosphors ſauren Kalk ꝛc. enthaͤlt, beitraͤgt. Da das Gift zum Theil aus einer inflammabeln Subſtanz beſteht, ſo iſt es wahrſcheinlich ein Excretionsprodukt, und deſſen Aus- ſcheidungsprozeß ein Unterſtuͤtzungsmittel der Funktion der Lungen zur Entkohlung des Bluts. Dieſe Anſicht über den Nutzen deſſelben wird dadurch beſtaͤtigt, daß der eine der beiden Zweige der Lungenarterie zugleich die Haut mit verſorgt, und daß er da die meiſten Vers zweigungen bildet, wo die Gift enthaltenden Baͤlge am haͤufigſten ſind. Was die Loͤcher in der Haut dieſes Thiers betrifft, ſo ſind dieſe, nach Dr. Davy's Unterſuchung von zweierlei Art; größere und hauptſaͤchlich an gewiſ— ſen Stellen ſich vorfindende, welche, wenn man die Haut gegen das Licht hält, cirkelrund erſcheinen und Regen⸗ bogenfarben ſpielen; und kleinere in groͤßerer Menge und allgemein vertheilte, welche ſich als lichte Punkte von gelblicher Farbe darſtellen. Äußerlich find dieſe Löcher mit der epidermis, und einige der groͤßern mit dem rete mucosum überzogen; auf der innern Seite liegt ein ſehr feines Zellgewebe über ihnen. Luftloͤcher (spi- racula) fand Dr. Davy nicht, wie man aus beſon⸗ deren Umſtaͤnden in der Phyſiologie des Thiers vermus thet hatte. . über die Eier und Larven der Batrachier. (90) Von Dutrochet. Beobachtet man das Froſchei im Eierſtocke des Weib⸗ chens ein Jahr vorher, ehe es gelegt wird, ſo bemerkt man an demfelben eine ſchwarze und eine weißliche Halb⸗ kugel. Die ſchwarze Halbkugel breitet ſich nach und nach dergeſtalt aus, daß zur Legezeit nur noch eine kleine runde weißliche Flaͤche auf dem Ei uͤbrig iſt. Der ſchwarze Theil des Eies iſt der Foͤtus, welcher ſchon vor der Befruchtung exiſtirt, und der weißliche Theil iſt eine Offnung dieſes Foͤtus, welche blos durch die eis genthuͤmliche Haut des Dotters verſchloſſen wird. Dieſe Offnung ſchließt ſich durch das concentriſche Wachſen und durch die Annäherung ihrer Naͤnder einige Tage nach der Befruchtung und wird der After der Larve. Ein Jahr früher verbreitete ſich die Offnung dieſes Afı ters über den ganzen Durchmeſſer des Eies, und der Foͤtus, der alſo ſchon damals vor der Befruchtung ex“ 293 ſtirte, glich einer Glocke, die mit ihrer Concavitaͤt Aber die ſchluͤpfrige Subſtanz des kugeligen Dotters geſtuͤrzt war. Die Befruchtung verwandelt dieſen kugeligen Nah; rungsſack in die Froſchlarve (welche ein binaͤres Thier iſt). Nun habe ich mich aber durch Beobachtung der Larve der Roͤſel'ſchen Kroͤte überzeugt, daß dieſe Larve ans fangs kein Maul hat; dieſe Offnung bildet ſich erſt durch eine Zerreißung der allgemeinen Bedeckungen. Demnach iſt alſo der, bei den Weibchen der Batrachier vor der Befruchtung bereits vorhandene, Foͤtus polypengeſtal— tig. Er beſteht aus einem kugeligen Nahrungsſack mit einer einzigen Offnung, welche fuͤr das vollkommene Thier den After abgiebt. Der Foͤtus der Roͤſel'ſchen Kroͤte behaͤlt nach der Befruchtung kurze Zeit lang eine einzige Offnung am Nahrungsſack, und ſie iſt eine vergaͤngliche Spur feines primitiven polypenartigen Zuſtandes. Nun habe ich in meinen Recherches sur la métamorphose du canal alimentaire chez les insectes darzuthun verſucht, daß die Larven der Bienen und Weſpen keinen After haben. Ihre Nahrungs- Cavitaͤt iſt ein Sack mit einer einzigen Offnung, welche die Stelle des Mauls vertritt. Folglich muß der primitive Zuſtand dieſer Larven ebenfalls polypenartig geweſen ſeyn. Hier findet indeſſen der umgekehrte Fall ſtatt, indem bei letztern Larven die einzige und primitive Off— nung des Nahrungsſackes den Mund abgiebt, waͤhrend dieſelbe Offnung bei den Batrachiern zum After wird. Über das Verhalten des septum lucidum zum \ corpus callosum Y. (91) Von Laurencet. Das septum lucidum iſt, wie ſchon gezeigt, eine umbeu⸗ gung der innern Faſern des kornix. Betrachtet man das Ge— hirn in feiner natürlichen Lage, fo erhebt ſich dieſe Umbeugung vertical und legt ſich ſo an die der andern Seite an, daß zwi— ſchen beiden ein Raum, der ventriculus septi lucidi, übrig bleibt, Dieſe umgebeugten Faſern find ſichelfoͤrmig, fo daß ihre convexen Flaͤchen gegen das Centrum der Hemiſphaͤren ſtoßen, und zwar in der ganzen Laͤnge des corpus callosum und ſeiner Umbeugungen. In den Schriftſtellern heißt es gewoͤhnlich, die Scheidewand der Ventrikel verbinde ſich mit dem corpus callosum; dies iſt aber eine viel zu unbeſtimmte Angabe. Das corpus callo- sum hat 2 Zoll Breite, wenn man es vom centrum Vieussenii aus anſieht. Dieſer Flaͤche entſpricht nach unten ſowohl in der Breite als in der Laͤnge der Raum, den man gewoͤhnlich die Decke der Seiten- und des dritten Ventrikels nennt, und der ſich von dem einen aͤußern Rande des corpus striatum nach dem andern erſtreckt. In welcher Gegend dieſer Decke legt ſich nun das septum an? Beim erſten Anblick ſollte man glauben, in der Mitte, oder unter der raphe unmittelbar; denkt man aber an den dreieckigen Raum des ventriculus septi, ſo ſieht man leicht ein, daß letzteres ſich nicht in der Medianlinie anlegen kann. Dies wird noch deutlicher durch den hydrocephalus und insbeſondere die Waſſerſucht des ventriculus septi, wo ſich die Blaͤtter des septum durch die allmaͤhlig ſteigende Wirkung des Waſſers vom corpus callosum bis zu feinem aͤußern Rande hin zu loͤſen ſcheinen; weiter kann fie weder die Natur, noch die Kunſt ohne Zerreißung trennen. Man kann ſie ſelbſt mit dem Scalpell, ebſchon weniger ſauber wie in der Waſſerſucht, bis *) Als Fortſetzung des in Nr. 210 dieſer Notizen mitgetheil⸗ ten Aufſatzes. 294 zum äußern Rande des corpus’callosum löſen; von biefem aber laſſen ſie ſich nur abreißen. Aus der glatten Flaͤche, welche in Folge der pathologiſchen Loͤſung entſteht, ließe ſich vielleicht ver⸗ muthen, daß auch die arachnoidea, welche den ventriculus septi auskleidet, zwiſchen ſeinen Blaͤttern und dem corpus callosum bis zum äußern Rande des letztern verläuft, im nor⸗ malen Zuſtande aber gleichſam obliterirt iſt, und nur durch ge⸗ ſteigerte Secretionsthaͤtigkeit ſichtbar wird. — Es folgt alfo aus dem Geſagten, daß die Blaͤtter des septum nur mit dem äußern Rande des c, callosum verwachſen find, und von da bis zur Mittellinie mit der untern Fläche deſſelben nur in eins fachem Contact ſtehen. Wir wollen nun unterſuchen, welche Reſultate die Phyſio⸗ logie hieraus ziehen darf; vorher aber muͤſſen wir uns folgende, von mir ſchon früher aufgeſtellte Satze zurückrufen, naͤmlich: 1) die vordern Nerven gehoͤren der Bewegung, die hintern dem Gefühl, 2) Zu erſtern gehört die geſammte Maſſe der Hemi⸗ ſphaͤren, nebſt ihrer Commiſſur durch das c, callosum; zu letztern der ganze fornix, das septum lucidum und cornu Ammonis, 3) Dieſe Theile, welche als Endpunkte jedes Sy⸗ ſtemes daſtehen, bilden auch die Vereinigungsſtelle von beiden. — Wenn ein Eindruck direct zu einem Hemiſphaͤrium gelangte, ſo wuͤrde die von letzterm erregte Contraction ſchraͤg nach der ent⸗ gegengeſetzten Seite des Koͤrpers und nicht nach derjenigen gehen, welche den Eindruck empfing. So wuͤrde z. B. ein Eindruck auf den Arm bis zu den hintern Straͤngen des Ruͤckenmarks, von da in den fornix, ſey es durch das kleine Gehirn, oder durch die Mittelſubſtanz, welche ſich aus dem fornix bis zur medulla oblongata verfolgen läßt *), gelangen, von dieſem endlich durch eine Patte des septum in das Hemiſphaͤrium derſelben Seite; denn bis jetzt haben wir noch nicht geſehen, daß die hintern Nerven bis zum corpus callosum gekreuzt waͤren. Da aber nun, wie im letzten Aufſatze gezeigt wurde (Notizen X, Bd. Nr, 12.), der empfindende Punkt des Gehirns auch der bewegende iſt, und die Nerven der Pyramiden, welche dieſen Bewegungs— impuls leiten, gekreuzt ſind, ſo muß ſich der rechte Arm bewe— gen, wenn der linke den Gefuͤhlseindruck erhielt. Gleichergeſtalt müßte bei einer organiſchen Verletzung der Faſern eines Hemi⸗ ſphaͤrium, welche aus den die Empfindung leitenden Faſern des septum entſpringen, dieſe verloren gehen, daher Gefuͤhlloſigkeit in dem Arm ſelbſt, der den Eindruck empfinge; und in Folge der empfindenden und zugleich bewegenden Eigenſchaft der Hemi⸗ ſphaͤren und der Kreuzung der Pyramiden, wuͤrde kein Bewe— gungsimpuls nach dem entgegengeſetzten Arm gelangen, und der— ſelbe gelähmt werden. c Allein gerade dieſe Oppoſition im Gehirneinfluß ſtellt ſich nirgends dar; im Gegentheil faͤllt die Exiſtenz oder das Aufhös ren des eines Phaͤnomens ſtets mit der des andern zuſammen: es muß alſo im organiſchen Bau einen Schluͤſſel geben, der die⸗ ſes Problem zu loͤſen im Stande iſt; denn wir muͤſſen die Wir: kungen des Willens wohl von denen unterſcheiden, welche dieſer Kraft entzogen ſind. Wir leben in einem beſtaͤndigen Kampfe mit den außern Gegenſtaͤnden; es ſteht uns nicht frei, zu em⸗ 3 oder nicht, ſonſt ſtaͤnde es auch in unſrer Willkuͤhr, zu ſeyn. Jeder Eindruck erzeugt nothwendig eine Empfindung; wir konnen fie hoͤchſtens verhüten, allein ſelbſt dieſe Freiheit ber ſchraͤnkt ſich hoͤchſtens auf den Tauſch des einen Eindrucks mit einem andern; es läßt ſich kein von Eindruͤcken freier Zuſtand denken. Man darf daher dem Willen, der ſich der Wirkung eines Eindrucks nicht entziehen kann, auch nicht die Kraft beis meſſen, den Gang eines Eindrucks zu leiten, und ihn in dieſem oder jenem Punkte des Gehirns zu empfangen. Die Nerven, welche beſtimmt ſind, ihn zu dem Gehirn zu fuͤhren, werden ihn ſtets in eine beſtimmte Seite des Gehirns gelangen laſſen. Wir ſind noch weiter gegangen und haben den Satz aufgeſtellt, daß es im Gehirn ſelbſt fuͤr jedes einzelne Organ eine mehr oder *) Vergl. Notizen Nr. 199. . 19 * 295 weniger abgegränzte Stelle geben muͤſſe, welche beſtimmt iſt, die Modificationen des Organs wahrzunehmen und es zu ſeiner Thaͤtigkeit anzuregen. 5 1 Unfer Wille regiert daher die Bewegungen des Körpers nicht unbedingt, ſondern wie eine Uhr, welche die Stunden in der Richtung zeigt, in welcher die Feder den Zeiger umlaufen laßt. Bewegen wir den rechten Arm, fo koͤnnen wir überzeugt ſeyn, daß der Impuls vom linken Hemilphärium ausgeht. Dies beweiſen die Lähmungen, welche auf Verletzung der Hemiſphaͤren beruhen und ſtets gekreuzt ſind. Die willkuͤhrlichen Bewegungen unterſcheiden ſich demnach wenig von den unwillkuͤhrlichen, wie man fie bei einigen beginnenden Lähmungen bemerkt. Hier iſt nämlich die Bewegung aufgehoben, während das Gefühl noch vorhanden, ja ſelbſt krankhaft geſteigert ſeyn kann. Der Kranke kann ſeinen Arm weder vorſtrecken noch zuruͤckziehen, wenn man es verlangt; dagegen zieht er ihn ſchnell weg, und empfindet Schmerz, wenn man etwas ſtark kneipt. Dieſe Bewegung war offenbar nicht Wirkung des Willens, da dieſer ſie einen Augenblick vorher nicht hervorbringen konnte; und demungeachtet ging ber, Eindruck durch das Gehirn hindurch. Dieſe Erſcheinung laͤßt ſich nur fo erklaͤren, daß im normalen Zuſtand ein ſchwacher Ein⸗ druck, z. B. der, welchen die gewoͤhnliche organiſche Bewegung in einem Theil erzeugt, hinreicht, um das Gehirn von der Exi⸗ ſtenz dieſes Theils in Kenntniß zu ſetzen, und daß, wenn die Nerven durch Krankheit zu ſchlechtern Leitern werden, der Eindruck intenſiver oder in Bezug auf die Kraft (en dynamie) verändert werden muß. Der Wille reagirt gewiſſermaßen eher, als daß er für ſich und direkt wirken ſollte; er modificirt unſere Erregbar⸗ keit zu Bewegungen, ohne ſie zu erzeugen. Dieſe iſt nur die nothwendige Folge der Eindruͤcke, welche unablafjig von innern und aͤußern Agentien auf uns einfließen. Ließe ſich ein organi⸗ ſirtes Weſen ohne allen Willen denken, ſo wuͤrde es unbeſtimmt nach allen Seiten hin und herbewegt werden, wie ein Blatt, welches jedem Winde folgt; jeder Eindruck braͤchte eine Con⸗ traction hervor. Einem ſolchen eingebildeten willenloſen Weſen ſteht der Menſch im Stand der Kindheit und Narrheit am näch⸗ ſten. In erſterer bietet er uns das Bild einer immerwährenden und eben ſo veraͤnderlichen Bewegung dar, als es die ihn erre⸗ genden Gegenſtände ſind, obwohl der Wille kaum in Kraft ge⸗ treten iſt; und wer kennt nicht die unbegreifliche Volubilität in den Bewegungen des Narren? Hier wirken freilich eingebildete und in die Erinnerung zuruͤckgerufene Empfindungen mehr als wirkliche, allein die Theorie ihrer Wirkung bleibt dieſelbe. Wir konnen uns daher von dem Grundſatze nicht losmachen, daß die Organiſation den Grund der in uns vorgehenden Erſcheinungen enthalte. Die Anatomie muß daher, wie ſchon geſagt, allen Er⸗ Klärungen derſelben zu Grunde liegen. Kehren wir nun zu uns ſerer Unterſuchung zuruck. Es war dargethan, daß jede Lamina des septum ſich in dem äußern Rande des corpus callosum verliere. Dies iſt jedoch eine Täuſchung, welche auf der unzu⸗ länglichen Unterſuchung des o. callosum beruht. i miſſur iſt keinesweges, wie man ſie darſtellt, ein bloſes Anein⸗ anderſtoßen der letzten Endigungen der Faſern aus den Hemiſphaͤ⸗ ren; ſie beſteht vielmehr in einer wahren Kreuzung, welche eben ſo wichtig in ihren Ergebniſſen iſt, als die unleugbare Kreuzung der Pyramiden. Nicht nur pathologiſche Thatſachen, ſondern auch die vergleichende Anatomie aller vier Klaſſen ſprechen fuͤr tiefen Satz. Ich werde in einem kuͤnftigen Werke darthun, daß uberall, wo eine totale oder theilweiſe Kreuzung in den Pyra⸗ miden vorhanden iſt, auch eine zweite in dem obern Theile der Hemiſphaͤren ſtatt habe; ich werde zeigen, daß bei den Fiſchen, wo die erſtere Kreuzung fehlt, auch die zweite mangelt, und: daß die Faſern, anſtatt von außen nach innen zu verlaufen, grade und in die Länge von hinten nach vorn ausgebreitet ſind; ſie bilden demungeachtet durch wiederholte Einbiegungen ihrer gleichfalls ſchlingenfoͤrmigen Plicaturen, eine gleiche Anzahl von Dieſe Com⸗ 296 Anſchwellungen, welche zwar kleiner, aber nicht weniger com- plicirt ſind, als in hoͤhern Thieren. Auch die Kreuzung der commissura cerebelli und ihr Verhalten zu den andern Kreu⸗ zungen werde ich ſpaͤter erweiſen. . Das corpus callosum iſt folgendermaßen gebildet. Die Calloſitaͤt, welche man in der Mittellinie bemerkt, entſteht nicht durch kleine Spitzen (languettes), welche wie die Zähne zweier Saͤgen in einander greifen, ſondern durch das Durchdringen der in transverſaler und longitudinaler Richtung an einander ſtoßen⸗ den Faſern: ſo daß die Faſern des linken Hemiſphaͤrium ſich mit denen des rechten kreuzen und zu dem rechten äußern Rande des c, callosum gelangen und umgekehrt. In dieſe Faſern ſetzen ſich nun die einer jeden Platte des septum vom aͤußern Rande des corpus callosum aus fort. Dieſe Verwachſung iſt alſo nichts anderes, als die Forſetzung der hintern Faſern (Empfin⸗ dungsfaſern) durch die fibroͤſen Platten des cornu Ammonis in dem hintern Theil des Gehirns, und durch das septum in dem mittlern und vordern Theil der Hemiſphaͤren. Dieſe Anordnung habe ich in der hintern Umbeugung des e. callosum bei dem Menſchen und bei dem Affen auf eine ganz evidente Weiſe an⸗ getroffen; ſonſt habe ich fie bei keinem Thiere auffinden konnen. Aber an der genannten Stelle ſieht man ſehr deutlich, wie die Faſern des einen Hirnlappens an die entgegengeſetzte Seite tre⸗ ten, um ſich an den hintern Schenkel des fornix dieſer Seite zu befeſtigen. Dies erklaͤrt uns alſo, wie die Empfindungen, indem ſie zu dem Gehirn emporſteigen, ſich eben ſo kreuzen, als die aus demſelben herabſteigenden Bewegungsimpulſe, und war⸗ um die eine Kreuzung die andre aufhebt, woraus eine einzige Zuſammenwirkung hervorgeht, welche ſich von einem Gehirnlap⸗ pen diagonal nach der entgegengeſetzten Seite des Koͤrpers re⸗ flectirt. Miscellen. Tabelle über die Wahrſcheinlichkeit der Dauer des menſchlichen Lebens, wie fie von Domitius Ulpianus, Miniſter des Alexander Severus berechnet und nach Amilius Mas cer mitgetheilt find. Alter Wahrſcheinliche Lebens dauer Bon 0 bis 20 Jahre 30 . 25 3 „ se h 2725. 130. „ „ EN. a 30 — 35 5 sw „„ „„ 46 „ „ „„ 22 „35 — 40 5 eee 20 40 — 45 * „„ N A: „45 — 502 „ V„ 13 „ 50 — 55 7 2 del». „„ 9 «55 — 60 4 see „„ „4% „ te. er 7 »60 — 65 12 — —— — Hr. Dureau de la Malle, welcher der Académie royale des Sciences zu Paris einen Vortrag daruͤber gehalten hat, ſagt: daß dieſe Tabelle nach den tabulae censuales und nach den Geburts», Mannbarkeits⸗, Heiraths- und den auf Alter, Geſchlecht und Krankheit ſich beziehenden Sterbe-Liſten entwor⸗ fen wurde, welche von den Cenſoren mit der groͤßten Genauig⸗ keit, von Servius Tullius an bis auf Inſtinianus, alſo zehn Jahrhunderte hinter einander geführt worden find. Ul⸗ pian beſtimmt nach Beobachtungen in Tauſend Jahren die mitt⸗ lere Lebensdauer der Roͤmer jener Zeit auf 30 Jahre. Es ift merkwuͤrdig, daß die Sterblichkeits⸗Regiſter aus Florenz für dieſe Stadt noch daſſelbe Reſultat geben. Gomphia officinalis, eine braſilianiſche wegen ih⸗ rer außerordentlichen Form merkwuͤrdige Pflanze iſt es auch des⸗ wegen, weil fie bedeutende mediciniſche Kräfte hat, ohngeachtet fie zu den Amaranthaceae gehört, welche Familie man bisher zu den gaͤnzlich unwirkſamen rechnete. g — ———— — 297 Hei i k Eine Modification des Lithotome cachd (92) hat Hr. D. Andr. Blacke vorgeſchlagen und bekannt gemacht; Hr. B. macht darauf aufmerkſam, 1) daß die vorwärts und aus⸗ wärts fortſchreitende Bewegung der Klinge, wahrend letztere die Stellung annimmt, welche ſie zur Vollbringung der Operation ha⸗ ben ſoll, dieſelbe in den Stand ſetze, ohne alle Gewalt alle die Theile der Proſtata und des Blaſenhalſes zu zerſchneiden, wel— 298 ER, dne che vor die Schneide kommen; 2. daß durch die Art, wie das Inſtrument ſich öffnet, es mit feinem erften Gelenke (mit Nr. 2. in den Figuren C und P bezeichnet) dahin wirke, daß es die Blaſenhaͤute, wofern dieſe mit dem Inſtrument in Beruͤhrung kommen, vor ſich herſchiebt, und ſo die Moͤglichkeit dieſelben mit der Klinge zu verwunden, verhindert, und 3. daß der Di⸗ rektor, welcher waͤhrend ſeiner Einfuͤhrung in die Blaſe einen integrirenden Theil des Inſtruments ausmacht, einen ſicheren und feſten Leiter fuͤr das Offnen und Wegziehen ſei⸗ ner ſchneidenden Portion abgiebt, indem er den Ope⸗ rateur in Stand ſetzt, das Ganze mit der linken Hand in gehoͤriger Richtung und nahe an den Schoos⸗ beinen zu halten, und daher die Wahrſcheinlichkeit, daß das rectum oder die a, pudenda interna wäh⸗ rend der Zerſchneidung der Proſtata und des Blaſen— halſes, mit verhältnißmaͤßig geringer Gewalt, ver⸗ wundet werden koͤnnen, ganz beſeitigt. . Als einzigen Einwurf, den man ihm uͤber die Leichtigkeit der Anwendung des Inſtruments gemacht hat, giebt Hr. Bl. an, daß wenn man beabſichtige, 8. E. eine Offnung von 1½ Zoll Weite in den Bla⸗ ſenhals zu bewirken, die Spitze des Inſtruments wenigſtens fo weit (1½ Zoll) über dieſen Theil hin⸗ aus eingeſchoben werden muͤſſe, ehe man es oͤffnen koͤnne. Inzwiſchen hofft Hr. Bl., daß, wenn man in Anſchlag bringe, wie der gewoͤhnliche Durchmeſſer der Blaſe die Groͤße jeder zum Ausziehen eines Steins noöthigen Offnung weit uͤbertreffe, dieſer Einwurf als ein blos theoretiſcher erſcheinen werde. Vielleicht konne, meint er, dieſer Umſtand vielmehr als ein Vortheil angeſehen werden, da er zu einer hinlaͤngli— chen Einfuͤhrung des Inſtruments vor der Offnung deſſelben noͤthige, da es doch mehrmals ſelbſt geübten Operateurs begegnet ſey, daß fie, wenn fie das Meſ⸗ ſer gebrauchten, ſich eingebildet haben, in der Blaſe zu ſeyn, waͤhrend ſie nur Theile außerhalb derſelben ſchnitten, und kein Grund vorhanden ſey, warum dieſer unangenehme Mißgriff nicht auch bei dem Ge: 8 des bistouri cache ſollte vorkommen koͤn⸗ nen. Anweiſung zum Gebrauch des Inſtru⸗ ments. Wenn man den Geiten- Steinfchnitt mit dieſem Inſtrument verrichten will, muß die Opera: tion fo weit gemacht ſeyn, als wollte man das li thotome caché oder das ſchneidende Gorgeret ge> brauchen (d. h. es muß vorlaufig der Schnitt ſchon bis in das Innere der pars membranacea urethrae bewirkt ſeyn). Dann faßt man das Inſtrument, wie es Fig. A dargeſtellt iſt, in die rechte Hand, und fuͤhrt es in die Blaſe, wie das lithotome cache, Hat man ſich dann durch den Abfluß des Urins und die Beruͤhrung des Steins verſichert, daß es voͤllig in der Blaſe iſt, ſo entfernt man die Stein⸗ ſonde, legt den Zeige- und Mittelfinger der lin⸗ ken Hand an den Theil des Conductors, welcher ) Das iſt doch wohl bei nur einiger Aufmerkſam⸗ keit kaum zu fuͤrchten, da jener Mißgriff beim Gebrauch des Meſſers wohl nur daher ruͤhrt, weil das Meſſer, indem es von außen nach in⸗ nen wirkt, die Theile vor ſich herſchiebt, ſtatt fie zu zerſchneiden, während das lithotome eache in der Sondenfurche in die Blaſe geleitet wird, und erſt, von innen nach außen wirkend, ſchneiden ſoll, wenn man den Stein in der Blaſe mit dem lithotome caché geſtellt hat. F. 299 mit 7, und den Daumen, an den Theil, welcher mit 3 bezeichnet iſt, und faßt ihn fo feſt. Dann hebt man die linke Hand, in⸗ dem man den kleinen Finger gegen die rechte Weiche des Pa⸗ tienten wendet, und dem ſchneidenden Theil des Inſtrumentes genau die Richtung giebt, die man beabſichtigt, waͤhrend man mit der rechten Hand den mit 5 und 6 bezeichneten grabuirten Handgriff ſo weit vorwaͤrts ſchiebt, als es geht. Jetzt iſt nun das Inſtrument in der Blaſe geöffnet (indem es den Theil der Proſtata und des Blaſenhalſes, welcher ihm im Wege war, zer⸗ ſchnitten hat) und in dem Zuſtande, in welchen es Fig. B ab⸗ ebildet iſt, ſo daß es nun nur noch darauf ankommt, den Con⸗ uctor mit der linken Hand unverruͤckt und dicht gegen den Schaambogen zu halten, und der Schneide des Inſtruments die gehörige ſchraͤge Richtung zu geben, um das rectum und die a, pudenda interna zu vermeiden; während wir mit der reche ten Hand das Inſtrument ſo herausziehen, als es in Fig C dargeſtellt iſt. Wenn man im Begriff iſt, das lithotome aus dem Conductor herauszuziehen, fo kann man dadurch, daß man den Daumen der rechten Hand gegen den mit 10 (Fig. B) be⸗ zeichneten Theil des Conductors anſtemmt, das Freimachen des Inſtruments ſehr erleichtern. Sollte der Operateur wuͤnſchen, nachdem er Blaſenhals und Proſtata zerſchnitten, die Groͤße der ſchneidenden Kraft des Inſtruments zu vermindern, wie Boyer in Frankreich und Guthrie in England vorgeſchlagen haben, um fo ſicherer eine Verwundung der a, pudenda zu vermeiden, fo kann er das ſehr leicht, wenn er nur mittels der Finger der rechten Hand den mit 6 bezeichneten Theil des Inſtruments (Fig. B) fo weit zuruͤckzieht, daß er die Stellung der Klinge in den Zuſtand bringt, wie es in der verkleinerten Fig. P dar⸗ geſtellt iſt. Dieſe Regeln ſind anwendbar, wenn die Operation bei einem Erwachſenen vorgenommen wird. Fuͤr Operationen an Kindern wuͤrde es vielleicht zweckmaͤßiger ſeyn, Inſtrumente in kleinerem Maasſtabe zu gebrauchen, welche den Steinſonden, die man bei Kindern braucht, angemeſſen find.- Erläuterung der Figuren. A Das Inſtrument ins nerhalb ſeines Conductors in dem Zuſtande vor der Einfuͤhrung in die Blaſe. . B Das Inſtrument mit blosgelegter Klinge, wie es ſeyn muß, wenn es aus der Blaſe gezogen werden ſoll. Das Inſtrument, wenn es aus der Blafe gezogen iſt. D Der Conductor. N, E Das Inſtrument geſchloſſen, und bereit durch die Offnung, welche in Fig. D mit 9 bezeichnet iſt, in den Conductor einge— führt zu werden. Die verſchiedenen einzelnen Theile des Inſtruments ſieht man in den mittlern Figuren mit 1. 2. 3. 4, 5 u. 6 bezeichnet. Nr. 1. iſt der Griff, welcher eben fo wie die Scheide hohl iſt. Nr. 2. iſt das erſte Gelenk. Nr. 3. die Klinge. Nr. 4. die dritte Portion. Nr. 5. der Theil, welcher, wenn die Klinge verborgen iſt, außerhalb des Griffs bleibt, wie in der Fig. E; aber wenn bie Klinge entblöft iſt, in das Innere des Griffs aufge nommen wird, wie in Fig. C. Nr. 6. bezeichnet einen beweg⸗ lichen Schieber mit einer Schraube, um ihn auf jedem Theil der rauhen graduirten Oberflaͤche des Theils 5 feſtzuſtellen, wodurch der Operateur vor der Operation dem ſchneiden⸗ den Theil des Inſtruments jeden ihm beliebigen Umfang geben kann. So in der kleinen Fig. F. ſieht man, daß der Schieber 6 den Theil 5 hindert, weiter in den Griff hineinzugehen, wo⸗ durch das mit 2 bezeichnete Gelenk, ſtatt einen rechten Winkel mit der Scheide zu bilden, wie in Fig,. C, vielmehr einen ſpitzen Winkel zeigt, und folglich den Umfang der ſchneidenden Gewalt der mit 3 bezeichneten Klinge auf dieſelbe Weiſe beſchraͤnkt, wie die vorläufige Stellung des Griffs oder der Schraube an dem bistouri cach& den Umfang des Schnittes dort beſchraͤnkt. — — blimat enthalten. 300 Dzondi's Heilmethode der allgemeinen 5 Syphilis. (93) Hr. Prof. Dzon di will aus feiner Erfahrung behaup— ten, daß bei dieſer Methode es ganz und gar nicht auf die Zeit ankomme, wie lange der Menſch ſyphilitiſch geweſen iſt! Eine Syphilis, die 20 Jahre im Koͤrper wuͤthete, ſoll in eben der Zeit — vier Wochen — und mit eben der Quantitaͤt Arznei gruͤndlich geheilt werden koͤnnen, als die, welche erſt ſeit zwanzig Tagen beſtand. Ja dieſe ſoll einer eben ſo langen Kur und einer eben ſo großen Menge Arznei bedürfen, als jene zwanzigjaͤhrige! Grundſaͤtze dieſer neuen Heilmethode. 1. Das Queckſilber iſt ein gefaͤhrliches Gift, und uͤbertrifft in den nachtheiligen Folgen fuͤr den menſchlichen Koͤrper das ſyphilitiſche Contagium bei weitem; ja es bewirkt ſogar Vergiftung, wenn es beſonders in großer Menge im menſchlichen Koͤrper bleibt. 2. Ohne Queckſilber kann die Syphilis nicht gründ— lich geheilt werden. — 5. Queckſilber auf die gewoͤhnliche Weiſe gegeben, iſt nicht vermoͤgend, die Luſtſeuche gruͤndlich zu heilen. Weder die Menge des Queckſilbers, die Jemand nach und nach zu ſich genommen hat, noch die Wirkung defs ſelben auf die Speicheldruͤſen, kann zum Beweiſe die— nen, daß die Kur der Luſtſeuche vollendet ſey; denn es kann Jemand drei Monate oder drei Jahre lang taͤglich 1 oder 2 Gran Queckſilber genommen haben, und den— noch nichts weniger als von ſeiner Krankheit befreit ſeyn. Speichelfluß aber entſteht ſehr ſchnell, oft nach 2 Gran Queckſilber, wenn man ſich der Erkaͤltung dabei ausſetzt. 4. Der Sublimat. (Hydrargyrum muriaticum corrosivum) iſt das Mittel, welches, zweckmaͤßig geges ben, jede Form der Syphilis gründlich zu heilen vers mag. — Dzondi giebt den Sublimat in eingranigen Pillen von gleichen Theilen weißer ungeſaͤuerter Brot; krume und Zucker, ſo daß 20 Pillen einen Gran Su— Die Pillen halten ſich 2 bis 8 Mor nate. Bewirkt der Sublimat Leibſchmerz, oder find fyr philitiſche Schmerzen zugegen, ſo ſetzt er Opium hinzu. — 5. Das Queckſilber muß in immer ſteigender, hin— reichend hoher, auf einmal genommener Gabe gegeben werden. — Bis jetzt nahm man darauf Ruͤckſicht, wie viel Queckſilber ein Kranker uͤberhaupt, nicht, wie viel er auf einmal pro dosi genommen hatte. Allein die Erfahrung hat gelehrt, daß Jemand eine ungeheure Menge Dueckfilber in einer hinreichend langen Zeit, z. B. 6 Monaten genommen haben kann, und dennoch nichts weniger als radikal geheilt iſt; daß aber im Ges gentheil eine weit kleinere Menge Queckſilber, auf eins mal genommen, ihn gruͤndlich von der Luſtſeuche zu bes freien vermag! Auf dieſen Grundſatz geſtuͤtzt, fing D. mit ½ Gran Sublimat an, und ſtieg allmaͤhlig tägs lich mit Y,, Gran bis auf 2 bis 5 Gran p. dosi, und heilte ſo Kranke, die er vorher Jahre lang und au— ßerdem andere Aerzte mehrere Jahre hindurch, verge⸗ 301 bens behandelt hatten, in kurzer Zeit (4 Wochen) gruͤnd⸗ lich. Nach 10 Jahren kam noch kein Ruͤckfall vor. Nach vielen Beobachtungen fand D., daß unter 100 Kranken 90 gruͤndlich geheilt wurden, wenn fie den Su; blimat in allmaͤhlig ſteigender Gabe bis zu 13 Gran p. dosi nahmen. In ſehr ſeltnen Faͤllen war es noͤthig, entweder etwas hoͤher zu ſteigen, oder die letzte Haͤlfte der Kur, d. h. die großen Gaben 8 — 14 Tage hin— durch noch einmal anwenden zu laſſen. Im erſten Falle laͤßt man ſo lange mit dem Sublimat ſteigen, als er vertragen wird und guͤnſtige Wirkung hervorbringt. D. ſtieg bis zu 3 Gran, jedoch aͤußerſt ſelten. Man giebt die Doſis unmittelbar nach dem Eſſen; der Sublimat vertraͤgt ſich mit den meiſten Speiſen, ſelbſt Saͤuren. Geiſtige Getraͤnke, Kaffee, Thee verurſachen keine Un— annehmlichkeiten. Milch und Milchſpeiſen bringen mit ihm in Verbindung oft nach 3 — 4 Stunden Leibſchmer— zen hervor, die durch 1—5 Tropfen Laudanum geho— ben werden. 6. Das Queckſilber muß ſelten genommen werden — da der Sublimat ein der menſchlichen Natur fo feindſe— liges Giſt iſt, fo muß er als Arzneimittel nur ſelten ge: geben, und dem Organismus Zeit gelaſſen werden, da— mit er dem Reiz, welchen der Sublimat in ihm bewirkt, gehoͤrig entgegen wirken koͤnne. D. giebt daher taͤglich einmal unmittelbar nach dem Mittagseſſen die Doſis, und laͤßt taͤglich um eine Pille ſteigen. Zuweilen bewirkt dieſe taͤgliche Gabe ſchon Ueberſaͤttigung. Um dieſes zu verhindern, laͤßt D. mit 4 Pillen anfangen, am folgens den Tage keine nehmen, und am dritten Tage mit 2 Pillen ſteigen, bis er auf 30 Stuͤck gekommen iſt. Es wird hierdurch nur ſelten ein Wundſeyn des Mundes oder ein Speichelfluß hervorgebracht, wofern nicht ent— weder a) ſchon vorher viel Queckſilber genommen wor— den war, oder b) der Kranke ſich waͤhrend der Kur erkaltete, oder c) bei Frauen die Zeit des Zuruͤckbleibens der monatlichen Reinigung da war. — Der Speichel— fluß muß ſorgfaͤltig vermieden werden; und ſobald ſich die Vorboten deſſelben zeigen, ſetzt man die Pillen aus, und faͤngt nicht eher damit wieder an, als bis erſtere ganz verſchwunden ſind. Man giebt dann die Doſis wieder, die auf die letzt gegebene folgt. Die Kur muß dann um ſo viel Tage verlaͤngert werden, als man den Gebrauch des Sublimats ausſetzte. Zur Vorſicht reibe man ſich waͤhrend der Kur das Zahnfleiſch mit Chinapulver. 7. Das Queckſilber darf nicht im Körper bleiben, ſondern muß ſogleich durch die Ausduͤnſtung wieder hin ausgeſchafft werden, wenn es nicht Krankheiten erzeugen ſoll, welche weit fuͤrchterlicher als die Luſtſeuche, ja faſt unheilbar ſind. Die Haut iſt das Organ, durch wel— ches das Queckſilber wieder hinausgeſchafft werden muß. Denn alsdann hat es den ganzen Körper und die ganze Blutmaſſe durchdrungen; dann hat es das ſyphilitiſche Contagium mit ſich amalgamirt und nimmt daſſelbe mit ſich heraus, oder es hat es umgeſtimmt, neutraliſirt, und es wird nun durch die Ausduͤnſtung mit hinausgenom⸗ 302 men. Es iſt alſo eine unerlaͤßliche Bedingung, ohne welche dieſe Pillen keine Heilung, ſondern eine neue complicirte bösartige Krankheit bewirken, daß der Krauke waͤhrend der Kur 4 Wochen hindurch unausgeſetzt und ohne Ausnahme die Hautausduͤnſtung durch eine warme trockne Atmoſphaͤre in einer kraͤftigen Thaͤtigkeit erhalte. Es iſt nicht noͤthig, daß er ſtark ſchwitze, ob» ſchon ein mäßiger Schweiß heilſam iſt. Der Patient kleide ſich warm, verlaſſe im Winter nie das geheizte Zimmer, auch nicht waͤhrend des Nachts, gehe hoͤchſtens unter Mittag waͤhrend des Sommers aus. Die Naͤhe der Fenſter und der aͤußern Waͤnde des Zimmers ver— meide er. Die Temperatur ſey 16 — 18 R. Vorſich⸗ tig luͤfte man 3 —4 mal taͤglich das Zimmer; denn durch ſtete Umgebung der thieriſchen und queckſilberhaltigen Aus— duͤnſtung des Kranken vergiftet ſich derſelbe von neuem. Zweimal wöchentlich wechſele er die Leibwaͤſche, die vors her gewaͤrmt werden muß. 8. Die Aufſaugungsthaͤtigkeit im Organismus muß moͤglichſt lebhaft und rege erhalten werden, damit die feindſeligen Stoffe, das mit dem Queckſilber amalga— mirte Contagium der Luſtſeuche, gegen deſſen Aufſau— gung die Lymphgefaͤße ſich ſtraͤuben, von denſelben aufs genommen, in die Blutmaſſe zuruͤckgefuͤhrt, und durch die Ausduͤnſtungsorgane ausgeworfen werden. — D. laͤßt daher nur die Hälfte der gewohnten Nahrungsmit— tel genießen; oft iſt es noͤthig nur + oder & zu geben. Schwerverdauliche Speiſen und diejenigen, welche ſchlechte Saͤfte machen, geraͤuchertes, gepoͤkeltes Fleiſch ꝛc. meide man. Spirituoͤſe Getraͤnke, beſonders Branntwein, muͤſſen maͤßig genoſſen werden. 9. Sarſaparille als Unterſtuͤtzungsmittel der Kur.“ Ein gehaͤufter Eßloͤffel der klein geſchnittenen Sarſapa— rillenwurzel wird mit 8 Taſſen Waſſer langſam bis auf 4 Taſſen eingekocht und taͤglich Vormittags waͤhrend der Kurzeit, auch wenn keine Pillen genommen werden, ge— trunken. 10. Alle oͤrtliche Behandlung, welche die Beſeiti— gung der oͤrtlich ausgebrochenen Luſtſeuche, ſey es in Form von Geſchwuͤren, Wundſeyn, oder Hautausſchlaͤ— gen, oder in welcher Form es wolle, bezweckt, iſt nach: theilig und gaͤnzlich zu unterlaſſen, das Uebel mag alt oder neu ſeyn. Man bedecke die Wunden nur leicht gegen Luft und Kälte, fo daß der Eiter freien Abfluß hat. Iſt die Kur vollendet, und ein Geſchwuͤr iſt noch nicht geheilt, ſo iſt es nicht mehr ſyphilitiſch, ſondern hat noch eine andere Urſache zum Grunde. Sie kann mechaniſch ſerofuloͤs, flechten- oder kraͤtzartig ſeyn; oder auch der Knochen leidet zugleich und das kranke Knochens ſtuͤck iſt noch nicht exfoliirt. So viel iſt gewiß, und durch eine zehnjaͤhrige Er⸗ fahrung erprobt: Jeder, welcher dieſer Kur puͤnktlich ſich unterzogen und vollendet hat, kann uͤberzeugt ſeyn, daß er nicht mehr ſyphilitiſch iſt, und daß das, was ir— gend noch Krankes an und in ihm ſich findet, nicht 303 durch jenes Contagium bedingt und verurſacht iſt! Eine große, ſehr wichtige Gewißheit! Nur in ſehr ſeltnen Faͤllen, bei Menſchen, welche oft und wiederholt angeſteckt, falfch behandelt und nicht gründlich kurirt wurden; bei Menſchen, in deren Koͤr⸗ per das ſyphilitiſche Contagium viele Jahre gehauſet und von den äußern Organen nach den innern und inſonder— heit auf das Nerven- und Knochenſyſtem getreten iſt, und daſelbſt große Verwuͤſtungen angerichtet hat, in dies ſen ſeltenen und außerordentlichen Faͤllen muß zuweilen die Kur noch einige Tage laͤnger fortgeſetzt, oder die letztere Haͤlfte — nach Verlauf einiger Wochen — noch einmal angewendet werden. Nach D. Erfahrung iſt dies unter 100 Faͤllen kaum einmal noͤthig. Miscellen. Von zu frühzeitigem Eintritt der Puber⸗ tat bei einem ſiebenjaͤhrigen Maͤdchen (94) er⸗ zaͤhlt Hr. Dr. Gedike in Berlin einen merkwürdigen Fall. Etwa 6 Wochen vorher, als derſelbe das Kind zuerſt ſah, war 4 Tage lang ein Blutabgang aus der Scheide eingetre— ten, der nach 5 Wochen eben fo wiederkehrte. Dr. G. fand die Kranke fuͤr ihr Alter zu groß, von ausgebildes tem Geſicht und ältlichen Anfehn, die Extremitaͤten mas ger, den Bruſtkaſten eng, die Bruͤſte aber entwickelt und vortretend, den Unterleib tympanitiſch aufgetrieben. An den aͤußern Geſchlechtstheilen, deren labia majora ſchon betrachtlich waren, fanden ſich flaumartige Haare; das Schichten der Zähne hatte zur gehörigen Zeit ſtatt gefunden; die Zunge war ungewoͤhnlich groß. Das Kind klagte uͤber Engbruͤſtigkeit und Schmerzen im Unterleibe; Stuhl- und Urinabgang waren gering; der Puls Man konnte einen ungleichen begraͤnzten der untern Bauch- und der Beckenge⸗ gend wahrnehmen, und durch den Maſtdarm entdeckte man einen harten rundlichen Koͤrper. Der Blutabgang trat, mit Zwiſchenraͤumen von 6 Wochen, noch zweimal ein. Endlich ſtellten ſich Zeichen des Brandes im Uns terleibe ein, und das Kind ſtarb. Bei der Section zeigte Appetit, beſchleunigt. harten Koͤrper in Bibliographiſche Neuigkeiten. Pransaetions of the medical and physical Society of Cal- cutta. Vol. I. 1825 8. mit 5 Kupfern. Additional Observations on the Treatment of certain se- vere forms of Hemorrhoidal Excrescence illustrated by Cases: with the history of a case in which an 304 ſich, daß die erwaͤhnte Geſchwulſt die ganze Beckenhoͤhle einnahm. Der Uterus, der in der Mitte der Geſchwulſt lag, war etwas groͤßer, als er in dieſem Alter ſeyn ſollte, durch mehrere Geſchwuͤlſte aus ſeiner Lage gedraͤngt, ſo daß er mit ſeinem Grunde nach links ſtand und nebſt der Fallopiſchen Roͤhre von einer ſteatomartigen Maſſe umgeben war. Der rechte Eierſtock und kuba hatten eine beträchtliche Ausdehnung und enthielten 5 bis 4 Uns: zen einer dunkelgefaͤrbten Fluͤſſigkeit. Auch in der fleas tomartigen Maſſe fanden ſich Eiterhoͤhlen und eine aͤhn— liche Fluͤſſigkeit wie im rechten Eierſtocke. Der linke Eierſtock war zwar nicht waſſerſuͤchtig vergrößert, ging aber unmerklich in die nahe gelegene Steatome uͤber. Haare oder Zaͤhne waren in dem degenerirten Eierſtocke nicht vorhanden. Einen merkwürdigen Fall von Disloca— tion der Knieſcheibe (95) nach Zerreißung des liga- mentum patellae, ohne nachtheilige Folgen für die Bewe— gung, erzaͤhlt Hr. Thompſon von einem Schiffs? Capi— tain, dem im Jahr 1817 die Knieſcheibe durch Anſtren— gung der Streckmuskeln gewaltſam von ihrer Verbindung mit der tuberositas tibiae abgeriſſen und durch die Muskel⸗Contraktionen 5 Zoll von ihrer gewoͤhnlichen Stelle gerückt worden war, wo ſie ſich noch (Auguſt 1825) bes findet. Der Oberſchenkel iſt etwas mager, die Bewe— gungen aber ſind frei und ungehindert; nur kann das Bein, wenn es im rechten Winkel gebogen iſt, nicht im Sitzen wieder gerade geſtreckt werden, wohl aber im Stehen. 8 Die Dyſenterie (96) behandelt Baker, ein ame rikaniſcher Arzt, glücklich mit Klyſtiren von ſehr kaltem Waſ—⸗ ſer. Dieſe werden alle halbe Stunden wiederholt, und in manchen Faͤllen 24 Stunden oder noch laͤnger fortge— ſetzt. Er behauptet: daß ſchnelle Erleichterung aller Zufaͤlſe erfolge, daß der tenesmus aufhoͤre, das Fieber nachlaſſe, und die Ausleerungen ein beſſeres Ausſehen annehmen. Zu gleicher Zeit wendet er aber auch je nach den Um— ſtaͤnden den Aderlaß, Purgirmittel, diaphoretica, das warme Bad u. ſ. w. an. enlarged Parotid Gland was successfully removed, By John Hirby. Dublin 1825. 8. Instruction pratique sur le Magnetisme animal, par J. P. F. Deleuze; suivie d'une lettre écrite A l’auteur par un médecin étranger. Paris 1825 8. (Das angehaͤngte Schreiben ift von Hrn. Dr. Koreff und ſehr intereſſant.) . 7 WWW aus : Natur⸗ und Heilkunde. dem Gebiete der Nro. 284. (Nr. 20. des XIII. Bandes.) | April 1820. Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. In Commiſſion. bei dem Kön. Preuß. Gränz-Poftamte zu Erfurt, der Königl. Saͤchſ. Zeitungs⸗Expedition zu Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u. Taxiſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes⸗Induſtrie⸗Comptoir Preiß eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Kthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes 3 ggl. Über die Menſchenarten. (97) Von Bory de St. Vintent. Ich hatte ſchon lange geahndet, daß es mehr Menſchenar⸗ ten geben muͤſſe, als man bis jetzt angenommen, und es gelang mir, ihrer funfzehn ausfindig zu machen, welche ich unter an⸗ dern Namen, darſtellen will. Ich bemerke jedoch im Voraus, daß ich, weil es mir an Kenntniß der innerſten (anatomiſchen) Organiſation der einzelnen, welche ich zu einer poſitiven Unterſcheidung der⸗ ſelben von einander fuͤr unerkaͤßlich halte, oft fehlte, mich haͤu⸗ fig an blos aͤußere Unterſchiede halten mußte, weswegen in die- ſem Fall meine Arbeit mehr auf einer Aufeinanderhaͤufung von Kennzeichen, als auf dem wirklichen Werth derfelben begründet iſt. Jedoch ſagt mir eine inſtinctartige Ueberzeugung, daß kuͤnf⸗ tige Beobachtungen ihre Folgerichtigkeit beſtaͤtigen werden, und ſchon haben Durville und Leſſon das, was ich faſt nur hypothetiſch von meiner ſiebenten, ſogenannten neptuniſchen Menſchenart geſagt hatte, durch ihre auf den vielen Inſeln, wohin fie mit der Corvette la Coquille kamen, mit Gewiſ⸗ ſenhaftigkeit gemachten Beobachtungen Eräftig unterſtuͤtzt. Ich habe mich übrigens bei Aufſtellung dieſer Arten, mit ueber⸗ gehung deſſen, was fie in Bekleidung oder Pußz für beſondere Gewohnheiten haben moͤgen, und was ich durchaus nicht zur Sache gehoͤrig glaube, blos an das gehalten, wodurch ſie ſich phyſiſch und pſychiſch von einander unterſcheiden. Ich ſtelle fol⸗ gende Arten auf: . 1) Die Japetiſche; 2) die Arabiſche; 3) die Hindu'ſche; 4) die Scythiſche; 5) die Sineſiſche; 6) die Hyperboreiſche; 7) die Neptuniſche; 8) die Auſtraliſche; 9) die Columbiſche; 10) die Amerikaniſche; 11) die Patagoniſche; 12) die Ae⸗ thiopiſche; 13) die Kaffer'ſche; 14) die Melaniſche; 15) die Hottentotiſche. 5 J. Leiotric hi; mit ſchlichtem Haar. Dem alten Continent angehoͤrige. 1) Japetiſche Art *) (Homo iapeticus), Dieſe Art, zu welcher wir ſelbſt gehoͤren, bewohnt den langen Raum vom Oſten bis zum Weſten, von den weſtlichen und ſuͤdlichen ins Caspiſche Meer fallenden Fluͤſſen bis zum Cap Finisterre, in⸗ dem ſie ſich von den Bergketten aus, deren Verzweigungen mit dem 450 N. B. faſt parallel laufen, ausbreitete. 8 0 Sch fpiele hier auf das Horaziſche audax Japeti genus (eine Menſchenrace, welche, wie die Alten allge⸗ mein annahmen, den Weſten der alten Welt bewohnte) an. als deren man ſich früher bediente, den Leſern Natur kun d e. Die ſchönſte in Hinſicht der Geſichtszüge und des Wuchſes, beträgt die Größe ihres Kopfs ungefähr den achten Theil der Totalhoͤhe; der Geſichtswinkel gerade oder doch faſt 90 Grad, wiewohl alte Bildhauer ihn in ihren Kunſtwerken noch daruͤber angegeben haben. Der Scheitel iſt abgerundet, das Geſicht ein edles Oval, die Stirn frei, die Naſe beinahe oder ganz gerade, die Baden ſanft gerundet, die Augenbraunen mehr oder weniger gebogen über großen Augen, deren duͤnne und mäßig lange Nu⸗ genlider mit ziemlich dicht ſtehenden Augenwimpern, welche, laͤn⸗ ger als bei den meiſten uͤbrigen Arten, den Stolz des Blicks mäßigen, beſetzt ſind; der Mund iſt maͤßig geſpalten, die Lippen, von denen die obere, etwas kuͤrzere, gegen eine perpendikulaͤre, und mittelmaͤßige Rinne in die Hoͤhe tritt, ſchoͤn gefärbt und nie übermäßig dick; das Ohr iſt klein und liegt an; der Bart iſt dicht, ſelbſt am Kinn; die Haare ſchlicht, meiſt fein, ſelbſt ſeidenartig, oft gelockt, und vom Schwarzen und dunkeln Ka⸗ ſtanienbraun bis zum Blonden, faſt Weißen variicend; ein mehr oder weniger hohes Fleiſchroth erhöht die Weiße der Haut, wel⸗ che, ſchneller Farbeveraͤnderung unterworfen, je nach der Art auf das Subject einwirkender Eindruͤcke roth oder blaß und fo ein Verraͤther der Leidenſchaften wird, ſich aber unter dem Eins fluß des Klima's veraͤndert, und mehr oder weniger die braune Farbe der folgenden Art annimmt, jedoch bisweilen dieſe, ſelbſt im hoͤchſten Grade ſtatt findende Faͤrbung wieder verliert, wenn ſich die Individuen der Sonnenhitze nicht mehr ausſetzen; kurz dieſe Art behält oder bekommt im Schatten ihre urſprüngliche Weiße immer wieder. Ein gegen das kleine Knie hin dünner werdender Schenkel, eine ſtark martirte Wade, der ſichere Gang, die runden halbkugeli⸗ gen Bruͤſte des Weibes, deren Warzen ſelten braun, oft rofene roth gefärbt find, und den Achſelhoͤlen gegenuͤberſtehen, eine mit ziemlich dicht ſtehenden und dunkler als die Kopfhaare gefaͤrbten Haaren bedeckte Schaam vollenden den Character dieſer Art. Fruͤhzeitig trat bei beiden Geſchlechten die Schaamhafligkeit ein, was die Kleidung bezeugt. Sie leben vorzugsweiſe in Monogamie, die Weiber werden, je nach der Beſchaffenheit der Gegenden, mit dem 12ten oder 16ten Jahre mannbar, und hören mit dem 35 bis 45ſten auf, fruchtbar zu ſeyn. Die maͤnnlichen Individuen kommen mit 15 bis 17 Jahren zur Mannbarkeit, und bleiben bis zum 60 Jahr und darüber hinaus zeugungsfähig, wenn ſie ſich nicht ſchon in der Jugend geſchwaͤcht haben. ; Die Gottesverehrung der zu dieſer Art gehörenden Native nen beftand anfangs in der Anbetung vieler Götter; ſie hatten früh eine Idee von Unſterblichkeit der Seele, und haben im All⸗ gemeinen den chriſtlichen Glauben angenommen. Sie ſind am meiſten für das geſellſchaftliche Leben geeignet. Unter ihnen find die größten Geiſter geboren worden. Liebe fuͤr das Vaterland, 20 507 und zu den Kuͤnſten und Wiſſenſchaften zeichnen fie aus, aber ſie ſind trotz ihrer gluͤcklichen Gemuͤthsart auf dem alten Continent zu allen Zeiten von eingewurzeltem Aberglauben und Despotismus tyranniſirt worden 2c. 3 j 5 A. Gens togata. Racen, bei denen von jeher weite Bekleidung gewoͤhnlich; wo die Sitte die Weiber den Maͤn⸗ nern faſt bis zur Sclaverei untergeordnet hat; wo ſehr oft mit dem Alter der Kopf vorn kahl wird. 5 a) Caucaſiſche (weſtliche) Race. Der Teint der Wei⸗ ber iſt friſch und glaͤnzend weiß, die Haut ausgezeichnet glatt, der Mund ſehr klein, die Augenbraunen ſehr duͤnn; die Haare gewoͤhnlich ſchoͤn ſchwarz, fein, glaͤnzend und herrlich gelockt, die Naſe faſt gerade, das Geſicht ein vollkommenes Oval; der Hals beſonders ſchoͤn, die Haltung majeſtaͤtiſch, aber bald durch die gewohnlich eintretende Wohlbeleibtheit geftört. Dahin gehoͤ⸗ ren die Bewohnerinnen Mingreliens, Circaſſiens und Georgiens, welche wegen ihrer Schoͤnheit die Harems der Mohamedaner von dem Mittelpuncte Aſiens aus bis zum Koͤnigreich Marocco ſchmuͤcken. Die Männer find eben ſo ſchen, ihr mittlerer Wuche fuͤnf Fuß vier Zoll, ihr Temperament ſanguiniſch und phlegma⸗ tiſch. In jedem Zeitalter die Gebirgsketten des Caucaſus zwiſchen dem ſchwarzen und caſpiſchen Meere bevoͤlkernd, breitete ſich die⸗ fe Nate in einem halben Bogen länge den Kuͤſten des letztern Meers gegen Suͤdweſt aus, und findet ſich auch in einigen Thaͤ⸗ lern an den Quellen des Euphrats wieder. Durch die beſtaͤndi⸗ ge Vermiſchung der Tuͤrken, Perſer, der Cachemirhindus und mehrere Tatarenhorden der Bucharei mit den Weibern dieſer Art, ſind erſtere ſelbſt in ſchoͤne Racen und weniger ſchoͤnere Arten umgewandelt worden. R i Die Individuen dieſer Race haben natürlichen Geiſt und wuͤrden für Wiſſenſchaften und Kuͤnſte empfänglich ſeyn, wenn fie nicht durch ſchlechte Erziehung unwiſſend und laſterhaft wuͤrden. Aber fie hat ſich nicht durch kriegeriſchen Muth und Eroberun— gen, fondern, wie ſchon geſagt, durch ſinnliche Verbindungen verbreitet. . p) Pelagiſche (ſuͤdliche) Race. Sie zeichnet ſich eben ſo wie die vorhergehende durch Schoͤnheit aus; doch iſt der Teint, obgleich immer weiß, weniger fleiſchfarbglaͤnzend, biswei⸗ len etwas braͤunlich; die mittlere Größe ungefähr 5 Fuß 3 Zoll; der Kopf im Verhaͤltniß zum Koͤrper noch kleiner, wie bei der vorigen; die Haare fein, braun, kaſtanienbraun, ſelten blond, außerorbentlich lang, bisweilen bis zur Ferſe herabreichend und ſehr dicht; der Fuß jedoch nach europaͤiſchen Begriffen von Schoͤn⸗ heit etwas zu groß, der Schenkel nach unten etwas zu dick; das Geſicht bildet ein etwas mehr laͤngliches Oval, und iſt nach un⸗ ten etwas ſchmaͤler als bei der caucaſiſchen Race; die Naſe iſt ganz gerade, ohne den geringſten Eindruck an der Naſenwurzel; die großen Augen liegen etwas nahe aneinander und tief unter dem Augenbraunenbogen, welcher, nicht deutlich gebogen, uͤber ſich eine in die Queere geradlaufende, nicht wie bei den Circaſſierinnen gebogene Augenbraune hat: einen deutlichen Begriff geben uns die Bilder griechiſcher Gottheiten, viele griechiſche Frauen und ſelbſt manche roͤmiſche Damen. Jedoch iſt dieſe Race, welche den Archipel, die europaͤiſche Tuͤrkey, Italien und Sicilien be⸗ wohnte, im Allgemeinen nicht mehr in ihrer urſpruͤnglichen Reinheit vorhanden, ſondern durch vielfache Vermiſchung veraͤn⸗ dert. Urbewohner der thraciſchen und apenniniſchen Gebirge, verbreiteten ſich die Individuen derfe.ben nicht über den Po und die Donau ꝛc. Das Temperament ift immer ſanguiniſch und cho⸗ leriſch. g 5 Gens bracteata, Nacen, deren zum Theil anlie⸗ gende Kleidung jetzt von allen Varietäten angenommen iſt; bei denen die Sitte den Mann dem Weibe oft bis zur Schwaͤche untergeordnet hat; wo der Kopf mit dem Alter gewoͤhnlicher auf dem Scheitel kahl wird. 1 N „c) Celtiſche (weſtliche) Race. Der Wuchs ift etwas größer, als bei den beiden vorhergehenden, die mittlere Größe 5 Fuß 5 Zell; die Haare find weniger lang, aber ſehr dicht, — — ! 308 dunkelkaſtanienbraun oder braun, und ziemlich fein; die Stirn an den Seiten mehr oder weniger in Huͤgel erhoͤht, aber gegen die Schlaͤfe in ſchoͤnem Verhaͤltniß zuruͤcktretend; die Naſe nicht gerade, mit einem mehr oder weniger tiefen Eindruck uͤber der Naſenwurzel; die Augen weniger groß und gewoͤlbt, wie bei den vorigen Racen, im Allgemeinen braun oder grau, das Barthaar dicht und etwas hart, die Haut nicht ſo ſchoͤn und oft blaßgelblich gefaͤrbt; der Mund maͤßig groß; das Temperament gallig und phlegmatiſch;. Körper und Glieder ſtehen in gutem Verhaͤltniß, find kraſtvoll, mehr behaart, als bei allen andern Menſchen; bei den Frauen finden ſich ſelbſt zuweilen Haare zwi⸗ ſchen Hals und Oberbauch; die Knoͤchel ſehr ſtark, der untere Theil des Unterſchenkels duͤnn, der Fuß verhaͤltnißmaͤßig klein. Dieſe Race erſtreckte ſich von der Garonne, Loire und der Sei⸗ ne längs dem weſtlichen Geſtade von Europa hin, trieb wahr—⸗ ſcheinlich Schiffarth und drang im Norden zu den britiſchen In⸗ ſeln, gegen Suͤden nach Spanien und vielleicht auch nach Amerika. \ Alle Voͤlkerſchaften am linken Rheinufer waren urſpruͤnglich Celten, kamen durchaus nicht aus dem Orient, ſondern ſtroͤm— ten im Gegentheil mehrmals dem Morgen zu; das Schwerdt war ihre gewoͤhnliche Waffe, und mit dieſem bahnten ſie ſich den Weg bis nach Kleinaſien, wurden aber endlich, als die Voͤl⸗ ker des Orients in Haufen ihre weſtlichen Wanderungen antraten, von ihnen überwältigt, Daher die Vermiſchung vieler Racen. und der Charactece derſelben; und man kann fagen, daß die celtiſche Race, einige ſchottiſche Hochlaͤnder, Walliſer, Nieders bretagner, die Inſelbewohner von Belle-Isle und die Basken im Mittelpunct der Pyrenaͤen ausgenommen, vom Erdboden verſchwunden iſt. . \ 4) Germaniſche (nördlihe) Race; die größte der Jape⸗ tiſchen Art; die mittlere Groͤße 5 Fuß 6 bis 7 Zoll; oft findet man 6 Fuß hohe Individuen. Das Temperament iſt im Allge⸗ meinen phlegmatiſch und lymphatiſch, die Gewebe ſchlaff und weich, der Koͤrper meiſt corpulent; obgleich nicht ſanguiniſch, haben die Individuen oft einen lebhaften Teint, deſſen Grund von glaͤnzender Weiße, zuweilen aber bleich iſt; das Geſicht iſt rundlich; die Augen gewoͤhnlich blau, die Zaͤhne ſehr oft verdor⸗ ben, die Haare ſehr fein, faſt gerade oder bilden dicke Zoͤpfe von mittlerer Laͤnge, blond, goldgelb oder gelb und werden erſt ſehr ſpaͤt weiß. Die Maͤnner ſind gut gebaut, außerordentlich ta⸗ pfer, ſtark, ſchweigſam, mit Geduld die größten Muͤhſeligkeiten und ſelbſt üble Behandlung ertragend, Liebhaber von gegohrnen Getränken ꝛc.; die Frauen, die groͤßten unter denen der andern Racen, zeichnen ſich durch friſche Fleiſchfarbe und volle Formen aus, find ſelten vor dem 16ten und 17ten Jahr mannbar, ge⸗ baͤren leichter als die der celtiſchen Race ꝛc. h . Von dieſer Race giebt es zwei Haupt» Varietäten, nämlich: - 1) Die Teutoniſche, welche aus den herciniſchen Wäͤl⸗ dern, den Tyroler Alpen und von den Quellen der Saale herge— kommen, aus den erſten und wahren Teutonen beſteht, deren harte und mehr wort- als gedankenreiche (2) Sprache die Wurzel des Engliſchen, Hollaͤndiſchen, Daͤniſchen und Schwediſchen ges worden. Sie drang dem Lauf der Donau folgend, welche in ihrem Vaterlande entſpringt, gegen Morgen nicht weiter als nach Oeſtreich, gegen Mittag nicht über die Alpen vor, ſondern er⸗ hob ſich weiter gegen Norden, bis zur Meereskuͤſte zwiſchen der Elbe und dem Ryein (Gimbern), bis nach Norwegen und Skan⸗ dinavien, und am baltiſchen Meere hinauf bis zum Ausfluß des Niemen; laͤßt ſich an der Mündung der Seine nieder, geht zu mehreren Malen nach Britanien uͤber; und ſpaͤter wurde auch Irrland, unter der Herrſchaft der Norweger, von dieſer Teuto⸗ niſchen Varietaͤt bevölkert, a i ? 7-7 2) Sklavoniſche VBarietät, Sie kam wahrſcheinlich von den Carpathen, bevoͤlkerte auf ihren ſüdlichen Zügen Un: garn, ging über die Donau und drang bis an's adriatifche Meer, im Norden an der Weichſel und dem Niemen hin allmahlig nach Polen, Lithauen, Curland und Rußland, vermiſchte ſich gegen 309 das ſchwarze Meer hin mit den Tartaren ſcythiſcher Abkunft, deren Sproͤßlinge die Koſaken find ꝛc.. Im Weſten drang fie bis zum Becken der Oberelbe und erhaͤlt ſich noch daſelbſt unter dem Namen der Boͤhmen. . } { 2) Arabiſche Art (Homo arabicus). Die Männer find bei diefer Art von hohem Wuchs, die Weiber dagegen die kleinſten von allen: ein Mißverhaͤltniß, welches eben fo ſonder⸗ bar als conſtant iſt. Das Temperament iſt gallig und ſanguiniſch. Die urfprünglichen Charactere, welche man auch bei dem größten Theil der jetzigen Araber antrifft, ſind: ein ovales, an deiden Enden ſehr langes Geſicht, ſo daß unterhalb das Kinn ſehr ſpitz iſt, während ſich die ungeheuer hohe Stirn gegen ei⸗ nen eben ſo bedeutend hohen Scheitel verlaͤngert; bei den Alten erſcheint die Stirn um ſo hoͤher, da letzterer ſehr bald, nie oder ſelten aber der Theil, welchen man gewoͤhnlich Ton⸗ ſur nennt, kahl wird. Die Naſe ſteht hervor, iſt etwas ſchmal, gewohnlich fpisig und bildet eine ſogenannte Adlernaſe, in der Mitte durch einen Buckel ausgezeichnet; die Augen ſind faſt immer ſchwarz oder dunkelbraun, groß aber nicht hervorgequol⸗ len wie bei der pelagiſchen Race, mit einem fanften Ausdruck (Ga⸗ zellenaugen); die Augenbraunen gebogen und ſehr dicht; die Lippen ſein, der Mund zierlich. Der Kopf ſcheint um etwas groͤßer als bei der vorhergehenden Art. Koͤrper und Extremitaͤten ſind wohl⸗ proportionirt, gewoͤhnlich nicht fett, Hals und Huͤftgegend haben da⸗ gegen bei den ſonſt (wo ſie nicht mit circaſſiſchem Blut vermiſcht ſignd) zarten und ſchlanken Frauen eine Neigung, ſtark zu werden, welches Mißverhaltniß man vorzuͤglich haufig bei den Spanierin⸗ nen und beſonders in Andaluſien und Valencia antrifft. Ihre ſchwarzen, glatten, ſelten und in dieſem Fall etwas großlocki⸗ gen Haare werden außerordentlich lang, und von den Weibern in bis zu den Knoͤcheln herabreichenden Flechten getragen. Die Weiber werden ſehr fruͤh, zuweilen ſchon mit dem Iten, nie aber ſpaͤter als mit dem 12ten oder 13ten Jahre mannbar, hör ren aber bald auf, fruchtbar zu ſeyn, wogegen die Maͤnner bis ins hoͤhere Alter zeugungsfaͤhig bleiben: daher die Polygamie, in ber fie leben. Gewiſſe Webelftände an den Geſchlechtstheilen der Weiber, welche uͤbrigens leicht gebaͤren, machen eine Art Beſchneidung (Verkuͤrzung der Nymphen) noͤthig, welche daher nichts mit der der Männer gemein hat. Obgleich die Völker dieſer Art auf ihren Eroberungen, welche fie faft über alle Theile der alten Welt ausdehnten, durch Ver⸗ pflanzung der Einwohner der eroberten Länder, welche fie als Sclaven verkauften, zu mancherlei Vermiſchungen Anlaß gaben, ſo blieb ihnen doch ihre urſpruͤngliche Bildung. Sie verbreiten keinen eigenthuͤmlichen Geruch, wie es bei den Juden, den Ab— koͤmmlingen derſelben, der Fall ſeyn ſoll. 1 - Ihre Haut ift meift weich, fein, glatt und bräunlich, oft ſelbſt, durch Einwirkung der Sonnenhitze, ſehr dunkel, aber nie ſchwarz. Sie haben Geiſtesfaͤhigkeiten und find ſuͤr Wiſſenſchaften, Cultur und Gaſtfreundſchaft empfaͤnglich, aber von Natur geizig und habſuͤchtig, ſelbſt im Hirtenleben, daher ihre Raubſucht; halten einander gewiſſenhaft Wort, nehmen es aber mit Frem— den nicht fo genau, weil fie dieſen eben fo wenig trauen. Unabs bängig und herumſchweifend, wird der Araber unter einer unbe— ſchraͤnkt tyranniſchen Herrſchaft Sclav und gewoͤhnt ſich leicht an einen feſten Aufenthalt; unternehmend und muthig hat er ſtets den Saͤbel bereit; die kleinſte ſeiner Handlungen zeigt von Stolz, und dennoch kriecht er vor ſeinem Herrn. Die Exalta⸗ tion feiner Ideen zeigt ſich in ſeiner Sprache voll verworrener Bilder. Offenbarung und Monotheismus ſpricht ſich in ſeiner Religion aus. Er liebt ſtarke Getranke nicht, ohne fie jedoch zu verabſcheuen. Zwei Hauptracen finden ſich in dieſer Art. 2) Die atlantiſche (weſtliche) Race. Urbewohner der Gebirgskette, welche man jetzt fuͤr den eigentlichen Atlas halt, verbreiteten ſich die Völkerſchaften derſelben, indem fie ihre Eroberungen bis an das entfernteſte Geſtade des Mittellaͤn⸗ diſchen Meeres ausdehnten, auf ber Iberiſchen Halbinſel, welche, — 810 wie ich früher (Guide du Voyageur en Espagne chap. 1 f. V. p. 226) gezeigt habe, eine Fortſetzung jener Gebirgskette iſt, und bevoͤlkerten auch die kanariſchen Inſeln, welche damals viel⸗ leicht nur eine einzige bildeten. Denkmäler von ihnen find, durch die Schuld der Zeit oder phyſiſcher Revolutionen, nicht auf uns gekommen; aber die Guanchen von Teneriffa, ihre Abkömm⸗ linge, welche durch die nicht platte Naſe ihre keineswegs aͤthio⸗ piſche Abkunft bewieſen, und ſich durch eine etwas olivenfar: bene dunklere Haut, und manche Individuen derſelben durch ſehr feine, ins Hellkaſtanienbraune und Blonde fallende Haare von ihren ſuͤdlichen Brüdern auszeichneten, hatten noch meh⸗ rere Gebräuche der urſpruͤnglich atlantiſchen Race, eine große Achtung fuͤr die Todten und das Einbalſamiren derſelben zu Mumien, von denen man noch in einigen Höhlen viele Überrefte findet, übrig behalten. Die Bewohner der großen Wuͤſte Saha⸗ rah, laͤngs dem Ocean, und des weißen Vorgebirgs, der Bar⸗ barei, die Einwohner von Belad el Dgerid, kurz alle die Mauren, welche nicht ſo groß und dunkelgefaͤrbt ſind, als die uͤbrigen Araber, deren Naſe mehr abgerundet iſt, ſo wie die Bewohner der Alpuraras in Spanien find noch die, jedoch mit Phoͤniziern, Griechen, Noͤmern, Vandalen, Gothen, Normannen und mit der folgenden Race vermiſchten überreſte der atlantiſchen Race, und einige davon ſind bis auf die Indiſchen Inſeln verſchlagen worden. b) Adamiſche (öftlihe) Race. Sie ging von dem ber⸗ gigen, mit Ebenen, hohen Felſen und undurchdringlichen Wäldern durchzognen Lande, worin, wie man ſo lange glaubte, der Haupt⸗ arm des Nils entſpringen ſollte, von Abyſſinien aus, fig an den Stroͤmen und Fluͤſſen in die Ebenen von Sennaar herab, ging zum Theil uͤber den weißen Nil weſtlich nach Afrika, und ließ ſich in Darfeur, Bornu und Soudan (dem Becken des Nigers) nieder; zum Theil uͤber das rothe Meer gegen die Straße Babelmandeb, in dieſen Theil Arabiens und von Wuͤſte zu Wuͤ—⸗ ſte bis zu dem perſiſchen Meerbuſen, dem ufer des Euphrat, Orontes und Jordan; zum Theil in dem Nilthal herab bis nach Agypten, kam (Hebräer), angezogen von der Ehre, welche ihr Lande: mann Joſeph daſelbſt genoß, bis zum Delta ꝛc., zog aber, von den Agyptiern angefeindet, ſpaͤter, um ihr urſpruͤngliches Vaterland, Abyſſinien (nicht Canaan), wieder aufzuſuchen, aus, kam aber nicht weiter als in das gebirgige Paläftina, deſſen fie ſich bemaͤchtigte. Dieſe Juden, ſo wie der uͤbrige Theil der arabiſchen Art glauben an einen ewigen, einzigen Gott, welcher ſich ihnen durch Offenbarung kund gegeben, und haben dieſen Glauben bisher un— geftort erhalten. Durch Vermiſchung mit mancherlei Racen mös gen ſie aber wohl ihren Urvaͤtern nicht mehr gleichen. Dieſer Race verdankt man es, daß Dromedare und Eſel Hausthiere geworden ſind. Auch brachte ſie uns die Hierogly⸗ phenſchrift. Sie hat Colonien bis in den Oſten von Afrika, bis über den Aquator hinaus vorgeſchoben; man findet fie noch an der Kuͤſte von Zanguebar und im Norden von Madagaskar. Die Comoro Inſeln in der Straße von Moſambique und Socotora find durch fie bevölkert worden; in Perſien nahm fie fo über: hand, daß dadurch die urſpruͤngliche Phyſionomie der Einwohner verändert wurde, und ſich noch adamiſche Familienzuͤge bis in den entfernteſten Gegenden Indiens und ſelbſt Polyneſiens finden. 3) Die Hindu'ſche Art (Homo indicus). Die Ins dividuen dieſer Art ſind kleiner als die der beiden vorhergehen⸗ den, ihre mittlere Groͤße, wie es ſcheint, gewohnlich 5 Fuß 2 Zoll oder etwas niedriger; ihre Geſichtszuͤge ähneln mehr denen der japetiſchen, als denen der arabiſchen Art; aber ihre Farbe iſt dunkelgelb, etwas ins Rußſchwarze oder Bronzirte ziehend; ihr Wuchs zierlich, die Schenkel zart, der Fuß wohlgebaut; ohne ſehr dick zu werden, ſind ſie doch nicht mager und fleiſchlos; die Haut iſt ziemlich fein und läßt die Blaͤſſe, eine Wirkung der Leidenſchaft, leicht durchſchimmern. Sie verbreitet keinen Ges ruch, beſonders bei den Weibern, deren Reinlichkeit außerordent⸗ lich iſt. Letztere haben gewohnlich einen wohlgebildeten Nacken, ziemlich halbkugelige, etwas tiefſitzende Bruͤſte mit ſchwarzen oder dunkelbraunen Warzen; ihr Körper iſt im Verhaͤltniß zu 20 * 311 den gewöhnlich langen und dünnen Extremitäten kurz; der Schaamberg iſt mit äußerſt wenig aber harten Haaren beſetzt; ſie gebären außerordentlich leicht und gelten fuͤr ſehr wolluͤſtig, find ſehr fruͤhzeitig mannbar, manchmal ſchon mit dem 9 oder 10 Jahr Mütter; nach dem 30. aber nicht mehr fruchtbar, Auch die Maͤnner ſind bald mannbar, behalten aber die Zeu⸗ gungsfaͤhigkeit ſelten lange. Sie erreichen ſelten ein hohes Alter. Voͤlkerſchaften der neptuniſchen und arabiſchen Art, wek⸗ che ſich von den aͤlteſten Zeiten her an den Ufern hin ausgebrei⸗ tet, haben ihre Geſichtszuͤge oft verändert. Ihre Naſe gleicht am meiſten der der celtiſchen Varietäten, fie iſt zierlich abgerundet ohne platt zu ſeyn, die Flügel derſel⸗ ben nicht allzuſehr abſtehend; der Mund iſt maͤßig groß und mit ſcheitelrecht ſtehenden Zaͤhnen verſehen; die Lippen ſind ſehr dünn, meiſt gefärbt, die obere beſonders ſehr anmuthig; das Kinn rund und faſt immer mit einem Gruͤbchen geziert; die Lugen, deren Ausdruck durch ſehr lange Wimpern gemildert wird, und uͤber welchen ſchmale und gebogene Augenbraunen liegen, find meiſt rund, ziemlich groß, immer etwas feucht, haben eine etwas ins Gelbliche ziehende Hornhaut und dunkelbraune oder ſchwarze Re⸗ genbogenhaut; die Ohren find mäßig groß und wohlgeſtaltet, werden aber oft durch ſchwere Zierrathen verunftaltet; die Hands flächen find beinahe weiß und etwas faltig, an den Naͤgelwurzeln gewohnlich ein kleiner halbmondfoͤrmiger dunklerer Fleck; die Haare ſind lang und ſchlicht, immer ſehr ſchwarz und glaͤnzend, meiſt ſehr fein; das Barthaar, ausgenommen am Schnurrbarte, duͤnn. 5 Die Hindus find ſanft, offen, gelehrig, induſtrioͤs, weder trag noch ſehr thatig, mit Wenigem zufrieden, lieben eben fo wenig wie die Individuen der arabiſchen Art den Mißbrauch ge⸗ gohrner Getränke, deren Gebrauch fie jedoch kennen, da fie ihnen der Reiß, ihr Hauptnahrungsmittel, verſchafft. Pfeffer, Ingwer u. dergl. ſcheinen nothwendige Reizmittel fuͤr ihren Magen zu ſeyn. Landbauer und an einen feſten Aufenthalt gewöhnt, wan— dern fie nur nothgedrungen aus und uͤberlaſſen den Seehandel meiſt andern Nationen. und gebrauchten ihn im Kriege. Von den Quellen des Indus oder Sind und des Ganges aus, den Lauf dieſer Fluͤſſe entlang, bevoͤlkerten fie nach und nach die ganze weſtindiſche Halbinſel, wo ſie ſich mit Mauren und andern Arabern, Tartaren, Scythen und Malayen ver— miſchten, drangen nach Ceylon, auf die lacdiviſchen und maldivi⸗ ſchen Inſeln vor, wo vielleicht ſchon vor ihnen die neptuniſche Art herrſchte, verbreiteten ſich dann auch Be dem Mend folgend, und längs der Kuͤſte bis an das aͤußerſte Ende des per⸗ ſiſchen Meerbuſens; denn die Bewohner von Ormus und der klei⸗ nen Inſeln dieſes von Land umgebenen Meers ſind ohne Zweifel Hindus; an der weſtlichen Kuͤſte ſcheinen fie zwar nach Polyne⸗ ſien bis zu den Molucken und beſonders nach Timor, vielleicht auch auf einige Inſeln Oceaniens, aber nicht über die Gebirge von Mogs, welche Bengalen von Aracan trennen, gekommen zu ſeyn. Jedoch find die weiter ſuͤdlich wohnenden nicht immer die braͤun— ſten, und z. B. die weit nördlicher als die Bewohner von Car- nate wohnenden Guzaraten weit dunkler gefaͤrbt. Der Seiden⸗ wurm liefert ihnen den hauptſaͤchlichſten Stoff zu ihrer Beklei⸗ dung, und erſt ziemlich ſpaͤt und nach der Vermiſchung mit noͤrdli⸗ chen Voͤlkerſchaften wurden ihnen von Cachemire und Cabul her tibetaniſche Zeuge zugefuͤhrt. In Kaſten getheilt, die ſich nicht . unter einander vermiſchten, hätten fie ihre urſpruͤngliche Rein- heit behalten muͤſſen, wären ſie nicht gezwungen geweſen, ſich mit den Eroberern zu verbinden. Ihre Religion iſt ohne Zweifel die aͤlteſte, und ungeachtet der zahlreichen, unter ihnen lebenden Eu⸗ ropaͤer noch wenig verändert, Wenigſtens gleichzeitig mit der an den Ufern des Nils herrſchenden, unterſcheidet ſie ſich doch durch Principien und Gebraͤuche. 4) Sceythiſche Art (Homo scythicus). Dieſe Art be⸗ wohnt die Bugareien, Songarei, Daurien und die ganze unge⸗ Nur eine einzige Kaſte liefert Krieger.“ Sie allein machten wahrſcheinlich den Elephanten zum Hausthier 312 heure Strecke Afiens, welche ſich in der Länge von den oͤſtlich in das caspiſche Meer fallenden Fluͤſſen bis zum Japaniſchen und Ochotzkiſchen Meere und in der Breite vom 40 bis 60° n. Br. erſtreckt, und wird ganz confus mit dem Namen Turkomanen, Kirgiſen, Koſaken, Tataren, Kal muken, Mongolen und Man: tſchuken bezeichnet. a f Die Scythen find nicht fo klein als die Menſchen der hyperborei⸗ ſchen Art, ihre Hautfarbe iſt weit heller, und ihre ſtets ſcheitelrecht und von einander entfernt ſtehenden Zaͤhne etwas laͤnger; ihre mittlere Größe iſt 5 Fuß oder etwas mehr; ihr Körper oliven⸗ farbig, ſtark und muskulös, die Schenkel dick, die Unterſchenkel kurz, mit ſtark auswaͤrts gekehrten Knien und einwarts gekehr⸗ ten Füßen. Sie find die haͤßlichſten unter allen Menſchen, haben ein oben ſehr breites und plattes Geſicht, ſehr kleine, tief und oft handbreit auseinander liegende braͤunliche Augen, dicke Aus genlider und ſtarke, rauh anzufuͤhlende Augenbraunen; die Naſe iſt ſehr platt, das Geſicht ſelbſt in der Jugend runzlig, die Backenknochen ſehr hervorſtehend, die Oberkinnlade einwaͤrts geruͤckt das Kinn ſpitzig. Der Bart, beſonders uͤber der Oberlippe, iſt ziemlich ſtark, braun oder roͤthlich; die Haare gerade, weder fein noch grob, gewoͤhnlich ſchwarz oder dunkel. Die Zeit der Mannbarkeit der Männer und Weiber ꝛc. faſt wie bei den Europaͤern. \ Herumſchweifend, wild, Jäger, Hirten, nie Landbauer, und wenig an ihr Vaterland gefeſſelt, wandern ſie willig aus, ſobald ſie eine Ausſicht auf Raub und Beute haben. Gewaltliebend, an die Muͤhſeligkeiten des Kriegs gewöhnt, Gefahr und Tod verachtend, blind ihren despotiſchen Chans gehorchend, uͤherflu⸗ theten ſie faſt zu allen Zeiten, gegen Norden, Suͤden und Oſten, die Länder friedlicher Nationen. Ohne eigentliche Gottesvereh- rung, nur ihren Lama anbetend, ohne Polizei ſtifteten fie nie ein dauerndes Reich, auch nahmen ſie leicht die Religion und Gebroͤunche der Bezwungenen an. Die Annalen Griechenlands, Indiens und Chinas find mit Nachrichten ihrer Raͤubereien ange fuͤllt. Die Namen Oſchingis und Tamerlan haben ihre Waffen be⸗ ruͤhmt gemacht. In den kalten Regionen des noͤrdlichen und oͤſt⸗ lichen Aſiens mit der hyperboreiſchen Art vermiſcht, haben ſie beſonders in Kamtſchatka und der Inſel Jeho, welche ſie ſich unterwarfen, auch die Haͤßlichkeit dieſer Art angenommen. Nach überſteigung der langen Mauer finden wir ſie als Chineſen; ihre weſtlichen Abkoͤmmlinge, welche ſpaͤter den mahomedaniſchen Glauben annahmen, wurden die ſchoͤnſten aller Menſchen, be⸗ hielten aber demungeachtet etwas von ihrer urſpruͤnglichen Haute farbe; fie uͤberſchwemmten die europaͤiſche Tuͤrkei, gingen über! den Ural, die Wolge und den Don bis zum Dnieper. Kameel und Pferd waren ihre ſteten Begleiter auf dieſen Zuͤgen. Weni⸗ ger unreinlich als die Individuen der hyperboreiſchen Art, ver⸗ breiten fie nicht den haͤßlichen Geruch, wodurch dieſe beruͤchtigt; ſind. Menſchenfreſſer waren ſie nie; aber von ihnen kommt der Gebrauch mancher nördlicher Voͤlker, mit ihren Anführern oder berühmten Kriegern ihre Waffen, ihr Schlachtroß und einige Sclaven zu begraben. 5) Sineſiſche Art (klomo sinicus). Unrichtig mit der vorigen Art unter dem Namen der Mongolen verwechſelt, bes ſteht dieſe Art aus Völkern, welche unter dem Namen Coreſen, Japaner, Chineſen, Tunkineſen, Cochinchineſen, Siameſen und Birmanen bekannt ſind. Von den Gebirgen und Hochebenen Thibets unter dem 50% n. Br. breiteten fie ſich vom 10. bis zum 15. Grade, von den ſcythiſchen Nationen durch die unge⸗ heueen Steppen Cobi und Shamo getrennt, aus, und fliegen. nach dem Lauf von 6 oder 7 großen, nach Oſt und Weſt durch die reichen Ebenen ſtroͤmenden Fluͤſſen bis zum Meeresufer herz ab. Sie nehmen einen eben ſo großen Raum ein als die jape⸗ tiſche Art in Weſten; jedoch einen geringern als die vorhergehen⸗ de und arabiſche Art. Die Chineſen, welche als Typus derſelben betrachtet wer den koͤnnen, find etwas größer als die Tartaren, fo groß ale die Hindus, d. h. 5 Fuß bis 5 Fuß 4 Zoll, ſelten größer: 31 Ihre Glieder ſind wohl proportionirt, obwohl der Kopf groß, nicht wohlbeleibt, was bei ihnen für ſchön gilt; das Geſicht iſt rund, ſelbſt in der Mitte etwas breit, die Backen hervorftehend;; die Augen find gewöhnlich braun, ſelten ſchwaͤrzlich, nie blau⸗ lich, klein, mandelformig geſchligt, der innere Winkel nach un⸗ ten geneigt, während der äußere gegen die Schlafe hin ſehr er⸗ hoͤht und faltig iſt; fie find nur wenig gefpalten und ſcheinen im Geſicht nur zwei ſchraͤge Linien zu bilden, die Augenlider find meiſt dick, aufgeſchwollen und faſt ohne Wimpern, die Augen⸗ braunen ſehr ſchmal, ſchwarz, und ſtark gebogen; die Naſe von der Stirn durch einen tiefen Eindruck geſchieden, rund, ein wenig platt mit etwas abſtehenden Flügeln und nicht zu dick, wiewohl ſie Reiſende in Hinſicht der Form mit einer Miſpel ver⸗ glichen haben; der Mund iſt groß, die Lippen etwas dick, meiſt blaureth, die Zähne ſtehen ſcheitelrecht; das Kinn iſt klein und gewöhnlich bartlos. Die Tibetaner haben nur einen Knebelbart, welcher, ſeidenweich, ſehr lang werden kann. Die Frauen, de⸗ ren Wuchs corpulenter iſt, als der der Maͤnner, und welche ſehr bald altern, find außerordentlich fruchtbar, übrigens faſt wie die der caucaſiſchen Art menſtruirt, und dies iſt auch hinſichtlich der Dauer der Zeugungsfaͤhigkeit dei den Maͤnnern der Fall, ausgenommen, daß ſie fruͤher manndar werden. Das Ohr iſt groß und ſteht ganz vom Kopfe ab; die Haare ſind ſchlicht, nie gelockt, von mittlerer Länge, dick und immer ſchwarz, und ſtehen auf der Stirn ſo, daß ſie daſelbſt deutlicher als bei jeder andern Art fuͤnf Spitzen bilden; da ſie ſehr duͤnn ſtehen, fo werden fie gewöhnlich abgeſchoren und man läßt nur ein klei⸗ nes weder zu hohes noch zu niedriges Buͤſchel auf dem Scheitel ſtehen. Die Hautfarbe iſt zuweilen ſo weiß wie die unſrige, und beſonders zeichnen ſich die Weiber, deren Erziehung, Gewohn— heit an ſitzendes Leben und beſonders die durch Kunſt bewirkten kleinen Fuͤße ſie in die Haͤuſer dannt, darin aus; unter dem 20° n. B. aber, wo die Vermiſchung mit den Malaien auf der weſtlichen indiſchen Halbinſel einige Modificationen in der ure ſpruͤnglichen Phyſionomie hervorgebracht hat, iſt die Haut im All⸗ gemeinen fettig, gelb, braͤunlich und ſelbſt dunkel. Jedoch be⸗ merkt man, daß gerade die am noͤrdlichſten wohnenden Sineſen die dunkelſte Farbe haben. Daß die Sineſen aus der Vermi⸗ ſchung der Tartaren mit den Malaien entſtanden ſeyen, wie man fruͤher behauptete, iſt durchaus unrichtig; man darf nur ein Individuum von jeder dieſer drei Arten geſehen haben, um dies ſogleich einzuſehen. Die voruͤbergehende Vermiſchung mit den Scythen hat ebenfalls keinen fo bedeutenden Einfluß gehabt. Sie verabſcheuten von je jede Verbindung mit Fremden, und ſuchten dieſe durch mancherlei, z. B. durch die große Mauer, abzuhal⸗ ten. Sie find meiſt blos Landbauer, lieben den Boden, wor- auf ſie geboren ſind, ſehr, und ſcheuen alles Reiſen, welches von Einzelnen auch nur ohne Wiſſen der Regierung unternommen wird. auch mit Wenigem zufrieden; ihre Hauptnahrung beſteht in geruͤche lieben ſie dagegen ſehr. 814 Sie find fanft, Hörlich, kriechend, gewinnfüchtig, obgleich Reis; auch eſſen fie viel Fiſche, zu deren Fang fie Vögel abe richten. Ihre Kleidung beſteht hauptſaͤchlich aus ſeidnen Zeugen. Nie genießen fie ſtarke Getränke im übermaß. Thee und Wohle Sie haben wenig Muth und waren daher von je ſchlechte Soldaten; ſind aber induſtrids, gute Kaufleute, Baumeiſter und in mancherlei Kuͤnſten erfahren. Die Civiliſation, welche, fo wie ihre einſylbige Sprache, bis in die fruͤheſten Zeiten zu zreichen ſcheint, macht keine Fortſchritte, da die Regierung für die kleinſten Handlungen einzelner Individuen Vor⸗ ſchriften giebt. Geiz und Schwelgerei find ihre Hauptlaſter. Die Religion hat keine Gewalt uͤber die Regierung, ihr 4 110 iſt der Deismus; der Glaube an Unſterblichkeit der Seele ist ihnen fremd. . (Die Fortſetzung in der nächſten Nummer.) Miscellen. l über das neu erbauete anatomiſche Theater der K. Academie der Wiſſenſchaften zu Münden iſt von dem Vorſteher Hrn. Hofr. Doͤllinger Bericht erſtattet. Das Gebäude iſt, ſo weit es ſich aus den Riſſen beurtheilen läßt, ein ſehr zweckmaͤßiges. Der amphitheatralifhe Demonſtrations⸗ Saal kann 220 Zuhoͤrer bequem faſſen (auf den Fall, daß in Münden eine Univerfität errichtet wird), es find drei ſehr helle Zimmer zu Präpariv-Übungen vorhanden; im zweiten Stock drei Säle zum Aufbewahren von Präparaten, Mit den HH. Arzten des allgemeinen Krankenhauſes beſteht der Vertrag, daß fuͤr ſie und ihre cliniſchen Zoͤglinge alle Leichenoͤffnungen auf dem anato⸗ miſchen Inſtitut gemacht werden, damit daſſelbe ſicherer die krankhaft umgeaͤnderten Theile unverſehrt erhalte; der Anſtalt ſtehen im Jahre uͤber 200 Leichen zu Gebote. N N über den Hippopotamus hat Hr. Bonelli die Be: hauptung mitgetheilt, daß er, wenn er untertaucht, Rachen und Naſenloͤcher gleichſam hermetiſch ſchließen koͤnne, wie es bei dem Seehunde der Fall iſt. Hr. B. ſtuͤtzt ſich jedoch nur auf genaue - Unterfuchung einer für das Muſeum zu Turin angekauften trock⸗ W eines maͤnnlichen Hippopotamus von der Suͤdſpitze von rika. ; Nekrolog. Italien und die Naturwiſſenſchaften haben den Tod des um die Geologie hochverdienten Breislak zu bedauern, der am 15. Febr. zu Mailand geſtorben iſt. Obgleich 78 Jahr alt, wur er noch fortwährend thaͤtig. Noch im Jahr 1822 iſt feine treffliche Beſchreibung der Provinz Mailand erſchienen (Notizen Nr. 65 S. 355.), und eine aͤhnliche Arbeit uͤber das Land zwiſchen dem Verband und Lario beſchaͤftigte ihn, als der Tod ihn unterbrach. N n Unterſuchungen über die koͤrperlichen Urſachen der Geiſteskrankheiten. (98) Von Pinel dem Sohn ). Der Verfaſſer theilt die im Organismus ſelbſt liegenden ur⸗ ſachen der Geiſteskrankgeiten in Abnormitäten des Gehirns, und in Abnormitaͤten der übrigen Organe und ihrer Nervenapparate alſo beſonders des Ganglienſyſtems. Die Leidenſchaften gruͤnden ſich entweder auf, Steigerung der angebornen Neigungen, wo alsdann ihr primärer Sitz im Gehirn iſt, oder fie find Folge erhöhter Thaͤtigkeit gewiſſer organiſcher Apparate und des Ge: kuͤhls von koͤrperlichen Beduͤrfniſſen, wo fie conſenſuell auftreten. ) Der erſte Theil dieſer Abhandlung, welcher hier mitgetheilt wird, wurde der Academie der Wiſſenſchaften zu Paris den 20. Februar d. J. vorgeleſen. Win „ n e. Daſſelbe laßt ſich auf die Gemuͤthskrankheiten anwenden; die uͤbrigen Organe haben den beſtimmteſten Einfluß auf das Ge⸗ hirn, die leichteſte Kränklichkeit macht den Menſchen unfähig zur Arbeit; eine Diarrhoͤe von mehrern Stunden erzeugt Muth⸗ loſigkeit, traurige Gedanken, ſelbſt Lebensuͤberdruß; Entzuͤndun⸗ gen verurſachen Delirium, die chroniſchen Affektionen des Darm⸗ kanals Niedergeſchlagenheit, kindiſche Furcht u. ſ. f. Man wird dieſe Anſicht beſtaͤtigt finden, wenn man einen Blick auf die Lei: chenoͤffnungen von Geiſteskranken wirft. Bei 261 Leihenöffnuns gen, welche unter den Augen Pinel's des Vaters vor mehrern Jahren verrichtet wurden, ergaben ſich folgende Abnormitäten: 68 organiſche Fehler des Gehirns, als Verſauchung, Hydatiden, Faſerſtoffſchichten u. ſ. f.; 138 Abnormitäten andrer Eingeweide, beſonders des Darmkanals; 57 zweifelhafte Ergebniſſe. Hiermit uͤbereinſtimmend fand Esquirol bei 277 Offnungen: 77 Hirn⸗ affectionen, 141 Abnormitaͤten andrer Organe und 61 unde⸗ 315 — ſtimmte Fehler. Unter dieſen Affectionen muß man freilich, um nicht zu weit zu gehen, einen Unterſchied zwiſchen ſolchen ma⸗ chen, welche man als wahre Urſache der Narrheit, und ſolchen, welche man als zufällig, oder ſpaͤter hinzugekommen anſehen kann. Wenn man nun das Gehirn und die uͤbrigen Organe in einer beftändigen Wechſelwirkung begriffen und das Nervenſyſtem in zwei verſchiedene Apparate getheilt ſieht, die nach ihren Funk⸗ tionen verſchieden, aber doch deutlich der Sitz der Empfindungen, Neigungen, Leidenſchaften und Inſtinkte ſind; und wenn ferner die Leichenoͤffnungen von Geiſteskranken Abnormitaͤten bald des Gehirns, bald andrer Organe zeigen, ſo wird es einleuchtend, daß man bei Aufſuchung der Urſachen dieſer Krankheiten beide Ordnungen des Nervenſyſtems in Betracht ziehen muͤſſe. Dieſer Aufſatz zerfällt daher in zwei Abtheilungen; in die Unterſuchung der Urſachen, die ſich am Gehirn finden, und derjenigen, welche die übrigen Organe darbieten. Nur von den erſtern iſt hier die Rede, . 5 3 Unter denen, welche das Gehirn als den alleinigen Sitz der Gemuͤthskrankheiten betrachten, haben Foville und Pinel⸗ Grand⸗Champ am genaueſten die verſchiedenen Abnormitaͤten deſſelben nachgewieſen. Sie fanden im Gehirn der meiſten Gei⸗ ſteskranken bald lebhaft rothe Flecke in der Rindenſubſtanz, bald vermehrte Conſiſtenz, bald auffallende Erweichung derſelben; partielle Verwachſung der Arachnoidea mit dem Gehirn, beſon⸗ ders nach vorn, welche zuweilen ſo feſt war, daß man die graue Subſtanz mit ihr abloͤſ'te. Sie bemerkten, daß die Roͤthung der grauen Subſtanz beſonders mit den acuten Symptomen und der Manie zuſammenhing, daß aber bei dem Blödfinn nur ſchwa⸗ che Membranen, Blaͤſſe, vermehrte oder verminderte Conſiſtenz der grauen Subſtanz ſtattfand; daß dieſe oft dünner und ſo blaß war, daß ſie ein der N . aͤhnliches Anſehen hatte. Dieſe Abnormitaͤten beſchraͤnkten ſich nur auf die Cortical⸗ ſubſtanz, wenn bloß die Intelligenz gelitten hatte, exſtreckten ſich dagegen auch auf die Markſubſtanz, wenn zugleich Laͤhmungs⸗ zufaͤlle vorhanden waren; was dieſe Maͤnner verleitete, erftere als den Sitz des Denkvermoͤgens, letztere aber als das Prinzip der Bewe⸗ gung anzuſehen. Dieſe Beobachtungen, wenn auch an ſich unzurei⸗ chend, fuͤhren uns auf den rechten Pfad, um durch Vergleichung der Erſcheinungen mit den Desorganifationen zur richtigen Erz kenntniß der Urſachen zu gelangen. Im Allgemeinen zeigt das Gehirn der Geiſteskranken zwei Verſchiedenheiten: entweder zeu⸗ gen Injection, Röthe, Erweichung von einem betraͤchtlichen Flutandrang und ſteter Reizung; oder im Gegentheil die Farb⸗ loſgkeit, Dichtigkeit, das Verſchwinden der Capillargefaͤße, der Collapſus der Windungen zeigen, daß auf jenen acuten Zuſtand ein ſchleichender gefolgt iſt, der die Gehirnſubſtanz desorganiſirt, und ihre Funktionen aufgehoben hat. Dieſe beiden Zuftände ſtehen mit dem Verlauf der Narrheit in Verhaͤltniß, und haben ihre beſondern gaͤnzlich verſchiedenen Merkmale. Acuter Verlauf. Die Symptome der Manie find be⸗ kannt; ich bemerke nur, daß nach mehrern Monaten oder Jah⸗ ren von faſt beftändiger Unruhe mit Delirium und den gewöhn- lichen Zufällen die Kranken plotzlich ruhig werden und hierauf in eine allgemeine Schwache ſinken; die Haut wird klebrig; die Aus⸗ leerungen unwillkuͤhrlich; die Geſichtsfarbe erdfahl, alle Funktio⸗ nen zerruͤttet, und fie ſterben ſchnell in Stupor und Lähmung. Man findet alsdann an einigen Stellen der Corticalſubſtanz eine auffallende Rothe, an andern eine eiterige Zerſetzung des Ge⸗ birns, welche mit der Dauer des Leidens im Verhaͤltniß ſteht. Folgende Faͤlle werden dies erläutern. ; 4 Fall. Benedicte P., 69 Jahr alt, ſtark und vollblütig, kam den 25. Oktober 1821 mit Tollheit in die Ealpetriere, Ihre Augen waren glänzend und lebhaft; ſie ſprach ohne Unterlaß und ohne Zuſammenhang, und zeigte große Zerſtreutheit. Dieſer Zuſtand dauerte gegen 6 Monate. Den 15. März 1822 konnte fie nicht aufſtehen, ihr Geſicht war gelb, ihre Augen halb geöffnet, der Kopf ſtand nach rechts. Tiefes Koma, harter beſchleunigter Puls, unm illkührliche Excretionen. Abends ſtieß fie heftiges Ges Symptome entſtanden. 316 5 ſchrei aus und ſiel öfters auf ihr Bette; den andern Tag war Alles verſchlimmert, die linke Seite gelaͤhmt, und den dritten Tag ſtarb ſie in Karus. ! Bei der Section fand ſich folgendes: der Schädel war dick, injicirt; die ganze Rindenſubſtanz ſtark injicirt, in den obern Win⸗ dungen lebhaft roth, in den ſeitlichen erweicht und von der Farbe der Weinhefen. Das rechte corpus stristum desorganiſirt und in braͤunliche Jauche verwandelt. An dem hintern Theile des rechten Lappens waren graue und weiße Subſtanz vermengt, in eine jauchige Fluͤſſigkeit verwandelt, und floſſen unter der Arachn⸗ pibea hervor. Der ganze linke Lappen (Hemiſrhaͤre) des Ge- hirns war von gewoͤhnlicher Conſiſtenz. Alle uͤbrigen Eingeweide waren vollkommen geſund. — In der allgemeinen Injection des Gehirns haben wir hier den Grund der immerwaͤhrenden Stei- zung zu ſuchen, welche, da fie acut blieb, zuletzt entzündliche Deſtructionen herbeiführen mußte, wodurch die letzten ſchweren Dieſen ſchleunigen Ausgang der Manie, der im Grunde nur eine intenſive Entzuͤndung iſt, nannte man bisher gewoͤhnlich Apoplexia nervosa oder serosa, Fall. Magdalena M. hatte von der Periode der Mann⸗ barkeit an Zeichen von Geiſtesverwirrung gegeben. Im Jahre 1812 wurde ſie in die Galpetriere gebracht, wo ſich ihr Wahn⸗ finn hauptſächlich um Prozeſſe drehte. Sie war ſehr unruhig, und man konnte in 8 Jahren ihren Zuſtand nur in fo fern beſ— fern, daß man einige ruhige Intervallen erhielt. Im Jahre 1821 verſtaͤrkte ſich ihre Manie; ſie ſprach uͤber Gegenwärtiges und Vergangenes auf die verkehrteſte Art und mit den unfinnigften Ideenverbindungen. Sie ſchlief wenig und ſchrie faſt die ganze Nacht hindurch. Nach 3 Monaten wurde ſie mit einem Male ruhig. Sie war beſtaͤndig betaͤubt; ihre Antworten richtig aber langſam; nach 7 Tagen, die in dieſer Schlaͤfrigkeit hingingen, trat den Abend plotzlich ein Paroxysmus ein; den andern Tag waren ihre untern Extremitaͤten voͤllig gelaͤhmt, ſie gab keine Antwort mehr und ſtarb nach 5 Tagen. Pr Der Schädel war ſehr dünn; die dura mater hier und da mit der arachnoidea verwachſen; die Windungen waren tief und uͤberall die Corticalſubſtanz ſtark injicirt. Dieſe war im Innern lebhaft roth und an einigen Windungen erweicht. In den corporihus striatis war die Desorganiſation noch deut⸗ licher; fie waren in ſchwaͤrzliche breiartige Materie verwandelt. Die übrige weiße Subſtanz zeigte eine violette Färbung und einige Ecchymoſen. Alle Gefaͤße des Gehirns waren mit Blut uͤberfuͤlt. Das kleine Gehirn war weich, weiß und nicht injicirt. Das Herz war klein; ſein Gewebe entfaͤrbt, übrigens feſt. Der Magen war verengt, mit tiefen Furchen. Auch hier ſehen wir heftige Reizung (Injection des Ge⸗ birns\, auf welche eine Entzündung folgt (Verjauchung), deren Produkte Lähmung und den Tod herbeiführen, Dieſer Ausgang der Manie in Entzuͤndung iſt nicht eben der haͤufigſte. Am oͤfterſten, beſonders bei jungen Perſonen, laſ⸗ fen die Symptome allmaͤhlig nach, und es tritt mit einer lang⸗ ſamen Geneſung der Gebrauch der Vernunft wieder hervor. Chroniſcher Verlauf der Geiſteskrankheiten. Dies ift ein häufiger und eben fo trauriger Ausgang, als der eben beſchriebene. Man hat ihn unter dem Namen des ſecun⸗ daͤren Bloͤdſinns beſchrieben, und er ſtellt ſich durch Gedaͤchtniß⸗ ſchwäche, Gleichguͤltigkeit, unaufmerkſamkeit und ſchwere Aus⸗ ſprache dar. Später ſcheinen die Kranken weder Beduͤrfniſſe, noch Ideen, noch Wuͤnſche zu haben; es treten Laͤhmungen ein; die Sprache wird zitternd, der Gang wankend; die Glieder ſind gebogen; die Kranken laſſen Gegenſtaͤnde, die ſie halten, fallen, oder halten ſie convulſiviſch feft. Ihr Geſicht zeigt den Ausdruck einer dummen Verwunderung; ſie ſehen und hoͤren nicht, und bringen nur einzelne Laute vor. Bald nehmen die Symptome der Lähmung zu; die Kranken koͤnnen weder gehen noch ſtehen; die Glieder ziehen ſich ſo ſtark zuſammen, daß man nicht die mindeſte Extenſion hervorbringen kann. Zuletzt tritt Mara mus und ein langſamer Tod ein. Dieſer Zuſtand kann von einem 317 bis zu 10 oder 15 Jahren dauern. Die Abnormitaͤt, welche man nach demſelben jederzeit antrifft, iſt: eine beſondere Härte ,- und Zeftigkeit des Gehirns. Die Subſtanz deſſelben iſt compakt, enthält weder größere noch Gapillargefäße ; das Volumen iſt vers‘ kleinert, und die Farbe auffallend weiß; man kann ſie nicht mit den Haͤnden zerdruͤcken, ſondern nur mit Muͤhe zerreißen, und fie zieht ſich, wenn fie ausgedehnt war, elaſtiſch zuſammen. Sie verhaͤrtet und verhornt am Feuer und in Salpeterſäure, wogegen das geſunde Hirn in denſelben Agentien ſich aufloͤſ't und ausbreitet. Dieſe Charaktere machen ſie dem Faſerſtoffe aͤhnlich. Die Corticalſubſtanz iſt dünner, blaͤſſer, ſcheint ſich mit der wei⸗ ßen zu vermiſchen, oder trennt, ſich bisweilen von dieſer mit Leichtigkeit. Es ſcheint demnach ein organiſcher Prozeß das ganze Gehirn oder einen Theil deſſelben langſam umzuwandeln, und fuͤr ſeine Funktionen untauglich zu machen. 8 Fall. Marie L., von ziemlich ſtarker Conſtitution, ver⸗ kor, nachdem fie acht Jahre in einer gluͤcklichen Ehe gelebt und vier Kinder geboren hatte, ihren Gatten in der fünften Schwan» gerſchaft, und verfiel in eine Melancholie, welche nach der Nie⸗ derkunft zunahm, ſo daß ſie den 15. Oktober 1817 in die Sal⸗ petriere gebracht wurde. Sie war ſtill, weigerte ſich, Nah: rung zu ſich zu nehmen, vermied alle Geſellſchaft und antwor⸗ tete auf keine Fragen, die ihren Zuſtand betrafen; uͤbrigens wa⸗ ren ihre Antworten kurz aber richtig; ihr Verſtand ſchien ge⸗ ſund; nur zeigte ſich bei ihr Furcht vor dem Tode. So blieb ihr Zuſtand 18 Monate; nach und nach wurde ihr Gedaͤchtniß ſchwach und ihre Ideen verworren. Sie blieb waͤhrend eines drei⸗ jaͤhrigen Bloͤdſinns ſtets liegend; dann contrahirten ſich ihre untern Extremitaͤten und ſie ſtarb in allgemeinem Scorbut. — Der Schädel war dünn und weiß; die arachnoidea, obwohl ſchein⸗ bar geſund, war feſt mit dem Gehirn verwachſen; die Rinden-⸗ ſubſtanz blaß, verfaͤrbt, feſt und an manchen Stellen ſo mit der weißen Subſtanz vermiſcht, daß man ſie kaum erkennen konnte. Die Markſubſtanz war auffallend weiß, hart und feſt, letzteres beſonders an den thalami, an den obern Theilen der Ventrikel und an dem cornu Ammonis. Sie ſchien hier ſogar dem Meſſer zu widerſtehen, ließ ſich ſtark ziehen, ohne zu reißen, verlängerte ſich in deutliche Faſerbuͤndel, und zog ſich dann wie— der zuſammen. — Die linke Lunge enthielt eine betraͤchtliche Eiterhoͤhle; dieſe Seite war voll Serum; der Darmkanal mit vielen Geſchwuͤren beſetzt. Die aufgeführten. Fälle werden hin— reichen, um die beiden Arten des Wahnſinns, ihren verſchiedenen Verlauf im Verhaͤltniß zu den verſchiedenen anatomiſchen Ergeb⸗ niſſen anſchaulich zu machen. Sie kommen aber auch nicht ſelten vereinigt vor. Wir ſehen bei Bloͤdſinnigen zwiſchendurch Anfälle von Unruhe und Manie eintreten, und finden alsdann nach dem Tode die Charaktere beider Focmen, der chroniſchen wie der acuten deutlich geſchieden neben einander. Ich will hier einen Fall anfuͤhren. \ Margarethe M., von zartem Bau, war bis in ihr 45. Jahr geſund geweſen. In Folge mehrerer Ungluͤcksfaͤlle wurde fie wahnfinnig, und 1809 in einem Zuſtand von Wuth in die Salpetriere gebracht. Das erſte Jahr dauerte ihre Unruhe ſechs Monate und machte dann einem ſtillen Wahnſinne Platz. Dieſe Erſcheinungen wiederholten ſich auf dieſelbe Weiſe faſt alljaͤhr⸗ lich bis 1818, wo der Bloͤdſinn ſich mehr ausſprach; ihr Ge— daͤchtniß verſchwand faſt ganzlich, und fie verfiel in allgemeine Schwaͤche; dies dauerte bis 1822, wo ſich von neuem ein heftiz ger Wuthanfall einſtellte. Vierzehn Tage nach ſeinem Eintritte ſtarb ſie in tiefem Karus. — Der Schädel war duͤnn und weiß; die arachnoidea war in der Stirngegend verdickt, undurchſich⸗ tig; unter ihr eine Eiweißſtoffſchicht, die mit der grauen Sub- ſtanz mehrerer Windungen feſt verwachſen war; letztere war an dieſen Stellen dunkelroth, hier und da desorganiſirt und zerflie⸗ bend. berhaupt war fie lebhaft roth; an der Seite und nach hinten voll Ecchymoſen und verjaucht. Dieſe. Erweichungen bil⸗ deten einen ſonderbaren Contraſt mit der Haͤrte der weißen Sub⸗ ſtanz; dieſe fand ſich beſonders um die Ventrikel und an den 1 318 corporihus striatis. übrigens fand ſich nichts Tuffallendes. Hier 1945 wir einerſeits heftige Reizung, die zuletzt, in Entzuͤn⸗ dung uͤbergehend, den Tod herbei fuͤhrt, andrerſeits allmaͤhlig zu⸗ nehmende Verhärtung, als Urfache des Bloͤdſinns. y „Blicken wir noch einmal auf die angeführten Fälle zurüd, ſo finden wir, daß die acuteſten Formen der Manie mit Inje⸗ ction und Röthung der grauen Subſtanz verbunden find, Wir ſinden dann gemeiniglich drei Schichten: die der weißen am näch⸗ ſten liegende behält eine grauliche Faͤrbung; die zweite, lebhaft rothe oder violette, ſcheint nur aus aufgetriebenen Blutgefaͤßen zu beſtehen; fie iſt eine Linie dick und, wenn fie ſehr roth iſt, feſter als im normalen Zuſtand. Die dritte viel duͤnnere Schicht iſt blaßroͤthlich, loſet ſich leicht, iſt ohne Gefäße und gleicht mehr einer Ausſchwitzung von Eiweißſtoff. Geht dieſer Zuſtand in den chroniſchen über, fo wird die rothe Farbe zu einer bräunli- chen; die Subſtanz wird weicher, die acuten Symptome ver⸗ wandeln ſich in einen ſtillen Wahnſinn, der entweder in Heilung oder in Bloͤdſinn übergeht. Im erſten Falle zertheilt ſich das angehaͤufte Blut; im zweiten fallen die ergriffenen Theile der grauen Subſtanz zuſammen, werden faſt weiß, verhärten und vermiſchen ſich mit der weißen Subſtanz. In dieſer ſtellen ſich dieſelben pathologiſchen Veränderungen dar, kur weniger deutlich, weil ihr Gewebe weniger gefaͤßreich, fefter, dichter und faſerig iſt. Die anatomiſchen Charaktere der Reizung dieſer Subſtanz ſind eine violette Faͤrbung, Injection der Capillargefaͤße, eine gelb⸗ liche oder mitunter weinhefenfarbige Erweichung und undeut⸗ lichwerden der Faſern. Wird die Reizung acuter und heftiger, ſo bildet ſich ſchnell ein Abſceß; nimmt ſie dagegen einen ſchlei⸗ chenden Gang, ſo entwickeln ſich allmaͤhlig die Charaktere der Verhaͤrtung. Dieſe ſcheint von der Baſis des Gehirns und dem cornu Ammonis auszugehen und ſich nach den uͤbrigen Theilen auszubreiten. So lange als ſie ſich auf das Gehirn beſchraͤnkt, find Bloͤdſinn und Lähmung die Folge; wenn fie aber empfind⸗ lichere Stellen trifft, z. E. den pous Varolii, die corpora olivaria, die medulla oblongata, ſo erſcheinen auch heftigere Symptome, namentlich Epilepſie, welche man bei Bloͤd ſinnigen oft gegen das Ende der Krankheit eintreten ſieht. Die Verhär⸗ tung iſt der erſte Grad der Atrophie des Gehirns bei Idioten, welche offenbar dadurch entſteht, daß die Reſorption das Gehirn⸗ mark in eine Faſermaſſe verwandelt, welche fuͤr die Funktionen der Senſibilitaͤt auf immer untauglich iſt. Daß durch die aufge⸗ führten Abnormitäten zunachſt und vorzuͤglich die Intelligenz lei: den muͤſſe, iſt einleuchtend; es waͤre indeß noch die hoͤchſt wichtige Aufgabe zu loͤſen, ob bei Storungen gewiſſer Seelenvermoͤgen a äh gie auch 1 Stellen des Gehirns desorganiſirt nd, war wahrſcheinli aber nig Feng eien Ik ch/ durch Beobachtung lnoch Holbrook's Operation der Hydrocele (99) iſt eine Verbeſſerung in der Anwendung des aarſeils indem er ſtatt einen Strang Seide Ober 5 . Setonbaͤndchen) durch das serotum und die tunica vagi- nalis zu ziehen, wie das alte Verfahren es mit ch brachte, nur einen einfachen oder doppelten Faden ein— legt, und am zien oder Aten Tage wieder wegnimmt. Hr. H. hat in ſeiner Schrift (Notizen Nr. 234 S. 224) acht Faͤlle, wo ſein Verfahren mit glücklichem Erfolge gekroͤnt war, mitgethei i aeg 9 heilt, von welchen folgender hier „T. B. 50 Jahr alt, hat eine linken Seite, welche, wie er angiebt, vor 4 Jahren ans fing, ohne daß er eine beſondere Urſache darüber ange; ben koͤnnte. Er hat als junger Mann eine Gonorrhoe ge⸗ habt, und leidet jetzt noch an Beſchwerden beim Waſ⸗ Hydrocele auf der 319 ſerlaſſen, oder, wie er es nennt, an Gries; iſt außerdem zu Verſtopfungen geneigt. Die Geſchwulſt iſt etwa zwei Faͤuſte dick, und kein Grund vorhanden, einen kranken Teſtikel zu vermuthen. Am 3. Nov. 1825 verordnete ich eine Dofist Calo:⸗ mel und hernach eine eroͤffnende Mixtur zu nehmen. Ster Nov. Ich beſuchte ihn dieſen Morgen. Die Arznei hatte gewirkt, und da ich keinen Gegengrund ge; gen die Operation fand, ſo entleerte ich die Geſchwulſt durch den Troikar von ihrer Fluͤſſigkeit. Dann umfaßte ich das scrotum und die tunica vaginalis mit meinen Fingern nahe am Teſtikel, und indem ich einen Gehuͤlfen einen Theil des Scrotums feſt halten ließ, führte ich eine ge rade mit einer gewoͤhnlichen Ligatur eingefaͤdelte Nadel durch, und band dann die Fadenenden locker zuſam⸗ men. Nachdem ich ihm empfohlen hatte im Bette zu bleiben und ſpaͤrlich zu leben, verließ ich ihn. Am ten. — Scrotum und Teſtikel find geſchwol— len und entzündet, und der Kranke klagt über Lendenſchmer⸗ zen. Er hat etwas Fieber und Durſt. Es wird ein Breis umſchlag von Brod und Waſſer auf den Theil gelegt, und eine diaphoretiſch- eroͤffnende Mixtur gereicht. Am gten. — Die Geſchwulſt iſt noch dieſelbe, aber weniger ſchmerzhaft. Leichte Schmerzen in den Lenden dauern fort. tigkeit hervor. Ich nahm die Fäden weg; empfahl den Theil zu fomentiren und den Brod- und Wafferbreis umſchlag fortzuſetzen. 0 s Am 11. — Die Geſchwulſt hat etwas abgenommen, und iſt weniger ſchmerzhaft. Der Kranke iſt ſieberfrei. Die Einſtichloͤcher ſehen aus wie beinahe zugeheilt. Es wird nichts mehr aufgelegt. Am 13. — Die Geſchwulſt ſetzt ſich immer mehr. Es ſind keine Lendenſchmerzen mehr da. Ich erlaube aufrecht zu ſitzen, das Scrotum wird in ein Suspenſo⸗ rium gelegt. g Am 16. — Die Anſchwellung verſchwindet ſchnell. Kein Schmerz. Am 20. — Kaum noch etwas Geſchwulſt, aber der Teſtikel iſt etwas empfindlich. . Ich ſah den Patienten nicht wieder bis zum 2. Dec., wo er in die Stadt kam, mich zu beſuchen. Er war voͤllig geſund.“ Hr. H. empfiehlt den Faden von unten nach oben einzuführen, damit alle Fluͤſſigkeit, welche ausſchwitzen — Aus den Stichloͤchern ſchwitzt wenig Feuch⸗ 320 moͤgte, um fo leichter ausfließen könne. Ein zur Her⸗ vorbringung von Adhaͤſion hinlaͤnglicher Grad von Ents zündung der Theile ſtellt ſich ein, wenn man den Faden nur 3 bis 4 Tage liegen laͤßt. Nach der alten Methode blieb das Haarſeil 14 Tage oder länger liegen, wodurch die Kur ſehr langwierig und ſchmerzhaft wurde. Miscellen. 5 Eine ſeltene Art von ſyphilitiſcher An⸗ ſteckung (100) will Dupont beobachtet haben. Ein junges Maͤdchen brachte in ſeine Ohren Ohrringe, welche ungefähr 8 Jahre lang verſchloſſen aufbewahrt geweſen waren. Bald nachher ſtellte ſich eine Geſchwulſt an den Ohren ein und kurz nachher kupferrothe trockne Flecke im Geſicht, an der Bruſt und auf dem uͤbrigen Koͤrper. Man glaubte an ihnen einen ſyphilitiſchen Charakter zu bemerken und Van Swieten's Liquor wurde mit dem gänftigften Erfolg gebraucht. — Ein Mann, der mit dem Maͤdchen in vertrauten Verhaͤltniſſen lebte, wurde von denſelben Puſteln befallen, welche demſelben Mittel wichen. Von Lokalſymptomen an den Geſchlechstheilen konnte der Beobachter keiue Spur wahrnehmen; auf der andern Seite erfuhr er, daß die Ohrringe einer Frau angehoͤrt hatten, welche der ſyphilitiſchen Krank— heit unterlegen war. (Die Geſchichte iſt etwas zweifel haft; auch iſt nicht geſagt, daß die Ohrloͤcher friſch ges ſtochen geweſen, oder daß eine Zerreißung an ihnen ſtatt gehabt hatte, wodurch die Abſorption erleichtert wor⸗ den waͤre.) Gegen den Bandwurm (01) wird von einem praktiſchen Arzte als vorzuͤglich wirkſam folgendes empfohlen; x Terebinthinae venetae 3j, Saponis jalappini 3ß, Extracti Hyoscyami grjv. Calomel ęrvjji. NI. F. Pil. pond, grjj, quae semine Lycopodii con- spergantur. Man laͤßt von dieſen Pillen alle 5 Stun⸗ den 4 Stück nehmen, und waͤhrend ihres Gebrauchs blos dünne Fleiſchbruͤhe, Kaffee, Thee u. dergl. genie⸗ ßen. Alter, Geſchlecht und Conſtitution find natürlich dabei zu beruͤckſichtigen, um die Doſis darnach zu vers groͤßern oder umgekehrt. Wenn der eintaͤgige Gebrauch derſelben den Abgang des Wurms noch nicht bewirkt, ſo kann man ſie 2 oder 5 Tage fortſetzen, muß dann aber, wenn noch kein Erfolg ſichtbar iſt, einige Tage ausſetzen, ehe man wieder wie vorher beginnt. Bibliographiſche Neuigkeiten. Plantarum Brasiliensium nova genera et species novas vel minus cognitas collegit et descripsit Josephus Raddius. Pars 1. Florentiae 1825. (enthält die Beſchrei⸗ bung von 159 Arten oder Varietäten (89 neue) von Farn⸗ Eräutern durch 97 lithographirte Tafeln erläutert, Resumé complet de chirurgie, suivi de l’art des accouche- ons etc, par A, P. Meirieu D. M, Paris 1826 32. (iſt ein Theil der Encyclopedie portative), An Essay on the nature, causes and treatment of Water in the Brain, By Will, Sheurman M. D. London 1825. Notizen dem Gebiete der aus Natur⸗ und Heilkunde. Nro. 285. (Nr. 21. des XIII. Bandes.) April 1826. Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. In Commiſſion. bei dem Kon. Preuß. Graͤnz⸗Poſtamte zu Erfurt, der Koͤnigl. Saͤchſ. Zeitungs⸗Expedition zu Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u. Taxiſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes⸗Induſtrie⸗Comptoir Preiß eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Rthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes 3 ggl. Niet ee. Über die natürlichen Gewohnheiten der Lampy- ris- Larven. (102) Von Hrn. M... aus Rouen. Zu Anfang des Oktobers 1825 ſammelte Hr. M.. elne ziemlich große Menge Lampyris- Larven, feste fie in ein verſchloſſenes Gefaͤß mit feuchter Erde, und gab ihnen verſchiedene Arten von Blaͤttern zur Nahrung, welche dieſe Larven nicht anruͤhrten. Sie nahmen bald darauf jenen traͤgen Gang an, den man bei den Sn ſektenlarven wahrnimmt, welchen die Verwandlung nahe bevorſteht. Monat November, wo Hr. M. .. einigen geſammelten Indicationen zufolge, auf den Gedanken kam, ihnen eine Gartenſchnecke zu geben, die er zuvor getoͤdtet hatte. Die Gartenſchnecke war noch keine Stunde im Glaſe, als die Larven ſich zu nähern und dieſelbe mit ihren bogen: foͤrmigen aber ſehr ſcharfen Kiefern zu durchloͤchern be— gannen. Schon den folgenden Tag waren ſie, entweder in Folge des Zuſammenſchrumpfens der Fleiſchtheile der Schnecke, oder weil ſie ſchon einen betraͤchtlichen Theil davon aufgezehrt hatten, ſo tief in das Schneckenhaus eingedrungen, daß man nur noch den hintern Theil ih— res Koͤrpers bemerken konnte. Von Zeit zu Zeit ließen ſie von ihrer Beute ab, krochen auf der feuchten Erde herum und kehrten einige Stunden nachher wieder zu ihrem Fraße zuruͤck. r. M... war neugierig zu ſehen, was fie mit einer lebendigen Schnecke anfangen wuͤrden, und brachte deshalb eine ſehr fette und kraͤftige Schnecke in das Ge: faͤß. Waͤhrend dieſes Thier auf der Erde umherkroch, nahm es feinen Weg über eine Lampyris-Larve, die ſogleich den Vordertheil ihres Körpers erhob, die Kies fern vorſtreckte und ſich unter dem Maul der Schnecke mit einer ſolchen Gewalt einbiß, daß ſich letztere ſchnell zugleich mit ihrem Feinde in ihr Haus zuruͤck— zog. Jetzt ließ die Larve zwar los, entfernte ſich aber nicht; ſie umkreiſte vielmehr die Schnecke, erſtieg das Haus derſelben, ſchien Luſt zu haben, daſſelbe belagern zu wollen, und verſetzte der Schnecke jedesmal einen In dieſem Zuſtande blieben ſie bis zum Biß, wenn ſie mit ihren Hoͤrnern zum Vorſchein kam, ſo daß ſie ſich immer ſchnell wieder zuruͤck ziehen mußte. Bald kam noch eine Larve der erſtern zu Huͤlfe, und beide griffen nun die Schnecke mehrere Stunden lang mit vereinten Kraͤften an. Den folgenden Tag war die Schnecke todt und die Larven verzehrten ſie, wie ihre Vorgaͤngerin. Hr. M. . wiederholte bis gegen die Mitte des Decembers dieſe Verſuche mehrmals. Jetzt verließ er das Land, um ſich in die Stadt zu begeben, fand aber, daß die Schnecken, die er ſeinen Larven zuruͤckgelaſſen hatte, gegen Anfang des Januars ſaͤmmtlich verzehrt waren. Nachdem er ihnen einen neuen Vorrath gege— ben hatte, verließ er ſie bis zum 3. April. Um dieſe Zeit fand er ſeine Larven erſtarrt, auch hatten ſie nur zwei Schnecken gefreſſen. Die Sonnenwaͤrme belebte die Larven wieder; fie fingen wieder an, ganz wie vorz her, zu laufen, und die Schnecken anzufallen, die man ihnen gab, und zwar bis zum Monat Junius. Dann trat ihre Verwandlung ein, welche 14 Tage dauerte; ſieben Tage vergingen, ehe fie die Nymphengeſtalt erhiel— ten, und acht Tage lang verblieben ſie in dieſem Zuſtande. Da die Lampyris-Larve ſchon beſchrieben iſt, ſo hat es Hr. M.. unterlaſſen, alle Geſtalten derſelben zu beſchreiben, aber er fuͤhrt einen zur Bewegung dienenden Theil an, der noch von Niemand angegeben worden iſt. „Dies iſt, ſagt er, eine Art von Dis ſchel, aus 7 bis 8 weißen Strahlen zuſammengeſetzt, den die Larve willkührlich aus dem After hervorſchiebt, um ſich deſſelben als eines Stuͤtzpunktes bei der Fortbe— wegung, oder als einer Hand zu bedienen, mit welcher ſie den Kopf und die verſchiedenen Theile ihres Koͤrpers, welche mit dieſem Buͤſchel zu erreichen ſind, von dem Schmutze reinigt, der ſie uͤberzieht, wenn ſie in den fauligen Schleim eindringt, der aus dem Körper der ges toͤdteten Schnecken hervorquillt.“ Die Larven veraͤnderten ihre Haut nicht von der Zeit an, wo Hr. M. ., fie zu beobachten begann, bis zu dem Augenblick ihrer Verwandlung. 21 325 Die Nymphe iſt kürzer und dicker als die Larve; ihre Farbe iſt hellgelb, faſt zeiſiggruͤn. Am Hinter; theile bemerkt man zu beiden Seiten jedes Bauchringes zwei roſenrothe Flecke und zwei andre von derſelben Far⸗ be an den hintern Winkeln des Bruſtſchilds; ſie hat mit einem Wort da zeiſiggelbe und roſenrothe Flecke und Zeichnungen, wo man am vollkommenen weiblichen Inſekt grauliche und eiſenfarbige findet; ſie hat nicht die großen, ſcharfen und gebogenen Kiefern, mit des nen die Larve verſehen iſt; ihre ſehr deutlichen Fuͤhlhoͤr— ner ſind aus 11 Gliedern zuſammengeſetzt; ihre Fuͤße beſtehen ganz deutlich aus fuͤnf, wiewohl etwas in ein⸗ ander geſchobenen Gliedern, und ſo, daß das vorletzte Glied nicht ganz deutlich zu bemerken iſt. Die letzten Bauchringe ſind ſehr leuchtend, beſonders wenn man dieſe Nymphe beruͤhrt. Hr. M. .. machte bei dies ſer Gelegenheit die intereſſante Bemerkung, daß dann der ganze Koͤrper, wiewohl in geringerem Grade, die Phosphorescenz dieſes Theiles theilte. Waͤhrend des achttaͤgigen Nymphenzuſtandes braͤunen ſich die Farben zuſehends, bis ſie denen des vollkommenen Inſektes ganz aͤhnlich und gleich werden. Waͤhrend der ganzen Zeit der Verwandlung liegt die Larve, wenn ſie ihre Haut abwirft, und die Nym— phe auf den Rücken. Letztere tritt nicht eher wieder auf ihre Füße, als bis fie vollkommen ihren letzten Zur ſtand erreicht hat. Hr. M. . hat ſich vergeblich bemüht, Lampyris- Individuen im vollkommenen Zuſtande mit Schnecken zu ernähren; er hat dabei die Ueberzeugung gewonnen, daß dieſe Inſekten grasfreſſende Thiere ſind. Er hielt eins derſelben, welches allein in der Nacht den zar⸗ ten Theil der Blätter einer Hieracium - Art auffraß, auf denen er es gefunden hatte. Hr. M. . . hatte, um die Verſuche zu machen, wel⸗ che hier mitgetheilt worden ſind, eine große Menge Lampyris-Larven geſammelt, aber nur acht davon er; reichten in der letzten Haͤlfte des Monats Junius den vollkommenen Zuſtand. Alle andere Larven oder Nymphen verſchwanden, weil fie, wie Hr. M. .. deutlich beobachtet hat, eine Beute der Trichius-Larven wurden, die ſich in der Erde befanden, auf welche erſtere Larven gelegt worden waren. Viele Elater - Larven wurden auf dieſelbe Erde gelegt, und hatten daſſelbe Schickſal; ja ſelbſt die Schnecken, welche von den Lampyris - Larven verlaſſen worden waren, wurden von den Trichius-Larven auf: gefreſſen. Aus letzterer Beobachtung ergiebt ſich, daß dieſe Larven, die man immer fuͤr holzfreſſend gehalten hat, und die es auch in der That ſind, ebenfalls von animaliſchen Subſtanzen leben. Die erſtere dient zur Des ſtaͤtigung des wichtigen Factums, daß die Lampyris, welche eine große Analogie mit den Drilus in der äußern: Geſtalt und Organiſation hat, auch in den natuͤrli⸗ chen Gewohnheiten dieſen Inſekten aͤhnlich iſt. * 324 über die Menſchenarten. (103) Von Bory de St. Vincent. (Fortſetzung.) Arten, welche der alten und neuen Welt angehören, 6) Hyperboreiſche Art. Homo hyperhoreus, Dieſe Art bewohnt die noͤrdlichſten Gegenden Europa's und Aſiens, und zu ihr gehoͤren die Lapplaͤnder, Samojeden, Oſtjaͤken, Tunguſen, Ja⸗ kuten, Jukaghiren“), Tſchuktſchen, Korjaͤten und wahrſchemlich ei⸗ nige kamtſchadaliſche Staͤmme, welche letztere, mit ſeythiſchen Staͤmmen vermiſcht, nach dem noͤrdlichen Amerika uͤbergingen und ſich auf den Aleuten ausbreiteten. Dort erzeugte dieſe Art ohne Zweifel die Azeken, und ſtieg bis zur Inſel Nootka unter 50° N. B. herab. Auch gehören hierher die Eskimo's auf Labrador und im Nordweſten der Hudſonsbai; auch die Voͤlkerſchaften, welche auf Island der germaniſchen Race weichend, in der Nähe des 800 N. B. unter dem haͤrteſten Klima Groͤnlands ſich niederließen. Die Menſchen dieſer Art ſind klein, ihre mittlere Groͤße 4½ Fuß, unterſetzt, obgleich mager, die Fuͤße kurz und ziem⸗ lich gerade, aber, beſonders bei den Borandiern, ſo dick, daß ſie wie geſchwollen ausſehen; der Kopf ift rund und von unverhälte nißmaͤßiger Groͤße; das Geſicht ſehr breit und kurz, und, beſon⸗ ders gegen die Stirn hin, platt; die Naſe gequetſcht, ohne zu breit zu ſeyn; die Backen hervorſtehend; die Augenlider gegen die Schlaͤfe zuruͤckgezogen; die Augen braungelb, nie blau oder aſchgrau; der Mund groß, die Zaͤhne ſcheitelrecht, von einander entferntſtehend; die Haare gerade, ſchwarz, fettig und hart; das Barthaar dünn; die Stimme fein, faſt wie bei den Athiopiern; die Weiber haͤßlich, muskuloͤſer und fait fo groß wie die Maͤn⸗ ner; ihre Bruͤſte ſchlaff, haͤngend, birnfoͤrmig und ſo lang, daß ſie den auf dem Ruͤcken getragenen Kindern zugeworfen werden koͤnnen; die Warze iſt groß, lang, runzlich und ſchwarz. Sie werden ſpaͤt mannbar; daß ſie nicht menſtruirt ſeyen, iſt wohl nicht wahr. Sie gebaͤren ſehr leicht. Die Hyperboreer ſind weit braͤuner als die uͤbrigen Voͤlker Europa's und des im Mittelpunkt gelegenen Theils von Aſien, je weiter im Norden und über den 700 hinaus, deſto ſchwaͤrzer; ja ſehr oft beinahe eben fo ſchwarz als die Äthiopier. Sie zei⸗ gen eine außerordentliche Anhaͤnglichkeit für ihre Geburtsftätte, find ſehr friedfertig, und gebrauchen ihre Waffen, Pfeil, Wurf⸗ ſpieß u. dergl. mehr zum Jagen als zum Kampf. Sie haben keinen Begriff von Goͤtterverehrung. Sie ſind ſelten krank, altern fruͤh, werden aber nicht gebrechlich, und gewoͤhnlich iſt Blindheit die Begleiterin ihrer kurzen Alterſchwaͤche. Sie ſtecken vom Kopf bis zu den Füßen in Pelzwerk. Hund und Rennthier find ihre Hausthiere. Im Fang von Fiſchen, ſelbſt von Walen, ſind ſie ſehr geſchickt; vom Speck der letztern ſind ſie große Liebhaber, ſo wie auch vom Thran als Getraͤnk. Ihre Nahrung beſteht uͤbrigens im Fleiſch von erjagten Thieren, von ihren Hunden, Rennthieren und von Fiſchen, welches ſie lieber getrocknet und halb verdorben als friſch eſſen. Ihr Brod wird aus einem gro= ben Mehl von geroͤſteten Fiſchgraͤten, einigen Flechten, beſonders aber vom islaͤndiſchen Moos, Rinde von jungen Birken und Fich⸗ ten gebacken. Salz gebrauchen ſie nicht. Eben ſo wenig lieben ſie ſtarke geiſtige Getraͤnke, und ziehen in dieſer Hinſicht einen Aufguß von Wachholderbeeren allen andern vor; manche Staͤmme bereiten aber auch ein berauſchendes Bier aus einer Pilzart. Sie leben nur in einzelnen, halb unterirdiſchen Hütten **), fa⸗ milienweiſe in Polygamie. *) Dieſes als reiner Menſchenſchlag bereits erloſchene Volk iſt, nach glaubwuͤrdigen Zeugniſſen, tartariſcher Abkunft, alſo nach Bory de St. Vincent zu der ſcythiſchen Art zu rechnen. Sein unverföhnlicher Haß gegen alle Völker hyper⸗ boreiſcher Art, ſcheint außer den phyſiognomiſchen Kennzei⸗ chen dafuͤr zu ſprechen, daß er zu den Norden Sibiriens erobernd vorgedrungen iſt. g ent 5 *r) Im Sommer in Jurten, im Winter meiſt in a ten. 348 8 0 D. ii. * 325 Neptuniſche Art. Homo neptunjanus. Die hier⸗ her a ddr Voͤlkerſchaften leben nur auf Inſeln oder doch nicht weit von der Meereskuͤſte, unter den Tropen, nur an wenigen Stellen uͤber letztere hinaus; von Weſten nach Oſten, von den oͤſt⸗ lichen Gegenden Madagaskars bis zu den weſtlichen Kuͤſten Ame⸗ rika's und dort von Californien bis Chili. Ohne Zweifel gehörten die von Cortez und Pizarro erwähnten Voͤlkerſchaften (Peruaner und Mexikaner) zu dieſer Art; jedoch wage ich es nicht, nach dem was von ihnen überliefert worden, ihre urſpruͤngliche Charakte⸗ riſtik zu geben, ſondern begnuͤge mich, ſie als eine vielleicht zur oceaniſchen Race gehörende Varietaͤt anzufuͤhren. Ich beſchraͤnke mich bei dieſer Art, ihren Racen und Va⸗ rietäten, welche wegen ihrer Iſolirung auf fo vielen Punkten der Erdkugel jest kaum einzelne Zuͤge mit einander gemein ha⸗ ben und daher noch naͤher erforſcht zu werden verdienen, darauf, einiges Allgemeine anzufuͤhren. Von fruͤher Zeit her gleichſam auf Abentheuer ausgegangen, und mit den Gefahren des Mee⸗ res vertraut, ging ſie von Inſel zu Inſel, von Vorgebirg zu Vorgebirg in einem Laͤngenraum von 130 Grad, ohne irgendwo, beſonders nicht in tiefer in den Ländern gelegenen und gebirgi⸗ gen Gegenden, ſich feſtzuſetzen, ſondern ließ ſich an den Kuͤſten von Madagaskar, von der Halbinſel Malaka, von Java, Borneo, Sumatra, Celebes, Timor, den Philippinen, Formoſa und Vorderindien nieder, fo wie auch die Bewohner der Lacdiven und Maldiven, des nicobariſchen Archipels, der Felſen der Sundagewaͤſſer, der Molucken, Marianen, Carolinen, der Freundſchafts⸗, Geſellſchafts-, der Marqueſas-, der Sandwichs⸗ inſeln und die Bewohner von Neuſeeland faſt ohne Ausnahme Theile derſelben ſind. Ich nehme, bis ich ſie beſſer kennen gelernt haben werde, indeſſen drei Racen an. ‘ a) Malaiiſche (öftlihe) Race. Die Menſchen biefer Race, welche mit den Chineſen und Hindus viel Ahnlichkeit ha⸗ ben, ſind betraͤchtlich groß, ihre mittlere Groͤße 5 Fuß 3 oder 4 Zoll, ja auf den Marianen ſollen ſie noch groͤßer und ſehr ſtark ſeyn. Ihr Körper iſt ziemlich wohl gebaut, musfulös, nie fett; die Glieder gut gebaut, obgleich etwas mager; der Fuß klein, obgleich nie von Schuhen eingeengt, dagegen er bei den Tahitiern der oceaniſchen Race, beſonders bei den Weibern, groß und flach iſt. Die Haut iſt kaſtanien⸗ oder vielmehr rhabarber— braun, je nach der Nähe der Sonnenlinie, nach den Localitaͤten ꝛc. ins Ziegelrothe, Gelbliche, Braune, Kupferrothe und ſelbſt etwas ins Weiße, Aſchgraue und Schwarze ziehend. Auf Timor, wo vielleicht mehrere Racen exiſtiren, giebt es Menſchen von allen Rothſchattirungen und auch braungefaͤrbte. Auf Ternate find ſie dunkler, faſt rußſchwarz. Auf den nicobariſchen Inſeln ſind ſie faſt von der Farbe der Neger, obgleich ſonſt in Geſtalt und Ge⸗ ſichtszuͤgen ſehr ſchoͤn. Die Macaſſaren, die haͤßlichſten, haben ſehr hervorſpringende Backenknochen, ein viereckiges Kinn, und ſehen einigermaßen wie wilde Thiere aus. In der Umgegend von Manilla und beſonders auf Formoſa, wo die Frauen ſehr ſchoͤn ſeyn ſollen, giebt es Individuen von faſt ganz weißer Farbe. Der Kopf iſt, ungeachtet der bei einigen Voͤlkerſchaften uͤblichen Verunſtaltung, in Anſehung ſeiner Form und Groͤße dem der japetiſchen Art aͤhnlicher, als der einer andern Art. Die Augen ſtehen aber weiter auseinander und ſind breiter geſchlitzt, in⸗ dem das obere Augenlid, welches uͤbrigens nicht dick iſt, immer halbgeſchloſſen erſcheint; auch ſind ſie nach außen et⸗ was gegen die Schlaͤfe hinaufgezogen, wie bei den Sineſen, ſchwarz wie Gagat, die Hornhaut etwas gelblich; die Backen⸗ knochen ſtehen etwas, jedoch nicht immer bis zum Unangeneh⸗ men hervor. Die Naſe iſt durch eine Vertiefung von der Stirn geſchieden und nicht viel anders als die unſrige, und ſelbſt ge⸗ woͤhnlich eben ſo wohlgeſtaltet. Der Mund iſt maͤßig groß, die Lippen denen der Europäer faſt gleich oder etwas dicker, oft ſehr lebhaft gefärbt, die Zähne find ſcheitelrecht, werden aber durch das Kauen des Betels bald ſchwarz; die Mundhoͤhle, beſonders bei den Frauen, ſtark violet (jedoch nicht bei allen, z. B. auf den Philippinen, wie Freycinet gefunden hat, wahrſcheinlich aber taͤt gehört, 826 auch bei den Mexikanern und Peruanern derſelben Abkunft). Die Haare find glatt, gerade, ſchwarz und glänzend, und werden lang; doch ſcheeren ſie ſie rund um den Scheitel, wo nur ein Buſch bleibt, ab. Das Barthaar iſt ſteif und bisweilen ziemlich dicht; bisweilen, beſonders bei den am weiteſten oͤſtlich wohnenden, ſcheint es ganz zu fehlen, wozu vielleicht die amerikaniſche Varie⸗ f Bei allen Voͤlkerſchaften dieſer Race koͤnnen die Frauen fuͤr ſchoͤn gelten, der Buſen iſt halbkugelig und feſt, nicht hängend, die Haut glatt, ohne Geruch; fie waſchen ſich oft, und ſalben ihren Körper und Haare mit einem wohlriechenden, die Haut weich erhaltenden Ole; ſie ſind ſehr wolluͤſtig. Sie wer⸗ den ſehr fruͤhzeitig, ſchon mit dem 9. bis 10. Jahre mannbar, ſollen aber nicht ſehr fruchtbar ſeyn. Die Maͤnner, welche bald nur ein, bald mehrere Weiber haben, ſind eben ſo wolluͤſtig, im Allgemeinen wild, rachſuͤchtig, treulos, unbeſtaͤndig, faul, wenn ſie nicht der Durſt nach Gewinn antreibt. Sie bereiten ſich aus verſchiedenen Pflanzen, je nach dem Klima, berauſchende Getraͤnke, und berauſchen ſich oft, wobei fie (wie z. B. auf den Sunda-In⸗ ſeln, wo ſie Opium darunter miſchen), wuͤthend mit ihrem Dolch oder Kris ſich auf Alles, was ihnen nahe kommt, ſtuͤrzen. Seeraͤuber von Natur, machen ſie die Schiffarth auf dem indi⸗ ſchen und chineſiſchen Meere ſehr gefährlich, Sago iſt ihre Lieb⸗ lingsſpeiſe, (ſtatt deſſen auf den Inſeln, wo die Sagopalme nicht häufig waͤchſt, manche Wurzeln oder die Frucht des Brodfrucht⸗ baums), worunter fie Reis und Fiſche mengen. Von ihnen ha: ben wir zugleich den Gebrauch mancher Gewuͤrze. Sie ſind es, welche den meiſten Betel kauen, daher der hoͤchſt uͤble Geruch und die ziegelrothe Farbe ihrer Exkremente. Keine der zu bies fer Race gehörenden Voͤlkerſchaften iſt ganz nackt, ſondern we⸗ nigſtens an den Geſchlechtstheilen bedeckt; doch iſt der obere Theil des Koͤrpers bis an die Lenden, einige Staͤdtebewohner und Sol— daten ausgenommen, meift entbloͤſt. Ihre Waffen beſtehen in einer langen, ſpitzigen Lanze, dem Kris (Dolch) und einigen Saͤbeln *). Sie haben weder Prieſter noch eigenen Cultus; manche find Ma: homedaner, zeigen aber viel Verehrung gegen die Todten. Ihre Sprache iſt unter allen die ſanfteſte; ſie wenden, wenn ſie mit europaifhen Kaufleuten Käufe abſchließen, chineſiſche Schriftzei⸗ chen an. Sie haben nirgends ein beſonderes Reich, und begnuͤ⸗ gen ſich mit der Herrſchaft in den indiſchen Nquatorialmeeren, auch haben ſie durch Vermiſchung (auf den Sundainſeln ſeit 3 bis 4 Jahrhunderten mit Menſchen aller Arten — auf Java und den Molucken, z. B. mit Chineſen, Hindus, arabiſchen Mauren und Europäern — auf Celebes und an andern Orten mit den haͤßlichen Sproͤßlingen der Melaniſchen und auſtralaſiſchen Art) viel von ihren urſpruͤnglichen Zuͤgen verloren, während ſich, ohne daß Urſache und Zeit bekannt iſt, wahre Malaien, die in Spa⸗ nien ſogenannten Gitanos und Gitanas, auf deutſch Zigeuner, in Europa eingefunden haben, welche ganz ohne Grund fuͤr Boͤhmen ober Egyptier gehalten worden find. b) Oceaniſche (weſtliche) Race. Sie ſcheint, wenn nicht ein ganz anderes Vaterland gehabt, ſich doch vor der Kennt⸗ niß der Metalle von der vorigen getrennt zu haben, und ging vielleicht, als Neuſeeland noch uͤberſchwemmt war, von den Ber⸗ gen Neuſeelands noͤrdlich nach mehrern Inſeln des ſtillen Oceans uͤber, fo daß der Meridian von Neuſeeland, welcher beinahe zwi⸗ ſchen den Eidgisinſeln und den Freundſchaftsinſeln hindurchgeht, ihre weſtliche Graͤnze bilden moͤchte, jo wie auch die mulgraviſchen, Sand⸗ wichs , Marqueſas⸗, Geſellſchaftsinſeln und ſelbſt die Oſterinſel ausſchließlich durch fie bevölkert ſeyn moͤchten. Die Menfchen dieſer Race ſind großer als die der übrigen Racen von der neptuniſchen Art; ihre Haut iſt mehr gelblich und etwas heller, die Ohren klein, die Haare immer gerade, kürzer und feiner, die Füße groß, die Schen⸗ kel ſtark. Die Weiber ſind im Allgemeinen mehr haͤßlich als huͤbſch, haͤßlicher als die Männer, haben etwas grobe Zuͤge, doch ſind die „) Das Blaſerohr mit vergifteten Pfeilchen iſt, wie bei den ſuͤdamerikaniſchen Wilden (Guyana), gleichfalls auf mehrern Sundainſeln gebraͤuchlich, ſcheint aber urſpruͤnglich der me⸗ laniſchen Art (Nr. 14) anzugehoͤren. D. ü. 21 327 übrigen Theile des Körpers ziemlich gutgebildet. Sie ſind uͤbrigens außerordentlich reinlich. Die Bewohner Neuſeelands ſcheinen in phyſiſcher Hinſicht vor den übrigen Vorzüge zu haben; aber alle find, vielleicht weil es mit einem religidſen Cultus in Verbin⸗ dung ſteht, Menſchenfreſſer geblieben. In Ermangelung von Menſchenfleiſch leben ſie von der wenig nährenden Wurzel ihrer Farrnkraͤuter, wodurch ihre Excremente außerordentlich feſt wer⸗ den und in großen Klumpen abgehen, fo daß man eine ganz be⸗ ſondere Bildung des sphincter ani annehmen muß. Einige Überbleibfel von Sculptur, Hieroglyphik u. dergl. ſcheinen anzu⸗ deuten, daß ſie in den fruͤheſten Zeiten mit andern, der alten Welt angehörenden Arten in Verbindung geftanden haben muͤſſen. o) Die Popou'ſche (Mittel) Race ſehen wir gleichſam als eine durch Verbindung der neptuniſchen Art mit den Negern der oceaniſchen Race entſtandene Zwitterrace an, welche eine Halb⸗ inſel Neuguinea's und einige kleine, zwiſchen den durch die bei⸗ den vorhergehenden Racen bewohnten Inſeln und Auſtralaſien liegende Inſeln bewohnt, und bisher mit der ſchwarzen Art des Suͤdmeers verwechſelt wurde. Sie ſteht nach Quopy's und Gaim ard's Beobachtungen, in Hinſicht ihres Charakters, der Phyſiognomie und der Beſchaffenheit ihrer Haare zwiſchen den Malaien und Negern, und naͤhert ſich, der Schaͤdelbildung nach, der neptuniſchen Art. Die Menſchen dieſer Race find im Allgemeinen von mittlerer Größe und ziemlich wohlgebildet; viele find aber von magerer Statur und haben etwas dünne: Extremitaͤten; die Haut iſt dun⸗ kelbraun, die Haare ſehr ſchwarz, weder glatt noch gekraͤuſelt, ſondern wollig, ziemlich fein, wie friſirt; der Bart iſt duͤnn, der Knebelbart aber ſo wie der Augenſtern ſehr ſchwarz; die Naſe ſehr platt, die Lippen dick, die Backen breit, ihre Phyſiogno— mie aber demungeachtet nicht widerlich, ihr Lachen nicht plump. Die meiſten von ihnen ſind mit denen der folgenden Art die wil⸗ deſten und uncultivirteſten, doch kennen ſie den Gebrauch des Feuers. 8) Auſtralaſiſche Art (Homo australasiaticus). Dieſe Art, welche nach den von Petit im Atlas zu der Baudin'⸗ ſchen Entdeckungsreiſe gegebenen Abbildungen von der vorherge— henden unterſchieden worden iſt, hat einen runden, auf dem Scheitel nicht plattgedruͤckten Schädel, aber ſehr nach vorn ver⸗ längerte Kinnladen, wodurch der Geſichtswinkel hoͤchſtens 75 Grad betraͤgt, und ſehr nach vorn gerichtete Zaͤhne, beſonders in der Oberkinnlade; ſehr zuruͤckweichende Stirn, breite erha⸗ bene Nafenflägel, auf eine ſehr widerliche Art verdickte und vor⸗ ſtehende Lippen, beſonders die Oberlippe, wodurch der Mund das Anſehn einer Mandrilſchnauze bekommt. Die vorſtehenden Backen, die Stirn, die Spitze der etwas adlerſchnabelartigen Naſe und das viereckige Kinn werden mit einer blutrothen Exdart be⸗ mahlt, wodurch das Anſehen den Affen noch ahnlicher wird. Die Augen ſind braun und ziemlich ſchoͤn, dem Anſchein nach groͤßer als bei der neptuniſchen und ſineſiſchen Art und ohne al- len Ausdruck von Wildheit; der Augenbraunenbogen ſteht ſtark hervor und iſt dichtbehaart, der Bart duͤnn, beſonders am Kinn, der Backenbart ziemlich dicht, der Schnurrbart in der Mitte am dichteſten; die Haare ſind weder gefräufelt noch wollig, ſchwarz, gleichſam flockig, ſcheinen nie fo lang zu werden, als die anderer Arten mit glatten Haaren, und bilden gewoͤhnlich einen ſogenann⸗ ten Tituskopf; das Ohr iſt eher etwas groß als klein und ziem⸗ lich wohlgebildet. Die umberfarbige, etwas ins rußſchwarze zie⸗ hende Haut erinnert an manche Varietäten der neptuniſchen Art. Zwiſchen Rumpf und Gliedern findet ein Mißverhaͤltniß ſtatt, in⸗ dem die Arme dünn und lang und die Beine fo ſchwach ſind, daß fie kaum den, zum Verhaͤltniß der Körperlänge, gutgebauten Rumpf tragen zu koͤnnen ſcheinen; das weibliche Becken iſt eben ſo klein als das maͤnnliche, die Bruͤſte halbkugelig. Dieſe Menſchen, die geiſtesaͤrmſten von allen, kennen weder Religion, Geſetze, noch Kuͤnſte, leben paarweiſe, ubrigens unge⸗ ſellſchaftlich, ſind ganz nackt, und tragen nur eine Kaͤnguruhhaut loſe unter dem Halſe zuſammengebunden, welche bis zur Knie⸗ kehle herabreicht. Sie kennen weder Wohnungen noch Zelte, Die Hautfarbe iſt roͤthlich, etwas kupferfarbig. 328 aber den Gebrauch des Feuers, woran ſie das Fleiſch der Schaal⸗ thiere, Fiſche und der wilden Thiere, wovon ” ar 571 Ob ſie Menſchenfleiſch eſſen, iſt nicht genau bekannt. Ihre einzige Waffe iſt eine Art Spieß, eine an beiden Enden grob zugeſpitzte Stange; außerdem haben ſie noch eine kurze Keule und einen ſehr kleinen Schild. Sie gehoͤren ausſchließlich Neuholland oder beſſer Auſtralaſien an, wo ſie mehr blos an den Kuͤſten leben. Die Lebensdauer kennt man nicht, iſt aber wahrſcheinlich nicht ſo lang als die anderer Menſchen. Arten, welche der neuen Welt angehören, 9) Columbiſche Art (Homo columbieus), die, welche Columbus auf ſeiner Entdeckungsreiſe fand. Wahrſcheinlich von dem Fuße der Alleghanygebirge und den Apalachen ausgegangen, bevoͤlkerte dieſe Art das ungeheure Becken des Lorenzſtroms bis zum 45° oder noch etwas weiter, ging ſuͤdlich von den Florida's von Inſel zu Inſel, und ließ ſich an den oͤſtlich von Mexiko ge⸗ legenen Kuͤſten, auf den Antillen, Terrafirma und in den Guia⸗ na's, von Cumana bis unter die Linie, immer mit den Kuͤſten, wo ſie von Tag zu Tag durch die Europaͤer weiter getrieben wurden, in Parallele, herab. Die Canadier, die zahlreichen Voͤl⸗ kerſchaften, welche in den nach und nach nordamerikaniſchen Freie ſtaaten verſchwinden, die Eingsbornen. von. Jukatan und Hon⸗ duras, die Caraiben und Galibi's gehoͤren hierher. Man findet ſie nur noch in Eindden, und wie man behauptet, an einigen Stellen der Inſeln uͤber dem Winde. Die Voͤlkerſchaften dieſer Art, welche dem⸗ nach einen Landſtrich von beinahe 1200 Stunden (lieues) Laͤnge und meiſt, an den noͤrdlichen Seen ausgenommen, nur von 100 bis 200 Stunden Breite bevölkerten, haben ein phlegmatiſches und galli⸗ ges Temperament, ſind groß, wohlgebaut, flink, ſtaͤrker als die ſonſt ſogenannten Wilden, und haben keine jo dünne Ertremitäs ten wie die Auſtralaſier. Der Kopf ift gut gebildet, oval, doch die Stirn ſehr abgeplattet, welches von der Gewohnheit, ſie mit Brettchen platt zu druͤcken, kommen ſollte; die Naſe iſt lang, ſtark, adlerſchnabelartig, und nur platt, wenn ſie es durch das Zuſammendrücken mit Brettchen geworden iſt; der Mund mäßig geſpalten, die Lippen den unſrigen aͤhnlich, die Zaͤhne ſtehen ſcheitelrecht; das Auge iſt groß und braun; die Haare ſind ſchwarz, gerade, dick, hart, glänzend, von mittlerer Länge, nicht über die Schultern herabreichend und nicht gegen die Spitzen hin gelockt, und ſollen nie grau werden. Die Maͤnner ſind faſt ganz glatt, indem: fie fih die wenigen, hier und da hervorkommenden Haare forgfältig ausreißen. Erhitzt riechen fie einigermaßen nach Hund. N t Die Weiber, welche in der druͤckendſten Sclaverei leben, haben etwas tieflies gende, aber ſonſt gutgebaute Bruͤſte, und werden im Allgemeinen ſehr fruͤh mannbar. Dieſe Menſchen ſollen bisweilen ſehr alt werden. Sie fuͤhren ein herumſchweifendes Leben, ſind grob, faul, ſtreitſuͤchtig, verzehren nicht blos das Fleiſch ihrer beſiegten Feinde, ſondern das ihrer eigenen Bruͤder, und verabſcheuen jede Givilifation, find unmaͤßig, lieben ſtarke Getraͤnke, leben uͤbri⸗ gens ohne alle Religion, glauben aber an gute und boͤſe Geiſter. Sie zeigen eine große, phyſiſche Gefuͤhlloſigkeit, ſo daß die Be⸗ ſiegten, ſchon halb gebraten und von den Siegern angefreſſen, (wenn uͤberhaupt das Factum wahr iſt), noch Todesgeſaͤnge ſin— gen. Einen kleinen Schurz von Thierfell oder einen Pflanzen⸗ ſtoff ausgenommen, womit ſie die Lenden umguͤrten, gehen ſie ganz nackt. Selbſt in kältern Gegenden denken fie wenig daran, ſich durch die Felle von Thieren, deren fie eine große Anzahl toͤdten, zu fügen, ſondern verkaufen fie lieber an Europaͤer fuͤr Branntwein. Sie kennen keine andere Zierde, als ſich mit Rocou zu beichmieren und noch roͤther zu machen, als ſie von Natur ſchon ſind. Bogen und Pfeile ſind ihre einzigen Waffen. Ihre einzelnen Horden haben gewoͤhnlich einen Fuͤhrer, ſonſt wiſ⸗ ſen ſie aber weder etwas von Regierung noch von Cultur, welche ihnen noch überdies verhaßt ift, Ohne Geiſt und Energie find ſie leicht zu betruͤgen, und werden wahrſcheinlich zu Ende dieſes Jahrhunderts, wie manche andere, ausgeſtorben ſeyn. Es waͤre 529 wichtig, die Behauptung, daß die Weiber der Caraiben eine an⸗ dere Sprache haben als die Maͤnner, naͤher zu unterſuchen. mE Es giebt unter den Voͤlkerſchaften dieſer Art in Nordamerika auch einige, aber nur einzelne, zu ganz andern, z. B. zu der hyperboreiſchen und vielleicht auch zu der ſcythiſchen Art gehoͤ⸗ rende Voͤlkerſchaften, welche aber durchaus nicht als Ureinwoh⸗ ner zu betrachten ſind; auch ſollen ſich celtiſche Spuren finden, und wahrſcheinlich haben ſie von dieſen Fremden den Gebrauch, beruͤhmte Todte mit den Waffen zu begraben, indem ſie dabei Trauergeſaͤnge anſtimmen. 10) Amerikaniſche Art (Homo americanus), Ich verſtehe darunter diejenige, deren Individuen urſpruͤnglich im Innern Amerika's und auf der größten Strecke feiner oͤſtlichen Küfte lebten, daher vielleicht die, welche das obere Becken des Orenoko, das ganze Becken des Amazonenſtroms, Braſilien, Pa⸗ raguay bewohnten, die Araucaner. Wahrſcheinlich breitete ſie ſich urſprünglich von den Gebirgsgegenden her aus, von denen nördlich der Tocantin mit den groͤßern, in ihn ſich ergießenden Flüf: fen, der Amazonenſtrom und ſuͤdlich der Parana oder la Plata⸗ fluß entſpringen, und mag nach meiner Vermuthung vielleicht noch andere Arten enthalten, welche ſich vielleicht in der Zukunft, wenn neue Reiſende eben ſo viel Eifer auf die Beobachtung der Einwohner des Innern Amerika's wenden werden, als es St. Hilaire bei denen gethan, mit welchen er in Berührung, gekom⸗ men, beſtaͤtigen wird. Sie ſtehen nach St. Hilaires Beob⸗ achtungen einigermaßen zwiſchen den Sineſen und Hottentoten in der Mitte; dle Botokuden ſind hellbraun,“) gegen die Wendekreiſe bisweilen weiß; die Guayacas, beinahe unter der Linie, vollkom- men weiß, die Charruas von Buenos Ayres faſt ſchwarz, und ſelbſt unter dem 409 S. B. ohne rothe Schattirung. Die Omaguas unter dem 50 ſuͤdlicher Breite ſind rußſchwarz; ihre Stirn iſt beſonders mißgeſtaltet, ihr Bauch dick, der Bart ſehr ſtark, die Bruſt behaart; die Guaranis und Coruades haben dagegen we⸗ der auf der Bruſt noch am Kinn Haare. Auf dem großen Flaͤchenraum zwiſchen dem Amazonenſtrom, an deſſen erſten, ihm zuſtroͤmenden Zweigen die Omaguas wohnen, zwiſchen den Anden und dem Ocean, bis uͤber den Wendekreis hinaus, haben die Menſchen, mit ſehr wenigen Ausnahmen, ei⸗ nen runden, unverhaͤltnißmaͤßig großen, zwiſchen den Schultern ſteckenden, ſchweren, auf dem Scheitel abgeplatteten Schaͤdel mit breiter, ganz platter Stirn; der Augenbraunenbogen iſt auswaͤrts ſtark in die Höhe gezogen; die Backenknochen ſehr hervorſprin⸗ gend; die Augen matt und klein; die Naſe platt mit abftehenden- ) Olivenfarben. D. Ueb. — — 380 Flügeln; die Lippen dick, der Mund groß, aber die Zähne verti» kal, die Haut mehr lohgelb, als gelb und kupferfarb; die Haare ſchwarz, gerade, und wie Pferdehaar conſiſtent. Die Hände und Fuͤße ſind dagegen wohlgeſtaltet. Sie ſind ganz geiſtlos, haben keine Religion, nicht einmal einen Schein von Aberglau⸗ ben, und begnuͤgen ſich mit dem, was ſie erjagen, und mit eini⸗ gen naͤhrenden Wurzeln von Pflanzen, welche ſie bauen. Pfeil und Bogen ſind ihre Waffen, wie bei den Columbiern, gegen welche fie einen außerordentlichen Haß hegen. Einige dieſer Vol: kerſchaften, welche die Spanier Chiquitos nennen, ſind unter der mittlern Groͤße. 11) Patagoniſche Art (Homo patagonicus). Sie iſt am wenigſten bekannt, aber ihre Exiſtenz gewiß, beſteht nur aus wenigen Individuen, welche noch unter dem 408 S. B. ſchon das kalte Klima Suͤdamerika's und ſelbſt auch da nur deſ⸗ ſen oͤſtliche Kuͤſte bewohnen. Sie fuͤhren eine herumſchweifende, übrigens aber friedliche Lebensart, find rieſenmaͤßig, immer über 5 Fuß 6 Zoll, oft aber 6 Fuß hoch, beſitzen aber nicht die fuͤr dieſe Größe paſſenden Kräfte, haben eine ſchwarzbraune Farbe, gerade, braune oder ſchwarze, gewoͤhnlich ſehr lange Haare, und weichen übrigens in ihren Geſichkszuͤgen, die man nicht näher be⸗ ſchrieben hat, von allen uͤbrigen Arten ab. Sie dreſſiren kleine Pferde, was aber wohl ein ſehr neuer Gebrauch bei ihnen iſt. Der groͤßte Theil lebt vom Fiſchfang. (Der Beſchluß in der naͤchſten Nummer.) Miscellen. Die Zibethkatze wird im Innerſten Afrika zur Gewinnung des Zibeths in Menge gehalten, obgleich nie gezaͤhmt. In den fo ſehr lehrreichen und unterhaltenden Recent Discoveries in Africa, made in the year 1823 and 1824 by Major Den- ham, Captain Clapperton and the late Dr, Oudney etc. London 1826, 4. m. K. finde ich, daß Zibeth ein bedeutender Ausfuhrartikel für die im Innerſten von Afrika gelegene Stadt Sackatoo iſt, daß Clapperton den Bruder des Sultans der Felatahs beſuchte, der ihm erzählte, er halte 200 Zibethkatzen; von dieſen waren zwei, die er in hölzernen Käfigen hielt, von der Naſe bis zur Schwanzſpitze 4 Fuß lang, einigermaßen den Hyänen aͤhnlich und außerordentlich wild. In Bezug auf eine Art Erblichkeit von Ver⸗ brechen erzaͤhlt der Edinburgh Advertiser vom 6. Mai 1825 die Geſchichte einer Familie Cainer, wovon der Großvater deportirt worden iſt, der Vater gehenkt wurde, vier Bruͤder durch die Hand des Henkers ſtarben, und der fuͤnfte und letzte Bruder wegen veruͤbten Straßenraubs arretirt worden war. S e Bo Dun Beobachtung einer merkwuͤrdigen Wirkung bei äußerer Anwendung der eſſigſauren Mor⸗ phine in einer beſondern Affection des Ma⸗ gens und der Daͤrme. (104) ; Von J. Dubourg. Roſa S..., eine Naͤhterin, 18 Jahr alt, von gus ter Koͤrperbildung, kam den 8. Februar in den St. Carlsſaal des Hoſpitals Ja Pitié, und bot der aͤrztli⸗ chen Wahrnehmung folgendes dar: magere Leibesbeſchaf— fenheit, heiße, juckende Haut, kleiner, haͤufiger Puls; blaßroſenrothe, an den Raͤndern und an der Spitze trok⸗ kene, uͤbrigens braͤunliche, im Mittelpunkt und bis zur Baſis glaͤnzende Zunge; lebhafter Schmerz bei leiſem Druck im Epigaſtrium und im ganzen Unterleibe, car- dialgia, Ekel und Erbrechen aller genoſſenen feſten und flüſſigen Subſtanzen; ſelbſt bei völliger Leere des Mar ne. gens Anſtrengungen zum Erbrechen, die ſich in unre⸗ gelmaͤßigen Zwiſchenraͤumen einſtellen; geſpannter auf⸗ getriebener Unterleib, heftige ausſetzende Schmerzen im Laufe der Daͤrme, Verſtopfung; Gefühl von Muͤdigkeit und Zerſchlagenheit in den Lenden und Glie— dern, ſchmerzliches Reißen zwiſchen den Schulterblaͤttern, voͤlliges Verloͤſchen der Stimme; rother nicht ſehr reich⸗ licher Harn; munteres Antlitz, in welchem man nicht den Ausdruck eines tiefen Schmerzes wahrnimmt. Wenn indeſſen die Patientin laͤcheln will, ſo iſt der von Ja de— lot angezeigte Naſenzug ganz deutlich ausgeſprochen. Übri— gens Unruhe und Schlafloſigkeit die ganze Nacht hindurch. Dieſe Patientin, welche beſtaͤndig von großer phy— ſiſcher Reizbarkeit geweſen war, hatte vor einem Jahre zu Bruͤſſel eine ſehr ſchwere Niederkunft gehabt, nach welcher ſich heftige Peritonitis, verbunden mit Sympto⸗ men von Gehirnaufregung, eingeſtellt, und eine aͤußerſt 331 energiſche antiphlogiſtiſche Behandlung noͤthig gemacht hatte. Die Patientin ſchaͤtzt die Zahl der angeſetzten Blutegel auf 400; an den Armen, an den Fuͤßen, am Kopf und auf. dem Ruͤcken der Hände waren Aderlaͤſſe vorgenommen worden, ſo daß man die Spuren derſel⸗ ben noch gegenwaͤrtig erkennen konnte. Seit dieſer Zeit hat der Unterleib ſeine regelmaͤßige Geſchmeidigkeit nie wieder erhalten, die Menſes ſind nur unregelmaͤßig und in kleinen Quantitaͤten eingetreten, auch manchmal durch einen ſeroͤſen Ausfluß erſetzt worden. An dieſe Webers bleibſel einer ehemaligen ſchweren Krankheit ſchloß ſich vor 2 Monaten, in Folge eines Dlaͤtfehlers, eine ga- stro - enteritis, oder wenigſtens etwas Aehnliches, weshalb ſich Roſa ©... ſechs Wochen in der Mai- son royale de santé aufgehalten hatte; damals wie jetzt fand ein ploͤtzlich eingetretenes Erloͤſchen der Stimme ſtatt, verbunden mit haͤufigem Erbrechen, ſo daß fie nach ihrer Erzählung augenblicklich jede Fluͤſ⸗ ſigkeit von ſich gab, feſte Subſtanzen hingegen lange Zeit bei ſich behielt und nicht eher ausbrach, als in dem Augenblick, wo fie Getraͤnke genoß. Hr. Dumeril unterwarf ſie einer antiphlogiſtiſchen und beruhigenden Behandlung (60 Blutegel auf den Unterleib, 50 auf den Nacken, Baͤder, gallertartige Clyſtire, Milchdiaͤt). Aus dieſer Behandlung konnten wir indeſſen keine Fol— gerungen ziehen, denn die Patientin hatte mir geſtan— den, daß fie ins Geheim Kaffee, Salat und andere auf regende Speiſen genoſſen haͤtte. Nachdem ſie aus der Maison de santé ohne merkliche Beſſerung gegangen war, nahm das Uebel bis zu ihrem Eintritt ins Hoſpi— tal la Pitié gar ſehr zu, und wir glaubten ganz ber ſtimmt, es mit einer chroniſchen gastro -entero -peri- tonitis zu thun zu haben. Nach den gegenwaͤrtigen, mit großer Sorgfalt analyſirten Symptomen und nach einer Wuͤrdigung der mitgetheilten Umſtaͤnde ſchien Alles dieſe Diagnoſe und folglich eine ſehr traurige Prognoſe zu beſtaͤtigen. Ich füge noch hinzu, daß Hr. Ser res, Unter deſſen Leitung dieſe Beobachtung gemacht wurde und deſſen Beobachtungs- und Urtheilsvermoͤgen ſehr geübt find, der Meinung war, daß für dieſe Patientin meh⸗ rere Monate lang eine faſt abſolute Diaͤt unerlaͤßlich ſey, wenn die Verdauungsorgane derſelben ihren phyflologis ſchen Zuſtand wieder erlangen ſollten. Wir wollen nun ſehen, was ſich ereignete. Der Patientin wurde am zweiten Tag ihres Ein: tritts ein großer Breiumſchlag auf die Nabelgegend, eine Tiſane von verſuͤßtem Gummi, und zur Nahrung Milch verordnet. Aber unmittelbar nach dem Genuſſe dieſer Fluͤſſigkeiten ſtellte ſich heftiges Erbrechen ein, welches noch fortdauerte, nachdem ſelbſt jene Subſtanzen ausge⸗ worfen worden waren. Die Patientin aß Zucker, die einzige Subſtanz, welche ſie nicht ausbrach. Fortſetzung derſelben Mittel nebſt einigen Baͤdern, und dieſelben Wirkungen bis zum 14. Februar, d. h. ſechs Tage hin: durch. Den 15. wurde ein Veſicatorium aufs Epi⸗ gaſtrium verordnet, und ein Verſuch mit pasta lichenis hatte ſelbſt eine beſſere Nacht als jemals. 332 gemacht, welche nicht ausgebrochen wurde. Dieſelbe Verordnung fuͤr die folgende Tage; die Zunge verliert allmaͤhlig ihre ſchwaͤrzliche Faͤrbung, wird feucht und ros ſenroth. Immer noch findet Schlafloſigkeit ſtatt. Nach einigen Tagen wurde ihr ein Glas Mineralwaſſer von Barrége, mit Milch verſetzt, auf dreimal zu nehmen verordnet. Jede Gabe wurde unter Schmerzen ausges brochen, und bei der letzten traten weit heftigere convuls fivifhe Anſtrengungen als jemals ein, weshalb der wacht⸗ habende Mediciner, Hr. Lambert (der Verfaſſer ſehr intereſſanter Unterſuchungen über den Gebrauch einiger veges tabiliſcher Salze und Alkalien in Baͤdern, welche bald im Druck erſcheinen werden) herbeigerufen werden mußte. Als er erfuhr, daß die Patientin ein Veſicatorium im Epigaſtrium hatte, ſo benutzte er dieſen Umſtand, um einen Verſuch zu machen, die auffallend uͤbeln Symptos me mittelſt eſſigſaurer Morphine zu beruhigen. Er nahm ungefähr 2 Gran dieſer Subſtanz in ſehr feines Pul⸗ ver verwandelt, die er auf die entbloͤſte Oberflaͤche der Epidermis ſtreute, und in wenig Augenblicken hoͤrte das Erbrechen, wie durch Zauber, auf. Die Patientin Am 23. wollte Hr. Serres, der neugierig war, zu erfahren, welchen Antheil die Morphine an dieſer auffallenden Erſcheinung gehabt hatte, dieſes Mittel gern fortſetzen. Ich rieb deshalb eſſigſaure Morphine auf einer Neibfchale und brachte einen halben Gran auf die vorgenannte Stelle. Den 24. verordnete man einige feſte Nahrungsmittel, welche gleich den flüffigen mit Ausnahme des Zuckers und des Lichenteiges ausgebrochen wurden. Des Abends wurde wieder Morphine angewendet, damit die Patien- tin des Nachts ſchlafen konnte, was auch der Fall war. Den 25. wurden die Nahrungsmittel noch immer aus gebrochen, aber der Schlaf war vollkommen und die Gabe des vegetabiliſchen Salzes wurde allmaͤhlig erhoͤht. Den 27. ſteigerte man fie bis zu 13 Gran, verordnete dies ſelben lindernden Getraͤnke, erweichende Clyſtire und eis nige Bäder. Den 28. Febr. hatte man vergeſſen, Mors phine aufs Veſicatorium zu bringen; Unruhe und Schlafs loſigkeit die ganze Nacht hindurch. Keine merkwuͤrdige Veraͤnderung bis zum 6. Maͤrz. Die Patientin nimmt 5 Unzen Lichenteig, Milch und Brei zu ſich. Die beis den letztern Subſtanzen wurden allein ausgebrochen, wa— ren aber laͤngere Zeit als vorher bei der Patientin ge⸗ blieben. Der Unterleib iſt etwas geſchmeidig. Den Abend deſſelben Tages unterließ ich mit Fleiß die An— wendung des Morphineſalzes, und Schlafloſigkeit durch die ganze Nacht war die Folge. Den 7. und 8. März wen⸗ dete ich 24 Gran an; der Schlaf war vollkommen, das Erbrechen nicht mehr fo häufig und den 9. aß die Pas tientin Brod, Milchſpeiſen, Orangen und brach nichts aus. Die Kolikanfaͤlle hatten aufgehoͤrt. Des Abends wurden 24 Gran Morphine angewendet. Den 10. hatte die Patientin zu ihrem und zu unſerm großen Erftaus nen ihre Stimme vollkommen wieder erhalten, ſo daß fie hell und deutlich war. Der Unterleib war geſchmei⸗ 335 dig, einige wandernde Schmerzen ſpuͤrte fie noch im Darmkanal, aber die allgemeine Veraͤnderung iſt aufs fallend. Bei Anwendung derſelben Mittel machte die Beſſerung bis zum 14. Maͤrz Fortſchritte. leib iſt etwas weniger geſchmeidig, als bei Perſonen, welche niemals an Unterleibsaffectionen gelitten haben, aber Erbrechen iſt nicht wieder eingetreten. Eine mehr und mehr kraͤftige Nahrung wurde der Patientin jetzt gereicht, und Alles läßt glauben, daß die Herſtellung voll ſtaͤndig ſeyn werde, wenn die Patientin ſich einige Zeit den Geſetzen der Diaͤt und der Geſundheitslehre unterwirft. Dies iſt die treue Erzaͤhlung des beobachteten Falles, und wenn ich mich enthalte, poſitive Folgerungen dar— aus zu ziehen, ſo will ich wenigſtens unter der Ge— ſtalt des Zweifels einige Reflexionen uͤber dieſen Gegen— ſtand uns erlauben. Zuerſt lege ich mir ſelbſt die Frage vor: Welche Krankheit habe ich behandelt? War es eine chroniſche Entzuͤndung des Peritonaͤum, mit welcher ſich fpäter eine gastro - enteritis verbunden hat? Letztere Affection ſchien durch die erwaͤhnten Sym— ptome hinlaͤnglich characteriſirt zu ſeyn. Was die Peri⸗ tonitis anlangt, ſo wurde wenigſtens die Vermuthung ihres Vorhandenſeyns durch die vorhergehenden Symptome beſtaͤtigt, naͤmlich durch eine ſchwere Niederkunft, durch die fo energiſche Behandlung, welche man in Bruͤſſel angewen— det hatte, durch die lange Fortdauer der Kraukheit ſeit je⸗ ner Zeit bis auf den heutigen Tag und durch eine Span— nung des Unterleibes. Ein einziges Symptom, welches, genau beruͤckſichtigt, Zweifel dagegen hätte entſtehen lafs fen koͤnnen, war der faſt natuͤrliche Zuſtand der Phy⸗ ſionomie, aber dieſe Nichtveraͤnderung des Antlitzes pflegt in der erſten Periode der ſchweren Krankheiten des Darm— kanals nicht ſehr ſelten zu ſeyn. Ich habe unter den Patienten des Hrn. Lerminier einige geſehen, welche dem Anſcheine nach von aͤhnlichen Krankheiten afficirt waren. Dieſer ausgezeichnete Arzt gab dieſer Krankheit den hoͤchſtbezeichnenden Ausdruck Darmverkittung (sou- dure des intestins). Ich habe einige Patienten geſehen, deren Antlitz erſt dann tiefe Veraͤnderungen bekam, wenn ein colliquativer Durchfall ploͤtzlich ihnen den letzten Stoß gab, und ſie raſch dem Tode entgegen fuͤhrte. Aber, wird man ſagen, wenn dieſe Krankheit wirklich entzuͤndlich gewe⸗ fen waͤre, wenn auf den Darmflaͤchen ſchon jene plaſtiſche Ausſchwitzung und jene pſeudomembranoͤſen Adhaͤrenzen bes ſtanden haͤtten, welche die Folge davon ſind, ſo wuͤrde die eſſigſaure Morphine die Stoͤrungen des geſunden Zuſtandes nicht geheilt haben, und hauptſaͤchlich nicht in fo kurzer Zeit. Gegen dieſe Bemerkung läßt ſich nichts einwens den. Alles, was ich nur darthun wollte, beſteht darin, daß der Irrthum in der Diagnoſe faſt unvermeidlich war. Ich füge dieſer Beobachtung noch zwei ähnliche Fälle bei, welche Hr. Guerſent erzaͤhlt hat. Zwei Weiber im zweiten oder dritten Monate der Schwangerſchaft bo: ten dieſelben Symptome, wie dieſe Patientin dar, und verleiteten ebenfalls auf eine gastro- enteritis zu ſchlie— ßen. Hr. Guerſent bekennt indeſſen mit lobenswuͤr⸗ Der Unter⸗ 334 diger Aufrichtigkeit feinen begangenen Irrthum. Nach, fruchtloſer Anwendung der antiphlogiſtiſchen Mittel vers ſuchte er eben fo fruchtlos die toniſchen. Einmal gelang es ihm, mit Opium das Erbrechen zu ſtillen; es kehrte aber wieder zuruͤck, und beide Weiber, welche in einen Zuſtande des Marasmus verfallen waren, ſtarben nach, 3 Monaten. Bei der Leichenoͤffnung überzeugte er ſich, daß keine Phlegmaſie vorhanden geweſen. Aber auch bei feinen Patienten waren, wie bei der unſrigen, die vorhergehenden Symptome für die Annahme der peri- tonitis und -gastro-enteritis guͤnſtig geweſen. Man weiß, daß manchmal in der erſten Periode der phthi- sis pulmonalis Symptome eintreten, welche auf- eine gastritis zu ſchließen verleiten; daß ſich auch zuweilen in der zweiten Periode der Aneurysmen des Herzens eine wirkliche ſymptomatiſche gastritis zu entwickeln pflegt. Aber die aufmerkſame Unterſuchung unſerer Patientin mittelſt des Stethoſcops hatte uns vor dieſen Irrthuͤ— mern bewahrt. Soll man alſo dieſen Fall in die Claſſe derjenigen Krankheiten ſetzen, die man ner voͤſe zu nennen pflegt (obgleich dieſer Ausdruck nur ein Beweis unſerer Unwiſſenheit iſt) und in welchen Bayle und Cayol bemerkt haben wollen, daß das krampfartige Er— brechen in den chroniſchen Zuſtand übergegangen ſey, alls maͤhlig Marasmus und endlich den Tod zur Folge ger habt habe? Ich uͤberlaſſe die Entſcheidung competenten Richtern, und bin uͤbrigens der Meinung, daß dieſer Fall in doppelter Beziehung intereſſant ſey, nämlich ein⸗ mal, weil er einen merkwuͤrdigen und unumſtoͤßlichen Beweis uͤber die Wirkſamkeit der durch die Haut abſor— birten eſſigſauren Morphine liefert; und zweitens, weil er fuͤr diejenigen einen nuͤtzlichen Wink enthaͤlt, welche geneigt ſind, ihre Diagnoſe fuͤr untruͤglich zu halten. Beobachtung eines ſehr reichlichen Erbrechens von Fett und Blut. (105) Von Dr. Giovanni Pasquali. Lorenzo Marcaſſa, 75 Jahr alt, von betraͤchtlicher Dicke, hatte immer eine gute Geſundheit genoſſen, bis auf eine Gelbſucht, mit welcher er ſchon vor langen Jahren afficirt geweſen war, und eine hernia scrota- lis auf der rechten Seite, die ohne eine bekannte Ur— ſache vor ı5 Jahren zum Vorſchein gekommen war. Da er drei Miglien von Treviſo wohnte, ſo kam er, durch feine Geſchaͤfte veranlaßt, oft in dieſe Stadt und hatte gewoͤhnlich, außer etwas Kaffee, nichts anderes genoffen. Häufig blieb er auch nuͤchtern bis zum Abend. Nach— dem er zurliſckgekehrt war, uͤberließ er ſich ganz ſei— nem Appetit und aß eine reichliche Menge ſchwerverdau— licher Speiſen, z. B. kalten Brei von Kaſtanienmehl, Bohnen, Salat, Salzfleiſch und dergl. So hatte er immer gelebt, und nicht im geringſten dadurch ſeiner Geſundheit geſchadet, aber ſeit 4 Jahren hatte ihn an⸗ faͤnglich alle 2 Monate und in der Folge alle 14 Tage ein Erbrechen befallen, welches die genoſſenen Speiſen 335 wieder auswarf. Dieſes Erbrechen war verbunden mit allgemeiner Krankheit, mit Herzbeklemmung, mit Man⸗ gel an Eßluſt, mit Gefuͤhl von Zuſammenſchnuͤrung der Speiſeroͤhre und des Magens, mit Aufſtoßen und auf geblaͤhtem Unterleib. 5 f wenig Tagen auf den Gebrauch einfacher Arznei⸗ mittel. Der Patient befand ſich ungefähr ſeit 2 Zah: ren in dieſem Zuſtande, als er des Abends von einem ſehr ſtarken Erbrechen überfallen wurde, nachdem er eis nige Stunden vorher eine große Menge der genannten ſchwerverdaulichen Speiſen genoſſen hatte. Bei dieſer Gelegenheit wurde ich zu Huͤlfe gerufen. Das Erbre— chen hatte bis zum Morgen gedauert und eben nachge⸗ laſſen, als ich den Patienten um 10 Uhr beſuchte. Die regio epigastrica war fo wenig, als der übrige Unter— leib ſchmerzhaft. Der Puls war etwas ſchwach, aber regelmaͤßig, das Athemholen natuͤrlich und leicht. Ich verordnete eine Blähungen treibende Miſchung, und bei ſtand hauptſaͤchlich darauf, daß der Patient feine ge wohnte Lebensart völlig ändere. Ich hatte ihn noch nicht lange verlaſſen, als er mich von neuem rufen ließ. Das Erbrechen hatte ſich wieder eingeſtellt, und die ausgeworfenen Subſtanzen waren jetzt von anderer Beſchaffenheit als vorher. Sie beſtanden nämlich aus einer Vermiſchung eines dligen Fettes mit reinem Blut. Es war ungefaͤhr um Mittag, als ich den Patienten zum zweitenmale beſuchte. Er hatte das Bewußtſeyn verloren, das Athmen war beinahe erloſchen, die Augenlider waren faſt ganz herabgeſunken, feine Geſichtszuͤge verſtoͤrt, die Naſenoͤffnungen ſehr ers weitert, die Bewegungen des Herzens kaum vernehmbar, die Pulſationen der Arterien in den Extremitaͤten und an den Schlaͤfen unmerkbar und die Extremitaͤten kalt; ogs merkwuͤrdigſte dabei aber war das Verſchwinden al les unter der Haut gelegenen Fettes, fs daß die Haut außerordentlich ſchlaff und überall auf ihre einfache Dicke zurückgeführt war, auch am Unterleib und den Ertremis täten große Falten bildete, die gleich leeren Saͤcken her⸗ abhingen. ausgeworfenen Subſtanzen konnten auf 50 Pfund ge⸗ (hät. werden. Sie beſtanden aus einer Miſchung von lymphatiſcher Fluͤſſigkeit, Fett und Blut. Ungeachtet dieſes verzweiflungsvollen Zuſtandes erholte ſich der Pa⸗ tient nach und nach, und der Genuß leichter und nahr⸗ hafter Speiſen, die ihm mit Vorſicht in kleinen Zwi⸗ Dieſe Zufaͤlle wichen jedesmal in Die von dem Patienten ohne Unterbrechung 3836 ſchenruͤumen und kleinen Gaben gereicht wurden, war allein hinreichend, in 20 Tagen eine vollſtaͤndige Her⸗ ſtellung zu bewirken. x Miscellen. je Das Puerperalfieber (106) in der Entbindungsanſtalt (General Lying in Hospital formely called Westminster Lying in Hospital) in London hat nach der Verſicherung der Geburts⸗ helfer Dr. Good) und Dr. Ley und der Hebammen alles Furchtbare verloren, welches man der Behandlung zuſchreibt, die hier ſtatt findet. Sobald naͤmlich die Fieberkaͤlte eintritt, giebt man der Kranken Calomel gr. x, und Rad, jalapp. ser. j.; und nimmt ihr, wenn die Hitze ſich einfindet, bedeutend viel Blut weg. Nach jener Gabe von Calomel und Jalappe verord⸗ net man eine laxirende Mixtur von fol, sennae, Manna, Ingwer ꝛc, die dreimal taͤglich gegeben wird, und abermals Calomel, wenn die Excremente dick und ſtinkend ſind. Aderlaͤſſe duͤrfen und muͤſſen, wenn ſie noͤthig ſind, wiederholt werden; tritt aber der Fall ein, daß man der Kranken gar nicht zur Ader laſſen darf, und der Unterleib ſich demungeachtet auf eine ſchmerzhafte Weiſe ausdehnt, ſo verordnet man 6 bis 12 Blutegel an den Unterleib, und dann — was man fuͤr beſonders wichtig zu halten ſcheint — einen Umſchlag von Lein⸗ ſaamen zwiſchen Servietten auf den ganzen Magen, der jedes—⸗ mal erneuert wird, wenn der vorige erkaltet. Man behauptet, daß keine einzige der hieſigen Kindbetterinnen, waͤhrend eines Zeitraums von brei Jahren, an jenem Fieber verftorben ſey, ſeitdem man mit dieſer Behandlung anfing. Eben ſo wenig haͤlt man hier das Puerperalfieber für anſteckend, und läßt daher die daran Leidenden neben den Geſunden liegen, wenigſtens hat man nie eine ſchaͤdliche Wirkung davon geſehen. i See⸗ und Eünftlihe Mineralbaͤder. (107) Die in Rootſeküll (auf der zu Liefland gehörigen. Inſel Oeſel) errichtete Seeſchlamm-Badeanſtalt iſt bereits voriges Jahr von mehrern Familien aus Petersburg, Riga, Dorpat, Fellin und Wenden beſucht worden. In zwei nach dem Thermometer er—⸗ waͤrmten Zimmern konnte den ganzen Tag uͤber zugleich auch in der Wanne gebadet werden. Ein Eimer kraͤftigen Schlamms (er enthaͤlt Eiſen und duͤnſtet Schwefelwaſſerſtoffgas aus) wurde gewoͤhnlich dem ſchon temperirten Waſſer in der Wanne beige⸗ miſcht. Saͤmmtliche Kranke, deren Uebel in gichtiſchen, rheu⸗ matiſchen Leiden, Scropheln, Nervenſchwaͤche, Laͤhmungen, Haut: ausſchlaͤgen ꝛc. beſtanden, empfanden ſchon während ihres Auf- enthalts nach 4 bis 5 Wochen Erleichterung und Stärkung der Kräfte. — Auch in Königsberg iſt eine Anftalt für kuͤnſtli⸗ che Mineralwaſſer eingerichtet worden. f Eine Hydatide auf der scapula, (108) welche während des Lebens des Patienten von Roux für einen ſerophu⸗ loͤſen Abſceß gehalten worden war, iſt ohnlaͤngſt bei einer ana⸗ tomiſchen Unterſuchung gefunden worden, nachdem der Patient im höpital de la Charite zu Paris geſtorben war. Die Hy⸗ datide beftand aus zwei Portionen, welche durch die scapula von einander getrennt waren, und durch ein rundes Loch in dieſem Knochen mit einander communicirten. nF Bibliesgtaphiſche Neuigkeiten. Encyclopédie methodique, — Histoire naturelle-Entomo- logie ou histoire naturelle des crustaces, des arachni- des et des insectes ; tome 10e, premier demi volume, Par MM. Latreille, de Pelletier, de St. Fargeau, Ser- ville et Guérin. Paris 1825. 4. (Dies iſt die erſte Hälfte des letzten Bandes dieſer Abtheilung der baͤndereichen Ency- clopédie méthodi que.) Du magnétisme animal en France et du jugement qu'en ont porté I' Académie royale des Sciences, la Societé royale, la faculté et Académie royale de médecine. Par A. Bertrand D. M., Paris 1826 8. ; Notizen a us Natur- und Heilkunde. dem Gebiete der Nro 2860. ä —é— Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. (Nr. 22. des XIII. Bandes.) In Commiſſion bei dem-Koͤnigl. Preuß. Graͤnz⸗Poſtamte zu Erfurt, der Koͤn. Saͤchſ. Zeitungs⸗Expedition April 1820, zu Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u, Taxiſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes⸗Induſtrie⸗Comptoir. Preiß eines jeden Bandes von 24 Bogen, 2 Rthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes, 3 ggl. Na t u k u ned e. Über die Belemniten (109) hat Hr. von Blainville eine kleine Schrift heraus gegeben, von welcher Einiges im Auszuge zu erhalten, unſern Leſern nicht unangenehm ſeyn wird, da bis jetzt über dieſen Gegenſtand noch manches Dunkel geherrſcht hat, und daher jeder Beitrag zur nähern Kenntniß ders ſelben willkommen ſeyn muß. Wir führen zuerſt Blain— villes Characteriſtik derſelben an. Ein Belemnit iſt ein kreideartiger, feſter, ſym⸗ metriſcher Koͤrper, d. h. welcher der Laͤnge nach in zwei gleiche Haͤlften getheilt werden kann; er iſt gewoͤhnlich kegelfoͤrmig, mehr oder weniger lang, im Querdurch— ſchnitt cirkels oder eifoͤrmig, und man kann an ihm eis ne Spitze, den Koͤrper, eine Baſis und eine mehr oder weniger tiefe Aushoͤhlung unterſcheiden, welche letztere durch Scheidewaͤnde, in denen man zur Seite einen Sipho (Roͤhre) bemerkt, je nech der verſchiedenen Ans zahl dieſer Waͤnde in mehrere Faͤcher getheilt iſt. Hr. v. Blainville handelt, ehe er auf die Strucs tur und das, was die Fundoͤrter der Belemniten betrifft, übergeht, von der aͤußern Form und Beſchaffenheit dies ſer Koͤrper, welches wir nur rhapsodiſch angeben wollen. Ober flaͤche, vollkommen glatt, bisweilen mit Furchen wie von Gefaͤßeindruͤcken, Spalten, oder mehr oder weniger tiefe Rinnen. Allgemeine Form, lang und kegelfoͤrmig, zus wellen faſt walzenfoͤrmig, andre Male ſpindel- oder keu⸗ lenfoͤrmig; am gewoͤhnlichſten aber von der Spitze an aufgetrieben, dann allmaͤhlig duͤnner werdend und an der Baſis wieder weiter. } Querdurchſchnitt cirkel:, bisweilen eirund, der große Durchmeſſer ſcheitelrecht oder quer; zuweilen faſt drei- oder ſelbſt viereckig; jedoch iſt der Querdurchmeſſer nicht immer in der ganzen Laͤnge des Belemniten von gleicher Form. Die Spitze, von welcher die Bildung angefans gen, iſt der Form nach zugeſpitzt, dolchartig, fadenfoͤr⸗ mig ausgezogen, ſtumpf oder ſelbſt nabelfoͤrmig; ſie liegt in, oder uͤber oder unterhalb der Achſe; iſt glatt, oder es gehen einfache, bisweilen faſt regelmäßige Falten ſtraht lenartig von ihr nach dem Umkreis, oder zwei Furchen, eine auf der Ruͤcken-, die andere auf der Bauch-, oder die eine auf der rechten, die andere auf der linken Seite erſtrecken ſich mehr oder weniger nach vorn. Die Baſis iſt bei einem unverſehrten Belemni— ten gewoͤhnlich kreisrund, dreiſeitig oder ſelbſt vierkantig, und von ihr erſtrekt ſich eine mehr oder weniger tiefe coniſche Hoͤhle in das Innere des Koͤrpers. Dieſe Hoͤhle geht immer gerade in die Hoͤhe, und iſt vollkommen ſymmetriſch; zuweilen nimmt fie nur / des Belemni— ten ein, meiſt reicht ſie aber bis uͤber die Mitte; ihre Spitze liegt nicht immer in der Mitte, wenn auch die Baſis vollkommen central iſt. Die Waͤnde derſelben ſind nie glatt, oft ſieht man deutliche, ſehr feine, etwas un: regelmaͤßige Cirkelſtreifen dicht beiſammen, und außer⸗ dem in gewiſſen Zwiſchenraͤumen tiefere rinnenartige Ver⸗ tiefungen, an denen fruͤher die Scheidewaͤnde anlagen. Bei manchen bildet die Ruͤcken- und Bauchlinie der Hoͤhle eine Furche, welche bis zur Spitze reicht. Bei den gemeinſten Arten iſt die Hoͤhle, beſonders im hintern oder obern Theile, durch außerordentlich duͤn— ne, vorwärts ausgehoͤhlte, hinterwaͤrts convexe Scheide waͤnde in mehrere engere oder weitere Faͤcher getheilt. Jede Scheidewand hat an der untern oder Bauchſeite ein Loch oder beſſer einen Randausſchnitt (Sipho). Die letzte dieſer Scheidewaͤnde, in welcher ſich die Offnung befindet, iſt immer weit größer als die übrigen. Die Offnung findet man ſelten vollſtaͤndig, und zwar um fo weniger, je dünner die Raͤnder find; fie iſt wie ein Querdurchſchnitt geformt, ihr Rand gewoͤhnlich ganz und ſchneidend, bisweilen mit einer Spalte vers ſehen, welche außer- und innerhalb in eine Rinne übers geht; bisweilen ſieht man aber außerhalb nur eine Fur⸗ che, welche an der Offnung nicht immer ſo deutlich iſt, als in der uͤbrigen Laͤnge. Die Belemniten beſtehen, wie alle wahre Conchy— lien, aus einer ſehr großen Anzahl außerordentlich duͤn— ner, von der Spitze bis zur Baſis in einander geſchach— 22 339 . 5 telter Kegel oder Duͤten; jedoch unterſcheiden ſie ſich da⸗ durch, daß der innerſte kleinſte dieſer Kegel fruͤher, der größte und aͤußerſte derſelben fpäter ſich bildete, und dar her die das Wachsthum andeutenden Streifen nicht aus ßen, ſondern, wenn eine Hoͤhle vorhanden, innerhalb derſelben, oder im entgegengeſetzten Falle an der Baſis ſichtbar find. a ö Aus dieſer Structur ſchließt Hr. v. Bl., daß das Thier, dem dieſes Gehaͤuſe gehörte, paarig oder ſym⸗ metriſch, daß das Gehaͤuſe gleich dem os sepiae, ganz innerhalb, und in einer Hoͤhle der Hautdecken auf dem Ruͤcken und am Ende derſelben enthalten geweſen ſey; und daß, wenn eine Hoͤhle vorhanden, Das hintere Ende der Eingeweide, d. h. ſehr wahrſchein— lich das Zeugungsorgan und ein Theil der Leber in der— selben befindlich waren. Fruͤher fand wahrſcheinlich nur eine bloße Adhaͤrenz an die Achſe, ohne eine Durch— dringung, ſtatt. Nachdem der erſte Theil der Höhle ſich gebildet, trennte ſich das Thier mit zunehmendem Wachs— Ahum los, und brachte eine mehr oder weniger betraͤcht— fische Anzahl Scheidewaͤnde hervor, indem es zu gleicher Zeit durch die zwiſchen den letztern entſtehenden leeren Naͤume an ſpecifiſcher Schwere verlor, gerade wie es bei dem Thier von Spirula und Argonauta der Fall iſt. Auf dieſe Weiſe kommen bei einer und derſelben Art drei beſondre, durch das Alter beſtimmte Gehaͤuſeformen vor: 1) wo ſich die Hoͤhle noch nicht gebildet hat, und die Naͤuder der uͤbereinander geſchichteten Kegel an der Baſis zuſammentreffen; 2) wo eine mehr oder weniger tiefe Hohle vorhanden iſt, und die das Wachsthum ans deutenden Streifen im Innern zu ſehen ſind; endlich 3) wo ſich die Hoͤhle, außerdem daß ſie weiter wird, in ihrem Grunde in mehr oder weniger zahlreiche Scheide— wände theilt. Man kann ſelbſt noch eine ate Form ans nehmen, wo, bei ganz vollkommener Ausbildung, ſich alich das letzte große Fach gebildet hat. In der Reihe der Weſen weiſ't Hr. v. Bl. den Belemniten ihren Platz zwiſchen den, den Sepien ſo nahe ſtehenden, Belopteren Deshaies’s, bei welchen gleichfalls eine tiefere Hoͤhle, mit einer Spur von Schei— dewaͤnden, nebſt einem Sipho oder einer Ninne vorhan— den iſt, und zwiſchen den eigentlichen Orthoceren an, welche mit den Baculiten und Ammoniten ſo nahe ver⸗ wandt ſind. Die fibroͤſe Structur, welche man bei den Belem—⸗ niten ſo conſtant bemerkt, und wodurch ſich der allge— meine Character derſelben beſonders ausfpricht, rührt das von her, daß fie in den Zuſtand des Spaths übergehen, wel: cher mit der der foſſilen Meerigel (Echinus) Ahnlichkeit hat. Der Theil des Belemniten, welchen die Oryktogra— phen mit dem Namen Alveole bezeichnen, iſt, kann man mit noch mehr Gewißheit behaupten, ein Erzeugniß des foſſilen Zuſtands; in der That iſt er ganz den Gelenken der Ammoniten aͤhnlich, und nichts anders als fremde in die Hoͤhle und die Faͤcher des Belemniten eingedrun— gene Stoffe. Auch können dieſe, je nach der Natur 340 der Gebirgsſchichten, in denen ſie vergraben liegen, aus außerordentlich verſchiedenen Subſtanzen beſtehen. Biss weilen ſieht man auch Spuren von Scheidewaͤnden ents weder blos außen, oder auch wohl ſelbſt in der Maſſe dieſer Stoffe; bisweilen find aber deren gar keine vorhan⸗ den, und die Alveole beſteht ganz aus einem Stuͤck und aus in einander geſchachtelten kappenfoͤrmigen Stücken. Nachdem Hr. v. Bl. noch andre weniger wichtige Veraͤnderungen, die ſich an den Belemniten zeigen koͤn⸗ nen, wie z. B. die Loͤcher, welche er irgend einem na— genden Thier zuſchreibt, das Anhaͤngen von Seekoͤrpern, wie von Ostrea, Anomia, Serpula, die ohne Zweifel durch die darüber liegenden Gebirgsſchichten entſtandenen Bruͤche — und nachdem er die Erdſchichten angefuͤhrt, worin fie ſich finden, geht er auf die Art und Weiſe uͤber, wie die einzelnen Arten zu characteriſiren ſeyen. Es komme dabei Folgendes in Betracht 1) nicht die aͤußere Form, da eine und dieſelbe Art ſehr verſchieden ge— formt ſeyn koͤnne; 2) die Lage der Spitze über, unter, oder in der Achſe; 3) die normalen Rinnen oder Fur⸗ chen derſelben; 4) die Form, Ganzheit der Offnung, oder die mehr oder weniger tiefe Spaltung ihrer Raͤnt der; 5) die Form der Spaltung oder der Rinne; 6) die allgemeine Form der Hoͤhle, die Richtung ihrer Achſe und ſelbſt das relative Verhaͤltniß der einzelnen Stellen ders ſelben; 7) die Form der Scheidewaͤnde, des Sipho und ſelbſt der Alveole koͤnnen auch benutzt werden. Auch kann der geologiſche Fundort bis auf einen gewiſſen Punct zu Huͤlfe genommen werden. Dieſemnach reiht Hr. v. Bl. die ihm bekannten Arten ſo hinter einander, wie ſich die Hoͤhle allmaͤhlig vergrößert, und die Stoffmaſſe gegen die Spitze hin geringer wird, fo daß die mit groͤs ßerer Hoͤhle den Übergang zu den Orthoceren bilden, welche letztere in der That weiter nichts find, als ganz ausgehoͤhlte Belemniten mit ſehr duͤnnen Waͤnden. Die Eintheilungen ſind demnach folgende: A. Arten ohne Höhle; B. Arten mit ſehr kleiner, am Rande gefpaltes ner Höhle ohne Scheidewaͤnde; C. Arten mit ſehr gros ßer, am Rande geſpaltener Hoͤhle ohne Scheidewaͤnde; D. Arten mit ſehr großer Hoͤhle mit Scheidewaͤnden und einem von der Baſis bis zur Spitze deutlichen Kanal. E. Arten mit ſehr großer Hoͤhle, mit Scheidewaͤnden, einem Sipho, ohne Spalte und Rinne an der Baſis, aber mit deutlichen Seitenfurchen an der Spitze. F. Ar⸗ ten mit ſehr großer Höhle, Scheidewaͤnden, Sipho, obs ne Spalte und Ninne an der Baſis und ohne Seiten furchen an der Spitze. G. Arten mit, im Verhaͤltniß zur Dicke der Spitze ſehr großer Hoͤhle, mit Scheide— waͤnden, einem Sipho ohne Rinnen und Furchen. Die folgenden Schlußfolgerungen ſetzen wir woͤrtlich hierher. 1) Die Belemniten ſtehen zwiſchen den ossa sepiae und den vielkammerigen Spirula und Argonauta in der Mitte; ſie waren, gleich den erſten, eine im Innern des Koͤrpers er⸗ zeugte Bildung, wie man dies aus den Gefaͤßeindruͤcken bei man: chen Arten und aus der Art ihres Wachſens ſehen kann; wie bei den letztern, war ein Theil des Thiers in der mehr oder weniger beträchlichen und mit Scheidewaͤnden verſehenen Hoͤhle enthalten. „ 341 2 Sie beſtehen aus in einandergeſchachtelten außerordent⸗ lich duͤnnen Kegeln, von denen der aͤußerſte der am ſpaͤteſten ge⸗ bildete, ſ. oben. ö eh ] \ 3) Die mineralogiſche Beſchaffenheit, welche wir an ihnen kennen, iſt nicht urſpruͤnglich, ſondern ſie ſind ohne Zweifel in Spath umgewandelt, doch haben ſie ihre Geſtalt behalten. 4) Die ſogenannte Alveole iſt ein Abdruck der Höhle, und beſtebt aus ſehr verſchiedenen mineraliſchen Subſtanzen. Wenn man der Zunahme der Hoͤhle folgt, von den Ars ten an, bei welchen dieſe faſt gar nicht vorhanden, bis zu de⸗ nen, wo ſie ſehr groß iſt, ſo kommt man unmerklich zu den eigentlichen Orthoceren, welche beſonders durch die Duͤnnheit der Wandungen, die ae der Höhle und die ſeitliche Lage des Si⸗ o charakteriſirt ſind. 1 ; 2 9 & Außer den 36 beſtimmten Arten giebt es wahrſcheinlich noch mehrere. s 7) Je groͤßer die Höhle, d. i. ihre Verwandſchaft zu den Orthoceren iſt, um deſto mehr machen fie mit dem ſie ein⸗ ſchließenden Felſen Eine Maſſe aus, und deſto aͤlter ſind ſie und umgekehrt. 8 ü k j 8) Die Kreideformation zeigt, wie ſchon Defrance beob⸗ achtet hatte, beſondre Arten von Belemniten; vielleicht enthält felbft jeder Theil dieſer Formation feine eignen Arten. Und in der That iſt die, welche ſich im Chlorkalk ſindet, von der im Tuff vorkommenden verſchieden; ungluͤcklicherweiſe fehlte bei den von Hrn. v. Bla inv. in Sammlungen beobachteten Arten bie gehoͤrige Angabe des geologiſchen Fundorts. 2 0 9) Ob ſich dieſes bei den, in den vor der Kreide niederge⸗ ſchlagenen Gebirgsarten ſich findenden eben ſo verhalte, iſt nicht mit Sicherheit zu behaupten, jedoch wahrſcheinlic t. 10) Man hat wahrſcheinlich in den über der Kreide liegen⸗ den Gebirgsſchichten noch keine wahren Belemniten gefunden, wohl aber Belopteren. 4 11) Auch hat man fie wohl nicht im übergangsgebirge und eben ſo wenig in den Gebirgsſchichten angetroffen, wo ſich die Orthoceren finden, 8 12) Ob ſie gleich bis jetzt nur in europäiſchen Gebirgsformatio⸗ nen gefunden worden, ſo iſt es doch wahrſcheinlich, daß es ihrer in andern Theilen der Erde, und beſonders in den oͤſtlichen Stri⸗ chen des großen Beckens des noͤrdliszen Oceans (deren lebende und foſſile Thierarten denen der entgegengeſetzten Striche Europa's befonders ſehr ähnlich ſind) eine große Anzahl giebt. 13) Daß man Belemniten von einer und derſelben Art bisweilen in einem ſehr beſchraͤnkten Raume in ſehr großer Men- ge findet, laͤßt ſchließen, daß die Thiere, denen ſie angehoͤrten, den Sepien und Calmars etwas aͤhnlich, in Truppen beiſammen lebten; aber die Veränderungen und Verſtuͤmmelungen, welche man an ihnen bemerkt, beweiſen, daß ſie erſt lange nach dem Tode des Thieres uͤberdeckt wurden. 14) Die Schalen, welche man oft ſchmarotzerartig an der Oberflaͤche der Belemniten kleben ſieht, brauchen nicht mit ihnen von gleichem Alter zu ſeyn; die Belemniten koͤnnen nach dem Tode der Thiere lange im Grunde des Meeres gelegen und jene Schma— rotzer ſich erſt weit ſpaͤter an ſie gehaͤngt haben, wie man bei Vaches⸗Noires in der Normandie ſehen kann, wo lebende Mu⸗ ſcheln an Belemniten ſitzen, welche aus dem das Meeresufer bil⸗ denden Geſtein frei hervorſtehen. über die Menſchenarten. (110) Von Bory de St. Vincent. (Beſchluß.) II. Oulotric hi, mit krauſen Haaren, ge meiniglich Neger genannt. Weiße kennt man unter ihnen nicht. Die Hautfarbe ruͤhrt hier eben ſo wenig als bei der vorigen Ab⸗ — ?27ñ — 342 theilung vom Klima her, ſondern ihr Grund liegt weſentlich in der Haut ſelbſt, ) die Epidermis hat damit nichts zu ſchaffen. 12) Athiopiſche Art (Homo aethiopicus). Man koͤnnte die Individuen derſelben durch ihre ausgezeichneten Züge unterſchei⸗ den, auch wenn ſie uͤbrigens die friſcheſte Farbe eines Europaͤers hätten. Sie charakteriſiren ſich, außer durch das wollige Haar, die ſchwarze Farbe, die feine heulende, beſonders accentuirte Stimme, in anatomiſcher Hinſicht vorzuͤglich durch die weißere Farbe der Knochen, durch den vorn ſehr ſchmalen, auf dem Scheitel abgeplatteten, hinterwärts rundlichen Kopf, das mehr zurückſtehende, um ein Neuntheil als das eines Schaͤdels der japetiſchen Art kleinere Hinterhauptsloch, die in allen Altern dichtern Naͤhte, durch die Neigung des Zwiſchenkiefers und des Kinns gegen einander; die ſchraͤg ſtehenden Schneidezaͤhne; die ſehr platten Naſenknochen; die breiten Beckenknochen, beſonders der Frauen, bei welchen daher die Hüften monſtrös hervorſtehen; durch die bogenfoͤrmige Krümmung der Lenden; endlich durch die merkliche Kruͤmmung der Ober- und Unterſchenkel. Das Gehirn iſt nach Soͤmmering viel ſchmäler als das unfri- ge, die Nerven aber an ihrem Urſprunge weit dicker. Das Antlitz iſt um ſo entwickelter, je kleiner der Schaͤdel iſt. Blut, Muskeln, Galle und alle Säfte find dunkler; der Schweiß übel- riechend, mehr ammoniacaliſch und die Leinwand faͤrbend; die ſehr tiefliegenden Bruͤſte haͤngen bei den Weibern von der Zeit an, wo ſie mannbar werden, birnfoͤrmig herab und haben lange Warzen, daher ſie den Kindern uͤber die Schultern zugeworfen werden koͤnnen. Die Zeugungswege ſind weit, das maͤnnliche Glied ungeheuer groß aber zu einer vollſtaͤndigen Erection faſt unfähig. Wegen der großen Leichtigkeit, mit welcher die Ne: gerinnen vom 11, 12 Jahre an, wo die Menſtruation eintritt, gebaͤren, ſind ſie haͤufigem Abortus unterworfen. Beim Foͤtus iſt der Kopf verhaͤltnißmaͤßig nicht ſo dick als bei den andern Arten, ſo wie auch die Fontanellen des neugebornen Kindes ſehr klein und faſt geſchloſſen. Beſondre Krankheiten, denen ſie unterworfen ſind, ſollen fie andern Arten nicht mittheilen, z. B. die Pians. Die Blatr tern entwickeln ſich gewoͤhnlich vor dem 14 Jahre; nach dieſe⸗ Zeit ſollen fie vor dieſer Krankheit ſicher ſeyn. Obgleich außer⸗ ordentlich nervös, herrſcht doch das phlegmatiſche Temperament bei ihnen vor; der Puls iſt ſchneller als bei der japetiſchen Art. Die ſchmale Stirn tritt nach hinten zurück, die Schlafe iſt wegen der Entwickelung der daſelbſt liegenden Muskeln hervorgehoben und bekommt frühzeitig Querrunzeln; die Haare bilden auf der Stirn einen geraden Rand, welcher daher nicht, wie bei den Europaͤern, fuͤnf Spitzen hat; die Augenbraunen ſtehen hervor und ſind etwas kraus; das Auge rund, hervorſtehend, immer feucht, die Hornhaut deſſelben gelblich, der ziemlich kleine Augen⸗ ſtern noch häufiger etwas ins Dunkelkaſtanienbraune ſpielend als ſchwarz. Die Augenwimpern find ſehr kurz; die Backenknochen hervor— ſtehend; die Ohren mäßig groß, aber vom Kopfe abſtehend; die Naſe dick und platt; die Lippen ſehr dick und braͤunlich und bil⸗ den ein ſogenanntes Haͤngemaul. Das Innere des Mundes iſt oft ſehr hellroth; die Zaͤhne ſind ſo weit vorwaͤrtsgeneigt, daß ſie das R nicht ausſprechen koͤnnen, uͤbrigens aber außerordentlich weiß und ſtark; das Kinn kurz, abgerundet und nach hinten zu⸗ ruͤcktretend, die duͤnnen Barthaare bilden hier und da kleine krauſe Pinſel; ſelbſt der Schnurrbart iſt nur maͤßig ſtark. Die Vermiſchung dieſer Art mit Weißen erzeugt die ſoge⸗ nannten Mulatten, welche wieder weiße oder ſchwarze Kinder bekommen, je nachdem ſie ſich mit Weißen oder Schwarzen ver⸗ bunden haben; die blos von Mulatten Gezeugten bleiben Mulat— ten. Sie ſind nicht fo ſchoͤn und geiſtvoll, als es ſonſt bei Ba⸗ ſtarden der Fall iſt. Die Athiopier find, mag es nun ſeyn, daß es in ihrer Na⸗ tur liegt, oder weil man ſich nicht die geringſte Muͤhe gegeben ) Aber nicht in der eigentlichen Cutis, ſondern im ſogenann⸗ ten rete Malpighi. 22 * . Üb. 348 7 hat, fie zu clviliſiren, im Hilgemeinen träge, unvorſichtig, gleich⸗ ſam gedaͤchtniß⸗ und gedankenlos, mit Wenigem zufrieden und leben daher, wenn auch nicht in einem wilden, doch eben jo we⸗ nig in einem civilifirten Zuſtande. Ohne religioͤſen Glauben und Cultus — denn der Fetiſchismus iſt weder das eine noch das andre — ſchreiben ſie den ſie umgebenden Dingen, ſelbſt Thieren und Pflanzen, uͤbernatuͤrliche Kraͤfte zu. N Sie find in kleine Voͤlkerſchaften getheilt, über welche blut⸗ gierige Despoten herrſchen, und beſtaͤndig, um Sclaven zu ma⸗ chen, unter ſich in Krieg verwickelt, und leben je nach ihrer grographiſchen Lage vom Fiſchfang, vom Handel, von einigem Ackerbau, und einige führen ein Hirtenleben, ja manche irren be⸗ ſtaͤndig in den brennenden Steppen Afrikas Beduinenartig umher, welche ſich zu allen Zeiten von den Quellen des Nils bis zu de⸗ nen des Zaire unter dem Namen Galas und Jagas furchtbar machten, und bald nur ein, bald mehrere Weiber haben, deren Kinder fie um etwas Branntwein, Schießpulver, Eifen- oder Glaswaaren verkaufen. Rachſuͤchtig, prahleriſch, trotzen fie in der Wuth jeder Gefahr, jeder Qual, find aber, bei kaltem Blut, bis zur Schwaͤche furchtſam. Schamhaftigkeit und Men⸗ ſchengefuͤhl ſcheinen ihnen ganz fremd zu ſeyn. Sie gehen daher ganz nackt, und tragen nur, wenn fie in europaͤiſchen Colenien als Sclaven leben, einen kleinen Schurz um die Lenden. Die mit Europäern handelnden tragen Kleider. Sie lieben Muſik und Tanz; erſtere aber iſt nur ein wilder Geſang zu ſehr un⸗ vollkommenen Inſtrumenten, wobei ſie jedoch genau Takt hal⸗ ten; letzterer iſt aͤußerſt wolluͤſtig. Die Weiber ſind ſehr wollü- ſtig und untreu, jedoch giebt es einige Negernationen, wo Un: treue mit Lebendigbegrabenwerden beftraft wird. Die Neger ſol⸗ len nicht ſo lange leben als andre Menſchen, und nach dem 60 Jahre, wo ihre Haare grau werden, ſelbſt im Zuſtande der Freiheit und der fuͤr ſie moͤglichen haͤuslichen Gluͤckſeligkeit, ſchon abgelebt ſeyn. Sie gleichen einander fo ſehr, daß man nicht ein⸗ mal Varietäten, deren es doch gewiß giebt, unterſcheiden kann, ge⸗ ſchweige daß man Arten aufſtellen koͤnnte, wie Einige thun wollen. Die Athiopier bewohnen die ungeheure Strecke Afrikas laͤngs der Meereskuͤſte vom Meerbufen von Guinea und vom Senegal oder vom 16 oder 170 n. Br. bis zur Inſel St. Helena her⸗ ab, d. h. bis zum 160 f. Br., und erſtrecken ſich nördlich und ſuͤdlich nicht uͤber die Wendekreiſe hinaus. Zu denen, welche man in den beiden Guinea's am beſten kennt, gehoͤren die Fulahs; die ſehr ſchwarzen, großen und ſtarken Jolofs, die Souſous von Sierra Leone, die Mandingos von der Koͤrnerkuͤſte, welche ſehr boshaft ſeyn ſollen; die kriegeriſchen und fuͤr unbezwingbar ge⸗ haltenen Aſchanties von der Goldkuͤſte: die Neger von der Kuͤſte von Ardra und Benin, von welchen man jetzt die meiſten Scla⸗ ven kauft; die gefürchteten Bewohner der Kuͤſte Gabon, mit welchen die Europäer keinen Verkehr haben wollen; und endlich die etwas mehr civiliſirten Nationen von Loango, Congo, Ans gola und Benguela, Das Innere ‚von Afrika vom 89 n. Br. bis zum Wende⸗ kreis des Steinbocks iſt gar nicht bekannt. Die Voͤlkerſchaften auf der Oſtkuͤſte haben dieſelbe ſchwarze Farbe, und dieſelbe Bildung des Kopfs, welcher noch tiefer zwiſchen den Schultern zu ſtecken ſcheint; ſie verbreiten einen uͤbeln Geruch, und ſind wo moͤglich noch duͤmmer. An der Straße Moſambique bewohnen weniger bekannte aͤthiopiſche Voͤlkerſchaften das ſogenannte Kaiſerthum, Monomotapa bis zur Auferften Küfte von Zanguebar, etwas noͤrdlich über der Linie. Im Innern find fie bis Abyffinien und Nubien vorgedrungen, wo ihre Vermiſchung mit der eingebor⸗ nen Art, noch wenig bekannte und fuͤr ganz wild gehaltene Va⸗ rietaͤten erzeugt hat. Auf der entgegengeſetzten Seite breiteten fie ſich auch außerhalb des Feſtlands im Weiten von Madagas- far aus. Von daher bekommen Jsle de France, Bourbon und ſelbſt das Cap ihre meiſten Sclaven. 13) Kaffer'ſche Art (Homo Cafer), Dieſe Art, wel: che vor Lichtenſteins und Burchells Reiſen (1805 und 1820 — 1822) bald mit der aͤthiopiſchen, bald mit der hotten⸗ 344 totiſchen Art verwechſelt wurde, bewohnt im Suͤden von Afrika, unter den Wendekxeiſen, oder ziemlich weit nach außen und weite lich, einen dreieckigen Flaͤchenraum, deſſen Baſis gegen den 200 ſ. Br. hinliegt und deſſen Spitze unter dem 420 die außerſte noͤrd⸗ liche Spitze der Kuͤſte von Natal iſt, und ſich ungefähr 225 Stunden von Oſten nach Weſten und wenigſtens 300 Stunden von Norden nach Suͤden erſtreckt. Die Kaffern unterſcheiden ſich *) auf gleiche Weiſe von den Negern wie von den Hottentoten und Arabern, deren Gränz⸗ nachbarn ſie ſind; ihr Schaͤdel iſt hoch gewoͤlbt, die Naſe naͤhert ſich der gebogenen Form. Die Lippen ſind dick, wie bei den Negern, die Backenknochen hervorſtehend wie die des Hotten— toten; das Haar iſt kraus, weniger wollig als bei den Negern, der Bart ſtaͤrker als bei den Hottentoten. Sie find im Allge- meinen groß und wohlgebildet, die Hautfarbe ſchwaͤrzlichgrau, faſt wie die des Schmiedeeiſens, die Haut wird aber mit rothem Ocher bemalt; die Weiber find ſelten fo groß als eine gut gebaute Eu⸗ ropaͤerin, übrigens aber fo wohlgeſtaltet als die Männer; ihre Glieder, wenn ſie jung ſind, gerundet, ihr Geſicht ſanft und Frohſinn ausdruͤckend. Ihre Kleider ſind Thierfelle, ihr Putz elfenbeinerne und kupferne Ringe um den linken Arm und in den Ohren, ſo wie vorzuͤglich Glasperlen. Viehzucht macht ihren Reichthum; Ackerbau, den die Weiber betreiben muͤſſen, einen Theil ihres Unterhalts aus. Bei den Couſſas (Koras ?) werden Knaben und Mädchen dem Oberhaupt der Horde uͤber— geben, wo fie eine Art Erziehung erhalten; erſtere die Heer⸗ den huͤthen, Spieß und Keule führen und laufen, letztere Klei⸗ der und Speiſen bereiten lernen. Die Kuhmilch, ihr Hauptnah— rungsmittel, genießen ſie immer geronnen, und bewahren ſie in Schlaͤuchen und ſchoͤn geflochtenen Binſenkoͤrben auf, in denen ſie bald gerinnt. Das Fleiſch kochen oder braten ſte. Hirſenmeht mit Milch oder in Waſſer gekocht, giebt ihnen ebenfalls eine gute Speiſe. Den Tabak lieben ſie alle leidenſchaftlich. Die Betjuanen (Bitſchuanas) eſſen gern das Fleiſch wilder Thiere und großer Voͤgel, haben dagegen eine Abneigung gegen Fiſche, wie auch die Couſſas, welche noch außerdem vor Schweine-, Hafen, Gaͤnſe⸗ und Entenfleiſch einen unuͤberwindlichen Abſcheu haben. Ihr gewoͤhnliches Getraͤnk iſt Waſſer, jedoch lieben fie auch geis ſtige Getraͤnke, und die Couſſas verſtehen ſelbſt ſich deren aus Korn zu bereiten. Alle find ſehr thaͤtig und lieben langes Lau— fen, verfolgen daher den Elephanten oft mehrere Tage lang, genießen aber ſeis Fleiſch nicht. Die Couſſas lieben das friedliche Hirtenleben, ergreifen aber für das Vaterland ſogleich die Waf: fen. Mit der Regierung des Caps beſteht ein Vertrag, welcher ihnen ihr Eigenthum ſichert. Die einzelnen Anfuͤhrer derſelben aber bekriegen ſich oft gegenſeitig. Nur gegen die Bufdymänner fuͤhren ſie eine Art Vertilgungskrieg. Vor der Bekanntſchaft mit den Europaͤern waren fie gaſtfreundſchaftlicher als jetzt, je> doch finden ſich noch immer Spuren dieſer fruͤhern Tugend; das Recht des Staͤrkern gilt nicht unter ihnen, und nur der Mann, der ſei⸗ ne Frau beim Ehebruch uͤberraſcht, darf ſein eigner Richter ſeyn. Die mehr civiliſirten Betjuanen verſtehen beſſer ſich zu ver: ſtellen, ſind außerordentlich wißbegierig, haben ein gutes Ge— daͤchtniß ꝛc. f Die cafferſche Sprache ift wohlklingend, reich an Vokalen und Hauchlauten, gut accentuirt und ſehr weich. Sie glauben an ein hoͤch⸗ ſtes und untheilbares Weſen, beten es aber nicht (ſondern vielmehr den Teufel) an. Sie haben Wahrfager, welche bei den Betjuanen bei einer Art religiöfer Cermonien, z. B. Veſchneidung 2c., den Vorſitz fuͤh⸗ ren; ihr Oberhaupt iſt der Naͤchſte nach dem König. Schreiben konnen ſie nicht, ihr Rechnen beſchraͤnkt ſich blos auf die Addition, und ge⸗ ſchieht an den Fingern; die Häufer find rund, gut eingerichtet, kuͤhl und luftig; die Betjuanen haben betrachtliche Staͤdte, einige von 10 bis 16000 Einwohnern. — Die Maroutzihs und Makin's (auch die Nuaketſis) verfertigen Meſſer, Nadeln, Armbaͤnder ꝛc. von Eiſen oder Kupfer; auch verſtehen die Kaffern Toͤpferwaa⸗ ren, Vindfaden, verſchiedene Stoffe aus Wurzelfaſern und meh⸗ *) Eyrics Encyclopédie moderne de Courtin T. V. p. 144. 345 rere hölzerne Hausgeräthe zu verfertigen. Sie lieben Muſik und tanzen oft die ganze Nacht hindurch; leben gewoͤhnlich in Poly⸗ gamie; nehmen aber gewoͤhnlich anfangs nur eine Frau, welche fie für Ochſen (meiſt 12 Stüd) erkaufen, und welche ſich ihr Haus ſelbſt bauen muß, bis fie Vermoͤgenszunahme in den Stand tn mehrere Weiber zu kaufen. Die betjuaniſchen Weiber ſchei⸗ nen ſehr fruchtbar zu ſeyn. Bei mehrern Kaffern hat der Is⸗ lamismus, aber durchaus nicht das Chriſtenthum Eingang ge⸗ funden. — Einige caffer'ſche Familien bewohnen einen Theil des ſuͤdlichen Endes von Madagaskar. Dieſe ſind von hohem Wuchs, ſtark, gut proportionirt, haben eine breite Bruſt, eine offene Geſichtsbildung, verbreiten keinen uͤbeln Geruch, und befonders die Frauen, welche als Negerinnen ſchoͤn zu nennen ſind, haben eine friſche ſeidenweiche Haut ꝛc. 5 7 7 1 14) Melaniſche Art (Homo melaninus), Die Maͤn⸗ ner koͤnnte man beim erſten Anblick fuͤr Aethiopier halten; je⸗ doch unterſcheiden ſie ſich genuͤgend. Dem Kopf oder Rumpf nach ſind ſie Afrikaner, den Extremitaͤten nach Neuwalliſer. Sie ſind, wie die Malaien, nie weit in einem Lande vorgedrun⸗ gen. Sie follen ſich bis ſuͤdlich von der Inſel Niphon finden; über den 350 n. Br. hinaus giebt es keine mehr. Man findet fie noch in Vandiemensland bis über den 449 Of. Br. oder gegen die Meerenge von Entre-caſteaur hin, nach Freycinet auch auf dem Feuerlande im Suͤden von Amerika bis uͤber den 55 Parallelgrad. Auch bewohnen ſie einige Gegenden von Formoſa, den Philippinen, Cochinchina's, der Halbinſel Malakka, Borneo, Celebes, Timor, der Molukken, den groͤßten Theil von Neu⸗ guinea und die Archipel der Heiligengeiſtinſeln, Neucaledoniens und die Fidgisinſeln. Auf den Inſeln dieſer 3 Archipel ſind ſie kriegeriſch und Menſchenfreſſer in hohem Grade. Außer Men⸗ ſchenfleiſch effen ſie auch eine Art von wie Kupfergruͤnſpan gefaͤrbter Thonerde. — Außerhalb der Fidgisinſeln und Neucaledonien ſind ſie furchtſam, dumm, faul und führen ein elendes Leben, begnuͤ⸗ gen ſich mit einigen Wurzeln und Seemuſcheln. Auch auf Java ſcheint es deren gegeben zu haben, aber nie auf Madagaskar. : Die Hautfarbe der Menſchen dieſer Art iſt noch ſchwaͤrzer als bei den ſchwaͤrzeſten kthiopiern; der Kopf rund, der Schaͤ⸗ del vorn und an den Seiten platt, der Geſichtswinkel aber nicht ſo ſpitz als bei den uͤbrigen Negern; die Haare wollig, kuͤrzer und dichter anliegend als bei allen andern Menſchenarten, und weder auf der Stirn noch gegen die Schlafe hin Spitzen bildend; die Augenbraunenbogen und Backenknochen ſehr hervorſtehend; die Augen kleiner als bei den Auſtralaſiern, laͤnglich geſpalten, die Regenbogenhaut gruͤnlich, etwas ins Braune ziehend; die Naſe außerordentlich platt mit duͤnnen, ſtark unterwaͤrts einge⸗ druͤckten ſehr abſtehenden, von einem Ende des Mundes bis zum andern reichenden Naſenfluͤgeln; letzterer iſt groß, nicht ſchnauzen⸗ foͤrmig hervorſtehend; die dicken Lippen bilden einen ſtar⸗ ken Bogen, ſind aber lebhaft roth; das Kinn iſt faſt viereckig, und beſonders unterwaͤrts behaart; Ober- und Unterſchenkel ſind mager und unverhaͤltnißmaͤßig lang. Die in Sclaverei lebenden Weiber ſind haͤßlich, ſchmutzig, riechen uͤbel, haben tiefliegende, ſtarke, weiche, aber mehr halbkugelige Bruͤſte. 5 Die meiſten Menſchen dieſer Art ſcheinen ſo wenig Geiſt zu haben, daß ſie ſich nicht einmal Haͤuſer bauen und daher allem Unwetter ausgeſetzt ſind; auf Neuguinea bauen ſie ſich jedoch Hutten auf über Wäldern gelegenen Anhoͤhen, welche auf hohen Pfaͤhlen ſtehen, und nur vermittelſt einer Art Leiter erklettert werden koͤnnen, welche ſie, aus Furcht vor überfall, in die Hoͤhe ziehen. Sie ſind, ein Thierfell ausgenommen, welches ſie um die Schultern werfen, ganz nackt und überaus ſchamlos. 546 Ihre Haſſagayen (Spieße) find ſchlecht; in Neucaledonien haben ſie außer dieſen noch Schleudern, und einige, welche mit Men⸗ ſchen der neptuniſchen Art Verkehr haben, kennen noch einige plumpe Kuͤnſte. In der Religion ſind ſie nicht einmal zum Fe⸗ tiſchismus gekommen. 5 15) Hottentotiſche Art (Homo Hottentotus), Sie bildet gewiſſermaßen den übergang von den Menſchen zu den Affen. Die Naſenknochen bilden eine einzige ſchuppige Platte, welche platt und weit breiter iſt als bei allen andern Menſchen; in der cavitas olecrani bleibt ein Loch; die Kinnladen und Zaͤhne ſtehen faſt ganz ſchraͤg; die Hautfarbe iſt hellrußfarben, mehr oder weniger gelblich, nie ſchwarz. — Ohngeachtet der Geſichtswinkel hoͤchſtens 75 Grad beträgt, fo ſteht doch die Stirn, beſonders nach oben, hervor; aber der Scheitel iſt ſehr platt, bisweilen wie eingedruͤckt; die Haare beſchreiben eine krum⸗ me Linie ohne Spitze, find ſchwarz oder braͤunlich, ſehr kurz, wol⸗ lig und bilden kleine Buͤſchel; die Augenbraunen ſehr deutlich, aber duͤnn, nicht vorſtehend und etwas gekraͤuſelt; die braͤun⸗ lichen Augen, durch das obere Augenlid faſt bedeckt, öffnen ſich nur der Laͤnge nach, und ſind gegen die Schlaͤfe erhoben; die blauen Lippen bilden eine wahre Goſche (ruͤſſelartig), wo fie ſich abplatten, und gleichſam mit den laͤngsgeoͤffneten Naſenloͤchern in eins fallen; der Knebelbart und das Kinnhaar iſt ſehr dünn, Bals kenbart nie vorhanden, die Ohrmuſchel mehr vor -als ruͤckwaͤrts geneigt. Der Fuß iſt von dem unſrigen und dem der Neger ſo verſchieden, daß man durch feinen Eindruck auf dem Boden für gleich den Hottentoten erkennt. — Die Frauen ſind noch haͤß⸗ licher und im Verhaͤltniß kleiner, haben ſtark herabhängende Bruͤſte, welche ſie den Saͤuglingen uͤber die Schulter zuwerfen; bei einigen iſt der Kopf oben, vorn und hinten abgeplattet, faſt viereckig; bei den Weibern der Buſchmaͤnner hängen die Nyms phen oft 3 bis 6 Zoll unter die Geſchlechtstheile herab, welcher übelſtand jedoch erſt mit der Mannbarkeit eintritt, und nicht wie bei den Negerinnen (wie wir früher geſagt) durch Beſchnei⸗ dung beſeitigt wird. Manche haben außerordentlich ſtarke Hin⸗ terbacken, woran, wie die Section gezeigt hat, außerordentlich große, uͤber den glutei majores liegende Fettgeſchwuͤlſte ſchuld ſind. Die Geiſtesfaͤhigkeiten find bei den Hottentoten aͤußerſt gering; fie find träge und dumm, ihre Sprache iſt hoͤchſt dürftig, ſie ſind ſehr unreinlich, ſalben ſich beſtaͤndig mit Talg, waſchen ſich mit ihrem Urin ꝛc., und bringen ihr Leben faſt in beſtaͤn⸗ digem Schlafe zuſammengekauert und rauchend zu; zuweilen ſtreifen ſie auch mit einigen Heerden herum, welche ihnen Milch liefern, leben aber häufig einſam, flüchtig und kennen faſt nicht häuslichen Heerd, geſchweige Dörfer; fie haben weder Religion noch Geſetze; doch will man eine Neigung zum Islamismus bei ihnen bemerkt haben, auch findet ſich unter ihnen eine Art Prieſter, welche allerhand laͤcherliche Ceremonien beginnen. Sie leben nicht ſo lange als andre Menſchen, ſind mit dem 40 Jahre alt und ſollen ſelten das 50ſte Jahr überleben, Miscellen. Einer Schlange von ganz unge woͤhnlicher Länge . (164 Fuß!! ), welche in Mexico gefunden ſeyn und nach Europa gebracht werden ſoll, gedenken die neueſten engliſchen Blaͤtter. Ein ungeheurer Waſſerfäll fol ſich im Innern von Neuholland befinden. Nach einem Schreiben von Sir Thomas Brisbane, der eine Reiſe ins Innere gemacht hat, waͤre der Waſſerfall, von einem ganzen Fluſſe gebildet, 800 Fuß hoch!!! Der Niagara hat nur 252 Fuß Hoͤhe. 8 | He i l. k. Ein merkwuͤrdiger Beitrag zur Kenntniß der 10 spina bifida (111) iſt die Nachricht, welche Dr, Burnett uber das Kind un de. eines armen Pflanzers in der Nähe von Trinity, auf Neu- Fundland, mitgetheilt hat. Dr. B. ſah das Kind nicht mehr am Leben, da es aber gerade den Tag geſtorben 847 en — war, als er hinkam, erhielt er von der Mutter, welche 0 das Kind faſt 15 Jahre gepflegt hatte, alle Aus⸗ kunft. * 4 ie Mutter war eine gefunde unterſetzte Frau von mittlerem Alter. 5 5 Das Kind, deſſen Geſchwiſter älter und völlig ge⸗ fund waren, wurde, völlig reif, am Ende einer regelmaͤßi⸗ gen Schwangerſchaft geboren, und ſchien geſund und ausge⸗ bildet. Doch war das Ruͤckgrat etwas gebogen, und am Ende der Lendenwirbel am Anfange des sacrum fand ſich ein kleiner Sack, welcher etwa einen Zoll breit und ets was laͤnger, einer kleinen Birn nicht unaͤhnlich war, queer äber der Wirbelſaͤule lag und mit einer dünnen durch- ſichtigen Fluͤſſigkeit gefüllt war, welche nach den Bewe⸗ gungen des Kindes von einer Seite zur andern fluk; tuirte. Wie es im Alter vorruͤckte, wurde der Sack mehr ausgedehnt, und nahm an Umfang ſehr zu, bis kleine Offnungen daran erſchienen, durch welche ein duͤnner weißlicher Ausfluß ſtatt hatte. Die Geſchwulſt fiel dann allmaͤhlig zuſammen, bis die Offnungen ſich ſchloſſen, worauf dann jener wieder ſo ausgedehnt wurde, wie vorher. Von der Geburt an, hatten die untern Extremitaͤ⸗ ten in unnüßem paralytiſchen Zuſtande herabgehaͤngt, wa⸗ ten kalt und empfindungslos, und im Wachsthum zurückge— blieben, waͤhrend die obern Extremitaͤten, wie bei einem geſunden Kinde, zunahmen. Der Appetit war maͤßig, und die Ausleerungen natürlich, aber es ſcheint nicht, daß der Knabe je die Ausleerungen habe an ſich halten koͤnnen, oder eine Empfindung in Beziehung auf ſie ge⸗ habt habe. Zwiſchen dem Aten und sten Jahre hatte die Gez ſchwulſt den Umfang einer großen Birne erlangt, als weiter keine Ausleerung mehr daraus ſtatt hatte; kurz nachher aber erſchienen kleine Geſchwuͤre und Beulen an dem untern Theile des Bauches, die ſich an einigen Stellen queer von einer Lumbargegend zur andern et; ſtrekten. Dieſe Beulen entleerten eine duͤnne jauchige Fluͤſſigkeit, die der aus der Geſchwulſt hervorkommenden fehe ähnlich war, gleichſam als wenn, nachdem jene Ausſchwitzung aufgehoͤrt hatte, das jauchige Serum ſich zwiſchen das Zellgewebe und die Bauchmuskeln eingedraͤngt haͤtte, und durch kleine ſerophuloͤs ausſehende Offnun⸗ gen, die es durch ſeine Schaͤrfe gebildet haͤtte, hervor⸗ kaͤmen: denn wenn dies geſchehen war, ſo ſah man die Geſchwulſt gewöhnlich zufammenfallen; und fo dauerte es während des Lebens fort. Die Geſchlechtstheile waren auch durch dieſe Ge⸗ ſchwüre afficirt, welche ſich die Schenkel herab, bis an die Kniegelenke erſtrekten, aus denen ein fortwaͤhren⸗ der Ausfluß ſtatt hatte; dieſer wurde allmaͤhlig truͤber und dicker, und zuletzt uͤbelriechend. Die Abmagerung der Beine war ſo groß, daß die Knochen durch die Bedeckungen durchſchienen; und die Ligamente der Kniegelenke waren fo vollſtaͤndig erſchlafft, daß ſie die Knochen aus den Gelenkvertiefungen heraus; im isten Jahre des Alters erfolgte. — geweſen ſeyn. erſtaunten. 348 treten und ſo herabhaͤngen ließen, als wenn fie nur noch von den duͤnnen Sehnen der Muskeln gehalten wuͤrden. Im Laufe dieſer Abmagerung verſchwanden die Ger nerationsorgane endlich vollſtaͤndig, und ließen nichts zus ruͤck, als eine kleine Hervorragung um die d nung der urethra. Das Kind empfand waͤhrend dieſer krank— haften Veraͤnderung gar keinen Schmerz, und ſchien uͤberhaupt nicht zu fuͤhlen, was in dem untern Theile des Körpers vorging. Nach der Meinung der Mutter hatte es nie irgend eine Empfindung vom Nabel an zu den Zehen beſeſſen. ’ } Einige Zeit vor feinem Tode fingen auch die obern Theile des Koͤrpers an, an dem Verfall Theil zu nehmen; die Muskeln ſchwanden, und die allgemeinen Bedeckun— gen wurden faſt bis zur Durchſichtigkeit verduͤnnt. In dieſem Zuſtande zeigte das Kind, faſt wie ein Skelet ausſehend, eine wundervolle kebenszaͤhigkeit. Im letz⸗ ten Jahre ſtellten ſich zuweilen Uebelſeyn und Zeichen eines ſchwachen Magens ein, bis Diarrhoe und ſtarkes Herzklopfen das Herannahen des Todes anzeigten, der Der Koͤrper zeigte eine ununterbrochene krankhafte Oberflaͤche vom Nabel bis zu den Knien, aus welchen ſehr ſtinkende Aus⸗ fluͤſſe ſtatt hatten; die Geſchwulſt war ganz flach, etwa 5 Zoll breit und 4 lang. | i ur Das mangelhafte Wachsthum der untern ausgeftrefi ten Extremitaͤten gab dem Koͤrper ein ſehr ſonderbares Anſehen, da die Finger faſt mit den Zehen parallel lagen. ie 10 43 0 er RER, Es koͤnnte aus dem Schwinden der Generations⸗ und anderer Organe und dem Verluſt der Genfibis lität von dem Unterleibs Centrum abwärts, hervorzuge⸗ hen ſcheinen, daß das Ruͤckenmark, von den obern Lendenwirbeln an, krank und dadurch unfaͤhig geweſen wäre, den Nerven: Einfluß an die Lumbarnerven und die Zweige des großen ſympathiſchen Nerven gelangen zu laſſen, da man wohl ſagen kann, daß der letztere von den erſtern auf ſeinem Laufe nach abwaͤrts einen Vorrath von Nervenkraft erhalte, die ihn in den Stand ſetzt, den Theilen Lebensenergie mitzutheilen. N Das Geſicht des Knaben ſah außerordentlich geſcheut aus, und ſeine Geiſteskraͤfte ſollen weit uͤber ſeine Jahre Sein Gedaͤchtniß war treu und feine Des merkungen fo verſtaͤndig, daß feine Verwandten darüber Da die Krankheit vom Anfang an für uns heilbar war angeſehen worden, ſo war, außerdem daß die Mutter die Geſchwuͤre wuſch, keine weitere chirurgi⸗ ſche Huͤlfe angewendet worden. Bemerkungen uͤber den arzneilichen Gebrauch des Chlor-Natron. (112) Von George Darling. Das chloͤrinſauere Natron lernte ich als ein Arzneimittel durch den verſtorbenen Dr. Helenus Scott vor 18 Jahren kennen, als ich in Indien ſeine Bekanntſchaft machte. Er hatte es in der ſecundaͤren Syphilis und in pfeudoſyphilitiſchen Affektionen 349 angewendet, doch ſonſt nicht. Auf- ſeinen Rath gab ich es da⸗ mals in einigen Faͤllen dieſer Art und mit ſo großem Erfolg, daß ich beſchloß, bei jeder guͤnſtigen Gelegenheit, die ſich mir darbieten würde, ſeine Kraͤfte vollkommen zu verſuchen. Die ge⸗ wuͤnſchte Gelegenheit bot ſich mir nicht eher dar, als einige Jahre nachher, wo ich in London in die Praxis kam. Ich fing dann an, es in chroniſchen Hautkrankheiten und in den galligen oder vielmehr dyspeptiſchen Stoͤrungen innerlich zu geben, gegen welche reine Chlorine von Dr. Scott empfohlen war. Ich fand bald, daß es ein ſchaͤtzbares Arzneimittel in dieſen Krank- heiten ſey, daß es eben ſo gut, wenn nicht noch beſſer, als Chlorine wirke, und überdies ein angenehmeres und milderes Praͤparat ſey. 0 f Nachdem ich mich von der Wirkſamkeit deſſelben, als in— nerlichen Arzneimittels, uͤberzeugt hatte, wurde ich bewogen, es als äußerliches Mittel zu verſuchen, und der Hauptzweck die⸗ ſes Aufſatzes iſt, die Aufmerkſamkeit der Arzte auf die guten Eigenſchaften zu leiten, welche es hat, wenn es auf dieſe Weiſe angewendet wird. h Es würde zu weitlaͤuftig ſeyn, wenn ich verfuchen wollte, alle die verſchiedenen Arten von“ Hautkrankheiten anzugeben, in welchen ich es mit Nutzen verordnet habe. Fuͤr den Zweck, wel⸗ chen ich hier vor Augen habe, wird es hinreichend ſeyn, wenn ich ſage, daß es in allen denjenigen chroniſchen Affektionen der aut paſſend iſt, gegen welche gewöhnlich reizende Lotionen em⸗ pfohlen werden, und daß es vorzuͤglich in Faͤllen von Brand bei dem erythema, welchem Kinder durch oͤrtliche Reizung vorzuͤg⸗ lich ausgeſetzt find, in den impetiginoſen und pruriginofen Affe ctionen ſich in vielen Fällen nuͤtzlich gezeigt hat, nachdem alle Mittel, welche gewoͤhnlich angewendet werden, fehlgefchlagen atten. Ri In Affektionen der mukoͤſen Oberflächen, welche feine ört= liche Anwendung geftatten, iſt es noch wirkſamer, als in Haut- krankheiten. Von ſeinen guten Wirkungen in den Affektionen der Schleimmembran der Mundhoͤhle, der Augen und der vagina kann ie ue vieler Erfahrungen ſprechen. Bisher habe ich es in den Affektionen der urethra nicht angewendet, obgleich ich ge⸗ neigt bin zu glauben, daß man es in den chroniſchen inflamma⸗ toriſchen Störungen, welchen dieſes Organ vorzuͤglich unterworfen: iſt, von nicht geringem Nutzen finden wird. Es thut auffallende Wirkung in erythematoſer Entzuͤndung und in Ulcerationen des Schlundes. Als ein Gurgelwaſſer habe ich es in zahlreichen Beiſpielen dieſer Art waͤhrend der letzten zehn Jahre angewendet, und ich kann ſagen, daß es ſelten ohne Nutzen angewendet worden iſt, und daß es, da wo der Conſtitutionszuſtand eine oͤrtliche Anwendung geſtattete, jedes⸗ mal ſchnelle und vollkommene Geneſung verſchafft hat. Unlängft habe ich mich überzeugt, daß es gegen die durch Merkur hervorgebrachte Entzuͤndung der Mundhoͤhle nicht weni⸗ ger wirkſam iſt. Ja, ich kenne gar kein Mittel, was in dieſer ſehr laͤſtigen Affektion mit ihm vergleichbar wäre. Wenn es im Anfange fleißig applicirt wird, ſo geſchieht es ſelten, daß es das Fortſchreiten der Salivation nicht hemmt, und in den ſchlimmſten Fällen, wo der Speichelfluß aͤußerſt copioͤs, die Ul⸗ ceration extenſiv und der Schmerz ſo heftig war, daß er den Schlaf verhinderte, hat es in einigen Stunden verhält niß⸗ mäßige Erleichterung verſchafft, die inflammatoriſche Thaͤtigkeit beſeitigt und den Patienten in den Stand geſetzt zu ruhen. Die- ſes Präparat in meinen Handen, fuͤrchte ich den Speichelfluß nicht mehr, und folglich kann ich da, wo der Merkur in großen Gaben erforderlich iſt, denſelben mit weniger Furcht verordnen, als vormals. a h Dei idiopathiſchem ptyalismus habe ich das chlorinſauere Natron auch mit vielem Nutzen angewendet, und ich kann hierbei ſagen, daß ich ſeit mehrern Jahren zwei bis drei Fälle von die⸗ ſer Beſchwerde jaͤhrlich geſehen habe, obgleich ihre Exiſtenz von einigen unferer beiten Schriftſteller noch immer bezweifelt wird. 350 Die inflammatoriſchen und irritativen Affektionen der vagina weichen dem chlorinſauern Natron fruͤher als irgend einem andern mir bekannten Mittel. Als ein Beiſpiel will ich einem Fall von prurigo pudendi muliehris erzählen, bei welchem ich vor 3 Jahren um Rath gefragt wurde, und wo es faſt augenblickliche Hülfe verſchafte, nachdem alle mögliche Mittel vergebens ange⸗ wendet worden waren. Die Patientin war eine Ehefrau, 36 Jahre alt, und die Mutter von 4 oder 5 Kindern. Im ſieben⸗ ten Monate der Schwangerſchaft wurde fie von dieſer Beſchwerde ploͤtzlich und ohne eine denkbare Urſache in einem Grade befallen, welcher alles uͤbertraf, was ich geſehen hatte. Purgirmittel, oͤrtliche Blutentziehung, das eſſigſauere Bley, Salpeterſaͤure, Kalomel und Kalkwaſſer, Sublimat und Kaltwaſſer, u. ſ. w. und verſchiedene Salben waren eins nach dem andern ohne den geringſten Nutzen verſucht worden. Die Lage der Patientin war wahrhaft traurig. Seit einer Woche war ſie nicht im Stande geweſen, die Augen zu ſchließen, und hatte auch nicht einen Au- genblick Ruhe. In dieſem Zuſtande wurde das chlorinſauere Natron applicirt, und in 2 Stunden war die Erleichterung ſo groß, daß fie in einen erquickenden Schlaf fiel. Einige Tage lang kehrte die Beſchwerde in Intervallen wieder, doch wurde fie jedesmal durch die 10 bis 15 Minuten dauernde Application der Lotion. beſeitigt, ein Beweis, daß die erhaltene Erleichterung dem Mit⸗ tel, und nicht einem freiwilligen Aufhoͤren der Krankheit zuzu- ſchreiben war. In Zeit von einer Woche war die Heilung volle. kommen. Es iſt kaum noͤthig zu bemerken, daß das chlorinſauere Natron blos in Aufloͤſung gebraucht wird. Diejenige, welche ich verordnet habe, iſt auf dieſe Weiſe bereitet worden, daß man einen Strom Chlorinegas in Woolfe's Apparat durch eine ver⸗ duͤnnte Solution des Subcarbonats das Natron gehen ließ. Wenn. es innerlich gegeben werden ſoll, fo muß man darauf ſehen, daß wenig oder gar kein Überfluß von Chlorine in der Solution vor⸗ handen ſey. Beim aͤußerlichen Gebrauch ſcheint ein geringer Über: ſchuß von Chlorine nuͤtzlich zu ſeyn. Ich war einmal geneigt, die Kräfte des Präparats ganz der Chlorine zuzuſchreiben, aber die nachherige Erfahrung beftätigte. dieſe Vermuthung nicht. Pro dosi habe ich eine Drachme bis 2 Unzen von der geſaͤttigten So- lution in einem Glas Waſſer dreimal taͤglich gegeben. Zu einer Lotion oder einem Gurgelwaſſer laſſe ich gewoͤhnlich gleiche Theile von Waſſer und der Solution, welche einen geringen überfluß von Chlorine enthaͤlt, mit einander vermiſchen, und ſage dem Patienten, daß er dies ferner verduͤnnen ſoll, fo viel als es je nach der Reizbarkeit der Oberflaͤche, auf welche es applicirt wer⸗ den ſoll, noͤthig ſeyn wird. Bisweilen kann es mit der beſten Wirkung unverdünnt gebraucht werden. Bruch des Schenkelbeinhalſes (innerhalb des Kap⸗ ſelligaments) durch Knochenmaſſe vereinigt. (113) J Von Dr, Begbie in Edinburgh. Die verſchjedenen Meinungen, welche noch immer in Ber treff der Wiedervereinigung durch Knochenmaſſe nach einen com⸗ pleten Bruch des Schenkelbeinhalſes innerhalb des Kapſelligaments unter den Chirurgen herrſchen, machen jede Mittheilung intereſ⸗ ſant, welche unſere Kenntniſſe über den Gegenſtand zu erweitern oder auf irgend eine Weiſe zur Entſcheidung der Unterſuchung beizutragen ſucht. Dahin gehört auch folgender Fall, deſſen Ge⸗ ſchichte von Anfang des Unfalls bis zum Tod des Kranken und bis zur Section vollſtaͤndig mitgetheilt wird. Eine ſchwaͤchliche Dame von 77 Jahren glitt, (Nov. 1821) als ſie aus einem Zimmer in das andere ging, aus und ſiel auf die rechte Hüfte, Als fie aufzuſtehen verſuchte, fand man, daß fie des Elieds gar nicht mehr mächtig war; fie wurde deshalb ins Bett gebracht, aber da es ſchon ſpaͤt war und ſie keinen hef⸗ tigen Schmerz empfand, erſt am folgenden Morgen nach chirur⸗ giſchem Beiſtand geſchickt. 551 Man fand ſie (wie anfcheinend alle Nächte) auf dem Rücken liegend; — der rechte Schenkel war um 1½ Zoll kuͤrzer als der linke, Knie und Zehen beträchtlich nach außen gekehrt, und die Ferſe ſtand in der Vertiefung hinter dem innern Knoͤchel des an⸗ dern Fußes; Schmerz war nicht vorhanden, aber ſie konnte das Glied nicht bewegen; jeder Verſuch, den Schenkel zu drehen, brachte in der Gegend des trochanter major und auch an der obern und innern Seite des Schenkels einen betraͤchtlichen Schmerz hervor. Auch die Extenſion des Gliedes, indem man die Knd- chel an einander zu bringen verſuchte, war etwas ſchmerzhaft, doch wurde ſie leicht bewirkt, — nur konnte dieſe Lage nicht er⸗ halten werden, und die Theile nahmen die vorige Stellung ſogleich wieder an. Crepitation konnte nicht unterſchieden werden. Dieſe Symptome zeigten ganz deutlich einen Bruch des Schenkelbeinhalſes an, da aber das Alter und der ſchwaͤchliche Zu⸗ ſtand der Patientin jede Hoffnung zu einer endlichen Wiederher⸗ ſtellung zu nichte machten, ſo wurde, außer daß man einen feſten Verband rund um den Körper anlegte, das Glied mit Kiffen unterſtuͤtzt und es gelegentlich extendirte, indem man Knie und Knoͤchel einander gegenuͤberbrachte, wenig mehr gethan. Unter dieſer Behandlung brachte ſie ungefaͤhr 5 Monate zu, indem ſie zuweilen den Sofa mit dem Bette vertauſchte. Sie fing dann an, den Fuß etwas zu brauchen, und mit Huͤlfe von Kruͤcken war ſie im Stande, ſich durch das Zimmer zu ſchlep⸗ pen; mit der Zeit wurden die Kruͤcken mit einem Stock ver- tauſcht; endlich ward auch dieſer bei Seite gelegt, und noch ehe ein Jahr nach dem Zufall vergangen, war dieſe alte, ſchwaͤchliche, ganz den eigenen Naturkräften überlaffen geweſene Dame im Stande, indem ſie nur einen hochabſaͤtzigen Schuh trug, mit Leichtigkeit im Hauſe umherzugehen; nach wenigen Monaten konnte fie aus einem Stock herab und herauf in das andere ges langen, und dies blieb fo bis zu ihrer letzten toͤdtlichen Krank⸗ heit (Hirnaffektion) im April 1824. Zuletzt ſtanden jedoch das Knie und der Fuß hr auswaͤrts, und das Glied war betraͤcht⸗ lich kuͤrzer als das c ıdere. 5 Unterſuchung nach dem Tode. Als man das Huͤft⸗ gelenk bloß legte, fand man den Kopf des Schenkelknochens im Acetabulum und konnte ihn ganz frei bewegen. Am Acetabulum ſelbſt bemerkte man nichts Krankhaftes, das ligam. teres war unverſehrt, das Kapſelligament war aber ſehr verdickt und der Schenkelbeinhals viel kuͤrzer als im natuͤrlichen Zuſtande. Nachdem der Schenkelknochen etwas unter dem trochanter minor durchgeſaͤgt worden, wurde der obere Theil herausge⸗ nommen und der Laͤnge nach getheilt. Als man nun innerhalb des Kapſelligaments auf den Kopf des Knochens ſelbſt einſchnitt, ſo bemerkte man eine Linie von feſtem Knochengewebe von einer Seite zur andern gehen. Dies war, nebſt der Verkuͤrzung des Halſes und der Verdickung des Kapſelligaments, das einzige Krankhafte an dieſen Theilen. . Sir Aftley Cooper, dem das pathologiſche Exemplar von Edinburgh zugeſchickt wurde, iſt geneigt, das, was Hr. Begbie für Vereinigung durch Knochenmaſſe haͤlt, dem Alter und der Krankheit zuzuſchreiben. Er ſcheint jedoch das Ganze nur von einem ſehr einſeitigen Geſichtspunct betrachtet, und mehr nur die gegenwartige Beſchaffenheit des Knochens, als die Ge⸗ 352 ſchichte des Falls vor Augen gehabt zu haben; denn weder Al⸗ ter noch irgend eine Krankheit waͤren im Stande geweſen, die Symptome, welche beim Anfang des uebels ſich kund gaben, hervorzubringen, und fie konnten nur durch Bruch oder Aus- renkung, welche letztere jedoch zufolge der Section nicht vorhan⸗ den geweſen war, erzeugt worden ſeyn. — Das Praͤparat wird jetzt im Muſeum des College of Surgeons zu Edinburgh aufbewahrt, und man hat für eine ſehr inſtructive Abbildung des Falls nebſt Beſchreibung geforgt. Miscellen. Über die Afphyrie (114) hat Leroy d'Etiole dem Institut royal de France in der Sitzung des 14. Februars 1826 einen Aufſatz mitgetheilt, in welchem er zwei Modificatio⸗ nen jin der Behandlungsart vorſchlaͤgt. Dieſer Arzt räth an⸗ fangs die Luft nur langſam in die Lunge einzublaſen, indem er befürchtet, daß durch ein ſtarkes Blafen das zarte Gewebe der Lunge zerriſſen werde, nachdem er durch dieſe letztere Behand⸗ lungsart beftändig den Tod bei verſchiedenen Thieren hervorge⸗ bracht hat. Dieſen Thatſachen nach wuͤrde es ſcheinen, daß der Rath, welchen Monroe gibt, mit einem Blaſenbalg alle Luft, welche die Lunge der von Aſphyxie befallenen, faſſen kann, auf einmal einzublaſen, oft gefaͤhrlich ſey. Die zweite Modification, welche er vorſchlaͤgt, iſt, den Tabakslavemens die Anwendung des direkt auf das Zwerchfell gerichteten Galvanismus zu ſubſtitui⸗ ren, um eine Kontraction deſſelben hervorzubringen. Leroy hat verſchiedene Verſuche dieſer Art an Thieren gemacht, welche er zu dieſem Behuf in den Zuſtand der Aſphyxie gebracht hatte, und hat die gluͤcklichſten Reſultate erhalten. Wenn man dieſe Methode auf Menſchen anwenden will, ſo iſt eine Saͤule aus 15 bis 20 Paaren von 1½ Zoll Durchmeſſer hinreichend. Eine docirende Hebamme, Mad. Dutillieur zu Paris hat ſich ſolchen Ruf erworben, daß viele Stu dioſen der Mediein, ſogar Engländer und Amerikaner, bei ihr ein Collegium über Accouchement hören. Sie hat ſogar in der Straße Saint- André - des- Arts Nr. 71. ein geräumiges Local zu einem Kli⸗ nikum der Geburtshülfe eingerichtet. (Fruͤher ſtand mit Recht Mad. Lachapelle, Ober⸗ Hebamme an dem Hospice de la. maternité, in großem Anſehn.) 5 Ein beſonders gutes Heftpflaſter (115). Durch Er⸗ fahrung fand der Apoth. Martini in Erlangen, daß Empl. cerussae 4Hjjj@ und Pic, alb. unc. x (nicht das gemeine ſproͤde weiße Harz) das beſte Heftpflaſter geben. In Ermanglung aus⸗ getrockneten Bleiweißpflaſters Rec. Empl. cerussae unc. xx — lithargyr. simpl. Picis albae aa unc. z, MS. Fuͤr den Winter. Rec. Empl. cerussae 2 — lithargyr. comp, aa unc. xv. Pic, alb. unc. x MS. Fuͤr den Sommer. Bibliographiſche Neuigkeiten. Shaw’s general Zoology or Systematic Natural History continued by James J. Stephens. Vol. 13. in two parts. London 1826. 3vo m, K. The Gardeners Magazine aud Register of Rural and Do- mestic Improvement Nr. 1. u. 2. sonducted, by J. C. London 1826. 8. mit Holzſchn. Resume complet de médecine ou de patliologie interne présentant la doctrine generale des maladies; précs- de d'une Introduction historique et termine par la Biographie des médecins les plus celebres une Bi- bliographie et un Vocabulaire. Far Felix Vaquié. Paris 1826. 32me. —ͤ — ñꝗ —— R ee * zu dem ne Bande der Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde. (Die Roͤmiſchen Ziffern bezeichnen die Nummern, die Araoiſchen die Seiten.) A. nn ee Abſceß in der Dicke derf. CCLXXX. Abſceß, kalter, gen. CCLXXX. 249. Acantophis, Swan genart. CCLXXVI.179. Acupunctur, Verfahren der Chineſen und Japaneſen. CCLXXV. 169. Adamiſche W Characteriſtik. CCLXXXIV. 310. Aethiopier, ja cteriſtik. COLXXXVI3}2. Affen, weiße. CCLXVIII. 58. Alcoholgehalt der Weine, CCLXXVIII. 218. Alibert, Phyſiologie der Leidenſchaften, deutſch bearb. CCLXVII. 42. Allan, System of pathological and ope- rative Surgery. GELXXXT. 272. Americaniſche Menſchenart, characteriſirt. CCLXXXV. 329. Amauroſe, f. ſchwarzer Staar. Ampere, Description d’un appareil ele- ctro- dynamique. CCLXXV. 175: Amphibien, über die Ruͤckenwirbel derſ. CCLXIX. 24. Anatomiſches Theater, neuerbautes in Muͤn⸗ chen. CCLXXXV. 314. Anchyloſis des Kniegelenks, Wirkſamkeit der Moxa. CCLXXV. 176. Anecdote v. Unempfindlichkeit. CC LXXVI. 192. Aneurysma des linken Herzventrikels. CCLXVII. 46. ſiehe Pulsadergeſchwulſt. Anodonta, Muſchel, über. CCLXV. 2. Zeugungsapparat. CCLXV. 6. erer ache ſeltene Art von, Apparat, 1 e CCLXXV. 175. zu Fan Beobachtungen. CCLXXIII. 129. Arabiſche Menſchenart, Characteriſtik. CCLXXXIV. 309. Arſenik, Sntdedungsberfahren Berzelius's bei Vergiftung. CCLXXVII. 20. Arſenikoxryd, weißes, über Vergiftung mit. GCLXXX. 284. Arſenikſaures Silber, ſ. Silber. Arterien, uͤber die Wichtigkeit der anato⸗ miſchen Kenntniß derſ. CCLXXVI. 192. Aſcites, Heilm. CCLXIX. 79 in “ig Abdominalwandun⸗ Aepbrie, Behandlurg. CCLXXXVI. 352. Astromyster prasinatus, neue Saͤuge⸗ thiergattung. CCLXXII. 120, Atlontiſche 1 hene Characteriſtik. CCLXXXIIV. 309. Augendlennorrhte, contagidfe, Einfluß des Wetters auf. CCLXXIV. 159. Augenentzuͤndurg, in der Krimm herrſchen⸗ de. CCLXXIII. 144. soningible, beob⸗ achtet. CCLXXIII. 44. Augenkrankheiten, Abhandl. über. CCLXXIX. 240. Ausduͤnſtungen und riechende Fluͤſſigkeiten der Inſecten, uͤber. CCLXXII. 120. Auſtralaſter, Menſchenart, Characteriſtik. . CCLXXXV. 327; Auſtralneger von Reu =» Suͤd » Wales. -GCLXXVI. 182. B. Backenzähne, ſpaͤteruusbruch von. CCLXXIV 152. Bandwurm, Mittel gegen. CC LXXXIV. 320. Mittel, ihn zu toͤdten. CCLXIX. 73. Barovero, Therapeutices et Materiei Me- N -Chirurgic. Elements. CCLXXII. Be, ſauerkleeſ., Cryſtalliſation. CCLXIX. 67. phosphorſ. 68. Batrachier, über die Eier und Larven derſ. CCLXXXIII. 292. Baumblaͤtter, über das Abfallen derf. COLXXVII. 193. Beinbruͤchen, Amesbury's Apparat bei. CCLXXIII. 144 Beinbrüche mit Lurat., geheilt. CCLXXXII. 288. Belemniten, über. CCLXXXVI. 337. Belladonna, Scharlach angeſt. Verſ. CCLXIX. 80. Benzosſaures Queckſilber, ſ. Queckſilber. Berlinghieri, della Litotomia nei due Sessi. CCLXVI. 32. Berlinghieri's Behandlung der Trichiaſis. CCLXVII. 47. Bernſtein, Inſecten im, über die ſich darin findenden. CCLXXIX. 234. Bertrand, du magnetisme animal en France, CCLAXXV. 336. Reſultate der damit gegen Bettfedern, Maſchine zur Reinigung der. CCLXXIII. 144. Bicarbonat des Natron, ſ. Natron. Bilſeakrautſyrup, Bereitung deſſ. CCLXXIII 143. Bitterklee, Meerrettig und Sauerampfer, gegen Scorbut empfohlen. CCLXXV. 170. Blätter der Bäume, ſ. Barmblaͤtter. Blaſenſtein, zum Theil in dem Ureter ſtek⸗ kender, ausgezogen. CCLXXIV. 160 Blaſenſteine, gutes Aufloͤſungsmittel. CCLXXXII. 284. Blaſenſteinſchnitt über den Schoosbeinen. CCLXV. 14. Method. uͤb. GGLXVII. 48. Blaſenwunden, Verſuche, ſie durch die blu⸗ tige Naht zu vereinigen. CCLXVLL. 48. Blattern, ſ. Pocken. Blaue Berge, Reife in. CCLXXVI. 122. GCLXXVII. 197. Blei, 77 ee CCLXIX. 67. boraxſ. 68. Phosphor. 68. ſauer⸗ kleeſ. 69. Blitz, Fertlaufen deſſ. unter der Erde. CCLXXVI. 181. Blutegel im canalis lacrymalis eines Pferdes. CCLXXVII. 203 Nah: rung des Stichlings. CCLXXVIII. 209. Natur- und mediciniſche Geſchichte der. CCLXVIII. 63. Alutentzichungen, über. GCLXXVI. 188. Blutmaſſen. aus dem Geſicht eines Maͤd⸗ chens. CCLXXX. 249. Blume, Bydragen tot de Flora van Ne- derlandsch Indie. CCLXXIX. 239. Bonaparte, American Ornithology. CCLXX. 95. Boraxſaures Blei, ſ. Blei. Bory de St Vincent, Essai d'une clas- sification des animaux microscopi- ques. CCLXXIV. 159. Braſilien, Naturgeſchichte, CCLXVI. 31. CCLXXXIV. 319. Brechruhr, ſ. Cholera. Brechweinſtein, bei Phlebitis. CCLXIX. 76. »Salbe, Nutzen bei Veitstanz. CCLXXV. 176. Brera, Prospetto dei risultamenti ot- * Beiträge zur. neue Pflanzen aus. 354 tenuti nella Clinica ete, CCLXX. 96. Breislak, Geolog, geſtorben. CCLXXXIV. I 3 Bruel, über. CCLXXVIII. 215 Bruch, ſ. Hernia und Fractur. N Brühe, incarcerirte, Galvanismus bei. CCLXXVII. 208. Brunft, zweite der Hirſche. GCLXVI. 26. Bruſtwunde mit Luftaustretung, CCLXXX. 255 di Padova. C. Canalis lacrymalis eines Pferdes, Blut⸗ egel in demſ. OCLXXVII. 208. Canis Australasiae. CCLXXVII. 198. Calcutta, medic. Geſellſch. daſ., Verhandl. CCLXXxXIII. 303. Capillargefaͤße, Circulation in den, über. CCLXVII. 47. Caucaſiſche Menſchenrage, Characteriſtik. CCLXXXIV. 307. Autos, Cauſticom, Anwendung des ſalpeterſ. Sil⸗ bers als. GCLXXII. 128. Cauteriſation b. Pocken, üb, CCLXVIII. 57. Celtiſche Menſchenrage, Characteriſtik. CCLXXXIV. 307. 1 Charadrius pectoralis? CGLXXVI. 182. Charpentier, de, Horae entomologicae. CCLXVIII. 63. Chemie, Experimental⸗, Grundzüge der. CCLXXXII. 287. Chevalier, Histoire générale des Hy poxylons. CGLXXII. 122. r Chirurgie, Syſtem der theoret. und pract. CCLXXXI. 272, und Geburtshuͤlfe, Schrift über. COLXXXIV. 320. Chirurgiſche Schriften v. Scarpa. CG LXX. 96 Chlor⸗Ratron, über den arzneilichen Ge⸗ brauch deſſ. CCLXXXVI. 348 Chlorinkalk, als Luftreinigungsmittel, uͤber die Entdeckung. CCLAX. 96. Cholera, über die orientaliſche. OCLXXIII. 144. morbus, Verbreitung. CCLXXVII. 208. Cinchonin, ſchwefelſ., Wirkung in Fiebern. CELXVI. 32. 5 Circulation in den Capillargefaͤßen, über. CCLXVII. 47. Civiale's lithontriptiſche Inſtrumente in Nordamerica. CCLXXXII. 288. Columbier, Menſchenart, characteriſirt. CCLXXXV. 328. Contagidſe Augenblennorrhöe, Einfluß des Wetters auf. CCLXXIV. 159. Augen: entzündung, beobachtet. CCLAXIIT. 144- Crocodil, Mumie eines. CCLXXII. 120, Naturgeſchichte deſſ. CCLXXVII. 202. Sruſtaceen, Werk über. GCLXXII. 127. Eryſtalliſation d. Niederſchlaͤge. CC LXIX. 6g. Cuvier, Fred., f. St. Hilaire. Cynips, Inſecten, Geruch. CLX XII. 120. D. Dänemark, Medieinalweſen beim Lands Militär: Etat. OCLXXVI. 192. Daman, ſehr ſeltenes Saͤugeth. CCLÄIX. 9. ö ö N eig i e k. Darmportion, eingeklemmte, Obliteratlon einer. CCLXVII. 4r. 44. Deleuze, Instruction pratique sur le Magnetisme animal. CCLXXXIII. 304. Derheims, Histoire naturelle et médi- cale des sangsues. CCLXVIII. 6. Deseot, sur les affections locales des nerfs. CCLXXVIII. 224. Desmarest, Considerations générales sur les Crustacees. CCLXXII. 127. Diabetes, Abhandl. uͤber. CCLXXXII. 288. Didelphis ursina. GCLXXVII. 198. Dislocation der Knieſcheibe, merfwürbiger Fall von. CCLXXXIII. 304. Doſenſchildkröte, neue, Characteriſtik. CLXXV. 170. 0 Druͤſengeſchwuͤlſte, Heilm. CCLXIX. 28. Dublin, Philosophical Journal etc, CCLXXX. 255. Duͤnſte, üble in Hofpitälern 2c., über Ent⸗ deckung des Chlorinkalks dagegen. CCLXX. 96. Dyſenterie, Baker's Behandlung derſelben. GCLXXXEI. 304. 1505 Heilmittel. Dyspeptiſche Affectionen, CCLXXXVI. 349: Dytiscus marginalis, Inſecten, Geruch. CCLXXII. 120. 1 5 55 Dzondi's Heilmethode der allgemeinen Sy⸗ philis. CCLXXXIII. 300. 5 €, Echidna Histrix, über. CCLXXVI. 179. Edinburgh, Journal of medical Scien- ce, CCLXXX. 256. dr 5 Edward et Vavasseur, Manuel de ma- tiere médicale. CCGLXVIII. 64. Eier der Muſcheln. COLXV. 3. Einhorn, oſtindiſches, über. GOLXVII. 40. Electricitaͤtsentwickelung durch Muskel: contraction. CCLXVI. 24. ten Electro: dynamifcher Apparat, beſchrieben. CLXXV. 175. | Elephant, über den zu London getödteten. CCLXXIX. 232. Zergliederung deff. CCLXXX. 240. Elephanten, weiße. CCLXIX. 23. CCLXXVI. 185. Suse méthodique, Anfang des letzten Bands. OCLXXXV. 336. l Entomologie, Schrift über. GOLXVII. 63. ‚über Cruſtaceen, Inſecten und Arach⸗ niden. CCLXXXV. 335. Epimachus regius, Vogel. CCLXXVII. 109. gi Grbreche, von Fett und Blut, ſehr reich⸗ liches. CCLXXXV. 334. Erhängter, Wiederbelebung eines. OCLXXI. 112. 5 Eſſigſaure Morphine, ſ. Morphine. Eucalyptus, in den blauen Bergen. CCLXXVI. 181. ie Exſtirpation, des Uterus, gemacht. CCLAVIL, 48. des! Uterus, tödtlicher Erfolg. CCLXXVII. 208. . Extremitäten Laͤhmung der obern und un⸗ tern, geheilt. OOLXXXI. 272. F. Fadenſchlange, Reptil. CCLXXVI. 182. Fargeau, de St., ſ. Latreille, Filaria, Wurm, ſ. Wurm. Filix mas. Heilmittel. CCLXIX. 73. Filter, Beſchreibung neuer. CCLXXXI. 264. Fiſche, Fruchtbarkeit. CCLXVII. 42. ver⸗ ſteinerte, gefunden. CCLXXIII. 136. Fliegenſtich, Urſache von der Entſtehung des Mutterkorns. COLXXVIII. 214. Flora England's, Werk. CCLXV. 18. Beitraͤge zu einer Flora der niederlaͤndi⸗ Then Beſitzungen in Indien. CCLXXIX. 239. ; a 92 im Hoben eines Knaben. OCLXXXII. Fractur des Schenkelhalſes. CCLXXXVI. 350. Fracturen, der Wirbelſaͤule. CCLXV. 9. des Unterſchenkels, veraͤnderter Schwe⸗ beapparat bei. CCLXVIII. 64. des Schlüuͤſſelbeins ꝛc., neues Kiſſen bei. CCLXXII. 128. über einige ungewoͤhn⸗ liche. CCLXXVI. 185. ee Frick on the Diseases of the Exe etc. with notes by Welbank CCLXXIX. 240. n Froſtbeulen, ſalzſ. Kalk gegen. CCLXXVIII. Fußbaͤder, nitro⸗muriatiſche, ſiehe Pedi- luvia. - if, G. Galeomma, neue Muſchelgattung. GCLXXx 170. en Galvaniſche Kette, zur Auflöfung von Mer tallen. COLXXIV. 159. 6 Galvanismus, merkwuͤrdiger Fall von. CCLXVIII. 58. heiltparaplegie. CC LXX. 94. bei incarcerirten Bruͤchen. CCLXXVII 208. Heilmittel. CCLXXXVI. 352. Gasterosteus aculeatus, ſ. Stichling. Gaumenſegel-Obturatoren, kuͤnſtliche von Gummi elasticum. CGX XXII. 286. Geburtshuͤlfliche Kenntniſſe, Geſellſchaft zur Verbreitung. CCLXXVIN. 224. Gehirn der Wirbelthiere, Anatomie defj. CCLXXVII. 207. Gehoͤrſinn, weſentliche Bedingung deſſelb. CCLXV. 13. Geiſteskrankheiten, uͤber die koͤrperlichen Urſachen der. CCLXXXIV. 312. Geiſteszerruͤttung, uͤber Prognoſe bei. CCLXXIX. 233. N Gekroͤsdruͤſengeſchwuͤlſte, Heilm. CCLXIX. 0 Geognoſie der blauen Berge. CCLXXVI. 178. CCLXXVII. 197. - Geotrupes vernalis, Inſect, Geruch. CCLXXII. 120. Germaniſche Menſchenrage, Characteriſtik. CCLXXXIV. 308. Zeutonifhe, Scla⸗ voniſche Varietaͤt, ebendaf. . Gerdy, Traité des bandages et appa- zeils de pansement. CCLXXVIL, 208. Gerville, f. Latreille. 14 Geſchwulſt, des rechten ovarium. CCLXXX. 6 256. x Geſelligkeitstrieb der Thiere, üb. CCLXVI. 17. CCLXVIL. 33. Geſellſchaften, mediciniſche und phyſikali⸗ ſche zu Calcutta, Verhandlungen derſ. ehe eines Mädchen 9 5 kommen don Geſicht eines chens, Hervor - nass aus demſ. CCLXXX. 252. Gift der gemeinen Kroͤte. CCLXXVIII. 216. CCLXXXIII. 291. j Gold, falzfaures, Brouſſonet's Anwendung. CGEXXXI. 2. . Gomphia officinalis, Pflanze Braſiliens. CCLXXXIII. 296. e Grimaud, Essai sur la Physiologie hu- maine. CCLXVI. ar. 4 Gryptes Brisbanii, Fiſchgatt. CCLXXVI. 182. 5 Guerin, ſ. Latreille. L H. Haͤmorrhagie aus dem uterus, Fälle, CCLXV. 15. tödtlihe, in den Magen, CCLXV. 16. 3. Hämorrhoidal » Ererescenzen, Behandlung. CCLXV. 16. Behandlung einiger ſchwe⸗ rer Formen derf. CCLXXXIII. 303. Hamburg, Pockenakadem. daſ., 5 Hamilton. Prodromus plantarum In- dae occidentalis. CCLXIX. 79. ö Harn der Thiere, Unterſuch. CCLXXII. 114. Harnruhr, ſ. Diabetes. Harnſaͤure, Erzeug. im Menſch. CCLXXIII. 133. bei Thieren. CCLXXII. 113. Hautkrankheiten, Heilmittel. CCLXXXVI. line; docirende. CCLXXXVI. 352. Heftpflaſter, beſonders gutes, CCLXXXVI. euro” Heilkunde, neue prakt. Zeitſchrift vermiſch⸗ ten Inhalts aus. OCLXXIII. 143. Henry, Elements of experimental Che- mistry. CCLXXXII. 287. Herzventrikel, linker, Aneurysma deſſelb. CCLXVIL 46. Higginbottom, on the Application of the lunar caustic. CCLXXII. 128. St. Hilaire, Geoff., Histoire naturelle des Mammiferes. CCLXXVIII. 223. Hindwfhe Menſchenart, Characteriſtik. CCLXXXIV. 310. . Hippopotamus, über. CCLXXXIV. 314. Hirnwaſſerſ., Schrift üb. CCLXXXIV.320, Hirſche, zweite Brunft bemerkt. CCLXVI. 6 26. Hode eines Knab., Foͤtus im, CCLXXXII. 2282. Holbrook's Operation CCLXXXIV. 318. Hoſpitaͤler. Chirurgiſcher Bericht uͤber das Hotel Dieu von Lyon. CCLXVIII. 64. Hottentoten, Characteriſtik, CCLXXXVI. der Hydrocele. 6. . Sunbebi, toller, Folgen. CCLXXII 128. Hündin, Wuth einer. CCLXVI. 23. Oeff. nung. 30. h Bee. Hydatide auf der scapula, CCLXXXV. 6 336. Hydrocele, Holbrooks Operation derſelb. .CCLXXXIV, 318. Hyoscyamus, ſ. Bilſenkraut. ie Hpperboräer, Menſchenart, Characteriſtik. CCLXXLV. 324. Hypoxylon, über, CCLXXII. 127; =, Janson, Compte rendu de la pratique chirurg. de lHötel-Dieu de Lyon CCLXVIII. 64. 2 Japetiſche Menſchenart, Characteriſtik. CCLXXX. 245. CCLXXxXIV. 305. Igel - Roche, über. Indien, Niederlaͤnd. Beſitzungen, Bei⸗ träge zu einer Flora. CGLXXIX 42309. Infibulation, uͤb. d. Reſult derſ. CCLXXII. 142. 5 Inſecten, welche im Bernſtein vorkommen. CCLXXIX. 234. uͤber die riechenden Fluͤſſigkeiten und Ausduͤnſtungen derſ. CGCLXXII. 120, Naturg. derſ.; Schrift. CCLXXI. III. Sammlung italicni⸗ ſcher. CCLXXI. 195. { Inſtrument zur Unterhalt. d. Reſpirat, ſ. Zoopyron. j Jourdan. Traité complet des maladies veneriennes, CCLXXIII. 113. Journal, Dubl. philoſ. J. CCLXXX. 255. — Kängurus labiatus, ruficollis, ebd. Kaffern, Charact. CCLXXXVI. 343. Kali, hydriod. Salbe m., Heilm. CCLXIX. 78. Kalk, ſchwefelſ., Cryſtalliſ. deſſ. CCLXIX. 65. kohlenſ. 68. phosphorf. 63. falzf., gegen Froſtbeulen. CCLXXVIII. 219. Kalkwaſſ., m. Opium ꝛc. Heilm. CCLXXIV. 5 CCLXXVI. 197. 159. Kirby. Introduction to Entomology. CCLXXI. III. on the Treatment of certain severe forms of Hemor- rhoidal Excrescences. CCLXV. 16. u. CCLXXXIII. 303. Kiffen, neues bei Behandl. d. Schlüffelb.r, Armbruͤche ꝛc. CCLXXII. 128. Klinik, chirurg. zu Padua, ib. CCLXX. 96. Kniegelenk, anchyl., Wirkſamk. d. Moxa. CCLXXV. 176. Knieſcheibe, Disloc.derf. CCLXXXIII. 304. Knochen, ungewoͤhnl. Fracturen von, über. CCLXXVI. 185. Kohlenſaurer Kalk u. Talkerde, ſ. Kalk und Talkerde. Kohlen]. Eiſen, Nutzen. CCLXXVII. 20g. Natron, ſ. Natron. Kopfverletzung, ſpaͤter toͤdtl. Erfolg einer. CCLXXX. 256. - Krankheiten d. Mund., Beh. CCLXXXVI. 352. ale, gem., Gift derf. CCLXXVIIL 216. CCLXXXIIT. 29T, lange Zeit in einer Mauer eingeſchloſſene. CCLXY. 10. Kropf, Heilm. CCLXIX. 78. ſ. Bronchocele, Kuh, Oeſophagot. b. einer. CCLXVIII. 78. Kupfer, Magnetismus deſſelb. und andrer Subſtanzen. CCLXXX. agr. 355 Kupferlegirungen der Alten. Veränderung. in denf. CCLXXVI. 183. L. Laboratorium, chem., Zeitſchrift. CCLXXII. 122. der Apothekergilde zu Lond. ebd. La Billardière. Sertum Austro- Cale- donicum, CCLXXXI. 271. Laͤhmung der obern und untern Extremitäten, Fall von Heilung. CCLXXXI. 272. Lampyris⸗Larven natürliche Gewohnheiten derf. CCGXXXV. 321. Sampenöfen, acht verſchiedene beſchrieben. CCLXXII. 127. Latreille, de Pelletier, de St. Far- geau, Gerville, Guerin, Encyclopédie methodique. CCLXXXV. 335. Laurencet, Anatomie du cerveau dans les 4 classes des animaux vertebres. CCLXXVII. 207. Lebensdauer, wahrſcheinliche. Tabelle über, CCLXXXIII. 296. Leberkrankheiten, Nutzen der pediluvia ni- tro muriatica in. CCLXXI. 105. Leidenſchaften, Phyſiol. der. CCLXVII. 47. Leptophis, neue Schlangengatt. CCLXXV. 170 Leſchenault de la Tour, Naturf., geſtorben. CCLXXX. 250, Lithontriptiſche Inſtrumente, über. Civia⸗ les. CCLXXXI. 288. Lithophyten, uͤber den Anwachs derſelben. (CLXXI. 97. Lithotome cache, Modification deſſelb. CCLXXXIII. 297. London, Weſtmünſterhoſpital. Behandl., des Puerperalſiebers. CCLXXXV. 336. Loudon, the Gardeners Magazine. COLXXXVI. 35r, Lufteinblaſ., b. Aſphyxie. CCLXXXVI. 352. Luftreinigungsmittel, ſ. Chlorinkalk. Luftroͤhre, Verwund. derſ. GCLXXIX 240. Luxation, d. Metatarſus. CCLXXXII. 287. Lyon, Hötel-Dieu, daſ. CCLXVIII. 64. M. Macquaria Australis, Fiſch. CCLXXVI. 182. Marimowitſch Tasensix genagenin. oder Grund ⸗ zuͤge der Zoologie. CCLXXII. 127. Magen, Durchloͤcher. deſſ. CCLXXIII. 144. falſche Membranen im. CCLXV. 15. toͤbtliche Haͤmorrhagie in. CCLXV. 15. Magen⸗ und Darmaffection. Sonderbare Wirkung der efjigfauren Morphine bei. CCLXXXV. 329. 5 Magnetiſche Rotationen, ib. CCLXXIV. 148. Magnetismus, d. Kupfers ꝛc. CCLXXIX. CCOLXXX, 231. thieriſcher, in Frank⸗ reich. CCLXXXV. 336. Verhand⸗ lungen der acad. royale de médecine in Betreff deſſ. CCLXXXI. 257. prac- tiſcher Unterricht uͤber. CCLXXXITI. 304. über Arrago’s und Barlow's Be: muͤhungen. CCLXXV, 161. pt Malaliſche Menſchenrace, Characteriſtik. CCLXXXV. 328. EA Mangan, ſauerkleeſ., Cryſtall. OLCXIX. 67. Maſchine zur Reinigung der Bettfedern⸗ CCLXXIII. 144. 356 Materia medica, Hanbb. d. CCLXVIII. 64 Mebicin, f. Heilkunde. Medicinalweſen bei'm Land Militär: Etat in Däncm. Ueberſicht üb. CSL XXVI. 192. Mediciniſche Unterf. ꝛc. CC LXXI. 112 fr re Jour. von Edinb. CCLXXKX. 256. Bie en, Resumé complet de chirur- gie. CCLXXXIV. 320. Melaniſche Menſchenart, Characteriſtik der⸗ ſelben. CCLXXXVI. 345. Membranen, falſche, im Magen. CCLXV. 15. Menſchen, Erzeugung der Harnfäure im. CCLXXIII. 133. Menſchenarten, über. CCLXXXIV. 355. CCLXXXV. 324. u, CCLXXXVI.34r. Metalle, Auflöfung durch Säuren zu be⸗ ſchleunigen. CCLXXIV. 159. Metallſtuͤck, burch Erbrechen CCLKXIU. 127. W Luxation deſſ. CCLXXXII. ausgeleert. Meteor, leuchtendes, beobacht. CCGLXXXII. 282. Meteorologiſche Beobachtungen, vollſtaͤndi⸗ ger Apparat zu. CCLXXIII. 129. Meteorſtein, Fall eines. CCLXXIII. 184. Meteorſteine, Verzeichn. von. CCLXVIIL, 50. CCLXIX. 20. Nachtrag. CCLXXX. 247. Methoden der Lithotomie, über die vers ſchiedenen. CCLXVII. 48. Mikroſkopiſche Thiere, Claſſiſication derſelb. CCLXXIV. 189. Mineralogie des Befund. CCLXXVIL, 201. Mineralwaſſer, künſtliche, neue Anſtalt für, CCLXXXV. 6. Mond, Einfluß auf thleriſche und vegeta⸗ biliſche Subſtanzen. CCLXVIII. 49: Morphine, merkw. Wirkung der eſſigſ. CCLXXXV. 329. Darſtellung, neues Verfahren. GCLXXVI. 192. Mora, Verfahren der Chineſen und Ja⸗ paneſen. CCLXXV. 169. Wirkſamkelt derſ. CCLXXV. 175. Wänden, anatomiſches Theater daſelbſt. CCLXXXIV. 314. Mumie, über eine Aegyptiſche. CCLXVI, 26. eines Crocodils. CCLXXII. 120. Mund, Krankheiten, Behandlung derſelb. CCLXXXVI. 352. e ta: neue, Charact. CCLXXV. Muſcheln, Entwickelungsgeſchichte, Bemer⸗ gungen uͤber. CCLXV. r. CCLXVI. 24. Muskelcontractionen, entwickeln Electricitaͤt. Mutterkorn, üb. Entfteh. des. CCLXXVIII. 212. N. Nachteulen, neue ?, veſchrieben. CCLXXVII. 200. Nagethiere, neuentdeckte. OCLXXV. 170. Nahrungsmittel, Grad der Verdaulichkeit 148 Nahrungskraft, Verſ. CCLXXIV. Kattoh, Bicarbonat des, Auflöfungsmittel der Blaſenſteine. CGLXXXII. 284. Rs e g i dee Ruͤckenwirbel der Reptilien u. Amphibien, über CCLXIX Naturgeſchichtliche Bemerkungen auf einer Reife in die blauen Berge. CCLXXVI. 177. CCLXXVII. 197. Nekrolog, Samuel Parke's: CCLXX. 9o. Leſchenault de la Tour's. CCLXXX. 250. Neotoma floridana, neues Nagethier. . CCLXXIV. 120. Neptunier, ee Characteriſtik. CLXXXV. 321 art Nerven, Localaffectionen der, uͤber CCLXXVIII. 224. Nervus lacrymalis, Urſprung. xv. 10. Neugeborne, Zellgewebsverhaͤrtung derſ., uͤber. CCLXXII. 110 123. 124. Neuwied, Mar. von, Beiträge zur Natur⸗ geſchichte Braſiliens. G0 LXVI. 3x. wie im Pflanzenreiche entd. CCLAXXXI. Keitberſchlege, Cryſtalliſ. der. COLXIX, 63. Nieren der Thiere verſchiedener Claſſen, Bau. CCLXXII. 113. Nilcrocodille, über. CCLXXX. 246. Nordamerika, Werk über die Vogel. CCLXX. 95. Obliteration eines eingeklemmten Darm⸗ ſtuͤcks. CCLXVII. 44. Oceaniſche Menſchenrace. CCLXXXV. 326. eee bei einer Kuh gemacht. CCLXVIII. 64. 5 f. Speiſeröhre. Oleum olivarum. Peilmit. 128. Ollivier. CCLXXIL. Traité de l’operation de la taille etc. par Scarpa, traduct. CCLXXIV. 159. Opegrapha, Eryptogamengattung, Arten derſ. beſchrieben. CCLXXII. 122. Operation der Phimofis. CCLXXVIII. 219. Ornithorhynchus, über. CGLXXVI. 180. Oriolus Regens, Vogel. CCLXXVII. 199. 2 Geſchwulſtb. rechten. CCLXXX. 25 Oxytelus, Inſect, Geruch. CCLXXII, 120. P. Padua, Klinik daſ. COLXX. 96. Paganini, ricerche fisico-pathologico- cliniche etc. CGLXXI. 1ı2, Papous, Menſchenrace, Characteriſtik. GELXXXV. 327. Paraplegie, Galvanism. Heitm. CCLXX.94. Parkes, Samuel, geftorb. CCLXX. 90. Parotis exſtirpirt. COLXV. 16. Patagoniſche Menſchenart, Characteriſtik. CCLXXXV. 330. Pathologie, eehebug der. allgemeinen. CCLXXXVL. 351. . Nutzen. Pediluvia, nitro - muriatica, CCLXxXI. 10. CCLXXXIV. Pelagiſche Menſchenrace. 307. Pelletier, ſ. Latreille. Perlenerzeugung ineſiſche e der. CCLX XIV. 52. 9 | Characteriſtik. Peſt, aus Verhütung ihrer Ausbreitung, über. CCLAXXIII, 137. Pferd, Stein im ductüs Stenonianus eines. CGLXVII. 42. Pflanzen, merkw., Braſiliens. CCLXXXIII. 296 Suͤdamerica's und der Antillen. CCLXIX. 79. Neu- Caledoniens. GCLXXKXI. 277. neue aus Braſilien. CCLXXXIV. 319. der blauen Berge. GCLAXVL 179. CCLXXVII 197. Phlebitis, Sa Brechweinſtein behandelt. CGLXIX. 76. Phimoſis, Operation derf. nach Cloquet CGCLXXVIII. arg. Pünder Baryt u. Zink, ſ. Baryt u. Zink. Phosphorſaures Blei u. Kalk, ſ. Blei u. Kalk. Pyyſiologie d. Meyſch., Schrift. CCLXVI. 31. der Leidenſchaften, Schrift. CCLXVII. 7. AM 22 Piäiysertus scapulatus, Papazai. CCLXXVII. 10). Pocken, uͤber die Cauteriſation bei der Be handl. derſ. CCLXVIII 57. Pockenakademie zu Hamburg. CCL XX. er Podoces, neue Vogelgattung. Genn 266. Portraits von Aerzten. CCLXVI. 15 Prognoſe der Geiſteszerruͤttung, über. CCLXXIX, 233. Prinz Regent: ſ. Oriolus. Prurigo pudendi muliebris, geht. CCLXXXVI. 350. Psittacus Pennantii, Vogel. CCLXXVII. 198. haematopus, ebendaf. ornatus ete. 109. Pteropus, GCLXXVIIL. 198. Pubertät, frühzeitige bei einem Mäbdhens CCLXXXIII. 303. Puerperalſieber, Behandl. im „ ne hoſpital. GCLXXXV. 336. Puls, Beobachtungen des. CELXXXM 273. Pulsadergeſchw., ſeltene. COLXXIII. 144. der Kniekehlarterie. 144. Pulſation, abnorme, in der linken Bruſt⸗ hä fte. CCLXXIII. 144. Pyrenäen, Vegetation auf d. Gipfel derſ. CCLXXVIII. 215. 0 Q. W benzosſ., Cryſtalliſation deſſ. CCLXIX. 66. Queckſlberſublimat, Heilm. CCLXXXIII. 300. R. Raddius, Plantarum Brasiliensium nova genera etc. GCLXXXIV. 319: Raja Erinaceus, über CCLXXX. 248. Reptilien u. Amphibien, Unterſuchungen d. Harns. GCLXXII. 119. über. d. Ruͤk⸗ kenwirbel der CCLXIX. 24. Reſpiration, Inſtr. zur Unterhalt. derſ., f. Zoopyron. Rhus radicans, Wirkung bei Laͤhmung. CCLXXXI. 272. Rostan, Traite er de diagno- stic etc. CCLXXV. 17 Ruhr, kalte Waſſerklyſt. bel CCLXXXIII. 304. ©. Salpeter-falzfaure Kußbäb., ſ. Pediluvia. Solzſaures Süber, ſ. Silber. Saͤugeth., Harn derſ. unterſucht. CCLXXII. 114 Naturgeſch. d., Schrift. OOLXXVIII. 223. 28 Eäugethiergattung, neue, CCLXXII 120. Sardellen, große Menge gefang. CCLXVII. — Sarfapatille, Verfälfjung.CCLXXIV. 160. Sauerkleeſaurer Baryt u. Mangan, |, Bas ryt u. Mangan. t Sauerklecſaures Blei, ſ. Blei. Scarpa, ſ. Ollivier. 14 Scarpa, Opuscoli di Chirurgia. CGLXX. 96. ee Scharlach, über Belladonna als Praͤſervativ. CCLXIX. go. 10 Scheidler, ſ. Alibert. : Scheintod, Inſtrument zur Unterhalt, der Reſpiration bei. CCLXXVIII. 224 Schenkelbein, Gelenkhoͤcker., Abtrennung derf, CCLXVIII. 62. Schenkelhalsbeinbruch, durch Knochenmaſſe vereinigt. CCLXXXVI. 350 Schlafſucht b. einem Maͤdch. CCLXXVI. 191. Schlangengattung, neue. GCLXXV, 170. Schleimmembranen, Krankh. derſ., Heilm. CCLXXXVI. 349. Schluͤſſelbein ⸗⸗„ Urmknochenfrarturen ꝛc. neues Kiffen z. Behandl. CCLXXII. 128. Schmerz, Unempfindlichk. geg. CCLXXVI, 192 Schnabelthier, ſ. Ornithorhynchus, crope, Considerations on Volcanoes. CCLXXVI 191. Schroͤpfkoͤpfe bei vergifteten Wunden. CCLXX. 8 9. Schwarzer Staar, Fall eines neuralgiſchen. CCLXXVII. 203. , Schwebeapparat, veränderter, b. Fractur des Unterſchenkels. CCLXVIII. 6. Schwefel, Vergiftung durch. CCLXXXII. 287. N Schweſelſoures Cinchonin, üb. CCLXVI. 32. Schwefelſaurer Kalk u. Blei, ſ. Kalk und Blei. Schweiße d. Schwindſuͤchtigen, Mittel da⸗ gegen. CCLXXII. 128. Schwindſüchtige, Mitt. gegen die Schweiße derſ. CCLXXII. 128. Scincus, im Zuſtand von Erſtarrung ge⸗ funden. CCLXXVI, 179. Scorbut, bewährtes Hausmittel gegen. CCLXXV. 176. Scythiſche Menſchenart, Characteriſtik. CCLXXXIV. 3ır. Sectio bilateralis von Beclard, über CCLXXIV. 160. Seeſchwamm, Berſuche und Beobachtungen über Bild. u. Functionen d. CCLXXIX. 225. Seeſchlammbad auf der Inſel Defel. CCLXXXV, 336, Septum lucidum, Verhalten zum corpus callosum, über. CCLXXXIII. 293. Serpent fil. ſ. Fadenſchlange. Sertuͤrner, Annalen fuͤr das Univerſalſyſtem der Elemente, CCLXIX, 79. Bere ett. Slearman, on the nature, causes and treatment of water in the Brain, . GCLXXXIV. 320. Sigmodon hispidum, neues Nagethier. CCLXXV, 120. ? Silber, arſenik⸗ und ſalzſ., Cryſtalliſation deſſ. CCLXIX. 67. falpeteıf., Anwend. als Cauſticum. CCLXXII. 128. Sineſiſche Menſchenart, Characteriſtik. CCLXXXIV. 312. Smith, The English Flora, Werk. CCLXV. 15. 4 Solenum mammosum, Vergiftung durch. .CGCLXXI. 109. 2 Soroſe, Strauchgewaͤchs. CCLXXVI. 181. Speichelfluß, mercurieller, Heilmittel dageg. CCLXXXVI. 349. Speiſerdhre, Verengerung derſ. COLXXIX, 0. 8 Spina bifida, Merkw. Fall CCLXXXVI. 345. a Spongia, ſ. Seeſchwamm. . Staphylinus, Inſect, Geruch. GCLXXII. 120. a Starrſucht, merkw. Fall von. COLXXII, 126. Stein, großer im duetus Stenonianus ei⸗ nes Pferds. CCLXVII. 42. Steinſchnitt der Blaſe. CCLXV. 14. bei Maͤnnern und Weibern, uͤber. CCLXVI. 32. Schrift uͤber d. verſchiedenen Metho⸗ den deſſ. CCLXXIV. 159. Stephens., Shaw’s general Zoology con- tinued. CCLXXXVI. 351. Sterblichkeitsgeſetze, Veränderung in, über. CCLXXIII. 142. Sternothaerus, Doſenſchildkr. CCLXXV. 170. . Stichling, Gewohnheiten u. Nahrung des. CCLXXVIII 209. Stimme, menſchliche, Unterſuchungen uͤber. CCLXX. 81. Sublimat, Hauptmittel in der Syphilis. CCLXXXIII. 300. Sublimat Fricttonen, Brouffonet's Ans wendungsart. CCLXXXI 272. Suͤdſeeinſeln, Naturproducte CCLXXXI. 266. Syphilis, ſ. veneriſche Krankheit. Syphilitiſche Anſteckung, ſeltene CCLXXXIV. 320. T. Talkerde, kohlenſ., Cryſtalliſation derſelben. COCLXIX. 68. Tartarus emeticus, ſ. Brechweinſtein. Taubheit, urſachen. CCLXV. g. uͤber Hei⸗ lung der angeborenen. CCLXXVIII. 224. Taveau , Hygiene de la bouche. CCLXXXVI. 352. Temperamente, Phyſiologie der, Schrift. CCLXXIII. 143. Therapie, Lehrbuch der. CCLXXV, 176. und Materia medica, Grundlehren derſ. CCLXXII. 128. Thiere, Geſelligkeitstrieb derſelben, uͤber. CCLXVI. ı7. CCLXVII. 23. Erzeu⸗ gung ber Harnſaͤure bei. CCLXXII. 113. Thomas, Physiologie des temperamens, CCLXXIII. 143. mehrerer. Art. 357 Thiere, mikroſcopiſche, Verſuch einer Claſ⸗ fification, Schrift. CCLXXIV. 180. in den blauen Bergen von Neu Süb- Was les CCLXXVI. 177. CCLXXVII. 192. Thomson, on the Extraction of Cal- euli from the Urinary Bladder. CCLXVII. 48. Thraͤnenfiſtel, Beobachtung der. CCLXXVIII 219 Transfuſion, über. CCLXV. 15. Trepanation d. Zähne. OCLXXI. 112. Trichiaſis, Behandlung Berlinghieri's. CCLXVII. 47. N i } Trichius eremita, Inſ., Geruch. CCLXXII. 120. Trichter und Filtrirapparate, abgebildet u. beſchrieben. CCLXXII. 127. Trommelfell, Durchbohrung zur Heilung angeborner Taubheit. CCLXXVIII. 223. Truthahn, wilder, über. CCLXXV. 165. Turner. On the Arterial system ete. CCLXXVI, 192, U. Ueberlegung eines Vogels, merkwuͤrd. Bei⸗ ſpiel von. CCLXXIII. 136. Unio, Muſchel, über. CCLXV. 2. Zeu⸗ gungsapparat. CCLXV. 6. Unterſchenkelbeinbruch, Schwebeapparat bei. CCLXVIII. 64. Urea, gegen Waſſerſucht. GCLXIX go. Uterus, Blutung aus. CCLXV. 18. Gr: ſtirpat. deſſ.,toͤdtlicher Erfolg. CCLXXVII. 208. Exſtirpation deſſelben mit Gluͤck gemacht. CCLXVII. 48. V. Vaccination, Verbreitung in Piemont. CCLXVI. 32. Vagina, inflamm. u. irrit. Krankheiten, Heilmittel. CCLXXXVI. 350, Vavasseur, ſ. Edward. Vaquie, Resume complet de médecine. CCLXXXVI. 351. Vegetation, Einfluß d. Monds. CCLXVIL. 49. auf dem Gipfel der Pyprenden. CCLXXVIII. 216 Veitstanz geheilt. CCLXXV. 176. Venables, on Diabetes with observati- ons. CCLXXXII. 288. Veneriſche Krankheit, Dzondi's Heilme⸗ thode der allgemeinen. CCLXXXIII. 300. Brouſſonet's Hauptmittel gegen. CCLXXXI. 272. Schrift üb, CCLXXIII. nach Operation 143. Verband mit Charpie, über Lisfranc's. CCLXXIII. 144. ! Verbandlehre, neues Lehrb. d. CCLXXVIL 208. Verbrechen, Erblichkeit von. CCLAXXXV. 330. Verengerung der Speiſeroͤhre. CCLXXIX. 240. Bergiſtete Wunden, ſ. Wunden. Vergiftung durch Schwefel. CSLXXXII. 287. durch Solanum mammosum. CCLXXI. 109. mit Arſenik, zu entde⸗ den. CCLXXVII. 201. mit weißem Arſenikoxyd, über, CCLXXX, 254. 358 Verſteinerte Fiſche, gefunden, COLXXIII. 136. Verwundung d. Luftröhre. COLXXIX. 240. Veſuv, Mineralogie deſſ. CCL XXVII. 201. Vigneron, Galerie médicale. CCLXVI. 31. Voͤgel, Harn derſ. analyſirt. CCLXXII 118. Nordameric., über, Werk. COLXK, 95. Vogel, merkwuͤrd. Aeußerung von Inſtinct. CCLXXIN. 136. CCLXXIV. 153. Vogelgattung, neue. CCLXXXI. 266. Vulcane, Betrachtungen uͤber, Schrift. CCLXXVI. ıgr. 5 W. Warzen, wundgeſogene, Mittel dagegen. CCEXXIV. 159. Waſſer, Klyſtire von kaltem, gegen Ruhr mit Nutzen gebr. CCLXXXIII. 304. Waſſergefaͤße, Syſtem derſ. in Muſcheln. CCLXV, 1. 6. Waſſerſcheu, Zweifel, daß ſie eine ſpeciſi⸗ ſche Krankheit ſey. CCLXXXI 265. Rees Tr Waſſerſucht, urea bei. CCLXIX. go Weine, Tabelle der bekannteſten in Ruͤck⸗ ſicht auf Alkoholgehalt. CGLXXVIII. 218. Welbank, f. Frick. l Wendt, Oversigt over Medicinalväse- net etc. CCLXXVI. 192. Weſtindien, Pflanzen. COLXIX, 79. Weſtmuͤnſterhoſpital, ſ. London. Wetter, Einfluß auf die contagiöfe Augen⸗ blennorrhoͤe. CCLXXIV. 159. Wirbelſaͤule, Fracturen, über. CCLXV. 9. Wirbelthiere, Anatomie des Gehirns der. CCLXXVII. 207. 5 Wunde der Bruſt, mit Luftaus tretung. CCLXXX. 255. Wunden, vergiftete, Schroͤpfkoͤpfe bei. CCLXX. 89. und Geſchwuͤre, Anwen⸗ dung des ſalpeterſauren Silbers bei. CCLXXII. 128. Wurm aus der Gattung Filaria? über. CCLXXXIII. 289. Wuth, einer Hündin, CCLXVI. 25. Oeff⸗ nung. 30. Y. Helin, Phyſiker, geſtorben. CcLXXI. 106. 3. Zähne, Trepanation berfelben. CCLXXL. 112. Zellgewebsverhaͤrtung, über. CCLXXII. 123. 124. 129. Zibethkatze, uͤber. CCLXXXV. 330. Br: Ziegenmolken⸗Cur, Anſtalt für eine. GCLXXKXI. 272. Zink, phosphorſaures, Eryſtalliſation deſſ. CCLXIX. 68. Zoologie, neues Werk über. CCLXXII. 127. Fortſetzung von Shaw's General Zoology. CCLXXXVI. 351. a Zoopyron, Inſtrument zur Unterhaltung der Reſpiration. CCLXXVIII. 224. N ien aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde, geſammelt und mitgetheilt von Ludwig Friedrich v. Froriep, des K. W. Civil⸗Verdienſt-Ordens Ritter, ber Philoſophie, Medicin und Chirurgie Doctor und G. H. S. Ober-Medicinalrathe zu Weimar, der Königl. Preuß. Academie nuͤtzlicher Wiſſenſchaften zu Erfurt Vice-Director, der Kaiſerl. Leopoldiniſchen Caroliniſchen Acabemie der Na— turforſcher, der Ruſſ. Kaiſerl. Akademie ber Naturforſcher zu Moskwa, der Geſellſchaft naturſorſchender Freunde zu Berlin, der Wetterauer Geſellſchaft für die geſammte Naturkunde, der phyſicaliſch-mediciniſchen Societät zu Erlangen, der mineralogiſchen Geſellſchaft zu Jena, der Niederrheiniſchen Geſellſchaft der phyſiſchen und mediciniſchen Wiſſenſchaften, des landwirthſchaftlichen Vereins im Koͤnigreiche Wuͤrtemberg, der Société d’Agrieulture, Sciences et Arts du Departement du Bas-Rhin, der naturforſchenden Geſellſchaft zu Leipzig, der Senkenbergiſchen naturforſchenden Geſellſchaft zu Frankfurt am Main, der Societas physieo- medica zu Braunſchweig, der Medical Society zu Philadelphia, des Apotheker-Vereins für das nörblihe Teutſchland, des Vereins zur Befoͤrderung des Gartenbaues in Preußen, der Geſellſchaft zur Beförderung der geſammten Naturwiſſenſchaften in Marburg, der Schleſiſchen Geſellſchaft fuͤr vaterlaͤndiſche Cultur zu Breslau, der Societas medico -chirurgica Berolinensis, ber naturforſchenden Geſellſchaft zu Halle, und des Kunſt⸗ und Handwerksvereins des Herzogthums Altenburg, Mitgliete und Ehrenmitgliede, Vier zehnter Band, zwei und zwanzig Stuͤcke (Nro. 287 bis 308.), und an Abbildungen eine Tafel iu Folio und eine in Quarto, nebſt Umſchlag und Regiſter enthaltend. ——— —ä1 2 ——————7—§rr«—RßͤßÄßé„vðĩͤus[b—? —. - Gedruckt in Erfurt, bei Loſſius, in Commiſſion bei dem G. H. S. pr. Landes-Induſtrie-Comptoir zu Weimar. 148 e 10 0 0 e { Kam ar ans m 1 79 2 b e te 8 N e te N? N ben et Wer, Wen o d n e dre Sa e „de e Fre N e rte ee ee ee eee eee mene eee BAER 1877 K er m ee ee ee wol. n 19 2 a atmen 8 1 2 . 7234 2814 | wi Si rei ee N i ee eg RER ee e ee een 1 A . . 1 707 046% * t, — 8 4 N Eh | ne ae ‘ No t aus ic 08 dem Gebiete der Natur- und Heilkunde, geſammelt und mitgetheilt b von Dr. Nro. 287 S2. F. b. 8 (Nr. 1. des XIV. Bandes.) E O, Re Mai 1826. ‘ Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. In Commiſſion bei dem Koͤnigl. Preußiſchen Graͤnz-Poſtamte zu Erfurt, der Koͤnigl. Saͤchſ. Zeitungs⸗ Expedition zu Leipzig, dem G. H. F. Thurn u. Taxiſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes-Induſtrie-Comptoir. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Kthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., dieſes einzelnen Stuͤckes mit der Abbildung 6 ge. 1. Nat ur k un de. 2. Nachricht uͤber eine Zergliederung eines Ourang⸗ Outang; von Dr. John Jeffries. Dieſer Affe kam von der Inſel Borneo. Er war von da nach Batavia gebracht und kam daſelbſt in den Beſitz des Hrn. Forteſtier, wo er einige Zeit lang blieb. Dies ſer ſendete ihn auf dem Schiff Octavia, Capitain Bla n⸗ chard, an ven Kaufmann Charles Thatcher nach Bo: ſton. Der Affe ſtarb in der Nacht des ten Junius, am erſten Tage ſeiner Ankunft, und taͤuſchte ſomit die hohen Erwartungen ſeiner Eigenthuͤmer, ihn oͤffentlich ſehen zu laſſen, und damit viel Geld zu verdienen. Im aͤußern Anſehen glich dieſer Affe einem Neger, nur daß der Hals etwas kuͤrzer und der Kopf mehr vor- waͤrtsragend war. Er war 34 Fuß boch und bis auf's Innere der Haͤnde und Fuͤße, welches eine Negerfarbe hatte, mit Haaren bedeckt. Das Haar hatte eine braungelbe in's Schwarze ſpielende Farbe. Es glich dem Haar des menſch⸗ lichen Koͤrpers mehr als demjenigen der Thiere; denn es war uͤberall von derſelben Art und nicht zweierlei Sorte wie bei den vierfuͤßigen Thieren. Am Kopfe ging der Haarſtrich nach vorn und aufwaͤrts und vor den Ohren herunterwaͤrts. Sehr wenig Haare befan⸗ den ſich an dem Vordertheile des Kopfes, ſo daß man eine ſehr breite Stirn erblickte. Am Oberarm lief der Strich herunterwaͤrts; am Vorderarm aufwaͤrts. Am laͤngſten war es am Hintertheil der Arme und Schenkel, wo es 6— 7 Zoll maß. Die Ohren waren duͤnn, klein, ſchoͤn und lagen dicht am Kopfe. Die Augen waren nußbraun, leuchtend (bright) und lagen etwas tief in ihren Hoͤhlen. Die Stirn war vor— ragend, um in den Waͤldern die Augen vor Beſchaͤdigung zu ſchuͤtzen. Auf der Stirn hatte er ſehr wenig Haare. Seine Naſe war flach. Seine Lippen waren ſehr groß und dick, und dieß in weit ſtaͤrkerem Grade, als ich es je bei ei: nem Neger beobachtet habe. Das Kinn war breit und vor— ragend, und eben ſo auch der Oberkiefer. Die Bruſt war gewoͤlbt, voll und vorragend. Die Schultern ſtanden gut nach hinterwaͤrts. Die Schulterblaͤtter waren flach und lagen im Ruͤcken dicht nebeneinander. Der Unterleib hatte eine ſchmale Taille. Die Huͤften waren flach und enge. Die Arme waren ſehr lang, ſo daß die Finger bis an die Knoͤchel reichten. Die untern Extremitaͤten waren, im Ver⸗ haͤltniß zum uͤbrigen Thier, kurz und klein. An den Fin⸗ gerfpigen bemerkte man dieſelben Spirallinien, wie bei'm Menſchen, eben ſo auch Linien in der Hand und auf den Fußſohlen. Die Beugung des Ruͤckgrats begann uͤber dem Heiligenbein. Eine Vorragung des coccyx war nicht vorhanden. Die Hinterbacken waren mager und eben fo auch die Waden, die indeſſen mehr ausgebildet wa⸗ ren. Die Bruſtwarzen und den Nabel konnte man ganz deutlich bemerken. Das scrotum war ſehr klein und wurde bloß durch eine Erſchlaffung der Haut an dieſer Stelle ge: bildet. Der Affe kam an Bord der Octavia, wo er der Auf⸗ ſicht des Capitain Blanchard anvertraut wurde. Es war ein eigenes Haus fuͤr den Affen eingerichtet und derſelbe konnte auch auf der Reiſe hinlaͤnglich mit Reis verſorgt werden. Der Capitain hatte den Affen ſchon bei Hrn. Forreſtier in Batavia geſehen. Als er einſtens bei letzterem fruͤh— ſtuͤckte, hoͤrte er hinter feinem Ruͤcken eine Thür öffnen, und eine Perſon eintreten. Bald fuͤhlte er auch, daß Je— mand die Hand vertraulich auf ſeine Schulter legte. Er wendete ſich um und war nicht wenig erſtaunt, einen haa⸗ rigen Neger zu erblicken, der ohne alle Umſtaͤnde feine Be: kanntſchaft machte. George (dieß war der Name des Affen) ſetzte ſich auf Befehl des Hrn. Forreſtier mit zu Tiſche und wurde 1 3 . nachdem er Caffee getrunken ꝛc. wieder entlaſſen. Sein Haus an Bord des Schiffes hielt er rein und immer in guter Ordnung. Er reinigte es taͤglich von den Ueber— bleibſeln ſeiner Nahrung ꝛc. und wuſch es auch haͤufig, indem er zu dieſem Behuf Waſſer und einen Lappen be— kommen hatte. Er war auch an feinem Körper und Klei: dungsſtuͤcken ſehr reinlich und wuſch unter andern Haͤnde und Antlitz regelmaͤßig und auf dieſelbe Weiſe, wie ein Menſch. Er war gelehrig und folgſam, dabei erpicht auf Spiel und Beluſtigung; manchmal wurde er aber auch ſo ungeſtuͤm, daß er von Capitain Blanchard gezuͤchtigt werden mußte. Bei ſolchen Gelegenheiten warf er ſich— nieder und ſchrie wie ein Kind. Es ſchien, als ob es ihm dann leid thue, Hen. Blanchard erzuͤrnt zu haben. Seine gewoͤhnliche Nahrung war Reis, aber er konnte faſt alles genießen, was man ihm gab. Zum Reis bekam er manchmal Syrup und manchmal auch nicht. Thee, Gafs fee, Obſt u. ſ. w. liebte er außerordentlich. Des Mits tags aß er mit am Tiſch und genoß auch Wein. Dieß war in der Regel rother Franzwein. Er pflegte ſich nicht auf den Fußboden zu ſetzen, ſon⸗ dern auf einen erhabenen Sitz. Er war frei von manchen eigenthümlichen Neigungen der Affen. Sein Stuhlgang war im Durchſchnitt regelmaͤßig. Im Fall er krank wer⸗ den moͤchte, ſollte man ihm, wie Hr. Forreſtier be— fohlen hatte, Ricinusoͤl eingeben. Es wurde ihm gleich anfangs einmal gereicht und bewirkte heftiges Erbrechen nebſt Purgiren mit wirkſamer Beſſerung. Gegen das Ende der Reiſe wurde er nochmals krank, aber weder der Ca— pitain, noch mehrere ſtarke Maͤnner waren im Stande, ihm das Rieinusoͤl in den Magen zu bringen. Er nahm nun all: maͤlig immer mehr ab, verlor Appetit und Kraͤfte, bis er im Zuſtand betraͤchtlicher Abmagerung, bald nachdem das Schiff geankert hatte, ſtarb. Verſtopfung der Daͤrme war ohne Zweifel die Veranlaſſung ſeiner Krankheit, und die Urſache ſeines Todes. Der Capitain Blanchard pflegte ihm den Puls an der arteria radialis zu fühlen und be⸗ ſchreibt ihn dem menſchlichen aͤhnlich, wahrſcheinlich hatte er aber raſcher geſchlagen. Er pflegte immer in aufrechter Stellung zu gehen, außer wenn er ermuͤdet war. Dann bewegte er ſich oder ruhte auf allen Vieren, Die Haut ſaß uͤberall, beſonders im Antlitz, an den Händen, Ellenbogen und Fußſohlen ſehr feſt am Körper, Er hatte keine Hautmuskeln, außer den m. platysmamyoi- des. Dieſer war nicht an der innern Flaͤche verbunden, ſondern bildete eine große Taſche, welche ſich vom Kinn bis an's Bruſtbein ausbreitete und an den Seiten des Halſes fortſetzte. Wer ihn ſahe, glaubte, daß er in die— ſer Taſche Speiſe aufbewahre. Dieß war aber nicht der Zweck der Taſche, denn fie ſtand zwar mit dem larynx, aber nicht mit dem pharynx in Verbindung, wie ich noch naͤher beſchreiben will, wenn von dieſen Theilen die Rede ſeyn wird. Der Unterleib war dem menſchlichen Unterleibe ſo ahnlich, daß es großer Aufmerkſamkeit bedurfte, um Ver⸗ ſchiedenheiten zu entdecken. Das omentum war kiein, 5 + lag hoch oben auf den Därmen und war mit Galle gefaͤrbt, wie alle übrigen Daͤrme. Die plicae peritonei waren ſehr ſtark, vorzuͤglich die Ligamente der Leber, des Ge— kroͤſes u. fe w. Das caput coli war ebenfalls ſtark an feinem Orte befeſtigt. Der Saamenſirang lief ſchraͤg uns ter den Muskeln weg, und trat unter dem Poupartiſchen Li⸗ gament hervor, wie bei'm Menſchen. Das Verhaͤltniß der duͤnnen Daͤrme zu den dicken war ungefaͤhr eben ſo wie bei'm Menſchen. Der Bogen und die flexura sigmo- idea des colon hatten außerordentliche Aehnlichkeit mit dieſen Theilen im Menſchen. Der appendix vermi- formis war ſehr lang und maß an vier Zoll. Er war voll kleiner Steine, auch fand ich einige Stuͤcken Eier⸗ ſchaale darin mit fluͤſſigem Koth vermiſcht. Die dicken Daͤrme waren mit verhaͤrtetem Koth gefüllt, und zwar vom caput coli an bis an's Ende des Maſtdarms. In Lage und Geſtalt war der Magen dem menſchlichen aͤhnlich. Die cardia war etwas kleiner und der pylorus größer. Wurde er aufgeblaſen, ſo waren ſeine Dimenſionen, von einer Oeffnung bis zur andern, um den fundus herum 105 Zoll, queerdurch 3 Zoll und im Umfang um den fundus herum 9 Zoll. Die Milz war durch die vasa brevia befeſtigt a in Farbe, Größe und Lage der menſch⸗ lichen ganz aͤhnlich. Auch die Leber war der menſchlichen ſehr aͤhnlich, hatte eine dunkelrothe Farbe und war in zwei Lappen getheilt, aber der Spalt war nicht ganz fo deutlich. In Verbindung mit den andern Eingeweiden, hatte ſie ganz das Ausſehen einer menſchlichen Leber. Die Gallenblaſe war weit kleiner und cylindriſch. Sie war mit dunkler verdickter Galle angefuͤllt, die nur mit Schwie⸗ rigkeit aus dem Gallengang ausgepreßt werden konnte. Die Bauchſpeicheldruͤſe lag, wie bei'm Menſchen, am Ruͤckgrat. Alle ihre Muͤndungen oͤffneten ſich eben ſo, wie bei'm Menſchen, in die Daͤrme. Die Nieren boten ebenfalls keine Verſchiedenheit dar, nur daß die Nebennieren groͤßer waren. Die Harnblaſe war klein. Die Harnroͤhre, die Vorſteherdruͤſe, die Saamenblaͤschen ꝛc. hatten dieſelbe Lage, wie bei'm Menſchen. Die Vorhaut, die Eichel u. ſ. w. waren wie bei'm Menſchen, nur klein. Die Eingeweide der Bruſt glichen ebenfalls an Größe, Geſtalt und Lage den menſchli— chen. Die Lungen waren in der Größe nicht fo ſehr ver— ſchieden von einander, als wie bei'm Menſchen. Die linke hatte faſt dieſelbe Groͤße, wie die rechte, und druͤckte das Herz mehr gegen den Mittelpunct des Thorar. Beide waren nicht fo deutlich in zwei Lappen oder Flügel getheilt. Sie waren übrigens ſehr geſund und von gutem Aus— ſehen. Das Herz hatte, gleich dem menſchlichen, eine co— niſche Geſtalt und war in jeder Hinſicht dem menſchlichen ahnlich. Der Bogen der aorta und die niederſteigende aorta waren im Verhaͤltniß zur Größe des Herzens klein. Die rechte arteria subclavia, die rechte und linke ar- teria carotis entſprangen ſaͤmmtlich aus der arteria in- nominata; die linke subclavia entſprang an einer ans dern Stelle, naͤmlich an der Baſis der arteria innomi- nata. Das pericardium war weithin mit dem ſehr großen und ſtarken Zwerchfell verbunden. Die Bruſt war m 5 - durch das mediastinum und bie glandula thymus ab» getheilt. 2 Der Mund und Schlund war dem menſchlichen aͤhn— lich, bis auf die Dimenſionen, indem er von vorn nach hin— ten weit laͤnger war. Das Gaumenſegel hatte keine uvula, war aber breiter und ſchlaffer. Der Koͤrper, welcher die Stelle der uvula vertrat, ſaß an der hinteren Fläche des Gaumenſegels und verſchloß, wenn letzteres nach hinter— waͤrts bewegt wurde, genau die hintere Oeffnung der Naſe. Die lotet und epiglottis waren der menſchlichen gleich, eben ſo auch das os hyoides und die Knorpel des larynx. Zwiſchen dem os hyoides und der cartilagothyreoidea be: fanden ſich auf jeder Seite zwei Oeffnungen von etwa Zoll Durchmeſſer, welche in den larynx führten und an der Baſis jenes Knorpels anfingen. Eine Klappe ſpielte an der untern Oeffnung und verhinderte den Fortgang ei: nes Staͤh chens nach niederwaͤrts, aber es konnte leicht auf: waͤrts in die bereits erwaͤhnte Taſche am Halſe gebracht werden. Dieſe Taſche konnte das Thier nach Willkuͤhr aufblaſen; was ſie aber fuͤr einen Zweck hatte, kann ich nicht beſtimmen. Das Gehirn wog 93 Unzen. Die Nerven entſpran⸗ gen aus dieſem Gehirn eben ſo wie aus dem menſchlichen und ſetzten ihren Lauf aus dem Hirnſchaͤdel auf aͤhnliche Weiſe fort. Die Lage des Hirns war darin verſchieden, ſo daß die vordern Lappen, wegen der ſtaͤrkern Hervorragung der Augenhoͤhlenwaͤnde nach innen mehr in die Hoͤhe ſtan— den, und die hintern Lappen und das cerebellum, in Folge der Geſtalt der Schaͤdelbaſis, tiefer als das menſchliche lagen. Dieſes Organ wurde nicht zergliedert. Die Mus⸗ keln und Blutgefäße konnten wegen der warmen Jahres- zeit nicht ſo genau unterſucht werden, als daß man eine richtige Beſchreibung derſelben liefern koͤnnte. Die Muskeln waren im Durchſchnitt ſehr deutlich, und man bemerkte an ihnen ſehr ſtarke Faſerbuͤndel. Die Blutgefaͤße waren klein. Beſchreibung des Skelets. — Das ganze Skelet iſt 3 Fuß 4 Zoll hoch. Vom erſten Halswirbel bis an die Spitze des Schwanzbeins mißt es 19 Zoll. Vom Kopf des humerus bis an's Ende des Mittelfingers mißt der Arm 31 Zoll. Das Ende dieſes Fingers reicht bis an's Enbe der fibula. Von der Spitze des großen Trochanters bis an den Boden des os calcaneus mißt der Ober- und Unterſchenkel 17 Zoll. Die Länge des Fußes beträgt 9E Zoll. Die Länge der Hand 8 Zoll. Zieht man eine Linie von der Naſe bis zür Hinterkopfs⸗ protuberanz, fo mißt dieſelbe 81 Zoll. Der Umfang des Schaͤ⸗ 9 uͤber den Augenhoͤhlen und der Hinterkopfsprotuberanz 14 Zoll. Vom meatus auditorius der einen Seite bis zu demjenigen der andern Seite über die sutura coronaria hinweg find es 8 Zoll. Der Laͤngendurchmeſſer beträgt 44 Zoll. Der Querdurchmeſſer 33 Zoll. Eine Linie vom Scheitel bis zum koramen magnum mißt 31 Zoll. Die Hirnnähte ſind ſehr ausgezackt und haben mit den menſchlichen die größte Aehnlichkeit. Die Ränder der Augenhoͤhlen find ſehr vorragend. Die processus styloideus und mastoideus find kurz. 6 Die Naſenknochen fehlen (22), wodurch er das platte affen ähnliche Ausſehn erhält. Die obere und die untere maxilla find ſehr vorragend, wo: durch der Geſichtswinkel ſtumpfer, als bei'm Africaner wird, Die Stirn iſt etwas hoch und vorragend. f Die untere maxilla iſt am Kinn geſchloſſen. Das Kinn ift ein wenig winklich und vorragend. In jedem Kiefer befinden ſich vier Schneidezaͤhne. Die beiden mittlern des Oberkiefers ſind ſehr lang und breit, denn ſie meſſen 3 Zoll in der Länge und $ in der Breite. Die beiden Eckſchnei⸗ dezaͤhne waren noch nicht vollig ausgebildet. Mit 2 Spitz⸗ u und 4 Backenzaͤhnen hat er alfo im Ganzen 28 ne. Die vier Schneidezaͤhne ſind neue und bleibende Zaͤhne; die Spitzzaͤhne hatte er noch nicht gewechſelt. Der erſte Backenzahn in jedem Kiefer wollte eben einem zwei⸗ ſpitzigen Zahne Platz machen. Der letzte Backenzahn in jedem Kiefer war bleibend und die andern ſtanden auf dem Puncte, gewechſelt zu werden. & ein den Zähnen zu urtheilen, war dieſer Affe gegen 81 ahr alt. Die Ruͤckgratsſaͤule beſteht aus 7 Halswirbeln, 12 Ruͤckenwir⸗ beln und 4 Lendenwerbeln. Der Hals iſt kurz und nur 37 Zoll lang. Die Wirbelbeine des Halſes ſind flacher und nicht ſo rund, wie bei'm Menſchen, auch find die Dornfortſaͤtze derſelben weit länger und runder, als bei'm Menſchen. Der erſte Halswirbel hat keinen Dornfortſatz und weicht alſo vom menſchlichen ab, welcher mit einem kleinen Dornfortſatz verſehen iſt; aber von vorn gleicht dieſer Wirbel dem menſchli⸗ chen und unterſcheidet ſich darin von dem der uͤbrigen Affen, daß er vielmehr eine Erhabenheit, als einen Spalt hat. Amzweiten Halswirbelbeine iſt der processus odontoideus lang und zum Theil knorpelig; dieß find auch die Querſortſaͤtze. Die Ruͤckenwirbel find denen des Menſchen ähnlich und mefs fen zuſammen eine Laͤnge von 84 Zoll. f Die Lendenwirbel ſind 3 Zoll lang. Sie haben kurze und dicke Quer⸗ und Dornfortſaͤtze, wie bei'm Menſchen. Die ilea find ſehr abgeplattet und eben fo, wie beim Men⸗ ſchen, in Gelenkverbindung mit dem Heiligenbein. Das Heili— genbein weicht vom menſchlichen dadurch gar ſehr ab, daß es weit mehr abgeplattet und kurz iſt. Es beſteht aus 5 durch Knorpel mit einander verbundenen Knochen. Das ganze Becken bietet überhaupt einen auffallendern Unterſchied vom menſchlichen dar, als irgend ein anderer Theil des Skelets. Das ileum mißt von der spina anterior superior cristae oss. ilium bis zur Verbindung mit dem Heiligenbein 3 Zoll. Die ossa ilei, ischii und pubis find beſondere Knochen, und Au 1 verbunden; auch die symphysis ossium pubis iſt norplig. Der Querdurchmeſſer des Beckens iſt 12 Zoll, und der Laͤngendurchmeſſer 34 Zoll. 5 Das Becken iſt mit dem Ruͤckgrat ſo verbunden, daß es nach hinterwaͤrts Yorragt, und dabei fo flach, daß eine ſenkrechte 85 F den Korpern der Ruͤckenwirbel gerade auf's os pu- is fällt. Das os coccygis iſt knorplig und ähnelt dem menſchlichen; es iſt nicht ſo lang und hat nicht das Ausſehn eines Schwanzes. Der Rippen ſind 12 an der Zahl, welche mit den Ruͤcken⸗ wirbeln in Gelenkverbindung ſtehen und gekruͤmmt ſind, wie bei'm Menſchen, ſo daß das Thier eine gewoͤlbte Bruſt hat. Am Bruſtbein waren s achte Rippen durch Knorpelmaſſe bes feſtigt, wie beim Menſchen, und 4 falſche. Das Bruſtbein beſteht, wie bei'm Menſchen, aus 4 Knochen, nur find fie knorpliger und der ſchwerdtfoͤrmige Knorpel etwas länger. Das Schluͤſſelbein hat mit dem menſchlichen die auffallendſte Aehnlichkeit, nur iſt es nicht fo ſehr gebogen und mißt 31 Zoll. Die Schulterblaͤtter haben ebenfalls mit den menſchlichen Aehnlichkeit; die Baſis iſt ſchmaͤler und laͤnger; das acromion 5 1 * - 7 und der processus coracoideus find knorpliger, als die eines Kin des. Die Bruft giebt dem Thiere die größte Aehnlichkeit mit dem Menſchen; die Lage der Schultern, die Gelenkverbindun⸗ gen des humerus, des Schluͤſſelbeins und des Schulterblattes, der Winkel der Rippen, der vorragende Thorax, die Lage der Arme ſind ſaͤmmtlich ſo, wie bei'm Menſchen, ſo daß man dieſe Theile leicht mit einander verwechſeln koͤnnte. Die Länge des humerus iſt II Zoll; der Knochenkopf iſt knorplig; feine Gelenkverbindung wie bei'm Menſchen; am untern Theil duͤnner und abgeplatteter, als bei'm Menſchen; die con- dyli vorragend und knorplig; der radius 11 Zoll lang und vorn etwas gekruͤmmt, ſonſt dem menſchlichen ganz ähnlich. Die ulna, 113 Zoll lang und mit einer großen gekruͤmmten Vorragung am untern Theil fuͤr die Inſertion der Muskeln verſehen. i Der Knochen des carpus find 8 an der Zahl und den menſch⸗ lichen aͤhnlich, ausgenommen, daß ſie ſaͤmmtlich laͤnger und etwas ſchmaͤler, auch knorpliger find und mehr freie Bewegung auf. einander zulaſſen. N Der Knochen des metacarpus find 5 an der Zahl und jeder gegen 3 Zoll lang, bis auf den des Daumens, welcher 13 Zell Zoll lang iſt. Der Daumen hat 2 Knochen und ift 13 Zoll lang. Die Phalangen des Zeigefingers ſind zuſammen 4 8. lang, die des Mittel⸗ und Ringfingers 4 Zoll, die bes kleinen Fingers 33 Zoll. Die Gelenkverbindung des kemur mit dem acetabulum iſt der menſchlichen faſt ganz gleich; der Hals dieſes Knochens bil— det ungefähr denſelben Winkel. Bei vierfüßigen Thieren iſt die- ſer Umſtand ein characteriſtiſches Unterſcheidungszeichen, indem der Winkel bei ihnen faſt ein rechter iſt. Die Anſicht die- ſes Gelenkes allein ift ausreichend, dem Naturforſcher wenigſtens die Leichtigkeit des aufrechten Gongs, wenn auch nicht die Abſicht der ar a daß der Drang » Dütang einen aufrechten Gang ha⸗ en folle. Das femur ift 85 Zoll lang und von 2 Zoll Umfang; die trochanter und Nebengelenkhoͤcker find knorplig und vorragend. Die Knieſcheibe beſteht, wie beim Menſchen, aus einem ein⸗ zigen runden Stuͤck. Bei dieſem Affen war ſie bloß ein wenig verknoͤchert. Der tendo, welcher fie mit der tibia verbindet, iſt ſtark. Das Kniegelenk hat die halbmondfoͤrmigen Knorpel und iſt durch das kg. crueiale und laterale, wie bei'm Menſchen, verbunden. Die tibia iſt 73 Zoll lang und hat oben einen Um⸗ fang von 2 Zoll. Die fihula iſt 23 Zoll lang und ihr Umfang beträgt 13 Zoll. Die Extremitaͤten beider Knochen des Unterſchenkels ſind knorplig. Das Knoͤchelgelenk, wie bei'm Menſchen. Der tarsus beſteht aus 7 Knochen, wie bei'm Menſchen; ſie find meiſtens knorplig und verſtatten freie Bewegung aufein⸗ ander, Der calcaneus iſt breit und ragt ſattſam nach hinten hin⸗ aus, um die aufrechte Stellung zu unterſtuͤtzen. Der metatarsus beſteht aus 4 Knochen. Die große Zehe ift ein vollſtaͤndiger Daumen mit 2 Gelenken, ſteht aber nicht mit den übrigen Zehen in einer Reihe. Der ganze Fuß, mit Aus— nahme des calcaneus hat in der That mehr Aehnlichkeit mit ei: ner Hand, als mit einem menſchlichen Fuß, indem die Phalangen laͤnger ſind und aus aͤhnlichen Knochen, wie die Hand beſtehen. Aus dieſer fluͤchtigen Beſchreibung des Baues dieſes Affens hebe ich noch die Eigenthuͤmlichkeiten aus, welche uns eine Vorſtellung von der natuͤrlichen Art ſeines Gan⸗ ges zu geben im Stande ſind. 1. Ginge er auf allen Vieren, fo würde ihn das El⸗ lenbogengelenk hindern; denn wenn die Hand flach auf den Boden geſetzt wird, ſo iſt die Biegung dieſes Gelenkes derjenigen der vierfuͤßigen Thiere ganz entgegengeſetzt, indem das Gelenk ſich gegen den Koͤrper hinbiegt, ſtatt daß die Biegung nach vorwärts gerichtet ſeyn müßte, Dieſer Um⸗ „ 8 * ſtand würde alfo den Gang mehr hindern, als unterftü- gen. Fuͤr den Drang : Utang iſt es indeſſen nicht fo ſchwer, als für den Menſchen, das Gelenk nach vorwaͤrts zu drehen, und zwar wegen der Kruͤmmung der Knochen des Vorder⸗ arms und der freien Bewegung, welche in allen Gelenken beſteht. > Die Woͤlbung der Bruſt und der Umſtand, daß die Schulterblaͤtter fo weit zuruͤckſtehen, würde es ſchwierig machen, auf den Haͤnden die Laſt ſeines Koͤrpers zu tra⸗ gen. Vierfuͤßige Thiere haben eine flache B und die Schulterblaͤtter weit vorwärts auf dem Rüden, Das Huͤftgelenk muß ihm den aufrechten Gang we⸗ gen des kleinen Winkels, den der Schenkelbeinhals mit dem Koͤrper des Schenkelbeines bildet, noch leichter machen. 2. Bei'm aufrechten Gange muß ihm die Breite des calcaneus und die Laͤnge des Fußes zu ſtatten kommen, ferner auch der Umſtand, daß ſeine Arme ſo weit hinten ſtehen und ſo lang ſind, weßhalb ſie ihm zum Balanciren des Koͤrpers dienlich ſind. 3. Aus dem Bau der Eingeweide ſcheint ſich auch zu ergeben, daß dieſer Affe ausſchließlich fuͤr einen aufrechten Gang beſtimmt ſey. Da das pericardium weithin mit dem Zwerchfell vereinigt iſt, ſo kann es nicht durch's Gewicht der Leber und der Unterleibseingeweide hinabgezogen werden. Bei vierfuͤßigen Thieren iſt dieſe Einrichtung nicht noͤthig, denn der Druck des Bauchinhaltes unterſtuͤtzt die Expiration und waͤre das pericardium, wie bei'm Orang-Utang und bei'm Menſchen, mit dem Zwerchfelle verwachſen, ſo wuͤrde die Inſpiration behindert ſeyn. + ; Der Ausgang des Saamenſtranges iſt ein anderer Umſtand, wodurch ſich dieſes Thier von den andern vier⸗ fuͤßigen Thieren unterſcheidet. Er laͤuft nicht in gerader Richtung aus dem Unterleib heraus, wie bei'm Hunde, fon=' dern durchbohrt das peritoneum und die Muskeln, wie bes ſchrieben worden, in ſchraͤger Richtung. Dadurch ſichert er die Weiche vor Zerreißung, wie bei'm Menſchen. Die Eingeweide des Unterleibs ſind ſo aufgehangen, daß ſie die gerade Stellung vertragen koͤnnen, beſonders die Leber, welche ſehr ſtarke Baͤnder hat. Aus dieſen und andern Umſtaͤnden, welche ſich aus der Unterſuchung des Skelsts ergeben, muß man, meines Erachtens, die aufrechte Stellung fuͤr die natuͤrlichſte hal— ten. Will man ihn kein zweifuͤßiges Thier nennen und kann man ihn, wegen des eigenthuͤmlichen Baues ſeiner untern Extremitäten, nicht unter die vierfüßigen rechnen, ſo muß man ihn, wie die neueren Naturforſcher gethan haben, ein vrerhändiges Thier nennen. ueber Amphiuma means. 2) Hierzu die Abbildung Fig. 1. Die Gattung Amphiuma, welche zu den Batrachiern gehoͤrt, wurde zuerſt von Dr. Garden erwaͤhnt, welcher eine Beſchreibung der äußern Beſchaffenheit nebſt einem Zu den Notizen No.28% we 1 5 8 1011.3 4 n 15 9 x Exemplar in Weingelſt an Linns ſchlckte 3 65 Corre- spondence of Linnaeus, Vol. I. p. 333.). Ri⸗ chard Harlan hatte ſpaͤter im dritten Bande 905 Jour- nal of the Acad. of Nat. Science of Philadelphia, p. 54. T. 4. eine Abbildung des lebenden Thieres gege⸗ ben, woraus wir das Vorzuͤglichſte entlehnen werden, in⸗ dem wir das von demſelben Verfaſſer neuerdings Hinzuge⸗ kommene mittheilen wollen. — Die Gattung ſtimmt mit Salamandra und Triton in der Zahl der Fuͤße und in den nagelloſen Zehen uͤberein, unterſcheidet ſich aber da= durch, daß an den Fuͤßen keine Knochen (2) und nur zwei Zehen vorhanden ſind; von Siren kann man ſie durch die angegebenen Charactere (Zahl der Fuͤße und Mangel der Naͤgel an den Zehen) ebenfalls gut unterſcheiden, der Man⸗ gel ſtaͤndiger Kiemen und der Beſitz zelliger Lungen laſſen ſie eben ſo wenig mit Apneumona und Proteus verwechſeln. Rippen ſind nicht vorhanden, ſondern nur unbewegliche Rudimente davon. Die vordere und hintere Fläche der Wirbel haben tiefe Aushoͤhlungen, wie die der Fiſche. Aeußerlich bemerkt man keine Spur von tympanum, Das Thier findet ſich in den Teichen und Waffergräben um Neu ⸗ Orleans, in Florida, Georgien und Süd: Ga: rolina. Es ift im Stande, auf trockenem Boden zu le— ben, doch iſt nicht genau bekannt wie lange. Ein Indi— viduum, welches Dr. Meaſe beſaß, ſchluͤpfte aus dem Gefaͤß, in welchem es aufbewahrt wurde, und man fand es nun Tage nachher lebendig und munter wieder, und Hrn. Dr. Harlan wurde vom Major Ware die Beob⸗ achtung mitgetheilt, daß man es bisweilen 2 oder 3 Fuß unter Schutt von moͤrtelartiger Conſiſtenz angetroffen habe, in welchem es gleich den Wuͤrmern ſich eingewuͤhlt hatte. Es wird in Florida von den Negern, welche es ohne Grund fuͤr giftig halten, Congo Snake genannt. Hr. Harlan hat jetzt von Hrn. Ware drei Exemplare erhal⸗ ten, von welchen das kleinſte nur 3 Zoll lang war, aber dennoch nicht die geringſte Spur von Kiemen zeigte. Die Totallaͤnge des groͤßten war 2 Fuß 2 Zoll; der Kopf queer an den Augen ZI, der Raum zwiſchen den Augen Fo, zwiſchen den Najenlöchern Z; Zoll breit; von den Au— gen zu der Schnauzenſpitze 28; der Abſtand der vordern Extremitäten von den hintern 128 Zoll. Der After, eine deutliche Laͤngsſpalte, lag unmittelbar hinter den hintern H i l Ein Fall von ſchwerer Geburt, wegen einer Waſ— ſergeſchwulſt, welche die Beckenhoͤhle einnahm. 4) Von William Jackſon, Mitglied des Royal College of Surgeons zu London, und angeſtelltem Wundarzt zu Sheffield. J. . W. . . . ein verheirathetes Frauenzimmer, 21 Jahr alt, hatte im Jahr 1822 bei einer ſchweren Geburt, wo die Entbindung endlich durch Inſtrumente bewirkt wer⸗ den mußte, ſehr viel gelitten. Das Kind war von mehr e E 10 Extremitaͤten. Von dem After zum Schwanzende war die Laͤnge 675 Zoll; der Schwanz war kegelfoͤrmig und an der tiefern Haͤlfte zuſammengedruͤckt; der ane des Leibes 47% Zoll; Länge der hintern Extremitaͤt 1; der vordern 15 Zoll (Vielleicht iſt die Laͤnge derſelben bei'm lebenden Thiere betraͤchtlicher, da die Exemplare vielleicht durch den Weingeiſt etwas zuſammengeſchrumpft waren.) M i S ee le n. Pomona in relievo. Seit einigen Jahren hat Hr. Carlo de Gaspari zu Mailand angefangen, eine pla⸗ ſtiſche Sammlung von Fruͤchten in natuͤrlicher Groͤße und Faͤrbung zu veranſtalten. Die kleineren Fruͤchte ſind von Wachs, die groͤßeren von Gyps mit Wachs uͤberzogen, und die durchſichtigen Fruͤchte, z. B. Trauben, Johannisbeeren, ſind in Glas geblaſen. Die Arbeit wird gelobt. Die ganze Sammlung ſoll vollendet nicht uͤber 300 Franken, und jede einzelne Frucht, eine in die andere gerechnet, 80 Centimen koſten. Von den großen Früchten, z. B. Pfir⸗ ſichen, Orangen, wuͤrde das Stuͤck 4—5 Fr., und von den Trauben und Johannisbeeren das Stud 6—7 Fr. koſten. Haſelnuͤſſe in einem außerordentlich en Aus ſtand 3.) wurden ungefähr 8 Fuß unter der Erde in einer, bei Bounington, eine Engliſche Meile ſuͤdlich von Peebles, auf einer Wieſe liegenden Schlammgrube gefunden. Die obere, 3 Fuß dicke Schicht, beſtand aus Letten, die darun⸗ ter gelegene aus einem graulichen Kies und war ungefaͤhr 42 Fuß dick; den Grund bildete ein Gemiſch von grauem Sandſtein, braunem Moos und verfaulten Baumzwei— gen, und hierin lagen die Nuͤſſe. Als fie geöffnet wur- den, bemerkte man mit Erſtaunen, daß in allen der Kern ganz verſchwunden, das Fellchen und die Schaa> le aber noch ganz unverſehrt waren. Das Fellchen ließ ſich, mit Vorſicht, in Geſtalt einer Blaſe und ohne daß ein Loch entſtanden waͤre, herausziehen. Bei einigen, welche nicht ganz zur Reife gekommen zu ſeyn ſchienen, war das Fellchen ſehr klein, und, wie bei einer friſchen un⸗ reifen Nuß, mit einer weichen ſchwammigen Subſtanz um⸗ geben. Letztere hatte der Zerſetzung durch das Waſſer wi— derſtanden, wahrſcheinlich war aber bei den erſtern der Kern aufgeloͤſ't, zerſetzt und in Gas umgewandelt, und letzteres durch die Poren des Fellchens und der Schaale entwichen n Rad de als gewoͤhnlicher Größe und wurde lebendig geboren. Da: mals ließ ſich keine beſtimmte Urſache fuͤr die laͤngere Dauer der Wehen (ſie hatten uͤber 80 Stunden gedauert) an⸗ geben. Dieſelbe Frau wurde wieder ſchwanger, und am 14. Maͤrz 1824 abermals mein Beiſtand verlangt. Bei der Unterſuchung fand ich, daß die Hoͤhlung des Heiligenbeins von einer weichen Gſchwulſt gaͤnzlich aus ge— fuͤlt wurde, welche die vagina gegen den Schaambeindug 11 drängte. Die Thaͤtigkeit des uterus hatte ſchon ſechs Stunden vor meiner Ankunft ſehr kraͤftig begonnen, und bei jeder Wehe erhielten die hintern Wandungen der va- gina eine ſolche elaſtiſche Spannung, daß man nicht im Stande war, den Finger einzubringen. Da ich vermuthete, daß die Geſchwulſt in einem ver- ſtopften Zuſtande des Maſtdarms zu ſuchen ſey, fo nahm ich eine Unterſuchung dieſes Theiles vor, fand ihn aber leer und uͤberzeugte mich zugleich, daß die Geſchwulſt hin⸗ ter dem Maſtdarme ſitze, und daß letzterer nebſt der va- gina von ihr gegen den Schaambogen gedraͤngt wuͤrden. Waͤhrend die Wehen aufhoͤrten, wurde auf die Geſchwulſt Druck angewendet, ohne indeſſen dadurch den Inhalt der⸗ ſelben beſeitigen zu koͤnnen. Nach vieler Schwierigkeit wurde endlich, waͤhrend eines Stillſtandes der Wehen, ein Finger unter dem Schaambogen eingefuͤhrt und ein Fuß vom Toetus gefühlt. Da nun in dieſem Stadium der Wehen, wo bie Membranen zerriſſen waren, eine Entbindung ganz unmoͤg⸗ lich ſchien, entſtand die Frage, ob man in die Geſchwulſt, behufs ihrer Ausleerung, einſtechen, oder die Entbindung des foetus durch Zerkleinerung feines Volumens, fo gut es nur gehen wolle, verſuchen ſolle? Entſchied man ſich fuͤr die Abzapfung der Geſchwulſt, ſo war der hintere Theil des Maſtdarms der einzig bequeme Ort, von wo aus eine Oeffnung in die Geſchwulſt gemacht werden konnte. Ich entſchloß mich indeſſen, die Entbindung auf letz⸗ tere Weiſe (Zerſtuͤckelung des foetus) zu bewirken, rechnete dabei auf die Zuſammendruͤckbarkeit der Geſchwulſt und auf die noch immer kraͤftig beſtehende Thaͤtigkeit des uterus; auch war ich nicht willens, den Maſtdarm zu verletzen, von wo aus gerade jetzt einzig und allein die Operation vorgenommen werden konnte. } Bei'm Eintritt jeder neuen Wehe wurde der Fuß ſtark herausgezogen, bis man fuͤhlte, daß er abgeriſſen ſey. Mit betraͤchtlicher Anſtrengung wurde dann auch die andere Er: tremität ausgezogen. Die fernerweiten Schritte der Ope⸗ ration zu erwaͤhnen, iſt unnoͤthig, bis auf die Entbindung des Kopfes, deren Schwierigkeiten unbeſiegbar zu ſeyn ſchie— nen. Da ich von der Stadt weit entfernt war, fo ſendete ich einen Boten dahin, um mir den Schaͤdelbohrer holen zu laſſen, aber vor feiner Ruͤckkehr war mir, nach zweiſtuͤn⸗ diger Anſtrengung, die Entbindung gelungen. Jetzt war keine Schwierigkeit weiter vorhanden. Die Geſchwulſt war etwas ſchlaffer, füllte jedoch noch immer die Höhle des Hei⸗ ligenbeins aus. Der Inhalt des Beckens ſchien durch die große, bei der Entbindung angewendete Gewalt keine ſchlim— me Beſchaͤdigung erhalten zu haben. Die Woͤchnerin war ſehr erſchoͤpft und ich verordnete ihr ein Opiat. Am 16. Maͤrz, zwei Tage nach der Entbindung, hatte die Woͤchnerin noch keinen Stuhlgang gehabt und klagte Über heftigen Schmerz im Becken. Ich verordnete ein oͤffnendes Mittel, welches ohne Wirkung blieb; auch der Harn konnte nur mit großer Schwierigkeit und in klei⸗ ner Quantitaͤt ausgeleert werden. Dieß ruͤhrte wahrſchein⸗ 12 lich daher, daß die Geſchwulſt auf den Maſtdarm und auf die Harnroͤhre druckte. Als ich den Maſtdarm ſorgfaͤlti— ger unterſuchte, erkannte ich, daß jetzt eine ſehr deutliche Fuͤlle und Schwappung zwiſchen dem After und dem os coccygis beſtehe. Der heftige Schmerz, welchen die Pa: tientin in der Gegend des Heiligendeins empfand, zuſam⸗ mengehalten mit der retentio urinae et faecium er⸗ heiſchte Huͤlfe, wenn dieſelbe moͤglich war. Ich ſenkte deßhalb einen Zoll weit vom os coccygis eine Lanzette tief nach vorwaͤrts und aufwaͤrts ein, durch welche Oeff— nung an 6 Pinten einer klaren ſtrohgelben Fluͤſſigkeit in ſtarker Strömung abfloſſen. Nach dieſer Ausleerung em- pfand die Patientin einen unertraͤglichen Kopfſchmerz, der ſich etwas gab, ſobald ſie ſich auf den Ruͤcken legte. Die unmittelbaren Wirkungen dieſer Operation as ren gaͤnzliches Verſchwinden des Schmerzes im Becken und ungehinderte Ausleerung des Darmcanals und der Blaſe. Letztere war nur ein einziges Mal mit einem Catheter abs gezapft worden. Zwei Tage lang leerte ſich aus der Wund— Öffnung eine betraͤchtliche Quantitaͤt Fluͤſſigkeit aus, wor— auf ſich erſtere ſchloß. Den Tag nach der Ausleerung der Fluͤſſigkeit empfand die Patientin heftiges Kopfweh, fuͤr welches ich ihr folgenden Trank verordnete, welcher ihr große Erleichterung gewaͤhrte. Rec, Tinct. opii Spirit. aeth. nitr. aa gutt. xL Aquae menth. 3j. M. Ft. haustus. Den 28. hatte ſich wieder Fluͤſſigkeit angefammelt und wurde, waͤhrend die Patientin auf dem Ruͤcken lag, an der vorigen Stelle abgezapft, ſo daß man 4 Pinten gelblichgruͤne Fluͤſſigkeit erhielt. Dieſelbe Affection des Kopfes, nur nicht ſo heftig, ſtellte ſich nach der Operation ein. Am dritten April hatte ſich wieder Fluͤſſigkeit geſam⸗ melt, und die Ausleerung des Harns und des Stuhlgangs 2 Tage lang Schwierigkeiten gehabt. Ein Quart klare Fluͤſſigkeit wurde mit entſchiedener Erleichterung der Pati⸗ entin abgezapft, und die gewoͤhnliche Kopfaffection ſtellte ſich wiederum ein. Die Geſundheit der Woͤchnerin, welche feit der Entbindung ſehr geſtoͤrt worden war, ſtellte ſich jetzt wieder her; ſie bekam wieder Appetit und Kraͤfte, mit einem Wort jede Function näherte ſich dem Normalzu⸗ ſtande der Geſundheit. Beſonders der Puls, welcher im— mer 110 bis 120 mal geſchlagen hatte, ſchlug jetzt nur 85 mal. Den 12. April mußte die angeſammelte Fluͤſſigkeit wiederum abgezapft werden, und ich ſahe jetzt ganz deut— lich, daß in den Theilen, welche die Fluͤſſigkeit einſchloſſen, eine betraͤchtliche Veraͤnderung ſtattgefunden hatte, indem bei'm leiſeſten Druck auf dieſelben die Patientin die hef⸗ tigſten Schmerzen ausſtehen mußte; auch erſtreckte ſich dieſe Empfindlichkeir den Ruͤckenwirbeln entlang. Die all⸗ gemeinen Bedeckungen des os coccygis hatten ſich bedeu⸗ tend verdickt, ſo daß die Fluͤſſigkeit tiefer als gewoͤhnlich zu ſitzen ſchien. Die bei dieſer Gelegenheit abgezapfte Fluͤſ⸗ ſigkeit betrug an 3 Pinten, hatte eine dunkelbraune Farbe und war mit Blut gefaͤrbt. Die Affection des Kopfes war jetzt bei weitem geringer, als bei den fruͤhern Abza⸗ 13 pfungen. Ich verfuchte, mittelſt eines Charpiemeiſels, eis nen allmaͤligen Abfluß der Fluͤſſigkeit zu bewirken, aber ich mußte davon abſtehen, und die Oeffnung ſich ſchließen laſ— ſen, weil er zu große Irritation erregte. Als ich meine Patientin am 16. April beſuchte, war ihr Zuſtand ſehr hoffnungslos. Sie klagte uber heftigen Schmerz und Empfindlichkeit vom Heiligenbein an, dem Ruͤckgrat entlang, bis zum Gehirn. Sie hatte faſt gar keinen Schlaf, klagte üser Taubheit in den untern Extre⸗ mitäten, hatte dabei große Hitze und Durſt nebſt einem vollen und harten Puls von 110 Schlaͤgen. Die Zunge war gerunzelt, der Stuhlgang regelmaͤßig; der Harn war duͤrftig, hochgefaͤrbs und konnte nur mit Schwierigkeit aus— geleert werden. Es ſchien ine ſchwache Anſammlung von Fluͤſſigkeit ſtattgehabt zu haben; die Abzapfung gab et= was weniges Fluͤſſigkeit, welche ſtark mit Blut geroͤthet war. Die Einfuhrung der Lanzette verurſachte die» ſes Mal heftigen Schmerz, ihrer Beſchreibung nach vom untern, Theil der Wirbel nach dem Kopf hinſchießend. Eine tiefer in der Oeffnung ſitzende membrandſe Bildung ſchien den Abfluß der Feuchtigkeit zu verhindern. Ich vermu⸗ thete, daß es der Waſſerſack ſey, denn die Fluͤſſigkeit ſtroͤmte ſogleich wieder aus, wenn durch Einbringung einer Sonde der verſtopfende Koͤrper beſeitigt wurde. Ich vetordnete jetzt Blutegel laͤngs dem Ruͤckgrat, oͤffnende Mittel und Opiatmittel mit Antimonium. Die Sympto⸗ me der Erregung hatten ſich nach einigen Tagen gegeben. Am 15. 16. u. 17. April war aus der vagina eine bes traͤchtliche Blutausleerung erfolgt. Spaͤterhin hat ſich keine Fluͤſſigkeit wieder angeſammelt. Die Theile zwiſchen dem Schwanzbein und After ſchienen ſich verdickt und conſoli⸗ dirt zu haben, dennoch aber beſtand im Becken und un⸗ mittelbar über dem Schaambogen eine betraͤchtliche Fülle. Ein natürlicher Zuftand der Theile und eine gefunde Beſchaffenheit der Conſtitution meiner Patientin wurde 4 . fie wurde im Jahr 1825 zum drit⸗ enma wanger und hatte keine ei der Neale g h Beſchwerden bei der Bemerkungen.. — Dr. Denman erwaͤhnt in ſeiner Einleitung eine Affection, welche mit der beſchriebe⸗ nen, große Aehnlichkeit hat, nur mit dem Unterſchied, daß, in ſeinem Fall die Fluͤſſigkeit zwiſchen der vagina und dem Maſtdarm ſich vordraͤngte. Er vetrachtet ihn als eine as- eites, und nennt dieſe Affection Waſſerſucht des perinae- um. Damals hatte er ſich noch nicht entſchieden, wie man am zweckmaͤßigſten dabei zu Werke gehe, giebt aber ſpaͤter den Rath, die Geſchwulſt vor der Entbindung anzuſtechen. In Bezug auf dieſen Fall draͤngt ſich eine Frage auf: Ob die Fluͤſſigkeit urſpruͤnglich in der Höhle des Heiligen⸗ N beins abgeſondert, oder durch eine Zerreißung eines mehr innerlich gelegenen Theiles, z. B. eines Bauchfellſackes oder noch wahrſcheinlicher eines Eierſtockſackes ſich herabgeſenkt ha⸗ be. Die bedenkliche Kopfaffection, welche ſich nach dem Ab⸗ zapfen der Fluͤſſigkeit einſtellte, laͤßt ſich, meines Erachtens, auf die Weiſe erklaren, daß der Druck von den Blutgefaͤ— ßen entfernt wurde; und die ebenfalls beſchriebene große 14 Aufregung am 16. April laßt deutlich auf eine Entzuͤn⸗ dung der membranoſen Bedeckungen des Ruͤckgrats ſchlie⸗ ßen, die ſich ſelbſt bis in's Gehirn verbreitete. Bemerkungen uͤber den Herpes genitalis. 5) Der Herpes genitalis iſt eine fehr gemeine und an ſich ein⸗ fache Affection, die ihren beſtimmten Gang geht und leicht zu er⸗ kennen iſt. Wird fie aber verkannt oder irrig behandelt, dann konnen die Folgen, befonders wenn fie als ſyphilitiſche Affection behandelt wird, ſehr bedenklich ſeyn. Royſton und Bateman haben über Herpes praeputia- lis geſchrieben, ohne darauf aufmerkſam zu machen, daß die Krankheitein eweitere Ausbreitung hat: denn es giebt davon 3 Ar⸗ ten, namlich: herpes praeputü, herpes glandis, herpes scroti. Herpes genitalis ift alfo ein Gattungsausdruck und bezeich⸗ net eine ſchwache, umſchriebene entzündliche Affection der maͤnn⸗ lichen Geſchlechtstheile, die in Ulceration übergeht, regelmaͤßig von ſelbſt heilt und keine Narbe zuruck aͤßt. Erſte Art. — Der herpes praeputii hat 2 Varietäten, namlich herpes praeputii interni und herpes praeputii externi. a) Herpes praeputü interni. — Hitze und Jucken werden unter der Vorhaut empfunden und bei näherer Unterſuchung ent deckt man einen roͤthlichen erhabenen Punct, fo groß oder größer als ein engliſcher Silberpfennig. In wenig Stunden — bald in kurzerer, bald in längerer Zeit, je nach der Heftigkeit des An⸗ falls — kommen drei oder vier, und ſelbſt mehr waͤſſerige Puncte zum Vorſchein. Den folgenden Tag fließen dieſe Puncte zuſam⸗ men und bilden eine Ulceration, die ſehr ſchmerzvoll iſt und eine weißliche Oberfläche darbietet. Bei zweckmaͤßiger Behandlung verſchwinden bald Hitze und andere unbehagliche Symptome; die Ulceration wird rein und roth und heilt, allmaͤlig. Ceratum calaminae, auf Leinwand geſtrichen, iſt das beſte Mittel; es beruhigt augenblicklich und hat immer einen guten Erfolg. Innerliche Arznei iſt nicht erforderlich, und wer Charpie, wer irgend eine andere irritirende Application anwendet, wird es zu bereuen haben. 8 Die Zeit der Heilung variirt von drei bis ſieben, zwölf und ſelbſt mehr als zwanzig Tagen; denn bei ſchlimmen Fällen iſt die Geſchwulſt des praeputium ſehr beträchtlich und Schmerz und Hitze für den Patienten auß erſt quälend. b) Herpes praeputii externi. — Die Stadien dieſer Va⸗ rietät find nicht fo augenfaͤllig; denn da die Krankheit aͤußerlich iſt, ſo kann ſchon die Kleidung Irritation verurſachen. Bei einer irrigen Behandlung artet ſie auch manchmal in ein ſchlimmes Geſchwuͤr aus, welches für Chanker gehalten worden iſt und auch dafür gehalten werden kann. Es bedarf hier keiner weitern Be⸗ handlung, als daß man darauf ſieht, alle Irritation zu vermei⸗ den. Alsdann verwandelt ſich der Ausfluß in einen Schorf, der, ſich ſelbſt uͤberlaſſen, bald abfaͤllt, und den darunterliegenden Theil völlig geheilt erblicken läßt. Wird aber dieſer Heilungsproceß geftört, fo kann großer Nachtheil entſpringen; das Geſchwuͤr breitet ſich aus und verſetzt den Patienten wie den Arzt in Sor⸗ gen und Zweifel. ; . Zweite Art. — Herpes glandis. — Hier iſt die Af⸗ fection mehr reizbar, und das Geſchwuͤr verhaͤltnißmaͤßig hart näckig. Die Heilung nimmt deßhalb mehr Zeit in Anſpruch; und jedes äußere Mittel, außer Geratum calaminae auf Lein- wand geſtrichen, iſt ſchaͤdlich. Dritte Art. — Herpes scroti. — Dieſe Affection be⸗ ginnt am untern Theile des scrotum, an der Naht. Es bedarf hier ebenfalls keiner beſondern Behandlung, ſondern nur der Ver⸗ huͤthung von Irritation, wo ſich dann allmaͤlig ein Schorf bilden wird, der trocknet, abfaͤllt und die darunterliegenden Theile geſund zurüͤcklaͤßt. Der Verfaſſer ſcheint dieſe Krankheit nur mit practiſchen Augen zu betrachten, wenn er ihr Vorkommen allein, wie er ge⸗ than hat, auf die männlichen Geſchlechtstheile beſchraͤnkt; denn die Frauenzimmer find ſicherlich einem ähnlichen Ausſchlag ‚ausge: 15 ſeht und zwar an Theilen, auf welche das Beiwort genitalis eben fo anwendbar iſt, als auf penis oder scrotum. Foetus in testiculo, (Vergleiche Notizen Nro. 40. S. 287. und Nro. 282. S. 282.) (Hierzu die Abbilbungen Fig. 2 bis 7. ) In dem, dem Hrn. Grafen von Schlaberndorf gehörigen, zwei Meilen von hier entfernten Dorfe Tſcheplau wurde im Dec. 1817 dem daſigen Schmidt Faulhaber, ein Knabe geboren. Er war vollkommen wohlgebildet, und weder die Aeltern noch die Hebamme wollen an ihm etwas Ungewöhnliches bemerkt haben, wobei ich doch Mangel an Aufmerkſamkeit vermuthe. Vier Wo⸗ chen ſpaͤter nahm man ein Aufſchwellen des rechten Hoden wahr. Nachdem ſich ſchon ſeit mehreren Wochen verſchiedene Leiden bei dem Kinde, vorzüglich ein beſchwerliches Urinlaſſen eingefunden, kam der kleine Patient den 13. Maͤrz in die Pflege des Herrn Kreis: Chirurg TLambey. Derſelbe fand an dem wohlgenährten ſtarken Knaben, in dem rechterſeits ausgedehntem scroto, eine der Haut gleichfarbige, ziemlich harte, unebene, unſchmerzhaft anzufühlende Geſchwulſt, von der Größe eines kleinen Huͤhnereb's, wobei der funiculus spermaticus in feinem natuͤrlichen Zuftande wahrgenommen wurde; der andere Hode war natuͤrlich, dem Al⸗ ter des Kindes angemeſſen. Der kleine penis war ſeiner ganzen Länge nach mit der Naht des scroti verwachſen, und mit einen ſehr verengten praeputium verſehen. Da der Urin aur tropfen⸗ weiſe abging, und das praeputium mit der glans verwachſen war, fo wurde eine foͤrmliche Beſchneidung vorgenommen. Den 3. Mai hatte der kranke Hode die Größe eines Gaͤnſeei's erreicht, die Be: ſchwerden bei'm Urinlaſſen waren durch eine neue Verengerung der Vorhaut wieder groͤßer geworden, weßhalb noch eine Operation nöthig wurde. Den 1. Julius hatte die Geſchwulſt auffallend zus genommen, war ſehr ungleich hart, mehr kalt und unſchmerzhaft anzufuͤhlen, und reichte bis unter das Knie. Die Caſtration wurde noch aus andern Gründen unvermeid⸗ lich, und wurde von Hrn. Lambey in Gegenwart des Hrn. Ba: taillons⸗Chirurg Scholwein und Hrn. Chir. Wittiber den 9. Julius unternommen. Der abgeldſ'te kranke Hode betrug im Längendurchmeſſer 4 Zoll 3 Linien, im Queerdurchmeſſer 2 Zoll 4 Linien Rheinländiſch und wog 14 Eth. Kramergewicht. Seine ei⸗ genthuͤmlichen Haͤute wurden nun, bis auf eine Hodenſtelle getrennt. Bei einem, nach der Lange gemachten Einſchnitte ſtieß das Meſſer auf einen harten Körper; daher wurde nun behutſam auf der Oberflache deſſelben präparirt, wo ſich dann ein foͤrmlich gebilde⸗ tes 12 Zoll langer, doch ganz vom periosteum entbloͤßtes os fe- moris frei darliegend zeigte. Ferner fand ſich nun in dem aufgeloͤſ ten Weſen des Hoden (parenchyma testis) ein zufammenhängendes Knochengebilde mit Fleiſch und Haut uͤberzogen, welches ohne der Phantaſie einen zu großen Spielraum zu laſſen, wie ſich deutlich zeigt, das Becken von einem monatlichen Embryo, mit dem ſchon er⸗ wähnten Schenkelknochen, und einem linken, freilich ſehr mißge⸗ ſtalteten, aus Haut-, Knochen ⸗, Knorpel: und Muskelfaſern be⸗ ſtehenden Ober- und Unterſchenkel beſtehet. Das Becken hat, von vorne betrachtet, eine merkbare Vertiefung; doch wird dieſe (Beckenhoͤhle) vorwärts nicht von dem Schaambeine geſchloſſen, ſon⸗ dern von dem von hinten nach vorne heraufgebogenen ‚os coc- eygis. Aus der Mitte der Beckenhoͤhle tritt ein 1 Zoll langer, Bibliographiſche Sylva Britannica; or Portraits of forest trees, distinguished for their Antiquity, Magnitude or Beauty. Drawn from Nature and etched by Jacob G. Strutt. London, 1826. Fol. Ueber die wiſſenſchaftliche Ausbildung junger Pharmaceuten, in Beziehung auf die Goͤbel ' ſche Lehranſtalt zu Jena, nebſt Ankündigung eines microchemiſchen Probierapparats von Dr. C. Ch. Tr. Fr. Göbel. Jena 1826. 8. (Der microhemi- ſche Probierapparat, den ich kennen gelernt habe, als Herr Prof. Goͤbel mich auf einigen amtlichen Viſitationen beglei⸗ 16 4 Linien breiter, myrthenfoͤrmiger Körper hervor, ber a reren kleinen Knochen zu beſtehen schein, und frei mit Ae Ende an Fleiſchſiebern hängt. Zu beiden Seiten find nicht ſehr ent⸗ ſtellte Hüftbeine ſichtbar. Rechterſeits iſt fuͤr das oben beſchrie⸗ bene, mit einen ſehr deutlichen Gelenkkopf verſehene os femoris, ein acetabulum vorhanden. An dem linken, freilich unvollkom⸗ men aus gebildeten Ober⸗ und Unterſchenkel, giebt es jedoch ein ſcheinbares Knie- und Fußgelenk. : Das das ganze Mißgeſtaltete Theile eines Kindes find, iſt gar keinem Zweifel unterworfen. Eine Abbildung, nach der Na⸗ tur gezeichnet, wird dieß deutlich machen. ahmiche G. a 3 een mit den untern Ertremitäten li ebilde, aus dem Teſtikel eines 36 W = bens 3 der Vorderſeite. x ihr or a. Der an einem tendinöfen Faden befeſtigte beſonde ö b. Inſertion des os HER in Be A o. Ein etwas abſtehender Körper, einem os coccyg. ahnlich. d. Eine cartilaginoͤſe Wulſt, wie zuſammengewachſene Zehen. Fig. 3. Das os femoris von der hintern Seite. 510 4. 808 os eic ind der vordern Seite. ig. 5 as ganze Gebilde von der hi i den anhaͤngenden are e e Fig. 6. Der anhaͤngende Koͤrper von der einen Seite. Fig. 7. Der anhängende Körper von der andern Seite. (Mitgetheilt vom Hrn. Medicinalrath Dr. Dietrich in Glogau.) Miscellen. Das Räucherungsinſtitut, welches Hr. Green in London (nach Gal s's, Aflinis, de Carro's ꝛc. Vorgange), errichtet hat, iſt in vollem Flor. Weil auf der dieſen Stuͤcke beigegebenen Ta⸗ fel noch Platz war, fo habe ich die Anſicht Fig. 8. aus dem März: ſtuͤck des London medical and physical Journal copiren laſſen. Da die hier abgebildeten hölzernen Kaften ſehr unvollkommne Waͤrmeleiter ſind, ſo kann ihre Temperatur durch den Ofen und die heißen Platten unter dem Kaſten und den Fuͤßen des Patien- ten inwendig bis zu dem fuͤr die Daͤmpfe noͤthigen Grade erhoͤht werden. In einer der heißen Eiſenplatten wird das Arzneimittel, wovon die Dämpfe wirken ſollen, verfluͤchtigt, während der Körper, nachdem er 8 — 10 Minuten in der erhöhten Temperatur verweilet, zur Aufnahme der medieiniſchen Einwirkung geneigt gemacht iſt. Den Aerzten und Naturforſchern Deutſchlands. Nachdem Sr. Majeftät der König von Sachſen huldreichſt geneh⸗ migt haben, daß die Verſammlung Deutſcher Naturforſcher und Aerzte in dieſem Jahre zu Dresden gehalten werde, fo laden die Unterzeichneten zu dieſer Zuſammenkunft freundlichſt ein. Sie wer⸗ den darauf Bedacht nehmen, fuͤr die Verſammlungen, welche wie— der den 18. September beginnen ſollen, ein geeignetes Local vor: zubereiten, und erſuchen ſodann die zu dieſen Zwecken eintreffen den Gelehrten, Ihre Ankunft den Unterzeichneten anzuzeigen, auch über etwa von Ihnen zu haltende Vorträge eine kurze Ans gabe bei dem Secretaͤr niederzulegen, um eine zweckmaͤßige Ver⸗ theilung vorzutragender Abhandlungen auf die einzelnen Sitzungen treffen zu konnen. Dresden, den 14. April 1826. Dr. Seiler, Gefhäftsführer, und Dr. Carus, Secretaͤr bei der dießjaͤhrigen Verſammlung Deutſcher ü Naturforſcher und Aerzte. Neuigkeiten. tete und womit er in meiner Gegenwart experimentirte, iſt ſehr compendiös, zweckmaͤßig und empfehlungswerth.) Recherches anatomiques et physiologiques sur les cas d'uterus double et de superfetation. Par A. L. Cassan, Paris 1826. 8. m. K. La igiene degli occhi, ovvero consigli per preservare la vi- sta; opera indispensabile agli Uomini di studio e di governo, agli artisti, agli artisani ete. Milano, 1825. 12mo, iſt eine Ueberfegung der Hygiene oculaire des Hrn. J. H. Neveille: Parifet. Hierbei eine Tafel Abbildungen. * ul aus dem Gebiete der Natur⸗ und Heilkunde. Nro. 288. (Nr. 2. des XIV. Bandes.) Mai 1820. Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. In Commiſſion. bei dem Kön. Preuß. Gränz⸗Poſtamte zu Erfurt, der Koͤnigl. Saͤchſ. Zeitungs⸗Expedition zu Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u. Taxiſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes⸗Induſtrie⸗Comptoir Preiß eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Rthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes 3 ggl. — — Na t uin n enn . Verſuche uͤber die unmittelbare Communication der Blutadern und der lymphatiſchen Ger faͤße (8). f Von Giovanni Roſſi. Erſter Verſuch. Ich habe nach dem Wal⸗ ther'ſchen Verfahren am Leichnam eines jungen, "22jähr rigen, an der Schwindſucht geſtorbenen Menſchen die aus: führenden Gefäße der rechten Leiſtendruͤſen mit Queck— ſilber ausgeſpritzt. Die Eingeweide des Unterleibes und die Gekroͤsdruͤſen waren in geſundem Zuſtand, und ich hatte gleich anfangs den ductus thoracicus 4 Zoll un⸗ ter dem Zwerchfell unterbunden. Als die Injektion den Theil des Kanals unterhalb der Ligatur ausgedehnt hatte, hoͤrte ich auf, einzuſpritzen, und konnte bei der aufs merkſamſten Unterſuchung nicht bemerken, daß ein lym— phatiſches Gefäß ſich in eine der Hauptramificationen der Pfortader einmuͤnde. Ich nahm hierauf die Maſſe der Eingeweide aus dem Unterleib und das Blatt des peritoneum weg, welches die aorta, die vena cava und den plexus Iymphaticus lumbaris bedeckt, deſſen Ausſpritzung ſehr gut gelungen war. Ich ſahe nun 5 ziemlich ſtarke lymphatiſche, zum Theil mit Queck⸗ ſilber gefüllte Gefäße aus den obern Lumbardruͤſen heraustreten, die, ſtatt ſich nach dem ductus thoraci- cus zu wenden, ſich offenbar, theils in die vena ca- va, wo ſie aus der hintern Furche der Leber hervor— tritt, theils in die linke Nierenblutader an ihrem Ur— ſprunge, theils in die vena cava zur Seite der Eins mindung der rechten vena spermatica öffneten. Ich unterband hierauf die Venenſtaͤmme an' der Einmündung dieſer lymphatiſchen Gefaͤße, und ſetzte von neuem die Einſpritzung durch die ausfuͤhrenden Gefäße der Lumbar— druͤſen fort, worauf ich im Stande war, ſie vollſtaͤndig mit Queckſilber zu füllen. Dieſe Vorſicht tft noͤthig, wenn man verhindern will, daß ſich das Queckſilber in die Venen ergieße und dieſe Gefaͤße bis zu ihrer Venen— muͤndung nur theilweiſe ausſpanne. Da mir dieſe oberflaͤchliche Unterſuchung nicht aus reichend zu ſeyn ſchien, um die Beſchaffenheit dieſer Ge: fäße darzuthun, unterſuchte ich aufmerkſam die Particu— laritaͤten, welche ihre Struktur darzubieten vermochte, wenn man ſie aus dem Leichnam herausnahm. Ich breitete ſie auf einem Tiſch aus und ſpaltete ſie, unter einer ſtarken Lou— pe in der Laͤngenrichtung, wobei ich fand, daß ihre innere Wandung glatt war und keine Klappe bemerken ließ, wie in den andern lymphatiſchen Gefaͤßen. Man weiß, daß alle Blutadern, deren Durchmeſſer weniger als eine Linie betraͤgt, keine Klappen beſitzen, und daß ſich auf dieſen Umſtand der Hauptunterſchied zwiſchen dem Iynız phatiſchen Gefaͤß und einer ſchwachen Blutader gruͤndet. im jeden Mißgriff in dieſer Hinſicht zu vermeiden und die wahre Beſchaffenheit dieſer Gefaͤße zu erkennen, iſo— lirte ich an dieſem Leichnam die glandulae lumbares und venae iliacae primitivae, und konnte bemerken, daß aus ihren hintern und Seitentheilen mehrere kleine Aſtchen ausliefen, welche Queckfilberkuͤgelchen enthielten. Sie begaben ſich direct nach der vena cava und die andern nach den venae iliacae primitivae, ein Aſtchen von ihnen auch in die letzte linke Lumbarvene, welche hinter die aorta läuft. Dieſe kleinen Gefaͤße, die ich erſt unterſcheiden konnte, als ich die Druͤſen herausnahm, hatten eine Länge von einigen Linien und das Ausſehn kleiner Venen. Zweiter Verſuch. Am Leichnam eines 18 jähris gen, an Marasmus geſtorbenen Juͤnglings injicirte ich die lymphatiſchen Gefaße des Gekroͤſes auf dieſelbe Weiſe, und machte dabei folgende Beobachtung: außer den Ge— faͤßen, die an mehrere Drüſen und von da in den duetus thoracicus liefen, gab es noch andere, welche aus den größs ten Druͤſen zu gleicher Zeit als wirkliche lymphatiſche Gefaͤße herausliefen, zum Theil mit Queckſilber gefuͤllt waren und ſich nach kurzem Lauf in die Hauptaͤſte der Pfortader oͤffneten. Ich verfolgte davon hauptſaͤchlich einige, wel⸗ che ſich in die Milzblutader einmuͤndeten, aber ich ſah keins dieſer Gefaͤße ſich in die Nierenblutader oͤffnen. Ich fand auch diejenigen wieder, welche ich im vorigen Verſuche beſchrieben habe, und überzeugte mich noch: mals, daß ſie keine Klappen hatten, waͤhrend man doch 2 a in den ductus thoracicus öffnen. f Dritter Verſuch. Als ich die Injektion am Leichnam einer Frau wiederholte, erblickte ich ebenfalls zahlreiche Ramificationen, welche ſich in die venk cava und in die Aſte der vena portarum oͤffneten. Ihre Structur bot mir dieſelben Particularitaͤten dar. Dieſe Einſpritzungen habe ich mehrmals mit glei— chem Erfolg und immer mit denſelben Reſultaten wie! derholt. Um den Mangel der Klappen in dieſen Ger faͤßen außer Zweifel zu ſetzen, ſchnitt ich mehrere derfel: ben an ihrem Ausgang aus der Druͤſe auf, und das Queckſilber, welches fie enthielten, floß heraus. Ich ſetzte hierauf das Ende der Spritze in die Offnung, mit: telſt welcher ſie ſich in die Vene einmuͤndeten, und kaum hatte ich den Hahn der Roͤhre geoͤffnet, als ſie raſch mit Queckſilber gefuͤllt wurden, welches aus der gemachten Offnung herausfloß, was nicht geſchehen ſeyn wuͤrde, wenn dieſe Gefaͤße, wie die lymphatiſchen, mit Klappen verſehen geweſen waͤren. 1 Es ergiebt ſich aus diefen Verſuchen: g 1) daß das in die lymphatiſchen Gefaͤße eingeſpritzt Queckſilber, nachdem es durch die im Verlauf dieſer Ge— faͤße liegenden Druͤſen gedrungen iſt, mittelſt gewiſſer Ge— faͤßſtaͤmme, die ſich von den Druͤſen bis zu den Venen— aͤſten verbreiten, auch in die Venen uͤbergehe; 2) daß dieſe Gefaͤßſtaͤmme, welche auf den erſten Blick ganz das Ausſehn lymphatiſcher Gefaͤße haben, als Venen betrachtet werden muͤſſen, deren Beſtimmung wahrſcheinlich die iſt, den Überfluß des Blutes, welches die Druͤſen zu ihrer Ernaͤhrung empfangen, wieder in den Strom der Circulation zuruͤckzufuͤhren. über den Einfluß des Sonnenlichtes auf das Verbrennen (9) hat Hr. Thomas M'Keever eine aͤußerſt intereſſante Abhandlung geliefert, aus welcher nur einige Reſultate hier mitgetheilt werden koͤnnen. Hr. M'Keever ſtellte eine Reihe von Verſuchen an, um zu ſehen, in wie fern die Meinung gegruͤndet fey: daß wenn die Sonne oder auch blos Tageslicht auf bren— nendes Feuer fällt, dieſes dadurch ſchwaͤt cher brenne, und wenn es ſehr ſchwach brennt, endlich ganz verloͤſche. Er hielt dies anfangs: für Vorurtheil oder fuͤr optiſche Taͤuſchung, fand es aber, treu dem altengliſchen Geiſte, vorher Verſuche anzuſtellen, und dann erſt daruͤber zu raiſonniren, fuͤr gerathener, eine Reihe von Verſuchen vorauszuſchicken. 16 Er ſtellte von zwei gleich ſchweren Stuͤcken Wachs— lichter, das eine in eine dunkle Kammer bei 57° F., das andere in's Sonnenlicht bei 78° F. Erſteres verlor in 5 Minuten 94 Gran, letzteres 85 G. : en Wee ee . ganz deutlich die Klappen an denen bemerkte, die ſich 20 Eine genau in Zoll und Linien getheilte Talgkerze brauchte, um 1 Zoll lang abzubrennen, = Knochen. iim Tageslichte im Sonnenlichte 59 Min. o“ bei 80 F. im dunkeln Zimmer 55 — 0% 5; 68 F. 57 4 0“ 4 68% F. ., Ein auf aͤhnliche Weiſe vorgerichtetes Wachslicht brauchte, um 1 Zoll lang abzubrennen, PER im Sonnenlichte 5° o“, bei 79° F. im dunkeln Zimmer 4° 30“ bei 67° F. im Tageslichte 4“ 52“ bei 67° F. Zwei gleich ſchwere Stuͤcke Wachslichter wurden in zwei Laternen, wovon eine ſchwarz angeſtrichen war, die an— dere ungetruͤbt blieb, einem ſtarken Sonnenlichte ausge: ſetzt. In 10 Minuten hatte erſteres 162, letzteres 15 Gran verlgren. Mondlicht, auch noch fo rein, hatte nicht den mindeſten Einfluß. Hr. M'Keever erklärt nun dieſes Phänomen durch die zerſetzende Kraft der Lichtſtrahlen, wodurch die, die Flamme zunaͤchſt umgebende Luftſchichte eines Theils ihres Sauerſtoffes beraubt werde. Er ließ nun einzelne farbige Lichtſtrahlen auf das brennende Licht fallen, und fand ſeine Anſicht gerechtfertigt. Foſſile thieriſche Uberbleibfel von wahrhaft gi⸗ a gantiſcher Groͤße (10) hat Samuel Schofield in den vereinigten nordamerikaniſchen Staaten, in den Niederungen zwiſchen Placquemine und den Seen in Menge ausgegraben. (Notiz. Nr. 258 ©. 250 iſt dieſer Knochen bereits kurz gedacht.) Sie gehoͤren offenbar irgend einer jetzt nicht mehr vorhandenen Thierklaſſe an; ob dieſelbe antediluvianiſch gewe⸗ fen ſey oder nicht, laͤßt ſich nicht ſagen. Der große Ele- phas mastodon oder das amerikaniſche Mammouth, welches Dr. Mitchill beſchrieben hat, ſteht an Groͤße unter dieſen Aus dem Umſtande, daß ſich Ambra in einiger Quan⸗ titaͤt an der untern Flaͤche des Kieferknochens angeſammelt hat, laͤßt ſich ſchließen, daß dieſe Knochen einem Seethiere an⸗ gehoͤrt haben, jedoch keine naͤhere Vermuthung uͤber die Art deſſelben wagen. Wenn man dieſe Überbleibfel unterſucht, kommt man leicht in Verſuchung, den abentheuerlichen Erzaͤhlungen des Pater Kircher vom Kraken und von der norwegiſchen Seeſchlange Glauben zu ſchenken. Dieſes Thier, welches niemals beſchrieben worden iſt, muß bei ſeinen Lebzeiten an Größe dem einen oder dem andern jener Ungeheuer gleich gekom— men ſeynn. „Die aufgefundenen Knochen, welche nach Boſton gebracht worden find und ſich jetzt am Bord des Dampfbootes „Expedi- tion“ befinden, beſtanden erſtlich aus einem ungeheuern Schaͤ⸗ delfragment. Es iſt ungefähr 22 Fuß lang und an der breite⸗ ſten Stelle 4 Fuß hoch und vielleicht 9 Zoll dick. Es ſoll an 1200 Pfund wiegen. Die innere Flaͤche der tabula vitrea ſcheint ſich etwas von den Knochenzellen abgeloͤſ't zu haben. Dieſe Tafel iſt noch vollig feſt und vollkommen erhalten. Die Abdrücke, welche durch die Convolutionen des cerebellum gebil⸗ det worden, ſind ſehr vollſtaͤndig. Die Loͤcher fuͤr den Durchgang der Nerven ſind ſehr deutlich zu erkennen. Eine ſehr große Portion der innern Zar fel iſt an der Innenſeite des Schaͤdels durch eine aͤußerſt merk⸗ wuͤrdige sutura squamosa verbunden, Die innere Fläche ſcheint an manchen Orten durch die Erdſchicht, in welcher die Knochen gefunden worden ſind, mit einem Farbeſtoff durchdrungen wor⸗ den zu ſeyn. Im Innern der Schaͤdelknochen gewährt die di- plo& einen intereſſanten Anblick; ihre Zellen find ſehr groß und 21 bieten hier und da Löcher dar von faſt einem Zoll Durchmeſſer, welche meiſtentheils ſehr regelmäßig find. An der Stelle, welche für die porlio temporalis gehalten werden muß, bemerkt man einen aͤußerſt ſonderbaren Fortſatz, oder elongatio ossis; er iſt ! iecig , an feiner Baſis von 6 Zoll Durchmeſſer, 8 Fuß lang, dreieckig fi fü SR und verdünnt ſich allmaͤhlig gegen die Spitze hin. Di merk wuͤrdige Annen legt allen unſern Vermuthungen Hinderniſſe in den Weg. Der Fortſatz beſtetzt aus einem ſchwammigen Gewe⸗ be, hat eine rauhe und unregelmaͤßige Oberflache. Inſertions⸗ punkte für die Muskeln, oder Locher für den Durchgang der Nerven und Blutgefaͤße ſcheinen nicht vorhanden zu ſeyn. 95 Dieſer Knochen muß, ſeiner ganzen Laͤnge nach, mit einer Haut uͤberzogen geweſen ſeyn. Die Zellen find aͤußerſt regel- maͤßig und man bemerkt eine fonderbare Conſolidation der Na- ſen- und Kieferknochen. Sie find durch keine Art von Naht, wie man ſie bei vierfuͤßigen Thieren findet, vereinigt, ſondern bilden durch und durch eine ganze Maſſe von gleichfoͤrmiger Con: ſiſtenz. Im obern Theile dieſes Knochens bemerkt man einen breiten Kanal oder Rinne und zu beiden Seiten betraͤchtliche Quantitäten Ambra, welche durch die Zeit wenig oder keine Zerſetzung oder Veraͤnderung erlitten zu haben ſcheint. Sie brennt mit einer ſchoͤnen hellen Flamme und giebt während des Verbrennens einen 9 4 5 — a aich ſich. Sie iſt von ettiger Conſiſtenz, dem Fettwachs aͤhnlich. . N Das 25 12 den Durchgang der Nerven des Antlitzes iſt von betraͤchtlichem Umfange. l 15 Am Ei Theile diefes ungeheuern Knochen ſcheint ſich eine Gelenkvertiefung zu befinden, in welcher der obere Winkel des Unterkiefers feine Gelenkverbindung gehabt haben mag. Die andern Knochen ſind: ein Knochen von cylindriſcher Geſtalt mit rundem Kopf, dem os humeri der vierfuͤßigen Thiere aͤhnlich. Er iſt 2 Fuß lang, hat gegen 10 Zoll im Durch- meſſer, und 2 Fortfäge in der Nähe des Kopfes, welche einiger⸗ en den Teschner des Schenkelbeins aͤhnlich ſind. Die knorpligen Extremitaͤten ſcheinen ſich gänzlich abgeloͤſ't zu haben. An dem einen Ende entdeckt man eine Oberfläche für die Arti- kulation von 2 Knochen; einer derſelben iſt in der Sammlung. Dieſer Knochen iſt uͤber einen Fuß lang und von der Geſtalt eines breitgedruͤckten Cylinders. 5 auch 1155 nicht mehr ſichtbar. Er iſt von feſterer Conſiſtenz als die andern Knochen, und man gewahrt an der aͤußern Flaͤche eine ſonderbare Vertheilung der Knochenſtrahlen. 8 Knochen ſind wahrſcheinlich Schenkelknochen des Thieres. In der Sammlung befinden ſich auch Lenden⸗ Ruͤcken- und Halswirbel. Die cylindriſchen Theile der Wirbel erſter Claſſe haben 14 Zoll Durchmeſſer und Querfortſaͤge, welche in jeder Hinſicht denen der vierfüßigen Thiere gleich ſind. An einem die⸗ ſer Wirbel hat ſich die Zwiſchenwirbelſubſtanz vollſtaͤndig abge⸗ jöſ't; er hat ohngefähr 12 Zoll Durchmeſſer und iſt in der Mit⸗ te etwa 2 Zoll dick, wobei er nach den Kanten hin allmaͤh⸗ lig duͤnner wird. Dieſes Exemplar hat ſich vollſtaͤndig erhalten. In der Gelenkverbindung dieſer Knochen laͤßt ſich große Ahnlich⸗ keit mit der Gelenkverbindung der menſchlichen Wirbelbeine be— merken. 0 2 Nach dem Ausſehen des obigen Schaͤdelfragmentes zu ur— theilen, muß das Ungeheuer, wenn es der Gattung Balaena ans ehoͤrt hat, mindeſtens 250 Fuß lang geweſen ſeyn, An dem⸗ elben Orte, wo dieſe foſſilen Knochen ausgegraben thorden find, ſoll ſich auch ein großer Zahn eines fleiſchfreſſenden Thieres ge- funden haben und fortgeſchafft worden ſeyn. Es wird auch er⸗ zaͤhlt, daß im Jahre 1799 viele Überbleibſel antediluvianiſcher Schöpfung in dieſer Gegend ausgegraben und nach Europa vers ſchifft worden ſeyen. Welcher Platz gebuͤhrt der Gattung Opaethus in der Klaſſe der Voͤgel? (11) Nachdem Hr. de Blainville die Gelegenheit gehabt hat, Die knorplichen Extremitaͤten ſind Dieſe beiden» 22 einen Touracs-Pauline (Opaethus erythrolophus. PVieillot) lebendig und todt zu beobachten, ſo konnte er auf eine genuͤgen⸗ dere Weiſe den Platz beſtimmen, der dieſer Vogelgattung in der Reihe der natürlichen Familien gebührt, als er es in ſeiner Ar⸗ beit „sur la consideration du sternum et de ses annexes pour l’etablissement ou la confirmation des familles par- mi les oiseaus ““ gethan hatte. Der genannte Vogel, welchen Hr. de Blainville in der, im Locale des alten Bazard zur Schau ausgeſtellten Samm⸗ lung ſeltener Voͤgel geſehen hat, zeichnete ſich durch ſeine ſanften und eleganten Bewegungen, durch die Wellenlinien ſeiner Geſtalt aus, welche mit der Feinheit und Weichheit der reizenden Far⸗ benabſtufungen ſeines Gefieders im ſchoͤnſten Verhältniß ſtanden. Er nahm ſich gleich gut auf der Stange oder an der Erde aus. Die aͤußere Zehe war häufiger nach hinterwärts als nach vor⸗ waͤrts gewendet, jedoch bei weitem noch nicht fo vollſtaͤndig als bei den eigentlichen Zygodactylen. Er nahm ſehr gern Lieb⸗ koſungen an und ließ ſich mit beſonderem Wohlbehagen berühren und ſtreicheln. Er beantwortete auch die Liebko⸗ ſungen mit einem ſchwachen dumpf wiederhallenden Ton, wel⸗ cher jedesmal das ſichere Zeichen war, daß er ſich dadurch ge⸗ ſchmeichelt fühle. Naͤherte er ſich in dieſer Abſicht den Stäben feines Kaͤfigs, oder hoffte er einen Leckerbiſſen von feinem Wär⸗ ter zu bekommen, ſo hob er aͤußerſt zierlich ſeinen, mit dem ſchoͤnen Federbuſch geſchmuͤckten Kopf; ſeine Augen, deren Iris das lebhafteſte Noth ausſtrahlte, druͤckten ſehr deutlich feine Be⸗ gierden aus; er ſprang mit großer Leichtigkeit auf die Querſtaͤbe feines Käfige, Man ernährte ihn mit Früchten, mit Zucker⸗ backwerk und mit in Zuckerwaſſer getauchtem Brod. Dieſe Voͤgel haben im Allgemeinen eine ſehr ſchoͤne Hal⸗ tung, die in der Laͤnge ihres ganzen Koͤrpers und in dem lan— gen und ſchmalen Schwanz ihren Grund hat. Die Kuͤrze des Schnabels, ſelbſt ſeine Geſtalt — kurz, dreieckig, mit einer niedrigen Firſte verſehen und bis zur Wurzel der Stirn ans ſteigend, wo er mit duͤnnen Federn bedeckt iſt — geben dem Kopfe derſelben etwas Grazioͤſes, was noch durch den ſchoͤnen kurzen und aufrechtſtehenden Federbuſch erhöht wird, welcher den ganzen Kopf bedeckt und ſich bis zu dem Urſprung des Halſes fortſetzt. Dieſer Federbuſch beſteht aus mehrern Rei⸗ hen gefranzter ſchraͤg gegen einander ſtehender Federn; er hat immer einen aufrechten Stand und kann nicht, wie es bei an⸗ dern Federbuͤſchen der Fall iſt, niedergelegt werden. Die Augen find groß, lebhaft, glänzend und mit einem klei⸗ nen nackten Raum umgeben, der mit Fleiſchwarzen beſetzt iſt, faſt auf ahnliche Weiſe, wie man es bei den meiſten Gallina⸗ ceen antrifft. ‚ Die Ohren, welche nicht weit hinter den Augen liegen, ſind mittelmäßig, halbmondfoͤrmig und in der Regel weit groͤßer als bei der letztgenannten Vogelgruppe. 9555 Die Naſenloͤcher find weiter nichts als ovale Öffnungen, mitten in der Subſtanz des Schnabels angebracht und ohne obere Schuppe wie bei den Gallinaceen, und zum größten Theil durch die Federn der Schnabelwurzel bedeckt. Die Zunge iſt ſehr klein, dreieckig, breit im Verhält⸗ niſſe zu ihrer Länge, zugeſpitzt, an der Spitze nicht geſpal⸗ ten, und mit zwei gezaͤhnelten und ziemlich deutlichen Hoͤrnern an ihrer Baſis verſehen. Die Fluͤgel ſind kurz und etwas, wie bei den Gallinaceen, abgerundet, aber das Verhältniß der Schwungfedern iſt ein an⸗ deres, und beſonders iſt die erſte Ellenbogen-Schwungfeder nicht viel ſchwaͤcher und kuͤrzer als die andern: eine charakteriſtiſche Eigenthuͤmlichkeit der Schwungfeder-Ordnung im Flügel der Gallinaceen. Die Fuͤße ſind ziemlich ſtark und fleiſchig. Die Fußwurzeln find mit einer einzigen Reihe von 5 bis 6 fragen Schuppen bedeckt, während man bei den Gallinaceen immer zwei Reihen vieleckiger Schuppen antrifft, y * 23 Die Zehen find von mittelmäßiger Länge; die Seitenzehen ſind einander gteich und die innere Zehe iſt mit der mittlern ein tigkeit nach hinterwaͤrts gewendet werden und iſt niemals voll⸗ ſtaͤndig nach vorwärts gewendet. Die Naͤgel ſind kurz. ? In Hinſicht der tiefern Organiſation ville folgende Bemerkungen gemacht. Der Kamm im Auge iſt ſehr ſchraͤg, hat auf einer Seite 15 oder 16 Falten und blos 10 oder 12 auf der andern. Das Bruſtbein iſt ſehr kurz, wie bei allen Voͤgeln, welche de Blainville unter der Geſammtbezeichnung „Grimpeurs““ kuͤnſtlich zuſammengeſtellt hat; kaum nimmt es namlich die Hälfte des ganzen Rumpfes ein, wovon der uͤbrige Theil auf den Un⸗ terleib kommt. Es iſt breit und beinahe viereckig. An ſeinem hintern Rande bemerkt man zwei nicht beſonders tiefe Ausſchnitte; der Außere Ausſchnitt iſt indeſſen etwas tiefer als der innere, während bei den eigentlichen Gallinaceen immer das Gegentheil ſtattfindet. Es beſteht auch keine Ausbreitung bei den jene Aus⸗ ſchnitte begrenzenden Fortſaͤtzen. Der vordere Rand iſt weit breiter als der hintere und laͤßt einen betraͤchtlichen winklichen aͤußern Fortſatz von dreieckiger Geſtalt bemerken. Der mittlere Fortſatz iſt dagegen kurz, ſtumpf und dreikantig. An der vor⸗ dern Mitte der merklich ausgehoͤlten Rippen ſindet man den winklichen Fortſatz und die Gelenkverbindung von blos vier Rips pen; der Kamm des Bruſtbeins ſteht wenig hervor, iſt drei— eckig und an ſeinem untern Rande faſt gerade; der vordere Rand iſt auch faſt gerade und tritt nicht ſo ſtark zuruͤck, wie beim Bruſtbein der Gallindceen. Der Gabelknochen iſt aͤußerſt ſchwach, und vielleicht in noch hoͤherem Grade als bei den Gallinaceen, tigt aber keine Spur einer Art von Fortſatz wahrnehmen, wodurch der Vereinigungswinkel ſeiner Schenkel verlaͤngert wird; es bot vielmehr bei dem von de Blainville zergliederten In⸗ dividuum die Merkwuͤrdigkeit dar, daß die beiden Schenkel nur durch ein Ligament vereinigt waren, was vielleicht daher ruͤhrt, daß dieſer Vogel gleich jung gefangen und aufgezogen worden war, wo er von ſeinen Fluͤgeln noch keinen Gebrauch gemacht hatte. Bei einem Papagayen-Weibchen hatte Hr. l'Herminier ſchon fruher dieſelbe Bemerkung gemacht. Das vordere Knochenſtuͤck, gewoͤhnlich Schluͤſſelbein genannt, iſt kurz und ziemlich breit an ſeiner Baſts. Das Schulterblatt iſt ſehr kurz, ziemlich breit, ſtark ge⸗ kruͤmmt und am Ende abgeſtumpft, wodurch es ſich wieder ſehr vom Schulterblatte der Gallinaceen unterſcheidet, was ſchon v. Hauch klar erkannt hat. 8 5 Der oesophagus iſt in der Mitte etwas aufgetrieben und durchgängig ziemlich weit, bietet aber keine Spur von einem Krepfe oder ſogenannten Vormagen dar. Der zweite Magen iſt ſehr klein, oval oder vielmehr zapfenformig oder ſpindelfoͤr⸗ mig; an ſeiner Extremität verbindet er ſich mit einem Kropfe, der ſich ebenfalls durch feine geringe Geräumigkeit auszeichnet. Er iſt indeſſen ziemlich muskuloͤs und liegt gegen den Rüden hin, wie bei den meiſten andern Voͤgeln. Aus der Mitte ſeines concaven Randes enkſpringt das ziem⸗ lich kurze duodenum, deſſen Durchmeſſer jedoch ziemlich be⸗ traͤchtlich iſt. \ ' ) > Der übrige Theil des Darmcanals iſt ſehr kurz und in der That kaum doppelt fo lang als der ganze Körper. 1 Von einem Blinddarm iſt keine Spur vorhanden, waͤhrend man bei den Gallinaceen zwei ſehr große Blinddaͤrme findet. Die Kloake iſt ſehr weit, X h 91 6855 Die Luftroͤhre hat in ihrer ganzen Länge einen ziemlich be⸗ traͤchtlichen Durchmeſſer; ſie iſt etwas breitgedruͤckt; ihre Zuſam⸗ menziehungsmuskeln find kurz aber ſehr dick; unter ihrer Inſer⸗ tion find die Ringe derſelben viel ſtaͤrker und von geringerem Durchmeſſer; dann folgen vier oder fünf andere von größerem Durchmeſſer, welche aber noch weit ſtaͤrker find, und die Geſtalt wenig an der Baſis vereinigt. Die aͤußere Zehe kann mit Leich⸗ hat Hr. de Bla in⸗ 24 von Sparren (en forme de chevron) haben; an letztern find die Bronchien befeſtigt. Die Bronchien ſind kurz, anfangs ziemlich weit, im Innern der Lunge haͤutig und frag laufend; fie laſſen 7 Hauptaͤſte wahrnehmen, welche von dem erſten bis zum letzten immer klei⸗ ner werden. 5 Die Lunge iſt nicht groß, was ſich ſchon aus der Kürze der Bruſt abnehmen laͤßt; fie iſt oval, kurz und durch den Eindruck der Rippen in vier Lappen getheilt; ſie hat eine große Offnung, welche mit dem Hypochondrialſack, und eine andere weit größere, der erſtern ganz entgegengeſetzte, welche mit dem Bauchſack in Verbindung ſteht. Das Muskelſyſtem zeigte nichts Merkwuͤrdiges; die Faͤr⸗ bung deſſelben iſt roͤthlich, ungefaͤhr ſo wie bei den Tau⸗ ben. Hr. de Blainville beſchränkt ſich blos auf die Bemer⸗ kung, daß der m. pectoralis magnus hoͤchſtens mittelmäßig und der m. pectoralis medius ſehr klein genannt werden koͤnnen, fo wie alle andern Muskeln der Fluͤgel. Die Muskeln der un: tern Extremitäten ſind dagegen in der Regel ſehr kraͤflig; der Huͤlfsmuskel der Zehenbeugemuskeln iſt beſonders ſehr ſtark, woraus ſich ergiebt, daß dieſer Vogel haͤufig auf Xſten oder Stangen ſitzen muß. Aus dieſer Analyſe der Haupttheile der Organiſation des Touraco ergiebt ſich, daß er nicht zu den Gallinaceen gerechnet werden darf; denn bei ihm iſt die Einrichtung des Bruſtbeins, der Zehen, der Schwungfedern und des Darmkanals, folglich die Einrichtung aller Organe, nach welchen man die Verwandſchaft der Voͤgel unter einander beurtheilt, ganz anders. Und in der That gleichen ſich (bis auf die Tinamous, die zur Ordnung der Gallinaceen nicht eigentlich gehören, wie de Blain ville in einer beſondern Abhandlung darzuthun ſich vorgenommen hat) alle dieſe Voͤgel in dieſen vier Beziehungen ganz vollſtaͤndig. Wenn auch vielleicht etwas mehr ſcheinbare Ahnlichkeit mit der Ordnung der Tauben ſtattfinden ſollte, fo läßt ſich doch auch einwenden,, daß ſich dieſe Vogel faſt in allen den angeführten Beziehungen wieder von einander entfernen. . Eben fo wenig kann man die Touracos zu den Raubvögeln. u weil fie weder deren Gewohnheiten noch Organiſation beſitzen. Am naͤchſten ſtehen fie den Papagayen, find aber demunge⸗ achtet von ihnen unterſchieden, z. B. durch die Einrichtung der Zehen und des Bruſtbeins 2c. Man muß ſie alſo proviſoriſch in die kuͤnſtliche Ordnung der „Grimpenrs‘ bringen. Dieſe Ordnung wird vielleicht in eine große Menge natuͤrlicher Familien zerfällt werden, wenn man erſt alle die Gattungen, aus welchen ſie beſteht, vollſtaͤndig ſtu⸗ dirt haben wird. E — Miscellen. - Büffeljagd im Innern von Afrika (12). Die Schuas, ein Araberſtamm unter Bornueſiſcher Oberherrſchaft, jagen die Buͤffel in einen Moraſt, und da ihre Pferde darauf abgerichtet find, daß fie dicht neben den Büffeln hinlaufen, fo kann der Reiter den einen Fuß auf den Ruͤcken des Thieres ſetzen und ihm dicht hinter der Schulter ein oder zwei Spieße in den Leib ſtoßen. Das Thier laͤuft dann nicht mehr weit. Zuweilen wirft es jedoch vor der Verwundung durch eine ge- ſchickte Wendung des Kopfs Pferd und Reiter zu Boden. Den⸗ ham befand ſich bei einer Jagd, wo einem Pferde der Leib von einem Büffel aufgeriſſen wurde, fo daß es auf der Stelle ſtarb. Die ungeheure Bewegung der Meereswellen. (13) ergiebt ſich aus Folgendem. Am Leuchtthurm von Sum⸗ burghhead, der ſich 300 Fuß uͤber die See erhebt, ſpritzte das Meerwaſſer waͤhrend der heftigen Winde zu Anfang Januars gegen die Fenſter der Laterne, und am 4. deſſelben Monate fanden die Wachter 0,29 Seewaſſer in ihrem Regenmeſſer. 25 En RA A a Ein Fall von ſehr großer Geſchwulſt am Halſe (14). Von George Bell. Im Monat Oktober 1813 wurde der Berichterſtat— ter, dieſes Falls von einem ausgezeichneten Wundarzt im Norden Englands wegen ſeiner Frau um Rath ge— fragt, welche gerade uͤber dem Kinnladenwinkel auf der rechten Seite eine Druͤſengeſchwulſt bekommen hatte, die beweglich, ſchmerzlos war, und ohngefaͤhr die Groͤße ei— ner großen Feldbohne hatte. Dieſe Geſchwulſt oder dieſe vergroͤßerte Druͤſe, wie ſie genannt wird, war mehrere Jahre und zu derſelben Zeit vorhanden geweſen, wo eine andere Druͤſe, welche ſich bis zu der Groͤße eines Kibitzeies vergroͤßert hatte, von dem Rande des musc. sternomastoideus wegge— nommen worden war, und wo nachher zwei andere ver— groͤßerte Druͤſen in verſchiedenen Perioden durch einen verſtaͤndigen und umſichtigen Wundarzt von benachbarten Theilen exſtirpirt worden waren. Jedoch hatte man dieſe Druͤſe bei dieſen Gelegen— heiten zuruͤckgelaſſen, ſowohl wegen ihrer geringen Groͤße, als auch, weil ſie keine Beſchwerde verurſachte. Aber nun (October 1815) fing ſie an, an Groͤße zuzunehmen, und es wurde deshalb vorgeſchlagen, ſie zu exſtirpiren. Jedoch bei der Unterſuchung entdeckte man, daß die Frau ſchwanger war, und deshalb wurde beſchloſſen, die Operation eine Zeitlang zu verſchieben, da fie nicht fos gleich nothwendig zu ſeyn ſchien, und da man befuͤrch— tete, ſie moͤchte bei dem gegenwaͤrtigen Zuſtande der Patientin von einigen Nachtheil begleitet ſeyn. Im Anfange des Jahres 1814 nahm die Geſchwulſt allmaͤlig an Groͤße zu, und fuhr ſo fort bis zur Nie— derkunft der Frau, welche in der vierten Woche des Mo— nats Mai erfolgte, worauf ſie ſich ſo ſchnell vergroͤßerte, daß die Patientin, ſobald als ſie im Stande war zu reiſen, d. h. im Anfange des Juli, nach Edinburg, 140 Meilen weit geſchafft wurde. Zu dieſer Zeit erſtreckte ſich die Maſſe von einem Zoll hinter den processus mastoideus an bis zu dem Mundwinkel, und ging in ihrem Laufe unter dem Ohr (beſſen lohulus durch fie ſehr verſchoben oder in die Hoͤhe gehoben war), uͤber den Kinnladenwinkel, uͤber die glandula parotis, fo weit bis fie noch 11 Zoll von dem aͤußern Augenliederwinkel entfernt war, und über die eminentia des os malae. Von dem Mundwinkel aus breitete fie ſich unterwaͤrts bis zum sternum aus, tor; auf ſie in einer Kruͤmmung bis hinter den processus mastoideus in die Hoͤhe ſtieg, und den m. sterno— mastoideus in ihrem Laufe kreuzte und bedeckte. Der Umfang der Geſchwulſt betrug an ihrer meß— baren Baſis jetzt 29 Zoll. Sie war ſchmerzlos und blos durch ihre Schwere und durch die Deformitaͤt beſchwer— lich. Sie war beweglich, und die ganze Maſſe beweg— 26 un d e te ſich zu gleicher Zeit, wenn ſie angefaßt und der Kopf ſteif gehalten wurde. Die Haut auf der Oberflaͤche der unter dem Unterkiefer befindlichen Portion der Geſchwulſt war faſt ganz entzuͤndet und an den meiſten Stellen ſo⸗ gar ulcerirt. Die Ulcerationen ſchienen jedoch nicht boͤs⸗ artig zu ſeyn, und die uͤber dem Unterkiefer befindliche Haut war geſund und unentzuͤndet. Die Bewegungen des Kopfs gingen, fo wie die Res ſpiratien und das Schlucken ohne Beſchwerden von Stat; ten. Auch waren die Pulſationen der art. temporalis fuͤhlbar, und die der carotis communis konnten am vors dern Rande des m. sternomastoideus gefühlt werden. Die betraͤchtliche Groͤße der Geſchwulſt — die An— ſchwellung der Venen auf ihrer Oberfläche, welche den Verluſt vielen Blutes wahrſcheinlich machte — die offens bare Unmoͤglichkeit, viele große Arterienaͤſte zu vermeis den — und die Wahrſcheinlichkeit, daß die glandula parotis in der krankhaften Maſſe begriffen war, Alles dies zuſammengenommen ſprach ſehr gegen einen Ver⸗ ſuch, die Geſchwulſt jetzt durch eine Operation wegzu— nehmen. Jedoch machte der hoffnungsloſe Zuſtand der Pa⸗ tientin, wenn ſie der Natur uͤberlaſſen worden waͤre (denn die Groͤße der Geſchwulſt nahm immer mehr zu, und die Kraͤfte der Patientin ſanken immer mehr), einen ſolchen Verſuch verzeihlich und deshalb wurde einige Tage nach ihrer Ankunft in Edinburg mit ihrer Einwil⸗ ligung beſchloſſen, die Operation vorzunehmen. N Demnach wurde am 11. Juli die Geſchwulſt mit dem groͤßern Theil oder der ganzen krankhaften Haut, welche daran hing, von Bell exſtirpirt, und die ge- ſunde Haut am Geſicht zu ruͤckgelaſſen. Im Laufe der Operation wurde die glandula parötis, mit welcher die Geſchwulſt feſt verwachſen war, bloßgelegt und ger ſund gefunden. Auch die art. carotis communis und die vena jugularis interna wurden bloßgelegt, und der musc, omohyoideus wurde zerſchnitten. Doch wurde, ausgenommen die art. thyreoidea inferior, kein wichtiger Arterienzweig zerſchnitten, und die ganze Quantitaͤt des verlornen Blutes uͤberſtieg nicht ein Noͤß⸗ ſel; auch kam dieſes Blut vorzuͤglich aus den Haut— venen im Anfange der Operation. Die Patientin hielt die Operation gut aus, obgleich fie nothwendigerweiſe ſehr lange dauerte, und die Wun— de, obgleich fie groß und blos theilweiſe mit Haut bes deckt war, heilte fo gut und fo ſchnell, daß die Patien- tin in der ſtebenten Woche nach der Operation ſcheinbar ganz wohl nach England zuruͤckkehren konnte. Bei der Unterſuchung fand man, daß die ganze weggenommene Maſſe 44 Pfund wog. Außerlich ſah fie aus, als wenn fie in Lappen abgetheilt wäre, aber als man im fie einſchnitt, ſah man, daß die lobuli ſich in dem Körper der Geſchwulſt verloren. Die Textur war innerlich ziemlich gleichfoͤrmig, fo wie die einer coms pacten, verhaͤrteten, lymphatiſchen Druͤſe, doch waren 27 an einigen Stellen Streifen zu ſehen, welche den ans fangenden wahren scirrhus anzeigten. Es iſt ſchmerzlich hinzufuͤgen zu muͤſſen, daß die Leiden dieſer unglücklichen Frau hier nicht endigten, denn nachher erſchienen während einiger Monate wieder Verhaͤrtun— gen und Ulcerationen in anderen Theilen, mit welchen fie mit verſchiedenen Erfolg zu kaͤmpfen fortfuhr, bis fie. im Maͤrz 1816 ſtarb. : Ein Fall von Hydatiden zwiſchen den Blättern des Peritoneum (15). Von Dr. Caleb Crowther von Wakefield. Eine Frau von 30 Jahren wurde von Übelkeit, Kopfſchmerz und von Schmerz auf der linken Seite im Unterleibe ergriffen, was jedoch durch Fomentationen, Purgir- und ſaliniſche Arzneimittel in einigen Tagen beſeitigt wurde. Dieſe Zufaͤlle zeigten ſich im Decem— ber 1822, und nachher klagte ſie uͤber keine Beſchwerde wieder, als bis im folgenden Maͤrz. Zu dieſer Zeit hatte ſie ihr voriges feiſtes und ge— ſundes Ausſehen verloren, und war ſehr abgemagert. Der Puls war auch ſehr ſchnell, die Haut trocken und zuſammengeſchrumpft, und das Abdomen ſehr ausgedehnt. Doch klagte ſie uͤber keine beſondere Beſchwerde, ausge— nommen uͤber ein Gefuͤhl von Schwere in dem Abdo— men, worin Fluktuation gefuͤhlt werden konnte. Da die Anſchwellung des Abdomen gleichfoͤrmig, da keine Empfindlichkeit beim Druck vorhanden war, da die Fluktuation bald ſehr deutlich wurde und der Urin zu gleicher Zeit ſpaͤrlich (obgleich immer hell und bleich) war, ſo uͤberzeugten ſich die Arzte bald, daß die Krank— heit eine ascites ſey, und behandelten ſie darnach. Es wurden deshalb Queckſilber, squilla, digitalis und alle andere Mittel gegeben, welche gewöhnlich in dieſer Krankheit gebraucht werden, und einige Monate lang fortgeſetzt, aber ohne daß eine gute Wirkung ers folgte. Im Gegentheil fuhr die Anſchwellung des Abdomen fort zuzunehmen, ſo daß am 29. Auguſt es fuͤr rathſam gehalten wurde, den Bauchſtich zu machen. Demnach wurde an dieſem Tage ein Troakar auf der linken Seite eingefuͤhrt; doch floß weiter nichts heraus, als ohngefaͤhr zwei engliſche Quart Fluͤſſigkeit, welche die Conſiſtenz und Farbe von dickem Gerſtenſchleim hatte. Einige Tage nachher wurde deshalb ein anderer Verſuch gemacht, und ein dicker Troakar in die linea alba ein wenig unter dem Nabel eingefuͤhrt, worauf ohngefaͤhr ein Gallon von derſelben Art von Fluͤſſigkeit ausfloß. Jedoch war die durch dieſe Operationen hervorge— brachte Erleichterung ſo unbedeutend, daß kein fernerer Verſuch dieſer Art gemacht wurde, und der Zuſtand der Patientin wurde bald ſo hoffnungslos, daß von dieſer Periode an bis zu ihrem Tode, welcher am 3. October erfolgte, außer der noͤthigen Anwendung laxirender und ſchmerzſtillender Mittel wenig gethan wurde. 0 Unterſuchung nach dem Tode. — Die Uns 28 terſuchung des Leichnams geſchah 12 Stunden nach dem Tode. Bevor das Abdomen geoͤffnet wurde, ſtieß man einen Troakar an verſchiedenen Stellen in daſſelbe, wo⸗ durch ohngefaͤhr ein halbes Gallon von einer ſehr dicken undurchſichtigen Fluͤſſigkeit ausgeleert wurde. Die Sintes gumente und Muskeln wurden dann zuruͤckgeſchlagen, und das peritoneum bloßgelegt. Das Ausſehen zu ber ſchreiben, ſagt der Verfaſſer, welches ſich zeigte, als die Blaͤtter dieſes Theils zertrennt wurden, iſt keine leichte Sache. Um daher unſererſeits Mißverſtaͤndniſſe zu ver⸗ hüten, wollen wir uns feiner eigenen Worte bedienen: „Die Wände des peritoneum waren an verſchie— denen Theilen einen bis zwei und einen halben Zoll dick, durch und durch weiß, und beſtanden aus vers dichtetem Zellgewebe. Es zeigte ſich eine fremdartiz ge Maſſe, welche Hydatiden von verſchiedenen Formen und Groͤßen enthielt. Einige waren rund, andere oval, einige durchſichtig, andere undurchſichtig, einige konn— ten zwei engliſche Quart faſſen, andere nicht eine hal— be Unze. Die durchſichtigen Hydatiden enthielten eine dicke, durchſichtige, ſyrupartige, gallertartige Fluͤſſigkeit, und die weißen (undurchſichtigen) Hydatiden enthielten eine weiße Fluͤſſigkeit von der Conſiſtenz dicken Rahms. Die Membranen einiger groͤßeren Hydatiden waren ſehr dick und undurchſichtig. Es waren auch eine Quantitaͤt leerer Hydatiden und Flocken von coagulirter Lymphe vorhanden. Endlich, hatte das Ganze das Ausſehen ei— ner ungemein großen Quantitaͤt von eiterfoͤrmiger, in Hydatiden zwiſchen den Blattern des peritoneum ein— geſchloſſenen Materie, und betrug 6 bis 7 Gallonen.“ Man fand weder Fluͤſſigkeit in der Bauchhoͤhle, noch Adhaͤſionen zwiſchen dem krankhaften peritoneum und den Eingeweiden, noch irgend eine andere Abwei— chung von dem weſentlichen Zuſtande der Theile, außer daß die duͤnnen Gedaͤrme dunkeler gefaͤrbt waren, als gewöhnlich, und daß das omentum ſehr dünn und zu: ſammengeſchrumpft war. Ein Fall von Verwundung des Abdomen mit Vorfall des Magens (16). Von Travers. Eine Frau, 55 Jahr alt, von einer zarten Koͤr⸗ perbeſchaffenheit und Mutter von 19 Kindern, Brady te ſich in einem Anfall von Verzweifelung mit einem Raſirmeſſer eine transverſale Wunde bei, welche die Waͤnde des Abdomen ein wenig unter dem Nabel drei Zoll weit zertrennte. Dieß geſchah am Mittag den 18. Oktober 1819, und an demſelben Tage um halb 6 Uhr wurde ſie in das St. Thomasſpital aufgenommen. Zu dieſer Zeit war ſie außerordentlich matt und erſchoͤpft. Der Puls ſchlug 100 Mal in der Minute und war unregelmaͤßig. Das Geſicht war bleich und entſtellt und das Zwerchfell reizbar. Doch war die Ober flaͤche des Koͤrpers nur maͤßig warm; es war nur wenig Schmerz in dem Abdomen vorhanden. Es zeigte ſich 29 weder Erbrechen noch ein wirklicher Schlucken, und es ſchien nicht, daß viel Blut verloren worden ſey. Bei der Unterſuchung ſchien es, daß der groͤßere Theil der großen Kruͤmmung des Magens, der Bogen des colon und das ganze omentum magnum vorge; fallen und in der Wunde eingeklemmt waren. Auch fand man, daß das omentum eine betraͤchtliche Strecke weit von dem Magen losgetrennt war, und in dieſem letzte— ren Eingewelde wurden zwei Wunden entdeckt, eine oberflaͤchliche, welche ohngefaͤhr einen halben Zoll lang war, und eine durchdringende, welche eine dicke Sonde aufnehmen konnte. Eine kleine Portion der Membranen des Magens, welche die durchdringende Wunde einſchloß, wurde nun mit einer Pincette in die Hoͤhe gezogen und mit einem ſtar— ken ſeidenen Faden unterbunden. Die aͤußerliche Wunde wurde dann in einer vertikalen Richtung erweitert, und die vorgefallenen Eingeweide in die Bauchhoͤhle zuruͤckge— bracht. Nachher wurde die Offnung vermittelſt der Zas pfennaht geſchloſſen; es wurden warme Fomentatienen auf die Theile gelegt und befohlen, die Patientin ohne Speiſen und Getraͤnke zu laſſen. Es iſt zu bemerken, daß die Patientin waͤhrend der Zeit, welche gebraucht wurde, um die Eingeweide in das Abdomen zuruͤckzubringen, außerordentlich von Schmerz litt, und daß dieſe Operation nicht ohne große Schwierigkeit ausgefuͤhrt wurde, weil, wie es ſchien, das Zwerchfell einen ſtarken Widerſtand darbot, ob— gleich die Bauchmuskeln ganz erſchlafft waren. 0 Nach einer febriliſchen Reaction, welche nicht ſehr ſtark war und nicht lange dauerte, beſſerte ſich der Zu— ſtand der Patientin ſo ſehr, daß ſie am 7. Tage mit Appetit Speiſe zu ſich nahm, und ſie ohne Beſchwerde bei ſich behielt. Die Ihätigkeit- der Gedaͤrme war auch regelmaͤßig — die Ausleerungen natuͤrlich — der Puls maͤßig ſchnell — die Zunge rein — und die Bauchwunde faſt geheilt. Am folgenden Tage aber trat eine leichte Exacerba— tion ein, welche jedoch nicht lange anhielt. Nachher war ihre Geneſung fortſchreitend bis zum 3. November (d. h. bis zum 12. Tage), wo fie plotzlich von Fieber— ſchauern und anderen Symptomen von Entzündung des peri- toneum ergriffen wurde. Gegen dieſe Symptome wurden Blutegel auf das Abdomen angelegt und Laxirmittel ge— geben, worauf ſchnelle Erleichterung erfolgte. Als noch einige Tage vergangen waren, war die Bauchwunde vollkommen geheilt, und am 23. December wurde die Patientin, nachdem man ſie waͤhrend einiger Wochen taͤglich im Zimmer hatte herumgehen laſſen, ganz ge— ſund aus dem Spital entlaſſen. Drei Faͤlle von Croup, zum Beweiſe, daß dieſe Kraukheit contagioͤſer Natur ſey. (17) Mitgetheilt von Dr. G. Gregory. 1. Fall. Den vierten December 1817 wendete ſich Frau Jackſon, eine achtbare Frau in London, an das St. George und — reicht worden waren, f 30 St. James Dispensary, um Hülfe für ihren älteften Sohn, welcher 4½ Jahr alt war und an einem heftigen Anfall von cynanche tonsillaris litt, zu erlangen. Beim aͤrztlichen Beſuch ergab ſich, daß das Kind an einem boͤſen Hals in hohem Grade litt. Dieſer Zuſtand ſollte ſchon 6 Tage lang gedauert haben, und, nach der Ausſage der Mutter, die ſich indeſſen in manchen Punkten zu widerſprechen ſchien, ſollte in einem fruͤhern Stadium ein Scharlachausſchlag vorhanden geweſen ſeyn. Chinarinden-Decoct mit Säure, ein Purgirmittel und ein blaſenziehendes Pflaſter wurden jetzt verordnet; aber gegen Mitternacht traten unverkennbare Symptome des Croups ein, und ungeachtet Blutegel angeſetzt und ſtarke Gaben Galomel ges erfolgte 24 Stunden darauf der Tod. Bei der Leichenoͤffnung fand man die Luftroͤhre mit einer ſehr dicken Haut von geronnener Lymphe ausgekleidet; und dieſer Zu— ſtand reichte bis zur Theilung der Bronchien hinab. 2. Fall. Vier Tage nach dem Tode dieſes Kindes begann der zweite Sohn, ein ſehr ſtarker und kraͤftiger Knabe von 3 Jahren, uͤber Unwohlſeyn zu klagen und den ſiebenten Tag darauf fand ein heftiger Anfall von Group ſtatt, der das Kind in 30 Stunden toͤdtete. Der Leichnam wurde nicht geoͤffnet, weil die Krankheit offenbar derjenigen aͤhnlich war, die ſchon den Bruder getoͤdtet hatte. 3. Fall. Die Frau hatte noch ein Kind, ein ſehr ſchoͤnes Maͤdchen von 6 Jahren, bei welchem den Tag nach dem Tode des zweiten Knaben, naͤmlich am 19. December, Symptome der cynanche tonsillaris ſich einſtellten. Wir übergehen hier die ausführliche Beſchreibung des Falles und bemerken nur, daß Dr. Gregory die Patientin ſchon vom erſten Tage ihrer Unpaͤßlichkeit beſuchte und ſehr ſorgfaͤltig be⸗ handelte. Demungeachtet ſtellten ſich am 4. Tage, den 22. De— cember, Symptome des Groups ein, und das Mädchen ſtarb am ſiebenten Tage, erſchoͤpft durch die Krankheit, wie durch die zu ihrer Unterdruͤckung angewendete Behandlung. Bei der Leichenoͤffnung bemerkte man einige Entzuͤndung an den obern Ringen der Luftroͤhre, waͤhrend eine betraͤchtliche "Quantität Materie von purulentem Ausſehen den Durchgang verſtopfte; aber weder eine Membran, noch die geringſten Anz faͤnge einer ſolchen waren zu bemerken *). Die Lungenfluͤgel waren vollkommen geſund. Bemerkungen. Es bleibt noch zu entſcheiden uͤbrig, welchen Antheil die Anſteckung an der Erzeugung der Krankheit hatte, woran die beiden letztern Patienten ſtarben. Aus der Geſchichte der Faͤlle ſelbſt ſcheint ſich indeſſen ſo viel zu ergeben, um den Verdacht zu rechtfertigen, daß die Anſteckung hier Ans theil gehabt habe. Dieſer Verdacht wird noch dadurch be⸗ ſtaͤrkt/ daß eine Familie mit Kindern deſſelben Alters, welche im anſtoßenden Zimmer wohnte und die Vorſicht hatte, jede Communication mit den kranken Kindern zu vermeiden, dadurch die ihrigen ganz geſund erhielt. Auch der Berichterſtatter erklärt ſich zu Gunſten der Mei: nung, daß jene Krankheit contagioͤs geweſen ſey, und daß der Croup durch Anſteckung fortgepflanzt werden koͤnne. Bei dieſer Lage der Dinge ſollten Vorſichtsmaßregeln, wel⸗ che ſich auf die contagioͤſe Beſchaffenheit dieſer Krankheit gruͤn⸗ den, nie vernachlaͤſſigt werden, ſobald fie irgendwo ausbricht; denn bedenklicher Nachtheil kann vielleicht nie durch ſolche Vorſicht erwachſen und eben ſo wenig weſentlicher Vortheil im entgegen— geſetzten Fall erlangt werben. Die Kenntniß der contagioͤſen Beſchaffenheit des Croups ver⸗ „) Daß ſich keine membrandfe Ablagerung in diefem Falle vor⸗ fand, muß ohne Zweifel den zur Unkerdruͤckung der Luft⸗ roͤhren⸗Entzundung ergriffenen kraͤftigen Maßregeln zuges ſchrieben werden. 31 banken wir indeſſen nicht, wie es Dr. Gregory zu glauben eint, zuerſt ſeiner Entdeckung, denn ſchon Cheyne unter an⸗ 145 thut Al in feinem Werke über die Pathologie des La⸗ rynx Erwähnung, und bemerkt zugleich dabei, wenn wir nicht irren, daß in ſolchen Faͤllen die Krankheit in der Regel mit eynanche maligna verbunden ſey, was auch wirklich in dem erſten der von Gregory erzaͤhlten Faͤlle ſtattgefunden hat. Mehrere mediciniſche Zeitſchriften haben in den letzten Jahren Fälle von contagioͤſer Beſchaffenheit dieſer Krankheit mitgetheilt. Miscellen. Arabiſche Heilkunde (18). Ein ungluͤcklicher Kaufmann aus Tripolis, welcher unterwegs durch Hyper— trophie der Milz viel leiden mußte, entſchloß ſich zur An⸗ wendung des gluͤhenden Eiſens, welches die Araber bei faſt allen Krankheiten verordnen. Ehe die Karawane des Morgens aufbrach, wurde er auf den Sand gelegt und von etwa 6 Arabern gehalten. Die ungeſchlachten Chirurgen brannten ihn erſt an drei Stellen unter den Rip— pen der linken Seite mit einem Eiſen von der Groͤße eines halben Schillings. Während es wieder gluͤhend gemacht wurde, druͤckten etwa ein Dutzend Araber den Patien— ten an verſchiedenen Stellen der Weiche, um zu erfah: ren, ob er dabei Schmerzen empfinde, bis ſein Fleiſch ſo zerknetet war, daß er erklaͤrte, es thue ihm Alles weh. Nun wurde er noch viermal in der Naͤhe der vorigen Brandſtelle cauteriſirt, dann auf den Bauch gelegt und 2 Zoll vom Rückgrat dreimal ſtark gebrannt. Nun haͤtte man denken ſollen, die Operation ſey vorbei; allein ein alter Araber, der ihm eine Zeitlang den Hals be— fühle hatte, erklaͤrte, er muͤſſe durchaus auch dort ges brannt werden, und dies geſchah auch gerade uͤber dem Schluͤſſelbeine derſelben Seite. Der arme Mann hielt —— genommen. 32 Alles mit bewundernswuͤrdiger Geduld aus, und brach, nachdem er einen Schluck Waſſer getrunken, mit ſeinen Kamelen auf. Einen durch Haͤmorrhagie aus befonde: rer Arterienvertheilung ungluͤcklich abgelau— fenen Steinſchnitt erzähle Hr. Shaw. (19) Es wurde der Seitenſteinſchnitt mit dem Meſſer bei einem etwa Co jaͤhrigen, unterſetzten, fetten Bauer vor Waͤhrend das Meſſer durch die prostata gefuͤhrt wurde, fand ein Erguß von Blut ſtatt, welcher waͤhrend der Beendigung der Operation und nach derſelben aus der Tiefe der Wunde fortdauerte und lange Zeit, weder durch den Eindruck der friſchen Luft noch durch kalte Umſchlaͤge auf Mittelfleiſch und Schenkel geſtillt wur— de; endlich (die Zeit der Dauer und die Menge des Bluts iſt nicht angegeben) hoͤrte das Blut auf zu fließen, aber um 4 Uhr wurde der Patient unruhig, klagte uͤber Schmer— zen in Bauch und Bruſt, und ſtarb um ıı Uhr. Am andern Tage wurden die Beckenarterien (durch die beiden iliacae und die mesenterica inferior) injicirt, und bei genauer Unterſuchung ergab ſich, daß die Haͤmorrhagie davon entſtanden war, daß die arteria penis, von einem Zweige der art. iliaca interna (hypogastrica) ent; ſprungen, hier laͤngs der prostata in den penis drang. Der Stamm der arteria pudenda und die art. bulbi wurden unverletzt gefunden. Eine dem Original-Artikel beigegebene Steindrucktafel giebt die Abbildung dieſer Ar— terienvertheilung und eine Copie der eine aͤhnliche Der; theilung darſtellenden Figur aus Tiedemann's Werk. Das Irrenhaus zu Cork in Ireland ſoll Auguſt 1825 zwiſchen 5 bis 4000 Wahnſinnige enthals ten haben. Bibliographiſche Neuigkeiten. Recherches d' anatomie et de physiologie pathologiques sur plusieurs maladies des enfans nouveau-nes. Par Prosper - Sylvain Denis. Paris 1826 8. — — De scirrho et carcinomate uteri, adjectis tribus totius uteri exstirpationis observationibus. Diss. quam publice def. auctor Ed, Casp, Jac, de Siebold. Berolini 1826. 4. m. K. Dieſe fleißig gefchriebene Abhandlung ſagt F. 40,: Quibus omnibus perspectis indicatio palliativa prin- ceps semper manebit nisi malum oriens amovere po- tuerimus, abstinendum erit ab operatione, quae tri- stissimos nobis hucusque ostendit eventus Im An⸗ hange find drei Operationen mit unguͤnſtigem Ausgange beſchrieben: 1) Am 11. Januar 1825 iſt von Hrn. Hofr. Langenbeck bei einer SYjährigen Perſon die Exſtirpa⸗ tion eines vom Krebs ergriffenen Uterus, durch eine Oeff⸗ nung in der linea alba, wie beim Kaiſerſchnitt, vorgenom⸗ men worden. Die Operation war in7 Minuten beendigt; allein die Frau ſtarb am Abend des folgenden Tages. 2) Am 5. Auguſt 1821 wurde bei einer Perſon von 28 Jahren von demſelben Operateur ein ſcirrhoͤſer Uterus. von der Vagina aus exſtirpirt. Zur leichtern Einführung der Hand wurde das Mittelfleiſch etwas eingeſchnitten. Die Opera- tion dauerte Y, Stunde. Der Tod erfolgte um Mittag des 7. Auguſt. 3) Am 25. Juli 1825 hat Hr. Geh. R. v. Sie bold zu Berlin nochmals, bei einer 3öjaͤhrigen Perſon, die Exſtirpation von der Vagina aus vorgenom⸗ men. Aber auch hier unterlag die Operirte am Sten Tage. In allen drei Faͤllen ſtellte ſich unmittelbar nach der Ope⸗ ration große Schwaͤche, Blaͤſſe, kleiner Puls ꝛc. ein. Die Sectionen zeigten, außer einem Blutcoagulum in der Becken⸗ hoͤhle, Entzuͤndung des Bauchfells oder deſſen Folgen, aus⸗ geſchwitzte coagulable Lymphe. Berichtigung. Nr. 287. S. 8 3. 36 v. o. ſtatt: durchbohrt das Peritoneum und die Muskeln, Tefe man: durchbohrt, un⸗ ter dem Peritoneum hervorkommend, die Muskeln. — ——— —— — EEE 2 Notizen aus dem Gebiete der Natur⸗ und Heilkunde. Nro 280. (Nr. 3. des XIV. Bandes.) Mai 1826. Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. In Commiſſion bei dem Koͤnigl. Preuß. Granz⸗Poſtamte zu Erfurt, der Koͤn. Saͤchſ. Zeitungs⸗Expedition zu Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u. Tariſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes⸗Induſtrie⸗Comptoir. Preiß eines jeden Bandes von 24 Bogen, 2 Rthir. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes, 3 ggl. Nat ur k Unterſuchungen uͤber die durch aper Dr änderungen bewirkten eleetriſchen Erſcheinun— gen an ſich beruͤhrenden Koͤrpern, und wie man ſich derſelben zur Beſtimmung hoher Temperaturen bedienen koͤnne. (20) Von Becquerel. (Auszug aus einer der Académie des sciences vorgetragenen Abhandlung.) Hr. Becquerel beſchreibt zuerſt das Verfahren, wodurch es ihm gelingt, die Intenſitaͤt der electrodyna—⸗ miſchen Kraft zu meſſen, welche durch einen electriſchen Strom hervorgebracht wird, der einen mit Seide ums wundenen und um eine Kapſel gewickelten Metalldraht durchſtroͤmt. Dieſer Apparat bildet auf dieſe Art ein Galvanometer, in welches man zwei Magnetnadeln bringt, die ſo verbunden ſind, daß ſie ihre parallele Lage be— ſtaͤndig beibehalten muͤſſen, und deren verſchiedenartige Pole nach einer Richtung ſtehen, damit der Erdmagne— tismus ſo wenig Einfluß als moͤglich aͤußern koͤnne. Ein auf eine Glasplatte aufgeriſſener Kreis dient zur Meſ— ſung der Abweichung der Magnetnadel. Statt eines Kupferdrahts wendete er deren nun drei von gleicher Laͤnge und gleichem Durchmeſſer an, die gleichfalls mit Seide umwunden und auf gleiche Art um den Apparat gewickelt waren. Laͤßt man nun in jeden Draht eine gleiche Quantitaͤt Electricitaͤt übers gehen, ſo erhaͤlt man drei durchaus gleiche Stroͤmungen, und die Abweichung wird einer dreifachen Kraft ent— ſprechen. Veraͤndert man aber die Quantitaͤt der durch jeden Draht ſtroͤmenden Electricitaͤt, ſo wird man eine Reihe von Beobachtungen ſammeln koͤnnen, aus denen ſich leicht eine Tabelle bilden laͤßt, welche in einer Ko— lumne die Abweichungen der Magnetnadel, und in der andern die entfprechenden Staͤrken der electriſchen Stroͤ⸗ mung nachweiſ't. Um ſich zwei gleiche Stroͤmungen zu verſchaffen, braucht man blos an jedes Ende deſſelben Drahts das eine Ende eines Eiſendrahts anzuſchweißen, alsdann die H un EN Draͤhte an den gleichſeitigen angeſchweißten Stuͤcken zu biegen, und den gebogenen Theil in eine am untern Ende geſchloſſene Glasroͤhre einzuführen, um dieſe in ein Queckſilberbad zu ſetzen, deſſen Temperatur man beliebig erhoͤht. Alsdann zeigt ſich eine Abweichung der Magnetnadeln, und wenn man nun erſt mit einem ans geſchweißten Draht, dann mit zweien u. ſ. f. erperis mentirt und in jedem Falle die derſelben Temperatur entſprechende Abweichung der Magnetnadel bemerkt: ſo wird man Winkel erhalten, welche der einfachen, dop— pelten, dreifachen ꝛc. Kraft entſprechen. Becquerel zeigt hierauf die Vorſichtsmaßregeln an, welche nothwendig ſind, wenn man vergleichbare Reſultate erhalten will; nachdem er nach der oben ange— zeigten Methode Tabellen gebildet, ſuchte er zu erken— nen, was in einem aus zwei an einander geloͤtheten Draͤhten von Kupfer und Eiſen angefertigten gefchloffes nem Kreiſe vorgehe, wenn man jeden Draht zu einer verſchiedenen Temperatur erhebt. Das Experiment wies aus, daß die Intenſitaͤt der electrodynamiſchen Kraft oder der electriſchen Stroͤmung gleich ſey der Differenz der nacheinander durch jede der Temperaturen hervorge— brachten Kräfte, nicht aber der Intenſttaͤt der electrody— namiſchen Kraft, welche durch die bloße Differenz der Temperaturen erzeugt wird, und doch hätte man letzte⸗ res wohl erwarten duͤrfen. Er folgert aus dieſem Re— ſultate ein ſehr einfaches Mittel, um das Verhaͤltniß der Abweichung der Magnetnadel zu der Intenſitaͤt der entſprechenden electrifchen Strömung auszumitteln. Der Verfaſſer weiſ't in dem zweiten Theil ſeiner Abhandlung die Geſetze nach, die den durch Beruͤhrung erzeugten Kectriſchen Wirkungen zu Grunde liegen, wenn man die Temperatur jedes Metalls gleichfoͤrmig erhoͤht; er bildet ebenfalls mit Draͤhten von verfchiedenen Mes tallen electriſche Kreiſe, bringt ſie mit dem Draht ſeines Apparats in Verbindung und ſteigert die Temperatur der angeſchweißten Drähte, indem er das fruͤher ange zeigte Verfahren befolgt. Aus dieſen Experimenten zieht er den Schluß, daß Eiſen und Kupfer in wechſelſeitiger 3 85 Beruͤhrung folgende Reſultate geben: Von o' bis etwa 140° wächft die Intenſitaͤt der electriſchen Strömung bet jeder gleichen Erhoͤhung der Temperatur ungefaͤhr eben⸗ mäßig; von 140° an wird dieſes Wachſen bedeutend ges ringer, und bei 300° ift es kaum bemerkbar. Dieſe merkwürdige Wirkung brachte ihn auf den Gedanken, daß die electriſche Strömung bald ihre Richtung veraͤn⸗ dern werde, und als die Temperatur noch um mehrere Hundert Grade erhoͤhet wurde, zeigten ſich die elec⸗ triſchen Wirkungen in der That umgekehrt. Gold und Silber verhielten ſich in Berührung mit Eiſen ungefähr eben fo. Blos in Anſehung der Tem peratur, bei welcher die Verſtaͤrkung der Intenfitaͤt der Stroͤmung mit dem Wachſen der Temperatur gleichfoͤr⸗ mig zu ſeyn aufhoͤrt, findet ein Unterſchied ſtatt. Dieſe Eigenſchaft des Eiſens ſteht mit der in der Chemie ber liebten Theorie, daß die durch Beruͤhrung hervorgebrach— ten electriſchen Wirkungen beſtaͤndig mit der Erhoͤhung der Temperatur wachſen, im offenbaren Widerſpruch. Bei Platina behaͤlt die Stärke der Strömung zur Stei⸗ gerung der Wärme von — 300 ſtets gleiches Ver⸗ haͤltniß. Die Platina verhaͤlt ſich in der Beruͤhrung mit Kupfer, Gold, Silber, Eiſen, Blei, Zink und Palla⸗ dium nicht ſo wie Eiſen; bei den fuͤnf erſten Metallen ſind nach angeſtellten Verſuchen die Differenzen zwiſchen den allmaͤhligen Steigerungen der electrodynamiſchen Kraft bei gleichen Waͤrmeerhoͤhungen von o — 350° ziemlich in arithmetiſcher Proportion. Das Palladium folgt in der Verbindung mit der Platina einem andern Geſetze; innerhalb derſelben Graͤnzen der Temperatur kehrt immer daſſelbe Verhaͤltniß zwiſchen gleichen Tem peraturerhoͤhungen und Steigerungen der Intenſitaͤt der elektriſchen Stroͤmungen wieder. Wenn Kupfer und Zink in Beruͤhrung find, fo be; merkt man, ſelbſt wenn man die Temperatur bis zu 350° erhöht, nur eine geringe Steigerung der elektri⸗ ſchen Intenſttaͤt. Bei Niederdruͤckung der Temperatur erhaͤlt man analoge Reſultate; auch uͤber die in diefer Hinſicht ans geſtellten Experimente legt Herr Becquerel Nechens ſchaft ab, und fuͤgt dann hinzu: „wie kommt es, daß, wenn zwiſchen den durch Beruͤhrung hervorgebrachten elektriſchen Wirkungen und den chemiſchen Kräften wirk— lich eine enge Beziehung ſtattfindet, welche Meinung ſehr viel fuͤr ſich hat, die Steigerung diefer Wir— kungen durch Temperaturerhoͤhung in keinem groͤßern Verhaͤltniß ſtattfindet, als es meine Verſuche darthun, und daß folglich die elektriſche Thaͤtigkeit unter Umſtaͤn⸗ den, wo die chemiſche ſo ſchleunig waͤchſt, ſich nicht ſtärker offenbart? Dieſe Frage zu beantworten, moͤchte ſchwer ſeyn.“ Inm dritten Theile feiner Abhandlung leitet endlich Hr. Becquerel aus den Reſultaten feiner Verſuche ein Verfahren zur Ausmittelung, hoher Temperaturen ah. Er bediente ſich dabei des 100 gradigen Thermo; 36 meters und ſpricht ſich hieruͤber folgendergeſtalt aus: „wir haben geſehen, daß ein aus Palladium und Pla— tinadraht beſtehender Metallkreis die Eigenſchaft beſitze, wenn man eins der angeſchwelßten Stücke (alſo ent weder den Palladium- oder den Platinadraht) allmaͤhlig von o bis zu 350° Wärme erhitzt, für gleiche War: mequantitaͤten gleiche Steigerungen der Intenſitaͤt der elektrodynamiſchen Kraft zu zeigen. Überdem läßt ſich leicht darthun, daß ein Kreis von zwei Platinadraͤhten beliebi⸗ gen Durchmeſſers dieſelbe Eigenſchaft beſitzt, wenn die beiden Draͤhte nur nicht von ein und demſelben Stuͤcke Platina genommen ſind. Da nun bei der Beruͤhrung von Eiſen und Platina daſſelbe ſtattfindet, ſo wuͤrde aus dieſen Verſuchen hervorzugehen ſcheinen, daß, je weiter der Schmelzpunkt der Metalle entfernt iſt, deſto hoͤher auch der Grad der Temperatur ſey, bei welchem gleiche Temperaturerhoͤhungen nicht mehr gleiche Steigerungen der electrodynamiſchen Kraft hervorbringen. Da nun die Platina erſt bei einem außerordentlich hohen Waͤrme— grad ſchmilzt, und bei den leichtſchmelzenden Metallen die Abnahme nach einem langſamern Geſetze vor ſich geht, ſo koͤnnen wir mit ziemlicher Sicherheit vermuthen, daß bei einem Kreiſe, der aus zwei Platinadraͤhten ge: bildet iſt, die aber nicht aus demſelben Stuͤcke gezogen find, zwiſchen den Erhöhungen der Wärme und den Stei⸗ gerungen der electriſchen Strömung bei noch hoͤhern Ten peraturen, die jedoch dem Schmelzpunkte nicht zu nahe liegen dürfen, ein conſtantes Verhaͤltniß ſtattfinde. Dieſer Wahrnehmungen bedient ih Hr. Becque⸗ rel, um die Gluͤhhitzen wenigſtens annähernd zu be ſtimmen, z. B. diejenigen, welche zwei feine, einen geſchloſſenen Kreis bildende Platinadraͤhte annehmen, wenn man eine der Schweißſtellen in die verſchiedenen Schichten der Flamme einer Spirituslampe bringt. Er gedenkt eines Verſuchs, bei welchem die eine Schweißſtelle an die obere Graͤnze der blauen Flamme gebracht wurde, wo naͤmlich die noch mit ihrem ganzen Sauerſtoff geſchwaͤngerte Luft der Flamme zu begegnen anfängt. Die dadurch erzeugte electriſche Strömung bes wirkte eine Abweichung der Magnetnadel von 22,508; in der weißen (gelben) Flamme brachte der Draht nur eine Abweichung von 21, und in dem dunkeln Raume am Docht von nur 182 zu Wege. Er bemerkt, daß wenn die Temperatur der Schweißſtellen bis auf 300° erhöht wird, die Abweichung 8° betrage, und einer electrodynamiſchen Kraft — 12 entſpreche, und folgert daraus, daß, da man die Intenſitaͤt der oben erwähn: ten drei Stroͤmungen mit den Zahlen 56, 48 und 36 bezeichnen koͤnne, die Temperaturen, die dies bewirkten, 1550, 1200 und 900° ſeyn werden. In einer Spt; ritusflamme koͤnne demnach ein Platinadraht von etwa 2 Millimeter (0,09 Linien) Durchmeſſer hoͤchſtens eine Temperatur von 1550 annehmen. 37 Chemiſche Unterſuchung der gelben Farbe der Haut und der Fluͤſſigkeiten bei neugebore⸗ nen, mit icterus oder Verhaͤrtung des Zell: gewebes behafteten Kindern (21). a Von Laſſaigne. Nicht ſowohl aus Erfahrung als aus Analogie hat man ſeit langer Zeit die Urſachen der gelben Farbe, die bei gewiſſen Krankheiten in gewiſſen Geweben der animaliſchen Organiſation zu bemerken iſt, den Grundbeſtandtheilen der Galle beigemeſſen; und die anatomiſch⸗pathologiſchen unterſuchungen, an Subjekten angeſtellt, welche dieſe Veränderungen darboten, trugen auch dazu bei, dieſe Hypotheſe annehmlich zu machen. Zu verſchiede⸗ nen Zeiten haben ſich indeſſen mehrere Chemiker damit beſchaͤf⸗ tigt, dieſe Frage durch die Mittel aufzulöfen, welche ihnen ihre Kunſt an die Hand giebt. Ihre Arbeiten, obgleich mit allem möglichen Fleiß angeſtellt, laſſen indeſſen noch viel zu wuͤnſchen übrig. Aus dieſen erſtern Verſuchen hat ſich ergeben, daß das erwaͤhnte faͤrbende Princip (Faͤrbeſtoff) mehrere Eigenſchaften mit demjenigen in der Galle gemein hat. Genuͤgt dies aber wohl, um die Anweſenheit der Galle in dieſen Geweben oder krankhaften Fluͤſſigkeiten anzunehmen? Unſeres Bedunkens muß dieſe Frage verneint werden; man hätte denn darthun muͤſſen, daß alle Beſtandtheile, welche mit dem Faͤrbeſtoffe die Galle bil⸗ den, vollſtaͤndig anweſend waren, und dann wuͤrde freilich der Beweis auf's Vollſtaͤndigſte geführt geweſen ſeyn. Als wir, auf die Einladung des Hrn. Dr. Breſchet, im Jahr 1822 damit anfingen, das Blut und mehrere andere Fiüſſigkeiten neugeborener gelbſuͤchtiger Kinder chemiſch zu un⸗ terſuchen, waren wir weit davon entfernt, die Meinung unſe⸗ rer Vorgänger zu theilen, und wiewohl wir die Anweſenheit dieſes gelben Faͤrbeſtoffes erkannten, ſo betrachteten wir ihn doch damals, ſeiner charakteriſtiſchen Merkmahle halber, als eine den Grundbeſtandtheilen der Galle ganz fremde Subſtanz und hiel⸗ ten ihn fuͤr das Reſultat einer Veraͤnderung des Cruors. Diefe Meinung war gefolgert aus dem, was wir beobach— tet hatten, namlich 1) daß ſich dieſe gelbe Subſtanz in großer Quantität nur im Blute vorfindet, und daß fie 2) vom Faͤrbe⸗ ſtoffe der Galle deſſelben Subjektes verſchieden war. Unſere, im Bezug auf die fruͤhern negativen Reſultate gemachten ſuche mußten, ehe fie angenommen wurden, vielmals und unter e enen Umftänden die Beftätigung erleben; auch haben wir Verſuche, auf den Rath des Hrn. Breſchet, wieder⸗ holt und in Folge feiner Unterſtuͤtzungen vervielfältigt. Die kurz⸗ gefaßte Zuſammenſtellung der vielen thatſaͤchlichen Erfahrungen, welche wir mit den Materiglien erlangt haben, die uns der ges 1 Arzt zugeſendet hat, uͤbergeben wir hiermit der Offent⸗ lichkeit. I. Haut gewebe. Da beim icterus die Haut das Gewebe iſt, welches bie deutlichſte Faͤrbung darbietet, ſo haben wir mit dieſer unſere Verſuche begonnen, um die Eigenthuͤmlichkeiten des bei dieſer Krankheit in der Haut enthaltenen Faͤrbeſtoffs zu ſtudiren. Die Hautlappen, mit denen wir experimentirt haben, mas ren von der Innenſeite der Schenkel, von der Stirn und den Armen zweier menſchlicher Foͤtus, die ein Alter von einigen Ta⸗ gen hatten, abgenommen worden. Da wir bei einem vorläufis gen Verſuche die Erfahrung gemacht hatten, daß verſchiedene, 24 Stunden lang in Alkohol aufbewahrte Lappen dieſer Haut ſich theilweiſe entfaͤrbt und ihren gelben Faͤrbeſtoff an die Fluͤſſig⸗ keit abgetreten hatten, ſo bedienten wir uns dieſes einfachen Mittels, um jene gelbe faͤrbende Subſtanz zu bekommen. Frei⸗ lich hatte ſich auch eine kleine Quantität Fett und Chlorin-Na⸗ trium darin mit aufgelöft, aber letztere Subſtanz war durch der ſtillirtes Waſſer weggenommen worden, und erftere blieb mit dem Faͤrbeſtoff vereinigt, was uns verhindert hat, das Verhaͤlt⸗ — 38 niß des Fettes bei allen unſern Verſuchen zu beſtimmen. Wir konnten die beiden Subſtanzen nicht von einander trennen, ob⸗ ſchon wir ſie mit mehrern Agenzien behandelten. Es iſt auch wahrſcheinlich, daß dieſer Färbeſtoff mit den fetten Körpern von einerlei Beſchaffenheit iſt und folglich alle charakteriſtiſchen Eigen⸗ 1 5 N theilt, in welchem Falle ſeine Ausſcheidung un⸗ moglich iſt. Der Alkohel, in welchem wir 2 Tage lang eine gewiſſe Quantität ſolcher Hautlappen macerirt hatten, wurde bis zur Trockenheit abgeraucht, worauf eine orangengelbe, fettig anzu⸗ fühlende, geruchloſe Subſtanz von ſalzigem und ſtechendem Ge⸗ ſchmack, aber ohne alle Bitterkeit zurückblieb. Dieſer Ruͤckſtand, mit Waſſer behandelt, zeigte nichts Auflösliches; außer daß ihm dieſe Fluͤſſigkeit die kleine Quantität Chlorin⸗Na⸗ trium entzog, welches den ſalzigen Geſchmack verurſachte. . Nachdem dieſer Faͤrbeſtoff auf die befchriebene Weiſe gewa— ſchen worden war, ſah er wie Fett aus, und befleckte das Loͤſch⸗ papier gleich anderm Fett; brachte man ihn auf gluͤhende Koh⸗ len, ſo verbreitete er einen Geruch wie brennendes Ol. Ein merkwuͤrdiger Umftand dabei war der, daß er durch die Wir⸗ kung einer, zu feiner Entzündung unzulänglichen Wärme eine gruͤnliche Färbung annahm und bei feiner Auflöfung in Alkohol das Auflöfungsmittel grün faͤrbte. Iſt vielleicht Hr. Chepreul durch dieſe Wirkung der Warme auf den bezeichneten Faͤrbeſtoff veranlaßt worden, zwei⸗ erlei Faͤrbeſtoffe, einen orangengelben und einen gruͤnen, in der eiweißſtoffhaltigen Fluͤſſigkeit von einem ähnlichen Patienten an⸗ zunehmen? Soviel können wir mit Gewißheit behaupten, daß wir den grünen Faͤrbeſtoff nicht eher bemerkt haben, als bis die Waͤrme auf den Alkoholextrakt der Haut gewirkt hatte. Unter den andern charakteriſtiſchen Eigenthuͤmlichkeiten dieſer Subſtanz haben wir auch gefunden, daß ſie ſich in einer Aufloͤſung von Atz⸗ kali, bei gelinder Wärme, leicht aufloͤſ'te; daß die Auflöfung eine grünliche Farbe hatte, und daß dieſe Aufloͤſung mit Hydrochlorin- fäure gefättigt, dunkelgruͤne Flecken zu Boden fallen ließ, wie dieſes oft bei der in Kali aufgeloͤſten gelben Subſtanz der Galle der Fall zu ſeyn pflegt. Die gelbe Subſtanz der Galle iſt indeſſen in Alkohol ganz und gar nicht aufloͤslich, wie Hr. Thenard in feiner Analyse de la bile de homme et des animaux be⸗ hauptet hat, und die Subſtanz, welche hier dieſelbe Erſcheinung darbietet, war durch die auflöfende Wirkung dieſer Fluͤſſigkeit erhalten worden. 0 Wir haben Unterſuchungen mit dem Waſſer angeſtellt, in welchem man, nach Abrauchung des Alkohols, den Ruͤckſtand ge waſchen hatte, und uns bemüht, noch einige andere Grundbe— ſtandtheile der Galle aufzufinden, aber unſere Bemühungen wa— ren fruchtlos, denn wir fanden nichts, als einige Spuren von Seeſalz und einer animaliſchen Subſtanz. II. In den Thorax ergoſſene Fluͤſſigkeit. Di.eſe Fluͤſſigkeit hatte eine gelbröthliche Farbe, und ſah wie Blutwaſſer aus; ſie ſtellte die Farbe des, mittelſt einer Säure gerötheten Lackmuspapiers wieder her, und coagulirte in gelbliche Flocken durch die Wirkung der Wärme und der Mine⸗ ralſäuren. Man vermiſchte fie mit ihrem dreifachen Volumen Alkohol von 36°, fie wurde augenblicklich truͤbe und ließ faden⸗ artige roſenrothe Flocken niederfallen. Die alkoholiſche Fluͤſſig⸗ keit wurde nach 24 Stunden filtrirt, und hatte eine gelbe ſchwach ins Orangengelb uͤbergehende Farbe. Um die aufgeloͤſ'te Subſtanz zu erhalten, rauchte man die Fluͤſſigkeit in einer Porzellanſchale bei gelinder Waͤrme ab, und es blieb ein gelber Ruͤckſtand von ſalzigem und ſtechendem Geſchmack, den man mit Schwefeläther kochte. Die Fluͤſſigkeit faͤrbte ſich gruͤnlich gelb, und griff den größten Theil des Ruͤckſtandes gar nicht an. Als auch dieſe Bräffipteie abgeraucht worden war, blieb eine gelbe, ſchwach ins Gruͤnliche ſpielende, fettig anzufuͤhlende Subſtanz ruͤckſtändig, die ſich, mit Kali behandelt, eben fo verhielt, wie die aus der Haut gewonnene Subſtanz. Salpeterſäure, kalt 3 * 5 „ 89 mit einer Portion dieſer Subſtanz in Berührung gebracht, be⸗ wirkte eine gruͤnliche, ſodann blaͤuliche und ins Violet ſchillernde Farbe, welche Erſcheinung ſich uns auch darbot, als wir gleich⸗ zeitig, der Vergleichung halber, kleine Quantitaͤten der gelben und gruͤnen Subſtanz der Galle unterſuchten. Dieſe noch wenig bekannte Wirkung der Salpeterſaͤure erſchien uns um deswillen intereſſant, weil ſich vielleicht daraus der Beweis ergiebt, daß die gelbe Su bſtanz und das grüne Harz, welches man in der Galle annimmt, im Grunde einerlei und nur modificirt find. Aus dem Vorhergehenden wird man indeſſen erſehen, daß der, aus obiger Fluͤſſigkeit mittelſt des Alkohols erhaltene Faͤrbe⸗ ſtoff in mehrern Hinſichten ſich eben ſo verhaͤlt, wie der ge⸗ woͤhnliche Faͤrbeſtoff der Galle. Die ſorgſamſten Nachforſchun⸗ gen, um die andern Grundbeſtandtheile dieſer Fluͤſſigkeit zu entdecken, ſind ohne Erfolg geblieben. Das durch den Alkohol erzeugte Gerinnſel bot alle Eigen⸗ ſchaften des Eiweißſtoffes dar. Die Einaͤſcherung ließ phosphor⸗ ſauren Kalk und Spuren von Eiſenoxyd darin bemerken. 40 - an III. BI ut. Die Unterſuchung dieſer Fluͤſſigkeit wurde auf demſelben Wege, wie bei I. und II., bewerkſtelligt und der Alkohol , als Aufloͤſungsmittel angewendet, bewies die Anweſenheit deſſelben Faͤrbeſtoffs, der ſchon in der Haut und in der in den Thorax ergoſſenen Fluͤſſigkeit angetroffen worden war. Die Reagenzien, deren wir uns in den erſteren Faͤllen bedient hatten, wurden auf dieſelbe Weiſe und mit aͤhnlichen Reſultaten auch jetzt ange—⸗ wendet. Dabei haben wir blos die Bemerkung gemacht, daß die Quantitaͤt des Faͤrbeſtoffs im Blute nicht immer mit der Faͤrbung der Haut, noch auch mit der Lebenszeit des Kindes im Verhaͤltniß ſtand. +7 Deutlicher ift dieſes aus nachſtehender Tabelle erſichtlich. Die der Unterſuchung unterworfenen Subſtanzen find von neuge— bornen gelbſuͤchtigen, oder mit Verhaͤrtung des Zellgewebes ber fallenen oder mit dieſen beiden Krankheiten zugleich behafteten Kindern genommen worden. eee eee — r —— — * Lebensdauer. Krankheit. | Blut, | Galle. r Hautgewebe. | Gelbſucht; Verhärz| 5 f 3% ohnli .| Gelber Färbeftoff 4. | 3 Tage. | tung des Zellge⸗ Kein gelber Farbe Gewöhnliche Zuſam⸗ = in kleiner Quan⸗ | g N ee | ſtoff. menfegung. tität. 0 5 } 2 5 Gelber Faͤrbeſtoff | Verhaͤrtung des | Kein gelber Faͤrbe⸗ 25 1 4 | er | 8 Tage. | Zellgewebes. off. | Desgl. in Wii Galbſacht ; Verhär⸗ ls; el . BER | 1 puren von gelbem 0 2 Spuren von gelbem t Rotor... MIRLSSRRILE (1 | Bärtetof. Alert; Gelber Faͤ 0 1 | Gesfuät. ] Geber Förbeſtof. Dag. — al DRS TREE ä . FB Eiweißftoff, Natron,| Gelber Färbeftoff Verhaͤrtung des | Kein gelber Färbe- | 4 5 8 5. | 3 Tage. | Desgl. Chlorin-Natrium in kleiner Quan⸗ | | engere ſtoff. 8 u. andere Salze. titaͤt. Zu N Spuren von gelbem — [ Gelder Faͤrbeſtoff 6. il ages. Ser rg eff. Desgl | De En NE AD DR ER SUN THEMEN ES Fra e LER Aus der von uns unternommenen Arbeit Folgerungen. ergiebt fi) nun, daß die gelbe Subſtanz, welche die mit icte- zus behafteten Kinder färbt, groͤßtentheils die Eigenſchaften des gelben Faͤrbeſtoffes der Galle beſitze, daß aber die andern Grund⸗ beſtandtheile dieſer Fluͤſſigkeit nicht darin angetroffen werden. Kann man nun, wie es von Mehrern geſchehen iſt, an— nehmen, daß die Faͤrbung, die man in dieſer Krankheit bemerkt, von den Grundbeſtandtheilen der Galle herrühre, welche ſich in dieſem Gewebe ausgebreitet hat, oder nicht? Nachſtehendes glauben wir aus den Reſultaten folgern zu koͤnnen, die uns die chemiſche Analyſe ergeben hat. . Man kann die Anweſenheit der Galle nicht behaup⸗ ten, weil man in den Geweben nicht alle Grundbeſtandtheile vorſindet, wodurch fich dieſe Fluͤſſigkeit bei neugeborenen Kin⸗ bern charakkeriſirt. Die Analogie der chemiſchen Eigenſchaften des Faͤrbeſtoffes aus der Haut gelbſuͤchtiger Kinder und aus der Galle ſind un⸗ ſers Erachtens nicht ausveichend, um die Frage genuͤgend zu entſcheiden, weil bekanntlich viele Grundbeſtandtheile eine große Menge gemeinſchaftlicher Eigenſchaften beſizen, und doch einen verſchiedenen Urſprung haben. 8 Es iſt auch übrigens beiannt, daß die natürlichen und kuͤnſt⸗ lichen Veränderungen gewiſſer organiſcher Subſtanzen oft fo kdentiſche Reſultate geben, daß man nach der Zeit nicht zu be⸗ ſtimmen im Stande iſt, welcher Körper das eine oder das an- dere Reſultat gegehen hat. Der Zucker und die Stärke werden beide von der Salpeterſaͤure in Sauerkleeſaͤure verwandelt koͤnnen deshalb einen augenfaͤlligen Beweis für das Vorg ſchickte liefern. Beide Subſtanzen ſind indeſſen, was ihr „ ſammenſetzung und Eigenſchaften anlangt, weſentlich von einan⸗ der verſchieden; ſie werden aber dennoch von der Salpeterſaͤure in zwei Körper verwandelt, die ſowohl hinſichtlich der characteri ſtiſchen Merkmahle, als auch der Zahl der Grundmaſſentheilchen aus denen ſie zuſammengeſetzt ſind, als ganz identiſch erſcheinen. Dieſer Beobachtung zufolge und gejtüst auf Raiſonnement und Erfahrung, koͤnnte man wohl annehmen, daß der gelbe Faͤrbeſtoff nicht nothwendig aus der Galle, ſondern auf Koſten eines durch die Krankheit modificirten Principes entſtanden fey, wiewohl er alle Eigenſchaften des in der Galle vorhandenen Faͤrbeſtoffes beſitzt. - Unferer Meinung zufolge kann man eine der unſrigen ent- gegengeſetzte Hypotheſe nicht eher annehmen, als bis die Anwe⸗ ſenheit der Galle beſtimmter dargethan worden iſt, als es bis jetzt der Fall war. Miseellen. über die urſache, welche die Wurzeln des Mi⸗ ſtels (Viscum album) in ihrer Richtung beſtimmt, theilt Dutrochet folgendes mit (22). Das Wuͤrzelchen des Miſtels richtet ſich gegen die feſten und dunkeln Koͤrper, auf welche ſich der Saame dieſer Pflanze mittelſt ſeines natuͤrlichen Leims anheftet, fo daß ſich die Würzelchen, wenn man die ganze Oberflaͤche ei⸗ d 41 ner Kugel mit ſolchen Saamen beklebte, ſaͤmmtlich nach dem Mittelpunkte richten würden. Ich hatte früher die Vermuthung aufgeſtellt, daß dies von der Attraktion herruͤhre, welche die Materie auf dieſe Wurzeln ausuͤbe. Nach ſpätern Verſuchen habe ich aber gefunden, daß. die Wurzel des Miſtels das Licht flieht, und aus dieſer letzten Eigenſchaft glaubt Knight die Richtung des Wuͤrzelchens gegen feſte dunkle Körper genügend erklären zu konnen. Da ich mit ihm hierin uͤbereinſtimme, fo bat er mich mit feiner Anſicht bekannt gemacht, deren Richtige keit ich durch Verſuche genuͤgend dargethan habe. Ich klebte kei⸗ menden Miſtelſaamen auf die Oberflaͤche eines hölzernen Cylin⸗ ders, und brachte dieſen an einen vollkommen dunkeln Ort; da zeigten dann die Wuͤrzelchen auch nicht das mindeſte Beſtreben, 42 ſich dem feſten Körper zu naͤhern; fie behielten die Ne nie . Richtungen bei, die ich ihnen gegeben, und zeigten auch nicht die geringſte Krümmung. So iſt denn bewieſen, daß blos die Licht⸗ ſcheu das Wuͤrzelchen des Miſtels gegen die feſten und dunkeln Körper richte, auf welchen der Saame dieſer Pflanze klebt. Damit aber dieſe Richtung ſtatt haben koͤnne, muß das Wuͤr⸗ zelchen dem feſten und dunkeln Koͤrper nahe genug liegen, um einen ziemlich ſtarken Schatten auf ihn hervorzubringen. Es richtet ſich dann nach dieſer dunkeln Stelle, indem es das von allen andern Seiten einfallende Licht flieht. ! Kirfhbäume (22) gedeihen auf St. Helena nicht und Johannis- und Stachelbeerbuͤſche werden dort immer⸗ gruͤne Straͤuche, ohne je Fruͤchte zu tragen. l „ et Anh u ine de Praktiſche Beobachtung über Civiale's Me: thode die Steine in der Blaſe zu zertruͤm— mern. (23). Von Michel Joſeph Brouſſeaud. Im Monat September 1824 bemerkte ich Stoͤ— rungen in den Urinwegen, wie Schmerz beim Uriniren, Schwere in der Blaſe, beſchwerliches Jucken am perinaeum und in der Harnroͤhre, welches ſich bis zur Spitze des penis fortpflanzte. Dieſe Stoͤrungen waren leicht und ich leitete ſie von einer Reizung her. Einige Baͤder und ein verduͤnnendes Regimen ſtillten ſie bis zum Monat Januar 1825, wo ſie mit mehr Intenſitaͤt wieder er— ſchienen, und von ſchmerzhafter Dysurie begleitet waren. Von dieſer Zeit an war die Blaſe in einem gereizten Zuſtande, und der Urin, welchen ich ausleerte, war von Blut leicht ge— faͤrbt, ſobald ich auf einer abhaͤngigen oder unebenen Flaͤche ging, und ſobald ich im Wagen fuhr. Die oben genannten Mittel wurden waͤhrend dieſes Monats ange— wendet, ohne daß eine Erleichterung erfolgte, und in der Nacht vom 4. bis zum 5. Februar ging ein Stein von runder Form von mir fort, welcher 3 Linien im Durch— meſſer hatte, 9 Gran wog, und im Mittelpunkte einer ſeiner Flaͤchen platt war: ein deutliches Zeichen, daß er nicht allein war. Er wurde analyſirt und zeigte nur Harnſaͤure, welche durch thieriſchen Schleim agglomerirt war. Nach dieſer Ausleerung blieb ich 15 bis 20 Tage in einem Zuſtande von ziemlich vollkommener Ruhe. Zu Ende deſſelben Monates erneuerten ſich die Blaſenſchmer— zen und alle Zufaͤlle, welche die Gegenwart eines frem— den Koͤrpers in der Blaſe anzeigen, mit Heftigkeit. Das kuͤhlende Regimen, die allgemeinen Baͤder und die Halbbaͤder, ſo wie auch die oͤrtlichen Blutentziehungen wurden waͤhrend der Monate Maͤrz und April verviel— facht, ohne daß eine merkliche Veraͤnderung meines Zu— ſtandes erfolgte. Da ich in den erſten Tagen des Mai's keine Bef ſerung meines Zuſtandes fand, ſo beſchloß ich, den Dr. Ci viale zu beſuchen, bei welchem ich kollegialiſche Dienſtfertigkeit fand. Er ſchlug mir vor, ſich durch das Sondiren der Blaſe von der Urſache dieſer Stoͤrungen zu überzeugen, und mich durch ſeine Methode davon zu befreien, wenn ſie durch die Gegenwart von Steinen verurſacht wuͤrden. Nachdem ich hierauf den Wunſch gegen ihn geaͤu— ßert hatte, ſeine Operationsmethode anwenden zu ſehen, bevor ich mich derſelben unterwuͤrfe, hatte er die Gefaͤlligkeit, mir dieſe Gelegenheit einige Tage nach meinem Beſuche in feinem Haufe zu verſchaffen, und zwar an zwei Subjekten von verſchiedenem Alter. Das erſte, 19 Jahr alt, wurde achtmal operirt, und in einer ſehr kurzen Zwiſchenzeit von einem voluminoͤſen, aus ſauerkleeſauern Kalk beſtehenden Stein befreit. Das zweite, uͤber 60 Jahr alt, litt ſeit mehreren Jahren durch die Gegenwart von Steinen in der Blaſe; ſie wa— ren zerreiblich und vier Sitzungen waren hinreichend, um die Perſon von dieſer Beſchwerde zu befreien. Nachdem ich mich von der Wirkſamkeit dieſer Mes thode überzeugt und Alles erwogen hatte, trug ich kein Bedenken mehr, den Dr. Civiale zu bitten, ſie an mir anzuwenden. Am 15. Juni wurde ich ſondirt und es wur⸗ den mehrere nicht feſtſitzende Steine in der Blaſe erkannt. Von dieſer Zeit an bis zum erſten Juli ſuchte man die Senſibilitaͤt der urethra zu vermindern und ſie zu er— weitern. Zu dieſem Behufe wurden taͤglich waͤhrend zwanzig Minuten Sonden aus gummi elasticum in dieſen Kanal zuruͤckgehalten, deren Volumen allmaͤhlig vermehrt wurde. Am 2. Juli wurde der Lithontri⸗ ptor *) zum erſten Male in die Blaſe eingebracht. Die ein wenig angeſchwollene prostata hinderte die Einfuͤh— rung deſſelben etwas. Der Stein wurde ſogleich gefaßt, mit dem Lithometer gemeſſen, und ſein Durchmeſ— ſer auf 7 Linien geſchaͤtzt. Blos an dieſem Tage machte man Gebrauch von dem Bogen (vergl. Notizen Nr. 249. S. 106.), und in weniger als acht Minu: ten war der Stein in Stuͤcke zerbrochen, von wel: chen am Tage der Operation und am folgenden Tage 56 Gran fortgingen (dieſer ſteinige Schlamm wurde unterſucht und zeigte dieſelben Beſtandtheile, welche der Stein hatte, der in der Nacht vom 4. bis zum 5. Fer bruar fortgegangen war). Waͤhrend der zwei Tage, welche dieſem erſten Verſuche folgten, ging mein Urin *) Dieſes Inſtrument hatte 2%, Linien im Durchmeſſer. 45 in größerer Quantität und mit Schmerz fort, und war mit Blut vermiſcht. Ruhe, Regimen, Bär der, Halbbaͤder und cataplasmata aus Leinſaamen⸗ mehl, welche auf das hypogastrium und das pe- rinaeum gelegt wurden, ſtillten die Reizung der Urinwege. Am 7. deſſelben Monats wurde das Inſtrument von neuem in die Blaſe eingefuͤhrt. Es wurde mit we— niger Schwierigkeit eingebracht. Zehn Minuten wurden verwendet, um mehrere Stuͤcken Stein zu faſſen und zu zertruͤmmern. An dieſem Tage und an dem folgens den gingen 56 Gran fort, welche friſch gewogen wurden und wie das erſte Mal herauskumen. Der Urin ging mit weniger Schmerz fort, wiewohl er mit Blut vers miſcht war. Am 12. geſchah die dritte Sitzung. Die Gegen— wart des Lithontriptor in der Blaſe erregte Reiz, und der Trieb zum Uriniren, welchen fie gewöhnlich hervor⸗ bringt, war noch beſchwerlicher. Ich ſchrieb dieſe In; convenienz dem Suchen zu, welches die vielen Überbleibſel von Steinen erforderten, bevor ſie mit der Zange gefaßt wurden, was jedoch mit der größten Geſchicklichkeit aus: gefuͤhrt wurde, denn 12 Minuten waren hinreichend, um dieſe Operation zu beendigen, und es gingen in den folgenden 48 Stunden 25 Gran ſteiniger Schlamm fort. Da ſich einige Nierenſchmerzen zeigten und mein Urin mit Schmerz und mit mehr Blut vermiſcht fortging, als bei den vorhergehenden Verſuchen, ſo wurde die vierte Sitzung bis auf den 19. verſchohen. 15 Trotz der übermäßigen Hitze dieſes Tages (der Htenumürifche Thermometer zeigte bet mir 56 Grad) wurde das Inſtrument applieirt, und brachte ein wenig Reizung hervor. Neun Minuten wurden verwendet, um die Steinreſte, welche man faſſen konnte, zu zer— malmen und in ſchlammiges Sediment zu verwandeln. Es gingen 24 Gran fort und mein Urin war weniger gefärbt. Da ſeit dem 21. der oben erwaͤhnte Zufall keine Folge gehabt hatte, ſo fing ich an, mit weniger Schwierigkeit zu uriniren, ob ich gleich am Blaſenhals noch ein Hinderniß fuͤhlte, welches die Gegenwart eines kleinen fremden Koͤrpers daſelbſt hervorbrachte. Die fünfte Sitzung wurde auf 8 Tage bins aus verſchoben und geſchah erſt am 27. Die Hitze war weniger groß. Das Einfuͤhren des Lithontriptors verurſachte faſt keine Schmerzen. Einige Steinreſte er⸗ forderten, um erkannt, gefaßt und zermalmt zu werden, nur 6 Minuten Arbeit, und es gingen dieſes Mal nur 14 Gran ſteiniger Schlamm fort. Mein Urin war wer nig von Blut gefärbt. Er ging nun leichter und mit wer niger Veſchwerde fort. ; Endlich am 3. Auguſt wurde die 6te und letzte Operation eben ſo wie jedes Mal mit derſelben Geſchick—⸗ lichkeit gemacht. Fuͤnf Minuten waren hinreichend, um die noch in der Blaſe zurüͤckgebliebenen Steinreſte in Staub zu verwandeln, und es gingen an dem Tage der 44 Operation noch 10 Gran fort, wobei kein wichtiger Zu⸗ fall eintrat. Seit dieſer Zeit habe ich in der Blaſe nur die Reizung empfunden, welche daſelbſt die wiederholte Ge— genwart des Lithontriptor verurſacht, und mein Urin, welcher früher eine, je nachdem mehr oder weniger lange Zeit nach der Operation verfloſſen war, mehr oder weniger blutige, trübe und jumentoͤſe Beſchaffenheit hatte, hat in einem ſehr kurzen Zeitraum nach und nach feine Farbe wie⸗ der angenommen, und geht in gewoͤhnlicher Quantität fort. Funfzehn Tage Ruhe waren hinreichend, um die leichte Reizung des kranken Organs ganz zu ſtillen, welches man dann mit der groͤßtmoͤglichen Genauigkeit fondirs te, ohne eine Spur von fremden Koͤrpern darin zu er⸗ kennen. Es iſt mir daher ſeit dieſer Zeit leicht geweſen, meine gewoͤhnlichen Geſchaͤfte fahrend oder zu Fuß wie— der zu verrichten, ohne daß ſich eine neue Störung ge zeigt hat. Ja, ich habe ſogar allmaͤlig das ſtrenge He: gimen nicht mehr zu beobachten gebraucht, welches die 6 Operationen nothwendig gemacht hatten, wodurch 133 Gran zu Stein agglomerirte Harnſaͤure zermalmt wur- den. Bei dieſen. Operationen haben mir Lacroix der Bas ter, Debaltz, Barbette der Aeltere, Barbette der Juͤngere, Weſſely, Humphreys, Delatre und der Apotheker Robinet die Freundſchaft erwieſen, Bei ſtand zu leiſten. Heute den 27. October, am gäſten Tage meiner Herſtellung, iſt die Schwaͤche, welche gewoͤhnlich einer langen Operation und einem, lange Zeit fortgeſetzten Re⸗ gimen folgt, ganz verſchwunden, und meine koͤrperlichen Kraͤfte ſind, ob ich gleich 47 Jahre alt bin, vollkommen wieder hergeſtellt. Ich kann daher aus dem Vorherge— henden ſchließen, daß Civiale's Methode eine fuͤr die Menſchheit aͤußerſt ſchaͤtzbare Entdeckung iſt. 1) Weil fie mir bei ihrer Anwendung nichts "Ab: ſchreckendes zu haben geſchienen hat. 2) Weil zwei Tage nach jeder Operation die Krans ken ausgehen koͤnnen, ſo wie ich es nach jeder Operation ohne Nachtheil thun konnte, wenn ſie Anſtrengung und Naͤſſe vermeiden. Und endlich 3) weil mir erwieſen zu ſeyn ſcheint, daß die Steinkranken, welche nicht warten, bis der Stein groß geworden iſt, und Zeit gehabt hat, die Blaſe zu veraͤndern, und ihre Konſtitution in einem uͤbeln Zuſtand zu bringen, an dieſer Operationsmethode ein leichtes und ſicheres Mittel finden werden, ſich von einer krankhaften Affection zu befreien, welche ohne Uns terlaß beunruhigt, und nur durch das eitele Verzagen der Steinkranken ſo oft toͤdlich wird, welche gewoͤhnlich erſt dann zur Kunſt ihre Zuflucht nehmen, wenn ſie zu lange Zeit ſchreckliche Schmerzen ausgeſtanden haben, die durch die Furcht und die Unruhe ohne Unterlaß ver— mehrt werden. 45 Ein Fall von ictus solaris. (24) - (Ein Auszug aus Andrew Browne's Bericht über die Kranke heiten, welche während des Jahrs 1825 unter feinem Res gimente geherrſcht haben.) Während der ungewoͤhnlichen und übermäßigen Hitze in den Monaten Juni, Juli und Auguſt hatten wir häufige Beiſpiele, wo Leute, welche den Sonnenftrahr len ausgeſetzt waren, ploͤtzlich von heftigem Kopfſchmerz, Schwindel und gelegentlicher Contraction des Magens ergriffen wurden. Dieſe Symptome wurden gewoͤhnlich in einem oder zwei Tagen durch ein ſaliniſches Purgir— mittel und dadurch beſeitigt, daß die Patienten nicht aus deu Haͤuſern gingen. Aber am 24. Auguſt zwiſchen 5 und 4 Uhr Nachmittags, wo die Atmoſphaͤre bis zu 120° Fahrenheit erwärmt geweſen ſeyn muß, wurde ich auf ein in der Nähe der Kaſernen liegendes Feld geru— fen, um einen Menſchen zu ſehen, welcher, wie man mir ſagte, ploͤtzlich todt niedergefallen war; als ich nach der Stelle hineilte, fand ich einen unſerer Huf— ſchmidte, einen huͤbſchen, ſtarken, vollbluͤtigen, musku— loͤſen Mann von ohngefaͤhr 25 Jahren, an der Stelle, wo er niedergefallen war, ganz gefuͤhl- und bewegungs— los liegend. Seine Glieder blieben in jeder Stellung, in welche ſie gebracht wurden, aber ſeine Reſpiration war frei und wie gewoͤhnlich. Die Temperatur ſeiner Haut war betraͤchtlich erhoͤht, ob er gleich vorher von ſeinen Kameraden mit kaltem Waſſer uͤbergoſſen worden war, welches ſie aus dem benachbarten Fluſſe geholt hatten. Sein Geſicht war roth und angeſchwollen, die Gefaͤße der Augen ſtrotzend, die Pupillen ſehr erweitert, und die Kontraktionskraft der Iris fehlte ganz. Sein Puls war ſehr voll und ſtark, aber nicht ſchnell; ſeine Kinnladen waren feſt aneinander geſchloſſen, ausgenom— men bei gelegentlicher Contraction des Magens, wo die contenta deſſelben ohne Anſtrengung theilweiſe ausge— worfen wurden, und feine Faͤces und der Urin waren eben unwillkuͤhrlich fortgegangen. Bei eingezogener Erkundigung erfuhr ich bald, daß er, doch nicht uͤbermaͤßig, Bier getrunken hatte, daß er mit ſeinen Kameraden, der Reihe nach, zwei Stunden lang vorher um die Wette geſprungen und ge— laufen war, daß er mit weiter keinem Kleidungsſtuͤck, außer mit ſeinem Hemd und ſeinen Unterhoſen bedeckt, daß ſein Kopf waͤhrend der ganzen Zeit unbedeckt und den Strahlen dieſer ungewoͤhnlich heißen Sonne aus— geſetzt geweſen war, und daß er mitten in ſeinem letzten Wettlauf, den er dem Anſchein nach gewonnen haben wuͤrde, ploͤtzlich niedergefallen war, als wenn er durch den Kopf geſchoſſen worden ſey. Behandlung. — Aus dieſen Umſtaͤnden und dem allgemeinen Ausſehen des Menſchen ſchloß ich, daß nur die kraͤftigſten Mittel ſein Leben wuͤrden retten koͤnnen. achdem er in das Spital geſchafft worden war, bemuͤhte n ſich daher zuerſt die Quantität der circulirenden Fluͤſſigkeit zu vermindern, und hierdurch den Ton der Gefäße im ganzen Körper und vorzuͤglich im Kopfe zu —ͤ —ä—1—ö—— 46 ſchwaͤchen. Zu dieſem Behuf wurden große Aderlaͤſſe am Arm, an den arteriae temporales und an den venae jugulares ſogleich vorgenommen, und ſaliniſche Klyſtire, kuͤhlende Mittel und kuͤhle Luft angewendet. Auch wurde eine beſtaͤndige aufrechte Stellung unterhal⸗ ten, um den Andrang des Bluts in den Gefaͤßen des Kopfs zu vermindern. Dieſe Wirkung wurde durch Sturzbaͤ⸗ der verſtaͤrkt, welche alle Viertelſtunden gegeben wur— den. Dadurch daß dieſe Mittel, wodurch er im Au⸗ fange 112 Unzen Blut verlor, dreiſt fortgeſetzt wurden, zeigte ſich am 50. Auguſt, 6 Tage nach der Aufnahme, eine geringe Beſſerung. An dieſem Tage erkannte er zum erſtenmale wieder die umgebenden Gegenſtaͤnde, und deutete durch eine Bewegung der rechten Hand ein Ge— fuͤhl von Spannung in der Bruſt und dem Kopf an. Aber zu gleicher Zeit ſah man deutlich, daß Hemiplegie oder vollkommene Paralyſis der linken Seite eingetreten, der Mund betraͤchtlich nach der rechten Seite hin ver— zerrt und das linke Auge fuͤr die Lichtſtrahlen gaͤnzlich unempfindlich war. f Es wurden nun Veſikatorien, draſtiſche Purgirmit⸗ tel, Friktion und Electricitaͤt in Verbindung mit dem Sturzbad verordnet und mit taͤglich zunehmender Beſſe— rung fortgeſetzt, und ob er gleich lange Zeit nachher hef— tigen Kopfſchmerzen und einer beſonderen Affektion der Au— genlider unterworfen war, und die Funktionen des Gei— fies fo wie die vitalen Funktionen ſchwer von fat ten gingen, ſo waren doch durch eine anhaltende Appli— cation dieſer Mittel am 2. October, 39 Tage nach der Aufnahme, alle dieſe letzten Symptome beſeitigt, und der Geneſene konnte in feine Caſerne zuruͤckkehren, um feis nen Dienſt zu thun. Er hat hernach wieder als Hufſchmidt gearbeitet, und ob er gleich bei harter Arbeit noch immer eine Schwaͤche in der affieirten Seite fühlt, fo iſt fie doch kaum wahrnehmbar, wenn er geht oder leichte Arbeiten verrichtet, ſo daß die Geneſung vollkommener iſt, als ich erwartet hatte. a Freiwillige Ausrenkung des Schenkels (25). Einem etwa 60 Jahr alten Manne fiel, als er bes ſchaͤftige war, eine Wand niederzureißen, ein Theil ders ſelben auf den Leib und renkte ihm den rechten Arm an der Schulter und den linken Schenkel an dem Huͤftgelenke aus. Er wurde ſogleich ins Spital gefchafft, wo man beide ausgerenkte Glieder wieder einrichtete und eine paſſende Bandage anlegte. Einige Tage lang ſchien Alles gut zu gehen; aber eine Woche nach dem Zufall wurde das linke Bein wie— der verkuͤrzt, der Fuß einwaͤrts gekehrt und der Schen— kelkopf auf dem Ruͤcken des Ileum gefunden. Mit vieler Beſchwerde und mittelſt Flaſchenzuͤgen wurde die Ausrenkung zum zweitenmal eingerichtet; und um einer neuen Wiederkehr eines ſo unangenehmen Zu— falls zuvorzukommen, wurden die Extremitaͤten weit aus⸗ einander gelegt und ſorgfaͤltig durch Bandagen geſchuͤtzt 47 um dadurch, glaubte man, jede möglicher Bewegung dies ſer Theile zu verhindern. Aber nach 14 Tagen hatte der Schenkelkopf nochmals ſeine Hoͤhle verlaſſen, und die eigenthuͤmlichen Bewegungen des Gelenks, welche durch das fruͤhere zweimalige Einrichten voͤllig wiederher⸗ geſtellt worden, waren wiederum verloren. u Nach vielen Schmerzen und durch nochmaligen Ger brauch von Flaſchenzuͤgen wurde der Knochen zum drit— ten Mal eingerichtet; und in der Vermuthung, daß der obere Theil des Acetabulum abgebrochen ſey und ſo der Wirkung der Muskeln, durch welche die Verrenkung hervorgebracht worden war, keinen hinlaͤnglichen Wider— ſtand entgegengeſetzt habe, entſchloß man ſich, den Kranz ken mit weit auseinandergelegten Gliedern an die vier Bettpfoſten zu binden und ihn einige Zeit lang in die ſer Lage zu erhalten. Dieſer Plan wurde ins Werk geſetzt und mit. voll kommenem Erfolg. Der Knochen glitt nicht mehr aus dem Gelenk, und der Mann wurde, nach einer 3 oder 4 woͤchentlichen, wahrhaft peinlichen Lage, für feine Ge: duld und die ausgeſtandenen Schmerzen durch eine voll⸗ ſtaͤndige Heilung belohnt. f Unabgeſehen von dem Intereſſe, welches dieſer Fall in pathologiſcher Hinſicht darbietet, iſt er auch fuͤr did medicina forensis von einiger Wichtigkeit, da wohl bisweilen Chirurgen, wie zu fuͤrchten ſteht, vor Gericht angeklagt worden ſind, einen ausgerenkten Knochen nicht wieder eingerichtet zu haben, obgleich dies pflichtmaͤßig geſchehen war, und nur der Theil ſich in der Folge durch die Wirkung der Muskeln freiwillig wieder verruͤckt hatte. Miscellen. Über ein Aneurysma inguinale erzaͤhlt Dr. J. Rhea Barton (26) eine merkwuͤrdige Thatſache. Ein Neger, zwiſchen 60 bis 70 Jahr alt, hatte wegen eines Ingulnal⸗Aneurysmas in dem Moyamensing s (Diſtrikts) Hoſpital Huͤlfe geſucht, mehrere Chirurgen und Arzte waren aber einſtimmig der Meinung, daß eine Ope⸗ ration unpaſſend ſey wegen des Alters des Patienten und des verknoͤcherten Zuſtandes der Haupt- Arterienſtaͤmme an den obern und untern Extremitaͤten, wobei man vers muthen mußte, daß die a. iliaca in demſelben Zuſtande ——ůö—ßð—8æſ⁰ — 48 ſeyn moͤgte. Der Kranke chatte ſich in ſein Schickſal ers geben und war nach Hauſe zuruͤckgekehrt. Nun aber gerieth er an einen Quackſalber (auch ein Neger), der das Übel fuͤr einen Abſceß hielt und eine Lanzette ein— ſtieß!!! Die Folge war, daß ſtatt Eiter ein Strom von Blut hervorſtuͤrzte, es erfolgte eine Ohnmacht, die Blutung ſtand, und es bildete ſich ein coagulum, wel: ches den aneurysmatiſchen Sack völlig füllte. Fuß und Bein ſtarben aus Mangel an Ernaͤhrung ab, weil ſie nicht hinlaͤnglich mit Blut verſorgt wurden. Dr. B. fand ihn mit einer feſten elaſtiſchen Geſchwulſt an der Stelle, wo das Aneurysma geweſen war, die Geſchwulſt nur halb ſo groß und in der Mitte eine Narbe. Der Geruch von dem in Faͤulniß uͤbergegangenen Bein war unertraͤglich; die abſorbirenden Gefaͤße hatten bereits eine Trennung des abgeſtorbenen von den lebenden angefan— gen, und man hatte Hoffnung, daß ſeine Conſtitution ihm durchhelfen werde, aber nach 6 Wochen ſtarb er am hektiſchen Fieber. Bei der Section zeigte ſich die a. iliaca nur wenig verknoͤchert, die Geſchwulſt in der Weiche, wie ein Huͤhnerei groß, beſtand aus der dilatirten Arterie, und der aneurysmatiſche Sack war mit coagulir⸗ ter Lymphe von gelber Farbe ausgefüllt; die a. femoralis und profunda femoris waren um die Hälfte ihrer ges woͤhnlichen Dicke zuſammengezogen und ebenfalls mit Lymphe gefuͤllt, fo daß die Circulation unter der Weiche nur durch die anaſtomoſirenden Aſte unterhalten worden war, und daß, wenn der Patient etwas mehr koͤrperliche Aus— dauer gehabt haͤtte, der einzige Fall eingetreten ſeyn wurde, daß ein Aneurysma inguinale durch das Anz ſtechen des aneurysmatiſchen Sacks geheilt und das Glied erhalten worden ſeyn wuͤrde. Eine neue Geburtszange (27) hat Dr. Godmann zu Philadelphia machen laſſen. Die Blätter ſind wie Haighton's, haben aber uͤberdem die obere und untere Krümmung von Baudelocque's Zange und Siebold's Schloß. Er nennt fie „composjle forceps.“ in Alle Symptome der Syphilis (28) fol D. Bretonneau durch Merkurialbehandlung bei Kindern, die er am Croup behandelte, und eben ſo auch bei Hun— den hervorgebracht haben. e Bibliographiſche Neuigkeiten. Atlas des oiseaux d' Europe pour servir de complément au Manuel d' Ornithologie de M. Temminck par J. C. Werner peintre d’histore naturelle. Paris 1826, 8. (Es ſollen 55 Lieferungen erſcheinen, jede von 10 Kupfern; zwei ſind erſchienen und zu loben.) Traité clinique et experimental des fièvres dites essen- tielles, par J. Bouillaud D. M. Paris 1826. 8. Nouveaux elemens de pathologie medice- chirurgicale ou preeis theorique et pratique de médecine et de chirurgie, ouvrage redige d’apres les principes de la Medecine- physiologique par L. Ch. Koche et L. J. Samson. Tome II. (Es folgt noch ein Band.) Observations illustrative of the nature and treatment of the prevailing Disorder of the Stomach and Liver. By Thom, John Graham M. L. Lond. 1825. 8. (Ei⸗ ne praktiſch brauchbare, hauptfächlid gegen den Mißbrauch des Queckſübers gerichtete Schrift.) ee —-ꝝV:Fç 00 No lt Ii zen 0 aus dem Gebiete der Natur: und Heilkunde. Nro 200. (Nr. 4. des XIV. Bandes.) Mai 1826. — — — ¼¼. — — — —L—ä— 22 Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. In Commiſſion bei dem Koͤnigl. Preuß. Granz⸗Poſtamte zu Erfurt, der Koͤn. Saͤchſ. Zeitungs⸗Expedition zu Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u. Taxiſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes⸗Induſtrie⸗Comptoir. Preiß eines jeden Bandes von 24 Bogen, 2 Kthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes, 3 ggl. Naturkunde. über die Magnetiſirungskraft leicht zu brechen⸗ Dt der Lichtſtrahlen. (29) ö 157 Von Mad. Maria Somerville. Die Englaͤnderin Madam Somerville hat vor Kurzem einige ſchoͤne Experimente uͤber die Magnetifis rungskraft des violeten Strahls des Prisma's vorgenom— men. Dieſer Gegenſtand hat zwar die gelehrte Welt ſchon lange intereſſirt; indeß war man uͤber dieſen Punkt der Experimentalphyſik immer noch ſehr im Zweifel. Der bekannte Phyſiker Dr. Morichini zu Rom ent— deckte zuerſt dieſe merkwuͤrdige Eigenſchaft des violeten Strahls; ſeine Experimente wurden mit Erfolg vom Dr. Carpi zu Rom und dem Marquis Coſimo Ridolfi zu Florenz wiederholt. Da aber Hr. Dhombre Firs mas zu Alais und Profeſſor Configliachi zu Pavia beide keine Magnetiſirung durch den violeten Strahl hatten erhalten koͤnnen, und der ſo geſchickte Experimen⸗ tator Bérard nur zufaͤllige Anzeigen von Magnetis⸗ mus hatte bemerken wollen, ſo kamen Morichini's Ent⸗ deckungen, ſowohl in Frankreich als in England, in be⸗ deutenden Mißcredit. i Zum Gluͤck für den Nuf des italieniſchen Phyſi— kers wurden jedoch ſeine Experimente vor Sir Humphry Davy im Jahr 1814 und vor dem Profeſſor Plays fair im J. 1817 wiederholt. Der erſtere aͤußerte, daß er mit eignen Augen geſehen, wie vom Dr. Morichini eine unmagnetiſche Nadel durch den violeten Strahl deutlich magnetiſch geworden ſey. . Als Prof. Playfair zu Rom war, wurde das Experiment in der Abweſenheit Morichini's vom Dr. Carpi einigen engliſchen und italieniſchen Herren ges zeigt. Der violete Strahl wurde dabei auf die gewoͤhn— liche Weiſe durch ein gewoͤhnliches Prisma erhalten und in dem Brennpunkt einer ziemlich großen Linſe geſam— melt. Die Nadel beſtand aus weichem Draht, und be— ſaß weder Polaritaͤt, noch die Kraft, Eiſenſpaͤhne anzu— ziehen. Sie wurde mit Wachs horizontal auf einen Stift und in ſolcher Richtung befeſtigt, daß ſie den magnetiſchen Meridian unter einem rechten Winkel ſchnitt. Der Brennpunkt der violeten Strahlen wurde langſam laͤngs der Nadel von deren Mitte bis zu einem der En— den hinbewegt; dabei ſorgfaͤltig darauf geſehen, daß nie in derſelben Richtung zuruͤckgegangen und die andere Haͤlfte der Nadel nicht beſchienen wurde. Nachdem man eine halbe Stunde in dieſer Art verfahren, wurde die Nadel ſorgfaͤltig unterſucht, ohne daß man die ge ringſte Polaritaͤt oder Anziehungskraft daran bemerken konnte. Allein nachdem die Procedur noch 25 Minuten laͤnger gedauert, und die Nadel wieder auf ihren Dorn gebracht worden, ſchwang ſie ſehr lebhaft, und blieb endlich im magnetiſchen Meridian ſtehen, waͤhrend das Ende, uͤber welches die Strahlen geleitet worden waren, nach Norden zeigte. Auch blieb ein Bart von Eiſen— feilſpaͤhnen daran haͤngen. Das Ende der Nadel, wel— ches der Einwirkung der violeten Strahlen ausgeſetzt wor— den, ſtieß den Nordpol einer Compaßnadel zuruͤck. Dieſe Wirkung war ſo deutlich, daß kein Anweſender daran zweifelte, daß die Nadel durch den violeten Strahl mag— netiſch geworden ſey. So war die Sachlage, als Mad. Somerville dem Gegenſtand ihre Aufmerkſamkeit widmete, und es gereicht ihr zu nicht geringem Lobe, daß ſie einen Punkt erledigt hat, uͤber welchen die Meinungen der Gelehrten bisher noch getheilt waren. Durch geſchickte Anſtellung von Experimenten hat ſie, ſelbſt in unſerem Klima, einen der feinſten magnetiſchen Einfluͤſſe erkennbar gemacht, zu deſſen Entwickelung, wie man bisher annahm, die Heiterkeit eines italieniſchen Himmels gehoͤrte. Folgendes find die allgemeinen Umriſſe dieſer inter eſſanten Verſuche: Nachdem Mad. Somerville, mit— telſt eines gleichſeitigen Prismas von Flintglas, das in einen durchlochten Fenſterrahmen eingeſetzt war, die Son— nenſtrahlen zerlegt hatte, nahm ſie eine zolllange durch— aus unmagnetifche*) Naͤhnadel. In der Meinung, *) Dies ergab ſich daraus, daß fie eine andere, auf die ge⸗ woͤhnliche Weiſe magnetiſirte Naͤhnadel an beiden Polen an⸗ zog. Dieſe magnetiſirte Nadel wurde durch ein Stuͤckchen Kork geſtochen, in welchem ſich eine glaͤſerne Spur befand, und in dieſem Zuſtand drehte ſie ſich empfindlich auf der Spitze einer andern Naͤhnadel. 51 ; daß keine Polarität erzeugt werden könnte, wenn die ganze Nadel den violeten Strahlen blosgeſtellt wuͤrde, bedeckte ſie die eine Haͤlfte mit Papier, und ließ auf die andere das violete Licht wirken, welches 5 Fuß von dem Fenſterladen auf ein Feld der Wand fiel. Nach etwa 2 Stunden zeigte ſich die Nadel magnetiſch und das unbedeckte Ende noͤrdliche Polaritaͤt. Dieſes Experiment wurde haͤufig und immer mit demſelben Erfolg wiederholt. Durch ein aͤhnliches Experiment mittelte Mad. So; merville aus, daß die indigofarbigen Strahlen faſt eben ſo ſtark magnetiſirten, als die violeten, und daß die blauen und gruͤnen Strahlen denſelben Erfolg, obwohl in geringerm Grade, hervorbraͤchten. Hierauf verſuchte Mad. Somerville, wie ſich der gelbe, orangefarbige und rothe Strahl verhalte; allein weder durch ſie, noch die erwaͤrmenden (nicht leuchten⸗ den?) Strahlen wurde der geringſte Erfolg hervorge— bracht, ſelbſt wenn das Experiment drei Tage hinter ein⸗ ander angeſtellt ward. Jetzt experimentirte Mad. Somerville auf die ſelbe Art mit 13 Zoll langen und 4 bis 2 8. breiten Stuͤcken von Uhrfedern “), und es fand ſich, daß dieſe durch den violeten Strahl noch mehr Magnetismus ers hielten, was ihrer blauen Farbe und groͤßern Oberflaͤche zugeſchrieben wurde. Pfriemen wurden nicht magnetiſch. Wenn man den violeten Strahl durch eine Linſe con— centrirte, fo zeigte ſich die Wirkung an den Nadeln ſchneller. . Um dieſe Nefultate noch mehr zu beſtaͤtigen, ließ Mad. Somer ville auf magnetiſirte Nadeln (unmag— netiſirte Nadeln ?), die wie die fruͤhern halb bedeckt was ren, die Sonnenſtrahlen durch ein mit Kobalt blau ges faͤrbtes Glas einfallen, und ſie wurden, wie fruͤher, deutlich magnetiſirt. Mit gruͤnem Glaſe erhielt man die⸗ ſelbe Eigenſchaft. Mad. Somer ville huͤllte jetzt nicht magnetiſche Nadeln in blaues und gruͤnes Band, nachdem ſie die— ſelben halb mit Papier bedeckt hatte, und als ſie einen Tag lang hinter einer Fenſterſcheibe in der Sonne ger hangen, hatten ſie magnetiſche Polaritaͤt erhalten. Die unbedeckten Enden waren, wie bei den fruͤhern Experi— menten, Nordpole. Wenn rothes, orangefarbiges oder gelbes Band angewendet wurde, zeigte ſich kein Mag⸗ netismus. Bei Anſtellung dieſer Experimente fand Mad. So⸗ merville, daß die guͤnſtigſte Tageszeit von io bis 1 Uhr ſey, und daß im Spaͤtjahre die Nadeln den Strah⸗ len länger ausgeſetzt ſeyn mußten, wenn fie denſelben Grad von Magnetismus erreichen ſollten, wie im Hoch— ſommer; daß ferner in jenem Falle der Magnetismus nicht ſo bleibend ſey. 0 b Obgleich Mad. Somerville auf dieſe Art eine, für die Wiſſenſchaft hoͤchſt wichtige Thatſache feſtgeſtellt hat, ſo iſt doch der Gegenſtand keineswegs als erſchoͤpft „) Wenn dieſe den geringfien Magnetismus beſaßen, fo wurde er durch Hitze beſeitigt, — man ihr die trachea unterband. 52 anzuſehen, und es koͤnnen gewiß in Bezug auf die andern phyſikaliſchen Eigenſchaften der Regenbogenfarben noch wich⸗ tige Entdeckungen gemacht werden. Vor mehr als 12 Jahren legte Dr. Brewſter der Koͤnigl. Geſellſchaft von Edinburg eine Abhandlung vor, in welcher er zu zeigen ſich bemuͤhte, daß außerhalb den prismatiſchen Farben noch andere ſichtbare Strahlen vorhanden ſeyen, die ſich im ho: hen Grade brechen ließen, und daß jede homogene prisma⸗ tiſche Farbe von ſolchen leichter brechbaren Strahlen be gleitet ſeyß. Dieſe hoͤhere Brechbarkeit ſchrieb er einer Veraͤnderung des Lichts zu, die ſowohl bei deſſen Aus⸗ fluß von der Sonne, als bei deſſen Brechung und Reflec⸗ tion durch feſte Koͤrper, vermoͤge des Zuſammenſtoßens der Lichtpartikelchen erzeugt werde. Die Experimente, auf welche ſich dieſe Reſultate ſtuͤtzen, wurden vor Lord Glens Tee und Prof. Ruſſel, den Visepräfidenten der Koͤnigl. Geſellſchaft zu Edinburg, wiederholt und im Jahr 1814 einigen ausgezeichneten Phyſikern des Auslandes mitger theilt. Dem Publikum find fie noch nicht bekannt, weil der Verfaſſer ihnen noch mehr Ausdehnung zu geben gedenkt. k Verſuche über den Übergang des Blutes von der Mutter zu dem Foͤtus (30). Von David Williams. Die Anatomen aller Zeiten haben nachgeforſcht, durch welches Mittel die Ernaͤhrung des Foͤtus bei den lebendig gebaͤhrenden Thieren geſchehe. Mehrere Phy— ſiologen, an deren Spitze ſich Fabricius von Hilden befindet, hatten vermuthet, daß das Blut aus den Gefaͤßen des Uterus frei in die Gefaͤße der Nabelſchnur uͤbergehen muͤſſe. Vergebens verfuchte man dieſe Behauptung vermits telſt Injectionen darzuthun, welche mit Queckſilber gemacht wurden. Es wurde weder in der Nabelſchnur noch in den Gefaͤßen des Foͤtus eine Spur von dieſem Metall gefunden. Da ich aber wußte, daß das Ol einige Zeit nach dem Tode der Thiere noch leicht in den Gefaͤßen circulirt, fo dachte ich, durch Anwendung dieſer Fluͤfſig— keit zur Injection, zu einiger Kenntniß uͤber die Cirku— lation des Foͤtus kommen zu koͤnnen. Zu dieſem Behufe wurden folgende Verſuche gemacht. Erſter Verſuch. Man toͤdtete eine Huͤndin, wel che ohngefaͤhr ſeit 6 Wochen traͤchtig war, dadurch, daß Man führte ſogleich eine elfenbeinerne Roͤhre durch den Thorax in die aorta descendens ein, vermittelſt welcher man ſo ſchnell als möglich lauwarmes gefaͤrbtes Leinoͤl injicirte. Wir, der Dr. Traill und ich, ſchritten ſogleich nachher zur Unterſuchung der Eingeweide. Als wir die Eingeweide des Abdomen bloslegten, konnten wir uns uͤberzeugen, daß unſere Injection in die Arterien und die Venen eingedrungen war, und vermittelſt der beſondern Farbe, welche fie ihnen mittheilte, konnten wir fie in den Ge; faͤßen des Uterus verfolgen. Der Uterus enthielt drei Foͤtus, von welchen wir zwei herauszogen; die En— 53 den der Nabelgefaße, welche fih zum Foͤtus begeben, ließen wir auf ein weißes Papier bluten. Wir erkann— ten das gefärbte Ol deutlich mitten in dem Blute, wels ches auf das Papier gefloſſen war, und als wir in die verſchiedenen Theile des Koͤrpers der zwei Foͤtus ein⸗ ſchnitten, war es uns leicht, Oltroͤpſchen auf der Obers flaͤche des Blutes zu erkennen, welches aus den Inciſio— nen ausſtroͤmte. Der dritte Foͤtus wurde erhalten. Zweiter Verſuch. Um uns zu uͤberzeugen, ob das, was wir eben beobachtet hatten, nicht von einer eigenthuͤmlichen Anordnung bei dem Gegenſtande unſeres Verſuchs herruͤhre, erneuerten wir ihn an einer Hündin von derſelben Staͤrke, und fanden ebenfalls auf der Oberflaͤche des aus der Nabelſchnur entzogenen Blutes Troͤpf— chen von dem Ol, welches wir injicirt hatten. Dieſes Ol wurde auch in dem Blute entdeckt, welches aus den in den Foͤtus dieſer Huͤndin gemachten Inciſionen ausſtroͤmte. Dritter Verſuch. Man machte den Verſuch an einem ſtarken und muntern Subjecte, welches man durch einen ſtarken Schlag auf den Kopf zu tödten fuͤr gut hielt. Die Injection wurde nicht mit demſel— ben Erfolg gemacht, welchen wir bei den vorhergehenden Subjecten gemacht hatten. Der Impuls der Spritze war ohne Zweifel im Verhaͤltniß zu der Staͤrke des Thieres zu ſchwach, der Widerſtand der Gefaͤße konnte nicht beſiegt werden, und ein Theil der Injectionsmate— tie drang nicht ein. Jedoch zog man ſogleich nachher die Foͤtus aus den Huͤllen, von welchen ſie umgeben waren. Man ſammelte auf einem Papier eine klei— ne Quantitaͤt von dem Blute, welches aus ihren Nabel— ſchnuren und aus den in ihre Koͤrper gemachten Inci— fionen ausſtroͤmte. Aber man entdeckte nur einige Ol⸗ tröpfchen darin. Da es möglich war, daß dieſes Ol an fie gekommen war, als man fie aus dem Uterus heraus— gezogen hatte, fo wurden die andern Foͤtus ſorgfaͤltig ge waſchen, bevor man Einſchnitte in ſie machte. Man entdeckte dann keine Spur von Ol in dem Blute, wel⸗ ches aus den in ſie gemachten Inciſionen ausſtroͤmte. Vierter, gemeinſchaftlich mit Herrn Traill gemachter Verſuch. Der Gegenſtand die— ſes Verſuchs war vom Kopf bis zum os coccygis 16 Zoll lang. Er wurde todt geſchlagen. Dieſe Hün— din war hochtraͤchtig. Man befeſtigte die Kanuͤle von dem Thorax aus in die aorta descendens und injis eirte vermittelſt einer größeren Spritze eine und eine halbe Pinte gefaͤrbtes und bis zu der Temperatur von 100° Fahrenheit erwaͤrmtes Ol. Als erſt die Hälfte der Injection eingedrungen war, erfolgte eine Ruptur des rechten atrium, und das Ol ſtroͤmte ſogleich zum Theil durch dieſe Spalte aus. Jedoch zog man ſogleich die Foͤtus heraus, indem man die Uterinbehaͤltniſſe vorn aufſchnitt. Sie wurden noch in ihrem amnion eingehuͤllt herausge— nommen. Der erſte wurde, nachdem er ſorgfaͤltig gewaſchen worden war, in eine Schuͤſſel gelegt, und ſeine Nabelſchnur unterbunden. Ein anderer, deſſen Nabelſchnur man 04 zerſchnitt, wurde in lauwarmes Waſſer gelegt, wodurch die Thätigkeit des Herzens erweckt wurde, fo daß das Blut ziemlich weit herausgetrieben wurde und man bis 66 Schlaͤge in der Minute zaͤhlte. Das Ol ſchwamm ſogleich auf der Oberfläche des Waſſers, wo die Troͤpf— chen deſſelben ſich bald vereinigten und eine leichte Decke bildeten. Der erſte dieſer Foͤtus wurde nun auch in Waſſer getaucht, und die Nabelſchnur zwiſchen der Ligatur und dem Nabel durchgeſchnitten. Die Pulſationen des Herzens wurden nicht hervorgerufen, aber das Blut ſtroͤmte aus den Gefaͤßen der Nabelſchnur aus, und das Ol ſtieg nach und nach auf die Oberflaͤche der Fluͤſſig— keit. Der dritte und vierte Foͤtus konnten nicht ſogleich in's Waſſer getaucht werden. Als man ſie hineinlegte, ſah man kein Blut aus der Nabelſchnur ausſtroͤmen; aber als man die Bruſt und die großen Gefaͤße geoͤffnet hatte, welche ſich darin befinden, gab der eine Foͤtus ebenfalls Oltroͤpfchen her, welche auf der Oberflaͤche der Fluͤſſigkeit ſchwammen. Fünfter Verſuch. — Man toͤdtete in dieſem Fall das Thier durch Unterbindung der trachea, um zu ſehen, ob eine größere Quantität Ol in das Circula⸗ tionsapparat des Foͤtus gehen wuͤrde, wenn man den Tod der Mutter auf dieſe Weiſe verurſachte. Aber der Erfolg zeigte nichts Beſonderes, und man beobachtete die— ſelben Phaͤnomene, welche ſich bei den vorhergehenden Verſuchen gezeigt hatten. Sechſter Verſuch. — Endlich, um uns gewiß zu uͤberzeugen, daß das Ol, welches wir in den oben beſchriebenen Verſuchen geſehen hatten, nicht von der Oberflaͤche des Koͤrpers kaͤme, woran es ſich, waͤhrend der Foͤtus aus dem Uterus herausgezogen wurde, etwa gehaͤngt haben moͤchte, wendeten wir bet dieſem Verſuche Ruͤb— ſaamenoͤl zur Injection an, von welchem man weiß, daß es weit mehr Affinitaͤt zu den Alkalien beſitzt, als das Leinoͤl, und legten ſogleich nach der Injection den Foͤtus in eine ſtarke Auflöfung von kohlenſaͤuerlichem Kali, woraus wir ihn hierauf herausgezogen, um ihn in warmes Waſ— ſer zu legen. Wir entdeckten nicht die geringſte Spur von Ol; aber als wir in die Nabelſchnur eingeſchnitten und die Bruſt des Foͤtus geoͤffnet hatten, zeigten ſich Oltroͤpfchen auf der Oberflaͤche der Fluͤſſigkeit. Die gluͤcklichen Reſultate der meiſten dieſer Verſuche koͤnnen zu folgenden Folgerungen fuͤhren: Der Über— gang des DIS in die Gefäße des Foͤtus ſcheint nicht durch einen Secretionsapparat zu geſchehen. Es iſt ſehr wahr— ſcheinlich, daß die Gefaͤße, welche eine ſo leichte Com— munication zwiſchen der Mutter und dem Foͤtus vermit— teln, bei den Subjekten, welche wir unſern Verſuchen unterworfen haben, groß genug waren, um die Cir— culation der rothen Blutkuͤgelchen zu geſtatten. Auch iſt es ſehr wahrſcheinlich, daß wenigſtens bei den Hun— den die Blutgefaͤße der Mutter mit denen des Foͤtus in einem ununterbrochenen Zuſammenhang ſtehen, und die Ahnlichkeit der Lage, welche der Foͤtus in Bezug auf ſeine Mutter bei Mer . zeigt, laͤßt ſchließen, daß 55. bei Allen zwiſchen der Mutter und dem Foͤtus eine identiſche Anordnung ihrer Communicationsgefaße vorhan⸗ den ſeyn muͤſſe. f Miscellen. Über die Traͤchtigkeit des Rhinoceros (31) hat Hr. Hodgſon der Aſiatiſchen Geſellſchaft zu Cal— cutta feine Beobachtungen mitgetheilt, welche gewiſſer⸗ maßen die erſten find, über deren Genauigkeit man einiger⸗ maßen ſicher ſeyn kann. Buffon hatte angenommen, daß die Traͤchtigkeit des Rhinoceros nicht uͤber 9 Monate dauere und die Lebensdauer des Thiers der des Mens ſchen gleichkomme. Hodgſon hat zwei Rhinoceroſſe (ein maͤnnliches und ein weibliches) in der Menagerie des Rajah von Nepaul zu beobachten Gelegenheit gehabt, und verſichert, daß etwa 18 Monate vor dem Mai 1825 eine freiwillige Begattung zwiſchen beiden ſtatt gehabt habe, und daß nach Verlauf von 17 bis 18 Monaten das Weibchen ein ſchoͤnes junges Rhinoceros männlichen Ges ſchlechts zur Welt gebracht habe. (Auch verſichert Hr. Hodgſon, daß die Zeit der Traͤchtigkeit des Elephan⸗ tenweibchens nicht, wie man gewoͤhnlich annimmt, zı Monate betrage, ſondern nach Ausſage der Eingebornen auf 22 bis 24 Monate geſetzt werden muͤſſe.) Hr. Hodgſon ſah das junge Rhinoceros, als es erſt drei Tage alt war. Es unterſchied ſich von der Mutter nur durch eine leichte Lilasfarbe und durch Abweſenheit 5 des Naſenhorns. Er ſah das Thier wieder, als es ei: nen Monat alt war, wo die Lilasfarbe ſich ſchon in eine dunkle Farbe verwandelt hatte und das Horn auf der Stirnhaut zu erſcheinen anfing. Folgendes ſind die Meſſungen in den beiden Epochen. mit 53 Tagen mit 1 Monat Lange des Körpers, . 3 Fuß 41 Zoll 3 Fuß 10 Zoll Umfang deſſelben 4 Zi As 5 4 Höhe der Schultern 2: — 22 5 ⸗ Länge des Kopfes 1 Zi 1 2 Umfang deſſelben 2 2 2 — 6 Den Barometerſtand auf dem Gipfel des Mont-Blanc (32) fand Dr. Clarck (Notizen Nr. 254. S. 170.) am 22. Auguſt 1825 Nachmittags, wo er 5 Minuten nach 5 Uhr den Gipfel erreichte) 15 Zoll 9,5 Linien. (Zu St. Bernhard ſtand es zur ſelben Zeit 21 Zoll 175 Lin. und zu Genf 27 Zoll o Lin. und 43.) — Das Thermometer ſtand in der Sonne 3 unter Null, (zu Chamouni erreichte es im Schatten 14°; um 2 Uhr Nachmittags flieg es zu St. Bernhard auf 10° und in dem botaniſchen Garten zu Genf auf 190.) Eine beſondere Bildung des Hymen (33) fand Hr. Campbell in Edinburg bei einem todtge⸗ borenen Kinde. Es hatte die Form eines ſtarken Streiks fen von feſtem Zellgewebe, war etwa 2 Zoll breit, und er: ſtreckte ſich in ſchraͤger Richtung von der Schoosbein— Oberflaͤche zur Kreuzbeins Oberfläche der Vagina, fo daß zu beiden Seiten dieſes Bandes der Weg frei war. e über verſtellte Krankheiten (vergl. Notiz. Nr. 8, 128; 136, 55) finde ich in Dun: lo p's Ausgabe von K. Beck's Elements of medical Jurisprudence mehreres fuͤr mich Neue, was alſo auch wohl fuͤr manche Leſer der Notizen neu ſeyn wird. „Der Puls wird zuweilen am Handge— lenk fehr ſchwach und zuweilen gar nicht ges fühlt. 105 nachſehen, ob etwa das Glied oberhalb mit einer Binde zuſammen geſchnuͤrt iſt, und muß ſich auch. un⸗ terrichten, ob der Puls an dem anderen Arm ſich ent— ſprechend verhalte. Dr. M'Clelland fand einmal in dem Krankenhauſe zu Edinburg bei einem Menſchen, der um die Aufnahme nachſuchte, gar keinen Puls am Handge— lenk; er fuͤhlte am andern Arm nach, und fand ihn eben ſo wenig. Dies dauerte mehrere Tage, bis man entdeckte, daß der angebliche Patient voͤllig geſund war, und nur jedesmal, wenn der Puls gefuͤhlt werden ſollte, die Arterie unter der Achſel mit der anderen Hand zu ſammen druckte. — D. Dunlop hat einen Herrn ges kannt, welcher durch Anſtrengung der Muskeln des Arms und Thorax den Puls am Handgelenk zum Stillſtand brin⸗ gen konnte. Um dies aber thun zu koͤnnen, mußte er alle Muskeln des Arms wirken laſſen, ſo daß, wenn er jemand Sollte Betrug geahnet werden, ſo muß der ii RR, auf dieſe Weiſe betruͤgen wollte, der Betrug dadurch leicht entdeckt werden konnte, daß man den Arm uͤber dem Ellbogengelenk anfuͤhlte. ) Geſchwuͤre wurden während des Krieges ſehr haͤufig kuͤnſtlich hervorgebracht, um Entlaſſung vom Mi— litairdienſt zu bewirken oder auch um nachher neues Handgeld bei andern Regimentern zu nehmen. Ein ger wiſſer Noble in der Nahe von Glasgow ruͤhmte ſich ger sen Dunlop, daß er auf dieſe Weiſe durch fortgeſetzte Anwendung von Atzmitteln von ſechs Regimentern entlaſ— fen worden ſey. In dem York-Hoſpital war man in den Jahren 1812 — 15 gezwungen, die Beinladen förmlich zu verſchließen, um ſolchen Betruͤgereien vorzubeugen. — Hr. Robertſon, Chirurg auf den Hulks (Gefangenſchif⸗ fen) zu Sheernes, hatte einige Zeitlang eine ganz unverhält: nißmaͤßige Menge von Fußgeſchwuͤren zu behandeln. Da er Betrug ahnete, ſo ließ er ſorgfaͤltig aufpaſſen, und es ergab ſich, daß die Geſchwuͤre durch Reiben mit Scheuer— *) In dem Muſeum von Alan Burns war ein Präparat (welches ſich jetzt im Beſitz von Hrn. Pattiſon zu Bal⸗ timore befindet), wo eine Muskelportion queer uͤber die a, humeralis wegging, und deren Thaͤtigkeit hinderte. Als man ſich weiter erkundigte, ergab ſich, daß die Perſon eine Dienſtmagd geweſen war, und obgleich ſonſt geſund und ſtark, nie lange hatte aushalten koͤnnen, Waſſer zu pum⸗ pen oder Fußteppiche auszuklopfen. 57 fand bewirkt und unterhalten wurden. Er furirte ein halbes Dutzend von denen, welche der Betruͤgerei uͤber⸗ wiefen waren, bewirkte dann, daß ſie ausgepeitſcht wur— den, und hat ſeitdem kein Geſchwuͤr wieder im Hoſpi— tal gehabt. Gelbſucht wird oft nachgeaͤfft. In Frankreich ſollen die Symptome, auch die eigenthuͤmliche Farbe des Stuhlgangs dadurch völlig nachgemacht worden ſeyn, daß taͤg— lich eine kleine Quantitaͤt Salzſaͤure eingenommen wurde. Cachexie und große Schwäche werden oft vorgegeben und wahrſcheinlich gemacht durch den Gebrauch von Subſtanzen, welche das Geſicht blaß und krank ers ſcheinen laſſen. Ju ſolchen Faͤllen muß man vorzuͤglich inquiriren, ob Verluſt des Appetits da ſey; wie es ſich wirklich mit den Kraͤften verhalte; ob Geſchwulſt an den Fuͤßen da ſey; wie ſich Puls und Haut verhalten. Einen ſehr merkwuͤrdigen Beitrag zur Geſchichte der verſtellt Kranken enthaͤlt eine Schrift des Scheriffs von Kings County, New Brunswick in Amerika: The my» sterious Stranger or Memoirs of Henry More Smith, New Haven 1817. Der Held der Geſchichte war ein hoͤchſtvollendeter Spitzbube. Waͤhrend er zu Kingston (N. B.) im Gefaͤngniß war, fing er an Blut zu ſpeien, hatte heftigen Huſten und Fieber, magerte allmaͤhlig ab, ſo daß die, welche ihn beſuchten, annahmen, daß ſein Ende ſchnell herannahe. Dies dauerte ſo etwa 14 Tage, und ſeine Schwaͤche war ſo groß, daß er in die Hoͤhe gerichtet werden mußte, um Arznei oder Nahrung zu ſich zu nehmen. Ein Schließer ließ ungluͤcklicherweiſe die Gefaͤngnißthuͤr einige Augenblicke offen, als er heiße Backſteine holte, um ihm die Fuͤße zu waͤrmen. Bei feiner Ruͤcklehr war Smith verſchwunden. Nach mans chen Abentheuern iſt er jetzt Gefangener in New-Gate in Connektikut. Auch hier fingirte er Blutſpeien, Ca— chexie und Epilepſie, aber ohne Erfolg. Er geſtand, daß er Blut dargeſtellt habe, dadurch, daß er Ziegelſtein pulveriſirt in einen Lappen that, in den Mund nahm und fauete. Den Puls gelang es ihm dadurch zu veraͤndern, daß er den Ellbogen ſtieß, und er fagte: daß Ab ma— gerung am ganzen Koͤrper in 10 Tagen dadurch bewirkt worden ſey, daß er jede Nacht einen Kupferpfennig in dem Munde gehabt, daran geſaugt und den Speichel verſchluckt habe. ( Paralyſis wird ſehr oft fingirt. Ein ſtarker Schlag von einer elektriſchen Flaſche kann den Betrug entlarven. Dr. Blatchford erzaͤhlt einen in dem New Yorker Staatsgefaͤngniſſe vorgekommenen Fall, der allen Arzneimitteln widerſtand, bis er dem Patienten einen ſtarken elektriſchen Schlag gab. Als er dieſen er— hielt, ſprang er auf, lief in die Halle und verlangte ſeine Entlaſſung aus dem Hoſpital. (Thomas W. Blatchford on feigned diseases. New York 1817.) Taubheit, wenn ſie verſtellt iſt, kann entdeckt werden durch ein Geraͤuſch in einem Augenblick, wo es am wenigſten erwartet wird. Dies bringt eine Empfins dung hervor, welche zu verbergen, ſchwer iſt. Eini— 58 ge junge Leute hatten es, bei vorgegebener Taubheit, durch Uebung doch dahin gebracht, daß ploͤtzlich an ihrer Seite fallende Flintenſchuͤſſe ihnen auch nicht das geringſte Zeichen von Furcht oder Ueberraſchung entlocken konnte. Einer aber verrieth ſich zuletzt bei dem Schall eines klei— nen Geldſtuͤcks, welches man abſichtlich neben ſeinem Fuße fallen ließ, waͤhrend ſchon geſagt wurde, daß er gewiß feinen Entlaſſungsſchein erhalten werde. — In dem Horks Hofpital war ein Soldat, welcher die Taubheit ſo gut ſimulirte, daß das Abfeuern einer Piſtole an ſei— nem Ohre keine Wirkung auf ihn machte. Man machte aber denſelben Verſuch, nachdem man ihn durch Opium eingeſchlaͤfert hatte, und nun fuhr er im Bette auf. Bemerkungen über eine Reihe von Sympto— men, welche bei alten Leuten vorkommen, die Vorläufer des Todes find, und offen: bar von einer Neigung zur Verknoͤcherung entſtehen, welche im arteriellen Syſtem vorhanden iſt. (34) Von Henry Vernon. Obgleich die folgenden Bemerkungen blos in eini— gen Vermuthungen und Betrachtungen über eine Todes— art beſtehen, welche bei alten Leuten haͤufig vorkommt, ſo werden ſie doch in ſo fern nicht ganz unnuͤtz ſeyn, als ſie dadurch, daß ſie die Aufmerkſamkeit auf dieſen Gegen— ſtand ziehen, die indirekten Mittel ſind, einige genaue Vorſtellungen von der Urſache der gegenwärtig zu be ſchreibenden Symptome zu bekommen. Der Pf. hat oft gehoͤrt, daß dieſe Symptome, aus Mangel an ſolchen genauen Vorſtellungen, in den Antworten auf die von den Verwandten gerichteten Fragen, mit einem Sinken der Konſtitution oder mit irgend einem andern leeren Ausdruck bezeichnet wurden. Obgleich in Betreff der Heilung von allen Behandlungsarten wenig zu erwarten iſt, ſo iſt doch (weil man eine verworrene Vorſtellung von dabei Statt findender primaͤrer Aufregung des Gehirns hatte, welche der Vf. bei Vielen herrſchend gefunden hat, folglich bei andern Symptomen, als bei denen der bezeichne⸗ ten Störung der Geiſtesfunktionen) Blutentziehung, ſo— wohl allgemeine als oͤrtliche, nebſt Cantharidenpflaſter ans gewendet worden, wovon er ſich ſowohl a priori als durch die Erfahrung völlig überzeugt hat, daß es hoͤchſt nachtheilig ſey und den Tod bbos beſchleunige. Nachdem ich nun dieſe vorlaͤufigen Bemerkungen gemacht habe, will ich ſo deutlich als moͤglich die Sym— ptome beſchreiben, welche den Gegenſtand dieſer Mit— theilung bilden, und von welchen das Charakteriſtiſchſte die Stoͤrung der Geiſtesfunktionen iſt. Sie ſind eine Klaſſe von Symptomen, welche nicht leicht zu beſchrei— ben find, aber dem Auge des ſcharfſichtigen Arztes cine leichte Prognoſe verſchaffen werden, wenn ſie ſich ſeiner Beobachtung darbieten. 59 Die Perſonen, an welchen dieſe Symptome bemerkt werden, ſind meiſt 60 Jahr alt und noch aͤlter. Sie haben gewoͤhnlich ununterbrochene Geſundheit genoſſen, und eine robuſte kraͤftige Konſtitution gehabt. Ihre Geſichtsfarbe iſt bluͤhend, und ſie haben ſehr reizbare Temperamente mit großer Ungleichheit in ihrer Gemuͤthsſtimmung ger habt. Ihr Geiſt hat auch eine beſondere Neigung ger habt, bel voraus zu empfinden, und die Folgen unan— genehmer Ereigniſſe zu vergroͤßern. Dieſer zuletzt genannte krankhafte Zuſtand der Ima— gination, welcher durch das ganze Leben hindurch Hinz reichend geweſen iſt, um der Seele den Anſtrich von Furchtſamkeit zu geben, nimmt in der Periode, worauf ſich dieſe Bemerkungen beziehen, eine feflere und be ſtimmtere Beſchaffenheit an, und ſteigt bis zur wirklichen Verruͤcktheit. Die krankhafte Idee wird eingewurzelt und vorherrſchend. Religion iſt nicht ſelten der Gegen— ſtand der Taͤuſchung. Der Patient zeigt in dieſer Pe— riode eine ſehr ſtoͤrriſche Laune, beſtreitet die Zweckmaͤ— ßigkeit und Nuͤtzlichkeit jedes Mittels, welches zu ſeiner Erleichterung vorgeſchlagen wird, und endigt den Streit immer mit einer halsſtarrigen Verweigerung willfaͤhrig zu ſeyn. Während dieſer Geiſtespein zeigt ſich große Net gung zum Selbſtmord, und wenn der Patient nicht ge— nau bewacht wird, ſo wird er jedes Mittel, was in feinen Kräften ſteht, ergreifen, um fein Vorhaben aus zufuͤhren. Eine Zeit lang vor dieſer Veränderung in der Konz ſtitution und in der Geiſteskraft waren ſeine Naͤchte ſchlaflos geweſen, oder er hatte ſie in unangenehmen und fuͤrchterlichen Traͤumen zugebracht, aus welchen er mit Herzklopfen, in einem Zuſtande von großer Pein und mit Vorempfindungen von Furcht erwachte. Wenn die Symptome die Periode erreicht haben, in welcher ich fie zu beſchreiben ſuche, fo iſt der Schlaf ganz vers bannt, und wenn einmal ein Anſchein von Schlaf vor— handen iſt, ſo iſt dieß da, wo der Patient wehklagend mit verſchloſſenen Augen liegt. An dieſer Geiſteskrank— heit ſcheint die koͤrperliche Geſundheit anfangs wenig Theil zu nehmen. Die Zunge iſt rein und feucht. Die Secretionen des Magens ſehen geſund aus; die Stuhl— gaͤnge ind natürlich; es iſt weder Durſt noch febriliſche Aufregung vorhanden; auch klagt der Patient nicht uͤber Kopfſchmerz. Wenn man die Hand auf die Gegend des Herzens legt, ſo entdeckt man ſogleich große Stoͤrung ſeiner Thaͤtigkeit; doch uͤbt es keinen correſpondirenden Einfluß auf den Puls am Handgelenk aus, welcher von 75 bis go ſchlaͤgt, aber außerordentlich hart iſt, ohne ſchwingend zu ſeyn, oder dem Finger elaſtiſch vorzukom—⸗ men. Die Arterie fuͤhlt ſich wie eine harte Roͤhre an, welche durch eine unter ihr angebrachte mechanis ſche Kraft wider den Finger in die Hoͤhe gehoben wird. Der Patient nimmt kaum eine Speiſe zu ſich, aber ob dieß von wirklichem Verluſt des Appetits herruͤhre, oder blos der vorher erwähnten ſtoͤrri— 60 ſchen Laune zuzuſchreiben ſey, iſt ſchwer zu fagen. Doch, dem ſey wie ihm wolle, die Wirkungen der Ers ſchoͤpfung und der Inanition werden bald ſichtbar. Die Lippen und die Zunge ſind ſchwarz und trocken, die Ausleerungen haben einen ſehr widrigen Geruch, und in zwei Fallen war Gangraͤn der unteren Extremitaͤten vor; handen. N Während des Verlaufs der Symptome haben die Pas tienten Anfaͤlle, welche der syncope aͤhneln und gewoͤhn— lich eintreten, waͤhrend ſie, wie oft der Fall iſt, in ei— nem Anfall von Geiſtespein aus dem Bett aufſpringen. Die Periode, welche vom Anfang der Symptome an bis zu dem toͤdtlichen Ende verläuft, dauert gewoͤhn⸗ lich einen Monat bis 6 Wochen oder 2 Monate. Da ich keine Gelegenheit gehabt habe, eine Unter— ſuchung dieſer Faͤlle nach dem Tode anzuſtellen, ſo ſind die folgenden Bemerkungen in Betreff der wahrſcheinli— chen Urſache nur muthmaßlich. 5 Trotz der krankhaften Senfibilität des Geiſtes und der wirklichen Taͤuſchung bezeichnen der Zuſtand des Pulſes und das Nichtvorhandenſeyn febriliſcher Aufre— gung keine unregelmaͤßige Thaͤtigkeit in dem Gehirn; ſondern ſie fuͤhren vielmehr in Verbindung mit den koͤr— perlichen Symptomen zu der Idee, daß ein Mangel an stimulus im Gehirn, ein Mangel an Kraft, den frank: haften Eindruͤcken der Imagination zu widerſtehen, vor— handen ſey. Und dieſer Zuſtand ſcheint in Folge der allmaͤhligen Aſphyxie, wenn ich mich dieſes Ausdrucks bedienen darf, welche von dem, durch die Verknoͤcherung der Arterien und des Klappenapparats des Herzens ver— hinderten Fortgang des Bluts entſteht, entweder von ei— ner zu langſamen Circulation herzuruͤhren, oder daher, daß ſie mit carboniſirtem Blut verſehen wird, welches unfaͤhig iſt, ſie zur Erfuͤllung ihrer geſunden Funktionen geſchickt zu machen. ’ Wenn dieſe Anſichten richtig find, fo iſt es eins leuchtend, daß ſimulirte Aufregung des Gehirns durch Blutentziehung und andere ſchwaͤchende Mittel nicht ver: mindert werden kann, da dieſe blos geeignet ſind, gemein— ſchaftlich mit der Urſache der Symptome zu wirken und den Tod zu beſchleunigen. Und obgleich die Symptome von Anfang an toͤdtlich ſind und dieſe Unterſuchung blos eine Todesart betrifft, fo iſt es doch für die Wiſſen— ſchaft und in moraliſcher Hinſicht wuͤnſchenswerth, die Operationen der Natur ſelbſt in ihren letzten Todeskaͤm— pfen kennen zu lernen. a Endlich, dieſe Unterſuchung kann vielleicht eine ſpe— culative Frage an die Hand geben, naͤmlich, ob nicht einige Arten von Manie und Melancholie, wo der Pa— tient zum Selbſtmord geneigt iſt, blos von einer Affek— tion des Herzens herruͤhren. Ein Fall von Verwundung der Lungen. (35) Von James Mitchell. In dem Gefecht bei Plattsburg in Amerika wurde ein Seeſoldat von einem VBuͤchſenſchuß ſtark in die 61 Bruſt verwundet. Da er in einem kleinen von der Flotte detachirten Schiffe ſich befand, ſo hatte ich nicht eher Gelegenheit ihn zu ſehen, als bis den Tag nach dem Gefecht, wo ich ihn auf einer Inſel unter einem Zelt, und auf einer Strohpritſche ruhend, in einer ſitzenden Stellung, mit dem Kopfe vorwaͤrts gebeugt, mit offe— nem Munde und nach Athem ſchnappend fand, ſo daß es ſchien, als ſehe man einen heftigen Anfall von Afths ma. Sein Geſicht war angeſchwollen und ſehr geroͤthet, ſein Puls voll und ſchnell. Bevor ich ſeine Wunden unterſuchte, ließ ich ihm zwei Pfund Blut weg, was,, geſtattet, ein wenig Sago zu ſich zu nehmen. große Erleichterung verſchaffte, und ihn in den Stand ſetzte, ſeine Leiden im Zuſammenhang zu beſchreiben; denn vorher war er nicht im Stande zu ſprechen. Ich unterſuchte hierauf ſeine Wunde, und fand, daß ein Buͤchſenſchuß unter der Warze durch die rechte Bruſt gegangen war. Als ich feinen Ruͤcken unterſuchte, bes merkte ich, daß die Haͤlfte einer Buͤchſenkugel zum Theil durch eine Wunde hervorragte, welche dieſelbe un— ter der rechten scapula gemacht hatte. Ich zog fie heraus, worauf eine große Quantitaͤt ſchaumigen Blutes ausſtroͤmte. Ich hielt ein brennendes Licht an die Wuns de, welches ſogleich ausgeblaſen wurde. Ich reinigte die Wunde, verband fie einfach, und legte den Patienz ten auf den Ruͤcken, um den ergoſſenen Fluͤſſigkeiten Abzug zu verſchaffen. Er gab hierauf durch den Mund eine große Quantität ſchaumiges Blut und Schleim aus den Lungen von ſich. In einer Stunde wiederholte ich den großen Aderlaß mit betraͤchtlicher Wirkung, gab dem Patienten kuͤhlende ſaͤuerliche Getraͤnke und eine Doſis ſchwefelſauere Magneſia, wobei ich zu gleicher Zeit die ſtrengſte Enthaltſamkeit beobachten ließ. Waͤhrend des Tags war ich genoͤthigt, ihm ſieben Mal zur Ader zu laſſen (das entzogene Blut wog im Ganzen 8 Pfund), * um die Blutung aus den Lungen und die ungemein große Reizung der Bruſt, fo wie auch das konſtitutionale Fieber zu ſtillen. Auch gab ich ihm folgenden Trank vier Mal taͤglich: R. T. digital. gtt. x. Acid. sulph. dilut, gtt. XV. Lig. plumb. acetat. gtt. III. Aq. font. unc. unam. M. f. haust. Durch dieſe Mittel wurden die konſtitutionale und die oͤrtliche Reizung ſehr gemindert, bevor die Nacht eintrat, fo daß er ziemlich bequem in der lehnen— den Stellung liegen konnte, und ſein Athem ruhi— ger war. Leibesoͤffnung wurde durch Salze verſchafft. Ich gab ihm folgendes anodynum: Rec. T. op. gtt. xxx. Vin. antimon. dr, unam. Spt. aeth, nitros. dr. unam, Ag. unc. unam. M. f. haust. Er hatte eine verhaͤltnißmaͤßig ruhige Nacht, aber gegen Morgen zeigte ſich eine Exacerbation des Fiebers, haemoptysis und Schwerathmigkeit. Es wurde ein Pfund Blut entzogen. Auch hierauf folgte ein ſchnelles Verſchwinden dieſer beunruhigenden Symptome. Ich ſetzte denſelben Behandlungsplan fort, welcher am vor— hergehenden Tage verfolgt worden war. Waͤhrend des Tags hatte er zwei ſtarke Fieberanfaͤlle, jedoch nahmen ſie 62 allmaͤhlig an Heftigkeit ab. Jedes Mal nahm ich ein Pfund Blut weg, und immer mit der groͤßten Er— leichterung. Er hatte nun 11 Pfund Blut am Arm verloren, abgeſehen von dem, was durch die Wunden und durch den Mund fortgegangen war, und da er eine ſehr plethoriſche Konſtitution hatte, fo waren feine Kräfte nicht fo ſehr reducirt, als man hätte erwarten koͤnnen. Ich gab ihm in der Nacht ein anodynum. Am dritten Tage war große Beſſerung vorhanden; es wurde derſelbe Behandlungsplan fortgeſetzt und ihm Es bes durfte keiner ferneren Blutentziehung, er fuhr fort an Kraͤften taͤglich zuzunehmen, und dadurch, daß ſein Leib durch Neutralſalze gelind offen erhalten, und die Cirkulation durch die oben genannten ſedativen Mittel in gehoͤrigen Schranken gehalten wurde, aber vorzuͤglich dadurch, daß man ihm faſt bis zum Verhungern ſpaͤr— lich leben ließ, war er in fuͤnf Wochen ſowohl aͤu— ßerlich als innerlich vollkommen geheilt, ausgenommen, daß er eine geringe Schwerathmigkeit fuͤhlte, wenn er ſchnell ging oder eine Anhoͤhe beſtieg. Als ihn einer meiner aͤrztlichen Freunde zwei Jahre nachher ſah, war er noch immer geſund. Miscellen. Nothwendigkeit des Waſſers bei der des reitung des emplastrum Cerussae (Ph. Boruss). (36) Als ich emplastrum cerussae zu mas chen verſuchte, ohne hierzu Waſſer zu gebrauchen, und die Hitze vermittelſt Dampf anwendete, erſtaunte ich, nach einigen Stunden, waͤhrend welcher das Bleiweiß und das Ol in einer Temperatur von 220 Grad gehal— ten und beſtaͤndig herumgeruͤhrt worden waren, als ich nicht den geringſten Anſchein von Verbindung fand. Als ich eine kleine Quantität ſiedendes Waſſer hinzu— ſetzte, erfolgte die Verbindung des Ols und des Oxyds ſogleich. Waſſer ſchien daher zur Bereitung des Pflas ſters nothwendig zu ſeyn. Es ſchien auch wahrſcheinlich zu ſeyn, daß das Oxyd ein Hydrat ſeyn koͤnne. Um mich zu uͤberzeugen, daß dies der Fall ſey, praͤcipitirte ich das Oxyd durch Kali in einer Quantitaͤt aufgeloͤſten eſſigſauern Blei's. Nachdem das Praͤcipitat gewaſchen worden war, wurde es durch eine Hitze von 220 ge⸗ trocknet, bis es aufhoͤrte, an Gewicht zu verlieren. Hundert Gran, welche in einer Roͤhre bis zum Noth— gluͤhen erhitzt wurden, gaben faſt 8 Gran Waſſer, und nahmen die Orangefarbe des Bleiweißes an. Das neu praͤcipitirte Oryd war daher ohne Zweifel ein Hydrat, wovon ein Theil mit etwas weniger als zwei Theilen Baumoͤl ohne Zuſatz von Waſſer in einer Temperatur von 212 Grad in einer halben Stunde vollkommenes Pflaſter bildete. Jeder dieſer Verſuche iſt ganz mit den— ſelben Reſultaten wiederholt worden. Ich erwaͤhne dieſe Thatſachen, weil alle pharmaceutiſche Schriftſteller die Thaͤtigkeit des Waſſers darauf beſchraͤnken, daß es die Temperatur niedrig halte. 63 Von Waſſerſucht (37) hat John Davy zwei Faͤlle mitgetheilt, in welchen vorzuͤglich Blutentziehung, ungewoͤhnlich große Doſen von Digitalis, draſtiſche Pur—⸗ girmittel und China, welche abwechſelnd je nach den eins tretenden Veraͤnderungen angewendet wurden, wirkſam geweſen zu ſeyn ſcheinen. Die Subjecte hatten niemals an Syphilis gelitten und kein Queckſilber gebraucht. In dem einen Falle, wo ſich anasarca des Kopfs, des Ges ſichts, der unteren Extremitaͤten und hydropiſche Ans ſchwellung des Abdomen zeigten, war die Krankheit nach einem Tertianfieber und Symptomen von Pneumonie entſtanden, und in dem anderen Falle, wo ſich dieſelben Symptome zeigten, und Fluktuation im Abdomen deut; lich gefuͤhlt wurde, war die Waſſerſucht ebenfalls Folge des kalten Fiebers. Nachdem in dem erſten Falle dras ſtiſche Purgirmittel, Venaͤſektion, Digitalis, wovon erſt taͤglich 10 Gran und dann 15 Gran gegeben und China angewendet worden waren, zeigte ſich ein Anfall von kaltem Fieber, und der Patient hatte zu dieſer Zeit in den letzten 24 Stunden drei Pfund Urin gelaſſen. Da die Digitalis in Verbindung mit Queck⸗ ſilber gegeben worden war, ſo zeigte ſich ptyalismus, weshalb das letztere weggelaſſen wurde. Aber die Doſis der Digitalis wurde immer geſteigert, ſo daß zuletzt 70 Gran täglich gegeben wurden. Nachdem dieſe Kur vom 28. Januar 1825 bis zum 12. Maͤrz deſſelben Jahres gedauert hatte, wurde der Patient, ein Soldat von 37 Jahren, als ganz geheilt entlaſſen. In dem zweiten Falle, welcher dem vorhergehenden aͤhnlich, und deſſen Gegen— ſtand ein Invalid von 34 Jahren war, iſt die Digita⸗ lis nicht in ſo großen Doſen angewendet worden. Man iſt blos bis auf 15 Gran geſtiegen. Auch wurde hier kein Queckſilber mit der Digitalis verbunden. Doch wurde durch aͤhnliche Mittel ebenfalls Pyrexie erregt, und durch China die Kur vollendet, welche vom 11. Juni 1825 bis zum 19. Juli deſſelben Jahres dauerte. Eine neue Methode der Percuſſion des Thorax (58) hat Hr. Piorry der Acad. roy. de médecine vorgeſchlagen. Sie beſteht darin, daß man von Tannenholz, deſſen ſich die Verfertiger muſikaliſcher Inſtrumente bedienen, eine kleine runde Scheibe, eine Linie dick und 11 Zoll im Durchmeſſer, mit einem zuruͤck⸗ gebogenen Stiele verfertigen läßt, und auf dieſe die 64 Percuſſion ausübt: Durch dieſes Mittel ſoll man einen ſtaͤrkeren Schall erhalten, fo daß man die Verfchieden: heiten des Tons durch die Kleidungsſtucke hindurch wahr: nehmen kann; man kann ſtaͤrker klopfen und mit einem ſtaͤr— ker wiedertoͤnenden Körper als die Finger; man kann ges nauer die Dberfläche begraͤnzen, auf welche man klopft, und man ſchuͤtzt den Thorax gegen den Eindruck des Klopfens. Hr. Piorry hat auf der mit Luft vorge— triebenen Wange experimentirt und gefunden, daß da, wo die gewoͤhnliche Percuſſion keinen oder wenig Schall gab, dieſe Scheibe einen merklichen hoͤren ließ. Er hat auf dem Unterleibe einen verſchiedenen Schall erhalten, je nachdem die Punkte, wo die Scheibe aufgeſetzt war, Gas, Fluͤſſigkeit oder feſte Subſtanzen bedeckten. Er vers ſichert, daß man in dieſer Weiſe bis faſt auf eine Linie die Stelle bezeichnen kann, welche jedes Eingeweide eins nimmt, und haͤlt alſo dafuͤr, daß dieſes Mittel zur Un— terſuchung vieler Krankheiten, z. B. peritonitis, asci- tes, hernia, mit Nutzen angewendet werden koͤnne. Uber einen Fall von mangelndem Uterus (39) hat Hr. Ren auldin der Acad, roy. de méd. die Geſchichte mitgetheilt und das Präparat vorgelegt. Dis Frau war, 52 Jahr alt, an Krebs des Magens geſtorben; fie war klein und nicht uͤber 35 Fuß hoch; ihr Verſtand war wenig entwickelt geweſen. Menſtruation hatte ſich nie bei ihr gezeigt, und auch die Bruͤſte hatten nie die gering: ſte Entwickelung wahrnehmen laſſen. Die Geſchlechts— theile waren aͤußerlich gut gebildet, das Hymen zum Theil vorhanden. Im Hintergrunde der Vagina fand ſich ſtatt des Mutterhalſes ein kleiner kaum merklicher Hocker. Zwiſchen Urinblaſe und Maſtdarm lag ſtatt des Uterus eine einen Zoll lange harte Schnur von der Dicke einer Schreibfeder, welche mit der Vagina und mit der Fallopiſchen Trompete communicirte, welche letztere an ihrer Verbindung mit dem Canal eine Art von kleinem Sack bildete. Von Eierſtoͤcken war kaum eine Spur vorhanden. U Das Blut aus den Haargefaͤßen (40), wel⸗ ches durch Blutegel ausgezogen wird, foll nach einer Unterſuchung des Hrn. Salles, eines Militair-Apo— thekers, von ganz anderer Natur ſeyn, als das aus den Venen gelaſſene Blut. (Wir werden hierauf zuriick kommen.) Bibliographiſche Neuigkeiten. Memoires de la Société médicale d'emulation de Paris Tome gme, Paris 1826. 8. m. 2. K. (Iſt die Fort⸗ ſetzung einer hoͤchſt ſchaͤtzbaren Sammlung, und enthält dies⸗ mal Beiträge von Andral, Boisseau, Bouillaud, Boul- laud, Brichetau, Chantourelle, Coze, Dezeimeris, Duchateau , Desruelles, Dutrochet, Geoffroy St. Hi- laire, Laserre, Miel, Rodet, Vacquie, Vaudekéere und Worbe, „Künftig fol alle Jahr ein Band ſtatt der bisherigen Bulletins der Geſellſchaft erſcheinen.) Zahnſpiegel, beſonders für das weibliche Geſchlecht; von J. Franz Gallette, Stadtzahnarzt zu Mainz. Zweite 2c. Auflage. An Renin Etuis Format, (Iſt ein dem groͤßern Publi- kum beſtimmtes und zweckmaͤßiges Schriftchen.) Elements of Etiolegy and Philosophy of Epidemics. 2 Joseph Mather Smith M. D. New Tork 1824. — —ͤ— — ä— — „aut 2 aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde. Nro. 201. (Nr. 5. des XIV. Bandes.) Mai 1820. Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. In Commiſſion. bei dem Kön. Preuß. Gränz⸗Poſtamte zu Erfurt, der Koͤnigl. Saͤchſ. Zeitungs⸗Expedition zu Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u. Taxiſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes⸗Induſtrie⸗Comptoir Preiß eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Kthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes 3 ggl. er Iſt der Geſchmackſinn ein beſonderer Sinn? (41) (Von einem Ungenannten,) Meiner Anſicht nach giebt es keinen eigenthuͤmli— chen Geſchmackſinn. Es iſt wohl allgemein bekannt, daß, wenn man die Naſe ſchließt und den Athem an ſich hält, kein Geſchmack ſtatt finde, und eben fo wird durch einen Krankheitszuſtand zuweilen der Geſchmack und der Geruch zugleich aufgehoben, waͤhrend die übrigen Sinne nicht leiden. Ferner beſteht immer eine Uhnlichkeit zwi— ſchen dem Geruch einer Subſtanz und deren Geſchmack, und umgekehrt, die in Bezug auf das Anſehen und den Ton, den Ton und das Gefuͤhl, den Geruch und die Farbe u. ſ. w. keinesweges ſtatt findet. Auch iſt dieſe Ahnlichkeit durchaus verſchieden von derjenigen, welche das Auge beim Anſehen einer viereckigen Figur, und das Gefuͤhl beim Betaſten derſelben darbieten moͤchten; denn dieſe Perceptionen fuͤhren nur auf verſchiedenem Wege zu dem Begriff von der Zahl 4. Noch deutlicher unterſcheidet ſich jene Ahnlichkeit von der aus der Er— fahrung hergeleiteten Ideen verbindung, vermoͤge deren wir wohl ſagen: dieſe oder jene Subſtanz ſieht weich aus; ein Menſch ſieht gutmuͤthig aus; der oder jener Körper ſieht maſſiv aus; denn hiermit wollen wir feis neswegs ſagen, daß in Anſehung der Perceptionen ſelbſt, z. B. zwiſchen einem gewiſſen Geraͤuſch und dem Ans ſehen eines geſprungenen Glaſes, die geringſte Ahnlich⸗ keit ſtatt finde, ſondern daß das Geraͤuſch einem an— dern gleiche, mit weſchem in der Regel der Anblick eis nes geſprungenen Glaſes verbunden if. Die Uhnlich— keit zwiſchen den Perceptionen des Geruchs und des Ge— ſchmacks ſcheint dagegen wohl jedermann auf vollkomme— ner Identitat der Perception ſelbſt zu beruhen, während die Verſchiedenheit einzig darin gegruͤndet iſt, daß die Perception durch verſchiedene Organe und unter verſchie— denen Umſtaͤnden geſchieht.“) Häufig habe ich gefun— ) Nach des Verfaſſers Anſicht geſchieht indeß die Perception der Gerüche und Geſchmacke auch durch ein und daſſelbe Organ, die Naſe. D. ü. Earn den, daß, wenn ich mich in ſtark mit Geruͤchen geſchwaͤn⸗ gerter Luft befand und den Mund offen hielt, mir es vorkam, als ob ich eben ſowohl ſchmeckte als roͤche, und dies brachte mich manchmal auf den Gedanken, daß man den Geſchmack im Munde durch den Geruch irgend ei— ner uns waͤhrend des Eſſens nahe befindlichen Subſtanz wuͤrzen koͤnne. ) Es iſt ferner bemerkenswerth, daß man den uͤbrigen Sinnen ihre Organe mit Beſtimmt— heit erweiſen kann, aber in Bezug auf den Geſchmack ſehr verſchiedener Meinung iſt. Zuweilen werden die Zunge, zuweilen der Gaumen, zuweilen beide mit Zus ziehung der Lippen als Geſchmacksorgane angegeben. Dieſe Schwierigkeit, dem Geſchmackſinne genau ſeinen Sitz anzuweiſen, iſt um ſo auffallender, da er, dem ge— meinen Glauben nach, durch unmittelbare Beruͤhrung in Wirkſamkeit tritt, waͤhrend der Geſichtsſinn, der Ge— hoͤrſinn u. ſ. w. aus der Entfernung erregt werden. Waͤhrend wir in der Regel annehmen, daß das Ge— ſchmacksorgan irgendwo im Munde liege, und durch uns mittelbare Beruͤhrung der Subſtanz gereizt werde, das Geruchsorgan dagegen die Naſe ſey, und von entfernten Subſtanzen, oder richtiger von deren in der Luft ent⸗ haltenen Partikelchen afficirt werde, ſo ſcheint es uns doch, wenn nach dem Eſſen Luft aus dem Magen zus ruͤckkehrt, als ob wir die genoſſene Subſtanz (z. B. Zwiebeln, Ruͤben) zum zweiten Male ſchmeckten. Und doch kommt in dieſem Falle das Organ nur mit ge— ſchwaͤngerter Luft in Beruͤhrung. Manche ſtark riechende Subſtanzen ſchmeckt man vielleicht häufig deshalb fo lans ge nach, weil ſie ſich an dem obern unverſchloſſenen Theil des Schlundes anhaͤngen. Ich hatte bisher nicht an Zuſammenſtellung dieſer Thatſachen gedacht, als ich in einem Artikel des Edins burger Review, vom Jahr 1821, die Bemerkung fand, daß wir gewiſſe Dinge, waͤhrend wir ſie eſſen und ſchmecken, vermoͤge der Verbindung des Rachens mit der ) Dies iſt durch die bekannte Thatſache erwieſen, daß ver⸗ woͤhnte Hunde trocknes Brod freſſen, wenn man ihnen Butter u. dergl. auf die Naſe ſtreicht. D. ü. 5 67 8 Naſe auch riechen, und daß dieſer innere Geruch dass jenige ſey, Gaumenkitzel (beim Wein, Blume, Bouquet) nennen. Der eigentliche Geſchmack findet nach der Anſicht jenes Verfaſſers innerhalb des Mundes ſelbſt ſtatt. Er ſchien mir in Hinſicht des erſten Punktes recht zu haben; aber hätte nicht dabei ſtehen bleiben, ſondern folgern muͤſſen, daß nicht nur fein Gaumenkitzel durch die Naſe vermit; telt werde, fo wie denn überhaupt zwiſchen Geſchmack und Gaumenkitzel gar kein ſolcher Unterſchied ſtatt fin⸗ det; denn was wir Geſchmack nennen, iſt in der That immer dieſer innere Geruch; alles Andere nur Gefuͤhl im Munde, durch den bloßen Gefuͤhlſinn vermittelt; und wenn es irgend etwas Eigenthuͤmliches hat, ſo beruht dies auf dem beſondern Grad von Reizbarkeit, den die Zunge und die umliegenden Theile beſitzen, *) gerade ſo, wie die Innenſeite des Augenlids, eine wunde Stelle, die Fußſohle, die innere Seite des Magens, die Epis glottis und Lungen, der bloßgelegte Nerd eines Zahns, die gegen das Kitzeln empfindlichen Seiten, im Bezug auf das Gefühl beſondere Grade und Arten von Reiz— barkeit beſitzen, ſo daß einer dieſer Theile gewiſſe Rei— zungen, die der andere kaum fpürt, ſehr heftig empfin⸗ det. So iſt ferner Reiſſen in einem Theile ſehr ver ſchieden von Jucken, und das Hungergefuͤhl im Magen von dem Schmerz in kalten Fingern. Deshalb betrach⸗ tet man aber dieſe verſchiedenen Empfindungen nicht als beſondere Sinne, weil der zwiſchen ihnen beſtehende Uns terſchied weit geringer und von anderer Art iſt, als der zwiſchen Hoͤren, Fuͤhlen u. ſ. w. Durch dieſe und aͤhnliche Betrachtungen ward ich nun zu Experimenten veranlaßt. Der Verfaſſer jenes Artikels im Review führt als Beiſpiele von eigentlis chem Geſchmack die unangenehme Wirkung des Ricinus; zls und der Magneſia an, well dieſelben beim Schlie— ßen der Naſe immer noch gleich ſtark ſchmecken wuͤrden. Dieſem kann ich geradezu widerſprechen. Ich habe Ri⸗ einusöl in den Mund gefaßt und die Naſe laͤnger als eine Stunde geſchloſſen gehalten, wodurch ich von dem unangenehmen Geſchmack deſſelben durchaus frei geblie⸗ ben bin. Was die Magneſia anbetrifft, ſo fand ich, daß, obgleich der unangenehme Geſchmack derſelben zum Theil durch das Wuͤrgen, welches fie verurfacht , veran⸗ laßt wird, doch bei verſchloſſener Naſe die Unannehm: lichkeit keineswegs groß war, weil der ekelhafte Geſchmack wegſiel, welcher beim Offnen der Naſe alsbald eintrat. Daſſelbe bemerkte ich deim Zucker, von dem in jenem Artikel gleichfalls geſagt wird, man koͤnne ihm bei ver⸗ ſchloſſener Naſe eben ſowohl ſchmecken, als bei offener. Dies iſt nicht der Fall; wenn man die Naſe zuhaͤlt, fo bleibt weiter nichts, als das erſchlaffende gleichſam auf loͤſende Gefühl, welches er im Munde erregt, und eis nige Ahnlichkeit mit demjenigen hat, das man empfins *) Dieſes beſondere Gefühl, welches gewiſſe eßbare Subſtanzen erregen, wird je zuweilen auch von den Zaͤhnen mit em⸗ pfunden, und doch ſind dieſe niemals als Organe bes Ge⸗ ſchmacks betrachtet worden. was wir zum Unterſchied von Geſchmack, „ 68 det, wenn man dleſelben Theile, nachdem fie ſtarker Haͤlte ausgeſetzt geweſen, ſchnell erwärmt Ein aͤhnli⸗ ches Gefühl von Erſchlaſſung hat man häufig vor oder nach Zahnweh in den Nerven.) f Ich bedachte hierauf, daß bei der Richtigkeit mei⸗ ner Annahme der Grund, warum wir bei verſchloſſe— ner Naſe, oder bei'm Anhalten des Athems nicht ſchmecken, darinne liegen muͤſſe, daß ein Luftſtrom fehle, welcher aus dem Munde in die Naſe uͤbergehe; denn obwohl es wahr iſt, daß ſich ein Geruch in einem großen Luft: volum (ſelbſt ſtark) verbreiten kann, obgleich keine be⸗ merkbare Stroͤmung ſtatt findet, ſo wuͤrde doch der Sinn ſtaͤrker afficirt werden, wenn zugleich eine Luft ſtroͤmung nach dem Organe ginge, und uͤbrigens gehen in einem großen Luftvolum, unabhaͤngig von aͤußern Störungen, beſtaͤndig ſtaͤrkere Luftſtroͤmungen vor ſich, als in einem kleinen. Daraus wuͤrde folgen, daß ſich erwarten ließe, wir wuͤrden eben ſo wenig ſchmecken, waͤhrend wir durch die Naſe Athem holen, als waͤhrend ſowohl die In- als Exſpiration gaͤnzlich aufgehoben iſt, weil ſich dann von der Stelle, wo ſich die zu ſchmecken⸗ de Subſtanz befindet, keine Strömung nach dem Ger ruchsorgan bewegen wuͤrde; um ſo weniger, da die Stroͤmung gerade die entgegengeſetzte Richtung hat. So fand ich es denn auch in der Wirklichkeit. Man nehme, während die Naſe verſchloſſen iſt, ein wenig Lavendel⸗ waſſer (Eau de Lavande) in den Mund, und bewege die Zunge an den Gaumen, wie man es beim Koſten thut; man wird nichts ſchmecken, aber wohl Waͤrme auf der Zunge empfinden, wie nach einem Trunk Schnaps im Magen. Ohnmoͤglich könnte man aber angeben, ob man Branntwein, Pfeffermünz:, Kümmel: oder Kraus ſemuͤnz- Schnaps im Munde habe. Jetzt athme man durch den Mund ſo ſtark wie moͤglich aus, halte aber die Naſe dabei noch zu. Alsdann oͤffne man ſie, indem das Einathmen beginnt, und waͤhrend deſſelben wird man zwar noch immer das Brennen des Lavendelwaſſers fuͤhlen, aber dieſes eben fo wenig ſchmecken, wie früher; aber in dem Augenblicke, wo der Athem ſich umſetzt, wird man auch ſchmecken. Zunaͤchſt machte ich einen Verſuch mit fluͤchtigem Salz, der gleichfalls gelang, und ich bemerkte uͤberhaupt, daß ich beim gewoͤhnlichen Eſſen nur beim Ausathmen ſchmeckte. a Hierauf experimentirte ich mit Zink und Silber an der Zunge. Ich nahm an, daß, wenn die Empfindung, waͤhrend die Zunge zwiſchen den beiden Metallen iſt, ein wirklicher Geſchmack und kein bloßes Gefuͤhl ſey, dies meine Anſicht entkraͤften wuͤrde, weil offenbar blos die Zunge und nicht die Naſe das Organ derjenigen Em: pfindung ſeyn koͤnnte, welche in dieſem Falle durch die galvaniſche Kraft hervorgebracht wird, wenn wir nicht ) Dieſes widerſpricht der Erfahrung des Überſetzers. Es 5 ſcheinen doch einige Perceptionen einzig der Zunge vorbe⸗ halten zu ſeyn, wie das Gefühl von bitter, ſuͤß und ſalzig, welche man ſelbſt waͤhrend der Exſpiration auf der Zun⸗ genſpitze unterſcheiden kann, und denen auch eigentlich kein Geruch entſpricht. 69 etwa annehmen duͤrften, daß ſich Daͤmpfe entwickelten. Zugleich waͤre indeß dadurch eine andere ziemlich allge— mein beſtehende Meinung widerlegt worden, daß naͤm— lich ohne Berührung der Gaumenhoͤhle kein Geſchmack ſtatt finden koͤnne. Denn bei dieſem Verſuch wird ja die Zunge feftgehalten. Ich fand in den Unterhaltungen uͤber die Chemie (Conversations on Chemistry), daß die bei dieſer Galvaniſation entſtehende Empfindung ein von Waͤrme begleiteter Geſchmack ſey. Allein ich gab wenig auf den Namen; denn da man die Zunge insge— mein fuͤr das eigenthuͤmliche Geſchmacksorgan haͤlt, ſo war es ſehr natuͤrlich, daß ein Phyſiker jedes Ge— fuͤhl, deſſen ausſchließender Sitz die Zunge iſt, Geſchmack nannte. Ich glaube wirklich, daß ſich nicht leicht eine andere Stelle am Koͤrper finden wuͤrde, an welcher ſich das Experiment anſtellen ließe, wenn wir nicht etwa einen von unſern Fingern zu dieſem Ende abziehen wol— len, indem die Haut die Entwickelung des Galvanismus verhindert; wenigſtens gelang mir das Experiment an einem Theil der feuchten innern Oberflaͤche meiner zu— ſammengelegten Lippe und zu beiden Seiten des Zahn— fleiſches nicht. Verſucht man es mit einem halben Kronenſtuͤcke und einer Zinkplatte an der Zunge, ſo wird man das zwi— ſchen den beiden Metallen entſtehende Kitzeln wohl fuͤr keinen Geſchmack erklaͤren koͤnnen. Als ich ſtatt der hal— ben Krone einen ſilbernen Löffel nahm, empfand ich gleich nach Wegnahme der Metalle, und als ich der Zun: ge die Freiheit ließ, den Gaumen zu beruͤhren, einen ſtarken ekelhaften Geſchmack, aber zugleich auch einen aͤhnlichen Geruch. Ich denke dies iſt ein buͤndiger Be— weis fuͤr meinen Satz. ' Beim Verſuch mit einem Kronenſtuͤck und Zink war das Kitzeln in der Zunge weit gelinder, und nach . Hinwegnahme der Metalle kein Geſchmack bemerk— ae ) Der ſogenannte Meſſinggeſchmack, welcher gleichfalls vom Galvanismus hergeleitet wird, hat gewiß einen ſtarken Geruch zum Begleiter. Meſſing und ſelbſt Ku— pfer allein, wenigſtens Kupfergeld, giebt beim Reiben einen ſtarken Geruch; alſo auch dieſes beſtaͤtigt meine Meinung, daß jeder wirkliche Geſchmack nur ein von der Naſe bemerkter Geruch iſt, der durch die innere Luftſtroͤmung dahin gelangt. In dem Falle, wo man den Geſchmack bemerkt, ſobald man anfaͤngt auszuathmen, war die Luft bei den obigen Experimenten erſt durch den Mund eingeathmet worden, ſo daß die durch die Naſe herausgetriebene Luft, wenigſtens urſpruͤnglich, wenn auch nicht unmittelbar aus dem vordern Theil der Mundhoͤhle kam (und alſo uͤber die zu ſchmeckenden Subſtanzen hingeſtrichen war). Sonſt wuͤrden die Umſtaͤnde meinem Satze nicht guͤn— ſtig ſcheinen, indem das bloße Ausathmen von Luft durch den Mund oder ſelbſt die Naſe an ſich keine Luft durch ) Der Grund davon liegt vielleicht in der verſchiedenen Les girung der Münze und des Loͤffels. D. ueb. — — 70 die vordere Mundhoͤhle aus der Naſe treibt, und wenn die ſchmeckende Subſtanz wie gewoͤhnlich beim Kauen ſich weiter vorn befindet, als der aus dem Mund in die Naſe gehende Kanal, fo muß der eben beruͤhrte Um— ſtand in Betracht gezogen werden, wenn man den durch das e vermittelten Geſchmack genügend erklaͤ— ren will. Demnach ſtellte ich folgendes Experiment an. Ich ſuchte naͤmlich zu bewirken, daß die ausgeathmete Luft vorher nicht eingeathmet waͤre, während die zu ſchmecken⸗ de Subſtanz im Munde war. Ich brachte dieſe alſo gleich nach dem Beginnen einer langen Exſpiration auf die Zunge, doch ſo, daß ich ganz ſicher war, es nicht vor dem Anfang derſelben gethan zu haben. Ich hielt bei dieſer Gelegenheit die Naſe nicht zu. Nach dem eben Geſagten haͤtte nun die Subſtanz nicht ſogleich, ſondern erſt bei der zweiten Exſpiration und nach einer dazwiſchen liegenden Inſpiration geſchmeckt werden koͤn— nen, wenn nicht etwa ein wenig Geruch von Außen in die Naſe eingedrungen waͤre. Ich machte nun den Verſuch mit Lavendelwaſſer, welches in gewiſſer Hinſicht unpaſſend war, weil es ſei— nen Geruch ſo fluͤchtig verbreitet, daß leicht davon etwas von Außen in die Naſe dringen und das Reſultat in Bezug auf die zweite Exſpiration unſicher machen kann. In— deß laͤßt ſich dies leicht verhindern, wenn man die Hand zwiſchen Mund und Naſe haͤlt. Ich empfand, als ich mich das Lavendelwaſſer zu koſten bemuͤhte, ſchon waͤh— rend der erſten Inſpiration den Lapendelgeſchmack, und ſchließe daraus, daß waͤhrend der Procedur etwas von dieſer ſo duͤnnen Fluͤſſigkeit in die hintere Mundhoͤhle uͤber den Kanal, welcher Naſe und Mund verbindet, hinausgelangt ſey. Wenn ich bei einem ſolchen Verſuche nicht koſtete, ſondern das Lavendelwaſſer blos an die Zunge brachte, und den Mund weit oͤffnete, ſo ſchmeckte ich waͤhrend der erſten Exſpiration nichts, ſondern fuͤhlte blos Waͤr— me; bei der Inſpiration kam zwar ein wenig Geruch von Außen in die Naſe, allein ſchmecken that ich im Munde ſelbſt da noch nichts, und erſt als der Athem zum zweiten Mal herausſtrich, hatte ich die Perception, die wir gewoͤhnlich Geſchmack nennen. Ich verſuchte es auch mit Ingwer, deſſen Geruch nicht ſo fluͤchtig iſt, und das Reſultat war genau daſſelbe. Bis zum zwei— ten Ausathmen war kein Geſchmack, ſondern nur ein Gefuͤhl von Waͤrme auf der Zunge bemerkt worden. Wenn man eine feſte Subſtanz anwendet, die man kaut, ſo haͤlt es ziemlich ſchwer, den Athem willkuͤhrlich zu hemmen, und die Luftſtroͤmung waͤhrend des Kauens umzukehren. Indeß fuͤhrte ich auch in dieſem Falle daſ— ſelbe Reſultat herbei. Man koͤnnte einwenden, daß die angenehmſten Ge— ruͤche, z. B. Blumengeruͤche, wenig oder keinen entſpre— chenden Geſchmack zum Begleiter haben; ſo wie es um— gekehrt manchem trefflichen Geſchmack an einem entſpre— chenden Geruche gebricht. Im letztern Falle wird man 5 * 71 8 nicht leicht finden, daß ein ſolcher Geſchmack Erafı tig iſt. i es Wir duͤrfen nicht uͤberſehen, daß wir beim Schme— cken die Subſtanzen erwärmen und auflöfen und dieſe Proceſſe gerade zur Entwickelung der Geruͤche dienen; deshalb ſtrettet es z. B. nicht gegen meine Vermuthung, daß Citronenſalz z. B. im Munde geſchmeckt und doch trocken nicht gerochen wird. Wir vergleichen ja in bei den Faͤllen nicht einerlei Dinge, ſondern in dem einen trocknes Salz, in dem andern eine warme Solution deſſelben. Auch zermalmen wir beim Eſſen und Kauen die Subſtanzen zwiſchen den Zaͤhnen und am Gaumen, und dies iſt der Entwickelung mancher Geruͤche ſehr fürs derlich, wie man z. B. manche Blaͤtter nicht eher riecht, als bis man ſie zwiſchen den Fingern zerreibt. Dagegen werden andere Geruͤche durch dieſes Zermalmen zerſtoͤrt, und es iſt daher natürlich, daß, wenn wir ein Roſen— blatt kauen, wir nicht den herrlichen Duft bemerken, wie fruher. Wir wollen noch auf Folgendes aufmerkſam machen: 1) Von welcher großen Oberflaͤche, im Verhaͤltniß zu der, welche wir auf einmal kauen koͤnnen, entwickeln ſich nicht in vielen Fällen ſtarke Gerüche, z. B. von ei: nem Veilchenſtrauß, einer Orangerie, einem Kamillen— beet u. ſ. w. 2) Bei manchen Blumen ſcheint der Ge— ruch nur von einem Theil zu kommen, waͤhrend bei dem andern dies nicht der Fall iſt. Aus der Bluͤthe des Geisblatts laͤßt ſich eine Art Honig druͤcken, welcher ungefaͤhr ſo ſchmeckt, wie die Blume riecht. Hieraus wird wahrſcheinlich, daß dies mit allen Blumen u. dergl. der Fall iſt, obgleich es ſich nicht immer beſtimmt aus— mitteln läßt; denn wenn man die ganze Bluͤthe kaut, ſo werden die Geruͤche vermengt. 5) Bin ich geneigt zu glauben, daß wenn manche Geruͤche ſich durch den Einfluß der Wärme flärker entwickeln, andere dadurch ſchwaͤcher werden, wie dies erfahrungsmaͤßig der Fall mit Blumen und mehrern Meinforten iſt. 4) muͤſſen wir bei gewiſſen Blumengeruͤchen in der Luft bemerken, daß ſich in der Naͤhe der Blumen eine Art Duftwolke anſammelt, in welcher der Geruch weit concentrirter iſt, als in ihren unmittelbaren Ausduͤnſtungen. Deshalb zum Theil riechen wir die Blumen bei Sonnenuntergang ſtaͤrker, weil die Luft dann ſtill wird. Ebenſo finden wir, daß wir nach dem ſtarken Geruch, der ſich, beim Herausziehen einer Schublade voll Roſenblaͤtter entwi— ckelt, nicht genau von dem Geruch eines einzelnen wel ken Roſenblattes urtheilen koͤnnen. 5) Noch ein merk wuͤrdiger Unterſchied iſt, daß, wenn man mit der Naſe riecht, die ganze, in dem Luftſtrome enthaltene Geruch— maſſe das Geruchsorgan unmittelbar trifft. Wenn man aber dieſelbe Quantitaͤt in den Mund gefaßt hätte, fo wuͤrde ſie das Geruchsorgan nicht erreicht haben, bevor fie in die Lungen eingezogen und mit einem weit groͤ— ßern Volum Luft vermiſcht worden waͤre, ſo daß, wenn dieſelbe Quantitat Luft wieder durch die Naſe ausgeſto⸗ gen wird, der Geruch verhaͤltnißmaͤßig weit geringer auf ——_ 72 das Geruchsorgan wirkt. In manchen Fällen wird jes doch nach vielen Athemzuͤgen die Luft in den Lungen bis zu demſelben Grade mit riechenden Theilchen geſchwaͤn⸗ gert, als die unmittelbar eingeathmete Luft deren beſitzt; wenn man die Ausduͤnſtung einer Lavendelwaſſerflaſche einathmet, den Mund ſchließt und dann durch die Naſe ausathmet, ſo ſpuͤrt man weit weniger Geruch, als wenn man unmittelbar durch die Naſe einathmet. Je oͤfterer man jenes aber hintereinander thut, deſto ſtaͤrker wird der Geruch. 6) Wenn wir einen aͤußern Geruch ſtark zu empfinden wuͤnſchen, ſo ſchnuͤffeln (wittern) wir, d. h. wir ziehen mehrmals Luft ſchnell durch die Naſe, wodurch dann dem Geruchsorgan binnen einer gewiſſen Zeit mehr rie— chende Partikelchen dargeboten werden, als ſonſt dahin gelangen wuͤrden. Nuͤckſichtlich des innern Geruchs oder Geſchmacks geſchieht nie etwas dieſer Art.“) Ich weiß nicht, ob wir uns fuͤr den letztern Fall nicht eine aͤhnliche Faͤhigkeit aneignen koͤnnten, allein ſie geht uns doch ab; ſie muͤßte in entgegengeſetzter Richtung ausgeuͤbt werden, wie das Wittern, was ſich aus dem fruͤher Geſagten er— giebt, wird aber immer weniger erfolgreich ſeyn. 7) muͤſſen wir den Einfluß der Ideenaſſociation nicht übers ſehen. Wir ſind gewohnt, manche Arten von Geruͤchen mehr von außen, andere mehr von innen, d. h. durch den ſogenannten Geſchmack zu percipiren; und wenn wir eine der Arten oder beide gern oder ungern haben, ſo laſſen wir uns zum Theil durch dasjenige Aſſociations⸗ ſyſtem leiten, welches derjenigen Perceptionsart angehoͤrt, durch welche wir gerade die fragliche Empfindung percis piren. Wir uͤben den innern Geruch oder Geſchmack vorzuͤglich aus, während wir die uns noͤthigen Nahrungs— mittel zu uns nehmen, und, ausgenommen bei Mediein, Betel und Tabak, indem wir etwas genießen, was uns ſern Verdauungsorganen nicht gerade widerlich iſt. 5 Bei dem, was wir gern oder ungern genießen, miſcht ſich ſtets ruͤckſichtlich der Art der Perception dieſe Aſſociation ein, ob namlich die Subſtanz den Verdau— ungsorganen angenehm oder unangenehm ſey. Noch wichtiger iſt vielleicht in dieſer Hinſicht der Taſtſinn oder das Gefuͤhl des Mundes. Beide Umſtaͤnde haben aber mit den Geruͤchen gar nichts gemein, im Gegentheil iſt bei den Subſtanzen, die wir nicht eſſen, die Empfins dung des aͤußern Geruchs immer mit der Idee der gaͤnz— lichen Abweſenheit aller jener Umſtaͤnde vergeſellſchaftet, und bei angenehmen Geruͤchen wird der Genuß durch dieſe halb unkoͤrperliche Beſchaffenheit ſehr erhoͤht, bei unangenehmen das peinliche ſehr vermindert. Wenn nun aber durch eine ſolche Ideenaſſociation das von einer be: ſondern Perception hergeleitete Vergnügen weſentlich mo: diſicirt wird, fo find wir ſehr geneigt, die Perception nicht mehr fuͤr ein und dieſelbe gelten zu laſſen, ſo daß ein Geruch, den wir als Wohlgeruch ſehr ſchaͤtzen, als in— *) Tabaksraucher, die eine Sorte pruͤfen wollen, wenden ein ſolches umgekehrtes Wittern an, indem fie den Dampf zu wiederholten Malen ſchnell aus der hintern Mundhoͤhle durch die Naſe treiben. D. U. 75 nerlicher Geruch oder Geſchmack weniger angenehm ſeyn und deshalb fuͤr eine verſchiedene Perceptton gehalten werden kann. . - Falſche Affektionen bringen, meiner Meinung nach, bei Geruͤchen mehr als bei irgend etwas Anderem Verſchie— denheiten hervor. Ich habe Jemanden gekannt, der, als er vor einem Haufen Gaſſenkehricht vorbeiging, aber denſelben nicht bemerkte, einen angenehmen Moſchusge— ruch zu empfinden glaubte; daß nun dieſe Perſon durch die Perception dieſes Geruchs angenehm oder unange— nehm afficirt wurde, hing lediglich davon ab, ob er den Kehrichthaufen ſah oder nicht. Ich ſelbſt, der denſelben fruͤher bemerkte, ſpuͤrte einen ſehr uͤbeln Geruch und fand nicht die geringſte Ahnlichkeit mit Moſchus, und der Grund davon konnte doch nicht leicht in etwas Ans derem liegen, als daß ich den Geruch dieſer Subſtanz im— mer angenehm, den Geruch eines Gaſſenhaufens aber immer unangenehm zu finden gewohnt war. Miscellen. über die Art, wie der Falco serpenta- rius die Schlangen frißt. (42) „Vor einiger Zeit ſah ich, erzählt der Beobachter, einen ſolchen Vogel eis nigemal im Kreiſe herum fliegen, und dann ploͤtzlich ſich zur Erde herabſtuͤrzen. Nun ſchien er einige Minuten lang etwas in der Naͤhe zu unterſuchen und zu bewachen. Dann drang er mit ſehr merklicher Vorſicht eine kleine Strecke vorwaͤrts von der Stelle, wo er ſich niedergelaſ— ſen hatte, breitete dabei einen ſeiner Fluͤgel aus, und 74 bewegte ihn fortwährend. Kurz hernach ſah nun det Beobachter eine große Schlange ihren Kopf beträchtlich in die Hoͤhe ſtrecken, und dies ſchien der Vogel gewollt zu haben, denn in dem Augenblick, wo es geſchah, verſetzte er dieſem ſogleich einen Schlag mit dem Ende ſeines Fluͤ— gels, wodurch er ſeine Beute zu Boden ſtreckte. Er ſchien aber noch nicht ſeines Siegs gewiß zu ſeyn, ſondern behielt ſeinen Feind einige Secunden im Auge, wo er ihn ſich wieder bewegen ſah, und ihm einen neuen Fluͤgelſchlag verſetzte. Das Reſultat des zweiten Schla— ges ſchien ihm mehr Zutrauen einzufloͤßen, denn ſo wie er geſchehen war, ging der Vogel zu der Schlange hin, und fing an ſie mit den Fuͤßen zu packen, darauf er— griff er fie mit dem Schnabel, und ſchwang ſich faſt ſenk— recht zu einer betraͤchtlichen Hoͤhe empor, wo er das Reptil los ließ, welches mit ſolcher Gewalt auf die Erde fiel, daß der Vogel dem Anſcheine nach befriedigt ſchien, und ſich an's Verzehren ſeines Mahls machte. Von Felſenſtuͤcken, welche ſich auf ihrer fie ſtuͤtzenden naturlichen Baſis bewegen laſſen, (45) ſind bereits einige in Schottland beobachtet. Hr. Maſon hat dieſe Erſcheinung in der Naͤhe der Stadt Providence beobachtet. Eine dieſer beweglichen Maſſen, ein ungeheurer Granitblock, deſſen Gewicht auf 180,000 15 geſchaͤtzt wird, laͤßt ſich, durch einen 8 bis 10 Fuß langen Hebel in Bewegung geſetzt, in eine 4 bis 5 Zoll betragende Schwingung bringen. 5 Nekrolog. Der durch Reiſen in Braſilien und feine zoologiſch-zootomiſchen Arbeiten berühmte D. v. Spix iſt vor kurzem zu München verftorben, inen Ein Fall von erblicher Haͤmorrhoe. (44) Von Theodor Davis. Am 24. Maͤrz 1824 wurde ich zu einem Kinde von vier Jahren gerufen. Es hatte von Natur eine volle Koͤrperbeſchaffenheit und ein huͤbſches bluͤhendes Ausſehen. Bei meiner Ankunft fand ich es in einem ganz blutloſen Zuſtande. Sein Geſicht war aſchfarben, feine Lippen weiß, feine Augen glaͤſern, der Puls am Handgelenk kaum fuͤhlbar, die Bewegung des Herzens äußerſt langſam, und das Kind ſchien ſehr unruhig zu ſeyn, athmete ſchwer und wehklagte haͤufig. Ja, der Tod erfolgte kurz nachher, nachdem ich es geſehen hatte. Die Geſchichte des Falls war folgende: Eine Woche oder zwei Wochen vorher hatte es durch einen Fall ei— ne geringe oberflaͤchliche Verletzung am hintern Theil des Kopfs erhalten. Dieſe unbetraͤchtliche Wunde blu— tete drei bis vier Tage lang profus, und dann fing ſie an zu heilen. Einige Tage vorher, bevor nach mir ge— ſchickt wurde, war ſie ganz geheilt, als ſie ohne wahr— nehmbare Urſache wiederum zu bluten anfing. Dieſe Haͤmorrhagie dauerte 1 bis 2 Tage lang, worauf eine gewaltige epistaxis dazu kam, und das Blut aus die: ee ſen Quellen ohne Unterlaß ausſtroͤmte, bis die Gefaͤße faſt blutleer zu ſeyn ſchienen, und die ausgeleerte Flüuͤſ— ſigkeit wie blos mit Scharlachfarbe gefaͤrbtes Waſſer war. Die Haͤmorrhagie hatte eben aufgehoͤrt, als ich ankam, und der kleine Patient war offenbar in articulo mortis. Die Aeltern des Kindes erzählten folgende Umſtaͤn— de in Bezug auf die beſonderen Symptome des vorher— gehenden Falls. Waͤhrend einiger Generationen hatte keins von den maͤnnlichen Subjecten in der Familie der Mutter das Mannesalter erreicht, und alle hatten ſie durch die unbedeutendſten Wunden leicht profufe Haͤmor— rhagien bekommen (ihr eigener Bruder war nach dem Ausziehen eines Zahns an einer Haͤmorrhagie ge— ſtorben). Die weiblichen Subjecte waren, wie fie mir ſagte, geſund und ganz frei von der Neigung durch oberflaͤchliche Wunden profuſe Blutungen zu bekommen: aber wenn ſie ſich verheiratheten, ſo erbten ihre Soͤhne von ihnen dieſen Familienfluch, waͤhrend ihre Toͤchter eben ſo, wie ſie, frei von ihm waren. Die Mutter ſelbſt zeigte das Ausſehen einer ſerophuloͤſen Diatheſts, doch war ſie ſonſt geſund. Sie hat mehrere Toͤchter, 75 welche ſtark und gefund ausſehen. Von ihren Söhnen (von einem, deſſen Fall ich beſchrieben habe, und von einem anderen, welcher 12 bis 15 Jahre alt war) er⸗ zahlte fie mir folgende beſondere Umſtaͤnde: Sie waren, wie bereits geſagt worden iſt, nach geringen Zufällen ſo— gleich Haͤmorrhagien unterworfen, doch waren ſie uͤber⸗ dies von Zeit zu Zeit von freiwilligen Blutungen befallen worden, deren Herannahen immer durch Symptome von plethora angemeldet wurde. Ihr Geſicht wurde rund und bluͤhend, ihr Geiſt ungewoͤhnlich lebhaft, und ſie waren munter und thaͤtig. Dieſen Vorlaͤufern folgte im: mer eine profuſe Haͤmorrhagie, und zwar gewoͤhnlich us der Naſe, wofern nicht ein unbedeutender Schnitt oder Riß der angehaͤuften Fluͤſſigkeit einen anderen Aus weg verſchaffte, welcher fortdauerte, bis die Gefaͤße blutleer waren, und der arme Patient auf das Außerſte entkraͤftet worden war. Es waren verſchiedene Mittel verſucht worden, um dieſes Uebel zu heilen, bis endlich die Aeltern alle Hoffnung aufgaben, das Fortſchreiten der Krankheit zu verhuͤten, und ſeit einiger Zeit hatten ſie ſich gewoͤhnt den Fall der Natur zu uͤberlaſſen. Wenn der Koͤrper durch die Blutung erſchoͤpft zu ſeyn ſchien, hoͤrte ſie gewoͤhnlich auf, und die vitale Fluͤſſigkeit wur⸗ de in kurzer Zeit erneuert, doch offenbar auf Koſten vie— ler konſtitutionaler Kraft. b Als ich die vorhergehenden Bemerkungen aufzeich— nete, wurde ich von den Aeltern benachrichtiget, daß der Sohn, welcher noch am Leben iſt, fortwaͤhrend An— faͤlle von der haͤmorrhagiſchen Veſchwerde gehabt habe, und daß ſeine Geſundheit ſehr ſchwankend zu ſeyn ſcheine. Seine Gelenke ſind geſchwollen und gewaltigen rheuma— tiſchen Schmerzen unterworfen, und ſeine Glieder ſind waſſerſuͤchtig angeſchwollen. Von der Anwendung des ſauern ſalpeterſauern Queckſilbers. (45) (Ein Auszug aus einer Diſſertation des Dr. Auguſte Godard.) Eine Menge von Individuen, welche mit ſehr al— tem herpes scrofulosus exedens behaftet waren, wo— gegen alle andere Behandlungsarten ſich unwirkſam ge— zeigt hatten, wurden in dem Saint Louisſpital in den Abtheilungen der Herren Richerand und J. Cloquet durch die Anwendung des ſauern ſalpeterſauern Queckſil— bers geheilt. „Was mich immer in Erſtaunen geſetzt hat, ſagt der Pf., iſt, daß die eroſive Entzuͤndung kurze Zeit nach der Application des causticum ſtill ſtand, und der oft ſehr weit ausgebreitete Entzuͤndungskreis kleiner wurde, und ſich in ein Geſchwuͤr verwandelte, deſſen auf eine ſehr gluͤckliche Weiſe veraͤnderte Oberflaͤche ſchnell mit einer ſoliden Narbe bedeckt wurde.“ Eine Menge von Geſchwuͤren, welche ſeit langer Zeit den erweichenden Mitteln, den aromatiſchen Decocten, den Heftpflaſter—⸗ ſtreifen, und dem chlorinehaltigen Natron oder dem chlo— rinehaltigen Kalk, deſſen Wirkungen man vielleicht zu ſehr übertrieben hat, widerſtanden hatten, wichen dem — —— 70 ſaueren ſalpeterſauern Queckſilber, und es iſt zu bemer— ken, daß Go dard kein calloſes oder atoniſches Geſchwuͤr der be Wirkung dieſes Mittels widerſtehen gefer hen hat. i Oft geſchieht es, daß trotz der beſten Combinatios nen der Behandlungen, trotz der ſowohl innerlich als aͤußerlich gegebenen mercurialia, ſyphilitiſche Geſchwuͤre ſchnelle Fortſchritte machen, die ossa nasi, das velum palatinum oder ein anderes nicht weniger wichtiges Ors gan zerſtoͤren. In allen Faͤllen dieſer Art iſt das ſauere ſalpeterſauere Queckſilber beſtaͤndig mit Erfolg angewen— det worden. Nicht weniger gut ſind die Wirkungen die— ſes Mittels bei mehreren Geſchwuͤren, welche in Folge von in Verhaͤrtung uͤbergegangenen Entzündungen ent ſtanden waren, bei einer Menge von den hartnaͤckigſten Hautausſchlaͤgen geweſen, wie bei denen, welche man mir den Namen lepra vulgaris (dartres furfuracdes ar- rondies), psoriasis inveterata (dartres squameu- ses lichenoides) u. f. w. bezeichnet, und welche ges heilt worden ſind, ohne die geringſte Narbe zu hin— terlaſſen. Der ſehr heftige Schmerz, welcher der Application dieſes Mittels folgt, iſt nicht von langer Dauer. 91 Wenn man dieſe Behandlungsart anwenden will, ſo muß man eine Drachme ſaueres ſalpeterſaueres Queck fiber in einer Unze Salpeterſaͤure aufloͤſen, und vers mittelſt eines Pinſels, je nach der Dicke der Theile, leichte Schichten des causticum auf die kranken Theile fireis chen, oder ſie mit geſchabter Charpie bedecken, welche man mit dieſer Fluͤſſigkeit durchfeuchtet. Dieſes iſt das Verfahren, welches J. Cloquet anwendet. Je nach dem Alter und dem Grade der Krankheit werden eine, zwei, drei oder ſelbſt eine groͤßere Anzahl von Cauteri— ſationen nothwendig. N Godard theilt 10 Beobachtungen von Faͤllen mit, in welchen das ſauere ſalpeterſauere Queckſilber mit dem beſten Erfolg angewendet worden iſt, und ſchließt hier— aus, daß daſſelbe ein ſchaͤtzbares causticum ſey; daß es die Oberflaͤche der ſcrofuloͤſen, ſyphilitiſchen, atoni⸗ ſchen Geſchwuͤre u. ſ. w. auf eine ſehr gluͤckliche Weiſe 1 und ſie zu einer ſchnellen Vernarbung geneigt mache. a Von der antiphlogiſtiſchen und revufſiven Ber handlung der Geſichtsroſe (erysipelas fa- ciei), welche im höpital de la Pitie in der Abtheilung des Herrn Serres ange: wendet wird. (46) ˖ Von J. Dubourg. 2 Der gelehrte Profeſſor Boyer rathet die anti- phlogistica bei dem erysipelas faciei an, welches von Hirnſymptomen begleitet iſt. Die Herren Renauldin und Ra yer ſprechen denſelben Grundſatz aus, und Serres brachte ihn ſeit langer Zeit in Anwendung. Ueber ſieben Beobachtungen von Fällen, welche Dur 77 bourg in der Abtheilung des Herrn Serres geſam— melt hat, macht er folgende Bemerkungen. Es ſcheint uns durch dieſe Beobachtungen erwieſen zu ſeyn, daß die antiphlogiſtiſche und revulfive Behand— lung vor allen anderen Behandlungsarten den Vorzug verdiene. Man hat geſehen, daß allgemeine und srtlis che Blutentziehungen, je nach dem die Kraͤfte des Kranken und die Intenſitaͤt der Krankheit es erlaubte und forderte, von guͤnſtigem Erfolge waren. Die allgemeine Blutentziehung iſt paſſend, ſo lange als der Puls hart, zuſammengezogen, haͤufig iſt: ein Kenn— zeichen, welches nach Robert With dem erſten Grade der meningitis angehört. Jedesmal, wenn delirium vorhanden iſt, iſt die allgemeine Blutentziehung drin— gend nothwendig, wofern das Subject nicht zu ſehr ge— ſchwaͤcht iſt. Das Offnen der vena saphaena hat eine betraͤchtliche Wirkung hervorgebracht, was die ſeit lan— ger Zeit ausgeſprochene Meinung unterſtuͤtzt, daß die Aderlaͤſſe an den unteren Extremitaͤten directer auf die Affectionen des Hirnapparats wirken. Die oͤrtlichen Blutentziehungen muͤſſen in den meiſten Fällen zu gleis cher Zeit angewendet werden. Allein werden ſie ange— wendet werden duͤrfen, wenn das geſchwaͤchte Subject einen kleinen, unregelmaͤßigen, unter den normalen Zu— ſtand geſunkenen Puls zeigt? Bei allen unſeren Kran— ken, ausgenommen bei einer an Maſern geſtorbenen Frau, welchen eine wahre gastritis vorhergegangen war, haben wir die Blutegel auf den Lauf der venae jugu— lares angelegt, wo nach unſerer Erfahrung die paſſend— fie Stelle iſt, obgleich Guerin in Brouſſais's Journal, März 1825, das Gegentheil behauptet. Sue rin zieht vor, die Blutegel auf dem Abdomen oder in den Naſenhoͤhlen anzulegen. Auch Chauſſier will, daß man die Blutegel im Fall von erysipelas faciei in den Naſenhoͤhlen anlege, weil, ſagt er, die copioͤſe epistaxis, welche fie verurſachen, plotzlich eine betraͤcht— liche Blutentleerung hervorbringt. Dieſe Meinung iſt ohne Zweifel ſehr rationell. Ich wuͤrde ſelbſt zur Unterſtuͤtzung derſelben die Beobachtung von zwei Frauen anfuͤhren koͤnnen, welche in der Abtheilung des Herrn l'Hermi— nier waͤhrend des Sommers 1824 an einer ſtumpfen Frontalgie litten, [welche allgemeinen Blutentziehungen und ſelbſt Veſicatorien widerſtanden hatte. Sie wurden durch einige Blutegel, welche in den vordern Naſenoͤff— nungen angelegt wurden, ſchnell davon befreit. Die re— pulſiven Mittel, ſowohl die blaſenziehenden, als die eins fach reizenden (Lavemens), muͤſſen auf die unteren Ex— tremitaͤten und in den unteren Theil des Darmcanals appliciet werden. Miscellen. Ein Mittel, um Orte gefund und uns veränderlihe Überzuͤge zu machen (47), em— pfehlen Thenard und D'Arcet. Dies iſt der ſelbe Überzug, welcher auf die Kuppel von Sainte-Ge— nevieve aufgetragen worden iſt, um die Gemaͤhlde für 78 die Feuchtigkeit undurchgaͤnglich zu machen und fie zu em halten. Dieſes Mittel, welches man auch an den feuch— ten Mauern der tiefliegenden Orte in der Sorbonne an— gewendet hat, iſt von einem gluͤcklichen Erfolg geweſen. Die Analogie empfiehlt es für die Gefängniffe, die Spis taͤler, die Silo's, die der Luft ausgeſetzten Statuen ıc. Dieſes Verfahren beſteht darin, daß man in einem Pfund Leinoͤl, was mit Bleiglaͤtte vermiſcht iſt, zwei bis drei Pfund Pech zergehen laͤßt. Das Leinoͤl muß mit einem Zehntel Bleiglaͤtte auf das Pfund bereitet werden. Wenn man dieſes Praͤparat auf die Mauer auftragen will, ſo erhitzt man es in einem Ofen. Man wendet 5 Schichten von dem Präparat, eine nach der anderen, daran, welche den Gypsuͤberzug durchdringen, ſich mit ihm vereinigen und ſeine Haͤrte vermehren. Die ſechſte Schicht bildet einen Kitt, welcher ſo hart iſt, daß der Nagel nur ſchwer eine Furche in ihn macht. Die neuen Gypsuͤberzuͤge ſind mehr geeignet als die alten, um dieſe Miſchung anzunehmen, weil letztere haͤrter ſind. Man kann ſie auch auf weiche Steine auftragen. Je— der Quadratmeter, welcher mit dieſem Überzug bedeckt iſt, koſtet 16 Sous. Thenard und D’Arcet von ſichern, daß die Freskogemaͤhlde, welche an den Mauern mit dieſem Überzuge bedeckt ſind, ſich eben ſo erhalten, wie auf Leinewand. Einen Gaſometer, zum Einathmen des Sauerſtoffgaſes als Heilmittel (48) hat ein eng— liſcher Arzt, Millingen, der Pariſer Acad. roy. de médecine vorgeſchlagen. Er hat dieſes Gas zu 6 bis 8 Bouteillen taͤglich nehmen laſſen, und den guͤnſtigſten Erfolg davon in chlorosis, atoniſchen Leucorrhoͤen, Stockungen der Unterleibseingeweide, Ascites, Aſth— ma ıc beobachtet. 5 über die Wirkſamkeit des eſſigſauren Kali in Gicht (49) hat Hr. Maſſuyer zu Straß— burg der Acad. des sciences eine Abhandlung über: reicht. Bekanntlich hatte er ſchon vor geraumer Zeit die Entdeckung gemacht, daß eſſigſaures Ammonium die Trunkenheit in weniger als fuͤnf Minuten beſeitigt (vergl. Notizen Nro. 257. S. 240). Jetzt hat nun ders ſelbe ein anderes Salz gegen die Gicht vorgeſchlagen und angewendet. Nachdem er naͤmlich gefunden hatte, daß fi) ſtets Harnſaͤure in den knochenartigen Conere— tionen an den Arterien und Venen der Gichtbruͤchigen finde, dachte er ſich, daß dieſe Saͤure die erſte Urſache der Gicht und letztere keineswegs eine einfache Entzuͤn— dung ſey. Nach dieſer Annahme iſt, ſeiner Behauptung zu Folge, die Anwendung einer Kaliſeife und des effige ſauren Kali's die beſte Behandlung der Gicht. Wenn die Pflanzen- Diät Gichtpatienten gut bekommt, fo ges ſchieht das, weil dieſe vegetabiliſchen Subſtanzen Kalt enthalten. Wenn die Milch gegen die Gicht gute Wir⸗ kung thut, fo ſchreibt es Hr. M. ebenfalls dem Kalk zu, welches ſeiner Meinung nach darin wahrſcheinlich als eſſigſaures Kali vorhanden iſt; wie man denn auch in England zuweilen Gichtanfaͤlle durch Abführungsmit⸗ 79 tel von Magnesia calcinata verhütet. Hr. Maſſuyer will nun, daß man kuͤnftig bei der Behandlung der Gicht darauf ausgehe, die Harnſaͤure, welche fich fehler; hafterweiſe im Blute finde, zu neutraliſiren. (Das wirkliche Vorhandenſeyn der Harnſaͤure im Blute vor oder waͤhrend eines Gichtanfalls waͤre aber zuvoͤrderſt analytiſch chemiſch nachzuweiſen.) über die Stelle der innern Offnung der Maſtdarmfiſtel (50) theilt Ribes in einer Abhandlung Sabatier's und feine eigne Erfahrungen mit, nach wel: chen die innere Offnung immer nahe am Rande des Afters war, und daß die Hohlſonde ihnen immer genuͤgt habe. (Ich denke auf die Abhandlung zuruͤckzukommen, und füge jetzt nur folgende Anekdote bei. Bekanntlich hatte Lud⸗ wig XIV. ein Maſtdarmfiſtel. „Dieſe Krankheit, ſagt „Mad. de Sevigné, hieß damals die Krankheit des „Koͤnigs; es wurde Mode, es gehoͤrte zum guten Ton „ſie zu haben; jedermann wollte operirt ſeyn; mehrere „wurden operirt, ohne alle Urſache; Dangeau war „ein zu guter Hofmann, als daß er ſich nicht haͤtte der „Etikette fuͤgen ſollen; er hatte ebenfalls die Krankheit „des Koͤnigs, und unterwarf ſich der Operation.“ Die— fer naͤmliche Dange au, dem man das Journal über den Hof Ludwigs des XIV. verdankt, erzaͤhlt, daß der Koͤnig am 18. November 1686 um 7 Uhr morgens operirt wurde. Der Koͤnig belohnte alle, die bei dieſer Krankheit Dienſte geleiſtet, Koͤniglich. Felix erhielt 50,000 Thaler, Daguin 100, 00 Livres, Ja gon 80,000 Livres, Beſſières 40,000 Livres, vier Apos theker jeder 12,000 Livres und ein Lehrling Felix's bes kam 400 Piſtolen.) ; ö über die radix Colombo (531) hat Guibour: am 6. März der Section de Pharmacie der Acad, roy. de médecine einige Bemerkungen mitgetheilt. Die achte rad. Colombo, welche von Cocculus palmatus, Decandolle, kommt, iſt im Handel faſt gar nicht mehr vorhanden, und an ihrer Stelle erhaͤlt man jetzt eine falſche Colombowurzel aus der Barbarei, welche einer radix gentiande ſehr aͤhnlich ſieht, es aber nicht iſt. Die wahre Colombo hat eine gruͤnliche Farbe und ſehr bittern Geſchmack; ſie zeigt meiſt etwas ſtrahlenartiges und wird, mit Jodine behandelt, wegen des Satzmehls, was ſie enthaͤlt, ſchwarz. Die falſche Colombo iſt von fahlgelber Farbe, von mehr füßlihem als bitterem Geſchmack, und hat den Geruch der gentiana. Die 80 Jodine zeigt in ihr kein Satzmehl und veraͤndert ihre Farbe nicht; aber durch ſchwefelſaures Eiſen wird ſie ſchwarz; ihr waͤßriger Auszug roͤthet das Curcumaͤpapier, mit Atzkali entwickelt ſich Ammoniak, was bei der ächten Colombo Alles nicht der Fall iſt. 32% Fall von Manie wegen nicht befriedigter Trunkſucht (52). Ein dem Trunke im hoͤchſten Gra⸗ de ergebner Schuhmacher wurde wegen eines erwieſenen Diebſtahls bei Waſſer und Brod ins Gefaͤngniß geſetzt. In den erſten Wochen ſeines ungewohnten Aufenthalts bemerkte man an ihm eine ihm ſonſt nicht eigene trübe- Gemuͤthsſtimmung und ſichtbare Abnahme des ſonſt kraͤf⸗ tigen Koͤrpers, beſonders eine immer mehr zunehmende Blaͤſſe und Eingefallenheit des Geſichts. Später brachte er die Naͤchte nicht nur ſchlaflos zu, ſondern phantaſirte auch ſehr lebhaft; und dieſe Delirien gingen zuletzt in die heftigſten Raſereien uͤber. Er ſah die ſchrecklichſten Geſtalten, die ihn immerwaͤhrend aͤngſtigten, und ſchrie und geberdete ſich wie ein Tobſuͤchtiger. Hr. Kr. Phyſ— Dr. Hausbrandt in Braunsberg wurde nun zur Uns terſuchung ſeines Gemuͤthszuſtandes aufgefordert; er hielt bei näherer Erwägung aller Umſtaͤnde den jetzigen Zus ſtand des Kranken blos fuͤr eine Folge des ihm ploͤtzlich entzogenen Branntweingenuſſes; daher wurde ihm auf aͤrztliches Anrathen zweimal taͤglich eine maͤßige Portion Branntwein gereicht, wonach die Tobſucht und der Irr— wahn ſogleich wichen. Auch gewann der Kranke bald danach feine frühere Koͤrperkraft und ein geſundes Ans ſehn wieder, und fuͤhlte ſich nun ſo wohl, daß er ohne weitere Beſchwerden die geſetzliche Zeit im Gefaͤngniſſe zubringen konnte. 5 Über die Impfung mit naturlichen Pocken bei Hausthieren hat Prof. Numann zu Utrecht (55) recht merkwuͤrdige Verſuche angeſtellt, nach welchen z. E. Kuͤhen nicht allein die natuͤrlichen Pocken von Menſchen eingeimpft werden koͤnnen, ſondern auch Kuh; pocken von Menſchen übertragen, fo daß man auf letz tere Weiſe friſche Kuhpockenlymphe erhalten kann. — Auch bei Pferden und Eſeln koͤnnen Menſchenpocken und Kuhpocken durch Impfung fortgepflanzt werden, aber die von ihnen wieder auf Menſchen geimpfte Kuhpocken— lymphe wirkt langſamer, als wenn die auf eine Kuh geimpfte Kuhpocken wieder bei Menſchen geimpft wer den ıc. - Bibliographiſche Neuigkeiten. flistoire des progrès des sciences naturelles, depuis 1789 jusg'à ce jour. Par M. le Baron G. Cuuier. Paris 1826. 8. avec un Atlas, (Von dieſer Geſchichte der Na⸗ turwiſſenſchaften naͤchſtens mehr!) "Repertoire general d'anatomie et de physiologie patholo- 2 giques et de clinique chirurgicale, ou Recneil de mémoires et d’observations sur la chirurgie et sur Tanatomie et la physiologie, considerees dans les tis- sus sains et les tissus malades, Tome 1. I. trime- stre. Paris 1826. 4. mit 5 K. (Die Auswahl für dieſe Sammlung wird von Breſchet geleitet.) Notizen aus dem Gebiete der Natur⸗ und Heilkunde. Nro 202. (Nr. 6. des XIV. Bandes.) Mai 1820, Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. In Commiſſion bei dem Koͤnigl. Preuß. Gränz⸗Poſtamte zu Erfurt, der Kön. Saͤchſ. Zeitungs⸗Expedition zu Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u, Zarifchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes⸗Induſtrie⸗Comptoir. Preiß eines jeden Bandes von 24 Bogen, 2 Rthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes, 3 ggl. Natur k und e. Von der Wirkung der Gifte auf ſolche Pflan: zen, an welchen ſich Bewegungen auf aͤußern Reiz wahrnehmen laſſen *) (54). Von MacairesPrinfep. „Die erſte dieſer wenig zahlreichen Pflanzen, ſagt der Verfaſſer, die ich fuͤr dieſe Verſuche anwendete, war die Berberis vulgaris. Bekanntlich haben die Bluͤthen dieſes Strauches 6 Staubfaͤden, die mit der merkwuͤr— digen Eigenſchaft begabt ſind, ſich dem Piſtil, von wel— chem ſie im Zuſtande der vollkommnen Bluͤthe abſtehen, raſch zu naͤhern, wenn man den Staubfaden mit der Spitze eines Inſtrumentes beruͤhrt. Die Bewegung fin— det nur an der Baſis des Staubfadens ſtatt, gleichſam als ob ein Gelenk vorhanden ſey, und man braucht nur, um die Bewegung hervorzubringen, mit der Spitze einer Nadel irgend einen Theil des Staubfadens zu be— ruͤhren. Wenn man in das Gewebe des Staubfa— dens tiefer eindringt, ſo iſt die Bewegung weit ra— ſcher und laͤßt manchmal leichte Oscillationen bemer— ken. Manchmal, und beſonders bei einer niedrigen Temperatur, iſt auch die Bewegung weit langſa— mer, und es vergehen einige Augenblicke, ehe ſich der Staubfaden, in Folge der erhaltenen Irxitation, dem Piſtil naͤhert. Bringt man die bluͤhenden Zweige der Berberis vulgaris in reines Waſſer und in Gum— miwaſſer, ſo bleiben die Bluͤthen mehrere Tage dem Lichte aufgeſchloſſen und behalten die Faͤhigkeit der Cons traction. Des Abends naͤhern ſich die Staubfaͤden und die Blumenblaͤtter dem Piſtil, ganz ſo, wie bei den Zweigen, die noch nicht vom Strauche getrennt ſind, und gehen in den Zuſtand uͤber, den die Botaniker Schlaf nennen, um ſich den folgenden Tag wieder zu Öffnen und zu entfalten. Erſter Verſuch. Zweige der Berberis vulgaris wurden in verduͤnnte *) Diefe für die Pflanzen-Phyſiologie intereſſanten Verſuche ſchließen ſich an die von Marcet, (vergl. Not. Nr. 248. S. 34.) und die von Meyer (vergl. Notiz. Nr. 141 S. 129) angeſtellten an. Hydrocyanſaͤure 4 Stunden lang gelegt und die Staub; faͤden, obgleich fie noch auseinanderſtanden, hatten das Ver; mögen, ſich auf aͤußere Reizung zuſammen zu ziehen, gaͤnzlich verloren. Das Gelenk war biegſam, und man konnte die Staubfaͤden mit dem Inſtrumente wiilkuͤhrlich neigen. Die Blaͤtter fingen kaum an, etwas welk zu werden. Brachte man die aufgeſchloſſenen Bluͤthen über die Blauſaͤurefluͤſ— ſigkeit, ſo trat dieſelbe Wirkung ein, aber weit raſcher, und die Staubfaͤden hatten ihre ganze Irritabilitaͤt ver; loren. Zweiter Verſuch. Derſelbe Verſuch wurde in einer waͤſſerigen Opium— auflöfung wiederholt, und nach einer Zeit von 9 Stun— den fand man die Bluͤthen offen, die Staubfaͤden weich und aller Contractilität beraubt. Dritter Verſuch. Verduͤnnte Aufloͤſungen von Arſenikoxyd und arſe— nikſaurem Kali wurden hierauf angewendet, und nach 5 Stunden hatten die Staubfaͤden der eingetauchten Zweige ebenfalls ihre ganze Contractilitaͤt verloren; zugleich was ren ſie ſtarr, nach ruͤckwaͤrts gezogen, hart, und konnten nicht anders, von ihrer Stelle bewegt werden, als wenn man ſie ausriß. Sie ſchienen, wenn man ſich des Ausdruckes bedienen darf, ſich im Zuſtande einer Irri— tation oder vegetabiliſchen Entzuͤndung zu befinden. Die Utzſublimataufloͤſung hat dieſelben Wirkungen, nur weniger raſch und augenfaͤllig. Die zweite Pflanze mit ſolchen erregbaren Bewegun— gen, deren ich mich zu dieſer Gattung von Verſuchen bes diente, war die Mimosa pudica. Ich brauche hier nicht die Bewegungen zu beſchrei⸗ ben, welche dieſe Pflanze im Zuſtande der Geſundheit darbietet. Jedermann kennt ſie, und eine große Menge von Botanikern hat ſie ſtudirt. Zu ihnen gehoͤren vor— zuͤglich Hr. Desfontaines und in der neueſten Zeit Hr. Dutrochet, welcher intereſſante Thatſachen den Daten . ſeiner Vorgaͤnger hinzugefuͤgt hat (vergl. otizen Nr. 95 S. 97.) 83 es in ein Gefäß, mit reinem Waſſer gefüllt, fallen läßt, fo ziehet es in der Regel feine Blattchen raſch zuſammen, oͤffnet ſie aber nach einigen Minuten wie⸗ der und behält die Fähigkeit, fie bei der Beruͤh—⸗ rung eines fremden Koͤrpers wie vorher zu ſchließen. Auf dieſe Weiſe kann man den abgeſchnittenen Theil 2 oder 3 Tage lang für jede Berührung empfindlich ers halten. Bewirkt man den Schnitt ohne alle Erſchuͤtte⸗ rung und mit einem ſehr ſcharfen Inſtrumente, ſo laͤßt ſich das Blatt abnehmen, ohne daß die Blaͤttchen ſich zuſammenziehen. Man kann eben ſo die abgeſchnittenen Zweige dieſer Pflanze mehrere Tage empfindlich erhalten, wenn man die Stengel in friſches Waſſer ſetzt. Gummiwaſſer hat dieſelbe Wirkung. Wirkung der aͤtzenden Gifte, Sublimat. Wenn man ein Blatt der Mimosa pudica abſchneidet und es in eine Aufloͤſung von Atzſu— blimat fallen laͤßt, ſo bemerkt man am Blatt und an den Blaͤttchen, die ſich auf eine ungewoͤhnliche Weiſe falten, fehr raſche Zuſammenziehungen, aber die Blaͤtt— chen oͤffnen ſich nicht, wenn man ſie auch wiederum in reines Waſſer bringt, fondern fie find ſtarr und unbeweg— lich, fo daß fie der Finger nur ſchwierig beugen kann. Bringt man in ein Gefaͤß mit Waſſer, welches einen Zweig der genannten Pflanze mit ausgebreiteten Blattchen enthält, ein wenig Atzſublimataufloͤſung, fo verdrehen ſich die Blaͤttchen nach und nach auf eine merkwuͤrdige Weiſe, ſchließen ſich alsdann und haͤngen herab. Wenn die Aufloͤſung ſchwach iſt, fo öffnen fie ſich den folgenden Tag wieder und beſitzen noch Senfibilität, aber fie ziehen ſich wieder zuſammen, wobei ſie ſich verdrehen, und ſind bis zu ihrem Tode ſtarr und ausgeſtreckt. Die Aufloͤſungen des Arſeniks und des arſenikſauren Kali's bieten dieſelben Erſcheinungen dar. ‚ \ Wirkung der betäunbenden Gifte. Opium. Opium wurde in kochendem Waſſer auf geloͤſ't, die Aufloͤſung, nachdem fie erkaltet war, hin— laͤnglich verduͤnnt und alsdann ein Blatt der Mimosa pudica um 13 Uhr hineingelegt. Nach einigen Minus ten oͤffneten ſich die Blaͤttchen wie im reinen Waſſer, und gaben die gewohnten Zeichen der Contractilitaͤt noch nach einer halben Stunde. Um 6 Uhr waren die Blaͤtt— chen zwar offen, befanden ſich dem Anſcheine nach im naturlichen Zuſtande, konnten ſich aber nicht mehr bewe— gen, wenn Erregungsverſuche gemacht wurden. Die Blaͤttchen waren im Gelenk biegſam und ließen einen deutlichen Contraſt mit dem Zuſtande der Irritation der Blaͤttchen wahrnehmen, welche der Wirkung des Sublis mats ausgeſetzt geweſen waren. Fra Waſſer ſtellte die Contractilitaͤt nicht wies der her. f 7 um 11 Uhr 25 Minuten wurde ein großer Zweig in die Opiumaufloͤſung geſetzt, und die Blaͤttchen ent— falteten ſich, aber zu Mittag hatten fie ſchon einen gro, Wenn man ein Blatt dieſer Pflanze abſchneidet und 8⁴ ßen Theil ihrer Senſibilitaͤt verloren; fie hatten zwar noch Leben, waren aber gleichſam eingeſchlafen und muß— ten mehrmals angereizt werden, ehe ſie ſich zuſammen— zogen. Um 122 Uhr war die Contractilitaͤt der Blaͤtt— chen gaͤnzlich verſchwunden, und um 1 Uhr ſchien der ganze Zweig abgeſtorben zu ſeyn. 4 * Blaufaͤure. Ein Blatt der Mimosa pudica wur; de auf die Oberfläche von einer Blauſaͤureaufloͤſung (unges faͤhr ſo ſtark wie Scheele's Blaͤuſaͤure) gelegt, zog ſich anfangs zuſammen, entfaltete ſich hierauf ein wenig, hatte aber alle Senſibilitaͤt verloren, und die Gelenke der Blaͤttchen waren biegſam. Reines Waffer ftellte die Senfibilität nicht wieder her. Wenn die Saͤure mit ihrem vier- oder fuͤnffachen Gewichte Waſſer verdünnt iſt, ſo entfalten ſich die Blaͤttchen, wie im reinen Waſ— ſer und ſcheinen ganz lebendig zu ſeyn, aber eine Be— wegung kann durch keine Reizung hervorgebracht werden. Bringt man einen Tropfen Blauſaͤure auf zwei Blaͤttchen des Blattes einer geſunden Pflanze, ſo ziehen ſich allmaͤhlig alle Blaͤttchen paarweiſe zuſammen, ob: gleich das Waſſer und die Aufloͤſungen des Opiums und der aͤtzenden Gifte, auf aͤhnliche Weiſe angewendet, feis ne Wirkung hatten. Die Blaͤttchen entfalten ſich nach einiger Zeit von neuem, find aber für jede fremde Rei zung unempfindlich geworden, und ihre Senſibilitaͤt ſtellt ſich erſt nach einer halben Stunde wieder ein; aber nach und nach erſcheinen ſie wie erſtarrt. Bringt man ein Blatt der Mimosa pudica über eine geöffnete Flaſche, welche mit Scheele's Blau— faͤure gefuͤllt iſt, fo ziehen ſich nach einer Minute nach und nach alle Blaͤttchen paarweiſe zuſammen, und wenn ſie ſich allmaͤhlich wieder oͤffnen, findet man ſie eine zeitlang (4 oder 2 Stunde lang) unempfindlich und wohl eine Stunde lang erſtarrt. Nach dieſer Zeit er— langen ſie ihre vollſtaͤndige Contractilitaͤt wieder. Das Ammonium ſcheint dieſe Ruͤckkehr zu beſchleunigen und einigermaßen die zerſtoͤrende Wirkung der Saͤure zu be— kaͤmpfen. : x Bringt man den Hals der Flaſche, welche die Saͤure enthaͤlt, unter die Achſeln der Stiele, ohne ſie indeſſen zu beruͤhren, ſo ſchließen ſich die Blaͤttchen in den vier der Wirkung des Blauſaͤuredunſtes ausge— ſetzten Blaͤttern alsbald von ſelbſt, und zwar in der Regel zuerſt an der Baſis, manchmal aber auch an der Spitze oder in der Mitte des Blattes. Die Blaͤttchen find, nachdem fie ſich wieder geöffnet haben, unempfind— lich, und ihre Senſibilitaͤt kehrt erſt nach und nach wie⸗ der zuruͤck. Nachdem die merkwuͤrdige Wirkung der verduͤnnten Blauſaͤure erkannt worden war, die naͤmlich, je nachdem die Umſtaͤnde find, eine zeitlang die erregbaren Bewer gungen der Mimosa pudica aufhebt oder ſchwaͤcht (der Kuͤrze halber habe ich die Faͤhigkeit obiger Bewegungen, in Folge der Erregung, Senſtbilitaͤt genannt), ſchien es mir intereſſant zu ſeyn, dieſen Einfluß zu- verlängern; 85 während die Umftände der Pflanze dabei fo wenig wie möglich verändert wurden. Ich ſetzte auf das Gefaͤß, welches die Pflanzen der Mimosa pudica enthielt, eine mit ſchwacher Blauſaͤure gefuͤllte Schaale, dergeſtalt, daß eins oder zwei Blaͤtter und manchmal ein ganzer Zweig in die Fluͤſſigkeit tauchten oder auf ihrer Obers flache ſchwammen. Die Blaͤttchen blieben ausgebreitet und friſch, wie im natuͤrlichen Zuſtande; nur waren ſie faſt augenblicklich vollkommen unempfindlich. Nachdem die Blaͤttchen 2 Stunden lang in der Blauſaͤure eingetaucht geweſen waren, nahm ich die Schaale hinweg, und fie blieben, trotz aller Anrei⸗ zung, entfaltet und ohne Contractilitaͤt, wie ich ſchon fruͤher geſehen hatte. Dabei konnte man indeſſen nicht die geringſte Spur einer aͤußern Veraͤnderung oder eines Übelbefindens der Pflanzen bemerken. Um 5 Uhr des Abends war der Verſuch beendigt, und die Blaͤttchen wurden ſich ſelbſt uͤberlaſſen. Um 6 Uhr, um 7 Uhr und um 8 Uhr wurden fie unterſucht und nicht nur ges öffnet, ſondern auch unempfindlich befunden. Um Mir ternacht wurden fie von neuem beſichtigt, und ich wuns derte mich, die dem Einfluß der Blauſaͤure ausgeſetzt ges weſenen Blaͤttchen noch immer geoͤffnet und im Zuſtande des Wachens zu finden, waͤhrend alle andern Theile der Pflanze und die benachbarten Stoͤcke herabhingen, zu— ſammengezogen waren und ſich in dem Zuftande befan— den, den man Schlaf nennt. Den folgenden Tag er— hielten die Blaͤttchen einige Senſibilitaͤt wieder und was ren den ganzen Tag uͤber erſtarrt. Es iſt mir auf die— ſelbe Weiſe gelungen, einige andere Pflanzen zu verhin— dern, die Bewegungen auszufuͤhren, welche man mit dem Namen Schlaf bezeichnet, und die Blauſaͤure wuͤrde allein ausreichend ſeyn, die ganze botaniſche Uhr des bes ruͤhmten Linné in Unordnung zu bringen. Man kann alſo, ohne das Leben einer mit Senſi— bilitaͤt begabten Pflanze zu veraͤndern, direkt auf das Organ, welches es auch ſey, womit fie dieſe merkwuͤr⸗ digen Bewegungen vornimmt, wirken; und ohne mich allzu gewagter Hypotheſen ſchuldig zu machen, ließe ſich wohl daraus folgern, daß dieſe Bewegungen nicht ein— zig und allein von den Kraͤften abhaͤngig ſind, welche die Ernährung der Pflanze bewerkſtelligen. Hr. Dutrochet hat in den Zellen des Gewebes mehrerer Pflanzen und beſonders der Mimosa pudica ſymmetriſch vertheilte Punkte entdeckt und ſich nicht ge— ſcheuet, fie Nervenkoͤrperchen (corpuscules ner- veux) zu nennen. Nichts beweiſ't ohne Zweifel, daß dieſe Punkte in irgend einer Beziehung zu den erregba— ren Bewegungen der Pflanze ſtehen, noch daß man das Organ, von welchem ſie abhaͤngen, mit demſelben Wort bezeichnen koͤnne, wie das bewundernswerthe und kuͤnſt— liche Syſtem der thieriſchen Senſibilitaͤt. Es muͤßte möglich ſeyn, eine dieſer Nervenkoͤrperchen beraubte Pflanze vegetiren zu laſſen, wie Flourens ein ſeiner Hirnlappen beraubtes Thier 16 Monate lang am Leben erhalten hat; und wenn im erſtern Falle dieſelbe Er⸗ ——ů—ů 86 ſcheinung wie im zweiten einträte, daß naͤmlich das or⸗ ganiſirte Geſchoͤpf die Senfibilität verloͤre, fo müßte man allerdings eine auffallende Analogie anerkennen. Was nun das Scalpel nicht auszurichten vermochte, bewirken die narkotiſchen Gifte eine Zeitlang, und es wird intereſſant ſeyn, zu unterſuchen, ob das Microſcop einige Veraͤnderungen im Zuſtande der Nervenkoͤrperchen ſolcher Mimoſen, welche der Wirkung jener Gifte aus— geſetzt ſind, anzeigen wird. Damit will ich mich im bevorſtehenden Sommer beſchaͤftigen, und mache zugleich noch auf ein anderes Reſultat meiner Verſuche aufmerkſam, naͤmlich auf den Zuſtand der Contraction und der Erſtarrung der beweg⸗ lichen Theile, ſobald Pflanzen, die mit erregbaren Be; wegungen ausgeſtattet ſind, der Wirkung der aͤtzenden Gifte ausgeſetzt wurden, und die völlige Zerſtoͤrung aller Irritabilitat, ſobald die angewendeten Gifte in die Claſſe der narkotiſchen gehoͤrten. Nachricht von einem Vulkan im Himalaya-Ge⸗ birge (55). (Von einem Ungenannten in Indien.) Ich ſchicke Ihnen hier einen intereſſanten Bericht über die anſcheinend vulkaniſchen Phaͤnomene im Diſtrikte Purneah. Der Berg, an dem ſie ſich zeigen, iſt einer der hoͤchſten in der ganzen Kette, und von dem oͤſtlichen Ufer des Buramputer, ſuͤdlich von dem Gebirge Gar— row und, ſo viel ich weiß, auch von Bhougilpore, aber von dort zu undeutlich ſichtbar, als daß wir die von Hrn. Barnes beobachtete Rauchſaͤule haͤtten erblicken koͤnnen. Als ich dieſen Pik vor einigen Jahren von Deenhutta aus mit einem guten Teleſcop unterſuchte, bemerkte ich an deſſen Seite einen ſonderbar ausſehen⸗ den Spalt, den ich ſo merkwuͤrdig fand, daß ich ihn abzeichnete. Wahrſcheinlich iſt dies ein ausgebrannter Krater. Wenn der Rauch in der That von einem Vul— kan herruͤhrt, fo koͤnnte dieſer Krater auch noch in Thaͤ⸗ tigkeit ſeyn, da er ſich auf der Oſtſeite des Piks befins det, und der Rauch alſo wegen des dazwiſchenliegenden Piks von Suͤden aus nicht geſehen werden dürfte. Zu Anfang Februars 1825 kehrte ich mit meinem Bruder von einem noͤrdlich von Rungapannee befindli— chen Berg zuruͤck, als wir gerade bei Sonnenaufgang eine dicke Wolke wie Rauch von der hoͤchſten Spitze des Piks aufſteigen ſahen, die ſich in Geſtalt einer ſtarken Saͤule zu einer betraͤchtlichen Hoͤhe erhob und dann, von oben beginnend, ſich in kleinen Woͤlkchen oſtwaͤrts zog. Die Saͤule ſelbſt blieb indeß fortwaͤhrend von demſelben Anſehn wie zuerſt, und glich durchaus dem Rauche eines ſtarken Feuers. Die Atmoſphaͤre wat damals viele Tage hinter einander ſehr rein, und die eben erwähnte Er— ſcheinung blieb ſich durchaus gleich, nur daß die Saͤule manchmal ſtaͤrker, manchmal ſchwaͤcher ſchien; aber ims mer ſtieg ſie gerade in die 9 als wenn ſie aus ei⸗ 87 — — 88 nem Krater getrieben würde, während fie ſich bei einer ſich nun gegen einen Verſuch, deſſen Gelingen Ba: gewiſſen Höhe in der Luft aufloͤſ'te. 8 Da ich die Schneegebirge, fo oft fie ſichtbar wa⸗ ren, ſeit vielen Jahren beſtaͤndig beobachtet habe und mir ihr Anſehn deshalb ſehr genau bekannt iſt, ſo mußte mich dieſe außergewöhnliche Erſcheinung auf den Gedans ken bringen, daß ein Vulkan dort in Thaͤtigkeit ſey. In dieſer Vorausſetzung habe ich den Pik ſeitdem beſtaͤndig genau beobachtet, und obgleich man von hier aus (drei engliſche Meilen gerade weſtlich von Rungapannee) keine Flamme hat ausbrechen ſehen, ſo hat doch der Rauch dieſelbe Geſtalt und Form beibehalten. Nur einmal wurde er vom Winde weſtlich getrieben. Übrigens neigte ſich das Obertheil immer nach Oſten. 0 Die Erſcheinung blieb ſich bis zum Eintritt des Sommers fortwaͤhrend gleich; dann wurde aber die Atmo— ſphaͤre ſo truͤbe, daß ſie den Berg den Augen entzog, und bis jetzt haben die eben eingetretenen Regen ihn noch nicht wieder ſichtbar werden laſſen. Der Pik, auf welchen man dieſe Erſcheinung wahr⸗ nimmt, iſt der außerordentlich felſige, gerade noͤrdlich von Rungapannee, und der hoͤchſte von allen, welche von dort aus fichtbas find. Ich bin der Meinung, daß, wenn es wirklich ein Vulkan iſt, der Krater ſich auf der Nordſeite des Gipfels befinde; denn man ſah den Berg deutlich vor dem Rauche. Indeß kann dieſer auch aus einem niedrigern, hinter dem Pik liegenden Berge her— vorkommen. Es kann nicht wohl angenommen werden, daß die Erſcheinung einer Wolke zuzuſchreiben waͤre, weil eine ſolche doch nicht Monate lang dieſelbe Geſtalt behalten und an derſelben Stelle bleiben koͤnnte. Auch zeigten ſich die Gipfel der andern Piks ſaͤmmtlich ſo unbewoͤlkt wie gewoͤhnlich. Miscellen. Fernere Bemerkungen über die Naturali⸗ ſation von Fiſchen (56), von Mac Culloch, (vergl. Notizen Nr. 257 S. 259). Die zur partiellen Zaͤhmung der Seefiſche angeſtellten Verſuche haben bis jetzt in England weniger Nachahmung gefunden, als dies wüͤnſchenswerth wäre. Für Deutſchland dürften fie wohl immer blos naturhiſtoriſche Curioſitaͤt bleiben. Mac Culloch bringt jetzt den Gegenſtand wieder in Anregung und zu dieſem Ende mehrere Bemerkungen älterer Schriftſteller und neue Facta bei. con, daß mehrere Fiſche, die in der Regel in See waſſer leben, ſich dennoch im fügen Waſſer lieber befin⸗ den, z. B. der Lachs und der Stint (Salmo Eperla- nus). „Wahrſcheinlich, faͤhrt er fort, ſind noch nicht hinlaͤngliche Verſuche gemacht worden, Seeſiſche an ſuͤßes Waſſer zu gewöhnen. Auf dieſe Weiſe könnte man Sees fifhe in bedeutender Entfernung von der Kuͤſte friſch ge: nießen, und vielleicht wuͤrden ſie einen beſſern Geſchmack haben und ſich auch fortpflanzen. Warum ſtraͤubt man tiens, So ſagt Ba⸗ cons Seherblick ſchon erſpaͤht hatte. Nicht, weil es keine Naturforſcher gaͤbe, ſondern weil es Leuten, die Geld und Teiche beſitzen, an Liebe zur Wiſſen— ſchaft, Naturforſchern aber an Geld und Teichen ge⸗ bricht. Nun noch einige Thatſachen, die um ſo beweiſen⸗ der ſind, weil ſie von Leuten berichtet werden, welche, ohne einer Meinung anzuhaͤngen, oder irgend etwas daraus zu folgern, die Dinge ſchlicht erzaͤhlen, wie ſie fie geſehen. Es find einige zufällige Lefefrächte, die ich feit der letzten Mittheilung über dieſen Gegenſtand ger ſammelt. Auf der Inſel Oſers, an der Kuͤſte Dalma⸗ befindet ſich ein Suͤßwaſſerſee, welcher von Sesfifchen bewohnt wird. Wir verdanken diefe Nach richt einem bekannten franzoͤſiſchen Kuͤnſtler, der ein maleriſches Werk uͤber dieſe Küfte herausgegeben hat. Sein Name iſt mir gerade nicht gegenwaͤrtig. Leider hat er aber den Gegenſtand nicht gruͤndlicher unters ſucht und kein Verzeichniß der Fiſche mitgetheilt. Den andern Fall entlehne ich aus Phillips Samm- lung von Reiſen. Dieſes Werk verdient zwar nicht uberall Zutrauen, indeß iſt dieſe Nachricht um fo we— niger verdächtig, weil fie zufällig and ohne alle Folge rungen beigebracht wird. Beim gruͤnen Vorgebirge ſoll ſich naͤmlich ein Salzſee befinden, in welchem theils Seefiſche, theils Suͤßwaſſerfiſche aus den benachbarten Fluͤſſen leben. Auch hier find leider die Namen der Ars ten nicht mitgetheilt, fo daß dieſer Bericht nur zur Be ſtaͤtigung des allgemeinen Satzes gereicht: daß Suͤß⸗ und Seswaſſerfiſche ihr Element vertauſchen koͤnnen. Endlich hat man die Kammmuſchel (Cardfum edule, Linné) lebendig unter Torfmoos bei der Gretabruͤcke, etwa zwei Meilen vom Fluſſe Tees und 4 Meilen von der See gefunden. Sie wurde daſelbſt von Hrn. Wit ham entdeckt, und es geht daraus hervor, daß, wenn es der Muͤhe lohnte, die Kammmuſchel zu ziehen, dies uͤberall geſchehen koͤnnte, wo es Sand und ſuͤßes Waſſer giebt. Es wäre der Muͤhe werth zu unterſu— chen, ob die gemeine Auſter im Neapolitaniſchen wirk lich in fuͤßem Waſſer lebe. Dies wird von manchem Reiſenden eben fo beſtimmt behauptet, als von andern ger läugnet. So ſchwer hält es, die Wahrheit von ſolchen Perſonen zu erfahren, welche nicht genau zu beobachten ge— wohnt find. Im Fall es wahr iſt, dürften die Auſter⸗ liebhaber verſucht werden, ſte in ihren Teichen zu ziehen. Daß es in Neapel angeht, ſcheint mir ſehr glaubhaft. Es iſt mir entfallen, ob ich ſchon angefuͤhrt habe, daß Pleuronectes Limanda in der Loire lebt; wo nicht, fo iſt dies noch ein Beitrag zur Liſte. — Nachtraͤglich wollen wir zur Steuer der Wahrheit noch bemerken, daß das Waſſer in Hrn. Arnolds Teiche (vergl. Nos tizen Nr. 257 S. 261) in 1 Pinte 44 Gran, das See⸗ waſſer aber 268 Gran Salze enthaͤlt. Nach jeder Fluth iſt indeß der Salzgehalt betraͤchtlicher. - Als am 28. Maͤrz d. J. Hr. Green in Gefelk- ſchaft feines Bruders feine 48te Luftreiſe anſtellte (57), be⸗ 89 merkte er in den der Sonne gegenuͤberliegenden Wolken einen ungemein deutlichen und ſchoͤnen Widerſchein ſei— nes Ballons, und um dieſes Bild her zwei Hoͤſe mit den ſchoͤnſten Regenbogenfarben. Der naͤchſte war ans ſcheinend etwa 300 F. und der andere doppelt ſo weit vom Bilde entfernt. Der erſtere zeigte die ſtaͤrkſte Färbung. Die Wolken, auf welchen ſich dieſe ſonderbare Erſcheinung abſpiegelte, waren etwa 3090 F. vom Bal⸗ lon, und dieſer etwa 2 Engl. M. von der Erde entfernt. Zwar iſt dieſe Erſcheinung nicht ungewoͤhnlich, indeß hat Green ſie nur diesmal bei einem andern Stand der Sonne, als zwiſchen 50 und 40“ über dem Horizont beobachtet. Übrigens ſind die Farben in der Regel nicht Menge des Oberſchenkelbeins mit Einwaͤrts⸗ ſtehen der Fußzehen. (58) Von James Sy me, In der letzten Abtheilung der London Medieo- Chi- rurgical Transactions befindet ſich ein ſehr intereſſan⸗ ter Aufſatz von Guthrie über Fraktur des collum femoris, deſſen Zweck iſt, zu zeigen, daß Einwaͤrtsſtehen des Glieds bisweilen von dem fraglichen Zufall entſtehe, und zu erklären, wie dleſe Wirkung hervorgebracht wird. Wegen des Gewichts des Glieds und des Überge— wichts derjenigen Muskeln, welche das Glied nach außen drehen, naͤmlich aller derjenigen Muskeln, welche das Becken und das Oberſchenkelbein mit einander verbinden, mit Ausnahme des musc, glutaeus medius und des m. glutaeus minimus, fo wie auch des m. tensor fasciae latae, iſt Auswaͤrtsſtehen der Fußzehen ein ſo regelmaͤßiges Symptom von Fraktur des Oberſchen⸗ kels, daß es die meiſten Chirurgen als ein weſentliches betrachten. Boyer ſagt: „wir kennen keine hinkaͤng⸗ liche Anzahl von Beiſpielen, in welchen der Fuß ſich nach innen drehte, um annehmen zu koͤnnen, daß dieß bisweilen geſchieht. Wir haben es nicht ge ſehen, und es iſt ſchwer zu begreifen, wie es ſtatt finden koͤnne. Zeit, fernere Beobachtung und vorzuͤglich anatomiſche Unterſuchung koͤnnen allein dieſes Problem loͤſen“ Sam. Cooper druͤckt ſich in der letzten Aus⸗ gabe ſeines Dictionary, in dieſem ausgearbeiteten, treuen und aͤußerſt ſchaͤtzbaren Bericht wundaͤrztlicher Thatſachen und Meinungen über das Vorkommen des Einwaͤrts⸗ ſtehens ſo aus: „Eine ſolche Stellung der Fußzehen iſt ſehr ſelten, und die Urſache derſelben in dem fraglichen Falle iſt noch nicht erklaͤrt worden.“ Als Guthrie einen Fall von Fraktur am obern Theile des femur beobachtete, wo das Glied, nachdem es eine Zeitlang wie gewöhnlich auswärts geſtanden hat te, betraͤchtlich einwaͤrts gedreht wurde, richtete er ſeine Aufmerkſamkeit vorzuͤglich auf dieſes raͤthſelhafte Sym— ptom, und fand zuletzt eine Gelegenheit, den Zuſtand der Theile zu unterſuchen, welche daſſelbe hervorbrachten. Fraktur 90 fo lebhaft, als fie es diesmal waren. Dieſe optiſche Taͤuſchung dauerte ſo lange, als ſich die Luftſchiffer über der oberſten Wolkenſchicht befanden, und folgte den Der wegungen des Ballons, fo daß man daran leicht erfens nen konnte, nach welcher Richtung er ſich bewegte. Drei Vögel (was fuͤr welche, iſt nicht angegeben), die man in diefer Höhe losließ, zeigten keine Furcht oder Schwache, ſondern flogen erſt in der Naͤhe des Ballons und fpäter, fo lange ihnen das Auge folgen konnte, nach allen Rich⸗ tungen umher. Hr. Green ließ ſich diesmal mit gros ßer Sicherheit des guten Erfolgs nieder, und verdankt dies vorzuͤglich einer neuen Einrichtung der Klappe, durch welche das Gas aus dem Vallon herausgelaſſen wird. Nh „Sarah Gibſon, 90 Jahr alt, fiel am 9. Ja, nuar von einem hohen Stuhl, worauf fie ſaß, auf die linke Huͤfte, und litt, da fie eine ſchwere Frau war, betraͤchtlichen Schaden. Ich ſah ſie zwei Tage nachher mit Herrn Dillon von Judd Street, und fand die Zeichen einer beträchtlichen Kontuſion an dem Theil, wel, cher ſehr ſchmerzhaft und angeſchwollen war. Das Glied war etwas mehr als einen halben Zoll kuͤtzer als das andere, und die große Fußzehe war deutlich genug ein? wärts gekehrt, wiewohl nicht ganz fo entſchieden, wie in einem Fall von Luxation. Das Glied konnte in jeder Richtung bewegt wer den; aber dieſe Bewegungen waren von betraͤchtlichem Schmerz begleitet, und es konnte kaum bis zu derſelben Länge ausgedehnt werden, welche das andete hatte. Die Patientin ſtarb am 22. Februar, 44 Tage nach dem Zufall, und bei der anatomiſchen Unterſachung wurde außerhalb des Kapſelligaments eine Fraktur entdeckt. Der kleine Trochanter war abgebrochen, und mit ihm die Inſertion des musc. psoas und des musc. iliacus. Kopf und Hals des femur waren von dem Körper durch eine ſchiefe Fraktur getrennt, welche ſich von dem oberen und aͤußeren Theile des trochanter major bis zu dem trochanter minor erſtrekte, fo daß die Inſertionen des m. pyriformis, des m. gemel- Ius, des m. obturator externus und des m. obtura- tor internus, des m. quadratus femoris am Kopf und Hals des Knochens blieben. Der musc. glutaeus me- dius bildete am oberen Theile des trochanter major ein Vereinigungsband zwiſchen den Bruchſtuͤcken und hielt ſie in Beruͤhrung; das Kapſelligament war nicht verletzt. Es ſchien von der Natur noch kein Schritt ges than worden zu ſeyn, um den geſchehenen Schaden wies der gut zu machen.“ l Aus dieſem Fall und aus einer genauen Betrach⸗ tung der verſchiedenen Kräfte, welche Rotation des Ober ſchenkels bewirken, ſchließt Guthrie, daß die Fußzehen jedesmal einwaͤrts gekehrt find, wenn die Fraktur fo ger ſchieht, daß ſie zugleich mit dem Kopf denjenigen Theil des trochanter major trennt, an welchem die aus 91 waͤrtsdrehenden Muskeln angeheftet find, und denjenis gen Theil deſſelben Fortſatzes mit dem Koͤrper in Ver— bindung laͤßt, welcher die Inſertion des musc. glu- taeus medius aufnimmt. Um die Sache deutlicher zu machen, will ich mich des folgenden einfachen Abriſſes bedienen. f Wenn der Knochen in der Richtung AA Fig. 1 ge⸗ brochen iſt, fo wird das Gewicht des Glieds nebſt den mus» culi rotatores, welche fi) hinter dem trochanter ma- jor inferiren, und den musculi flexores, welche an den trochanter minor angeheftet ſind, die Wirkung des m. glutaeus medius etc. überwinden, und die Fußzehen nach außen drehen. Wenn die Fraktur in der Richtung BB ſtatt findet, fo wird das Gewicht des Glieds ohne Mitwirkung der musculi rotatores die Fußzehen nach außen drehen; aber wenn die Fraktur in der Richtung CC ſtatt findet, fo werden die Fußzehen, indem dann die musculi obturatores, gemelli, der m. pyriformis, und der m, quadratus femoris, welche ſich hinten an der Wurzel des trochanter major infe riren, nebſt dem m, iliacus und dem m. psoas, wel; che an den trochanter minor angeheftet ſind, alle ihre Kraft auf den losgetrennten Kopf und Hals ausüben, waͤhrend der vordere Theil des m. glutaeus medius mit dem Koͤrper des Knochens in Verbindung bleibt, nach innen gedreht werden. Vor einiger Zeit, waͤhrend meiner kliniſchen Praxis, erſuchte mich einer der Zoͤglinge einen Patienten zu bes ſuchen, welcher an der Hüfte betraͤchtlichen Schaden ge litten hatte. Ich fand einen großen Mann von ſtarkem Koͤrperbau, welcher zwiſchen 50 und 60 Jahren alt war, auf einem Sofa lag und laut über feine linke Huͤfte klagte. Das Glied war mehr als einen Zoll verkürzt, 92 das Knie uͤber das geſunde hinaufgezogen, und die große Fußzehe ruhte an der innern Seite des andern Fußes. Der trochanter major war hoͤher und weiter vorn als im natuͤrlichen Zuſtande, und jede Bewegung erregte aͤußerſt großen Schmerz. ret Der Patient erzaͤhlte mir, daß er vor zwei Tagen von dem hoͤheren Fußwege des Steinpflaſters herab und auf ſeine Seite gefallen ſey, und ſich ſogleich unfaͤhig gefuͤhlt habe aufzuſtehen oder ſich zu bewegen, nachdem ihm vorher beide Arme wie paralyſirt geworden waren. Die Voruͤbergehenden hielten ihn für betrunken und leis ſteten ihm keinen Beiſtand, bis endlich einer, der mit⸗ leidiger und ſcharfſichtiger als die übrigen war, ihn auf⸗ hob, einen Wagen verſchaffte und ihn nach Hauſe ſchickte. Ich vermuthete anfangs, daß eine Luxation nach oben und nach hinten auf das dorsum des ilium vors handen ſey, aber als ich fand, daß maͤßige Ausdehnung die gehoͤrige Laͤnge des Glieds wieder herſtellte, und ich, waͤhrend dies geſchah, eine ziemlich deutliche Krepitation fühlte, erkannte ich das Vorhandenſeyn einer Fraktur, und verlor keine Zeit, Deſault's lange Schiene anzulegen. Ich bemerkte am folgenden Tage meinen Zoͤglingen, daß in dieſem Falle viel Grund vorhanden ſey, eine Fraktur in der Richtung CC zu vermuthen. Der Patient fühlte ſich in Betreff des Gliedes er: leichtert, aber nach Verlauf von 2 Wochen ſtarb er an Lungenentzuͤndung und aͤußerſt extenſivem Brand auf dem sacrum. . Bei der anatomiſchen Unterſuchung fand ich das Kapſelligament unverſehrt, aber zwei Frakturen außers halb deſſelben. Die eine trennte den Hals da, wo er von dem Koͤrper entſpringt, und die andere lief ſchief nach unten und nach innen durch die Trochanter, ſo daß ſie den hintern Theil des trochanter major und den ganzen trochanter minor in einem Stuͤck von dem Koͤrper des Knochens trennte, wie der obige Abriß Fig. 2 zeigt. Das Praͤparat befindet] ſich in meinem Mus ſeum. Dieſer Fall bekraͤftigt, wie ich glaube, die richtige Diagnoſe des Hrn. Guthrie. über die Verletzungen bei Zergliederung habe ich vom Hrn. Stabsarzt Dr. v. Pommer zu Heilbronn folgendes Schreiben vom 7. Okt. 1825 erhalten, was ich aus Verſehen erſt jetzt mittheilen kann. „Es hat mich ſchon oft gewundert, daß man in Deutſch⸗ land, wo doch die Gelegenheit zu dergleichen Begegniſſen auch häufig genug vorhanden wäre, fo ſelten oder faſt nie etwas von der Art hört, und man muß daher annehmen, daß entweder ſolche oder ähnliche Fälle wirklich bei uns ſeltner feyen, und ihr häufigeres Vorkommen in England in einer eigenthüͤmlichen, viel⸗ leicht zum Theil in der dortigen Lebensart liegenden Diſpoſition des Körpers begründet ſey, oder aber, daß ſolche Fälle bei uns weniger haͤufig als in jenem Lande zur öffentlichen Kenntniß ge⸗ langen. Der Gegenſtand iſt jedoch, wie ſchon von ſelbſt in die Augen faͤllt, keineswegs gleichgültig; denn es koͤnnte leicht ge⸗ ſchehen, daß aus Beſorgniß vor den möglichen übeln Folgen für 93 den Obdutenten, hie und da eine Leichenöffnung unterlaffen blie⸗ be, welche außerdem angeſtellt, vielleicht wichtige Ergebniſſe ge⸗ liefert hätte, oder es konnte ſich auch leicht ereignen, daß eine während der Zergliederung zufällig empfangene, an ſich ganz un⸗ bedeutende Verletzung, einem, mit jenen oben erwaͤhnten uͤbeln Folgen bekannt gewordenen Arzte für eine kurze Zeit die quaͤ⸗ lende Beſorgniß einfloͤßte, daß nun auch ihm ein aͤhnliches Loos bevorſtehe, waͤhrend dies vielleicht keineswegs der Fall, und ſeine Furcht daher gaͤnzlich unnöthig wäre, In jedem Falle aber vers dient die Sache fuͤr den praktiſchen Zergliederer, insbeſondere für denjenigen, welcher öfters Obduktionen Behufs der patholo— giſchen Anatomie unternimmt, alle Aufmerkſamkeit, und es würde nicht ohne Nutzen ſeyn, wenn dieſe Angelegenheit durch fernere Mittheilungen noch weiter eroͤrtert wuͤrde. Es find mir vor kurzem zwei Faͤlle vorgekommen, welche hieher zu gehoͤren ſcheinen, obwohl ſie in ihren Folgen keines⸗ wegs weder den Tod, wie bei e Pett ), noch auch nur. fo ſchlimme Zufaͤlle nach ſich zogen, wie fie bei W. Hutchinſon Deaſe, W. Wansbrough ***), in den von J. Shaw mitgetheilten Faͤllen und bei A. T. Thompſon ) Statt fanden. Doch zeigen fie, ungeachtet fie in Vergleich mit den eben genannten Beiſpielen nur als ſehr gelinde zu betrachten find, mit denſelben mehrfache Ahnlichkeit, und wahrſcheinlich haͤtte es nur derjenigen, in zur Zeit mir noch un⸗ bekannten Urſachen liegenden Diſpoſition zu einer intenſivern Aufnahme jenes krankmachenden animaliſchen Reizes bedurft, wie ſolchen die Engländer vor den Deutſchen voraus zu beſitzen fcheis liehe um dieſelben lebensgefaͤhrlichen Erſcheinungen nach ſich zu ziehen. Vor etlichen Wochen obducirte ich, 22 Stunden nach ſeinem Tode, bei mäßig warmer Witterung, einen etliche und zwanzig⸗ jährigen Soldaten, welcher an einer Erweiterung des Herzens, mit zuletzt dazu getretener ſehr acuter Pleureſie geftorben war. Ich hatte mich vor und waͤhrend der Sektion vollkommen wohl befunden, und erinnerte mich auch keiner, während der Unter⸗ ſuchung der Leiche erhaltenen Verletzung der Hand oder eines meiner Finger. Doch ſchon am Abend deſſelben Tages, etwa 4 Stunden nach der Obduktion, empfand ich an der Ulnarſeite des linken Mittelfingers, am Anfange des Nagelgliedes, ein ſtarkes Brennen, welches ſich ruͤckwaͤrts bis gegen die Mittelhand hin erſtreckte. Bei näherer Beſichtigung der ſchmerzhaften Stelle, bemerkte ich an derſelben ein linſengroßes, graulich weißes Blaͤs⸗ chen, das flach auf der Haut aufſaß, und ein klein wenig ſeroͤſe Fluͤſſigkeit zu enthalten ſchien. Ohne es zu öffnen oder auf die ſchmerzhafte Stelle etwas anzuwenden, ferdem fonft wohl fühlte, nicht weiter auf den kleinen Schaden. Als ich mich jedoch Nachts zur gewoͤhnten Zeit zu Bette legte, verſpuͤrte ich einigen Froſt, ſchlief uͤbrigens bald ein, erwachte aber ſchon gegen Mitternacht wieder mit ungewoͤhnlichem Kopf⸗ weh, Durſt und ſehr heftigem Schweiße. In unruhigem Schlafe brachte ich nun den uͤbrigen Theil der Nacht zu, worauf ſich ge⸗ gen Morgen bei fortdauerndem Schweiße das Kopfweh ver⸗ minderte, und ich mich im Ganzen leichter fuͤhlte. Der Finger war nun ſtaͤrker angeſchwollen, in dem Blaͤschen bildete ſich Ei⸗ ter, und ich empfand einen maͤßigen Schmerz laͤngs der ganzen innern Seite des Armes bis in die Achſelhoͤhle und die äußern Theile der linken Seite des Thorax. Den Tag uͤber widmete ich mich übrigens meinem Berufe wie ſonſt, fühlfe mich aber matt und unluſtig; mein Appetit war vermindert, der Geſchmack widrig, die Zunge mit einem graulichen Schleime belegt; ich *) Magazin der auslaͤnd. Literat. d. Heilk. Bd. 6. S. 371 ff. ) Notizen a. d. Gebiete d. Nat. u. Heilk. B. 4. Nr. 86. S. 319. ff. 1 en) Notizen a. d. G. d. Nat. u. Heilk. Bd. IV. N. 82. S. 251. F Notizen a. d. G. d. Nat. und Heilk, Bd. 11, Nr. 5. S. 71. ff., und Nr. 6. S. 87. ff. ö l ' J. W. Newby *) und D. \ befeftigte ich um den Finger bloß ein Leinwandſtuͤckchen, und achtete, da ich mich au⸗ 94 mußte mich zwingen, außer Bette zu bleiben. Doch unterließ ich es vor der Hand noch, im Vertrauen auf die Selbſthuͤlfe der Natur, innerlich oder aͤußerlich etwas gegen den Zuſtand in Ge⸗ brauch zu ziehen, ſetzte mich daher bloß auf magere Diät, und vermied jede Erhitzung und darauf folgende Erkaͤltung. Am fol⸗ genden Tage, nachdem ich die Nacht zuvor wieder heftig ge⸗ ſchwizt und wenig geſchlafen hatte, hatte ſich in der Puſtel des Fingers ein gelblich gruͤner Eiter gebildet, der Schmerz im Ar⸗ me erſtreckte ſich wie zuvor bis in die Achſelhoͤhle und linke Bruſt, und es ſtellte ſich nun von freien Stuͤcken den Tag über mehr⸗ mals ein Durchfall ein. Dieſer dauerte auch den folgenden 4. und 5. Tag 3 bis 4 Mal innerhalb 24 Stunden fort; das Ge: fuͤhl von Mattigkeit verlor ſich hierbei, ſo wie der eingenom⸗ mene Kopf, der pappige Geſchmack und der Appetitmangel, die Puſtel aber ul erließ ich ganz ſich ſelbſt, ohne fie zu öffnen, indem ich den Finger bloß mit Leinwand umwickelt ließ, und am Abend des 5. Tages platzte ſie von ſelbſt. Es verſchwanden nun in den naͤchſtfolgenden Tagen mit Wiederherſtellung meines vorigen Wohlſeyns auch die Schmerzen im Arme, und dle Blat— ter des linken Mittelfingers ſchloß ſich allmaͤhlig. Jetzt bildete ſich aber an der Radialſeite des Mittelfingers der rechten Hand eine neue Blatter, die jedoch weniger Schmerz verurſachte, die allgemeine Geſundheit nicht mehr ſtoͤrte, und bei der es nicht zur völligen Eiter= fondern bloß zur Serumbildung kam. Auch fie öffnete ſich unter der Leinwand des umwickelten Fingers von ſelbſt, ohne mir weitere Nachtheile zu verurſachen, und ich habe mich bisher ganz wohl befunden. B., ein geſunder, etliche und dreißigjaͤhriger Wundarzt, von ſehr regelmaͤßiger Lebensweiſe, verwundete ſich bei der Präpas ration von Knochen eines an der Lungenſchwindſucht verftorbe> nen Juͤnglings, welche etliche Monate in der Maceration geles gen hatten, mittelſt eines Biſtouri's in den Daumen der linken Hand, jedoch fo oberflaͤchlich, daß kaum die allgemeinen Bede— ckungen verletzt waren, und aus der kleinen Wunde nur wenige Tropfen Blut floſſen. Er wuſch die Stelle mit Eſſig aus, fuhr dann in ſeinem Geſchaͤfte fort, wie zuvor, und dachte weiter nicht mehr an dieſelbe. Am dritten Tage nach der Verwundung bemerkte er des Morgens beim Aufſtehen eine kleine Geſchwulſt und Nöthe an der verletzten Stelle, wobei er auch einigen Schmerz empfand. Er rieb ſich jetzt des Tags dreimal einer Haſelnuß groß Merkurialſalbe in den verlegten Finger ein; allein am fuͤnften Tage war die Geſchwulſt ſo bedeutend, daß ſie ſich uͤber den ganzen Ruͤcken und die Flaͤche der Hand erſtreckte und B. bedeutenden Schmerz in derſelben empfand. Es geſellten ſich nun auch Kopſſchmerz, ungewoͤhnlicher Durſt, Mangel an Appetit und die übrigen Zufälle eines gaſtriſchen Fiebers hinzu. Mit dem Ein- reiben der Queckſilberſalbe in Finger und Hand fuhr B. indeſſen fort, zugleich aber wurden erweichende Kataplasmen mit herb. eicutae über die Geſchwulſt gelegt und ein laxans aus Mittels ſalzen genommen, welches taglich vier bis fünfmal Stuhlgang bewirkte. Bei dieſem Verfahren verminderten ſich nach etlichen Tagen die gaſtriſchen Zufälle, es trat wieder einige Eßluſt ein, Geſchwulſt, Roͤthe und Schmerz in Finger und Hand nahmen ab, die Wunde ſchloß ſich, und nach 14 Tagen genoß B. wieder ſeine vorige Geſundheit. Wenn nun die, durch die oben genannten engliſchen Arzte bekannt gewordenen Beobachtungen zu dem überzeugenden Bes weiſe dienen, welche üble Folgen für den Zergliederer die Bes ſchaͤftigung mit Leichen zuweilen nach ſich ziehen, und wie es da= her wohl zuweilen geſchehen koͤnne, daß man Arbeiten dieſer Art fuͤr ein Wageſtuͤck halten moͤchte, ſo zeigen die beiden eben erzaͤhlten Falle anderer Seits wieder, daß felbft auch alsdann nicht immer lebensgefaͤhrliche Folgen für den Zergliederer nach Sektionen entſtehen, wenn es auch ſchon den Symptomen nach zuweilen den Anſchein hat, als wenn ſolche einzutreten im Bes griffe ſtuͤnden, ja, daß die krankhaften Zufälle hierbei burch die bloße Selbſthülfe der Natur zuweilen bald wieder überwunden werden. Daß aber wohl in den meiſten Fällen, in welchen man 95 äftigungen mit Leichnamen verletzt, ohnedies gar a daraus entſtehen, iſt bekannt genug, und es wird wohl kaum einen Arzt geben, welcher ſich nicht ſchon ein emale bei ſolchen Gelegenheiten Hand oder Finger ö ee, ohne weitere Nachtheile davon empfunden zu haben. In Rückficht der Behandlung oben erwähnter krankhafter Zuſtaͤnde nach Leichenoͤffnungen will ich mich, um nicht zu weit⸗ laͤuftig zu werden, nicht weiter einlaſſen, um ſo weniger, als mir mehrere Erfahrungen uͤber dieſen Gegenſtand abgehen. Im Allgemeinen ſcheint jedoch, wenigſtens im Anfange, ein maͤßiges antigaſtriſches Verfahren in ſolchen Faͤllen paſſend zu fun, und dieſer Weg war es auch, den die Natur ſelbſt einichlus, als fie in dem, an mir ſelbſt beobachteten gelinden Falle Beſſerung her⸗ beiführte, Eben fo that gelindes Abfuͤhren in dem zweiten Falle gute Dienſte, und auch die engliſchen Arzte ſcheinen im Anfange ſolcher Übel ein ähnliches Verfahren zu befolgen. 5 aber dann nach dieſem, wie J. Shaw es, zu Folge feiner Erfahrung, als die meiſte Erleichterung gebend, vorſchlaͤgt, ein, durch Mohnſaft und andere betäubende und geiſtige Getränke hervorgebrachter Zuſtand von temporaͤrer Abſtumpfung des Nervenſyſtems das fernere zweckmaͤßige Heilverfahren zu Hebung des allgemeinen Krankheitszuſtandes ſey, laſſe ich vor der Hand dahingeſtellt ſeyn; aber es ſpricht wenigſtens fuͤr deſſen Zweckmaͤßigkeit, außer mehreren anderen, aus der Theorie genommenen triftigen Gruͤn⸗ den namentlich auch die, aus ber Verwandtſchaft des animalj⸗ ſchen Krankheitsreizes hergeleitete Erfahrung, daß man ſich AR Italien und Dalmatien vor den Folgen des Vipernbiſſes, a ſo 0 entſchiedenen thieriſchen Vergiftung, durch den. reichlichen Genuß geiſtiger Getränke mit guͤnſtigem Erfolge zu ſchuͤt en pflegt. (Man ehe über letzteres Dr. A. v. Schönberg: Ein Paar Vorte über das Viperngift. In der mediein. chirurg. Zeitung * 150 Bere, duch Net. Nr, 92 S. 60 und Nr. 126 S. 252. Miscellen, Re iſe'ſche Verfahren bei peichelfi⸗ DDR a mit einer Speichelfiſtel behafteten, Ls ſahrigen Mädchen, wo ſchon die meiſten übrigen Behandlungs- Ken vergebens ER e „ er fahren, welches die Heilung 1 u be ee Folgendeemeßen von ihm beſchrieben wird. „„ füh te die Spitze eines kleinen Troikars durch die Offnung der Fuel in den duetus Stenonianus ſo weit als moͤglich gegen Ei Anfang hin (jedoch vor den m. masseter), durchbohrte bamit die Wange nach innen, und brachte⸗ nachdem ich das In: ument wieder herausgezogen, in die Canule einen ae ht ein, Sch hielt nun mit zwei Fingern die in den Mun Nineſuragende Spitze des Drahts feſt und zog Dip EISRANE oil 05 Hierauf führte ich den Troikar von neuem in bie Fiſtel⸗ Be durchbohrte aber jetzt die Wange nicht in der Richtung ene ſondern von hinten nach vorn und von außen nach en An: zog ihn dann wieder heraus, ließ aber die Canule fe laß e liegen, bis ich durch ihre Huͤlfe einen doppelten gewich⸗ 0 Faden in dieſe zweite Offnung eingebrach t hatte, und band = Ende deſſelben an das außen befindliche Stuͤck des Bleidrahts, BR ſe dadurch in den Mund gezogen wurde, jo daß dieſer, indem er — — 96 in dem Fleiſche der Wange eine Schlinge bildete. Beide Enden wurden umgebogen, um jede Verſchiehung zu verhindern. Ich ſchritt nun zur Vereinigung der Fiſtelraͤnder vermittelſt der um⸗ wundenen Naht, indem ich dabei zu vermeiden ſuchte, daß die Nadel nicht in den Kanal eindrang. Alles wurde vermittelſt Compreſſen in der Lage erhalten. Die Nadel wurde nach 6 Ta⸗ gen ausgezogen, der Druck aber, obgleich der Speichel ganz durch den Mund ausfloß, noch fortgeſetzt.“ Hr. Beclard hat dieſes Verfahren bei mehrern Kranken mit Erfolg angewendet. Es iſt jedoch dabei zu bemerken, daß es dann nicht anwendbar iſt, wenn die Fiſtel gerade dem m. masseter gegenuͤber ſich befindet. Über das Maͤdchen, bei welchem ſo viele Nadeln aus der Haut hervorgekommen waren, daß Profeſſor Herholdt ſie zum Gegenſtande einer beſonderen Schrift gemacht und noch im Juli 1825 Dr. Otto in den Hecker ſchen Annalen einen Auffaß über fie mitgetheilt hat, enthält die Frankfurter Ob. Poſt⸗A. Zeitung folgendes Schreiben. Kopenhagen, vom 15. April. „Die Geſchichte eines Judenmaͤdchens, Rachel Herz, hat in der letzten Zeit die Bewohner der Hauptſtadt ſehr beſchaͤftigt. Dieſes Maͤdchen hat gewußt, durch feine Verſtellung, ſeit dem Jahre 1807 ſchon, die berühmtejten Arzte hieſelbſt irre zu leiten, vor gebend, Nadeln verſchluckt zu haben, die man an verſchiedenen Theilen des Körpers wieder ausſchnitt (die zuletzt aber Schock— weiſe erſchienen), bald theilweiſe gelaͤhmt oder ſcheintodt, ohne Nahrung lebend und dergleichen mehr, und es dahin gebracht, daß ſogar eine lateiniſche Abhandlung uͤber dieſe merkwuͤrdige Kranke geſchrieben und gedruckt in alle Welt verſandt worden. Sie beſitzt uͤbrigens viele Talente, ſchreibt fertig Lateiniſch und andere Sprachen, und hatte ſich gegen jeden Schmerz ſo abge⸗ haͤrtet, daß der Arzt ihr, wenn ſie ſich ſcheintodt ſtellte, eine Naͤhnadel ganz unter den Nagel des Daumens ſtechen konnte, ohne daß fie ſich auch nur rührte. Nach Entdeckung dteſer Be⸗ truͤgerei nicht laͤnger mediziniſch merkwuͤrdig, ſtellt ſie aber, ſich den mehrfachſten heftigſten Schmerzen in einer Reihe von Jah- ren freiwillig ausſetzend, ein in pfychologiſcher Ruͤckſicht merk⸗ wuͤrdiges Beiſpiel dar. ie SGalvanismus oris (60). Bei der epilepsia imper- Tecta, bei periodiſchem Zucken der Geſichtsmuskeln und ſelbſt beim dolor faciei hat Moſt folgenden einfachen Mundgalva⸗ nismus drei bis zehn Wochen lang, taͤglich drei bis viermal, 3, 6, 10 bis 15 Minuten lang anwenden laſſen. Der Ap⸗ parat beſteht aus einer Silber- und einer Zinkplatte, beide von der Größe eines Guldens und mit einem drei Zoll langen Plati- nadrahte verſehen, der vorn einen Haken hat. Jede Platte macht mit ihrem daran geloͤtheten Drahte ein beſonderes Ganze aus. Bei der Anwendung nimmt der Patient einen Schluck von einer ſchwachen Aufloͤſung von Salmiak in Waſſer in den Mund, legt dann an die rechte Seite zwiſchen das Zahnfleiſch und die innere Flaͤche der Wange die Silberplatte, an die linke Seite ebenſo die Zinkplatte, verſchließt alsdann die Lippen und verei- nigt beide Draͤhte durch den Haken. So entſteht ein ſchwacher Galvanismus, der wohlthaͤtig auf die Nerven und Muskeln des Geſichts wirkt. Nach der angegebenen Zeit wird die Fluͤſſigkeit ausgeſpuckt und der Apparat entfernt. Bei jeder folgenden Ans wendung werden die oxydirten Platten erſt wieder blank geputzt und eine neue Salmiakaufloͤſung in den Mund genommen. ä— — — — — Bibliograph i a Neuigkeiten. — — istoi aces humaines du Nord- Ouest de ee MER bor&ale et orientale et de l’Afrir ue australe d'apres des recherches speciales d'anti- quite, de physiologie, d’anatomie et de zoologie appli- use ü la recherche des origines des anciens peuples, à la science etymelogique, à la critique de Thi. stoire etc. par A. Desmoulins D. M. Paris 1826. m. K. ; An Inquiry concerning that disturbed state of vital func- tions usually denominated constitutional irritation, By Benj. Travers. London 1826. 8. — ———ñ — Notizen a us dem Gebiete der Natur: und Heilkunde. Nro 205. Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. (Nr. 7. des XIV. Bandes.) In Commiſſion bei dem Koͤnigl. Preuß. Graͤnz⸗Poſtamte zu Erfurt, der Kon. Saͤchſ. Zeitungs⸗Expeditjon zu Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u. Taxiſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. ö en Juni 1820, H. S. pr. Landes-Induftrie-Gomptoir, Preiß eines jeden Bandes von 24 Bogen, 2 Kthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes, 3 ggl. N 8:8 ten ende Beobachtungen über die Intenfität des Magne⸗ tismus an verſchiedenen Stellen der Erd: oberfläche (61). Der Prof. Hanſteen zu Chriſtianta, dem wir, ruͤckſichtlich unſerer Kenntniß vom Erdmagnetismus, fo viel verdanken, ließ, um die Intenſitaͤt des Magnetis⸗ mus an verſchiedenen Orten und folglich die Richtung feiner iſodynamiſchen magnetiſchen Linien zu beſtimmen, cylindriſche Magnetnadeln mit großer Genauigkeit anfer— tigen, und ſchickte ſie verſchiedenen Naturforſchern in Norwegen, Schweden, Daͤnemark, Preußen, Holland, Zeit, in der 300 Schwin⸗ Berlin 520327 31 27 760%.03 Paris Pn 48 50 20 0 753. 03 London een 51 31 17 34 775. 34 Edinburgh 55 58. | 14 29 820. 26 Liverpool 53 22 | 14.43 801, 6 Oxford e 51 46 16 24 779, 8 Chriſtianſwaddd 58 8 [25 43 820. 3 Man dall 58 1 J 25 9 814. 3 F 816. 3 Carlstrona » „* 56 7 33 13 785. 3 Di oa . 8 2 31 28 779. 3 Szrim a „ » „ 32 7 34 48 748. 1 Sloaau 22 0 20 0 51 43 33 36 748. 8 Garolath „ 51 46 33 37 752. 7 Zelgos .. „ „ “HR 53 11 32 48 759. 7 Danzigg . . 21 36 18 | 770, 4 Marienbuu g 54 2 | 36 42 766. 0* Gosling 52 34 | 34 43 759, 7 Küſtrin 9 „ „ „„ 52 35 32 40 762. 4 * Chriſtiani ang 59 55 | 28 25 814. 76 Friedrichshall, 1919. 59 8 129 4 821. 7” e 830. 3 Quiſtrum, 1819 58 27 29 25 816. 1 1820ͤ 815. 4 Heide: „ 57 58 29 48 810. 8 * gungen geſchehn Frankreich, England und Schottland zu, welche die Zeit beobachteten, waͤhrend welcher an ihrem Wohnorte 300 Schwingungen vollbracht wurden; dieſe wurden meiſt vom Prof. Hanſteen ſelbſt, viele von Naumann, Erichſen, Oerſtedt, auf deſſen Reiſe durch England im Jahre 1825, u. ſ. w. angeſtellt. Folgende Tabelle enthält die Reſultate dieſer Beob⸗ achtungen; die erſte und zweite Kolumne zeigen die geo— graphiſche Breite des Orts und deſſen Laͤnge von Ferro gerechnet an. In der dritten findet man die Zahl der Secunden, welche waͤhrend 300 Schwingungen der auf— gehaͤngten Nadel verfloſſen. Länge von Ferro Zeit, in der 300 Schwin⸗ gungen geſchehn r 5742“ 29 38 30 30 30 23 Gothenburg, 1819 BLAU 2F 1820, » B12, J Sibille 5 Helſingborg, 1820 1520 Helſingöer, 1859 30 18 8 2 * 1820 Copenhagen 55 41 30 15 788. 08 Friedrichsburgg 55 56 [ 29 58 785. 55 27 | 29 14 790, Soröe, 1820 1822 790. Skie berg 59 14 | 28 51 826. Kongsberg, 1820. 59 40 | 27 20 845. 1821 839, 845, 837, 1821 Bolkesi oo 59 43 27 0 834. „„ „ 836. Tindoſen » , 834. Derndd „ , 96 5 Ingolfsland . Miland Pe od ee Midbden Par vr‘ * © an S 00 rode * * * * * „** * . * * — * * * * — * * 1 * „ — 7 Zeit, in der Länge Lü Zeit, in der 300 Schwin⸗ U | E ange 300 Schwin⸗ Ort Breite von Ferro] gungen ge⸗ at Breite von Ferro arge r no EN ehn FT Roͤgsland E „% „ L 3; ee VER! I eines IE ET. nne 798,3 Noͤrſtebe € 60920‘ | a6c17’ | 839, 8 Weile 5543“ 27012793. 9 Holmekjaͤrn + 60 17 25 24 832. 8 Aer 55 7 6 786. 4 Maurſaͤter . 60 25 25 8 829. 3 Geh lau 787. 9 Eifjord ee 852. 6 Schleswig a RE, eee 54 81 27 15 783. 0 Ullensvanng + 60 20 24 18 840. 7 785. 5 Johannaͤs-Tangen eo. * 843. 8 Remmels 54 7 27 18 783. 0 Gjermunds hafen. 60 323 52846. 2 Elmshorn . 53 4627 18] 779. 1 Kaarevigen [59 45 23 7 838. 2 Altona „ 53 33 27 33 776. 1 Findaass . 59 45 22 54 861. 7 774. 9 Siggens . KAHN 824, 2 Berlin 5232 31 2 | 760, 4 e 837. 4 759. 9 Folgerde „„ 3 11250148 91,22. 56 835. 9 Lubeck 53 5128 21 776. 2 Engeſund . 59 55 ½ 22 53 840. 7 Pl on „54 928 6 780. 5 Bekkervigg .. 60 1 22 50 851. 0 Prect z 54 13 | 27 57 79. 0 dratholmen 60 21 22 47 839. 5 Kolding 55 27 27 0 | 789. 1 Bergen Odenſe „55 24 27 59] 793. 7 Fort Friedrichs berg.. 60 24 22 57 850. 1 Buskerund + 845. 5 Friedrichsberg + 850. 5 Johnsknuden 961. 3 Lunggaardſod » eo + 849. 3 Skrimfed. 2 re. . 891. 8 Lyderhorn, 1255 Fuß 843. 7 Rolloun gg . 59 5927 5 [ 844. 8 Löoftatten , 1524 Fuß 904, 7 . 1 846. 3 Hauge . 60 27 23 18 845. 2 Eje 99 460 6 [26 53838. 5 Bolſtadören 60 32 23 43 847. 7 Slesſſed Enter ee 831. 2 Evan ger 60 33 | 23 52 845. 9 Dagli oz 60 1826 260837. 4 Voſſevangen 60 38 24 10 850. 6 Tor pe „60 4026 47 841. 5 Toinde ee 60 42 | 24 11 849. 1 Haavi, er — re 61 7 26 42 851. 2 Staleiimm -* 60 52 24 19 848. 9 September 850. 4 Leirdalſoͤren + 61 10 25 29 856, 3 Urland;ind ir 61 0 24 55 849. 2 Leir dals „ 618 25 80 852. 2 Voſſ, Jun nd 60 38 24 10 856. 5 Mariſtuen. 61 2 [25 54 855. 3 i September 845. 9 Nyeſtuen 61 8 25 59 853. 2 Age Nuten 842. 7 Vang gs 61 6 [ 26 23 845. 6 Vigor: ue te 60 18 24 5 850. 7 Sei dre 61 5 26 49 853. 9 Bergen 60 24 22 57 - Zinlevold » « .. 60 51 | 27 38 843. 7 Nyegaard er 857. 1 Grans 60 22 28 12 842. 3 Floͤifjelde uu 854. 7 Moe e 848. 3 Loͤvſtakken 844. 2 Sunil 4.28. 7. 8 Friedrichs berg 851. 7 Johns rund 59 57 28 19 841. 5 Lindaass 60 43 23. 8 843. 5 Hurd all 80 20 28 49 827. 3 Evenvig 60 58 23 8 850. 6 Troͤgſtad e ee, se 78298 Yttre⸗Sulen 61 422 45 852. 1 Sunbye, 18220 59 36 | 28 35 826. 8 Stenſunſ:ʒ + 6173 122 52 852. 9 Sooner + rt 59 32 28 25 827, 8 Pollefjeld er ker > 861. 8 828. 1 Askevodd + + 61 24 23 7 861. 1 Be S 59 7 7 823. 2 Vil naa 61 22 22 58 860. 7 Miert 58 55 | 29 54 816. 3 Sougfund- re + «+ 61 22 23 11- [ 861. 7 Oedſkjoͤlds Moen 58 50 29 52 816. 0 Alden 61 22 | 22 50 850, 7 Elleoen Ba eie, ei © 59 19 28 20 826. 7 Bueland S 61 17 22 44 851. 2 Godtſkjaͤr » eee 809. 9 Sven «le nnn 856. 4 Korſe t . 15849 27 12 824. 5 Quamſheſt. 849. 8 Helgerage . 58 59 27 34822. 7 Forde, Juli 61 32] 23 48 | 858. 9 Stubberud er 'e 59 4 27 55 818. 9 8 uguſt „ G 858. 8 Solerud 52 44 «4 59 21 28 9 826. 5 Sölfter F 61 35 24 10 848. 6 Konnerud⸗Kollen, 1823 + 875. 5 Blonyen ss a dr er. 61 51 124 6 861. 9 Aueſtad rn. 59 49 27 53 852. 1 Indvig 61 49 24 34 860. 4 Bragerna s. 59 49 827 53 848. 6 Horningdal TEN, 61 59 | 24 33 862, 6 Ravnsborg + eo. 59 52 28 17 820. 5 * Haͤlſylkkk a 62 724 54 864. 8 Friedrichsvaͤrn, 1824 59 0 27 44 813. 5 Nordal > 62 18 ][ 25 13 870. 8 Friedrichshaunn 57 27 28 13 808. 1 Veblungsna s. 62 31 25 39 868. 3 Lalb org . 57 827 36 806. 0 Flad mark 862. 9 Spor ring 799. 9 Nhyeſtuen *. 862. 7 Aarhuns 56 10 27 5% 796. 0 Fogſtuen „ „ „ „ „ 62 5 27 9 856. 9 ——— 5 102 TEENS BETEILIGEN EU EEREASEP Or rue a Länge Zeit, in der . 300 Schwin⸗ Ort Breite pon Ferrof gungen ge⸗ ſchehn n 6201227029 | 846“. 5 Fold, 62 27 57 855. 4 Kongsvold .. 62 18 27 36 860. 0 Def 62 26 [ 27 41 858. 0 N 62 31 [27 41 858. 1 g 859. 8 Näper daW „62 42 28 6 858. 7 Stoa N: 62 32 | 28 21 860. 4 Folgende Set ſind gleichfalls vom Prof. Hanſteen geſammelt worden. Carlscrona . . 735 Breslau . 5741 Stockholm . 815 Hernoſand .. 350. Dieſe verſchiebenet Reſultate ſind vom Prof. Hanſteen auf einer Karte zuſammengeſtellt worden; indeß kann jeder Leſer ſelbſt leicht auf einer Karte von Europa entweder nach den obigen Tabellen, oder nach folgender Anweiſung, die iſodynamiſchen meien ſchen Linien eintragen. 1) Die Linie 750, d. h. diejenige, bei welcher zur Vollbringung von 300 Schwingungen 750 Secunden er; forderlich find, geht 2° ſuͤdlich von Paris und Rheims, und Je ſuͤdlich von Gotha und Gosling durch. (Die Linie 740, von welcher nur ein Punkt beſtimmt iſt, geht durch Breslau.) 2) Die Linie 775 geht etwa L° ſuͤdlich von Lon: don durch Amſterdam und Luͤbeck. Vork, Zeit, in der Länge 500 Schwin⸗ von Ferro] gungen ge⸗ ſchehn — re Breite M 2055 270 27 862“. 1 r 61 58 [ 27 10 859. 3 auge mise de 61 51 27 2 1 860, 8 „ 60 52 | 24 22 848. 2 Neſtuen n 61 8 [25 59 852. 1 Skousftädi „2 0 61 10 26 12 853. 7 Smeds hammer 60 29 28 14 841. 9 Suünd donde, ok 0. 60 4 28 7 839. 2 3) Die Linie Sporring Schweden. 4) Die Linie 820 geht durch Edinburgh etwas füdlich von Chriſtianſand in Norwegen und Carlſtadt in Schweden. 5) Die Linie 865 geht durch Hirdal in Norwe—⸗ gen. Da die Linien faſt einerlei Entfernung von eins ander haben und ziemlich parallel ſtehen, ſo laſſen ſich alle übrigen leicht eintragen. Außerdem theilt Prof. Hanſteen noch folgende hoͤchſt intereſſante Tabelle mit, welche die beobachtete Neigung der Nadel nebſt der Berechnung der Intenſi— taͤt des Erdmagnetismus in verſchiedenen Theilen der Welt enthält. Als Einheit iſt die Intenſitaͤt am Aqua⸗ tor angenommen. Eine aͤhnliche Tabelle wurde in Prof. Hanſteen's desfallſiger Mittheilung in Poggem dorff's Annalen der Phyſik gegeben, allein die Inten— ſitaͤt war dort fuͤr die Orte im noͤrdlichen Europa falſch berechnet; die gegenwaͤrtige aber iſt von Prof. Han— ſteen in dieſer Hinſicht berichtigt. 800 ſtreicht etwa 2° nördlich von in Juͤtland und Falkenberg in 5 | Ort der Beobachtung Veen e Suͤdlich dn Nord 75050“ | 1.5773 Port du Sud ene 70 48 1.6133 Surrobaya in Jas 25 40 | 0,9348 eng FE LEN, 20 37 0.9532 Lima . N 959 | 1.0773 Magnetiſcher Aquator in Peru 13 0 0 1.0000 Nördlich Tompenda „ee e e 9 11 | 1.0191 Cora » . . . + . + * . 524 1.0095 Cuenca + * + + * * + 8 43 1.0286 Quito „„ nen . 13 22 1.0675 St. Antonio + + „ * + + + 14 25 1.0871 Sr Carlos : 5 N Sl RI 20 47 | 1.0480 Dopayn 2 0 Ne re ne 19075371 1.1170 Santa Fe de Bogota » 2 2... 24 16 | 1.1473 CJ SEE 24 19 | 1.0675 Emerald Er ER 25 58 1.0577 ana) „ RER 30 1.15785 St. Thomass enn 35 6 | 1.1070 ooo 35 15 | 1.29388 Genie I. „ e 39 47 | 1.1779 Ort der Beobachtung eee eee Intenſit. Mexico . 42010 | 1,3155 Atlantiſcher Ocean unter 20046“ n. B. 4126 w. v. F. 41 46 1.1779 5 11 Os = 432 = = = 41 57 1.2617 „ 12 34 „„ 33 14 : s 45 8 1.2300 S 14 20 28 35 = = 52 55 1.2830 „ 20 8 f „ 834 ĩͤ „ „„ 56 42 1.2510 21 38 5.39 ige 47 49 | 1.2617 s 25 15 „ 0 88 = = 60 18 1.2830 Mik. 60 5 | 1.2883 Neapel. „ oe. 61 35 1.2745 Rom „ 61 57 1.2642 Veſuv, am Crater n. 62 0 | 1.1933 St. Cruz, Teneriffa 62 25 | 1.2723 Sentd.. Kom BEBELE a 63 38 | 1,2405 Florenz. e 63 51 | 1.2782 Atlantſſcher Ocean, „ 320167 n. 205% w. 64 21 1.2938 Böorcellonin Im „ „ 587 1349 rſeine „ 65 10 1.2938 Nimes * — * + + + * + 65 23 1.2938 Nein?? EEE, a a 65 40 | 1.5121 Montpellier 65 55 | 1.3482 7 * 103 ::!!! ß nn TR = O1 ver, Ort der Damen ng enen egen N Airola * 89 6 [2 * „ „ 0 F 1.3090 Turin 2 „ 35 Na 66 3 1.3364 Medina del Campo EN 66 9 | 1.2938 Lans le Bourg Mont Cenis 66 9 11.3227 Como „% + © 7) “00 a a 66 12 (1.3104 St. Miche. 146 „„ 66 12 1.3488 Ein „% 66 14 [1.3334 St. Gotthardt „„ 66 22 | 1,5158 Mont Cenis „ 66 22 1.3441 Urſeren E 66 42 1.3069 Altorf « % ee er 66 53 1.3228 Sen 2245 n. 3030/0“ « 67 30 1.3155 Ocean 52 „3 40 9 1. 67 40 | 1.3155 Madrid H 67 41 | 1.2935 Zübingem * >0: 200 20.08 „le. „168 4 13569 Atlantiſcher Ocean 38527 n. 3040/0“ „ 68 11 1.3155 Ferrol e 68 32 | 1.2617 Paris n e 69 12 1.3482 Goͤttingen dad 8 8 69 29. | 1,3485 Berlin Be LE a. 69 53 1.3703 Carolat hy „ „ „ „ 68 21 1.3509 Berlin a a wi TEN 68 50° | 1,3533 Danzig „„ „ % „ „„ a 69 44 1.3737 Londn „„ „ u‘ 69 57 | 1,3697 Sad =. dere wenn a wi 70 15 1.3742 Schleöwig „ „ A E „ 36 1.81 Copenhagen 70 36 | 1.3672 Odenſe «4 70 50 1.3650 Helſinborg e OR 70 52 1.3782 Kolding n € 70 53 1.3846 Sorde r eee 70 57 1.3842 FriedrichsburggͤͤK „ 70 59 1.4028 Aarhus „% * 71 13 1.3838 elborg EN LER 71 27 |. 1.3660 Dvenfala . — 4 0 * 4 * 71 39 1.3666 Friedrichshaon E l le 10” ich 7143 1.3842 Gothenburg e 71 58 1.3826 Aus folgender Tabelle erfieht man das Geſetz, nach welchem die Abweichungen vom Aquator nach dem Pole zu ſtattfinden. Neigung 95 i Intenſitaͤt des Magnetismus. u» ade „4 „ 1,0 1 ee ) 1,1 45 e 1,2 64 E u 8 3, 73 „ee „ „„ „ „v 1 74 — 76%: E22 „„ „% „4 1, 81 e e „6 0 >» 1,6 86 44 3 „1 0 1,7 Miscellen. Einen merkwürdigen Beweis von Theilnahme und überlegung (62) hat man kuͤrzlich bei einem Entenpaare an der Themſe beobachtet. Von einem Paar ſchoͤner Enten machte plotzlich die eine einen ſonderbaren Laͤrm, und ſchien in großen Nöthen, weil ſich die Fuͤße unter dem Waſſer etwas verwickelt hatten, wahrſcheinlich in Riedgras oder Waſſerpflanzen, die um dieſe Jahreszeit in die Hoͤhe wachſen. Die andere Ente ſchwamm ſchnell herbei und zeigte auffallende Angſtlichkeit und Theilnahme. Die Füße loszumachen ſchien unmoͤglich, aber die huͤlfreiche Ente wußte Rath, fie ſperrte den Schnabel moͤglichſt weit auf, packte 104 Ort der Beobachtung cone dun Altorp ee * « . f7 72014 / 1.3891 Korſet * [2 . 0 * . 0 6 72 24 1.3735 Quiet; 0 ee, wie 72 27 | 1.4070 Slicbag a 0 6 u nee 72 29 | 1.3725 Elleden 0 „„ „ * SL * „ 72 38 1.3340 Helgeroae eee 72 39 1.3980 Eon 2a „„ „„ „ „ 72 41 1.3835 eee e 72 34 1.4195 Ryenberggͤ „„ 72 45 1.4208 "Boca En „ „ 4 72 34 | 1.4373 Bogſtadberg % „„ % „ 73 13 1.4195 Naſaben „ „ dir 73 2 1.4517 Baͤruum „ „ „ „ rd 73 44 | 1.3902 Bolkes fe „ „ „„ „ „„ „„ 73 15 | 1.4053 Ingolfsland e 73 19 1.4159 Noͤrſteboͤ e „ „ „ „% 73 3 1.4136 Drammen F „ Rh a er 73 37 1,3771 Nacceſaͤter 6 0 * ‘ * ‘ 5 73 44 1.4656 ullensvang D 73 44 | 1,4260 Gran eee 73 45 1.4221 Konbrtg > 0 HH 0. 3 47 1.4144 Tomlevold eee 73 50 1.4246 Bekkervigg ee 73 58 1.4114 Vang % „„ „bb „„ 73,59 1.4308 Bergen 8 74 3 [1.4220 E I SR RL A ee 74 3 | 1,4254 Mariftuen * e 74 4 1.4058 Leierdal E * * * . * 6 5 74 6 1.4190 Sn ee 74 34 1.4543 raſſa * 5 6 74 2¹ 1.4471 a Strafe 68022/ n 860610 / w. e 83 81/, 1.6365 Hare Island (Haſen Inf.) 70026. n. 3712/ w.] 82 49 | 1.6406 Polarmeer 75 5’ n. 42043“ w. 84 25 1.6169 75 51 46 26 „„ „ 84441/,| 1,6410 76 45 58 20K 86 9 | 1,7052 76 8 . 60 41 N 86 0 1.6885 70 35 49 1555 „ 84 39 1.6837 den Hals der gefaͤhrdeten Ente, und mit einer gewaltſamen An⸗ ſtrengung machte ſie ſie frei und brachte ſie in offenes Waſſer. über die lange Zeit dauernde unterbrechung der Lebensäußerungen bei Inſekten (63) iſt der Linnean Society zu London folgende Mittheilung durch Hrn. Marsham gemacht worden: „Hr. Montague beobachtete an ſeinem Arbeits⸗ kiſche in Guildhall ein Inſekt, welches, wie ſchon ſein Bruder am fruͤhen Morgen deſſelben Tages bemerkt hatte, ſich aus dem Holze des Tiſches heraus zu arbeiten ftredte, Er half ihm mit Vorſicht aus ſeiner Zelle, und es ergab ſich, daß es ein kraͤftiger und mun⸗ terer Buprestis splendens Fabr. war. Der Tiſch war vor 22 Jahren in der Arbeitsſtube aufgeſtellt worden und aus Fichtenholz verfertigt, was aus einem Hafen des baltiſchen Meeres gekom⸗ men war. Daß das Inſekt in dem Holze geweſen, 1 der Tiſch verfertigt worden war, ergab ſich aus der Thatſache, daß damals der Kanal, den das Inſekt, gebildet hatte, queer durchſchnitten worden war. (uber einen ähnlichen Fall haben wir ſchon Noti⸗ zen Nr. CXLV S. 94 ff. berichtet.) Eine naturhiſtoriſche Reife nach Chili und Peru hat Hr. Deſſalines d Orbigny, ein junger franzoͤſiſcher Naturforſcher, mit Unterſtuͤtzung feiner Regierung und dem Aufs trage unternommen, das Pariſer natuthiſtöriſche Muſeum zu bereichern. Ein Muſeum für Naturgeſchichte wird in Ber⸗ gen in Norwegen, in Verbindung mit einer Sammlung von Natio- nal⸗Alterthuͤmern, eingerichtet. 105° — —ͤ—— ä — 4106 Heilkunde. Beobachtung eines Falls von metritis sub- acuta mit Entzündung der venae uterinae u. ſ. w. (64). Von Louis. Nichts ſcheint einfacher und beſſer bekannt zu ſeyn, als die Geſchichte der metritis, wenn man die dogmatiſchen Schriftſtel⸗ ler lieſ't, welche von ihr geſchrieben haben. Denn ſie beſchraͤn⸗ ken ſich nicht darauf, die Symptome dieſer Krankheit uͤberhaupt anzudeuten, ſondern ſie beſchreiben auch diejenigen, welche ſtatt⸗ finden, wenn die Entzündung nur einen Theil des Uterus, ſei⸗ nen Körper oder feinen Hals, feine vordere und hintere Fläche oder den Grund dieſes Organs ergreift. Sie ſchildern die ver⸗ ſchiedenen Ausgaͤnge dieſer Entzuͤndung in Verhaͤrtung, Eiterung oder Gangraͤn, ferner die Zeichen, vermittelſt welcher man ſie erkennen kann u. ſ. w. Doch ſucht man vergebens die beſonde— ren Thatſachen, welche dieſen Beſchreibungen zum Grunde liegen, und man muß wuͤnſchen, daß die Arzte, vorzüglich diejenigen, welche geburtshülfliche Anſtalten dirigiren, eine Krankheit genau ſtudiren, welche fie unter allen Formen zu beobachten haͤuſige Gelegenheit haben. Bevor dieſer Wunſch erfüllt iſt, glau— ben wir eine Beobachtung von metritis mit Entzündung der venae uterinae mit allen noͤthigen Details, welche wir geſam⸗ melt haben, mittheilen zu müͤſſen. Eine Frau von 27 Jahren, von einer ziemlich ſtarken Con⸗ ſtitution, von kleiner Statur, vollkommen wohlgebildet, wurde am 3. Januar 1826 im höpital de la Charite aufgenommen. Sie war ſeit zwanzig Tagen auf natuͤrliche und gluͤckliche Weiſe in der geburtshuͤlflichen Abtheilung (A la Bourbe) entbunden, und den Tag nach ihrer Niederkunft von Kopfſchmerz, Fieber— ſchauern, Schmerzen im hypogastrium und von unbedeutender Diarrhoe befallen worden. Dieſe Symptome hatten fortgedau— ert, die Fieberſchauer hatten ſich alle Tage zu verſchiedenen Stunden erneuert, die Schmerzen hatten ſich nur ſehr wenig über das epigastrium hinaus ausgebreitet, es waren vor der Zeit, in welcher die Kranke die geburtshuͤlfliche Anſtalt (la Bourbe) verließ, was 14 Tage nach der Entbindung geſchah, keine Übelfeiten vorhanden geweſen. Der Durſt war vom An- fange an ſehr heftig, der Mund trocken, die Anorexie vollkom- men geweſen. Der Ausfluß aus der vulva war mehr oder we— niger copids und während der zwei erſten Wochen vermiſcht ge⸗ weſen, worauf er weniger betraͤchtlich geworden war. Die Diar⸗ rhoe hatte in einem nicht ſehr betraͤchtlichen Grade fortgedauert, und der roth gewordene Urin war in den letzten acht Tagen mit Schwierigkeit gelaſſen worden. Man war fogar genöthigt ge— weſen, die Kranke zweimal zu catheteriſiren, von welcher Ope⸗ ration fie nichts gelitten hatte. Übrigens hatte man ſich auf ers weichende cataplasmata und auf beſänftigende Mittel beſchraͤnkt. Man hatte keine Art von Blutentziehung verordnet. Am 4. Januar zeigte das gerothete Geſicht einen Ausdruck von unangenehmem Gefühl und bisweilen von Schmerz, die Ins telligenz war nicht geſtöͤrt, der Kopf frei und unſchmerzhaft, das Gefühl von Schwache ſehr betraͤchtlich, der rechte Ober: ſchenkel ſeit 4 Tagen in ſeiner ganzen Laͤnge, vorzuͤglich beim Druck und bei der Bewegung ſchmerzhaft. Die Zunge war tro— cken und hart, auf der rechten Seite ein wenig belegt, obgleich die Kranke einige Minuten vor unſerm Befuche ein Glas Tiſane genommen hatte. Der Geſchmack war pappig und bitter, der Durſt heftig, die Anorexie ohne Übelkeiten. Aber kurze Zeit vor dem Beſuche und an den zwei vorhergehenden Tagen war Erbrechen von ſchleimiger Materie vorhanden geweſen. Der Bauch war eſchmeidig und weich, außer auf der rechten Seite hinter und uͤber dem ligament. Fallopii, wo man eine runde Geſchwulſt fuͤhlte, welche 3 Zoll im Durchmeſſer hatte, und, ausgenommen Keim Druck, nicht ſehr ſchmerzhaft war. Auf der linken Seite in der correſpondirenden Gegend war der Oruck etwas weniges beſchwer⸗ lich, und an allen andern Stellen brachte er keine Art von un⸗ angenehmem Gefühl hervor. Der Ausfluß aus den Geſchlechts⸗ theilen war nicht ſehr betraͤchtlich, und es hatte am vorherges henden Tage kein Stuhlgang ftatt gefunden. Die Reſpiration war maͤßig beſchleunigt, der Puls regelmaͤßig, ein wenig klein; er ſchlug 100 mal in der Minute, die Wärme war mäßig, Es wurden 30 Blutegel auf dem hypogastrium anzulegen, er⸗ weichende Lavemens, erweichende Fomentationen und die aller⸗ ſtrengſte Diät verordnet. . Am folgenden Tage zeigte ſich nichts Bemerkenswerthes. Am 6. Januar hatten das unangenehme Gefühl und die Schwache zugenommen. Die tunicne scleroticae und die ganze Ober⸗ flaͤche des Körpers waren von einer dunkelgelben Farbe, die Zunge war trocken, und das Sprechen war noch mehr erſchwert als am 4. Januar. Es waren zwei fluͤſſige Stuhlgaͤnge da ges weſen, und die Kranke klagte uͤber Schmerzen am anus, wo ſich ein ziemlich voluminoͤſer Haͤmorrhoidalknoten entwickelt hatte. Man unterſuchte wechſelsweiſe durch den anus und durch die va- gina, und fand das Volumen des Uterus ein wenig betraͤchtli⸗ cher, als im geſunden Zuſtande, das os tincae weich, ſehr we⸗ nig ſchmerzhaft, und das orific. colli uteri nahm ohne Schwie⸗ rigkeit die Spitze des Zeigeſingers auf. Die hinter dem liga- ment. Fallopii der rechten Seite gelegene Geſchwulſt ſchien mit dem Uterus nicht vereinigt zu ſeyn. Die Wärme war während des Tags ſo groß, daß fie die Kranke mehrere Male bewog ſich zu entbloͤßen. Waͤhrend der Nacht war delirium vorhanden. Am 7. Januar war die Intenſttaͤt der gelben Farbe noch ſtaͤrker, das Geſicht traurig, der Ausdruck von unangenehmem Gefuͤhl ſtaͤrker, das Ausſehen der Zunge wie an den andern Tas gen, das hypogastrium ſehr ſchmerzhaft; ſogar der ganze uns ker dem Nabel gelegene Theil des Abdomen war ein wenig hart und beim Druck empfindlich; die Diarrhoe dauerte fort, die Re— ſpiration war maͤßig beſchleunigt, bisweilen ſchluchzend. Am 8. Januar waten alle Symptome beſſer; der Ausdruck des Geſichts war natuͤrlicher als am vorhergehenden Tage, der Blick war fäter, die Bewegungen der Zunge leichter, der Puls weniger haͤufig. Die Nacht war ruhiger geweſen als am vorher— 1 5 Tage, aber das Volumen des Bauchs ſchien vergroͤßert zu ſeyn. Dieſe ſcheinbare Beſſerung verſchwand bald, und die Kranke war faſt während des ganzen Tags betaͤubt. Die Betäubung war noch am folgenden Tage vorhanden, als ich die Kranke bes ſuchte, und die Geſichtszuͤge waren eingeſunken, der Druck auf das Abdomen ſchien nicht ſehr ſchmerzhaft zu ſeyn, und die Kranke ſagte ſelbſt, daß ſie gar nicht leide. Sie hatte zahlreiche und unwillkuͤhrliche Stuhlgaͤnge gehabt, die Zunge war feucht und bleich. Am 10. Januar dauerte die Betaͤubung noch fort, die Kranke hatte den ganzen Tag kein Wort geredet; nur waͤhrend der Nacht hatte ſie einige unverſtaͤndliche Worte geſprochen. Der Puls war nicht ſehr beſchleunigt, und der Bauch, vorzuͤglich auf der rechten Seite, beim Druck empfindlich. Die Stuhlgaͤnge was ren ſehr häufig und unwillkuͤhrlich geweſen, wie am vorherge— henden Tage. Dieſelben Symptome dauerten fort und wurden am folgen: den Tage noch ſchwerer. Am 12. Januar um 1 Uhr des Mor⸗ gens ſtarb die Kranke nach einem langſamen und ſchmerzhaften Todeskampfe. 4 unterſuchung des Leichnams 33 Stunden nach dem Tode. — Nußerlicher Zuſtand. Die gelbe Farbe war auf der Bruſt und vorzüglich auf dem Abdomen ſehr dun⸗ kel. Es war keine Ecchymoſe vorhanden, der Haͤmorrhoidalkne⸗ ten war verſchwunden. 107 Kopf. Man ſah an der aͤußerlichen Flaͤche der dura ma- ter Verzerrungen, durch welche Granulationen gingen, welche aus der Duplicatur dieſer Membran entſprangen. ) Die arach- noidea zeigte auch nahe am sulcus medianus einige Hirſenkorn⸗ foͤrmige Granulationen. Die pia mater war ein wenig injicirt, die obern Hirnvenen waren nicht ſehr erweitert, die subst, cor- ticalis und die subst. medullaris des Gehirns waren vollkom⸗ men geſund. Es befanden ſich zwei kleine Eßloͤffel voll ſeroͤſer Fluͤſſigkeit in jedem ventriculus lateralis. Das Übrige des Ge⸗ hirns war im natürlichen Zuſtande. 5 5 Hals. Der larynx, die epiglottis und die trachea zeig⸗ ten nichts Bemerkenswerthes, und hatten ihre gewöhnliche bleiche Farbe, Der pharynx war mit einer Lage von dickem und zaͤhem Schleim überzogen, welcher den zwischen der cartilago thyreoi- dea und der cart. cricoidea eingefchloffenen Raum ausfüllte, Bruft, Die Lungen waren in einem Theile ein wenig gruͤnlich und ohne Adhaͤrenzen. Es war keine Ergießung in der Höhle der pleurae vorhanden, Der lohus inferior der rechten Lunge war von einer mehr oder weniger dunkeln lividrothen Farbe, zeigte an ſeinem mittlern Theile eine Aſtermembran von der Größe eines Fuͤnffrankenſtuͤcks, welche eine kleine Portion des ein wenig verhärteten Lungenparenchyms bedeckte, in deſſen Mitte man zwei kleine Abſceſſe fand, welche 4 bis 5 Linien im Durchmeſſer hatten, einen conſiſtenten Eiter enthielten, und mit einer duͤnnen und weichen Aftermembran uͤberzogen waren. Ein dritter Abſceß von demſelben Volumen, aber mit einem jauchi⸗ gen Eiter angefuͤllt, war in demſelben lobus in der Nähe der Stelle vorhanden, wo er ſich mit dem lobus medius verbin⸗ det. In den uͤbrigen Theilen war die Lunge elaſtiſch, viel fe⸗ ſter als gewöhnlich, ohne Verſtopfung und ohne Hepatiſatjon. Der lobus superior enthielt eine große Quantität einer gelbli⸗ chen und ſchaumigen Fluͤſſigkeit. Die linke Lunge war geſund. Eben ſo waren die Bronchien. — Das Herz enthielt nur einige Tropfen Blut, und war in einem Zuſtande von vollkommener Integritaͤt. Die aorta zeigte auch nur ſehr wenig Blut, war gelber als im natuͤrlichen Zuſtande und ohne organiſche Veraͤn⸗ erungen, A een Innerlich zeigte fid beim erften Anblick nichts Bemerkenswerthes als Trockenheit des peritoneum; das epi- ploon adhärirte unten mit dem ramus horizontalis der ossa pubis: die Hälfte des Duͤnndarms war in das kleine Becken ge⸗ funken. Die oberflaͤchlichſten Circumvolute dieſes Theils waren unter einander und mit dem Umkreis der obern Apertur verbun⸗ den, wodurch ſie das Ausſtroͤmen des Eiters verhinderten, wel⸗ cher die Beckenhoͤhle ausfuͤllte. Dieſer Eiter war homogen und von einer dunkelgelben Farbe, ausgenommen in einem nicht ſehr großen Raume zwiſchen dem uterus und dem rectum, wo er von Blut gefleckt war. Die Theile, mit welchen er ſich in Be⸗ ruͤhrung befand, waren mit einer duͤnnen und zerreiblichen After⸗ membran überzogen, unter welcher das peritoneum mehr oder weniger roth und livid war. Der Punkt, wo die Darmcircum⸗ volute mit einander adhaͤrirten, war durch eine grauliche und roͤthliche Linie angezeigt, und dieſer gegenuͤber war die Muskel⸗ membran betrachtlich verdickt. Das Volumen des Uterus war faſt um die Hälfte vergrößert; feine Farbe war aͤußerlich wie innerlich rofenroth,. Die vagina war graulich, das os tincae weich und ein wenig verlängert. Das collum uteri enthielt ei⸗ nen roͤthlichen und zaͤhen Schleim. Die Hoͤhle ſeines Koͤrpers war viel betraͤchtlicher als im natürlichen Zuſtande, zeigte meh⸗ rere braunrothe Punkte und zwei Granulationen, welche 10 Li⸗ nien lang und 1¼ Linie breit waren, und wie Polypen ausſa⸗ hen. Seine Wände hatten eine roſenrothe Farbe; ihre Dicke war vorn in der Strecke eines Zolls mehr als verdoppelt. An den uͤbrigen Stellen war die Dicke nicht betraͤchtlicher, als im gewoͤhnlichen Zuſtande, und uͤberall war das Parenchym des Or⸗ gans erweicht, ſo daß man ohne große Muͤhe mit den Naͤgeln Theilchen davon wegnehmen konnte. Auf der einen und auf der andern Seite, aber vorzuͤglich rechts ſah man auf dem Lauf der j —— 108 in den Körper des Uterus gemachten Snefionen Öffnungen, wel⸗ che ohngefahr zwei Linien weit waren, und woraus ein ſehr die cker und ſehr gelber Eiter floß. Dieſe Öffnungen waren die Muͤndungen von mehr oder weniger geſchlaͤngelten Kanälen. Als man ſie vermittelſt eines auf einer Hohlſonde gefuͤhrten Stilets aufſchnitt, kam man außerhalb des Uterus auf zwei Geſchwuͤlſte, von welchen die eine ein wenig groͤßer als die andere war, und 1½ Zoll in der Höhe und ohngefaͤhr einen Zoll in der Breite hatte. Sie waren durch die Vereinigung der genannten Kanaͤle gebildet, welche mit Eiter angefuͤllt waren und ſich in einen eine zigen Kanal vereinigten, welcher, nachdem er einen Lauf von 9 Zollen zuruͤckgelegt hatte, ſich unmittelbar unter den venae ro- nales in die vena cava inferior öffnete. Dieſer Kanal, wel— cher nichts anders als der truncus communis der Venen des uterus und des ovarium der rechten Seite war, war in dem größern Theil feines Laufs 10 Linien. weit; blos 5 Linien weit war er da, wo er in die vena cava muͤndete. Er enthielt in feiner ganzen Länge Eiter, war mit einer ſehr dünnen, ein wenig rothen Aftermembran uͤberzogen, und hatte mehr als einen halben Millimeter (alſo ziemlich / Linie) Dicke, eine gruͤnlichgraue Farbe und eine Art von Halbdurchſichtigkeit. Seine innere Flaͤche zeigte transverſale Falten, welche auch in den venae uterinae und ovaricae vorhanden waren, Dieſe Venen waren viel weniger dick, obne Aftermembranen, und nahmen da, wo ſie ſich den Waͤnden des Uterus naͤherten, unmerklich eine weiße Farbe an. Die venae uterinae waren, wie wir geſagt haben, links viel weniger zahlreich als rechts; ſie hatten uͤberall dieſelbe Struktur. Man fand auf der linken Seite keine aͤhnliche Geſchwulſt, und an keinem Punkt der Waͤnde des Uterus war Eiter in die Zwi⸗ ſchenraͤume ſeiner Faſern ergoſſen. Die Ovarien zeigten nichts Bemerkenswerthes. Die vena cava inferior enthielt nicht die geringſte Quantitat Eiter, und alles im Umkreis und im Ins nern des Bockens gelegene Zellgewebe war im natuͤrlichen Zus ſtande. — Die Blaſe hatte ein ſehr kleines Volumen; ihre Schleimmembran zeigte eine orangengelbe Farbe und ihre ge— woͤhnliche Dicke und Conſiſtenz, und war mit einer Lage homo= genen, gelblichen, rahmartigen Eiters bedeckt. — Der oesopha- gus war im natuͤrlichen Zuſtande und hatte noch feine Epi⸗ dermis. Der Magen hatte ein mittelmaͤßiges Volumen und ent⸗ hielt eine kleine Quantität gruͤnlicher und blaͤulicher Fluͤſſigkeit; ſeine Schleimmembran war weiß, von einer gehoͤrigen Dicke und Conſiſtenz und mit einer Lage weißlichen, roͤthlichen und ſehr zaͤhen Schleims bedeckt. Der Duͤnndarm enthielt in einer Strecke von 3 Fuß an ſeinem Anfang wenig Galle, und in den andern Theilen eine roͤthliche, nicht ſehr dicke Fluͤſſigkeit; feine Schleimmembran war in ihrer ganzen Länge bleich, dünn und weich wie Schleim. Der Dick- darm hatte ein mittelmaͤßiges Volumen, und zeigte in feiner gan» zen Länge eine nicht ſehr betraͤchtliche Quantitaͤt von derſelben Art von Fluͤſſigkeit, welche man im Dünndarm fand; feine Schleimmembran war durchaus roth, ein wenig verdickt, und in demſelben Grade erweicht, welchen der Duͤnndarm zeigte. An einigen Stellen hatte fie ein ſehr deutliches koͤrniges Ausſe⸗ hen. Das gleich unter der Schleimhaut an denſelben Stellen gele⸗ gene Gewebe war verdickt. — Die glandulae mesentericae wa⸗ ren ein wenig roth, übrigens geſund. Die Grimmdarmsgekros⸗ druͤſen zeigten nichts Bemerkenswerthes. — Die Leber war im natuͤrlichen Zuſtande; die Gallenblaſe war durch eine dicke, großentheils breiartige und dunkelfarbige Galle ausgedehnt; die ductus biliarii waren vollkommen frei; die Milz war 8 Zoll lang, klein und ihr Gewebe war geſund. Die andern Einge- weide des Abdomen waren vollkommen geſund. 8 Bemerkungen. — Die Erweichung der Schleimmem⸗ bran des einen und des andern Darms konnte (wenigſtens hin⸗ ſichtlich des colon, wo man ſie viel haͤufiger findet, als im Duͤnndarme) durch die ploͤtzliche Zunahme der Diarrhoe vor» hergeſehen werden, und iſt hier als eine der Haupturſachen des Todes zu betrachten. Die übelkeiten, dann die Schwierigkeit zu uriniren, am 16. oder 17. Tage der Affektion, ſchienen den Anfang * 109 der peritonitis und der cystitis zu bezeichnen und anzuzeigen, daß ſich bisher die Stoͤrung auf eine leichte enteritis und auf eine doppelte Entzuͤndung des Uterus und der Venen beſchraͤnkte, wovon man alle fruͤhern Symptome herleiten mußte. Aber wenn hat dieſe letztere Entzuͤndung angefangen? Zu der Zeit, wo die Kranke im hopital de la Charité aufgenommen wurde, fuͤhlte man hinter dem ligament. Fallo- ii der rechten Seite eine ziemlich beträchtliche und beim Druck chmerzhafte Geſchwulſt. Dieſe Geſchwulſt, welche ſcheinbar allein vorhanden war, konnte nur die von den entzuͤndeten und mit Eiter angefuͤllten Venen des uterus. und des orarium der rechten Seite gebildete Geſchwulſt ſeyn, und ihr Volumen zeigte eine Krankheit an, welche mehrere Tage vorhanden geweſen ſeyn mußte. Die Schmerzen und die Schwierigkeit den rechten Ober— ſchenkel zu bewegen, hatten am 17. Tage der Affektion ange— fangen, und ruͤhrten ohne Zweifel auch von dem Vorhandenſeyn dieser Geſchwulſt her, fo daß die Entzündung der Venen, wovon ſie die Folge war, lange vor dieſer Zeit vorhanden geweſen ſeyn mußte, und ſich wahrſcheinlich ſeit dem Anfange der erſten Sym— ptome herſchrieb: ein Schluß, welchen die aufmerkſame Unter- ſuchung der Organe bekraͤftigt. Denn wir haben geſehen, daß die venae uterinae verdickt und ſehr erweitert waren, daß ihr truncus communis 10 Linien weit war und mehr als einen halben Millimeter Dicke hatte, daß die Roͤthe dieſes letztern bereits verſchwunden war: umſtaͤnde, welche anzuzeigen ſcheinen, daß eine Entzuͤndung bereits lange vor dem Tode vorhanden war. Aber ob die phlehitis eine Folge der metritis, oder ob ſie von ihr unabhängig geweſen ſey, iſt ohne Zweifel ſchwer zu erweiſen. Jedoch wenn man bedenkt, daß die Entzuͤndung des Uterus ihrem letzten Stadium nicht ſehr nahe gekommen war; daß die der Venen ſehr intenſiv geweſen zu ſeyn ſchien; daß die organis ſche Veränderung, welche darnach folgte, in ihrem truncus com- munis beträchtlicher war, als in ihren Äften; daß es ſehr felten iſt, dieſe Blutgefäße an der Entzündung der Gewebe Theil neh— men zu ſehen, in deren Mitte fie ſich befinden: fo wird man glauben muͤſſen, daß die phlebitis und die metritis unabhängig von einander waren, daß vielleicht ſogar die Entzuͤndung der Venen an ihrem Stamme angefangen hatte, und dieſe Schluͤſſe werden noch mehr Wahrſcheinlichkeit erhalten, wenn man bedenkt, daß der Uterus und die Venen durch die Schwangerſchaft in ei⸗ nen beſondern Zuſtand gebracht werden, und daß da die Entzuͤn⸗ dung eben ſo gut an den Venen, als an dem Parenchym des Organs anfangen kann. Es iſt uͤberdies zu bemerken, daß die phlebitis uterina vielleicht häufiger iſt, als man gewoͤhnlich glaubt. Man lieſ't in Baillie's Traité d' anatomie pathologique, daß „die Ent- zuͤndung des Uterus haͤufig in eine Eiterung uͤbergeht, wo der Eiter in den Gefaͤßen des Uterus enthalten iſt.“ Dieſe Stelle ſcheint zu ſagen, daß in der metritis die venae uterinae der ausſchließliche Sitz der Eiterung find, denn der Pf. fügt nicht hinzu, daß man da auch bisweilen Eiter in dem Parenchym des Organs finde; aber ob man gleich ſich nicht auf Alles verlaſſen kann, was die Schriftſteller hinſichtlich der in der Subſtanz der Waͤnde des Uterus gefundenen Eiteranſammlungen berichten, ſo kann man doch mit Wahrheit ſagen, daß es erwieſene Beiſpiele von metritis gegeben zu haben ſcheint, wo man Eiterheerde außerhalb der venae uterinae gefunden hat. Obgleich dieſe Venen und ihr truncus communis mit Ei» ter angefuͤllt waren, ſo war doch, wie wir geſagt haben, nicht die geringſte Quantität Eiter in der vena cava inferior vor: handen. Dieſe Thatſache, welche dem Anſcheine nach unwahr— ſcheinlich iſt, erklaͤrt ſich ganz natuͤrlich, wenn man erwägt, daß die fraglichen Gefaͤße durch die tiefe Veraͤnderung ihrer Wände unfähig geworden waren, ihre Funktionen zu erfüllen, und ſtatt Cirkulationsorgane zu ſeyn, nur, fo zu ſagen, laͤngliche 110 traͤge Säcke waren, welche ſich an einem ihrer Enden in das Venenſyſtem öffneten, Die Blaſe enthielt eine Lage von ſehr duͤnnem Eiter; ihre Schleimmembran war ein wenig roth, doch hatte ſie ihre ge⸗ woͤhnliche Dicke und Konſiſtenz behalten. Dies iſt nichts Selt⸗ ſames, und wenn wir es bemerken, ſo geſchieht dies blos um die außerſt große Verſchiedenheit zu zeigen, welche, hinſichtlich der Wirkungen der Entzuͤndung, zwiſchen den Schleimmembranen vorhanden iſt, welche die verſchiedenen Organe uͤberziehen; denn wir haben z. B. niemals Eiter in der Höhle des Dickdarms ges funden, ohne daß feine Schleimmembran zu gleicher Zeit weich wie Schleim geweſen waͤre. Dieſe Verſchiedenheiten ſtimmen uͤbrigens bis zu einem gewiſſen Punkt mit denjenigen uͤberein, welche zwiſchen dieſen Membranen im natürlichen Zuſtande vorhanden find, — Wir wollen auch erinnern (aber als eine ſeltene That— ſache), daß der lobus inferior der rechten Lunge drei kleine in Saͤcke eingeſchloſſene Abſceſſe enthielt. Der Elter, womit dieſe Saͤcke angefuͤllt waren, hatte daſſelbe Ausſehen, welches der Eiter des kleinen Beckens zeigte, war homogen, und konnte nicht der Erweichung einiger Tuberkeln zugeſchrieben werden. Er war offenbar die Folge einer ſehr begraͤnzten Entzuͤndung. So findet man in gewiſſen Faͤllen in der Mitte der Leber Abſceſſe, welche die Beſchaffenheit der fraglichen Abſceſſe haben, und mehr oder weniger groß ſind, ohne daß das ſie umgebende Gewebe eine ſehr merkliche Veränderung erlitten hat. — End: lich, einige Tage vor dem Tode, zeigte ſich eine ſehr intenſive gelbe Farbe, und doch waren die ductus biliarii (wie dies ges woͤhnlich der Fall iſt) vollkommen frei. Alle organiſche Veraͤnderungen außerhalb des Uterus, die Erweichung der Schleimmembran des einen und des anderen Darms, die peritonitis, die cystitis und die Abſceſſe der rech⸗ ten Lunge zeigen eine ſehr bedeutende Praͤdiſpoſition des Sub⸗ jects zu der Entzuͤndung an, und ſcheinen die Entwickelung der Entzündung des Uterus und der venae uterinae nach einer na⸗ turlichen und nicht ſehr ſchweren Entbindung, d. h. unter den guͤnſtigſten umſtaͤnden und bei ſcheinbar wiederhergeſtellter Ges ſundheit zu erklären, Ein Fall von Pneumothorax. (65) Mitgetheilt von Dr. Abereromby. Thomas Ste venſon, 22 Jahre alt, wurde am 26, Juli 1824 in das allgemeine Krankenhaus zu Penang aufgenommen, und ſchien ſich in dem letzten Stadium der phthisis pulmona- lis zu befinden. Die vorhergehende Geſchichte des Falls führte zu dem Schluß, daß er urſpruͤnglich mit Leberkrankheit compli⸗ cirt war. Der Patient hatte einen heftigen Schmerz in der rechten Seite der Bruſt, vorzuͤglich unter den falſchen Rippen; ferner einen tiefen ſtarken Huſten mit copiöfem eiterartigen Aus⸗ wurf; er war zu profuſen Schweißen geneigt, ſeine Gedaͤrme waren ſehr erſchlafft, und die Secretionen aͤußerſt krankhaft. Der Puls war klein und ſchnell, und die Kraͤfte des Kranken waren ſo ſehr geſchwaͤcht, daß er nicht ohne Beiſtand von ſeinem Lager aufſtehen konnte. Die zuerſt angewendeten Mittel be⸗ zweckten die Stoͤrung in den Verdauungsorganen zu mindern. Es waren Mercurialpillen und gelinde öffnende Mittel. Zu gleicher Zeit wurden Veſikatorien auf den Sitz des Schmerzes gelegt, und expectorantia mit digitalis gegeben. Unter dieſer Ber handlung blieb der Patient einige Zeit wie er war, und im Anz fange des Septembers fing er an ſich zu beſſern; feine Verdau— ung wurde regelmaͤßiger und die Secretionen wurden geſunder. Der Huſten war weniger beſchwerlich, und der Auswurf nahm an Quantitaͤt ab und verlor ſeine eiterartige Beſchaffenheit. Der Patient bekam Kraͤfte, und zum großen Erſtaunen ſeiner Waͤrterinnen fing er an herumzugehen. Er wurde nun als Re— convalescent betrachtet, und die Arzneimittel wurden blos gege— ben, um ſeine Verdauung in Ordnung zu erhalten, und einen geringen Huſten zu erleichtern, welcher zuruͤckgeblieben war. 111 di ande blieb er während der Monate September, Nenber, indem kein Schiff vorhanden war, auf welchem er hätte fortgebracht werden koͤnnen. Im Anfang des Decembers kehrten alle uͤbele Symptome, mit weilchen er aufgenommen worden war, zuruck. Der Schmerz in der Bruſt war ſehr heftig, doch hatte er ſeinen Sitz höher oben als zuvor, und zwar vorzuͤglich unter der fuͤnf⸗ ten und ſechſten Rippe. Der Auswurf nahm zu und wurde of⸗ fenbar eiterartig, die Verdauung kam wieder in denſelben Zu⸗ ſtand, und die Zunge bekam ein bluͤhendes, rothes, glänzendes Ausſehen. Es wurden wiederum aͤhnliche Mittel angewendet, aber ohne weſentliche Erleichterung. Die Symptome nahmen zu, es kamen colliquative Schweiße und Diarrhoe hinzu; die Kraͤfte des Patienten fanken immer mehr, und am 28. Decem⸗ ber ſtarb er. 5 . bund 3 unterſuchung des Leichnams 4 unden na dem 0d \ — Die merkwuͤrdigſte Erſcheinung, welche ſich zeigte, als die Bauchhoͤhle geöffnet wurde, war die Lage der Leber. Dieſe war durch das diapkragma von der rechten nach der kinken Seite geſchoben, fo daß der rechte Jobus direct über dem Ruͤckgrat lag. Der Magen war folglich verſchoben, und lag longitudinal auf der linken Seite der Wirbelbeine. Das diaphragma zeigte auf der rechten Seite einen converen Vor⸗ ſprung, welcher in die Bauchhoͤhle hineinragte, durch Ausdeh⸗ nung von Luft hervorgebracht war, und die Verſchiebung der Leber verurſachte. Das sternum wurde hierauf behutſam weg⸗ genommen, fo daß die pleura zurückblieb, und als in dieſe Membran eingeſchnitten wurde, zeigte ſich die ganze rechte Seite der Bruſt als eine Höhle, welche im Grunde ohngefaͤhr 8 Unzen duͤnnen Eiter, aver nicht den geringften Ueberbleibſel von Lunge enthielt. Das Herz war klein, und die vense co- ronariae waren angeſchwollen. Auf der linken Seite war die Lunge theilweise krankhaft, und zeigte hier und da tuberfelars i mpen, 8 t ” =. 9 1 5 nöthig ſeyn, hinzuzufügen, baß die Leber, ob fie gleich großer als im natürlichen Zuſtande und von einer dunkel⸗ lioiden Farbe war, a 7 ausſah, als wenn ſie der Sitz ac⸗ iver Entzuͤndung geweſen ſey. . 8 x wer enn viellicht die Bemerkung, daß die Milz ungewoͤhn⸗ lich klein war, und blos 11 Drachmen und 16 Gran wog, zu einem phyſiologiſchen Schluß führen, Miscellen. über die urſache des Todes bei Verbrennungen (66). Die Erfahrung lehrt, daß, wenn mehr als ein Drittel der Hautoberfläche zu ſeiner Funktion durch Verbrennung unfähig wird, der Tod erfolge, und zwar nach der Meinung einiger deutſchen Arzte unter Erſtickungszufallen, verurſacht durch eine Entzündung des Kehlkopfs und der Lungen. Dupuytren be⸗ hauptet dagegen, daß der nach Verbrennungen erfolgende Tod immer durch cenſecutive Magen⸗ und Darmentzuͤndung bedingt werde. Heyfelder ſah es ihn oft durch Sectionen beweiſen urd macht (in Harleß rheinl. Jahrbüchern X. 3. p. 57) einen Fall bekannt, ter ebenfalls mit dem Tode durch gastro- ente titis endete. — — 112 über Rhinopflaſt ik findet ſich in den Heibelberger klini⸗ ſchen Annalen II. Bd. 1. Heft 103 ein Aufſatz des verſtorbenen Klein, welcher den kuͤnſtlichen von Lindenholz verfertigten, nach der Geſichtsfarve gehörig lackirten und an einer ges woͤhnlichen Luͤnette angehängten Naſen bei weitem den Vor⸗ zug giebt vor den kuͤnſtlich aus der Stirnhaut angeheilten. Zu gleicher Zeit findet ſich dort eine Anekdote: eine junge, rei⸗ che, eitle Prinzeſſin verlangte von K., ihr wegen ihrer vertief⸗ ten (ſogenannten Sattel-) Naſe ein Plaͤttchen von Gold einzu⸗ heilen, damit der Ruͤcken der Naſe gerade von der Wurzel her⸗ abliefe, und erſuchte ihn, an Jemanden, dem es gegen eine Belohnung auf eine etwaige Narbe nicht ankam, den Verſuch zu machen. K. fand bald einen Hoſpitaliter, der ſich zum Verſuch bergab, lies nun ein dünnes Plattchen vom feinſten Golde nach der Naſe ſchlagen, welches von einer Seite der Naſe uͤber den Rüden bis auf die andere Seite derſelben ging, einen Pariſer Zoll lang, 5 viertel Zoll breit und überall abgerundet war, machte dann einen Schnitt auf dem Ruͤcken der Naſe von ihrer Wurzel bis an den knorplichten Theil, ohne die Knochenhaut zu verletzen, trennte von beiden Seiten (ohne Querſchnitt) die Haut ſo weit als nöthig war los, ſchob das Plättchen ein und zog uͤber dieſes und zu beiden Seiten angebrachten Charpierol⸗ len, die Haut genau mit Heftpflaſtern zuſammen. Es gelang nicht nur ſehr leicht, ſondern die Wunde heilte in wenigen Ta⸗ gen durch die erſte Vereinigung, und die Narbe war kaum zu bemerken. Es entſtand keine Eiterung, ſelbſt nicht, als der Mann auf das noch zu loͤſende Geld ſich betrank und mit einem Stocke einen derben Schlag auf die Naſe erhielt. Nach einigen Wochen wurde dem Manne das Plättchen wieder herausgeſchnit⸗ ten, welches auch in feinem Außern unverändert geblieben war; auch die neue Narbe war unbedeutend. Die Prinzeſſin konnte es aber doch nicht über ſich gewinnen, daß ihre Eiteikeit über ihre Furcht geſiegt und ſie ſich wirklich der gleichen Operation unterwerfen haͤtte. Ein Fall, wo der Uterus nicht vorhanden war (67). Renauldin hat der Academie royale des Sciences zu Paris den Zeugungsapparat einer Frau überreicht, an welchem dex Uterus ſehlt. Die Frau ſtarb im 52. Lebensjahre an einer can⸗ ceröfen Affektion des Magens. Sie war von kleiner Sta⸗ tur und nicht Über drei und einen halben Fuß groß; ihre Geiſteskraͤf⸗ te waren nicht ſehr entwickelt; fie hatte niemals menſtruirt, und ihre Brüfte hatten ſich niemals entwickelt. Die Zeugungs⸗ theile zwaren äußerlich wohl gebildet; das hymen war zum Theit vorhanden; der tief in die Vagina eingeführte Finger fand ſtatt des collum uteri nur ein kleines, kaum fuͤhlbares Tuberkel. Zwiſchen der Blaſe und dem rectum war ſtatt des Uterus eine Art von reſiſtirender Schnur, welche die Dicke einer Schreibfeder hatte, und eines Theils mit der Vagina und andern Theils mit den tubae communicirte. Die tubae waren da, wo fie in den Kanal mündeten, ſehr weit ausgehoͤhlt und bildeten eine Art von kleinem Sack. Es waren kaum einige Rudimente der Ova⸗ rien vorhanden. Als man die Vagina und den kleinen Kanal, welcher ſich über ihr befand, aufſchnitt, ſah man, daß die erftere gehoͤrig entwickelt war, und daß der zweite, welcher einen Zoll Laͤnge hatte, ſeiner Conſiſtenz und Organiſation nach offenbar der unvollkommen entwickelte Hals des Uterus war, deſſen Körper und Grund ganz fehlten. Bibliegraphiſche Neuigkeiten. Prackcal Botany: an improved arrangement of the Gene- ric Characters of British Plants; with a familiar In- trosluction to the Liunean System. By William John M. D. London 1826 8. Journal de Clinique sur les difformites dont le corps hu- main est susceptible a toutes les £poques de la vie (1. partie) et sur la mechanique et les instrumens employés par la Chirurgie (2. partie), Par C. 4. Maisonabe etc, Mai 1826, III. Nro. (Dies iſt der Titel des 2. und 3. Heftes der Zeitſchrift, wovon Nr. 248 S. 98 das exſte Stuck aufgeführt wurde. Die erſte Abtheilung iſt der Orthopädie, die zweite der Inſtrumenten⸗Kunde gewidmet; letztere iſt hoͤchſt unvollſtaͤndig: erſtere ift bes reits für die Notizen benutzt und wird auch ferner im Auge behalten werden.) —ͤ — —⁰⁵— . — ener dem Gebiete der aus Natur⸗ und Heilkunde. Nro. 204. (Nr. 8. des XIV. Bandes.) Juni 1826. Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. In Commiſſion. bei dem Kön. Preuß. Gränz-Poftamte zu Erfurt, der Koͤnigl. Sächſ. Zeitungs⸗Expedition zu Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u, Tariſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes⸗Induſtrie⸗Comptoir Preiß eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Rthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes 3 gal. ns ü n de über das Erſtarren der Landſchildkroͤte und der kleinen Haſelmaus (Myoxus muscardinus.“) Von John Murray. (68) Man trifft die gemeine Schildkroͤte (Testudo grae- ea) in mehrern englifchen Gärten; die Testudo geo- metrica zuweilen, indeß ſeltener. Eine von der gemei— nen Art legte in den Garten von Montroſe drei Eier. Sie erreicht zuweilen eine ungeheure Groͤße. Vor meh— rern Jahren ſah ich in Exeterchange zu London eine halb erſtarrte, die mehrere Centner wog, und angeblich 800 Jahr alt war. In der Bibliothek von Lambeth Palace befindet ſich die Schaale einer 1625 dorthin gebrachten Schildkroͤte, die bis 1730 lebte, und durch die Nachlaͤſſigkeit eines Arbeiters im Garten erfror, der ſie fuͤr ein geringes Trinkgeld im Winter ausgrub und nicht wieder bedeckte. Eine andere Schildkroͤte wurde im Jahr 1628 in den Garten des biſchoͤflichen Pallaſtes zu Fulham ge— bracht, und ſtarb im Jahr 1753, wahrſcheinlich eines natürlichen Todes. Wie alt dieſe erwaͤhnten Thiere in die Gaͤrten gebracht wurden, iſt nicht bekannt. Die, von welcher ich bald mehr reden werde, ſah ich im bi— ſchoͤflichen Garten zu Peterborough im J. 1813. Sie ſtarb erſt vor 4 bis 5 Jahren. Warum gerade die Bir ſchoͤfe eine ſolche Vorliebe fuͤr die Schildkroͤten haben, moͤgen die Alterthumsforſcher ergruͤnden. Die Testudo graeca lebt in Sardinien, wiegt in der Regel vier Pfund und wird gewoͤhnlich 60 Jahr alt. Aus einem zum Archiv der Kathedrale gehoͤrigen Dokument geht hervor, daß die Schildkroͤte von Peter— borough ungefaͤhr 200 Jahr alt geweſen ſeyn muͤſſe. Des Biſchof Marſh's Vorgänger hat dieſelbe über 60 ) Wir müſſen annehmen, daß hier von der kleinen Haſel— maus die Rede iſt, da im Original blos dormouse ohne foftematifhe Benennung ſteht, und die große (Myoxus Nitela) garden dormouse, der Siebenſchlaͤfer (I. glis) aber hoary dormouse genannt wird. D. ü. Jahr gekannt und keine ſichtbare Veraͤnderung an ihr bemerkt. Er war der 7te Biſchof, der waͤhrend ihres dortigen Aufenthalts die Infel trug. Wenn ich nicht irre, ſo war ihr durch obige Urkunde Wohnung und Unterhalt geſichert. Ihre Schaale war durchbohrt, da— mit man ſie an einen Baum binden, und die Ver— wuͤſtungen, die fie auf den Erdbeerrabatten anrichtete, beſchraͤnken konnte. Das Thier hatte gegen manche Dinge eine Anti— pathie, fuͤr manche eine Vorliebe; es fraß Endivien, gruͤne Erbſen, Peterſilie und Spinat; im Fruͤhjahr war fein liebſtes Futter die Bluͤthe des Loͤbenzahns (Leont- odon Taraxacum), von denen fie 20 auf einmal zu freſſen pflegte, und Gartenſalat, von dem ihr eine große Staude nicht zu viel war. Setzte man ſie aber zwiſchen Loͤpbenzahnbluͤthen und Salat, fo ging fie an die erſtern. Auch ſaugte ſie Orangenfleiſch mit großer Begierde aus. Zu Ende des Juni bekam ſie einen andern Ge— ſchmack, und ſah ſich nun nach Obſt um. Sie fraß Johannisbeeren, Himbeeren, Birnen, Aepfel, Pfirſchen, Nectarinen, je reifer, je lieber, ging aber nicht an Kir— ſchen; indeß hatte fie eine entſchiedene Vorliebe für Erd— und Stachelbeeren; ſie pluͤnderte die Erdbeerrabatten und fraß 1 Pinte Stachelbeeren auf einmal. Der Gaͤrtner erzaͤhlte mir, ſie kenne ihn wohl und poſtire ſich immer, wenn er Stachelbeere pfluͤcke, neben ihn. Wurzeln, z. B. die vom Loͤwenzahn, Moͤhren und Ruͤben, fraß ſie nicht; alle Nahrung aus dem Thierreiche, ſo wie alles Getraͤnk, verſchmaͤhte ſie, und wenn ein Blatt feucht war, ſo ſchuͤttelte ſie erſt die Tropfen ab. Dieſe Schildkroͤte bewegte ſich, mit einem Gewicht von 18 Steinen (252 Pfund) belaſtet, mit der größten, Leichtigkeit. Sie ſelbſt wog 1533 Pfund. Bei bewoͤlk⸗ ter Witterung wuͤhlte fie ſich gewöhnlich an einem fids lich gelegenen Orte eine Höhle, wo fie fo lange halb er; ſtarrt blieb, bis die Sonnenwaͤrme fie wieder erweckte. In dieſem Zuſtande eg die Augen geſchloſſen, und 115 Kopf und Hals ein wenig zurückgezogen, aber nicht bis in die Schaale. Ihr Geruch war ſo ſcharf, daß, wenn man ſich ihr auf 12 Fuß näherte, fie aus ihrem Schlum⸗ mer erwachte. 9 Zu Ende Septembers, oder Anfang Octobers, fing fie an, ſich gegen den Winter zu verwahren. Zu dies ſem Zwecke hatte fie ſich feit vielen Jahren einen beſon— dern Winkel im Garten auserſehen. Sie grub ſich ſchraͤg in die Erde, wie ein Maulwurf; die Tiefe, in welche ſie ſich begab, war nach der Beſchaffenheit des herannahenden Winters verſchieden, und betrug 1 — 2 Fuß. Etwa einen Monat, ehe fie das Schlafgemach bes zog, nahm ſie nicht die geringſte Nahrung zu ſich, und wenn fie zu Ende April wieder erſchien, blieb fie gleich⸗ falls wenigſtens 14 Tage ohne Futter. Ihre Haut war nicht beſonders kalt,“) die Reſpiration, welche einzig durch die Naſenloͤcher ſtatt fand, war langſam; ich ber ſuchte das Thier zum letztenmal am 9. Juli 1815 wäh; rend eines Gewitters; es hatte ſich unter einen Blu— menkohlſtock gefluͤchtet, und ſchien erſtarrt zu ſeyn. Es iſt ſehr ſonderbar, daß der Salat und Loͤwen⸗ zahn der Schildkroͤte ſo gut zuſagen. Der Milchſaft des erſtern iſt wegen des darin enthaltenen Opiums ſtark narcotiſch, und der Tararacumertract wirkt, wenn man ihn an den nervus ischiaticus eines Froſches bringt, der durch Voltaismus gereizt wird, ungefaͤhr wie Opium, indem es ihn unerregbar macht. Auch iſt es merkwuͤr— dig, daß dieſe Kraͤuter bei dem Eintritt der Obſtzeit aufhoͤrten, ein Lieblingsfutter zu ſeyn. Sonderbar iſt die Antipathie gegen Kirſchen. Den Widerwillen gegen Getraͤnk zeigen auch andere Thiere. Warum werden aber im Fruͤhjahr narcotica und ſedative Nahrungs— mittel, und gegen den Herbſt hin anders wirkende von der Schildkroͤte vorgezogen? Die Temperatur der Haut von der klei⸗ nen Haſelmaus (Myoxus muscardinus). — Im Jahr 1824 erhielt ich zwei Haſelmaͤuſe, deren Haut⸗ temperatur ich öfters unterſuchte. Den 51. Jan. 1804 zeigten fie unter der Bruſt 105° F. bei 48° Lufttemper ratur (bald darauf entwiſchte eine); den 14. Febr. bei 51° F. Lufttemperatur 62,5; das Thier war halb ers ſtarrt. Unt. der Luft. Bruſt. Febr. 18. um 1 Uhr 15 M. N. M. 46° 104 — — 83 30 M. N. M. 47, 69° — — : 5 : 30 M. N. M. 52° 102% — 19. 2 — M. N. M. 56° 99 — 21. : 10 # 30 M. N. M. 54% 102? — 22. 12 50 M. N. M. 57° 975 Am 14. u. 15. Febr. wurde die mir gebliebene Haſel⸗ maus durch vorſichtig angewandte Waͤrme erweckt. Der *) Dr. Davy fand die Temperatur der Testudo geome- trica zu Capſtadt im Mai bei 619 Lufttemperatur zu 62, 50; zu Columbo in Ceylon war die Temperatur eines groͤ⸗ 990 Exemplars am 3. Maͤrz 87, waͤhrend die der Luft 0 war. N - 116 Kaſten, in dem fie ſich befanden, beſtand aus zwei Ab: theilungen, wovon die eine mit trocknem Moos gefüllt war, in dem ſich die Thiere ein eifoͤrmiges Neſt ange: legt hatten und am Tage blieben. In der andern Ab; theilung wurden fie mit Waizenbrod und Milch gefüt: tert. Obgleich das Huͤttchen Häufig am Tage verdunkelt war, ſo fraßen die Thiere doch blos des Nachts. Eines derſelben half ſich auf eine ſonderbare Art, wenn die Fluͤſſigkeit in dem Naͤpſchen zu tief war; es ſteckte ſei— nen buſchigen Schwanz hinein, und ſaugte ihn dann aus. Wenn die Haſelmaͤuſe ihren Schlaf halten, liegen, fie wie ein Knaͤuel zuſammengewickelt, und koͤnnen wie Baͤlle in die Luft geworfen werden, ohne daß ſie ſich bewegen. Wenn man fie während des Winters in ges hoͤrig hoher Temperatur erhaͤlt, fo laͤßt ſich ihre Erſtar— rung ganz beſeitigen; allein fie überleben dann das fol gende Jahr nicht. Wenn die Haſelmaus ihren Winter ſchlaf beginnt, iſt fie fett, wenn fie im Fruͤhling er: wacht, ungewoͤhnlich abgemagert. Die meinigen waren außerordentlich ſcheu; indeß laſſen ſie ſich ſo zaͤhmen, daß ſie ihrem Waͤrter die Hand lecken und auf dem Tiſch herumlaufen. Ich fand, daß hohe und ſchneidende Töne fie ſehr afficirten; ihre Augen find, wie die der Kakerlaken, gegen Kerzen und Tageslicht ſehr empfindlich. Vom Dr. Davy entlehnen wir folgende Beobach⸗ tungen uͤber die Temperatur von Thieren. Luft. Thier. Columbo auf Ceylon 19. Oct. Eichhorn 81 102? 8. Febr. Ratte. 80° 102° 16. Juni Haſe, » 81 100° 4. Nov. 81 103? 26. Febr. Jungle-Katze os 99° Dr. Davy ſchließt, meines Erachtens mit Recht, daß die Temperatur des Menſchen durch den Übergang aus einem kalten oder gemaͤßigten in ein warmes Klima zunehme. Meinen eignen Erfahrungen nach, waͤchſt die Temperatur des Menſchen auch, je mehr er ſich uͤber die Meeresflaͤche erhebt. Auf dem Gipfel des Simplon er— hielt ich, wenn ich die Kugel des Thermometers unter die Zunge hielt, 100, 55. Auf den Mont-Cenis 1019 und auf dem großen Bernhard 102°. Der Überſetzer nimmt hier Golegenheit aus ſeiner eignen Erfahrung ein Beiſpiel anzufuͤhren, welches bes weiſt, wie ſchnell die Temperaturerniedrigung auf Thiere einwirke, die den Winterſchlaf halten. Ich verfolgte, bei mäßig kuͤhlem Wetter, zwei große Haſelmaͤuſe (My. oxus Nitela) in einem jungen Fichtenſchlag, die mit großer Schnelligkeit, wie Eichhoͤrner, von einem Baum zum andern liefen. Nachdem ich die eine mit dem Stocke erlegt, fluͤchtete ſich die andere in ein Erdloch, und um ſie lebendig zu erhalten, holte ich in moͤglichſter Eile aus meiner & Stunde entfernten Wohnung ein Grabſcheit; da fand ich denn, nur einen Fuß von der Offnung, wo die Roͤhre noch kein Ende hatte, das Thier in vollkommener Erſtarrung. In der Hand wurde es ſogleich wieder munter, und entſprang mir wieder. 117 Allgemeine Bemerkungen über’ die Monftrofität, und Beſchreibung einer neuen Art derſel⸗ ben, welche beim menſchlichen Geſchlecht beobachtet und Aspalasomus genannt wor— den iſt. (69) 19 4 Von Geoffroy Saint-Hilaire. Man weiß, daß es fuͤr alle Weſen drei Apparate giebt, welche in der Vauchhoͤhle liegen: nämlich der Digeſtionsapparat, der Urinapparat und der Zeugungs⸗ apparat. Dieſe drei Apparate verlängern ſich und när hern ſich dem Ende des Rumpfs. An dieſem Ende ha— ben ſie entweder eine einzige Oeffnung, wie bei den Voͤgeln, oder zwei beſondere Oeffnungen, wie bei den Saͤugethieren, und unter dieſen letzteren Thieren iſt z. B. das Maulwurfweibchen, bei welchem jeder dieſer drei Kanaͤle ſich einzeln fortſetzt, und ſich mit einer be— ſondern Oeffnung endigt. Dieſe letztere Anordnung hat ſich bei dem Foͤtus realiſirt gefunden, welchen Geof— froy Saint-Hilaire aus dieſem Grunde Aspala- somus nennt. Alle Organe des rechten hypochon- drium von dem diaphragma an, bis zu dem Ende des Rumpfs ſchienen auf die aͤußere Seite gezogen zu ſeyn, und hingen dieſſeits der Bauchhoͤhle. So war es mit der Leber, dem Magen, und einigen Theilen der Gedaͤrme, welche gewoͤhnlich die Mittellinie einneh—⸗ men. Die rechte Niere war angeſchwollen, und ihr ſehr erweiterter Ureter war unter ihr vorhanden. keine linke Niere wahr. Die drei Mündungen der Bauchapparate lagen hier in der Queere, als wenn ſie gezwungen worden waͤren, eine Viertelsſchwenkung rechts zu machen. Das linke Bein war blos verkruͤmmt, aber das rechte war kuͤrzer und ſchien die Wirkung des auf ſeine Seite ausgeuͤbten Ziehens ſehr ſtark erfahren zu haben. Die Anordnung der Theile war ſo, daß die Pronations— und Supinationsbewegungen des Fußes ausgefuͤhrt wer— den konnten. Geoffroy hat ſie wenigſtens in Betreff dieſer Bewegungen des Fußes mit dem verglichen, was man bei dem Ai oder Bradypus tridactylus bemerkt. Eine andere Aehnlichkeit, welche dieſer monſtroͤſe Foͤtus zeigte, gab die folgende Anordnung des Digeſtions—⸗ kanals. Man erinnert ſich, daß Geoffroy Saint-Hi— laire den Darm in eine vordere und in eine hintere Portion eintheilt, und daß das coecum der Punkt iſt, wo dieſe Theilung ſtatt findet. Bei dem fraglichen Foͤtus fehlte der größte Theil des hintern Darms, und folglich die art. mesenterica inferior, ſo daß, da der aspalasomus den letztern Theil des colon und das ganze intestinum rectum nicht hatte, dieſe letztere Portion des Darms aus Man— gel an der gehörigen Laͤnge ſich auch nicht an der ge— woͤhnlichen Stelle oͤffnete, die gewoͤhnlichen Circumvo⸗ lute nicht zeigte, und das Ausſehen eines ziemlich volu— [u — Man nahm 118 minoͤſen coecum hatte. Das normale coecum war jedoch vorhanden. Aber dieſen letzteren Theil des Darm— kanals nennt Geoffroy coecum wegen der Aehnlich— keit der Form und der Anordnung, und fieht in dieſem Falle eine Hauptaͤhnlichkeit zwiſchen dieſer anomalen An: ordnung und dem normalen Vorhandenſeyn der zwei Blinddaͤrme bei den Voͤgeln. Demnach ſieht man bei einem und demſelben ns dividuum, daß drei organiſche Zuſtaͤnde, welche fuͤr die Art, zu der es gehoͤrt, anomal ſind, bei anderen als normale betrachtet werden, ſo daß Geoffroy ſich immer mehr bewogen findet, als eine Grundwahrheit in der philoſophiſchen Anatomie auszuſprechen, daß die Abweichungen in dem organiſchen Zuſtande eines Thies res immer eine mehr oder wenige treue Wiederholung der Modificationen der organiſchen Hauptmittelpunkte ſind, nach welchen die Unterordnungen der regelmaͤßigen Thiere gemacht ſind. Aber dies iſt nicht Alles, es finden ſich noch andere wichtige Betrachtungen in dieſem Aufſatze. Was iſt z. B. die Urſache der beobachteten Monſtroſitaͤt? Welche Urſache hat dieſes Ziehen hervorbringen koͤnnen, welches die beobachtete Art von Vorfall der Eingeweide verurſacht hat? Das Ziehen, welches die Verſchiebung der Bauch— organe hat hervorbringen muͤſſen, iſt durch eine inter⸗ mediäre Membran hervorgebracht worden, welche den Foͤtus an ſeine gewoͤhnlichen Huͤllen anheftete. Dieſe Membran war in dem mitgetheilten Falle wirklich vor— ai Man hat dieſe adhäfive Membran noch ge: unden. . Der doppelte Aus fluß des Urins, fo wie auch das Nichtvorhandenſeyn der Bewegung des Foͤtus waͤhrend der Schwangerſchaft, ſind hierdurch erklaͤrt. Wie kann eine intermediaͤre Membran entſtehen und die Adhaͤrenz des Foͤtus und ſeiner Huͤllen ſtatt finden? Folgendes iſt die Theorie, durch welche Geoffroy dieſe Bildung erklaͤrt. Hier und weiter unten findet ſich angegeben, wie dieſe Adhaͤrenz das Ziehen ſoll be— wirken koͤnnen, welches die Monſtroſitaͤt verurſacht. Dieſe adhaͤſiven Membranen koͤnnen ſich bilden, weun eine Mutter in den erſten Zeiträumen ihrer Schwangerſchaft ſehr ſtark von subsultus tendinum befallen wird, und wenn dieſer Zufall eine heftige und ploͤtzliche Kontraktion des ganzen Muskelſyſtems empfin⸗ den läßt. Wenn der Uterus während dieſer Anſtrengung. und in Folge derſelben auf die Foͤtalmembranen wirkt und ſie mit Gewalt zuſammendruͤckt, ſo werden dieſe Huͤllen leichte Zerreißungen erleiden, und wenn ſie in Folge derſelben einen Theil des liquor amnii haben ausfließen laſſen, werden fie mit dem Foͤtus in Beruͤh—⸗ rung kommen koͤnnen. Nun wird aber nach dieſer ſehr moͤglichen Beruͤhrung eine ſecundaͤre Wirkung die ſeyn, daß die Wunden der umgebenden Membranen, ſo wie auch die der correſpondirenden Theile des Foͤtus durch eine wechſelſeitige Wrwachſzeng heilen. Kurz, es kann 8 119 auf dieſe Weiſe eine Adhaͤrenz hervorgebracht werden. Dieſe Adhaͤrenz wird feſt, die Membran oder das adhaͤ⸗ ſive Blatt vergroͤßert ſich, oder dieſe Adhaͤrenz wird eine Ordinate, wie ſich Geoffroy Saint-Hilaire aus drückt, welche den nisus formativus maͤchtig modifi⸗ cirt. Das Gewicht des Foͤtus, ſeine Bewegungen be— wirken dann das Ziehen und verurſachen die Verſchie— bung der Eingeweide. Nichts iſt leichter zu begreifen als dies, und daß die Wirkung ſich in der ganzen Laͤnge der Adhaͤrenz und auf die benachbarten Theile fort⸗ pflanzt, iſt auch begreiflich. Man ſieht daher, wie die Monſtroſitaͤten durch ſecundaͤren Einfluß hervorgebracht werden koͤnnen. Dieſe Monſtroſitaͤten ſind ganz ver— ſchieden von denen, welche durch directen Einfluß ent: ſtehen. Bei dieſer letzteren Klaſſe werden die Indi viduen in Folge einer Krankheit monſtroͤs; ſie gehoͤren weſentlich in das Gebiet der Pathologie. Von die, ſer Art ſind der von Geoffroy unter dem Namen thlipsencephalus beſchriebene Foͤtus und der pullus haematocephalus. Miscellen. Verein zur Ausfuͤhrung jaͤhrlicher New fen für naturhiſtoriſche Zwecke. — Zunaͤchſt durch die Herren Dr. Steudel und Prof. Hochſtet⸗— ter in Eßlingen veranlaßt, und unter Mitwirkung meh⸗ rerer Freunde der Botanik, wurde im verfloſſenen Jahre durch einen jungen Botaniker, Hr. Fleiſcher, eine botaniſche Reiſe in das ſuͤdliche Tirol unternommen, welche eine Ausbeute von mehr als 400 ſeltenen Phane— rogamen, und etwa 150 Eryptomen (mit den Mehrfa— chen davon in Allem etwa 15,000 Exempl.) und die Auffindung mehrerer fuͤr die Flora von Deutſchland neuen Arten lieferte, und fuͤr jeden der Theilnehmer mehr als 200 Arten ſehr ſchoͤn getrockneter Pflanzen abwarf. Der gluͤckliche Erfolg dieſer erſten Reiſe beſtimmte die HH. Steudel und Hochſtetter, den Verſuch zu machen, einen ſtehenden Verein zur Ausfuͤhrung jaͤhrli— cher Reiſen für naturhiſtoriſche (fuͤr dieſes Jahr zunaͤchſt für botaniſche) Zwecke zu gründen. Die Centralſtelle des landwirthſchaftlichen Vereins in Stuttgardt hat die obers — 120 fie Leitung dleſes, in den Kreis ihrer Wirkſamkeit fal- lenden, gemeinnuͤtzigen Unternehmens uͤbernommen. Die Einladung zur Theilnahme geht vorerſt nur zu einer Anſchließung auf 5 Jahre mit einem jährlichen Beitrage von 15 Gulden. Auch zur Einſammlung le— bender Pflanzen und Saͤmereien können Aufträge gege— ben werden, bei deren Berechnung die billigſten Verhaͤlt— niſſe beobachtet werden ſollen. Im Laufe des Jahres 1826 werden zwei junge Botaniker Reiſen für den Ver— ein machen: Hr. Muͤlber eine Reiſe durch die ſuͤd— lichſten Theile von Deutſchland, durch das Littorale, Iſtrien, die Inſeln Cherſo und Veglio, die Alpenkette von Krain, Kaͤrnthen und Steiermark, und zuruͤck, ent weder durch Salzburg oder Tirol; Hr. Fleiſcher macht eine Reiſe Über Trieſt nach mehrern der joniſchen Inſeln, nach Smyrna, Conſtantinopel, den Küftenges genden, einigen Punkten Griechenlands und wieder zus ruͤck uͤber Trieſt. Eine einbalſamirte menſchliche Mißge— burt (70) hat Hr. Geoffroy -Saint-Hilaire unter einer durch Hrn. Paſſalacqua aus Egypten mitgebrachten Sammlung von Thiermumien gefunden. P. brachte ſie als einen Affen, wovon er den Namen zu wiſſen verlangte. Geoffroy fand aber, daß es eine menſchliche Mißgeburt von der Familie, die er aence- phala nennt, ſey, d. h. wo das Hirn und Nuͤckenmark mangelt und auch die Knochen dieſen Mangel ausdruͤcken, indem die ringartigen Bogen der Wirbelbeine nicht ge— ſchloſſen, ſondern weit offen ſind. Was uͤbrigens zum Einbalſamiren einer ſolchen Mißgeburt bewegt haben kann, daruͤber hat man nur unbeſtimmte Vermuthungen. Merkwuͤrdig iſt, daß an dem Halſe der Mißgeburt ein Amulet mit einem Hundskopfe aufgehaͤngt war. über Hervorbringung von Mifgeburs ten (71) hat Geoffroy-Saint-Hilaire ſeit einis ger Zeit Verſuche in der Bruͤt- Anſtalt zu Anteuil angeſtellt, welche wichtige Reſultate verſprechen. Die Commiſſion zur Unterſuchung des thieriſchen Magnetismus (72) (vergl. Notizen Nr. 281) iſt nun wirklich conſtituirt und hat Magen die zu ihrem Secretair erwaͤhlt. e ne.“ Wahrſcheinlich Fraktur der basis cranii. (75) Von J. F. Macfarlan. H. Gilchriſt, 50 Jahr alt, ein Handarbeiter, wurde am Abend des 8. Mai 1821 von einem Brauer— karren geſtoßen, und fiel bewußtlos zu Boden. Als er aufgehoben worden war, ſah man Blut in be— traͤchtlicher Quantitaͤt aus ſeinen Ohren ausſtroͤmen. Zwei Stunden nach dem Zufall wurde er von Herren Macfarlan geſehen, und dieſer bemerkte folgende Symptome: i „Er iſt etwas comatoͤs, doch wenn er angeregt und wenn auf ihn eingeſprochen wird, ſo antwortet er, wiewohl nicht ſehr deutlich und etwas unzuſammenhaͤn— gend. Er klagt uͤber Kopfſchmerz, vorzuͤglich bei der Beruͤhrung und am meiſten hinter dem rechten Ohr, wo eine deutliche Erweichung und geringe Anſchwellung vor— handen iſt. Doch kann in keinem Theile des cranium weder eine Depreſſion des Knochens noch eine andere Verletzung entdeckt werden. Es iſt keine aͤußerliche Wun— de vorhanden. Das rechte Auge ſcheint in die orbita eingeſunken zu ſeyn, während das obere Augenlid theil— weiſe paralytiſch iſt. Beide Pupillen ſind erweitert, doch ziehen ſie ſich bei der Annaͤherung des Lichtes leicht 121 zuſammen. Es iſt noch immer eine betraͤchtliche Blu⸗ tung aus beiden Ohren vorhanden, und das Blut fließt in einem ununterbrochenen kleinen Strome. Auch klagt der Patient über Schmerz in der Seite, in der Nähe des Knorpels der 4ten Rippe, wenn dieſe Stelle berührt wird; doch kann keine Verletzung wahrgenommen wer⸗— den. Er hat Erbrechen gehabt, der Puls ſchlaͤgt 48 mal in der Minute, die Haut iſt kalt.“ ; Nach zwei Stunden wurde er wieder beſucht, und da fand man ihn in demſelben Zuſtande, doch leichter aufgeregt. Es ſchien keine Laͤhmung der Muskelkraft vorhanden zu ſeyn, indem er den Zwang nicht leiden wollte, und mit Muͤhe im Bette gehalten wurde. Es wurden am Arm 25 Unzen Blut entzogen, worauf der Puls ſich ſo hob, daß er 57 mal in der Minute ſchlug. 9. Mai. Er hatte eine ziemlich ruhige Nacht, obgleich mit Recken und Auffahren — die Blutung aus den Oh— ren dauert noch fort — er klagt über Kopfſchmerz — kein Stuhlgang. Aus der art. temporalis wurden 14 Unzen Blut entzogen — der Kopf wurde raſirt, und es wurden kalte Fomentationen darauf gelegt. 10. Mai. In der vergangenen Nacht hatte er delirium — der Puls ſchlaͤgt 50 mal in der Minute und iſt ſchwach. 11. Mai. Eine ſchlechte Nacht — Kopfſchmerz — der Puls ſchlaͤgt 50 mal in der Minute — noch kein Stuhl— gang — Aderlaß von 12 Unzen — fuͤnf Gran Kalomel und 10 Gran Jalappe. 12. Mai. Eine ſchlechte Nacht — der Patient beantwortet die Fragen deutlicher — der Puls ſchlaͤgt 50 mal in der Minute und iſt regelmaͤßig — Stuhlgang. 15. Mai. Eine gute Nacht. 15. Mai. Eine unruhige Nacht mit delirium mite — erweiterte Pupillen — der Puls ſchlaͤgt 64 mal in der Minute — der Urin ging unwillkuͤhrlich fort. 18. Mai. Eine ſchlechte Nacht mit beſtaͤndigem delirioͤſen Murmeln — der Urin und die Faͤces gingen in das Bett — es wur; den 18 Unzen Blut am Arm entzogen — der Puls ſchlaͤgt 120 mal in der Minute, und iſt ſchwach — Par ralyſis des Geſichts. Nach einigen Tagen, wo die Sym— ptome veraͤnderlich und furchtbar geweſen waren, erfolgte Beſſerung, und der Patient genas bis zu einem gewiſ— fen Grade. Sein Gedaͤchtniß, feine Urtheilskraft und ſeine koͤrperlichen Kraͤfte ſind noch immer ſehr ſchwach. „Der Fall, welchen ich mitgetheilt habe, ſcheint der beſonderen Art von Contrafraktur anzugehoͤren, wel— che von Dr. Thomſon im gten Bande des Edin- burgh medical and surgical Journal beſchrieben wor— den iſt. Alle von dieſen ſcharfſichtigen Beobachter er— waͤhnten Hauptſymptome, wie Blutung aus den Ohren, stupor und verminderte Haͤufigkeit des Pulſes waren vorhanden, und wenn wir zu dieſen andere untergeord— nete Umſtaͤnde des Falls hinzufuͤgen, naͤmlich das einge— ſunkene Ausſehen des rechten Auges, die Anſchwellung und Verfaͤrbung hinter den Ohren, die Paralyſis des Geſichts, den unwillkuͤhrlichen Abgang der Faͤces und des Urins nebſt der Stoͤrung der intellectuellen Kraͤfte, ſo kann, wie ich glaube, kaum bezweifelt werden, daß 122 hier eine Fraktur der Schaͤdelbaſts vorhanden war. Die vorhergehende Mittheilung iſt daher fuͤr uns eine Anregung, ſelbſt unter den unguͤnſtigſten Ausſichten, welche dieſe Art von Verletzung gewoͤhnlich zeigt, in der Anwendung von huͤlfeleiſtenden Mitteln beharrlich zu ſeyn.“ Bloͤdſinn von Verletzung eines Nerven. (74) Von James Anderſon. Ein junger Menſch von 14 Jahren, von plethorts ſcher Konſtitution und nervoͤſem Temperament, erhielt oben auf den Fuß einen gewaltigen Steinwurf von einem ſeiner Spielkameraden. Hierdurch wurde eine zwiſchen dem os metatarsi hallucis und dem os me- tatarsi secundum gelegene Portion des nerv. tibialis anterior gequetſcht. Anfangs trat blos ein geringer Grad von Schmerz ein, und zwar bei der Bewegung. Ohngefahr 8 oder 10 Wochen nach dem Zufall nahm der Schmerz zu, war von einer geringen Anſchwellung des Theils begleitet und breitete ſich bis zu den Knoͤ— cheln und dem Unterſchenkel aus. Lotionen, Fomentatio-⸗ nen und Ruhe halfen nichts, und die Krankheit nahm an Heftigkeit zu, breitete ſich aufwärts längs dem Stamm des Nerven aus, und erregte Krämpfe in den benach— barten Muskeln. Die Conſtitution wurde nun auch von der Reizung afficirt — der Puls nahm an Heftigkeit und Staͤrke zu, aber die Verdauungsorgane blieben in guter Ordnung. Der Schmerz erſtreckte ſich bis uͤber das Knie und war faſt unertraͤglich. Große Doſen von asa foetida, conium und ſelbſt von belladonna brach ten keine merkliche Erleichterung hervor. Die Sym— ptome wurden furchtbarer — die ſpasmodiſche Thaͤtigkeit des m. extensor longus hallucis zog die große Fuß— zehe in perpendiculäre Richtung zu der Oberflaͤche des Fußes, und die geringſte Bewegung oder Beruͤhrung erregte den hoͤchſten Grad von Schmerz, welcher 3 bis 5 Minuten dauerte. Nachdem ſeit dem Zufall 3 Mos nate verfloſſen waren, wurde das ganze Nerven- Syſtem von dieſen ſpasmodiſchen Reizungen afficirt, und die Geiſteskraͤfte fingen an zu leiden. Der ungluͤckliche Pati ent verlor die Urtheilskraft und das Gedachtniß — er war nicht im Stande Beſucher zu unterſcheiden oder feine Altern zu erkennen — ja ſeine Geiſteskraft war die eines Idioten. Der Schmerz aber breitete ſich nun aufwaͤrts längs dem Oberſchenkel und über demſelben hinaus aus und erregte Kraͤmpfe in den Reſpirationsmuskeln. Ob— gleich das Leiden des Patienten aͤußerſt heftig war, ſo gab er doch keine Außerung ſeiner Empfindungen von ſich. Während der Paroxysmen ballte er feine Fauſt, machte die Bewegungen eines Klopffechters nach, doch mit größerer Gewalt und Schnelligkeit, und ſchlug oft feine nächften und beſten Freunde, und alle, welche um ihn herum waren.“ Es wurde nun beſchloſſen, den leß: ten Verſuch zu machen und den nerv. tibialis anterior zu zerſchneiden. Demnach wurde derſelbe uͤber dem Knoͤchel zerſchnitten, weil man glaubte, daß fo die Vers ‚125 bindung zwiſchen dem verletzten Theil und dem ganzen Nervenſyſtem am beſten aufgehoben werden wuͤrde. Es wurde gerade auf der äußern Seite der tibia eine ohn⸗ gefaͤhr 2 Zoll lange Inciſion gemacht und zwiſchen dem musc. extensor longus hullucis und dem m, tibia- lis anticus bis auf die Arterie und den Nerven die Theile losgetrennt. Von dem letztern wurde vermittelſt eines Biſtouris ein ohngefaͤhr einen Zoll langes Stuͤck herausgeſchnitten. Der m. extensor hallucis wurde ſogleich ſo erſchlafft, daß er der Fußzehe geſtattete, ihre natürliche Lage an der Seite der andern Fußzehen wie der anzunehmen. Auch zeigte ſich eine faſt unmittelbare Erleichterung aller der ſeltſamen krankhaften Phaͤnomene, welche ſich an dem ungluͤcklichen Leidenden gezeigt hatten. Die oͤrtlichen Affektionen wurden weniger ſchmerzhaft und verſchwanden in kurzer Zeit ganz. Der Patient hat feit dieſer Zeit vollkommene Geſundheit genoſſen. Nierenſteine bei einem ſechsmonatlichen f f Kinde. (75) 5 A, Dr. Praet in Braunſchweig fand in beiden Nieren einer weiblichen Leiche von 6 Monaten mehrere Steinkoͤrner. Ih⸗ re groͤßere Anzahl war von der Dicke eines Hirſekorns. Sie waren ſehr hart, von hellblauer Farbe, auf der Oberflaͤ⸗ che etwas rauh und enthielten nach der chemiſchen Analyſe des Hrn. Wiegmann phosphorſauxen Kalk, Harnſaͤure und etwas Eiweißſtoff. Übrigens waren die Nieren ge— ſund, aber ſehr blutreich. In den Eingeweiden der Bruſt- und Bauchhoͤhle war außerdem nichts merkwuͤr⸗ dig. — Dieſes Kind ſtammte von geſunden Eltern ab; die Mutter gebar es nach einer Schwangerſchaft, in wel: cher mancherlei haͤusliche Verdruͤßlichkeiten ihr Wohlſeyn doch nur wenig geſtoͤrt hatten, zur gehoͤrigen Zeit. Es war anfangs wohl beleibt und recht munter, litt aber ſeit den erſten Tagen nach der Geburt beſtaͤndig an hartnaͤckiger obstructio alvi, fo daß in einem Zeit raume von mehrern Tagen nur nach einem Klyſtiere ei nige harte Kothkluͤmpchen entleert wurden. Die Harn ausleerung war faſt eben fo ſelten; fie pflegte nach eini⸗ gem Schreien in ungewoͤhnlich geringer Menge zu erfol⸗ gen; der Harn ſelbſt war dunkel gefaͤrbt und roch ſtark urinds, Außerdem verhielt ſich das Kind immer ruhig, fog ſehr gut, erbrach ſich nie, und ſchien anfänglich auch bei der gewoͤhnlichen Milchnahrung recht gut zu gedeihen, die ihm die Mutter ſpaͤterhin reichte, als ſie am Stillen verhindert wurde. In den letzten Monaten wurde es, ohne bemerkbare Veranlaſſung, von einer grünen, waͤßri— gen Diarrhoͤe befallen, magerte ſehr ab und ſtarb unter krampfhaften Erſcheinungen. — a über die Farbe, den Geruch und den Geſchmack der Arzneimittel. (Bruchſtuͤck aus Edward's und Vavaſſeur's kurzer Abhand⸗ lung der Materia medica, welche in deutſcher Ueberſetzung ſo eben in Weimar gedruckt wird.) Die Arzneiſubſtanzen liefern uns die drei Reiche der Natur. 12⁴ Ihre phyſiſchen Eigenſchaften können uns nicht immer über ihre Wirkungsart auf den thieriſchen Haushalt Aufſchluß geben; in vielen Fällen aber giebt uns die Unterſuchung ihrer Farbe, ihres Geruches und ihres Geſchmackes uͤber dieſen Punkt annaͤhernde 3 Wir wollen daher dieſe verſchiedenen Eigenſchaften durch⸗ gehen. | ) a Von der Farbe der Arzneimittel. Die Farbe der mineraliſchen Subſtanzen kann uns keine An⸗ zeige uͤber den Grad oder die Art ihrer Wirkung, welche ſie auf den thieriſchen Koͤrper ausuͤben koͤnnen, geben; ſo iſt der aͤtzende Sublimat, eins der heftigſten Gifte, weiß; eben ſo iſt es die ſchwefelfaure Magneſia, ein gelindes Abfuͤhrungsmittel, und eben ſo das ſalzſaure Natrum, oder das Kuͤchenſalz, welches taͤglich als Reizmittel, als Gewürz angewendet wird. Daſſelbe gilt von den Arzneimitteln aus dem Thierreiche. Die Vegetabilien aber zeigen uns in dieſer Hinſicht auffallende Verſchiedenheiten. Denn die weiße Farbe haben ſelten Vegetabilien, welche ſehr wirkſame Eigenſchaften beſitzen; im Gegentheil finden wir ſie mehrentheils bei ſchleimigen, faden und erweichenden Mitteln. Man kann ſogar den allgemeinen Satz aufſtellen, daß unter den flanzen von demſelben Geſchlechte die bleichern von Farbe, auch die weniger wirkſamen ſind. Doch giebt es mehrere Ausnahmen von dieſer Regel; fo veranlaffen die Gruciferen mit weißen Blu⸗ men meiſtens kraͤftigere mediciniſche Wirkungen als die Arten derſelben Familie mit gelben Blumen. Die gelbe Farbe trifft man ſehr haͤufig bei den Pflanzen; obgleich ſie aber mehreren unſchmackhaften, ſuͤßen oder ſcharfen vegetabiliſchen Stoffen eigen iſt, ſo gehoͤrt ſie doch ſpecieller den⸗ jenigen an, welche das bittere Princip enthalten, und ſehr ſelten findet ſie ſich da, wo freie Saͤuren ſind. Eine große Zahl Ve⸗ getabilien, die einen ſehr bittern Geſchmack haben, ſind gelb; z. B. die Coloquinten, Enzian, Gummi Gutti, Colombo, Rha⸗ barber ꝛc. Doch find die Grundſtoffe, denen dieſe Subſtanzen ihre Bitterkeit verdanken, groͤßtentheils weiß, und von der an⸗ dern Seite hat die Suͤßholzwurzel eine gelbe Farbe, obgleich ihr Geſchmack weder bitter noch ſcharf, ſondern fade und ſuͤß iſt. Die rothe Farbe findet ſich faſt immer bei den Vegetabi⸗ lien mit Säuren und adſtringirenden Beſtandtheilen zuſammen. Alle rothen Früchte enthalten eine größere oder geringere Menge von Säure. Daſſelbe iſt bei vielen Blunan der Fall; die Blu⸗ menblaͤtter der rothen Roſen haben einen ausgezeichnet zuſam⸗ menziehenden Geſchmack, und enthalten eine Saure, während daß die Blumenblaͤtter der weißen Roſen im Gegentheil fade und ſchleuünig find. Auch findet man noch in den Staͤngeln und Wur⸗ zeln in ſehr vielen Faͤllen bei dieſer Farbe einen ſtyptiſchen Ge⸗ ſchmack, der von der Gallusfäure oder dem Gerbeſtoffe herruͤhrt. Zum Beifpiel dienen die Wurzeln der ratanhia und der Erd⸗ beeren; doch darf man hier nicht zu ſehr in's Allgemeine gehen, da wir auf viele Ausnahmen ſtoßen; wir fuͤhren nur den Gall⸗ apfel als Beiſpiel an. Kl Die rothbraune Farbe nähert ſich ſehr der vorhergehen⸗ den, und man findet ſie ſehr ſelten in Subſtanzen, die nicht in einem hoͤhern oder geringern Grade adſtringirende und toniſche Eigenſchaften beſitzen, welche von dem Gerbeſtoffe oder einem bittern Principe abhaͤngen. Die China, die Eichenrinde, Gum⸗ mi Kino c. gehören dahin. Zuweilen find dieſe Grundſtoffe leichzeitig mit einem flüchtigen Ole vorhanden, deſſen brennen⸗ 95 „ ſtechender Geſchmack, und reizende Wirkung mehr oder we⸗ niger vollkommen ihre Eigenſchaften verhuͤllt; wir finden dies beim Zimmt, bei den Gewuͤrznelken. 4 £ Die grüne Farbe, die am allgemeinften verbreitete im Pflanzenreiche, fuͤhrt gewoͤhnlich einen herben und mehr oder weniger zuſammenziehenden Geſchmack mit ſich; conſtant iſt dies bei den Fruͤchten, viel weniger bei den Blaͤttern. 0 Die blaue Farbe zeigt im Allgemeinen die Gegenwart eines freien Kali an. Einige Pflanzen mit hellblauen Blumen, wie Boretſch, haben keine giftige Wirkung; im Allgemeinen ſind aber 125 die Pflanzen mit dunkelblauen Bluͤthen, oder deren Blätter dieſe Färbung theilen und meergrün ausfehen , von ſehr großer Wirk⸗ ſamkeit auf den thieriſchen Körper, und koͤnnen entweder 'reffliche eilmittel oder kraftige Gifte abgeben, fo wie die 88 die ohnarten ꝛc. Auch hat man bemerkt, daß die Schwaͤmme, deren Saft eine blaͤuliche Farbe annimmt, ſcharf und giftig ſind. Doch hat die Oberhaut mancher Fruͤchte, wie der Pflaumen, der ſchwarzen Trauben, dieſelbe Farbe, ohne daß ſie eine ſchaͤd⸗ liche Eigenſchaft anzeigte. f UN ag: Endlich gehört die ſchwarze Farbe vorzüglich den giftigen Pflanzen an. So enthalten auch diejenigen, deren Stängel und Blätter ſchwarz gefleckt ſind, gemeinlich giftige Stoffe, die ſich in ſehr geringer Menge oder auch gar nicht in den naheſtehenden Arten finden. So auch zeigt die ſchwarze Farbe der Fruͤchte, die ſchwarzbraune Färbung der Blumen, und das düftere und matte Anſehen der ganzen Pflanze ſcharfe oder narcotiſche Eigen⸗ ſchaften an. Die Belladonna, der Nachtſchatten, das Birfenkraut dienen zum Beiſpiel. Wir ſehen daher, daß die Farbe der Pflanzen dazu dienen kann, uns einige Anzeigen uͤber ihre uͤbrigen Eigenſchaften zu geben; da wir aber ſtets auf zahlreiche Ausnahmen ſtoßen, ſo koͤnnen dieſe Betrachtungen nie von großem Werthe ſeyn. Was die Grundſtoffe der Pflanzen, die in der Medicin angewendet werden, betrifft, jo läßt ihre Farbe, die gemeinlich weißlich iſt, uns nicht uͤber ihre Natur und Wirkungsart urtheilen. (Strych⸗ nin, Emetin, Chinin ꝛc.) Vom Geſchmacke der Arzneimittel. Der Geſchmack der Arzneimittel giebt uns nicht viel mehr Licht uͤber den therapeutiſchen Nutzen, als die von der Farbe entlehnten Merkmale. Doch ſind im Allgemeinen die Koͤrper, welche das Organ des Geſchmacks nicht erregen, ohne bedeutende Wirkung auf den thieriſchen Haushalt, wenigſtens allemal wenn fie in einem aͤußerſt zertheilten Zuſtande find, Der Gefhmad verändert ſich ins Unendliche, und es iſt oft ſehr ſchwer, ja ſelbſt unmoglich, ihn zu beſtimmen. Demungeachtet giebt es eine ge⸗ wiſſe Zahl Geſchmacksmodificationen, die hervorſtechend und allgemein bekannt genug ſind, ſo daß wir ſie wohl anfuͤhren koͤnnen. Der ſalzige Geſchmack iſt gewiſſen mineraliſchen und ve⸗ getabiliſchen Subſtanzen eigenthuͤmlich, die eine große Menge ſalziger Theile enthalten, ſo die salsosa soda und andere Pflan⸗ zen, die an der Meereskuͤſte wachſen. Im Allgemeinen reizen. die Subſtanzen, welche dieſen Geſchmack beſitzen, die Theile, mit denen ſie in Beruͤhrung kommen. Prev L Der ſaure Geſchmack iſt noch charakteriſtiſcher, denn er hängt ſtets (von einer Säure ab, das heißt von einer Zuſam⸗ menſetzung, welche die Eigenſchaft beſitzt, das Lackmus zu roͤ⸗ then, und mit den ſalzfaͤhigen Baſen neue Koͤrper zu bilden, die man Salze nennt. Die drei Naturreiche liefern uns Saͤuren; die des Mineralreichs ſind die wirkſamſten; wenn ſie ſehr ſtark ſind, ſo iſt ihr Geſchmack nicht allein ſauer, ſondern er wird cauſtiſch. Die weniger wirkſamen Säuren wirken auf den thie⸗ riſchen Körper, nach Art der erfriſchenden oder temperirenden Mittel, und ihr zu lange fortgeſetzter Gebrauch bringt Blaͤſſe, Magerkeit und Schwaͤche hervor. Der cauſtiſche Geſchmack entſteht von der ägenden Wir⸗ kung, welche manche Körper auf das Organ des Geſchmacks her⸗ vorbringen; er iſt den concentrirten Säuren, den Kalien, eini⸗ gen andern mineraliſchen Subſtanzen, und einer geringen Anzahl, vegetabiliſcher und animaliſcher Subſtanzen, wie den Canthari⸗ den, dem Seidelbaſt ꝛc. eigenthuͤmlich. Der ſchar fe Geſchmack unterſcheidet ſich nicht viel vom vor⸗ hergehenden, und nur durch den Grad der Staͤrke; er iſt einer großen Zahl von Arzneimitteln, die das Mineral- und Pflanzen⸗ reich liefert, eigen; diejenigen, die aus letzterem ihn nur im ge⸗ ringen Grade beſitzen, find reizend, und koͤnnen nach Art der allgemeinen Reizmittel, der Purgir- und Brechmittel wirken. Diejenigen im Gegentheile, bei welchen er ſehr enkwickelt iſt, wirken im Allgemeinen wie die Subſtanzen von cauſtiſchem Ge⸗ ſchmack, indem fie das Gewebe zerſtoͤren und darin eine mehr oder weniger lebhafte Entzuͤndung hervorrufen. Nach der Staͤrke dieſer Wirkung nennt man ſie cauſtiſche, blaſenziehende oder rothmachende Mittel. Der adſtringirende oder ſtyptiſche Geſchmack iſt einer der ungebundenſten und characteriſtiſchſten; ſehr viele Vegetabi⸗ lien beſitzen ihn. Er iſt gewoͤhnlich zugleich vorhanden, wie wir oben erwähnt haben, mit der rothen oder braunrothen Farbe, und zeigt im Allgemeinen die Gegenwart der Gallusſaͤure oder des Gerbeſtoffs an. Man findet ihn auch, aber etwas veraͤn⸗ dert, in einigen metalliſchen Subſtanzen, wie im Alaun, in den Eiſenſalzen c. Die mehrſten dieſer Körper wirken auf eine ziemlich gleiche Weiſe auf das lebende Gewebe. er bittere Geſchmack gehoͤrt ganz den vegetabiliſchen oder animaliſchen Subſtanzen an; er kommt in der Natur am haͤufigſten vor. Er charakteriſirt im Allgemeinen die toniſchen Mittel. Man trifft ihn aber auch in vielen Subſtanzen, deren Wirkung ſehr verſchieden iſt, wie in den Coloquinten, in der Alos, in der Brechnuß ꝛc. Der brennende Geſchmack gehoͤrt auch beinahe ausſchließ⸗ lich den vegetabiliſchen und animaliſchen Subſtanzen, und vor⸗ zuͤglich den Vegetabilien, die man aromatiſche nennt, den Ge⸗ wuͤrzen ꝛc. an. Sehr oft iſt er mit dem bittern Geſchmacke ver⸗ bunden, und zeigt faſt beftändig ein weſentliches Ol an, deſſen Wirkung ſehr reizend iſt. Der nauſeoſe Geſchmack iſt ſehr eng mit dem Eindrucke, den die ihn enthaltenden Subſtanzen auf den Geruch hervorbrin⸗ gen, verbunden. Er ſindet ſich nur in einer geringen Anzahl von Körpern, und giebt uns ſonſt keine Anzeige über ihre Wir⸗ kungsart; doch kann man im Allgemeinen ſagen, daß er ſpeciel⸗ ler den narcotiſchen Pflanzen angehoͤrt, ob er gleich auch in einigen Reiz⸗, Purgir- und Brechmitteln vorhanden iſt. Der ſchleimige Geſchmack zeigt im Allgemeinen die Ge⸗ genwart von Gummi, Stärkemehl, Eiweiß oder von andern Grundſtoffen an, welche nährende Eigenſchaften beſigen, und de⸗ ren Arzneiwirkung ſehr ſchwach iſt. Die mehrſten Subſtanzen von dieſem Geſchmacke werden als erweichende Mittel gebraucht. Daſſelbe gilt vom Zuckergeſchmacke; doch findet man ihn in. einigen Purgirmitteln und in einigen Metallpraͤparaten. Vom Geruche der Arzneimittel, Der Geruch der Arzneiſubſtanzen kann uns zuweilen auf eine annähernde Weile ihre Wirkungsart auf den thieriſchen Körper kennen lehren; ſie kommen immer aus dem Pflanzen⸗ reiche; denn die mehrſten Mineralien ſind geruchlos. Es iſt viel⸗ leicht noch ſchwieriger die Geruͤche zu beſtimmen und zu ordnen, als die Geſchmackmodificationen, daher begnügen wir uns von den allgemein bekannteſten und characteriſtiſchſten zu reden. Der aromatifche Geruch fällt im Allgemeinen mit dem brennenden und ſtechenden Geſchmacke zuſammen, und haͤngt mehrentheils, wie dieſer, von einem Principe öliger Natur ab, 1 „ ie 1 7 9 mit großer Leich⸗ igkeit verbreiten, und deſſen Daſeyn die mehrſten zen ihre n ara. er 5 er Moſchuse, der balſamiſche⸗, der Harzgeru und andere naͤhern ſich ſehr dem reh und gehoͤren en 5 gentlicher den reizenden Stoffen an; doch giebt es von dieſen on einige, welche faſt geruchlos find, wie der Spaniſche v ꝛc. Der ſtinkende Geruch findet ſich in mehreren Vegetabilien, die auf eine eigenthuͤmliche Weiſe auf das Nervenſyſtem wirken; man hat ſie krampfſtillende genannt. Derſelbe Fall iſt es mit dem Campfergeruch. Der viroͤſe Geruch bezeichnet beinah ausſchließlich die narcotiſchen Pflanzen, doch naͤhert er ſich dem ekelerregenden Geruche der meiſten Vegetabilien, welche als Purgir- und Brechmittel zc, wirken. 127 Es giebt manche Subſtanzen, wie der Ather, die Blaufäure, deren eigenthuͤmlicher Geruch hinreicht, um fie kenntlich zu ma⸗ chen. Oft iſt die Beachtung dieſer Eigenſchaft unumgaͤnglich noͤ⸗ thig, um die Guͤte der Arzneimittel zu beurtheilen, denn eine große Zahl davon verdankt ihre Wirkſamkeit einem fluͤchtigen Principe, welches ihnen zugleich Geruch giebt; wenn ſie daher geruchlos geworden find, kann man verfichert ſeyn, daß fie auch ihre Arzneikraͤfte verloren haben, Miscellen. Gegen den Vorfall des Maſtdarms (76), der bes ſonders bei Kindern nicht ſelten vorkommt, hat Klein ein ihm bekanntgewordenes Volksmittel: Pulver aus gleichen Theilen Colophonium und arabiſchem Gummj aufzuſtreuen und dann die Repoſition vorzunehmen, wenn es noͤthig einigemal wiederholt, zum oͤftern mit guͤnſtigſtem Erfolg angewendet. Übertragung der Epilepſie durch den Anblick (77). An die bekannte Boerhav'ſche Erzählung aus dem Wai⸗ ſenhauſe zu Haarlem erinnert Folgendes: Hr. D. Nicolai hatte eine Perſon mit Epilepſie in das Krankenhaus in Halberſtadt aufgenommen, Vier junge Waiſenmaͤdchen von 12 bis 14 Jahren hatten die Anfälle derſelben einigemale geſehen, und bekamen die Krankheit gleichfalls. Die Artemisia wurde vergeblich gebraucht, aber die Douche von kaltem Waffer auf den Magen und das Begie⸗ ßen damit waͤhrend des Anfalls hob die Krankheit bei allen Fuͤnfen. Über den Gebrauch des Aderlaſſes (78) hat Gibert einen Aufſatz mitgetheilt, in deſſen erſtem Theile er behauptet, daß bei den Entzuͤndungen der Membranen die oͤrtliche Blutent⸗ ziehung der allgemeinen vorzuziehen ſey. Als Beweis berichtet er die Beobachtung eines jungen, von Pleureſie ergriffenen Men⸗ ſchen, bei welchem in den drei erſten Tagen der Krankheit fuͤnf copiöfe Aderlaͤſſe am Arm vergebens angewendet wurden, und welche hingegen durch Application von vielen Blutegeln auf die ſchmerzhafte Seite ſchnell erleichtert wurde. In dem zwei⸗ ten Theil behauptet er, daß hingegen in vjelen Krankheiten die Örtliche Blutentziehung unnuͤtz und ſogar ſchaͤdlich fey, und zum Beweis fuͤhrt er zwei Beobachtungen von Krankheiten an, welche ſich durch die Anwendung derſelben verſchlimmerten. Die eine Beobachtung betraf einen herpes exedens der Naſe und die an⸗ dere eine ſcirrhoſe Geſchwulſt an der Bruſt. Endlich, in dem dritten Theile des Aufſatzes, führt Gibert Fälle an, in welchen der Aderlaß ein heroiſches Mittel geweſen iſt, und unter andern den Fall eines Kranken, bei welchem plotzlich Todeskampf ein⸗ trat, woraus er in weniger als fuͤnf Minuten durch einen ſehr ſtarken Aderlaß gezogen wurde, welcher am Abend und am folgenden Tage noch wiederholt wurde, 128 Von aneurysma aortae (79) ift folgender Fall von Noble, Chirurg in Verſailles, beobachtet und von And ral, dem Sohn, ſo berichtet worden: Das übel kuͤndigte ſich durch ſtumpfe Schmerzen in der linken Schulter und durch eine ſtufenweiſe Zunahme des Volumens dieſer Schulter an. Dieſe wurde bald durch eine Geſchwulſt in die Hoͤhe gehoben, welche nach Verlauf von ſieben Monaten das Volumen eines zeitigen Foͤtuskopfs ers reichte und an ihren Pulſationen, welche mit denen des Pulſes zufammenfielen, als ein Aneurysma erkannt wurde. Nach und nach zeigten ſich ſchwere Symptome, Infiltration des linken Arms, unfühlbarer Puls an dieſem Arm, allgemeine Schwaͤche. Ende lich 15 Monate nach dem erſten Erſcheinen der Symptome er— folgte der Tod ohne Todeskampf und ohne merkliches Hinder— niß der Reſpiration, Bei der anatomiſchen Unterſuchung zeigte ſich eine Offnung von der Größe eines Zweifrankenſtuͤcks in der Dicke der Wände der aorta unter ihrer curvatura snbsterna- lis. Dieſe Offnung führte in eine erfte Höhle, welche durch die celluloſe Scheide der Arterie gebildet zu ſeyn ſchien, und dieſe erſte Höhle war ebenfalls an einem Punkt ihrer Peripherie perz forirt, und communicirte mit einer andern, weit betraͤchtlichern Höhle, deren Wände hauptſaͤchlich durch die Rippen, die Wir- belbeine und durch die ausgedehnten und verduͤnnten Muskeln gebildet wurden. Dies war die Geſchwulſt, welche waͤhrend des Lebens einen Vorſprung nach außen gebildet hatte. Das Innere dieſer Höhlen war mit fibrinoͤſen Blutklumpen von vers ſchiedener Conſiſtenz angefuͤllt, von welchen mehrere dicht waren, und an ihrer Oberflaͤche eine Anzahl kleiner rother Gefaͤße zeig⸗ ten. Nußexlich waren mehrere Rippenportionen zerſtoͤrt. Eben ſo war es mit den Koͤrpern von drei Wirbelbeinen mit Ausnahme ihrer Faſerknorpel, welche unverſehrt geblieben waren. Die linke Lunge war durch die Geſchwulſt ſehr comprimirt und auf die Seite gedraͤngt worden. Der Berichterſtatter macht über dieſe Beobachtung folgende Bemerkungen: 1) Daß fie das beſtaͤ⸗ tigt, was Morgagni behauptet, naͤmlich, „daß die mit einem Aneurysma der aorta behafteten Individuen ſelten den Zuſtand pon allgemeiner Infiltration zeigen, welcher bei den organiſchen Affektionen des Herzens fo häufig iſt“; 2) daß die Gefaͤßveraͤſte⸗ lungen, welche auf der Oberflaͤche der Blutklumpen einen An⸗ fang von Organiſation in ihnen anzeigten, ſchon mehrere Male beobachtet worden find, und nichts Seltſameres haben, als dieje— nigen, welche ſich bei den Entzündungen der feröfen Haute in den albuminoͤſen oder fibrinoͤſen Flocken entwickeln; 3) daß die Körper der Wirbelbeine durch ein aneurysma aortae felten fo weit zerſtoͤrt werden, daß der aneurysmatiſche Sack mit der medulla spinalis in unmittelbarer Berührung ſey. Andral kennt nur einen einzigen Fall, wo der Sack in unmittelbarer Berührung mit der medulla spinalis war, und dieſen has er von Chomel, i Bibliographiſche Neuigkeiten. An introduction to the Study of the Laws of chemical Combination and the atomic Theory etc, by Edward Turner M. D. Edinburgh 1826. (Dieſes Compendium wird in England guͤnſtig aufgenommen.) — — Guide sanitaire des gouvernemens europeens, ou nou- velles recherches sur la fibvre jaune et le cholera morbus, maladies qui doivent &tre considerees au- jourdhui comme identiques et soumises au meme re. gime quarantenaire que la Peste du Levant. Par L. J. M. Robert, Paris 1826. 8. mit 22 Tafeln. (Von dieſem „Geſunbheits-Fuͤhrer der europaͤiſchen Regierungen“ werden die Lefer in dieſen Blaͤttern bald mehr finden.) Berichtigung. Notizen 1825 Nr. 231 S. 170 wird der Eypothefe von Hou be über das Nordlicht gedacht. Dieſer H. ift kein anderer, als Michael Hube, we General : Director des Cadettencorps in Warſchau, der ſeine Hypotheſe in feinem Buche: Über die Ausdünſtung, Leipzig 1790. 8., vorgetragen hat. —ů — — Not / i zen aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde. Nro. 205 (Nr. 9. des XIV. Bandes.) Juni 1826. Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. In Commiſſion bei dem Koͤnigl. Preußiſchen Graͤnz-Poſtamte zu Erfurt, der Koͤnigt. Saͤchf. Zeitungs⸗ Expedition zu Leipzig, dem G. H. F. Thurn u. Taxiſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes-Induſtrie-Comptolr. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Rthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes 3 gr. N at u x Ueber die Faſanenweibchen, die wie Maͤnnchen befiedert ſind 80). Von Iſidore Geoffroy Saint-Hilaire. Den Jaͤgern iſt bekannt, daß es Faſanenhennen giebt, die, bis auf das weniger glaͤnzende Gefieder, den Haͤhnen gleichen ). Man hat lange geglaubt, dieſe Individuen ſeyen kranke Maͤnnchen, indeß iſt es jetzt hinlaͤnglich aus— gemacht, daß es Weibchen find. Vieq-d' Azyr und Mauduit haben durch anatomiſche Unterſuchungen dieß nachgewieſen. Mauduit, der Verf. des ornithologiſchen Theils der Encyclopédie méthodique, iſt bis jetzt der einzige, welcher uͤber dieſe intereſſante Thatſache etwas bekannt ge— macht hat. Man findet daſelbſt unter dem Artikel Faſan folgendes: „Ein Umſtand in ſeiner Naturgeſchichte, der den Jaͤgern bekannt, aber von den Naturſorſchern, meines Wiſſens, noch nicht erwaͤhnt iſt, verdient nicht außer Acht gelaffen zu werden; die Hennen hören ungefähr im gten bis Eten Jahre nicht nur auf fruchtbar zu ſeyn, ſondern erhalten ziemlich das Gefieder der Männchen und die Aehn⸗ lichkeit wird mit ſteigendem Alter immer groͤßer.“ Hierauf erfahren wir, daß der Verfaſſer um's Jahr 1770 eine ſolche Faſanenhenne ſecirt und Vicq d' Azyr ſpaͤter mehrere unterſucht habe. Es waren ſaͤmmtlich Weibchen, bei denen indeß der Eierſtock ſo obliterirt war, daß man ihn nicht finden konnte. Noch fuͤgt er hinzu, daß ein Kreiſer im Saint-Germainer Holze gleichfalls bemerkt habe, daß die alten Faſanenhennen, welche nicht mehr, oder nur ſehr wenig legten, ein Gefieder erhielten, wie die Maͤnnchen. Dieſer Umſtand, ſagt er ſchließlich, iſt in den Faſanerien wahrſcheinlich deßhalb nicht bemerkt worden, weil man dort die Hennen nur leben läßt, fo lange ſie jung ſind. Indeß iſt er neuerdings auch, ruͤck— ſichtlich des chineſiſchen Goldfaſans, feſtgeſtellt worden, weil man dieß ſeltene Thier Alters ſterben laͤßt. «) Man muß dieſe wohl von den Baſtarden vom Haushuhn und Faſan unterfcheiden, f un. rd Dieß find die Bemerkungen von Mauduit, wel: cher ſich, wie man ſieht, darauf beſchraͤnkt hat, die Ver— aͤnderung des Gefieders zu beſtaͤtigen und niederzuſchreiben. Nach ihm hat ſich Niemand mit dieſem intereſſanten phy— ſiologiſchen Phaͤnomen beſchaͤftigt, ja es iſt deſſelben nur in wenigen ornithologiſchen Werken gedacht *). Es ſcheint mir nicht unintereſſant, wenn ich hier einige ähnliche Thatſachen bekannt mache, die ich neuerdings zu ſammeln Gelegenheit hatte, und die weit vollſtaͤndiger ſind, da meine Beobachtungen ſich über eine großere Reihe von Lebensjohren der Hennen erſtrecken. Dadurch bin ich in den Stand geſetzt, naͤhere Details uͤber die Herbeifuͤhrung des Gefiederwechſels beizubringen, und nachzuweiſen, daß dieſe Veraͤnderung, die Mauduit nur theilweiſe eintre— ten ſah, auf eine hoͤchſt vollkommene Weiſe eintreten koͤnne. Meine Beobachtungen beziehen ſich auf Hennen vom chi— neſiſchen Silberfaſan (phasianus nycthemerus), vom Halsbandfafan (ph. torquatus) und vom gemeinen Fa- ſan (ph. colchicus). Veränderung des Gefieders bei'm gemei⸗ nen Faſan. — Die Henne war in der Faſanerie des Muſeum aufgezogen, hoͤrte etwa in ihrem fuͤnften Jahr * In Geoffroy Saint⸗Hilaire's (des Vaters des Verf.) Philosophie anatomique findet ſich z. B. folgende Stelle: „Der Unterſchied zwiſchen den Geſchlechtern iſt um ſo ſtaͤe— ker, je fruchtbarer die Weibchen ſind. In der That ver⸗ theilt ſich der uͤberfluͤſſige Nahrungsſtoff bei den beiden Ge— ſchlechtern und zumal bei den Voͤgeln auf eine ganz verſchie— dene Weiſe. Bei dieſen ſind es die glaͤnzenden Farben des Gefieders, an denen man die innere Lebenskraft der Maͤnn⸗ chen erkennt, während fie ſich bei den Weibchen durch haͤufi⸗ ges Legen offenbart. Dieſe Fruchtbarkeit braucht nicht eins mal durch die Paarung erſt erweckt zu werden. Die matte Faͤrbung des Gefieders ruͤhrt bei den Vogelweibchen offenbar von einem localen Vorherrſchen des arteriellen Bluts uͤber das Venenblut her, wodurch die kraͤftigſten Zufluͤſſe den Generationsorganen zukommen. Wenn daher Unfruchtbarkeit eintritt, und die Generationsorgane in dieſer Hinſicht nicht mehr bevorzugt ſind, ſo nehmen die Weibchen die Geſtalt und das Geſieder der Maͤnnchen zwar nicht ganz, aber doch inſoweit an, als dieß in einem Alter moͤglich iſt, welches ſchon an Abgelebtheit graͤnzt. 115 auf zu legen, und fing zu etwa derſelben Zeit an ihr Kleid zu wechſeln. Die Veränderung zeigte ſich zuerſt am Bau: che, welcher gelber wurde, und am Halſe, der ſich lebhaf: tet färbte, und bald veränderte ſich die Zeichnung am gan⸗ n Koͤrper. Im folgenden Jahre wurden die Federn, in Anfebung des Glanzes und der lebhaften Faͤrbung, denen des Männchens noch weit ähnlicher, fo daß die Henne nun ungefähr ausſah, wie ein Maͤnnchen mit verſchoſſenen Farben. Noch ein Jahr ſpaͤter konnte man das Huhn, dem Anſehn nach, kaum von einem Hahn unterſcheiden, und man irrte ſich im Geſchlecht um ſo mehr, wenn kein Hahn dabei war. Das Thier war damals 8 Jahr alt, fraß gut und war Überhaupt geſund, als es leider ploͤtz⸗ lich ſtarb. Es hatte immer, wie die andern Faſanenhen⸗ nen, in Geſellſchaft der Haͤhne gelebt, war aber von die⸗ ſen ſeit der Veraͤnderung des Gefieders gleichguͤltig behan— delt worden. Es ſuchte ſelbſt dieſelben nicht mehr auf, floh fie aber auch nicht, während es manche ibrer Manie— ren annahm. Bei dem Tode glich fein Gefieder dem ei» nes Hahns fo ſehr, daß Faſanenwaͤrter es für einen ſol⸗ chen hielten. Indeß war die Aehnlichkeit doch noch nicht ſo auffallend, wie in dem zunaͤchſt folgenden Falle. Federwechſel bei'm chineſiſchen Silberfa⸗ ſan. — Dieſe Beobachtung iſt um ſo intereſſanter, weil fie. viel vollſtändiger war, und 45 Jahr hinter einander fortgeſetzt wurde, und wenn ich die erſte hier mitgetheilt habe, fo geſchah es hauptſaͤchlich, damit man die Um: ftände, unter denen ſich der Wechſel des Geſieders ent— wickelt, beſſer und allgemeiner wuͤrdigen, und die hierzu erforderliche Zeit beurtheilen koͤnne. Dieſe Henne war in Geſellſchaft eines Faſanenhahns in dem Landhaus des Notar Montaud zu Paris aufgezogen worden, und da ſie nun alt war, brachte man ſie nach dem Mufeum. Sie fing erſt im Sten bis Ioten Jahre an, das Kleid zu wech⸗ fein, obgleich fie ſchon 3— 4 Jahr früher aufgehört hatte zu legen. Die Veränderung kuͤndigte fich dadurch an, daß ſich weiße Federn unter die braunen miſchten. Im zwei⸗ ten und dritten Jahre wurde die Aehnlichkeit immer ſtaͤr⸗ ker, und im vierten taͤuſchend. Die Haube und der Schwanz waren ſogar ſo lang geworden, wie bei den Männchen, und ſchmuͤckten ſich mit den lebhofteſten Far: ben. Dieſer Umſtand war vorzuͤglich intereſſant, weil ſich nun nicht nur die Faͤrbung der Federn, ſondern auch ihre natürliche verhaͤltnißmaͤßige Größe verändert hatte. f Im sten Jahre endlich konnte die Henne von dem prächtig: 185 Hahne durchaus nicht mehr unterſchieden werden. g Zu der Zeit, wo der Federwechſel einzutreten anfing, lebte der Hahn noch; er war gegen dieſe einzige Begleite— rin noch nicht ganz unempfindlich geworden. Dieſe dage— gen floh ihn, und ſchien zuweilen durch ſeine Gegenwart belaͤſtigt. Als jedoch das Maͤnnchen geſtorben war, ſchien die Henne Langeweile zu haben, und wurde deßhalb in's Muſeum geſchenkt. Da man jedoch fürchtete, fie möchte an Alterſchwaͤche ſterben, oder ihr herrliches Kleid durch Krankheit verlieren, fo wurde fie getödtet und ausgeſtopft. Sie befindet ſich im Naturaliencabinet des Mufeum, 116 Auch für die Aufbewahrung ihrer Geſchlechtstheile hat man Sorge getragen; dei der Section fand man neben dem noch vorhandenen Ovarium zwei kleine Streifen, welche man fuͤr die Spuren der letzten aus dem Eierſack getretenen ovula hielt. Das aduterum war faſt oval und ſehr deutlich zu erkennen. Kleidwechſel bei'm Halsbandfaſan. — Die Faſanenhenne, von der wir jetzt handeln wollen, war in der Naͤhe von Paris bei einem Privatmann aufgezogen worden, und wurde alt in's Muſeum geſchenkt. Sie hatte, nach der Ausſage des vorigen Eigenthuͤmers, mehrmals gelegt, war aber zur Zeit, wo fie in's Muſeum kam, ei⸗ nem Hahne ſchon fo aͤhnlich, daß man bei dem kurz dar— auf erfolgenden Tode ihr wahres Geſchlecht durch die Secs tion feſtſtellen zu muͤſſen glaubte. Im Naturaliencabinet des Muſeum kann man ſich uͤberzeugen, daß dieſe Henne, der Farbe nach, dem Hahne ſehr aͤhnlich war. Die Deckfedern des Schwanzes und der Fluͤgel hatten jedoch, wie der uͤbrige Koͤrper, eine roͤthliche Färbung. das Halsband war nicht fo markict, und der Bauch weit weniger ſchwarz als bei dem Hahne, ſo daß die Aehnlichkeit bei weitem nicht ſo vollkommen war, wie im vorigen Falle. Dagegen iſt die Henne in anderer Hinſicht merkwuͤrdig, weil ſie faſt einen eben ſo großen Sporn hat, wie ein Hahn. Man ſieht alſo, daß ſelbſt der Sporn kein ausſchließ⸗ liches Eigenihum des Hahns iſt, und daß zuletzt manchmal kein anderes aͤußeres Kennzeichen des weiblichen Geſchlechts übrig bleiben kann, als die geringe Ausdehnung der ro— then Haut um die Augen “). 0 Wir muͤſſen hier jedoch eine Bemerkung machen Bekanntlich beobachtet man nicht ſelten die anomale Ent⸗ wicklung der Spornen bei Weibchen von ſolchen Arten, bei denen ſie eigentlich nur den Maͤnnchen zukommen. Dieß gilt vorzuͤglich von dem Haushuhn; allein bei diz ſem iſt der Sporn der Henne nicht nur gewoͤhnlich klein, ſondern hat auch das Anſehn eines krankhaften Auswuch⸗ ſes. Haͤufig befindet ſich an dem einen Bein ein ſehr ſtarker, an dem andern faſt gar kein Sporn, und Über haupt iſt die Entwicklung beider Spornen bei den Huͤh nern gewoͤhnlich ungleich. Da der Faſan, wie das Huhn gezaͤhmt, und aͤhn⸗ lich organiſirt iſt, fo laßt ſich leicht vorausfehen, daß er ihm in dieſer Hinſicht gleichen werde. Dieß haben wir an unferer Faſanenhenne mit dem Halsband beſtaͤtig: ge: funden. Ihre Spornen ſind der Form nach von denen des Hahns verſchieden; der linke iſt weit ſtaͤrker entwik— 7) Selbſt die Stimme der alten Faſanenhenne unterliegt mit dem Farbenwechſel einer Veraͤnderung, und wird der des Maͤnnchens aͤhulich. Dieſer Umſtand iſt wen gſtens ruͤckſicht— lich der Haushuͤhner auf dem Lande ſehr bekannt, wo man, es für ein ungluctiches Zeichen gäle, wean ein Huhn kräht, was wahrſcheintich daher rührt, weil man bemerkt hat, daß ſolche Hühner unfruchtbar werden. 117 — kelt, als der rechte, allein duͤnn und auf der ganzen Oberflaͤche gleichſam kraus *). Wie dem auch ſey, ſo iſt doch der vollkommene Farbenwechſel der Faſanenhenne, der noch von kei— nem Naturforſcher aufgezeichnet worden iſt, bei einer Art als moͤglich feſtgeſtellt. Kann man nun daraus folgern, daß er bei andern Arten von Phasianus und andern Ges ſchlechtern moglich fey? Fuͤr diejenigen Species, wo theilweiſer Wechſel beobachtet wurde, iſt dieß gewiß ſtatt haft, und wenn man ſich der Analogie bedient, fuͤhlt man ſich zu weit allgemeinern Schluͤſſen geneigt, die ſo— gar durch Thatſachen unterſtuͤtzt werden. So haben meh: rere Reiſende Dinge erzaͤhlt, die ſich gar nicht anders er— klaͤren laſſen, als wenn man annimmt, daß ſie von Weib: chen mit mehr oder weniger vollkommenem Gefieder der Maͤnnchen geredet haben. Herr Dufresne, der Chef des zoologiſchen Laboratoriums im Muſeum, hat mich ver— fihert, daf die Cotingaweibchen im Alter den Maͤnn— chen ähnlich werden, Herr Florent Pre voſt hat die— ſen Wechſel des Gefieders bei mehreren Finkenweibchen beobachtet, und daſſelbe iſt in Anſehung des Rothſchwanzes und Staares bemerkt worden. Endlich koͤnnte ich noch auf analoge Umſtaͤnde bei Thieren von ganz verſchiedener Organiſation, ſelbſt bei den Menſchen, hinweiſen; ſo wird bei Frauen nach dem Ausbleiben der Menftruation das Kinn und die Oberlippe oft mit einem wahren Bart bedeckt; und dieſe Erſcheinung hat unleugbare Aehnlichkeit mit der ſtaͤrkern Entwicklung des Gefieders bei den alten Faſanen— hennen. f 5 Man wurde jedoch, ungeachtet dieſer merkwuͤrdigen Analogien, aus dieſer Erſcheinung nicht leicht ein allge meines Factum machen koͤnnen; denn es giebt Vogelweib— chen, bei denen ſich nie etwas dergleichen zeigt. So viele Pfauen z. B. auch im Muſeum gehalten werden, und obgleich man dieſelken immer Alters ſterben laßt, fo hat ſich jene Erſcheinung doch nicht bemerken laſſen; bei den Faſanen koͤmmt ſie jedoch ziemlich haͤufig vor, und ich habe fie ſelbſt bei mehreren Goldfaſanenhennen in ihrem er— ſten Stadium geſehen. Man kann alſo annehmen, daß man ſie bei den Faſanen am haͤufigſten beobachtet, und dieß iſt um ſo merkwuͤrdiger, weil es keine Voͤgelfamilie giebt, un welcher der Unterſchied beider Geſchlechter auffallender waͤre. Noch wollen wir bemerken, daß der Pfau und der Faſan nicht nur beide hühnerartige Vögel, ſondern ſonſt in vieler Hinſicht verwandt ſind. Deſto auffallender iſt es, ) Uedrigens behaupte ich nicht, daß die Entwicklung des Sporns, gleich dem Wechſel des Geſieders, durch die Un— fruchtbarkeit der Henne herbeigefuͤhrt worden ſey. Ich kenne von der Lebensgeſchichte dieſer Faſanenhenne zu wenig, als daß ich in dieſer Hinſicht eine beſtimmte Meinung haben konnte. Ohnehin ift bekannt, daß viele Haushuͤhner ſchon in der Jugend und nicht erſt im Alter Spornen haben, und ‚fo ſcheint denn die Entwicklung dieſes Organs von andern Urſachen abzuhängen, als von denen, die den Farbenwechſel zur Folge haben. 118 daß die Pfauhenne nie einen Ähnlichen Wechſel des Ge: fieders zeigt. Der junge maͤnnliche Faſan und das alternde Weib⸗ chen find ruͤckſichtlich des Gefieders ſehr ähnlich, indem fie beide binnen einer gewiſſen Zeit das Gefieder des alten Hahns erhalten. Es muß alſo bei beiden einerlei Verän⸗ derung vorgehen, und am natürlihften waͤre es anzuneh⸗ men, daß ſie auf dieſelbe Weiſe bewirkt werde; in dem tie nem Falle nur ſchneller, in dem andern langſamer, fo daß die alte Henne ungefähr eben fo viel Jahre dazu braucht, wie der junge Hahn Monate; allein dieß iſt nicht der Fall, denn die Veränderung geht auf eine ſehr verſchie⸗ dene Art vor ſich, und man wird von einer alten Henne, die bereits das Kleid zu wechſeln angefangen hat, nie fe» gen koͤnnen, ſie ſehe aus wie ein junger Hahn von dem oder jenem Alter. Es iſt wirklich merkwuͤrdig, daß daß⸗ ſelbe Endreſultat durch fo verſchiedene Mittelreſultate Her: beigefuͤhrt werden kann. Dem ſey, wie ihm wolle, ſo hat doch Mauduit ſchon dargethan, daß die Faſanenhennen im Alter den Häh— nen mehr und mehr ahnlich werden, und der Eierſtock bfi manchen dann ſo winzig iſt, daß man ihn nicht finden kann. Es ließe ſich vermuthen, daß diejenigen Hennen, bei welchen der Eierſtock auf dieſe Weiſe reſorbirt worden war, gerade die größte Aehnlichkeit mit den Hähnen zej- gen wuͤrden. Dieß iſt jedoch nicht der Fall, weil dieſes Organ ſich bei denjenigen Individuen, die dem Hahne nur unvollkommen glichen, nicht vorfand, waͤhrend ich es doch bei einem Exemplare, das dem alten Hahne auf's Haar glich, erkannte. Zu dieſen Reſultaten habe ich denn nun noch hinzu: gefügt, daß bei manchen Hennen der Federwechſel weit kruͤher beginnt, als bei andern; daß er manchmal mehrere Jahre nach dem Aufheren durch Fruchtbarkeit erſt (ob— gleich er mit dieſem Phänomen mehr oder weniger direct zuſammenhaͤngen muß), manchmal aber auch gleichzeitig eintritt; daß er gewoͤhnlich nach vier Jahren vollſtaͤndig iſt, und die Henne dann ſelbſt wie der Hahn geſpornt ſeyn kann; daß der Uebergang der matten Farben zu den glänzenden des alten Maͤnnchens bei dem Weibchen ganz anders geſchieht, als bei dem jungen Maͤnnchen, obgleich das Endreſultat bei beiden zuletzt genau daſſelbe iſt; da endlich der Federwechſel bei dem alten Weibchen der Vos gel nicht als ein allgemeines Geſetz angeſehen werden kann. Von einem verbeſſerten Hygrometer 81). Mehrere Meteorologen haben gemeint, Herrn Da niell's Hygrometer (S. Not. Nro. 179., S. 37.) laffe ſich vereinfachen, wenn man den Aether geradezu an die Kugel des gewoͤhnlichen Thermometers bringe. Herr J o— nes zu London (S. N. 243., S. 8), wendet ein Therme⸗ meter mit einer Kugel von ſchwarzem Glaſe an, deſſen Roͤhre zweimal unter einem rechten Winkel gebogen iſt, damit, ſoviel wir aus einer fehr unvollkommnen Beſchrei⸗ bung des Inſtruments entnehmen 9 die Oberfläche, 119 auf die ſich der Dunſt niederſchlaͤgt, leichter mit dem Auge des Beobachters in ein Niveau gebracht werden kann. Wenn der eine Theil der Kugel mit Aether befeuchtet iſt, ſchlaͤgt ſich der Dampf der Atmoſphaͤre auf den an: dern nieder, waͤhrend man zugleich die Temperatur be⸗ merkt, bei welcher dieß ſtattfindet. Waͤhrend des letzten Sommers hat einer unſerer Correſpondenten ein aͤhnliches Verfahren angewandt, wovon er uns in Kenntniß geſetzt hat. An ein Thermometer mit einer Kugel von ſchwar⸗ zem Glaſe, iſt durch Gummi arabicum ein ſilberner Ring, wie in Fig. 1, befeſtigt. Wenn nun der Aether auf den Muslin getraͤufelt wird, womit der obere Theil der Kugel uͤberzogen iſt, ſo wird der un— tere Theil, auf den ſich der Thau niederſchläͤgt, nicht dadurch befeuchtet. Bei Weglaſſung die: ſes Ringes oder einer aͤhnlichen Vorrichtung kann unmoͤglich eine genaue Beobachtung Aattz finden. Mehrere practiſche Meteorologen haben A jedoch erinnert, daß bei dieſem Apparat deßhalb ein Irrthum entſtehen koͤnne, weil die Nieder— ſchlagsoberflaͤche mit der Thermometerroͤhre, d. h. demjenigen Theile des Inſtruments, welches die Temperatur anzeigt, nicht in unmittelbarer Verbindung ſey. Beruhte dieſe Bemerkung zuf richtigen Gründen, fo muͤßte man ein geboge⸗ nes Thermometer wie Fig. 2. an⸗ Ne wenden; wenn man den Aether dann auf den mit Muslin bedeckten obern Theil der Kugel a traͤufelt, fo erfolgt der Niederſchlag des Dunſtes auf den untern, welcher der Scale zunaͤchſt liegt. er e een Geräufh durch die Trizonia arborescens he r- vorgebracht. (82). — Hr. Grant hat beobachtet, daß die tritonia arborescens das Vermoͤgen beſitzt Toͤne von ſich zu geben. Das Geraͤuſch, welches ſie macht, iſt laut genug, um 12 bis 15 Fuß weit gehoͤrt zu werden, wenn 4120 man das Thier in ein Gefäß fest, was nur wenig Waf: fer enthält. Die Töne kommen offenbar aus dem Munde hervor, und in dem Augenblick, wo fie ſich hören laſſen, ſieht man, daß die Lippen ſich plotzlich voneinanderge⸗ ben, gleichſam als wollten ſie dem im Innern befindlichen Waſſer geſtatten hervorzudringen. — Hr. Grant glaubt, daß dieſe Töne als Communicationsmittel für dieſe Thiere dienen, welche Hermaphroditen ſind. Ueber die Wirkung des Lichts auf die Pflanzen (83) hat Hr. Henry Philips durch ein merke wuͤrdiges Experiment das Reſultat erlangt, daß das na⸗ tuͤrliche und das kuͤnſtliche Licht nicht gleiche Wirkung auf die Pflanze ausüben. Er nahm mehrere Individuen der Mimo- sa elegans, spinosa und decurrens in dem Augenblicke, wo ihre Blaͤt⸗ter ausgebreitet waren und brachte fie in ein dunk⸗ les Zimmer. Augenblicklich fielen nun die Blaͤtter zuſammen wie die Staͤbe eines Faͤchers oder wie die Fluͤgel eines Vogels. Kuͤnſtliches Licht, ſo ſtark man es auch an die Pflanzen bringen mochte, veranlaßte durchaus keine der automatiſchen Bewegungen, und die Blätter blieben herab— haͤngend, bis ſie wieder an das Sonnenlicht gebracht wur⸗ den. Dann wurden die Empfindlichkeitsaͤußerungen merk⸗ bar, und alle Blätter nahmen wieder ihre natürliche Rich tung an, mit derſelben Regelmaͤßigkeit, wie ein Regiment Soldaten ſich auf das Commandowort in Bewegung ſetzt. Ueber einen ſich zu dem Crocodil haltenden kleinen Vogel (84) giebt Dr. Richard ſon in feiner Reiſe nach Vegypten folgende wunderliche Nachricht: „Das Crocodil iſt gewoͤhnlich von einem kleinen Vogel begleitet, welcher bei dem kleinſten Geraͤuſch unruhig wird, und, in⸗ dem er in der Naͤhe des Crocodils mit den Fluͤgeln ſchlaͤgt, es aufweckt, wenn es ſchlaͤft, und es fo in den Stand fest Nachſtellungen zu entfliehen (22). Ein außerordentlich ſtarkes Licht (85) wird hervorgebracht, wenn ein Strom von Sauerſtoff— gas, durch die Flamme einer Alkohollampe hindurch gegen kauſtiſchen Kalk, Zirkon oder eine andere Erde gelei⸗ tet wird; der in England gemachte Verſuch iſt in Deutſchland an mehreren Orten wiederholt und beſtaͤtigt worden. Der Verſuch gelang gleich gut mit pulveriſir— tem aͤtzenden Kalk, wie mit Magneſia, welche beide, ange= feuchtet, in einem kleinen Platinagefaͤße vor ein Sauerſtoff⸗ gas-Geblaͤſe gebracht wurden. ö He sun: € Beobachtung eines, durch die Acupunctur behan= delten Rheumatismus des Herzens. (86). Von Peyron. Der Rheumatismus des Herzens, ſo wie auch der det Magens, des uterus u. ſ. w., iſt unter dem Mar nn De men rheumatismus internus vagus bekannt. Dieſe letztere Benennung wuͤrde anzuzeigen ſcheinen, daß dieſe Affection ſich in dem Herzen nur durch Uebertragung, durch metastasis zeige. Doch darf man nicht mit Ville⸗ neuve behaupten, daß dieſes Organ nur auf conſecutive Weiſe vom Rheumatismus ergriffen werden koͤnne. Wit 121 koͤnnen ihm die von Barthez und von Matty ausge⸗ ſprochene Meinung, die von Rouſſin, von James Johnſon v. ſ. w. gemachten Beobachtungen entgegens ſtellen. Jedoch muß man geſtehen, daß in den meiſten Fallen das Herz auf eine conſecutive Weiſe afficirt wird, und die von Ruſſel zu Birmingham, Matey und James Johnſon gemachten Beobachtungen beweiſen dieſe Thatſache. Wir wollen hier nicht die Schriftſtel⸗ ler zu widerlegen ſuchen, welche das Vorhandenſeyn dieſer Krankheit geleugnet haben. Die Moͤglichkeit derſelben laͤßt ſich durch Gruͤnde darthun, und durch eine genaue Beobach- tung wird man in vielen Faͤllen die Graͤnzen beſtimmen koͤnnen, welche fie von der carditis trennen. Es giebt Perſonen, welche glauben, daß das von Rheumatismus afficirte Herz keineswegs feine Functionen werde erfüllen koͤnnen. Dieß würde nur in den hoͤchſt acuten Faͤl— len ſtattfinden koͤnnen; aber warum ſollten ſich in al len andern Faͤllen ſeine Fafern nicht zuſammenziehen koͤnnen, wie dieß in den andern Muskeln geſchieht? Es iſt in Hinſicht der Diagnoſtik ſchwer, auf eine beſtimmte Weiſe zu entſcheiden, ob das Herz oder das pericardium vom Rheumatismus afficirt iſt. In vielen Faͤllen begleiten ſich dieſe zwei Affectionen, aber die pathologiſche Anatomie hat gezeigt, daß am oͤfterſten das Herz der einzige Sitz des Rheumatismus war. Die beſondern praͤdisponiren— den Urſachen deſſelben find: eine uͤbermaͤßige Senſibilitaͤt des Herzens bei einem ſehr reizbaren Individuum, heftige Wal— lungen, vorausgeſetzt, daß ſie ſich unter dem Einfluß der causae efficientes des Rheumatismus zeigen, oder noch beſſer, wenn er bereits an anderen Theilen vothanden iſt, in welchem Falle ihn die zuruͤcktreibenden Mittel ſehr beguͤnſtigen. Die Praͤcordialſchmerzen, die Anfälle von Angſt, Dyspnoe, von Herzklopfen, Beklemmung, aft die Ohnmachten, die Intermittenz, die Unregelmaͤßigkeit des Pulſes find die gewoͤhnlichen Symptome, welche ſich bei feuchter Witterung verſchlimmern. Waͤhrend des Regens und der Winde von Weſten und von Suͤden find die allgemeinen und oͤrtlichen Aderlaͤſſe, die Blutegel, die Schroͤpfkoͤpfe, die Sinapismen, die Veſicatorien, das ſiedende Waſſer angewendet worden. Im acuten Zus ſtande haben die derivantia, und im chroniſchen Zu. ſtande das Calomel, die purgirenden Salze, die anti- monialia, die digitalis, das nitrum, der Aether, die lauwarmen Baͤder, wechſelsweiſe angewendet, die Behand— lung dieſer Krankheit ausgemacht. Aber zu oft hat man nur zu wenig Erfolg davon erhalten. Sollte man nun in den Faͤllen, wo dieſe Mittel unzureichend ſeyn wuͤrden, die Acupunctur nicht verſuchen koͤnnen? Die folgende Beobachtung wird ohne Zweifel dazu dienen koͤnnen, dieſe Frage zu loͤſen. . Diemoiſelle H. . .., 18 Jahre alt, von einer guten Conſtitution, einem nervöfen Temperament, empfand, nach⸗ dem fie mehrere Jahre lang ein feuchtes Haus be⸗ wohnt hatte, bald Schmerzen in den oberen und dann n den unteren Extremitäten. Dieſe Schmerzen wa⸗ een nicht fir, fie wurden Anfangs dem Wachsthum zuge— 4122 ſchrieben. Aber bald erkannte man die Art der Krank: heit. So lange als Demoiſelle H. daſſelbe Haus bewohnte, wurden verſchiedene Mitiel mit wenig Erfolg angewendet, aber, ſobald ſie daſſelbe verlaſſen hatte, nahmen die Schmerzen an Intenſitaͤt ab und verſchwanden bald. Zu⸗ gleich zeigte ſich ein ſehr heſtiger Schmerz am Herzen, welcher von derſelben Art war, wie diejenigen, welche ſie empfunden hatte, und eben ſo wie dieſe bei'm Heranna⸗ hen des Regens und unter dem Einfluß der Winde vom Weſten und Süden, an feuchten Orten u. ſ. w. zu⸗ nahm. Dieſer Schmerz war nicht anhaltend, doch ers ſchien er oft nicht bloß bei den Witterungsveraͤnderungen, ſondern auch bei der geringſten ſtarken Bewegung, und nicht ſelten dauerte er mehrere Tage. Er wurde von Herz— klopfen begleitet, welches jedesmal ſtaͤrker wurde, und bis⸗ weilen von einem Anfall, welcher in einer willkuͤhrlichen Contraction aller Muskeln beſtand, fo daß es der Pa— tientin unmoͤglich geweſen waͤre mit ihren Gliedern die geringſte Bewegung zu machen. Wenn fie einige Bewe⸗ gungen machte, ſo geſchah dieß, um ihre beiden Haͤnde auf die Praͤcordialgegend zu legen, welche ſie mit vieler Kraft drückte, und um ſie hier ebenfalls unbeweglich liegen zu laſſen. Dieſer Anfall kam ploͤtzlich, ohne daß fie zuvor Schmerzen em= pfunden hätte, und kuͤndigte ſich bloß durch einen ausgeſtoßenen Schrei an. Bisweilen dauerten dieſe Anfälle von einer Vier— telſtunde bis zu zwei, drei Stunden und daruͤber. Oft waren fie von Geſchwaͤtzigkeit, von einer Art von delirium extati- cum begleitet, von welchem fie bei ihrem Erwachen keine Vor⸗ ftellung hatte. Alsdann klagte fie Über einen aͤußerſt großen Schmerz am Herzen, welches unmaͤßige Schläge gab. Es iſt hier zu bemerken, daß einige Jahre vorher die Kranke, nachdem ſie ihre Mutter verloren hatte, faſt von aͤhnlichen Anfaͤllen heimgeſucht wurde. Aber niemals hatte fie den geringſten Schmerz am Herzen, das geringſte Herzklopfen gehabt. Dieſe Krankheit verſchlimmerte ſich immer mehr. Man wendete haͤufige Aderlaͤſſe gegen ſie an und legte Blutegel wechſelsweiſe auf die Praͤcordialgegend, auf den linken Unterſchenkel, auf den Hals, auf den linken Ober- arm an. Jedesmal, wenn die Schmerzen kamen, waren die Baͤder, die Senffußbaͤder, die Clyſtiere ohne Wir— kung. Es iſt bemerkenswerth, daß die Anlegung der Blut⸗ egel die Leiden immer vermehrt hat. | Bereits 4 Jahre war Demoiſelle H.... in dieſem Zuſtande, als ſie unſerer Unterſuchung unterworfen wurde. Die mittelbare Auſcultation ließ uns wahrnehmen, daß die Herzſchlaͤge ſtaͤrke- waren, als im natürlichen Zuſtande. Man hoͤrte ſie deutlich am hinteren linken Seitentheile der Bruſt und ſelbſt am rechten Theile. Ihr Rhythmus hatte das Bemerkenswerthe, daß die Ventrikel einen Im- puls (naͤmlich bei aufgeſetztem Stethoſcop) von weit laͤnge— rer Dauer gaben, als die atria, und daß die Impulſe der ers ſteren zu denen der letzteren ſich verhielten wie 1 zu Z. 3. B. Als die Stelle, wo der Schmerz ſey, wurde der Raum bezeichnet, welcher die Knorpel der fünften und achten linken Rippe trennt. Der Puls war Häufig, voll, intermittirend. 128 — — 124 Nachdem wir waͤhrend einiger Zeit die Kranke unter⸗ ſucht und uns von der Vermehrung der Schmerzen bei'm Herannahen einer feuchten Witterung hatten uͤberzeugen konnen; nachdem wir von drei ſehr heftigen Criſen Au: genzeuge geweſen waren, glaubten wir, indem wir das, was uns erzaͤhlt worden war, mit den gegenwartigen Phaͤnomenen verglichen, und vorzüglich auf die Art Ruͤck⸗ ſicht nahmen, wie ſich die Krankheit anfangs gezeigt hatte, dieſelbe mit Recht als einen Rheumgtismus des Her- zens betrachten zu koͤnnen, In dieſer Ueberzeugung wag⸗ ten wir ein neues Heilmittel zu verſuchen, deſſen Wirkun⸗ gen bei rheumatiſchen Schmerzen betraͤcptlich find, und deſſen Unſchaͤdlichkeit erwieſen iſt. Die Acupunctur wurde daher vorgeſchlagen und die Kranke willigte in ihre Anwen⸗ dung. Man wird ſich denken koͤnnen, daß ihre Leiden groß ſeyn mußten. Auf folgende Weiſe ſchritten wir zur Einfuͤhrung der Nadeln und hierbei zeigten ſich folgende Phaͤnomene: Wahrend die Kranke auf dem Rüden lag und ſich ein we⸗ nig auf die rechte Seite neigte, wurde die erſte Nadel, welche 13 Linien lang war, drehend in den Raum einge— fuͤhrt, welcher die Knorpel der fuͤnften und ſechſten Rippe trennt, und faſt an der Stelle, welche mit der Mitte des Knorpels dieſer letzteren Rippe correſpondirt. Von da aus wurde ſie ſchief von unten nach oben und von der Rechten zur Linken nach dem Herzen hingefuͤhrt, aber ohne dieſes Organ zu treffen. Die Kranke empfand keinen Schmerz während der Einführung. Aber nach dieſer Einführung ſtreckte fie die Glieder aus, zog fie mit Heftigkeit waͤhrend einiger Minuten zuſammen, ohne ein Wort heraus zubrin⸗ gen, und fiel bald in das delirium, welches die Magne⸗ tiſeure beſchreiben. Sie ſagte, daß ſie mit zugemachten Augen alle Gegenſtaͤnde deutlich ſehen koͤnne, doch hat fie ſich immer hinſichtlich der Anzahl der Finger, welche wir ihr vorhielten, getaͤuſcht. Sie ſprach mit einer erſtaunli⸗ chen Leichtigkeit und Geſchwindigkeit, antwortete ſehr weit⸗ laͤuftig auf die Fragen, welche man an ſie richtete, und, was ſehr bemerkenswerth iſt, fie konnte nicht die gerinafte Beruͤhrung leiden. Dieſes delirium dauerte nur 10 Mi⸗ nuten. Sie erwachte dann wie aus einem tiefen Schlafe, fühlte ſich ermuͤdet und erinnerte ſich deſſen nicht mehr, was ſie geſagt hatte. Den Schmerz empfand ſie in ſehr hohem Grade. Eine zweite Nadel von 15 Linien wurde hierauf von unten nach oben und von der Linken zur Rech⸗ ten in denſelben Intercoſtalraum an einem Punct einge⸗ führt, welcher 1 Z. vor der Stelle liegt, wo ſich die ſech⸗ fie Rippe mit dem correſpondirenden Knorpel verbindet. Es zeigt ſich ein zweiter Anfall, die Geſchwaͤtzigkeit der Kranken iſt größer; fie klagt uͤber keinen Schmerz und verlanat noch eine Nadel. Eine dritte Acupunctur wird während des Anfalls in demſelben Intercoſtalraum, am in⸗ neren Drittel des zwiſchen den zwei bereits applieirten Na⸗ deln liegenden Raums, aber auf einer unteren horizonta⸗ len Flache gemacht Von dieſem Punct ſollten, nach der Aus ſage der Kranken, die Schmerzen ausgehen, und hier wa⸗ un die Schläge des Herzens fühlbarer. Die Nadel, welche 18 Linien lang war, wurde vom oberen Rande des Knor—⸗ pels der ſechſten Rippe nach oben und nach innen gefuͤhrt; fie ging durch das pericardium hindurch, und traf ohne Zweifel ſelbſt die Spitze des Herzens. Die Empfindun⸗ gen, welche ſie hervorbrachte, waren verſchieden; die Kranke empfand eine ploͤtzliche Erſchuͤtterung und der Anfall hörte bald auf. Dieſe Empfindung, die Laͤnge der Nadel, die Bewegungen derſelben, welche genau den Impulſen des Herzens folgten, zeigten hinlaͤnglich, daß ſie in directer Communicatien mit dieſem Organ war. Und was noch mehr Ueberzeugung gewaͤhrt, iſt, daß die Nadel bewegt wurde, bevor dem Intercoſtalraum, welcher ſie aufnahm, der Impuls des Herzens mitgetheilt worden war. Von dieſer Zeit an empfand die Kranke den gewohnten Schmerz nicht mehr. Derjenige, welchen ſie empfand, war nach ihrer Beſchreibung ganz anders. Die Nadeln blieben uns gefaͤhr 48 Stunden in den Theilen: Zufaͤlle von Erſtar⸗ rung und ein Anfall um die erſte Stunde, aber von kurzer Dauer, waren die Phaͤnomene, welche ſich waͤhrend dieſer Zeit zeigten. Der Stich der letzten Nadel erregte ſehr unanges nehme Empfindungen. Sie war die einzige, nach deren Herausziehen, welches ſehr ſchmerzhaft war, ſchnell einige Blutstropfen heraustraten. Dieſe Nadel war am meiſten oxydirt. Die Kranke empfand von nun an nur noch ei⸗ nen acuten Schmerz laͤngs den Stichen, welcher bald ver⸗ ging. Der rheumatiſche Schmerz hat ſich nicht wieder gezeigt, obgleich die Witterung mehrere Male und über 14 Tage lang regneriſch geweſen iſt. Wenn man ſorgfaͤl⸗ tig alle Urſachen vermeidet, welche dieſe Krankheit hervor⸗ bringen koͤnnen, wenn man vorzüglich die Ruhe der will⸗ kuͤhrlichen Muskeln beobachtet, welche mir angerathen ha⸗ ben, indem wir mit Matey uͤberzeugt find, daß ihre Ihäs tigkeit durck Erhoͤbung der Senſibilität des Herzens daſſelbe zum Recidiv geneigt macht, ſo wird ohne Zweifel dieſer Rheumatismus nicht wieder erſcheinen und die Heilung wird vollkommen ſeyn. Dieß iſt alſo ein neues Mittel eine Af⸗ fection zu beſeitigen, welche, ob fie gleich nicht ſehr häufig iſt, doch um nichts weniger ſchwer und haͤufig durch die organiſchen Veraͤnderungen, welche ſie hervorbringt, toͤdt⸗ lich iſt. Ein Fall von Geburt bei carcinomatoſem os uteri 87). 1 Von John T. Sharpleß zu Philadelphia. * Ich wurde im Januar 1825 zu einer Frau von 36 Jabren gerufen, welche ich im 7ten Monate der Schwan⸗ gerſchaft, aͤußerſt abgemagert, im fieberhaften Zuſtande und in großer Schwache fand. So wie je mi fagte, hatten ihr ihre vorigen Schwangerſchaften keine Beſchwerde ger macht, ihre Niederkunften waren leicht und ſchnell geweſen, und von ihrer gegenwärtigen Conceptjon an bis zum fünften Monate (November) war ſie ganz geſund geweſen, worauf fie ohne wahrnehmbare Urſache gewaltig menſttuikt geweſen, und von großem und anhaltendem Schmerz im Ruͤcken und im Becken gelitten hatte. Von dieſer Zeit an traten ger 125 legentlich Blutungen ein, wodurch bisweilen ein Engliſches Quart Blut verloren ging. Im December zeigte ſich ein ptofuſer, uͤbelriechender Ausfluß, begleitet von einer Unfaͤ⸗ higkeit den Urin zuruͤckzuhalten, welcher immer fortgung, ohne daß ſie wußte durch welchen Canal. Dieſer Urin war dur kel und übelriechend und ſetzte ein ſchwarzes, flok- kiges Sediment ab. f ' Sie wurde immer ſchwaͤcher, bis fie das Zimmer und endlich das Bett huͤten mußte. Der jauchige Ausfluß aus der vagina excotiitte alle benachbarten Theile und war fo uͤbelriechend, daß es in ihrem Zimmer nicht zum Aushal⸗ ten war. Die Schwangerſchaft rückte jedoch vorwaͤrts, und die Bewegungen des Kindes wurden Außerft ſchmerz⸗ Haft, wenn es an die innerhalb des Beckens gelegenen Theile ſtieß, bis zu Ende des gien Monates, wo am Abend des 15. März die Geturtsarbeit anfing. Bei der Unterſuchung zeigte ſich eine ſo große An— ſammlung von krankhaften Maſſen, daß ich anfangs glaub— te, die Hände, Füße und Nabelfhnur zuſammen vor mir zu haben. Es zeigte ſich bald, daß es in kleine Lappen getheilte Geſchwuͤlſte waren, welche ſich von dem os uteri aus er⸗ ſtreckten und bei der Beruͤhrung aͤußerſt empfindlich waren. Das orificium uteri war fo erweitert, daß es unge— faͤhr 2 Zoll im Durchmeſſer und wenigſtens 1 Zoll in der Dicke hatte. Die Wehen waren regelmaͤßig und ſtark, aber nachdem ſie mehrere Stunden lang gedauert hatten, ohne das Kind herabzutreiben, wurde tinctura opii gege⸗ ben, und da leichte febriliſche Thaͤtigkeit vorhanden war, ſo wurde etwas Blut entzogen. Die Weben blieben jedoch heftig, und am Morgen druͤckte der Kopf ſtark auf das os tincae, ohne daß er in demſelben eine Neigung hervor⸗ brachte nachzugeben. Es wurden nun ſchnell 25 Un⸗ zen Blut entzogen, und die Patieiitin wurde fo pers pendiculaͤr als möglich gehalten, um Ohnmacht hervor— zubringen, doch zeigte ſich weder an dem Pulſe, noch an den Genitalien, noch an den Wehen eine merkliche Wir— kung. Die heftigen Contractionen dauerten den ganzen Tag fort; gegen Abend war der Kopf ungefähre 1 Zoll weit vorgeruͤckt, und hatte den undurchdringlich geſpannten Mut— termund vor ſich hin geſchoben. Als om Abend der Koͤr— per von der Schwaͤche befreit zu ſeyn ſchien, welche bald nach der am Morgen vorgenommenen Blutentziehung ent— ſtanden war, wurde wiederum eine Vene geoͤffnet, und nachdem 10 Unzen Blut entzogen waren, ſank der Puls, ohne daß das os uteri afficirt wurde. Die Kranke blieb die ganze Nacht hindurch in dieſem traurigen Zuſtande, und ihre Kraͤfte und ihr Geiſt ertrugen, aber litten die heftig— ſten Schmerzen, welche man ſich denken kann. Als am Morgen die Reaction wieder zugenommen hatte und Rup— tur des uterus zu befuͤrchten war, wurde wiederum zur Venaͤſection gefchr tten. Aber nachdem einige Eßloͤffel voll Blut entzogen worden waren, ſank der Puls ſo weit als zuläßlich war. Kraͤftigere manuale Behandlung ſchien noch immer nicht nothwendig zu ſeyn. Die Kraͤfte waren noch gut, und der Kopf war vollkommen beweglich und ruͤckte 7 126 allmaͤlig vorwärts, doch ohne im geringſten Grade die Con⸗ traction des Muttermundes zu vetmindern, deſſen Rigidi⸗ tät unbeſiegbar zu ſeyn ſchien. 2 — Gegen Mitternacht bewog die Angſt der Familie zu einer Berathung mit Dr. H. Neill, welcher mit mir das rin übereinſtimmte, daß allein die Zeit die Schwierigkeit heben werde, und daß Natur und Geduld unſere beſte Huͤlfe ſeyen. Es wurden immerfort warme, naſſe Tuͤcher auf die Theile gelegt, und um 4 Uhr am folgenden Mor⸗ gen erſchien der fehr verlängerte Kopf und ſchluͤpfte langſam durch den zuſammengezogenen Theil hindurch, welcher faſt bis zu der äußerlichen Mündung gefhoben war. Die Schultern fledten eine Zeitlang, doch traten fie hernach heraus, und es wurde bald ein größer todfer Foͤtus geboren. Toniſche Contractionen zeigten ſich nicht eher, als bis die Hand eingeführt war, um die placenta von dem fundus uteri loszutrennen. Die Membranen waren einige Zoll um den Punct herum, welcher, bei'm Durchgange des Kindes zerriſſen war, verdickt, hoͤckerig und dunkel; das Uebrige war geſund. Da die Bewegungen des Foͤtus waͤh⸗ rend der Geburt gefuͤhlt worden waren, und da er voll⸗ kommen und groß war, ſo konnte er nur feit einer kurzen Zeit todt ſeyn. 5 Die zwei folgenden Tage nach der Geburt verlebte unfere Patientin ohne ein widerwaͤrtiges Symptom; ihre Kraͤfte und ihr Puls erhielten ſich auf eine wunderbate Weiſe auftecht, und faſt Alles deutete auf Geneſung hin. Der uterus blieb vergrößert, und ein waͤſſeriger uͤbelrie⸗ chender Ausfluß vertrat die Stelle der Lochien. Am drit⸗ ten Tage zeigten ſich matte Augen und ſchwacher Puls, doch weder Schmerz noch Empfindlichkeit am Korper. Die Entkraͤftung nahm zu und trotz aller unferer Bemuͤhungen erfolgte am Abend der Tod. 15 Bei der Unterſuchung nach dem Tode fand man den uterus vergrößert und dick, und feine Höhle hätte wohl ein. Noͤſel Fluͤſſigkeit faſſen koͤnnen. Die ganze Subſtanz des col lum uteri war verſchwunden, und drei knotige Fortſaͤtze von. 2 3. Länge und Breite und 1 3. Dicke nahmen. feine Stelle ein und füllten die vagina aus. Dieſe Fortſaͤtze waren ſchwarz und ufcerirt und erſtreckten ſich über die ganze Oberfläche, und 13 3. in die Höhle des uterus, und uͤber die vagina da wo fie mit dieſen Geſchwuͤlſten zuſammenhing, und wo. die Ulceration lange zottige Filamente zu uͤckgelaſſen hatte, welche von einem Theile zum anderen gingen. Hinter det Schaam und auf dem Lauf der urethra war eine Geſchwulſt von der Größe einer Welſchen Nuß mit höderiger und ei⸗ teriger Oberflaͤche, welche die vagina vollkommen ausfuͤll⸗ te, während das Uebrige des vestäbulum ſein natürliches Ausſehen verloren hatte, und bis zu der aͤußerlichen Muͤn⸗ dung mit Knoten von einer hellen Farbe und von der Groͤ⸗ ße der Lambertsnuͤſſe ganz bedeckt war. Hinter dieſer Geſchwulſt auf der urethra war eine ulcetirte Oeffnung, durch welche man den Daumen in die Blaſe einbringen konnte. Dieſer Gang war, ſowohl in der vagina als in der Blaſe von einer Gruppe Exereſcenzen 127 umgeben, welche um die Oeffnung herum einen einen halben Zoll hohen Rand bildeten. 4 h Ve Als Dr. James, welcher vom Anfang an ſich für dieſen Fall intereſſirt hatte, dieſe ſehr krankhafte Structur unterſuchte, druͤckte er ſogleich ſein Erſtaunen daruͤber aus, daß ein Krankheitsproceß von einem ſo deutlich cancroͤſen Character vier Monate lang vorhanden geweſen ſeyn, ſo große Veränderungen in allen benachbarten Theilen und wirkliche Deſtruction einiger Theile hervorbringen konnte, ohne dem Fortſchreiten der Schwangerſchaft im gering: ſten Einhalt zu thun. Ein ſolches Beiſpiel war ihm vorher niemals vorgekommen, und da er glaubte, daß es wegen ſeines ungewoͤhnlichen Characters bekannt zu werden verdiene, ſo erſuchte er mich dieß zu vermitteln. Hier zeigte ſich im uterus eine Kraft ſeine Functio⸗ nen zu erfüllen, welche nicht oft vorkommt. Daß ein wirklicher Verluſt der eigentlichen Subſtanz des cervix uteri vorhanden war, konnte nicht bezweifelt werden, denn die Fortſaͤtze, welche feine Stelle einnahmen, waren von einer ganz krankhaften Beſchaffenheit. Auch wurden ſie nicht durch den Druck des Kopfs afficirt, ſondern ſie hingen loſe und ſchlaff in die vagina, während der ver⸗ dickte und geſpannte Kreis, welcher ihre untern Theile dais einander verband, aͤußerſt rigid war. Da dieſes orificium bei der erſten Unterſuchung faſt 2 Zoll weit und an dem wahren Rande mehr als 1 3. dick gefunden wurde, und da der Foͤtus gar nicht zu erreichen war, ſo muß der Muttermund ſchon ſeit einiger Zeit, vielleicht ſeit einigen Wochen in dieſem Zuſtande geweſen ſeyn. Die Membra- nen muͤſſen auch mehrere Zoll im Durchmeſſer von der Oberflaͤche des uterus getrennt geweſen ſeyn, da ſich die Ulceration eine beträchtliche Strecke weit in die Höhle die⸗ ſes Eingeweides erſtreckte, und ich vermuthe, daß das un— geſunde Ausſehen und der verdickte Zuſtand der Membra— nen von der Beruͤhrung mit einer krankhaften Oberflaͤche und mit einer ſcharfen Feuchtigkeit entſtanden ſind. Daß dieß das carcinomatoͤſe und nicht das von Clarke und Baillou beſchriebene freſſende Geſchwuͤr war, be— weiſ't das wirkliche Anſetzen neuer Materie, und obgleich die Krankheit etwas von der Textur zerſtoͤrt hatte, ſo war doch unendlich mehr erzeugt worden. Das Präparat iſt von dem Dr. Horner wohl aufs bewahrt und in dem Wiſtar⸗-Muſeum zu Philadelphia auf⸗ geſtellt worden, — — NY 128 Mi eee Latte iin. Einen Fall von Otsrrhöe(gs) hat Herr Bichot, Arzt zu Bercy, der Académie royale de médecine mitgetheilt. Ein junges Maͤdchen wurde, nachdem es von einem Ausſchlag, woran es ſeit feiner Kindheit gelitten, geheilt worden, von einem Oh⸗ renfluß mit unvollſtaͤndiger Taubheit, aber ohne fihtbare Ver⸗ letzung des Trommelfells befallen. Durch Anwendung von Abs leitungsmitteln auf der Haut und durch Einfprigung einer AbEo- chung von Saponaria in den aͤußern Gehoͤrgang erlangte man merkliche Beſſerung und ſchon hoffte man auf eine völlige Hei lung, als ploͤtzlich der Ohrenſchmerz ſich erneuerte und Fieber ſich hinzugeſellte. Es fand ein eiterartiger Ausfluß aus dem Gehoͤrgang ſtatt, und die Oeffnung des letztern war geſchwollen und zeigte ſich im Hintergrunde mit einer polyodfen Excrescenz gefüllt. Mehrere Male bewirkten Blutegel, hinter dem Kinnladenwinkel ans geſetzt, Nachlaſſen der Zufaͤlle, aber am 8. Tage fingen ſie von neuem an zu wuͤthen und waren von convulſiviſchen Bewegungen. und andern Zeichen von Hzrnentzuͤndung begleitet. Letztere wurde durch weitere Anwendung von Blutegeln und Eisumſchlaͤge be— kaͤmpft; die Kranke ſtarb am 30. Tage der Krankheit und nach- dem kurz vorher eine große Quantitaͤt ſtinkenden Eiters, ploͤtz⸗ lich und wie mit einer Erploſion aus dem Ohr hervorgekommen war. Bei der Leichenoͤffnung fand man Erweichung der linken Hirnhaͤlfte, mit einem Eiterheerd, der etwa drei Unzen Eiter in ſich enthielt, und die Haut, welche den Gehörgang und das ine nere Ohr auskleidet, rothbraun gefaͤrbt. Im innern Ohr fand ſich noch ſehr viel von ſolchem Eiter, wie es waͤhrend des Le— bens ausgefloſſen war. Uebrigens war keine Communication zwi⸗ ſchen der Krankheit des Hirns und des Ohrs wahrzunehmen, die Knochen des Schaͤdels waren unverletzt. (Letzteres iſt eine ſeltene Erſcheinung.) Eine urſpruͤngliche Obliteration des Darmea⸗ nals (89) hat kuͤrzlich Dr. Baron in einem Kinde gefunden, welches drei Tage gelebt und fortwaͤhrend gelbliche Subſtanz aus⸗ gebrochen, aber durchaus keinen Stuhlgang gehabt hatte. Die Lei- chenoͤffnung zeigte, daß das Duodenum ſehr ausgedehnt war und da, wo es in den dünnen Darm übergeht, in einen verſchloſſe⸗ nen Sack endigte. Der Dünndarm bildete einen engen Canal, von der Weite der Urethra und endigte ſich in das Coecum, in⸗ dem er eine kleine runde, etwa zwei Linien vorragende Verlaͤn⸗ gerung bildete. Der dicke Darm war nicht viel weiter als der duͤnne. Die Obliteration des Duodenum ſchien durch die membr. mucosa allein gebildet zu ſeyn, denn die andern beiden Haͤute ſetzten ſich ohne Unterbrechung in den duͤnnen Darm fort. In keinem Theile des Darmcanals fand ſich meconium. A Preisaufgabe der Académie royale de médecine zu Paris: „Durch beſtimmte Beobachtungen, die mehr oder weniger nachtheiligen Wirkungen auf den Koͤrper auszumitteln, welche durch die bei gewiſſen Gewerben ſtattfindenden Ausduͤnſtungen hervor⸗ gebracht werden, und die beſten Mittel dagegen ausfindig zu machen.“ Preis 1,000 Francs. Die concurrirenden Abhandlungen muͤſſen vor dem . Febr. 1828 in den bureaux der Academie (rue de Poitiers, Nr. 8.) abgegeben werden. Bibliographiſche Neuigkeiten. Re Sketches towards a Hortus botanicus americanus; or co- loured Plates with a catalogue and concise and fami- liar Descriptions of many Species of new and valuable Plants of the West-Indies and of North and South America ete., by W. J. Tittford M. D. London 1826. 4t0 mit colorirten Kupfern. Considerations pratiques sur certaines affections de Pute- zus en particulier sur la phlegmasie chronique avec engorgement du col de cet organe et sur l’avantage de l’application immédiate des sangsues, par M. Guil- bert, Professeur de la faculté de Paris. Paris 1826. 8. (Der Verfaſſer empfiehlt in einer ſehr weitſchweifigen Manier bei chroniſcher Entzündung und Anſchwellung des Uterushalſes, „wo noch nicht die umſtaͤnde von krebsartigem Scirrhus ein⸗ getreten ſind“ mit Huͤlfe des speculum des Hrn. Recamier Blutegel unmittelbar an die portio vaginalis uteri anzuſetzen.) Traite de l’acupuucture, d'après les observatious de Jules Cloguet et publié sous ses yeux, par M. Dantu M. D. Paris 1326. 8. (Der Verfaſſer giebt eine kurze Ge⸗ ſchichte der Acupunctur, benutzt die Abhandlungen von Due jardin, Berlioz, Bretonneau, Beclard, Churchill, Demours und Jules Cloquet, und theilt drei und ſechs⸗ zig eigene Beobachtungen über Fälle mit, wo die Acupunctur mit Nutzen angewendet worden iſt.) — — . — - 2u 2.298. Ae. age u.297 Zu den Notizen Notizen aus. dem Gebiete der Natur⸗ und Heilkunde. Nro. 200. (Nr. 10. des XIV. Bandes.) Juni 1820, edruckt bei Loſſius in Erfurt. In Commiſſion. bei dem Kön. Preuß. Gränz⸗Poſtamte zu Erfurt, der Königl. Sächſ. Zeitungs⸗Expedition N 5 aeg den . ua u. F. Thurn u. Taxiſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes⸗Induſtrie⸗Comptoir. Preiß eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Rthir, oder 3 Fl. 86 Kr., des einzelnen Stuͤckes mit der Abbildung 6 ggl. Nat ur kun de. Über die Augen der Baͤume und die Entwicke⸗ lung der Wurzeln, welche daraus hervor: brechen. (90) N Von de Candolle. (Hiezu die Figuren A. 1 — 10 auf beiliegender Tafel). Die gewoͤhnlichſten Erſcheinungen und die man berechtigt iſt, als die bekannteſten zu betrachten, bieten uns noch alle Ta⸗ ge neue Eigenthuͤmlichkeiten dar. Dieſe Bemerkung, welche fo ‚geeignet ift, uns zu einer auch das Kleinſte beruͤckſichtigenden Ber obachtung der uns umgebenden Thatſachen anzuſpornen, wird, denke ich, ſich hinlaͤnglich rechtfertigen laſſen durch eine Mitthei⸗ kung der Verſuche und Beobachtungen, die ſich mir bei dem Wahrnehmen einer ſehr gewoͤhnlichen Sache, der Entwickelung der Steckreiſer dargeboten haben. Nachdem ich mehrere Weiden⸗ zweige ins Waſſer geſteckt hatte, und die Entſtehung ihrer Wur- eln mit Aufmerkſamkeit beobachtete, bot ſich mir die Gelegenheit ar, mehrere Eigenthüumlichkeiten wahrzunehmen, welche mir der Verfolgung und Erwähnung würdig zu ſeyn ſcheinen; ich werde dieſelben in dieſer erſten Abhandlung mittheilen und zwar in der Ordnung, in welcher ſie ſich mir dargeſtellt haben; einen zweiten Auffag werde ich der genaueſten Unterſuchung der Organe widmen, welche die erſte Rolle bei dieſer Entwickelung ſpielen. Erſte Beobachtung. Da ich wünſchte, mit einiger Beſtimmtheit die Art und Weiſe, wie die Wurzeln aus den Baumzweigen hervorbrechen, und die Rolle, welche die Temperatur bei dieſer Erſcheinung ſpielt, kennen zu lernen, ſteckte ich am letzten December von einer und derſelben Weide abgeſchnittene Zweige, die ich noch uͤberdies einander ſo aͤhnlich als moͤglich gewaͤhlt hatte, in Flaſchen von durchſichtigem Glas. Zwei von dieſen Zweigen ſetzte ich in ein dis auf 5 oder 6 Grad Reaum. geheitztes Orangeriehaus und zwei andere in ein Treibhaus von 12 bis 13 Grad Waͤrme. Die Zweige im Orangeriehaus blieben mehrere Monate, ohne ein Zeichen von Vegetation zu geben, während die im Treib— hauſe in weniger als 14 Tagen Wurzeln trieben, und da mir ſowohl die Schnelligkeit ihrer Entwickelung, als auch die Durch— ſichtigkeit des Mediums, wo dieſelbe vor ſich ging, verſtatteten, ſie zu beobachten, fo werde ich mich jetzt mit dieſen allein beſchaͤf— tigen. Dieſe Knoten (Augen, Knoſpen) entwickeln ſich an 2 ſehr deſtimmten Stellen; die einen, welche am ſchnellſten hervorbre— chen, entſtehen in den Winkeln der alten Blätter (der Blatt- narben) (Fig. 1, g); fie ſtehen immer einzeln und find die einzigen, welche ſich entwickeln, wenn nichts mehr uͤbrig iſt als die Blattnarbe; die andern, welche ſpaͤter hervorkommen (Fig. 1, h. h. h.), entſtehen, wenn man ein kleines Seitenaſtchen abgeſchnitten hat, oder wenn die Blattknoſpe uͤber⸗ wachſen, abgeriſſen oder zerftört worden iſt; fie entwickeln ſich regelmäßig zu Zweigen an den Seiten der Rinne, welche die Stelle des Seitenzweiges anzeigt; fie find demnach fo geſtellt, als wenn ſie aus den Winkeln der Nebenblätter oder der Wuͤlſte des Hauptblattes entſtaͤnden; dieſe Blattknoſpen nehmen gleich urſpruͤnglich eine ſehr deutlich aufſteigende Richtung und eine beſtimmte grüne Farbe an. Sie entſpringen aus dem Holze, aber auf eine weit weniger deutliche Weiſe, wie wir es gleich ſehen werden, wenn die Rede von den Wurzeln ſeyn wird; ihre Geſtalt iſt von ihrem erſten Entſtehen die eines zugeſpitz⸗ ten, ein wenig zuſammengedruckten Kegels; fie ſpalten die Oberhaut, welche ſie bedeckt, in zwei Lappen und zeigen dem Auge, von dieſem erſten Augenblicke an, die Anſaͤtze des Zwei⸗ ges und aller zukuͤnftigen Blätter. Wir wollen nunmehr mit der Entwickelung der Zweige die der Wurzeln vergleichen. Man pflegt zu ſagen, daß die Wurzeln ohne Unterſchied überall aus der Rinde hervorbrechen; aber dieſe Behauptung iſt nicht beſtimmt genug, ſie kommen vielmehr alle ohne Ausnahme *) aus den roͤthlichen, ovalen Knoten hervor, welche Guettard linſenfoͤrmige Drüfen (glandes lenticulaires) genannt hat, und deren Bedeutung bis jetzt den Naturforſchern unbekannt war. Ich gebe dieſen Organen den Namen Lenti- cellae, um an den von Guettard zu erinnern, der ihre Ges ſtalt ziemlich gut bezeichnet, und um zugleich den Vortheil eines einfachen Kunſtausdrucks anſtatt eines zuſammengeſetzten Wortes, und vor Allem einer durchaus nicht hypothetiſch klingenden Be⸗ nennung anſtatt eines wenigſtens zweifelhaften Ausdrucks zu erhalten; denn es zeigt ſich nichts druͤſenartiges in dieſen an⸗ geblichen Druͤſen. Erſtaune, daß eine fo einfache Sache nicht bekannt ſeyn ſollte, durchlief ich alle Bücher über Botanik und Anatomie, um mich zu überzeugen, ob fie darin nicht erwaͤhnt worden ſey, und ich habe geſehen, daß man überall dieſe linſen⸗ foͤrmigen Knoten nur ſehr oberflaͤchlich erwähnt und die Entwicke⸗ lung der Wurzeln ſelbſt nur auf eine ſehr unbeſtimmte Weiſe beobachtet hat. Einige Gaͤrtner haben mir allerdings verſichert, daß ſie das Hervorbrechen der Wurzeln außerhalb dieſer Knoten deobachtet haͤtten, aber mit der Unbeſtimmtheit, welche den rein praktiſchen nicht gufgezeſchneten, Beobachtungen eigen iſt. Bevor ich in dem Berichte meiner ausfuͤhrlichen Beobachtung über das Wurzeltreiben der Weide writer gehe, muß ich bemer⸗ ken, daß ich mich nicht damit begnuͤgt habe, die Wurzeln aus den linſenfoͤrmigen Knoten von Pflanzen dieſer Gattung hervor⸗ brechen zu ſehen, ſondern ich habe die nämliche Thatſache on *) Fig. 1, 1.1. 1, und Fig. 5, 1. I. I. 10 ey 8 147 2 1 4 * allen Steckreiſern, welche ſich mir darbsten, betätigt gefun⸗ den, und namentlich an den Zweigen verſchiederer Arten des Maro⸗ nenbaumes, an der Ampelopsis hederacea, der Crataegus Oxy- acantha, der Sambucus nigra, der Armendaca dasycarpa, der Populus angulata, der Ficus 18 7 2.5 ich habe fer⸗ ner geſehn, daß bei den Baͤumen, welche jerirdifche Wurzeln (Luft⸗ wurzeln) haben, dieſe auch aus jenen linſenfoͤrmigen Knoten her⸗ vorbrechen, wie dieſes bei mehrern Arten des Sumachs, der Weinrebe „des Feigenbaumes zc, ſtattfindet. Fallen verhalten ſich dieſe Organe, deren Beſtimmung bisher un⸗ bekannt war, wie Rudimente von Wurzeln, die ſich nur unter guͤnſtigen umſtaͤnden entwickeln konnen, oder, wenn man will, wie Arten von Wurzelknoſpen, d. h. ſolche Stellen, wo die Or⸗ ganiſation im voraus günftige Umftände fuͤr die Entwickelung der Wurzeln vorbereitet hat. Ich habe nur eine einzige Aus⸗ nahme van dieſem Geſetze angetroffen, naͤmlich bei Sedum al- tissimum, von welchem die uͤberirdiſchen Wurzeln buͤſchelweiſe aus den Narben der vorjährigen Blätter hervorbrechen. Die Entwickelung dieſer Knoten geht bei der Weide auf folgende Art vor ſich. Die linſenfoͤrmige Scheibe, welche, im Zuſtande der Ruhe, faſt ganz flach war, woͤlbt ſich, hierauf zerplatzt ſie mei⸗ ſtentheils in 4 wenig regelmäßige Lappen, indem fie ſich entwe⸗ der mehrmals ſpaltet, oder indem ſie ſich rings herum lostrennt, und zwar dergeſtalt, daß der Oberhautlappen durch die Wurzel gleich wie von einem unregelmäßigen Pfropfreis emporgehoben wird. Dieſe letztere Art der Entwickelung kann man ſehr leicht bei den Wurzeln der Ficus elastica wahrnehmen. Wenn das Oberhaͤutchen ſo in die Hoͤhe gehoben worden iſt, ſteht man, daß ſich unter demſelben ein weißer amylonartiger Stoff befindet (Fig. 1 und 5, bb); dieſe Subſtanz iſt koͤrnig, faſt pulverartig, ſehr zart, oft mit Luftblaſen bedeckt, wenn man ſie im Waſſer beobachtet; unterſucht man ſie unter dem Mikroſcop, ſo erſcheint ſie wie aus einer Menge durchſichtiger Blaͤschen zuſammengeſetzt, welche nicht mit einander verwachſen ind, ſondern nur neben einander liegen und leicht zuſammenge⸗ leimt zu ſeyn ſcheinen; dieſe Blaͤschen ſind theils rundlich, theils länglich und an ihren beiden Enden ſtumpf; ſie ſcheinen leer zu ſeyn, ſobald man ſie einzeln ſieht, erſcheinen aber ſilberweiß und undurchſichtig, ſobald ſie zuſammengehaͤuft ſind; dem Anſehen nach haben fie ſehr viel Ahnlichkeit mit gewiſſen Zellen des Zell- gewebes, wenn man ſie einzeln unter dem Mikroſcop betrachtet; man koͤnnte fie für eine beſondere Ausartung der zelligen Rin⸗ denhuͤlle halten; ich fuͤge das aͤußere Anſehen (Fig. 3), die Neale. dieſes Stoffes, wie er ſich unter dem Mikroſcop zeigt, inzu. Die Wurzeln brechen unter dieſer Pulver ähnlichen Subſtanz hervor, welche ſie herabwerfen, entweder rings herum, wenn ſte gerade aus der Mitte hervorkommen, oder blos auf einer Seite. Sie haben eine ſtumpfe Spitze und verlaͤngern ſich, in⸗ dem fie die Geſtalt von cylin derfoͤrmigen ſilberfarbnen Faͤden an⸗ nehmen; nur die Spitze oder das Schwaͤmmchen hat ein gruͤn⸗ liches Ende, wie es Herr Dutrochet ſchon beobachtet hat; alles Übrige iſt vollkommen weiß und wird nicht gruͤn durch die Einwirkung des Sonnenlichtes; ein charakteriſtiſches Kennzeichen, welches, wie ich ſchon vordem geſagt habe, eins der ſicherſten iſt, um die Wurzeln von den Staͤngeln und vorzüglich von dem unterirdiſchen Stock, welche ſo viele Schriftſteller mit den eigent⸗ lichen Wurzeln verwechſelt haben, zu unterſcheiden. *) ) Es iſt nun über 20 Jahr, daß ich in meiner Diſſertation über die Eigenthuͤmlichkeiten der Pflanzen die verſchiedenſten dieſer Organe auseinanderſetzte. Geleitet von den Grund— ſaͤtzen, welche ich oft in meinen Vorleſungen entwickelt habe, hat Herr Dunal im Jahre 1810 dargethan, daß die Knol⸗ len der Kartoffel nicht an den Wurzeln entſtehen, ſondern an den unterirdiſchen Staͤngeln. Herr Dutrochet hat vor Kurzem in ſeinen 1823 und 24 erſchienenen Memoiren die ſe Anſichten beſtaͤtigt, — K — — y I 1 * # ai In allen dieſen 148 REN |; iefe Wurzeln, welche aus den Linſenknoten der Weide her⸗ vorkeimen, find anfaͤnglich vollkommen einfach, fpäterhin treiben ſie nach den Seiten hin zahlreiche Faͤſerchen hervor; dieſe kleinen es) Faſern ſtehen anſcheinend in keiner beſtimmten Ordnung und weis chen der Are unter einem rechten Winkel ab. n man ihre mittlern Entfernungen betrachtet, ſey es nun an dem Ur⸗ ſprunge der Wurzel hin oder an ihrer ganzen übrigen Länge, fo ſieht man, daß ſie augenſcheinlich uͤberall die naͤmlichen ſind, wo⸗ durch die Behauptung des Duhamel beftätigt werden möchte, daß die Wurzeln nur an ihren Enden wachſen: eine Behauptung, welche ſeit den ſchoͤnen Unterſuchungen des Herrn Knight uͤber die Urſache der ſenkrechten Richtung eine große Wichtigkeit er⸗ langt hat. Die Seitenfaͤſerchen der Wurzeln ſind ſehr klein, und ihr Ende, welches zulest die Funktion eines Schwaͤmmchens verſieht, iſt anfaͤnglich ſehr ſpitzig und ſchwillt nach Verlauf eini⸗ ger Tage etwas auf. i 1 en Das Ende einer jeden Hauptwurzel iſt in eine ſchwamm⸗ artige, ſehr weiche, zarte, roͤthliche Subſtanz eingehuͤllt (Fig. 14, rrr); dieſer Stoff iſt mit der Wurzelfaſer nur an ihrem Ende verwachſen, wo ein ſehr duͤnner Faden eine wirkliche Ver— bindung unter ihnen zu bewerkſtelligen ſcheint. Wenn man dieſe Subſtanz aufhebt, haftet dieſer Faden am Ende des Schwämm⸗ chens wie eine ſehr feine Borſte; wenn man denſelben Stoff un- ter dem Mikroſcop betrachtet, ſo ſieht man, daß er organiſirt iſt und aus durchſichtigen, kleinen, laͤnglichen (Fig. 4), oft parallelogrammiſchen, denen der Oberhaut der Wurzeln volle kommen ähnlichen Maſchen oder Areolen zeigenden Haͤuten zus ſammengeſetzt iſt. Dieſe Haͤute ſcheinen mit Ablagerungen fremdartiger Koͤrpertheilchen bedeckt zu ſeyn und hygroſcopiſche Eigenſchaften zu haben; in einigen Stuͤcken aͤhneln ſie dem ſchwammartigen Schleime, welcher ſich um die Saamenkoͤrner mehrerer Cruciferen entwickelt, wenn ſie im Waſſer keimen, und welcher auch durch das Einſaugen einer hygroſcopiſchen Membran gebildet wird. Dieſer Umſtand beftätigt die Analogie zwiſchen den Wurzel- und Saamenſchwämmchen, welche ich an einem ans dern Orte angedeutet habe. Wenn man einen Weidenzweig, nachdem er Wurzeln getrieben, der Laͤnge nach zerſchneidet, ſo ſieht man, daß dieſe an dem aͤußeren Umkreiſe des Holzes ent⸗ ſtehen (Fig. 2); an dieſem zeigt ſich ein kleiner Hoͤcker, welcher durch die Rinde hindurchdringt, um die holzige Achſe der Wurzel zu bilden; die innere Rinde verlängert ſich um dieſe hol— zige Achſe und bildet die Rinde der Wurzel; die durchbrochene Oberhaut bildet eine Art Scheide oder Becher (cupule) an der Baſis der Wurzel; das Oberhaͤutchen der letztern iſt in dieſem Alter nur wenig mit dem uͤbrigen Theil ſeiner Rinde verwachſen, und kann ſich leicht unter der Geſtalt einer feinen, durchſichtigen Membran, deren Maſchen laͤnglich parallelogrammiſch, und denen ſehr aͤhnlich ſind, die den Schleim um das Schwaͤmmchen bil⸗ den, davon trennen. um den Bericht meiner erſten Beobachtung zu vollenden, muß ich hier noch hinzufuͤgen, daß der Querdurch⸗ ſchnitt des Weidenzweigs, eben fo wie die Punkte, wo ich einige Seitenäfthen abgeſchnitten hatte, folglich alle Stellen, wo das Holz unmittelbar mit dem Waſſer in Beruͤhrung war, ſich mit einer Art weißen, faſerigen ſehr kleinen Schimmel bedeckt hat⸗ ten, welcher im Waſſer ziemlich ſichtbar war, aber ſogleich zer⸗ ſtoͤrt wurde, ſobald man ihn heraus zu nehmen ſuchte (Fig. 1, BB), und ich habe ſogleich erſehen, daß es derſelbe war, welchen die Herren v. Schrank und Nees v. Eſenbeck unter dem Namen Mucor imperceptibilis (Nov. act. nat, cur. Bonn., vol. XI; pars. 2, p. 504, T. 58) beſchrieben und dargeſtellt haben. Ich erwaͤhne ihn blos deswegen hier, um zu zeigen, daß er nicht auf der Rinde, ſondern allein auf dem entbloͤßten Holze waͤchſt. i Zweite Beobachtung. Da ich bei der vorhergehenden Beobachtung bemerkt hatte, daß die Wurzeln auf der dem Lichte nicht ausgeſetzten Seite des Weidenzweiges in groͤßrer Menge hervorbrachen, fo wollte ich 149 mich überzeugen, ob die Dunkelheit wirklich ihre Entwickelung 2 Br daher einander ähnliche Weidenzweige in. Fla⸗ ſchen, und ſtellte die einen ins helle Tageslicht, die andern aber umbüllte ich mit ſchwarzem Papier; dieſe legteren trieben im Allgemeinen ſchneller und kraͤftigere Wurzeln; dieſes Mil verhaͤlt⸗ niß war ſogar bisweilen ſehr auffallend, ſo wie z. B. von zwei Steckreiſern von einer und derſelben de, welche ich den 16. Februar dieſes Jahres der naturforſchenden Geſellſchaft zu Genf vorlegte, und welche ich ſeit dem 1. Februar beobachtet hatte, der, dem Lichte ausgeſetzt geweſene, nur 2 bis 3 Linien Länge, der andre dagegen, deſſen unterer Theil ſich im Dunkeln befun⸗ den, Wurzeln von 4 bis 5 Zoll Länge hatte, an denen ſchon einige Zweige hervorgetrieben waren. Allein ich muß hinzufügen, nachdem ich dieſes lezte Beifpiel angefuͤhrt habe, daß im Allge⸗ meinen dieſe Ungleichheit weit weniger beträchtlich iſt, und daß, ob man gleich immer einige Beſchleunigung des Wachsthums in der Dunkelheit wahrnimmt, dieſe doch nicht immer in einem ſo hohen Grade ſtattfindet. Dritte Beobachtung. - um mit Gewißheit zu erfahren, wie weit ſich der Einfluß des durch den Horizontalſchnitt des Zweiges hinzutretenden Waſſers auf die Entwickelung der auf⸗ und abſteigenden Theile erſtrecke, ſteckte ich, unter ähnlichen Verhaͤltniſſen, zwei Wei⸗ denzweige in das Waſſer; bei dem einen war die Schniltflaͤche bloß, bei dem andern aber mit einer Miſchung von Wachs und Terpentin, die man gewoͤhnlich Baumwachs nennt, uͤberſtrichen. Der erfte trieb, wie gewohnlich, Wurzeln, und auch die Kätzchen kamen hervor; der andere trieb keine Wurzeln, aber ſeine Kätzchen entwickelten ſich eben fo gut, als an dem Zweige, deſſen unverſtrichene Schnittfläche Waſſer anziehen konn⸗ te. Man ſieht hieraus, daß die kleine Menge Waſſer, welche ſich in einem Weidenzweige befindet, zur Entwickelung der Bluͤ⸗ then hinreichen kann, ſobald derſelbe durch eine paſſende Tem— peratur angeregt wird; aber zur Entwickelung der Wurzeln be— darf es einer reichlichern Nahrung. Das der Luft ausgeſetzte Weidenholz ſaugt ſehr oft hinreichende Feuchtigkeit ein, um ziemlich beträchtliche blaͤtter- und wurzelartige Erzeugniſſe hervorzubrin⸗ gen, wie man dieſes bisweilen auf abgeſtutzten Weidenſtaͤmmen bemerkt. Man ſieht aus dieſen Thatſachen, daß das Holz in weit höherem Grade fähig iſt, Feuchtigkeit einzuſaugen, als die Rinde. Vierte Beobachtung. Ich wuͤnſchte nun zu erfahren, ob das Holz auf feiner Laͤngenflaͤche dieſelbe Fähigkeit habe, Waſſer einzuſaugen und es den Wurzelkeimen zuzuführen, als fein horizontaler Durch⸗ ſchnitt; ich ſteckte zu dieſem Behuf zwei aͤhnliche Weidenzweige, deren untern Theil (dieſer war bei dem einen unverſehrt, bei dem andern hatte ich dagegen die Rinde ringsherum 1¼ Zoll lang ſo weggenommen, daß unter der entblöften Stelle ½ Zoll lang dieſelbe dran blieb) ich mit Baumwachs uͤberſtrichen hatte, ins Waſſer; auf dieſe Art konnte, nach der fruͤhern Beobachtung, das Waſſer in den erſten nicht eindringen, und wenn daſſelde in den zweiten drang, fo konnte dieſes blos durch die Laͤngen⸗ oberfläche des Holzes geſchehen: und dieſes geſchah auch in der That. Der Zweig Nr. 2. trieb Wurzeln, aber blos an der Stelle der Rinde uͤber dem abgeſchaͤlten Ringe; der ganze unter der verletzten Stelle gelegene Theil der Rinde trieb keine hervor. Es folgt hieraus, daß das Holz vermittelſt feiner Laͤngenober⸗ flache einſaugt, und daß das dergeſtalt abſorbirte Waſſer nach den oberen Theilen hingeleitet wird. ! 7 Fuͤnfte Beobachtung. Um die urſache kennen zu lernen, welche, wie wir oben geſehen, das von der aͤußeren Flaͤche des Holzes eingeſaugte Waſſer nach oben treibt, ſteckte ich zwei ſich gleichende Zweige 150 von derſelben Weide ins Waſſer; der eine war unverletzt, von dem andern hatte ich das obere Ende in einer Entfernung von ohngefähr drittehalb Fuß von dem untern Theile abgeſchnitten. Der erſte trieb ſeine Wurzeln viel ſchneller als der zweite; es iſt daher wahrſcheinlich, daß die Lebensthaͤtigkeit der obern Knospen das Waſſer in dem Zweige hinaufzieht. Die Richtige 900 dieſes Reſultats wurde durch die folgende Beobachtung be⸗ wuͤhrt. * Ani 1 ’ u u g Sechſte Beobachtung. ; r Im Monat December brachte ich zwei Weiden mit ihren Wurzeln in zwei große mit Waſſer gefüllte Flaſchen, deren Hals, aus welchen der Stamm der Weide hervorragte, rings um denſelben zugeſtopft war. Hierauf wurden ſie in ein vor dem Treibhauſe gemachtes Loch geſenkt, und mit Erde bedeckt, fo daß fie gegen den Froſt geſichert waren: die eine dieſer Weiden ließ man der freien Luft ausgeſetzt, die andere Weide wurde mit ihrem oberen Theil in das Treibhaus gezogen. Die erſte blieb den ganzen Winter hindurch ohne ein Zeichen von Vegetationz die zweite bekam nach Verlauf von 1½ Monaten Blätter, wie man es, nach dem was mit den in die Treibhäuſer gezogenen Weinreben vorgeht, vorausſehen konnte. Aber, nach der Er⸗ fahrung Nr. 3. trieb ein Weidenzweig, der, nachdem man ſei⸗ nen untern Theil verſtrichen hatte, der Waͤrme des Treibhau⸗ ſes ausgeſetzt worden war, keine Zweige mit Blättern; wenn es alſo hier geſchah, ſo kam dieſes daher, weil ſeine Knospe durch bie Wärme des Treibhauſes angeregt, das Waſſer, wel- ches ſich in ihrem untern Theil befand, angezogen hatten; folg⸗ lich erſtreckt ſich die Thaͤtigkeit der Knospen bis auf den untern Theil der Zweige oder bis auf die Wurzeln, deren Einſaugung diefelben vermehren. Man hat hier eine ſehr deutliche Erklaͤrung einer Erſcheinung, die jedes Fruͤhjahr ſtattfindet; ſobald die Temperatur der Luft milde wird, werden die oberen Knospen der Zweige von der Waͤrme und durch irgend eine andere ſchwer zu erklaͤrende Urſache angeregt, und ſtreben den Saft der unte⸗ ren Theile, die ihn ſelbſt aus der Erde ſaugen, an ſich zu zie⸗ hen. Daher kommt es alſo, daß ſich zu dieſer Zeit die Einſau⸗ gung mit großer Kraft äußert, obgleich die Baume noch nicht mit Blattern verſehen ſind, und ob man gleich mit Gewißheit behaupten kann, daß die Einſaugung (unter uͤbrigens ganz glei⸗ chen umſtänden) mit der Oberfläche der blaͤttertragenden Theile im Verhaͤltniß ſtehe. Im i Wenn ſich die oberſten Knospen zuerſt entwickeln, fo rührt dieſes daher, weil fie mehr krautartig und folglich der Erregung fähiger ſind, als die, welche holzig geworden ſind. Wenn bei einigen Baͤumen, als dem Laͤrchenbaum oder dem Ginoko, die unterſten Knospen ſich zuerſt entwickeln, ſo koͤmmt dies da⸗ her, weil alle Knospen des Zweiges denſelben Grad von Con⸗ ſiſtenz haben, und daher die in ihrer Vegetation am weiteſten fortgeſchrittenen, d. i. die unterſten, ihren Rang wieder einneh⸗ men. Ich komme auf die Reſultate der Erfahrung zuruck, die ich vor vielen Jahren zu Montpellier an einem Maulbeerbaum gemacht habe. Dieſer hatte zwei Staͤmme, einen im Freien, den andern im Treibhauſe, und zwei Hauptwurzeln, deren jede in einem beſondern Kübel (bocal) ſteckte. Der Aſt, welcher ſich im Treibhauſe bef wurde ſehr ſchnell mit Blaͤttern be⸗ kleidet, und ſog eine ziemliche Menge Waſſer durch die mit ihm in Verbindung ſtehende Wurzel ein. Der der freien Luft ausge⸗ ſetzte Zweig bekleidete ſich nicht mit Blattern, und nahm auch keine mereliche Menge Waſſer in ſich auf. Ich hatte nicht Ger legenheit, dieſes Reſultat bei den Weiden zu beobachten, weil eins der Gefäße zerbrach, als ich es mit der Erde heraus nahm. Allein was ich weiter oben angeführt habe, ift hinreichend, um die Einwirkung der Knospen auf das Aufwärtsſteigen des Saf⸗ tes zu beweiſen. Siebente Beobachtung. 42 Da ich beobachtet hatte, daß diel Wurzeln gewohnlich aus den linſenfoͤrmigen Knoten hervorbrechen, ſo war ich begierig zu 10 * 151 erfahren, was geſchehen wuͤrde, wenn man diefe nicht aufkom⸗ men ließe; ich entfernte daher alle Knötchen, die ſich auf dem unteren Theile eines Weidenzweiges zeigten, indem ich die Sorg⸗ falt anwendete, mit der Spitze eines Federmeſſers bis auf das Holz zu dringen: dieſen ſo verſtuͤmmelten Zweig ſetzte ich in's Waſſer. Die Wurzeln brachen nicht aus den verſtuͤmmelten Stellen hervor, wie dies geſchehen ſeyn wuͤrde, aber es bilde⸗ ten ſich neue linſenfoͤrmige Erhabenheiten, aus welchen endlich, nach Verlauf von mehr als einem Monate, Wurzeln her⸗ vorkamen. So bleibt ſich das Verhaͤltniß zwiſchen den lünſen⸗ foͤrmigen Knoͤtchen und den Knospen auch in dieſer Hinſicht gleich; und es iſt ja bekannt, daß, wenn man alle Knospen von einem Zweige entfernt, ſich an ſolchen Stellen, die, ohne dieſe Verſtuͤmmelung, keine getragen haben wuͤrden, neue bil⸗ den: Herr du Petit⸗Thouars nennt ſie hinzukommende (adventifs) Knospen. Wir haben eben ſo hinzukommende lin⸗ fenförmige Knoͤtchen, und mithin einen neuen Grund, dieſe Or⸗ gane als Wurzelknospen zu betrachten. Achte Beobachtung. um zu erfahren, ob die linſenförmigen Knötchen die Fun⸗ otion abſorbirender Organe verſehen, oder ob wwenigſtens ihre Verſtopfung die Entwickelung der Wurzeln verhindern koͤnne, wendete ich zwei aͤhnliche Zweige von der naͤmlichen Weide an, den einen auf die gewöhnliche Art, den andern, nachdem ich alle Iinſenfoͤrmige Knoͤtchen genau mit Baumwachs bedeckt hatte: der Erfolg war eine gleiche Entwickelung in beiden Zweigen. Die Wurzeln brachen, wie gewoͤhnlich, aus dieſen Knoͤtchen hervor, und hoben das weiche Wachs in die Höhe, Mithin find allerdings dieſe Knoͤtchen diejenigen Stellen, welche den zu⸗ künftigen Urſprung der Wurzeln anzeigen; aber fie zeigen Aus ßerlich kein Streben zu dieſer Entwickelung. Neunte Beobachtung. Ich ſteckte zwei abgeſchnittene Weidenzweige, von demſelben Alter und der nämlichen Größe, in zwei Flaſchen mit Waſſer, den einen mit ſeinem untern Theile, den andern mit ſeinem obern; ſowohl bei dem einen als bei dem andern kamen Wur⸗ zeln aus den linſenfoͤrmigen Knoͤtchen, aber das Erſcheinen der Wurzeln ging bei dem erſtern viel ſchneller von ſtatten, und war weit vollſtaͤndiger. Ich muß bemerken: 1) daß die lin⸗ ſenfoͤrmigen Knoͤtchen am unteren Theile des Zweiges viel dicker ſind „ als die des oberen, und daß ihre Beſchaffenheit nicht ohne Einfluß auf die Leichtigkeit, mit welcher ſich die Wurzeln ent⸗ wickeln, zu ſeyn ſcheint; 2) daß, weil der obere Durchmeſſer weniger Ausdehnung hat, als der untere, auch die abſorbirende Oberflaͤche kleiner iſt, wenn der Zweig umgekehrt wird, als wenn er aufrecht ſteht. um mich zu uͤberzeugen, ob von dieſen Urſachen die langſamere Entwickelung des umgekehrt ſtehenden Zweiges abhaͤnge, habe ich denſelben Verſuch wiederholt, indem ich dafür ſorgte, daß letzterer denſelben Durchmeſſer wie der aufrechtſtehende hatte, mithin das Verhaͤltniß der entwickelten linſenformigen Knoͤtchen und der Menge des abſorbirten Waſ⸗ ſers ziemlich dieſelben waren; ich erhielt ganz daſſelbe Reſultat: der umgekehrt ſtehende Zweig trieb feine Wurzeln, langſamer hervor, als der aufrecht ſtehende. In einem und dem andern Falle richteten ſich die Wurzeln nach der Erde, aber die Aeſt⸗ chen zeigten einige Verſchiedenheiten; die des umgekehrten Zwei⸗ ges waren mehr ausgeſpreitzt, wenigſtens iſt dieſes ſebr ſichtbar bei denen, welche über dem Waſſer wachſen; ſie ſcheinen nicht ohne Schwierigkeit die verticale Richtung annehmen zu Eönnen, Die Aeſtchen des naͤmlichen Zweiges, welche unter dem Waſſer wachſen, ſcheinen von ihrem erſten Hervorkommen eine ziemlich energiſche Tendenz nach oben zu haben. Ich weiß nicht, ob man noch andere Beiſpiele hat, welche zeigen, daß die Neigung zur Richtung nach oben unter dem Waſſer ſtaͤrker ſey, als in 152 ver Luft; was dieſes betrifft, ſo erkläre ich mir es durch zwei Umftände: 1) die in der Luft befindlichen Zweige waren weit langer als diejenigen, welche unter dem Waller gewachſen wa⸗ ren, es mußte daher ihr eigenes Gewicht dieſelben mit mehr Energie nach unten ziehen; 2) ihr Gewicht war, bei gleicher Laͤnge der Aeſtchen, wegen der Dichtheit des Mediums, im Waſſer geringer. (Der Beſchluß folgt in der naͤchſten Nummer.) Miscellen. Eine Windhoſe von ungewöhnlicher Stärke (91) hat am 24. Mai Nachmittags 2 Uhr in der Buͤrgermeiſterei Holz⸗ heim (Kreiſes Neuß, Regierungsbezirks Duͤſſeldorf) große Ver⸗ wuͤſtung angerichtet. Sie uͤberzog naͤmlich an dieſem Tage das dort liegende Gut Bongards⸗Hof mit ſolcher Gewalt, daß die Scheune, ein ſonſt ſtarkes Gebaͤude, ganz, die uͤbrigen Gebaͤude aber mehr oder minder zerſtoͤrt wurden. Zwoͤlf Menſchen, un⸗ ter dieſen der Verwalter des Gutes, wurden von den Truͤm⸗ mern der Scheune bedeckt, und mit Muͤhe daraus wieder her⸗ vorgezogen. Zwar iſt keiner derſelben gleich auf der Stelle todt geblieben, doch aber geben die Aerzte fuͤr das Aufkommen eines der Urbeiter, welcher eine lebensgefaͤhrliche Contuſion erhalten hat, wenig Hoffnung. Die andern Maͤnner ſind bis auf ſechs, welche ganz unbeſchaͤdigt davon gekommen find, mehr oder we⸗ niger verletzt worden, und einer iſt ſelbſt noch nicht ganz außer aller Gefahr. Ein Bauernjunge, der die ihm fremde Erſchei⸗ nung herannahen ſah, und hinter der Scheune Schutz ſuchen wollte, wurde mehr denn 100 Schritte weit uͤber eine Hecke auf dem Felde weggeſchleudert. Ulmen, die mehr als zwei Fuß im Durchmeſſer hatten, wurden mit ihren Wurzeln aus der Erde herausgeriſſen, und die Frucht in dem an das Gut ſich anſchließenden Kornfelde der Erde gleich niedergeſtreckt. Für den Eigenthuͤmer iſt es noch ein Gluͤck, daß das Hornvieh und die Pferde, welche im Stalle waren, unverletzt geblieben ſind, wahr⸗ ſcheinlich, weil die innern Diueerwände ſich gehalten haben. Das Zuſammenſtuͤrzen der Gebaͤude war nach der Verſicherung der Landleute das Werk eines Augenblicks, und das Ungluͤck in ei⸗ nem Nu geſchehen. Die Windhoſe hatte die Geſtalt einer zur Erde herabgeſenkten dicken Wolke, welche wie ein Rauch, der vom Wirbelwind begleitet, ſich immer hoͤher und hoͤher erhebt, ihre Richtung nach Süden nahm, während ſchwere Gewitter⸗ wolken derſelben von Suͤden nach Oſten entgegenzogen. — Auch von andern Seiten vernimmt man aͤhnliche Verheerungen, die der Sturm am 24. Mai d. J. angerichtet hat. Auf dem Gute Elvecum, Bürgermeifterei Norff, Kreiſes Neuß, ſtuͤrzte eine Scheune ein, das Dach eines neuerbauten Nebengebäudes wurde abgetragen und bie ſtaͤrkſten Baͤume entwurzelt. i In Bezug auf den Kornwurm (92) hat ein Hr. Periodeau der Societe philomatique eine Beobachtung mit⸗ getheilt, von welcher zu wuͤnſchen iſt, daß ſie ſich beſtaͤtigen möge, Der Vater des Hrn. P., welcher in dem Winkel eines Kornbodens einige Schaaffelle mit der Wolle aufbewahrt hatte, war nicht wenig verwundert, fie mit todten Kornkaͤfern bedeckt zu finden. Er wiederholte den Verſuch mehreremale, und immer mit gleichem Erfolg. Als er ſein Korn umwenden ließ, fanden ſich gar keine Inſecten mehr. Seitdem hat er dieſes Verfahren ſtets angewendet. Es ſcheint alſo, daß die Gegenwart der fetten Wolle in der Nachbarſchaft der mit dem Inſekt heimgeſuchten Kornvorraͤthe hinreicht, um die Kaͤfer anzulocken und auf unbe⸗ kannte Weiſe zu toͤdten. Eine neue Gattung Nagethiere (93), denen der Gat⸗ tung Orycteromys verwandt, iſt nach einem in der Provinz Las Minas Feldratte genannten Thiere von Blainville unter dem Namen Ctenomys geßzildet (von der Stellung der ſteifen Haare an den Nagelwurzeln der Hinterfuͤße). —— —— nr 64 _ \ Über den Steinſchnitt (94). Erfahrungen aus der Du puytren'ſchen Klinik im Hötel-Dien, Geſammelt von Hipp. Royer⸗Collard. 0 Der Steinſchnitt wird im Hötel-Dieu zu Paris ziemlich häufig gemacht. Als zu Ende des Jahres 1825 Breſchet und Sanſon jeder eine beſondere Anſtellung für gewiſſe Saͤte erhalten hatten, und Dupuytven die verſchiedenen Methoden mit einander zu vergleichen wuͤnſchte, welche zur Extraktion der Blaſenſteine an⸗ gewendet werden, ſo beſchloß er die drei vorzuͤglichſten Metho⸗ den zu verſuchen, nach welchen heut zu Tage der Steinſchnitt gemacht wird. Von nun an uͤbernahm er ſelbſt die sectio trans- versalis oder bilateralis, wie man ſie bisweilen genannt hat, zu machen. Man kam überein, daß Breſchet ſich bei der sectio lateralis des Frere Eôme'ſchen Verfahrens bedienen, und daß Sanſon die von ihm erfundene und in Italien nur mit einigen Modifikationen vom Prof. Vacca Berlinghieri ſo häufig angewendete scctio recto - vesicalis machen ſolle. Demnach follte jede der drei genannten Methoden wechſels⸗ weiſe und folglich ohne Wahl den verſchiedenen Faͤllen angepaßt werden, welche ſich darbieten wuͤrden. Aber als Dupuytren dieſen Entſchluß faßte, glaubte er die Zöglinge mit den Vortheilen und den Nachtheilen, welche jede Methode hat, zuvor bekannt machen zu muͤſſen. Keine Operation hat den Geiſt der Chirurgen mehr be⸗ ſchaͤftigt, als die Lithotomie. Es ſind eine Menge Mittel vor⸗ geſchlagen und in Anwendung gebracht worden. Man hat die Waͤnde der Blaſe an allen den Inſtrumenten zugaͤnglichen Punk⸗ ten angegriffen. Die Schwierigkeit beſteht daher in der Wahl und der Wuͤrdigung der verſchiedenen Methoden. Der Steinſchnitt im hypogastrium oder über den Schoos⸗ deinen nach der Frere Cöme'ſchen Methode ſetzt der Verletzung der wichtigen Gefäße nicht aus; denn unter 84 Operationen die⸗ fer Art, welche Frͤre Cöme machte, war nur eine, wo eine Haͤmorrhagie ſtattfand. Aber obgleich dieſer Vortheil betraͤcht⸗ lich iſt, ſo iſt doch andererſeits der Kranke allen Gefahren einer Urininfiltration in dem Zellgewebe des kleinen Beckens und folg⸗ lich der faſt immer toͤdtlichen Entzuͤndung ausgeſetzt, welche dieſe Infiltration begleitet. Auch iſt das Verhaͤltniß der Heilungen zu den Todesfaͤllen nur etwa wie 4 zu 1, und dieſe Operation, wird heut zu Tage nur noch in den Fällen gemacht, wo die Extraction volumindſer Steine durch den Steinſchnitt unter den Schoosbeinen unmoͤglich iſt. Der Steinſchnitt durch den gewöhnlichen apparatus latera- lis ſetzt der Entzuͤndung weniger aus, als der Steinſchnitt im hypogastrium, doch ſetzt er der Haͤmorrhagie viel mehr aus. Wenn man dem bulbus urethrae zu nahe kommt, fo läuft man Gefahr, die art. transversa perinaei zu verwunden; wenn die Inciſion zu transverſal gemacht wird, jo kann man die art, pudenda interna zerſchneiden, endlich, es wird die art. su- perficialis perinaei oft geöffnet, ſelbſt wenn man bei Ausfuͤh⸗ rung der chirurgiſchen Regeln die größte Sorgfalt anwendet. Zu allen dieſen Gefahren geſellt ſich die Gefahr der Verletzung des rectum, wenn die Inciſion zu weit nach hinten verlängert wird. Kurz, dieß find die Zufaͤlle, welchen der Kranke ſowohl durch die Operation ſelbſt, als durch die Folgen ausgeſetzt iſt, welche ſie nach ſich zieht, ſo daß unter 5 oder 6 Operationen eine toͤdtlich iſt. Die sectio transversalis, fo wie fie Dupuytren macht, iſt in dem Aufſatze beſchrieben worden, welchen dieſer Profeflor der Académie royale de Médecine überreicht hat. Jedoch halten wir es nicht für unnuͤtz, dieſe Methode mit kurzen Wor⸗ ten wieder in das Gedaͤchtniß zuruckzurufen. eine andere Richtung. 154 1 N d Die Inſtrumente, welche fie erfordert, find ein gewöhn⸗ 1 Katheter, ein Biftouri, und ein Lithotom, deſſen Form faſt dieſelbe iſt, welche das Cöme'ſche Lithotom hat, welches aber zwei krumme Blätter enthält, welche vermittelſt zweier Hebel, die man an den Griff des Inſtruments druͤckt, in ent⸗ gegengeſetzter Richtung auseinanderweichen. Der Griff iſt auf einer Schraube beweglich und fo eingerichtet, daß man das Aus: einanderweichen der zwei Blätter nach Belieben bis auf 18 Li⸗ nien ſtufenweiſe vermehren kann. Endlich, braucht man bei dieſer Operation, eben fo wie bei allen anderen, Konbuctoren, Steinzangen u. ſ. w. Nachdem das Subject gelagert iſt, und während es in der⸗ ſelben Stellung gehalten wird, welche die sectio lateralis ex⸗ fordert, wird ein Katheter in die Blaſe eingeführt, und von einem Gehuͤlfen in vertikaler Richtung gehalten. Der mit einem Biſtouri bewaffnete Operator macht auf der raphe, 6 bis 7 Linien vor dem anus, eine transverfale Inciſion von einem halben Zoll, welche eine leichte halbmondfoͤrmige Krümmung zeigt, deren Konkavität nach hinten ſieht, und welche die Haut und das gleich unter der Haut liegende Zellgewebe trennt. Eine zweite Inciſion öffnet die urethra an ihrer unteren Wand. Das Biftouri wird zuruͤckgezogen. Alsdann ſchiebt man auf der Rinne des Katheters das Ende des Lithotoms fort, welches bis in die Blaſenhoͤhle eindringt, und nachdem der Katheter her⸗ ausgenommen worden iſt, ſtellt man das Lithotom ſo, daß die Kruͤmmung feines Schaftes nach unten ihre Konkavität zeigt. Man druͤckt die zwei Hebel an den Griff des Inſtruments und zieht es heraus, wobei man transverſal auf jeder Seite der Mittellinie in den Blaſenhals, in die zwei lobt laterales der prostata, und in einen kleinen Theil der pars membranacea der urethra einſchneidet, welche ſo zerſchnitten wird, daß ſie an ihrem unteren Ende einen Floͤtenſchnabel vorftellt. Auf dieſe Weiſe ſchont man die vasa ejaculatoria und das corpus tri- gonum (la luette uretrale), Das übrige der Operation hat nichts Bemerkenswerthes. g Dieſe Methode iſt faſt dieſelbe, welche von Celſus ſo un⸗ beſtimmt beſchrieben wird *); doch wird ſie auf eine ſichere, leichtere und weniger gefaͤhrliche Weiſe gemacht. Sie hat den ungemein großen Vortheil, daß faſt immer das rectum geſchont wird. Man kann die Arterienſtaͤmme nur ſehr ſchwer treffen, und da überdies die Inciſton zwiſchen den zwei Seiten der Mit⸗ tellinie getheilt iſt, ſo ſind ihre Enden von dieſer Linie nicht ſehr entfernt, woraus folgt, daß man ihr hinlaͤnglich große Dimen⸗ ſionen geben kann, um die voluminöfeften Steine herauszuziehen, ohne Gefahr zu laufen, die xami ascendemes ischii zu treffen. Die von Sanſon vorgeſchlagene und angewendete Methode beſteht, wie man ſich erinnern wird, darin, daß man auf der Mittellinie in den unteren und vorderen Theil des rectum, in den sphincter ani einſchneidet, und in die Blaſe eindringt, oder auch, daß man in den von der prostata umgebenen Blaſenhals oder in den Unteren Theil der Blaſe einſchneidet. Vacca ope⸗ kirt auf dieſelbe Weiſe; nur ſchneidet er mit dem Biſtourl von der Spitze gegen den Griff, und giebt auf dieſe Welſe der Offnung b Endlich hat Dupuytren dieſe Opera⸗ tion mehrere Male mit elnigen geringen Modifikationen gemacht. Er ſucht das rettum fo wenig als möglich zu durchſchneiden, und bedient ſich des Lithotom's, mit welchem er, während er es zuruͤckzicht, ohngefaͤhr eine Linie vom veru montanum auf der Seite in die prostata einſchneidet, ohne die vasa ejaculato- ria zu durchſchneiden, ob er gleich nicht glaubt, daß die Ver⸗ letzung derſelben der Erfüllung der Zeugungs funktionen hinderlich werden konne. Bei dieſer Methode find keine Hämorrhagien zu befürchten, weil die Inciſion vom Laufe der wichtigen Gefäße entfernt iſt, und uͤberdies auf der Mittellinie gemacht wird, *) Siehe die Notizen Nr. 179 S. 41. 155 Die Gefahr der Entzündungen ift wegen der geringen Dicke der zerſchnittenen Gewebe ebenfalls geringer. Auch iſt nicht zu be⸗ zweifeln, daß keine Operation das Leben der Kranken weniger gefährdet, und daß fie in dieſer Hinſicht vor allen anderen Ope⸗ rationen ungemein vorzuziehen iſt. Doch hat man nicht ganz mit Unrecht gegen fie eingewendet, daß fie fistulae recto- vesi- cales hervorbringt, welche ſchwer zu heilen find. Jedoch hat man dieſe Inconvenienz zu hoch angeſchlagen, und hat die ver⸗ meintliche Unheilbarkeit dieſer Affektion als unbeſtreitbar betrach⸗ tet. Eine große Anzahl von authentiſchen und mit Umſicht ge- ſammelten Beobachtungen beweiſ't, daß die Heilung bisweilen zwar ſchwer, aber nicht unmöglich iſt. Dies ſind ohngefaͤhr die Vortheile und die Nachtheile, welche die zur Extraktion der Blaſenſteine angewendeten Methoden ge— wohnlich haben. Seit dem 14. Juni 1825 iſt der Steinſchnitt im Hötel- Dieu acht Mal gemacht, und jedesmal mit vollkommenen Er⸗ folg gekroͤnt worden. Wir wollen dieſe verſchiedenen Beobachtungen und die Be- merkungen mittheilen, zu welchen ſie Anlaß gegeben haben, jedoch das weglaſſen, was weniger nuͤtzlich zu ſeyn ſcheint, oder was man in den Werken finden kann, welche von dieſer Materie handeln. Erſte Beobachtung. Sectio trans versalis (ge macht von Dupuytren.) Rouzet, 38 Jahr alt, von einem lymphatiſchen ſanguiniſchen Temperament, und dem Ausſehen nach ziemlich robuſt, hatte ſeit dem 5. bis zum 6. Lebensjahre Schmerzen beim Uriniren empfunden. Am 14. Juni 1825 kam er in das Hötel-Dieu, wo Dupuytren vermittelſt einer in die Blaſe eingefuͤhrten ſilbernen Sonde ſogleich die Gegenwart eines Steins in der Blaſe erkannte. Am 1. Juli ſchritt er zur Operation. Nachdem der Kranke in die gewoͤhnliche Lage gebracht wor⸗ den war, wurde mit der Spitze eines geraden Biſtouri's 7 bis 8 Linien pom anus eine transverſale Inciſion gemacht, welche eine leichte Kruͤmmung hatte, deren Konkavitaͤt nach hinten ſah. Da Dupuytren befuͤrchtete, daß die enorme Erweiterung des unteren Theils des rectum, welche bei dieſem Kranken durch die wiederholte Einführung der Finger hervorgebracht worden war, den Darm der Gefahr ausſetzen moͤge, auf ſeinen Seiten durch die Blätter des Lithotom's verletzt zu werden, fo führte er wei Finger der linken Hand in denſelben ein, ſpannte ihn in die Quere und ſchob ihn nach dem os coceygis hin. Die erſte Inciſion hatte die Haut und das Zellgewebe getrennt; eine zweite trennte die tiefer liegenden Theile bis zum canalis urethrae, Es ſtroͤmte eine ziemlich große Quantitat Blut aus. Hierauf wurde in die urethra vermittelſt des Biſtouri's, welches von dem Nagel des Zeigefingers geleitet wurde, erſt nach hinten und dann nach vorn nach dem Laufe ihrer Axe eingeſchnitten. Das doppelte Lithotom wurde in dem Verhaͤltniß zu dem vermuthe⸗ ten Volumen des Steins bis zu N. 15 geoͤffnek. Dieſes Inſtru⸗ ment zerſchnitt rechts und links und von vorn nach hinten den Blaſenhals und die Seitentheile der prostata. Es ging Urin fort, der Kranke ſchrie heftig und hatte beſtaͤndiges Draͤngen. Nun wurden das Gorgeret und die Steinzange eingefuͤhrt, der Stein zerbrach, und man mußte ihn in mehreren Stuͤcken her⸗ ausziehen. Der ganze Stein hatte ohngefaͤhr das Volumen eines Huͤhnereies, ſeine Farbe war rothgelb, und dem Ausſehen nach war er aus Harnſaͤure gebildet. Es wurden drei Injectionen gemacht, doch dauerte die Blu⸗ tung bis ohngefaͤhr zwei Aderlaßnaͤpfchen gefüllt waren, fort, und Dupuytren tamponnirte ſelbſt, um die Blutung zu ſtil⸗ len. Ferner wurde eine mit Leinewand und Charpie umwickelte Kanuͤle in die Wunde eingefuͤhrt und der Apparat wurde mit ei⸗ ner T Binde bedeckt, Der Kranke wurde in ſein Bett gebracht. In den erſten Momenten nach der Operation brachte die Gegenwart der Kanüle heftiges Draͤngen hervor, und dieſes es ging ein neuer Blutklumpen durch den penis 156 Drängen verurſachte eine neue Hämorrhagie. Es kamen Blut: klumpen zwiſchen den Wundlefzen und dem leinenen Hemde her— aus, womit die Kanuͤle umgeben war. Endlich gelang es, dem Kranken die Gefahr dieſes Draͤngens begreiflich zu machen, und er verſprach ruhig zu bleiben. Jedoch einige Stunden ſpaͤter „überließ er ſich einem neuen Drängen, welches durch ein drin⸗ gendes Beduͤrfniß, den Urin zu laſſen, verurſacht wurde, und indurch fort. Die Blaſe ſchien jedoch nicht angefüllt zu ſeyn. 9 1 ort Am folgenden Tage wurden vermittelft der Kanüle Inje⸗ ctionen in die Blaſe gemacht. 5 Die folgenden Tage zeigten ſich keine Zufälle, wenig Schmer⸗ zen, leichtes Fieber, und bald gar keins. Am 7. Juli ging die Eiterung gut von ſtatten, und die Kanuͤle war wankend. Am 10. fiel ſie von ſelbſt aus. Noch einige Tage lang ging der Urin ganz durch die Wunde fort, alsdann halb durch die Wunde und halb durch den penis, und endlich ſtrömte er ganz durch den Kanal der Urethra aus. Am 10. Auguſt war Alles wieder im natürlichen Zuſtande, die Wunde war faſt ganz vernarbt, und da der Kranke keinen 9 mehr fuͤhlte, ſo verließ er das Hoſpital, vollkommen geſund. Zweite Beobachtung. (gemacht von Dupuytren). Sectio transversalis Scacke, 46 Jahre alt, von einem ſanguiniſchen Temperament, einer guten Conſtitution, kam am 5. September in das Hötel-Dieu, um ſich von einem Blaſenſtein befreien zu laſſen. 28 Am 14. September wurde er von Dupuytren auf folgende Weiſe operirt: Der in die Blaſe eingefuͤhrte Catheter wurde vertikal gehalten. Der Operator ſpannte die Haut mit ſeiner linken Hand, und machte eine erſte halbelliptiſche Inciſion 8 bis 10 Linien vom anus. Das Lithotom wurde bis zu Nr. 12 geöffnet. Der Urin ging fort; der nicht ſehr voluminoͤſe und beim zweiten Verſuch gefaßte Stein brach in Stuͤcke und wurde auf mehreremale her— ausgezogen. Es fand keine Haͤmorrhagie ſtatt. Zwei Injectionen wurden gemacht, und bei ber Einführung des Fingers ließ ſich in der Blaſe nichts entdecken. Der Kranke wurde wieder in ſein Bett gebracht. Er empfand leichte Schmerzen in der regio hy- pogastrica. Eine und eine halbe Stunde nach der Operation zeigte ſich Fieberſchauer, welcher ohngefaͤhr drei Viertelſtun⸗ den dauerte. Zu Ende des Octobers war die Wunde vollkom⸗ men vernarbt, aber der Urin war noch immer etwas catarrhoͤs. Dritte Beobachtung. Sectio lateralis (gemacht von Breſchet). Hubert kam am 1. September 1825 in das Hotel- Dieu. Er war von einem ſanguiniſchen Temperament, von einer ſtarken Conſtitution und 42 Jahre alt. Nachdem Breſchet die Gegenwart eines Steins bei dieſem Kranken erkannt hatte, machte er am 17. September die Ope⸗ ration nach der Cö m e'ſchen Methode. ? Eine erſte Inciſion, welche ſich von der raphe ſchief bis zum os ischii erſtreckte, trennte die Haut und das gleich un⸗ ter ihr liegende Zellgewebe. Eine andere Inciſion drang durch die tiefer liegenden Theile. Die urethra wurde von vorn nach hinten geöffnet, und das auf einer der Flächen des geraden Zis ſtouri's, deſſen Spitze in der Rinne des Catheters ſteckte, ein⸗ geführte Lithotom wurde bis zu Nr. 13 geöffnet, Der Stein war von der Größe eines kleinen Huͤhnereies, zerreiblich, aus concentriſchen Lagen gebildet, in deren Mitte ſich ein härterer nucleus befand. Seine oberflaͤchliche Portion zerbrach durch den Druck. Das übrige wurde herausgezogen, und nachdem zwei Injectionen die Steinreſte entfernt hatten, fand der in die Blaſe eingefuͤhrte Finger nichts mehr. Es ſtroͤmte wenig Blut aus, obgleich die Inciſion groß war. Am 29. October war die Wunde feit einigen Tagen volls en vernarbt, und der Kranke verließ das Spital ganz geheilt. . - 157 Vierte Beobachtung. Seetio lateralis (gemacht von Breſchet). Guerin, 32 Monate alt, ſchien eine vollkom⸗ mene Gefundheit zu haben, bekam die Maſern, als er ein Jahr alt war, und kurze Zeit nachher eine ziemlich ſtarke Diarrhoe. Als er 28 Monate alt war, zeigten ſich Schmerzen beim Uri— niren, und ploͤtzliche Unterbrechung des Urinſtrahls. Jedoch ging niemals Gries von ihm fort, und niemals war ſein anus her⸗ ausgetreten. Der Appetit war conſtant, der Schlaf regelmaͤßig. Er lam am 21. December 1825 in das Hötel-Dieu, Nachdem man ſich von der Gegenwart eines Steins in der Blaſe uͤberzeugt hatte, wurde am 14. Januar die Operation gemacht. Der Kranke wurde in das Amphitheater gebracht und auf das Bett gelegt. Der in die Blaſe eingefuͤhrte Catheter wurde auf die rechte Seite geneigt, damit feine Gonverität am untern Theile des perinzeum einen Vorſprung machen konnte. Alsdann machte Breſchet die sectio lateralis nach der Come'ſchen Methode. Eine erſte Inciſion, welche kaum einen Zoll lang war, ging ſchief von innen nach außen und von vorn nach hinten nach der tuberositas ossis ischii hin, und trennte die Haut und das gleich unter ihr liegende Zellgewebe; eine zweite Inciſion drang durch den musc, transversus und in den Blaſenhals. Das bis zu Nr. 9 geöffnete Lithotom wurde vermittelſt des Na- gels in der Rinne des Catheters geleitet und in der Richtung der Inciſion zuruͤckgefuͤhrt. Das kleine Volumen des Steins ließ anfangs glauben, daß er von den Loͤffeln der Zange nicht gefaßt worden ſey. Man brachte fie von neuen auseinander, und nahm wiederum die Gegenwart des Steins nicht wahr. Jedoch zog man die Zange heraus, und der Stein, welcher ſo groß wie eine Erdbeere feyen konnte, wurde herausgezogen und war zwi— ſchen den Loͤffeln der Zange verborgen. Seine Farbe war roͤth— lichgelb, und ſeine aͤußere, etwas koͤrnige Oberflaͤche fuͤhlte ſich rauh an. Während der Dauer der Operation ging ſehr wenig Blut durch die Wunde fort. Am 25. Januar fing der Urin des Kindes an durch den pe— nis fortzugehen. - Am 28. ſchien feine aufmerkſam unterfuchte Wunde im gu⸗ ten Zuſtande zu ſeyn; im Grunde war fie vernarbt, aͤußerlich aber noch ſehr weit. Am 31. Januar gingen noch einige Tropfen Urin durch die Wunde fort; uͤbrigens war der Zuſtand des Kindes ganz gut. Das Kind iſt 17 Tage nach der Operation in dem beiten Zus ſtande von ſeinen Altern aus dem Spital weggenommen worden. Nach dieſer Zeit iſt es in der Klinik vorgeſtellt worden, und hat keine Spur mehr von ſeiner Krankheit gezeigt. Fuͤnfte Beobachtung. Sectio recto-vesicalis (gemacht von Sanfon). Varnet, 19 Jahre alt, ein Schnei⸗ der, von einer guten Conſtitution, aber von einem beſtaͤndig traurigen und widerlichen Character, kam am 4. October 1825 in das Hötel- Dieu. Nachdem ſich Sanſon durch die Steinſonde von der Ge⸗ genwart eines Steins in der Blaſe uͤberzeugt hatte, machte er am 10. October nach ſeiner eigenen Methode die Operation: Nachdem der bauchige Catheter in die urethra eingebracht wor- den war, machte der Operator von hinten nach vorn auf der Mittellinie des perinaeum eine longitudinale Inciſion, welche die pars membranacea des Kanals öffnete. Hierauf brachte er in dieſe Öffnung ein geknoͤpftes Biſtouxi, und ſchnitt in die prostata, den Blaſenhals und in die untere Wand der Blaſe bis 15 Linien uͤber den anus ein, worauf ein voluminoͤſer Stein herausgezogen wurde, welcher die Form eines langen Vierecks hatte. Es zeigten ſich kein Zufall, kein Fieber, und alle Funktio— nen gingen regelmäßig von ſtatten. Am 10. Tage fing man an die durch die Operation hervorgebrachte Wunde am hoͤchſten Theile des anus zu cauteriſiren. Trotz dieſem Mittel, welches alle Tage angewendet wurde, fing erſt am 20. Tage an ein we— nig Urin durch den penis fortzugehen. Jedoch war dieſe Veſſe⸗ rung nur momentan. Am 20. November wurde ganz aufgehoͤrt 158 zu cauteriſiren, und als am 8. December der Kranke das Spi⸗ tal verließ, konnte er nicht durch den penis uriniren, und war der Kraft beraubt, feinen Urin zuruͤckzuhalten. Seit der Zeit, wo der Kranke das Spital verlaſſen hatte, hat ſich Sanſon mehreremale bei den Altern nach ſeinem Zu⸗ ſtande und nach den Fortſchritten erkundigt, welche die Heilung gemacht habe, und erſt vor Kurzem hat er erfahren, daß die fistula recto- vesicalis ſich ſehr verengt habe, und daß alle Ur⸗ et vorhanden ſey, die baldige Vernarbung der Wunde zu er⸗ warten. 7 Sechſte Beobachtung. Sectio recto-vesicalis (ge- macht von Sanſon). Frederic, 7 Jahr alt, von ſehr leb⸗ haftem Geiſt, kam am 10. November 1825, an Steinkrank⸗ heit leidend, in das Hötel-Dieu. Am 15. November machte Sanſon die sectio recto- vesicalis an ihm. Dieſe Operation war ziemlich langwierig und muͤhſam, und nur mit Muͤhe wurde die urethra auf der Rinne des Catheters geöffnet. Sanſon brachte in dieſe Offnung ein Biſtouri mit bauchiger Schneide, mit welchem er in die pars prostatica der urethra, in den Blaſenhals und in den sphincter ani externus blos an dem Theile einſchnitt, wo er mit dem rectum zuſammenhaͤngt. Nachdem dieſe Inciſion gemacht war, wurde eine kleine Stein⸗ zange in die Blaſe eingefuͤhrt, und ein nicht ſehr voluminoͤſer Stein von ſchwärzlicher Farbe ziemlich ſchnell herausgezogen. Trotz den Schwierigkeiten der Operation bekam der Kranke keine andern Zufaͤlle, als leichte Kolikſchmerzen, welche einer Anlegung von Blutegeln bald wichen. 7 Am Sten Tage gingen einige Blutklumpen durch die Wunde fort. Man befuͤrchtete eine Haͤmorrhagie, doch zeigte ſich her⸗ nach nichts Ahnliches wieder. A Am 26. November ging ein wenig Urin durch den penis fort. Von dieſer Zeit an fuhr der Urin immer fort durch die natuͤrlichen Wege fortzugehen, doch nahm er feinen gewoͤhnlichen Lauf erſt nach Verlauf einiger Zeit ganz wieder an, und am 10. December 1825, wo das Kind das Spital verließ, war es voll kommen geheilt und ſeine Wunde ganz vernarbt. Bemerkungen über die vorhergehenden Opera- tionen. Bei der erſten Operation ſehen wir eine ziemlich betraͤcht⸗ liche Haͤmorrhagie entſtehen, und dennoch den Kranken ohne Zu— fall geheilt werden. Die Haͤmorrhagie, welche während der Operation ſtatt fin: det, iſt, wenn fie nicht von der Verwundung eines Arterienftaitte mes herruͤhrt, nicht ſehr ſchwer, oft iſt ſie ſogar nuͤtzlich und vermindert die Zufaͤlle einer nachfolgenden Entzuͤndung dadurch, daß ſie die kleinen Gefaͤße vom Blute entleert, worin ſich daſſelbe in Folge der durch das Vorhandenſeyn des Steins und durch die Operation hervorgebrachten Reizung in größerer Quantitaͤt ans gehäuft hat. y Die Hämorrhagie, welche nach der Operation entſteht, iſt viel gefährlicher, und oft folgt fie der ſcheinbar gluͤcklichſten Ope⸗ ration. Die Inciſion der Gefaͤße bringt naͤmlich eine Art von spasmus, von Verengung hervor, welche das Blut verhindert ſogleich auszuſtromen. Aber ohngefaͤhr drei Viertelſtunden nachher geſchieht es ziemlich haͤuſig, daß das Blut entweder aus der Wunde heraus oder in die Blaſenhoͤhle ſtroͤmt. In dem erſten Falle wird man die Haͤmorrhagie ohne Schwierigkeit er⸗ kennen, aber in dem zweiten wird eine große Aufmerkſamkeit nös thig ſeyn. An folgenden Zeichen kann man die innerliche Hä⸗ morrhagie erkennen: der Kranke wird Druͤcken in der Blaſenge⸗ gend, Schmerz in Folge der Ausdehnung der Blaſe, häufige Ber duͤrfniſſe zum Uriniren empfinden, welche er nicht wird befriedi⸗ gen koͤnnen; ſein Geſicht wird blaß werden, ſein Puls ſchwach; bisweilen wird er ſogar der syncope nahe kommen, welcher Zuſtand ihn nur bei Gelegenheit neuer Schmerzen verlaſſen wird. Wenn man die regio hypogastrica anfuͤhlt, ſo wird man eine runde, durch die ausgedehnte Blaſe gebildete Geſchwulſt fuͤhlen. 159 In dem einen und in dem andern Falle wird man zum Tamponnement e nehmen muͤſſen, welches man auf eiſe ausfuͤhrt: en wir ſich eine Kanuͤle von Silber oder von Platina verſchaffen muͤſſen, welche 3 Zoll lang iſt, 4 bis 5 Linien ohnge⸗ faͤhr im Durchmeſſer hat, ſich an einem ihrer Enden in einen olivenfoͤrmigen blinden Sack endigt, und wie an einer Gieß⸗ kanne an dieſer Stelle von mehrern Löchern durchbohrt iſt, ſind. In einiger Entfernung von dieſem Ende befeſtigt man einen Beutel aus feiner Leinewand um die Kanuͤle. Man fuͤhrt die Kanüle ſo weit in die Wunde ein, bis ſie in die Blaſe ge⸗ kommen iſt; hierauf legt man Charpie in hinreichender Quanti⸗ tat zwiſchen die Kanüle und den Beutel, damit fie eine Com⸗ — ausübt, welche fähig iſt die Blutung zu ſtillen. Man befeſtigt hierauf die Kanüle vermittelſt Zwirnbänder, welche in zwei kleine Ohſen geſteckt werden, womit ihr Ende verſehen iſt, und welche man an eine Leibbinde befeſtigen kann 0 In dem Fall, wo die Blaſe mit Urin angefüllt iſt, führt man vorerſt den mit Cerat beſtrichenen Finger in die Wunde, um in die Blaſe einzudringen, und da muß man ſich huͤten, mit der Blaſenhoͤhle einen kleinen blinden Sack zu verwechſeln, wel⸗ chen man bisweilen dadurch hervorbringt, daß man den Finger an das septum recto- vesicale drückt. Wenn man einmal in ber Blaſe iſt, fo fuͤhrt man auf dem Finger einen Conductor, und auf dieſem das Ende einer Spritze ein, um Injectionen zu machen und das in der Blaſe enthaltene Blut herauszuziehen, wobej man ſich vorſieht, daß kein Blutklumpen zuruͤckbleibt; denn da die Blaſe ſich bald zuſammenzieht, ſo wuͤrde ſie die Blut⸗ Humpen zugleich mit der Kanüle hexaustreiben. 5 5 Be Dieſe jehr einfachen und ſehr wirkſamen Mittel ſind mit ei⸗ nem vollkommenen Erfolg in dem oben mitgeheilten Falle ange⸗ wendet worden, und ohne Zweifel hat der Kranke die Erhaltung ſeines Lebens der Umſicht zu verdanken, mit welcher er behan⸗ wurde. . 1 übrigens, ein ſehr bemerkenswerther Umſtand bei dieſer Operation iſt die Vorſicht, welche der Operator gebrauchen zu müffen geglaubt hat, um die Verlegung des rectum zu vermeiden. Solche Vorſicht iſt in der chirurgiſchen Praxis Außerft wich⸗ tig, und es gehoͤrt eben ſo viel kaltes Blut als Scharfſinn dazu, um in einem ſolchen Falle an Alles zu denken, und die verſchiede⸗ nen Inconvenienzen geſchickt zu verhuͤten, welche bei der Opera⸗ tion würden hinderlich ſeyn konnen. Die dritte Beobachtung hat das Beſondere, daß ſie an einem Kinde von 32 Monaten gemacht worden iſt. Die sectio lateralis iſt gewöhnlich bei Kindern ſehr ſchwer. Ihre außerordentliche Unfolgſamkeit, die heftigen und unregel⸗ mäßigen Bewegungen, welchen ſie ſich uͤberlaſſen, hindern den Operator ungemein. Die Enge der Urinwege hindert haͤufig das freie Einführen der Inſtrumente, des Katheters zum Beiſpiel, und oft geſchieht es, daß dieſer Theil der Operalion nicht der weniger ſchwlerige iſt. Anderexſeits iſt die Lage der Blaſe ſehr „hund bildet eine Art von Knie mit der Are der urethra, woher die fuͤr alle diejenigen, welche den Stein in der Blaſe zerbrechen wollen, faſt unbeſiegbare Unmoͤglichkeit ruͤhrt, eine gerade Sonde in die Blaſe einzufuͤhren, wie ſie es bei Erwachſe⸗ nen thun. Es folgt auch aus diefer anatomiſchen Anordnung, — — 160 daß der Operator feine Inciſion eine weit ſchiefere Richtung geben muß. Endlich, die Enge des Beckens hindert die Extra⸗ ction, und wenn der Stein voluminds iſt, fo iſt es unmöglich, ihn unter den Schaambeinen herauszuziehen. Gluͤcklicherwe iſe iſt es ſehr ſelten, daß die Blaſenſteine der Kinder ſehr groß ſind. Trotz aller dieſer Schwierigkeiten, welche die Operation ver⸗ längert haben, iſt kein Zufall entſtanden; das Kind hat wenig Blut verloren, und die Heilung iſt in kurzer Zeit zu Stande gekommen. In den zwei Fallen, wo die sectio recto-vesicalis ge- macht wurde, ſehen wir, daß blos in dem einen eine Fiſtel zu⸗ ruͤckgeblieben iſt, was man ohne Zweifel der großen Magerkeit und der Schwaͤche des Subjects zuſchreiben muß, und das dieſes Übel, wie traurig es auch ſey, doch der Zeit und forgfältiges Pflege weichen zu muͤſſen ſcheint. Welchen allgemeinen Schluß koͤnnen wir nun aus den ſechs mitgetheilten Beobachtungen ziehen? Es wuͤrde ohne Zweifel abſurd ſeyn, in Bezug auf den Steinſchnitt an ſich oder auch in Bezug auf jede der drei Methoden insbeſondere nichts zu ſchlie⸗ ßen. Die Operation des Steinſchnitts iſt eine von denjenigen, welche weniger zu Gunſten des Operators als zu Gunſten des Subjects beweiſen, welches ſie ausgehalten hat. Der gute Er⸗ folg iſt immer ein Gluͤck, wie groß auch die angewendete Ge⸗ ſchicklichkeit geweſen ſeyn mag, und doch muß man geſtehen, daß das Gluͤck immer für viel Umſicht und Vorſicht zeugt, deren Werth die gewöhnlichen Praktiker nicht kennen, und welche für den Kranken Alles ſind. Dem ſey wie ihm wolle, weil ein Ver⸗ ſuch mit den verſchiedenen Methoden oͤffentlich gemacht worden war, fo hat es uns intereſſant geſchienen, die Reſultate dieſes Verſuchs mitzutheilen. Miscellen. Hydrocele foll ohne Operation geheilt worden feyn (95) durch ein Pulver aus antimonium tartarisatum gr. j. digitalis gr. j. und Calomel gr, v. alle zwei Stunden, bis ſtarkes Purgiren erfolgte; dabei taglich drei- oder viermal ein Eßloͤffel voll Digitalis -Dekokt (Hr. Shaw zu Philadelphia hat dies zuerſt erprobt). Die Geſchwulſt, welche ſich bis an den annulus erſtreckte, wurde durch dieſe Behandlung vollkom⸗ men beſeitigt. : a über die Anwendung des Calomels in Dyſente⸗ rie (96), welches Mittel in großen Gaben von Cheyne, von mehrern Ärzten in Weſtindien und von Dr. Archibald Ro⸗ bertſon zu Neu⸗Orleans als hoͤchſt wirkſam in der erwaͤhnten Krankheit empfohlen war, hat auch Dr. Peixotto feine Er⸗ fahrungen bekannt gemacht. In einem Falle gab er den Calo⸗ mel zugleich mit Klyſtiren von Stärke und Copaiva-Balſam, 40 Tropfen alle acht Stunden angewendet, um den Tenesmus zu beſeitigen. Der Patient bekam 100 Gran Calomel in drei Tagen und wurde wieder hergeſtellt; andere Depletion bewirkende Mit⸗ tel wurden auch gebraucht. — In andern Foͤllen, wo die Krank⸗ heit chroniſch geworden und andere Mittel vergeblich angewendet waren, half es ebenfalls. Man gab große Doſen Calomel mit Opium verbunden; zugleich wurde Chamillenthee mit Milch genommen. en Falle wurden 300 Gran innerhalb ſechs Tagen ge- reicht. Bibliographiſche The Anatomy of the Brain, with a general view of the nervous System. By G. Spurzheim M. D. translated from the unpublished French MSS, By R, Willis. London 1826 8. mit 11 Kupfertafeln, — — Neuigkeiten. Illustration of acoustic Surgery. By Thomas Buchanan etc, London 1825 8. Von den chirurgiſchen Kupferta⸗ feln wird der 34. Heft die in dieſem Werkchen bekanntge⸗ machten Inſtrumente mittheilen. f sen Ei 2.0.00 aus dem Gebiete der Natur⸗ und Heilkunde. Nro 207. (Nr. 11. des XIV. Bandes.) Juni 1820. Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. In Commiſſion bei dem Königl, Preuß. Graͤnz-Poſtamte zu Erfurt, der Koͤn. Saͤchſ. Zeitungs-Expedition zu Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u. Taxiſchen Poftamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes⸗Induſtrie-Comptoir. Preiß eines jeden Bandes von 24 Bogen, 2 Nthlr, oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes, 3 ggl. Neue tk u g de Nachrichten von der Entdeckung lebendiger Kamm— muſcheln in einem Torfmoor, der von der See bedeutend weit entfernt iſt. (97) (Vergl. Not. Nr. 292. S. 87.) Von John Stark. Bei der am 19. November v. J. ſtattgefundenen Sitzung der Werner'ſchen Geſellſchaft las Henry Witham Esq. einen ſehr intereſſanten Artikel über dieſen Gegenſtand vor. Der Verf. fand die Muſcheln im October v. J. in Porkſhire, etwa 40 Meilen von der Seekuͤſte, bedeutend hoch uͤber dem jetzigen Niveau des Meers, bei Gelegenheit einer mineralogiſchen Excur— ſion. In der Gegend war dieſe anomale Erſcheinung ſchon lange bekannt, und als Hr. Witham nachſuchte, fand er die Kammmuſchel lebendig in dem ſandigen Grunde eines Abzuggrabens, welcher durch einen Torf— moor geſtochen war. Dieſer liegt etwa 1 Meilen von Greta-Bridge und etwa zwei Meilen vom Fluß Tees. Daß ſeit undenklichen Zeiten Kammmuſcheln (engl. Coekles) auf dieſer Stelle vorgekommen find, wird das durch beſtaͤtigt, daß das Gut, zu welchem dieſer Torf— moor gehoͤrt, ſchon ſeit uralter Zeit Cocklesbury heißt. Die Muſcheln finden ſich in betraͤchtlicher Menge; Herr W. ſammelte eine Quantitaͤt und ſpeiſte ſogar einige vavon, die ſich im Geſchmack von der Kammmuſchel aus der See nur dadurch unterſchieden, daß ſie weniger ſalzig waren. ö Die von Hrn. W. geſammelten Muſcheln haben gerade die Schaale wie Cardium edule I., wie es ſich an den meiſten unſerer ſandigen Kuͤſten zeigt. Sie ſind von gewoͤhnlicher Groͤße, und nach dem Aeußern koͤnnte Niemand auf den Gedanken kommen, daß ſie von ei— nem ſo ganz verſchiedenen Orte ſtammen. Es iſt nur noch ein aͤhnliches Beiſpiel bekannt, welches wir in John Brand's im J. 1701 zu Edinburg erſchienener Beſchreibung von Zetland (Shetland) u. ſ. w. ) fin *) A Brief Description of Orkney, Zetland, Pightland- den. Da dieſes Buch aͤußerſt felten geworden und der Gegenſtand intereſſant genug iſt, ſo wollen wir die Sa— che in des Verf. eigenen Worten berichten. „Ein Herr in dem Kirchſpiel Dunroßneß berichtete einem dortigen Pfarrer, daß in der Flur friſche Kamm— muſcheln ausgeackert worden ſeyen, obgleich der Platz 3 Meilen weit von der See entfernt ſey. Der Herr ließ ſich dieſe Muſcheln zurecht machen und ſpeiſte ſie. Wie dieſe Muſcheln dahin kamen und in ſolcher Ent— fernung von ihrem urſpruͤnglichen Element fortleben konnten, iſt mir unbekannt, wenn ſie nicht etwa durch einen heftigen Sturm dahin gefuͤhrt worden ſind; denn die Flur, und zumal der urbare Theil derſelben, liegt ſehr tief, und man hat bemerkt, daß die ſtuͤrmiſche See dort Steine und Fiſche ausgeworfen hat. Vielleicht hat man die Muſcheln in einer tiefen Furche gefunden, wel— che durch etwas Fließwaſſer mit der See in Verbindung ſteht, und in welche die letztere bei Springfluthen tritt. Haͤtte man bloße Schaalen gefunden, ſo wuͤrde das Wun— derwerk nicht groß ſeyn, denn die trifft man ja weit entfernter von der See auf Berggipfeln, wo ſie ſich wahrſcheinlich ſeit der Suͤndſtuth befinden. Aber daß man genießbare Muſchelthiere ſo weit von der See fin— det, iſt wirklich zu bewundern.“ Als Dr. Hibbert vor Kurzem in Shetland war, wollte er die Sache an Ort und Stelle unterſuchen; er konnte ſich aber theils nicht die noͤthige Auskunft ver— ſchaffen, theils war der Boden ſtark mit Triebſand übers zogen. PR Prof. Wallace fand in Bagſhot-Heath (auf der Haide Bagſhot) Auſterſchaglen, die dem Anſehen nach zu friſch waren, als daß man ſie fuͤr foſſil haͤtte halten koͤnnen, deren urſpruͤngliche Heimath jedoch unbekannt iſt; durch neuere Verſuche iſt bewieſen, daß Seemuſcheln in ſuͤßem Waſſer leben koͤnnen. (Vergl. Notiz. Nr. 237 S. 259 ff.) Indeß iſt es nicht wahrſcheinlich, daß uns Firth, and ‚Caithnes u. ſ. w. By John Brand pp. 115, 116, Fahre 1701. 1 „ g 0 10 11 163 ſere Altvordern dieſen Umſtand gekannt oder benutzt har ben. Die von Hrn. Witham bekannt gemachte That: ſache laͤßt ſich alſo nur durch eine Zurücweichung des Oceans oder Erhoͤhung des Landes erklaͤren. Die Ent⸗ deckung iſt auf jeden Fall ſehr intereſſant, und kann, durch ahnliche Wahrnehmungen unterſtuͤtzt, zur Modifi⸗ cation von gegenwartig herrſchenden Theorien beitragen. Hätte man die fraglichen Muſcheln nicht lebendig gefuns den, fo würde man vermuthet haben, fie ſeyen in alten Zeiten durch eine jener Kataſtrophen, die angenommener⸗ maßen das Bette des Oceans veraͤndert, oder deſſen Dewohner auf das trockene Land geſchwemmt haben, hergefuͤhrt worden. Man würde dann dieſen Muſcheln, die vielleicht noch vor kurzer Zeit gelebt, ein myſterioͤſes Alterthum zugeſchrieben haben. Daß ähnliche Umſtaͤnde, bei mehr als einer Gelegenheit den Beobachter irre ge leitet haben, laͤßt ſich kaum bezweifeln. Es ſind uns Exemplare von Muſcheln vom Ufer des Lochlomond zu Se ſicht gekommen, auf welche wahrſcheinlich das eben Ge⸗ ſagte paßt, und ſtatt zu vermuthen, daß dieſe aus der Zeit herruͤhrten, wo Lochlomond die oͤſtliche und weſtli; che See vereinigte, wurden wir wahrſcheinlich richtiger ſchließen, daß ſie noch in verhaͤltnißmaͤßig neuerer Zeit in dem See gelebt haben, an deſſen Ufer man ſie fand. In der Abhandlung, in welcher Hr. J. Adam: fon über die eben erwähnten Muſcheln berichtet, (vergl. Wernerian Fransactiong Vol, IV. p. 554.) heißt es.: „Die Muſcheln zeigen ſich bei dem mittlern Waſſer⸗ ſtande, der 5 Fuß über dem Sommer: und 3 Fuß un⸗ ter dem Winterſtande iſt. Wenn man eine geringe Schicht von grobem Kies beſeitigt, ſtoͤßt man auf ein duͤnnes Thonlager, welches oben braun iſt, und tiefer immer gelber wird. In der braunen Schicht findet man Buccinum reticulatum (ift zweifelhaft), Neri- ta glaucina, Tellina tenuis (iſt zweifelhaft), Car- dium edule, Venus striatula, Venus Islandica, Nucula rostrata (junge Exemplare), Pecten obsole- tus, Anomia ephippium (junge Exemplare), Bala- nus communis, Balanus rugosus, Echinus escu- lentus. Ein geſchickter Conchologe wuͤrde Ueberreſte von noch vielen andern Arten im Thon entdecken koͤnnen. Die Muſcheln ſcheinen meiſt im unverſehrten Zuſtande ‚abge ſetzt worden zu ſeyn; bei vielen find beide Schaalenklappen in der natürlichen Lage. Der Balanus iſt an die Venus oder den Pecten noch ein wenig angeheftet, und die Dornen des Echinus finden ſich neſterweiſe in dem Thon, der deſſen Ueberreſte einſchließt, fo. daß fie ent weder ſehr tief unter dem Waſſer gelegen haben, oder an ein Ufer geworfen worden find, wo die Brandung nicht ſtark war. Nur wenige davon konnen jedoch ganz herausgezogen werden, da einige Species durchgaͤngig aus zerreiblichem Thon beſtehen; indeß kann man viele vollſtändige und ſchoͤne Exemplare von Pecten erhalten. Auf dem nicht unter Waſſer ſtehenden Theile des Ufers findet man manche Fragmente davon, aber im Sommer — — 164 bemerkt man deren ſehr viele ein Paar Fuß unter dem Waſſer. Wir erhielten neulich mehrere Exemplare von Buc- cinum lapillus von Shetland, die man etwa 2 Meile von der See in einem Teiche auf der Inſel Pell fand; aus demſelben fließt ein kleiner Bach. Die Schaalen ſind etwas duͤnner, als die der gleichartigen Muſcheln an den Klippen der benachbarten Kuͤſten, und alle von der geſtreiften Abart dieſer Species. Die Streifen gehen der Queere und ſind dunkelfarbig. Daß dieſe Muſcheln von Waſſergefluͤgel dorthin gebracht worden ſeyen, iſt nicht ganz unwahrſcheinlich, da der aͤußere Rand der Schaalen etwas beſchaͤdigt war; allein der Umſtand, daß die Thiere noch lebendig im Teiche gefunden worden, beſtaͤtigt Arnolds und Mac Cullochs Behauptung, daß viele Seethiere unbeſchadet ihres Wohlbefindens in ſuͤßes Waſſer gebracht werden koͤnnen. über die Augen der Baͤume und die Entwicke⸗ lung der Wurzeln. (98) Von de Candolle. (Beſchluß.) . — 10, auf der mit Rr. 296 ausge⸗ gebene Tafel.) Zehnte Beobachtung. Ich wollte es verſuchen zu beſtimmen, auf welchem Wege das von den Zweigen abſorbirte Waſſer zu den jungen Wurzeln gelange; und in dieſer Abſicht habe ich folgenden doppelten Ver⸗ ſuch vorbereitet. Ich waͤhlte zwei Zweige von derſelben Weide, ſo vollkom⸗ men gleich oder ähnlich als ich ſie finden konnte, ſchaͤlte an bei⸗ den am untern Theile in einer Laͤnge von 2 Zoll die Rinde ab, und ließ fie in den tubulirten Hals eines glaͤſernen Recipienten bringen, deſſen groͤßte Offnung nach oben gerichtet war, und verkittete ſorgfaͤltig die Offnung des Halſes, fo daß keine Flüfs ſigkeit durch dieſelbe dringen konnte. Der von der Rinde ent⸗ bloͤßte Theil befand ſich alſo außerhalb des Recipienten, und der mit Rinde bekleidete innerhalb deſſelben. Nachdem nun alles auf dieſe Art vorbereitet war, ſtellte ich den einen Zweig ſo (ſiehe Fig. 5 A), daß ſein unterer Theil in durch Cochenille roth gefaͤrbtes Waſſer (R) ragte; den obern Theil des Reci⸗ pienten aber, wo die Wurzeln entſtehen mußten, fuͤllte ich mit reinem Waſſer an; 2) der andere Zweig wurde auf die umge⸗ kehrte Art geſtellt. Hierauf brachte ich ſie in das Treibhaus des botaniſchen Gartens, ſowohl um die Vegetation hinlaͤnglich zu beſchleunigen, damit ich den Erfolg wahrnehmen koͤnnte, bevor das gefärbte Waſſer verduͤrbe, als auch deswegen, damit diefe⸗ nigen, welche an dergleichen Unterſuchungen Vergnügen faͤnden, die Reſultate davon ſelbſt wahrnehmen koͤnnten. Nach Verlauf von 8 Tagen ſah man zuerſt an dem oberen Theile des Reci⸗ pienten Nr. 1 einige Wurzeln entſtehen, die man wegen ſeiner Durchſichtigkeit beobachten konnte. Dieſe Wurzeln brachen wie gewohnlich aus den linfenformigen Knoͤtchen hervor und hoben die amylonartige filberfarbene Subſtanz empor; aber diejenigen Wurzeln, welche durch die Vermittelung der holzigen Theile des Zweiges ihre Nahrung aus dem rothgefaͤrbten Waſſer ſchoͤpften, waren deutlich roſenroth gefärbt (ſ. Fig. 5 rr). Sie verlängerten ſich waͤhrend 14 Tagen ſehr, und nahmen eine roſenrothe Farbe an, die taͤglich deutlicher hervortrat. Nach Verlauf dieſer Zeit, naͤmlich 3 Wochen nach dem Beginnen die⸗ ſes Verſuchs, hatten fie eine Länge von 5 bis 6 Zoll erreicht; fie zeigten auch kleine Seitenaͤſtchen in einiger Entfernung von einander und ohne regelmäßige Vertheilung. Ich muß hier noch (Hiezu die Figuren A. 1 165 a bemerken, obgleich die Sache vielleicht zufällig ſeyn mag, daß zwei von ihnen, nachdem ſie ihre Richtung nach dem Boden ge⸗ nommen hatten, ſich mit ihren Enden aufrichteten, ſo daß ſie ein wenig aus dem Waſſer hervorragten. Man bemerkte, daß die roſenrothe Faͤrbung nicht in ihrer ganzen Ausdehnung gleich⸗ foͤrmig war, ſondern daß ſie an der Stelle, wo die kleinen Wuͤrzelchen entſprungen waren, und öfters an ihren oberſten En⸗ den mehr hervorſtach. Die Figur 5 ſtellt die Anordnung des Apparats dar und giebt eine Anſicht von dieſer ſonderbaren Ve⸗ getation. Was den Necipienten Nr. 2 betrifft, welcher in dem Theile mit gefaͤrbtem Waſſer angefuͤllt war, wo die Wurzeln entſtehen mußten, ſo konnte man ihre Entwickelung nicht ſehen; vermit⸗ teift eines Staͤbchens, welches ich in die Fluͤſſigkeit tauchte, uͤber⸗ zeugte ich mich jedoch, daß auch hier faſt in der naͤmlichen Zeit Wurzeln hervorgebrochen waren. Nach Verlauf von 3 vollen Wochen ſchuͤttete ich das gefaͤrbte Waſſer aus, und fand, daß ſich in der That eine gleiche Anzahl von Wurzeln, wie in dem Recipienten Nr. 1, entwickelt hatten; aber das Anſehen dieſer Wurzeln war ein ganz anderes, wie man dieß aus Fig. 6 erſehen kann: 1) anſtatt eine Länge von 5 bis 6 Zoll zu er- reichen und die Duͤnnheit und weiche Conſiſtenz der im Waſſer gewachſenen Wurzeln zu haben, waren fie blos einen Zoll bis 15 Linien lang, weit ſteifer, feſter und dicker als die in Nr. 1; 2) waren ihre Seitenverzweigungen weit kuͤrzer; was ſie aber vor allem bemerkenswerth machte, war, daß ſie regel⸗ mäßig drei oder noch oͤfterer vier vertikale Reihen bildeten. Die Wuͤrzelchen einer jeden Reihe befanden ſich einander ſehr nahe, die Reihen ſelbſt aber ziemlich weit auseinander; 3) dieſe Wur⸗ eln, wenigſtens die unterſten, zeigten, ob ſie gleich in rothem aſſer gewachſen waren, eine weiße Farbe und keine roſenrothe; es hatte ſich allerdings auf ihrer Achſe ein wenig von dem faͤr⸗ benden Stoffe abgelagert, aber ſobald man ſie im Waſſer hin und derbewegte, verſchwand derſelbe, während die roſenfarbnen Wur— zeln in Nr. 1 von innen aus gefaͤrbt waren und ihre Farbe durch das Abfpühlen nicht verloren; 4) die 2 oder 3 oberſten Wurzeln aus Nr. 2 waren gefaͤrbt (Fig. 6 x/r’r‘) wie alle die aus Nr. 1, nämlich von innen aus. Man kann aus dieſen Thatſachen folgende Schluͤſſe ziehen: 19 das von dem entbloͤßten Schnitte des Holzes abſorbirte Waſ⸗ fer dringt unmittelbar in die Wurzeln, denn die in Nr. 1 wa⸗ ren roſenroth gefaͤrbt; 2) das von den Wurzeln ſelbſt abſor⸗ birte gefaͤrbte Waſſer ſetzt in denſelben ſeine faͤrbenden Theilchen nicht ab, denn die in dem Recipienten Nr. 2 waren weiß; 8) dieſe Wurzeln ſaugen jedoch gefärbtes Waſſer ein, welches eben ſo wie das, welches die Schnittflaͤche des Zweiges einſaugt, nach den oberſten Theilen geleitet wird, denn die oberſten Wurzeln aus Nr. 2 waren roſenroth gefaͤrbt, wie die aus Nr. 1. Nachdem ich fo alles beobachtet hatte, was das aͤußere Anz ſehen dieſer Wurzeln mir darbot, ſchritt ich zu ihrer Durchſchnei⸗ dung. Sobald ich den Zweig Nr. 1 der Laͤnge nach durchſchnit⸗ ten, bemerkte ich in der aͤußerſten Holzſchicht eine leichte roſen⸗ rothe Faͤrbung (Fig. 10), welches die Stelle anzeigte, durch die das Waſſer in die Hoͤhe geſtiegen war; dieſe Farbe, durch ein Vergroͤßerungs-Glas betrachtet, zeigte kleine vertikale, ſehr feine Streifen; unter dem Mikroſcop ſah ich nichts als punktirte Gefaͤße und Zellgewebe, aber die dem bloſen Auge ſicht— bare Farbe verſchwand in den kleinen unter dem Mikroſcop be⸗ obachteten Fragmenten. Der ganze untere Theil des Stammes in Nr. 2 zeigte dieſe roſenrothe Faͤrbung nicht, aber man fand fie wieder an derſelben Stelle, nämlich in der Außerften Holz: ſchicht in dem Theile des Zweiges, welcher ſich unmittelbar un⸗ terhalb der unterſten Wurzeln befand, Weder an dem einen noch an dem anderen dieſer Zweige be— merkte man eine Spur von Faͤrbung, auch nicht in den Helztrieben (bourgeons à bois), welche ſich mehr oder weniger entwickelt hatten, und eben ſo weder in den jungen Zweigen, 166 noch in der Rinde des Hauptzweiges, ausgenommen an der Stelle der linſenfoͤrmigen Knoͤtchen. Nachdem man die angeſchwollenen linſenfͤrmigen Knoͤtchen des Zweiges Rr. 1 und die des Zweiges Nr. 2, die ſich im obern Theile des Recipienten befanden, der Queere nach durchſchnitten, bemerkte man die Urſprungsſtelle der Wurzel, welche durch einen roſenrothen Fleck angedeutet war; dieſer kreisfoͤrmige Fleck ſchien ſehr deutlich die ganze Stelle, wo die Wurzel hervorkam, und vorzuͤglich ihren holzigen Theil einzunehmen (ſ. Fig. 8 und 9). Ich will hier beiläufig erwähnen, daß man beim Zer⸗ ſchneiden der angeſchwollenen linſenformigen Knötchen einige dar⸗ unter findet, welche 1, 2 oder 3 Wurzelkeime in fi ſchließen; ſobald fi darin mehr als einer befinden, fo liegen fie über ein⸗ ander in einer vertikalen Reihe. Man findet dieſe Anordnung in den entwickelten Wurzeln. - Nachdem ich die ſchon entwickelten Wurzeln aus Nr. 1 und die aus dem obern Theile des Recipienten Nr. 2 durchſchnitten hatte, fand ich, daß die Achſe des Holzes der Wurzel keine deut- liche Spur von Faͤrbung mehr zeigte, aber die ganze Ninde enthielt ſehr beſtimmte Spuren derſelben. Fig. 7 zeigt die Anſicht des am Urſprung einer der Wurzeln gemachten Schnit⸗ tes; der Kreis im Mittelpunkte, welchen man weiß gelaſſen hat, bezeichnet die Stelle des holzigen Theiles; der um ihn befindliche Ring von Zellgewebe, welcher eine roſenrothe Farbe hat, ſtellt die Rinde der Wurzel dar, und die unregel⸗ maͤßigen, farbenloſen, außerhalb gelegenen Fragmente, zeigen die Fragmente des Zellgewebes von der Rinde des Zweiges. Sobald man die Rinde der Wurzeln entfernt, was ſich ſehr leicht vermittelſt der Spitze eines Scalpels bewerkſtelligen läßt, ſo er— ſcheint die entbloͤßte holzige Achſe weiß, und man bemerkt einen Fleck von hellroſenrother Farbe auf der innern Seite des Rin— ges, an den Stellen, wo die kleinen Wurzeln hervorkommen. Nichts von dieſem Allen findet bei den untern Wurzeln aus Nr. 2 ſtatt, ihr Mittelpunkt iſt eben ſo weiß als der Umkreis; in⸗ deß kann man doch mit einiger Wahrſcheinlichkeit vermuthen, daß fie rothes Waſſer eingeſogen haben, weil die oberſten Wurzeln gefärbt find; vielleicht iſt aber dieſes gefärbte Waſſer durch die Narben der alten Blaͤtter eingedrungen. Eilfte Beobachtung. Um mir über dieſen letzten Zweifel, fo unerheblich er auch immer ſeyn mochte, Gewißheit zu verſchaffen, ſetzte ich zwei Zweige von derſelben Weide in gefaͤrbtes Waſſer, wovon der eine an feiner Baſis oder an der Schnittflaͤche mit Baum⸗ wachſe uͤberſtrichen, die Narben der alten Blätter dagegen nicht uͤberſtrichen waren, der andere dagegen ſowohl an der Baſis als an den Narben verkittet war; dieſe beiden Zweige gingen nach Verlauf von 14 Tagen ein, ohne Zweige oder Wurzeln getrieben zu haben, und als ich ihr Holz ausſchnitt, ſahe ich, daß ſich in ihrem Innern auch nicht die geringſte Spur von Farbung zeigte. Folglich war bei dem vorhergehenden Verſuche das Waſſer, wel⸗ ches die oberſten Wurzeln gefärbt hatte, durch die unterſten in 7 gedrungen, und nicht durch die Narben der alten laͤtter. Schluß ⸗ Folgerungen. Ich glaube nach den vorhergehenden Verſuchen und Beobach⸗ tungen folgende Saͤtze aufſtellen zu koͤnnen. 1) Die linſenſoͤrmigen Knoͤtchen (oder linſenfoͤrmigen Drü- ſen des Guettard) ſind in Bezug auf die Wurzeln eben das, was die Knoſpen in Bezug auf die jungen Zweige ſind, d. i. diejenigen Stellen des Stammes, wo die Entwickelung der Wur⸗ zeln im Voraus vorbereitet iſt, und wo diejenigen entſtehen, welche ſich laͤngs der Baumzweige entwickeln, es ſey nun in der Luft, oder unter dem Waſſer, oder unter der Erde. 2) Die junge Wurzel ſteht in Verbindung mit dem holzigen Theile des Zweiges vermittelſt ihres mittleren Theils (Achſe), 41 * 167 welcher deutlich daraus hervorgeht, und ihre Rinde ſcheint auch eine Verlaͤngerung von der des Zweiges zu ſeyn. t 3) Sie durchbohrt bei ihrer Entwickelung das Oberhäuts chen des Zweiges, und reißt einige Fragmente der zelligen Hülle mit fih fort, ö ; 4) Die Wurzel waͤchſt blos an ihrem Ende, welches allein eine geringe Fähigkeit zeigt, durch die Einwirkung des Lichte] eine gruͤne Farbe anzunehmen. 5) Die Entwickelung der Wurzeln geht im Allgemeinen im Dunkeln weit ſchneller von Statten als im Hellen, obſchon, zu⸗ folge der verſchiedenen Verſuche, mit großer Unregelmaͤßigkeit. 6) Die in das Waſſer getauchten Zweige ſaugen nicht merk⸗ lich durch ihre Rinde ein, wohl aber durch das Holz, welches entblößt worden iſt, es ſey nun auf dem Querdurchſchnitt oder auf der aͤußern Flaͤche des nicht aufgeſchnittenen Holzes. 7) Das vom Holze abſorbirte Waſſer zeigt nie eine Neigung, ſeine Richtung nach den oberſten Theilen zu nehmen, weil die Knoſpen, ſobald ſie durch die Waͤrme erregt worden ſind, das von den Wurzeln oder dem entblößten Holze abſorbirte Waſſer an ſich ziehen; durch dieſen Mechanismus geſchieht es, daß ſich die Bäume im Frühling mit Blättern bekleiden. 8) Das Waſſer dringt langſamer in die Zweige ein, welche eine der Natur zuwiderlaufende Stellung haben als in die, wels che ſich in einer derſelben angemeſſenen befinden. 9) Das vermittelſt der abgeſchnittenen Baſis eines Zweiges abſorbirte Waſſer dringt, unzerſetzt mit den faͤrbenden Stoffen, welche ihm beigemischt find, in die Wurzeln ein, die ſich durch ſeine Einwirkung entwickeln. 10) Die Wurzeln, welche in gefaͤrbtem Waſſer entſtehen, ſaugen darin die faͤrbenden Stoffe ein, welche ſie den Wurzeln übergeben, die ſich über ihnen erzeugen, ohne ſelbſt davon ge- jarbt zu werden. 11) Die Länge und ſelbſt die Geſtalt der Wurzeln kann bes — — 168 deutend modiſicirt werden durch die Beſchaffenheit der Medien, worin ſie wachſen. Miscellen. Eine Sternſchnuppe am hellen Tage (99). Prof. Hanſteen hat am 13. Auguſt 1823, indem er mit dem Fern⸗ rohr die Zenithal-Diſtanzen des Polarſterns zur Beſtimmung der Breite maaß, eine ſogenannte Sternſchnuppe beobachtet, welche 1 bis 1½ Secunden brauchte, um über das Feld des Ferne rohrs wegzugehen (die Bewegung glich etwa der einer Rakete). — Ein Hr. Th. Dick hat im Jahr 1813 in Nicholſons Journal ähnliche Beobachtungen bekannt gemacht, und Martin redet in der Cyclopedia Britannica von aͤhnlichen Erſcheinungen. Wafferbläshen im Amethyſt (100). Hr. Prof. Webb, zu Providence in den nordamerikaniſchen Freiſtaaten, hat bemerkt, daß die Amethyſteryſtalle, viel häufiger als man glaubt, kleine Höhlen von betraͤchtlichem Durchmeſſer in ſich haben, die zum Theil von einer waſſerhellen Fluͤſſigkeit gefüllt find (vergl. Notizen Nr. 23 S. 2 ff., Nr. 87 S. 327, Nr. 204 S. 81 ff.). Die Stüde, welche dieſe Eigenthuͤmlichkeit zeigen, wer⸗ den gewoͤhnlich von den Liebhabern des Amethyſts zuruͤckgeſcho⸗ ben, weil ſie weniger lebhafte Farben zeigen. Eurypterus remipes iſt der Name eines foſ⸗ ſilen erustaceum aus der Ordnung Branchipoda, wovon J. C. Dekay in den Annals of the Lyceum of natural Histor. of New- York, Januar 1826 die Beſchreibung und Abbildung gegeben hat. Massachusetts College of Pharmacy. Un ter dieſem Namen iſt in Boſton ein Collegium zuſammengetre⸗ ten zur Bildung von jungen Pharmaceuten, zur Forderung des pharmaceutiſchen Studiums, zur Beſeitigung verfaͤlſchter und ſchlechter Arzneiſtoffe, und zur Beförderung eines wiſſenſchaftli⸗ chen und freundlichen Verkehrs unter den Pharmaceuten. Hie ei a Unterſuchungen über die Wirkung des Kam— phers bei der Behandlung des Rheuma⸗ tismus (101). Von Dupasqu ier. Der Kampher iſt, ob er gleich oft mit Erfolg anz gewendet worden iſt, eins von den Arzneimitteln, über deſſen Wirkungen die Arzte am wenigſten uͤbereinſtim— men. Hoffmann, Collin, Barthez u. ſ. w. bes trachten ihn als kühlendes Mittel; Schwilgus, Des bois de Rochefort, Brouffais u. ſ. w. glauben, daß er ſehr ſtimulirt; Cullen haͤlt ihn fuͤr ein ſedatives Mittel. Andere ſagen blos, daß feine Wirkungsart uns bekannt ſey, und begnuͤgen ſich, ihn auf eine empiriſche Weiſe zu verordnen. Die von Mangini zu Bologna an Thieren ge— machten Verſuche, die des Profeſſor Orfila, endlich diejenigen, welche der beherzte Experimentator Alexan— dre an ſich ſelbſt gemacht hat, haben gezeigt, wie die— ſes Heilmittel wirke, wenn es in großer Doſis gegeben wird; doch haben ße keine genaue Vorſtellungen von feis ner Wirkungsart im Allgemeinen gegeben. Es iſt un⸗ möglich geweſen, eine wechfelfeitige Beziehung zwiſchen den taxiſchen Wirkungen, welche von den experimentiren— u n. D . den Phyſiologen beobachtet worden find, und der offen? baren ſedativen Wirkung zu finden, von welcher die Praktiker reden, welche den Kampher in maͤßigen Do— ſen in gewiſſen Nervenkrankheiten angewendet haben. Man hat daher durch dieſe Methode ſeine Abſicht eben nicht deſſer erreicht, als wenn man die therapeutiſche Wirkung des merc. sublim. corrosivus durch Anwendung von Doſen haͤtte erforſchen wollen, welche faͤhig geweſen waͤ— ren, die Vergiftung hervorzubringen. Wenn man zu keinen beſtimmten Kenntniſſen uͤber die Wirkungsart des Kamphers gelangt iſt; wenn die ausgezeichnetſten Arzte entgegengeſetzte Urtheile uͤber ſie ausgeſprochen haben, fo liegt, wie ich glaube, die Urs ſache hiervon darin, daß man dieſe Wirkungsart blos im Allgemeinen betrachtet hat, eine Methode, welche in der Therapie immer zu einer Menge Irrthuͤmern fuͤh— ren wird. Denn alle Körper, welche unſere Organiſation ver: aͤndern koͤnnen, wirken verſchieden, und zwar je nach dem Zuſtande, worin fie ſich befinden, und je nach ih: ren relativen Verhaͤltniſſen, je nach den Zuſtänden, wos rin die thieriſche Skonomie ſich gegenwärtig befindet, und vorzüglich je nach den verſchiedenen Theilen oder Syſte— men von Organen, mit welchen dieſe Koͤrper in Beruͤh— 169 rung gebracht worden. Die Application einer concen- trirten Saͤure auf einen lebenden thieriſchen Theil fuͤhrt bald die Desorganiſation herbei. Wenn dieſe Säure mit Waſſer verduͤnnt wird, ſo wird ſie blos eine leichte Zuſammenziehung der Gefaͤße oder das hervorbringen, was man eine kuͤhlende Wirkung nennt. Die kalte Luft bringt, wenn ſie mit unſerer Haut in Beruͤhrung ge— bracht wird, nur eine heilſame Reaction in derſelben hervor, falls ſie ſich in ihrem gewoͤhnlichen geſunden Zu— ſtande befindet. Aber wenn die Circulation in derſelben vermehrt iſt, wenn die Secretion des Schweißes ſich auf eine activere Weiſe an ihr zeigt, ſo wird die durch die Kaͤlte hervorgebrachte Reaction auf irgend einen in— nern Theil und vorzuͤglich auf das Lungenorgan feind— lich einwirken. . Allgemeine Beobachtungen koͤnnen daher in der The— rapie zu keinen beſtimmten Reſultaten führen. Nur da⸗ durch, daß man die Thatſachen einzeln unterſucht, und die Anwendung der arzneilichen Subſtanzen von allen Seiten betrachtet, kann man zur Kenntniß ihrer wahren Wirkung gelangen, welche immer nur relativ iſt. Arzneiliche Eigenſchaften des Kamphers. Ich theile die verſchiedenen Geſichtspunkte, unter welchen man die Wirkungen des Kamphers betrachten kann, in drei Abſchnitte ein, um ſeine arzneilichen Ei— genſchaften auseinanderzuſetzen. In dem erſten Abſchnitt unterſuche ich ſeine Wirkung in Bezug auf ſeinen phy— ſiſchen Zuſtand und auf ſeine Verhaͤltniſſe; in dem zwei— ten diejenigen, welche er auf die verſchiedenen Organe und Syſteme der Okonomie ausübt, feine primäre und ſeine ſecundaͤre oder Abſorptionswirkung in entgegenge— ſetzten Doſen; endlich in dem dritten die Verſchiedenheit ſeiner Wirkung, je nachdem er auf geſunde oder kranke Organe wirkt. §. I. Phyſiſche und chemiſche Eigenſchaften. 1) Der Kampher im natuͤrlichen Zuſtande und in Pulverform hat die Eigenſchaft, ſich bei Beruͤhrung mit der atmoſphaͤriſchen Luft leicht zu verfluͤchtigen. Man weiß, daß jede Verfluͤchtigung von Erniedrigung der Temperatur begleitet iſt. Er verurſacht daher außer ſei— ner beſondern Wirkung eine Kuͤhlung. 2) Wenn er in Alcohol aufgeloͤſt iſt, fo iſt die Ver— dunſtung raſcher und die Kuͤhlung betraͤchtlicher. Iſt er in Ol aufgeloͤſt, ſo verfluͤchtigt er ſich etwas weniger. 5) Wird er durch die Thaͤtigkeit des Feuers ver— fluͤchtiget, ſo zieht er eine weit betraͤchtlichere Quantitaͤt Waͤrmeſtoff mit ſich fort, als diejenige iſt, welche die mittlere Temperatur des Koͤrpers ausmacht. Seine Daͤmpfe muͤſſen daher, wenn ſie mit der Haut in Be— ruͤhrung kommen, eine andere Wirkung hervorbringen, als diejenige iſt, welche man erhaͤlt, wenn man ihn ſelbſt auf die Haut applicirt. 4) Zu Folge dieſer Verhaͤltniſſe bezieht ſich ſeine Wirkung auf ſeine Verdunſtung und auf ſeine beſondere 170 innerliche Thaͤtigkeit. Wenn er fich mit einem Theil in Beruͤhrung befindet, auf welchen er nur durch ſeine Verdunſtung wirken kann, fo iſt die Kühlung um fo bes trächtlicher, je größer feine Quantität iſt, oder auch je größer die Oberflache iſt, mit der er ſich in Berührung befindet. Wenn er in Dämpfe verwandelt wird, -fo bringt er eine um ſo groͤßere Erhoͤhung der Temperatur hervor, je mehr man von ihm verfluͤchtiget. Seine in— nerliche Thaͤtigkeit bezieht ſich ebenfalls auf den Theil, mit welchem er ſich in Beruͤhrung befindet. $, II. Berührung mit den verſchiedenen Sy ſtemen von Organen. j Primäre oder locale Wirkung. Man bringt gewoͤhnlich den Kampher mit der Haut in ihrem natuͤr— lichen Zuſtande, mit den Wunden und den uleerirten Oberflaͤchen, endlich mit den Schleimmembranen in Ber ruͤhrung. 1) Mit der Haut. Wenn ſie in ihrem natuͤrlichen Zuſtande, d. h. von der epidermis geſchuͤtzt iſt, ſo bringt der reine oder der in Alkohol aufgeloͤſte Kampher eine Kuͤhlung hervor, welche von einer zuruͤcktreibenden Wirkung begleitet iſt. In Dampfgeſtalt erregt er die Tranſpiration auf dieſelbe Weiſe, wie andere waͤrmelei— tende Subſtanzen. Nur haben ſeine Daͤmpfe, da ſie permanenter ſind, mehr Kraft als diejenigen, welche ge— woͤhnlich angewendet werden, und ſteigern die Seereti— onsthaͤtigkeit der Haut auf das hoͤchſte. In den zwei vorhergehenden Faͤllen, ſo wie auch in den folgenden, wird ein Theil dieſes Arzneimittels abſorbirt. Seine Wirkungsart wird bald unterſucht wer— den. Je ſtaͤrker die Doſis iſt, deſto betraͤchtlicher ſind die Kuͤhlung oder die Tranſpiration. Der abſorbirte Theil iſt niemals groß genug, um eine giftige oder tödts liche Wirkung hervorzubringen. 2) In Beruͤhrung mit der ihrer epidermis beraubten Haut und andern ulcerirten Oberflaͤchen bringt er ebenfalls die eben angezeigten phyſiſchen Wir— kungen hervor, aber ſeine innere Thaͤtigkeit, welche fuͤr dieſe Theile reizend iſt, erregt hier eine Reizung und folglich einen wahren Entzuͤndungszuſtand. Auch wen— det man ihn in dieſem Fall an, um einem atoniſchen Geſchwuͤr mehr Leben zu geben oder um die Thaͤtigkeit der Raͤnder einer Wunde zu erhöhen, deren Vereini— gung ſchwer von ſtatten geht. 3) Mit den Schleimmembranen. Hier finden die phyſiſchen Wirkungen, welche von dem reinen und dem aufgelöften Kampher auf der Haut hervorgebracht wer— den, nicht mehr ſtat.. Wenn man ihn in Form von Daͤmpfen anwendet, ſo kann er nur auf die Schleim— membran der Lungen wirken, indem er durch die Rei— zung dieſer Membran die Expectoration hervorruft. Wenn er mit der Schleimmembran des Magens in der ſchwachen Doſis von einigen Granen, mit viel Fluͤſſigkeit verduͤnnt, in Beruͤhrung gebracht wird, ſo bringt er eine unwahrnehmbare Reizung dieſer Mem⸗ 171 bran hervor, welche eine Reaction in der Haut und die Secretion des Schweißes hervorruft: eine Criſis, welche ſehr oft von einer Erleichterung gewiſſer entzuͤndlicher Zuſtaͤnde, z. B. der Peripneumonie begleitet iſt, was zu der Meinung veranlaßt hat, daß der Kampher direct ſeda— tiv auf die Schleimmembran wirke, waͤhrend er offenbar reizend wirkt. Man wuͤrde vielleicht die Wirkung dieſes ſehr verduͤnnten Arzneimittels mit der kuͤhlenden Wirkung vergleichen koͤnnen, welche von den Saͤuren und dem Alcohol hervorgebracht wird, wenn ſie mit einer großen Quantitaͤt Waſſer verdünnt find; doch darf man nicht außer Acht laſſen, daß der Schweiß, welcher durch Beruͤhrung des Kamphers mit der Schleimmembran des Magens hervorgebracht wird, an eine Reaction glauben laͤßt, welche nur die Folge einer reizenden Wirkung ſeyn kann. Zufolge der Verſuche, welche Alexandre und Orfila gemacht haben, bringt der Kampher, wenn er in großer Doſis in den Magen gebracht wird, folgende Phaͤnomene hervor: erſtens Niedergeſchlagenheit, Lang⸗ ſamkeit der Circulation, Verminderung der Waͤrmeer— zeugung, allgemeine Entkraͤftung, Schwaͤche der Sinne. Hierauf entſteht eine Reaction, welche ſich durch ein Zittern, durch Beſchleunigung des Pulſes und durch Conpulſionen zu erkennen giebt, deren Heftigkeit zus letzt Aſphyrie hervorbringt. Die anatomiſchen Er— ſcheinungen find eine ſehr heftige Entzuͤndung der Schleim⸗ membran des Magens und eine Schwaͤche der Lunge, welche zu gleicher Zeit mit Blut uͤberfüllt iſt. Folglich bringt der Kampher, wenn er auf dieſe Weiſe gegeben wird, primaͤr eine Entzündung der Schleimmembran und ſekundaͤr eine Aſthenie des Nervenſyſtems hervor, welche von einer ſtheniſchen Reaction begleitet wird. Sekundaͤre Wirkung des Kamphers. — In allen den oben angezeigten Fällen wird dieſes Arz— neimittel immer in mehr oder weniger großer Quanti⸗ taͤt abſorbirt. Es wirkt dann auf das Nervenſyſtem, und bringt da offenbar eine ſedative Wirkung hervor. Man darf ſich nicht durch die Convulſtonen taͤuſchen laſ— ſen, welche der Anwendung einer großen Doſis folgen. In dieſem Fall geht die primaͤre Schwaͤche der Nerven— thaͤtigkeit, weil fie zu hoch geſteigert wird, in eine Re— action äber. Ueberdies muß man dem entzuͤndlichen Zus fand des Magens und. feiner ſympathiſchen Wirkung auf das Gehirn viel zuſchreiben. Aber wenn die Verſuche an den Thieren uns nicht von der ſedativen Wirkung des Kamphers auf das Ner— venſyſtem uͤberzeugen koͤnnen, ſo verſchafft uns die medi— ciniſche Praxis unwiderlegbare Beweiſe hiervon. Er hat eine ſehr auffallende ſedative Wirkung in der Manie und in den verſchiedenen Neuroſen. Oft ſogar fuͤhrt die Anwendung deſſelben die augenblickliche Beendigung dieſer ſchrecklichen Krankheiten herbei. Hallé berichtet, daß ein hypochondriacus, welcher zwei Drachmen Kampher genommen hatte, Vergiftungszufaͤlle bekam, aber daß er, nachdem er fie ausgehalten hatte, von ſei⸗ — 172 nen Kraͤmpfen befreit war. Zeigt ſich feine ſedative Wirkung auf das Nervenſyſtem da nicht deutlich, wo er als antiaphrodisiacum wirkt? muß man nicht derſelben Wirkung die Langſamkeit zuſchreiben, welche er der Cir— kulation mittheilt ? $. III. Verſchiedenheit der Wirkung des Kamphers je nach dem geſunden oder krankhaften Zuſtande. Wenn die Haut ulcerirt iſt, fo bringt der Kampher ohne Zweifel eine Reizung und dann einen Entzuͤndungs— zuſtand in ihr hervor. \ Wenn die Schleimmembranen entzündet find, fo wird dte Reizung, welche er hier hervorbringen wird, dieſe Entzündung nur ſehr vermehren koͤnnen. Die Ans wendung des Kamphers muß daher in dieſem Fall im— mer ſchaͤdlich ſeyn. . Wenn er ſeine Thaͤtigkeit auf das Gehirn oder auf das ganze Nervenſyſtem richtet, und wenn dieſes auf— geregt iſt, ſo wird er in demſelben eine ſedative Wir— kung hervorbringen, welche dieſes Syſtem wieder in ſei— nen vorhergehenden Zuſtand bringen wird. Man kann daher die Wirkungsart des Kamphers im Allgemeinen mit der Wirkungsart der asa foetida vergleichen, welche die Schleimmembranen reizt, mit wel— chen man ſie in Beruͤhrung bringt, aber in alten ner— voͤſen Affectionen als ein beruhigendes oder fedatives Mittel wirkt. Man kann jedoch zwiſchen der asa foe- tida und dem Kampher den Unterſchied feſtſtellen, daß die erſtere auf die Nerven des Ganglienſyſtems eine ſtaͤrkere Wirkung zu haben ſcheint, als der Kampher, wie ihre Wirkungen in den Neurofen des Magens und des Uterus beweiſen. 8 Da nun die Thaͤtigkeit des Kamphers in den Haupt⸗ fällen ſeiner Anwendung unterſucht worden iſt, ſo wird es leicht ſeyn, ſich eine richtige Vorſtellung von ſeiner Wirkungsart im Rheumatismus zu machen. Man hat geſehen, daß er, wenn er innerlich in kleiner Doſis gegeben, oder im Zuſtand von Dampf mit der Oberflaͤche des Koͤrpers in Beruͤhrung gebracht wird, eine kopioͤſe Tranſpiration hervorruft, und Jeder— mann weiß, daß dieſe Nevulfionsart das kraͤftigſte Mit- tel iſt, um die rheumatiſchen Schmerzen zu vermindern. Man wuͤrde daher Grund haben zu glauben, daß die Kampherdaͤmpfe den Verlauf des Rheumatismus dadurch ſchnell aufhalten, daß ſie eine ſtarke und bedeutende Revulſion hervorbringen. Aber warum ſind die anderen Daͤmpfe und ſchweißtreibenden Mittel, welche auch eine ſolche Revulſion bewirken, in dieſer Krankheit weit we: niger wirkſam, als Kampherdaͤmpfe? Wuͤrde dies ſo ſeyn, wenn dieſes Arzneimittel nur durch eine Reaction auf die Haut wirkte? Man muß ihm daher nothwen- digerweiſe eine ſekundaͤre Wirkung zuſchreiben. Wenn man an den betraͤchtlichen Unterſchied denkt, welcher zwiſchen dem Rheumatismus und den Ge— lenkentzuͤndungen hinſichtlich der Symptome, der 173 Dauer und des Ausgangs vorhanden iſt; wenn man ge nau nachforſcht, welches die Urſache der dieſer Krankheit eigenthuͤmlichen Beweglichkeit ſeyn koͤnne; endlich wenn man mit Giannini und Scudamore annimmt, daß ſie ihren primaͤren Sitz in den Nerven des Ge— hirn-Ruͤckenmarksſyſtems hat, ſo wird man leicht erra— then, wie der Kampher eigentlich wirkt, und welches ſeine ſekundaͤre Wirkung iſt. Man kann daher den Schluß ziehen, daß dieſes Arzneimittel den acuten Verlauf des Rheumatismus auf— halte, indem es durch eine ſtarke Nevulfion, und nachdem es durch die Haut und das Lungenorgan abſorbirt wor— den iſt, den Entzuͤndungszuſtand hebt, und indem es die allgemeine und primaͤre Urſache dieſer Krankheit ver— mittelſt ſeiner ſekundaͤren Wirkung bekaͤmpft, welche eine wahre Sedation des Nervenſyſtems iſt. *) e Anwendungsart des Kamphers beim Rheumatismus. Zufolge deſſen, was im Vorhergehenden uͤber die thernpentifchen Wirkungen des Kamphers geſagt worden iſt, kann man ihn ſowohl innerlich als in Friktionen, oder endlich auch ſo anwenden, daß man ihn entweder in Pulverform, oder im Zuſtande von Dampf unmitrel bar mit der Haut in Berührung bringt. Doch iſt dieſe letztere Methode, da ſie die beiden Wirkungsarten dieſes Arzneimittels vereinigt, diejenige, welche ohunſtreitig den Vorzug verdient. Sheze wendete den Kampher faſt immer zu glei— cher Zeit innerlich, in Friktionen und in Fumigationen an. Ich habe ihn blos in dieſer ſetzteren Form ange— wendet, weil es mir gewiß zu ſeyn geſchienen hat, daß ein Theil des Kampherdampfs thetls von der Haut, theils vorzuͤglich von dem Lungenorgan abſorbirt werde. Ueberdies habe ich meine Abſicht beſtaͤndig erreicht, wenn ich mich an dieſe Methode gehalten habe. Jedoch in den Faͤllen, wo ſich der Rheumatismus hartnaͤckig zeigt, moͤchte es vielleicht nuͤtzlich ſeyn, den Kam— pher zu gleicher Zeit innerlich und aͤußerlich anzuwenden. ) Ich kann hier eine Thatſache anführen, welche auf eine unbeſtreitbare Weiſe beweiſ't, daß der Kampher in allen Fällen von Rheumatismus als ſedatives Mittel wirkt, nad)» dem er abſorbirt worden iſt. Ein Kranker, welcher wegen eines chroniſchen Rheumatismus die Kampherraͤucherungen mit Erfolg angewendet hatte, bekam einige Zeit nachher heftige Schmerzen im linken Schultergelenk. Da ich ſah, daß er vielen Widerwillen gegen die Erneuerung der Raͤu— cherungen hatte, ließ ich ihm auf der affieieten Seite ein kleines Saͤckchen mit Kampherpulver unter die Achſelgrube legen. Die Abſorption geſchah ſchnell. Nach Verlauf einer halben Stunde empfand der Kranke eine Art von Betaͤu⸗ bung in dem Gelenk, wo der Sitz der Krankheit war, und der Schmerz verſchwand bald. Er hat die Anwendung die— ſes Mittels mehrere Male erneuert, und das Reſultat iſt immer daſſelbe geweſen. Ich habe auch heftige Lenden— ſchmerzen durch die Application eines Breiumſchlags aus Kartoffeln, welcher mit einer ſtarken öligen Kampheraufloͤ⸗ ſung befeuchtet war, beſeitiget. 174 Ich brauche nicht zu ſagen, daß ſich Umſtaͤnde darbieten koͤnnen, wo die allgemeine Blutentziehung nothwendiger— weiſe der Anwendung der Raͤucherungen wird vorange— hen muͤſſen, welche nach derſelben ſtaͤrkere Wirkungen hervorbringen werden, weil jede Revulſion immer leich— ter und vollkommener iſt, wenn ſie der durch eine Blut— entziehung hervorgebrachten Depletion der Gefaͤße folgt. Die beſte Anwendungsart der Raͤucherungen beſteht darin, daß man die Kranken der Einwirkung des Kam— pherdunſtes in einem Kaſten ausſetzt. Die tragbaren Naͤucherungskaſten, welche neuerlich von Dr. Rapon erfunden worden ſind, eignen ſich ſehr zu dieſem Ge— brauch, weil die heftigen Schmerzen des acuten Rheu— matismus dem Kranken nicht geſtatten, ſich in eine Dampfbadanſtalt ſchaffen zu laſſen. Wenn die Kranken nicht reich genung find, um von den Raͤucherungsapparaten Gebrauch zu machen, ſo kann man den Kampherdampf auch ſo anwenden, daß man ſie auf einen Stuhl ſetzen laͤßt, welcher uͤber einen von ei— ner Metallplatte bedeckten Ofen geſtellt iſt. Man wirft ihnen hierauf eine große wollene Decke um, welche feſt um den Hals herum geknuͤpft werden und bis zur Erde herabfallen muß. Alsdann wirft man alle fünf Minus ten einen Kaffeeloͤffel voll Kampherpulver auf die Mer tallplatte, welche uͤber den Ofen gelegt iſt. Dieſes Arz— neimittel verfluͤchtiget ſich ſogleich, und die Theile, mit welcher es ſich in Beruͤhrung befindet, werden bald von Schweiß bedeckt. Man fest dieſe Operation 3 Stunden bis eine Stunde fort, je nachdem die Kranken die Tem— peratur des Dampfs mehr oder weniger leicht vertra— gen, welche bis zu 45 Grad des ıootheiligen Thermo— meters, und ſelbſt noch hoͤher ſteigen kann, wovon ich mich mehrere Male vermittelſt des Thermometers uͤber— zeugt habe. Nachdem die Operation beendigt iſt, huͤllt man die Kranken ein, oder vielmehr man zieht die Decke, welche dazu gedient hat, den Dampf zuſammenzuhal⸗ ten, feſt um ſie zuſammen. Hierauf legt man ſie in ihr Bett, wo ſie noch eine bis zwei Stunden lang zu transſpiriren fortfahren. Auf dieſe Weiſe befoͤrdert man auch die Abſorption des Kamphers, womit die Decke ſtark impraͤgnirt iſt. Eine halbe Unze Kampher iſt gewoͤhnlich zu einer Raͤucherung hinreichend. Doch kann man die Doſis oh— ne einen Nachtheil weit hoͤher ſteigern. Ich habe ge— ſehen, daß ein Kranker aus Mißverſtaͤndniß 4 Unzen auf einmal anwendete, und keine Art von Zufall bekam. Durch dieſe Anwendungsart der Raͤucherungen habe ich meine Abſicht immer vollkommen erreicht.) *) Ich muß jedoch hier bemerken, daß ich in einem Fall von dolor ischiaticus, einer weſentlich fixen Krankheit, welche, wie ich glaube, nicht rheumatiſcher Art iſt, nur eine Ab⸗ nahme der Krankheit und nicht eine gaͤnzliche Heilung her⸗ vorgebracht habe. Auch iſt mir dieſe Anwendungsart in einem Fall von firem Rheumatismus an der articulatio scapulo- humeralis, weicher von dem Verluſt der Bewegung des affi⸗ eirten Glieds begleitet war, fehlgeſchlagen. Ueberhaupt habe 179 Jedoch bisweilen, wenn die Kranken nicht auf eis nen Stuhl gebracht werden konnten, ließ ich ihre Decken durch Bogen in die Hoͤhe heben, und umgab ſie mit Dampf, indem ich Kampherpulver in eine Dettpfanne warf, welche man wechſelsweiſe auf die rechte und auf die linke Seite brachte. ö - Waͤhrend der Dauer der Näucherungen fuchte ich immer die Sekretion des Schweißes zu befoͤrdern, in— dem ich den Kranken einige Gläſer von einem leicht ſchweißtreibenden Getraͤnk nehmen ließ. Die Anzahl der täglich anzuwendenden Raͤucherun— gen muß ſich nach der Heftigkeit der Schmerzen und nach dem Zuſtande der Kraft oder der Schwaͤche des Kranken richten. Wenn er eine ſtarke Konſtitution hat, und wenn er ſehr leidet, ſo kann man ohne Nachtheil drei und ſelbſt vier Räucherungen verordnen. In allen Faͤllen iſt es noͤthig, den Gebrauch derſelben, nachdem die Schmerzen und die anderen Symptome des Rheumg— tismus verſchwunden ſind, wenigſtens noch eine Woche lang fortzuſetzen. Wenn die Schmerzen auf einen Theil fixirt und nicht ſehr heftig ſind, ſo wird man blos partielle Haus cherungen zu machen brauchen, was für den Kranken weit weniger beſchwerlich ſeyn wird. Dies find die Details, welche ich über die Anwen— dungsart des Kamphers geben zu muͤſſen geglaubt habe. Es ſcheint mir unnüß, einige Veränderungen anzugeben, welche man in gewiſſen Faͤllen an den beſchrisbenen Verfahrungsarten machen kann, da jeder Arzt ſie leicht je nach den beſonderen Umſtaͤnden modificiren kann, wel che in ſeiner Praxis vorkommen werden. ich immer bemerkt, daß die Krankheit, wenn fie einen fluͤch⸗ tigen Charakter zeigte, der Anwendung der Kampherdaͤm⸗ pfe leichter wich, Miscellen. über den Zuſtand der Kriegs⸗Arzneikunde im Agyptiſchen Heer in Morea findet ſich in den Souvenirs de la Grece pendant la campagne de 1825 par H. Lau- wergne, Paris 1826 8. folgende Notiz. „Als wir eben uber die Sränze des Lagers geſchritten waren, ſah ich etwa 30 Ara⸗ ber, welche andere auf dem Ruͤcken trugen; auf meine Nachfrage belehrte mich Bekir (ein, als Exercirmeiſter angeftellter Fran⸗ zoſe), daß ihre Kranken unter ein geraͤumiges, iſolirtes Zelt ges 176 bracht würden, daß man fle da gut zudecke, ihnen Linſen⸗Tiſane zu trinken gebe und übrigens ihrem Schickſale uͤberlaſſe. Hierauf beſchraͤnkte ſich die ganze Militair-Medicinalpflege ꝛc.““ Doch hatte Ibrahim zwei italieniſche Arzte in ſeinem Dienſte; der eine, dem man einige Kenntniſſe zutraute, hieß Lardoni, und war im Gefolge des beruͤchtigten Paſcha von Janina geweſen. Die Furcht vor Canaris's Brandern hatte ihn auf Cos zuruͤckgehalten; man erwartete ihn von Tage zu Tage, und fing an an ſeinem Eifer zu zweifeln. Der andere Arzt war Barbier in einem Dorfe auf Corſika geweſen, und kannte nichts, als die wunderwirkende Kraft der Jalappe, wovon er ungeheure Doſen gab, um, wie er ſagte, die materia peccans wegzuſchaffen. Dieſer abſcheu⸗ liche Purgirer hatte einen franzoͤſiſchen Arzt conſultirt, über den Zuſtand Churchid-Bey's. Ein Aderlaß war dringend noͤthig; man ſagte ihm, er ſolle ihn gegen 9 Uhr Abends vornehmen; er zauderte lange Zeit, endlich aber, gezwungen feine Unwiſſenheit einzugeſtehen, fuͤgte er im demuͤthigen Tone hinzu: „„Ach Herr, ich habe in meinen Leben noch Niemandem zur Ader gelaſſen, und Sie verlangen, daß ich bei einem tuͤrkiſchen Fuͤrſten anfan⸗ gen fol — Es iſt unnoͤthig zu bemerken, daß die Chirur- gie in der Armee des Paſcha von Egypten etwas ganz Unbekann⸗ tes iſt. Man hat nicht einen einzigen Amputations-Apparat, und nicht einmal eine Bandage, um bei einem dringenden Übel, 3. B. bei einer Haͤmorrhagie, Huͤlfe zu leiſten. Bekir⸗Aga gab Hrn. Lauvergne für die Vernachlaͤſſigung aller Vorſorge zur Erhaltung der Armee folgenden Grund: „die Araber, welchen ein Bein durch eine Kanonenkugel weggenommen iſt, ſterben lieber, als daß ſie ſich einer Operation unterwerfen.“ 5 Eine ſehr zweckmaͤßige Verbeſſerung der Bruch⸗ bänder muß Dr. Hull, Präfident der medical Society of the county of Oneida, gemacht haben. Worin ſie be⸗ ſteht, weiß ich nicht, da ich die kleine von ihm herausgegebene Schrift on the nature ef hernja with some remarks on trusses noch nicht habe erhalten konnen. Wie wichtig fie ſeyn muͤſſe, ſcheint ſich aber aus folgendem zu ergeben: „Es iſt eine allen Aerzten in der county of Oneida bekannte und von der medical society daſelbſt, wo das Bruchband erfunden und zu⸗ erſt angewendet war, mit Freuden anerkannte Thatſache, daß von dem Jahr 1800 bis 1819 jaͤhrlich zwiſchen drei und fuͤnf Ferſonen wegen eingeklemmter Bruͤche operirt werden mußten, und daß von 1819 bis 1822 nicht ein einziger Bruchſchnitt zur Kenntniß eines Geſellſchafts-Mitgliedes gekommen iſt. Dieſe auf⸗ fallende Veraͤnderung wurde einzig dem allgemeinen Gebrauch des veraͤnderten Bruchbands zugeſchrieben.“ { über die Anſteckung durch Blatterkranke, wie ich in Robert's Guide sanitaire finde, hat Hr. Lis frant in dem Hoſpital de la pitie zu Paris vor einiger Zeit Verſuche gemacht, aus welchen ſich ergiebt, daß die Luft der Zimmer, wo ſich Blatterkranke befinden, die Krankheit nicht weiter mit⸗ theilt, wenn man taͤglich das Zimmer mit Aufloͤſungen von Chlor » Salzen (z. E. uͤberſalzſaurem Kalk) beſprengt. Biblilographiſche Neuigkeiten. Recherches sur quelques effluves terrestres, par J. de Tristan, membre de la société philomatique de Pa- ris etc, Paris 1826. 8. m. 1 K. (Dieſe Schrift, wel⸗ che die Wuͤnſchelruthe und die Agenzien, wodurch die jenem Inſtrumente zugeſchriebenen Bewegungen hervorgebracht werden, behandelt, verdient die Aufmerkſamkeit derer, wels che den thieriſchen Magnetismus im Auge hehalten. Die Wuͤnſchelruthe nennt der Pf, furcelle und jene Agenzien bacillogires.) — Clinique de la maladie syphilitique per M. N. Devergis D. M. etc, enrichie d' observations communiquses par MM. Cullerier oucle, Culerier neveu, Bard, Gama, Desruelles et autres médecins: avec Allas colorie, re- présentant tous les symptomes de cette maladie ete, Paris 1826. 1. Livraison. (Das ganze Werk wird 2 Bände in 4, mit einem Atlas von 150 colorirten Tafeln ausmachen. Alle 6 Wochen erſcheint eine Lieferung, dis erſte, von 3 Bogen Text und fünf Tafeln, enthält recht intereſſante Bemerkungen über den Urſprung der syphilis, Von den Abbildungen (beinahe von natürlicher Große und forgföltig ausgefuhrt) werden die wichtigsten in die chiru giſchen Kupfertafeln aufgenommen werden.) Traité de la chiromanie, par J. B. Téraube D. M. Paris 1826. 12. (Chiromanie iſt ein Name, unter welchem der Vf. das ungluͤckliche Laſter abhandelt, worüber wir die bekannten Schriften von Tiſſot und Salzmann haben). — — — — rettet, dem Gebiete der Narır: und Heilkunde. —— Nro 208. (Nr. 12. des XIV. Bandes.) Juni 1826. Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. In Commiſſion bei dem Koͤnigl. Preuß. Gränz⸗Poſtamte zu Erfurt, der Kön. Sächſ. Zeitungs-Erpedition zu Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u. Tarifchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes⸗Induſtrie⸗Comptoir. Preiß eines jeden Bandes von 24 Bogen, 2 Rthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes nebſt Tafel, 6 ggl. Na tu r Von den in England an dem reflektirenden Mi— croſcop des Prof. Amici zu Modena an— gebrachten Verbeſſerungen. (102) Von C. R. Goring M. D. Die Erfindung des Amici'ſchen Microſcops hat auf dem europaͤiſchen Feſtlande viel Aufſehen erregt, und iſt in den aus⸗ ländiſchen Journalen mit Lobſpruͤchen uͤberhaͤuft worden *). Es ſoll die beſten engliſchen Microſcope von Adams und Dol- lond, fo wie die Utzſchneider'ſchen und Frauenhofer'ſchen uͤbertreffen u. ſ. w. ; H. J. Cuthbert, Nr. 22, Biſhopswalk, Lambeth, verſuchte ein ſolches Inſtrument anzufertigen, deſſen Objectiv fpiegel ½% Zoll Öffnung und einen ſideriſchen Focus von 3 Zoll hatte (bei Amici's Inſtrument hatte er nur einen Zoll Offnung und 2% Zoll Brennweite); die Länge des Rohrs betrug, wie bei Amici's, 12 Zoll. Es gelang Herrn C. in beiden Spiegeln ein genaues Bild zu erhalten, und er gab ſich viele Muͤhe, ſie gehoͤrig zu ſtellen, allein er konnte dem Inſtrumente keine vor⸗ zuͤgliche Leiſtung abgewinnen. Es war offenbar nur ein grobes Megalaſcop. Da ich im Laufe meiner microſcopiſchen Unterſu⸗ chungen mehrere ſehr ſchwierig zu erkennende Gegenſtaͤnde ent⸗ deckt hatte, ſo pruͤfte ich das Inſtrument daran, konnte aber nichts damit ausrichten. Auch Hr. Dollond hat, meines Wiſſens, ein Amici'ſches Microſcop mit gleich unbefriedigendem Erfolg angefertigt. Es waͤre aber unſtatthaft anzunehmen, daß die Unbrauchbarkeit dieſer Inſtrumente durch irgend einen Fehler in ihrer Conſtruktion veranlaßt worden ſey. Man tritt dem Prof. Amici nicht zu nahe, wenn man behauptet, daß ſowohl Cuthbert als Dollond elliptiſche Linſen eben ſowohl her— ſtellen koͤnnen als er. Hrn. Cuthberts Inſtrument hatte ſo— gor einen geringen Vortheil vor dem Amigi'ſchen, indem es, in Bezug auf die Brennweite, eine groͤßere Offnung hatte. Zu den ſchon angefuͤhrten Fehlern kam noch, daß in der Mitte des Geſichtsfeldes eine ſehr ſtoͤrende Duͤſterheit war, welche daher ruͤhrte, daß das Bild des Planſpiegels in dem elliptiſchen einen fo großen Raum einnahm, daß nur ein ſchmaler Rand zur Res flexion in das Auge übrig blieb, fo daß der Lichtkegel beim Ocu⸗ larſtück, durch ein Vergroͤßerungsglas betrachtet, ſich ausnahm wie Fig. 1a, Wenn man bedenkt, daß der Querdurchmeſſer des diagonal geſtellten Planſpiegels bei Amici Yo Zoll bes trägt, während die reine Öffnung des andern nur ein Zoll breit und zugleich 10 Zoll weiter von dem Ocularſtuͤck entfernt iſt, *) Vergl. Gilberts Annalen und des Prof. A. eigne Ab⸗ handlung im 18. Bd. der Verhandl. der italieniſchen Ge⸗ ſellſchaft. 8 E...10-. d als der Planſpiegel, fo muß begreiflicherweiſe das Bild des Plan⸗ ſpiegels über die Hälfte des Durchmeſſers des elliptiſchen Spie⸗ gels einnehmen; bei Cuthberts Inſtrumente fuͤllte er genau die Haͤlfte aus. Deſſen ohngeachtet ſchien mir das Princip des Inſtruments ausgezeichnet gut zu ſeyn, und, gehoͤrig angewandt, zur Herſtel⸗ lung eines Microſcops führen zu koͤnnen, welches allerdings die Lobſpruͤche verdiente, die man der Erfindung in ihrer Unmuͤn⸗ digkeit ſo freigebig gezollt hatte. Nach meiner eignen Erfahrung uͤber dieſen Gegenſtand mußte ich glauben, daß Amici, um dunkle Gegenſtaͤnde bequemer beleuchten zu koͤnnen, die ſchaͤtzbar⸗ ſten Eigenſchaften feines Inſtruments aufgecpfert habe, da er feinem Objectivſpiegel eine fo bedeutende ſideriſche Brennweite gab; denn ich habe, caeteris paribus, immer gefunden, daß diejenigen zuſammengeſetzten Microſcope, deren Objectivglaͤſer die kuͤrzeſte Sonnenbrennweite haben, die ſtaͤrkſte eindringende Kraft beſizen, weil fie uns in den Stand ſetzen, mit einem flachen Ocularglaſe und einer kurzen Roͤhre einen hohen Grad von Ver— groͤßerung zu erlangen. Dem Theoretiker mag es gleichguͤltig ſcheinen, ob die Vergroͤßerungskraft bei Anwendung einer kurzen oder langen Röhre, eines ſtarken oder flachen Deularglafes erhalten werde, und wenn wir entweder durch aplanatiſche Refraction oder Reverbera— tion von Metallflaͤchen Bilder erhalten konnten, die eben fo vollkom— men wären, als ihre Originale, fo wuͤrde dies vielleicht wirklich der Fall ſeyn, allein die Kunſt des Menſchen reicht nicht ſo weit. Die Vergroͤßerungskraft hat weit mehr Werth und Wirkſamkeit, wenn ſie das freie oder freiwillige Erzeugniß des Objectivglaſes oder Objectivfpiegels iſt, als wenn erſt das Bild durch die Wir⸗ kung einer ſtarken Linſe vergroͤßert wird. Es iſt ohne Zweifel immer moͤglich, ein großes Bild mit einem flachen Objectivglaſe zu erhalten, wenn man nur deſſen Brennweite nach dem Auge zu verlängert, d. i. ihm einen langen, ſtatt eines kurzen Kör⸗ pers giebt. Allein dies gleicht genau der Methode, nach welcher man die Vergrößerung bei dem Sonnenmicroſcope erhält, und bekanntlich iſt das Reſultat die Vergroͤßerung eines elenden Schat⸗ tens, und die Undeutlichkeit ungefaͤhr dieſelbe, wie bei einem 1 Ocularglas, welches das Bild in demſelben Grade ver— groͤßert. Durch dieſe Betrachtungen wurde ich veranlaßt, Hr. Cuth⸗ bert zu empfehlen, feinem Objectivſpiegel wo moͤglich nur J¼ Zoll Sonnenbrennweite und ¼ Zoll Offnung zu geben, und die Länge der Röhre auf 4 bis 5 Zoll zu ‚veduziren ). Eben ) Der erſte Verſuch, welcher mit einem Objectipſpiegel von kurzer Brennweite (% e Zoll bei /½19 Offnung) angeſtellt wurde, gab ſchon einen herrlichen Vorſchmack von dem, was das Inſtrument in dieſer Form leiſten werde, da die ſaͤmmtlichen gepruͤften Gegenſtaͤnde ſich ſogleich ſehr deutlich 12 179 fo entwarf ich den Plan zu der fetzigen mechaniſchen Einrichtung des Inſtruments, der durch Hrn. Cuthbert in hoher Voll: kommenheit ausgefuͤhrt wurde, und ich muß freimuͤthig geſtehn, daß er auch ohne meinen Beiſtand dieſe Arbeit eben fo ſinnreich ausgeführt haben wuͤrde. Wir beide koͤnnen uns alſo als die legitimen Erfinder des Inſtruments in ſeiner brauchbaren Geſtalt betrachten, obgleich das Verdienſt, das optiſche Prin⸗ ip entdeckt zu haben, ohnſtreitig dem gelehrten Italiener von Modena gebührt. Denn obgleich das Amici'ſche Microſcop, aͤußerlich dem Newton'ſchen Teleſcop im Kleinen gleicht, fo iſt doch die Form des Hohlſpiegels, ſo wie die Lage des Strahl— punktes und des Bildes ſo verſchieden, daß das Inſtrument als ein ganz neues betrachtet werden muß. Newton hat nie an eine ſolche Verwandlung feiner Spiegel zu microſcopiſchen Zwek⸗ ken gedacht; zwar empfahl er einen elliptiſchen Spiegel, um das Bild eines reflectirenden Microſcops zu erhalten, aber er wollte den Gegenſtand unmittelbar in deſſen Focus gebracht haben, ſo daß nur eine Reflection ſtatt faͤnde. Die beigefügte Tafel wird hoffentlich das verbeſſerte Inſtru⸗ ment ſo vollkommen erlaͤutern, daß eine umſtaͤndliche Wortbe⸗ ſchreibung unnoͤthig wird. AB das Stativ, welches nicht weiter von denen der klei— nen Teleſcope verſchieden iſt, als daß es eine Auszugroͤhre G hat, die unten geſpalten iſt und daher federt, ſo daß man die Hoͤhe des Microſcops von 10 bis 15 Zoll vermehren kann. Das Gewinde D iſt durchbohrt und mit einem kleinen Stift E ver: ſehen, mit dem man es feſtſtellt, wenn der Körper des Inſtru— ments in vollkommner horizontaler Lage gehalten werden ſoll. Eine Pfanne oder Huͤlſe mit einer raͤnderirten Kopfſchraube E dient dazu, den Koͤrper oder die Hauptroͤhre des Microſcops zu halten. Dieſes Stativ kann demnach auch fuͤr ein kleines Refractionsmi⸗ croſcop dienen, indem man die Röhre mit der groͤßten Leichtig⸗ keit abnehmen kann. Die Roͤhre GH hat 6%, Zoll Länge, kann aber, da ſie aus zwei in einander ſteckenden Roͤhren be— ſteht, bis auf 9 Zoll ausgezogen werden. In der innern glei⸗ ten die Ocularſtuͤcke ). Die Röhre I enthält die Spiegel und iſt bei K angeſchraubt. Es ſind 4 Paare angefertigt worden, bei darſtellten. Ich muß bemerken, daß der ellſptiſche Spie— gel ziemlich gut, der Planſpiegel aber aͤußerſt unvollkom- men, und die Stellung durchaus nicht richtig war. Die Schwierigkeit, ſolche kleine Spiegel zu richten, iſt ſo groß, daß ich anfangs befuͤrchtete, dies werde der Anfertigung ſolcher Inſtrumente immer im Wege ſtehen. Hiermit iſt man jetzt vollkommen im Reinen, der Zweck ward auf eine Art erreicht, die nichts zu wuͤnſchen uͤbrig laͤßt, und wobei keine Verruͤckung moͤglich iſt. x „) Es find deren 4 — 5, die Brennweite des vordern Deus larglaſes von der geringſten Kraft iſt 3/, Zoll, die von dem. ſtaͤrkſten 40 Zoll. Sie find denen bei aſtronomiſchen Re⸗ fractions und Newton'ſchen Teleſcopen fo aͤhnlich, daß ſie nicht weiter beſchrieben zu werden brauchen, beſtehen natürlich aus zwei plan- convexen Linſen und find achroma⸗ tiſch. Ich kann mich hier nicht enthalten, gegen die ſchaͤdli— che Anwendung von Ocularglaͤſern, welche wir bei den bes ſten zuſammengeſetzten Microſcopen finden, zu proteſtiren. Es ſcheint, daß man das rechte Ende eines Microſcops noch nicht vom falſchen zu unterſcheiden weiß, ſonſt wuͤrde man das Ocularſtuͤck nicht aus fuͤnf Linſen zuſammenſetzen und das Objectivglas fort und fort blos aus einer doppelt con= deren Linſe beſtehen laſſen. Durch die vielen Ocularglaͤſer entſtehen jo haͤufige Widerſcheine, daß bei ſtarker Beleuch- tung eines durchſichtigen Gegenſtandes von ſolcher Beſchaffen⸗ heit, das die Mitte des Gefichtieldes ein wenig dunkel iſt, wahrend deſſen Ränder hell ſind, außer dem aͤchten Bilde zwei bis drei falſche und gerade in der Mitte des Feldes ein leuchtender Punkt geſehen werden. Dieſe Trugbilder Tonnen bei zwei Ocularglaͤſern nie ſtatt finden, 180 denen die Hohlſpiegel folgende Sffnungen und ſideriſche Brenn⸗ weiten haben. 4 Brennweite in Zollen 0,6; 1,0; 1,53 0,4 Offnung 0,3; 0,3; 0,6; 0,3 Hr. Cuthbert hat auch die Abſicht ein Paar herzuſtellen, bei welchen der elliptiſche Spiegel nur eine Brennweite von 0,3 und eine Offnung von 0,2 haben wird *). Alle dieſe Spiegel find vor Staub und Feuchtigkeit durch eine Kappe, welche auf- geſchraubt wird, wenn ſie nicht an das Inſtrument befeſtigt ſind, und ein Roͤhrenſegment ꝛc. geſchuͤtzt, welches die Offnung ſchließt, durch welche die Lichtſtrahlen in das Inſtrument einfallen. Da ſie uͤbrigens in ihren Roͤhren niet- und nagelfeſt angebracht ſind, ſo ſteht zu hoffen, daß ihnen durch das wohlgemeinte Abwiſchen von allzudienſtfertigen Perſonen, welches allen reflectivenden In- ſtrumenten ſo nachtheilig iſt, nicht viel unheil droht. Ich will hier noch bemerken, daß der Durchmeſſer des ſchraͤgen oder dia— gonalen Spiegels am verbeſſerten Microſcop nicht uͤber / der Oeffnung des Hohlſpiegels betraͤgt, weshalb in der Mitte des Geſichtsfeldes nicht die geringſte Duͤſterheit ftattfindet. Die Abbildung eines Lichtkegels iſt in Fig. 1. b zu ſehen. Die herabhaͤngende Stange LM ijt 4 Zoll lang und mittelſt einer Buͤchſe und Stellſchraube N feſt an den Hals der Röhre angebracht; ſie iſt dreieckig, am hintern Rande gezahnt, und bewegt ſich mit der größten Praͤciſion. Das Geſtelle des Gegen» ſtandtraͤgers Q unterſcheidet ſich nicht von dem anderer Microſco⸗ pe. Es befindet ſich daran ein kleines Brennglas P, welches man in die Röhre Q beliebig oben oder unten einſteckt, fo daß man ſowohl undurchſichtige als durchſichtige Koͤrper von oben oder unten beleuchten laſſen kann. Der Spiegel K ift ein Plans ſpiegel **). Seine Kehrſeite würde am beſten aus Gypsmoͤrtel beſtehen, welcher die direkten Strahlen der Sonne ſo reflectirt, daß man ein treffliches Licht für durchſichtige Gegenſtände er⸗ hält, Ein Hohlſpiegel bringt meiner Meinung nach immer Uns deutlichkeit und verſtaͤrktes Licht hervor. Da die Art von Beleuchtung undurchſichtiger Gegenſtaͤnde, welche durch ſilberne Kappen erhalten wird, bei vielen beliebt iſt, obwohl wir damit die Beſchaffenheit eines Gegenſtandes nicht an dem Spiele von Licht und Schatten erkennen koͤnnen, weil man auf dieſe Weiſe nur einen verworrenen Glanz ohne alle deutliche Schattirung erhält, fo wird die verdichtende Linſe S an die Stelle des Spiegels gebracht, den man durch Loͤſen einer ſeiner Schwingen abnehmen kann. Dann wird die Kappe T auf die Roͤhre, in welcher die Spiegel liegen, geſchoben. Man dreht die Hauptröhre in ihrer Pfanne b, bis das Ende der herabhaͤn⸗ *) Dieſe letztern Verhaͤltniſſe koͤnnen blos bei durchſichtigen Gegenſtaͤnden ſtattfinden, weil der ſtrahlende Punkt mit der Röhre ganz in Berührung ſeyn, und folglich die Beleuch— tung eines dunkeln Koͤrpers verhindern wird. Daſſelbe gilt auch von dem letzten der oben angeführten vier Hohlſpiegel (von 0,3 Offnung und 0,4 Brennweite). Der von 0,3 Offnung und 0,6 Brennweite eignet ſich trefflich zur Unter⸗ ſuchung aller eigentlich microſcopiſchen Gegenſtaͤnde; es bleibt bei jeder Vergrößerung ein Raum von Yo Soll zwiſchen dem Gegenſtande und der Roͤhre, und deshalb kann immer die gehoͤrige Beleuchtung auf eine dunkele Subſtanz eben ſo gut einfallen, als wenn der Abſtand ½ Zoll waͤre. Die andern beiden Paare dienen vorzuͤglich zur Unterſuchung von weniger feinen, zumal undurchſichtigen Gegenſtaͤnden. *) Dieſer Spiegel hat 1 ½ Zoll reine Offnung, fo daß, wenn er in der gehörigen Entfernung von dem Körper iſt, in den viſuellen Strahlenkegel ein kleines Bild geworfen wird, wel⸗ ches fo groß iſt, als das des Objectivſpiegels. Man wird ſich erinnern, däß durchſichtige Gegenſtaͤnde, vermöge des durch dieſen Spiegel aufgefangenen Lichts geſehen werden. Wenn derſelbe alſo nicht von dem gehoͤrigen Durchmeſſer iſt, ſo wird eine aͤhnliche Verſtuͤmmelung des Strahlenkegels und ein aͤhnlicher Lichtverluſt ſtattfinden, wie wenn man einen Theil des elliptiſchen Hohlſpiegels verdeckte. 181 genden Stange nach einer Lampe oder irgend einer andern Lichte quelle hinweiſ't und fuͤhrt dann feinen Zweck, wie bei andern Microſcopen, aus. 5 1 ke Was den übrigen für dieſes Microſcep gehörigen Apparat anbetrifft, fo bietet er wenig Eigenthuͤmlichkeit dar. U iſt eine Waſſerbuͤchſe für microſcopiſche Gegenftände , die aus zwei in einander geſteckten Roͤhren beſteht. Die beiden Enden ſind mit aufgeklebtem Scheibenglas waſſerdicht verſchloſſen. In die aͤußere Rohre iſt fo nahe als moͤglich am Glaſe ein Loͤchelchen gebohrt, damit die Luft entweichen kann. Man thut in die ſelbe Waſſer mit Infuſionsthierchen u. dergl. und ſchiebt dann die andere hin⸗ ein, nachdem man ſie vorher ein wenig eingeſchmiert hat. Man bringt beim Einſchieben die kleine Offnung nach oben, damit die Luft leicht entweichen kann; zugleich wird auch das uͤberfluͤſſige Waſſer hinausgetrieben. Dieſe Buͤchſe kann auch trocken als ein verbeſſertes Stuͤck angeſehen werden. Man kann ſie von belie⸗ biger Groͤße, z. B. von derjenigen ſeyn laſſen, wie fie unſere Tafel zeigt. Sie wird auf das Meſſingplättchen V in das Loch W geſteckt, fo daß der am untern Ende der Buͤchſe befindliche Ring auf das Plattchen anſchließt. Alsvann muß fie, damit fie in jeder Lage unverruͤckt bleibe, durch eine kleine Schraube befe⸗ ſtigt werden. Das Plättchen wird in ein Geſtellchen eingeſcho⸗ den, und die Buͤchſe mit den Thierchen dann in das Loch des Plaͤttchens eingeſezt. Bei J fieht man eine aͤhnliche Vorrich- tung, fie iſt mit einem Stuͤck Scheibenglas verſehen, auf wel⸗ ches ein Stück Talk gekittet iſt, während in den kleinen Zwiſchen⸗ raum ein Tropfen gebracht werden kann. Die eine Seite iſt offen gelaffen oder auch nach Belieben mit etwas Wachs ver⸗ ſtrichen. Dieſe Vorrichtung dient zur Beobachtung von Infu⸗ ſionsthierchen oder Salzen waͤhrend des Kryſtalliſirens. Der Talk verhindert, daß die Spiegel durch Verdunſtung beſchlagen. 2 iſt der zum Inſtrument gehörige Schieberhalter (das Geſtell⸗ chen); er beſteht aus vier Stiften, die je zwei durch Riegel verbunden ſind, welche den Schieber in der gehoͤrigen Lage hal⸗ ten, waͤhrend man die Roͤhren mit den Spiegeln in die tangen⸗ tiale Richtung zu der Oberfläche irgend eines zu unterſuchenden Gegenſtandes bringt. In dem Geſtelle O iſt eine Verſeskung, in welche dieſer Schieberhalter ungefähr eben fo eingeſetzt wird, wie die Waſſerbuͤchſe U in den Schieber. 1 Fig 2 zeigt eine von Hrn. Cuthbert erfundene Vorrich— tung, um das Inſtrument in ein einfaches Microſcop von der deſten Art zu verwandeln. Ein Stuͤck Meſſing a laßt ſich ſtatt der Spiegelroͤhre bei K Fig. 1 auf die Rohre des Inſtruments ſchrauben. Eine viereckige federnde Buͤchſe b iſt darin ange⸗ bracht, und dieſe nimmt einen Arm auf, an welchem die Ver⸗ groͤßerungsglaͤſer, wie gewohnlich, angeſchraubt werden; bei c befindet ſich ein Gewinde, damit man die Linſe zur Seite bewe— gen kann, waͤhrend fie durch Schieben an dem Arme in der an: dern Richtung hin und her geruͤckt werden kann. 5 Fig. 3 zeigt eine andere Vorrichtung, die gleichfalls von Cuthbert herrührt, und durch welche er das reflectirende In⸗ ſtrument in ein zuſammengeſetztes Refractionsmicroſcop verwan⸗ delt. a zeigt ein Fragment der Röhre, und h eines der Zahn⸗ ſtange, welche jetzt durch eine doppelte Klammer vereinigt (die an dem einen Ende c den Hals der Roͤhre umfaßt und an dem andern d von der Stange umſchloſſen wird) und durch die Stell⸗ ſchrauben e und k befeſtigt werden. Bei g ift das Diagramm eines Objectivglaſes, welches aus zwei plan; convexen Linſen be⸗ ſteht. Die Brennweite des vordern h verhaͤlt ſich zu der des hintern i wie 2: 3, während der Abſtand zwiſchen ihnen — 1 iſt. Die platten Seiten find gegen den ſtrahlenden Punkt ges kehrt; die Blende k regulirt die Offnung. Ich habe dieſe Art von Objectiv Hrn. Cuthbert ſtatt des gewöhnlichen doppelt converen empfohlen, weil es bei jeder gegebenen Vergrößerung nur den vierten Theil fo viel ſphaͤriſche Aberration hat. Bei 1 ſieht man, wie es mit dem Inſtru⸗ ment in Verbindung gebracht iſt. Fig. 4 iſt der Durchſchnitt eines Reflectors, der in An⸗ — — 182 ſehung der Conſtruction ein wenig von dem A mic b'ſchen ab⸗ weicht. Ich habe ihn ſo angefertigt, daß ich ihn in Verbindung mit Hohlſpisgeln von unbeſtimmten Offnungswinkeln gebrauchen kann. Wenn bei der gehörigen Geſtalt des Inſtruments ein ellip⸗ tiſcher Spiegel gebraucht wird, der weit mehr als 300 Öffnung hat, fo muß deſſen Brennpunkt offenbar innerhalb feiner Röhre fallen, wenn nicht die Groͤße des Diagonalſpiegels bis zu einem ſchaͤdlichen Grade vermehrt wird, wo dann zu wenig unterſchied in der Größe beider Spiegel wäre. Wenn wir aber die Wände der Röhre bei aa ſpalten und durchſichtige Gegenſtaͤnde zwiſchen zwei Stuͤcken Talk bh einbringen, ſo daß fie ſich dem Planſpie⸗ gel e bedeutend nähern, fo kann auf dieſe Weiſe der Hohlſpie⸗ gel d offenbar bei einer ſehr großen Offnung, z. B. von 60 Grad, noch gute Dienſte thun, ohne daß man dem kleinen Spie⸗ gel deshalb mehr Durchmeſſer zu geben brauchte. Die Röhre muß der Flache des Diagonalſpiegen gegenüber bei e eine große Offnung haben, und eine aͤußere Rohre, die bei k eine Offnung beſitzt, damit das Licht einfallen kann, daruͤbergleiten. An der Seite muͤſſen Spalten (2) gg befindlich ſeyn, damit der Schie⸗ ber, wenn er herumbewegt wird, um den aufgefangenen Strahlen eine ſchiefe Richtung zu geben, keinen Schaden leide, Dieſe Neuerung laͤßt ſich bei undurchſichtigen Gegenſtaͤnden kaum ausführen. Zum Gluck verlangen die letztern jedoch keine Objek⸗ tiofpiegel von fo großen Offnungswinkeln, als gewiſſe durchſich⸗ tige Gegenſtaͤnde. Es dürfte a priori ſcheinen, daß Gegenſtaͤn⸗ de, die man durch reflektirtes Licht erkennt, größere Öffnungen verlangten als durchſichtige, die durch blos aufgehaltenes (gebro⸗ chenes) Licht ſichtbar werden. Indeß giebt es meines Wiſſens keinen undurchſichtigen Gegenſtand, der einen Offnungswinkel von 30° verlangte, während manche Arten von Schmetterlingsfluͤgel⸗ ſtaub (wenigſtens mit einfachen Linſen ohne Correction) Offnun⸗ gen von 40 bis 60° erheiſchen. Wenn wir uns aber genau ges formter Spiegel und achromatiſcher Objectivlinſen zur Bildung eines gleich ſtark vergroͤßernden zuſammengeſetzten Inſtruments bedienen, fo ſcheint ein geringerer, z. B. von 408, auszurei⸗ chen, weil dann durch Beſeitigung der Aberration die Randſtrah— len alle zu Gute kommen. Viele Linien auf den Schuppen von Motten und andern Inſekten find als undurchſichtige Körper bei einer Offnung vollkommen ſichtbar, bei welcher ſie als durch⸗ ſichtige Gegenſtaͤnde gar nicht zu erkennen wären (denn an vie- len Exemplaren finden ſich ſolche beiderlei Art). Wenn ich be⸗ haupte, daß gewiſſe Gegenftände nur bei einem gewiſſen Sff⸗ nungswinkel erkennbar ſind, ſo iſt dies in Bezug auf alle Ver⸗ groͤßerungskraͤfte zu verſtehen, ſelbſt wenn die ftärkfte kuͤnſtliche Beleuchtung angewandt wird. Nach meiner Erfahrung reicht man mit 15 bis 20° bei gewöhnlichen, ſowohl undurchſichtigen als durchſichtigen Gegenftänden aus, obgleich die Schönheit ihrer Farbe durch eine große Offnung ſehr erhoͤht wird. Ruͤckſichtlich des Gebrauchs des Amici'ſchen Microſcops iſt wenig zu bemerken; es wird gehandhabt, wie andere. Man bringt den Gegenſtand der Oeffnung Fig. 1. c in der Röhre, welche die Spiegel enthält, gegenüber in den Focus des ellipti⸗ ſchen Hohlſpiegels; die Strahlen divergiren gegen den ebenen Diagonalſpiegel, und werden von da gegen den Hohlſpiegel d geworfen, der fie in den andern Brennpunkt der Ellipſe e zuruck wirft, welcher auf dieſe Weiſe die Feldſchranke des Microſcops iſt. Dort bilden fie ein vergrößertes Bild des Gegenſtandes, welches durch das Ocularſtuͤck betrachtet wird. Dieſes Inſtrument it hochſt bequem, um uneingeſchloſſene Fluͤſſigkeiten und andert Gegenftände zu betrachten, die auf dem Gegenſtandstraͤger blos durch ihre Schwerkraſt befeſtigt ſind, weil das Auge wegen der horizontalen Lage des Rohrs immer feine natuͤrliche Richtung beibehalten kann, ohne niederwaͤrts blicken zu muͤſſen. Ohne Zweifel wird bei vielen, die ſich mit microſcopiſchen Unterſuchungen abgeben, das beſtaͤndige Buͤcken eine Urſache von Augenſchwaͤche. Die Be: leuchtung muß, ſo lange das Inſtrument dieſelbe Stellung wie auf der Tafel hat, auf die gewoͤhnliche Weiſe geſchehen. Bei allen denjenigen Gegenftänden aber, die in Schieber gefaßt ſind, 12 * 183 und in jede Lage gebracht werden können, iſt es beſſer, den gro⸗ ßen Spiegel abzunehmen und blos die Spitze der herabhaͤngen⸗ den Stange M gegen das Licht zu drehen, indem man das Rohr GH in feiner Pfanne P herumdreht, und zugleich das Gewinde D ſo anwendet, wie es fuͤr den Fall paßt, und wie wir am bequemſten ſehen können. Vlelen Anfaͤngern macht die Beleuchtung durch einen Hohlſpiegel viel zu ſchaffen, ehe ſie es zu der practifchen Fertigkeit dringen, ihm den Einfalls⸗ und Reflexionswinkel anzupaſſen, der erforderlich iſt, damit ein Lichtkegel durch das Microfcop geworfen wird. Dieſem Allen iſt man durch die einfache oben beſchriebene Methode uͤberhoben. Was die für das Amici'ſche Microſcop zweckmaͤßige Beleuch⸗ tung anbetrifft, ſo ſcheint ein gewoͤhnliches Talglicht vollkommen gute Dienſte zu leiſten. Bei Infuſionsthierchen und aͤhnlichen Gegenftänden reicht man jedoch nicht damit aus; denn man ſieht ſie wohl mit ſehr ſcharfen Umriſſen, allein die innere Anord⸗ nung ihrer durchſcheinenden Termen wird durch dieſe Art von aufgeſangenem Licht verwiſcht. Bei Tageslicht laſſen ſich die Gontenta dieſer Körper beſſer erkennen, wogegen ihre rotirenden Feiern und Haare weit undeutlicher werden. So kann ich bei Kerzenlicht nie die jungen Kleiſteraale im Leibe der Ausgewach⸗ ſenen, und auch nicht die Eier und Eingeweide der Raͤberinfuſions⸗ thierchen erkennen, obgleich ich die Raͤder derſelben weit beſſer ſehe. Im Allgemeinen wird man finden, daß ſolche Gegenſtaͤnde, welche einen großen Oeffnungswinkel erheiſchen, am beſten bei Lampen oder Kerzenlicht, ſolche dagegen, bei welchen man mit einem kleinen ausreicht, am beſten bei Tageslicht zu erkennen ind. Wenn wir die wahren Farben der Gegenſtaͤnde erfahren wollen, ſo muͤſſen wir uns natuͤrllch an das gewoͤhnliche Licht der Atmoſphaͤre halten. Lampenlicht giebt ihnen einen gelblich⸗ braunen unnatuͤrlichen Anſtrich; bei dem Contraſte des ſchief einfallenden Lichtes mit dem Schatten, laͤßt es uns aber die Formen und Lagen der Theile, ſo wie deren Perſpective und Zurücktreten, in der entſchiedenen Art erkennen, welche wir auf Gemaͤlden, wo Fackelſchein nachgebildet iſt, zu ſehen Gelegenheit aben. t 9 Da es von jeher der Gebrauch aller Erfinder und Verbeſſe⸗ rer geweſen iſt, die Verdienſte ihrer Erſindungen zu erheben, jo will auch ich keine Rusnahme machen, aber mich im Bezug auf die Eigenſchaſten des verbeſſerten Inſtruments auf nur wenige, dem großern Publikum zugängliche Puncte beſchränten. Zuerſt will ich jedoch anführen, daß es mit dem Gregorian ſchen Te⸗ leſcope eine Unbequemlichkeit theilt, welche durchaus nicht zu be⸗ ſeitigen iſt; daß es nämlich bei geringer Vergrößerung ſtets ein lleines Geſichtsfeld, und in der Mitte eine duͤſtre Stelle haben muß. Die geringſte Potenz, bei der es gute Dienſte thut, iſt die einer Linſe mit / 3. Brennweite, “) oder eine 48fache Bergrößerung, wenn man 8 8. als die normale Sehweite an⸗ nimmt. Ueberſieht man dieſen Fehler, wenn dies uͤberhaupt einer zu nennen iſt, ſo kann man das Inſtrument fuͤr eben ſo brauchbar zum Unterſuchen naher Gegenftände, als reflectirende Teleſcope es für ferne ſind, betrachten. Man wird wohl zuge⸗ ben, daß es ein eitles Unternehmen waͤre, zuſammengeſetzte In⸗ ſtrumente anzufertigen, bei denen das vergrößerte Bild anſtatt des Gegenſtandes ſelbſt betrachtet wird, wenn man einfache Microſcope von hinreichender Potenz und Oeffnung anferti⸗ gen koͤnnte, die keine Aberration irgend einer Art haͤtten. In⸗ deß koͤnnen wir bekanntlich nie ein aplanatiſches einfaches Mi⸗ croſcop von Yzo 3. Brennweite anfertigen. Jedoch habe ich mich überzeugt, daß gewiſſe Gegenſtaͤnde mit den beſten einfa⸗ *) Dies war die Haupturſache, weshalb neben dem Reflector ein einfaches und zuſammengeſetztes Refractionsmicroſcop angebracht wurde, weil nun mit dieſem Inſtrument die ge⸗ ringen Vergroͤßerungen auf die gewoͤhnliche Weiſe erhalten werden Eönnen; unter verſchiedenen Umſtaͤnden würde man dem Amici ſchen Inſtrumente auf keine andere Weiſe zu Huͤlfe kommen koͤnnen⸗ 24 — — 184 chen Linſen nicht geſehen werden Sonnen, wenn dieſe nicht einen gewiſſen Oeffnungswinkel beſitzen. Wenn z. B. eine Linſe von ½ 3. Brennweite nicht eine Oeffnung von etwa ¼ Zoll hat, ſo ſind die Rippen und Linien auf den ſchwierigſten Arten von Schmetterlingsfluͤgelſtaub nicht zu erkennen; allein bei dieſen Oeffnungswinkeln iſt die Aberration ſtaͤrker als die Dicke der angewandten Linſe, ſie ſey von welcher Geſtalt ſie wolle. Sie iſt zwar abſolut eine geringe Größe, die mit der Abnahme der Brennweite und der Groͤße der Linſe immer kleiner wird. Aber ſey die Linſe fo klein, wie fie wolle, fo behält doch die longitu— dinale Aberration daſſelbe Verhaͤltniß zu der Brennweite, und veranlaßt bei jedem gegebenen Oeffnungswinkel dieſelbe Undeut⸗ lichkeit. Dieſer Fehler laßt ſich auf folgende Art anſchaulich machen. Man nehme ein kleines Stuͤck von dem Zifferblatt ei⸗ ner Uhr, auf welchem die Charaktere weiß auf ſchwarzem Grunde eingebrannt ſind, und betrachte es mit einer einfachen Linſe, die einen Oeffnungswinkel von 300 hat; ihre Brennweite betrage z. B. ½ ͤund ihre Oeffnung ½ Z.; jede andere von denſelben Verhaͤltniſſen leiſtet uͤbrigens daſſelbe, wenn ſie nur nicht ſo flach iſt, daß die Pupille einen Theil der Randſtrahlen nicht er⸗ halten koͤnnte, wie dies z. B. bei einer Linſe von ½ 3. Brenn⸗ weite und Y, 3. Oeffnung der Fall ſeyn würde, Eine ſolche Linſe wird nun dieſen zu pruͤfenden Gegenſtand keineswegs klar darſtellen. Statt das Weiße ſcharf vom Schwarzen zu trennen, wird es jenes uͤber die benachbarten Raͤnder des Schwarzen ne⸗ belartig verbreiten; wenn die Beleuchtung ziemlich ſtark iſt, wird die Farbe auch an den Grenzen von Schwarz und Weiß ſehr merk⸗ lich ſeyn, vorzuͤglich wenn der Gegenſtand außerhalb der Brenn⸗ weite gebracht wird. Allein das Amici'ſche Microſcop wird, wenn die Spiegel die gehörige Form haben, und das Ocular⸗ ſtuͤck aplanatiſch iſt, den Gegenſtand ohne die geringſte Aberra⸗ tion irgend einer Art zeigen, und dies bei einem viſuellen Licht kegel bewirken, der dem Cylinder von parallelen Strahlen gleich iſt, welchen ein einfaches Microſcop von derſelben Potenz liefert, wenn der Objectivſpiegel denſelben Oeffnungswinkel hat, wie die einfache Linſe. Es duͤrfte nicht allgemein bekannt ſeyn, daß der Lichtkegel am Ocularſtuͤck aller zuſammengeſetzten Microſcope zu der Brennweite einer einfachen Linſe von derſelben Potenz, wie das zuſammengeſetzte Inſtrument, daſſelbe Verhaͤltniß hat, wie die Oeffnung feines Objectivglaſes oder Spiegels, zu deſſen efz fectiver Brennweite (d. h. deſſen Abſtand vom ſtrahlenden Puncte), ſo daß wir durch Meſſung der Groͤße des Lichtkegels mittelſt eines Dynameters, und durch deſſen Vergleichung mit dem Verhaͤltniß der Offnung des Objectivglaſes zu deſſen Brenns weite, die angewandte Vergroͤßerungskraft alsbald ausmitteln koͤnnen. Um dies auf das Amiciſche Microſcop anzuwenden, fo ſey die Offnung feines Objectivſpiegels 3/4. Zoll und deſſen wirk— ſame Brennweite 7/10 Z.; nun finde ich durch Meſſung, daß bei einem beſondern Ocularſtuͤck der Lichtkegel / 3. mißt, und weiß ſogleich, daß die Vergroͤßerungskraft der einen Linſe von 0 3. Brennweite gleich ſey, da Yan : Yan — Fo: Ho- Dieſe Abſchweifung war zur Erklärung des Folgenden nöthig. Man wird bei einem Verſuche finden, daß alle Gegenſtaͤnde mit dem reflectirenden Microſcop erkannt werden koͤnnen, welche durch einfache Linſen von derſelben Kraft, die denſelben Offnungs⸗ winkel wie deſſen Objectivſpiegel, und folglich daſſelbe Licht has ben. Nach dieſem Geſetze richtet ſich das Verhaͤltniß dieſer bei⸗ den Inſtrumente zu einander. Man darf nie uͤberſehen, daß ein Microſcop, welches es mit divergirenden Strahlen zu thun hat, etwas ganz anders iſt, als ein Teleſcop, wobei die Strahlen parallel gewonnen werden, und daß die Größe der Offnung durch dieſen Umſtand bedingt wird. Bei dem Microſeop kann dieſe of⸗ fenbar nur nach dem Winkel berechnet werden, welchen der Durchmeſſer ſeines Objectivglafes mit dem Gegenſtande bildet, wenn dieſer die richtige Entfernung davon hat. Auf dieſe Weiſe hat ein Objectioſpiegel von 3/4, 8. Offnung und /o 8. Brenn⸗ weite eine größere effective Offnung als ein ſolcher von Yo 8. Offnung und 1½ Zoll Brennweite. 5 i 185 Es wird ohne Zweifel jedem, der dem Gegenſtand Aufmerk⸗ ſamkeit widmet, beifallen, daß das einfache Microſcop unbeſtrit⸗ ten vor dem Amici'ſchen ruͤckſichtlich der Helligkeit den Vorzug haben muß, indem die Intenſitat des Lichts ſeines Cylinders von parallelen Strahlen nicht durch zwei Reflexionen und zwei Ne: fractionen, und durch eine dunkle Stelle in der Mitte geſchwaͤcht wird; indeß muß man auch bedenken, daß das Microſcop darin vom Teleſcop verſchieden iſt, daß man die zu betrachtenden Ge⸗ genſtaͤnde kuͤnſtlich beleuchten, und ihnen ſogar mehr Licht geben kann, als dienlich iſt, fo daß, wenn man dem Gegenſtande beim reflectirenden Inſtrument eine etwas ſtaͤrkere Beleuchtung giebt, als beim einfachen, das Auge keinen Unterſchied mehr wahrnimmt. Nach meiner Erfahrung muß ich ſchließen, daß wenn das Bild des Reflectors durch die Deulargläfer nicht zu ſtark, d. h. durch keine größere Potenz, als die einer Linſe von 30 bis ½5 3. Brennweite (was wohl für alle Gegenſtaͤnde ausreicht) ver⸗ groͤßert wird, das Amiciſſche Juſtrument den Vorzug hat, daß es alle, mit einfachen Microſcopen ſichtbaren Gegenſtaͤnde ohne alle chromatiſche und ſphaͤriſche Aberration zeigt. Die Potenz kann wie beim Teleſcope durch dicke Ocularglaͤſer oder Ausziehen der innern Röhre immer beliebig vermehrt werden. Wenn man das Amici'ſche Inſtrument gegen andere vergleicht, fo muͤſſen die Potenzen vollkommen gleich ſtark genommen werden 1), denn je beſſer ein Microſcop iſt; bei einer um ſo geringern Vergroͤße⸗ rungskraft wird es jeden ſchwierigen Gegenſtand deutlich zeigen. Ein gemeines zuſammengeſetztes Microſcop kann bei der Pruͤfung folgendermaßen angewandt werden. Man nehme zu deſſen Ob⸗ jectivglas die Linſe eines einfachen Microſcops, welche an ſich ſchon die Vergroͤßerungskraft beſitzt, den Gegenſtand, den man durch das zuſammengeſetzte ſehen will, zu zeigen. Wir wollen annehmen, es ſey hierzu ½0 3. Brennweite noͤthig: dieſe Linſe bringe man an das Rohr des zuſammengeſetzten Inſtruments, und man wird den Gegenſtand in das Geſichtsfeld, mit etwa viermal ſtärkerer Vergrößerung bekommen, aber ihn doch bei weitem undeutlicher ſehen, als vorher, ſo daß man ein Objec⸗ tivglas von ½0 3. Brennweite und eine 960 fache Vergroͤße⸗ rungskraft anwenden muß, um denſelben Gegenſtand zu erken— „) Nicht nur die wirkliche Vergroͤßerungskraft zweier zu ver⸗ gleichenden Inſtrumente muß dieſelbe ſeyn, ſondern ſie muß auch auf dieſelbe Weiſe erhalten werden, d. h. die Roͤhre und das Ocularglas muͤſſen bei beiden von gleicher Beſchaf⸗ fenheit ſeyn, und der Objectivſpiegel dieſelbe Brennweite haben, wie das Objectivglas in dem dagegen gehaltenen Microſcope; auf dieſe Weiſe wird der Werth beider voll- kommen richtig gewuͤrdigt. Rae F — — 186 nen, den uns ein Amiciſcher Spiegel von 1 3. Brennweite und 240 facher, ja vielleicht noch geringerer Vergroͤßerungskraft zeigt. Wenn nun z. B. Jemand einen Fehler am Geſicht hat, vermöge deſſen er einen Gegenſtand undeutlich ſieht, fo kann man mit Necht vermuthen, daß er auch alle übrigen falſch er⸗ kennt, und dies gilt großentheils auch von Microſcopen. Koͤn⸗ nen wir ihr Zeugniß bei einer Gelegenheit für falſch erklären, fo duͤrfen wir es mit Recht bei allen übrigen für verdächtig halten. Ich bin verſichert, daß man zu den gewoͤhnlichen zuſammenge⸗ ſetzten Microſcopen nur im Bezug auf ſolche Gegenſtaͤnde Zu⸗ trauen haben kann, welche bei ſehr kleinen Offnungswinkeln er⸗ kennbar ſind. Alle ihre geringen, wirklich nützlichen Potenzen, die durch Objectivglaͤſer von ſehr kleiner Offnung erhalten wer⸗ den, gehören hierher. Mit einfachen Linſen halten fie durchaus keinen Vergleich aus. Was die ſtarken Vergroͤßerungsglaͤſer an⸗ betrifft, die durch ſtarke Objectiv⸗ und ſchwache Oculargläfer er⸗ halten werden, jo erhält man mit groͤßern Oeffnungen ein beffe- res Reſultat, als bei geringer Vergrößerungskraft, weil die chro⸗ matiſche Aberration, wegen der geringen Quantität Licht, wel⸗ ches ſehr convexe Objectivlinſen zulaſſen koͤnnen, weniger merklich wird. Indeß kann ich die gewoͤhnlichen zuſammengeſetzten Micro⸗ ſcope, wie ſie im Handel vorkommen, nur als bloße Spielereien betrachten, womit man etwa einer Dame eine brabanter Spigze zeigen kann. Wenn in ihrer Conſtruction nicht durch achroma⸗ tiſche Objectivglaſer eine gründliche Reform hervorgebracht wird, fo werden fie dem Am ici'ſchen Microſcope weichen muͤſſen, da dieſes nicht theuerer zu ſtehen koͤmmt, als die beſten von jenen Inſtrumenten. Zuſammengeſetzte Microſcope, ſowohl refracti⸗ rende als reflectirende, koͤnnen in Anſehung der Conſtruction zu derſelben Genauigkeit gebracht werden, wie Teleſcope. Sie ſind in der That nichts anders, als Teleſcope, welche mit divergiren⸗ den Strahlen, ſtatt mit parallelen wirken. Der Name Engiſcop wuͤrde fuͤr ſie in ihrer vervollkommneten Geſtalt paſſen. Miscellen. Ein Mann in einem geheizten Backofen, ſo daß das in ſeiner Hand befindliche Stück Fleiſch gar wird, er ſelbſt aber die Hitze des Ofens ohne Beſchwerde zu ertragen Teint, ſoll ſich jest in London ſehen laſſen. Uber das Clima von Arrakan iſt ein meteorologi⸗ ſcher Sericht in der India Gazette erſchienen, nach welchem der Regen im Monat Juli faſt 60 Zoll, im Auguſt 43 ¼ Zoll betragen. Die größte Höhe des Thermometers war 89%, die ,. Im Auguſt war das maximum 94°, das mini- mum A Nn. WR 5 Zeſchreibung der Irrenanſtalt der Geſellſchaft der Freunde (der Qnaͤker) bei Frankfort in der Naͤhe von Philadelphia. (103) Von Robert Wale. Die Geſellſchaft der Freunde erbaute im Jahr 1815 dieſe Anſtalt, hauptſaͤchlich um daſelbſt Gemuͤths— kranke ihres Glaubens unterzubringen. Sie liegt fuͤnf engliſche Meilen von Philadelphia, und eine Meile weſt— lich von Frankfurt. Das Hauptgebaͤude von Stein liegt in einiger Entfernung von der Landſtraße, welcher die Fronte zugekehrt iſt. Es hat 60 Fuß in Quadrat, und iſt drei Stock hoch; die beiden Fluͤgelgebaͤude find 100 Fuß lang und 24 Fuß breit; das Ganze iſt mit Schiefer gedeckt. Die Fluͤgel ſind zwei Stock hoch, und jeder enthaͤlt zwanzig Krankenſtuben, ungefähr 10 Fuß in Quadrat, und eine 10 Fuß breite Gallerie. In dem Erdgeſchoß des Mittelgebaͤudes find das Refectorium, die Kühe, der Saal zum Platten, die Vorraths- und Speiſekammer mit daran ſtoßenden Näumen unter den beiden Fluͤgeln, die zum Waſchen, Kochen u. ſ. w. be⸗ ſtimmt ſind. Das uͤbrige Erdgeſchoß der Fluͤgel iſt durch Gewoͤlbe abgetheilt, welche als Holzniederlagen, Vorraths⸗ kammern, Naͤucherkammern u. f. f. dienen. Das erſte Stock des Mittelgebaͤudes hat vier große Zimmer, von denen zwei fuͤr den Aufenthalt der Kranken bei Tage und die beiden andern zu Wohnzimmern des Oberauf⸗ ſehers und ſeiner Familie dienen. Das zweite Stock⸗ werk beſteht aus zwei großen Saͤlen, gleichfalls zu Ver⸗ ſammlungszimmern für die am wenigſten laͤrmenden Kranken und Reconvalescenten beſtimmt, und aus vier kleinen Zimmern für die Familie des Oberaufſehers. 187 In dem dritten Stockwerk ſind vier große und drei kleine Stuben, fuͤr Kranke beſtimmt; und vier bequeme Zimmer jedes mit zwei Fenſtern, ingleichen fünf gro— ße und gut eingerichtete Kammern im Bodenraum. Bei der Einrichtung des Gebäudes hat man beſonders den freien Zutritt des Lichts und der Luft beruͤckſichtiget. Statt daß, wie gewöhnlich, zu beiden Seiten der Gans ge Stuben ſind, liegen dieſe in dem Aſyl der Freunde nur auf der einen Seite der Gallerien, waͤhrend auf der entgegengefetzten eine entfprechende Anzahl von Fen⸗ ſtern angebracht iſt. Ueber jeder Thuͤre in einem läng: lichrunden Ventilator iſt eine unbewegliche Jalouſie von Gußeiſen, 32 Zoll hoch und 20 breit, uͤber welcher ſich ein bewegliches Holzfenſter mit zehn Glasſcheiben befin⸗ det. In jeder Thuͤr iſt wieder ein kleines Thuͤrchen von etwa ſieben Zoll im Quadrat angebracht, welche fo, wie die großen, durch Riegelſchloͤſſer verſchloſſen werden, die nicht von innen geoͤffnet werden koͤnnen. Sie die nen dazu, tobſuͤchtigen Kranken die Nahrung zuzureichen und ihren Zuſtand oͤfters zu beobachten, ohne zu ihnen eintreten zu muͤſſen. Dieſelbe Einrichtung iſt im dritten Stock des Mittelgebaͤudes. Die Fenſter der Gallerien und in den ſieben Zimmern des dritten Stocks haben ebenfalls eiſerne feſtſtehende Rahmen. Die untern Faͤ— cher haben Glastafeln, ſechs Zoll hoch und acht breit; die obern ſind ohne Glas; an ihrer Außenſeite aber ſind hoͤtzerne Rahmen mit Glastafeln, welche aufgehoben und niedergelaſſen werden koͤnnen. Dadurch werden die wis derlichen Eiſenſtaͤbe entbehrlich. In jeder Stube iſt ein ähnliches Fenſter, 44 Zoll hoch und 34 breit, welches mit der aͤußern Luft direct communicirt. So kann ſelbſt in die verſteckteren Behaͤlter ein freier Luftſtrom geleitet oder nach Umſtanden auch gemaͤßigt werden. Daſſelbe laßt ſich vom Zutritt des Lichts ſagen. Durch Laden, welche außen angebracht ſind, kann man die unruhigen, wilden Subjecte in eine heilſame Fin⸗ ſterniß verſetzen, waͤhrend der furchtſame, reizbare Kranke das volle Licht zugleich mit der friſchen Luft genießen kann. Die groͤßte Vorſorge wurde beſonders gegen Feuers; gefahr, die ſchrecklichſte, die einem Irrenhauſe droht, getragen. Die Fußboͤden und die Seiten des Wandge— baͤlkes von dem erſten Stock bis unter den Boden find mit zwei Schichten Mörtel überzogen, und dann auf die gewöhnliche Art abgeputzt. Dies macht das Gebaͤude geſünder, als wenn es mit bloßen Backſteinen gemauert waͤre und beinahe, wo nicht ebenſo, feuerfeſt. Das ganze Erdgeſchoß der Flügel, in welchem ſich die Oefen befinden, iſt mit Backſteinen gepflaſtert: daſſelbe gilt von dem Waſch- und Scheuerhaus und etwa einem Drittheil der Kuͤche um das Feuer und den Heerd herz um. Ein enger Ofen im Speiſeſaal wird waͤhrend der Mahlzeiten geheizt; nach dem gehaltenen Abendeſſen laͤßt man das Feuer ausgehen. Die Oefen in den Verſamm— lungszimmern ſind ſo mit Schutzgittern umgeben, daß die Kranken nicht zu dem Feuer kommen koͤnnen; queer — —— in die Hoͤfe fuͤhren. 188 liegende Eiſenſtaͤbe ſchuͤtzen Be . Das . Suglöcher , und die Are 9 nur mit Inſtrumenten, die der Wärter beſitzt, geoͤffnet werden. Ueberdies muß der Oberaufſeher noch jeden Abend forgfältig nachſehen. Eine große Anzahl dieſer Kranken verlangt Wärme‘; andere ertragen große Kälte ohne Nachtheil, ohne daß ſie empfindlich dagegen waͤren. Daher hat man fuͤr die ſichere Heizung der Fluͤgel durch große im Erdgeſchoß angebrachte Oefen geſorgt, deren erhitzte Luft durch Roͤh— ren in die Gallerien geleitet wird, wo ſie aus zwei bes ſondern Oeffnungen, die gut mit Marmor verwahrt ſind, ausſtroͤmt. Außer dieſer allgemeinen Heizung be— findet ſich unter jedem Zimmer noch ein beſonderer Aps parat nach demſelben Plan, aus welchem die Luft fos gleich in die Zimmer gelangt. An dem nordweſtlichen Ende des Ganges im Erd— geſchoß iſt eine Eiskammer, um im Sommer Vorrath davon zu haben; ſie wird von außen gefuͤllt, ſteht aber mit dem Innern in Verbindung. Eine hinlaͤngliche Menge Waſſer liefert eine nie ausbleibende Quelle mit— telſt eines Pumpenwerks, welches ſich in einem ſteiner— nen zwei Stock hohen Gebaͤude in geringer Entfernung von dem Hauptgebaͤude befindet: in dieſem Gebaͤude iſt außerdem noch der Getraideboden und eine Werkſtaͤtte fuͤr die Kranken mit allen noͤthigen Werkzeugen. Das Waſſer wird durch bleierne Roͤhren in ein großes Res ſervoir im Bodenraum des ſuͤdoͤſtlichen Fluͤgels geleitet, von wo es in das Waſchhaus und die Kuͤche, ſo wie zu dem warmen, kalten und Schauerbad gelangt, welche in dem zweiten Stock deſſelben Fluͤgels fuͤr die Kranken eingerichtet ſind. Am Ende eines jeden Fluͤgels ſind be— deckte Gänge und Treppen von 8 Fuß Breite, welche i fe f Die Vorderſeite des Mittelgebaͤu— des iſt mit einem hohen Porticus mit Saͤulen von Holz und Widerlagen von Marmor geziert. Eine zierliche Vorhalle mit Sitzen, ſechzehn Fuß lang, fuͤhrt von der Hinterſeite des Hauſes in den Blumengarten. Sie iſt mit venetianiſchen Jalouſien verſchloſſen, und bildet ei— nen kuͤhlen, den Sonnenſtrahlen unzugaͤnglichen Aufent— halt, aus welchem ein erfriſchender Luftſtrom in die ge— raͤumige innere Halle des Gebaͤudes dringt. Auf der Hinterſeite, oder der ſuͤdweſtlichen des Mittelgebaͤudes befindet ſich ein 15 Fuß weiter Vorhof, welcher mit eis nem andern 10 Fuß weiten laͤngs des nordweſtlichen Fluͤgels laufenden zuſammenſtoͤßt, und mit Backſteinen gepflaſtert iſt. Dieſe Vorhoͤfe ſind mit einer uͤppigen Grasbank umgeben, die ſich bis zur Ebene der Vorhalle erhebt, und mit einer Reihe niedriger Wachholderbüfche eingefaßt iſt. Hinter den Fluͤgelgebaͤuden liegen die Höfe, die den weiblichen und maͤnnlichen Kranken zum Auf— enthalt dienen, und durch den Naum hinter dem Mit— telgebaͤude von einander getrennt find. Jeder hält gegen Acker, iſt mit Gras bewachſen und mit Gängen ums geben. Dieſe find durch 10 Fuß hohe Breterwände ges ſchuͤtzt, auf denen ſich eine einfache aber zweckmaͤßige Einrichtung befindet, um das Eniſpringen der Kranken 189 zu erſchweren. Rund um die Wand und auf ihrer obern Kante laufen acht Fuß lange und acht Zoll breite Bre— ter, ſo daß ſie zur Wand zu gehoͤren ſcheinen; aber nur durch Angeln damit verbunden. An der Außen— ſeite derſelben ſind 2 Fuß lange hoͤlzerne Rollkloben mit Ringen beſeſtigt, durch welche Stricke, die mit Sturm; glocken in Verbindung ſtehen, gezogen werden. Faßt nun der Kranke ein ſolches bewegliches Bret, ſo dreht es ſich nach innen, und er fällt wieder zuruck; die Kloben ſpannen den Strick und ſchlagen ſo die Glocke an. Es ſollen nun auch bedeckte Sitze für die Kranken eingerich— tet werden. Der Blumengarten erſtreckt ſich von der genannten Vorhalle zu einer dunkeln Cederhecke, die ihn von dem Gemuͤſegarten trennt. Er iſt mit den ſchoͤnſten und ſel— tenſten Blumen und Strauchgruppen geziert. Der Kuͤ— chengarten iſt etwa 1 Acker groß, und liefert unter der Behandlung eines geſchickten Gaͤrtners alle erforderlichen Vegetabilien. Blumenkohl und Fruͤhgemuͤſe gedeihen in den Miſtbeeten; auch eine hinreichende Menge Tabak für die Reconvalescenten und offieinelle Pflanzen wer— den gebaut. Das Treibhaus enthaͤlt Pfirſich- und Apri— eoſenbaͤume, fo wie eine Menge anderer junger Bäume und Straͤucher; auch eine ausreichende Menge Himbeer— und Johannisbeerbuͤſche, ſo wie Obſtbaͤume aller Art enthält der Garten. Gegen 20 Acker von der ganzen 52 Acker großen Beſitzung ſind urbar gemacht; das Uebrige iſt Wald. Von der Landſtraße iſt ſie durch eine ſtarke Dornenhecke geſchieden. Wieſen, eine hinlaͤng— liche Menge Korn und Kartoffeln, fo wie einiger Wai— zen find vorzüglich angebaut worden. Sechs Milchkuͤhe liefern Milch und Butter; die Scheuer iſt geraͤumig, von Stein, und der Hof derſelben mit einer maſſiven Mauer umgeben. Ein ſchattiger Weg ſchlaͤngelt ſich uͤber eine Meile weit bald an dem Wald hin, bald tief in denſelben hinein, und führe über eine Brucke zu einem Luſthaͤuschen, auf einem ſteilen und betraͤchtlich hohen Felſen. Durch eine natuͤrliche Schlucht in dieſem Fel— ſen gelangt man links in das freundliche Thal. Hohe und ſchlanke Tulpenbaͤume, Eichen, Buchen und Kaſta— nien beſchatten dieſen der einſamen Betrachtung geweihe— ten Ort. Ein reißender Strom ſtuͤrzt ſich uͤber die Fel— ſen und bildet in einiger Entfernung einen rauſchenden Waſſerfall. Links trifft das Auge auf eine großartige Wildniß, wo ſich die immergruͤne Ceder mit den rauh uͤber einander gethuͤrmten Felſenmaſſen vermiſcht; rechts woͤlbt ſich ein undurchdringliches Laubdach uͤber den Strom. Die Behandlung der Wahnſinnigen theilt ſich in eine therapeutiſche und moraliſche. Die erſtere gruͤndet ſich beſonders auf den allgemeinen Grundſatz: daß die naͤchſte Urſache der Krankheit ihren Sitz im Gehirn hat. Ein erfahrner Arzt, der eine Meile davon wohnt, be— ſucht die Anſtalt taͤglich, und verſieht ſein Amt mit Sorgfalt, Urtheil und Menſchlichkeit. Außerdem beſitzt fie in der Perſon des Oberaufſehers einen erfahrungs— reichen Arzt, der in dringenden Fällen die geeigneten Anordnungen trifft. fie find- — 190 Das meiſte Gewicht legt man indeß in den Aſyl der Freunde auf die moraliſche Behandlung, und hier kommen folgende Punkte in Betracht. Was die Wohnung betrifft, fo brauchen wir, nichts hinzuzufuͤgen. Nirgends iſt Pracht verſchwendet, aber uͤberall findet man Reinlichkeit, Bequemlichkeit und Entfernung von Allem, was an einen Kerker erinnern koͤnnte. Die Eintheilung der Kranken geſchieht, bis wei— tere Verbeſſerungen der Anſtalt moͤglich werden, in zwei Klaſſen. Die obern Stocke gehören den unſchaͤdlichen, ruhigen und den Geneſenden; in den untern befinden ſich die laͤrmenden, tobenden und unheilbaren. Jede Klaſſe, in der weiblichen, wie in der maͤnnlichen Ab— theilung, hat einen 22 Fuß langen und 20 Fuß breiten Verſammlungsſaal. Wenn ein Kranker unaufhoͤrlich lärmt, fo wird er in ein Zimmer des oberſten Stockwerks ger- bracht, wo man ihn weniger hoͤrt. Unter den uͤbrigen Annehmlichkeiten nimmt die koͤrperliche Rein lichkeit den erſten Rang ein; der haͤufige, faſt taͤgliche Gebrauch der Baͤder, große Aufmerkſamkeit auf Betten und Klei— der, die ſorgfaͤltige Reinigung der Zimmer und Galler Hi gewähren in dieſer Beziehung alle erdenklichen Vor— theile. Die Diät richtet ſich nach den Umſtaͤnden. Dier jenigen, welche ſich beherrſchen koͤnnen, etwa zwei Drit— tel der Kranken, eſſen gemeinſchaftlich im Speiſeſaal. Maͤnner und Weiber vereinigen ſich hier und ſitzen an verſchiedenen Seiten der Tafel. Die Koſt iſt nahrhaft; es giebt keine Feſttage ohne Fleiſch; auch nicht beſtimmte Speiſen an beſtimmten Tagen. Das Fruͤhſtuͤck wird im: Sommer um 6, im Winter zwiſchen 7 und 8 Uhr ge— reicht; es beſteht in Kaffee, Weißbrod und Butter, Fiſch oder Fleiſch und Kartoffeln, oder nach der Wahl in ge— ſottener Milch und Brod. Zum Mittagseſſen wird das ganze Jahr hindurch um 12 Uhr gelaͤutet. Friſches Fleiſch aller Art, veger tabiliſche Speiſen, wie fie die Jahreszeit giebt, mitun⸗ ter auch geſalzenes Fleiſch, und nach dieſem Pudding oder Paſtete machen dieſe Mahlzeit aus. Auch feltene Gemuͤſe, wie Spargel, grüne Erbſen, u. ſ. f. wer den aufgetragen. Das Abendeſſen iſt im Sommer um 7, im Winter um 5 Uhr; es beſteht in Thee, Milch und Brod, bisweilen in Chocolade, weißem Brod, gedoͤrrten Fruͤchten, Kuchen. Weder geiſtige noch ge— gohrne Getraͤnke ſind geſtattet. Sobald es dunkel wird, werden die Kranken in ihre Stuben gebracht, ausge— nommen die Nesonvalescenten, welche bei dem Aufſeher bis 9 Uhr bleiben duͤrfen. Der Oberaufſeher und ſeine Famitie, und einen Theil des Jahrs hindurch auch die Vorſteher, die woͤchentlich in die Anſtalt kommen, eſſen mit den Kranken an demſelben Tiſch, was dieſen Liebe und Achtung ohne thieriſche Furcht einfloͤßt, wie man aus ihrem exemplariſch ruhigen Betragen ſehen kann. — Diejenigen, welche in ihren refpertiven Verſammlungs— zimmern fuͤr ſich eſſen muͤſſen, find entweder zu gefraͤ— big oder weigern ſich, freiwillig zu eſſen, oder muͤſſen 191 nach der Vorſchrift des Arztes eine beſondere Diät ber obachten. : Der Zwang iſt in dem Aſyl der Freunde nur eine heilſame Einſchraͤnkung, und kein Act der Gewalt. Die Diener des Hauſes duͤrfen ihre Vorſchriften nicht uͤbertreten. Man ergreift ſtets moͤglichſt milde Maaß— regeln. Weder Schlaͤge, noch Anfahren, noch Gegen— beleidigungen ſind erlaubt, und werden mit Dienſtent— laſſung geſtraft. Man ſieht weder eiſerne Handſchellen, Halseiſen, noch Ketten, keine Eiſenſtaͤbe und Gitter; kein Raſſeln von Ketten beleidigt das Ohr. Erſteres wird durch den Bau der Fenſter, letzteres durch den Ge— brauch des Lederwerkes verhuͤtet. Abſonderung in einer einſamen Stube bewaͤhrt ſich meiſt als das beſte Mittel. In dringendern Faͤllen wird der Kranke in eine duͤſtere Stube geſperrt, und nur bei den ſeltenſten Gelegenhei— ten — im letzten Jahr bei einer einzigen — in der Zwangsjacke auf dem Ruͤcken liegend mittelſt Riemen, die uͤber die Bruſt und Schenkel, ſo wie uͤber die Knoͤchel und Handgelenke laufen, befeſtigt: doch alles dies nicht laͤnger, als es die perſoͤnliche Sicherheit erheiſcht. Sol chen Kranken, denen dabei das Herumgehen geſtattet iſt, werden entweder weite Riemen um die Fuͤße gelegt, oder ſie werden dann und wann in einen Stuhl befeſtigt. Zu den Strafen gehoͤren hauptſaͤchlich das Sturz— bad, Eintauchen in kaltes Waſſer, Abſonderung und — ſehr ſelten — die Zwangsweſte und die Zwangsriemen. Die Gefuͤhle der Kranken werden nach dem einzelnen Fall ohne allgemeine Vorſchrift behandelt; im Ganzen aber durch Sanftmuth und Würde. Das Vers lachen und kraͤnkende Blosſtellen der irrigen Gefühle iſt als hoͤchſt ſchaͤdlich verbannt; eben fo wenig und nur in den ſeltenſten Faͤllen, ſucht man dem Kranken durch Gründe ſeinen Irrthum auszureden. Fleißige Unterhaltungen mit ihnen uͤber andere Gegenſtaͤnde, fuͤr welche ſie ſich intereſſiren, zieht ihren Geiſt am beſten von ſeinen kranken Vorſtellungen ab, She Beſchaͤftigung iſt hinreichend geſorgt. Der Ackerbau, der Garten, das Holz wird von den Kranken unter gehoͤriger Aufſicht beſorgt; auch das Waſ— fer müſſen fie durch Pumpen in die Anſtalt leiten; ein Theil der Männer arbeitet bei der Waſchmaſchine, die Weiber am Waſchtrog. Letztere werden das ganze Jahr hindurch mit dem Haushalt und weiblichen Verrichtun⸗ gen aller Art beſchaͤftigt. Hierbei wird weder Rang noch Stand beruͤckſichtigt. Auch Erholung iſt ihnen auf verſchiedene Weiſe gegoͤnnt: hierher gehoͤren weite Spaziergaͤnge, Reiten, Leſen, Schreiben u. ſ. f. Ein Viertheil der Kranken, — 192 worunter 5 Unheilbare, gehen frei in den Umgebungen einher, und gehören gleichſam zur Familie des Aufſehers. Andere kommen bisweilen zu dieſem herab, unterhalten ſich, leſen Zeitungen. Allein in dieſen Theil der mora— liſchen Behandlung muß noch mehreres eingefuͤhrt wer— den; z. E. Hausthiere, Ballſpiel, Muſik u. ſ. f. — Sonntag Abend wird der ganzen Verſammlung von Maͤn— nern und Weibern, mit Ausnahme von einigen, aus der Schrift vorgeleſen, wobei eine bewundernswuaͤrdige Ruh und Stille herrſcht. : f Die Beamten der Anftalt beſtehen aus 20 Vorſte— hern, einem Kaſſirer und einem Schreiber. Die Vor— ſteher wählen den Aufſeher und die Auffeherin, die Aerzte und die Dienerſchaft. Drei beſuchen 2 Monate hindurch die Anſtalt jeden Sonnabend; nach dieſen treten andere ein. Es werden nur ſolche Kranke aufgenommen, die zur Geſellſchaft der Freunde gehoͤren, oder ſich zu ihrer Lehre bekennen. Der niedrigſte Verpflegungspreis iſt woͤchent— lich zwei, der hoͤchſte fuͤnf Dollar. Die Kranken muͤſſen für den Schaden, den ſie ſtiften, Entſchaͤdigung oder et⸗— was mehr Koſtgeld zahlen. . Es befinden ſich gegenwaͤrtig 37 Kranke in der Anſtalt; je⸗ der Kranke hat fein befonderes Zimmer und Bett. Es iſt Raum für fünfzig Kranke im Haufe, Freunde und Verwandte dürfen die Kranken nach Umſtän⸗ ten ſehen; alle andere Beſuche find verboten, außer in Beglei⸗ tung eines Vorſtehers. Die kleine Buͤcherſammlung der Anftalt beſteht aus gewählten medieinifchen und geiſtlichen Schriften. Von der Eröffnung der Anftalt im Mai 1817 bis zum März 1825 ſind aufgenommen worden 158 Kranke Von dieſen find geheilt entlaſſen worden. 53 „ r „vieles gebeffert . . 28 4 gebeſſert R . . 17 = + = ohne merkliche Aenderung entlaſſen 9 * . geſtorben A . . 21 * = im Haus geblieben . . 35 . in den letzten 5 Jahren 311 Burchſchnttszahl der Aufnahmen in 8 Jahren 19% [2 5 [2 5 im letzten Jahr 33 f. [3 2 5 5 Miscellen. h Bedeutende Misbildungen des weiblichen Bet ens (unter 3 Zoll) ſind in Nordamerika fo felten, daß Dewees in feinem compendious System of midwifery pag. 19 ſagt: er habe fie in feiner Sojährigen ausgebreiteten Praxis nur dreimal angetroffen, und wenn fie ihm in dem Grade vorgekom⸗ men ſey, daß die Geburt durch die Naturkraͤfte nicht beendigt werden konnte, fo ſey es bei europaͤiſchen Weibern geweſen. Profeſſor James ſagt in der amerikaniſchen Ausgabe von Bur n's Midwifery Note k. p. 35. etwas Ähnliches, Als ein zuverläffiges Mittel gegen Flecken und Felle der Hornhaut (104) empfiehlt Or. Cleſius zu Coblenz dieſelben taͤglich zweimal mit dem friſchen fetten Safte einer zerdruͤckten Hausgrille (Gryllus domesticus) mittelſt eines feinen Haarpinſels zu beftreichen, Bibliographiſche Neuigkeiten. Botanical Terminologie or Dictionary explaining the Terms most generally employed in systematic Bota- ny. By G. N. Lloyd etc, London 1826, 8. 2 Nouveaux Elémens de tliérapeutique et de matiere médi- cale, suivis d'un nouvel essai sur Part de formuler et d'un precis sur les eaux minerales les plus usi- tees; par J. L. Alibert. Paris 1826, 3 Vols. 8vo, (Dies iſt die fuͤnfte Ausgabe dieſes Werks.) 3 2 dem Gebiete der ro 2009. (Nr. 13. des XIV. Bandes.) Notizen 4 u 8 Natur⸗ und Heilkunde. Juni 1820. Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. In Commiſſion bei dem Königl, Preuß. Gränz⸗Poſtamte zu Erfurt, der Kon. Saͤchſ. Zeitungs⸗Expedition zu Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u. Tariſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes⸗Induſtrie-Comptoir. Preiß eines jeden Bandes von 24 Bogen, 2 Kthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes 3 ggl. Näitur ku ß d e⸗ : Über die Quantitat des in Italien fallenden f Regens. (104) Vom Prof. Schouw. Wenn die Temperatur innerhalb der Wendekreiſe eine auffallende Regelmaͤßigkeit darbietet, ſo erſcheint die außerhalb der heißen Zonen im Gegentheil ſehr unregel— maͤßig, und iſt auch ſo von den meiſten Schriftſtellern geſchildert worden. Indeſſen je mehr man wiſſenſchaft— liche Beobachtungen ſammelt, je mehr man die verſchie— denen Temperaturen in ihrem Ganzen und in ihren Be— ziehungen mit der uͤbrigen phyſiſchen Geographie be— trachtet, deſto mehr verſchwindet dieſe Irregularitaͤt. Die Beobachtungen des Prof. Schouw über das Cli⸗ ma von Italien liefern davon einen neuen Beweis. Die Quantitaͤt Regen, welche auf der untern ſuͤdlichen Stufe der Alpen und am Fuß dieſer Gebirgskette im Lombardiſch⸗Venetianiſchen Koͤnigreich faͤllt, betraͤgt im Mit⸗ tel etwa 54 bis 55 Pariſer Zoll; an verſchiedenen Punk ten iſt ſie von 80 bis 90 Zoll; in der Mitte der gro— ßen Ebenen iſt fie im Durchſchnitt nur 36 bis 37 und nirgends ſteigt fie über 45 Zoll. In dem ſuͤdlichſten Theile der Ebenen, am Fuße der Appeninen, kann ſie auf 27 bis 28 Zoll als Mittelzahl ſteigen, geht aber tafelbft nirgend wo über 32 Zoll. Im oͤſtlichen Theile dieſer Ebenen iſt die Quantität des Regens größer als im weſtlichen: ſo daß die Mittelannahme an den Orten am Fuße der Alpen oͤſtlich des Garda-Sees 58 bis 59 Zoll giebt, waͤhrend man fuͤr die im Weſten dieſes Sees gelegenen Orte nur 39 bis 40 Zoll hat. Endlich am ſuͤdli⸗ chen Fuße der Appeninen, wo dieſes Gebuͤrge eine oͤſtliche Richtung hat, wie auch auf der Kuͤſte von Genua, iſt die Quantitaͤt des Regens betraͤchtlicher als auf der ent— gegengeſetzten Seite, d. h. noͤrdlich. Nach einer mitts lern Annahme beträgt fie daſelbſt 42 bis 43 Zoll. Die Urſachen, welche dieſe Unterſchiede hervorzubringen ſchei— nen, ſind etwa folgende: Die Winde, welche nach Eu— ropa den Regen bringen, ſind die Weſt- und Suͤdwinde, weil dieſe die Duͤnſte verdichten, welche ſie von dem Meere mit ſich ziehen, und aus waͤrmetn Regionen in kaͤltere gelangen. Die Suͤdweſtwinde, in welchen dieſe beiden Umſtände vereinigt ſind, ſind auch diejenigen, welche die meiſten Regen bringen. Wenn man ſich nun einen mit Duͤnſten geſchwaͤngerten warmen Luftſtrom denkt, welcher von Suͤdweſten ſich auf der Kuͤſte von Genua gegen die Appeninen begiebt, ſo muß daraus eine Verdichtung der Duͤnſte entſtehen, erſtlich weil der Strom auf ein Hiuderniß ſtoͤßt, und weil der Strom ſich aus unteren waͤrmern Gegenden in hoͤhere kaͤltere begiebt; wenn die Condenſation einen gewiſſen Grad erreicht hat, ſo bilden die Duͤnſte ſich in Tropfen; auf der Suͤdſeite die⸗ ſes Theils der Appeninen muß der Regen ebenfalls bes trächtlich ſeyn. Auf der entgegengeſetzten Seite aber, auf dem ſüdlichen Theile der Lombardiſchen Ebene, iſt die Quantitat des Regens betraͤchtlich geringer, weil der Luftſtrom hier ſchon einen großen Theil feiner Duͤnſte verloren hat, und gegen waͤrmere Ebenen herabſteigt. In den Ebenen erhält der Strom neue Duͤnſte, und muß ſich dann an den Alpen ſtoßen. Aus dieſem Grun— de, und weil die hoͤhere Luftſchicht, die auf den Appeni⸗ nen ruht, auch gegen die Alpen getrieben wird, ſo bildet ſich am Fuße und an der ſuͤdlichen Seite der Abs pen eine betraͤchtlichere Quantitaͤt Regen. Was von den Suͤdweſtwinden geſagt wurde, paßt auch auf die Suͤd— winde; aber in dem oͤſtlichen Theil der Lombardiſchen Ebene, wo ſich im Suͤden keine Gebirgskette in gleicher Nichtung mit den Alpen findet, und wo nur das adria— tiſche Meer vorhanden iſt, muͤſſen ſich die Duͤnſte von der Höhe der Alpen niederſchlagen; und das iſt die Urs ſache, warum die Quantitaͤt Regen in dem oͤſtlichen Theil dieſer Ebene betraͤchtlicher iſt, als im weſtlichen. Der Weſtwind führt wenigen Regen, vorzuͤglich in dem weſt— lichen Theile der Ebene, weil er zuvoͤrderſt uͤber die Seealpen ſtreichen muß. Am weſtlichen Ende der Alpen, auf der franzöfis ſchen Kuͤſte des mittellaͤndiſchen Meeres, iſt die Quan— titaͤt des Regens in Proportion betraͤchtlicher. Es iſt da keine ſich weit erſtreckende Kette von betraͤchtlichen 13 195 Bergen, welche eine Trennung der Daͤnſte bewirken koͤnnte; aber weiterhin gegen die weſtliche Seite der Alpen iſt die Quantität des Regens betraͤchtlich. Im ſuͤdlichen Deutſchland, noͤrdlich von dem großen Alpen⸗ Syſteme, liſt die Quantität Regen ebenfalls wenig bes traͤchtlich; was leicht zu begreifen iſt, weil die Luftſtroͤ⸗ mungen von Suͤden und Suͤdweſten zum Theil von den Alpen aufgehalten werden, und diejenigen, welche dart äber weggehen, zum Theil ihre Duͤnſte verloren haben, und uͤbrigens von kalten Gegenden kommen und in waͤr— mere uͤbergehen. An der noͤrdlichen Seite und auf den Terraſſen dieſer Seite iſt die Quantität des Regens nicht betraͤchtlich. Die Ebenen von Ungarn, oͤſtlich von dem Alpenſyſtem, haben nur ſehr wenig Regen, und zwar weil die Winde, welche die Duͤnſte herbei fuͤhren, dieſe zum großen Theil verloren haben, indem ſie ſich dieſem Lande naͤhern. Von Genua und Florenz bis an das ſuͤdliche Ende Italiens und Sicilien, nimmt die Quantitaͤt immer mehr ab, bis auf 20 — 21 Zoll. Dieſe Abnahme gegen den Süden hin, welche auch in dem übrigen füdlichen Eur ropa ſtatt zu haben ſcheint, beſonders in Spanien, rührt wohl davon her, weil in dieſen Ländern die Süd; und Suͤdweſtwinde nicht vom Ocean, ſondern von Afrika kommen, welches bekanntlich ſehr trocken iſt, und keinen feuchten Boden, keine Vegetationsmaſſen hat, von wels chen ſich Dünſte erheben könnten; uͤberdem iſt zu ber merken, daß die Luftſtroͤme in Italien auf keine Ger birgsmaſſen ſtoßen, die ſich nach Oſten oder Weſten vers laͤngern. Wenn man unterſucht, wie die jaͤhrliche Quantitaͤt Regen auf die verſchiedenen Jahreszeiten vertheilt iſt, ſo ſieht man, daß im noͤrdlichen Italien dieſe Vertheilung derjenigen aͤhnlich iſt, welche man im Norden und in der Mitte von Europa bemerkt: die ſtaͤrkſte Quanti— tät Regen fälle in der letzten Hälfte des Jahres, ohne daß eine große Verſchiedenheit der Jahreszeiten ſtatt Hätte, fo daß ſelbſt auf den Sommer eine beträchtliche Menge Regen kommt. Das Verhaͤltniß iſt im mittlern und fuͤdlichen Italien ſehr verſchieden; je mehr man ſich dem Suͤden naͤhert, deſto groͤßer findet man den Unter— ſchied zwiſchen dem Sommer und den uͤbrigen Jahres— zeiten. Der Sommerregen iſt auf den Herbſt zuruͤckge— ſchoben, und der Winter iſt mehr oder weniger regne— riſch. Schon zu Bologna iſt der Sommerregen unter der Haͤlfte des Herbſtregens und weit unter dem Win— terregen. Zu Piſa regnet es im Herbſt viermal mehr als im Sommer, und im Winter zweimal mehr als im Sommer. Zu Rom übertreffen die Herbſtregen den Sommerregen um das dreifache, und die Winterregen kommen den Herbſtregen nahe. Zu Palermo endlich übertreffen die Winterregen ſelbſt achtfach den Sommer; regen, und die Herbſtregen ſind weniger betraͤchtlich als die Winterregen. Zu Liſſabon regnet es im Winter 13 bis 14 mal mehr als im Sommer; in Spanien iſt das Mißverhaͤlt⸗ 196 niß noch größer; auch in Griechenland ſcheint der Soms mer ſehr wenig Regen zu haben. über die Meteorologie des Pie du Midi in den Pyrenaͤen (105). 4 Von Ramond. In einer der Académie des Sciences zu Paris, den 16. Januar 1826 vorgeleſenen Abhandlung uͤber den Zuſtand der Vegetation auf der Hoͤhe der Pyrenaͤen, (vergl. Notizen Nr. 278. S. 216.) führt Hr. Ras mond folgende Thatſachen auf. Er hat den Pie du Midi beſtiegen, welcher 1500 Toiſen über die Meeres; flaͤche hoch iſt. Die Barometerſaͤule variirt zwiſchen 19 und 25 Zoll. Das Maximum der Temperatur im Sommer iſt nicht über 18 — 19 Grad, das Minis mum für dieſe Jahreszeit iſt wahrſcheinlich 2 — 3 Grad, fo daß alſo eine Variation von 45° zwiſchen dem Maximum und Minimum der Temperatur ſtatt fin⸗ den muß. In einer am 13. März 1826 vorgeleſenen Abhand⸗ lung ſind folgende Bemerkungen enthalten. Waͤhrend am Fuße des Berges die Stroͤmungen der Atmoſphaͤre in allen Richtungen ſtatt haben, iſt der Gipfel faſt fort? waͤhrend dem Wehen der Suͤdwinde ausgeſetzt und dies ſer Suͤdwind iſt es, welchen die Bewegung der Erde in den hohen Regionen von dem Aquator bis gegen die Pole hervorbringt. s Eines Tages war Hr. Ramond auf dem Pic du Midi Zeuge einer ſonderbaren Erſcheinung. Sein Schatten und der ſeiner beiden Begleiter zeichnete ſich auf einer, in einiger Entfernung uͤber ihnen gelagerten Wolke mit einer bewunderungswuͤrdigen Schaͤrfe der Contour, und, was noch merkwuͤrdiger iſt, dieſe Schatz ten waren von Raͤndern (aureoles) umgeben, welche mit den lebhafteſten Farben glaͤnzten. Mehrere Natur— forſcher, z. B. Bouguer und Sauſſure's Söhne haben dieſes ſchoͤne Schauſpiel genoſſen, aber keiner hatte die ſcharfe Begrenzung der Form geſehen, welche ſich nur aus der glatten Oberflaͤche der Wolke, auf welche der Schatten fiel, erklären laͤßt. Was den Lichtſchein anlangt, fo vermuthete Bouguer, daß er das Reſul⸗ tat der Zerſetzung des Lichtes ſeyn moͤge, welche durch die in den Wolken ſchwebenden Eistheile bewirkt werde, wobei man annahm, daß, da die Sonnenſtrahlen an der von dem Schatten eingenommenen Stelle unterbrochen werden, eine Kaͤlte entſtehe, und daß die daſelbſt und am Rande des Schattens zahlreicher werdenden Eisthei⸗ chen durch das Zerſetzen des Lichtes dieſes Spiel der ver: ſchiedenen Strahlen zu wege bringen. Hr. Ram ond aber meint, daß man dieſe Erklaͤrung nicht annehmen koͤnne; in dem von ihm erwaͤhnten Falle z. B. ſieht er es als ausgemacht an, daß die nur niedrig ſtehende Wolke, auf welcher ſich ſein Schatten zeigte, wegen der auf dem Berge herrſchenden Temperatur keine Eispar⸗ 197 tikeln in fich enthalten konnte. alſo bis jetzt unerklaͤrt. Die außerordentliche Durchſichtigkeit der Luft auf dieſen Hoͤhen, welche hindert, daß die durch ſie hin— durchgehenden Waͤrmeſtrahlen ſie direkt erwaͤrmen, giebt Veranlaſſung zu mehreren Wirkungen, die von dem ab— weichen, was in den tiefern Gegenden beobachtet wird. So iſt z. B. die Waͤrme des Bodens, welcher die Sonnenſtrahlen abſorbirt, auf dieſem Gipfel außer aller Proportion mit der Waͤrme der Atmoſphaͤre. Eben ſo haben auch die durch den Focus einer Linſe geſammelten Strahlen eine groͤßere Macht, als wenn ſie eine ſchwere und weniger durchſichtige Luft zu durchlaufen haben. Hr. Ramond fand, daß eine Linſe von ſehr Eleis nem Durchmeſſer hinreichend war, um Koͤrper zu ent— zuͤnden, welche in tiefer gelegenen Gegenden eine Linſe von doppeltem Durchmeſſer kaum erwaͤrmt. ö Eine wichtigere Bemerkung iſt noch folgende. Die außerordentliche Lebhaftigkeit der Farben auf hohen Berg— gipfeln laͤßt Hrn. Ramond vermuthen, daß es viel— leicht moͤglich ſeyn moͤgte, dort eine durch die verſchiede— nen Strahlen des Sonnen-Spektrums (spectre solaire) hervorgebrachte Erhoͤhung der Temperatur darzuthun. Man kann naͤmlich annehmen, daß dasjenige, was hins dert, dieſen Einfluß in tiefen Regionen darzuthun, nam; lich die daſelbſt befindliche dicke Luft ſelbſt, wegen ihres Mangels an Durchſichtigkeit, fähig fey, ſich fo zu ers waͤrmen, daß ſie den Unterſchied unbemerkbar macht. Die Folge der von Hrn. Ramond auseinander- geſetzten meteorologifchen Betrachtungen iſt, daß, ohn— geachtet des Einfluſſes des füdlichen Luftſtroms, welcher auf dem Pic du Midi eine gewiſſe Einfoͤrmigkeit der Tempera: tur zur Folge haben ſollte, die Unbeſtaͤndigkeit derſelben viel größer iſt als dicht über der Meeresfläche, ſelbſt in unſern intermediaͤren Climaten, wo dieſe Verſchtedenhei— ten ſo auffallend ſind. Um ſo mehr ſind dieſe hohen Berggipfel in dieſer Hinſicht von den Polargegenden, womit man ſie verglichen hat, verſchieden; aber ſie zei— gen, wie dieſe, ſehr ſtrenge Winter und warme Som; mer, und dieſer einzige Umſtand reicht hin, um zwi— ſchen ihren Vegetationen auffallende Ähnlichkeiten zu bes gruͤnden, welche Hr. Ramond in einer beſondern Abs handlung entwickelt hat. Dieſe Erſcheinung bleibt Einige Beobachtungen zur Vervollſtaͤndigung der Geſchichte des Kukuks (106). Von M. J. Black wall. Von Ariſtoteles bis zu der Zeit, wo Jenner (Phil, Trans. vol. 78. 1788) feine Beobachtungen über die Lebensweiſe des Kukuks bekannt machte, iſt, kann man behaupten, die Geſchichte dieſes Vogels nur ein Gewebe von Maͤhrchen geweſen. Nur das wußte man beſtimmt: daß er ein Zugvogel ſey; daß das Weib⸗ chen feine Eier in das Neſt verſchiedener fperlingsartis 198 ger Voͤgel lege; und daß der ihn bezeichnende To Maͤnnchen angehoͤre. e ben Pre Der Dr. Jenner, welcher feine Beobachtungen in Gloceſterſhire machte, bemerkte, daß der Kukuk gegen den 17. April in dieſer Gegend ankam; daß der Geſang des Weibchens einigermaßen dem des kleinen Seetau— chers (grébe) gleiche, und daher von dem des Männs chens ſehr verſchieden ſey; daß beide von einander ges trennt leben; daß man nur ſelten vor Mitte Mai Eier finde; daß ſie das Weibchen vorzugsweiſe in die Neſter der braungefleckten Grasmuͤcke, der Bachſtelze, der Wies ſenlerche, des Haͤmmerlings, Gruͤnſchwanzes und des Weißkehlchens, beſonders aber in die der beiden erſten dieſer Voͤgel lege; und zwar nicht eher, als bis das Weibchen dieſer Vögel bereits ſchon eins oder zwei ge; legt hat; daß letzteres nicht ſelten ſeine eigenen Eier, aber faſt nie die des Kukuks aus dem Neſte werfe; daß der junge Kukuk, welcher ſehr oft früher auskriecht, die fpäs ter aus dem Eie ſchluͤpſenden Jungen der Pflegmutter auf dem Ruͤcken tragend und mit den Fluͤgeln haltend, wenn er ſie ſo bis zum Rande des Neſts gebracht, ſie abſchuͤttelnd, aus demſelben herauswerfe; dann, da er noch blind iſt, mit den Fluͤgeln unterſuche, ob er ſeinen Zweck erreicht habe, und in dieſem Fall in den Grund des Neſts zuruͤckkehrend, ſich ruhig verhalte. Jedoch verſuche er nach dem zwoͤlften Tage nicht mehr die Jungen herauszutreiben, zeige aber, wenn man ihm einen Vo— gel in's Neſt bringe, der fuͤr ihn zum Forttragen zu ſchwer ſey, große Unruhe; fein Ruͤcken ſcheine, im fruͤheſten Alter breit und hohl, gleichſam zum Forttras gen dieſer Voͤgel gebildet, und nehme erſt in der Folge die gewöhnliche Form an. Die Kukukseier ſeyen im All gemeinen, im Verhaͤltniß zur Groͤße des Vogels, klein, jedoch aber in Groͤße und Farbe ſehr verſchieden; die erwachſenen Kukuke ziehen im Juli aus dieſer Gegend hinweg, und haben daher nicht Zeit, ihre Jungen ſelbſt aufzuziehen. Letztere ſchluͤpfen nach 14 Tagen aus dem Ei, bleiben drei Wochen im Neſte ihrer Pflegeaͤltern, und werden auch fuͤnf Wochen ſpaͤter noch von dieſen gefüttert. Die Section belehrte Hrn. Jenner, daß die Kukuksweibchen eine ziemlich große Menge Eier le⸗ gen muͤſſen, da die Eierſtoͤcke derſelben bei der Ankunft ſehr viele, bei dem Abgang hingegen faſt gar keine mehr enthalten. Die jungen Kukuke wachſen ſehr ſchnell, und ihre Pflegeaͤltern muͤſſen öfters, um fie zu fuͤttern, auf ihren Ruͤcken oder ihre Fluͤgel klettern, um ihnen das Futter in den Schlund bringen zu koͤnnen. Auch fie zie— hen weg, ſo wie ſie die gehoͤrige Staͤrke erlangt haben. Ich werde nun, nachdem ich dieſe von Jen ner angefuͤhrten Beobachtungen mitgetheilt, meine eigenen hinzufügen, welche dazu dienen koͤnnen, manches des vorher Angefuͤhrten zu berichtigen. 1) Die Kukuksweibchen legen keineswegs fo viele Eier, wie Jenner vermuthet hat, und nur hoͤchſtens 4 bis 6, wie dieſes auch bereits ſchon von Montag u bemerkt worden iſt. Dies zeigt die Section. Denn 13 * 199 fehneider man bei elnem Weibchen, welches zu legen be; ginnt, die Eierſtoͤcke auf, fo findet man nur 5 bis 6 Eier angeſchwollen und bereit, in den Eiergang herun: terzutreten; die uͤbrigen vergrößern ſich erſt ſpaͤter nach und nach, und ſcheinen beſtimmt, das naͤchſtemal gelegt zu werden. 2) Die Kukuke leben paarweiſe und nicht, wie Jenner beobachtet haben will, das Weibchen vom Maͤnnchen getrennt; ich habe ein Paar Kukuke 14 Tage hindurch beobachtet, welches die andern Voͤgel ſeiner Art aus der Gegend feines Aufenthalts verjagte. 3) Meinen Beobachtungen zufolge iſt Montag u's Meinung: daß die Kukuksweibchen ihre Eier bis zu eis ner zum Legen gelegenen Zeit zuruͤckhalten koͤnnten, eben fo wenig wie die, daß dieſe Eier waͤhrend ihres Ver⸗ weilens im Eiergang ſich in einem Zuſtand des Bebruͤ— tetwerdens beſinden, zu verwerfen. a 4) Am 5. Mai bemerkte ich ein Kukuksweibchen, welches ohngefaͤhr 20 Fuß von dem kaum angefangenen Neſte einer Lerche ſitzend, es mit Aufmerkſamkeit zu bes obachten ſchien, und ich fand wirklich 7 Tage nachher in dieſem Neſte ein Kukuksei. 5) In der Gegend meines Wohnorts iſt es befon— ders das Neſt der Lerche, in welches das Kukuksweib— chen ſeine Eier legt; auch ſcheint ihm dieſes uͤberhaupt bequemer zu ſeyn. 6) Nach meinen Berechnungen belaͤuft ſich die wahr⸗ ſcheinliche Zahl der Kukuksweibchen in England und Wa— les auf 139,173. Nimmt man nun die Zahl der von einem jeden gelegten Eier zu 5 an, ſo bekommen wir als Zahl für die Jungen 695,865 Wenn man nun annimmt, was man leicht kann, daß in jedem Neſte, wo ſich ein ſolcher Gaſt eingefunden, wenigſtens fuͤnf Junge umkommen, ſo erhaͤlt man die bedeutende Zahl 3,479,525. Die Geſammtzahl der Kukuke in England und Wales betraͤgt jährli 974,211, naͤmlich: Weibchen, welche ankommen und weggehen, wenigſtens 159,175. Maͤnnchen, desgl. 189,175. Junge, desgl. 695,865. Die Kukuke paſſen es gewöhnlich ab, bis die klei⸗ nen Voͤgel, in deren Neſt ſie ihre Eier legen wollen, nicht darin ſind; doch bemerkte ich am 25. Juni einen, welcher mit zwei Wieſenlerchen kaͤmpfte und ſich ihres Neſts bemaͤchtigen wollte; er wurde zwar von den Schnit⸗ tern verjagt, ermangelte aber nicht wiederzukommen und ſein Ei hineinzulegen. Hr. Jenner's Beobachtung in Hinſicht der Ders treibung der Jungen dieſer Voͤgel durch die jungen Kukuke fand ich beſtaͤtigt. Letztere find von den Erwachſenen ſehr verſchieden; ſie mauſern in England nicht. Die Alten kommen gegen den 22. April bei einer mittlern Temperatur von 7°, 11 R. (48° F.) in Eng⸗ land an, und ziehen gegen den 22, Juni bei 1111 200 N. (57° 5.) wieder weg. Die alten Maͤnnchen verlie⸗ ren kurz vor dem Wegziehen ihre Stimme, was man .das ran bemerken kann, daß der Ton derſelben ſtotternd wird. Miscellen. Ueber die Abſorption bei den Mollus⸗ ken. (107) Man hat bereits eine Menge Verſuche uͤber die für Phyſiologie und Medicin ſo intereſſante Frage, welche Veraͤnderung die abſorbirten Subſtanzen in der Bluteirkulation erleiden; aber man hat bisher dieſe Verſuche auf die Wirbelthiere beſchraͤnkt, und doch ſind bei ihnen der ſchnelle Lauf des Blutes, die dunkele Far— be deſſelben und ſeine Leichtigkeit zu coaguliren, bedeu— tende Hinderniſſe, die Gegenwart fremder Subftanz zen bei ihnen aufzufinden. Herr Prof. Jacobſon zu Copenhagen hat (Oersted Oversigt over det R. Danske Videnskab. selsk Forhandlung, 1825.) dw her vorgezogen, eine Reihe von Verſuchen bei Mollus— ken zu machen, wo dieſe Hinderniſſe nicht vorhanden ſind. — Verſuche, welche in dieſer Hinſicht bei der Weinbergsſchnecke (Helix pomatia) mit blaufaurem Kali gemacht wurden, gaben folgende Reſultate. Die ganze Oberflaͤche des Thiers, beſonders aber der mit der Schaale bedeckte Theil deſſelben, beſitzt das Abſorptionsvermoͤgen im hohen Grade. Das blauſaure Kali geht ſchnell und unveraͤndert in die Blutmaſſe uͤber; es kann ziemlich lange Zeit eirkuliren, ohne daß die Blutmaſſe davon leis tet. Das Blut kann eine ſolche große Quantitaͤt dieſes Salzes aufnehmen, daß man mittels des ſalzſauren Eis ſens eine dunkle blaue Farbe erhaͤlt. Wenn das Blut coagulirt, ſo verbindet ſich das Salz mit dem Eiweiß. Die Quantitaͤt des aufgenommenen Salzes vermindert ſich nachher und es verſchwindet allmaͤhlig. Die Seere— tionswege fuͤr die fremden in das Blut eingefuͤhrten Subſtanzen, ſind zuerſt die Lungen, wo nur ein kleiner Theil ausgeſchieden wird; dann die Nieren (Hr. Jacob— ſon haͤlt, wie ſich die Leſer der Notizen (Nr. 11 S. 164) erinnern werden, den sacculus calcarius für das Ana— logon der Nieren), deren Wirkung ebenfalls nur gering iſt; endlich die Leber, wo der groͤßte Theil des Sal— zes ausgezogen wird, und wo das Blut ſich reinigt. Auf dieſe Weiſe findet man nach einiger Zeit das blauſaure Kali in den Gefaͤßen des Magens und des Darms, und findet darin eine um ſo groͤßere Menge, als das Blut ſelbſt weniger davon enthält. — - Wenn das Thier Nahrung zu ſich nimmt, ſo geht die Se— eretion ſchneller von ſtatten. Der große Einfluß der Leber auf das Blut der Mollusken haͤngt davon ab, daß fie bei dieſen Thieren der größte Theil des Arterienblutes erhaͤlt; bei den Saͤugethieren hingegen, wo die Leber in Bezug auf ihre Groͤße nur ſehr wenig Blut erhaͤlt, ge— ſchieht die Ausſonderung durch die Nieren, welche weit mehr erhalten. Da die Mollusken kein Lymphgefaͤßſy— ſtem haben, fo geben dieſe Verſuche neue Veweiſe für das Abſorptionsvermoͤgen der Venen ab. 201 Eine ſettne Bereinigung ber drei Mutten kuchen für Drillinge in einer 14 Unzen ſchwe⸗ ten placenta, von welcher drei Nabelſchnuren einzeln ab⸗ gehen, und auf welcher die untern Eihäute in die Schei⸗ dewaͤnde zwiſchen den drei Früchten zuſammentreten, iſt — 202 von D. Eleſius in Coblenz beſchrieben und abgebildet, und wird von Hrn. Roͤſeler in Coblenz aufbewahrt. Eine Höhle voll von foſſilen Knochen (von Hyaͤnen, Tiger ꝛc.) iſt am Ufer der Garonne, in der Nachbarſchaft von Bordeaux, entdeckt worden. err Einige Verſuche und Bemerkungen über meh: rere Sorten und Varietaͤten von China⸗ rinde (108). Von George W. Carpenter in Philadelphia. Es iſt ſehr zu bedauern, daß viele unſerer Prakti⸗ ker die Qualitat der Chinarinde fo wenig beruͤckſichtigen, vielmehr ſich ganz nach dem Preiſe richten, was, wie aus dem Folgenden hervorgehen wird, eine ganz falſche Ber rechnung iſt, denn fie erfordert nicht blos, daß der Par tient eine zwoͤlf Mal groͤßere und eben ſo viel Mal eckelhaftere Quantitaͤt verſchluckt, um dieſelbe Wirkung hervor zu bringen, ſondern ſie legt auch dadurch, daß eine fo große Portion von holziger und unaufloͤslicher Materie in den Magen eingebracht wird, den Grund zu Krankheiten, welche faſt eben ſo ſehr zu fürchten ſind, als diejenigen, gegen welche ſie als ein Heilmittel angewendet wurde. Calisaya- Rinde. Von dieſer Sorte, welche weit beſſer als die Peruvia⸗ niſche Rinde iſt, kommen zwei Varietaͤten im Handel vor. 1. Calisaya- Arrollenda. Dieſe Varietaͤt kommt in Spulen von einem bis zu 13 Zoll Durchmeſſer und von 8 Zoll bis zu 14 Fuß Laͤnge vor. Die Epidermis iſt grau und weißlich auf der aͤußern, und roͤthlich braun auf der innern Flaͤ—⸗ che. Die beſonderen Kennzeichen dieſer Rinde, durch welche ſie leicht unterſchieden werden kann, ſind folgende. Die Epidermis iſt dick und kann leicht von der Rinde losgemacht werden. Deshalb findet man in den Kifts chen, in welchen dieſe Rinde gewoͤhnlich zu uns kommt, den groͤßten Theil dieſer unwirkſamen Portion beraubt. Sie hat viele tiefe Querſpalten, welche parallel laufen. Der Bruch iſt holzig und glaͤnzend. Die innere Lage iſt ſibroͤs und von einer gelben Farbe. Der Geſchmack iſt etwas adſtringirend und ſehr bitter. Dieſe Rindenſpecies wird ein weit groͤßeres Ver— haͤltniß von Chinin geben, als jede andere im Handel vorkommende Rinde, und folglich kann ſie mit Recht für die beſte gehalten werden. 2. Calis aya Planch-a oder platte Calis aya. Dieſe Varietaͤt beſteht in platten, holzigen Stuͤcken von einer roͤthlichbraunen Farbe, iſt der Epidermis be— raubt, und die innere Lage iſt fibroͤſer als bei derjenigen Calisaya- Rinde, welche in Spulen vorkommt. Dieſe Varietät giebt 20 bis 25 pCt. weniger Chinin (oder wirkſames Princip) als die vorige und folglich iſt ſie jener bei weitem nachzuſetzen. u nen Gute Loxa⸗Rinde oder Kronen⸗ Rinde. Loxa iſt der Name der Provinz und des Hafens von Peru, wo dieſe Rinde geſammelt und ven wo fir ausgeführt wird. In dieſer Provinz wurde die cincho- na zuerſt entdeckt. Dieſe Rinde wird von der fönigli chen Familie ſehr geſchaͤtzt, und ſie iſt diejenige Species, welche zu ihrem Gebrauch ausgeleſen worden iſt: daher der Name Kronen- Rinde. Dieſe Rinde kommt in klez⸗ nen Spulen vor; ihre longitudinalen Ränder berühren fi), bilden eine Röhre um die Peripherie einer Feder ſpule und ſind einen halben bis einen Fuß lang und noch länger. Mußerlich iſt fie von einer graulichen Farbe und hat kleine Querſpalten oder Riſſe. Die ins nere Oberflache iſt glatt und von einer orangerothen Farbe; ſie iſt von einer compakten Textur, und im Bruch glatt und rein. Sie iſt in Lora unter dem Namen Cascarilla fina bekannt. Obgleich dieſe Rinde den Vorzug vor allen anderen Sorten gehabt zu haben ſcheint, ſo ergiebt ſich doch aus der chemiſchen Analyſe deutlich, daß ſie in Hinſicht der arzneilichen Kraͤfte der Calisaya-Rinde nicht gleich kommt. Dieſe Species giebt 25 bis 30 pCt. weniger Chir nin als die vorige, deſſen Cryſtalle nicht fo gut charak⸗ teriſirt ſind. Mr Verſuche, welche ich mit Carthagena- Rinde machte, die etwas beſſer als die gewoͤhnlich im Handel vorkom— mende war, gaben ohngefaͤhr ein Zwoͤlftel von der Quan⸗ titaͤt Chinin, welche die Calisaya Arrollenda giebt. Bemerkungen. Im Anfange, als die Calisaya-Rinde in Nords amerika eingefuͤhrt wurde, betrachtete man ſie als einen weniger geſuchten Artikel, und in Suͤdamerika brachte ſie die Koften nicht ein. Doch war die Taͤuſchung der aͤußerlichen Charaktere ſo groß, daß ſie, als man in Philadelphia anfing Chinin zu bereiten, und ſie genauer Pruͤfung unterworfen wurde, ſich als die beſte zeigte. Proben von der Calisaya-Ninde und von der Lorar Rinde koͤnnen von dem Droguiften Charles Marſhall in Philadelphia bezogen werden. Nachdem man die beſten Sorten der peruvinnifchen Rinde durch die verſchiedenen unterſcheidenden und fper zifiſchen Charaktere gefunden hat, muß man noch einen anderen wichtigen Charakter unterſuchen. Es iſt eine unbeſtreitbare Thatſache, daß das Alter ein ſehr kraͤfti⸗ ges Agens iſt, die wirkſamen Kräfte der Rinde zu ſchwaͤ— chen, fo daß die beſte Sorte von peruvianiſcher Rin⸗ de, wenn ſie alt iſt, wenig beſſer und bisweilen ſogar ſchlechter als friſche Carthagena - Rinde if, Daher ruͤhrt 208 — es, daß große Quantitäten einer guten Sorte von peruvianiſcher Rinde, von welcher das Pfund in Cadix friſch wenigſtens fuͤr zwei Dollars verkauft worden ſeyn würde, in Philadelphia für 25 Cents (1 Dollar, etwa ein Speciesthaler, hat 100 Cents) oͤffentlich ausgebo⸗ ten worden ſind, ohne daß ſich ein Kaͤufer gefunden hat, woran nichts anderes Schuld geweſen zu ſeyn ſcheint, als das Alter der Waare. Auf welche Weiſe oder durch welchen Prozeß das Alter oder vielmehr die mit dem Alter verbundenen Umſtaͤnde, ob ſie durch eine Oxyda— tion oder durch Verfluͤchtigung des wirkſamen Princips auf die Rinde wirken, weiß ich nicht. Fabroni ſagt, daß die Cinchona ihre Aufloͤsbarkeit und folglich ihre Wirkſamkeit verliere, wenn fie der Luft lange Zeit aus geſetzt wird; doch theilt er nichts uͤber die Art mit, wie dies geſchieht. Ich kann jedoch. nicht begreifen, wie unter vorhandenen Umſtaͤnden die Aufloͤsbarkeit der peruvianiſchen Rinde vermindert werden kann, es muͤßte denn durch die Einwirkung des Oxygens geſchehen, und hierdurch verliert der Extrakt der Rinde, welcher nach den gewöhnlichen Formeln unſerer Dispenſatorien bereitet wird, ſeine Wirkſamkeit; denn durch die Oxydation der extractiven Materie wird die Aufloͤsbarkeit des Extrakts während feiner Bereitung fo vermindert, daß kaum die Hälfte im Waſſer aufloͤsbar iſt. 5 Eine Anzahl von Verſuchen, welche ich mit peru— vianiſcher Rinde in verſchiedenen Zuſtaͤnden gemacht habe, hat mir deutlich gezeigt, daß dieſelbe Sorte Rinde, welche, wenn ſie friſch iſt, ſehr viel Chinin hergiebt, wenn ſie alt iſt, wenig oder gar nichts von dieſem wirkſamen Princip liefert, von welchem ihre arzneiliche Kraft abhaͤngig iſt. 5 f Es ſcheint daher die genaue Schilderung des Zus ſtandes wichtig zu ſeyn, in welchem ſich die Rinde befindet, wenn ſie alt iſt, und vielleicht iſt es nuͤtz⸗ lich, hier die phyſiſchen Charaktere der! Rinde in die ſem Zuſtande zu beſchreiben. Die hervorſtechenden Kenn— zeichen, welche die alte Rinde charakteriſiren und ſie von der neuen unterſcheiden, ſind folgende. Die alte Rinde hat den bitteren und adſtringirenden Geſchmack und den eigenthuͤmlichen aromatiſchen Geruch verloren, welche ſo hervorſtechende Charaktere der neuen Rinde von guter Qualitat find. Die ſpecifiſche Schwere hat auch ber trächtlich abgenommen, und der Bruch iſt, ſtatt gläns zend und compakt zu ſeyn, matt, fibroͤs und von einer lockern Textur, und die Farbe geht nach dem Maaße, wie das Alter der Rinde vorruͤckt, ſehr haͤufig von einer hellen Orangefarbe zu einer dunkelbraunen uͤber. Wenn dieſe Charaktere, der Geſchmack, der Geruch, die fpes cifiſche Schwere, der Bruch und die Farbe beachtet werden, ſo kann bei der Auswahl guter Rinde kein Irrthum entſtehen, wofern nicht ein großer Mans gel an Urtheilskraft vorhanden iſt. Aber obgleich die unterſcheidenden Charaktere der peruvianiſchen Rinde in dieſen beiden Zuſtaͤnden ſo hervorſtechend und augenfaͤllig ſind, ſo muͤſſen wir doch mit Bedauern ſagen, daß in 204 dieſer Hinſicht große Irrthuͤmer an den Tag gelegt wor: den ſind, und zwar von Maͤnnern, von welchen man glauben ſollte, daß ſie die Qualitaͤt unter den Einflüfs fen jedes zufälligen Umſtandes ganz gut taxiren koͤnnten. Vorſchriften zum Gebrauch des secale cornu- tum, von Dr. Ward (109). Erſtens. Das secale cornutum darf niemals eher gegeben werden, als bis der Muttermund vollkommen erweitert iſt, ausgenommen in einem oder zwei Faͤllen, welche ich unten anfuͤhren werde. Zweitens. In Faͤllen von Verwachſung, oder da, wo ein Mißverhaͤltniß zwiſchen dem Kopf und dem Bes cken vorhanden iſt, darf es niemals gegeben werden. Wenn der Kopf des Kindes in dem Becken eingekeilt zu ſeyn ſcheint, ſo daß die Wehen nur wenig auf ihn wirken, und wenn man eine weiche ſchon gebildete oder ſich bil— dende Geſchwulſt am vorliegenden Theil des Kopfs fuͤhlt, fo iſt es, wenn gleich das os uteri erweitert iſt, wahr; ſcheinlich, daß das Kind vor der Geburt ſterben werde, wenn man secale cornutum giebt. } 925 5 Drittens. Ich brauche kaum zu erwaͤhnen, daß es in allen widernatuͤrlichen Lagen des Kindes, ausgenom⸗ men bei Steiß- und Fuß Lagen unpaſſend ſeyn wuͤrde, das secale cornutum zu geben. Sollte die Lage des Kindes ſo ſeyn, daß es noͤthig waͤre ſie zu veraͤndern, ſo iſt gewiß die Erſchlaffung des uterus ſehr noͤthig, um die Operation zu erleichtern. Kr Trotz der obigen Warnungen giebt es einige Fälle, in welchen das secale cornutum mit Nutzen angewen— det werden kann, und wo es, wie ich glaube, ein kraͤft tiges Mittel ſeyn kann, das Leben der Mutter zu retten. Erſtens. Bei betraͤchtlichen Metrorrhagien, welche bisweilen vor der Entbindung ſtatt finden, ſie moͤgen Folge einer Lostrennung einer Portion der placenta am fundus, oder über dem orificium uteri feyn. In dem erſteren dieſer Fälle zweifele ich nicht, daß das secale cornutum nuͤtzlich ſeyn würde. Die Haͤmorrhagie fin det in dieſem Falle häufig ohne Schmerz ſtatt, und bis weilen bleibt ſie betraͤchtlich, bis Wehen eintreten, welche ihr ein Ende machen. In dieſen ſchrecklichen Faͤllen muß vorzuͤglich das Leben der Mutter geſchuͤtzt werden. Zweitens. Das secale cornutum iſt angezeigt, und kann denjenigen Frauen gegeben werden, welche unmittelbar nach der Austreibung der placenta von ei— ner Haͤmorrhagie befallen werden. Die Urfache dieſer Haͤmorrhagie muß ein Mangel von Contraction in den Muskelfaſern des Uterus ſeyn, und ich glaube, daß es gut ſeyn wuͤrde, das secale cornutum einige Minu— ten vor der Austreibung des Kindes zu geben. Drittens. Ich glaube, daß das secale cornutum mit Nutzen gegeben werden kann, wenn in den erſten Zeitraͤumen der Schwangerſchaft eine profuſe Haͤmorrha— gie eintritt und der abortus unvermeidlich zu ſeyn ſcheint, und wenn das Kind aus Mangel an ſtarken Wehen nicht ausgetrieben wird. 205 Viertens. Da wo ich den Gebrauch des secale cornutum bei widernatürlichen Lagen einſchraͤnkte, nahm ich die Steiß: und Fuß-Lagen aus. Hier iſt es denje— nigen, welchen Faͤlle dieſer Art vorgekommen ſind, wohl bekannt, daß Kinder trotz aller unſerer Bemuͤhungen ſie zu retten, gewoͤhnlich aus Mangel an ſtarken und Eräftigen Wehen, nachdem der Körper des Kindes aus; getrieben iſt, das Leben verlieren. Wenn der Kopf ei— nige Minuten mit comprimirter Nabelſchnur in dieſem Zuftande zurückgehalten und die Circulation unterbrochen wird, ſo wird das Kind ſterben, und es ſteht nicht in unſerer Macht, daſſelbe herauszuziehen, wofern nicht der Kopf klein und das Becken geräumig iſt. *) Fuͤnftens. Das secale cornutum kann in allen den Fällen mit Nutzen gegeben werden, wo der Kopf des Kindes in das Becken hinabgeſtiegen, der Mutter— mund erweitert iſt, und die aͤußeren Theile erſchlafft zu ſeyn ſcheinen, aber wo das Kind aus Mangel an Wehen nicht ausgetrieben wird. Sechſtens. Es giebt eine andere ſchreckliche und fuͤrchterliche Krankheit, welcher ſchwangere Frauen ausge— fest find, und wo, wie ich glaube, das secale cornu- tum nuͤtzlich ſeyn wird. Ich meine die Puerperal-Con⸗ vulſionen, welche vor der Entbindung ſtatt finden. habe ſie im ſiebenten und im neunten Monate ohne vor— hergehende Symptome von Geburt eintreten geſehen. In beiden Faͤllen dauerten die Convulſionen ſo lange, bis die Frauen entbunden waren. In dem erſteren Falle dauerten fie 12 Stunden mit einer Convulſion jede Stunde, bevor eine Wehe empfunden wurde. Nach die— fer Periode wurde die Frau entbunden, und die Con- In dem letzteren Falle kehrten ſie ohne Wehen oder Erweiterung des uterus vulſionen kehrten nicht wieder. wieder, doch nicht ſo haͤufig, als in dem erſteren Falle, und dauerten 48 Stunden. entbunden, und ob ſie gleich keine Convulſionen wieder— bekam, ſo ſtarb ſie doch 4 Tage nachher. Wenn das secale cornutum in dieſen fuͤrchterlichen Fällen Cons tractionen des uterus hervorbringt und die Krankheit abkuͤrzt, fo wird es gewiß gegeben werden muͤſſen. Siebentens. 0 Nutzen gegeben werden, wo die Nabelſchnur eher als der Kopf des Kindes herabſteigt. Dies kommt, wie ich glaube, nicht häufig vor. Wahrend einer Praxis von faft 30 Jahren find mir nur 6 Fälle davon vorgekom⸗ men. Kind, weil die Nabelſchnur zu lange comprimirt wurde, nachdem der Kopf des Kindes in das Becken herabgeſtie— gen war. Das letzte Kind wurde, wie ich glaube, durch die Anwendung des secale cornutum gerettet. Als ich die Nabelſchnur vor dem Kopfe des Kindes entdeckte, waren die Membranen zerriſſen, die Wehen ſpaͤrlich und ) Es iſt hier und bei dieſem ganzen Aufſatze nicht zu ver⸗ geſſen, daß die Amerikaner mit dem Gebrauche der ‚Ge: been 0) nicht fo vertraut find, wie deutſche Geburts- Ich Die Frau wurde hierauf Das secale cornutum kann da mit Vier von dieſen Faͤllen endigten toͤdtlich fuͤr das 206 ſchwach, und der Muttermund war vollkommen erweitert. Ich gab ſogleich 12 Gran secale cornutum, worauf die Wehen bald ſtark und häufig wurden und ohngefaͤhr 10 oder 12 Minuten lang fo blieben, bis das Kind le bendig ausgetrieben wurde. Das secale cornutum muß nach meiner Meinung gegeben werden, ſobald als der Muttermund vollkommen erweitert iſt, damit die Wer hen ſtark und häufig werden, während der Kopf durch das Becken hindurchgeht, in welcher Zeit die Circulation in der Nabelſchnur ganz unterbrochen wird, wofern nicht der Kopf ſehr klein und das Becken geraͤumig iſt. Es wird hier die Bemerkung nicht am unrechten Orte ſeyn, daß wir, wenn keine Pulfation in der Nabel— ſchnur waͤhrend der Unterſuchung per vaginam entdeckt wird, ſicher annehmen koͤnnen, daß das Kind todt ſey, und daß wir uns begnügen muͤſſen, die Geburt fo vors waͤrtsſchreiten zu laſſen, als wenn die Nabelſchnur nicht vor dem Kopfe herabgeſtiegen waͤre. Ein Fall von spina bifida der Halswirbelbeine, geheilt durch einige Scarifikationen an ih⸗ ren Seitentheilen. (110) Von Labonne, dem Sohn. f — — Ich betrachte die spina biſida der Halswirbel⸗ beine als eine Art von hydrogephalus externus, welcher ſich von einem hydrocephalus internus herſchreibt. Die anfangs in den Hirnhoͤhlen angehaͤufte Fluͤſſigkeit trans⸗ ſudirt nach und nach bis in den canalis vertebralis, um daſelbſt an irgend einem Punkt zwiſchen der me- dulla spinalis und ihren membransfen Hüllen ſtehen zu bleiben. So wird dieſe Geſchwulſt gebildet, welche manche Neugeborenen zwiſchen dem erſten und dem zwei— ten Halswirbelbein haben. Die Heilung derſelben iſt aͤußerſt ſchwer. Die directe Ausleerung des Waſſers ift gewöhnlich toͤdtlich, wofern fie nicht vermittelſt oberflaͤch⸗ licher Scarificationen auf progreſſive Weiſe geſchieht, was mir in dem folgenden Falle gelungen iſt. Madame ..., von einem lymphatiſch-ſanguiniſchen Temperament, kam zu Ende des gten Monats der Schwangerſchaft mit einem Kinde nieder, welches im Nacken einen haͤutigen Sack von der Groͤße einer Por meranze hatte. Erſchrocken uͤber dieſes Gebilde, wel— ches die Hebamme des Ortes ein Muttermahl nannte, bat fie mich, ihrem Kinde zu helfen. Die Geſchwulſt war beweglich, an ihrer Spitze rothgefleckt, und an al— len ihren Punkten, ſelbſt an ihrer Baſis, von gleicher Dicke, was die Anwendung der Ligatur verhinderte. Ich glaubte die spina bifida der Halswirbelbeine zu erz kennen, und hielt deshalb die Heilung fuͤr unmoͤglich, indem ich dachte, daß dieſe Geſchwulſt die Wirkung etz . nes Fehlers der medulla ſey. Um aber der Einbildung zu ſchmeicheln und die Mutter zu beruhigen, verordnete ich die fleißige Application der ſtimulirenden und ſtaͤr— kenden reſolvirenden Mittel wie Kraͤuterſaͤckchen und Breiumſchlaͤge aus aromatiſchen und carminativen Kraͤu⸗ 207 tern. Die Geſchwulſt nahm von Tag zu Tag an Volu⸗ men zu. Nachdem man ein Jahr lang in Erwartung geſtanden hatte, und da das Kind munter war und ſich wohl zu befinden ſchien, ſo ſann ich meine Operation aus. Endlich angereizt von der jungen Frau, welche anfing an ihrem Saͤugling zu verzweifeln, machte ich drei Tage nachher, nachdem ich dem Kinde ein gelindes Purgirmittel hatte nehmen laſſen, fünf kleine Inciſio⸗ nen an den Seitentheilen der Geſchwulſt. Es ſickerte ſogleich eine ſeroͤſe Fluͤſſigkeit von citronengelber Farbe aus. Dieſer Ausfluß dauerte 8 Tage lang, worauf die Geſchwulſt ſich ſetzte. Nun wurden erweichende Brei— umſchlaͤge und einige leichte Compreſſionen auf den Kopf applicirt. Es kam ein Ausſchlag von kleinen papulae, welche den Flohſtichen aͤhnelten, auf der Oberflaͤche der Haut zum Vorſchein, deren Eiterung ohne Zweifel das gaͤnzliche Verſchwinden der Geſchwulſt hervorbrachte. Die innern Stoͤrungen, welche dieſe Art von Pun— etion hervorbringen kann, würden hinreichend ſeyn, um die Operation zweifelhaft zu machen und die Kühnften dapon abzuhalten. Ich ſehe es ein, die Schwierigkeit iſt groß. Doch ich ſage noch einmal, man darf den Ungluͤcklichen nicht aus Furcht ſterben laſſen, ein Mit— tel anzuwenden, welches in vielen Faͤllen zwar toͤdtlich, aber auch bisweilen ſehr wirkſam iſt. Es iſt nicht zu laͤugnen, daß dieſe Inciſionen dem cauterium, dem Haarſeil und den auf den Nacken applicirten Canthariden— veſicatorien vorzuziehen find, welche in einem fo zarten Alter nicht frei von Gefahr ſeyn würden. Was die Compref ſionen anlangt, fo begreift man, wie behutſam fie angewen⸗ det werden muͤſſen. Da die Arterien ſehr erweitert find, fs würden fie bald die Apoplexie hervorbringen koͤnnen *). *) Die Erzählung oder der Fall bleibt dunkel, und es iſt wohl noch die Frage, ob hier der Ausdruck spina bifida gerecht⸗ fertigt iſt. ; D. H. Miscellen. Eine etwas unglaubliche Geſchichte von einer verſetzten urinſekretien erzählt D. Salmon A. Ars nold in dem New England Journal of Medecine and Sur- gery for Oct. 1825. Die Patientin war 1820 von haemop- tysis und Unterbrüdung der Menſtruation befallen. Es wur de ihr von verſchiedenen Quackſalbern reichlich Blut abgezapft 208 und Brechmittel gereicht: große Schwaͤche, procidentia uteri und Unterdruͤckung der Harnausleerung waren die Folgen. In dieſem Zuſtande blieb fie 2½ Jahr, fo daß ihr alle 24 Stun⸗ den der Urin mit dem Gatheter abgezapft werden mußte. Im September 1822 wurde, nachdem das Catheteriſiren 72 Stunden lang 1 worden war, der Urin durch das rechte Ohr aus⸗ geſondert. (21) Er wurde mehrere Tage lang einmal taͤglich tro⸗ pfenweiß in mehr oder minder beträchtlicher Quantitat ausge⸗ leext; zuletzt lief er in einem Strom von der Dicke einer Ra⸗ benfeder. (1!) Er war zuweilen mit heftigem Schmerz im Auge und Ohr, Ohnmacht, Unempfindlichkeit, Convulſionen, Deli rium, unzuſammenhaͤngendem Reden, Witz und Heiterkeit, Ver⸗ luſt des Sehvermoͤgens auf einem Auge und des Hoͤrvermoͤgens auf einem Ohre begleitet. Der Urin wurde auch aus dem lins ken Auge, aus dem Magen, aus der rechten Bruſt, aus dem Nabel, aus der Naſe ausgeleert. Der auf dieſe unregelmaͤßige Weiſe ausgeleert wurde, enthielt urea; und der aus der Harn⸗ blaſe wurde, eine Zeitlang aufbewahrt, ganz ſchwarz, und feste ein Sediment wie ſchwarzer Sand ab. Im Sommer 1824 war die Perſon wieder ſo wohl, daß ſie ausfahren konnte. Dr. Webb, welcher ſie zuweilen beſuchte, war Zeuge des Falls, deſſen Authenticität im amerikaniſchen Journal eben ſo wenig bezweifelt wird, als die Reſpektabilitaͤt des Dr. W. und Dr. A. (Wie es aber um die Reſpektabilitaͤt der Pa⸗ tientin ſteht, davon iſt nichts angegeben! es wäre ja wohl mög- lich, daß die Pfiffigkeit dieſer Perſon groͤßer geweſen waͤre, als die Scharfſicht der gläubigen Aerzte, und dann wäre eine Taͤu⸗ ſchung wenigſtens nicht ſchwer geweſen!) Eine merkwürdige Anekdote über Anſteckung des gelben Fiebers erzählt Foderé in feinem Traite de médecine legale Tome V. p. 438. „Als der Gouverneur von Malaga 1804 verordnet hatte, daß auf einem beſtimmten Platze alle Utenſilien und Meubeln, welche Kranken und Ster⸗ benden gedient hatten, was fuͤr welche und wie theuer ſie auch ſeyn moͤgten, verbrannt werden ſollten, und auch ein hoͤlzernes Crucifix, was ein Sterbender in den letzten Augenblicken in den Händen gehabt hatte, ins Feuer geworfen werden ſollte, hielt der Laſttraͤger, welcher mit dem Geſchaͤfte beauftragt war, das Erucifix dem Volke hin und ſagte: H„„ Armer Chriſtus, war es nicht genug, daß dich die Juden gekreuzigt haben, muß man dich auch noch in Malaga verbrennen?“ Alſobald entſteht ein großer Laͤrm, das Volk rottet ſich zuſammen, das Cruciſix wird nicht verbrennt; der Gouverneur ſchließt es ein; man meldet es nach Hofe: der Gouverneur fällt in ungnade; das Crucifix wird der oͤffentlichen Andacht ausgeſtellt. Und hier iſt es, wo fuͤnf Men⸗ ſchen, welche das Crucifix berühren und kuͤſſen, ſich die Anſteckung zuziehen und bald ein Opfer derſelben werden.“ Dieſe Thatſa⸗ che iſt Hrn. Foderé durch den Dr. Soria, Leibarzt des Koͤ⸗ nigs Carl IV., einem, auch nach Dr. Robert's Verſicherung, wahrheitsliebenden ſehr unterrichteten Manne, mitgetheilt worden. Bibliographiſche Neuigkeiten. Verſuch einer Monographie der China von Heinrich von Bergen. Hamburg 1826. 4. mit (ſehr ſorgfaͤltig geſtoche⸗ nen und colorirten) Kupfertafeln. (Es iſt dies ein Werk, (vergl. Notizen Nr. 102. S. 221.) was feinem Verfaſſer alle Ehre macht, der nach mehrjaͤhrigem Studium und wielfältigen Bemühungen und bedeutendem Aufwand etwas liefert, was wenigſtens alles uͤbertrifft, was uͤber dieſen Ge⸗ genſtand vorhanden iſt. Es find zuerſt Literatur, Were zeichniß der Namen und die Geſchichte gegeben, dann die Surrogate aufgeführt, dann die Fieberrindenbaͤume beſchrie⸗ pen, die perſchiedenen Fieberrinden benannt, beſchrieben und durch Abbildungen von etlichen 80 Rindenſtuͤcken erläutert. Den Beſchluß machen einige chemiſche Abhandlungen von Hrn. Prof. Pfaff in Kiel, von Hrn. H. L. v. Santen, * einem Ungenannten. Druck und Papier find fehr gut. La science des pierres precieuses appliqude aux arts, ouvrage dans lequel les lapidaires les graveurs, les pailliers, les artistes, les négociants et les riches trouveront des préceptes instructifs, lies A l’economie politique. Paris 1826. 8. m. K. (Dieſes Werkchen zührt von einem Hrn. Caire-Morant her, der zu Zus rin geſtorben iſt, indem er es herausgeben wollte; es iſt ſehr brauchbar.) Rapport fait à la société de Medecine de Lyon sur l'éta- blissement orthopsdique dirige par M. Jal, Lyon 1826 8. (Wie zu Paris, Nancy, Straßburg und Bordeaux iſt nun auch zu Bois-pres-eau in geringer Entfernung von Lyon, unter der Leitung des geſchickten Dr. Jal ein ortho⸗ pädiſches Inſtitut errichtet, welches gut ausgeſtattet iſt und in dem Berichte ſehr gelobt wird.) —XßöX«ðSu—— . ——ſ¹ ˙¹˙œlmͥlͤl· al 51 A a A aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde. Nro 300. (Nr. 14. des XIV. Bandes.) Juli 1826. Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. In Commiſſion bei dem Koͤnigl. Preuß. Graͤnzj⸗Poſtamte zu Erfurt, der Koͤn. Säͤchſ. Zeitungs⸗Expedition zu Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u. Taxiſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes⸗Induſtrie⸗Comptoir. Preiß eines jeden Bandes von 24 Bogen, 2 Kthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes 3 ggl. Natur über die neueſten Fr ſchritte der Chemie (111) hat Cuvier in einer offentlichen Sitzung einen Vortrag gehal— ten, woraus folgender Auszug, der aus Mittheilungen in dem Globe und der Revue médicale entlehnt iſt, den meiſten Leſern gewiß willkommen ſeyn wird. x Im Mittelalter glaubte die Chemie, Alles mittelft ihrer Sauren und ihrer Alkalien erklären zu können; fie betrachtete Säuren und Alkalien als einfache Körper und als wahre Ele— mente. Nach mehrern Jahrhunderten trat die Chemie eines Fourcroy und eines Lavoiſier auf und begründete den Satz, daß die Saͤuren das Reſultat einer Verbrennung ſind, d. h. einer Verbindung brennbarer Koͤrper mit demjenigen Theile der Atmoſphäre , den fie Sauerſtoff nannte (ſaͤuerndes Princip), weil ſie in demſelben das allgemeine Princip der Aci⸗ ditaͤt entdeckt zu haben glaubte. Dieſe Chemie ſchritt ſelbſt bis zu der Vermuthung vor, daß die Alkalien ebenfalls verbrannte Subſtanzen ſeyen. Das bewundernswerthe, vor 20 Jahren von Volta enk⸗ deckte Inſtrument hat ſeit dieſer Zeit eine neue Ara hervorge— rufen. Hinſichtlich der Säuren war Lavoiſier's Chemie noch weit zuruͤck und hinſichtlich der Alkalien hat man entdeckt, was ſie nur erſt zu vermuthen begann. Mittelſt der galvaniſchen Saule hat Davy im Jahre 1808 dargethan, daß die Alkalien Oxyde find, welche Metalle zur Baſis haben und zwar die brenn— barſten unter allen Metallen, welche der Beruͤhrung der Luft nicht aus geſetzt werden koͤnnen, ohne ſich ſogleich mit bewundernswerther Schnelligkeit zu entzuͤnden. Indem ſich dieſe Metalle nun mit dem Sauerſtoffe verbinden, erhalten ſie ihre alkaliſche Beſchaffenheit. Andernſeits hat man auch erkannt, daß es Saͤuren giebt, in wel⸗ chen nicht der geringſte Sauerſtoff anzutreffen iſt. Berthol⸗ let that zuerſt dar, daß der Waſſerſtoff durch ſeine Verbindung mit dem Schwefel eine Säure erzeugen koͤnne; fpäter hat man ſich auch überzeugt, daß der Waſſerſtoff das Radical der Saͤu⸗ re des Seeſalzes ſey, und nach der Zeit haben ſich die Saͤuren ohne Sauerſtoff vermehrt. Ampere hat in dieſe Claſſe von Säuren die ſogenannte Flußſaͤure geſtellt, welche vermoͤge ihrer Eigenſchaft, das Glas anzugreifen, in den Kuͤnſten ſo nützlich iſt. Die Jodine, eine im Jahr 1813 von Courtois entdeckte Subſtanz, kann durch ihre Verbindung mit dem Waſſerſtoff eben ſo gut Saͤuren bilden, als durch ihre Verbindung mit dem Sauerſtoff ). Gay Luſſac hat dargethan (was Berthol⸗ ) Jodine, Chlorine und Schwefel bilden mit Sauerſtoff die Jodin⸗, die Chlorin-, die Schwefel- und die ſchweflige Säure; mit Waſſerſtoff hingegen die ET, die Chlorinwaſſerſtoff⸗ (Salzfäure) und die Schwefelwaſſerſtoff⸗ fäure (Schwefelwaſſerſtoffgas). | WR let ſchon vermuthet hatte), daß die Säure, welche das Eifen blau faͤrbt und das Berlinerblau bildet, keinen Sauerſtoff ent⸗ halte, ſondern aus der Vereinigung des Waſſerſtoffs mit dem fogenannten Cyanogen (Blauſtoff) hervorgehe, weshalb fie auch den Namen Hydrocyanfäure führt. Dieſe Säure hat ſehr merk: würdige phyſiſche Eigenſchaften: fie erftarrt bei 15° und ſiedet bei 265. Dieſer Zwiſchenraum ift fo gering, daß wenn man einen Tropfen der Luft ausſetzt, die Verduͤnſtung eines Theiles hinlaͤngliche Kälte erzeugt, um den Ruͤckſtand gefrieren zu laſſen. Aber ihre Wirkung auf die thieriſche Okonomie nimmt noch weit mehr die Aufmerkſamkeit in Anſpruch. Sie hat denſelben Ger ruch wie die bittern Mandeln und iſt auch wirklich das Princip der giftigen Eigenſchaft vieler Obſtkerne, beſonders aber der gif— tigen Eigenſchaft des Kirſchlorbeerbaumes. Im Zuſtande der Reinheit, wie Gay Luſſac dieſe Säure ſeit dem Jahre 1811 dargeſtellt hat, iſt ſie das furchtbarſte Gift, indem ein (oder we⸗ nige) Tropfen auf die Zunge eines Thieres gebracht, daſſelbe wie ein Blitzſtrahl toͤdtet. Dieſelbe Subſtanz, welche, in Verbindung mit dem Waſſerſtoffe, jenes fuͤrchterliche Gift bildet, erzeugt in Vers binbung mit dem Sauerſtoff die Knallpulver, welche man jetzt als Zuͤndkraut fuͤr Jagdflinten ꝛc. benutzt, und welche ſo große Vorſicht erheiſchen, um nicht bei ihrer Bereitung oder bei ihrer Benutzung Ungluͤck zu verurſachen. Die orygenirte Salzſaͤure, von Scheele entdeckt, galt für eine aus Salzſaͤure und Sauerſtoff zuſammengeſetzte Subſtanz. Gay Luſſac und Thsnard haben entdeckt, daß fie eine ein⸗ fache Subſtanz ſey. Sie erhielt den Namen Chlorine. Da vy hat dieſe Entdeckung vollkommen beſtaͤtigt und nennt dieſes Gas Euchlorine. Zugleich hat er auch gefunden, daß die Salz⸗ fäure, welche man als eine einfache Subſtanz betrachtete, aus Waſſerſtoff und Euchlorine zuſammengeſetzt ſey. Die neuen Fortſchritte der Wiſſenſchaften haben demnach er⸗ wieſen, daß der Sauerſtoff keinesweges das allgemeine Princip der Aciditat ſey und die Nomenclatur, welche ſich auf die alte Hypotheſe gründet, iſt demnach fehlerhaft. Alle feuerbeſtaͤndigen gewöhnlichen Alkalien find demnach wei⸗ ter nichts, als oxygenirte Metalle. Aber es giebt auch noch an⸗ dere Alkalien (Alkaloide), mit denen ſich die Chemie ſeit kurzer Zeit bereichert hat, und welche aus einer Verbindung des Sauer⸗ ſtoffs mit mehrern Subſtanzen hervorgehen, wovon keine, allein genommen, mit dem Sauerſtoff eine Saͤure erzeugt haben wuͤr⸗ de. In dieſe ganz neue Claſſe gehören alle diejenigen vegetabili⸗ ſchen Grundbeſtandtheile, welche auf die thieriſche Okonomie die heftigſte Wirkung hervorbringen. Dahin gehört z. B. die Mor⸗ phine *), welche durch einen großen Prozeß beruͤhmt geworden *) Von Sertuerner im Opium entdeckt. Den neuen un⸗ 211 iſt; noch weit mehr aber bie Strychnine (von Pelletier und Caventou aus der nux vomica und der St. Ignatiusbohne dargeſtellt), ein faſt eben ſo ſchreckliches Gift als die Blaufaͤure; endlich die Chinine (von Pelletier und Caventou aus der Chinarinde dargeſtellt): ein ſehr wirkſames und bequem anzu⸗ wendendes Fiebermittel. Alle dieſe neuen Entdeckungen verlangten eine neue Theorie. Da es erwieſen war, daß der Sauerſtoff nicht das Princip, weder der Aciditat, noch der Alkalitaͤr ſey, fo mußte man zu höher liegenden Urſachen ſeine Zuflucht nehmen, wenn man ſich erklaͤren wollte, wie die Saͤuren und die Alkalien eigentlich wir- ken. Eine Erklaͤrung bot fi) dar, die beſonders von Berges lius feſtgehalten wurde und, wenn fie auch noch nicht bewiefen: wc wenigſtens eine große Wahrſcheinlichkeit für ſich zu haben. eint. Dieſer ſcharfſinnige Chemiker, — ausgehend von der wich⸗ tigen Thatſache, welche zuerſt von ihm und von Da vy entdeckt worden iſt, daß wenn man die Salze mittelſt der galvaniſchen Saͤule zerſetzt, die Saͤure ſich immer an den poſitiven und das Alkali an den negativen Pol begiebt, — folgerte daraus, daß die Saͤure und das Alkali der Electriſirung ihrer Maſſen— theilchen die entgegengeſetzten Eigenſchaften verdanken. Dieſe kuͤhne und neue Hypotheſe hat Berzelius beftätigt und ein Verzeichniß aller bekannten Subſtanzen mitgetheilt, in welchen ſie, nach ihrem groͤßern oder geringern Streben gegen den einen oder gegen den andern der elektriſchen Pole hin, geordnet ſind. Dadurch iſt auch zugleich der Grad ihrer Aciditat oder Alkalitaͤt ausgedruͤckt. Dieſe Anwendung der Electricitätstheorie auf die Theorie der Affinitaͤten ſtuͤtzt ſich noch auf ſchoͤne Verſuche meh⸗ rerer Naturforſcher, aus denen hervorgeht, daß keine einzige chemiſche Thaͤtigkeit ſtattfinde, welche nicht das Electrometer afficirt. Daraus ergiebt ſich aber die Hoffnung, daß man eines Tages die Geſetze der bis jetzt unerklaͤrbaren Phänomene der Atmoſphaͤre noch ausmitteln werde. Die neueſten Entdeckungen in der Chemie ſind oft von ſehr fruchtbarer Anwendung. Dahin gehoͤrt z. B. Davy's Entdek⸗ kung, wie man den kupfernen Beſchlag der Schiffe vor Zerſez⸗ zung ſichern koͤnne. Es iſt ſchon ausreichend, in gewiſſen Ab: ſtaͤnden auf der Kupferoberflaͤche einige Eiſenplatten anzubringen, denn letzteres Metall zieht vermoͤge ſeiner Eigenſchaften ſich po⸗ ſitiv zu elektriſiren, allen Sauerſtoff an ſich, welcher das Ku⸗ pfer in Gruͤnſpan verwandelt haben wuͤrde. Eine einzige gluͤck⸗ liche Idee iſt ſomit der Keim einer außerordentlich großen Er⸗ ſparniß geworden. Die Electricitaͤt, welche ſchon die Meteorologie beherrſcht; die Electricitaͤt, welche nach den ſchoͤnen Verſuchen Oerſtedt's, die fo geiſtreich von Ampere entwickelt und erklaͤrt worden ſind, ſich jetzt ſo innig an die Erſcheinungen des Magnets und des Erdmagnetismus anſchließt, ſcheint alſo die Erſcheinun⸗ gen der Chemie ihren Geſetzen unterwerfen zu wollen. Es iſt der Augenblick gekommen, wo die Chemie ſich zu demſelben Rang wie die Phyſik erheben wird, und dieſe Hoffnung iſt um fo beſ— ſer begruͤndet, als die Chemie ſchon von einer andern Seite eine ganz mathematiſche Strenge anzunehmen ſcheint. Die chemiſche Philoſophie iſt auch durch die gelehrten For⸗ ſchungen Wollaſton's uͤber das Atomenſyſtem, welches zum Zweck hat, die Verhaͤltniſſe der Koͤrper nach Atomen zu berech⸗ nen, bereichert worden. Die Entdeckung der beſtimmten Ver— haͤltniſſe iſt von den gelehrteſten Chemikern und Phyſikern dank⸗ bar anerkannt worden und iſt von großer Huͤlfe bei chemiſchen Analyſen. Seit 20 Jahren hat ſich die Chemie dem Zuſtande einer wahren Wiſſenſchaft genähert; denn einzelne Erſcheinungen ken⸗ terſuchungen eines Vauquelin und Laſſaigne zu Folge, kann das geringſte Theilchen Morphine im Darmkanal durch Reagenzien entdeckt werden. 5 — — 4 * 7 212 nen, tauſend Thatſachen beobachtet, und dieſe Thatſachen dergeſtalt geordnet und claſſiſicirt zu haben, daß man dem Ge— daͤchtniſſe dadurch zu Huͤlfe kommt, heißt noch nicht eine Wiſ⸗ ſenſchaft begruͤnden. Im philoſophiſchen Sinne des Worts giebt es nur dann erſt eine Wiſſenſchaft, wenn man dahin gelangt iſt, die Geſetze der Subſtanzen zu kennen, deren Verbindungen alle Erſcheinungen hervorbringen, und wenn man a priori dieſe Er⸗ ſcheinungen wenigſtens im Geiſte ſich conſtruiren kann. Durch die ſchoͤnen Entdeckungen gegen Ende des letzten Jahrhunderts trat die Chemie aus jenem Zuſtande des Unvermoͤgens heraus, wo ſie nicht einmal eine Theorie zu pruͤfen vermochte. Durch die neuen Entdeckungen hat ſie ſich von einem Syſteme losge— macht, auf welches mar zu großes Vertrauen geſetzt hatte, weil man es zur Baſis einer Nomenclatur genommen hatte, welche erfahrungsmaͤßig fehlerhaft war. Indem man nun gegenwaͤrtig die Erſcheinungen der Chemie ſich den Geſetzen der Clectricitaͤt unterordnen ſieht, muß auch der Augenblick gekommen ſeyn, wo dieſer Theil unſerer Kenntniſſe ſich zu gleichem Rang mit der Phyſik erhebt. In Folge eines tiefern Studiums der Waͤrme und ihrer Benutzung haben die induſtriellen Kuͤnſte dieſe bewundernswerthe Anregung erhalten, welche ihnen heut zu Tage in der Geſell⸗ ſchaft eine Stellung giebt, die von den alten Politikern gar nicht vorher geſehen worden iſt. Ich will weder, ſagt Cuvier, von Dampfmaſchinen noch von Gasbeleuchtung ſprechen, denn dies ſind jetzt ganz bekannte Erfindungen; jedermann weiß, daß wir ihnen nicht nur dieſe bequemen Stoffe, in welche ſich der Arme kleidet, ſondern auch die ſchoͤne Beleuchtung verdanken, ferner die Transportmittel, welche überall Reichthum und Leben verbreiten. Alle Entfernungen ſind abgekuͤrzt; die Gefahr ſelbſt ſinkt faſt auf Nichts zuruͤck; einige Kohlenvorraͤthe laſſen dem Schiffer die Winde als eine gleichguͤltige Sache erſcheinen; fie thun noch mehr, ſie ſichern jetzt friedliche Voͤlker gegen Angriffe zu Waſſer; ſchwimmende Feſtungen zu einer unbeſiegbaren Vertheidigung werden die Haͤfen beſchuͤzen. Es giebt aber mehrere Entdek⸗ kungen in Bezug auf die Waͤrme, die zwar weniger allgemein bekannt find, doch aber ein großes Intereſſe wegen ihrer Nuͤtz⸗ lichkeit oder ihrer Merkwuͤrdigkeit in Anſpruch nehmen. Die Verdichtung der Gaſe zu tropfbarer Fluͤſſigkeit ſoll z. B. Hrn. Brunel in den Stand geſetzt haben, die maͤchtigſten Dampfmaſchinen durch andere zu erſetzen, die zugleich wohl feiler und noch maͤchtiger als erſtere ſind. Durch feine Sicherheitslampe hat Da vy den ungluͤcklichen Steinkohlengrabern die Gefahren der ſchlagenden Wetter aus dem Wege geraͤumt, und von den Bergwerken Englands an bis nach Ungarn und Mexico hin, giebt es wohl keine Familie, die ſich mit den traurigen Arbeiten des Bergbaues beſchaͤftigt, welche nicht dieſem geiſtvollen Manne für feine Erfindung auf irgend eine Weiſe Dank zu ſagen haͤtte. Andere Chemiker haben zwar nicht ſo wichtige Entdeckungen, als Davy's Sicherheitslampe, gemacht, jedoch in vielen Hin⸗ ſichten noch weit intereſſantere. Doͤbereiner z. B. ließ auf ein Stuͤckchen Platinſchwamm, wie er ſich in einer Aufloͤſung von Koͤnigswaſſer niederzuſchlagen pflegt, eine Miſchung von Sauerſtoff und Waſſerſtoff ſtreichen und machte dabei die Er⸗ fahrung „ daß dieſe einfache Beruͤhrung die beiden Gaſe verbindet und dabei eine Hitze erzeugt, daß das Platin rothgluͤhend wird. Nichts iſt aber wohl ſonderbarer, als durch einen Strom kalter Luft eine Rothgluͤhhitze zu erzeugen, und nichts ſcheint zugleich weniger zu den angenommenen Theorien paſſen zu wollen. Man findet hier ein merkwuͤrdiges Beiſpiel eines Falles, in welchem die Anweſenheit eines dritten Koͤrpers durch eine geheimnißvolle Kraft Verbindungen beguͤnſtigt, an welchen er ſelbſt keinen Anz theil nimmt und die ſicher auf eine neue Claſſe von Urſachen hin⸗ weiſen, welche erſt noch ſtudirt werden muͤſſen. Nachdem es Thenard gelungen war, gewoͤhnliches Waſſer mit ſeinem mehr als vierhundertfachen Volumen Sauerſtoff zu ſaͤt⸗ 213 tigen, hat er baraus eine Flüͤſſigkeit gebildet, bekannt unter dem Namen orygenivtes Waſſer, welche nicht zum Gefrieren ge- bracht werden kann, ſelbſt nicht bei einer Kälte von mehr als 330, und die dabei anderthalb Mal ſchwerer als gewoͤhnliches Waſſer iſt. Bringt man dieſe Fluͤſſigkeit auf leicht orydirbare Metalle, z. B. auf Arſenik, fo verbrennt fie bieſelben mit Lichtentwicke⸗ lung und giebt das intereſſante Schauſpiel einer durch Waſſer bewirkten Verbrennung. Ein Tropfen iſt ſchon dazu hinreichend. Auf dem Gold, dem Silber und dem Platin wird dagegen der Sauerſtoff mit einer Cxploſion plotzlich frei und läßt das Waſ⸗ ſer, ohne das Metall im geringſten zu verändern, in ſeinem fruͤhern Zuſtande zuruͤck. Was nicht weniger befremdet, iſt der Umſtand, daß die Oxyde derſelben Metalle dieſe Wirkung noch weit ſtaͤrker hervorbringen und dadurch reducirt werden. Th s- nard, ſich noch auf eine andere Eigenſchaft des orygenirten Waſſers ſtuͤtzend, hat zur Wiederherſtellung der Zeichnungen eine ſchoͤne Anwendung davon gemacht, ja man benust es jetzt zur Neftauration von Olgemaͤlden. Das Wichtigſte dieſer Verſuche beruht indeſſen wohl darin, daß fie uns eine Verbindung kennen lehren, deren Elemente nicht nach den gewöhnlichen Affinitaͤtsge⸗ ſetzen mit einander vereinigt ſind. Unter den Wirkungen, welche eine ſehr hochgeſteigerte Hitze hervorbringt, iſt eine von Mitſcherlich entdeckt worden, wel- che auf die Mineralogie und auf die Theorie der Erde ein hel- les Licht wirft. Dem genannten Naturforſcher iſt es gelungen, ſteinige Subſtanzen zum Cryſtalliſiren zu bringen, und indem er den durch Analyſe gefundenen Beſtand mehrerer Cryſtallar⸗ ten, welche man in der Zuſammenſetzung der Gebirgearten an⸗ trifft, der Glut der Hochoͤfen ausſetzte, bildeten ſich dieſe CEry⸗ ſtalle in ihrer vorigen Geſtalt und Eigenthuͤmlichkeit von neuem wieder. So hat er Hornblende, Glimmer, Hyacinth wieder hergeſtellt. Dieſe koſtbare Entdeckung ſcheint die unleugbarſte Begründung einer berühmten von Descartes, Leibnitz und Buffon ohne Beweis aufgeſtellten Hypotheſe zu liefern, die ſchen durch die neuern Arbeiten eines de Laplace einen hohen Grad der Wahrſcheinlichkeit erhalten hatte, und zwar der Hy⸗ potheſe, nach welcher man annimmt, daß die ganze Maſſe des Erdballs urſpruͤnglich ſich in einem Zuſtande des Weißgluͤhens und ſelbſt der Verfluͤchtigung befunden habe. Dieſe Hypotheſe vertraͤgt ſich auch vortrefflich mit dem, was man ſchon uͤber die innere Wärme der Erdkugel wußte, ſo wie mit den Verſuchen, welche Bergère fo eben auf Arago's Bitten über die Wärme der Gewaͤſſer angeftellt hat, welche aus den tieſſten Schichten der Erde hervorbrechen. Man kann alſo jetzt als ziemlich aus⸗ gemacht annehmen, daß die Erde eine eigenthuͤmliche Waͤrme unabhangig von derjenigen beſitzt, welche ſie von der Sonne em⸗ pfängt, und man kann auch glauben, daß dies ein Reſt ihrer urſprünglichen Wärme ſey. Dieſe Ruͤckkehr auf Gedanken, welche vor längerer Zeit von unſern größten Männern ausgeſprochen wurden, beweiſ't, daß man niemals die Conjecturen genievoller Männer, ſelbſt nicht einmal die gewagteſten verachten darf, denn es ſcheint eins ihrer Privilegien zu ſeyn, daß ihnen die Wahrheit oft, ſelbſt noch in ihren Traͤumen, erſcheint. Derjenige Theil der Chemie, welcher bis jetzt am meiſten vag und dunkel genannt werden mußte, d. h. die Analyſe der organiſchen Eubftanzen, hat durch die Bemühungen Thénard's und Gay Luſſac's eine ganz neue Geſtalt bekommen. Hieran knuͤpft ſich das Verfahren, welches Chevreul zur Analyſe der Fettkoͤrper angewendet hat. Er hat die Erfahrung gemacht, daß fie durch den Zutritt der Alkalien in Säuren verwandelt wurden, und hat die Seifen in die Klaſſe der gewöhnlichen Sal⸗ ze geſtellt. Man kann gegenwaͤrtig behaupten, daß durch die Arbeiten dieſer Chemiker und derer, welche ihrer Methode ge— folgt ſind, die Analyſe der organiſchen Subſtanzen ſo poſitiv ge⸗ worden iſt, als diejenige der Mineralien. Somit naͤhert ſich denn die Chemie ihrem letzten Ziel und knuͤpft ſich an die Wiſſen⸗ ſchaft des Lebens an. Indeſſen muß man bekennen, ſagt Cu⸗ vier, iſt der Zwiſchenraum, welcher zwiſchen beiden beſteht, — 214 noch unermeßlich groß. Alle die unzählichen Subſtanzen, deren gegenſeitige Wirkung dieſes ſo bewundernswerthe und ſo compli⸗ cirte Schauspiel der lebenden Natur unterhält; dieſe Subſtanzen, welche außer dem Koͤrper, welcher ſie erzeugt hat, eine ſo er⸗ ſtaunliche Mannichfaltigkeit der Wirkungen bekunden, und zwar entweder als koͤſtliche Nahrungsmittel, oder als ſchreckliche Gifte, als Gegenſtaͤnde oder Werkzeuge der ſo zahlreichen und verſchiedenen Kuͤnſte, ſind unter einander, in Bezug auf den gegenwärtigen Zuſtand der Chemie, nur durch das Verhaͤltniß von drei oder vier Elementen verſchieden. Etwas mehr oder weniger Waſſer⸗ ſtoff oder Kohlenſtoff macht jetzt für uns den Unterſchied aus zwiſchen dem Strychnin, welches wie der Blitz toͤdtet, und den ſchmackhaften und geſunden Fruͤchten, welche der Reiz und Schmuck unſerer Tafeln ſind; und was noch weit mehr Erſtau⸗ nen erregt, dadurch unterſcheidet ſich auch das Blut, welches in allen Theilen des Koͤrpers Nahrung und Leben verbreitet, die Nerven, welche uns mit der aͤußern Natur in Verbindung ſetzen, und die Muskeln, welche uns die Herrſchaft uͤber ſie verleihen. Die ſe Wirkungen ſind nun weit groͤßer als ihre ſcheinbare Ur: ſache. Grund genug alſo, anzunehmen, daß es noch verborgene Urſachen giebt! Ein großer Schritt, und wahrſcheinlich der ſchwierigſte von allen, bleibt noch zu thun uͤbrig. Aber wer moͤchte daran verzweifeln, da ſchon ſo viele Schritte geſchehen ſind. In dieſer neuen Laufbahn muß die Chemie, geſtuͤtzt auf die Kuͤnſte des Lebens, vorſchreiten, die bereits auch einen merk⸗ wuͤrdigen Aufſchwung gewonnen haben. Miscellen. Giraffen nach Europa gebracht. über den Kreuz⸗ zug des Kaiſers Friedrich II. hat Hr. Reinaud Unterſuchun⸗ gen in arabiſchen Geſchichtſchreibern angeſtellt und daſelbſt auch einige Nachrichten Über Giraffen gefunden, welche waͤhrend der Regierung dieſes Kaiſers oder kurz nachher nach Europa gebracht worden find. In Féruſſac's Bulletin des sciences historiques März 1826 lieſ't man darüber folgendes: „Yafei erwähnt eis ner Geſandſchaft, mit welcher Friedrich dem Prinzen von Damas⸗ kus, Malek⸗Aſchraf, ein Geſchenk mit einem weißen Bären machte, deſſen Haar dem eines Löwen ahnlich war. Dieſer nährte ſich von Fiſchen, und konnte eben ſo gut im Waſſer als auf dem Lande leben.“ Die mahomedaniſchen Prinzen von Syrien, fo wie der Sultan von Agypten ſchickten auch von ihrer Seite Ge⸗ ſandſchaften an Friedrich. Es ſcheint, daß dieſer Sultan auch wieder Thiere an Friedrich geſchickt habe. Denn Alhertus Ma- Snus in feinem Buche de animalibus erwähnt einer Giraffe unter dem Namen Anabula und Seraph. Die arabiſchen Schrift⸗ ſteller jener Zeit erwaͤhnen zwar dieſer Thatſache nicht. Allein man weiß durch fie und durch mehrere europäifche Reiſende, daß es die aͤgyptiſchen Sultane in der Gewohnheit hatten, mehrere dieſer Thiere in ihrem Palaſt zu Cafro zu halten, und der ara⸗ biſche Chronikenſchreiber Yafei gedenkt ſpaͤter einer Giraffe, die von dem Sultan Bibars an Mainfros, natuͤrlichen Sohn Friedrichs, geſendet worden ſey. Man muß ſich daher wundern, daß weder Buffon noch irgend ein anderer Naturgeſchichtſchreiber die Stelle von Albert, Magnus citirt hat, und daß der unermuͤdliche Du- cange in ſeinem Gloſſarium die Worte Anabula und Seraph, unter welchen die Giraffe im Mittelalter bekannt war, nicht aufgefuͤhrt hat, und daß Bar. Cuvier ſich berechtigt glaubke zu ſagen, daß ſeit der Herrſchaft der Roͤmer bis zum funfzehnten Jahrhundert keine Eiraffe in Europa geſehen worden ſey. Auch ſah man 1486 eine Giraffe zu Fano in Italien. Man hat dar⸗ uͤber einen intereſſanten Bericht von Antonio Coſtanzi, der in das Journal des savans vom Jahr 1784 p. 490 ff. eingerückt iſt, aber Buffon nicht bekannt war.“ Die Luftröhre bei einer in den Wäldern von Neu⸗ Guinea einheimiſchen neuen Art von Caſſican (112), welche die HH. Leſſon und Garnot von Duperrey’s Reiſe 14 * 215 mitgebracht und Barita Kerandrenii genannt haben, iſt, wie ſchon Ähnliches bei einigen Voͤgeln beobachtet wurde, hoͤchſt ſon⸗ derbar in ihrem Laufe gebogen. N Ringen, iſt 17½ Zoll lang, und geht, wenn fie von der Lunge abgegangen iſt, vorwärts bis an's Bruſtbein, an deſſen vorde⸗ rem Nande fie ſich kruͤmmt, um aͤußerlich und nach hinten ge⸗ gen den Unterleib zu gehen, uͤber den Muskeln, welche die vor⸗ dere Wand dieſer Hoͤhle bilden, und unter der Haut. Hier wendet ſich die Luftroͤhre nun, ſteigt etwa einen Zoll weit wie⸗ der in die Hoͤhe, beugt ſich von neuem, um eine kleine Schlinge zu bilden, und dann ſteigt der Canal, an die vorhergehende Porz tion angelegt, wieder herab, bildet, indem er ſich von neuem kruͤmmt, einen vollftändigen Girkel, der ſich fo an den äußern Mand dicht anlegt und auf dem Unterleibe eine ovale dicke Scheibe bildet. Die Luftroͤhre ſteigt dann am Sternum hinauf, fodann am Halſe fort, bis fie ſich auf gewöhnliche Weiſe mit dem Zun⸗ genbein, der Zungenbaſis, verbindet. Der Ton des Vogels ſoll dem Tone eines Horns aͤhnlich ſeyn. Sie beſteht aus 110 bis 120 216 Ein vegetabiliſcher Grundſtoff in der Sapona- ria officinalis (113) iſt von Dr. Osborne entdeckt wor⸗ den. Er hat, mehr als ein anderer der bisher entdeckten einfa= chen Stoffe, Ahnlichkeit mit dem Picrotoxin, unterſcheidet ſich aber genugſam. Er wurde aus der Abkochung erhalten. Der Geſchmack deſſelben iſt bitter; die Farbe weiß; er cryſtalliſirt in ſtrahligen und gefiederten Prismen. Bei langſamer Anwendung der Waͤrme ſchmilzt er; bei verſtaͤrkter blaͤht er ſich auf und wird ſchwarz. Er beſitzt weder ſauere noch alkaliſche Eigenſchaften. Mit Schwefelſaͤure erhitzt, wird er bald ganz zerſetzt; iſt weder in Ather noch im Alkohol, aber in kaltem Waſſer (nicht ganz das Doppelte) loslich. Die Pflanze lieferte nach dem Bluͤhen dieſen Stoff nicht mehr. Wahrſcheinlich rührt die abe ſtergirende Eigenſchaft der Pflanze, welche ihr auch den Na— men erworben hat, blos von einem klebrigen gummigen Stoff her, welcher mit oͤligen Theilen zuſammengerieben, eine Emul⸗ ſion giebt. e i u N D Eine mit unguͤnſtigem Erfolge vorgenommene Exſtirpation eines hydropiſchen Sacks des ovarium. (114) Das Subject, 48 Jahre alt, war gewöhnlich ziem— lich geſund, doch bisweilen etwas kraͤnklich. Sie wurde von dem Beobachter im Januar 1824 zum erſtenmale geſshen. Ihre Geſundheit hatte vier oder fuͤnf Monate vor dem Beſuche abgenommen, indem ſie Schmerz und Beſchwer— de nebſt Anſchwellung in ihrer linken Seite, oder in der regio illaca, ſo wie auch febriliſche Symptome, Ver— ſtopfung, trockene Haut u. ſ. w. bekommen hatte. Bei der Unterſuchung war es nicht ſchwierig, die Ge— ſchwulſt als einen Fall von hydrops ovarii zu erfens nen. Sie hatte bereits das rechte hypochondrium er- reicht und den Rand der Leber bedeckt; jedoch hatte ſie ſich auf der linken Seite am meiſten erhoben, und ſich ganz von dem hypogastrium bis zu der regio epi- gastrica ausgebreitet. Sie hatte offenbar eine an den Polen platt gedruͤckte ſphaͤroidiſche Form. Es konnte innerlich keine Scirrhoſitaͤt gefuͤhlt werden, auch war aͤußerlich kein tuberkelartiges Ausſehen vorhanden. Man verordnete blos einige einfache Arzneimittel, und der Fall wurde in weitere Ueberlegung genommen. Am 26. Febr. hatte die Anſchwellung zugenommen, fo daß das Abdomen ſehr gleichfoͤrmig ausgedehnt war. Das Leiden war beträchtlich und groß genug, um zu einer Verklei— nerung der Geſchwulſt vermittelſt des Troakars zu berechti— gen. An der Stelle, welche gewoͤhnlich auf der linken Seite zur Paracenteſis gewählt wird, wurden 125 Pfund Fluͤſſig⸗ keit mit allgemeiner Erleichterung abgezapft. Die Fluͤſ— ſigkeit war ein wenig dicker als die der ascites ge— woͤhnlich iſt, doch war ſie ihr ſehr aͤhnlich; ſie hatte nicht die Eigenſchaften dieſer letzteren, denn fie coa— guliete weder durch verduͤnnte Schwefelſaͤure noch durch Siedhitze. Dies beſtaͤrkte in dem Glauben, fie von der Membran des ovarium ausgehaucht werde. Die Anſchwellung ſetzte ſich auf eine gleiche daß Weiſe, und obgleich eine geringe Vollheit zuruͤckblieb, ſo konnte doch keine ſcirrhusaͤhnliche Härte entdeckt werden. Die Patientin fuͤhlte ſich ſehr erleichtert, aber, wie zu erwarten war, blos auf kurze Zeit. Sechs und dreißig Tas ge nachher verlangte ſie wiederum abgezapft zu werden, und am 4. Juni wurde die Abzapfung von ihrem Arzt zum fuͤnften Male vorgenommen. Die Perioden, wo der Bauchſtich noͤthig wurde, traten in immer kuͤrzeren Intervallen ein, ſo daß vom 26. Februar bis zum 4. Juni 1154 Pfund Fluͤſſigkeit durch ſechs Operationen entzogen wurden. 2 Am 20. Mat war große Beſchwerde in der Becken⸗ gegend vorhanden mit heftigen Schmerzen und einer Ge— ſchwulſt, welche ſich in der vagina zeigte und durch eine große faͤkulente, harte Maſſe in dem rectum hervorge— bracht wurde. Sie wurde durch einen eiſernen Loͤffel herausgezogen, welcher an den Seiten etwas flach gemacht war. Im Juni wurde der Sack exſtirpirt, wobei man die erſte Inciſion in der linea alba machte, welche die Geſchwulſt bloß legte. Statt einen duͤnnen, nachgebenden, membranoͤſen Sack zu finden, wie man hoffte, zeigte ſich die dunkele, ſtarke, dicke Wand einer Geſchwulſt, deren Farbe der Mahagonifarbe ſehr nahe kam, oder welche viel- mehr das Ausſehen einer großen Flaſche von elaſtiſchen Gummi zeigte. Der coniſche Theil der Geſchwulſt be— ſaß offenbar betraͤchtliche Dicke, aber die Baſis war ſehr dick und ſolid. Die tuba Fallopii zeigte ſich betraͤcht— lich verlaͤngert, doch hatte ſie noch ihren gewoͤhnlichen gewundenen Lauf, war ein wenig vergroͤßert und am Ende der ümbriae befand ſich eine rothe Geſchwulſt von der Groͤße einer Maulbeere. f Der Sack wurde aufgeſtochen, aber da die conten- ta zaͤhe waren, ſo war der Ausfluß gering. Alsdann wurde eine Inciſton in den Sack gemacht. Da dies fer überall frei von Adhäfionen war, ſo ſchritten wir zur Wegnahme der Portionen des oberen Theils. Er war am obern Theile ohngefaͤhr einen Zoll dick, ſchien 217 gefäßreih zu ſeyn, blutete aber nur wenig. Er fiel nicht gleich zuſammen, nachdem die contenta ausgeleert worden waren, ſondern ſchien ſeine Geſtalt behalten zu wollen, außer daß die Seiten am oberen Theile etwas zuſammenſanken. Durch das Lospraͤpariren konnte man bis zu ohngefaͤhr zwei Dritteln des Sacks nach der Bas ſis hin gelangen, und an dieſem Punkt wurde er abge— ſchnitten. Die Dicke feiner Wände betrug ohngefahr 2 Zoll, naͤmlich in ſeiner oberen Haͤlfte, und das Uebrige derſelben war ohngefaͤhr einen Zoll dick. Er war ſehr gefaßreich und blutete viel, vorzuͤglich an dem dickſten Theile, welcher der aͤußerliche Theil oder die linke Seite der Geſchwulſt war. Man mußte die Inciſton ſchlie— ßen, und lange Hefte durch den oberen Rand des zu— ruͤckbleibenden Theils des Sacks durchfuͤhren. Dadurch, daß man die Ligaturen auf jeder Seite ohngefaͤhr Zollweit von einander durchfuͤhrte, ſchloß man die ganze Subſtanz in ununterbrochene Suturen ein. So wie man ſchnitt, unterband man, bis der obere Abſchnitt weggenom— men worden war. Eine Portion des Abgeſchnittenen er— forderte keine Ligaturen. Der zuruͤckbleibende Theil des Sacks zeigte ziemlich harte Waͤnde. Statt auf einem kleinen Stiel, wie man erwartet hatte, ſaß die Geſchwulſt unmit⸗ telbar auf den ſoliden Theilen, und war durch Contigui— taͤt mit dem os innominatum verbunden. Sie nahm einen Raum ven ohngefahr 43 Zoll im Durchmeſſer ein, Bei der Unterſuchung der unteren Gegend des Abdo— men zeigte ſich der Uterus ganz in ſeinem weſentlichen Zuſtande, doch etwas klein. Auf der rechten Seite des Uterus und in genauer Beruͤhrung mit ihm zeigte ſich eine Gruppe von drei Scirrhoſitäten. Außerdem zeigs ten ſich hier weiter keine krankhafte Erſcheinungen, aus— genommen, daß die linke tuba Fallopii, welche wegge— nommen wurde, vier oder fuͤnf kleine ſteinige Con— cretionen enthielt. Die Ligaturen wurden lang genug gelaſſen, um aus der Wunde herauszuragen, und fielen in 4 oder 5 Ta— gen aus. Es kamen Fieber und einige Symptome von teta- nus hinzu, und die Patientin ſtarb 6 Tage nach der Operation. Das omentum wurde entzuͤndet gefunden. Die Baſis des Sackes, welche zuruͤckgelaſſen worden war, hatte die Ligaturen abgeſtoßen, und ſich an den Raͤn— dern ſo zuſammengezogen, daß ſie adhaͤrirten und daß dieſe Baſis einen Sack bildete, in welchem ohngefaͤhr ein Noͤſel eiterartiger Materie enthalten war. Es wird nicht geſagt, ob ſich Eiter inddem Becken gefunden habe, ob er freien Abzug durch die Wunde gehabt, und ob er ſich während der letzteren Zeit in Hinſicht der Qualität verbeſ— ſert und in Hinſicht der Quantität vermindert habe. Es wurden einige Adhaͤſionen des Uterus mit der Blaſe und der tuba Fallopii gefunden, welche ohngefaͤhr 2 Zoll im Durchmeſſer hatten und ſehr feſt waren. Die Ge— daͤrme, das mesenterium, das peritoneum u, ſ. w. waren ganz frei von Entzuͤndung. 218 Zwei Fälle von spina bifida (115) werden von Dr. Ives in New Vork berichtet. In dem erſten dieſer Faͤlle ſaß die Geſchwulſt in den Len— den, hatte anfangs 1 Zoll im Umfang und vers ſchwand bisweilen von ſelbſt, ſo daß die Raͤnder der Oeffnung in der Wirbelſaule gefuͤhlt werden konnten. Druck auf die Geſchwulſt brachte in dieſem erſten Sta— dium keine Wirkung auf das Gehirn hervor. Die Faͤ⸗ ces und der Urin gingen von Geburt an unwillkuͤhrlich fort. Das Maͤdchen war lebhaft und munter, und ihre Geſundheit immer gut. Die Geſchwulſt wurde das er- ſtemal mit einer gewohnlichen Staarnadel aufgeſtochen, wobei nur wenig Waſſer ausgeleert wurde. Nachdem die erſte Wunde durch Heftpflaſter und eine comprimiren— de Binde, welche auf die Geſchwulſt angelegt wurde, ge— heilt worden war, wurde eine Lancette eingeſtochen, wor— auf drei Unzen Fluͤſſigkeit ausfloſſen. Die Oeffnung wurde durch Heftpflaſterſtreifen zu— ſammengezogen, und mit einer Compreſſe und einer Binde bedeckt. In dem Augenblick, wo Druck auf den Sack ausgeuͤbt und die Fluͤſſigkeit in den Ruͤckgratskanal gedruͤckt wurde, erhob ſich die Depreſſion an der Fonta— nelle, und das Athmen der Patientin, welches ſchnar— chend geweſen war, wurde natuͤrlich. Sie wurde wie— der erweckt, und war faſt augenblicklich lebhaft und mun— ter. Die Quantitaͤt Waſſer, welche zu dieſer Zeit aus— floß, konnte nicht genau beſtimmt werden; doch glaubte man, daß es wenigſtens zehn Unzen geweſen ſeyen. Es iſt hier zu bemerken, daß die Patientin von früher Kindheit an an den Sebrauch des Laudanum gewoͤhnt war, und daß ſie einige Wochen von der Zeit, wo ich fie zum erſten Male ſah, 25 Tropfen pro dosi genoms men hatte. Fuͤnf und zwanzig Tropfen waren ihr an dieſem Tage um 12 Uhr gegeben worden, und an dem— ſelben Abend um 9 Uhr wurden ihr 20 Tropfen verord— net. Waͤhrend des Nachmittags und der Nacht war ſie ſcheinbar eben fo wohl als vor der letzten Ausleerung. Am folgenden Tage hatte ſich die Geſchwulſt ſchnell ausgedehnt, und es war noͤthig, den Verband wegzu— nehmen. In der folgenden Nacht ſchrie die Patientin oft, war unruhig und fuhr im Schlafe auf. Am fol— genden Tage zeigte ſich Fieber, die Oeffnung war nicht geheilt, und es wurden noch zwei Unzen Fluͤſſigkeit her⸗ ausgelaſſen. Am dritten Tage zeigten ſich Symptome von acuten Hydrocephalus und dauerten drei Tage lang. Die Pupillen waren erweitert, es war Erbrechen und Diarrhoe vorhanden, und die Extremitaͤten waren kalt. Am Aten Tage nach der Operation waren jedoch die Augen von natuͤrlicherem Anſehn, und die konſtitutionale Stoͤrung war durch den innerlichen Gebrauch des Kalks nebſt Bleiwaſſer vermindert, welches auf die entzuͤndete und bis zu 123 Zoll im Umkreis angeſchwollene Geſchwulſt gelegt wurde. Die Geſchwulſt wurde wiederum geoͤff— net und dieſelben Symptome von Einſinken der Fontaz nelle, Coma u. ſ. w. kehrten wieder. Durch den Ge— 219 brauch der obgenannten Mittel, Ruhe und Laudanum, um den Schmerz zu ſtillen, bekam die Patientin allmaͤh⸗ lig wieder Geſundheit und Kräfte, und aus dem fihnels len Wachsthum der Geſchwulſt vor der Operation und aus ihrem langſamen Fortſchreiten drei Monate nachher, wo fle blos einen halben Zoll zunahm, ſchloß man, daß die Operation von weſentlichen Nutzen geweſen war. Dems nach wurde den 20. October das Waſſer, welches ohngefaͤhr fünf Unzen betrug, mit einem Troakar ohngefaͤhr von dem Durchmeſſer einer kleinen Stricknadel entzogen, was Intermiſſionen des Pulſes hervorbrachte; in drei Tagen war die Geſchwulſt wieder eben ſo geſpannt, wie zuvor. Am 23. October wurden 8 Unzen Fluͤſſigkeit entzogen, worauf Zittern, ſchwacher Puls, Blaͤſſe und große Schwaͤche folgten. Doch bekam die Kranke bald ihre Kräfte und Lebhaftigkeit wieder. Ohngefaͤhr fünf Mo: nate nachher wurde die Geſchwulſt wiederum geoͤffnet, um zu verhuͤten, daß fie aufplatzte, da fie größer ges worden war, und zu gleicher Zeit wurde Druck ange— wendet, um Beſchwerde zu verhuͤten. Das Waſſer wur— de waͤhrend der folgenden zehn Tage mehrere Male ausgeleert, aber wegen der Excoriationen, welche auf der Oberflaͤche des Sacks entſtanden, und, weil wenig Ausſicht vorhanden war, ſeine Groͤße zu vermindern, welche nun 162 Zoll in der Peripherie betrug, wurden die Verſuche eingeſtellt. Die Ausleerungen des Kindes find bis jetzt unwillkuͤhrlich geblieben, und ob es gleich in ſeinem zehnten Jahre ſteht, ſo genießt es doch gute Sefundheit. In dem anderen Falle wurde daſſelbe Inſtrument, naͤmlich ein Troakar von der Groͤße einer kleinen Strick⸗ nadel und mit denſelben Reſultaten, angewendet. Der Patient war nach jeder Operation geſchwaͤcht, und ſein Wegziehen auf das Land verhinderte fernere Verſuche. Der Verf. glaubt, daß energiſchere Mittel in dieſer Krank⸗ heit angewendet werden koͤnnen, als die gewoͤhnlichen find, bogleich durch feine Verſuche keine vollkommene Herſtellung bewirkt worden iſt. i Beobachtungen Über die Behandlung der Zona mit Aetzmitteln (116). In ber Klinik des Hoſpitals de la Pitie geſammelt von M. Ernſt Geoffroy. Die Zona, merkwuͤrdig durch die Symptome, welche fie bei ihrem Anfalle aͤußert, durch die Spuren, welche fie hinter⸗ läßt, und durch die Intenſitaͤt und Dauer der Schmer⸗ zen, ist bis jet nur mit wenig Erfolg bekaͤmpft worden, und wehr die Natur als die Huͤlfe der Kunſt ſcheint ihr ein Ziel zu ſetzen. Die Ahnlichkeit, welche dieſe Affektion mit der Mlatterkrankheit zeigt, gab dem Herrn Serxres eine Behand- lungsweiſe an die Hand, von welcher noch kein praktiſcher Arzt Gesrauch gemacht hatte. Er glaubte, daß die ectrotiſche Me⸗ thode, welche in einigen Faͤllen der Pocken mit Erfolg angewen⸗ det worden war (vergl. Notizen Nr. 268 S. 57), gluͤckliche Re⸗ ſultate in der Behandlung der Zona herbeiführen koͤnnte. Der Zweck dieſes Verfahrens iſt, die Kranken von den lebhaften Schmerzen zu befreien, welche ſie, ſelbſt lange Zeit nach dem gänzlichen Aufhoͤren des Ausſchlags, verfolgen. Wir überlaſſen 220 es dem Leſer, nach den folgenden Beobachtungen zu beurtheilen, welcher Grad von Zutrauen darein geſetzt werden kann. Die erſte der Beobachtungen iſt uns von Herrn Dr. Ser⸗ res mitgetheilt; die zweite ſtammt aus dem Hoſpital Val de Gräce; die dritte wurde in der Krankenabtheilung des Herrn Lisfrane gewacht. ) . 5 1. Beobachtung. Fr. Venet, von Profeſſion ein Maurer, wurde am 21. Auguſt 1818 aufgenommen. Dieſer Menſch, von einer ſtarken und robuſten Leibesbeſchaffenheit und von ſanguini⸗ ſchem Temperament, war feit 7 Tagen von einer puftulöfen Zona befallen; bei ſeinem Eintritt in das Hoſpital zeigten ſich folgende Krankheits-Erſcheinungen. Die Zunge war gelb, der Geſchmack bitter; er empfand einen leichten Schmerz in der Oberbauch-Gegend; die Stuhl⸗ gaͤnge waren ſelten und mit Beſchwerde verbunden; der Durſt war lebhaft, die Eßluſt faſt gaͤnzlich verſchwunden; der Puls wenig erhoben und wenig frequent. Die Zona dehnte ſich von der Vertebral-Gegend bis zu dem Nabel aus; ihre Breite betrug ohngefaͤhr drei Querfinger, die Roͤthe war lebhaft, ungleich und hie und da unterbrochen; eine beträchtliche Anzahl kleiner Puſteln war auf ihrer Ober- flaͤche verbreitet; dieſe Puſteln, etwas groͤßer als Hirſenkoͤrner, waren auf der Oberfläche von mattweißer Farbe (wie diejenigen, welche durch die Autenrieth'ſche Salbe hervorgebracht werden). Sie war nach hinten und vorwaͤrts durch die Mittellinie be= ſchraͤnkt; ſie war ſehr ſchmerzhaft. Der Kranke klagte uͤber ein Brennen, welches dem Brennen von gluͤhendem Eiſen gleiche. Am 22. Auguſt cauteriſirte Herr Serres mit in Waſſer angefeuchtetem Hoͤllenſtein den ganzen vordern Theil der Zona. Dieſe Operation erregte keine Schmerzen. Man verordnete zwei Maas (pots) vegetabiliſche Limonade, und die allerſtrengſte Diaͤt. Am 23. war der cauteriſirte Theil grau; die Spitzen der kleinen Puſteln waren braun und etwas eingeſunken. Der Kranke ſagte, daß er keine Schmerzen an dem cauteriſirten Theil em⸗ pfunden habe; im Gegentheil beklagte er ſich uͤber ein ſehr hefti⸗ ges Jucken nach der Vertebral-Gegend hin. Hr. Serres entſchloß ſich hierauf, die Cauteriſation an dieſem Theile vorzu⸗ nehmen. Die Verordnung blieb dieſelbe und es kam nur ein Bad hinzu. Am 24. befand ſich der Kranke viel beſſer. Die Puſteln der vordern Seite waren faſt niedergeſunken, die der hintern ſtanden noch hervor; der Schmerz war gaͤnzlich verſchwun⸗ den; der cauteriſirte Theil war vorn braun und hinten grau. Der Durſt hatte ſich vermindert und die Eßluſt begann ſich ein⸗ zuſtellen. Man gab dieſelbe Vorſchrift, wie am vorigen Tage, und geſtattete eine Viertel-Portion. Am 25. wollte Venet ausgehen. Die Zona war gaͤnzlich verſchwunden, es blieben blos die Spuren der Gauterifation zu⸗ ruͤck. Die Puſteln waren niedergedruͤckt und ſtatt ihrer bemerkte man einen ſchwarzen Streifen, als Folge der Anwendung des Höl⸗ lenſteins. Die gaſtriſchen Symptome waren gleichzeitig mit der Zo⸗ na verſchwunden. Die Eßluſt war ſehr lebhaft. Man verord⸗ nete eine halbe Portion, zwei Maas Limonade und ein Bad. Am 27. wurde der Kranke voͤllig geheilt entlaſſen. 2. Beobachtung. Bérard, 23 Jahre alt, Voltigeur im 15, leichten Infanterie- Regiment, kam ins Spital Val de gräce den 15. Juni 1821. Er war von robuſter Leibesbeſchaf⸗ fenheit und von ſanguiniſchem Temperament, war feit drei Ta⸗ gen von einem Ausſchlag befallen, welcher ſeinen Sitz auf der linken Seite des erleibs hatte, und ein außerordentlich lebhaftes Jucken erregte. Am 16. bei dem Beſuch zeigten ſich folgende Symptome. 5 ir Die Zunge war an ihrer Spitze roth; ein heftiger Schmerz wurde in der epigaſtriſchen Gegend empfunden; zuweilen ſtellte ſich eine leichte Neigung zum Erbrechen ein; die Stuhlgaͤnge wa⸗ ren ſelten und nicht reichlich; die Nefpiration etwas bewegt. Der Puls war hart und frequent. Die Zona dehnte ſich vom Nabel bis zu der Wirbelſaͤule aus; ihre Breite betrug ohngefaͤhr 221 zwei Zoll. Die Puſtern waren einander ſehr genähert und zeig⸗ ten einen ſehr dunkelrothen Hof. Man glaubte, daß man unter dieſen umſtaͤnden die Me⸗ thode des Hrn. Serres in Anwendung bringen könnte; die Cauteriſation wurde mit Höllenftein, welchen man in einer klei⸗ nen Quantität Waſſer aufgelöft hatte, verrichtet. Man ver⸗ ordnete ein Aderlaß am Arm von drei Palett *), Gerſtenwaſ⸗ fer und Suͤßholz zum Getränk; unbedingte Diät, Am 17. war der Kranke beſſer; die gaſtriſchen Symptome hatten ſich verringert; die Puſteln waren weniger hervorragend und hatten ein braͤunliches Anſehn; man cauteriſirte von neuem diejenigen, welche ſeit geſtern hinzugekommen waren. Im übrigen waren die Schmerzen viel geringer. Man machte dieſelben. Vorſchriften und verordnete das naͤmliche Verhalten. Am 18. beſtaͤtigte ſich die Beſſerung; die Zunge nahm ihre natürliche Beſchaffenheit wieder an; der Puls wurde regel- maͤßiger; die Eßluſt fing an ſich einzuſtellen. Die deutliche Entzündung um die Zona war ganzlich verſchwunden; es wa⸗ ren blos ſchwarze Punkte als Folge des Hoͤllenſteins zuruͤck⸗ geblieben. Man gab dieſelben Vorſchriften, und eine Viertel- Portion. Am 20. befand ſich der Kranke vollkommen wohl. Die ga⸗ ſtriſchen Symptome hatten gaͤnzlich nachgelaſſen; es war keine Spur des Ausſchlags am Unterleibe zuruͤckgeblieben. Man gab dieſelben Vorſchriften und halbe Portion. Am 23. war der Kranke in voͤlliger Reconvalescenz und ver⸗ ließ am 25. vollkommen geheilt das Hoſpital. 3. Beobachtung. Franz Porthier, ohne ein beſtimmtes Gewerbe, 64 Jahre alt, ſchwaͤchlich und von lymphatiſchem Temperament, war am 19. December 1825 ins Hoſpital ges kommen, ſeit längerer Zeit von einer Harnverhaltung befallen worden, befolgte aber das dabei nöthige Verhalten, als er fich, am 21. Februar 1826 bei dem Beſuche über ein ſehr lebhaftes Jucken an der linken Seite des Unterleibs beklagte. Herr Lies franc erkannte, als er ihn unterſucht hatte, daß ſich eine noch nicht voͤllig deutliche Abdominal-Zona darſtellte, deren Sitz ſich⸗ von dem Nabel bis in die Vertebralgegend ausdehnte. Da der Geſundheitszuſtand im Allgemeinen gut war, ſo begnuͤgte man ſich damit, ihm reichlich Gerſtenwaſſer mit Suͤßholz, und drei Suppen zur Mundportion zu verordnen. Am 23. waren die Puſteln, welche geſtern in kleiner Anzahl vorhanden waren, viel zahlreicher; ſie zeigten ſich erhabener und gegen den Mittelpunkt weiß, verurſachten Kopfſchmerzen und waren mit einem rothen Hofe umgeben. Hr. Lisfranc hielt es unter dieſen Umftänden für rathſam, die von Hrn, Serres erfundene Methode anzu: wenden. Ich wurde deshalb veranlaßt, die Cauteriſation anzu⸗ ſtellen. Dieſe Operation wurde auf folgende Art gemacht. Ich durchſtach ſofort mit der Spitze einer hinlänglid) geſchaͤrften Lanz cette alle Puſteln, welche die Zona bildeten. Hierauf cauteri⸗ ſirte ich mit Hoͤllenſtein. Man verordnete dem Kranken Ger— ſtenwaſſer mit Suͤßholz; allerſtrengſte Diät. Am 23. ſagte uns der Kranke, daß die Schmerzen faſt un⸗ mittelbar nach der Cauteriſation verſchwunden waͤren. Einige Puſteln waren von neuem hinzugekommen und ich cauteriſirte ſie durch die Anwendung des naͤmlichen Mittels voͤllig. Die Operation verurſachte blos einen ſehr gelinden Schmerz. Man verordnete dem Kranken dieſelben Medicamente. Die Eßluſt fing an ſich einzuſtellen; man gab ihm die Viertel- Portion, Am 24. hatten ſich die Puſteln ſehr geſetzt, fie hatten ein braunliches Anſehen und verurſachten keinen Schmerz. Übrigens war die allgemeine Geſundheit gut. Man gab dieſelben Vor⸗ ſchriften und verordnete das naͤmliche Verhalten. Am 25. waren die Puſteln ganzlich verſchwunden, es blieb blos ein breiter ſchwarzer Guͤrtel als nothwendige Folge der An⸗ wendung des Höllenfteins zuruͤck. Man gab dieſelbe Vorſchrift und eine halbe Portion. > *) Die Palette wird zu Ziv angenommen, — nn 222 Am 1. Marz war der Zuſtand des Kranken ſehr befrie⸗ digend. Die Spuren des Höllenſteins fingen an zu verſchwinden; er empfand keinen Schmerz mehr. Man gab dieſelben Vorſchrif⸗ ten und verordnete daſſelbe Verhalten. Am 5. Maͤrz war keine Spur der Zona mehr vorhanden, und man behandelt nun nur noch die Affection, wegen welcher er in das Hoſpital aufgenommen worden war. | Dieſe Beobachtungen haben, wie es mir ſcheint, auf eine evidente Weiſe bewieſen, welche Vortheile man aus der Anwen⸗ dung dieſer Methode ziehen kann. Nachforſchungen uͤber die Natur und die Wir⸗ kungsart des giftigen Princips der Schwaͤm⸗ me. Von Letellier. (Ein Auszug aus einer Diſſertation, welche den Titel führt: Recherches sur les propriétés alimentaires, médicales et veneneuses des champignons qui croissent aux envi- rons de Paris, Janvier 1826.) . Außer den zahlreichen Stoffen, welche in den Schwämmen enthalten und von Vauquelin und Braconnot aufgezeichnet worden ſind, kommen zwei Subſtanzen darin vor, von wel— chen Jedermann ſpricht und welche Niemand kennt. Die erſte iſt ein ſcharfes Princip, welches durch das Trocknen, durch das Kochen, durch die Maceration in verduͤnnten Saͤuren, in Alcohol und in Alcalien leicht zerſtoͤrt wird. Wenn man die Schwaͤmme, welche es enthalten, der Deſtillation unterwirft, fo erhält man zuerſt ein Waſſer von einem ſehr ſtarken Geruch und von einem faden Geſchmack, aber ohne Schaͤrfe. Hierauf wird der anfangs nicht ſehr unangenehme Geruch immer mehr empyreumatiſch, jedoch immer ohne Schaͤrfe, und das was in der Retorte zuruͤckbleibt, hat feinen Geſchmack ganz verloren. Wenn man Stuͤcke von denſelben Schwaͤmmen aufgeloͤſt in Eſſig⸗ ſaͤure, Alcohol, Kali thut, fo find 24 Stunden hinreichend, um: ihren Geſchmack ganz zu zerſtoͤren, und die erſten von ſelbſt ver⸗ dunſtenden Fluͤſſigkeiten laſſen kaum einige Atome eines unwirk⸗ ſamen Stoffs zuruͤck, während die mehrere Tage lang fortgeſetzte Maceration in reinem Waſſer oder das viermal wiederholte Rei⸗ ben und Waſchen dieſe Schärfe nicht wegnehmen koͤnnen. Dieſes Princip ſcheint mir in allen agarici mit gleichen La⸗ mellen, und in allen milchigen agarici, in Hinſicht feines Ge⸗ ſchmacks und des Geruchs, welchen es vermittelſt der Waͤrme aushaucht, nicht immer identiſch zu ſeyn. Es ſcheint in den bittern agarici und vorzuͤglich in dem agaricus stypticus ver- ſchieden zu ſeyn; doch iſt es ſehr ſchwer, uͤber einen jo fluͤchtigen Stoff etwas Beſtimmtes zu ſagen. Die zweite Subſtanz der Schwaͤmme iſt das giftige Prin⸗ ep. Aus den zahlreichen Verſuchen, welche ich mit derfelben: gemacht habe, geht hervor, daß ihre Kraft weder durch das Trocknen noch durch das Kochen geſchwaͤcht wird, und daß ſie durch Saͤuren, durch verduͤnnte Alcalien, durch das eſſig⸗ ſauere Blei und durch die Gallaͤpfeltinktur weder zerſetzt noch pracipitirt wird. Sie iſt in Waſſer und in allen Fluͤſſigkeiten, welche Waſſer enthalten, aufloͤslich. Unaufloͤslich iſt fie in Ather, obgleich alle Schriftſteller das Gegentheil behauptet haben. Sie ſcheint ſich nicht cryſtalliſiren zu koͤnnen und folglich von färben- den Materien und von Salzen mit Kali- und Natron: Baſis frei zu ſeyn. Sie zeigt ihre Gegenwart weder durch Geruch noch durch Geſchmack an, widerſteht einer weit hoͤhern Temperatur, als die des ſiedenden Waſſers iſt, und bildet mit den Säuren: cryſtalliſirbare Salze. Dieſe Subſtanz, von welcher ich glaube, daß ſie nur in dem agaricus bulbosus, in dem ag. muscarius und wahrſcheinlich in dem ag. vernus vorhanden iſt, und allein die nach der In⸗ geſtion dieſe beobachteten Symptome hervorbringt, würde, wenn man ihr einen Namen geben wollte, den Namen Amanitin 223 erhalten koͤnnen, welcher von dem Namen der Abtheilung von agarici hergenommen iſt, in welchen man ſie findet. 0 Wenn die Schwaͤmme durch ein ſcharfes, fluͤchtiges oder harziges Princip wirken, jo find die hervorgebrachten Zufälle ge⸗ woͤhnlich gefaͤhrlich, und zeigen eine mehr ober weniger intenjive Entzündung an. Es ſcheint mir unwiderlegbar zu ſeyn, daß dieſe Principe einzig durch ihre Berührung auf den Verdauungs- kanal wirken. Aber wenn ſich die Wirkung der Schwämme von einem giftigen Princip herſchreibt, ſo bringt die Ingeſtion der⸗ ſelben die von den Schriftſtellern berichteten fuͤrchterlichen Sym⸗ ptome hervor, welche hier aufzuführen unnüg iſt. Die Unterſu⸗ chung nach dem Tode zeigt das ganze Capillargefaͤßſyſtem, wie mit Blut injicirt, welches wahrſcheinlich von den Eonvulfionen und von dem langen Todeskampf herruͤhrt. Bisweilen find Ecchymoſen auf der Haut, oft Rothe der Gedaͤrme, Congeſtion im Gehirn, Injection der Gefäße der conjunetiva vorhanden. Man bemerkt zwar auch Spuren einer gleichzeitigen Reizung der Gedaͤrme, aber die Ohnmachten, die Convulſionen, das delirium rühren vorzüglich und vielleicht einzig von der Abſorption des giftigen Princips her. Die ſpaͤte Periode, in welcher dieſe Symptome entſtehen, die Art derſelben, ihre Intenfitat, verglichen mit der Schwäche des Verdauungskanals ſcheinen ſchon dieſe Wirkungsart anzuzei⸗ gen, doch iſt fie auch durch vielſache Verſuche erwieſen, welche ich mit den verſchiedenen Schwammpraͤparaten an Fröfchen ges macht habe. Wenn die giftige Subſtanz in ziemlich ſtarker Do⸗ ſis in das Zellgewebe des Ruͤckens injicirt wurde, ſo ſchien das Thier beftändig während der zehn erſten Minuten ſehr ruhig zu ſeyn. Hierauf ſchien es Beſchwerde zu empfinden und wurde unruhig. Von 25 bis zu 35 Minuten entſtanden heftige Con⸗ oulfionen, welche denen von dem Opium bei denſelben Thieren hervorgebrachten ganz ahnlich waren und ebenfalls durch Entkraͤf⸗ tung unterbrochen wurden, und der Tod erfolgte in einer hal⸗ ben Stunde bis zu einer Stunde. Das Zellgewebe, welches die Injection aufgenommen hatte, war gar nicht geroͤthet, und die Schnelligkeit des Todes ließ keine Spur von Blutcongeſtion zuruck. In ſchwaͤcheren Doſen verurſachte dieſes giftige Prin⸗ cip stupor und Erſtarrung vor den Convulſionen. Die durch dieſes Princip hervorgebrachten Symptome haben mit denjenigen viel Ahnlichkeit, welche durch das Opium hervor⸗ gebracht werden. Noch eine Uhnlichkeit beſteht darin, daß ſich nach Pallas die Ruſſen durch den agaricus muscarius in Trunkenheit, welche mit coma oder delirium furiosum vers bunden iſt, verſetzen. Die anzuwendenden Heilmittel ſind von Orfila angegeben worden. 0 . wuͤrde, 224 Miseellen. Weber die äußerliche Anwendung der Blaufäu⸗ re (117) hat Hr. Kr. Phyſikus Dr. Schneider (Neg. Bez. Duͤſſeldorf) einige intereſſante Erfahrungen gemacht. 1) Bei einem 50jaͤhrigen, ſeit zwei Jahren nicht mehr menſtruirten Frauenzimmer, das ſeit vielen Jahren an einem unerträglich ſchmerzhaften, juckenden Flechtenausſchlage an den Geburtsthei⸗ len litt, und wobei alle bekannten Mittel vergeblich angewandt waren, wandte Dr, S. die Blauſaͤure (anderthalb Drachmen mit 6 Unzen rectifizirtem Weingeiſte) aͤußerlich an, und in Zeit von 14 Tagen war auch keine Spur eines Leidens mehr da. 2) Bei einer S4jährigen, noch ziemlich gefunden Frau, die ſeit langen Jahren an dem nehmlichen Uebel, wie die eben bezeich⸗ nete, litt, verband derſelbe die obige Zuſammenſetzung mit eben ſo viel Roſenwaſſer, weil es ſonſt hier zu ſehr gereizt haben und der Erfolg war eben ſo gluͤcklich. 3) Bei einem 30jahrigen Manne, der von feiner Kindheit an am herpes fa- rinaceus litt, ſeit einigen Jahren aber oft dabei ein unertraͤg⸗ liches Jucken an den Beinen hatte, hob obige Zuſammenſetzung nicht allein in wenigen Tagen dieſes laͤſtige Uebel, ſondern die Haut der Beine wurde ganz glatt und erhielt eine ſo geſunde Farbe und Conſiſtenz, wie fie nie gehabt hatte. Y Leiſtete dieſe Miſchung bei einem flechtenartigen Ausſchlage an der rech⸗ ten Bruſt einer 70jaͤhrigen Frau die ausgezeichnetſte Wirkung. 5) Ein 40 jähriger Mann litt feit 26 Jahren an einem herpes miliaris rodens, der vorzüglich in den behaarten Theilen feis nen Sitz nahm, und ein ſo unertraͤgliches Jucken verurſachte, daß der Kranke ſich mit gebundenen Haͤnden ins Bett legen mußte, wenn er ſich nicht durchaus wund kratzen wollte. Oefters war er gezwungen, einige Tage ſogar das Bett zu meiden. Viele Aerzte hatten Baͤder und ein Heer von Mitteln vergebens gebrauchen laſſen. Hr. Dr. Schneider fing im October 1824 die aͤu⸗ ßere Anwendung der Blaufüure an, welche von einem fo gus ten Erfolge war, daß ſehr bald das laͤſtige Jucken beſeitigt wurde. Der Flechtenausſchlag heilte, die Haut verlor ihre Rauhigkeit, wurde weich und geſund, und der ſehr vergnuͤgte Patient konnte ſeine Geſchaͤfte wieder verrichten. Gegen übermaͤßige Blutungen nach Anlegung don Blutegeln, die bei Kindern oft ſehr beunruhigend wer— den koͤnnen, empfiehlt ein engliſcher Chirurg in the Lancett Nr. 123. eine geſaͤttigte Aufloͤſung von Alaun, mittels einer Compreſſe aufgelegt, als ganz zuverlaͤſſiges Mittel. Bibliographiſche Neuigkeiten. Historical Researches on the Wars and Sports of the Mongols and Romans, in which Elephants and wild Beasts were employed or slain, and the remarkable local Agreement of History with the Remains of such Animals found in Europe and Sibiria. By John Ranking. London 1826. 4. m, Chart, und Kupf. (Auf dieſes Buch, deſſen Verfaſſer ſich 20 Jahre lang in Ine boftan und Rußland aufhielt, gedenke ich zuruͤckzukommen.) De la nonexistence du virus vénérien prouvée par le rai- sonnement, observation et l'experience; avec un traité theorique et pratique des maux vénériens, ré- digé d'après les principes de la nouvelle doctrine mé- dicale. Par L, F, R. H. Richand des Brus D. M. Teme 1. Paris 1826, 8. (Der Pf. hat ſich drei Jahre hinter einander im Militairhoſpital zu Straßburg mit dem Studium der ſpphilitiſchen Krankheit beſchaͤftigt. Er vers ſichert, anfangs an der Exiſtenz des Giftes nicht gezweifelt zu haben, ſondern erſt, nachdem er geſehen, daß der Mer⸗ kur zuweilen nicht wirkte, daß er haͤuſig Gaſtritis hervor⸗ brachte, welche nun wieder Gliederſchmerzen, Hautausſchlä⸗ ge, Gefchwüre, Geſchwuͤlſte in der Kopfſchwarte ꝛc. vers anlaßt haͤtten; endlich habe die Erfahrung, daß er bei ſehr empfindlichen Kranken, bei denen der Merkur zahlreiche Zu⸗ faͤlle veranlaßte, durch Palliativ-Mittel (welche paſſend ge⸗ weſen wären, wenn keine ſpeeifiſche Urfache dageweſen wäre zu feiner großen Verwunderung völlige Heilung bewirkt habe, feinen Glauben erſchuͤttert. Nun habe er vom März 1823 bis Auguſt 1824 Verſuche gemacht; er habe waͤhrend der Zeit 1655 Kranke zu behandeln gehabt, von denen 342 der Merkurialbehandlung unterworfen wurden, um verglei⸗ chen zu koͤnnen. Es habe ſich ergeben, daß der Vortheil auf der Seite der Behandlung ohne Merkur geweſen fey.) — — — — Notizen aus dem Gebiete der Natur⸗ und Heilkunde. Nro. 501. (Nr. 15. des XIV. Bandes.) Juli 1826. Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. In Commiſſion. bei dem Kon. Preuß. Gräng-Poftamte zu Erfurt, der Koͤnigl. Säͤchſ. Zeitungs⸗Expedition zu Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u. Taxiſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes-Induſtxie-Comptoir. Preiß eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Rthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes mit der Abbildung 6 ggl. Natur über die Temperatur der beiden Hemiſphaͤren. (118) Vom Prof. Simonoff zu Caſan. g Seit dem Anfang des 16. Jahrhunderts und der erſten Umſchiffung des Cap Horn hat in Europa durch— gehends die Meinung geherrſcht, daß die füdliche He— mifphäre viel kaͤlter ſey, als die noͤrdliche; Mairan und Buffon bekaͤmpften dieſe Meinung, aber mit ges ringem Erfolg. Aepinus ſtuͤtzte ſie durch neue Gruͤn— de; Cook beſtaͤtigte ſie durch die Entdeckung der unge— heuern Eismaſſen, welche den Suͤdpol umlagern. Dieſe ungeheuern Eisbloͤcke zeigen ſich ſchon bei 71, ja in einigen Meeren ſchon bei 68° S. B. Billing hau⸗ fen, der die Sloop Woſtock commandirte, auf welcher ich mich als Aſtronom befand, konnte, aller Anſtrengun— gen ungeachtet, nicht weiter als bis zum 7often Breite— grad vordringen. Auf einem einzigen Meridian iſt Cook bis zum 71 10° gekommen, und neben dieſen Punct ſchrieb er auf ſeine Karte: Non plus ultra. In der noͤrdlichen Hemiſphaͤre dagegen haben der Ad— miral Tchiſchagoff und der Capitain Scoresby den gaͤſten Breitegrad erreicht. Anter 54° S. B. fanden wir die Kuͤſten von Neu— georgien und der Macquarie-Inſeln ganz mit Schnee bedeckt und die Baͤume voll Eis (hier fehlt die Angabe der Jahreszeitṽ) . Im Monat December, welcher uns ſerm Juni entſpricht, ſtieg in der Naͤhe von Neugeor— gien das Reaumur'ſche Thermometer nie über + 4. Die Natur iſt daſelbſt wie ausgeſtorben; wir ſahen daſelbſt keinen einzigen Baum und uͤberhaupt ſehr wenig Vege— tation, waͤhrend in unſerer Hemiſphaͤre, z. B. zu Ca— fan unter 56° N. B., das Thermometer im Juni bis auf 30% R. ſteigt, und alles blüht. Die Bäume tra— gen Fruͤchte, und der Boden giebt ſo reichliche Erndten, daß mehrere umliegende Diſtricte verſorgt werden koͤnnen. *) Als der Verf. dies ſchrieb, konnte er wahrſcheinlich noch nicht wiſſen, daß der Capitain Wed dell im Jahr 1822 bis zum 74° 18“ S. B, gelangt iſt, und daſelbſt ein vollkom⸗ men freies Meer vor ſich ſah. D. Ueb. Fu n d e. Unter dem 64° S. B. ſtand das Thermometer im Som— mer faſt auf o, während man in unſerer Hemiſphaͤre unter derſelben Breite die bluͤhende Stadt Archangelsk findet. Das Auſtraleis ruͤckt zuweilen bis zu der gleich— namigen Breite von Abbeville und Boulogne in Frank— reich vor. Mehrere Phyſiker haben uͤber die Urſache einer ſo auffallenden Verſchiedenheit Hypotheſen aufge— ſtellt; ſo hat man z. B. den Grund in der elliptiſchen Geſtalt der Erdbahn geſucht. Bekanntlich iſt die Erde der Sonne in unſerm Winter naͤher, als im Sommer. Außerdem beſcheint die Sonne die noͤrdliche Hemiſphaͤre 7 Tage laͤnger als die ſuͤdliche. Dieſe Excentricität der Erdbahn ſcheint auf den erſten Blick dahin zu wirken, daß die Sommer bei uns nicht zu heiß und die Winter nicht zu kalt werden koͤnnen. Unterſucht man die Um— ftände aber näher, fo ſieht man bald, daß ihr Einfluß auf die Temperatur unmerklich ſeyn muͤſſe. Wirklich iſt der Unterſchied zwiſchen der groͤßten und kleinſten Entfernung der Erde zu der Sonne im Verhaͤltniß zu dieſer Entfernung ſelbſt ſo winzig, das laͤngere Verweilen der Sonne uͤber unſerer Hemiſphaͤre ſo unerheblich (indem von dieſen 7 Tagen noch die Naͤchte abgehen), daß ein ſo großer Unterſchied in der Temperatur unmoͤglich durch ſo kleinliche Urſachen her— beigefuͤhrt werden kann. Wir wollen indeß beiſpiels— weiſe annehmen, die angefuͤhrten Umſtaͤnde haͤtten einen merklichen Einfluß auf die Temperatur, fe würde der Unterſchied zwiſchen der Sommer- und Wintertempera— tur in der füdlichen Hemiſphaͤre größer ſeyn muͤſſen, als in der nördlichen. Nun iſt aber gerade das Gegentheil der Fall. Wir ſahen z. B. in Neuſeeland unter 419 S. B. die Menſchen mitten im Winter faſt nackt ge⸗ hen, und das Thermometer zeigte ungefähr + 16 R. Auf der Macquarie-Inſel bemerken wir eine Art von Papageyen, die keine große Kaͤlte vertragen kann. Nun leidet es aber keinen Zweiſel, daß dieſe Voͤgel dort das ganze Jahr bleiben, denn man findet ſie in keinem andern Lande, und die große Ausdehnung der benach— barten Meere müßte a ganz unmöglich 1 227 machen. Daraus folgt, daß der Winter in hohen und mittlern Bretten in der ſuͤdlichen Hemiſphaͤre wahrſchein— lich gemaͤßigter iſt, als in der noͤrdlichen. Die elliptiſche Form der Erdbahn erklaͤrt alſo die Verſchiedenheit der Temperatur der beiden Hemiſphaͤren nicht. Biot hat in ſeiner Astronomie physique die Anſicht ausgeſprochen, daß der große Flaͤchenraum, den die See in der ſuͤdlichen Hemiſphaͤre einnimmt, zu ih— ser Erkaͤltung beitragen koͤnne. Allein Humboldt hat, meines Wiſſens, in feinem Werke uͤber die iſother— miſchen Linien zuerſt beſtimmt nachgewieſen, daß dies wirklich der Fall ſey. „Der geringe Flaͤchenraum des Landes, ſagt er, welcher die ſuͤdliche Hemiſphaͤre ent— haͤlt, iſt der Grund, daß dort nicht nur die Jahreszei— ten weniger Temperaturunterſchied darbieten, ſondern daß auch daſelbſt die mittlere jaͤhrliche Temperatur be— deutend verringert wird. Dieſe Urſache iſt meiner An— ſicht nach wirkſamer, als die Excentricitaͤt der Erdbahn. Im Sommer ſtrahlt das Land mehr Waͤrme aus, als das Waſſer, und der obere Luftſtrom, welcher von dem Aequator nach den Polen zu geht, trifft die noͤrdliche Hemiſphaͤre ſtaͤrker als die ſuͤdliche.“ Dieſer Einfluß des Meeres laͤßt ſich meiner Anſicht nach erklaͤren, ohne daß man zu der ſecundaͤren Urſache, einem Luftſtrom, feine Zuflucht zu nehmen braucht. Allein ehe wir hierauf eingehen, wollen wir betrachten, wie die Sonne die Erde erwärmt. 5 Die leuchtenden Strahlen dieſes Geſtirns verbreiten ſich unaufhoͤrlich im Raume nach allen Richtungen. Ein Theil davon gelangt auf unſere Erde, und theilt ihr eine gewiſſe Quantitaͤt Waͤrme mit. Abſorbirte die Erde dieſe unaufhoͤrlich, ſo haͤtte ſie lange zum Gluͤhen ge— bracht werden muͤſſen; allein ſobald ſie eine gewiſſe Quantitaͤt eingeſogen, und fie einige Zeit bei ſich behal— ten, ſtrahlt ſie dieſelbe wieder aus. Hieraus erklaͤrt ſich die conſtante Temperatur der Erde. Laplace hat nachgewieſen, daß ſich ſeit Hip— pa rch's Zeiten, d. h. ſeit 2000 Jahren, die Tempera tur der Erde nicht um 4° verändert hat; indeß bringt die verſchiedene Lage der Puncte der Erdoberflaͤche zu den Sonnenſtrahlen einen großen Unterſchied in An— ſehung der Erwaͤrmung hervor. Die Strahlen, welche auf die Tropengegenden ſenkrecht fallen, erwaͤrmen dieſe ſtätker, als andere Länder, die fie ſchief treffen. Daher iſt das Tropenklima heiß, waͤhrend die Polargegenden, an denen die Strahlen nur hinſtreifen, mit ewigem Eiſe bedeckt ſind. Dieſer Unterſchied ruͤhrt offenbar von der verſchiedenen Neigung der Sonnenſtrahlen zu dem wah— ren Horizont jedes Ortes ab. Mit den Mathematikern zu reden, koͤnnte man ſagen, daß die mittlere Tempera⸗ tur jedes Punktes der Erdoberflaͤche eine Function der meridialen Sonnenhoͤhe ſey, wenn man mehrere locale Eigenthuͤmlichkeiten, z. B. unterirdiſches Feuer, Naͤhe des Meeres, Luftſtroͤmungen u. ſ. w. nicht in Anſchlag bringt. Dieſe Funktion iſt am Horizont = 0 und im Zenith am groͤßten. 228 Hieraus entſteht in unſern gemaͤßigten Zonen der Wechſel der Jahreszeiten. Wenn die Sonne dieſſeits des Aequators koͤmmt, ſo fallen ihre Strahlen in einer weniger ſchiefen Richtung ein, und erwaͤrmen daher un— ſere Gegenden mehr. Das Gegentheil findet ſtatt, wenn fie wieder auf die andere Seite des Aequators tritt. Dann erhalten wir nur wenig von ihrer wohlthuenden Waͤrme, ſo daß alle Naturkraͤfte in's Stocken gerathen. Eben daher ruͤhren auch die taͤglichen Temperaturveraͤn— derungen, denn je hoͤher die Sonne am Horizont ſteigt, deſto ſenkrechtere und erwarmendere Strahlen ſchickt fie uns zu, und in der Nacht koͤmmt uns nur die Waͤrme 10 1655 welche die Erde wieder in die Atmoſphaͤre aus— rahlt. In den Tropenlaͤndern iſt der Unterſchied in der Temperatur der Jahreszeiten nicht ſo merklich; denn ob— gleich die Sonnenſtrahlen in verſchiedenen Jahreszeiten unter verſchiedenen Winkeln einfallen, ſo iſt doch die Differenz nicht betraͤchtlich. Es laͤßt ſich nachweiſen, daß die im Laufe jedes Tages vorkommenden Temperaturunterſchiede auf den Kuͤſten betraͤchtlicher ſind, als im offenen Meere. Ei— nen Beleg dazu geben folgende Beobachtungen. 18919 auf der Rhede von St. Croix, bei der Inſel Teneriffa. . | Keaum, Thermom. | ] h tar Unterjcied, Gee r. Breite. 3 Mitternacht. Mittag. a | 9 27% | +17 + 200 | + 3° 16 20 4 15 19 4 280 287% 19 21,5 2,5 18 4 4 Sobald wir uns von der Inſel entfernten und in hoher See befanden, wurden die Temperaturunterſchiede unbedeutend, wie man aus folgender Tabelle erſieht. Reaum. Thermom. | 255 232 —Aunterſchted. Geoge Breiter 81 Mitternacht. Mittag. nee | . Oct. 13. + 219 21° 0° * 4. 22 + 22 = 0 99 55% 15. 22 23 1 8 35 16. 2175 22 0,5 17,58 17. 22 23 1 7 18 18. 22 23 1 6 47 19. 22,5 22,5 0 5 49 21. 22 23 1 5 27 23. 22,5 22,5 0 4 14 24, 22,5 25 0,5 3 48 . 21 21 0 3 14 26. 21,5 21 — 0,5 3 09 27: 21,5 22,5 +1 2 36 *) Das Datum iſt nicht bemerkt; allein im Grunde iſt auch "für den vorliegenden Zweck nicht noͤthig, es zu kennen. Man erſieht doch aus den Beobachtungen, daß bei einer mittlern Temperatur von + 17 und + 20 der Unterfcied 229 In andern Gegenden zeigen ſich die Temperatur⸗ unterſchiede an den Küften nicht weniger bedeutend. In der Bucht Matavay bei Otaheiti. | Reaum. Thermom. | Mitternacht. | Mittag. | Juli 23. 1820. Unterſchied. 2 Breite. + 10, 14 24°, 50 + 8°, 24. 17 24, 5 7, 55 N) 25. 17, 5 . 21 3,5 17 29 ½ 26. 17 21,2 4, 2 ö 27. 16, 7 20, 5 3, 7 Waͤhrend wir im Jahr 1821 vor Rio Janeiro la— gen, waren die Temperaturunterſchiede, wie ſich aus folgender Tabelle ergiebt, noch betraͤchtlich. Das Ther— mometer wurde auf den faſt noch nackten Felſen Hios de Rados unter 22° 54° S. B. beobachtet. | Reaum. Thermometer, | 3 . W. Unte ed, 1 | 3 Mittag. schi Maͤrz 14. + 20°, + 26°, 5 60, 5 \ 15. 18, 5 24, 2 + 7. 16. 18, 7 25, 0 6, 2 17. 19, 5 25. 6, 2 18. 19, 5 22, 7 3, 2 19. 18, 0 25, 0 7, 0 20. 17, 7 26, 0 8, 2 21. 19, 0 24, 2 5, 2 22. 19, 0 24, 5 5, 5 24, 16, 0 20, 0 4,0 25. 16, 2 22, 0 Al, 26. 16, 7 „ 0 5 27. 17, 2 25, 0 * 7, 7 28. 18, 7 En 6,5 29. 17, 2 22, 0 Ai 30. 16, 2 23, 0 82 31. 17, 0 22, 0 5, 0 April 1. 16, 2 24, 2 8, 0 2 18, 0 25, 0 7,0 3. 18, 0 26, 0 8 0 4. 17, 0 23, 0 6, 0 5. 22 26, 0 8, 2 6. 18, 0 2, 5 5, 5 7. 18, 7 RER) 8, 2 8. 17, 0 23, 0 6, 0 14. 17, 0 25, 0 8, 0 15. 17, 0 27, 0 10, 0 16. 17, 0 24, 0 7, 0 In hoher See beobachteten wir dieſe Unterſchiede nie, ſelbſt in kalten Meeren nicht, wo die Temperatur— wechſel bedeutender ſind, wie man aus folgender Tabelle erſieht. Reaum. Thermom. 81 * W N i „ „ i * 1819 Mitternacht. f Mittag. Unterſchied P Breite Nov. 23. + 178, 0 T 195, 0 + 2, 0 256, 42 24. 16, 0 19, 0 3, 0 27, 37 25. 18, 5 18, 0 — 0, 5 30, 34 26. 16, 0 17,5 +15 32,- 57 27. 15,5 14, 0 — 1,5 34, 22 2 der Temperatur von Tag und Nacht an der Küfte 3 bis betrug — — 230 Reaum. Thermom. 1819. 81. . ee, o, Sat. e | > i 819 | Witternadt. | wittag- Mittag. Unterſchied. De eee Breite. Nov. 28. + 12, 5 F 125, 5 [T 145, 5 + 2, 0 34, 777 29. 177 8 12, ] — o, 30 35, 4 30. 10, 0 11, +10 35, 58 Dec. 1. 10, 0 14, 0 4,0 36, 13 2 12, 0 13, 0 1,0 38, 57 3. 12, 0 15, 0 3, 0 39, 50 4. 13, 0 13, 0 0,0 41, 29 5 11, 0 9, 5 2 1, 5 42, 41 6. 8, 5 10, 0 F 1, 5 43, 33 7. 9,0 9,0 0,0 44, 39 8. 6,0 8 0 5 0 „ 35 9. 80 55 ‚oO 46, 23 10. 8, 0 wi 47, 50 11. 6,5 9 — 105 49, 8 12. 6, 5 50, 16 18. 4,0 I: + 25 52, 23 14. 2, 5 53, 6 In der an: der 5 im 1 Po⸗ larmeere. | Reaum. Thermom. 1819. | ——— ne a 819 Mitternacht. Mittag. unterſchied 92 Breite. Dec. 15. + 2, 5 J 36, 0 J 05, 5 5457 U 16. 4, 0 2, 0 = 2,0 54, 35 17. 1, 5 ,0| +05 55, 1 18. „0 2, 5 0,5 56, 18 19, 2, 5 2, 5 0,0 56, 11 20. 1,0 1,0 0,0 56, 16 21. 2,0 50| +30 56, 15 22, 2, 5 1,5 — 1, 0 Sr 23. 09 2 0,0 +0,38 56, 43 24, 0,0 1,5 1715 56, 17 25. + 0, 5 0, 5 0, 0 56, 14 26. 0,5 0,5 0,0 56, 31 27, 0,2 1,0 +0,38 56, 34 28. 1, 0 2, 0 1, 0 55, 55 30. 46 001-072 | 57,% — 7 975 E95 +15 58, 35 ; ’ 80 0,0 58 1320 7 „51 San. 05 f, +1o 5, 5 f 13 05 1,0 | 85, 54 3 1,5 — 0,2 — 1,2 59, 56 4. 1, 0 0, 5 0, 5 60, 25 In hoher See unter hohen Breiten. r ———— ——— EEEn Reaum, Thermom. AT - 1820. Mitternacht. f Mittag. | Unterſchied. Geogr. Breite Jan. 15. — 15, 5 + 5 5 + 35, 0 66°, 497 16, + 1 1,5 69, 21 17% „0 5 4 1,2 68, 52 18. 00 0 Br 2,5 68, 34 19. 0,0 0,2 0, 2 68, 34 20. 0, 0 1, 0 1, 0 68, 38 21. 5 0, 5 0, 2 * 0, 3 68, 52 22. +02 + er er e 67, 51 23 2,5 — 0, 5 + 3, 0 67, 3 24. — 1, 0 0, 5 0,5 66, 55 Feb. 4. 1,0 1,0 0,0 67, 7 „ 17 4 2, 0 0, 3 68, 27 231 Redum. Thermom. 1820. Pitternacht.] Mittag. Unterſchied. Geogr- Breite Fed. 5. 2%, 2 f 2% 5 T „ |. 689% 39 75 2, 0 — %0 0, 0 68, 32 8. 2, C 17 2 0, 8 67, 23 13. 2, 0 1,0 1,0 66, 52 14. 3,7 3,2 0,5 66, 52 Die Nachbarſchaft der Inſel St. George, der Tras ders, Sandwich- und Clark-Inſeln hatte auf die Ver— änderung der Temperatur keinen Einfluß, waͤhrend dieſe bei Teneriffa um 4° und bei Rio Janeiro um 109 wechſelte. Der Grund davon iſt offenbar, daß jene Inſeln im Verhaͤltniß zu dem ungeheuern Ocean, in dem ſie liegen, ſo wenig Flaͤchenraum haben. Dieſer Einfluß des Meerss erklaͤrt ſich aus der Be— ſchaffenheit ſeiner Oberflaͤche, von welcher, wie die Sche e⸗ le'ſchen, ſpaͤter von Sauſſure und Pictet beſtaͤtig⸗ ten Verſuche beweiſen, die Waͤrme abprallt. Daß dies ſowohl im Bezug auf die Waͤrme, als auf das Licht ſtatt findet, iſt eine laͤngſt bekannte Sache, die aber, meines Wiſſens, noch Niemand erklaͤrt hat. Meiner Anſicht nach werfen alle feſten Koͤrper Licht und Waͤrme ſo zuruͤck, wie elaſtiſche Koͤrper von ihnen abprallen, und dieſe Eigenſchaft haͤngt von der Anord— nung der Partikelchen ab, aus denen ihre Oberfläche ber ſteht. Man kann ſich die Oberflaͤche eines jeden Koͤr⸗ pers aus einer unendlichen Menge von kleinen Ebenen zuſammengeſetzt denken. Wenn dieſe ſo geordnet ſind, daß fie in Winkeln von ziemlich 180 an einander ſto— ßen, fo erſcheint uns die Oberflache des Körpers als glatt; ſind aber die Winkel kleiner, als rauh. Man denke ſich nun zwei unendlich kleine Ebenen, die einen Winkel von faſt 180 mit einander bilden. Die Licht; oder Waͤrmeſtrahlen, welche auf die eine dieſer Ebenen fallen, werden zuruͤckgeworfen, ohne auf diejenigen zu ſtoßen, welche von der andern kleinen Ebene abprallen, oder wenn der Winkel, den beide Ebenen bilden, ſo ber ſchaffen iſt, daß die von der erſten zuruͤckgeworfenen Licht- oder Waͤrmeſtrahlen die zweite treffen, ſo wird dies weit von dem Scheitel des Winkels geſchehen, und die Oberflaͤche wird in dieſem Falle das Licht oder die Wärme nicht merklich einſaugen. Iſt aber der Winkel ſehr ſpitz, ſo werden die von der erſten kleinen Ebene reflectirten Strahlen die zweite treffen, von dieſer wieder auf die enffe geworfen werden u. ſ. f. Folglich wird ſich die Waͤrme und das Licht in dem Winkel anhaͤufen, und mehr Zeit haben, in den Koͤrper einzudringen. Je ſpi⸗ tzer alſo die Winkel ſind, welche die kleinen Ebenen rau— her Flächen bilden, deſto mehr Licht und Wärme wers den fie abſorbiren. Daſſelbe laßt ſich auf den im In⸗ nern der Körper enthaltenen Waͤrmeſtoff anwenden. Dieſer ſtrahlt von innen nach außen. Bei den Koͤrpern, die eine glatte Oberflache beſitzen, werden die Strahlen wieder nach innen zuruͤckgeworfen; im entgegengeſetztern >» 252 Falle verläßt der Waͤrmeſtoff den Körper und theilt ſich dem benachbarten mit oder zerſtreut ſich im Raume. Was wir über die taͤglichen Temperaturwechſel ge: ſagt haben, laͤßt ſich eben fo gut auf die jährlichen an: wenden. Die gewaltigen Meere, welche die füdliche Hemi— fphäre bedecken, werfen die Wärme zuruͤck; folglich ers waͤrmen ſie ſich im Sommer weniger und erkaͤlten ſich im Winter langſamer, deshalb iſt die Temperatur gleich— foͤrmiger, als in unſerer Hemiſphaͤre. Unter 60° S. B. ſteigt ſie z. B. nie hoch genug, um das Eis zu ſchmel— zen und die Vegetation moͤglich zu machen. Durch die Naͤhe der Kuͤſten wird dies Gleichgewicht vernichtet und die Temperatur erhöht. So iſt z. B. die mittlere Tem peratur unter den entſprechenden Breiten bis zu 34° ziemlich gleich, was daher ruͤhrt, weil unter dieſer Breite die füdliche Hemiſphaͤre eben fo viel Land beſitzt, als die noͤrdliche. Man wird die obigen Anſichten noch einleuch— tender finden, wenn man bedenkt, daß in den Gewaͤſ— fern, wo das Feſtland ſich weiter nach Suͤden erſteeckt, z. B. unter dem Meridian des Cap Horn, die Eismaſ— ſen erſt mehr in der Naͤhe des Pols getroffen wer— den, und von dieſer Seite kann man ſich demſelben auch am meiſten naͤhern. über die Verbindung des Pflanzenreichs mit dem Thierreich. (119) „Die Pflanzen, ſagt Hr. W. Edwards in einer am 8. Mai 1826 in der Acad. des Se. gehaltenen Vorleſung, haben ſo Vieles mit den Thieren gemein, daß man wohl hieraus auf eine Analogie der Functionen beider ſchließen konnte; doch hat ſich, außer Dukrochet, in Frankreich Niemand mit der vers gleichenden Anatomie und Phyſiologie derſelben beſchuͤftigt.“ Ber hufs einer Unterſuchung über den Einfluß der vorzuͤglichſten phy⸗ ſiſchen Agentien auf die wirbelloſen Thiere, der er ſchon andere sur l'influence des principes agents physiques sur les vertébrés vorausgeſchickt hatte, und bei welcher er ſich nicht allein auf einfache Thiere beſchraͤnken wollte, unternahm es Hr. Edwards, die Conjugaten, eine Familie der Conferven, zu unter⸗ ſuchen. Fruͤhere Naturforſcher, welche ſich um dieſen Gegens ſtand verdient gemacht haben, wie Chantrans, Vaucher haben jedoch, mit geringen Ausnahmen, an dieſen Weſen nur vegetabiliſche Erſcheinungen beobachtet. Nur Bory de St. Vincent bemerkte das wechſelſeitige Uebergehen dieſer Geſchoͤpfe in Vegetabilien und dieſer wiederum in Animalien. Um das vermuthlich dabei obwaltende Geſetz, nach welchem eine ſolche Bildung vor ſich geht, aufzufinden, wiederholte Hr. E. die Un⸗ terſuchungen Vauchers, und befllß ſich beſonders, über den innern Bau der Conjugaten in's Klare zu kommen. Seine Ver⸗ muthung, daß die Faden, welche dieſe Conferven bilden, nicht aus einer einfachen, durch Scheidewaͤnde in mehrere Höhlen ge— theilten, walzigen Membran, ſondern vielmehr aus einer Reihe kleiner, mit einander durch einen gemeinſchaftlichen Ueber⸗ zug verbundener Roͤhren beſtehen, wurde beſtaͤtigt, als er die Pflanzen in einer Localitat hielt, welche der Unterhaltung ihres Lebens durchaus nicht guͤnſtig war. Sie zerſielen, ſo zu ſagen, vor feinen Augen. Die größte Röhre platzte, und die kleinen, in ihr enthaltenen trennten ſich davon, indem ſie allmaͤhlig eine elliptiſche Form annahmen, und ſo, mit dem darin vorhandenen gruͤnen Färbeſtoff, ein den Keimen oder Sproſſen der Conjuga⸗ ten ahnliches Anſehen erhielten. Manchmal bekamen dieſe klei⸗ 233 nen Behälter ſogar Vewegung und ſelbſt die Körner des grunen Stoffs traten unter Erſcheinungen freiwilliger Bewegung aus ihnen herpor. Eingedenk der Prieſtley'ſchen Beobachtungen über die grüne Materie, begann er neue Unterſuchungen. „Ich brachte, ſagt E., in ein mit Waſſer angefuͤlltes Ge⸗ faͤß etwas weniges Kalbfleiſch, an welchem ſich, nach Prieft: ley, vorzuͤglich leicht den grünen Stoff erzeugt, und in ein anderes Gefaͤß ein kleines Stuck von einem Kohlblatt, welches ebenfalls gruͤnen Stoff hervorbringt. Beide Gefaͤße wurden der Sonne ausgeſetzt. Als ſich nach Verlauf einiger Tage in dem Gefaͤße, welches das Stuͤck Kalbfleiſch enthielt, durchaus keine Veranderung der Farbe zeigte, nahm ich einige Tropfen von ver Oberflache weg; in dieſen bemerkte ich blaͤschenähnliche Kügelchen von verſchiedener Größe, welche ſich zum Theil gar nicht, zum Theil aber nach allen Richtungen bewegten. Als ſpaͤ⸗ terhin das Waſſer und die Waͤnde des Gefaͤßes gruͤn zu werden anfingen, unterſuchte ich noch einige Tropfen, aber ſtets von der Oberfläche, „ Ich erkannte darin eine große Anzahl Thier— chen, welche größtentheils den fruͤher geſehenen aͤhnlich waren, aber ſich durch die grüne Färbung unterſchieden. Die Veraͤn⸗ derung ſchien mir ganz der aͤhnlich, welche die weißen Theile einer Pflanze erleiden, welche ſich, dem Licht ausgeſetzt, eben⸗ falls grun färben. Eine große Anzahl dieſer Thierchen zeigte die Charactere der Monas pulvisculus‘, Müller, Oft naͤher— ten fie fi), und wenn fie ſich beruͤhrten, fo wurden ihre Bewe- gungen aufgehalten oder wenigſtens langſamer. Anfangs ſchienen, fie ſich von einander trennen zu wollen, und dies gelang ihnen auch bisweilen; oft blieben fie aber vereinigt, und bildeten dann die Monas Uva, Müller. Bei einigen dieſer Gruppen war alle Bewegung unterbrochen, oder vollig vernichtet. Letztere Erſcheinung zeigte ſich auch, wenn die Thierchen an die Wände des Gefaͤßes ſtießen, wo dann auch die Bewegung langſamer wurde oder aufhoͤrte. Ließ man die Fluͤſſigkeit langſam verdun⸗ ſten, fo konnte man dieſe Zuſammenhaͤufung der kugeligen Thier— chen willführlich hervorbringen. Die Bewegungen wurden mit zunehmender Verdunſtung langſamer und beſchränkten ſich auf bloße Oscillationen, und zu gleicher Zeit trat eine große Anzahl, der Thierchen zuſammen. Wenn ſich kein einziges mehr beweg— te, jo war es ſchon hinreichend, einen Tropfen Waſſer hinzuzu— ſetzen, um allmaͤhlig und theilweiſe dieſe Bewegungen wieder eintreten zu ſehen; kam man aber damit zu ſpaͤt, ſo zeigten ſich dieſe Bewegungen nicht wieder. Demnach zeigten dieſe We⸗ ſen abwechſelnd vegetatives, und animaliſches mit Bewegung verbundenes Leben, und es hing ganz von meiner Willkuͤhr ab, ob fie Vegetabilien oder Animalien ſeyn ſollten. In dem andern Gefäße mit dem Stuͤck des Kohlblatts zeige ten ſich dieſelben Monaden; aber außer ihnen bemerkte man ſpindelfoͤrmige Zellen, welche ganz den Pflanzenzellen aͤhnlich waren, und, jede, zwei Koͤrnchen oder Kuͤgelchen von grünem Faͤrbeſtoff enthielten. Anfangs waren keine Bewegungen zu be— merken, aber bald fingen die Oscillationen an, und wurden bei einigen immer ſtaͤrker. In dieſem Zuſtande ſtellten ſich die Kü- gelchen als Vibrio punctatus, Muller, dar. He Ein Fall von der Anwendung der Blaufäure bei'm ketanus (120). Von Dr. Daniel H. Trezevant. Die auffallenden Wirkungen, welche die Blauſaͤure in dem folgenden Falle hervorbrachte, machten einen ſtarken und bleiben⸗ den Eindruck auf die Gemüther der Arzte, welche gegenwärtig wa⸗ ren, und ſie ſtimmten einer wie der andere darin überein, daß ſie dieſelbe in der Folge bei jeder vorkommenden Gelegenheit ver⸗ ſuchen wollten. 232 Als Hr. E. jetzt die Pflanze nicht mehr mackriren ließ, ſon⸗ dern Stuͤckchen von dem Blatte unter ‚das Mikroſcop brachte, und mit der Stecknadel ruͤttelte und an ihnen zog, entſtanden eine Menge Conferven, welche mit denen, die er einzeln in dem Waſſer gefchen, zu einer und derſelben Art gehoͤrten. Ja es gelang ihm endlich, fie, vermittelſt der Luftgefͤße, deren auf: gerollte Windungen hineinzuſehen erlaubten, fo zu ſagen, lebend in der Pflanze felbſt zu entdecken. „Ich ſtellte, ſagt er, dieſe Verſuche mannichfaltig veraͤndert an, erhielt aber ſagar die Ueberzeugung, daß auch die eigenthuͤmlichen Gefaͤße des Blatts, indem ſie, von dem Einſaugen des Waſſers aufgetrieben, ſich von einander losreißen, durch die Einwirkung der Sonne ein eignes Leben erhalten und ſich zu Conferven bilden. Demnach koͤnnen alle Hauptbeſtandtheile des Blatts, wenn fie ſich unter paſſenden umſtaͤnden zerſetzen, ein unabhängiges Leben erhalten. Aus dieſen Beobachtungen geht daher folgen- des hervor. 1) Die kleinſten Blaͤschen, jene Koͤrner von gruͤnem Stoff, welche in den Zellen des Parenchym's enthalten, ſind, nach Zerſetzung dieſer Zellen, wenn fie daraus hervorkommen, faͤhig, entweder einzeln als Thierchen, oder als Pflanze zuſam⸗ mengehaͤuft, ein eigenthuͤmliches Leben zu fuͤhren. 2) Eben ſo kann auch die die gruͤnen Koͤrner enthaltende Zelle, wenn fie ſich ohne Zerſetzung trennt, in dieſe beiden Zus ſtaͤnde übergehen, 3) Sind auch die eigenthuͤmlichen Gefaͤße der Pflanzen faͤhig, als Conferven ein eigenes Leben fortzufuͤhren. Miscellen. Die an den ſeltenſten Arten reichſte Kaͤfer⸗ Sammlung hat der franzoͤſiſche Generallieutenant Graf De— jean zu Paris. Seit laͤnger denn 20 Jahren unternahm er fuͤr dieſen Zweck Reiſen durch verſchiedene Laͤnder, und ſcheuete die groͤßten Opfer nicht. Der 1821 von ihm herausgegebene Katalog begriff 6692 Arten; ſeitdem iſt aber die Sammlung um das Doppelte vermehrt worden. Der kuͤrzlich erſchienene erſte Band einer Beſchreibung dieſer Coleopteren umfaßt nicht mehr als 431 Arten, und demnach waͤren 26 bis 27 Bände er- forderlich, um die ganze Sammlung zu beſchreiben. In dem Berichte, welcher uͤber das Werk des Grafen der Academie der Wiſſenſchaften vorgelegt worden iſt, wird daſſelbe als das Beſte im feiner Art und als ein Muſter einer Monographie dieſer Thiere empfohlen. Die Zwergſpitzmaus, Sorex pygmaeus, minu- tus oder minimus (121), das kleinſte Saͤugethier, wel: ches Pallas in Siberien fand, und das bisher fuͤr ein Eigen⸗ thum dieſes Landes gehalten wurde, hat man jetzt auch in Schle⸗ fien, und zwar in der Umgegend von Neiße, aufgefunden. Ein ſol⸗ ches erwachſenes Thier iſt ohne den Schwanz nur 1 Zoll 8 Linien lang und wiegt im Ganzen 36 Gran. 0 u n de. Sie hat eine äußerft entſchiedene Kraft, nervoͤſe Reizung zu mindern, und es iſt, wie ich glaube, nicht zu viel gefagt, daß fie in vielen Krankheiten, welche von diefer befonderen Be: ſchaffenheit der Konſtitut ion entſtehen, ſich als ein außerſt ſchaͤtz⸗ bares Mittel zeigen wird. Zufolge einiger Wirkungen, von wel⸗ chen ich Augenzeuge geweſen, bin ich geneigt zu glauben, daß das aͤußerſt beſchwerliche Erbrechen, welches bei der Schwanger⸗ ſchaft durch krankhaft erhoͤhte Reizbarkeit hervorgebracht wird, au ae a as befeitigt werden kann. Sollte nicht e Gaſtrodynjie durch die Anwendun werden koͤnnen? ’ ce e 235 Der Fall iſt ganz ſo mitgetheilt, wie er Stunde für Stunde beobachtet worden iſt. Ich habe es nicht der Muͤhe werth gehalten, einige Veränderungen zu machen, indem ich glaubte, duß er wuͤrde. Blos eine Bemerkung habe ich zu machen, und zwar in Bezug auf die Quantität des angewendeten laudanum. Es wird gewöhnlich in weit größeren Doſen gegeben, doch da wir fanden, daß der Magen gleich vom Anfange jede Doſis aus⸗ warf, welche groͤßer als die gegebene war, ſo wurden wir be⸗ wogen, uns mit der maͤßigen Portion zu begnuͤgen, welche wir angewendet haben. 7 Dieſe Säure ſcheint eine weit entſchiedenere Wirkung auf die Deglutitions- und Reſpirations-Muskeln zu haben, als auf die der Ertremitaͤten. Wenn fpätere Verſuche beweiſen, daß dies eine Thatſache iſt, wird es da nicht, bei der Behandlung der aſthmatiſchen Affektionen und der ganzen Reihe von anginoͤ⸗ fen Krankheiten, ein ſchätzbares Mittel ſeyn? Herr C. erhielt am Montag den 24. Maͤrz eine Wunde durch einen Flintenſchluß. Die fuͤnf Bleiſtuͤcke, womit die Flinte geladen geweſen war, drangen nahe an der fibula durch den Unterſchenkel, ſo daß dieſer Knochen ohngefaͤhr zwei Zoll weit von feinem periosteum entblößt und gebrochen wurde, auch trafen fie die tibia und zerſchmetterten fie ſehr, und eine Portion derſelben wurde ganz weggeſchoſſen. Wegen aͤrztli⸗ cher Hülfe wurde er nach Columbia geſchafft, welches ohn⸗ gefahr drei engliſche Meilen weit von der Stelle entfernt iſt, wo C. verwundet wurde. Die Wunde wurde mit einem Brei⸗ umſchlag aus Mehl und Kraͤutern verbunden, Es kam weder eine bedeutende Entzuͤndung, noch eine konſtitutionale Stoͤrung hinzu. Der Breiumſchlag wurde fortgeſetzt, bis Eiterung und Granulationen entſtanden. Als einige Tage nachher die Theile ein etwas welkes Ausſehen annahmen, wurde Terpentinſpiritus angewendet. Unter dieſer Behandlung nebſt einem gelegentlichen Laxirmittel fuhr der Patient fort, ſich zu beſſern. Als ohnger faͤhr eine Woche nach dem Zufalle die Lappen ſich losgetrennt hatten, bemerkte ich bei der Berührung des entbloͤßten Endes der tibia, daß es äußerſt empfindlich und ſehr ſchmerzhaft war. Am Dienſtag Nachmittags den 8. April klagte der Kr. Uber Kraͤm⸗ pfe in dem Unterſchenkel und uͤber eine gewiſſe Steifheit in den Kinnbacken. Als ich ihn am Mittwoch Morgen ſah, waren die Convulſionen ſehr betrachtlich, traten ohngefähr alle 15 Minuten ein, und ſie waren, wie er ſagte, die Nacht uͤber eben ſo geweſen. Seine Ruhe war folglich ſehr geſtoͤrt worden. Es wurden ihm ſogleich 50 Tropfen laudanum gegeben, und 30 Tropfen alle zwei Stunden zu nehmen verordnet, Nachher wurde eine gro⸗ ßere Quantität verſucht, aber ſein Magen wollte weder eine große Doſis noch haufige Wiederholungen des Mittels vertragen. Als ich ihn am Nachmittag beſuchte, ſagte er, daß er ſich viel beſſer befände, daß die Kraͤmpfe an Staͤrke und Häufigkeit nach⸗ gelgſſen hatten, und daß die Steifheit der Kinnbacken geringer ſey. Die Nacht hindurch wurde dieſelbe Behandlung fortgeſetzt. Am Donnerſtag Morgen befand ſich der Patient noch beſſor, die Krämpfe waren weniger häufig und heftig, die Kinnladen noch mehr erſchlafft, die Bewegung derſelben ging freier von Statten, und die Behandlung war wie zuvor. um 12 Uhr befand ſich der Patient ſchlechter, der Krampf der Gliedmaßen war nicht ſo haͤufig, aber die Muskeln der Kinnlade waren ſteifer. Es wurden nun spiritus salis ammoniaei und China dem laudanum zugeſetzt und alle zwei Stunden 50 Tropfen gegeben. Um 8 Uhr Abends waren die Muskeln der Kinnlade noch ſteifer, weshalb die Doſis des Arzneimittels vergroͤßert wurde. Am Freitag waren die Kraͤm⸗ pfe des Unterſchenkels faſt ganz beſeitigt, aber der trismus war ſtaͤrker. Es war eine Empfindung von Spannung in der Bruſt vorhanden, die Muskeln des Halſes waren ſteif und unnachgie⸗ big, und die Kraͤmpfe wurden durch jeden Verſuch zum Schluk⸗ ken hervorgebracht. Die Doſis des laudanum und des sprrit. salis ammoniaci wurde nun fo geſteigert, daß von jedem 80 Tropfen gegeben wurden, aber der Magen warf das laudanum in ſeiner gegenwartigen Form am inſtructivſten ſeyn „ 6 wieder aus. um 4 Uhr Nachmittags hatten ſich die tetaniſchen Symptome verſchlimmert; es wurden alle zwei Stunden 3 Gran Opium und, in der Hoffnung, Merkurialthatigkeit hervorzubrin— gen, 4 Gran Calomel gegeben. um 8 Uhr war die Krankheit noch ſchlimmer und kam dem vollkommenen trismus ſehr nahe; das Calomel und Opium wurden die Nacht hindurch fortgeſetzt. Die Wunde ſah wahrend dieſer ganzen Periode immer gut aus, gab einen geſunden Eiter, und Granulationen fuhren fort ſich zu bilden und ſahen feſt und compact aus. Der Knochen war bei der Berührung noch immer jehr empfindlich. Die Quantitat der Arzneimittel war ſo groß als ſie der Patient verſchlucken konnte. Jede Dofis wurde in 8 Theile getheilt, von welchen er jede Viertel- ſtunde eine nahm. Am Sonnabend Morgens waren die Symptome ſehr verſchlimmert. Die Krämpfe kehrten bei jedem Verſuch zum Schlucken, und jedesmal, wenn ihm etwas zum Trinken vorgehalten wurde, wieder. Sie erſtreckten ſich nun bis zu der Bruſt und dem Ruͤcken; die Steifheit der Kinnladen und des Halſes war groß. Das Opium wurde weggelaſſen und spiri- tus terebinthinae zu einer halben Unze pro dosi gegeben und alle Stunden oder alle zwei Stunden wiederholt. Nachdem der Kranke die erſte Doſis genommen hatte, wurde der Magen ſehr reizbar. Die Krämpfe kehrten bei jedem Verſuche zum Schlucken wieder; der Puls war voll, ſtark und etwas geſpannt. Um 12 Uhr ſchien der Terpentinſpiritus eine geringe Erſchlaffung hervorger bracht zu haben, aber die Krämpfe waren noch eben fo häufig und ſtark; es zeigte ſich copidſe Perſpiration an der Stirn und den Armen; die Krämpfe in der Bruſt waren ſtaͤrker, die Re— ſpiration war ſehr erſchwert und jede Bewegung brachte eine Ruͤckkehr der Kraͤmpfe hervor; es war ein Schmerz vorhanden, welcher fi von der cartilago ensiformis an bis zum Rüden erſtreckte. Da die Lage dieſes Mannes verzweifelt zu ſeyn ſchien, fo ſchlug ich in Berathung mit den Doctoren D—, E— und G — vor, die Wirkung der Blauſaͤure zu verſuchen. Ich ver ſuchte ihm eine Doſis in mucilago Gummi arabiei zu geben, aber wegen des ſixirten Zuſtandes feiner Kinnladen und der wie⸗ derkehrenden Kraͤmpfe gelang es nicht. Da ich wußte, daß dieſes Arzneimittel auf die Nerven jedes Theils wirkt, mit wel⸗ chem es in Beruͤhrung kommt, ſo beſchloß ich einige Tropfen zwiſchen feine Zähne einzubringen. Demnach wurden 4 Tropfen, mit einer gleichen Portion Waſſer verdünnt, auf feine Zunge ge— bracht. Die Wirkung war erſtaunlich. In ohngefaͤhr 5 Minus: ten ſagte er mit hinlaͤnglicher Verſtandlichkeit, daß er ſich ſehr erleichtert fühle, und verlangte Waſſer. Ich gab ihm ein Wein— glas voll, welches er mit Leichtigkeit trank, ohne daß es Krampf hervorbrachte. Er klagte jedoch uͤber große Hitze auf der Zunge von, der Medicin. Ohngefaͤhr 15 Minuten nachher gab ich ihm noch 4 Tropfen mit 6 Theeloͤffeln voll Waſſer verdünnt. Dieſes ver⸗ ſchluckte er gut, und ſagte, daß es ihm viel beſſer ſey; die Sprache war weit beſſer, er konnte ſeinen Unterkiefer mit Leichtigkeit bewegen, und öffnete feinen Mund frei und weiter als er in drei Tagen gethan hatte. Eine Stunde nachher gab ich ihm 2 Tropfen mit 4 Unzen Waſſer verdünnt, was er im⸗ mer noch gut verſchluckte. Seitdem er die Saͤure genommen, hat er nur zwei Konvulſionen im Unterſchenkel und keine im Ruͤcken und im Halſe gehabt. Die Kinnladen ſind erſchlafft. Er war nun im Stande, die Zunge herauszuſtrecken. Sie war offenbar von der Medicin verfaͤrbt. Der Patient klagte, daß fie ihm wie verbrannt vorkomme; ſie hatte das Ausſehen, als wenn fie mit einem gluͤhenden Eiſen gebrannt ſey. Mit 20 Tropfen Säure, in 3 Unzen Waſſer verdünnt, wurde der Hals in 1½ Stunden zweimal eingerieben. Die Saͤure veraͤnderte die Starke, Haͤu⸗ ſigkeit und Harte des Pulſes, wenn dies nicht die Wirkung der Weglaſſung der ſtimulirenden Mittel geweſen iſt, die vorher genommen worden waren — es war ihm Rum ad libitum zu trinken geſtattet worden. — um 2 Uhr waren die Muskeln der Kinnlade wieder ſteifer. Der Koͤrper empfand die Wirkung der Säure nicht lange. Ich gab dem Kr. noch zwei Tropfen, wel⸗ che die Steifheit der Muskeln hoben. Er hatte einen ſehr geſunden 237. Schlummer von ohngefaͤhr 45 Minuten, und erwachte durch einen leichten Krampf im Unterſchenkel. Die Reſpiration war gut, 63 in der Minute. Bevor er die Saͤure genommen hatte, war ſie erſchwert, beſchleunigt und aͤngſtlich. Das Geſicht hat die außerordentliche Angſtlichkeit verloren, welche es in den letzten 18 Stunden hatte, und iſt jetzt natuͤrlich. um 4 Uhr war der Lrismus noch immer unbedeutend, die Kraͤmpfe in dem Gliede waren leichter und weniger haͤufig. Ich gab 4 Tropfen und wiederholte dieſe Doſis in 30 Minuten. Nach jeder Doſis erfolgte eine Beſſerung. Die um 2 Uhr gegebene Doſis hatte ihn in den Stand geſetzt, feinen Mund zu öffnen und die Zunge herauszuſtrecken, was er ſeit einer halben Stunde nicht hatte thun können. um halb 5 Uhr klagte er über Hunger. Ich gab ihm ein halbes Noͤſel Milch, welche er trank, ohne daß ſie auch die geringſte Convulſion erregte. Bald nachher trank er mehr Milch und aß etwas Brod, welches in dieſelbe eingebrockt war, Um 5 uhr hatte die Beſſerung noch mehr Fortſchritte gemacht, die Kraͤmpfe in dem Unterſchenkel waren weniger ſtark und weniger häufig; die Steifheit der Kinnlade und des Halſes war vergangen; er konnte nun ſeinen Kopf in jeder Richtung bewegen. Von dieſer Zeit an bis um halb 10 Uhr war er von allen tetaniſchen Symptomen vollkommen frei; er ſagte, daß er ſich ganz ohne Beſchwerde fuͤhle, und ſich fuͤr wohl halte. In einem der benachbarten Gebaͤude brach ein Feuer aus, und hierdurch, wurde er gewaltig erſchreckt; fein Geiſt war ſehr bewegt und er wendete viel koͤrperliche Anſtren⸗ gung an, um der Gefahr zu entgehen. Er wurde weggeſchafft, aber während dies geſchah, wurde der gebrochene Unterſchenkel mit Gewalt an eine Mauer geſtoßen, was ihm vielen Schmerz verurſachte. Die Kinnladen wurden bald darauf unbeweglich, die Zähne feſt zuſammengellemmt, und die Krämpfe kehrten bei jeder Bewegung wieder. Durch Beharrlichkeit gelang es, zwei Tropfen Saͤure in zwei Drachmen Waſſer verduͤnnt in ſeinen Mund zu bringen; ſie brachte ſogleich Erſchlaffung der Muskeln hervor. In einer halben Stunde gab ich ihm einen anderen Tropfen. Um halb 11 Uhr verließ ich ihn betraͤchtlich erleich— tert; die Kinnladen waren wieder erſchlafft und er konnte ſeine Zunge herausſtrecken. Nun trank er viel Milch. Aus Nachlaͤſ⸗ ſigkeit der Wärterin war die Nacht uͤber keine Arznei gegeben worden und mit Tagesanbruch hatte er wieder Gonvulfionen, Am Sonntag um 7 Uhr hatte er nur eine leidliche Nacht ges habt. Die Krämpfe hatten zugenommen und befielen ihn meh: rere Male in der Bruſt. Ich gab ihm 5 Tropfen Saͤure und verordnete ihm alle 4 Stunden ſo viel zu nehmen. Um 12 Uhr ſchien er, ſeitdem er die Säure genommen hatte, ſehr erleichtert zu ſeyn. Die Steifheit war nicht ſo groß und die Sprache deutlicher. um 5 Uhr hatte er ſich während des Nachmittags ſchlechter befunden; die Kraͤmpfe in dem Unterſchenkel waren ſehr ſtark und häufig, aber die der Kehle und des Halſes waren nicht fo bedeutend als früh am Morgen. Ich verordnete, den Unterſchenkel mit Saͤure und Waſſer einzureiben, wornach die Convulſionen, wie er ſagte, nicht mehr ſo ſtark und nicht mehr ſo häufig waren. Knapp uͤber dem Knie wurde ein Veſikator um das ganze Glied herum aufgelegt. Der Koͤrper war ein wenig aufgeregt; der Puls voll, hart und ſchlug ohngefähr 90 Mal in der Minute; die Reſpiration war gut. Am Montag um 8 uhr hatte er waͤhrend der Nacht ſeine Arznei genommen, geſtern zwei Ausleerungen gehabt, und war waͤhrend der Nacht von Zeit zu Zeit gerieben worden. Die Krankheit hatte nicht ugenommen, ſondern vielmehr abgenommen. Er konnte gut ſchlucen, und der Eiter, welcher geſtern etwas bünn und geron— nen war, hatte ein geſunderes Ausſehen angenommen. Das Veſikator zog gut. Er hielt ſich für wohler. Es wurden 6 Tropfen Saͤure gegeben und 4 Tropfen alle halbe Stunden zu nehmen verordnet. Milch wurde ſo oft und ſo viel gegeben, als er wollte. um 12 uhr befand er ſich noch beſſer; um halb 1 Uhr hatten die Krämpfe an Stärke zugenommen, und erſtreck— ten ſich bis auf den Ruͤcken und die Bruſt. Das Schlucken geht 238 noch immer gut. Er hatte eine ſpaͤrliche und dunkele Auslee⸗ rung gehabt, welche den durch China hervorgebrachten Auslee— rungen etwas ähnlich war. um 1 Uhr waren die Kraͤmpfe noch heftiger, es war große Steifheit der Muskeln des Halſes und des Ruͤckens vorhanden; man konnte den Körper an dem Kopfe in die Höhe heben. Es wurden alle halbe Stunden 8 Tro« pfen Säure zu nehmen verordnet. um 4 Uhr befand er ſich etwas beſſer, das Schlucken ging beſſer von Statten, und der Puls war durch die Arznei reducirt. Um 5 Uhr war die Steifheit noch geringer; er konnte ſeinen Kopf vorwaͤrts beugen. Es wurden alle halbe Stunden 12 Tropfen Säure und Merkurialeinreibun— gen mit spirit. salis aınmoniaei. verordnet, welche eine ſehr ſtarke und allgemeine Perfpiration verurſachten. Um 7 Uhr. Er hatte in der vorhergehenden Stunde zwei copiofe Ausleerun- gen von einer dunkelen theerartigen Materie gehabt; von 5 Uhr bis um 6 Uhr hatte er alle halbe Stunden 12 Tropfen genom⸗ men. Um halb 8 Uhr hatte er einen ſehr ſtarken Krampf im Thorax, das geſunde Bein bewegte ſich ſehr, doch dem An— ſchein nach nicht ganz unwillkuͤhrlich. Er bewegte ſeine Arme mit Gewalt hin und her. Der Beſchreibung ſeiner Empfindun— gen nach hatte ſich die Krankheit auf die Lungen geworfen und Unterbrechung der Reſpiration hervorgebracht. Um 8 Uhr ver— ſuchte er etwas Milch zu trinken, was einen aͤhnlichen Anfall hervorbrachte, welcher ohngefaͤhr 10 Minuten dauerte, worauf er ſtarb. Alle Arzneimittel waren weggelaſſen worden. Es iſt wenig zu bezweifeln, daß dieſer Fall am Sonnabend toͤdlich geendet haben würde, wenn nicht feiner Heftigkeit durch die Blaufäure Einhalt gethan worden wäre, Die ſpasmodiſchen Anfaͤlle waren von derſelben Art, und er zeigte dieſelbe Furcht vor Fluͤſſigkeiten, welche bei der Hydrophobie ſtattfindet. Der Anblick von Waſſer erregte bei ihm mehrere Male Gonvulfionen, Im Anfange feiner Bettlaͤgerigkeit hatte er bisweilen Leibes- verſtopfung, welche durch den Gebrauch von Salzen, cremor tartari, Jalappe u. ſ. w. gehoben wurde. So lange als er an tetanus litt, war der Leib gewoͤhnlich offen, und wenn dies nicht fo war, fo verſchaffte ein enema copiöfe Ausleerungen. Sollte ein Fall von tetanus in meiner Praxis vorkommen, fo werde ich gewiß die Blauſaͤure wieder verſuchen. Bei dieſem Patienten vereitelten die widerwaͤrtigen umſtaͤnde, welche eintras ten, den Erfolg. Der furchtbare Schrecken und die Geiſtesun— ruhe, und die Anſtrengung der Muskeln, um ſich von dem Feuer zu entfernen; daß er, in einer feuchten, kuͤhlen Nacht wegge⸗ ſchafft und am folgenden Tage mit Tagesanbruch wieder zurüds gebracht wurde; daß ihm wahrend der Nacht keine Arznei geges ben worden war, dies find Umſtaͤnde, welche die Krankheit vers ſchlimmerten. Sollte es nicht rathſam ſeyn, die Saure als eine Lotion auf die verwundete Oberflache zu appliciren! Wenn ich eine richtige Meinung von dieſer Krankheit habe, ſo fehlen die Praktiker darin, daß ſie erhitzende, ſtimulirende Mittel ohne Unterſchied appliciren, um Eiterung hervorzubringen. In die— ſem Falle wurden vor dem Gebrauche der Blauſaͤure durch die Application des Derpentinſpiritus die Krämpfe in dem Unter: ſchenkel vermehrt, und die Eiterung ſehr verſchlechtert. Die ſe— dative Kraft der Säure verbeſſerte die Eiterung. Erdroſſelung eines Menſchen durch einen Eingeweidewurm. Einen bisher noch nicht beobachteten pathologiſchen Zuſtand der Schilddruͤſe, der einen toͤdtlichen Ausgang hatte, beſchreibt Hr. Prof. Rapp in Tuͤbingen in Friedreich's und Heſſelbach's Beiträgen. Er fand vor einigen Jahren an einem 14jährigen Mens ſchen einen faſt kugelfoͤrmigen Kropf mit gleichformiger Oberflaͤche; der Durchmeſſer mochte zwischen 2 — 3 Zoll betragen; beim Anfühlen war der Kropf feſt und geſpannt; die ſe Geſchwulſt machte die Reſpi⸗ ration ſehr beſchwerlich und der Menſch erſtickte. Bei der Section (auf dem anatomiſchen Theater) fand R. blutigen Schaum in der 239 euftröhre und ihren Aeſten; die innere Haut war geröthet durch viele kleine Blutgefäße, die wie injicirt ausſahen: Erſcheinungen, die bei'm Tode durch Erſticken häufig beobachtet werden. Auf die Nervenſtaͤmme am Halſe, den nervus pueumogastricus und sympathicus hatte die Geſchwulſt nicht gedruͤckt, dieſe wa⸗ ren etwas Weniges auf die Seite geſchoben; hingegen der obere Theil der Luftroͤhre war gegen die vordere Flaͤche der Halswir⸗ bel feſt angedruͤckt, und dadurch wie ein Band breit gemacht. Die Subſtanz der Schilddruͤſe zeigte ſich nicht vergrößert oder veraͤndert, aber in derſelben ſaß eine Waſſerblaſe, die ſich ſehr geſpannt anfuͤhlte und ganz frei, und ohne allen Zuſammenhang mit den umgebenden Theilen war; ſie allein hatte den Kropf ge⸗ bildet, welcher die Luftröhre platt drückte, Aehnliche Waſſerbla⸗ fen fanden ſich noch in andern Organen, beſonders in druͤſigen; in der Leber waren ſie am zahlreichſten, eine fand ſich in der linken Niere, eine in der Milz, doch war auch eine in dem ſoasmuskel der linken Seite und eine in der linken Lunge. Die Groͤße dieſer Blaſen war verſchieden, ſie hatten einen bis faſt brei Zoll im Durchmeſſer; fie beſtanden aus einer weißen dicken Haut, die ſich leicht in zwei Blaͤtter theilen ließ, und enthiel⸗ ten eine helle ungefarbte Fluͤſſigkeit; auf der innern Oberflaͤche fanden ſich unzählige, kleine, weiße Körner, wie Sandkoͤrner, welche unter dem Mikroſcop als kleine Wuͤrmer, an denen man deutlich einen Hakenkranz unterſcheiden konnte, ſich zu erkennen gaben; kurz es waren Blaſenwürmer, ſie hatten alle Kennzei⸗ chen des Echinococeus. Der Echinococcus ift eine mit Waf- ſer gefüllte Blaſe, die mit dem Koͤrper des Menſchen oder des Thiers, von dem ſie beherbergt wird, nicht im organiſchen Zu⸗ ſammenhange ſteht; auf der innern Oberflaͤche dieſer Blaſe find kleine Wuͤrmer, die hier gemeinſchaftlich in ſehr bedeutender An⸗ zahl leben. Dieſe Entozoen verhalten ſich wie die Korallen, wo ein gemeinſchaftlicher Stamm oder Baum einer großen Anz zahl Polypen gemeinſchaftlich iſt. k ! j Man findet zwar im menſchlichen Körper nicht ganz felten Hydatiden, aber in den meiſten Faͤllen ſind es Blaſen, von einer buͤnnen Haut gebildet, die ein helles Waſſer enthalten, ohne daß man etwas von Organen, einem Kopf, Hakenkranz, Saugoff⸗ nungen u. dergl. an ihnen unterſcheiden koͤnnte, ſo daß Rudol⸗ phi zweifelt, ob man dieſe Korper, welche Laͤnnec unter dem Namen Acephalochstis als Wuͤrmer beſchreibt, in die Reihe der Thiere ſetzen koͤnne. Der Echinoeoceus kommt zuweilen in den Eingeweiden der Wiederkäuer und des Schweins vor, und dieſer ſcheint, obſchon man ihn geſchieden, von dem in dem menſchlichen Körper nicht ſpecifiſch verſchieden zu ſeyn. AUuebrigens find die Falle, wo derſelbe im Menſchen gefunden wurde, ſehr ſelten; Meckel, Rudolphi und Renndtorff, Bremſer, vielleicht Prochaska haben dieſes Entezoon in den Eingeweiden des Menſchen geſehen, Es ſcheint hauptſaͤchlich bei jüͤngern Menſchen vorzukommen, ſo wie auch der ihm ver⸗ wandte Coenurus cerebralis der Schaafe, welcher die Dreh⸗ krankbeic verurſacht, faſt nur bei Jaͤhrlingen ſich zeigt. — 240 Miseellem Lähmung der Geſichtsmuske ln. (122) Diefer Krank heitszuſtand, den der Kreisphyſikus Dr. Eichelberg (Reg. Ber zirk Düffeldorf) mehrere Male beobachtet hat, verhält ſich nach deſſen Beſchreibung in folgender Art. Es werden ohne alle Vorboten, bei dem beſten Wohlbefinden, Individuen von einer Laͤhmung der Geſichtsmuskeln an der einen oder der andern Seite des Kopfes befallen. Der Mund wird plotzlich oder auch wohl im Verlaufe einer halben Stunde allmaͤhlig nach der ger ſunden Seite hingezogen. Die Stirnmuskeln verlieren an der gelaͤhmten Seite ihre Falten, und das Auge kann hier nur halb geſchloſſen werden. Dieſer Zufall erfolgt ohne alle Schmerzen, oft mitten in heitern Geſpraͤchen, ſelbſt fo, daß die Umfichene den die Entſtellung der Geſichtszuͤge eher wahrnehmen, als der Kranke etwas empfunden hat. In einer 20 jährigen Praxis find Hrn. Dr. E. bis jetzt 9 Fälle der Art vorgekommen, und zwar bei den verſchiedenſten Verhaͤltniſſen des Alters, Geſchlechts und der Conſtitution. Die Mehrzahl der Kranken war im mittlern Alter, der aͤlteſte 60 und der juͤngſte 12 Jahre alt. Hinſicht⸗ lich des Geſchlechts befanden ſich unter dieſen 9 Perſonen 5 weibe liche und 4 männliche. Einige waren von ſtarker, andere von ſchwaͤchlicher Conſtitution, aber alle geſund. Bei keinem war Anlage zum Schlagfluſſe, bei keinem iſt je ein zweiter Fall ein⸗ getreten, obgleich mehrere ſchon ſeit 15 Jahren die Krankheit uͤberſtanden haben, und alle ſind noch am Leben und geſund. Alle Individuen wurden hergeſtellt, zwei am ſchnellſten in 4 bis 6 Wochen, und zwei am langſamſten in 2 bis 3 Jahren. Bei der Mehrzahl aber dauerte die Krankheit uͤber ein Jahr hinaus. Bei einigen Kranken ſchien Erkaͤltung die Urſache des Uebels zu ſeyn, bei den meiſten indeſſen war gar keine Veranlaſſung auf—⸗ zufinden. Bemerkenswerth dürfte ſeyn, daß unter den Kran— ken ein Vater zwiſchen 50 und 60 Jahren alt, und ſeine beiden Kinder von 12 bis 15 Jahren, in verſchiedenen Jahren da⸗ von befallen wurden. Bei allen Kranken waren die Sym— ptome durchaus gleich, und an Sntenfität verſchieden, fo daß die Mundwinkel der geſunden Seite bald mehr, bald weniger auswärts ſtanden, und die Nugenlider ſich bald mehr, bald we⸗ niger naͤherten. Die Urſache ſucht Hr. D. E. in dem nervus facialis, und die Hauptmittel, die er anwandte, waren Veſi⸗ eatore auf das foramen stylo- mastoideum, die lange Zeit in Eiterung erhalten wurden, und dann reizende Einreibungen in ie gelaͤhmten Muskeln. Die Beſſerung kam immer ganz all⸗ mählig. Im Anfange bemerkten die Kranken einige Beſchwer⸗ den beim Reden und vorzuͤglich beim Trinken, welche die Ge⸗ wohnheit bald verſchwinden machte. { Corpora Intea (125) find von Dr. Madintofp und Dr. J. Scott zu Edinburg einmal in der Leiche eines fünfjährigen Kindes gefunden worden, Bibliographiſche Neuigkeiten. A., Rich ard's mediciniſche Botanik. Aus dem Franzöfifchen mit Zuſaͤtzen und Anmerkungen, herausgegeben von Dr. G. Kunze ıc. Zweiter Theil. Berlin 1826. 8. (Durch dieſen zweiten Theil (vergl. Notizen Nr. 155 S. 15) nach idem zu fruͤhzeitigen Tode des D. Kummer von dem Hrn, Profeſſor K 'nze allein bearbeitet, iſt nun dieſes jetzt für die deutſche Literatur wichtige Werk vollendet.) Maladies nerveuses des auteurs rapportées a l'irritation de l'encéphale, des nerfs cerebro rhachidiens et splanchniques avec on sans inflammation. Par J. G. Fourcads Prunet, D. M. Paris 1826. 8. — —— — etc aus dem Gebiete der Ratur⸗ und Heilkunde. Nr. 302. (Nr. 16. des XIV. Bandes.) Juli 1826. Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. In Commiſſion bei dem Königl. Preuß. Graͤnz⸗Poſtamte zu Erfurt, der Kön. Saͤchſ. Zeitungs-Expedi zu Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u. Taxiſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Kandes-Snbulteier Gompiei. Preiß eines jeden Bandes von 24 Bogen, 2 Rthir. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes 3 ggl, Niet üer Über mikroſcopiſche Vegetabilien. (124) Die Leſer der Notizen werden ſich der Edwards ſchen Unterſuchungen und Beobachtungen uͤber dieſen Ge— genſtand (ſ. d. vorige Nr. S. 252) erinnern, zu Folge welcher behauptet wurde, daß die einfachen blaſigen Koͤrperchen, wel— che die ſogenannte Prieſtle y'ſche Materie bilden, mochte dieſe nun auf vegetabiliſchen oder animaliſchen Subſtanzen entſtanden ſeyn, einzeln, ſich als Infuſorien und faͤhig zeigen, mancherlei Bewegungen auszufuͤhren, aber ver— einigt, gleichſam zu vegetabiliſchen bewegungsloſen Koͤrperchen erſtarren, und daß hier alſo die Stelle ſey, wo ſich Thier- und Pflanzenreich mit einander verbin— den. In einer am 12. Juni der Akademie der Wiſſen— ſchaften zu Paris vorgeleſenen Abhandlung des Hrn. Turpin uͤber mikroſcopiſche Vegetabilien ſpricht ſich dagegen der Vf., ſeinen Beobachtungen zu Folge, dahin aus, daß eine ſolche Verbindung nicht beſtehe, und daß das einfache vegetabiliſche Blaͤschen im Zu— ſtande der Iſolirung nie ſpontaner Bewe— gungen faͤhig werde. „Dieſe einfachen Blaͤschen, ſagt er, ſind es, welche auf Steinen, auf alter Rinde abgeſtorbener oder noch lebender Baͤume, auf den feuchs ten Glasſcheiben von Glashaͤuſern ꝛc. jene Art Schim— mel oder gruͤner Materie bilden, der von der, wel— che aus macerirten thieriſchen Subſtanzen entſteht, ganz verſchieden iſt; der Prieſtleyſche Stoff iſt eine Verbindung von untereinander ganz verſchiedenen Weſen. Die eins fachen oder Elementarblaͤschen (globuline nennt ſie der Pf.), welche den vegetabiliſchen grünen Stoff bilden, haben durchaus nicht immer einerlei Farbe; man ſieht gruͤne, graue, rothe, gelbe und ſelbſt ſchwarze, und auch viele ganz weiße. Die grünen find anfangs immer weiß, Auch behalten ſie nicht immer dieſelbe Farbe die ganze Zeit ihres Lebens hindurch, ſondern koͤnnen z. B. durch eine Art Verkuͤmmerung oder Zuruͤckbleiben in der Aus— bildung wieder weiß werden. . Bringt man eine gewiſſe Menge dieſes vegetabi— liſchen Stoffs trocken auf den Gegenſtandstraͤger, fo — Fü ſieht man bald die einzelnen Elementarblaͤschen welken und dann abſterben; das Ganze wird eine lebloſe Maſſe, welche durchaus nicht als ein neues lebendiges vegetabi— liſches Product angeſehen werden darf, denn nie verbindet ſich ein organiſches Weſen, wel— ches fruͤher einen Theil eines Organismus bildete, mit andern durch juxta-positio zu complicirteren Organismen. Die Elementarblaͤschen bilden alſo Vegetabilien nur vermöge des Geſetzes der Aneinanderfuͤgung der Theile (surajoutement des parties). (Zunahme vom Mittel punkte aus nach dem Umkreis, aber durch weitere Ent— wickelung, nicht durch Aneinanderhaͤufung, erklaͤrt es der Verf.) Die Entſtehung dieſer Bläschen oder Kuͤgelchen hat auf analoge Weiſe ſtatt, wie bei nicht mikroſcopiſchen Weſen; und man ſieht, bei gehoͤriger Aufmerkſamkeit, während der Annäherung zweier Bläschen aneinander, das eine derſelben eine Art Staub, vergleichbar dem Pollen, gegen das andere auswerfen. Wahrſcheinlich bezieht ſich das, was man von der Entſtehung mancher Conferven geſagt hat, auf dieſe Beobachtung. Es giebt drei Stufen von vegetabiliſcher Organiſa— tion, zu deren Bildung die Elementarkuͤgelchen beitragen, oder welche ſie ganz allein conſtituiren. Die erſte derſelben begreift diejenigen Pflanzenge— ſchoͤpfe, welche nur aus einem einzigen Blaͤschen oder Kuͤgelchen beſtehen, deſſen Hoͤhle kleinere Kuͤgelchen als Keime einſchließt. Dieſe kleinen Vegetabilien (glohuli- ne solitaire vom Pf. genannt) bilden die erſte ſichtbare Stufe des Pflanzenreichs. Die zweite Stufe unterſcheidet ſich von jener durch einen kleinen Laubſtaͤngel (thallus) oder horizons talen Staͤngel, aus welchem das Blaͤschen direct (en emane directement) hervorgeht. Hier ſcheinen die Blaͤschen vermittelſt fibroͤſer Stängel aneinander gereiht zu ſeyn (globuline enchainée). Auf der dritten Stufe zeigen ſich die Blaͤschen in modificirter Form in der Peridie von Lycoperdon 16 243 und Trichia, in den Kapſeln der Jungermannia und Marchantia, in den roͤhrigverlaͤngerten Blaͤschen der Confervenfaͤden, ſo wie in den Staubbeuteln, in den das Zellgewebe bildenden Blaͤschen und endlich in dem Gefaͤßgewebe. Dieſe Blaͤschen nennt Turpin glo- buline captive, weil ſie hier gleichſam wie in Mutterblaͤschen enthalten find, welche anfangs daſ— ſelbe waren; ſie zeigen dieſelben Kennzeichen, wie die Elementarblaͤschen von der erſten und zweiten Stufe, dieſelben Formen, dieſelbe Faͤrbung und Neproductiongs weiſe, unterſcheiden ſich aber, daß ſie, gleichſam in Mutterblaͤschen eingeſchloſſen, und in ihrer Entwickelung dadurch gehindert, ihre kugelige Form verlieren, mehr oder weniger ſechsſeitig werden, mit ihren Flaͤchen ver— wachſen, und eine neue Maſſe von Blaͤschengewebe bilden. Die Blaͤschen von dieſer Stufe vegetabiliſcher Bil— dung ſind nicht allein die Urſache der Faͤrbung der ver— ſchiedenen Pflanzentheilchen, ſondern auch die Quelle der Gewebsmaſſen, gleichſam die Ei'chen der Gewebe. Denn da jedes Blaͤschen, ſo zu ſagen, ein mit Eierchen angefuͤllter Eierſtock iſt, ſo begreift man das Wachſen des Gewebes in allen Richtungen, durch die fortdauern— de Entwickelung der kleinen Blaͤschen, leicht, beſonders wenn dieſe durch die noͤthigen Bedingungen beguͤnſtigt wird. Das ganze Pflanzenreich beſteht alſo, in fo fern von der Bildung der Gewebe die Rede iſt, aus einzel— nen oder gehaͤuften Elementarkuͤgelchen. In ſpaͤtern Abhandlungen verſpricht Hr. Turpin ſeine Beobachtungen und Anſichten uͤber Faſer- oder Holzgewebe mitzutheilen, wovon wir die Leſer unge— ſaͤumt in Kenntniß ſetzen werden. über Gall's Theorie (125) ſindet ſich in dem letzten Bande von Gall's Werke, sur les Fouctions du Cexrveau (vergl. Notiz. Nr. 210 S. 191), ein Verſuch, die Einwuͤrfe, die ihm in Frankreich, Deutſchland und Italien gemacht worden ſind, zu widerlegen. Er bemuͤht ſich da, zu beweiſen: 0 1) Daß das Schickſal der Phyſiologie des Gehirns von den wahren und falſchen Angaben uͤber die Geſetze der Organiſation des Nervenſyſtems im Allgemeinen und des Gehirns im Beſondern ingleichen, daß die Kenntniß der Funktionen der Sinne von der Kenntniß der Struktur ihrer Apparate unabhaͤngig ſey. 2) Daß die breiartige, nicht faferige graue Rindenſubſtanz der weißen Faſerſubſtanz vorausgehe, und daß letztere aus er> ſterer entſtanden ſey. 3) Daß jedem der verſchiedenen Nerven-Apparate und den verſchiedenen Theilen des Gehirns beſondere ſpecifiſche Funktionen zugewieſen ſeyen. 5 4) Daß ein Nerv oder eine Hirnportion niemals einen an⸗ dern Nerven oder eine andere Hirnportion erſetzen koͤnne. 5) Daß es abſurd und gegen die deutlichſten Fingerzeige der Natur ſey, zu behaupten, daß irgend ein ſehr kleiner Theil des Gehirns oder des Nervenſyſtems fuͤr die verſchiedenen, den Nerven und einzelnen Hirntheilen angewieſenen Funktionen hin⸗ länglich ſey. et 2. 7 6) Daß es unmöglich ſey, daß die verſchiedenen Theile, wel⸗ — —— 4 244 che ſucceſſiv die Gehirne der Thiere bilden, im Gehirn des Mens ſchen ſaͤmmtlich nur ein einziges Organ herſtellen, d. h. eine Centraliſation aller Organe in ein einziges Organ, welches un⸗ theilbar iſt und in feiner ganzen Maſſe die mannichfaltigſten und weſentlich verſchiedenſten Funktionen auszuuͤben hat. 7) Daß die Verſtellungsart, nach welcher alle Theile des Nervenſyſtems als ein homogenes Ganzes betrachtet werden, aus der ſpeculativen Philoſophie Deutſchlands hervorgegangen fey. 8) Daß die Anhaͤnger dieſer Chimaͤre, ungeachtet ſie dieſe Einheit und Homogeneität als Grundſatz aufſtellen, überall ſelbſt die Iſolirung, die Unabhaͤngigkeit, die ſpezifiſche Verſchiedenheit der verſchiedenen Theile des Nervenſyſtems und die Specialitaͤt ihrer Funktionen beweiſen. 2 9) Daß die experimentirenden Phyſiologen, um reine und genaue Reſultate zu erlangen, als unerlaͤßliche Bedingung aufſtellen, die Theile, mit welchen ſie experimentiren, zu iſoli⸗ ren; und daß dieſelben, während fie ſich zur Einheit und Homo geneität aller Theile bekennen, die Iſolirung der Verletzung und der Verſtuͤmmelung und folglich auch des Reſultates als unmoͤg⸗ lich betrachten, weil ihren eigenen Nußerungen zufolge ein irri⸗ tirter oder verletzter Theil auch alle andern irritirt oder ver— letzt c. 10) Daß es effektiv unmöglich ſey, den gegenſeitigen Eins fluß der verſchiedenen Theile des Nervenſyſtems zu verhindern, oder die Irritationen, die Verletzungen und die Verſtuͤmmelun⸗ gen zu iſoliren und iſolirte ſpezifiſche Reſultate zu erlangen, 11) Daß es unmoͤglich ſey, zum zweitenmal genau dies ſelbe Operation, denſelben Verſuch zu machen, und daß noths wendig nicht allein jeder andere Verſuchanſteller, ſondern auch derſelbe bei jedem neuen Verſuche verſchiedene Reſultate erlan⸗ gen muͤſſe. 12) Daß es eine alberne Anmaßung ſey, auf die morali⸗ ſchen und intellektuellen Faͤhigkeiten des Menſchen die vagen, willkuͤhrlichen und wandelbaren Reſultate anwenden zu wollen, welche vielleicht ſogar aus einer ſchlechten Beobachtung bei Huͤh⸗ nern, Tauben, Kaninchen ꝛc. hervorgegangen find. 13) Daß es den Geſetzen des Organismus widerſtreite, als allgemeines Geſetz aufzuſtellen, daß ſich das Nervenſyſtem von der Peripherie nach dem Mittelpunkte hin gebildet habe; und daß dieſe Verirrung ebenfalls das entartete Kind der ſpeculati— ven Philoſophie ſey, welche auf dem myſtiſchen Boden Deutſch⸗ lands gediehen iſt. Es iſt vielleicht nicht unintereſſant, Napoleons Meinung über das Gall'ſche Syſtem und feine Einwendungen gegen dafſ— ſelbe zu erfahren. In den Memoiren des Dr. Antomarchi uͤber St. Helena Theil II. S. 29. lieſ't man in dieſem Betreff folgendes. „Milady Holland hatte Bücher geſendet, unter welchen ſich auch ein Kaften mit einer Gypsbuͤſte befand, deren Kopf mit Eintheilungen und Zahlen bedeckt war, die ſich auf Gall's Schaͤdelſyſtem bezogen. „„Hier Doktor, ſagte Napoleon, iſt etwas für Ihr Fach. Nehmen Sie es hin, ſtudiren Sie es, und far gen Sie mir alsdann Ihre Meinung daruͤber. Ich waͤre ſehr neugierig, zu erfahren, was Gall angeben wuͤrde, wenn er mei⸗ nen Kopf unterſuchte.“““ — Aber die Eintheilungen waren nicht richtig und die Ziffern falſch geſetzt, faͤhrt Antomarchi fort, und ich hatte noch nicht Alles berichtigt, als mich Napo⸗ leon zu ſich rufen ließ. Ich ging zu ihm und fand ihn unter einem Haufen ausgepackter Buͤcher im Polybius leſend. Er ſprach anfaͤnglich nicht, ſondern fuhr fort, das Werk durchzulau— fen, welches er in der Hand hatte; endlich legte er es indeſſen bei Seite, kam zu mir, fixirte mich mit den Augen und faßte mich bei den Ohren. Nu dottoraccio di capo Corso, haben Sie ſich mit dem Inhalte des Kaſtens beſchaͤftigt? — Ja, Sire. — Haben Sie uͤber Gall's Syſtem nachgedacht? — So ziem⸗ lich. — Es begriffen? — Ja, ich glaube. — Sind Sie im Stande, mir eine Auseinanderſetzung davon zu machen? — Ew, 245 Majeftät mögen ſich davon ſelbſt überzeugen. — Aus Betaſtung meines Kopfes meine Neigungen erkennen, meine Faͤhigkeiten zu beurtheilen? — Ja, ſelbſt ohne ihn zu betaſten (Napoleon lach⸗ te.) — Sie ſind mit der Sache im Reinen? — Ja, Sire. — Wohlan wir ſprechen ein ander Mal davon, wenn wir gerade nichts Beſſeres zu thun wiſſen. Es verſchafft manchmal Unterhal⸗ tung zu ſehen, wie weit die Albernheit gehen kann. — Napoleon begann die Runde im Zimmer zu machen und nahm darauf wieder das Wort: Was hielt Mascagni von dieſen deut— ſchen Träumereien? Sprechen Sie darüber freimuͤthig, als ob Sie ſich mit einem Ihrer Collegen unterhielten. — Ma ss cagni hat die Art gefallen, wie Gall und Spurzheim die verſchiedenen Theile des Gehirns entwickeln und zur Ans ſchauung bringen; er iſt ſelbſt dieſer Methode beigetreten und hielt fie für ganz beſonders geeignet, dieſes intereſſante Or— gan gut kennen zu lernen. Was die Behauptung anlangt, aus den hervortretenden Punkten des Schädels die Laſter, die Nei— gungen und die Tugenden der Menſchen beurtheilen zu koͤnnen, ſo hielt er ſie fuͤr eine ſinnreiche Fabel, welche zwar den großen Haufen verführen konne, die aber der Prüfung des Anatomen nicht Stand halte. — Allerdings ein geſcheuter Mann, der nicht allein den Werth einer Idee zu wuͤrdigen, ſondern auch die Irrthuͤmer davon abzuſcheiden verſteht, welche als eine Zu— gabe der Charlatanerie erſcheinen. Ich bedaure es, ihn nicht ge⸗ kannt zu haben. Corviſart war ein großer Anhaͤnger Gall's, er lobte, beſchuͤtzte ihn und unternahm das Unmoͤgliche, um ihn mir näher zu bringen, aber zwiſchen uns beiden fand keine Sym⸗ pathie ſtatt. Lavater, Caglioſtro, Mesmer find nie meine Leute geweſen; ich empfand eine gewiſſe Averſion gegen fie, und ich war nicht Willens, dem den Zutritt zu mir zu ver⸗ ſtatten, welcher jetzt den Nepraͤſentanten jener Männer macht. Alle dieſe Leute ſind verſchmitzt, ſprechen ſehr ſchoͤn, ſpeculiren auf das Eedürfniß des Wunder baren, welches der gemeine Menſch fühlt, und verſtehen ihren irrigſten Theorien den Anſtrich der Wahrheit zu geben. Die Natur verräth ſich nicht durch ihre aͤußern Formen. Sie verbirgt ihre Geheimniſſe, legt ſie aber nicht offen dar. Wer die Menſchen nach ſolchen oberflächlichen An⸗ zeigen ergruͤnden und durchdringen will, iſt entweder ein Betro— gener oder ein Betruͤger. Darauf laͤuft es am Ende mit die— ſem ganzen Wuſt von wunderbaren Inſpirationen hinaus, der im Schoos der großen Hauptſtadte wuchert. Das einzige Mit- tel, ſeine Nebenmenſchen zu erkennen, beſteht darin, ſie zu be— obachten, mit ihnen Umgang zu haben, ſie auf Proben zu ſtel⸗ len. Man muß ſie lange ſtudiren, wenn man ſich nicht taͤu— ſchen will. Man muß fie nach ihren Handlungen beurtheilen, und ſelbſt dieſe Regel iſt nicht untruͤglich und muß nur auf den Augenblick, wo ſie handeln, bezogen werden; denn wir folgen faſt nie unſerm Charakter, wir geben der Aufregung nach und laſſen uns von der Leidenſchaft hinreißen. Dies iſt die Quelle der Laſter und der Tugenden, der Verderbtheit und des He— roismus. So iſt meine Meinung und fo ift fie lange Zeit mein Führer geweſen. Dabei will ich jedoch keineswegs den Einfluß des Naturells und der Erziehung ausſchließen; ich halte ihn im Gegentheil fuͤr unermeßlich; aber außerhalb dieſer Grenzen iſt Alles Syſtem, iſt Alles Albernheit.“ Schon im Memorial de Sainte Helene des Grafen Las Caſas befindet ſich folgende Stelle: „Ich habe viel dazu beigetragen, den Dr. Gall in der Meſ⸗ nung des Publikums zu Grunde zu richten. Corviſart war ein warmer Anhaͤnger deſſelben. Er und ſeines Gleichen haben einen großen Hang zum Materialismus, der ihre Wiſſenſchaft und ihren Wirkungskreis weitern würde, Aber die Natur it nicht fo arm! Wäre fie jo grob, daß fie ſich durch aͤußere Formen verkuͤndigte, fo hätten wir leichteres Spiel und würden viel mehr wiſſen. Ihre Geheimniſſe ſind weit feiner, weit zarter und entgehen der Wahrnehmung weit ſchneller. Bis jetzt find fie uns noch gaͤnz— lich entgangen. Oft iſt ein kleiner Buckliger ein großes Genie und ein großer wohlgewachſener Mann nur ein Dummkopf. — —— —-— 246 Ein Dickkopf mit vielem Gehirn hat manchmal kaum eine Idee, wahrend ein kleines Hirn oft eine unermeßliche Intelligenz beſitzt. Aber nun erwäge man Gall's Bloͤdſinnigkeit! auf gewiſſe Hoͤcker des Schaͤdels gruͤndet er Neigungen und Verbrechen, die der menſchlichen Natur gar nicht eigenthümlich ſind, die nur aus dem Geſellſchaftszuſtande und aus dem übereinkommen der Menſchen hervorgehen. Was wuͤrde aus dem Diebesorgan werden, wenn es kein Eigenthum gäbe ? aus dem Organ der Trunkenheit, wenn es keine durch Gaͤhrung berauſchend gewordene Getraͤnke gäbe? und aus dem Organ des Ehrgeizes, wenn der Geſellſchaftszu⸗ fand nicht vorhanden wäre?’ Auf dieſe merkwuͤrdige Kritik entgegnet Gall folgendes: „Die Regenten werden immer betrogen, wenn ſie ſich Raths erholen bei Unwiſſenden, bei Eiferſuͤchtigen, bei Ohrenblaͤſern, bei Elenden oder bei ſolchen, die noch nicht reif find, um Neues rungen richtig aufzufaſſen. Napoleon hat feine erſten Beleh— rungen uͤber den Werth meiner Entdeckungen auf ſeiner erſten Reiſe nach Deutſchland erhalten. Ein gewiſſer metaphyſiſcher Rechtsgelehrte in Leipzig, Namens E.. ..., hat ihm geſagt, daß die Thaͤtigkeiten der Seele zu tief lägen, um Spuren davon ent⸗ decken zu koͤnnen. Schon in einer Antwort auf den Bericht des Inſti— tutes hatte ich Obiges in folgender Stelle meines Werks vor Augen: „„Der Methaphyſiker kann nicht mehr ſagen, (um das Recht zu haben, ſich in das Vage ſeiner Speculationen zu verlieren), daß die Operationen der Seele zu tief verborgen laͤgen, als daß es moglich wäre, die Organe oder die materiellen Bedingungen derſelben zu entdecken.““ Bei ſeiner Ruͤckkunft nach Paris ſchimpfte er heftig auf die Mitglieder des Inſtitutes, die für meine neuen Demonſtrationen eine Vorliebe gezeigt hatten. Dieß war der Blitz des Jupiters, der die Pygmaͤen niederſtreckte. Augenblicklich nannte man nun meine Entdeckungen abgedroſchenes Zeug, Charlatanerien, Ab⸗ ſurditaͤten. Die Zeitungen, eine allmaͤchtige Waffe in Frankreich, dienten als Werkzeuge, die soi -disant hosses lacherlich zu ma⸗ chen. Man machte Napoleon glaubend, daß die Bloͤdſinnigkeit Gall’s einen Hoͤcker oder ein Organ für die Liebe zum Trunk aufgefunden habe; und in dieſem Falle hätte ich die abfertigende Phraſe verdient: „Auf gewiſſe Hoͤcker des Schaͤdels gründet er Neigungen und Verbrechen, die der menſchlichen Natur gar nicht eigenthuͤmlich find, die nur aus dem Geſellſchaftszuſtande und aus dem Übereinkommen der Menſchen hervorgehen.“ Und wo— her kommt der Geſellſchaftszuſtand? Haͤtte Napoleon Alles ge— leſen, was ich in dieſem Werke uͤber die Geſellſchaft, uͤber das geſellige Leben der Menſchen und der Thiere und uͤber die an— gen lich kuͤnſtlichen Eigenſchaften und Fähigkeiten geſagt habe, fo wuͤrde er gruͤndlichere Anſichten von allen dieſen Gegenſtaͤnden gewonnen haben. Hinſichtlich meiner Doctrin ſind die Anſichten und Vorurtheile Napoleons in nichts von denen des großen Hau— fens verſchieden. „Was wuͤrde aus dem Organ des Diebsſinns werden, wenn es kein Eigenthum gaͤbe?“ Was würde aus dem Auge werden, wenn es kein Licht gaͤbe? Aber es giebt Licht. Was wuͤrde aus dem Geſchmack und aus dem Geruche werden, wenn keine ſchmackhaf— ten Subſtanzen und keine riechbaren Ausfluͤſſe vorhanden waͤren? aber ſowohl erſtere als letztere find vorhanden ꝛc. So find alfo das Eigenthum und die Geſellſchaft in der Natur begruͤndet, wie ich da bewieſen habe, wo von dieſen Gegenſtaͤnden die Rede war, Ich folgere daraus, daß weder Napoleon noch feine Rathr geber tief genug in die Natur der Dinge eingedrungen waren, um einzuſehen, daß die Organiſation des Menſchen und der Thie⸗ re anf die Dinge der aͤußern Welt berechnet iſt; daß wir keine Berührung mit den äußern Dingen haben, wenn wir nicht Or: gane beſigen, die mit denſelben Dingen in Beziehung und im Einklange ſtehen; und daß jedesmal, wenn ein ſolches Organ fehlt, die Sache, welche mit dieſem Organ in Beziehung ſteht, für ein ſolches Individuum gar nicht vorhanden iſt. 16 * 247 Miscellen. Die rot irende Bewegung der Dotterkugel, welche von Carus an Lymnaeus stagnalis beobachtet ward, hat pr. C. Pfeifer nun auch bei Paludina impura und Physa ontinalis wahrgenommen. In Bezug auf Naturgeſchichte hat man von Dr. Eſchholz, der den Capitain v. Kotzebue auf ſeiner Entdeckungs⸗ reiſe begleitete und ſich jetzt in London befindet (waͤhrend Capit. v. Kotzebue am 25. Juni von Portsmouth nach St. Peters⸗ 248 burg abgeſegelt iſt), eine Beſchreibung ber Reiſe, in zwei Bänden mit Kupfern, und ein beſonderes Werk uͤber ſeine ſaͤmmtlichen naturwiſſenſchaftlichen Beobachtungen zu erwarten. Zwei Biber find kuͤrzlich in der Nahe von Thorn in der Weichſel gefangen worden, nach dem feit vier len Jahren in Weſt-Preußen jede Spur von dieſen Thieren ver⸗ ſchwunden war. Nekrolog. Am 17. Maͤrz d. J. ſtarb in Moskau der geweſene Profeſſor der Botanik Etatsrath F. Hoffmann, 160 Jahr alt. Ge ß 1) 15 e. — — Eine merfwürdige Geſchwulſt bei einem Hindus (126). Von Dr. J. Adam. Die Größe und ſonderbare Geſtalt der Geſchwulſt, zuſammengehalten mit dem allgemeinen Ausſehn des Koͤr⸗ pers, welcher uͤberall mit kleinen beerartigen Erhoͤhungen beſetzt war, erregte ſogleich meine Aufmerkſamkeit, und ich glaubte ſchon eine Gelegenheit gefunden zu haben, mich mit einer groͤßtentheils neuen Varietaͤt von Hautkrank— heit bekannt zu machen, deren naͤhere Erforſchung allen Ürzten intereſſant ſeyn moͤchte; die Theile hatten einige Ahnlichkeit mit der krankhaften Oberfläche in der elephantiasis, und gewährten dem Auge des Beobach⸗ ters keinen behaglichen Anblick. Eine dunkle runzliche Maſſe, an Farbe und Bildung der Haut auf dem Nuͤ— cken einer Kroͤte nicht unaͤhnlich, hing uͤber den Hals in Laͤngenfalten herab, und breitete ſich, von der Gegend über dem rechten Ohr bis gegen die Mitte des m. pec- toralis hin, aus. Am obern Ende war fie an der los ckern Kopfhaut, welche das Ohr umgab, befeſtigt und an dieſer Stelle verhaͤltnißmaͤßig ſchmal; je weiter ſie ſich aber herabſenkte, deſto breiter wurde ihre Baſis, und ſchloß in der Gegend des Kinns den groͤßern Theil der allgemeinen Vedeckungen ein, fo daß man den Hals weder oben, noch an der Seite erblicken konnte. An dem Winkel der Kinnlade ſchien fie auch tiefer einzudringen, und mit den Blutgefaͤßen und Nerven, welche hier lie geg, in einiger Verbindung zu ſtehen. Hob man die Geſchwulſt in die Hoͤhe und dehnte ſie aus, ſo konnte man bemerken, daß fie durch eine untegelmäßige per— pendiculaͤre Linie mit Seitenveräſtelungen in 2 ungleiche Theile getheilt wurde, wovon der groͤßte jenſeit des Oh— res lag und der kleinere ſich am Kinn endigte. In bier ſer Lage maß ſie in ihrem laͤngſten Durchmeſſer mehr als einen Fuß, in ihrem kuͤrzeſten Durchmeſſer hingegen 11 Zoll. Am unterſten Theil mag ſie ungefaͤhr 3 Zoll, weiter oben, in der Gegend des Ohres, nicht Aber 12 Zoll dick geweſen ſeyn. Nach dem Gefuͤhl zu urtheilen, war ſie teigig und unelaſtiſch, auch nicht mit einem gro— ßen Grad von Senſibilitaͤt begabt; denn wenn fie et was ſtark gekneipt wurde, verurſachte es dem Patienten keine unangenehme Empfindung, außer an einzelnen ver— haͤrteten Stellen, wo offenbar abſorbirende Druͤſen in der allgemeinen Maſſe eingehuͤllt lagen. In demjenigen Theile der Geſchwulſt, welcher dem Kinn zunaͤchſt lag, hatte eine dieſer Verhaͤrtungen die Größe eines Enten: eies erreicht und war bei der Beruͤhrung aͤußerſt empfind— lich; aber an andern Stellen konnte der Patient die roheſte Betaſtung ohne alle Beſchwerde ertragen. In der geſunden Kopfhaut hinter der großen Maſſe ſaßen mehrere kleine Geſchwuͤlſte von derſelben drüfigen Ber ſchaffenheit, wie ſchon erwaͤhnt worden, und zugleich in manchen Hinſichten von den Tuberkeln verſchieden, mit denen die ganze Koͤrperoberflaͤche beſetzt war. Dieſe Verſchie⸗ denheit ſprach ſich vor der Wegnahme der Geſchwulſt ſowohl durch groͤßere Haͤrte und Empfindlichkeit, als auch nach Wegnahme derſelben durch Anſchwellung und entzuͤnd— liche Thaͤtigkeit aus. Die Haut hatte ſich über die ganze Oberflaͤche des Koͤrpers zu kugelartigen Tuberkeln erhoben, die im Antlitz und am Vorderkopf klein waren, aber am Rumpf und den untern Extremitaͤten an Groͤße zunahmen. Der größte dieſer Tuberkeln ſaß etwas Über der rechten Brufts warze, oder vielmehr gerade in der Mitte zwiſchen dies ſer Bruſtwarze und der Achſelgrube, war jedoch nicht groͤßer, als eine gewoͤhnliche welſche Nuß. Einige große Tuberkeln ſaßen auch auf dem Ruͤcken und an den uns tern Extremitäten; an den Armen und Händen hingegen waren fie nicht allein kleiner, ſondern auch weniger zahl: reich und hervorragend. Alle dieſe Tuberkeln, mit Ausnah— me der großen Maſſe am Hals, hatten beinahe gar kei— nen Stiel, und waren durch eine Baſis, welche gemeiniglich den dritten Theil der kugelartigen Hervorragung einnahm, an der Haut befeſtigt. Faßte man ſie mit den Fingern und dem Daum, ſo fand man ſie nicht ſo weich und nachgiebig, als man haͤtte erwarten ſollen; auch ſchien es, daß nicht nur die Haut ihre Elaſticitaͤt verloren habe, ſondern daß auch eine Veraͤnderung in dem unmittelbar darunterliegenden Gewebe entſtanden ſey, wodurch jene Eigenſchaft in der Haut vermehrt und ihr eine Wider— ſtandskraft verliehen worden war, welche der natuͤrlichen und geſunden Beſchaffenheit der Theile nicht eigenthuͤm— lich zu ſeyn pflegt. In den Zwiſchenraͤumen dieſer Tu— berkeln war keine Veraͤnderung in der Haut zu bemer— ken, denn was die Farbe anlangt, erſchien ſie nicht dunk— ler, als man ſie gewoͤhnlich bei den untern Claſſen der Eingebornen antrifft. Die große Geſchwulſt allein hatte, wie ſchon oben bemerkt worden, eine tiefere Faͤrbung als jeder andere Theil der unbedeckten Oberflaͤche. Der Patient war musculoͤs und im allgemeinen ge: ſund. Er klagte blos uͤber die Laſt der Geſchwulſt und ‚249 über eine ſtechende und juckende Empfindung in derſelben. Er ſchien 22 oder 25 Jahr alt zu ſeyn, und ungefaͤhr halb ſo lange Zeit war die Geſchwulſt vorhanden. Sein ſehnlichſter Wunſch ſprach ſich dahin aus, daß etwas zur Entfernung der Geſchwulſt gethan werden möge; da aber die Affection, was das Gewebe der Epidermis an— langt, keinen oͤrtlichen Charakter zu haben ſchien, ſo war der Dr. Adam der Meinung, daß ſie nur durch inner— liche Mittel mit Erfolg behandelt werden koͤnne. In dieſer Vorausſetzung wurde liquor arsenicalis verord— net. Nach 2 oder 3 Wochen fing die Geſchwulſt an ſchmerzhaft zu werden; die ſtechende Empfindung nahm zu; es ſtellte ſich fieberhafte Aufregung ein, und der Arſenik wurde folglich ausgeſetzt. Nachdem die Fieber— ſymptome ſich gegeben hatten, war keine Veraͤnderung in der Geſchwulſt zu bemerken, und der Patient beſtand mehr als jemals darauf, daß die krankhafte Maſſe ab— geſchnitten werden ſolle, welches deshalb ſeinen Wuͤnſchen gemaͤß unternommen wurde. Mit Huͤlfe des Hrn. Hamilton und des Dr. Mouat, welche beide im 13. Regiment der leichten Infanterie angeſtellt waren und ſich fuͤr den Fall ganz befonders intereſſirten, nahm Dr. Adam den größern. Theil der Geſchwulſt mittelſt eines einfachen Schnittes hinweg, der ſich im Verlaufe der bemerkbaren Linie fortſetzte, etwas uͤber dem Ohr begann und am abhaͤn— gigſten Theile, wo die Geſchwulſt mit der Bruſt in Beruͤhrung ſtand, endigte. Die Blutung war gegen alle Erwartung aͤußerſt reichlich, ſo daß 5 oder 6 ſehr ſtarke Gefaͤße unterbunden werden mußten, ehe der Ver— band angelegt werden konnte. Um die zuruͤckgezogenen Raͤnder zuſammenzubringen, wendete man einige blutige Hefte und mit Heftpflaſter beſtrichene Streifen nebſt der gewöhnlichen Compreſſe in der ganzen Ausbreitung der Wunde an. In der ganzen Schnittlinie ſtellte ſich eine ſehr gute Suppuration ein, und nach 5 oder 6 Wochen war die ſchwaͤrende Wunde vollſtaͤndig vernarbt. Ein betraͤchtlicher Theil der Geſchwulſt hing noch immer an ſeiner Baſis in der Gegend des Kinns, verurſachte aber keine Unbequemlichkeit, auch verſicherte der Patient mehr— mals, daß ihm die Operation große Erleichterung ver— ſchafft habe. Haͤtte man die Exſtirpation der ganzen Geſchwulſt vornehmen wollen, ſo wuͤrde dies mit Schwie— rigkeiten verbunden und nicht ohne Gefahr geweſen ſeyn, da ihre Anheftung im Kieferwinkel einen ſehr tiefen Sitz hatte; auch war ſie am Hals in einer ſo ausgebrei— teten Strecke befeſtigt, daß ſich eine große Wunde und dadurch eine bedeutende Irritation ergeben haben würde, die dem beabſichtigten Zweck leicht hätte nachtheilig werden koͤnnen. Der ausgeſchnittene Theil wog zwiſchen 2 bis 5 Pfund. Er beſtand aus verlaͤngerter Haut und verdichtetem Zellgewebe, beide aber waren von ſo ver— aͤnderter Beſchaffenheit, daß man ſie kaum erkennen konnte. Krankhafte aufſaugende Gefäße ſchienen mit verhärteter Fettſubſtanz vermiſcht zu ſeyn, und das Ganze hatte nicht wenig Ahnlichkeit mit dem verdickten Zu— — — 250 ſtande der allgemeinen Bedeckungen, den man fo häufig in Faͤllen von weißer Geſchwulſt am Kinngelenk antrifft. Nachdem die Wunde ſich geſchloſſen hatte, wuͤnſchte Dr. Adam einen Verſuch mit Jodine zu machen, des ren Wirkſamkeit bei verſchiedenen tuberculoͤſen Affectio— nen in der neuern Zeit fo ſehr geruͤhmt worden iſt; des halb verordnete er die Tinktur in der empfohlenen Doſis. Da aber der Patient die gewuͤnſchte Erleichterung erhal— ten hatte, weswegen er hergekommen war, ſo wuͤnſchte er gern in ſeine Heimath zuruͤckzukehren. Nach 2 Tagen fand ſich denn auch, daß er heimlich abgereiſt war, und Dr. Adam hat nach der Zeit nichts wieder von ihm gehoͤrt. Über die Anwendung des Galvanismus auf die Nerven des Auges und uͤber ſeine Wirk— ſamkeit bei Behandlung der unvollſtaͤndi— gen Amauroſe (127) hat Hr. Magendie der Académie des Sciences zu Paris am 19. Juni einen Vortrag gehalten, der Auf— merkſamkeit verdient. Nachdem er an die Verſuche und Beobachtungen erinnert hatte, welche den Einfluß der Nerven des fünften Paares auf die Sinnesfunktionen und auf das Sehen insbeſondere dargethan haben, machte Hr. Magendie darauf aufmerkſam, daß ſie dahin fuͤh⸗ ren, zwei Arten von Amauroſe anzunehmen, von denen die eine aus den Alterationen des Sehnerven entſpringe, die andere aus den Alterationen der zur Ausübung des Sehens eben fo noͤthigen Augenzweige des fünften Paa⸗ res. Von der letztern allein haͤlt er fuͤr moͤglich, daß man mit dem von ihm vorgeſchlagenen Mittel auf ſie wirken koͤnne. Nachdem Hr. Magendie den Gedanken gefaßt hatte, den galvaniſchen Strom mittels der ſogenannten Elektro-Punktur direkt auf die Nerven des fuͤnf— ten Paares wirken zu laſſen, fing er damit an, ſich zu vergewiſſern, daß man bei Thieren in dieſe Nerven ohne Nachtheil ſtechen koͤnne. Darauf verſuchte er die Hei— lung eines jungen Menſchen von 18 Jahren, der an unvollſtaͤndiger Amauroſe litt. In einer erſten Sitzung wurde der nervus frontalis und infraorbitalis mit den Nadeln durchſtochen, ohne daß ein Zufall erfolgte. In der zweiten Sitzung ſuchte Hr. Magendie den Nerven in der Augenhoͤhle zu erreichen. Nach einigen ungewiſſen Verſuchen (tätonnemens) gelang ihm dies auch, und in derſelben Sitzung gelang es auch, den n. lacrymalis anzuſtechen, wobei er bemerkte, daß eine ganz beſondere Empfindung, von einer reichlichen Thraͤt nenabſonderung begleitet, das Reſultat dieſes Stiches war. Der Galvanismus, den man nun auf die beiden letztgenannten Nerven mittels einer Saͤule von zwoͤlf (6 Zoll im Durchmeſſer haltenden) Platten wirken ließ, bewirkte eben ſo wenig unangenehme Folgen als der ein— fache Stich. Der Kranke beklagte ſich nur über ein Ges 251 fühl, wie man es hat, wenn man ſich an den Ellbo— gen ſtoͤßt. N AL Das Sehen war während der Operation etwas deut— licher. Nach einer 14 Tage fortgeſetzten Behandlung war merkliche Beſſerung vorhanden; als aber der Kranke dann abreiſte, fo hat Hr. M. ſich nicht überzeugen koͤn— nen, ob die Beſſerung dauernd war. — Seitdem hat Hr. Magendie auffallend gluͤckliche Erfolge bei mehr rern unvollkommenen Amauroſen mit und ohne Compli— cation von Paralyſis des obern Augenlids gemacht. Eine 6ojaͤhrige Kranke iſt nach dreimonatlicher Behandlung geheilt worden. ) *) Wie man es anzufangen habe, die Nerven zu treffen, dar⸗ über find weitere Nachrichten zu erwarten. Den u. fron- talis oder infraorbitalis da anzuſtechen, wo fie am Ant⸗ litz heraustreten, kann man wohl unternehmen, aber den n. frontalis in der orbita und den n. lacrymalis zu tref⸗ fen, möchte ich mir nicht getrauen, wenn nicht ein vorläus figer Schnitt oder ungewiſſes Zufuͤhlen oder Irrthum und Täuſchung ſtatt haben ſoll. Vielleicht iſt es aber auch bei dieſer Art der Anwendung des Galvanismus hinreichend, wenn nur die Nadel in der Nähe des Nervs eingeführt iſt. über einen Wurm, welcher im Auge eines Pfer: des gefunden worden iſt. (128) Nach Beobachtungen von HH. P. Breton und W. Twining. Wir theilen unſern Leſern das Wichtigſte, welches zwei über dieſen Gegenſtand geſchriebene Aufſaͤtze ent⸗ halten, mit. Der erſtere enthaͤlt folgende Stelle: „Ich habe mehrere Beiſpiele dieſer ſonderbaren Krank heit beobachtet, und in mehr als einem iſt es mir ge⸗ lungen, den Wurm auszuziehen, zu unterſuchen und eine Zeitlang in Weingeiſt aufzubewahren. Er hatte große Aehnlichkeit mit einem Stuͤck ſehr ſchmalen Ban⸗ des, war uͤber einen Zoll lang, von weichem Gebilde und ſtarb einige Sekunden nach der Ausziehung. So lange er in der waͤſſerigen Feuchtigkeit der vordern Aus genkammer ſchwamm, erſchien er von weißer Farbe, ab— geplattet und hatte dabei ganz die Bewegung eines Blut- egels im Waſſer. Er ſchien ſich ohne Unterlaß zu bes wegen, und ich beobachtete feine Thaͤtigkeit über eine Stunde lang, ohne die geringſte Abnahme derſelben zu ber merken. Die Eingebornen ſcheinen der Meinung zu ſeyn, daß er nicht, wie ein Blutegel in einer Flaſche Waſſer zu thun pflegt, ſich jemals der Ruhe uͤberlaſſe, ſondern in beſtaͤndiger Bewegung verbleibe. Dies mag indeſſen wohl eine hypothetiſche Behauptung ſeyn, denn was genaue Beobachtungen anlangt, darf man ſich im Allgemeinen nicht ſonderlich auf ihre Ausſagen verlaſſen. „Die Bewegung des Wurms in der waͤſſerigen Feuchtigkeit ſcheint allmaͤhlig eine ſchwache Irritation zu erregen. Die waͤſſerige Feuchtigkeit erhaͤlt nach und nach ein milchiges Ausſehen, es entſteht eine ſchwache Entzündung der Bindehaut, und alsdann beginnt Waſ— ſer aus dem Auge zu troͤpfeln. Bleibt der Wurm im 252 Auge, fo erfolgt Entzündung der Iris, die waͤſſerige Feuchtigkeit wird truͤbe und die gerinnbare Lymphe des Blutes iſt zwiſchen den Lamellen der durchſichtigen Horn— haut zu erkennen. Dieſe Affection dauert fort, bis die Verdunkelung der Hornhaut vollendet iſt. Dann ſcheint ſich die Entzuͤndung allmaͤhlig zu geben, ob aber aus der Urſache, daß der Wurm in dieſem Stadium der Krankheit geftorben ift, habe ich nicht ausmitteln koͤnnen.“ Verluſt des Sehvermoͤgens erfolgt jedesmal, wenn der Wurm nicht bei Zeiten ausgezogen wird. Das ein— zige Mittel zu dieſem Behuf iſt ein Einſchnitt in die Hornhaut. Pferde, welche am Wurm im Auge leiden, pflegen auch an Schwaͤche im Kreuz zu leiden, ſo neh— men wenigſtens die Eingeborenen durchgaͤngig an, und folgende Bemerkungen des Hrn. Grelies, Roßarzt beim 25. Regiment leichter Dragoner, ſcheinen dieſe An— nahme zu beſtaͤtigen. „Dieſe wunderbare Erſcheinung, naͤmlich dieſes Pros dukt in der thieriſchen Oekonomie des Pferdes, unter— nehme ich nicht zu erklaͤren, denn es iſt mir nur, kurz nach meiner Ankunft, ein einziger Fall vorgekommen, und da mir das Pferd als ein ſehr unbaͤndiges Thier beſchrieben worden, ſo wagte ich nicht eher zu ope— riren, als bis es vorher niedergeworfen worden war. Darin mag auch wohl der Grund liegen, daß mir die Operation fehl ſchlug, ungeachtet ich zwei lange Schnitte gerade über dem Wurm machte, als er ſich an der Ober— flache bewegte. Schon aus der Lage des Kopfes auf der Erde haͤtte es mir einſichtlich werden muͤſſen, daß der Wurm mit der waͤſſerigen Feuchtigkeit nicht austreten konnte, welches der Zweck der Operation iſt; denn wenn der Kopf auf der Erde feſtgehalten wird, ſo ſinkt das Waſſer, vermoͤge ſeiner natuͤrlichen Schwerkraft, in die hintere Augenkammer, und wenn man in dieſer Lage des Kopfes dennoch die Hornhaut einſchneidet, ſo kann weder Feuchtigkeit, noch Wurm austreten. Ich brauche deshalb nicht zu bemerken, daß man die Lancette eins führen muͤſſe, während das Pferd aufrecht ſteht. Wo moͤglich muß der Schnitt gemacht werden, waͤhrend der Wurm an der Oberflaͤche des Auges ſchwimmt; man muß ihn auch ein wenig unter dem Wurm anbringen, damit letzterer ſogleich mit der Feuchtigkeit austrete. Man muß ferner darauf ſehen, daß der Schnitt nicht zu groß werde, denn ſonſt koͤnnte die Cryſtallinſe mit austreten und unmittelbare Blindheit verurſachen. „Ich habe gehoͤrt, daß Queckſilberapplicationen am Auge den Wurm vertilgen, und daß davon das Seh— vermögen nicht beſchaͤdigt werde. Der Wurm ſoll das durch abſorbirt werden. Wie außerordentlich aber auch dieſe Heilart erſcheinen moͤge, ſo iſt doch die Krankheit ſelbſt weit unerklaͤrbarer, und ich halte das Mittel wer nigſtens des Verſuches werth, da das Gebilde des Au— ges auf dieſe Weiſe nicht die Stoͤrung erfaͤhrt, welche ein Einſchnitt verurſacht. „Mehrere Perſonen haben mich verſichert, daß Schwaͤ— che im Kreuz haͤufig nach der Ausziehung des Wurms 255 einzutreten pflege, und ich zweiſle daran keinesweges, wohl aber daran, daß letzteres die Folge des erſteren ſey. Es iſt moͤglich, daß der Wurm in einer Erſchlaf— fung des Nervenſyſtems, wiewohl entfernt, feinen Ent— ſtehungsgrund habe, da dieſe Krankheit nur un— ter heißen Himmelsſtrichen vorkommt. Da ich nun die Schwäche des Kreuzes für eine paralytiſche Affection des Ruͤckenmarks oder der Nerven halte, fo iſt es mir ſehr wahrſcheinlich, daß ein Pferd, bei wels chem in Folge des erſchlafften Syſtems ſich ein Wurm im Auge gebildet hatte, auch zur Schwaͤche des Kreuzes ſehr viel Anlage habe. Daraus ergiebt ſich aber kein Cauſalnexus zwiſchen beiden Krankheiten, ſondern es folgt hoͤchſtens daraus, daß dieſelbe habituelle oder ent⸗ fernte Urſache beide Krankheiten erzeugen koͤnne. Es iſt indeſſen blos Hypotheſe, was ich hier aufzuſtellen wage, jedoch in jedem Fall, meines Erachtens, eine weit wahr⸗ ſcheinlichere, als daß die Ausziehung des Wurmes Schwär che im Kreuz verurſachen ſolle.“ Hr. Twining verſucht nun dieſe Erſcheinungen durch folgende Hypotheſe zu erklaͤren: wenn man zugibt, daß der haufig im Auge des Pferdes beobachtete Stron- gylus armatus und Filaria papillosa auch im Zellge— webe dieſes Thieres, beſonders in der Naͤhe der Kreuz— wirbel und ferner auch im Blute exiſtire, ſo iſt es nicht unwahrſcheinlich, daß dieſe Würmer vermittels des Blut⸗ ſyſtems in die Gegend des Kreuzes gelangen und daſelbſt ſich vervielfaͤltigen und die Hauptkrankheit hervorbringen; daß ferner der Wurm] im Auge, bei der Circulation des Blutes durch die großen Arterien der Ciliarfortſaͤtze, zufaͤllig in der vordern Augenkammer abgeſetzt werde. Der Wurm im Auge kann deshalb nur als Symptom der Krankheit in der Gegend des Kreuzes erſcheinen. Beide Arten von Wuͤrmern koͤnnen oft im Zellgewebe des Pferdes anwe— ſend ſeyn, ohne daß ein einziger im Auge ſichtbar wird, und es kann auch der Fall eintreten, daß der Wurm im Auge unmittelbar nach Erzeugung dieſer Thier— chen in der Kreuzgegend und ehe noch die Geſundheit des Pferdes abzunehmen anfaͤngt, zum Vorſchein kommt. Es folgt keinesweges, daß ein Wurm im Auge angetrof— fen werden muͤſſe, wenn dieſe Thierchen in der Gegend des Kreuzes anweſend ſind. über die Madaͤr-Wurzel und ihren medieini⸗ 8 ſchen Gebrauch (129). Von G. Playfair, Esq. „Im Jahr ıguı befchäftigte ich mich viel mit der Unterſuchung der mediciniſchen Eigenſchaften ſolcher Pflan— zen, welche von den oſtindiſchen eingebornen Ärzten an: gewendet werden, und unter andern fand ich in einem Recepte zur Heilung der Jezam⸗Krankheit auch die Mas dar- Wurzel angeführt. Das Verhaͤltniß war ſehr klein und die Beſtandtheile der Receptformel zahlreich. Da aber die Anwendung dieſer Wurzel offenbar mit einiger guter Wirkung verbunden war, ſo entſchloß ich mich, 254 die Heilkeäfte aller Artikel des Recepkes abgeſondert zu unterſuchen. Ich mußte indeſſen mit großer Vorſicht zu Werke gehen, da in jedem andern Werke, welches ich zu Nathe zog, die Madar- Pflanze, auch Aak genannt, als ein heftiges Gift erwaͤhnt wurde. Nachdem ich ihre Wirkungen in der obengenannten Krankheit erkannt hatte, beſchloß ich, einen Verſuch mit ihr in andern analogen Krankheiten zu machen. „Nach reiſer Überlegung, und nachdem ich. mich von der Wirkſamkeit dieſes maͤchtigen Agens uͤberzeugt hatte, theilte ich meine Entdeckung mehrern geachteten Arzten mit, welche mich unterſtuͤtzten, meine Verſuche nach ei— nem groͤßern Maaßſtabe vorzunehmen. Im Jahr 1814 wen⸗ dete ich mich in Betreff dieſer Angelegenheit an die obere Medical-Behoͤrde zu Calcutta, und erſuchte dieſelbe, dieſe Entdeckung mit ihrer Aufmerkſamkeit zu beehren. Ich hatte naͤmlich dabei die Abſicht, daß ausgebreitere Verſuche, als fie in der Macht eines Individuums ſte— hen, mit dieſem Medicamente angeſtellt werden moͤchten. Die Verſuche mit dem von mir eingeſendeten Medica— ment waren indeſſen nur auf eine einzige Krankheit, naͤmlich auf die syphilis beſchraͤnkt worden. „Einige Verſuche, die in dem einem inländifchen Hoſpital zu Benares angeſtellt worden waren, und auch andere in mehrern europaͤiſchen Hoſpitaͤlern hatten einen ſehr guͤnſtigen Erfolg gehabt. Der Entdecker verſichert, daß er ſeit dem Jahr 1811 dieſes Mittel ſehr verſchie— denartigen Patienten mit dem gluͤcklichſten Erfolge vers ordnet habe, und jedes folgende Jahr ſey er von dem innern Werthe deſſelben immer mehr uͤberzeugt worden. Die Madar-Wurzel ſoll ein ſehr kraͤftiges, toni— ſches, miſchungsaͤnderndes, ſtimulirendes und oͤffnen— des, auch, in Verbindung mit Opium, ein ſchweiß— treibendes Mittel ſeyn. Die Krankheiten, in welchen dieſe Wurzel verordnet worden iſt, ſind syphilis, lepra und andere Hautausſchlaͤge, ferner Waſſerſucht, Rheu— matismus, Druͤſenverſtopfungen, Bandwurm und inter— mittirende Fieber. Sie hat ſich auch wirkſam erwieſen bei Krebs aͤhnlichen Geſchwuͤren (lupus), welche Krankheit unter den Eingebornen Hindoſtans ſehr haͤufig vorkommt. Die Fälle, in welchen die Heilkraͤfte der Madar: Wurzel ſich am auffallendſten gezeigt haben, ſind folgende: 1) eine heftige herpetiſche Affection bet einem Eingebor— nen, wurde durch Madar- Wurzel, in Gaben von 5 Gran zweimal des Tags zu nehmen, geheilt; 2) ein Fall von Ausſatz, von einem Correſpondenten des Hrn. Playfair mitgetheilt, hatte ſchon ſeit 5 Monaten ans gedauert und jedem angewendeten Mittel widerſtanden. Die Wurzel wurde, in Gaben von 3 Gran dreimal des Tags zu nehmen und allmaͤhlich mit der Gabe zu ſtei— gen, verordnet. Nach 6 oder 8 Tagen war die Krank— heit im Abnehmen, und nach 14 Tagen war kaum die Haͤlfte der urſpruͤnglichen krankhaften Oberflaͤche noch vorhanden; auch das Jucken und der Schmerz waren gaͤnzlich verſchwunden. Das Übel war nach 6 Wochen ganz geheilt und die Haut glatt und eben. Der Patient 255 klagte nicht uber Übelkeit, obgleich er in der letzten Zeit taglich an 30 Gran eingenommen hatte. Derſelbe Cor— reſpondent erzählt zwei andere Fälle, in welchen dieſe Medicin außerordentlich gute Wirkungen gehabt habe. Der eine Fall war ein remittirendes Fieber bei einem Kinde, und der andere eine Lungenkrankheit bei einem Erwachſenen. Die Madar- Wurzel iſt auch aͤußerlich bei uͤbeln Geſchwuͤren mit dem gluͤcklichſten Erfolge ver— ordnet worden. x Auch andere Arzte erklären ſich ſehr guͤnſtig für bieſes neue Heilmittel, beſonders aber bei Ausſatz, sy- philis und Bandwurm. über die nach Vaccination nachbleibenden Nar⸗ ben (130) ſcheint mir folgendes Schreiben von Sir Henry Halford, Praͤ⸗ ſident der Behörde der National⸗Vaccinations (Board of the Na- tional Vaccine Etablishment) an Henry Hobhouſe, Esg., Unter Staats - Gecretair ꝛc., beſonderer Aufmerkſamkeit werth. — — „Der einzige Theil des Berichtes des Pockenhoſpitals, welcher intereſſant zu ſeyn ſchien, war der, welcher ausſagte, daß 12 Perſonen nach der Vaccination im Small-Pox Hospital an den Menſchenpocken geſtorben ſeyen. . Einzelnheiten über die 12 toͤdtlich abgelaufenen Falle von Pocken nach geglaubten Kuhpocken, welche 1825 in dem Pocken— i kamen, ſind: n A Soap der Name Alter Wann u. wo vaccinirt Narben 2. John Nichardfſon 25 aut 11 Lande ner wahrzunehmen. ein. amuel Lace 25 eben ſo arah Wolf 23 eben ſo eben fo, obert Hauſon 25 giebt an, er ſey vaccinirt nicht wahrzunehmen. John Tubb 27 in Hampſphire, 10 Jahr alt eben fo. Tiida Olney 18 Hitchin, Herefordſhire breit und glatt. roß und lang, reit. klein, nicht gezackt. wie eine Brandnarbe, tephan Boot 22 in Cheſhire Thome Catan 25 Motrceſterſhire Bill. aearmpn, 27 Bedfordſhire We 1 auf dem Lande 8 Bench Smitg 22 in Suffolk W dargethan Mary Buttler 23 Willſhire kaum bemerkbar. W ende ie Ei i ollſtändigen Narbe: deutlich be⸗ None bg 2 80 1 g eſrahlartig, fich Größer als eine gepöhn⸗ liche Welefoblate. Der Durchmieſſer der Narbe iſt jedoch weniger wichtig, als daß fie rund und deutlich begränzt iſt. „um authentiſche Aufklaͤrung uͤber dieſen Umftand zu erlangen, lud die Behörde ac, den Dr. Gregory, Arzt im Small- Pox Hospital und Verfaſſer des Berichtes, vor, glaubt aber den Wuünſchen des Hrn. Staatsſecretairs nicht beſſer entſprechen zu konnen, als wenn fie die dem Dr. Gregory vorgelegten Fra⸗ gen und deſſen Antworten mittheilt. Es waren folgende: Frage. Muß man nicht, wenn eine Perſon mit Erfolg und Wirkung vaccinirt worden il, eine Narbe als ein Zeichen der Vaccination am Arme finden? — Antwort: ganz ſicher. _ Frage: Wollen Sie nicht die charakteriſtiſche Eigenthuͤm⸗ lichkeit einer Narbe beſchreiben, welche eine pollkommene Vacci⸗ Bibliographiſche Neuigkeiten. Opuseules pliytologiques par M. Henri Cassini. Premier Recueil. 2 Volumes. Paris 1826 8. m. K. Beiträge zur Natur- und Heilkunde, herausgegeben von J. B. Friedreich und A. K. Heſſelbach. Erſter Band. Würzburg 1825 8. mit 2 Steindrucktafeln. Außer den HH. Herausgebern, von den HH, Profeſſoren Rau und Schoͤn, ——— 256 nation bezeichnet? — Antwort. Die Narbe muß ſehr deutlich begraͤnzt, vollkommen rund, mit gezähnten Rande verfehen, und nicht größer als eine kleine Oblate oder ein Groſchen (ein engl. six pence) ſeyn. Frage: War dieſes charakteriſtiſche Zeichen einer vollkom⸗ menen Vaccination am Arm des John Richardſon vorhanden? — Antwort. Nein, und eben ſo wenig bei den uͤbrigen, außer bei William Johnſon. Frage: Dann haͤtten Sie alſo Recht gehabt, zu folgern, daß die Vaccination derſelben unvollkommen und unwirkſam geweſen ſey, und daß ſie keinen Schutz in irgend einer ſpaͤtern Periode des Lebens gegen die Pocken verleihen konnte? — Antwort, Solche Zeichen dürfen nicht als ein ſicherer Beweis des beſondern Schutzes der Vaccination betrachtet werden. Frage: Sie ſind vielleicht ſaͤmmtlich gar nicht recht vacci— nirt geweſen? Antwort: Ich glaube, ſo gut als gar nicht vaccinirt. Frage: Haben Sie noch andere Beweiſe, daß fie paccinirt geweſen find, ehe fie die Pocken bekamen, an welchen fie ſtarben? Antwort: Keine andern deutlichen Beweiſe. Alle waren der Meinung (naͤmlich die zwoͤlf Perſonen), daß ſie vaccinirt wor⸗ den ſeyen. 216 San. 25. 1826, Henry Halford. In Bezug auf dieſen Brief erhielten die Herausgeber des London Medical and Physical Journal einen Brief von Geor— ge Gregory, in welchem er erklaͤrt, daß dieſe ſeine Antworten mit dem Inhalte ſeines Jahresberichtes (welchen ich nachzubringen gedenke) in völligem Einklange ſtaͤnden. Miscellen. Ein neues Heilverfahren gegen Hämorrhagien nach der Geburt (131), wenn der uterus ſich nicht con⸗ trahiren will, wird von Dr. Mojon zu Genua dem Profeſſor Brouſſonets zu Montpellier als etwas von ihm wie von mehreren ſeiner Collegen bewaͤhrt Gefundenes mitgetheilt. „Dieſes fo einfache als unſchuldige Mittel iſt eine durch die Nahelvene in die placenta bewerkſtelligte ſtarke Injection von kaltem mit Eſſig ſaͤuerlich gemachten Waſſer, nachdem vorher das in der Vene des Nabelſtrangs etwa enthaltene Blut möoͤglichſt ausge⸗ ſtrichen worden. Sey es die Erweiterung, welche die Injektion in dem ganzen venoͤſen Syſtem der placenta hervorbringt, ſey es der Eindruck der Kaͤlte, welche ſich ſchnell bis zu dem die placenta mit dem Uterus verbindenden Gebilde fortſetzt, ger nug der Abgang der Nachgeburt erfolgt, ohne daß der Ge, burtshelfer nöthig hat, die Loͤſung durch Einführung der Hand zu bewerkſtelligen. Wenn die erſte Injection nicht die erwartete Wirkung haben ſollte, macht man, nachdem alle injicirte Flüfe ſigkeit wieder abgefloffen iſt, eine zweite.“ Schwefelſaures Cornin, (132) ein graulichweißer, ſehr bitterer, in Waſſer aufloͤslicher Stoff iſt von Carpenter zu Phi⸗ ladelphja aus der Rinde und dem Holze von Cornus florida ausgezogen und hat ſich den Erzten Morton und Coates als ein ganz beſonders wirkſames Fiebermittel ſelbſt da bewieſen, wo das Chinin vergeblich gegeben worden war. * 1 Dr. ulſamer und Wundarzt Mayer zu Würzburg, Dr. Walther zu Baireuth, Prof. Rapp zu Tuͤbingen (deſſen Beobachtung in der letzten Nummer S. 238. ausgezogen iſt), Wundarzt Weber zu Hammelburg und Major v. Tenne⸗ cker zu Dresden. (Eine reichhaltige Sammlung, deren Fortdauer man wuͤnſchen muß, und aus welcher ich noch einiges mitzutheilen gedenke.) . . — — Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde. Nro 505. (Nr. 17. des XIV. Bandes.) Juli 1820. FFF ˙ m ˙n.²˙˙'—L⏑Pft!Mß . —˙⁵ͤEt!ʒ;̃᷑̃̃ ͤüͥuU1!? ᷑)½0½ . M ⅛⁰ò V.. —Vvuuf.. f 7—ʃ']ö ⅛—OAMN Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. In Commiſſion bei dem Königl, Preuß. Graͤnz⸗Poſtamte zu Erfurt, der Kon. Sächſ. Zeitungs-Erpedition zu Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u. Tariſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes⸗Induſtrie⸗Comptoir. Preiß eines jeden Bandes von 24 Bogen, 2 Kthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes 3 ggl, NS tun ur Eu m0..& Nähere Umftände einer Reiſe, welche vor eini: gen Jahren nach den Steinoͤlquellen und nach den Vulkanen von Memboo gemacht worden iſt. (133) 20. Januar. Des Abends landeten unſre Fahrs zeuge bei guter Zeit unmittelbar uͤber Memboo, einem zerſtreut liegenden Dorfe, auf der rechten Seite des Fluſſes, welches ſich uͤber eine Meile weit ausbreitet. Da wir erfuhren, daß ſich in der Umgegend merkwuͤr— dige Salzwaſſerquellen befaͤnden, ſo machten wir uns auf den Weg, um fie aufzuſuchen. In geringer Ents fernung von hier fanden wir die geſuchten Quellen in einer kreisfoͤrmigen Vertiefung von ungefähr 400 Fuß Durchmeſſer, und auf 3 Seiten von ſteinigen, kahlen Hügeln umgeben, auf welchen, bis auf einige verkruͤp⸗ pelte Straͤuche des Cactus Opuntia, nicht die geringſte Spur von Vegetation anzutreffen war. Dieſe ganze Vers tiefung hatte das Anſehen eines verſunkenen Kraters von einem erloſchenen Vulkan, Gegen die Mitte dieſes Ortes hin fanden wir einen ganzen Teich von Steinoͤl, welches an 10 oder 12 Or— ten ſehr ſtark wallte. Der Durchmeſſer des Teiches be— trug an 35 Fuß. Die Tiefe deſſelben war unermeßlich oder vielmehr unbekannt. Im Umkreis fand man eine gewiſſe Zahl kleiner Oeffnungen, aus welchen ebenfalls Steinoͤl ſickerte. Eine gleiche Zahl von Salzwaſſerquel— len lag zwiſchen dieſen Oeffnungen, fo daß nur ein Zwi— ſchenraum von einigen Fuß feſter Erde beſtand. Vierzig Fuß noͤrdlich von der Hauptquelle und im Mittelpunkte der Vertiefung befindet ſich eine andere Steinoͤlquelle von geringerm Umfang, aber wahrſcheinlich von derſelben Tiefe, wie erſtere, auch eben fo mit klei— nern Oeffnungen umgeben, aus welchen theils Steinoͤl, theils Salzwaſſer heraustritt. Suͤdlich von dieſen beiden Quellen und nach der Seite hin, welche nicht von Huͤgeln eingeſchloſſen iſt, fanden wir 4 oder 5 Quellen von geringern Dimenfios nen, die ſich indeſſen durch weiter nichts von den übri⸗ gen unterſchieden. Wir bemerkten bei einigen dieſer Quellen kleinere Quellen von Erdoͤl, und bei andern, Quellen von Oel und geſalzenem Waſſer. Ungefähr 500 Nuthen ſuͤdoͤſtlich von dieſen Quel— len erblickten wir auf einmal ein Dutzend kleiner Vul— kane, von welchen die meiſten rothe brennende Lava auswarfen, zugleich aber auch eine fluͤſſige blaͤuliche Er— de, welche trocken an den Seiten des Kegels niederſiel, und nach und nach die Dimenfionen deſſelben vergrößerte, Im Allgemeinen hatte jeder dieſer Vulkane eine Höhe von 20 bis 25 Fuß, und einen Krater von 8 bis 10 Fuß Durchmeſſer. Dieſem Krater verdankte der Ke— gel offenbar ſeine Erhoͤhung uͤber der Ebene, weil er gaͤnzlich aus ausgeworfener Subſtanz zu beſtehen ſchien. Außer dieſer erdigen Subſtanz, welche trocken wurde und ihre Farbe beibehielt, dabei aber weder Geſchmack noch Geruch beſaß, ſtieß jeder Krater ungefaͤhr 6 mal in der Minute eine Menge Gas aus, welches das Anſehen eis nes leichten Nauches gewährte. Einem ſolchen Ausbruch ging jederzeit ein dumpfer Donner und eine Art con— vulſiviſcher Bewegung des Kegels voran. In die Kra— ter geworfene Bambusrohre wurden gemeiniglich mit großer Gewalt wieder ausgetrieben. Die in Thaͤtigkeit befindlichen Krater waren bis an den Rand mit einer fluͤſſigen Subſtanz angefuͤllt, welche manchmal um einige Zoll ſich ſetzte. Mehrere Krater, welche gegenwaͤrtig fi nicht in Thaͤtigkeit befanden, gewährten ungefähr den Anblick eines 10 bis 12 Fuß tiefen Trichters, der am Boden eine Oeffnung von einigen Zollen hatte. Die Birmanen haben dieſen kleinen Vulkanen den Namen Schlangenhuͤgel gegeben. Die Einwohner der Ums gegend bringen den unterirdiſchen Geiſtern, die unter dieſen Vulkanen wohnen ſollen, haͤufige Opfer. Ungefähr 20 Ruthen vom noͤrdlichſten dieſer Vul— kane fanden wir mehrere Salzwaſſerquellen. Der ums gebende Boden iſt ebenfalls ſtark mit Salz geſaͤttigt; und hier erſt erkannten wir die Vortheile, welche aus dieſer Wohlthat der Natur zu entnehmen find. Waͤſcht man die Erde und verdunſtet man das aus den Quellen 17 250 | geſchoͤpfte Waſſer, fo erhaͤlt man ein reines Salz, wel⸗ ches demjenigen zu Nagoon vorzuziehen iſt, und unge⸗ faͤhr an Ort und Stelle der viss um 3 oder 4 ticals verkauft wird. Sowohl die Steinoͤl- als Salzwaſſerteiche haben mit der Erdoberfläche faſt gleiches Niveau, und ihr Waſ— ſer iſt nicht viel waͤrmer als das Flußwaſſer. Man be— nutzt aus dieſen Teichen, zum Bau der Fahrzeuge, ei— niges Steinoͤl, ſcheint dieſe Subſtanz aber wenig zu achten; ſie iſt, wie man uns erzaͤhlte, ein oͤffentliches Eigenthum, welches jeder nach Willkuͤhr benutzen kann. Um dieſe Teiche herum iſt der Boden mager und unfruchtbar. Die geringe Vegetation beſteht zwiſchen den ſchwarzen und kahlen Felſen, an den Seiten der Huͤgel aus einzelnen verkrüppelten Geſtraͤuchen. An den Stellen, wo ſich die aus den kleinen Vulkanen ausge— worfene Erde aufgeſchichtet, findet man nicht die gering: fie Vegetation. Dieſer Ort wird für ungeſund gehalten. über die periodiſche Quelle des Juragebirges (134) welche dort unter der Benennung la Fontaine ronde bekannt ift, las Hr. Dutrochet in der Sitzung der Pariſer Academie der Wiſſenſchaften den 26. Juni eine Abhandlung vor. Der Erguß dieſer Quelle iſt nicht intermittirend, fondern blos periodiſch, d. h. er nimmt in regelmäßigen Zwiſchenraͤumen ſehr deutlich an Staͤrke zu, ohne ganz unterdruͤckt worden zu ſeyn. Von 5 zu 5 Minuten wird der Erguß ſtaͤrker, und waͤhrend diefer Zeit fließt auch das Waſſer ſchneller, ſo daß alſo die ganze Periode 6 Minuten beträgt. Die intermittirenden Quellen haben ſeit langer Zeit die Aufmerkſamkeit der Phyſiker und der Naturforſcher in Anſpruch genommen; dieſe haben bisher die Erſchei— nung einſtimmig durch die Annahme erklaͤrt, daß dieſe Quellen aus unterirdiſchen Waſſerbehaͤltern verſorgt wer— den, die mit ihnen durch Roͤhren oder Gaͤnge in Verbin— dung ſtehen, welche heberartig wirken. Dieſe Erklaͤ— rung, welche man nur als eine, durch keine directe Bes obachtung beſtaͤtigte Hypotheſe betrachten kann, laͤßt ſich nicht auf die ſogenannte runde Quelle des Jurage⸗ birges anwenden. Bei dieſer letztern iſt in der That die Zeitperiode nicht conſtant, und dauert manchmal ſtatt 6 Minuten nur 4 ꝛc. Zu Folge der Hypotheſe, die ei— nen Heber annimmt, welcher mit einem unterirdiſchen Behaͤlter in Verbindung ſteht, duͤrfte nun dergleichen nicht vorfallen, und die Zeit der Ausſetzung dürfte kei— nen Einfluß auf diejenige der Verdoppelung haben. Bei der runden Quelle erfolgt gerade das Gegentheil, und man ſieht immer dieſe beiden Zwiſchenraͤume ganz gleich. Hr. Dutrochet iſt der Meinung, daß der perio— diſche Erguß der Quelle, um welche es ſich handelt, mit allen eintretenden Umſtaͤnden durch die Annahme einer periodiſchen Gasſtroͤmung erklaͤrt werden koͤnne, welche ſchraͤg gegen die Waſſerſtroͤmung der Quelle ihre Rich⸗ 260 tung nimmt, und in regelmäßigen Zwiſchenraͤumen fich durch das Waſſer fortſetzt. . Was diefe Meinung beſtaͤtigt, iſt die auffallende Entbindung von kohlenſaurem Gas, welche waͤhrend der Ausſetzung immer ſtatt findet. a Welche Urſache kann die Entbindung des Gaſes, von welchem wir ſprechen, bewirken? Hr. Dutrochet weiß daruͤber nichts zu ſagen, ſondern bemerkt nur, daß dieſe Entbindung von Kohlenſaͤure, ausſetzend oder nicht ausſetzend, eine Erſcheinung ſey, die man bei allen Quellen des Juragebirges antreffe. Uber den Character und das Temperament der Pferde (135) heben wir hier einiges von dem aus, was Hr. Major v. Ten⸗ necker in Prof. Friedreich's Zeitſchrift (vergl. Notizen Nr. 302. S. 256.) mitgetheilt hat. b Eigentlich bösartige Character von Natur trifft man bei den Pferden wenig oder gar nicht an, oder ſie geſtalten ſich nur waͤhrend der Zeit ſo, als z. B. bei dem Hengſt, der ſich durch Geilheit, bei der Stute, welche ſich durch Roſſigſeyn in einem uͤberreizten, man kann ſagen, kranken Zuſtand befindet, der nicht ſelten lange fortdauert, ja den Thieren zur Gewohnheit wird, und in eine eigentliche chroniſche Krankheit, Manie, uͤbergeht, was ich als ein Nervenleiden betrachte, bei welchem die Seelenverrichtungen des Thiers geſtoͤrt ſind. Als Beweis hierzu fuͤhre ich folgende Beiſpiele an. Mir ſind Stuten vorgekommen, die zu jeder Zeit, vorzuͤg⸗ lich aber während des Roſſigſeyns, außerordentlich kitzelich, em— pfindlich, reizbar und unruhig waren, ſchlugen, biſſen, hauten und, was man ſagt, ſtallboͤſe, unleidlich und unumgaͤnglich was ren, ſich nur mit großer Vorſicht beſteigen und nicht ohne Ges fahr reiten ließen, oder bei dem Fahren nach den Straͤngen, den Leitjeilen und nach allem ſchlugen, was fie nur leiſe und ent? fernt beruͤhrte, und dieſes Benehmen beibehielten, wenn auch übrigens keine Spur von Roſſigſeyn bei ihnen zu entdecken war, gleichwehl durch das Bedecken nicht zukamen und ſich in einem unausgeſetzt hoͤchſt gereizten und kranken Nervenzuſtande bes fanden. „Welches boͤſe, unleidliche Pferd iſt dies nicht“, hieß es dann, „ſein Character iſt der ſtoͤrrigſte und widerſpenſtigſte, ja boͤſeſte, den es nur bei den Pferden geben kann.“ Es wur: den alle moͤgliche Mittel der Reitkunſt, Guͤte, Strenge und Gewalt angewandt, und ſie blieben ſtets wie ſie waren, weil nach meiner Meinung ihre Unleidlichkeit und Boͤsartigkeit, wenn man es ſo nennen will, gar nicht in ihrem Character, wohl aber in einem uͤberreizten kranken Zuſtande ihrer Nerven lag. Sie litten an der Manie, an der Manntollheit, und waren Subjecte, die fruͤher oder ſpaͤter, wenn ſie Menſchen geweſen, zum Tollhauſe reif geworden waͤren, ſo aber als Pferde am Ende todt geſtochen werden mußten, wenn ſie nicht fruͤher in entzündlichen oder chroniſchen Dummkoller verfielen, zu dem ihr ge⸗ reizter kranker Nervenzuſtand ſchon lange den Grund gelegt hatte. Nach meiner Beobachtung uͤber die Entſtehung dieſer Krank⸗ heit waren es groͤßtentheils Stuten, die fruͤher belegt geweſen waren, bei denen aber fpäter ſowohl die Belegung als allge: meine Aderläffe, waͤhrend fie doch in gutem Futter ſtanden und viele Ruhe hatten, uͤbergangen worden waren, und bei denen ſich im Anfange nur leiſe Spuren dieſer Krankheit zeigten, die ſich mit der Zeit immer mehr vermehrten, und am Ende zu einer voͤlligen Störung des Seelenlebens führten, ’ Derſelbe Fall ift es auch bei den Hengſten; auch bei dieſen giebt es dergleichen Subjecte, denen man außer — und beſon⸗ ders während der Geilheit — den bösartigften Character Schuld giebt, die ſelbſt auf ihren Waͤrter losgehen, und ihn, vor⸗ 261 züglich wenn er fie durch Schläge oder andere Zwangsmittel reizt, recht planmäßig, man koͤnnte ſagen mit Ueberlegung, in Stuͤcken zerreißen und zertreten. Mir iſt unter andern ein Hengſt vorgekommen, der ſich losgeriſſen hatte, auf die Stute eines Bauers, der im Felde arbeitete, ſtuͤrzte, und da dieſer mit dem Pferde in ein nahes Gehoͤfte entfloh, unter eine Heer— de Schaafe rannte, und wie der Wolf eins davon packte, damit fortlief und es in Stuͤcken zerriß. Und welche ſchreckliche Bei- ſpiele hat man nicht, wo Hengſte ihren Waͤrter, Fuhrmann oder Reiter gleichſam recht abſichtlich auf eine grauſenvolle Art ums Leben brachten, ja die noch, nachdem ſie gewallacht wor— den waren, gereizt, unleidlich und bösartig blieben, bei welchen allen aber eine uͤberreizte Nerventhaͤtigkeit, eine Stoͤrung des Seelenlebens vorhanden war, und die daher, wenn auch nicht ſowohl phyſiſch, doch pſychiſch krank waren. So koͤnnen auch andere Einfluͤſſe den Character der Pferde verſtellen. Sie werden widerſpenſtig und capricioͤs, wenn fie über ihre Kräfte angeſtrengt werden, wo fie gleichſam ihre letzten Reſte aufbieten, um dieſen Zwang, dieſer Barberei zu entgehen; und gluͤckt ihnen dies, wie es nicht ſelten geſchieht, ſo zei— gen ſie nun auch dieſe Widerſetzlichkeit, ohne großen Anſtren— gungen ausgeſetzt geweſen zu ſeyn, und ſuchen das planmaͤßig mit ueberlegung auszuführen, zu was fie zuerſt nur die völlige Erſchoͤpfung ihrer Kraͤfte zwang. Auch koͤnnen zu viel Kraft und zu wenig Anſtrengung den Character veraͤndern, oder ihn wenigſtens auf einige Zeit anders erſcheinen laſſen, als er wirklich iſt. So z. B. werden ſtarke und kraͤftige Pferde unter einem furcht— ſamen, ungeſchickten und unerfahrenen Reiter erſt uͤbermuͤthig, indem fie die Schwäche ihres Reiters fühlen, der durch eine ge— ſchickte Fuͤhrung, zweckmaͤßige Huͤlfe und den Verbrauch ihrer Kraft ſich die Herrſchaft uͤber ſie nicht zu erhalten weiß. Aus dieſem Uebermuth wird aber in kurzer Zeit Keckheit, die ſehr bald in Widerſpenſtigkeit übergeht, wie bei unſeren jetzigen jun⸗ gen, talentvollen und geiſtigen Maͤnnern, die ihres Uebergewich— tes an Kenntniſſen und Wiſſenſchaften gegen den einen und den anderen Lehrer und Vorgeſetzten ſich bewußt ſind, und ihm bei ſeiner Schwaͤche, Mangel an Feſtigkeit, Ernſt und Wuͤrde den Gehorſam aufſagen, ohne daß man gerade von beiden, von die— ſen kraͤftigen Pferden und jenen talentvollen jungen Maͤnnern ſa— gen koͤnnte, daß fie boͤſe Character hätten, die jedoch nahe dar— n ſind, ſie zu bekommen, und dies aus lauter Kraft, Geiſt, chwaͤche und Furchtſamkeit ihrer Führer. Es zeigt ſich der Character des Pferdes in einem anderen Lichte, und kann wirklich veraͤndert und verdorben werden, wenn das Pferd von ſeinem Waͤrter oder Reiter unausgeſetzt brutali— ſirt, ja mißhandelt wird. Von der Natur fuͤr die Freiheit, fuͤr ſich ſelbſt als Zweck, nicht als Mittel für unſere Iwecke gebo— ren, wie jedes Geſchoͤpf, erwacht endlich ſeine ſchlummernde Kraft, wie bei einem unterdruͤckten Volke, es lehnt ſich fruͤher oder ſpaͤter gegen den Zwang auf und ſucht ſich frei und unab⸗ haͤngig zu machen, oder nimmt wenigſtens, da ihm dies nicht ganz gluͤckt, einen ſtoͤrrigen Sinn an, wird menſchenhaͤſſig, uns willig und unfolgſam, und thut alles, um nach ſeinen Kraͤften dem Willen feines Waͤrters und Reiters entgegen zu wirken, und Men 15550 dasjenige, was es thun muß, nur mit dem größten erdruß. „ Boͤſe Geſellſchaft verdirbt gute Sitten.“ Dieſer alte Wahlſpruch beftätigt ſich auch bei dem Pferde; denn befindet ſich das gutmuͤthigſte, froͤmmſte und willigſte Thier in Gefells ſchaft eines widerſpenſtigen und capriciöfen Pferdes, ſo geſchieht es nur mehr als zu leicht, daß auch deſſen von Natur gutmüs thiger, williger und folgſamer Character gleichſam von dem boͤ⸗ ſen Princip angeſteckt und ihm aͤhnlich wird; denn es ſieht von jenem, daß es durch Widerſetzlichkeit feinen Willen erhält, und an dieſen oder jenen Gegenſtand nicht heranzubringen iſt, vor dem es ſich ſcheut, und nicht Gehorſam genug für die Huͤlfen und Strafen ſeines Reiters hat, daß die Furcht vor jenen uͤber die Furcht vor dieſen dominicirt, oder daß es auch außerdem ſeinen unſerm Dienſte dar, 262 Willen durchſetzen, umwenden und gehen kann, wohin es ihm beliebt, weil es die Oberherrſchaft uͤber ſeinen Reiter gewonnen hat. Dieſes laͤßt ſich aber, wie man im gemeinen Leben ſagt, ſein Compagnon nicht lange geſagt ſeyn; er faͤngt gleich auch an dem Willen ſeines Reiters zu widerſtreben, und ſeinen eigenen durchzuſetzen, ſobald ihm ſein Reiter nicht gehoͤrig gewachſen iſt. Ferner iſt die Anhänglichkeit vieler Pferde au andere Pferde beſonders an ihre Stallnachbarn und Dienſtkameraden, ſo wie an ihren Stall oder den Ort, wo fie Ruhe und Futter genoſ⸗ ſen haben, und auf einige Zeit ſich ſelbſt wiedergegeben, und von unſerer brutalen Behandlung oder wohl gar Miß handlungen entfernt waren, nicht ſowohl für einen boͤſen und widerſpenſtigen Character, als fuͤr Freundſchaft, Liebe und Gewohnheit zu ihres Gleichen, zu ihren Cameraden insbeſondere zu halten. Vielleicht von Jugend auf in der Freiheit mit ihnen aufgewachſen, oder doch eine längere Zeit mit ihnen verlebt, haben fie — das eine mehr wie das andere — eine Neigung zu einander gefaßt, lies ben ſich oft auf das zaͤrtlichſte, gewöhnen ſich aneinander und fuͤhlen ſich ſo ſehr zu einander hingezogen, daß ſie alle ihre Krafte anſtrengen, um wieder zu einander zu kommen, wobei ihr Character uns nur in einem falſchen, widerſpenſtigen Licht erſcheint, von uns für capriciös, unwillig und widerſpenſtig gehal⸗ ten wird, indeß es doch eigentlich ein edler Zug von Freund⸗ ſchaft, Liebe und Anhaͤnglichkeit an ihre alten Spielkameraden, ihre Stallgeſellſchaft und überhaupt an ihres Gleichen iſt. Ein edler Characterzug, den die Pferde nicht ſelten in einem hoͤhe⸗ ren Grade beſitzen, als die Menſchen, wo die verſchiedenen Ver: haͤltniſſe und Stande nicht ſelten die zärtlichfte Liebe und innig⸗ ſte Freundſchaft in kurzer Zeit trennen, ſo daß ihnen eine Schei⸗ dung keinen Schmerz, ja wohl gar Freude macht. Pferde, die in der Geſellſchaft des Menſchen und doch mit dieſen zugleich in der Freiheit aufwachſen, wie die Pferde des Arabers, des Baſchkiren, des Kalmuͤcken u. ſ. w., die wie ein Mitglied der Familie angeſehen und behandelt werden, und vom Zwange nur ſo viel wiſſen, als ihr freier Herr ſelbſt, verra⸗ then keine Spur eines bösartigen und widerſpenſtigen Charac⸗ ters, und obgleich weder kunſt- noch ſchulmaͤßig abgerichtet, fol gen fie doch ihrem Gebieter auf die leiſeſte Hülfe, doch mehr aus Liebe wie aus Furcht. ; i Nahrung, Pflege, Wartung, Behandlung und Dienft kon⸗ nen ebenfalls nicht allein die Materie, ſondern auch den Geiſt, den Character und das Temperament des Pferdes mannichfaltig abaͤndern, und wir ſehen daher z. B., daß das feurigſte und lebhafteſte Pferd von der feinſten und edelſten Race, wenn es in ein ſchweres allzureichliches Futter, auf ſaure oder zu fette Weiden kommt, ſich verwirft, oſt aus dem lebhafteſten Pferde das phlegmatiſchſte Thier wird, und ſelbſt ſeinen Character verändert, Denn war es erſt willig und bot gleichſam feine Kräfte von ſelbſt und ohne alle Antreibung zu N : d fo wird es jetzt nicht felten unwillig, 1 ſeine Kraͤfte zuruͤck, und iſt nur durch Zwangsmittel in Thaͤtig⸗ keit zu bringen. Und ſo wie der Menſch, ja ganze Nationen bei grober Koſt, einer langen ſelaviſchen Behandlung, der Ent: ziehung aller Freiheit, Muth, Energie, Kraft und Großherzig⸗ keit verliert, ſo auch das Pferd; und wer daſſelbe aus dem ſchweren Karren des Fuhrmanns kauft, muß ihm erſt lange Zeit eine beſſere Nahrung und Behandlung geben, bis es ſich gleichſam ſelbſt und alle ihm angeborene gute Eigenſchaften wie⸗ der findet, und wieder das iſt, was es vor jener traurigen, es an Geiſt und Körper niederdruckenden Kataſtrophe war. Pferde von phlegmatiſchem Temperamente haben ſtumpfere Sinne, wie Pferde von feurigem Temperamente, aber oft glei⸗ chen Charakterzug, bei beiden bleibt ſich das Denk- und Erin⸗ nerungsvermoͤgen gleich, ja es findet ſich in der Regel bei phleg⸗ matiſchen Pferden oft noch mehr, oder läßt ſich wenigſtens deut- licher bemerken, da es bei dem allzufeurigem Temperamente aus lauter Lebhaftigkeit ſich nicht fo aͤußern kann, und aus laus ter Faſelei und Zerſtreuung zu gar keiner Anhaltung und Feſtig⸗ u iin 263 keit kommt. Das phlegmatiſche Pferd aber wird don äußeren Gegenſtaͤnden weniger geſtort und unterbrochen, weshalb ſeine Seelenthaͤtigkeit mehr auf einen Punkt gerichtet bleibt. Am deut⸗ lichſten ſpricht ſich dieſer Erfahrungsſatz bei der Abrichtung der Schul- und Kunſtpferde aus; ein lebhaftes und feuriges Pferd iſt auf die Lection weniger aufmerkſam, wird von äußeren Din⸗ gen weit mehr zerſtreut, und uͤbereilt ſich wenigſtens ſehr oft in ihrer Ausfuͤhrung; da hingegen ein phlegmatiſches Pferd die Schulen zwar ſpaͤter begreift, aber ſie auch dann laͤnger in ſei⸗ nem Gedaͤchtniſſe feſthaͤlt, ſich in der Erlernung weniger unter⸗ bricht und in ihrer Ausfuͤhrung weniger uͤbereilt. 0 Pferde von edler Race haben in der Regel allemal ein feuri⸗ ges Temperament und mehr Charakterſtaͤrke, Feſtigkeit des Willens, ſchaͤrfere Sinne und einen gelehrigern Geiſt, als Pfer⸗ de von gemeiner Race. Doch traͤgt auch hier die Pflege, die Wartung, die Nahrung, die Behandlung und der Umgang uͤber⸗ haupt vieles mit bei. Pferde, mit denen man ſich von der fruͤheſten Jugend an viel abgiebt, in welche man gleichſam einen Theil von dem Denkungsvermoͤgen des Menſchen überträgt, und ſie, ſo zu ſagen, zum Theil vermenſchlicht, zeigen, auch ſelbſt von der gemeinſten Race, nicht ſelten viel Geiſt, und wuͤrden ihn noch mehr äußern, wenn ihnen ihr ſchwacher Koͤrperbau die Ausführung hierzu nicht verfagte, Miscellen. Folgenden Beitrag zur Thierſeelenkunde entlehnen wir aus dem Morgenblatt 1826 vom 26. Juni. Einem im Genfer Strafarbeitshauſe zu einſamer Haft verurtheilten jungen Menſchen Namens H. ward die ungewohnte Einſamkeit und Abgeſchiedenheit unertraͤglich lange, aber vergeblich ſuchte er ſich einen Geſellſchafter. Endlich war er ſo gluͤcklich eine junge Ratte maͤnnlichen Ge⸗ ſchlechts zu fangen. Schon nach einigen Tagen war fie durch freundliche Behandlung ganz heimlich und vertraut geworden, und verlangte nicht mehr fort. Nur aus des Freundes Hand nahm ſie Nahrung, und wenn er arbeitete, kroch ſie ihm zwi⸗ ſchen Weſte und Hemd, wo ſie ſich Stunden lang ruhig verhielt. Immer aber ſuchte ſie nur die linke Seite, nie die rechte; ſey es nun, daß fie ſich in der Nähe des Herzens wärmer fühite, ſey es, daß ſie die rechte Seite vermied, weil H. bei der Ars beit mit der rechten Hand mehr Bewegung machte. Bald war Ratinet — fo wurde der Zoͤgling gehelßen — vom Direktor der Anſtalt und von andern Straͤflingen wegen ſeiner guten und bei einer Ratte nicht geahnten Eigenſchaften bekannt und beliebt. Nur an Reinlichkeit wollte ſich das Thier nicht recht gewöhnen, und wurde deshalb bisweilen von H. mit einem kleinen Ruͤthchen gezuͤchtigt. Ungefähr einen Monat nach dieſem ſtillſchweigenden Societaͤtskontrakt war H. in feiner Zuͤchtigung zu hart geweſen, und hatte auch vergeſſen, dem Thiere zu laufen zu geben, kurz Ratinet entwiſchte. Wer beſchreibt nun H. “s Traurigkeit? Er wartete einen, zwei, drei Tage, eine Woche — vergebens, Rati⸗ net kehrt nicht wieder. Nun dachte H. darauf, ſich eine andere Ratte zu fangen und abzurichten. Er war auch bald ſo gluͤck⸗ lich, eine zu erwiſchen. Aber fie war älter als die vorige, und obwohl von demſelben Geſchlecht, fehlten ihr doch alle die gu⸗ ten Eigenſchaften Ratinets. Sie war wohl auch zahm, fraß und ſoff aus H.'s Hand, aber des kleinen Ratinets Zuthulichkeit, Schmiegſamkeit und Faͤhigkeit bekam fie nicht. Einen Monat mochte ſie wohl mit H. gehauſ't haben, als er Abends im Dun: keln auf ſeinem Bette ſaß. Neben ihm lag ſeine Ratte II., da hört er zu feinen Fuͤßen ein Gerauſch, ft d aus und — ſiehe Ratinet läuft ihm luſtig am Arm hinauf und ſchluͤpft gleich an das trauliche Herzfleck, zitternd und bebend vor Freude. Ratinet kroch nun, nach alter Gewohnheit, mit H. unter die Decke, als dieſer ſich ſchlafen legte. welche dieſe Gewohnheit nicht hatte, ſchien es nicht zu bemer⸗ — — ſtreckt die Hand darnach Die Ratte II., 264 ken. Am andern Morgen ſahenh ſich zuerſt die beiden Thiere. Sie blickten ſich wohl lange an, aber keine Eiferſucht, kein Streit, kein Krieg entſtand zwiſchen ihnen, ſie fraßen und ſof⸗ fen traulich zuſammen. Aber nach einigen Tagen verſchwand die altere Ratte und war von dieſer Stunde an nicht mehr zu ſehen. H. lebte nun fortan mit feinem alten wieberges kehrten Freunde auf dem herzlichſten Fuß, bis nach mehre⸗ ren Monaten ſeine Strafzeit voruͤber war. Er ſprach mit Unruhe von dem Zeitpunkte, wo er Rat net verlaſſen muͤſſe, da er ihn doch nicht mit ſich dans le monde nehmen koͤnne, wie er ſich ausdruͤckte. Er glaubte Alles gethan zu haben, indem er das liebe Thier dem Direktor der Anſtalt und allen andern empfahl, die er kannte. Endlich kam der Tag her⸗ an. H. ſchied mit Thraͤnen von Ratinet, den er tauſend Mal kuͤßte, und den man mit Gewalt zuruͤck halten mußte, als H. durch die Thuͤre ging. Als das Thier ſeinen Freund nicht mehr ſah, war ſeines Bleibens nimmer. Es fraß und ſoff nicht von dieſem Augenblicke an, fo gute Biſſen man ihm auch vorſetzte, ſuchte auch nicht zu entkommen, ſondern wollte nicht von H.“s Bett weichen. Nach drei Tagen fand man Ratinet todt in ein altes Tuch gekrochen, das H. zuruͤckgelaſſen hatte. — Alle dieſe umſtaͤnde habe ich aus dem Munde des Herrn C. Aubanel, Dis rector der Maison pénitentiere zu Genf, welcher deren Wahre heit mit feinem Worte verbürgt, Dr. Chr. M. über die ſogenannten ephemeren Inſekten (136) hat Hr. v. Blainvitle neuerdings Beobachtungen zu machen Gelegenheit gehabt. Die Naturforſcher hatten geglaubt, daß dieſe Thierchen, welche nur einige Stunden, hoͤchſtens einen bis zwei Tage leben, gar keinen Verdauungskanal befäßen, und man hatte fie deshalb ſelbſt bisweilen agnatha genannt, Die Unrichtigkeit dieſer Meinung, welche man ſchon vorher vermu⸗ then konnte, iſt nun durch Hrn. v. Blainville erwieſen. Er fand naͤmlich, als er eins dieſer Inſecten, welche zu jetziger Zeit Abends zu Tauſenden uͤber dem Ufer der Fluͤſſe in der Luft herumſpſelen, fecirte, eine deutliche Unterlippe (worauf früher. ſchon Latreille gedeutet hatte), einen Darmkanal, einen Af⸗ ter, mit einem Worte, alle der Digeſtion angehoͤrigen Organe. Auf die Gegenwart eines Verdauungsapparats deutet uͤbrigens ſchon die Beobachtung hin, daß dieſe Thierchen waͤhrend der kurzen Dauer ihres Lebens zweimal die Haut abwerfen, welche letztere aus einem Stüd beſteht, mit Haaren bekleidet iſt, und ganz die Form des Thierchens hat. Deutſche Sammler für Naturgeſchichte in Ame⸗ rika. In der Berliner Zeitung zeigt Hr. Prof. Lichtenſte in folgendes an. Der Koͤnigl. Kammerherr und Ober-Jaͤgermei⸗ ſter, Herr Graf von Sack fährt fort, feine Reife im tropiſchen Amerika für die Naturwiſſenſchaften und die Koͤnigl. Sammlun⸗ gen hoͤchſt ergiebig zu machen. In deſſen er Herrn Deppe in Mexico zuruͤckgelaſſen, der die ſaͤmmtlichen Provinzen dieſes aus⸗ gedehnten Reiches jetzt aufs Neue durchwandert hat, und im Herbſt mit ſeinen Sammlungen nach Berlin zuruͤckkehren wird, iſt er im Februar d. J. in Carthagena mit dem, von Berlin aus ihm entgegengeſandten Herrn Häberlin zufammengetrofs fen, und hat ſich entſchloſſen, denſelben auf ſeine Koſten noch ein Jahr in Columbien und Chili reiſen zu laſſen, damit er Proben von den wichtigſten Erzeugniſſen dieſer Laͤnder zuruͤck⸗ bringe und berichte, was er an ihren natuͤrlichen Standoͤrtern von ihnen erfahren und wahrgenommen. Herr Haͤberlin iſt gegen Ende Aprils den Magdalenen-Strom hinaufgezogen, um nach Bogota zu gelangen, von wo aus die Anden in unterſchie⸗ denen Richtungen durchkreuzt und die benachbarten Kuͤſten und tieferen Strom⸗Gebiete beſucht werden ſollen. Der Herr Graf ſelbſt ſchickte ſich im Mai zu feiner. Ruͤckkehr nach Europa an und wird wahrſcheinlich noch vor Ende des Sommers wieder in Berlin eintreffen. . 266 265 re er He Nachricht über die Krankheiten des Auges, welche in einigen Theilen Indiens berrſchen, 3 den Reſultaten der Operationen, welche zur Hebung derſelben gemacht worden ſind (137). Von George Richmond, Wundarzt beim vierten Dragonerregiment. ’ — _ rr rr TT Inbegriff Verkenig Sehver⸗ Sehvermoͤgen, herge⸗ moͤgen, Krankheiten. Krankheiten des Auges, welche zu Punah vom 6. Mai bis zum 12. December 24 durch chirurgiſche Operationen behandelt worden ſind. ———— —A——— — 2 — — —— Totalzahl der ſtellt durch Operation,] Falle, wo durch ſvermoͤgen durch Ope fkuͤnſtlichen Pupillen und Pte« hergeſtellt [aber durch die Unvorſich Operation das ration einiger Mazltygien, welche durch Operation Fälle, wo das Seh⸗Totalzahl der grauen Staare, durch Ope⸗ tigkeit des Patienten ent“ Sehvermdgen ßen hergeſtellt wor-] mit Erfolg behandelt wor⸗ ration, ſtand Entzündung, welche hergeſtellt wor: den iſt. den ſind. die Augen zerſtoͤrte. | den iſt. Graue Staare | 407 | 29 | 436 | 43 — Kuͤnſtliche Pupillen 9 — | 3 | 3 ; Flügelfelle,(Pterygium) 2 — — — Totalſumme der durch chirurgiſche Operation gluͤcklich behandelten Faͤllel 490 Faͤlle, in ige das Sehvermögen durch mediziniſche Behandlung wieder hergeſtellt wor: 12 * r / „„ FT RR | Sotutumme der Fälle, in welchen das Sehvermoͤgen wieder hergeftellt worden ff. o « 504 1 | ann — Ba SE er een . Bei Durchleſung der vorangeſtellten Tabelle wird ſich erge⸗ ben, daß binnen 7 Monaten und 12 Tagen 479 Faͤlle von grauem Staar mit glücklichem Erfolg behandelt worden find; ferner find 9 Falle von verſchloſſener Pupille und 2 Patienten mit Fluͤgelfellen ebenfalls glücklich operirt worden; und endlich haben 14 Patienten mit krankhafter Hornhaut durch mediziniſche Behandlung das Sehvermögen wieder erlangt. Addirt man alle dieſe Fälle zuſammen, fo bekommt man elne Summe von 504 Patienten, denen das Sehvermoͤgen wieder gegeben worden iſt. Eine große Zahl dieſer Patienten, an welchen die Staarope⸗ ration gemacht worden iſt, kann die Ziffern einer uhr, ohne den Beiſtand von Brillen, leſen. Durch letzteres Mittel Eönnen fie indeſſen faſt wieder vollſtaͤndig ſehen. 8 ’ Diejenigen Patienten, denen, wie die Tabelle zeigt, nur ein kleiner jedoch ſehr nuͤtzlicher Grad des Sehvermoͤgens wieder vers ſchafft worden iſt, wuͤrden ebenfalls durch die Benutzung ſolcher Brillen im Sehen ſehr unterftügt werden, weil bei den meiften derſelben die Unvollkommenheit des Sehens von der im Alter gewöhnlichen Abplattung der Hornhaut herruͤhrt. 29 Patienten haben das Sehvermoͤgen verloren, nachdem es ihnen durch die Operation bereits wieder hergeſtellt worden war, Dieſe Patienten ſtanden nämlich unter keiner Aufſicht und woll⸗ ten ſich auch den Vorſchriften und Verfuͤgungen des Arztes nicht im Geringften fügen. Manche derſelben, welche ihr Sehvermoͤ⸗ gen wieder erhielten, hatten eine ſo unmoͤßige Freude darüber, daß ſie es nicht ertragen konnten, noch einige Tage mit zuge⸗ bundenen Augen auszudauern, ſondern nachdem fie mich verlaſ⸗ ſen hatten, die Binde von den Augen abnahmen, um das Ver⸗ nügen des Sehens und der Erblickung ihrer Freunde zu genie⸗ Sn Dadurch gelangten aber die ſtarken Lichtſtrahlen auf die reti- na, welche Jahre lang in Dunkelheit gehuͤllt geweſen war und folgs lich die erſten Eindruͤcke des Lichtes ohne nachfolgende Entzuͤndung nicht aushalten konnte. Vergleicht man die Fälle, in welchen das hergeſtellte Sehvermoͤgen wieder verloren ging, mit dem allgemeinen Erfolg der Staaroperationen, ſo ergiebt ſich ein Verhaͤltniß wie 1 zu 20. Obſchon ich nicht die geringſte Veranlaſſung habe, mich über Mangel an Zutrauen bei den Eingebornen zu beſchweren, fo habe ich doch die Erfahrung gemacht, daß ſie nach der Behand⸗ lung ſich einem ſchmerzhaften Mittel zu unterwerfen nicht Luſt ha⸗ ben; denn haͤtten die erwaͤhnten Patienten ſich nur den gewoͤhn⸗ lichen Vorſchriften gefuͤgt, welche zur Verhuͤtung der Entzündung angewendet werden, ſo wuͤrde ihnen das Sehvermoͤgen ſicherlich erhalten worden ſeyn⸗ 5 Die unvortheilhafte Art, wie die Operationen an den Hin⸗ dus vorgenommen werden muͤſſen, thut dem guͤnſtigen Reſultate der Operationen großen Eintrag; denn nachdem die Operation gemacht iſt, läßt man ſie gehen, wohin fie nur wollen, und ih⸗ ren eigenen Neigungen folgen. Um aber dieſen Übelftänden im Voraus zu begegnen und eine nachfolgende Entzuͤndung ſo viel wie moͤglich zu verhuͤten, erfährt das Auge bei der Operation ſehr wenig Stoͤrung, ſo daß in den meiſten Faͤllen keine Nachbe⸗ handlung noͤthig iſt, ausgenommen vielleicht bei einem und dem andern einige Blutegel an die Schlaͤfe zu ſetzen. ; Um die Eingebornen mit Erfolg zu behandeln, ift es durch⸗ aus nothwendig, mit einer einzigen Einbringung des Inſtru⸗ mentes viel auszurichten; man muß ihnen in einem Augenblicke Licht verſchaffen und mit fo wenig Schmerz, als nur möglich, Bei einem harten grauen Staare kann dieſes jederzeit geſchehen, aber bei einem weichen, der den Druck der Nadel nicht aushält, bedarf es einiger Zeit, um ihn aus der Sehaxe zu entfernen. Ich unterrichte deshalb den Patienten jederzeit im Voraus von dieſem wahrſcheinlichen Umſtand. Ich habe vielmals die Nadel in das Auge eingeführt, ohne daß die Patienten das geringfte Zeichen des Schmerzes verrathen haben. Sie bleiben ſo feſt und ruhig, als ob nichts dieſer Art vorgefallen wäre, und wenn ich fie über den Grad des Schmer⸗ zes fragte, antworteten einige, daß fie keinen Schmerz fühlten, und andere, daß ſie geringen Schmerz fuͤhlten. Ich bin deshalb der Meinung, daß man mit einem gut polirten Inſtrumente die Operation der Depreſſton immer vollenden koͤnne, und daß man den Staar unter die Sehaxe dergeſtalt zu deprimiren im Stande ſey, daß er nie wieder auftaucht, und ohne daß der Patient gröfern, haͤufig auch nicht einmal fo viel Schmerz em⸗ pfinde, als beim Aderlaſſen. Wahrend meines Aufenthaltes in Punah betrug die Zahl die⸗ 267 fer Art von Patienten 820. Vel vielen wurde durch mediziniſche Behandlung das Sehvermoͤgen wieder hergeſtellt. Gegen 100 Patienten mit beginnendem Staar wendeten ſich ebenfalls an mich, da fie aber noch nicht völlig blind waren, fo durfte ich noch an eine Operation nicht denken, ſondern konnte ihnen nur ſagen, daß ſie wahrſcheinlich binnen 18 Monaten oder 2 Jahren völlig blind werden, und daß erſt dann ihr Auge in dem Zuſtan⸗ de ſeyn wuͤrde, wo die Operation Huͤlfe leiſte. i - Ich habe die Namen dieſer Patienten nicht aufgezeichnet, weil ſie nicht wirklich unter meine Behandlung kamen. Rechne ich alle dieſe Patienten mit den vorigen zuſammen, ſo erhalte ich die Summe von 920. Vor einigen Wochen kam ich weiter Stromabwaͤrts an den Wohnort einer alten blinden Frau. Das Gebilde ihres linken Auges war gaͤnzlich zerſtoͤrt, aber im rechten ſaß ein deutlich ausgebildeter grauer Staar, den ich in einem Augenblicke beſei⸗ tigte und das Sehvermoͤgen dadurch wieder herſtellte. Kaum eine halbe Stunde nach dieſer Operation ſah ich mich von einem Haufen Lahmer und Blinder umgeben und fand unter denſelben 10 Patienten mit grauem Staar. Ich begann fie zu operiren, 268 bis gegen die Daͤmmerung hin. Die Operation war an 8 Pa⸗ tienten gemacht worden und 7 derſelben hatten das Sehvermö⸗ gen wieder erlangt. Dem 8. hatte die Operation keine Huͤlſe gewaͤhrt, weil der Sehnerv krankhaft war. Ich kehrte nun nach Haufe, operirte die beiden übrigen Patienten am folgenden Tag, und gab auch ihnen das Augenlicht wieder. An einem andern Tage operirte ich in Gegenwart von zwei Englaͤndern 14 oder 15 Patienten mit dem guͤnſtigſten Erfolg. Ein ander Mal unternahm ich eine Reiſe von 40 engliſchen Mei⸗ len nach Saſſur und den umliegenden Doͤrfern in Geſellſchaft der Arzte French und Ducat, welche die Gefaͤlligkeit hatten, mich bei 28 Operationen zu unterſtuͤtzen. 27 derſelben hatten den ge⸗ lungenſten Erfolg. Nach 2 Tagen reiſete ich mit dieſen Herren 50 engliſche Meilen weiter nach Telligahum und den umlie— genden Doͤrſern, wo ich mit gutem Erfolge 27 Staarblinde operirte. Viele der Patienten, welche ſich in den Angaben der Ta⸗ belle beſinden, kamen aus den benachbarten Doͤrfern von Punah, und einige ſogar 150 engliſche Meilen weit her. —— — ne F ͤ k ͥ ³ ¹ð¹¹¹¹ 00 ˙ ˙mut b ³o1 AAA] dnuggur durch chirurgiſche Operation behandelt worden ſind. | Inbegriff der Krankheiten des Auges, welche vom 8. Januar bis zum 8. Maͤrz 1825 zu Ahme⸗ | Sehver⸗ Sehvermoͤgen, herge- Totalzahl der ſtellt durch Operation, Fälle, in welchen Faͤlle, in welchen Totalzahl der grauen Staare, das Sehvermoͤgen fkuͤnſtlichen Pupillen und Fluͤgel⸗ moͤgen, A x Ü Krankheiten. |hergeiteue ſaber durch die Unvorſich⸗ durch Operation durch Operation ei⸗felle, welche durch Operation durch Ope⸗ſtigkeit der Patienten ent- das Sehvermoͤgen Iniger Maßen wiederſmit Erfolg behandelt worden ration. \ che die Augen zerſtoͤrte. Im erſten Monate nach meiner Ankunft gab ich hier 66 Blinden das Sehvermoͤgen wieder und im zweiten Monate 156 Patienten. Dies waren alfo zuſammen genommen 222 gluͤckliche Operationen der Depreſſion und der Ausziehung des grauen Staares. 150 Patienten waren aus der Stadt und 72 aus den benachbarten Dörfern. 13 Patienten erhielten nur etwas Seh⸗ kraft wieder, jedoch immer in ſolchem Grade, daß ſie ihnen ſehr nuͤtzliche Dienſte leiſtete. . . Vier Männer, welche wegen Verſchließung der Pupillen blind waren, erhielten einen Grad des Sehvermoͤgens wieder, der fuͤr die Geſchaͤfte des gemeinen Lebens ziemlich ausreichend war. Letztere mit erſtern zuſammenaddirt, giebt demnach eine Summe von 226 Blinden, bei denen binnen 2 Monaten das Sehvermoͤgen wieder hergeſtellt wurde. 102 Patienten, mit andern Krankgei⸗ ten des Auges behaftet, wurden in derſelben Zeit entweder ganz oder theilweiſe hergeſtellt, wodurch alſo die Zahl der ſaͤmmtli⸗ chen Patienten bis auf 328 ſteigt. Ein fehsjähriger Knabe, welcher vier Jahre lang ſtaarblind geweſen war, erhielt fein Sehvermoͤgen durch die Operation wieder, und eben jo ein zwoͤlfjaͤhriger Knabe, welcher 10 Jahre lang mit derſelben Krankheit behaftet geweſen war. Der unvollkommnen Erzaͤhlung nach, welche die Eltern und das Kind uͤber Datum und Entſtehung der Blindheit machten, bin ich geneigt zu glauben, daß die Kinder ſtaarblind geboren waren; denn wiewohl ſie ſehr gut wieder ſahen, ſo konnten ſie doch keinen Gegenſtand benennen, bevor ſie es nicht erſt gelernt hatten. Zur Unterftügung dieſer Meinung erlaube man mir noch zu bemerken, daß mir ſchon bei meinem Aufenthalte zu Puhna ein 5 jaͤhriger Knabe gebracht wurde, welcher 3 Jahre lang ſtaarblind ſeyn ſollte. Einige Tage nach der Operation erhielt ſtand Entzündung, wel— hergeſtellt den iſt. 209 Graue Staare . | 205 | 4 | Künſtliche Pupillen, — = | Totalſumme der gluͤcklich behandelten Faͤll ll wor- hergeſtellt worden iſt. ſind. | 13 222 — | 4 4 „ * . „ „ * [2 . * [2 226 er das Sehvermoͤgen wieder, aber zwei Monate vergingen, ehe er die Namen der gewoͤhnlichen ihn umgebenden Dinge, ſo wie auch den Ausdruck „ſehen““ verſtehen lernte. Manchmal ſchien er duͤmmer und unbeholfener, als waͤhrend ſeiner Blindheit zu ſeyn. / Durch dieſe umſtaͤnde kamen feine Eltern auf den Gedanken, daß ihm die Operation mehr geſchadet als genutzt habe. Ich war indeſſen uͤberzeugt, daß er gut ſehe, und bald wurde er auch ein ſehr munterer Knabe und konnte ſogar äußerſt kleine Gegenſtaͤnde ſehr gut unterſcheiden. Dieſe gluͤckliche Herſtellung des Sehvermögens machte den Eltern um fo größere Freude, als der Knabe der Erbe eines großen Vermoͤgens war. - Vergleicht man alle Umftände bei dieſen 3 Knaben mit eins ander, fo ergiebt ſich, daß die Blindheit nicht eher bei ihnen bes merkt wurde, als bis fie zu laufen anfingen und bei dieſer Ge⸗ legenheit wahrſcheinlich oft anſtießen, fo daß die Eltern aufmerk⸗ ſam wurden und den Urſachen nachforſchten. Ein merkwuͤrdiger Umſtand bei allen dieſen Kindern iſt es, daß ſie, von ihrer Geburt an gerechnet, ungefähr um dieſelbe Zeit ihr Geſicht verloren ha⸗ ben ſollen. Ich folgere daraus, daß ſie blind geboren waren; denn die Eltern der beiden Knaben ſtimmen darin mit einander überein, daß fie den Mangel des Geſichts bei ihren Kindern nicht eher gewahr geworden ſind, als bis dieſelben ungefähr ein Alter von zwei Jahren erreicht hatten; auch die Mutter des Knaben, welcher ſeit 10 Jahren blind war, ſagte, daß ſie dieſen Man⸗ gel nicht eher bemerkt habe, als bis das Kind 18 Monat alt geweſen ſey. 2 Stellt man dieſe Falle mit dem Nachfolgenden zuſammen, ſo wird der Gegenſtand noch weit klarer werden. Bei einem 12jaͤh⸗ rigen Knaben, welcher ſeit 8 Jahren auf einem Auge blind war, 269 indem ſich die Pupille dieſes Auges geſchloſſen hatte, war das Gebilde des andern Auges gänzlich zerftört. Im Augenblick, wo die neue Pupille ausgeſchnitten worden war, aͤußerte er auf das Heftigſte, daß er viel Licht fehe, und wurde davon ſo erfreut, daß ſeine Eltern ihn nicht zwiſchen den Waͤnden des Hoſpitals zurückhalten konnten. Er ftürgte durch das Haus und unter: ſuchte jeden Gegenſtand mit Hand und Auge fo forgfältig, daß man an ſeiner Aufrichtigkeit zu zweifeln begann. Nach 5 Ta: gen verließ er den Ort, ohne daß der geringfte Verdacht über ſeine Aufrichtigkeit noch obgewaltet haͤtte. Als dieſer Knabe das Sehvermoͤgen verlor, war er doppelt ſo alt, als jeder der drei andern. Die Erinnerung von Dingen, welche er vor 8 Jahren geſehen hatte, war noch nicht gaͤnzlich aus ſeinem Gedaͤchtniſſe verwiſcht, ſo daß die Erblickung derſelben, nach⸗ dem er wieder ſehen konnte, auch die Erinnerung wieder: ervorrief. Da er aber ſo fruͤhzeitig das Geſicht verloren hatte und eine lange Zeit blind geweſen war, ſo konnten die Muskeln des Au⸗ ges, welche in dieſer Zeit nicht aufgefordert waren, den Aug⸗ apfel in verſchiedenen Graden zu comprimiren und feſtzuſtellen, anfangs den Sehfocus nicht auffinden und bedurften hierzu eini— ger Zeit, wiewohl die Linſe vollkommen, gefund geblieben war, Aber bei den andern Knaben, welche zu einer fruͤhern Lebenszeit das Geſicht verloren hatten, waren die Bewegungen des Aug— apfels, nachdem ihnen das Geſicht wieder gegeben worden war, ſtark und unwillkuͤhrlich und es bedurfte einiger Wochen, ehe jeder einzelne Muskel ſeine Function verrichten konnte, wenn das Auge auf einen Gegenſtand geheftet werden ſollte. Man wird mir verzeihen, daß ich vom Hauptgegenſtande diefe Abſchweifung gemacht habe, aber der angeborne graue Staar und beſonders der Umfang, in welchem man ihn bei den Eingebornen antrifft, iſt ein zu intereſſanter Gegenſtand, als daß ich dieſe Gelegenheit haͤtte unbenutzt voruͤbergehen laſſen konnen. Mehrmals legte ich in einem Tage auf den benachbarten Dörfern an 35 englifche Meilen zurück und gab 20 Blinden das Sehvermdoͤgen zuruͤck. Bei 3 andern Excurſionen operirte ich 52 Blinde. Bei einer Gelegenheit kam ich ins Dorf Jamghaum, operirte 8 Blinde mit gutem Erfolg und wurde von den Eins wohnern ſehr artig behandelt. Diejenigen Patienten, welche ſehr weit von Ahmednuggur wohnten, beſuchte ich erſt 16 Tage nach der Operation, wo ich einige von ihnen fand, die ohne Beihuͤlfe über die Felder gingen und in verſchiedenen Theilen des Dorfs ihre Nachbarn beſuchten. Diefer Zeitraum, welcher bis zu meinem erſten Beſuche verflof: ſen war, zeigte das Reſultat der Operationen und ſetzte mich in Stand, uͤber ihren Erfolg ſichere Nachricht zu geben. Obgleich dieſe Patienten gaͤnzlich der natuͤrlichen Folge der Operationen, ohne Medizin, oder einen einzigen Blutegel an die Schlaͤfe zu ſetzen, uͤberlaſſen und den heftigen Wirkungen eines tropiſchen Klimas ausgefetzt worden waren, ſo waren doch nur in den Doͤrfen 2 Augen und in der Stadt Ahmednuggur eben- falls 2 Augen durch Entzuͤndung verloren gegangen, ſo daß das Verhaͤltniß der verloren gegangenen Augen zu den geretteten ſich wie 1 zu 54 darſtellt. j Als ich zu diefen Patienten zuruͤckkehrte, fand ich viele, de⸗ ren Augen nicht die geringſte Roͤthe und Schmerz verriethen, oder irgend ein Symptom, daß ſie vor Kurzem operirt worden ſeyen. Einige der Patienten begleiteten mich bis vor die Doͤr⸗ fer und hielten mich fo lange beim Rod, bis fie mir das Ge⸗ fühl ihrer herzlichen Dankbarkeit ausgedruͤckt hatten. Der guͤn⸗ ſtige Ausgang dieſer Faͤlle ſey mir als ein Beweis der aͤußerſten, Milde der Operationen anzufuͤhren erlaubt. Was weiche und fluͤſſige graue Staare anlangt, fo war ich im Stande, ihre Sub— ſtanz ſo zu behandeln, daß ſich das Auge in 16 Tagen auf⸗ bellte und mir es moͤglich machte, mit Genauigkeit zu berichten. Die Geneigtheit zum grauen Staar iſt, wie ich gefunden habe, unter allen Volksklaſſen ſich ziemlich gleich, und wenn ja 270 eine Verſchiedenheit beſteht, ſo bin ich geneigt anzunehmen, daß man den grauen Staar am meiſten unter den Bauern, Hand⸗ werkern ꝛc. antrifft, weil dieſe Leute den Urſachen deſſelben gar ſehr ausgeſetzt ſind und ihr Brod unter dem verderbli⸗ chen Einfluß des Klimas verdienen muͤſſen. Auf den Doͤr⸗ fern habe ich im Verhaͤltniß zur Zahl der Einwohner faſt eben ſo viele Staarblinde angetroffen, als in großen Staͤdten. Wenn ich zuweilen 20 oder 30 Leute zuſammen auf der Landſtraße an⸗ traf, ſo bat ich mir die Erlaubniß aus, ihre Augen beſehen zu duͤrfen, und nicht ſelten fand ich unter dem Haufen einen oder zwei Faͤlle von grauem Staar, den ich augenblicklich beſeitigte und die Patienten mit der Anweiſung nach Hauſe ſchickte, zu mir zu kommen. Bei einigen, welchen der graue Staar operirt worden war, fand ich gewöhnliche Brillen, ſo geſchliffen, daß ſie den Focus beträchtlich weit zuruͤckwerfen, vortrefflich geeignet, in fo weit die Stelle der Staarbrillen zu vertreten, als die Patienten da⸗ mit zu leſen im Stande waren. Aufgefordert durch die Medicinal-Behoͤrde habe ich mir auch alle Mühe gegeben, die eingebornen Arzte in der Kenntniß der Augenkrankheiten zu unterrichten, und wie man die verſchie denen Operationen zur Wiederherſtellung des Sehvermoͤgens am Auge vornehmen muͤſſe. Ich ſagte den eingebornen Arzten, daß ich von der Regierung Befehl erhalten habe, ſie in jedem Zweige der Augenkrankheit zu unterrichten; daß die Regierung nur dar⸗ auf hinausgehe, Kenntniſſe unter ihnen zu verbreiten und das durch ihre Lage zu verbeſſern. Ich ſetzte ihnen auseinander, wie vortheilhaft es ihnen ſeyn werde, das Sehvermdoͤgen herſtellen zu lernen, ohne Gefahr zu laufen, das Auge zu zerſtoͤren. Dieſe Geſchicklichkeit ſey aber nur dadurch zu erwerben, daß, man die Struktur des Organes ſtudire, mit welchem ich fie be= kannt machen wolle, in ſo fern ſie mich taͤglich beſuchen wuͤrden; auch verſprach ich, ſie eine leichte und ſchnelle Methode, wie man den grauen Staar entferne, zu lehren. Dem zu Folge beſuchten mich regelmaͤßig 8 muſelmaͤnniſche Arzte; und an den Tagen, wo fie ſich in Operationen übten, erſchienen ſie puͤnktlich zur angewieſenen Zeit und ſchienen ſich ſehr daruͤber zu freuen, wenn ich ſie als Gehuͤlſen benutzte. Nachdem ſie einige Tage bei mir geweſen waren, wuͤnſchten ſie mit den Grundſaͤtzen der Operationen bekannt gemacht zu wer⸗ den und ſchienen ſich an der Einfachheit der Depreffion des Staares ſehr zu ergoͤtzen. Die Eigenſchaft der Belladonna, die Pupille zu erweitern, den Staar völlig erkennen und den Operateur, wenn er die Na⸗ del eingeführt hat, bemerken zu laſſen, daß ihre Spitze fo ge⸗ richtet werden muͤſſe, daß ſie die innere Struktur des Organes nicht zerſtoͤre, erregte ihre Bewunderung. 7 Ich erklärte ihnen häufig die Struktur des Auges und bes lehrte ſie uͤber die Lage der Linſe, welche den grauen Staar bildet, wenn ſie verletzt oder krankhaft wird. Dies ſchienen ſie aber nicht recht begreifen zu koͤnnen, bis ich eine Menge graue Staare auszog und ſie ihnen auf die Haͤnde legte. Sie unter⸗ ſuchten die Geſtalt und Subſtanz derſelben und freuten ſich ſehr, daß die Krankheit ausgezogen ſey. Dies war das beſte Mittel, um ihnen eine richtige Vorſtellung von dieſer Sache zu geben. Sie waren immer bereit, mich zu unterſtuͤtzen und wollten gern etwas lernen, klagten aber nur darüber, daß es ihnen unmoͤg⸗ lich ſey, Inſtrumente und Belladonna ſich zu verſchaffen. Hätte ich mich langer bei ihnen aufgehalten, fo würden fie ohne Zwei⸗ fel die zu Augenoperationen noͤthigen Kenntniſſe erlangt haben, denn fie kamen oft zu mir mit der Abſicht, etwas zu lernen. Die Inſtrumente, mit welchen ſie operiren, ſind eine alte toſtige Lanze mit abgebrochener Spitze und eiförmig zuge: ſchliffen. Mit dieſem Inſtrumente ſtechen oder zerreißen ſie vielmehr dle Haͤute der untern Halbkugel des Augapfels hinter der Iris, bringen dann durch dieſe Rißwunde eine dreieckige Eu: pferne Sonde ins Auge und verſuchen den grauen Staar nieder⸗ zudruͤcken. 271 Bei alten Leuten, wo die Zellen der Glasfeuchtigkeit obli⸗ terirt find und keine Adhaͤſion zwiſchen der Linſe und ihrer Kap⸗ ſel beſteht, gelingt es ihnen unter 7 oder 8 Faͤllen wohl einmal. Wo aber in Folge einer Krankheit eine zufällige Adhafion zwi⸗ ſchen der Linſe und ihrer Kapſel entſtanden iſt, und die Zellen der Glasfeuchtigkeit nicht angebrochen werden, da iſt die Ausſicht auf Erfolg mit ſolchen Inſtrumenten, und wuͤrden ſie auch von den geſchickteſten Händen gehandhabt, nur ſehr gering, Ich habe dieſe Berechnung aus Fällen hergeleitet, die zu meiner Kenntniß kamen und muß bekennen, daß wenn ſie ſo gluͤcklich waren, dem Auge keinen Schaden beizubringen, durch Herbei⸗ führung einer unbeſiegbaren Entzuͤndung, in Folge welcher das ganze Auge zerſtoͤrt wurde, ſo hatten ſie doch immer eine ſolche Verletzung demſelben zugefuͤgt, daß ſich der ſchwarze Staar ein⸗ gene und das Bild auf ber retina ſich nicht mehr abmahlen nute, Nachdem ich dieſen Bericht niedergeſchrieben habe, iſt einer der erwähnten muſelmaͤnniſchen Arzte aus einer Entfernung von 24 engliſchen Meilen zuruͤckgekehrt und ſagt mir, daß er mit einer alten Nadel, welche ich ihm geſchenkt hatte, 5 Blinden das Geſicht wieder gegeben habe, Anhang. Die Stadt Punah ſoll 100,000 Einwohner enthalten; die Zahl der Blinden, denen ich das Geſicht wieder gab, betru . » 0 * * * * » * + + * * » » + „ 0 Die Stadt Ahmednuggur ſoll 20,000 Einwohner ent⸗ halten und die Zahl der Blinden, welche ich hier operirte, D 226 Totalſumme der Patienten, denen ich binnen 9 Mona⸗ ten das Geſicht wieder go 7230 Unter obigen Patienten hatten ich graue Staare „ „ 701 Die Zahl der kuͤnſtlichen mit gutem Erfolg gemachten llen betr ernennen EN abtreten‘ RE ER 2 Blinde, denen das Geſicht durch mediziniſche Behand⸗ lung wieder gegeben wurde 14 Totalſumme der Blinden, welche das Geſicht wieder erhalten haben „ CCC 730 Vergleicht man die Größe dieſer Städte mit denen in Eu⸗ ropa, fo enthält nach meiner Meinung Punah nur 80,000 und Ahmednuggur 15,000 Einwohner. Miscelten Beobachtung eines Falles, in welchem ein Wenig, dem das Herz durchbohrt war, noch 21 Ta⸗ ge gelebt hat (188). In einer Sitzung der Pariſer philo⸗ matiſchen Geſellſchaft hat Larrey eine merkwürdige Beobach- 50% sie, in et ei — —ö—d — 272 tung mitgetheilt. — „Es iſt fo eben, ſagt dieſer berühmte Wund⸗ arzt, in der mediziniſchen Academie der Abtheilung der Wund⸗ arzneikunſt das Herz eines Mannes vorgezeigt worden, der in einem Zuſtande von Geiſtesabweſenheit ſich eine Uhrmacherfeile in die Bruſt geſtoßen hat. Nachdem das Inſtrument meh⸗ rere Zoll tief eingedrungen war, zerbrach es gleich Über der Haut. Der ungluͤckliche Wahnſinnige wurde aus der Sal- Pétrière ins Hötel-Diem gebracht, wo man entſchied, daß hier jede Operation überflüffig ſeyp. Beim Patienten ſtellten ſich in⸗ deſſen wenig Zufälle ein, er litt faſt gar nicht, blieb ganz gleiche gültig in allen Lagen und klagte blos von Zeit zu Zeit uͤber etwas Beklemmung. Dieſer Zuſtand dauerte von der Zeit der Verwundung an 21 Tage. Jetzt traten ſchwere Zufaͤlle ein, und der Patient ſtarb ploͤtzlich. Man hatte gegen ſein Leiden nichts als einige Blutegel angewendet. Bei der Offnung des Körpers ſah man mit Erſtaunen, daß die Feile nicht allein das Pericars dium und eine Herzwandung durchbohrt hatte, ſondern daß ſie auch 3 Zoll tief, von ihrer Spitze an, ins Herz eingedrungen und von der linken nach der rechten Seite durch die linke Herz⸗ kammer in die mittlere Wand der rechten Herzkammer ſchraͤg einge⸗ drungen war. — Es giebt mehrere Fälle, daß Inſtrumente, welche das Herz tief verlegt haben, nicht unmittelbar den Tod herbeifuͤhrten. Ambroiſe Par hat einen Mann geſehn, welcher mit einer großen Wunde im Herzen noch 200 Schritt weit gegangen iſt. Mehrere berühmte Arzte theilen noch er⸗ ſtaunlichere Fälle mit. So find z. B. drei Fälle bekannt, wel che im 17. Jahrhunderte von Saviard, Die mer breoͤck und Muniſch, Profeſſoren zu Utrecht, beobachtet worden find, Die Patienten haben in dieſen Fällen an ähnlichen Wunden noch 2, 4 und 9 Tage gelebt. Die Gründe, welche diefe Schriſtſtel⸗ ler angeben, laufen darauf hinaus, daß die Offnungen der Ven⸗ trikel durch Blutklumpen verftopft worden ſeyen, oder daß bei den Zuſammenziehungen des Herzens die Spitze dieſes Organes der Baſis ſich näherte und die Raͤnder der Wunde ſich vereinig⸗ ten, ſo daß wenig Blut ausfloß. Damals war man indeſſen noch weit davon entfernt, zu glauben, daß ein Menſch ſo lange leben koͤnne, als der Patient, welcher den Gegenſtand dieſer Abhandlung ausmacht und deſſen Herz mit einem unbiegſamen Inſtrument burchbohrt worden war. . Hr. Civiale hat am 20. July der Académie des Sei- ences angezeigt, daß er es, vermittels einiger neueren Ver⸗ vollkommungen an feinen Lithontriptox, dahin gebracht habe, die Steine in der Blaſe mit groͤßerer Schnelligkeit als bisher zu zerkleinern. Was aber noch wichtiger erſcheint, iſt, daß er jetzt, auch ohne nachtheilige Zufälle befürchten zu muͤſſen, ganz kleine Steine von 7 bis 8 Linien Durchmeſſer ergreifen und zerkleinern zu koͤnnen behauptet, 7 Berichtigung. Renauldin's Fall iſt zweimal aufge führt, doch waren in Nr. 290 einige wichtige Umſtaͤnde uͤben⸗ gangen, die man in Nr. 293 findet. 8 5 Bibliographiſche Neuigkeiten. Berherches aur les ossemens fossiles du Département du Puy de Dome. Par Aug. Bravard, elève de l’ecole des mineurs, l'abbé Croiset et Jobert aine, Premiere Livraison, Pachydermes des Terrains nıeubles. Pa- wis 1826, 4. (Das Werk wird aus zwei Quartbaͤnden mit 70 bis 80 Tafeln beftehn, i gungen zu 5 Tafeln, Der Tert ſpaͤtex.) Excursions dans les iles de Madera et de Porto Santo, faites dans l'automne de 1823, pendant son troisieme Die Abbildungen in Liefe⸗ voyage en Afrique par T. E. Bowdich ete, ourrage traduit de anglais et accompagné de notes de M. le baron de Cuvier et M. le baron de Humboldt, Paris 1826. 8. mit einem Atlas in 4. (Dieſe überſegung des bereits in den Notizen Nr. 224 erwaͤhnten Werkes hat durch die Anmerkungen bedeutende Vorzüge vor dem Originale.) Practical observations on the Convulsions of Children. By John North etc, London 1826, 8. —ͤ — ͤ—V— — n aus a dem Gebiete der Natur- und Heilkunde. (Nr. 18. des XIV. Bandes.) Juli 1826. Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. In Commiſſion. bei dem Koͤn. Preuß. Graͤnz⸗Poſtamte zu Erfurt, der Koͤnigl. Saͤchſ. Zeitungs⸗Expedition zu Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u. Taxiſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes⸗Induſtrie⸗Comptoir. Preiß eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Kthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stüdes 3 ggl. 4 Naturkunde. Über die phyſikaliſchen Naturverhaͤltniſſe und den Zuſtand der Vegetation auf dem Gipfel des Pic du Midi von Bagneres. (139) Vom Baron Ramon d.“ Seit meinen erſten Reiſen auf den Pic du Midi, richtete ſich meine Aufmerkſamkeit auf die Pflanzen, welche ich auf dem Gipfel dieſes Berges antraf. An— fangs erblickt man nur ſehr wenige, indem der Blick an einigen, mehr in die Augen fallenden Arten haͤn— gen bleibt; ich zoͤgerte indeſſen nicht, das Verzeichniß derſelben zu vermehren und ſie mit dem Intereſſe zu ſammeln, welches mir ihr Aufenthalt auf einer Berg— ſpitze einfloͤßte, die ſich eben ſo ſehr durch ihre Iſoli— rung, als durch ihre Hoͤhe auszeichnet. Nach und nach faßte ich den Entſchluß, die Flora dieſer eigenthuͤmlichen Gegend zu vervollſtaͤndigen. Die Grenzen des Raumes reichten ſchon hin, dieſe kleine Flora zum Gegenſtande der Wißbegierde zu machen, und die Beſchaffenheit des Ortes erhebt fie über die Claſſe bloß unfruchtbarer Lieb— habereien. In der That hat man zu allen Zeiten die Verthei— lung der Pflanzen, an dem Abhange der Gebirge, als eine Art vegetabiliſcher Stufenleiter betrachtet, welche von dem Fuße dieſer Gebirge bis zum Pol ſteigt. Und dies tft eine der großen Ueberſichten, welche der erſte Blick auf die Ordnung der Natur erzeugt, und welche in der Wiſſenſchaft ſich mehr auf Inſtinet als auf Nachdenken und Urtheil gruͤnden. Sie kommen der Beobachtung zuvor, wecken ſie aber auch zu gleicher Zeit, bezeichnen ihr neue Pfade, und verdanken ihr wiederum den Grad der Ber ſtimmtheit, welcher ihnen fehlt. . Ohne Zweifel iſt es die allmaͤhlige Abnahme der Temperatur, welche die Pflanzen veranlaßt, ſich auf den verſchiedenen Hoͤhen der Gebirge, wie in den verſchie— denen Zonen der Erde einzufinden. Es iſt z. B. eine bekannte Sache, daß man die Baͤume, nur bis zu ge— wiſſen Höhen, wie bis zu gewiſſen Breitengraden, ans trifft, und daß eine merkwuͤrdige Analogie zwiſchen den Pflanzen in der Naͤhe des Polareiſes und den Pflanzen in der Naͤhe der Alpengletſcher beſteht; man darf aber auch erwarten, daß dieſe Uebereinſtimmung durch die Beſchaffenheit der beiden Standorte und der Umſtaͤnde, wodurch ſie ſich unterſcheiden, mehr oder weniger mo— dificirt werde. Temperaturen, die ſich, nach ihrem mittlern Durchs ſchnitte, gleich zu ſeyn ſcheinen, haben keinesweges den— ſelben Fortſchritt und dieſelbe Stufenfolge. Man findet unter ihren Grundbedingungen weder dieſelbe Ordnung der Jahreszeiten, noch eine aͤhnliche Aufeinanderfolge der Tage und der Naͤchte. Der Zuſtand der Luft, das Gewicht der Luftſaͤule, ihre Zuſammenſetzung und ihre Miſchungen, die Beſchaffenheit der Lufterſcheinungen, deren Schauplatz die oͤrtliche Atmoſphaͤre zu ſeyn pflegt, bringen in die allgemeine Aehnlichkeit eigenthuͤmliche Verſchiedenheiten. Die Erdſtriche haben endlich ihre Er— forderniſſe; die Ausſaͤung, die Wanderungen der Pflan— zen haben ihre Sonderbarkeiten; und die verſchiedenen Himmelsſtriche der Erdkugel, verſchieden ausgeſtattet bei den primitiven Vertheilungen, bieten bei dem Einfluß analoger Climate oft ſehr verſchiedene Reihenfolgen von Pflanzenarten dar. ' Die Aehnlichkeit, welche zwiſchen der Alpenvegeta— tion und der Polarvegetation zu beſtehen ſcheint, muß ſich alſo auf allgemeine Aehnlichkeiten beſchraͤnken, ſelt— ner in den Arten, haͤufiger in gewiſſen Gattungen und gewiſſen Claſſen wahrnehmen laſſen. Die Beobachtun— gen im Einzelnen, welche auf genaue Beſtimmung der Thatſachen hinausgehen, werden alſo blos den Charakter dieſer Claſſen feſtſtellen kennen. Aus dieſem Geſichts— puncte betrachtet, erlangt die Vegetation der hohen Bergs gipfel ein neues Intereſſe, und diejenige des Pic du Midi wird, wegen der Menge von Arten, welche ſich auf einem ſo charakteriſtiſchen Punkt und in einem ſo beſchraͤnkten Raume zuſammen finden, ein Gegenſtand der Vergleichung von einiger Wichtigkeit. Dieſer Pie liegt am Saum der Gebirgskette, und die langen Bergruͤcken, deren hoͤchſten Punkt er bildet, bieten dem Auge keinen andern hervorſpringenden Gi— pfel, als den Pie de Montaigu dar, welcher zwei fran: 18 275 N f zöfifhe Stunden entfernt und um 1680 Fuß niedri⸗ er iſt. 8 ; Ser Theil der Gebirgskette, welcher an der Sid; ſeite den Pic du Midi an Höhe uͤbertrifft, iſt ſo weit entfernt, daß er ihm ziemlich fremd wird. Die Ge, birgsmaſſe des Marbore und des Mont -Perdu find 96000 Fuß von ihm entfernt; der Berg Vignemale wenigſtens 72000 Fuß; die Berggruppen von Néou⸗ vielle und des Pic-Long liegen 3 franzoͤſiſche Stunden entfernt; und die zwiſchenliegenden Berge nehmen gegen den Pic du Midi ſehr betraͤchtlich ab, ſo daß ſein Gipfel ohne Hinderniß den ganzen Raum beherrſcht, welcher ihn von den obern Gebirgen trennt. An der Nordſeite iſt die Iſolirung noch weit voll: ſtaͤndiger. Hier dacht ſich der Pic gegen die tiefen Thaͤ— ler hin aͤußerſt ſteil ab, und ragt über fie fo hoch em— por, ſo daß man zwiſchen ſeinem Gipfel und der Ebene kaum einige Abſtufungen wahrnimmt. Seine eigenthuͤmliche Atmoſphaͤre iſt alſo hinlaͤng⸗ lich frei und hinlaͤnglich unabhaͤngig von dem Einfluß der ſuͤdlichen Berge, um das Clima ſeines Gipfels ein— zig und allein unter dem Einfluß der Hoͤhe und der Breite ſtehend, ſo wie den Zuſtand ſeiner Vegetation als den reinen und einfachen Ausdruck der vereinigten Wirkung dieſer beiden Urſachen betrachten zu koͤnnen, welche auf die Geſammtmenge der ihnen durch ur— ſpruͤngliche Ausſaͤung zu Theil gewordenen Arten und ihre allmaͤhligen Ausbreitungen Einfluß haben. Der Pie liegt unter 42° 567 der Breite. Seine Höhe iſt, nach den Meſſungen Vidal's und Re— bout l's, deren Reſultaten ich damals gefolgt bin, auf 1507 Toiſen beſtimmt worden. Neuere Beobachtungen veranlaſſen gegenwaͤrtig Herrn Reboul, dieſe Hoͤhe auf 1495 Toiſen zu reduciren. (Ann, de Chimie et de Phys., Juillet 1817, tome 5, p. 249.) Die Ber richtigung würde ſich nicht auf die Höhe des Pics über dem Boden von Tarbes beziehen, denn dieſe iſt ganz beſtimmt, wohl aber auf die Hoͤhe des Bodens von Tarbes uͤber dem Meeresſpiegel, und dieſe ſcheint mir nichts weniger als beſtimmt ausgemittelt zu ſeyn; denn jeden andern Grund der Ungewißheit bei Seite geſetzt, muͤßte man noch vor Allem wiſſen, ob der Ocean und das mittellaͤndiſche Meer genau in gleicher Ebene liegen. Bis nun unſere Zweifel durch neue Meflungen befeitigt ſind, laufen wir nicht Gefahr, uns von der Wahrheit weit zu entfernen, wenn wir die Hoͤhe dieſes Berges auf 1500 Toiſen oder 2924 Meters ſetzen. Der Barometerſtand vertraͤgt ſich mit dieſer An— nahme. Ich habe 16 mal meteorologiſche Inſtrumente auf den Gipfel des Pics mit hinaufgenommen. Der mittlere Barometerſtand, zuruͤckgefuͤhrt auf 120 57 des hunderttheiligen Thermometers, war 54° 3m, 68 oder 20, 102. Der hoͤchſte Stand, den ich zu beobachten Gelegenheit hatte, war 54 gym, 95 (205, 31, 79). Um den niedrigſten Stand zu erhalten, benutzte ich den Augenblick, wo das Barometer bei der Herbſt-, Tag— und Nachtgleiche wahrend eines Sturmwindes betraͤcht⸗ 270 lich fiel, und als ich den Berg in aller Eile, des Nachts und bei ſehr uͤbler Witterung, erſtiegen hatte, ſahe ich das Barometer auf 53° 6, 28 (195 9ʃ, 54) herabfal⸗ len. Der Totalbetrag der Variation, den ich habe. be: obachten koͤnnen, macht alſo 156 667m oder etwas mehr als 6 Linien aus; und was den Zwiſchenraum der Zeit ber trifft, den er umfaßt, ſo ſind es die 4 Monate Julius, Auguſt, September und October, nach Beobachtungen, welche 5 Jahre nach einander angeſtellt worden ſind. Zur Unterſtuͤtzung dieſer Beobachtungen bin ich ſo gluͤcklich, fruͤhere anfuͤhren zu koͤnnen, welche vor einem halben Jahrhundert auf demſelben Berggipfel von zwei Naturforſchern angeſtellt worden ſind, deren Andenken uns noch immer theuer iſt. Den 28. Auguſt 1774 ers blickten Darcet und Monge das Barometer auf 195, 111 und den 51. deſſelben Monats auf 20 221, Dies ſind die Grenzpunkte der Variation, welche ſie zu beobachten Gelegenheit gehabt haben. Die ganze Varia— tion beſchraͤnkt ſich alſo auf 531. Dieſe Variation nebſt dieſen barometriſchen Hoͤhen liegen genau in den Gren⸗ zen der meinigen. Ich entnehme dieſe einzelnen Angaben aus der Dissertation sur état des Pyrénées, welche Dar— cet im Jahre 1776 herausgegeben hat, einer Schrift, welche für die Zeit, in welcher fie erſchien, aͤußerſt merk⸗ wuͤrdig iſt. Ich finde hier auch das Maximum der Waͤrme angegeben, welches dieſe Naturforſcher auf dem Gipfel des Piks beobachtet haben. An der Erde, oder den Sonnenſtrahlen ausgeſetzt, ſtand das Thermometer am 31. Auguſt 1774 auf 133° R., und dies iſt genau diejenige Temperatur, welche ich hier 31 Jahre ſpaͤter, den 30. Auguſt 1805, gefunden habe, zugleich aber auch der hoͤchſte Grad, den ich bei meinen zahlreichen Reiſen beobachtete. Das hunderttheilige Thermometer ſtieg auf 16 , und ich mittelte mit aller möglichen Genauigkeit dieſe Temperatur aus, indem ich mehrere verdaͤchtige oder ſichtbar durch voruͤbergehende Zufaͤlle veraͤnderte Anzeigen verwarf. Denſelben Tag ſtand nun das Ther— mometer in meinem Zimmer zu Bareéges auf 28, und dieſe Waͤrme iſt ſehr bedeutend für einen Ort, wel cher 1270 Meters uͤber dem Meeresſpiegel liegt. Dieſe Gränze uͤberſchreitet die Wärme felten, fo daß 16 bis 17°, welche dieſer Temperatur auf dem Pie entſpra— chen, dort wahrſcheinlich das Maximum gewoͤhnlicher Sommer find. Da ich aber auch zu Barèges den Stand des Thermometers auf 29 und 30° beobachtet habe, was übrigens binnen 7 Jahren nur zweimal der Fall gewe— ſen iſt, und da zu vermuthen ſteht, daß auf dem Pie ebenfalls eine verhaͤltnißmaͤßig hoͤhere Temperatur, als ſonſt ſtatt gefunden habe, ſo nehme ich unbedenklich an, daß in dieſen außerordentlichen Sommern das Thermo— meter auf 18 oder 192 geſtanden habe. Es iſt uͤbrigens eine ziemlich ausgemachte Sache, daß man dieſen Ihermos meterſtand auf dieſer Hoͤhe ſelten antreffen werde; ich ſetze voraus, daß man gute Inſtrumente habe, daß ſie ſchicklich geſtellt, und der freien Luft ausgeſetzt, jedoch auch zu gleich gegen die direkte und indirekte Wirkung der Sonne 277 hauptſaͤchlich aber gegen die Waͤrmeausſtrahlung der Er⸗ de ſo viel wie moͤglich geſchuͤtzt ſind; denn der duͤrre und ſchwaͤrzliche Boden erhitzt ſich manchmal ſo ſehr, daß ich einſtens das Thermometer bis auf 352 ſteigen ſah, waͤhrend es in der Sonne und in freier Luft blos + 56 und im Schatten + 4° fland. Keine Beobachtungen nehmen ſo viel Sorgfalt und Aufmerkſamkeit in Anſpruch, als diejenigen uͤber die Temperatur auf dem Gipfel der Berge. Die Mittel, welche man bis jetzt fuͤr die Stellung der Thermometer erſonnen hat, erfuͤllen ihren Zweck nur unvollkommen. Dieſes Inſtrument iſt, ſelbſt in einer Hoͤhe von 5 oder 6 Fuß uͤber dem Boden aufgehangen, demſelben noch immer zu nahe, wird alſo von der Warme oder Kälte deſſelben afficirt. Beſchattet man das Suftrument, fo entzieht man ihm auch die freie Luft; und beſchraͤnkt man den Schatten, um dem Inſtrumente freie Luft zu laſſen, auf denjenigen des Stockes, von welchem es ge— tragen wird, ſo theilt die Sonne, welche ihre Strahlen auf die Grenzen dieſes Schattens wirft, der ſchmalen, dazwiſchen liegenden Luftſchicht Waͤrme mit. Rings um die Bergſpitze herum findet endlich ein beſtaͤndiger Wech— ſel kleiner lokaler Atmoſphaͤren ſtatt, welche durch die Winde von benachbarten Bergſpitzen herbeigeführt, aus der Ebene, oder den angraͤnzenden Thaͤlern empor ge— hoben, an einem Ort erwaͤrmt und an einem andern wieder erkaͤltet werden. Das Thermometer ſteigt, faͤllt, variirt jeden Augenblick. Obgleich ich alle Sorgfalt ans gewendet habe, um zu erkennen, was bei dieſen Va— riationen auf Rechnung der Zufaͤlle geſchrieben werden muͤſſe, fo weis ich doch nicht, ob es mir immer gelun— gen iſt, mich vor Irrthum zu bewahren; und da im Sommer faſt alle Stoͤrungen von der Waͤrme herruͤh— ren, ſo habe ich die Überzeugung, daß meine Annahmen eher zu hoch als zu niedrig ſeyn koͤunten. Wie dem aber auch ſey, ſo macht der hoͤchſte Thermometerſtand, den ich auf dem Pie du Midi be— obachtet habe, das Klima dieſer Bergſpitze demjenigen ge gen den Pol weit vorgeſchrittener Laͤnder gleich. Um dieſe Vergleichungen vollſtaͤndig zu machen, muͤßte man auch den niedrigſten Barometerſtand ausmitteln, was mir an einem ſolchen Orte faſt unmoͤglich erſcheint. Ich habe in dieſem Betreff nicht einmal einen Verſuch gemacht; aber in Ermangelung unmittelbarer Beobachtungen kom— men uns einige Analogien zu ſtatten. In unſern Ge— genden betraͤgt die monatliche Variation des Thermome— ters nicht weniger als 18 bis 20 Grad. Findet derſelbe Fall auf dem Pic ſtatt, ſo muß es daſelbſt gefrieren, bis zu den Monaten, wo die hoͤchſte Wärme eintritt, und dieſe Froͤſte muͤſſen ſelbſt bis 1 oder 2° unter den Gefrierpunkt ſinken. Man hat alſo nicht noͤthig, ſeine Zuflucht zur Ausſtrahlung und zur Verdunſtung zu neh— men, um ſich die Entſtehung des ſehr feſten Eiſes zu erklären, welches man nicht ſelten im Julius und Aus guſt in den feuchten Theilen der Abhaͤnge des Pics an— trifft. Den niedrigſten Thermometerſtand auf dem Pic im Winter anlangend, fehlen uns die Erforfchungsmittel 278 gaͤnzlich; aber wir wiſſen, daß die jaͤhrliche Variation des Thermometers bei uns ungefähr 45 Grad und oft noch mehr betraͤgt. Gehen wir alſo vom beobachteten hoͤchſten Thermometerſtand aus, fo find wir berechtigt zu folgern, daß in gewoͤhnlichen Wintern die Kaͤlte nicht wohl geringer als 27 oder 28 Grad ſeyn, auch wohl in ſtrengen Wintern 30 und 35 Grad erreichen koͤnne. Hinſichtlich der aͤußerſten Temperaturgrenzen dürfte man ſich alſo keiner Übertreibung ſchuldig machen, wenn man das Klima auf dem Gipfel des Pic du Midi demjenis gen der Länder vergleicht, welche zwiſchen 65 und 70° der Breite liegen. Man findet indeſſen auf dem Pic keinen perma⸗ nenten Schnee, und bemerkt gegen das Ende des Som— mers nur in Hoͤhlungen, zu welchen die Sonne kei— nen Zugang hat, einige begraͤnzte Stellen. Selten dauern ſie von einem Jahr bis zum andern fort, und niemals fo lange, um fih in eine Eisſchicht zu verwan⸗ deln, waͤhrend man in geringer Entfernung an den Bergwaͤnden von NEouvielle und Pic-Long ſehr aus⸗ gebreitete Gletſcher, in weit geringerer Hoͤhe, antrifft. Dieſe Verſchiedenheit ließe ſich ſchon durch die ifos lirte Lage des Pics erklären. Die untere Grenze des dauernden Schnee's zieht ſich gegen den Mittelpunkt der Gebirgsketten hin am tiefſten herab, weil ſich hier alle Urſachen der Kaͤlte vereinigen. Dieſe Grenze erhebt ſich aber immer hoͤher, je mehr man ſich dem Saum der Kette naͤhert, weil hier mehrere dieſer Urſachen nicht mehr wirkſam find, indem eines Theils die Berge all maͤhlig niedriger werden und andern Theils die Atmo— ſphaͤre der Ebenen freien Zutritt gewinnt. Wenn aber auch die relative Höhe des Pie du Midi ihn einem Theile der Folgen ſeiner Lage entzoͤge, ſo wuͤrden ſchon ſeine Geſtalt und ſeine freie Lage ausreichend ſeyn, um ihn vor anwachſenden Gletſchern zu beſchuͤtzen. Der Schnee kann ſich an keinem Theil anhaͤufen, und nur eine einzige Seite koͤnnte dazu Gelegenheit geben, aber gerade dieſe hat die ſuͤdliche Expoſition. Er vermag hier weder der Gluth der Sonnenſtrahlen, noch dem Unge— ſtuͤm der verzehrenden Suͤdwinde Widerſtand zu leiſten, welche in dieſen Hoͤhen vorzugsweiſe vor andern zu herr— ſchen pflegen. Gegen Norden, gegen Oſten und gegen Weſten bietet der Pie eine lange Reihe ſteiler Abgrün: de dar, an welchen ſich der Schnee nur voruͤbergehend anhängen kann, um bald in Lavinen hinabzuſtuͤrzen. Was die Gipfel anlangt, ſo hat ihre Oberflaͤche ſo we— nig Ausbreitung, daß ſich der Schnee gegen die Macht der Sonnenſtrahlen, gegen die aufloͤſende Kraft des Re— gens, gegen die Anziehung der Abhaͤnge, und gegen das Ungeſtuͤm des Windes, der ihn forttreibt, nicht halten kann. Der hoͤchſte Punkt des Pics beſteht aus einem 18 bis 20 Fuß langen, 5 oder 6 Fuß breiten, ziemlich halbmondfoͤrmig gebogenen Kamm, in der allgemeinen Richtung von Oſten nach Weſten. Der duͤrre Boden, auf welchem wir Pflanzen ſuchten, waͤhrend jedes an— dere Auge, als das eines Botanikers kaum Spuren der Vegetation bemerkt Ren würde, beſteht an den zu: 18 279 gaͤnglichen Stellen aus Truͤmmerſchichten eines harten und ſchwaͤrzlichen Glimmerſchiefers, im Umfang aus einigen aufrechten Schieferſchichten, und zwiſchen dieſen Schichten und Truͤmmern aus Kies und Sand. Von dem oͤſtlichen Ende dieſes freiliegenden Kam— mes ſteigt man auf einer ſehr ſteilen Zunge nach einer Verlaͤngerung des Gipfels herab, welche in derſelben Richtung, aber einige Toiſen tiefer liegt. Dieſe Zunge oder dieſer Iſthmus bietet an der Nordſeite eine Ab: dachung in Geſtalt einer Schlucht dar, welche faſt im⸗ mer mit Schnee ausgefuͤllt iſt. Derſelbe bleibt hier bis gegen den Winter liegen und vielleicht manchmal bis zur Ankunft des neuen Schnees. An dieſem Punkte des Berges bleibt der Schnee am laͤngſten liegen. Auf der Suͤdſeite iſt der Berg weniger ſteil und ziemlich mit Raſen bewachſen. Die Vegetation hat ſich ſelbſt bis an den Kamm des bezeichneten Iſthmus verbreitet und der Kies, aus welchem hier der Boden beſteht, iſt mit einer merklichen Portion Humus vermiſcht. Der zweite Gipfel liegt um 156 (48 Fuß) tie fer als der erſte. Er hat etwas mehr Oberfläche und einen ganz andern Boden. Weißer Urkalk, der Haupt⸗ beſtandtheil der heterogenen Maſſe des Pic du Midi, zeigt ſich hier ohne eine andere Beimiſchung als etwas granitfoͤrmigen Gneis in unregelmäßigen Adern. Das Erdreich, welches ſich aus den Truͤmmern dieſer Gebirge art gebildet hat, beſitzt eine glänzend weiße Farbe, abſorbirt weniger Waͤrme als dasjenige des obern Gipfels, wirft aber mehr Waͤrme zuruͤck, ſchließt alſo einige Pflanzen des erſtern Gipfels aus, und ernaͤhrt wiederum einige ihm eigenthuͤmliche, bietet aber jedem Beobachter, der es nur oberflaͤchlich betrachtet, dieſelbe duͤrre Rinde dar. Die Nacktheit auf etnem großen Theil dieſer Gip— fel ruͤhrt uͤbrigens weit weniger von der Trockenheit, als von der Beſchaffenheit des Bodens, von der Ausbrei— tung, welche die Felſen hier haben und von der Beweg: lichkeit der Fragmente her, mit welchen die Zwiſchen; räume ausgefüllt ‚find. In Erdreich von ſolcher Des ſchaffenheit kann freilich das Waſſer nicht verweilen, es wird indeſſen lange Zeit durch bleibenden, oft durch vorübergehenden Schnee, durch Regen und Nebel ber feuchtet. Wo die Vegetation Stand und Ruhe fin— det, da ſieht man eine Pflanze wachſen, und die herr⸗ liche Gruͤnung derſelben bezeugt genuͤgend, daß, wie un⸗ guͤnſtig auch die Erde ſey, ihr dennoch der Himmel ſei— nen wohlthätigen Einfluß nicht entziehe. Die beiden Gipfel, von welchen ich geſprochen habe, und der Iſthmus, welcher ſie mit einander verbindet, ſind nicht mehr als zwei verſchiedene Punkte zu erken⸗ nen, ſobald man ſich davon entfernt, und bilden alsdaun gemeinſchaftlich den Gipfel des Pies, wenn man ihn aus einer gewiſſen Entfernung betrachtet. Die Flora dieſes Gipfels habe ich nun zuſammenzuſtellen verſucht. Die oͤſtliche Spitze iſt die untere Grenze meiner botani— ſchen Forſchungen. An der Seite des großen Pie habe ich dieſelben Grenzen beobachtet. Sie ſind durch die 280 Huͤtte bezeichnet, welche Vidal und Rebo ul im Jahr 1787 bewohnt haben, und deren Ruinen genau in glei cher Hoͤhe mit dem untern Gipfel liegen, naͤmlich 48 Fuß unter dem Hauptgipfel. Dieſer Abſchnitt des Pies, dieſer Felſen von 48 Fuß Hoͤhe und von einigen Aren Flaͤche, mehr als 1300 Toiſen über den benachbarten Ebenen liegend, dieſe ein: ſame Inſel im Ocean der Luft, von ihren Stuͤrmen ge— peitſcht, und der Kälte der obern Regionen Preis geges ben, bot meiner Beobachtung eine ganz ſpecielle Ortlich— keit und einen der aͤußerſten Punkte unſerer Erdkugel dar, deren Erzeugniſſe zu erforſchen mir als ein ſehr intereſſan⸗ tes Geſchaͤft erſchien. In is verſchiedenen Jahren habe ich dieſen Berg: gipfel 55 mal erſtiegen, feine Vegetation in allen ih⸗ ren Verſchiedenheiten beobachtet. Demungeachtet würde es mir ſchwer werden, ge— nau den Zeitpunkt zu bezeichnen, wo die erſten Bluͤthen zum Vorſchein kommen. Im Julius und oft bis gegen die Mitte deſſelben ſind die Abhaͤnge mit Schnee be— deckt, und ſollte ſelbſt dieſe oder jene Felsſpitze zufaͤllig davon freigeworden ſeyn, ſo iſt der Zutritt zu dieſen Bergſpitzen in der Regel zu gefährlich, als daß man ſich verſucht fuͤhlen ſollte, hinaufzuklettern, um die erſte Ent⸗ wickelung der Vegetation zu erſpaͤhen. Übrigens ſind auch die Jahre hinſichtlich der Quantitaͤt des angehaͤuf⸗ ten Schnee's und der Zeit, wo derſelbe wieder ſchwindet, unter einander ſehr verſchieden. Dieſe Variationen ha— ben zur Folge, daß die Bluͤthenzeit um 14 Tage fruͤher oder ſpaͤter eintritt. Soviel glaube ich indeſſen mit Ges wißheit behaupten zu koͤnnen, daß vor der Tag- und Nachtgleiche keine Bluͤthen angetroffen werden, und daß man gegen den 1. Julius hin erſt einige derſelben findet. Mit unſerm Sommer beginnt alſo der Fruͤhling des Pics. Seine erſten Bluͤthen gehoͤren hauptſaͤchlich den Familien der Veronicae und Primulaceae an. Im Auguſt wird die Bluͤthe allgemein, und der Frühling tritt in den Sommer über. N Der Sommer erhaͤlt ſich im September und ſelbſt mehrere Pflanzen-Arten bluͤhen erſt jetzt. Dieſer Mo— nat iſt der Beſteigung des Pics am guͤnſtigſten, denn die Witterung iſt jetzt am beſtaͤndigſten, der Himmel reiner, die Luft durchſichtiger und der Horizont freier. Dies ſind die Vorzuͤge des Herbſtes, und ſie dauern ſchwerlich über die Grenze hinaus, welche die Windſtuͤr⸗ me der herbſtlichen Tag- und Nachtgleiche bilden. In den erſten Tagen des Octobers hat die Bluͤthe ihren Kreislauf vollendet, und nach dem 10. oder 18. dieſes Monats findet man keine Spur derſelben. Der Herbſt des Pics iſt alſo zu Ende, wenn der unſrige beginnt. 5 Drei und ein halber Monat machen demnach unge— faͤhr die ganze ſchoͤne Jahreszeit dieſer Bergſpitzen aus. Der uͤbrige Theil gehoͤrt dem Winter an, und ſeine Strenge erſchoͤpft ſich noch lange nicht innerhalb der 8. oder 9. ihm angewieſenen Mongte: es gefriert im Ju⸗ 281 lius, im Auguft fällt noch Schnee, und es iſt keineswegs eine außerordentliche Erſcheinung, in Folge eines Sturms den Pie mitten im Sommer mit Schnee uͤberzogen zu ſehen, der ſich oft einige Tage haͤlt. (Der Beſchluß folgt in der folgenden Nummer.) Miscellen. Jodine in lebenden Thieren, von Fr. Holl. (140) Durch den Apotheker Orſini in Ascoli wurde ich auf eine be⸗ ſondere Entdeckung geleitet. Er erzaͤhlte mir namlich, daß man in dieſer Gegend einen Wurm fände, der ſehr ſtark nach Chlo⸗ rin roche. Ich fand dieſes Thier an ſonnigen Felſen und ſah, daß es zwar nicht zu den Wuͤrmern, ſondern zu den Inſecten gehörte, und ein Julus war, den der Prof. Savi in Piſa un⸗ ter dem Namen Jalus foetidissimus in Bertolini amınoeni- tates italicae beſchrieben hat. ruch des dunkelgelben Saftes, den ich aber ſogleich mehr der Auffallend war der ſtarke Ge- .. 4 282 Jodine ähnlich fand. Ich ſammelte mehrere in ein weißes Glas, worin fie eine Menge Saft von ſich Tiefen, welcher die Haut eben fo ſtark gelb färbte, wie die Jodine und aͤußerſt ſtark roch, die Farbe und den Geruch an der Luft aber bald verlor. Um mich zu überzeugen, ob wirklich Jodine darin enthalten ſey, goß ich eine Aufloͤſung von Staͤrkemehl in das Glas, welches innen ganz mit dem gelben Safte beſchmutzt war, und ſogleich zeigte ſich die violette Farbe, als der ſicherſte Beweis des Daſeyns der Jodine. Ein ſtarker Regen, der gleich darauf einfiel, hatte alle dieſe Inſecten verſcheucht, und ich konnte keine weitere Ver— ſuche machen. Ein einziges Exemplar fand ich fpäter in der Ge⸗ gend von Neapel, bei Puzzuoli. Eine ungeheure Menge von Heuſchrecken (Acri- dium) hat ſich in Ober-Italien gezeigt. Man rechnet, daß auf Einladung der Provinzialdelegation bereits über 300 Millionen geſammelt und abgeliefert, und vielleicht eben ſo viel verbrannt, erſaͤuft und ſonſt getödtet find. — Auch in Oſtindien richten die Heuſchrecken große Verheerungen an. S AR EIN 4 u ed e f über Kushta oder Lepra, ſo wie ſie den Hin— dus bekannt iſt (141). Von H. H. Wilſon. Nach Hinduſchriftſtellern find die Urſachen der lepra Stoͤrun⸗ gen in den erſten Wegen, erbliche Anlage, contagium und „po— litiſcher oder Volks-Aberglaube.“ Unter die erſte Rubrik rech— nen ſie den Genuß von Dingen, welche ſich nicht vertragen, wie Milch und Fiſch oder zaͤhe und unverdauliche Speiſen, ferner Strapatze oder Erhitzung nach einer reichlichen Mahlzeit, Waſ⸗ ſertrinken oder Gehen bei Erhitzung, übermäßige koͤrperliche An— ſtrengung oder Geiſtesaufregung, den Genuß von neuem Reis, Sauermilch, Fiſch und von Salz und ſauerem Fleiſch, von Huͤl⸗ ſenfruͤchten, von Rettigen, Seſam, Milch und Syrup; auch Geſchlechtsverkehr und Schlafen bei einem vollen Magen. Sie verſichern, daß das Blut und das serum durch die Krankheit afficirt werden, und daß fie auf dieſe Weiſe dem Foͤ⸗ tus im Uterus mitgetheilt werden kann. Sie fagen, daß fie durch Berührung, durch Einathmen derſelben Luft, durch Zuſammen⸗ eſſen, durch Sitzen auf demſelben Sitz oder durch Tragen der Kleidungsſtuͤcke und der Geſchmeide einer afficirten Perſon mit⸗ getheilt werden kann. Endlich glaubt man auch aberglaͤubiſcherweiſe, daß diejeni⸗ gen von dieſer eckelhaften Affection befallen werden, welche Brah⸗ minen ſchmaͤhen, oder geiſtliche Lehrer verachten, oder aͤhnliche Miſſethaten ſich zu Schulden kommen laſſen. Es iſt wahrſcheinlich, daß in warmen Laͤndern ranzigte Speiſen oder auch gute, wenn ſie in uͤbermaͤßigen Quantitäten genoſſen werden, Urſachen dieſer Krankheit ſeyn koͤnnen. Dr. Henderſon macht das Vorhergehende zu einer von den Urſa⸗ chen der Elephantiaſis in Norwegen, und Good ungeſunde Diät zu einer von den Urſachen der ſpaniſchen und italianijchen Varietaͤten dieſer Krankheit. Dr. T. Heberden ſagt auch, daß in Madeira Fiſche, Melonen, Gurken, junge Gartenbohnen oder Maulbeeren bei einer und derſelben Mahlzeit mit Butter, Kaͤſe oder einer Milchſpeiſe genommen für Urſachen dieſer Kranke heit gehalten werden, und daß ſie deshalb durch die Religion verboten find. Im Ganzen werden in der erſten Claſſe von Ur- ſachen der Krankheit bei den Hindus deren nicht viel unbekannte angegeben. e Uretaͤus und andere alte Schriftſteller verſichern, daß die elephantiasis contagiös ſey. Er ſagt, „daß es nicht weniger gefährlich ſey, mit Perſonen umzugehen und zu leben, welche von dieſer Beſchwerde afſicirt ſind, als mit denjenigen, welche von ihr inficirt find, weil das contagium durch die eingeathmete Luft mitgetheilt werde.!“ De causis diatumorum morborum, Lib. II. cap. XII.) Dr. Bateman hält die Krankheit nicht für eontagiös, aber in Widerſpruch hiermit ſagt er: „Wir haben den allgemeinen Glauben der indiſchen Voͤlker, welcher von ihren Arz⸗ ten und von ihren geſetzgebenden Verfuͤgungen ausgedruͤckt wird. Es giebt auch einige wohlbekannte Beiſpiele, wo die Krankheit von einer Perſon auf eine andere uͤbertragen worden iſt. Ande⸗ rerſeits giebt es auch einige allgemein bekannte Beiſpiele vom Ge⸗ gentheile.“ Sonnini in Agypten und Pallas in der Tartarei be⸗ obachteten den Umgang kranker Perſonen mit geſunden, ohne daß die Krankheit mitgetheilt surde, und die Rabbiner behaupten, daß eine durch Kleidungsſtuͤcke und Häufer mittheilbare lepra nirgends vorkam als in Judaea. Es iſt wahrſcheinlich, daß die Krankheit bisweilen, obgleich nicht immer, contagios iſt, aber unter welchen beſonderen Umſtaͤnden fie dies iſt, muß noch durch kuͤnftige Beobachtungen in's Licht geſetzt werden. Alibert und Willan ſagen, daß die lepra erblich ſey. Symptome. — Die Symptome, welche den Anfang dies fer Krankheit anzeigen, find gewoͤhnlich ein glänzendes und olige# Ausſehen der Haut, welche zu gleicher Zelt rauh, rigid und gez runzelt iſt. Die Perſpiration iſt unregelmaͤßig, und tritt zu unge⸗ woͤhnlicher Zeit ein. Die Haut verliert ihre Senfibilität, doch wird ſie von einer Empfindung von Hitze, Jucken und Stechen afficirt. Wunden entſtehen bei jeder geringen Verletzung, und ſind von großen Schmerz begleitet, ſchwer zu heilen, und breiten ſich, wenn ſie nicht ſorgfältig in Acht genommen werden, ſehr weit aus. Die Oberfläche iſt ſehr rigid, die Haare des Körpers ſind hart und ſtehen in die Hoͤhe, die Venen ſchwellen an und kruͤmmen ſich, das Blut bekommt eine dunkele oder ſchwarze Farbe, und es erſcheinen Puſteln, Bläschen oder Tuberkeln. Der Appetit iſt ſchwach, und der Koͤrper iſt allgemein erſchlafft. Die lepra afficirt die ſieben weſentlichen Theile des Koͤr— pers, ausgenommen die drei humores, Wind, Schleim und Galle . Die Krankheit ſollte nach ihrem Sitz und nach der Anzahl der afficirten humores unterſchieden werden; aber da fie ſel⸗ *) Nach J. Erneſtus Grundlerus, einem daͤniſchen Miſſio⸗ naͤr, welcher im Jahr 1708 nach Malabar ging, glauben die Brahminen, daß jeder Perſon drei Hauptkrankheiten an— geboren ſind. Die erſte dieſer Krankheiten wird Wodum genannt, d. h. Blaͤhung oder Flatulenz; die zweite heißt Bittum, welches Galle zu bezeichnen ſcheint; die dritte Tschestum, das iſt Unreinigkeiten der Saͤfte, und dieſe Krankheiten find je nach dem befonderen Zuſtande und der Beſchaffenheit des Patienten vorherrſchend, und entweder erregen oder unterdruͤcken ſie andere. R 285 ten in einer einzigen Form vorkommt, und da verſchiedene Theile zu gleicher Zeit afficirt werden, fo iſt nach dem Ausſehen und der Verfärbung der Haut eine andere Claſſification angenommen worden, welche die lepra als eine ſchuppige und die elephan- tiasis als eine tuberculoſe Krankheit unterſcheidet, oder welche die erſtere in eine ſchuppige, eine cruſtaceoſe und eine tubercu— loſe eintheilt, und die Varietäten von der Farbe und dem Cha⸗ rakter der Schuppen, Cruſten oder Tuberkeln abhängig macht. Außer dieſen werden, indem die zufaͤlligen Modificationen von dem afficirten kumor oder dem afficirten Theil ſich herſchreiben, 18 Arten von lepra aufgezählt, naͤmlich 7 Hauptarten und 11 Arten von minderer Wichtigkeit. Sie werden ſo beſchrieben: Kapala. — Die Haut iſt mit ſchwarzen und roͤthlichen Flecken, oder mit Flecken, welche die Farbe gebrochener Stucke irdener Toͤpfe haben, bedeckt. Die Puſteln ſind unregelmaͤßig, hart und trocken und der Kranke empfindet in ihnen Stechen und Schmerz. Die Krankheit iſt ſchwer zu heilen, wo nicht unheilbar. Audumbara. — Die Puſteln find roth oder livid, von der Form der Udumbara oder der Frucht der Ficus glomerata, Der Schmerz iſt ſehr groß, und es iſt eine Empfindung von brennender Hitze auf der Haut vorhanden. Die Haare des Koͤr— pers werden fuchſig oder ſchwarzgelb. Der krankhafte humor iſt Galle. N f Mandala. — Kreisfoͤrmige Tuberkeln oder erhabene Pu⸗ ſteln, welche weiß und roth, aber an den Rändern gelb, zuſam⸗ menfließend ſind, und eine duͤnne Jauche ergießen. Die Haut hat ein glaͤſernes oder öliges Ausſehen mit Fiſſuren. Die Kranke heit iſt hartnaͤckig. Der afficirte humor iſt Schleim. Rishyajihwa. — Tuberkeln, welche die Form einer Bärenzunge haben, hart, hornartig, an den Rändern roth und im Centrum ſchwarz oder rauchfarben, und mit viel Schmerz ver— bunden find, Dies iſt die erſte Dwandwaja, oder die erſte, wel: che mit dem Verderbniß zweier humores, des Windes und der Galle verbunden iſt. Pundarika. — Erhabene Puſteln oder Tuberkeln, welche im Centrum weiß oder blaßroth find, während die Raͤn⸗ der eine dunkelrothe Farbe haben, wie die Blaͤtter des lotus, wenn ſie der Sonne ausgeſetzt werden. Es ſtroͤmen eine dicke Jauche und Blut aus. Schleim und Galle ſind die afficirten humores. Sidhma — Weiße, Zupferfarbene oder livide Puſteln, welche wie die Kürbisblume geſtaltet ſind. Die Haut iſt mehlig, und läßt ſich überall, vorzuͤglich an der Bruſt als dünner Staub abreiben. Die krankhaften humores ſind Schleim und Wind. Dieſe Species iſt wenigſtens eine Form von der lepra der Grie- chen, oder der ſchuppigen lepra der Mauren. Vielleicht iſt ſie Goo d's erſte Species oder lepra albida und Bateman's le- pra vulgaris oder Alibert's lepra alphos oder leuca, Käkan a. Die Puſteln aͤhneln dem Saamen des Abrus praecatorius, und haben einen ſchwarzen Fleck im Cen⸗ tram, welcher von einem hochrothen oder einem rothen Ring mit ſchwarzen Rändern umgeben iſt. Sie ſind aͤußerſt ſchmerz— haft und gehen in Eiterung über, Alle drei humores ſind affi⸗ cirt, und dieſe Form der Krankheit iſt unheilbar. Die obigen ſieben Arten ſind die Mahakushthas; die anderen eilf find die Kshudra oder die minder bedeutenden. Doch kom⸗ men in verſchiedenen Schriftſtellern Abweichungen in der Claſſifi⸗ cation vor, und bie größern und geringern Modificationen wech— ſeln bisweilen mit einander ab. Die Unterſcheidung ſcheint ſich nicht auf einen feſten Grundſatz zu ſtuͤtzen, und gewiß iſt ſie von keinem Begriff von der größern oder geringern Intenſitaͤt der beſondern Varietaͤten abhaͤngig. Ekakushtham. — Bei dieſer Varietät fehlt die Perſpira⸗ tion, und die Krankheit hat ihren Sitz in dem Fleiſch. Die Haut hat Schuppen wie die eines Fiſches ſind. Dieſer krankhafte Zuſtand wird auch mit den Talkſteinplatten verglichen, und die Rauhigkeit der cuticula ‚ähnelt der einer Elephantenhaut. Dieſe — Die Winde find der hauptſaͤchlich afficirte humor, — 284 Varietät wird auch Gajacharma, Elephantenhaut genannt, aber manche Schriftſteller, wie der Compilator der Vha va, Prakas machen aus der letztern dem Anſchein nach mit Recht eine beſondere Species. Die verdorbenen humores find Wind und Schleim. Dieſe Beſchwerde ſtimmt in Hinſicht des aͤußerlichen Charakters mit unſerer ichthyosis simplex überein, welche gleichfoͤrmig ſowohl von der lepra als von der elephantiasis getrennt iſt, und ohne Zweifel ohne eine Verbindung mit lepra vorkommt. Jedoch zu gleicher Zeit kann die hier erwähnte Form richtig claſſificirt ſeyn, da aͤhnliche Erſcheinungen die le- pra in verſchiedenen Zuſtänden begeiten, und vielleicht bewog ſie, wie von Bateman bemerkt worden iſt, die griechiſchen Schriftſteller, einer Species von lepra den Namen elephantiasis zu geben. So bemerkt auch Good: Die Griechen nannten die Krankheit elephas oder elephantiasis, weil die Haut der da⸗ von ergriffenen Perſonen der des Elephanten in Hinſicht der Dicke, der Rauhigkeit, der Unempfindlichkeit und der dunkeln Farbe aͤhnelt. Kitibha. — Narben geheilter Geſchwuͤre ähneln, rauh. Es find dieſelben humores verändert, vorhergehenden Varietaͤt affteirt find. Vaipadikä. — Kleine, ſchwarze oder rothe Tuberkeln; ſie haben vorzuͤglich in den Haͤnden und Fuͤßen ihren Sitz, wel⸗ che ſehr angeſchwollen und riſſig ſind. Es iſt wenig Jucken, aber, viel Schmerz vorhanden. Dieſe Varietaͤt und diejenige, welche Vichär chika genannt wird, werden von Einigen, wie von Bhoja z. B., als blos in Hinſicht ihres Sitzes verſchieden betrachtet; aber Andere halten ſie fuͤr verſchiedene Species. Die afficirten humores find dieſelben, welche bei der vorhergehenden Varietaͤt veraͤndert ſind. Die Anſchwellung der untern Gliedmaßen kann als ein Sym⸗ ptom oder eine Subvarietaͤt der lepra in die Claſſification der Beſchwerde ſehr fuͤglich aufgenommen werden. Sie iſt gewohns lich als charakteriſtiſches Kennzeichen der unter dem Namen ele- phantiasis der Griechen bekannten Krankheit betrachtet worden; doch wird dieſe letztere jetzt als durch die Bildung von großen Tuberkeln gut unterſcheidbar betrachtet, worin ſie dem Anſchein nach mit der folgenden von den Hindus angeführten Varietaͤt übereinſtimmt. Aus dieſem Grunde ſchließt Good den geſchwol⸗ lenen Unterſchenkel ganz von den Symptomen der elephantia- sis aus, und rechnet ihn zu einem neuen Genus, bucnemia tropica. Man kann jedoch kein Bedenken tragen, feiner Glafr fification die des Herrn Albert vorzuziehen, welcher dieſe Varietaͤt der Krankheit lepra tuberculosa elephantiasis nennt, und die Anſchwellung der untern Extremitaͤten unter die charakteriſtiſchen Symptome aufnimmt; denn die Anſchwellung iſt ſehr verſchieden von derjenigen, welcher der Name bucnemia oder tropiſcher Unterſchenkel mit Recht gegeben werden kann, und in ihren Fiſſuren, Ausſchlaͤgen, Schmerzen, Ulceration und Ausgang zeigt ſie hinlänglich ihren eigenthuͤmlichen Character. Die Anſchwellung des Unterſchenkels hingegen iſt eine ganz chro⸗ niſche Beſchwerde, welche weder von Schmerz noch von Ulcera⸗ tion begleitet iſt, und in keinem Grade die Funktionen des Le⸗ bens beeintraͤchtiget. Sie iſt in Indien ſehr haͤufig, vorzuͤglich oftwärts in den Provinzen, welche an Waſſer und Vegetation reich find, und iſt unter dem Namen Godh, oder in der Sanſerit⸗ ſprache Slipada, Ralmashapada ıc. bekannt. Sie iſt von denſel⸗ ben Symptomen begleitet, welche in Weſtindien vorkommen, von An⸗ ſchwellung der Snguinaldrüfen und des scrotum, Die Hinduſchrift⸗ fteller haben es nicht für noͤthig gehalten, bei der Beſchreibung der Vaipadika hierauf aufmerkſam zu machen, obgleich ſie mit der Diag⸗ noſe nicht unvertraut find, wie wir ſogleich ſehen werden. In bie⸗ ſem Fall aber ſind die beiden Anſchwellungen ſo vollkommen ver⸗ ſchieden, daß eine Verwechſelung derſelben von denjenigen, welche eine Gelegenheit haben ſie zu beobachten, wenig zu befuͤrchten iſt. Alas aka wird als durch große Tuberkeln charakteriſirt beſchrieben, welche meiſtens auf den oberen Theilen des Koͤrpers Die Haut iſt hart und welche bei der Schwarze Puſteln oder Narben, welche den 285 vorkommen. Wind und Schleim find bei dieſer Varietaͤt auch die afficirten humores. Sie hat, wie oben bemerkt worden iſt, eine Aehnlichkeit mit lepra tubereulosa oder elephantiasis, Dadru, — Schwarze Tuberkeln, welche der Bluͤthe des atasi oder linum ähneln, von Bhagbhatta als wie fette durva (doob) ſich ausbreiten, beſchrieben, aber dem Bhava Pracas erhaben und kreisfoͤrmig genannt werden. Viel Jucken, Bren⸗ nen, Schmerz und viele Geſchwüͤre. Der Schleim und die Galle find hauptſaͤchlich afſicirt. Chermadala. — Die Puſteln find roth, mit Jucken und Schmerz verbunden. Die Haut iſt riſſig und kann die Be⸗ ruͤhrung nicht vertragen. Es find dieſelben humores afficirt, welche bei der vorhergehenden Varietät veraͤndert ſind. bama. — Die Flecke oder Bläschen find klein, zahlreich und breiten ſich weit aus, ſie haben eine ſchwarze und roͤthliche Farbe, ſind ſchmerzhaft, juckend und heiß, und ergießen eine Menge dünner Jauche. Es find dieſelben humores afficirt, welche bei der vorhergehenden Varietät verändert find. Kachchhu wird oft blos als eine Unterart der vor- hergehenden betrachtet. Die Erſcheinungen ſind ganz dieſelben, aber die Blaͤschen und Tuberkeln find großer, und die Hände und Hinterbacken ſind vorzuͤglich afficirt. 2 Visphota. — Die Haut ift trocken und dünn, und mit ſchwarzen und roͤthlichen Tuberkeln bedeckt. Satarush. — Die Puſteln ſind roth und ſchwarz, an der a dick, aͤußerſt ſchmerzhaft und heiß. Die Ulceration iſt extenſiv. Vicharchika, — Kleine ſchwarze Tuberkeln oder viel⸗ mehr Bläschen; Haut heiß, juckend, ſchmerzhaft, runzelig, riſ— fig und viel Jauche ergießend. Dieſe Varietaͤt wird für eins und daſſelbe mit Vaipadika gehalten, und afficirt vorzuͤglich die obern Extremitaͤten, während die letztere die untern Extre— mitaͤten befaͤllt. Man jagt, daß bei allen dieſen ſechs vorhergehenden Spe— — dieſelben humores, der Schleim und die Galle afficirt yen. Außer dieſen Varietaͤten werden andere Modificationen ber ſchrieben, welche jedoch nicht beſondere Varietäten bilden, aber auf den Zuſtand und Charakter den bereits beſchriebenen Einfluß haben. Von der Art ſind die bereits bei jeder Varietät erwähn— ten Unterſchiede, oder die Verbindung eines oder mehrerer der afficirten humores mit den beſonderen Formen der Krankheit. So wird auch allgemein geſagt, daß, wenn die Haut hart und rauh iſt, und die Puſteln von einer dunkeln Farbe ſind, der Wind vorzüglich-affieivt ſeyÿ. Wenn die Oberfläche ausſieht, als wenn ſie gekocht worden waͤre, wenn die Verfaͤrbung extenſiv it, wenn eine Empfindung von brennender Hitze und ein copioͤ⸗ ſer Ausfluß von Jauche vorhanden ſind, ſo vermuthet man, daß dies einen krankhaften Zuſtand der Galle anzeige, und wenn die vorherrſchende Farbe weiß iſt, wenn die Empfindung von Jucken vorherrſcht, und die Haut feucht und ſchmierig ausfieht, fo wird — als Anzeige des krankhaften Zuftandes des Schleims be— trachtet. Fernere Unterſchiede werden nach den vermeintlichen Sitzen der Krankheit gemacht, indem ſie durch beſondere Zeichen ange⸗ zeigt werden. Die dhatus oder weſentlichen Theile des Koͤr⸗ pers find nach der Hindulehre ſieben an der Zahlt: rasa, Lym⸗ Be; racta, Blut; mansa, Fleiſch; medas, Fett, asthi, nochen; majja, Mark und sukra, Saamen, und man nimmt an, daß die lepra in verſchiedenen Perioden oder in verſchiede— nen Stadien dieſe verſchiedenen Theile afficire. Wenn ſie die rasa oder Lymphe afficirt, fo zeigt ſie ſich in der Verfärbung und Rigiditat der Haut, in der Paralyfis, Horripilation und übermäßigen Perſpiration. Wenn fie das Blut afficirt, fo bringt fie Jucken, üben Geruch, Härte der Haut, Anſchwellung der Extremitäten, Schmerz in den Gelenken und Trockenheit des Mundes hervor. Wenn fie das Fleiſch ergreift, ſo iſt ſie von Schmerz, von Stechen und — 286 Anſchwellung, und von Verhärtumg begleitet. Wenn das Fett ihr Sitz iſt, ſo iſt Steifheit und Unbeweglichkeit der Gelenke, freiwillige Lostrennung der Extremitaͤten, und Erweichung der Knochen vorhanden. Wenn fie die Knochen und das Mark ers greift, fo verurſacht fie vor allen den vorhergehenden Sym⸗ ptomen Roͤthe der Augen; die Knorpel der Naſe fallen ab, die Stimme wird ſehr rauh oder geht verloren, und es erzeugen ſich Würmer in den Geſchwuͤren. Die Gegenwart der Krankheit in der Saamenfluͤſſigkeit zeigt ſich blos durch ihre Uebertragung auf den Sproͤßling des affieirten Individuum. Die oͤrtliche Vertheilung der Krankheit iſt den neueren Schriftſtellern in Europa nicht unbekannt, und Good hat die elephantiasis zu den haematica, oder zu den Störungen ges rechnet, welche in dem Blute ihren Sitz haben, während er die lepra zu denjenigen, welche in der rasa oder Lymphe ihren Sitz haben, oder, wie er ſich ausdrüdt, zu den eccritica oder zu den Störungen der excernirenden Funktion rechnet. Diagnoſe. — Eine Krankheit, welche mit der lepra leicht verwechſelt werden kann, wird von Hinduſchriftſtellern von dieſer Beſchwerde unterſchieden.: Sie wird Suitra genannt, was eigentlich weiße Farbe und eine ſolche Verfärbung der Haut anzeigt. Sie wird auch Kilasa oder Puſtel, Daruna oder die furchtbare Krankheit und Varuna genannt, vielleicht von Varur na, der Goͤttinn der Waſſer, welche eine weiße Farbe hat. Die Veränderung iſt jedoch nicht auf die weiße Farbe beſchränkt, und die Verfaͤrbung iſt auch von einer kupferigen oder roͤthlichen Farbe. Man glaubt, daß dieſe Modificationen von den vorzuͤg⸗ lich afſicirten humores abhängig feyen, und daß eine weiße Far⸗ be einen krankhaften Zuſtand des Schleims, eine roͤthliche den krankhaften Zuſtand des Windes und eine kupferrothe den der Galle anzeige. Es giebt zwei Arten von dieſer Beſchwerde: die eine entſteht von krankhaften humores, und die andere von aͤu⸗ ßerlichen Verletzungen. Sie iſt von Jucken, Hitze und Ausfallen der Haare, aber weder von Feuchtigkeitsausſtroͤmung noch von Ulceration begleitet. Das Blut, das Fleiſch und das Fett ſind die Theile, auf welche, wie man glaubt, ihr Sitz beſchränkt iſt. Die Behandlung iſt im Allgemeinen dieſelbe, welche bei der le⸗ pra angewendet wird. Wenn die Beſchwerde nicht lange ge⸗ dauert hat, nicht ſehr extenſiv, nicht durch Verbrennungen hervorgebracht iſt, und wenn die weiße Farbe die Haare des Körpers nicht erreicht, fo iſt fie heilbar. Unheilbar iſt fie in dem Verhaͤltniß zu dem Nichtvorhandenſeyn dieſer Erforderniſſe, und wenn fie in den innern Handflaͤchen, an den Lippen, oder an den Schaamtheilen ihren Sitz hat, auch wenn ſie noch nicht lange vorhanden ſeyn ſollte. . Viele Hautkrankheiten, welche von europaͤiſchen Schriftſtel⸗ lern zu der lepra gerechnet worden ſind, aͤhneln der Switra der Hindus, und es kann nicht ſehr bezweifelt werden, daß dieß die vitiligo des Celſus fey, indem der erſte Sas feiner Beſchrei⸗ bung fie mit Switra identificirt und fie von Kushtha unterſchei⸗ det: „ Vitiligo quoque, quam vis per se nullum pericu- lum adfert, tamen et foeda est.“ Sie iſt auch ohne Zwei⸗ fel daſſelbe, was Behek iſt, und wahrſcheinlich daſſelbe, was Beres der arabiſchen Schriftſteller iſt. Sie ſtimmt mit dieſen in Hinſicht des Nichtvorhandenſeyns der Bläschen oder Tuber⸗ keln, oder ſelbſt, mit einer Ausnahme, der Schuppen uͤberein. Die Verfaͤrbung it ganz oberflächlich, und auf gleiche Weiſe nicht von Ulceration begleitet. Die Art dieſer Verfärbung wird von ben Hinduſchriftſtellern ganz deutlich gemacht, welche ſagen, daß eine ahnliche Erſcheinung bisweilen 5von aͤußerlichen. Ver⸗ letzungen verurſacht werde. Die cuticula und das rete muco- sum werden abſorbirt und die eutis liegt bloß. Die Folgen hiervon bei den weißen Menſchenragen ſind leicht begreiflich; aber bei den Schwarzen wiſſen wir nicht, wie auffallend dieſe Krank⸗ heit -und wie widrig ſie anzuſehen iſt. Jedoch in ihrer größten Heftigkeit, und da, wo die Farbe der ganzen Oberflache vom Kopf bis zum Fuß verändert war, brachte fie, wie man weiß, weder eine Veränderung noch eine Unregelmaͤßigkeit in Hinſicht 1 4 . f 2 * — 287 ber natürlichen Funktionen hervor, und dauerte eine lange Zeit, ohne dem Anſchein nach eine für das Leben unguͤnſtige Verande⸗ rung herbeizufuͤhren. Die gruͤndlichere Unterſuchung dieſer Be⸗ ſchwerde, und die Vergleichung derſelben mit leprofen Affectio⸗ nen, find die Mittel, welche uns in den Staud ſetzen werden, in Europa eine richtige Claſſification von den verſchiedenen Be⸗ ſchwerden zu machen, welche jetzt von den talentvollſten und ers fahrenſten Männern offenbar verwechſelt werden. Miscellen. ueber eine Vergiftung mit Strychnos Nux Vo- mica (142) theilt T. E. Baker, Es g. / folgendes mit: Ein Mann, Namens Ram Serdek, ſtuͤrzte, waͤhrend er vor einem Officier einen Sonnenſchirm hertrug, auf einmal ſtarr und leblos nieder. Als man ihn aufhob, ſtand er auf den Hacken, ſo daß die Fuͤße und Zehen aufwärts gezogen wur⸗ den. Die Augen blieben offen, r und die Kinnladen waren ſo feſt geſchloſſen, daß man ſie nur nach einiger Zeit erſt zu oͤffnen im Stande war, um etwas Hirſch⸗ hornſpiritus und Waſſer einzufloͤßen. Der Patient erholte ſich nach einigen Minuten, und bald daxauf ſtellte ſich Erbrechen ein. — Als Hr. Baker den Patienten beſuchte, war er bis auf die Quetſchung, die ihm ſein Fall verurſacht hatte, voll⸗ kommen wieder hergeſtellt. Als er um die Urſache ſeines Zu⸗ falles befragt wurde, gab er folgende Erklaͤrung: er habe dies ſen Morgen Kuchila (nux vomica) eingenommen, und weder vorher noch nachher etwas gegeſſen, ſondern blos ein wenig Milch getrunken. Seine Medicin hatte er um 7 Uhr eingenom⸗ men, und obiger Zufall war 2 Stunden nachher eingetreten. Er hatte dieſe Mediein 4 Monate nach einander regelmaͤßig eins nommen, und mit dem achten Theil einer Nuß, der gewoͤhn⸗ ichen Gabe, Morgens und Abends unmittelbar nach der Mahl⸗ eit begonnen. Die Doſis ward allmahlich geſteigert; und fo hatte er denn im letzten Monat Morgens und Abends eine ganze Nuß genommen, welche Quantität nie uͤberſchritten werden darf. Eine ſolche Nuß wiegt an 20 Gran, — Die nux vomica wird auch von den Eingebornen als ein Mittel gegen die Waſſerſcheu gebraucht. Wenn jemand von einem Hunde gebiſſen worden iſt, den man für toll hält, fo wird der achte Theil einer Nuß, Mor⸗ gens und Abends 71 Tage lang zu nehmen verordnet, auch eine Nuß gebraten und, mit Leindl vermiſcht, auf die Bißwunden aufs gelegt. Ein einheimiſcher Arzt erzählte Hrn. Baker, daß durch bieſes Mittel 12 von tollen Hunden gebiſſene Perſonen ſaͤmmtlich gerettet worden feyen, Selbſt wenn die Waſſerſcheu ſchon einge⸗ treten ift, ſoll dieſes Mittel manchmal einen guten Erfolg ha⸗ ben. — Die einzigen andern Krankheiten, fuͤr welche die nux vomica angewendet wird, find ſolche waſſerſuͤchtige An⸗ ſchwellungen der untern Extremitäten, welche ſo haͤu⸗ ſig nach dem Fieber ſich einſtellen. Das Mittel wird immer unmittelbar vor oder nach dem Eſſen zu nehmen verordnet, ſonſt verurſacht es gern Schwindel. 7 Beobachtungen über die Wegnahme der Nir⸗ pen, von Lodovico Cittadini (143). F. Koddi, ein Tage⸗ koͤhner, hatte ſeit vielen Jahren einen fungus auf den Knor⸗ — waren aber bewegungslos, 288 peln der ſechſten und ſiebenken wahren Rippe und der erſten falſchen Rippe an der Stelle, wo fie ſich vereinigen, ohngefaͤhr einen Zoll vom processus ensiformis, Die Exſtirpation ver⸗ mittelſt des Meſſers, der caustica, des gluͤhenden Eiſens war oft pon mehreren Chirurgen ohne Erfolg verſucht worden. Cit⸗ ta dini ſchlug die Exſtirpation an ihrer Baſis vor, welche zwei Zoll im Umfang haben konnte. Nachdem eine kreisfoͤrmige In⸗ ciſion in die Haut gemacht worden, und die Faſer des muse. rectus abdominis und des musc, obliquus descendens losge⸗ trennt worden waren, unterband man alle kleine Arterien, wel⸗ che bluteten. Hierauf nahm Cittadini mit einem ftumpfen Scalpel und einem geknoͤpften Biſtouri den Knorpel in der ans gezeigten Ausdehnung weg und trennte ihn von einer gleich dars unter liegenden fungoͤſen Subſtanz los, aus welcher eine ſtarke Blu⸗ tung entſtand, welche durch das glühende Eiſen bekämpft wurde. Die Vernarbung kam erſt nach einem Monat zu Stande, doch war die Heis lung vollkommen, und Koddi klagte bis zu ſeinem Tode, welcher zwei Jahre ſpaͤter erfolgte, niemals weder über Schmerzen noch uͤber Anſchwellung in dieſem Theile. — Der Gegenſtand der zweiten Beobachtung iſt ein junger Menſch, welcher, als er ſich ums Leben bringen wollte, mit einem Stylet den unteren Rand der Bruſtwarze durchbohrte. Das Inſtrument blieb, nachdem es die obere Flaͤche des Knorpels der ſechſten Rippe verwundet hatte, in dem Knochen ſelbſt ſtecken. Im September 1822, d. h. 10 Monate nachher war die Wunde noch nicht geheilt. Man erkannte eine organiſche Veränderung des Knorpels und der Rippe und nahm die veraͤnderten Theile ohne Zufall weg, obgleich man bei der Operation die pleura geöffnet. und fo das Eindringen der Luft in ihre Hoͤhle zugelaſſen hat. Der Kranke empfand blos ein wenig Beklemmung des Athems, welche nicht von Dauer war. In zwei Monaten war die Wunde vernarbt, und Boddi, welcher vollkommen geheilt war, hat keine Beſchwerde wieder davon empfunden. — Eine dritte Thatſache iſt vielleicht in ſo fern merkwuͤrdiger, als die caries der ſechſten und ſiebenten rechten Rippe einer ſehr intenſiven Pleureſie folgte, und nach der Meinung des Verfaſſers die Wirkung derſelben zu ſeyn ſchien. Ein Abſceß bildete ſich langſam, oͤffnete ſich nach außen, und hinterließ eine Fiſtel. Die Operation wurde fuͤr nothwen⸗ dig gehalten und im Januar 1824 gemacht. Die Heilung er⸗ folgte nach 6 Monaten. — Endlich, am 10. Juli 1824, machte derſelbe Praktiker eine aͤhnliche Operation an der jungen Rofa Giannini wegen einer caries der dritten Rippe, welche nach einer ſtarken Contuſion entſtanden war. Nach drei Monaten wax die Heilung vollkommen, — Aus dieſen vier Thatſachen ſchließt der Vf., daß die Wegnahme der Rippen, welche immer fuͤr ſo gefaͤhrlich gehalten wird, nicht ſo gefaͤhrlich iſt als man geglaubt hat. Die Haͤmorrhagie kann, wenn fie von der Vers wundung der bis zu den Knorpeln laufenden arteriae interco- stales herruͤhrt, durch eine einfache Compreſſion geſtillt wer⸗ den, ſeloſt ohne daß die Unterbindung noͤthig wird. Endlich, ſagt Cittadini, daß es kuͤnftig rathſam ſeyn werde, in den Fallen von caries dieſer Knochen feine Zuflucht zu diefer Opera⸗ tion zu nehmen, ohne welche der Kranke nothwendigerweiſe dem marasmus und dem Tode Preis gegeben ift, ö Bibliographiſche Neuigkeiten. — — Transactions of the American Philosophical Society helt at Philadelphia. Vol. II. Philad. 1825. 4. m. K. (Enthält Abhandlungen von James uͤber die Pflanzen, die er auf Major Longs Expedition geſammelt, von H. Gibs fon und H. Drake über geologiſche und mineralogiſche Ges enſtaͤnde; von Hamilton, Tabellen in Bezug auf Meteoro⸗ ogie und phyſiſche Geographie; von Baldwin über einige neue Arten von Cyperus und Billingia; yon Sap uͤber die Oarabici und Hydrocanthari; von Hentz angtomiſche und phyſiologiſche Beobachtungen über den Alligator; von Troo ſt und Seybert Analyſen mehrerer Mineralkoͤrper; von Wallenſtein meteorologiſche Beobachtung über das Jahr 1823 — 1824; von Nulty über die Beſtimmung der Dauer der Schwingungen eines einfachen Pendels, Die ſtaͤrkſte Abhandlung iſt eine Sammlung von Materialien uͤber die trigonometriſche Aufnahme der Kuͤſten von den vereinigten Staaten.) Traité des maladies du cerveau et de ses membranes. Par A. L. J. Bayle: Maladies mentales. Paris 1826. 8. — —— — ——— Gm un reer dem Gebiete der Nr. 305. (Nr. 19. des XIV. Bandes.) aus Natur- und Heilkunde. Juli 1820. Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. In Commiſſion bei dem Königl. Preuß. Graͤnz⸗Poſtamte zu Erfurt, der Kön. Saͤchſ. Zeitungs⸗Expedition zu Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u. Taxiſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes⸗Induſtrie⸗Comptoir. Preiß eines jeden Bandes von 24 Bogen, 2 Rthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes 3 ggl. Nat u Über die phyſikaliſchen Naturverhaͤltniſſe und den Zuftand der Vegetation auf dem Gipfel des Pie du Midi von Bagneĩres. (144) Von Baron Ramond. (Beſchluß.) 1 In dieſem Clima und an dieſer Ortlichkeit iſt es mir gelungen, 135 Pflanzenarten aufzufinden, naͤmlich 62 Cryptogamen und 71 Phanerogamen. Wie bes traͤchtlich auch dieſe Anzahl erſcheinen moͤge, wenn man den kleinen Raum, den duͤrren Boden, die Unregelmaͤ— ßigkeiten der Atmoſphaͤre in Anſchlag bringt, ſo wuͤrde ich ſie dennoch vermehrt haben, wenn ich mich damit abgegeben haͤtte, die unbemerkbaren oder entſtellten Flech— ten aufzuſuchen, welche dieſe Felſen ernaͤhren, und wenn es mir gelungen waͤre, alle die Moosfaͤſerchen zu be— ſtimmen, die ich hier ohne Fructification bemerkt habe. Die Flechten bilden den groͤßern Theil der Cry— ptogamen. Ich habe von ihnen 51 Arten erkannt. Meh⸗ tere derſelben waren anderwaͤrts noch nicht beobachtet worden. Die Flore francaise enthält diejenigen, wel— che ich zur Zeit ihres Erſcheinens erkannt hatte. Mein Verzeichniß enthält die Beſchreibung der Arten, welche ich ſeit der Zeit entdeckt habe. Die Lebermooſe, die Mooſe und die Farrnkraͤu— ter haben mir im Ganzen genommen nur 11 Arten ges liefert. Die Cryptogamen haben übrigens meine Aufmerk— ſamkeit nur als Nebenſache in Anſpruch genommen. Ich durfte nicht erwarten, in dieſer Claſſe den Einfluß zu erkennen, welchen das Clima auf die Vertheilung der an— dern Pflanzen ausuͤbt. Sey es, daß eine unempfind— lichere Organiſation in ihnen den Eindruck der atmo— ſphaͤriſchen Veränderungen ſchwaͤcht, oder daß im Gegen— theil eine feinere und fuͤgſamere Organiſation ſie leicht den Zufaͤlligkeiten des Clima's und den Launen der Jah— reszeiten ünterwuͤrfig macht, fie verbreiten ſich mit einem Wort auf der ganzen Oberfläche der Erde, und nur wenige Umſtaͤnde, unabhaͤngig von der Hoͤhe bun d e. und Breite der Orte, haben auf ihre Entwickelung Einfluß. a Die vollkommenen Pflanzen (Phanerogamia) er; regten auf eine ganz andere Weiſe mein Intereſſe, und ich habe Grund zu glauben, daß mir, bei meinen funf— zehnjaͤhrigen Nachforſchungen, nur wenige derſelben ent— gangen ſind. Die 71 von mir geſammelten Arten ver— theilen ſich in 50 Gattungen und 25 Familien. Die Syngenesia machen allein 2 des Ganzen aus; die Cyperaceae in Verbindung mit den Gramineae 2; die Cruciferae 75; die Caryophylleae „5; die Ly- simachiae, der Hauslauch, der Steinbrech (Saxifra- gae), die Rosaceae, die Leguminosae, jede m. Die andern Familien ſind auf 1 oder 2 Arten beſchraͤnkt; und am Ende meines Verzeichniſſes findet man aus der Familie Amentaceae, die Salix retusa, der Bildung nach ein Baum, der Geſtalt nach ein Halbſtrauch, dem Ausſehen und den Dimenſionen nach ein Kraut. Dies war der einzige Repraͤſentant der Familie in einer Hoͤ⸗ he, welche jene großen Vegetabilien weit unter ſich laßt, deren Widerſtand von den Orkanen dieſer Gipfel gebro— chen werden wuͤrde. Hier kommt nichts fort, als was kriecht, ſich verbirgt oder ſich biegt. Die Zahlen, welche das Verhaͤltuiß unſerer verſchie— denen Familien unter einander ausdruͤcken, ſtimmen uͤbri— gens wenig mit denen überein, welche durch ausgebrei⸗ tetere Vergleichungen die Naturforſcher Humboldt und Robert Brown gefunden haben. Nirgends anders wo hat man die Monocotyledonen in ſo verhaͤltnißmaͤßig kleiner Quantitaͤt gefunden, und Cryptogamia dagegen in ſo großem Verhaͤltniß; auch ſieht man nicht ohne Er— ſtaunen, daß die Flechten allein Is dieſer letztern Claſſe ausmachen, die Mooſe dagegen kaum 75. Aber der Gipfel des Pic du Midi iſt nicht ein ganzes Land, ſon— dern nur ein Punkt, deſſen Erdreich eben fo gleichfärs mig als beſchraͤnkt iſt. Seine Felſen locken die Flechten an, ſeine Truͤmmern verſcheuchen, was ein ſubſtantiel— les Erdreich erheiſcht, Schatten verlangt, oder die Feuch— tigkeit ſucht. Man No die ganz ſpecielle Vegeta⸗ 1 291 tion an dieſer eigenthuͤmlichen Oertlichkeit keine allge: meinen Betrachtungen anwenden, welche große Laͤnder ihre verſchiedenen Standorte und die Geſammtmaſſe ihs ter Erzeugniſſe zugleich umfaſſen. er Pi Was ihre Dauer anlangt, fo zerfallen unfere Pflanzen in zwei ſehr ungleiche Abtheilungen. Unter 71 Arten vollkommener Pflanzen find bloß fünf einjaͤh— rige, eine ſcheint zweijaͤhrig zu ſeyn und 65 find peren— virend. Die Natur, wird man fagen, hat mehr Zu— trauen zur Dauer der Wurzeln, als zur Fruchtbarkeit der Saamen gehabt, und hat deshalb die Vegetation mit der phyſiſchen Beſchaffenheit dieſer Oertlichkeit in Einklang geſetzt. Eben ſo wird man ſagen, daß die phyſiſche Beſchaffenheit des Ortes die Auswahl der aus den Haͤnden der unerſchoͤpflichen Natur vermiſcht ausge— freuten Arten bewirkt habe; und wirklich haben die eins jaͤhrigen Pflanzen in einer Region, deren Unregelmaͤßig— keiten bald die Befruchtung der Keime, bald das Reif— werden der Frucht, bald das Keimen der Saamenkoͤrner in Gefahr bringen, nur eine ſehr precaͤre Exiſtenz, wahr rend die perennirenden Pflanzen bei der Dauer ihrer Wurzeln alle Unfaͤlle uͤberſtehen und von einem Jahr zum andern die Tage erwarten, welche für ihre Repro— duction beſtimmt ſind. Sie haben den Boden erobert, und die einjaͤhrigen Arten haben nur einen geborgten Aufenthalt. Ein Windſtoß fuͤhrt ſie herbei und ein Froſt zerſtoͤrt ſie. Diejenigen, welche ich, als mir fremd, auf dem Gipfel des Pies angetroffen habe, ſind vielleicht ebenfalls wieder verſchwunden, und werden vielleicht von andern erſetzt, welche andere Naturforſcher nach mir ſammeln werden. Die Vegetation auf dem Gipfel des Pie du Midi gewaͤhrt mit wenigen Abaͤnderungen eine Darſtellung der Vegetation auf allen hohen Bergſpitzen dieſes Theiles der Pyrenaͤen. Die Abweſenheit oder die Anweſenheit dieſer oder jener Pflanze auf einem oder dem andern dieſer verſchiedenen Gipfel hängt einzig von oͤrtlichen Umſtaͤnden ab, welche bald von den Bergwaͤnden gegen die Gipfel, bald von den Gipfeln an die Abhaͤnge hins ab ſolche Arten draͤngen, welche ein gemeinſchaftliches Beſitzthum der Berge dieſer Ordnung find. Es iſt ins deſſen nicht unintereſſant, das Verzeichniß derjenigen Pflanzen zu durchlaufen, welche auf Gipfel beſchraͤnkt find, die nicht weit uͤber dem Pie du Midi liegen. Der zugängliche Theil der Gipfel von Neouvielle liegt ungefähr um ı20® höher, befindet ſich aber am Anfang eines ungeheuren Gletſchers und in der Naͤhe des ewigen Schnee's. Hier habe ich 21 Arten vollkom— mene Pflanzen geſammelt, von welchen 16 dem Gipfel des Pic du Midi angehoͤren und 2 ihm nicht ganz fremd ſind. Die erſtern dieſer beiden iſt Luzula spicata; man findet ſie ein wenig unter dem Gipfel. Die zweite iſt Potentilla frigida, welche an den ſchroffen Wander des Gipfels durch die Potentilla Brauniana, von wel cher fie ſich ka um unterſcheidet, repraͤſentirt wird. Nur 3 von jenen 21 Arten habe ich auf dem Pie du Midi nicht 292 angetroffen, naͤmlich Draba tomentosa, Ranunculus glacialis und Saxifraga androsacea. Aber erſtere bes findet ſich auf dem Pie von Ereslids, und die beiden andern habe ich auf dem Gipfel des Mont-Perdu und ſeinen Zugaͤngen gefunden. N Die Gipfel von Vignemale ſind noch weit hoͤher und beherrſchen den Pie du Midi um 1200 bis 1550 Fuß, aber ihre Kaͤmme haben eine groͤßere Flaͤche, und wegen der ſteilen Waͤnde kann kein Schnee haften. Dieſe Kaͤmme haben mir 22 Arten geliefert, von welchen ſich 15 auf dem Gipfel des Pie du Midi und die 7 andern an ſeinen Abhaͤngen befinden. Auf dem Gipfel des Mont-Perdu habe ich ſieben Arten Phanerogamen gefunden; fuͤnf davon gehoͤren dem Gipfel des Pie du Midi und die beiden andern, Cerastium alpinum und Saxifraga androsäcea fin; det man auch anderwaͤrts in weit geringern Hoͤhen. Ich ſahe fie am 10. Auguſt in Bluͤthe; die Witterung war ſtuͤrmiſch, die Sonne brannte, der Wind blies mit Uns geſtuͤm aus Suͤdweſt und dennoch ſtieg das hundertheili— ge Thermometer nicht über 6° 9 (5° R.). Dies find die Sommertage dieſes Berggipfels. Hier iſt uͤbrigens der der Vegetation zugaͤngliche Raum ſo beſchraͤnkt und ſo eng vom Schnee umlagert, daß es viel iſt, wenn zwiſchen dem Verſchwinden und der Wiederkehr deſſelben unſern Pflanzen 6 Wochen zur Vegetation und zur Bluͤ— the übrig bleiben. Oft wird ohne Zweifel dieſer Zwi— ſchenraum ſo verkuͤrzt, daß ihnen nicht einmal dazu die Zeit gelaſſen wird, und man kann annehmen, daß es Jahre giebt, wo der Boden, welcher fie ernährt, feine Schnee decke gar nicht verliert. Wer weiß, wie lange der Zuſtand des Schlafes dauern kann, zu welchem dieſe Pflanzen alsdann verur— theilt ſind; und wer weiß, wie viele derſelben unter dem Schnee und dem Eis des Mont-Perdu begraben liegen, welche auf den Zufall warten, der ihnen wieder den Tag auffchließt? Ich habe einmal in dieſem Betreff die Nas tur belauſcht, und zwar am Saume des Gletſchers von Neonvielle. Ich kannte dieſen Gletſcher und feine ges woͤhnlichen Grenzen vollkommen, und beobachtete im Jahr 1796 ein außerordentliches Zuruͤcktreten deſſelben. In der Schlucht, welche er verließ, wohnte ich dem Erwa— chen einiger Pflanzen bei, die aus einem Schlafe her— vortraten, deſſen Dauer ich nicht zu ſchaͤtzen wage. Sie hatten eine kraͤftige Vegetation und bluͤhten in der Mitte des Septembers, um bald unter neuen Schneemaſſen, welche die folgenden Jahre in Eis verwandelt haben, das ich nicht wieder habe ſchwinden ſehen, von neuem in Schlaf zu fallen. ; Ich habe hier 7 Pflanzenarten gezählt, von wel— chen 5 ſelten auf den Gipfeln angetroffen werden, weil ſie den Schatten oder die Feuchtigkeit ſuchen; aber ſie gehoͤren darum nicht weniger der Familie der Schnee— pflanzen an, die nur in den hohen Regionen leben, wo wir ſie finden. Sie beduͤrfen ein Jahr von ganz ande— rer Eintheilung, als das unſrige; ſie beduͤrfen eine kleine — 293 Zahl ſchoͤner Tage und eine beſchleunigte Vegetation, auf welche lange und tiefe Ruhe folgt. Sie fuͤrchten die ſtarke und vor allem die anhaltende Waͤrme; nicht weniger aber fuͤrchten ſie die Kaͤlte, und werden vor derſelben durch den Schnee geſchuͤtzt, welcher in ih— rem Vaterlande den ſtarken Froͤſten vorausgeht. In un ſere Ebenen verſetzt, ſind es unter allen, unſerem Boden fremden Pflanzen, diejenigen, welche ſich am ſtoͤrrigſten zeigen. Man kann ſie nicht an den Lauf unfrer Jah— reszeiten gewoͤhnen; unſer Fruͤhling dauert zu lange, un— ſer Sommer iſt zu warm und zu lang, unſer Winter zu rauh und zu kurz; im Julius verlangen ſie Schat— ten, im December ein Obdach und aufs ganze Jahr 9 oder 10 Monate Schlaf, den unſere Climate ihnen ver— weigern. Die Pflanzen der Polarlaͤnder haben dieſelben Be— duͤrfniſſe, und befinden ſich in derſelben Lage. Mehrere derſelben vermiſchen ſich von freien Stuͤcken mit den un— ſrigen, und man wundert ſich weniger, ſie anzutreffen, als ſie nicht in groͤßerer Zahl zu erblicken. In hohen Breitengraden iſt zwar allerdings das Clima anders ge— ſtaltet, wirkt aber nicht anders auf die Vitalitaͤt der Pflanzen. Es kommt ihnen wenig darauf an, wie waͤh— rend ihres Schlafes die Tage und Naͤchte auf einander folgen, und welchen Fortſchritt die Monate und Jahres— zeiten haben. Sehr verſchiedene Kaͤltegrade ſind fuͤr ſie unter dem Schneemantel, der ihnen die Temperaturen ausgleicht, eben ſo gleichguͤltig. Was ſie angeht, iſt der allgemeine Durchſchnitt des Jahres, das feſtgeſtellte Vers haͤltniß zwiſchen der Zeit der Ruhe und der Zeit der Entwickelungen, vor allen aber die Dauer, der Fort— ſchritt und das Maas der Waͤrme, welche die verſchiede— nen Funktionen ihres thaͤtigen Lebens bedingt. In allen dieſen Hinſichten ſind die Pflanzen des Nordpols eben ſo behandelt, wie die Alpenpflanzen. Eng vereinigt durch dieſe Gemeinſchaft der Lage, bilden fie zuſammen eine abgeſonderte Gruppe im Pflanzenreich, ein kleines Pflanzenvolk, mit eigenthuͤmlicher Temperatur und ganz beſonderer Phyſionomie ausgeſtattet. Ihr Ausſehen iſt daſſelbe, und es wuͤrde ſchwer halten, einen charakte— riſtiſchen Zug aufzufinden, aus welchem man den verſchie— denen Urſprung abnehmen, oder deſſen man ſich zur Unterſcheidung der ausſchließlich einer Region zugewieſe— nen Pflanzenarten von denen bedienen koͤnnte, welche beide Regionen gemeinſchaftlich beſitzen. Wie auch die Laune der Urſachen beſchaffen ſeyn möge, welche die Vertheilung der Arten bewirkt und einige durch unge— heure Entfernungen getrennt haben, während dieſelben Raume kein Hinderniß abgeben, daß man andere neben einander findet; fo unterliegt es wenigſtens keinem Zweis fel, daß fie ohne Unterſchied dieſelben Orte bewohnen koͤnnten, wenn die Natur blos dem Geſetz der Climate gehorcht Hätte, und wenn ihre Vertheilung nicht uran— faͤnglich Nothwendigkeiten unterlegen hätte, deren Ger heimniß wir ſchwerlich ergründen werden. Die Vegetation unſeres Gipfels bietet uns alle Ano⸗ malien dieſer Vertheilung dar. 294 Auf dem Gipſel des Pic du Midi bemerken wir zuerſt einige ſehr gewohnlich Pflanzen, welche er mit den benachbarten Ebenen gemeinſchaftlich beſitzt. Sie bringen der Rauheit eines ſo ſtrengen Klimas wenig zum Opfer. Nur iſt ihre Entwickelung beſchraͤnkt und ihre Dimenſionen ſind verringert. Einige zeichnen ſich noch durch eine graugrünere Farbe aus, und dieſe Modification iſt gemeiniglich von geringerer Porofität der Epidermis begleitet, woraus ſich der Widerſtand erklaͤrt, den ſie der Austrocknung entgegen zu ſetzen vermoͤgen. Außer den Pflanzen, welche der Pik nach und nach hat auf⸗ nehmen muͤſſen, beſteht ſeine Vegetation im Allgemeinen aus Arten, welche den angraͤnzenden ändern: fremd find, von wel⸗ chen man aber den größten Theil auf verſchiedenen Gebirgsketten und beſonders auf den Alpen der Dauphine, der Schweiz und Piemonts“ findet. Hier laſſen ſich ſchon, in Betracht der großen Zwiſchenraͤume und der phyſiſchen Beſchaffenheit der zwiſchenlie⸗ genden Ebenen, die Communikationen nicht fo gut angeben. Dazu kommt noch, daß wenn man die Arten, welche ohne Un— terſchied die Alpen und die Pyrenaͤen zu bewohnen ſcheinen, ein⸗ zeln mit einander vergleicht, die Faͤlle ſehr ſelten ſeyn werden, in welchen man nicht das Originalgepraͤge und den Normalcha⸗ —.— durch den Charakter des Vaterlandes mobificirt finden wird. Jede der beiden Gebirgsketten hat außer den Pflanzen, die ihnen gemeinſchaftlich find, auch noch eigenthuͤmliche. Der Gi⸗ pfel unſers Pics hat 10 oder 12 Arten, welche einen Theil der ortlichen Vegetation der Pyrenaͤen ausma ‚ und unter dieſer Zahl bemerkt man ein Paar, welches ein fo genauer Abdruck gewiſſer Alpenarten iſt, daß man behaupten moͤchte, es ſey dazu beſtimmt, hier den Typus derer zu repraͤſentiren, welche die Pyrenaͤen nicht beſitzen. ; Während endlich dieſe beiden faſt aneinanderſtoßenden Ger birgskelten ſich eine bedeutende Menge ihrer betreffenden Pflan- zen nicht mittheilen, entnehmen fie beide aus weit nörblicheren Regionen Pflanzenarten, welche man in dem unermeßlichen Raus me, der dazwiſchen gelagert iſt, nicht antrifft. Dieſe eiſigen Laͤnder, an welche uns unſere Alpenvegeta tion unabläfjig erinnert, bieten bei genauerer Unterſuchung ganz ahnliche Combinationen dar. Man koͤnnte uͤberall Belege dafur ſammeln, aber die Reiſe des Capit. Parry und das vortreffli⸗ che Werk von R. Brown uͤber die Pflanzen der Juſel Mel⸗ ville uͤberheben uns der Muͤhe, dieſe Belege anderwaͤrts auf⸗ zuſuchen. Ohne Zweifel ſind die Winter dieſer Inſel weit rauher, als diejenigen des Pic du Midi, aber wir wiſſen, daß die Schnee⸗ menge dieſe Verſchiedenheiten fuͤr die Pflanzen aufhebt. Die Sommer dieſer beiden Regionen haben dagegen mit einander große Ahnlichkeit. Die Froͤſte des Julius und des Auguſts ſchei⸗ nen auf der Inſel Melville nicht ſtaͤrker zu ſeyn, als auf dem Gipfel unſers Pics, und was die Waͤrme dieſer Monate anlangt, fo iſt fie ſich ebenfalls ungefähr gleich. Der hoͤchſte Waͤrmegrad, welchen Capitain Parxy beobachtete, iſt kaum um einen Grad niedriger, als auf dem Pic du Midi, und dieſe Verſchiedenheit kann ſelbſt bei fernerweiten Beobachtungen verſchwinden, denn das Maximum der Waͤrme iſt nur nach den Beobachtungen eines einzigen Jahres beſtimmt, und es wuͤrde ein großer Zufall ſeyn, wenn man gerade eins der waͤrmſten Jahre der Inſel Melville etroffen hatte. Ich geſtehe zu, daß dieſe Analogien unvollftän- ig find, und daß der Charakter der Klimate nicht einzig und allein in den Extremen der Temperatur beruht; aber dies ſind wenigſtens Uhnlichkeitszuͤge, welche bei den von mir verſuchten Annaͤherungen ihren Werth haben. Die Inſel Melville liefert uns 116 Arten, 17 alſo weniger, als der Gipfel des Pic du Midi allein beſitzt. Trotz ihrer Duͤrf⸗ tigkeit ift indeſſen dieſe nördliche Flora eine allgemeine und voll⸗ ſtaͤndige. Die Klaſſen und Familien darf man hier in einem ganz andern Verhaͤltniß als auf dem einformigen und beſchraͤn⸗ Lk 295 ten Raume des Plcs anzutreffen erwarten. In der That ver⸗ halten ſich auch die Phanerogamen zu den Cryptogamen wie 5 zu 2, und die Dicotyledonen ſtehen zu den Monocotyledonen in demſelben Verhaͤltniſſe. Die Gramineae und Cyperaceae machen mehr als ½ der Phanerogamen aus, die Cruciferae 1/,, die Saxifragae eben jo viel, die Syngenesiae blos 13. Unter 49 Cryptogamen zählt man 30 Mooſe; auf dem Gipfel des Pie du Midi habe ich nur 6 Mooſe gefunden; aber hier ha— ben wir wenigſtens 51 Flechten und dort nur 15: allerdings gro- fe Verſchiedenheiten, die ſich ergeben, wenn man ein ganzes Land mit einem einzelnen Standorte vergleicht. Sie vermindern. ſich in dem Verhaͤltniſſe, in welchem man uͤber die Grenzen des Standortes hinausſchreitet. Faſt alle Flechten der Inſel Mel⸗ ville und ein guter Theil ihrer Mooſe bewohnen die Pyrenaͤen und die Alpen, und dieſe beiden Gebirgsketten theilen mit ihr mehr als den dritten Theil ihrer Vegetation. Man konnte ſelbſt dieſem Drittel noch mehrere Arten hinzufuͤgen, welche zu wenig von den unſrigen unterſchieden ſind, als daß man ſie nicht als einfache örtliche Varietaͤten betrachten ſollte; und von denjenigen, welche wirklich verſchieden ſind, bietet uns keine einen fremden unbekannten Typus dar. Wenn wir uns auf die Pflanzen be⸗ ſchraͤnken, deren ſpecifiſche Identitaͤt außer allem Zweifel liegt, fo enthält der Gipfel des Pic du Midi in feinen eng umſchxie— benen Grenzen nicht weniger als 10 oder 12 Pflanzenarten der Inſel Melville. Ziehen wir aber in unſere Vergleichungen dieje⸗ nigen Arten mit hinein, welche eine enge Analogie beſtimmt zu haben ſcheint, ſich gegenfeitig zu repraͤſentiren, fo iſt ein bedeu⸗ tender Theil der Vegetation jeder dieſer beiden Punkte einiger⸗ maßen die Copie der Vegetation der andern; und was in dieſem Betreff feiner Merkwuͤrdigkeit halber bemerkt zu werden ver— dienk, iſt der Umſtand, daß die Inſel Melville, eben ſo wie der Gipfel des Pic du Midi, nur ein einziges Strauchgewaͤchs beſitzt, daß es ebenfalls eine Weide iſt, und innerhalb derſelben Räu⸗ me und in gleicher Höhe angetroffen wird; fie unterſcheidet ſich von der unſrigen wenig durch fpecifiiche Eigenthuͤmlichkeiten und iſt ihr ſogar hinſichtlich der habituellen Eigenthuͤmlichkeiten ähnlich. Mit theilweiſe verſchiedenen Elementen liefert dieſe eiſige Inſel alſo den Gegenbeleg zur Flora unſeres Gipfels: der Zahl nach unge: faͤhr eben fo viel Arten, die zu denſelben Familien und oft zu denſel⸗ ben Gattungen gehören, den unſrigen mehr oder weniger analog, wenn fig nicht voͤllig identiſch find, ahnlich in Haltung und Ausſehen, und in ahnlichen Verhaͤltniſſen zur Vegetation bald benachbarter bald entfernter Orte ſtehend. Anfangs ſcheint, wie auf dem Pic du Midi, eine gewiſſe Anzahl Pflanzen ausſchließlich dieſer Region eigenthuͤmlich zu ſeyn; alsdann gewahrt man einen Reichthum der Vegetation, den ſie mit den umgebenden Gegenden theilt; und endlich bleiben nur einige Arten uͤbrig, die ſich, iſolirt von ihrem Gefolge, in weit entfernten Laͤndern wieder finden, gleich⸗ ſam um die Analogie der, durch Raͤume von 20 und 30 Graden getrennten Klimate zu bezeugen. Alles laͤßt ſich bei dieſen ſo ſonderbaren Vertheilungen von zwei Seiten betrachten. Die Arten, welche eben ſo gut in der Nähe des Pols und auf dem Gipfel unſerer Berge wohnen, koͤn— nen, wenn man will, die reine und einfache Indication des Klimas abgeben und die phyſiſche Conformitaͤt beider Stationen, im Betreff der Beduͤrfniſſe des phyſiſchen Lebens, beweiſen. us einem andern Geſichtspunkte betrachtet, würden fie nur als fuͤgſamere Arten erſcheinen, die ſich in die unbemerkten Verſchie⸗ denheiten der Situationen, welche ſich uͤbrigens ziemlich analog find, zu finden wiſſen. Derſelbe Zweifel entſteht nicht hinſicht⸗ lich der Pflanzen, welche unſere Berggipfel theils eigenthuͤmlich, theils gemeinſchaftlich mit den hohen Alpen beſitzen. Dieſe zeigen das Klima im Verein mit der geographiſchen Lage an und re= präfentiven den Einfluß des einen auf die Pflanzengeſtalten, wel⸗ che die andere ihm gewährt. Je weiter man von unſern Berg⸗ gipfeln hinabſteigt, herrſcht immer mehr und mehr, wie man bemerken wird, der Charakter der Lage vor, und die Aufeinan⸗ derfolge der örtlichen Pflanzenarten bezeichnet die Temperatur⸗ - ; 296 ſkale. Bald vermiſchen ſich mit ihnen in ſteigendem Verhaͤltniſſe die kosmopolitiſchen Pflanzen, welche weder Klima noch Lage anzeigen. Weiter unten verkuͤnden Straͤucher und hierauf einige verkruͤppelte Coniferae die Waͤlder, die man in den Thaͤlern antreffen wird. Nach und nach gewinnt die Breite die Ober⸗ hand und der Fuß der Berge wird von der Vegetation der Ebenen gaͤnzlich bedeckt; die ſuͤdlichen Pflanzenarten kommen zum Vorſchein. An den Grenzen, wo die beiden Regionen ſich ein— ander beruͤhren, darf man eine merkwuͤrdige Vermiſchung der beiden Vegetationen anzutreffen erwarten; was aber in Ver: wunderung ſetzen kann, iſt der Umſtand, daß mitten unter den Pflanzen des Landes betraͤchtlich viele Arten aus der Flora Por- tugals, Spaniens, der Barbarei, Griechenlands, Englands zum Vorſchein kommen und bis in die Gebirgspaͤſſe der franzoͤſiſchen Pyrenden dringen, ohne daß die Verſchiedenheit der Klimate, die Entfernungen, die dazwiſchenliegenden Berge und Meere einem ſo außerordentlichem Zuſammentreffen haͤtten Hinderniſſe in den Weg legen koͤnnen. (Merendera Bulbocodium, N. — Crocus multitidus, N. — Scilla umbeliata, N. — Silene tridentata, Desf. — Pinguicula lusitanica, L. — Narcissus Bulbocodium etc.) 5 Diefe Skizze reicht hin, um die Natur der Analogie feitzus ſtellen, welche zwiſchen der vegetabiliſchen Stufenleiter vom Fuß unſerer Gebirge bis zu ihrem Gipfel und derjenigen von unſern Breitengraden bis zum Pol hin beſteht. Die erſte ſtellt im ver⸗ juͤngten Maasſtabe die zweite dar, aber auf eine ganz abſtrakte Weiſe, die eben ſo ſehr von der Ahnlichkeit als von der Ver— ſchiedenheit der Arten unabhaͤngig iſt, welche die primi⸗ tive Ausſaͤung hie und da den Vertheilungen uͤberlaſſen hat, die durch die Abnahme der Temperaturen bezeichnet ſind. überall dieſelben Erſcheinungen, und ohne aus den engen Grenzen unſerer Beobachtungen herauszutreten, haben wir vor unſern Fuͤßen Alles gefunden, was die Vertheilung der Pflanzen auf der Oberflaͤche der Erde an unerwarteten Combinationen und Problemen aufzuloͤſen darbietet. Verwirrung entſteht fuͤr uns an allen den Punkten, wo ſich die Wirkungen der verſchie⸗ denen, zwar einfachen, aber durch ihr Zuſammentreffen verwi⸗ ckelt gewordenen Urſachen durchkreuzen. Es giebt indeſſen ſpe⸗ cielle Schoͤpfungen, welche den Laͤndern, dem Waſſer und ihren Verſchiedenheiten anpaffend find; es giebt ſodann oͤrtliche Schoͤp⸗ fungen, die theils gewiſſen Climaten angehoͤren, theils in gewiſſe geographiſche Grenzen eingeſchloſſen ſind; es giebt Schoͤpfungen von groͤßerer Ausbreitung und unbeſtimmterer Begrenzung, die bald jene umgeben, bald ſich mit ihnen vermiſchen; es giebt end— lich unter den Pflanzen, welche vermoͤge ihrer Organifation auf. beſtimmte Orte beſchraͤnkt ſind, eine Menge herumſchweifender Arten, die ſich durch regelmaͤßige Ausfaͤungsarten theils immer weiter ausbreiten, theils auch mit einem Mal ungeheure Zwi— ſchenraͤume uͤberſpringen, z. B. durch aͤhnliche Zufaͤlle wie Men- ſchen- und Thierwanderungen, die ſich aber auch an Orten fin⸗ den, wo man ihre Anweſenheit ſich nicht erklaͤren kann, ohne das Vorhandenſeyn alter Communicationen zu Huͤlfe zu nehmen, von welchen jetzt keine Spur mehr vorhanden iſt, oder ohne eben fo viele Localſchoͤpfungen anzunehmen, als wir ſolche Wiederho⸗ lungen antreffen. 8 Bei dieſen verſchiedenen Vegetationen bemerkt man nichts Regelmaͤßiges, nichts Staͤtiges nichts unbedingtes in der Rang: ordnung der verſchiedenen Einfluͤſſe, denen man ſie gleichzeitig unterworfen ſieht; und unter den unendlich mannichfaltigen Com- binationen des Clima's, des Wohnorts, der Srtlichkeit iſt jede dieſer Urſachen abwechſelnd vorherrſchend und untergeordnet. Hier verbreitet die oͤrtliche Vegetation ihren eigenthuͤmlichen Charak⸗ ter bis auf die Vegetation des Clima's; dort behält die des Cli⸗ ma's den ihrigen mitten unter den ihr fremden Formen; an die— fen Punkt beherrſchen die durch den Wohnort aufgelegten Be- dingungen das Clima und die Srtlichkeit; an jenem Punkt eme pfangen dieſe Bedingungen das Geſetz von allen beiden. Dies iſt aber noch nicht Alles! Die verſchiedenen vegetabiliſchen For⸗ 297 men fügen ſich keinesweges denſelben Einfluͤſſen mit derſelben Ge- ſchmeidigkeit. Es giebt endlich noch feſtere und ſtoͤrrigere Typen, welche ſich jeder Mobification widerſetzen: bald find fie ausſchließ⸗ lich gewiſſen Lagen zugewieſen, und weigern ſich hartnaͤckig, die ſelben zu verlaſſen; bald find fie hie und da ausgeſaͤet und ha⸗ ben dennoch der verſchiedenen Ortlichkeit keinen Theil ihrer cha⸗ rakteriſtiſchen Eigenthuͤmlichkeiten aufgeopfert, ſtellen ſich auch uͤberall als Nothwendigkeiten der Pflanzenſchoͤpfung dar. Andere Typen dagegen beſitzen eine ſolche Geſchmeidigkeit, daß man ſie nur auf eine einigermaßen abſtrakte Weiſe begreifen kann: ſie find ein Modell, um welches herum die Natur ſpielt, es copirt, es nachahmt, und es auf taufenderlei Weiſe abaͤndert; ſie ſind ganze Gruppen von Pflanzenarten, wo Alles verſchieden iſt, wo Alles ſich ahnlich iſt, wo nichts ſich unterſcheidet, ohne an eine ge= meinſchaftliche Geſtalt zu erinnern, welche weder der einen noch der andern dieſer Arten ganz angehoͤrt und welche ſie alle umfaßt. Wie ſollen wir uns die Verwandtſchaft dieſer Arten vorſtel— len? Sind fie von Natur verſchieden, aber unter Umftänden ge— ſchaffen, die ſich fo aͤhnlich find, daß die Conformitaͤt dieſer Um- ſtaͤnde die Analogie in den Formen dieſer Pflanzenarten erklaͤrt? Oder erblicken wir in ihnen Variationen einiger primitiven Arten, welche durch die Geſammtwirkung der EGrtlichkeit und der Zeit in conſtante Racen zerfallen ſind? Das Problem umfaßt mehr, als man glaubt, Bald weiß man nicht mehr, welchen Theil des Pflanzenreiches man von die— ſen Zweifeln ausnehmen ſoll, und dieſelben Fragen erneuern ſich beim Anblick jeder der Abtheilungen des organiſchen Reiches. Die Thiere bieten uns gleichfalls hartnädigere und biegſamere Typen, Formen, welche an die Ortlichkeit, an die Climate, an gewiſſe geographiſche Abtheilungen gebunden ſind, ſtationaͤre und umher— irrende Arten, Wanderungen, Vermiſchungen und die ganze Verwirrung dar, welche die Folge davon iſt. Welchen Wir— kungsanttzeil haben in dem Zuſtande, in welchem wir die Din— ge finden, die erſten Urſachen? Welcher Antheil kommt den ſecundaͤren Urſachen zu? Und welche ſind dieſe, und welches war ihre Macht in den aͤlteſten Zeiten, wo die Erzeugungs⸗ kraͤfte ihre ganze Energie entfalteten? Somit ſtaͤnden wir alſo an den Revolutionen der Erdkugel. Der Botaniker fragt den Geologen, der Geolog ruft die drei Naturreiche zu Zeugen auf, und die Fragen und die Zeugniſſe verlieren ſich zuſammen im Schooße der Finſterniſſe, welche die Kindheit unſerer alten Welt einhuͤllen. Wir mögen beobachten, vergleichen, geduldig Thatſachen aufhaͤufen und uns, wenn es angeht, bei dieſen Dunkelheiten . 298 verweilen, aber das ungewiſſe Licht unſerer Conjecturen wird fie ſchlecht aufklaͤren. Kaum tritt eine Frage hervor, ſo erzeugt ſie eine Menge anderer, und wir ſind bald aus unſerm Geſichts⸗ kreis hinausgeruͤckt. Beim Anblick einer Ordnung von Erſchei⸗ nungen, welche die Beobachtung wahrnimmt, die fie aber nicht entziffern kann, muß man wohl ſtill ſtehen, und die Hypotheſe, gut oder ſchlecht begruͤndet, durch das Wenige, was wir wiſſen, ihre Sonden in die Tiefen auswerfen laſſen, in welchen ſich der Urſprung der Dinge verbirgt. Miscellen. Bei feinen unterſuchungen über die Elementar⸗ körperchen (globuline) der Pflanzen (ſ. Not. Nr. 302 S. 241) (145) hat Hr. Turpin ein hoͤchſt merkwuͤrdiges Re⸗ ſultat erhalten. Um ſeine Anſichten uͤber die Bildung des gan— zen Pflanzenreichs aus dieſen Kuͤgelchen durch Beobachtungen zu unterftügen, kam er auf die Idee, durch kuͤnſtliche Reizung der Blätter einer Pflanze ſogenannte adventive Embryonen hervor— zubringen. Er bediente ſich hierzu der Blätter von Ornithoga- lum thyrsiflorum. Nachdem er fie auf verſchiedene Weiſe zu⸗ ſammengeknittert und angeregt hatte, uͤberließ er ſie ſich ſelbſt, und ohne ihnen die geringſte Feuchtigkeit, als die ſie ſchon ſelbſt enthielten, zu geben. Der Verſuch gelang vollkommen. Nach dreizehn Tagen zeigte ſich auf jedem dieſer Blaͤtter eine große Menge Embryonen, welche, im Augenblick ihres Heraustretens kegelförmig, fpäter eine rundliche Form annahmen; auf einem einzigen Blatte fanden ſich 133 ſolcher Embryonen, welche zwar, ſo lange man ſie auf dem Blatte beobachtete, keine Wuͤrzelchen zeigten, aber doch eine große Neigung hatten, deren zu bekom⸗ men, ſobald ſie mit dem Boden in Beruͤhrung kamen. ueber die Infuſionsthierchen (146) hielt neulich (8. Juli 1826) Hr. von Blainville in der Sitzung der So- ciete philomatique einen kleinen Vortrag, in welchem er vers ſchiedene Gattungen derſelben nachwieß, außerdem aber auch, den neulich (Notiz. Nr. 301 S. 232.) angeführten Beobachtun⸗ gen des Hrn, Edward's entgegen, behauptete, daß keins dies ſer Thierchen unmittelbar aus vegetabiliſchen oder animaliſchen Infuſionen erzeugt werde, ſondern immer die Keime derſelben entweder in der Luft, oder in den zu Verſuchen angewendeten Subſtanzen vorhanden ſeyen; daß niemals ein von einer Pflanze losgetrennter Theil bewegungsfaͤhig oder Thier werden, und auch umgekehrt, ſolche zuſammengehaͤufte Thierchen nie unmit⸗ telbar eine Pflanze erzeugen koͤnnten. neee Bemerkungen über den catheterismus bei Maͤu⸗ nern und uͤber die Anwendung eines neuen Katheters. (147) Von Adolph Berton. Die meiſten Anatomen haben die urethra in die pars prostatica, pars membranacea und in die pars spongiosa eingetheilt. Um die Demonſtration des catheterismus mit dem geraden Katheter zu vereinfa— chen, werde ich dieſen Kanal, als aus zwei Portionen beſtehend, betrachten, von welchen die eine, welche die pars prostatica und die pars membranacea in ſich faßt, hinter der mittleren Aponeuroſe oder dem liga— ment. perinaeale, und die andere vor dem ligament. perinaeale liegt, und von der pars spongiosa gebildet wird. Ich werde die erſtere pars postero -perinaea- 1 ‚ nn > A lis, und die zweite pars antero-perinaealis nen: nen. Die Lage der letzteren, auf welche ich zuruͤck— kommen werde, laͤßt mich ſie als beweglich betrachten. Die erſtere zeigt eine Schiefheit von oben nach unten und von hinten nach vorn, welche zu dem Zuſtand von Vollheit und Leerheit der Blaſe und des rectum, und zu der organiſchen Anordnung der prostata im Verhaͤltniß ſteht, indem bei dem Katheterismus dieſe Druͤſe in einem unveraͤnderlichen oder momentan unver: aͤnderlichen Zuſtande iſt, und die Blaſe und das rectum fixirt find. In Bezug auf dieſen Zeitraum kann die pars postero -perinaealis als unbeweglich betrachtet werden. Dieſes angenommen, ſo kann ich ſagen, daß man, um mit der geraden Sonde in die Blaſe zu kom⸗ men, die pars antero-perinaealis des Kanals in die Richtung der pars postero- perinaealis bringen muf. Der vordere Theil der urethra ſtellt eine unregelmaͤßige * 299 krumme Linie vor, welche man aber gerade machen kann, wenn man den penis nach unten und nach vorn bringt, ſo daß man ihm mit der idealen Axe des nach unten verlängerten Rumpfs einen Winkel von 40 bis 45 Gras den bilden laͤßt. Wenn man die pars antero- perinaealis und die pars postero- perinaealis der größeren Deutlichkeit wegen durch zwei Linien vorſtellt, ſo reducirt ſich das Problem darauf, daß man ihren Begegnungspunkt fin det, und dann die eine von ihnen, welche die vordere iſt, nach der Neigung der anderen ſtellt. In der Oeff— nung oder in dem Ringe“) des ligament. perinaeale, der Graͤnze meiner Eintheilung, iſt der Interſektions— punkt vorhanden. Doch iſt es nicht leicht, direct in dieſe Oeffnung der mittlern Aponeuroſe einzudringen. Denn derjenige Theil des Kanals, welcher durch ſie hindurchgeht, iſt eigent— lich der einzige unbewegliche Theil **) der urethra, und mit dem Uebrigen der pars membranacea iſt er auch der engſte, der einzige unausdehnbare Theil, waͤhrend der unmittelbar uach ihm folgende Theil beweglich, aus— dehnbar iſt, und eine Erweiterung zeigt. Dieſe That— ſachen angenommen, glaube ich, daß es unnütz ſeyn wuͤrde, zu erklaͤren, warum, wenn der Katheter einem bloßen Druck von vorn nach hinten, dieſer oder jener, hebelartigen Bewegung von ſeinem freien Ende aus un— terworfen wird, den oder jenen Punkt des Umfangs des annulus pe- rinaęalis ſtoͤßt. Wir wollen den Fall ſetzen, der Begegnungspunkt ſey gefunden. auf progreſſive Weiſe niederdruͤcken, indem man leicht von vorn nach hinten auf daſſelbe druͤckt, um in die Rich—⸗ tung der pars postero-perinaealis zu kommen, wo— von man durch das Vorwaͤrtsgehen des Katheters be— nachrichtiget wird. j Das ligamentum triangulare oder suspensori- um penis leiſtet der hebelartigen Bewegung nur fehr ſchwachen Widerſtand; es inſerirt fi) an den corpora cayernosa, Die urethra ift nur mittelbar mit ihm verbunden, und die Lage diefes Kanals ift in Bes zug auf die corpora cavernosa, in deren Ninne fich der obere Theil feiner Peripherie legt, fo, daß er nach vorn ſehr nahe an ihnen iſt, und ſich nach dem Maaße von ihnen entfernt, wie er nach der symphysis ossium pubis hinlaͤuft. Das ligam. suspensorium, welches die corpora cavernosa unterſtuͤtzt, hebt die urethra nicht ſehr in die Hoͤhe. Ueberdies, wenn man den penis ſo niederdruͤckt, daß er den oben angezeigten Winkel bil⸗ det, fo bringt man die pars antero - perinaealis des ) Dieſer Ring liegt nach Blandin ohngefahr 3 Linien von der symphysis, und nach Garcaffonne vier bis fünf Linien von derſelben. **) Er iſt von fibroͤſen Theilen umgeben, welche feſt ange⸗ heftet ſind. fein Blaſenende in gewiſſen Fallen an Um den zweiten Zeitraum der Operation, auszuführen, muß man den penis und das Inſtrument 300 Kanals in Erſchlaffung, was ihm geſtattet, ſich fo weit auszudehnen, als er nur kann, und fo viel als mögs lich dem Druck nach unten nachzugeben, welcher von dem Inſtrument auf ihn ausgeuͤbt wird. Dieſes ſtellt, indem es feinen Stuͤtzpunkt in der Oeffnung der mitts leren Aponeuroſe nimmt, einen Hebel der zweiten Art vor. Dieſe Anſichten haben mir das erklaͤrt, was die Err fahrung an Lebenden und an Leichen mir gezeigt hatte. Vorzüglich an dieſen“ letzteren habe ich mich durch neue Verſuche, welche, wenn ſie an Lebenden gemacht worden wären, bisweilen Beſchwerden hätten nach ſich ziehen koͤnnen, vollkommen überzeugt, daß es durch das Nies derdruͤcken des Griffes des Katheters, ſo daß er die prostata in die Höhe hob, und die Größe des Neigungs⸗ winkels des hinteren Theils des Kanals vermehrte, moͤg- lich war, dem vorderen Theile eine ſchiefe Richtung zu ges ben, welche ſich der Perpendikulaͤre mehr naͤherte, als die pars postero -perinaealis Annäherung an dieſe Lis. nie würde zeigen koͤnnen. > Doch giebt es Hinderniſſe, welche die Ausführung des Katheterismus hemmen; ſie ſind in der pathologi— ſchen oder organiſchen Bildung der Waͤnde der ure- thra begruͤndet. So bilden der sphincter vesicae und der hintere Theil der prostata *), indem ſie ſich uͤber der Aushoͤhlung dieſer Druͤſen befinden, einen blinden Sack, welcher durch den laͤnglichen Vorſprung des ve— ru montanum in zwei Theile getheilt iſt, in welchem der Schnabel des Katheters aufgehalten werden kann. So und durch die erwaͤhnten Umſtaͤnde kann das Ende des Inſtruments an die sponeurosis media anſtoßen.“ Ueberdies kann die prostata in zwei Lappen ge— theilt ſeyn, und an ihrem unteren und mittleren Thei— le **) einen sinus haben. Dieſes Organ kann vielleicht durch Krankheit hinter die pars membranacea ***) hervorgetreten ſeyn, und dann kann es, wenn ich mich ſo ausdruͤcken darf, dem Operator faſt gerade ſo eine Falte in den Weg legen, wie die vorhergehende iſt. Falten der Schleimmembran, welche die äußere Muͤndung der ductus ejaculatorii umgeben, haben auch in verſchiedenen Fällen die Spitze des Katheters 7) aufgehalten, welche ſelbſt in die erweiterte Oeffnung dieſer Kanäle eindringen kann, wie dies zwei anatomiſch⸗ pathologiſche Praͤparate beweiſen, welche ich beſitze. 6 Auch wollen wir noch audre Verengungen aller Art erwaͤhnen. Dieſe koͤnnen den ganzen Umfang des Kanals, oder nur einen Theil davon einnehmen, und verſchiede ne Grade in ihren anderen Dimenſionen (Dicke, Länge) zeigen. Die vorher angezeigten Hinderniſſe befinden ſich nur auf der unteren Wand der urethra, und gerade längs dieſem Theil des Kanals gleitet der Schnabel des Kar theters, indem er ſich mehr oder weniger auf ihn ſtuͤtzt. ) Amussat, Archives générales, tome IV. e) These, von Lis franc. ) Amussat, Archives, 1 Id. Lis franc. * 301 um dieſes Hinderniß zu vermeiden, bin ich dar⸗ auf gekommen, das Blaſenende des geraden Katheters ſo zu erhoͤhen, daß es mit dem Koͤrper des Inſtruments einen mehr oder weniger ſtumpfen und feinem Schna— bel mehr oder weniger nahen Winkel bildet, wie ich weiter unten erklaͤren werde. Da ſich dieſer letztere Theil des Katheters durch dieſes Mittel beſtaͤndig mit der obe— ren Wand des Kanals in Berührung befindet, fo kann er nicht auf die Hinderniſſe ſtoßen, welche wir eben aus gegeben haben. . $ 1 Wenn er vor den annulus perinaealis kommt, fo wird er hier Häufig aufgehalten, wie ich erklärt habe, wenn der gewoͤhnliche Katheter gebraucht wird. Indem man dann in gewiſſen Fällen glaubt, nur noch über die Neigung der pars postero - peri- naealis hinauskommen zu muͤſſen, theilt man dem In— ſtrument eine hebelartige Bewegung mit, indem man es von vorn nach hinten druͤckt, und dann geſchieht es auch, daß man falſche Wege macht. Wenn man den modificirten Katheter anwendet, wie ich ihn beſchrieben habe, fo befindet ſich die Convexitaͤt der Krümmung mit dem blinden Sack des bulbus in Berührung, während ſich der erhoͤhte Schnabel gerade in der Oeffnung der mittleren Aponeuroſe zeigt. . Nachdem man über diefe Stelle hinausgekommen iſt, muß man das Inſtrument immer in derſelben Rich: tung fortfuͤhren, bis man ein leichtes Hinderniß fuͤhlt. Alsdann muß man das vordere Ende des Inſtruments langſam und abſatzweiſe niederdruͤcken, indem man auf die angezeigte Weiſe immer einen ſchwachen Druck ausübt, um durch eine Art von Zufall die pars antero- pubi- ca der urethra in die Richtung der pars postero- pubica zu bringen. Der Katheter mit erhoͤhtem Schnabel wird auch das gewöhnliche zweite Hinderniß, welches ſich am Blafens hals befindet, auf dieſelbe Weiſe vermeiden, wie er das vorhergehende vermieden hat, waͤhrend die anderen Ka— theter auch hier vielleicht den Kanal perforiren werden. Iſt es noͤthig hinzuzufuͤgen, daß wir in den oben angeführten pathologiſchen Fallen, in welchen ſowohl der Petit'ſche als auch der aus der Vergeſſenheit gezogene Ammuſſat'ſche Katheter gewöhnlich von dem rechten Wege abkommen werden, mit eben ſo viel Leichtigkeit werden katheteriſiren koͤnnen, als im normalen Zuſtande? Durch die bisher angewendeten Mittel kann man den Druck nur in einer Richtung ausüben, und die unregelmaͤßige Lage der unter dem Namen Veren— gungen bekannten Hinderniſſe iſt ſo, daß es oft, wenn man ſie nicht auf die eine Art beſiegen kann, gelingt fie zu vermeiden, wenn man auf die andere Wetlſe vers faͤhrt. Der Katheter mit erhoͤhtem Schnabel ſchickt ſich mehr zu dieſen Verſuchen, als alle die jetzt gebräuchlis chen Katheter. Die oder jene Rotationsbewegung, wel— che ſeinem freien Ende mitgetheilt wird, wird den Schna— bel in die oder jene Richtung drehen, und einen Druck auf der Seite ausuͤben laſſen, wo er ſich befinden wird, — 302 waͤhrend ein freier, dreieckiger, durch die Verlaͤngerung der Axe des Körpers des Inſtruments und durch die Ver; aͤnderung der Richtung ſeines Endes umſchriebener Raum allen Druck auf die entgegengeſetzte Seite der Wand des Kanals wird vermeiden laſſen. Wenn z. B. eine Verengung an einem Punkt der Peripherie der urethra ſich befindet, ſo wird man ihr ausweichen koͤnnen, wenn man den Schnabel des Katheters auf die entgegengeſetzte Seite dreht, und wenn man ihn dann wieder in die erſte Stellung bringt, oder vielmehr wenn man ihn ſtu— fenweiſe wieder in die erſte Stellung zu bringen ſucht. Wenn das Hinderniß ringsherum befindlich waͤre und die Form eines in feinem Centrum durchbohrten diaphrag- ma zeigte, ſo wuͤrde die Spitze des Katheters, wenn man fie bis zu derſelben Höhe *) in die Hoͤhe hebt, welche zwiſchen den zwei Peripherien vorhanden iſt, durch die pupillenartige Oeffnung hindurchgehen. : Da man ſich nicht zum voraus von der Form der Verengungen uͤberzeugen kann, fo wird man auf ſuc— ceſſive Weiſe die verſchiedenen Verfahrungsarten anwen⸗ den muͤſſen, von welchen ich geſprochen habe. Doch wollen wir auf die Art und Weiſe, wie das Inſtrument gefuͤhrt werden muß, zuruͤckkommen; dieß muß fo geſchehen, daß fein Schnabel die untere Wand der ure; thra vermeidet, und ſelbſt in gewiſſen Faͤllen die obere Wand dieſes Kanals druͤckt, ohne daß jedoch die Linie, welche die Tiefe des durch die Veraͤnderung der Richtung des Endes des Katheters gebildeten sinus meſſen wuͤrde, den kleinſten Durchmeſſer der urethra uͤberſchreitet, welcher zwiſchen 3 und 4 Linien varlirt. Man wird dieſe Bedingungen ver⸗ mittelſt zweier Katheter erfuͤllen koͤnnen, von welchen der eine einen Zoll und der andere 2 Zoll von feinem Schnabel eine ſolche Krümmung zeigt, daß die Verlaͤn— gerung der Axe des Koͤrpers des Inſtruments mit der verlaͤngerten Axe ſeines Blaſenendes bei dem erſteren Katheter einen Winkel von 9 bis 10° und bei dem zwei⸗ ten einen Winkel von 14 bis 15° zeigt. **) Da der Durchmeſſer des Inſtruments verſchieden iſt, fo muͤſſen die vorhergehenden Dimenſionen nach Pros portion größer oder kleiner ſeyn. 4 Schluß. — Vorzüglich in den Fällen, wo viel fache, unregelmaͤßige Verengungen vorhanden find, und eine beträchtliche Strecke einnehmen, wird der Kathete⸗ rismus fehlſchlagen koͤnnen, wenn man ihn mit dem von mir vorgeſchlagenen Inſtrument macht; aber die anderen Katheter find weit entfernt, unter aͤhnlichen Um ſtaͤnden, einen konſtanten Erfolg zu gewaͤhren, waͤhrend der Katheter mit hohem Schnabel da weſentliche Vorzuͤge *) Man wird fie eben fo wie diejenige, welche vor dem ligam. perinaeale vorhanden iſt, durch eine Elevation oder De⸗ preſſion des freien Endes des Katheters immer finden koͤn— ne, abgeſehen von dem leichten Druck von vorn nach hinten, welcher immer ausgeübt werden muß. Das mehr oder we⸗ niger ſchwache Vorwärtsgehen des Katheters wird anzeigen, ob das Inſtrument gehoͤrig geneigt iſt. *) Der gerade Winkel hat 900 und der Durchmeſſer des Ka⸗ theters hat zwei Linien, 305 vor ihnen hat, wo organiſche oder pathologiſche Hin— derniſſe der unteren Wand des Kanals der urethra zu überſteigen ſind. Ueberdies wiſſen alle Praktiker, daß es oft erſt ge⸗ lingt in die Blaſe zu kommen, nachdem die Verſuche wiederholt worden ſind, und da der Katheter mit hohem Schnabel, nicht mit Ausſchluß anderer ‚angewendet, die Verſuche zu vervielfachen geſtattet, fo wird er von Nutzen ſeyn koͤnnen. Fall von Heilung einer Magenwunde, welche durch eine Piſtolenkugel entſtanden war. Von P. Breton (148). 1 i eiter von der unregelmaͤßigen Cavallerie des e e war wegen einer Nachläffigkeit vom Riſalehdar getadelt worden und kam in einem Anfall von Kleinmuth den 30. ag 1819 auf den Gedanken, bſtmord zu begehen. u 1 eh der Dämmerung nahm er feine Piſtole und 5 mit Kugeln verſehene Patronen, begab ſich aus dem Fort Sembhelpur nach dem Flußbette des Mahänadi, wo er ſeinen Vorſatz ausfuͤhren wollte. Seine Frau, welche ſeinen unruhigen Gemuͤthszuſtand bemerkt hatte, folgte ihm in geringer Entfernung. Da ſie ſah, daß er ſeine Piſtole lud und ſie gegen ſich ſelbſt richtete, ſo ſprang ſie zu, ergriff ſeinen Arm, und ber muͤhte ſich, ihm die Piſtole aus der Hand zu winden. Waͤhrend ihrer Anſtrengung ging die Piſtole los, traf das Weib und toͤdtete es auf der Stelle. Der Reiter lud nochmals und ſchoß ſich in die Magengrube, fo daß die Kugel an der linken Seite der Lendenwirbel ſitzen blieb. Da es ihm nicht gelungen war, ſich zu toͤdten und die dritte Patrone verloren gegangen war, waͤhrend er in Folge des Schuſſes niedergeſtuͤrzt war, ſo kehrte er ohne allen Beiſtand ins Fort zuruck und zeigte den gan⸗ zen Vorfall der Sache an. Der Leichnam des ungluͤck— lichen Weibes wurde ſogleich herbeigeholt und nebſt dem Reiter, von welchem es getoͤdtet worden war, zu mir beben, ich ſeine Wunde unterſuchte, fand ich, daß die Kugel in die regio epigastrica eingedrungen war und in der linken Seite der Lende deutlich gefuͤhlt werden konnte. Ich zog fie ſogleich aus und verſchloß die Schnittwunde mit Heftpflaſter. Da ich annehmen mußte, daß die Kugel den Magen durchloͤchert habe, fo betrach⸗ tete ich den Fall als hoffnungslos, und berichtete, daß die Wunde toͤdtlich ſeh. Den folgenden Morgen hatte 304 eine deutliche und vernünftige Erzählung aller Umſtaͤnde geben konnte, welche ihn zur Begehung des Verbrechens verleitet hatten. Die Wunde bot ſolche Wahrnehmungen dar, daß ich an der Durchloͤcherung des Magens nicht mehr zweifeln konnte. 8 5 ) Meine ganze Aufmerkſamkeit war deshalb darauf gerichtet, die vordere Wunde ſo ſchnell wie moͤglich zu vereinigen und zu verhindern, daß nicht mehr Speiſen in den Magen gelangten, als zur Erhaltung des Lebens abſolut nothwendig waren. Zu meinem Erſtaunen ſchloß ſich die Wunde ſehr ſchnell und der ſeroͤſe Ausfluß aus dem Magen hoͤrte allmaͤhlich auf. Nachdem ſich die vordere Wunde geſchloſſen hatte, erfuhr ich von einem eingebornen Arzte, daß, ſobald Speiſen in den Magen gelangt ſeyen, dann und wann kleine Theilchen aus der Wunde in der Lende, wo die Kugel gefeffen hatte, her— austraͤten. Um mich von der Wahrheit dieſer Angabe zu uͤberzeugen, ließ ich den Reiter ein wenig Waſſer trinken, und ſah faſt unmittelbar darauf ganz deutlich eine kleine Quantität deſſelben aus der Wunde hervor— treten. Ich wiederholte dieſen Verſuch zwei: bis drei— mal, und uͤberzeugte mich, daß eine Communication zwiſchen dem Magen und der Wunde in der Lende ſtatt— finde. Ich verordnete oberflaͤchlichen Verband und ſtrenge Enthaltſamkeit. Nach 14 Monat heilte die Wunde, der Mann wurde ganz hergeſtellt, aber nach der Zeit vor, einem Kriegsgerichte des begangenen Mordes für ſchul— dig erklaͤrt. Es iſt merkwuͤrdig, daß in dieſem Falle, wo der Magen von einer Piſtolenkugel durchloͤchert worden war, der Patient ſehr wenig Schmerz und Übelkeit empfand, daß auch zu keiner Zeit Symptome von Irritation be— merkbar waren. Der Patient klagte weder uͤber Durſt, noch waren auch die natürlichen Funktionen des Körpers auf eine bedeutende Weiſe geſtoͤrt. ö Miscellen. Von der China calisaya (Notizen Nr. 299. S. 201.) hat kuͤrzlich auch Pelletier der Acadsmie de Me- decine zu Paris ein Stuck mit feiner Rinde bekleideten Holzes vorgezeigt. Das Holz iſt gelb und bitter. Pelletier wird es in Bezug auf Chinin und Cinchonin unterſuchen.— Über die aͤußerliche Anwendung von Arzneimit⸗ teln auf die, mittels eines Blaſenpflaſters von der Epider— mis entbloͤßte Haut hat Hr. Leſieur zu Paris eine Reihe Aufmerkſamkeit verdienender Verſuche angeſtellt. Es wird Aus⸗ fuͤhrlicheres darüber mitgetheilt werden. N Berichtigung. In Nr. 303 S. 272 muß es Zeile 45 von oben heißen: nicht blos ganz kleine Steine ſondern Steine der Mann ſein Bewuſtſeyn wieder erlangt, fo daß er von 18 Linien Durchmeſſer. Biblio g'raphiſche Neuigkeiten. i Sndral des coleopteres de la Collection de M. Species general des pP 1 Mi die Sammlung des Generals Graf le comte Dejean ete. Tomes I, et II. 1826. (Bekanntlich iſt | 9 re Paris eine der ſchoͤnſten und zahlreichſten.) BR \ A Treatise on Diet; with a View to establish on practi- cal grounds a System of Rules for the Preventien and Cure of the Diseases incident to a disordered State of che digestive functions, by J. A. Paris M. P. etc, London 1826. 8. 208 aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde. Nro 300. Mr. 20. des XIV. Bandes) Juli 1820. Wege bei Loſſius in Exfurt. In Commiſſion bei dem Koͤnigl. Preuß. Gränz⸗Poſtamte zu Erfurt, der Kon. Saͤchſ. Zeitungs⸗Expedition zu Leipzig, 77 Foſſiler Hirſch in Ireland. (149) Das Thal, in welchem die Ueberbleibſel gefunden worden, meldet ein Correſpondent der Royal Dublin Society, enthält ungefaͤhr 20 Morgen Anpflanzung, und der Boden beſteht aus einem Torflager von unge⸗ faͤhr 1 Fuß Maͤchtigkeit; unter demſelben liegt 18 bis 2} Fuß maͤchtig eine Schicht Muſchelmaͤrgel. Muſcheln haben noch ihre urſpruͤugliche Farbe und Ger ſtalt, gehören auch nicht zu den Seemuſcheln. Unter dem Maͤrgel ſtoͤßt man auf ein Lager von hellblauem Thon. Einer der Arbeiter trieb in dieſes Lager 12 Fuß tief einen eiſernen Stab, ohne Widerſtand zu finden. Die meiſten Knochen und Koͤpfe, 8 an der Zahl, wur— den im Maͤrgel gefunden, manche derſelben ſchienen in⸗ deſſen auf dem Thon zu lagern und blos mit Maͤrgel bederkt zu ſeyn. Die Ueberbleibſel hatten eine ſolche Lage, daß ſich die Theile eines jeden Skelets nicht ge— nau ausmitteln ließen. An einigen Orten fand man abgebrochene Theile mehrere Vards weit entfernt, und in keinem einzigen Fall 2 Knochen dicht neben ein— ‚ander liegen. Auch ihre Lage war ſonderbar. An. eis nem Ort fand man 2 Köpfe mit den Geweihen in ein⸗ ander verwickelt, und unter denfelben einen großen Blatt; knochen. An einem andern Ort entdeckte man einen ſehr großen Kopf, und trotz der ſorgfaͤltigſten Nachſu— chung nicht einen Theil des Skelets. Mehrere 100 engl. Ellen entfernt fanden ſich endlich Unterkieferknochen und kein Kopf. Die Folgerung, welche ſich meines Erachs tens aus dieſer Lage der verſchiedenen Theile der Thiere ergiebt, iſt die, daß ein ſehr maͤchtiges Agens die Zer— ſtreuung der Knochen nach dem Tode der Thiere bewirkt haben muͤſſe; und da ich es für unmoͤglich halte, daß ſie vermoͤge ihrer eignen Schwere durch die verſchiedenen Schichten hinabſinken konnten, fo folgere ich, daß die be: deckenden Erdſchichten erſt nach der Zerſtreuung der Kno— chen entſtanden ſeyn muͤſſen. Auch bin ich der Meis nung, daß, wenn ſie eine Zeitlang dem Einfluß der Atmoſphaͤre ausgeſetzt geweſen waͤren, ſie ſicherlich nicht dem G. H. S. u. F. Thurn u. Taxiſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. Preiß eines jeden Bandes von 24 Bogen, 2 Rthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuckes 3 ggl. Nat ur k und e. Eine Menge S. pr. Landes⸗Induſtrie⸗Comptoir. ihre gegenwaͤrtige außerordentliche Vollkommenheit wuͤr⸗ den behalten haben. Die Berge, welche unmittelbar dieſes Thal begräns zen, beſtehen aus Kalkſteinen und haben eine Decke von fettem Humus, die bald mehr bald weniger maͤchtig iſt. Einer dieſer Berge, deſſen Baſis ungefähr 30 Morgen beträgt, erhebt ſich ſehr abſchuͤſſig an der Seite des Thales und laͤßt an einer Stelle eine voͤllig ſenkrechte entbloͤßte Kalkſteinwand erblicken. An jedem Theil dieſes Berges enthaͤlt die Oberflaͤche eben ſo viel Erde, als Steine. An der entgegengeſetzten Seite iſt der Berg zwar eben ſo hoch, aber nicht ſo ſteil und auch die Erd— decke maͤchtiger. An den andern Seiten ſteigt der Bo— den nur allmaͤhlich (20 oder 30 Fuß vielleicht) und ke; ſteht aus einer duͤnnen Pflanzenerde, unter welcher ein ſehr harter Kalkſteinkies angetroffen wird. Wo Kalkſtein das Unterlager nicht bildet, iſt dies der Charakter alles Bodens in ider Nachbarſchaft, ausgenommen die Corkases, ‚ein Punkt, welcher offenbar aus Floͤtzboden beſteht. Ich begreife wohl, wenn man annimmt, daß die Thiere durch eine Fluth umgekommen find, daß fie natürlich ſich aus dem Waſſer nach den Huͤgeln oder Bergen zuruͤckgezogen ha: ben, und daß ihre Ueberbleibſel auf dem Gipfel der Berge angetroffen wurden, wo fie umgekommen find, und nicht im Thal, beſonders da einer der Berge auf ſeiner Spitze ein Plateau hat, welches 6 bis 7 Morgen Flaͤchenraum enthaͤlt. Ich vermuthe, daß auf den Gipfeln - der Berge viele thieriſche Ueberbleibſel abgeſetzt ſind, da ſie aber nicht allein eine ſchwache Erddecke haben, die kaum hinreichend iſt, einen Hund zu bedecken, fo wur: den fie ſchon früher völlig blos gelegt, und da ihnen da: durch der Schutz gegen die Atmoſphaͤre genommen war, fo wurden dieſe Ueberbleibſel bald zerſetzt und in Erd; theilchen aufgeloͤſt, dergleichen man jetzt auf dem Gipfel der Berge findet. Dieſe Bemerkung iſt auch auf dem Boden mit einem Unterlager von Kalkſteinkies anwend— bar, da er eben fo wenig Material gewährt, um die Knochen zu bedecken, als die Berge. Bemerkt zu werden verdient, daß unter den 8 Koͤpfen, welche wir 1 20 ze 307 fanden, nicht ein einziger ohne Geweih war. Die Ver ſchiedenheit im Charakter war auch von der Art, daß ich auf den Gedanken kommen mußte, ſelbſt den Meib; chen (Hirſchkuͤhen) fehle das Geweih nicht. Ungluͤckli⸗ cherweiſe waren im Ganzen nur noch 3 vollſtaͤndig, weil ſie ſich nicht gut aufnehmen ließen, indem fie mit af ſer geſaͤttigt und ſo weich, wie naſſes Loͤſchpapier waren. William W. Mauſell. Die Beſchretbung eines diefer Skelete, von einem Hrn. Hart, iſt ausführlicher, als fie hieher paſſen würde, fie ſchildert daſſelbe als vollftändig in allen einzelnen Knochen, und ungemein groß. Dem Elend thier naͤhert es ſich in der Form der Geweihe, die außerordentliche Groͤße abgerechnet, am meiſten. Hr. Hart meint, man duͤrfe es als eine eigene Art unter dem Namen Cervus megaseros aufſtellen. Die Mais ße *) find folgende: Hoͤhe bis zu der Spitze der Geweihe 10 Fuß 4 Zoll Höhe bis zu der Spitze der Dornforts 1 , a. , 0, 4 0 Ränge des Ruͤckgrats sss 10 10 Entfernung der Spitze der Geweihe von einander in gerader Linie 9 2 Ränge jedes Geweihes 5 94 Beſchreibung eines Vulkans, welcher auf Owhyhee, einer der Sandwichinſeln, exiſtirt. (150) William Ellis, ein Miſſionaͤr und Verfaſſer die⸗ fer Beſchreibung, iſt über eine große Strecke vulkant⸗ ſches Land gekommen, mit brennenden Bergen und Schluͤnden bedeckt, welche das Ausſehen alter Krater hatten. Dieſe ganze Strecke war mit alten Lavaſchich; ten uͤberzogen, und glich einem Meere, welches durch einen Vorhang entfernter Berge begrenzt wird. Gegen 2 Uhr des Nachmittags erſchien uns, ſagt er, mit einem Mal der Krater von Kirauca. Wir ev warteten, einen Berg mit breiter Baſis, tief gefurcht auf den Seiten und mit Strömen verhaͤrteter Lava bes deckt zu finden, deſſen Gipfel uns eine regelmaͤßige Schlackenanhaͤufung als Rand eines unermeßlichen Ab— grundes dargeboten hätte; aber ſtatt deffen befanden wir uns am Nande eines ſteilen Abhanges, vor uns eine Ebene von 15 bis 16 engl. Meilen Umfang und um 200 bits 400 Fuß unter ihr altes Niveau eingeſunken. Die Ober: fläche dieſer Ebene war ungleich, mit ungeheuern Stei— nen und vulkaniſchen Felsſtuͤcken uͤberſaͤet. Gegen die Mitte derſelben und ungefähr. 14 engl. Meilen von unſerm Standort entfernt, erblickte man den großen Krater. Wir wendeten uns gegen das noͤrdliche Ende diefes Kamms, wo die Wandungen des Abſturzes went; ger ſteil waren und den Zutritt zur Ebene zu verſtatten ſchienen. Trotz aller Vorſicht konnten wir indeſſen doch ) Eine ſtizzirte Abbildung, um die auffallende Größe und Proportion zu erläutern, gedenke ich nächſtens mitzuthei⸗ ken. D. H. nicht ohne einige Faͤlle und Verletzungen in die Tiefe hinabgelangen. Nachdem wir etwas auf dieſer Ebene vorgeſchritten waren, deren wahrſcheinlich hohler Boden un Sa e Tritten ertoͤnte, gelangten wir endlich an den Rand des großen Kraters. Hier bot ſich ein eben ſo erhabenes als ſchreckliches Schauſpiel unſern Augen dar. Vor unſern Augen oͤffnete ſich in halbmondfoͤrmiger Geſtalt ein Schlund von ungefaͤhr 2 engl. Meilen Laͤnge, 1 Meile Breite und 800 Fuß Tiefe in der Richtung von Nordoſt nach Suͤdweſt. Im Mittelpunkte war der Boden des Vulkans mit geſchmolzener Lava gefuͤllt. Gegen Süd: weſt und gegen Norden gewährte er den Anblick eines ungeheuren Meeres brennender Materie in einem fürchs terlichen Zuſtande von Aufwallung, gleichſam als wenn ſich die Wogen aneinander ſtießen und mit Heftigkeit braͤchen. 51 kleine coniſche Berge von verſchiedenen Geſtalten und Dimenſionen und jeder mit einem Krater verſehen, taud)s ten ſowohl in der naͤchſten Umgegend als aus der Tiefe des Schlundes auf. 22 dieſer kleinen Krater warfen ber ſtaͤndig dicke Saͤulen eines ſchwarzen Rauches, mit gläns zenden Flammen vermiſcht, aus; und zu gleicher Zeit warfen einige der ſecundaͤren Vulkane Lavaſtroͤme aus, welche an den zerriſſenen Abhaͤngen herabfloſſen und ſich in das Meer der brennenden Materie verloren, von welcher eben die Rede geweſen iſt. Die Exiſtenz dieſer coniſchen Vulkane ließ uns vermuthen, daß ſie keines weges den Heerd des eigentlichen Vulkanes bildeten; daß dieſe Maſſe geſchmolzner Lava verhaͤltnißmaͤßig nicht ſehr tief ſey, und daß das Becken, in welchem ſich die brens nende Subſtanz befand, von dem großen vulkaniſchen Abgrund, aus welchem ſich durch unzaͤhlige kleine Kra— ter die gefhmofzne Lava ergoß, durch eine Schicht feſter und dichter Subſtanzen getrennt ſey, und unaufhoͤrlich von unten mit Lava verſorgt werde. b i Die innern Wandungen des Schlundes beftanden aus verſchiedenen Schichten alter Lava, und erhoben ſich aus einem ungeheuren Horizontallager feſter und ſchwar⸗ zer Lava, welches von unregelmaͤßiger Maͤchtigkeit war, aber ſich im ganzen Umfange des halben Mondes aus— breitete. Unter dieſer Schicht nahmen die Wandungen eine andere Richtung und bildeten ſich allmaͤhlig gegen den Grund des Vulkanes hin, welcher ſich, ſo viel wir urtheilen konnten, in einer Entfernung von 300 bis 400 Fuß öffnete, zu einer Abboͤſchung. Es ſchien uns ganz ſicher zu ſeyn, daß der große Krater neuerdings bis zur Höhe dieſes ſchwarzen Lavalagers mit flüffiger Lava gefüllt geweſen ſey, und daß letztere durch einen unterirdiſchen Abzug ſich ins Meer oder in die Einge— weide der Erde ergoſſen habe. Dieſe graulichen und of fenbar an gewiſſen Stellen ganz verbrannten Wandun— gen des großen Kraters, die Spalte, welche ſich durch die Ebene hinzogen, auf welcher wir uns befanden, die langen Schwefelbaͤnke, welche wir an der andern Seite des Schlundes bemerkten, die gewaltige Thaͤtigkeit der vielen ſecundaͤren Vulkane, die dichten Saͤulen von Dunſt und Rauch, welche ſich von dem nördlichen 1 an 2 noͤrdlichen und an dem ſuͤdlichen Ende der Ebene erho— ben, und endlich dieſe Kette von Felſen, von welcher fie ringsum eingefaßt wurde, und die fi, an gewiſſen Punk— ten picfoͤrmig 300 bis 400 Fuß hoch erheben; dieſe vers ſchiedenen Anblicke unter einem Geſichtspunkt vereinigt, gewährten dem Auge ein unermeßliches vulkaniſches Pan— drama, deſſen maleriſche und impoſante Wirkung noch durch den beſtaͤndigen Donner vermehrt wurde, welcher aus dem Heerd diefer verſchiedenen Vulkane hervorbrach. Entdeckung einer Platinagrube in Columbia. (151) | Hr. v. Humboldt hat der Akademie der Wiſſen— ſchaften muͤndlich mitgetheilt, daß Hr. Bouſſingault, ein franzoͤſiſcher Chemiker, ſo eben zu Antioquia, im De— partement von Cundinamarca in Columbien, eine Plati— nagrube entdeckt habe. Bis jetzt iſt dieſes koͤſtliche und für die Wiſſenſchaften fo wichtige Metall nur im Ural gebirge, in Braſilien und in den Provi Choco und Barbacoas an den Kuͤſten der Suͤdſee, und zwar immer in Alluvialboden, wo es folglich nur zufaͤllig vorkam, gefunden worden. Da durch dieſen Umſtand Bouſ— ſingault's Entdeckung noch weit intereſſanter wird, ſo laͤßt ſich Hr. v. Humboldt hauptſaͤchlich uͤber dieſen Punkt aus; er macht darauf aufmerkſam, daß uͤberall, wo man Platina gefunden hat, auch in ziemlich betraͤchtli— cher Tiefe ſehr gut erhaltene Baumſtaͤmme angetroffen werden. Es laͤßt ſich alſo nicht annehmen, daß man in dieſem Falle, wie es manchmal geſchehen iſt, wirkliche an Ort und Stelle zerſetzte Gebirgsarten für fortge— ſchwemmtes Erdreich (terrain de transport) gehalten habe. Die in der Provinz Antioquia von Hrn. Bo uſ— ſingault entdeckte Platina anlangend, waltet in dieſem Betreff kein Zweifel ob. Das Metall findet ſich hier im Baͤrenthale (valle de Osos) auf wirklichen Erzgaͤn⸗ gen, und man braucht nur die Erzſtufen dieſer Gaͤnge zu zerkleinern, um durch die Waͤſche ihren Platin- und Goldgehalt ſogleich zu erhalten. Hr. v. Humboldt hat nicht ſelbſt die Landestheile beſucht, in welchem Hr. Bouſſingault die Platina und das Gold gefunden hat, aber ſich aus Erfahrung überzeugt, daß faſt alle goldhaltigen Landestheile Ameri— ka's der Diorit- und Sienitformation angehoͤren. In dieſer Formation hat denn auch Bouſſingault die Platina in einer Vermiſchung mit Gold gefunden. Da das Bärenthal, in welchem die Platina auf Gängen bricht, der Provinz Choco ſehr nahe liegt, und nur durch einen Seitenzweig der Andengebirgskette von ihr getrennt wird, ſo erklärt ſich aus dieſem Umſtande die Anweſen— heit deſſelben Metalls im Alluvialboden des Baͤrenthales. me Miscellen. Oder die im Magen mancher Vögel keſt, — 310 ſitzenden Raupenhaare hat Hr. Prof. Nitzſch der naturförfchenden Geſellſchaft zu Halle einen Vor— trag gehalten, der nun den über die im Magen des Kukuks gefundenen Haare erhobenen Streit beendigt. P. N. hat den von Raupenhaaren herruͤhrenden Pelz nicht nur im Magen mehrerer Kukuke, ſondern auch im Magen des Pirols und des Holzſchreiers gefunden. Die Haare im Magen des Pirols waren auch, ſo wie es beim Kukuk beobachtet worden, regelmäßig im Kreiſe ges ordnet und gerichtet, und die Raupenhaare ſelbſt immer dornig. 3 | lleber die lange Conſervation von thie riſchem Fett hat man in Balinasloe in Ireland eine ſeltne Erfahrung gemacht, indem man daſelbſt in einem Moraſt acht Fuß unter der Oberflaͤche ein Faß mit Butter gefunden hat. Man nimmt an, daß es dort ſehr lange gelegen habe, denn das Holz war ganz verfault und fiel auseinander, fo. wie es aus dem Bor den genommen wurde. Die Butter aber war zur Hälfte ganz friſch und brauchbar; die andere Haͤlfte war in eine feſtere Maſfe verwandelt. g Haare von außerordentlicher Laͤnge be— wundert man jetzt in Neapel an einem jungen, aus der Barberei gebürtigen Mann von 28 Jahren, deſſen Haarwuchs ſo ſtark iſt, daß das Haar, von borſtenarti— ger Conſiſtenz, vier Fuß lang iſt. Ueber die Naturaliſation der Code nille in der Gegend von Malaga in Spanien hat ein ſpaniſcher Naturforſcher, Hr. Pa von, eine Nachricht an Hrn. Bory de St. Vincent zu Paris, gelangen laſſen. Den Ursus Nepalensis, von welchen Hr. Colebrooke der Linnean Society eine Haut zum Praͤſent gemacht hat, charakteriſirt Dr. Horsfjeld folgendermaßen; „Ursus sordide fulvus nitore isa- bellino (sic!) pilis collo dorsoque elongatis, mol liusculis, crispatis; ad latera rigidis adpressis; unguibus brevibus, rectis, obtusis.““ Er ſcheint mehr mit den europaͤiſchen als afintifchen Bären übers einzuſtimmen. N Oiketicus iſt der Name einer neuen Sinfer cten-Gattung, welche Hr. Lans down Guilding der Linnean Society zu London beſchrieben hat. Dieſe Inſekten zeigen beſondere Eigenthuͤmlichkeiten in der Fortpflanzung. Das Weibchen verläßt nie die Puppens huͤlle. Sie ſcheinen der Gattung Psyche *) nahe zu ſtehen, und ihre Lebensweiſe erlaͤutert die Fortpflanzung dieſer letzten Gattung, von welcher man behauptete, daß ſie ohne Begattung ſtatt habe. *) Was dies fuͤr eine Gattung Psyche ſeyn A nachzuweiſen, da dis ke Saen e Namen aufgeſtellte Schmetterlingsgattung doch ſchwerlich gemeint iſt. Vermuthlich iſt es eine von einem engl. En⸗ tomologen gebildete, den Blattlaͤuſen verwandte Gattung, 72 * 20 * 311 N ke Über die Fraktur des processus coronoideus der ulna (152). Von Kuͤhnholtz. Combes Braſſard hat im Jahre 1gır in Mayr land ein Werkchen unter dem Titel Memoria sulla. frattura dell' apofisi coronoide det cubito bekannt gemacht, worin er unter andern eine neue Thatſache mittheilt, deren Verbreitung ihm mit Recht der Menſch⸗ heit nuͤtzlich ſeyn zu koͤnnen ſcheint. Beobachtung. M. M. * *, ohngefaͤhr 22 bis 25 Jahre alt, und von athletiſcher Statur, kehrte mit vers haͤngtem Zügel von Treviſo nach Meſtre zuruͤck. Er war gar nicht mehr weit davon entfernt, als fein Pferd: ſtuͤrzte. Er wurde in einen Graben geworfen und fiel mit nach vorn ausgeſtrecktem Arm auf die rechte Hand, fo daß das Ellenbogengelenk gewaltig erſchuͤttert wurde. In demſelben Augenblicke fühlte er ein ſchmerzhaftes Krachen in dem Theile, und als er ſich in die Hoͤhe hob, konnte er den Vorderarm nicht mehr frei beugen. Als er in Meſtre ankam, rieth ihm ein Chirurg blos örtliche reſolvirende Mittel. Später glaubte ein anderer, in Venedig zu Nathe ger zogener Chirurg eine Fraktur des radius zu erkennen, doch weiß man nicht warum. Die Anſchwellung war zwar betraͤchtlich, aber die Prongtions- und Supina⸗ tionsbewegungen wurden vollkommen ausgefuͤhrt, vi, rend dis ganze Beugung des Vorderarms unmöglich ı Als einen Monat nachher die Geſchwulſt ganz vers ſchwunden, aber das Hinderniß der vollkommenen Beu— gung des Vorderarms noch immer daſſelbe war, erkannte der Chirurg die Integritaͤt des radius, doch vermu⸗ thete er eine Fraktur der ulna, obgleich die Extenſion des Vorderarms auf eine vollkommene Weiſe und ohne Schmerz geſchah. Endlich wendete ſich der Kranke an den Doctor Combes. Eine genaue Unterſuchung ließ dieſen Arzt die In⸗ tegritaͤt des Körpers der Knochen des Vorderarms ers kennen, worauf er ſeine ganze Aufmerkſamkeit auf die Urſache richtete, welche die vollkommene Beugung dieſes Theils verhinderte. . Als er die plica cubiti genau unterſuchte, fand er vor der ulna zwiſchen dieſem Knochen und der tro- chlea humeri einen harten und bis zu einem gewiſſen Punkt beweglichen Koͤrper, an welchen die ulna anſtieß, wenn man den Vorderarm beugen wollte. Ein wenig Nachdenken uͤber die Stellung des Arms waͤhrend des Falls, über die Form und über die Ver: haͤltniſſe der Rnochenftücke, woraus der Ellenbogen „bes ſteht, ließ den Dr. Combes bald erkennen, daß der processus coronoideus das ganze Gewicht des nach vorn geworfenen Körpers hatte unterſtuͤtzen muͤſſen, daß, dieſer Theil der ulna gebrochen war, und daß ein 2 mat sı2 u n d e e durch den musc. brachialis internus fottgejogenes Bruchſtuͤck des processus eoronoideus in der plica eubiti das unbeſtegbare Hinderniß der vollkommenen Beugung des Vorderarms bildete. Da ſeit dem Fall drei Monate verfloſſen waren, fo wurde die Fraktur für unheilbar gehalten. Es war um fo leichter, ſagt Com bes, ſich zu irren, da bisher kein Schrifſteller auf dieſe Art von Fraktur aufmerkſam gemacht hatte. „Default, welcher zuerſt die Aufmerk⸗ ſamkeit der Praktiker auf mehrere Frakturen des Ellen: bogens gerichtet hat, welche bis zu ſeiner Zeit verkannt worden waren, ſcheint niemals ein Beiſpiel von der fraglichen Fraktur geſehen zu haben.“ Nachdem der Vf. die Möglichkeit dieſer Fraktur erwieſen hat, unterſucht er, was die Urfache ihrer Sets tenheit ſeyn koͤnne. Er glaubt ſie in den folgenden nr fanden ſuchen zu muͤſſen. 1. Die Kraft des radius und der ulna iſt wegen der Verdrehung, welche fie erlitten zu haben ſchei— nen, und wegen der compakten winkelige Vorſprünge, welche fie bilden, in ihren Koͤrpern betraͤchtlicher als es ſcheint. 2. Die Gelenke, die Muskeln und die Ligamente, welche dieſe beiden Knochen verbinden, geben ihnen die Kraft eines aufrechtſtehenden Holzpfahls, wenn das Gewicht des rg auf den ausgeſtreckten Vorderarm fällt. ° Boi der angezeigten Stellung muͤßte eigentlich, ſollte dnn denken, vorzüglich der processus coromoideus brechenzaber die Wirkung des humerus auf die ulna iſt durch das Hinderniß geſchwaͤcht, welches der radius ihm ent— gegenſtellt, und ein Theil der Commotion verliert ſich in dem Speichen -Handwurzel-Gelenk und in dem SchulterblatrObernrmbein⸗Gelenk, A welche ſie uͤber⸗ tragen wird. 4. Wenn die Commotion zu ſtark iſt, um auf dieſe Weiſe in den benachbarten Gelenken erſchoͤpft wers den zu koͤnnen, ſo ſind die Richtung des Arms und der Grad des Widerſtandes der Theile, welche dem Stoße am meiſten ausgeſetzt find, die Urſache, warum die Frak— tur dieſes Fortſatzes viel ſchwerer iſt, als die des acro- mion, die Luxation des Vorderarms nach hinten 1 * die Fraktur der condyli humeri, Die Theorie dieſer letzteren Fraktur ſtellt ſich auf eine natuͤrliche Weiſe dem Geiſte dar, ſobald man ſich nur der Struktur der Knochenſtuͤcke erinnert. Der pro— cessus coronoidenus iſt ſehr kurz, ſehr dick, und ruht mit feinem mittleren Theile in einer grubenfoͤrmigen Vertie— fung, welche mitten in die ulna ausgehoͤhlt iſt. Die cavikas sigmoidea dieſes Knochens iſt durch eine er⸗ habene Linie aus compakter Subſtanz in zwei Theile ges theilt. Das untere Ende des Humerus hingegen ſcheint einen ſo großen Umfang nur auf Koſten feiner Solidi⸗ taͤt erreicht zu haben, welche uͤberdieß durch die beiden Hoͤhlen vermindert wird, von welchen die eine den pro— 313 cessus 'Coronoideus und die andere das oleeranon aufnimmt. Iſt nicht die Fraktur der condyli wahr ſcheinlicher als die des processus eoronoideus, da der ſtärkſte Theil der ulna wie ein Keil auf den ſchwaͤchſten Theil des humerus wirkt? a „Aus meinen Verſuchen am Kadaver, ſagt der Pf., ergeben ſich zwei Varietaͤten der Fraktur des processus coronoideus der ulna. Bei der einen iſt feine Spitze durch eine Fraktur getrennt, welche dem mittleren Theile dieſes Knochenvorſprungs mehr oder weniger nahe iſt; bei der anderen tkennt eine ungewoͤhnlich große Kraft dieſen Fortſatz ganz von dem Koͤrper der ulna. Die Trennungslinie erſtreckt ſich in dieſem letztern Falle von dem mittleren Theile der cavitas sigmoidea major bis unter die rauhe Flaͤche, an welche ſich vorzuͤglich die Sehne des muse. brachialis internus anheftet, fo daß das Bruchſtuͤck ſich unten in Form eines Floͤten— ſchnabels endigt. Die erſte Art von Fraktur iſt bis zu einem gewiſſen Punkte ziemlich leicht; die zweite erfolgt weit ſchwieriger und iſt ohne Zweifel mit den furchtbar⸗ ſten Zufaͤllen verbunden.“ Die Urſachen, welche die Hervorbringung der letz teren Varietaͤt beguͤnſtigen, ſind: der Vorſprung, welchen der des Stuͤtzpunktes beraubte processus coronoideus bildet; fein ſchwammiges Gewebe, welches blos von ei— nem ſehr duͤnnen Blatt eompacter Subſtanz bedeckt iſt; endlich bei jungen Subjecten der Mangel an Verknoͤche⸗ rung der cartilago intermedia, welche dieſen Fortſatz mit der ulna verbindet. Dieſe Art von Fraktur wuͤrde noch leichter ſeyn, wenn zu der Zeit, wo diefe cartilago intermedia noch nicht verknoͤchert iſt, das acromion und der processus coracoideus scapulae bereits vollkommen verknoͤchert waren. Was die Theorie der Frakturen der zweiten Art be— trifft, ſo ſcheint ſie ganz dieſelbe zu ſeyn, wie die der Continuitaͤtsaufhebungen der andern Theile des Knochens ſyſtems. Um die Erklaͤrung aller Symptome zu erleichtern, welche dieſe Fraktur begleiten, erinnert der Verfaſſer hierauf, „daß das Kapſelligament des Ellenbogengelenks ſehr feſt mit allen Punkten der aͤußeren Oberflaͤche des processus coronoideus verbunden iſt, daß der muss. brachialis internus da, wo er ſich nach der rauhen Flaͤche hin begiebt, welche man an der Baſis dieſes Fort; ſatzes bemerkt, mehrere Faſern auf das genannte Liga— ment ſchickt, bevor er zu ſeinem Hauptinſertionspunkte kommt, und daß in Folge dieſer Anordnung und der ſeſten Adhaͤrenz, welche zwiſchen dem Kapſelligament und dem processus coronoideus ſtatt findet, ein Theil des musc,. brachialis internus mit derſelben Kraft auf dieſen letzteren wirkt, als wenn ſeine Faſern ſich unmit— telbar an ihn anhefteten.“ Die entgegengeſetzte Thaͤtig— keit des m. brachialis internus und des m, triceps beguͤnſtigt die Verruͤckung des processus coronoideus, wenn er einmal losgetrennt iſt; doch bemerkt der Verf. — -¼- 514 mit Recht, daß die Verruͤckung nicht betraͤchtlich ſeyn koͤnne; denn die Gelenkkapſel, welche mit dem musc. brachialis internus verbunden bleibt, waͤhrend ſie zu gleicher Zeit mit dem Koͤrper des processus coronvi- deus zuſammenhaͤngt, verhindert dies ganz. „Nun aber, fuͤgt er hinzu, kann nach meiner Meinung eben deshalb kein ſehr großes Auseinanderweichen zwiſchen den Bruch— ſtuͤcken ſtatt finden, und weil ſie ſich bei allen Bewe— gungen folgen und ihre unvollkommene und fehlerhafte Beruͤhrung erhalten, ſo kann es niemals geſchehen, (was vielleicht ſtatt finden wuͤrde, wenn eine groͤßere Entfer— nung zwiſchen ihnen vorhanden waͤre), daß ſie ihr wech— ſelſeitiges und. natürliches Verhaͤltniß von ſelbſt wisder— herſtellen. Man wird in meiner Beobachtung den Be weis des Gegentheils ſehen.“ - Com bes hatte niemals zu befürchten, daß diefer Zufall eine Entzuͤndung nach ſich zog, was er erſtens der geringen Freiheit des gebrochenen Theils, welcher durch eine Portion des Kapſelligaments ſehr nahe an der ulna zurückgehalten wird, zweitens der ſchwammegen Beſchaffenheit des gebrochenen Theils und drittens der Ausſchwitzung des Knochenſaftes zuſchreibt, welcher bald die Reibung gelinder macht. Aber wenn eine Fraktur den ganzen processus coronoideus von dem Koͤrper der ulna trennte, ſo iſt nicht zu zweifeln, daß dann die traurigſten Zufaͤlle zu befuͤrchten ſeyn wuͤrden. Beobachtung. Im Jahr 1826 klagte eine Frau über einen druckenden Schmerz in der plica cubiti, welcher von einer bis zur Mitte des humerus ſich er; ſtreckenden Anſchwellung und von abſoluter Unmoͤglich⸗ keit den Vorderarm vollkommen zu beugen begleitet war. Ich erfuhr bald, daß ſie, als ſie durch reitende Gensdarmes nach Montpellier gefuͤhrt wurde, in einem Moment, wo ſie aus allzugroßer Muͤdigkeit etwas zu langſam ging, heftig geſtoßen und zur Erde geworfen worden war. Der rechte Arm, welcher zuerſt durch einen Baum gequetſcht wurde, an welchen ſich dieſe Frau ſtieß, war auch derjenige, welcher das ganze Gewicht des Koͤrpers beim Fall unterſtuͤtzte. Die Kranke war mit ſtark nach vorn ausgeſtrecktem Arm auf die innere Fläche der rech— ten Hand gefallen. Sie hatte in dem Augenblick, wo die Hand die Erde beruͤhrte, die Empfindung von Frats tur in der plica cubiti gehabt. Als der afficirte Theil genau unterſucht wurde, war es leicht zu erkennen, daß in der diaphysis der drei Knochen, woraus er beſteht, keine Fraktur vorhanden war. Die bloße Anſchwellung war hinreichend, um ſich den Schmerz zu erklaͤren, welchen die Kranke empfand. Die Pronations- und Supinationsbewegungen wurden vollkommen ausgefuͤhrt, und Crepitation war nirgends wahrnehmbar. Das einzige Symptom, welches mir wichtig zu ſeyn ſchien, war das beſtaͤndig unbeſiegbare Hinderniß der vollkommenen Beugung des Vorderarms, weshalb ich meine ganze Aufmerkſamkeit darauf richtete. 815 Der musc. triceps war in ſeinem naturlichen Zuſtande; die vollkommene Beugung des Vorderarms war unmoͤglich, obgleich dieſer Muskel ſich keineswegs hart anfuͤhlte. Dieſer Umſtand, verbunden mit der Schnelligkeit, mit welcher die Unmoͤglichkeit den Arm zu beugen gekommen war, mußte nethwendigerweiſe jes den Gedanken an Haͤrte des Muskelgewebes verſcheuchen, ſo wie diejenige iſt, welche z. B. die Klumpfuͤße zeigen. Eine genaue Unterſuchung der plica cubiti, wobei der Arm bald in der halben Beugung, bald in der voll— kommenen Extenſion gehalten wurde, geſtattete mir, trotz der Anſchwellung des Theils eine Art von Tuberkel zu fuͤhlen, welches unmittelbar unter dem m. biceps, ein wenig hoͤher als das Gewebe ſich befand, wo man den unverſehrten processus coronoideus würde haben vers muthen koͤnnen. Dieſes ſehr harte Tuberkel verurſachte der Kranken groͤßern Schmerz, ſelbſt wenn man es nur leicht eomprimirte. Die Vereinigung der anamneſtiſchen und der wahr— nehmbaren Zeichen ließ mich vermuthen, daß dieſe Frau ein neues Beiſpiel von der chirurgiſchen Krankheit zeige, welche von Combes ſo gut beſchrieben worden iſt. Ich theilte die Gruͤnde mit, welche mich bewogen, dieſes zu glauben, und hatte die Freude, die zahlreichen Wahr— ſcheinlichkeiten, auf welche ich mich ſtuͤtzte, in Gewiß— heit verwandelt zu ſehen, ſobald Pourché und Lor⸗ dat meine Anſicht in ihrer ganzen Ausdehnung ange— nommen hatten. | Dieſe Art von Fraktur ſchien uns fo wichtig zu ſeyn, daß Jeder von uns beſchloß, fie genau zu beobs achten. Fraktur einzurichten, und wiederholten dieſen Verſuch mehreremal, doch vergebens. Keiner von uns konnte dieſen Zweck erreichen. Die zahlreichen und verſchiede— nen Verſuche, welche ich ſelbſt machte, waren alle eben fo vergebens, ob ich gleich die Vorſchriften genau bes folgte, welche Combes in ſeiner Schrift giebt. Wir begnuͤgten uns damit, daß wir mit einer re— ſolvirenden Fluͤſſigkeit durchfeuchtete Compreſſen auf den afficirten Theil legten und den Arm vermittelſt einer Tragbinde in die halbe Beugung brachten. Ich rieth uͤberdies der Kranken maͤßige Beugungs— und Extenſions- Bewegungen mehreremale täglich zu mas chen, und empfahl ihr den Vorderarm ganz gebeugt zu fallen, wenn ſie durch dieſes Mittel das Gluͤck hätte, ihn in die vollkommene Beugung zu bringen, Zwei Tage nachher hatte die Anſchwellung ſehr ab— genommen. Ich machte bei leicht gebeugtem Arm neue Verſuche, und war ſo gluͤcklich, die Einrichtung einer Fraktur zu erhalten, welche man bisher nicht hatte eins richten koͤnnen. Ich verhehle es mir nicht, daß das bloße Ungefaͤhr in dieſem Fall Alles gethan hat, Die Folge dieſer Operation beweiſt es nur zu ſehr. Ich habe blos bemerkt, daß die Einrichtung ohne die vorlaͤufige ſtarke Extenſion ſtatt gefunden hatte, welche Wir verſuchten, einer nach dem Andern, dieſe 310 von Combes empfohlen wird? Der Vorderarm war in der halben Beugung, als die Redue tion von ſelbſt geſcha h. PL e ct Eine in dem Lauf des m. brachialis internus aufgelegte Compreſſe, eine in Form einer 8 angelegte Binde, welche den Arm in der Beugung hielt, und eine paſſende Tragbinde ſchienen mir hinreichend zu ſeyn, um die Contraction des Muskels zu maͤßigen, die eins zige zweckmaͤßige Stellung zu erhalten und jede Art von Stoͤrung zu verhuͤten. 4 10 Ungluͤcklicherweiſe wollte die Kranke drei Tage nach⸗ her ſehen, ob die Bewegungen des Arms nicht gehins dert waͤren. Sie nahm alle Verbandſtuͤcke weg, und ſo wie fie das Vergnügen. hatte zu ſehen, daß die Extenfion, welche niemals veraͤndert war, vollkommen ausgefuͤhrt wurde, ſah ſie auch mit Schmerz, daß die vollkommene Beugung, welche wir zu erhalten das Gluͤck gehabt hat⸗ ten, wieder unmoͤglich geworden war. „ lade Trotz der neuen Verſuche, die wir gemacht haben, ſtehen die Sachen noch ſo. 500 Ein Fall von Mutterblutfluß, welcher durch die Transfuſton gluͤcklich behandelt wurde. (153) Von C. Waller. 5 In dem Falle, welchen ich hier mittheilen will, ſchien die Patientin dem Tode ſo nahe zu ſeyn, als nur Jemand ſeyn konnte, ohne wirklich todt zu ſeyn. ja | Sie war 32 Jahr alt, von einer ſehr ſchwachen und ner⸗ voͤſen Kenftitution, außerordentlich abgemagert, und durch lan. ge anhaltende Uebelkeit und Erbrechen ſo geſchwaͤcht, daß ſie ſeit drei Wochen das Bett hatte hüten muͤſſen, und während der letzten 10 Tage ſich ſogar ohne Huͤlfe nicht hatte umdrehen konnen. Ich wurde am Morgen des 24, April gerufen, und kam Vormittags drei Viertel auf zehn Uhr zu ihr, wo ich er⸗ fuhr, daß fie ſeit 3 Uhr einige leichte Wehen gehabt habe, daß ſeit dieſer Zeit ein beſtändiger Blutfluß vorhanden geweſen ſey, welcher jedoch in der letzten Zeit ſtaͤrker geworden war. Das Blut war durch das Bett auf den Erdboden gefloſſen. Die Pas, tientin war in einem ſchrecklichen Zuſtande; der Puls war blos in Intervallen fuͤhlbar, und wenn er dies war, ſo waren die Pulſationen zu wenig getrennt, als daß fie genau hätten gezählt werden koͤnnen. Dabei war der Puls außerordentlich ſchnell und ſchlug 140 mal in der Minute. Sowohl die obern als die untern Extremitäten waren ſehr kalt, und fie konnte kaum eine Frage beantworten, welche an ſie gerichtet wurde; ihr Geſicht hatte das leichenartige Ausſehen, welches unmoͤglich zu beſchrei⸗ ben ift, aber welches die meiften unſerer Leſer bei Patienten ges ſehen haben muͤſſen, die in Begriff waren, zu ſterben. Bei der Unterſuchung fand ich den Blutfluß profus, das promentorium des sacrum zu weit nach vorn ſtehend, und keinen Theil des Kindes im kleinen Becken. Ich führte daher die ganze Hand in die Vaging ein, und uͤberzeugte mich, daß die Schulter der vor⸗ liegende Theil war. Die Patientin ſchien in einem ſo ſchreckli⸗ chen Zuſtande von syncope zu ſeyn, be eine ploͤtzliche Entleerung des Uterus werde tödlich ſeyn. Da ich jedoch fand, daß der stimulus der Hand eine leichte Thätigkeit des Uterus hervorbrachte, fo wurde a zur kuͤnſtlichen Entbindung zu ſchrejten, nachdem zwei bis drei Thee⸗ Löffel voll Branntwein der Patientin gegeben worden waren. Unter den vorhandenen Umſtänden war es nicht ſchwer, das Kind zu wenden, aber das hervorſtehende promontorium des sacrum ſtellte dem Durchgange daß ich befuͤrchtete, des Kopfes etwas Widerſtand — 817 entgegen. mie folgte faſt ſogleich nach, und dle Blu: tung hoͤrte auf. En! 3 Jedoch waren die Symptome von Schwäche keineswegs er⸗ leichtert. Das Gelbe eines Eies wurde mit Branntwein zuſam⸗ mengeruͤhrt, und von Zeit zu Zeit eine kleine Quantitat davon gegeben; doch brachte es nicht einmal eine temporäre Er⸗ Yeichterung hervor. Es war tiefe Reſpiration in einem aäußerſt beträchtlichen Grade vorhanden; der Puls theilte dem Finger eine ſehr ſchwache und ſchwankende Empfindung mit; die Kaͤlte der Oberflache war noch betraͤchtlicher, und es war ein qugal⸗ voller Zuſtand von unruhe vorhanden. Nachdem wir ohngefähr 3/, Stunden gewartet hatten, ſahen wir ſehr deutlich, daß der Tod bevorſtand, und ich beſchleß daher die Transfuſion zu ma⸗ chen, wobei mich mein Freund Doubleday unterflügte. „+ 5 bot ſich ein Hinderniß dar: Die Frau, welche ver⸗ ſprochen hatte, uns mit Elutvorrath zu verſehen, verweigerte es jetzt, und ich mußte daher anderswo Blut aufſuchen. Nach- dem eine halbe Stunde verfloſſen war, kehrte ich zuruͤck und fand, daß die Symptome während meiner Abweſenheit auf pro— greſſive Weiſe zugenommen hatten, und die Patientin in einem ſo verzweifelten Zuſtande von Erſchoͤpfung war, daß ich es kaum für moͤglich hielt, ihr Leben zu retten, ob ich gleich beſchloß, den Verſuch zu machen. Es wurde eine Vene an dem Arm eines Herren geoͤffnet, welcher bei dieſer Gelegenheit ſein Blut aus Gefaͤlligkeit hergab, und die Operation wurde auf die gewöhnliche Weiſe gemacht. Ich will hier erwähnen, daß (wie wir nachher von der Patien⸗ tin erfuhren) ſie in dieſer Periode weder ſehen, hoͤren noch ſpre⸗ chen konnte. Auch ſchien ſie kein Gefuͤhl zu haben, denn ob ſie gleich von Natur für Schmerz ſehr empfindlich war, ſo zuckte ſie doch nicht, als die Integumente durchſchnitten wurden, noch hatte fie die geringſte Vorſtellung von dem, was wir thun wollten. Die erſte Injection (13 Drachmen) brachte keine Beſſerung in Hinſicht des Pulſes hervor, ausgenommen eine temporaͤre Ordnung, welche durch den Branntwein vergebens herzuſtellen verſucht worden war, und welche ihn eine zeitlang fuͤhlbarer machte; doch iſt es eine merkwuͤrdige Thatſache, daß von dieſer Zeit an die Unruhe aufhoͤrte. Nachdem wir ohngefaͤhr 5 Minuten gewartet hatten, wurde die Injection (13 Drachmen) wiederholt, und ihre Wirkung be— ſtand darin, daß ſie den Puls ein wenig wahrnehmbarer machte, doch nicht in einem hohen Grade. Fuͤnf Minuten nachher wurden 1½ Unze injicirt. Der Puls wurde nun fühlbar und ſchlug 124 Mal in der Minute. Sie fuͤhlte jedoch noch immer große Kaͤlte; es war noch tieſe Reſpi⸗ ration mit gelegentlichem Seufzen vorhanden. Das Ausſehen der Lippen war etwas beſſer. 5 Nach anderen 5 Minuten wurden 15 Drachmen injicirt. Der Puls wurde nach dieſer Injection ein wenig mehr beſchleu— nigt (er ſchlug 140 Mal in der Minute), doch wurde er immer füplbarer; die Nefpiration würde während einigen Sekun⸗ den ein wenig mehr erſchwert. Ihr Athmen war auch etwas ſchnarchend, gleichſam als wenn ſie in einem Schlummer laͤge; denn dieſes Symptom verſchwand, wenn ſie in die Hoͤhe gehoben wurde. Sie konnte um dieſe Zeit jede Frage beantworten, wel⸗ che an ſie gerichtet wurde. 5 Das Blut floß nun langſam aus dem Arm des Herren, welcher mich mit Vorrath verſah, weshalb ich daſſelbe nicht mehr zum Injiciren anwendete, ſondern meine Zuflucht zu dem Arm meines eigenen Neffen, eines gefunden jungen Menſchen von ohngefaͤhr 14 Jahren, nahm, welchen ich zu dieſem Behuf mit mir genommen hatte, und wieder 15 Drachmen *) infi⸗ cirte. Nach biefer Injection zeigte ſich eine aͤußerſt bedeutende Beſſerung; der Puls wurde ſtaͤrker (er ſchlug 130 Mal in der *) Es iſt vielleicht zu erwähnen, daß ohngefaͤhr eine halbe or zwiſchen dieſer und der vorhergehenden Injection verfloß. a * — 618 Minute), das Geſicht bekam ein beſſeres Ausſehen und die Wärme kehrte wieder zuruͤck. Dadurch, daß ich die Spritze mit Waſſer ausgewaſchen hatte, welches zu heiß war, wurde die Klappe defect, und ich war deshalb gezwungen, abzuſtehen, was ich ſehr bedauerte; denn ob ich gleich ganz uͤberzeugt war, daß ihre Beſſerung hinreichend war, um als unmittelbare Wir: kungen der Haͤmorrhagie den Tod nicht mehr befuͤrchten zu müffen, fo wuͤrde ich doch wegen ihres vorhergehenden er⸗ ſchoͤpften Zuſtandes, und wegen des reizbaren Zuſtandes des Ma⸗ gens, von welchem ich befuͤrchtete, daß er die Einführung der noͤthigen Nahrungsmittel verhindern wuͤrde, ihre Geneſung durch noch eine oder zwei Injectionen dauerhafter zu machen geglaubt haben, obgleich die ganze Quantität des injicirten Blutes 89½ Unzen betrug. Die Operation wurde um 1 Uhr heendigt, und ohngefaͤhr eine Stunde nachher verließ ich die Patlentin. In dieſem Falle iſt zu bemerken, daß die Einführung des Bluts keine temporäten widerwärtigen Symptome hervorbrachte, und dies ruͤhrte, wie ich glaube, von der außerordenttichen Lang⸗ ſamkeit her, mit welcher ich es injicirte; denn aus einigen Ver— ſuchen an Thieren, von welchen ich Augenzeuge war, bin ich be> wogen zu ſchließen, daß die ploͤtzliche und gewaltſame Injection des Bluts widerwaͤrtige Symptome hervorbringt, und, wenn das Thier außerordentlich erſchoͤpft iſt, die Thätigkeit des Herzens ganz . kann, falls die ſo gewaltſam injicirte Quantität groß ift, Ich habe oben geſagt, daß der Patientin von Zeit zu Zeit kleine Quantitäten Eigelb mit Branntwein gegeben worden wa— ren. Kurz vorher, ehe ich das Haus verließ, war dies alles ganz in demfelben Zuſtande, in welchem es verſchluckt worden war, aus dem Magen, nicht im geringſten Grade veraͤndert, ausgeworfen worden. Dieſer Umſtand bekraͤftigt meine Mei⸗ nung, daß in dieſen verzweifelten Faͤlen Nahrung nur von we— nig Nutzen iſt, da der Magen nicht die Kraft beſitzt, ſie zu aſſimiliren. Acht uhr Abends. — Es iſt eine ſehr behagliche Wärme auf der ganzen Oberfläche des Körpers vorhanden; der Puls ſchlägt 140 mal in der Minute, iſt regelmäßig, doch klein; das Geſicht der Patientin iſt munter, die Zunge rein und feucht, aber ihr Magen iſt fo reizbar, daß fie nichts bei ſich behält, ausge— nommen den mit Braufepulver verſetzten Trank. Sie klagt über Schmerz im Lauf der Vene, welcher ſogleich erleichtert wurde, als man das Pflaſter losmachte, welches etwas zu feſt um ihren Arm herumgelegt worden war. Zehn Uhr Abends. — Es iſt ganz derſelbe Zuſtand vorhan⸗ den, der Arm iſt ganz frei von Beſchwerde; ſie klagt uͤber ein wenig Schmerz im Uterus. Ich will nicht in das langweilige Detail der Symptome ein⸗ gehen, welche ſich an jedem einzelnen Tage zeigten, und habe die Freude zu ſagen, daß der Magen nach den erſten 24 Stun⸗ den ſtaͤrker wurde. Der Puls varürte während drei Tagen von 130 bis 140, doch zeigte ſich kein anderes uͤbeles Symptom, und obgleich mehrere vorhandene Umſtaͤnde geeignet waren, ihre Ge— neſung zu verzögern, wie ein ſehr unbequemes enges Zimmer, ein geräuſchvolles Haus, und Mangel an gehoͤriger Abwars tung, ſo war ſie doch am 7. Tage im Stande, ohngefaͤhr eine halbe Stunde lang aufrecht zu ſigen, und bei meinem Beſuch an dieſem Morgen (ohngefahr 12 Tage nach ihrer Entbindung) ſaß fie angekleidet im Bett. Ihr Puls ſchlaͤgt noch immer ziemlich beſtandig 100 mal in der Minute, und ſie iſt im Stande, ziem⸗ lich viel Nahrungsmittel zu ſich zu nehmen. Sie wird, wie ich glaube, nech beträchtliche Zeit brauchen, bevor ſie ihre Kraͤfte ganz wieder erhalt, da fie ſchon vor ihrer Niederkunft, durch Krankheit außerſt geſchwaͤcht war. Die Wunde am Arm iſt ganz geheilt. 5 0 Die Geneſung dieſer Patientin unter ſo vielen verzweifelten Umſtaͤnden hat mir ſehr viel Freude gemacht und meine Meinung noch mehr beſtarkt, daß die Transfuüſion des Bluts in verzweifel⸗ ten Fällen von Haͤmorrhagie nicht die wilde und eingebildete Ge⸗ 819 — ſtalt hat, welche Manche ihr fo gefliſſentlich zu geben verſucht haben. | : Miscellen. über die Vortheile der Ligatur und der Com⸗ preſſion in Fällen von vergifteten Wunden (154) hat Bouillaud der Académie de Médeeine zu Paris eine Ab⸗ handlung vorgeleſen, worin er, nachdem er mehrere Male Strych— nin in den Sberſchenkel verſchiedener Kaninchen injicirt hatte, durch feine Verſuche erwieſen hat: 1) daß eine hinlaͤnglich ſtarke Compreſſion auf die Wunde oder noch beſſer eine Ligatur über dieſer Wunde, welche feſt genug iſt, um die Gefäße zu compri⸗ miren, in allen Fällen die koͤdtlichen Wirkungen des Giftes ganz: lich verhindert. — 2) Daß ſelbſt da, wo in Folge der Einfuͤh⸗ rung der giftigen Subſtanz furchtbare Zufälle ſich entwickelt ha⸗ ben, und wo der Tod nahe zu ſeyn ſcheint, die Anlegung einer feften Ligatur hinreichend it, um alle Zufälle faſt plotzlich zu entfernen und das Thier ins Leben zuruͤckzurufen. — 3) Daß die Erleichterung, welche dieſe Ligatur hervorbringt, waͤhrend der ganzen Zeit fortdauert, wo man fie hinlaͤnglich feſt erhält, aber daß, wenn man nach einem Zwifhenraum, welchen Bouil⸗ laud bei feinen Verſuchen über 9 bis 10 Stunden hinaus ge⸗ bracht hat, die Ligatur locker macht, die Wirkungen des Giftes ſich mit ihrer ganzen Heftigkeit von neuem zeigen, und den Tod des Thiers hervorbringen. — 4) Das man jedoch alsdann dieſe toͤdtlichen Wirkungen mit der größten Leichtigkeit durch die Er⸗ neuerung der Ligatur noch hemmen kann. Bouillaud hat jo auf ſucceſſive Weiſe 5 bis 6 Mal Zufälle hervorgebracht und be⸗ ſeitigt, welche zuverlaͤſſig toͤdtlich ſeyn zu muͤſſen ſchienen. — Nachdem der Vf. an 6 Kaninchen mit Strychnin Verſuche ge⸗ macht, hat er Blauſaͤure angewendet, und dieſe Subſtanz auf ſucceſſive Weiſe unter die Haut einer eben ſo großen Anzahl die⸗ ſer Thiere eingebracht, hat hinſichtlich der erſtaunlichen Wirkſam⸗ keit der Ligatur zu denſelben Reſultaten geführt. Man hat be⸗ ſtaͤndig geſehen, daß dieſes fo einfache Verfahren die Zufaͤlle, ſie mochten ſo ſchwer ſeyn wie ſie wollten, und man mochte ſie in einer Periode anwenden, in welcher man wollte, vollkommen unterdrückte. — Die Schluͤſſe, welche Bouillaud hieraus zieht, ſind, daß man der Ligatur, da ſie ein aͤußerſt einfaches Mittel iſt, alle Vortheile zu erhalten, welche die Application des von Parry angerathenen Schroͤpfkopfs gewaͤhren kann, vor dieſem letztern den Vorzug geben muſſe, welcher faſt immer die Anwendung eines Inſtruments nothwendig macht, das man im Moment des Zufalls faſt niemals zu feiner Dispoſition hat. — Bei derſelben Gelegenheit hat Breſchet uͤber die Exhala⸗ -tiongart der giftigen in die thieriſche Okonomie eingeführten Subſtanzen folgendes mitgetheilt. Er hat Verſuche gemacht, bei welchen er ſich des Phosphors als derje⸗ nigen Subſtanz bediente, welche am meiſten fähig iſt, Zei⸗ chen von ihrer Gegenwart zu geben. Nachdem er einen gewiſſen Theil einer Phosphorſolution in die Venen eines Hundes einges ſpritzt hatte, hat er bald ganz deutlich wahrgenommen, — 820 daß diefe- Subſtanz durch die Naſenlöcher heraustrat. Be⸗ gierig zu ſehen, bis zu welchem Punkte es moͤglich ſeyn wuͤr⸗ de, den Phosphor von der Lunge abzuleiten, wenn man ihm in einem anderen Theile des Körpers einen freien Zutritt ver⸗ ſchaffte, hat er einen Schroͤpfkopf auf die entblößte Haut des Thieres applicirt. Sogleich hat ſich die Exhalation aus den Lun⸗ gen ungemein vermindert, und dagegen iſt der Schroͤpfkopf mit Jhosphor angefüllt worden. Die gefaͤßreichſten Oberflächen, die⸗ jenigen, welche aus dieſem Grunde die meiſte Ahnlichkeit mit der Lunge zeigen, ſind auch diejenigen, auf welchen der Verſuch am beſten gelingt. Die Gedaͤrme wuͤrden ſich daher am meiſten zu dieſem Verſuche eignen, wenn ihre Oberfläche ausgedehnt genug waͤre, um die Application eines Schroͤpfkopfs zu geſtatten. Da an dem Verdauungskanal blos der Magen hinlänglich große Di⸗ menſionen zeigt, ſo hat er dieſen gewaͤhlt, und die Application des Schroͤpfköpfs auf dieſen Theil hat ein ploͤtzliches Aufhoͤren der Exhalation aus den Lungen bewirkt, und allen Phosphor nach dem Theil hin gezogen, auf welchem man den luftleeren Raum gemacht hatte. y Ueber die Diät bei Pabes mesenterica, Wir wiſſen nichts über die Wirkungsart der Gekroͤsdruͤſen, aber wir ſind durch Erfahrung belehrt, daß, wenn ſie krankhaft veraͤn⸗ dert werden, Abmagerung und Atrophie erfolgt. Die Diaͤtvor⸗ ſchriſten, welche D. Paris in ſeiner Schrift on Diet giebt, find nicht aus theoretiſchen Anſichten abgeleitet, ſondern beruhen ausſchließlich auf der Baſis der Erfahrung. Er hat in Faͤllen, wo die glandulae mesentericae ergriffen waren, immer ge⸗ funden, daß vegetabiliſche Diaͤt nachtheilig war, waͤhrend aus⸗ ſchließlich animaliſche ſich wohlthaͤtig erwies. Doch ſollte, um die⸗ ſes Reſultat herbeizufuͤhren, nicht viel auf einmal und immer weniger als der Appetit wuͤnſcht, gegeſſen, aber öftere Mahl⸗ zeiten gehalten werden; aber allmaͤhlig muͤſſen auch die Zwiſchen⸗ räume zwiſchen dieſen langer werden. Auf dieſe Weiſe beſorgen die abſorbirende Gefaͤße ihre Funktion mit groͤßerer Schnelligkeit und Thaͤtigkeit. Es halt nur oft ſchwer, über die Angſt und Zaͤrtlich⸗ keit der Anverwardten zu ſiegen, welche meinen, daß der Hun⸗ ger des Patienten geſtillt werden muͤſſe. — Der Magen ver⸗ liert in dieſen Krankheiten ſelten ſeine Kraft, und man hat we⸗ niger für leicht verdauliche Speiſen, als für recht naͤhrende zu forgen. — D. Paris gedenkt eines Patienten von dieſer Art, welchem der Genuß von thieriſchem Fett beſonders gut bekam; und er hat zuweilen ein inſtinktartiges Verlangen nach recht concentrirt naͤhrenden Subſtanzen beobachtet, ohne daß der Ge⸗ nuß derſelben die uͤblen Wirkungen nach ſich zog, welche bei ein⸗ fachen dyspeptiſchen Krankheiten nicht ausgeblieben ſeyn wuͤrden. Acidum pyrolignosum (vgl. Notiz. Nr. 160. S. 95.) wird von Amerika aus gegen Sphacelus empfohlen. Fo⸗ mentationen, von einem Theil Holzeſſig mit 6 Theilen Waſſer, haben ſich bei dem fphacelöfen Zuſtande des Mittelfleiſches, des Scrotum ꝛc., welcher ſich nicht ſelten bei incontinentia urinae einſtellt, ſehr heilſam bewieſen. Es erhoben ſich Granulationen, und die abgeftorbenen Theile wurden abgeſtoßen. 305 * Bibliographiſche Botanographie élémentaire ou Principes de botanique, d'a- natomie et de physiologie végétale, contenant la de- scription des organes des plantes, la definition des termes usites en botanique, une theorie nouvelle sur anatomie et la physiologie vegetale, Part de decrire les plantes, l’expose des méthodes les plus employdes en botanique et la description des familles naturelles. Par Th. Lestiboudois. Tome 1. à Lille. 1826. 8. Neuigkeiten. A Lecture delivered at the Opening of the meflical De- partment of the Columhian College, in the District of Columbia 1825. By Thomas Lewall, Prof. of Anat, and Physiol. Washington 1825. (Giebt ein erfreuliches Gemaͤlde von dem Fortſchreiten der medieiniſchen Wiſſenſchaft und Literatur in den vereinigten Staaten.) 1 A Treatise on the Physical and Medical Treatment of Children by William P. Dewees M. D. Philadelphia 1825. 8. * — — —— 3 dem Gebiete der Dr aus Ratur⸗ und Heilkunde. Nro. 507. 1 5 (Nr. 21. des XIV. Bandes.) Auguſt 1820. Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. In Commiſſion, bei dem Kön, Preuß. Graͤnz⸗Poſtamte zu Erfurt, der Koͤnigl. Saͤchſ. Zeitungs⸗Expeditiou u Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u. Taxiſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. t ’ 1 . e Bandes, von 24 Bogen, 2 Kthlr. oder 3 Fl. 36 Kr. des einzelnen Stuͤckes 3 ggl. Natur k u Beſchreibung eines Ausbruches des Vulkanes Jorullo in Mexico (155). Vom Baron Alexander v. Humboldt.“ Oeſtlich vom Pik des Sancitaro entſtand der Vul— kan Jorullo (Xorullo oder Juruyo) in der Nacht des 29. Septembers 1759. Herr Bonpland und ich erreichten den Crater dieſes Vulkans am ı9, Septem⸗ ber 1803. Die große Cataſtrophe, bei welcher ſich dies fer Berg aus der Erde erhob, und durch welche eine große Strecke Landes ihr Ausſehn gaͤnzlich veraͤnderte, iſt vielleicht eine der außerordentlichſten phyſiſchen Re volutionen in den Geſchichtsannalen unſeres Planeten. Die Geblogie kennt kein Beiſpiel, daß aus der Mitte von 1000 kleinen brennenden Kegeln ein Berg aus Schlacken und Aſche und 517 Metres oder 1695 Fuß hoch (naͤmlich mit dem Niveau der alten benachbarten Ebenen verglichen) ſich erhoben habe; und dies im ns nern eines Feſtlandes, 36 Leguas entfernt von der Mee— reskuͤſte und mehr als 42 Leguas von jedem andern brennenden Vulkan entfernt. En Eine große Ebene breitet fih von den Bergen Aguaſarco's bis an die Dörfer Teipa und Petatlan aus, die beide wegen ihrer ſchoͤnen Baumwollenpflanzungen gleich berühmt ſind. Dieſe Ebene zwiſchen dem Picas dos del Mortero und dem Cerros de las Cuevas y de Cuiche liegt 750 bis 300 Meters oder 2460 bis 2624 Fus uͤber dem Meeresſpiegel. In der Mitte eines andſtriches, in welchem Porphyr mit einer Baſis von Gruͤnſtein vorherrſcht, erſcheinen baſaltiſche Kegel, deren pitzen mit immergruͤnenden Eichen, mit einer Belau— ng wie Lorbeer - und Olivenbaͤume gekroͤnt und mit inen Palnten, mit faͤcherfoͤrmigen Blaͤttern, untermiſcht ind. Dieſe ſchoͤne Vegetation bildet mit der unfrucht⸗ aren Ebene, deren Vegetation durch vulkaniſches Feuer derwüͤſtet wurde, einen merkwuͤrdigen Contraſt. Bis gegen die Mitte des 18. Jahrhunderts war das Land zwiſchen den beiden Baͤchen Cuitamba und S. pr. Landes⸗Induſtrie⸗ Comptoir. 1 .de. San Pedro mit Zuckerrohr und Indigo bebaut. Die urbaren Felder wurden von Baſaltgebirgen eingeſchloſſen, deren Struktur anzuzeigen ſcheint, daß dieſes ganze Land in ſehr alten Zeiten ſchon mehrmals vulkaniſche Con⸗ vulfionen erlitten habe. Dieſe Felder waren durch Kunſt bewaͤſſert und gehoͤrten zum Gebiete des San Pedro de Jorullo, eines der maͤchtigſten und reich⸗ ſten Männer des Landes. Im Monat Juni 1759 wurde ein unterirdiſches Getoͤſe vernommen. Dieſer dumpfe aͤußerſt beunruhigende Donner (bramidos) war von Häufigem Erdbeben begleitet, welches zur größten Beſtuͤrzung der Bewohner der Pflanzung 50 bis 60 Tage lang ununterbrochen fortdauerte. Mit dem Ans fange des Septembers ſchien alles die voͤllige Wieder— herſtellung der Ruhe anzudeuten, als in der Nacht zwi— ſchen dem 28. und 29. das ſchreckliche unterirdiſche Ges töfe wieder begann. Die erſchrocknen Indianer - flüch: teten ſich auf die Gebirge von Aguaſarco. Ein Bar; desſtrich von 3 bis 4 O Meilen Umfang, welcher den Namen Malpays fuͤhrte, erhob ſich in Geſtalt einer Blaſe. Die Graͤnzen dieſer Convulſion find noch immer an den zerbrochenen Gebirgsſchichten erkennbar. Det Malpays iſt an ſeinem Rande nur 39 Fuß hoch uͤber das alte Niveau der Ebene, Playas de Jorullo genannt, empor gehoben worden, aber die Convexitaͤt ſeines Bo— dens nimmt gegen den Mittelpunkt hin bis zu einer Hoͤhe von 524 Fuß zu. 7 Diejenigen, welche dieſer großen Cataſtrophe vom Gipfel des Aguaſarco mit zugeſehen haben, verſichern, daß, in dem Umfang von mehr als + U Meile, Flam⸗ men ausgebrochen, daß gluͤhende Felsſtuͤcken in er— ſtaunliche Höhe empor geſchleudert worden ſeyen, und daß man durch die dicke Aſchenwolke, welche durch das vulkaniſche Feuer erleuchtet wurde, die erweichte Ober flaͤche der Erde, gleich der erregten See wallen ſah. Die Flüßchen Cuitamba und San Pedro ergoſſen ſich in die brennenden Schluͤnde. Die Zerſetzung des Wafs ſers trug noch zur Verſtaͤrkung der Flammen bei, welche in der Stadt Pascuaro geſehen werden konnten, obgleich 21 323 9 4 4 9 dieſe Stadt auf einer ſehr ausgebreiteten Flaͤche liegt, 1400 Meters oder 4592 Fuß uͤber der Ebene von las Playas de Jorullo. Die Auswuͤrfe von Schlamm und befonders von Thon, welche Kugeln von zerſetzten Baſalten in concentriſchen Schichten einhüllten, ſeh einen anzuzeigen, daß unterirdiſche Gewaͤſſer keinen kleinen Antheil an der Hervorbringung dieſer außerordentlichen Revolution gehabt haben mögen. Tauſende kleiner Ke— gel von 2 bis 3 Meter (6,5 bis 9,9 Fuß Hoͤhe), von den Eingebornen hornitos (Oefen) genannt, ragten auf dem Malpays hervor; wiewohl feit den letzten 15 Jah- rem, nach dem Zeugniß der Indianer, die Hitze dieſer vulkaniſchen Oefen eine große Abnahme erfahren hatte, ſo ſah ich doch das e bis auf 202° F. ſteiß gen, wenn es in die Spalte waͤſſerigen Dunſt aushauchten. Jeder kleine Kegel iſt eine Eſſe, aus welcher ein dicker Dampf 10 bis 15 Moter hoch aufſteigt. In vielen derſelben hört man ein unterirdiſches Getoͤſe, welches die Naͤhe einer kochen⸗ den Fluͤſſigkeit verkuͤndigt. > Mitten unter dieſen Oefen erheben fich aus einem Schlunde, deſſen Richtung von N. N. O. nach S. S. W. geht, 6 große Maſſen, jede 4 bis 500 Meters hoch über das alte Niveau der Ebenen. Dies iſt eine Er— ſcheinung des Montenovo zu Neapel, nur mehrmals wiederholt in einer Reihe von vulkaniſchen Bergen. Die hoͤchſte dieſer ungeheuren Maſſen, welche einige Aehnlichkeit mit dem Pays de l' Auvergne hat, iſt der große Vulkan Jorullo. Er brennt beſtaͤndig und hat an der Nordſeite eine unermeßliche Quantitat ver⸗ ſchlackter und baſaltiſcher Laven, welche Bruchſtuͤcke von Urgebirgsarten enthalten, ausgeworfen. Dieſe großen Ausbrüche des mittlern Vulkans dauerten bis zum Jahr 1760. In den folgenden Jahren wurden ſie allmaͤhlich weniger häufig... Die Indianer fuͤrchteten ſich vor dem ſchrecklichen Getoͤſe des neuen Vulkans und verließen anfangs alle Doͤrfer im Umfang und bis auf eine Ent⸗ fernung von 7 bis 8 Leguas von den Playas de Jorullo. Sie wurden indeſſen mit dieſem ſchrecklichen Schauſpiel allmaͤhlich durch die Gewohnheit vertraut, und nachdem ſie in ihre Huͤtten zuruͤckgekehrt waren, begaben ſie ſich auf die Berge Aguaſarco und Santa Ines, um die Feuer— ſtroͤme, zu bewundern, welche aus einer unendlichen Menge großer und kleiner vulkaniſcher Oeffnungen aus; geworfen wurden. Die Daͤcher der Haͤuſer von Quere: taro wurden in einer geraden Entfernung von mehr als 48 Leguas vom Schauplatze der Erplofion mit Aſche bes deckt. Obgleich jetzt. das unterirdiſche Feuer nicht mehr heftig zu ſeyn ſcheint *), und ſowohl der Malpays, als der große Vulkan ſich mit Pflanzen zu bedecken anfan⸗ gen, fanden wir doch die umgebende Luft durch dieſe ) Wir fanden auf dem Boden des Kraters 116, 130 und 1390 F. Wir gingen uͤber Spalten, aus welchem Schwefel⸗ dunſt hervortrat und in welchen das Thermometer bis auf 185% F. ſtieg. Der Weg über dieſe Spalten und über, die Schlackenhaufen, welche bedeutende Schluchten verdecken, macht das Hinabſteigen in den Krater ſehr gefaͤhrlich. geſenkt wurde, welche einen zen den Kamm der Cordilleren von Ana \ wor 24 kleinen Oefen (hornites) fo ſehr erhitzt, daß das Ther⸗ mometer in großem Abſtande von der Oberflaͤche und im Schatten auf 109 F. ſtieg. Dieſer Umſtand ſcheint zu beweiſen, daß die Erzählungen einiger alten India⸗ e c den pech A 76 vielen J ren „ nach dem erſten Ausbruch, die 2 von Jorullo ſelbſt in großer Entfernung vom Scha platze der Exploſion, wegen der außerordentlichen Hitze, die in ihnen herrſchte, unbewohnbar waren. ? Dem Reiſenden werden noch immer bei Cerro de Santa Ines, die Fluͤſſe Euitamba und San Pedro ges zeigt, deren klare Gewaͤſſer ſonſt die Zuckerrohr-Pflan⸗ zung des Don André Pimentel befeuchteten. Dieſe Fluͤſſe Ae in der Nacht des 29. Septembers 1759; aber in einer Entfernung von 2000 Meters (6501 Fuß) weiter nach Weſten und in dem Striche, welcher der Schauplatz der Convulſion war, ſieht man jetzt durch das thonige Gewoͤlbe der hornitos zwei Fluͤſſe hervorbrechen, die das Ausſehen von Mineral: waͤſſern haben und in welchen das Thermometer auf 1268 F. flieg. Die Indianer legen ihnen noch immer die Namen San Pedro und Cuitamba bei, weil man in verſchiedenen Theilen des Malpays hoͤren kann, daß große Waſſermaſſen in der Richtung von Oſten nach Weſten von den Gebirgen Santa Ines nach der Pflan— zung de la Preſentacion ſich fortwaͤlzen. In der Naͤhe dieſes Wohnſitzes befindet ſich ein Bach, welcher Schwer felwaſſerſtoff ausgiebt. Er iſt über 27 Fuß breit und die ſtaͤrkſte ſchwefelhaltige Quelle, welche ich jemals ges ſehen habe. Die Lage des neuen Vulkans Jorullo giebt zu einer ſehr intereſſanten geologiſchen Bemerkung Veran— laſſung. In Neu- Spanien giebt es eine Parallelreihe ſehr großer Hoͤhen oder eine ſchmale Zone zwiſchen 189 59° und 19“ 12“ der Breite, in welcher alle Berg: ſpitzen von Anahuac liegen, welche uber die Region des ewigen Schnee's hinausreichen. Dieſe Bergſpitzen ſind entweder Vulkane, welche noch immer brennen, oder Berge, welche wegen ihrer Geſtalt, wie auch wegen ihrer geologiſchen Beſchaffenheit aller Wahrſcheinlichkeit nach ſonſt unterirdiſche Feuer enthalten haben. Wenn man von der Kuͤſte des Atlantiſchen Meeres landeinwaͤrts ſchreitet, fin— det man in der Richtung von Oſten nach Weſten den Pik von Orizaba, die zwei Vulkane von La Puebla, den Nevada de Toluca, den Pik von Tancitaro und den Vulkan von Colima. Statt daß dieſe Fi Bergfpizs uac bilden und ihrer Richtung, naͤmlich von Suͤdoſt nach Nordweſt, folgen ſollten, liegen ſie vielmehr in einer Linie, welche ſenkrecht auf der Axe der großen Gebirgskette ſteht. Es verdient ohne Zweifel bemerkt zu werden, daß im Jahr 1759 der neue Vulkan Jorullo in die Forts fetzung derſelben Linie und in die naͤmliche Parallelreihe mit den alten mexikaniſchen Vulkanen fiel. Sechs große Maſſen ſind aus der Erde hervorgeſtiegen und zwar in einer Linie, welche durch die Ebene von Cerro de las Cuevas nach 325 dem Picacho del Mortero laͤuft. Si liegen auch die bocche nove des Veſuvs, nämlich längs der Fortſetzung der Kluft. Berechtigen uns dieſe Analogien nicht, anzus nehmen, daß in dieſem Theile von Mexiko in großer Tiefe im Innern der Erde eine Kluft exiſtire, in der Richtung von O. nach W. und in der Länge von 157 Leguas, laͤngs welcher das vulkaniſche Feuer, durch die innere Rinde der Porphyrlager durchbrechend, zu ver— ſchiedenen Epochen vom mexikaniſchen Meerbuſen bis zum ſtillen Meer hin zum Vorſchein gekommen iſt? Erſtreckt ſich vielleicht dieſe Kluft bis zu der kleinen In— ſelgruppe, welche Herr Collnet den Archipel von Re— villagagedo genannt hat, und um welchen herum in demſelben Parallelkreis mit den mexikaniſchen Vulkanen ſchwimmender Bimſtein angetroffen worden iſt? Die— jenigen Naturforſcher, welche einen Unterſchied machen zwiſchen den Thatſachen, welche uns von der beſchreiben— den Geologie geliefert werden, und zwiſchen den theore— tiſchen Traͤumereien über den primitiven Zuſtand unſeres Planeten, werden uns dieſe allgemeinen Bemerkungen über die allgemeine Flaͤche von Neu- Spanien, vers zeihen. Außerdem befinden ſich vom See Cuiſeo, welcher mit ſalzſaurem Natron geſaͤttigt iſt, und Schwefelwaffer: ſtoffgas aushaucht, bis zur Stadt Valladolid auf einer Flaͤche von 48 O Leguas eine große Menge heißer Quel⸗ len, welche gemeiniglich nur Salzſaͤure, ohne eine Spur von ſchwefelſauren Erden oder Metallſalzen enthalten. Dahin gehoͤren die Mineralwaͤſſer von Chucandiro, Cuinche, San Sebaſtian und San Juan Tararamco. Miscellen. 5 Die Annehmlichkeiten des tropiſchen Klima's ſchildert das Edinburger Review folgen: dermaßen: Inſekten ſind der Fluch dieſer Klimate. Die bete rouge legt den Grund zu abſcheulichen Geſchwuͤ— ren. In einem Augenblick iſt man mit Maden be— deckt. Chigues bohren ſich in eure Haut, und bruͤten in wenig Stunden eine ganze Colonie von Jungen aus. Dieſe wollen nun nicht zuſammen leben, jedes erzeugt ein beſonderes Geſchwuͤr und lebt von feinem eignen Eiterſtoff. Fliegen dringen euch in die Ohren, Augen und Naſe. Ihr eßt, trinkt und athmet Fliegen. Ei— dechſen, Baſilisken und Schlangen kriechen in euer Bett, — Ameiſen zerfreſſen die Buͤcher — Scorpionen ſtechen euch in die Fuͤße — — uͤberall Biſſe, Stiche, Beulen — jede Secunde werdet ihr von Thieren ver— wundet, die bis jetzt niemand geſehen, als Swam- merdam und die Merian. Ein Inſekt mit 11. Bei⸗ nen ſchwimmt in eurer Theetaſſe, — ein noch unbeſchriebe— nes mit neun Fluͤgeln arbeitet in eurem Duͤnnbier, oder ein Schmetterling mit einigen Dutzend Augen am Baus che laͤuft Über das Brod oder die Butter. Die ganze Natur lebt, und ſcheint alles, was von Inſekten auf ter dieſem Namen verſtanden wird, - 826 ihr lebt, verſammelt zu haben, um euch aus eurem Rocke, eurer Weſte und Beinkleidern heraus zu freſſen. Dies ſind die Tropengegenden. Wohl uns, daß wir in England leben. ꝛc. 7999 Ueber die Benennung Oistros oder Oestron und das Inſekt, welches eigentlich "uns hat Hr. Bracy Clark, dieſer durch. feine früheren Unterſuchungen über die Oestrus - Larven vortheilhaft bekannte Beterinärs. Arzt zu London, der Linnean Society eine Abhands, lung überreicht, in welcher behauptet wird, daß der Oestrus Linn, und nicht Tabanus, wie Hr. W. Mar Leay behauptet, der wirkliche Oestrus der Griechen und Asilus der Roͤmer fey. Ueber den Hippopotamus erzaͤhlt Hr. Cait. laud in ſeinem Voyage a Meroé unter andern: Drei Hippopotame folgten am 21. Juni in der Naͤhe von Kourdkeyleh der Barke, indem ſie bruͤllten. Bis dahin hatte ich nur welche von ſchwarzer Farbe geſehen; eins von den dreien hatte eine gelbe Haut: vielleicht eine unbekannte Varietaͤt, denn während der Dauer der Reiſe habe ich nur zwei von dieſer Farbe geſehen. Die Eingebornen nennen es Bajar el-hahar (Waſſerochſe). Sein Bruͤllen gleicht dem des Ochſen, iſt aber ſchaͤrfer. — Man hat kein Beiſpiel, daß fie Menſchen angefallen ha: ben. Sie kommen aufs Land und verzehren oft die Erndte eines ganzen Feldes. Feuer und Lärm vertrei⸗ ben ſie. Käfer, welche von den alten Aethiopiern und Aegyptiern zum Theil verehrt wurden (z. B. scarabaeus sacer), werden noch jetzt in Afrika als Amulete getra⸗ gen. Caillaud erzählt im 2. Bande feiner Voyage a Meroé et au Fleuve blanc Vol, 2 p. 406, daß er bei vielen gefangnen Frauen Halsbänder bemerkt habe, an welchen ein „honkoneh“ hing ein Käfer mit harten Fluͤgeldecken, dem Kopf und Füße abgeriſſen was ren, und der an einer ledernen Schnur getragen wurde. Hinſichtlich der Witterung in der Oaſe von Siwah erzählt Caillaud vol. 1 pag. 86, daß im Winter die Nordwinde beftändig vorherrſchen; im Monat Januar und Februar find Regen gewohnlich. Der Kham- sim oder heiße Wind kemmt im Sommer von Suͤd-Suͤd⸗ Oſt. Das Mittel der waͤhrend 12 Tagen im December an— geſtellten barometeriſchen Beobachtungen war Morgens zwi ſchen 7 und 8 Uhr 766 miu, 38; Mittags 1 Uhr 766 wil, 21 und zwiſchen 4 und 5 Uhr Nachmittags 765 min, 56, Das hundertgradige Thermometer war indeſſen 219, 77. (Der mittlere Barometerſtand um Mittagszeit wuͤrde ein betraͤchtliches Sinken unter das mittlere Niveau des mittländifchen Meeres anzeigen, ein Niveau, wo das Barometer fi auf ungefähr 765 Millimeter halt. 21 * 327 — 9 gi i \ b “f N u in n D d ö e. ir TE 6 1 — — Bemerkungen über: den Mechanismus der Urin⸗ exeretion (156). 7 nc 10 201 Von Amufſat. In dem: gewöhnlichen: Zuſtande neigt ſich der Rumpf, damit die Urinexcretion leicht von Statten gehe, nach vorn, um die Bauchmuskeln zu erſchlaffen, und die Krümmung der Lendengegend zu verkleinern. Das diaphragma zieht ſich, unterſtuͤtzt von der Thaͤtigkeit der Lungen, zuſammen, dieſe Organe füllen fi mit Luft an, um die Thaͤtigkeit dieſes Muskels zu unterſtuͤtzen; denn wenn- ein Menſch aufrecht ſteht, ſo werden die Baucheingeweide durch das diaphragma gegen die hintere Fläche der vorderen Wand des Ab domen geſchoben; dieſe reagirt und haͤlt dieſe Eingeweide zuſammen und an die Wirbelſaͤule an. In dieſem Zuſtande koͤnnen fie nicht ſehr auf die Eingeweide des Beckens druͤcken, und damit ihre Schwerkraft in dieſe Hoͤhle faͤllt, iſt die Beugung des Rumpfs nach vorn durchaus nothwendig. Bei der tympanitis koͤnnen die Gedaͤrme, trotz der Beugung des Rumpfs, wegen der Gaſe, welche ſie enthalten, und wegen der Ausdehnung der Muskeln nicht herabſteigen. Auch bemerkt man, daß in dieſem Fall die Urinexcretion, trotz der Anſtren⸗ gungen der Kranken oft unmöglich if, Man iſt dann gezwun⸗ gen zu catheteriſiren, und dies iſt mir mehreremale begegnet. Im gewöhnlichen Zuſtande werden, wenn der Rumpf nach vorn gebeugt iſt, die Eingeweide durch die vereinte Thaͤtigkeit des diaphragma und der Bauchmuskeln nach unten geſchoben. Die Gedaͤrme ſchieben ſich da laͤngs der hinteren Fläche der vor— deren Wand des Abdomen auf die hintere Flaͤche der Blaſe, ſtei⸗ gen in das Becken herab, und comprimiren dieſes Organ ſtufen⸗ weiſe von oben nach unten und von hinten nach vorn, wie ſich begreifen läßt, wenn man der Art, wie das peritonaeum fi) verhält, da wo es von der vorderen Wand des Abdomen zu der Blaſe geht, der ſchiefen Lage dieſes Organs und ſeiner Form gedenkt, die ganz anders iſt, als diejenige, welche man ihr durch das Aufblaſen giebt. Der untere Theil der Blaſe wird auch comprimirt, und zwar bei den Mannsperſonen durch das rectum, und bei den Frauenzimmern durch die vagina. Dieſe Organe ſind von dem mus. levator ani unterſtuͤtzt, fo daß die Blaſe oben, hinten und unten von weichen Organen comprimirt wird; nach vorn hingegen ſtuͤtzt fie ſich an reſiſtirende Theile: dieſe find die sy m. sis und die ossa pubis. In derſelben Richtung und auf den Seiten iſt fie auch von den musculi obturatores interni und von dem m. levator ani unterſtuͤtzt. Auch bemerkt man, daß die Blaſe, wenn fie ganz leer iſt, an der symphysis an⸗ liegt und von hinten nach vorn abgeplattet iſt. Außer dieſem aͤußerlichen Druck, welcher in allen Richtun⸗ gen ſtatt findet, hat die Blaſe in ihren Waͤnden eine von dem Willen unabhaͤngige Muskelkraft, welche die darin enthaltene Fluͤſſigkeit faſt unmittelbar comprimirt. Dieſe Kraft hat ihren Sitz in der ſehr deutlich erkennbaren Muskellage, welche offenbar Gontractilität beſitzt. Um ſich davon zu Überzeugen, braucht man nur die Blaſe eines lebenden Thieres bloszulegen. Es ſcheint, daß die Blaſe, um ſich der in ihr enthalte⸗ nen Fluͤſſigkeit zu entledigen, zwei Kräfte noͤthig habe, d. h. eine äußerliche Compreſſion vermittelſt der fie umgebenden Organe und eine ſtarke Compreſſion, welche in ihren Waͤnden ihren Sitz hat; denn wenn eine dieſer beiden Kraͤfte fehlt, ſo kann die Urin⸗ excretion nicht von Statten gehn, wie die Laͤhmung der Blaſe für den einen Fall und die tympanitis für den anderen beweiſen. Es ſcheint daher, daß der sphincter vesicae nur durch die Thaͤtigkeit der Muskelfaſern dieſes Organs erſchlafft wird. Dieſe Faſern, d. h. die longitudinalen contrahiren ſich von der Harn⸗ roͤhrenoͤffnung der Blaſe auf die Peripherie des Organs; die kreis⸗ foͤrmigen Faſern tragen auch zur Erweiterung des sphineter bei, dadurch, daß fie ſich in einer wurmfoͤrmigen Bewegung von der Spitze nach der Baſis hin zuſammenziehe n Die Veränderungen der urethra wahrend des 1 verdienen viel Aufmerkſamkeit. Erſtens wird die Prostata N folglich der Anfang der urethra ein wenig niedergedruͤckt. Die Oberſchenkel werden auseinander geſpreizt, um das pexinaeum ſich ausbreiten zu laſſen, und den musc. levatores ani, den Muskeln des perinaeum und vorzüglich den Muskeln der ure- thra mehr Breite zu geben. Der penis wird in die Höhe ger hoben und bisweilen ein wenig verlaͤngert, damit die Falten des Kanals verſchwinden und derſelbe gerade wird. Dies fuͤhrt man inſtinktmäßig aus, wenn man von dem Beduͤrfniß des Harnens gedrängt wird. 153115 Die urethra iſt bei der Urinexcretion fo lange unthaͤtig, als nicht genug Fluͤſſigkeit mehr in der Blaſe vorhanden iſt, um diejenige Portion fortzutreiben, welche in dem Kanal ſich befin⸗ det. Aber dann zieht ſich die urethra, um ſich des Urins zu entledigen, welcher noch in ihr iſt, von dem sphincter an bis zu dem ſpongioſen Gewebe zuſammen, d. h. die zwei lobi der prostata werden durch die Faſern einander genähert, welche fie einhuͤllen, und die Faſern der pars membranacea fahren dann fort den Urin fortzutreiben. Nun kommt der Urin an einen Punkt des Kanals, welcher keine Muskelfaſern hat, aber dieſem Punkt gegenüber befindet ſich der muse. bulho- cavernosus, welcher ihre Stelle vertritt, und ſich ſogar mit ſo viel Kraft zuſammenzieht, daß er den Urin nicht blos aus derjenigen Por⸗ tion des Kanals forttreibt, auf welche er unmittelbar wirkt, ſon⸗ dern auch aus derjenigen, welche vor ihr iſt. Es geſchieht jedoch bisweilen, daß ſich Urintroͤpfchen an der Endigung dieſes Muskels, d. h. unten an der Mitte des penis verhalten, und daß man dann gezwungen iſt, ihn zu druͤcken und zu ſchuͤtteln, um dieſe Troͤpfchen herausfallen zu laſſen. Das, was ich eben geſagt habe, beobachtet man vorzuͤglich bei Greifen, weil bei ihnen der musc, bulbo- cavernosus ſeine Kraft verloren hat. Dies iſt der Muskel, welcher den Strahl des Urins momentan unterbricht, oder noch beſſer, wel⸗ cher ihn durch die Abplattung des Kanals vermittelſt ſeiner Con⸗ traction in zwei Hälften theilt. Jedoch kann dies erſt geſchehen, nachdem die Abdominalcompreſſion aufgehoͤrt hat. Die Contra⸗ etion der Blaſe iſt nicht unter dem Einfluß des Willens, weil man fie nur durch den Äußeren Druck hervorbringen kann, und weil folglich, ſobald dieſer ganz aufhoͤrt, faſt ſogleich die Con⸗ traction nicht mehr ſtatt findet. F Aus dem, was ich eben gefagt habe, darf man nicht ſchlie⸗ ßen, daß der musc. bulbo- cavernosus ganz allein die Urinex⸗ cretion unterbreche, denn dieſe Unterbrechung kann auch bei den Frauenzimmern ſtatt finden, obgleich dieſer Muskel bei ihnen nicht vorhanden iſt. x Nach dem Urinlaſſen empfindet man ſehr oft, vorzüglich in den kalten Jahreszeiten einen Schauer, ja bisweilen eine Art von Zittern, welches durch die Entziehung des Waͤrmeſtoffs, den dieſe Fluͤſſigkeit enthält, und durch den leichteren Eintritt des Bluts in dieſem Punkt verurſacht wird. Br Wenn in der urethra ein Hinderniß vorhanden ift, fo geht nothwendigerweiſe eine große Veränderung in der Urinexcre⸗ tion vor. In dem gewoͤhnlichen Zuſtande geht, ſobald der Blaſenhals den Contractionen dieſes Organs nachgiebt, und die darin enthal⸗ tene Fluͤſſigkeit durch ſich hindurchgehen laͤßt, der Urin fort, ohne weder von Seiten der Muskeln noch von Seiten der Blaſe neue Anſtrengungen zu erfordern. In dem Fall hingegen, wo der verengte Kanal an einem ſeiner Punkte das Urinlaſſen hindert, muͤſſen dieſelben Organe weit größere und ſtaͤrkere Kraͤfte ans wenden, um dieſes Hinderniß zu beſiegen. 1 329 In dieſem Fall iſt die Stellung des Rumpfs und der Slie⸗ der, um dieſe andern Anſtrengungen zu begünftigen, ganz anders. Der Rumpf iſt ſtark nach vorn gebeugt, die Oberſchenkel find auseinandergeſpreitzt und ſogar auf die Unterſchenkel gebeugt, wie beim Stuhlgange. In dieſer Stellung ſchieben die gleichzeitigen Contraccionen des diaphragma und der Bauchmuskeln die Bauch⸗ eingeweide mehr direct nach unten und nach hinten, und compri⸗ miren folglich die Blaſe weit mehr, während die musculi leva- tores ani die hintere Portion dieſes Organs mehr in die Höhe eben, 4 um die Kraft aller dieſer Muskeln noch mehr zu verſtaͤrken, ſtuͤtzt fi) der Kranke auf feine, obern Extremitaͤten und macht lange Inſpirationen. Das Geſicht ſchwillt an, alle Venen des Körpers ſtrotzen, vorzuͤglich die des penis, welcher dann in den Zuſtand von halber Erection tritt. Die Eichel wird ſehr dunkelblau. Wenn der von der Verengung dem Urinlaſſen entgegenge⸗ ſtellte Widerſtand beſiegt iſt, ſo geht dieſe Fluͤſſigkeit tropfenweiſe, und bald in einem fadenförmigen, oft aber in zwei Theile ges theilten Strahle fort, welcher um ſo duͤnner wird, je kleiner die ffnung der Verengung iſt. Ze älter die Verengung des Kanals iſt, werden die Schwierigkeiten des Harnens ſeyn; denn da die meiſten Hinderniſſe durch eine Wulſt der verhaͤrteten Schleim⸗ membran der Harnroͤhre gebildet werden, welche einen Theil der Peripherie oder die ganze Peripherie dieſes Kanals einnimmt, ſo werden dieſe halbkreisfoͤrmigen Wuͤlſte jedesmal, wenn die An⸗ ſtrengungen zum Harnen wiederholt werden, durch die Harnſaͤule, welche aus der Blaſe kommt, vorwaͤrtsgeſchoben, und bilden "Ars ten von coniſchen Klappen, deren nach vorn gerichtete Spitze ſich immer zu verengen ſtrebt. Da diejenige Portion der urethra, welche hinter dem Hin⸗ derniß liegt, von dem aus der Blaſe fortgetriebenen Urin unaufs hoͤrlich ausgedehnt wird, welcher nicht wie im gewoͤhnlichen Zus‘ ſtande ausſtroͤmen kann, fo entzündet fie ſich leicht, und fecernirt, viel mukoͤſe Feuchtigkeiten, welche gewöhnlich eine Art von Pfropf bilden, der, indem er die Offnung der Verengung verſtopft, in . immer die unmittelbare Urſache der Urinverhal⸗ tung iſt. 9 Niemals iſt der Kanal ganz obliterirt; ich kenne kein aus thentiſches Beiſpiel hiervon, und an zwei pathologiſchen Praͤpa⸗ raten, welche oberflächlich unterſucht und für vollkommene Obli— terationen gehalten worden waren, habe ich den wahren Kanal, Es folgt hieraus, daß die Continuitaͤt des Kanals gefunden. 8 vorhanden iſt, doch iſt er an einem Punkte ſo eng, daß es faſt unmöglich, wird, mit irgend einem Inſtrumente die Offnung zu finden, ohne die urethra zu zerreißen. Hingegen wird, wie betrachtlich auch die Verengerung ſeyn mag, eine von vorn nach hinten eingebrachte Fluͤſſigkeit in das kleine Loch eindringen, daſ— felbe erweitern, den Pfropf von mukoͤſen Feuchtigkeiten, welcher dahinter iſt, zurüͤckſchieben, und dem Urin geftatten, faſt eben fo gut auszuſtroͤmen, als vor der Urinverhaltung. Ich würde zur Unterftügung meiner Meinung das anfuͤh— ren koͤnnen, was inſtinktmaͤßig alle von Verengung der Harn— rohre afficirte Kranke thun, bevor fie uriniren: mit der einen Hand comprimiren fie nämlich die Eichel, um den Urin zurüczu: halten, und wenn er ſich in demjenigen Theile der urethra angehäuft hat, welcher ſich vor dem Hinderniß befindet, fo drucken fie mit der anderen Hand auf dieſen Punkt, um einen Theil des Urins durch die Offnung der Verengung zuruͤckzudruͤcken, welche durch dieſes Mittel erweitert und bisweilen zerriſſen wird. Bru⸗ Pe + Jaufen behauptet, auf dieſe Weiſe drei Verengungen der j e geheilt zu haben. Dieſe Anſichten haben mich bewogen, forcirte und allmaͤh⸗ lig verſtaͤrkte Injectionen anzuwenden. Im Anfange bediente ich mich der Injectionen nur, um die Einführung der geraden Katheter in dem Fall von Verengung der Harnroͤhre zu erleichtern, wie Soͤmmering in Betreff der Bougies vorgeſchlagen hatte. — — — deſto groͤßer 330 Bald uͤberzeugte ich mich, wie ſehr man die Verengung erwei⸗ tern konnte, wenn man die Ruͤckkehr dieſer Flüffigkeit verhin⸗ derte. Alsdann kam ich auf den Gedanken, den Katheter als Leiter der Fluͤſſigkeit zu gebrauchen, und in mehreren Fällen von vollkommener Urinverhaltung, bei welchen man gezwungen geweſen ſeyn würde, zum forcirten Katheterismus oder zur Pun⸗ ction der Blaſe ſeine Zuflucht zu nehmen, habe ich die Freude gehabt, den Zufall zu beſeitigen. Beobachtung. M. J.. . . 30 Jahre alt, Muſikus, von einer ſanguiniſch-lymphatiſchen Konſtitution, hatte, waͤhrend er im Militairdienſt war, drei Gonoxrhoen, welche er giemats mit vieler Sorgfalt behandelte, und wegen welcher er keine regel⸗ maͤßige Behandlung befolgte. Er erinnert ſich blos bisweilen Copaivabalſam in Milch genommen zu haben; er hat nur eine einzige Injection mit Bleiextract in die urethra gemacht. ’ Seitdem der durch die letzte Gonorrhoe verurſachte Ausfluß aufgehört hatte, waren drei Jahre verfloſſen, als M. J.. im März 1820 nach Paris kam. Ohngefaͤhr zwei Monate nach ſeiner Ankunft empfand er Dysurie, nachdem er an einem Abend Wein und andere geiſtige Flüffigkeiten getrunken hatte. Er nahm Nitrum in einer Queckenwurzeltiſane; doch verſchaffte ihm dieſer Trank nicht die Erleichterung, welche er erwartet hatte. Die Nacht verging unter den groͤßten Schmerzen. Der Kranke bekam ein heftiges Fieber und es war Iſchurie vorhan— den. Am folgenden Tage katheteriſirte ihn ein Chirurg mit einem Katheter aus Gummi elasticum, in welchen er einen Eiſendraht eingebracht hatte. Das Inſtrument drang in die Blaſe ein, doch nicht ohne großen Schmerz, und die Schmer⸗ zen, welche der Kranke empfand, das Blut, welches nach der Operation aus der Harnroͤhre ausſtroͤmte, ſchienen anzuzeigen, daß der Kanal ſtark verletzt worden war. Der Katheter wurde waͤhrend 5 Tagen in der Blaſe feſt— gehalten, nach welchen er ſich herausſchob und hierauf wieder eingelegt wurde. Es gingen blutige mucöfe Feuchtigkeiten mit dem Urin fort, deſſen Excretion ein wenig leichter geworden war. M. J. . . . blieb faſt 2½ Jahr in dieſem Zuſtande, und während dieſer ganzen Zeit hatte er einen Ausfluß, an deffen Stelle, ſobald als er verſchwand, eine Dysurie trat. Da er zu: letzt nur tropfenweiſe und uͤberdieß nur mit Schmerz uriniren konnte, ſo bediente er ſich einer kleinen ſehr duͤnnen Bougie, welcke er in den Kanal bis zu einem Hinderniß einführte, über welches hinaus er zu kommen ſuchte. Es traten alsdann ein kleiner Blutklumpen oder mucöfe Feuchtigkeiten heraus, worauf ein kleiner Urinſtrahl folgte, deſſen Dicke die Vorſtellung vom Durchmeſſer der Verengung gab. a Im Monat December 1824 ſchien die Wulſt, welche die Verengung bildete, den Kanal ſo zu verſtopfen, daß der Kranke in der Einführung feiner Bougie keine Erleichterung mehr fand, Gequaͤlt von der allgemeinen Reizung des Kanals, von dem Bes duͤrfniß zu uriniren, welches er in jedem Augenblick empfand, wendete er alle feine Kraͤfte an, ohne daß ein einziges Troͤpf— gm Urin fortging. So war der Zuſtand des Kranken, als auregard, ſein Arzt, mich rufte. Ich forderte den Kranken auf, in meiner Gegenwart Vers ſuche zum Uriniren zu machen; die glans ſchwoll an, wurde blau, der penis trat durch die Anſtrengung in den Zuſtand von halber Erection; die Urinverhaltung war vollkommen. Ich verſuchte den Katheterismus mit den geraden und den krummen Kathetern von dem kleinſten Kaliber und mit den duͤnn⸗ ſten Bougies. Doch konnte ich über ein Hinderniß nicht hinaus- kommen, welches ſich in der Gegend des hulbus befand. Ich machte eine allmaͤhlig verſtaͤrkte und forcirte Injection, in deren Folge M. J... feinen Urin ließ, aber tropfenweiſe. Ich legte einen Katheter aus Gummi elasticum in die urethra ein, deſſen Ende an das Hinderniß anſtieß. Es wurden balnea ani, Lave⸗ ments, Limonade verordnet, und auf das perinaeum Blut- egel angelegt. h Während mehrerer Tage machte ich forcirte und allmäplig ver⸗ 551 ſtaͤrkt Injectionen, in deren Folge der Urin mit weniger Schmerz und in einem kleinen Strahl fortging. Vald drang ich mit einem ſülbernen Katheter, welcher von dem kleinſten Kaliber und an den zwei Enden durchlochert war, in die Blaſe ein. Vermittelſt dieſes Katheters machte ich eine Injection mit Malvendecect. Die Injection trat ſogleich mit eiterartigen mukoͤſen Feuchtigkei⸗ ten wieder heraus. Ich verſuchte Bougies, doch beugten fie ſich der Verengung immer um. 5 * Da ich 5 ne nicht fo oft ſehen konnte „ als ich ges wuͤnſcht haben wuͤrde, fo ließ ich ihm eins meiner Inſtrumente, und er machte ſich ſelbſt zwei und drei Injectionen taglich. Er befand ſich bald beſſer und harnte mit weit mehr Leichtigkeit. Der meatus urinarius verengte ſich (M. J. . war ein hypo- spadiaeus), Es wurde ein Dilatator eingeführt, aber da dies ſes Mittel unzureichend war, fo mußte ich mit einem Biſtouri erweitern. An jedem Tage legte man nach der Injection kleine Katheter aus Gummi elasticum von einem graduirten Durch⸗ meſſer in die uxethra. Als am 20. Maͤrz 1825 die Verengung mir hinlänglich erweitert zu ſeyn ſchien, wendete ich zum erſten Male das Urethrotom an. An dem Schmerz, worüber der Kranke klagte, erkannte ich, daß der Wulf, welcher die Ver⸗ engung bildete, zerſchnitten war, und ſobald das Inſtrument herausgezogen worden, folgte der Urinſtrahl ſo wie im naturlichen Zuftande nach; es ſtroͤmte ein wenig Blut aus. Der Kranke trug noch während einiger Tage einen Katheter, um die Ver⸗ narbung zu beguͤnſtigen, und als er dann hinlänglich geheilt zu ſeyn glaubte, fing er ſeine Ausſchweifungen im Genuß von Wein und allen Arten von Liqueuren wieder an, Anmerkung, Bei der Behandlung der Verengungen durch die forcirten und allmöhlig verſtaͤrkten Inzjectionen muß man ſich huͤten, die gewoͤhnlichen Spritzen anzuwenden, wie es manche Praktiker gethan haben. Denn ſie wuͤrden nicht allein ohne Er⸗ folg ſeyn, ſondern wohl auch ſogar ſchwere Zufälle hervorbrin⸗ gen, und zwar aus folgendem Grunde. Wenn die urethra ſehr verengt iſt, ſo wird derjenige Theil dieſes Kanals, welcher ſich vor dem Hinderniß befindet, zu ſchnell durch die Fluͤſſigkeitsſaͤule ausgedehnt, welche die gewoͤhnlichen Spritzen geben. Wenn hingegen die Verengung ein wenig ſchlaff iſt, ſo wird dieſelbe Fluͤſſigkeit, da fie zu ſchnell in die Blaſe kommt, dieſes Organ zu ſchnell und übermäßig ausdehnen. Man muß daher ſo viel als moͤglich den Mechanismus der Natur nachahmen, und man wird dies bis zu einen gewiſſen Punkt erreichen, wenn man Flaſchen von Gummi elasticum anwendet, welche man auf eine ſehr allmählig verſtärkte Weiſe comprimiren kann und deren außerſt dünne Röhre nur eine ſehr kleine Fluͤſſigkeitsſäule entweichen läßt. 7 1 — Über einige Krankheiten, welche Folge einer Af⸗ fection des nerv. sympathicus magnus zu ſeyn ſcheinen. (157) Von E. Legallois. In den letzten Tagen des Decembers 1824 wurde eine Köchin in die Klinik des Hötel-Dieu zu Paris auf⸗ genommen, welche von einer Peripneumonie ergriffen wax. Diefe Krankheit wich ganz der Anwendung des tartar. emeti- cus, nachdem ſie das Leben der Kranken bedroht hattte. Als man die Geſchichte dieſer Krankheit durchging, fand man nichts, was die Entſtehung derfelben erklaren konnte. Als man hier⸗ uͤber noch in ungewißheit ſchwebte, wurde ein anderer Kranker in daſſelbe Spital aufgenommen. Dies war ein Tagloͤhner, 20 Jahre alt, von einer robuften Konſtitution. Er klagte uͤber einen Schmerz in dem rechten Unterſchenkel, welcher ihn vers hisderte, ſeine Arbeit zu verrichten. Der Theil war etwas an⸗ geſchwollen, und fo außerordentlich empfindlich, daß er kaum ertrug, durch den Druck mit dem Finger eine Grube zu machen; er zeigte zu gleicher Zeit eine violette Farbe, welche einen aku⸗ ten Scorbut befuͤrchten ließ. Einige Tage nachher verminderte 332 ſich das Uebel in dem rechten Unkerſchenket, und der andere Un⸗ terſchenkel wurde ergriffen, jedoch nicht fo ſtark. Hierauf er⸗ ſchien das Uebel mit ſeiner erſten Heftigkeit in dem rechten Glie de wieder, dann verſchwand es faſt ganz, und endlich erſchien es noch einmal. Man bemerkte, daß die Augen, und vorzüglich das linke, injicirt waren und thraͤnten. Der Kranke empfand Jucken daran. Er hatte Uebelkeiten und der Druck brachte ei⸗ nen leichten Schmerz in der regio epigastrica hervor. Er er⸗ brach ſich und warf mit einer kleinen Quantitaͤt Galle einen Spulwurm aus. Am folgenden Tage wurde ein Brechmittel gegeben, welches wirkte. Von nun an nahm das Uebel nicht mehr zu, und bald nahm es ſogar ab. Die Roͤthe, die Span⸗ nung, der Schmerz wurden in den unterſchenkeln, vorzuͤglich in dem rechten ſchwaͤcher. Man fühlte an denſelben unter der Haut kleine, nicht ſehr bewegliche, getrennte, in Hinſicht der Form und des Volumen linſenfoͤrmige Knoten. Man dach⸗ te nun nicht mehr an Scorbut, und erkannte ein erysipelas nodosum. Die Beſſerung wurde nicht unterbrochen; der Krane ke konnte das Bett verlaſſen, und kurze Zeit nachher ſeine Ar⸗ beiten wieder verrichten. h Dieſer letztere Kranke hatte eine leichte Ophthalmie; man erinnerte ſich, daß die an Peripneumonie Leidende auch eine Ophthalmie am rechten Auge mit oberflächlichen Ulcerationen der Conjunctiva gehabt hatte. Dieſen Aehnlichkeitspunkt auffaſ⸗ ſend, forſchte man, ob nicht die beiden Krankheiten andere Aehn⸗ lichkeiten zeigten, und ob es nicht moͤglich ſeyn werde, die eine durch die andere zu erklären, Die erſte Kranke klagte während ihrer Reconvalescenz über herumziehende Schmerzen in den Glie⸗ dern. Der junge Menſch empfand auch ſehr heftige Schmerzen in dieſen Theilen, und vorzuͤglich in den Handwurzeln. Bei bei⸗ den war das Geſicht von einer galligen blaſſen Farbe, ihre Ant⸗ worten waren kurz, und um alles kurz zu ſagen, ihre Sprache und ihre Phyſionomie druͤckten unbehagen, Reizbarkeit, Muth⸗ loſigkeit und Ungeduld alles auf einmal aus. Unter den an lebendigen Thieren angeſtellten Verſuchen ſcheint ein einziger eine Störung von Funktionen hervorgebracht zu haben, welche mit den oben beſchriebenen Symptomen au⸗ ßerordentliche Aehnlichkeit hat. Wenn die Aehnlichkeit einmal angenommen wäre, fo würde der Verſuch den Vortheil darbie⸗ ten, die beiden Krankheiten in eine vereinigen zu koͤnnen, und die Erklärung, welche man daraus für die eine würde herleiten koͤnnen, wuͤrden auch auf die andere paſſend ſeyn. 5 Diefer Verſuch iſt derjenige, bei welchen Dupuy in Alfort durch die Wegnahme des ganglion cexvicale superius den nerv. sympathicus magnus verletzt hat. Er hat ihn mehrere Male wiederholt, und immer waren die Reſultate folgende: 1) Verengung der Pupille und Roͤthe der Conjunctiva; 2) alle gemeine Abmagerung mit oͤdematoͤſer Anſchwellung der Glieder; alsdann Raudenausſchlag, welcher zuletzt die ganze Hautoberfläs che afficirte. j | Wir finden hier ſchon ein Symptom, welches unſere beiden Krankheiten mit einander gemein haben, namlich die Roͤthe der Conjunctiva. Ein anderes Symptom, welches nur einer der beiden Krankheiten angehörte, die oͤdematoͤſe Entzündung den Haut ſcheint ganz dem Raudenausſchlags mit oͤdematdſer An⸗ ſchwellung zu ähneln, welchen man bei allen Pferden beobachtete. Es iſt wahr, daß man die Aehnlichkeit zwiſchen dem erysipelas und der Naude beſtreiten kann, und der Unterfchied würde ſehr gegruͤndet zu ſeyn ſcheinen, wenn es die Vergleichung eines Menſchen mit einem anderen Menſchen und eines gut characteri⸗ firten erysipelas mit einer vollkommenen Raude betraͤfe. Aber da hier jede Affection in zwei Geweben ihren Sitz hat, deren Textur nicht identiſch iſt, ſo hat dieſer Unterſchied nothwendi⸗ gerweiſe andere in Hinſicht der Charactere herbeifuͤhren müffen. Bei den Pferden war die Raude von Debem begleitet, was eine beſondere Axt von Raude bildete; bei dem Menſchen gaben die Knoten, welche die Haut in die Hoͤhe heben, der Krankheit ein Lusſehen, welches von dem des gewöhnlichen erysipelas ver- 355 ſchieden iſt. ueberdteß hat das Wort Naude fo viele Bedeutun⸗ gen, daß man ſich nicht wuͤrde weigern konnen, anzunehmen, daß das erysipelas wahrſcheinlich unter ihre Varietäten gehoͤre. Hin⸗ ſichtlich dieſes allgemeinen Reſultats ſcheint uns nichts als die anatomiſchen und phyſiologiſchen Betrachtungen, welche ſich dar: auf beziehen, die Erklärung der Pneumonie zu geben, von wel⸗ cher die erſte Kranke ergriffen wurde; aber wenn man das De: tail der Verſuche zu Rathe zieht, ſo findet man, daß nach ei⸗ nem derſelben die Neſpiration erſchwert und raſſelnd, der Puls hart, ſtark und häufig wird, was mit dem Eirculationszuſtand bei den beiden Kranken und vorzüglich bei, dem jungen Menſchen ehr viel, Aehnlichkeit hat. 1 N 1 Eine 90 ir ent beobachtete Thatſache ſcheint an die gegenwärtige angereiht werden zu konnen. Ich meine die ulce⸗ rationen der cornea, welche dieſer Phyſiolog beftändig bei Hunden gefunden hat, die er mit Zucker und deſtillirtem Waſ⸗ er genährt hatte. 8 . 1 e endö Ophthalmie der Aegyptier iſt ebenfalls ein Beifpiel, welches dieſe Aetiologie unterftügt, Volney ſagt: „Die Eräftigfte dieſer urſachen ſcheint mir die Diät der Aegyp⸗ tier zu ſeyn. Der Käfe, die ſauere Milch, das Honig, das Weinbeermus, die gruͤnen Fruͤchte, die rohen Gemuͤſe, welche die gewöhnliche Nahrung dieſer Leute find, bringen in dem Bau⸗ che eine Störung hervor, welche nach der Beobachtung aller Praktiker ſich auf das Geſicht wirft. 5 g * Zahlreiche chirurgiſche Thatſachen beweiſen die ſympathiſchen Verbindungen, welche uns beſchaͤftigen. Ich will davon nur wei von den bekannteſten anfuͤhren. Man weiß, das Alexan⸗ 49 nachdem er am Hals von einem Stein getroffen worden war, in Folge dieſer Verwundung waͤhrend mehrerer Tage blödfichtig und ſogar in Gefahr war das Leben zu verlieren. Die andere Thatſache iſt die, welche von Barthez berichtet worden iſt. Ein Menſch erhielt einen Degenſtich zwiſchen die dritte und vierte Rippe. Das Geſicht war mehrere Tage lang ganz verloren, es kehrte nur ſtufenweiſe wieder, nach dem Maaße, wie die Wunde vernarbte. Barthez vermuthet, daß in dieſem Falle der nerv. sympathicus magnus verwundet ges weſen ſey. Es iſt ſchwer, in der erſten Beobachtung keine Ver⸗ letzung deſſelben Nerven anzunehmen. 1 Wenn die directen Reizungen des nerv. sympathicus mag- nus die engen Verbindungen dieſes Nerven mit dem Auge be⸗ weiſen, ſo wird dieſelbe Wahrheit nicht weniger durch den umge⸗ kehrten Verſuch bewieſen. Viele Chirurgen haben bei der Ope⸗ ration der cataracta geſehen, daß dem Einſtich in die sclero- tica ſpasmodiſche Bewegungen des Magens und der Gedaͤrme, ſympathiſches Erbrechen, wie ſie es nennen, folgten. Forſcht man nun nach, durch welches intermedium die Verletzung des Auges die Funktion des Verdauungsſyſtems ftören konne, fo wird man finden, daß das Nervenſyſtem, und von allen Theilen, woraus dieſes Syſtem zuſammengeſetzt iſt, der nerv. sympathi- cus magnus der einzige Theil iſt, deſſen Einfluß kraͤftig genug iſt, um eine vollkommene Erklarung zuzulaſſen. N * Man würde vielleicht den Sitz dieſer Affectionen in denjeni⸗ gen Theil des Nervenſyſtems legen konnen, welcher dem nervus vagus angehoͤrt; denn dieſer Nerv hat, wie Pourfour⸗Petit uerſt durch Verſuche gefunden, und wie Dumeril nachher be: tätigt hat, einen ſehr großen Einfluß auf das Auge. Aber auch dieſer Nerv hat in den Ganglien die engſten Verbindungen mit dem nerv. sympathicus magnus und in den plexus iſt er fo mit ihm verſchmolzen, daß es ſchwer iſt, an ihm zu operiren, . zu gleicher Zeit den nexv. sympathicus magnus zu ver⸗ 5. N eins nun die Verbindungen des Viſceralnervenſyſtems mit den Nerven des Auges hinreichend, um die Art von consensus zu erklären, welchen die oben angeführten Thatſachen zwiſchen dem Auge und den Eingeweiden feſtſtellen? Wenn dieſe Verbin— dungen nicht zahlreich ſind, ſo ſind ſie doch ſo genau und ſo deut— lich, daß es ſchwer iſt, ihnen einen großen Antheil an Hervor⸗ — 334 bringung dieſer Phänomene abzuſprechen. 1 Sie ſind erſtens mit dem nervus abducens durch die drei Fäden verbunden, welcht ſich mit ihm in dem canalis caroticus verbinden; hierauf mit dem fünften Nervenpaar, was, wie ich glaube, die wichtigſte Ver bindung iſt, durch den ramus anastomoticus Meckelii. Die Stelle, ws die erſte dieſer Anaſtomoſen ſtatt findet, die im canalis caroticus, ſcheint das Ohrenſauſen und die Ohren⸗ ſchmerzen zu erklären, wovon gewiſſe Affectionen der Eingeweide begleitet find. Wir haben dieſer Tage ſolche Falle in der Klinik gehabt. Zwei Frauenzimmer waren von anhaltendem Fieber mit Empfindlichkeit des Abdomen beim Druck ergriffen. Die eine bes kam faſt ſogleich einen heftigen Ohrenſchmerz und die andere eine leichte Taubheit. Endlich, muß man nicht auch zu den Nervenverbindungen, welche durch die Anatomie zwiſchen dem nervus sympathicus magnus und dem fünften Nervenpaar erwiefer find, zu dem kraͤftigen Einfluß dieſes letzteren Nerven auf die Sinnesorgane feine Zuflucht nehmen, um die ſonderbaren Affectionen zu erklä⸗ ren, welche in dieſen Organen durch gewiſſe beſondere Reizun⸗ gen der Bauch- und Bruſt⸗Eingeweide hervorgebracht werden, z. B. das ſardoniſche Lachen, der dolor supraorbitalis, das Jucken der Nafenlöcher, die Erweiterung ber Pupillen „ welche ſo oft Wurmkrankheiten und die meiſten Viſceralnevroſen be⸗ gleiten? Muß man nicht auch einen befonderen, von Petit bei der febris entero-mesenterica beobachteten Zufall: Jedes⸗ mal wenn man auf das Abdomen druckte, klagten die Kranken über eine plöglihe und unwillkuͤhrliche Contraction der Lippen und der Naſenfluͤgel, in dieſe Kategorie bringen? Muß man nicht auch von einem ähnlichen Einfluß, welcher ſich aber in umgekehrter Richtung fortpflanzt, die Zufälle, welche in Folge der Einwirkung eines blendenden Lichtes (Erbrechen, Dyspnoe, Syncope u. ſ. w.) entſtehen, und diejenigen herleiten, welche den Ausbruch der Zaͤhne begleiten? Man weiß, daß der nerv. trigeminus ſich in drei Hauptäfte theilt, deren zahlreiche Zweige fi in dem Auge, in den Naſenhoͤhlen und in dem gan⸗ zen Zahnſyſtem vertheilen. Um auf den Punkt zurückzukommen, von welchem ich aus⸗ gegangen bin, will ich an eine von Pinel angefuͤhrte Thatſache erinnern, welche auf eine ſchlagende Weiſe zu beweiſen ſcheint, daß unſer erysipelas nodosum von einer Affection des nerv. sympathiens magnus herruͤhrte. In einer Epidemie von ſchlei⸗ migen Wurmſieber ſah ein Zoͤgling dieſes gelehrten Noſographen einem Kranken, welcher an den Handwurzeln einen gewaltigen Schmerz mit allen Symptomen einer W. ‚maffection empfand. Ein Aderlaß vermochte nichts gegen dieſen merz. Nach einem Brechmittel gab der Kranke einen Klumpen Spulwuͤrmer von ſich, und bald nachher verſchwand der Schmerz. Man darf nicht vergeſſen, daß unſer junger Kranke ebenfalls heftige Schmerzen in allen Gelenken empfunden habe, daß er einen Spulwurm aus⸗ brach, und daß er erſt darauf Beſſerung fuͤhlte. Wenn man zugiebt, daß die Gliederſchmerzen, welche von unſerem Kranken empfunden wurden, durch eine Affection des nerv. sympathicus magnus hervorgebracht waren, fo iſt es ſchwer, dem erysipelas denſelben Urſprung abzuſprechen, weil dieſe beiden Krankheiten gleichzeitig entſtanden, verliefen und ver⸗ ſchwanden. Wenn überdies Dupuy’s Verſuche nicht hinreichend waren, um dieſe Meinung zu unterſtuͤtzen, ſo wuͤrde ich mich auf die unzähligen Thatſachen beziehen koͤnnen, welche die eng⸗ ſten Verbindungen der Hautaffectionen mit denen des Abdominal⸗ nervenſyſtems beweiſen. Endlich in Betreff der Peripneumonie kann ich mich ebenfalls auf mehrere wichtige Autoritäten ftügen. Zuerſt will ich Stoll nennen, deſſen peripneumonia biliosa ganz von derſelben Art zu ſeyn ſcheint wie dieſe. Alsdann kann ich mich auf Lobſtein's Zeugniß berufen, welcher kein Bedenken traͤgt, eine große An⸗ zahl von krankhaften Affectionen der Bruſt und des Unterleibs als von einer Störung des nerv. sympathicus magnus abhän- gig zu betrachten. Dieſe Affectionen, ſagt er in ſeinem letzten 395 Werke, werden durch einen allgemeinen Zuſtand von ungewohn⸗ tem Unbehagen und spasmus, ohne eine Anzeige von örtlicher Affection angekuͤndigt. „Pulmones in istis diu absolute im- munes videbantur et a nulla lahe contaminati, adeo ut dixisses morbum generalem atque nervosum subito muta- tum fuisse in organicam laesionem, (Lobstein, de struc· tura, usu et morbis magni sympathici nervi. p. 145.) Miscellen. über die Diät von Perſonen, die an der Lunge leiden, ſagt Dr. Paris in ſeiner Schrift on Diet Fol⸗ gendes: „„Man hat oft darüber geſtritten, ob bei Lungenkno⸗ ken die ſpaͤrliche Diät, welche ſo gewoͤhnlich vorgeſchrieben wird, auch wirklich am beſten geeignet ſey, das Fortſchreiten der Krankheit aufzuhalten. Wegen meines Aufenthaltes zu Pen⸗ zance und durch die ſehr vielen Faͤlle, welche mir dort unter meine Behandlung gekommen ſind, darf ich ohne Anmaßung be⸗ haupten, daß wenig Arzte größere Gelegenheit zu Erfahrungen gehabt haben werden als ich. Die Schluͤſſe, wozu mich dies ge⸗ keitet hat, kann ich in wenigen Worten ausdrucken. Wo ſchon in den früheren Zeiten große Mattigkeit, Kälte der Extremitaͤ⸗ ten, ein ſchneller aber ſchwacher Puls „ ein Gefuͤhl von Been⸗ gung der Bruſt, als waͤre ſie mit Stricken zuſammengeſchnuͤrt, aber ohne Seitenſchmerz vorhanden iſt, da iſt ſtreng vegetabili⸗ ſche Diaͤt nachtheilig. Ich habe in ſolchen Fällen. animalifche, ſtarknaͤhrende Subſtanzen vorgeſchrieben und ſehr nuͤtzlich befun⸗ den. Es wuͤrde thoͤricht ſeyn zu behaupten, daß ich eine orga⸗ niſche Krankheit der Lungen geheilt hätte; aber gewiß iſt, daß ich ihr Fortſchreiten in manchen Faͤllen aufgehalten habe, und daß ich andere Perſonen, welche unter entgegengeſetzter Behand⸗ lung ſchon ſehr herabgekommen waren, wieder völlig geſund ge⸗ macht habe. Wo eine dauernde Cur bewirkt wurde, iſt anzu⸗ nehmen, daß die Lungen nicht wirklich desorganiſirt waren aber die Symptome zeigten ſich fo, daß fie wohl eine Desorganiſation „befürchten ließen. Das Arzneimittel, worauf ich mein größtes Vertrauen ſetze, iſt extractum con; dieſes beruhigt die Reizung der Lungen in groͤßerm Grade als irgend ein anderes Mittel; nur muß es in groͤßern Doſen gegeben werden, 5 als man es ge⸗ woͤhnlich anwendet. Ich fange gewoͤhnlich mit 5 Gran, drei Mal täglich, an, und ſteige allmählig zu Dj oder mehr. Es bringt gemeiniglich einen leichten Schwindel, übelſeyn und Zit⸗ tern des Koͤrpers hervor, ein Gefühl von Schwere uͤber den Augen, und eine Zuſammenſchnuͤrung uͤber der Stirn wird eben⸗ falls empfunden, und oft ſtellt ſich etwas Diarrhoe ein; wenn nicht einige dieſer Symptome hervorgebracht werden, halte ich das Mittel für nicht gehoͤrig angewendet. Die Formel, in wel⸗ 7 ich das Mittel fo beſonders hellſam gefunden hade, iſt fol⸗ ende: a 5 Rec. Extracti Conii et BR Hyoseyami aa Djj : Mucilaginis Acaciae fl. 3j N tere simul et adde ; RL ; Liquoris Ammoniae acetatis fl, 31 Aquae purae f. Zjvss vini Ipecacuanhae f. 3 Syrupi Rhoeados f. 3jj Fiat Mistura, de qua sumantur cochlearia dw am- pla ter quotidie, Heilung eines Abfceffes des Gehirns (158). Ein Neger erhielt einen gewaltigen Schlag auf den Kopf, ſiel be⸗ wußtlos nieder, und lag ſechs Monate lang in einem comatoſen Zuſtande. Nach Verlauf dieſer Zeit bemerkte man eine betraͤcht⸗ liche Geſchwulſt auf der Seite des Kopfs, welche geöffnet wurde, und aus welcher eine betraͤchtliche Quantität Eiter ausfloß. Der comatoſe Zuſtand verſchwand, und ſeine Sinne blieben vollkommen. Als noch ſechs Monate verfloſſen 0 wurde die Wunde, welche 1 6 ſchon zuheilen wollte (ſie zeigte eine fungoͤſe Subſtanz von de Groͤße einer Erbſe) aber wiederum aufbrach, von B. Simon unterſucht. Es wurde eine Sonde durch eine Oeffnung in den Integumenten, nahe am hinteren unteren Winkel des os parie- tale eingeführt, welche ohngefaͤhr 3 Zoll in die Höhle des cra- nium hinabtrat. Als man ſie herauszog, ſtroͤmte Eiter aus, ein Beweis, daß ein Ahſceß des Gehirns vorhanden war, wel cher durch die fiſtuloͤſen Offnungen in den Tafeln des os parie- tale ſich nach außen öffnete. Es wurde ein kreisfoͤrmiges Stuck Knochen durch die Trephine entſernt, worauf eine große Quan⸗ tität Eiter ausfloß. Simons, führte feinen Finger in die Oeffnung ein und fand eine betraͤchtliche Hoͤhle. Als er ſeinen Finger ohngefähr zwei Zoll weit hineinſteckte, fühlte er die Ober⸗ fläche des Gehirns. Es wurde Druck auf daſſelbe ausgeübt, und der Patient bekam coma, Nach mehreren Monaten heilte die Wunde vollkommen, und der Neger war wieder hergeſtellt. „Der heftige Schuͤttelfroſt, der nach ſchweren Verwundungen oder Operationen eintritt, und nicht ſelten toͤdtlich endet, ward (in dem cliniſch-chirurgiſchen augenaͤrztlichen Inſtitut der Univerfität zu Berlin) (159) dei 4 Kranken dadurch gluͤcklich entfernt, daß ihnen in der erſten Haͤlfte des erſten Tages alle Stunden zwei Gran chininum sulphuri- cum mit einem Viertelgran Opium, dann nur alle zwei Stun⸗ den, am zweiten Tage alle vier Stunden und am dritten Tage alle ſechs Stunden gereicht wurden.“ Bibliographiſche Experimental Researches on the Influence exereised by Atmospheric Pressure upon the Progression of the Blood in the Veins, upon that function called Ab- sorption and upon the Prevention and Cure of the Symptoms caused by the Bites of rabid or veno- mous Animals etc, By David Harry M. D. etc, Lon- don 1826, 8. (vergl. Notiz. Nr. 258. S. 255. ). Voyage en Italie fait en année 1820. Deuxieme edition, corrigee et augmentée de nouvelles observations faites dans un second voyage en 1824 par le Docteur Louis Valentin. Paris 1826 8. (vergl. die Anzeige der erſten Ausgabe in den Notizen Nr. 36. S. 224.) Neuigkeiten. . The Edinburgh New Dispensatory etc, eleventh Edition improved. By Andr. Duncan, Edinh. 1826. 8. (Ein ſehr brauchbares Werk, welches durch dieſe neue Ausgabe wieder gewonnen hat.) „ Observations on the white Mustard seed ete. By Char- les Turner Cooke. Cheltenham 1826. 8. (Dieſe Bros ſchuͤre, worin ein jetzt in England Mode gewordenes Mit⸗ tel, der weiße Senf, empfohlen wird, iſt übrigens eine faſt woͤrtliche Abſchrift von der auch ins Deutſche übertragenen Schrift Johnſon's: Abhandlung über den Einfluß des bürgerlichen Lebens ꝛc. auf Geſundbeit ꝛc.) N Notizen dem Gebiete der Nr. 308. (Nr. 22. des XIV. Bandes.) a us De, Natur⸗und Heilkunde. Auguſt 1820, Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. In Commiſſion bei dem Koͤnigl. Preuß. Gränz⸗Poſtamte zu Erfurt, der Kön. Säͤchſ. Zeitungs⸗Expebition zu Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u. Taxiſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes⸗Induſtrie⸗Comptoir. Preiß eines jeden Bandes von 24 Bogen, 2 Rthlr. Nat u r oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes 3 ggl. E % . Bemerkungen über Humboldt's Theorie der Entſtehung des Vulkanes Jorullo. (160) Von G. Poulett Scrope, Secretair der geologiſchen Geſellſchaft. 5 Die Theorie des Vulkanes Jorullo, welche Hu ms boldt mitgetheilt hat (vergl. die Notiz. Nr. 307.), iſt von Herrn Scrope in feinen Considerations on Volcanoes, einem eben erſchienenen ſehr intereſſanten Werk, mit vieler Sachkenntniß unterſucht worden. Herr Scrope hat die meiſten erloſchenen, wie auch die noch brennenden Vulkane Europas ſelbſt beſucht, und iſt der Meinung, daß fie eine auffallende Einfoͤr⸗ migkeit des Charakters darbieten, und wenig andere Variationen als ſolche, welche von dem Grade der Hef— tigkeit ihrer Ausbruͤche abhängig find. Die Erſcheinun⸗ gen, welche ſich bei dem Jorullo zeigen, machen, wie ſie uns Humboldt erklaͤrt, eine Ausnahme von dieſer char rakteriſtiſchen Gleichfoͤrmigkeit, weshalb Herr Sero pe ſich veranlaßt fuͤhlte, ſie auf das ſorgfaͤltigſte zu unterſu⸗ chen, um ſie vielleicht auf die gewoͤhnlichen Grundſaͤtze vulkanuiſcher Thaͤtigkeit zuruͤckzufuͤhren. 0 Bei dieſer Unterſuchung hat Herr Se rope die Meinungen des Barons von Humboldt mit der Ach⸗ tung und Artigkeit analyſirt, welche deſſen ausgezeichne⸗ ten Talenten gebuͤhrt, und nie hat er den Geiſt der Controvers die Klarheit und Ruhe philoſophiſcher Eroͤr⸗ terung ſtoͤren laſſen. „Vor dem Jahre 1759, ſagt Herr Sorope, ſcheint die Ebene, auf welcher ſich der Jorullo jetzt erhebt, Spuren fruͤherer Vulkaniſation dargeboten zu haben: ihr Boden beſtand aus Tuffſtein und die benachbarten Gebirge aus Trachyt und Baſalt. Im September die— ſes Jahres erfolgten eine Menge ſehr heftiger Ausbruͤ— che, deren Reſultate Herr v. Humboldt auf folgende Weiſe erklaͤrt. ) Es entſtanden ſechs vulkaniſche Kegel aus Schlacken und Lavaſtuͤcken beſtehend. 2) Aus dem größten dieſer Kegel (aus dem Jo⸗ rullo) erhob ſich ein Vorgebirge von baſalthaltiger Lava; und noch immer ſteigen aus dem Crater dieſes Kegels Daͤmpfe empor. 8 3) Die Ebene erhob ſich in einem Umfang von 4 Quadratmeilen in converer Geſtalt, es entſtanden die Kegel, und der Mittelpunkt derſelben iſt der Jorullo, an deſſen Baſis die vorige Ebene ſich über 550 Fuß emporgehoben hat. Die Ebene, welche Herr v. Hu m⸗ bolddtt einen blaſenartig erhobenen Erdſtrich nennt, und deren Convexitaͤt er einer Aufblaſung von unten zuſchreibt, wird dergeſtalt als dicht beſetzt mit tauſenden breitge⸗ druͤckter coniſcher Huͤgelchen von 6 bis 9 Fuß Hoͤhe, ge⸗ bildet aus Baſaltkugeln von concentrifchen Lamellen und von ſchwarzem Thon um betrachtet. Sowohl dieſe kleinen Huͤgel, als einige große Spalte, von welchen die zwiſchenliegende Ebene durchſetzt wird, ſtellen ſich als eben ſo viele Rauchloͤcher dar, und geben dicke Wolken von waͤſſerigem, ſehr heißen Dunſt, verbunden mit Schwefel⸗ ſaͤure, aus. a Die erwähnten beiden erſten Produkte dieſes Aus⸗ bruches kommen ſehr gewoͤhnlich vor, und beweiſen, daß wenigſtens groͤßtentheils die vulkaniſche Thaͤtigkeit hier auf die gewoͤhnliche Weiſe gewirkt habe. Die Erſcheinungen der dritten Claſſe find merkwuͤr— dig, und verdienen die groͤßte Beachtung, indem ſie auf den erſten Blick von allen bis jetzt beobachteten Erfchets nungen als weſentlich verſchieden ſich darſtellen, weshalb fie Herr v. Humboldt einer Art vulkaniſcher Thaͤtig⸗ keit zuſchreibt, welche er für dieſe Gelegenheit ſelbſt er: funden hat, und zu welcher kein anderer bekannter Aus⸗ bruch jemals eine Parallele geliefert hat. Mit der groͤßten Achtung vor den großen Talenten dieſes erſten aller wiſſenſchaftlichen Reiſenden, und mit gehhriger Beruͤckſichtigung des Eindruckes, den er an Ort und Stelle erhalten zu haben ſcheint, muß ich dennoch be⸗ kennen, daß ich nicht im Stande bin, Über die Bil dung dieſer merkwuͤrdigen Ebene mit ihm gleicher Mei⸗ nung zu ſeyn, und zwar aus folgenden zwei Gründen. 1) Die beſchriebenen Wahrnehmungen laſſen ſich ohne die geringſte Schwierigkeit durch die gewoͤhnliche 22 339 “3 * Din dp 340 vulkaniſche Thaͤtigkeit erklaͤren, und in dleſem Fall muß nimmt, wie jene Lager von ſchwarzem Thon, welche man auf die außerordentliche von Herrn v. Humboldt nach Herrn v. Humboldt die Oberfläche der Mal⸗ aufgeſtellte Erklaͤrungsart verzichten, wie glaͤnzend un verführerisch fie auch der Vorſtellungskraft ſich darſtellen moͤge. 2) Alle ſupplementariſche Argumente, welche Herr v. Humboldt anführt, find ganz unhaltbar, und ſtatt ſeine Theorie zu unterſtuͤtzen, vielmehr gegen dieſelbe, wie jetzt bewieſen werden ſoll. 7 A. Welche ſind die poſitiven Bezug auf dieſen Ausbruch, bekannt ſind? Im Monat September des Jahres 1759 ereigne⸗ ten ſich ungeheure vulkaniſche Ausbruͤche aus ſechs ver— ſchiedenen Oeffnungen, welche auf der mexikaniſchen Hoch— ebene in einer Linie von ſehr geringer Ausdehnung fax gen. Die ausgeworfenen Bruchſtuͤcke bildeten ſechs gro— ße vulkaniſche Kegel, ſo daß z. B. der mittlere eine Hoͤhe von 17 Fuß hatte. Ein erſtarrter Lavaſtrom iſt noch immer an der Seite dieſes letzten Kegels zu bes merken, und muß offenbar aus dem Crater an der Spitze des Kegels ausgefloſſen ſeyn. Ob aus den andern Deffr nungen, welche durch die andern Kegel bezeichnet find, Lavaſtroͤme ausgefloſſen ſind, laͤßt ſich nicht behaupten; aber die Ebene, aus welcher dieſe Huͤgel aufſteigen, hat eine ſehr convexe Oberflaͤche. Der Boden derſelben be— ſteht aus Horizontallagern von ſchwarzem Thon, mit häufig eingeſprengten Augiteryſtallen. Derſelbe Thon umhüllt Baſaltkugeln mit cogeentrifhen Lamellen, und bildet ſo die zahlreichen klei (oder Blaſen), mit welchen die Oberflaͤche der Ebene beſetzt iſt. R Vergleicht man nun dieſe Wahrnehmungen mit de: nen, welche ſich bei gewöhnlichen vulkaniſchen Ausbruͤ— hen ergeben, ſo bemerkt man faſt keine andere Ver— hiedenheit, als daß die Quantitaͤt der ausgeworfenen Lava, oder wenigſtens der noch ſichtbare Theil derſelben nur in ſehr geringem Verhaͤltniß zur Heftigkeit der Aus— bruͤche und zur ungeheuern Quantitaͤt der ausgeworfenen Schlacken ſteht. Es muß auch befremden, daß unter ſechs Kegeln nur ein einziger einen Lapaſtrom erzeugt haben ſolle. Daraus entſpringt die Vermuthung, daß in der That eine größere Quantitat Lava ausgeworfen, daß fie aber durch die zerkleinerten Schlacken oder den vul⸗ kaniſchen Sand, den dieſe großen Kegel in der letzten Zeit ihrer Ausbruͤche ausgeworfen haben muͤſſen, bedeckt worden ſey. Auf dieſe Weiſe liegen die Lavaſtroͤme, welche durch den Ausbruch des Veſuvs im October 1822 ausgewor⸗ fen worden ſind, gegenwaͤrtig 2 bis 10 Fuß tief un⸗ ter den feinern fragmentariſchen Subſtanzen, welche der Vulkan in den letzten Tagen feiner Thaͤtigkeit ausgeſto⸗ ßen hat. Was die Analogie noch auffallender macht, das iſt die feine Aſche, welche durch die Regenſtroͤme, die unmittelbar nach dem Ausbruch eintraten, in einen zaͤhen Teig verwandelt worden iſt, und ſich eben fo aus— Thatſachen, (entkleidet von allen theoretiſchen Annahmen) mit denen wir, in hohlen koniſchen Hoͤcker pays Ebene überziehen. Dte Convexitat dieſer Ebene laͤßt ſich de a A | 10 wel eu va he da 10 8 ßes Lavalager uͤberdecke, welches aus mehrern; S en entſtanden iſt, und welches, wegen der ebenen Oberflaͤ⸗ che, über die ſich, und zwar zu gleicher Zeit, und in reichlicher Menge, auch in einem geringen Grade don Fluͤſſigkeit die Ströme ergoſſen *), eine Art von Lavas ſee bildete, der ſich nach allen Seiten langſam ausbreis tete, und deßhalb nothwendigerweiſe am dickſten un und tiefſten blieb, wo die Lava am reichlichſten ausferd: te, dagegen gegen die Grenze dieſes Raumes hin abnahm an Tiefe, auf welche Weiſe die der Malpays-Ebene eis genthuͤmliche Convexitaͤt entſtehen mußte. Die fpätern Auswuͤrfe von llockerer ſtaubiger Subſtanz aus den ſechs Cratern und hauptſaͤchlich aus dem Jorullo muͤſſen dieſe Convexitat vermehrt und die Lavaſchicht mit einer Schicht von vulkaniſcher Aſche und Augiteryſtallen uͤberzogen has ben, welche durch die Beimiſchung von Regenwaſſer das Ausſehen eines ſchwarzen Thons angenommen hat. Der Umſtand, daß der einzige ſichtbare Lavaſtrom aus dem Crater des Jorullo hervortritt, iſt eine ſtarke Beſtaͤtigung dieſer Meinung, und man erklaͤrt ſich nun, warum dieſer ſichtbar iſt, waͤhrend die andern, welche vor der Bildung der andern Kegel ausgeworfen wurden, verdeckt ſind. Es iſt auch wahrſcheinlich, daß dieſes Vorgebirge von Lava bloß das eine Ende bes Lavaſtro⸗ mes aus dem Jorullos ausmacht, der vermuthlich unter der Aſchenſchicht ſich mit den Stroͤmen vereinigt, welche aus den andern Oeffnungen hervordrangen, um das Uns terlager der ganzen convexen Ebene zu bilden. 1 8 So laͤßt ſich ohne Schwierigkeit die Convexitaͤt der Malpays-Ebene durch die Wirkungen der gewoͤhnlich— ſten vulkaniſchen Erſcheinungen erklaͤren. Wir wollen nun zuſehen, ob ſich mit dieſer Annahme die erzählten andern merkwuͤrdigen Wahrnehmungen erklären laſſen. Hier kommt uns nun ein Umſtand zu Huͤlfe, den Herr v. Humboldt ſelbſt mitgetheilt hat; er iſt nicht nur geeignet, die Richtigkeit meiner Anſicht uͤber die Natur der Ebene zu beſtaͤtigen, ſondern ſogar zu bewei— ſen. Herr v. Humboldt bemerkt naͤmlich, daß im Jahr 1780 die Temperatur der Spalte, welche die Ober flaͤche der Ebene und ihrer Huͤgel durchdringen, ſo hoch geweſen ſey, daß man eine Cigarre habe anbrennen koͤn— nen, wenn ſie einige Zoll tief in dieſelben eingeſenkt worden ſey. Dieſer Umſtand laͤßt ſich aber, meines Beduͤnkens nicht erklaͤren, ohne anzunehmen, daß die ganze Ebene aus Lava beſtanden habe, welche ſich unter ihrer aͤußern Rinde in gluͤhendem Zuſtand befand, was ſelbſt 20 Jahre nach dem Ausbruch der Lava in einem Lager ſtattfinden kann, welches eine Maͤchtigkeit von mehr *) Das ſehr grobe Korn der Lava des Jorullo (Dolerit nach Humboldt) bekraͤftigt dieſe Annahme von aͤußerſt un vollkommener Fluͤſſigkeit. 341 als 500 Fuß beſitzt; denn Hamilton hat bemerkt, daß man in einem der kleinen Lavaſtroͤme des Veſuvs drei Jahre nach ſeinem Ausfluß noch einen Stock anzuͤnden konnte, wenn man ihn in eine Spalte des Geſteines ee e eee e ee Es bleibt nun noch die Entſtehung der kleinen Huͤ⸗ gel oder hornitos zu erklären uͤbrig, mit denen die Oberflache der Ebene dicht beſetzt war. Hier muß ich wieder zu den hoͤchſt belehrenden Reſultaten des Aus— bruches meine Zuflucht nehmen, welcher im October 1822 auf dem Veſuv ſich ereignete. Lt. Es iſt eine bekannte Sache, daß alle Lavaſtroͤme ſowohl waͤhrend ihres Fortwaͤlzens, als auch lange Zeit nachher, ja oft noch nach mehrern Jahren Waſſer- und Schwefeldaͤmpfe in großer Quantität ausgeben. Wer⸗ den ſie auf einem einzigen Punkt in betraͤchtlicher Quan— titaͤt ausgegeben, während die oberflaͤchliche Lava noch weich iſt, ſo wird ein Theil der letztern durch die Ex— panſion der Daͤmpfe doms oder blaſenartig in die Hoͤhe gehoben; an manchen Punkten bleibt dieſer Dom ganz, an andern wird er durchbrochen, um den Duͤn— ſten Durchgang zu gewaͤhren, wobei die zerriſſenen La— vaſtuͤcke in ſenkrechter Stellung ſchnell erſtarren. ) Daraus erklaͤren ſich die vielen Rauhheiten, mit welchen die Oberfläche der meiſten Lavpaſtroͤme beſetzt iſt. Iſt indeſſen ſpaͤter auf dieſe Oberflaͤche ein dicker Ueberzug von Aſche gefallen, ſo verſchwinden die kleinern Rauh— heiten, und nur die groͤßern bleiben noch, in Geſtalt kleiner domfoͤrmiger Hügel übrig, welche fortfahren, aus verſchiedenen Spalten die Daͤmpfe auszugeben, durch welche ſie anfangs emporgehoben worden ſind. Im Fruͤhling des Jahres 1825 fand man auf den erwaͤhn— ten Lavaſtroͤmen des Veſuvs eine Menge ſolcher kleinen Huͤgel, welche ſich im Durchſchnitt 5 oder 6 Fuß über die allgemeine Flaͤche erhoben, und haͤufige Dampfſaͤulen ganz von derſelben Beſchaffenheit, wie die hornitos des Herrn v. Humboldt ausgaben. Andere Spalten, welche die zwiſchenliegende Oberflaͤche der kleinen Ebene durchſchnitten, welche die Lava gebildet hatte, gaben aͤhn— liche Daͤmpfe aus, und ließen alſo, nach einem kleinern Maaßſtabe, dieſelben Erſcheinungen wahrnehmen, welche auf der Malpays-Ebene lange Zeit großes Aufſehen ge— macht haben. Daß bei den Ausbruͤchen des Jorullo eine erſtaunliche Quantität vulkaniſcher Aſche ausgeworfen wor; den ſey, ergiebt ſich aus dem von Humboldt angefuͤhrten Umſtand, daß die Hausdaͤcher zu Queretaro, welches in gerader Linie 144 (Engl.) Meilen vom Vulkan entfernt liegt, dick mit Aſche bedeckt waren! Wo die Aſchenquantitaͤt uͤber dem Lavalager, durch den Regen in einen Teig verwandelt, betraͤchtlich groß war, wie es auf der Malpays- Ebene der Fall geweſen zu ſeyn ſcheint, muͤſſen zahlreiche Huͤgelchen dieſer Art bon durch das Anſchwellen und Aufblaͤhen dieſer halb; fluͤſſigen Subſtanz über den Rauchloͤchern der Lava entſtan— aa bag Breislak's Iustitutions Ge£ologiques vol, I. — PER 342 den ſeyn; und die Beweglichkeit der Theile, welche durch dieſen Prozeß entſtand, und die Schnelligkeit der Er: ſtarrung beguͤnſtigte, gab auch wahrſcheinlich Veranlaſ— ſung, daß der Thon in blaͤtterige und concentriſche Au: geln conglomerirte, aus welchen die hornitos zum Theil beſtehen. Zu Pont du Chateau in Auvergne findet ſich ein Beiſpiel, daß ſelbſt ein ſehr grobes vulkaniſches Kalk: conglomerat genau dieſe Varietaͤt von dem Gebilde einer Concretion angenommen hat; und ich vermuthe aus dem Umſtande, daß es im ſchwarzen Thon eingeſchichtet iſt, und aus einer feinkoͤrnigen von Doleritbaſalt des So: rullo verſchiedenen Gebirgsart beſteht, daß die kugelfoͤrmi⸗ gen Coneretionen der hornitos kein aͤchter Baſalt find, ſondern blos verhaͤrtete Nieren aus vulkaniſcher Aſche. Auch Hr. v. Humboldt beſchreibt ſie als zerbrechlich, äußerſt muͤrbe und ganz abweichend von der ſpyenithalti— gen Lava des Jorullo. j Es bleiben nun noch die fuppfementarifchen Umſtaͤn— de zu beruͤckſichtigen uͤbrig, durch welche Hr. v. Hu m⸗ boldt feine Erklärung der Erſcheinungen der Malpays— Ebene zu unterſtuͤtzen glaubt. Auch ſie beſtaͤtigen mei— nes Beduͤnkens noch weit mehr die Meinung, daß dieſe Ebene blos die Oberflaͤche eines maͤchtigen Lavalagers ſey, welches während der Anweſenheit des Hrn. v. Hum— boldt noch viel innere Wärme beſaß. Dieſe beſtaͤtigen— den Umſtaͤnde ſind folgende: 1) Das Getoͤſe, welches die Fußtritte eines Pfer— des auf der Ebene verurfachten. 2) Die häufigen Spalte, welche die Ebene durch— ſchnitten und der Umſtand, daß zuweilen manche Punkte derſelben einſanken. 5 3) Daß. zwei Fluͤſſe der Cuitimba und San Pe: dro ſich unter dem oͤſtlichen Ende der Ebene verlieren, und als heiße Quellen (von 52° C.) am weſtlichen Ende zum Vorſchein kommen. Was den erſten Umſtand anlangt, naͤmlich das Ge— toͤſe, welches der Tritt eines Pferdes oder, wie ich ver— muthe, jede Percuſſion hervorbringt, fo tritt hier offen: bar dieſelbe acuſtiſche Erſcheinung ein, die in Italien mit dem Ausdruck rimbombo bezeichnet wird, und die oft den Irrthum veranlaßt, als ob unter der percutir— ten Stelle eine große Hoͤhlung ſey. Es iſt allerdings wahr, daß die Decke jeder großen Hoͤhlung unter gewiſ— ſen Umſtaͤnden dieſelbe Erſcheinung darbietet; aber um dieſe Wirkung hervorzubringen, braucht nur der Boden aus lockern, leichten und poroͤſen Materialien zu beſtehen, fo daß er eine Menge kleiner Cavitaͤten oder Zwiſchen— räume enthalt. Nicht allein der Boden des Craters, ſondern auch die aͤußern Wuͤnde jedes vulkaniſchen Ke— gels und jeder ebene Punkt, wie groß auch ſeine Ent— fernung von einer vulkaniſchen Mündung ſeyn möge, giebt nach einer Percuſſion denſelben Ton von ſich, ſo— bald er nur einen maͤßigen Ueberzug von Schlackenſtuͤcken oder vulkaniſcher Aſche beſitzt. Nicht allein die Wände des Veſuvs, ſondern die ganze Oberfläche der Campagna di Roma und der Terra di Lavoro muͤßte uͤber einen Ra T 343 gähnenden Schlund ausgebreitet ſeyn, wenn dieſe Er⸗ ſcheinung ein hinlaͤnglicher Beweis für eine ſolche An⸗ nahme waͤre. 5 f Aber ſelbſt jeder kuͤnſtliche Boden giebt einen mehr oder weniger ſonoren Schall, wenn er ſcharf geſchlagen wird und die Urſachen dieſer Wirkung ſind den Natur⸗ forſchern gut bekannt. Dieſer Schall kann deshalb in der Malpays-Ebene eben fo natürlich durch einen ober: flaͤchlichen Ueberzug vulkaniſcher Aſche, als durch eine ungeheure Hoͤhlung unter derſelben hervorgebracht werden. Die häufige Entſtehung von Niffen und Spalten dieſe Ebene entlang, weit entfernt die Anweſenheit eis nes ſolchen unterirdiſchen Gewoͤlbes zu beweiſen, iſt viel⸗ mehr ein Umſtand, welcher beim Erkalten und Erſtarren jedes Lavalagers vorkommt; und da dieſe Spalte nur in der Lava vorkommt, weil fie ſich während der Erſtar— rung zuſammenzieht, fo läßt ſich erwarten, daß hie und da haͤufig eingeſunkene Stellen mit dem Ueberzug der vulkaniſchen Aſche oder des ſchwarzen Thones unmittel⸗ bar uͤber entſtandenen Spalten angetroffen werden. Der Regen ſchwemmt auch den Thon in die Spalte des dar unter liegenden Lavalagers, und daraus erklaͤrt ſich hoͤchſt⸗ wahrſcheinlich ein anderer Grund, warum man auf der Oberflache der Ebene eingeſunkene Stellen bemerkt. Diefe Erklärung iſt wenigſtens meines Beduͤnkens weit wahr— ſcheinlicher, als wenn man ein natürliches: Gewoͤlbe an; nimmt von 4 Meilen Grundfläche. Eine fernere Beſtaͤtigung der Anweſonheit eines Lavalagers unter der Malpays-Ebene erhält man aus dem Verſchwinden zweier Fluͤſſe unter ihrer Oberflaͤche; denn dieſer Umſtand wird natuͤrlich jederzeit eintreten, wenn ein Lavaſtrom das Fkußbette ausfuͤllt, und zwar wegen der Spalte, mit welchen die Lava durchdrungen iſt, beſonders aber wegen der Schicht lockerer und ze lli⸗ ger Schlacken, welche jederzeit das Unterlager der La va bildet. Dieſe Erſcheinung findet ſich haͤufig in der Au⸗ vergne. Sobald ein Lavaſtrom die Tiefe eines Thales ausfuͤllt, verliert ſich der Fluß oder der Strom, welcher ſonſt ſeinen Weg durch dieſes Thal nahm, unters obere Ende der Lavaſchicht, durchdringt die Zwifchenraume der Schlacken, welche jederzeit das Unterlager der Lava aus; machen, und kommt in zahlreichen Quellen am untern Ende des Lavaſtroms wieder zum Vorſchein. So lange die Lava in ihrem Innern noch eine ſehr hohe Tempe; ratur beſitzt, muß das durchſickernde Waſſer verhaͤltniß: maͤßig erhitzt werden; und daß dies der Fall war bei dem Lavalager der Malpayss Ebene, waͤhrend Hum; boldt's Anweſenheit, bewieſen die vielen Rauchloͤcher auf ihrer Oberfläche. Es war deshalb zu erwarten, daß die Flaͤſſe Cuitimba und San Pedro, welche ſich unter dieſe Lava verſenken, eine ſehr hohe Temperatur erhalten würden, ehe fie am andern Ende des Lavalagers wieder zum Vorſchein kommen. Das Getoͤſe, welches Hr. v. Humboldt vernahm, wenn er das Ohr an einen der hornitos legte, glich demjenigen eines Waſſerfalles, und wird von ihm der 844 Stroͤmung der Fluͤſſe durch den weiten unterirdiſchen Schlund zugeſchrieben, ruͤhrt aber weit wahrſcheinlicher von den Stroͤmen elaſtiſcher Daͤmpfe her, die ſich durch Spalte ergießen, durch welche ſie Ausgang finden. Ein ähnlicher Ton wird durch die Kohlenſaͤure hervorgebracht, während fie aus den kleinen Kegeln der Schlammvulkane von Maccaluba in Sicilien entweicht. Ich habe auch die Bemerkung gemacht, daß jedes weite Rauchloch der Lavaſtroͤme des Veſuvs einen rauſchenden Ton derſelben Art hervorbringt. Hr. v. Humboldt erwähnt ſelbſt, daß die Wärme der ‚hornitos jedes Jahr abnehme; und ich ſtuͤtze mich auf die Autos rität des juͤngern Hrn. Bullock, welcher die Malpays-Ebene vor Kurzem beſuchte, wenn ich hier anfuͤhre, daß die hornitos faſt gar keine Daͤmpfe mehr ausgeben, und daß die warmen Quellen jetzt auf eine ſehr niedrige Temperatur herabgeſunken ſind, wahyſcheinlich, weil das darunterliegende Lava-Lager ers ſtarrt iſt. Dieſer Beweis ſpricht ſehr beſtuͤnmt für die Richtig⸗ keit der Meinungen, welche ich über die Beſchaffenheit der Mal⸗ pays⸗Ebene aufgeſtellt habe. Ich habe ſomit Gelegenheit gegeben, die Erſcheinungen, welche dieſe Ebene darbietet, durch die gewoͤhnlichen und allge⸗ mein bekannten Arten vulkaniſcher Thätigkeit zu erklaͤren, weil die Meinung, welche Hr. v. Humboldt aufgeſtellt hat, daß ſich die Oberflaͤche der Ebene wie eine enorme Blaſe von 4 [U Meilen Umfang erhoben und durch eine eben ſo außerordentliche und unbegreifliche Anſtrengung mit mehrern Tauſenden kleiner Baſalt⸗ kegel bedeckt worden ſey, deren jeder einzelne einem aͤhnlichen Proceß ſeine Entſtehung verdanke, — von den Geologen als eine ausgemachte Sache allgemein angenommen und zur Grundlage anderer noch ſonderbarerer Hypotheſen gemacht worden iſt, um den Urſprung der domfoͤrmigen Berge, welche in Trachyt-Landſtrichen haͤuſig vorkommen, und der noch haͤufigern coniſchen Pics aus Baſalt zu erklaͤren. Wenn aus den oben angeführten Gruͤnden es am wahrſchein⸗ lichſten iſt, daß die Malpays-Ebene blos dem Umſtande ihre Eonverität verdanke, daß fie zu gleicher Zeit, aus den 6 vulka⸗ niſchen Kegeln, die ſich auf ihrer Oberflaͤche erhoben, entquollen, die Oberfläche eines maſſiven Lavaunterlagers bildet, fo iſt es ganz unmöglich, aus der Entſtehung der hornitos eine Folge⸗ rung zu ziehen (keiner derſelben iſt über 9 Fuß hoch), wie man ſie aus dem Puy de Dome, Chimboraco oder Pichinka fol⸗ gern kann, von denen die beiden letztern 15 bis 18000 Fuß hoch ſind. Die Theorie, welche auf das Beiſpiel des Jorullo gebaut worden iſt, muß deshalb zufammenfallen “). In einem andern Theil dieſes Aufſatzes iſt gezeigt worden, daß die eigenthuͤmliche Geſtalt, welche Trachyt- und Baſaltmaſ⸗ ſen zuweilen annehmen, ſich leicht erklaͤren laſſe, ohne zur Wir⸗ kung unbekannter und eingebildeter Kräfte oder zu andern uͤber— haupt, als deren Wirkung wir kennen und die hierzu vollig aus⸗ reichend ſind, Zuflucht zu nehmen. 4 | Man wird es mir nicht für Anmaßung auslegen, daß ich die Meinungen eines Beobachters von ſo anerkanntem Scharfſinn und Erfahrung, wie Hr. v. Humboldt iſt, über Thatſachen *) Das andere von Humboldt zu demſelben Zweck ange⸗ führte Beiſpiel, nämlich die angebliche Aufblähung der Pla⸗ teau's auf den Spitzen vulkaniſcher Kegel, welche keine Cra⸗ ter haben, iſt eben ſo wenig ſtatthaft. Ich habe ſchon in meinem Werke gezeigt, daß die Crater nach einem allgemei⸗ nen Geſetz durch Anhaͤufung ausgeworfener Bruchſtuͤcke und durch Lava gebildet werden, welche von unten herauf ans ſchwillt. Dieſer umſtand muß natürlich endlich eine convere Oberflache herbeiführen, aber man würde thoͤricht handeln, aus dieſer Geſtalt auf die Anweſenheit einer unterliegenden gewoͤlbten Hoͤhlung zu ſchließen. 345 zu prüfen unternommen hade, die mir nothwendiger Weiſe nur aus feinen Mittheilungen bekannt ſeyn koͤnnen, da meines Wiſ— ſens keine andere Beſchreibung der mexikantſchen Vulkane bekannt geworden iſt. Man wird indeſſen zugeben müffen, daß die That⸗ ſachen, welche uns Hr. v. Humboldt ſelbſt erzaͤhlt hat, kel⸗ nesweges die Theorie rechtfertigen, durch welche er ſie erklaͤren will, wohl aber ſaͤmmilich geeignet find, die vulkaniſchen Aus⸗ bruͤche des Jorullo und feiner Umgebungen zu derſelben Claſſe von Erſcheinungen zurücdzuführen, welche eben fo an andern Or» ten beobachtet worden ſind. ’ Will man von Wirkungen auf die Urſachen fliegen, fo kann kein Raiſſonnement buͤndiger und kein Schluß folgerichtiger ſeyn, als wenn man, wie in dieſem Fall, eine betraͤchtliche Menge von Thatſachen beſitzt, welche ſaͤmmtlich ohne alle Ausnahme darauf hinauslaufen, einen gewiſſen Urſprung zu beſtaͤtigen, und wenn nicht eine eingebildete Art von Erſcheinungen eigens fuͤr dieſen Fall erfunden wird, ſondern wenn man die annimmt, welche gleichformig an andern Orten dieſelben Reſultate gegeben hat, und unter allen bekannten Naturproceſſen die einzige iſt, welche dieſe Wirkungen hervorbringen kann. Meines Erachtens kann der Wiſſenſchaft kein beſſerer Dienſt geleiſtet werden, als wenn man eine der glänzenden Theorien erftört, welche dem Anſchein nach auf einige beweiſende Thatſa⸗ en gegründet und durch die Autorität eines großen Namens zu: fammengehalten, von der Welt in der Regel ohne Prüfung ange⸗ nommen wird, obſchon fie dem gewohnlichen Gang der Natur widerſpricht, und folglich die äußerſte Verwirrung in dieſe Wiſ⸗ ſenſchaft bringt. g Da die bekannte Theorie, daß alle cryſtalliſchen Gebirgs⸗ arten aus einem waͤſſerigen Mittel niedergeſchlagen worden ſeyen, jetzt auf ihren wahren Werth zuruͤckgefuͤhrt zu werden anfaͤngt, ſo mag man hierin einen ſchlagenden Beweis erkennen, wie leicht eine ganz grundloſe Hypotheſe der wiſſenſchaftlichen Welt als Wahrheit aufgetiſcht werden koͤnne, ohne daß ſie nur daran denkt, ſie in Zweifel zu ziehen. Wir wollen hoffen, daß dies ein warnendes Beiſpiel für die Zukunft abgeben werde. Miscellen. ueber den anatomiſchen Bau des Thiers der Iri- dina (161), welche Gattung bekanntlich von Lamarck aufgeſtellt, 346 aber nicht [don allen Zoologen angenommen, und mit Anodonta vereinigt gelaſſen worden war, von welcher ſie ſich, hinſichtlich des Gehaͤuſes, auch nur wenig unterſcheidet, erfahren wir von Hrn. Deshaies folgende Details, zu Folge welcher die Trennung bei⸗ der Gattungen als voͤllig gerechtfertigt erſcheint. Die unterſuchte Art war vom Hrn. Caillaud im Nil gefunden worden. — 1) Die beiden Mantellappen ſind an ihrem untern Rande zum großen Theil mit einander vereinigt, und man ſieht hinterwaͤrts zwei ſehr deutliche, obwohl kurze Roͤhren, faſt wie bei den Herz⸗ muſchen (Cardium) und andern verwandten Gattungen (wäh: rend bei Anodonta und Unio die Mantellappen an ihrem gan⸗ zen untern Rande und hintern Ende getrennt ſind und jene Roͤhren fehlen). 2) Die Kiemenblaͤtter ſind zwar groß, wie bei den genannten beiden e aber nicht das innerſte, fondern das aͤußerſte iſt das größte. 3) Die lippenfoͤrmigen Fortſaͤtze find groß, gleich, und hängen. an ihrem ganzen hintern Rand an, bei jenen ſind ſie dagegen kleiner, der innere mehr als der aͤußere, und haͤngen nur mit der Wurzel ihres obern Randes zuſammen. 4) die Mündungen der Eiergaͤnge liegen auch weiter vorn als bei Unio, 5) Die Windungen des Darmkanals find größer, der Maſtdarm fest ſich weiter nach hinten fort, und der After liegt ſelbſt in der Roͤhre des Excretionskanals. 6) Das Muskelſyſtem iſt bei Unio und Iridina faſt gleich, nur mit dem Unterfdiede, daß die vordern Zuruͤckziehmuskeln des Fußes in Buͤndel getheilt ſind, welche am vordern Rande der Leber liegen, und auf der Schale Eindruͤcke zuruͤcklaſſen, welches bei Unio nicht der Fall iſt. Hr. Deshaies iſt geneigt, dieſe Muſchel mit einer andern Art Anodonta aus dem Nil, welche gleichfalls zwei deutliche, jedoch kurze Athemroͤhren beſitzt, und für welche er den Gattungsnamen Purpurina vorſchlaͤgt, an's Ende einer kleinen Familie, unmittelbar vor der der Najaden zu ſetzen. Ueber die täglichen Abweichungen der Magnet⸗ nadel in den arktiſchen Regionen (162) ergiebt ſich aus einem vom Kapit. Parry und Lieutn. Forſter der Royal So- ciety zu London am 13. April vorgeleſenen Abhandlung, daß die tägliche Abweichung der Nadel in Port Bowen oft bis auf 7° und 8° ſtieg und nie unter 1 betrug. Die Beobachter verſichern, eine entſchiedene Verbindung zwiſchen der taͤglichen Abweichung und dem Stand der Sonne und des Mondes entdeckt zu haben, Seni 4 Beſeitigung von Narben (163). Sir Aſtley Cooper ſcheint zu glauben, daß die in Folge von Verbrennungen entſtehenden Narben ge— woͤhnlich unheilbar ſind; obgleich Henry Earle vor ei— nigen Jahren die Aufmerkſamkeit der Wundaͤrzte auf die Exciſion der Narbe richtete. James glaubt, daß die Narbe in denjenigen Faͤllen, wo ſie zwiſchen dem Unterkiefer und dem sternum (was nicht ſelten vor— kommt) vorhanden iſt, nach Earle's Verfahren haͤufig nicht beſeitigt werden koͤnne. Jedoch iſt er ſo gluͤcklich geweſen, betraͤchtliche Verminderung der Deformitaͤt und der mit einer Operation und nachfolgenden Behandlung verbundenen Unbequemlichkeiten hervorzubringen. Erſter Fall. — Ein Mädchen von ohngefaͤhr 9 Jahren hatte eine Narbe dieſer Art, welche Folge von einer 7 Monate vorher ſtattgefundenen Verbrennung war. Sie war groß, breit und geſpannt und hielt das Kinn nahe an das sternum herabgezogen, ſo daß nicht ee e. mehr als ein Zoll Zwiſchenraum vorhanden war. Der linke Mundwinkel war durch ſie ſehr weit nach unten gezogen. Sie ragte auch ſehr uͤber die gewoͤhnliche Ober— flaͤche des Halſes hervor, ſo daß die Hervorragung des Kinns verſchwunden war. Am 9. Maͤrz 1824 machte C. die Operation, welche er auf folgende Weiſe beſchreibt. „Ich machte an jedem Rande der Narbe eine In— ciſion, welche ſich bis zum obern Theile des sternum erſtreckte, wo ſie mit der andern zuſammenſtieß. Ich präparirte alsdann den Lappen los, von welchem ich nichts wegnahm; aber, nachdem ich ihn ganz frei ge— macht hatte, konnte ich da zu ihm kommen, wo er un— ter dem Kinn nicht geſehen werden konnte. Die Ent— fernung zwiſchen dem sternum und dem Kinne war nun wenigſtens bis zu 3 Zoll vergrößert *). ) Es iſt gewohnlich nöthig, die Ränder der Wunde durch kleine Querſchnitte loszumachen, was in dieſem und dem folgenden Falle geſchah. 347 Ich erhielt die Narbe erſtens durch breite Heftpflaſter⸗ ſtreifen und zweitens durch eine leinene Compreſſe in ihrer Lage, welche durch eine breite, oben auf dem Kopf zuſam— mengebundene Binde feſtgehalten wurde, um ſo dem Kinn ſeine natuͤrliche Form wiederzugeben. Ich verſuchte dann die Wundraͤnder unten durch Heftpflaſterſtreifen einan— der zu naͤhern, doch konnte dieß blos auf eine partielle Weiſe vollbracht werden. Hierauf legte ich das Schrau— benhalsband an. Ich fand bald, daß dieſes von keinem Nutzen war, denn da die Wunde ſich entzuͤndete und reizbar wurde, ſo verſuchte das Maͤdchen, weil das Halsband zu weit war, das Kinn hinein zu ſchieben. Ich begnuͤgte mich daher damit, daß ich ein Halsband von Pappe und unter demſelben einen Breiumſchlag, und ihren Kopf faſt auf dieſelbe horizontale Linie legte, auf welcher ihr Koͤrper ſich befand, bis ein kleineres Schraubenhals— band gemacht werden konnte. Es erfolgte bald betraͤcht— liche Eiterung, und nachdem die Reizung der Wunde beſeitigt war, konnte ich einige Tage nachher dieſes Halsband anlegen. Br Inm Verlaufe der Heilung wurde das Mädchen von Maſern ergriffen, was ſie etwas aufhielt; demohnge— achtet war die Wunde nach ohngefaͤhr 4 Monaten ge— heilt, Seit dieſer Zeit iſt eine eben ſo lange Periode verfloſſen, waͤhrend welcher die Theile immer mehr nach— gegeben haben, ſo daß die Entfernung zwiſchen dem Kinn und dem sternum jetzt 377 Zoll betraͤgt. Die alte Nars be iſt unter dem Kinn vollkommen verborgen, und nach vollendetem Wachsthum werden, wie ich glaube, ſehr wenig Spuren von der Deformitaͤt zuruͤckbleiben.“ Zweiter Fall. — Dieſer Fall betrifft ein Maͤd⸗ chen von ohngefaͤhr ı3 Jahren, welches ſich vor 4 Jah⸗ ren verbrannt hatte. Die Narbe war groͤßer als in dem erſten Falle, und erſtreckte ſich bis zum unteren Rande der zweiten Rippe. Auf dem Thorax war fie ſehr breit und feſt, doch war ſie dies vorn am Halſe weniger. Das Kinn war ſehr nahe an das sternum gezogen, und ſeine Hervorragung war nicht wahrnehm⸗ bar. Die Operation war in dieſem Falle etwas anders als die eben beſchriebene. 0 Es würde eine furchtbare und wahrſcheinlich weni— ger nuͤtzliche Operation geweſen ſeyn, wenn dieſe unge⸗ mein große Narbe ganz lospraͤparirt worden waͤre, und deshalb nahm ich das folgende Verfahren an. Ich machte auf jedem Rande der Narbe eine Inciſion von ohngefaͤhr 5 bis 4 Zollen. Ich kneipte alsdann die Nar— be in der Mitte zwiſchen dem Finger und dem Daumen meiner linken Hand und zog ſie mit Gewalt in die Höhe. Alsdann führte ich ein langes ſchmales Meſſer mit gerader Klinge durch die eine Inciſion bis zu der anderen durch, und indem ich ſeine Schneide nach außen wendete, trennte ich auf einmal die Verbindung mit den darunter liegenden Geweben und machte einen Schnitt von wenigſtens zwei Zollen, welcher ſehr geringen Schmerz verurſachte. Ich trennte nun beide Lappen los, — ETů—— 5 348 bis das Mädchen das Kinn in horizontale Richtung bringen konnte, ohne die Integumente des Thorax zu fpannen. Ich ſchob, wie im vorhergehenden Falle, den oberen Lappen unter das Kinn, und hielt ihn durch lan— ge Heftpflaſterſtreifen, durch eine Compreſſe und eine breite Binde in ſeiner Lage. Nachdem ich alsdann der Hals unten leicht verbunden, und den untern Lappen i der Lage befeſtigt hatte, in welcher er von dem anderen getrennt worden war (er war von den oberen mehr als zwei Zoll entfernt), legte ich einen Breiumſchlag und auf dieſen ein Halsband von Pappe an. Ich ſetzte die: ſes Verfahren einige Tage lang fort, bis die Form des Kinns wieder hergeſtellt und Eiterung eingetreten war. Als— dann bediente ich mich ſtatt des pappenen Halsbands breiter Heftpflaſterſtreifen, welche vorn auf den Hals gelegt wur— den, und legte das Schraubenhalsband mit einer kurzen Schraube an. Nach und nach brachten wir das Kinn ſo weit in die Hoͤhe, als es mit dieſer Schraube moͤglich war, und ſtatt derſelben gebrauchten wir dann eine längere. ' „Dieſe Operation iſt von demſelben Erfolg geweſen wie die vorhergehende; das Kinn iſt wohlgebildet, und die neue Narbe iſt weich und geſchmeidig. Das Maͤd— chen kann ihr Kinn ohne Schwierigkeit uͤber die hori— zontale Linie in die Hoͤhe heben, und die Entfernung zwiſchen dem Kinn und dem sternum beträgt 3 Zoll. Der Hals iſt nun ſeit 16 Wochen geheilt. In dieſem Falle legte ich mit Nutzen einen Breiumſchlag faſt am Ende der Kur auf die anderen Verbandſtuͤcke!.“ — Ein Fall von Schußwunde, in welchem tetanus durch auf das Ruͤckgrat applieirtes Kali causticum geheilt wurde (164). Von David M. Reeſe. Am 17. Januar 1825 erhielt H. Jinks eine Las dung Schroten in den Ruͤcken, von welchen zwei in das Ruͤckgrat eindrangen, und welche wegen der vollkom— menen Laͤhmung und anderen nachfolgenden Symptomen in das Ruͤckenmark gegangen ſeyn oder daſſelbe gedrückt haben mußten. Als ich ihn ſah, war er ohngefahr 500 Vards weit nach Haufe geſchafft worden, und lag in einem ſo heftigen Fieberſchauer, daß Gefahr vorhanden war. Durch zweckmaͤßige Mittel wurde die natuͤrliche Waͤrme wieder hergeſtellt, und man unterſuchte den Zu— ſtand der Wunden. Es wurden einige Schroten heraus— genommen, aber zwei waren offenbar bis zu den Koͤr— pern der Bruſtwirbelbeine in die Naͤhe der Anheftung der fiebenten und achten Rippe gedrungen. Er klagte über gewaltigen Schmerz in der rechten regio hypo— chondriaca, und fagte, daß feine Unterſchenkel abge: ſtorben waͤren. Als man ſeine Fuͤße in die Hoͤhe hob, ſah man deutlich, daß die unteren Extremitaͤten paraly⸗ tiſch waren. Da vor meiner Ankunft erweichende Um— ſchlaͤge auf die Wunden gelegt worden waren, fo ließ ich fie bis zum naͤchſten Morgen fortſetzen, wo es noͤthig wurde, die Venaͤſection vorzunehmen und die Blaſe durch 349 den Katheter leer zu machen. Dieſe letztere Operation mußte wegen des großen Schmerzes im Leibe, welcher jedesmal gefuͤhlt wurde, ſobald man eine Ausdehnung der Blaſe ſtattfinden ließ, zwei- und bisweilen drei— mal taͤglich wiederholt werden. Ich verſuchte nun Lei— besoͤffnung hervorzubringen, zu welchem Behuf ich zus erſt Calomel und Gummigutti combinirte, und zu gleis cher Zeit enemata von der ſtimulirendſten Art geben ließ. Nachdem ich verſchiedene cathartica angewendet hatte, bis ich mich uͤberzeugte, daß von den Purgir— mitteln, welche gewoͤhnlich in Gebrauch ſind, nichts er— wartet werden konnte, indem während der ſechs Tage nach dem Ungluͤck kein Stuhlgang hervorgebracht worden war, und da ich keine Beſſerung hinſichtlich der Para— lyſis fand, ſo verlangte ich noch einen Wundarzt, wor— auf der Profeſſor Pattiſon zur Berathung eingeladen wurde. Er fand die Verſuche, Leibesoͤffnung hervorzu— bringen, für gut und verordnete, das Crotonoͤl fortzu— ſetzen, welches vorher in ſtarker Doſis angewendet wor— den war, indem der Patient alle zwei Stunden einen Tropfen ohne Wirkung genommen hatte. Da wir bei unſerem Beſuche am naͤchſten Tage fanden, daß noch immer alle Bemuͤhungen vergebens waren, und da ſpas— modiſche Symptome eingetreten waren, ſo beſchloſſen wir das elaterium anzuwenden. Ein Gran von dem ge— woͤhnlichen officinellen Extract wurde alle zwei Stunden zu nehmen verordnet. Durch dieſes Mittel wurde eine partielle Ausleerung hervorgebracht, aber in der folgen— den Nacht wurde unſer Patient von tetanus in der furchtbaren Form von opisthotonos ergriffen, welcher ſowohl unſern Hoffnungen als dem Leben des Patienten ein ploͤtzliches Ende zu machen drohte. Die tinct. opii wurde nun waͤhrend der Nacht alle halbe Stunden zu einer Drachme pro dosi gegeben, und am folgenden Morgen, d. h. am 8. Tage nach dem Zufall wurde bei einer Berathung beſchloſſen, außer dem Opium die exten— ſive Application des kali causticum zu verſuchen, und daſſelbe auf die ganze Lange des Ruͤckgrats zu appliei— ren, fo wie in aͤhnlichen Faͤllen empfohlen worden war. Auf das Anrathen des Prof. Pattiſſon wurde die Blauſaͤure in Doſen von 2 Tropfen alle Stunden gege: ben. Ich geſtehe, daß ich zu der Zeit, wo dieſe Be— handlungsart angeſangen wurde, wenig gluͤcklichen Er— folg erwartete. Unſeres Patienten Koͤrper war ſo nach hinten zuſammengezogen, daß er einen vollkommenen Bogen bildete; ſeine Fuͤße waren krumm und die Fußzehen bis zu einem faſt unglaublichen Grade nach innen gezogen. Zu derſelben Zeit litt er außerordentlich von convulſiviſchen Contraktionen der Glieder, welche m Schreie von der ſchrecklichſten und jaͤmmerlichſten Art auspreßten. Dennoch waren 4 Stunden nachher, nachdem dieſe Behandlung angefangen worden war, durch die Application des kali causticum alle Symptome ge lindert. Der Patient fiel in einen ſanften Schlaf, aus welchem er in 6 Stunden vollkommen frei von allen tetaniſchen Symptomen erwachte; er war von allem 350 Schmerz befreit, der Leib war offen und nichts war mehr zuruͤck, was uns die Hoffnung rauben konnte, als die Laͤhmung der unteren Extremitäten, und ſelbſt in dieſer Hinſicht war eine Beſſerung vorhanden, da er die ge— ringſte Beruͤhrung an den Fuͤßen fuͤhlen konnte, obgleich er nicht die Kraft hatte, ſie zu bewegen: ein Beweis, daß die Nerven der Empfindung und die der Bewegung einen verſchiedenen Urſprung haben. Dieſe ſchnelle Beſ— ſerung und der nachfolgende guͤnſtige Ausgang dieſes Falls haben mich bewogen, dieſe kurze Beſchreibung der Behandlung bekannt zu machen, indem ich hoffe, daß fie zu fernerer Anwendung derſelben im tetanus bewes gen wird, da ſie uns lehrt, daß wir einen Patienten in dieſer Krankheit ſelbſt in dem ſcheinbar hoffnungstofes ſten Falle nicht verlaſſen duͤrfen; denn dieſer Knabe iſt ſo weit hergeſtellt, daß er mit Huͤlfe eines Stocks her— umgehen kann, und zu einer vollkommenen Herſtellung ſeiner Geſundheit gegruͤndete Hoffnung hat. ö Ein Bericht von der Pinta oder den blauen Flecken (Blue-stain), einer beſonderen Haut— krankheit, welche in Mexiko berrfcht (165). Von Samuel M. Clellan. Zu Folge der Beſchreibung, welche mir die Verſtaͤndig— ſten der Eingebornen gemacht haben, kann ich blos ſa— en, daß die Krankheit, welche von ihnen pinta oder blaue Flecke genannt wird, ſich in der Nachbar— ſchaft des Vulkans Jorullo in dem noͤrdlichen Theile der Provinz Valladolid kurz nach ihrem erſten Ausbruche ſich gezeigt, und ſich allmaͤhlich ſuͤdlich durch die ganze Tierra caliente *) bis zur Stadt Mascala auf der Straße von Mexico nach Acapulco, und wie ich glaube noch weiter füdlich ausgebreitet hat. Sie hat gewoͤhn— lich unter der niederen Volksklaſſe, welche eine dunkle Farbe hat, geherrſcht, und man ſagt, daß ſie mit leichs ten Schauern und nausea anfängt, worauf einiges Fieber folgt. Dieſe Symptome dauern blos einige Ta— ge, worauf mißfarbige Flecke auf dem Geſicht, der Bruſt und den Gliedern entdeckt werden, welche heller oder gelblich ausſehen, allmaͤhlig blau und in vorgeruͤck— ten Stadien ſchwarz werden, ſo daß ſie faſt der Neger— haut aͤhneln. In dieſem Stadium hat auch die Haut *) Die Tierra caliente oder das heiße Land wird von der Kuͤſte (einem ſchmalen Strich Landes, welcher von den Eins gebornen fo genannt wird, an dem ſtillen Meere hinlaͤuft, und zwei bis ſechs engliſche Meilen breit iſt) durch die Sier⸗ ra Madre oder die Mutter-Gebirge, eine Bergkette ge— trennt, welche parallel mit der Kuͤſte laͤuft und 60 bis 70 Engliſche Meilen lang iſt. Dieſes Land liegt zwifchen den Mut⸗ tergebirgen und dem Fuße der großen Cordillera Anahuac, und erſtreckt ſich durch die Provinz Puebla. Es varliirt in Hinſicht der Breite von 30 bis 60 Meilen. Die Oberflaͤche iſt durch zahlreiche hohe Berge und durch die Thaͤler, wel— che um den Fuß derſelben herum liegen, mit einander communiciren, und durch zahlreiche Fluͤſſe bewaͤſſert ſind, uneben, Der Boden iſt ſehr gut, und es koͤnnen in ihm alle Produkte eines Tropenklimas kultivirt werden. 351 ein rauhes und ſchuppiges Anſehen und iſt etwas ent⸗ zuͤndet; ſie bildet, wenn ſie entweder durch Zufall oder durch Inſektenſtiche verletzt wird, tiefe und uͤbelaus⸗ ſehende Geſchwuͤre mit harten und in einigen Faͤllen, welche ich ſah, umgebogenen Nändern, welche die ges meinen Leute als unheilbar betrachten. Die Perſpira⸗ tion dieſer Perſenen hat einen eigenthuͤmlichen widrigen Geruch, doch glaube ich, daß ihr allgemeiner Geſund— heitszuſtand nicht affieire wird. Wenigſtens ſah ich nicht, daß fie mehr von anderen Beſchwerden litten als dieje⸗ nigen, welche von dieſer Krankheit frei waren. Es iſt gegenwärtig in der Stadt Mexico ein Regiment, wel. ches aus ſolchen kranken Perſonen beſteht, Pintare⸗ giment genannt wird, und Weiße zu Officiren hat, wel che vom Gouvernement angeſtellt find. Das Soldatens leben unterwirft ſie natuͤrlich der Strapatze und dem Mangel, welche ſie jedoch auszuhalten ſcheinen, ohne mehr Beſchwerde oder Nachtheil zu empfinden als an— dere. Sie werden jedoch ſehr haufig eben fo wie alle andere, welehe dieſelbe Diät haben *), von dyspepti⸗ ſchen Beſchwerden afficirt. ; Man ſagt, daß diefe Krankheit anſteckend ſey, und Thatſachen ſcheinen dies zu bekraͤftigen. Ich habe Perſo⸗ nen geſehen, welche in höheren Ständen erzogen und ge: boren worden waren, wo fie ausgenommen durch Ans ſteckung nicht bekannt iſt, und, nachdem ſie einige Jahre in der niedrigen Gegend in naher Beruͤhrung mit den gemeinen Leuten geweſen waren, mit der Krankheit zu ruͤckkehrten. Ammen, welche von dieſer Krankheit anges ſteckt waren, und in den hoͤheren Staͤnden gebraucht wurden, haben ſie den Kindern mitgetheilt; doch ſagt man, daß dieſe, wenn ſie in dem erſten Stadium mit leichten gathartica und einigen ſtarken diaphoretiſchen Kraͤutern behandelt wurden, wovon dieſes Land eine große Menge. hat, geheilt worden find. Jedoch giebt es viele Perſonen von den höheren Klaſſen, welche faſt ihr ganzes Leben hindurch unter den Pintoes gewohnt und ſie bisweilen als Diener in ihrem Hauſe gebraucht haben, ohne von dieſer Krankheit ange— ſteckt worden zu ſeyn; doch haben dieſe immer ſowohl an ſich als an ihren Dienern die groͤßte Reinlichkeit durch wiederholtes Baden, Waſchen ꝛc. beobachtet. An— dere, welche dieſe Vorſichtsmaßregeln nicht angewendet haben, find nicht ſo gluͤcklich geweſen; doch habe ich nicht geſehen, daß unter dieſen die Krankheit fo weit vors ruͤckte, als unter den niedern Klaſſen. Ich erinnere mich nicht, ein einziges Beiſpiel geſehen zu haben, wo die Krankheit außerhalb des angeſteckten Diſtrikts ange⸗ ſteckt hätte, obgleich dieſe Leute far in allen Theilen des weſtlichen Diſtrikts der Stadt Mexiko angetroffen werden, wo fie mit ihren Produkten und anderen verkaͤuf— *) Die niedere Volksklaſſe in Mexiko genießt vorzüglich Korn kuchen und Fleiſch mit Speck und rothem Pfeffer gekocht. Bibliographiſche Neuig Mineralogie populaire etc. par C. P. Brard, Paris 1826. in 8. (Eine, zunaͤchſt für den Landwirth und den Hand⸗ werker beſtimmte zweckmaͤßige populäre Mineralogie.) An Essay on the Remote and Proximate Causes of Phthi- — — eg 352 lichen Waaren hin und wieder gehen. Auch iſt die Krank heit an der Kuͤſte des ſtillen Oceans oder in anderen angraͤn⸗ zenden Landſtrichen, welche von der Tierra caliente durch Gebirge getrennt werden, nur dem Namen nach bekannt. Ob dieſe Krankheit bisweilen durch Fortpflanzung mitgetheilt werde, iſt ſchwer zu beſtimmen. In allen den Familien, wo ich ſie geſehen habe, waren die Kin— der angeſteckt, aber ob fie angeboren oder durch Beruͤh— rung ihnen mitgetheilt werde, iſt ganz ungewiß. Ich habe ſie bei Kindern geſehen, welche noch geſtillt wurden. Von anderen ſagte man, daß ſie bis zu dem erſten oder zweiten Jahre frei von dieſer Krankheit geweſen ſeyen. Sie werden immer ſo aufgezogen, daß fie nachher Aus ßerſt unreinlich leben. Es iſt auch zu bemerken, daß ihre Diaͤt gar nicht koͤſtlich oder geſund iſt. Es ſcheint mir, daß dieſe Krankheit mit Recht mit der lepra fuͤr eins gehalten werden kann. Aber wenn ſie mit derſelben identiſch iſt, ſo muß fie gewiß als eine merk wuͤrdige Varietaͤt und als eine ungewoͤhnlich gelinde Form derſelben betrachtet werden. Ich betrachte ſie als eine bloße Hautkrankheit, da ich ſah, daß ſie keinen anderen Theil des Körpers affieirte. Die gemeinen Leute glaus ben, daß ſie von der lepra verſchieden ſey, welche unter ihnen nicht unbekannt iſt, indem ich gerufen wurde, zwei vermeintliche Fälle derſelben in Roſario, in der Naͤhe des Diſtriets der Pintoes anzuſehen. Ein älterer Bru— der von dieſen beiden Patienten war vorher von den Al⸗ calden des Orts in die Gebirge geſchickt worden, um eine Ausbreitung desjenigen zu verhuͤten, was man als wahre lepra betrachtete. 5 Die Aerzte des Landes, auf welche men ſich jedoch nur wonig verlaſſen kann, betrachten die pinta als eine ſpecifiſche Krankheit, und als gewöhnlich unheilbar. Ich hoͤrte niemals von einem Verſuch ſie in der niedrigen Gegend zu heilen. Es wurde geſagt, daß fie in Te mascaltepec fünf oder ſechs tauſend Fuß über dem Mee⸗ resſpiegel in Faͤllen geheilt worden ſey, wenn die Kinder von ihren Ammen weggenommen worden waren. Miscellen. 1 Dunft des geröfteten Kaffees gegen chroniſche Augenentzuͤndungen (166) wird von Dr. Amati empfſoh⸗ len, welcher drei Beobachtungen mittheilt, deren eine an ihm ſelbſt angeſtellt wurde, nach welchen Augenentzuͤndungen, die allen andern Mitteln widerſtanden hatten, auf dieſe Weile bin⸗ nen 20 Tagen geheilt worden ſind, waͤhrend bie Augen jedoch auch mit einem kalten Dekokt von rohem Kaffee gewaſchen wurden. Gegen die Schweiße der Schwindſüchtigen (167) empfiehlt der Hofmed. Dr. Toel in Aurich nach Reil den Ler⸗ chen ſchwa mm, den er ſeit vielen Jahren meiſt mit guͤnſtigem Er⸗ folge gebrauchte. Das Mittel hemmt den Auswurf keinesweges, und verurſacht nie beengten Athem oder ſonſtige nachtheilige Ne⸗ benwirkungen. Er giebt den Lerchenſchwamm zu vier Gran mit Zimmt des Abends beim Schlafengehen. Findet man zur Lin⸗ derung der Leiden des Kranken zugleich Opium nöthig, ſo ver⸗ bindet man es damit. ; —92 keiten. sis pulmonalis being the Essay to which the price was adjudged for the Year 1825 by the New- York State Medical Society. By Andrew Hamersley M. D. Philadelphia 1825. 8. Ben R Fon r zu dem vierzehnten Bande der Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde. (Die Roͤmiſchen Ziffern bezeichnen die Nummern, die Arabiſchen dle Seiten.) A. Aak, ſ. Madärwurzel. x Abdomen, Verwundung mit Vorfall des Mag. OCLXXXVIII. 28. Abforption der Mollusken. CCXCIX. 200. Acad. royale de méd., Preisaufgabe derſ. CCX CV. 144. Acidum pyrolignos. ſ. Holzſaͤure. Aeridium, ſ. Heuſchrecken. Acupunctur, über. CCXCV. 144. Acupunctur, Nutzen bei Herzrheumatism. CCXC. 136. Aderlaß, über den Gebrauch. CCXCIV. 127. 2 und Naturf. Deutſchland's, die Ver⸗ ſammiung deif. betreffend. CCLXXXVII. 16. Aetzmittel, Anwend. bei Zona. CCC. 219. Alasaka, Aus ſag. CCCGCIV. 284 Alaunauflöfung, empfohlen. CCC. 222. Alibert, Nouveaux élémens de thera- peulique ete, CCXCVIII. 191. Alligator, über. CGCIV. 287. Alte Leute. Ueber Anzeige des Todes bei, durch Arterienverknͤcherung? GCXC. 58, Amaurofe, unvollſt., Anwend. des Galvanis⸗ mus bei. CCI. 250. Amethyſt, Waſſerblaͤschen im. CCXCVII. 199. Aan WEN means, Batrachier, beſchrieben. GGLX XXVII. 3. 8 Anatomie, Phyſtologie, und Chirurgie, Re⸗ pertorium füc pathol. OX CI. 79. Aneurysma d. Aorta. CGXCIV. 128. — inguinale. CGLXXXIX. 47. Auſteck. Eigenſch. des Groups , beweiſ. Beiſpiele. OCCLXXXVIII. Arſteckung des gelben Fiebers. CSX IX. 208. — durch Blatterkranke, Verſuche. CGXCVII. 176. Antimonium tarter. mit digit, und Ca- lomel, gute Wirkung des Pulvers. OX CVI. 160. Ant phiog. und revulſ. Behandl., Nutzen derſelb. bei Geſichtsroſe. CCACL 76. Aorta, Ancurysma der. COX Ov. 128. Araber, Heilkunde der. CCLXXXVIII. 31. - Arktiſche Regionen, Abweichungen der Mag⸗ netnadel. CCCVIIL 346. Arrakan, Klima von. CCXCVIII. 186. Arterienvertheilung, übeler Erfolg des Stein ſchnitts durch beſondere. OCLXXXVIII. 32. Arzneimittel, aͤußerl. Anwend. auf entblößte Hautſt. CCCV. 304. — Farbe, Ge⸗ ruch und Geſchmack, uͤber. CCXCIV, 123. Aspalasomus, Monftrofität bei'm weibli⸗ chen Geſchlecht. CCXCIV. 117. Audumbara, Ausſatz. CCCIV. 283. Auge, Wurm im Auge eines Pferdes. CCCH. 251. Augen der Bäume, über die Entwicke—⸗ lung der daraus hervorgehenden Wur⸗ zeln. CCX CVI. 145. CCXCVII. 164.— Augen, über Echaltung der, Schrift. CCLXXXVII. 16. Augenentzuͤndungen, Heilmittel. CCC VIII. 2 352. Augenkrankheiten in einigen Theilen In⸗ dien's. CCCIII. 265. Ausrenkung, freiwillige des Schenkels. CCLXXXIX. 46. Ausſatz, Mittel bei. CCCHI. 254. — der Hindus, uͤber. CCCI v. 281. B. Bäume, Augen der, über. CCXCVI. 145. CCXCVIL. 164. Baldwin, über einige neue Graͤſer. CCCIV. 287. Bandwurm, Heilm. CCCII. 254. Bard ſ. Devergis. Barita Keraudrenii, ſonderb. Verlauf der Luftroͤhre bei. 3 Bacometerſtand, auf dem Gipfel des Mont = blanc. CCXC. 36. — auf dem Pic du Midi. CCCIV. 275. Barry, on the Influence exereised by Athmospheric Pressure upon the Pro- CCC. 213. I £ression of the Blood in che veins- etc, CCCVII. 335. Becken, Seltenheit bedeut. Mißbild. des weibl. in N. Amer. CCXCVIII, 192, Berberis vulgaris, Verſuche mit Giften. GCXCIL, gr. Bergen, von, Verſuch einer Monographie der China. CCXCIX, 207. Biber, in der Weichſel gefangen, CCI. 248. Billingia, neue Arten. Blatteranſteckung, CCXCVII 176. Blaue Flecken ſ. Pinta, 1 Blauſaͤure, äußerliche Anwendung d. CCC. 224. — bei Tetanus. Ci. 233. Bei, mit Leinoͤl und Pech, als Mittel, um unveränderliche Ueberzüge zu machen. CCK CI. 77. Bleiweißpflaſter f. Ceruss. emplastrum, Bloͤdſinn, von Verletzung eines Nerve. CCXCIV. 122. Blut, Beſchaffenheit des durch Blutegel ausgezogenen. CCXC. 64. — bei icte- rus Neugeborner. CGLXXXIX. Ueberg. deſſ. v. der Mutter zu dem Fö⸗ tus. CCXC. 452. Blutadern und Lymphgefaͤße, unmittelbare Communicat. derſ., Verſ. CCLXXXVIII. CCCIV. 287. Nutzen der Chlorſalze. 0.— 17. Blutegel, bei Affect. des uterus. CCX Cv. 1 Mittel gegen übermäßig. Blu: tungen durch Biffe von. C00. 224. Blutungen, durch Blutegelbiſſe, Mittel. CC. 224. g Boillaud, Praité etc. des fievres dites essentielles. CCEXXXIX. 47 Botanik, Lehrbuch. GCCVI, 319.— medic. CCGI. 239. Bowdich, Excurs, dans les iles de Ma- dera etc, trad. de l’augl. par Cuvier et Humboldt ete, CCCIII. 272. Boyle, sur les maladies du cerveau etc.) CCEIV. 288. Brard, Mineralogie populaire etc, CCCVIII. 387. = 354 Bravard, sur les ossem. foss. du De · part. Puy de Dome. COOCIII. 271. Breschet, Repert, gen. d'anat. etc. CCXCI, 7 Britannien, CCXCHINI. III. R Bruch, f. Fractur und Hernia. Bruchbänder, ſehr zweckmaͤßige Verbeſſe⸗ rung. CCXCVII. 176. Brus, Richand des, sur la nonexisten- ce du virus venerien, CGG. 223. Buchanan, IIlustration of acoustic Sur- gery. COX CVI. 160. Buͤffelſagdd im Innern CCLXXxXVIII. 24. Butter, lange erhalten. CCCVI, 310. Wharacteriſtir der Pflanzen. von Africa. C. Caire-Morant, la science des pierres precieuses. CCXCIX. 208. Calisaya-Rinde, Beſchreib. der Variet. CGXCIX. 201. Calomel ſ. Antimonium. — terie. CCXCVI. 160. Carabici, über. CCCIV. 237. Cardium edule ſ. Kammmuſchel. Cassan. Sur le cas d’uterus double etc. CCLXXXVII. 16. Caſſikan, ſ. Barita. h Cassini, Opusculesphytologiques,CCCII. 255- cr emplastrum, Vorſichtsmaaßreg. bei Bereitung. COXC. 62. Character d. Pferde. OCOIIL. 260. ie und Atomenlehre, Compendium Ueber die in Dyſen⸗ 104. 3 China Calisaya, über. CCCV. 304. China, Monographie der. COXCIX, 207. Chinarinde, üb. mehrere Sorten. CCXCIX. 201. Chininum sulphur., Heilm. CCC VII. 336. Chirurgie, Repertor., ſ. Anatomie. Chlorſalze, Nutzen gegen Blatteranſteckung. CCXCVII. 176. Cholera morbus, f. gelbes Fieber. Cochenille, Naturaliſ. derſ. in d. Geg. v. Malaga. CCCVI, 310. Coleoptera, ſ. Kaͤfer. Colombowurzel, Unterſchied der wahren u. falſchen. OGX CI. 290. Colophonium, mit Gummi arab., Nutzen. GCXCIV. 122. Columbia, Platinagrube in. CCCVI. 307. Commiſſion zu Unterſuchung des th. Mag⸗ net. CCXCIV. 120. Compreſſion und Ligatur, Wund. CGI. 319. Gongo- Snake ſ. Amphiuma. Conjugaten, Pflanzen, Beob. CCCI. 232. Convulſionen d. Kinder. CCCIII. 272. Conſervation von Butter, lange. CCI. 310. Nutz. bei vergift. K e i te. Cooke, Observat. on the white Mu- stard etc. CCCVU. 336. Cork, Irrenhaus, Anzahl der Wahnſinni⸗ gen. CCLXXXVIII. 32. Cornin, ſchwefelſ., Heilmitt. CCCII 256. Corpora lutea in der Leiche eines fünf: jaͤhr. Kindes. CCCI. 240. Cranium, Fractur der Baſis des? CCR CIV. 119. RN über einen Begleiter des. CCXCV. 136. Group, Faͤlle von Anſteckung. CCLXXXYIIL, 29. Cruſtaceum, foſſiles. CCXCVII. 168, Cciſtalliſatien ſteiniger Subſtanzen, kuͤnſt⸗ liche. CCG. 213. Ctenomys, neue CCACVI. 153. Cullerier, ſ. Devergis. Cuvier ſ. Bowdich, Cuvier, hist. des progrès des sciences naturelles. CCXCI. 29. Cyperus, neue Arten. GCCIV, 287. Nagethiergattung. = Dadru, Ausſatz, CCCIV. 288. Dantu, Traite de bacupuncture. CCXCV. 134. Darmkanal, urfprüngl, Obliteration des. CCXCV. 144. Dejean's Kaͤferſammlung. CCCI. 234. Denis, Recherches etc. sur plusieurs maladies des enfans nouveau-nes. CCLXXXVIII. 31. Desmoulins, hist. nat. des races humai- nes du Nord- Ouest de l’Europe etc. CCXCII. 05. Desruelles, ſ. Devergis. Devergis, Clinique de la maladie sy- philitique. CGXCVII. 175. Dewees, On the physical and medical treatment of children. CCCVII. 320. Diät, bei tabes mesent. CCC VI. 320. — Werk über. CCCV. 304. — Lungen: kranker. CCCVII. 335. Digitalis, ſ. unter Antimonium. Difformitäten des menſchl. K. und deren Behandlung. CCX III. 112. Difpenfatorium, Edinburgher. CCCVII. 336. Dolor faciei, f. Geſichtsſchmerz. Dotterkugel, rotirende Bewegung bei eini⸗ gen Mollusken. CCCII. 247. Drake, ſ. Gibson. Drillinge, Vereinigung der drei Mutterku⸗ chen bei. CCÄCIX. 201. Duncan, The Edinburgh New Dispen- satory. CCCVII. 336. Dysenterie, wirkſ. Mittel bei. CCXCVI, 160. E. Eckinococeus, f. Eingeweidewurm. Edelſteine, über. CCXCIX. 208. Effluvien, irdiſche, über einige. CCXCVII. 175 Eingeweidewurm, Menſch erdroſſelt durch. CCCI, 238, BE Eifen, glühendes, ſ. Gluͤheiſen. Ekakushtaam, Ausſatz. CCCIV. 283. Electriſche Erſcheinungen, an ſich beruͤhr. Korp. durch Tempersturveränderung. CCLXXXIX. 33. Elementarkôrperchen der Pflanzen, Unterf. über. CCCV. 298. Elephanten, uͤber die v. d. Mongolen und Röm. im Kriege gebrauchten ꝛc. CCC. 223. Embryonen von Pflanzen, kuͤnſtliche Erzeu⸗ gung. CCGV, 298. Enten, Beweis von Theilnahme und Ueber⸗ legung bei. CCXCIII. 10g. Entzündung des Uterus. GCÄACIII, 105, Ephemeren, über. GCOCIII. 264. Epidemien, Aetiologie ꝛc. Schrift. CCXG,64. Epilepsia imperfecta, Mundgalvanism bei. GC XII. 96. Epilepſie, Uebertragung durch den Anblick. CCXCIV. 127, Erde, Temperatur der. CCCI. 225. Erdoberfläche, Intenſit. des Magnet. an dere ſchied. Stellen derf. CCXCIII. 97. Erdreffelung eines Menſch. d. e. Eingewei⸗ dewurm. CCC. 233. — Erſtatren der Landſchildkröte und der klei⸗ nen Haſelmaus. CX III. 113. Erysipelas faciei, ſ. Geſichts roſe. — no- dosum, v. Affect. des gr. ſymp. Nerven. CCCVII. 331. - Eſſigſ. Kali, ſ. Kali. Eſügwaſſer, kaltes, bei Hämorrhagie nach der Geburt. GCCII. 256 Euchlorine, über. CCC. 210. Eurypterus remipes, foſſiles Cruſtaceum. CCXCVII. 163. Exſtirpation eines hydrop. Sacks des Dvar., ungluͤckl. Erf. CCG. 215. — eines ſcirrhoͤſ. Uterus. GCLXXXVIII. 3t. F. Falco, serpentarius, Art, wie er die Schlangen frist. CCLCI. 73. Farbe der Arzneimittel, über. CCACIV. 124. Faſan, gemeiner, Wechſel des Geſieders bei, CCXACV. 130. Faſanenweibchen, welche wie Maͤnnchen bes fiedert find, über. GCXCIV. 129. Felſenſtuͤck, in Schwingung zu bringendes. CCXCI. 74. Foſſile ueberreſte von gigantiſcher Größe. CCLXXXVIII. 20. . Fettkoͤrper, Chevreul's analytiſches Verfah⸗ ren. CCC. 218. + Fieber, gelbes, ſ. Gelbes Fieber. — Mittel gegen intermitt. F., ſ. Wechſelſieber. — uͤber weſentliche. GGLXXXIX. 47. Fiſche, über Naturaliſation von. CCACII.87, Flechten, an den Zeugungstheilen, ſ. Herpes. — Blaufäure bei. CCC. 224. ſ. Her- pes. — Mittel bei. CCCH. 254. Fluͤſſigkeiten im Thorax b.icterus Neugeb. CCLXXXIX. 38. Foͤtus im Teſt. eines Knaben. CCLXXXVII. 15. 5 Foffile Knochen, Höhle mit. CCXCIX. 202. — im Depart. Puy de Dome. CCCIH, 271. g golfer Hirſch in Ireland. CCCVI. 305. Foursade- Prunet, Maladies nerveuses rapporteesäl’irritation de Pencephale etc, CCI. 230. Fractur, d. Baſis d. Hirnſchaͤdels? CCXCIV. 119. — des Oberſchenkelb. mit Einwärts⸗ ſtehen der Fußzehen. CCXCII. 89. — des proc. coronoideus uln, CCCVI. 311. Friedreich und Heſſelbach, Beiträge z. N. u. Hei k. CCCII, 255. Früchte in Gnps und Wachs nachgebildet. CCLXXXVII. 10. G. Gallette, Zahnſpiegel ꝛc. CCXC. 61. Gall's Theorie, Napoleon's urtheil über. CCI. 243. Gılvanismus, Anwend. bei unvollſt. Amau⸗ roſe. CCCH. 250. Galvauismus oris, Heilmittel. CCXCII, 6 Sn, ſ. Devergis. Geſchwure, Nutzen des ſ. ſalpeterſ. Queckſ. CCXxCl. 76. Gaſometer, zum Einathmen d. Sauerſtoffs. CCXCI. 78. Geburt, bei carcinomatoͤſem os uteri. CCXCV. 140. — ſchwere, wegen einer Waſſergeſchwulſt. GCLXXXVII. 9. Geburts » Zange, Godmann's neue. GCLXXXIX. 48. Gehirn, Anatomie des. OCX CVI. 159 — Functionen, Gall's Theorie, üb. CCI. 243. — Über Krankheiten des. CCCIV. 2288. Gehirnabſceß, geheilt. CCC VII. 336. Gehoͤrkrankheiten, chirurg. CCX CVI. 160. Geiſteskranke, Behandl. derſ. in der Irren⸗ anſt, d. Geſellſch. d. Freunde. CCXCVIII. 190. Gekrosſchwindſucht, ſ. Tabes mesent, Gelbes Fieber und Cholera, über. CCXCIV. 28. — merkwuͤrdiger Fall von Anſteckung des. CCXCIX. 208. Gelbſucht, ſ. Icterus. Geologiſche Gegenſtaͤnde, über. CCCIV. 282. Geruch der Arzneimittel, über. CCXCIV. 126. Geſchmack der Arzneimittel, über. CCXCIV. 125. Geſchwure, Mitt. bei krebsähnl. GCGI. 254.— küͤnſtl. nachgemachte. CCXC. 56. Geſchwulſt, merkwürdige bei e. Hindu. CCCI. 247. Geſellſchaft der Freunde, Irrenanſtalt derſ. CCXCVII. 188. Geſicht, Diaͤtetik des. OCCLXXXVII. 16. Geſichtsmuskeln, Lähmung der CCC. 240. Geſichtsmuskelzucken, periodiſches, Mund⸗ galvanismus bei. CCXCII. 96. Geſichtsroſe, Behandlung. CCXCI. 76. Geſichtsſchmerz, Anwend. des Mundgalva⸗ nism, bei. CCXCII, 96. Reg i ſt er. Gibſon und Drake, uͤber geol. u. miner. Gegenſtaͤnde. CCCIV, 287. Gicht, wirkſames Mittel. CCXClI. 78. Gift, veneriſches. CCC. 223. Gifte, Wirkung Sinnpflanzen. CCCXXII. gr. Giftiges Princip der Schwaͤmme. CCC, 222. Giroffen, nach⸗Europa gebracht. C00. 214. Gluͤbheiſen, Gebrauch deſſ. bei den Arabern. CCLXXXVIII. 31. Göbel, über die Ausbildung junger Phar- maceuten ıc. CCLXXXVII. 15. Graͤſer, neue. CCCIV. 287. Graham, Observ. ill. of the nat. and treat of the prevailing Disorder of the Stomach and Liver. CCLXXXIX. Q auf 48. Grundſtoff, vegetab. in d. Saponaria offi- cinalis. CCC. 216. friſcher Saft der, Gryllus domesticus, Heilm. CCXCVIII. 192, Guilbert, sur certaines affections de luterus etc, CCXC, 143. H. Haare von außerord. Laͤnge. CCC I. 310. Haͤmorrhagie nach d. Geburt, neues Heil: verf. CCCII. 256. Haͤmorthoe, Fall von erblicher. CCXCI. 73. Halsbandfaſan, Farbenwechſel bei'm. CCXCV. 132. Halsgeſchwulſt, Fall von ſehr großer. CCLXXXVIII. 25. 8 Halswirbelbeine, Spina bif, d., geheilt. GCXCIX. 206. Hamersley, on the remote and proxi- mate Causes of Phthis, pulm, CCCVIII, 352. Hamilton, über Meteorologie. CCCIV, 237- Harnröhre, Verengerung. CCCVII. 330. Haſelmaus, Erſtarren d. kleinen. CCXCIV. 113. Haſelnuͤſſe, in einer Schlammgrube, merkw. Beſchaff. CCLXXXVII 10. Hausgrille, ſ Gryllus domesticus. Hautausſchlaͤge, Nutzen des ſaur. ſalpeterſ. Queckſ. CCACI. 76. Hautgewebe bei icterus CCLXXXIX. 37. Hausthiere, uͤber Impfung mit natuͤrlichen Pocken bei. CCXCl. 80. Hentz, über Alligator. CCCIV. 287. Herpes, scrofulosus exedens, geheilt. CECXCI. 75. enitalis, über. CCLXXXVII. 14. — glandis, prae- putii, seroti; ibid. Herzdurchbohrung, ſpaͤter Tod nach. CCCIII. 271. Heſſelbach, ſ. Friedreich. Neugeborner. Heuſchrecken, unzählbare Menge von, CCCIV. 282. Herz, Rheumat., gluͤcklich behandelt, Cx CV. 136. 355 we Vulkan im. CCXCIL, 86. Hindu, merkwuͤrdige Geſchwulſt bei einem. CCCIL. 247. Hip popotamus, über. CCCVII. 326. Hirſch, foſſiler. CCCVI. 305. Höhle voll foſſiler Knochen entd. CCXCIX. 202. Hoffmann, Etatsrath und Prof, d. Bot. geſt. CCCII. 248 Holzfäure, Nutzen. CCCVI. 320. Hornhaut, zuverl. Mitt. geg. Flecken u. Felle d. CCXCVIII. 192. Humboldt, ſ. Bowdich. Hydatiden, zwiſchen den Blättern des Per ritonaͤum. COLXXXVITI. 27. Hydrocanthari, über. CCCIV. 287. Hydrocele, ohne Operation geheilt. CCXCVI. 169. . Hydrocyanfaͤure, über. CCC. 2 ro. Hygrometer, verbeſſerter. CCXCV, 134. Hymen, beſondere Bildung des. CCC. 56. 2. Jal, Rapport fait à la Société de Med. de Lyon sur l’etablissement orthope- dique etc. CCXCIX. 208. James, über einige Pflanzen. CCCIV. 287. Icterus, verſtellter. CCXC. 57. — oder Zellgewebsverhaͤrtung d. Neugeb, Unter⸗ fu. d. gelben Hautfarbe ꝛc. CCLXXXIX. 37. Ictus solaris, ſ. Sonnenſtich. Sezam : Krankheit, Heilm. CCCII. 253. Impfung mit natürlichen Pocken, bei Haus⸗ thieren. CCXCI, 80. Indien, Augenkrankheiten in. CCCIII. 265. Infuſionsthierchen, über. CCCV, 298. Snjectionen, forcirte, bei Verengerung der Harnröhre. CCCVII. 330. Infecten, lange Unterbrechung der Lebens⸗ aͤußerungen. CCXCIII. 104. — über d. fogen. ephemeren. CCCIII. 264, Inſectengattung, neue. CCCVI. 310, Jodine, in lebenden Thieren. CCCIV. 281. John, Practical Botany etc, CCXCIII. AR Jorullo, Vulkan. CCCVIIT, 321. — üb, Humboldt's Theorie ꝛc. CCCVIII. 337. Iridina, Mollusk., anat. Bau. derſelben. CCCVIIL 345. Irrenanſtalt, Beſchreib. einer. CCXCVIII. 185. Irrenhaus zu Cork, Anzahl der Wahnſin⸗ nigen. CCLXXXVIII. 32. Italien, Reiſe nach. CCCVII. 335, — Quantitaͤt des daſ. fallenden Regens. CCXCIX. 193. Juragebirge, periodiſche Quelle im. CCCIII. 259. K. Kachchhu, Ausſatz CCCIV. 288. Kachexie und Schwoͤche, verſtellte. CCXC. 57: 356 Käfer, als Amulete. .CGCVII.” 326. — Werk über, CCCV. 303. 2 Kiferfemmlung, reichſte. CCI. 234. >, Kaffee, Dunſt des geroͤſteten, Heilm. CCCVIII. 352. RE, Käkana, Ausfatz. CCCIV. 283. Kati, eſſigſ., Gichtmittel. GCXCL ‚78. — kauſtiſches, Nutzen. GCEVII. 348. Kammmuſchel, lebendig unter Torfmoor “ ECXCH. 88. — lebendige, in einem Torfmoor. CCXCVII. 161. Kampher, Wirkung. CCXCVII. 167. — bei Rheumatismus, ebendaſ. 170. ff. Kapala, Ausſag. CCCIV. 283. Katheter und Katheterismus, Anwend. b. Männern. CCCV. 267. Kind, Corpora lutea in der Leiche eines jähr. CCI. 240. — Nierenſteine bei einem 6 monatlichen. CCXCIV. 123. Kinder, Convulſ. der, über. CCCIII. 272. — uͤber phyſ. u. med. Behandlung der. GCCVI. 320. Kitibha, Ausſatz. CCOIV. 284. Klima, Annehmlichkeiten des tropiſchen. CCCVII. 325. von Arrakan. ! SCXCGVIII. 186. Kuschen, foſſile, ſ. Foffile.- 2 Körper, in Berührung ſlehende, electr. Er ſcheinungen bei Temperaturveraͤnderung. CCLXXXIK. 33. Konkonebh, Käfer. CCCVII. 326. Kornwurm, Abhaltungsmittel. CCXCVI. 152. Krankheiten der Leber und des Magens. CCLXXXIX. 48. — Beob. einiger von Affect. des n. symp. mag. CCCVII. 331. — der Neugebornen. C CLX XXVII. 31. — über verſtellte. OCX. 55. Kriegsarzueikunde im Aegyptiſchen Heere in Morea. CCXCVII. 125. Kukuk, Beitrage zur Geſchichte CCXCIX. 197. Kunze, ſ. Richard. Kushta, f. Ausſatz. ®. Lähmung der Geſichtsmuskeln, Symptom. CCC. 240. — verſtellte. CCX C 57. Landſchildkroͤte, Erſtarren derſ. CCXCIV. des. 113. gate eiue engen lange unterbrochene bei. Infkcten. COXCIIL, 104. . Leberkrankteiten, Beobachtungen über, „CCLXXXIX. 48. Lepra ſ. Ausſag-. Lerchenſchwamm, Heilm. CCOVIIL. 352. Lestiboudois, Botanographie elemen- taire ete. CCCVI. 319. . Lewall, a Lecture delivered at the Opening of the medical Depart. etc, CCCVI. 3.0. eicht, außerordentlich ſtarkes. GCXCV. 136. — Wirkung auf Pflanzen. CCX CV. 136. Lichtſtrablen, leicht zu brechende, Magnetiſi⸗ rungskraft. CCX C 49. Ligatur, ſ. Compreſſion. eitbontriptor, Civiale's verbeſſerter. CCCIII. 272 8 Lloyd, Botanical Terminology. CCXCVI. 191. Ryegg ji ſſſtye Luftdruck, Einfluß auf Venencirculat., Ab⸗ ſorption ꝛc. CCOVIL 335. Luftreiſe, 48ſte des Hrn, Green. COXCII. 88; Luftroͤhre, ſonderbarer Lauf derſ. bei Bari- ta Kexaudrenii. CCG. 214. Lungen, Fall von Verwundung der. OCX. 60. Enge w Diät derſ. CCCVII. 335. ungenſchwindſucht, Urſachen, Schrift über, C00 vil. 8706 ſachen, Schrift Luxation des Schenkels, ſ. Ausrenkung. Lymphgefaͤße, über Sommunicat, mit den Venen. CCLXXXVIII. Iz. M. Madarwurzel, über. r. CCEH. 283. Madera u. Porto Santo, Reifen. CCCITII.2 r. Maͤdchen, bei welchem Nadeln in der Haut gefunden wurden, über. GCXCII. 96. Männer, Catheterismus bei. CCC V. 207. Magen, Raupenhaare im M. d. Vögel, CCCVI. 310, — Vorfall durch Ver⸗ wund. des Abdomen. CCLXXXVIII. 28. Magenkrankheiten, Beob. CCLXXXIX. 48. Magenwunde, Heilung einer. CCC V. 303, Magnetismus, Intenſttaͤt an verſchied Stel⸗ len der Erdoberflache. CCXCIII 97. — thieriſcher, Commiſſion z. Unterſuchung. CCXCIV. 120. Magnetiſirungskraft, leicht zu brechender Lichtſtrahlen. CCXC. 49. Magnetnadel, tägl. Abweichung in den arct. Regionen. GCGVIIT. 346. Manie, von nicht befriedigter Trunkſucht beob. CCXCI. 80. Maisonabe, Journal de Clinique etc. CCXCIII. 112. 5 \ Mann in einem geheizten Backofen. CCXCVI. 186. 3 Massachusetts College of Pharmacy, pharmaceut. Anſtalt in Bofton. GCXCGVII. 168. Maſtdarmfiſtel, über die Stelle d. innern Oeffnung der. CCXCI. 79. Medicin, uͤber Fortſchr. in d. Ver. Staa⸗ ten Nordamer. CCCVI. 320. Medicin. Botanik, ſ. Botanik. Moecreswellen, ungeheure Bewegung derſ. CCLXXXVIII. 24. Memboo ꝛc, Reife nach d. Steindͤlquellen von, CCCIII. 287. 5 Meémoires dela soc. d'éemulat. C CXC. 63. Menſchenragen, Naturgeſch. d. nordweſtl. v. Europa, im noͤrdl. Aſien ꝛc. lebenden. CCXCH. 95. Mercurialbehand. bei Kindern bringt Symp⸗ tome d. Syphilis hervor. CSLXXXIX. 48. Meteorologie, uͤber ꝛc. CCCIV. 287. Meteorologie, des Pic du Midi. CCXCIX. 106. Metritis subacuta, mit Entzuͤndung der venae uterinae. CCXCHII. 105. Metrorrkagie, Fall von gluͤckl. behandelter. CCI. 316. a Mikrochemiſcher Probirapparat, angekuͤn⸗ digt. CCLXXXVII. 15. f Mikroſcep, Amici's reflectirendes, Verbeſſ. CCXCVIII. 177. Mekroſcopiſche Beobachtungen, über Ayima⸗ lien u. Vegetabilſen. OCC, 232 CCCIL 241» ? Mimosa Tpudica, Verſuche mit Gi e ſuche mit Giften. Mineralogie, Lehrbuch, populäres. CCC VIII. 351. 4 Miſteln, über die Richtung der Wurzeln. CCLXXXIX. 40. N Mißbildungen, bedeutende des weiblichen Beckens, Seltenheit in Norbamerica. CCXCVII. 192. g Miß geburt, einbalſamirte menſchliche. CCXCIV. 120. — Verſuche zur Hervor⸗ bringung von, ebendaf. . Mollusken, über Abſorption der. CCXOIX. 200. Monſtroſitaͤt, allgem. Bemerkungen über, CCXCIV. 117. 2 Montblanc, Barometerſtand auf d. Gipfel. CCAXC. 56. a Muſeum für Naturgeſchichte. CCXCIII. 103. Mutterblutfluß, ſ. Metrorrhagie. Mutterkorn, | Secale cornutum. Mutterkuchen, Vereinig. d. 3 M. für Dril⸗ linge. CCXCIX, 201. Myoxus muscardinus, ſ. Haſelmaus. N. Nadeln, uͤber d. Maͤdchen, wo dergleichen in der Haut gefunden. CCXCII. 96. Nagethiere, neue Gattung. CCX CVI. 152, Narben, nach Vaccination, üb. CCCII. 255. — üb, Beſeitigung v. N. CCC III. 345. Natur⸗ und Heilkunde, Beitraͤge zur. CCCII. 255. Naturgeſchichtliches zu erwartendes Werk. een Naturgeſchichte, Muſeum für. CCXOIII. 104. — Deutſche Sammler für N. in Amer. CCCIII. 264. . Naturhiſtor. Reifen, Verein für. CCXCIV. 119. unternommen. CCXCIII. 104. Naturwiſſenſchaften, uͤber die Fortſchritte. CCXCI. 79. Nekrolog, Hoffmann's. CCCIT. 248, — — des Dr. Spix. CCXCIL. 7. Nerv, Verletzung eines, erzeugt Bloͤdſinn. CCXCIV. 122. 2 Nerven, Krankheiten von Affect. des u. sympath. mag. CCCVII. 331. . Nervenkoͤrperchen der Mimosa pudica, CCXCII. 85. 1 Nervenkrankheiten, üb. einige. CCC. 240, Neugeborne, gelbe Hautfarbe und Fluͤſſtg⸗ keit bei icterus ober Zellgewebsverhärt. CCLXXXIX. 37. — Unterſuchung über Krankh. d. GGLXXXVIII. 31. Nierenſteine, bei einem ſechsmonatl. Kinde CCXCIV. 123. North, Observ. on the Convulsions of Children. CCGUI. 272. 9 Nulty,uͤb. Pendelſchwingungen. GCOIV. 288. Nux vomica, Vergiftung mit. CCEIV. 287. O. Ober⸗Italien, Heuſchrecken in. CCGIV 282. Oberſchenkelbein, Fract. mit Einwaͤrtsſte⸗ ben d. Zehen. GEXCIL 89 Obl'teration, urſpruͤrgliche, des Darmea⸗ nals. CCI CV. 14%. Oestrus ber Griechen, CCCVIL 326, Oiketicus, neue Inſectengattung. CC CVI. 10. Onanie, über. CCXCVII. 176. 4 Opaethus, Vogelgattung, über die Stelle derſ. im Syſtem. GOLXXXVIIT. ar. Orthopädiſche Anftalt von Jal zu Lyon, uͤber. CCXCIX. 208. dar Dtorrhöe, Fall von. COXCV. 144. Ourang - Outang, Zergliederung. CCLXXXVII. r. Ovarium, unglückl. Erf. der Exſtirpat. eis nes hydrop. Sacks des. CCC. 215. Owhyhee / Vulcane auf. C00 UI. 307. P. Paludina impura. CCCIT. 247. Pama, Ausfagß. CCCIV. 285. Paralyſis, ſ. Laͤhmung. Paris, Treatise on Diet. CCCV. 304. Pathologie, Grundzüge der dir, cliniſchen, Schrift. CCLXXXIX. 48. Pendelſchwengungen, über. CCCIV. 288. Percuſſion des Thorax, neue Methode. CCXC. 63. Peripneumonſe, durch Affect. d. großen ſym⸗ path. Nerv. CCCVII. 3gr. Peritondum, Hydatiden zwiſchen den Blaͤt⸗ tern deſſ. CGLXXXVIIL 27. Pfaff, ſ. Bergen. Pferde, üb. Characl. u. Temper. CCC III. 260. ferdeauge, Wurm im. CCCIL 281. Sen: Characteriſtik der Britiſchen. CCXCIII. III. — Irrit. zeigende, Wir⸗ kung der Gifte. CCXCH, 81. — Weſt⸗ ind, und Nord» und Suͤdamericaniſche. CX CV. 143. — Unterſ. über Elemen⸗ tarkoͤrperchen der. CCC V. 298. — Wir: kung des natuͤrlichen u. kuͤnſtlichen Lichts auf. CCXCV. 136. Pflanzenembryonen, adventive, kuͤnſtlich erz zeugt. CCCV. 293. ) 5 Pflanzenreich, über die Verbindung deſſ. mit dem Thierreich, Beob. CCC. 232. Pharmaceuten, über Ausbildung angehene der. CCLXXXVII. 18. Pharmacie, Anſtalt für. CCXCVII. 168. Physa fontinalis. CCCII. 247. Phyficalifhe Naturverhaͤltniſſe des Pic du Midi. CCCIV. 273. CCCV, 289. Phyſiologie, pathol., ſ. Anatomie. Pbytologie, neue Schrift. CCCII. 255. Pic du Midi, phyſical. Verh. und Zuſtand d. Veget. CCCIV. 273. CCCV. 289. — Meteorologie des CCXCIX. 106. Pinta, Hautkrankheit. CCCVIII. 350, Platinagrube in Columbia. CSC VI. 307. Pleuronectes Limanda, CCXCII. 88. Pıeumothorax, Fall von. GCXCIIT. 110, Po ken, natürliche, Impfung bei Hausthie⸗ ren. CCXCI. go, Preisaufgabe der Acad. royale de mé- deeine. CCX CV. 144. Processus coronoideus der Ulna, Fractur deſſelben CCCVI. 311. Pals, am Handgelenk, kuͤnſtlich ſchwacher und unfühlbarer. OCX C. 55. Wulsadergeſchwulſt, ſ. Aneurysma. Pundarika, Ausſatz. CCCIV. 283. Regi ſt e r. Q. Queckſlber, Anwend. des fauren ſalpeterſ. CX CI. 78. Quelle, periodifhe im Jura. CCCIII. 289. R. Raͤucherungsinſtitut des Hrn. Green. CCLXXXVII, 16. Ranking, Hist, Researches on the Wars etc. of the Mongols ete. CCC. 223, Ratte, Zuthätigleit einer, CCOIII. 263. Raupenhaare im Vogelmagen. CCCVI. 310, Regen, Quantitat deſſ. in Italien. CCXCIX. 193 Reife, medic. noch Italien. CCC VII. 335. Meizbarkeit, üb. conſtitutionale. CC CI. 95; Repertoire general d’anatomie et de ER pathologiques. OCXCI, 79. Reveill& Pariset, Italieniſche Ueberf. der “ Hygiene oculaire deſſ. CCGLXXXVII. 10. Rheumatismus des Herz. gluͤckl. betz and. COCXCV. 136. — Wirkung d. Kam: phers bei. CCXCVII. 167. Rhinoceros, Traͤchtigkeit des. COXG, 85. Rhinoplaſtik, über. CCXCHI. 112. Richard's mediciniſche Botanik, bearbeitet von Kunze. CCCI. 239. Rippen, Wegnahme der. CCCIV. 287. Rishyajihwa, Ausſatz. CCCIV. 283. Robert, Guide sanitaire des gouver- nemens europeens. CCXCIV. 127. Roche et Sanson, Nouveaux slémens de pathologie medico - chirurgicale, OCLXXXIX. 48. S. Salpeterſ. ſaures Queckſ., ſ. Queckſilber. Sanson, ſ. Roche. Santen, von, ſ. Bergen. 125 Saponaria officinalis, be. Grundſtoff derſ. CCC. 216. 1 y 1 8 Satarush, Ausſatz. OCC IV. 285. Sauerſtoff, Gaſometer z. Einathmen des. CX l. 78. 2 Scarificationen, Nutzen. CCXCIX. 206. Schaaſfelle, beſonderer Nutzen. OCX CVI. 182. Schaͤdellehre, ſ. Gall. 0 Schenkel, freiw. Ausrenkung. CCLXXXIX. 46. Schierlingsextract, empf. CCCVIL 335. Sqhuͤttelfroſt, nach Verwundung ꝛc. ent: fernt. CCCVII. 336. Schuas ⸗ Araber, Buͤffeljagd bei den. CCLXXXVIII. 24. Schwaͤche, verſtellte, ſ. Kachexie. Schwaͤmme, uͤber das gift. Princip der. CCC. 222. Schwefelſ. Cornin, ſ. Cornin. Schweiße der Schwindſuͤcht., ſ. Schwind—⸗ ſuͤchtige. Schwindſuͤchtige, Mittel geg. CCC VIII. 352. Secale cornutum, Vorſchriften z Gebrauch. CCXCIX. 204. Sectio lateralis; recto- vesicalis; trans- versalis. CCXCVI. 153 u. f. Seetbier, außerordentlich große foſſ. Ue⸗ berceſte. CCLXXXVIII. 20. Senf, weißer, Beob. üb. CCCVII, 336. Seybert, ſ. Troost. Sidhma, Xusfag. CCCIV. 283. Syphilis, Heilm. CCCH. 254. — 357 Siebold, de scirrho et careinomate ute - ri. CCLXXXVIIT. 31. N Silberfalan, chineſiſcher, Farbenwechſel bei'm. CCXCV, 131. Sinnpflanzen, f. Pflanzen. Skelet eines Ourang-Outang, Beſchreib. CCLXXXVI. 5. Smith, Elements of Etiology and Phi- losophy of Epidemics. GCXG 64. Société d’emulation, Memoires de la, CXC. 63. Sonnenlicht, Einfluß auf das Verbrennen. CGLXXXVIII. 19. Sonnenſtich, Fall von. CCLXXXIX. 48. Sorex pygmaeus, f. Zwergſpitzmaus. Speichelſiſteln, Deguiſe'ſches Verfahren bei, CCXGCIL. 95. a Sphacelus, Heilm. CCCVI, 320. Opießglanz, ſ. Antimonium. Spina bifida, der Halswirbelbeine, geh. CCXCIX. 206, — merkwuͤrdige Fälle, CCC. 218. Spix, Naturf., geſtorben. CCXCI. 24. Spurzheim, ſ. Willis 1 Steinige Subſtanzen, kuͤnſtliche Cryſtalli⸗ ſation. CCC. 213. Steinölquellen von Memboo. CCCIII. 257. Steinſchnitt, pruͤfende Verſuche uͤber die verſch. Methoden. CCX CVI. 153. — uns gluͤcklich abgelaufen, durch beſondere Ar⸗ terienvertheil. CCLXXXVIII 32. Steinzertruͤmmerung, nach Civiale, Beob. CCXXXXIX. qr. Steinzerſtuͤckelung, beſchleun. Operat. durch verbeſſ. Lithontziptor. CCCIIL. 272. Send am hellen Tage. CCXCVII. 168. N Strutt,SylvaBritannica etc. CCLXXXVII. 15. Superfoͤtation, ſ. Uterus. Sympathiſcher Nerv, Krankheiten von Af— fect. deſſ., ſ. Nerven. Sym⸗ ptome derſ, durch Mercurialbehandlung. CCLXXXIX. 33. Syphylitiſche Krankheiten, Beobachtungen. „XVII. 175. T. ne in ai Tabes mesent., über Diät bei. COCVI. 320, Taubheit, verftellte. CCXC. 57. Temperatur der beiden Pemiſphaͤren, über. CCCI. 225. — Mittel zur Beſtimmung hoher. CCLXXXIX. 33. Téraube, Traité de la chiromanie. CCXOVII. 176. Terminologie, Lexicon der botaniſchen. CCXCVIIT, 191. Teſtikel, Foͤtus im. CCLXXXVII. 18. Tetanus, Anwendung der Blauf. CCCI. 23%. Therapie und Materia medica. Handbuch. CCXCVIII. 191. Thiere, lebende, Jodine in. CCCIV. 281. Thierreich, Beob. z. Beweis der Verb. deſſ. mit d. Pflzreich. CCCI. 232. Thorax, Percuſſ., neue Methode. COXC. 63. Tittford, Sketches towards a Hortus botavıcus. GCÄCV. 143. Tod, Sumptome deſſelben durch Arte⸗ rienverknoͤch. bei alten deuten. CCXC. 38. 358 Tod, über die urſ. des T. bei Verbrennun⸗ gen. CC XIII. III. Touraco - Pauline, beob., ſ. Opaethus. 5 Trächtigkeit des Rhinoceros, uͤb. CX. 58. Transactions of the American Philoso- phie. Soc. COCIV. 287. Zransfufton bei Metrorrhagie. COCVI. 316. Pravers, Inquiry concerning constitu- tional irritation. GCXCII. 95. Tristan, de, Recherches sur quelques effluves terrestres. OCX CVII. 175. Tritonia arborescens, Geraͤuſch hervor: gebracht durch. OCX CV. 135. Troost u. Seybert, Analyſ. v. Mineralkoͤrp. CCCIV. 287. Trop 'ſches Klima, ſ. Klima. Turner, Introduction to the Study of the Laws of chemical Combination ete, CCXCIV. 122. Vogel, U. Ueberlegung bei Enten. OC XCIII. 103. Ulna, proc. coron., gebroch CCCVI. 311. Urinercretion, Mechanismus derſ. CCC VII. 327. erte unglaubliche Verſetzung der. CCXCIX. 207. Ursus nepalensis. CC CVI. 310, Uterus, Entzündung. CCXCII. 105. — Fall bon mangelndem. CCCXC. 64. — uͤber doppelten und Superfoͤtation. CCLXXXVII. 16. — über gewiſſe Af⸗ fectionen deſſ. CCX CV. 143, — Scir⸗ rhus. CCLXXXVIII. 31. — völlig fehlender. CCXCIII. 112. e N e % V. Vaccination, ub, d. Narben nach. CCI. 258. Vaipadikä, Ausſag. CCCLY. 284. Valentin, Voyage medical en Italie. GCCVI. 335. Vegetation des Pie du Midi. CCCIV, 273. CCCV. 289. Venen, ſ. Blutadern. 9 Venencirculation, Einfluß des Luftdrucks, Schrift ꝛc. CCCVII. 335. Veneriſches Gift, über die Nichtexlſtenz deſſ. CCC. 223. 3 Verbrennen, uͤber den Einfluß des Son⸗ nenlichts auf. GOLXXXVIIL, 19. Verbrennungen, über die Urſachen des To⸗ des bei, CCXOIII. rıı. Verein zur Ausfuhr. jährl. naturhiſt. Rei⸗ fen. CCXCIV. 119. Verengerung der Harnroͤhre. OCC VII. 330. Vergiftete Wunden, über die Vortheile d. Compreſſ. bei. CCCVI. 319. Vergiftung mit Nux vomica. CCCIV. 287. Verletzungen bei Zergliederungen, uͤber. COX CIIL 93, Verſetzung der Urinſecretion, unglaubliche. CCXCIX. 207. Vicharchika, Ausſatz. CCCIV. 285. Viscum album, ſ. Miſtel. Visphota, Ausſitz. CCCIV. 285. Voͤgel, Atlas Europaiſcher. CCLXXXIX. 47. Raupenhaare im Magen der, über. CCCVI. 310. Vogel, kleiner, das Crocodil begleitender. CCXCV. 736. Vorfall d. Maſtdarms, Mittel. CCKCIV. 127. Vulkan im Himalapagebirge. OCX OII. 86. — — — EEE Vulkan v. Jorullo, üb. Humboldt's Theorie. CCCVIII. 337. — auf Owhybre. CCC VI. 30. — in Mexico, Ausbruch. CCC II. 321. Vulkane von Memboo. CCCILL, 257. W. Waldbaͤume, Abbildungen von, forſtbot. Werk. CCLEXXXVII. 15. Wallenſtein, meteorol. Beob. CCCIV, 288. Woſſer, nothwendig bei Bereitung des Bleiweißpfl. CXC. 62. J Waſſerblaͤschen im Amethyſt. CCXCVI. 168. Waſſerſucht, glücklich behandelt. CC XC. 63. Wechſelſieber, wirkſ. Heilm. CCI. 256, Werner, Atlas des oiseaux d’Europe. CCLXXKIX. 47. Willis, Anatomy of the Brain etc. by Spurzheim, translated by. CCXCVL.ı60, Windhoſe von ungewoͤhnlicher Staͤrke. CCXCVI. 152. Witterung in der Oaſe von Siwah. CCCVII. 2 26 Wuͤnſchelruthe, über, CCXCVII. 176, Wunde der Lungen. CCOXC, 60. Wunden, vergiftete, ſ. Vergiftete Wunden. Wundſtarrkrampf, geheilt. CCC VIII. 348. Wurm im Auge eines Pferdes. GCOLE, 251. 3 Zähne, über Erhaltung ꝛc. CCXC. 64. Zellgewebsverhaͤrt. der Neugebornen, f. icterus. Zona, Behandlung mit Aetzmitteln. CCC. 219. Zergliederungen, ECXCH. 93. Zwergſpitzmaus, gefunden. CCCL 234. uͤber Verletzungen bei. E In No. 300. S. 270. 3. 27. v. o, ſtatt: „und nennt dieſes Gas Euchlorine“ leſe man: und nennt eine Verbindung dieſes Gaſes mit Sauerſtoff Euchlorine.“ — ſerſtoff und Chlorine.““ Zeile 31, v. o. ſtatt: „Waſſerſtoff und Euchlorine“ leſe man: „Wafs © 212. 3. 15. v. u. ſtatt: „in einer Auflöfung von Koͤnigswaſſer niederzuſchlagen pflegt“ leſe man: „wie man ihn durch Zerſetzung des Platinſalmiaks erhaͤlt. ö In No. 307, ©, 328. 3. 16. v, o, ſtatt;: „als“ leſe man: „bis.“ Du aus dem Gebiete der Natur: und Heilkunde, geſammelt und mitgetheilt von Ludwig Friedrich v. Froriep, des K. W. Civil⸗Verdienſt⸗Ordens Ritter, der Philoſophie, Medicin und Chirurgie Doctor und G. H. S. Ober-Mebicinalrathe zu Weimar, ber Königl. Preuß. Academie nügliher Wiſſenſchaften zu Erfurt Vice -Director, der Kaiſerl. Leopolbiniſchen Caroliniſchen Academie der Na⸗ turforſcher, der Ruſſ. Kaiſerl. Akademie der Naturforſcher zu Moskwa, der Geſellſchaft naturforſchender Freunde zu Berlin, der Wetterauer SGeſellſchaft für die geſammte Naturkunde, der phyſicaliſch-mediciniſchen Societät zu Erlangen, der mineralogiſchen Geſellſchaft zu Jena, der Niederrheiniſchen Geſellſchaft der phyſiſchen und mediciniſchen Wiſſenſchaften, des landwirthſchaftlichen Vereins im Königreiche Würtemberg, der Société d' Agriculture, Sciences et Arts du Departement du Bas-Rhin, der naturforſchenden Geſellſchaft zu Leipzig, der Senkenbergiſchen naturforſchenden Geſellſchaft zu Frankfurt am Main, der Societas physico- medica zu Braunſchweig, der Medical Society zu Philadelphia, des Apotheker-Vereins für das noͤrdliche Teutſchland, des Vereins zur Beförberung des Gartenbaues in Preußen, der Geſellſchaft zur Beförderung der geſammten Naturwiſſenſchaften in Marburg, der Schleſiſchen Geſellſchaft für vaterländiſche Cultur zu Breslau, der Societas medico chirurgica Berolinensis, der naturforſchenden Geſellſchaft zu Halle, und des Kunſt⸗ und Handwerksvereins des Herzogthums Altenburg, Mitgliebe und Ehrenmitgliede, 11 20 Fuͤnfzehnter Band, zwei und zwanzig Stucke (Nro. 309 bis 330.), und an Abbildungen eine Tafel in Folio und eine in Quarto, nebſt Umſchlag und Regiſter enthaltend. Gedruckt in Erfurt, bei Loſſius, in Commiſſion bei dem G. H. S. pr. Landes⸗Induſtrie⸗Comptolr zu Weimar, 1 8 2 6. KR) 0 e 500% 28 ene de kee a 2 Fass 1 Wb 0 a 3 Br 54. ante let; ae, na eren „ ra 48 „ „ wech v rn nz on IRIFR 2 l e eee ee e eee 159 as ap i egen Ka, and rt ih 371 .. e n e . 5 - ei er 10 2 1 5 4 were den arten Jane 1200 dan u One 00 eit) au Ar lem lie 600 en, ee 4 Notizen dem Gebiete der Ratur- und Heilkunde. geſammelt und mitgetheilt 2 von > Dr. L. F. v. Nro. 500. Fr r e p. (Nr. 1. des XV. Bandes.) Auguſt 1826. Gedruckt bei Loſſtus in Erfurt. In Commiſſion bei dem Koͤnigl. Preußiſchen Graͤnz-Poſtamte zu Erfurt, der Koͤnigl. Saͤchſ. Zeitungs⸗ Expedition zu Leipzig, dem G. H. F. Thurn u. Taxiſchen Poftamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes- Induſtrie-Comptolr. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Rthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes 3 gr. nn Ueber die Beſchaffenheit der leuchtenden Eigenſchaft einiger Lampyrisarten, naͤmlich der Lampyris splendidula oder des Johanniswurms, der Lampyris italica, und der Lampyris nocti- luca ). Von Tweedy John Todd. Das Problem, welches die Phänomene des animali: ſchen Lichtes darbieten, iſt gewoͤhnlich je nach der herr— ſchenden Anſicht der verſchiedenen Zeiten auf verſchiedene Weiſe gelöft worden. Die aͤltern Naturforſcher hiel— ten dieſe Erſcheinung mit derjenigen, welche bisweflen an todter thieriſcher Materie bemerkt wird, für eine und dieſelbe, und ſchrieben ſie der Faͤulniß zu. Forſter, Spallanzani und de Grotthus betrachteten ſie als eine Art von Ver— brennung. Beccaria und Morti, Academiker zu Bo- logna, verglichen ſie mit der Phosphorescenz der Minera— lien. Carradori und Macartney zeigten, daß ſie dem Gebiete reiner Vitalität angehoͤre und eine Thaͤtigkeit organiſchen Lebens ſey. Dieſer letzten Meinung einige Er— läuterungen hinzuzufügen, iſt der Zweck der folgenden Seiten. Das Licht der Lampyrisarten *) iſt je nach den Arten und Gattungen und je nachdem die Thiere volls kommen oder unvollkommen entwickelt ſind, verſchieden. Bei dem weiblichen Johanniswurm iſt das Licht von einer glaͤnzenden Topasfarbe, mit etwas Gruͤn vermiſcht, ſcheint wie eine Lampe „laterum et clunium colo— ze ). Es iſt in einer beträchtlichen Entfernung wahr— nehmbar, doch iſt ſeine leuchtende Kraft ſchwach und er— ſtreckt ſich nicht uͤber einige Zolle hinaus. In dieſem Maume aber iſt es leicht jeden Gegenſtand zu erkennen, *) Journal of Science and the Arts, July, 1826. * Cuvier, Regne anim % Printus.“ 95 eee, wie z. B. die Stunde an der Taſchenuhr. Dieſes Licht iſt von ſeinem Anfange an conſtant und ununterbrochen, doch variirt es bisweilen in Hinſicht des Grades feines Glanzes. ** Das Licht des maͤnnlichen Johanniswurms iſt von derſelben Farbe, doch ſchwaͤcher als das des weibli— chen. Es iſt auf zwei ſehr kleine runde Flecke bes ſchraͤnkt, und zeigt ſich ſelten von ſelbſt, ausgenommen bei gewiſſen Geſchlechtsverhaͤltniſſen. Daher iſt dieſes Thier gewöhnlich als lichtlos betrachtet worden. Aber die ge⸗ ringſte Reizung oder der geringſte Schmerz, welcher zu ir— gend einer Zeit erregt wird, iſt hinreichend, um das aus genblickliche Erſcheinen des Lichtes zu verurſachen. Das Inſect, welches ich für das Weibchen der Lampy- ris noctiluca *) halte, übertrifft alle übrigen in der Schön: heit ſeines Lichtes. Dieſes Licht hat eine ununterbrochene und conſtante helle blaͤuliche oder gruͤnliche Farbe und ſcheint das ganze Inſect einzuhuͤllen, doch uͤbertrifft feine leuch— tende Kraft nicht die des Johanniswurms, Das Maͤnnchen der Lampyris noctiluca hat ein mildes und feines blaͤuliches Licht. Es wird langſam un⸗ terbrochen und erſcheint und verſchwindet in Intervallen, welche mehrere Secunden dauern. Bei der Feuerfliege hat die Eigenſchaft Licht hervorzubrin— gen, zwei Grade. Im erſten Grade aͤhnelt ihr Licht dem ») Dieſes Inſect, von welchem ich keine Beſchreibung gefehen- habe, iſt ungefähr 4 Linien lang, von der gewoͤhntichen Form des weiblichen Johanniswurms, und hat eben ſo wie derſelbe keine Fluͤgel. Es iſt, mit Ausnahme des Kopfs, welcher ſchwarz iſt, von einer blaßgelben Farbe. Seine Fühler find einfach, und fein Bruſtſtuͤck, welches halbEreisförm:g ift, und zwei durchſichtige halbmondfoͤrmige Flecke auf jeder Seite hat, nimmt den ganzen Kopf auf. Es hat 8 Bauchringe, von welchen die zwei letzten eben ſo wie bei dem weiblichen Johan⸗ niswurm mit undurchſichtigen ſchwefelfarbenen Flecken ge⸗ zeichnet find, und außerdem befinden ſich zwei Flecke auf jeder Seite des Ruͤckens an dem erſten und dem vorletzten Ringe. 1 5 © des Johanniswurms; es iſt etwas ſchwaͤcher, doch iſt es von ſeinem Anfange an eben ſo conſtant und ununterbro⸗ chen. Der zweite Grad, worin ihr unterſcheidender Chas racter beſteht, iſt ein lebhaftes weißes Licht, welches ploͤtz lich unterbrochen wird, fo wie Feuerfunken plotzlich ausge⸗ loͤſcht werden, „ut fulgor igni similis alarum compressu tegatur“ ). Seine leuchtende Kraft übertrifft die des Johanniswurms und jedes andern animaliſchen Lichtes. Bei dem hellſten Mondſchein kann das Licht der Feuer— fliege geſehen werden, waͤhrend das der andern leuchtenden Inſecten nicht wahrnehmbar iſt, weßhalb ſie niemals im Mondſchein ihr Licht zeigen, ausgenommen wenn ſie ſich im Schatten befinden. Wenn man das leuchtende Organ der Feuerfliege waͤh— rend ſeiner vollen Thaͤtigkeit, oder waͤhrend des Uebergangs des erſten Grads des Lichtes zu dem zweiten beobachtet, ſo ſcheint es, als ob eine membranöfe Hülle von der Oberflaͤche des Organs entfernt wuͤrde, welche eine helle Flamme zum Vorſchein kommen und fie plöglich wieder verſchwinden läßt, Wahrſcheinlich wurde Plinius durch dieſe Erſcheinung auf die Vermuthung geführt, daß die Unterbrechung des Lichtes, welche er „miraculum solici- tum“ nennt, durch das Oeffnen und Verſchließen der Fluͤ⸗ gel hervorgebracht werde, „nunc pennarum hiatu re- fulgentes, nunc vero compressu obumbratae.“ Car⸗ radori und Andere find in einen ähnlichen Irrthum ver⸗ fallen, indem fie geglaubt haben, daß wirklich eine Mem⸗ bran Über das Organ gezogen ſey“ *). Die Larven aller der vorhergehenden Inſecten haben auch die Eigenſchaft Licht von ſich zu geben. Es iſt ſchwach, von einer gelblichen Farbe und wird langſam unterbrochen. Selbſt die Eier dieſer Inſecten haben die Kraft eine Art von Licht von ſich zu geben. Es iſt ein ſchwaches glimmendes Gluͤhen, wie das des Phosphors, und bloß dann zu ſehen, wenn die Eier auf einander gehaͤuft ſind. Daſſelbe Licht kann auch an der ganzen untern Oberflaͤche des Hinterleibs des weiblichen Johanniswurms geſehen wer— den, wenn er im Begriff iſt, ſeine Eier zu legen. Es wird verſtaͤrkt, wenn der Hinterleib geoͤffnet und die Eier bloßgelegt werden, und dauert in den Eiern fort, wenn ſie aus dem Thier herausgenommen werden. Dieſe Inſecten zeigen ſich in Italien zu Ende des Frübjahrs oder zu Anfang des Sommers ſpaͤter oder fruͤ⸗ her, je nachdem die Jahreszeit mehr oder weniger guͤnſtig iſt. Zuerſt zeigt ſich der Johanniswurm, alsdann die Teuer: fliege und zuletzt die Lampyris noctiluca. Nach meinen Beobachtungen erfordert der Johanniswurm eine mittlere Temperatur von ungefaͤhr 500 7 zu ſeinem Erſcheinen und die andern ungefähr 55° 7. Plinius verbindet ihr Er⸗ ſcheinen mit dem der Vergiliae (des Siebengeſtirns) und dem Vorruͤcken der Vegetation, „atque etiam in eodem arvo est signum illius (hordei) maturitati, et ho- rum (panici miliique) stationi commune, lucentes *) Plinius. *) Giornale di Brugnatelli, 1808, 1809. = vesperi per arva cicindelae. Ita appellant rustici stellantes volatus, Graeci vero Lampyridas, incredi- bili benignitate Naturae Y. "Die Lampyris noctiluca verſchwindet zuerſt, wenn die Jahreszeit ſehr ſchlecht iſt, ſſeht man fie ſel⸗ ten. Die Feuerfliege folgt ihr bald, nachdem ſie gewoͤhn⸗ lich 6 Wochen bis zwei Monate geleuchtet hat. Der Jo⸗ hanniswurm verſchwindet nicht eher als im Monat Sep- tember. Die Larven dieſer Inſecten fangen in der Mitte des Juni an zu leuchten, und koͤnnen bis zum October geſehen werden. | Die gewöhnliche Periode, in welcher fie zu leuchten anfangen, iſt zu Ende der Daͤmmerung, wo ſich das Licht zuerſt an einem Puncte zeigt, und ſich dann uͤber das ganze leuchtende Organ ausbreitet. Die Feuerfliegen und die Lampyrides noctilucae bemerkt man häufig unter einander vermiſcht, doch ſieht man die erſtere Fliege gewöhnlich auf den Wieſen und den Getraidefeldern; und die letztere zieht den Wald vor. Der Johannis⸗ wurm waͤhlt gewoͤhnlich einen hellen Theil in Zaͤunen, und da das leuchtende Organ ſeinen Sitz auf der unteren Oberflaͤche des Hinterleibs hat, ſo wuͤrde ſein Licht in der gewoͤhnlichen Stellung nicht ſichtbar ſeyn, weßhalb er auf feiner Seite liegt und die untere Flaͤche des Hinterleibs in die Hoͤhe bringt, welche in langſamer und conſtanter Bewegung iſt, um fo ihr Licht mit dem größten Vortheil zu entfalten. Die Daͤmmerung wirkt bloß inſofern auf ihr Leuch⸗ ten, als ſie die Periode iſt, wo das Licht zur Finſterniß uͤbergeht, denn wenn ſie an eine dunkele Stelle gebracht werden, fo fangen fie lange vor der Dämmerung zu leuch⸗ ten an. Ferner wenn ſie, waͤhrend ſie leuchten, dem Licht ausgeſetzt werden, ſo hoͤren ſie bald auf Licht zu geben, und wenn das Licht weggenommen wird, ſo fangen ſie wiederum zu leuchten an, und ſo geht es wechſelsweiſe fort. Auch macht der Morgen ihrem Leuchten bloß inſofern ein Ende, als er die Periode des erſcheinenden Lichtes iſt; denn wenn ſie in einem dunklen Zimmer aufbewahrt werden, ſo leuchten ſie mehrere Stunden nach Tagesanbruch fort. Man hat an ihnen eben ſo wie an der Scolopendra electrica *) bemerkt, daß fie, wenn fie durch irgend ein Mittel waͤhrend des ganzen Tags von den Sonnenſtrah⸗ len ausgeſchloſſen worden ſind, am Abend nicht von ſelbſt leuchten **). Wahrſcheinlich ruͤhrt dieß daher, daß ſie unter dieſen Umſtaͤnden fuͤr den Uebergang des Lichts zur Finſter⸗ niß nicht empfindlich ſind. Ich habe von allen Arten meh⸗ rere waͤhrend des Tags im Dunkeln aufbewahrt, und dem⸗ ungeachtet haben ſie am Abend von ſelbſt geleuchtet, und zwar viel fruͤher, wenn das Licht abſichtlich entzogen wor⸗ den iſt. Die Eigenſchaft zu leuchten iſt von der Kraft der Vhierg ſehr abhaͤngig. Wenn ſie durch irgend einen Mangel matt werden, ſo verlieren ſie ihre a ie leuchten; und wu 3 — — DAR ) Historiae N ih. XVIII. cap. XXVI. sect. 66. **) Macartney, Philosophical Transactions. r Macaire, Bibliothèque universelle de Geneve. und 5 die Thiere unter dieſen Umſtäͤnden ſterben, fo iſt es faſt unmöglich, das Licht durch irgend ein Mittel zu erregen. Das Entgegengeſetzte iſt nach einem ploͤtzlichen oder ge⸗ waltſamen Tode der Fall. 66185 Die Unterſuchung zeigt, daß die Kraft, Licht zu ge⸗ ben, auf gewiſſe Theile des Körpers beſchraͤnkt iſt, welche in den verſchiedenen Arten nicht dieſelbe Stelle ein⸗ nehmen. Bei dem weiblichen Johanniswurm iſt die leuchtende Kraft auf einige ſtrohgelbe Flecke beſchraͤnkt, welche undurch⸗ ſichtiger find, als die benachbarten Theile, und welche auf der untern Oberflache der drei letzten Bauchringe wahrge— nommen werden koͤnnen. Bisweilen werden fie auch, obs gleich ſelten, auf den vier letzten Bauchringen geſehen. An dem vorletzten und vorvorletzten Ringe, nehmen dieſe Flecke genau, obgleich unregelmaͤßig, die vordere Haͤlfte ei— nes jeden ein, und in dem letzten einen runden Fleck auf jeder Seite. Das leuchtende Organ des maͤnnlichen Jo⸗ banniswurms ähnelt dem des letzten Rings bei'm weibli⸗ chen, ausgenommen daß die Puncce betruͤchtlich kleiner find. Die leuchtenden Organe des Weibchens der Lampy- Tis noctiluca haben ihren Sitz ſowohl auf dem obern als auf dem untern Theile des Koͤrpers. An dem letztern neh⸗ men ſie die zwei lezten Bauchringe ganz ein, und an dem erſtern zeigen fie zwei runde Flecke ſeitwaͤrts auf dem ers ſten und vorletzten Ringe. Bei dem Maͤnnchen nehmen ſie die untere Oberflaͤche der zwei letzten Ringe ganz ein. Bei der Feuerfliege werden die zwei letzten Bauchringe von den leuchtenden Organen ganz eingenommen. Bei den Larven zeigen die leuchtenden Organe einen wachſenden Fleck auf jeder Seite der letzten Bauchringe. Wenn dieſe Ringe, welche in einer duͤnnen, durchſich— tigen bornartigen Subſtanz beſtehen, weggenommen werden, ſo findet man, daß eine beſondere Materie mit ihnen ad— haͤrirt, welche den eben beſchriebenen undurchſichtigen ſtroh— farbenen Flecken entſpricht, in welchen die Kraft, Licht zu geben, ausſchließlich ihren Sitz hat. Dieſe Materie ') klebt wie thieriſcher Leim, und iſt halbdurchſichtig, doch wird ſie, wenn ſie der Luft ausgeſetzt iſt, bald undurchſichtig, und nimmt in dieſem Zuſtande eine gelblichweiße Farbe an. In Betreff ihrer Durchſichtigkeit koͤnnen wir uns leicht irren, denn wenn ſie in irgend einem Grade erleuchtet iſt, ſo ſieht fie wirklich fo aus. Sie iſt etwas koͤrnig, „in Form orga= niſirter Körner angeordnet“ ), oder wenigſtens find einige Theile derſelben confiftenter, als die übrigen und deßhalb zeigen ſie dieſes Ausſehen. Fuͤr dieſe Meinung ſpricht auch die ungleiche Vertheilung des Lichtes in dieſer Materie, in— dem es bisweilen auf beſondere Puncte oder Koͤrner be— ſchraͤnkt zu ſeyn ſcheint. Außer daß fie koͤrnig iſt, ſagt man, daß fie eben fo oraanıfirt fen, wie die allgemeine interſti⸗ tiale Materie des Körpers, aber daß fie eine feſtere Textur und eine blaͤſſere gelbe Farbe habe. Die Materie des hin— tern Riogs beſteht, wie man ſagt, aus zwei organiſirten ) Eine weißliche, teigige Materie — Carradori. Eine halb: durchſichtige albumindfe Materie — Macaire. % Macaire, loc. eitat. 6 Saͤcken, welche eine weiche gelbe Subſtanz von einer fe⸗ ſteren und homogeneren Textur enthalten, als die der vorde⸗ ren Ringe iſt ). Nach Macaire dringen auch Nerven durch dieſe leuchtende Materie, denn als er den weiblichen Johanniswurm ſetirte, bemerkte er mehrere Nervenfaͤden von einer toͤthlich weißen Farbe, welche ſich in dem Organ vertheilten. Dieſe Subſtanz iſt im Zuſtande ihrer Integrität voll: kommen leuchtend, doch verliert ſie bald dieſe Kraft, wenn fie desorganiſirt oder zerſtoͤrt wird. Dadurch daß fie der Luft ausgeſetzt wird, verliert fie auch ihre Kraft zu leuch⸗ ten, und obgleich das Licht durch mechaniſche oder andere Reizung eine Zeitlang wieder erregt werden kann, ſo hoͤrt ſie doch immer eher auf Licht zu geben, wenn ſie der Luft ausgeſetzt, als wenn fie vor ihr geſchuͤtzt wird. Dieß wird von Carradori dem Verluſt ihrer Feuchtigkeit zugeſchrie— ben. Zum Beweis dieſer Meinung fagt er, daß ſie, wenn ſie in ihrem eignen Behaͤltniß getrocknet wird, nach drei bis vier Tagen die Kraft Licht zu geben verliere, aber daß, wenn ſie zwiſchen zwei Glasplatten feſt zuſammengedruͤckt wird, die Kraft Licht zu geben ſich eine laͤngere Zeit er: halte, und außerdem, daß das Organ, wenn es unverfehrt iſt und in Oel aufbewahrt wird, eine laͤngere Zeit Licht gebe, als wenn es getrocknet iſt, und daß, wenn es ge⸗ trocknet iſt, die Kraft zu leuchten, obgleich in einem ſehr ſchwachen Grade, in dem Zeitraum von 4 bis 5 Tagen durch Befeuchtung wiederhergeſtellt werden koͤnne ). Meine eigenen Beobachtungen ſtimmen nicht mit die⸗ ſen uͤberein. Ich bin niemals im Stande geweſen, dieſer Materie die Kraft Licht zu geben, ſo gut oder ſo lange zu erhalten, als wenn ſie in ihrem eigenen Behaͤltniß geblieben waͤre. Das weſentliche Mittel, ihre leuchtende Kraft aufzubewahren, beſteht darin, daß man ihre Orga— niſation erhält, denn ob fie gleich leuchtet, wenn fie zer⸗ ftört wird, fo geſchieht dieß doch nur auf einen Augenblick, und gleichſam bloß waͤhrend der Zerſtoͤrung. Nach Macaire beſteht dieſe Subſtanz vorzüglich aus albumen, welches ſeine Kraft Licht zu geben und ſeine befondere Structur durch Coagulation verliert. Die Chemie offenbart uns jedoch, daß ihr Licht von ihrer chemiſchen Conſtitution herruͤhre. Sie iſt unentzuͤndbar und nicht ver⸗ brennbarer, als jede andere Art thieriſcher Materie. Wenn dieſe Materie unterſucht wird, nachdem ſie alle ihre vitalen Kraͤfte verloren hat, obgleich ihre weſentliche Structur unverſehrt bleibt, ſo habe ich gefunden, daß ſie ganz unfähig iſt, Licht zu geben, ich mochte ein Mit: tel anwenden, welches ich wollte. Aber wenn fie un- terſucht wird, nachdem fie erſt vor kurzer Zeit aus dem Ie- benden Thiere herausgenommen worden iſt, ſo findet man, daß ihr Licht, wenn es von felöft leuchtet, allmaͤlig auf⸗ hoͤrt. Die laͤngſte Periode, waͤhrend welcher ich das Licht in den Organen nach der Lostrennung derſelben fortdauern geſehen habe, war 22 Minuten. Wenn jedoch das Organ *) Macartney, loc. citat, **) Ibid, 7 zu einer Zeit herausgenommen wird, wo es nicht in Thaͤtigkeit iſt, ſo wird das Licht theilweiſe und bisweilen allgemein erregt, eben fo wie in dem erſteren Falle, kann bald allmälıg ausgeloͤſcht werden, und zeigt den Einfluß mechaniſcher Reizung oder des Schmerzes auf die Genfibilirät des Organs. L Das Licht, welches das Organ giebt, wenn es von dem Thier getrennt iſt, hat in ſehr entgegengeſetzten Medien gleiche Dauer. So dauert es eben fo lange in mephitiſchen Gaſen fort, als in denjenigen, welche fähig find, Verbrennung zu unterhale ten „). Auch wird es nicht im luftleeren Raum ), unter Mer: kur ), in Waſſer J), oder in Oel *) ausgelöoſcht. Wenn Säuren und die Ammoniakgaſe chemiſch auf dieſe Materie wirken, wenn ſie ganz bloß liegt, ſo loͤſchen ſie das Licht durch Zerſtörung der Structur des Organs aus **). Wenn das Licht von ſelbſt in dem losgetrennten Organ aufge⸗ hort hat, ſo kann es durch irgend eine Reizung wiederhergeſtellt werden. So iſt es bisweilen zu biefem Zweck hinreichend, wenn man das Organ mit einer Nadel anſticht, es reibt und bisweilen ſelbſt, wenn man einen Haarpinſel über daſſelbe hinwegzieht. So erregen alle chemiſche Reizmittel das Licht, aber diejenigen, welche chemiſch auf die Structur wirken, verloͤſchen daſſelbe “). So erregen auch ſowohl Hitze als Kaͤlte das Licht. Eis auf das Or⸗ gan ieh erregt das Licht; aber wenn dies eine Zeitlang fortge— ſetzt wird, fo verloͤſcht es daſſelbe *) Wenn das Organ zu der Zeit, wo es leuchtet, 7, ausgeſetzt wird, ſo dauert das Licht fort; aber wenn die Tem⸗ peratur bis zu 135° ſteigt, oder bis zu 77? ſinkt, fo verſchwin⸗ det es ganz. Auch wenn dieſe Inſecten dadurch getoͤdtet werden, daß man ſie einer Temperatur ausſetzt, welche nicht über 122 iſt, fangen die Organe wieder zu leuchten an, ſobald die Tempe⸗ ratur bis ungefähr zu 144? ſteigt. Das Licht aber verloͤſcht bald und kann dann durch kein Mittel wiederhergeſtellt werden **), - Die Einwirkung der Galvaniſchen Saͤule verurſacht auch, daß das leuchtende Organ Licht giebt, ſowohl wenn es aus dem Koͤr⸗ per herausgenommen worden iſt, als in dem kurze Zeit vorher getödteten Thiere. So war ich dadurch, daß ich den einen Pol auf die Bauchnerven, und den andern auf das Ende des Hinter- leibs anſetzte, im Stande, den ganzen erſten Bauchring zu erleuch⸗ ten. Der zweite Ring wurde nicht afficirt, aber als ich ihn von dem andern trennte, und ihn der Einwirkung derſelben Galvani— ſchen Saͤule ausſetzte, wurde er vollkommen leuchtend, und als das Licht verloͤſchte, wurde es durch Erneuerung der Einwirkung der Säule leicht wieder erregt. Electricität bringt zuch dieſelbe Wirkung hervor. . Animalifche Reizmittel, wie Alcohol, Kampher, Ammonium 2c, wirken kraͤftig auf das leuchtende Organ. Durch dieſe Mittel habe ich haͤufig ſtarkes Funkeln in dem Organ der Feuerfliege erregt, und zwar mehrere Stunden nachher nachdem es aus dem Thier herausgenommen worden war. Wenn das Licht durch die Application dieſer Mittel hervorgebracht worden iſt, ſo dauert es eine beträchtliche Zeit lang ohne Unterbrechung fort, jedoch in einem ſchwachen Grade. Bisweilen habe ich es drei Tage lang beobachtet. a Bei allen den vorhergehenden Beobachtungen habe ich be: merkt, daß das leuchtende Organ der Feuerfliege für die Einwir⸗ kung der aͤußerlichen Agentien am empfindlichſten war, waͤhrend das Organ des Johanniswurms der Einwirkung derſelben am laͤngſten widerſtand. Man muß jedoch wiſſen, daß zu allen Zeiten ein betraͤchtlicher Unterſchied zwiſchen dem freiwilligen Leuchten des Organs und demjenigen ift, welches durch kuͤnſtliche Mittel hervorgebracht wird. Nachdem wir nun den Einfluß mehrerer Agentien auf das Organ und feine leuchtende Materie, wenn fie aus dem Thier herausgenommen iſt, betrachtet haben, wollen wir ihre Wirkun⸗ gen auf das Thier ſelbſt unterſuchen. Alle Agentien, welche Schmerz hervorbringen, erregen das Er⸗ ſcheinen des Lichtes, wie alle mechaniſche und chemiſche Reizmittel. ) Carradori. 5) Macartney. * Ma caixre. einer Temperatur von ungefähr 95 i 8 Alle mephitiſche Gaſe verloͤſchen das Leben des Thieres und das Licht, wenn es zu der Zeit leuchtet *). r Die reizenden Gafe, wie das acidum nitrosum, das acidum oxymuriaticum und die Ammoniakgaſe zerftören die Inſecten, doch erregen fie die Thaͤtigkeit des Organs *). Das aeidum oxymuriatieum macht, daß das Licht eine roͤthliche Farbe an⸗ nimmt *). ., Deygen und ſalpeteriges Oxpdgas vermehrten den Glanz des Lichtes, wahrſcheinlich dadurch, daß ſie die Kraft der Thiere verſtaͤrkten ***. * Überhaupt erregen alle chemiſche und mechaniſche Agentien, welche reizen, das Licht; diejenigen, welche desorganiſiren +), zerſtören daſſelbe. 1 Hitze und Kaͤlte wirken auf das Licht in dem lebenden Jnſect eben fo, wie in dem ſeit kurzer Zeit todten Thiere, oder wie in dem Organ, wenn es vom Koͤrper entfernt worden iſt. So erregt Hitze in einem maͤßigen Grade das Licht; in ei⸗ nem groͤßeren Grade verſtaͤrkt ſie das Licht, aber das Thier wird getoͤdtet. Spallanzani ſagt, daß das Licht von 798 Fahrenh. oder 860 bis zu 999 erregt werde. Nach Carradort erregt die Temperatur von 104 das Licht, aber wenn ſie forte dauert, ſo toͤdtet ſie das Thier. Nach Macaire, mit welchem ich uͤbereinſtimmen moͤchte, erregt das Steigen der Temperatur von 57° bis zu 81 das Licht. Bei 106° iſt es glänzend, und obgleich das Inſect ſtirbt, fo dauert doch das Licht fort; bei 1359 wird das Licht gaͤnzlich verloͤſcht. Nach demſelben Schriftſteller wird das Licht gewöhnlich zwiſchen 77° und 889 erregt, und ver⸗ liſcht gewoͤhnlich zwiſchen 138 und 144%. Bei 95° dauert das Licht fort, obgleich das Thier ſtirbt, doch verliſcht es, wenn die Temperatur unter 77° Grad ſinkt +}). Kaͤlte erregt ſo lange das Licht, als ſie reizt, aber wenn ſie zu lange fortgeſetzt wird, fo verlöfcht fie daſſelbe. Wenn die Ins fecten der Temperatur von 32° Fahr. ausgeſetzt werden, fo ſter⸗ ben fie, aber wenn fie bis zu 88° wieder erwärmt werden, fo er⸗ ſcheint das Licht wieder. Wenn die Inſecten von ſelbſt leuchten und der Kaͤlte ausgeſetzt werden, ſo nimmt das Licht allmaͤlig ab, und verſchwindet bei 54° Fahr. ganz Ii). Verſchiedene vegetabiliſche Reizmittel und Gifte haben einen ganz beſonderen Einfluß auf die Thaͤtigkeit des leuchtenden Or⸗ gans. So erſcheint, wenn dieſe Inſecten durch Alcohol, durch eine alcoholiſche Auflöfung von Jodine, durch tinetura hellebori nigri, durch tinctura nucis vomicae, durch blaufaueres Queck⸗ ſilber oder Ammonium getoͤdtet worden ſind, nachdem alles Licht und alle Symptome thierifchen Lebens verſchwunden find, ein ans beres conftantes und ununterbrochenes Licht in dem Organ wier der, welches von aͤußerlichem Licht oder Finſterniß nicht afficirt wird, und welches zuerſt in dem obern Theile des vordern Rings anfängt und ſich allmälig auf beide ausbreitet. Es leuchtet eine Stunde lang hell, dann wird es ſchwaͤcher und dauert in dieſem Grade gleichfoͤrmig und conſtant verſchiedene Perioden lang, zwoͤlf Stunden bis 4 Tage fort. Bisweilen faͤngt bei Inſecten, welche durch die obigen Sub⸗ ſtanzen vergiftet ſind, das anhaltende ununterbrochene Licht wieder zu erſcheinen an, bevor das Leben verloͤſcht iſt, und bei den Feuer⸗ fliegen, bevor die Kraft willkuͤrlich zu funkeln verloren iſt. Das Feine een Licht dauert jedoch waͤhrend der Intervallen des Fun⸗ elns fort. Wenn die Inſecten die Wirkungen dieſer Gifte überleben, wie bisweilen geſchieht, ſo bleibt das ununterbrochene conſtante Licht eben ſo wie bei denjenigen, welche die Wirkung des Giftes nicht überlebt haben, ohne von außerlichem Licht oder Finſterniß affi⸗ cirt zu werden, woraus hervorgeht, daß die durch die Gifte hervorge⸗ ) De Grotthus, Annales de Chimie, T LXIV. 0 **) Idem, loc. eitat. Carradori, Joe. eitat. ++) Macaire %) Davy, citirt von Macartney, Forſter, Carrado ri, loc, eitat, Macaire, Biblioth, universelle de Geneve. +) Macaire, loc. citat, +7) Macaire. +47) Carradori, loc, citat, 9 — — — / brachte Veränderung ein Zuſtand von Erregung ober von Ere⸗ thismus des Organs iſt, welcher nicht von der willkuͤrlichen Kraft des Thiers abhaͤngt. In Bezug auf die verſchiedenen Grade von Empfaͤnglichkeit der verſchiedenen Arten für den Einfluß der Gifte habe ich nichts Befonderes bemerkt. Jedoch fand ich, daß die Larven überhaupt weit ſchwerer empfaͤnglich dafür waren, als die vollkommenen Thiere. Die vorhergehenden Thatſachen ſprechen ſo deutlich, doß ſie nach meiner Meinung nicht die Unterſtuͤtzung regelmäßiger Schluͤſſe erfordern. Sie beweiſen unſtreitig, daß dirfes Phänomen in als len feinen Formen eine rein vitale Thaͤtigkeit iſt, und daß Außer: liche Urſachen bloß inſofern auf daſſelbe Einfluß haben, als fie die Vitalitaͤt des Thiers und die Senſibilitaͤt des Organs afficiren. Dieſes Reſultat, welches das erſte Mal *) nicht feſtgeſetzt war, verdient mehr Aufmerkſamkeit, als es bisher erhalten hat. Es zeigt uns eine neue Kraft thieriſchen Lebens, welche genau dem Phänomen thieriſcher Wärme, der Kraft das Licht von feinen Verbindungen mit der Materie zu trennen, aͤhnelt. Den Nutzen, welchen die leuchtende Kraft in der Oeconomie dieſer Inſecten hat, kennt man nicht genau. Meine eigenen Be— obachtungen würden mich Reaumur’s Meinung annehmen laſ— fen, daß die Geſchlechter in der Jahreszeit, wo fie ſich mit einan— der begatten, ſich vermittelſt des Lichts einander erkennen. Als Beweis hiervon kann gelten, daß die Maͤnnchen beſtaͤndig for wohl durch kuͤnſtliche als natürliche Lichter angezogen werden, und daß haͤufig die Maͤnnchen einer Art offenbar durch das Licht des Weibchens einer verſchiedenen Art angezogen wer: den, indem ſie ihren Irrthum nicht eher erkennen, als bis ſie demſelben nahe kommen. Da die unvollkommenen Thiere auch die Kraft haben, Licht zu geben, wie von de Geer beobachtet wor— den iſt, ſo iſt gegen die obige Meinung angefuͤhrt worden, daß dieſe Kraft, wenn ihr Zweck ein folder wäre, bei ihnen unnuͤtz ſeyn würde. Doch find bei Thieren viele Organe theilweiſe ent: wickelt, bevor fie zu der Vollkommenheit gelangen, wo dieſe Or— gane in Thaͤtigkeit treten. Außerdem folgt nicht, daß ſie keine anderen Zwecke habe. Sollte dieſes Licht, ſo wie es zur Erhal— tung der Arten dient, nicht auch zur Vertheidigung und. zum Schutz des Individuum dienen koͤnnen? Noch ſchwerer iſt zu ſagen, was ſeine weſentliche Verrichtung in der thieriſchen Oeconomie ſey. ek *) Carradori. Macartney. 10 fenen. Ueber die Art und Weiſe, wie mehrere zu den Mollusken und Anneliden gehörige Thiere Felſen, Muſchelſchalen ꝛc. anbohren, erfahren wir aus einer in der Royal Society vorgelefenen Abhandlung des Dr. Os ler folgen: des: Die ſogenannten Lithophagi bewirken dieß, wie dem Verf. mehrere Thatſachen bewieſen, durchaus nicht auf mechaniſche Weiſe, ſondern vermittelſt einer aufloͤſenden Fluſſigkeit, welche jedoch Hr. Dr. O. chemiſch zu unterſuchen nicht Gelegenheit hatte, da fie das Thier nur dann abſondert, wenn es deren benoͤthigt iſt. Dieſe Thiere durchbohren Kalkſteine und Muſchelſchalen, koͤnnen aber Kiefels oder thonerdehaltigen Subſtanzen nichts anhaben, daher ihnen eine duͤnne, in dem Felſen, worin fie bohren, vorfoms mende Thon- oder Kieſelſchicht unüberfteigliche Hinderniſſe entgegen⸗ ſetzt. Die Saxicavae bohren ſich ſogar in die Schalen von Individuen ihrer eigenen Art ein, welche aber dieß, ſo lange jene noch nicht durchgedrungen find, gar nicht beachten. Iſt aber das bohrende Thier ganz oder beinahe hindurch, ſo wird die Oeffnung ſogleich wieder, nicht mit Schalen- oder Kalkſtoff, ſonvdern mit einer gelbs lichen thieriſchen, auch in Mineralfäuren unaufloͤslichen Materie ausgefüllt. (Ann, of Phil. Jul. 1826.) Ein gezähmtes Crocodil. „In der Nähe der Muͤn⸗ dung des Fluſſes,“ erzaͤhlt Anderſon in ſeiner intereſſanten Mission to the East Coast of Sumatra in 1823. London, 1826. 8. p. 126. „befindet ſich ein Alligator von ungeheuerer Groͤße, indem ſein Ruͤcken, wenn er etwas aus dem Waſſer her⸗ vorragte, einem Felſen aͤhnlich ſah. Er haͤlt ſich dort beſtaͤndig auf und wird mit Kopf und Eingeweide der großen Pari-Rochen, welche dort gefangen werden, regelmaͤßig gefuͤttert. Ich ſah ihn, und die Malayen riefen ihn zu ſeiner Mahlzeit herbei. Er ſchien mir volle zwanzig Fuß lang. Da ich mich gerade in einem klei- nen Kahne befand, ſo wuͤnſchte ich mich ſchleunig zu entfernen; aber die Malayen verſicherten mich, daß er voͤllig unſchaͤdlich ſey, ſo daß die ihn fuͤttern ſeinen Kopf mit der Hand klopfen: ein gefährliches Vergnügen, woraus ſich aber die bewunderungswuͤr— dige Zähmung und Unterſcheidungsgabe eines von Natur jo wil— den Thieres ergiebt! Er laͤßt keinen anderen Alligator in die . kommen, und deßhalb wird er von den Malayen faſt anges etet ꝛc.“ Se i Mara Aneurysma femorale, auf beiden Seiten an ei⸗ ner und derſelben Perſon durch Unterbindung der arteriae iliacae externae geheilt Y. Von David Tait. David Cumming, gegenwärtig 54 Jahre alt, von einem ſtarken Koͤrperbau und blaßrother Geſichtsfarbe, wurde im Jahr 1814 zum erſten Mal mein Patient. Er war zu dieſer Zeit von eftigem Rheumatismus ganz entkraͤftet, wurde einer Mercurial: ehandlung unterworfen, und mußte 12 Wochen lang das Bett hüten, worauf er allmälig genas, fo daß er mit keinem anderen ae herumging, als mit einem ſehr leichten Schmerz und chwaͤche in einem feiner Knoͤchel und in dem Fuße derfelben Seite, was ihn ungefähr 12 Monate lang lahm machte. Hier⸗ auf wurde er Kärrner bei einem Seifenſieder, bei welcher Befchäf: tigung er, ob er gleich allen Wechſeln der Witterung, bisweilen ungewöhnlicher koͤrperlicher Anſtrengung und betraͤchtlicher Stra: page ausgeſetzt war, ſich fortwährend wohl befand, und meine Huͤlfe et Edinburgh Medical and Surgical Journal, July WB rn nicht eher brauchte, als bis zu Ende des Jahres 1824, wo er mei⸗ nen Rath wegen einer Geſchwulſt verlangte, welche in der rechten Leiſtengegend ihren Sitz hatte.. Als ich ihn unterſuchte, fand ich eine pulſirende Geſchwulſt ungefaͤhr von der Groͤße einer Orange auf der rechten Seite, da wo die arteria femoralis liegt, und ſo hoch oben als das ligamentum Poupartii iſt. Bei fernerer Unterſuchung ent— deckte ich zu meinem Erſtaunen eine andere Geſchwulſt von derſelben Art, doch etwas kleiner, welche auf der linken Seite ganz auf derſelben Stelle ihren Sitz hatte. Das Vorhandenſeyn von zwei Aneuryemen ließ mich befuͤrchten, daß eine extenſivere Krankheit in dem Arterienſyſtem vorhanden ſeyn moͤchte, und deß— halb unterſuchte ich alle großen Arterien genau, doch fand ich ſie ſcheinbar geſund. Auch war weder in der Bruſt, noch in dem Abdomen eine ungewoͤhnliche Pulſation, welche eine Krankheit in der aorta descendens oder ascendens angezeigt haͤtte. Als ich den Patienten fragte, ob er eine Urſache wiſſe, wel— che ſeine Beſchwerden hervorgebracht habe, antwortete er, daß ungefähr vor vier Monaten, wo er einen Karren umgeworfen habe, der ſcharfe Rand eines Faſſes, worin 16 Centner Oel ent⸗ halten waren, ſeine rechte Leiſtengegend getroffen und ſie geſtreift habe; daß er in dieſem Moment heftigen Schmerz empfunden, ohnmaͤchtig geworden ſey; daß er ſich babe niederfegen muͤſſen, bis er wieder zu ſich gekommen ſey, und daß er bald nachher eine 11 . in der rechten Leiſtengegend ſich anſetzende Geſchwylſt gefuͤhlt ha⸗ be. Ferner erzählte er, daß er einige Seit nach dieſem- Zufall aͤtzlich und unverſehens mit betraͤchtlicher Gewalt an den hinte⸗ ren Schaft eines Karrens geſtoßen worden ſey, welcher ſeine linke Leiſtengegend getroffen habe, und daß er nun befuͤrchte, auf beiden Seiten lahm zu werden. y Während meiner Unterſuchung ſchien er nicht zu wiſſen, daß er ein Uebel an der linken Seite habe. Er richtete meine Auf⸗ merkſamkeit immer auf die rechte Seite, indem er fagfe, daß er in der linken keinen Schmerz fühle, ſondern daß die rechte ihm vorzüglich bei ungewoͤhnlicher Anſtrengung eine unangenehme En= pfindung verurſache. In dieſer Periode war der rechte Ober⸗ ſchenkel von dem obern Theile bis zum Knie einen ganzen Zoll dicker als der linke, deſſen natuͤrlicher Zuſtand auf keine Weite veraͤndert war. Nachdem der Patient zu wiederholten Malen zu wiſſen verlangt hatte, was zu feiner Hülfe gethan werden koͤnge, antwortete ich, daß er außer von einer chirurgiſchen Operation nicht viel erwarten koͤnne. Aber dieſer wollte er ſich nicht eher unterwerfen, als bis ſeine Leiden unertraͤglich geworden waͤren, weßhalb er mich ſogleich verließ. f Ich hatte häufige Gelegenheiten, ihn im Laufe der Winter: und Fruͤhlingsmonate zufällig zu ſehen. Er beſchrieb mir von Zeit zu Zeit die Zunahme des Schmerzes und der Größe der Geſchwulſt in der rechten Leiſtengegend, und ſagte, daß ſich der Schmerz oft am Oberſchenkel hinab bis zu den Knien und dem Unterſchenkel ausdehne. Im Anfange des Aprils 1825 erſuchte er mich wie⸗ derum, ihm zu helfen, und ſagte, daß ſeine Leiden aͤußerſt ſchwer ſeyen. Ich unterſuchte ihn und fand, daß ſich die Geſchwulſt von der Zeit an, wo ich ſie zuletzt geſehen, betraͤchtlich vergroͤßert hatte. Die Venen hatten ſich auch ſehr vergrößert, fo daß fie faſt das Ausſehen derjenigen hatten, welche man an einem vari⸗ coſen Gliede ſieht. Der rechte Oberſchenkel und der rechte Un: terſchenkel waren betraͤchtlich dicker (um 2 bis 3 Zoll), als das Glied der entgegengeſetzten Seite. Aber obgleich die Geſchwulſt ſo zugenommen hatte, ſchien doch das Glied nicht oͤdematoͤs zu ſeyn und zeigte keine Gruben, wenn darauf gedruͤckt wurde. Es iſt eine bemerkenswerthe Thatſache, daß die Geſchwulſt des Glieds von dem oberen Theile des Oberſchenkels anfing und bis zu den Kndcheln hinab langſam zunahm, wo ſie ſtillſtand, denn der Fuß war niemals geſchwollen. Die Gefhwuift in der rechten Leiſtengegend hatte ſich nun in allen Richtungen ausgedehnt, vorzuͤglich laͤngs dem Rande des ligamentum Poupartii nach der spina anterior superior eri- stae ossis ilium hin. Die Pulfation in der Geſchwulſt war ſehr ſtark, und wurde auf einer Oberflaͤche von 3 bis 4 Zollen auf: waͤrts und niederwaͤrts und von einer Seite zur andern gefuͤhltz der breiteſte Theil der pulſirenden Oberflaͤche befand ſich laͤngs dem ligamentum Poupartii und die ſtärkſte Pulſation wurde da gefühlt, wo die Geſchwulſt am erhabenſten war. Sie hatte nun ungefähr die Größe einer Fauſt und ſah etwas platt aus. Eis nige Wochen vor dieſer Zeit hatte er von Schmerz in der Ge⸗ ſchwulſt, welcher ſich laͤngs dem Laufe des musculns triceps bis zu dem Knie und dem Unterſchenkel hinab erſtreckte, ſchreck⸗ lich gelitten. Er hatte des Nachts wegen der Heftigkeit des Schmerzes oft ſe lechten Schlaf, und fing nun an zu glauben, doß zu feiner Hülfe ewas gethan werten muͤſſe, weßhalb er bes ſchloß, ſich der Operation zu unterwerfen. Er ſte Operation. Nachdem der Leib am Donnerſtag und Sonnabend vor der Operation durch E Doſen ſchwefelſauere Magneſia gehörig geoͤff⸗ net worden war, ſchritt ich Sonnabends um 11 Uhr Vormittags den 8. Mai 1825 in Gegenwart meiner ärztlichen Freunde, der DD, White, Kerr und Wylie, der HHrn. M'Leod, Hen⸗ ning, Nitchie, Kerr und Orr zur Operation. Der Patient wurde auf eine Tafel gelegt, und ich fing meine Sneifion unge— faͤhr 3 Zoll über der Geſchwulſt in einer paralleien Linie mit der linea alba, und ungefähr 2 Zoll von der spina anterior supe- rior cristae ossis ilium an, und fuͤhrte ſie bis zu dem oberen Rande der Geſchwulſt und ein wenig uͤber derſelben, ſo daß ſie 5 12 im Ganzen ungefaͤhr 31 Zoll lang war. Nachdem ich die Haut, das Zellgewebe und die fascia superficialis durchſchnitten hatte, kam die aponeurosis des muse. obliquus externus zum Vor⸗ ſchein, welche nun durch eine Inciſton zwei und einen halben Zoll weit in der Richtung der aͤußerlichen Wunde durchſchnitten wur de, deren unteres Ende bis ſehr nahe an den Rund des ligam. Poupartiiſ reichte. Ich ſuchte dann meinen Zeigefinger unter den Rand des m. obliquus internus und des m. transversus ahdo- minis zu bringen, was ich, wegen der Spannung der Muskeln und der feſten Adhaͤſton der Theile, nur mit betraͤchtlicher Schwie⸗ rigkeit vollbrachte. Ich machte mit einem gekruͤmmten Biſtouri auf meinem Finger einen Schnitt von 11 Zoll aufn arts in die beiden Muskeln, worauf das peritoneum zum Vorſche nn kam, Als ich verſuchte das peritoneum von ſeinen Verbindungen, welche ich feſter fand, als ich erwartete vorſichtig los zutrennen, nahm ich bald wahr, daß ich einen kleinen Riß in daſſelbe gemacht ha⸗ be, vermuthlich mit der Spitze meines Nagels, welchen ich mit Fleiß etwas ſcharf gelaſſen harte, um ihn zu benutzen, wenn ich die Arterie von ihren Verbindungen lostrennen wuͤrde. Dadurch daß ich immer fortfuhr das peritoneum unter dem kleinen Riß, welchen ich gemacht hatte, fehr vorſichtig loszutrennen, kam ich mit der Arterie in Beruͤhrung, welche ich ſtark klopfen fühlte, und welche mit den angraͤnzenden Theilen feſt verwachſen war. Waͤhrend meiner Bemuͤhung, die Arterie von ihren Verbindun⸗ gen loszutrennen, ſchien der Patient heftigen Schmerz zu leiden, und waͤhrend ich verſuchte, ſie zwiſchen meinem Zeigefinger und dem Daumen zu faſſen, machte er unter heftigem Schmerz eine preſſende Bewegung mit den Muskeln des Unterleibs, welche ber wirkte, daß eine Portion Darm vorfiel, und daß der kleine Riß, welchen ich in das peritoneum gemacht hatte, ſehr vergroͤßert wurde. Der Darm wurde ſogleich von einem Aſſiſtenten mit dem Finger zuruͤckgeſchoben. Waͤhrend alles dieß vorging, fühlte ich, daß die Pulſation in dem aneurysmatiſchen Sack unter meiner Hand ſtark war. Ich richtete nun meine ganze Aufmerkſamkeit auf das Faſſen der Arterie. . ER) gg Dieß iſt jedoch keineswegs leicht ausfuͤhrbar; denn außer der Tiefe der Wunde, welche den Operateur, in einem hohen Grade des Gebrauchs ſeiner Finger beraubt, iſt die Arterie ſo feſt ver⸗ wachſen, und von einer ſo feſten Scheide umgeben, daß die ſehr beſchraͤnkte inſtrumentale Huͤlfe, welche mit Sicherheit angewendet werden kann, ſehr ſchwer zu appliciren iſt. Das einzige, was mir außer meinem Finger und meinem Daumen gute Dienfte lei⸗ ſtete, war der ſtumpfe Griff der Aneurysmanadel. Nachdem ich durch dieſe Mittel die Arterie etwas in die Höhe gehoben und fie nach der rechten Seite hin gezogen hatte, wodurch fie von der Vene getrennt wurde, legte ich das mit einer Ligatur verſehene Oehr der Aneurysmanadel unter meinem Zeigefinger und Dau⸗ men dicht an die Seiten der Arterie, und indem ich dann den Griff des Inſtruments nach der Mittellinie hin niederdruͤckte, gelang es mir endlich, die Nadel gut unter die Arterie zu bringen. Ich unterband die letztere mitteift einer einzigen Ligatur aus einfachem Zwirn, und fühlte, als ich fie zuſammenzog, deutlich, daß die Haͤute des Gefäßes unter meinen Fingern nachgaben. Sobald als die Arterie unterbunden war, hörte die Pulſation auf, und der Patient war augenblicklich frei von Schmerz in der Ge⸗ ſchwulſt. Zwei blutige Hefte mit Heftpflaſterſtreifen und einer Binde hielten die Wunde zuſammen. Da kein beträchtliches Ge⸗ faͤß zerſchnitten worden war, fo ging wenig Blut verloren. Das ganze Glied wurde in Flanell und in Lagen von ge⸗ krempelter Baumwolle eingehuͤllt, um alle Waͤrme des Glieds zu erhalten und zuruͤckzubalten. Nachdem der Patient in's Bett ge⸗ bracht worden war, fühlte er Kälte im Fuß und betraͤchtlichen Schmerz in der Wunde. Das Glied wurde unter dem Knie. welches gebeugt war, mit Kiffen unterſtügt. Es wurde ein Trank gegeben, welcher 45 Tropfen tinctura opii enthielt. Die erſten zwölf Stunden nach der Operation befand er fih ziemlich ruhig und klagte bloß über Schmerz in der Wunde. Um Mitternacht war der Puls voll, ſtark und häufig. Es wurde Zuflucht zum Aderlaß genommen. Spaͤter, als Blähungen und Verſtopfung den Kranken quaͤlten, wurden Clyſtiete applicht, 138 welche aber die Leiden vermehrten, und gegebene Purgirmittel wurden durch Erbrechen wieder ausgeworfen. Am Dienſtag, den 17. Mai, war dos Glied faſt frei von Geſchwulſt; der Fuß und die Fußzehen waren nun waͤrmer. Die Fuß zehen find ſehr em⸗ pfündlich, und der Kranke kann wegen des Schmerzes, den er em⸗ pfindet, wenn fie angegriffen werden, die Beruͤhrung Bolle. Linien. Die größte Breite eben fo wie oben ger meſſen EN 2. Die Länge der Selten En 32 10 Die Länge des Centrum. Ich habe es ſchwer gefunden, den unterſchied in Hinſicht der Länge und der Breiter diefer Zaͤhne genau zu berechnen, auch lege ich auf eine genaue Ausmeſſung keinen großen Werth, denn ich halte es fuͤr erwieſen, daß wir die Dimenfionen eines foſſilen Thieres durch Anſtellung einer Vergleichung zwiſchen ſeinen Zähnen und den Zähnen einer ähnlichen jetzt vorhandenen Art nicht genau beſtimmen koͤnnen. Indeſſen wenn wir den von Faujas St. Fond beſchriebenen Zahn betrach— ten, fo wuͤrden wir, da er 2 Zoll länger iſt, was blos bei einigen feiner Dimenfior nen der Fall iſt, fuͤr die Laͤnge des Thieres, welchem er angehoͤrte, ſtatt 50 Fuß ohngefaͤhr 30 Fuß haben. So kann wahrſcheinlich die Länge des 50 Fuß langen Hayſiſchs des Hrn. St. Fond auf 30 Fuß, und die des 79 Fuß langen des Hrn. Lacépe de auf 43 Fuß reducirt werden. Zwar find dieſe Dimenſionen groß genug, um uns in Erſtaunen zu ſetzen, doch wuͤrde es voreilig ſeyn, wenn man daraus, daß Hayfiſche, welche antediluvianis ſchen Dimenſionen nahe kommen, und ſelten in der ge— genwaͤrtigen Zeit gefunden werden, ſchließen wollte, daß ſie auch an der allgemeinen Abnahme in Hinſicht der Größe aller poſtdiluvianiſchen Thiere Theil genommen haͤtten, — denn wir wiſſen, daß die Hayfiſche damals wenigſtens einen Feind weniger hatten, als in gegen— waͤrtiger Zeit, naͤmlich den Menſchen, den allgemeinen Feind jedes lebenden Weſens. Beſchreibung run fonderbaren Phänomens beim Sehen. ) Von Thomas Smith. Am 16. Februar 1826 wiederholte ich mit Kerzen— licht einige Verſuche, welche ich mit dem Tageslicht ge— macht hatte, um zu beobachten, in welchem Grade die Empfindung, welche ein leuchtender, von beiden Augen an denſelben Punkten der Retina geſehener Gegen— ſtand hervorbringt, ſich von derjenigen unterſcheidet, wel che hervorgebracht wird, wenn der Gegenſtand von bei— den Augen an verſchiedenen Punkten der Retina geſehen wird. Ich hielt ein Stuͤckchen weißes Papier perpendi— kulaͤr mit dem Horizont ohngefaͤhr einen Fuß von meis nen Augen entfernt, und als ich fie von dieſem ab auf einen in einiger Entfernung hinter dem Papier befindlichen Gegenſtand richtete, ſah ich natuͤrlicherweiſe zwei Bilder des weißen Papiers. Jedoch nahm es mich wunder, als ich fand, daß die Farben dieſer beiden Bilder nicht dieſelben waren, und daß keins derſelben weiß war, wie das Stückchen Papier, ſondern daß fie hingegen voll kommen roth und grün waren, und daß wenn ich durch Veränderung der Richtung meiner Augen, die zwei Dil⸗ der in der Mitte zuſammenfließen ließ, die hervorge— *) Edinburgh Journal of Science Nr. IX. Juni: p. 52. 88 brachte Farbe ſo weiß, wie das angeſehene Papier war. Eine Zeit lang vermuthete ich, daß dieſe Erſcheinungen von einer ploͤtzlichen krankhaften Affection meiner Augen herruͤhren moͤchten, denn ob ich gleich vorher deuſelben Verſuch oft wiederholt hatte, ſo hatte ich doch niemals beobachtet, daß die Farben der beiden Bilder verſchieden waren. Da jedoch bei dieſem Verſuche die Kerze blos einige Zolle von meinem rechten Auge entfernt ſtand, fo daß es durch das Licht in ſtarke Thaͤtigkeit geſetzt wurde, waͤhrend das linke Auge ganz im Schatten war, und da ich wußte, daß die Einwirkung ſtarken Lichtes auf einen Theil der Retina die Senſibilität der umgebens den Theile zu affieiren ſcheint, ſo kam ich auf den Ge— danken zu verſuchen, ob dieſer Umſtand Theil au Her— vorbringung des Phaͤnomens habe. Ich ſchob deshalb die Kerze von der rechten Seite zur linken, und ſtellte ſie ſo, daß ſie von dem linken Auge, aber nicht von dem rechten geſehen werden konnte. Sogleich wurden die Farben der beiden Bilder umgekehrt; die Farbe, wel— che vorher gruͤn war, wurde nun roth, und die vorher roth war, ſah nun grün aus. Demjenigen Auge, auf welches das directe Licht der Kerze fiel, erſchien das Pas pier immer gruͤn, roth erſchien es dagegen demjenigen, welches im Schatten war. Auf mein Erſuchen wiederholten mehrere ſowohl junge als alte Perſonen denſelben Verſuch, und ohne das Reſultat zu wiſſen, welches ich erhalten hatte, ſagten ſie un partheiiſch, daß von den beiden Bildern des weißen Pas pieres dasjenige, welches der Kerze am naͤchſten war, roth und das andere gruͤn, oder wie einige ſich aus⸗ druͤckten, blau ausſehe, und daß, wenn die Bilder zu⸗ ah af die Vermiſchung der beiden Farben weiß ausſehe. Ich machte den Verſuch auf verſchiedene Weiſe, ins dem ich Stuͤckchen Papier von verſchiedenen Farben an— wendete. Wenn rothes Licht angewendet wurde, ſo ſah dasjenige Bild, welches von dem der ſtarken Einwir— kung des Kerzenlichtes ausgeſetzten Auge geſehen wurde, ganz weiß, und das andere dunkelroth aus. Wenn blaßs gruͤnes Papier angewendet wurde, ſo erſchien es dem im Schatten befindlichen Auge ganz weiß, waͤhrend es dem anderen eine dunklere gruͤne Farbe zeigte. Da es manchen Perſonen vielleicht ſchwer iſt, die beiden Bilder zu beobachten, waͤhrend die Augen auf ei— nen entfernten Gegenſtand gerichtet ſind, ſo kann dieſe Inconvenienz beſeitigt und daſſelbe Reſultat erhalten werden, wenn man beide Augen auf das Stuͤckchen Pa— pier richtet, und auf die Seite eines Augapfels druͤckt. Dies bringt bekanntlich zwei Bilder des Gegenſtandes hervor, und wenn das Licht gehoͤrig geſtellt wird, ſo ar eins dieſer Bilder roth und das andere grün aus ſehen. Als zwei Kerzen angewendet, und ſo auf jede Seite geſtellt wurden, daß das Licht der einen blos auf das eine Auge und das der andern auf das andere Auge fiel, ſo ſahen die Bilder eines Stuͤckchens weißen Papiers weiß aus, wenn die zwei Lichter gleich waren und in gleichen 3 * 39 Entfernungen von den Augen fanden, Aber wenn die Lichter ungleich waren, oder in ungleichen Entfernungen von den Augen ſtanden, fo zeigten die beiden Bilder vers ſchiedene Farben. Dieſe Thatſache kann vielleicht eine Methode Licht zu meſſen an die Hand geben, welche der Schattirungsmethode wenig, wo nicht gar nicht nach— ſteht. Wenn ein undurchſichtiger Koͤrper zwiſchen eins der Lichter und das Auge geſtellt wurde, ſo verwandel— ten ſich die Bilder, welche vorher weiß ausſahen, ſo— gleich in Grün und Roth, und wenn dann beide Aus gen vermittelſt undurchſichtiger Körper in Schatten ger bracht wurden, ſo nahmen die Bilder ihre weiße Farbe wieder an. Als ich dieſe letzten Verſuche machte, bot ſich eine andere neue und intereſſante Erſcheinung meiner Beob— achtung dar. Indem ich naͤmlich, waͤhrend meine beiden Augen vor dem directen Licht der Kerzen geſchuͤtzt waren, beide undurchſichtige Koͤrper plotzlich wegnahm, und fo das directe Licht der Kerzen in meine Augen fallen ließ, fand ich zu meinem Erſtaunen, daß die beiden Bilder des Stuͤck— chen weißen Papiers ſogleich und offenbar mehr erleuchtet. wurden. Dieſes Phaͤnomen dauerte bei allen Verſuchen, welche ich gemacht habe, blos einige Sekunden, und die Empfindung war derjenigen aͤhnlich, welche in dem Fall hervorgebracht werden würde, wo das Papier durch ein ploͤtzliches Auflodern des Lichtes mehr erleuchtet wird. —— 40 Miscellen. ueber die suneigungeiner Miſteldroſſel (Turdus viscivorus) zu einem Kukuk finde ich in Taylor's Phi» losophical Magazine July p. 77 folgende, aus der Lewes⸗Zeitung vom 25. Juni entlehnte Anekdote. „Etwa vor einem Monate war ein junger Kukuk aus dem Neſte einer braungefleckten Grasmücke (Motacilla modularis) gekommen und mit einer kaum flügge gewordenen Droſſel in einen Kaͤfig geſteckt worden. Letztere konnte allein freſſen, aber ihr Gefaͤhrte der Kukuk mußte mit einer Feder gefuͤttert werden. Kurze Zeit hernach aber uͤbernahm es die Droſſel ihren Gefährten zu füttern, und feste, dieſes mit der größten Sorgfalt fort, indem fie die groͤßte Angſtlichkeit zeigte, den ſteten Hunger des Kukuks, der faſt zweimak ſo groß iſt als der feiner Stiefmutter, fortwaͤhrend zu befriedigen. Die Voͤgel befinden ſich im Beſitz des Hrn. Gideon Mantell. Ueber das Einathmen des Hydrogengas hat Hr. Cardore folgendes Experiment an ſich ſelbſt gemacht. Nachdem er ſeine Lunge ſo viel moͤglich von gewoͤhnlicher Luft entleert, athmete er 30 Kubikzoll Hydrogengas mittelſt zweier Inſpiratio⸗ nen ein. Es ſtellte ſich eine druͤckende Athmungsbeſchwerde und eine ſchmerzhafte Zuſammenſchnuͤrung an dem obern Magenmunde ein, worauf reichlicher Schweiß, Zittern des Körpers, Hitze, Uebelſeyn und heftiger Kopfſchmerz folgte. Das Sehen wurde undeutlich, und ein dumpfes murmelndes Geraͤuſch ſtoͤrte fein Hören. Dieſe Symptome verloren ſich bald, nur die Hitze blieb und nahm ſo zu, daß ſie betraͤchtliche Beſorgniß erregte, wich aber bald dem Gebrauche kalter Getraͤnke. Er wurde bald voͤl⸗ lig hergeſtellt. (annals of Phil. Aug, p. 149.) Nekrolog. Der verdiente Chemiker Pro uſt iſt vor Kurs zem geſtorben. „ Falle von Bruͤchen des Ruͤckgrats, welche von Hrn. Jeffreys im St. George's Hoſpi⸗ tal zu London behandelt worden ſind. 1, Will. Bankes, 45 Jahr alt, wurde am 25. Jan. 1825 mit einer ſchweren, durch einen Sturz von. einem 40 Fuß hohen Geruͤſte veranlaßten Verletzung des Rüͤckgrats ins Hoſpital gebracht. Während des Herun— terſtuͤrzens kam der Koͤrper mit einem der vorragenden Pfaͤhle in Berührung; bei Unterſuchung des Ruͤckens wurde in der Gegend des vierten Ruͤckenwirbels eine deutliche Crepitation gehoͤrt, wo auch deutlich Fraktur und Knochenverſchiebung vorhanden war. Der Verwun— dete beklagte ſich uͤber Schmerz in der Gegend des ver— letzten Theils und uͤber Zuſammenſchnuͤrung und Schmerz in der Bruſt. Alle Theile unterhalb der Fraktur waren der Empfindung und willkuͤhrlichen Bewegung beraubt; die Bauchmuskeln ſchienen bei der Reſpiration gar nicht mit in Thaͤtigkeit zu ſeyn; der Kr. konnte keinen Urin lajs ſen und der Penis befand ſich in einem Zuſtande von hal— bem Priapismus. Aderlaſſen, Purgirmittel, horizontale Lage und ſpaͤrliche Diaͤt wurden verordnet und der Urin fo oft es noͤthig war mit dem Catheter abgezapft. Am zu. beklagte der Kr. ſich über zunehmenden Schmerz und Bruſtbeklemmung, und ſein Athmen war beſchwer— licher. Auch bemerkte man anfangendes Deltrium; der Puls war voll und ſtark (activ), ſchlug 90 in der Mir nute. Es wurden Zxvj Blut am Arm gelaſſen, was ü eee. ihn ſehr erleichterte, das Blut aber ließ, nachdem es kalt geworden, kein Zeichen von Entzuͤndung wahrs nehmen. 1. Februar. Eine große ſphacelirte Stelle zeigt fi) am Kreutzbeine. 2. Febr. Convulſtviſche Zuckungen an den Muskeln der untern Extremitaͤten. Dieſe nahmen am folgenden Tage zu und hielten bis zum Tage des Tos des an. Sie wurden hervorgerufen, wenn man die Haut druckte, oder das Betttuch abnahm und Schenkel und Bein der kalten Luft ausſetzte. Der Urin ging im Ueberfluß, und ſetzte viel ſchleimigtes und fich fefthängendes- Sediment ab. Auf chemiſche Reagentien (Lackmus) zeigte er ſich bald ſauer bald alkaliſch. In der Mitte des Ruͤckgrats wurde der Kr. mager, und es war beträchts liches Reizfieber vorhanden. Ueber dem Kreuzbein fons derten ſich die ſphaceloͤſen Theile ab, ſo daß das Kreuzbein entbloͤſt war; demohngeachtet ſtellten ſich geſunde Granula tionen ein und fuͤllten die Luͤcke, welche entſtanden war; einige alte Geſchwuͤre, welche er bei ſeiner Aufnahme an den Beinen hatte, heilten ſehr ſchnell. Der Kr. wurde täglich magerer, hatte hektiſche Anfälle von Hitze und Schweiß, ließ Koth und Urin unwillkuͤhrlich, fein Schlaf war unterbrochen und durch Convulſionen geſtoͤrt. Am 30. März wurde er von heftigem Froſt beſal⸗ len, der zwei Stunden dauerte und auf welchen Fieber und heftiger Schweiß folgte. Dieſer Anfall war von heftigeren Convulſionen und von brennendem Schmerz im rechten Schenkel begleitet. Die darauf folgenden vier Tage wiederholten ſich dieſe Anfälle faſt alle Stun— den, und der Kr. ſtarb ganz erſchoͤpft am 3. April, 9 Wochen 2 Tage nach der Verletzung. Zergliederung. Der Körper des vierten Ruͤcken⸗ wirbels war zerbrochen und der Dornfortſatz an ſeiner Baſis abgebrochen. Die vordere Flaͤche des Wirbelbeins, eben ſo die Zwiſchenwirbelknorpel ober- und unterhalb des Knochens waren durch Ulceration zerſtoͤrt; neben dieſen Theilen hatte ſich ein Abſceß gebildet, der etwa 6 Unzen Eiter enthielt. Zwiſchen dem Knochenkanal und der Ruͤckenmarksſcheide war ein geringfuͤgiger Er— guß von Blut und Lymphe. Auch fand ſich ein ſeroͤſer Erguß innerhalb der Ruͤckenmarksſcheide und eine bes traͤchtliche Congeſtion in der pia mater. Der Theil des Ruͤckenmarks, welcher über der Fraktur lag, war weicher als gewoͤhnlich; auch fand ſich ein kleiner, grauer oder aſchfarbner Fleck, wie es ſchien, die Folge von anfan— gender Ulceration. Die arachnoidea und die pia mater waren ver— dickt und gefaͤßreicher als gewoͤhnlich; auch war etwas mehr Waſſer in den Ventrikeln als gewöhnlich gefunden wird. Die Leber war weich, ſehr gefaͤßreich und hatte eine gruͤnliche Chocoladenfarbe. 2. Dennis Broderick, 55 Jahr alt, wurde am 20. Mai 1825 aufgenommen, nachdem er den Tag zu— vor 25 Fuß hoch auf die Erde gefallen war und das Ruͤckgrat gebrochen hatte. Er hatte doch nicht alle Bewegung und Empfindung in den untern Extremitaͤ— ten verloren, vermogte jedoch nur mit großer Schwie— rigkeit und ſehr langſam die Schenkel gegen das Becken zu bewegen. Er beklagte ſich uͤber viel Schmerz in dem beſchaͤdigten Theile des Ruͤckgrats; es war bedeutende. Ausdehnung des Unterleibes, Anhaͤufung von Winden in den Daͤrmen vorhanden, und die Abdominalmuskeln ſchienen an der Funktion der Reſpiration kein Theil zu nehmen. Seit dem Ungluͤcksfalle hatte er weder Urin gelaſſen noch Stuhlgang gehabt. Die Zunge war weiß und der Puls 76. Der Sitz der Fraktur ſchien in der Gegend der letzten Nuͤckenwirbel zu ſeyn; hier war eine Verſchiebung der Wirbelbeine und zwiſchen den Dornfortſaͤtzen eine Ver— tiefung wahrzunehmen, in welche die Fingerſpitze gelegt werden konnte. Auch war ein Bruch des linken Schluͤſ— ſelbeins vorhanden. Schroͤpfkoͤpfe und Fomentationen wurden auf den Mücen angewendet. Er erhielt ein Abführungsmittel bis der Darmkanal entleert wurde, und die flatulente Auftreibung deſſelben ſich verlor. Er war nicht im Stande den Urin ohne Catheter zu laſſen und der Stuhlgang hatte ſtatt, ohne daß er es wußte. Er beklagte ſich über Schmerz im Ruͤcken und feine Reſpiration war beſchwerlich und aͤngſtlich; am 23. ſtellte ſich in der Nähe der Fraktur eine emphyſematoͤſe Ge— ſchwulſt in der linken Seite ein; bis dahin hatte man keine Vermuthung gehabt, daß eine Rippe gebrochen 4 ſeyn möge. Es wurde eine flanelfne Cirkelbinde ange— legt und die Geſchwulſt verſchwand in wenigen Tagen. Am 28. ſtellte ſich Laͤhmung der Sphinkteren, der Blaſe und des Maſtdarme ein, der Kr. ließ Koth und Urin unwillkuͤhrlich; doch war die Blaſe unfaͤhig, ſich voͤllig zu entleeren, und ein Theil des Urins blieb immer in ihr zuruͤck. Aus dieſer Urſache wurde ein biegſamer Catheter in dieſelbe gelegt, der dieſen Theil der Lei— den hob, doch aber nur fuͤr kurze Zeit, da der Urin bald einen Weg zur Seite des Inſtruments fand, indem der Sphinkter voͤllig gelaͤhmt war. Am 31. hatte ſich eine große ſphaceloͤſe Stelle am sacrum gebildet, welche nach Abgang des Schorfes in ein tiefes Geſchwuͤr uͤberging. Andere Geſchwuͤre Bildes ten ſich an den Hͤften, eins an dem Dornfortſatz des Wirbelbeins unmittelbar unter dem Sitz der Fraktur, welche dadurch blosgelegt wurde. Der Menſch war oberhalb der Gegend dieſes Geſchwuͤrs ganz unempfindlich. Zu Anfang des Juni fing er an ſchnell abzumagern, wurde ſehr ſchwach, es ſtellten ſich hektiſche Symptome ein, er verlor den Appetit, hatte belegte Zunge und ſchnellen ſchwachen Puls. Dieſe Symptome nahmen immer zu, er wurde täglich ſchwaͤcher und hinfaͤlliger und ſtarb am 51. Juli, als ein voͤlliges Skelet, 9 Wochen nach dem Ungluͤcksfalle. Zergliederung. Der Dornfortſatz des letzten Ruͤckenwirbels war an ſeiner Baſis abgebrochen und auf die Seite gedraͤngt, wo er ſich vereinigt hatte. An die— ſer Stelle hatte man bei ſeiner Aufnahme in das Hoſpi— tal eine Vertiefung gefuͤhlt. Der Koͤrper deſſelben Wir— belbeins war durchgebrochen und verruͤckt, ſo daß er in dem vordern Theil des Ruͤckgrats Canals einen wink lichten Vorſprung machte. Innerhalb der Lumbar Por- tion war das Ruͤckenmark, wo es auf dem frakturirten Ruͤckenwirbel lag, weich, einen Zoll lang ulcerirt und von aſchgrauer Farbe. Zwiſchen den beiden gebro— chenen Theilen des Ruͤckenwirbelknochens war keine Spur von Vereinigung. Die letzte Rippe der linken Seite war zwiſchen dem Winkel und ihrer Artikulation mit dem Ruͤckgrat gebrochen aber wieder gehoͤrig vereinigt. Vollſtaͤndige Vereinigung hatte auch an dem gebrochnen Schluͤſſelbeine ſtatt gehabt. 3. Jeremias Riley, 26 Jahr alt, kam am 12. September Abends zwiſchen 6 und 7 Uhr ins Hoſpital, nachdem er eine Stunde vorher 25 Fuß hoch von einer Leiter gefallen war. Sein Verderkopf war zuerſt mit dem Boden in Beruͤhrung gekommen und ſein Körper zugleich ſtark vorwaͤrts gebogen geweſen. Er war durch den Fall betaͤubt, kam aber bald wieder zu ſich, und bei ſeiner Ankunft im Hoſpital war er völlig bei ſich. An der Stirn war eine leichte Contufion, und bei Un— terſuchung des Ruͤckens fand man den Dornfortſatz des 7 Ruͤckenwirbels ſehr hervorragend; uͤber dieſer Stelle ſchien die Wirbelfäule vorwärts gebeugt zu ſeyn, und auf beiden Seiten waren die weichen Theile ſehr ges ſchwollen. Unterhalb der Verletzung war alles gelaͤhmt 43 U und alles Gefühl und willkuͤhrliche Bewegung verloren. Die Haut war kalt und der Puls kaum zu fuͤhlen. Am folgenden Tage (15. Sept.) war der Kr. vollig bei ſich und frei von allen Symptotaen einer Kopfverletzung, nur daß die Pupillen etwas langſam in ihren Bewegun— gen waren; er klagte über vielen Schmerz im Rüden, Der Unterleib war von Winden ausgedehnt und der Kr. hatte weder Stuhlgang gehabt noch Urin gelaſſen. Der Penis war erigirt; Puls 100 und etwas voll; an der Kreuzgegend erſchienen Phlyctaͤnen. Es wurden Ixvj Blut am Arm gelaſſen; er erhielt einen Sennatrank und hernach ein Clyſtier, wodurch der Darmkanal entleert wurde; und der Urin wurde 5 bis 4 Mal des Tags mit dem Catheter abgelaſſen. Am 14. klagte er noch über Nückenſchmerz; Urin in geringer Quantitaͤt und hochgefarbt; Zunge weiß; Puls 120, klein, fadenartig. Zxvj Blut wurden durch Schroͤpfkoͤpfe auf dem Ruͤcken weggezogen. Am 16. fing er an uͤber Schmerz quer uͤber der Oberbauchgegend und laͤngs dem Rande der Rippen, zu— gleich uͤber Zuſammenſchnuͤrung und Beklemmung des Athems zu klagen. Der Stuhlgang war unwillkuͤhrlich die Zunge rein; Puls 92. Am 19. hatte ſich ein großer Brandfleck auf dem Kreuzbein gebildet. Der Urin war alkaliniſch geworden. Es war wenig oder gar kein Schmerz im Ruͤcken, aber der Schmerz im Epigaſtrium wurde ſehr heftig und an⸗ haltend. Es war incontinentia urinae et alvi vorhans den und der Stuhlgang war zuweilen mit Blut gefaͤrbt. Wenn der Catheter angewendet wurde, fand ſich faſt kein Urin. Das beſtaͤndige Abtroͤpfeln aber veranlaßte zuletzt Ger ſchwulſt und Entzuͤndung der Vorhaut mit Phymoſis. Es wurde ein Catheter in die Blaſe gelegt in der Ab⸗ ſicht, dieſem Uebel entgegen zu wirken, aber ohne Er— folg, da der Urin neben dem Inſtrumente ablief. Es ſtellten ſich große Abmagerung und Schwaͤche, Appetit verluſt und profuſe Schweiße ein. Am 1. Oktober ging der Brandſchorf ab und ließ ein tiefes großes Geſchwuͤr am Kreuz. Am 12. hatte der Kranke Froſt, welchem Hitze und ſtarker Schweiß ſelgte. Dieſe Symptome wiederholten ſich und wurden am 15. 14. und 15 heftiger. Er konnte nichts im Mas gen behalten. In der Naͤhe der Fraktur erſchien auf dem Mücken ein Rothlauf. Aether, China, Ammonium, Landanum, Weingeiſt ꝛc. ohne Nutzen. Am 16. ſtarb en N 4 Zergliederung. Die Körper des 7. und 8. Rückenwirbels waren in kleine Stücke zerbrochen und fehr verruͤckt. Innerhalb der Rückenmarksſcheide lag uͤber dieſen Theilen eine kleine Quantität extravaſirtes Blut, und das Rückenmark war faſt drei Zoll weit gaͤnzlich durch Ulceration und ſo zerſtoͤrt, als waͤre es mit dem Meſſer abgeſchnitten. Das Ende des Ruͤckenmarks am obern Theile dieſes Raumes war in einem Zuſtande von Ulceration und mit der Ruͤckenmarksſcheide adhaͤrirend. Das untere Ende war ebenfalls ulcerirt, aber nicht mit der Er nahm Brandpulver mit * 44 Ruͤckenmarksſchelde zuſammenhaͤngend. Das Hirn zeigte keine krankhafte Beſchaffenheit. Bemerkungen uͤber die kraͤftigen Wirkungen eis ner Mixtur von Acidum nitrosum und Opium in der Dyſenterie, Cholera und in der Diarrhoe. “) Von Thomas Hope. Als ich vor laͤnger als 26 Jahren einen Fall von Dyſenterie behandelte, in welchem die gewoͤhnlichen Mits tel vergebens verordnet worden waren, beſchloß der Pas tient auf ſeine eigene Verantwortung eine Arznei zu nehmen, die ich fuͤr ſeine Amme geſchickt hatte, wel— cher die Erfuͤllung ihrer Pflicht beſchwerlich wurde, und die uͤber uͤbermaͤßigen Durſt klagte. Es fiel mir ein, eine Saͤure zu geben, um ihre Beſchwerde zu erleichtern, und, um jede unangenehme Wirkung zu verhuͤten, Opium damit zu verbinden. Ich ſchickte demnach das Folgende: x. Acid. nitrosi drach. duas, Extract. Opii gr. duo, Aquae uncias duas. M. Cap. cochl. mi- nus ter quaterve in dies. Nachdem der Patient von dieſer Arznei eingenommen hatte, war die hervorgebrachte Wirkung ſo groß, daß ſie ihn, weil er durch den Fortgebrauch der Arznei genaß, nicht weniger in Erſtaunen ſetzte, als mich ſelbſt. Ich verordnete ſie mit gleichem Erfolg in einem zweiten Falle. In einem dritten gab ich die Saͤure ohne das Opium, doch erreichte ich meine Abſicht nicht eher, als bis fie mit einander combinirt wurden, worauf die Hei lung erfolgte. Im Maͤrz des Jahres 1800 theilte ich in einem Briefe an John Pearſon die Entdeckung dieſes nuͤtzlichen Mittels mit, und meine Beobachtungen wurden in dem dritten Heft des London. Medical Journal und nachher in dem zweiten Heft des Edin- burgh Practice of Physic, welches im Jahr 1803 erſchienen iſt, abgedruckt. Seit dieſer Zeit habe ich in meiner Privatpraxis die Anwendung dieſes Mittels mit ſtets gleichem Erfolg fortgeſetzt. Im Jahr 1815 verbrachte ein hoher Sanis taͤtsbeamter den Abend mit mir, und ſagte mir, als er meine Meinung und Behandlungsart hinſichtlich der Säure erfuhr, daß er im Invalidenſpital fünf Leute habe, welche mit chroniſcher Dyſenterie behaftet wären, und des ren Herſtellung nicht zu erwarten ſey; daß fie das Abend- mahl genommen haͤtten und ihr Schickſal ruhig erwars teten, und daß er glaube, die ſauere Mixtur, worauf ich ſo viel Vertrauen ſetze, wuͤrde in dieſen Faͤllen kei— nen Nutzen bringen. Ich bat ihn um die Exlaubniß die Arznei verſuchen zu duͤrfen, erhielt dieſelbe, und brachte in drei von dieſen hoffnungsloſen Faͤllen Geneſung hervor. Ohngeſähr in der Mitte des Sommers 1819 lagen 26 Ruhrkranke aus Weſtindien in dieſem Spital, wovon fi. 11 in der einen und 1 in der anderen Abtheilung bes fanden. Man kam dahin überein, daß die Kranken, welche in der einen Abtheilung lagen, auf die gewoͤhn— liche Weiſe, und die der anderen Abtheilung mit aci- *) The Edinburg Medical and Surgical Journal, July 1826. 45 dum nitrosum behandelt werden ſollten. In der Abs theilung, worin die funfzehn Patienten lagen, wurde die ſauere Mixtur angewendet, und zwoͤlf wurden her— geſtellt, und drei ſtarben; aber von den eilf Patienten, welche auf die gewöhnliche Weiſe behandelt wurden, ges naßen nur drei, und acht ſtarben. Im Jahr 1821 kamen viele Fälle von cholera und Diarrhoe am Bord des Schiffes (Ganymede) vor, wo ich Wundarzt war. Alle dieſe Faͤlle wurden mit der ſaueren Mixtur glücklich behandelt. Im Jahr 1824 im Monat September kamen 71 Fälle von Störung in den Gedaͤrmen vor, von welchen viele ſehr ſchwer waren. Aber nicht iner von den Patienten ſtarb, nicht einer von ihnen — * mehr als fuͤnf Doſen zu nehmen; die meiſten nahmen blos zwei Doſen, und blos einer brauchte laͤn— ger als zwei Tage aͤrztliche Huͤlfe. Am Bord deſſelben Schiffes kamen im Juli 1825 nicht weniger als 264 Falle von Kolik, Dyſenterie, cholera und Diarrhoe in einem hohen Grade vor, die von der ungewoͤhnlichen und ſehr heißen Witterung hervorgebracht waren, welche in ganz England ſchwer empfunden wurde. Von dieſen Patienten ſtarb nicht einer, und 85 wurden ſo ſchnell hergeſtellt, daß ſie kaum von ihrem Dienſte ſich entfernten, indem die Saͤure ihre gewoͤhnliche gute Wir— kung fo ſchnell hervorgebracht hatte. Die Form, in web cher ich die Arznei in allen dieſen Faͤllen gegeben habe, iſt folgende: k. Acidi nitrosi drach, unam, Mi- xtur, camphor. uncias octo. Misce et adde Tinct. Opii gtt. XI. Sig. Alle drei bis vier Stunden den vierten Theil zu nehmen. Ein kleiner Zuſatz von syrupus papaveris rhoea- dos verbeſſert nicht blos das Ausſehen der Mixtur, ſon— dern hat auch in manchen Fällen ihre Wirkungen zu ver ſtaͤrken geſchienen. In chroniſcher Dyſenterie iſt die Doſis von zwei Unzen dreimal taͤglich vollkommen hinreichend; das Mit— tel iſt wohlſchmeckend, loͤſcht den Durſt, entfernt bald die Heftigkeit des Schmerzes, und verſchafft gewoͤhnlich eine ſchnelle und dauernde Huͤlfe. Um daſſelbe zu neh⸗ men, iſt keine Verbindung erforderlich, und waͤhrend des Gebrauchs deſſelben iſt nichts anderes zu beobachten, als daß man die Haͤnde und Fuͤße warm haͤlt, den Koͤr— per ſo viel als moͤglich vor dem Einfluß großer Kaͤlte oder der Zugluft verwahrt, und warmes Gerſtenwaſſer, oder duͤnnen Haferſchleim und eine Speiſe aus Sago oder dem Mehl der Maniokwurzel genießt. Die erſte Doſis wurde häufig. mit einer bettaͤchtli— chen Quantität grüner gallertartiger Fluͤſſigkeit durch Er— brechen ausgeworfen, doch bemerkte ich, daß in allen dieſen Faͤllen die Geneſung am ſchnellſten erfolgte. Fla— nell mit heißem Waſſer ausgerungen und auf das Abdo— men gelegt, und mit heißem Waſſer angefuͤllte Flaſchen an die Füge applicirt, brachten gewöhnlich einen profu— fen Schweis hervor, und die zweite Doſis der Arznei verurſachte meiſtentheils einen gefunden und erquicken⸗ den Schlaf. In gewiſſen Faͤllen habe ich gefunden, daß zwei 46 Unzen Kopfſchmerz hervorbrachten, obgleich die Quantitat des Opiums blos zehn Tropfen geweſen iſt. Wenn ich bei dieſen Gelegenheiten fand, daß der Schmerz in den Ger daͤrmen ſich beträchtlich vermindert hatte, ſo ließ ich die Arznei in laͤngern Intervallen nehmen, wofern nicht die Leibſchmerzen und das Purgiren wiederkehrten. Einige Pa⸗ tienten klagten, nachdem das Purgiren unterdruͤckt war, über Haͤrte des Unterleibs, welche immer durch 30 Tropfen aether sulphuricus in Pfeffermuͤnzwaſſer ber ſeitigt wurde. i 4 Sch habe diefes Mittel Patienten von beiden Ge⸗ ſchlechtern und von jedem Alter mit gleichem Erfolg ge⸗ geben, doch habe ich noch nicht gewagt, daſſelbe denjenis gen zu geben, welche einen gichtiſchen habitus haben, weil ich befürchtete, daß es nachtheilig ſeyn moͤchte, obgleich künftige Erfahrung vielleicht zeigen wird, daß eine ſolche Vorſtellung ganz grundlos ſey. Es iſt noͤthig zu erwähnen, daß das Mittel, deſſen gute Wirkungen ich hier beſchrieben habe, acidum nitrosum mit Opium, aber nicht acidum nitricum iſt. Ich habe nicht gefunden, daß acidum nitricum mit Opium eine gute Wirkung hervorbrachte; denn nachdem ich mein acidum nitrosum verbraucht hatte, ſchickte ich zu ei— nem Chemiker nach friſchem Vorrath, welcher mir aus Irrthum acidum nitricum ſendete, welches ich blos verſuchsweiſe anwendete, doch De daß es meinen Par tienten auf irgend eine Weiſe nuͤtzlich war. Mis celle nannt 7 Osteosarcoma des Unterkiefers ), Herr Ons det las in ſeinem Namen und im Namen des Herrn Duval ber Akademie einen Bericht vor, über einen Fall von osteosar- coma, welchen die Hrn. Pinel⸗Grancha mp und Gas lonne der Section mitgetheilt haben. Die Krankheit iſt in Folge eines Schlages entſtanden, den der Patient vor 12 Jah⸗ ren auf der linken Seite des Unterkiefers von einem Pferde er⸗ halten hat; ſie kuͤndigte ſich durch eine ſchwache Anſchwellung des os maxillare an, welche erſt nach 4 Jahren einen betrachte lichen Umfang erhielt. Von jetzt an wurde die Geſchwulſt, welche bis hierher unſchmerzhaft geweſen war, der Sitz heftiger Schmer⸗ zen, welche hauptſäͤchlich bei atmeſphaͤriſchen Veränderungen ſich außerten und vermehrten. Die Wange ſchwoll an und verur⸗ ſachte Schmerzen; mehrere Backenzaͤhne wurden durch die Ge⸗ ſchwulſt der umgebenden Theile aus ihren Hoͤhlen herausge⸗ drängt und es erfolgten alsdann Blutungen, die ſich mehrmals erneuerten. Vor einem Jahre dauerte eine dieſer Blutungen 20 Tage lang und verſetzte den Patienten in die aͤußerſte Schwaͤ⸗ che; am 5. Mai führte ein ahnlicher Zufall den Tod des Pas tienten herbei. Bei der Leichenoͤffnung fand man die Haut und das Zellgewebe unter derſelben, welches die Geſchwulſt bedeckte, faft im naturlichen Zuſtandz fie erſtreckte ſich von vorn nach hin⸗ terwärts, vom linken condylus des Unterkiefers, bis einige Li⸗ nien über die symphysis des Kinns hinaus, und in der Rich⸗ tung von oben nach niederwärts von 1 Zoll über dem Niveau der entgegengeſetzten Zahnreihe bis gegen den mittlern Theil des Halſes hinab. Ihr Totalgewicht betrug ohngefaͤhr 2 Pfund; ſie war faſt in ihrer ganzen Ausbreitung hart, mit ſchwappen⸗ den Punkten beſetzt, unter denen man Hoͤhlen fand, die mit ei⸗ weißartiger, klebriger und blutiger Fluͤſſigkeit gefuͤlt waren. — Hier macht Herr Oudet darauf aufmerkſam, daß mitten in dieſer krankhaften Maſſe, mitten unter den andern weichen und *) Archives générales de Médecine Tome XI., Jun. 1826, 47 PETER 48 nerirten Thelen die Zähne geſund gedlleden waren, a auf, die ganz verschiedene Beſchaffenheit die⸗ ſer Theile. Seiner Anſicht zu Folge ſind die Zaͤhne Erzeugniſſe, welche außerhalb des Organismus liegen, und an der allgemeinen Metamorphoſe des Körpers keinen Theil nehmen. Keine ihrer Krankheiten laßt auf eine organiſche und krankhafte, Thaͤtigkeit der karten Subſtanz ſchließen, aus welcher fie beſtehen; alle viel⸗ mehr rühren von einer Verletzung der Theile her, welche ſie hervorbringen, oder welche ſie begraͤnzen. Hr. Oudet unters ſtützt dieſe Anſichten durch anatomiſche, phyſiologiſche und patho⸗ logiſche Unterſuczungen, die er theils an Menſchen, theils an Thieren gemacht hat, und zieht eine Parallele zwiſchen den Veränderungen der Zähne und denen der andern Ausſcheidungen der allgemeinen Bedeckungen. Obgleich Oudet keine organiſche Thaͤtigkeit der harten Subſtanz der Zähne annimmt, fo betrach⸗ tet er ſie doch als lebend in der Mitte unſerer Gebilde und als lebende Erzeugniſſe des Organismus. — Herr D uval tritt nicht gänzlich den Anſichten Oudet's bei, und bekaͤmpft beſonders diejenige, daß die Zähne faſt ganz iſolirt in den ſie umgebenden Theilen ſtehen, wenn letztere krank find; er erzaͤhlt mehrere Falle von verſchiedenen Deviationen und Veränderungen der Zaͤh⸗ ne, welche durch 1 herbeigeführt worden in welchen dieſe kleinen Knochen ſitzen. N ir Inperforation der Vaging iſt von Hrn. Wil⸗ laume zu Metz beobachtet und folgende Nachricht daruber der Académie de médecine zu Paris am 25. Mai mitgetheilt worden. Der Gegenſtand der Beobachtung war ein Maͤdchen, welches bis zu ſeinem 14. Jahre ſich wohlbefunden hatte, nun aber von Zu⸗ fallen befallen wurde, die auf zurückgehaltene Menſtruation hin⸗ wieſen. Es wurde keine Unterſuchung angeſtellt und ſo die vorhan⸗ dene Snperforation zwei Jahre lang nicht erkannt. Indeſſen war die Kranke ſo ſchwach geworden, daß ſie das Bette nicht mehr vers ließ. Das Antlitz war blaß, die Haut entfaͤrbt, heiß, trocken, der Puls klein und häufig, Mund trocken, Zunge roth, die Se⸗ cretionen unterdruͤckt, die Stuhlausleerung fetten, das Urinlaſſen beſchwerlich; der Unterleib war aufgetrieben wie bei einer ſechs Monate ſchwangern Perſon und ließ eine harte betraͤchtliche Ge⸗ ſchwulſt wahrnehmen, welche ſich von dem Hyvochondrium ble an die regio illaca dextra erſtreckte. Die Bildung des Beckens und der Geſchlechtstheile war regelmäßig; zwiſchen dem meatus urinarius und der commissura posterior vulvae war der ges oͤhnliche Zwiſchenraum, aber es war keine Spur von Scheiden⸗ ffnung vorhanden. Mittels einer in die Blaſe eingeführten onbe und des in das rectum eingebrachten Zeigefingers fühlte man zwiſchen dieſen beiden Organen eine ziemlich ſtarke Lage von dichtem Zellgewebe, aber nichts was die Anweſenheit eines leeren oder ausgedehnten Canals hätte vermuthen laſſen. Es war alſo erwieſen, daß die Vagina ganz oder theilweiſe fehlte. Hr. Wil⸗ kaume hat die Kranke durch eine Operation wiederhergeſtellt: er brachte eine Sonde in die Blaſe und ließ dieſe ſtark gegen die Schoosbeine in die Höhe heben; Ein Gehülfe brachte feinen Fin⸗ er in das i, rectum, um es moͤglichſt ſtark nach hinten zu druͤ⸗ cken. Dagegen machte nun Hr. W. einen 8 bis 10 Linien lan⸗ gen Schnitt, den er allmählig zwei Zoll in die Tiefe fuͤhrte. Kun wär das Inſtrument in einen frejen Raum gedrungen, der von der Vagina gebirdet war, und in deſſen Hintergrunde der Zeigefinger, ſtatt des Muttermundes, eine rundliche von der rechten Seite des Uterus gebildete Oberflaͤche fuͤhlte. In der That war ſchiefe Lage des Uterus nach rechts vorhanden, und der Mutterhals entſprach der linken Seite des Beckens. Da Hr. W. nicht im Stande war, den uterus wieder in ſeine ge⸗ hoͤrige Lage zu bringen, ſo machte er mittels eines von dem Finger geleiteten Pharyngotoms die Punktion des Uterus, aus welchem ſofort eine kleine Menge dickes, klebriges, geruchloſes, wie Weinhefen ausſehendes Blut herauskam. Die erſten Tage ſchienen ſich Entzuͤndungsſymptome einſtellen zu wollen, aber eine antiphlogiſtiſche Behandlung verhinderte ihre Ausbildung. Am 5. Tage nahm die weniger mit Blut gefuͤllte Gebärmutter von ſelbſt ihren Platz ein, das Blut konnte auf dem gewoͤhnlichen Wege abfließen; alle Zufälle hoͤrten nun auf, die Leibesgeſchwulſt ſetzte ſich und alle Funktionen wurden wieder regulaͤr. Nach Verfluß eines Monats war die Heilung vollftändig. Seitdem ſind 2½ Jahr verfloſſen; der kuͤnſtliche Kanal iſt erhalten, aber man hat nicht für hinlaͤngliche Weite deſſelben geſorgt, und fo fließt das Blut nicht immer mit Leichtigkeit durch, haͤuft ſich zuweilen im Uterus an, dehnt ihn aus und verſetzt ihn in einen Zuſtand von Irritation. (Rey. med. Juill. p. 170.) Die Geburt eines monftröfen Foͤtus wird im Mas⸗ ſtuͤck der Annali universali di Medicina von Dr. Regnoli beſchrieben. Die Mißgeburt beſtand aus zwei verwachſenen Fruͤchten, ſo daß drei untere Extremitaͤten, drei obere Extremi⸗ täten (von denen die eine ſich in zwei deutliche Haͤnde endigte) und zwei völlig getrennte Köpfe vorhanden waren. Die Starke dieſex Doppelfrucht wax die eines reifen Kindes. Die Geburt war ſehr beſchwerlich; man mußte die Füße des Kindes aufſu⸗ chen: der dritte konnte nur mit dem ſtumpfen Haken herabge⸗ bracht werden; eben ſo war es mit der intermediaͤren doppel⸗ haͤndigen oberen Extremität. Eben fo diente der Haken, zwi⸗ ſchen die beiden Haͤlſe der Doppelfrucht angelegt dazu, mittels ſtarker Traktionen erſt die Schultern und dann die Koͤpfe herab⸗ zubringen. Die Mutter erhohlte ſich bald, 7 Zu der Behandlung der Verengerung der Harn⸗ rohre durch, mit einiger Gewalt angewendete, Injectionen hat Dr. Cittadini das Verfahren hinzugefügt, daß er eine Bougie in derſelben Zeit in den Canal eingefuͤhrt, wo die hin⸗ eingetriebene Injection ihn ausdehnt. Dies iſt offenbar eine Verbeſſerung der Amuſſat'ſchen Procedur. (Annali universali etc. Marzo.) Ein ſcirrhoͤſes Ovarium iſt vor einiger Zeit wieder von Allan G. Smith, zu Danville im Staat Kentucky, durch eine Schnittoͤffnung vom Nabel bis an die Schoosbeine, extirpirt worden. Die Geſchwulſt wurde mit einer ſeidnen Ligatur unter bunden und darunter abgeſchnitten, die Bauchwunde durch blu⸗ tige Hefte geſchloſſen. Die Ligaturen gingen am 25. Tage al. Die Frau genas. (American Recorder.) Cloquets Methode, die Phymoſis zu operiren (vergl. Notiz. Nr. 278 S. 223). Spaltung der Vorhaut durch einen mit dem frenulum parallelen Schnitt verſichert Hr. Boyle in London bereits 1817 und 1824 angewendet zu haben. (London medic, physic. Journal. July. p. 91.) Bibliographiſche Neuigkeiten. dbuch der populären Chemie zum Gebrauch bei Vorleſungen Er Bun Seibſttelehrung befämmt, von Dr. Ferd. Wure zer 2%, vierte durchaus umgearbejtete Auflage. Leipzig 1826 8. (Hr. Geh. Hofrath Wurzer zu Marburg hat ſein ſo brauchbares Handbuch, ganz dem gegenwärtigen Stande der Chemie entſprechend, umgearbeitet, ſo daß dieſe neue Auflage gewiß neuen Beifgll finden wird.) Principes elemientaires de Pharmacie; suivis chacun d'un exemple de leur application à une operation gale- nique ou chimique par M. J. P. Godefroy. Paris 1826. 8. e Traité des maladies chirurgicales et des opération qui leur eonviennent; par le Baron Boyer etc. Tome XI. et dernier. Paris 1826. 8. (Hiermit wäre alſo dieſes fo brauchbare Werk beendigt.) — 4 FE ꝑ— nenn Zu den Notizen N? d B S n = do our (4 Z . N Notizen aus dem Gebiete der Natur⸗ und Heilkunde. Nro. 312. (Nr. 4. des XV. Bandes.) Auguſt 1820, Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. In Commiſſion. bei dem Kön. Preuß. Gränz-Poftamte zu Erfurt, der Königl. Sächſ. Zeitungs⸗Expedition zu Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u. Taxiſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes⸗Induſtrie-Comptojr, Preiß eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Kthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., bes einzelnen Stuͤckes nebſt der Taf. Abbild. 6 gl. Naturkunde. uber die ſtrablenbrechende Kraft zweier in Mineralien neu entdeckten Fluͤſſigkeiten mit anderen Bemerkungen über die Beſchaffen— beit und die Eigenſchaften dieſer Sub⸗ ſtanzen. Von David Brewſter. Hierzu die Figuren 4 bis 17 auf beiliegender Tafel. AJn einem vorhergehenden Aufſatze (vergleiche Notizen Nr. 94 S. 81 und Nr. 297 S. 193) über die zwei in Mineralien neu entdeckten Fluͤſſigkeiten habe ich in Bes treff der ausdehnbarſten dieſer beiden Fluͤſſigkeiten, ſo wie ſie in den Hoͤhlen des Amethyſt vorkommt, die Strahlenbrechung angezeigt; doch kannte ich damals die ſtrahlenbrechende Kraft der zweiten Fluͤſſigkeit noch nicht, und da das Hauptphaͤnomen der beiden Fluͤſſigkeiten im Topas beobachtet wurde, ſo war es wuͤnſchenswerth, ein genaues Maas von der ſtrahlenbrechenden Kraft bei— der Fluͤſſigkeiten zu haben, fo wie fie in dieſem Mine tal vorhanden find. Da die im Amethyſt enthaltene Fluͤſſigkeit niemals außerhalb der Hoͤhle unterſucht wor— den iſt, ſo vermuthete man ihre Identitaͤt mit der im Topas enthaltenen Fluͤſſigkeit blos durch die Gleichheit ihrer Erpanfien durch Hitze, fo daß die Beſtimmung der ſtrahlenbrechenden Kraft der letzteren noͤthig war, um entweder einen Unterſchied zwiſchen dieſen beiden Sub— ſtanzen oder ihre vollkommene Identitaͤt feſtzuſtellen. Bei der Wiederholung der in jenem Aufſatze bes ſchriebenen Verſuche gelang es mir eine Hoͤhle zu finden, deren Geſtalt und Lage in dem Cryſtall mich in den Stand ſetzten, ein genaues Maaß der ſtrahlenbrechenden Kraft der beiden Fluͤſſigkeiten zu erhalten, Dieſe Hoͤhle beſtand aus einem leeren Raum, aus einer großen Portion der ſehr ausdehnbaren Fluͤſſigkeit und aus einer betraͤchtlichen Quantität der zweiten Flüfs ſigkeit, welche durch Hitze faſt keine Veraͤnderung erlitt. Die Lage dieſer Hoͤhle wird an dem Exemplar auf der Tafel Fig. 4. gezeigt, wo C ein Durchſchnitt der Höhle iſt, welcher mit ihrer Laͤnge perpendikulaͤr und auf die parallelen Spaltebenen EF, GH des Topas geneigt In einem Zimmer, wo die Temperatur ohngefuͤhr 60 Grade Fahrenheit war, befeſtigte ich dieſes Exemplar an einen Soniometer und maaß den Einfallswinkel auf der Oberflaͤche EF, wo das auf den leeren Raum fal⸗ lende Licht einer Kerze R D eine totale Reflection zu ers leiden ſchien. Liefer Winkel war 38 42“. Aus dem index der gewoͤhnlichen Strahlenbrechung des Topas, welcher 1. 620 iſt, berechnete ich, daß die Refractions— winkel CD B 22° 427, und daß der Winkel totaler Res flection DCP 37° 3% 35“ war. Daher war der Wins kel ADC 67° 187, der Winkel AC D 52° 217 und DAC, die Neigung der Fläche der Höhle zu der ſtrah⸗ lenbrechenden Oberflaͤche EF war deshalb 60 217. Wenn wir x die Neigung von AB zu EF oder DAC, und den Nefractionswinkel CD B nennen, fo werden wir haben &= totale Reflection + Q. Denn in den ähnlichen Triangeln ADB, GPB, welche in D und G rechtwinfelig find, haben wir GAD CP B. Aber CPB—=DPO=CDB +DCP iſt x—=y’ totale Reflection + Q. Während der Goniometer immer an feiner Stelle ger laſſen wurde, wurden der abgetheilte Kreis und der Erys ſtall herumgedreht, bis derſelbe Strahl anfing von der ſtrahlenbrechenden Oberflaͤche der ausdehnbaren Fluͤſſg— keit und des Topas totale Reflection zu erleiden, und man fand, daß der neue Einfallswinkel, in welchem dies ſtatt hatte, 26° 39° betrug. Als der Goniometer noch weis ter herumgedreht wurde, ſo erlitt derſelbe Strahl totale Reflection von der ſtrahlenbrechenden Oberflaͤche der zwei— ten Fluͤſſigkeit MM und des Topas, wo der Einfalls⸗ winkel KD 11° 527 betrug. Wenn nun m der index der Strahlenbrechung eis ner Subſtanz iſt, ſo wird der sinus des Winkels, in welchem auf ihre zweite Oberflaͤche fallendes Licht totale Reflection erleidet, —, ſeyn, und wenn eine Fluͤſſigkeit mit dieſer Oberflaͤche in Beruͤhrung iſt, fo wird der si- nus des Winkels totaler Reflection — ſeyn, wenn der 4 Mi 51 ‘ index von Strahlenbrechung der Fluͤſſigkeit m if. Daher m m N sin. Winkel totaler Reflection. Wenn wir D den Einfallswinkel 8, eden Re⸗ fractionswinkel, m, m‘, m’’ die indices von Strah⸗ ſenbrechung für Topas, für die ausdehnbare Fluͤſſigkeit und fuͤr die zweite Stüfngkeit og fo werden wir haben sin. O = nd, / — x Winkel totaler Reflection und m’ = m X sin. (0° — x) m“ ='m & sin (0 — x) Daher haben wir folgende indiees von Strahlen- brechung: m == 1. 620 Topas m’ — 1. 2946 zweite Fluͤſſigkeit, m’ — 1. 1311 ausdehnbare Fluͤſſigkeit. Die folgende Tabelle wird die Verhaͤltniſſe der in- dices von Strahlenbrechung dieſer beiden neuen Subſtan— zen zu den indices von Strahlenbrechung anderer Koͤr— per zeigen, welche, wie ich gefunden habe, eine ſchwaͤ⸗ chere ſtrahlenbrechende Kraft beſitzen, als Waſſer. Tabelle von ſtrahlenbrechenden Kraͤften, welche ſchwaͤcher als Waſſer find, Waſſer eee ee Cyanogen durch Druck fluſſig gemacht e e eee er 9 BEER 00. 1. 3085 X Zweite neue Stüffigkeit im Topas in einer Hoͤhle, welche bei der Temperatur von 83° durch die andere neue Fluͤſſigkeit aus⸗ N gefuͤllt wirs. 1. 2946 Neue Flüffigkeit im Amethyſt, welche bei der Temperatur von 834? Fahrenheit die Höhle ausfuͤllt .. ee Weißliche Tabaſcheer von Nagpore eee RR a EP Durchſichtige Tabaſcheer von Nagpore .. 1. 1503 Do. Do. ein anderes Exemplar 4 . 1. 1454 Neue ausdehnbare Fluͤſſigkeit, in derſelben Hoͤhle, worin die zweite Fluͤſſigkeit ſich befindet, deren eee . oben angegeben worden iſt . 1 1811 Durchſichtige Tabaſcheer von Vellore von f einer gelblichen Farbe . 1 Aether, deſſen Volumen durch Ausdehnung flaſt dreimal vergrößert iſ t . 1. 057 Andere Bemerkungen uͤber die in Mineralien neu⸗ entdeckten Fluͤſſigkeiten. Mehrere beruͤhmte Auslaͤnder und Andere, welche ſich für dieſen Gegenſtand intereſſirten, haben große Schwierigkeit gefunden, Exemplare von Mineralien zu erhalten, welche die Fluͤſſigkeitshoͤhlen enthalten. Dieſe Schwierigkeit hat ohne Zweifel ihren Grund darin ge— habt, daß ſie die gut eryſtalliſirten Exemplare unterſucht haben, welche gewoͤhnlich in den mineraliſchen Kabinetten gefunden werden. Wenn ſie mit dem Hammer blos ei— nige rundliche oder unvollkommen eryſtalliſirte weiße Tor 9. 4 52 paſe aus Braſilien oder Neuholland aufgeſchlagen häts ten, fo würden fie mit dem zuſammengeſetzten Mikroſcop unfehlbar unzaͤhlige Hoͤhlen entdeckt haben, welche zur Beobachtung geeignet find» Nachdem man ſich ein mes nig auf das Zerſchlagen und Sprengen der Exemplare eingeuͤbt hat, wird der ruhige Beobachter keine Schwie— rigkeit finden, Hoͤhlen von jeder verſchiedenen Art von Form zu entdecken und die Fluͤſſigkeit zu finden, welche aus den geoͤffneten Hoͤhlen uͤber die abhaͤngigen Flaͤchen herabfließt. Herr Sanderſon, Steinſchneider in Edinburgh, hat einige der ſchoͤnſten Exemplare dieſer neuen Fluͤſſigkeiten erhalten, und durch Schneiden und Glaͤtten der Topaſe, welche ſie enthalten, iſt er im Stande geweſen, die meiſten der Phaͤnomene denjenis gen zu zeigen, welche ſich fuͤr ſolche Nachforſchungen intereſſiren. 1. ueber die Anzahl und Anwendung der Slaſſie- keitshoͤhlen. In einem vorhergehenden Aufſatze hatte ich Gele gendeit zu erwähnen, daß ich in einem Exemplare von Chryſoberyll, welches ohngefaͤhr + Quadratzoll maß, 30,000 Hoͤhlen zaͤhlte. Obgleich dieſe Angabe großes Erſtaunen erregte, ſo war ſie doch zu ſchwach, um eine Vorſtellung von der Anzahl dieſer Hoͤhlen zu geben. Dieſe Höhlen find fo klein, daß die ſtaͤrkſten vergrößern? den Ktaͤfte oft noͤthig find, um fie ſichtbar zu machen, und wir koͤnnten eben fo gut verſuchen, die Sandkoͤr— ner am Meeresufer zu zaͤhlen, als dieſe Slͤſſigkeitshohs len, da, wo ſie ſo klein erſcheinen. Die Streifen, in welchen dieſe Hohlen | angeordnet ſind, gehoͤren den primaͤren und ſekundaͤren Formen der Kryſtalle nicht ſo genau an, als ich vorher vermuthete. Ich habe ſie faſt in jeder Richtung und einander in Winkeln durchſchneidend gefunden, was keiner der cry ſtalliniſchen Formen des Minerals zugerechnet werden kann. In einem Exemplare von Quartz, welches von Sommer ville beobachtet wurde, und jetzt im Beſitz des Herren Sivright iſt, find fie in hohlen Gruppen angeordnet, welche den Zellen einer Honigſcheibe etwas aͤhnlich find, und wenn ſie bei reflectirtem Lichte ange— ſehen werden, ſo ſehen die entſprechenden Flachen der Hoͤhlen parallel aus, obgleich die Hoͤhlen alle mogliche verſchiedene Arten von Stellung u einander haben In anderen Exemplaren bilden fie Formen, welche verſchie⸗ dene Krümmung haben, und bisweilen gekruͤmmte Ober⸗ flachen, welche entgegengeſetzte Kruͤmmung haben. In einem Exemplare, welches dem Herrn Sivright am gehoͤrt, ſind die longitudinalen Hohlen fo gruppirt und ger kruͤmmt, daß ſie einer ſehr feinen Haarlocke aͤhneln. In einem Exemplare vom blauen Braſtlianiſchen Topas, welches dem Herrn Spodan, Steinſchneider in Edin— burgh, angehoͤrt, find nicht weniger als vier Streifen von Hoͤhlen, welche faſt parallel mit einander und 7 Zoll dick ſind. An der Vertheilung der meiſten dieſer Gruppen ſcheint der Zufall den meiſten Theil gehabt zu haben; doch giebt es gewiſſe Vertheilungsarten, welche nach einem 33 allgemeinen Geſetz zu geſchehen ſcheinen. In einem Exemplare z. B., welches dem Hrn. Sanderſon ge— hoͤrt, iſt eine ungemein große Anzahl von Hoͤhlen in geradlinigen Gruppen angeordnet, welche von einem Centrum ausſtrahlen. Jede geradlinige Gruppe beſteht aus zwei, oder an manchen Stellen aus drei Reihen von Hohlen, und manche Strahlen weichen von ihrer ur— ſpruͤnglichen Richtung ab. Die Raͤume zwiſchen jedem Neihenpaar find mit niedlich ſich verzweigenden Höhlen, ausgefüllt, von welchen einige einen halben Zoll lang find; doch iſt die Thatſache merkwuͤrdig, daß dieſe Hoͤh— len durch zahlreiche duͤnne Kanaͤle verbunden find, von welchen viele mit einer einzigen Hoͤhle in der naͤchſten geradlinigen Reihe der Strahlen communiciren, zwiſchen welchen die langen Hoͤhlen liegen. In alten Hoͤhlen dieſes merkwuͤrdigen Exemplars, welche unterſucht werden konnten, waren beide neue Fluͤſſigkeiten vorhanden, ausgenommen in einer langen in Zweige ſich ausbreitenden Hoͤhle, aus welcher ſie aus— getreten waren, weil der Steinſchneider das Ende der— ſelben abgeſchnitten hatte. Die dichte Fluͤſſigkeit nimmt immer die filamentoͤſen Zweige ein. ö Die Fläche, in welcher dieſe Höhlen liegen, iſt voll— 3 platt und mit der Axe des Prisma faſt perpen— diculaͤr. 2. Ueber die Form der Höhlen, welche die neuen Fluͤſſigkeiten enthalten. In einem Exemplar von Topas, welches dem Hrn. Sanderſon angehoͤrt, und welches eins von den ſchaͤtz— barſten iſt, die ich geſehen habe, beſteht jede Hoͤhle aus einer verſchiedenen Menge Hoͤhlen von verſchiedenen Laͤngen und Groͤßen, welche durch parallele Linien be— graͤnzt find, und durch ſchmale Kanaͤle mit einander com— municiren, welche vermittelſt des Mikroſcops faſt nicht wahrnehmbar ſind. In dieſen Hoͤhlen ſind die beiden neuen Fluͤſſigkeiten auf die ſonderbarſte Weiſe angeordnet, indem die dichte Fluͤſſigkeit alle Haͤlſe und Winkel und ſchmale Ka— näle einnimmt, während die ausdehnbare Fluͤſſigkeit in den freien und weniger haarfoͤrmigen Räumen bleibt. Wenn die Waͤrme der Hand auf das Exemplar applicirt wird, ſo werden die Fluͤſſigkeiten in den Hoͤhlen alle in Bewe— gung gebracht. Die dichte Fluͤſſigkeit verlaͤßt ihre Win— kel und nimmt neue Lokale ein, und die verſchiedenen Portionen der ausdehnbaren Fluͤſſigkeit vereinigen ſich entweder in eine, oder werden durch eine Portion der dichten Fluͤſſigkeit abgetheilt, welche aus ihrer urſpruͤng— lichen Lage herausgetrieben und durch feine Thaͤtigkeit in ihre neue Lage gezogen worden iſt. Wenn das Exem— plar kalt wird, ſo verlaſſen die beiden Fluͤſſigkeiten ihr neues Lokal, und nehmen, gleichſam als waͤren ſie mit Vitalität begabt, ſtets dieſelben Stellungen wieder ein, welche ſie im Anfange des Verſuchs einnahmen. Eine andere Form der Höhlen, welche noch merk wuͤrdiger iſt, kommt an einem ſehr ſchoͤnen Exemplar vor, welches dem Hrn. Sivright angehoͤrt. Dieſe Höhlen aͤhneln einer Anzahl von parallelen Cylindern, wie bei — — 54 AB auf Fig. 4 gezeigt wird; aber durch eine Urſache, welche ſchwer zu vermuthen iſt, find nachher eine Anzahl derſelben auf die Seite nach E hin gedreht worden, fo daß ſie an einem ihrer Enden offen ſind. Aus dieſen Enden, welche in der Oberflache ACB endigen, find dis Fluͤſſigkeiten ausgetreten und haben das Innere der Hoͤh—⸗ len mit einem ſchwarzen und durchſichtigen pulverartigen Reſiduum uͤberzogen zuruͤckgelaſſen, welches nach ihrer Verdunſtung immer zurückbleibt. Wenn die auf dieſe Weiſe gebogenen und ihrer Fluͤſſigkeiten beraubten Hoͤh⸗ len unter das Mikroſcop gebracht werden, ſo zeigen ſie die ſonderbarſten Geſtalten, von welchen einige auf den Figuren 6, 7, 8, vorgeſtellt werden. Sie ſehen aus, als waͤren ſie auf einer Drechſelbank gedrechſelt worden, und die Symmetrie und Schönheit ihres Umriſſes iſt fo groß, daß es nicht leicht zu begreiſen iſt, wie ſie die Wirkung einer mechaniſchen Urſache ſeyn koͤnnen. Eine dieſer Hoͤhlen, welche mit den uͤbrigen nicht in Verbin— dung ſteht, aͤhnelt einem fein verzierten-Scepter, wie Fig, 6 gezeigt wird, doch was noch merkwürdiger iſt, die verſchiedenen Theile dieſer Figur liegen in vers ſchiedenen Flachen, fo daß fie, wenn fie in einer Nichs tung geſehen wird, welche mit der ſymmetriſchen Richtung rechte Winkel bildet, blos wie eine Anzahl von getrenn— ten Linien ausſieht, wie auf Fig. 9 gezeigt wird. Die Biegung der Höhlen AB in die Richtungen b C, u. ſ. w. Fig. 5, und das Ausſtroͤmen ihrer fluͤſſi— gen contenta auf der Oberflache AB konnte blos da ſtattgefunden haben, wo die ganze Maſſe ACB, ob fie gleich eryftallifire war, noch nicht in ihren permanenten verhaͤrteten Zuſtand gekommen war. Dieſe Meinung wird durch die Thatſache ſehr unterſtuͤtzt, daß die Linien b C mit den Axen des Prisma perpendicular find, und folglich in den abhaͤngigſten Flaͤchen liegen. Daher war die Richtung, in welcher die Fluͤſſigkeiten ausſtroͤmten, diejenige, welche den geringſten Widerſtand darbot, — ein Reſultat, welches haͤtte erwartet werden koͤnnen. In dem jetzt in Rede ſtehenden Exemplare iſt ein Streifen von Fluͤſſigkeitshoͤhlen, welcher aus einer gros ßen Anzahl von parallelen Reihen von Hoͤhlen beſteht, und welcher in Hinſicht der Symmetrie derſelben merk— wuͤrdig iſt. Eine von dieſen Reihen it NM, Fig. 10 etwas aͤhnlich. Wenn wir nun den Fall ſetzen, daß zu der Zeit, wo dieſes Exemplar ſeinen permanenten Zuſtand von Verhaͤrtung noch nicht erreicht hatte, die Fluͤſſigkei— ten in ſeinen Hoͤhlen durch eine betraͤchtliche Hitze aus— gedehnt wuͤrden, ſo wuͤrde die Fluͤſſigkeit einer Hoͤhle ſich in die benachbarten draͤngen, ſo daß die Reihe von Hoͤhlen NM eine Hoͤhle bilden würde, welche der Fig. 8 ſichtbaren Höhle etwas aͤhnlich iſt. Wenn die Hoͤhlen in verſchiedenen Flaͤchen liegen, wie Fig. 9 gezeigt wird, ſo wird die ausgedehnte Fluͤſſigkeit zu der Hoͤhle herabſteigen, welche unmittelbar unter ihr iſt und das Ganze mit einander verbinden, wie Fig. 6. ges zeigt wird. Wir wollen nicht ſagen, daß die Hoͤhlen bC Fig. 5 wirklich auf dieſe Weiſe gebildet wuͤrden, weil dies durch ihre Verbindung mit den geradlinigen ) 4 * 58 AB unwahrſcheinlich gemacht wird, ſondern wir wollen blos erklaͤren, wie Hoͤhlen, welche die auf den Figuren 6, 7, 8 gezeigten Formen haben, ihren Urſprung von der Vereinigung einer großen Anzahl von Hoͤhlen haben koͤnnen, welche wie auf Fig. 10 angeordnet ſind. Wenn die Hoͤhlen regelmaͤßig eryſtalliſirt find, fo ſind die homologen Seiten der Cryſtalle mit einander und auch mit den Seiten der urſpruͤnglichen oder ſecun— daͤren Form, welcher ſie aͤhneln, parallel. In einigen ſehr merkwuͤrdigen, aber mißgeſtalteten Exemplaren von Braſilianiſchem Quartz, welche dem Hrn. Spoden am gehoͤren, endigen ſich die hohlen Cryſtalle in ſechsſeitige Pyramiden mit platten Spitzen, und die Axe dieſer Py— ramiden iſt parallel mit der Axe der polariſirten Ringe, und folglich mit der Axe des Kryſtalls. (Der Beſchluß folgt in der naͤchſten Nummer.) Miscellen. Gas beleuchtung direkt aus der Naturwerkſtatte. Vom ungariſchen Kornmarkte Szigeth im marmaroſcher Comitat, liegt / Stunden gegen Norden entfernt, jenfeits der Theiß, unweit des Fluſſes auf einem Gebirgs-Plateau, der Koͤnigl. Cameral⸗ Salzgrubenort Szlatina. In einer Grube, welche ſeit 1810 angelegt ift und den Namen Ludovico⸗Salzgrube trägt, entzuͤn⸗ dete fich plotzlich am 13. März d. J. die Luft fo, daß die zwei Maͤnner, die darin arbeiteten, ſich eiligſt hinaus begaben und den ganzen Vorfall dem Amte meldeten. Der Amtsverwalter ließ ſich hierauf ſogleich in den Schacht hinab, und fand, daß am Feldorte eine 4 Klafter maͤchtige Thonmergelſchichte durchſtreiche, und von den angrenzenden Steinſalzlagen durch eine meſſerruͤcken⸗ dicke Spalte getrennt ſey, durch welche das entzuͤndliche Gas ausftrömte, Es wurde daher neben Fortbrennen und Geleuchte des entzuͤndeten Gaſes der Ort noch anderthalb Schuh weiter ge⸗ trieben, wobei es ſich zeigte, daß die Spalte in der Mergel⸗ ſchichte und ſomit auch die Ausſtroͤmung des Gaſes ſich nach dem Streichen des Salzlagers fortziehe, daher auch die weitere Bes 4 1 treibung ſogleich eingeſtellt und das ausſtroͤmende Gas an der Spalte angezuͤndet wurde, damit es ſich durch das Fortbrennen allmaͤhlig verzehren und zur Gefahr der Einfahrenden die Grube nicht anfüllen ſolle. Als man ſich nun durch das einige Tage mit heller Flamme anhaltende Fortbrennen des Gaſes an der Spalte uͤberzeugte, daß dieſe entzuͤndbare Luft nichts anders als gekohltes Waſſerſtoffgas ſey, welches in neuern Zeiten durch die kuͤnſtliche Entwickelung aus Steinkohlen und Oel zur Straßen- und Gebaͤudebeleuchtung in großen Staͤdten verwendet wird und die ſogenannte kuͤnſtliche Gasbeleuchtung ausmacht, fo fing man an der Spalte die Stroͤmung des Gaſes in ein daran befeſtigtes Rohr auf, leitete daſſelbe in mehrere weißblecherne Roͤh⸗ ren nach Belieben durch die Strecke bis zum Schachte, und laßt es jetzt nach Bedarf durch 4 bis 5 engere, in Geſtalt von Leuchtern geformte, an dem Leitungsrohre angebrachte Roͤhren oder Gaslampen, zur Beleuchtung der Strecke ausſtroͤmen und fortbrennen. Beinahe ſchon vier Monate iſt dieſe Gasbeleuchtung ununterbrochen im Gange, und duͤrfte auch, da die Ausſtroͤmung des Gaſes bedeutend und ſtets gleichfoͤrmig iſt, eine lange Zeit hindurch fortdauern, da in der geheimen, im Schooße der Erde befindlichen Werkſtaͤtte der Natur, der Abgang durch neue Erzeu⸗ gung erſetzt zu werden ſcheint, wozu auch das Material in be⸗ deutender Menge vorhanden ſeyn mag. Außerdem, daß dieſes Gas zur Beleuchtung der Salzgrube dient, wurden auch noch da⸗ mit zur Probe blecherne Vaſen und Gaſometer angefuͤllt und in Zimmern zur Beleuchtung verwendet. Es läßt fie) daher au comprimiren, verfuͤhren und durch Waſſer leiten, wodurch es no mehr gereinigt wird. Es kann aber auch ohne Beſchwerden ein⸗ geathmet und damit der Mund vollgefuͤllt werden, wo dann zur Beluſtigung die aus dem Munde ausgehauchte Luft an der Ker⸗ zenflamme angezuͤndet werden kann. Der Ruß, den die Gas⸗ flamme an kalte Koͤrper anſetzt, iſt ſehr fein und harzig. (Ber⸗ liner Nachr.) 1 Salmo Eperlanus in einem Süßwaſſerteiche zu erhalten iſt nach einer, der Wernerian Society gemachten Mit⸗ theilung Hrn. Meynell zu Yarm in Yorkfhire vier Jahre lang gelungen. Der Teich hat gar keine Communication mit der See, und dem ohngeachtet haben dieſe Fiſche ſich eben ſo gut befunden und fortgepflanzt, als wenn er mit der See in Verbindung waͤ⸗ re. (Edinb. phil. Journal.) 9 Beobachtungen von graviditas interstitialis nebſt Bemerkungen über dieſe Art von graviditas extrauterina. *) Von Menieère. Frau . ., 21 Jahre alt, welche alle Zeichen einer guten Geſundheit an ſich trug und ſchon Mutter eines Kindes war, wurde am 21. December 1825 fruͤh um 6 Uhr einige Augenblicke nach ihrem Erwachen von einem Aus Gerft heftigen Schmerz in der regio hypogastrica er- griffen. Es kam faſt ſogleich eine syncope hinzu, wels che man durch Einathmen von Weineſſig und durch Ein— wirkung der kalten Luft beſeitigte. Die Kranke ſtreckte ſich in einem Zuſtande von Außerft großer Ermattung auf ihr Bett; ihr Geſicht war bleich, die Extremttaͤten kalt; es waren Uebelkeiten vorhanden. Um 10 Uhr er⸗ folgten ſchleimtges Erbrechen und Stuhlgaͤnge. Man wendete verſchledene Mittel an, um die Kraͤfte wieder zu heben und die eiskalten Glieder wieder zu erwaͤrmen. Weder ſpiritusſe Friktionen, noch Sinapiſmen, noch ) Archives générales de médecine, Juin 1826. P. 169. Nee F andere Mittel konnten die Kranke aus dem Zuſtande von Entkraͤftung bringen, in welchen ſie verfallen war. Um 5 Uhr Nachmittags kam Herr Auvity zu ihr. Der Puls ſo wie auch die Schlaͤge des Herzens waren nicht fuͤhlbar; die ganze Oberfläche des Körpers war eis kalt; die Reſpiration hatte faſt ganz aufgehört; das Abs domen war betraͤchtlich geſpannt; der Schmerz in der regio hypogastrica dauerte fort und breitete ſich in die Hypochondrien aus. Uebrigens war die Geiſteskraft ganz ungeſtoͤrt; die Kranke fuͤhlte ihr nahes Ende, und der Tod erfolgte an demſelben Tage Abends um 8 Uhr. Die Bedeutenheit dieſer Symptome, ihr ploͤtzliches Eintreten und die Unwirkſamkeit der Mittel, welche man ihnen entgegenſtellte, bewogen Herrn Auvity zu glauben, daß ſie von einer innerlichen Haͤmorrhagie herrühren moͤchten, obgleich er den Sitz derſelben nicht beſtimmen konnte. Die anatomiſche Unterſuchung wurde den zweiten Tag nachher in ſeiner Gegenwart von Dujardin-VBeaumetz unſerem Collegen und Freund vorgenommen, von welchem wir folgende Detail haben. Alle Organe der Bruſt- und Bauch: Höhle waren 7 57 geſund, ausgenommen der Magen, deſſen Schleimmem— bran in der ganzen Ausdehnung der an der Milz liegenden Flaͤche verändert war. Wir werden ſogleich zu der Befchreis bung der Hauptveraͤnderung übergehen. Die Darmcircum— volute waren durch Blutklumpen von einander getrennt. Das kleine Becken war mit geronnenem Blute ausge— füllt, und die Organe, welche es enthält, waren ganz davon bedeckt. Die Quantitaͤt des ergoſſenen Blutes wurde auf zwei Pfund geſchaͤtzt. Der uterus und ſeine annexa wurden vorſichtig losgetrennt. Man ſah als— dann an der Inſertion der linken tuba Fallopii eine Geſchwulſt von coniſcher Form, welche am obe— ren Theile abgeſtumpft war, eine breite Baſis hat— te, und die Groͤße und das Ausſehen einer hal— ben Nuß zeigte. Sie bildete auf dem Seitenwinkel des uterus eine Erhabenheit von 6 bis 8 Linien und nahm genau den Raum ein, welcher zwiſchen der In— ſertion der tuba Fallopii und dem Grunde der Hoͤhle des uterus begriffen iſt. Bedeckt von dem peritoneum und gebildet von dem eigentlichen Gewebe des uterus zeigte ſie ein wenig nach hinten hervorſpringende Fun— goſitaͤten, in deren Mitte man eine unregelmaͤßige zerriſ— ſene Oeffnung fand, welche ſo groß war, daß ſie eine Schreibfeder aufnehmen konnte. Wenn man die Ge— ſchwulſt comprimirte, ſo ſtroͤmte ſchwarzes Blut heraus. Ihre innere Hoͤhle war großentheils mit einem braunen gitterartigen Gewebe ausgefuͤllt, welches das Ausſehen des cavernoͤſen Gewebes hatte und von Blut durchdrun— gen war. Uebrigens communicirte ſie auf keine Weiſe mit der Hoͤhle des uterus, es war zwiſchen ihnen eine 4 bis 5 Linien dicke Scheidewand vorhanden, welche durch die Subſtanz des Organs gebildet wurde. Die tu— ba Fallopii der linken Seite inſerirte ſich auf der Bas ſis der Geſchwulſt; ſie war in ihrem inneren Theile | Name des beob⸗ Vorhergehende Datum der Be: achtenden Arztes. kanntmachung. ee e Schmidt 1801. 5. Albers 1811. 1. Heberich . 1817. 5. Ne 1821. erſte Bellemain + 1823. — Dance 1 1825. 3. Moulin 1825. 8. Awity y 1825. 15 Man ſieht erſtlich, daß das Alter der Frauen und die Anzahl der vorhergehenden Schwangerſchaften keinen bedeutenden Einſtuß auf die fragliche Sache zu haben ſcheinen; denn man hat ſie in ziemlich unbeſtimmten Graͤnzen, vom 21. bis zum 35. Jahre und von der er— ſten bis zur ſechſten Schwangerſchaft gefunden. Ein fo großer Spielraum geſtattet nicht, das wahrſcheinliche Eintres ten eines ſolchen Ereigniſſes zu beſtimmen. Aber eine noch wichtigere Beſtimmung iſt die des Zeitraums, in wels 38 obliterirt. Das ovarium derſelben Seite zeigte eine neue cicatricula in Form eines ſeroͤſen Saͤckchens, welches zur Haͤlfte mit Fluͤſſigkeit angefuͤllt, und von einem gelblichen Hof umgeben war. Die tuba der entgegen— geſetzten Seite war im natuͤrlichen Zuſtande. Man ſah deutlich, daß fie ſich in die Höhle des uterus oͤff— nete. Ueber ihrer Inſertion bemerkte man einen klei— nen, fibröfen, weißen, dichten Körper, um welchen her— um die Subſtanz des Organes keine Veränderung erlit ten hatte. Der uterus war faſt noch einmal ſo groß? als im gewoͤhnlichen ungeſchwaͤngerten Zuſtande. Die Hoͤhle des corpus uteri war offenbar vergroͤßert und die Waͤnde hatten ihre Dicke ein wenig verloren. Sie wa— ren gefaͤßreicher, roſenroth, weniger feſt; die innere Flaͤche der Hoͤhle war mit einem ſchwammigen, ſehr gefaͤßreichen Gewebe uͤberzogen, welches mit dem Organ verbunden war und alle anatomiſche Charaktere der membrana decidua Hunteri zeigte. Die Hoͤhle des collum uteri war mit einer gallertartigen rothen Sub⸗ ſtanz ausgefüllt; das orificium colli uteri ragte her⸗ vor und war ein wenig geoͤffnet. Das einfache Zuſammenhalten der Umſtaͤnde, welche die Thatſachen dieſes Falls begleitet haben, wird dem Praktiker eine genaue Kenntniß und folglich die Mögs lichkeit verſchaffen, eine richtige Diagnoſe dieſer beſtaͤndig toͤdtlichen Krankheit zu ſtellen. Die folgende Tabelle ſcheint uns direkt zur Errei— chung dieſes Zwecks beitragen zu muͤſſen, indem auf ihr die Hauptpunkte der in Breſchet's Aufſatze enthals tenen Beobachtungen (vergl. geburtshuͤlfliche Demonſtra— Ken IV. Heft Taf. XIII.) neben einander geſtellt ind. — — — — —— Zeitraum der graviditas ex- Dauer d. Krank⸗ Sitz der Krank⸗ — ——— —— — N eit. * heit. Seitenwinkel des uterus, 6 Wochen 5 Stunden Rechter. 2½ Monate 18 Stunden Linker. 3 Monate 15 Stunden Linker. 8 Monate 1 Tag Linker. 3 Monate 1 Tag Linker. 3 Monate 26 Stunden Rechter. 2% Monate 22 Stunden Linker. 1 Monat 14 Stunden Linker. m — cher die Ruptur des zufaͤlligen Sacks erfolgen wird. Wenn man die Data zuſammenhaͤlt, ſo findet man, daß in allen bekannten Faͤllen, mit Ausnahme eines einzigen, dieſe Ruptur entweder von ſelbſt oder durch Zufall in den Zeiträumen vom erſten bis zum dritten Monate der Schwangerſchaft erfolgt if. Ein einziges Mal iſt der Foͤtus bis zum 8. Monate erhalten worden. Schon dies fer einzige Umſtand wurde Zweifel über die Richtigkeit der Beobachtung erregen koͤnnen, vorzuͤglich da die Bo⸗ 59 ſchreibung des anatomiſchen Zuſtandes des uterus und ſeiner Anhänge nicht deutlich genug iſt, und über den wahren Charakter dieſer ungewöhnlichen: Schwan gerſchaft Zweifel zuruͤck laͤßt. Denn es iſt ſchwer zu bes. greifen, daß irgend ein Punkt des uterus einen bins laͤnglich beträchtlichen Grad von Entwickelung erreichen koͤnne, um einen mehr als 4 Pfund ſchweren Foͤtus zu enthalten. Ueberdieß gedenke man, daß die Scheide wand, welche die zwei Hoͤhlen trennte, einen halben Zoll dick war, was anzeigte, daß das Produkt der Bes; fruchtung ſich an einer Stelle entwickelt hatte, welche nahe an der Peritonealoberflaͤche des uterus war. Der Verfaſſer der Beobachtung ſagt zwar, daß der obere Theil der Höhle dünn und gewiſſermaßen membranoͤs war, doch unterſcheidet fi dieſe Thatſache von allen ans deren, und die Data, welche fie gewähren würde, wuͤr- den von denjenigen abweichen, welche aus der Mehrzahl der Faͤlle hervorgehen. Die Zerreißung der Waͤnde der abnormen Hoͤhle geſchieht daher gewoͤhnlich vom erſten Monat bis zum dritten. Man hat Urſache ſich darüber zu verwundern, wenn man die Schnelligkeit der Ent wickelung des Embryo, die feſte Textur des Organs, welches er ausdehnen muß, um fich in der Mitte der Sub ſtanz deſſelben auszubilden, und die große Vitalität be trachtet, welche er noͤthig hat, um die Hinderniſſe zu beſiegen, welche ſeiner Entwickelung ſich entgegenſtellen. Bei den meiſten Frauen, an welchen dieſe Art von Schwangerſchaft beobachtet worden iſt, iſt die Zerreis! ßung des Sacks durch einen Fall, durch eine ſtarke Bewegung des Rumpfs hervorgebracht worden. In anderen Faͤllen iſt ſie ohne wahrnehmbare Urſache erfolgt. Die Zeichen dieſer Verletzung ſind bei allen faſt dieſelben geweſen. Empfindung von Zerreißung in der regio hypogastrica, ſehr heftiger, ploͤtzlicher, von ſchwe— ren Symptomen, wie von Lipothymien begleiteter Schmerz, kalte Schweiße, allgemeine Bleichheit, Kaͤlte der Extre— mitäten, Beäͤngſtigung, Erbrechen ꝛc. Bald nachher iſt das Abdomen angeſchwollen, geſpannt worden; der leich teſte Druck hat unerhoͤrte Leiden verurſacht, der Puls iſt ſchnell, zuſammengezogen, klein geworden. Die Be— aͤngſtigungen haben ſtufenweiſe zugenommen, und die Kranke iſt ungeachtet jeder Behandlungsart, welche man angewendet hat, bald geſtorben. Der ploͤtzliche Eintritt dieſer ſchrecklichen Symptome wird niemals hinſichtlich der Schwere der Krankheit und hinſichtlich der dringenden Nothwendigkeit der anzuwenden— den Huͤlfe in Zweifel laſſen. Aber um ihr Weſen ge— nau zu beſtimmen, wuͤrde man einige Zeichen haben muͤſſen, welche dem fraglichen Falle beſonders angehoͤren wuͤrden, und wir ſehen nicht, daß eins von den in den Beobachtungen angegebenen Zeichen pathognomoniſch iſt. Wenn man ſie in gegebenen Fällen vereint zuſammen— faßte, ſo wuͤrden ſie dazu dienen koͤnnen, eine Diagnoſe zu ſtellen, welche ohne Zweifel die Folge als richtig bes, waͤhren wuͤrde. Aber wenn man ſie einzeln nimmt, ſo ſieht man nicht, welches Zeichen im Stande ſeyn koͤnn— te, die Stelle der meiſten anderen zu erſetzen. Selbſt 60 die Exploration wuͤrde nicht vor jedem Irrthum ſchuͤtzen; denn wenn es unmoͤglich iſt, die normale Schwanger ſchaft vor dem 4. oder 5. Monate der Conception genau zu beſtimmen, wie wird man ſich da in einem Fall von graviditas extrauterina dieſer Art durch die Unterſu⸗ chung Zeichen verſchaffen koͤnnen? Indeſſen würden wahre ſcheinlich die vorhergehenden Umſtaͤnde dieſen Unterſuchun⸗ gen einiges Gewicht geben. So wuͤrde man z. B. in dem Falle, wo eine Frau, bei welcher ſich dieſe Symptome zeigen, waͤhrend der erſten Monate einer muthmaß⸗ lichen Schwangerſchaft fortgefahren haben, zu mens, ſtruiren, die Thatſache als wahrſcheinlich W nen. Doch weiß man, daß der Monatsfluß oft regelmäßige Schwangerſchaften begleitet, was den = dieſes Zeichens eben fo ſehr vermindert. Es giebt daher kein Zeichen, welches der 33 tas interstitialis ausſchließlich angehoͤrt, und man muß bedauern, daß Albers, welcher behauptet, die Krank— heit gleich im Anfange erkannt zu haben, uns die Gruͤn⸗ de nicht bekannt gemacht hat, auf welche er eine Dia⸗ gmofe | fügte, welche die Folge als richtig bewährte. In allen Faͤllen iſt der Verlauf der Krankheit ſchnel geweſen. Keine von, den Frauen hat nach der Zerreis. ßung des Sacks langer als einen Tag noch gelebt. In der von Schmidt berichteten Beobachtung erfolgte der Tod nach Verlauf von 5 Stunden. Ueber dieſes fo, ſchnelle Ende muß man ſich wundern, denn in der anato⸗ miſchen Beſchaffenheit der Theile iſt kein hinreichender, Grund wahrzunehmen, um die abundante Hämorrhagie, zu erklaͤren. Die Zerreißung geſchieht in einem verduͤnn⸗ ten, ausgedehnten und folglich um ſo weniger gefaͤßrei⸗ chen Theile. In mehreren Faͤllen war das Ey an der Stelle geblieben, und dal die kleinern mit den Uteringefaͤßen in Verbindung ſtehenden Gefäße der placenta nicht zer- riſſen worden waren, fo konnte das Blut nicht nach außen gefloſſen ſeyn. Man muß daher annehmen, daß die Haͤmorrhagie nicht die direkte Urfache des Todes fen. Wir wuͤrden vielmehr geneigt ſeyn, ſie der allgemeinen Stoͤrung der Funktionen zuzuſchreiben, welche die Folge der Ruptur iſt. Denn man ſieht, daß der Tod faſt augenblicklich durch eine kleine Oeffnung hervorgebracht wird, welche in die Hoͤhlen des Herzens gemacht wird, ſelbſt da, wo das pericardium nur einige Unzen Blut enthält: In ie Fall find weder die Quantitaͤt des nach außen ergoſſenen Blutes, noch das Hinderniß, wel ches daſfelbe den Bewegungen des Organs entgegenſtellt, die Urſache dieſes toͤdtlichen Endes, und wir würden zu Gunſten unſerer Meinung beweiſende Thatſachen an— fuͤhren koͤnnen. Dieſes ruͤhrt vielmehr von hoͤheren, we— niger materiellen, weniger mechaniſchen Urſachen her, uͤber welche wir nicht hinlaͤnglich beſtimmie Kenntniſſe haben, um ihnen eine Rolle zuzueignen, welche die Er- fahrung ihnen noch nicht zugeſchrieben hat. Uebrigens mag die Urſache des ſo ſchnellen Todes, welcher in dieſen Fällen entſteht, ſeyn, welche fie wolle, ſo iſt es einleuchtend, daß die Kunſt kein Mittel beſitzt ihn zu verhuͤten; die gegen die Mutterblutfluͤſſe Aber: 61 haupt gebraͤuchlichen Mittel, wie gaͤnzliche Ruhe, kalte Umſchlaͤge auf das Abdomen und die Oberſchenkel ꝛc. ſind hier anwendbar; die allgemeinen oder oͤrtlichen Blutentziehungen, die topiſchen emollientia und andere Mittel, welche dazu beſtimmt ſind, die Entzuͤndung des peritoneum zu bekaͤmpfen, ſind faſt unnuͤz. Denn wir ſehen nicht, daß man vortheilhafte Wirkungen da— durch erhalten hat. Der Tod iſt beſtaͤndig erfolgt, bevor noch die peritonitis ſich hinlaͤnglich hatte entwickeln koͤnnen, um die Todesurſache zu werden. Wenn wir nun die Reſultate unterſuchen, welche die anatomiſche Unterſuchung gewaͤhrt hat, ſo ſehen wir, daß einer der Seitenwinkel des uterus durch einen in aktiver Entwickelung begriffenen Koͤrper ausgedehnt, auf progreſſive Weiſe verduͤnnt worden, und endlich, als die Graͤnzen feiner. Ausdehnbarkeit uͤberſchritten worden waren, zerriſſen iſt. Das Ey iſt aus der Hoͤhle, welche es ſich gemacht hatte, entwichen. Bisweilen iſt der Em— bryo herausgetreten, ohne ſeine Huͤllen mit ſich zu neh— men, oder auch dieſe Theile ſind vereint auf einmal her— ausgetreten. In allen Fallen iſt diefe Veränderung der Verhaͤltniſſe von einer mehr oder weniger betraͤchtlichen Haͤmorrhagie begleitet geweſen. Wir. dürfen nicht vers geſſen zu bemerken, daß der linke Seitenwinkel des uterus unter 8 Malen 6 Male der Sitz der Krankheit geweſen iſt. Ohne eine blos hypothetiſche Erklärung von dieſer Thatſache geben zu wollen, wollen wir davon Gebrauch machen, um einen ſchon ſeit langer Zeit aner— kannten Grundſatz zu erweiſen, nämlich, daß die ovu- la, welche von der einen oder der anderen Seite kom— men, ohne Unterſchied maͤnnliche oder weibliche ſind. Das Geſchlecht des Embryo iſt nur zweimal erkannt worden, und beide Mal gehoͤrte es dem weiblichen Ge— ſchlechte an, obgleich dieſe beiden ovula aus verſchiedenen Ovarien gekommen waren. 8 Kurz, wir ſehen, daß die graviditas interstitia- lis durch kein Zeichen angedeutet wird, woran man ſie erkennen kann; daß die Zerreißunng des zufälligen Sacks gewoͤhnlich vom erſten bis zum dritten Monate nach der Conception geſchieht; daß dieſe Zerreißung von ſelbſt oder unter dem Einfluß irgend einer heftigen Bes wegung des Rumpfs ſtatt findet; daß die charakteriſti— ſchen Symptome dieſes Zufalls eine Empfindung von Zerreißung und von Krachen in der regio hypogastri- ca, ein ſehr heftiger Schmerz, Lipothymien, Uebel⸗ keiten, Erbrechen, Kaͤlte der Extremitaͤten, Bleich— heit und Entſtellung des Geſichts, Kleinheit des Pulſes ꝛc. ſind. Alle dieſe Symptome, welche mit der bei der Exploration wahrnehmbaren Vergroͤßerung des uterus zuſammenfallen, und das gaͤnzliche Nichtvorhan— denſeyn der Zeichen, welche gewoͤhnlich den abortus be— gleiten, können dieſe Art von graviditas extrauterina vermuthen laſſen, und dem Praktiker Zeit geben, mit fete zu handeln, welche ein fo ſchwerer Fall er⸗ ordert. 62 Ein Verſuch Eierſtocksgeſchwülſte zu exſtirpiren iſt kuͤrzlich von Dr. Granville unvollendet gelaſſen worden. Er wollte bei einer Perſon, die fruͤher Patien— tin im Westminster General Dispensary geweſen war, mehrere Eierſtocksgeſchwuͤlſte wegnehmen. Die Hoh. Brodie und Keate hatten einige Zeit vorher die Frau mit Dr. Granville unterſucht, und obgleich der Fall ſelbſt nicht gerade fuͤr dieſe Operation guͤn— ſtig gehalten wurde, ſo wurde letztere doch verſucht, in der Ueberzeugung, daß das Leben der Patientin unter dem Einfluß einer ſolchen Krankheit nicht gerettet oder laͤn— ger als ein oder zwei Jahre erhalten werden koͤnne; da— hingegen, wenn die Operation gelinge, die Perſon eine längere Zeit zu leben hoffen dürfe. Die Patientin ſchien uͤberdem ſehr zu wuͤnſchen, daß ein Verſuch mit der Operation an ihr gemacht werden moͤge, und bot ſonſt in ihrer Conſtitution, in einem ſehr phlegmatiſchen Tempe— rament und einer faſt gaͤnzlichen Abweſenheit von Irrita— bilttät To guͤnſtige Verhaͤltniſſe dar, daß alle Anweſende einſtimmig den D. Granville für berechtigt hielten, zur Operation zu ſchreiten. Die Patientin wurde 14 Tage lang durch Ruhe, ſpaͤrliche Diaͤt und gelegentliche Abfuͤhrungsmittel vorbe— reitet. Zwei oder drei Tage vor der Operation mußte fie eine Mixtur nehmen, welche Blaufäure enthielt (9 und es wurde ein Tag ausgewaͤhlt, wo das Thermome— ter nur auf 75° Fahr. fand (1. Juli). D. Granville machte einen 72 Zoll langen Schnitt durch die allgemei⸗ nen Decken, zwei Zoll von einem Punkte uͤber dem Nabel, in einer Linie zwiſchen ihm und dem lin—⸗ ken in. rectus, bis gegen die Schoosbeine hin, und durchſchnitt dann vorſichtig alle Theile, bis er auf das Peritonaͤum kam. Dieſes oͤffnete er vom oberen Ende des Einſchnitts auf eine Strecke von drei oder vier Zoll: worauf die Daͤrme mit einem Theil des Netzes in ziem— lich gefäßreichen Zuſtande nebſt den Raͤndern zweier auf der rechten und linken Seite der Wunde befindlichen Ge— ſchwuͤlſte zu Geſicht kamen. Man war vor der Opera— tion uͤbereingekommen, daß, wenn bei der Unterſuchung durch einen hinlaͤnglich großen Einſchnitt zahlreiche und ſtarke Verwachſungen entdeckt werden ſollten, deren Tren— nung die Gefahr der Patientin erhoͤhen wuͤrde, man von aller weitern Unternehmung abſtehen wolle. D. Granville führte demnach feine Hand in die Unter⸗ leibshoͤhle und fand, daß die Geſchwuͤlſte, (deren meh— rere vorhanden zu ſeyn ſchienen, und die ſich bei der aͤußern Unterſuchung frei beweglich anfuͤhlten) doch in der That in mehrern Richtungen feſt angewachſen waren. Dies war befonders mit der Geſchwulſt der Fall, welche auf der rechten Seite gegen die Leber in die Hoͤhe ſtieg und auf der linken an einem großen Sack lag, aus wels chem man einige Zeit vorher 10 Pinten einer hoͤchſt ei— weißhaltigen Fluͤſſigkeit abgezapft hatte, und die an dem groͤßten Theil ihrer vordern Seitenflaͤche mit der Bauchwandung und einigen Darmwindungen verwachſen war. Nachdem auch Brodie und Keate ſich Äberzeugt 63 hatten, daß die Dinge ſich fo verhielten, entſchloß man ſich, nicht weiter zu gehen und die Wunde zu ſchließen. Dies that Dr. Granville mittels der umſchlungenen Nath, indem die Nadeln in kleinen Zwiſchenraͤumen eins gebracht wurden. Die Wunde heilte in wenig Tagen und bildete eine gute und feſte Narbe faſt ohne alle Eiterung. Waͤhrend der Operation ward kaum ein Eſſloͤffel voll Blut verloren. Die Patientin, welche die Schmerzen beim Einſchneiden mit großer Feſtigkeit ertrug und verſicherte, daß dieſelben bei der Operation, z. E. mit Geburtsſchmer— zen verglichen, geringfügig feyen, empfand mit Ausnahme der erſten etwas unruhigen Nacht, faſt gar keine Unbe— guemlichkeit. Es ſtellten ſich weder Entzündung noch Fieber ein; die Stimmung war fortwaͤhrend munter, der Puls variirte nur von 80 zu 82 in der Minute. Die Frau verließ ihr Bett zu Ende der Woche. Man hat ein beſonderes Werk uͤber krankhafte Ova— rien von Hrn. Granville zu erwarten. (London medical and physical Journal. August p. 141) Miscellen. Eine merkwürdige Heilung einer nach einem brandig gewordenen Cruralbruch bei einer 30 jaͤhrigen Frau zuruͤckgebliebenen Kothfiftel, wel che mehrere Monate lang jeder Behandlung widerſtan— den hatte, beobachtete Hr. Dr. Wedemeyer zu Han— nover. Die Frau wurde nämlich ohngeachtet ihres Zus ſtandes ſchwanger; je höher der uterus flieg, deſto ges ringer wurde der Kothausfluß, in den letzten Monaten der Schwangerſchaft floß nur noch Eiter und Lymphe aus der widernatürlichen Oeffnung, und zwei Monate nach der Niederkunft (17 Monate nach der Entſtehung des wiedernatürlichen Afters) war derſelbe wieder ges heilt. (Graͤfe und Walther Journ. IX. 1.). ö Brüche des Unterkiefers hat der ſchwediſche Arzt Wallner zu Hudiksvall ohne Schienen und ans dern Verband, blos durch einen um die benachbarten Zaͤhne geſchlungenen und zuſammengedrehten Silberdraht ſo lange vereinigt erhalten, bis nach drei Wochen die Knochen wies der verwachſen waren. — Ein Hr. Buoͤck bediente ſich in Ermangelung von Silberdrath eines feinen wohlge— gluheten eiſernen Clavierdraths mit ebenfalls guͤnſtigem Erfolg. Den Zaͤhnen ſoll es nichts ſchaden. (Gerſon und Julius's Magazin, Mai und Juni 1826.) Ueber das bittere Princip in der Frucht von Laurus persea und deren Gebrauch als toni— KT — 64 ſches Mittel bei den Eingebornen von Demerara hat Hr. J. Froſt der Medico botanical Society am 12. Mai eine Mittheilung gemacht. (Annals of Philos. Aug. p. 147.) f a’ Einen für Mutter und Kind gluͤcklich ads gelaufenen Kaiſerſchnitt beſchreibt Hr. G. R. Grafe in feinem Journal IX. Bds. 1. St. ' Raͤucherungsanſtalten und medieiniſche Dampfbaͤder find zu Lyon, von Dr. Rapou ſeit einigen Jahren, und zu Annecy im Canton Vaud, von Dr. Carron eingerichtet worden, und erweiſen ſich vorzüglich gegen rheumatiſche und chronifche, ſero⸗ phuloͤſe und ſyphilitiſche Krankheiten ſehr wirkſam. Ueber eine Vergiftung durch den Genuß der Caltha palustris hat Hr. Dr. Spiritus zu Solingen in Ruſt's Magazin XX. 3. eine beach tungswerthe Erfahrung mitgetheilt. Ein 4Ojähriges Ehe⸗ paar und drei Kinder von 12, 8 und 3 Jahren wurden nach dem Genuß eines ſogenannten Hockmus, unter defs fen Ingredienzien D. S. die Caltha palustris erkannte, von anhaltenden Leibſchmerz in der Magen- und Nabel⸗ gegend, von Erbrechen und Vomituritionen befallen; der Unterleib war ſtark ausgedehnt, das Antlitz blaß und gelblich, das Auge der Erwachſenen truͤbe, thraͤnend, die Pupille etwas zuſammengezogen. Der Puls war klein, haͤrtlich und etwas beſchleunigt, bei der Frau und dem aͤlteſten Knaben auch zuweilen intermittirend. Alle Kranken zeigten große Angſt und Unruhe, und beſonders die beiden juͤngſten Kinder, welche ſich in der Stube waͤlzten und am ganzen Leibe zitterten. Hr. D. S. verordnete ſchnell ein Brechmittel, wodurch das in den Magen enthaltene Mus ausgeleert und Nachlaß der Leibs ſchmerzen bewirkt wurde. — Schon damals war bei den Kindern eine Anſchwellung des Antlitzes, beſonders der Augengegend wahrzunehmen. Auch klagte der aͤlteſte Knabe über ſchmerzhaftes Brennen in der Harnroͤhre beim Urinlaſſen. Am folgenden Tage war durch eine ſtarke ganz leucophlegmatoͤſe Geſchwulſt das Antlitz ganz monſtroͤs; in geringerem Grade breitete ſich die Geſchwulſt uͤber den ganzen Koͤrper aus; an Fuͤßen und Schen— keln bemerkte man einzelne rothe Flecken. Am dritten Tag war die Anſchwellung des Antlitzes vermindert, das gegen auf dem Ruͤcken, an den Extremitaͤten und in dem Antlitz pemphigusartige Blaſen von einem rothen, ſtark juckenden Hof umgeben, wahrzunehmen, die erſt den Eten Tag verſchwunden waren. N Bibliographiſche Neuigkeiten. The Edinburgh New Philosophical Journal conducted by Prof. Jameson. (Von dem von Prof. Jameſon zu Edinburgh herausgegebenen Edinburgh Philosophical Journal ſind 28 Quartal⸗Nummern erſchienen. An dieſe ſchließt ſich nun die vorljegende Nummer unter dem Titel the Edinburgh New Phil, Journal an.) The Edinburgh Medico-chirurgical Transactions, vol. II. Edinb. 1826. 8. m. K. (wird fuͤr die Notizen benutzt werden.) An Account of the Morbid Appearances exhihited on Dis- section in various Disorders of the Brain; with pa- thological observations to which a Comparison of the symptoms with the morbid Changes has given Rise, By Thomas Mills M. D. Dublin 1826. 8. (Iſt eine Reihe von Beobachtungen Über Hydrocephalus, Hirn. entzündung(Cephalic Fever), Apoplexie und Epilepſie. Zuerſt wird die Geſchichte jedes Falles erzaͤhlt mit Zuruͤckweiſungen auf Symptome und Behandlung, dann folgen die Erſchei⸗ nungen bei der Zergliederung und zuletzt ein Commentar.) — ———— — Nr. 315. dem Gebiete der ee Nöten wo. Natur- und (Nr. 5. des XV. Bandes.) Heilkunde. September 1826. Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. In Commiſſion bei dem Königl. Preuß. Graͤnz⸗Poſtamte zu Erfurt, der Koͤn. Säch f. Zeitungs⸗Expeditie du Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u. Tariſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. rn ‘ Preiß eines jeden Bandes von 24 Bogen, 2 Rthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes 3 ggl. Natur über die ſtrahlenbrechende Kraft zweier in Mi: neralien neu entdeckten Fluͤſſigkeiten ꝛc. } Von David Brewſter. 1 f (Beſchluß.) N 3. Ueber die Beſchaffenheit der Flüſſigkeiten er innerhalb der Höhlen, (Hierzu die Figuren 4 bis 75 25 Nö zu Nr. 512 ausgegebenen Afel. Die Phaͤnomene der ausdehnbaren Fluͤſſigkeit find bereits ſo vollſtaͤndig beſchrieben worden, daß ich blos einige Bemer— kungen uͤber dieſen Theil des Gegenſtandes hinzuzufuͤgen habe. an einigen Exemplaren von Quartz ſcheint die ausdehnbare uͤſſigkeit ſelbſt bei der gewoͤhnlichen Temperatur der Atmoſphaͤre eine ſehr beträchtliche elaſtiſche Kraft auszus üben, und wenn ein geringer Grad von Hitze angewen— det wird, ſo hat dieſe Fluͤſſigkeit bisweilen hinlaͤngliche raft, um das Exemplar auseinander zu fprengen. Ein ehr merkwuͤrdiger Fall dieſer Art kam einem Sohne es Herrn Sanderſon vor, welcher einen von den Quebecer Quartzeryſtallen in den Mund ſteckte. Selbſt bei dieſer geringen Application von Waͤrme ſprang das Exemplar mit großer Kraft auseinander, und verletzte den Mund. Die Fluͤſſigkeit, welche ausfloß, hatte eis nen ſehr unangenehmen Geſchmack. ö In den verſchiedenen in meinem vorhergehenden Aufſatze beſchriebenen Höhlen wurde die ganze ausdehn⸗ bare Fluͤſſigkeit, wenn ſie der Hitze ausgeſetzt wurde, entweder in Dampf“) verwandelt, oder fie blieb in ih: rem fluͤſſigen Zuſtande, nachdem fie den leeren Raum ‚ausgefüllt hatte. Jedoch habe ich ſeit der Bekanntma⸗ chung jenes Aufſatzes Hoͤhlen entdeckt, in welchen nach der Anwendung von Hitze drei verſchiedene Subſtanzen vorhanden waren, naͤmlich 1) die ausdehnbare Fluͤſſig⸗ keit in einem flüffigen Zuſtande; 2 die dichte Fluͤſſigkeit und 3) der Dampf der ausdehnbaren Fluͤſſigkeit. Dieſe Eine der größten Dampfhoͤhlen, welche ich geſehen habe, iſt in jeder Richtung /2 Zoll weit. Sie iſt nicht ganz halb voll von Fluͤſſigkeit, und deshalb wird dieſe durch Hitze in Dampf verwanvelt. Während der Präcipitation des Dampfs wird fie vollkommen undurchſichtig. FP i 2 merkwuͤrdige Thatſache wird durch Fig. 11. erläutert, wel; che eine Hoͤhle in einem Exemplar vorſtellt, welches dem Herrn Spaden angehoͤrt. Die Hoͤhle iſt 742 Zoll lang. Die ausdehnbare Flüͤſſigkeit befindet ſich in NN und N“ N“, wo es große leere Raͤume V“ giebt, und eine kugelfoͤrmige Portion der Fluͤſſigkeit iſt in n ohne einen leeren Raum. Wenn Hitze angewendet wird, fo geht die Fluͤſſigkeit in NN und N’N’ ſchnell in Dampf über, die Portion in n dehnt ſich in eine el: liptiſche Kugel aus, aber ihre Kraft iſt nicht groß ge: nug, um die Maſſe der zweiten Fluͤſſigkeit zwiſchen n und N und n und N’ von der Stelle zu ruͤcken, und da fie durch die entgegengeſetzten und faſt gleichen aus; dehnbaren Kräfte des Dampfes in NN und NN’ im Gleichgewicht gehalten wird, fo bleibt fie in m fluͤſſig. In einer Topasplatte, welche mir von Sivright ge: zeigt wurde, wo die ausdehnbare Flüuͤſſigkeit aus zwei Portionen beſteht, welche in einer großen Quantität dichter Fluͤſſigkeit ſchwimmen, iſt die eine Portion ein ſphaͤriſcher Tropfen, welcher ſich durch Hitze ausdehnt und durch Kaͤlte zuſammenzieht, und durch Uebertragung von Licht eine aͤhnliche Wirkung zeigt, wie das Erwei⸗ tern und Verengen der Pupille iſt. Als ich die Phaͤnomene der zweiten oder dichteren Fluͤſſigkeit wieder unterſuchte, habe ich mehrere ſehr merk— wuͤrdige Thatſachen kennen gelernt. Ich habe vorlaͤufig gezeigt, daß, wenn mehrere Hoͤh⸗ len mit einander communiciren, die ſchmalen Haͤlſe oder Kanäle, welche fie verbanden, mit der dichten Fluͤſſigkeit ausgefuͤllt wurden, welche ihren Stand veränderte, ſo— bald das Gleichgewicht der angrenzenden Portionen durch Hitze geſtoͤrt wurde. Die Theilchen der dichten Fluͤſ⸗ ſigkeit haben eine ſehr ſtarke Attraction zu einander, eben ſo wie die des Waſſers, und ſie werden auch durch das Mineral, welches ſie enthält, ſtark angezogen. Die Theil— chen der ausdehnbaren Fluͤſſigkeit hingegen haben eine ſehr geringe Attraction ſowohl zu einander, als auch zu dem Mineral, welches ſie einſchließt. Daraus folgt, daß, da die beiden Fluͤſſigkeiten ſich niemals, nicht in dem ge; ringſten Grade, mit einander . die dichte Fluͤſ⸗ 67 | 1 ſigkelt entweder In die Winkel wlnkeliger Hohlen gezo⸗ gen wird, oder den Grund runder Hoͤhlen einnimmt, oder die ſchmalen Haͤlſe oder Kanaͤle ausfuͤllt, durch weh che ziwei oder mehrere Hoͤhlen mit einander communici⸗ ren. Die ausdehnbare Fluͤſſigkeit hingegen nimmt alle weite Theile der Hohlen ein, und in denjenigen, welche tlef und rund find, liegt fie Über der dichten Fluͤſſigkeit. Wenn wir nun Hitze auf eine einzelne tiefe Hoͤhle applictren, welche beide Fluͤſſigkeiten enthält, fo wird die elaſtiſche Kraft, welche von der ausdehnbaren Fluͤſ— ſigkeit ausgeuͤbt wird, nachdem ihr leerer Raum ausge⸗ fuͤllt iſt, die Form der dichten Fluͤſſigkeit verändern, in dem ſie dieſelbe aus manchen Winkeln heraus und in andere hineindruͤckt, bis die elaſtiſche Kraft der einen mit der capillarartigen Attraction der anderen im Gleich⸗ gewicht iſt. N Aber wenn zwei Höhlen AB vorhanden find, wel che mit einander communiciren, wie Fig. 12., wo der punktirte Theil die ausdehnbare Fluͤſſigkeit vorſtellt, fo wird die dichte Fluͤſſigkeit in dem Halſe m, n, und in den Winkeln o, p, r, s, gefunden werden. Setzen wir nun den Fall, daß ein leerer Raum V blos in den kleinern Hoͤhlen B vorhanden ſey, und daß Hitze auf das Exemplar applicirt werde, ſo iſt es einleuchtend, daß die größere Ausdehnung der ausdehnbaren Fluͤſſigkeit in A, welche keinen leeren Raum auszufuͤllen hat, die dichte Fluͤſſigkeit an nach V hin treiben wird, worauf fie in bm, wo die ausdehnenden Kräfte im Gleichgewicht ſind, einen neuen Stand einnehmen wird. Aber wenn die Höhle A im Vergleich zu B ſehr groß iſt, fo wird die Fluͤſſigkeit mi aus dem Halſe bn herausgetrieben werden, und ihren Weg zu einem der Winkel o, oder p finden, aus welchem fie beim Erkalten wiederum in ihren Stand mn zurückkehren wird. Setzen wir nun den Fall, daß die Hoͤhle A mit andern Höhlen communicire, welche allmaͤhlig ſich in die⸗ ſelbe ausdehnen, waͤhrend ſie ſich in B ausdehnt, fo wird die dichte Fluͤſſigkeit min bei jeder Ausdehnung von A auf eine Seite getrieben werden, doch wird ſie ſogleich zuruͤckkehren, und den Hals wie eine Klappe oͤffnen und ſchließen. Dieſe Wirkung wird in einer Hoͤhle eines Exemplars gut gezeigt, welches dem Herren Sander⸗ fon angehört, und iſt Fig. 13. von AB CDE vor⸗ geſtellt. Bei gewöhnlichen Temperaturen, ohngefaͤhr von 45°, iſt ein leerer Raum von der Größe V in der aus dehnbaren oder punktirt dargeſtellten Fluͤſſigkeit vorhanden, und die dichte oder ſchattirte Fluͤſſigkeit nimmt die Haͤlſe be, de, DE, und auch das Ende F ein. Wenn die Waͤrme der Hand auf das Exemplar applicirt wird, ſo findet die ſich ausdehnende Fluͤſſigkeit in den Verzweigun— VC, VD Raum fuͤr ſich, indem fie den leeren Raum ausfüllt; aber da keine leeren Räume in den Portionen der in AB, B und EF enthaltenen ausdehnenden Fluͤſ— figteit vorhanden find, fo muͤſſen fie nothwendigerweiſe die dichte Fluͤſſigkeit, welche fie begraͤnzt, heraustreiben. Die dichte Flüffigkeit in dem Halſe ED kommt auf dieſe Weiſe in D zum Vorſchein, und die ſaͤmmtliche in — — be enthaltene dichte Fluͤſſigkeit wird zu de getrieben, is ſie, indem ſie ſich daſelbſt anhaͤuft, durch Attraction zu dem naͤchſten Halſe mnop gezogen wird. Hiet uͤberzteht fie durch ihre ſtarke Attraction zum Quartz zus erſt die Peripherie des hohlen Halſes, und ſo wie der Ueberzug dicker wird, erſcheint fie als eine geringe Ert hoͤhung zwiſchen o und p und zwiſchen m und n. Dieſe Erhöhungen nehmen zu, bis fie durch ihre wech felfeitige Attraction zuſammenfließen und eine Säule der dichten Fluͤſſigkeit m npo bilden. Die Säule bc dich ter Fluͤſſigkeit iſt nun ganz verſchwunden, und der Raum AB CD iſt mit der ſich ausdehnenden Fluͤſſigkeit angefuͤllt. Wenn die Wärme der Hand fort angewendet wird, fo drängt ſich die ausdehnende Fluͤſſigkeit A B durch den Eleir nen Cylinder von dichter Fluͤſſigkeit de, welche in demſelben Augenblick ihre Stelle wieder einnimmt, wo eine Por tion der erſteren durch ſie hindurchgegangen iſt. Aber da dieſelbe Wärme die Fluͤſſigkeit zwiſchen np und G ausgedehnt hat, welche einen Theil der dichten Flüffigs keit in mnop austreibt, ſo bewegt ſich dieſe dichte Fluͤſſigkeit und dasjenige, was aus be gewichen iſt, laͤngs den Seiten der Hoͤhle hin, bis es die Portion qr des Halſes VD einnimmt. Bisweilen iſt die dichte Fluͤſſigkeit ganz aus mnop herausgetrieben und ein Theil derſelben iſt zu dem Ende C gekommen. Jedoch bleibt gewoͤhnlich eine ſehr kleine Portion in dem wah⸗ ren Halſe mo zuruͤck. N So wie das Exemplar kalt wird, verlaͤßt die dichte Fluͤſſigkeit mo und qi, und wird allmaͤhlig durch den Hals de zu dem Hals be getrieben. Jede Portion 6 17 — nimmt immer ihren urfprünglichen Stand wies er ein. 1 Eine merkwürdige Modification dieſer Thaͤtigkeiten ſieht man in einer Hoͤhle des Exemplars, welches Fig. 14. gezeigt wird. Der Hals by hat immer einen leeren Raum V, waͤhrend die Hoͤhle A, welche mit ihm durch den haarroͤhrchenartigen Kanal ob verbunden iſt, keinen leeren Raum hat. Bei der gewoͤhnlichen Temperatur erſcheint die Fluͤſſigkeit in a und e, und eine kleine Quan tität derſelben in o und b, fo daß fie den ſchmalen Ras nal ob ausfüllt. Durch Anwendung von Hitze fuͤllt die expandirende Fluͤſſigkeit in b V den leeren Raum V aus, und da die Höhle Aaoc keinen leeren Raum hat, wird eine Portion ihrer Fluͤſſigkeit durch den Hals An in Heinen Kügelchen in bV getrieben, aber wegen des Schmalheit des Halſes in b werden die Phaͤnomene nicht leicht beobachtet. Jedoch beim Erkalten wird das Zuruͤckkehren der Fluͤſſigkeit, welche von A zu bV ge gangen iſt, gut geſehen. Die Contraction der ausdehns baren Fluͤſſigkeit in A verurſacht, daß die dichte Fluͤſt ſigkeit in mno (Fig. 14.) erſcheint, und daß die ge kruͤmmte Oberflaͤche mn platter und zuletzt eine gerade Linie wird, wie m'n“ Fig. 15. Dies zeigt einen Druck längs dem Kanal b“o“ in der Richtung bo“ an, und eine Blaſe der ausdehnbaren Fluͤſſigkeit ſtroͤmt for gleich aus o“ aus, wie Fig. 15 geſehen wird, und durch die dichte Fluͤſſigkeit gehend, kommt fie zu der aus⸗ behnbaren Fluͤſſigkett in A. Nachdem bret oder vier dieſer Blaſen durchgegangen ſind, iſt das Gleichgewicht hergeſtellt. In dieſem Falle iſt die capillarartige Kraft, welche von dem Kanal o“ b“ auf die in ihm enthaltene dichte Fluͤſſigkeit ausgeuͤbt wird, zu ſtark, als daß das kleine Kuͤgelchen der aus dehnbaren Fluͤſſigkeit in b’ V“ fie überwinden koͤnnte, wie Fig. 13 geſehen wird, ſo daß ſie ſehr langſam in getrennten Kuͤgelchen durchgeht. Die Fluͤſſigkeitsklappen, wie ſie mit Recht genannt werden koͤnnen, welche ſo die verſchiedenen Verzweigungen der Höhlen von einander trennen, geben Anlaß zu wich— tigen Nachforſchungen über die Funktionen thieriſcher und vegetabilifcher Körper. In den groͤßern Organiſa— tionen gewoͤhnlicher Thiere, wo Schwere den Einfluß capillarartiger Attraction gewöhnlich uͤberwaͤltigen oder wenigſtens modificiren muß, iſt ein ſolcher Mechanismus weder noͤthig noch zweckmaͤßig, aber in den kleinern Funktionen derſelben Thiere, und in faſt allen mikroſco⸗ piſchen Structuren der niedrigen Welt, wo die Schwer— kraft ganz der ſtaͤrkern Gewalt capillarartiger Kräfte uns terworfen iſt, iſt es ſehr wahrſcheinlich, daß der Me— chanismus unmiſchbarer Fluͤſſigkeiten und Flüuͤſſigkeits⸗ klavven im Allgemeinen angewendet iſt. Wir muͤſſen jedoch den Phyſiologen überlaffen die Wahrheit dieſer Vermuthung feſtzuſtellen. 0 4, Ueber die Beſchaffenheit der Flüſſigkeiten, wenn ſie aus den Höhlen herausgenommen ſind. Ich habe bereits in einem vorhergehenden Aufſatze die ſonderbaren Bewegungen, in welche die ausdehnbare Fluͤſſigkeit gebracht wird, ſobald ſie aus ihrer Hoͤhle auf die Oberflaͤche der Topasplatte fließt, welche ſie enthaͤlt, ſo ausfuͤhrlich beſchrieben, daß ich uͤber dieſen Gegen— ſtand nichts hinzuzufügen habe. Ich dachte damals nicht daran, daß dieſe Bewegungen von Electricitaͤt herrüh— ten koͤnnten, bis ich einen Bericht des folgenden Ver— ſuchs las, welcher vom Prof. Erman und von Hrn. Herſchel gemacht worden if. Wenn ein Waſſerkuͤgel— chen auf die Oberflaͤche einer platten Queckſilberſcheibe getroͤpfelt mit dem pofitiven Pol einer galvaniſchen Bats terie in Verbindung gebracht wird, während das Queck— ſilber mit dem negativen Pol verbunden iſt, fo wird es ſogleich platt, ſein Durchmeſſer wird noch einmal ſo groß, und wenn der Strom unterbrochen wird, ſo nimmt es ſeine vorige ſphaͤriſche Geſtalt wieder an. Dieſe Aus— dehnung und die nachfolgende Reaggregation des Waflers kuͤgelchens iſt ganz dieſelbe Wirkung, wie diejenige, welche von dem Tropfen ausdehnbarer Fluͤſſigkeit gezeigt wird, und es iſt deshalb ſehr wahrſcheinlich, daß die letztere von einer electriſchen Urſache herruͤhre. Bei Trennung der Koͤrpertheilchen wird immer Electricitaͤt hervorge— bracht, und beim Zerſprengen von Topas und Glimmer wird ſelbſt electriſches Licht entwickelt. Doch fehlen noch immer Verſuche, um zu beſtimmen, ob in dem gegen— waͤrtigen Falle die Electricitaͤt von der Trennung der verbundenen Flächen oder von der Veränderung der Bes ſchaffenheit hervorgebracht wird, welche die neue Fluͤſſig / keit waͤhrend Ihrer ſchnelen Verbunſtung und während ihrer theilweiſen Verwandlung in ein pulverartiges Re ſiduum erleidet. 5. ueber einige vermiſchte Phänomene, welche mit der Bildung von Fluͤſſigkeitshoͤhlen verbunden ſind. In meinem vorigen Aufſatze habe ich die Phaͤno⸗ mene einer einzelnen Fluͤſſigkeit in den Höhlen verſchiede⸗ ner Mineralien und kuͤnſtlicher Cryſtalle beſchrieben. Seit dem ich dieſen Aufſatz geſchrieben, habe ich viele Exemplare dieſer Art geſehen, doch da man bei der Unterſuchung immer gefunden hat, daß die Fluͤſſigkeit Waſſer war, ſo beſitzen ſolche Exemplare keinen Werth, wenn nicht ihre Höhlen fo geöffnet werden, wie es Sir Humphry Da vy zuerſt gethan hat. Jedoch iſt eins dieſer Erems plare, welches mir von W. C. Trevelyan zugeſchickt wurde, ſo merkwuͤrdig, daß es erwaͤhnt zu werden ver⸗ dient. In der Abbildung deſſelben auf Fig. 16, welcht die wahre Größe vorſtellt, it AB eine Höhle in Quartz, welche mit einer Fluͤſſigkeit angefuͤllt iſt, ausgenommen der leere Raum ab, welcher an verſchiedene Theile der Hoͤhle bewegt werden kann. Die Fluͤſſigkeit dehnt ſich nicht wahrnehmbar durch Waͤrme aus, und iſt aller Wahrſcheinlichkeit nach Waſſer. Wenn das Exemplar geſchuͤttelt wird, fo wird die Fluͤſſigkeit truͤbe und bes kommt eine weißliche Farbe, welche von einem feinen weißen Sediment herruͤhrt, das ſich auf den untern Theil der Hoͤhle ſetzt. a In einem Exemplar von braſilianiſchem Quartz tft eine ohngefaͤhr „5 Zoll lange Höhle mit einer Luftblaſe. Faſt ein Drittel derſelben iſt mit einem weißen Pulver angefüllt, welches aus eryſtalliniſchen Theilchen beſteht, die, wenn man das Exemplar umkehrt, uber die Oberflache der Luftblaſe wie Sand in einer Sanduhr ſich bewegen. In den bereits erwaͤhnten Exemplaren von Quartz, welche Hoͤhlen mit pyramidalen Spitzen enthal⸗ ten, iſt blos eine Fluͤſſigkeit, in welcher gewoͤhnlich eine Luftblaſe vorhanden if. Dieſe Höhlen enthalten oft undurchſichtige ſphaͤriſche Kugeln, welche ohnge⸗ faͤhr „I Zoll im Durchmeſſer haben, und offenbar bes weglich find, In einer Höhle habe ich zehn ſolche Ku⸗ geln gezählt, von welchen ſieben in der Hoͤhle herumrol— len, wenn das Exemplar herumgedreht wird“). In eis nem zweiten Exemplare find ſphaͤriſche Kugeln von ders ſelben Art in dem Quartz und auch in den Hoͤhlen zer⸗ ſtreut. In einem dritten Exemplare ſind die Kugeln nahe an den Spitzen der pyramidalen Höhlen, ſo daß einige innerhalb und andere außerhalb der Hoͤhle ſind. In den Cryſtalliſationen von Eis kommen verſchts⸗ dene Phaͤnomene vor, welche ſich auf die vorhergehende Unterſuchung genauer beziehen. Wenn Waſſer in einem * J e nachher mehrere ſolche Höhlen mit einem Ham, * e 25 le Hößlen war die Fluͤſſigkeit ganz verſchwunden, ohne eine Spur von ihrem Vorhanden⸗ ſeyn zu hinterlaſſen. Die ſphaͤriſchen Kugeln waren in den Höhlen geblieben. Sie wurden weder von der Salzſaͤur⸗ noch von der N angegriffen. 7 71 gläfernen Gefäß gefriert, fo iſt das Eis oft durch Strei⸗ fen von Hoͤhlen durchſchnitten, die daſſelbe Ausſehen haben, wie diejenigen, welche in Mineralien vorkommen. Ich habe bisweilen gefrorene Tropfen von Thau beob— achtet, worin eine Portion Waſſer enthalten war, welche ſelbſt bei niedrigen Temperaturen ungefroren blieb. Auch habe ich neuerlich Gelegenheit gehabt, einige Cryſtalliſa— tionen von Eis zu unterſuchen, welche dieſelbe Thatſache unter noch merkwuͤrdigeren Umſtaͤnden zeigten. In Roxburghſhire trat am Morgen des 8. October 1825 ein ſehr ſtarker Froſt ein. Die Sandwege in den Gaͤrten wurden durch das ploͤtzliche Gefrieren des Waſ— ſers in der mit Sand vermiſchten Erde ohngefaͤhr einen Zoll über ihre gewöhnliche Höhe in die Höhe gehoben. Alle erhoͤhte Portionen beſtanden aus vertikalen prisma— tiſchen Eiseryſtallen, welche ſechsſeitige Prismen bildeten, deren Spitzen triedriſch zu ſeyn ſchienen. Die Pflanzens blaͤtter u. ſ. w. waren mit koͤrnigen Cryſtallen bedeckt, welche gewoͤhnlich ſechsſeitige Tafeln bildeten. Als man die prismatiſchen Cryſtalle, welche in pas rallelen Richtungen an einander gereiht waren, unter— ſuchte, zeigten ſie einige ſonderbare Phaͤnomene. Sie hatten zahlreiche Hoͤhlen von der kleinſten Art, welche in Reihen parallel mit der Axe der Kryſtalle und in ſo gleichen Entfernungen angeordnet waren, daß ſie einer Reihe von mathematiſch gleichweit entfernten Punkten aͤhnelten. Einige dieſer Hoͤhlen waren ſehr lang und platt, und bisweilen waren fie unregelmäßig; doch enthiels ten ſie gewoͤhnlich Waſſer und Luft. Als eine dieſer Hoͤhlen unter einem ſtarken Mikroſcop betrachtet wurde, erſchien ſie ſo wie Fig. 17 gezeigt wird, wo ABC das Stuͤck Eis iſt, welches eine lange Hoͤhle mo in ſich hat, worin Waſſer und Luft enthal— ten iſt. Das Eis ſchmolz allmaͤhlig, und als das Ende no der Höhle mo dem Rande des Eiſes CB nahe war, trennte ſich die in einer Portion deſſelben no enthaltene Luft und ging zu p durch das feſte Eis hindurch, waͤh— rend ſich die Höhle in n wiederum ſchloß. Dieſes Phaͤ— nomen iſt dem Durchgehen der ausdehnbaren Flüuͤſſigkeit durch Topas und Quartz aͤhnlich, welches bereits beſchrie— ben worden iſt. Die Luft findet in dem einen Falle, und die Fluͤſſigkeit in dem andern ihren Weg in der Richtung der beguemften Sprengung, und die Spalte ſchließt ſich wiederum auf die in einem vorhergehenden Theile dieſes Aufſatzes bereits erwähnte Weiſe. Merk würdig iſt jedoch die Thatſache, daß die Portion no der Hoͤhle, welche das Luftkuͤgelchen verließ, ſogleich mit Eis ausgefuͤllt, und daß die Hoͤhle bis zu den Dimen— fionen mn reducirt wurde. Da die Bildung des Eiſes aus Waſſer in jeder Hinſicht der Bildung der Cryſtalle aus einer durch Waͤr— me fluͤſſig gemachten Subſtanz ahnlich iſt, fo iſt die Un⸗ terſuchung der Höhlen des Eiſes geignet, einiges Licht auf die Bildung der Cryſtalle in mineraliſchen Koͤrpern zu werfen ). *) Als dieſer Aufſatz geſchrieben war, hat mir William Ni col, Lehrer der Experimentalphyſik, ein ſehr merkwuͤrdiges 72 Eremplar von ſchwefelſaurem Baryt gezeigt, welches Fluͤſ⸗ ſigkeitshoͤhlen von demſelben allgemeinen Charakter enthielt, wie diejenigen, welche ich in meinem 150 enen Auf⸗ ſatze beſchriehen habe, doch waren ſie groͤßer als jede von denjenigen, welche ich geſehen habe. Als eine der Flächen dieſes Praͤparats auf einen trocknen Stein geſchlagen wurde, zerſprang die größte Höhle und ihre fluͤfſigen contenta ſtröͤmten durch die auf der untern Oberfläche des Exemplars befind⸗ liche Spalte aus. Die Fluͤſſigkeit lag in Tropfen von ver⸗ ſchiedenen Groͤßen laͤngs der Fiſſur, und in dieſem Zuſtande brachte fie Nicol in fein Kabinet. Als ich ohngefähr 24 Stunden nachher nach dem Exemplar ſah, war jeder Trop⸗ fen Fluͤſſigkeit in ein Cryſtall von ſchwefelſauern Baryt vers wandelt worden. Dieſe Cryſtalle hatten die urſpruͤngliche Ferm des Minerals. er Diefe ſehr merkwürdige Thatſache iſt dem uneryſtalli⸗ ſirten Waſſer in den oben erwaͤhnten Eishoͤhlen aͤhnlich, in⸗ dem die Cryſtalliſation in beiden Faͤllen durch Druck ver⸗ hindert wird. Wenn dieſer Druck entfernt wurde, cryſtalli⸗ ſirten ſogleich eine Portion des Waſſers und der jchivefele ſauren Barytfluͤſſigkeit. Nicol bemerkte deutlich, daß die Cryſtalle faſt eben ſo viel Raum einnahmen, als die Tropfen der Fluͤſſigkeit, ſo daß die Cryſtalle von ſchwefel⸗ ſauerm Baryt nicht aus einer waͤſſerigen Auflöfung EM ‚abs, ſetzten, ſondern, daß fie zu der Fluͤſſigkeit, aus welcher fie gebildet wurden, in demſelben Verhaͤltniß ſtanden, wie Ei Ä zu Waſſer. 0 KT 1 Miscellen. nen Das Litrameter iſt ein von Dr. Hare erfundenes In⸗ ſtrument, um damit die ſpecifiſche Schwere der Fluͤſſigkeiten auszumitteln. Es beruht auf dem Grundſatze, daß wenn Saͤu⸗ len verſchiedener Fluͤſſigkeiten durch denſelben Druck erhoben wer⸗ den, ihre Hoͤhlen ſich umgekehrt wie ihre Schweren verhalten muͤſſen. Zwei Barometerroͤhren werden deshalb oben mit einan⸗ der in Verbindung geſetzt, und nachdem ſie auf irgend eine Weiſe luftleer gemacht worden ſind, in zwei Schaalen geſenkt, welche die zu vergleichenden Fluͤſſigkeiten enthalten. Hat man letztere in die Schaale geſchuͤttet und den Druck zum Theil in den Röhren, mittelſt eines Stempels oder andern Apparates, entfernt, ſo ſteigen die Fluͤſſigkeiten in den Roͤhren empor, und ihre ſpecifiſchen Schweren folgert man aus einer Schaͤtzung den Höhen der Säulen, die man mittelſt eines Nonius genau be⸗ ſtimmt. (Franklin’s Journal I. 157.) 86 23 Hare's Chyometer. Dr. Hare, Prof. an der Penn⸗ ſplvaniſchen Univerfität, hat neulich ein Verfahren erfunden, Fluͤſ⸗ ſigkeiten mittelſt eines Stabes oder Stempels zu meſſen, der durch eine Lederbuͤchſe in einen Stiefel hinabſteigt und aus dem⸗ ſelben die darin enthaltene Fluͤſſigkeit verdraͤngt. Die Quantitaͤ⸗ ten werden nach Graden gemeſſen, welche auf dem Stempel ver⸗ zeichnet ſind, und der groͤßern Genauigkeit halber mit einem Nonius aufgefaßt. Das Inſtrument heißt Chyometer und ſoll, nach Dr, Hare's Verſicherung, zugleich ein bequemes Mik⸗ tel abgeben, die ſpecifiſche Schwere der Fluͤſſigkeiten auszumit⸗ teln. Dieſelbe Meßart hat Hare auch mit großem Vortheil an Eudiometern angebracht. Wir werden daruͤber naͤchſtens ein Mehreres mittheilen. (Franklin's Journal I. 45.) Ein Thier aus der Claſſe der Cephalopoden mit acht Fuͤßen, deſſen Charactere mit denen der Argonauta Argo uͤbereinſtimmten, wurde von Hrn. Riſſo aus Nizza an Hrn. Féruſſac“) uͤberſchickt, welches die Schaale, in der es enthalten war, ganz ausfüllte. War es in dieſelbe ganz zuruͤck⸗ gezogen, ſo ſah man 4 von den Armen oder Fuͤßen auf dem Ruͤcken ſo herunterliegen, daß ihre Saugnäpfchen an der innern Fläche des er⸗ weiterten Kiels anlagen, die 4 andern aber zuſammengeſchlagen nach der andern Seite in der Windung der Schaale, welche ſie aus⸗ fuͤllten; das mittlere Paar oder die handfoͤrmigen Arme, welche *) Men. de la Soc. d’Hist, Nat, de Paris T. II, Part, I. 73 beſtimmt find die Eier zu tragen, nahmen die mittlere Stelle ein, wo fie eine Maſſe bildeten, über we che die Enden des aͤu⸗ fern Paars heruͤbergeſchlagen waren, waͤhrend der groͤßere Theil dieſer letztern auf den Seiten des Korpers lag. Als die Schaale zerbrochen wurde, fand man, daß die äußere Flache des Körpers ganz mit der innern der Schaale uͤbereinſtimmte, indem man an ihm die e der Furchen, des breiten un flachen Kiels, und der ocker, welche längs den Seiten deſſelben liegen, bemerken konnte. Hr. Feruſſac benutzt dieſe Beobachtung zur Unterſtuͤtzung ſei⸗ ner, ſo wie Cuvier's, Lamarck's und Anderer Behauptung, daß das Thier der Argonauta nicht als Paraſit in der Schaale lebe, ſondern daß ihm dieſe eigenthuͤmlich angehöre, indem er poli's, in einem nicht naͤher bezeichneten italieniſchen Journale 11 ee er e e nt Verſuche über die Einimpfung der Kuhpocken 5 bei verſchiedenen Hausthieren. Vom Dr. A. Numan. Prof. an der Veterinaͤrſchule zu Utrecht. Der Verf. erinnert im Eingange ſeiner 35 Seiten ſtarken Abhandlung daran, daß die in verſchiedenen Läns dern, z. B. von Gohier, Sacco, Jenner, in gleicher Abſicht angeſtellten Verſuche beweiſen, daß der Pocken— ausſchlag als eine Krankheit zu betrachten ſey, welche ich überall entwickelt, wo viele Hausthiere gehalten wers den. In Holland bemerkte man die Kuhpocken zum erſtenmal im Jahre 1805, und im Jahre 1811 im Over Yſſel, und Zuid Holland; in Dänemark hat man ſich eifrig bemuͤht, zu erfahren, ob dieſe Krankheit dort exiſtire, und welche Urſachen zu ihrer Entwickelung bei— truͤgen. Jeder Viehbeſitzer iſt geſetzlich verpflichtet anzuzeigen, wenn in feinem Stalle die Pocken aus brechen. Im Jahre 1824 zeigten ſich nach dem Bericht des Arztes Braauw zu Woͤrden, die Kuhpocken im bes nachbarten Dorfe Geverskamp bei einem jungen Maͤd⸗ chen, welches gewoͤhnlich die Kuͤhe molk, und weder die Menſchenblattern gehabt hatte, noch vaccinirt worden war. Der Ausſchlag entwickelte ſich auf Haͤnden und Armen, und ihm ging ein ſehr ſtarkes Fieber voran, welches bis zum vollkommnen Aufhoͤren der Eruption dauerte. Die uͤbrigen jungen Maͤdchen des Dorfes, wel— che vaccinirt worden waren, bekamen, obgleich fie daſ— ſelbe Geſchaͤft beſorgten, keinen aͤhnlichen Ausſchlag. Bis jetzt hat man, in der Regel mit Erfolg, die na— tuͤrliche Vaccine einzelnen Kuͤhen eingeimpft, indeß ſcheint man doch in den Niederlanden dieſes Verfahren nicht ſehr beruͤckſichtigt zu haben, obgleich es ſeinen großen Nutzen haben koͤnnte, wenn man gefunden Hausthieren die Kuh— pocken einimpfte. Um hieruͤber etwas feſtzuſtellen, hat — r an die zunaͤchſt beſchriebenen Verſuche an? geſtellt. Inoculation der Kuhpocken bei einer ge ſunden Kuh. — Als man einer Kuh Lymphe ein— impfte, die entweder von einem vaccinirtem Kinde oder einer andern Kuh genommen war, und an das Eiter 8 24 Impfſtiche machte, fo entſtanden an der Impf⸗ ſtelle ſelbſt Pocken, welche mit einer Entzuͤndung jeder S 74 mitgetheilte mikroſeopiſche Beobachtung des Embryo des genann⸗ ten Thiers anführt, welcher in dem Ei dieſes Cephalopoden ei⸗ nen Anfang von Schaalenbildung geſehen haben wollte. Dem ſtehen jedoch Bauers, eines eben ſo geſchickten Handhabers des Mikroſcops, in den Philos. Transact. vom J. 1817. mitge⸗ theilte Beobachtungen entgegen, aus denen hervorgeht, daß das, was Poli fuͤr die erſte Spur einer Schaalenbildung gehalten atte, weiter nichts iſt, als der Dotter. Dieſe Ungewißheit wird alſo wohl noch ſo lange dauern, bis genauere Beobachtungen der täglichen Entwickelung des Embryo dieſes Thiers bis zu feiner volligen Ausbildung uͤber die Richtigkeit der einen oder der an⸗ dern Behauptung entſcheiden werden, i eee kleinen Wunde begannen; 3 und 4 Tage darauf, öfter noch ſpaͤter, dehnten ſich die Blattern aus, bis ſie ſich am 8. bis 9. Tage vollkommen entwickelt und mit Mas terie gefuͤllt hatten, welche ſich zur Fortpflanzung der Kuhpocken eignete. Die inoculirten Kuhpocken dehnten ſich in der Laͤn⸗ genrichtung der kleinen Wunde häufig 4 — 5 Linien weit aus; indeß waren die Blattern zuweilen auch klein. Im Allgemeinen ſind ſie rund, bis ſie aufbrechen, von welcher Zeit an fie, vorzüglich wenn man fie, um Ma: terie herauszunehmen, mit der Lanzette oͤffnet, laͤnglich und eckig werden. Spaͤter vertrocknen ſie, und bedecken ſich mit einem dunkelbraunen Grind, der immer dunkler und kleiner wird, bis er am 18. bis 20. Tage abfällt. Bei manchen Kuͤhen ſind die Puſteln mit einem rothen Ring umgeben, der jedoch nie ſo ſtark iſt, wie bei dem Menſchen. Dies läßt ſich zum Theil auf die verfchies dene Faͤrbung des Euters ſchieben; bei ſolchen mit ſchwarzen Eutern bemerkt man die rothe Färbung, mel 110 die Entzuͤndung herbeifuͤhrt, ſehr wenig oder gar nicht. Bisher hat man noch nicht bemerkt, daß ſich irgend ein Ausſchlag auf dem Rumpfe oder auch nur um die Impfſtiche her gezeigt haͤtte. Das einzige Uebelbefinden, das an den Thieren bemerkbar iſt, beſchraͤnkt ſich auf etwas heiße Ohren und Hoͤrner, ſo wie eine geringe Beſchleunigung des Blutumlaufs. Die Freßluſt und das Wiederkaͤuen werden nicht geſtoͤrt. An den Zitzen oder Strichen gelingt die Einimpfung ſowohl bei alten als jungen Kuͤhen gleichfalls, obwohl die Pocken nicht ſo groß werden als am Euter. Man bemerkt an denſelben einen ſehr kleinen Entzuͤndungsring. Einimpfung der Kuhpocken bei Stieren. — Daß man die natuͤrlichen Kuhpocken am Stiere nicht bemerkt, wenn fie unter der Heerde graſſiren, rührt wahrſcheinlich daher, daß im Verhaͤltniß zu den Kuͤhen fo wenig Zuchtſtiere gehalten werden. Mehrere Schrift ſteller, z. B. Mundigh * und Hofacker *) find der Meinung, man koͤnne den Stieren und Ochſen die *) Comparative phyſſolog. und noſolog. Anſichten von den Krankheiten der Menſchen und vorzuͤglichſten Hausthiere. ) gehrbuch über die gewoͤhmichen allgemeinen Krankheiten des Pferdes, 75 Kuhpocken nicht einimpfen, während Bergmann *) das Gegentheil behauptet. Auch Viborg ) impfte dem Stier mit Erfolg die Kuhpocken ein, und s Dr. Sacco verſichert, dem jungen Stiere dieſe Krankheit durch Einimpfung mitgetheilt und ſich dieſes Mittels mehrmals bedient zu haben, um friſche Materie zu ers halten. Indeß behauptet er, der Stier verliere diefe Empfaͤnglichkeit mit zunehmendem Alter und giebt uͤberdem nicht an, an welcher Stelle des Koͤrpers er Verſuche gemacht habe. Dr. Numan impfte einem Stier die Kuhpocken auf dem Hodenſack, und erhielt ganz aͤhnliche Puſteln wie bei Kühen. Als er aber am 10. Tage ein Kind mit von dem Stier genommener Lymphe auf beiden Ars men impfte, ſtellte ſich kein Ausſchlag ein, und doch bes kam daſſelbe Kind die Kuhpocken in ganzer Stärke, als man es 7 Tage ſpaͤter mit Lymphe impfte, die von einer Kuh genommen war. Als man mit der vom Stier ger nommenen Materie mehrere Kühe am Euter impfte, ſtellten ſich vollkommene Pocken ein, mittelſt deren man fpäter die Krankheit fortpflanzen konnte. R Inoculation der Kuhpocken beim Pfen de. — Als man die Kuhpocken zuerſt entdeckte, hielten mehrere Aerzte dafür, fie ſeyen der Mauke bei den Pfer⸗ den analog; gewiß tft indeß, daß dle Kühe häufig die Pocken anf der Trift bekommen, ohne daß die Mauke gerade unter den Pferden herrſcht, und man muß daher annehmen, daß jene ſich von innen heraus entwickeln; indeß laͤßt ſich nicht bezweifeln, daß die Mauke mit den Kuhpocken nahe verwandt iſt, denn nach den Verſuchen Viborgs zeigten ſich nach der Inoculation mit Mauke— lymphe bei den Kühen nicht nur an der Impfſtelle, ſon⸗ dern auch in der Nahe derſelben Pocken; im umgekehr⸗ ten Falle, wenn man Pferden von verſchiedenem Alter am Feſſel oder metatarsus, welches hierzu die ſchicklich ſten Stellen ſind, weil ſich die Mauke daſelbſt von Nas tur zeigt, Kuhpockenlymphe einimpfte, ſo erhielt man gleichfalls Puſteln, die den Kuhpocken aͤhnlich waren. g An den Pferden bemerkt man nicht das geringfte Zeichen von Unwohlſeyn, und um die Wunde nur eine leichte Entzuͤndung. Das zweitemal hat die Inoculation an demſelben Pferde nie den geringſten Erfolg. Inoculation der Kuhpocken beim Eſel. — Obwohl der Eſel und das Maulthier gleich dem Pferde der Mauke unterworfen ſind, ſo hat man doch kein Bei— ſpiel, daß dadurch bei anderm Vieh oder beim Menſchen die Kuhpocken veranlaßt worden waͤren. Mehrere dieſer Thiere, namentlich Eſelinnen, wurden mit Kuhpocken— lymphe geimpft, und bekamen Puſteln, die zur Fort— pflanzung der Krankheit ſehr geſchickt waren, und die ſich ſpaͤter mit einem braunen Grind uͤberzogen. Da die epidermis des Eſels feiner iſt, als die des Pfers. des, ſo iſt ſie fuͤr den Einfluß der Kuhpockenlymphe empfänglicher, und die darauf erzeugten Pocken enthalt ) Dissertatio inauguralis sistens primas lineas patho- logiae comparatae, ») Recueil de dissertations pour les medecins vetdri« maires et les économes 4e. Vol. p. 279. 76 ten einen Eiter, welcher, wenn man ihn wieder der Kuh inoculirt, ungewoͤhnlich große Puſteln erzeugt, und andern Eſeln ſo wie Pferden die Krankheit ſehr gut mittheilt. 645 „est r Es fand ſich, daß die durch das Pferd und durch den Eſel weiter fortgepflanzte Kuhpockenlymphe bei der Inoculation den Menſchen nicht ſo ſicher anſteckte, als die Achte Kuhpockenlymphe, ja, daß die Geimpften hä fig gar keinen Ausſchlag bekamen; indeß wird angege⸗ ben, daß ein Kind, welches mit einem Grind von Kuh— oder Pferdepocken eingeimpft worden war, den man von einem Pferde abgeloͤſt, welches in Folge von Mißhand⸗ lung durch den Kutſcher die Mauke bekommen, nicht nur ſelbſt die aͤchten Kuhpocken bekam, ſondern daß defs ſen Pocken auch zur erfolgreichern Impfung vieler am dern Kinder dienten. Inoculation der Kuhpocken beim Ku mel. — Ein Kamel oder richtiger ein Dromedar (Ca- melus Dromedarius) wurde am linken Schenkel mit Materie geimpft, welche vom Arme eines Kindes ges nommen war, und am rechten Schenkel von ſolcher, die von einer Eſelin ſtammte. An beiden Impfſtellen zeigten ſich vollkommen charakteriſirte Pocken; die auf der rechten Seite erſchienen jedoch langſamer, entwickel⸗ ten ſich aber vollkommen und waren am 9. Tage nicht mehr zu verkennen. Von beiden Arten Pocken wurde einer Kuh Lymphe auf's Euter geimpft, aber es faßte nur diejenige, welche von der Eſelin herruͤhrte, und woraus zwar nur zwei unvollſtaͤndig entwickelte Pocken entſtanden, die aber doch zum erfolgreichen Inoculiren bei einer Ziege dienten. 715 Inoculation der Kuhpocken bet der Zie⸗ ge. — Dieſer Verſuch war ſchon vom Dr. Valentin mit vollkommnem Erfolg gemacht worden. Dr. Nu⸗ man ſtellte ihn an der rechten Seite des Euters und auf dem Bauche mit der vom Kamel erhaltenen Lym- phe, dann an der linken Seite des Euters und am Bau— che mit Lymphe von einer Eſelin an, und bemerkte, daß alle Impfſtiche am Bauche den gewuͤnſchten Erfolg hats ten, während ſich am Euter die Puſteln träger entwik⸗ kelten, und an der rechten Seite deſſelben wenige, an der linken aber nur eine ausbrach. Einem Zjaͤhrigen Kinde wurde am linken Arm Eiter vom Bauche der Ziege, am rechten aber ſolcher vom Euter eingeimpft; allein am 9. Tage konnte man noch nicht mit Gewiß heit beſtimmen, ob die Impfung angeſchlagen habe. Als man jedoch die Operation mit der Lymphe von ſe— cundaͤren Kuhpocken, die man mit derſelben Materie ers zeugt hatte, wiederholte, waren am 7. Tage nach des zweiten Impfung die Pocken von beiden Perioden voll kommen entwickelt. Es laͤßt ſich daraus auf den Eins fluß ſchließen, den eine zweite Inoculation auf die erſte haben kann. 5 Inoculation der Kuhpocken beim Scham fe. — Dieſe iſt ſchon haͤufig verſucht worden, um das Wollvieh vor den natürlichen Schaafpocken, welche bekanntlich den Heerden ſehr verderblich find, zu ſchuͤtzen. 77 Indeß ſcheint dieſe Schutzkraft keineswegs zuverlaͤſſig zu ſeyn; denn häufig werden vaccinirte Schaafe noch von den Schaafpocken befallen. Deshalb thut man beſſer, wenn man die Schaafe mit Schaaſpockenlymphe inocu⸗ lirt. Das Schaaf iſt im ganzen fuͤr die Vaccination weniger empfaͤnglich als die Ziege; denn von 8 mit der größten Sorgfalt geimpften Schaafen bekamen nur zwei ganz kleine Pocken, die gegen den 9. Tag hin noch klei⸗ ner wurden, und am 11. austrockneten, indem ſie ſich mit einem Grind bedeckten. Eine Kuh und ein Kind wurden mit Lymphe aus dieſen Pocken ohne allen Er⸗ folg geimpft. Ja es giebt kein Beiſpiel, welches bes wieſe, daß die Vaccination bei Schaafen Puſteln erzeugt habe, durch welche die Krankheit auf den Menſchen oder wieder auf die Kuh hätte fortgepflanzt werden koͤnnen. Inoculation der Kuhpocken beim Schwer ne. — Obgleich die Impfung dieſes Thieres mit ge— woͤhnlicher Kuhpockenlymphe nicht ohne Wirkung zu ſeyn ſcheint, ſo kann man die Krankheit doch nicht mit Ma— terie aus dieſen ſecundaͤren Puſteln der Schweine auf den Menſchen uͤbertragen. Man inoculirte ein 8 bis 9 woͤchentliches Saͤuchen mit Kuhpockenlymphe durch drei an der rechten Seite des Bauchs, und an der innern Seite des linken Schenkels angebrachte Stiche, woraus auf der Impfſtelle wenig geroͤthete Puſteln entſtanden, mit deren Materie man ein Kind und ein Pferd inocu— lirte, welche beide von Anſteckung frei blieben. Inoculation der Kuhpocken beim Affen. — Dr, Numan impfte einem Weibchen des Papio nemestrinus, Cuv., gewöhnliche Kuhpockenlymphe ein. Es wurden auf dem Bauche und an der aͤußern Seite des Schenkels drei Stiche gemacht. Schon am dritten Tage zeigten ſich Puſteln, die eine weiße Materie ent— hielten, am 7. Tage kleiner wurden, und allmaͤhlig vers trockneten. Mit dieſem Eiter impfte man an beiden Ar— men ein Kind, welches nach 8 Tagen blos am rechten ſehr vollkommene Pocken bekam. Inoculation der Kuhpocken beim Hun de. — Bekanntlich kann man durch die Inoculation, nach der Behauptung mehrerer Aerzte das Pferd vor der Druſe bewahren, und andere gedachten durch daſſelbe Mittel den Hund vor der Hundswuth zu ſchuͤtzen. Dr. Sacco verſichert, dieſe Operation mit mehr als 230 dieſer Thiere in der erwaͤhnten Abſicht vorge— nommen zu haben, und ſie ſey ihm ſo gelungen, daß nur ein einziger an der Wuth geſtorben ſey. Er will daraus ſchließen, daß bei den übrigen das Reſultat be; friedigend ausgefallen wäre. Dr. Numan impfte 9 Hunde von verſchiedenem Alter und Race an mehrern Stellen des Koͤrpers mit ſehr guter Kuhpocken-Materie, und bemerkte nur bei zweien kleine unvollkommne Pu⸗ ſteln, deren er ſich bediente, um eine Kuh zu inoculiren. Anfangs ſchien das Mittel anzuſchlagen, allein vom 7. Tage an waren alle Symptome verſchwunden. Schon der Prof. der Veterinaͤrkunde J. B. Gohier zu Lyon hat erwieſen, wie wenig der Hund Dispoſition zu den Kuhpocken habe, indem von 26 2 und 6 monatlichen In⸗ — | 75 bividuen, welche auf verſchledene Welſe von ihm geimpft worden waren, ein einziges wirklich kuhpockenaͤhnliche Puſteln bekam, und doch 5 Wochen ſpaͤter von der Hunde wuth befallen wurde. Indeß gelang einige Zeit darauf die Operation an einem erſt wenige Tage alten Hunde; es zeigten ſich 8 Puſteln, die am 11. Tage gänzlich vers ſchwunden waren, und dieſes Thier, welches mit zwei andern von demſelben Alter zugleich geimpft worden war, bei denen die Kuhpocken nicht angeſchlagen hatten, und die die Wuth bekamen, blieb davon frei. Inoculation der Kuhpocken beim Kanin chen. — Dr. Num an verſuchte ohne allen Erfolg 4 Kaninchen an verſchiedenen Theilen des Koͤrpers zu vac⸗ cintren, und ſchlteßt daraus, daß das Kaninchen für die Kuhpocken keine Empfaͤnglichkeit habe. Über die Natur und Wichtigkeit der gemößntis chen Fußſchweiße iſt kuͤrzlich vom Profeſſor Lobſtein zu Straßburg in dem Journal complémentaire ein Auffag erſchienen. Es iſt bekannt, daß die Gegenwart dieſer Ausſon⸗ derung bei denen, die daran gewoͤhnt find, großen Eins fluß auf den geſundheitsgemaͤßen Hergang der verfchiedes nen Funktionen des Koͤrpers hat, und ihre unvorfichtige Unterdrückung zu fehr bedeutenden und hartnaͤckigen Krankheiten Veranlaſſung giebt. Hr. L. kennt mehrere Individuen, wo das Aufhören dieſer Abſonderung von . großem Nachtheil begleitet war: Vorher hatten fie eis ner guten Geſundheit ſich erfreut, und ſie erlangten ſie nicht eher wieder, als bis die Fußſchwelße wieder her⸗ geſtellt waren. Hr. L. hat ebenfalls die Erfahrung gemacht, daß Fußſchweiße auſteckend und erblich find. Ihre anſtecken— de Natur wird dadurch bewieſen, daß fie durch das Tra⸗ gen der Schuhe und Struͤmpfe einer damit behafteten Perſon fortgepflanzt werden, und ihre Erblichkeit, daß ſie ſo oft bei den Gliedern einer und derſelben Familie vorkommen. Hr. L. hat auch beobachtet, daß die jüns geren Glieder einer ſolchen Familie von einem ſehr uns angenehmen Jucken der Haut befallen wurden, bevor die Fußſchweiße völlig im Gange waren; ſo wie ſie aber die Jahre der Mannbarkeit erreicht hatten und die Ausfons derung merklich war, verſchwanden alle diefe Affektionen vollig. Daſſelbe kann in Bezug auf manche hypochon⸗ driſche und hyſteriſche Symptome geſagt werden: indem die Geſundheit des Individuums vollkommen veraͤndert wird, und nur gut bleibt, ſo lange die Ausſonderung gehoͤ⸗ rig von ſtatten geht. Folgendes ſind die gewoͤhnlichſten Urſachen der Unter— druͤckung dieſer Ausſonderung: Einwirkung von Kälte und Feuchtigkeit auf die untern Extremitaͤten, ſehr gros ße Erſchoͤpfung, kaltes Baden, eben fo unvorſichtiger Gebrauch von adſtringirenden Mitteln, z. B. Alaun, Bleizucker ice. Auch langſame Blutelrkulation in den uns tern Extremitäten im höheren Alter hemmt fie, und in ſolchen Faͤllen ſtellt ſich oft ein chroniſcher Huſten, übel⸗ 79 riechende Expektoration ein. Unter dieſen Umſtaͤnden kehrt die Abſonderung nicht wieder zurück, und gewoͤhn; lich kommt eine toͤdtliche Waſſerſucht hinzu. u Wenn die Ausſonderung unvorſichtig unterbrochen wird, fo koͤnnen verſchiedene Organe afficirt und ſchwe⸗ re oft toͤdtliche Krankheiten herbeigeführt werden. Ihre Unterdrückung hat zuweilen Apoplerie, Melancholie, Verluſt des Gedaͤchtniſſes, Taubheit, Zahnſchmerz, Stimm— loſigkeit, Lungenſchwindſucht, Kolik, Diarrhoe veranlaßt. — Rheumatiſche Affertionen, hartnaͤckige Fußgeſchwuͤre mit Oedem ſind gar keine ſeltene Folgen. 5 445 Hr. L. hat die Bemerkung gemacht, daß der Schweiß unter den Achſeln ſich analog verhalte, und auf ſeine Unterdruͤckung ſich ähnliche Folgen einſtellen. f Der naͤchſte zu erwaͤgende Punkt tft, welches. iſt die beſte Methode, eine ſolche unkluger oder zufaͤlliger Weiſe unterdrückte Ausſonderung wieder herzuſtellen. — Es find mehrere Behandlungsweiſen vorgeſchlagen, fol⸗ gende aber die vorzuͤglichſten: Fußbaͤder, welche oft al lein hinreichend ſind. Um ſie wirkſamer zu machen, kann Senfmehl oder gewoͤhnliches Salz hinzugethan wer⸗ len. Dampfbaͤder, oder trockne Bäder von heißer Afche und warmem Sand mit Salz oder Malz gemiſcht; Bir— kenblaͤtter haben ſich zuweilen wirkſam bewieſen. Struͤm⸗ pfe von Wachstaffet oder Socken von Ochſenblaſen. Diejenigen, deren Geſchaͤfte fie der Kälte und Naͤſſe ausſetzen, ſollten beſonders ſorgfaͤltig ſeyn, die Ausfons derung zu erhalten, und z. B. Socken von Wolle oder Filz tragen. In einigen hartnaͤckigen Fällen von unters druͤckten Fußſchweißen haben ſich Rettig oder Senfpfla⸗ ſter an die Fußſohlen gelegt dienlich bewieſen. Desglei⸗ chen Friktionen, zweimal taͤglich wiederholt, und dazu zwiſchen den Zehen die Anwendung eines aus gleichen Theilen Hirſchhorngeiſt und Merkurialſalbe bereiteten Li⸗ niments. Man hat die Frage aufgeworfen, ob man denn nicht eine fo ſehr läftige Secretion dauernd zu entfernen verſuchen duͤrfe. Der Gegenſtand verdient aber genaue Erwägung. Obwohl, wie erwähnt, dieſelbe hoͤchſt wich⸗ tig fuͤr die iſt, die einmal daran gewoͤhnt find, und uns geachtet der durch ihre Niederdruͤckung veranlaßten trau⸗ rigen Folgen, meint man doch, daß dieſe Nachtheile durch ein recht ſanftes und vorſichtiges Verfahren und dadurch, daß man anderweitige Ableitungen, 3. E. nach der Haut, nach der Blaſe, oder dem Darmkanal bez wirke, vermieden werden koͤnnten. In dieſer Hin; ſicht hat man kleine Doſen von Neutralſalzen, ſaliniſche Mineralwaſſer, Umſchlaͤge auf die Füge von einem Auf uß von Eichenblaͤttern, Roſenblumenblaͤttern und China beer. Hr. L. leugnet zwar nicht, daß dieſes Ver; fahren in einigen Fällen Erfolg ohne Nachtheil haben koͤnne, hält es aber doch für hoͤchſt unklug, die Unter; Bibliographiſche Neuigkeiten. De functione septimi et quinti paris nexvorum in facie propriis. Hafniae 1826. f The Medical Evidence relative to the Duration of Hu- man Pregnancy as given in the Gardener Peerage eg 80 drückung der Ausſonderung zu verſuchen, und meint, es ſey beſſer, die Unannehmlichkeit zu ertragen, als Gefahr zu laufen, bedeutende Uebel zu veranlaſſen. | " Bue Erfäuterung find vier Fälle erzählt, namlich 1) ein heftiges Aſthma; 2) eine fehr beſchwerliche Magens affection; 8) eine Lungenſchwindſucht; 4) ein heftiger Kopfſchmerz, welche ſaͤmmtlich von unvorſichtiger Unters druͤckung dieſer Seeretion abzuleiten waren, und (mit Ausnahme des Zten, der toͤdtlich ablief) geheilt wurden, ſo wie der Fußſchweiß wieder eintrat. (Journal compl. Mai p. 22.) % eee Miscellen. n Um den gegenwärtigen Zuſtand der Kuh⸗ pockeneinimpfung unter 30,117 Kindern armer Leute in London darzuſtellen, welche waͤhrend der letzt— verfloſſenen 58 Jahre in dem Koͤnigl. Londoner Kin— derkrankenhauſe aufgenommen worden ſind, hat A. B. Granville Nachrichten aus Bemerkungen und Berech- nungen gezogen, welche in dieſem Krankenhauſe niederge: ſchrieben worden find, und hat fie in einer Tabelle zus ſammengeſtellt, woraus ſich folgende Schluͤſſe ergeben: 1) Daß die Vaccination unter den aͤrmeren Volksklaſſen immer mehr um ſich greift. 2) Daß die Einimpfung der wahren Blattern ſeltener geſchieht, als vormals. 3) Daß in dem Verhaͤltniß wie die Vaccination haͤufiger gemacht wird, und die Einimpfung der wahren Battern ſeltener geſchieht, die Faͤlle von wahren Blattern ſeltener geworden ſind. 4) Daß die Aeltern im Allgemeinen weit weniger als vormals gegen den großen Nutzen gleich⸗ gültig find, welchen die frühzeitige Vaccination gewährt, indem fie hierdurch ihre Kinder vor den Verwuͤſtungen der wahren Blattern ſchuͤtzen. 5) Daß wahre Blattern nach der Vaccination ſehr ſelten vorgekommen ſind, und daß ſie, wenn ſie vorgekommen ſind, einen gutartigen und unſchaͤdlichen Verlauf gehabt haben 6) Daß, obgleich zwei Faͤlle von Tod, welche von den Aeltern den nach der Vaccination erſcheinenden wahren Blattern zugeſchrie— ben wurden, den ärztlichen Beamten feit der Stiftung des Krankenhauſes berichtet worden find, keine beſtimm— ten Beweiſe von der wahren Beſchaffenheit dieſer Faͤlle vorhauden ſind. * Von Vergiftung durch Tartarus eme- ticus hat Hr. Dr. Sauveton vor einiger Zeit ei⸗ nen Fall erzähle, wo eine Dame aus Verſehen fat ein Quentchen Brechweinſtein, aufgeloͤſet, nahm. Etwa 10 Minuten nachher war Hr. D. S. zur Stelle und gab etwa zwei Unzen von der Tinctur der gelben China mit mehrern Gläſern kalten Waſſers verdünnt. Die uͤbeln Folgen wurden fo auf Uebelſeyn und Schmerz in der Oberbauchgegend beſchraͤnkt; letzterer aber dauerte in geringerm oder ſtaͤrkerm Grade an 4 bis 5 Wochen lang fort. — nee 5 us 9 Cause before the Committee for Privileges of the House of Lords in 1825 bis 26. With Introductory Remarks and Notes by Robert Lyall M. D. London 1826. 8. (Auf dieſe Broſchuͤre werde id), obgleich Einiges von dem Inhalte bereits angeführt ift, noch zurückkommen.) —ͤ —ů— U — —, — dem Gebiete der Nro 314. La e n. Natur⸗ und (Nr. 6. des XV. Bandes.) Heilkunde. September 1820. 1 2 2 £ 2 Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. In Commiſſion bei dem Königl. Preuß. Gränz⸗Poſtamte zu Erfurt, der Kon, Saͤchſ. Zeitungs⸗Expedition du Leipzig, dem Natur Leslie's Apparat, die ſpeeifiſche Schwere Pulver auszumitteln. ) der uf Das Inſtrument beſteht aus eis a ner Glasroͤhre ae, ungefähr 8 Fuß lang und an beiden Enden offen. 7 Der weite Theil ab hat un⸗ gefaͤhr /e Zoll; der Theil be ½ Zoll Durchmeſſer. Die 0 beiden Theile communiciren bei b d durch eine aͤußerſt feine Oeffnung, welche zwar der Luft Durchgang ver— ſtattet, aber Sand oder Pulver zus » ruüuͤckhaͤlt. Die Mündung bei a iſt glatt abgeſchmirgelt und kann mit einer kleinen Glastafel k luftdicht verſchloſſen werden. Die Subſtanz, deren ſpeciſiſche Schwere wir zu finden wuͤnſchen (z. B. die des Sandes) wird in den weiten Theil der Roͤhre a b gebracht, die man gaͤnzlich, oder zum Theil damit ausfüllen kaun. Während die Roͤhre hierauf in ſenkrech— ter Stellung zu halten iſt, wird der engere Theil ders ſelben in Queckſilber eingetaucht, welches in dem offnen Gefäß x enthalten iſt, bis das Metall in die Oeffnung b dringt. Der Glasdeckel wird dann bei a luftdicht aufgelegt. Es liegt auf der Hand, daß ſich in der Roͤhre jetzt keine Luft befindet, bis auf diejenige, welche in dem Raum ab mit dem Sande vermiſcht iſt. Ange— nommen nun, das Barometer ſtaͤnde zu gleicher Zeit auf 80 Zoll Höhe, und die Roͤhre würde in ſenkrechter Rich⸗ tung in die Hoͤhe gehoben, bis das Queckſilber an der nnenſeite von be auf dem Punet c 15 Zoll, oder die e von 30 Zoll, uͤber ſeiner Oberflaͤche in dem of— nen Gefäß ſtaͤnde, fo ergiebt ſich daraus, daß die Luft im Innern der Röhre einem Druck unterworfen iſt, welcher demjenigen einer halben Atmoſphaͤre genau gleich kommt. Sie dehnt ſich folglich aus und fuͤllt genau den doppelten Raum, den fie urſpruͤnglich einnahm. Es ) Journal of Seience and the Arts Nr. XLII. London 7 1826. pag. 374. ar ’ * u G. H. S. u. F. Thurn u. Tariſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes⸗Induſtrie⸗Comptoir. Preiß eines jeden Bandes von 24 Bogen, 2 Kthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes 3 ggl. Funn d e. folgt auch daraus, daß, ſeitdem die Luft ſich um ihr doppeltes Volumen ausgedehnt hat, der Raum ab ges rade halb fo viel von ihr, als anfangs enthalte, wähs rend der Raum bo die andere Haͤlfte aufgenommen hat, ſo daß die Luftquantitaͤt in beiden Räumen der Roͤhre ſich voͤllig gleich iſt. Dies heißt mit andern Worten, die Luftquantitaͤt im Raume bo iſt ganz gleich derjenis gen, welche mit dem Sand im Raum ab vermiſcht iſt, und nimmt genau denſelben Raum ein, den die ganze Luftquantitaͤt vor ihrer Ausdehnung eingenommen hat, Angenommen nun, der Sand werde herausgenommen, und derſelbe Verſuch, nur mit dem Unterſchied wieder⸗ holt, daß der Raum a b blos mit Luft gefällt ſey, fo liegt auf der Hand, daß die Luftquantitaͤt, da ſie jetzt groͤßer iſt, nachdem ſie ſich ausgedehnt hat, bei einem Druck von 15 Zoll Queckſilber, ihr Volumen verdoppeln und einen groͤßern Raum einnehmen, folglich das Queck— ſilber etwa bis zu d ſteigen werde. Aber die verdfnnte Luft im engen Theile der Roͤhre nimmt genau immer den Raum ein, den die ganze Luftquantitaͤt beim ges wohnlichen Druck der Atmoſphaͤre einzunehmen pflegt, und dieſer Raum iſt deshalb in dem einen Falle durch die Cavitaͤt be, und in dem andern durch diejenige von bd ausgedruͤckt. Es folgt alſo daraus, daß der Raum cd, als die Differenz zwiſchen beiden, gleich ſey dem Volumen der feſten Subſtanz des Sandes. Und ver— gleicht man dieſe Differenz mit dem Gewicht des San⸗ des, ſo erfaͤhrt man ſeine richtige ſpecifiſche Schwere. Da Profeſſor Leslie die Erfahrung gemacht hat, daß einige feſte Körper, wie z. B. die Holzkohle viel verdichtete Luft in ihren Poren enthalten und wahrfcheins lich einen Theil davon auch noch enthalten, wenn fie ges puͤlvert worden ſind, ſo pflegt Leslie der Moͤglich keit eines Irrthums, der daraus entſpringen koͤnnte, dadurch zu begegnen, daß er die Ausdehnung, welche unter vers. ſchtedenen Graden des Drucks ſtattfindet, z. B. bei 10 Zoll und bei 20 Zoll, oder bei 7 Zoll und bei 15 Zoll mit einander vergleicht. 1 Die Holzkohle iſt, wegen ihrer Porofität fo leicht, daß ihre ſpecifiſche 8 mehrern Büchern ge⸗ 68 8 woͤhnlich unter 0,5, alſo halb ſo ſchwer, als die des Waſſers, oder + vom Gewicht des Diamants angegeben wird. Pulveriſirte Kohle hat, mit obigem Inſtrumente gemeſſen, eine größere fpecififche Schwere, als der Dias mant, iſt die Haͤlfte ſchwerer, als der Trapp, und folgs lich 7 mal ſchwerer, als gewoͤhnlich angenommen wird. Die ſpecifiſche Schwere des Mahagonyholzes wird ge— wohnlich durch 1,36 bezeichnet; mißt man aber mit obis gem Inſtrumente Saͤgeſpaͤne des Mahagonyholzes, ſo erhaͤlt man 1,68. Waizenmehl hat eine fpecififhe Schwe— re von 1,56; gepuͤlverter Zucker eine fpecififhe Schwere von 1,83 und Kochſalz eine ſpecifiſche Schwere von 2,15. Letztere Angabe ſtimmt ſehr genau mit der allgemeinen Annahme zuſammen. Schreibpapier, mit der Hand feſt zuſammengerollt, hat eine ſpecifiſche Schwere von 1,78, und die feſte Subſtanz deſſelben beträgt weniger als 2 des Raumes, den es wirklich ausfuͤllt. Eins der merk— wuͤrdigſten Reſultate wurde erhalten mit einem ſehr leichten Exemplare von vulkaniſcher Aſche. Es ergab ſich eine fpecififche Schwere von 4,40. Dieſe Reſultate find indeſſen nur als Annaͤherungen zu betrachten, indem ſie Leslie mit feinem erſten Inſtrumente dieſer Art ers halten hat. Ueber den Nervenkreis, welcher die willkuͤhr— lichen Muskeln mit dem Gehirn verbin: det *). Von Charles Bell. Eine Zeit lang glaubte ich, daß der nerv. trigeminus, welcher der Empfindungsnerv des Kopfs und des Geſichts iſt, ſich nicht in der Subſtanz der Muskeln endige, ſondern blos durch fie hindurch zur Haut gehe, und ich hing um fo mehr an dieſer Meinung, da ich bemerkte, daß die Muskeltheile, wenn ſie bei chirurgiſchen Operationen blosgelegt werden, nicht den hohen Grad von Senſibilitaͤt beſitzen, welcher aus der Menge von Em⸗ pfindungsnerven gefolgert werden müßte, und welchen die Haut wirklich beſitzt. 5 . “Doc bewährte ſich dieſer Schluß nicht durch die anatomiſche Unterſuchung. Ich verfolgte die Empfindungsnerven in die Sub⸗ ſtanz der Muskeln, und fand, daß der nervus trigeminus ſich in die Muskeln mehr vertheilte als in die Haut, und daß laut eines Ueberſchlags aller an die Muskeln abgegebenen Nerven das groͤßere Verhaͤltniß dem nervus trigeminus und das kleinere Verhaͤltniß dem nervus communicans faciei oder dem Bewe⸗ gungsnerven angehörte, Rach Meckel **) und Monro gehen die Enden des 5. Nervenpaars in die Muskeln, ſo daß hinſicht⸗ lich diefer Thatſache kein Zweifel herrſchen kann. Ob ich gleich in einem vorhergehenden Aufſatze (vergl. No⸗ tizen Nr. 3. des II. Bandes Februar 1822.) gezeigt hatte, daß die portio dura des 7. Nevvenpaars der Bewegungsnerv des Geſichts ſey, daß er von dem Empfindungsnerven, dem nervus tri- gemimis, getrennt fortlaͤuft, und bemerkte, daß ſie an ihren En⸗ den ſich verbanden oder vereint in die Muskeln gingen, ſo war ich doch nicht Willens, einen Schluß aus einem einzelnen Bei⸗ ſpiele zu ziehen, und deshalb ſah ich mich nach anderen Beiſpie⸗ len von der Vertheilung der Muskelnerven um. Es war leicht, Bewegungsnerven in Verbindung mit Empfindungsnerven zu fin⸗ den, denn alle Ruͤckenmarksnerven ſind auf dieſe Weiſe zuſam⸗ mengeſetzt. Doch wir brauchten einen in ſeinem Laufe freien Muskelnerven, um zu ſehen, welche Verbindung er in ſeiner *) The London Medical and Physical Journal July 1826. **) Meckel de Quinte Pare Nervoxum cerehri, t 0 — 11 letzten Vertheilung in den Muskel bilden wuͤrde, und ich fand das erforderliche Beiſpiel an dem nexvus maxillaris inferior. Der nervus trigeminus, von welchem dieſer nervus ma- xillaris inferior kommt, iſt ein zuſammengeſetzter Nerv, d. h. er iſt aus einem Empfindungsnerven und aus einem Bewegungs⸗ nerven zuſammengeſetzt. Er entſpringt mit zwei Wurzeln. Eine dieſer Wurzeln iſt der Muskelnerv, und die andere iſt der Em⸗ pfindungonerv. An dieſer letzteren Abtheilung wird das gan- glion Gasseri gebildet. Doch koͤnnen wir den Bewegungsnerven frei von dem ganglion und weiter in ſeinem Laufe bis zu den Kinnbackenmuskeln verfolgen, und ſo tritt er weiter in den m. temporalis, in den m. masseter, in den m, pterygoideus und in den m, buccinator, ’ Wenn ein Nerv alles das wäre, was nöthig iſt, um einen Muskel zur Contraktion anzuregen, fo müßten dieſe Aeſte nicht begleitet geweſen ſeyn; doch fand ich, daß dieſen Bewegungsner⸗ ven, bevor fie in die verſchiedenen Muskeln eindrangen, Aeſte von den Nerven ſich zugeſellten, welche aus dem ganglion Gasseri kamen und Empfindungsnerven waren. Als ich Vewegungsnerven in die orbita verfolgte, fand ich, daß daſſelbe ftatıfand, und daß die ſenſitive Abtheilung des 5. Nervenpaars in die Muskeln des Auges ging, obgleich dieſe Mus⸗ keln von dem dritten, vierten und ſechſten Nervenpaar mit Zweigen verſehen wurden. W TEEN Ein bei genauer anatomiſcher Unterſuchung beo eter umſtand blieb unerklaͤrt. Wenn Bewegungsnerven zu verſchie⸗ denen Muskeln gehen, ſo bilden fie einen plexus, d. h. es fine det ein Durchkreuzen und ein Wechſeln von Faſern ſtatt. Die Muskeln haben keine Verbindung mit einander, ſie ſind durch Nerven mit einander verbunden; äber dieſe Nerven wech⸗ ſeln, ſtatt zwiſchen die Muskeln zu gehen, ihre Faſern, bevor fie ſich in dieſelben vertheilen, und vereinigen hierdurch die Muse keln in Klaſſen. Die Frage kann daher fo geſtellt werden; Warum ſind den Muskeln außer den Bewegungsnerven, welche ihnen gegeben ſind, um ihre Bewegungen zu erregen, zahlreiche Nerven gegeben, deren Verrichtung iſt, Empfindung mitzu⸗ ern! Und warum bilden beide Klaſſen von Muskelnerven exus ? ’ Um dieſe Frage zu löfen, müffen wir beſtimmen, ob Mus⸗ keln zu irgend einem anderen Zweck dienen als blos dazu, ſich unter dem Antrieb der Bewegungsnerven zuſammenzuziehen. Denn wenn ſie das Vermoͤgen beſitzen, im Senſorium einen Eindruck ihrer Thätigkeit hervorzurufen Creflectivend zu wirken), d. i. gleichſam gefuͤhlt oder wahrgenommen zu werden; ſo wird ſogleich einleuchten, daß die Bewegungsnerven keine paſſenden internuncii zwiſchen ihnen und dem sensorium find. Ich werde zuerſt unterſuchen, ob zur Leitung des Muskelſyſtems das Vorhandenſeyn eines Be⸗ wußtſeyns des Zuſtandes oder Grades von Thätig⸗ keit der Muskeln noͤthig ſey. Daß wir eine Empfin⸗ dung von dem Zuſtande der Muskeln haben, geht daraus her⸗ vor, daß wir die Wirkungen übermäßiger Anſtrengung und Er⸗ muͤdung fuͤhlen, und von Kraͤmpfen gepeinigt werden, und daß wir die Unbehaglichkeit anhaltender aufrechter Stellung empfinden. Wir beſitzen eine Kraft, in der Hand zu wiegen. Was iſt dies an⸗ ders als das Taxiren der Muskelkraft? Wir empfinden die ger ringſten Veränderungen von Muskelthaͤtigkeit, wodurch wir die Stellung des Koͤrpers und der Glieder erfahren, wenn uns kein anderes Erforſchungsmittel zu Gebote ſteht. So wie ein Seil⸗ taͤnzer feine Schritte mit dem Auge mißt, ſo kann andererſeits ein blinder Mann ſeinen Koͤrper im Gleichgewicht erhalten. Beim Stehen, Gehen und Laufen wird jede Anſtrengung der willkuͤhrlichen Kraft, welche den Körper in Bewegung ſetzt, durch eine Empfindung von dem Zuſtande der Muskeln geleitet, und ohne dieſe Empfindung koͤnnten wir die Thaͤtigkeiten der Mus⸗ keln nicht leiten. a f Wenn es noͤthig wäre, mich über dieſen Gegenſtand zu ver⸗ breiten, ſo wuͤrde ich leicht zeigen koͤnnen, daß die Muskelthaͤ⸗ tigkeiten der Hand, des Auges, des Ohrs und der Zunge ger 85 fühlt und tarirt werden, wenn wir Empſindung in dieſen Sin⸗ nesorganen haben, und daß ohne eine Empfindung der Thaͤtig⸗ keiten des Muskelſyſtems ein ſehr großer Eingang zum Wiſſen uns verſchloſſen ſeyn wuͤrde. A Wenn es ausgemacht iſt, daß eine Empfindung von dem Zuſtande des Muskels vorhanden ſeyn müffe, fo haben wir hier⸗ auf zu zeigen, daß ein Bewegungsnerv nicht ein Leiter nach dem Gehirn hin ſey, und daß er nicht die Verrichtung eines Empſfin⸗ dungsnerven erfüllen koͤnne. g Ein reiner oder einfacher Nerv pflanzt den erhaltenen Eindruck blos in einer Richtung längs ſich fort, und nicht ruͤckwaͤrts und vorwärts; er hat keine zuruͤckgehende Wirkung, keine re⸗ trograde Kraft, ; er wirkt nicht zu gleicher Zeit von dem sensori- um aus und nach dem sensprium hin. g Ja, das Raiſonnement ohne Verſuch wuͤrde uns zu dem Schluß führen, daß die Zhätickeit eines Bewegungsnerven, wie auch der Zuſtand oder die Beſchaffenheit derſelben waͤhrend der Bewegung ſeyn mag, eine Kraft vorausſetze, welche von dem Gehirn nach den Muskeln hingeht, und verhindert, daß in dem⸗ ſelben Moment die Thätigkeit deſſelben Nerven in der entgegen⸗ geſetzten Richtung ſtattfindet. Es ſcheint deshalb nicht moͤglich ſeyn, daß ein Bewegungsnerv das Mittel ſeyn koͤnne, den Zuſtand der Muskeln dem Gehirn mitzutheilen. Wenn man die beiden Nerven eines Muskels bloßlegt und einen derſelben reizt, jo wird der Muskel thätig ſeyn; reizt man den anderen, jo wird der Muskel ruhig bleiben. Wenn man den Nerven, welcher die Kraft hatte, den Muskel anzuregen, durchſchneidet, und den anderen, welcher unzerſchnitten iſt, reizt, ſo wird das Thier Zeichen von Schmerz zu erkennen geben, aber, wenn gleich der Nerv ſo verletzt wird, daß er allgemeine Unruhe verurſacht, ſo wird doch der Muskel, mit welchem er in unmittelbarer Verbindung iſt, ſich nicht bewegen. Wenn beide Nerven durchſchnitten werden, fo werden wir immer fin- den, daß durch Reizung eines Nerven der Muskel in Thaͤtigkeit gebracht wird, ſelbſt Tage nachher, nachdem der Nerv durch⸗ an worden ift, aber der andere Nerv hat gar keinen Eins u * { u 2 Die Anatomie läßt uns nicht hoffen, daß der Verſuch eben ſo entſcheidend ſeyn werde, wenn wir die Reizmittel auf diejeni⸗ gen Enden der zerſchnittenen Nerven appliciren, welche mit dem Gehirn in Verbindung ſind; denn alle Muskelnerven nehmen mehr oder weniger kleine Faͤden von Empfindungsnerven auf, und dieſe koͤnnen wir mit dem Meſſer in fie verfolgen; folglich werden ſie einen gewiſſen Grad von Empfindlichkeit anzeigen, wenn fie, verlezt werden. um dieſe Nerven nahe an ihren ur⸗ ſpruͤngen, und bevor ein Faden eines Empſindungsnerven ſich mit ihnen vermiſcht, bloß zu legen, muß der Operator tief ſchneiden, die Knochen aufbrechen, und die Blutgefaͤße zerſchnei⸗ den. Es iſt weit beſſer alle ſolche Verſuche zu unterlaſſen; ſie koͤnnen niemals zu richtigen Schluͤſſen führen. 5 An dem Menſchen ſind dieſe Thatſachen ſehr haͤufig * beobachten. 3. B. eine meiner Patientinnen hatte eine ſchwulſt, welche die Nerven der orbita druͤckte. Sie verlor die Senſibilitaͤt des Auges und der Augenlider, und behielt die Bewegung der Augenlider durch die portio dura, welche nach außen zu ihnen kommt und dem Druck entging, welcher die an⸗ deren Nerven verletzte. Hier war der Ruͤcklauf der Senſibilitaͤt m Gehirn verhindert, waͤhrend der Lauf der Empfindung will⸗ kährücher Bewegung frei war. Sie konnte nicht ſagen, ob das Augenlid geoͤffnet oder geſchloſſen ſey, aber wenn ſie aufgefor⸗ dert wurde, das Auge zuzumachen, welches bereits verſchloſſen war, ſo brachte fie den musculus orbicularis in Thaͤtigkeit und runzelte die Augenlider. Wenn ich das Auge beruͤhrte, fo fand, weil der Empfindungsnero, der nerv. trigeminus, feine Kraft verloren hatte, kein Blinzen ſtatt, ob ſie gleich durch willkuͤhrliche Anſtrengung die Bewegung hervorbringen konnte. In einem anderen Beiſpiele, wo das Auge unempfindlich war, brachte die Berührung des Auges Rothe und Entzuͤndung bervor, weil der Theil gereizt wurde, aber die Muskeln wur⸗ 86 den nicht in Thaͤtigkeit gebracht. Die Verbindungen der Senſi⸗ bilitaͤt des Auges mit den Bewegungen des Auges und des Aus genlides werden in den Wurzeln des 5. und 7. Nervenpaars in dem Gehirn hergeſtellt. Der Verluſt der Funktion des 5. Ner⸗ venpaars unterbrach daher den Kreis. Hier war uͤberdies der Bewegungsnerv des Augenlids vollkommen, und wurde un⸗ ter dem Einfluß des Willens leicht bewegt; aber wenn das Augenlid beruͤhrt oder geſtochen wurde, ſo theilte es keine Empfindung mit. Ruͤhrt dieſer Mangel der Senſibilitaͤt eines Bewegungsnerven daher, daß der Lauf ſeines Einfluſſes von dem Gehirn ausgeht, und nicht nach dem Gehirn hingeht? Wenn das Naſenloch feine Senfibilität durch eine Affection des erſten Nervenpaars verloren hatte, ſo konnten wir kein Nieſen erregen. Wenn die Zunge und die Wange ihre Senſibilität verloren hat⸗ ten, ſo wurde der Biſſen zwiſchen der Zunge und der Wange gelaſſen, bis er uͤbelriechend wurde, obgleich die Bewegungen füs wohl der Zunge als der Wange vollkommen waren. Alle dieſe Phaͤnomene ſtimmen mit den an Thieren gemachten Verſuchen überein, Nun ſieht man, daß der Muskel außer dem Bewegungds nerv einen Nerven hat, welcher, da er zu ſeiner vollkommenen Funktion noͤthig iſt, ebenfalls den Namen Muskelnerv verdient. Dieſer Nerv hat jedoch keine direkte Kraft uͤber den Muskel, ſondern ſeine Kraft iſt von dem Kreiſe abhaͤngig, welchen er im Gehirn bildet, und dadurch, daß er Empfindung erregt, kann er eine Urſache von Thaͤtigkeit werden. t Zwiſchen dem Gehirn und den Muskeln iſt ein Nervenkreis l Ein Nerv fuͤhrt den Ein⸗ fluß von dem Gehirn zu dem Muskel; ein anderer giebt dem Gehirn die Empfindung des Zuſtandes des Muskels. Wenn der Kreis durch das Zerſchneiden des Bewegungsnerven unterbrochen wird, ſo hoͤrt die Vewegung auf; wenn er durch das Zerſchneiden des andern Nerven unterbrochen wird, fo findet keine Empfindung von dem Zuſtande des Muss kels und folglich keine Leitung feiner Thätigkeit mehr ſtatt *). Wir haben bemerkt, daß ſowohl die Nerven, welche dem Willen unterworfen, auf die Muskeln wirken, als auch die, welche dem Senſorium von dem Zuſtand der Muskeln Kunde geben, plexus bilden. Hieraus folgt nach meiner Einſicht, daß die Nerven mit den Muskeln und folglich mit einander correſpondiren muͤſſen. Wenn der Bewegungsnerv die Thaͤ⸗ tigkeit verſchiedener Muskeln zu leiten hat, jo daß er ver⸗ ſchiedene Arten von Bewegungen hervorbringt, ſo muͤſſen die Combinationen durch das Wechſeln von Filamenten gebildet wer⸗ den, welches unter den Nerven ſtattfindet, bevor fie in die Mus⸗ keln treten da zwiſchen den Muskeln ſelbſt keine Verbindung vorhanden iſt. Da die verſchiedenen Combinationen der Muskeln ein Verhaͤltniß zu den Bewegungsnerven haben, fo müflen die⸗ ſelben Verhaͤltniſſe von denjenigen Nerven hergeſtellt werden, welche den Eindruck ihrer Combinationen fortfuͤhren, und ein —.— plexus oder Wechſel von Filamenten charakteriſirt da⸗ er beide. 7 i Wir haben geſehen, daß die zuruͤckgehenden Muskelnerven von den Empfindungsnerven der Haut begleitet ſind, doch ſind ) Hierdurch zu dem Schluß geführt, daß Bewegung in einem Kreiſe vorhanden iſt, können wir jedoch die Hypotheſe von circulirenden Fluͤſſigkeiten nicht annehmen. Daß von dem Gehirn keine Fluͤſſigkeit kommt, koͤnnen wir daraus lernen, daß, wenn man das Ende eines Bewegungsnerven berührt, welcher einige Tage von dem Gehirn getrennt iſt, der Mus» kel eben ſo aufgeregt wird, als wenn der Nerv erſt zer⸗ ſchnitten worden ſey. Die Kraft iſt daher, ſie mag bezeich⸗ net werden wie ſie wolle, in dem Nerven. Unſere Sprache würde vielleicht beſtimmter ſeyn, wenn wir Ausdrucke ges brauchten, welche den entweder vom Gehirn aus oder nach dem Gehirn hin gehenden Lauf von Nerveneinfluß bezeichnen. Doch wird es ſchwer ſeyn, dieſes mit Beſtimmtheit aus · zudruͤcken. 6 * 87 fie wahrſcheinlich in Hinſicht ihrer Funktionen ſehr verſchieden, da ein großer Unterſchied zwiſchen Fortfuͤhren der Empfindung aͤußerlicher Eindruͤcke, und Fortfuͤhren der Empfindung von Muskelthaͤtigkeit iſt. g Bei chirurgiſchen Operationen bemerken wir, daß der Schmerz, welchen der Hautſchnitt hervorbringt, in Verhaͤltniß zu dem, welchen die Inciſion der Muskeln erzeugt, aͤußerſt groß iſt. Doch muͤſſen wir bedenken, daß Schmerz eine Modiſication der Funztion eines Nerven iſt, welcher der Oberflaͤche und folglich den tieferen Theilen zum Schutz dient. Ein anderes ſolches Bei⸗ ſpiel zeigt ſich in der Empfindlichkeit der Haut für Hitze; wahrend hingegen ein Muskel, wenn er waͤhrend einer Operation mit einem heißen oder kalten Schwamm beruͤhrt wird, kein Zeichen von der Temperaturveraͤnderung giebt, außer durch den Grad von Schmerz. ; Viele von den Nerven, welche die feinſten Operationen in der Oekonomie verrichten, ſind fuͤr Schmerz nicht empfindlicher, als die allgemeine Textur des Koͤrpers. Der niedere Grad von Empfindlichkeit für Schmerz, welchen die Muskeln beſitzen, und ihre Unempfindlichkeit für Hitze find kein Beweis, daß fie keine Nerven haben, welche für die geringſten Thaͤtigkeitsveraͤnderun⸗ gen in ihren Faſern empfindlich ſind. Wenn der Anatom finden wird, daß ſowohl die portio du- ra des 7. Nervenpaares als auch das 5. Nervenpaar zu den Integumenten des Kopfs und des Geſichts gehen, fo wird er fragen, warum giebt es zwei Nerven für die Oberfläche? und wahrſcheimich wird er denken, daß, obgleich die Hauptverrich⸗ dung der Nerven der Haut darin beſteht, daß ſie den Eindruck zu dem- sensorium führen, doch auch der Einfluß des Geiſtes zu der Oberflache geführt wird. Der Zuſtand des Geiſtes bei Leis denſchaft z. B. wird der Haut eben ſo ſtark mitgetheilt als den Muskeln, und wenn deshalb ein Aſt des 5. Nervenpaars nöthig iſt, um Empfindung von der ‚Oberfläche: zu dem sensorium zu fuͤhren, ſo iſt das 7. Nervenpaar ebenfalls noͤthig, wenn eine Veraͤnderung in der Gefaͤßthaͤtigkeit hervorgebracht wird, oder wenn irgend eine von innen nach außen wirkende Urſache die Poren afficirt. e ei een . Ich fuͤhle Bedenken nach anderen Gruͤnden zu ſchließen als nach anatomiſchen Thatſachen. Verſuche werden leichter falſch verſtanden, und ſelbſt der Umſtand, daß ein Bewegungsnerv und ein Empfindungsnerv gewoͤhnlich mit einander verbunden ſind, gewährt eine reiche Quelle von Irrthum. } Es iſt leicht zu vermuthen, daß der galvaniſche Einfluß auf dieſen Gegenſtand geſtuͤtzt werden koͤnnte; doch ſey mir vergoͤnnt, Fedem, der ihn auf dieſe Weiſe unterſucht, zu ſagen, daß es noͤthig ſeyn wird, die Wirkungen, welche der Nerv als ein blos ßer Conductor hervorbringt, von denjenigen zu unterſcheiden, welche da hervorgebracht werden, wo er feine eigenthuͤmlichen Lebensfunk⸗ tionen erfüllt. Der todte oder lebendige Nerv kann die galvaniſche Kraft wie eine naſſe Schnur fortfuͤhren; aber wenn der Nerv in Befig feiner lebenden Kraft iſt, fo wird viel von der. Richtung abhängig ſeyn, in welcher die galvaniſche Fluͤſſigkeit uͤbergetra⸗ gen wird. Wenn ſie gegen den Lauf des Nerveneinfluſſes uͤber⸗ getragen wird, fo wird fie die Muskeln erreichen und in ſchwa⸗ che Thaͤtigkeit bringen, aber die Kraft des Nerven wird nicht auf die Muskeln wirken. Jedoch wenn ſie in dem rechten Laufe nach den Muskeln hin uͤbergetragen wird, fo wird der Nerv aufgeregt werden, und feine Kraft wird fortgepflanzt, ſo daß ſie ſtarke Thaͤtigkeit in den entſprechenden Muskeln hervorbringt. Miscellen. Neues Photometer, von Ritchie ). Hr. Ritchie zu Nain hat ein ſehr einfaches Photometer nach B ouguer's Grundſatze verfertigk. Es beſteht aus einem rechtwinklichen Ka⸗ ſten 1½ oder 2 Zoll ins Gevierte, an beiden Enden’ offen und inwendig geſchwärzt, um unregelmäßiges Licht zu abſorbiren. *) Journal of Science and the Arts Nr. XLII. London 1826, pag. 876. — 88 In dem Kaſten befinden ſich im rechten Winkel zu einander und in einem Winkel von 45° zu den Seiten des Kaſtens, zwei rechtwinklige Planſpiegel. In die obere Seite oder den Dede des Kaſtens iſt eine rechtwinkliche Oeffnung gemacht, ungefaͤhr 1 Zoll lang und ½¼ Zoll breit. Sie läuft über die Linie, welche von der Durchſchnittslinie der beiden Spiegel gebildet wird, und reicht zur Hälfte über den einen, und zur Saͤlfte über den andern Spiegel. Dieſe Oeffnung bedeckt man mit einem Strei⸗ fen ſehr feinen Zeuges, oder mit in Oel getraͤnktem Papier. Soll dieſes Photometer gebraucht werden, ſo ſtellt man es in derſels ben geraden Linie BR r TESTER ETF TEE — — zwiſchen die beiden Flammen, welche verglichen werden ſollen. Sie muͤſſen 6 oder 8 Fuß weit von einander entfernt ſeyn, und das Inſtrument wird ſo lange geruͤckt, bis die Papierſcheibe von den beiden Flammen gleichmaͤßig beleuchtet wird. Die Beleuch⸗ tungskraft der Flammen verhaͤlt ſich dann, wie die Quadrate ihrer Entfernungen vom Mittelpunkte des Photometers. Wenn man das beleuchtete Papierſcheibchen betrachtet, ſo thut man wohl, baſſelbe durch ein hohles Prisma von 8 Zoll Länge und inwendig geſchwaͤrzt, damit das ſtarke Licht abſorbirt werde, zu betrachten. Manchmal bedeckt man die geneigten Flaͤchen, ſtatt ſich der Spiegel und des Papierſchirmes zu bedienen, mit wei⸗ ßem Papier, und ſchaut gerade durch die Oeffnung. Auf welche Weiſe man übrigens auch das Inſtrument gebrauchen mag, ſo muß man doch immer aus mehrern Beobachtungen das arithme⸗ tiſche Mittel nehmen, und zugleich das Inſtrument nach jedem Vers ſuche umkehren. — Sind die Lichtſtrahlen von verſchiedenen Far⸗ ben, fo fol man, nach Ritchie's Anweiſung, die rechtwinkliche Oeffnung im Inſtrumente mit einem Stück feinen weißen Papier, welches ganz deutlich mit einer kleinen Schrift bedruckt iſt, be⸗ decken. Das Papier wird alsdann mit Oel üuberpinſelt; ſtellt man nun das Inſtrument zwiſchen die Lichtftrahlen, To muß man fie fo lange bewegen, bis man die Druckſchrift des Papiers auf einer Seite ſo gut wie auf der andern ohne Unter⸗ brechung leſen kann. Oder man klebt auch das gedruckte Papier an die Spiegel, oder die geneigten Flaͤchen, und verſucht dann durch die Oeffnung zu leſen. Bei dieſen Benutzungen des Druck⸗ papiers iſt es vortheilhaft, die Oeffnung zu erweitern. 1 Ein Beiſpiel von außerordentlicher ueberle⸗ gung bei einem Elephanten liefert uns folgende, aus einer in London im Jahre 1826 erſchienenen Schrift ) ent⸗ lehnte Anekdote. Es gehoͤrt mit zu den Kuͤnſten der Elephan⸗ ten, welche dem Publikum für Geld gezeigt werden, ein Stuͤck Geld, welches in dem Bereich ihres Ruͤſſels auf den Boden ges worfen wird, mittelſt des fingerahnlichen Endes deſſelben aufzu⸗ heben. Als bei einer ſolchen Gelegenheit der auf die Erde ges worfene Sixpence (halber Schilling, fo groß wie ein Sil groſchenſtuͤck) zufällig außer den Bereich des Thiers fort und nahe an die Wand rollte, und man doch wuͤnſchte, daß ihn der Elephant aufheben mochte, fo ſtreckte letzterer einige Zeit lang ſeinen Ruͤſſel darnach aus, ſtand aber dann einige Sekunden lang ſtill, gleichſam (man kann dies wohl ſagen) um zu uͤberle⸗ gen, wie er es anzufangen habe; dann ſtreckte er den Ruͤſſel in gerader Linie von neuem, ſo weit er konnte, bis in geringer Entfernung uͤber das Geldſtuͤck aus und bließ mit großer Kraft gegen die Wand; der Winkel, in dem ſich der Luftſtrom an der Wand brach, leitete letzteren, wie es die Abſicht geweſen zu ſeyn ſchien, gerade unter das Geldſtuͤck, und es war ſonderbar anzu⸗ „) The animal Kingdom etc. by Cuvier with Addit. Desoriptions etc, by Edw, Griffits etc, en 89 ſehen, wie das Geldſtück hierdurch gegen das Thier hinzuwan⸗ dern begann, bis es in den Bereich deſſelben gekommen, von ihm aufgehoben wurde. Dieſes Kunſtſtückchen übte das Thier ſpaͤter⸗ ganz inſtinktmaͤßig aus. 8 l Beſchreibung von zwei mit einander verbunde⸗ nen Kindern“). Von Dr. Berry. Dieſe Kinder find Mäd⸗ chen und wurden am 4. April 1807 drei Jahre alt. Das eine iſt ohngefaͤhr 34 Zoll hoch, und das andere hat ¼ Zoll weniger. Ihre Geſichtszuͤge haben ſtarke Aehnlichkeit. Der Kopf jedes Kindes iſt etwas lang und die Seiten ſind durch die Geburt etwas abgeplattet oder verlaͤngert. Sie ſind nicht im Stande in einer anderen Lage zu ſchlafen, als in der, wo chre Geſichter gegen einander gekehrt find, Sie ſcheinen an ih⸗ ren Bruſtbeinen mit einander zuſammenzuhängen, wo ſie auf dieſelbe Weiſe mit einander verbunden ſind, wie die Seiten des Buchſtaben V. Die Ligamente haben an der Vereinigungsſtelle daſſelbe Ausſehen wie das Uebrige des Abdomen; um dieſelbe herum kann man ein Ligament fühlen, welches ohne Zweifel die linea alba iſt. Wenn die Kinder auseinander gezogen find, fo beträgt die Entfernung zwiſchen den oberen Theilen der zwei Bruftbeine 6 ½ Zoll, und zwiſchen ihren Schaamgegenden, wenn fie vollkommen auseinander gezogen find, 8½ Zoll. Sie haben *) The London Medical aud Physical Journal, Au- gust 1826. 90 blos einen Nabel, find geſund und auf keine Weiſe deformiert. Die Stuhlgaͤnge ſind regelmaͤßig, doch haben ſie dieſelben zu ver⸗ ſchiedenen Zeiten. Sie haben die wahren Blattern zu einer und derſelben Zeit und gutartig gehabt. Sie find Tochter einer Frau der Treaver⸗Kaſte (in Oſtindien). Die Mutter hatte bei der Ent⸗ bindung keine beſonderen Leiden auszuſtehen. Dieſelde Frau har nach der Zeit Zwillinge bekommen, welche noch am Leben ſind. Wenn ſie gehen, ſo geſchieht dies ſeitwärts und in der Form eines Eirkels. Wenn blos das eine gekneipt wird, fo fuͤhlk das andere nichts davon, aber wenn der Theil, welcher ihre Koͤrper mit einander verbindet, gekneipt wird, ſo fuͤhlen beide den Schmerz. Wenn dem einen Arznei gegeben wird, fo wirkt fie auf beide. Das eine will wachen, tährend das andere ſchlafen will, doch ſchlafen gewoͤhnlich beide zu einer und derſelben Zeit. Das eine iſt munterer und etwas ſtaͤrker als das andere. ie kreuzen ihre Hände und Arme, um mit Leichtigkeit nach verſchie⸗ denen Seiten hin ſich zu bewegen und zu ſehen. Sie koͤnnen eine Treppe ſteigen, und find thaͤtig, wenn fie mit anderen Kin⸗ dern ſpielen. Eins dieſer Kinder wurde einige Monate lang nach der Geburt ganz von dem genaͤhrt, was es aus dem Magen oder dem anderen Theile des Ernährungskanals ſeiner Schweſter erhielt, und noch immer ißt es etwas weniger. Es iſt jedoch eben fo geſund und faſt eben fo groß als das andere. — Sie waren in jeder anderen Hinſicht vollkommen, und lebten, bis fie- faſt fieben Jahre alt waren, wo der Tod des einen das anders mit ſich raffte. 1 ein Fuͤnf neue Beobachtungen Geſammelt von Hipp. Royer⸗Collard. Dieſe Operationen find ebenfalls in der Abſicht gemacht worden, zwiſchen den drei vorzuͤglichſten Mes thoden, nach welchen heut zu Tage der Steinſchnitt ge— macht wird, eine Vergleichung anzuſtellen (vergleiche den vorhergehenden Auffas in den Notizen Nr. 10. des XIV. Bandes S. 153.) Erſte Beobachtung. Sectio lateralis (gemacht von Breſchet.) Lambert, 47 Jahr alt, befand ſich gewöhnlich in einem guten Geſundheitszuſtande, und hatte niemals ſchwere Krankheiten gehabt. Ohngefaͤhr ehe Jahre hatte er Beſchwerden beim Uriniren. m 14. März kam er in das Hötel-Dieu, wo er von Dupuytren ſondirt wurde, und als dieſer die Gegenwart eines Steins darthat, und wir ihn ſelbſt am hinteren Theile der Blaſe fuͤhlten, wurde beſchloſſen, die Operation zu machen. Am 28. Maͤrz, an dem zur Operation gewaͤhlten Tage wurde der Kranke mit der Steinſonde ſondirt, und Dupuytren ſo wie auch Breſchet erwieſen von neuem die Gegenwart des Steins. Daher wurde die sectio lateralis nach den allgemein angenommenen Ne geln gemacht. Das Lithotom wurde bis zu Nr. 12. ge⸗ Öffnet. Nachdem Breſchet einen Stein herausgezogen hatte, gab er ihn dem Herrn Dupuytren, welcher erkannte, daß noch ein zweiter vorhanden war, denn er zeigte, daß der Stein abgewetzte Flaͤchen habe. Hier— auf fuͤhrte der Operator den Finger in die Wunde ein, und als er in die Blaſe gekommen war, uͤberzeugte er ſich von der Gegenwart eines zweiten Steins. Die Zan⸗ über den Stelnſchnitt. e ge wurde von neuem eingeführt, und der Stein leicht herausgezogen. Während der Operation ging ſehr wenfg Blut verloren; das Kind ſchrie ſehr, und bei dem ſtar⸗ ken Widerſtreben deſſelben wurde das rectum beſtaͤndig ang außen geſchoben, was die Operation ziemlich ſchwer machte. Am erſten Tage nach der Operatlon war kein Zu⸗ fall vorhanden; am zweiten Tage nach derſelben em pfand das Kind ein wenig Schmerz im Bauche; e hatte einige fluͤſſige Stuhlgaͤnge, eine etwas warme Haut und häufigen Puls. Als ſich am Abend diefe Symptome verſchlimmert hatten, legte man zehn Blut; egel an den Unterleib an, und das Abdomen wurde ber ſtaͤndig mit Breiumſchlaͤgen bedeckt. Seit dieſem Moment beſſerte ſich der Kranke im⸗ mer mehr; das Fieber, die Diarrhoe und der Schmerz des Bauchs hoͤrten ganz auf. Am 9. Tage fing die Wunde an zu vernarben, und der Urin ging bereits durch die urethra fort. Endlich am 21ſten Tage war die Narbe vollkommen; das Kind urinirte ohne Schmerz, und verließ das Spital vollkommen geheilt. Zweite Beobachtung. Sectio transversalis (gemacht von Dupuytren). Colange, 54 Jahr alt, von einer guten Konſtitution, empfand ſeit ohngefaͤhr 6 Monaten Schmerzen beim Uriniren. Er kam am 4. Mai in das Spital. Nachdem die Gegenwart des Steins erkannt worden war, wurde beſchloſſen, den Kranken zu operiren. Am 10. Mat machte Dußuyteen bie sectio trans versalis, nachdem er die Steinſonde eingeführt 91 und den Stein gefuͤhlt hatte. Sein Lithotom wurde bis zu Nr. 12. geöffnet, und die Operation war ſchnell, zögleich man gendihigt war, die Fange dreimal einzus uhren, welche jedesmal mit Gries beladen herausgezo⸗ gen wurde; denn der Stein war zerreiblich, und zer brach zwiſchen den Loͤffeln der Zange. Dupuytren endigte die Operation damit, daß er eine Injection mit lauwarmem Waſſer in die Blaſe machte, um die Ueber— reſte zu entfernen, welche darin zuruͤckgeblieben ſeyn konnten. An den folgenden Tagen hatte das Kind keinen Zu⸗ fall, doch empfand es einen heftigen Schmerz, wenn der Urin durch die Wunde fortging. Da Dupuytren glaubte, daß etwas Gries in der Wunde zuruͤckgeblieben feyn möchte, fo verordnete er einen Katheter aus Gum- mi elasticum einzufuͤhren, und mehrere erweichende Injectionen langſam in die Blaſe zu machen. Nach drei Injectionen empfand der Kranke keine Schmerzen mehr. Die Wunde vernarbte nach und nach; der Urin nahm wieder ſeinen natuͤrlichen Lauf, und 28 Tage nach der Operation verließ der Kranke das Spital vollkom⸗ men geheilt. Als Dupuytren ihn einige Tage vor ſei⸗ ner Abreiſe ſondirte, uͤberzeugte er ſich, daß kein Stein mehr vorhanden war. Dritte Beobachtung. Sectio lateralis (ger macht von Breſchet). Cordier, 64 Jahr alt, von einer mageren Leibesbeſchaffenheit, aber gewoͤhnlich einer guten Geſundheit genießend, fing im Monat Mai 1824 an häufiges Draͤugen zum Uriniren zu empfinden. Am 3. Mai 1826 kam er in das Höôtel- Dieu. Man ber merkte bald, daß der Kranke nur dann urinirte, wenn die Blaſe bis zum Ueberlaufen angefuͤllt, und daß letz tere paralytiſch war. Er wurde katheteriſirt, wodurch eine große Quantitat ſchleimiger Urin fortging, und als die Blaſe faſt leer war, fuͤhlte man ſehr leicht einen Stein mit der Convexitaͤt des Katheters. Am 16. Mat machte Breſchet die sectio late- ralis. Es wurden zwei Steine einer nach dem anderen herausgezogen. Der erſte konnte die Größe einer klei— nen Nuß und der zweite die eines Taubeneies haben. Auf jedem dieſer Steine waren abgewetzte Flaͤchen. Waͤhrend der Operation ging ſehr wenig Blut verloren. Am zweiten und am dritten Tage nach der Ope⸗ ration hatte der Kranke ein wenig Fieber. Es trat uͤbri⸗ gens kein Zufall ein, ausgenommen eine Verſtopfung, welche erſt einem leichten Purgirmittel wich. Am 15ten Tage nach der Operation befand ſich der Kranke ſehr wohl; aber da die Wunde nicht vernarbt war, und der Urin noch nicht durch den penis ausfloß, ſo wurde der Kranke wechſelsweiſe durch die Harnroͤhre und durch die Wunde katheteriſirt. Wir, naͤmlich Dupuy— tren, Breſchet und ich, uͤberzeugten uns hierauf, daß kein Stein mehr vorhanden war. Von dieſem Mos ment an hat der Kranke keinen Zufall gehabt; er iſt noch in dem Spital, hat Schlaf, Appetit; der Urin geht ganz durch die urethra fort, und in einigen Tas gen wird er das Spital verlaſſen. . 92 Vierte Beobachtung. Sectio transversalis (gemacht von Dupuytren). Colombe (Joſeph), 48 Jahre alt, hatte zu wiederholten Malen in feiner Kınds heit Beſchwerden beim Uriniren empfunden, doch konn⸗ te er die Art derſelben nicht angeben. Dieſe Dyſu— rie hatte, nachdem ſie einige Monate gedauert hatte, ploͤtzlich aufgehoͤrt, ohne daß Steine fortgegangen waren. Wenigſtens wußte er nichts davon. Jedoch am Ende des Jahres 1822 wurde er von neuem von dieſem Uebel befallen. N 72 Der Kranke kam am 25. Februar 1826 in das Hötel-Dieu, wo er an demſelben Abend catheteriſirt wurde. Die Blaſe enthielt eine ziemlich große Quanti⸗ taͤt Urin, welchen man ausleerte. Als man hierauf den Catheter durch eine Rotationsbewegung von hinten nach vorn und auf die Seite fuͤhrte, fuͤhlte man deutlich das Anſtoßen des Catheters an einen feſten Koͤrper, welcher ſich ſogleich von der Stelle bewegte, aber welchen man bald von neuem an derſelben Stelle fand. ET Am 5. März machte Dupuytren die Operation nach ſeiner Methode. Es ſtroͤmte eine ziemlich große Quan⸗ titaͤt ſchwarzes Blut aus, welches aus dem plexus ve- nosus kam, welcher den Blaſenhals und die prostata umgiebt; doch hoͤrte dieſe Blutung faſt ſogleich auf. Der Stein wurde ſogleich gefuͤhlt und gefaßt, aber auf unguͤnſtige Weiſe zwiſchen die Zanzenloͤffel gebracht; er konnte nicht ſogleich herausgezogen werden. Dupuy⸗ tren ließ ihn fahren, faßte ihn von neuem und zog ihn dann ohne Schwierigkeit heraus. Der Stein war an ſeinem kleinſten Durchmeſſer gefaßt worden, welcher ohngefähr 10 Linien maß; ſein groͤßter Durchmeſſer hatte uͤber 15 Linien, und ſeine Form war rund. Es wurde kein anderer Stein in der Blaſe gefunden. Dennoch wurde eine Injection gemacht. Der Kranke wurde in ſein Bett gebracht und ſo gelegt, daß die Oberſchenkel nach dem Becken hin halb gebeugt, ein wenig auseinan⸗ der geſpreitzt und von Kiſſen unterſtuͤtzt waren. Die Blutung hatte ganz aufgehoͤrt. 1 1 Am 15. März war der Kranke in einem volltom: men geſunden Zuſtande. Der Urin fing an zum Theil durch die urethra, zum Theil durch die Wunde abzugehen. Dieſe letztere eiterte kaum und fing an ſich zuſammen zu ziehen. Am 20. März gingen wenigſtens zwei Drit tel des Urins durch die urethra fort. Vom 20. bis 25. Maͤrz zog ſich die Wunde betraͤchtlich zuſammen und ließ nur noch einige Tropfen Urin durchgehen. Am 30. März ging aller Urin durch die urethra fort. Am 15. April, an dem Tage, wo der Kranke das Spital verließ, war die Wunde auf eine ſehr kleine, ſehr wenig tiefe Oberfläche reducirt, deren Vernarbung ſchnelle Fortſchritte machte. Fünfte Beobachtung. Sectio recto - vesica- lis (gemacht von Sanſon). Dupleffts (Antoine), 65 Jahre alt, kam am 31. Mär; 1826 in das Hö- tel-Dieu. i Dieſer Menſch war mehr entkraͤftet, als ſein Alter mit ſich brachte; er war aͤußerſt mager, hatte kurzen „ 93 Athen, ſchwache Stimme, und dieſer Zuſtand der Re⸗ ſpiration war ſeit mehreren Jahren bei ihm habituell. Die geringſte Anſtrengung verurſachte ihm Dyſpnoe. Sein Puls war ſehr ſchwach, ungleich, doch zeigte die arteria radialis keine Verkaoͤcherung. Der Kranke ſchien offenbar von einer organiſchen Krankheit des Her— zens oder der großen Gefäße afficirt zu ſeyn. Er wurde an demſelben Abend, wo er in das Spi⸗ tal gekommen war, catheteriſirt. Dies geſchah ohne Schwierigkeit, und als der Catheter in die Blaſe gedrungen war, fühlte man, daß feine Couvexität an einen harten und beweglichen Koͤrper anſtieß, welcher ei— nen ſehr leicht hoͤrbaren Ton hervorbrachte. Der in das rectum eingefuͤhrte und von hinten nach vorn druͤckende Finger machte dieſes Gefuͤhl noch deutlicher. f Am 13. April wurde der Stein von neuem er— kannt, und Sanſon operirte nach ſeiner Methode. Eine gewoͤhnliche bis zum Blaſenhals eingefuͤhrte Stein— ſonde wurde ganz gerade gehalten. Der Operator ſchnitt in den sphincter und in die vordere Wand des reckum ohngefaͤhr 6 bis 8 Linien weit ein, und. verlängerte feine Inciſion auf der raphe faſt bis dem bulbus urethrae gegenüber. Dieſe erſte Ineiſion verurfachte einen ziem⸗ lich betraͤchtlichen Blutfluß. gt Sanſon brachte den linken Zeigefinger in den Grund dieſer Wunde ein, erfuͤhlte mit dem Nagel die Rinne der Steinſonde, und machte mit einem gewoͤhn— lichen geraden Biſtouri eine Sneiflon von einigen Linien in die pars membranacea der urethra. Alsdann nahm er ein converes, ſchmales, blos zur Hälfte feiner Lange ſchneidendes Biſtouri, ließ es längs der Stein— ſonde eindringen, welche er bis der Baſis der prostata gegenüber niederdruͤckte, und ſchnitt auf der Mittellinie unten in den Blaſenhals, in die prostata und in das Uebrige der pars membranacea urethrae ein, ohne von neuem die vordere Wand des rectum zu verletzen, welche folglich viel weniger weit aufgeſchnitten wurde. Es ſtroͤmte eine Quantitaͤt Urin aus, welche mit einer geringen Quantität Blut vermiſcht war. Es wurde eine gerade Steinzange in die Blaſe eins gefuͤhrt; der Stein wurde ſogleich gefuͤhlt und gefaßt, doch konnte er nicht herausgezogen werden, weil er an ſeinem groͤßten Durchmeſſer gefaßt worden war. Der Operator ließ ihn fahren, faßte ihn von neuem auf eine guͤnſtigere Weiſe, und zog ihn faſt ohne Schwierigkeit heraus. Seine Form war kugelig, auf zwei Flaͤchen abs geplattet. Sein großer Durchmeſſer hatte ohngefaͤhr 16 Linien, der kleinſte 10 Linien. Er war rauh, und ſeine Conſiſtenz ſehr betrachtlich. Es wurde kein anderer fremder Körper in der Blaſe gefühlt. Der Kranke vers lor zwei bis drei Unzen Blut. Jedoch war ſein Puls waͤhrend des ganzen Tages aͤußerſt klein und ſchwach, die Haut war kalt, und die Geliſteskraͤfte waren wie von einer Art von stupor ges troffen. Der Kranke klagte nur uͤber ſehr maͤßige Schmerzen im hypogastrium und uͤber Brennen, wel⸗ — .wö )— D—•— 94 ches durch den zwiſchen die Wundlefzen ansſtröͤmenden Urin verurſacht wurde. > . a Die Wunde heilte nicht, der Urin hoͤrte nicht auf ganz burch die Wunde fortzugehen, der Kranke magerte zuſehens ab, es zeigte ſich hectiſches Fieber, und am 13, Juni erfolgte der Tod. . n Anatomiſche Unterſuchung. Verdaunngs apparat. — Das peritonaeum enthielt zwei bis drei Pfund einer undurchſichtigen roͤthlichen Fluͤſſigkeit, worin einige weißliche Flocken ſchwammen, und welche faſt gar keinen Geruch hatte. In der regio hypogastrica was ren die Darmcireumvolute durch eine albuminoͤſe Materie mit einander verbunden. Der Dickdarm und vorzuͤglich das colon descendens waren von feſten faeces ausge- dehnt. Die Adhaͤrenzen der Gedaͤrme hatten wahrſchein— lich den Lauf der Materien gehindert. In dem Zwis ſchenraume dieſer Adhaͤrenzen und um das rectum herum waren eine große Anzahl von Eiterheerden vorhanden. Der Magen war ſehr ausgedehnt und enthielt eine weiß liche Fluͤſſigkeit. Die Schleimmembran war an dem mitts leren Theil des Magens und am Pplorus ſchiefergrau, und am fundus ventriculi hatte fie eine gelbe Farbe und ſchien ein wenig erweicht zu ſeyn. Die Schleims membran des Duͤnndarms war geſund, ſo auch die des Dickdarms. f Zeugungs- Urin- Apparat. — Die Blaſe war leer und verengt, uͤbrigens faſt in ihrem natuͤr— lichen Zuſtande, außer daß fie an ihrem Halſe eine ets was dunkele Faͤrbung der Schleimmembran zeigte. Eine longitudinale Wunde erſtreckte ſich von dem bulbus der urethra an bis zu den vorderen Enden der vesiculae seminales, und zertheilte auf dieſe Weiſe die pars membranacea der urethra und unten die prostata in ihrer ganzen Länge, Die Wundtefjen waren fo auseinandergezogen, als wenn Subſtanzverluſt vorhans den geweſen waͤre. Dieſe Wunde ſtimmte in Betreff der vorderen Hälfte ihrer Laͤnge, und in der Strecke von ohnge⸗ faͤhr einem Zoll, genau mit einer anderen Wunde der vordern Wand des rectum überein. In Betreff ihrer hinteren Hälfte graͤnzte fie an eine Art von Klappe, welche von der vor deren Wand dieſes Darms gebildet wird. Die prostata war durch die Eiterung, deren Sitz ſie geweſen war, ſo verändert, daß es unmoͤglich fiel, die ductus ejaculato- rii in ihr zu erkennen. Das ganze Zellgewebe des klei⸗ nen Beckens war in einem Zuſtande von gangraͤnoͤſer und purulenter Aufloͤſung, welche dieſe ganze Hoͤhle fo zu far gen in einen ungemein großen Heerd verwandelt hatte. Zwiſchen der rechten Wundlefze und der vorderen Wand des rectum war eine Communication mit dieſem Heerd vorhanden. Vielleicht waren faeces durch dieſen Weg fortgegangen und hatten dieſe Entzündung des Zellgewe⸗ bes und die Entzuͤndung des peritonaeum hervorgebracht. Die rechte Niere war weich, weißlich, ſehr veraͤndert; die linke Niere war faſt in demſelben Zuftande; fie ent⸗ hielten keinen Stein. 5 Cireulationsapparat. — Das Herz war vor luminös; feine Höhlen und vorzuͤglich der linke Ventri⸗ 85 kel waren erweitert, und ihre Waͤnde verdunnt; fie enthielten eine kleine Quantität coagulirtes Blut. Die an ihrem arcus erweiterte aorta zeigte an der pars thoracica eine hochrothe, gleichfoͤrmige, ſehr lebhafte Farbe. Dieſe Roͤthe wurde ploͤtzlich unterbrochen. Man ſah kartilaginoͤſe Flecke und zahlreiche Verknoͤche⸗ rungen an dem Urſprung dieſer Arterie. Die Carotiden und die arteriae subclaviae waren auch roͤther als gewoͤhnlich. Reſpirationsapparat. — Ohngefaͤhr eine Unze ſeroͤſe Fluͤſſigkeit war in der Hoͤhle jeder pleura ev goſſen. Die Lungen krepitirten. f Das cranium ift nicht geöffnet worden, Miscellen. Die ſibiriſche Brandbeule. Dr. Gabler (ein Deutſcher, Arzt bei dem Bergweſen in Bernoul) theilte dem Hrn. Dr. Erdmann (Reifen im Innern Rußlands Theil II. Heft 2. Leipzig 1826) Folgendes mit: Die ſibiriſche Brandbeule kommt nur in den fibis riſchen Steppen, nicht in Gebirgsgegenden vor, und zwar am meiſten bei großer Trockenheit in den Mona⸗ ten Juni und Juli. Sie befaͤllt am haͤufigſten Pferde und verläuft bei ihnen ſehr ſchnell, fo daß in 24 Stun den ſehr oft ſchon der Tod erfolgt. Bei der Oeffnung des Cadavers findet man Darmentzuͤndung. Zur Vorbau— ung treibt man daher die Pferde, die gefaͤhrliche Zeit über, ins Gebirge. Beim Rindviehe kommt fie felten vor. Wenn ſie Menſchen befaͤllt, ſo zeigt ſie ſich am haͤufigſten über der orbita, auf dem Ruͤcken, am Halſe und an den Armen. Bei der Entſtehung empfindet der Menſch den erſten Tag einen Stich wie von einer Fliege, indeſſen tft noch nie ein Inſect als Urſache entdeckt wor— den; dann ſchwillt die Stelle auf und wird unempfind⸗ lich. Den Tag darauf zeigt ſich in der Mitte ein ſchwar— zer Punkt, und der Kranke faͤngt an zu fiebern; dann wird der Punkt groͤßer und es zeigt ſich oberflaͤchlich Gans graͤn, waͤhrend das Fieber den Charakter des Typhus annimmt; der Patient bekommt zunehmende Beaͤngſti— gung, und der Puls wird immer kleiner, am Ende un⸗ fuͤhlbar, während dem Kr. die Muskelkraͤfte noch zu gehen fach und leicht. 96 erlauben und das Bewuſtſeyn nicht geſtoͤrt iſt. Ends lich erfolgt der Tod den 6. oder 7. Tag. Was die Hen lung betrifft, ſo koͤnne ſie nur in den erſten Tagen mit Gluͤck unternommen werden, dann ſey fie aber auch eins Man ſchneide nämlich, ſobald ſich Uns empfindlichkeit an der Stelle äußere, mit einem Meſſer bis auf das Geſunde ein, und mache dann Umſchlaͤgs aus einem concentrirten Aufguſſe von Tabak mit Cam⸗ pher und Salmiak. Spaͤter ſey ſelten Huͤlfe moͤglich. Dr. Gabler rettete jedoch noch einen Kranken am vier⸗ ten Tage durch Calomel, alle zwei Stunden zu 4 Gran mit einem Viertelgran Opium gegeben. Er reichte auf dieſe Weiſe 24 Gran Calomel. Bei einem Patienten, welcher ſtarb, fand ſich bei der Section eine leichte Darm⸗ entzündung. Man hatte bei demſelben ein in der mes diziniſchen Uprawa empfohlenes Mittel, friſchen Quark, ohne allen Nutzen angewandt. Was den Umfang des Uebels betrifft, ſo ſoll die befallene Stelle oft groͤßer ſeyn als ein Speciesthaler; der Brand ſey trockner Art, werde aber bei richtiger Behandlung durch Eiterung abgeſtoßen. Chlor. Um den ſchaͤdlichen Einfluß des Chlorga⸗ ſes auf die Reſpirationsorgane ſchnell zu mildern oder aufzuheben, bediente ſich Kaſtner (ſ. Archiv Bd. III. S. 355) ſchon ſeit zwei Jahren des Weingeiſtdam⸗ pfes, nämlich Weingeiſt auf Zucker in den Mund ger bracht, und bemerkte augenblickliche Aufhebung aller nach⸗ theiligen Wirkungen, waͤhrend Ammoniak auf Zucker dieſe verſchlimmerten. Pleiſchl (ebendaſ. Bd. IV. S. 422) milderte den ſchon bedenklichen Zuſtand eines Wißs begierigen, der ſich von den in den Schriften der Che miker angegebenen Wirkungen des eingeathmeten Chlors durch eigene Erfahrung hatte uͤberzeugen wollen, durch Einathmen von Hydrothionſaͤure. - Nekrolog. Der um die pathologifche Anatomte überhaupt und um die der Bruſt-Eingeweide insbefons dere, vorzüglich aber um die Diagnoſtik der Bruſtkrank— heiten und um die Erfindung des Stethoskops und Aus— bildung der mittelbaren Auskultation hoch verdiente R. Theoph. Hyacinth Laͤnnee (geboren 1781 zu Quim— per) iſt am 13. Auguſt zu Paris geſtorben. Bibliographiſche Neuigkeiten. De functionibus Nervorum faciei et olfactus organi pro- priis Dissertatio, quam-defendere studebit auctor F. Eschricht Physicus provinciae Bornholme, Hafniae 1825. 8. (Dies ift der Titel der in der vorigen Nummer 313 S. 79 unvollſtaͤndig citirten Schrift, aus welcher ich Einiges mitzutheilen mir vorbehalte.) ar Récueil de mémoires de médecine de chirurgie et de harmacie militaires, faisant suite au journal qui paraissait sous le m&me titre, rädige sous la sur- veillance du conseil de santé, Par MM, Laudert, Etienne et Begin etc, Vol. XIX, 1826, 8. m. 1 K. inner ung. In Bezug auf die mit Nr. 312 ausgegebene Tafel iſt zu erinnern vergeſſen worden, daß Fig. 1 u. 2 zu dem 6 in Nr. 310 befindlichen Aufſatz von Wollaſt on ae Fig. 3 einen der foffilen Hirſche in Irland darſtellt, wovon in Nr. 806 die Rede war, und Figg. 4 bis 17 den in Nr. 812 und 315 befindlichen Aufiag erläutern. ——ů————— UU — — aus dem Geblete der Ratur- und Hellkunde. No. 515. (Mr. 7. des XV. Bandes.) September 1820. Gedruckt bei boſſtus in Erfurt. In Commiſſton. bei dem Kön. Preuf. Gränz⸗Poſtamte zu Erfurt, der Königl. Sächſ. Zeitungs- Expedition Naturkunde. iu Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u. Taxiſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes⸗Induſtrie⸗Comptoir. en Preiß eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Rthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes 3 ggl. u. 2 Nachricht über die wiſſenſchaftlichen Geſellſchaf⸗ ten in den vereinigten Staaten Nord⸗ amerika's. ) N e | Obgleich dieſes Verzeichniß noch keineswegs vollfoms men genannt werden kaun, ſo kann man doch daraus abnehmen, wie ſehr man in Amerika wiſſenſchaftlichen Forſchungen zugethan iſt. a Sn geögraphifcher Ordnung erwähnt, giebt es in den vereinigten Staaten Nordamerika's folgende wiſſen— schaftliche Geſellſchaftenn 1 4 Kr 1) Die East India Marine Society, zu Salem in Maſſachuſetts. Dieſe Geſellſchaft wurde im Jahr 1799 ges gründet, und im Jahr 1801 beſtaͤtigt. Ihr urſpruͤng⸗ licher Zweck war, Forſchungen in phyſikaliſcher und na— turgeſchichtlicher Hinſicht uͤber den Ocean anzuſtellen und zu ſammeln. Niemand kann Mitglied werden, der nicht die Gewaͤſſer am Cap der guten Hoffnung oder am Cap Fa Schiffsherr (master) oder Supercargo bes ſchifft hat. Sobald ein Mitglied eine Seereiſe macht, muß es ein Tagebuch fuͤhren, und in daſſelbe, außer den ſonſtigen Vorfaͤllen, Beobachtungen über die Varia⸗ tionen des Compaſſes, über die Richtung und Entfernun— gen der Vorgebirge (bearings and distances) ıc. eins tragen und nach der Ruͤckkehr es dem Inſpector der Tas gebuͤcher zuſtellen. Auf dieſe Weiſe hat die Geſellſchaſt bereits 67 folder Reiſetagebuͤcher erhalten und aufbe⸗ wahrt, auch eine Naturalienſammlung von mehreren tauſend Exemplaren angelegt. Der im Jahr 1821 ers ſchienene Catalog dieſer Naturalienſammlung iſt mit gros ßer Sachkennutniß abgefaßt, und da Nathaniel Bo w ditch Praͤſident der Geſellſchaft it, ſo hat man über: Kir ‚gegenwärtige Thätigkeit, wie Über ihre künftige üsfichkeit hinlängliche Garantie. 2 Die American Academy ok Arts and Sciences. nenn Maſſachuſetts. Sie wurde im Jahr 1780 gegründet, und hat unter dem Titel Memoirs ok the Academy of Arts and Sciences bereits 4 Quarsbäns de herausgegeben. Die aſtronomiſchen und mathematt⸗ ) Silliman’s Journal vol, X. p. 369. enn ſchen Aufſätze find ſehr zahlreich; und die Aufſätze über Naturgeſchichte von Cuttler, Cleaveland und Peck ſehr gehaltvoll. Cuttler's Aufſatz, welcher die Ueber⸗ ſchrift fuhrt: Beſchreibung einiger in dieſem Theile des Landes einheimiſcher vegetabiliſcher Erzeugniſſe, botaniſch geordnet, — wird noch immer von Botanikern citirt. 3) Die Linnaean Society of New England, zu Boſton in Maſſachuſetts. Das Stiftungsjahr iſt un⸗ bekannt. Dieſe Geſellſchaft hat nichts herausgegeben, au⸗ ßer einen Bericht uͤber ein großes Seethier, welches für eine Schlange gehalten und bet Cape Ann, in demfeh ben Staate geſehen wurde. r 2 4) Franklin Society 3 zu Providence im 5) Philosophian Society) Staate Rhode- Island. Die erſtere dieſer Geſellſchaften iſt ſehr thaͤtig. Sie hat ein wohleingerichtetes Laboratorium erbaut, und ihre Mitglieder verwenden großen Fleiß auf die Analyſe der Mineralien. Vielleicht bietet kein Theil der vereinigten Staaten ein reicheres Feld für Unterſuchungen dieſer Art dar, als der Staat Rhode Island. Da der Zweck beis der Geſellſchaften ſich ziemlich gleich iſt, ſo muͤßte, wie man glauben ſollte, durch vereinigte Bemuͤhung wohl am meiſten auszurichten ſeyn. g 6) Connecticut Academy of Arts and Sciences, zu Newhaven in Connektikut. Im Jahr 1799 gegründet. Der erſte Band ihrer Abhandlungen erſchien im Jahr 1810 und enthaͤlt Auffäge von Dwight über die Me- los vesicatorjia; von Silltman und Kingsley über Meteorſteine. Der letzte Theil ihrer Verhandlun— gen erſchien im Jahr 1813, und ſeit dieſer Zeit ſcheint die Geſellſchaft in ihren Bemuͤhungen nachgelaſſen zu haben. Bemerkt zu werden verdient, daß die berühms ten Verſuche des Prof. Silliman „über die Schmel⸗ zung verſchiedener ſtrengfluͤſſiger Koͤrper“ in den Der: handlungen dieſer Geſellſchaft erſchienen ſind. Dieſe Verſuche ſind auf eine unerklaͤrliche Weiſe ganz überſe⸗ hen worden, ſo daß Dr. Clarke in England in einer 1820 erſchtenenen Schrift die Prioritaͤt in Auſpruch nahm, wiewohl es ihm nicht unbekannt ſeyn konnte. daß dieſe Verſuche * vor 20 Jahren vom Prof. 99 worden waren. zuſammen. Fruͤher fanden ihre Zuſammenkuͤnfte zu New Haven ſtatt. Beſondere Verhandlungen dieſer Geſell⸗ ſchaft find bis jetzt noch nicht erſchienen, aber viele dev; ſelben gemachte Mittheilungen find in Sillim an's Journal zur oͤffentlichen Kenntniß gelangt. 2 8) Pittsfield Lyceum, zu Pitts field in Maſſachu⸗ Im Jahr 1823 gegruͤndet. 17 0 9) Society of Arts, zu Albany in Newyork. Uns ter verſchiedenen Titeln hat die Geſellſchaft bereits von ſetts. ihren Verhandlungen 4 Octavbaͤnde herausgegeben, in denen man verſchiedene ſehr intereſſante botaniſche und geologiſche Aufſaͤtze findet. Die Geſellſchaft iſt neuer dings mit dem Albany-Lyceum vereinigt worden, und fuͤhrt jetzt den Namen Albany Institute. Es werden jetzt Anſtalten getroffen, einen Band Verhandlungen herauszugeben. ) { 10) Utica Lyceum of Natural History, zu Utita in N. Y. Im Jahr 1820 gegründet. : 3 Chemical and Geological Society, zu Delhi in N. Y. N 12) Troy Lyceum of Natural History. Im Jahr 1819 geſtiftet. 8 13) Hudson Lyceum of Natural History. Im Jahr 1821 geſtiftet. f . 14) Catskill Lyceum Jahr 1820 geſtiftet. ; 15) Newburgh Lyceum of Natural History. Im Jahr 1819 geſtiftet. 16) West Point Lyceum of Natural History, Im Jahr 1824 gegründet. Die meiſten dieſer Geſellſchaften find Außerft thaͤ⸗ tig, obſchon fie keine beſondere Verhandlungen herausge⸗ ) Es dürfte hier wohl nicht am unrechten Orte ſeyn, Ei⸗ niges von der Renſſelaer School zu erwähnen, welche neuerdings von einem gewiſſen Stephen van Renſſe⸗ kater aus Albany gegruͤndet, eine Pflanzſchule für Natur⸗ forſcher zu werden verſpricht. Sie befindet ſich jetzt in der glucklichſten Thätigkeit. Der Zweck derſeltzen iſt, Lehrer zu ziehen für den Unterricht der Söhne und Toͤchter der Land⸗ wirthe und Mechaniker in der Anwendung der Experimen⸗ tal⸗Chemie, der Philoſophie und Naturgeſchichte auf Land⸗ wirthſchaft, Hauswirthſchaft, Kuͤnſte und Manufakturen. Hr. Eaton iſt Profeſſor der Chemie und Naturphiloſo⸗ phie, lieſt auch uͤber Geologie, Feldmeſſen ꝛc. Dr. L. C. Beck, ſchon ruͤhmlichſt bekannt als Botaniker, iſt Profeſ⸗ for der Botanik, Mineralogie und Zoologie. In der Nähe der Schule befinden ſich gut eultivirte Landwirthſchaften und gut eingerichtete Werkſtaͤtten, in welchen die Studiren⸗ den die Anwendung der Wiſſenſchaften am zweckmaͤßigſten erlernen. Sie muͤſſen ſich auch uͤben uͤber alle Zweige des erhaltenen Unterrichtes Vorleſungen zu halten. Eine reich⸗ haltige wiſſenſchaftliche Bibliothek, große Apparate, geolo⸗ giſche und andere Charten, und eine ſehr vollftändige Samm⸗ kung amerikaniſcher geologiſcher Exemplare findet man in dieſer Anſtalk. So befinden ſich auch hier eine große Pflan⸗ zenſammlung und die nöthigen zoologiſchen Exemplare. of Natural History. Im „—— Sillim ann und Dr. Hare zu Philadelphia gemacht 0 N 100 geben haben. Man findet bei ihnen große und anders 8 | leſene Naturalien-Cabinette und einen Geiſt der Fors 7) American Geological Society, zu Newhaven in Connecticut. Die Geſellſchaft kommt jährfich im September ſchung, der wichtige Reſultate herbeifuͤhren muß. Die zahlreichen Mittheilungen der Mitglieder dieſer Geſell⸗ ſchaften werden gewöhnlich in irgend einem wiſſenſchaft⸗ lichen Journal bekannt gemacht. | 4 . 17) Literary and Philosophical Society, zu New Vork. Im Jahr 1815 gegruͤndet. Sie verſammelt ſich monatlich, um wiſſenſchaftliche und literaͤriſche Mitthei— lungen zu empfangen. Sie hat einen Quartband ihrer Verhandlungen herausgegeben, und ein anderer iſt unter der Preſſe und wird in Kurzem erſcheinen. Ane 18) Lyceum of Natural History, zu Neuyork. Geſtiftet im Jahr 1818. Verſammelt ſich woͤchentlich. Unter der Leitung dieſer Geſellſchaft iſt ein „Verzeich— niß der Pflanzen erſchienen, welche in einem Umkreis von 30 engl. Meilen um die Stadt herum wachſen.“ Die Pflanzenexemplare befißt die Geſellſchaft. Ihre vortheils hafte Lage zu einer Correſpondenz mit allen Theilen der Welt mag wohl die Veranlaſſung zu einem naturhiftoris ſchen Cabinette gegeben haben. Es iſt bereits beſonders reich an Mineralien und foffiten organiſchen Ueberbleibſeln. Im vergangenen Jahre ſind (mit Ausſchluß der Committee— Berichte uͤber neue, von den Verfaſſern eingeſendete, Bücher) dem Lyceum 47 Abhandlungen vorgeleſen wor⸗ den. Waͤhrend der Wintermonate halten die Mitglieder über verſchiedene Zwoige der Naturgeſchichte Borlefuns gen. Im Jahr 1824 begann die Geſellſchaft die Her⸗ ausgabe ihrer Annalen in einer wohlfeilen Geſtalt, und ſo wie die Matetialien ſich darboten. Dieſes Verfahren, zu unbeſtimmten Zeiten einige Bogen herauszugeben, hat Vorzüge vor jenem, welches wiſſenſchaftliche und literäs riſche Geſellſchaften ſonſt befolgten. Die haͤufiger erſchei⸗ nenden Bogen erhalten unter den Mitgliedern der Ges ſellſchaft eine gewiſſe Anregung, indem ſie verſichert ſind, daß ihre Forſchungen bald zur oͤffentlichen Kenntniß kommen. i . : 19) New Vork Branch of the Linnaean So- ciety of Paris. Sie verſammelt ſich jahrlich im Mai. 20) New York Athenaeum. Dieſe Geſellſchaft wird hauptfaͤchlich zur Aufmunterung der Wiſſenſchaften und Literatur im Allgemeinen durch reiche Kaufleute uns terſtuͤtzt. Im vergangenen Winter hielt die Geſellſchaft Vorleſungen uͤber Chemie, Geologie, Botanik ꝛc., und der zahlreiche Beſuch dieſer Vorleſungen bewies aufs Deutlichſte das hohe Intereſſe, welches man dieſen Wiſ⸗ fenfchaften widmet. Außer dieſen verſchiedenen Anſtalten in der Stadt und dem Staate New Pork verdient auch noch die ges ſetzliche Verfügung erwähnt zu werden, daß Ackerbauge— fellſchaften in jeder Grafſchaft des Staates errichtet wer den follen. Obſchon fie nur einen indirekten Einfluß auf die Naturwiſſenſchaften haben, ſo muͤſſen ſie doch hier angeführt werden, da ſie mehrere werthvolle geolor giſche Abhandlungen mit beſondern Bezug auf Verbeffer rung des Ackerbaues veranlaßt haben. Im Jahr 1819 ging eine geſetzliche Verfuͤgung durch, vermoͤge welcher 101 446 die verſchiedenen Grafſchaften des Staates, im DVerhäfts niß zu ihrer Bevölkerung jahrlich 10000 Dollars erhal⸗ ten ſollten. Auch wurde der e efuͤgt, daß in jeder Graſſchaft eine landwirthſchaftliche Geſellſchaft ges bildet werden, und deren Mitglieder ermaͤchtigt ſeyn ſollten, durch beliebige Unterzeichnung eine, der betref— fenden gleiche Summe zuſammenzubringen. Dieſe Fonds werden als Praͤmien vertheilt. Ein Jahr nach der geſetzlichen Verfügung waren in 26 Grafſchaften Ackerbaugeſellſchaften errichtet und in Thaͤtigkeit getreten. Eine Central-Ackerbaubehoͤrde, aus Deputirten der ver ſchiedenen Ackerbaugeſellſchaften in den Grafſchaften ber ſtehend, wurde niedergeſetzt und mit der Oberaufſicht al; ler einzelnen Geſellſchaften beauftragt. Eine andere Sum— me von 1000 Dollars wurde ihr vom Staat jaͤhrlich für den Zweck bewilligt, Saͤmereien zu vertheilen und ihre Verhandlungen herauszugeben, von welchen bereits 2 Baͤnde erſchienen ſind. 0 f 50 21) Literary and Philosophical Society of New Jersey, zu Princeton in New Jerſey. Sie wurde im Jahr 1825 gegruͤndet. Ihr Zweck iſt die Befoͤrde rung nuͤtzlicher Kenntniß und freundſchaftlicher und nüßs licher Umgang literaͤriſcher und wiſſenſchaftlich gebildeter Männer zu News Jerſey. 22) American Philosophical Society, zu Phi— ladelphia. Sie wurde im Jahr 1769 gegruͤndet, und iſt die aͤlteſte wiſſenſchaftliche Geſellſchaft in Nordamerika. Schon mehrere Jahre vor dieſer Geſellſchaft hatten in dieſer Stadt 2 andere wiſſenſchaftliche Geſellſchaften bes ſtanden. Im Jahr 1771 erſchien der erſte Band der Verhandlungen dieſer Geſellſchaft in 4 Format, der viele Aufſaͤtze über Naturgeſchichte enthielt. Die ſaͤmmtli— chen Verhandlungen ſind in 2 Folgen n erſte beſteht aus 5 Bänden und die andere aus 2 Baͤn— den; der 2te Band iſt fo eben erſchienen. Die er ſten Abhandlungen des Prof. Barton, des Hrn. ef ferſon über den großen fofiten Megalonyx, die geos logiſchen Auſſaͤtze des Hrn. Maclure und die zoologi— ſchen Mittheilungen der Hrn. Say und Lefueur has * amerikaniſchen Naturforſcher hohes In. kereſſe. ‘ - g fr 23) Linnaean Society, zu Philadelphia. Sie wurs de im Jahr 1807 gegründet. Die Mitglieder dieſer Geſellſchaft ſcheinen ſich ſeit einiger Zeit nicht mehr zu verſammeln. Die Geſellſchaft wurde gegründet durch den verſtorbenen Prof. Barton, welcher bei der Eroͤffnung dieſer Anſtalt eine Rede hielt: „Ueber einige der wich— tigſten Desiderata der amerikaniſchen Naturgeſchichte. 24) Academy of Natural Sciences, ebenda ſelbſt. Sie wurde im Jahr 1818 geſtiftet. Sie vers ſummelt ſich woͤchentlich. Dieſe thätige Geſellſchaft hat bereits 4 Octav Bände unter dem Titel: Journal of the Academy of Natural Sciences herausgegeben, und bald wird auch der Ste Band erſcheinen. Sie beſitzt die voll ſtaͤndigſte und groͤßte Bibliothek in den vereinigten Staaten, was nämlich Werke über Naturgeſchichte ans langt. Einen großen Theil derſelben verdankt ſie der 102 Freigebigkeit des Herrn Maclure, eines Mannes, der eben fo berühmt iſt wegen feines Eifers in wiſſenſchaft— lichen Forſchungen, als wegen ſeiner Freigebigkeit gegen ſolche, welche gleiche Beſtrebungen mit ihnen theilen. has Journal dieſer Akademie iſt für jeden amerifanis ſchen Naturforſcher ganz unentbehrlich. Außer den Mitteln, welche dieſe Geſellſchaften m Philadelphia für wiſſenſchaftliche Belehrungen gewähren, gibt es auch auf der Univerſitaͤt in Pennfylvanien einen Lehrſtuhl der Naturgeſchichte, welchen gegenwärtig Tho mas Say einnimmt. Dr. Hare iſt Profeſſor der Chemie; W. H. Keating, Profeſſor der Mineralogie, in ſo weit ſie in den Kuͤnſten benutzt wird; Dr. Bar— ton iſt Prof. der Botanik; und Dr. Hewſon, Pros feſſor der vergleichenden Anatomie. Beſoldungen find mit dieſen Profeſſorſtellen nicht verbunden; dennoch muß jeder Profeſſor jährlich wenigſtens 10 Vorleſungen halten. Das Philadelphia Museum wurde vor einigen Jahren incorporirt, und hatte das Privilegium Profeß ſoren zu ernennen. Dem gemaͤß ſind folgende Maͤnner auserwaͤhlt worden, und haben bereits mehrere Curſus von Vorleſungen gehalten. Dr. Trooſt über Mineras logie und Geologie; Say über Zoologie; Dr. God: man über Phyſiologie; und Dr. Harlan uͤber ver gleichende Anatomie. Es iſt erfreulich, in einer Stadt dieſe verſchiedenen Bemühungen zur Befoͤrderung und Verbreitung des Studiums der Naturwiſſenſchaften ans zutreffen. Möchten andere Städte dieſem guten Beis ſpiele folgen. 25) Academy of Science and Literature, zu Bals timore in Maryland. Sie wurde im Jahr 1821 ger ſtiftet, und iſt im Begriff einen Band ihrer Verhand— lungen herauszugeben. 26) Columbian Institute, zu Waſhington. Die Zeit, wo ſie zuſammentrat, iſt dem Berichterſtatter nicht bekannt. Der Praͤſident der vereinigten Staaten iſt ex officio auch der Praͤſident dieſer Geſellſchaft. Un ter feinen Aufpicien iſt eine Florula Columbiensis ers ſchienen, und es werden jetzt große Anſtalten zu einem botaniſchen Garten gemacht. 27) Western Museum Society, zu Cincinnati im Staat Ohio. Ste wurde im Jahr 1818 gegruͤndet. Der öffentlich ausgeſprochene Zweck dieſer Anſtalt geht dahin, ein großes Muſeum anzulegen: a) von den amerifanis ſchen Metallen und Mineralien mit Einſchluß der De trefacten; b) von den einheimiſchen Thieren mit Eins ſchluß der Ueberbleibſel derer, welche jetzt ausgeſtorben ſind; c) von den Ueberbleibſeln des unbekannten Volkes, von welchem die alten Bauten herruͤhren, die man noch gegenwärtig in Amerika findet. Bereits hat dieſe Ge; ſellſchaft ein großes Cabinet errichtet, welches ſehr raſch an Reichthum zunimmt. 28) Literary and Philosophical Society, zu Chats leſton in Suͤd Carolina. Dieſe Geſellſchaft hat ein auserleſenes Cabinet, bis jetzt aber noch keine Verhand— lungen herausgegeben. Der beruͤhmte Elliot iſt der Praͤſident derſelben. 105 29) Lyceum of Natural History, zu Neuor⸗ leans in Louiſſana. Sie wurde im Jahr 1825 6 tet. Neuern Nachrichten zu Folge fol, ſie ſich in bluͤ⸗ hendem Zuſtande befinden. 8 91 Dieſes Verzeichniß iſt ſo vollſtaͤndig, als es mir nur möglich war, und dennoch koͤnnen manche Geſell⸗ bhaften ausgelaſſen ſeyn; denn über diejenigen des In⸗ nern iſt es aͤußerſt ſchwierig, wo nicht unmöglich, Aus kunft zu erhalten. In New Pork iſt es weit leichter, Nachrichten aus Petersburg und Pavia zu erhalten, als aus Cincinnati, Pittsburg oder Natchez. a Miscellen. Wer Ueber die Acclimatiſation der Code nille in Spanien, vom Obriſt Bory de Saint Vincent. Von Madrid aus erhielt Bory de Saint Vincent durch den bekannten Botaniker Davon. fols gende intereſſante Mittheilungen: „Zufolge eines Ediets, welches das Koͤnigl. Conſulat zu Malaga am 29. März d. J. erließ, iſt in der Nachbarſchaft dieſer Stadt die Cochenilleſchildlaus (Coccus cacti) vollkommen accli⸗ matiſirt worden, und deren Fortbeſtehen auf immer ges ſichert. Der in Europa ſchon bekannte Dr. Joſeph Dres ſas, welcher, waͤhrend ſich die Koͤnigl portugiſiſche Fa: milie in Braſilien aufhielt, geheimer Seeretair bei der Königin war, ſchrieb eine ſehr detaillirte Abhandlung Über die Cultur des Nopals und die Cochenillezucht übers haupt. Dieſe Schrift wurde zu Anfang des Jahres 1825. zu Malaga gedruckt, und man dachte daſelbſt alsbald auf die Anlegung von Cactuspflanzungen, und diejenigen Züchter, welche ſich ſtreng an die Vorſchriften jener bs handlung hielten, haben ſchon dies Jahr einen unglaub⸗ lich reichen Ertrag geerndtet. Sie haben Spanien eine Quelle von Reichthum eröffnet, welche kein anderes Land Europa's je wird benutzen koͤnnen. Der Dr, Preſas hat durch feine obenerwaͤhnte. Schrift nicht nur ſehr gruͤndliche Kenntniſſe in der Naturgeſchichte bewieſen, fondern auch durch die Leitung des ganzen Unternehmens wahre Vaterlandsliebe an den Tag gelegt.“ — Da ich mehrmals zu verſchiedenen Jahreszeiten in Malaga ges weſen bin, ſo kann ich dieſer Mittheilung des Hrn. Pavon noch einige Angaben hinzufuͤgen, denen zufolge man die Acclimatiſation jenes unſchaͤtzbaren Inſekts als wirklich geſichert betrachten kann. Nirgends in ganz Spanien bleibt ſich die Temperatur gleicher, als in un laga. Das Thermometer fällt nie unter + 8° R. Das, Zuckerrohr und die Baumwollenſtaude gedei en vortreff⸗ lich. Schinus molle tragt Fruͤchte, Bananen und Auo⸗ nen gedeihen überall im Freien; die Cactus wachſen an. den Felſen des Geſtades in ſolcher Menge wild, daß man nie an deren Anbau dachte, obgleich ſich zur Zeit der Fruchtreife ſehr viele Arme von den Cactüsfrüchten nähren, und fie auf dem Markt verkaufen. Wie in Amerika gibt es Stellen, wo die Cactus ſo dicht ſtehen, daß man nicht ohne ſtarke Verwundung arch tus elles, Mai 1826.) 104 kann. Da es zu Malaga faſt nte regnet, am wenig⸗ ſten zu der Jahreszeit, wo die Feuchtigkeit der Coche, nille Schaden bringt, fo, kann dieſe Gegend, ruͤckſichtlich der Cos enillezucht, ſicherlich mit Mexico rivaliſiren. Mein verſtorbener Freund Zea hatte in feinem Garten zwei Kaffeebaume, und eine Staude von Indig Anil, welche im Winter keinen Schaden litten und voll kommene Fruͤchte trugen. (Annales des Sciences na- Gezähmter Seevogel. Im Auguſt 1820 hatte ſich Hr. Bog in in Schottland drei Moͤven ver; ſchafft (Larus ridibundus), denen er die Fluͤgel ſtutzte und den Verſuch anſtellte, ſie auf einem kleinen Tei zu Terranghiie zu gewöhnen und zu zaͤhmen. Als a die Federn wieder gewachſen waren, flog die eine davon und kam nicht wieder; die zweite wurde an einem Der cembermorgen erfroren gefunden, und ſo blieb die dritte allein uͤbrig, naͤhrte und befand ſich wohl, und ſchien Moͤven, A Bog ie dachte bald nicht mehr an ſeine drei Moͤven. Die dritte hatte indeſſen den Teich zu Terranghtie nicht vergeſſen, denn 1822 ſah man ſie wieder erſcheinen, und nachdem fie. ihre Rückkehr durch wiederholtes Ge⸗ ſchrei angezeigt hatte, ließ ſie ſich auf den Teich herab, und fing nachher an in dem Garten, wie ein alter Des ſucher, herumzuſpringen. Seit der Zeit kommt der Voz gel alle Jahre. Er erſcheint mit dem Kukuk und vext läßt die Gegend mit den Schwalben, und die Zeit feis ner Ruͤcktehr iſt fo wenig verſchieden geweſen, daß Hr. Bogje's Gartner ſie faſt mit Sicherheit beſtimmen kann. Eben fo iſt es mit der Abreiſe. Indeſſen, obs gleich fie im Fruͤhjahre und Sommer zu Terranghtie Nahrung. ſucht und findet, ſo zieht ſie doch vor, die Nacht mit den andern Moͤven hinzubringen, und fliege deshalb alle Abende in einer und derſelben Richtung fort, und man glaubt, daß fie die Nacht auf den eini ge, engl., Meilen von Terranghtie gelegenen Suͤmpfen zübringe. Ihre tagliche Ruͤcktehr zeigt ſie ſtets durch Schreien an; bald darauf aber wird ſie ruhig und iſt ſo zahm, daß ſie auf den Ruf des Gaͤrtners, wenn er 1 über ſich ſtiegen ſieht, ſogleich zu ihm herabkommt. jan, Jahr 1824 brachte der Vogel ſein Weibchen und ſeine Jungen mit, und ſchien alles zu thun, um ſie an den Annehmlichkeiten der Civiliſation, die er genoß, Theil nehmen zu laſſen. Dieſe aber wagten nicht ſich auf den Doden niederzulaſſen und, ſeine Mahlzeit zu ai Seit der Jeit, hat man Ihn nicht wieder mit hen zulammen geſchen, Es ergiebt + fh hieraus, daß man gewiß mehrere wilde Voͤgel in unſere Huͤhnerhoͤfe gen ohnen Eine. ‚(Revue britannique Nr. 10. p. 375.) D . 7 122 151 790 e e eee ine ae ale 105 74 Die Arzneimittellehre. eee Eine Notix von en r Ernt Biſchoff, 9. d. eehrer der Heilmittellehre und Staats⸗ auch Kriegs⸗Arzneiwiſ⸗ ſenſchaft an der Königl. Rhein» Univerfität ꝛc. zu Bonn. Wir befinden uns in einem Zuſtande und auf eis nem Wendepuncte medieiniſcher Wiſſenſchaft und Litera— tur, der es nicht minder dem arbeitenden Forſcher auf ihrem Gebiete zur ernſteſten Pflicht macht, ſich ſelbſt Über jedes literariſche Beginnen Rechenſchaft zu ge— ben, um nicht das verderbliche Fingerwerk einer muͤßi— gen Buchmacherei noch zu verſchlimmern und zu meh⸗ ten, als er auch ein gemeſſenes Bedürfniß begründet, daß der Schriftſteller ſein Werk dem Publilum, deſſen Theilnahme er ſucht und bedarf, durch jedes wuͤrdige Mittel erkennbar und zugaͤnglich mache, und bei einer gegebenen größeren Schwierigkeit der Aufgabe dazu auch außerordentliche Mittel ergreife. — Nicht ohne eine lebendigere Erweckung aus der Zeit wurde daher mit der Wiedergeburt unſeres deutſchen Volkslebens von eir nem unſerer geiſtreicheren Forſcher und Literatoren eine beſtimmte Anregung zu ſogenannten Selbſt-Recenſtonen gegeben: inſofern ja allerdings, Falls es nur uͤberhaupt mit einem ſchriftſtelleriſchen Erzeugniſſe eine gewiſſenhaf— te und wahrhaft ehrliebende Bewandniß hat, Pier mand beſſer, als der Schriftfteller ſelbſt, die Aufgabe, welche er ſich geſtellt, die Mittel und Wege, welche er zu ihrer Loͤſung ergriffen und eingeſchlagen, endlich und vor Allem auch das Verhaͤltniß, in welches er ſich das mit zu der Vergangenheit, wie zu ſeiner Zeit geſetzt befindet, klar zu uͤberſehen und nachzuweiſen vermag. Daß damit der Poſſe des Selbſtlobes und der Ruhm⸗ redigkeit kein Vorſchub geſchehen ſolle, verſteht ſich für. Verſtaͤndige wohl von ſelbſt. Fuͤr die Literatur wie . an und Pfleger aber moͤchten dergleichen Selbſt-Recenſionen, richtiger wohl Selbſt- Anzeiger zu nennen, jeden Falls wahrlich erfreulicher und austräglis cher ſeyn, als die heut zu Tage immer. häufiger werden— den gegenſeitigen Protections- und Reverenz-Kritiken einer verbündeten Gevatterſchaft. Denn man weiß all⸗ gemein, wie wir damit berathen ſind. 1 In ſolcher Erwaͤgung und Anregung, und beſchaͤf⸗ tigt mit der Herausgabe eines vollitändigeren Handbu— ches der Arzneimittellehre fuͤr praktiſche Aerzte und Wundaͤrzte, wie auch zur Grundlage für Vorleſungen, von welchem gegenwaͤrtig der zweite Band erſchienen, der dritte und letzte aber in ununterbrochenem Fortgan⸗ ge des Druckes folgen wird, darf, ich es denn auch ges rechtfertigt halten, von dem Daſeyn dieſer meiner Arz beit und uber die Art und Weiſe, wie dieſelbe ihre Aufgabe erfaßt hat, hier kurzlich folgende Notiz und Rechenſchaft zu geben: während ein Mehreres ſich in ihr ſelbſt und in einer geſondert von mir gelieferten klei nen Schrift: Ueber die Bedeutung und das ET t, BR 106 u A Studium der Arzneimittellehre. Bonn 1825. bei Weber, dargelegt findet. Nen Seit wir mit der Brownfhen Lehre und der Erregungs- Theorie auch die Feſſeln einer zu allgemein und empiriſch oberflächlich gebildeten Dynamik abgeſchuͤt⸗ telt, hat ſich wohl faſt allgemein unter den denkenderen praktiſchen Aerzten ganz vorzuͤglich auch das Beduͤrfniß einer neuen Begrundung und Geſtaltung unſerer Arz neimittellehre fuͤhlbar gemacht und auch ausgeſprochen. Nur gar duͤrftig befriedigt mit dem voͤllig allgemeinen und obendrein theilwetſe falſchen. Begriffe einer die Erregung vermehrenden oder vermindernden Wirkungs— weiſe der Arzneikoͤrper, haben die Aerzte der Maſſe nach ſich der einſeitig therapeutiſchen Notiz von denſel— ben in die Arme geworfen, von den einzelnen Arznei koͤrpern naͤmlich zu wiſſen, daß je welcher derſelben in dieſer oder jener Krankheit, von beſtimmter Benennung, erfahrungsmäßig als Heilſtoff bewährt und nutzbar ſey. — Die wachſende Mannichfaltigkeit der Arzneikoͤrper von einer beſtimmten Uebereinſtimmung und doch mit gewifs fen Abweichungen ihrer weſentlichen Natur von der eis nen Seite, wie die noſologiſch immer klarer werdenden bedeutſamen Differenzen derjenigen Krankheits- Zuſtaͤnde, welche man zu unbeſtimmt nach gewiſſen Aehnlichkeiten ihrer äußeren Erſcheinung unter gewiſſen generiſchen Der zeichnungen des Krampfes, der Entzuͤndung, des Fiebers, der Schwäche, der Lungenſucht, Schwindſucht und Ab- zehrung u. ſ. w. zuſammengefaßt, von der anderen, draͤng⸗ ten das Bedürfniß der heilenden Kunſt jedoch bald das. hin, die Arzneikoͤrper in der erſten Beziehung nach ih ren ſogenannten naͤchſten Beſtandtheilen und allgemeinen. ſinnlichen Eigenſchaften (bei dieſer zwiefachen Wuͤrdi⸗ gung, wie vermoͤge der großen Heterogenitaͤt der pflanz— lichen, metalliſchen und kuͤnſtlich zuſammengeſetzten Arz— neiſtoffe jedoch ſofort mit Einbuße jeder Einheit eines Principes), in der zweiten Beziehung aber nach der verſchiedenen Erſcheinungs- Weiſe ihrer Wirkung im ger fünden, wie im kranken Leben (alſo auch hier von vorn herein in zwiefach geſpaltener Relation) naher zuſammen⸗ zuſtellen und wiſſenſchaftlich zu ordnen. Denn begreifli⸗ cher Weiſe vermochte und vermag der menſchliche Geiſt nicht, eine ſolche Mannichfaltigkeit der einzelnen Dinge, und am wenigſten fuͤr den freien Kunſtgebrauch, ohne das geiſtige Band einer wiſſenſchaftlichen Verknuͤpfung, irgend mit Sicherheit zu beherrſchen. — So bildeten ſich jene Anordnungen der Arzneikoͤrper nach der ers ſten Beziehung als: Mucilaginea, Oleosa, Mellagi- nea, Amara, Adstringentia, Acria, Aetherea, Narcotica u ſ. w., in deren Reihe ſchon die chemi— ſchen und pharmakodynamiſchen Qualitaͤten durcheinans der laufen, und welchen, zur völligen Abſchweifung dom Boden der Arzneimittellehre (als Lehre von den cher, miſchen Heilmitteln) noch Agentia physica (dyna- miſche Heilmittel) angehaͤngt wurden; und nach der anderen Beziehung jene mannichfachen Anordnungen 107 der Arzneikoͤrper, als: brechenerregende, abführende, fehweiß s oder harntreibende, kuͤhlende, entzuͤndungswi⸗ drige, krampfſtillende, ſchmerzlindernde u. ſ. w. Indem nun unter den Fortſchritten der neueren Chemie von der einen Seite die Erkenntniß immer tiefer auf die Differenz der chemiſchen und ſinnlich wahrnehmbaren Qualitäten der Arz⸗ neikörper eingedrungen, und von der anderen Seite die Phyſio⸗ logie an der Hand unſerer neueren allgemeinen Anatomie uns immer klarer und deutlicher die einfachen Grund-Verhäͤltniſſe des geſunden und kranken Lebens erkennbar gemacht hat: ſo hat auch die Arzneimittellehre, in beiderlei angegebenen Richtungen und Weiſen ihrer Bearbeitung einen Hoͤhe-Punkt erreicht, deſſen Preis nach Wahrheit und Gerechtigkeit in der Richtung auf die chemiſchen Qualitäten der Arzneikoͤrper ohne Frage der Pfaff'⸗ ſchen Arzneimittellehre, wie in der auf den pharmakodynami⸗ ſchen Charakter der Vogt'ſchen Arbeit, die ſich eben ſehr rich⸗ tig ſelbſt nur als „Pharmako-Dynamik““ angekündigt, zuer⸗ kannt werden muß. 5 N Auf diefem Hoͤhe-Punkte befinden wir uns nun aber zugleich wohl auch unwiderſprechlich zu dem endlich klaren und entſchei⸗ denden Anerkenntniſſe berufen und genöthigt , daß die Arzneimit⸗ tellehre, um eben als ſolche (Pharmacologia), als Lehre von den Arzneikoͤrpern, als Mitteln der Heilung, zu beſtehen, ſich eben keiner jener beiden Richtungen einſeitig hingeben duͤrfe, daß ſie in jever derſelben eben nur eine Seite der pharmakolo⸗ giſchen Erkenntniß ergreife, daß ſie nothwendig beiderlei Rich⸗ kungen und zwar in ihrer parallelen Beziehung zu einander ver⸗ folgen und eben in einer ſolchen parallelen Forſchung das Licht und Weſen aller pharmakologiſchen Erkenntniß nach deren höhe: rer wiſſenſchaftlicher Einheit erſtreben muͤſſe. Nachdem aber Burdach ſchon im Jahre 1807 einen hoͤchſt ehrenwerthen Ver: ſuch der Art unternommen und mit der zweiten Auflage ſeines Werkes vom Jahre 1817 denſelben gelaͤutert dargeboten; hat der Verf. dieſes ſich zu einer gereifteren Loͤſung ſolcher Aufgabe, wie die fortgeſchrittene Zeit nach einer umfaſſenderen Wie⸗ dergeburt unſerer geſammten natur wiſſenſchaftlichen Erkenntniß ihn fordert, berufen gefunden und dem Publikum den Verſuch derſelben ſchon mit dem vorigen Jahre darzubieten begonnen. Von vorn herein hat der Verf. aber ſogleich hier zu bevor⸗ worten, daß, indem er es als einziges Ziel und für die als lein nur alfo richtig erfaßte Aufgabe aller Arzneimittellehre erachtet, die Einheit der chemiſchen Bildung (Conſtitu⸗ tion = Qualität der Miſchung) der Arzneikoͤrper und ihres (pharmakodynamiſchen) Wirkungs⸗Characters nach⸗ zupeiſen (wie ja in der That auch ſchon von jener häufig er⸗ griffenen Anordnung der Arzneikoͤrper als Mucilaginea, Oleosa u. f. w., nur aber ohne klare Erfaſſung des Zweckes und nur aufenweiſe, ohne gruͤndliche Durchführung auf die einzelnen rzneikorper, und ohne das noͤthige Eindringen auf die Indivi⸗ dualität derſelben daſſelbe beabſichtigt wird, und in der Ge⸗ ſchichte der Arzneimittellehre den Bearbeitern derſelben haͤufig wiederkehrend vorgeſchwebt), — bevorworten und verwahren muß ſich ausdrücklich der Verf., daß man ſolchem ſeinen entſchie⸗ den ergriffenen Grundſatze und darauf gebautem Beginnen nicht das Irrſaal irgend eines chemiatriſchen Beginnens unterſchieben möge, wie ihm ſelbſt bereits von achtbarer Hand (Okens Iſis 1826. I.) widerfahren. Denn keinesweges iſt feine Abſicht und Erkenntniß vom Leben, es ſey nun geſund oder krank, der Geſtalt verſchraͤnkt oder einſeitig, daſſelbe in ſeinen weſentlichen Bedingungen und Erſcheinungen irgend ausſchließlich von einem oder dem anderen Stoffe (chemiſch-wirkſamen) abhaͤngig oder abſolute durch einen ſolchen bedingt erachten zu wollen; und eben ſo wenig iſt daher auch des Verf. Abſicht das Weſen der Arznei⸗Wirkung auf den ſtoffigen uebergang und das che⸗ miſche Walten des einen oder anderen Stoffes in den Organis⸗ mus und innerhalb feiner Materie zurüdführen zu wollen. Man moͤge ſich daher nicht etwa, nach der vorhandenen Aehnlichkeit in der Form der chemiſchen Theorie, verleiten laſſen, den Verf. 108 blindlings zufahrend in dem chemiatriſchen Unweſen eines Syl⸗ vius befangen zu waͤhnen (wozu bereits Gefahr vorhanden zu ſeyn ſcheint). Der Verf. hat vielmehr in ſeinem Werke es aus⸗ druͤcklich und zu der vollſtaͤndigſten Anerkennung geltend zu mas chen geſucht, wie einer Seits die chemiſche Wirkungs⸗Relation der Arzneikoͤrper im Organismus keinesweges auch eine 4 ſche, ja ſelbſt mechaniſche Wirkung und Geltung der ene per ausſchließe und wie andererſeits vor Allem der Org: mus nach ſeinem unveraͤußerlichen Weſen und ſo lange er nur als ſol⸗ cher beſteht, aus der Selbſtſtaͤndigkeit ſeines Lebens eine durch⸗ gängige Oberherrſchaft behaupte über die chemiſche Einwirkung der Arzneiſtoffe. Ja! im geraden Gegenſatze jeglicher chemiatriſcher Befangenheit, und gleichwohl doch auch ohne damit N chemiſche Qualitäts- Beftimmung des Organismus durch di Arzneiftoffe völlig auszuſchließen, bezweckt der Verf. in feinen Werke durchgängig, die Arzneiwirkung zu begründen als die ſelbſtſtaͤndige Gegenwirkung des Organismus ge⸗ gen den chemiſchen Angriff feiner Gebilde und a die Erſcheinung feiner abfoluten Autokratie un feiner Oberherrſchaft über die Einwirkung der mi ihm in Relation tretenden aͤußeren (chemiſch⸗ wirkſa⸗ men) Dinge. a { 1 Aber (um letztlich klar unſere Aufgabe zu erfaſſen) di neimittellehre bedarf die Arzneikoͤrper zu erkennen, ja nicht und für ſich, ſondern eben als Mittel zum Zwecke der Heilung, als Arzneimittel. Die Wirkung iſt es allerdings, dere Erkenntniß ſie erzielt und gewaͤhren ſoll. Dieſe Wirkung befaß inzwiſchen doch als ihre untrennbaren Faktoren den Arzneiſtoff mit dem Organismus. Sie iſt ja eben die thätige Relation beider zu einander. Wie alſo das Beduͤrfniß, die große Mans nichfaltigkeit der Arzueiwirkung nach ihrer weſentlichen Verſchie⸗ denheit und nach ihren Erſcheinungen zu uͤberſehen, wie dieſes Beduͤrfniß unerlaͤßlich erheiſcht, auf die Grund-Verhaͤltniſſe der Lebensthaͤtigkeit des Organismus und ihrer mannichfaltigen Er⸗ ſcheinungen zuruͤckzugehen, fo bedürfen unerläßlich auch die Arze, neiſtoffe nach den Grund⸗Verſchiedenheiten ihrer eigenthuͤmlichen Natur gehoͤrig geſchieden zu werden, um ihre verſchiedene Dig⸗ nität in der Arzneiwirkung gehörig zu ſondern und der Erkennt⸗ niß des Arztes für den freien Kunſt⸗Gebrauch wiſſenſchaftlich anzueignen. Dieſe Grund- Verſchiedenheiten der Arzneikoͤrper be⸗ ruhen nun aber, und unbeſchadet je welcher dynamiſchen oder mechaniſchen Wirkungs⸗ Relation derſelben, wie wohl nicht eines naheren Erweiſes bedarf, ja eben in ihrer chemiſchen Differenz, in der Verſchiedenheit ihrer ſtoffigen Bildung und daran geknuͤpf⸗ ten Wirkſamkeit: und es muͤßte in der That wohl um ſo mehr für ein hoͤchſt thoͤrichtes und unlauteres Treiben einer regreſſiven Obſcuranz erkannt werden, dieſes Element, ja dieſen inkegriren⸗ den Factor jeglicher wahren Arzneimittellehre bewußt in irgend einer fanatiſchen Blendung, ferner verlaͤugnen zu wollen; je mehr, des Auslandes, wie ſo vieler anderer hochverdienter Maͤn⸗ ner und der Herren heutiger Scheidekunſt nicht einmal zu geden⸗ ken, die reichen, bereits vielſeitig ausgedehnten Leiſtungen eines Buchholz, Trommsdorf, Hermbſtaͤdt, Schrader, Pfaff, Gmelin, John, Buchner, Brandes, Sertür⸗ ner wahrlich jede wuͤnſchenswerthe Huͤlfe darbieten, um ee, deutſam abweichende chemiſche Bildung und daran untrennbar geknuͤpfte erhebliche Wirkungs⸗ Differenz der Arzneiſtoffe doch endlich auch wiſſenſchaftlich und lehrend (nicht etwa blos in dem praktiſchen Inſtincte dieſes oder jenes beſſer beobachtenden Arz⸗ tes) gruͤndlicher, genauer und richtiger zu unterſcheiden, als mit der allgemeinen Bezeichnung von Aethereis, Amaris, Adstrin- entibus u. ſ. w. — Wahrhaft ſchimpflich und herabwuͤrdigend für den heilenden Stand muß es daher auch wahrlich erkannt werden, wenn bei Veraglaſſung ber von mir vor 2 Jahren als Probe aus meinem Handbuche in Hufelands Journale gege⸗ benen pharmakologiſchen Bezeichnung der Mineralwaſſer *) eine *) Zur Beſeitigung eines öffentlich vorgekommenen Irrt umes diene hier gelegentlich die Notiz, daß dieſe hier erwaͤhnte Abhandlung bereits an die Redaction im Manuſcript abge⸗ 109 derſelben übrigens Beifall zollende Stimme oͤffentlich mit der wunderlichen verkehrten Aeußerung hervorgetreten, „daß man den praltiſchen Aerzten. (eben alfo, damit fie ſich als gemeine Suriver bekennen vuͤrſen!) doch nicht zumuthen koͤnne, ſich auf ie allgemeinen und weſentlichſten phyſikaliſchen und chemiſchen Differenzen ihrer Heilmittel einzulaſſen!? (und Solches aus dem Munde eines Lehrers heilender Wiſſenſchaft und Kunft !) Wenn mithin unwiderſprechlich die Arzneikörper im Orgas nismus auch nach einer mechaniſchen oder dynamiſchen Relation wirkſam zu werden vermögen und wirken mögen; fo beruhet doch eben die Eigenthuͤmlichkeit, durch welche die Arzneitörper ſich von allen anderen für den heilenden Zweck nutzbaren Einwir⸗ kungen auf den Organismus unterſcheiden, eben in ihrer ches miſchen Wirkſamkeit d. h. eben darin, daß ſie einen chemiſchen Prozeß mit dem Organismus eingehen: und es iſt eben die Aufs gabe und begreift gerade den weſentlichen Inhalt der Arzneimit— ehre, dieſes in der Betrachtung und Wuͤrdigung der Arznei— 'offe nach ihrer individuelleſten Beſonderheit zur vollkommen überzeugenden Anſchauung zu bringen. Indem aber der Verf. dieſes für die größere Maſſe der Atzneiſtoffe in den bereits ge- lieferten beiden Bänden ſeines Handbuches jeder ernſtlichen Pruͤ— fung bereits dargelegt hat; fo ergiebt ſich gerade darin die lehr— ichſte Bewaͤhrung fuͤr die Richtigkeit und Wahrhaftigkeit einer lchen parallelen Bezeichnung der Arzneimittel, daß die aͤltere varis die Differenz der Wirkungen z. B. zwiſchen einzelnen fen, bitteren oder gerbeftoffigen Mitteln vielfach mit gutem Inſtincte gar wohl erkannt hat, ohne doch mit der Differenz ihrer Miſchungen ſchon bekannt zu ſeyn; deren Erkenntniſſe in unſeren Tagen eben ein ganz anderes und ſicherer leitendes Ver⸗ ſtaͤndniß über das Bedingende der Arzneiwirkung, deren Unters ſchiede und verſchiedene Seiten eröffnet. SEs ergiebt ſich ſonach zur beſtimmten Aufgabe jeder heuti⸗ n Arzneimittellehre; die Urzneiſtoffe zu wuͤrdigen, wie fie, nach beſtimmten Eigenthümlichkeit und Abſtufung ihrer chemiſchen dung und Wirkſamkeit, auch in einer beſtimmten Eigenthuͤm⸗ eit und Abſtufung ihrer Wirkung auf den Organismus ers kannt werden, mithin in einer durchaus parallelen Beziehung ih— res chemiſchen und ihres pharmakodynamiſchen Characters: und es iſt dieſes auf unſerm dermaligen Standpunkte um ſo unerlaͤß⸗ licher gefordert, je weiter die Chemie auch in das Walten und Spiel der Stoffe in organiſchen Koͤrpern und namentlich im ierorganismus forſchend einzudringen begonnen. — Aber freis ich iſt Solches nicht gethan mit der bloßen und rein willkuͤhrlich zugemeſſenen Aufzählung der weſentlichſten chemiſchen Eigenſchaf— gen der Arzneikoͤrper neben der Angabe ihrer Wirkung und the— rapeutiſchen Benutzung, wie manche neuere und uͤbrigens ver⸗ deen e Bearbeitungen der Arzneimittellehte fie darbieten, ſon— dern es erfordert eine ſolche Bezeichnung der Arzneikoͤrper, um wahrhaft, d. h. innerlich, nicht blos aͤußerlich auf dem Papiere, parallel zu ſeyn, nothwendig auch die ſpecieller durchgefuͤhrte Sonderung des pharmakodynamiſchen Characters nach der naͤhe⸗ ren Individualität der chemiſchen Bildung, Nachdem nun aber unſere heutige Chemie die Grund-Ver⸗ en aller chemiſchen Wirkung, und zwar aus der Einheit der ie dynamiſch bedingenden, namentlich elektriſchen und ſelbſt mag— netiſchen Thaͤtigkeit, auch in ihrer urſpruͤnglichen Einfachheit den Inbegriff aller chemiſchen Wirkungen alſo in Wahrheit nur als Abſtufungen dieſer Thaͤtigkeit erkannt; und indem dieſem gemaͤß auch die chemiſch-wirkſamen Stoffe, wiſſenſchaftlich gewürdigt, in einer continuirlichen Reihe auftreten, deren einen Endpunkt als fauer=, den anderen aber als baſiſchgebildet und wirkſam, die Mitte aber in eine beſtimmte Indifferenz und neutrale, auch endet geweſen, als Schaͤffers Abhandlung über die Wir⸗ kung der Mineralwaͤſſer laut Datum der Vorrede noch ges druckt worden: wie denn überhaupt gedachte meine Abhand⸗ lung jedem verftändigen Auge wohl ohnehin einen viel ernſt⸗ bafteren, auch umfaſſenderen Zweck und Inhalt darbietet, als die Schaͤffer'ſche: unbeſchadet der letzteren und ihrer krefflichen geiſtreichen Andeutungen. e 2 110 indifferent zu nennende Wirkſamkeit geſetzt erkennen: ſo ordnen ſich, aus der Nothwenbigkeit zeitgemaͤßer Wiſſenſchaft, wie auch Pfaff bereits vor mehreren Jahren wenigſtens angedeutet, auch die unſerem Arznei⸗Apparate bereits angehoͤrigen Chemiſch⸗Wirk⸗ ſamen einer Seits zu einer beſtimmten Pi a arzneilicher Wirkſamkeit, anderer Seits aber fuͤr das wiſſenſchaftliche Beduͤrf⸗ niß der Theorie und Praxis zunaͤchſt in drei Claſſen der baſi⸗ ſchen, neutralen und ſauer-wirkſamen Arzneiſtoffe. Der Verfaſſer aber hat demgemäß in ſeinem Handbuche, unter dem Titel der Lehre von den chemiſchen Heilmitteln, naͤchſt der noͤthigen Einleitung und Begruͤndung durch eine allge⸗ meine Arzneimittellehre, die Arzneiſtoffe als Heilmittel, mit⸗ hin unter der ſteten Mitumfaſſung des Organismus, den ſie zu beſtimmen dienen ſollen, folglich in der durchgaͤngigen Relation zu demſelben, nicht nach ihrer einſeitigen chemiſchen Dignitaͤt, auch nicht nach dem abſoluten Vorwalten des einen oder ats deren Stoffes, ſondern durchgaͤngig nach der Totalitaͤt ihres Beſtehens geordnet, wie folgt: I. Cl. Negativselektriſche Arzneimittel von baſiſcher Qualität, als weſentliche Relze für das ſenſibele Leben; und als deren Ordnungen: 1) Waſſerſtoffgas. 2) Thieriſchaͤtheriſches Oel. 3) Aether und die verfüßten Säuren, 4) Alkohol. 5) Ammonium. 6) Ge⸗ ſchwefeltes Ammonium. 7) Geſchwefelter Waſſerſtoff und deſſen Verbindung mit Stickſtoff in den geſchwefelten Mineralwaͤſſern. 8) Stickſtoff⸗Oxydul⸗Gas. 9) Pflanzlich⸗aͤtheriſches Oel. 10) Campher mit Anemonenſtoff. 11) Brenzlich⸗aͤtheriſches Oel. 12) Phosphor, II. Cl. Elektriſch⸗indifferente Arz⸗ neimittel von neutraler Qualitaͤt, als wefentliche Reize fuͤr das bildende Leben oder die organiſche Metamorphoſe: 1) Waſſerſtoff⸗Blauſaͤure. 2) Die narkotiſchen Mittel mit feſten Grundlagen. 3) Die ſcharfen Arzneiſtoffe. 4) Schwefel. 5) Die Metalle, differencirt durch Blauſtoff, Schwefel, Sauerſtoff, Chlor, Jod und Saͤuren, mit Inbegriff der ſaliniſch-kaliſchen oder laugenſalzigen Mineralmäffer. 6) Jod und deſſen Verbin⸗ dungen mit Waſſerſtoff und Blauſtoff. 7) Fett. 8) Harz. 9) Gallerte. 10) Eiweiß. 11) Schleim. 12) Mehl und Satzmehl⸗ 13) Zucker. III. Cl. Poſitiv⸗elektriſche Arzneikoͤr⸗ per von fauerer Qualität, als weſentliche Reize für das irritabele Leben: 1) Aromatiſche Säure. 2) Extrackivſtoff, 3) Gerbeſtoff. 4) Kohle. 5) Die zuſammengeſetzten Säuren, mit Inbegriff der muriatiſchen, der Bitter- und Glauberſalz⸗ Mineralwäſſer. 6) Die neutralſalzig⸗kohlenſaueren Mineralwäfe fer oder Sänerlinge, 7) Die einfachen Säuren. 8) Die eiſen⸗ haltig⸗kohlenſaueren Mineral- ober Stahlwaſſer und das Eiſen nebſt dem Reißblei. 9) Sauerſtoffgas. Die einzelnen Arzneiſtoffe im Beſonderen find dabei durch⸗ gangig nach der ſechsfachen Bezeichnung ihrer pharmakogno⸗ ſtiſchen oder pharmakographiſchen, chemiſchen, pharmazeutiſchen, pharmaksdynamiſchen, therapeutiſchen und formellen (pharmako⸗ katagraphologiſchen) Notiz dergeſtalt von dem Verf, bearbei⸗ tet worden, daß ſie dem praktiſchen Arzte und Wundarzte in gedrungenſter kritiſcher Darſtellung und Zuſammenſtellung, mite hin ohne allen Ballaſt naturhiſtoriſchen oder chemiſch⸗ pharma⸗ zeutiſchen Ueberfluſſes und doch vollſtaͤndig, wie der gründlich und gewiſſenhaft gebüdete Mann es bedarf, und ſo viel die arme menſchliche Kraft des Individuum zu vollbringen vermocht, alles Weſentliche darbietet, was zeitgemäße Erkenntniß und Wiſſen⸗ ſchaft gewähren, um jeden irgend bedeutſamer bezeichneten Arz neiſtoff nach dem Vollbegriffe ſeiner Natur und ſeiner Bedeutung fuͤr heilende Kunſt, und zu einem einigen Ganzen verarbeitet, in lebendiger Anſchauung aufzufaſſen und nicht minder zugleich auch deſſen mannigfach bedeutſame und lehrreiche Beziehungen zu der ganzen Reihe der Arzneiſtoffe und zu reſpective einzelnen Glie⸗ dern derſelben moͤglichſt praktiſch⸗fruchtbar zu beleuchten. — Der erſte Band des vorliegenden Handbuches zu 40 Bogen ber faßt aber, nebſt der allgemeinen Arzneimittellehre, die baſiſchen Arzneikoͤrper, wie der zweite zu 50 Bogen die neutralen; fo daß noch ein dritter gleich ſtarker Band mit den ſauer⸗wirkſa⸗ men Arzneiſtoffen nebſt vollſtaͤndigem Regiſter folgen wird. Auch 411 iſt dafuͤr Sorge getragen, daß die während des Druckes unun⸗ terbrochen geſammelten neueren Entdeckungen und Beobachtungen nicht nur den beiden bereits erſchienenen Baͤnden nachträglich als Zufaͤtze und Berichtigungen angehaͤngt ſind, ſondern auch der dritte und letzte Band mit einer Nachleſe fuͤr das ganze Werk ausgeſtattet werden wird. Trotz der großen und fruchtbaren Emſigkeit, womit gerade dieſes Gebiet der Wiſſenſchaft und Kunſt gegenwärtig bearbeitet wird, dürfte daher ſchwerlich Uber irgend einen bedeutſamen Gegenftand der Arzneimittellehre eine gründe lich genügende Belehrung in dem vorliegenden Werke vermißt werden. Endlich hat noch der Verf. beſondere Opfer gebracht, um fein Werk zu einem Preiſe geliefert zu ſehen (2 Thlr. 12 gal. für jeden Band, um welchen kein aͤhnliches Werk von gleich reichem Umfange zu haben ſeyn duͤrfte. Wenn in unſern Tagen wiederholt und dringend das Be⸗ duͤrfniß ausgeſprochen worden, die Arzneimittellehre, wie man das Ding bezeichnet, „phyſiologiſch bearbeitet zu ſehen“ (wel⸗ ches eben doch wohl nur heißen ſoll, nach der weſentlichen Be⸗ ziehung der Arzneiſtoffe zu den Funktionen und Gebilden des Le⸗ bens); und wenn neuerdings Naſſe (Horns Archiv 1826 II.) noch klagt, „daß die bisherige Arzneimittellehre Lund wahrlich zum unſeeligſten Erſchwerniß und Verwirrniß fuͤr Studium und Kunſtuͤbung) ſich fort und fort beſchräͤnkt habe, die Arzneiftoffe im vagen Aufzaͤhlen nur an einander zu reihen und ins Blaue hinein gegen die generiſchen Bezeichnungen der Krankheiten einan⸗ ber gleichzuſetzen, ſtatt ſorgfältiger die Bedingungen aufzuſuchen und feſtzuſtellen, unter welche ein jedes paſſe““ (welches ja eben, da die Arzneimittellehre gleichwohl nicht zur Therapie ausarten darf, nur geſchehen kann, indem die Individualität der Arznei⸗ ſtoffe, namlich nach ihrer chemiſchen Bildung und die daran we⸗ ſentlich gekuuͤpfte nähere Beziehung der Arzneiſtoffe zu den weſent⸗ lichen Functionen, Organen, Syſtemen und Theil⸗Gebilden des Organismus gehörig unterſchjeden werden, um z. B. das eſ⸗ ſigſauere Blei nicht gegen die knotige Lungenſucht, wie die ſalz⸗ Sauere Schwererde, das Jod nicht gegen ſchleimige oder eitrige zu ergreifen): fo iſt dieſem Beduͤrfniſſe eben in meinem Hand⸗ buche, fo weit es vorliegt, bereits nach beſtem Vermögen, und jo weit mit der ſchuldigen praktiſchen Vorſicht, ohne uͤbereilte Sichtung und Umwälzung geſchehen konnte, vollſtaͤndig entſpro⸗ chen, und daſſelbe nach ſeinem eigenthuͤmlichſten Streben gerade hierauf urſpruͤnglich gerichtet. i In dem gewillenhaft geprüften Bewußtſeyn hiervon glaubt der Verf. daher ſchließlich auch fein Werk der Theilnahme und. Prufung aller wiſſenſchaftlichen Aerzte und Wundaͤrzte empfehlen zu durfen, während er zugleich die Gelegenheit ergriffen, auf dem ge der Antikritik (Isis) den vorliegenden Gegenſtand, wie die demſelben gewidmete Behandlung auch von anderer Seite exſprießlich zu beleuchten. Miscellen. Einen merkwürdigen Fall, wo bei einem Manne nach Verlauf von 22 Jahren zum zweitenmal die Parasentefe der Bruſt mit guͤnſtigem Erfolg ge Bibliographiſche — Ä? 112 macht wurde, erzählt Hr. Dr. Guerard zu Elberfeld (in Horns x, Archiv 1826. März u. April). Der Mann litt am 2. Febr. 1825 an einer heftigen Lungenentzuͤndung, wegen welcher ein Aderlaß verordnet wurde, und worauf, nachdem 21 — 30 Blut gelaſſen waren, Erleichterung erfolgte. Das Blut zeigte einı ſtarke exusta inflammatoria, Den folgenden Tag erfuhr Dr, G., daß Patient vor 22 Jahren eine heftige Lungenentzuͤndung und Vereiterung gehabt hatte, und durch Dr. Gs. Vater mittelſt der Paracenteſe der Bruſt geheilt worden war. Es wurde noch ein zweiter Aderlaß noͤthig gefunden (innerlich Dec, rad. Gra- minis mit Nitrum, Extr. Hyosc. in Syrup); Blaſenpflaſter. Am 6. Febr. klagte der Kranke uͤber Druck auf der linken Seite. Bei der Percuſſion vernahm man den vollen Ton, der auf V mica hinweiſet, mittelſt des Stethoscops ein dumpfes Geräuſch, welches ſich bei jedesmaligem Athemholen erneuerte. (Innerlich Rad. Senegae mit Salmiak). Am 7. Febr. noch ſtaͤrkern Druck in der linken Seite; ſehr erſchwertes Athmen, ſo daß der Kr. nur zu ſitzen vermochte. Die vernarbte Stelle von der vori⸗ gen Paracenteſe hatte ſich wulſtig zwiſchen der 8. u. 9. Rippe hervorgedrangt. Pat. ſagte, daß er ganz dieſelbe Empfindung habe wie vor 22 Jahren. Hr. Dr. G. machte darauf die Pas racenteſe an derſelben Stelle einfach vermittelſt Einſtechen eines Biſtouris in den hervorgedraͤngten Wulf, Es quoll ½ Berlinet Quart ſtinkender Eiter aus der Wunde, worauf Pat. gleich die größte Erleichterung fühlte. Es wurde eine Wieke eingelegt. In der Nacht floß noch eine eben ſo große Menge Eiter aus. Der Eiterabfluß nahm ab, am 17. kam gar nichts mehr zum Vorſchein. Die Wunde vernarbte bald, und Pat. iſt ſeitdem ge⸗ ſund geblieben. N Entdeckungsart des Arſeniks nach Marcet und Dr. Paris. An der Oberflaͤche der verdaͤchtigen filtrirten Fluͤſ⸗ ſigkeit wird ein in cauſtiſche Ammonium -Fluͤſſigkeit getauchtes Glasſtabchen mit einem andern, in ſalpeterſauere Silberſolution getauchten Glasſtäbchen in Berührung gebracht. Wenn die kleinſte Quantitat Arſenik vorhanden iſt, fo zeigt ſich am Beruͤhrungspunkte der beiden Stäbchen ein hellgelbes Pracipitat, das bald zu Bo⸗ den ſinkt. Auch Casper ſah dieſes; nur bildet ein etwa ge⸗ genwartiges phosphorſaures Alkali ein aͤhnliches Praͤcipitat, wes⸗ halb Dr, Paris die obige Methode fo zu verändern vorgeſchla⸗ gen hat. Mit der verdaͤchtigen Fluſſigkeit ſoll eine breite Linie auf weißes Papier gezogen werden; längs dieſer ziehe man ein Stuͤck Hollenſtein langſam her und man wird dann einen Str: bilden, der roͤthlichgelb iſt, aber gleichmäßig von arfeniffauren wie von phosphorſauren Salzen gebildet wird; der von Arſenik gebildete iſt aber rauh, geronnen, flockig, der von einem phos⸗ zhorſauren Kali gebildete homogen und glatt, wie mit einem Ninſel aufgetragen. Was aber noch wichtiger iſt, iſt, daß in einigen Minuten das Phosphorgelb in ein dunkles Grün ER ſchwarzer und zuletzt ganz ſchwarz wird, während das Arſenikg 1 länger ſteht und dann braun wird. Dieſes Experiment muß nicht im Sonnenſcheine gemacht werden, weil ſonſt der Uebergang der Farben zu raſch erfolgt, (Ruſt u. Caspers Repertorium 76, XII. 3. S. 396.) Bo 1 Neuigkeiten. Mi Prolusiones ad Chemiam medicam. Disputatio physico- medica, quam pro facultate docendi publice defendet Franc. Guil. Schweigger - Seidel, Halae 1826. 44 S. 8. (Der Hr. Bf. dieſer kleinen leſenswerthen Schrift verfolgt Fürzlich den Einfluß, welchen die Chemie von je auf Phys ſiologie, Pathologie und Therapie gehabt; zeigt die Ein ſeitigkeit der Anſichten fruͤherer Chemiko⸗Phyſiologen und Jatro⸗Chemiker, zu Folge denen Mangel, Verminderung oder Vermehrung einzelner einfacher Stoffe, des Oxygens z. B., ben Grund aller Erſcheinungen des pathologiſchen Lebens enthalten, und demnach auch ihre Anwendung in ber Therapie beſtimmt werden ſollte; ſucht aber zu bewei⸗ fen, daß die Proceſſe der unorganiſchen Chemie, von denen im Innern des Organismus bei weitem nicht ſo verſchieden feyen, als ſich Viele wohl denken mögen; daß da, wo das beben organiſcher Körper aufhoͤre (wenn ſich ihre materiel⸗ len Beſtandtheile chemiſch zu verbinden ſtreben), bei chemi⸗ ſchen Körpern ein Moment eigenthuͤmlichen Lebens eintrete, in welchem ſie vorzüglicy geſchickt find, auf den Organis⸗ mus zu wirken, und daß man daher bei der Anwendung ſolcher Mittel nicht allein die Beſtandtheile becuͤckſichtigen müffe, aus denen ſie vor der Aufnahme in den Magen ges bildet werden, ſondern vorzüglich die Produkte vor Augen haben muͤſſe, welche ſich bei der Einwirkung der thierſſchen Safte auf dieſelben, und bei ihrer Zerſetzung, oder währen» jenes eigenthumlichen Lebensmoments erzeugen ꝛc.) Essai historique et therapeutique sur les asphyxies aves quelques reflexions sur la respiration. Par F. E. Plissou, D. M. 2me edit. Paris 1826 8. (Iſt die zweite vermehrte Ausgabe der Inaugural⸗ Diſſertation des Verfaſſers.) art dem Gebiete der RNRotiz en aus Ratur⸗und Heilkunde. Nr. 310. (Nr. 8. des XV. Bandes.) September 1820, Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. In Commiſſion bei dem Königl. Preuß. Graͤnz⸗Poſtamte zu Erfurt, der Kön. Saͤchſ. Zeitungs⸗Expedition su Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u. Tariſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes⸗Induſtrie⸗Comptoir. Preiß eines jeden Bandes von 24 Bogen, 2 Rthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes 3 ggl. f Nat u u ed über die neuen, durch rotirende Bewegung herz vorgebrachten magnetiſchen Wirkungen. Herr Arago hat neulich der Academie die Fort— ſetzung ſeiner Verſuche mitgetheilt, durch welche er im vergangenen Jahre bewies, daß alle ſich bewegenden Koͤrper einen Einfluß auf die Magnetnadel aͤußern. (Vergl. N. 215. S. 257. d. Notiz.) Man wird ſich erinnern, daß wenn eine ſolche Nadel horizontal aufge— Ne in der Nähe irgend eines Körpers, und vorzuͤg⸗ ch eines Metalls ſchwingt, der Schwingungswinkel ſehr ebeutend abnimmt, und daß umgekehrt, wenn eine agnetnadel ruhig in der Richtung hängt, welche ihr der Erdmagnetismus giebt, und man eine Mecallſcheibe, deren ſtehende Welle ſich ſenkrecht unter dem Aufhangss punkte der Nadel befindet, in drehende Bewegung ſetzt, die Nadel dadurch mit fortgezogen, und wenn die Be— gung der Scheibe ziemlich langſam iſt, unter einem iſſen Winkel feſtgeſtellt, wenn die Scheibe ſich aber ſchwind dreht, fortwährend im Kreiſe herumgezogen ird. Jede tiefer beiden Formen des Experiments bies tet zum Studium der Erſcheinung beſondere Vorzuͤge dar. Die erſtere iſt weit beſſer geeignet, ſehr ſchwache Wirkungen bemerklich zu machen, und aus einer Menge ſehr feiner Verſuche Aragos ergibt ſich, daß Glas, ſo wie Waſſer in feſtem und fluͤſſigem Zuſtand, offenbar nicht ohne Wirkung ſind. In beiden Zuſtaͤnden hat das Waſſer verſchiedene Kraͤfte, und zwar als Eis, obwohl es dann weniger dicht iſt, eine ſtaͤrkere. Man muß ſich wun⸗ dern, daß fo geübte Phyſiker, wie Nobili und Bas celli die Arago'ſchen Verſuche nicht mit Gluͤck wies derholt haben. Uebrigens kann man aus ihrer darauf bezüglichen Abhandlung nicht erſehen, was an ihren mangelhaften Reſultaten ſchuld war. * Diurch die Bewegung der horkzontal aufgehangenen Magnetnadel konnte man blos ausmitteln, welche Wirs tung die ſich drehende Scheibe in einer ſenkrecht über den Radien derſelben ſtreichenden horizontalen Richtung ausuͤbe, jetzt hat Hr. Arago auch die nach der Rich⸗ zung der Radien im horizontalen Strich, und endlich die in verticaler Richtung im ferfreht zur Scheibe ges richteten Strich ſtattfindenden Wirkungen ſtudirt. Fuͤr den erſtern Fall wandte er eine Neigungsnadel an, die ſich bekanntlich um 2 kleine Zapfen einer liegenden Welle bewegt. Dieſe Nadel brachte er entweder durch ein ge⸗ ringes Gegengewicht, oder dadurch, daß er die ſenkrechte Ebene, in welcher ſie ſich bewegt, in eine ſenkrechte Stellung zum maguetiſchen Meridian brachte, in eine verticale Lage. Dieſe Bewegungsebene ſchnitt den Dreh⸗ ungspunkt der Scheibe, und die untere Spitze der Na⸗ del wurde nach und nach ſenkrecht uͤber verſchiedene Punkte deſſelben Radius der Scheibe gebracht. Herr Arago hat bemerkt, daß nahe an der Peripherie und ſelbſt außerhalb derſelben die Nadel durch eine in der Richtung des Radius nach außen wirkende Kraft abge— ſtoßen wird, wodurch ſich die untere Spitze vom Dre⸗ hungspunkte der Scheibe entfernt. In jedem Radius der Scheibe befindet ſich zwiſchen der Peripherie und dem Mittelpunkt ein gewiſſer Punkt, und wenn fich die Nadelſpitze vor dem Anfang der Drehung der. Scheis be ſenkrecht uͤber dieſem Punkt beſindet, ſo bleibt ſie waͤhrend der Drehung unbeweglich. Befindet ſich die Spitze uͤber irgend einem, dem Mittelpunkt der Scheibe naͤher liegenden Punkt des Radius, ſo wird ſie durch die Drehung der Scheibe nach deren Mittelpunkt zu hereingezogen. Ueber dem Mittelpunkt ſelbſt findet keine Wirkung ſtatt. Wenn man ſich die Scheibe in eine Menge von Ringen zerlegt denkt, welche die Nadel ſaͤmmtlich abſtoßen, ſo leuchtet ein, daß dieſe Wirkung hervorgebracht werden muͤſſe. möllsr Um endlich die Wirkung, welche eine ſich drehende Scheibe in ſenkrechter Richtung zu ihrer Oberflaͤche aus⸗ uͤbt, kennen zu lernen, haͤngte Herr Arago einen Magneten an den Arm einer ſehr empfindlichen Wage, und beſchwerte dann den andern mit einem ganz gleichen Gewichte. Aus dem Verſuche ergab ſich, daß die dre— hende Bewegung eine abſtoßende Kraft nach oben ers zeugt, der aufgehaͤngte Magnet mag einem Punkte der Scheibe gegenuͤberliegen, welchem er wolle. Herr Ara: go erleichterte ſich die Beobachtung dieſer Erſcheinung 8 — 115 dadurch, daß er mittelſt eines ſchwachen Gegengewichts die fruͤher ſchon gebrauchte Neigungsnadel horizontal ſtellte. Wenn man fie in dieſer neuen Lage fo ftellt, daß fie ſich nur in der den Mittelpunkt der Drehung ſchneidenden Ebene bewegen kann, und wenn nur einer der Arme uͤber die Scheibe hinausreicht, ſo wird nur der andere durch die Drehung der Scheibe afficirt, und zwar gehoben, der innere Pol mag ſich nun uͤber einem Punkt der Scheibe befinden, uͤber welchem er wolle. Hr. Ara go hat auch nachgewieſen, wie man die Zahlenverhaͤltniſſe der drei von ihm entdeckten Kraͤfte ausmitteln koͤnne. Er giebt an, daß dieſe Verhaͤltniſſe ſich nach der Schnelligkeit der Drehung veraͤndern, daß z. VB. die nach dem Radius der ſich drehenden Scheibe gerichtete Kraft bei ziemlich geringer Geſchwindigkeit bes deutender ſeyn koͤnne, als die ſenkrecht uͤber diefen Ra⸗ dius ausgeuͤbte Horizontalkraft. Diefe neuen Reſultate ſtoßen eine Erklärung der Erſcheinung, welche alle franzoͤſiſchen, engliſchen und italie⸗ niſchen Phyſiker aufgeſtellt oder angenommen haben, gaͤnzlich um. Sie nahmen naͤmlich an, daß durch die Gegenwart des Magneten in der ſich drehenden Scheibe magnetiſche Pole gebildet würden, die augenblicklich entſtaͤnden, aber erſt nach einer gewiſſen Zeit wieder vergingen, bei ihr rem Vorbeiſtreichen unter der Nadel ihre groͤßte Staͤrke erhielten, und da fie nach dem Vorbeiſtreichen energis ſcher wirkten als vorher, die Nadel mit ſich fortzögen. Wenn dies indeß der Fall waͤre, ſo muͤßten ſie die Na⸗ del in verticaler Richtung noch ſtaͤrker anziehen. Wir haben aber geſehen, daß ruͤckſichtlich der Richtung der Wirkung ſowohl, als ruͤtkſichtlich ihrer Intenſitaͤt das Reſultat des Verſuchs gegen dieſe Theorie if. Brauchen wir wohl noch hinzuzufuͤgen, daß ſelbſt ohne dieſe thatſaͤchliche Widerlegung, eine Erklaͤrung, welche über den gewaltigen Unterſchied zwiſchen der Wirs kung des Kupfers im ruhenden Zuſtand und im beweg ten gar keine Rechenſchaft giebt, ganz unſtatthaft ſey, und daß dieſer große Unterſchied den eigenthuͤmlichen Character dieſer neuentdeckten Kraͤfte ausmache? Von dem Character, den Geiſteskraͤften, Leiden⸗ ſchaften, der Verſchlagenheit und der Art, wie ſich Elephanten zu helfen wiſſen“) liefert ein Streit, welcher bei der Belagerung von Bhurtpore zwiſchen zweien derfelben vorfiel, einen deutlichen Beweiß. Die Britiſche Armee hatte mit dem unzaͤhlbaren Troß des Heers und Taufen— den großer Laſt- und Zugthiere bereits lange vor der Stadt gelegen, als bei dem Eintritt der heißen Jah⸗ reszeit und trockner heißer Winde das fo noͤthige Wafı ſer in der Naͤhe des Lagers zu fehlen begann. Die Weiher und Ciſternen waren ausgetrocknet, und *) The Animal Kingdom described and arranged in conformity with its Organisation, by Cuvier ete. with Additional Descriptions etc. by Edw. Griffiths and Ochers. Part. IX, London 1826, a — 116 nur die vielen Quellen in der Gegend lieferten noch Waſſer. Bei der Menge Menſchen und Vieh, welche ſich unaufhoͤrlich an dieſen Quellen, beſonders an den groͤßten derſelben zuſammenfand, hatte die Mehrzahl der ſelben Noth, ſich dieſes Beduͤrfniß zu verſchaffen, es entſtand dem zufolge an dieſen Stellen nicht ſelten eine große Verwirrung. Es traf ſich bei dieſer Gelegen⸗ heit, daß zwei Elephantentreiber mit ihren Elephanten, von denen der eine ſehr groß und ſtark, der andere das gegen im Vergleich mit jenem klein und ſchwach war, zu gleicher Zeit an der Quelle waren; dem kleinern Ele⸗ phanten hatte ſein Meiſter einen Eimer zum Schoͤpfen an den Ruͤſſel gehängt; der größere, welcher dieſes fo nds thige Gefaͤß nicht hatte, faßte jetzt entweder von freien Stuͤcken oder von feinem Waͤrter angetrieben, den Eis mer, und entriß ihn ſeinem ſchwaͤchern Dienſtkameraden ſehr leicht. Letzterer fuͤhlte ſeine Schwaͤche zu ſehr, um dieſe Beleidigung offen zu ahnden, empfand ſie aber ohne Zweifel; doch geriethen die Waͤrter derſelben an einander. Endlich zog ſich der ſchwaͤchere Elephant, nachdem er den Zeitpunkt abgepaßt, wo der andere mit der Seite nach der Quelle gekehrt war, einige Schritte ganz ruhig, und als wenn er nichts Boͤſes im Sinne habe, zuruͤck, ſprang dann aber mit aller Kraft vor, und rannte jenen dermaßen in die Seite, daß er richtig in die Quelle purzelte. Man kann ſich leicht denken, daß hieraus große Unannehmlichkeit und ſtarke Beſorgniſſe entſtanden, das Waſſer der Quelle, von dem die Eris ſtenz fo vieler abzuhaͤngen ſchien, möchte durch das hin⸗ eingeſtuͤrzte Thier ausgeleert oder doch wenigſtens verunreis nigt werden, und da ſich die Waſſerflaͤche faſt 20 Fuß in der Tiefe befand, ſo ſchien es unmoͤglich, das Thier unverſehrt, blos durch Menſchenhaͤnde herauszuſchaffen. Der Ele! phant, welcher noch viele Fuß Waſſer unter ſich hatte, ſchwamm leicht darin herum, und zeigte, da ihm ſein kuͤhler Aufenthalt viel Vergnuͤgen zu machen ſchien, nur wenig Luft, ſich durch eigene Anſtrengungen herauszuhel— fen. Endlich kam es dem Elephantenwaͤrter in den Sinn, daß man wohl mit einer hinlaͤnglichen Anzahl Holzbuͤndel, deren man ſich bei der Belagerung zu Fa⸗ chinen bediente, dem Thiere eine Bruͤcke bauen koͤnne, wenn es nur gelaͤnge, letzteres dahin zu bringen, daß es dieſe Buͤndel regelmaͤßig nach einander unter ſeine Fuͤße legte. Als man die Erlaubniß, dieſe Faſchinen zu gebrauchen erhalten hatte, fo machte der Waͤrter ‚bei Verſuch, ſeinen Elephanten zu unterweiſen, welcher ihm auch, vermittelſt des außerordentlichen Einfluſſes, den dieſe Leute uͤber die Elephanten erlangen, und vermit— telſt der dem Thiere eigenen Gelehrigkeit, gelang: und der Elephant begann jede Fachine, fo wie fie ihm hin⸗ untergeworfen wurde, ganz gemaͤchlich unter ſich zu le⸗ gen, ſo daß er in kurzer Zeit darauf treten konnte; doch bald war das liſtige Thier, welchem nach der ausge⸗ ſtandenen Hitze und e Waſſermangel der kühle Aufenthalt, in den es fo plotzlich verſetzt worden, gefak len hatte (es iſt bekannt, daß die wilden Elephanten oft in die Fluͤſſe gehen und ſchwimmen), überdruͤſſig, 117 länger zu arbeiten, und alle Drohungen feines Waͤrters waren nicht vermoͤgend, es dahin zu bringen, noch eine Fachine zu legen. Jetzt ſetzte der Mann der Liſt eine andere dagegen, begann ihm zu ſchmeicheln und es zu loben, und erlangte wirklich das, was ihm durch Drohun⸗ gen nicht hatte gelingen wollen, durch das wiederholte Verſprechen einer Menge Racks. Angereizt hierdurch, fing der Elephant ſeine Arbeit von neuem an, und half ſich ſelbſt beträchtlich in die Hoͤhe, bis er nach theilwei— ſer Entfernung des Gemaͤuers um das Ufer der Quelle im Stande war, herauszukommen; die ganze Arbeit hatte ungefaͤhr 14 Stunden gedauert. Zuſaͤtze zu der Abhandlung des Hrn. Girou de Buzareingues, uͤber den Einfluß des Vaters und der Mutter auf das Ge⸗ ſchlecht des Jungen. Wir haben früher (Not. Nr. 235 S. 225) die in⸗ tereſſanten Forſchungen des Hrn. Girou mitgetheilt, deſſen Anſichten ſeitdem durch verſchiedene gewiegte Maͤnner in ſtatiſtiſcher und oͤkonomiſcher Hinſicht beſtaͤ⸗ tigt worden ſind. Wir glauben demnach unſern Leſern einen Dienſt zu erweiſen, wenn wir Hrn. Gir ou in feinen Unterſuchungen über dieſe wichtige Frage noch fers ner folgen. Are „Man hat, ſagt derſelbe, in einem an die Re⸗ dacteure der naturhiſtoriſchen Annalen gerichteten Briefe, „gegen meine Beobachtungen uͤber die Fortpflanzung der Hausthiere mit Recht eingewandt, daß jene nicht zahl reich genug ſeyen. Man haͤtte uͤberdem noch einen Zweifel gegen die Aechtheit der Thatſachen erheben koͤnnen. Um dieſen zweiten Vorwurf zu entgehen, hegte ich die Abſicht, eine Reihe von Verſuchen anzuſtellen, deren Reſultate von eigens dazu niedergeſetzten Coms miſſaͤren beſcheinigt werden ſollten. Zu dieſem Zwecke legte ich am 13. Juni vorlgen Jahres der landwirthſchaftlichen Geſellſchaft von Sever rae die ſchon bekannten Thatſachen vor, und kündigte zugleich an, daß ein ſchon gezeichneter Theil meiner Schaafmuͤtter das naͤchſtemal mehr Weibchen lammen würde, als der andere Theil. Ich erſuchte zugleich die Geſellſchaft, zwei ihrer Mitglieder zur eventuellen Be— glaubigung dieſer Umſtaͤnde zu ernennen. Dies geſchah, indem die HH. Albert Molinier und Cours nuéjouls zu Commiſſaͤren beſtellt wurden. Als das Lammen begann, benachrichtigte ich die beiden Commiſ⸗ ſaͤre davon, welche vom Reſultat des Verſuchs ſich zu überzeugen die Güte hatten. Dieſer Verſuch beſtand in Folgendem. Zu Anfang Juni 1825 zeichnete ich mit einer aus Ofenruß und Nußoͤl beſtehenden Schwaͤrze etwa 100 Schaafe, welche im vorigen Jahr nicht getragen hatten, und die deshalb ſehr gut bei Leibe waren. Dieſen gab ich vier vorjaͤhrige Stoͤhre zu; von dieſem Theil der Heerde erwartete ich die meiſten weiblichen Laͤmmer; — — 118 außerdem hatte ich noch ungefaͤhr 200 Schaafe, die im Jahr 1824 gelammt hatten. Ich wollte dieſe beiden Abtheilungen zuſammen⸗ gehen laſſen, ſobald ich die erſtere fuͤr durchgaͤngig be⸗ legt halten würde, und dann ſtatt der vorjährigen Stoͤhre recht ſtarke vierjährige zulaſſen. Da ich mich aber in den letzten Tagen des Juni entfernen, und waͤh⸗ rend des Juli und Auguſts ausbleiben mußte, ſo konnte ich die Stoͤhrzeit nicht abwarten, und erſt aus der Lamm⸗ zeit erſah ich, daß meine gelten Schaafe von den vors jährigen Stoͤhren nicht fruchtbar belegt worden waren, was entweder daher ruͤhrte, daß die letztern nicht ſtark genug waren, oder weil dieſe Art Schaafe gewöhnlich erſt nach mehrmaligem Beſpringen befruchtet werden; kurz, ſie wurden erſt zu der Zeit traͤchtig, wo die ganze Heerde mit den vierjaͤhrigen Stoͤhren zuſammen geſchla— gen ward; deshalb konnte auf die Reſultate dieſes Vers ſuchs die Beſchaffenheit der Stoͤhre keinen Einfluß aben. 9 Meine Heerde beſteht theils aus reinen Merinos, theils aus Meſtizen; deshalb theilte ich fie zur Lammzeit in zwei Hauptabtheilungen: Geltvieh vom Jahr 1824 und ſolches, welches im vorigen Jahre getragen hatte, und jede davon wieder in zwei Unterabtheilungen: 1) Me⸗ rinos, 2) Meſtizen. | 2 * 9 Maͤnnchen 24 Weibchen 2) 27 5 29 B Summa 36 Männden 53 Weibchen. Von der zweiten Hauptabtheilung erhielt ich: 1) 28 Maͤnnchen 32 Weibchen 2) Sr: a when Summa 90 Männchen 86 Weibchen. Nun verhält fih aber 36:53 wie 90: 132%. Man müßte demnach 46 weibliche Laͤmmer zur zweiten Haupt abtheilung hinzufuͤgen, wenn das Verhaͤltniß ſich gleich ſtellen follte, Man wird bemerken, daß die Zahl der Weibchen in beiden Unterabtheilungen Nr. 1. verhaͤltnißmaͤßig groͤ⸗ ßer war, als in Nr. 2. ö Einen Grund dafuͤr, daß die Merino's mehr Weib⸗ chen lammen, als die Meſtizen, hat der Verf. ſchon in dem früher mitgetheilten Aufſatze (vergl. Notizen a. O. S. 229. Z. 15. v. u. ꝛc.) angegeben. In dieſem Falle gaben die Merino's zuſammen 56 Weibchen und 87 Maͤnnchen, während man von den Meſtizen 83 Weib; chen und 89 Maͤnnchen erhielt. Miscellen. Zweifspfige Schlangen. Hr. Mitchill von Neuyork erwähnt der ſonderbaren Thatſache, daß ſich unter einer Brut von 120 jungen Schlangen, drei zwei— koͤpfige Exemplare fanden. Das oͤftere Vorkommen die ſer Monſtroſitaͤt hat mehrere Naturforſcher zu dem Glau— ben veranlaßt, daß ſie darauf eine beſondere Species gründen koͤnnten. Da aber in Weſtindien, Auſtralien, 8 * 119 England, Italien und Neuyork zuweilen zweikoͤpfige Schlangen gefunden worden, fo wird dadurch wahrſchein⸗ lich, daß diefe ſonderbaren Thiere nicht nur verſchiede⸗ nen Arten, ſondern auch verſchiedenen Gattungen ans gehören, und ſaͤmmtlich als bloße Monftrofitäten zu be⸗ trachten ſoyen. „Im Jahr 1823, erzählt Dr. Mi t; chill, wurde, 6 engl. Meilen vom Fluſſe Geneſee, ein Schlangenweibchen mit ſeiner ganzen Brut von 120 Jun⸗ gen getödtet. Von dieſen waren drei monſtroͤs; das eine mit zwet deutlich abgeſonderten Köpfen; das zweite mit einem doppelten Kopfe und nur drei Augen; das dritte mit doppelten Schaͤdelknochen und drei Augen, aber eins fachem Unterkiefer. Das letzte hatte zwei Körper. Sie befinden ſich ſaͤmmtlich in meinem Kabinet. Mein Freund Dr. Voigeht von Rocheſter uͤberzeugte ſich an Ort und, Stelle von den Umſtaͤnden, und durch ihn erhielt ich die drei monſtroͤſen Exemplare.“ Sie gehoͤren der Art nach der ſogenannten ſchwarz en Schlange an, die in Neuyork ungemein häufig iſt und ſich ſehr ſtark ver mehrt. Sie ſcheint der Coluber Constrictor L. und Lacépede's Lien zu ſeyn. Die monſtroͤſen Jungen find 4 bis 5 Zoll lang. Ausgewachſen erlangt dieſe Art haus . ee Hei l Einfluß von Civiliſation auf die Vermehrung und Fortpflanzung von Krankheiten “). In der letzten Nummer eines Nord Engliſchen Journals iſt ein kurzer Aufſatz über dieſen Gegenſtand von Abrar ham zu Carlisle enthalten, in welchem, wie wir glauben, viele richtige und verſtaͤndige Bemerkungen vorkommen. Daß manche feiner Schluͤſſe ein wenig zu weit gehen, laͤugnen wir nicht; doch ſind wir überzeugt, daß feine Grundſaͤtze im Allgemeinen richtig ſind. Die Vermeht rung, der Geiſteskrankheiten und anderer Krankheiten im ctwiliſtrten Leben iſt der erſte Gegenſtand, welcher von Abraham beruͤhrt wird, und hier uͤberlaͤßt er ſich ei⸗ nigen merkwürdigen Betrachtungen. Die Urſache, was rum wir ſo wenige Beiſpiele von Geiſteskrankheit und auch von chrontiſchen Krankheiten unter den unciviliſirten Voͤlkerſtaͤmmen ſehen, iſt, wie er glaubt, daß die Schwie- rigkeit, die Lebensbedurfniſſe ſich zu verſchaffen, und der unſichere Vorrath derſelben das Leben derjenigen ſchnell⸗ wegraffen, deren koͤrperliche oder geiſtige Mängel. fie ver hindern, einen gleichen Antheil an den gemeinſchaftlichen Bemühungen zu nehmen, wozu noch kommt, daß unter gewiſſen Voͤlkerſtaͤmmen Aeltern ſogar diejenigen ihrer Kinder verlaſſen, welche durch angeborene Deformitaͤt zur Arbeit oder zum Kriegfhren unfaͤhig find. Aber ganz verſchieden iſt es im civiliſirten Leben. Hier koͤnnen die Idioten ihr Leben verlängern und ihren Species fortpflanzen; denn der Grad von Geiſtesſchwaͤ⸗, che muß wirklich groß ſeyn, wenn ein Individuum un⸗ fähig ſeyn ſoll, ein beſtimmtes Einkommen aufzubringen ober an den Fuhigen und einfoͤrmigen Agricultur - und *) The medico - chirurgical Review July 1826. 1 — E 120 fig eine Länge von 6 Fuß. Mehrere Jahre früher hatte Dr. Mitchill von den Feju-Inſeln eine 43 3. lange zweikoͤpfige Schlange erhalten, und ſah, als er das Obige bekannt machte, der Zuſendung einer dreikoͤpfigen entge⸗ gen, welche an dem Ontario gefangen worden war. ( — limans Journal Vol. X. Nr. 1. p. 48. pp.) \ Prome, ein neuer ein facher Körper. Hr. Gay: Luſſac hat über eine der Académie des sciences von Hrn. Ballart übergebene Abhandlung Bericht erſtattet, worin dieſer Chemiker die Details uͤber die Entdeckung eines neuen einfachen Körpers im Sees waſſer niedergelegt hat. Herr Ballart hatte anfangs im Sinn dieſen Körper mit dem Namen muride zu bezeichnen, aber auf die ihm von den Commiſſarten ge— machten Bemerkungen hat er ſich entſchloſſen, ihn pro- me zu nennen. Die Meinung der Commiſſarten iſt, baß die Exiſtenz des prome, als einfachen Körpers, wo nicht außer Zweifel, doch wenigſtens außerordentlich wahrſcheinlich ſey; und daß in jedem Falle Hrn. Bat’ bart's Unterſuchungen hoͤchſt intereſſant ſeyen. 1 „ 7 12 I ö * * r ee 15 Manufactur- Arbeiten Antheil zu nehmen. Man laͤßt fie nicht huͤlftos und unbarmherzig zu Grunde gehen, wie unter den Wilden in Amerika, oder auch, wenn wir eis‘ nigen Reiſenden Glauben ſchenken duͤrfen, wie in dem Nor⸗ den von Europa, Afrika und Alien. Der Raſende, wel: her in der einen Lage ſchnell als ein Opfer feiner unbe: wußten Verbrechen und Excentricitaͤten fallen wuͤrde, iſt in der anderen durch billige Geſetze geſchuͤtzt, fein Vermoͤt gen wird durch Vormuͤnder verwaltet, alle Kunſtmittel werden aufgewendet, fein Ungluͤck zu mildern, und er hinterlaͤßt fur zu oft eine zahlreiche Nachkommenſchaft, welche durch alle ihre Zweige hindurch das Uebel empfin⸗ den, welches ſie von ihrem Vorfahren geerbt haben und in jeder Richtäng ausbreiten. In Europa ſehen wir nur zu oft, daß Blindheit, Taubheit und Stummheit, welche in dem wilden Zuſtande mit denjenigen Anſtren⸗ gungen unvereinbar ſind, durch welche allein das Leben erhalten werden kann, in einer Familie von Generation zu Generation fortgepflanzt werden. Individuen mit Tuberkeln in den Lungen, welche bei den Wechſeln des wilden Lebens ſchnell als Opfer der Lungenentzündung, fallen würden, werden durch die Civiliſationskuͤnſteleien vor dem ungünſtigen Einfluß der Witterung geſchuͤtzt, und gewoͤhnlich werden fie durch aͤrztliche Huͤlfe und durch die Bequemlichkeiten des haͤuslichen Lebens lange genug erhalten, um Familien zu hinterlaſſen, welche den fruͤh⸗ zeftigen Verkuſt derſelben beklagen. Was für eine Men⸗ ge Leute ſehen wir nicht taͤglich, welche durch vernuͤnß tige Diät, Veranderung der Luft, aͤrztliche Behandlung, dürch chirurgiſche Operationen und andere Heil- und Huͤlfs— mittel, welche dem uncultivirten Wilden unbekannt ſind, vor dem toͤdtlichen Anfall pleuritiſcher, arthritiſcher, rheuma— * 121 tiſcher ober ſerophuloſer Entzuͤndung geſchützt werde um die übrige Sehe Er gebrechliche Laß on oder einen verftänmelten Körper herumzuſchlep⸗ en, und auf die Nachkommen eine unſichere Exiſtenz und den Saamen unhellbarer Krankheit zu ubertra⸗ 1% u gf 4 1 N 134 Abraham glaubt, daß die Einführung der Ino⸗ culation und vorzüglich der Vaccination das Verzeichniß 4 oder conſtitutlonaker Krankheiten vergroͤßert abe, und wir halten es nicht fur unwahrſcheinlich. Viele kranke Conſtitutionen — tauſend Kinder mit den Kei⸗ men erblicher Krankheit würden jahrlich durch die Bos artigkeit der wahren Blattern hinweggerafft werden, aber fie uͤberſtehen die gelindere Form der Inoculation, und leiden natuͤrlicherweiſe nichts von Vaccination. Doch wie wahrſcheinlich dies auch dem Arzte zu ſeyn ſcheinen⸗ mag, ſo ſehen wir doch nicht, wie der Staatsmann oder der Geſetzgeber darnach handeln koͤnne. 21 Indem der Verf. von Getſtes- und. koͤrperlichen Aa ſpricht, macht er folgende ſchoͤne Bemer⸗ en: Hanne 2 iind N 97 „„Vielleicht koͤnnen wir jedoch die Hoffnung hegen, daß in den verborgenen Quellen einer allguͤtigen Vorſe⸗ hung ein Mittel ſteckt, welches das Fortſchreiten dieſes furchtbaren Uebels verhindern kann, und die ſchoͤne Aus gleichung, welche wir in der Regierung des Menſchen— Ae e und welche weder ein geiſtiges noch in körperliches Uebel ohne ein wirkſames Gegenmittel läßt, beſtärkt dieſe Vermuthung. Diefes Gegenmittel, wenn ein ſolches vorhanden tft, muß nach meiner Ueber zeugung in dem moraliſchen Gefühl der Menſchen ges ſucht werden; denn wenn die furchtbare Art des Uebels vollkommener bekannt wird, fo werden Individuen von geſunden Familien abgeneigt werden, ſich mit denjenigen zu verbinden, welche zu Geistes; oder koͤrperlicher Krank, heit prädisponfet find, und auf dieſe Weiſe können die Familien von der letzteren Beſchaffenheit durch Coͤlibat und durch die Concentratton der Krankheit, welche ſtatt“ ndet, indem fie ſich wechſelſeitig mit einander verbin- den, abgeſondert werden und allmählig ausſterben. Und wenn nicht die erwähnten Urſachen, welche im civiliſir⸗ ten Leben geeignet find, erbliche Krankheiteanlage zu ver- mehren, auf dieſe oder auf eine ahnliche Weiſe entfernt werden, fo wird man aller Wahrſcheinlichkeit nach nach“ einigen Jahrhunderten von Civiliſation, Verfeinerung“ und Luxus unter den Menſchen nichts als Bloͤdſinnige, Slafıde und Kranke finden.“ eee Wir haben nicht ganz eine ſo duͤſtere Anſicht von der Sache, wie in dem letzteren Theile der vorhergehen an en wird. Es giebt viele Quellen von ſundheit in neueren Zetten, und es iſt ganz gewiß, daß die Durchſchnittslebenszeit ſich jetzt Über das hinaus; erſtreckt, was ſie vor 50 oder 60 Jahren war — d. h., baß die Wahrſcheinlichkeit, eine gewiſſe Anzahl von Jah ren von einer gegebenen Periode an zu leben jetzt gr& ber iſt, als ſie war, wie die verſchiedenen Lebensverſi⸗ cherungs Geſellſchaften wohl wiſſen. Dles rührt wahr — — 122 ſchecnlich von der Mäßigkeit, von dem bequemeren Le— ben, und von der Ausbreitung richtigerer aͤrztlicher Kennt, * hani 3 Ein Fall von aneurysma popliteum, in wel⸗ den die Arterie weiter unten am Oberſchenkel habe un- terbinden miſſſen als gewohnlich. W 95 in die Höhe gehoben worden war, und es wurden mer) ö zurde e a Er warf fein Blut mit großer Gewalt heraus und wurde unter“ bunden **), ö 1 *) An der Figur kann man ſehen, daß die arteria poplitea üben dem eigentlichen aneurysma erweitert iſt. Der Punkt, wo ſie anfing erweitert zu werden, war der Stelle 5 3 wo das aneurysiid pöpliteum ſich gewöhnlich et. 110 7%) Bell ſagt in feinem cliniſchen Bericht über dieſen Gegen⸗ ſtand, baß wir, wenn wir eſpen Aſt auf dieſe Weise ent⸗ ſpringen ſehen koͤnnen, entweder eine Ligatur an den Stamm der Arterie uber den Aſt anlegen, oder den Aſt beſonders unterbinden muͤſſen; denn wenn wir das. Blut ſeinen Lauf 123 Sogleich nachdem die Arterie unterbunden war, ſagte Shaw, welcher ſeine Hand auf der Geſchwulſt hatte, daß die Pulſation unterdruͤckt ſey, und als man den Patienten fragte, was er fühle, antwortete er fos gleich, „es iſt kein ſchmerzhaftes Klopfen mehr 1 den.“ Aber Shaw, welcher feine Hand auf die Ges ſchwulſt hielt, fühlte nach einigen Sekunden deut— lich, daß die Pulſation wiederkehrte, und dieſe war ſo deutlich, daß er den Herrn Bell darauf aufmerkſam machte, welcher, nachdem er feine Hand auf die Ge: ſchwulſt gelegt und gefühlt hatte, daß die Ligatur durch ie regelmaͤßige Pulſation der Arterie bewegt wurde, verſetzte: „Gut, es ſey wie es wolle; ich werde weis ter nichts thun, wir haben alles gethan was wir thuen mußten.“ Die Wundraͤnder wurden durch kurze Heft pflaſterſtreifen aneinander gebracht, und der Patient in das Bett gefuͤhrt. Als man die Geſchwulſt eine halbe Stunde nachher junterfuhte, war die Pulſation faſt eben fo ſtark als vor der Operation, und ganz verfchies den von bem Beben oder der leichten Pulſation, welche fo häufig nach dieſer Operation gefunden wird. 23. Februar. — Die Pulſation in der Geſchwulſt hoͤrte dieſen Morgen (den 3. Tag nach der Operation) auf. Bisher hatte der Patient in Folge der Operation nicht gelitten; doch iſt er jetzt unwohl und mit Fieber behaftet. Er hat. Huſten und klagt über Schmer⸗ zen in dem Leibe. Die Wunde vereinigt ſich nicht gut. Es ſcheint ein ſehr ſtarker Eindruck auf ſeine Konſtitu— tion gemacht worden zu ſeyn, und zwar zu derſelben Zeit, wo die Pulſation der Geſchwulſt aufhoͤrte. 24. Februar. — Er befindet ſich ſehr unwohl. Der kurze Huſten, welchen er ſeit einiger Zeit hat, iſt weit ſchlimmer geworden. Er hat Schmerz, doch kann wegen der Undeutlichkeit ſeiner Ausſage nicht genau beſtimmt werden, ob er ihn in dem Magen oder in der Bruſt, habe. — Man hat ihm 6 Unzen Blut am Arm ent⸗ zogen und es iſt ihm ein Opiatlinctus verordnet worden, um ſeinen Huſten zu erleichtern. 25. Februar. — Seine Kräfte nahmen ſtufenweiſe ab und dieſen Morgen ſtarb er. Der ganze musculus sartorius war angeſchwollen und empfindlich, und eine ſeroͤſe Fluͤſſigkeit troͤpfelte aus der Wunde. Während des Verlaufs dieſes Falls wurde keine ther⸗ mometriſche Beobachtung der Waͤrme des Glieds ange- ſtellt, welches ſich uͤberall wärmer anfühlte als das an- dere. Es war deutlich wahrzunehmen, daß die Circula⸗ tion in dem Gliede wieder hergeſtellt war. 1 Anatomiſche Unterſuchung. — Der musc. sartorius war von einem Ende bis zum anderen von Entzündung eines eryſipelatoͤſen Charakters afficirt, wel⸗ che ſich laͤngs dem ganzen Lauf ſeiner Scheide ausgebrei— tet hatte. Der Muskel ſelbſt war von ſeroͤſer Ergießung angeſchwollen. g durch dieſen Aſt nehmen laſſen, ſo wird verhindert, daß fi) das coagulum bis zu einer gewiſſen Ausdehnung bil⸗ det, und deshalb wird die Ligatur an dem Stamme der Arterie unſicher. name — d 124 Gerade unter dem Theile, wo die ark. profunda abgegeben wurde, theilte ſich die art. 2 in zwei Aeſte von faſt gleicher Groͤße. re liefen in paralleler Richtung mit einander zu dem Theile herab, wo die Arterie durch die Sehne des musc. triceps geht. Hier vereinigten fie ſich wieder. Die Ligatur fand man « der oberflaͤchlicheren Arterie ein wenig über. dieſer Ver einigungsſtelle. f 3 * Bell machte in ſeiner naͤchſten eliniſchen Vorleſung folgende Bemerkungen. „Waͤhrend der Operation fand keine Verzögerung, keine Schwierigkeit ſtatt. Der muse. sartorius wurde in die Höhe gehoben, die kascia, wels che die Arterie bedeckt, wurde aufgeſchnitten, und die Scheide der Arterie wurde lospraͤparirt, dadurch, daß man mit der Spitze des Meſſers ritzte, und dabei den Ruͤcken des Meſſers nach vorn hielt. Wenn dieß nicht mit Vorſicht geſchehen waͤre, ſo ſehen wir, daß durch Verletzung der tieferen Arterie an der Vereinigungsſtelle ſehr widerwaͤrtige Zufälle haͤtten eintreten koͤnnen. Zau verwundern iſt nun, nicht daß die Geſchwulſt fortgefahren hat zu klopfen, ſondern daß ſie durch eine Ligatur zu klopfen aufhoͤren konnte, welche blos an eine der Arterien angelegt wurde, da jede derſelben groß ge⸗ 5 war, um die Circulation in dem Gliede zu unter ten. Bell's Meinung war, daß der unguͤnſtige Aus gang dieſes Falls nicht von der mit dem Zuſtande der Geſchwulſt ſympathiſirenden Konſtitution, ſondern von dem ſehr merkwürdigen Zuſtande des musc, sartorius und von dem Fieber herruͤhre, welches er hervorbrachte, und daß der Schwaͤche der Circulation, welche davon entſtand, die Coagulation des Bluts in dem aneurys- ma und folglich das Aufhoͤren ſeiner Pulſation zuzu⸗ ſchreiben ſey. Dieſen Fall brachte Bell am Dienſtag den 9. Mal in ſeiner Vorleſung vor dem College of Surgeons zur Erklärung der Pathologie des aneurysma vor. Er behauptete, daß bei der Operation eine an den Arterien⸗ ſtamm angelegte Ligatur das Blut nicht verhindere durch den Sack zu fließen. Denn die Circulation in den Col lateralgefaͤßen iſt nach Anlegung der Ligatur ſo frei und fo. unmittelbar, daß das Blut frei in den Theil des Get fäßes, welcher unter dem unterbundenen Punkt iſt, und auch durch den aneurysmatiſchen Sack fließt. Dieſen Satz erklärte, er durch mehrere Fälle und bezog ſich auf den eben berichteten Fall, um einen ſchlagenden Beweis zu geben, daß es nicht noͤthig ſey, den Lauf des Bluts zu hemmen, um Coagulation in der Sefehmulf hervor zubringen. In dieſem Falle war die Unterbindung eines einzigen der beiden gleichgroßen Aeſte, welche beide Blut in den aneurysmatiſchen Sack führten (d. h. die Unter; brechung des Laufs blos einer Halfte des durch die Ser ſchwulſt gehenden we e um die Bildung eines Blutklumpens in dem Sacke zu geſtatten. Die Wirkung unſerer gewöhnlichen Operation, der Unterbin⸗ dung der Arterie in einer beträchtlichen Entfernung von dem Sitze der Krankheit, ſcheine deshalb blos darin zu beſtehen, daß fie den impetus des Glutſtroms vermin⸗ dert, indem fie ihn zwingt einen Umweg zu machen, und die Folge dieſer Veränderung iſt, daß das Blut in der aneurysmatiſchen Geſchwulſt ſich langſam coaguliren und endlich den Durchgang durch dieſelbe verſtopfen kann. 5 772 6. * ec N Erklarung der Figuren, Fig. 1. iſt eine Abbildung des Präparats. Sie zeigt die arteria cruralis, welche ſich, nachdem ſie die art, prokunda a abgegeben hat, in zwei Arterien theilt, von welchen be eine und ad die andere iſt. Bei d vereinigen fie ſich wieder; k ift die unregelmäßig erweiterte arteria poplitea; g iſt der eigent⸗ liche a zatiſche Sack. Bei Ir ſieht man die vordere und die hintere arteria tibialis aus dem unterſten Theil der Ge⸗ 8 — hr? ig. ein umriß von dem Praͤparat. a bezeichnet die art. Profunda, b den oberflächlichen Aſt, welcher unterbunden wurde, e den tieferen Aſt. d iſt dem Vereinigungspunkte der zwei Teſte gegenüber geſtellt. e bezeichnet die erweiterte ar- — — 120 teria poplitea, f die eigentliche aneurysmatiſche Geſchwulſt, g die Theilung in die art. tibialis anterior und in die art, ti- jalis posterior. An der erſten Figur find die beiden Arterienäͤſte aufgeſchnitten, um zu zeigen, daß ſich in be ein ſich weit ausdehnender Klumpen über der Ligatur gebildet hatte, und daß auch ein kleinerer Klumpen unter der Ligatur war. Der letztere Klumpen erſtreckt ſich bis dahin, wo die beiden Arterienäfte ſich wieder vereinigen. Man fieht, daß der tiefere Aſt (end) vollkommen iſt, aus⸗ genommen, daß ſein Durchmeſſer der Stelle gegenüber, wo die Ligatur an den oberflächlichen Aſt angelegt war, ein wenig Kleiner iſt. Die Schnitte in die art. poplitea f und in das ameurys- ma g wurden gemacht, um zu zeigen, daß ſie mit faſt coagu⸗ lirtem Blute ausgefüllt waren. Die aͤußerlichen Lagen des coa- ulum waren am fefteften, wahrend die in der Naͤhe des Cen⸗ krums befindlichen weicher waren. Das coagulum erſteckte ſich in die arteriae tibiales bis ohngefaͤhr einen Zoll unter dee Geſchwulſt. Von der Radicaleur der Nageleinwachſung nach dem Dupuytren'ſchen Verfahren“). Von Robbe. Die unter dem Namen Nageleinwachſung bekannte Krank⸗ heit hat zwei ſehr verſchiedene Varietäten. In der einen, welche fehr häufig iſt, iſt das Fleiſch, welches die Mutter des Nagels umgiebt, nicht krank, ſondern im gefunden Zuſtande; die Ver⸗ änderung nimmt nur eine Seite des Nagels oder beide Seiten zu gleicher Zeit ein. In der anderen hingegen iſt der Nagel. von ſchwammigem Fleiſch umgeben, ſeine Mutter iſt wahrhaft verändert, und der ganze Nagel nimmt an der Veraͤnderung Theil. Von dieſer Unterſcheidung, welche auf die genaue Beob⸗ achtung der Thatſachen geftügt iſt, hängt der ganze Erfolg der Behandlung ab. In dem erſten Falle heilt das Ausziehen des Nagels den Kranken ſogleich; in dem zweiten wird die Krankheit durch die beſtaͤndige Wiedererzeugung des Nagels wiederkehren, wenn man nicht nach dem Verfahren, welches wir fogkeih ans zeigen werden, das ſchwammige Fleiſch, den Nagel und die Mut⸗ ter wegnimmt. Dupuytren glaubt nicht, daß die erſte Va⸗ rietaͤt ſich in die zweite verwandeln koͤnne, weil in dieſer letzte⸗ ten die weichen Theile immer urſprünglich afficirt ſind. Ohne hier alle Urſachen zu wiederholen, welche von den Schriftſtellern genannt worden ſind, wollen wir unter anderen als häufige Urſachen der Veranderung der Mutter des Nagels die Contuſionen des Endes der Fußzehen oder der Finger anzeis gen. In der erſten Varietaͤt fängt die Krankheit mit der ent⸗ zuͤndlichen Anſchwellung der Integumente an, welche an den in⸗ neren Winkel des Nagels graͤnzen, und welche ihn nach und nach bedecken (onyxis partialis); es entſteht eine leichte Excoriatien, welche von einem ſehr heftigen Schmerz begleitet iſt, und der Nagel dringt in das Gewebe der Haut ein. Es dauert nicht lange, fo erſcheint auf der afſicirten Seite ein kleines grauliches Geſchwuͤr, aus welchem Jauche und eiterförmige Materie aus⸗ ſickert. Der Nagel iſt an dem kranken Winkel ecchymotiſch; um feine Wurzel herum ift keine Fungoſitaͤt vorhanden, aber die Reizung, welche um fie herum herrſcht, macht, daß fie ſchneller waͤchſt. Es ſind bisweilen Deſtruction des Nagelrandes und Ul⸗ ceration der weichen Theile vorhanden, welche durch das Abfal⸗ len deſſelben bloßgelegt worden find; der Nagel iſt in dieſem Fall gelb und wie abgeſtorben. Gewoͤhnlich iſt laͤngs dem inneren Rande des Nagels eine einfache, ſehr ſchmerzhafte Fiſſur vorhan⸗ den, aus welcher ein 2 Eiter ausſickert. In dieſen Faͤl⸗ len wird durch das bloße Ausziehen die Heilung hervorgebracht, und hier kann man mit Erfolg alle anderen Methoden anwen⸗ den, welche geeignet find, entweder den Nagel ganz zu laſſen und blos auf die weichen Theile zu wirken, oder nur eine Por: e) Archives générales de Medecine Juli 1826. —— as 4127 tion des Nagels wegzunehmen, ohne bie weichen Theile zu be⸗ rühren. . ** In der zweiten Varietaͤt dieſer Krankheit kemerkt mar, wie wir bereits geſagt haben, befondere Symptome. Die weis chen Theile, welche die Mutter des Nagels umgeben, ſind an⸗ geſchwallen; es erheben ſich Fungofitäten daraus, welche bei der geringſten Berührung bluten und ſich bisweilen fo ausbreiten, daß fie den Nagel ganz bedecken (onyxis generalis), Nicht ſel⸗ ten ſieht man fogar, daß die Entzündung Deſtruction dieſer weichen Theile hervorbringt, und daß der Umkreis des Nagels ber Sig einer Ulceration wird, welche fo tief dringt, daß viele leicht der Knochen bloß gelegt wird. In dieſem Fall machen die Entzuͤndung des periosteum und die Necroſis der Phalanx dle Amputation der in e nöthig. Die Continuität des Nagels iſt aufgehoben; fein Gewebe iſt in Faſtikel getrennt, welche Tief in das umgebende ſchwammige Fleiſch dringen. Die 0 1 find bisweilen fo heftig, daß fie Cönpulſionen hervorbringen; der Zuß und dex Unterſchenkel ſchwellen on, ö L Wenn man ſich in diefer Form der Krankhelt damit begnuͤgt, die Fungoſitaͤten auszuſchneiden oder ſie zu cauteriſiren, ſo er⸗ ſcheinen neue wieder. Wenn man den Nagel blos herauszieht, ſo fieht man bald aus den hinteren Wundwinkeln Pinſel von bornartiger Materie ſich erheben. Bisweilen entſpringt von dem mittleren Theile der Wurzel ein Faſcikel, deſſen Verlaͤngerungen nach allen Seiten hin ſtrahlen und ſich mit anderen Portionen verelnigen. Die Krankheit pflanzt ſich fort, und man hat geſe⸗ hen, bag fie nach vier ſucceſſiven Ausziehungen auf dieſe Weise wieber entftanden iſt. Man ſieht daher hier einen wirklichen And ſehr großen Unterſchied zwiſchen dieſen Zufaͤllen und den Zu⸗ fällen der erſten Varietaͤt, indem in dieſer das bloße Ausziehen hinreichend iſt, um eine dauerhafte Heilung hervorzubringen. e ir wollen hier nicht die Verfahrungsarten wiederholen, gehe Albucaſis, Paulus Aegineta, Ambroiſe Parse, Default, Guillemot und Faye angegeben haben, da ſie all⸗ gemein bekannt ſind, doch wollen wir diejenigen beſchreiben, wel⸗ che wir von Dupuytren vielmal anwenden geſehen haben. Er wendet zwei Verfahren mit gleichem Erfolg an, und fie ber ziehen ſich auf jede der genannten Varietäten der Krankheit. Erſte Verfahrungsart. — Der Kranke ſetzt ſich auf einen Stuhl mit dem Geſicht nach dem Chirurgen hin gewendet. Dieſer mit einer geraden feſten Scheere verſehen, bringt das eine Blast derſelben, welches ſehr ſpitig iſt, unter den Nagel, und fuhrt es durch eine ſchnelle Bewegung bis zur Mitte des Nagels, welchen er von vorn nach hinten in zwei Theile trennt. Er faßt hierauf mit der Pincette den vorderen Theil derjenigen Mortien des Nagels, welche die Krankheit unterhalt, oder beide Portionen eine nach der anderen, je nachdem er nur die Hälfte bes Nagels oder den ganzen Nagel wegnehmen will; er beugt jede Portion um, zerſtoͤrt die Adhärenzen und zieht fir aus. Wenn das Fleiſch in die Hoͤhe gewachſen iſt, ſo fuͤhrt er ein olivenförmiges Brenneiſen darüber weg. Dieſes Verfahren hat vor dem vorher beſchriebenen den Vorzug, daß es den Kranken eine leichte und ſchnelle Heilung verſchafft. Ich habe geſehen, daß Kranke durch dieſes Verfahren geheilt das Hötel- Dieu verließen, nachdem fie ſich 8 Tage lang darin aufgehalten alten. 3 2 22 ) 5 Zweite Verfahrungsart. — Der Chirurg faßt das Ende der großen Fußzehe zwiſchen den Daumen und den Zeige⸗ r — finger der linken Hand. In der rechten Hard veres Howe; haltend, macht er eine halbmendfoͤrmige rt mit ber derer Concapitaͤt auf der Dorſalfläche der orchen es e sin gefahr 4 Linien hinter dem freien Rande der e welche d W e am 8 N a 5 Nagel mit der Pincette an ſeinem vorderen Rande, und beugt ihn Safe, Wenn man ben Nagel in zwei Bae zu 29 zieht, ſo zieht man dieſe Theile einen nach dem anderen heraus, und operirt wie in dem vorhergehenden Falle. Dupuytren ſucht vorzüglich alle Fungoſttaͤten wegzunehmen, welche geneige ſind wieder zu wachſen. 0 Wir haben gefage, daß man wenigſtens 4 Linien hinter der Falte in die Haut einſchneiden müſſe, welche von der letzteren um die Baſts des Nagels herum gebildet wird, weil dieſe wenige ſtens bis zu dieſer Tiefe unter die Integumente dringt. Die Inciſtion muß ſich auch bis dahin erſtrecken, oder wenigſtens muß ſie in dieſer Höhe anfangen, wenn man auf einen einzigen Schnitt die ganze Mutter des Nagels wegnehmen will, was Du puy⸗ tren jedesmal thut, fobald dieſe letztere ganz verändert if. Wenn in dieſem Falle die Wegnahme nicht vollkommen geweſen iſt, und wenn eine neue Portion Nagel wieder erſcheint, fe macht er blos zwei parallele Inciſionen unter dieſer hornartigen Produktion, hebt fie mit der Pincette in die Höhe und zieht ſie heraus, waͤhrend er zu gleicher Zeit die correſpondirende Portion der Mutter wegnimmt. Man wird immer das Recidid vermeiden, wenn man die Inciſion ziemlich weit hinter die Haut⸗ falte fuͤhrt, welche die Wurzel des Nagels bedeckt, und we man genau darauf ſieht, daß die ganze Mutter des Nagels w kommk. Man muß ſich vorzuͤglich hüten nicht bis in das G lenk zu dringen. Nach der Operation bedeckt man die Wunde mit einem fenſterten Stuͤckchen Leinewand, welches mit Cerat überftri iſt. Wenn die Schmerzen ſehr heftig waͤren, ſo wuͤrde einen erweichenden mit laudanum befeuchteten Breiumſchlag auf⸗ legen konnen. an muß auch die kranke Fußzehe oder den kran⸗ ken Finger dadurch von dem benachbarten entferzen, daß man in den Zwiſchenraum, welcher ſie trennt, einen Tampon von Charpie legt. Wenn der Kranke nicht geht, ſo iſt die Narbe nach Verlauf von 8 bis 10 Tagen wohlgebildet. Miscellen. Ein Infrument zur unterbindung ber Mutter⸗ Polypen hat Hr. Levannier von Cherbourg der Acad. roy. de médecine vorgelegt, was aber, nach dem Berichte der Commiſſgrien Baudelocque, Demours und Reveillé⸗Pa⸗ riſet, keineswegs neu iſt, mit Levret's Inſtrument uͤberein⸗ ſtünmmt und ihm in mancher Hinſicht nachſteht. Eine neue Privat⸗Unterrichts⸗Anſtalt für Me: dicin, Anatomie und Chirurgie tritt jest in London unter der Leitung der HH. Tyrrel und W. Lawrence in Wirkſamkeit. Anatomie Vorträge haͤlt Hr. Tyrrel, und die ee, . leiten die HH. Quain und Bhulföp; ale Phyſiologie lehrk Hr. Dr. Clutterbuck und Dr. Tweedie: letzterer auch Materia Medica und Chemie; Geburtshuͤlfe Dr, D. Davis; Chirurgie die HH. Lawrence, Wardrop und Tyrrel. Es iſt nicht zu bezweifeln, daß dieſe Anſtalt bald ei⸗ nes bedeutenden Anſehns ſich erfreuen wird. Bibliegraphiſche Neuigkeiten. 5 A Dielionaxy of Chemistry and of Mineralogy as connect-⸗ A Description of the New Patent Instrument for Extrae- ed with. it, in which is attempted a complete List of the Names of Substances according: 10 the present as well as forzuer Systems ete. by William Campbell Ottley. London 1826. 8. (Dieſes Lexicon, welches zunäaͤchſt zn Bezug auf Sir H. Davy's Theorien ausgearbeitet iſt, iſt brauchbar. Es iſt eine Verteutſchung angekündigt.) u n ; | u 22 2 zu. main . fing. Teeth; also a patent Method of fixing artificial teeth. By J. P. de Id Fons. London 1826. 8. m. K. (Dieſes Inſtrument, welches die Vorzüge der Zange und des Schhlͤͤſſels vereinigen ſoll, wird in den chirurgiſchen fer⸗ tafeln abgebildet werden. Die Patent-Methode, känſtliche Zaͤhne zu befeſtigen durch Golddrath und Federn, ſcheint nicht neu zu ſeyn, hoͤchſtens die Verlangerung der letzteren beiden Befeſtigungsmittel.) u a N y 5 r MW A ei nn Be „ e= Pe 4 * Rotizen a us den Gebiete der Ratur- und Heilkunde. Nro. 517. (Nr. 9. des XV. Bandes.) September 1826. Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. In Commiſſion bei dem Koͤnigl. Preußiſchen Graͤnz-Poſtamte zu Erfurt, der Koͤnigl. Saͤchſ. Zeitungs Expedition zu Leipzig, dem G. H. F. Thurn u. Taxiſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes-Induſtrie-Comptoir. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Rthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., dieſes einzelnen Stuͤckes 74 Sr. oder 6 gGr. . er Ueber den ungewoͤhnlich verdickten Menſchenſchaͤ— del der Darmſtaͤdter Sammlung. Hiezu Fig. 13. auf beiliegender Tafel. (Vergl. Notizen 1828. Nr. 298. Seite 337 8.) Cuvier hat in den Mem,. du Mus, d'hist. nat. T. 1 XI. über den ganz unmaͤßig dick verknoͤcherten Menſchen- ſchaͤdel im Juſſi eu'ſchen Cabinet zu Paris und zugleich über den der Darmſtaͤdter Sammlung die Meinung auf— geſtellt, daß beide dem kindlichen Alter angehoͤren. Vom Pariſer Schädel führt er den Beweis für dieſe Meinung aus der Zahl der Zahnhoͤhlen und aus den Ueberbleibſeln noch vorhandener Zahnkronen der Backzaͤhne. Dagegen läßt ſich kein Zweifel erheben. Er behauptet aber daſ— ſelbe auch in, Betreff des Darmſtaͤdter Schaͤdels, dem er jederſeits nur 6 Zahnhoͤhlen zuſchreibt, ohne haltbare Gruͤn— de und wahrſcheinlich nur deßwegen, weil der Gyps a b— druck, nach dem er uͤber dieſes Exemplar urtheilte, zu un— vollkommen war, um ganz deutliche Nachweiſung zu geben. - Bei genauer Unterſuchung dieſes Schaͤdels zeigt ſich nämlich, daß die Zahnhoͤhlen vielmehr auf erwachſenes Alter hindeuten. Dieſes iſt undeutlicher auf der linken Seite des Oberkiefers, wo hin und wieder noch einige Zahnwurzeln ſtecken und die Zahnhoͤhlenraͤnder fo abgerie— ben und zerſtoͤrt find, daß im Gypsabdrucke nicht überall eine beſtimmte Spur der Zahnhoͤhlen erſcheint. Auf der rechten Seite der Oberkinnlade hingegen ſind, wiewohl auch hier der aͤußere Rand der Zahnhoͤhlen abgerieben iſt, alle Zahnhoͤhlen ganz deutlich zu erkennen, und zwar: zwei für die Schneidezaͤhne; eine dritte, für den Ed: zahn; eine vierte und fünfte, für die molares bicus- pides, mit einfacher Wurzel; eine ſechſte, fuͤr den drit— ten Backenzahn mit dreitheiliger oder halb viertheiliger Wur— zel; eine ſiebente, für den vorletzten Backenzahn, drei— theilig; endlich eine einfache, ſehr geraͤumige achte Hoͤhle, fuͤr den letzten Backenzahn. Alles dieſes ergiebt ſich aus beigefuͤgter, nach der Na— tur von mir gezeichneter Figur ſo unumſtoͤßlich, daß es keines weitern Beweiſes bedarf, der Darmſtaͤdter Schädel ſey der eines erwachſenen, wenigſtens 20 jaͤhrigen, wahrſcheinlich noch aͤltern Menſchen. F. n d e. Uebrigens iſt dieſer Schaͤdel, ohne Unterkinnlade, 8 Pfund Darmſtaͤdter Gewicht ſchwer. Die Haͤlfte des Un— terkiefers wiegt 24 Loth. Es iſt nur die linke Haͤlfte vorhanden und ſcheint auch von dieſer ein Stuͤck vorn ab— gebrochen zu ſeyn. In der Mitte des Aſtes hat ihre Knos chenmaſſe eine Dicke von 23 Zoll. Die Dicke des Schaͤ⸗ dels iſt, bei den Stirnhoͤhlen, 18 Limen Franz. M. Am Seitenwandbein, uͤber der Schlaͤfbeinmitte, 1 Zoll im Durchmeſſer. Nirgends eine Spur von Diplos, uͤberall felſenfeſter Knochen. Naͤhte ſind nur deutlich zwiſchen den Oberkinnladenbeinen, zwiſchen Naſenbein und Ober— kinnlade, zwiſchen den Gaumenbeinen und bei ih: rer Verbindung mit dem Oberkieferbein. Keine Spur von Intermaxillarnaht, deren Cuvier erwähnt. Die Locher und Gruben des Schaͤdels find alle, oder faſt alle, verengt; beſonders enge Augenhoͤhlen. Naſen⸗ hoͤhlen und choanae nur ein Spalt; die fossa tempo- ralis unter dem Jochbogen ganz zuſammengedruͤckt, aus— gefuͤllt; auch ſteht der processus coronoideus nicht in- nerhalb des Jochbogens aufwärts, iſt verkuͤtzt. Das fo— ramen magnum oceipitis iſt faſt um die Hälfte enger als im gewohnlichen Zuſtande und rhomboidiſch. Der canalis lacrymalis, das foramen infraorbitale, foram. opticum, der meatus auditorius externus und internus u. ſ. w. ſind offen. Auch der canalis caroticus iſt nach außen und innen geraͤumig. Dagegen iſt das foramen jugulare ein bloßer ſchmaler Spalt; das foramen mastoideum aber, das zum Seitenbluthaͤlter fuͤhrt, ſehr groß. Boja nus. Erklarung der Figur 13. a. Gaumenbein; b. feine Naht mit dem Oberkiefer⸗ bein; c. Oberkieferbein, an den Zahnhoͤhlenraͤndern et— was abgerieben. 1 — 8 Zahnenhöhlen; 1. 2. Höhlen der beiden Schneidezaͤhne; 3. Zahnhoͤhle des Eckzahns; 4. 5. fuͤr beide bicuspides; 6 Höhle für den dritten Backenzahn, drei bis vierwurzelig; 7. dreiwurzelige Zahnhoͤhle fuͤr den vorletzten Backenzahn; 8. einfache Höhle für den letzten Backenzahn, oder Weisheitszahn. 9 151 Ueber die Structur und Entwickelung der Federn, von Fridirich Cuvier “). Hiezu die Figuren 1 bis 12. auf beiliegender Tafel. In meinem, 1807 im X. Bd. der Annales du Museum d'histoire naturelle, erſchienenen Verſuch Über neue Charactere r Beſtimmung der Saͤugethiergeſchlechter, hatte ich mir zum Borwurf gemacht, diejenigen Organe, welche der Zoolog zum Characteriſiren der Genera und Species der Saͤugethiere benutzt, beſonders zu ſtudiren, weil wir mit denſelben noch bei Weitem nicht ſo bekannt ſind, als daß wir ihre relative Wichtigkeit und die Bedeutung ihrer verſchiedenen Modificationen, ihrer vielfachen Formveraͤnderungen, hinlaͤnglich beurtheilen koͤnnten. Seitdem habe ich dieſe Forſchungen, deren Zweck ich damals nur andeuten konnte, eifrig fortgeſetzt, und das erſte Reſultat meiner Arbeiten war mein Werk über die Zähne, als zoologiſche Charactere be⸗ trachtet (sur les dents considerees comme caractères 200 logiques), in welchem ich uͤberdem die Structur und Entwicke⸗ lung dieſer Organe vermittelſt neuer anatomiſcher Unterſuchungen deutlicher auseinanderſetzte. Ueber die andern organiſchen Syſte⸗ me, die ich in dieſer Hinſicht ſtudirte, habe ich bis jetzt noch nichts bekennt gemacht; es hielt mich davon das Streben nach einer vielleicht unerreichbaren Gründlichkeit ab. Vor allem wollte ich die meinem Geiſt vorſchwebenden Hauptſragen durch zahlreiche und wichtige Thatſachen erledigen, und ich würde wahrſcheinlich noch nicht mit meiner Arbeit hervorgetreten ſeyn, wenn ich mich nicht überzeugt haͤtte, daß eine Arbeit, auch ohne vollkommen genannt werden zu duͤrfen, Nutzen ſtiften konne, und daß unvollkommne Keime, die man nach und nach auf ein großes Areal ausſaͤ't, mehr Frucht bringen, als die reifſten, welche man auf einmal auf einem und demſelben Punct anhaͤuft. Demnach glaubte ich das Reſul⸗ tat meiner Forſchungen ſchon jetzt mittheilen zu muͤſſen, und ſo will ich denn mit einem der wichtigſten Bedeckungsorgane, der Feder, den Anfang machen. 0 l Obgleich meine Arbeiten ſich zunaͤchſt auf die Saͤugethiere bezogen, und ich den Bedeckungen der letztern früher hätte Auf⸗ merkſamkeit ſchenken ſollen, als denen der Voͤgel, ſo wurde ich doch durch die innige Analogie, welche die Federn mit den Haa⸗ ren haben, ſogleich auf die Unterſuchung der letztern geführt, und da das Organ, welches ſie hervorbringt, trotz ſeiner kuͤnſtlichern Structur leichter zu unterſuchen iſt, als das einfachere Organ, aus welchem die Haare entſtehen, ſo habe ich durch mein Stu⸗ dium der Federn bloß dem der Haare vorgearbeitet; und wenn ich den Gegeyſtand auch nicht erſchoͤpfend behandelt, ſo haben meine Beobachtungen doch hoffentlich den Weg zum Ziele gebahnt. So ſehr ich übrigens die große Aehnlichkeit, die die Haare mit Federn haben, anerkenne, ſo habe ich doch aus dieſer Arbeit jede beiden Organen gemeinſchaftliche Auslegung ſorgfaͤltig verbannt, und dieß in der Ueberzeugung, daß, wenn die Beobachtungen noch nicht ihre volle Reife erlangt haben, die Abſtractionen der Wiſ⸗ ſenſchaft weniger foͤrderlich find, als iſolirt mitgetbeilte Thatſa— chen. Die erſtern koͤnnen naͤmlich dem genauen Studium der Er— ſcheinungen ſchaden, indem fie den Geiſt des Beobachters vorher beſtochen haben, während umſtoͤndlich dargelegte und zahlreiche That: fachen die wahre Grundlage ſpaͤterer richtiger Abſtractionen bilden. Der erſte Franzoſe, welcher eine befondere Abhandlung üser die Federn ſchrieb, war, meines Wiſſens, Poupart. Man fin det einen Auszug davon in den Jahrbuͤchern der Academie der Wiſſenſchaften vom J. 1699. Nach dieſem Anatomen beſtand die Feder aus der untern hornigen Roͤhre (dem Kiele), dem dar⸗ auf figenden Stiel oder Schafte (der Ruthe), den er bloß im Bezug auf die ſchwammige Maſſe abhandelt, und der Fahne dem Barte) oder den Faͤden, die auf beiden Seiten der Ruthe hervorwächſen. Uebrigens ſpricht er nur von den jungen Federn der jungen Voͤgel, als ob er gar nicht gewußt, daß nach der Mauſer jedes Jahr neue Federn entſtehen. Indeß war ihm nicht entgangen, daß die Nabrungscanäte der Federn ſich am untern Ende derſelben befinden; daß dieſe Gefäße theilweiſe ein Organ bilden, auf deſſen Oberfläche fie ſich veräfteln, und welches er ei⸗ *) Memoires de Museum d'histoire naturelle; zter Jahrg, stes Heft. — — 192 ner mit Nahrungsſaft angefüllten Ader vergleicht; daß die Federn im erſten Stadium ihrer Entwickelung vor aͤußern Ba⸗ ſchaͤdigungen durch eine knorpelige Rohre geſchuͤtzt find, an deren innerer Fläche der Bart ſchneckenartig zufammenge⸗ wickelt liegt; daß der Bart anfangs ein breiartiges Anſehn hat, und ſo wie er ſich mehr und mehr ausbildet, die knorpelige Röhre abtrocknet, in Schuppen abfällt, und den Bart der L bloßſtellt, an der er feine geboͤrige Feſtigkeit erhält; daß das Organ, welches den Nahrungsſaft enthalt, wenn die Federn an⸗ fangen abzutrocknen, ſich oben in baͤutige Trichter endigt, und die Roͤhre jedes Trichters in den Bauch des daruͤber liegen⸗ den eindringt, worous denn eine zuſammenhaͤngende Kette von Schläuchen entſteht; endlich ſa loß er, daß, weil ſich das Ernäh⸗ rungsorgan der Feder zuletzt in einen Schlauch verwandele, die⸗ fer einen Begriff von ihrer Structur geben koͤnne Aus dieſer geringen Zahl von Thatſachen ſchloß Pou part, daß ſein Nahrungsſaftorgan ſchon bei der Entſtehung der Feder in der Röhre (dem Kiel) enthalten ſey, welche nach ihrer vollkom⸗ menen Entwickelung das untere Ende der Feder bildet, und machte zwiſchen tiefer Röhre und der Enorpeiigen Röhre, von welcher wir weiter oben geredet haben, nicht den geringſten Unterſchied; er ſchloß ferner, daß jenes Saftorgan mit ſeiner Spitze in den ſchwammigen Theil oder das Mark der Feder dringe, ſeine Lym⸗ phe darein ergieße, und daß dieſe in den Bart eindrinze und deſ⸗ fen Ausbildung bewirke, auf welche Weile dann die Feder nach und nach ihre vollkommene Groͤße und Geſtalt erhalte. Von dieſen hoͤchſt ungenuͤgenden Beobachtungen will ich me mittelbar zu den anatomischen Vorleſungen (Legons d' Auato- mie T. II. p. 603) meines Bruders uͤbergehen. Leider konnte in einem allgemeinen Werke uͤber vergleichende Anatomie die Structur der Zerern nur nebenbei beruͤckſichtigt werden. Wie dem auch fen, fo werden alle von Poupart angeführten Puncte das ſelbſt beſtaͤtigt; allein deſſen mit Lymphe angefüllte Ader, welche mein Bruder den gallertartigen Cylinder nannte, gießt daſelbſt ihre Feuchtigkeit nicht mehr in den ſchwammigen Theil der Feder, um ſie, ſo wie den Bart, zu ernaͤhren; ſondern ſie wächſt von der Baſis aus in die Laͤnge und tritt aus der knorp⸗ ligen Nöhre, die dort Scheide (gaine) genannt wird, ſammt dem Bart und der Ruthe hervor. Daß dem alſo ſey, wird als lerdings durch die Erfahrung beſtaͤtigt; allein auf die Verhälte - niſſe des Organs zu der eigentlichen Feder und ihren verſchiede⸗ nen Theilen wird durch nichts hingedeutet; man erfährt nur, wie ſie ſich zu gleicher Zeit entwickeln; und die Bildung des Bartes durch das Abtrocknen der Subſtanz, aus der er beſteht, ſcheint mehr das Reſultat einer rein phyſiſchen Attraction, eine Art, durch dieſer Sul ſtanz inwohnende Kraft bervorgebrachte Eryftallifation, als ein Neſultat der Vitalitaͤt, d. h. einer Kraft zu ſeyn, die ih⸗ ren Sitz in einem Organe hat. Die zahlreichen Einzelnheiken, die eine vollſt indige Bekannte ſchaft mit den Federn und dem ſie erzeugenden Organe erheiſchte, mußte einer beſondern Abhandlung vorbehalten bleiben. Dieſer Arbeit unterzog ſich Dutrochet, und man findet deſſen Abhand⸗ lung: de la structure et de la regeneration des plumes im ssten Bande S. 333 des Journal de Physique vom Mai 1819. Sie enthält ungefähr die naͤmlichen Thatſachen, deren wir fo eben erwähnt, zeichnet ſich aber durch die Erläuterungen aus, durch welche der Verf. über die Entwickelungsart der verſchiede⸗ nen Theile der Federn Rechenſchaft giebt. Nach einer ſehr genauen Beſchreibung der vollſtaͤndig gus— gebildeten Feder geht er zu ihrer Entwickelung uͤber, und ſucht den Grund aller Eigenthuͤmlichkeiten in der Form und Structur, mit Ausnahme des Barts und Baͤrtchens, durch die verſchiedenen Erſcheinungen, die ihm jene Entwickelung darbietet, zu erklären. Die beiden zuletzt genannten Theile waren ihm ein Theil der Ru— the und zu klein, als daß er ihre Bildung haͤtte beobachten koͤnnen. Wenn eine Feder zu wachſen anfängt, fo bemerkt man nach Dutrochet aͤußerlich nur eine Röhre (die knorpelige "Röhre Poupart's, die Scheide meines Bruders), welche aus mehrern Lagen der Epidermis der Zwiebel (die mit Lymphe gefüllte Ader P., der gallertartige Cylinder m. B.) beſteht, die in ihr 133 1. 840 und eine mehr oder weniger vergrößerte Hautwarze iſt. Dieſe Zwiebel dringt durch die untere Oeffnung oder den Nabel der Rohre in dieſelbe ein. Oeffnet man dieſe Rohre der Länge nach, fo ſindet man zwiſchen ihrer innern Flaͤche und der Zwiebel die Rudimente der endftändigen Bartfedern in Außerft weichem Zuſtande. Von der mittlern Ruthe bemerkt man zu die⸗ ſer Zeit noch nicht das Geringſte. In dieſen rudimentaͤren Bart⸗ faͤden liegt die Zwiebel eingehüllt, und fie find ſchraͤg (nach P. ſchneckenartig) um dieſelbe gefaltet; fie entſtehen am Umkreis des Nabels und hangen mit dem Körper der Zwiebel durch kein Or⸗ gan nm. Bald verliert die epidermiſche Röhre ihre Haube, und die Feder fangt an aus derſelben hervorzuwachſen, aber die Nuthe entſteht erſt, wenn die oberſten Bartfaͤden ihre ganze Länge reicht haben; fie bildet ſich aus der Vereinigung ihrer hornar⸗ en Faſern, und in demfelben Grade, wie bie Feder waͤchſt und die Bartfäben ſich vermehren, nimmt die hintere Fläche der Ru⸗ the an Breite zu. Was die hornartigen Faſern der vordern Flaͤche anbetrifft, ſo entſtehen ſie ausſchließlich aus einem Theil der Zwiebeloberflaͤche, der dem Gipfel der Zwiebel um fo näher liegt, je mehr ſich die Feder ihrer Vollkommenheit nähert, Die hornartigen Faſern der vordern und hintern Flache der Ruthe iren vor der dieſelben trennenden ſchwammigen Subſtanz, welche ſich ſchichtweiſe zwiſchen ihnen abſetzt, und vielleicht nur eine Modification der hornartigen Subftanz iſt. Auch der faͤrbende Stoff der Federn, der ſich immer nur in den hornigen Faſern vorz findet, wird aus der Zwiebel erzeugt. Die Zwiebel beſteht, dem Weſentlichen nach, aus Gefaͤßen und Nerven, und ift mit einer Epidermis bekleidet, die an der Luft abtrocknet, und ſich ablöſ't, woraus die Saͤckchen (calottes), welche P. Trichter und Becher nennt, entſtehen, und die lich zuerſt oben bilden, weil die Spitze bei'm erſten Abwerfen der Haube jener epidermiſchen Rohre der Luft allein bloßgeſtellt iſt. So waͤren wir denn mit Dutrochet an das untere Ende der Federruthe gelangt. Die Faſern der hintern oder Rückenflaͤ⸗ da haben ſich nach und nach vermehrt, und digſe Flache hat in demſelben Verhaͤltniß, wie die Bartfaͤden an Zahl zu: und einen groͤßern Theil des Umfangs des Nabels einnahmen, erweitert. Endlich iſt der ganze Umfang von bornigen Fafern umſchloſſen, deren Anhaͤufung als die Fortſetzung des hintern En: des ſämmtlicher Bartfäden zu betrachten iſt. Aus dieſer Anhaͤu⸗ fung bildet ſich der Cylinder oder der Kiel der Federn; mittler⸗ weile hat ſich die epidermiſche Roͤhre verduͤnnt, und iſt endlich ganz verſchwunden. Sobald der Kiel ſich durch die kreisfoͤrmige Vereinigung der hornartigen Faſern von der hinteen che der Ruthe oder den untern Enden der Bartfäden zu bilden anfaͤngt, hören die horn⸗ artigen Faſern der vordern Ruthenflaͤche, und die ſchwammige Subſtanz auf, fi zu erzeugen. Dieß geſchieht, weil der ſich bil: dende Kiel die Zwiebel, aus der die letztgenannten Faſern entſte— hen, aus der Stelle rückt, und indem er dieſelbe von allen Seiten umhüllt, iſotirt. Nun fondert die Zwiebel nur noch diejenige Sub⸗ ſtanz ab, welche den Kiel oben verſchließen fol, und ſobald dieſes geſchehen, nimmt fie allmälig an Höhe ab, und wird zuletzt ab: forbirt, indem fie die epidermiſchen Saͤckchen zuruͤcklaͤßt, welche tie ſogenannte Seele der Feder bilden. Endlich ſchließt ſich das untere Ende des Kiels gleichfalls, und dann iſt die Zeit gekom— men, wo die Feder ausfaͤllt. Schwerlich wird Jemand diefe ſcharfſinnige Theorie der Fer derbildung obne Beifall leſen können; alle Entwickelungsphaſen d forgfältig angegeben, und die Urſachen von der Erzeugung er verſchiedenen Theile mit vieler Giſchicklichkeit und vielem Schein von Wohrſcheinlichkcit berausgeſetzt. Auch würde ich ges gen dieſe Theorie wohl nicht den mindeſten Zweifel erhoben haben, wenn nicht die von mir ſelbſt beobachteten Thalſachen, mit denen, die ihr zur Grundlage dienen, im Widerſpruch ſtaͤnden, und dieß zwar nicht ſowohl, weil ſie ganz abweichend ſind, ſondern viel⸗ mehr, weil fie zahlreicher und umfaſſender find. Blainville beſchließt die Reihe der franzoͤſiſchen Shrift: ſteller, welche ſich mit der Entwickelung der Federn beſchaͤſtigt baben. Er ſetzt feine Anſichten über dieſe Materie im 1ſten B. 134 S. 105 ff. feinee Grundzuͤge der vergleichenden Anatomie (Prin- cipes d’anatomie comparde) auseinander, und fein Hauptzweck ſcheint dabei weniger zu ſeyn, die Zahl der ſchon geſammelten Thatſachen zu vermehren, als die uͤber die Federbildung bekann⸗ ten auf die Haarbildung anzuwenden. Demnach beſtehen nach Blainville die Federn, wie die Haare, aus der erzeugenden Zwiebel und dem erzeugten Theile. „Die Zwiebel (Scheide und Zwiebel Dutrochet's zuſam⸗ meng' faßt) beſteht äußerlich aus ciner faſerigen, weißen, dicken Kapfel (der Scheide), welche mit gallertartiger Subſtanz (die Zwiebel) gefüllt iſt. Letztere hat eine begränzte Form, und in fie dringen Gefäße und Nerven ein. Dieſe belebte Subſtanz zeigt an der Oberfläche Riefen oder Rinnen, deren Anordnung der Form der künftigen Feder entſpricht. Die Hauptrinne liegt auf dem Rücken der Zwiebel. Die andern, weit feinern, fallen zu bei⸗ den Seiten der Hauptrinne ſchief und regelmaͤßig paarweiſe ab, und beginnen (endigen? d. Ueb.) in der Median- oder Bauchli⸗ nie der Zwiebel. Nach der Analogie zu ſchließen, ſtehen wieder Streifen der dritten Ordnung auf denen der zweiten, die aber wegen ihrer Winzigkeit nicht ſichtbar ſind. Dieß iſt das erzeu⸗ gende Organ der Feder, und wenn daſſelbe den Stoff, der ſich in nicht anhaͤngenden Körnern ablagert, ausſondert, fo bildet ſich el⸗ ne Reihe zuſammenhaͤngender Kegel, die ſich aber nicht gleich in einander einſchachteln; ſie ſpalten ſich laͤngs der untern Median⸗ linie, we die ferner von den Riefen erzeugten hornigen Faͤden ſich vereinigen, und nach dem Strich dieſer hornartigen Faͤden, wahr⸗ ſcheinlich an der Stelle, wo ſich die Fäden dritter Ordnung bes inden. 5 „Auf biefe Weiſe bildet ſich die Klinge (die Ruthe) der Fe⸗ der, d. h. derjenige Theil derſelben, der maſſiv und mit dem Barte beſetzt iſt. Wenn die Zwiebel dieſe Klinge (Ruthe), welche nach und nach aus der an der Spitze geplatzten Kapſel heraustreibt, ber: vorgebracht hat, fo iſt fie bedeutend erſchoͤpft, und ſey es nun, daß die Rinnen ſich obliteriren, oder daß die Wurzel deren keine beſitzt, kurz, ſie ſondert nun aus ihrem ganzen Umkreiſe die hor⸗ nige Subpſtanz aus, welche den Kiel bildet. „In dieſer Röhre (dem Kiele) befindet ſich das Mark, und da das Ende deſſelben, waͤhrend jenes kleiner wird, ſich zuruͤck⸗ zieht, fo erzeugen ſich ſanduhrfoͤrmige Schläuche, die man die Seele der Feder nennt und weiter nichts find, als die Fortſetz⸗ ung der Spitzen der Kegel, welche den Kiel bilden.“ Dieſe Anſichten uͤber die Bildung der Federn, die hier buch⸗ ſtaͤblich wiedergegeben find, weichen von denen Dutrochet's weſentlich ab, und weil ſowohl dieſer als Blainville eigent⸗ lich auf dieſelben Thatſachen fußten, fo ſtimmt meine Erklarung eben fo wenig zu der Blainville'ſchen, als mit der Dutro⸗ ch e t'ſchen. 2 Ich wende mich nunmehr zur Beſchreibung der von mir ge: ſammelten Thatſachen, aus denen ich hernach Folgerungen ziehen werde. Leider find unſere Beobachtungsmittel beſchrankt, und doch iſt die Natur in dem geringſten ihrer Erzeusniffe eben fo un, endlich, als im Weltall. Von der Feder im Allgemeinen und deren ver⸗ ſchiedenen Beſtandtheilen; fiebe Fig. 1. — Das orga⸗ niſche Product, welches wir in dieſer Abhandlung betrachten wer: den, bildet das Kleid der Vögel. Man nennt es im Allgemei⸗ nen Feder, ohne auf ſeine verſchiedenen Formen Ruͤckſicht zu neh⸗ men, es ſey nun ſchlaff und ſeidenartig, oder feſt und ſteif, weich oder ſammtartig, krumm oder gerade. Alle dieſe Arten von Federn haben dieſelbe Grundſtructur, und ſo groß ihre Verſchiedenheit auch anſcheinend ſeyn mag, ſo haͤngt dieſe doch nur ven ziemlich unbedeutenden Modificationen ab; denn olle beſitzen weſentlich dieſelben Theile. Die Urſachen dieſer Verſchiedenheiten anzugeben, liegt außer den Graͤnzen meines Vorwurfs. Derſelbe beſchraͤnkt ſich auf die ſogenannten Schwungfedern, und von dieſen will ich, bevor ich das Organ beſchreibe, aus dem ſie entſtehen, eine genaue Be⸗ ſchreibung liefern. f 5 An allen Schwungfedern bemerken wir eine hornige Röhre 9 * 135 (sen Kiel) Fig. x. a, welche den untern Theil bildet; darüber einen Schaft h (die Ruthe), zu deſſen beiden Seiten ſich der Bart c ausbreitet, welcher wiederum mit dem Baͤrtchen d beſezt iſt. Die hornige Röhre, welche immer dicker und kuͤrzer als die Ruthe, iſt ziemlich cylindriſch und in der Regel durchfcheie nend; ſie laͤuft in eine mehr oder weniger ſtumpfe Spitze aus, und hat am unterm Ende eine Mündung e, welche wir, in Ge: genſatz zu einer andern Muͤndung k, die wir mit dem Namen oberer Nabel belegen, den untern Nabel nennen wollen. Der obere Nadel befindet ſich an dem Puncte, wo ſich der Kiel an die innere Fache der Ruthe anſchließt, und wo der zu beiden Seiten der letztern ſtehende Bart zuſammenlaͤuft. Inwendig im Kiel befinden ſich ineinander geſchobene Schlaͤuche, die haͤu⸗ fig durch einen Mittelſtiel vereinigt ſind, ſo daß ſie eine Art von Kette bilden. Dieſes Organ nennt man im gemeinen Leben die Seele. Durch den Kiel hängen die Federn mit der Haut zus ſammen. Betrachtet man die Ruthe fuͤr ſich, ſo bemerkt man daran eine mehr oder weniger deutliche viereckige Geſtalt; fie verjünge, ſich vom obern Nabel bis zu ihrem obern Ende allmälig, und bes ſchreibt dabei eine krumme Linie. Den innern Theil dieſer Kurve nennen wir die innere Flache, den äußern die äußere Flaͤche der Ruthe; beide Flaͤchen find mit einer hornartigen, der des Kiels aͤhnlichen Subſtanz uͤberzogen, und unmittelbar darunter befindet ſich eine weiche, weiße, elaſtiſche Maſſe, die wir die ſchwammige Subſtanz nennen, und die, wenigſtens bei den meiſten Federn, den mittlern Theil der Ruthe ausfuͤllt. Die äußere Flaͤche iſt immer glatt und leicht gewoͤlbt, bei eini— gen Schwungfedern gleichartig, bei andern durch parallele mehr oder weniger zahlreiche Laͤngslinien gleichſam geſtreift. nere Flaͤche iſt jederzeit ihrer ganzen Laͤnge nach entweder durch eine Furche oder einen Kamm in zwei gleiche Theile getheilt, und dieſer letztere Unterſchied hat ſeinen Grund gewoͤhnlich in dem innern Bau der Ruthe. In der That haben wir an den Schwungfedern, ja an den Federn uͤberhaupt, zwei Arten von Ruthen bemerkt; die eine Art iſt maſſiv, die andere bis in die Spitze hohl oder mit einem Ca» nal verſehen. Bei der erſtern hoͤrt die Seele am obern Nabel auf und ift an denſelben angeheftet; bei der letztern iſt fie gleich— falls an dieſen Nabel geheftet, ſetzt ſich aber durch die ganze Lange der Ruthe fort. Was die Parallelinien auf der äußern Flaͤche einiger Ruthen betrifft, fo rühren fie daher, doß die hor⸗ nige Schiene, an der Seite, wo fie mit der ſchwammigen Sub⸗ ſtanz zufammenhaͤngt, aus ſolchen Streifen oder Faſern beſteht, die durchſchimmern, denn aͤußerlich ſind ſie durch das Gefuͤhl nicht zu erkennen. Die beiden Baͤrte beſtehen aus Blaͤttchen, deren Dicke, Breite und Länge nach der Art der Feder verſchieden iſt; die Bartfaͤden entſpringen an dem Rand der aͤußern Flaͤche, zu beiden Seiten der Ruthe. Auf jeder Seite dieſer Bartfaͤden befinden ſich Baͤrt— en (Bartfaͤdchen), d. h. kleinere Blaͤttchen, welche ſchlaff oder fei, länger oder kuͤrzer find. Dieſe Baͤrtchen find zuweilen wie— der gefranſ't, wie man an dem großen Schwanzfedern des Pfaues bes merken kann, und von der Textur der einen oder der andern haͤn— gen häufig die Unterſchiede ab, welche aͤußerlich die Federn cha— racteriſiren. Bart und Bärtchen find mit zwei Rändern verſehen, von denen einer (der innere Rand) der innern Flaͤche, der andere (der äußere Rand) der äußern Fläche der Ruthe entſpricht; fie beſitzen außerdem zwei breite Flachen, von denen wir die der Spitze der Ruthe zugekehrte, die obere, die dem Kiel zuge⸗ kehrte, die untere Flaͤche der Bartfaͤden oder Baͤrtchenfäden nennen. Die Raͤnder der einen wie der andern ſind mir immer glatt und leicht gewoͤlbt vorgekommen; das Baͤrtchen entſpringt nicht immer an gegenuͤberliegenden Puncten der Flaͤchen eines Bartfadens. Endlich ſcheint die große Verſchiedenheit in der Färbung der Federn der Hornſubſtanz des Kiels, dem Bart und dem Baͤrt— Die in⸗ 136 der relativen Stellung der gefärbten Theile, als von der faͤrben⸗ den Subſtanz ſelbſt abzuhaͤngen. . 5 Von der Erzeugungskapſel der Federn. — Ob: gleich dieſes Organ aus leicht zu unterſcheidenden Theilen beſteht, ſo bildet es doch ein untheilbares Ganze, von welchem man kei⸗ nen Theil entfernen kann, ohne es zu zerflören. Wir muͤſſen es jedoch zerlegen, wenn wir es genau kennen wollen, aber bei der Beſchreibung der einzelnen Theile immer im Auge behalten, daß 1020 Functionen des einen von denen des andern abhaͤn⸗ gig ſind. Die Unterſuchung dieſes Organs wird dadurch fo ſchwierig, daß es ſich dem Beobachter nie in feiner Vollſtaͤndigkeit darſtellt, weil es an dem einen Ende abſtirbt, während es ſich an dem an dern entwickelt. So lange ein Zahn excernirt wird, bleibt das producirende Organ in ſeiner Integritaͤt. Im Bezug auf die Haare ſcheint dieß noch mehr der Fall zu ſeyn. Das produci⸗ rende Organ der Feder iſt dagegen in einer beſtaͤndigen Verwand⸗ lung begriffen. Der Theil, welcher das erſte Rudiment der Fer der ausgeſchieden hat, obliterirt ,„ ſobald dieß geſchehen, und ſobald das folgende Rudiment ſich zeigt, und nachdem der zweite Theil feine Beſtimmung erfüllt hat, geht auch er ein u. ſ. f. Daher kann dieſes Organ nie zu gleicher Zeit vollſtändig erhale ten, oder die Entwicklung ſeiner Theile bei ein und demſelben Vogel verfolgt werden, weil es der Beobachter zerſtoͤren muß. Die allgemeine Beſchreibung deſſelben laͤßt ſich daher nur aus der Vereinigung iſolirter Beobachtungen bilden, die bloß im Geiſte des Beobachters ihren Zuſammenhang haben. Diefe Umftände zuſammengenommen nötbigen mich zu einer Weitlaͤuftigkeit, die ich mir und dem Leſer haͤtte erſparen koͤnnen, wenn eine einzige erzeugende Kapſel zur Unterſuchung ausgereicht haͤtte. Allein bei Thatſachen, deren Beobachtung eine zuſammen⸗ geſetzte iſt, genuͤgt es nicht die Reſultate anzugeben, ſondern man muß auch von dem Weg, Rechenſchaft ablegen. Jede erzellgende Kapſel entſteht aus einer Hautwarze (Warze der Dermis), aber nicht durch bloße Entwickelung derſelben. Beide haben in Anſehung der Structur nicht die mindeſte Aehnlich keit, und ſind nur bis zu einem gewiſſen Puncte von einander abhaͤngig. Auch findet man, wenn man die Buͤchſe der Haut, in der ſich der untere Theil einer neuen Kapſel befindet, aufſchneidet, und bis zur Warze dringt, daß dieſe einen im Verhaͤltniß zu der Kapſel außerordentlich ſpitzen Kegel bildet, und mit letzterer faſt nur an ihrer Spitze aufggamenbängt. Hieraus erflärt ſich die Leichtigkeit, womit man kine entſtehende Kapſel ausreißen kann, und warum alle dieſe Theile nach einer ſo gewaltſamen Trennung ſich ſo unverſehrt zeigen. E Die erfte Form der Kapfel, unter der fie ſich anfangs und vor jeder Umwandlung oder Verletzung zeigt, iſt die eines Ey— linders, auf welchem ſich oben ein Kegel befindet, Fig. 2. Bei den meiſten Voͤgeln iſt dieſer Cylinder kaum einige Linien aus der Haut hervorgetreten, ſo faͤllt der kegelfoͤrmige Theil, oder die Haube, ſchon ab, ſo daß die Spitze der Feder unbedeckt bleibt. Indeß erreichen manche Kapſeln auch eine Hoͤhe von 4 bis 5 Zoll, ehe fie irgend eine aͤußere Veränderung erleiden. In allen Faͤllen aber fällt der Kegel weit früher ab, als die Feder volle ſtaͤndig ausgebildet iſt. - Wenn eine fefte Federkapſel von der rindenartigen Lage, auf welcher fie entſtanden tft, ſorgfaͤltig abgelört wird, und man fie unterſucht, ſo erkennt man, daß ſie unten durch eine faſerige weiche Haut a geſchloſſen iſt, in deren Mitte ſich eine Oeffnung befindet, durch welche die Nahrungscanaͤle in das Innere des Dre gans eindringen, und die den untern Nabel der Feder repräfene tirt. Sie verſieht nämlich denſelben Dienſt, obgleich fle ſich nicht an denſelben Theilen befindet, da der Kiel der Feder in einer Kapſel, deren Entwicklung erſt beginnt, keineswegs ſchon vor⸗ handen iſt. Man bemerkt ferner, daß der ganze aͤußere Theil der Kapfel aus einer membranoͤſen Hülle beſteht, welcher man den man eingeſchlagen, chen inzuwohnen; allein der Glanz der Farben ebenſo wohl von den Namen Scheide gegeben hat, den wir ihr auch laſſen wol⸗ 137 len; daß die Feſtigkeit dieſer Huͤlle von ihrem obern Ende nach dem untern zu, an welchem letztern ſich die Muͤndung befindet, durch welche die Nerven und Nahrungsgefaͤße in das Organ eins dringen, allmaͤlig abnimmt, und daß eine gerade nicht ſehr breite Linie, die ſich von den umgebenden Theilen durch hellere Faͤr— bung unterſcheidet bb b, und die wir die Mittellinie nens nen, ſich der ganzen Länge nach über die Kapfel erſtreckt. Wenn man dieſe Hulle a. (ſiehe Fig. 3) aufſchlitzt und zuruͤck⸗ ſchlaͤgt, fo entdeckt man eine anſcheinend geſtreifte Membran von der Form der Kapſel. Nur eine gerade Linie, die der Mit⸗ tellinie der Kapſel entſpricht, und von oben nach unten breiter wird, zeigt keine Streifen. Von beiden Seiten der Mittellinie entſpringen die Streifen, ſteigen ſchraͤg auf, und endigen ſich links und rechts an der ungeſtreiften Linie der zuletzt erwähnten embran. Dieſe Membran b, welche ich die aͤußere ge: ſtreifte nenne, bildet die unmittelbare Huͤlle der Feder. Nimmt man auch dieſe Membran weg, fo findet man den Bart von unten nach oben eingeſchlagen (e), ſo daß die Spitzen der Faͤden ſich naͤhern, und daß er einen der Scheide aͤhnlichen Cylinder bildet. Zu Anfang der Entwicklung der Kapſel ſind jedoch nur die endſtaͤndigen Bartfaͤden, ſammt der Ruthenſpitze, An und die Bildungstheilchen (Molecuͤlen), aus denen die brigen Theile beſtehen, haben untereinander um fo weniger Zus ſammenhang, als ſie ſich weiter nach unten befinden. Dort laſ— ſen ſich die Faͤden, wie Brei, ohne die mindeſte Anſtrengung trennen. Die Bil dungstheilchen find nadelfoͤrmig. Die Baͤrtchen— fan liegen dicht längs den Bartfäden hin; wenn man die voll: ommen ausgebildeten und feſten Bartfaͤden trennt oder weg— nimmt, fo findet man zwiſchen je zweien immer eine feine Mems» bran, welche ihnen an Länge und Breite immer gleihfümmt, und welche wir trans verſale Scheidewand oder auch bloß Scheidewand (Fig. 12.) nennen. Forſcht mon dem Urſprung dieſer neuen Membranen nach, fo ſieht man, daß fie ein Anhaͤng⸗ ſel oder integrirender Theil einer zweiten geſtreiften Membran ſind, welche ſich zwiſchen der innern Flaͤche der von den einge— ſchlagenen Bartfaͤden gebildeten Röhre und dem Kern der Kapfel 138 befindet. Dieſe letztere Membran nennen wir die innere ge⸗ ſtreifte (Fig. 3. d und Fig. 4. a), und den Kern oder das Mittelſtuͤck der Kapſel, Zwiebel (Fig. 5. aaa). Es koͤmmt nun darauf an, jeden dieſer Theile beſonders zu unterſuchen, ihn beſtimmt zu characteriſiren, ſeine Beziehungen nachzuweiſen und die Functionen auszumitteln, die ihm im Bezug auf die Entwickelung der Feder obliegen. (Der Schluß folgt im naͤchſten Stück). e een Ueber die Abweichung der Magnetnadel, welche durchdie Electricität einer Electriſirmaſchine oder durch die Wolfen » Electricität bewirkt wird, hat Hr. Colladon von Genf der Academie der Wiſſenſchaften zu Paris eine Abhandlung vorgeleſen, worauf ich zurückkommen werde und woraus ich jetzt nur bemerken will, das auf dem Ob⸗ fervatorium des College de France eine neun Meters hohe Stan— ge aufgerichtet war, von deren Spitze ein mit Seide ummidel- ter Kupferdrath herabging, der an das Ende des Galvanometers befeſtigt war, waͤhrend das andere Ende des letztern ſich mit ei⸗ nem mit dem Erdboden communicirenden Blitzableiter verband. Bei zwei Gewittern, am 4 und 6 Auguſt, zeigte ſich die Abwei- chung des Galvanometers fo wie es zu donnern anfing, die Ab- weichung war eben fo betrachtlich oder noch größer als wenn fie von der ftärkften Batterie hervorgebracht worden wäre. ‚ Ueber die chemiſchen Zerſetzungen, welche bei ſehr geringen Graden vonelectriſcher Kraft ftatt ha⸗ ben, hat Becquerel eine Reihe von Verſuchen angeſtellt und am 21 Auguſt der Académie des Sciences zu Paris mitgetheilt, welche ſehr wichtig zu ſeyn ſcheinen, da ſie zeigen, daß chemiſche Zerſetzungen unter einem fo ſchwachen Electricitäts Einſluß ſtatt⸗ finden, welcher auf die Nerven eines Froſches keine Wirkung zeigt. eee u m de, Apparat zur Auflöfung der Steine in der Harn— blaſe, vorgeſchlagen von Robinet. Hierzu die Figuren 14 bis 28 auf beiliegender Tafel. In einer der letzteren Sitzungen der Académie des Sciences hat Robinet feine erſten Ideen zu einem Ap⸗ parat mitgetheilt, von welchem er glaubt, daß er dazu die— nen konne, die Blaſenſteine durch chemiſche Mittel aufzu— löfen, und da Robinet den Wunſch geäußert hat, daß feine Idee der Gegenſtand einer größeren Arbeit von Sei— ten der Chirurgen werden möge, fo glauben wir feinem Wunſche zu entſprechen, indem wir das bekannt machen, was wir uͤber ſeinen Plan ſammeln konnten. Das zu loͤſende Problem kann folgendermaßen aufge ſlellt werden: 1) Den Stein zu faſſen und ihn in einen vollkommen verſchloſſenen Sack einzuſchließen. 2) Einen Sack zu bereiten, welcher faͤhig iſt, den 15 Auflöfung der Steine nöthigen Fluͤſſigkeiten zu wider: ehen. 3) Die beſten auflöfenden Mittel für die verſchiede— nen Arten von Steinen ausfindig zu machen; die Zeit, welche man zu dieſer Auflöfung wird anwenden muͤſſen, und die Umſtaͤnde zu beſtimmen, welche ſie am meiſten be— guͤnſtigen werden. Um die erſte Schwierigkeit zu heben, ſchlaͤgt Robi— net den Apparat vor, von welchem wir die Beſchreibung geben werden. (S. die Taf.) Fig. 14. Ein haͤutiger Cylinder oder Sack von Gold: ſchlaͤgerhaut, welche aus einem Schoͤpſenblinddarm zuberei⸗ tet iſt; er iſt an einem feiner Enden vermoͤge feiner na— türlihen Bildung verſchloſſen. Seine Länge muß unges faͤhr einen Fuß betragen; fein Durchmeſſer kann verſchie— den ſeyn. Fig. 15. Ein cylinderfoͤrmiger und hohler Schaft, an welchem eine kreisfoͤrmige, ſehr elaſtiſche Feder iſt, wor⸗ an der Sack befeſtigt werden muß. Laͤnge 1 Fuß. Fig. 16. Sack an die Feder befeſtigt. Fig. 17. Ein Stilet, von welchem ein Theil wie eine Ührfeder gewunden iſt; dieſer Theil muß wenigſtens 10 Zoll haben. 139 Fig. 18. Ein gerader Citheter, welcher in ſeinem Ins nern das Stilet aufnehmen kann. Laͤnge 1 Fuß. 5 Fig. 19. Eine Canuͤle, welche man in die urethra einführt, und welche den Apparat durchgehen laͤßt; ſie hat 3 und 2 Linie im Durchmeſſer und iſt 9 Zoll lang. Fig. 20. Sie zeigt die elliptiſche Form, welche die Feder, an die der Sack befeſtigt iſt, annimmt, um in die Canuͤle zu gehen. Fig. 21. Sie ſtellt den Sack vor, welcher eben aus der Canuͤle in die Hoͤhle der Blaſe geht, wo er ſich um ſich herum windet. Fig. 22. Der Sack ganz in die Blaſe gedrungen; man ſieht wie ſeine Oeffnung durch die Feder ausgedehnt iſt. Fig. 23. Anordnung des Apparats, wenn der Stein in den Sack eingeführt, und die Oeffnung des letztern wie⸗ der herausgezogen worden iſt. Fig. 24. Ein Catheter mit doppeltem Canal, welcher dazu beſtimmt iſt, die auflöfende Fluͤſſigkeit in derjenigen Portion des Sacks eirculiren zu laſſen, welche den Stein einſchließt. Fig. 25. Allgemeine Anordnung des in Thaͤtigkeit geſetzten Apparats. Ein Thermometer dient dazu, die Temperatur der lithontriptiſchen Fluͤſſigkeit gehörig zu res guliren. Es wuͤrde nach dieſer Beſchreibung uͤberfluͤſſig ſeyn, in lange Details uͤber die Art einzugehen, wie man mit dem fraglichen Inſtrument verfahren muͤſſe. Wir werden uns auf eine kurze Erklaͤrung beſchraͤnken. ’ Man feuchtet die Goldſchlaͤgerhaut an; man beſtreicht ſie mit Oel eben ſo wie alle andere Stuͤcke des Apparats. Man rollt das Stilet (Fig. 17) auf, und fuͤhrt es in den geraden Catheter (Fig. 18). Das Ganze wird ſo in den Sack eingebracht, daß das Ende des Catheters das verſchloſ— ſene Ende des Sacks beruͤhrt. Vermittelſt dieſes feſten Korpers ſchiebt man den Sack in die Canuͤle, welche vor— her in die urethra eingebracht worden iſt. Wenn das Ende des Sacks in die Blaſe gekommen iſt, ſo zieht man den geraden Catheter zuruͤck, welcher die Thaͤtigkeit des Stilets verhindert, vermittelſt deſſen man fortfaͤhrt, den Sack ein⸗ dringen zu laſſen. Man ſieht, daß ſich der Sack durch die Thaͤtigkeit der Feder zuſammenrollt; endlich kommt auch fein offenes Ende in die Blaſe und entfaltet ſich, in⸗ dem es die Canuͤle verlaͤßt. Man erhaͤlt auf dieſe Weiſe den Fig. 22. vorgeſtellten Apparat. Der Operateur ſucht den Stein in den Sack einzufuͤhren; hierauf zieht er den Sack zuruͤck, und führt zu gleicher Zeit die Feder zu⸗ ruͤck, um welche er gerollt iſt. Wenn das offene Ende an das entgegengefeßte Ende der Canuͤle gekommen iſt, zieht der Operateur das Stilet ganz heraus. In Fig. 23. ſieht man die Anordnung des Apparats in dieſem Zeitraum der Operation. Endlich führt man den Catheter mit doppeltem Canal ein, und unterhält die Thaͤtigkeit der Fluͤſſigkeit fo lange, als der Kranke die Gegenwart des Apparats ertra— gen kann. Es wuͤrde ohne Zweifel ſehr zweckmaͤßig ſeyn, die Canuͤle herauszunehmen, deren Volumen und Form ein betraͤchtliches Hinderniß hervorbringen, und bloß den Sack und den Catheter mit doppeltem Canal in der Blaſe zu 140 laſſen. Es würde auch ſehr vortheilhaft ſeyn, wenn der Catheter mit doppeltem Canal leicht gekruͤmmt, und vor züg⸗ lich wenn er ſehr biegſam waͤre. Man wuͤrde auch in die Canuͤle, in welcher der Sack iſt, eine Zange einfuͤh⸗ ren koͤnnen, welche dazu beſtimmt iſt den Stein zu faſſen. Diejenigen, welche in wiſſenſchaftlichen Nachforſchungen geuͤbt und alle Tage Augenzeugen von den Wundern find, welche das Genie unſerer Kuͤnſtler zur Welt bringt, wer⸗ den begreifen, daß der beſchriebene Apparat ſich ſehr ver⸗ vollkommnen laͤßt. Robinet hat geglaubt, daß es unnüg fey, einige Vervollkommnungen anzuzeigen, welche allen Chirurgen in die Gedanken komwen werden. Er ele nur ſeine Idee darſtellen, ſo daß ſie Jeder faſſen konnte. Der zweite Theil des Problems beſteht in der Zube teitung der Saͤcke. Robinet hat bereits in diefer. Hin. ſicht eine große Anzahl von Verſuchen gemacht. Er hat einfache, doppelte, dreifache und vierfache Goldſchlaͤgerhäute zubereiten laſſen, d h. er hat zwei, drei und vier Haute uͤbereinanderlegen und vereinigen laſſen, ſo daß 1 Side von verſchiedenen Stärken erhalten hat. Die erſten Verſuche ſollten zum Zweck a n die natürliche Reſiſtenz der Haͤute zu beſtimmen. Robinet hat ſich uͤberzeugt, daß ein doppelter Sack alle erforderliche Stärke befigt. Er hat hierauf die Wirkung der aufloͤſen⸗ den Mittel auf die bloßen Membranen zu erforſchen ges ſucht. Zu dieſem Behuf hat man in eiafache, doppelte, und dreifache Saͤcke folgende Fluͤſſigkeiten eingebracht. I) Eine Auflöfung von kauſtiſchem Kali, welche mit einem Theil Alkali und 16 Theilen Waſſer gemacht wurde. 2) Kalkwaſſer. 3) Eine Aufloͤſung eines Theils ſyrupartiger Phos⸗ phorſaͤure in 12 Theilen Waſſer. 4 Gewoͤhnlichen Weineſſig. 5) Salzſäure mit dem Sechsfachen ihres Gewichts Waſſer verduͤnnt. Die mit dieſen verſchiedenen Fluͤſſigkeiten angefüllten Saͤcke ſind in die freie Luft gehaͤngt worden. Nach Verlauf von 24 Stunden war keiner zerriſſen; doch hatten fie einen Theil der Fluͤſſigkeit durchſickern laſ⸗ ſen. Die einfachen Saͤcke enthielten nur noch eine kleine Quantitaͤt der Fluͤſſigkeit; in den doppelten war ein gro⸗ ßer Theil derſelben zuruͤckgeblieben; die dreifachen hatten kaum verloren. Nachdem die Säcke einige Tage der Luft ausgeſetzt geweſen, waren die meiſten zertiſſen, doch gerade in dem Theile, welcher ſich unmittelbar uͤber der Fluͤſſig⸗ keit befand, und auf welchem die cauſtiſche Subdſtanz ſich durch die Verdunſtung des Waſſers concentrirt hatte. Es geht aus dieſen Verſuchen hervor, daß die Haͤute der Thaͤtigkeit der aufloͤſenden Mittel von Natur einen ziemlich großen Widerſtand entgegenſtellen, weil dieſe bloß durch ein Durchſickern entwichen find. Nun aber begreift man, daß, wenn ein auf dieſe Weiſe mit cauſtiſcher Fluͤſ⸗ ſigkeit angefü (ter Sack ſich in der Blaſe mitten in einer andern Fluͤſſigkeit befindet (mag dieſe kuͤnſtlich eingebracht worden ſeyn, oder mag ſie ſich von Natur darin befinden), kein Grund vorhanden ſey, zu be efuͤrchten, daß die in dem Sack enthaltene Fluͤſſigkeit heraustrete und in der Blaſe 141 cirtulire. Selbſt der von dieſem Organ ausgeübte Druck würde die Fluͤſſigkeit durch die Oeffnung des Sacks hew austreiben und nicht das Durchſickern derſelben hervorbrin— gen, weil auf der einen Seite Widerſtand und auf der andern vollkommene Freiheit vorhanden ſeyn wuͤrde. Ro binet hat ſich hierauf mit dem Mittel beſchaͤf⸗ tigt, einen Firniß auf die Goldſchlaͤgerhaut zu apfliciren, welcher faͤhig iſt, ſie undurchgaͤnglich zu machen. Auch zu dieſem Behuf hat er eine große Anzahl von Verſuchen ges macht. Die Art der aufloͤſenden Mittel, welche man in die Saͤcke einbringen muß, mußte die Art ihrer Ueber— zuͤge beſtimmen. Robinet hat geglaubt, daß der Ueber⸗ zug, welchen man anwendet, um das Englifhe Pflaſter zuzubereiten, fuͤr die Saͤuren hinreichend ſeyn muͤſſe. Da— her hat er die Saͤcke, nachdem er fie mit Leinoͤl beſtri— chen hatte, worin Bleiglaͤtte aufgeloͤſ't war, am Trocken— ofen trocknen laſſen und fie einigen Verſuchen unterwor— fen. Saͤuren, ſelbſt ziemlich concentrirte, haben dieſen Firniß nicht angegriffen, aber die Kaliaufloͤſung hat ihn in ſehr kurzer Zeit weggenommen. Robinet konnte nicht ermangeln feine Aufmerffan- keit auf das Gummi elasticum zu richten, doch wußte er wohl, wie viel Schwierigkeiten die Anwendung deſſel— ben darbot. Jedoch hat er verſucht, daſſelbe auf mehrere Arten zu appliciren. Er hat das Gummi elasticum in aether sulphuricus, in oleum volatile terebinthinae, in oleum lini und endlich in einem beſondern Oel aufge— loͤſ't, welches ihm von Payen zugeſchickt worden iſt und die Eigenſchaft beſitzt, das Gummi elasticum kalt auf: zuloͤſen. Vermittelſt dieſer verſchiedenen Zubereitungen hat Robinet Ueberzuͤge auf die Goldſchlaͤgerhaͤute gebracht, welche alle erforderliche Eigenſchaften vereinigt haben wuͤr— den, wenn ſie nicht alle eine ſehr uͤble Eigenſchaft gehabt haͤtten. Keiner von denſelben hat naͤmlich hinlaͤnglich getrock— net werden koͤnnen, um nicht mehr klebend zu ſeyn. Indeſ— ſen hat Robinet auf verſchiedene Weiſen die mit Leinoͤl, mit Terpentin, mit Harz u. ſ. w. gemachten Miſchun— gen dieſer Auflöfungen verändert. Er hat die Thaͤtigkeit des Alcohol verſucht, welcher, wie man weiß, die Eigen— ſchaft hat, das Gummi elasticum aus feinen Aufloͤſun— gen zu praͤcipitiren; er hoffte durch dieſes Agens die Por— tionen flüchtigen Oels aufzulöfen, welche an dem Ueberzug klebten, und das Gummi elasticum rein auf der Ober— fläche der Membran zuruͤckzulaſſen. Alles war vergebens. Robinet iſt Willens ſeine Verſuche mit dem Saft des Baums fortzuſetzen, welcher das Gummi elasticum her— giebt, und es laͤßt ſich glauben, daß er das erwuͤnſchte Reſultat mit der naturlichen Auflöfung dieſer koſtbaren Subſtanz erhalten wird. Endlich, der dritte Theil der Arbeit muß zum Zweck haben, zu beſtimmen, welche aufloͤſende Mittel am beſten auf die Steine wirken würden. Die kurze Zeit, welche verfloſſen iſt, ſeitdem Robinet die erſte ee zu ſeiner Arbeit gefaßt hat, hat ihm nicht geſtattet ſie in dieſer Hin— ſicht fortzuſetzen. Er iſt willens, die folgenden Fragen zu föfen: I. Welche find die beſten aufloͤſenden Mittel für die verſchiedenen Arten von Steinen? 142 2. Wie viel Zeit wuß man anwenden, um einen Stein von einem gegebenen Volumen und Gewicht aufzuloͤſen? 3. Wie unterſcheiden ſich die friſchen Steine und die⸗ jenigen, welche getrocknet find, in Hinſicht ihrer Aufloͤs— barkeit? 4. Welchen Vortheil kann die Anwendung der auf⸗ loͤſenden Mittel gewaͤhren, wenn ihre Temperatur bis zu gewiſſen Graden erhoͤht worden iſt? 5. Welchen Vortheil kann die Anwendung eines Stroms von Fluͤſſigkeit vor einer beſtimmten Quantität von Fluͤſ⸗ ſigkeit gewaͤhren, in welcher der Stein einige Zeit lang gelaſſen wuͤrde. Wenn man nun annimmt, daß alle dieſe Nachfor— ſchungen zu beſtimmten Kenntniſſen fuͤhren, ſo fuͤhlt man, daß der Arbeit noch der chirurgiſche Theil und die Verſu— che am Cadaver und an Lebenden fehlen; doch iſt leicht vorauszuſehen, daß es in einer Stadt (in Paris), worin ſo viele ausgezeichnete Maͤnner leben, und welche ſo viele Huͤlfsquellen darbietet, weder an geſchickten Experimenta⸗ toren noch an Subjecten fehlen wird. Zwei Beobachtungen von Perforation des Oeſo— phagus und des Magens hat L&veillé in der Revue médicale, August 1826 mitgetheilt. Die eine Beobachtung bezieht ſich auf einen Menſchen von 22 Jahren, welcher ſechs Wochen vor feiner Krankheit in einen Finger der rechten Hand von einem Hunde gebiſſen worden ſey, welchen man toͤdtete, ohne ſich zuvor zu uͤberzeugen, ob er wuͤthend ſey, oder nicht. Die kleine Wunde wurde ſchnell geheilt, aber ſechs Wo— chen nachher zeigten ſich plöglich ſehr heftige Schmerzen in der rechten Schulter und der entſprechenden Seite der Bruſt. Eine Empfindung von Zuſammenſchnuͤrung, welche das Schlucken ſehr erſchwerte, begleitete dieſe Schmerzen; ein ſtarker Aderlaß ſtillte ſie nicht. Bald kamen Delirium und furchtbare Unruhe hinzu; der Kranke ſtieß fuͤrchterliche Schreie aus; die leichteſte Berührung brachte auf ihn die Wirkung einer electriſchen Erſchuͤtterung hervor. Er trank gietig; am Abend ſpie er mehrere Male eine klebrige, gelbe Materie aus, und in der Nacht ſtarb er. Als die Leiche geöffnet wurde, fand man im Oeſephagus 18 Zoll ungefähr über der Stelle, wo dieſer Canal durch das Diaphragma geht, eine ſieben bis acht Linien lange Per— foration, deren Raͤnder glatt und verduͤnnt waren, und durch welche eine Ergießung in das mediastinum poste- rius ſtattgefunden hatte. Nach Lé&veills iſt dieſe Per: foration Folge einer Puſtel, welche ſich in der Subſtanz des Oeſophagus entwickelt, und die Waͤnde deſſelben an ei— nem Puncte ulcerirt und zerſtoͤrt hatte. Die zweite Bes obachtung bezieht ſich auf einen Menſchen von 55 Jah— ren, welcher, nachdem er vorher in einem guten Geſund— heitszuſtande ſich befunden hatte, in dem Zeitraume eines Jahres vier Ohnmachten bekam, welche nur einige Mi⸗ nuten dauerten, und deren Ruͤckkehr man durch Senffuß— baͤder, durch Blutegel, welche an den anus angelegt wur⸗ den, durch Purgirmittel u. ſ. w. zu verhuͤten ſuchte. Bald zeigten ſich Symptome einer Krankheit des Ma⸗ 143 gens, Schmerzen in dieſem Organ nach der Mahlzeit, Mans gel an Appetit, großer Blutverluſt aus dem anus, wovon ungemein große Entkraͤftung und Abmagerung entſtand. Der Kranke wurde auf eine Milchdiaͤt geſetzt. Obgleich jede Digeſtion Schmerzen im Magen erregte, ſo fuͤhlte man doch bei der Beruͤhrung keine Geſchwulſt in der Ge— gend dieſes Eingeweides. Es war kein Erbrechen vorhan⸗ den, und die Verſtopfung war hartnaͤckig. Eines Abends empfand der Kranke plöglidy einen ſehr heftigen Schmerz im Hypochondrium. Dieſer Schmerz nahm waͤhrend der Nacht zu, der Bauch wurde erhaben, geſpannt, und der Kranke farb am Morgen. Bei der anatomiſchen Unterſuchung zeigte ſich an der vorderen Fläche des Ma; gens nahe an feiner curvatura minor, vier Querfin⸗ ger breit vom pylorus entfernt, eine eifoͤrmige Oeff— nung, deren Umkreis 8 bis 10 Linien maß; aber die Schleimmembran war in einer groͤßeren Strecke voll— kommen zerſtoͤrt, und vom Umkreiſe der Perforation erho— ben ſich mehrere gelbliche Tuberkeln, welche ſo groß wie ein Gerſtenkorn waren. An allen anderen Stellen war der Magen geſund. Das linke atrium cordis war noch einmal ſo geraͤumig als gewoͤhnlich, und auf der Scheide— wand, welche daſſelbe von dem rechten atrium trennt, war eine Geſchwulſt von hirnfoͤrmigem Ausſehen vor— handen, welche 45 Linien im Umkreis hatte, und welche wahrſcheinlich die Urſache der vier Ohnmachten des Kran— ken geweſen war. LE veillé bemerkt, daß es in dieſen beiden Faͤllen dem geſchickteſten Diagnoſtiker nicht moͤglich geweſen waͤre, den Sitz und das Weſen der Krankheit ge— nau zu beſtimmen. WM e SORTE LM: VORN Weber einen der Wege, auf welchem fid die Phthiſis u. beſonders die tuberkuloͤſe Affection mittheilen kann, iſt der Acad. de med. eine Mittheilung gemacht worden (Le Globe 2. Sept. 1826). — Bekanntlich iſt Magendie der Meinung, daß Enthaltſamkeit von ſtick— ſtoffbaltigen Nahrungsmitteln und beſonders von Fleiſch ger eignet ſey, den Harngries zu verhuͤten und zu heilen; es iſt auch eine bekannte Sache, daß dieſe Meinung haupt— ſaͤclich auf Beobachtung und Vergleichung des Harnes der fleiſchfreſſenden und der grasfreſſenden Thiere gearuͤndet iſt. Eine ahnliche Beobachtung veranlaßt Hrn. Ségalas zu glauben, daß vegetabiliſche Nahrung der Entſtehung der Tuberkeln günftig, animaliſche Nahrung hingegen ung uͤn⸗ ſtig ſey. „Ich habe mich verſichert, ſagt er daß Tuberkeln bei den fleiſchfreſſenden Hausthieren, wie z. B. bei den Hunden Bibliographiſche Medicinsk Plantelaere for studerende Laeger og Pharma- ceutiker, udgiven af Chr. Fried. Schumacher Kioben- havn 1825. 8. (%on biefer „mediciniſchen Pflanzenlehre für ſtudirende Aerzte und Pharmaceuten,“ iſt bis jetzt nur der erſte Band erſchienen.) Die Zergliederungskunſt des menſchlichen Korpers. Zum Gebrauche — 144 und den Katzen eine ſehr ſeltene Erſcheinung find, während der⸗ gleichen Affectionen bei den grasfreſſenden Thieren, beſonders bei den Wiederkaͤuern ſehr häufig vorkommen. Unter mehr als 1000 Hunden, welche ich geöffnet zu haben glaube, feit ich mich mit der Experimentalphyſiologie beſchaͤftige, habe ich kaum 2 oder 3 mit Tuberkeln afficirt gefunden. Unter den pariſer Kuͤhen hingegen findet man eine ſchreck⸗ lich große Menge, die an Tuberkeln leiden. Ich ſage ſchrecklich große, weil eine beträchtliche Menge paris ſer Einwohner ſich mit der Milch ſolcher Kuͤhe naͤhrt, und wenn es einen Weg giebt, auf welchen die tuberkuloͤſe Af fection ſich mittheilen kann, fo iſt es hauptfächlich durch die Milch. Schon Hr. Huzard hat auf die Haͤufigkeit der Tuberkelkrankheit bei den Kühen in Paris aufmerkſam ges macht, mit deren Milch junge Kinder aufgezogen werden, und man muß ſich wundern, daß eine Thatſache dieſer Art von einem ſolchen Manne angezeigt, nicht in hoͤherm Grade die Aufmerkſamkeit der Aerzte und der Behoͤrden in Anſpruch genommen hat. Ueber Selbſtmord durch Strangulation ohne Er hangen hat man oft Zweifel gehegt. Jetzt hat Hr. de Villeneuve der Académie royale de Mede- cine einen bedeutenden Fall mitgetheilt. Es war ein Mes lancholiſcher, welcher, nachdem er ſich entkleidet hatte, ſich den Hals ſehr feſt mit zwei Halstuͤchern zufammenfhnürs te, von denen das eine dreimal um den Hals ging und drei Knoten ohne Schleife uͤber der rechten Schulter zeigte, das zweite zweimal umgefhlungeu war, und vorn durch zwei Knoten befeſtigt war. Der Menſch wurde nach drei Tagen in ſeinem Zimmer todt gefunden, ſo daß die untere Extremität queer über dem Bette lag, der uͤbrige Koͤrper nach außen geneigt war, der Kopf mit dem Geſicht nach oben gerichtet ſich auf dem Boden ſtuͤtzte. Alle Theile des Geſichts waren ſtark geſchwollen und blauroth; eine ziemliche Quantitaͤt Blut war aus der Naſe gefloſſen. Die Halstuͤcher waren dicht an dem Hals angelegt und hatten ſtarke Eindruͤcke daſelbſt gemacht. Die Haut war unter dieſen Eindruͤcken livid und zwiſchen den Eindruͤcken von violetter Farbe. Es hatte keine emissio seminis aut liquoris prostatici ſtattgehabt, welche ſich gewoͤhnlich bei'm Erhaͤngen ereignet. Alle uͤbrigen Umſtaͤnde wieſen auf Selbſtmord hin. 3 Ein Fall von toͤdtlichen Pocken nach Kuh pocken iſt von Dr. Gregory zu London dem Dr. Su: lius zu Hamburg mitgetheilt worden: die Tochter des Grafen von Cork iſt an den Pocken geſtorben, obgleich ſie früher regelmaͤßig vaccinirt worden. Neuigkeiten. bei den Seciruͤbungen entworfen von Dr. M. J. Weberze. Erſte Abtheilung. Allgemeine Grundſaͤtze und Regeln bei'm Zergliedern und die allgemeine Zergltederungskunſt in Verbindung mit den Elementen der allgemeinen Anatomie. Mit 1 Steintafel. Bonn, 1826. 8. De la Fievre, Par Ch. Giraudy D. M. Paris 1826, 8. ‚A Nro 318. 2 3 5 dem Gebiete det Natur- und Heilkunde (Nr. 10. des XV. Bandes.) nenn ” 1 September 1820. ebruckt bei L. Erfurt. In Commiſſton bei dem Königl. Preuß. Gränz⸗Poſtamte zu Erfurt, der Kön. Sächſ. Zeitungs⸗Expedition 5 W de den 2 1 5 1 V. Thurn u. Taxiſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes⸗Induſtrie⸗ Comptoir. Preiß eines jeden Bandes von 24 Bogen, 2 Athlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes 3 ggl. el 1 aan. N n t :; Ueber die Struktur und Entwickelung der Federn. ' N74 (Beſchluß.) (Hierzu die Figuren 1 bis 12 auf der mit Nr. 317 ausgegebenen * Tafel.) Von der Scheide. — Dieſe äußere Hülle des ganzen tganifhen Syſtems, aus welcher die erzeugende Kapfel der eder beſteht, entſpringt an demſelben Puncte, wie die uͤbrigen Theile dieſes Organs, nemlich auf einer Hautwarze, und ſie ent⸗ wickelt ſich in demſelben Maaße, wie die Feder, die ſie während 24 us bildung beſchuͤtzen ſoll. Demnach hat z. B. die Scheide 1 . größten fauenfeder die ganze Länge derſelben gehabt, 1 7 fie ſich nie länger als 5 — 6 3. zeigte, und zwar weil ie, wie fruͤher erwähnt, immer an dem einem (obern) Ende einging, waͤhrend ſie am andern (untern) nachwuchs. Un dem Ende, wo fie entſteht, d. h. an ihrem unterm Theile, beſteht ſie aus einer weichen, fibroͤſen, gelblichen Mem⸗ bran; höher hinauf, nach der Art der Federn und deren Entwick⸗ pn adium weiter oder weniger weit, aus einer weißlichen, un⸗ rchſichtigen, weichen, dem äußern Anſehn nach knorpeligen Membran, welche uͤberdieß eine Epidermis beſizt. So wie ſie mit der Luft in Berührung koͤmmt, ſcheint fie zu vertrocknen, ſich zu verhärten, und in eine mehr oder weniger große Zahl von zarten, durchſichtigen, fibröfen epidermoidiſchen Lagen zu ver⸗ wandeln, die ſich in der Richtung der Peripherie der Kapſel, icht in der Richtung der Axe, fetzenweiſe abnehmen laſſen. Bei ew ſſen edern ſcheint die Kapſel blos aus ſolchen epidermoidis 5 * zu beſtehen; bei andern liegt darunter eine beſon⸗ dere Subſtanz von eigenthuͤmlicher Beſchaffenheit, dem Anſehn ach eiweiß ⸗, ja ſelbſt kreideartig, welche ſich von der äußern ges iften Membran, auf der ſie unmittelbar liegt, in kleinen chuppen ablöfen laßt. Dieſe Charactere bietet die Scheide bis bes dem Zeitpunet dar, wo ſich der Kiel (die hornige Röhre) der Feder bildet; alsdann werden die innern Lagen derſelben zu den äußern des Kiels, und verſchmelzen ſich mit der innern, von der darin eingeſchloſſenen Zwiebel ſecernirten, Lage deſſelben. 5 habe ich an allen Federn bemerkt, von deren horniger ich die Theile der Scheide abzuloͤſen ſuchte, welche mit der übrigen Feder (der Ruthe, dem Barte ꝛc.) von Natur keinen enn Faßt man dieſe Theile der Scheide derb an, beſtrebt man ſich, fie abzulöfen „; indem man parallel mit der Axe der hornigen Rohre nach deren unterm Ende zu zieht, fo, wird die Oberflache derſelben, jedesmal der Länge, und nicht mehr der Queere nach zerriſſen, und nie konnte ich zwiſchen dieſen Theilen der Scheide und der Oberfläche des Kiels einen Mangel an natürlichem Zuſammenhang entdecken. . Von der äußern geſtreiften Membran. — Dieſe feine, zuweilen, wenn die Feder es ſelbſt iſt, gefaͤrbte Membran Eu nde. umhüllt, wie die Scheide, die mehr nach der Mitte zu liegenden Theile der Kapſel, und ihre Structur ſteht zu derjenigen der unmittelbar daran liegenden Theile in genauer Beziehung. An ihrer aͤußern Flaͤche if fie, wie die Scheide an der innern Flaͤche, glatt; an ihrer innern, je nach der Beſchaffenheit der von ihr bedeckten Theile der Feder, glatt oder geſtreift. Dieſe Theile find die aͤußere Fläche der Ruthe und die Bartfäden, fo wie die Zwiſchenraͤume der letztern. Sie loͤſt ſich von der Scheide leich⸗ ter, als von der Feder, und hat anſcheinend mit der erſtern wei⸗ ter nichts gemein, als daß ſie neben derſelben liegt, waͤhrend ſie mit der letzteren in engerer Beziehung ſteht. Ihre Streifen ſind weiter nichts, als die Raͤnder der Scheide wan de, welche mit ihr ein und daſſelbe Ganze bilden, und an denen die Spitzen der Baͤrtchenfäden, fo wie die Spitzen der Vartfaͤden, längs der Mittellinie, gewöhnlich hängen bleiben. An den ſchwarzen Linien, welche dieſe Nuͤckſtände der Baͤrte bilden, erkennt man gewoͤhnli die auf dieſer Membran befindlichen Streifen zuerſt, obglei jene eigentlich nur einen zufaͤlligen Theil derſelben bilden. Die Unterſuchung dieſer Membran und die Ausmittelung ihrer ſaͤmmtlichen Charactere gelingt gewohnlich nur an denjeni⸗ gen Theilen, wo die Feder ſchon vollkommen ausgebildet iſt; denn ſie entwickelt ſich mit dieſer, und iſt an den Stellen, wo der Bart noch eine breiartige Beſchaffenheit hat, ſehr ſchwer auszumitteln. Sobald die Feder an die Luft tritt, zerfällt die aͤußere geſtreifte Membran wie die Scheide in Staub. uebrigens kann man ſie an allen Federn unter denjenigen Theilen der Scheide, welche ſich in epidermoidiſche Fellchen theilen, ſehr leicht erkennen; an ſolchen aber, wo die Bartfäden längs der Ruthe nicht gedrängt ſtehen, ſieht man ihre einzelnen Theile am deut lichſten, weßhalb ſich die Pfauenſedern zu deren Unterſuchung vorzuͤglich eignen, j 75 7 170 Von dentransverſalen Scheidewaͤnden. — Dieſe Membranen find nur als Anhaͤngſel der innern Flaͤche der Aus zern geſtreiften Membran zu betrachten, und dienen den Bartfäden zur Begrenzung. Sie liegen zwiſchen dieſen und den Bärtchenfaͤden, welche gleichfalls durch kleine Scheidewaͤnde von einander getrennt zu ſeyn ſcheinen, obgleich ich, wegen der Win⸗ zigkeit dieſer Theile, dieſen Punct nicht mit Beſtimmtheit erledi⸗ gen konnte, ſondern mehr nach der Analogie auf denſelben ſchließe. Dieſe Scheidewaͤnde haͤngen, wie geſagt, auch auf eben die Weiſe wie mit der innern Flaͤche der aͤußern geſtreiften Mem⸗ braun, mit der äußern Fläche der innern geſtreiften Membran zuſammen. Auf dieſe Weiſe verbinden fie dieſe beiden Membranen, und machen mit denfelöen nur ein organiſches Syſtem aus, in welchem die Bartfaden ſich gleichſam wie in einer Form bilden, wachſen, und ihre Feſtigkeit erlangen. 972 f Von der innern geſtreiften Membran. — Dieſer Name koͤmmt auch dieſer Membran nur uneigentlich zu, indem fie erſt dann geftreift erſcheint, wenn die Bartfüden I entfaltet und zugleich die transverſalen Scheidewaͤnde abgeriſſen haben. 10 147 Eigentlich find die Streifen nur Truͤmmern dieſer Scheibewände, und im unverſehrten Zuſtande zeigt die Membran nur Schien⸗ chen, (Scheidewaͤnde) und Rinnen (die Zwiſchenraͤume der Schei⸗ bewände), Sie iſt, wenn dies bei der Feder ſelbſt der Fall, farbig, und dient der Zwiebel zur Umhüllung, mit deren aͤuße⸗ rer ne fie innig verbunden iſt. Durch Maceration läßt fie ſich ſedoch, wenigſtens #heilweife, davon trennen. Sie entficht an derſelben Stelle wie die Bartfaͤden, und iſt an dem entſpre⸗ chenden Theile der innern Flaͤche der Ruthe nicht zu finden. An der Wurzel der Zwiebel oder der Kapſel laͤßt ſie ſich kaum aus⸗ mitteln, ſondern verſchmilzt daſelbſt mit den formloſen Theilen der Feder und des erzeugenden Organ's. Erſt bei der halben Hoͤhe der Zwiebel wird ſie in Geſtalt eines gleichartigen Fellchens ſichthar, und als wahre Membran tritt fie erſt gegen die Spitze des zuletzt genannten Organs hin auf. Wenn man ſie daſelbſt abloͤſen will, jo bemerkt man, daß fie nur in dem Innern zweier Ringe frei iſt, an deren Raͤndern ſie organiſch mit der Zwiebel zufammenhaͤngt; an dieſen Puncten ſcheint das Syſtem der ge⸗ ſtreiften Membranen mit der Zwiebel und den Nahrungskanälen Gemeinſchaft zu haben. Die drei fo eben beſchriebenen Membranen, die äußere ge: ſtreifte, die Scheidewaͤnde und die innere geſtreifte, zeigen daf- ſelbe Gefüge. Beobachtet man fie bei durchfallendem Lichte, fo bemerkt man; daß fie aus kleinen in Berührung befindlichen Kuͤ⸗ gelchen beſtehen, welche undurchſichtiger ſind, als die zwiſchen ihnen liegenden Zwickel oder Zwiſchenraͤume. Dieſen Membranen ſcheinen, fe wie der Scheide, Gefäße und Nerven goͤnzlich abzu⸗ gehen. Von der Zwiebel. — Dieſes Mittel- oder Kernſtuͤck der Kapfel it ohne Zweifel der wichtizſte, aber zugleich der ver⸗ wickelsſte Theil derſelben, daher feine Zergliederung große Schwie⸗ rigkeit darbietet. In ihm allein ſcheinen die Gefäße und Nerven des organiſchen Syſtems, dem er angehört, enthalten zu ſeyn. Aus ihm ſcheinen alle uͤbrigen Theile deſſelben, ſo wie die ganze Feder zu entſpringen; er allein ſteht mit dem übrigen Organis⸗ mus in unmittelbarer Verbindung. Wegen der Mannigfaltigkeit von ungleichzeitigen Functionen, die der Zwiebel zugetheilt find, er: leidet diefe nach und nach ſo verſchiedenartige Modifieationen, daß man kaum hoffen darf, den Zeitpunct, wo dieſelben entſtehen, und alle begleitenden Umſtaͤnde genau erfaſſen zu konnen. Die Zwiebel erleidet während des Wachsthums der Feder bedeuten⸗ dere Veraͤnderungen, als irgend ein anderer Theil der Kapſel, und ift in einer beftändigen Metamorphoſe begriffen, ſo daß zu einer vollftändigen Beſchreibung derſelden nöthig wäre, daß man ihre Entwicklung bei ein und derſelben Feder, was nicht moͤglich iſt, oder an ihren Formenwechſeln an Zahl gleichen Federn (was faſt eben ſo unthunlich iſt) vom Anfang bis zu Ende verfolgte. Uebrigens find nicht alle Federn gleichartig, und weil dieſe Ver⸗ ſchiedenheit auch in Anſehung der Zwiebeln ſtatt ſindet, ſo wird es ſchwer halten, an einer derſelben den Anfangspunct zu beftim- men, bis zu welchem man bei der Beobachtung einer andern ges langt iſt. Auch bin ich weit entfernt zu glauben, daß ich durch meine zunächſt belzubringenden Beobachtungen die Kenntniß dieſes ſonderbaren Organs vollſtaͤndig erlangt habe. Deshalb beſchraͤnke ich mich auf eine allgemeine Darſtellung der bisher von mir beobachteten Thatſachen, die ſich bei einiger Aufmerkſamkeit an allen Federn beſtaͤtigen werden. 25 Erſte Beobachtung. — Eine große Schwungfeder des Marabu, die vollkommen ausgebildet und abgetrocknet war, an der ſich aber nur die obere Hälfte des Kiels befand, indem die andere zufällig zu Grunde gegangen war, zeigte mir von dem untern Theile des verſtuͤmmelten Kiels bis in die Ruthenſpitze eine Kette von epidermoidiſchen Kegeln (richtiger Trichtern), die bis zum drit⸗ ten Theil der Ruthe von vollkommner Geſtalt, von da aber durch Austrocknen zu bloßen concaven Hautſaͤckchen zuſammenge⸗ ſchrumpft, und fo weit ſie ihre urſpruͤngliche Form behalten hatten, ſo in einander geſchoben waren, daß immer die Röhre des einen ſich inwendig an die Röhre des andern fügte, Auf dieſe Weiſe konnte man zuerſt einen ununterbrochenen Kanal bis zu dem Trichter verfolgen, der ſich unter dem obern Nabel befand. Dieſer Trichter hatte keinen roͤhrenartigen Schnabel, ſondern 148 eine halbkugelige Geſtalk, und war an die Waͤnde bes Nabels feſt angeheftet. Außerhalb dieſes letztern zeigten ſich Rudimente 1050 andern e die 2 an den Waͤnden des Nabels eſthingen, und an der innern Flaͤche der Ruthe anlagen. ueber — halbkugeligen Schlauch hinaus, ſetzke ſich burg [ Trichter im Innern der Rutbe fort; anfangs noch durch die venartigen Zortfäge verbunden, ſpaͤter durch das Weben letztern unterbrochen. 7 11 Zweite Beobachtung. Siehe Fig. 10 und 11. Bei einer andern Schwungfeder des Marabu, an der die ganze Ruthe ausgebildet, der Kiel aber erſt theilweiſe entwickelt war, fand ich dieſen letztern in ſeiner ganzen Ausdehnung durch eine Zwiebel a ausgefuͤllt, welche aus weißen, weichen und elaſtiſchen Laͤngsfa⸗ ſern zu beſtehen ſchien. Durch den untern Nabel drangen Adern und Nekven, die ſich auf der Oberfläche veräſtelten, in iht Inne res ein. An der Stelle b, wo die letzten Theile der ſchwammi⸗ gen Subſtanz der Nuthe abgeſetzt worden waren, endigte ſich die Zwiebel in eine Spige, und man bemerkte auf ihrer Oberflache eine weiße undurchſichtige Maſſe mit ſchwachem Perlmutterſchiller. Auf der Spige ſaß ein haͤutiger Kegel e, der nur an feiner Ba⸗ ſis mit der Spitze der Zwiebel zuſammenhing. Andere häufige Kegel oder Trichter ee zeigten ſich weiter oben, die unter ein⸗ ander in denſelben Beziehungen zu ſtehen ſchienen, wie der Kegel e zur Zwiebel, denen aber ſaͤmmtlich, wie auch e, der roͤhren⸗ foͤrmige Fortſatz abging. Die Membran des dem obern Nabel zunaͤchſt liegenden Kegels war an dieſer Stelle zwiſchen die ſchwam⸗ mige Maſſe und die hornige Subſtanz 3 — 4 Linien weit, (bei ddd) eingefügt, und eben jo weit roth gefärbt. An der Stelle, wo dieſer Trichter ſich aus dem Innern der Feder in dieſe Art von Spalte begab, ſah man eine zweite Kette von membranen⸗ artigen Trichtern kf, die mittelſt vöhrenformiger Fortſaͤtze in einan⸗ dergefuͤgt, und von der innern geſtreiften Membran bedeckt waren. Aehnliche Trichter, wie derjenige, welcher unmittelbar auf der Zwiebelſpige ſaß, befanden ſich im Innern der Ruthe (888) uͤber den aͤußern Nabel hinaus, und ſchienen nicht mehr wis bie erſtern Spuren von dem gemeinſchaftlichen Mittelſtiel (Mittelka⸗ nal) zu zeigen. warn 7 Dritte Beobachtung Fig. 8. — Eine 4 3. lange Schwanzfeder des Hocco (Crax), die noch ganz in der Kapſel ſteckte, wurde auf der Mittellinie aufgeſchligt, da ſich denn eine eylin⸗ driſche Zwiebel fand, die am untern Theile nackt, ſonſt aber er ganzen Länge nach mit der innern geftreiften Haut befleis et war. 2 i a W Bea Indem ich die Zergliederung von unten nach oben und in der Richtung der Mittellinie fortſetzte, um die innere ge⸗ ſtreifte Haut zu beſeitigen, gelangte ich, indem ich in die erſte Portion einſchnitt, unter die unmittelbar darüber liegende Portion, und ſo fort bis zu einem Puncte, wo ich blos noch membranenartige Kegel antraf. Indem ich die Ränder dieſer an fuͤnf verſchiedenen Theilen der Zwiebel zerſchlitzten Membran abzulöfen ſuchte, fand ich, daß fie Immer der Queere nach oder kreisfoͤrmig befeſtigt waren, und wenn ich die Membran der Queere nach durchſchnitt, die Raͤnder ſich umſchlugen — erkannte ich, daß dieſe Membran nur die Huͤlle von 1 ſey, welche faſt nach der ganzen Ausdehnung ihres nicht geſtreif⸗ ten Theils in einander ſteckten; und daß ſich in jedem derſelben eine markartige Subſtanz befand, die, je nachdem der Kegel hoͤ⸗ her lag, dunkler gefärbt und conſiſtenter wurde. Jeder dieſer Kegel war an dem Puncte an den vorher gehenden geheftet, wo bei dieſem die Haut anfing geſtreift zu werden, und daher entſtand das kreisfoͤrmige Band, welches erſt durch einen Queer⸗ ſchnitt gelöft werden mußte. i Jo Der erſte Kegel von unten b bedeckte das koniſche Ende der Zwiebel a, welches ſelbſt nicht aus Kegeln beſtand, deren un⸗ durchſichtige weiße faſerige Subſtanz aber die Charactere der Zwiebel in ihrer erſten Thaͤtigkeitsperiode an ſich trug. Der zweite Kegel e enthielt eine Subſtanz, welche kein faſerartiges Anſehn mehr hatte, ſondern einem leichten weißen Marke glich; der dritte d enthielt dieſelbe markige Subſtanz, die aber einen violetten Anflug hatte; unter dem vierten e, zeigte ſich dieſelbe roth und von geringerer Menge als unter dem vorigem; der 149 fünfte enblich war faſt leer, aber das wenige Mark gleichfalls roth Heere die übrigen waren durchgehends leer. jerte Beobachtung. Siehe Fig. 7 und 9. — Ob · 0 he Fig 2 gleich wir durch die vorige en n haben, daß die Kegel einer in den . — eindringen, 1 ihre gegenfeitige Beziehungen im Dunkeln. Um dieſe zu erfahren, nahm ich die Markſubſtanz aus jedem Kegel, und je fand ich, daß fie ſich ſaͤmmtlich in eine enge Röhre fortfegten, (Fig. 9.) und dle Rohren der untern Trichter ſich in die der obern ein⸗ ſchoben, ſo daß daraus ein zuſammenhängender Kanal entſtand, den man vom erſten Trichter bis zu denjenigen verfolgen konnte, die durch Vertrocknung vereinzelt worden waren. um dem Leſer hiervon eine klare Anſicht beizubringen, und ihm das Vexſtaͤnd⸗ niß der verſchiedenen Theile der Zwiebel in ihren gegenſeitigen Beziehungen zu erleſchtern, habe ich den ſingirten Durchſchnitt, Zig. 7 abbilden laſſen, der jedoch fuͤr durchaus richtig gelten kann. Man ſieht, wie die kegelfoͤrmigen Haute von unten nach oben convergiren, unter einem fpisen Winkel zuſammentreffen, und ſich ſaͤmmtlich in einen Mittelkanal münden, den fie durch ihre Vereinigung bilden, und wie der Zwiſchenraum zwiſchen den noch nicht leeren Trichtern durch das ſo eben beſchriebene mehr oder weniger farbige Mark ausgefüllt wird. Fünfte Beobachtung. — Siehe Fig. 4. Eine andere Swanzfeder des Hocco, welche eine Scheide von 2½ 3. Länge hatte, und deren Entwicklung ungefähr bis zu dem Punct ges diehen war, wo die aͤußere Fläche der Ruthe gebildet, aber die⸗ ſelbe noch nicht ganz mit ſchwammiger Subſtanz angefüllt iſt, enthielt eine fleiſchige Zwiebel aa von 2 3. Länge, auf der fünf . 1 Zoll lange haͤutige Kegel ſaßen. Sie war von der nern geſtreiften Haut ganz umgeben, welche immer deutlicher wurde, je mehr man ſich nach oben zu den häutigen Kegeln nä⸗ herte. Als ich dieſe Membran beſeitigte, bemerkte ich ihrer gan⸗ zen Länge nach den faſerigen Character, der in der erften Pe⸗ riode ihrer Bildung der Zwiebel eigen iſt, während die Kegel. nur an der Baſis mit einander Gemeinſchaft hatten. Es fehlte ihnen der zöhrenförmige Fortſag, und die Spitzen waren frei. Sechſte Beobachtung. Fig 5. — Bei einer andern Feder derſelben Art, die denſelben Entwicklungsgrad erreicht hatte, bemerkte ich an dem, der Ausgangsſtelle der Bartfäden entſpre⸗ chenden Puncte den urſprung ſchwarzer Fäden b (die Feder hatte leichfalss dieſe Farbe), welche ſich am Rande der Bartfäden zogen, als ob fie zu deren Bildung mitwirkten, Dieſe zwis ſchen der innern — — Sig Haut und den Bartjäden liegenden n ließen ſich in der Richtung der Bartfaͤden leicht ablöfen, Siebente Beobachtung. Fig. 5 und 6. — Bei dieſer Zwiebel adhͤrirte die ganze innere Sberflaͤche der Ruthe mit derſelben, ließ ſich jedoch ohne große Muͤhe trennen, und da die Ränder dieſes Theils der Ruthe ſich erhoben und die Zwiebel fie umfaßte, ſo erhielt dieſe dadurch ihrer ganzen Länge nach zwei ſehr deutliche ſchlichte Furchen, indem die Raͤnder der Ru⸗ the ſelbſt ſchlicht waren. Die ſeitlichen Theile der Zwiebel, welche ſich über! die Rinnen hinaus erſtreckten, waren duͤnn und gefranſ't, und der mittlere Theil, welcher dem mittlern und geſtreiften Theile der Ruthe entſprach, bildete einen Vorſprung und war leichfalls geftreift. Der eine Theil war der Abdruck des andern. raus ergiebt ſich, daß dieſe Zwiebel aus einem obern Fig, aa und aus einem unterm Theile beſtand, welcher letztere ſelbſt eine mittlere geſtreifte Portion Fig. 6 bb und zwei ſeit⸗ liche (einen glatten und einen gefranzten) Theile Fig. 6 aa ent⸗ hielt, die ich Flügel nennen will. t Die Ruthe war bei ihrem unterm Anfang. dünn, glatt, von membranenartigem Anſehn, und mit einer Lage von ſchwarzer Subſtanz überzogen; 2 — 3 Linien höher entſpran⸗ gen die eben erwähnten Längsſtreifen, die ſich bis zu ih⸗ rem Perſchwinden unter der ſchwammigen Subſtanz verfolgen ließen. Die Ränder der Ruthe erhoben ſich nur allmälig; an ihrem urſprung war die hornige Subſtanz noch nicht bemerkbar; allein je hoͤher man kam, deſto reichlicher wurde dieſelbe; ſie war weich, ließ ſich in duͤnnen Lappen abnehmen, und die Raͤnder näherten und verdickten ſich bis zu ihrem Vereinigungspuncte, blieben wir doch uͤber 150 wo fie die innere Flache ber Ruthe bildeten. Die jüngſte ſchwam⸗ mige Subſtanz hatte ſchon alle Haupteigenſchaften der älteften, nur war ſie ſo weich wie Mark, und als ich die Zwiebel von der Ruthe trennte, ſand ich, daß mehrere Theilchen von dieſer Subftanz daran hängen geblieben waren und die Rinnen der Zwiebel aus fuͤllten. \ Dies find die wichtigſten Thatſachen, welche ich über die Zwiebel habe ſammeln koͤnnen, und man kann aus denſelben wohl bis zu einem gewiſſen Punct die Structur und Character dieſes Organs ableiten. * Wenn wir die Zwiebel der Federn mit röhrenförmiger Rus the unterſucht haben, ſo erhalten wir dadurch auch uͤber die der Feder mit maſſiver Ruthe Auskunft, obgleich letztere anſcheinend ſchwieriger zu verſtehen iſt, weil ihre Theile eben getrennt find, und die Natur fie gleichſam ſelbſt zergliedert hat. Wenn übris gens die Zwiebeln dieſer beiden Arten von Federn ſich nicht ganz aͤhnlch find, fd. erzeugen fie doch dieſelben Subſtanzen, und dar⸗ aus läßt ſich denn der einfache Schluß ziehen, daß ſie dem We⸗ ſen nach identiſch ſeyen. Man muß alſo die Zwiebel als ein doppeltes Organ betrachten; ſie beſteht naͤmlich von dem Puncte, wo Ruthe und Bartfaͤden entſpringen, bis zu dem, wo fie endigen, oder von der urſpruͤnglichen Spitze der Feder bis zum obern Nabel, aus einer vordern und einer hintern Portion. Von dem obern Nabel bis zum untern iſt ſie in allen ihren Theilen ein⸗ fach und gleichfoͤrmig, und dieſer einſache Theil communicirt ims mer einzig mit dem Kiele. Bei den Federn mit roͤhrenfoͤrmiger Ruthe iſt die vordere Portion der Zwiebel von der hintern ganz getrennt, während bei denen mit gefüllter Ruthe erftere mit letzterer innig vereinigt iſt; bei jenen aber, wie bei dieſen, bes halten die Portionen der Zwiebel dieſelben Beziehungen bei; die eine iſt mit dem Mitteltheil (Kern) der Ruthe in Verbindung, während die andere deren innere Flaͤche auskleidet. Daraus folgt, daß wir den mittlern Theil der vordern Portion der einfachen Zwiebeln als der ganzen vordern Portion der doppelten Zwiebeln analog betrachten muͤſſen. Ihre hintere Portion wird durch die Flügel und alle diejenigen Theile gebildet, welche die innere geſtreifte Membran uͤberziehet. Da die Ruthe und der Bart unter allen Theilen der Feder ſich zuerſt entwickeln, ſo zeigt ſich auch derjenige Theil der Zwiebel, aus welchem jene entſtehen, zuerſt, und da die Feder ſich allmählig der Länge nach entwickelt, ſo geſchieht dies mit der Zwiebel ebenmäßig. Allein, ſobald der am meiſten vorge⸗ ſchobene Theil derſelben feine Beſtimmung erfüllt hat, obliterirt er, trocknet auf und verſchwindet zum Theil. So lange übrigens die Zwiebel thaͤtig iſt, zeigt fie außer den Gefäßen, welche in ihr Inneres eindringen, und ſich an ihrer Oberflaͤche veräfteln, weiße, weiche, elaſtiſche Läͤngsfafern, welche mit Spin⸗ nenfäden viel Aehnlichkeit haben, und ihre Thaͤtigkeit ſcheint vor⸗ zuͤglich an der Wurzel in einem ſich wenig nach oben erſtrecken⸗ den Theile ihren Sig zu haben. Sobald dieſe Thaͤtigkeit abs nimmt, veraͤndert jener Theil ſeine Beſchaffenheit; es entwik⸗ keln ſich Membranen in Geſtalt ſehr verlaͤngerter und in einander geſchobener Kegel, die ſich mit einer markigen Subſtanz onfüllen, welche wiederum nach und nach verſchwindet, je nachdem dieſe aufangs weißen und undurchſichtigen Kegel vertrocknen und durch⸗ ſichtig werden. Eine zeitlang communiciren dieſe Kegel durch eine Mittelroͤhre mit einander, die ſich aber nach der Art der Federn, und offenbar unter dem Einfluß mehrerer Umftände, deren Ermittlung wuͤnſchenswerth wäre, ſchnell oder langſamer oblitexirt. „Von der Entwicklung der Federn. — Die eben ans geführten Beobachtungen werden wir bei der Erklaͤrung der Ent⸗ wicklung der Federn, jener ſonderbaren organiſchen Producte, die wir nur und ſtets an den Vögeln bemerken, als Leitfaden dienen. Die haarfoͤrmigen Bedeckungen, welche manche Vogel zeigen, ſind weiter nichts als bartloſe Federn. Da die Feder Anfangs an der untern Peripherie der Zwie⸗ bel und der Scheide, und zwar an der Stelle, wo dieſe beiden Theile mit einander N als eine ſormloſe weiche 151 Maſſe erfcheint; und man an ihr noch nichts bemerkt, als die aͤu⸗ ßere hornige Flaͤche der Ruthe, die Baͤrtchenfaͤden und vielleicht den aͤußern Rand der Bartfaͤden, ſo iſt offenbar, daß ſie an die⸗ ſem Puncte entſteht, und ihre aͤußere Flaͤche zuerſt entwickelt wird, daß ferner von demſelben Puncte die uͤbrigen Theile nach und nach ausgehen. Dies muͤſſen wir eben nehmen, wie es uns durch die Beobachtung geboten wird. Was darüber hinausliegt, bes ruht auf bloßen Hypotheſen, vor denen wir uns hier huͤten muͤſſen. Wenn aber die erſten Rudimente ſaͤmmtlicher Federtheile vom unterm Nabel-Kreis ausgehen, ſo werden ſie doch von dem uͤbrigen Theil der Zwiebel, der zu gleicher Zeit mit ihnen ent⸗ ſteht, ernaͤhrt und entwickelt, während ſich andere Theile ſelbſt⸗ ſtaͤndig aus der Zwiebel bilden, und dieſe überhaupt die Feder zur Vollkommenheit bringt. Denn dieſe ſaͤmmtlichen Theile wer⸗ den erſt an der Stelle gezeitigt, wo die Scheide mit allem, was ſle umhuͤllt, ſo aufgetrocknet iſt, daß ſie in Schuppen zerfaͤllt; übrigens haben wir Zwiebeln, in vollkommner Thaͤtigkeit und nech nicht in haͤutige Kegel verwandelt, von mehrern Zollen Lange geſehen. In dem erſten Bildungsſtadium ſcheint die aͤußere Fläche der Ruthe ſchon ihre ganze Dicke zu haben; allein von den Bart⸗ faͤden bemerkt man hoͤchſtens den aͤußern Rand mit den daran gehefteten Baͤrtchenfaͤden. Die geſtreiften Membranen und die Scheidewaͤnde ſind, wenigſtens ſo weit wir nachkommen koͤnnen, mit den Bartfaͤden verſchmolzen. Sobald ſie aber mit der Zwie⸗ bel in Gemeinſchaft treten, fo werden alle dieſe Theile (die Aus ßere und innere geſtreifte Membran, ſo wie die Scheidewaͤnde) vermittelſt der kreisfoͤrmigen Verwachſung der innern geſtreiften Membran ernährt, die, wie wir in der dritten Beob— achtung gezeigt haben, die einzige Verbindungsſtelle zwiſchen die⸗ ſen Haͤuten und der Zwiebel iſt; die Bartfaͤden werden von letz⸗ terer aus durch die ſeitlichen Ränder der hintern Portion ernährt, denn die ſchwarzen Faͤden, die wir in der ſechſten Beobachtung haben kennen lernen, koͤnnen meiner Anſicht nach blos auf die Bartfäden Bezug haben, indem ſie zwiſchen die Scheidewaͤnde eindringen, und an den zwiſchen den Wurzeln dieſer Scheidewaͤnde liegenden Puncten entſtehen. Ferner ernährt die Zwiebel die hor⸗ nige Subſtanz der innern und ſeitlichen Flaͤchen der Ruthe von der untern Flaͤche ihrer Fluͤgel, die ſchwammige Subſtanz aber von ihrer vordern Portion aus. | Man möchte faſt glauben, daß der Urſprung der Bartfaͤden mit dem der Seitenflaͤchen der Ruthe, in Beziehung ſtehe, denn wenn man jene in paralleler Richtung mit der Ruthe und nach dem Kiele zu ausreißt, ſo wird, zumal wenn man langſam zieht, ein Theil der hornigen Schiene, welche die Seitenflaͤchen uͤber⸗ zieht, mit fortgenommen, während die hornige Schiene der aͤu-⸗ ßern Flaͤche vollkommen unverſehrt bleibt. t Die Zwiebel entſteht gleichzeitig mit dem aͤußern Theil der Ruthe, dem Barte und ſeiner Membran und ſecernirt auch gleich anfangs die verſchiedenen von ihr ausgehenden Subſtanzen. Mitt⸗ lerweile entwickelt ſich die Kapſel und nimmt mit allen darin eingeſchloſſenen Theilen an Laͤnge zu; bald wirft die Scheide ihre Haube ab, weil ſie durch das Obliteriren der Zwiebelſpitze und durch die vollkommne Ausbildung des Federgipfels an ihrem obern Ende vertrocknet. Dann ſchiebt ſich die Spitze der Ruthe her⸗ vor, die erſten Bartfaͤden entfalten ſich, und ihre Haͤute, ſo wie die erſten in bloße durchſichtige Fellchen verwandelten Kegel fallen durch die Beruͤhrung der Atmoſphaͤre und die Reibung an äußern Gegenſtaͤnden in Staub zuſammen. Bei den Federn mit gefuͤllter Ruthe bildet ſich die innere Flaͤche der letztern nur ſtufenweiſe und zwar von den Rändern nach den Mitteltheilen zu aus: ſo wie ſich die ſchwammige Sub⸗ franz ablagert, obliterirt die Zwiebel an der vordern Flaͤche, und es nähern ſich die Nänder der Ruthe, ſo daß dieſe nur noch durch die Fluͤgel bedeckt iſt, welche die hornige Subſtanz erzeu⸗ gen. Durch das Annähern dieſer Ränder wird die fruͤher er⸗ waͤhnte Rinne der Ruthe gebildet. Bei der Feder mit roͤhren⸗ foͤrmiger Ruthe bildet ſich, wenigſtens in den meiſten Fällen, keine ſolche Rinne, weil die vordere Portion der Zwiebel in ihrem ganzen umfange ſchwammige A abſetzt. Die Geſtalt der 91 152 innern Ruthenflaͤche hängt einzig von der desjenigen Theils der Zwiebel ab, welcher die hornige Schicht hervorbringt. Dieſe Erſcheinungen wiederholen ſich ſo lange, als Ruthe und Bart ſich ausbilden; ſobald dieſe Theile aber ihre vollſtän. dige Entwicklung erlangt haben, entſteht plotzlich eine bedeutende Veranderung; die Zwiebel wird einfach, ihre hintere Portion verkürzt ſich allmaͤhlig, die Bartfaͤden werden kuͤrzer und kurzer, die beiden Linien, von denen fie entſpringen, nähern ſich in dem ſelben Verhaͤltniß, wie die aͤußere Flaͤche der Ruthe begreift und ſich roͤhrenartig geſtaltet; zuletzt tritt der Zeitpunct ein, wo die durch jene Annäherung zuſammengeſchnuͤrte Zwiebel mit dem Theile, welcher bisher die Bartfaͤden und die hornige Lage der innern Ruthenflaͤche erzeugte, d. h. mit ihrer hintern Porz tion keine Gemeinſchaft mehr hat, als durch einen ſchwachen Stiel, welcher an dem obern Nabel zwiſchen der ſchwammigen und hornigen Subſtanz ſitzen bleibt. Daher erzeugt bei den Federn mit gefüllter Ruthe der vordere Theil der Zwiebel unter dem obern Nabel keine, oder wenigſtens nur ſehr wenige, ſchwam⸗ mige Subſtanz mehr, weil ſie zu gleicher Zeit wie die hintere Portion eingegangen oder obliterirt iſt, während bei den Federn mit roͤhrenfoͤrmiger Ruthe die mit der Zwiebel des Kiels unun⸗ terbrochen vereinigte vordere Portion die vitale Thaͤtigkeit länger behaͤlt, und die ſchwammige Subſtanz noch lange abſondert, nachdem keine Bartfaͤden mehr entſtehen und der untere Nabel geſchloſſen iſt. Sobald die Entſtehung der Bartfäden aufhört, wird die hornige Subſtanz der ‚äußern Ruthenflaͤche rings die Zwiebel her in großer Menge abgeſetzt, jo daß ſich di Kiel zu bilden anfaͤngt. Sobald dies geſchieht, verbindet ſich die Scheide oder deren innere Wand mit der hornigen Subſtanz, und aus dieſer Vereinigung entſteht, wie wir unter dem Abſchnitte: von der Scheide bemerkt haben, der Kiel. : 5 1127 Endlich koͤmmt der Zeitpunct, wo die Kapſel ihre ganze Vitalität er ſchoͤpft hat, und ſich nach und nach verkürzt. Der Kiel ruͤckt dieſer Verkürzung immer nach, und endigt ſich zuletzt in eine mehr oder weniger ſtumpfe Spitze, in deren Mitte ſich der untere Nabel befindet. 21 . 1 Schlußfolge rungen. Schon aus der früher angeftellten unvollſtaͤndigen Unterſuchung des erzeugenden Organs der Fe⸗ der ergab ſich hinlaͤnglich, wie wenig es mit dem der Haare Aehnlichkeit habe, wenn man naͤmlich die Struktur der letztern in der Art annimmt, wie ſie bis jetzt von Schriftſtellern be⸗ ſchrieben worden iſt. Durch meine Arbeit wird die Verſchieden⸗ heit beider Organe noch mehr dargethan. 12 7 ü Federn und Haare dienen zwar zu einerlei Zweck, entſtehen durch die Excretion derſelben Subſtanzen“, und ihr erzeugendes Organ hat einen gemeinſchaftlichen Urſprung, allein in Anſehung ihrer Structur, der beſondern Art, wie fie hervorgebracht wer⸗ den, der Beſchaffenheit beider erzeugenden Organe findet nicht die geringſte Aehnlichkeit ſtatt. Mit einem Wort, in dem er⸗ zeugenden Organ der Feder findet man nichts „ woraus ſich die Bildung der aus aufeinanderfolgenden Kegeln beſtehenden Haare, und in dem erzeugendem Organ der Haare nichts, woraus ſie die Bildung des Kiels, der Ruthe und des Barts erklaͤren ließe. So lange die Kapſel der Feder nur in einem mehr oder weniger verlaͤngerten Kegel beſtand und, wie man allgemein an⸗ nahm, in einer Huͤlſe oder Buͤchſe eingeſchloſſen war, konnte man, ſtreng genommen, die durch dieſen Kegel ſecernirte Feder ſelbſt als eine Aufeinanderfolge von Kegeln betrachten; nur ge⸗ ſtalteten ſich die durch dieſes Organ abgeſetzten Moleculen zur Ruthe, zum Barte, Baͤrtchen u. ſ. w. Gegenwaͤrtig hat dieſe Annahme ihre Haltbarkeit verloren, und wenn die Hautbedek⸗ kungen der Thiere je unter eine wiſſenſchaftliche Klaſſification und Nomenclatur gebracht werden ſollten, ſo wuͤrde man die Federn nur bei dem groͤßten Wortmißbrauch unter die allgemeine Benennung: Haare (und umgekehrt) bringen koͤnnen. Wenigſtens gilt dies im Bezug auf den gegenwärtigen Zuſtand unſerer Bes kanntſchaft mit dem producirenden Organ des Haars. Denn es wäre keineswegs unmoͤglich, daß man beim genauern Studium deſſelben zwiſchen ihm und dem erzeugenden Organ der Feder mehr Aehnlichkeit entdeckte, als man gegenwaͤrtig bei beiden an⸗ 153 it if, Grit dem gegenmäztigem 1525 Saen u 4 60 ae zudem den beiden f Dies 16 lichen Organen? Dies | allerdings aus guten Gruͤn⸗ ane Bas Haar ſchei 1975 wee wie es kennen, zu ſeiner Entwicklung blos die „ Hautwarze zu a . ee Diefe, conif En N ende Aigen, are „ben Fe I bilde * und "Biefer wird u änger und dicker werden, die 933 länger in Tharigkeit bleitt und einen großern Durchmeſſer hat. Sie bedarf hierzu weder einer complicirtern Organiſation, noch ſelbſt einer ſtärkern Entwicklung; ſie braucht ein wenig mehr Lebe zu haben, als eine unfruchtbar e a ac Bögen ee. die mautwarge II, die Feder nicht her res Organ und die Wag dient der erzeugenden Kapſel der Feder nur als. 45 e 5 zu ein beſonderes Organ, Anheftepunct. Auf ihr entſteht, waͤchſt, vergrößert ſich dieſe 8 offenbar zwar mit Hülfe und Verlängerung ihrer Ge⸗ ge, allein ohne weitere egenſeitige Be iehung; denn wenn im thiexiſchen Körper die Gefäße eines Theiles einen andern dadurch ernähren, daß fie ſich verlängern, fo find deshalb die beiden Theile nicht identiſch. N . Die Kapſel und Hautwarze ſcheinen mir in der That zwei ſehr verſchiedene Organe. Letztere iſt bleibend und bildet einen integrirenden Theil der dermis; erſtere iſt vorübergehend; die 155 entſteht und beſteht mit dem Thiere; die andere iſt ein vor⸗ ergehendes Product, welches ſich periodiſch erſetzt, und deſſen Ausbildung durch eine Menge Zufälligkeiten verhindert oder mo⸗ difitirt werden kann. 1 E ih tät 10 ‚At Die erzeugende Kapſel der Federn reiht ſich daher an die bewundernswüuͤrdigen Organe, welche gleichſam durch eine ſe⸗ dire Schöpfung entſtehen, und deren urſprung zwar in den Seiten liegt, von deren Dafeyn fie ſelbſt abhangig find, die aber vor der eintretenden Wirkung ſchlechterdings durch nichts ange⸗ eigt werden; und man kann bie formatio spontanea, dieſer ſel nicht laͤugnen, ohne ſich den willkührlichſten n i „Es verhalt mit dieſ wie dem 9 * 8 Heſces Selen Ferm ab er lee ce durch keine frühere Anzeige angedeutet wird, fo wie anderen pe⸗ riodiſchen Producten organiſirter Koͤrper. 5 75 Wie wichtig ubrigens das erzeugende Organ der Federn für die Exiſtenz der Vögel fey, läßt ſich aus einer bloßen Betrach⸗ g ſein verwickelten Structur und Beziehungen nicht beur⸗ en. nn wie viel bewundernswüuͤrdiger iſt es nicht durch feine icklung, wenn man bedenkt, daß es fo lang wird (das heißt, wenn man alle nach und nach eingehende Theile zuſammenaddirt) d ſo lange waͤchſt als die ganze 1 daß es Vögel giebt, die ſo gen binnen einigen Tagen ihr Kleid alle Jahr wechſeln, und (glich die Hautwarzen periodiſch eine bemundernswürdige entwickeln, waͤhrend ſie zu andern Zeiten gleichſam ſchlafen. Demnach iſt es nicht zu verwundern, daß während der Mauſer die Voͤgel vielen Zufaͤllen ausgeſetzt find, die bei den gabmen Vögeln durch forgfältigere Abwartung abgewendet wer⸗ en muͤſſen. Es läßt, ſich daraus auch eine der Urfachen entneh⸗ men, warum die Vögel warmer Länder ſich ie unſern kalten Klimaten fo ſchwer fortpflanzen; denn die Fortpflanzungskraft ift um ſo ſchwaͤcher, je mehr die Lebenskraft getheilt wird, und jene Voͤgel ſind in einer faſt 1 Mauſer begriffen, waͤh⸗ tend bei den einheimiſchen die Begattungs⸗ und Mauſerzeit weit auseinander liegen. N in in us le Pr. Ein Bat, wo ein betraͤchtlicher Theil des zwei⸗ — Halswirbels ausgeſtoßen wurde und doch Wiederherſtellung erfolgte, *) Von James Sy me. 5 Zu Anfang Auguſt 1825 ſuchte Hr. G. Huͤlſe bei *) Edinburgh med. and surgic. Journ. April 1826. Hei 1 k 154 „ Erktärung der Figuren. Fig. 1. eine vollkommen reife und e a, der Kiel, b, die innere Flache der Futhe, c, der Bart, die beiden letztern Theile zuſammen die Fahne bildend; d. Bartfaͤden mit den Bärtchen, e, unterer Nabel, f, oberer Nabel. e Fig. 2. Erzeugende Kapſel einer Hoccofeder in natürlicher Größe; a, unterer Nabel, b, Mittellinie. 10 f Fig. 3. geöffnete, Federkapſel des Hocco, a, bie umapleafen, Wände der Scheide, d, ein Stück der äußern geſtreiften Mem⸗ bran, o, der eingeſchlagene Bart, d, die innere geſtreifte Mem: bran, e, der untere Theil der Zwiebel. . 122 Fig. 4. geoͤffnete Federkapſel des Hocco, a, die von d „ rn geſtreiften Membran bekleidete Zwiebel. Nur bei, b iſt diefe Membran abgeldſt. 2 1 Pig. 5. geöffnete Federkapſel des Hocco, a, die von der in nern geifeeiften Membran entbloͤßte Zwiebel, b, die ſchwarzen von der Zwiebel entſpringenden Fäden, die ſich an den Bartfä⸗ den hin erſtrecken, gleichſam als ob fie aus denſelben entſtaͤnden (gleichſam als ob fie zur Bildung derſelben beitrugen, ſ. oben ‚öte Beob. D. Ueb.) g Fig. 6, Die Zwiebel der vorigen Kapſel von der Feder ab⸗ gelöft und ſo umgeſchlagen, daß man ihre untere Seite ſieht; b. die mittlere Portion, welche der innern Fläche der Ruthe entſpricht und die ſchwammige Subſtanz abſetzt; a, die Fluͤgel, welche die hornige Subſtanz der innern Ruthenflaͤche erzeugen. — Fig. 7. Durchſchnitt einer Federkapfel des Hocco, den Fig. 8 und 9 entſprechend. 3 \ . Fig. 8. Zwiebel einer Hoccofeder, aus conifchen in einander geſchobenen Membranen beſtehend. Fig. 9. Dieſelbe Zwiebel, aus deren Membranen die Mark ſubſtanz genommen iſt, ſo daß ſich der Mittelkanal zeigt. Fig. 10, eine Marabufeder, deren Kiel und Ruͤthe, letztere zum Theil, geoͤffnet ſind; a, die durch einen Kegel 5 geſchloſſene Zwiebel, auf welcher der haͤutige Kegel e ſitzt, über dem ſich noch zwei anbere ee ‚befinden. An der innern Fläche der Ruthe 125 man noch fünf andere häutige Kegel k, welche nur durch den obern Nabel mit dem erſten zufammenhängen, ; Fig. 11, eine andere Marabufeder, deren Kiel und Ruthe der ganzen Länge nach geöffnet find, und durch welche gezeigt werden ſoll, wie die häufigen Kegel e und g des Kiels (e) und der Ruthe (g) mit den außern haͤutigen Kegeln k communtciren. Dieſe Verbindung wird durch den Kegel c hergeſtellt, welcher bei dd zwiſchen die ſchwammige und die hornige Subſtanz, und bei d durch den obern Nabel heraustritt. Fig. 12, zwei haͤutige Kegel von oben (außen) a und von unten (innen) b geſehen, an welchen noch die Refte der trans⸗ verſalen Scheidewände hängen. 7 Miscellen. Gecko's werden in Java zum Fliegenfangen ge⸗ halten und ſind deshalb dort ſehr geſucht. Ein Lager von einer Menge verſchiedenartiger und verſchledenfarbiger Schlangen, 116 an ber Zahl, von verſchiedener Größe, vor Kälte erſtarrt, hat Hr. Barker zu Andover in Maſſachuſetts unter einem großen Steine ange⸗ troffen. Wie ſie der Sonne ausgeſetzt wurden, gaben fie Zei⸗ 957 des Lebens. (Silliman's Journal Vol, X. Nr. 2. p. „. N Durce, mir wegen Beſchwerlichkeit beim Schlingen, woran er faſt ſeit 12 Monaten, anfangs in ſehr unbedeutenden Graden, aber allmaͤhlig zunehmend gelitten hatte, bis ſie zuletzt außerordentlich peinlich geworden war. Da ich, bemerkte, daß er nicht im Stande war / große Biſſen oder irgend etwas anders als Fluͤſſigkeiten —— — 155 herunter zu bringen, ſo große Beſchwerde hatte, als beim Schlingen, und daß er fortwaͤhrend Speichel ausſpuckte; da ich auch fand, daß er den eigenthuͤmlich ängftlichen Zug im Ges ſichte hatte, welchen die strictura oesophagi begleitet; ſo ſchloß ich, ſchlaffung der Theile herruͤhre, wie der Kranke vers muthete, ſondern wielmehr von irgend einem mechani⸗ ſchen Hinderniß. Ich verſuchte ohne Erfolg eine Kerze durchzuführen, und als ich nun meinen Finger einbrachte, entdeckte ich eine große Geſchwulſt, welche die untern Theile des Pharynx ausſuͤllte, auf die Epiglottis drückte und nur einen engen Kanal zu beiden Seiten uͤbrig ließ. Sie hatte eine glatte Oberflaͤche, war von feſter Conſiſtenz und kam allem Anſchein nach aus dem hintern Theile des Pharynx's hervor, wo fie unbeweglich bes feſtigt war, Nachdem ich mich mit zwei Collegen, denen der Fall fruͤher bekannt geworden war, berathen hatte, ſchlug ich vor die Geſchwulſt anzuſtechen, worin wir ſaͤmmtlich eine Fluͤſſigkeit vermutheten; gllein einer der Conſulti⸗ renden ſtimmte dagegen, aus dem Grunde, daß, da es am guͤnſtigſten ſey, wenn ein Absceß am unterſten Theile geöffnet werde, wir aber nirgends als an der oberſten Stelle einſchneiden koͤnnten, es am beſten ſeyn werde, die Sache der Natur zu uͤberlaſſen; und unſer ganzes Verfahren beſchraͤnkte ſich daher für eine Zeitlang dar auf, zuweilen eine kleine ſtaͤhlerne Bougie durch den Sets tenkanal zu fuͤhren, den die Geſchwulſt uͤbrig gelaſſen hatte, um die Leiden des Patienten zu erleichtern und ein. natürliches Aulbrechen durch Ulceration zu beguͤnſtigen. Im Laufe von 14 Tagen wurden die Leiden des Patienten ganz uͤbermaͤßig, fo daß ſelbſt das Schlingen von Fluͤſſigkeiten nur mit aͤußerſter Schwierigkeit ſtatt hatte. Allein dies war noch nicht das Schlimmſte ſeiner Lage. Seit geraumer Zeit war er durch große Beſchwert de zu athmen oft aus dem Schlafe geweckt worden; und nun fuͤrchtete er über die Maaßen die Annaͤherung der Naͤchte, wo er mit Sicherheit einen ſchrecklichen Kampf zwiſchen Erſchoͤpfung und Furcht vor augenblick⸗ licher Erſtickung erwarten durfte. Damit man ſich von dem ſchrecklichen Zuſtande, in welchem er ſich befand, eine Vorſtellung mache, will ich nur erwaͤhnen, daß der Hausarzt mich mehrmals verſicherte, er werde ſich gar nicht wundern, wenn ſich der Kr. entleibe. Hr. G. drang zuletzt entſchieden darauf, daß etwas zu ſeiner Erleichterung verſucht werden moͤge, worauf ich mit Einſtimmung Aller einen langen gekruͤmmten Troikar einſtieß und etwa 1 bis 2 Unzen gelben Eiters ausleerte; worauf er mich verſicherte, daß er jetzt pon allen beſchwerlichen Empfindungen, die ihn fo lange ges plagt hatten, frei ſey, und wir fanden in der That, daß kaum eine Spur der Geſchwulſt zurückgeblieben war, Indem ich die Höhle des Absceſſes mit einer Sonde unterſuchte, fand ich zu meinem Leidweſen den Knochen entbloͤßt; doch ſchmeichelten wir uns, daß dies nur die Wirkung, nicht die Urſache der Krantheit ſeh, Nd ————— — und daß er beim Erbrechen eben daß die Dyſphagie nicht von einer Ers * a die nach 1 1 Ende Augusts kehrte Pb G. zu x 0 wohnlichen Geſchaͤfte in die Stadt zuruck und ſich wohl bis gegen Anfang Octobers; wo er aber übe heftig ſtechende Schmerzen im Nacken und a 55 über leichtes Hinderniß bei'm Schlucken zu Kaen. anfing. Der Schmerz, welcher ſich anfangs durch ge⸗ wöhnliche Mittel mindern ließ, nahm nun immer zu, und wurde gegen Ende Octobers ſo heftig und durch die geringſte Bewegung des Kopfes ſo furchtbar vermehrt, daß der Patient gezwungen wurde nicht blos zu Hauſe, ſondern in einer und derſelben Lage zu bleiben, indem jede Veraͤnderung derſelben die groͤßte Vorſorge erfort derte, und nur dann ertragen werden konnte, wenn ſie mit Vorſicht ausgeführt wurde, indem man verhüs. tete die Gelenke zwiſchen dem Kopfe und den Halswirs bein zu afficiren. 44 Um dieſe Zelt machte ich nun einen langen Ein A ſchnitt durch die lockere Geſchwulſt des Pharynx, u fand daß der Knochen weiter hin angegriffen war. De Patienten Kraft und Appetit nahmen ſchnell ab, die vl terung aus dem Halſe war ſehr ſtark und 1 “ uͤbelriechend, kurz die traurige Scene ſchien ſich Ende zu naͤhern. Im December ſchlug ein andrer zu Rathe gezogener Arzt vor zu verſuchen, ob man 1 5 den Knochen wegnehmen koͤnne; dies aber lehnte 5 ab, da ich feſt glaubte, daß die Krankheit die ganze Sub — deſſelben betreffe, in welchem Falle jede Wil 1 ration ſehr gefährlich oder ſicher zerſtoͤrend fuͤr R mark und Vertebralarterien werden mußte. Fe 7 Am 12. Januar wurde ich gerufen, um den Sn‘ chen wegzunehmen, der, wie man fagte, frei a 5 zücken⸗ ſollte; und zu meiner Verwunderung fand ich guch große Portion durch die alte Oeffnung in den a hineinragen. Ich machte einige Verſuche mit Ziehen, aber da ich fühlte, daß der geloͤſete Knochen von Bes traͤchtlichem Umfang war, und da ich fuͤrchtete, daß die gewaltſamen Verſuche eine Verletzung des Ruͤckenmarks veranlaſſen möchten — zumal da der Patient ſchon bei der bis jetzt angewendeten ſehr vorſichtigen Vemuͤhung faſt in Ohnmacht fiel, ſo begnügte ich mich die Wunde in beiden Richtungen ſo viel wie möglich zu erweitern, und überlies es der Natur, das außerordentliche Werk zu volls enden, was ſie ſchon ſo weit gefoͤrdert hatte. Zwei Tage nachher drang der Knochen fo weit in den Schlunds 157 kopf vor, daß er von dem Patienten mit den eignen Fingern herausgenommen werden konnte. REN +. Der Schmerz hörte nun voͤllig auf, es war fein übler Geruch mehr bemerkbar, und der Patient hatte nur noch über Schwäche zu klagen. Es iſt kaum zu ers innern noͤthig, daß die horizontale Lage aufs ſtrengſte beobs achtet wurde: das eigene Geſicht des Patienten wieß ſchon hinlaͤnglich auf die Zweckmaͤßigkeit derſelben hin! Nach etwa 14 Tagen konnte er einige Minuten lang auffisen und hat jetzt die Ausſicht bald wieder völlig ergeſtellt zu ſeyn, und ohne Verkuͤrzung oder andere 2 Veraͤnderung des Halſes. Die Figur giebt die Anſicht des zweiten Halswirbels von vorn. Die punktirten Linien zeigen den Umfang des in einem Stuͤck losgeſtoßenen Knochens, der ſich in meis nen Händen befindet, und den ganzen Körper, einen Theil der linken oberen Artikulationsflaͤche und den halben linken Wirbelkanal in ſich begreift. Wenn wir aber in den lebenden Knochen die Abſorption in Anſchlag brins gen, welche zur Abſtoßung eines fo großen abgeftorbes nen Stuͤcks noͤthig iſt, ſo muͤſſen wir annehmen, daß ie Zerſtoͤrung des Wirbels noch groͤßer geweſen ſey, als . iſt. Auch kamen eine oder zwei Wochen vor der großen Lostrennung faſt taͤglich kleine Knochen⸗ fragmente zum Vorſchein. . Forthſtreet, 15. Februar 1826. Über den Einfluß der Climate auf die e Lungenſucht. ) a Eine Veraͤnderung der Luft iſt faſt immer das große Huͤlfsmittel, welches man gegen die chroniſchen Krank heiten der Bruſt anwendet. Es iſt nothwendig, die agen zu kennen, welche von jeder Art von Luft tusbeſondere hervorgebracht werden, um nicht eine Krank heit zu verſchlimmern, welche ſtattonaͤr bleiben oder hei— len koͤnnte. Doch ſcheint es, daß hinſichtlich dieſes, wie hinſichtlich ſo vieler anderer Punkte die Routine mehr Theil an den allgemein angenommenen Mei *) Rörue médicale franc. et &trang. et Journal de Cli- nique de l’Hötel-Dieu, August 1826. das Schiff ſich dem Lande nähert. 158 nungen habe, als eine Lationelfe Erfahrung. Dies läßt ſich aus einer ſehr merkwuͤrdigen Diſſertation fchlies ßen, welche von Henry Hunt, Arzt zu Waſhington in den vereinigten Staaten, abgefaßt iſt. Die Englaͤnder, unter welchen es ſowohl viele Reiſende als viele Bruſt— kranke giebt, haben ſehr zahlreiche Materialien uͤber den Gegenſtand zuſammengehaͤuft, welchen Hunt unterſucht hat. Erſtens hat man beobachtet, daß in England die Phthiſis an den Orten, welche nahe am Meere liegen, häufiger oder ſchneller toͤdtlich iſt. Briſtol iſt unter tauſend anderen Meereshafen ein Ort, wo die Phthiſis große Verwuͤſtungen anrichtet. Man hat gewoͤhnlich ges glaubt, daß die Urſache davon an dieſen Orten in der Feuchtigkeit der Luft und den ſchnellen Wechſeln liege, welchen die Luft daſelbſt unterworfen iſt. Hunt fragt ſich, warum die Phthiſis in Amerika an den Ufern der ungemein großen Seen, wo die Beſchaffenheit der Atmoſphaͤre genau dieſelbe iſt, nicht dieſelben Verwuͤn ſtungen hervorbringe. Er beweiſ't hierauf durch den uͤbereinſtimmenden Bericht der Seeleute, daß die Meer resluft, trotz ihrer Feuchtigkeit und ihrer ſchnellen Wed ſel, der ſchwachen Bruſt nicht ſchaͤdlich iſt. Wenn ſie anfangen zu leiden, ſo geſchieht dies vorzuͤglich, ſobald Kuͤſtenfahrten und uͤberhaupt alle Reiſen im mittellaͤndiſchen Meere ſind lungenſuͤchtigen Perſonen, ſtatt ihnen nuͤtzlich zu ſeyn, ſehr nachtheilig. In allen Schiffsſtationen von Malz ta, Gibraltar u. ſ. w. erleiden die engliſchen und amerikaniſchen Flotten ungemein große Verluſte durch die Phthiſis. Indeſſen iſt die Waͤrme dieſer Breiten viel groͤßer als diejenige, welche in den Laͤndern herrſcht, wo die Kranken geboren find, und eine höhere Tempe⸗ ratur iſt fuͤr die Bruſtkrankheiten bei der Veraͤnderung das Klima ein unbeſtreitbarer Vortheil. Im Suͤden der vereinigten Staaten, deren gemaͤßigtes Klima eigentlich dieſelbenVortheile darbieten ſollte, ſieht man, daß die Meereshafen den Lungenſuchten eben ſo nachtheilig ſind. Aus allen dieſen Thatſachen ſchließt Hunt, daß die Vers miſchung der Landluft mit der Seeluft fuͤr ſchwache Lungen am nachtheiligſten ſey. Die Chemie hat noch nicht erweiſen koͤnnen, worin dieſe Vermiſchung beſtehe, doch muß fie ganz beſondere Charactere haben, welche von den Characteren dieſer zwei Factoren verſchieden ſind. Ihr verderblicher Einfluß beweiſt dies hinlaͤnglich. Wenn die von chroniſchen Lungenkrankheiten afficirten Engländer einen anderen Aufenthaltsort ſuchen, fo ges ſchieht dies vorzuͤglich um ein waͤrmeres Klima zu fins den, als das ihrer Inſel iſt. Ungluͤcklicherweiſe laſſen ſie ſich faſt immer an den Ufern des mittellaͤndiſchen Meeres nieder, und finden hier bald ihr Grab. Vor— zuͤglich Smollet brachte Nizza, Marſeille, Livorno und die anderen Haͤfen der Kuͤſten Frankreichs und Stas liens in die Mode. Die Sterbeliſten dieſer Städte bier ten jährfich traurige und unwiderlegbare Beweiſe von der Unwirkſamkeit ihres Klima's dar. Nachdem Hunt gezeigt hat, welche Klimate als die gefaͤhrlichſten von den Lungenkranken vermieden 159 werden muͤſſen, hat er am Ende feines Artikels diejenis gen angegeben, welche von einer ſchwachen Bruſt am boſten vertragen werden. Nach ihm find die niedrigen und die von dem Meere entfernt liegenden moraſtigen Gegen⸗ den, kurz diejenigen Orte, wo die intermitttrenden Fieber herrſchen, der beſte Aufenthalt, welchen ein Phthiſiker waͤh⸗ len kann; die mit Kohlenwaſſerſtoffgas oder Schwefel waſſerſtoffgas geſchwaͤngerten Sumpfmiasmen ſind ein vortreffliches Sedativum fuͤr die ſchleichende Entzuͤndung der Lungen. Schon ſeit langer Zeit hatte man beobach— tet, daß die phthisis consummata keine Fortſchritte machte, wenn der Kranke ſich in einer Kohlengrube auf— hielt. Die Fleiſcher, die Darmſaitenmacher, die Ger— ber, die Seifenſieder, welche in der Mitte einer unauf— hoͤrlich mit thieriſchen Miasmen geſchwaͤngerten At mofphäre leben, find frei von Lungenſucht. Man weiß, welche gute Wirkung der Aufenthalt in einem Kuhſtall hervorbringt. Der Doctor Hunt glaubt auch, daß das ſchwefelhaltige Mineralwaſſer mit vielem Erfolg gegen anfangende Lungenſuchten angewendet werden koͤnne; er hält daſſelbe für ſpecifiſch ſedativ. Er empfiehlt ins beſondere eine Schwefelwaſſerquelle, welche ſich im Staate Virginien befindet. 0 i g ) 70 Miscellen. Einen Fall von Gaſtrotomie wegen Zer⸗ teißung des Uterus, mit glücklichem Aus ang erzaͤhlt Valentin (in ſeiner Voyage en Italie , edition pag. 380). Angiola Groſſi, von Parma, 44 Jahr alt, fünfmal Mutter, war zum 6tenmale ſchwan⸗ ger. Gegen Ende des Yten Monats kuͤndigte ſich die Geburtsarbeit an. Die Perſon wurde, im Stehen, ohnmaͤchtig und erbrach ſich. Der Mann und die Heb⸗ amme brachten fie zu Bette. Die Waſſer waren noch nicht abgefloſſen. In dem Augenblick, wo die Frau auf das Bette kommt, empfindet ſie eine ſtarke ſchmerzhafte Spannung am Bauche: ſie glaubt mit Zwillingen ſchwan⸗ ger zu ſeyn. Der Unterleib wird aufgetrieben, das Ers brechen nimmt zu, das Athmen wird beſchwerlich, die Angſt unbeſchreiblich. Man ruft den Profeſſor der Ger burtshuͤlfe, D. Joſeph Roſſi, welcher erkennt, daß der NA ee 1 . | Bibliographiſ 1 0 Ling. 3 — A Description of active and extinct Volcanoes with Remarks on their Origin, their Chemical Phenomena and the Character of their Products as determined by the Condition of the Earth during the Period of heir formation etc, By Charles Daubeny M. D. London 1826. 8. } am 8 .. 1 ini 1 Ru) Nouvelles regles sur Part de formuler, avee une division, nisthodique des medicamens; suivie de cing grands — Ves N 2 r Pr » ee 75 u che Neuigk e * 160 Uterus geborſten und das Kind in die Unterleibshöhle getreten ſey. Er verlangt den Rath ſeines Vaters und anderer Profeſſoren. Man beſchließt die Operation der Gaſtrotomte. Zwei Stunden nach der Ruptur nimmt fe Profeſſor Cecconi links von der regio hy- pogastrica vor, da, wo man die Füße des Kindes fühle. Das Kind wird an den Füßen ſammt der pla- centa vorgezogen, giebt einige Lebenszeichen, ſtirbt aber bald. Man macht die blutige Naht und 40 Tage nach⸗ her kann Angiola Groffi völlig hergeſtellt wieder aus gehen. Die Menſtruation ſtellt ſich wieder regelmaͤßig ein und 1820, drei Jahre nachher, wird die Frau von einem ſiebenmonatlichen Kinde entbunden, welches 14 Tage gelebt hat. Die HH. Profeſſoren Roſſi, Vater und Sohn und Pizetti haben der Operation beige— wohnt. Eine hernia ventralis, ſo groß wie ein Apfel, findet ſich an der Operationsſtelle, incommodirt aber wenig. e Wa Ueber die Zertheilung der Arzneikoͤrper, insbeſondere des Moſchus, hat Hr. Medicinal Aſſeſſor Dr. Möller zu Hanau, aus Gelegenheit einer naͤchſtens anderswo erſcheinenden Arbeit über die befanns ten Hahneman n'ſchen Anſichten, direkte Verſuche ange: ſtellt, nach welchen er verſichert, daß die Zertheilung der riechenden Materie und ihre Erkenntniß nicht uͤber den 10,000,000 Theile eines Grans hinaus gehe. Nachdem er mit der zu einem ſolchen Verſuche noͤthigen Vor-und Umſicht einen Gran des beſten Moſchus mit 100 Gren Ml, zucker abgerieben, von dieſer Miſchung wieder einen Gran mit 100 Gran neuem Milchzucker abgerieben, und fo fort, erhielt er das Reſultat, daß ſelbſt die empfind⸗ lichſten Naſen von Frauenzimmern in Zweifel waren, ob die vierte Verduͤnnung noch roche; daß aber, möge die fünfte Vertheilung noch fo lange gerieben werden, doch von dem Geruch des Moſchus nichts mehr wahrnehm⸗ bar ſey. i n een RIND ur wu 22 Nekrolog. Andrea Vaecca Berling hier, Prof. der Chirurgie zu Piſa, iſt 54 Jahr alt am 6. Sept. auf ſeiner Villa d’Orzignano, in der Nähe der Baͤder von Piſa, geſtorben. . „ neee 05 ene tien uz? tableaux synoptiques, dont quatre offrent 10 l’origine des medicamens 2° leur propridtes physiques et ché- miques 30 les substances avec lesquelles ils sont in- compatibles 40 les formes sous lesquelles on les ad- ministre à l’exterieur et à intérieur, ainsi que leur 2 goes pour toutes ces formes, le cinquieme tableau, Consaert aux eaux minérales etc, etc, Par J. Briand M. D. Paris 1826, 8. ar 9 ö — | 1. 9) In 4 a ine N 795001 3 18 5 1 aus dem Gebiete der Ratur- und Heilkunde. Nro. 3109. Gedruckt bei Loſſtus in Erfur i | 5 (Nr. n. des XV. Bandes.) In Commiſſton. bei dem Kön. Preuß. Gränz⸗Poſtamte zu Erfurt, der Königl. Sächſ. Zeitungs⸗Expedition October 1820. zu Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u, Taxiſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes⸗Induſtrie⸗Comptoir, N Preiß eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Rthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes 8 ggl. Naturkunde. Einiges Naturhiſtoriſche aus dem eben erſchle⸗ nenen Berichte uͤber Capitain Parrys dritte Reiſe“ ). ER . Die Thiere, welche die Reiſegeſellſchaft den Win ter über zu Port Bowen zu Geſicht bekam, waren hauptſaͤchlich Bären, von welchen vom October bis zum Junius 12 Stuͤck erlegt wurden, folglich eine größere Zahl als auf den andern Reiſen zufammengenomnien- Es wurden auch noch mehrere Bären geſehen. Durch eins dieſer Thiere haͤtte beinahe ein Matroſe von der ury fein Leben verloren. Er hatte ſich von feinen Ges rten getrennt, und ſah auf dem Gipfel eines ho— hen Huͤgels einen großen Baͤren auf ſich zukommen. Da er unbewaffnet war, ſo ſuchte er ſein Heil in der Flucht und zog die Stiefeln aus, um deſto ſchneller laus fen zu koͤnnen. Aus Mangel an Vorſicht ſtuͤrzte er ins deſſen eine faſt ſenkrechte Felswand hinunter, ſo daß er mehrere Hundert Fuß tief hinabgerollt ſeyn mag. Hier wurde er von ſeinen Cammeraden in einem ſehr uͤbeln Zuſtande gefunden. Eine Baͤrin, welche gleich nach unſerer Ankunft zu Port Bowen im freien Waſſer erlegt wurde, lieferte ein auffallendes Beiſpiel von müts. terlicher Liebe bei der Rettung ihrer beiden Jungen. Sie haͤtte ſehr gut dem Boote entgehen koͤnnen, wollte aber ihr Junges nicht verlaſſen, welches ſie gewiſſermaßen bugſirte, indem fie ihm erlaubte ſich auf ihren Ruͤcken zu ſetzen, als das Boot naͤher herankam. Ein zweiter ahnlicher Fall ereignete ſich im Fruͤhling, wo zwei junge Bären durch eine ſtarke Eisſpalte ins Waſſer gegangen waren. denen fie ſelbſt leicht hätte entgehen können. Unſer Bors rath an Värenfleifch diente uns hauptſaͤchlich als Fuͤtte⸗ rung für die Esquimaux⸗Hunde, welche wir mitgebracht hatten, und welche beſtaͤndig einen Schlitten zogen. Im Winter hatte ſich die Zahl dieſer nuͤtzlichen Thiere durch * Journal of a third Voyage for the Discovery of a North- West Passage by Cpt. W. E. Parry, London 1826 4. e e Die Bärenmutter ſtellte ſich vor ihre Jungen, um ſie gegen die Angriffe des Schiffsvolkes zu ſchuͤtzen, 6 Junge vermehrt. Ein oder zwei Fuͤchſe (Canis Lago- pus) wurden erlegt und vier Stuͤck den Winter uͤber in Fallen gefangen; fie wogen 33 bis 43 Pfund. Die Farbe eines dieſer Thiere, welches eine Zeitlang am Bord der Fury lebte und ziemlich zahm wurde, war bis zum Monat Mai faſt ganz weiß, und wurde nachher ſchmuzig chocoladenfarben, auch ſtellten ſich 2 oder 3 hell; braune Flecke ein. Nur 3 Haſen (Lepus variabilis) wurden vom October bis zum Junius erlegt; das Ges wicht eines ſolchen Hafen betrug 6 bis 81 Pfund. Ihr Pelzwerk war aͤußerſt dick, weich und praͤchtig weiß. Zu keiner Jahreszeit ſahen wir in der Naͤhe von Port Bowen Wildpret, wurden auch nicht von den Feinden deſſelben, den Woͤlfen beſucht. Ein einziges Hermelin und einige Maͤuſe (Mus Hudsonius) vollenden das ſchwache Verzeichniß der vierfuͤßigen Thiere, welche wir in dieſer verlaſſenen und unfruchtbaren Gegend angetrof— fen haben. . ; Von Vögeln bemerkten wir einen oder zwei Schwärs me von Enten, welche längs des Strichs des offe⸗ nen Waſſers in der See bis zum 3. October zuweilen flogen. Von dieſer Zeit bis zum Anfang des Junius waren ſie indeſſen meiſt verſchwunden, aber ſelbſt dann erblickten wir zuweilen ein einziges Paar. Einige wenige Schneehuͤhner bemerkten wir auch nach unſerer Ankunft zu Port Bowen. Ein einziges Exemplar erhielten wir den 23. Dec. und ein anderes den 18. Febr. Gegen Ende des Monats Maͤrz kamen ſie wieder zum Vorſchein, und binnen einem Monat waren gegen 200 Stuͤck ers legt. Nach dieſer Zeit ſahen wir keins wieder. Ver— muthlich waren fie auf dem Strich nach Norden, und die außerordentliche Unfruchtbarkeit der Gegend um Port Bos wen lockte ſie nicht laͤnger in unſerer Nahe zu bleiben. Der Lieutenant Roß, welcher ſich viel mit Ornithologie bes ſchaͤftigte, machte die Entdeckung, daß die hier vorkom— menden Huͤhner zu drei Arten gehoͤrten, und zwar zu Tetrao Lagopus; Tetrao rupestris und Te- trao albus. Von dieſen drei Arten wurden nur die beiden erſtern im Fruͤhling bemerkt, und der groͤßte Theil derer, die wir erlegt hatten, gehörte der erfiges 11 163 nannten an. Sie hatten in ihren Kroͤpfen gewoͤhn⸗ lich die Blaͤtter von Dryss integrifolia, Knospen von Saxifraga oppositifolia, Salix arctica und Draba al- pina, und die Quantitaͤten dieſer vegetabiliſchen Nahrung, welche man bei ihnen fand, ſtanden ohngefaͤhr im Ver haͤltniß zu der Ordnung, in welcher hier die Pflanzen genannt find. Auch einige Blaͤtter von Polygonum vi- viparum wurden bei einem oder zwei Exemplaren ges funden. Der Schneeammer mit feinem muntern Geſang war einer der erſten Fruͤhlingsgaͤſte; aber auch er kam in geringer Anzahl und blieb nur kurze Zeit da. Einige wenige Strandlaͤufer wurden auch erblickt, und dann und wann eine oder zwei graue gelblich weiße islaͤndiſche Moͤwen. Ein Paar Raben zeigten ſich dann und wann wie bei unſern fruͤhern Winterſtationen die ganze kalte Jahreszeit hindurch. 5 f Der Sommer des Jahres 1825 war nach Parr y's Verſicherung der waͤrmſte und guͤnſtigſte ſeit 1818. Im Julius und Auguſt gab es nur 2 bis 3 Tage, wo ein ſtarker Schnee fiel, der in dieſen Gegenden in einer eins u „Eotunbe den heitern Sommer in den traurigen Winter zu verwandeln pflegt. Die Expedition hatte ſehr wenig von Schnee, Regen und Nebel zu leiden. Die Vegetation war aͤußerſt üppig und raſch, wo fie vom Boden nur einigermaßen begünſtigt wurde. Ein großer Theil des alten Schnee's, der den ganzen vorigen Som⸗ mer über liegen geblieben war, thauete ſelbſt zu Anfang des Auguſt's raſch auf, und alles bot einen auffallenden Contraſt mit dem vorigen Sommer dar. Die Expedi⸗ tion erinnert ſich kaum eine Kuͤſte beſucht zu haben, die 0 arm an thieriſchem Leben geweſen waͤre. In 4 Ta⸗ gen erblickte fie nur einen oder zwei Robben, ein einzi⸗ ges Seepferd und dann und wann einen Schwarm Ens ten. So weit der Strich offnes Waſſer durch das Eis reichte, gab es zahlloſe Moͤben. Eines Tages wurde der Ankerplatz der Fury von mehrern Hundert weißen Wall: fifhen beſucht, welche in dem ſeichten Waſſer an dem Strande herumſpielten. Schwarze Wallfiſche wurden an dieſer Küfte nicht bemerkt. Einige von der Expedition, welche ſich landeinwaͤrts begeben hatten, bekamen zwei Rennthiere zu Geſicht; dies war indeſſen der einzige Sommer, in welchem nicht ein einziges Pfund Wilds pret von der Jagd nach Hauſe gebracht wurde. Erzaͤhlung von ſchwediſchen Albino's oder Kak⸗ kerlaken, nebſt Anmerkungen, die Pigment: bildung betreffend *). f Vom Profeſſor A. Retzius. Schon ſeit laͤngerer Zeit hat man Menſchen und Thiere ge⸗ kannt, denen die normale Pigmentbildung in den Augen und an der Haut abging. Von unſerem Geſchlecht moͤchten wohl die er⸗ ſten, unter den Einwohnern auf der Landenge von Darien vorgekom⸗ menen, von dem Englaͤnder Wafer mit Beſtimmtheit beſchrieben werden ſeyn. Man hat nachher von Zeit zu Zeit unter den mehrſten Nationen deren gefunden. Blumenbach, der mit ſo vielem 2 Svenska Läkare - Sällskapets Handlingar, Tionde Bandet. Stockholm 1825. N — — 164 Erfolg die Geſchichte der Menſchenracen bearbeitet hat, war der erſte, der fie unter den Europäern’ beſchrieb, und Beiſpiele von deutſchen, daͤniſchen, irlaͤndiſchen, ſchweizer, griechiſchen und un⸗ gariſchen Albino's oder Kackerlaken angeführt hat. Obgleich jetzt niemand daran zweifeln kann, daß deren überall vorkommen kon⸗ nen, ſo iſt es doch bemerkenswerth, daß man keine Kun habt hat, ob fie unter den eigentlichen Schweden, oder auch dem beſondern Volksſtamm, welcher die Nomaden unſerer Hoch⸗ laͤnder ausmacht, vorkaͤmen. 5 N Ich glaube, daß man mit voͤlliger Sicherheit die Albino's urſprünglich als eine fehlerhafte Monſtroſitaͤt anſehen kann; dieſe wird erblich, beſonders unter denjenigen Thieren, die ſich in den nächſten Blutsverwandtſchaften paaren, und fo entſteht die weis ße Varietaͤt, die, da fie ſich bei unſern zahmen Hausthieren zur Race ausbildet, den Namen von Weißgebornen oder Kacker⸗ laken⸗Racen bekommen hat. ‘ Bei Menſchen kann man wohl die Erblichkeit nicht als uns möglich anſehen, ſondern ſie iſt im Gegentheil wahrſcheinlich, wenn Akbinos ſich mit einander fortpflanzen, wie dies am Hofe von Aſhanti wahrſcheinlich der Fall iſt, wo nicht weniger als 100 Leucaethiopen zuſammenleben ſollen. In den meiſten Fällen wird wehl die Abweichung mit den Individuen entſtehen und verſchwinden, und nur an einigen Wenigen hat man Beiſpiele, daß ſie ſich bis ins naͤchſte Glied fortgepflanzt hat. 7 \ Im letzt vergangenen Herbſt bot ſich mir eine Gelegenheit dar, einen vollkommenen Albino von rein ſchwediſcher Herkunft zu ſehen, den ich auch mehreren Aerzten, die in der Nähe was ren, zeigte; einer derſelben unternahm kurz darauf eine Reiſe nach Weſtmanland, und fand dadurch Gelegenheit, mir Nach⸗ richt von zwei andern Menſchen mit dem naͤmlichen Fehler zu verſchaffen. f 158 j SER: ; Der erſtere iſt der Gaſtwirth in Graͤddo auf der Radmans⸗ inſel in den Scheeren, gleich vor Norrtelje, Namens Per Puli (Peter Petersſohn) und in der Gegend Hoit pelle (der weiße Peter) genannt. Er beſuchte mich in Geſellſchaft von "ne — Pre andern Bauern, um eine Rechnung für die Veterinär » Ein tung abzuſchließen; da es mir aber wunderlich vorkam, daß er nicht an den Tiſch, wo ich ſaß, treten wollte, ſondern ſich in dem dunkelſten und entfernteſten Theil des Zimmers aufhielt, ſo erfuhr ich im Stillen von einem ſeiner Begleiter, daß jener Mann keine Menſchenaugen haͤtte. Dieſe Nachricht reizte mie Neugierde, und mit vieler Mühe gelang es mir endlich, es das hin zu bringen, daß ich ihn in der Naͤhe betrachten konnte. Der Mann war groß und Eraftig gebaut; die faſt immer geſchloſſenen Augenlieder oͤffneten ſich ſchwerlich mehr als zur Hälfte. Die Augapfel waren ſehr klein, tief liegend und faſt unbeweglich; das Sehloch (die Pupille) dunkelroſenroth, die Iris weiß mit blaſſen hellrothen Streiſchen, welche von der Uvea durch die Iris hindurchſchimmerten. Letzteres Haͤutchen war in einer beftändig zitternden Bewegung und Außerit empfindlich gegen das Licht. Die Augenbraunen, die Augenwimpern, der Bart und dis Haupthaare waren fein, gelblich weiß und faſt ohne Glanz, beſonders das Haupthaar war faſt wie Seide. 3 Per Perfion iſt in einem hohen Grade kurzſichtig, ſieht bei vollem Tageslicht ſehr ſchlecht, aber beſſer in der Daͤmmerung und bei neblichtem Wetter. Er hat beſtaͤndig eine gute Geſund⸗ heit genoſſen, außer daß er bisweilen gelinde von der Roſe ge⸗ plagt worden iſt. 0 A Die Eltern hatten beide blaue Augen. Niemand von feines Familie oder ſeiner Verwandtſchaft iſt Albino geweſen; man glaubt, die Farbenabweichung bei Per Perſſon komme daher, daß die Mutter im Anfang ihrer Schwangerſchaft ſich an einen rothen Schlange verſehen habe. Per Perſſon iſt mit einer Blon⸗ dine verheirathet, und hat mit ihr einen blauaͤugigen Sohn ge⸗ habt, der ſehr jung ſtarb. 8 A t Kurz nachdem ſich der fo eben erwähnte Mann in En holm gezeigt hatte, traf der Oberdirektor Norling in Ströms⸗ beim einen Knaben, der ein Albino war, und veranlaßte, daß / 165 der Thierarzt an jenem Orte, Fernſtröm, der die Verwanb⸗ ten des Knaben kannte, mir folgende Nachricht mittheilte: „Der Stallknecht Kolberg ſowohl als feine Frau haben gewöhnliche Augen, Vor fünf Jahren gebar fie einen Knaben, der ein Kak⸗ kerlak war, und im Jahre darauf ein Mädchen mit dem nam⸗ lichen Fehler. Das Maͤdchen ſtarb, als es drei Jahre alt war, der Knabe lebt noch. s ä u „Die Augen bewegen ſich unaufpörlich hin und her wie ein Paar Drehraͤder. Die Iris iſt weiß, mit einem durchſichtigen rothen Boden; der Augenſtern, klar und roth, ließ fo viel bicht, daß man den Boden der Augäpfel hindurch ſehen konnte. Die Augen vertrugen weder den Schimmer des Schnees, noch den Schein der Sonne oder vom Feuer. Keins der Kinder konnte im Dunkeln ſehen, wohl aber in der Daͤmmerung. uebrigens waren fie beide wohlgeftaltet und geſund, bis das Mädchen von einem heftigen Fieber ergriffen wurde, welches ihrem Leben ein Ende machte.“ Fernſtroͤm ſetzte ferner hinzu: „Man weiß mit Sicherheit, daß ein weißes Seidenkaninchen ins Zimmer zu der Mutter kam, da ſie mit dem Knaben ſchwanger war; ſie ahm das Thier auf den Schoos, um demſelben Milch zu ge: » „und betrachtete mit Verwunderung die ſonderbaren Augen des Kaninchens, während es die Milch trank, und fühlte im Augenblick davon einen ſo lebhaften Eindruck, daß ſie ſich deſſen noch heute lebhaft erinnert.“ Der Farbeſtoff in den Augen findet ſich von den Mollusken dis auf den Menſchen ſo allgemein, daß man denſelben mit Grund fuͤr eine nothwendige Bedingung der Organiſation des Geſichts⸗ 255 angeſehen hat. Albinos ſind wohl ſehr reizbar gegen das t und haben ein ſchwaches Geſicht, aber ſie überzeugen uns ch, daß der Mangel an Pigment, weit entfernt das Sehver⸗ mögen in einem größern Maße zu ftören, es nur in einem fo bedeutenden Grade veraͤndert, daß man leicht verſucht werden inte, dieſes Pigment eher als einen acceſſoriſchen Stoff anzu: „,als für eine Bildung von der wichtigen Bedeutung, welche nan ihm gewöhnlich beilegt. Wenige Gegenſtaͤnde der Anatomie * unvollkommner bekannt als dieſer, und kaum kann die ſonſt viel Licht verbreitende vergleichende Anatomie in irgend einem lle weniger beſtimmte Reſultate geben, als da, wo von den Ges en für die Abſetzung dieſes Stoffes im Organismus die Re» Nirgends kommt das Pigment ſo regelmäßig vor, als im Auge. Nicht fo beftändig wird es als eine Bedeckung auf die 1 5 Haut und in die Haare abgeſetzt; und nur bei einer ge⸗ ingen Anzahl Thiere kommt es als Normalbildung in den ſe⸗ chen Haͤutchen und in dem nahe damit verwandten Zellgewebe Auf eine anomale Weiſe kann es. wie ich glaube, in allen 19 555 ‚Körpers, ſowohl in den feſten als den flüffigen, vor⸗ men. > Schon bei den niedrigſten Thierorganismen oder bei den Hornkorallen (Ceratophyta), Rohrkorallen (Tubulariae), See⸗ federn (Pennatulae) und Edelkorallen (Isides) kommt eine ſtarke Faͤrbung in den dem Hautorgan entſprechenden Theilen dor. Unter den Ringwuͤrmern (Annularia) kommt es als eine ordentliche Hautſchicht vor; eben fo bei den Egeln (Hirudines); bei der Aphrodite aculeata findet es ſich in den mit verſchie— denen Farben prachtvoll ſpielenden Haaren reichlich abgeſetzt. Die mehrſten Radiarien, wie die Echini, Asteriae und Ophiu- ri haben ſchoͤne Pigmentbekleidungen auf der Oberfläche der dem utorgan entſprechenden Kalkſchaalen. Bei den Holothurien, meiſtens ſchwarz oder rußbraun ſind, macht es, ſo wie bei n Egeln, eine eigene von Epidermis bedeckte Hautſchicht aus. »Ein Jeder weiß, wie ſchoͤn die Inſekten im Allgemeinen mit Far⸗ ben belegt find. Jedoch werden dieſe prunkenden Farbeſtoffe weniger in der eigentlichen Haut abgeſetzt, als in den Pros duktionen von Schildern, Schaalringen ꝛc., welche ihr ange: hoͤren. unter den eigenthümlichen Bildungen, die hierbei vor⸗ en, iſt der pulverähnliche Staub, welcher den Flügeln der 5 ihren prächtigen Glanz ertheilt. Dieſer pulver⸗ aͤhnliche Stoff bietet unter dem Mikroſkop die vegelmäßigften Kor: — — 166 men dar, welche gleichſam den Uebergang von Haaren zu Schup⸗ pen bilden. Der große Beobachter Roͤſel zeigle, daß die ſchim⸗ mernde Eigenſchaft der Schmetterlingsfluͤgel auf der ungleichen Form und Stellung dieſer Koͤrperchen beruhe. Die flügellofen Inſekten ſind überhaupt aͤrmer an Farbeſtoff, und haben eine einfachere Hautbedeckung. Das Hautorgan der Kruſtenthiere (Crustaces) hat in Sinſicht der Textur und Pigmentbelegung größere Aehnlichkeit mit der 9 der Mollusken. Die er⸗ ſtern find gemeiniglich dunkel einfarbig; die letztern nehmen in den heißen Klimaten die ſchoͤnſten Farben an. * Die Fiſche find überhaupt reich an metallglänzendem Pig⸗ ment, nicht allein auf der Oberflache ihres Körpers, ſondern auch in den Augen, im peritonaeum, in der arachnoidea und in dem Zellenhaͤutchen um mehrere Adern, naͤmlich um die venae spinales superiores, venae caudales, renales ꝛc. Bei den meiften tft dieſe Pigmentſchicht mit ſchwarzen Pünktchen unters miſcht, im Auge iſt oft die hintere Bekleidung ſchwarz. Bei einic gen, wie bei Chimaera monstrosa, deren Silberfarbe fos wohl im Auge als unter der Epidermis, faſt ungemiſcht und ſtark iſt, tritt die dunkle Faͤrbung ganz abgeſonderk im Innern des Körpers hervor. So iſt bei dieſem Thiere das perito- naeum dunkel indigoblau, auch da, wo es die groͤßern Gefäße, die Gedaͤrme und die übrigen Eingeweide bekleidet, a Die Rochen, welche auf dem Meeresgrunde leben, Myxine, die ihr Leben theils in Schleim eingewickelt, theils in den Eingewei⸗ den todter Fiſche zubringt, ſind arm an Pigment. Bei der Myxine gleicht es vollkommen den Blutküͤgelchen, die ſich in meh⸗ reren kleinen Gruppen geſammelt haben, welche dem unbewaffneten Auge als ein Punkt erſcheinen. Auch die vollkommner organi⸗ ſirten knorpelartigen Fiſche, z. B. das Hayfſiſchgeſchlecht, haben eine ſolche Färbung, obgleich in etwas größerem Maße. Es iſt eine allgemein bekannte Sache, daß die Bauchſeite heller iſt als die Ruͤckenſeite. Dieſes Verhältnis iſt ſchon an den weniger ſymme⸗ triſch gebildeten Thieren, wie bei den Holothuxien, deutlich zu merken, aber hiervon machen die Fiſche eine Ausnahme, die auf der Seite ſchwimmen, wie die Pleuronectes, an denen man deutlich ſieht, daß die Färbung von den Sonnenſtrahlen be⸗ ſtimmt wird, indem ſie auf die ihnen zugekehrte Oberfläche auf⸗ fallen, und die andere Seite daher ganz farbelos bleibt. Unter den Amphibien haben die, welche im vollen Lichte leben, uͤberhaupt eine ſtarke Pigmentſchicht, die beſonders bei den froſchartigen, bei Eidechſen und Schlangen ſchoͤne ſtreifige Farbfiguren bildet. Diejenigen, welche unter der Erde leben, wie Proteus, die Siren (Lacertina) und andere haben gemei⸗ niglich wenig oder kein Hautpigment, und ein wenig ausge bil de⸗ tes Geſichtsorgan. Die Vögel, die unter den hoͤhern, wie die Inſecten unter den niedern Thieren, ſich durch eine überwiegende Aus bildung der Reſpirationsorgane, einen hohen Grad von Reitzbarkeit und ſtarke Farbung des Bluts auszeichnen, bieten auch die am meiſten zuſammengeſetzte und überhaupt die farbenreichfte Haarbildung, die wir Federn nennen, dar. Die Raubvoͤgel, bei denen die Luft⸗ wege eine ſo große Ausdehnung beſitzen, haben auch eine beſonders reiche Pigmentbelegung, vorzuͤglich in den Augen; ſie haben zu⸗ gleich einen im Verhaͤltniß zum Umfang des Körpers, großen Reichthum an Federn. N 4 Aus dieſen und mehrern ahnlichen Verhältniffen koͤnnte man leicht geneigt ſeyn zu vermuthen, daß die Pigmentbildung in die⸗ ſer Klaſſe, mit der Farbenbildung bei den Inſecten verglichen, in einem eben fo nahen Verhaͤltniß zu der Nefpiration als zu dem Einfluß des Lichts ſtaͤnde. Lawrence, de Bry und mehrere andere Naturforſcher haben bemerkt, daß die Neger, die eine ſo ſtarke Schicht von Hautpig⸗ ment haben, faſt ganz, außer auf dem Kopfe, jenen Haarwuchs entbehren, der bei den Europäern auf den obern Theilen des Koͤrpers ſo allgemein vorkommt. Dieſes Verhaͤltniß tritt bei den Voͤgeln umgekehrt hervor. Bei ihnen, die wir ſo eben durch ihren Reichthum an Pigment ausgezeichnet haben, wird es an Stellen, die mit Federn bekleidet fmd, vermißt, während daß 1 167 die nackten Theile im Allgemeinen Pigment in reicher Menge kaben. Die nordiſchen Vogel haben uberhaupt einfachere und mattere Farben; unter den hochnordiſchen kommen mehrere weiße vor, da hingegen diejenigen, die naͤher am Aequator leben, die glaͤnzendſte und prachtvollſte Faͤrbung darbieten. 755 Die dem Lichte zugekehrten Federn, und beſonders diejenigen, welche den obern Theil des Leibes bedecken, find auf der Außen⸗ ſeite reichlich gefärbt, da hingegen die einwaͤrts gekehrte Flaͤche die bedeckten Federn und diejenigen, welche die Bauchſeite be⸗ kleiden, groͤßtentheils ohne Pigment ſind. ; } . unter den Säugethieren kommen außer roth, braun und ſchwarz ſehr wenige Farben, vor. Nur einige von den ſäugenden Thieren waͤrmerer Laͤnder haben an haarloſen Stellen, eine ganz ausgezeichnete Belegung von blauem und hochrothen Pigment. Vei den ſchwarzfarbigen Saͤugethieren it mehrentheils ſo wohl das Haar, als die Haut reich, an Pigment, und bei meh⸗ tern erſtreckt ſich die Abſetzung deſſelben bis auf die Schleimhaͤute wie im Munde, dem Auge an der Schnautze u. ſ. w. ; Jae weiter man nach Norden kommt, deſto mehr verſchwin⸗ je dunkeln Farben am Vieh, und in dem naͤmlichen Maße immt die phyſiſche Entwicklung derſelben ab; jo daß die Kühe in Herjedalen, Jemtland und den Lappmarken, an Orten, wo keine ſuͤdlaͤndiſchen Nacen eingeführt worden, weiß, ohne Hörner und klein ſind. F Mehrere nordiſche Säugethiere bekommen, wie die Schnee⸗ huͤhner (Tetrao Lagopus), eine weiße Winterfarbe, als das Hermelm (Mustela Erminea ), der Schneeſuchs, Fjälle⸗ nakka, auf den Lappengebirgen (Canis Lagopus) und der Haſe, und was hierbei beſonders merkwürdig, iſt, daß dieſe Farbenänderung unabhängig von der Kälte vor ſich gehen fol, (Nilſſons Skandinaviſche Fauna, I. Theil S. 215) und daß ſie nicht durch Ausfallen der Haare, ſondern zufolge einer Ent⸗ faͤrbung, wie bei altern Perſonen das Haar grau oder weiß wird, eintritt. “> 55 Mit wenigen Ausnahmen ſind bei den ſtark behaarten Saͤu⸗ thieren die Haare an der Wurzel heller, und die Haut am efterſten ohne Pigment. Es iſt wahrſcheinlich, daß ſich das Pig⸗ ment in dem Maß an der Haut vermehrt, als die Haare kurzer werden, und daß es ſich bei den unbehaarten Saͤugethieren an dieſem Orte in einer erſtaunlichen Menge abſetzt. Eins der fpre⸗ chendſten Beiſpiele für dieſen Satz bietet der auf Skandinaviens Küften fo allgemein vorkommende Tummler (Delphinus Pho- eaena) dar. Cuvier ſagt vom rete mucosum bei den zum Wallſiſchgeſchlechte (Cetacea) gehörigen Thieren: „In die⸗ ſer Familie der Saͤugethiere iſt dieſes am dickſten, denn im Tummler und Braunfiſche iſt es an den ſchwarzgefaͤrbten Theilen des Kopfes und Ruͤckens faſt eine Viertelslinie dick. In Hin⸗ ſicht auf den Grad ſeiner Conſiſtenz und ſeiner Farbe kann man es ſehr paſſend mit dem Wagentheer vergleichen. (Vorleſun⸗ gen ꝛc. üborſetzt von Meckel. II. Th. S. 542. Wenn wir dieſes Verhältniß des Mangels an Haaren auf dem Leibe der Neger, mit dem Mangel des Pigments an den beſiederten Theilen der Haut der Vögel vergleichen, jo finden wir eine nicht ungegruͤndete Veranlaſſung anzunehmen, daß es ein vicarirendes Verheltniß zwiſchen deſſen (des Pigments) vers ſchiedenen Abſetzungsſtellen gebe. 2 Diaſſelbe ſcheint ſich noch ferner bei den ſogenannten Grau⸗ ſckhimmeln unter den Pferden zu bewaͤhren. Bei dieſen iſt mehr rentheils die Haut in dem Maße reich an Pigment, als die Haare deſſelben entbehren, und die haarloſen Stellen ſind daran am reichſten. Die Abſetzung der ſchwarzen Farbe nimmt oft ſo uͤberhand, daß der warzenförmige Körper der Haut bei weitem nicht hinreichend iſt, um dieſelbe aufzunehmen. Die Abſonderung des Pigments erſtreckt fi daher nicht allein durch das Gewebe der Lederhaut, ſondern auch zu dem darunter liegenden Zell⸗ gewebe. Sie bildet hier oft bedeutende Anhäufungen von faſt allen Formen, 9055 von den Shierörzten Racen⸗Knoten ge⸗ nannt werden, weil ſie als eine Erbſchaft von den weißen Ma⸗ roccaniſchen Pferden, bei denen fie allgemein unter dem Schw vorkommen ſollen, angeſehen werden. . An Präparaten von dieſen Knoten habe ich in den Samm⸗ lungen der Veterinaͤranſtalt gefunden, daß fie aus einem ſehr kompakten Zellgewebe beſtehen, worin der Faͤrbeſtoff ganz loſe eingemiſcht iſt, und woraus er leicht durch Waſchen entfernt werden kann. ) D eee Solche Knoten kommen von der Größe eines Senfkorns bis zu der Größe einer Wallnuß vor, und in Anſehung ihrer Abſetz ung zeigen fie alle ein Streben, die Oberfläche der Lederhaut zu erxei⸗ chen. In den bulbi' der Haare fand ich keine Spur von Pig ment, eben ſo wenig als in deren Scheiden. Dagegen ſchien es am regelmäßigften in ſchmalen Streifen um dieſe letztern abzuſetz gleichſam um die Fettblaſen zu erſetzen, welche man hier for zu finden pflegt. Eine Menge größere Pigmentknoten umgab die Haarwurzeln ſelbſt. Die Pferde mit ähnlichen Pigment! dungen, die ich geſehen, haben nicht das geringſte Zeſchen von einem krankhaften Zuſtande gezeigt, welcher mit jener Bilde in Verbindung haͤtte ſtehen koͤnnen. 3 Nach Gohier's Beobachtung aus ber Veterinärſchule zu Lyen für das Jahr 1811, kann eine ſolche Pigmentsabſonderung }ı einem faſt unglaublichen Grade ſteigen. Er fand brain ſchwarze Knoͤtchen in den Muskeln, im Herzen, in dem Kan des Ruͤckenmarks, in der Pleura, in den Lungen und der Mit, Er ſpricht zwar hiervon als von einer wenig bekannten Krankheit, welcher die grauen Pferde ausgeſetzt jenen; führt aber kein an deres Zeichen von Krankheit an, als die fo eben erwähnte ab⸗ Ki ee die bei Oeffnung des Kadavers vorgefun⸗ en wurde. x h ® a Wir haben oben geſehen, daß das Pigment bei den ſich in den ſeroͤſen Haͤuten abſetzt; das naͤmliche habe ich auf zum Theil in der pia mater bei den wiederkaͤuenden Thieren gefunden. Es kommt wohl hier an mehrern Stellen punktweise zerſtreut vor, iſt aber um die fossa Sylvif und die Geruchnerven ziemlich dick abgeſetzt. 84 34 42 t 8 Wie man aus Gohiers obenerwähnter Angabe ſieht, kommt eine abnorme Pigmentbildung an mehrern Stellen im Koͤrper vor, und fernere Unterſuchungen haben an den Tag gelegt, daß ade, kaum einen Theil nennen koͤnne, der davon eine Ausnahme m So fand ich bei einem jungen kalekutiſchen Hahn alle Gehirnhaͤu ſchwarz gefaͤrbt. Rudolphi fand bei dem Perlhuhn ein ſchwar⸗ zes periosteum. Bei allen Pferden habe ich dies in der Zell⸗ haut der Pulsadern, eben fo. wie in der fogenannten tunica ner- vea im Darmkanal vorkommen ſehen. In dem Zellgewebe Lungen kommt es ſo allgemein vor, daß Meckel von ihrer No malfarbe ſagt: „Die Farbe der Lungen iſt beim Erwachſenen roth-grau, mehr oder weniger ſchwarz gefleckt“, (Handb. menſchl. Anat. v. J. F. Meckel. Ar B. S. 411). Eben fo all⸗ gemein wird es in den Drüfen der Luftroͤhrenaͤſte gefunden. Bel einem Pferde fand ich einmal die Achſeldruͤſen ſchwarz, und bei Menſchen habe ich fo wohl die glandulae axillares, als ingui- nales von derſelbe Farbe geſehen. Bei einer alten Frau +. an cancer uteri farb, waren alle Lendendrüſen und mehrere von den Druͤſen des mesenterium ſtark ſchwarz gefarbt. Merat erwähnt eines Falles, wo bei einem Menſchen die ſeröſe Bekleidung des ganzen Darmkanals ſchwarz gefaͤrbt war, ohne daß deſſen Function im Geringſten dadurch geſtoͤrt wurde. (Di- ctionaire des Scienees Medic. T. 32. p. 184.) Länneec, der zuerſt dieſe Bildung unter dem Namen Mela⸗ noſe beſchrieben hat, führt hoͤchſtmerkwuͤrdige Fälle von ſchwar ⸗ zen Pigmentabſetzungen im peritoneum, in der Leber, den Lungen, der glandula pituitaria und den Nerven an (de Lau- scultation mediate. Vol. I. p. 288 — 312.) die er ene den gewöhnlichen ſchwarzen Streiſchen in dem Sellgewebe der Lungen genau unterſcheidet. Schon Morgagni ſpricht von einer ſchwarzen Transſudation, ſowohl an der Oberflache der Leber, als in beren Parenchym. (De caus, et sedib. Morh. Epist, 10; XXIIV. 9.) Wie wir vorher dieſe Bildung ohne einige ei⸗ iche Krankheits » Symptome haben vor ſich gehen ſehen, fo continue et bien marquee.‘ © 2 von R 17 wel abe „ bie, nachdem fie aufgehört, die grauen hinterlaſſen, er in ſchwarze übergegangen waren, und dieſe letztern wa⸗ a wie er bei Melanoſen vorkommt. (I. c. V. I. p. 306). Miscellen. ueber das Einhorn findet ſich im Journal of a Voyage dhe Mediterranean etc. By - kn; Von dem Chevalier de Butel. Nachdem der Verf. bemerkt hat, daß nach der allgemeinen Wieinung der Aegyptier die Peſt aus Conſtantinopel zu ihnen werde, ſagt er, daß er im Jahr 1787 nach Alexandria kam, zu welcher Zeit Aegypten ſeit 8 Jahren ven dieſer Plage ganz war. Dieſes Glück dauerte noch 4 Jahre, nämlich is zum Anfange des Jahres 1791, wo Aegypten verdammt wur de, durch die elbe eine furchtbare Verhe zu erleiden. Im No⸗ ) The medico-chirurgical Review, July 1826, . Über Pet 5 170 London 1826 8. in: feinen Nachrichten über Malta folgendes: „Man kann unmoglich ſich mit dem Gouverneur, dem Mar⸗ quis v. Haſtings unterhalten, ohne bald etwas Merkwürdi⸗ ges von ihm zu lernen. Als man vom Einhorn ſprach, ſagte er, daß er uͤber deſſen Daſeyn keinen Zweifel mehr hege. Als er Gouverneur von Oſtindien war, erſuchte man einen Eingevornen aus dem Innern, mit Kohle die Thiere zu zeichnen, welche er geſehen und ihre Lebensweiſe zu beſchreiben, damit man erfah- ren mögte, ob er einige kenne, von denen man in Europa nichts wiſſe. Er zeichnete dann unter andern ein Einhorn, ohne zu ahnen, wie ſehr Europäer wünfchen über dieſes Thier in's Klare zu kommen. Das Horn des Thiers war etwas gebogen und ausgekehlt; feine Füße glichen denen des Hirſches und der Schwanz war gedreht wie bei den Schweinen. Lord H. ſchickte dieſe, Zeich⸗ nung ſogleich einem der eingebornen Fuͤrſten, welcher ein Air ter der Engländer war und viele Gefalligkeiten von ihm erhalten hatte, und ließ ihn bitten zu berichten, ob es wirklich derglei⸗ chen Thiere gäbe, und ob man eins erhalten koͤnnte? Die Ane⸗ wort, welche befriedigend war, lautete dahin, daß, ob man gleich das Einhorn dann und wann gefangen hätte, es doch bei weitem nicht gemein ſey; daß es aͤußerſt ſchnellfuͤßig und wild fen, und daß man es nicht anders bekommen koͤnne, als wenn man unter den grünen Zweigen hin zu feinem Aufenthalte ungefehen kroͤche, und es aus dem Hinterhalte ſchoͤſſe. Er verſprach das erſte, deſſen man habhaft werden koͤnne, dem Gouverneur zu ſchicken. Bis jetzt hat man aber noch keins erhalten 1c. In Bezug auf die Digeſtion hat Dr. Smith in Philadelphia aus dem Reſultat zahlreicher Verſuche folgende Schluͤſſe gezogen: 1) Daß von dem Magen keine Fluͤſſigkeit ſe⸗ cernirt werde, welche die beſondern chemiſchen Eigenſchaften be⸗ ſigt, die dem Magenſaft zugeſchrieben werden, und daß folgs lich chemiſche Aufloͤſung in dieſem Organ nicht ſtatt finde. 2) Daß kein neuro⸗electriſches oder electro ⸗animaliſches Princip vorhanden ſey, welches von den Nerven des Magens zugefuͤhrt wird, und auf feine eontenta durch das medium feiner falmis ſchen Secretionen wirkt, welche hinlaͤngliche animaliſche Eigen: ſchaften befisen, um den Übergang deſſelben zu erleichtern und ſeine Wirkung zu unterſtützen. 3) Daß demnach die Speiſe in dem Magen eine animaliſche Zerſetzung erleide, und daß fie, nachdem ſie in ihre Elemente zerſetzt worden iſt, durch das Prin⸗ cip wieder vereinigt werde, von welchem die Zufammenſetzung animaliſcher Materie abhängig iſt, wiewohl fie wahrſcheintich nicht eher mit Lebenskraͤften begabt werde, als bis ſie in die Circulation tritt. 4) Daß eine ſehr betraͤchtliche Portion der Speiſe von den Capillarvenen des Magens und der Gedaͤrme abſorbirt und folglich durch die vena portarum und das Capil⸗ larſpſtem der Leber geführt werde, auf welchem Wege fie noch wichtigere Veränderungen erleide, und mit einigen vitalen Kraͤf⸗ ten des Bluts begabt werde. 5) Daß eine andere Portion von den vasa lactea aufgenommen werde, durch welche fie in chy⸗ lus verwandelt wird. (The London Medical and Physical the Rev. Charles Swan, Journal, August 1826.) u R ane vember des vorhergehenden Jahres wurde ein Raguſa'ſches Schiff in Conſtantinopel geladen, um eine große Anzahl Georgier, Eircaſſier und junger Rekruten zum Dienſt der Beys- von Aegypten fertzuſchaf⸗ fen. Während der Reiſe waren ſowohl mehrere von dieſen als auch der Schiffs⸗Capitaͤn und einige von den Seeleuten von der Peſt ergriffen worden. Das Schiff mußte bei Rhodus Halt ma⸗ chen, damit ſich ſeine Mannſchaft erhelen konnte, und im De⸗ cember 1790 warf es in Alexandria Anker. Sobald als dieſes Ereigniß und auch der Umſtand bekannt warde, das die Peſt zu der Zeit, wo das Schiff abgeſeegelt ſey, in Conſtantinopel ge⸗ wuͤthet habe, entſtand eine allgemeine Furcht in Aegypten, daſ⸗ 171 dieſe Krankheit in dem folgenden Frühjahre ausbrechen werde. Viele von den Mameluken ſtarben bald nach ihrer Landung in Alexandria und auf ihrem Wege nach Cairo. Einige Todesfälle ereigneten ſich von Zeit zu Zeit in einzelnen Häufern, doch blos in denjenigen, welche den Beys angehörten. Der Scheik El Ber led erhielt eine Kiſte mit Pelzen, welche ihm durch das oben erwaͤhnte Schiff überbracht wurde, und als man dieſelbe öffnete, wurden zwei Domeſtiken von der Peſt ergriffen und ſchnell hinweggerafft. Im Monat Maͤrz trat das vorhergeſagte Ereigniß ein. Die Peſt breitete ſich mit beifpiellofer Wuth und Toͤdtlichkeit erſt unter den Beys, aber bald nachher von Staͤd⸗ ten auf Dörfer aus, bis fie faſt das ganze Unter. und Ober⸗ Aegypten eingenommen hatte. Mehr als zwei Doͤrfer wurden ganz entvolkert, und in Cairo allein ſtarben vom Maͤrz bis zum Juni des Jahres 1791 ſelten weniger als dreitauſend und oft ſechstauſend taglich. Am Schluſſe dieſer tragiſchen Scene wur⸗ den die Schluͤſſel von 7000 leeren Haͤuſern in die Haͤnde Isma⸗ el's, des Paſcha von Cairo gegeben, welcher glücklicher als El Beled und faſt alle Beys von Aegypten war, und der furcht⸗ baren Peſt entging. Dieſe zerſtoͤrende Krankheit ſchaͤdlichen Miasmen in der Luft zuzuſchreiben, iſt nach des Verfaſſers Meinung ganz widerſinnig. Die Luft von Aegypten iſt hinſichtlich ihrer Reinheit und allge⸗ mein geſunden Beſchaffenheit zum Sprichwort geworden, und wenn die Urſachen der Peſt endemiſch waͤren, warum ſollten ſie da zwoͤlf Jahre lang ſchlafen und ſich erſt bald nach der Ankunft eines Schiffs zeigen, deſſen Mannſchaft unzweideutige Zeichen der Krankheit an ſich trug? Wenden wir uns nun zu den Geſund⸗ heitsgeſetzen, welche von den Aerzten der neueren Zeit ſo ſehr verachtet werden. f Sobald als der Nusbruch dieſer Peſt in Cairo und an ans deren Orten erfolgt war, eilten die europaͤiſchen Kaufleute in Alexandria ihre Rechnungen mit den Landleuten abzuſchließen, und ſich zu ſtrenger Abſonderung vorzubereiten. Die, franzoͤſi⸗ ſchen Kaufleute verſchloſſen ſich mit ihrem Conſulat in Gebaͤuden, welche mit einander zuſammenhingen, aber von außen nur einen gemeinſchaftlichen Eingang hatten, und durch einen gemeinſchaft⸗ lichen Corridor und durch Gallerien frei mit einander communi⸗ cirten. Sobald als Alle die Einwilligung zur Abſonderung un⸗ terzeichnet hatten, ſetzte der Verfaſſer einen Quarantaͤnecoder oder vielmehr ein Geſundheitsgeſetzbuch auf, welchem zu folgen alle einen feierlichen Eid ſchwuren. Zwei Commiſſaͤre, welche alle 24 Stunden abgeloͤſ't wurden, wurden angeſtellt, um dar⸗ auf zu ſehen, daß die Geſetze ſtreng ausgeführt wurden, und nichts konnte ohne ihre ausdruͤckliche Erlaubniß und Aufſicht an⸗ genommen oder abgeſchickt werden. Außerdem wurden innerhalb des gewoͤhnlichen Eingangs drei Barrieren aufgeſtellt, um die Einführung verdächtiger Artikel zu verhuͤten; kurz es wurden die ſtrengſten Maaßregeln zur Verhuͤtung der Anſteckung genom⸗ men. Das Detail dieſer Vorſichtsmaaßregeln koͤnnen wir uͤber⸗ gehen, doch wollen wir die Aufmerkſamkeit unſerer Leſer einen Augenblick auf einen Fall ziehen, welcher in Cairo vorkam. Die franzoͤſiſchen Kaufleute ſonderten ſich hier eben ſo wie in Alexan⸗ dria ab, doch hatten die Gebäude, welche fie bewohnten, jedes einen Eingang von der Straße aus, ſo daß die Befolgung der Gefundheitsgefege der Willkuͤhr jeder einzelnen Familie anheim geſtellt war. unter dieſen war Herr Melan, welcher, als er eines Tags von der Krankheit eines Bey benachrichtigt wurde, der ihm eine Summe Geld ſchuldig war, das Ge etz uͤber⸗ trat, und mit Einigen, mit welchen er zu thun hatte, in Be⸗ rührung kam, wiewohl dies in einem ſehr geringen Grade ge⸗ ſchah. Einige Stunden nachher wurde er von der Peſt ergriffen, und mit ihm farben drei feiner Bebienten. — Doch um auf die Franzoſen in Alexandria zuruͤckzukommen. Während der obengenannten Periode (ſie dauerte 120 Tage) blieb dieſe kleine Beſatzung in dem eigentlichen Heerd des contagium in der Mitte von tauſend an der Peſt Geſtorbenen und Sterbenden vollkommen frei von dieſen und allen anderen Krankheiten. Da 172 unter den franzöſiſchen Seeleuten in dem Hafen von Alexandria große Sterblichkeit herrſchte, ſo ließ der Verf. ſo viele von den⸗ En als moͤglich war, in ein Haus bringen, wo er und der berwundarzt des Schiffs ſie genau unterſuchten, ob ſie gleich wirkliche Beruͤhrung ſtreng vermieden. Auf dieſe Weiſe hatten ſie Gelegenheit, hinſichtlich der Symptome dieſer ſchrecklichen Krank⸗ heit viele Beobachtungen zu machen. Unter allen Phaͤnomener waren blos zwei, welche niemals fehlten — entzuͤndetes Ausſe— hen der Augen und des Geſichts und Anſchwellung der Zunge. Dieſe Phaͤnomene nebſt Schwierigkeit zu ſprechen und . wankenden Gange waren weder gleichfoͤrmig noch conſtant. 5 Kopfſchmerz und die Uebelkeit, womit Manche gequält wurden, zeigten ſich bei Anderen gar nicht. Entzuͤndung der fauces war conſtanter als die meiſten anderen Phänomene mit Ausnahme dew oben erwaͤhnten characteriſtiſchen Symptome. Es gab Bei wo weder Ausſchlag noch Bubonen ſich zeigten; doch gewoͤhn⸗ lich erſchienen in jedem Falle ein bis ſieben Bubonen. Manche hatten Petechien und Andere einen Ausſchlag, welcher wie Flohſtiche ausſah. Der Puls konnte aus einleuchtenden Gruͤnden nicht unterſucht werden. Derjenige, welcher einen ſolchen Ver⸗ ſuch gewagt haͤtte, wuͤrde nicht lange gelebt haben, um Nach⸗ richt davon geben zu koͤnnen. Doch wie verſchieden auch bie, Symptome waren, fo war doch ungluͤcklicherweiſe die Art des Ausgangs immer eine und dieſelbe. Vom Maͤrz an bis zum Juni genaß nicht ein einziger Matroſe von dieſer furchtbaren Krankheit. Der Tod erfolgte zwiſchen dem dritten und dem ſiebenten Tage. b es a Im Anfange des Juni fing die Atmofphäre in Aegypten an Wolken zu zeigen, welche drei Monate nach einander unaufhoͤr⸗ lich und mit außerordentlicher Schnelligkeit von Nord⸗Weſt nach Suͤd⸗Oſt getrieben wurden, um ſich in Aethiopiens-Gebirgen zu verlieren und zuletzt das Waſſer des Nils zu vermehren. Dieſe fliegenden Wolken verbreiteten eine dunſtfoͤrmige Feuchtig⸗ keit in der Luft, welche alle Sachen durchdrang — Do daß gang feſt verwahrte Leinewand in kurzer Zeit ganz feucht wurde. Die⸗ ſem ſtarken Thau verdanken die Aegyptier die Befreiung von der Peſt. In Zeit von 15 bis 20 Tagen vernichtet er ſtets jede 5 Symptom und jeden Keim der Krankheit. Selbſt gleich v Anfange dieſer Thaue an wird die Peſt in Hinſicht ihrer lichkeit ſehr gemaͤßigt. e 7 eee Dr. Maclean und ſeine Schuͤler werden uns ſagen, daß das Entſtehen und das Aufhoͤren der Peſt in beſonderen Perio⸗ den des Jahres beweiſen, daß ſie ein Product der Sonne oder der Luft ſey — doch werden ſie nicht zu erklären unternehmen, wa⸗ rum Blattern, Maſern und andere Krankheiten, welche als con⸗ tagios anerkannt werden, in Hinſicht ihrer Ausbreitung oder ih⸗ rer Entwickelung durch beſondere Jahreszeiten oder Perioden des Jahres beſtimmt und modificirt werden. Und wie konnte dieſe kleine Geſellſchaft von Franzoſen vier Monate lang dieſelbe Luft athmen und mitten unter Todten und Sterbenden leben, ohne einen Unfall zu erleiden, waͤhrend ihre weniger gluͤck⸗ lichen Landsleute, weiche der Communication mit Eingeborenen ausgeſetzt waren, faſt alle ſtarben? Der Schluß, welchen jeder Unpartheüſche aus dieſer Thatſache ziehen muß, iſt unwiderleg⸗ lich, und doch werden die Nichtcontagioniften derſelben nicht die ges ringſte Aufmetkſamkeit ſchenken. Sie wollen mit Thatſachen nichts zu thuen haben — ſie haſſen den Namen Thatſachen. Alles was fie brauchen iſt Paper, worauf fie Worte ſtellen. Weil wir nicht alle Geſetze kennen, welche die Urfachen der Peſt beherrſchen, ſo wird verſucht diejenigen Geſetze abzulaͤugnen, welche wir kennen. Weil wir nicht erklaͤren können, warum ein Regenwetter oder wiederholte ſtarke Thaue in Aegypten die Keime der Peſt vernichten, ſind wir auch geneigt auf Ausſchlie⸗ ßung keinen Werth zu legen, von welcher wir wiſſen, daß ſie ein ſicheres Verhuͤtungsmittel der Krankheit ſen. Weil die Peſt nicht jedes Jahr in einem ſolchen Zuſtande von Bösartigkeit in Conſtanti⸗ nopel herrſcht, daß ſie ſich von da auf die benachbarten Laͤnden ausbreitet, ſo ſuchen die Noncontagioniſten uns glauben zu ma⸗ 173 chen, daß fie niemals durch“ Menſchen oder Maaren durch die anellen ‘geführt werden könne. Weil der Hafen von Alexan⸗ ia für Schiffe, e aus Peſtgegenden kommen, beftändig of en iſt — weil das Clima in Aegypten der Eriftenz der Pel der ihrer Urſache gewohnlich fo feindlich iſt, daß es beide in dem Moment, wo ſie dahin kommen, vernichtet — weil die Eingeborenen keine quarantaineartigen Vorſichtsmaaßregeln ans wenden, koͤnnen wir da ſchließen, daß das contagium der Peſt eine Chimaͤre ſey — daß es niemals in den Hafen von Alexandria kam — daß es ſich niemals unter den Eingeborenen ausbreitete — und daß die Ausſchließung der Franzoſen eine unnöthige Vorſichts⸗ maaßregel gegen ein Phantom war, welches nicht exiſtirte? Unter die Thatſachen, welche der Verf. während feines lan⸗ gen Aufenthalts in Aegypten kennen lernte, gehoͤrt der vollkom⸗ mene Schutz, welchen ein Anfall der Peſt in dieſem Lande vor kuͤnftigen Anfällen gewaͤhrt. Doch nun auf Conſtantinopel zu kommen, wo der Verf. 9 Jahre wohnte und das Weſen und die Urſache dieſer toͤdtlichen rankheit emſig zu erforſchen ſuchte. In dieſer alten Haupt⸗ adt, wo die Theoretiker nicht im Stande geweſen find, Pfuͤtzen, uͤmpfe oder andere Quellen verderblicher miasmata zu finden, iſt die Peſt gleichſam zu Haufe, fo daß fie niemals ganz vers chwindet. Sie iſt deshalb wie Maſern oder Blattern zu bes trachten, welche früher oder ſpaͤter in einer gelinderen oder ſchlim⸗ meren Form kommen muͤſſen. Dieſe Krankheit bringt in Con⸗ ſtantinopel nicht fo große Verwuͤſtungen hervor, als in den mei⸗ ſten anderen Laͤndern; auch herrſcht ſie in letzteren nicht ein Jahr wie das andere. Sie hat ihre Perioden von Gutartigkeit und Boͤsartigkeit, welche fie auf myſterioſe Weiſe durchläuft; bis⸗ weilen erſcheint fie ſehr contagids, und anderemale iſt ſie we⸗ nig contagios. Sie neckt den Furchtſamen eben ſo wie den Muth⸗ vollen. Die Jahreszeiten und die Elemente ſcheinen keinen be⸗ trächtlichen Einfluß auf fie zu haben. Wenn fie auf ihrem nie: drigſten Standpunkte ſteht, fo iſt vielleicht das allgemeine oder weſentliche Verhaͤltniß der Sterblichkeit in einer großen Stadt, wie in Conſtantinopel, nicht mehr als dreifach, während ſie auf ihrem hoͤchſten Standpunkte täglich vier⸗ bis fuͤnfhundert Indivi⸗ duen opfert. Wenn es ſich zuträgt, daß ſie einige Jahre unge⸗ woͤhnlich gelind bleibt, ſo findet gewoͤhnlich das ſtatt, was eine Wiederherſtellung genannt wird, wo (wie in dem Jahre nach der großen aͤgyptiſchen Peſt) funfzehnhundert Leichen gezählt wor⸗ den ſind, welche in einem Tage allein durch das adrianopolita⸗ niſche Thor herausgetragen wurden. Gewoͤhnlich iſt ſie jedoch in Conſtantinopel gelinder als in den meiſten anderen Landern — ihr Verlauf iſt langſamer — und das Verhaͤltniß der Geneſungen den Todesfällen iſt groͤßer. Aber die merkwuͤrdigſte Eigen⸗ . thümlicpleit der byzantiniſchen Peſt iſt (was, wenn es wahr iſt, wie der Verf. mit Beſtimmtheit ſagt, der menſchliche Scharf⸗ ſinn gar nicht entziffern kann), daß ſie, mit Ausnahme der le⸗ vantiniſchen Eingeborenen, faſt nicht im Stande iſt eine Perſon zu afſiciren. Dies iſt eine Thatſache, welche der Vf., wie er verſi⸗ chert, durch neunjährige aufmerkſame Beobachtung, bewaͤhrt ge⸗ funden hat. Die Ausnahmen ſind ſo ſelten, daß ſie die Wahr⸗ heit der allgemeinen Regel durchaus nicht wankend machen. Daher geſchieht es, daß die Franken keine Vorſichtsmaaßregeln gegen die Peſt gebrauchen. „Ich habe geſehen,“ ſagt De Bu⸗ tel, „daß die Peſt in den Vierteln Galata und Pera wuͤthete, waͤhrend die europäiſchen Geſandten Feten, Bälle und Affams bleen hielten, welche aus mehreren hundert Perſonen im Inneren der Wohnungen beſtanden, während wenigſtens eine gleiche An- zahl von Laquaien in den Vorzimmern muͤſſig ftanden, und dies geſchah zu einer Zeit, und Griechen in jeder Richtung um fie herum wuͤthete, was je: doch nicht die geringſte Unruhe in den Gemuͤthern der Europäer hervorbrachte, welche vor der fie umgebenden Krankheit ganz ſicher 5 8 und es auch wirklich waren.“ Daher geſchieht es, daß wir Fremde aus allen Theilen der Welt auf den Straßen, in den Bazars ſpazieren und bie Öffentlichen Orte wo die Peſt in den Haͤuſern der Tuͤrken 174 Conſtantinopels beſuchen ſehen, ohne daß ſie von der Peſt ange⸗ ſteckt werden. Es kann hier ein merkwürdiger Umſtand erwähnt werden, nämlich: daß unter den neun Jahren, welche der Verf. in Conſtantinopel zubrachte, ein Jahr durch ein gaͤnzliches Auf⸗ hoͤren der Peſt ſich auszeichnete, doch wurde die Luft in dieſer Periode ſo verdorben, daß ſich ein ſehr boͤsartiges Fieber epide⸗ miſch ausbreitete, und unter den Franken äuferft große Verwüͤ⸗ ſtungen anrichtete, welche in der einen Jahreszeit mehr verloren, als fie während der ganzen neun Jahre verloren hatten, wo der Verf. in dieſer Hauptſtadt ſich aufhielt. Butel iſt der Meinung, daß in neueren Zeiten manche Fieber mit der wahren Peſt verwechſelt worden ſeyen, und daß auf dieſe Weiſe eine große Verſchiedenheit der Meinungen unter den Aerzten ſich eingeſchli⸗ chen habe. Aus einer Erfahrung und einem Kreis von Beobach⸗ tungen, welche in der gegenwärtigen Zeit gewiß unvergleichlich iſt, hat er folgende Schluͤſſe gezogen: „1) daß die Peſt blos durch Berührung mittheubar ſey — daß ihre miasmata fd) an jedes Material haͤngen, weiches faͤhig iſt ſie aufzunehmen, und daß ſie keine chemiſche Verwandtſchaft zur atmosphaͤriſchen Luft haben, welche unfaͤhig iſt ein Theilchen dieſer miasmata aufzunehmen oder fortzuſchaffen — daß folglich eine Perſon ganz ſicher in das Zimmer treten koͤnne, in welchem ein mit Peſt behafteter Pati⸗ ent liegt, ſo lange als perfönlihe Berührung vermieden wird; 2) daß diejenigen Länder , welche von malaria, von Sumpfaus⸗ duͤnſtungen und anderen Fieberurſachen heimgeſucht werden, nicht blos die Peſt nicht erzeugen, ſondern auch ihren Verwuͤſtungen nicht mehr ausgeſetzt ſind, als die geſuͤndeſten Länder und Staͤdte.“ Indem der Verf. von der Peſt in Aegypten ſpricht, bemerkt er, daß die Haͤuſer der Beys, welche unſtreitig die reinlichſten und luftigſten im Lande waren, zuerſt angeſteckt und in kurzer Zeit ganz entvoͤlkert wurden. Dieſer Bemerkung, welche von der größten Wichtigkeit iſt, fügt er hinzu, daß er mehreremale die Peſt in Conſtantinopel in denjenigen Vierteln der Stadt herr⸗ ſchen geſehen habe, welche am hoͤchſten lagen, folglich die reinſte Luft beſaßen und von den wohlhabendſten Menſchenclaſſen bewohnt wurden, waͤhrend das Viertel Balata, das niedrigſte in der Haupt⸗ ſtadt, eine Art von Kloak, welches von Juden, der wahren Hefe des Volks bewohnt wurde, von der Krankheit ganz frei blieb. 3) daß bisher kein wirkſames Mittel gegen die wahre Peſt entdeckt worden ſey, und daß folglich alle Geneſungen ven der Natur oder mit anderen Worten von den Kräften der Conſtitu⸗ tion hervorgebracht werden. s Es wurde bemerkt, daß in dem Weſen der Peft in Conſtanti⸗ nopel oder in der Conſtitution des Eurepäers etwas fey, was die letz⸗ tere fuͤr das contagium ſehr unempfaͤnglich mache. Angenom⸗ men, daß dies der Fall ſey, worauf wir jedoch keineswegs ſchwoͤ⸗ ren koͤnnen, ſo kann nicht bezweifelt werden, daß die Krankheit, fo wie fie in Aegypten ſich zeigte, ſehr contagioͤs war, welche Erfahrung ſowohl unſere Ofſiciere als die der franzoͤſiſchen Ars mee theuer bezahlt haben. Ueberdies if deutlich zu erkennen, daß die Peſt ſeit dem Jahre 1813 in Malta furchtbare Verwuͤ— ſtung hervorbrachte, ſie mochte herkommen, woher ſie wollte. Es iſt auch bekannt, daß Dr. Maclean die Peſt ſich zuzog, während er in dem griechiſchen Peſthauſe in Pera war, und der Verf. erwähnt den Fall eines engliſchen Arztes, welcher (wir vermuthen, daß er den Dr. Whyte meint) ſich Materie aus einer Peſtbeule einimpfte und die Krankheit bekam, wiewohl er damals nicht daran ſtarb, ſondern 6 Monate nachher, wo er die Krankheit auf naturliche Weiſe bekam. Alle Betrachtungen bewegen uns daher mit der Meinung des Verf. uͤbereinzuſtimmen: „Mitten in den Myſterien und den Dunkelheiten, welche das Weſen der Peſt einhuͤllen, liegt eine Wahrheit am Tage, naͤm⸗ lich daß es ein gewiſſes Verhuͤtungs- oder Schutzmittel giebt, welches die Vorſehung in unſere Haͤnde gelegt hat, und dies iſt die Quarantäne, das einzige antidoton gegen: biefes ſurcht⸗ bare Gift.“ 175 Miscellem ueber die Anwendung und den Nutzen der rad. Polyg. Senegae in mehrern Augenkrankheiten, bat Fr. Dr. v. Ammon zu Dresden, indem er daran erinnert, daß Cartheuſer, Helmuth, Fr. Wendt, Schmalz in Pirna und auf des letzteren Veranlaſſung Schrickel das Mit⸗ tel empfohlen haben, folgende Reſultate feiner eignen Er⸗ fahrung mitgetheilt. Die Senega zeigt ſich in zwei pa⸗ thologiſchen Zuſtaͤnden der Schleimhaͤute, der feröjen Häute und des Zellgewebes wirkſam: a) im Abſonderungsſtadium der Entzündung, es. mögen Eiter, Lympfe oder Ichor das Product ſeyn; b) im Stadium der Verſchwarung. Hr. D. v. A. glaubt, daß der Senega eine die Reproduction (Vegetation hemmende Kraft zugeſchrieden werden muͤſſe, weshalb er fie auch vegetabiliſchen Ka⸗ lomel nennt. Die Senega ſchafft offenbaren Nutzen in allen den entzündlichen Leiden der Augenhäute, welche in eine krankhafte Abſondrung uͤberzugehen dros hen, oder bereits in dieſes Stadium übergegangen find. Demnach ift die Wirkung der Senega eine doppelte, eine heilende und eine prophylactiſche; ſie kann naͤmlich eine bevor⸗ ſtehende krankhafte Abſonderung verhindern und einen geſchehenen Einhalt thun. Eine Indication zu ihrer Anwendung findet dem⸗ nach die Senega in allen Augenent zündungen, die leicht den Charakter der Chemoſis annehmen, in panndſe Wuchrung übergehen, Vereiterungen der Bindehaut und Hornhaut veranlaſſen, und auch tiefer liegende Haute des Bulbus ergreifen, Jo daß fie tiefer gefaͤhrliche Eiterungen veranlaſſen. Lieber gehören: Ophihalmia rheumatica, simplex, Ophth, eatarrhalis rheumatica, Erysipelas oculi, Uphthalmia et Ophthalmo blennorrhoea arthritica, Iritis et Ophthalmitis. Dr. Schmalz hat das Mittel mit nicht geringem Nutzen in entzündlichen Aſſectionen der Chorioidea und überhaupt der tiefer liegenden Haͤute des Auges gegeben; deshalb verdient es in ge⸗ wiſſen Fällen von Amauroſis große Aufmerkſamkeit. Contraindi⸗ cirt ſcheint es in allen ſkrofuloͤſen Leiden des Auges zu ſeyn, wenn nicht durch daſſelbe herbeigefuͤhrte krankhafte Ausſchwitzun⸗ gen in der Cornea und uͤberhaupt in der vordern Augenkammer vorhanden find. Einen ausgezeichneten Nutzen ſtiftet die Senega im Fypopyon und in Eiteranſammlungen zwiſchen den Lamellen. der Hornhaut. D. v. A. giebt die Senega mit Seife z. B. Pulv. rad. seneg. dr. iij. Sapon dr. j. m. f. pil. pond. gr. jij. S. Mor: gens und Abends 10 Stuͤck zu nehmen. Von Nebenwirkungen der Senega beobachtete D. v. A. ſelbſt wenn ſie Wochenlang taͤglich bis zu anderthalb Drachmen gereicht wurde, nur dann und wann flüffigen Stuhlgang ohne Leibſchmerzen; jedoch ſtellte ſich faſt immer ſchon nad) wenigen Tagen beim Gebrauche dieſes Mittels Appetitloſigkeit ein. Hier ſchmaͤlert alſo die Senega, als ein die Meproduction hemmendes Mittel, ſelbſt die Aſſimilation! Prof. Chelius beftätigt in einem Nachtrage das Lob der Senega und behauptet, daß dieſelbe auch die Reſorption erhoͤhe, indem ſie binnen 6 Tagen ein blutiges Extravaſat hob, daß nach einer Koretodialyſe drei Monate lang allen Mitteln gelrotzt hatte. (Heidelberger kliniſche Annalen II. 2. p. 200.) Die Beobachtung über einen angeborenen Skro⸗ talbruch, worin der Blinddarm enthalten war, und wo wegen Einklemmung die Operation vorgenommen wurde, er⸗ zählt D. Montenari. “) Am 24. Auguſt wurde ich nach ”) Repertorio di medicina, di Chirurgia etc, Giugno 1826. p. 241. ö — 1:6 G. Giuliano di Nleſſandria entboten, um den 15jährigen Bauer e ee ’ om 8 — Tagen bettlägerig ar. Er hatte eine Geſchwulſt im Hoden welche nicht ückgebracht wer den konnte, einen ſehr aueh en 3 fortwährendes Erbrechen von grünlich gelblichen e dimel: lern Puls, unloſchbaren Durft und gar keinen Stuhl . 1 den Symptomen und den Erzaͤhlungen des Kranken und der Mutter ergab ſich, daß der Kranke von Jugend auf einen nicht zurückbringbaren Skrotalbruch gehabt hatte, durch welchen jedoch weiter nicht incommodirt geweſen oder an Arbeit gehin⸗ dert worden war, jo daß er nicht einmal ein Suſpenſorium ge⸗ tragen hatte. Am 10. Auguſt war er mit einer Straßenarbeit beſchaͤftigt geweſen, wo er ſich über feine Kräfte angeſtrengt und unverdauliche Speiſen genoſſen hatte, als er mertte, daß die alte Geſchwulſt großer wurde, und deshalb und wegen des erwähnten Symptome nach Hauſe getragen werden mußte. In den vier Tagen vor meiner Ankunft hatte man ihm Abführungs⸗ mittel und Clyſtire gegeben. Die Reduktion war von mehres ren und wurde auch von mir vergeblich verſucht. Obgleich der Fall dringend ſchien, ſo war ich doch mit einem andern Chirurg einverſtanden, daß, da es ein angeborener Bruch war, man erſt noch Aderläffe, demulzirende Getränke, kalte Umſchlaͤge auf die Geſchwulſt und erweichende Clyſtire anwenden muͤſſe, wenn das aber nicht helfe, zur Operation ſchreiten wolle. Am andern Morgen (am ten Tage nach der Einklemmung) kam ich wieder und fand den Kranken mit blaſſen Geſicht, mattem Blick, ſchwa⸗ chem Pulſe und die Geſchwulſt, fo daß man Gangran befürchten mußte. Ich nahm daher die Operation vor, wobei der Chirurg Ro veda und ver Studioſus Caſanove aſſiſtirten. Die Ge⸗ ſchwulſt befand ſich auf der rechten Seite. Es war eine her- nia inguinalis externa nicht zu verkennen. Nachdem die Be⸗ deckungen durchſchnitten waren, zeigte ſich ein harter lederarti⸗ ger Sack, der durch die wiederholten langſamen Entzuͤndungen entſtanden war, und an welchem unter großer Vorſicht und mit⸗ tels einer Hohlſonde viele Hautlagen zerſchnitten werden mußten. Nachdem eine kleine Oeffnung gemacht war, draug etwa ein Pfund roͤthliches Serum hervor. Ich ſetzte nun die Operation fort, und ſah alſobald eine Darmſchlinge, welche roth, wie in⸗ jicirt und entzündet ausſah und von Gas ſehr ausgedehnt war, darunter eine Portion des um ſich ſelbſt verdrehten ſonſt aber gefunden Netzes und das intestinum coecum mit ſeinem wurm⸗ förmigen Fortſatze von fhwärzlicher Farbe, und mit der darun⸗ ter liegenden tuuica vaginalis und dem Hoden verwachſen. Nachdem ich die Eingeweide genau unterſucht hatte, erweiterte ich den Bauchring in vertikaler Richtung von unten nach oben, nach Scarpa's Vorſchrift, brachte das geſunde Stuͤck Duͤnndarm und das Netz zuruck, das intestinum coecum ließ ich in ſeiner Lage und wandte einen milden Verband an. Der Kranke wurde nach der Operation von heftigen Convulſionen befallen, die an 20 Minuten dauerten, dann wurde er ſchlaͤfrig und hatte einen reichlichen ſtinkenden Stuhlgang. Den folgenden Tag (am 16.) befand ſich der Patient beſſer, bis auf den fieberhaften Puls, weswegen ihm noch ein Aderlaß und ſtrenge Diaͤt verordnet wur de. Die Ausleerung war ſehr ſtark. Am 17. wurde der Ve band erneuert, und das coecum zeigte ſich geſund und ziemlich elaſtiſch. Drei Tage hintereinander fanden ſich in dem Stuhl⸗ gang einige Spulwürmer, von denen nachher auf den Gebrauch von Wurmmitteln nichts mehr bemerkt wurde. Am neunten Tage nach der Operation bekam die Wunde ein ſehr gutes An⸗ ſehn, die Beſſerung ſchritt vorwärts und am 42ſten Tage nach der Operation konnte der Kranke wieder aufſtehen. ꝛc. Bibliographiſche Neuigkeiten. bt Be.ick’s History of British Birds. London 1826 2 Vols. 8. (Dieſe neue Auflage der bekannten und wegen ihrer treff— lien Holzſchnitte berühmten Naturgeſchichte der Vögel ent⸗ halt außer den Holzſchnitten aus dem 1821 erſchienenen Eure plement noch Abbildungen und Beſchreibungen von 35 jelt⸗ nen engliſchen und 14 auslaͤndiſchen Voͤgeln und manche neue Lignetten.) Histoire médicale des marais et traité des ſièvres inter- mittentes, causdes les emanations des eaux sta- guantes, ouvrage qui aobtenu le prix mis au concours par la socieie des sciences d’Orleans par J. P. Mon- jfalcon, médecin de PHösel-Dieu de Lyon etc. 2me edit. Paris 1826 8. —— ———— A— —e— ere dem Gebiete der aus Natur- und Heilkunde. Nr. 320. (Nr. 12. des XV. Bandes.) October 1820, Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. In Commiſſion bei dem Koͤnigl. Preuß. Graͤnz⸗Poſtamte zu Erfurt, der Kön. Sächſ. Zeitungs⸗Expedition zu Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u. Taxiſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes⸗Induſtrie⸗Comptoir. Preiß eines jeden Bandes von 24 Bogen, 2 Rthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes 3 ggl. 1 n Heuſchrecken in Suͤdamerika. “) „Die ganze Oberfläche dieſer Gegend, beſonders der Theil der Provinz von Santa FE, ſuͤdlich von dem Fluſſe, iſt eine ununterbrochne Pampa, welche im All— gemeinen den ſchoͤnſten Waidegrund, ſo wie man ſich ihn nur denken kann, darbietet. Als ich mich im Mos nat Januar hier aufhielt, war der Boden ganz nackt und ausgetrocknet, ſo daß er aller Vegetation unfaͤhig ſchien; noch wunderbarer aber kam es mir vor, daß die Provinz faſt gar kein Rindvieh beſaß. Dies war die Folge einer fuͤrchterlichen Heimſuchung derſelben durch die Heuſchrecken, welche in ſolcher Menge erſchienen, als man ſich ſeit 20 Jahren nicht erinnern konnte. Ich hatte von dieſer ſchrecklichen Plage ſowohl gehört als ger leſen, würde aber nicht an fo große Verwuͤſtungen durch dieſelben haben glauben koͤnnen, waͤren mir nicht die Wirkungen vor die Augen geruͤckt worden; dieſe In ſecten hatten in großer Menge aus der Provinz Buenos Ayres kommend, ihre Verwuͤſtungen auf die Provinzen Santa FE und Cordova uͤbergetragen. Von Canada de Lucas bis Cervillo, einen Raum von mehr als 200 Meilen, bedeckten die Heuſchrecken ganz die Erde, und man kann ſich unmoͤglich die Menge derſelben denken; das Land wuͤrde ſich ohne ſie mit hohem dicken Graſe bedeckt haben, jetzt ſah man nur noch einzelne Stellen bewachſen; meiſt der ganze Raum des Waidegrunds, viele Hundert TI Leguas, war bis auf die bloßen Wurs zeln abgefreſſen, und man ſah nur noch nackten Boden. Alle Gaͤrten, welche in ausgedehnten Anpflanzungen von Mais, Kuͤrbiſſen, Melonen, Waſſermelonen, Bohnen und andern Vegetabilien beſtehen, waren bis auf die ges ringſte Spur der Erdoberflache gleich gemacht; nur das Dante Mark der Maishalme, eben fo viele nackte ti ängel zeigten noch die Stellen, wo fo viele Pflan- zungen geſtanden hatten; auch die Fruchtbaͤume wurden eine Beute der Gefraͤßigkeit dieſer Inſecten; es wurden nicht allein die Fruͤchte, Pfirſchen, Aepfel, Pflaumen, Orangen ꝛc., nicht allein jedes Blatt, ſondern ſelbſt die *) Mier's Travels. kunde. Rinde, beſonders von juͤngern Schoͤßlingen ganz aufge freſſen. Bei manchen Pachtguͤtern giebt es große Haine von Pfirſichbaͤumen von betraͤchtlichem Werthe, nicht ak lein wegen der Früchte, welche fie liefern, ſondern noch mehr wegen des Brennholzes, da dieſes die einzige Quelle iſt, aus welcher man dieſes in der Haushaltung ſo noͤthige Material erhalten kann. Ich bin an vielen dieſer Pfirſichwaͤlder voruͤbergegangen, wo die blaͤtterlo⸗ fen Bäume, ihrer Rinde beraubt, wie mit Schnee bei deckt erſchienen. Dies und die auffallende Nacktheit des Bodens gewaͤhrte einen Anblick, wie England in der Mitte des Winters; nur die unertraͤgliche Hitze der meiſt ſenkrecht auffallenden Sonnenſtrahlen uͤberzeugte mich, daß ich mich in der Mitte des Sommers und in einem. Klima befand, wo die Natur ſich in aller ihrer Pracht zu zeigen pflegt. An einem Morgen, wenn jedoch noch der naͤchtliche Thau auf der Erde ruht, find die Heu- ſchrecken nicht im Stande, weiter als einige Ellen auf einmal zu fliegen, und dann iſt der Boden mit ihnen bedeckt. Als wir daruͤber hinritten, ſahen wir ſie zu Tauſenden auf die Seite huͤpfen, um nicht von den Aus fen der Pferde zertreten zu werden; hat aber die Sonne ihre Mittagshoͤhe erreicht, fo finden wir fie beſtaͤndig im Flug, und man kann ſich nichts Laͤſtigeres denken, als wie ſie, wenn man durch ſie hindurchreitet, dem Reiter in das Geſicht fliegen; ſie ſtoßen mit einer be— traͤchtlichen Gewalt an, und wenn man nicht beftändig die Vorſicht gebrauchte, die Augen zu ſchließen, ſo koͤnnte die Gewalt eines ſolchen Stoßes ernſtliche Folgen füt dieſes ſo zarte Organ nach ſich ziehen. Ich ritt eines Nachmittags, 14 Leguas zwiſchen Arroyo de San Joſe und Esquina de Medrano, durch einen ununterbrocher nen Schwarm von Heuſchrecken; fie flogen, ganz ſtill, vor dem Wind in einer uns entgegengeſetzten Richtung, in einem ununterbrochenen Zuge, ungefähr 20 Fuß über. unfern Köpfen, und die Luft ſchien wie mit großen Schneeflocken angefüllt, aber der unter ihnen befindliche Raum der Erde ſchien ringsum von einem dicken Nebel, umgraͤnzt zu ſeyn, welcher den Horizont gaͤnzlich vers dunkelte. Die Myriaden von Inſecten, an welchen wit 12 179 jenen Nachmittag voruͤbergekommen feyn mochten, find nicht zu zaͤhlen. Den naͤchſten Morgen war die Erde mit ihnen bedeckt, und am Tage folgten noch endloſe Züge dieſer Inſecten. R aueh" een Die Stadt Cordova war ganz mit ihnen angefüllt, die Gaͤrten ganz zerſtoͤrt, und die weißangeſtrichenen Waͤnde wurden durch die darauf ſitzenden Schwaͤrme vers deckt. Sie drangen in die Haͤuſer und verzehrten Nah⸗ rungsmittel aller Art — nichts blieb von ihrer Ge— fraͤßigkeit verſchont. Fenſtervorhaͤnge, Kleider und Haus⸗ geräthe wurden mehr oder weniger von ihnen beſchadigt; Sclaven waren noͤthig, um fie von den Wänden der Zimmer ſo viel als moͤglich abzuhalten und zu vertreiben. Dieſe Inſecten wurden, aus Mangel an Nahrung ſo wuͤthend, daß fie, bevor fie die Stadt verließen, noch ſich ſelbſt unter einander aufzufreſſen begannen, und zu Millionen todt auf der Erde liegen blieben. | An den Fenſtervorhaͤngen, welche von den Hen⸗ ſchrecken gelitten hatten, waren in dem Zeug eine An— zahl runder Löcher ſichtbar, deren Nand einen breiten braunen Ring zeigte, welcher ſich nicht auswaſchen ließ, und wie von Feuerfunken eingebrannt zu ſeyn ſchien. Auch die Spitzen des Getraides wurden von ihnen ans gegriffen und aufgezehrt; doch war hier der Verluſt nicht ſo groß, da die gefraͤßigen Inſecten vorzugsweiſe die Halme angingen und die Aehren auf die Erde fielen, wo fie, da die Körner gerade reif waren, von den Lands leuten aufgeleſen wurden; das Stroh dagegen wurde eis ne Beute der Heuſchrecken. Ungeachtet aber die Heu⸗ ſchreckenſchwaͤrme in Cordova, Santa FE und Buenos Ayres fo zahlreich waren, fo haben mir doch glaubwürs dige Perſonen verſichert, daß ihre Anzahl in der Pros vinz San Jago del Eſtero, welche nie ganz von ihnen frei iſt, noch weit betraͤchtlicher geweſen. Es verſicherte mich Jemand, in der Provinz ſo dicke Heuſchreckenſchwaͤrme geſehen zu haben, daß ſie die ganze unfruchtbare Sand⸗ flache bedeckten; an manchen Stellen waren ſie wie Maulwurfhuͤgel aufeinander geſchichtet, und die Buͤſche waren mit ihnen beladen. Ja, er hatte fie, gleich eis nem ungeheuren Bienenſchwarm ſich aneinanderhaͤngend, an Baumzweige ſetzen ſehen, bis der Aſt endlich unter ihrem Gewicht abbrach. Von allen Landplagen kenne ich keine, welche der durch die Heuſchrecken gleich kaͤme; man kann ſie auf einen Augenblick verjagen, und Tag für Tag einen Schwarm nach dem andern wegtreiben, es iſt doch Alles vergebens. Viele Leute in Buenos Ayres haben mich verſichert, daß ihre Gaͤrten in ein er Nacht gaͤnzlich zerſtoͤrt worden ſeyen, nachdem ſie große Koſten aufgewandt hatten, um dieſe Verwuͤſtungen zu verhuͤten. Das einzige Mittel die Heuſchreckenſchwaͤrme abzuhalten, iſt, durch Anſchlagen an alte Keſſel oder Trommeln einen beſtaͤndigen Laͤrm zu machen. Dies thaten die Landleute Wochen lang in ihren Gaͤrten, bis ſie es endlich muͤde wurden und voller Verzweiflung Al⸗ les ihren Feinden uͤberließen. Und dieſe Plage hat ſo an 8 Monate in dieſen Provinzen fortgedauert, indem ſie zu Zeiten einige Wochen lang weg blieben, aber dann den zu verſchwunden waren, ſah ich in Buenos Ayres im Herbſt X 180 in deſto größerer Anzahl wiederkehrten und das zerſtoͤr⸗ ten, wodurch die Natur waͤhrend dieſer Zeit den Scha⸗ erſetzen geſucht hatte. Nachdem die Heuſchrecken friſche Blätter ſchnell an den Orange:, Pfirſich -, Pflau⸗ men s und Kirſchbaͤumen hervorkommen, und viele jun ge Blüthen und volle Blumen an den Birn -, Kirſch⸗ ‚und Pflaumenbaͤumen; der Zufluß der Säfte, 1 en wor⸗ durch die lange Abweſenheit der Blaͤtter aufgehalt den war, kehrte jetzt, da der Natur wieder Freiheit ge⸗ laſſen wurde, mit aller Kraft, wie im Frühling, zuruck; allein die Annäherung des Winters verhinderte die Baͤu⸗ me Fruͤchte zu treiben. Ueber die Ichneumoniden bat Hr. Dalman bei Gelegenheit einer Beſchreibung und Zelch⸗ nung der Pimpla atrata, in der Kongl. Vetenskaps- Acade- miens Handlingar af Ar 1825, p. 188 folgende Bemerkungen mitgetheilt. Ne Die ſchon oft geäußerte Bemerkung, daß der en ganzen Natur ſich uns als das Ergebniß der Wechſelwirkung gegengeſetzter Kräfte darbiete, und daß deren Harmonie nur Folge von dem Gleichgewicht der ſtreitenden Kraͤfte, und nicht von dem abſoluten Uebergewicht der einen eder der andern zu ſeyn ſcheint, — bieje Bemerkung wird nicht allein durch die Pha⸗ nomene, welche uns die anorganiſche Natur vor die Augen ſtellt, ſondern auch ſelbſt durch das Verhaͤltniß zwiſchen den voll⸗ kommenſten und mit Willkuͤhr wirkenden Organismen, ver⸗ anlaßt. Auch die Geſchichte dieſer Letztern ſchildert, mehr im Allgemeinen betrachtet, einen ſtets fortdauernden Kampf, eine Kette von ewig wechſeluden Auftritten der Verfolgungen der Raubthiere und ihre vielfältige Art und Weiſe ihren Raub zu erhalten, und die eben ſo mannichfaltigen Auswege der Verfolg⸗ ten, den Gefahren zu entgehen, ſammt den unerſchöpflichen Mik⸗ teln der Natur, den (aus dem Kampf) entſtehenden Verluſt zu erſetzen. Ein gewoͤhnlicher Beobachter, welcher die Verwandlun⸗ gen in der Natur blos flüchtig betrachtet, nimmt nur wenige dieſer Kaͤmpfe wahr; er ſieht die verſchiedenen Jahreszeiten, das eine Jahr nach dem andern, gleich ruhig ihre verſchiedenen Thiergattungen wiederbringen; ſieht, bei Ruͤckkehr des Fruͤhlings, jetzt, wie vor Jahrhunderten, die nämliche Art Schwalben, Singvögel und Schmetterlinge ſich einfinden, — und nur der Naturforfher ahnet, wie mannichfaltigen Gefahren die Zurück⸗ kehrenden unterdeſſen entgangen ſeyn mögen, wie Viele ihre Gattung zur Nahrung der Raubthiere haben geopfert werden muͤſſen, und wie aͤußerſt gering die Zahl der Uebriggebliebenen iſt, gegen die unzaͤhlige Menge von Jungen, welche die Natur im Laufe des Jahres hervorgebracht hatte. — Wenn aber ei⸗ nerſeits die Mannichfaltigkeit der Gefahren und der 14 fo groß zu ſeyn ſcheint, daß, bei Betrachtung derſelben, beinah die Furcht vor der völligen Vertilgung ganzer Arten hatte. | ſtehen koͤnnen, jo hat die Natur auch anderfeits Vorſichtsmaß⸗ regeln genommen, mitteſt eines, den am meiſten Verfolgten ein⸗ gepflanzten Zeugungsvermoͤgens (indem verſchiedene Individuen eine ſo erſtaunliche Fuͤlle von Keimen zu neuen Geſchoͤpfen in ſich tragen, daß wir kaum ihre Zahl zu berechnen vermoͤgen) dieſer Vertilgung zuvorzukommen. — So hat man z. B. ge⸗ funden, daß eine einzige Quappe (Gadus Lota) den Stoff zu 128,000 Individuen ihrer Gattung in ſich trug; daß ein ein⸗ ziger Sterlett (Acipenser Ruthenus) den Verluſt von 300,000 und eine einzige Karauſche (Cyprinus Caras s ius) ſogar den von 900,000 ihrer Gattung, die eine Beute der Raubthiere geworden, moͤglicher Weiſe erſetzen koͤnne. Man ſieht leicht ein, daß, wenn ein fo ſtarkes Zeugunzs⸗ 0 und Forkpflanzungsder mögen ſich ſelbſt überlaffen „ und mehrere Generationen hindurch in ungeſtoͤr ter Thaͤtigkeit bliebe, ſchon ngft das ganze Meer mit Geſchöͤpfen angefuͤllt ſeyn wurde, und daß dieſe zuletzt durch das Gedraͤnge und aus Mangel an Nahrung hätten umkommen müffen, hätte nicht die Natur durch Die der Raubſiſche die jährliche Vermehrung ge⸗ mäßigt. a . M j h Wenn man auch bei den Inſekten kein fo großes Fortpflan⸗ ‚gungsvermögen findet, ‚fo vermehren fie ſich dagegen um fo ſchnel⸗ der durch das mehrmalige Eierlegen während eines und dejeiben Jahres, und das außerſt ſchnelle Wachſen junger Inſekten, wels ches Vielen unter ihnen erlaubt innerhalb Eines Jahres mehrere erationen zu erzeugen “). Während aber die ſtarke Vermeh⸗ rung der Fiſche ſelten, und dann nur auf eine vortheilhafte Weiſe etwas mit unfern dconomiſchen Intereſſen in Colliſion kommt, ſo zieht hingegen eine ungewoͤhnliche Menge von Inſectenarten, durch die Unbequemlichkeiten oder den Schaden, welchen fie ver⸗ 5 faſt immer unſere Aufmerkſamkeit auf ſich. — Da in der allgemeinen Haushaltung der Natur dieſe Thiere großentheils dazu beſtimmt find, durch Minderung alles deſſen, was zu übers ffüffig wird, die gar zu große Verbreitung gewiſſer Naturpro⸗ ducte auf Koſten Anderer zu hindern, fo müjjen fie fo viel öfter mit den Intereſſen der Menſchen in Streit gerathen, da unſer Bemühen gerade darauf ausgeht, auf Koſten der fuͤr uns un⸗ brauchbaren Naturerzeugniſſe, diejenigen in moͤglichſt größtem Ueber fluß zu verbreiten, welche für uns anwendbar find, AIſt es nun z. B. durch vieljährige Bemühungen gelungen, auf einem Morgen Land alle eigentlich einheimiſche Pflanzen auszu⸗ rotten, und haben wir, ſtatt ihrer, eine Erndte von einer aus Süden herſtammenden Getreideart eingeſammelt, ſo finden ſich bald vielfältige Arten von Inſecten in unſern Vorrathshaͤuſern ein, um ein gegen den gewöhnlichen Gang der Natur, ſo ſehr zontraſtixendes Uebermaß von einem einzigen Gewaͤchs zu mins dern. — Oder es findet t „ wie es in Nordamerika der Fall iſt, eine kleine fuͤr das unbewaffnete Auge unſichtbare Fliege (Gecidomyja Destructor), welche dem noch nicht auge: maͤheten Weitzen Schaden zufuͤgt, 10 daß ganze Landſtrecken aus dieſer einzigen urſache von Mißwachs heimgeſucht erden. 1 Aber ein Regiſter über den von dieſen und ahnlichen Inſec⸗ ten verurſachten vielfältigen Schaden würde vielleicht ins Unend⸗ liche anwachſen, und man darf ſich daher nicht wundern, wenn die meiſten Menſchen nur die ſchaͤdlichen Wirkungen der Inſecten bes rechnen; — wenn die auffallende Mehrzahl wirklich ſchadlicher oder enigſtens nutzloſer Arten die kleinere Anzahl derjenigen, deren Kiten unbeſtreitbar iſt, vergeſſen macht; — und daß alſo übers baupt die Wörter Inſecten und ſchädliche Thiere faft im⸗ er als gleichbedeutend genommen werden. Die große Menge ß zu dieſer Anſicht ſo viel mehr Grund, da die verderblichen 1 irkungen der Inſekten auch dem fluͤchtigen Beobachter deutlich N in die Augen fallen, während es eine genauere Unterfus chung erfordert, um die oft verborgenen Mittel zu entdecken, deren ſich die Natur bedient, um jene Wirkungen zu mindern, zu ſchwaͤchen oder ihnen das Gegengewicht zu halten. Es iſt ge« wiß, daß ohne dieſe Mittel unſer Laubholz binnen wenigen Jah⸗ ren ganz von Larven abgeſchaͤlt werden würde; unſere Büfche würden von Aphis⸗ und Coccus⸗Arten bedeckt ſeyn; jede Kohl⸗ pflanze von Kohlraupen zerfreſſen werden; und unfere Waͤlder, von einer Gegend zu der anbern vertrocknen und umſtuͤrzen, nicht „) Ein Weibchen von Musca carnaria foll 20,000 Eier I legen, und die Jungen ſehr ſchnell heranwachſen. Linne hat daher behauptet, daß drei Mus cae vomitoriae (durch ihre Brut) ein todtes Pferd eben ſo ſchnell als ein Löwe verzehren würden. — Reaumur behauptet, daß ein Paar Individuen von Noctua Gamma in einem Jahr 80,000 Junge würden hervorbringen konnen, und daß alſo ein großer Theil der Vegetation durch dieſe Art verzehrt werden wuͤrde, wenn nicht die Ichneumoniden ihre Anzahl derminderten. — Reaumur II. pag. 337. — 182 durch das Beil, ſondern nur durch die verborgenen und unſchein⸗ baren Nagewerkzeuge der Holzwürmer. Mit einem Worte, das Vereinigungsband zwiſchen den ver⸗ ſchiedenen Klaſſen der Natur iſt ſo innig mit dem Weſen derſel⸗ ben verknuͤpft, die Spannung zwiſchen den in Streit befindlichen Theilen ſo ſtark, und die Wichtigkeit jedes beſondern Theils ſo bedeutend, daß man z. B. ſich nur für einen Augenblick vorzu⸗ ſtellen braucht, die anſehnliche Claſſe der Raubinſecten exiſtire nicht oder ſey ganz unwirkſam, und man wird finden, daß mit dieſer kleinen Lücke in der gegenwärtigen Verbindung des Ganzen die Organiſation der ganzen trocknen Erdoberflaͤche dem ſchreck⸗ lichſten Untergang entgegen eilen würde, 0 Einer ſolchen Zerftörung durch Inſecten vorzubeugen, zeigt die immer eben ſo weiſe, als einfache Einrichtung der Natur auch das einfachſte und naͤchſte Mittel, die Inſecten ſelbſt. Unter ihnen ſelbſt findet auch ein beftändiger Krieg Statt, und die Natur hindert die gar zu große Vermehrung der pflanzenfreſſenden Ar⸗ ten nicht allein durch eine faſt unzählige Menge der eigentlich ſo⸗ genannten Raubinſecten, ſondern ſo zu ſagen auf eine noch mehr intenſive Weiſe, durch dieſe meuchelmoͤrderiſchen Arten, welche ihre Eier in die noch lebenden Körper Anderer hinterliſtig hinein⸗ bringen, und ſie alſo auf eine verborgene, aber ganz unfehlbare Weiſe, mittels ihrer Nachkommenſchaft zerſtoͤren. — Diefe Art Schmarotzerinſecten find ſchuld daran, daß von dreißig Kohllarven kaum 5 die Zeit der Verwandelung in Schmetterlinge erreichen 33 es find ahnliche Arten, denen wir die Verminderung anderer Grasraupen, Holzbohrer und einer Menge namenloſer Inſecten größtentheils zu verdanken haben, gegen deren unmäßige Vers mehrung und die daraus folgenden Verheerungen die Kunſt ihre Mittel öfters vergeblich anwendete. — Dieſe meuchleriſche Le» bensweiſe iſt es, welche beſonders die beiden Inſectenfamilien, die den Namen Pteromalinen und Ichneumoniden er⸗ halten haben, auszeichnet. Die Wichtigkeit ihrer Wirkſamkeit in der allgemeinen Haus⸗ haltung der Natur ſcheint, durch die große Anzahl dahin gehös render Arten, hinreichend erwiefen zu ſeyn. Nur von den Ich⸗ neumoniden will man nämlich ſchon 1,200 verſchiedene Arten ent» deckt haben; und wenn man, nach einer neulich von Naturfopr ſchern gemachten Berechnung, annimmt, daß die Anzahl der In⸗ ſectenarten bis 407000 ſteigt, fo machen folglich die Ichneumsni⸗ den allein beinahe ½3 davon aus. Die Pteromalmen können zu wenigſtens 300 Arten angenommen werden, fo daß allein die Arten dieſer beiden Familien von Raubinſecten faſt ½ von den allen bekannten Arten von Inſecten ausmachen. l Alle dieſe Schmarotzerinſecten find wohl mit einer Röhre (Legeroͤhre) verſehen, womit fie ihre Eier in noch lebende In⸗ ſecten oder Larven einbringen; da aber dieſe letztern theils tief unter der Rinde, oder in der Erde verborgen liegen; theils, wie der Seidenwurm, ſich durch die umhuͤllung mit einem Geis dengeſpinnſt zu verwahren ſuchen, und alſo gegen die Menge von Ichneumoniden geſchuͤtzt find, jo hat die Natur auch eine Ichneu⸗ mon⸗Art hervorgebracht, an der die Legeroͤhre eine ſo große Länge hat, daß fie alle ähnliche Hinderniſſe zu durchdringen, und alſo auch in die ſo verborgenen Larven den zerſtoͤrenden Keim einzubringen vermag. Bei wenigen Gattungen iſt jedoch eine ſo lange Roͤhre vor⸗ handen, als bei der Gattung Pimpla, einer Gattung, wovon wir auch hier in Schweden viele Arten haben, welche beſonders die in Baumſtaͤmmen befindlichen Larven heimſuchen. Eine der⸗ ſelben, Pimpla persuasoria, hat einen Leib von nur 1 Zoll in der Länge; aber für die hinterliſtige Einbringung der Eier eine haarfeine Röhre von 1¾ Zoll Länge, um gegen den Angriff derſelben vollkommen ſicher ſeyn zu koͤnnen, muß alſo die Larve beinahe zwei Zoll tief liegen; und tiefer ſcheint keine von den bei uns vorkommenden Ichneumoniden eindringen zu konnen. Es ſcheint alſo, daß die Larven, welche bis auf 4 Zoll tief im Baum verborgen liegen, da ganz ſicher ſepen, und, *) Reaumur II. 419. 12 * 183 als den gewöhnlichen Ichneumoniden unzugänglich, am inherften Mark des Baumes ungehindert Zerſtoͤrungen anrichten koͤnnen; aber die Natur hat nicht einmal dies zugeben wollen, da ſie in Nordamerika eine Art hervorbrachte, welche zu der gegenwaͤrti⸗ gen Abhandlung Anlaß gegeben, deren borftenformige Röhre ſo⸗ gar die Länge von 4½ Zoll erreicht. Dieſe Art, Pimpla dàtrata genannt, hält ihrer ganzen Laͤnge nach, die Legeroͤhre mitgerechnet, 6 Zoll und zwei Linien Pariſer Maß, und iſt zu⸗ gleich dadurch merkwuͤrdig, daß dies die groͤßte Laͤnge iſt, welche irgend ein Hymenopteron erreicht, wenn auch gleich mehrere Arten von der Gattung Pepsis dieſelbe an Koͤrperumfang uͤber⸗ treffen moͤgen. f Die feine Legeroͤhre iſt bei dieſer Art, wie bei allen Ichneu⸗ moniden, in einem Futteral von zwei zuſammenpaſſenden Rin⸗ nen verwahrt, welche fo elaſtiſch und biegſam find, daß fie ſich nach beiden Seiten auseinander geben, waͤhrend das Inſect die Roͤhre ſelbſt ihrer ganzen Laͤnge nach, in die oft faſt unmerkliche Ritze oder Oeffnung eines Baumſtammes einfuͤhrt. — Daß aber die⸗ ſes Inſect durch eine vier Zoll dicke Holzlage die darin wohnende Larve auszuſpaͤhen, und durch das Holz das moͤrderiſche Werk⸗ zeug gerade bis an die Larve einzubohren vermag, dieß iſt ein Phaͤnomen, das man ſehr unbeſtimmt dem fogenannten Inſtinct zuſchreibt, indem dieſes Wort oft nur eine unbeſtimmte Benen⸗ nung der faſt unerklaͤrbaren Sinnvermoͤgen iſt, welche fuͤr uns noch ein Raͤthſel ſind, das dem Philoſophen eben ſo ſchwer wie dem Naturforſcher zu loͤſen iſt, Miscellen. Entdeckung einer Höhle mit Knochenüberreſten auf dem Feſtlande Italiens. Man kannte bisher in Ita⸗ lien, eine kleine Hoͤhle auf der Inſel Elba ausgenommen, aus der der Prof. Neſti einige Zaͤhne und andre Knochen beſchrie⸗ 184 ben hat, noch keine dergleichen, jetzt hat Hern Prof. Cajetan Savi deren einige kennen gelehrt, welche auf dem italie⸗ niſchen Feſtlande auf einem der Berge und dem Golf della Spe⸗ zia, Caſſana gegenuͤber, einem Dorfe unweit Caſtale exiſtiren. Viele der in dieſer Hoͤhle eingeſchloſſenen Knochen gehoͤren jener Baͤrenart an, von welcher man ſo viele Knochen in den Hoͤhlen des noͤrdlichen Europa findet. Es giebt daſelbſt auch noch ans dere Knochen, theils von wiederkauenden, theils von grasfreſſenden Thieren, wahrſcheinlich von Hirſchen; einer ſcheint einer großen Art Felis anzugehören. Sie find ſämmtlich zerbrochen und ine kruſtirt. (Nuove Giornale de’ Letterati, Bim. V. 1825.) 5 Unter dem Namen Alizarin haben die HH. Robi⸗ quet und Colin aus der Krappwurzel (garance) das farbende Princip derſelben mittels eines neuen Verfahrens ausgeſchieden. Das Alizarin beſteht aus orangerothen geruch- und geſchmacklo⸗ fen Cryſtallen, welche ſich leicht verflüchtigen. Journ, de Chi- mie medicale, Septemb, pag. 429. Großer und ſtarker Epheu baum. — In dem Dorfe Stadthaß bach, Kreis Eſchwege, der kurheſſi⸗ ſchen Provinz Niederheſſen, an dem Hauſe des Nikolaus Ullrich, ſteht ein Epheubaum, der, 4 Fuß uͤber der Erde gemeſſen, 16 Zoll kaſſeler Werkmaß Durchmeſſer an der ſchma⸗ len Seite hat. Die von dem Epheubaume mit ſeinen Zweigen ganz bedeckte Giebelſeite des Hauſes hat beilaͤufig 35 F. Hoͤhe und 24 F. Breite. Bei 6 F. Stammhoͤhe beginnt die Aſtaus⸗ breitung. Der Boden, in welchem derſelbe ſteht, iſt ein ſandi⸗ ger Lehm, auf dem in daſiger Gegend an thonichtem, nicht ſehr eiſenſchuͤſſigem Bindungsmittel reichen, bunten Sandſteingebirge. Die Oberflaͤche des Bodens wird als Gartenland behandelt. Die Höhe über dem Meere beträgt etwa 600 F. Die Wand, welche der Epheu bekleidet, iſt eine rauhe Lehmwand. Auf dem obern Hausthuͤrriegel ſteht die Jahreszahl 1718; der ) kann daher nicht Alter als etwa 110 bis 120 Jahr fyn. — - — — 150 ee u n de. 9 „ Ueber die Entzuͤndung der Blutgefaͤße, welche f bei Menſchenpocken vorkommt ). 44 Von Dr. Tandou. Unter den zahlreichen pathologifhen Veränderungen, die in den Leichnamen ſolcher Perſonen angetroffen wer—⸗ den, welche an den Menſchenpocken geſtorben ſind, giebt es einige ſehr merkwürdige, die ſelbſt den wenigen Aerz⸗ ten entgangen find, welche ſich mit dergleichen Forſchun⸗ gen abgegeben haben. a . Bei 50 an den Menſchenpocken geſtorbenen und von mir geoͤffneten Perſonen habe ich jederzeit einen groͤßern oder geringern Grad der Entzuͤndung der innern Flaͤche des Herzens und der Arterien gefunden. Nur zweimal ſchien mir dieſe Entzuͤndung ſo unbedeutend zu ſeyn, daß ſie in Zweifel gezogen werden konnte. 2 Dieſe Entzuͤndung entwickelt ſich in Geſtalt bandfoͤrmi⸗ ger Streifen nach der Laͤngenrichtung der Arterien. Die Gefaͤße werden alsdann roth und variiren vom Roſenfar— benen bis zum Carmoiſinroth, ja ſelbſt bis zur wahren Et: Ihre innere Membran iſt manchmal vers dickt. f r Manchmal find nur das Herz und die großen Arte; rien der Sitz der Entzuͤndung, aber manchmal ergreift ſie auch die kleinern Arterienaͤſte und dringt ſelbſt bis zu *) Edinhurgh Journal of Medical Science, July. N den Venen. In allen dieſen Faͤllen iſt meines Erachtens die Entzuͤndung der letzgenannten Gefaͤße nur eine Folge der erſtern, indem ſie ihren Urſprung in den Herzhoͤhlen hat. Dieſe Entzuͤndung beſteht nicht gleichfoͤrmig im Venenſyſtem, denn ich habe fie nur in den hauptſaͤchl ſten und ſtaͤrkern Venen und in denen gefunden, welche in unmittelbarer Verbindung mit dem Herzen ſtehen. Arterielle Entzündung ſcheint oft nur in der innert ſten Haut der Cylinder ihren Sitz zu haben; denn hebt man dieſe Haut auf, ſo verſchwindet mit einem Mal jede Spur von Entzündung. Sn andern Fällen gat die Entzuͤndung alle 3 Arterienhaͤute ergriffen und dann ſind ſie auswendig ſo roth, als inwendig. In allen dieſen Faͤllen iſt die innere Haut geſchwollen, ihre Schichten oder Blätter. find verdickt, der Durchmeſſer des Cylin⸗ ders iſt kleiner geworden und die Zerreiblichkeit der in⸗ nern Hautſchichten hat zugenommen. N a Die Entzündung der Arterien ſchien mir manchmal in den kleinen Gefaͤßen ſtaͤrker, als in den großen zu ſeyn. Ich habe nämlich beobachtet, daß, wenn die Erus ption oder die Entzündung der aͤußern Haut an einer Stelle groͤßer war, auch die Arterien, welche ſich dahin vertheilten, mehr oder weniger ausſchließlich entzuͤndet waren. Dieſer krankhafte Zuſtand endigte ſich nur in der niederſteigenden Aorta; wo aber das Antlitz ſehr ges 185 en entzuͤndet und ſelbſt ereoritre war, fanden ſich die Carotiden und auch das ganze Syſtem der obern Aorta in dem entſchiedenſten Zuftande der Enzuͤndung. Bei einem andern Patienten, deſſen Puſteln und Schorfe nur auf das Antlitz beſchraͤnkt waren, waͤhrend der uͤbrige Körper einen ſchuppigen Ueberzug hatte, fand ich bloß die a. carotis externa, die a. carotis communis, die a. subclavia, die a, aorta und das Herz entzuͤndet. Die anderen Arterien waren frei von Entzuͤndung; fie hatte ſich nicht einmal bis zur a. axillaris und eben fo wenig der a. carotis entlang in den Schädel verbreitet. ei Patienten, welche an Krankheiten ſterben, die a Menſchenpocken fremdartigen Character haben, findet man gemeiniglich die Arterien entleert und nur kleine Kluͤmpchen von Blut und Faſerſtoff in dem Her— zen oder hoͤchſtens in der a. aorta; aber bei Patienten, die an den Menſchenpocken geſtorben waren, habe ich faſt immer, ſelbſt in den kleinern entzuͤndeten Arterien kleine Blutkluͤmpchen und Faſerſtoff gefunden, woraus ſich ſchließen laͤßt, daß die Gefaͤße durch die Entzuͤndung ihrer Haͤute die Contractilitaͤt verloren hatten. Dieſe Anſicht iſt mir um ſo wahrſcheinlicher geworden, indem ich oft bemerkt habe, daß die Kluͤmpchen von Blut und Faſerſtoff im Verhaͤltniß reichlicher, voluminoͤſer und läns ger wurden, als die Arterienhaͤute ſtaͤrker entzuͤndet wa⸗ ren. Dieſer Umſtand verdient ganz beſonders von den Anatomen beruͤckſichtigt zu werden; denn follte er ſich bes ſtaͤtigen, fo wuͤrde er einen ſichern Unterſchied zwiſchen Irritation und wirklicher Entzuͤndung abgeben. Der Zuſtand der Gefäße, welchen ich bei Menfchens pockenpatienten angetroffen habe, darf nicht verwechſelt werden mit einer Erſcheinung, welche am Leichnam eins zutreten pflegt, und eine Folge der Einſaugung iſt; denn waͤhrend ich den oben bezeichneten Zuſtand einige Stuns den nach dem Tode, wo der Leichnam noch warm war, ‚angetroffen habe, find mir auch unter aͤhnlichen Umftäns den Arterien, ganz anders gefärbt und modificirt, vorges kommen. Die a. aorta inferior z. B. ſchien mir oft in der Naͤhe des Herzens krankhaft zu ſeyn, waͤhrend der andere Theil derſelben geſund war; in andern Faͤllen ſchien mir das obere Syſtem der Aorta oder nur einer ihrer Aeſte oder ihrer Verzweigungen entzuͤndet zu ſeyn, waͤhrend ſich die andern Arterien und die andern Aeſte dieſes Syſtems im natuͤrlichen Zuſtande befanden. Es iſt mir ein Fall vorgekommen, in welchem nur die eine Carotis und die Aeſte derſelben, welche ſich in das Antlitz vertheilen, entzuͤndet waren. Wenn dieſer Zu— ſtand eine dem Leichnam eigenthuͤmliche Erſcheinung war, warum bemerkte man ihn nicht zu gleicher Zeit und waͤh— rend derſelben Unterſuchung in allen Arterien, oder in der ganzen Fortſetzung derer, welche ſich unter aͤhnlichen Umſtaͤnden befanden? Warum fand man ihn bloß in den Veichnamen ſolcher Patienten, die an den Menſchen— pocken geſtorben waren? | Ich habe ſelbſt noch manche andere krankhafte Vers aͤnderungen bei ſolchen Individuen gefunden, die an den Menſchenpocken geſtorben waren, aber keine derſelben 186 erfchien mir hinlaͤnglich conſtant oder hinlaͤnglich merk⸗ würdig, um ihnen toͤdliche Folgen zuzuſchreiben. Die Entzündung des Magens und der Daͤrme, obſchon ſehr häufig, fehlt dennoch zuweilen, oder iſt faſt ganz obers flaͤchlich. Das Gehirn iſt ſtatt einer wirklichen Entzüns dung, häufig bloß injicirt und die Lungen leiden häufig bloß an einer paſſiven Verſtopfung. Deshalb findet auch die Bemerkung hier ihren Platz, daß bei Menſchenpok⸗ ken Patienten alle Gewebe und alle Eingeweide ſehr ſtark injicirt ſind. Dieß iſt die nothwendige Folge der Beſchaffenheit des vorhandenen entzuͤndlichen, wahrhaft angiotoniſchen Fiebers; wollen wir indeſſen keine Mich: tigkeit auf dieſe Injection legen, welche doch ganz befons ders merkwuͤrdig iſt, wenn wir ſie mit derjenigen ver— gleichen, welche durch Entzuͤndung hervorgebracht wird, ſo moͤchten wir in den abzuleitenden Folgerungen bedenk⸗ liche Fehlſchluͤſſe machen. In den Digeſtionsorganen z. B. wird dieſe Erſcheinung, welche im Zuſtande der Geſundheit wegen des großen Gefaͤßreichthums der Gewebe dieſer Drs gane ſehr deutlich iſt, durch die Wirkung der phyſiſchen Geſetze nach dem Tode noch ſehr erhoͤht. Sehr haͤufig habe ich dieſe Eingeweide in dem abhaͤngigſten Theile deſſelben und in der Convexitaͤt des Bogens, welchen die Daͤrme mit dem Gekroͤſe bilden, auffallend injicirt gefunden, und es unterliegt keinem Zweifel, daß dieſer Zuſtand durch die Wirkung jener phyſiſchen Geſetze im Leichnam entſtanden war; denn ich habe die Injection im Verhaͤltniß zum Alter des Leichnams immer ſtaͤrker gefunden, auch konnte ich ſie nach Belieben ſchwaͤcher oder ſtaͤrker machen, indem ich den Leichnam in laͤngerer oder kuͤrzerer Zeit verſchiedene Lagen gab. Dieſe In— jektion hat ſich manchmal nach der Laͤnge der Extre⸗ mitaͤten ſo weit fortgeſetzt, daß ich ergoſſenes Blut um die Venen herum angetroffen habe, wahrſcheinlich die Folge der Zerreißung dieſer Gefäße. Vermuthlich hat derſelbe krankhafte Zuſtand der Lungen die Aufmerkſamt keit mancher Aerzte auf ſich gezogen, welche bei Gelegen— heit ihrer an Menſchenpocken geſtorbenen Patienten über die Gangraͤn dieſes Organes geſchrieben haben. Ich leugne keinesweges, daß die Entzuͤndung und beſonders diejenige eines Organes bei Menſchenpocken Patienten den Tod bewirken koͤnne, aber ich behaupte, daß der Unterſchied, der, nach meiner Erklaͤrung, zu machen iſt, von großem Gewicht ſey. Bei Patienten, die an Mens ſchenpocken geſtorben waren, habe ich auch die Druͤſen um die groͤßern Cavitäten herum entzündet und ſelbſt im Zuſtande der Suppuration angetroffen. Welchen wichti— gen Einfluß kann aber dieſe krankhafte Veränderung auf das Leben im Allgemeinen haben? h Noch eine ſehr wichtige Frage bleibt uns zu beant— worten übrig. Sterben die Menſchenpocken- Patienten (bei welchen nämlich die Krankheit einen toͤdtlichen Aus— gang nimmt), an Entzuͤndung oder an allgemeiner Ueber— reizung der Eingeweide; oder an der Entzuͤndung eines befondern Organes; oder endlich an der Entzündung des Herzens und der Arterien? Ich halte dieſe 3 Todesar— ten für. moͤglich, beſonders, weil manchmal die caroti- 187 tis und die arteritis fehlen, oder nur ſehr ſchwach ſind, und wir auch nicht wiſſen, in welchem Grade dieſe Affectionen toͤdtlich ſind. Bedenken wir aber die Haͤufig⸗ keit dieſer krankhaften Veraͤnderung und die Wichtigkeit des Organes, welches ſie afficirt; und vergleichen wir nachher dieſelbe in Betreff ihrer Folgen mit der Entzuͤn— dung der Venen, fo möchten wir geneigt werden anzus nehmen, daß, da die Entzuͤndung des Herzens und der { sg ae Arterien eine ſehr toͤdtliche Affection iſt, fie auch in der Menſchenpockenkrankheit als die haͤufigſte und maͤchtigſte Urſache des Todes betrachtet werden muͤſſe. Ich will nun noch einige Worte fuͤr den praktiſchen Arzt hinzufügen. Ich habe es immer für möglich ges halten, die Entzündung des Herzens und der Arterien bei Lebenden zu entdecken. Angſt, die ihn quaͤlen, die innerliche brennende Hitze, von welcher er verzehrt wird, laͤßt ihn an keinem Orte ruhen; beſonders aber laͤßt der Puls über dieſen Zuſtand keinen Zweifel uͤbrig; et iſt ungleich, unregelmäßig und ſchlaͤgt oft an verfchies denen Theilen des Körpers verſchieden und nicht zu eis nerlei Zeit mit den Bewegungen des Herzens. Dieſe Organe ſcheinen auf verſchiedene Weiſe afficirt und geſtoͤrt zu werden. Blutentziehungen weicht diefer Zuſtand ſehr ſchnell, und ſollte dies nicht der Fall ſeyn, oder derſelbe, trotz der Blutentziehung wieder kehren, ſo iſt der Pa— tient verloren. 5 Eine andere Bemerkung iſt die, daß bei dergleichen Patienten die Biſſe der Blutegel ſehr lange Zeit bluten und gern, nachdem fie zugefallen find, ſich wieder off; nen. Ich habe die Erfahrung gemacht, daß manche derſelben am vierten Tage noch Blut ausgaben. Der erſte Umſtand war wegen des eigenthuͤmlichen Zuſtandes der Haut leicht vorherzuſehen. Sollte ſich aber der zweite nicht durch die Dispofition zur Entzuͤndung ers klaͤren, welche die Gefäße in dieſer Affection beſitzen? Eine andere, nicht weniger praktiſche Bemerkung Gefteht darin, daß Blutentziehungen (mittels Blutegel), welche im Allgemeinen mir nuͤtzlich und von guten Wir⸗ kungen erſchienen ſind, ſelten etwas helfen, wenn Ohns machten dazu kommen. Sind Blutegel hier contraindis cirt oder entſpricht dieſe Behandlung überhaupt der Wich tigkeit des Falles? Ich mag hier nicht entſcheiden; aber merkwürdig bleibt es immer, daß, trotz der Ohn— machten, das Blut fortdauernd fließt, und gerade in dieſem Stadium aͤußerſt ſchwer zu ſtillen iſt. So viel ich bemerkt zu haben glaube, pflegt die Entzündung der Gefäße den Menſchenpocken⸗ Patienten in der Periode der Invaſion (wenn der Ausbruch der Puſteln nicht bewirkt worden iſt), oder in der Periode der Suppuration tödtlich zu werden. — Ich weiß, daß Entzündung eines, oder mehrerer Eingeweide die Eru⸗ ption hemmen kann, oder daß dieſe Eingeweide in Folge der Entzündung der Haut in der Suppurationsperiode entzündet werden koͤnnen; aber ich kann auch behaupten, daß dieſe Fälle nicht zu den gewoͤhnlichſten gehoͤren, weil das Gefäßfyftem beſonders in der Juvaſtons- oder Sup⸗ Die Unruhe und die ſind uͤber allen Ausdruck; entgegenſetzen. daͤrme eine doppelte Strömung von ihren ins und 188 purationsperiode am meiſten in Thaͤtigkeit iſt. Der Tod erfolgt oft in Folge der Entzuͤndung eines Eingeweides, wenn die Eruption vollendet iſt. Zu dieſer Zeit tritt eine wirkliche Metaſtaſe ein, die Puſteln verſchwinden oder trocknen ab, und die Haut zieht ſich zuſammen und erbleicht; erfolgt aber der Tod in Folge der Gefaͤßenz zuͤndung, ſo bleibt die Haut fortwaͤhrend weich und dis Puſteln trocknen etwas ab, wenn dieſes uͤberhaupt der K 0 x Be"; + 12 4 Von Dr. Dupuy. f 111 ... Folgendes iſt eine kurze Beſchreibung der Vorrich⸗ tung, deren man ſich bedient. Ein Behaͤltniß, welches geraͤumig genug iſt, um 3 bis 4 Hectoliter Waſſer aufs zunehmen, ſtellt man 20 bis 25 Fuß über der Erde auf; von dem Boden dieſes Behaͤltniſſes geht eine bleier⸗ ne Roͤhre ab, welche ſenkrecht in eine Art von Keller unter dem Erdboden hinſuͤhrt, ſich dann kruͤmmt, wies der aufſteigt und mit ihrer obern Oeffnung in einen Nachtſtuhl endigt. Das Ende dieſer Roͤhre geht in eis ne Art von Spritze aus; ein Hahn, welcher an dem Winkel der bleiernen Waſſerroͤhre angebracht iſt, kann nach der Willkuͤhr deſſen, der die Douche nimmt, ges oͤffnet und zugeſchloſſen werden. Wenn Alles eingerich⸗ tet iſt, fo ſetzt ſich der Kranke auf den Nachtſtuhl und bringt eine Kanüle von elaſtiſchem Gummi, deren ob res Ende ſich dem Ende der bleiernen Roͤhre anſchließt, in den Maſtdarm; nun oͤffnet man den Hahn, das Waſſer ſpritzt hinein, es dringt gewaltſam in die dicken Gedaͤrme ein, ſo lange bis die Bauchmuskeln durch ihre Contraction der Gewalt der Douche ein Gleichgewicht Dann entſteht in dem Innern der Ges ausdraͤngenden Materien, ein wahrer Strudel, () welcher alle Stoffe, die das Waſſer losgeſpuͤlt hat, mit ſich for t⸗ reißt. Dieſe Operation dauert etwa 3 Stunden, wel⸗ ches die noͤthige Zeit iſt, um das Waſſer im großen Ber haͤltniß ganz auszuleeren. v al 1) Eine Dame litt an ſehr großen Haͤmorrholdab knoten, die ſo ſchmerzhaft wurden, daß ſie nicht mehr das Bett oder Canapee verlaſſen konnte. Die gewoͤhn lichen Mittel in großer Menge gebraucht, halfen nichts. Von Schmerz uͤberwaͤltigt gebrauchte fie nach Dupuy's Rath die Douche. Am Abend ging. fie ſchon in ihrem Hauſe mit ſo vieler Leichtigkeit hin und her, daß man fie nicht für die naͤmliche Perſon hielt, welche einige Stunden zuvor mit ſolcher Aengſtlichkeit und Vorſicht hatte in den Wagen gebracht werden müſſen. Die Dow che hatte die Entleerung einer großen Quantität verhäts teter Faͤces herbeigefuͤhrt. Seitdem verloren die Ads morrhoidalknoten allmaͤhlig ihr großes Volumen und hoͤr— ten auf, die Kranke zu belaͤſtigen. Nach der Douche „) Le Propagateur des Sciences medicales, Juil, 1825. p. 124. Hufelands Journal 1826, Juli S. 139. 9 Por 189 war ſie genöthigt geweſen, ſich den Leib mit einer Ser; viette einſchnuͤren zu laſſen, und einige Augenblicke aus uhen. 1 ar ri 15 Ein Englaͤnder, von ſehr hohem Wuchs, und ſeit einigen Wochen durch eine fortgeſetzte ſitzende Be— ſchaͤftigung angeſtrengt, bekam unter allgemeinem Uebel— ſeyn eine ſchmerzhafte Hamorrhoidalanſchwellung, die immer heftiger wurde. Der Leib war hart und aufges trieben. Er nahm eine Vierteldouche, welche ihn er— leichterte, und nachdem er am folgenden Morgen die ganze Douche genommen hatte, leerte er eine Maſſe von Faͤces aus, daß er ſich nicht aufrecht halten konnte. Man ſchnuͤrte ihm den Leib mit einer Serviette zuſam— men, und einige Stunden darauf war der Kranke voll— kommen hergeſtellt; nach gehobener Urſache hatte die Wirkung aufgehoͤrt. h ueberſicht der diagnoſtiſchen Momente des Ers — a trinkungstodes ). I. Bei der unmittelbar nach dem Untertauchen und ohne Wider⸗ ſtreben der Reſpirationsthaͤtigkeit durch Ertrinken im geſunden Ge⸗ birn angerichteten apoplexia nervosa findet ſich Folgendes: völlig naturgemaͤßer Blutreichthum in den arteriellen und venöfen Gefäßen des Gehirns, mit natuͤrlichem, alſo verhältnißmaͤßig geringem Blutbeſtand in der harten Hirnhaut, mit Beweis von nicht ruhig vollendeter, ſondern entweder unvollkommen oder weiter als gewohnlich, gewiſſermaßen gewaleſam ausgefuͤhrter Exſpira⸗ tion, gänzlich reiner oder nur mit geringer Quantität von waͤſ⸗ ſeriger, nicht ſchaumiger Fluͤſſigkeit erfuͤllter Luftroͤhre und auf beiden Seiten leerem, in vollkommner Syſtole ſtehen ges bliebenem Herzen und von der Ertraͤnkungsfluͤſſigkeit ganz leerem Magen. Es unterſcheidet ſich dieſer Ertrinkungstod von der apoplexia nervosa spontanen dadurch, daß bei dieſer der Blutbeſtand in dem Gefaͤßſyſteme des Gehirns verringert, dage⸗ gen in dem Gefaͤßſyſteme der harten Hirnhaut natuͤrlich, alſo im Verhältni zu jenem, oder anſcheinend vergroͤßert iſt, der e and der Lungen ruhig vollendet, von waͤſſeriger er ſchaumiger Fluͤſſigkeit in der Luftroͤhre ſich nichts findet und das Herz ebenfalls ungeſtoͤrt auspulſirt hat; von der durchs Erhaͤngen bewirkten apoplesia nervosa, durch verhältnigmä> ßige Armuth an Blut in den arteriellen Gefäßen der Markſub⸗ ſtanz und Reichthum daran in den vendſen Gefäßen der Nindens ſubſtanz und weichen Hirnhaut, mit Indifferenz in den Gefäßen der harten er and „ruhig exſpirirtem Zuſtande der Lungen, reiner Luftroͤhre und Syſtole des Herzens. Bei der unmittelbar nach dem Untertauchen und ohne Wis derſtreben der Reſpirationsthaͤtigkeit durch Ertrinken im kran⸗ ken, Bewußtloſigkeit und Willenloſigkeit gebenden Gehirn ange⸗ richteten apoplexia nervosa, ein zwar großer, ja ſogar wohl uͤbermaͤßiger Blutreichthum in der Sphäre des Gehirns, oder in dieſem ſelbſt, ſowohl im Besen als im kleinen. e der aber nicht regelmaͤßig und vollſtaͤndig entwickelt iſt, ſondern in irgend einer oder mehreren d t des Organs zeigt, daß er im Laufe ſeiner Entwickelung abgebrochen wurde, ſey das nun mit oder ohne Vorhandenſeyn einer das Gehirn ſelbſt oder nur ſein Außenverhaͤltniß betreffenden organiſchen Anomalie; im Syſteme des kleinen Kreislaufs im Allgemeinen Alles ſo, wie bei dem mit Bewußtſeyn erfahrenen ſchnellen Ertrinkungstod, nämlich in den Lungen Beweis von unterbrochner Reſpiration, und im Herzen entweder offenbare Syſtole und Leere oder ein — R 5 92 60 „) Von Eggert (Phyf. und Bergarzt zu Eisleben) die Todes⸗ art der Ertrunkenen in Henke's Zeitſchrift für Staatsarznei⸗ kunde 1826. 2. S. 305. 190 Anſchein vom Gegentheil, der aber den Beweis in ſich trägt, daß er feinen Urfprung nicht von der Todesart, ſondern vom vorhergegangenen Krankheitszuſtande herſchreibt. II. Bei der nicht unmittelbar nach dem Untertauchen und mit längerem oder kürzerem Widerſtande der Reſpirationsthäͤtig⸗ keit durch Ertrinken im geſunden Gehirne angerichteten apoplexia nervosa findet ſich: größere als die gewöhnliche Anfuͤlung in den Venen des großen Gehirns, in der weichen Hirnhaut, ohne An⸗ füllung der Blutleiter, oder dieſe hoͤchſtens nur in dem untern Jheile derſelben und ohne plethora im kleinen Gehirne, bei nichts entſcheidendem Zuſtande im Gefäßfyfteme der harten Hirn⸗ haut und der äußern Integumente des Kopfs, nie aber ohne Theilnahme des Syſtems des kleinen Kreislaufs, naͤmlich auf Seiten der Lungen, entweder ein mehr als gewoͤhnlicher Exſpi⸗ rationszuſtand oder ein ſehr bemerkbarer oder halber Inſpira⸗ tionszuſtand, bald mit bald ohne ſchaumigen Inhalt der Luft⸗ rohre und ihrer Aeſte, auf Seiten des Herzens aber entweder eine gaͤnzliche mit dem Inſpirationszuſtande der Lungen contra⸗ ſtirende Leere oder eine Anfüllung der linken Seite, die entwa⸗ der die auf der rechten Seite bei weitem uͤberwiegt, oder zu dieſer in einem nicht zu untergeordneten Verhältniffe ſteht, und uͤbrigens entweder beide Herzkammern, oder gewoͤhnlicher nur die linke im vorherrſchenden Zuſtande der Diaſtole; im Magen zuweilen, jedoch nicht allemal, Ertraͤnkungsfluͤſſigkeit. Es unter⸗ ſcheidet fi) dieſer Ertränkungstod von dem vermittelſt völliger Verſchließung der Luftröhre bewirkten Erſtickungstode durch die bei dem letztern Statt findende einfeitige hoͤchſte Ueberfüllung des rechten Herzens, zwar meiſtens, jedoch nicht unbedingt, mit In⸗ ſpirationszuſtand der Lungen bei reinem Luftroͤhrencanale und mit großer Anfuͤllung der Gefäße des Gehirns und der harten Hünhaut zugleich mit den Blutleitern; von dem vermittelft Ath⸗ men in nicht reiner reſpirabler Luft bewirkten Tode durch Ueber⸗ füllung in der Kopfhoͤhle, die nicht blos auf die Venen, nament⸗ lich die Blutleiter des großen, ſondern auch auf die Gefaͤße des kleinen Gehirns ſich erſtreckt, wobei die in der Luftroͤhre etwa befindliche ſchaumigte Fluͤſſigkeit die Spuren der von der unrei⸗ nen inſpirirten Luft herruͤhrenden Faͤrbung mehr oder weniger deutlich trägt, die Lungen nicht natürlich und meiſt zu blaß ge⸗ färbt, nie im Inſpirationszuſtande ſondern immer in vollkomm⸗ nem Exſpirationszuſtande ſind, das Herz aber, wie bei Ertrun⸗ kenen, entweder ganz leer, oder auch in der linken Hälfte etwas Blut enthaltend, übrigens aber, wie bei naturlich Geſtorbenen in der Syſtole; von der apoplexia sanguinea spontanea oder im Erhängen bewirkt, durch ausgezeichnete Neberfülling im Blut gefaͤßſyſteme des ganzen Gehirns, ſogar wohl mit Extravaſat, nicht ſowohl auf der venöfen, als vielmehr auf der arteriellen Seite, auf welcher uͤberhaupt der plethoriſche Zuſtand verhaͤltniß⸗ mäßig am ſtaͤrkſten entwickelt iſt, im Syſteme des kleinen Kreis⸗ laufs aber verhält ſich Alles wie beim natuͤrlichen Tode, naͤm⸗ lich die Lungen im ordentlichen Erſpirationszuſtande, das Herz in der Syſtole und auf beiden Seiten leer, oder blos auf der rechten Seite deſſelben eine nichts bedeutende, geringe Quantität Blut; endlich von dem in Bewußtloſigkeit erfahrenen ſchnellen Ertrinkungstode durch das Unregelmaͤßige oder durch Mangel an Zuſammenhang in der Art, in welcher die Blutuͤberfuͤllung in der Kopfhoͤhle ſich gebildet hat, mit dem im Syſteme des kleinen Kreislaufs liegenden Beweiſe, daß fle nicht von hier aus veran⸗ laßt worden iſt, andererſeits aber auch, daß der Tod nicht mit ruhiger Exſpiration erfolgt iſt. . Außer dieſen auf den Befund des Innern gegruͤndeten aus der Natur der Sache und aus der Beobachtung aufgenommenen Griterien des Ertrinkungstodes laſſen die im Waſſer gefundenen Todten an ihrem auſſern Habitus noch Eigenthuͤmlichkeiten be⸗ merken, als halbgeſchloſſene oder hervorgetretene Augen, eine zwiſchen den Zähnen eingeklemmte Zunge, Ausfließen eines ſchau⸗ migten Schleims aus der Mundhöhle, mehr als gewohnlich zus ſammengezogene Nafenflügel, aufgetriebene Lippen, aufgedunſenes Geſicht, geballte Hände, die fogenannte Gänsehaut, eine ausge⸗ zeichnet ſtarke Todtenkaͤlte ac; alle diefe Merkmale aber find nur 191 als signa concomitantia zu betrachten, die eben fo oft fehlen, als ſie da ſind, die nur von Nebenumſtaͤnden abhaͤngen, die auch bei andern Todesarten vorkommen und die alſo an und für ſich ſelbſt nichts entſcheiden oder nur im Allgemeinen für die Statt gefundene gewaltſame Toͤdtung ſprͤchen, ſo daß ſie, wenn ſie zu viel beruͤckſichtigt werden, ſogar irre führen koͤnnen, was bei den, mit gehoͤriger Umſicht erforſchten, ſchon angefuͤhrten Datis des innern Befundes nicht leicht der Fall ſeyn wird. Miscellen. Von einer vollſtaͤndigen Luxation des Beins nach vorn hat Hr. Cafaye einen Fall beobachtet. Ein junger Mann wurde durch ein losſchnellendes Tau heftig am Vordertheil des Schenkels getroffen und umgeworfen. Der linke Schenkel war in der Form entſtellt und verkuͤrzt; das Bein war unbeweglich und ſtark geſtreckt; oberhalb des Knies ſah man eine ſtarke Vertiefung. Die Knieſcheibe war ſehr beweglich und die Sehne des triceps erſchlafft. Am hintern Theile dagegen war betraͤcht⸗ liche Ausdehnung; die Gelenkhuͤgel des Schenkelknochens bildeten eine ſtarke Hervorragung. Die Reduktion wurde mit einer Leich⸗ tigkeit bewerkſtelligt, welche Hr. Lafaye der Zerreißung der Ligamente zuſchrieb. In den naͤchſten Tagen erſchien eine ſehr ſtarke Ecchymoſe; einige Zeichen von Inflammation wichen dem Gebrauch antiphlogiſtiſcher Mittel und dem Aderlaſſe am Arm; und vom 10. Tage konnte der Kranke einige Schritte machen. Das Gelenk iſt aber etwas ſteif geblieben. Eine neue Verfälſchung des ſchwefelſauren Chi⸗ nins hat Hr. Chevallier entdeckt. in zu einem wohlfeilen Preiſe ausgebotenes ſchwefelſaures Chinin zeigte ſich weniger weiß als gewoͤhnlich, und in weniger langen und weniger nadelfoͤrmigen Cry⸗ ſtallen, hatte einen ranzigen Geruch und einen weniger bittern aber ſcharfen und den Rachen reizenden Gefchmad, Bei weiterer Unter: ſuchung ergab ſich, daß die Verfaͤlſchung in Stearin beftand, und zwar in dem Verhaͤltniß von /12. Man kann die Verfaͤlſchung leicht durch ſehr verduͤnnte Schwefelſaͤure erkennen, welche das ſchwefelſaure Chinin auflöfet, das Stearin aber unaufgeloͤſt laͤßt. (Journ. de Chimie médicale. Sept. p. 438.) : Ueber die Anſtalten der medieiniſchen Facultät der Univerfität Chriſtiania in Norwegen findet ſich ein ausführlicher Aufſatz in Gerſon und Julius's Magazin. Chemie hat ſeit 1825 Prof. Keyſer und P. Maſchmann gelehrt. Naturwiſſenſchaftliche Vorleſungen hatte bereits 1813 Pr. Rathke begonnen. Im Auguſt 1814 begann Prof. Sjel⸗ derup ſeine Vorleſungen uͤber Encyclopaͤdie der Heilkunde, im November eröffnete Prof. Sörenſen feine Vorleſungen über Heilmittellehre, ſpaͤter uͤber Pathologie, allgemeine und ſpecielle Therapie und Clinik. Prof. Thulſtrup uͤber Chirurgie, Ver⸗ bandlehre und Geburtshuͤlfe. Prof. Skjelderup fing in Febr, 1815 Vorleſungen über Anatomje und Chirurgie an, und es wurde eine ordentliche Zergliederungsanſtalt eingerichtet. Im Jahr 1818 wurde auch eine Entbindungsanſtalt errichtet und unter Prof. Thulſtrup's Aufſicht geſtellt, der auch den Heb⸗ ammenunterricht beſorgt. Das Inſtitut beſteht aus einem Zim⸗ 192 mer für 12 Schwangere, einem für 4 Wöchnerinnen', einem Entbindungszimmer und einem Zimmer fuͤr die Hebammen. Außer dem Stadtkrankenhauſe (40 Betten), dem Millitairkrankenhauſe (25 Betten) iſt jetzt ganz neuerdings auch ein Reichs krankenhaus eingerichtet. 0 E Ein perſiſcher Opium-Eſſer wird von Frazer in ſeinen Travels and Adventures in the Provinces on the Southerns Bancks of the Caspian Sea. London 1826 40 folgendermaßen beſchrieben. „Ich bemerkte eine Anzahl großer Flaſchen, die auf Geſtellen in einem Hofe ſtanden, zu welchem er allein Zugang hatte. Eines Tages geſtand er mir im Ver⸗ trauen, daß Wein darinnen ſey, welchen der alte Mann in der That ſehr liebte. Er hatte eine Neigung zum Sufismus, d. i. Freidenkerei, und eignete ſich alle Privilegien eines Derwiſch zu, ob er gleich nicht fo kuͤhn war, die äußeren Ceremonien der Res ligion zu vernachlaͤſſigen, ſondern fie vielmehr oͤffentlich genau erfuͤllte; insgeheim dagegen legte er ſich nicht den mindeſten Zwang auf. Ich erinnere mich oft, daß die Stunde des Gebets herbei kam, ohne daß mein Freund Ramzan ſich daran kehrte. Vielmehr dachte er an ſein Opium, wovon er alle Tage früh und Abends eine beſtimmte kleine Portion zu ſich nahm. Ehe dies geſchah, war er muͤrriſch, und miſchte ſeine Opiumpillen, den Augenblick aͤngſtlich erwartend, wo er ſich wieder damit berauſchen konnte. Er machte ſichs zum Geſetz, nie eher als zur beſtimmten Stunde ſein Wundermittel zu gebrauchen, damit, wie er ſagte, das Verlangen darnach nicht zunehmen moͤchte, wovon ihm die Ge⸗ fahr nicht entging. So wie der Einfluß des Mohnſafts allmaͤh⸗ lig anfing ſich ſeiner Sinne zu bemaͤchtigen, verlor ſich aus ſei⸗ nem Geſichte jedes Zeichen von Unmuth, und eine ſelige Ruhe trat an die Stelle. Keiner von ſeinen Leuten wagte es ſich ihm vor der beſtimmten Opium : Zeit zu nähern; aber etwa zwanzig Minuten nachher war er in der beſten Laune, und plauderte und ſcherzte mit allen die um ihm waren. Er gab mir oft, wenn wir beiſammen ſaßen, eine Beſchreibung dieſer Empfin⸗ dungen, und ich konnte wahrnehmen, wie ſie auf ſeine Geſichts⸗ zuͤge wirkten. Zuweilen äußerte er mir feine Beſorgniß, daß ihm dieſe Gewohnheit nach und nach den Tod zuziehen koͤnnte. Doch troͤſtete er ſich allezeit damit, daß er ſehr auf ſeiner Hut ſey, und ſeit vielen Jahren nicht mehr als die feſtgeſetzte Gabe genoſſen habe.“ Gegen Steinſchmerzen Injectionen von Oel in die Blaſe zu machen, hat ein Pr. Morres in Canada mit günftigem Erfolge an ſich ſelbſt erprobt, Er ſuchte zuerſt die Blaſe moͤglichſt zu entleeren, injicirte dann zwei Unzen kalt⸗ ausgepreßtes Ricinus⸗Oel, worauf plotzlich die Schmerzen ver⸗ ſchwanden, die untere Koͤrperhaͤlfte, wie er ſich ausdruͤckt, ihm wie neu geboren vorkam, und er wieder einen ruhigen Schlaf genoß. Da das Oel beim Uriniren zuletzt kam, ſo bemuͤhte er ſich daſſelbe ſo viel moͤglich in der Blaſe zuruͤckzuhalten, und ver⸗ ſichert, daß dies auch nicht ſchwer geweſen. Die Injektionen wurden dabei fortgeſetzt, fo daß immer zwei bis drei Unzen Oel in der Blaſe waren, und zwei Monate lang hatte er auf dieſe Weiſe ſich bereits von allen Steinſchmerzen frei gehalten. 5 Bibliographiſche Neuigkeiten. Illustrations of British Ornithology Nr. 1. Second Series. Wa- Ricerche sul moto molecolare de ’solidi,. di D, Paoli. ter Birds, Drawnandengraved by P, J. Selby. Lond. 1826. (Nachdem die Erſte Abtheilung (Landvoͤgel) in ſieben Heften, jede pon 12 Tafeln (etwa 160 Figuren zuſammen) beendigt iſt, wovon jedes Heft ſchwarz 1 J. 11 sh. 6 d. oder colos rirxt 5 1. 5 sh, koſtet, hat nun die zweite Abtheilung zu erſcheinen angefangen. 12 Tafeln in Elephant⸗Folio und auf dieſen 23 Voͤgel alle in natürlicher Größe, Auch hier koſtet das Heft co⸗ lorirt 5b —= 5 Thlr.) Dieſes erſte Heft enthaͤlt ebenfalls Pesaro 1825. Des inflammations spgeiales du tissu muqueux et en par- ticulier de la Diphtherite (eine wunderliche Namengebung) ou inflammation pelligulaire connu sous 5 nom de croup, d’angine maligne, d’angine gangreneuse etc, par horn, Medicin en chef de l’höpital de Tours, Paris 1826. 8, mit 3 lithographirten Tafeln. 10 m — x REN k Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde. Nro. 321. (Nr. 13. des XV. Bandes.) October 1826. hs ME — ù) .... ⁵Ü?Ä1 —— INN N @& Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. In Commiſſion bei dem Koͤnigl. Preußiſchen Graͤnz-Poſtamte zu Erfurt, der Koͤnigl. Saͤchſ. Zeitungs- Expedition zu Leipzig, dem G. H. F. Thurn u. Taxiſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes-Induſtrie-Com⸗ ptolr. Preis eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Rthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes 3 gr. Naturkunde. nv Deutſcher Aerzte und Nalurforſcher Nro. den 18. September 1826, zu Dresden. 37. Herr Hofeath Dr. Seiler Dr. Schillin Nro. A. Verzeichniß der anweſenden Mitglieder. u en Schlieben 1. Herr Land⸗Kammerrath Waitz aus Altenburg. 40. — Sen ⸗Medicus Dr. Schoͤne 2. — Profeſſor Hayne 41. — Struve 1 aus 3. — Profeſſor Reich 1 aus Berlin. 42. — a Dr. Thienemann Dresden 4. — Dr. Runge 43. — Secretaͤr Wiemann 3 5. — Dr. Mansfeld aus Braunſchweig. 44. — Hofrath Dr. Weigel 6. — r Dr. Otto 45. — Dr. Weller e 7. — Prof. Dr. Treviranus 46. — Dr. Kuhn 8. — Prof. Dr. Benedict N 47. — Prof. Dietrich aus Eiſenach. 9. — Prof. Dr. Lichtenſtaͤdt F aus Breslau. 48. — Dr. Neuburger 10. — Prof. Dr. Glocker 49. — Dr. Cretbſmar | aus Frankfurt a. M. 11. — Prof. Dr. Purkinje 50. — Bergrath Lampadius. f 12. — Prof. Müller g 51. — Inſpector Breithaupt aus Freiberg. 13. — Prof. Reichart aus Doͤhlen. 52. — Bergmeiſter von Weißenbach 14. — Hofrath Dr. Althof * . 9 53. — Hofrath Nürnberger aus Goͤrlitz. bete Bee a 17. — Prof. Dr. Carus N 86. 5 4 eg ger aus Halle. 18. — Prof. Dr. Choulant 9 — len 0 erst gin . 19. — Hofrath Dr. Erdmann 88 Ben N Ns Der dee Dr> Sie inus 58. — egierungsrath Prof. r. Ritgen aus 21. — Hoftath Dr. Francke 509. — Profeſſor Dr. Wilbrand Gießen. 22. — Dr. Francke 60. — Hofrath Dr. Munke , > 23. — Geheimer Cabinetsrath Heyer 61. — Hofrath Dr. Gmelin 1555 Heidelberg. 24. — Prof. Haan Bel ee er 8 91 25 De e Hohenheim bei Stuttgart. 26. — Dr. Hedenus 6 D aus Jena. 27. — Prof. Haſſe 4. — Profeſſor Dr. Huſchke 28. — Leibwunbarzt Dr. Koberwein 65. — Hofrath Dr. Muͤnzbaus Landshut. 29. — Hofrath Dr. Kreyſig 66. — Dr. de Haen aus Leyden. 30. — Dr. Kuhn f 67. — Prof. Dr. Weber Zt. — Inſpector Lohr mann 68. — Prof. Pohl aus Leipzig. 32. — Prof. Dr. Ohle 5 69. — Prof. Dr. Haspar 33. — Dr. Poͤnitz. 0 70. — Dr. Meding aus Meißen. 34. — Prof. Dr. Prinz zu — Hofrath Dr. Tileſius aus Muͤhlhauſen. 35. — Prof. Dr. Raſchig 72. — Dr. Schmalz aus Pirna. 36. — Prof. Dr, Reichenbach 73. — Graf C, von Sternberg aus Prag. 13 74. Herr Geh. Hofrath Dr. Sulzer aus Ronneburg. 75. — Dr. Geitner aus Schneeberg. 76. — Oberforſtrath Cotta 5 22. — Mob Reum ER ‘ 78. — Prof. Tappe aus Tharand. 5 Prof. Krutzſch 80. — Dber-Medicinalta'h v. Froriep a. Weimar, Theilnehmer an den Verſammlungen waren außer den obgenannten noch: 81. Herr Teichmann aus Altenburg. 82. — Collaborator Aßmann Y 83. — Heinemann aus Braunſchweig. 84. — Geh. Kriegs-Kam. Rath v. Broitzen] 85. — Inſpector Blochmann 86. — Geh. Kriegs: Kam, Rath von Erd— mannsdorf 87. — Dr. Flemming jun. 88. — Dr. Hille 99. — 5 0 Kam. Rath Landsberger 90% — Pech 91. — aa Peſchel 92. — Rumpelt 93. — Die Landbaumeiſter S ch h. 94. — Schaͤffer g u 95. — En, Medicus Dr. Sahtfelder aus 96. — Muͤnzmeiſter Studer Dresden 97. — Geh. Finanz: Rath v. Flotow 8 98. — Director Bloch mann 99. — Hofprediger Friſch Kammerh. u. Juſt. Rath v. Hopff⸗ 100. — garten 10 f. Geh. Referendar Kluge 102, — Sonntag 103. — Dr. Almer 104. — Dr. Arnhold 5 105. — Hofrath Dr. Schwarz 106. — Dr. Gräfe 107. — Dr. Hartmann 108. — Dr. Kretſchmar aus Goͤrlitz. 119. — Prof. Dr. Scheidler aus Jena. 110. — Hofmeiſter aus Leipzig. III. — Dr Weigel FEN 112. — Dr. Abendroth auh feng 113. Gutsbeſitzer Bieſes r 114. — Amtsr. Block aus Sälelien. 115. — Dr, Hirt aus Zittau. B. Verzeichniß der Vorträge, vom 18. bis 23. September 1826 gehalten worden find, 1) Profeſſor Treviranus, uͤber das Inſect, welches die wilden Feigen in Oberitalien bewohnt. 2) Derſelbe, über die waͤſſerigen und Iuftförmigen Ausſcheidungen der blaͤtterigen Pflanzentheile. uͤbergießt, welche in den Sitzungen ——ů— 17 196 3) Bergrath Lampadius, uͤber den Schwefelkohlen⸗ Foff oder Schwefelalkohol und über deſſen Anwendung in der Heilkunſt. 4) ) Dr. Mansfeld zeigte gediegenes Meſſing aus Siber en vor. 5) Profeſſor Dr. Carus theilte ſeine Entdedung % nes deutlichen Blutlaufes in Inſectenlarven mit. 6) Profeſſor Dr. Cretzſchmar ſpricht uͤber ſteben Species Africaniſcher Hunde, welche Ruͤppell eingeſendet hat und legt Zeichnungen von denſelben vor. 7) Derſelbe, uͤber eine merkwuͤrdige Schaͤdelbildung des Männchens der Giraffe. 8) Dr. Runge zeigte ein galvano⸗ chemiſches Erper riment. Wenn man Queckſilber mit Kochſalzaufloͤſung und einen Kupfervittiolkryſtall darauf legt, ſo ſieht man noch keine Bewegung; fo wie man das Queck- ſilber aber mit einem Eiſenſtabe berührt, erfolgt eine hef⸗ tige jedoch unbeſtimmte Rotation. Dabei verkupfert ſich das Queckſilber und das Eiſen pt, fih in der Salzloͤ⸗ ſung auf. 9) Oberforſtrath Cotta, uͤber den Kammerbühl bei Franzensbrunn. 10) Hof- und Medicinalrath Dr. Erdmann, übe die von ihm erfundene Geſchwindſchreibekunſt. 11) Bergrath Lampadius machte nachtraͤglich Ver⸗ ſuche mit dem Schwefelkohlenſtoff, um zu zeigen, wie leicht er ſich mit andern Arzneimitteln verbinden laßt und wie ſchnell er Kampher, Phosphor u. dgl. aufloͤſtt.— 12) Profeffor Dr. Prinz, über die Melanofen. 13) Inſpector Breithaupt lieſ't einen Aufſatz von Hrn. v. Freinsleben uͤber merkwuͤrdige Vorkommniſſe in Kalkſchlotten. 14) Hofrath Nurnberg er zeigt ein foſſiles Elennge⸗ weih vor. | 15) Inſpector Dr. Thienemann traͤgt einen t der Geſchichte der Zoologie vor. 16) Derſelbe ſpricht uͤber die Seahtoscie der Sir gethiere. ) 17) Eine Abhandlung des Dr. Groh über 10 Wechſefteber zu Wechſelburg, welche derſelbe eingeſchickt hat, wird der Verſammlung vorgelegt. 18) Hofrath Seiler haͤlt einen Vortrag über die Bildung der Darmzotten. 19) Derſelbe ſpricht uͤber Hermaphesditen gi n überhaupt und beſchreibt ein hypoſpadiaͤes Schaaf, welches lebend in der Thierarzneiſchule zur Anſicht bereit ſtand, und die mißgebildeten weiblichen Geſchlechtstheile eines Haaſen mit langer dem Penis ahnlicher Clitoris, und an diefer hin verlängerter Scheide. 20) Heinemann aus Braunſchweig zeigte ſeine Wachspraͤparate von dem Gehege und anderen anatomi⸗ ſchen Gegenſtaͤnden vor. 7 21) Dr. Struve über die Entſtehung der natüti⸗ chen Mineralwaſſer. 22) Graf Sternberg ſpricht von den fogenannten Staarſteinen, 197 23) Profeſſor Zenneck befchreibt ein von ihm ein: gerichtetes Aeroſcop. 24) Profeſſor Reum, über den thieriſchen Magne⸗ tismus. A 25) Derſelbe, Über die Spfralgefaͤße der Pflanzen. 426) Hofrath Wilbrand las eine Abhandlung über die Reſpiration vor. n 27) Derſelbe kuͤndigt an, daß er von der Schrift: Novorum vegetabilium descriptiones in lucem pro- deunt opera Peuli de la Llave et Joan. Laxarsa. Mexici 1824. eine neue Ausgabe beſorgen werde. f 28) Profeſſor Reichenbach ſpricht über das Prin⸗ eip der Pflanzenordnungen. f 29) Inſpector Lohrmann entwickelt die Grundſaͤtze, welche er bei feiner Mondtopograrhie befolgt, zeigt feine neueſten Arbeiten fuͤr ſeine Mondtafeln und einige ſeltene ältere Mondtafeln vor. 30) Hofrath Oken hält einen Vortrag Über die Foͤ⸗ tus huͤllen, die Entwickelung des Foͤtus, fein Athmen und ſeine Ernaͤhrung. i 8 31) Profeſſor Otto gab einen kleinen Auszug aus einer von ihm hereuszugebenden Anatomie des Geſchlechtes Dipus. 10 8 332) Derſelbe, Über den Blutlauf winterſchlafender Saͤugthiere. nt j 33) Inſpector Breithaupt zeigte Topasafterkryſtal⸗ liſationen. 34) Derſelbe hielt einen Vortrag uͤber die Wis⸗ muthblende, welche der Zinkblende ſehr aͤhnlich iſt und ausfuͤhrlich beſchrieben wird. 35) Dr. Geitner theilte Verſuche über. Darftellung eines reinen Nickels mit. i 306) Hofrath Boͤttiger ermunterte zu einer neuen Ausgabe des Plinius und einer Ueberſetzung deſſelben. 337) Profeſſor Purkinje erläuterte feine Beobachtun⸗ gen uͤber das Ei vor dem Bebruͤten durch Praͤparate. 238) Ober⸗Medicinalrath v. Froriep ſpricht über die Veränderung der geburtshuͤlflichen Lehrſaͤtze von den regel— widrigen Kindeslagen, in Bezug auf die neueſten Schrif— ten von Boer und Dugés. 30) Hofrath Helwig ſchickt von ſeiner Byssus sep- tica ein Exemplar ein. 4390) Hofrath Muͤnz zeigt mehrere Tafeln aus dem ‚zten Band feines anatomiſchen Steindruckwerks vor und ſpricht dabei über das Verfahren, um die Lage der Einge— weide in der Unterleibshöhle richtig darzuſtellen, über eine von ihm aufgefundene Muskelfaſerlage zwiſchen den Plat— ten der Schleimhaut an den Taſchen des Kehlkopfes, und uͤber den Urſprung der Ausfuͤhrungsgaͤnge in den Abſonde— rungsorganen. 41) Profeſſor Reichenbach theilte der Verſamm— lung folgende Gegenſtaͤnde mit: a. Die Ankündigung einer Flora Braſilien's durch die Oeſterteichiſchen Naturforſcher, redigirt vom Dr. Pohl. eu 198 b. Die Ankündigung einer pharmaceutifchen Botanik von Dr. Wagner. c. Eine Bekanntmachung des Dr, Tauſcher, daß er Beiträge zu ſeinem Werke über die Literatur der Entomo— logie wuͤnſche und im Begriff ſey zwei Schriften, die eine uͤber den Humus, die andere über die V' minderung der tropfbaren Fluͤſſigkeiten auf Erden herauszugeben. d. Nachrichten von Steudel's und Hochſtetter's Verein zur Ausſendung von Reiſenden um Naturalien zu ſammeln. e. Eine Bekanntmachung uͤber die auf Actien in glei- cher Abſicht zu unternehmende Reiſe des Hrn. Holl nach Portugal. 42) Profeſſor Schweigger berichtet den Fortgang des Vereins zur Verbreitung von Naturkenntniſſen und hoͤherer Wahrheit. 43) Profeſſor Dr. Weber ſpricht über feine Auffin⸗ dung von 10 Augen an jungen Blutegeln und einige an— dere an dieſen Thieren gemachte Beobachtungen. 44) Derſelbe theilt feine Unterſuchungen über das Geſchmacksorgan der Karpfen mit. 45) Profeſſor Glocker, uͤber das Vorkommen des Kalaites in Schleſien. 46) Hofrath Boͤttiger ſpricht im Namen des mer gen Krankheit abweſenden Hofrath Dr. Weigel uͤber die von Letzterem unternommene Bearbeitung des Dioskorides, Er bietet deßhalb Botanikern ſeine Materialien zur Heraus— gabe und zur Ueberſetzung des Dioskorides an. 47) Regierungsrath Dr. Ritgen kuͤndigt die Her⸗ ausgabe und die wirkliche Erſcheinung des allgemeinen Deutſchen Journals fuͤr Geburtskunde an. 48) Profeſſor Pohl beſchreibt eine von ihm beobach⸗ tete Erſcheinung in der Atmoſphaͤre, die mit dem fliegens den Sommer in Verbindung zu ſtehen ſcheint. 40) Geh. Hofrath Sulzer erſtattet einen kurzen Bericht über Dr. Urb an's Methode zur Verhuͤtung der Waſſer— ſcheu. 50) Apotheker Engelbrecht theilt eine Beobachtung über Kiyſtalliſation des gegluͤhten, gepulverten und ges ſchlaͤmmten Blutſteins mit. 51) Profeſſor Huſchke ſpricht über die Bedeutung der Schilddruͤſe, welche nach ſeiner Meinung Rudiment der Kiemen iſt und theilt ſeine Beobachtungen uͤber die Me— tamorphoſe der aus dem Herzen abgehenden Blutgefaͤße beim bebrüteten Hühnchen in Zeichnungen mit. 52) Hofrath Seiler zeigt fein Bruchmeſſer und fein Inſtrument zum Herausnehmen eingekeilter fremder Koͤr— per aus den Augen und zur Operation der Pterygien vor. Auch zeigt derſelbe, unter Beziehung auf Wedemeier's Vermuthung, daß der Sehnerve urſpruͤnglich hebt ſey, ein Praͤparat von einem Waſſerkopf, bei welchem der Sehnerve hohl gefunden worden iſt, ohne jedoch dieſes Hohlſeyn des Sehnerven als einen vollguͤtigen Beweis der urſpruͤnglichen Hohlheit anzugeben. 1 199 C. Einige Bemerfuungen über die diesjaͤh⸗ 8 rige Verſammlung. Die Verſammlung Deutſcher Aerzte und Naturfor⸗ ſcher hatte (wie Notizen Nro. 243. S. 5. angekuͤndigt war) dieſes Jahr zu Dresden ſtatt und dauerte, vom 18. bis 23. Sept., 6 Tage. Daß ſie zahlreich beſucht war, ergiebt ſich aus dem erſten Verzeichniſſe (obgleich daſſelbe nicht ganz vollſtaͤndig iſt, weil einige ſich aufzuſchreiben unterlaſſen haben). In einem großen Saale des Landhauſes, wo das le— bensgroße Bild des nicht bloß von Seinen Unterthanen ver— ehrten Königes von Sachſen aufgeſtellt iſt und gewoͤhnlich die Plenarverſammlungen des K. S. Landtages gehalten werden, wurden die Sitzungen gehalten. Von dem Director Sei— ler und Prof. Carus, Geſchaͤftsfuͤhrer und Secretaͤr der Geſellſchaft, war alles auf die muſterhafteſte Art vorbereitet und eingeleitet. Die dazu beſtimmten Stunden waren die von 9 — 1 üÜhe. Mehreren Sitzungen wohnten, außer den Na: turforſchern und Aerzten, auch S. K. H. der Prinz Johann und mehrere der höheren Staatsbeamten bei. Die früheren Morgenſtunden und der Nachmittag wurden verwendet, um die mannichfaltigen Koͤnigl. Anſtalten, Muſeen und Samm— lungen fuͤr Wiſſenſchaft und Kunſt, welche auf Befehl S. M. des Königs den anweſenden Naturforſchern und Aerz— ten die Zeit uͤber geoͤffnet waren, und die mit Zuvorkom— men zuganglich gemachten Sammlungen und Unterneh⸗ mungen mehrerer Privatperſonen in Augenſchein zu neh⸗ men. Das Mittageſſen wurde gemeinſchaftlich bei einem Reſtaurateur eingenommen und vereinigte gewoͤhnlich die meiſten Fremden und mehrere Einheimiſche; der Abend war dem Beſuche des Italieniſchen und Deutſchen Thea— ters und geſelligen Vereinigungen in Folge von Einla⸗ dung oder Verabredung gewidmet. Alle Anweſende, Einheimiſche wie Fremde, ſchienen bes friedigt. Wie ſollte es aber auch anders ſeyn, da bei dies ſer Verſammlung intereſſante Vortraͤge und Geſpraͤche uͤber dieſelben, das Wiederſehn alter Freunde und die Erinne— rung fruͤherer Zeit, manche neue Bekanntſchaft, die in Freundſchaft uͤbergeht oder Verbindungen fuͤr die Zukunft veranlaßt, zuſammentreffen, und wo uͤberdieß keine Amts⸗ miene ſtoͤrt, keine Geſchaͤftsſorge druckt! Daß in Dresden nun noch die herrlichſte Gegend und in dieſem Jahre das ſchoͤnſte Wetter hinzukam, trug nicht wenig dazu bei, die Annehmlichkeiten der Verſammlung zu erhoͤhen. In dieſer Hinſicht muß ich auch beſonders eines Feſtmahls erwähnen, welches die Mitglieder der Geſell⸗ ſchaftder Natur- und Heilkunde und der Werner⸗ ſchen mineralogiſchen Geſellſchaft in dem Local des Link'ſchen Bades, den fremden Naturforſchern und Aerzten zu Ehren, veranſtaltet hatten. Gedichte von Tiedge, Wink⸗ ler (Theodor Hell), Foͤrſter, Dr. Hedenus und Boͤtti— ger lieferten den Beweis, daß die der Verſammlung Deut— ſcher Naturforſcher zum Grunde liegende Idee nicht bloß bei Aerzten und Naturforſchern von Fach Eingang gefun— den habe. Muſik erheiterte das Mahl, und die Toaſt's 200 gaben zu manchen intereffanten Aeußerungen Gelegenheit, wovon ich nur der Bemerkungen des Hrn Caonferenzminiſters von Noſtitz⸗Jaͤnkendorf, uͤber die Zweckmaͤßigkeit ei⸗ nes Reconvalescenten-Hauſes, für Irrenanſtalten, wie jetzt ein ſolches auf dem Sonnenſteine eingerichtet wird, gedenken will. Ueber die einzelnen Vortraͤge in den Sitzungen hier in's Detail zu gehen, wuͤrde jetzt zu weit fuͤhren. Doch behalte ich mir vor, auf einige zuruͤckzukommen. Ueber⸗ dieß werden die meiſten wohl in der Iſis gedruckt wer⸗ den. — Auch uͤber die Anſtalten, welche befucht wurden, hier Bericht erſtatten zu wollen, kann nicht meine Abſicht ſeyn; obgleich ich dieſelben, z. E. die mediciniſch-chirurgi⸗ ſche Academie, das K. Naturaliencabinet, die K. Blinden⸗ anſtalt zu Dresden, die Irrenanſtalt auf dem Sonnenſtein, das Waiſenhaus zu Pirna, die Struve ' ſche Anſtalt zur Bereitung kuͤnſtlicher Mineralwaſſer zu Dresden, mit gro— ßem Intereſſe geſehen habe und auch wohl eins und das andere mitzutheilen gedenke. Ich habe mich gefreut, daß meine Verhaͤltniſſe mir geſtatteten, auch dieſer fünften Berſammlung anwohnen zu koͤnnen, und wenn es mir irgend moͤglich iſt, ſo denke ich mich auch in Münden einzufinden, wo man ſich naͤch⸗ ſtes Jahr zu verſammeln beabſichtigt. F. Moor- und Haidebrände, Zu den merkwuͤrdigen Erſcheinungen dieſes heißen Sommers, lieſ't man im Philosophical Magazine, Au⸗ guſt d. J., gehören inſonderheit die häufigen Moorbrände, In Yorkſhire find die Moore in der Nachbarſchaft von Sheffield in Brand gerathen. In Schottland hat ein be— deutender Haide- und Waldbrand gewuͤthet. Dieſelbe Er— ſcheinung iſt in Staffordſhire und Cambridgeſhire vorges kommen. Auch aus Holland und Schweden werden Moor⸗ und Waldbraͤnde gemeldet, und um Petersburg find gleich— falls in der Mitte Juli Haiden in Brand gerathen. Große Strecken Schaafwaiden find gänzlich zerſtoͤrt, und die Hoffnungen der Jagdfreunde, welche die Moore von Melt » Riding zum Schauplatz ihres Ruhmes zu ma— chen gedachten, ſind vernichtet. Das Feuer hat ſich nicht allein über weite Diſtricte der Oberflaͤche verbrei⸗ tet, ſondern iſt auch tief in den Grund gedrungen und hat nicht allein das Moos, fondern auch den tiefer liegen den Torf verzehrt. In einigen Gegenden iſt es eine weite Strecke im Grund fortgelaufen und an einer andern Stelle wieder ausgebrochen. Flammen und Rauch vereint geben von den Anhoͤhen, von welchen man dieſe Gegend uͤberſe⸗ hen kann, einen fuͤrchterlichen Anblick. Hawkesworth⸗ Moor iſt gänzlich verzehret; vom Ilkley- Moor find 500 Acres verbrannt; man hat keine Hoffnung etwas von Bingley-Moor zu retten; Burley-Moor ſteht in Flam⸗ men und iſt zum Theil verbrannt; Thornton Moor iſt ganz verzehrt und mit ihm aller junge Anwuchs, deſſen Anpflanzung 2,000 Pfd. St. koſtete. Oaksworth-Moor iſt ganz vom Feuer verwuͤſtet; Ovenden-Moor, Holme⸗ Moor, Barnſall- Fell-, Hebden- und Graſſington-Moor ſtehen in vollen Flammen. In dem Sheffield Indepen- 201 dent findet man in dieſer Hinſicht Folgendes: Eines Abends zeigte die Atmoſphaͤre ein hoͤchſt eigenthuͤmliches Anſehn; bei Sonnenuntergang haͤuften ſich in Oſten ge: waltige Gewitterwolken über einander, welche eine ungez wohnliche Dunkelheit veranlaßten, und die durch die vor, hergehende Hitze ausgetrockneten, 2 Meilen nordoͤſtlich von Sheffield liegenden Moore durch Blitzſchlaͤge entzuͤndeten. Die Haiden an der Weſtſeite der Pflanzung des Herrn James Rimington unweit Sheffield litten zuerſt von dem verheerenden Elemente; am folgenden Tage fand ſich, daß auch das Moor, welches Hobſon Moor heißt, Feuer gefangen habe und tief im Grunde brenne. Dieſe Verheerung dauerte die letzten 14 Tage unaufhaltſam fort, und die Oberflaͤche des brennenden Bodens kann auf nicht weniger als 8,000 Acres berechnet werden. Das Land gewaͤhrt da— durch einen hoͤchſt uͤberraſchenden Anblick. Man ſieht den Rauch, ehe man nach Bradfield koͤmmt, und iſt man durch das Dorf zwei Meilen gegen Broomhead-Hall gekommen, fo ſteigen an der Weſtſeite des Moors ungeheure Dampf: wolken auf, durch welche die Flammen von Zeit zu Zeit emporſchlagen. Man ſieht die Voͤgel, deren es dort eine große Menge giebt, ſich vom Boden erheben und in ent— fernteren Gegenden eine Zuflucht ſuchen. Wir fuͤgen hin⸗ zu, daß in der Sachſenchronik folgendes gemeldet wird: „Jahr 1032 erſchien das wilde Feuer, wie kein Menſch ſich deſſen fruͤher erinnert. Im Jahr 1084 that das wilde Feuer in Derbyſhire großen Schaden. — Im Jahr 1077 war gleichfalls ein trockner Sommer und das wilde Feuer verbreitete ſich Uber viele Grafſchaften, verbrannte verſchie— dene Staͤdte, und viele Orte wurden dadurch beſchaͤdigt.“ M. i Seo ehen. Ueber das Leuchten der Augen der Thiere hat Hr. Dr. Eſſer in Coͤlln einige Beobachtungen ange⸗ ſtellt und (in Kaftner’s Archiv für die geſammte Natur: lehre VIII. 4. S. 394) bekannt gemacht, nach welchen das Leuchten nie in voͤlliger Dunkelkeit ſondern nur dann ſtatt hat, wenn etwas Licht in das Auge fallen kann, daß die Augen der todten Katze weit ſtaͤrker leuchteten als waͤh— rend ihres Lebens der Fall geweſen war, daß dieſes Leuchten der Augen nach dem Tode allmaͤlig ſchwaͤcher wurde, ſo wie ſich die Hornhaut mehr und mehr truͤbte, und mit der Zerſetzung des Auges völlig verſchwand, daß an todten Katzenaugen die Hornhaut mit der Scheere weggenommen werden konnte, ohne daß das Leuchten der Augen ge— ſchwaͤcht wurde (nur ging die Farbe des Leuchtens aus gelblichgruͤn in blaßgruͤn uͤber), daß auch nich Wegnahme der Iris das Leuchten der todten Augen fortdauerte, dage— gen aber die Wegnahme der Linſe die Intenſitaͤt des Lichts und deſſen gruͤne Farbe merklich ſchwaͤchte, und daß ei— gentlich das von Pigment freie tapetum im hintern Theile des Auges die Spiegelung der Lichtſtrahlen verurs ſache und ſo das Leuchten bedinge. Kakerlaken. — Es war die Nachricht verbreitet, daß ſich in Lerbach zwiſchen Clausthal und Oſterode ein Ehepaar von Kakerlaken befaͤnde. Bei deßhalb angeſtellter Nachfrage aber ergiebt ſich, daß es kein Ehepaar, ſondern ein Geſchwiſterpaar iſt, deren Aeltern Holzarbeiter waren, aber beide geſtorben ſind. Der maͤnnliche Kakerlake iſt jetzt verheirathet, hat einen Sohn, der aber nicht Kakerlake iſt, die Schweſter iſt noch ledig. Die Aeltern dieſer beiden Kakerlaken waren nicht Kakerlaken. ee eee ee ee Verſuche uͤber die Wirkung der Compreſſion bei vergifteten Wunden ). Von J. Bouil laut. Es iſt gegenwaͤrtig eine allgemein bekannte Sache, daß der groͤßte Theil der heftigſten Gifte nur dann allge— meine Zufaͤlle und den Tod herbeifuͤhrt, wenn eine Ein— ſaugung und ein Uebergang in den Blutumlauf erfolgt iſt. Aus dieſer Wahrheit folgt unmittelbar, daß, wenn man im Stande waͤre, in dem Theile, welcher mit dem Gifiſtoff in Berührung gekommen iſt, entweder die Ein— ſaugung oder die Circulation zu hemmen, man zu gleicher Zeit den Zufaͤllen und dem Tode vorbeugen wuͤrde, die außerdem ſich ſicher einſtellen muͤßten. Dieſe Folgerung war noch nicht durch hinlaͤnglich zahlreiche und unmittel— bare Verſuche begruͤndet worden, als neuerdings der Dr. Barry der medicinifhen Section der Academie einen Auf— ſatz vorlas, in welchem er ſich zu beweiſen bemuͤht, daß *) Archives générales de Médecine; Tome VII. Septbr. 1826. Warn e e durch die Anwendung von Schroͤpfkoͤpfen auf vergiftete Wunden die Entwickelung der Erſcheinungen der Vergif— tung verhindert werde. Nun beruht aber dieſe heilſame Wirkung der Schroͤpfkoͤpfe nur in dem Umſtande, daß ſie die Einſaugung verhindern; ſie bilden eine wahre antago— niſtiſche Kraft, welche derjenigen entgegenwirkt, die das Blut aus allen Theilen nach dem Herzen zieht. Dieſe Fluͤſſigkeit ſtroͤmt alsdann, ſtatt ſich nach dem Mittelpuncte der Circulation hin zu begeben, in Folge einer Art umge- kehrter Einſaugung in den Schroͤpfkopf über. Dieſe nuͤck⸗ gängige Bewegung des Blutes gegen den Schroͤpfkopf hin iſt aber das Reſultat des Druckes, den die Luft auf die, den Schroͤpfkopf umgebenden, Theile ausuͤbt. Es entſtand daher die eben ſo intereſſante, als wichtige Frage, ob ein bloß einfacher Druck auf eine vergiftete Wunde nicht die— ſelben Wirkungen hervorbringen wuͤrde, und wenn dieſes nicht der Fall fen, ob ſich nicht der Zweck durch eine über dieſer Wunde angebrachte Ligatur erreichen laſſe? Dabei wird freilich angenommen, daß ſich die Wunde an einem Theile des Körpers befinde (3. B. an einem Glied), wel— cher mit einer Ligatur umgeben werden kann. Die Ver⸗ 205 85 ſuche, welche ich jetzt mittheklen will, werden in dieſer Hin: ſicht keinen Zweifel uͤbtig laſſen. I. Verſuch. — Um 11 Uhr 14 Minuten brachte ich 3 Gran Strychnin am Schenkel eines Kaninchens in's Zellgewebe. worden war, wurde am Schenkel eine Ligatur angelegt. 17 Minuten nach der Operation bemerkte man am Thier noch kein Zeichen der Vergiftung; aber nach Verlauf von 21 Minuten Convulſionen und Geſchrei. Hierauf wurde die Stelle, auf welcher das Gift ſaß, ſtark mit der Hand gedruckt, und die Symptome der Vergiftung ſchwanden bald; das liegende Kaninchen ſuchte auf die Fuͤße zu kommen und zu entfliehen. Die Compreſſion wurde 28 Minuten lang fortgeſetzt, und man bemerkte waͤhrend dieſer Zeit nicht nur keine Convulſionen, ſondern das Thier ſchien ſich auch ganz in feinem naturlichen Zuſtande zu befinden. 2 Minuten nach 12 Uhr warde der Druck unterlaſſen und nach 6 Minuten brachen tetaniſche Convulſionen aus, wel— che durch einen neuen Druck, entweder mit der bloßen Hand, oder mit einem gewoͤhnlichen Schroͤpfkopfe, feſt auf die Stelle gehalten, wo das Gift ſaß, ohne luftleer ge— macht worden zu ſeyn, beſeitigt wurden. Eine ſchwache Verminderung des Drucks war hinreichend, um die Con— vulfionen wieder herbeizufuͤhren, die bei einer Vermehrung des Drucks jeder Zeit wieder verſchwanden. 22 Minuten nach 12 Uhr wurde der Druck ganz unterlaſſen, und um dem Thiere längere Leiden zu erſparen, brachte ich ihm ei— nige Tropfen Blauſaͤure auf das Auge. Bald trat eine convulſiviſche Erſtarrung des Ruͤckgrates ein, — das Thier knirſchte mit den Zaͤhnen, ſtieß vor Schmerz einige Toͤne aus und ſtarb nach einigen langſamen und tiefen Athem⸗ zuͤgen. 2. Verſuch. — Um 11 Uhr 22 Miuuten brachte ich 3 Gran Strychnin in das Zellgewebe des Schenkels eines erwachſenen Kaninchens. Nach 8 Min. Geſchrei, allgemeine Convulſionen, Erſtarrung der Glieder. Ich druͤckte ſogleich mit der Hand auf die Wunde, und das Geſchrei, nebſt den convulſiviſchen Bewegungen, verſchwand faſt augenblicklich. Ich unterließ den Druck, und die Convulſionen kehrten zuruͤck. Hierauf uͤbte ich den Druck mit einem Schroͤpfkopf aus, welcher nicht luftleer gemacht worden war, und die Erſcheinungen der Vergiftung ver— ſchwanden. Nachdem der Schroͤpfkopf abgenommen mot: den war, trat binnen 2 Minuten eine tetaniſche Erſtar— rung ein, welche durch einen neuen Druck mit dem Schröpf: kopfe binnen 1 Min. gehoben wurde. Ich unterließ den Druck: die Convulſionen kamen nach 2 Min. wieder zum Vorſchein, verſchwanden aber von neuem, als das Glied mit der Hand gedruͤckt wurde. Endlich wurde das Ka- ninchen, nachdem man die Vergiftungs wunde gewaſchen hatte, ſich ſelbſt uͤberlaſſen, und es ſchien noch ziemlich leb— haft zu ſeyn, jedoch nach kurzer Zeit ſtellten ſich neue Con⸗ vulſionen ein, und es ſtarb. 3. Verſuch. — Ich brachte 2 Gran Strychnin am innern Theile des Schenkels eines Kaninchens in's Zellgewebe, nachdem ich uͤber der Wunde eine ſehr feſte Ueber der Stelle, wo das Gift eingebracht 204 Lizatur angelegt hatte. Es zeigten ſich keine Erſcheinun⸗ gen der Vergiktung. Die Ligatar wurde abgenommen, und es traten Cöndulſtonen ein, welche nach abermaliger Anle⸗ gung der Ligatur ſchnell verſchwanden. Als endlich die Ligatar ganz abgenommen worden war, ſtarb das Thier bald an heftigen Convulſionen. de 4. Verſuch. — Um 22 Uhr 46 Min. brachte ich 2 Gran Stiychrin am innern Theil 955 Schenkels eines Kaninchens in's Zellgewebe und legte uͤber der Wunde eine Ligatur an. Waͤhrend der 4 darauffolgenden Minuten bo⸗ ten ſich keine Erſcheinungen der Vergiftung dar; das Thier fraß wie gewöhnlich und hatte nichts von feiner Lebhaftig⸗ eit verloren. Um 4 Uhr, als ich den vergifteten Schen⸗ kel unterſucht hatte, um zu erforſchen, ob die Waͤrme def ſelben durch die Ligatur betraͤchtlih vermindert worden ſey, ſtellten ſich in Kuͤrze eonvulſiviſche Zuckungen ein, die ich dem Umſtande zuſchrieb, daß vielleicht die Ligatur Todes geworden ſey. Ich zog fie deßhalb feſter zu, und nach ei— ner Minute war der conſulſiviſche Anfall verſchwunden. Am Thier ließ ſich nichts Außergewoͤhnliches bemerken, bis gegen 9 Uhr des Abends, wo während meiner Anweſenheit ein neuer Anfall ven Convulſionen eintrat, an welchem es ſtarb. Ich glaube indeſſen, daß es auch dieſem Anfalle noch nicht unterlegen haben wuͤrde, wenn die Ligatur aber⸗ mals feſter zuſammengezogen worden waͤre. Soviel iſt indeſſen gewiß, daß es mit Huͤlfe dieſer Ligatur ungefahr 9 Stunden lang gelebt hat, waͤhrend es, ohne dieſelbe und nach der Vergiftung ſich ſelbſt uͤberlaſſen, binnen 8 oder 10 Min. geftorben ſeyn wuͤrde. 5. Verſuch. Um 12 Uhr 54 Min. brachte ich 2 Gran Strychnin 10 das Zellgewebe eines Kaninchens am innern Theile des Schenkels. Nach 8 Min. traten Convulſionen ein: ich druͤckte das Glied feſt in meiner Hand, und faſt augenblicklich verſchwanden die Zufaͤlle. Ich unterlaſſe das Drücken, und nach 2 Min. kehrten die Con⸗ vulſionen zurück. Sie waren ſchrecklich; das Thier ver⸗ drehte die Augen ſtieß Klagetoͤne aus, und der Kopf wur⸗ de ihm auf den Ruͤcken gewendet; der Tod ſchien unver⸗ meidlich zu ſeyn. Nachdem aber einige Minuten lang ein heftiger Druck bloß mit der Hand angewendet worden war, wurden die Symptome milder, der Kopf kehrte in ſeine natürliche Lage zurüc und die convulſiviſchen Bewegungen der Augen verſchwanden. und das Thier ſchien ſehr krank zu ſeyn; aber in den fol⸗ Die Glieder waren noch ſtarr, genden Minuten beſſerte es ſich immer mehr. Es wurde hierauf wit einem gewoͤhnlichen, nicht luftleer gemachten Schroͤpfkopf Druck angewendet, und nach 8 Minuten be— fand ſich das Kaninchen ſehr wohl und ſuchte durch die Flucht zu entkommen. 4 Minuten nachher wurde der Druck von neuem unterlaſſen, und augenblicklich ſtellten ſich fuͤrch⸗ terliche Gonvulfionen ein, während welcher das Thier ei— nen heftigen Sprung machte. Sie waren verbunden mit Zaͤhnknirſchen, tetaniſcher Errſtarung, Unterdruͤckung der Bewegungen des Herzens und der Reſpiration. Nachdem einige Augenblicke lang ein neuer Druck angewendet wor— den war, bemerkte man am Thier, welches wir fuͤr todt 205 hielten, wieder einige Bewegungen der Bruſt, als ob es wieder att men wolle, und auch die Herzſchlaͤge wurden wies der merkbar. Dieſe phyſiologiſche Auferſtehung dauerte nicht lange, oder miflarg vielmehr gaͤnzlich, indem der voͤhige Tod des Thieres bald erfolgte. Ich wollte auch die Wirkung der Blutegel (eine Act lebendiger Schroͤpfkoͤpfe) um eine Stelle herum unterſuchen, in welche Gift einge bracht worden war, und machte deßhalb folgenden Ver— ſuch, der unglücklicher Weiſe meinen Erwartungen nicht entſprach. 6. Verſuch. — um 10 Uhr 25 Gran Strychnin am innern Schenkel in das Zellgewebe eines Kaninchens, nachdem ich um dieſe ganze Stelle herum verher die Haare abgeſcheren hatte. 6 Blutegel wurden um die vergiftete Wunde herum ans geſetzt, aber keiner derf Iben wollte anfallen. Sie verlo— ten ſaͤmmtlich in kurzer Zeit ihre Activitaͤt, wurden ſchlaff, Meat und ſtarden endlich. Da ich aber den franz ken Schenkel druckte, fo kam bei'm Kaninchen kein Zei chen der Vergiftung zum Vorſchein. Als ich dagegen auf: Höcte zu drucken, und das Thier in Freiheit ſetzte, brachen die Convulſionen bald aus und fuͤhrten den Tod herbei. Waͤhrend dieſer Verſuch die ſchon erhaltenen Reſul— tate mit beſtaͤtigen hilft, ſcheint er zugleich zu beweiſen, daß Blutegel, auf eine vergiftete Stelle geſetzt, ſterben koͤn— nen, ohne das Blut dieſes Theiles ausgeſaugt zu haben. Es wuͤrde intereſſant ſeyn, aͤhnliche Verſuche vielfaͤlt ger anzuſtellen. Ich habe mich nicht damit begnuͤgt, durch die bereits mitgetheilten Verſuche dargethan zu haben, daß es hinrei⸗ chend ſey, um die traurigen Folgen der Strychninvergif— tung und ſelbſt den Tod eine Zeit lang zurückzuhalten, eis nen ſtarken Druck Über dem Ort der Vergiftung anzuwen⸗ den, ſondern ich wollte mich auch auf dem Wege des Ver— ſuchs überzeugen, ob dieſer Druck von derfelden Wirkſam⸗ keit ſey, im Fall ein wirkſameres Gift, als das Strych— nin, z. B. Hydrocyanfäure, angewendet würde. Deß halb habe ich folgende Verſuche gemacht: 7. Verſuch. — 47 Minuten nach 3 Uhr brachte ich ungefähr einen halben Kaffeelöffel Blaufaͤure am in: nern Schenkel eines ziemlich ſtarken Kaninchens in's Zell gewebe. Ich hatte uͤber der Wunde, in welche ich das Gift einfloͤßte, eine Ligatur angelegt. Es vergingen 9 Mir nuten, ohne daß ich ein Zeichen der Vergiftung wahrnahm. Hierauf nahm ich die Ligatur ab und drückte die Wun⸗ de mit einem nicht luftleer gemachten Schroͤpfkopf. Waͤh— rend 3 Minuten dieſes neuen Drucks ereignete ſich kein Zufall. Als ich hierauf aber jede Art des Drucks unter⸗ ließ, ſo verging kaum eine halbe Minute, als das Thier unter tetaniſchen Convulſionen ſtarb. 8. Verſuch. — 12 Minuten nach 3 Uhr floͤßte ich ungefähr einen halben Kaſſeeloͤffel Blauſaͤure am innern Theile des Schenkels eines andern Kaninchens in's Zellges webe, nachdem ich die Vorſicht angewendet hatte, wie bei'm vorigen Verſuch, eine Ligatur anzulegen. 6 Minuten nach der Vergiftung waren noch keine Zeichen derſelben zu be— Den toten November brachte ich 206 merken. Hierauf erſetzte ich die Ligatur durch Druck mit einem nicht luftleer gemachten Schroͤpfkopf. Das Trier blieb ruhig. Nach 4 Minuten unterließ ich den Druck, und ſogleich ſtellten ſich ſehr heftige Convulſionen ein und das Thier ſtaub ploͤtzlich. Ich machte hierauf nachſtehenden Verſuch, um zu er: fahren, in wie viel Zeit die bei den beiden vorigen Ver— ſuchen angewendete Quantität Blauſaͤure den Tod herbei: führe, wenn man das Kaninchen ſich ſelbſt uͤberlaͤßt. 9. Verſuch. — 31 Minuten nach 3 Uhr brachte ich einen halben Kaſſeeloͤffel Blaufäure in das Zellgewebe des Schenkels eines Kaninchens ven demſelben Alter und derſelben Staͤrke, wie die beiden vorigen. Nach 2 Minus ten ſtellten ſich heftige Convulſionen ein, das Thier ſtieß Schmerzenstoͤne aus und ſtarb, als wie vom Blitz getroffen. Aus den Verſuchen, welche ich mir die Ehre gegeben habe, der Academie ſo eben mitzutheilen, geht auf's deut— lichſte hervor, daß die Anlegung einer Ligatur an einem Gliede über der Vergiftungswunde, oder ein hinlänglich ſtarker Druck im Umfange dieſer Wunde angewendet, aus— reichend ſey die Wirkung des Giftes zu hemmen, und die Zufaͤlle, welche ſich ſchon eingeſtellt haben, zu beruhigen, ſobald ſie noch nicht eine Staͤrke erlangt haben, durch welche das Leben des Thieres in Gefahr geraͤth. In ei— nem dieſer Verſuche wurde feibft durch den Druck der ble— ßen Hand ein Kaninchen, welches ich fuͤr todt gehalten hatte, wunderbar wieder in's Leben gerufen. Ich bin endlich der Meinung, daß bei vergifteten Wunden an den Gliedern eine Ligatur oberhalb der Wunde noch den Vorzug verdiene vor den Schroͤpfkoͤpfen, die man außerdem nicht ſo leicht zur Hand hat, und auch nicht ſo leicht anwenden kann, als die Ligatur. Dabei habe ich keinesweges die Abſicht, in ſolchen Fällen die Schroͤpfkoͤpfe zu verwerfen; es wuͤrde aber zweckmaͤßiger ſeyn, ſie zur Aus ziehung des Blutes aus dem Theile zu gebrauchen, in welchem das Gift abgeſetzt worden iſt. Blutegel, eine Art lebendiger Schroͤpfkoͤpfe, koͤnnten zu demſelben Zweck an— geſetzt werden. Beide wuͤrden, wie der Mund der ſonſt fo berühmten Pfillen wirken “). ). Man darf nicht aus dem Auge verlieren, daß die Schroͤpf— koͤpfe einen ſehr ſtarken Druck auf die in ihrer Cavitaͤt ein⸗ geſchloſſenen Theile ausuͤben und zwar wegen des luftleeren Raumes, den man in den Schroͤpfkoͤpfen herſteut. Dieſe Compreſſion bringt eine Art Einſchnurung hervor, welche ei— wnigermaßen die Circulation in dem Theile hemmt, auf wel: chem ſie angewendet wird. Bei einer ſolchen Behinderung der Circulation iſt aber die Einſaugung eines Giltes an der betreffenden Stelle unmoͤglich, und es kann folglich kein Symptom der Vergiftung zum Vorſchein kommen. Hat nun das Gift noch nicht die Gränzen uͤberſchritten, innerhalb wel— cher der Schroͤpfkopf angewendet wird, ſo iſt es begreiflich, daß erſteres mit dieſem anziehenden Werkzeug ausgezogen werden koͤnne. Circulirt aber bereits das Gift weit außer⸗ halb dieſer Gränzen fo iſt es offenbar mechanzſch unmoͤg⸗ lich, daß es der Schroͤpfkopf ausziehen konne, weil der Druck, den er auf die Stelle ausübt, wo man ihn geſetzt hat, ſchon an und fuͤr ſich der ruͤckgaͤngigen Bewegung des Blutes im Wege ſteht. 207 ee Eine wenig bekannte Anwendungsart der Blaſenpflaſter findet ſich in Bretonneau's Abhand— lung über die Diphtherite (Croup). Man bedeckt die Oberflache des Pflaſters mit einem mit Oel getraͤnkten Loͤſchpapier. Die aufloͤſende Kraft, welche letztere Sub— ſtanz in Bezug auf das blaſenziehende Princip der Cantha⸗ riden hat, macht die Wirkung der letztern ſchneller und ſicherer, und da die Epidermis weder mit dem Canthariden— pulver, noch mit der Pflaſtermaſſe in Berührung iſt, fo haͤngt die Epidermis nicht am Pflaſter feſt, wenn man dies ſes wegnehmen will. Es verſteht ſich daß nicht zu viel Oel da ſeyn darf, damit es nicht durch Ueberfließen die Blaſenziehung weiter führt als man beabſichtigt. Auch ſoll auf dieſe Weiſe von den Canthariden nie Iſchurie entſte— hen, wenigſtens iſt fie in dem Hoſpital zu Tours tet 6 Jahren nie beobachtet worden. Eine merkwürdige Wirkung der Electrici⸗ tät bei veralteten ſyphtlitiſchen Krankheiten hat mein Freund, der verdiente Dr. Schmalz in Pirna, beobachtet und ſeitdem mehrmals mit beſtem Erfolg ange— wendet. Wenn man einen Kranken, welcher wegen Sy— philis viel Mercur gebraucht hat, und wo man Zweifel hegt, ob die noch vorhandenen Zufaͤlle Nachwirkung der Spphi— lis oder des Mercurs ſind, einige Zeit auf den Iſolirſtuhl bringt, ſo ſtellt ſich in einigen Tagen (ohne daß von neuem Queckſilber gebraucht waͤre) Salivation ein, der Kranke beſſert ſich, und die von Syphilis herruͤhrenden Zu— faͤlle verſchwinden. — Sollte dagegen Mercurialvergiftung vorhanden und von dieſer die Zufaͤlle bewirkt ſeyn, fo wer: den ſie nach Anwendung der Electricitaͤt ſchlimmer und ſind dann als Mercurialvergiftung zu behandeln. Wirkung der Maͤßigkeit. — Wir erfahren aus den Regiſtern der Society ok Friends oder der Du: ker, daß in Folge ihrer Maͤßigkeit die Hälfte der Gebore— nen ein Alter von vierzig Jahren erreichen, waͤhrend Dr. Price angegeben hat, daß, in Bezug auf die ganze Be— voͤlkerung von London, die Hälfte der Geborenen nur 23 Jahr lebe. — Unter den Quaͤkern erreicht einer von zehn das achtzigſte Jahr; aus der Bevoͤlkerung von London nur einer von vierzig. (Rhode- Island American und aus dieſem Silliman’s Journal Febr. 1826.) Eine Beobachtung über eine unvollſtaͤndi⸗ ge Fractur des Wadenbeins hat Hr. Compaig-⸗ —— —ů—ů—ů— 208 nac der chirurgiſchen Abtheilung der Acad&emie de Me- decine mitgetheilt. Ein kleinzs Maͤdchen von 12 Jah⸗ ren wird durch ein Cabriolet umgeworfen. Das rechte Bein wird zwiſchen einem Pfeiler und dem Rade eines Wagens zuſammengedruͤckt und nach hinten und außen allmaͤlig von dem aͤußeren Knoͤchel bis an die Wade gequetſcht, ſo daß eine große Blutergießung in dieſer Gegend und eine Fractur des Beins die Folge iſt. Es wird ein Fracturver⸗ band angelegt. Nach 8 Tagen fangen große brandige Stuͤb⸗ ke an ſich loszuſtoßen und laſſen eine große eiternde Ober⸗ flaͤche zuruck. Nach Verlauf eines Monats, als alles eine baldige Heilung erwarten ließ, bildet ſich ein Abſeiß vor dem aͤußeren Knoͤchel; dieſer Abſceß bricht von freien Stüfs ken auf, die anfangs kleine Oeffnung vergroͤßert ſich, und bald zeigt ſich der Knoͤchel bloßliegend und carioͤd. Von dieſem Augenblick wird die Kranke allmaͤlig ſchwaͤcher, ein hectiſches Fieber verzehrt fie, und fie unterliegt 53 dane Rh dem erlittenen Unfall. Bei Oeffnung der Leiche findet, eine vomica in der einen Lunge, caries am äußeren Knoͤchel und an der oberen Gelenkflaͤche des astragalus eine confolidirte Fractur an dem Körper der tibia ,. deffen callus hart, gut gebildet war und nicht über die Oberfläs che des Knochens hervorragte, den die Säge leicht durch— ſchnitt und wobei die Markhoͤhle vorhanden und nur ef« was verengt war. Die fibula zeigte eine unvollſtaͤndige Fractur; fie war gegen die tibia eingedruͤckt, beruͤhrte de— ren aͤußere Flaͤche und fuͤllte ſo einen Theil des Zwiſchenkno⸗ chenraums; ihre Textur war an der innern und vorderen Flaͤche fracturirt, aber an ihrer aͤußern und hintern Flaͤche unverſehrt; ihre Fibern waren in verſchiedener Höhe abgebro— chen, ungefaͤhr wie ein nur zum Theil abgebrochener Baum⸗ zweig und es war unmoͤglich, ſie in ihre reſpective Lage zuruͤckzubringen, wenn man auch den Knochen gerade machte. Der callus war in dieſem Zuſtande von Auseinanderwei⸗ chung (entrebaillement) hart geworden. — Nach Hrn. Campaignac's Meinung war die fibula nur deßwegen unvollſtaͤndig gebrochen, weil die den Knochen zuſammen⸗ druͤckende Urſache allmaͤlig und langſam von unten. nach oben gewirkt, und weil der Knochen an der tibia ei⸗ nen Widerſtand oder Stuͤtzpunct gefunden hatte. Die unvollſtaͤndigen Fracturen der langen Knochen koͤnnen nach ſeiner Meinung nur dann erfolgen, wenn die Knochen in der entgegengeſetzten Richtung von der unterſtuͤtzt were, den, nach welcher fie hingedruͤckt werden. Hr. C. hat ſich bemuͤht, dieſe ſeine Anſicht durch Verſuche am We junger Subjecte zu beweiſen. Bi bli iographiſche Neuigkeiten. e critica applicazione di esso alle del controstimolo e Padova L’Antagonismo vitale, celebri dottrine dello stimolo, dell' irritazione, di Gio. Battista Pezzoli etc. 1825. 2 Volumi gro. Osservazioni naturali intorno alle Cavallette nocive della campagna Romana. Roma 1825, 4, (Mit 1 colorirten Kupfertafel. Dieſe officiell bekannt gemachte Belehrung über die ſchaͤdlichen Heuſchreckenſchwaͤrme iſt von den HHrn. Me— tarıa und Rolli ausgearbeitet und theilt über das Acri- dium italicum (Gryllus italieus, L.) brauchbare Beobach⸗ tungen mit. Repertorio di medicina, di Chirurgia e di Chimica me- dico - farmaceutica compuilato dalli Dottore Collegiato e Professori G. Ricci, G. Barovero e G. L. Canter. Serie 2. Torino 1826. 8. (Dieß iſt jetzt von dieſem Jahre an der Titel des bisherigen Repertorio medico chirurgico di Torino aus welchem die Notizen manches geliefert haben und liefern werden) 4 ———— ͤx —— — S dem Gebiete der Nro 322. (Nr. 14. des XV. Bandes.) N a us Natur⸗ und Heilkunde. October 1820, Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. In Commiſſion bei dem Koͤnigl. Preuß. Gränz⸗Poſtamte zu Erfurt, der Koͤn. Saͤchſ. Zeitungs⸗Expedition iu Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u. Tariſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes⸗Induſtrie⸗Comptoir. Preiß eines jeden Bandes von 24 Bogen, 2 Athir, oder 8 Fl. 86 Kr., des einzelnen Stuͤckes 3 ggl. . 1 90 Allgemeine Stiye der Küfte von Auſtralien ). Die nordoſtliche Kuͤſte von Neu⸗Suͤd⸗Wales hat etwa vom 28. Grad der Breite eine Richtung von Suͤd⸗Oſt nach Nord» Weſt, und von der See aus erblickt man zwiſchen 12% und 180 nördlich bis zum Cap Weymouth Gebirgskekten mit geringer Uns terbrechung. Von Cap Palmerſton, weſtlich von den Northum⸗ berland⸗Inſeln, und in der Naͤhe des Punktes, wo Kapitain King ſeine Vermeſſungen begann, ſetzt ſich eine ſehr hohe und felſige Bergkette, von ſehr unregelmäßigen Umriffen und offen⸗ bar aus Urgebirgen beſtehend, über 150 Meilen weit ohne Uns terbrechung fort und beginnt wieder, nach bedeutender Unter» brechung, unter 219 der Breite. Mehrere der Gipfel, welche man von der See aus auf dieſer Bergkette erblickt, ſind von ſehr bedeutender Höhe, z. B. der Berg Dryander, an dem Vorgebirge, welches mit dem Cap Glouceſter endigt, iſt uͤber Fuß hoch. Der Berg Cliot mit einem Pik, etwas ſuͤdlich vom Cap Cleveland gelegen, iſt auf 25 Meilen (leagues) weit ſichtbar; und der Berg Hinchinbrook, unmittelbar auf der Küfte, ſüdlich von Rockingham⸗Bay gelegen, ift über 2000 Fuß 78. 0 vom Cap Grafton, nach dem Cap Tribulation, en ſehr abſchuͤſſige Berge, mit Niederungen eingefaßt, die ſte. Aber das leßtere Cap beſteht ſelbſt aus einer ſehr hohen birgsgruppe, mit verſchiedenen Piks, deren hoͤchſten man von See aus 20 Meilen weit erblickt. Von hier aus gegen Nor⸗ x 13 nehmen die Höhen allmahlich ab; die Bergketten nähern ſich der Küfte und erreichen fie bei Cap Weymouth unter 120 Breite. Von hieraus nach Norden bis zum Cap Pork iſt das Land im Allgemeinen verhaͤltnißmaͤßig flach; auch bemerkt man Feine einzelnen bedeutend hohen Bergipigen daſelbſt. Aber zwi⸗ ſchen dem Cap Grenville und dem Cap Pork liegt mitten inne, auf dem Hauptlande ſuͤdweſtlich von der Inſel Calrncroß ein ab⸗ llachter Berg, Namens Pudding⸗Pan Hill. In feiner Ges Kalt weicht er von den Bergen der Sſtkuͤſte ab, und hat dage⸗ aan große Aehnlichkeit mit den Bergen der Nord » und Weſt⸗ küſten, denen man ebenfalls Namen beigelegt hat, welche ihre Geſtalt bezeichnen **), 3 Die oben beſchriebene Kuͤſtenlinie zieht ſich an einem Punkte zurück, an welchem auch das Niveau des Landes abnimmt; und unmittelbar noͤrdlich vom Cap Melville Läuft bie Linie zurück 5 Philosophical Magazine and Journal, Nr, CCC XXXIX. Iul. 1826. p. 15. ) Jane's Table Land, ſuͤdoſtlich von Princeß Charlotte's 8 Bay (ungefähr unter 40 30° Br.), und Mount Adolptzus, aauf einer der Inſeln (ungefähr unter 10° 40“ Br.) Cap Ne SRRERÄRNG haben auch flache Gipfel (aus King's c. 5 nach Weſten, ſo daß bei dieſem Cap das hohe Land mehr als 40 Meilen über die Kuͤſtenlinie zwiſchen Princeß Charlotte's Bay und dem nordoͤſtlichſten Punkt von Auſtralien hinaus wie eine Schulter hervorſteht. Das Land bei Cap Pork iſt nicht über 4 oder 500 Fuß hoch, und die Inſeln haben in diefer Gegend dieſelbe Höhe, Da das Innere mehrerer Bayen auf der oͤſtlichen Küfte nicht unterſucht worden, ſo iſt es noch immer wahrſcheinlich, daß daſelbſt Fluͤſſe oder beträchtliche Bergſtroͤme anzutreffen find, Langs dieſer oͤſtlichen Kuͤſtenlinie hat man an 500 Meilen weit Granit gefunden, namlich am Cap Cleveland, am Cap Grafton, am Endeavour River, auf der Inſel Lizard und auf der Inſel Clack, und zwar an der Nordweſtſeite der Gebirgs⸗ maſſe, welche das Cap Melville bildet. Gebirgsarten, welche der Trappformation angehören, hat man an 3 verfchiedenen Punkten auf den der Kuͤſte gegenüber liegenden Inſeln angetrof⸗ fen, und zwar auf den Percy-Inſeln unter 21° 40’ Br.; auf der Inſel Sunday, noͤrdlich vom Cap Grenville, unter 12° Br.; und auf der Inſel Good, auf der Norbweſtſeite des Cap Pork unter 10 34“ Br. ; j Der Meerbufen von Garpentaria iſt ſchon vom Capitain Flinders vollſtändig unterſucht worden, weshalb ihn Capitain King nicht beſuchen wollte; aber folgende Beſchreibung iſt aus der Reiſe und den Charten des Erſtern, wie auch aus den Exemplaren entnommen, welche Herr Brown geſammelt hat. Letzterer hatte die Gefälligkeit, mir einen Auszug aus den Ans merkungen mitzutheilen, welche er uͤber dieſen Theil der Kuͤſte geſammelt hat. Das Land an der Oſt⸗ und Suͤdſeite des Meerbuſens von Carpentaria iſt ſo niedrig gelegen, daß an 600 Meilen weit, von Endeapour Strait bis zu einer Gebirgskette auf dem Feſt⸗ lande, weſtlich von den Wellesley⸗Inſeln im Innern des Meer⸗ buſens, kein Theil der Kuͤſte höher iſt, als ein Schiffsmaſt, Auf den Wellesley ⸗Inſeln giebt es einige Punkte, welche höher find als das Feſtland; aber die größte Inſel iſt wahrſcheinlich nicht uͤber 150 Fuß hoch; und mit Buſchholz bewachſene Berge zeigen ſich auf dem Feſtlande von hier aus bis zur Gruppe des Sir Edward Pellew. Die Gebirgsart, welche auf der Kü« ſte bei der Einmuͤndung des Fluſſes Coen (dem einzigen Punkt der öftlichen Seite des Meerbufens, wo Capitain Flinders lan⸗ dete) bemerkt wurde, war ein Conglomerat aus kalkhaltigem Sandſtein von neuer Formation. ! Auf der Inſel Sweer, einer der Wellesley⸗Inſeln, war ein Huͤgel von 50 oder 60 Fuß Hoͤhe, mit einem ſandigen Kalk⸗ ſtein uͤberzogen, welcher das Ausſehen von Concretionen hatte, welche ſich unregelmäßig ohne beſtimmte Ramificationen 1 Fuß hoch über die allgemeine en erheben. Die Exemplare, welche an dieſem Orte geſammelt 4 / haben offenbar die Stru⸗ 1 211 ER, En ran WER 1 Sl 212 a * N * =. 2 a N rn RN ctur der Stalaktiten, die im Sande gebitbet worden zu ſeyn Die Exemplare von den Goulburn⸗Inſeln beſtehen aus roͤth⸗ ſcheinen; und der roͤthliche kohlenſaure Kalk, welcher zum Binde⸗ lichem Sandſtein, welcher von dem, in England das Unterlager mittel dient, hat einerlei Charakter mit demjenigen auf der der Kohlenformation bildenden nicht zu unterſcheiden iſt. Weſtkuͤſte, wo ähnliche Kalkſteinkoncretionen in reichlicher Menge Weſtlich von dieſen Inſeln iſt die Kuͤſte mehr zerriſſen u vorkommen. 1 3 Aunregekmaͤßig, aber die Höhe des Landes iſt unbedeutend. Die weſtliche Küfte des Meerbuſens von Carpentarſa allgemeine Höhe auf der Halbinſel Coburg beträgt nicht über etwas höher und von Limmen's Bight bis zur Breite von 150 F. über dem Meeresſpiegel, und die der Berge nicht mehr Groote Eylandt mit einer Reihe niedriger Hügel beſetzt. Noͤrd⸗ Wals 300 bis 400 F. lich von letzterm Orte wird die Kuͤſte unregelmäßig und zerriſ Auf dieſem Theile der Küfte zeichnen ſich mehrere B fen. Die Baſis des Landes beſteht offenbar aus Urgebirgen und durch ihre abgeplatteten Gipfel aus, und der allgemeine Un der obere Theil der Berge aus röthlichem Sandſtein. Einige mancher der Inſeln, wie man fie am Horizont erdlickt, iſt ſe Exemplare des legtern find ganz identiſch mit denen, welche auf auffallend und eigenthümlich. Dahin gehören der Berg Bedw. den Inſeln der Nordkuͤſte Goulburn und Sims vorfommenz er und der Berg Roe im Süden von der Halbinſet Coburg; Lu iſt auf der ganzen Nordweſtkuͤſte ſehr weit hin verbreitet. Im Moore Head am weſtlichen Ende der Inſel Mellville; die Bar⸗ Innern der Melville-Bay ſoll, nach Sapitain Flinders Angabe, thelemy⸗Berge ſuͤdlich vom Cap Ford; der Berg Goodwin, ſuͤd⸗ die Kuͤſte aus niedrigen Klippen von Pfeifenthon beſtehen, die lich von Port Keats; der Berg Cockburn und mehrere Hügel ſich 8 Meilen weit in der Richtung von Oſten nach Weſten aus⸗ am Cambridge ⸗Meerbuſen gelegen; (die Namen, welche beim breiten. Aehnliche Klippen aus Pfeiſenthon ſollen auf den Goul⸗ Fat der Aufnahme gegeben ſind, zeigen hinlänglich die burn» Infeln und in der Lethbridge⸗Bay, ferner im Norden der Geſtalt dieſer Berge an, z. B. Houſe⸗roofed, Baſtion, Flat⸗ Jaſel- Melville vorkommen. Beide Punkte liegen aber beträcht⸗ top, und Square top⸗ Hills) der Berg Caſuarina, 40 Meilen lich weſtlich vom Meerbuſen von Carpentaria. nordweſtlich vom Cambridge⸗Meerbuſen; ein Berg vom Cap Die Inſel Morgan, ein kleines Inſelchen in der Blue-Mud⸗ Voltaire; Steep⸗ head, bei Port Warrender; und mehrere Is Bay auf der Nordweſtſeite von Groote Eylandt, beſteht aus fein dieſem Hafen gegenüber, in Vork Sound und im Prince⸗ Klingſtein; und andere Gebirgsarten von der Trappformation Regent's River; Cap Cuvier unter 240 B.; und noch weiter findet man an mehrern Punkten dieſer Kuͤſte. Süden die ganze flachgipflige Bergkette Moresby's. Alle Noͤrdlich von Blue⸗Mud Bay hat man ebenfalls Exemplare merkwürdig wegen ihrer faſt horizontalen Umriſſe. Nur in we⸗ von altem Sandſtein, auch ſaͤuleuformige Felſen, wahrſcheinlich nigen Fallen, z. B., beim Berg Cockburn, Steep⸗ head, aus Klingſtein, angetroffen. Round Sill bei Point Grindall, falgar und Waterloo, welche größere Aehnlichkeit mit Flo ein Vorgebirge im Norden der Inſel Morgan, hat eine Baſis Trappgebirgen befisen, haben fie im hohen Grad das Ausſehen don Granit; (och ER Sa ie a 1 8 67 — 5 der Berggipfel in der Kohlenformation ). u ledon Bay, ſcheint nebſt der Inſel Melville aus dieſer Gebirgs⸗ ie Fi iniger Inſeln aus dem Admiralitäts meerbuſen art zu beſtehen. Dieſer Theil der Küfte hat das eiſenſchuͤſſige 0 De ge der Infel Caſſini, etwa un Manganoryd geliefert, und braunen Hämatit findet man bier her. 130 50“ der Breite und 1250 50° öſtl. Länge, gegen Si um an der Küſte und an der Baſis der Klippen in betraͤchtlicher gelegen) haben einige Aehnlichkeit mit einer der Anſichten in? Quantitat, indem er das Bindemittel der Truͤmmer iſt, welche ron's Atlas (Taf. VI. Fig. 7.) Auch der umriß der Inſel Fe Fragmente von Sandſtein enthalten, und in welchen die eiſen⸗ bin (Taf. VIII. Fig. 5. deſſelb- Werks) bietet auf eine merkwüs⸗ ſchuͤſüge Subſtanz von fehr neuer Formation zu ſevn ſcheint. dige Weiſe die eigenthäntiche Geſtalt bar, welche man in meh⸗ Sie gleicht vielleicht dem Hämatit, welchen Profeſſor Ja meſon rern Zeichnungen des Capitän King bemettt. et an ‚gußeifernen Röhren, welche einige Zeit im Sande lagen, Die rothe Farbe der Klippen on der Norb⸗Weſt⸗ und’ 4 zu 3 bemerkt hat. (Edin. Phil. Journ. July 1825, dune in auc ein urg 1 * Häufig auf ben don So „193. R . F W ER . * ei 7 P. 1010 augemeine Richtung der Küſte ven Limmen’e Might nach ae e a bar Inſeeihen dam er dreſtlchen Cindang Ir den Aerbufkn der Snfel Dar) und der Polm - Bun bei Pein Anneeley ank iche Inſelreihen am nor „Eingang Er 4 are Ar 2, 2 aan 5 Garpentaria, welche ſelbſt Capitän Slinders’s Aufmerkſam⸗ S 0 e I En ei 1 keit erregt haben, liegen in derſelben allgemeinen Richtung. Dies Bathurſt Die Klippen an Roos. River a (Prince Frederie* ſcheint ein Umſtand zu 1556 125 Wi wehen Be Harbour), find, we fi) aus den Gremplaren erwarten läßt, eur des 1 it Joſiin eint Sandſtein zu ſeyn. als röthlich beſchrieben. Cap Levéque iſt von derſelben Farbe; art auf allen. üfte des Feſtlandes von Point Dale aus, und die nördliche Granze der Shark's⸗Bay (das Cap Cuvier der bis ne Sa Se reg h N wo Gapitän King's Ver- Franzoſen) unter 24° 18° der Breite, welches einer ungeheuern meffung 7 5 angefangen wurde, hat ebenfalls eine Richtung Baſtion gleicht, kann an feiner hochrothen Farbe aus beträcht⸗ von Suͤdweſt nach Nordoſt, und parallel den eben erwähnten In⸗ ee Er 9 r die fein Pöbe ſelreihen. Das niedrige Land 19 ee 1 Melville 200 e e e d. h. si der norböftlichen Spige Bay, und von hier bie N ehnitten, die Wan in dieſem Theile Neuhollands, iſt neuerdings eine neue Colonje angelegt worden eee 7 Eu ei t, hat viele Win⸗ (King's Narrative vol, IL p. 233.) Eine permanente Station Auftraliens bie jest endete 40 2 Li 2 fin £ ber 12 70 Man unter der Oberaufſicht eines britiſchen Dffizieres in einem fo wer Zungen 1255 f de 0 e e de nig bekannten und von allen engliſchen Niederlaſſungen fo entferne ie Fall d den, das im Durchſchnitt nur 3 Fuß ten Lande bietet Gelegenheit dar, Gegenftände der Naturgeſchichte aut en e e Die Ufer ſind niedrig und zu ſammeln und verſchiedene, für phyſiſche Geographie und Mes ſchlammig, auch dick mit Wald dewachſen. Dieſe Beſchreibung A ante DunEie , e was hoffentlich iſt auch anwendbar auf die Alligator Rivers, ſudoͤſtlich vom Van nich 1 affigt werden ee Meerbusens iſt, wie Kapital Diemen's Meerbuſen, und aa erben 1955 Ri, a In der Nähe des Cambridge: Meer iſt, wie Kapitain iß der Wellington Hill's auf dem Feſtlande zwiſchen den Fluͤſſen 1 a he * 1 28. Liesel und Alligator iſt zerriſſen und unregelmäßig, fo daß ne * mir 9 — 5 Et DB een dieſe Bergkette mit den flachen Bergſpitzen, die an der Nordkuͤſte 5 er Faͤlle — erg te a ch 15 aches, ſehr zahlreich zu ſeyn ſcheinen, einen merkwuͤrdigen Contraſt e ers habe, r Querdurchſchnitt winklich bildet. 5 j 4 l ” * King bemerkt, der Charakter des Landes gang verändert und unregelmäßige Reihen einzelner Sandſteinhügel erheben ſich ſteil in der unermeßlichen Ebene des niedern flachen Landes und ver⸗ breiten ſich bis zur niedrigen, waldbewachſenen Küfte, welche fi ch een den Raum zwiſchen dieſem Meerbuſen Cap Weſſell (einen Raum von als 600 Meilen) eins nimmt. Der Cambridge⸗Meerbuſen, welcher weiter nichts als ein ſumpfiger Meeresarm iſt, erſtreckt ſich an 80 Meilen weit ins Land und zwar in ſuͤdlicher Richtung. Alle Exemplare aus ſeiner Nähe ſind den rn Sandſteinen an den Gränzen von land und Wales ganz gleich). Auf der Zeichnung bemerkt in der Entfernung den Berg Cockburn zu Anfang des Cam⸗ ge- Meerbuſens; die abgeplattete Spitze deſſelben, ſollte der all⸗ gemeinen Meinung nach, aus Eandfrtin beſtehen, aber fie hat auch das Ausfehen der Trappformation. Die Gebergsſchichten erheben ſich auf der Inſel Lacroſſe am Eingang in den Meerbuſen gegen Nord⸗ Eu. ungefähr in einem Winkel von 30° mit dem Horizont. ſtreichen folglich von Nord⸗Oſt nach Suͤd⸗Weſt. Von hieraus ſuͤdlich bis zum Cap Londonderry trifft man eine gleichförmige Küfte von mäßiger Elevation. Von hieraus dis Cap Leveque kann man zwar annehmen, daß ſich die Küfte im Allgemeinen von Noxrd-Dft nach Suͤd⸗Weſt hin zieht, jedoch iſt ſie ſehr ausgezackt und die angrenzende See unregelmäßig mit pen Inſeln beſezt. Die Exemplare aus dieſem Strich ehen faſt gänzlich aus Sandſtein, welcher demjenigen im Cam⸗ bridge- Meerbufen, auf der Inſel Goulburn und im Meerbuſen Carpentaria gleicht. Mit ihm ſcheint die Trappformation ver- geſellſchaftet zu ſeyn. A Vork Sound, eine der Haupteinfahrten an dieſem Theile der Kuͤſte, wird von abſchuͤſſigen 100 bis 200 F. hohen Felſen begrenzt. An der öftlichen Seite der Einfahrt bemerkt man einige koniſche felſige Piks, die wahrſcheinlich aus Quarz beſtan⸗ den. Eine noch nicht im Druck erſchienene Skizze von Capitain g zeigt, daß die ufer des Fluſſes Hunter, eines der Nebens üffe des York Sound, 7 oder 8 Meilen von der Mündung aus nen in ſehr regelmäßigen Lagern beſtehen. Dieſer Punkt iſt merkwuͤrdig wegen einer waſſerreichen fügen Quelle, eine der ſeltenſten Erſcheinungen an dieſen unwirthbaren Kuͤſten. Die bedeutendſte Einfahrt, welche man an dieſem Theil von Tuſtralien entdeckt hat, iſt der Prince Regents Fluß, etwa 30 Meilen ſuͤdweſtlich von York Sound. Die Stroͤmung deſſelben iſt an 50 Meilen in ſuͤdoͤſtlicher Richtung faſt ganz gradlinig: ein umſtand, welcher wahrſcheinlich mit der geologiſchen Stru⸗ ctur des Landes in Verbindung ſtehen wird. Der allgemeine Charakter der hohen und abfchüjligen Ufer iſt ganz derſelbe, wie bei den Fluͤſſen, welche ſich in den York Sound ergießen; auch ſcheint das Land im Innern nicht hoͤher zu ſeyn, als an der Küſte. Die Ufer haben eine Höhe von 200 bis 400 F. und beſtehen aus dichtkörnigem Sandſtein von roͤthlicher Farbe. Die Lager ſind faſt horizontal und ſehr regelmaͤßig geſchichtet. Oer dort vorhandene Waſſerfall iſt ungefähr 160 F. hoch und die Lager ſind 6 bis 12 F. maͤchtig. Zwei Berge, welche Ca⸗ —— King Trafalgar und Waterloo genannt hat, find nerd— ſtlich vom Prince Regents River nicht weit von ſeiner Muͤn⸗ dung, ausgezeichnet durch ihre haubenfoͤrmigen Gipfel. Sie haben große Lehnlichkeit mit denen, welche die Trappforma⸗ tion charakteriſiren. - Die Küfte ift ſuͤdlich von dieſem merkwürdigen Fluß bis nach Cap Léveque hin noch nicht vollftändig unterſucht; fie ſcheint aber, ſo viel ſich aus Capitain King's Charte ergiebt, durch mehrere e von beträchtlicher Größe: unterbrochen zu, werden. Einfahrten, ſo weit es moͤglich iſt, zu verfolgen, iſt in der phyſiſchen Geographie Neuhollands noch immer ein ſehr in⸗ 2 2 *) Den Ausdruck „alten rothen Sandſtein““ nehme ich wie die Hrn. Buckland und Conybeare. Capitain King's Exem⸗ plare von der Inſel Lacroſſe find nicht zu unterſcheiden von den Schieſerlagern dieſer Formation an den Ufern des Avon ungefaͤhr zwei Meilen unter Clifton. —,— 214 tereſſanter Punkt. Der Raum, welcher demnach von den Cham⸗ pagny⸗Inſeln, bis zum Cap Leveque noch zu erforſchen iſt, beträgt mehr als 100 Meilen in gerader Linie. In dieſem Raume hat man nur Inſeln und abgetrennte Landſtuͤcke bemerkt. Eine große Einfahrt ſuͤdöͤſtlich von Cap Leveque iſt höchſt wahrſchein⸗ lich ein Fluß. Und die Höhe der Fluth im Buccaneer's Archipe⸗ lago, wo ſich nech eine andere unerforſchte Oeffnung befindet, beträgt nicht weniger, als 37 Fuß. Der Umriß der Küfte am Cap Levöque iſt ſehr niedrig und flach, wellenförmig und abgerundet und die Farbe, durch welche ſich die Klippen an fo vielen Theilen der noͤrdlichen Küfte aus⸗ zeichnen, iſt auch hier bemerkbar. Die Felſen bei Point Coulomb find dunkelroth; aber ſuͤdlich von dem Hochlande an diefer Lande fpige, ſetzen ſich die rauhen Felſen weithin fort, und verfläher ſich in eine Ebene, welche den Beobachtungen der franzöſiſchen Reiſenden zu Folge (Capitain King hat dieſen Strich nicht un- terſucht) aus niedrigem und fandigem Land mit großen Sandbän⸗ ken umgeben, zu beſtehen ſchien. Man hat dieſen Strich indeſ⸗ ſen nur aus der Entfernung geſehen, ſo daß noch immer ein Raum von mehr als 300 Meilen, naͤmlich von Point Gantheaums bis zu Cap Lambert, genau aufzunehmen übrig bleibt. Die Inſel Depuch, oͤſtlich von Dampier's Archipelago unter 20° 30“ der Br., beſteht den franzöſiſchen Naturforſchern zu Folge größtentheils aus fäulenförmigen Felſen, die fie für vulka⸗ niſch hielten; auch hatten ſie Grund anzunehmen, daß das be⸗ nachbarte Feſtland von derſelben Beſchaffenheit ſey. Es iſt in⸗ deſſen nicht unwahrſcheinlich, daß ſie mit dieſem Ausdruck Ge⸗ birgsarten bezeichneten, welche der Trappformation angehören, indem man auf der Kuͤſte von Neuholland nirgends einen feuer⸗ ſpeienden Berg entdeckt hat. Auch die Zeichnungen der Inſel Depuch, welche am Bord des von Gapitain King befehligten Schiffes gemacht worden ſind, bieten nicht die geringſte Veran⸗ laſſung dar, gegenwärtig einen vulkaniſchen Ausbruch anzuneh⸗ I —— 7 5 75 1 von der Inſel Malus in Dam⸗ pier“ ipe eilen weiter nach Weſten) beſte > er eg ” ee OHR In der Gegend von Dampier's Archipel unter 200 307 d. Br. iſt die Kuͤſte wieder zerriſſen und rauh; und ſuͤdlich vom Cap Preſton unter 21° d. Br. befindet ſich eine Oeffnung von 15 Meilen Breite zwiſchen felſigen Bergen, die noch nicht unter⸗ ſucht worden iſt. Von hier aus bis ins Innere des Meerbuſens Ermouth iſt die Küfte mehr als 150 Meilen weit niedrig und ſandig und bietet nichts Vorragendes dar. Die Weſtküͤſte des Meerbuſens Exmouth bildet ein Vorgebirge von ebenem Land und endigt ſich mit dem Nordweſt⸗Cap. Von hier aus nach Suͤd⸗ weſten bis zum Cap Cuvier beträgt die allgemeine Höhe der: Kuͤſte 400 bis 500 Fuß, und weiter landeinwaͤrts ſind keine Ge⸗ birge zu erblicken. Mehrere Theile der Kuͤſte zwiſchen Shark's Bay und dem Cap Naturaliſte ſind in der Beſchreibung der Expedition des Commodore Bau tin geſchildert worden; aber manche Theile ſind nicht aufgenommen worden. Aus den Exemplaren, welche Gas- pitain King geſammelt hat und aus den Beſchreibungen der fran⸗ zoͤſiſchen Naturforſcher ergiebt ſich, daß die weſtlich von Shark's Bay gelegenen Inſeln einen Ueberfluß an Kalkſteinconglomerat von ſehr neuer Formation und demjenigen ahnlich, welches man an mehrern andern Punkten der Kuͤſte von Neuholland und ber ſonders in der Nähe des Koͤnigs Georgſundes findet, beſitzen. Man findet dieſe Gebirgsart auch häufig auf der Kuͤſte der weſt⸗ indiſchen Inſeln und des mittellaͤndiſchen Meeres. Capitain King's Exemplare dieſer Formation ſind von den Inſeln Dirk⸗Hartog und Rottneſt. Peron bemerkt, daß die obern Theile der Infeln Bernier und Dorre aus einer Gebirgsart von derſelben Beſchaf⸗ ſenheit beſtehen. Dieſer Theil der Küſte iſt an verfchiedenen Stellen mit ausgebreiteten Sandduͤnen bedeckt; aber die Beſchaf⸗ fenheit der Baſis, auf welcher die Dünen und die Kalkſteinfor⸗ mation lagern, iſt nicht unterſucht worden. Der allgemeine Strich der felſigen Kuͤſte von Nordweſt⸗ Cap nach der Inſel Uu * rrohagg von Nordoſten nach Suͤdwe⸗ 14 * 215 ſten. Suͤdlich von letzterm Punkt wendet ſich das Land gegen Oſten. Unter 27° d. Br. hat man hohe felſige und roͤthlſche Klippen undeutlich bemerkt, und eine Küfte von demſelben Aus⸗ ſehen iſt von Red Point etwa unter 289 Br. über 80 Meilen weit nach Suͤdweſten aufgenommen worden. Die Berge unter dem Namen von Moresby's flachgipflicher Bergkette bekannt, in welcher der Berg Fairfar unter 289 457 d. Br. der hoͤchſte Punkt iſt, nimmt von Norden nach Suͤden einen Raum von mehr als 50 Meilen ein. 5 wer Die Inſel Rottneft und ihre Nachbarſchaft unter 820 d. Br. enthält die bereits erwähnten Kalkconcretionen im Ueberfluß, Sie ſcheinen hier groͤßtentheils aus den Weberbleibfeln friſcher und ſehr mannigfaltiger Muſcheln zu beſtehn. Die Inſeln dieſes Theiles der Kuͤſte find von Peron und Freycinet beſchrieben worden, und die Kuͤſte nach Süden hin bis zum Cap Leeuwin, der ſuͤdweſtlichen Spitze von Neuholland iſt von den franzoͤſiſchen Rei⸗ ſenden hinlänglich unterſucht worden, weßhalb fie Gapitain King nicht aufgenommen hat. Der Schwanenfluß wurde auf dieſem Theil der Kuͤſte von 319 25° bis 320 d. Br. durch die franzoͤ⸗ ſiſche Expedition 20 Meilen landeinwaͤrts unterſucht und enthielt in dieſer Entfernung von feiner Mündung noch immer Salzwaſ⸗ fer. Die Felſen in feiner Nachbarſchaft beſtanden ſaͤmmtlich aus ſandigen und kalkigen Incruſtationen in horizontalen Lagern und ſchloſſen, wie angegeben wird, Muſcheln, Wurzeln und ſelbſt Baumſtaͤmme ein. Zwiſchen dieſem Fluß und dem Cap Péron blieb eine große Bay liegen, welche nicht unterſucht worden iſt. Die vorragende Landmaſſe, welche aus dem Hauptlande zwiſchen dem Cap Naturaliſte und dem Cap Leeuwin hervortritt und faſt im Meridian über 50 Meilen weit fortläuft, ſcheint eine Baſis von Granit zu haben, welche beim Cap Naturaliſte aus Lagern beſtehen ſoll. Dieſelbe Gebirgsart findet man auch unter Capitain King's Exemplaren, welche er im König Geor⸗ genſund bei Bald⸗head geſammelt hat. Aber faſt auf dem Gi⸗ pi diefes Berges, welcher an 500 Fuß hoch ift, fand man die ſtigen Kalkconcretionen, welche Vancouver und Andere irrig fuͤr Corallen gehalten haben. Aus Capitain King's Exemplaren er⸗ giebt ſich, daß ſie weiter nichts find, als eine Varietaͤt der neuen Kalkſteinformation, welche an dieſen Kuͤſten ſo haͤufig iſt. Die Suͤdkuͤſte und der ſuͤdliche Theil der Oftküfte von Au⸗ ſtralien, welche von Capitain Flinders aufgenommen worden ſind, ſindet man in ſeiner Reiſebeſchreibung naͤher angegeben und ſie liegen außer dem Bereich des gegenwaͤrtigen Aufſatzes. Geologiſche Bemerkungen. 1) Die Gebirgsarten, von welchen Exemplare in den Samm⸗ lungen des Capitain King und des Herrn Brown vorkommen, ſind folgende: A. Granit — Cap Cleveland, Cap Grafton; Endeavour Fluß; Inſel Lizard; Round Hill bei Cap Grindall; Berg Ca⸗ ledon; Inſel bei Cap Arnhem; Melville Bay; Bald⸗ head, K. George's Sund. B. Verſchiedene Schieferarten, a) Glimmerſchiefer: Inſel Madiſon. p) Talkſchieſer: Endeavour Fluß. o) Thonſchiefer: Inſel Inglis, Inſel Clack, Inſel Percy. d) Hornblende: Inſel Pobaſſoo; Halfway Bay, P. Regent's Fluß. C. Körniger Quarz: Endeauvour Fluß; Montagu⸗ Sund, Nordweſtkuͤſte. ö - D. Piſtazit; Cap Clinton? Port Warrender; Gareening Bay. 1 E. Quarzconglomerate und alter Sandſtein: Rodd's Bay; Inſeln der Nord- und Weſtkuͤſten; Cambridge Meerbuſen; York Sund; P.⸗Regent's Fluß. F. Pfeifenthon: Mellville Bai; Inſel Goulburn; Lethbridge Lay. G. Gebirgsarten der Trappformation. a) Serpentin: Port Macquarie und Percy Inſeln. b) Sienit: Rodd's Bay. 0) Porphyr: Cap Cleveland. d') Porphyr Conglomerat: Cap Clin⸗ ton, Percy Inſeln, Good's Inſeln. e) Dichter Feldſpath: Inſel Lerch, Repulſe Bay, Inſel Sunday. k) Grünſtein: Vanſiktart Bay, Juſel Bat, Careening Bay, Inſel Malus. g) Klingſtein: — — 216 Inſel Morgan, Inſel Pobaſſoo. k) Mandelſtein mit Calcedon: Port Warrender; Half⸗way Bay; Inſel Bat; Inſel Malus. i) Wade: Inſel Bat. pn e „ H. Neue Kalktrümmer. Sweer Inſel, an der Nord⸗ küſte; Inſel Dirk Hartog und Rottneß an der Weſtkuͤſte; King George's Sund an der Suͤdkuͤſte. g ae Die einzige im Druck erſchienene Nachricht über die Geolo⸗ gie von Neuholland, außer dem, was ſchon in den Reiſen des Capitain Flinders und Commodore Bautin vorkommt, iſt eine kurze Notiz des Prof. Buckland uͤber einige von der Expedition des Hrn. Oxley am Fluß Macquarie geſammelte Exemplare im Jahr 1818, und ein kurzer Auszug eines Aufſatzes von Scott betitelt: Eine Skizze der Geologie von New South Wales und Van Diemen's Land, welche der geologiſchen Geſellſchaft vorgele⸗ . fen worden ift. *) Aus dieſen Autoritäten kann man obigem Ver⸗ zeichniß noch folgende Gebirgsarten zuſetzen: 1 1. Kalkſtein, welcher wegen ſeiner organiſchen Ueberbleib⸗ ſel mit dem engliſchen Bergkalkſtein Aehnlichkeit hat: Inneres von Neuholland an der Oſtkuͤſte; Van Diemen's Land, (Buck⸗ land; Prevoſt Mſeptt.; Scott). ! N K. Kohlenformation: Oſtkuͤſte von Neuholland; Van Dies men's Land (Buckland; Scott). j 1,98. L. Spuren von jungem rothen Sandſtein (rothen Märgel), dargeboten durch das Vorkommen von Salz. N an a) Dolit. Van Diemen's Land (Scott). 0 2. Die Exemplare des Gapitain King und des Hrn. Brown ſtimmen ohne alle Ausnahme mit denen uͤberein, welche man un⸗ ter demſelben Namen aus andern Theilen der Welt bekommt, und die Aehnlichkeit iſt in manchen Fallen ſehr auffallend. Die Sandſteine in Weſten und Nordweſten von Neuholland find des nen im Weſten Englands und Wales ſo aͤhnlich, daß man die Exemplare der beiden Laͤnder kaum von einander unterſcheiden kann. Das ſandige Bindemittel in den Kalktruͤmmern der Weſt⸗ kuͤſte iſt ganz daſſelbe wie in Sicilien; und der Jaspis, Calcedon und der gruͤne Quarz, welcher ſich dem Heliotrop naͤhert, aus dem Eingang in den Prinz-Regentenfluß, aͤhneln ſowohl in den characteriſtiſchen Merkmalen als auch in den Gemengtheilen denen, die man in Tyrol findet. Der Piſtazit von Port Warrender und Careening⸗Bay giebt einen neuen Beweis der allgemeinen Vertheilung dieſes Minerals, das man zwar nicht in groͤßern Maſſen findet, jedoch aber als ein Beſtandtheil anderer Gebirgs⸗ arten haͤufiger vorzukommen ſcheint, als man bis jetzt geglaubt hat. Kryſtalliſirter und dichter Piſtazit, letzterer in Geſtalt von Adern, welche den Sienit durchſetzen, befindet ſich blos in Gree⸗ nough's Cabinet; die Exemplare find von Malvern, North⸗Wa⸗ les, Ireland, Frankreich und Oberſachſen. Hr. Koͤnig hat den Piſtazit auch im Sienit-Diſtrikt von Jerſey gefunden; und Gree⸗ nough hat neuerdings unter Exemplaren, welche ihm Burton jun. von Dockan, einer Wuͤſte zwiſchen dem rothen Meer und dem Nil, geſendet hat, eine Maſſe dichten Piſtazit mit Quarz und Feldſpath erhalten. Fuͤgt man alſo dieſen Fundorten noch Neuholland hinzu, ſo ſcheint ſich zu ergeben, daß wenig Mine⸗ ralien ſo weit wie der Piſtazit verbreitet zu ſeyn pflegen. *) S. Not, Nr. 160, S. 86. Miscellen. Ueber ungewoͤhnliche Kälte in Nordamerika ſchreibt man aus Plattsburgh unterm 22. Febr. Am Dienſtag und Mittwoch der letzten Woche war die aͤrgſte Kaͤlte, die man wahrſcheinlich in den vereinigten Staaten erfahren hat. Zu Fort Cavington, 14 (engl.) Meilen von hier, ſank das Thermome⸗ ter bis 40 Grad unter dem Nullpunkt und das Queckſilber fror. Wie viel tiefer ein Alkohol-Thermometer geſunken ſeyn wuͤrde, iſt nicht bekannt, doch wahrſcheinlich nicht mehr als 2 bis 3 Grad tiefer, da zu gleicher Zeit ins Freie geſtelltes Queck⸗ 1 217 ſüber lange Zeit brauchte um zu frieren. Ein Grad von Kälte, der Queckſilber zum Gefrieren brachte, war bisher in den ver⸗ einigten Staaten und wahrſcheinlich nie unter 45° nördl. Br. beobachtet worden. (american Journal of Science and Arts Juni 1826. pag. 195.) 4 i 0 5 ueber die Rieſen⸗Seeſchlange hat Capit. Hold re⸗ ge, von dem Schiff Richards, welches am 20. Juni von Li⸗ verpool kommend, zu Neu⸗Nork angekommen iſt, erzaͤhlt, daß er ſie fünf Tage vorher, indem er George's Banks paſſirte, ſehr — — ä 218 gut geſehen habe. Sie ſey 10 rods (1 rod = 16½ Fuß) vom Schiff entfernt, die See völlig ruhig und der außer dem Waſſer ſichtbare Theil etwa 60 Fuß lang geweſen. Kopf und Hocker ſeyen ganz ſo geweſen, wie ſie von den Perſonen, die ‚fie am Cap Ann gefehen hatten, wären beſchrieben worden. Sie habe ſich nur langſam fort bewegt und ſich um das Schiff gar nicht bekümmert. Die auf dem Verdeck verſammelten Paſſagiere konn⸗ ten fie etwa ſieben Minuten lang beobachten und haben darüber ein Protokoll aufgenommen und unterzeichnet. (New York Ad- vertiser, June 21, 1826.) — —K—— — ——-—¼ Heil A e. Praktiſche Bemerkungen uͤber die Eigenſchaften und Wirkungen des Mutterkorns ). Von Dr. Charles Hall zu St, Albans in den vereinigten Staa⸗ j ten von Nordamerika. Die merkwuͤrdige Wirkſamkeit des Mutterkorns, wenn es zur Beſchleunigung der Geburt angewendet wird, hat ſich zum Erſtaunen aller Beobachter beſtaͤtigt; aber wenn auch dieſe Wirkung deſſelben in vielen Faͤllen unleugbar iſt, ſo kennt man doch die Art, in welcher es ſeinen Einfluß äußert, nur ſehr unvollkommen. Einige haben die Wir— kung deſſelben für fpezififh auf den Uterus gehalten, Andere, als ſympathiſch mit einem beſondern Eindruck auf den Magen und das Nervenſyſtem. Noch Andere find ſelbſt der Meinung geweſen, daß das Mutterkorn weder- auf den Uterus noch auf den Foͤtus unguͤnſtig wirke, wähs rend andere auf das Feſteſte uͤberzeugt zu ſeyn glauben, daß es ſehr nachtheilige Folgen habe. Alle wenigſtens haben ſich genoͤthigt geſehen, den zweideutigen Charakter des Mutterkorns, als Heilmittel betrachtet, anzuerkennen. Obgleich in den meiſten Fällen von ſchweren Gebur— ten das Kind nach Anwendung dieſes Mittels gewaltſam ausgetrieben wird, ſo giebt es doch auch Beiſpiele, wo man dieſe Art von Wirkſamkeit nicht bemerkt hat. Statt der maͤchtigen ununterbrochenen Steigerung der Geburts— wehen, wodurch die Austreibung des Foͤtus fo ſehr bes ſchleunigt wird, verurſacht es zuweilen ein fortdauerndes, ſehr allgemeines Uebelbefinden, ohne die geringſte bemerk— bare Wirkung auf die Contraction des Uterus. In Faͤllen, wo es nicht unmittelbare Austreibung des Foͤtus zur Folge hat, ſcheint es für das Kind von tödtlicher Wirkung zu ſeyn; denn gemeiniglich kommt letzteres todt zur Welt. Da Einige das Mutterkorn noch immer um des⸗ willen hochſchaͤtzen, weil es die Geburt beſchleunigt, und weil auch die Wirkungen, welche ihm in dieſer Abhand— lung zugeſchrieben werden, ſich factiſch bewährt haben, fo wollen wir die Natur feiner geburtsbeſchleunigenden Wirkungen ſorgfaͤltiger zu erforſchen ſuchen. Daß es mancher Kreiſendeu das Leben gerettet habe, iſt außer *) American medical Review und the London medical Repository and Review. Sept, 1826, Zweifel, aber auch eben fo gewiß, daß es Manche ges toͤdtet habe. Ich lernte das Mutterkorn zuerſt von einer alten Frau unter den hollaͤndiſchen Anſtedlern meiner Nachbar— ſchaft im Jahr 1811 kennen. Sie hatten es zur Bes ſchleunigung der Geburt ſchon ſeit langer Zeit angewens det. Ich war Anfangs, in Betreff ſeiner Wirkſamkeit, ſehr unglaͤubig und ſetzte es in dieſer Hinſicht mit den Rain⸗ farrn und verſchiedenen andern Mitteln dieſer Claſſe in eine Categorie; aber meine Unglaͤubigkeit wurde beſiegt, nach⸗ dem ich mehrmals ein Zeuge ſeiner Wirkungen geweſen war. Nicht lange nachher wurde das Mutterkorn oͤffent⸗ lich als ein ſicheres und nuͤtzliches Mittel in vielen Faͤl⸗ len von natuͤrlicher Geburt empfohlen. Ich habe es ſeit der Zeit haͤufig angewendet und mich theils aus eigner Erfahrung, theils aus derjenigen meiner Collegen übers zeugt, daß es die Wehen nicht immer ſteigert, daß ſeine Anwendung unter manchen Umſtaͤnden ſehr gewagt, und daß es zuweilen von toͤdlicher Wirkung iſt. Die Verſuche, welche mit dieſem ſonderbaren vegetabilts ſchen Auswuchs gemacht worden find, ſprechen für feine gif⸗ tige Eigenſchaft. Es hat ſich nicht nur als ein Gift erwie—⸗ fen, wenn es als Arzneimittel in den Magen gelangte, fons dern auch, wenn es in reichlicher Menge unter dem Brod— korn ſich befand. In dieſem Falle hat man in Frank reich und anderwaͤrts die Bemerkung gemacht, daß ſich unter dem gemeinen Volk Häufige Fälle von Gangraͤn einſtellten. Aerzte, welche mit ſeinem Gebrauch waͤhrend der Geburtswehen bekannt ſind, haben ſich uͤberzeugt, daß es zuweilen agitationes mentales, kleinen und ſchwachen Puls zur Folge hat, und daß es auch bis zu eis nem gewiſſen Grad alle Functionen des Lebens geſtoͤrt hat. In den guͤnſtigſten Faͤllen, wo das Kind am Leben erhal— ten wurde, kam es wenigſtens im Zuſtande der Aſphyxie auf die Welt; die Circulation in der Nabelſchnur war zum Theil unterbrochen; der Koͤrper und die Extremitaͤten waren aͤußerſt mißfarben; und in manchen Faͤllen war das Leben faſt gaͤnzlich erloſchen. Aber wenn die Ge— burtswehen nicht raſch auf einander folgten, kam das Kind in der Regel todt zur Welt. Mir iſt ein Fall ber kannt, daß der ausgetriebene Foͤtus nicht allein todt und dunkel gefaͤrbt, ſondern daß auch ſeine Haut uͤber den ganzen Körper blaſenartig aufgetrleben war, obſchon man ſichere Kennzeichen hatte, daß das Kind einige Stunden vorher, und ehe das Mutterkorn gegeben wurde, noch gelebt hatte. In Fallen von Menftruations + Obſtructionen hat man auch das Mutterkorn zur Wiederherſtellung dieſer Ausſonderung angewendet, jedoch, fo viel mir bekannt, ohne Erfolg; auch hat es in ſolchen Faͤllen in dem Sy ſtem des Uterus weder Druck, noch Schmerz verurſacht, große Uebelkeit dagegen in der Magengegend, ferner Er⸗ regung des ganzen Syſtems, Ekel und manchmal Erbre⸗ chen. In einem Falle nahm die Patientin faſt einen ganzen Loͤffel voll dieſes Pulvers ein: es werurſachte Druck in der Herzgegend, allgemeines Zittern, Entfaͤrbung der Lippen, Wangen, Extremitaͤten und mehr oder weniger auch der ganzen Oberflaͤche des Koͤrpers. f Ohne Erfolg iſt es auch in den frühern Monaten der Schwangerſchaft zum Abtreiben der Frucht angewen— det worden. In ſolchen Fällen hat es der Magen faſt jederzeit gleich nach dem Einnehmen wieder ausgeworfen, ohne daß eine Wirkung auf den Uterus oder auf den Fötus bemerkbar geweſen waͤre. Ich habe das Mutter⸗ korn, in Faͤllen von bevorſtehendem Abortus mit Blu— tung verbunden, und wo ich es alſo fuͤr die Sicherheit der Patientin am zweckmaͤßigſten hielt, den Foͤtus auszus treiben, verordnet; aber ſtatt deſſen hoͤrte die Blutung auf, jedes andere Symptom des Abortus verſchwand, und die Frauensperſon trug ihre Frucht noch voͤllig aus. Auch in dieſen Fällen wurde das Medicament kurz dar⸗ auf, nachdem ſich ſeine Wirkungen kund gegeben hatten, wieder ausgeworfen. Die unleugbare Wirkung des Muts terkorns bei Hemmung der Gebaͤrmutterblutfluͤſſe beweiſt ſchon allein, daß es unmittelbar auf die Circulation ein⸗ wirke. Noch verſchiedene andere Umſtaͤnde begruͤnden dieſe Annahme. Aus dieſem zuſammengenommen moͤchte ich über die Wirkungsart des Mutterkorns bei der Des. ſchleunigung der Geburt und eben fo auch über die Urs ſachen der ausbleibenden Wirkung eine Meinung aufſtellen, Dourch die Forſchungen und Verſuche eines Magens die und Anderer iſt es zur Gewißheit geworden, daß es aufſaugende Gefäße des Magens und der Daͤrme giebt, durch welche die eingenommenen Subſtanzen unmittelbar ins Blutſyſtem übergehen. Dieſe Wahrheit hat noch neuerdings durch den Profeſſor N. R. Smith in ſeiner neuen und intereſſanten Theorie der Verdauung Beſtaͤti⸗ gung erhalten. Dafür ſpricht auch die raſche Wirkung des Mutterkorns. Seine Wirkungen auf den Uterus und den Foͤtus ſetzen es außer Zweifel, daß es unmittel⸗ bar in die Blutmaſſe uͤbertritt und die Circulation res tardirt. Daß es die Blutmaſſe verunreinigt und dadurch das Kind toͤdtet, dafür ſpricht der erzählte Fall, in wel chem der Foͤtus ganz mit Blaſen bedeckt war, und der Umſtand, daß es öfters Gangraͤn bewirkt. 2 Ich bin deshalb der Meinung, daß bei der Geburt das Kind nicht durch einen ſpeeifiſchen Einfluß des Mut— terkorns auf den Foͤtus oder Uterus ausgetrieben werde, fondern vielmehr durch die giftige Wirkung dieſes Mits tels auf das Blut, wodurch daſſelbe unfaͤhig wird, den Uterus und den Foͤtus laͤnger zu erhalten. Es iſt eins bekannte, durch Thatumſtaͤnde belegte Sache, daß im ſtande der Schwangerſchaft Alles, was der Mutter den od geben kann, auch zugleich die thieriſche Oekonomie zu raſchen Anſtrengungen anregt, dem Kinde durch die Entbindung das Leben zu retten. Keinem practiſchen Arzte werden die Fälle unbekannt ſeyn, daß Woͤchnerins nen an einer Krankheit ſterben, nachdem fie kurz vorher von ihrem Kind entbunden worden ſind, welches ee mal am Leben geblieben iſt. Daraus moͤchte ich folgern, daß nach demſelben Geſetze der thieriſchen Oeconomis 155 Kind ausgetrieben werde, ſobald das Mutterkorn in ie Circulation übergetreten iſt. Was dieſe Meinung noch mehr beſtaͤtigt, iſt der Umſtand, daß das Mutter korn nur nach dem Eintritte der natürlichen Wehen eine Austreibung des Foͤtus bewirkt. In den früheren Mos naten der Schwangerſchaft vermag es die Austreibung nicht herbeizuführen, weil der Widerſtand großer auch die Blutſtroͤmung nach dem Uterus und dem Foͤtus hin verhaͤltnißmaßig weit geringer iſt, als zur Zeit der völligen Ausbildung des Kindes. a e Der Mangel der Gleichfoͤrmigkeit in der Wirkung des Mutterkorns iſt ebenfalls ein Beweis, daß es die Geburt nur in der Folge der Stoͤrung befoͤrdere, die es im Gefäßſyſtem bewirkt, wobei es Mutter und Kind in Gefahr bringt; daß es ferner keinen ſpecifiſchen eum auf das Syſtem des Uterus in hoͤheren Grad, als auf andere Theile des Koͤrpers äußert. Ber? Sind die Umſtaͤnde günſtig, ſo erfolgt die Enthtne dung gemeiniglich in ſehr kurzer Zeit; find die Umſtaͤnde dagegen unguͤnſtig, oder waltet aus einer andern Urſache ein ungewoͤhnlicher Widerſtand vor, ſo wird das Kind feines Lebens beraubt, indem das Lebensprineip deſſelben vergiftet, oder ihm entzogen wird. 4 854 Gegen die Behauptung, daß die therapeutiſchen Phaͤnomene des Mutterkorns ganz nervoͤſer Art ſeyen, und daß die Veraͤnderung der Farbe, der Qualitaͤt und der Circulation des Blutes dieſer Urſache zugeſchrieben werden muͤſſen, moͤchte ich aus den bereits angegebenen Gruͤnden ſeine auffallende Wirkung auf den Foͤtus in dem oben angefuͤhrten Fall anfuͤhren. Ich kann es mit dieſer Annahme nicht vereinigen, daß das Kind durch den Nervpeneinfluß fo ſchnell mit Blaſen bedeckt werde. Der ganze Nutzen, den die Anwendung des Mutz terkorns beim Eintritte der Wehen. gewährt, ‚läuft auf Erſparung von etwas Zeit hinaus. In Fallen, wo durch langanhaltende Wehen die Kreiſende erſchoͤpft worden iſt, hat es manchmal entſchieden gute Wirkungen gehabt, aber in andern Faͤllen derſelben Art auch unleugbar das Kind getoͤdtet. Meine Meinung geht kuͤrzlich dahin, daß der Hauptwerth dieſes Mittels in Hemmung von Gebaͤrmutterflüſſen beſtehe; dagegen fürchte, ich, daß es ſelbſt nach den Regeln der Kunſt, waͤhrend der Geburt angewendet, haufiger nachtheilig, als von guten Wirkungen ſey. — — 1221 Beobachtung einer Luxation der Wirbelſäule, welche mit Fractur complicirt war und ges beilt wurde. Von J. Cloquet. Der Gegenſtand dieſer Beobachtung, ein Maurer, ohngefaͤhr 40 Jahr alt und von einer ſtarken Konftirus tion, fiel, während er auf einem Hauſe beſchaͤftigt war, auf einen Steinhaufen herab, und wurde ſogleich von einer vollkommenen Paralyſis der untern Portion des Körpers befallen. Als er in das Spital gebracht wor— den war, und nach den Vorſchriften der Kunſt behan— delt wurde, wichen die erſten Symptome ſchnell, und die Senſibilitaͤt der Glieder blieb zurück, aber die Uns moͤglichkeit dieſelben zu bewegen, dauerte fort. Der Urin ging lzu Zeiten ſchwer fort und die Verſtopfung war hartnaͤckig. Dieſe Symptome wurden durch Ber handlung mit Moxa, Schroͤpfen, kuͤnſtlichen Geſchwuͤ— ren und anderen ahnlichen Mitteln anfangs nur wenig gemildert. Jedoch nachdem die Behandlung mehrere Monate lang fortgeſetzt worden war, beſſerte ſich der Patient allmählig und genaß fo weit, daß er im Stans de war mit Huͤlfe von Kruͤcken herumzugehen und ſich auf ſeinen Gliedern zu drehen. Mehrere Jahre lang — er einen guten Geſundheitszuſtand, und ſeine e nahmen offenbar zu. Aber als er feine gewoͤhn⸗ liche Leibesuͤbung nicht mehr hatte und zu Zeiten an nothwendigſten Lebensbeduͤrfniſſen Mangel litt, ſo itſtanden rheumatiſche Schmerzen und große Störung der Verdauungsorgane, was ihn bewog wieder in das Spital zu gehen. Die angewendeten Mittel, naͤmlich Bäs der aller Art, Gegenreize auf die Haut u. ſ. w. waren alle ohne Nutzen. Er magerte immer mehr ab und ſtarb in einem Zuſtande von vollkommenem Marasmus fünf Monate nachher, nachdem er wieder in das Spi⸗ tal aufgenommen worden war. 5 Anterſuchung des Korpers. — Die untern Ertremitäten waren aͤußerſt abgemagert, und in der Lens dengegend war eine geringe Ungleichheit vorhanden, wel⸗ che jedoch ganz unzureichend war, um ſeinen Tod und die vorhergehenden Symptome zu erklaͤren. An der Wirbelſaͤule wurde eine Luxation gefunden. Das zweite Lendenwirbelbein war nach hinten und auf die rechte Seite gezogen, bewegte ſich auf dem dritten Wirbelbein und hatte den oberen Theil der medulla spinalis mit ſich fortgezogen. Als dieſes Wirbelbein in Bezug auf den weſentlichen Sitz von Luxation unters ſucht wurde, zeigte es uns die folgenden Erſcheinungen: Die obere Flaͤche des Koͤrpers der vertebra, wel cher nach oben ein wenig auf die linke Seite und nach vorn gerichtet war, war noch mit dem oberen Wirbel⸗ beine verbunden und hatte noch faſt dieſelbe Richtung. Seine untere Flaͤche war nach unten ein wenig auf die rechte Seite und nach hinten gekehrt, und ruhte zum Theil auf dem processus transversus und dem Koͤr— per des folgenden Wirbelbeins; ſeine vordere Oberflaͤche war nach vorn ein wenig auf die rechte Seite und nach —— — — 22 unten gerichtet, und entſprach Exoſtoſen, welche ſich vorn entwickelt hatten und Feſtigkeit gewaͤhrten. Sein bins terer Theil war nach hinten ein wenig auf die linke Seite und nach oben gerichtet, und würde den canalis ver- tebralis ganz verſchloſſen haben, wenn er nicht geſpalten und gleichſam geoͤffnet geweſen waͤre. Sein linkes Ende war auf die linke Seite ein wenig nach unten und nach vorn gerichtet, ſah gequetſcht aus und wurde zwiſchen dem erſten und dritten Wirbelbeine feſtgehalten. Sein rech⸗ tes Ende war auf die rechte Seite ein wenig noch oben und nach hinten gerichtet, und hatte faſt noch dieſelbe Rich— tung wie der obere Theil der Wirbelſaͤule, waͤhrend es ſich faſt bis zur Haͤlfte des unteren Wirbelbeins erſtreckte. Die rechte Portion dieſes Wirbelbeins ſchien gebrochen und durch einen uͤbelgebildeten callus wieder vereinigt worden zu ſeyn, fo daß fie länger als in ihrem natuͤr⸗ lichen Zuſtande war. Die processus obliqui der rech- ten Seite waren noch in ihrem natürlichen Verhaͤltniſſe und ſchienen der erſte Punkt geweſen zu ſeyn, auf wels chem der obere Theil des Ruͤckgrats einer Rotationsbe⸗ wegung von der Linken zur Rechten unterworfen worden war. Die processus obliqui der rechten Seite waren ganz verſchwunden und ſtanden einen halben Zoll weit auseinander. Im Allgemeinen hatten die processus keine Veränderung erlitten. Es folgt aus dieſer Anordnung des Knochens, daß die Wirbelfäule viele wichtige Vers änderungen in Hinſicht ihrer ganzen Anordnung erfitteh hatte. Es waren eine ſtarke Beugung nach vorn und auf die linke Seite, eine Rotation des ganzen oberen Theils auf dem untern von der Linken zur Rechten und eine Verkuͤrzung faſt der ganzen Laͤnge des zweiten Len⸗ denwirbelbeins vorhanden. Die Theile hatten ſich conſolidirt: 1) durch eine große Exoſtoſe, welche ſich vor dem Körper des luxirten Wirbelbeins entwickelt hatte, auf der linken Seite an: fing,_ und ſich bis zu dem processus transversus des untern Wirbelbeins verlängerte, mit deſſen Körper fe adhaͤrirte; 2) durch fibroͤſe, unregelmaͤßige, harte und neugebildete Theile, welche die Eroftofe ſaſt ganz umga⸗ ben, und mit welchen die crura diaphragmatis ver; ſchmolzen waren. 2 An der medulla spinalis waren die Membranen hart, dick und aͤußerlich mit den benachbarten ligamen⸗ toſen Theilen verſchmolzen. Innerlich adhaͤrirten fie ver mittelſt zahlreicher fibroͤs-celluloͤſer Filamente mit den Faſcikeln, welche die chorda equina bilden. Die me- dulla ſelbſt war noch unverſehrt, da fie ſich nicht bis zu dem Sitz der Fraktur erſtreckte. Vielleicht mochte fie an ihrem unteren Ende ein wenig voluminoͤſer als ges woͤhnlich ſeyn; aber die chorda equina war der Luxa⸗ tion gegenüber comprimirt und geſchwunden; fie adhaͤ— tirte feſt mit ihren Membranen und befand ſich zum Theil in der Spalte des gebrochenen Wirbelbeins. Die Nerven des Theils waren auch geſchwunden. 223 Miscellen. In Bezug auf die Tracheotomie beim Croup findet ſich bei Breton neau in feiner Abhandlung über die (wunderlich benannte) Diphtherite, ein fehr auf fallender Vorſchlag: „Die Oeffnung, heißt es, welche man in die Trachea macht, ſey immer von zu geringem Umfang, und dies die gewöhnliche Urſache der zu häufigen Uns wirkſamkeit der Operation, die ubrigens allein das Ziel nicht erreichen koͤnne. Da man ſchon beobachtet habe, daß das Calomel die Eigenſchaft habe, Haͤutchen, mit de— nen es in Beruͤhrung gebracht wird, zu verzehren (d'user), ſo ſey um den gluͤcklichen Erfolg der Tracheo— tomie zu ſichern nichts einfacher, als dieſe Subſtanz in die Luftwege einzublaſen. Das Anhaͤngen des Pulvers in der Metallroͤhre und die Verſtopfung der letztern ſoll durch einen eigenen Raͤumer verhuͤtet werden.“ Die mineraliſchen Schwefelwaſſer ge gen anfangen de Schwindſuchten empfiehlt Hr. Hunt, Arzt zu Waſhington, nachdem er den ſchaͤdlichen Einfluß eines Aufenthalts an der Kuͤſte auseinander ge— ſetzt hat, deſſen Nachtheile er in dem Vermiſchen der Landluft mit der Seeluft ſucht. Hierher gehoͤren die wegen ihrer großen Sterblichkeit bekannten Staͤdte Nizza, Marſeille, Livorno u. ſ. f. Birronose nennt Hr. Lobſtein in Straßburg eine von ihm ſchon achtmal bemerkte gelbe Faͤrbung der ſeroͤſen Haͤute und Centralorgane des Nervenſyſtems bey Embryonen; weder das Zellgewebe noch das Parenchym der Eingeweide waren gefaͤrbt. Die gelbfaͤrbende Materie ließ ſich weder durch Waſſer noch durch Alkohol entfernen, nur das Sonnenlicht ſchien bleichend auf die Theile zu wirken. (Répertoire general d' Anatomie et de Physiologie pothologiques. Tome J., cah. 1.) Eine nach Fſtuͤndigen Bemühungen ge: lungene Wiederbelebung eines Ertrunkenen, welcher etwa 20 Minuten unter Waſſer gelegen, und bei welchem man bereits die Hoffnung aufgegeben hatte, meldete Dr. Bourgois am 26. Septemb. der Acad. de Médecine. Die Mittel waren: 1) allmaͤhlige Er: waͤrmung mittels trockner Reibungen; 2) leichtes Einblaſen von Luft (was man neuerdings nach Leroy d'Etioles Verſuchen in Frankreich verwirft); 3) Salmiak Dunſt unter die Naſe; 4) Klyſtiere von warmem Salzwaſſer; Bibliographiſch e Neuigkeiten. Pe Sopra le ossa dei Cocodrilli della favorita presso Lonigo, provincia di Vicenza, Memoria del Dott. Franc, Ora- 210 Scortegagna. Padova 1826. 8. m. K. A case of Melanosis with general Observations, on the Pathology of this interesting Disease, By Thomas Fawdington. London 1826. 8. m. K. (Auf dieſe klei⸗ 224 5) Oeffnung einer Ader, aus welcher aber kein Blut floß. Alle Mittel waren eine Stunde lang ohne allen Nutzen. Nach dieſer Zeit ließ ſich ein leichtes Ges raͤuſch, einem metallenen Klingen vergleichbar, in der Bruſt vernehmen. Dies fiel Dr. B. ſehr auf. Zw gleich wurden einige leichte unregelmaͤßige Bewegungen des Herzens wahrgenommen, und es kam einiges Blut aus der Venenoͤffnung, was nur tropfenweis vortrat und innerhalb einer Viertelſtunde etwa 10 Unzen betra⸗ gen mochte. Nun ſchoͤpfte man nach J Stunden ernſtli⸗ che Hoffnung. Die Circulation wurde regelmaͤßiger, aber der Kranke lag noch beſinnungs- und bewegungslos da. Er wurde nun von ſchrecklichen Convulſionen befallen, ſo daß vier Menſchen ihn kaum halten konnten. Die Ader wurde wieder geoͤffnet und das Blut floß in Menge, ſo daß Dr. B. es auf 16 Unzen ſchaͤtzte. Er wurde nun ins Hötel-Dieu gebracht. Am andern Morgen wurde ein zweiter Aderlaß angeſtellt. Der Kranke kam zu ſich und wurde hergeſtellt. (Er war 21 Jahr alt und zu⸗ fällig in den Fluß gefallen.) Das größte Gewicht legt Dr. B. auf die Aderlaͤſſe. „ ee Ueber eine in dem Schlunde eines 11mo⸗ natlichen Kindes in der Queer feſtſitzende Nadel hat Dr. Roſſi in dem Maͤrzheft des Reper— torio medico · chirurgico di Torino eine Beobach⸗ tung mitgetheilt. Das Kind hatte eine Nadelbuͤchſe die man ihm zum ſpielen gegeben, in den Mund bracht, und das Geſchrei deſſelben machte erſt auf Ereigniß aufmerkſam. Der Mann der Amme verſu mit den Fingern die Nadeln zu entfernen, welche in dem Pharynx feſtſaßen. Es gelang ihm auch mit allen, ausgenommen eine einzige längere, welche in den unters ſten Theil des Pharynx tief eingedrungen war. Hr. R. wurde gerufen und verſuchte die Extraction mittels einer gefenſterten Polypenzange zu bewerkſtelligen. Aber er konnte den fremden Koͤrper lange nicht faſſen, endlich gelang es ihn etwas rechts zu neigen; es fand ſich ein freigewordenes Ende, und nun war die Nadel auch gleich ausgezogen. Die ganze Schwierigkeit der Operation be— ſtand darin, daß der fremde Koͤrper queer gelagert war und den ganzen Durchmeſſer des Pharynx einnahm. Die an den Seitentheilen des Halſes unter dem Kinnladen— winkel ſich einſtellende Geſchwulſt zertheilte ſich unter dem Gebrauch von emollientibus. a D ne Schrift mit ſehr guten Abbildungen werde ich zurüd« kommen.) d Cs Recherches d’anatomie et de physiologie pathologique eur plusieurs maladies des enfans nouveau-'nes; par P. S. Denis D. M. ‚Commercy 1826. 8. (Eine reichhal⸗ tige Sammlung von Materialien zum Studium der Kine derkrankheiten.) g N u 7 Notizen. a us dem Gebiete der Natur- und Heilkunde. Nr. 525. ict bei Loſſius i i 9 eb 1 ehe ben @ u. F. Thurn d. Taxiſchen Poſtamte zu Weimar u Preiß eines jeden Bandes von 24 2 5 Nat ur Unterſuchungen über die Lungenerhalation *). Von Gilbert Breſchet and Milne-Edwards. Eine große Anzahl von intereſſanten Verſuchen, un! tet andern die von Nyſten und Magendie, zeigen, welche wichtige Rolle die Lungen nicht nur als Reſpira⸗ tionsorgan, ſondern auch als Reinigungsorgane des Koͤr⸗ pers ſpielen, indem ſie gewiſſe fluͤchtige Stoffe, welche dem Körper ſchaͤdlich werden können, ausſtoßen. Der erſtere der genannten Phyſtologen fand, daß verſchiedene Gasarten, die man in fo kleinen Quantitäten, daß fie das Leben des Thiers nicht gefaͤhrden konnten, in die Venen trieb, ſich in der ausgeahtmeten Luft wiederfan⸗ den. **) Der letztere fand durch Beobachtung, daß Waſſer, Alkohol, Kampfer und Phosphor auf demſelben Wege aus der Oeconomie geſtoßen werden *). Die Unter⸗ ſuchungen der Hh. Breſchet und Milne-Edwards beſtaͤtigen dieß, und führen auf eine mechaniſche Erfläs rung dieſer Erſcheinung. Durch die neuen N gen des Dr. Barry über die Abſorption f) geleitet, Unterſuchten ſie, welchen Einfluß das Saugen, das bei jeder Reſpiratlonsbewegung ſtattfindet, auf diefe Erſchei⸗ nung haben koͤnne. Da es von außen nach innen wirkt, fo mußte es auf den Durchgang von Fluͤſſigkeiten von der Applicationsoberflaͤche in das Innere der Gefäße, einen bedeutenden Einfluß aͤußern, und eben fo wahr⸗ ſcheinlich müßte eine nach der entgegengeſetzten Richtung wirkende Kraft, im Bezug auf die Anehelſchung⸗ eine ahnliche Rolle ſpielen. Run bringt aber derſelbe Mes chanismus, welcher den Eintritt der Luft in die Lungen zellen vermittelt, die ſpaͤtere Entwickelung einer ſolchen Kraft mit ſich. Wenn die Bruſthoͤhle im ruhigen Zus Eur iſt, fo haͤlt die darin befindliche Luft durch ihre Elaſtieitaͤt dem Druck der äußern Luft das Gleichgewicht; e de Chimie medicale Sept, 1826. « ) Recherches de physiologie et de Chimie pathologi- i de Paris 1811. * 1 wa ee ***) Memoire sur la transpiration pulmonaire; Bulle- tin de la Société philomatique 1811. 7) Memoire sur absorption, Annales des Sciences na- turelles. Juillet 1826. 0 Ar. 16. des XV. Bandes) 8 irt. In Fommiſſion bei dem Königl. Preuß. ene, e ane Bi Erfurt, der Kön. Sächl. Beitungs-Erprbition ie ogen, 2 Rthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stüdes October 1820. d bei dem G. H. S. pr. ende 9 5 t un de. allein ſobald dieſe Cavität ſich ausdehnt, wird das Gleich, gewicht geſtoͤrt, und die ſaugende Kraft, welche eine neue Quantität Luft eindringen macht, muß mit gleicher Kraft auf alle Punkte der Waͤnde wirken. Waͤhrend der Ein⸗ athmung ſpielt jede Lungenzelle die Rolle einer Saug⸗ pumpe, und zieht die äußere Luft ein, mit welcher fie durch die Luftroͤhre communicirt. Zur Erledigung jener Frage haben nun die Hrn. Breſchet und Milne⸗ Edwards folgende Verſuche angeſtellt. Erſter Verſuch. — Nachdem wir bei einem Hunde von mittlerer Größe, einige Ringe der Luftroͤhr⸗ durchſchnitten, und in dieſen Kanal eine Roͤhre einge⸗ führe hatten, welche genau in das Mundſtuͤck eines gro⸗ ßen Blaſebalgs paßte, machten wir in den Thorax eine bedeutende Oeffnung (ſo drücken ſich die Verfaſſer aus) und brachten ein kuͤnſtliches Athemholen in Gang. Wir trieben mittelſt des Blaſebalgs Luft in die Lungen, nah⸗ men dann das Inſtrument weg, und ließen die Luft wieder durch die natürliche Elaſticitaͤt des Reſpirations⸗ orgaus austreiben. Auf dieſe Weiſe konnten wir die Res ſpiration leicht unterhalten, ohne weder beim Eins noch beim Ausſtroͤmen der Luft den auf die innere Flache der Lungenzellen ausgenbten Druck zu vermindern. Die Circulation blieb im guten Gange, und das Thier ſchien nicht viel zu lelden. Hierauf ſpritzten wir in die Peri⸗ tonealhoͤhle 6 Quent. mit Kampfer geſaͤttigten Alkohol. Eine Viertelſtunde ſpaͤter ließ ſich an der ausgeathmeten Luft noch kein Zeichen der Exhalation der einen oder der andern dieſer Subſtanzen wahrnehmen. Wir legten nun die großen Bauchmuskeln blos, indem wir die darüber befindlichen aponeurotiſchen Lagen beſeitigten, und ſetzten einen Pumpenſchroͤpfkopf darauf. Eine Zeitlang zeigte ſich kein merklicher Erfolg; nachdem das Inſtrument aber mehrmal ausgepumpt werden war, »fpürte man einen deutlichen Kampfergeruch. In der ausgeathmeten Luft konnte man jedoch die Gegenwart dieſer flüchtigen Sub⸗ ſtanz nicht wahrnehmen. Länger als 3 Stunden fuhren wir fort die kuͤnſtliche Reſpiration zu unterhalten, indeg wurde die Erhalation des Kampfers oder Alkohols durch die innere Flaͤche der ar keineswegs angezeigt, Den⸗ 1 227 noch mußten diefe Subſtanzen in die Circulation Über gegangen ſeyn, denn als ſpaͤter eine gewiſſe Quantitaͤt Kraͤhenaugenextract auf das unter der Haut liegende Zell gewebe des Abdomen gebracht wurde, zeigten ſich drei Minuten darauf tetaniſche Bewegungen an dem Thiere, welche über die Aufſaugung jener giftigen Subſtanz keinen Zweifel ließen. Zweiter Verſuch. — Bei einem vergleichen den Verſuche mit einem Hunde von derſelben Groͤße in— jicirten wir wieder eine gleiche Quantität Rampferauflds ſung in die Peritonealhoͤhle, ohne jedoch die auffaugende Thätigkeit, welche jede Erweiterung des Bruſtkaſtens be- gleitet, zu unterbrechen; 34 Minute nach der Einſprie gung roch der Athem des Thiers nach Alkohol, und 6. Minuten darnach gleichfalls nach Kampfer. Bald wurde der Geruch bedeutend ſtaͤrker, und, während der Stunde, die der Verſuch dauerte, war er beſtaͤndig wahrzu— nehmen. 2 5 f 1%] g Dieſe Reſultate waren fo folgerecht, daß uns über die Wahrheit der uns durch die Analogie zur Erklaͤrung der großen Thaͤtigkeit der Lungenexhalation dargebotenen Hypotheſe kein Zweifel blieb; indeß beſchloſſen wir zu mehrerer Beſtaͤtigung derſelben noch andere mobdificitte Verſuche anzuſtellen. a | Dritter Verſuch. — ten wir in die Eruvalvene eines Hundes eine kleine Quantitat weſentliches Terpentinoͤl. Kaum hatten wir dieſe Operation beendigt, als der Athem des Thiers auch den Geruch dieſer Subſtanz ſtark offenbarte. Er blieb auch die wenigen Minuten, welche das Thier noch lebte, fortwährend bemerklich; als man die Pleurenhoͤhle oͤff⸗ nete, ſpürte man ſogleich die Anweſenheit des Terpen⸗ tins; allein von einer ähnlichen Exhalation an der Obers flaͤche des Peritoneums ließ ſich nichts ſpuͤren. 7 Vierter Verſuch. — Bei einem andern Hunde ſing man damit an, daß man die Luftröhre öffnete und eine Metallroͤhre einfuͤhrte. Dann deckte man den Tho⸗ tax auf, ſo daß die Lungen zuſammenfiolen, und brachte ein kuͤnſtliches Athemholen in Gang, indem man alle noͤthigen Vorkehrungen traf, daß während des Zuſam; menfallens der Lungen keine Luft eingezogen werden konnte. Nun wurde in die Cruralvene des Thieres we⸗ ſentliches Terpentinol eingeſpritzt, und bald that ſich der Geruch dieſer Subſtanz in der ausgeathmeten Luft kund. Als man aber die Peritonealhoͤhle oͤffnete, ſpuͤrte man ihn daſelbſt eben ſo ſtark; indem man endlich in die Muskeln des Schenkels ſchnitt, fand man dieſe ebenfalls von dem Torpentingeruch angeſchwaͤngert. Wir ſehen alſo, daß bei dieſem Verſuche das in die Venen geſpritzte Terpentindol ſich gleichfoͤrmig durch alle Theile der Oeco⸗ nomie vertheilte; es durchdrang die Schleimhaut, welche die Lungen umgiebt, wie die ſeroͤſe Membran, welche die Eingeweide einhuͤllt, und deſſen Erhalatton war bei der einen Haut nicht merklich ſchneller, als bei der an⸗ dern; es verhält ſich mit dieſein Reſultate ziemlich fo, wie wenn man Terpentingeiſt in das Gefaͤßſyſtem eines todten Thieres ſpritzt. Beim vorhergehenden Verſuche —— In dieſer Abſicht injleir⸗ 228 offenbarte ſich dagegen dieſe Subſtanz nur in der ausge athmeten Luft und duͤnſtete nicht von allen Oberflächen aus, in denen die Circulation thaͤtig iſt; ſie ſchien durch dte Lungenzellen nach ihnen angezogen zu werden und einzig und allein auf dieſem Wege zu entweichen. E dieſem Falle Hatten wir den Einfluß der ſaugenden Ph; welche die Bewegungen des Einathmens entwickeln, nicht gehemmt; beim andern Verſuch dagegen vernichteten wir die einzige Urſache, wegen deren die Fluͤſſigkeiten lieben dieſem Theil des Koͤrpers zuſtroͤmen, als irgend einem andern. Bro 4 Fünfter V erſuch. — Spritz Wan in. die Des nen eines Thiers fettes Oel, in welchem Phosphor aufs geloſt iſt; ſo ſieht man bald weißen Dampf aus den Naſenloͤchern kommen, wodurch ſich die Gegenwart dies ſer verbrennlichen Subſtanz in der ausgeathmeten Luft kund giebt. Um zu erfahren, ob man dieſe Erſcheinung dadurch verhindern koͤnnte, daß man die Art von Saug⸗ pumpe zerſtoͤrte (nicht in Thaͤtigkeit treten ließe), mis welcher die Lunge während der Ausdehnung des Bruſt⸗ kaſtens zu vergleichen iſt, deckten wir die Bruſt eines Hundes weit auf, und ſtellten eine kuͤnſtliche Reſpiration auf die oben gezeigte Weiſe her. tung zeigte ſich in der ausgeathmeten Luft weißer Dampf, Gegen unſere Erwar⸗ und als wir an die aͤußere Oberflaͤche des Magens ei⸗ nen Schroͤpfkopf ſetzten, konnten wir an dieſem Theile keine merkliche Phosphoraushauchung ermitteln. Dies Reſultat nahm uns Anfangs Wunder. Als wir aber darüber nachdachten, fanden wir leicht deſſen Urſache. In der That hat Hr. Magendie gezeigt, daß wenn zähe Fluͤſſigkeiten, wie z. B. fette Oele, in die Adern eines lebenden Thiers geſpritzt werden, jene nicht durch die letzten Veraͤſtelungen der Lungenpulsader, und nicht in Die linken Herzhoͤhlen gelangen koͤnnen. Es iſt alſo offenbar, daß in dieſem Falle das mit Phosphor geſchwaͤ Oel bei jeder Contraction des er N Antrieb erhalten mußte, welcher es in den Capillarge⸗ faͤßen der Lungen anhaͤufte, ſo daß es nach und nach durch die Theile ſchwitzte, die deſſen Austreten ent, gegenſtanden. Statt daß dieſer Verſuch mit dem früͤ— her erhaltenen Reſultate im Widerſpruch fände, wie man auf dem erſten Blick glauben duͤrfte, ſetzt es den Einfluß des Drucks auf die Phaͤnomene der Aushau⸗ chung nur noch in ein helleres Licht. D Sechſter Verſuch. — Indem wir den früher mitgetheilten Verſuch Nr. 1. wiederholten, ließen wer die kuͤnſtliche Reſpiration 55 Minuten lang andauern, ohne daß die ausgeathmete Luft die geringſte Anzeige von Aushauchung des Kampfers oder Alkohols durch die Oberfläche dieſes Organs gegeben hätte. 30 Minuten nach Anfang des Verſuchs ſetzten wir einen kleinen Schroͤpfkopf auf die innere von ihren Integumenten emt⸗ bloͤßte Schenkelflache. Es ließ ſich daſelbſt kein Kan pfergeruch wahrnehmen. Als man aber dieſes Inſtrument mehrmals auf die Muskeln des Abdomen, welches pra parirt worden war, wie beim erſtern Verſuch, applicirte, ließ ſich der Geruch jener Subſtanz ſehr deutlich verfpüs 229 ren. Erſt nach langer als einer Stunde glaubte einer von uns in der ausgeathmeten Luft Kampfergeruch zu bemerken, der jedoch ſpaͤter nicht an Staͤrke zunahm. Wir ſehen alſo, daß wenn man dle Bruſthoͤhle vers hindert, ſich abwechſelnd auszudehnen und zufammenzus ziehen, und auf dieſe Weife jedesmal, wenn das Thier in die Lungen Luſt ſchoͤpfen will, eine ſaugende Bewer gung auszuüben, man auch verhindert, daß die Erhalas tion in dieſem Organe eher als in irgend einem andern Theile der thieriſchen Oekonomie ſtatt habe. Wenn die direct oder indirect in den Strom der Circulation ges brachten Subſtanzen nicht mit großer Leichtigkeit durch die Gewebe gehen, ſo miſchen ſie ſich nicht mehr mit der ausgeathmeten Luft, fobald man die Thaͤtigkeit hin⸗ dert, vermöge deren man die Bruſthoͤhle mit einer Saugs pumpe vergleichen kann. Bei den Thieren, deren Luns genzellen bei jeder Inſpiration eine merkliche Vermin— derung des auf ihre innere Oberflache ausgeuͤbten Drucks erleiden, waͤhrend die Atmoſphaͤre ſie immer von außen nach innen gleichfoͤrmig druͤckt, werden badegen dieſelben Subſtanzen von der Lungenoberflache ſehr ſchnell ausge⸗ athmet, wenn die in die Venen eingeſpritzten Subſtan⸗ en durch alle Gewebe leicht dringen, wie dies mit dem weſentlichen Terpentinoͤl der Fall iſt; fe dringen in dem einen, wie in dem andern Falle in das Innere der Luns enzellen ein: allein die Saugkraft der Thoraxpumpe, venn man ſo ſagen darf, beſchleuntgt dieſe Aushauchung ſehr, daß die Fluͤſſigkeit nicht durch Einſickern in die andern Höhlen des Korpers dringt, wohin fie durch keine ahnliche Kraft getrieben wird. Wenn man dieſe Thaͤtig⸗ keit hemmt, ſo ſehen wir dagegen dieſe außerordentlich flüchtigen Subſtanzen blos dem Geſetze der Abſorptton gehorchen und ſich faſt gleichfoͤrmig in alle Theile der thieriſchen Deconomie e e ee eee Es ſcheint demnach erwieſen, daß wenn die Safe und flüchtigen Subſtanzen, die in den Strom der Cir— eufätion aufgenommen ſind, vorzugsweiſe von der Ober— flache der Lungen ausgehaucht werden, obgleich auch ans dere Theile des Koͤrpers mit einer großen Anzahl von Gefaͤßen verſehen ſind, dies hauptſaͤchlich von der Art von Saugen herruͤhrt, welches jede Inſpirationsbewe— gung begleitet. Haͤngt etwa dieſe ganz mechanifche Wirs kung, die auf die gewiſſermaßen zufälligen Producte der Lungenexhalation einen fo entfchiedenen Einfluß hat, auch mit andern Phaͤnomenen des Athmens zuſammen? Dies wollen die Hrn. Breſchet und Milne-Edward's nächſtens weiter unterfuchen. . Eine neue Thermometerſcale. Der Lieutenant Andrew Skene von der Koͤnigl. engl. Marine, erſann, als er ſich mit dem Capitain Parry auf der Melville-Inſel aufhielt, eine neue Eintheilung der Thermometerſtale, da er bemerkt hat— te, daß alle auf das Eis gebrachte Thermometer ver— ſchieden zeigten. Skene ſchlaͤgt vor, die Normalpuncte — — ſcheidet. 250 eines Thermometers nach der Schmelzung zweier feſten Koͤrper, und nicht, wie es jetzt geſchieht, nach dem Gefrieren und der Verdampfung eines flüffigen zu be⸗ ſtimmen. In der That koͤnnen wir die Umſtaͤnde, wel⸗ che für die Verdampfung (Verkochung) einer Flüſſigkeit einen beſtimmten Grad von Temperatur ergeben, nicht beliebig herbeifuͤhren, waͤhrend dagegen die Schmel— zung eines feſten ‚Körpers nur durch die chemiſche Vers wandſchaft der Partikelchen zu einander und zum März meſtoff beſtimmt wird. Als thermometriſche Einheit nimmt S. den Temperaturunterſchied zwiſchen dem Schmelzpunct des Queckſilbers und dem des Eiſes an, vorausgeſetzt, daß beide Subſtanzen ganz rein ſind. Dieſe Einheit wird Grad genannt, und, wie bei der neueſten Eintheilung des Erdkreiſes, in 100 Theile oder Minuten getheilt. Sonderbar genug geben 360 Grade von S's Thermometer, als wie viel Grade jeder Kreis enthalt, die größte wahrſcheinliche Hitze, die nach Wedgewood's Pyrometer ſtattfinden kann. Der Schmelzpunct des Eiſes, den faſt alle Nationen, die ſich des Thermometers bedienen, beruͤckſichtigt haben, behält ſeine Bedeutung, und wird durch 0 bezeichnet, ſo daß er wieder die Waͤrmegrade von den Kaͤltegraden Waͤrme und Kaͤlte ſind nach S's Meinung poſitive Begriffe. S. will beobachtet haben, daß vom Aequakör bis zum Pole die Temperatur eben fo weit über, als unter den Nullpunct reicht. Das Mittel der hohen Temperaturen der Atmoſphaͤre iſt — 19 oder 100° plus und das Mittel der niedrigen Temperaturen oder der Kaͤlte ebenfalls — 1° oder 100° minus, fo daß dieſelben Temperaturgrade uͤber und unter dem Schmelzpuncte des Etſes in der Natur vorkommen. Daraus koͤnnte man ſchließen, daß die Kaͤlte gleichfalls denſelben Kreis von 360 umfaſſe. Denn die ſtreng⸗ fluͤſſigſten Körper werden durch Steigerung der Wärme flüffig, und die am wenigſten zum Gefrieren geneigten Fluͤſſigkeiten durch Steigerung der Kälte feſt, welches letztere man durch chemiſche Miſchungen erreichen kann. Das poſitive Gefuͤhl der Wärme an der aufſteigenden Scale wird durch das Zeichen + und das negative Ges fühl der Wärme, oder das pofitive der Kälte auf der abſteigenden Scale mit — bezeichnet. Bei der Groͤße der Grade wird man den Vortheil haben, daß man die hoͤchſten Temperaturen, z. B. den Schmelzpunct der ſtrengfluͤſſigſten Metalle, durch eine kleine Zahl aus drücken: kann. Dieſe Eintheilung hat auch den Vor— theil, daß ihr das Decimalſyſtem zum Grunde liegt. So liegen z. B. zwiſchen dem Schmelzpunct des Eifes und der Verdampfung des Waſſers (dem Siedepuncte) 2° 50°, welches ſich fo bezeichnen laͤßt: 2, 5 +0. Zink ſchmilzt bei 9 + 0; Merkur gefriert bei 1— 0 ır. Dieſe Zahlen laſſen ſich leichter merken, als die gegen⸗ wärtig uͤblichen. Zwar wird die Graduirung der Thers mometer ſchwieriger, und kann blos von ſehr geſchick⸗ ten Leuten beſorgt werden, allein dies laͤßt ſich eher als Vorzug anſehen, weil dadurch die Menge von un: genauen Inſtrumenten, welche unter denſelben Umſtaͤn⸗ 15 * 231 — den nie mit einander übereinſtimmen, außer Curs kaͤ⸗ me, waͤhrend man jetzt bei wichtigen Veranlaſſungen die Angaben immer mit Mißtrauen betrachten muß. Thermometer, die nach S's. Methode graduirt find, werden ſaͤmmtlich unter denſelben Umſtaͤnden denſelben 2 Stand haben. (New monthly Mag. Sept. 1826.) Miscellen. Große Maſſe Amber auf der Inſel Ne w⸗ Providence gefunden. Ein Matroſe ſetzte ſich, um zu ſchlafen, auf einen Block, den er fuͤr einen Stein hielt, und fand, als er wieder aufſtehen wollte, ſeine Beinkleider angeklebt. Nichts ahndend, kehrte er aufs Schiff zuruck, wo der ſtarke Geruch eis nem feiner Kameraden auffällt. Als er auf die Dei merkung dieſes letztern, daß das, was er fuͤr einen Stein gehalten, Ambra ſey, und auf die Forderung, mit ihm nach dem Ort zurückzukehren, weil fie beide ihr Gluͤck dadurch machen koͤnnten, beharrlich abſchlaͤg⸗ liche Antwort giebt, ſetzt ſich dieſer auf's Pferd, ſucht und findet das Stuͤck gluͤcklich, und verkauft es mit * 232 Profit an den Capitain eines Kauffartheiſchiffs, von welchem es noch durch mehrere Hände gegangen, end— lich in England fuͤr 2500 Pf. Sterling (86 Schillinge für die Unze) verkauft wird. (Silliman's American Journal of Science and Arts Vol. X. Nr. 1. Oct. 1825.) IE Extreme der Hitze und Kälte Nach Zur fammenftellung und Vergleichung einer großen Anzahl Thermometerbeobachtungen hat ſich Hr. Arago zu fols genden Schluͤſſen berechtigt gefunden: 1) daß ein ſechs bis zehn Fuß uͤber dem Erdboden befindliches und vor der zuruͤckſtralenden Waͤrme geſchuͤtztes Thermometer an keiner Stelle auf dem Lande, die Lage mag ſeyn welche fie wolle, bis zu 37“ R. oder 46° Cent. (— 1154 F.); D daß eben fo auf offner See, an keinem Ort und zu keiner Jahreszeit, die Temperatur uͤber 24 R. (— 86° F.) ſteige; 3) daß der hoͤchſte, mit einem in der Luft aufgehangenen Thermometer auf unſerer Erde bes obachtete Kaͤltegrad — 40° R. = — 58° F.) ſey; Ba a 2 welcher Breite oder in welcher Jahreszeit es auch ſey, nie eine Temperatur über 24° R. oder 86° F. ae: Me ja S e. d Des Dr. Pallas Verſuche im Militairſpital von Pampelona, die gebrauchten Blutegel vom Blute zu befreien und zu neuer Be⸗ nutzung aufzubewahren ). 1 r In den Monaten December 1824, Januar und Februar 1825 fand ein fo großer Mangel an Blutegeln ſtatt, daß man keine für den Bedarf des Spitals und der Patienten der Stadt Pampelona bekommen konnte. Ein Einwohner dieſer Stadt borgte einem ſeiner Freun⸗ de diejenigen Blutegel, welche ihm im Sommer anges ſetzt worden waren. Er hatte ſie mit Holzaſche vom eingeſogenen Blute befreit und ſie in einem mit Waſſer gefüllten Glas aufbewahrt. Als der Dr. Pallas dies gehoͤrt hatte, wiederholte er denſelben Verſuch an 50 Blutegeln, und es gelang ihm, ſie mehrmals benutzen zu koͤnnen. Nachdem er ſich aber uͤberzeugt hatte, daß die Operation langwierig und muͤhſam ſey, ließ er den Behaͤlter erbauen, den wir jetzt beſchreiben wollen. Auf einer Terraſſe, welche zum Spital gehoͤrte und ſich 425 Metres über den Fluß erhob, welcher unten vorbei floß, ließ er im Freien eine viereckige Grube von 1 Metre und 5 Decimetres Tiefe graben. Die Oeff; nung der Grube betrug 2 Metres, aber die Wandungen derſelben zogen ſich unten enger zuſammen, fo daß die Grube unten nur 1 Metre und 8 Decimetres breit und lang war. In der Mitte der Grube ließ er ein zweites Loch von 4 Decimetres Länge und Tiefe und von etwas über 2 Decimetres Breite graben. Es wurde mit einer *) Recueil de Memoires de Médecine, de, Chirurgie et de Pharmacie militaires Vol, XIX. Paris 1826. „ pe Pe > durchloͤcherten und verzinnten Blechtafel verſchloſſen, das mit die Blutegel keinen Durchgang finden konnten. Um den Abfluß des Waſſers durch die kleinen Loͤcher der Blechtafel zu erleichtern, ließ er dem Boden der Grube eine geringe Neigung gegen die Blechtafel hin geben, auch den Boden nebſt den Wandungen der Grube mit Backſteinen auslegen, damit die Blutegel ſich nicht in die Erde eingraben konnten. 5 5 Nachdem das Mauerwerk gehoͤrig ausgetrocknet war, ließ der Dr. Pallas auf dem Boden der Grube in einem Abſtande von 2 Decimetres ſowohl von der Bleche tafel als von den Wandungen der Grube ringsum Nas ſenſchichten uͤber einander legen, bis zur Hoͤhe von 6 Decimetres. Dieſer Raſenaufbau hatte ſowohl inwendig als auswendig eine viereckige Geſtalt. Den Raum zwis ſchen dem Raſen und den Waͤnden der Grube ließ er 8 Decimetres hoch mit abwechſelnden Schichten von thos niger Erde und von gewöhnlicher leichter Erde ausfuͤls len *). Nachdem der leere Raum zwiſchen dem Raſenaufbau und der Blechtafel bis zur Haͤlfte mit Regenwaſſer ausgefüllt war, ſetzte er 500 einmal gebrauchte Blutegel hinein. Einige Minuten darauf bewegten fie ſich nach allen Richtungen hin. Die ſtaͤrk⸗ ſten hatten eine außerordentliche Laͤnge und gaben eine betraͤchtliche Quantitaͤt Blut von ſich, aber faſt ſaͤmmtlich verließen ſie das Waſſer, um ſich zwiſchen die Raſenſchichten zu begeben, und ſpaͤter drangen ſie in die aufgefüllte Erde. Einige, ohne Zweifel die ſchwaͤch ſten, blieben im Waſſer zurück, aber nach Verlauf von ) Der Dr. Pallas ſagt in einer Anmerkung, daß feine Grube wenigſtens 20,000 Blutegel faſſen koͤnne. 233 8 Tagen hatte ſich der größere Theil derſelben auch in die Erde begeben und nur 9 Stuͤck waren zuruͤckgeblie⸗ ben. Dieſe ſtarben endlich, und man fand ſie mitten auf der durchloͤcherten Blechtafel. Daraus ſieht man alſo, daß dieſe Thiere die feuchte Erde dem Waſſer vors ziehen, und daß man, um fie von dem eingeſogenen Blute zu befreien, keine reizenden Subſtanzen, wie z. B. Aſche oder Tabak, anzuwenden braucht; daß man leicht zu dieſem Zweck gelangt, ſobald man fie auf feuch⸗ te Erde bringt oder in Waſſer, auf deſſen Boden ſich Erde befindet. Es ſcheint, daß die entſtandene Reibung, entweder in Folge ihrer Bewegung im Waſſer oder ihs res Eindringens in die Erde, viel dazu beitrage, die Blutentleerung zu bewirken. Die erwähnten 500 Blut egel blieben 14 Tage lang in dieſer Grube, und man trug Sorge, die eingefüllte Erde alle 2 Tage zu begies ßen. Auf dieſe Weiſe behielt ſie ihre Feuchtigkeit, und das Waſſer führte das Blut weg, welches die Blutegel von ſich gegeben hatten. Den 16. Tag befanden ſich die Blutegel zwiſchen den unterſten Raſen- und Erd ſchichten unbeweglich und ſo zuſammengezogen, daß ſie die Geſtalt einer Olive angenommen hatten. Ihr Koͤr⸗ per war mit einer ziemlich dicken Schicht einer klebri⸗ gen leimartigen Subſtanz uͤberzogen, welche ſich größtens theils in Waſſer aufloͤſte und faſt alle Eigenſchaften des thieriſchen Schleimes beſaß. Die Erde, welche die Blutegel umgab, war häufig von Blur gefärbt, woraus ſich ergiebt, wie Dr. Pallas bemerkt, daß man ſie häufig, und beſonders während des Sommers, begießen muͤſſe. Wir wollen nicht von dem Nutzen ſprechen, den man aus dieſen Blutegeln gezogen hat, und eben ſo wenig von der ſehr großen Menge anderer, welche nach der Zeit in dieſe Grube gebracht worden ſind, ſondern befchränfen uns blos auf dasjenige, was wir bereits uͤber dieſen Gegenſtand geſagt haben. 0 ; Nachdem ſich Dr. Pallas verſichert hatte, daß die Blutegel, welche 14 Tage lang in der Grube gewe— fen waren, von neuem gebraucht werden konnten *), wollte er wiſſen, ob ſie alles eingeſogene Blut von ſich gegeben hätten, oder ob noch ein Theil dieſer Fluͤſſigkeit in ihrem Nahrungskanal zuruͤckgeblieben ſey? Er ergriff 6 dieſer Blutegel, wie ſie der Zufall in ſeine Haͤnde führte, und oͤffnete fie der Länge nach. Nur 4 derfels ben gaben eine ziemlich große Quantitaͤt Blut von ſich; es hatte indeſſen einen ganz eigenthuͤmlichen Charakter: es war homogen, hellroth, klebrig ohne Faden zu ziehen; an der Luft wurde es ſehr raſch trocken, und der kleine Theil deſſelben, welcher an der Klinge des Inſtrumentes kleben geblieben war, fiel 4 Stunde ſpaͤter in Geſtalt durchſichtiger Schuppen von der ſchoͤnſten rothen Farbe ab. Die Beſchaffenheit des Blutes hatte ſich alſo im *) Man ſieht hieraus, daß die zu Pampelona angeftellten Verſuche in dieſer Hinſicht nicht mit denen uͤbereinſtimmen, welche zu Bayonne und anderwaͤrts gemacht worden ſind. Vielleicht reizte die Erde in der Grube des Dr. Pallas die Blutegel in höherm Grade, fo daß fie leichter die Porz Hegg von ſich gaben, welche ihren Nahrungs bedarf 254 Darmkanale der Blutegel verändert, „ Wurde das aufge⸗ trocknete Blut in Pulver verwandelt, ſo hatte es eine ſehr ſchoͤne rothe Farbe, loͤſte ſich in deſtillirtem Waſſer auf und beſaß die meiſten Eigenſchaften vom Faͤrbeſtoffe des Blutes, welchen Vauquelin und Brande ent deckt haben. Der Dr. Pallas bedauert, daß er, wer gen Mangel an Reagenzien und ſchicklichen Inſtrumen⸗ ten, ſeine Analyſe nicht habe weiter treiben koͤnnen. Wenn es wahr iſt, daß das einmal in den Capillarge⸗ fäßen angelangte Blut daſelbſt aller feiner arteriellen Elz genſchaften beraubt werde, und daß folglich die Blutegel nur eine einzige Art von Blut, naͤmlich Venenblut aus ziehen können; wenn es durch die Zergliederung dieſer Thiere eben fo erwieſen iſt, daß fie keine Gefäße mit ſchwarzem Blute gefuͤllt haben, ſondern, daß alle ihre Gefäße mit einer rothen Fluͤſſigkeit gefüllt find, die dem Arterienblut ähnlich iſt (Dictionaire des Sciences medicales, art. Sangsues): fo würde die Analyſe des Dr. Pallas unwiderlegbar beweiſen, daß das Blut der von ihm geoͤffneten Blutegel ſchon gänzlich feine, Des ſchaffenheit verändert und ſich demjenigen aſſimilirt hatte, welches dieſe Würmer in ihrem natürlichen Zuftande ber ſitzen. Dieſe Veränderung ließe ſich leicht erklaren durch den großen Einfluß, den die atmoſphaͤriſche Luft auf dieſe Thiere, vermoͤge der Organiſation ihres Reſpira⸗ tionsſyſtems ausuͤben muß. Der Dr. Pallas hat auch eine vergleichende Analyſe des Blutes angeftellt, welches man durch einen Aderlaß mit der Lancette aus dem Arm eines Patienten erhielt, und desjenigen, welches in dem⸗ ſelben Augenblick Blutegel, auf dem Theile der Haut angeſetzt, welchen die mittlere Portion des sternum bes kleidet, ſaugten. Blut der Capillargefaäße. — 18 Blutegel auf der bezeichneten Stelle angeſetzt, haben 120 Gram⸗ men Blut geſaugt. Unmittelbar nachdem ſie abgefallen waren, ſchnitt man 4 Blutegeln die Köpfe ab, und fie gaben 20 Grammen Blut von gleichem Volumen mit 128 Grammen deſtillirtem Waſſer von ſich. Dieſes Blut hatte die Conſiſtenz eines dicken Syrups; ſeine Farbe war dunkelroth; ſein Geruch hatte viel Aehnlich⸗ keit mit demjenigen des Osmazom; ſein Geſchmack war von dem des gewoͤhnlichen Blutes nicht verſchieden, Vom Abende bis zum naͤchſten Morgen hatte es ſich in zwei Theile geſondert: der obere war flüffig, durchſich⸗ tig, carmoiſinroth, ohne merkliche Reagenz auf das von einer Saͤure geroͤthete Lackmuspapier, und von großer Klebrigkeit; der untere Theil hatte die Conſiſtenz des Syrups und die dunkelrothe Farbe des Blutkuchens. Dieſe 20 Grammen Blut wurden mit 30 Gram— men deſtillirtem Waſſer gemiſcht; die Miſchung wurde von Zeit zu Zeit umgeruͤhrt und nach Verlauf von 12 Stunden filtrirt. Sie drang nicht gut durchs Filtrum, und nur erſt nach 24 Stunden konnte man 3 davon abgeſondert erhalten. Der Ruͤckſtand iſt mit derſelben Quantitat Waſſer behandelt worden, und dieſelbe Operas tion wurde fortgeſetzt, bis das Waſſer auf die fafes rigen ruͤckſtaͤndigen Theile, welche faſt farbelos waren, 236 keine Wirkung mehr hatte. Bei jeder Operation trug man Sorge, daß die Fluͤſſigkeit erſt ruhig ſtehen blieb, ehe ſie filtrirt wurde, und daß fie duechſichtig wurde, damit man den unaufloͤslichen Theil durch Decantiren abſondern konnte. Obgleich die Fluͤſſigkeit, welche man filtrirte, ſehr durchſichtig war, ſo lief ſie doch nur fehe langſam durchs Filter und ließ auf demſelben eine ganz eigenthuͤmliche Subſtanz zuruck, welche, fo lange fie mit der Fluͤſſigkeit vermiſcht war, oder in derſelben ſchwebte, das Geſchaͤft des Filtrirens ſehr aufhielt. Sams melt man dieſe Subſtanz in Maſſe, fo hat fie gro⸗ ße Aehnlichkeit mit dem thieriſchen Schleim, eine weiße, ins Roſenroth fpielende Farbe, keinen Geruch, einen far den Geſchmack, und laͤßt ſich an der freien Luft nur mit Schwierigkeit auftrocknen. Aus leicht zu errathen— den Gründen war es mir unmöglich, bemerkt Dr. Pak las, die Unterſuchung dieſer Subſtanz weiter zu treis ben. Ich wünſche, daß Chemiker dieſe Verſuche wieder aufnehmen moͤgen, um nicht allein eine vollſtaͤndige Kenntniß dieſer Subſtanz zu erlangen, ſondern um auch zu erfahren, ob, wie ich es vermuthe, das Blut der Capillargefaͤße in feiner innigſten Zuſammenſetzung Cha⸗ raktere beſitzt, welche weder dem Arterien- noch dem Venenblut, noch einer Miſchung beider Fluͤſſigkeiten ans gehoͤren. Trocknet man die faſerige Subſtanz in einer gelins den Wärme, fo erhält fie eine weiße ſchwach ins Gelb⸗ liche ſpielende Farbe, iſt ſproͤde und durchſichtig. Auf dieſe Weiſe behandelt, wog fie 0,3. f Das Waſchwaſſer war durchſichtig und roth, und hatte den Geruch des Osmazom. In der Siedhitze coa⸗ gulirte der Eiweißſtoff und zog den Faͤrbeſtoff nach ſich. Wurde dieſes Eoagulum in gelinder Wärme getrocknet, fo hatte es eine dunkelrothe Farbe und wog 3,02. Das Waſſer, von welchem die Subſtanz geſchieden worden war, hatte noch immer eine roͤthliche Farbe, und Dr. Pallas macht darauf aufmerkſam, daß die zu den Ver⸗ ſuchen benutzten Gefäße und Jufirumente von dem Blut der Capillargefaͤße weit mehr gefaͤrbt worden ſind, als vom Venenblute. Die 20 Grammen analyſirtes Blut beſtanden al⸗ ſo aus 5 Faſerſtoſf „ „ 71 „ „„ 0,30 Eiweißſtoff und Faͤrbeſtofffflkl. » 3,02 Eigenthuͤmlicher Subſtanz, welche mit dem thieriſchen Schleim Aehnlichkeit hat und wahrſcheinlich aufgeloͤſte Salze enthält 16,58 7 Summa 20,00 Venenblut. — Dieſes Blut von demſelben Volumen wie das vorige, wog bloß 19 Grammen. ſonderte ſich ganz deutlich in 3 verſchiedene Theile: der erſte war 2 Linien dick, hatte das Ausſehen und die Conſiſtenz einer Membran und eine weißgrauliche Far— be; der zweite war fluͤſſig, durchſichtig, geſchmacklos, geruch und farblos, und gab dem durch eine Säure geroͤtheten Lackmuspapier feine blaue Farbe wieder; der Es 256 9 Theil oder der Blut kuchen war ſehr dunkel, roth. AL as N 5 Fa Die 19 Grammen Venenblut wurden wie oben bu handelt und lieferten folgende Neſultate? Faſerſtoff und hautartige Subſtanz Eiweißſtoff und Faͤrbeſtof 2. 2... Eigenthuͤmliche Substanz, der vorigen 2 anni...» >» » . 2 0... . SOputeh Waſſer, welches aufgelöfte Salze enthielt 18,05 e e Summa 19,00 Faoolglich iſt das von den Blutegeln geſaugte Dim ſchwerer, von tieferer Farbe, von ſtaͤrkerem Geruch und von groͤßerer Klebrigkeit als das Venenblut, welches zu derfelben Zeit dem Patienten am Arm entzogen wurde es enthalt ungefähr eben fo viel Faſerſtoff; eine eigens thuͤmliche, dem thieriſchen Schleim ähnliche Subſtanz in weit groͤßerm Verhaͤltniß, und 5 Mal mehr Eiweiß und Faͤrbeſtoff, wodurch zwiſchen dieſen beiden DBlutfors ten eine ſehr auſſallende Verſchiedenheit begruͤndet wird. Man empfindet eine Art von Widerwillen, wenn man daran denkt, Blutegel anzuwenden, welche ſchon einmal benutzt worden ſind, weil man glaubt, daß das Blut, welches ſie geſaugt haben (und von welchem, aller Sorgfalt, fie davon zu befreien, noch ein Theil in ihrem Nahrungskanal geblieben ſeyn kann), die uͤbeln Eigenſchaften eines verdorbenen Blutes haben und die kleinen Bißwunden vergiften moͤchte. Dergleichen Bes fuͤrchtniſſe ſind aber, wie Dr. Pallas verſichert, ganz unbegründet, und er ſucht deshalb feine Meinung fos wohl durch Raiſonnement als durch Verſuche zu bewei— ſen. Das veränderte Blut, ſagt er, iſt kein Nahrungs⸗ mittel, welches den Blutegeln zuſagen kann; wenn das Blut der Patienten veraͤndert waͤre, wie Einige ſich eim gebildet haben, ſo wuͤrden die Blutegel nicht anfallen, oder ſicher nach dem Saugen umkommen. Aber auch angenommen, daß ein ſolches Blut dieſen Thierchen zur Nahrung dienen koͤnne, ohne ihnen zu ſchaden, laͤßt ſich dann nicht vernuͤnftiger Weiſe glauben, daß das Blut, nachdem es kuͤrzere oder laͤngere Zeit im Nah— rungskanale des Thieres verweilt hat, durch den Einfluß re dar ſeine uͤbeln Eigenſchaften verlieren muͤſſe? 1% eee Aber wir wollen auch dieſes Raiſonnement bei Seite ſetzen, ſagt Dr. Pallas, indem es fuͤr die Anhaͤnger einer, von der unſrigen verſchiedenen Meinung doch nicht uͤberzeugend ſeyn würde, und wollen dagegen zur Sache ſelbſt kommen. Ob dieſe Befuͤrchtniſſe gegruͤndet find, wollen wir durch Verſuche ausmitteln. In unſerm Spitale befand ſich ein junger Menſch mit einem Bubo in der rechten Weiche und mit einem veneriſchen Geſchwuͤre am untern und mittlern Theile der Ruthe. Das Geſchwuͤr hatte 4 Linien Durchmeſſer, und ungefaͤhr 1 Linie Tiefe. Es wurden auf bie Ge— ſchwulſt 20 Blutegel und um das Geſchwuͤr herum, fo nah wie moͤglich an die Raͤnder deſſelben, 6 Blutegel geſetzt. Sie ſaugten eine ziemlich große Menge Blut 60 7 237 ein und fielen endlich ab. Nachdem ich fie in Waſſer gewaſchen hatte, ließ ich ſie in feuchte Erde legen, in welcher ſie 8 Tage lang blieben. Hierauf brachte ich ſie 8 Tage lang in Waſſer und gab mir alle Mühe, diejenis gen, welche um das Geſchwür herum geſeſſen hatten, nicht mit denen zu verwechſeln, welche am Bubo angewendet worden waren. Ich nahm ſodann von jeder Sorte ein Stuͤck und zwei andere von denen, welche noch nicht benutzt worden waren; ich ſetzte hierauf die beiden ers ſtern an den innern und mittlern Theil meines linken Vorderarms und die beiden andern an die entſprechende Stelle meines rechten Armes. Dle 4 Blutegel fielen ſehr gut an, ſaugten eine ziemlich betraͤchtliche Menge Blut, und die Wunden heilten ohne den geringſten uns angenehmen Zufall. Hr. Simon, chlrurgiſcher Unterge— huͤlfe, hat den Verſuch des Dr. Pallas mit denſelben beiden Sorten von Blutegeln wiederholt, ohne daß et— was Unangenehmes fuͤr ihn daraus entſtanden wäre; und wir duͤrfen hinzuſetzen, daß Hr. Dommanget dieſelben Reſultate mit Blutegeln erhalten hat, die auf der Haut eines Pockenpatienten in verſchiedenen Stadien der Krankheit, auf einem tiefen Blutgeſchwuͤr, auf eis ner erysipelas und an dem Rande einer Flechte geſeſ—⸗ ſen hatten. } 17 N Vorfall der iris durch eine einfache, Methode a ee e eee ehen e eee eee 1 Von Dr. Zettamanzgk Siovannt Battiſta Morando, 22 Jahr alt, von ſchwacher, reizbarer Conſtitutton, von gewöhnlicher Sta; tur, von Profeſſion ein Schneider, ſtieß am letztverſtoſ⸗ ſenen 25. December in der Chriſtnacht, als er aus der Kirche ging, wo er die Meſſe gehoͤrt hatte, auf dem Heimwege mit den Fuͤßen an einen Stein, fiel auf die Erde, ſchlug den Kopf auf ein Stück ſcharfes Glas von ungleicher Form, und machte ſich eine zerriſſene ges quetſchte Wunde von dreteckiger Form, welche blos durch die Integumente drang, den obern Theil des Geſichts einnahm und drei Winkel hatte, einen an der Wurzel der Naſe, den zweiten an der Commiſſur des Mundes und den dritten an dem Augapfel, worin das untere Augenlid, eine Portion der sclerotica oder der uns durchſichtigen Hornhaut, der processus ciliaris und eine Portion der durchſichtigen cornea begriffen war. Der erſte Verband wurde von einem mir unbekann ten Chirurgen in derſelben Nacht gemacht. Er verband die Wunden, ausgenommen die des Augapfels, ließ am Arme zur Ader, verbot ſpirituoͤſe Getraͤuke, und verord⸗ nete Diaͤt und vollkommene Ruhe. 7 Am Morgen des folgenden Tages wurden die Sym— ptome ſeines Uebels im Augapfel heftiger, als ſie es außerhalb deſſelben waren, weshalb er mit ſeinem erſten Chirurgen nicht genug zufrieden einen andern rufen ließ. Ich beſuchte ihn mit Aufmerkſamkeit und fand die obens genannten Verletzungen, uͤberdies heftiges Fieber, Kopf ſchmerz auf der Seite, welche dem afficirten Theile ent; 9 Repextorio di medicina etc, Luglio 1886, 238 ſprach, Uebelkeit, biswellen Erbrechen, Mangel an Ap⸗ petit, vollen, häufigen Puls, Trockenheit der Haut mit vermehrter Waͤrme des ganzen Koͤrpers, und Roͤthe des Geſichts, welche von kalten Schauern begleitet war. Ich nahm einen zweiten Aderlaß am Arm vor, ließ kalte Umſchlaͤge auf die Wunden legen, und verordnete gaͤnz⸗ liche Dunkelheit in dem Zimmer und die antiphlogiftifche Methode. g Anm Abend deſſelben Tages waren die Symptome etwas gelinder; ich ſchritt zu einer dritten Blutentzies hung am Arm. Am 27., eine Stunde vor Tagesan⸗ bruch bekam der Kranke die Empfindung, als wenn eine Art von Sandkoͤrnchen an feinem Augapfel ſey. Kaum war ich erſchienen, fo machte er mich mit dieſer Empfin dung bekaunt. Br) beobachtete aufmerkſam, indem ich befürchtete, daß ein Stückchen Glas zurückgeblieben ſeh. Ich fand den Vorfall der iris gerade an der Stelle, wo man die Operation der cataracta macht. Vermit⸗ telſt einer an der Spitze geknoͤpften, gut polirten und glatten Sonde ſuchte ich den Vorfall zuruͤckzubringen, doch vergebens. Dies ließ mich glauben, das noch ims mer Entzündung in dem Augapfel und in den Rändern der die kleine Geſchwulſt umgebenden Wunde ſey. Da die Uebelkeit, das Fieber, der Kopfſchmerz, der häufige und harte Puls noch fortdauerten, ſo nahm ich einen vierten Aderlaß vor, und legte erweichende Fomentatio— nen auf den Theil. Am Abend deſſelben Tages fand ich den Kranken in einem beſſeren Zuſtande als Mors gens, d. h. ohne Uebelkeit und ohne Erbrechen, das Fle— ber war kaum bemerkbar, der Kopfſchmerz faſt verſchwun⸗ den, das Auge nicht ſehr ſchmerzhaft. Ich verſuchte zum zweitenmal die Zuruͤckbringung des Vorfalls, und es gelang mir leicht, aber wie? Die Feuchtigkeiten des Auges ſpritzten weit heraus, das Auge ſank zuſammen; ich mußte von den Unternehmen abſtehen. Nun legte ich 10 Blutegel an die dem afficirten Auge entſpre⸗ chende Schlaͤfengegend an und erhielt eine gute Wirkung. Am folgenden Tage klagte der Kranke über weiter nichts als uͤber die anhaltende unangenehme Empfindung, als wenn er ein kleines Sandkoͤrnchen am Augapfel habe, was von dem Vorfall der iris herrührte. Der Augaps fel war mit Ausnahme der Geſchwulſt faſt im narürkts chen Zuſtande, doch war auch eine leichte Anſchwellung der conjunctiva vorhanden, vorzüglich an dem innern Winkel. Hier legte ich zwei Blutegel an und es vers ſchwand auf dieſe die Anſchwellung. Da am 29. weiter nichts als der Vorfall vorhan⸗ den war, und da er vermittelſt der Compreffion leicht zurückging, obgleich die Feuchtigkeiten weit herausfprig, ten, ſobald die iris hineingetreten war; da ferner die kleine Geſchwulſt auch zuruͤckging und jene unangenehme Empfindung von fremdem Koͤrper zwiſchen dem Augapfel und den Augenlidern nicht merkbar war, wenn man die Compreſſion auf die Augenlider machte, und da die Feuch⸗ tigkeiten nicht mehr abfloſſen, fo kam ich auf den Ger danken, mich an die von verſchiedenen Praktikern vorge⸗ 239 ſchlagene Methode, d. h. an die durch kleine Kiſſen be⸗ wirkte Compreſſion zu halten. a Ich uͤbte daher die Compreſſion auf die Augenlie⸗ der vermittelſt kleiner graduirter Kiffen aus, damit ſie ſich der Form der Theile accomodiren konnte, auf welche fie ausgeübt wurde, um nicht neue Entzündung zu er⸗ regen, welche darnach 24 Stunden lang fortdauerte, weshalb ich abſtehen mußte, ohne eine beträchtliche Beſ⸗ ſerung zu ſehen. 5 . Ich wendete Woolhouſe's kleine Vorrichtung an, welche aus einer duͤnnen, glatten, polirten, nach der Form des Augapfels und der Augenlider gemachten ſil— bernen Platte beſteht; doch erhielt ich von ihr auch kei⸗ nen Nutzen. ö a Die Compreſſion, welche man mit dieſen kleinen Kiſſen auszuüben vorgiebt, iſt nicht anhaltend, verruͤckt ſich leicht, und wirkt niemals ſo wie ſie wirken ſollte. enn man zu ſehr druͤckt, ſo entſtehen unertraͤgliche B und wenn man zu leicht druͤckt, ſo hilft der ruck zu nichts. Die Woolhou ſe'ſche Methode iſt nicht ausführbar. i 5 In dieſer Verlegenheit fragte ich mehrere ausgezeich⸗ nete loan um Rath, und alle ſchloſſen, daß man die Heilung blos der Natur überlaffen muͤſſe. Da ich dachte, daß die kalten Fomentationen auf den Augapfel gelegt von einigen Nutzen ſeyn, und durch Zuſammen; ziehung aller Theile die Heilung der Krankheit dieſes Unglücklichen beguͤnſtigen könnten, welcher über fein Us bel fo betruͤbt war, weil es ihn würde haben verhin⸗ dern koͤnnen, ſeine Profeſſion zu treiben, welche das einzige Mittel war, ſich und ſeiner Familie Brod zu verſchaffen: ſo legte ich dieſe Fomentationen von einfas chem kalten Waſſer auf die Theile des Augapfels, feste ſie 14 Tage lang einen Tag wie den anderen fort, und ſah davon betraͤchtliche Beſſerung, ſo daß ich nach Ders {auf diefer Zeit vollkommene Heilung bewirkt hatte, jes doch mit dem Unterſchied, daß die Narbe noch ſichtbar war. Die laͤngliche Pupille hat ein Ende, welches nach en Augenbraunen hin ſieht, und das andere ſieht nach dem unteren Augenlide. Das Auge kann das natürliche Licht vertragen, nur nicht das kuͤnſtliche, wiewohl es auch dieſes ziemlich gut vertraͤgt, jedoch mit dem Unter⸗ ſchiede, daß er bei dieſem Lichte die Gegenſtaͤnde ſieht, wie wenn fie ſich auf dem afficirten Auge zur Haͤlfte feinem, Blicke yorftellten, d. h. zur Haͤlfte ſtellen fie ſich . KN to the Knowledge of Nature, or an Exposition of tue Mechanical, Chemical and Physical Laws impo- sed on Matter by the Wisdom of the Almighty, com- prising a brief System of Natural Philosophy and . Chemistry ,.also a new System of Physiology wherein gell the Phenomena of the Nature are explained on Electro»chemical Principles. By the Rev. R. Taylor. London 1826 8. (Dieſer Schluͤſſel zur Kenntniß der Na⸗ —̃ͤ U—ä— 240 unten natürlich und zur Haͤlfte oben dunkel vor. Dem⸗ ohngeachtet treibt er ſein Metier wie zuvor, nur daß zur Nachtzeit das afficirte Auge leichter ermuͤdet als das andere. 3 I 1. € 1 1 Miscellen. Ein beſonderes Mittel um Blutegel des eingeſogenen Blutes zu entledigen, hat der Apotheker Petit- Ferdinand zu Amiens in Ans wendung gebracht, und dem Conseil de Santé ange: zeigt. Er verſicherte, daß dieſes Mittel faſt jedesmal zum Ziele fuͤhre! Wenn der Blutegel von der Haut abfaͤllt, ſo macht der Chirurg an der Ruͤckenſeite gegen das hin⸗ tere Ende hin mit einer Lanzette einen Einſtich von 1 bis 14 Linien Länge, Das in dem Darmkanal enthal⸗ tene Blut wird dann mit Gewalt hervorſpritzen, und um das fernere Heraustreten deſſelben zu beguͤnſtigen, bringt man den Blutegel in Waſſer von einer Tempes ratur von 20 bis 25 Grad des hunderttheiligen Ther⸗ mometers. Nachdem er daſelbſt eine Viertelſtunde ge⸗ weſen iſt, bringt man ihn in ein großes Gefaͤß, deſſen Waſſer man wenigſtens alle zwei Tage erneuern muß. Die kleine Operation erfordert wenig Zeit, iſt fuͤr die Blutegel gar nicht nachtheilig, die kleine Wunde heilt ſehr ſchnell, und in wenig Tagen iſt der Blutegel wieder im Stande Dienſte zu leiſten. (Mém. de médecine militaire ete. Tome XIX. pag. 236.) a | In Bezug auf die Cholera morbus beob: achtete Dr. Livingſtone zu Canton in China, daß diejenigen, welche in Betten ſchliefen, haufig frei blie⸗ ben, waͤhrend diejenigen, welche auf der Erde lagen, die Krankheit in ihrer ſchlimmſten Form bekamen. Dr. L. ſchließt daraus, daß die krankmachende Urſache nicht viele Zoll über der Erdoberflaͤche ſich erhebt, und em pfiehlt Schlafen in hinlaͤnglich hohen Betten unter am dern prophylaktiſchen Mitteln. — Galvanismus wurde nur in einem Falle angewendet, aber mit großem Bor theil, wie es ſchien. — Es ergiebt ſich, daß die Cho, lera morbus von den chineſiſchen Aerzten wenigſtens ſchon zu den Zeiten des Hippocrates beſchrieben worden iſt, unter dem Namen Ho-lwan (Auffahrend — Ber; wirrung), und daß die Krankheit vormals in China in ihrer ſchlimmſten Form beobachtet wurde. (Transact. of the medical and physical Society af Calcutta.) Bibliographiſche Neuigkeiten. tur ſollte den Titel erhalten: „ Pyyſſcaliſch⸗ chemiſche und phyſiologiſche Traͤumereien Sr. Hochehrwürden des Hru. R. . ) | it, 45 The natural History of the Nests and Eggs of British Birds. By E. Donovan Nr. 1. : * The morbid anatomy of the human brain. By Rob, Hoo: per. London 4to m. col. Kupf. 5 7 6 ER RT * oh o t i sen * aus dem Gebiete der Natur⸗ und Heiltunde ho 524. Mr. 16. des XV. Bandes.) | October 1820 2 e 1 - sin rt. 2 Sommiffion bei Fo Koͤnigl. Preuß. Gräng-Pflamte zu Erfurt, der Kön, Saͤchſ. Zeit N . G. == „F. Thurn u, Tarifen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. . N bed: es sic en Bandes von 24 Bogen, 2 Kthlr. ode 831.86 Kr. des N Stuͤckes 3 1:0 Su An 982 ORatue Funde dee, vegetabiliſche und animaliſche Subſtanzen, welche in Theben und Memphis gefunden worden find, und ſich im Cabinet aͤgyptl⸗ ſcher Antiquitäten des Hrn. Paffalacaua befinden. „ 3 N Von Zul ia Fontanelle. 0 man gleich die Zeit der Zerſtoͤrung Thebens nicht genau ‚angeben kann, fo iſt dies Ereigniß doch wahrſcheinlich, daß es jetzt laͤnger als 3000 Jahre her iſt. Die Thebaner posten dem Orte, wo fie ihre Yeichname oder vielmehr re Mumien beiſetzten, den Namen Nekropolis, d. h. Stadt der Todten gegeben. Dieſer Ort beſtand aus ei— ner Verbindung von unterirdiſchen Gaͤngen und Grot— ten, welche ſich um einen ziemlich ausgebreiteten Berg herumzogen. Eine große Menge von Alterthumforſchern haben die Ruinen von Herculanum und Pompeji durchforſcht, die dort aufgefundenen werthvollen Gegenſtaͤnde muͤcken die Muſeen von Neapel und Portici. Andere haben jene ſchoͤnen Laͤnder bereiſt, die man als die Wiege der Künfte und Wiſſenſchaft betrachten darf. In der neuſten Zeit hat Hr. Paſſalacqua, blos aus Neigung, ſich zu unterrichten und aus Liebe für archäologifche Fors ſchungen, mehrere Jahre in Aegypten zugebracht und in mehrern Staͤdten Nachgrabungen vornehmen laſſen, be— ſonders aber zu Theben und zu Memphis. Die Samm— lung der verſchiedenen Gegenſtaͤnde, die er dort gefun— den und nach Frankreich gebracht hat, iſt die ſchoͤnſte und intereſſanteſte, welche man bis jetzt geſehen hat. Anter dieſen Gegenftänden giebt es welche, die zum Cultus, zur Landwirthſchaft, zur Hauswirthſchaft, zur inbalſamirung, zu den Begraͤbniſſen u. ſ. w. beſtimmt en. Man findet auch hier Manuſcripte auf Papy⸗ rus, Kleider, Gräber, Vaſen, chirurgifche und muſika⸗ liſche Jnſtrumente, Marmorexemplare, Statuen, Muͤn— zen, Juwelen, Farben u. ſ. w. Unter den genannten Vaſen findet man eine große Menge von verſchiedenen Geſtalten und verſchiedenen *) Revue Medicale, Scptemb. 1826. Großen; ſie ſind aus orientaliſchem Alabaſter, Serpen⸗ tin, Spath, Puddingſtein, gebrannter Erde u. ſ. w. ver⸗ fertigt. 16 dieſer Vaſen harten zur Zeit der Einbalſa⸗ mirung die Beſtimmung, die Gedaͤrme, die Leber und die andern Eingeweide aufzunehmen; ſie ſind bekannt unter dem Namen Canopen. Die groͤßte und ſchoͤnſte dieſer Vaſen enthält eine weiche, pechartige Sub ſtanz von brauner Farbe, ſcharfem Geruch und Geſchmack. Wir werden auf dieſe Subſtanz weiter unten zus vuͤckkommen. In den meiſten andern Vaſen befanden ſich bituminoͤſe, harzartige een; MEN zur Einbalſamirung dienten. Unter den Gegenſtänden, welche die Aufmerkſam- keit beſonders in Anſpruch nehmen, befindet ſich eine zu Theben gefundene tragbare Apotheke; ſie beſteht: 1) Aus einem viereckigen Kaſten mit einem ge⸗ woͤlbten Deckel und abgeſtumpften oder abgeſchnittenen Ecken. Auf jeder Seite des Kaſtens iſt ein Schakal ab- gebildet, welcher in der Mitte einer Einfaſſung von Hieroglyphen liegt, unter welchen ſich eine koͤnigl. Kar⸗ tuſche bemerkbar macht. Oben iſt der Deckel mit 3 Zeilen von Hieroglyphen geziert, unter welchen ſich eben⸗ falls eine Kartuſche befindet. Dieſer Kaſten iſt 2 Fuß 1 Zoll hoch, und 1 Fuß 4 Zoll 6 Linien breit und lang. 2) Aus einem andern Kaſten, 1 Fuß 2 Zoll hoch, 10 Zoll 6 Linien breit und lang. Dieſer Kaſten ſteckt im vorigen und ſchließt den nachfolgenden ein. 3) Aus einem dritten Kaſten mit 4 Fuͤßen. Er iſt aus Stroh geflochten und mit einem hoͤlzernen Knopfe verſehen. Auf feinem Deckel befindet ſich ein mit El fenbein überzogener Knopf, an welchem man den Deckel aufhebt. Dieſer Kaſten enthält6 Vaſen, von welchen 5 aus orientaliſchem Alabaſter und die ſechſte aus Lava verfertigt find. Dieſe Vaſen, deren Geſtalten ſich im Profil ſehr ſchoͤn ausnehmen, enthalten verſchiedene Medicamente, welche noch nicht analyſirt find. Man bemerkt auch darunter einen hoͤl— zernen Löffel, deſſen Stiel mit einem Hator-Kopfe geziert iſt, und 25 verſchiedene Wurzeln, welche wir unterſuchen wollen. Animaliſche Subſtanzen. Die Sammlung der animaliſchen Subſtanzen beſteht aus einer großen Menge aͤgyptiſcher und griechiſcher Menſchenmumien, theils 16 243 Ständen. Diefe Mumien find auf mehrere Arten zubereite 5 1) Man hat entweder die Eingeweide aus hi { 10 8 5 en, avit hdem ſie En au Oder man hat Aſphalt und flüffiges e 8 den Bauch injicirt, ohne ihn zu oͤffnen. Eben ſo hat an auch die Cavitäaten behandelt und den Koͤrper 70 aa age lang in eine Natronauflöͤſung gelegt; alsdann wurde das Herzlaus dem Körper genommen, und es gingen auch 298100 die aufgelöften Eingeweide ꝛc. mit heraus. 3) Oder man macerirte die Leichname 70 Tage lang in einer alkaliſchen Aufloͤſung. Letzteres war die bi Einbalfamirungsart der Armen. Dieſe verſchiedenen Mumien waren mit linnenen Binden ꝛc. umwickelt. In dieſer Sammlung findet man auch die Mumie eines Greiſes, welche noch ihre Haare behalten hat, und neben ihr diejenige eines einjäh⸗ rigen Kindes, deſſen Kopf mit blonden Haaren bedeckt iſt; 3 auch befindet ſich darunter der Arm eines Frauenzimmers, deſſen Epidermis ganz gut erhalten iſt; auch die Hand iſt ſehr ſchoͤn. Bei dieſer Mumie iſt das Verfahren Nr. 2. angewendet worden. In der Sammlung bes findet ſich endlich eine der Mumten, welche ſowohl in Hieroglyphen als auf griechiſch den Namen Ha tor fuhrt, ſo wie auch eine andere mit emaillirten Augen. Bei ie befinden ſich ſehr gut erhaltene Haarflechten. Außer dieſen menſchlichen Mumien enthält die Sammlung noch eine ſehr große Menge Thiere, welche ungefaͤhr auf dieſelbe Weiſe zubereitet worden ſind. Man findet hier Widder, Katzen, Hunde, Ibiſe, Affen, kleine es Fiſche, Geier, Sperber, Eulen, Rats ten, Schlangen, Froͤſche, Kroͤten, Vögel, Inſecten u. ſ. w.; auch ein Ibis Ei, welches in einem der Gräber gefuns den worden iſt. Die aͤlteſten derſelben waren bis jetzt diejenigen, welche in Pompeji ausgegraben worden find, Vegetabiliſche Subſtanzen. Nachdem wir dieſe vegetabiliſche Subſtanzen unterſucht haben, hat ſie auch Hr. Kunth, correſpondirendes Mitglied der koͤnigl. Academie der Wiſſenſchaften, zum Gegenſtande ſeiner Nachforſchungen gemacht. Er hat gefunden, daß die Früchte und Pflanzenfragmente, welche von Hrn. Dafs falacqua in den Gräbern des alten Aegyptens entdeckt worden find, fat ſaͤmmtlich den Vegetabilien angehören, welche man noch gegenwaͤrtig in dieſen Landſtrichen ans trifft. Daraus ſcheint ſich aber zu ergeben, daß die Des getation dieſer beiden Zeitepochen vollkommen identiſch iſt, und daß die Pflanzen ſeit ſo vielen Jahrhunderten keine merkliche Veränderung in ihrer Geſtalt und Stru⸗ ctur erfahren haben. Wir wollen jetzt einen Auszug der Vegetabilien mittheilen, welche von Hrn. Kunth und mir entdeckt worden ſind. } 1) Früchte. — Crucifera tliebaica, Delile, Dèscription de l’Egypte, tom. I. Dieſe Frucht iſt der Doum der Araber. = 8 Männer, theils Weiber, theils auch J We audi ene a Phoenix dactykkera, L. Datteln. 21 ** 24 — Punica granatum, L. Granatapfel; fie find fehr trocken; die Haut S 00 Kai u , Ae bis e araonis, erarius. 10 — Ficus Carica, Lin. Die 9 9 79 ha Reiz Ms ad Früchte, Balanites aegyptiaca, De- Lille enia aegyptiaca, Linz yroba- Janus 3 Vesling.. Die Nuͤſſe find. ſehr hart und haben über der Mitte ein Loch. a e Phoenicea, Lin, Phoͤniziſche Badı holder. — Citrus Aurantium, Lin. xarietas fructu amaro, Bittere Orange. — Areca Passalacquae. Die Körner find marmo⸗ rirt und in der Mitte hohl; eine wenig bekannte Art. — Vitis vinifera, Lin. varietas monopyrena. Sehr gut erhaltene ee e ſehr tro cken, ſchwaͤrzlich und ſaͤuerlich. Es befinden ſich in der Sammlung noch 1 un bekannte Früchte. W 2) Saamen „Korner. * — Diospyros, (espece de e Hr. Kunth hat nicht herausbringen koͤnnen, ob es Diospyros Lotus oder Emhryopteris glutinifera ODiosp. Embryopteris), Roxburgh ey. 8 Me [ Cucurbita, Dieſe Korner gehören einer beſon. dern Art an. 0 — Ricinus communis, Lin. Ricinuskörner. i = Triticum vulgare, Lin. izen. 15 = Gyperus esculentus, Lin. . I 3) Zweige und a U > — Ficus Sycomorus, Sycomore. Aus dem 0 dieſes Baums wurden die Saͤrge der Mumien ee macht; auch das Grab des Hohenprieſters iſt dar⸗ aus verfertigt. — Olea Europaea, Lin. Det biene Zweige und Blaͤtter deſſelben haben ſich gut erhalten. 15 1 4) Schirmpflanzen. L Cyperus Papyrus, Lin. Das Schreibmaterial der Alten. Der Stengel dieſer Pflanze wird 6 Fuß hoch, und ſowohl Stengel als Schirme baben ſich gut erhalten. Wir halten es nicht fuͤr entſprechend, dieſe unn chung weiter fortzuſetzen. Ehemiſch⸗ Reſultate, welche aus einigen bieles Subſtanzen erhalten worden find. 1) Aegyptiſcher Roggen. Dieſe Getreldeart hat im Allgemeinen eine glänzende und roͤthliche * fläche. Einige Körner find der Länge nach geſpalten aufgeſchwollen. Ihr Gewicht beträgt 4 bis 5 Dale men. Beim Queerdurchſchnitt bemerkt man ein geldlis ches Mehl, welches unter dem vervollkommneten Eulers ſchen Mikroſcop aus glaͤnzenden und glimmerartigen Waͤrz⸗ chen, ohne irgend eine Spur eines todten oder lebenden 245 Thieres zu beſtehen ſcheint. Dieſes Mehl verbindet ſich — — dem Waſſer, und es fällt eine gelbliche ſatz⸗ mehlartige Subſtanz im Waſſer zu Boden, aus welcher man durch einen Aufguß von kochendem Waſſer eine Art von Kleiſter erhalt, welcher durch Jodinetinctur ſchön blau gefärbt wird. Das Waſſer, welches ſich über die ſem Satzmehle befindet, roͤthet das Lackmuspapier fehr ſtark. Ein Korn dieſes Roggens, mit kochendem Alkohol behandelt, verlor einen Theil ſeines glaͤnzenden Ueber⸗ zugs, und das fläffige Mittel nahm eine gelbe Faͤrbung an. Ein Zuſatz von deſtillirtem Waſſer machte die Fluͤſ⸗ ſigkeit etwas milchig. Dieſer Verſuch ſcheint zu beweis ſen, daß Lee e . Sen iner Erhaltung wegen, eingetaucht geweſen war. Das e e e Mehl ſeine Faͤrbung erhalten ha⸗ ben. Ein anderes Korn dieſes Roggens, welches in fets nes Pulver verwandelt, und in eine, an dem einen Ende eſchloſſene Röhre gebracht und der Hitze einer Wein Naclampe ausgeſetzt wurde, lieferte ein roͤthliches Oel, ein brenzliches Waſſer und Gaſe, welche die rothe Farbe des Lackmuspapieres nicht veraͤnderten. Dieſe verſchiedenen Verſuche ſcheinen zu beweiſen: 1) daß dieſer aͤgyptiſche Roggen mit einer harzigen, zu feiner Erhaltung beitragenden Subſtanz überzogen ſey; 2) daß nach mehr als 3000 Jahren ſein Mehl ſich noch immer gut gehalten habe; 2 daß man in denfelbem kei; ne Spur von Gluten oder Kleber finde, aber (att defs fen eine Säure, die wir wegen der kleinen Quantitäs ten, mit welchen die Verſuche angeſtellt wurden, nicht genau haben beſtimmen koͤnnen. 1 2) Rieinus Körner (Ricinus commu- nis, Lin.). Dieſe Körner hatten ſich ſehr gut erhal ten, nur die Farbe derſelben war etwas angelaufen. Ihr Gewicht betrug 12 bis 14 Centigrammen. Im Tueerdurchſchnitt ließen fie einen gelben Teig bemerken, on ranzigem Geruch und Geſchmack. Zertheilte man enſelben ſehr dünn auf einer Glastafel und brachte ihn unter das Microſcop, ſo bemerkte man zarte Troͤpfchen eines klaren, wenig gefaͤrbten Oeles. Kochender Alkohol entzog ihm den größten Theil dieſes Oeles, den das Waſſer in kleine Streifen zertrennte. Nach dieſen That— ſachen liegt es auf der Hand, daß dieſe Nicinuskörner ſich während dieſer ſehr langen Zeit aͤußerſt gut erhalten haben, außer daß ihr Oel ranzig geworden iſt, und in demſelben ſich eine Säure entwickelt hat. 3) Weintraubenkerne. Ziemlich voll, ſchoͤn ſchwarz und hart; glaͤnzender Bruch, ſaͤuerlicher Ge— ſchmack, unter dem Mikroſcop cryſtalliſche Punkte bes merkbar. Mit kochendem Waſſer behandelt, erhaͤlt man eine Fluͤſſigkeit, welche den Lackmus roͤthet und ohne alle Spur von Zuckerſtoff iſt. Alles laßt vermuthen, daß ſich Weinſteinrahm (sur -protostartrate de po- t 1, Thenard) erhalten habe, und daß die Traus benkerne ihre Aciditat der Weinſteinſaure verdanken. 4) Rindsknochen. Dieſe Knochen find in der von Paſſalacqua entdeckten Begraͤbnißkammer gefun⸗ den worden; ſie ſind noch ſehr hart und dicht und von gelber Farbe. Ich behandelte ſie mit Hydrochlorinſaͤure, —— 246 die ich mit Waſſer verdünnt hatte, und erhielt etwas mehr, als 3 der Quantität Gallertſtoff, welche mir eine gleiche 1 geliefert haben wurde. Der erhaltene Gallertſtoff war gelblich. Dieſe Knochen en Spuren von Aeldität und Anzeigen von thier Subſtanz bemerken. Auch Hr. dA 1 e terſuchung dieſer Knochen vorgenommen und folgende Nefultate erhalten: 1) daß dieſe Knochen eben fo viel Gallertſtoff als friſche Knochen enthalten; 2) daß das aus dieſen Knochen erhaltene Beinſchwarz eben fo fi iſt, als jenes, welches man aus den in der Straße mmelten Knochen verfertigt; 3) daß der Gallert ieſer Knochen durch ihren Aufenthalt über der Erde e was verändert zu ſeyn ſcheint, weil fie, mit Hydrochlo⸗ rinſäute behandelt, nur 0,20 Gallertſtoff liefern, wä rend man aus friſchen Knochen bei dieſer Behandlu 0,27 erhält; 4) daß die Knochen, wie fie Hrn, d'Ar⸗ 0 t und waſſerſtoffhaltige Gaſe. Das dieſen Balſam keine Wirkung. Der Alkohol entzieht ihm eine Slige Subſtanz, welche dem Naphtha nahe kommt. Der Aether, die Oele und das Steins loͤſen den Bal; ſam beinahe a auf. Aus dieſer Analyfe vermuthen wir, daß dieſe Subſtanz kein Balſam ſey, weil ſie keine Spur von Benzosſaure giebt, und a ns ihre ver ſchiedenen Eigenſchaften dem Aſphalt oder dem fogenann: ten Judenpech ſich nähern, welches die Aegypter unter dem Namen mineraliſche Mumie zum Einbalfas miren benutzten. Man konnte uns einwenden, daß dies ſes Erdharz braun und feſt ſey; aber es iſt daß dasjenige, welches man auf der Oberfläche des tod: ten Meeres findet, Ban er von weicher Conſtſtenz iſt, und daß ſeine Fart e von braun I. eh zu roth u. ſ. w. vartirt. > jr. N * Inn Nn * Im a Wir haben uns vorgenommen, auch die andern Subſtanzen, denen man den Namen der Balſame bei: gelegt hat, der Reihe nach zu unterſuchen. eee Ueber die Stärke und das zaͤhe eben der Con: dors Suͤdamerika s findet. ſich in Head’s Rough Notes on the Pam- pas and Andes folgendes; „Wir ſaßen gerade mit mehrern der eingebornen Bergleute bei der Goldmine von Caren, als einer meiner Leute ausrief, daß ein Condor da ſey; wir gingen ſogleich heraus. Er war 16 * 247 durch den Geruch eines todten Lamms herbeigelockt wor⸗ den, welches wir mitgebracht und auf das Dach der 5 gelegt hatten. Der ungeheure Vogel ſtieg mit gebreiteten Schwingen, majeſtäͤtiſch, ohne die gering: 2 Entfernung von uns zu Verhaͤltniß zu den erſtaunens Gegenſtaͤnden um uns ſo unbedeu⸗ tend (dien, daß wir fie nicht gehörig ſchaͤtzen konnten. Als ich über die Ebene hinritt, kam ich an einem tods ten Pferde vorüber, um welches 40 bis 50 Condors verſammelt waren; itte freſſen und konnten nicht fliegen; einige { übrigen ſchwebten über dem Cadaver. Ich ritt bis auf ungefähr 20 Ellen an ſie heran; einer davon ſtand mit einem Fuße auf der Erde, mit dem andern auf dem Korper des Pferdes und riß große Stuͤcken Fleiſch ab, indem er zuweilen den Kopf ſchuͤttelte, mit dem Schna⸗ bel zerrte, und bisweilen mit dem Fuße trat. Noch in dieſer Nacht wurde mir, als ich bereits in Mendoza im Bett lag, von einem meiner Leute, welcher gekommen war, mitgetheilt, daß er die Condors in der kuft ſchweben gefehen, und weil er gleich gedacht habe, daß einige ſich wohl voll gefreſſen haben würden,“) auf #) Die Gapchds fungen dieſe Vögel auf die Weise, daß fie. in Pferd ködten, and ihm die Haut abziehen. Wenn man 2 keinen Condor geſehen hat, fo lockt fie der Ge⸗ ruch doch bald herbe. f —, eben an 248 das todte Pferd losgeritten ſey; als aber einer diefer Voͤgel, nachdem er ungefaͤhr 50 Ellen weit geflogen, nicht weiter gekonnt habe, ſo ſey er auf ihn zugeritten, vom Pferde geſprungen, und habe ihn bei'm Hals ers griffen. Der Kampf war außerordentlich; mein Ger faͤhrte hatte, nach ſeinem Geſtaͤndniß, noch nie einen ſolchen beſtanden; er ſetzte dem Vogel das Knie auf die Bruſt, und wendete alle ſeine Kraͤfte an, um ihm den Hals umzudrehen; der Vogel widerſetzte ſich dem aber mit aller Anſtrengung, und mein Gefaͤhrte fuͤrchtete ſchon von einigen andern uͤber ihm ſchwebenden Condors angegriffen zu werden. Endlich war es ihm aber doch gelungen, den Vogel zu toͤdten, und er zeigte mir mit nicht geringem Stolz die großen Federn, welche er dem Vogel aus den Schwingen gezogen hatte; als aber der andere Gefaͤhrte zuruͤck kam, erzaͤhlte er uns, daß er den Condor am Wege, aber immer noch nicht ganz todt gefunden habe. 5 0 Mis celle n. ueber die Dfhac oder die Gummi⸗Ammoniac⸗ Pflanze hat Capt. Hart zu Bombay im erſten Bande der Transactions of tlie medical and physical Society folgende Nachricht gegeben. „Die Oſchak⸗Pflanze war (in einem ſchoͤ⸗ nen Exemplar) 7 Fuß 4 Zoll hoch und die Eircumferenz am ums tern Theil des Stengels 4 Zoll. Sie waͤchſt wild, hauptſächlich in der Ebene zwiſchen Yorde Kauft und Kumiſcha in der Pro. vinz Nauk. Das Gummi iſt in ſolcher Menge vorhanden, daß bei dem kleinſten Einſtich, den man macht, es gleich hervordringt, ſelbſt aus den Spitzen der Blaͤtter. Wenn die Pflanze vollſtaͤn⸗ dig ausgewachſen iſt, durchbohren unzählige Käfer fie in allen Richtungen. Das ausgedrungene Gummi erhaͤrtet bald, wird dann abgenommen und uͤber Buſchir nach Indien und von da weiter verſendet, ſo daß es einen betraͤchtlichen Ausfuhrartikel abgiebt ꝛc.“ (Capt. H. hatte auch eine genaue Zeichnung und Stengel, Blatt und Blume mitgebracht.) Von einem ungewöhnlich kleinen Kinde giebt Hr. Baker zu Burar in dem 1. Bande der Transact. of the med, and phys. Society of Calcutta folgende Nachricht: „Das Kind iſt die Tochter der Frau Green, Frau des Stallmeiſters beim 5. Native Cavalry- Regiment und die Chirurgen Gib b und Thompion fo wie Capt. Mackenzie und Andere haben es geſehen. Die Mutter kam zu Waſſer von Agra und kam zu Bandah nieder, als fie ſich ſechs und einen halben Monat ſchwan⸗ er glaubte; fie ſchrieb ihre frühe Niederkunft auf Rechnung einer übermäßigen: Anſtrengung beim Fortbewegen einiger Koffer x, Heute (am 24. Mai) iſt das Kind einen Monat und zwanzig Tage alt; es wiegt genau ein Pfund 26 Loth und iſt 14 Zoll lang. Die Maaße ſind folgende: 7 50 21. umfang des Kopfes (am größten Durchmeſſer) 10 a Umfang des Kopfes (am kleinſten Durchmeſſer) . 9,1 Umfang der Bruft. ve Tr 2. „„ 5 9 Umfang des ee „ 8 Umfang des Schenkels in der Mitte zwiſchen Knie And Sate e, „e ee . umfang des Vorderarms in den Mitte zwiſchen Bande 3 a und Ellenbogen⸗Gelenn + +... 2 Es iſt zu beklagen, daß das Kind nicht gleich nach der Geburt gemeſſen und gewogen worden iſt, denn die Mutter ſagt, daß ſeitdem beträchtlich gewachſen ſey. Anfangs! wollte es die Bru nicht annehmen, jetzt aber ſaugt es ſehr gut. Die Kopfknochen ſind etwas locker und die vordern und hintern Fontanellen in Proportion zu dem Umfang des Kopfes groß ꝛc. 7 13 a 5 —— —— — eeuanmel 249 nn ee Verſuche, in Betreff der Frage 2 kann das Blut der Sitz von Krankheiten ſeyn? — Vor⸗ geleſen der Academie der Wiſſenſchaften am u - 21. Februar 1826 ). b Von Ss galas D'Etchepare. Die verſchiedenen Theile des Körpers, ſowohl fluͤſſige, als eſte, koͤnnen im Zuſtande der Krankheit Modificationen erleiden. ieß beſtatigt die Beobachtung und wird von den Aerzten zuge⸗ anden. Koͤnnen aber die krankhaften Veränderungen der fluͤſſi⸗ gen Theile den Namen der Krankheiten verdienen? Können, mit andern Worten, die flüffigen Theile der Sit primitiver und jols cher Alterationen ſeyn, daß die Krankheit der Organe und die Storung der Funktionen die Folge davon iſt und als Symptom erſcheint? Dieß beſtreiten eben heutiges Tages viele Pathologen, obſchon Verſuche, an Thieren angeſtellt, wenigſtens in Betreff der Fluͤſſigkeit, welche in der Oeconomie bes Körpers die Haupt⸗ rolle ſpielt, naͤmlich des Blutes, die Frage bejahend zu beant⸗ worten ſcheinen. Dieſe Verſuche ſind zahlreich. Sie ſind mit ſehr verſchiede⸗ nen Agenzien und an Thieren von verſchiedenen Claſſen und Gat⸗ tungen angeſtellt worden. Ich will gegenwaͤrtig nur derer Er⸗ waͤhnung thun, welche ich an Hunden mit Alkohol und der Al⸗ koholtinktur von Krähenaugen angeſtellt habe. A 1. Injicirt man in die v. jugularis eines Hundes eine ge⸗ wiſſe Quantität Alkohol von 360, z. B. ½ Unze, fo fällt das Thier augenblicklich todt nieder, und bei der Oeffnung des Koͤr⸗ pers findet man das Blut deutlich verändert, Es iſt kluͤmpig, und ähnelt, faſt bis auf die Farbe, zuſammengelaufener Milch; ußerdem find die Lungen roͤther und dichter geworden, und man indet hie und da Ekchymoſen. 2. Injieirt man Alkohol, welcher mit 4 bis 5 Theilen Waſ⸗ fer verdünnt iſt, fo fällt das Thier auch unmittelbar nach der Operation nieder, und befindet ſich in einem Zuſtande voͤlliger Trunkenheit, unbeweglich und ohne Empfindung fuͤr alles, was un vorgeht; bloß an einer langſamen, ſchwachen, am Uns terleib merkbaren [Reſpiration und an einem äußerſt ſchwachen Puls erkennt man, daß es noch am Leben iſt. 3. Wird bei einem ſolchen Verſuch eine geringere Quantität Alkohol angewendet, z. B. 1 Quentchen, wenn der Hund von mittlerer Größe ift, fo wird man am Thiere bald Bewegungen des Kopfes bemerken; kurz darauf ſucht es aufzukommen, und in einigen Minuten hat es ſeinen Zweck erreicht. Der Gang iſt wankend, aber einige Augenblicke fpäter wieder ganz gewoͤhnlich. Dieſe Ruͤckkehr zur Geſundheit findet in demſelben Verhält- niſſe ſtatt, in welchem der Alkohol eliminirt wird. Den Beweis davon hat man im Geruche der Lungentranſpiration. 4. Macht man dieſen Verſuch mehrmals nach einander, ſo er⸗ hält. man immer daſſelbe Reſultat, ſobald man nur die Vorſicht dabei anwendet, nicht eher zum neuen Verſuche zu ſchreiten, als dis das Thier keinen Alkoholgeruch mehr von ſich giebt. So kann man, in weniger Zeit als einer Stunde, ohne nachtheilige Folgen 1 Unze Alkohol in die Venen eines Hundes bringen, wel⸗ cher etwa ein Gewicht von 30 Pf. hat. A a 5. Bringt man dieſelbe Quantität Alkohol auf einmal ins Blut, ſo unterdruͤckt ſie die Reſpiration in einigen Secunden und die Bewegungen des Herzens in 2 oder 3 Minuten. Bei der Unterfuhung des Körpers bemerkt man in den fe⸗ ſten Theilen keine Stdrung, welche mit einem ſolchen Reſultat in Beziehung ſtände. Bloß die Lungen, welche uͤbrigens der Luft und dem Blute Durchgang gewaͤhren, ſind roͤther, als ge⸗ wohnlich und an verſchiedenen Stellen ihres Umfangs ekchymoſixt. Aber der phyſiſche Zuſtand des Blutes ift merklich modiſtcirt. Es ) Archives générales de Médecine, Tom, XII. Sep- tembre 1826, _ 250 u mne iſt nicht kluͤmpig, wie nach der Einſpritzung des reinen Alkohols, hat aber ein rahmartiges Nusſehen und iſt gleichmäßiger verdickt. 6. Bewerkſtelligt man die Einſpritzung in die Bronchien, ſo erfolgt die Trunkenheit eben fo raſch, als wenn ſich der Alkohol unmittelbar mit dem Blute vermiſcht, und das Ausfehen dieſer Fluͤſſigkeit iſt daſſelbe. Es bedarf aber eine großere Einfprigungs- quantität und auch langerer Zeit, ehe ſich die Trunkenheit wie⸗ der verliert. Ws 1 7. Man mag die Nerven des achten Paares zerſchneiden, oder fie unverſehrt laſſen, fo bewirkt dennoch die Alkoholein⸗ fpeitung in die Bronchien eine eben fo ſchnelle, als ſtarke Trun⸗ enheit. 8 0 8. Die Trunkenheit, welche aus dem Magen ihren Anfang nimmt, braucht zu ihrer Entwickelung mehr Zeit und Alkohol, als diejenige, welche durch Einfprigung des Alkohols in die Ve⸗ nen entſteht, aber ſie dauert auch weit laͤnger. 9. Bei dieſer Trunkenheit, ſobald ſie nur etwas ſtark und zugleich der Magen mehr oder weniger gereizt iſt, findet man das Blut merklich verdickt, in welchem Zuſtand es auch dann noch verbleibt, wenn man das Thier durch Aſphyrie ſterben läßt. 10. Die Wirkungen des in den Magen gebrachten Alkohols ſind dieſelben, man mag die Nerven des 8. Paares zerſchneiden oder unverſehrt laſſen, ſobald man nur durch eine Unterbindung des oesophagus das Erbrechen verhindert hat. 11. Der in die pleura, in das peritoneum, in die Blaſe und in das unter der Haut liegende Zellgewebe eingefprigte Als kohol wirkt eben ſo, aber mit einer Schnelligkeit und einer Stärke, welche nach der Einſaugungsfaͤhigkeit der Theile verſchieden iſt, mit welchen der Alkohol in Berührung gekommen iſt. 12. In dieſen verſchiedenen Faͤllen ſind die Wirkungen des Alkohols identiſch, der Magen des Thieres ſey exſtirpirt oder nicht. 13. Vermindert man die Blutmaſſe durch einen reichlichen Aderlaß, ſo braucht man weniger Alkohol, um die Trunkenheit zuwege zu bringen; auch dauert fie dann längere Zeit. 134. Spritzt man viel Waſſer in die Venen, z. B. ein Litre, ſo hat es eine entgegengeſetzte Wirkung. Die Trunkenheit ver⸗ . zu ihrer Entſtehung mehr Alkohol und dauert kuͤr⸗ zere Zeit. 3 15. Bei gleicher Quantität Alkohol bekundet die aus dem Magen entſtandene Trunkenheit weit früher einen großen Biut⸗ verluftlund weit fpäter eine ſtarke Waſſereinſpritzung in die Venen. Dieſe Thatſachen, in allem denjenigen gleich, die man bei ſtarken Brandweinstrinkern bemerkt, oder bei ſolchen, welche eine, ſtark mit Alkohol geſchwaͤngerte Luft reſpiriren, ſcheinen mir zu beweiſen, daß die ausreichende, aber nothwendige Be⸗ dingung der Alkoholtrunkenheit in der Anweſenheit einer gewiſſen Fan Alkohol im Blute zu ſuchen ſey. Sie beweifen in der at: - Daß der concentrirte Alkohol eine chemiſche Wirkun das Blut im Zuſtande des Lebens aͤußere. (1. Verſuch.) A ” N Daß der verduͤnnte Alkohol unmittelbare Trum denheit zur Folge habe, wenn er in die Venen oder in die Bronchien einge⸗ fprigt wird. Die Trunkenheit äußert ſich mehr oder weniger langfam, wenn er auf jedem andern Weg in den Körper ges langt. (2. 6. 8. 11. Ber.) ' Daß die Wirkungen des Alkohols, welcher auf anderem Wege, als durch die Venen in den Korper gelangt, hinſichttich ihrer In⸗ tenfität und Schnelligteit, mit der Einſaugungs fähigkeit der Theile im Verhaͤltniſſe ſtehen, mit welchen der Alkohol in Beruͤhrung kommt, und ſie gr unabhängig von den an dieſe Theile abge: gebenen Nerven, beſonders denen des Magens zu ſeyn pflegen. (6. 7. 8. 10. 11. 12. Verſuch.) Daß dieſe Wirkungen durch die umſtaͤnde, welche den ueber⸗ tritt des Alkohols ins Blut beguͤnſtigen oder hindern, beſchleunigt oder erhoͤht, oder aufgehalten und vermindert werden. (13. 14. 15. Verſuch). R r Daß die Trunkenheit zu derſelben Zeit verſchwindet, wo der 251 Alkohol das Blut verläßt, und zwar mehr je nachdem die Umftände der Exhalation meh ſtig ſind. (3. 13. 14. Verſuch ). f Daß die Wirkungen des Alkohols, hinſichtlich ihrer Intenſi⸗ tät, nicht im Verhaltniſſe zur Quantität des Alkohols ſtehen, welcher mit den Organen in Berührung gekommen iſt, ſondern vielmehr zur Quantitat dieſer Fluͤſſigkeit, welche wirklich ins Blut uͤbergetreten iſt. (4. 5, 6. 8. 11, Vexſuch). 1 Daß endlich die tiefe Trunkenheit und der Tod in Folge der⸗ ſelben mit einer deutlichen Entmiſchung des Blutes und weniger merkbaren Stoͤrungen in den feſten Theilen zuſammentreffen. (5. 9. Verſuch). ! 3 Bedarf es noch mehr, um zu der Folgerung zu berechtigen, daß die durch Alkohol bewirkte Trunkenheit von der Anweſenheit dieſer Fluͤſſigkeit im Blute bedingt werde, und daß die beglejten⸗ den Erſcheinungen von der abnormalen Wirkung abhaͤngig ſind, welche das modificirte Blut auf die Organe, und beſonders aufs Nervenſyſtem ausuͤbt? Worin beſtehen nun dieſe Erſcheinungen, wenn nicht in einer deutlichen Entmiſchung des Blutes, in den Symptomen einer Krankheit des Blutes? Bei dieſer Anſicht der durch Alkohol bewirkten Trunkenheit kann man ſich leicht mehrere, am Menſchen bemerkte und bis jetzt unerklaͤrte Umftände entraͤthſeln, Dahin gehört z. B. die Eigenſchaft des Oeles, die Wirkungen des Alkohols zu verhindern, ferner die des Ammoniums, und des eſſigſauren Ammoniums, welche die Trunkenheit heben. Man ſieht ein, daß das Oel der Einſaugung des Alkohols) entgegenwirken kann, während das Am⸗ monium und das eſſigſaure Ammonium die Ausſcheidung des Alkohols hegünſtigen muͤſſen, Vielleicht auch üben letztere Subſtanzen, welche ſonſt das Nervenſyſtem auf directem Wege anzuregen pflegen, auf das. Blut eine unmittelbare und derjenigen des Alkohols entgegengeſetzte Wirkung aus. Man darf auch wohl annehmen, daß das Am⸗ monium, welches in ahnlichen Fallen gewoͤhnlich in den Magen racht wird, ſich mit der Säure dieſes Organes verbinde und Bis das daraus entſtandene eſſigſaure Ammonium ) bei feinem Uebertritt ins Blut von dem Alkgli dieſer Fluͤſſigkeit, (dem Na⸗ tron) zerſetzt werde, und das ſonach freigewordene Ammonium die erh im Blut beſtehende Gerinnung hebe. Das eſſigſaure Ammonium würde auf dieſelbe Weiſe wirken ***), Kann nicht vielleicht die digphoretiſche Wirkung des Ammo⸗ niums und des eſſigſauren Ammoniums als eine Folge dieſer Blut⸗ entmiſchung betrachtet werden? Alles ‚trägt dazu bei, dieß bei der Hypotheſe, welche ich eben aufgeſtellt habe, zu glauben; je⸗ doch wollen wir nicht vergeſſen, daß hier nur Verſuche ſprechen dürfen, und deßhalb jetzt zu denen uͤbergehen, welche ich mit dem Alkoholextract der Brechnuß angeſtellt habe. 1. Spritzt man in die Venen eines Hundes eine gewiſſe Quantität Alkoholextract von Kraͤhenaugen ein, fo wird das Thier faſt augenblicklich von einem allgemeinen tetanus befallen. Dieſe Erfahrung hat ſchon Magendie vor mehrern Jahren gemacht 5). 2, Wenn die angewendete Quantität Gift betrachtlich iſt, fo ſtirbt bas Thier in wenigen Secunden, aber nicht, wie man der weniger ſchnell, oder weniger guͤn⸗ 9 Lettre sur quelques points de physiologie, adressde u M, le professeur Richerand, par Segalas - d’Eiche- bares 8 générales de Mädecine, 1824. Tom, N J. P · 296. 12 52 *) Memoire sur la Digestion, par M. M. Lassaigne et Leuret,. 2 2 wen) E iſt wir nicht unbekannt, daß flüffiges, in die Venen eins geſpritztes Ammonium, im reinen Zuſtand, oder mit etwas aſſerx verdunnt, ein Gerinnen des Bluts bewirkt; aber ich weiß auch aus oͤfterer Erfahrung, daß dieſes Alkali ganz anders wirkt, wenn es mit 20 oder 30 Theilen Waſſer ver⸗ duͤnnt und der Einſaugung des Magens oder der Lungen dargeboten wird. 120 2 a Examen de l’action de quelques vegetaux sur la molle épinięxe, par M. Magendie; 1809. 1 geglaubt hat, durch Aſphyrie. Dieß habe ich ſchon anderwaͤrts 2 05 *). Bei der Deffnung e man in den Organen keine Veraͤnderungdgdd. 3. Wenn die Quantität Gift mäßig iſt, fo fest der tetanus eig wieder an SEEN R verſchwindet abermals und von neuem zum Vorſchein, dauert auch, je nach dem T ehe etzung, längere oder kuͤrzere Zelt . 1 ni 4. Wenn das Gift in die Bronchien, den Magen, die Harn⸗ blaſe oder in irgend einen andern Theil des Korpers gebracht wird, ſo finden dieſelben Wirkungen ſtatt, und bloß Bis Zeit und die Quantität der zu ihrer Entwickelung nöthigen Subſtan⸗ zen find, nach dex Einſaugungsfähigkeit des Ortes, an welch das Gift abgeſetzt worden iſt, verſchieden. Zwei 2 9 Aitoet extract von Krähenaugen in die Bronchien eines Thieres don m rer Größe gebracht, bewirken deßhalb den Tod in einigen Se⸗ cunden, während zwei Quentchen derſelben Subſtanz in die Bl. eines ganz ähnlichen Thieres eingeſprizt, den tetanus na 15 oder 20 Minuten herbeifuͤhren. 4 * 5. Man zerſchneide die Nerven des achten Paares, oder man laſſe ſie unperſehrt, ſo wird das in die Bronchien gebrachte Gift mit gleicher Schnelligkeit und Stärke wirken. Eben ſo ver⸗ halt es fi, wenn das Gift in den Magen gebracht wird. 6. Man zerſchneide das Ruͤckenmark des Thieres in irgend elner beliebigen Hoͤhe, und das Gift wird eben ſo auf die Mus⸗ keln des Körpers wirken, man mag es in die Venen, in di Bronchien, in den Magen, in die Harnblaſe, in das Zellgewebe, in die gefunden oder in die paralyfirten Theile eingefprigt haben. 7. Nachdem man das Ruͤckenmark zerſchnitten hat, unter⸗ binde man die Aorta im Bauche, unmittelbar uͤber der Stelle 7 wo fie ſich in die arteriae iliacae primitivae zertheilt, und ſpritze darauf das Gift in die Venen ein, fo wird es auf die uns tern Extremitäten kaum einige Wirkungen äußern, während es auf die obern Theile den heftigſten Einfluß aͤuß ert. 8, Läßt man das Ruͤckenmatk unverſehrt, und unterbindet man bloß die Aorta auf die bezeichnete Weiſe, ſo iſt 15 Wirkung des Giftes nicht merklich verſchieden, vorausgeſezt, daß man mit der Einbringung deſſelben ſo lange wartet, bis die unvolft dige 1 welche durch dieſe Ligatur verurſacht wird, e etreten uf, . a 1 9. Wenn man, ohne das Ruͤckenmark zu verletzen, nach der Abſetzung des Giftes ins Zellgewebe des Schenkels, die Venen⸗ circulation dieſes Theiles hemmt, fo bleibt das Gift ohne oͤrt⸗ liche und allgemeine Wirkung. : r n 10. Wenn man das Gift in die a. cruralis einſpritzt, fo wird der entſprechende Schenkel manchmal der Sitz unmittelbarer Contractionen und kurze Zeit darauf, das Ruͤckenmark mag zer⸗ ſchuitten ſeyn oder nicht, entwickelt ſich ein allgemeiner tetanus, (Das Reſultat dieſes Verſuchs iſt keinesweges immer daſſelbe, und oft find die Bewegungen des Schenkels ganz unmerkbar. Ich vermag dieſe Verſchiedenheit in der Erſcheinung nicht zu er⸗ laren. Sollten nicht bemerkbare Contractionen ftatt finden, ſo⸗ bald ſich das Gift auf die Nervenſtaͤmme geworfen hat?) 11. Wenn das Ruͤckenmark unter der Lumbargegend zer⸗ ſchnitten worden iſt, ſo bewirkt das in die Venen nns c oder an irgend einer Stelle der Einſaugung uͤberlaſſene Gift die Contraction der paralyſirten Muskeln auf eine weniger raſche, und mehr fucceffive Weiſe, als bei den gefunden Muskeln. 12. Wenn man das Ruͤckenmark weiter oben durchſchneidet, z. B. in der Ruͤcken⸗ oder Halsgegend, fo bewirkt das abſorbirte oder in die Venen eingeſpritzte Gift den tetanus in den paraly⸗ ſirten Theilen eben ſo gut, als in den geſunden. { 13. Wenn das Gift in die a, cruralis eingeſpritzt wird, das Ruͤckenmark mag zerſchnitten ſeyn oder nicht, und im erſtern Fall mehr oder weniger hoch, ſo erfolgen die erſten Contractionen der Muskeln des Schenkels immer ſucceſſiv. 1 Unter dieſen Verſuchen beweiſen der 1. und 10., daß der Al⸗ koholextract von Kraͤhenaugen faſt augenblicklich nach feinem Ueber⸗ *) Journal de Physiologie experimentale, Octobre 1822, 7 tritt ins Blut wirkt und einen allgemeinen oder theilweifen te⸗ tanus herbeifuͤhrt; j achdem er der ganzen Maſſe des . mit einem Theile dieſer Flüſſigkeit ſich vers Der 4. und 9. Verſuch zeigen an, daß, wenn das Gift an d einem andern Punkte, als im Blutſyſteme abgeſezt wird, daſſelbe nur mittelſt der Eirculation örtliche oder allgemeine Wirkung habe, und daß dieſelbe, unabhaͤngig von den Nerven des Theiles, hinſichtlich der Intenfität und der Schnelligkeit, zur Einſaugungsfähigkeit vieſes Theiles im geraden Verhaͤltniſſe ſtehe. Der 5. 6. 7. 8. Verſuch beweiſen, daß die örtlichen Erſchei⸗ allgemeinen Vergiftung ſich unabhaͤngig von der all⸗ tmoirkung en der Pr der Nerven kund geben koͤnnen, und unter emeinen Mi n kt abſoluten Abhängigkeit der örtlichen Circulation ſtehen. I Endlich der 5. 11. 12. 13. Verſuch, deren Refultate durch eine fire Verletzung des Nervenſyſtems ganz unerklärlich find, laſſen ſich ſehr gut durch eine theilweife Entmiſchung des Blutes und durch die abnormale Wirkung erklaͤren, welche die entmiſch⸗ ten Theile dieſer Fluͤſſigkeit auf die Theile des Nervenſyſtems ausüben, mit welchen fie in Berührung kommen. c Nichts laßt ſich auch in der That leichter begreifen, als daß die Theilchen der Kraͤhenaugen, welche das Blut auslaugt, auf ähn⸗ e Weiſe, wie mechaniſche, phyſiſche und chemiſche Aufregungs⸗ mittel, eine gleichzeitige Contraction aller Muskeln des Rumpfes und der Extremitäten hervorbringen, ſobald fie mit dem Ruͤcken⸗ mark in Berührung kommen; eine ſucceſſive Contraction der Muskeln der Schenkel dagegen, wenn das Blut der a. cruralis ſie auf die Nerven dieſes Gliedes vertheilt; und eine allgemeine Contraction der Muskeln des Hintertheils, wenn ſie auf den untern Theil des Ruͤckenmarks gelangen. Nichts iſt beſonders ee als den ausſetzenden Character zu begreifen, den man den convulſiviſchen Bewegungen wahrnimmt. Die Dauer der 1 8 85 ſteht namlich in umgekehrtem Verhaͤltniſſe zur Quan, tität des angewandten Giftes. Die Muskeln, dei denen eine Con⸗ rn ſobald das Gift durch das Blut auf ihre Ner⸗ 1 gebracht worden iſt, verlieren dieſen Zuſtand, wenn das Blut pi Gift wegführt, und contrahiren ſich wieder von neuem, wenn das Blut das Gift wieder herbeifuͤhrt. Dieſe Verſuche zuſammen genommen berechtigen demnach zu der Folgerung, daß der tetanus, welcher durch Kraͤhenaugen herbei⸗ führt wird, die Hauptbedingung vorausſetzt, daß das Gift im {ut anweſend ſeyn müffe, und daß die e welche ent der abnormalen Wirkung dieſer Fluͤſſigkeit auf das Nerve ſtem zuzuschreiben ſinb. Kann man es nun noch in Zweifel ziehen, daß dieſe Erſchei⸗ nungen bie Anzeigen einer Blutentmiſchung, die Symptome einer Krankheit des Bluts ſind? Dieſe Art, die Wirkung der Krähenaugen zu erklaͤren giebt auch + einfaches Mittel an die Hand, die Wirkungen dieſer Subſtanz m Menſchen zu erklaren, und beſonders die ſo merkwuͤrdige ung der raſchern und ſtaͤrkern Contraction der paralyſir⸗ ten skeln im Vergteich zu den geſunden. Dieſe Erſcheinung hat zuerſt Fouquier “) beobachtet und nachher iſt fie von vie⸗ len Aerzten der erſten Claſſe beftätigt worden. Es läßt ſich in der That leicht begreifen, daß die geſunden Muskeln, welche un⸗ ter der Herrſchaft des Gehirns und unter der Wirkung des Gif⸗ get zugleich ſtehen, letzterm mehr Widerſtand entgegenſetzen als e paralyſirten Muskeln, welche dem Einfluſſe des Gehirnes entzogen ſind und nur unter der Einwirkung des Giftes ſtehen. Vielleicht werden W in denſelben Verſuchen eine weniger natürliche Erklärung anderer eben fo merkwuͤrdiger inungen und beſonders gewiſſer krankhafter Ausſetzungen ‚Gegenwärtig wollen wir unſere Reflexionen auf den ab⸗ gehande Gegenſtand beſchraͤnken und den kurzen Schluß dar⸗ Bi sehn, daß das Blut der Sitz von Krankheiten eyn konne. 3 Memoire sur l’emploi de la noix vomique dans les paralysies, par M. Fouquier; 1815. ö 2 254 Vallances neueſter Gefrierapparat. John Vallances, dem wir ſchon mehrere gute Gefrier⸗ apparate verdanken, wovon man einen im Laboratorium H. 1. T. 3. Fig. 5. nachſchlagen kann, hat auf einen neuen dergleichen ‚ein Patent gelöst. 1 r Dem Princiß nach gruͤnden ſich dieſe Apparate entweder auf die Entziehung des Wärmeſtoffs durch Berührung mit Fäl- tern Koͤrpern, oder durch Ausſtrahlung und Verdunſtung. Im letztern Falle wird die Feuchtigkeit von der Luft abſorbirt, und die freie Wärme dem Waſſer oder Überhaupt, der eit, die man zum Gefrieren bringen will, entzogen; daher kommt es dem Proceß ſehr zu ſtatten, wenn ein ſtarker Luftſtrom über das Waſſer hinſtreicht. Der hier beſchriebene Apparat gehort der letztern Art an, aaaa ein doppelter Cylinder, welcher in der Mitte eine Scheidewand bb hat, in deren Mitte ſich eine Oeffnung befin⸗ det, durch welche der obere und untere Theil des Cylinders mit einander communiciren; dd d ein Kolben, der im obern Theile. en eden in einer beſondern Kammer e auf und nieder be⸗ wegt werden kann; fg Röhren, welche den Kolben durchſetzer, und von denen ſich eine unter der Kammer e und die andere über derſelben in das Obertheil des Cylinders mündet. An der Roͤhre g befindet ſich eine Klappe, die die Communication mit der Kammer e herſtellt, damit die Luft beim Aufſteigen des Kolbens aus dem Untertheil des Cylinders eindringen kann, und an der Roͤhre k gleichfalls eine Klappe, durch welche die Luft ir de des Kolbens aus der Kammer in das Obertheil entweicht. g rs) a Von der Mitte der Platte b erſtreckt ſich eine kurze Nöhre nach unten, an welcher ſich ein kegelförmiger Schirm h h befin⸗ det; gleich darunter bemerkt man einen Teller 1, der auf dem Stabe j ſist, welcher durch den Boden des Cylinders geht. Da die Luft aus dem Cylinder ausgepumpt werden muß, ehe das Gefrieren beginnen kann, ſo muͤſſen alle Fugen luftdicht ſchließen, und um dies um ſo beſſer zu bewirken, wird der Bo⸗ den des Cylinders eingeſchoben, und befindet ſich um deſſen Rand ein Napf K k, der mit Queckſilber gefüllt wird, das beim Aus: 255 pumpen der Luft ſich in den Bund eindrängt und ihn luftdicht ſchließt Vom Obertheil des Cylinders geht eine Roͤhre 1 nach dem Untertheil des Gefaͤßes m, und vom Obertheil des lehtern eine Roͤhre 2 nach dem Untertheil des Cylinders a. Dieſes Gefäß iſt bei n durch eine durchloͤcherte eiferne Platte in 2 Kammern ger theilt. Von dieſer Platte, welche oben mit gleichfalls durchloͤ⸗ chertem Rollenblei belegt iſt, gehen kleine Röhren herab, durch die theils Feuchtigkeit ablaufen, theils Luft aus dem kegelfoͤrmi⸗ gen Theile des Gefaͤßes m auffteigen kann. In dem Gefaͤße m befinden ſich eine bedeutende Menge von Waſſer rund gewaſchener Steine, wie man fie häufig in Geſchie⸗ ben, in Fluͤſſen, an der Seekuͤſte ꝛc. findet. Auf dieſe troͤpfelt aus dem Trichter o, ber’ ſich unten im eine gebogene bleierne Röhre endigt, Schwefelſaͤure, die dann allmaͤhlig von einem Stein zum andern rinnt. Die Rohre p erſtreckt ſich horizontal von der Mitte des Deckels nach deſſen Seitenwand zu, und iſt am Ende mit feinen Loͤchern durchbrochen, die einen Sprühregen auf die Steine fallen laſſen. Damit aber die Schwefelſaͤure gleichfoͤrmig über die Steine vertheilt werde, dreht ſich der Trichter o mit der Röhre p herum, was durch ein Kegelraͤder— werk gr bewirkt wird. } Auf der andern Seite des Apparats befindet ſich ein Waſ— ferbehälter z, von welchem eine Röhre t in den Cylinder geht, die einen ſehr geringen Waſſerſtrahl auf den Schirm h ausgiebt. Das Waſſer fällt durch kleine Löcher auf den Teller i, woſelbſt es gefriert. Dies läßt ſich durch kleine Fenſter v beobachten. Wenn man Eis machen will, ſo pumpt man zuerſt die Luft aus dem unterm Theile des Cylinders durch die Kammer e in das Obertheil. Sie ſtreicht durch den engen Raum zwiſchen den Schirm hh und dem Teller i durch in die Röhre g, und durch deren Ventil in die Kammer e. Beim Niedergehen des Kolbens wird die Luft aber aus der Kammer in die Roͤhre f, und durch das Obertheil des Cylinders und die Nöhre i in die - untere Kammer des Gefaͤßes m getrieben. Sie ſteigt durch die kleinen bleiernen Roͤhren in der Platte n in die Hoͤhe, und koͤmmt, indem fie die Steine durchſtreicht, mit der Schwefel⸗ ſäure in Beruͤhrung, welche ihr alle Feuchtigkeit entzieht, fo daß fie oben ganz trocken ankommt. Wenn nun der Kolben wieder ſteigt, ſo ſtroͤmt ſie durch die Roͤhre 2 wieder in den untern Theil des Cylinders und mit großer Schnelligkeit durch den ſchmalen Raum zwiſchen dem Schirm h und dem Feller i. So bewirkt ſie eine ſtarke Verdunſtung des aus dem Behälter, 8 herabſickernden Waſſers, und bringt daſſelbe ſchnell zum Gefrie⸗ ren. So wie man durch die Luken vv bemerkt, daß ſich das Eis anhäuft, dreht man die Stange j mittelſt der Handhaben u allmählig herab, bis ſich ein Eisklumpen gebildet hat, der vom Boden des Cylinders bis an den Schirm h reicht. Wenn etwas von der Schwefelſaͤure durch die Röhren n troͤpfeln ſollte, ſo lauft es in der Röhre u nieder, und ſammelt ſich in deren unterer Biegung, in der uͤberhaupt, der luftdichten Verſchließung wegen, immer etwas Schwefelſaͤure ſtehen muß. Bibliographiſ ch e Voyage d' Orembourg a Boukhara, fait en 1820 A travers les Steppes qui s’etendent A l'Est de la mer d' Aral et au deli de ancien Jakartes, redige par M, le Ba- ron Georges de Meyendorf, Colonel au service de "+ Russie ét revu par M. le Chev. Amedee Jaubert. Paris 1826. m. cel. K. (Eine für Zoologie und Botantk interreſſante Reife), 2 De la médecine comme seience et comme art, Par P. H. Duvivier, Paris 1826. 8. ien Auszüge aus den über die Krankheit der Rachel Herz während der Jahre 1807 — 1826 geführten Tagebuͤchern, mit Bes merkungen von Dr. G. D. Herhold ꝛc. Aus dem Däniſchen uͤberſetzt. Kopenhagen 1826. 8. m. K. (Der verdiente — | 250 3 nn Bu et une 2 9371 Mi k, enk en er N ueber blauſaure Bäder hat Hr. Dr. Paganinz zu Oleggia im vorigen Jahre viele Erfahrungen zu ſammeln Gele genheit gehabt und in Omodei's Annali universali di medi- eina April 1826 beſchrieben. Er hat 318 Kranke in den Bär dern zu Oleggia behandelt, wovon 160 geheilt, 95 gebeſſert ſind. Bei 58 hat die Behandlung nichts gewirkt und 5 ſind an den bei ihnen fortſchreitenden Uebeln geſtorben. D. P. ſchreibt ſeine gluͤcklichen Reſultate großentheils der Wirkung der Blau⸗ ſaͤure zu „ die er in allen Krankheitsfaͤllen angewendet hat, weil er uͤberzeugt war, daß die Affektionen des Nervenſyſtems jetzt ſeit einigen Jahren ſehr haͤufig ſind, und ſo hat er mit Erfolg in den Bädern zu Oleggia 17 Mal nevritis, 18 Mal gastro- enteritis, 11 Mal angiotitis, 14 Pellagra, 17 Gelenkge⸗ ſchwuͤlſte, 36 verſchiedenartige Flechten, 28 Mal Syphilis, 17 Mal Syphilis mit Merkurial-Vergiftung complicirt, 19 Mal Neuralgie und 7 Faͤlle von Geiſtesverruͤckung behandelt. — Um ein halneum hydro- cyanicum zu bereiten, muß man die Saͤure aus den Pflanzen ausziehen, welche ſie von Natur ent⸗ halten, z. B. der Lauro Cerasus, Pfirſiſch, bittere Mandeln und Kerne einiger Fruͤchte. Die gewoͤhnliche Doſis fuͤr ein Bad iſt Zjv des von dieſen Subſtanzen deſtillirten Waſſers. 2 vermehrt oder vermindert die Doſis nach dem Alter, der Im⸗ preſſionabilität des Individuums und den verſchiedenen Zuſtän den der Krankheit. Man macht das Bad noch mehr beruhigend, in⸗ dem man Subſtanzen, wie aconitum, cieuta, hyoscyamus, solanum, einige Arten lactuca und beſonders datura, hinzu thut. Gewoͤhnliche Dofis ift eine Unze Extrakt oder vier Pfund Decoet. Abwechſelnd wendet man die deſtillirten Mäffer, die Extrakte, die Infuſionen und Detocte des e en (ſo nen⸗ nen Caventon und Pelletier bekanntlich die von ihnen bes ſonders unterſuchte grüne Subſtanz der Blätter) od die alkaliſchen Radicale Atonitin, Atropin, Daturin an. — pre Der Syrupns eyanieo-catharticus wird bereitet, indem man se in der Kalte drei unzen bittre Mandel-Emulſion, welcher mit 6 Drachmen der Blätter angeferti 9 pfen Blaufaͤure haltendes deſtillirtes Waſſer und ein na⸗Syrup, b iſt. Die Doſis iſt etwa 6 Unzen täglich, 1 „Die günftige Wirkung der Blutegel und Wärme bei Behandlung der 70 d We ver Neugebornen, wie Paletta in Mailand fie Ang (No⸗ tizen Nr. 272 S. 123) wird von Valentin in feiner Voyag en Italie beſtätigt. Man ſetzt Blutegel auf die verhaͤrteten Glieder und den Unterleib und wenn fie abgefallen find, I man Cataplasmata von Leinſaamenmehl auf oder bringt 22 Kind gleich in ein warmes Bad. Von 43 Kranken war bei die ſer Behandlung nur ein Kind geſtorben, und nach einem 1824 8 ic e gel von 10 erkrankten Neugebor⸗ nen urch dieſe Methode geheilt. alentin Voyage er Italie). e 0 Wehe "FR, 1910 f . 4 el 4 Ian 1:8, 7 Neu ig keiten. 5 698 f Pf. hat durch dieſe Schrift genauere Nachrichten über den auch in den Notizen Nr. 292. S. 96. erwähnten Fall mit⸗ etheilt, und hatte man ſich vorher uͤber die phyſiſchen Er⸗ ſcheinungen bei der Perſon gewundert, ſo muß man nur noch mehr über den phyſiſchen Zuſtand derſelben erſtaur en. Viele Jahre hindurch, neben unbezweifelt da gie Krankheiten und krankhaften Zufällen, ſich neue Er BR tende Leiden und Schmerzen zu bereiten, ſich den größten unannehmlichkeiten und Entbehrungen zu unterziehen, = pfindungen und Gefühle zu heucheln, eckelhafte Betrügerejen zu uͤben und alles dieſes, ohne daß ein nur einigermaßen zureichender Grund vorliegt, muß gewiß Erſtaunen erregen! Das Intereſſanteſte würde jetzt ſeyn, wenn man den ganzen Ideengang der Perſon erlangen koͤnnte!) dem Gebiete der Nr. 325. 24 N. ont i z en aus Natur⸗ und Nr. 17. des XV. Bandes.) Heilkunde. Oktober 1620. Webruckt bei Loſſius in Er irt. In Commiſſion bei dem König. Preuß. Gräng-Poftamte zu Erfurt, der Kon. Sächſ. Zeitungs⸗Expeditio u 1 SA G. ee Thurn u. Zarifchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes⸗Indaſtrie⸗Cemp un ion OR SR. 3 1 eines jeden Bandes von 24 Bogen, 2 Rthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes 3 ggl. Naturkunde. Ze über die Struktur der Inſecten⸗-Augen gr Hr. W. Ewing in Brewſter's Journal Nro. L. feine eigenen Beobachtungen mitgetheilt. j Einfache Augen. Dies find die Augen, 100 mit wir die Inſecten in ihrem erſten Zuſtande ausge— ſtattet finden, fo wie derjenigen, welche vollſtaͤndig aus dem Eie hervorgehen. Sie ſind allerdings bei dieſen Inſecten in Zahl, Lage und Anordnung verſchieden, eigentlich aber dieſelben. Ihre Struktur iſt die einer doppelt, jedoch nach außen mehr als nach innen, convexen Linſe. Wenn ſie geſaͤubert find, ſind ſie alle durchſichtig und geeignet Licht zu reflektiren. Sie ſind von harter Subſtanz und veraͤndern ſich nicht, wenn fie von dem Inſekt genommen ſind. Conglomerirte Augen find ganz fo, wie die einfachen Augen, doppelt convere Linſen, jedes das Licht zu brechen im Stande, nur find fie zahlreis cher als die einfachen Augen, find in Gruppen zufams mengeſtellt und haben eine gemeinſchaftliche Retina. Complicirte Augen. Unter dieſe Rubrik ges hoͤren alle Augen, die wir mit netzartiger Oberfläche verſehen finden. Ich bin uͤbrigens uͤberzeugt, daß ver— ſchiedene Modificationen unterſchieden werden muͤſſen, welche ich einzeln betrachten will. f Kaͤfer-Augen. Dieſe ſcheinen nicht von eins fachen conglomerirten Augen unterſchieden. Die Form iſt zwar verſchieden, aber die Struktur iſt dieſelbe. Sie find ſphaͤriſch, und aus einer Menge von hexagona⸗ len Oeffnungen zuſammengeſetzt, gefüllt mit Linſen, des ren jede dieſelben Eigenſchaften hat, wie ein einfaches Auge; dabei haben ſie eine gemeinſchaftliche Retina, welche mit der aͤußern Bedeckung verbunden iſt, ſo daß fie das Anſehen haben, welches zwei Uhrglaͤſer haben würden, die man zufammengefittet hat. Schmetterlings -Augen unterſcheiden ſich von allen von E. unterſuchten Inſectenaugen. Sie beſtehen aus einer Kugel, welche faſt ganz rund und gegen die netzartige Bedeckung von dunkler Purpurfarbe iſt. Auf der andern Seite, wo der Sehnerv eintritt, iſt das Auge weiß und weniger convex. Dieſe Kugel findet ſich in einer runden Höhle, welche von der aͤußern Ber deckung und der Retina gebildet wird, und iſt von eis nem ſehr durchſichtigen gummiartigen Liquor umgeben, in welchem ſie ſich zu bewegen ſcheint. Hr. E. glaubt dies aus folgenden Erſcheinungen abnehmen zu koͤnnen. Er firirte das lebende Inſect zwiſchen dem Schieber unter dem Mikroſcop (in the pliers under the Mi- eroscope), und indem er auf dem Mittelpunkt der A ßern Bedeckung ein Zeichen machte, wendete er das Inſect ruͤckwaͤrts und vorwärts, und bemerkte, daß wenn die netzartige Bedeckung ſich herum bewegte, die dunkeln Flecken im Innern des Auges ſtationaͤr blie— ben, aber von einer Seite des Auges zu der andern bewegt werden konnten. Dies konnte entweder ein Reflex, oder es konnte die dunkle runde Seite der vorher erwaͤhnten Kugel ſeyn, die durch die durchſichti⸗ ge Gummifluͤſſigkeit, in welcher fie flottirte, durchſchten. In der netzartigen Bedeckung der Augen dieſer In⸗ ſecten finden ſich keine Linſen, ſondern eine dünne durchſichtige Membran liegt zwiſchen der aͤußern Be⸗ deckung und der Augenhaut. Das Auge der Nachtſchmetterlinge oder Motten hat die⸗ ſelbe Struktur, wie ſie oben beſchrieben worden iſt, nur iſt es dunkel, wenn man es im Hellen betrachtet, aber im Schatten unterſucht, verbreitet es einen ſchoͤnen gel⸗ ben Glanz. Dieſer Glanz ſtroͤmt auch aus dem Augapfel, wenn dieſer aus dem Inſect herausgenommen iſt. Eis ne Eigenthuͤmlichkeit iſt in den Augen dieſer Inſecten welche in keinem andern von Hrn. E. unterſuchten ſich Bas: nämlich von den Hexagonen in der aͤußern Bes eckung gehen Röhren ab, welche ſich durch die Bun: keln Augenhaͤute fortſetzen. Dieſe ſind naͤchſt der Kugel am engſten, find hart und durchſichtig und ſcheinen von derſelben Subſtanz wie die aͤußere Be⸗ deckung. Linſen aber finden ſich nicht in den Augen⸗ bedeckungen dieſer Inſecten. Die naͤchſte Modification der complicirten Augen kommt bei der zahlreichen Inſectenordnung der Fliegen vor (und nur bei dieſer Ordnung findet der Name ſeine Anwendung), nämlich bei allen, welche mit stemma- ta ausgeſtattet ſind ö * von Augen, wovon gleich * m 259 75 — die Rede ſeyn ſollhj. Und da Hr. E, nicht im Stande geweſen iſt, die Wirkung dieſer Augen als Sehorgane wahrzunehmen, ſo begnuͤgt er ſich anzugeben, daß er in alle den Theilen, welche, bei mit stemmata verz ſehenen Inſecten, complicirte Augen genannt werden, niemals Linſen oder eine innere Organiſation, wie bei Linſenaugen, finden konnte. 0 Stemmata. Dies find die Augen, womit die große Zahl der Bienen und Fliegen ausgeſtattet ſiſt, und ſie ſcheinen deren wirkliche Augen zu ſeyn. Sie gleichen genau den einfachen Augen und haben dieſel⸗ ben Eigenſchaften. Sie haben bei verſchiedenen In⸗ festen ſehr verſchiedene Lagen, aber bei allen, wo— Hr. E. den Verſuch gemacht hat, tritt Blindheit ein, ſo wie ſie verdeckt werden. . 1 Hr. E. wirft nun folgende Fragen auf: . 1. Wie findet das Sehen ſtatt bei den ſchmetter⸗ lingsartigen Inſecten, da dieſe keine stemmata haben, und auch keine Linſen in den hexagonalen Oeffnungen ihrer aͤußern Augendecken beſitzen? ha 2. Wie geſchieht das Sehen bei Inſecten, wo kei⸗ ne stemmata, wohl aber in den Hexagonaloͤffnungen der Augendecken doppelt convexe Linſen vorhanden ſind. 3. Wie das Sehen bei Inſecten, wo stemmata da find, Linſen aber in den complicirten Augen fehlen? Sodom und Gomorrah durch vulkaniſche ne Thaͤtigkeit zerſtoͤrt ). ii Die Zerſtörung der fünf Städte an den Ufern des tobten Meeres kann, theils nach der Beſchreibung, die Moſes davon mittheilt *), theils nach dem gegenwaͤrtigen Ausſehen der Ge⸗ gend ſelbſt zu urtheilen, meines Dafuͤrhaltens nur durch einen. vulkaniſchen Ausbruch bewirkt worden ſeyn. h Es iſt wohl überflüffig zu bemerken, daß die in der heiligen Schrift bezeichnete Urſache der Zerftörung der erwähnten Städte die Wirkung natuͤrlicher Urfachen nicht ausſchließe. Es iſt eben ſo wenig ungereimt, anzunehmen, ein Vulkan habe den Willen der Gottheit gegen die Staͤdte Sodom und Gomorrah in Vollzug geſetzt, als zu behaupten, wenn dieß nämlich aus andern Gruͤnden zulaſſig ware, daß das Meer in der Hand der Gottheit zur Zeit der Sündfluth das Werkzeug geweſen ſey, das Menſchengeſchlecht auszurotten. ; . 5 Mag man nun annehmen, das Feuer, welches dieſe Gegen: den verwüſtete, ſey vom Himmel gefallen oder aus dem *) Bruchſtück aus Daubeny's in Notizen Nr. 318 S. 159 erwähntem Werke. nac n ek ag 76 ) Die Worte der heiligen Schrift, 1 Buch Moſis Kapitel 19 Vers 24 — 28 lauten folgendermaßen: 1 2745 V. 24. Da ließ der Herr Schwefel und Feuer regnen vom Himmel herab auf Sodom und Gomorrah. 5 75 V. 25. Und kehrte die Städte um und die ganze Ge⸗ gend und alle Einwohner der Städte und was auf dem „Rande gewachſen war. | PERLE, V. 28. Abraham wendete ſein Angeſicht gegen Sodom und Gomorrha und alles Land der Gegend und ſchaute; und ſiehe da ging ein Rauch auf vom Lande wie ein Rauch vom en eee wee N 112758 Im Sten Buch Moſis Kapitel 29 Vers 23 wird die umgegend des todten Meeres als ein Land beſchrieben, welches mit Schwefel und Salz verbrannt iſt, welches we⸗ der bearbeitet wird, noch Fruͤchte tragt, in welchem kein eo Gras wächſt ante — 8 eee, N Bi u Mitwirkung ſecundaͤrer urſachen keinesweges ausgeſchloſſen. hauptet Jemand, das Feuer ſey den Worten der heiligen Schrift 260 Scheos ber Erde herdorgebrochen, fo iſt dadurch die Be⸗ 4 4 * zufolge vom Himmel gefallen, fo laßt ſich darauf auch erwieder da ag De einiger ne ng w 1 nommen, leicht für einen Steinregen gehalten werden könne und daß man von dem Geſchichtsſchveiber der heiligen Schri keine tiefere Einſicht in die wahre Natur einer ſolchen Erſchei⸗ nung erwarten duͤrfe, als er in einem ähnlichen Falle bekundet, ne HR HR daß die Sonne auf Joſua's Befehl ſtill geſtan⸗ en habe Ne ya Daß die Perſonen, welche von der Zerftörung dieſer O Zeugen geweſen ſind, die Meinung gehabt haben, das Feuer 15 vom Himmel gefallen, iſt leicht zu glauben, wenn man zumal bedenkt, daß bei den meiſten vulkaniſchen Ausbrüchen die größte Verwuͤſtung durch die ausgeworfenen Subſtanzen angerichtet wird, die ſich oft ganz ſo ausnehmen, als ob ſie aus den hoheren Regio⸗ nen der Luft herabfielen. Wer die Beſchreibung eines Ausbruches des Veſuvs geleſen hat, welche wir vom jüngern Plinius befigen, der wird zugeben, daß eine Perſon, welche aus der Naͤhe eines Vul⸗ kanes entflieht, wie Loth aus der Naͤhe eines Vulkanes am todten Meere zu Anfange des Ausbruches, ſich ungefähr dieſelbe Vor⸗ ſtellung gemacht haben werde; denn aus Plinius a ee ergiebt ſich, daß es lange dauerte, ehe er, ſelbſt zu Miſenum, im Stande war, in der allgemeinen tiefen Dunkelheit zu unt ſcheiden, daß die ungewoͤhnliche Wolke, die der Vorläufer der vulkaniſchen Erſcheinungen war, aus dem Berge ſelbſt ihren Une ſprung nehme. 8 WU Wenn Livius des Steinregens erwähnt, welcher der allge» meinen Erzaͤhlung zufolge auf dem Berg Albano vom Himmel fiel, fo unterliegt es geringem Zweifel, daß die Erſcheinung, welche dieſe Anſicht veranlaßt hat, von ähnlicher Art geweſen ſey; und wir werden weiter unten ſehen, daß die vulkaniſche Re⸗ volutien, von welcher man in Phrygien ſo deutliche Spuren noch vorfindet, von Einigen durch Luftmeteore erklart worden iſt. Da wir nun keinen Grund haben, Moſes fuͤr einen Natur⸗ forſcher zu halten, oder anzunehmen, daß er tiefere phyſikaliſche Kenntniſſe als fein Zeitalter überhaupt beſeſſen habe, fo dürfen wir auf feine Erzählung der Zerſtörung dieſer Staͤdte dieſelbe Bemerkung anwenden, welche Strabo uͤber Spuren vulkaniſcher Ausbrüche in der Umgegend von Laodicea gemacht hat: „les Auroyov d rei, made ru rotauruu xugæi u gn¹ãD Agens, AA E Nνοοον e yayeaus mwugos, 74 J W Volney' 6 Beſchreibung des gegenwärtigen Zuſtandes die Landes entſpricht dieſer Anſicht vollkommen. * Dias ſuͤdliche Syrien, bemerkt er, d. h. das Thal, durch welches der Jordan fließt, iſt ein vulkaniſches Land. Die bitu⸗ mindſen und ſchwefeligen Quellen des todten Meeres, die Lava, die Bimsſteine auf den Ufern des See's und die warmen Bäder von Tabaria ſprechen dafür, daß dieſes Thal der Heerd eines unterirdiſchen, bis jetzt noch nicht erloſchenen Feuers geweſen ſey. Aus dem See ſieht man oft Rauchwolken aufſteigen und neue Spalte an den Ufern deſſelben entſtehen. Wenn Conjektu⸗ ren in ſolchen Fallen nicht gar zu oft dem Irrthume -ausgefe waͤren, ſo moͤchte ich annehmen, daß das ganze Thal durch de gewaltſame Verſenkung des Landſtriches entſtanden ſey, aus wel⸗ chem ſich früher der Jordan ins mittellaͤndiſche Meer ergoß. So viel ſcheint wenigſtens ausgemacht zu ſeyn, daß die Zerſtörung jener fuͤnf Staͤdte mit Feuer durch den Ausbruch eines damals brennenden Vulkanes bewirkt worden ſeyn muß. Strabo ſagt ausdruͤcklich „daß der Tradition der Bewohner des Landes (d. h. der Juden) zufolge, das Thal, welches jetzt die Gewaͤſſer des Sees einnehmen, mit 13 blühenden Städten, die ſaͤmmtlich vom Vulkane verſchlungen wurden, bevoͤlkert geweſen ſey. Dieſe Nachricht ſcheint in den vielen Ruinen ihre Beſtaͤtigung zu fine den, welche von Reiſenden auf dem weſtlichen Ufer des See's angetroffen worden ſind. A Die Ausbruͤche ſelbſt haben feit langer Zeit aufgehört, aber die Wirkungen, welche eine Folge derſelben zu ſeyn pflegen, wer⸗ den in dieſen Gegenden noch immer von Zeit zu Zeit geſpürt⸗ Die Küſte iſt im Allgemeinen Erbbeben unterworſen, und .die Geſchichte führt mehrere an, welche in Antiochien, Laodicea, Senat Berytus, Tyrus und Sidon gre 5 Veränderungen DE Oberflädie hervorgebracht haben.“ Im Sabr 1759 nech richtet ein, Erdbeben die größten Verwüſtungen an. Im Thale von Valbec ſollen über 20,000 Menſchen dabei umgekommen ſeyn, — ein Verluſt, welcher Ae l worden iſt. Drei Mo⸗ nate lang wurden die Bewohner des Libanon durch die Stöß dieſes Erdbebens fo in Schrecken geſetzt, daß fie ihre Häuſer verliefen und unter Zelten wohnten. 10 Zu dieſen Bemerkungen Volney's fügt noch ein neuerer Rei⸗ bender, Hr. Legh, hinzu, daß an der Südoſtſeite des todten Meeres, rechts an der Straße, welche pad Karrac führt, ro⸗ ther und brauner Hornſtein⸗Porphyr, (in welchem legtern der Feldſpath ſehr 7 it) Syenit, Breccie und ein ſchwerer datzer Mandelftein, welcher mit weißen Punkten von Zeolit durchſchk it „als die vorherrſchende Gebirgsart A SBIED» Richt weit von Schubac (nahe an der Stelle, welche in FAnvil⸗ de's Charte mit Patriarchatus Hierosolymitanus bezeichnet ift), wo ſonſt Kupferbergwerke waren, bemerkte er Schlackentheile. Bei der Feſtung Schubac findet man zur linken Hand zwei vul⸗ kaniſche Krater und zur rechten Hand einen. ER „Die Römerftrage auf derſelben Seite iſt aus Lavaſtücken aut. Auch Maſſen von vulkaniſchem Geſtein werden im Thal Illaſar angetroffen, 8 a Die chemiſchen Eigenſchaften des Waſſers des todten Meeres ‚betätigen ebenfalls den vulkaniſchen urſprung der umliegenden Ge⸗ gend, indem ihr Hauptgehalt aus ſalzſauren Salzen befteht, Nach Dr. Marcet’s Analpſe enthielten 100 Theile dieſes Waſſers: Kim EN Kalk 3,920. Kahn Salzlaure Talkerde 10,46 Salzſaures Natron 10,860. 890 Schwefelſauren Kalk 0,054, 24,580, $ .-, ‚Nun wiſſen wir aber nicht allein, daß Salzſäure von Zul kanen im Zuſtande der Thaͤtigkeit ausgegeben wird, ſondern daß auch ſalzſaure Salze häufig die Produkte vulkaniſcher Ausbruͤche Die andern Subſtanzen, welche hier angetroffen werden, be⸗ ſtaͤtigen die bezeichnete Urſache ebenfalls. Auf dem Spiegel des tobten Meeres ſchwimmen große Quantitäten Aſphalt und were den vom Winde ans weſtliche und oͤſtliche Ufer getrieben, wo fie ſtatig bleiben. Alte Schriftfteller melden ſchon, daß die benach⸗ barten Bewohner ſich in Boote begeben, um dieſe Subſtanz zu ſammeln, und daß ſie einen bedeutenden Handelsartikel ausmacht. Am ſuͤdweſtlichen Ufer find heiße Quellen und tiefe Strudel ‚Ggullies), die dem Reiſenden ſehr gefaͤhrlich ſeyn würden, wenn “fie nicht durch kleine pyramidenförmige Gebaͤude zur Seite ans gezeigt wären. Auch Schwefel und Erdped) findet man ringsum an den Bergen. ö An dem ufer des See's fand Hr. Maundrel eine Art won bituminoͤſem Stein, welcher, feiner. Beſchreibung zufolge, demjenigen aͤhnlich ſeyn muß, der zu Raguſa in Sieilien gefunden wird und in meiner Abhandlung uͤber die Geologie dieſer Inſel ange⸗ führt iſt “). „Es iſt eine Art ſchwarzer Kugel⸗Jaspis (pebble), der, uͤbers Kerzenlicht gehalten, bald brennt, dabei Rauch und ‚einen unerträglichen Geſtank von ſich giebt. Durchs Brennen verliert der Stein einen Theil ſeines Gewichtes, aber nichts von »feinem Volumen. Die Berge, welche den See umgeben, ſollen ebenfalls eine Menge dieſer ſchwefelhaltigen (bituminoſen) Steine enthalten. Ich ſah, fügt der Verfaſſer hinzu, im Kloſter des St. Johannis in der Wuͤſte Stücken dieſes Steines von zwei * Quadrat. Sie waren in basso relievo geſchnitten und ſo blank wie ſchwarzer Marmor polirt. Dieſe Steine ſollten zur Verzierung der neuen Kirche im Kloſter dienen. 7 Seibſt vor dem, in der heiligen Schrift erwähnten, vulka⸗ niſchen Ausbruch ſcheint es in der Ebene Siddim eine Menge ) Ich habe ſeit der Zeit ein Exemplar dieſes bituminöfen in ee erhalten und es dem Ragufa’fchen. ganz ähnlich gefunden, a BU 262 eee en In der Erzaͤhlung der Schlacht zwiſchen den Koͤnigen von Sodom und Gomorrah und einigen der are ee (1 Buch Moſis Kap. 14) heißt es: Und hr Thal ah war 7 Fr 4 K i ner gelehrten Freunde hingegen behauptet, daß man über ſetzen müste e den ei 1 W ” Hr. Henderſon behauptet, in feinen Pravels i Ireland, daß ähnliche Naturerſcheinungen, wie die Geyſer auf Island, auch in dieſer Umgegend ſtatt gefunden haben. Das Wort Sid⸗ dim, ſagt er, ſtammt von einer hebräiſchen Wurzel, wel viel bedeulet, als „ausſtroͤmen;““ und dieſelbe Bedeutung hat auch das islaͤndiſche Wort „Geyſer.“ Merkwürdig IfE es auch, daß es auf Island ein Thal giebt, Namens Geyſa dal, d. h. das Thal der Geyſer, und welches folglich in feiner Bebeutu dem „Thale Siddim“ entſpricht. Letzteres müßte demnach, wie Hender ſon will, durch „Thal der ausſtroͤmenden Berge“! überſetzt werden. j 2 Henderſon nimmt ferner an, daß die Scheddim, ein Ges genſtand abgoͤttiſcher Verehrung der Iſraeliten (stes Buch Mof. Kap. 17 und Pfalm 106 V. 37), welche in mehrern Bibeluͤber⸗ ſetzungen durch „Teufel“ gegeben worden find, — nur ſtedenden Vulkanen entſprungene Quellen waren; und als eine geringe un⸗ terſtütung dieſer Meinung moͤchte ich noch hinzuſetzen, daß ziem⸗ lich ähnliche Naturerſcheinungen im Lucus Palicorum auf Si⸗ eilien bei den Griechen Gegenſtände eines beſondern und eben ſo übertriebenen Aberglaubens waren. N * Henderſon iſt der Meinung, daß Salomo, um dieſe natuͤrlichen Springbrunnen nachzuahmen, eine Menge kuͤnſtlicher Fontaͤnen (wie er natuͤrlich die Stelle überfegt) anlegen ließ. Mein Mangel an Kenntniß der ebräiſchen Sprache erlaubt mir nicht, über die Wahrſcheinlichkeit dieſer Conjekturen zu urthei⸗ len; aber die Anweſenheit warmer Quellen in dieſem Thale und zwar zu einer weit ſpaͤtern Zeit als derjenigen, von welcher er richt, iſt vollig erwieſen. ey Aber außer dieſem vulkaniſchen Ausbruch, durch welchen die genannten Städte zerſtoͤrt wurden, ſcheint die eigentliche Ebene ſelbſt, in welcher fie ſtanden, verſchwunden und unter einen See begraben worden zu ſeyn. Dies iſt nicht allein aus dem Vex⸗ ſchwinden des Thales, in welchem die Städte lagen 7 5 auch aus den Worten der heiligen Schrift ſelbſt abzunehmen; denn wo dort von den Kriegen zwiſchen den Koͤnigen von 12 dom und Gomorrah und gewiſſen angränzenden Völkerſchafken die Rede ift, wird zugleich bemerkt, daß ſich letztere im Thale Siddim, an der Stelle der jetzigen Salzſee (d. h. dem todten Meere) verſammelten. Deshalb nimmt man an, daß der See ſelbſt dieſes einſt fruchtbare Land ganz bedeckt habe; und um dleſe ‚Veränderung noch beſſer zu erklaͤren, find Volney und Andeke der Meinung, daß mit der Zerſtoͤrung der Städte ein heftiges Erdbeben eintrat, welches das ganze Land betraͤchtlich tief unter ſein voriges Niveau verſenkte. 1 „Aber das Verſinken eines Thales, wlewohl es in ſelchem Umfang eine ganz beiſpielloſe Erſcheinung iſt, erklaͤrt noch im⸗ mex nicht das Ver ſchwinden des alten Bettes des Jordans, — eines Fluſſes, der zwar jetzt vom todten Meere abſorbirt und verdunſtet wird, aber vor dem Entſtehen dieſes Sees ſich ent. weder in das rothe oder in das mittellaͤndiſche Meer ergoſſen haben muß. 5 i Fe Wäre nun das todte Meer durch die bezeichnete urſache ent⸗ ſtanden, fo würden ſich, meines Beduͤnkens, feine Gewaͤſſex fort⸗ während durch ihren alten Kanal gelöft haben, die Verſenkung müßte denn ſehr betraͤchtlich geweſen ſeyn. Und dann haͤtte, meines Erachtens, das Strombette des Jordans noͤrdlich vom todten Meere (was indeſſen weder ein älterer noch neuerer Reiſen⸗ der beobachtet hat) eine Reihenfolge von Catarakten, im Verhaͤlt⸗ niſſe zum Gefälle des Fluſſes ſtehend, darbieten muͤſſen. Daß der Jordan wirklich feine Gewäſſer einſtens ius rothe Meer ergoſſen habe, iſt durch die letzten intereſſanten UAnterſu⸗ chungen Burckhardt's ſehr wahrſcheinlich geworden. Er hat nämlich zuerſt die Entdeckung gemacht, daß ſich ein großes lan⸗ ges Thal, faſt in gerader ſuͤdweſtlicher Richtung, von dem todten 1 hi 9 263 Meer bis nach Akaba am Ende des "öftlihen Armes des rothen Meeres und zwar als eine Fortſetzung desjenigen erſtreckt, in welchem der Jordan, von ſeinem Urſprung in den Gebirgen bei Damaskus an, ſeinen Lauf hat. Wahrſcheinlich iſt durch dieſes naͤmliche Thal der Handel zwiſchen Jeruſalem und dem rothen Meere in fruͤhern Zeiten betrieben worden. Die Carawanen lu⸗ den zu Ezengeber die Schätze Ophir's und konnten auf dieſem Wege nach 6 — 7 Tagemaͤrſchen ihre Ladungen in Salomo's Niederlagen abſetzen. g ; Dieſe wichtige Entdeckung ſcheint es außer Zweifel zu ſetzen, daß, wenn zu irgend einer Zeit der Jordan nicht in einen See ſich ergoß von fo großer Oberfläche, daß die Gewaͤſſer des Jor⸗ dans verdunſtet werden konnten, derſelbe durch dieſes Thal ins rothe Meer ſich ergoſſen haben muͤſſe; deshalb muß jede Theorie über die Entſtehung des todten Meeres als unvollkommen be⸗ trachtet werden, ſo lange ſie nicht auch das Verſchwinden dieſes Kanals mit erklaͤrt. 5 1 5 Sollte ich fuͤr mein Theil eine Conjektur uͤber dieſen Gegen⸗ ſtand aufſtellen, fo möchte ich annehmen, daß derſelbe Vulkan, welcher mit ſeinen ausgeworfenen Materialien die Städte der Ebene uͤberſchuͤttete, auch zu gleicher Zeit einen fo maͤchtigen Las vaſtrom ausgeworfen habe, daß das Bette des Jordans verſtopft wurde, und die Gewaͤſſer des Fluſſes, von dem Lavadamm ein⸗ geſchloſſen, ſich in der Ebene Siddim zu einem vollſtaͤndigen See anſammelten. Es iſt mir nicht bekannt, daß irgend ein Reiſender die gewöhnliche Tiefe des todten Meeres beobachtet hätte; aber denken wir uns nur einen Lavaſtrom gleich demje⸗ nigen, welcher im Jahre 1667 aus dem Aetna ſich ergoß und uͤber Catania ins Meer ſtuͤrzte, und nehmen wir an, daß der⸗ ſelbe das Flußbett im rechten Winkel durchſchnitten habe, fo braucht man ſich den See nicht als ſehr ſeicht zu denken. Eben fo wenig darf man ſich über die Große der Wirkung wundern, die aus einer Urſache hervorgegangen iſt, welche ver⸗ hältnißmaͤßig fo unbedeutend ſcheint; denn wenn das kleine Fluͤß⸗ chen, welches am Fuß von Puy de la Vache in Auvergne fließt, ausreichend war, um den See von Aidat zu bilden, ſo iſt kein Mißverhaͤltniß zu entdecken, wenn man einem Fluſſe von der Größe des Jordans, ohne einer Menge anderer nicht unbetraͤcht⸗ licher Fluͤſſe zu gedenken, die Bildung eines Waſſerſpiegels zu⸗ ſchreibt, welcher den beſten Autoritäten zufolge im Ganzen 24 Meilen lang und 6 oder 7 Meilen breit iſt. x Daß der vulkaniſche Ausbruch, welcher die Städte der Pen⸗ tapolis zerſtoͤrte, mit einem Lavaſtrom verbunden war, laßt ſich meines Erachtens ſchon aus den Worten der heiligen Schrift folgern. Indem z. B. Eliphas den Hiob an dieſe Kataſtrophe erinnert, bedient er ſich folgender Ausdrucke: l „Willſt du der Welt Lauf achten, darinnen die Ungerechten egangen ſind? 7 0 Die HA find, ehe Fe es Zeit war, und das Waf- r hat ihren Grund weggewaſchen. 5 bie 15 Gott rag Hetze dich von uns; was ſollte Ümaͤchtige ihnen thun koͤnnen? A 20 12 boch ihr 3015 mit Guͤtern fuͤllet. Aber der Gott⸗ loſen Rath ſey ferne von mir. \ Die N werden's ſehen und ſich freuen, und der Uns ldige wird ihrer ſpotten. 5 5 5 Was lee Mir 8 wird verſchwinden und ihr Uebriges wird das Feuer verzehren. Hiob. Cap. 22. V. 15 — 20. Diefelbe Thatſache ergiebt ſich, nach Henderſons Mei⸗ nung, aus der Beſchreibung der Umftände, welche mit Lot's Flucht in Verbindung ſtanden. ſ. Geneſ. Cap. 19. V. 30. : Eben fo leicht erklärt ſich die Verwandlung von Lots Weib in eine Salzſaͤule: ſie wurde von der ſalzigen bituminoͤſen Lava⸗ aſſe uͤberzoͤgen ꝛc. BE . 5 e bleibt indeſſen zu erforſchen noch uͤbrig, ehe dieſe oder eine andere Theorie voͤllig angenommen werden kann. Miscellen. a ueber tweikoͤpfige Schlangen nehme ich, zu der 264 Nr. 316 S. 118 mitgetheilten Nachricht von Mitchel, folgenden Nachtrag auf. Unter den Alten erwähnen Ariſtoteles und Aelian zweikoͤpfiger Schlangen. Unter den Neuern gedenkt Joſeph Lanz oni, daß er ein ſolches Thier geſehen habe. Redi giebt ges naue Nachricht von einer, die bei Piſa gefangen worden war, vom Januar bis Februar lebte und beobachtet werden konnte: Als fie ſtarb, ſchien der rechte Kopf ſieben Stunden früher zu ſter⸗ ben als der linke. Aldrovandus hatte eine in feinem Gabi net. In dem Pariſer Cabinet befindet ſich ein Exemplar. Ger orge Edwards hat im Aten Bande feiner History of Birds eine zweikoͤpfige Schlange beſchrieben und abgebildet. Vergl. auch die Transactions ef the New- York Literary and Phi- losephical Society Vol. II. 1814 pag. 160. (Ich habe in meiner anatomiſchen Sammlung auch eine getrocknete Schlange mit zwei Koͤpfen, hier aber ſind es zwei ganze verwachſene Schlangen, wo Koͤpfe und Schwaͤnze getrennt, die Ruͤckenwirbel⸗ ſaͤulen aber neben einander liegend ſind. F.) 2 ueber das von Hrn. Hodgſon zu Nepaul beobach⸗ tete junge Rhinoceros (Notiz Nr. 290. pag. 55.) find folgende neue Nachrichten bekannt geworden. Von dem Sten Tage bis zu dem 1ſten Monat feines Alters nahm es nur fünf Zoll in der Hoͤhe, fuͤnf und dreiviertel Zoll in der Laͤnge und dreiviertel Zoll im Umfange zu; vom 1ften bis 14ten Monat wuchs es 1 Fuß 7 Zoll in der Hoͤhe, 2 Fuß in der Laͤnge, und 2 Fuß 7 Zoll im Umfange; vom 14ten bis 19ten Monat gewann es 4 Zoll in der Hoͤhe, 1 Fuß 4½ Zoll in der Laͤnge und 2 Fuß 4 Zoll im umfang, ſo daß es am Tage der letzten Meſſung (im December 1825) 4 4“ hoch, 7° 4½“ lang war und 9% 5 im Umfang hielt. — Die Geſtalt im Allgemeinen gleicht der der Mutter, da die ſtarken Hautfalten, welche im July fehlten, im December vollſtaͤndig gebildet waren. Die Beobach- tungen des Hrn. Hodgſon ſind von großem Werthe, in Beziehung auf alle Fragen uͤber das Verhaͤltniß der Entwickelung und das voͤllige Auswachſen mehrerer großen Thiere, uͤber welche kaum eine authentiſche Angabe bei den Schriftſtellern ſich vorfindet, ob⸗ gleich Buffon und andere Schriftftelleg Über Naturgeſchichte es nicht an Conjecturen haben fehlen laffen. Das geringere Verhaͤlt⸗ niß des Wachsthums in die Hoͤhe, welches in der letzten Zeit von Hrn. H. wahr genommen wurde, macht es wahrſcheinlich, daß es lange Zeit braucht, ehe es ausgewachſen iſt wor⸗ auf auch die lange Trächtigkeit und das langſame Wachsthum des Hornes hinweiſen. — Das Thier iſt uͤbrigens ſehr zuthaͤtig, ſowohl gegen ſeine Waͤrter als gegen Fremde: ein neuer Beweiß, wie ſehr die Aſiaten durch ihre ruhige Familiaritaͤt das Verm gen beſitzen, die furchtbarſten Vierfuͤßer zu zaͤhmen. Daß das Rhinoceros dem zaͤhmenden Einfluß des Menſchen ſich unterwerfe, davon hat man ſchon mehrere Beiſpiele, und die Handhabung dieſes pflanzenfreſſenden Thieres würde auf keine Weiſe uͤberraſcht haben, — da wir ja wiſſen, daß die ſtolzeſten reißenden Thiere die anhaͤnglichſten Gefaͤhrten ihrer Herren geworden ſind, — wenn nicht das Rhinoceros von den Schriftſtellern aller Zeiten und Laͤnder als der Ausbund von Brutalitaͤt und unzaͤhmbarer Wuth geſchildert waͤre. ui di ueber die Kraft der Sonnenſtrahlen hat Herr Mackintoſh zu Plymouth eine ſeltne Beobachtung gemacht. Er war mit Arbeitern in der Taucherglocke ins Meer herabges ſtiegen, um den Grund zu einem Waſſerbau zu legen, und als die Glocke, welche durch doppelt convere Glaͤſer erhellt wird, 25 Fuß unter der Oberfläche war, bemerkte er zu feiner Verwun⸗ derung, daß die Kappe des einen Arbeiters rauchte; als er nun die Sache unterſuchte, fand er, daß die Sonnenſtrahlen durch das Glas convergirten und ein Loch in die Kappe brannten. Bei Nachfrage erfuhr er, daß während heißen Wetters häufig Löcher in die Kleider gebrannt wären, fo daß die Arbeiter, die den Zuſammenhang kennen, gelernt haben, ſich nun außer dem Focalpunkte zu placiren. (Gentlemans Magazine 1826. 160. 2 . roles Der als Botaniker ruͤhmlich bekannte K. Ruſſiſche Etatsrath Baron Marſchall v. Biberſtein iſt im ſuͤdlichen Rußland geſtorben. 265 eee Wegnahme eines Harnſteins durch Erweiterung der weiblichen urethra bei einer Patientin, welche in dem Westminster General Dis- pensary behandelt wurde.“) Von T. Wm. Chevalier. Esq. Ann. F., ſechszehn Jahre alt, ein Maͤdchen von kleiner Statur und ſchwachem Koͤrper mit ſchnellem und reizbaren Puls und jedem gewoͤhnlichen Zeichen von eis ner ſchwachen Conſtitution, wendete ſich im Januar 1825 an mich, als ich Copland Hutchiſon's Stelle im Westminster General Dispensary verſah. Ihre Mutter erzaͤhlte, daß ſie ſeit eilf Jahren von Zeit zu Zeit uͤber ſtechende Schmerzen in der Harnblaſe geklagt habe, vorzuͤglich bei dem Urinlaſſen. Sie erzaͤhlte mir ſelbſt, daß dieſes Symptom nebſt dem Schmerz in den Lenden und den Nieren und dem haͤufigen Erſcheinen von Blut in ihrem Urin während der zwei vorhergehens den Jahre ſo heftig geworden ſey, daß es ihr Leben elend gemacht habe, — vorzuͤglich in der letzten Zeit, wo ſie der incontinentia urinae unterworfen geweſen ſey. Sie hatte bisher noch kein Symptom von Puber— tät gezeigt, ausgenommen eine harte Geſchwulſt von uns tegelmaͤßiger Geſtalt und von der Größe einer welſchen Nuß an der Stelle der rechten Bruſtdruͤſe. Sie war im Middleſex-Hoſpital vor ohngefaͤhr 18 Monaten ſon⸗ dirt worden, und es wurde ein Stein in ihrer Blaſe gefunden; doch verweigerte fie damals ſich einer Opera tion zu unterwerfen. In der letzten Zeit hatte fie hart— naͤckige Leibesverſtopfung bekommen. Am 30. Januar unterſuchte ich fie zum zweitens male in Harding's Gegenwart. Der Stein konnte da ſowohl mit dem weiblichen Katheter, als auch mit dem durch die vagina eingefuͤhrten Finger deutlich ge— fuͤhlt werden. g Um zwei Uhr Nachmittags wurde die Patientin, nachdem ihr vorher Leibesoͤffnung verſchafft worden war, auf dem Bett auf den Ruͤcken gelegt, und als ich fand, daß der kleinſte dilatator urethrae viel zu groß war um ihn einzubringen, führte ich einen Phimoſis-Dila⸗ tator in die Blaſe ein, und mit dieſem Inſtrument fuͤhlte ich den Stein. Der erſte Verſuch die Blaͤtter durch die Schraube von einander zu entfernen verurſachte beträchtlichen Schmerz, welcher fo lange zunahm, bis die Blätter 4 Zoll weit auseinandergebracht waren, was in Zeit von einer halben Stunde, in Intervallen von zwei bis drei oder vier Minuten geſchah. Es war etwas Blut ausgeſtroͤmt und die Leiden der Patientin waren außerſt groß geworden. Nach jeder Pauſe mußte an der Schraube betraͤchtliche Kraft angewendet werden, um fernere Erweiterung zu bewirken, und die Waͤnde der urethra ſchienen ſo geſpannt zu ſeyn, als wenn ſie gleich zerreißen wollten. . Der dilatator urethrae wurde nun mit geſchloſſe— ) London Medical and Surgical Journal, Sept, 266 en nen Blaͤttern eingefuͤhrt, in welcher Stellung ſie einen Cylinder bildeten, welcher einen halben Zoll im Durch⸗ meſſer hatte. Dieſes Inſtrument konnte jedoch nicht in die Blaſe eingebracht werden, denn ſowohl die Blaͤtter des vorhergehenden als auch dieſe waren ſo unzureichend ſtark, daß ihre Enden innerhalb des Blaſenhalſes nicht ganz ſo weit auseinander gebracht werden konnten, als ihre Baſen. Deshalb wurde nun die Erweiterung mit Ausſchluß des Blaſenhalſes bis zu einem Zoll fortgeſetzt, und nachher wurde dieſes Inſtrument mit geſchloſſenen Blaͤttern in die Blaſe eingefuͤhrt, um den Stein zu fühlen, und die Blaͤtter wurden fo weit als möglich, d. h. 14 Zoll weit auseinandergebracht. Der Schmerz war ſeit der erſten Einführung dieſes letzteren Inſtru⸗ ments ſo heftig, wie man ſich wohl denken kann, wenn ich ſage, daß ich niemals ein fo heftiges koͤrperliches Leis den ſah, und ganz ohne Remiſſion. Ich fuͤhrte nun meinen Zeigefinger in die Blaſe ein, doch nicht ohne Schwierigkeit, denn die urethra zog ſich ſtark zuſam⸗ men, als fie nicht mehr durch den dilatator ausgedehnt wurde. Ich freute mich als ich fand, daß, obgleich ohn gefaͤhr zwei Drachmen Blut ausgeſtroͤmt waren, die Oberflaͤche der urethra blos wund gemacht worden war, denn bisher hatte ich blos vermuthen koͤnnen, daß die urethra nicht zerriſſen ſey, weil ich beſtaͤndig auf jede Empfindung Acht gegeben hatte, welche laͤngs dem In⸗ ſtrumente mitgetheilt wurde, und weil der Druck auf daſſelbe fortdauerte. Da das zuletzt erwaͤhnte In ſtru⸗ ment das groͤßte war, welches ich bei mir hatte, (denn ich wußte nicht, daß feine Blätter nicht ſtark genug was ren, vorzüglich da es vorher bei der Extraction eines eben ſo großen Steins angewendet worden war), erweis terte ich nun die Theile dadurch, daß ich die Blatter mit immer größerer Schnelligkeit in verſchiedenen Rich⸗ 3 ales viel Nhe und durch dieſes Mittel wurde ie urethra viel mehr erweitert, als d Erweiterungsverſuch. N . „ Dbgleich der Stein nun leicht gefühlt und in jede Richtung gekehrt werden konnte, ſo fand man doch, daß der Kanal noch zu eng war (vorzuͤglich an dem Blaſen⸗ halſe, wo die Blätter des dilatator fo unvortheilhaft nachgaben), um ihn herausziehen zu können, Deshalb fuhr ich fort die Ausdehnung vermittelſt meines Zeiger fingers und der geſchloſſenen Zange zu vermehren, bis es endlich um halb fuͤnf Uhr moͤglich wurde den Stein in die urethra zu bringen. Aber nachdem dies bewerk— ſtelligt war, hielt es ſehr ſchwer ihn herauszuziehen, ſo daß der innere Theil der die urethra auskleidenden Membran herausgezogen und in einem geringen Grade umgeſtuͤlpt wurde. Auch war ich genoͤthigt mit meinem Nagel die Falten dieſer Membran von einigen an dem Koͤrper des calculus befindlichen noduli loszumachen. Da die Patientin aͤußerſt erſchoͤpft war, ſo ließ man ihr ein wenig Wein und Waſſer nehmen. Die urethra war wund geworden, doch nicht durch den Stein, ſondern durch das Inſtrument, jan elf fie während der Ausdehnung fo übermäßig geſpannt gemes ſen war. D i N um 7 uhr verordnete ich Tinct. Opü et Vini Antimonii tartarisati aa gtt. xx, und waͤhrend des Abends nahm meine Patientin eine halbe Unze ſchwefel ſauere Magneſia. Die Theile wurden haͤufig mit war⸗ mer Milch und Waſſer gewaſchen und ſowohl innerlich als aͤußerlich mit Fett beſtrichen. \ 2 : Am Vormittag des folgenden Tages hatte die Pas tientin noch keinen Stuhlgang gehabt; ihre Zunge war ſehr belegt; der Puls ſchlug 130 mal in der Minute und war hart; die Haut war warm, das Abdomen am Nabel empfindlich, die urethra durch den beſtaͤndigen Abgang des Urins ſehr ſchmerzhaft. Die Patientin hatte viel Leinſaamenthee getrunken. * j Sie nahm nun 4 Gran Kalomel und in Interval len von 4 Stunden zwei Doſen ſchwefelſauere Magneſia. Es wurden zwölf, Blutegel an das Abdomen angelegt, welchen man Mohnfomentationen folgen ließ. e Am Abend vermehrte ſich ſowohl die Empfindlich⸗ keit als die Waͤrme der Haut und die Reizung in der urethras aber der Puls war weicher und in Hinſicht der Häufigkeit mehr abweichend. Da die durch die Blut⸗ egel gemachten Wunden noch immer bluteten, und da die oͤffnenden Mittel eben anfingen zu wirken, ſo vers ließ ich die Patientin fuͤr die Nacht, und verordnete blos bei dem Gebrauch der Fomentationen zu beharren. Am Morgen des folgenden Tages (1. Februar) war die Empfindlichkeit des Abdomen vollkommen beſeitigt. Die durch die Blutegel gemachten Wunden hatten von der Zeit an, wo ſie angelegt worden waren, 9 Stunden lang immer gelind fortgeblutet. Die Patientin hatte Stuhlgang gehabt; der Puls war weich und variirte von 120 bis zu 130, die Haut war warm, doch feucht. Es wurde verordnet alle 12 Stunden 4 Gran Ans timonialpulver zu nehmen. Am Abend wurden die Epfomfalze wiederholt. f Me) 2. Februar. — Conſtitution reizbarer; Zunge weiß, Puls 120 und hart, Abdomen nicht uͤberall empfindlich. Ich ließ ſie etwas Fiſch eſſen, doch verordnete ich bas Antimonialpulver alle 6 Stunden zu wiederholen. L Heute erſchien ein ſehr oberflaͤchlicher Schorf an der Mündung der urethra; er ging am Morgen fort, und hinterließ den Kanal allem Anſchein nach vol kommen geſund. 127 3. Februar. — Von dieſem Tage an fuhr ſie fort ſich bei dem Gebrauche des Antimonium und des Ex- tractum Hyoscyami und bei Pflege ihres Leibes ſich zu beſſern, welcher noch immer hartnaͤckig verſtopft war. Am 12. ließ fie ohngefähr 3 Unzen Urin durch eine willkuͤhrliche Anſtrengung, und zum erſtenmale in ihrem Leben zeigten ſich die Regeln. j 7 Sie ließ am 18. ein halbes Maas Urin bei mehr reren Gelegenheiten durch willkuͤhrliche Anſtrengungen, und das orificium urethrae hatte faſt feine gewoͤhnli⸗ 268 chen Dimenſionen wiedererlangt. Am 17. war fie allem Anſchein naͤch vollkommen geheilt. a Aber an den zwei folgenden Tagen litt fie von ge⸗ legentlicher incontinentia urinae, und am 20% 5 retentio urinae ein und dauerte 12 Stunden lang fort, bis endlich ein kleiner Schorf fortging, und, was mir einen Strich durch meine Rechnung machte, faſt vollkommene incontinentia urinae folgte. Durch den Gebrauch naͤhrender Diät, des Weins und der mineraliſchen tonica beſſerte ſie ſich allmaͤhlig. Zuerſt erhielt fie die Kraft wieder ihren Urin den groͤ⸗ ßeren Theil der Nacht über zuruͤckzuhalten, und dann bekam ſie das Vermoͤgen, ihn bisweilen den Tag über willkuͤhrlich zu laſſen. Sie brauchte jedoch uͤber drei Monate, um von der incontinentia urinae kommen hergeſtellt zu werden, und eine noch laͤngere Periode verfloß, bevor ſie im Stande war waͤhrend des Tags uͤber ein halbes Maas Fluͤſſigkeit in der Blaſe zu⸗ ruͤckzuhalten, fo daß fie ein ſtarkes geſundes und voll⸗ kommen gebildetes Maͤdchen wurde, bevor die oͤrtlichen Wirkungen der Krankheit und der Operation ganz ver⸗ ſchwunden waren. Zuletzt wurde ſie jedoch vollkommen hergeſtellt, und ſeit mehreren Monaten hat ſie die voll⸗ kommenſte Geſundheit genoſſen. Es hat ſich gezeigt, daß die Geſchwulſt in der rechten Bruſt weiter nichts als eine unregelmaͤßige Entwickelung der Bruſtdruͤſe war. 755 3 3 e de 97, Ein Fall von Bronchocele, wo die arteriaethy- reoideae superiores unterbunden wurden ). e Jane Larking, 17 Jahre alt, aus Malling dei Maidſtone wurde an einer ſehr großen Bronchocele leis dend am 5. December 1822 im St. Bartholt men’ Hoſpital aufgenommen, wo fie unter der Leitung Ab ev nethy's behandelt wurde. Als fie ehngeſthe 13 Jahre alt war, bemerkte fie zum erſtenmale eine Geſchwul vorn am Halſe, welche einige Zeit lang wenig oder kein Beſchwerde verurſachte. Im 14. Lebensjahre zeigte ſich die Regeln, und zwei Jahre menſtruirte de regel mäßig. Während dieſer Zeit wurde die Geſchwulſt Flei ner. Im 16. Lebensjahre wurde die Menſtruation un regelmäßig und die Drüfe, vergrößerte ſich ſchnell bis z. der Zeit, wo ſie in dem Spital aufgenommen wurde. Sie hatte einige Jahre lang von Zeit zu Zeit Schmerz in der Bruſt empfunden, welcher von ſtarkem Huſten begleitet war. Es wurden verſchiedene Mittel ohne den geringſten Erfolg angewendet. es Zu der Zeit ihrer Aufnahme war die Druͤſe fehr ſchmerzhaft und hatte eine betraͤchtliche Groͤße erreicht, fo daß fie die Nefpiration und das Schlucken ſehr er ſchwerte. Die Carotiden waren aus ihrer natürlichen Lage gewichen und nahmen den aͤußeren und hinteren Rand der Geſchwulſt ein. Die arteriae thyreoideae superiores waren ſehr vergroͤßert, und ihre Pulſation konnte in einiger Entfernung wahrgenommen werden. ) London Medical and Surgical Journal, Sept. 7 269 Der Geſundheitszuſtand der Patientin war in jeder Hin⸗ ſicht ſchlecht, die Menſtruation unregelmaͤßig, der Leib gewoͤhnlich verſtopft, der Puls ſchnell, die Zunge belegt. Sie litt ſehr von Schmerzen in dem Kopfe und Scläfs rigkeit und klagte über Schmerz in der Bruſt und über uſten. t 8 nne nee TE 5 Die Ärztliche Behandlung beſtand vorzüglich darln, daß man den Geſundheitszuſtand durch paſſende Dlaͤt und Aufmerkſamkeit auf den Zuſtand der Sekretlonen zu verbeſſern ſuchte. Der Hals wurde mit lauwarmem Waſ— fer gebähet. Durch dieſe Behandlung erfolgte einige Beſt ſerung. Die Geſchwulſt wurde etwas kleiner und war weniger ſchmerz haft. RT Als nach einiger Zeit ihr Geſundheitszuſtand von dem Aufenthalt in dem Spital zu leiden ſchien und die Symptome der Lungenaffection ſich verſchlimmerten, ſo wurde ihr gerathen nach Haufe zuruͤckzukehren, und in der Mitte des Februars verließ ſie das Spital. ’ Am 15. Juli wurde fie wiederum in das Spital aufgenommen und kam unter meine Obhut. Sie ſagte, daß ihr Geſundheitszuſtand, als fie nach Hauſe zuruͤck— gekommen ſey, ſich verbeſſert habe, und daß der Huſten mäßiger geworden ſey, aber die Geſchwulſt habe vorzügs lich waͤhrend der letzten zwei Monate zugenommen, und verurſache fo ſehr erſchwerte Reſpiration, daß bis weilen Erſtickungsgefahr drohe. Als ſie fand, daß es täglich; ſchlimmer mit ihr wurde, beſchloß ſie in das Spital zuruͤckzukehren. 5 Nee 1 5012 sul An dem Abend, wo fie aufgenommen wurde, war ihre Reſpiration aͤußerſt erſchwert, und fie war gar nicht im Stande eine feſte Speiſe zu verſchlucken. Ihr Puls ſchlug 120 mal in der Minute; der Leib war verſtopft; die Regeln hatten ſich fett 5 Monaten nicht gezeigt. Der Huſten und der Schmerz in der Bruſt waren wie⸗ dergekehrt und waren ſchlimmer als vorher; der Kopf ſchmerz und die Schlaͤfrigkeit waren beſtaͤndig. Die Bronchocele hatte ſich offenbar ſehr vergroͤßert; die arte⸗ riae thyreoideae superiores waren ſehr angeſchwollen, und die auf der rechten Seite theilte ein beſonderes Bes ben mit, wenn ſie angefuͤhlt wurde, was zu der Vers muthung führte, daß ihre Haͤute krankhaft ſeyen. — Es wurden Blutegel und verdunſtende Lotionen auf die Geſchwulſt applicirt; Pil. Hydr. gr. » und Pil. Aloes n X wurden jede Nacht zu nehmen vers ordnet. ray Net N Blutegel wurden am 16., 19., 22. und 25. ohne eine entſchiedene Beſſerung wiederholt angewendet. Sie nahm auch dreimal täglih Liquor Kali hydriod, gr. X; da aber dies beträchtliche Uebelkeit hervorbrachte, fo wurde es bald ausgeſetzt. ant ER, Am 1. Auguſt ſah man deutlich, daß die Geſchwulſt ſich ſeit der Aufnahme der Patientin vergrößert hatte, und ihre Reſpiration war fo äußerſt erſchwert worden, daß ſie offenbar nicht lange mehr leben konnte, wenn nicht Huͤlfe geſchafft wurde. Unter dieſen Umſtänden beſchloß ich eine der arteriae thyreoideae zu unterbinden. Am 2. Auguſt um halb 12 Uhr Vormittags brachte 270 ich eine Ligatur um die rechte art. thyrenidea supe- rior, welche die groͤßte war. Das Gefaͤß war geſund, doch ſo vergroͤßert, daß es faſt fo groß wie die carotis war. Dem Zuſammenziehen der Ligatur folgte ſogleich der heftigſte Schmerz in dem Kopfe. Die Pulſation war in der Trachealſeite der Arterie ſehr ſchwach, doch hatte ſie nicht ganz aufgehoͤrt. Ohngefaͤhr eine halbe Stunde nach der Operation wurden, da der Schmerz in dem Kopfe fortdauerte, zwanzig Unzen Blut am Ars me entzogen, was einige Erleichterung verſchaffte. Es wurde verordnet, kalte Tuͤcher beſtaͤndig auf die Ges ſchwulſt aufzulegen, und der Kopf der Patientin wurde vermittelſt Kiſſen ſehr hoch gelegt. um 4 Uhr Nachmittags war der Schmerz gemins dert, doch war viel Schlaͤfrigkeit vorhanden. Der Puls am Handgelenk war ſchnell, doch nicht voll. Die Caro⸗ tiden pulſirten ſtaͤrker als vor der Operation, und laͤngs dem Lauf der art. thyreoidea bis zu der Ligatur konnte die Pulſatlon in einiger Entfernung wahrgenommen werden. — Es wurden ſaliniſche Purgirmittel mit tinctura digitalis für die Patientin verordnet. 0 3. Auguſt. — Sie hatte eine ſchlechte Nacht. Ihr Puls war ſchnell, die Zunge belegt und die Schlaͤfrig⸗ keit ſtieg bis zum coma. Der Puls in den Carotiden war viel ſchneller als der am Handgelenk. Die Gedärs me wurden durch Kalomel und Jalappe in Thaͤtig⸗ keit geſetzt, und 20 Blutegel auf die Schlaͤfen an gelegt, welche den ganzen Tag lang bluteten, was große Erleichterung verſchaffte. Am Abend hatten ſich alle ihre uͤbeln Symptome gemaͤßigt, und ihre Reſpiration war ſehr erleichtert. Sie hatte eine gute Nacht und fuhr fort ſich zu beſſern. Pe e Am 6. wurde die Geſchwulſt gemeſſen und betraͤcht⸗ lich kleiner gefunden. Die. Reſpiragtion und das Schlu⸗ cken gingen mit groͤßerer Leichtigkeit von ſtatten. Die Pulſation in der art. thyreoidea und der ganzen Ges ſchwulſt war viel ſchwaͤcher. Auf der Trachealſeite hatte fie aufgehört, und die linke art. thyreoidea pulſirte mit ſehr verminderter Kraft. Der Huſten hatte ſie ganz verlaſſen. } Am 11. wurde der Hals wiederum gemeſſen und die Geſchwulſt wurde viel kleiner gefunden. Die zwiſchen der Ligatur und der carotis befindliche Portion der Ars terie hatte aufgehoͤrt zu pulſiren. Die Patientin ſagte, daß ſie mit groͤßerer Leichtigkeit athme und ſchlinge, als fie während der zwei vorhergehenden Jahre gethan 5 45 5 Ligatur ging am Abend mit dem Breium- lage fort. ehe Von ia Zeit an bis zu dem 24. ging Alles gut. Als die Geſchwulſt gemeſſen wurde, fand man, daß ſie 5 Zoll im Umfang kleiner geworden war, vorzüglich auf der rechten Seite. * Da das, Mädchen ſehnlich wuͤnſchte nach Hauſe zu ihren Verwandten zurückzukehren, und da ihre Geſund⸗ heit von dem Aufenthalt im Spital zu leiden anfing, fo wurde ſie am 28. Auguſt entlaſſen, wobei ihr geſagt wurde, daß fie, wenn die Geſchwulſt größer werden 271 würde, zurückkehren und ſich die Arterie auf der linken Seite unterbinden laſſen ſolle. > Am 11. September kam fie wieder zuruͤck, weil fie fand, daß die Geſchwulſt ſtationaͤr blieb und daß die Arterie auf der linken Seite ſtaͤrker pulſirte. Am 17. wurde die Arterie unterbunden; fie war in Hinſicht ih: rer Textur geſund und hatte ohngefaͤhr die Groͤße der art. radialis. Die Patientin litt ſehr von Hyſterie und Furcht vor der Operation, indem fie eine Ruͤckkehr des heftigen Schmerzes in dem Kopfe und coma fürdys tete. Es waren vorher Blutegel angelegt und ſaliniſche Purgirmittel gegeben worden. Der Anlegung der Liga— tur folgten keine uͤbelen Symptome. Die Verkleinerung der Geſchwulſt war nicht ganz ſo groß und nicht ganz ſo ſchnell wie nach der erſten Operation. Die Ligatur ging am erſten October fort, an welchem Tage ſich nach einem intervallum von faſt 7 Monaten die menses wieder zeigten. Am 10. verließ die Patientin endlich das Spital. Sie hatte keinen Huſten, das Schlucken war nicht ers ſchwert, die Neſpiration vollkommen frei, die Ge ſchwulſt war offenbar kleiner und weicher, und ſchien in Hinſicht ihrer Textur mehr getheilt zu ſeyn. Ich hoͤrte von ihr im November und noch einmal im Januar 1824, zu welcher Zeit die Geſchwulſt fortfuhr ſich langſam zu verkleinern, und wo ihr Geſundheitszuſtand wieder ſehr gut war. g Der gluͤckliche Ausgang dieſes Falls war um fo ers freulicher, da man wegen des vermeinten krankhaften Zuſtands der Lungen des Mädchens vor der erſten Ope— ration allgemein glaubte, daß alle Verſuche vergebens ſeyn wuͤrden. — — Miscellen. Ein Fall von Mißbildung des rectum, wo eine Operation mit Erfolg gemacht wur de. Von Earle. Ein Kind von 9 Jahren wurde am 17. Juni 1826 wegen eines unvollkommenen rectum in das St. Bartholomaͤus-Hoſpital gebracht. Das Abs domen war ſo ſehr erweitert, daß die Darmeircumvolute durch die Waͤnde hindurch deutlich wahrgenommen wer— den konnten. Earle unterſuchte das Kind und fand den anus vollkommen gebildet und einen blinden Sack, welcher ohngefaͤhr 12 Zoll lang war, und in welchen er Bibliographiſche Neuigkeiten. Histoire naturelle des reptiles, avec figures etc, par C. S. Sonnini et P. A. Latreille. m. K. Melauges de Chirurgie &trangere, . Par une société de chirurgiens de Genève composée de MM. J. P. Mau- noir, C. G. Peschier, J. C. Morin, J. P. Dupin, F. Olivet, Tome III. Geneve 1826. 8. (Das iſt der Ste Theil einer Sammlung, aus welcher das in Deutſchland 4 Nouv. Edit, 4. Vob in 18. 272 feinen kleinen Finger einbrachte. Als er dies that, ſagte er, daß er eine ſtarke Kontraction des m. sphincter fühle, und zu gleicher Zeit wurde der Spitze feines Fin⸗ gers ein ſtarker Impuls von innen mitgetheilt. Er brachte die Kanuͤle eines großen Troikart ein, und, indem er ſie an den Grund des Sacks druͤckte, fuͤhrte er den Troikart ein. Nachdem er ohngefaͤhr drei Linien tief mit demſelben eingedrungen war, brach te er die Kanuͤle ohne Hinderniß in den Darm, und der Troikart wurde herausgezogen. Es gingen viele Hatus fort, welchen gut gefärbte faͤkulente Materie folgte. Die Kanüle wurde 48 Stunden lang zuruͤckge⸗ halten. Hierauf wurde ſtatt derſelben eine Roͤhre aus Gummi elasticum einige Tage lang eingelegt, und man verordnete den Weg durch Einführung von Bou— gies zu erweitern. Das Kind genas vollkommen. Naͤchſt dem gluͤcklichen Ausgange nach Verlauf von 9 Tagen, war der wichtigſte Punkt das gaͤnzliche Nichtvorhanden⸗ ſeyn von meconium, von welchem nicht eine Spur in den Faͤces entdeckt werden konnte, welche in Hinſicht der Farbe und der Konſiſtenz ſehr gefund waren. (Lon- don Medical and Physical Journal. Septemb.) Exoſtoſen an den letzten Zehengliedern hat Hr. Liſton mehrere Male in dem Grade beobach⸗ tet, daß ſie dem Kranken große Schmerzen verurſachten, ihn im Gehen hinderten und exſtirpirt werden mußten. Die große Zehe iſt am haͤufigſten der Sitz derſelben und ſie erſcheinen an der Seite des Nagels und ſind nur von der dünnen Haut verdeckt und durch dieſe durchſchei⸗ nend. Die Geſtalt iſt ſehr verſchieden, die Subſtanz hart wie die der Übrigen Knochen. Das Wegſchneiden des wur chernden Knochentheils iſt nicht genuͤgend, weil er wie— der waͤchſt; radical hilft die Erftirpation des letzten Zehen Bien im Gelenk. (Edinb. Med. and Surg. Journ, July). 75 8 T "Melia Azedarach, Von den Blättern derfelben wird eine Unze mit 14 Noͤſel Waſſer gekocht und gegen Hyſterie gebraucht. In einem von Hru— Skipton behandelten Falle wurde Heilung bewirkt. Ein Weinglas voll als Doſis wurde von der Kranken nicht bei ſich behalten, bis etwas Lavendelſpiritus zuge⸗ ſetzt wurde. a Nekrolog. Der als Anatom und Chirurg hoͤchſt⸗ verdiente und berühmte Scarpa, emeritirter Profeſſor zu Pavia, iſt geſtorben. d noch nicht Bekannte in den chirurgiſchen Kupfertafeln mit getheilt iſt und werden wird.) De er Précis analytique du croup, de P'angine couenneuse et du traitement qui convient à ces deux maladies. Par J. Bricheteau precede du rapport sur les memoires) envoyés au concours sur le croup etabli par le gou- vernement en 1807 par Royer Collard. Deuxiemer edition avec des notes extraites de mémoires inédite, accompagné d'une figure, Paris 1826. 8. m. K. em e ———— R — ——— ‘ 2 Notiz e n aus dem Gebiete der Natur⸗ und Heilkunde. Nro. 320. (Nr. 18. des XV. Bandes.) November 1820. — — wü.—'.: b ) — — — — Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. In Commiſſion. bei dem Kön. Preuß. Gränz⸗Poſtamte zu Erfurt, der Koͤnigl. Sächſ. Zeitungs⸗Expedition zu Leipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u. Taxiſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes⸗Induſtrie⸗Comptoir. Preiß eines ganzen Bandes, von 24 Bogen, 2 Athir, oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes 3 gal. — Der Orang Dutang auf Sumatra. Cap. Hull's Nachricht von einem großen weibli— chen Orang, der an der ſuͤdlichen Kuͤſte von Sumatra geſchoſſen wurde, iſt ungemein intereſſant, in Bezie— hung auf das große maͤnnliche Thier dieſer Art, wovon in Nr. CCXXII u. CCL die Rede war. Es ſcheint daß Cap. Hull, während er in Bencoolen war, von dem letz⸗ tern, zu Trumann erlegten Thiere hoͤrte, und einen jungen Mann an den Ort ſendete, wo jener gefunden worden war, in der Hoffnung, daß er auf einen zweis ten ſolchen Orang ſtoßen werde. Nach mehreren Mos naten kam der junge Mann auch nach Bencoolen zus ruͤck, und brachte als Frucht ſeiner Unterſuchung einen großen weiblichen Orang mit. N Bei feiner Ankunft in Trumann, wo er ſehr freunds lich aufgenommen wurde, erhielt er von den Einwoh⸗ nern ſehr verſchiedene Nachrichten über das Thier, dem er nachſtellte, und welches von ihnen Orang Mawah, Mavi oder Mawy genannt wird. Dieſe Thiere, ſag— ten ſie ihm, halten ſich in den dickſten Theilen eines 5 bis 6 Tagereiſen von Trumann entfernten Waldes auf; die Eingebornen ſchienen gar nicht geneigt, auf eine Expedition, um ſie aufzuſuchen, einzugehen; indem ſie behaupteten, die Thiere wuͤrden eine kleine Men— ſchenzahl gewiß angreifen, vorzüglich wenn ein Frauen— zimmer dabei ſey, welches ſie fortzuſchleppen ſuchen wuͤrden. Auch waren fie aus aberglaubiſchen Grüns den abgeneigt, ein ſolches Thier zu toͤdten, weil fie glaub en, daß die Seelen ihrer Voraͤltern in dieſen Thieren hauſen, und daß die großen Waͤlder in Sumatra ih— rer Herrſchaft unterworfen ſeyen. Nach mehrtaͤgigem Hin: und Herreden und auf das Gerücht, daß ein Mas wah in dem Walde geſehen worden ſey, brachte der junge Mann etwa 20 Perſonen, mit Musketen, Spee— ren und Bamboos bewaffnet, zuſammen, und nachdem er etwa 30 engl. Meilen in der Richtung nach Oſten marſchirt war, traf er auf den Gegenſtand ſeiner Nach— forſchung. Der Orang ſaß im Gipfel eines der hoͤch⸗ ſten Baume, und hielt ein Junges in feinen Armen. Naturkunde. Der erſte Schuß traf die große Zehe des alten Orang⸗ weibchen, welches ein furchtbares Geſchrei ausſtieß, und gleich darauf ſein Junges ſo hoch in die Hoͤhe hielt, als ſeine Arme reichten, und es in die hoͤchſten Zweige gehen ließ, welche zu ſchwach waren, um es ſelbſt zu tragen. Waͤhrend der Zeit naͤherte ſich die nachſtellende Parthei ſehr vorſichtig, um zu einem ziveis ten Schuß zu gelangen. Das arme Thier machte keinen Verſuch zu entkommen, bewachte aber genau ihre Be wegungen, ließ zugleich mehrere ſonderbare Töne his ren, und indem es zuweilen ſeine Blicke auf ſein Jun⸗ ges richtete, ſchien es durch Winken mit der Hand def fen Flucht zu beſchleunigen. Als zum zwettenmale gefeuert wurde, fiel das Thier, dem eine Kugel durch die Bruſt gegangen war, auf den Boden; das Junge aber entkam. Das Thier war 4 Fuß 11 Zoll lang, war 2 Fuß an den Schultern breit und mit rothen Haaren bedeckt. Nach der Stelle, wo es gefunden wurde, zu urtheilen, iſt es wahrſcheinlich, daß es die Gefaͤhrtin des fruͤher von der Beſatzung der Brigg getoͤdteten Orangs gewe— ſen ſey. Haut und ſaͤmmtliche Knochen wurden vom Cap. Hull an Sir Stamford Raffles geſendet. Ueber das Einhorn des Himalayah-Gebirges. “) Hodgſon's Aufſatz über den Chiru betrifft das Thier, welches fo oft als das Einhorn des Himalayah⸗ gebirges erwaͤhnt worden iſt. Die Nachrichten über dieſes Thier waren fo zahlreich und fibereinftimmend, wurden auch theils durch Exemplare von dergleichen Hoͤrnern, welche die Asiatic Society zu verſchiedenen Zeiten erhielt, theils durch indiſche Abbildungen eines Thieres mit einem Horn unterſtuͤtzt, welches aus der Mitte des Vorderkopfes hervorwaͤchſt, daß bei der Mannichfaltigkeit und Menge der Beweife faſt alle Zweifel zum Schweigen gebracht wurden. Der Eifer des Hrn. Hodgſon für Erweiterung der Kenntniſſe, welcher auch der Asiatic Society die Mittel in die en Magazine and Journal Nr. 341. Sept. 18 275 ar 5 Hand gegeben hat, uͤber die Literatur, die Alterthümer, die Kunſt- und die Naturerzeugniſſe des Himalayahge— birges zu urtheilen, hat endlich die Frage uͤber den Chiru oder die Antilope der Bhoteahs ins Reine ges bracht. Die Haut und die Hörner, welche Hr. Hod g⸗ fon eingeſendet hat, waren von einem Thier ge nommen, welches in der Menagerie des Rajah von Nepaul geſtorben war. Dieſer Rajah hatte es vom Lama von Digurchi zum Geſchenk erhalten, deſſen Lieb; lingsthier dieſer Chiru geweſen war. Die Leute, welche das Thier nach Nepaul brachten, theilten Hrn. Hod g— fon mit, daß der Tingri-Maidan, eine ſchoͤne Ebe— ne oder Thal, vom Arrem⸗Fluſſe durchſtroͤmt und un⸗ mittelbar über der Schneegraͤnze am Kooti-Paſſe geles gen, der Lieblingsaufenthalt dieſes Thieres ſey; daß es in dieſem Thale einen Reichthum an Steinſalz gebe, welches von den Chirus in großen Heerden aufgeſucht werde. Der Schilderung nach find fie im hoͤchſten Grade wild und fliehen beim geringſten Geraͤuſch, ſo daß ſich der Menſch ihnen nicht leicht naͤhern kann; iſt ihnen aber die Flucht abgeſchnitten, ſo bieten ſie dem Feinde kuͤhn und entſchloſſen die Stirn. Sowohl Männchen als Weibchen ſollen daſſelbe allgemeine Aus⸗ ſehen haben. 0 Dasjenige Chiru-Exemplar, nach welchem Hod g— ſon ſeine Beſchreibung entworfen hat, bot keins jener fuͤrchterlichen Attribute dar, mit welchen die Er⸗ zählungen der Bhoteahs den Chiru ausſtaffirt hatten. In Geſtalt und Größe hatte er den allgemeinen Char rakter der Antilopen, lebte hauptſaͤchlich von Gras und ſchien mit ſeiner Gefangenſchaft nicht unzufrieden zu ſeyn, wiewohl ſich aus feinem Keuchen (panting) ers gab, daß ſelbſt das Klima von Nepaul ihm druͤckend (oppressive) ſeyn muͤſſe. Endlich erlag er dieſer Tem⸗ peratur, deren Maximum ſelten über 80° flieg, zu Anfange der warmen Witterung. Er war furchtſam und ſcheu, wenn ſich unbekannte Perſonen nahten; faßte man ihn aber behutſam an, ſo ließ er ſich ges duldig betaſten. Die allgemeine Geſtalt des Thieres war, wie bet den andern Antilopen, aͤußerſt zierlich, auch beſaß es ihr unvergleichliches Auge. Oben war die Farbe roͤth— lich oder rehbraun, und an dem untern Theile des Körpers weiß. Seine charakteriſtiſchen Eigenthuͤmlich⸗ keiten waren zuerſt lange, ſcharfe, ſchwarze Hoͤrner mit einer wellenfoͤrmigen dreifachen Curvatur, runden Ringen an der Baſis und mehr vorwärts als hinter— waͤrts ſtehend; und zweitens zwei Haarbuͤſchel, welche auf der Außenſeite jedes Naſenloches hervorragten, nebſt einer ungewoͤhnlichen Quantitaͤt Borſten um Naſe und Maul herum, wodurch der Kopf etwas dick erſchien. Das Haar des Thieres glich, was feine Textur ans langt, demjenigen der übrigen transhimalayſchen Thiere, die Hr. Hodgſon zu unterſuchen Gelegenheit gehabt hatte: es war rauh anzufühfen und ſchien hohl zu ſeyn; es war an zwei Zoll lang und ſo dick, daß es in der 85 9 FR { 276 Hand die Empfindung der Soliditaͤt hervorrief; unter Be dichten Haar lag ein dünnes Vlies der weichften olle. Dr. Abels Bemerkungen über Hodg ſon's Au fa enthalten hauptſächlich die ſpecifiſchen charakte ſchen Merkmahle und die Dimenfionen des Thieres, liefern auch eine foͤrmliche Beſchreibung deſſelben und zwar theils nach den von Hodgſon beigetragenen da- tis, theils in Folge Abel's eigener Unterſuchung der erhaltenen Ueberbleibſel des Thieres. Nach Dr. Abel's Vorſchlag ſoll man das Thier, nach ſeinem Entdecker, . — Antelope Hodgsonii nennen. Die phrenologiſche Beſchreibung eines Birma⸗ 5 nenſchaͤdels findet ſich in dem Morning Chronicle Septbr. 29. 1826. „Auf den erſten Blick erſtaunt man — große Volumen des Gehirns, welches nach hinterwaͤrts und ſeitswaͤrts liegt. In dieſer Gegend treten die Or⸗ gane der Geſchlechtsliebe und der Kampfluſt ſehr ſtark her⸗ vor. Dies giebt dem Charakter Kuͤhnheit, und da das Organ der Zerſtoͤrungsſucht ebenfalls bedeutend vortritt, fo muß oft feuriges Ungeſtuͤm herrſchend geweſen ſeyn. Die Organe der Heimlichkeit ſind an dem fraglichen Schaͤdel ebenfalls ſehr ſtark entwickelt; und da ſie auf eine ganz beſoudere und eigenthuͤmliche Weiſe mit eins ander verbunden find, ſo ſollte ich glauben, das In⸗ dividuum habe die Faͤhigkeit beſeſſen, ſeine Gedanken, Geſinnungen und Handlungen in undurchdringliches Geheimniß zu huͤllen. Das Organ der Anhaͤnglichkeit tritt auch ſtark hervor, und aus den Combinationen deſſelben ſollte ich meinen, das fragliche Individuum habe die Faͤhigkeit beſeſſen, der Perſon, welche es ach⸗ tete, mit Liebe und Ergebenheit anzuhängen. — Das Organ der Liebe zum Beifall iſt ſehr groß, und das⸗ jenige der Verehrung und des Wohlwollens ſehr voll. Das Individuum muß demnach im Stande gewefen ſeyn, die ſuͤßeſten Regungen des Wohlwollens zu em⸗ pfinden. Dabei iſt indeſſen nicht zu uͤberſehen, daß Zerſtoͤrungsluſt und andere thieriſche Neigungen weit vorherrſchender erſcheinen, und deshalb muß in der Bruſt des Individuums manchmal ein harter 3 wie ſich die heilige Schrift ausdruͤckt, zwiſchen den Geiſte und dem Fleiſche ſtatt gefunden haben. Ich muß auch bemerken, daß das fragliche Individuum, dem Dies fer Schädel angehörte, Schmeicheleien gern anhoͤrte. — Da die Organe der Verehrung und der Hoffnung fehr voll hervortreten; ſo moͤchte ich daraus folgern, daß unſer Individuum aberglaͤubiſch war. — Das Organ der Standhaftigkeit iſt voluminoͤs. Bei der Ausfuͤhrung eir ner Unternehmung wird deshalb kein Muskel oder Nerv ſeyn, der nicht, in vollkommenem Einklange mit der einges flösten Beharrlichkeit, in Bewegung oder Vibration tritt.! — Das Organ der Vorſicht iſt ebenfalls ſehr ſtark ent wickelt. Dieſe immenſe Gehirnportion muß dem frag⸗ 4 277 lichen Individuum Sachkenntniß und Scharfblick verlie⸗ hen haben, weil fie mit ſchnellem und ſtarkem Begriffes vermögen in der erſten Linie der Stirn in Verbindung ſteht. Bei einem Uebermaß feuriger thieriſcher Neigun— gen beſaß dieſes Individuum den eiſernen Kappzaum der Vorſicht in uͤberwiegendem Grade. — Seine Selbſt⸗ ſchaͤtzung und Erwerbsluſt (acquisitiveness) find mäs ßig. — Im Verhaͤltniſſe zum übrigen Theile des Ges hirns iſt das Organ der Gewiſſenhaftigkeit mäßig ent; wickelt. — Die Denkkraft iſt maͤchtig entwickelt; hier tritt das Gehirn zurück, aber die Dicke der eingeſchloſ⸗ ſenen Nervenfäden iſt groß. Daraus möchte ich folgern, daß in dieſer Gegend zwar viel Kraft (power), aber nicht viel Thätigkeit (activity) herrſchte. — Der Ausdruck „geſunder Menſchenverſtand“ (common sense) wuͤrde die Intelligenz dieſes Mannes beſſer bezeichnen, als irgend ein anderer mir bekannter Ausdruck. Nach dem Ausdrucke dieſer Art von Intelligenz am Vorderkopfe wuͤrde ich nicht viel philoſophiſche Schaͤrfe, außer einem’ gewöhnlichen ungeſchwaͤchten Denkvermoͤgen (faculty of cogitating), erwartet haben. — Waͤre mir das Lebensalter, die Lebensfphare und die Erziehung bekannt, welche dieſem Individuum zu Theil geworden ſind, fo würde ich mich verſucht gefühlt haben, ausführs licher in ſeinen Charakter einzugehen. Da mir aber dieſe Kenntniſſe abgehen, ſo darf ich uͤber die wahrnehmbaren Grenzpunkte nicht hinausſchreiten. Veergleiche ich dieſen Schädel mit denen anderer Nationen, ſo bin ich geneigt anzunehmen, daß er einem Eingebornen Indiens extra Gangem angehoͤrt habe. George M. Patterſon M. D. Secretair der phrenologiſchen Geſellſchaft. bei den Ueber die Organiſation der Lungen een ag), ie A= 50 Von Dr. Colas. Nachdem Dr. C. erinnert hat, daß Perrault die Oeffnungen entdeckt habe, durch welche die Lungen der Vogel einen Theil der durch die Bronchien eingeführten Luft in die haͤutigen Säcke übergehen laſſen, von denen ſie weiter in den verfchiedenen Regionen des Rumpfs vertheilt wird; daß Girardt in feiner Abhandlung uͤber die Reſpiration der Vogel genauere und mehr ins einzelne gehende Beſchreibungen mancher Theile gegeben habe; daß Camper das Eindringen der Luft in die Knochen entdeckt habe, theilt er ſeine Beſchreibungen der verſchiedenen Theile des Reſpirationsapparates mit. 0 Die Luftroͤhre und die beiden Luftroͤhrenkoͤpfe, ſo chtig ſie auch fuͤr die Stimme ſind, bieten fuͤr die Sefpicatin nichts Neues zu bemerken dar. Die Bronchien, von ihrem Urſprunge bis an die Stelle, wo ſie in jede einzelne Lunge eindringen, liegen zwiſchen der untern Flaͤche der Lunge und der obern Flaͤche des Herzes. Der Theil der Bronchien, den Hr. Journal complömentaire du Dict, des sciences me- dicales, Dec, 1825 Pevr. 1826. an e num. 278 C. die freie Portion nennt, iſt oben durch eine bes ſondere Membran befeſtigt. Die Lage und die Verhaͤlt— niſſe der Lungen ſind bei den verſchiedenen Arten ſehr verſchieden. Z. E. bei der Weihe ſind ſie durch die ganze Dicke der Wirbelſaͤule und eine Lufthöhle bis faſt an ihren hintern Theil getrennt. Das Gewicht des Koͤrpers der Voͤgel zu dem der Lungen giebt Hr. C. wie 90 zu 1 an, (bei dem Menſchen iſt es etwa wie 30 bis 35 zu 1.) Auf der hintern Flaͤche jeder Lunge (Hr. C. nimmt vier Flächen und vier Raͤnder an) findet ſich eine vor ragende Queerlinie, woran ſich eine Membran befeſtigt, welche durch das Aneinanderſtoßen der beiden Luftſaͤcke entſteht, welche die hintere Flaͤche vor und hinter jener Linie bedecken. In Bezug auf den in die Lungen eingedrunge— nen Theil der Bronchien bemerkt Hr. E., daß aus der Convexitaͤt deſſelben die ſtaͤrkſten Bronchienaͤſte ent— ſpringen, welche zu dem vordern Theil der Lunge gehen und von denen der erſte faſt allein die Luft in dieſen Theil vertheilt, waͤhrend die uͤbrigen Bronchienaͤſte nur acceſſoriſch find. Bei der Inſpiration verfolgt, nach Dr. C's An— ſicht, die Luft in den Lungen zwei verſchiedene Wege. Die Wände des Thorax weichen auseinander, die Luft ſaͤcke dehnen ſich aus, im Innern der lufteinziehenden Saͤcke bildet ſich ein leerer Raum und die Luft dringt als ſobald durch die Bronchien ein. Sie findet offene Ca: näle in jeder Richtung um den Bronchialſtamm; alsdann dringt ein kleiner Theil dieſer Luft in dieſe Canaͤle, um in das ganze Lungengewebe verbreitet zu werden und die Blutveraͤnderung (haematose) zu bewerkſtelligen. Die andere Portion folgt dem Lauf der Bronchialaͤſte und Zweige, welche ſich an der Oberflaͤche der Lunge oͤffnen und die Luftſaͤcke fuͤllen. Bei der Exſpiration nähern ſich die Bruſtwandun⸗ gen einander, die Luftſaͤcke werden comprimirt, und die Luft hat die Neigung durch dieſelben Oeffnungen heraus⸗ zutreten, durch welche ſie eingedrungen iſt. Aber ſie kann nicht durch dieſelben Wege zuruͤckgehen und durch die Bronchialoͤffnung heraustreten, ohne daß eine Por: tion durch die Oeffnungen entweiche, welche, wie ange: geben wurde, um dieſe Canaͤle herumliegen und in das Lungengewebe fuͤhren. Dieſe Erſcheinung haͤngt von der Compreſſion ab, welche die Luft erleidet, die aus den Luftſaͤcken in viel engere Canaͤle übergeht, und von der Richtung der Oeffnung, welche meiſt der Richtung der aus den Saͤcken ausgetriebenen Luft entſprechen. Auf dieſe Weiſe geht ein Theil der durch die Ins ſpiration in die Luftſaͤcke gelangten Luft bei der Ex⸗ piration in das Lungengewebe uͤber und (wie Hr. Co- las ſich ausdruͤckt) kehrt und treibt die zur Haͤmatoſe verwendete Luft vor ſich her, ſo daß faſt die Totalitaͤt der Lunge waͤhrend der Expiratlon von einem großen Theil der aus den Luftſäcken ausgetriebenen Luft durch; ſtroͤmt wird. 18 * 279 Die Luft einzirhenden Saͤcke (sacs aspirateires) find. von einer Membran gebildet, welche die Fortſetzung der Membran der Bronchien iſt, deren eingedrungene Por⸗ tion bei den Vögeln durchaus nur aus haͤutigen Waͤn⸗ den beſteht (mit Ausnahme einiger Punkte des Haupt ſtamms bei dem Caſuar und Schwan). Dieſe Mem⸗ bran iſt von Muskelfaſern ganz entbloͤßt. Die Lufts ſaͤcke, im Innern frei und von einer fie glänzend ma⸗ chenden Fluͤſſigkeit befeuchtet, aͤußerlich an allen Pun⸗ sten locker, feſthaͤngend an den umgebenden Theilen, ziehen die Luft nach innen und laſſen ſie durch das Lun⸗ gengewebe hindurch und zuruͤckbewegen, geben dem Vo⸗ gel eine groͤßere Leichtigkeit und fixiren endlich die Lun⸗ gen, welche ohne ſie nur einen kleinen Raum unter den Rippen einnehmen wuͤrden. Der Luftſaͤcke ſind an der Zahl neun: vier auf jeder Seite, der neunte, beiden Luns gen gemeinſchaftlich, iſt unpaar. Ohne den einzelnen Beſchreibungen zu folgen, fol hier nur Lage und Nas me angegeben werden. Der erſte: Hals ſack (trachelier), findet ſich oben und vor der Bruſt. Der zweite: Herzſack (cardiaque), iſt unpaar und geht, unter dem erſten, von einer Seite der Bruſt zur andern. Der dritte: Leberſack, liegt in der Naͤhe der Leber, der vierte: Gekroͤsfack (Epiploique) in der Naͤhe des epiploon, d. h. der Haut, welche zwiſchen Leber und Darmkanal liegt. Der fuͤnfte heißt Darmkanalſack, kommunieirt mit dem hintern Nans de deſſolben und umgiebt zunaͤchſt den Darmkanal. Der Herzſack entſpricht dem vordern Mittelfell der Saͤugethiere, verbindet Herz und Lunge mit der Bruſt⸗ wandung, haͤlt fie in ihrem Lagenverhaͤltniß und ums ſchließt die Lungengefaͤße, die Blutgefäße, die großen Nerven und einige Muskeln. 8 5 Der „Darmkanalſack liegt mit feiner innern Wand dicht an der freien Wand der ſeroͤſen Membran des Darms, iſt aber fo dünn und durchſichtig, daß ein darunter gelegenes Organ eben ſo deutlich da liegt als waͤre es entbloͤßt. Er bildet mit dem Bauchfell eine Scheis dewand zur Seite des Darms, wodurch er ganz von der atmoſphaͤriſchen Luft abgeſchieden, in einen oben engen Raum gedraͤngt wird, der eben noch groß ges nug iſt, um einen Anſatzpunkt an der Wirbelſaͤu⸗ le zu finden. Dieſer Raum iſt unten weiter. In erſter Richtung befeſtigt ſich die Schetdewand an den Beckenknochen und etwa auf der Mitte der Breite der Nieren, indem ſie dem Laufe der Arterie folgt; unten befeſtigt ſie ſich an der untern Wand des Unterleibes und des Beckens, hinten an den Seiten der Cloake und vorn an den Gekroͤsſack.“ Nach dieſer hier wörtlich ans geführten Beſchreibung iſt alſo der Irrthum, kraft defs ſen man annahm, daß die Waͤnde dieſer Lufthoͤhle ſich in dem ganzen Unterleibe verbreiteten und dem Darm⸗ kanal als Bauchfell dienten, zu berichtigen. Es iſt aller⸗ dings auf den erſten Anblick faſt unmoͤglich, die Waͤnde des auf der ſeroͤſen Haut aufliegenden Sacks zu unters ſcheiden. ? Nach Hrn. Colac's Unterſuchungen uber das Ge⸗ 280 webe der Lunge findet ſich ſelbtges „ſeinem ganzen tms fange nach zwiſchen zwei Behältern, und enthält regels maͤßig in ſeiner ganzen Dicke die Endveraͤſtelungen der Bronchien, welche von einem Behaͤlter zum andern gehen. Die Subſtanz, welche die Zwiſchenraͤume ein: nimmt und zwiſchen ſich die Bronchialzweige durchlaͤßt, iſt das eigentliche Lungengewebe. Das Gewebe beſteht weſentlich aus Arterien und Venen. Mit bloßen Augen betrachtet, ſcheint es eine zuſammenhaͤngende Maſſe abs zugeben, durch die Loupe aber angeſehen, beſteht es aus einer Menge Faͤden und Blaͤttchen, welche wunderlich, wie ein Schwamm, in einander gewebt find. Die Faͤ⸗ den laſſen unregelmaͤßige Raͤume zwiſchen ſich, wo die Luft eindringt. — Die Faͤden des Lungengewebes ſind großentheils von Blutgefaͤßen gebildet. Um eine klare Anſicht zu geben uͤber die Art, wie ſich der doppelte Durchgang der Luft durch die Lungen bei den Voͤgeln bewerkſtelligt, bedient ſich Hr. Colac folgender Mes thode. Man nehme eine Roͤhre, deren oberes Ende frei iſt und an deren anderes Ende man eine nicht mit Luft gefüllte Blaſe befeſtigt; im Innern der Roͤhre bes findet ſich ein Schwamm, den man mit Luft durchdrin⸗ gen läßt; nun nehme man an, daß man die Blaſe aus zudehnen vermoͤge; die Luft, in welche das offene Ende der Röhre hineinragt, wird durch den Schwamm durch⸗ und in die Blaſe eindringen. Das iſt die Inſpiration. Wenn nun irgend eine Kraft die Blaſe comprimirt, ſo geht die ausgetriebene Luft durch das Gewebe des Schwamms hindurch und zur Röhre hinaus — das waͤ⸗ re die Expiration. So waͤre alſo der Schwamm in der Reihe der Erſcheinungen, welche der Apparat ausfuͤhren kann, zweimal gefüllt. j Endlich kann man ohne Nachtheil die Luftroͤhre bei lebenden Voͤgeln unterbinden, wenn man vorher eine Oeffnung von außen in den Luftſack am Ende der Lun⸗ ge gemacht hat. Die kuͤnſtliche Oeffnung dient alsdann als Luftroͤhre und die unverletzt gebliebenen Luftſaͤcke be⸗ halten ihre urſpruͤngliche Wirkungsart. Wenn man z. B. bei Corvus Cornix eine Def: nung an dem am hintern Ende der Lunge gelegnen Luft— ſacke gemacht hat und die Luftroͤhre unterbindet, ſo iſt der Vogel gleichſam erſtaunt, als wenn er fuͤhlte, er lebe auf eine andere Weiſe. Gleich nach der Operation fliegt er, geht er, kaͤmpft mit andern Voͤgeln um die Nahrung; leert Koth aus und feine Reſpiration iſt ets was beſchleunigt. Er lebt auf dieſe Weiſe fuͤnf Tage, und man bewirkt feinen Tod durch Verſchließung der kuͤnſt⸗ lichen Luftroͤhre. Jedoch andere Voͤgel, z. B. Tauben, Huͤhner, Sperlinge ꝛc., koͤnnen nicht ſo gut die Wir⸗ kungen einer ſolchen Revolution in den Reſpirations⸗ funktionen aushalten; ſie ſind bis an ihren Tod in einer Art Betaͤubung ꝛc. Miscellen. An funfzig lebende Klapperſchlangen was gen im Monat September in London im Beſitz einer 281 fon, die fie in Amerika gefammelt hatte, Sie ſchei⸗ nen ſaͤmmtlich ſehr geſund und gegen einander ſehr vers träglich zu ſeyn, halten ſich ſehr rein, und des Morgens, wenn ſie dadurch geſtoͤrt werden, daß man nach ihnen ſieht, machen fie ein folches Geraͤuſch mit den Klappern, daß Perfonen, die in dem Zimmer mit einander fpres chen, ſich kaum hoͤren koͤnnen. Sie ſind langſam aber gracids in ihren Bewegungen und Stellungen. Ratten und Maͤuſe und andere kleine Thiere, welche man zu ihnen in den Käfig. thut, gerathen in große Unruhe, fahren herum und eine Ratte biß ſogar die Schlangen. Letztere laſſen, ſo lange ſie beobachtet werden, das Thier oft mehrere Stunden unverletzt und unberuͤhrt: wenn 282 fie aber Niemand beobachtet, ſo brißen und södten fie das Thier, ſie moͤgen nun hunrig ſeyn oder nicht. (Journal of Science and Arts Nr. 43. p. 227.) Matari iſt eine erdige Subſtanz, deren ſich die wilden Bewohner der Antillen als Nahrungsmittel bes dienen. Sie iſt von weicher Beſchaffenheit, kommt in Lagen (skrakum) vor, und enthält einen geringen Ans theil Eiſen. Sie gleicht einer aͤhnlichen Erde, welche häufig in Afrika ohne uͤbele Folgen genoſſen wird; hat aber keine fo guten Wirkungen, indem fe Magenent⸗ zuͤndung oder Waſſerſucht hervorbringt, See 1 1 ku nd € | Eine merkwuͤrdige Geiſteskrankheit mit regel: maͤßiger Abwechſelung der Exaltation u Depreſſion 15 at Herr Dr. Mansfeld in Braunſchweig im Ars iv von Horn, Naſſe, Henke und Wagner, 1826, Juli, Auguſt, beſchrieben. — Die Kranke wurde von fruͤhſter Kindheit von ihren Eltern, wegen ihres geſetzten verſtaͤndigen Weſens, allen Geſchwiſtern vorgezogen und heirathete, wiewohl nicht ohne Zus reden, einen Geiſtlichen, mit welchem fie zwar gluͤck⸗ lich lebte, aber theils wegen ſeiner Amtsgeſchaͤfte, theils wegen ihrer von jeher ſchwaͤrmeriſchen abgefchloffes nen Gemuͤthsart, ohne inniges Vertrauen und Mittheis lung. Dieſes Misverhältniß ſteigerte ſich duch mancher lei Umſtaͤnde, und fie gab ſich nun mehr und mehr ihren Grübeleien hin, wobei ſich zugleich ihre ſtets hohe Mens nung von ihren moraliſchen Eigenſchaften verſtaͤrkte. Ste verfiel durch dieſe eigene Stellung ihres Gemuͤths und die beſtaͤndige Spannung in ihren Verhaͤltniſſen in eine mit Geiſtesſtoͤrung verbundene Nervenkrankheit, in wel— cher ſie glaubte, mit Gott in einer unmittelbaren Vers bindung zu ſtehen, feine Befehle zu vernehmen u. ſ. f.; das Abendmahl austheilte, predigte, kurz an einem r& ligioͤſen Wahnſinn litt. Dieſer Zuſtand verlor ſich all⸗ mählig, obwohl nicht ohne Spur, bis ſich etwa in ihrem 60ſten Jahr, beſonders nach dem Tod ihres Gatten, folgender merkwuͤrdige Wechſel in ihrer jetzt anders ges arteten Geiſteskrankheit darſtellte. Dieſe ſchwankt naͤmlich einen Tag um den andern zwiſchen der hoͤchſten Exalta⸗ tion und der groͤßten Depreſſion (des Willens). — Am lebhaften Tage ſteht ſie um 3 oder 4 Uhr auf, weckt alles, ertheilt Befehle, ſingt, wiewohl mit unaufhoͤrlichen Unterbrechungen, Schelten u. ſ. w. Vor 1 bis 2 Uhr kleidet ſie ſich nicht an; ſie macht ſich uͤberall zu thun, redet jeden Voruͤbergehenden an, fragt ihn aus, ſagt ihm Grobheiten, entwirft die ſchwierigſten Plaͤne, geht zu Jedem, kommt ſpaͤt nach Hauſe und vergißt ſelbſt das Mittagseſſen. Vor allem kauft ſie gern, einmal ſelbſt ein Haus weit über ihr Vermoͤgen, macht Stiftungen und anſehnliche Geſchenke. Sie wirft gern wieder um, was fie eben gemacht hat; ſie läßt ſich gern aus religids ſen Buͤchern vorleſen, ſpricht aber immer dazwiſchen, beſucht ſo oft als moͤglich die Kirche, und haͤlt alle dazu an. Sie hat guten Appetit, bewegt ſich leicht, hat rol⸗ lende wilde Augen und rothes Geſicht. Gegen 8 Uhr Abends wird ſie ruhiger und geht gern fruͤh zu Bett. Den andern Tag ſteht ſie erſt gegen 7 bis 8 Uhr auf, ſpricht abgebrochen, leiſe, weinerlich: fie geht aͤngſtlich umher, ſieht Anderer Arbeit zu, ohne ſelbſt etwas thun zu koͤnnen. Dabei iſt fie den ganzen Tag müde, und ſchlaͤft gegen 10 führ des Morgens wieder ein; fie iſt dann karg, denkt aͤngſtlich an die Zukunft, glaubt von jedem betrogen zu werden, und bittet ſie nicht in der Noth zu verlaſſen. Sie fragt Kinder und Dienſtboten, was fie thun ſoll, weil ſie uͤberall Schwierigkeiten ſieht. Sie meidet alle Menſchen und jede Geſellſchaft. Dabei hat fie ſchwachen Appetit, das Auge tft matt, Farbe grau— gelblich, Gang wankend. Gegend 8 Uhr klaͤrt ſich ihr Geiſt wieder auf, um den kommenden Tag wieder hoͤchſt uͤberſpannt zu ſeyn. Um dieſe Zeit iſt ſie im normalſten Zuſtand. Dieſer Wechſel haͤlt auf's Genaueſte dieſelbe Ordnung, ohne ſeit zwei Jahren im Geringſten abgewi— chen zu ſeyn. Sie ſelbſt weiß es, und pflegt zu ſagen; es ſey in ihr 24 Stunden Tag und 24 Stunden Nacht. Proceß der Henriette Cornier ). Folgende Umftände dieſes merkwürdigen zu Paris geführten Proceſſes find in der Anklageacte enthalten: „Henriette Cornier, 27 Jahr alt, ein Dienſt madchen, war fanft, heiter, bisweilen ausgelaſſen; vor allem ſchien ſie den Kindern ſehr zugethan zu ſeyn. Im Juny 1825 bemerkte man eine deutliche Veraͤnderung an ihr; ſie ſeufzte oft, und verfiel allmaͤhlig in einen Zuſtand von großer Traurigkeit. Sie wurde tiefſinnig, wortkarg und vernachlaͤſſigte ihren Dienſt. Zuletzt ging dies in eine Art von bleibendem Stumpfſinn uͤber. Gegen das Ende des Septembers um 7 uhr des Morgens kam fie bleich und verftört zu ihrer Verwandten, Namens Cornier, welche ſchon lange vergedens ihr Vertrauen zu gewinnen geſucht hatte, und erzaͤhlte, daß ſie ſich ) Archives générales de médecine Tome XI. Aut 1826. 285 durch einen Sprung von dem Pontsausthange hätte das Leben nehmen wollen, daß ſie aber daran verhindert worden wäre, Man konnte über den Grund ihres Kummers nichts von ihr ers ahren.““ g { f 5 56 „Zu Ende des Octobers trat ſie in einem Hötel garni in Dienſt; dieß hatte indeß keinen Einfluß auf ihren Gemuͤthszu⸗ ſtand; den dritten November fand fie ihre Verwandte in demſel⸗ ben tiefſinnigen Zuſtand. Auch Madame Ecurnier, bei der ſie in Dienſt ſtand, fragte ſie denſelben Abend um den Grund ihres Kummers, welchen ſie zwar eingeſtand, aber nur von ihren ehe⸗ maligen Leiden als ſeiner Urſache ſprach.“ ae, „Den folgenden Tag, den 4. November, zeigte Henriette in ihrem Betragen nichts Auffallendes, demungeachtet ſcheint ſie an dieſem Tage zuerſt den Vorſatz zu der Gxeuelthat gefaßt zu haben, welche fie kurz darauf veruͤbte. Ein Viertel nach ein uhr ging ihre Herrſchaft aus; und ſie erhielt den Auftrag, das Mit⸗ tageſſen zu bereiten, und zu einer benachbarten Krämerfrau, Nas mens Belon, zu gehen, um ein Stuͤck Kaͤſe zu kaufen. Dieſe Belon war, wie ihr Mann, 34 Jahr alt, und beide lebten gluͤck⸗ lich im ı alt, bei einer Amme war und das ältefte, 1 welches 19 Monate alt und hoͤchſt lieblich war, bei den Eltern erzogen wurde. Zwiſchen Belon's und der Cornier herrſchte we⸗ der Feindſchaft noch ein näheres Freundſchaftsverhältniß; ſie ging nur ſeit ihrem kurzen Aufenthalt in den Laden aus und ein; den Mann hatte ſie kaum zweimal geſehen; aber jedesmal erhob ſie die Artigkeit der kleinen Fanny und liebkoſete ſie. Auch heute noch erklart fie, daß fie das Kind geliebt habe, doch war es grade dieſes Kind, welches ſie ſich denſelben Tag vornahm zu ermorden. Als ihre Herrſchaft ausgegangen war, ſo begab ſie ſich gegen ein Viertel nach ein Uhr in Belon's Laden; die Mut⸗ ter trug die kleine Fanny; ſie nimmt ſie mit Liebkoſungen und Schmeicheleyen in ihre Arme, um den Eltern Zutrauen einzuflös ßen; fie äußert ſogar ein Bedauern, daß ſie nicht auch ein ſo liebenswürdiges Kind habe. Die Belon will nun in dem ſchoͤnen Wetter mit ihrer Fanny ſpatzieren gehen; worauf die Cornier fie erſucht, ihr während des Ankleidens die Kleine anzuvertrauen; die Belon gleichſam Gefahr ahnend, weigert ſich; ihr Mann redet ihr aber zu und ſie übergiebt ihr das Kind, welches jene, ihrer Ausſage nach, ſich mit kaltem Blute gefaßt macht umzu⸗ bringen. Im Weggehen kuͤßt ſie es noch. Schnell geht ſie nun nach Hauſe, eilt in die Kuͤche um ihr großes Meſſer zu holen, und trägt das Kind in ihre Stube im erſten Stock. Als ſie auf Treppe der Frau des Portier begegnet, liebkoſt ſie das Kind SE Te ane tritt nun in ihr Zimmer. Hier legt ſie das Kind ohne Zögern auf einem Bette auf den Rüden; ſie faßt mit einer Hand den Kopf und mit der andern ſchneidet ſie den Hals mit ſolcher Schnelligkeit durch, daß das ungluͤckliche Schlachtopfer nicht einmal einen Schrei hoͤren läßt. Der Koͤrper bleibt auf dem Bette; den Kopf aber trägt die Moͤrderin nach dem Fenſter; das Blut fprist ſowohl auf dieſe, als auch auf's Bette und in ein Nachtgeſchirr, welches wie in dieſer Abſicht hergeſtellt war. Die Cornier legte nun den Koͤrper nicht weit von dem Kopf auf den Fußboden. Sie hat ihrem Geſtaͤndniß nach, weder vor noch während noch nach dem Todtſchlag die geringſte Bewegung ge⸗ habt, ſie hat weder Schmerz noch Vergnuͤgen dabei empfunden, obwohl ſie nicht ohne Bewußtſeyn gehandelt hat.“ 3 „Demungeachtet kam fie nach verübter That, vielleicht durch die Menge Blut erſchreckt, auf kurze Zeit zu ſich, ſie wurde von einer vorübergehenden Furcht befallen, welche fie nöthigte, ſich in ein andres auf demſelben Corridor gelegenes Zimmer zu fluͤch⸗ ten, welches fie aber bald! gefaßter verließ, um in daß ihrige zus ruͤckzugehen. Die Frau Belon kam nun in das Haus herein, und rief unten an der Treppe nach Henrietten. „Was wollen Sie 2“, ſagte dieſe ruhig. — , Ich will mein Kind holen, ge⸗ ben Sie mir's /, rief die Belon, indem fie heraufkam. „ Ihr Kind iſt todt“, antwortete dieſe eben ruhig, und ſtellte ſich vor die Thuͤre, gleichſam um den Eingang zu vertheidigen. Auf das Dringen der Mutter, welche dies für Scherz nahm, wiederholte — — ſchleudert. Die Mutter ſagt es jammernd dem Vater; dieſer tritt Beſiz zweier Kinder, von denen dus jüngfte, 7 Monate Namens Fanny, hende Unwahrheiten auszuſagen, erwiederte ſie: nicht einen Augenblick unterbrochen worden iſt .“)“ 284 fie die Worte: „Ihr Kind ſey todt.“ Die Mutter ſtieß fe endlich zurück, und erblickte nun die verſtuͤmmelten Ueberre ihres Kindes. Sie ſchreit laut auf und Henriette ruft ihr gleich zu: „Machen Sie, daß Sie fortkommen, Sie konnen e Zeuge dienen“, worauf fie den Kopf des Kindes auf die e auf die Straße, und erblickt den Kopf ſeines Kindes unter einem voruͤberfahrenden Wagen. — Während man das Haus der C nier ſchließt „bleibt dieſe ruhig in ihrer Stube neben dem Leich⸗ nam figen. Anfangs hörte man fie mit zum Himmel gehobenen Händen ausrufen: „Ich bin verloren“; aber der Policeytom⸗ miſſair fand ſie ſchon in dem Zuſtand der Abſpannung und Be⸗ taͤubung (stupeur), in welchem fie ſich wahrend der ganzen Un⸗ ren noch mit Blut gefärbt. Sie geſtand die That mit al 11 ‘erzählten umſtaͤnden, ſelbſt die Vorſaͤtzlichkeit ein. an ve fie umſonſt zu ſchrecken oder in eine Gemuͤthsbewegung zu ver— ſetzen: ſie wies Alles mit den Worten von ſich: „Ich habe das Kind umbringen wollen.“ Sie konnte keinen Grund angeben, terſuchung befand, Das Meſſer lag neben ihr; ihre et 1 und als man noch mehr in fie drang, ſagte fie, es ſey ein Go« danke, der fo in ihr aufgeſtiegen ſey, und es ſey ihre Beſtüm⸗ mung geweſen. Als man ſie ermahnte, keine e rhö⸗ ſie nicht ſchuldiger werden, als fie es wirkich ſey. Auf Befragen ſagte fie aus, daß ſie den Kopf auf die Straße geworfen habe, damit man ihn ſehen und heraufkommen, und damit man ſie allein als die 3 In der Anklageacte heißt es nun: Es iſt kein Verdacht von Gemüͤthskrankheit vorhanden; kein Glied ihrer Familie hat daran gelitten; fie ſelbſt hat weder vor noch nach der That die Geiſtes⸗ gegenwart, das Beſinnungsvermoͤgen und die Kaltbluͤtigkeit ver⸗ loren; keiner ihrer Dienſtherren, oder ihrer Bekannten ſeit ſie⸗ ben Jahren hat ein ploͤtzliches Auffahren, oder einen Wuthanfall an ihr bemerkt, im Gegentheil hat man ſie ſtets gleich ruhig gefunden: und ſomit verlieren die Verſuche ihrer Verwandten zu zeigen, daß ſie in Folge en ee ſolche Anfaͤlle gehabt habe, alle Glaubwuͤrdigkeit. Henriette ſelbſt bekennt, daß ſie weder vor noch waͤhrend ihrer That Stoͤrungen ihrer Geiſteskraͤfte bemerkt habe. — Ware es ferner Luſt zu ſterben, eine Art Melancholie, ſo wuͤrde ſie nicht erſchrocken ausgerufen haben: „Ich bin verloren.“ 4 In den Verhören hat fie auf vorgelegte Fragen folgendes geantwortet: „Ich bin nicht krank“ — „ich habe nie Verdruß gehabt; ich war vor 7 Jahren ungluͤcklich verheirathet!“ — „ich wollte mich in's Waſſer ſtuͤrzen, weil ich mich aͤrgerte ſo oft den Dienſt zu wechſeln.“ — „Der Gedanke, das Kind umzubringen, hat mich halb 1 Uhr ſo mit einemmal ergriffen;““ — „iich wollte es abholen und in meine Stube tragen“ — „ich glaubte da⸗ mals es gäbe keinen Gott.“ — „Wolltet Ihr, daß man Euch zur Strafe das Leben nahme?“ — „Ja.“ — „Warum?“ „Ich wollte ſterben.“ — „Es fehlte Euch an nichts?“ — „ Das Leben war mir unerträglich.“ — „Habt Ihr aber die That deswegen verübt um zu ſterben?““ „ Ja.““ — u rum fagtet Ihr dies nicht gleich!“ „Ich wagte es nicht.“ — *) Dieſe in der Anklagungsaete aufgeſtellte Behauptung iſt falſch; der Doctor Claudon hat ausdrücklich geſagt, ſie habe außer andern Zeichen die Phyſiognomie der Monomanen Can fixer Idee Leidenden). Dieſer ähnlich iſt die Ausſage des Doctor Delacroix. re 5 N „Ihr hattet aber nach dem Todtſchlag Furcht vor dem Tode?“ — „Ja.“ 0 j ? Der Defenfor beftand auf einer Unterſuchung der Henriette Cornier durch eine Commiſſion von Aerzten, welche alle Akten m und ‚über ihren Zuſtand vor, während und nach dem Todtſchlag und während des Verhoͤrs berichten follten. - Der Hof verlangte blos, daß die Commiſſion den gegen⸗ wärtigen Zuftand der Angeklagten unterſuchen und beſtimmen ſollte, ob ſie den Debatten beiwohnen koͤnnte. Die HH. Adelon, Esquirol und Leveille machen folgenden Bericht. ha „H. Cornier hat auf mehrere Fragen richtig, aber langſam und leiſe geantwortet; der Kopf war auf die Schulter geſenkt, die Augen niedergeſchlagen, die Zuͤge traurig aber ruhig und nicht krampfhaft; die Haltung zeugte von Traurigkeit. Sie ing langſam und mit geſenktem Haupt fort. Den andern Tag anden wir ſie auf einem Stuhl, mit einem Tuch in der Hand in derſelben traurigen Stellung. Sie antwortete richtig aber leiſe und langſam .!“ „den dritten Tag beſuchten wir fie einzeln und fanden fie wie die andern Tage; nur waren die Antworten, wenn ſie die Anklage betrafen, noch langſamer; man mußte gleichſam in ſie dringen; ihr Körper ward dann von einer Art von allgemeinem Zittern befallen. — In den Akten fand die Cemmiſſion nichts Aufhellendes. Sie berichtete daher, daß ſie kein entſchiedenes Zeichen einer Geiſtesſtöͤrung bemerkt hätten, daß man fie aber öfter länger und beſonders ohne ihr Wiſſen beobachten müßte. Henriette C. wurde in die Salpetriere gebracht und 3 Mo⸗ 2 hindurch von den Aerzten beobachtet, welche folgendes be⸗ richteten: 1) „Haben wir eine große Niedergeſchlagenheit, eine Lang⸗ ſamkeit der Sprache und einen tieſen Kummer an ihr bemerkt.“ 2) „Ihre gegenwärtige Lage erklärt ihren Zuſtand; nichts verrät) einen gegenwärtigen Wahnſinn. 0 dieſe jetzige Melancholie auch eine Fortſetzung des Tiefſinns ſeyn, in welchen ſie der Anklageakte na Den 24. Juni kam ſie wieder ins Verhoͤr. Sie zitterte, ſetzte fi) ohne alle Aufmerkſamkeit nieder; ihre Antworten waren ſehr leiſe und kurz. — Die Zeugen ſagen aus: H. C. hat ſchon oft von ihrem Lebensuͤberdruß geſprochen; hat oft abwechſelnd ge⸗ ſeufzt und gelacht; man bemerkte ſchon ſeit langer Zeit etwas ungewöhnliches an ihr; einſt ſagte ſie, auf einem Balkon ſtehend, zur Frau vom Haufe: „wenn ich nicht zu viel Achtung vor Ihnen haͤtte, fo ſtuͤrzte ich mich herunter;“ ein andersmal: „wenn Sie nicht mehr von mir reden hoͤren, ſo koͤnnen Sie meine Sachen behalten.“ Der Dr. Reveille-⸗Pa riſet hörte fie einſt in einem Kafe, wo fie diente, auf einen Befehl in ein wahrhaftes Narrheitslachen ausbrechen. Der Defenſor fragt H. Esquirol, ob ein an Monomanie Leidender in jeder andern Hinſicht den Gebrauch ſeiner Vernunft haben koͤnne? H. Esquirol antwortet mit Ja, und belegt dies mit mehrern Beifpielen:. h 2 H. Louyer⸗Villermay betrachtet den umſtand, daß dle Cornier in der Salpetriere ſtaͤrker geworden iſt, fuͤr ein Zeichen von Geiſtesſtoͤrung, indem alle Gefangenſchaft mager mache. H. Esquirol ſindet dies nicht entſcheidend, und fuͤhrt ihre ſitzende Lebensart, gute Pflege und Koft an. Der Defenſor fragt Herrn Adelon, was er von ihrem Zuſtand waͤhrend des Todtſchlags denke, nachdem was aus den batten und der Anklageakte hervorgeht? — A. „er ſey nicht r und die ihm bewußten Thatſachen geben wenig Licht.“ 9 Der Praͤſident: „Aus den Debatten geht hervor, daß H. C. einige Monate vorher ihren Charakter geaͤndert, duͤſter, me⸗ 3 ſey und mehrmals die Abſicht gehabt habe, ſich umzubringen. Kann das ihre Meinung beſtimmen? A. „Nein! der Schluß unſres Berichts bleibt bedingungs⸗ weiſe oder approximatio.““ Der Defenſor fragt Herrn Preſſac, ob er Anfälle von Narrheit habe plotzlich aus brechen ſehen. Er — Demungeachtet kann ſchon fruͤher verfallen iſt.““ N 286 For ah daß ſie ſich oft ploͤtzlich durch Gewaltthaͤtigkeiten ern. „Kuͤndigten ſich dieſe nicht durch bezeich⸗ Der Praͤſident: nende Vorboten an?“ H. Preſſac verneint dies. Ein Herr, der nie etwas Aehn⸗ liches gezeigt hatte, laͤßt ſich raſiren, ſixirt plotzlich den Barbier und ſagt: wie, Ungluͤcklicher, ich glaube du verlachſt mich; jener 23 5 — — er nimmt aber ein Piſtol und ſchießt ihn durch den rm. — Der Avocat- général ſagt: „der Defenſor wird die Grau⸗ ſamkeit der That eingeſtehen, aber eben daraus folgern, well ſie ohne Intereſſe verübt wurde, daß ſie die Frucht einer Gemuͤths⸗ krankheit war.“ Die Intereſſen der Geſellſchaft kommen mit 25 neuen Syſtemen, die die Menſchheit ſchuͤtzen ſollen, in eit.“ „Die Thatſache, der Mord iſt erwieſen; der Wille, der Vorſatz kaun nicht geleugnet werden: aber man zieht eine angeb⸗ liche Geiſtesſtoͤrung in den Proceß. Wir haben die Lerzte nur befragt, um zu wiſſen, ob die Beklagte den Debatten beiwohz nen koͤnne. Ihre Antwort war bejahend; es bleibt alſo nur noch zu ermitteln, ob ſie vor den 4. November geiſteskrank ge⸗ weſen ſey. Hiervon iſt kein Beweis vorhanden: keiner ihrer Ver⸗ wandten iſt wahnſinnig; ſie hat nicht ungluͤcklich geliebt, ſie hat kein Religionsprincip gefaßt; ihre Immoralitat ſpringt in die Augen und hat keinen der Charactere, welche die Aerzte als Zeichen der Manie angeben; daß ſie ſich hat von der Bruͤcke ſtuͤr⸗ zen wollen, wiſſen wir blos durch eine Verwandte, welche es von der Cornier ſelbſt hat.“ R „Die neuen Diſſertationen beweifen nichts; fie find nicht durch Erfahrung erwieſen.“ „„Das Verbrechen, ſagt man, iſt aber ohne Urſache. Wer ſagt uns dies? Wenn der Verbrecher unſrem Scharfſinn ſeine von zu entziehen weiß, fo müffen wir ihn demungeachtet rafen.““ j „Die Monomanie der Neuerer ift ein Phantom; die Ent⸗ ſcheidungen der Jury muͤſſen ſich auf Thatſachen, nicht auf me⸗ taphyſiſche Spitzfindigkeiten gruͤnden.“ „„Wenn wir erklären, daß die Beklagte ohne Vernunft ge⸗ handelt hat, welche Strafe haben wir fuͤr ſie? Ein ewiges Gefaͤngniß iſt unmöglich; die Dauer deſſelben laͤßt ſich nicht vor⸗ ausbeſtimmen, und wenn die Urſache aufhoͤren ſollte, ſo haͤtte die vermeintliche Wahnſinnige das Recht, ihre Freiheit wieder zuverlangen. Und dann wolle uns Gott vor einem zweiten Tobtſchlag ſchͤͤtzen.“ N „„Die Hinrichtung der Papavoien hat zwar die Cornier nicht zuruͤckgehalten, aber die der Cornier haͤlt vielleicht zwanzig zu⸗ ruck, und ich glaube meine Pflicht zu thun, wenn ich das Leben eines einzigen Menſchen retten kann.“ „Genug; die That, der Wille, der Vorſat find erwieſen. Die Cornier mag nun ihre Gemüthskrankheit darthun.“ Hr. Fournier, ihr Defenfor unterſucht auf eine ſehr ſcharf⸗ ſinnige Weiſe, ob man den begangenen Todtſchlag einer Leidens ſchaft, einem natuͤrlichen und durchdachten Inſtinct von Grau⸗ ſamkeit oder einer Geiſteskrankheit beimeſſen muͤſſe.“ „Dergleichen Handlungen werden nicht ohne große Leiden⸗ ſchaften oder große Intereſſen veruͤbt. Nichts Aehnliches hat ſich hier entdecken laſſen: weder Rache, noch Liebe, noch Eiferſucht, noch Haß; die Cornier kannte kaum die Eltern des Kindes.“ Die grauſamen Charactere bilden ſich nur gradweiſe durch Erziehung, Beiſpiel und Gewohnheit. Bei ihnen iſt der Mord immer Mittel, niemals Zweck. Der Verbrecher iſt nicht ohne Gemüthsbewegung bei dem Todtſchlag, er bleibt nicht ruhig auf dem Schauplatz ſeiner Schandthat: der grauſame Menſch freut ſich, der Gefuͤhlvolle ſchaudert, der Gefuͤhlloſe bleibt ruhig bei einem Mord. Die Beklagte war von Natur ſanft, und liebte beſonders die Kinder; ſie hat den Todtſchlag ohne Motive, ohne Bewegung, ohne Schmerz oder Vergnuͤgen, endlich ohne Vor⸗ ſichtsmaßregel veruͤbt; ſie konnte alſo nicht durch einen grauſa⸗ men Inſtinct geleitet worden ſeyn. — Er beweiſt nur daß Gei⸗ U 287 ſtesſtoͤrung der Grund ihrer Handlung iſt. Als Beweiſe betrach⸗ tet er: die erſten Widerwaͤrtigkeiten ihrer Kindheit; die an ihr bemerkten Geiſtesabweſenheiten in Folge von ſchlechter Behand⸗ lung; die Melancholie während ihrer gluͤcklichen Verhaͤltniſſe; ein Verſuch zum Selbſtmord aus kindiſchen Urſachen; das Fortſchreiten vom hartnaͤckigen Stillſchweigen (taciturnite) zur Apathie; die un⸗ wandelbare Ruhe vor dem Mord, waͤhrend deſſelben und nach dem Mord; die ſonderbaren Antworten der Beklagten; der letzte Fre⸗ vel, welchen Wuth nicht verurſachen konnte (das Abſchgeiden des Kopfes); dieſe tiefe Betaͤubung, in welche fie nachher vers fallen iſt. Die Abweſenheit von jedem Kunſtgriff in ihrem Han⸗ deln und Reden; endlich das Zeugniß der Aerzte, welche eine aͤhn⸗ liche Krankheit beobachtet und beſchrieben und eine Menge Bei⸗ ſpiele angefuͤhrt haben. Er ſtellte ferner dar, daß es den Be⸗ hoͤrden leicht ſeyn würde „die Motive eines wirklichen Mor ⸗ des zu entdecken, und daß das Belſpiel der Hinrichtungen Wahn⸗ ſinnige nicht abſchrecken wuͤrde. Die Gerechtigkeit ſey uͤberdem immer uͤber die Intereſſen der Menſchheit zu ſetzen. Er ermahnt, die Geſchwornen ſich nicht von leeren Worten über neue Syſteme und Doctrinen erſchrecken zu laſſen. — „Laſſen wir uns nicht von dem was unſre gefaßten Ideen erſchuͤttert, abhalten; wir wollen uns vielmehr in der ſo tiefen Lehre von den Geiſteskrank⸗ heiten von Maͤnnern unterrichten laſſen, welche ihr Leben dieſem Studium gewidmet haben, und deren Treue und Erfahrung nicht in Zweifel zu ziehen ſind.“ i Er hat darauf aus mehrern Werfen Auszüge gewählt uub 9105 Zuſtand der Cornier mit andern daſelbſt beſchriebenen ver⸗ glichen. . Die Jury hat demnach die Frage eines willkührlichen Todtſchlags bejahend, die des Vorfaͤtzlichen aber verneinend beantwortet. Demnach iſt die Cornier lebenslaͤnglich zur Zwangs⸗ arbeit und zu dem Brandmahl T. P. verurtheilt worden. — Sie hat ihr Urtheil ohne den geringſten Anſchein einer Gemuͤths⸗ bewegung angehört, Miscellen. Ein Stein im Innern der Scheidewand zwiſchen urethra und Vagina iſt von D. Angelo Macario herr ausgezogen und der Fall in Omodei's Annali universali di Medicine (April 1826) beſchrieben worden. Eine gewiſſe Busneldi, 22 Jahr alt und von guter Conſtitution, war bis zum 21 Jahr immer geſund geweſen. Um dieſe Zeit wurde ſie von Leibſchmer⸗ zen, ſchmerzhaften Zuſammenziehungen der Blaſe, und von Zeit zu Zeit von incontinentia urinae befallen. Am 22. kam fie ins Hoſpital, wo einige Symptome auf die Idee fuͤhrten, daß die Kranke den Blaſenſtein haben möge, Man erfuhr nun, daß ſie im Jahr 1820 ſich durch Zufall mik einer ziemlich langen Naͤh⸗ nabel in den meatus urinarius geſtochen habe. Die Nadel war von oben und außen nach unten und innen eingeſtoßen worden und. war gaͤnzlich eingedrungen; da die Kranke keine große Unbequemlich⸗ keit davon ſpuͤrte, ſo hatte ſie die Nadel ein Jahr lang ſitzen laſſen, ohne davon zu ſprechen. Sie verheirathete ſich und em⸗ pfand bald heftige Schmerzen jedesmal wenn der coitus ſtatt Seyabt hatte; endlich zeigte fi die Spitze der Nadel in der Ba- — N 288 gina und es gelang der Perſon ſie auszuziehen; man fand, daß fie verroftet war. Nun ließen die Zufälle nach. Aber von Zeit zu Zeit ſtellten ſich doch heftige Schmerzen ein und ſie bemerkte oft einige Tropfen Eiter, welches bald durch die Vagina bald durch die Urethra ausfloß. Eine Geſchwulſt, von welcher die Kranke glaubte, daß ſie noch Wirkung der Nadel ſey, wuchs immer mehr und ſtoͤrte am Ende die Verrichtungen, fo daß fie nur tropfenweiſe und mit Schmerz uriniren konnte. Es war nicht ſchwer durch die Unterſuchung genauer zu entdecken, daß die Geſchwulſt von einem Stein gebildet wurde, der ſich allmaͤh⸗ lich in der Wand zwiſchen Vagina und urethra gebildet hatte. Es wurde beſchloſſen ihn herauszuziehn. Eine Sonde wurde in die Urethra eingeführt und man machte auf beiden Seiten der Geſchwulſt einen etwa halbzoͤlligen Einſchnitt. Der in die Va⸗ gina eingeführte Finger fand einen fiftulöfen Gang an der Stelle, wo die Nadel ausgetreten war, ſo daß man den bloßen Stein in dem Raume einiger Linien fuͤhlen konnte. Indem man auf den Stein druͤckte, trat er ohne Schwierigkeit hervor. Es fehlte ein kleines Stuͤck an dem duͤnnen Ende deſſelben, da er aber durch feine Gegenwart und Groͤßerwerden die Urethra aus⸗ gedehnt hatte, ſo konnte man den Finger in die Blaſe fuͤhren, wo man nichts als einige kleine Fragmente fand. Man verband die Kranke mit in Oel getränkter Charpie: eine Art Bourdonnet wurde in die Vagina gebracht und durch eine T Binde gehalten. Die Behandlung zeigte nichts beſonderes. Am 29. war die Fi⸗ ſtel vernarbt und die Ränder der Wunde vereint. Am 8. Octbr. verließ die Kranke das Hofpital völlig geheilt. Der Stein war birnfoͤrmig, 3 Zoll lang; 4 Zoll 3 Linien hielt er an ſeinem großen Umfang und wog 27 Skrupel. Fr; Die Krone eines kranken Zahns abzunehmen, ſtatt den Zahn auszuziehen iſt ein von einem in London etablirten Zahnarzt, Namens Fay, in ſehr vielen Fällen angewen⸗ detes Verfahren. Er gebraucht eine gerade Zange mit ſchneiden⸗ den Rändern, welche an dem Halſe des Zahns angeſetzt wird. Indem fo der ganze Kopf des Zahns ſammt der in ihm beſindli⸗ chen Höhle, worin ſich die Nervenausbteitung befindet, avge⸗ ſprengt wird, verſchwindet oft in demſelben Augenblick aller Schmerz, die Wurzel bleibt zuruͤck, unerſchuͤttert, und dient zur Befeſtigung kuͤnſtlicher und was das Wichtigſte iſt, zur Stüge der benachbarten Zähne, ohne welche Stütze der processus alveolaris, da wo er dem ausgezogenen Zahne entſpricht, zum Theil abſorbirt wird und die benachbarten Zahne locker werden, und zuletzt vor der Zeit ausfallen. f * a 8 (Morning Herald.) Von perknöcheter pia mater hat Hr. Lenoir der anatomiſchen Societaͤt zu Paris eine Portion vorgelegt; ſie war von einem 49jaͤhrigen Mann, welcher an Exweichung des Hirns geſtorben war. Der perknoͤcherte Theil beſteht aus zwei flachen einen Zoll langen Stuͤcken, welche mit ihrer einen Seite an dem Hirn, mit der andern an der Arachnoidea anhingen. (Nouv. Bibl. med. Juillet. 1826.) 1 3 Nekrolog. Der als Menſch achtungs⸗ und liebenswürdige und als helldenkender umſichtiger Arzt und Schriftſteller verdiente und berühmte Pinel iſt, 82 Jahr alt, zu Paris geſtorben. Bibliographiſche Neuigkeiten. 6weet's Hortus Britannicus; or a Catalogue of all Plants Known and cultivated in Great Britain, both Exotic and Indigenous, arranged Part. I. London 1826. 8. The Principles of Surgery!as the y relate to Weunds, Ul- cers, Fistulae, Aneurisms, wounded Arteries, Frac- zures of the limbs, Tumours, the operations of Tre- in natural order etw pan and Lithotomy. Also of the Duties of the Mili- tary and Hospital Surgeon. By John Bell, A new Edi- tion with Commentaries and a critical Inquiry into, the practice of Surgery. By Charles Bell. London 1826. 3 Vols. in Svo mit 8 Kupfertafeln und 60 Holz⸗ ſchnitten. (Die vorige von John Bell ſelbſt in Edinburgh beſorgte Ausgabe erſchien 1818 und beſteht aus 8 Quart⸗ banden oder 12 Heften.) r — (——ß—— .. — ——— rn, rr aus Rro 327. 11 * (Nr. 19. des XV. Bandes.) dem Gebiete der Natur⸗ und Heilkunde. November 1820. Gevruckt bei Loſſius in Erfurt. In Commiſſion bei dem Königl. Preuß. Gränz⸗Poſtamte zu Erfurt, der Kon. Sädf. Zeitungs⸗Expeditiou 1 45 1 N * W r u 42 Von dem Abfallen des Laubes. ) Vom Profeſſor Vaucher zu Genn. unter die allgemein augenfälligen und in vieler Hin; ſicht intereffanten Erſcheinungen der Natur gehöre auch das Abfallen des Laubes oder der Blätter in derjenigen Jahr reszeit, wo daſſelbe, nachdem es feine Dienſte ge; than hat, verdorrt und abfaͤllt, um den Knospen und Blaͤttern des kuͤnftigen Sommers Platz zu machen. Von dieſer Erſcheinung haben die geiſtlichen Redner und die Dichter manche ihrer ſchoͤnſten Anſpielungen entnommen, auch hat ſie dazu gedient, den Wechſel des Abſterbens und der Wiedererneuerung zu erläutern,‘ welcher in als len Klaſſen organiſirter Geſchoͤpfe ſtatt zu finden pflegt. Fuͤr den beobachtenden Arzt iſt das Abfallen des Lau— bes nicht weniger intereſſant, weil es mit gewiſſen Ge— ſundheits- und Krankheitszuſtaͤnden in dieſer oder jener Verbindung ſteht; auch zeichnet ſich, der allgemeinen Erfahrung zufolge, dieſe Jahreszeit in unſerm verän⸗ derlichen Clima durch mehr als gewöhnliche Sterblich— keit aus, fo daß die ſchoͤnſten Hoffnungen vieler Fami; lien, gleich den Blaͤttern des Herbſtes, abfallen. Die Struktur und die Functionen der Blaͤtter; ihre Bedeu⸗ tung an den Pflanzen, von welchen ſie einen Theil ausmachen; und ihr Zweck in der allgemeinen Oekono— mie der Natur haben lange Zeit die Aufmerkſamkeit der Phyſtologen beſchaͤftigt, jedoch iſt man nicht beſon⸗ ders gluͤcklich geweſen, die Urſache der Entlaubung und die Mittel, durch welche letztere bewerkſtelligt wird, zu erforſchen. In einem Aufſatz im Edinburgh Journ. of Science Nr. VII. (vergleiche Notizen Nr. 277 S. 193.) hat der gelehrte Naturforſcher, Dr. Flemming, einige ſehr ſcharfſinnige Bemerkungen über die Entlau⸗ bung der Baͤume und über die Claſſification der fuftes matiſchen Schriftſteller gemacht, welche dieſen Zweig der Naturgeſchichte bearbeitet haben. Aber bei weitem die beſte und wiſſenſchaftlichſte Erklaͤrung dieſer periodi— ſchen Entlaubung, welche uns bis jetzt zu Geſicht ges kommen tft, findet man in einer Abhandlung des Pros feſſor Vaucher zu Genf über dieſen Gegenſtand in *) Edinburgh Journal of Science Nr. X. Leipzi „ F. S. u. F. Thurn u. Tariſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes⸗Induſtrie⸗Comptoir. ee e e 8 e e Naturkunde Ba den Mem. de la Soc. de Physique et d’Hist. Nat. de Généve vol. I. pag. 120. Da die Abs handlung dieſes vortrefflichen Beobachters nicht allge⸗ mein bekannt zu ſeyn ſcheint, ſo erlauben wir uns, einen kurzen Auszug derſelben mitzutheilen. Wenige Ers ſcheinungen find. merkwuͤrdiger, als das Abfallen der Blaͤtter. Baͤume, welche den Sommer hindurch, trotz der atmoſphaͤriſchen Veränderungen und der Windſtuͤr⸗ me, ihr Laub behalten, verlieren daſſelbe mit dem Ein⸗ tritte des Herbſtes, ohne Ruͤckſicht auf die Temperatur dieſer Jahreszeit und auf die eintretenden Umſtaͤnde. Die einzigen Ausnahmen von dieſem Geſetze der Na; tur, ſagt Profeſſor Vaucher, bilden die ſogenannten immergruͤnenden Gewächfe, welche erſt nach Jahren entlaubt werden, ferner Baͤume, deren Blaͤtter zwar ihre Vitalität zu gleicher Zeit mit den andern verlieren, ſich aber nicht eher, als im Fruͤhlinge von den Zwei— gen abtrennen. Zur Erklärung des periodiſchen Abfal: lens der Blaͤtter ſind von geiſtreichen Maͤnnern manche Theorien aufgeſtellt worden. Einige ſind der Meinung geweſen, daß die Blaͤtter deswegen von den Baͤumen im Herbſte abfallen, weil die Knospe, deren Schutz fie find, an Groͤße zunehme und den Blattſtiel unmerk⸗ lich vom Zweige trenne. Andere haben geglaubt, daß dieſes Abfallen durch eine Krankheit im Blatte ſelbſt bewirkt werde, welche durch den Ueberfluß der im Herbſte erhaltenen Saͤfte und durch die Abnahme der unmerklichen Ausduͤnſtung entſtehe. Noch Andere ha; ben endlich dieſe Erſcheinung durch die Verſchiedenheit des Wachsthums im Umfange des Zweiges und des Blattſtiels zu erklaͤren geſucht, indem auf dieſe Weiſe die Faſern zerriſſen wuͤrden, welche den Blattſtiel an den Zweig befeſtigen. Keine dieſer Erklaͤrungen will indeſſen dem Profeſſor Vaucher als ausreichend er— ſcheinen. Was die erſte Erklaͤrung anlangt, ſo kann man ſich von ihrer Unzulänglichkeit ſchon durch den blo— ßen Augenſchein uͤberzeugen. Der Druck der Knospe, welcher, um den Blattſtiel vom Zweig abzutrennen, keilartig wirken muͤßte, wirkt faſt nie auf dieſe Weiſe, und wenn dies wirklich der Fall waͤre, ſo muͤßte dieſe Wirkung eben ſo allgemein, als das Abfallen des Lau— 19 291 1 4 bes ſeyn; aber Blaͤtter, welche keine achſelſtaͤndigen oder nur ſehr kleine Knospen haben, fallen eben ſo ſchnell ab, als die andern; und bei zuſgmmengeſetzten Blaͤt⸗ tern we E keine Knospen ha⸗ PR Some Hamel abgetre ut, bevor ſich derſelbe von dem Zweig abgeloͤſ't hat; es giebt indeſſen einen Haupturſache, doch wenigſtens die ſekundaͤre des Abfal⸗ lens des Laubes iſt. Dieſer Fall tritt dann ein, wenn der Blattſtiel, ſtatt unter der Knospe, nach dem all⸗ gemeinen Geſetze, zu ſtehen, dieſelbe muͤtzenartig ein⸗ huͤllt; aber dieſe Anordnung iſt nicht allgemein und die einzigen Baͤume, bei welchen ſie vorkommt, ſind der Platanns, der baumartige Sumach, die Ailantha glandulosa und die Akazie. 5 Krankheit oder Plethora der Blatter kann nicht die Zerreißung des Blattſtieles bewirken, denn es er— eignet dich zuweilen, daß ſie, und beſonders nach einem Reif ganz und grun abfallen. Uebrigens fallen auch die Blätter in trockenen Herbſten, wo die Saͤfte weni⸗ ger reichlich ſind, ſchneller und ſelbſt früher ab, als in naſſen. b «N \ f i ‚7 rn Kurz dieſe Hypotheſe erklärt uns nicht, warum ſich das Blatt im Fall der Krankheit eher an der Bas ſis des Blattſtieles, als am Blatt ſelbſt abloͤſ't; wars um es ſich immer auf dieſelbe Weiſe und auf demſel⸗ ben Punkt abloͤſ't; und warum vor allem der Bruch glatt und eben iſt, ſtatt eine unregelmaͤßige und zerriß⸗ ſene Oberfläche darzubieten. f ö Die dritte Annahme, welche das Abfallen des Lau— bes der Vermehrung des Durchmeſſers des Zweiges zu⸗ ſchreibt, verträgt ſich zwar mit dem Gange der Natur beſſer, als die vorhergehende, erklaͤrt aber nicht alle mit der Zerreißung vergefellſchaftete Wahrnehmungen. Es iſt z. B. begreiflich, daß die zunehmende Dicke des Zweiges die Abtrennung des Blattſtieles befördern muͤſſe, aber man ſieht nicht ein, warum dieſe Abtren⸗ nung, ſtätt alle Unregelmaͤßigkeiten eines gewöhnlichen Bruches darzubieten, ſo deutlich gezeichnet und bei als len Pflanzen ſich ſelbſt fo ähnlich iſt. Ferner, wenn auch dieſe Erklärung für einfache Blätter, d. h. für ſolche, die keinen getheilten Blattſtiel haben, ausrei— chend iſt, ſo leidet ſie doch keine Anwendung auf zu⸗ ſammeungeſetzte Blätter, denn die Blaͤttchen derſelben trennen ſich vom gemeinſchaftlichen Blattſtiel ab, ohne daß derſelbe ein ſtaͤrkeres Wachsthum als die kleinern Blattſtiele bekundet, welche er trägt. N Wenn man, ſagt Profeffor Vaucher, den Am heftungspunkt eines Blattftieles im Augenblicke der Abs trennung unterſucht, fo wird man bemerken, daß er einen reinen And völlig glatten Durchſchnitt darbietet. Dieſe Ars von Narbe, welche man auch am Zweig ers blickt, iſt, je nach der Geſtaltung der Blaͤtter, eben— falls von verſchiedener Form. In manchen Fällen hat fie die Geſtalt eines Pferdehufes, in andern die eines Herzens, eines Kreisabſchnittes u. ſ. w. Verſucht man indeſſen den Blattſtlel anderswo, als an feinem ger e Fall, wo der Druck der Knospe, wenn auch nicht die 5 1 . — Ar 4 # * h 292 wohnlichen Abtrennungspunkte zu zerbrechen, fo werden die Faſern deſſelben zerriſſen und zerſtuͤckelt. Daraus ergiebt ſich aber, daß die Abt at eig ee ausſchließlichen P N Die Faſern eines Blattſtieles find deshalb n etwa eine bloße Verlaͤngerung der Faſern des Zwei ſondern fie find, nach Va uch er's Anſicht / an dem Pu wo man dieſe Narbe bemerkt, von denen des Zweiges abgeſondert, und man bemerkt in der That keine wirk⸗ liche Continuitaͤt zwiſchen beiden. Die temporäre Vers einigung, welche den Blattſtiel mit dem Zweige ver⸗ bindet, wird blos durch eine Art von Klebeſtoff bewirkt, ſcher, nachdem das Blatt der Pflanze feine Dienfte leiſtet hat, zu vertrockenen oder ſich aufzuloͤſen pflegt. Dieſer Klebeſtoff entſteht wahrſcheinlich durch eine Schicht des Parenchyma zwiſchen den beiderlei Faſern. So lange dieſes Parenchyma unter dem Einfluß der vege⸗ 7 Thaͤtigkeit ſteht, dauert die Adhaͤſion fort; wenn dieſe Thaͤtigkeit aufhört, loͤſ't ſich die Verbindung auf und das Blatt faͤllt abb. Der Trennungspunkt iſt auch dußerlih an der Stelle, wo ſich der Blattſtiel am Zweig abſondert, in Geſtalt eines Ringes zu erkennen. Dieſen Ring bes merkt man leicht an den meiſten Baͤumen, beſonders deutlich aber an den Stielen der zuſammengeſetzten Blaͤtter, deren Abfallen in ihrem Aeußern mehr Varie⸗ taten darbietet, als dasjenige der einfachen Blaͤtter. Bei der Aralia spinosa z. B. theilen ſich der Haupt blattſtiel und ſeine anhaͤngenden Blaͤttchenſtiele in viele Theile. Bei der großen Kaſtauie bemerkt man den Ring an der Baſis der Blätter, Bei der Wallnuß ers klaͤrt dieſe Erſcheinung, warum das unpaarige Blaͤtt⸗ chen haͤngen bleibt, waͤhrend die andern abfallen; und bei den gruͤnen Blaͤttern der Clematis kann man alle Erſcheinungen bemerken, welche ihrem Abfallen voraus- gehen. Zu gleicher Zeit wollen wir bemerken, daß die Trennung der Continuitaͤt, welche bei zuſammengeſetz⸗ ten Blättern ſtattfindet, mit derjenigen bei den ein fachen Blaͤttern nicht von gleicher Beſchaffenheit iſt. Dieſe natürliche Abtrennung iſt indeſſen keine, den Blättern der baumartigen Gewaͤchſe eigenthuͤmliche Ers ſcheinung, ſondern man bemerkt ſie auch bei den Blu⸗ menſtielen der maͤnnlichen Bluͤthen vieler Pflanzen, z. B. bei der Wallnuß, bei der Weide ꝛc., noch deut⸗ licher aber an den Fruchthuͤllen. Die verſchiedene Art, auf welche ſich dieſe Fruchthuͤllen im Augenblick der Reife oͤffnen, und die beſtimmte Oeffnungs Art bei ders ſelben Species laͤßt ſich nicht erklaͤren, wenn man nicht zu einer eigenthuͤmlichen Organiſation, — zu einem primitiven Kitt, ſeine Zuflucht nimmt, der demjenigen aͤhnlich iſt, welcher die Blattſtiele auf ihren Stand⸗ punkten feſthaͤlt. Man bemerkt mit einem Worte, ſagt Profeſſor Vaucher, dieſelben Spuren der Befeſtigung oder Verklebung an der äußern Decke vieler Saamen⸗ huͤllen, und ſelbſt die Saamenkoͤrner trennen ſich nur auf aͤhnliche Weiſe von den kleinen Stielchen, an wel⸗ chen fie ſeſtſit zen 1% ih u, e 1 ee fort, die Frage, wodurch das en der * anlaßt werde? Warum, wenn eine urſpruͤngliche Ab⸗ trennung des Blattſtieles vom Zweige ſtattfindet, fals len nicht die Blaͤtter ab, ſobald ſie erſchienen ſind? Und warum fallen dieſe Blätter, welche fo innig mit dem Zweige verbunden ſind, vielmehr beim Eintritte des Winters ab? Der Grund davon iſ t: 1) Weil zwiſchen dem Blattſtiel und dem Zweig eine vorhanden iſt, welche beide mit einans der verbindet und welche die Botaniker Parenchy⸗ ma nennen. Während dieſe Subſtanz von den Pflan⸗ zenſaͤften durchdrungen wird, erfüllt ſie ihre Lebens⸗ functionen, und die Adhaͤſion beſteht fort, fo daß jeder Verſuch, das Blatt vom Zweig abzunehmen, eine Zer— reißung zur Folge hat; aber im Herbſte, nachdem die Zwiſchenſchicht des Parenchyma vertrocknet iſt, dauert auch die ‚Kontinuität des Blattſtieles mit dem Stengel nicht 5 fort, und die Blätter muͤſſen abfallen. 2) Weil die Faſern, welche die Gefaͤße im Zweig oder Aſt einhuͤllen, mit denjenigen nicht von gleicher Beſchaſſenheit ſind, welche den Blattſtiel durchdringen. Bei ihrer erſten Entwickelung iſt die Verſchiedenheit nicht augenfaͤllig, aber im Herbſte verhaͤrten ſich erſte⸗ we, waͤhrend die letztern Erautartig bleiben; erſtere le ben fort, waͤhrend letztere ſterben, und folglich eine 1 Abtrennung ſtattfindet. Außerdem nehmen die Zweige und die Aeſte im Durchmeſſer zu, während der Blattſtiel fo lange eintrocknet, bis die Abtrennung vollſtaͤndig wird. Man muß indeſſen bedenken, daß dieſe Verſchiedenheit im Durchmeſſer des Zweiges und des Blattſtieles nicht die Haupturſache des Abfallens der ‚Blätter iſt; man hat fie vielmehr als einen der acceſſoriſchen Umſtaͤnde zu betrachten. Die wahre und einzige Urſache iſt die Trennung der Kontinuität, und dieſe haͤngt urſpruͤnglich von der Verſchiedenheit der Organiſation ab. Ohne dieſe Verſchiedenheit wuͤrden ſich die Blätter, von ihren Zweigen nie auf eine ſo all— gemeine und gleichfoͤrmige Weiſe trennen, ſondern viel⸗ mehr auf allen Seiten unregelmaͤßig zerbrochen werden, wie die Stiele ſehr vieler Fruchtarten; und ein ſeiner Blaͤtter beraubter Baum wuͤrde an den Aeſten eine Menge nutzloſer Spuren voriger Blattſtiele darbieten, d. h. eine Art Unordnung, welche man nie in der Na— tur antrifft. a 51 6 f Wenn man die Erſcheinungen des Abfallens des Laubes genauer unterſucht, ſo wird man finden, daß die Abtrennung durch die Drehung des Stieles beguͤn— ſtigt wird. Dieſe Drehung bemerkt man ſowohl an Blättern, welche eben abfallen wollen, als auch an ſolchen, welche bereits abgefallen ſind. Profeſſor Bau: cher bemerkte es am Apfel-, am Pfirſchen-, am Kirſch-, am Weidenbaume und noch an vielen andern Baͤumen, hat aber nicht darauf geachtet, ob die Dres hung bei allen dieſelbe Richtung hatte. Der Ring, — 294 welcher das baldige Abfallen des Laubes anzeigt, iſt mit dem Eintritte des Herbſtes leicht zu erkennen. Am, Orangenbaum iſt er doppelt, und deſſen ‚Blätter loͤſen ſich zuweilen im erſten Ring und manchmal im zweiten, ab. Bei der Berberitze ſitzt er über dem Verbindungs⸗ punkte des Blattes mit dem Stiele, damit, nachdem das Blatt abgefallen iſt, die Grundanfaͤnge des. Dlatt; ſtieles die junge Knospe beſchützen koͤnnen. Bei den zuſammengeſetzten Blattern dauert die Adhaͤſion der beiderlei Faſern oder ‚Gefäße. fo lange fort, als das Parenchyma in Thaͤtigkejt bleibt; fr aber das Blatt fein Wachsthum vollendet, ſo dreht es ſich und vertrocknet nach und nach; die Faſern und die Gefäße verlieren ihre Verbindung, und die geringfte äußere Bewegung hebt die Adhaͤſion gänzlich auf. - In dieſem Fall iſt indeſſen die Trennung nicht ſo beſtimmt, als bei einfachen Blaͤttern. Manchmal trennt ſich das ganze Blatt vom Zweig, und die Blattchen bleiben haͤngen; manchmal brechen Theile des gemeinfchaftlis chen Blattſtiels ab, und oft nur die Blättchen; und nie, wie ſich leicht begreifen laßt, erſcheint dieſe Ab— trennung (die allein von der Vertrocknung des Paren— chyma herruͤhrte) fo rein und deutlich, als bei einfas chen Blattern. Mehr oder weniger deutliche Spuren des desorganiſirten Parenchyma findet man oft noch an dem Trennungspunkte anklebend. Es iſt nicht ſchwierig, das hier Geſagte mit den Erſcheinungen zu vereinigen, welche das Abfallen des Laubes darbietet. Da die Abtrennung des Blattftieles W de primitiven Organiſation ſeinen Grund hat, die Zeit ſeines Abfallens durch das Wachsthum des Zweiges beſtimmt wird, auch die jaͤhrigen Aeſte an ihrer Baſis hart zu werden anfangen, ſo ſieht man leicht ein, warum die unterm. Blätter fruͤher, als die obern abfallen, was wirklich bei den meiſten Baͤumen der Fall iſt. Man begreift auch eben ſo leicht, warum die Blaͤtter ſowohl in warmen als kalten Landern, fs wohl in Treibhaͤuſern als an der freien Luft abfallen: die Waͤrme, welche das Wachsthum des Zweiges ber guͤnſtigt, beſchleunigt den Augenblick der Abtrennung, und je weiter wir nach Süden vorſchreiten, deſto fruͤh— zeitiger werden wir das Laub abfallen ſehen. Die Kälte und der Schnee, welche die Organiſation eines Blattſtieles verändern und feine, Adhaͤſion zerſtoͤren, be⸗ ſchleunigen auch das Abfallen der Blaͤtter, ſo daß man dieſelben manchmal noch ganz gruͤn abfallen ſieht. Baͤume, deren Schoͤßlinge entweder langſamer oder raſcher wachſen, muͤſſen dagegen ihre Blaͤtter behalten, bis die Zweige eine holzige Conſiſtenz erlangen; und dies iſt, wie die Erfahrung lehrt, bei den gekoͤpften Ei— chen und Ulmen der Fall. Auch Aeſte, welche man vor Eintritt des Herbſtes abgeſchnitten hat, verlieren, nachdem ſie trocken geworden ſind, ihre Blaͤtter nicht, weil letztere vor der natuͤrlichen Zeit des Abfallens, und alſo zu fruͤhzeitig, in ihrer Vegetation gehemmt worden ſind. Der Haupteinwurf gegen dieſe Theorie beruht dar: 19 * 295 in, daß es Bäume giebt, welche ihr Laub im Herbſt und ſelbſt im Winter behalten. Dieſer Umſtand iſt aber, wie Vaucher verſichert, weit davon entfernt, von dem allgemeinen Geſetz eine Ausnahme zu begruͤn— den, ſondern traͤgt vielmehr zur Beſtaͤtigung derſelben bei. Unterſucht man die Blaͤtter dieſer Baͤume, ſo wird man finden, daß ihre Struktur derjenigen der andern nicht aͤhnlich iſt. Sie ſind haͤrter, lederartiger oder Du und ihr Gewebe nähert fih mehr demjenigen es Zweiges, auf welchen ſie gewachſen ſind. Hat aber der Zweig ſeine gehoͤrige Groͤße erlangt, ſo wird ſein Zuſammenhang mit dem Blattſtiel aufgehoben und die Blaͤtter folgen dem gemeinen Geſetze. Die Zeit des Abfallens der Blaͤtter dieſer Art iſt, je nach der Bes ſchaffenheit des Baumes, verſchieden, und fällt entwe⸗ der in den Fruͤhling oder in den Sommer, oder er— folgt ſelbſt nach einigen Jahren. Aber ungeachtet dies ſer und anderer aͤhnlicher Umſtaͤnde haͤngt doch immer, wie Profeſſor Vaucher bemerkt, die Entlaubung der Baͤume endlich von der Urſache ab, welche er angege— ben hat, naͤmlich von einer Trennung der organiſchen Continuitaͤt zwiſchen den Gefäßen und Faſern der Zwei— ge und den Gefaͤßen und Faſern des Blattſtieles. Profeſſor Vaucher ſchließt ſeine Abhandlung mit einigen Reflexionen und mit der Bemerkung, daß man den Ring oder die Striktur, welche an der Baſis des Blattſtieles erblickt wird, und die allen Baͤumen ge— mein iſt, an den Sommergewaͤchſen und auch an fol chen perennirenden Pflanzen, welche bis auf die Wurs zel abſterben, nicht findet. Reißt man von ſolch Gewaͤchſen die Blätter ab, fo iſt die Pflanze verwun⸗ det, die Faſern ſind zerriſſen, und der Verbindungs⸗ punkt bietet nicht die reine deutliche Narbe dar, wie man ſie an den Verbindungspunkte ſolcher Blaͤtter wahrnimmt, die zur gehoͤrigen Zeit abfallen. Seine Reflexionen ſind folgende: i f 1) Daß die Blätter in unſerm Klima faſt alle ges ſtielt, nie ſitzend, herablaufend oder umfaſſend find, und daß ihm nur ein Fall bekannt iſt, in welchem der Ring oder die Striktur in der Subſtanz des Blattes und nicht an der Baſis des Blattſtieles ſitzt; dies iſt naͤmlich die Orange. f f 2) Daß die Blaͤtter immer an neuen Zweigen und nie an Trieben des vorigen Jahres haͤngen; und daß die nöthige Vereinigung zwiſchen dem holzigen Zweig und dem neuen Blatte nicht beſtehen kann. 3) Daß die Narbe, welche nach dem Abfallen des Blattes zuruͤckbleibt, und an manchen Baͤumen ſehr deutlich iſt, allmaͤhlich verſchwindet, die Epidermis der Narbe ſich abloͤſ't und ſomit die letzte Spur der Ab— trennung verſchwindet. 4) Daß es intereſſant ſey, zu erfahren, ob die Stiele, welche die Frucht und diejenigen, welche Bluͤ— then und Staubgefaͤße tragen, z. B. an den Kaͤtzchen tragenden Baͤumen, durch dieſelbe Anheftungsart auf ihren Standpunkten befeſtigt ſind. Letztere Art von Stielen fallen nach der Befruchtung ab, waͤhrend die 296 andern ſo lange haͤngen bleiben, bis die Frucht reif iſt. Ihr Stiel erlangt eine holzige Conſiſtenz und ſtirbt lange Zeit vor dem Abfallen ab.) Zur Zeit des Ab⸗ fallens, welches durch den Wind bewerkſtelligt wird, bricht er unregelmaͤßig an verſchiedenen Theilen ſeiner Laͤnge ab, und laͤßt im Allgemeinen keine Spur eines Ringes oder einer Striktur wahrnehmen. Dieſe Anos malie liefert wieder einen Beleg von der Weisheit, mit welcher alle Proceſſe der Natur regiert werden. Die maͤnnlichen Kaͤtzchen ſind unnuͤtz, ſobald ſie ihre Beſtimmung erfuͤllt haben, und fallen folglich ab, aber der Fruchtſtiel bleibt, bis die Frucht reif geworden iſt. 6) Daß es manche Pflanzengattungen giebt, von denen einige Arten holztge Stengel haben und im Wins ter ausdauern, waͤhrend andere Arten derſelben, welche zu den Sommergewaͤchſen gehoͤren, wenigſtens bis auf die Wurzeln abſterben. Nicht die geringſte Unterbrechung der Continuitaͤt bemerkt man am Blattſtiele der leßtges nannten, waͤhrend bei den erſtern der Ring, welcher den Trennungspunkt bezeichnet, in der Regel aͤußerſt deut lich vorliegt. 8 re ee e 6) Die Einfachheit der bezeichneten Urſache iſt ein Beweis ihrer Realitaͤt. a Mr 2 7) . Die temporäre Adhäfion oder den Kitt wird man in allen Forſtbaͤumen der kalten und gemaͤßigten Hi mmelsſtriche finden, deren Blätter fleiſchig und von lockerem Gewebe find und die zur Claſſe der Dicotyledos nen gehoͤren. Profeſſor Vaucher kann nicht ſagen, wie es ſich in dieſer Hinſicht mit den Baͤumen der heis ßen Zone verhaͤlt, und iſt geneigt anzunehmen, daß die Monocotyledonen und die baumartigen Vegetabilien dieſe Eigenſchaft nicht beſitzen, oder wepigſtens kann fie bei ihnen modifieirt ſeyn. rer Be e Dies iſt Profeſſor Vaucher's Theorie Über das Abfallen der Blaͤtter. Ob er Recht habe, wenn er die Trennung der Continuitaͤt zwiſchen dem Blattſtiele und dem Zweige als einzige Urſache des Abfallens der Dläts ter annimmt, wollen wir nicht unterſuchen. Uns ſcheint dieſer Umſtand in einer Reihenfolge anderer, welche gemeinſchaftlich geeignet find, dieſe Wirkung her⸗ vorzubringen, der letzte zu ſeyn. Der Druck der Knospe, die Vergroͤßerung des Zweiges ſeinem Durchmeſſer nach und die Abnahme der Ausduͤnſtung und Einſaugung in Fol ge der Temperaturveraͤnderung, moͤgen allerdings alle zum Abfallen der Blätter beitragen. Aber Profeſſor Va uche r hat das Verdienſt, zuerſt die Aufmerkſamkeit der Pflan⸗ zen- Phyſiologen auf eine organiſche Struktur an der Baſis des Blattſtieles zu richten, die nicht nur der Des obachtung eines Malpighi und Grew, ſondern auch der neuerer Schriftſteller entgangen iſt. Er hat gezeigt, daß die Verbindung der Gefäße des Zweiges und des Dlats tes zwar nothwendig ſehr innig, jedoch blos temporaͤr ſey. Eine aͤhnliche Anordnung beſteht ohne Zweifel in den andern Pflanzentheilen, die nach und nach abfallen, naͤmlich in der Blumenkrone und in den Staubgefaͤßen; ſie findet auch ſtatt in den Mitteln, durch welche die Kapſeln oder Saamenhuͤllen mancher Pflanzen ſich oͤffnen, um den Saamen auszuſchuͤtten. Obgleich dieſer letzte Umſtand von Botanikern als ein ſpeciſiſcher Unterſchied bezeichnet worden iſt, ſo hat er doch bis jetzt nicht zur Unterſuchung der Mittel geleitet, durch welche dieſe Zers berſtung bewerkſtelligt wird. Dieſe Unterſuchung ges währt ein neues Feld für botaniſche Forſchung, und wird ohne Zweifel fuͤr kuͤnftige und intereſſante Forſchun⸗ gen Stoff liefern. K (Zr u Miscellen. N ueber die Eier der Boa Constrictor und eine daraus in Aſſam erhaltene junge Brut hat Prof. Brewster von einem Correſpondenten in Indien folgende Nachrichten erhalten. Ich war ſo gluͤck⸗ iich, zu Biſhnath geſtern (13. Juni 1825) eine 16 Fuß lange jedoch etwas beſchaͤdigte Boa Constrictor zu ers halten. Zugleich brachte man mir 80 — 90 Eier (ſo groß wie Gänfeeier) und ich hoffe fie ausbrüten und Ihnen eine Parthie ſenden zu können. Eins der Jun⸗ gen, aus dem zerbrochenen Eie genommen, zeigte Les ben; es iſt 18 Zoll lang. — (Am 6. Juli 1825). Der ausgebrüteten jungen Boas find jetzt 28 hier zu Gowahutty, und andere 20 find bei dem Schlangenfaͤn⸗ 298 ger im Hauſe. Sie ſind etwa 18 Zoll lang und ſehr munter; aber ich fuͤrchte es wird ſehr ſchwierig ſeyn, ſie aufzuzlehen, da fie mit Fiſch- oder anderm Futter ganz gefreckt werden muͤſſen, was nur die Schlangenfaͤnger thun. — Am 18. befanden ſich die jungen Schlangen wohl und munter. Am 14. Tage nach dem Austrigchen haͤuteten fie ſich zum erſtenmale. ' Ein ſonderbares Phaͤnomen hat am 17. September auf dem Gute Langenſoͤ auf Fuͤhnen ſtatt 98 habt. Man hörte naͤmlich aus dem dortigen See zuerſt ein auffallendes Geraͤuſch und erblickte gleich darauf eine ungeheure Menge Fiſche, welche alle ihre Koͤpfe weit aus dem Waſſer hervorſtreckten und gleich darauf in ger ſchloſſener Maſſe ſich auf dieſe Art in groͤßtmoͤglicher Schnelle an das andere Ende des Sees begaben, wo ſie mit einer ſolchen Gewalt anlangten, daß fie bei vielen Hunderten auf dem Trocknen zu liegen kamen und mit den Haͤnden geſammelt wurden, ſo wie man mit Netzen vom Lande aus noch zwoͤlf bis ſechszehn Fuder Fiſche aufzog. Merkwürdig war es wie nicht bloß Karpfen, Brachſen, Hechte und Barſche, ſondern ſogar Aale und Krebſe in groͤßter Eintracht dieſe ſchnelle Wanderung unternahmen. 9 — e n. A h Ihre Furcht war durch die Erfahrung nur zu fehr Rachſorſchungen, Au ie Charactere und die Rn Von 40 Zoͤglingen, welche in das Amphi: Wirkungen der Variolide feſtzuſtellen, und um den Urſprung dieſer Krankheit zu ent⸗ decken er von Moreau de Jonnés der Academie zu Pas vorgelegt. Zuerſt berichtet derſelbe eine Thatſat mitgetheilt worden iſt. Als vor einigen Monaten von Neuem eine Blatternepidemie in New Nork ausbrach, wurde ein Neger, welcher nicht geimpft worden war, von der Krankheit ergriffen und ſtarb daran. Sein Leichnam wurde in das chirurgiſche Amphitheater ges bracht, und zeigte Spuren der varivla confluens. Obgleich alle Zoͤglinge geimpft waren, fo wagte doch feis ner ihn zu beruͤhren. „Dieſes Benehmen, ſagt Mo— reau de Jonnés, zeigt, daß die Erfahrung der fünf vorhergehenden Epidemien ſie gelehrt hatte, daß ſie nicht ſicher ſey, wenn die Krankheit, ſtatt eine ein— fache variola confluens zu feyn, die Variolide “) iſt.“ ) Es iſt nicht zu uͤberſehen, daß das Wort Variolide in den vereinigten Staaten, in England und in meh⸗ rern Laͤndern eine beſondere Art von variola bezeichnet, welche viel ſchlimmer iſt, als die ſtärkſte variola con- fluens. Die franzoͤſiſchen Aerzte find bei dem Gebrauch des Wortes Variolide ſo von ſeiner urſpruͤnglichen Bedeu⸗ tung abgewichen, daß fie ſich deſſelben als eines Wortes bes dienen, welches mit affectio varioliformis ſpnonym iſt, wodurch ſie eine Art von varicella bezeichnen, welche ein M a0 von einfacher varicella und von variola ben- igna 2 u N 4 1 „ welche ihm von dem amerikaniſchen Doctor His. theater gekommen waren, und von welchen keiner das Cadaver beruͤhrt hatte, entgingen nur drei der Variolide. Bei allen Andern war die durch die Schutzpocken gluͤck— lich modificirte Krankheit ziemlich leicht und keiner ſtarb daran, waͤhrend von denjenigen Perſonen, welche aus einer ungluͤcklichen Fahrlaͤſſigkeit ſich nicht hatten impfen laſſen, ſehr Viele von der Epidemie hinweggerafft wurden. Die Obrigkeiten und das collegium medicum in New: York haben bei dieſen ungluͤcklichen Umſtaͤnden ihre Bemuͤhungen verdoppelt, um die Schutzpockenimpfungen zu vervielfachen. Die Aerzte haben, in der Ueberzeugung, daß ſie hierdurch die Epidemie, wenn nicht aufhalten, doch weniger toͤdtlich und frei von jeder uͤbeln Folge machen wuͤrden, aber daß es nicht hinreichend ſey, wenn ſie diejenigen, welche ſich zeigen, einen nach dem andern impfen wuͤrden, ſich in die verſchiedenen Viertel der Stadt vertheilt, und ſind von Haus zu Haus gegangen, um ihre theuere Pflicht mit einem unermuͤdbaren Eifer zu erfuͤllen. Ein Umſtand, welcher ohne Zweifel noch mehr Verwunderung erregen wird, als dieſe Aufopfes rung, iſt, daß von der ganzen Bevoͤlkerung News Yorke, der groͤßten Stadt der vereinigten Staaten, nur drei oder vier Familien verweigerten ſich impfen zu laſſen, aber auch dieſe gaben den Vorſtellungen der Obrigkeiten ziemlich bald nach. Moreau de Jonnéèés wuͤnſcht, daß die hinſicht⸗ lich der Variolide in den vereinigten Staaten, in Eng: land und in Holland erworbenen Kenntniſſe ſich bald 299 unter uns verbreiten, und Irrthuͤmer beſeitigen möchten, . deren Gefahr jeder Tag zeigt. „Viele Aerzte, ſagt er, haben die Abſicht gehabt zu zeigen, daß es eine Varioli— de giebt, und daß die Schutzpockeneinimpfung gegen ihre Fortflpanzung unwirkſam iſt; aber die gegruͤn⸗ dete Furcht vor Streitigkeiten und deren Folgen hat ſie von dieſem nuͤtzlichen Plane abgebracht. Es giebt jedoch Aerzte, welche, wie z. B. der Doctor Defer— mon Materialien beſitzen, deren Bekanntmachung dem Publikum ſehr nuͤtzlich und um fo nothwendi— ger ſeyn wuͤrde, da die Variolide, welche, als ich im Jahr 1824 die Academie zum erſtenmale davon unter⸗ hielt, in Frankreich noch nicht bekannt worden war, ſich jetzt faſt der ganzen Meereskuͤſte bemaͤchtigt hat und in die innern Departements eingedrungen iſt.“ t Indem hierauf der Verfaſſer auf die Charactere der Variolide und auf die Verſchiedenheiten übergeht, welche fie von der gewöhnlichen variola unterſcheiden laſſen koͤnnen, ſtellt er feſt, daß ſie ſich von ihr unterſcheide: 1) durch ihre Wirkungen; 2) durch ihre Symptome. Durch ihre Wirkungen: 1) Sie ergreift fos wohl die vaceinirten und inoculirten Individuen, als. auch diejenigen, welche bereits die wahren Blattern ges. habt haben; 2) fie hat beſtaͤndig einen bösartigen Charae⸗ ter, und wird oft toͤdtlich, wenn ſie ungeimpfte Indivi⸗ duen ergreift, ſelbſt in dem Fall, wo ſie die wahren Blattern gehabt haben. 0 N * e Was die Symptome anlangt, ſo unterſcheidet ſich die Variolide von der variola: 1) Durch die tuberkel⸗ artige Form der Puſteln, welche groͤßer ſind und eine größere Anzahl von papulae in ſich begreifen; 2) durch Uebelkeiten und Erbrechen, welche den Anfang der Krank⸗ heit conſtanter begleiten, als bei der gewöhnlichen va- riola; 3) durch eine groͤßere Neigung die Lungen zu affieiren, Huſten und eine Empfindung von Vollhett und Beklemmung hervorzubringen; 4) durch weniger dunkele Puſteln, welche eine Fluͤſſigkeit enthalten, die oft hell bleibt ſtatt in den Zuſtand von Eiter uͤberzuge; hen; 5) durch Cruſten, welche ſich zwiſchen den Fingern nicht zu Staub zerreiben laſſen, wie die der gemöhnlis chen variola; 6) durch das Nichtvorhandenſeyn des Eis terungsſiebers; 7) durch Narben, welche zwar unauss loͤſchbar, aber kleiner und weniger tief find, als bei der gewoͤhnlichen variola, und welche ſozuſagen auf die Oberflache der Haut beſchraͤnkt find; 8) endlich durch eis nen Geruch, welcher weniger characteriſirt iſt als bei der gewohnlichen variola, ’ . Die Variolide herrſcht gleichzeitig mit der variola und der varicella, und kann ohne Unterſchied dem Aus⸗ bruch derſelben folgen, ihm vorhergehen oder ihn bes leiten. N Indem hierauf der Verf. unterſucht, ob man die Variolide zu einer beſondern Species oder blos zu einer Varietät der zum hoͤchſten Grade geſteigerten variola machen muͤſſe, neigt er ſich zu der erſtern Meinung, und zwar trotz den Erfahrungen der Aerzte, welche zu ſehen geglaubt haben, daß die Einimpfung des Giftes — 7 4 300 der Variolide die gewohnliche variola hervorbringe, und vice versa. Er bekaͤmpft vorzüglich die Meinung Dert jenigen, welche die größere Heftigkeit der VBlatternevide mien einer vermeinten Entartung des Dr zuſchreiben. Schon der Umſtand, daß dieſes Gift glück liche Wirkungen hervorbringt, iſt hinreichend, um ſich bei einer ſolchen Meinung nicht aufhalten zu muͤſſen. Nach ihm muß die Urſache der Boͤsartigkeit der letzteren Epidemien in der Fortpflanzung einer a Art von variola geſucht werden, welche furchtbarer als die vorhergehenden iſt, und ſich bis jetzt erſt in den weſtlichſten Gegenden Europa's und vorzüglich laͤngs den Meeresküſten gezeigt hat. Dieſe furchtbare Species iſt aus den Gegenden Hindoſtans und Chinas nach Amer rika und auf unſere Küften gebracht worden. Moreau de Jonnés geht in merkwuͤrdige Der tails uͤber den Zuſtand der Kenntniſſe ein, welche die Indianer und die Chineſen von den Schutzpocken haben. Er zeigt, daß in den aͤlteſten Zeiten das erſte dieſer Voͤlker die wohlthaͤtige Wirkung der Schutzpocken kannte, Dies geht auf die deutlichſte Weiſe aus der Stelle ei nes der Vedas, des Sacteya Grantham hervor, welche dem Dhanwantari, dem Aeſculap der Hindus zuge ſchrieben wird. Man findet hier neun verſchiedene Art ten von variola beſchrieben, von welchen drei für uns heilbar ausgegeben werden. Die Inoculation und die Vaccination, welche für uns neue Erfindungen find, werden in dieſem Buche, welches man als eine d N teſten Schriften in Hindoſtan betrachtet, gelehrt. „Nimm, wird darin ausdruͤcklich geſagt, Fluͤſſigkett aus den Puſteln des Eiters einer Kuh oder auch des Arms zwiſchen der Schulter und dem Elbogen eines menſchlichen Weſens, ſammele ſie auf der Spitze einer Lancette, und fuͤhre ſie an derſelben Stelle in den Arm ein, ſo daß die Fluͤſſigkeit mit dem Blute vermi wird. Das Blatterfieber (bhadvi-bae) wird dadu hervorgebracht werden. , 1 Dieſe Krankheit wird dann ſehr gutartig ſeyn, eben ſo wie das Thier, von welchem ſie kommt; ſie darf keine Furcht einfloͤßen und erfordert keine Mittel. Man kann dem Patienten das Regimen verwilligen, welches er wuͤnſcht. 9 75476 Es iſt blos ein Stich noͤthig, doch kann man de zwei, drei, vier, fünf, ſechs Stiche machen. Die Pin ſtel iſt vollkommen, wenn ſie von einer guten mit einer hellen Fluͤſſigkeit angefüllt und von einem ro⸗ then Hof umgeben iſt. Es entſteht ein leichtes Fieber, welches einen, zwei oder drei Tage dauert; bisweilen zeigen ſich ein leichter Anfall von Froſt, eine Anſchwel⸗ lung unter der Achſelgrube und andere Symptome, aber alle ſind gutartig und ohne Gefahr.“ 8 1 Es ſcheint, daß das Kuhpockengift in den meiſten Gegenden Aſiens vorhanden iſt, und daß feine Kräfte daſelbſt ſeit langer Zeit bekannt ſind. William Bruce, engliſcher Reſident im Hafen von Bender: Abousfir am Eingange des perſiſchen Meerbuſens verſichert auf die beſtimmteſte Weiſe in einem Brieſe an W. Erskine zu 301 ombay, daß er überzeugt habe, daß unter den — riet kn oſtlchen Perſiens, wel che mit e Elicoten — *. erg ’ Was ocken und häufig. epflan vs ws rege. i Weiſe 1 Die Vi den trage — u nd fonderbar iſt es, daß die en die Schaafe. Die auf die Menſchen uͤber, Kuͤhe ſie weni übertr. Schaͤfer a dieſe Affektion beim Melken der Schaaſe zu. f 4. ei Kuhpockengift iſt auch in China vorhanden, und ſcheint zu der Anzahl der 40 Species von variola zu gehören, welche die Chineſen zählen und welche alle beſondere Namen haben. Die große Anzahl von Spes eies und die große Sterblichkeit, welche einige derſelben hervorbringen, machen den Herrn Moreau de Jon nes immer mehr geneigt zu glauben, daß ſich unter ihnen die Varlolide befinde, welche ſich ſeit einigen Jahren auf eine ſo furchtbare Weiſe in den vereinigten Staaten und in Europa ausgebreitet hat. Der Vf. be⸗ kraͤftigt dieſe Vermuthung dadurch, daß er die Sterblich⸗ keit, welche die gegenwärtigen. Epidemien hervorbringen, ſowohl mit denjenigen, welche vor Jenners Entdek— kung ſtattfanden, als auch mit denjenigen vergleicht, elche in Hindoſtan und in China herrſchen. Dieſe letz teren find fo furchtbar und floͤßen fo viel Schrecken ein, daß gewiſſe indiſche Staͤmme die davon ergriffenen In⸗ dividuen aus Furcht vor der Anſteckung verlaſſen und fie ohne Hilfe umkommen laſſen. Die variola, welche ſeit dem zehnten Jahrhundert bekannt iſt, und welche in den toͤdtlichſten Epidemien nur ein Sechſtel der Sins dividuen, welche fie ergriff, durch den Tod hinwegraffte, kann nicht wohl ein ſolches Schrecken hervorgebracht haben; daß aber die Variolide dieſes Schrecken hervors bringt, laßt ſich denken, da fie in den vereinigten Staa— ten die Haͤlfte der nicht vaceinirten Individuen, welche fie ergreiſt, durch den Tod hinwegrafft. a Aber follte es nicht moͤglich ſeyn ein Gift zu fins den, welches ganz vor dieſer furchtbaren Variolide ſchuͤz— zen koͤnne, weiche durch die Schutzpocken nur gelinder gemacht werden kann, ohne daß fie vor ihr ſchuͤtzen? Moreau de Jonnés glaubt, daß ein folhes Gift durch die Chineſen uns bekannt werden koͤnne. Denn Barrow ſagt uns, daß die Chineſen, ob fie gleich das Kuhpockengiſt beſitzen, und ob fie gleich die Wirkſamkeit deſſelben ſeit den älteften Zeiten kennen, ſich deſſelben nicht bedienen, und daß ſie lieber zu einem anderen Gift uflucht nehmen, deſſen Kraft ſie auf die Weiſe be— tzen, daß ſie entweder angeſteckte Kleidungsſtuͤcke tragen, oder dadurch, daß fie die Perſon, welche ſie ſchuͤtzen wollen, bei einer von der Variola benigna ergriffenen ſchlafen laſſen, oder endlich dadurch, daß ſie in Naſenloͤcher mit dem Gift dieſer Krankheit geſchwaͤn⸗ gerte wolle einbringen, welche fie als Praͤſervativ einer furchtbaren Species betrachten. Moteau de Jonnés glaubt, daß es fir Europa von der größten Wichtigkeit ſeyn würde, wenn man durch geſchickte Be sbachter die Vlatterkrankheiten der Chineſen kennen 502 lernte, von welchen vielleicht einige ein ſicheres Präfers vativ gegen die Variolide wuͤrden darbieten koͤnnen. Moreau de Jonnés macht folgende Schluͤſſe: 1) Daß die Variolide eine Art von Blatternkrank— heit ſey, welche ſich durch ihre Symptome, durch ihre Wirkungen und durch ihren Urſprung von der gewoͤhnli— chen variola unterſcheidet, welche vor acht Jahrhunder— ten zur Zeit des erſten Verkehrs der Voͤlker des Occi— ie mit den orientalifhen Ländern eingeführt wor den iſt. \ 2) Daß es wahrſcheinlich ſey, daß dieſe neue Spe⸗ cies urſpruͤnglich eben ſo wie die alte den Tropenlaͤndern Aſiens angehörte, von wo fie vor wenigſtens zehn abs ren in die vereinigten Staaten und nach England ges bracht worden iſt. N 3) Daß nur ſeit der Zeit, wo die Kuhpocken ans gefangen haben, ſich als ein weniger ſicheres Praͤſerva— tiv zu zeigen, die Variolide im noͤrdlichen Amerika und in Europa eingebracht worden ſey, wo ſie ſich anfangs durch Seekommunicationen und dann immer naͤher durch innern Verkehr fortgegflanzt hat. ö 4) Daß dieſe Species, welche der von Mead beſchriebenen variola siliquosa ahnlich zu ſeyn ſcheint, und deren Erſcheinen in England mit den erſten Erobe— rungen zuſammenfiel, welche dieſe Macht in Oſtindien machte, gefaͤhrlicher als die gewöhnliche variola fey, wenn ſie nicht modificirt iſt, und daß ſie da eine groͤßere Sterblichkeit hervorbringe. 65) Daß man vor ihrer Anſteckung weder durch die zufaͤlligen oder inoculirten wahren Blattern, noch auch durch die heilſame Kraft der Schutzpocken ges ſchuͤtzt ſey. 6) Daß jedoch das Kuhpockengift ihren verderblis chen Einfluß fo ſehr ſchwaͤcht und modiſicirt, daß in den vereinigten Staaten unter den vaccinirten Individuen, welche ſie ergreiſt, kaum einer von Hundert daran ſtirbt, während die Hälfte der nicht vaccinirten Individuen, bei welchen fie ſich entwickelt, durch den Tod hinweg⸗ gerafft wird. s Hieraus folgt, daß die Einimpfung der Schuß pocken zwar nicht gegen dieſe Plage ſchuͤtzt, aber doch ein Schutz mittel gegen ihre toͤdtlichen Wirkungen iſt, und daß fie ſtatt nicht mehr möglich zu ſeyn, nuͤtzlicher geworden iſt, als ſie jemals war. — — Miscellen. Ein wegen Thränenfiſtel in den Nafen— kanal n filbernes Roͤhrchen, wel⸗ ches dom Mai 1822 bis Febtuar 1824 gelegen hatte, und dann, in Folge von Entzündung und Geſchwulſt im innern Augenwinkel, wieder ausgezogen wurde, war durch die Einwirkung der Fluͤſſigkeiten im lebenden Körper an feiner obern Hälfte wie abgefreſſen, der Abris ge Theil don Außen ſchwarz angelaufen, von Innen durch ein ſchwarzes mulmiges Pulver ganz ausgefüllt und tach Unterſuchung des Hen. Profeſſor Mar in Braunſchweig war das Silber in Silberoryd, etwas 503 Hornſilber und Schwefelſilber umgewandelt worden, wos mit dann noch etwas Kochſalz und Schleim gemengt war. — Da ſich vermuthen läßt, daß Gold und Pia: tina dieſer Veraͤnderung weniger unterworfen ſey, ſo iſt zu rathen zu jenen Roͤhren ſich dieſer Metalle ſtatt des Silbers zu bedienen. (Iſis II. Heft Bd. XIX. 1826 S. 1038.) : Die Comitté der Augenheilanſtalt zu Petersburg hat von S. M. dem Kaiſer 400,000 Rubel Banko Aſſign. geſchenkt erhalten, die zu Auffuͤh⸗ rung eines eignen Gebaͤudes werden verwendet werden. Melanosis oculi im St. Bartholomäus Hoſpital, Im Mai 1825. war einem an melanosis oculi leidenden Irelaͤnder im St. Bartholomaͤus-Hoſpi— tale ein Auge exſtirpirt worden. Der Patient verließ das Hoſpital, allem Anſcheine nach, geheilt; da aber ein Ruͤckfall bei dergleichen Affektionen fo leicht ſtattzu⸗ finden pflegt, ſo war man nicht wenig beſorgt um ihn. Er kam indeſſen vergangenen Monat Junius 1826 ins Hoſpital, um ſich zu zeigen und Hrn. Lawrence ſei⸗ nen Dank abzuſtatten. Bei dieſer Gelegenheit erfuhr man, daß er ſich fortwaͤhrend ganz wohl befunden, und Hr. Lawrence recapitulirte den Fall kürzlich feinen Zuhoͤ⸗ rern. — Der Patient war etwas uͤber 30 Jahre alt und die juͤngſte Perſon, bei welcher Hr. Lawrence dieſe furchtbare Krankheit noch angetroffen hat. In der Res gel waren dergleichen Patienten immer an 50 Jahre oder drüber alt. Das Auge dieſes Irelaͤnders war beis nahe zwei Jahre vor der Operation krank geworden, aber man hatte aͤußerlich nichts bemerken koͤnnen. In andern Fällen wurde der Augapfel in 12 bis 18 Mona: ten ganz desorganiſirt. — Die Wahrnehmungen zur, Zeit der Operation beſtanden in einer truͤben dunkeln Linſe, welche in die Pupille vorgedraͤngt und mit der Iris feſt gegen die Hornhaut angedruͤckt wurde; in einer (an der Oberflaͤche des Augapfels nur undeutlich wahr— nehmbaren) etwas hinter der Hornhaut befindlichen dun— kelen Farbeveraͤnderung, bedeckt von einem, mit den Anſehn nach venoſem Blut gefüllten, ſtarkem Gefaͤß⸗ netz; und endlich ragte der eine Augapfel ſtaͤrker vor Bibliogra p bei ſch e Ne u ig keiten. Voyage autour du monde exécuté par ordre du Roi, sur Ia corvette de S. M. la Coquille pendant les années 1822, 1823. 1824 et 1825 et publié etc, par M. L. J. Duperrey, Capitaine de Fregate, Commandant de l'ex- pedition. 1. Division Zoologie par MM. Lessor et Garnot, médecins, 1. Livraison. Text in 4to und 1 Heft in Folio mit 6 colorirten Kupfern. Preis 14 Francs oder 28 bis 36 Francs, nach der Güte des Papiers. Die Foologiſche Abtheilung Aus fuͤhrliches ſpaͤter! wird aus 25 Lieferungen beftehen, 304 als der andere, wenn man nach geſchloſſenen Augen lidern beide mit einander verglich. An dem Präpas rate, welches ſich jetzt im Muſeum des Hoſpitales bes findet, ſieht man die Haͤute mit einer weichen, völlig ſchwarzen Maſſe gefüllt, deren Wachsthum nach hinten chaniſch die Erſcheinungen zu Wege gebracht 548 man im vordern Theile des Auges bemerken konnte. (The Lancet, Vol. X. Nr. 157.) Se In Bezug auf Tetanus, welcher auf die Ausziehung von Naſenpolypen erfolgte, ers zaͤhlte Sir Aſtley Cooper neulich feinen Zuhörern, daß er den Morgen einen Mann mit Symptomen von Tes tanus geſehen habe, welche kurz nach der Ausziehung zweier Naſenpolypen eingetreten ſeyen. Die Kiefer was ren zum Theil geſchloſſen, und der Patient klagte uͤber Schmerz und Steifheit in den Muskeln des Oberſchen⸗ kels, ſobald er zu gehen verſuchen wollte. Sir Aſtley Cooper fügte hinzu, „daß die Symptome nicht acuter Art ſeyen, und daß er deshalb geneigt ſey, einen guͤn⸗ ſtigen Ausgang zu prophezeihen.“ (Ein aͤhnliche vn (The Lancet Vol iſt bis jetzt nicht bekannt geweſen.) X. Nr. 152.) eee e eee Hoͤchſt außerordentliche Thatſache iſt le Ueberſchrift des folgenden Artikels, den der Londoner Sein Bull aus der Cheſter Zeitung entlehnt: „Ein Stuͤck Eiſen, 23 Zoll lang, 23 Unzen ſchwer (ein Stuͤck einer zerſprungenen Muskete) wurde kuͤrzlich in unſerm S kenhauſe aus dem Auge eines armen Pachters, r . Robert Peters zu Leetwood bei Mold in Flintſhire, aus gezogen, nachdem derſelbe 4 Jahre und 10 Monate lang, wo das Eiſen im Kopfe geſteckt hatte, von den heftig ſten Schmerzen heimgeſucht geweſen war. Sch Kali muriat. oxygenat. gegen Geſichts⸗ ſchmerz hat Dr. Meyer in einem Falle, wo vorher alle nur irgend dagegen empfohlene Mittel vergebens waren gebraucht worden, und ein Pulver aus Chinas rinde, Rhabarber und Nelkenwurzel ihn blos ſeltener gemacht hatte, mit voͤlligem Erfolge gebraucht. Er gab Kali muriat. oxygen. zu Gr. jjj. ſechsmal taͤglich 14 Tage lang. u 172 8 5 uch u 1241989 N | Matitre médicale pratique contenant l’histoire des 'me&di- camens, leurs vertus, leurs compositions offieinales, leur application aux diverses maladies, ainsi qu’ une Dissertation sur Part de les préscrire d’apres des principes fixes et scientifiques. Par J. F. Rluyskens etc. 1. Volume, Gand 1824, deuxitme volume, Gand 1826. 8. 7 Br. ’ A Dissertation on the Institutes of medecine: particular- ly relating to the Pathology of fever. By Will. Sto- ker M. D., senior Physician to the fever Hospital etc, Dublin 1826. 8. Kay, ED ü * dem Gebiete der Nr. 328. ane Natur⸗ und Heilkunde. (Nr. 20. des XV. Bandes.) November 1820. Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. In Commiſſion bei dem Königl. Preuß. Graͤnz⸗Poſtamte zu Erfurt, der Kön. Saͤchſ. Zeitungs⸗Expedition zu Leipzig, dem G. H. S. u. F „Thurn u, Taxiſchen Poſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S. pr. Landes⸗Induſtrie⸗Comptoir. Preiß eines jeden Bandes von 24 Bogen, 2 Rthir, oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes 3 ggl. Koͤſtlicher Nephrit. ) Der Ryouptsing, auch Modyoothwa von den Birmanen, und Yee-shealoutse von den Chineſen ges nannt, von welchem Dr. Abel Nachricht giebt, ſoll von den Birmanen hoch geſchaͤtzt werden und einer der wichtigſten Ausfuhrartikel des Landes Mogaon ſeyn. Große Exemplare follen ſehr theuer bezahlt werden, obs ſchon die Kaͤufer viel dabei wagen muͤſſen, indem der eigentliche Edelſtein in dem Mittelpunkte des Exempla— res zu finden iſt und oft umſonſt geſucht wird. Dr. Abel beſchreibt das von ihm unterſuchte Exemplar als dunkelgruͤn und hellgruͤn gefleckt oder geadert, von dreis eckiger pyramidenfoͤrmiger Geſtalt, polirter Oberflaͤche und 79 Pfund 4 Unzen Troygewicht enthaltend. Ob dies das naturliche Ausſehen des Minerals geweſen oder ob es durch Kunſt hervorgebracht worden ſey, mag Dr. Abel nicht entſcheiden. Aus mehrern Verſuchen be— ſtimmte er die mittlere ſpecifiſche Schwere des Minerals auf 3,03. Es war vor dem Loͤthrohre unſchmelzbar und wurde weiß und ſproͤde. Mit Borax vermiſcht und in eine ſtrenge Hitze gebracht, bildete der Faͤrbeſtoff deſſel⸗ ben mit dem Fluß ein hartes gruͤnes Glas und die Subſtanz einen weißen Schmelz. Der Stein fuͤhlte ſich fettig an und war aͤußerſt ſchwer zu zerbrechen. Seine Bruchſtuͤcke waren an den Kanten ſehr durchs ſcheinend. Seine aͤußern Merkmahle veranlaßten den Dr. Abel ihn mit dem Nephrit in eine Claſſe zu ſetzen: er haͤlt ihn naͤmlich für die orientaliſche Jade (Jaspis) der Mineralogen. Eine ſpaͤtere Analyſe des Steins hat aber gezeigt, daß er zwar das, unter letzterm Namen beſchriebene Mineral ſey, ſich aber vom Nephrit durch beſtimmte chemiſche Charaktere unterſcheide, wiewohl er mit letzterm einige Aehnlichkeit hat. Nach Dr. Abel iſt er zuſammengeſetzt aus Kieſelerde, Kalk, Alaunerde, Eis fen, Mangan und Chrom; auch vermuthet er die Ans weſenheit eines oder beider fixer Alkalien, hat aber dies fen Punkt bis jetzt noch nicht zu feiner Zufriedenheit ents — Magazine and Journal Nr, 341. Sept. Naturkunde. ſchieden. Vom Nephrit unterſcheldet ſich der Stein durch ſein Verhaͤltniß an Kieſelerde und durch den Umſtand, daß er wenig oder keine Talkerde enthält; er gleicht ihm hingegen durch die Anweſenheit des Chroms. Vom Prehnit unterſcheidet er ſich durch fein kleineres Alaun; erden Verhaͤltniß und durch die Anweſenheit von Chrom und Mangan; er aͤhnelt ihm dagegen in den Verhaͤlt⸗ niſſen der Kieſelerde und des Kalkes. Mit Sauffu: re's Analyſe des orientaliſchen Nephrits ſtimmt er in feinen allgemeinen charakteriſtiſchen Beſtandtheilen über; ein, weicht aber von derſelben hinſichtlich der Verhaͤlt— niſſe der Beſtandtheile und der Anweſenheit des Chroms ab. Ob er auch in Betreff des Natron und des Kali— Gehaltes mit jenem Stein uͤbereinſtimme, iſt noch uns entſchieden. Ein anderer Stein, mit welchem es ſehr intereſſant ſeyn würde, ihn zu vergleichen, iſt der be; ruͤhmte Vn-Stein der Chineſen, von welchem Dr. Abel in ſeinem Werk uͤber China vermuthet, daß er eine Art des Nephrits ſey, welche nahe mit dem Bril— ſteine verwandt ſey. Spaͤtere Verſuche bringen ihn je— doch auf die Meinung, daß er ſich von ihm unterſcheide und wahrſcheinlich eine Varietaͤt der orientaliſchen Jade fey. Eine Analyſe des Pn muß dieſen Punkt entſchei— den, aber eine ſolche iſt, unſers Wiſſens, noch nicht befann.. Aus dem zweiten Bande des Oriental Magazine ergiebt ſich, daß Abel Rémuſat in feinem Werk „Histoire de la Ville de Rhotan“ den Yn- Stein fuͤr die orientaliſche oder chineſiſche Art des Nephrits oder der Jade erklärt, und daß ihm hierin auch König im britiſchen Muſeum beiſtimmt, indem er den Pn fürs die chineſiſche Jade hält. Wahrſcheinlich hat ſich NE; muſat in dieſem Punkte geirrt, indem er die ſoge— nannte orientaliſche Jade mit der chineſiſchen verwechſelt. Erſtere iſt weit beſſer bekannt als letztere und nur von denen mit dem Nephrit in eine Claſſe geſetzt worden, welche den Chinaſtein nicht zugleich in daſſelbe Capitel brins gen wollten. Profeſſor Jamieſon z. B. nimmt eine aſiatiſche Varietaͤt des Nephrits an, obſchon er die chi— neſiſche Jade zum Prehnit rechnet. 20 307 Die Mineralien, welche man in Europa unter dem Namen orientalifche Jade kennt, kommen aus Indien, Perſien, Siberien und ſelbſt aus Aegypten. Herr Ks: nig konnte deshalb den Nu Stein chineſiſche Jade erklären, ohne dieſe für einerle ö ztaliſcher Jade zu halten. Er bemerkt noch ganz bei onders, daß die chineſiſche Jade mit dem Prehnit ver— wandt ſey. Es muß uns Wunder nehmen, daß Abel Reémuſat aus Saufſure's Analyſe nicht daß orientaliſche Jade nicht Nephrit ſeyn koͤnne. Ueber den Adjutant oder Rieſenſtorch (Ciconia ee, e eee e ee een findet ſich in den Transactions of the Medical and Physical Society of Calcutta folgende von Hrn. Adam M. D. geges dene Beſchreibung. Die Größe dieſes Vogels, ſein ungeheurer Schnabel, der nackte Kopf und Hals, die langen Beine und aus ßerdem ſein feierlicher Gang und ſeine allgemeine Haltung ma⸗ chen ihn zu einer auffallenden und intereſſanten Erſcheinung. Er mißt vom Scheitel bis zu den Füßen 5 Fuß 2 Zoll, von der Spitze des einen Fluͤgels bis zu der des andern 7 Fuß; feine Ränge beträgt vom Hals bis zum After 2, die Breite 1 Fuß. Der Schnabel iſt 16 Zoll lang, und an der breiteſten Stelle 2 ol breit; Länge der Veine 2½ Fuß. Das Gefieder iſt im gemeinen ſchwarz oder ſchieſerblau; einige der kurzen Federn um den untern Theil des Halſes find weiß, fo wie auch die am Bauche und dem untern Theil der Fluͤgel; die größern Fluͤgel⸗ deckfedern find ſchwaͤrzlich oder blaͤulichgrau. Der Schwanz iſt kurz; der Schnabel ſtark, hornig, großentheils knochenhart, an den Schneiden ſcharf, an der Wurzel breit, gerade, gegen die Spitze hin ſchmaͤler werdend; der Unterſchnabel hat zwiſchen ſei⸗ nen beiden Zweigen eine nicht ſehr ausdehnbare Haut; die durch⸗ gehenden Naſenloͤcher öffnen ſich an der Schnabelwurzel in einen Schlitz; der Kopf iſt ſo dick wie die Schnabelwurzel, durch wel⸗ che er zum großen Theil gebildet zu werden ſcheint, und beide ſind gleichſam gegenſeitig eine Fortſetzung von einander. Der Kopf iſt (einige wenige lange und weiche Haare am Hinterkopf ausge⸗ nommen) nackt und ſchorfigs die Regenbogenhaͤut weiß. Die Beine ſind lang und ſtark, an der dickſten Stelle 8¾ 0 Zoll im Durchmeſſer. „Die Gangfuͤße haben drei Vorder⸗ und eine Hin⸗ terzehe, die äußerſte beſt — 7 beſitzt fünf, die zweite vier, die dritte drei, die hintere zwei Glieder; die Nagel ſind kurz, ſtark und ſtumpf; der Hals und der von demſelben herabhaͤngende Beutel ſind hell⸗ orangegelb. Dieſer Beutel ſteht nicht unmittelbar mit dem Schlund oder der Luftroͤhre in Verbindung, ſondern hat an der linken, Seite des Schlundkopfs oder Rachens eine kleine Oeff⸗ nung, und dient ohne Zweifel nicht als Nahrungsbihälter, Er beſteht aus zwei Haͤuten, wovon die innere duͤnn, die aͤußere dicker und orangegeld; man findet in demſelben blos Luft und Speichel. Der Schlund iſt weit und zeigt viele Laͤngsfalten, wel⸗ che an Zahl und Große gegen den Magenmund hin zunehmen. Der Magen iſt im Vergleich zu dem übrigen Darmkanal ſehr roß und füllt die ganze Bauchhoͤhle von den Rippen bis zum fter aus; man ſieht ihn ſogleich, wenn man die Höhle öffnet, mit einer Fett enthaltenden Membran bedeckt. Er beſteht aus zwei Theilen, welche ihrer Struktur zufolge beſondre Funktionen zu haben ſcheinen. Die obere Portion hat eine druͤſige Stru⸗ kecur, die untere iſt muskulds. Erſtere ift klein, im Vergleich u letzterer ſchmal und länglich. Im Innern bemerkt man, fo wie bei einigen andern Voͤgeln, einen Druͤſenappatat; eine kleine zuſammengezogene Stelle trennt beide von einander, und von dieſer Linie an ee e einen ganz andern Charak⸗ ter, fuͤhlt ſich härter an, und beſteht aus Muskeln und ſehnigen Theilen, welche an einigen Stellen eine betrachtliche Dicke ha⸗ ben. Die ſehnigen Theile nehmen die Mitte des ebenen Kreiſes cin, und die muskulöſen ziehen ſich rings um den Namd deſfel⸗ EL erg: für, fuͤr mit ori: bez das Herz von verhältnißmäßiger Größe und ſehr feft. 1 155 mir Au bie Sade e e mp gelernt hat, — — 308 ben hin. Im Magen des unterſuchten Exemplars fand ich Er⸗ de, Haare und Knochen. Der Darmkanal bildet eine enge Röhre von beträchtlicher Laͤnge und liegt unmittelbar hinter dem Ma⸗ Pi nimmt aber nur einen kleinen Theil der era ein. e Leber iſt von einer ſchmutzig ziegelrothen etwas blaſſet ien ein ausgewachſenes Maͤnnchen. a „Ich habe ſeitdem öfter Gelegenheit gehabt, dieſen Vogel zu beo achten, und füge daher einige Bemerkungen bei, welche hof: fent ich. manche von den vorhin angeführten -Eigenthümlichkeiten erläutern werden. Der erwähnte Beutel enthielt, wie geſagt⸗ blos 1155 und Speichel, und von letzterem jedesmal 0 fo un⸗ bedeutende Quantität, daß man feine Gegenwart nur als etwas Zufälliges anſehen kann; wahrſcheinlich hatte er ſich doſelbſt, nachdem er den Schlund und die Mundhoͤhle angefeuchtet, nur a ſeiner Schwere angehaͤuft. Seine Structur zeigt aus ßerdem nichts, was auf Sekretion hindeuten koͤnnte. Auch er⸗ leidet es, wenn man die Kleinheit ſeiner Oeffnung betrachtet, keinen Zweifel, daß er nicht als Nahrungsbehaͤlter dienen koͤnne, wenigſtens nicht fuͤr ſo grobe und feſte, wie ſie der Vogel zu ſich nimmt. Hat er daher einen beſondern Nutzen, ſo iſt es, wie mir ſcheint, der, als Luftbehaͤlter zu dienen und den Flug zu erleichtern, oder auch dem Vogel es möglich zu machen, gere Zeit unter dem Waſſer nach feinen Frage zu fuchen. erſten Blick kann ein folder Apparat uberfluͤſſig zu ſehn ſcheine denkt man aber weiter daruber nach, ſo wird man, ſollte ich meinen, darin eine weile, für die beſondern Verhaͤltniſſe des Vogels berechnete Einrichtung nicht verkennen. Man erinnere fi, daß der Vogel, ob er gleich häufig als 1 uns lebt, urſpruͤnglich Wälder und ſumpfige Gegenden bewohnt, wohin er ſich auch jedes Jahr zum Bruten und Aufziehen ſeiner Jungen zurückzieht. Denn wahrſcheinlich iſt dies die Urſache ſei⸗ nes periodiſchen Verſchwindens während der heißen und tre Monate; und man kann c ib defend Sig 5 die Voͤgel zu dieſer Jahreszeit in die Tiefen der Sundurbunds zurück⸗ ziehen, wo ſie ſich, gleich ihren Gattungsverwandten in gemäßigtern Gegenden, den Reihern, verſammeln. Da nun unter dieſen Ums ſtaͤnden ihre Nahrung in Reptilien und Amphibien aller Art b ſteht, ſo muͤſſen ſie, da ihnen das Vermoͤgen zu ſchwimmen — geht, nach dieſer in die Sümpfe und Pfuhle waten, und ihr großer und ſchwerer Schnabel muß ihnen, im Verglei⸗ mit vie len andern Individuen ihrer Zunft, ſehr nachtheilig ſeyn. Kann nun nicht, um dieſe Beſchwerlichkeit zu beſeitigen, der Vogel das Vermoͤgen beſitzen, dieſen Beutel mit Luft anzufuͤllen, um dem Gewichte des ungeheuern Schnabels entgegen, zu wirken, un ſo in Fällen, wo er es ohne dieſes nicht im Stande ſeyn w e, doch feine Nahrung zu erlangen? Die mir vor Kurzem mitge⸗ theilte Erfahrung eines meiner Freunde ſcheint dieß zu beſtaͤtigen. Er ſah einen Adjutant in einem großen Fleck Waſſer nach einer Beute ſuchen, und dabei fo weit vom Ufer ins Waſſer daß es feine Aufmerkſamkeit erregte, beſonders als er erf daß das Waſſer dort über des Vogels Höhe tief ſey. Neug gemacht, unterſuchte er die Sache und uͤberzeugte ſich von Richtigkeit der Angabe. Er zog daraus einen dem aͤ e Schluß, welchen ich bereits angegeben habe, daß der genannte Beutel ein Luftbehaͤlter ſey, welcher dazu diene, den Vogel uͤber dem Waſſer zu erhalten. 3 1 Die andre Vermuthung, daß dieſes Anhängſel beim Fliegen einen aͤhnlichen Dienſt thue, iſt ſchon in der Natur gegruͤndet, wenn wir die anatomiſche Structur der Theile betrachten, und damit die außerordentliche Hoͤhe e zu welcher ſich d Voͤgel bekannter Maßen erheben, und 155 1125 lange Zeit, wi rend welcher fie häufig in den höhern Regionen der Atmoſt verweilen. Wenn die dichten Dünfte der Regenmonate zerſtreut find, und die Sonne wiederum ihre unvermiaderte Glut auf unſere Ebenen ſendet, dann vermeidet, wie beobachtet worden, der Adiutant die Mittagshitze durch einen höheren Flug, und erhebt soch all mählig fo n der Atmoſphaͤre, daß er nur noch wie 308: — on das Him⸗ ein Punkt erſcheint, oder daß er ganz ats unf sreis verſchwindet. Im Oktober, wenn keine Wolfe mielsgewolbe verdunkelt, gewahrt es ein ſchoͤnes Schauſpiel, Hun⸗ derte von diefen rieſigen (jegt nur wie Schwalben ſich zeigenden) N führen, und ſich bis zu ögeln ihre grazioͤſen Schwingungen hren, einer ungebeuern Entfernung von de rde majeſtaͤtiſch empor⸗ ſchwingen zu ſehen. Da die Nahrung des Adjutant blos anima⸗ liſch iſt, ſo muß durch die Verdauung und Aſſimilation derſelben auch die innere Wärme vermehrt werden, und daher der Vogel weniger im Stande ſeyn, äußere Hitze zu ertragen; deßhalb ſteigt er zu einem feiner Natur mehr zuſagenden Medium bins 1 310 Ealzfähre, etwa ein Quentchen. In dem filtrirten Waſſer war gar nichts zu bemerken, aber in dem nichtſiltrirten entſtand ein plogliches, helles Leuchten, ohne daß man nöthig hatte das Wa fer zu bewegen. Dieſes Licht verminderte ich und erloſch gänzlich, und eine neue Quantität Säure ins Waſſer gegoſſen, erneuerte die Erſcheinung nicht, ſelbſt wenn man das Waſſer bes wegte. 5) Das Eingießen von Salpeterſäure, Schwe ſelſaͤure, Alkohol, Ammonium ꝛc. brachten analoge Wirkungen hervor. 6) Er filtrirte Waſſer, was die Fähigkeit zu leuchten durch die er⸗ wähnten Reagentien verloren hatte, um alle ausgelöſchten Köͤr⸗ perchen zu ſammeln und fie mit denen, in den Sten Verſuche erhaltenen zu vergleichen. 7) Am andern Tage breitete er das Filtrum des Zten Verſuchs auf eine Glasplatte aus, und brachte es unter dem Focus eines Microscops. Er ſah gleich eine Menge auf, und es iſt nicht unwahrſcheinlich, daß eben jenes Organ es 11 moglich macht, ſich daſelbſt langer aufzuhalten. Zwar kön⸗ nen wir auch durch die ſchaͤrfſten Gläfer nicht unterſcheiden, ob ſich in jener Höhe der Beutel mit Luft füllt, um fo unſere Vers durchſichtiger viscbſer Kugelchen, welche ſich ſehr deutli in dem muthung durch die Thatſache beſtaͤtigt zu ſehen; doch ſcheint es wenigen Waſſer bewegten wovon ſie umgeben waren. Er hatte mir nicht ungereimt, den Grund, aus welchem ſich ein ſo ſchwe⸗ rer Vogel ſo lange in der Luft zu erhalten vermag, hierin zu ſuchen ). Die Weite feines Schlundes, welche durch die vielen vom Schlundkopf bis zum Magenmund ſich erſtreckenden Längsfal⸗ A lee wird, fo wie die ungeheure Größe und Muskel⸗ Rünaten ee ſtehen übrigens mit der außerordentlichen Ge keit des Vogels vollig im Einklang. 0 1 Pate ſeyn; in Indien kommen deren täglich vor, welche Mancher, der icht davon Zeuge geweſen, für Fabel würde. Ein Hammelbein, eine Wurſt, lebende junge Kagen, auf einmal verſchlungen, ſind gerade recht für ſeinen alles ver⸗ ſchlingenden Schlund und Magen; Erde, Knochen und Haare bilden in demſelben eine durcheinander gemengte Maſſe, von wel⸗ cher er ohne Unterſchied ſeine Nahrungsſtoffe zu ziehen ſcheint. 0. Di ſe teleologiſchen Excurſe find hier wegen den zwei That. 8 Kin ga le daß der Vogel in ſo tiefes Waſſer geht 1 ini y ) und fo hoch fliegt. 2 n nales Maritimes et Coloniules bekannt gemacht. — Am 2. Sept. 1820, etwa eine Stunde nach ee ſchien bas Meer vor St. Pierre de la Martinique, ganz Mi und regnig, und das Meerwaſſer ſchten weuiger leuchtend. m 9. — 12., wo es wieder ſchoͤn geworden war und der nd die Oberfläche des Meeres in kleinen Wellen bewegte, ers en die ganze Oberfläche illuminirt. Vom 13. nahm die leuch⸗ tende Wirkung allmaͤhlig bis zum 16. ab, wo die Erſcheinung ver⸗ ſchwand, noch einmal auf einige Tage erſchien und allmählig immer mehr abnehmend am Ende des Monats völlig verſchwand. Die angeſtellten Verſuche waren folgende: 1) am Abend des 8. „als das Meer am hellſten phosphorescirte, ließ er in be⸗ licher Entfernung vom ufer Waſſer ſchöpfen, und füllte mehrere Gefäße damit, die er in einem dunkeln Zimmer auſſtellte. Das Waſſer in der Ruhe zeigte keine Spur von Phosphore⸗ scenz. 2) Indem er auf die Oberfläche des Waſſers blies, ſah er, wie ſich kleine leuchtende Körper von den Wänden des Ges füßes losmachten und in jeder Richtung durch die Fluͤſſigkeit gin⸗ n. Je ſtärker er blies, deſto größer wurde die Zahl dieſer per, und als er das Waſſer mit einem Stöckchen umrührte, es ganz illuminirt. 3) Er filtrirte das Waſſer durch Pas‘ das Filtrum hielt alle leuchtende Atome zurück, und das rte Waſſer leuchtete gar nicht mehr. Er ließ andres Waſſer holen um es fo zu ſiltriren und den Abfag auf dem Filtrum zu 5 21 1 bike zum Tagwerden aufzuheben, 4) In ein aß mit nicht filtrirtem Waſſer und inein anderes mit dem ⸗ ſaben aber filtrixtem Waſſer, goß er eine gleiche Quantität om I14% Beiſpiele anzuführen lten ueber die Phosphorescenz des Seewaſſers * hat Hr. Artaud, Apotheker, Verſuche angeftellt und in den An or 1 x euchtenb; dieſe Phospporescenz dauerte faſt einen Monat. Beſonders ſtark ward in ‚Den Nächten vom 2. 3. — 4., wo die Tage ſchöͤn, trocken ſehr warm geweſen waren; die vier folgenden Tage waren die Vorſicht beobachtet, das Ende des Filtrums im Waſſer zu laffen. Jedes Kügelchen hatte oben einen runden gelben Fleck, wovon er glaubte, daß es der phosphorescfrende Punkt ſey. Der Hintertheil des Körperchens gieng in einen Schwanz aus, an dem man ſehr lebhafte Bewegungen wahrnahm, wenn es ſich vorwärts bewegte. Es waren alfo Thierchen, welche unter einem hundertmal vergrößern⸗ den Mieroscop nicht großer erſchienen als ein Stecknadelkopf. Der Schwanz erſchien etwa als . Lin, lang. 6) Das Filtrum des ſechſten Verſuchs zeigte bei gleicher Unterſuchung eine gelati⸗ noͤſe Maſſe, die aus einer großen Zahl dieſer Thierchen beſtand, welche man erkennen konnte, wenn man ſie mit einer feinen Na⸗ belfpige von einander trennte. 9) Er nahm nun zwei neue irdne Töpfe, füllte den einen mit filteirtem, den andern mit unfiltrir⸗ tem Waſſer, und ſetzte nun beide in völliger Dunkelheit einer mäßi⸗ gen Wärme aus. Der erſte Topf zeigte keine Lichterſcheinung, dagegen der zweite in wenig Minuten völlig leuchtete. Das in den Flüſſigkeiten ſtehende hunderttheilige Thermometer, bei Ker⸗ zenlicht unterſucht, zeigte 35°. Die Kerze wurde wieder entfernt und die Temperatur erhöht, Aber das Leuchten gieng nun durch alle Nuͤanzen des Abnehmens und hörte völlig auf bei 43 Cent. Man ſetzte die Erhitzung des Waſſers bis zum Kochen fort, ſtellte dann das Waſſer hin, filtrirte es am andern Morgen, und der Satz zeigte nun die Koͤrperchen nicht mehr viscös und durchſichtig, fordern undurchſichtig und weiß wie coagulirtes Eiweiß. ae e eb ae gu ſammendrückung flüffiger Körper. — um 15. Junius wurde der Royal Society zu London ein Xuffag vorgeleſen, in welchem Hr. Perkins verſichert, das Waſſer mittelſt eines Druckes von 2000 Atmoſphären um ½ 2 feines umfanges zuſammengedruͤckt zu haben. Unter dieſem Drucke kryſtalliſirte Effigfäure, und atmoſphariſche Luft und gekohltes Waſſerſtoffgas wurden tropfbar fläffig. (Annals of Fhiloso- Adler find ein Handels⸗Urtikel zu Orendurg. Bei den Kirgiſen iſt der Vogel ſehr geſucht; be richten ihn zur Wolfs, Fuchs ⸗ und Gazellenjagd ad. Nach gewiſſen Zeichen und gewiſſen Bewegungen dieſes Raubvogels ſchaͤten fie feine Brauch⸗ barkeit und Gelehrigkeit. Sein Werth iſt danach ſehr verſchleden, fuͤr manche giebt der Kirgieſe ein gutes Pferd, für andere kaum einen Hammel. uc 1 Ein Sinnbaum. ‚Die Gattung Caesalpinia, welche die Facbholzer giebt, hat auch eine Species: Caesalpinia mimos- oides, Lamark, deren Blätter faſt eben ſo empfindlich gegen Berührung find, als die Sinnpflanzen aus Malabar. Platina zu phyſikaliſchen und chemiſchen T= paraten zu ſchmelzen, was bisher nür in London und Pa⸗ sis geſchah, unternimmt jetzt auch der Goldarbeiter Bichlis zu Berlin (an der Schleuſe Nr. 3), an welchen man ſich alſe wegen Bedüͤrfniſſen dieſer Art künftig wenden kann. N wm 30513 u 311 Hei Ueber verſtellte Krankheiten ). Von Marſhall. 0 Bei den auf dem Lande angeworbenen Rekruten beobachtet man, wenn ſie zur Unterſuchung nach Dublin gebracht werden, am öfterſten verſtellte Krankheiten, obgleich ſie vorher be⸗ ſchworen haben, ſie waͤren frei von Krankheitsanfaͤllen und we⸗ der durch Laͤhmung, Taubheit oder ein anderes Uebel dienſtun⸗ faͤhig. Demgemäß muß der Militaͤrarzt jeden Rekruten fuͤr dienftfähig halten, wenn das Gegentheil nicht deutlich bemerkbar iſt, und darf den Ausſagen deſſelben keinen Glauben beimeſſen. Im Allgemeinen laͤßt ſich auch annehmen, daß ſich der Rekrute nach und nach an die Beſchwerlichkeiten des Dienſtes gewoͤhnen werde, und es giebt wirklich viele Beiſpiele, daß Rekruten, die bei den anfangs fie angreifenden Uebungen, Krankheiten vorgaben, oder unbedeutende Uebel größer machten, durch eine milde humane Behandlung die beſten Soldaten wurden. Gewaltſame Mittel zur Entdeckung der Verſtellung in zwei⸗ felhaften Fällen find nicht anzurathen, denn wenn der. verjtellte anke Ausdauer genug hat, um ſie zu ertragen, ſo wird der t, der fie verordnete, verhaßt, und der Betrüger von feinen. Kameraden als Märtyrer angeſehen. Der verſtellte Kranke aher wird durch jeden mißlungenen Verſuch der Art immer in feinem Plan beftärkt, Vermuthet man eine verftellte Krankheit, fo iſt die erſte Klugheitsmaßregel, auf jedes Wort des Patienten genau zu ach⸗ ten, und ihm ſcheinbar Glauben zu ſchenken. Indem man ſich füg feine Krankheit zu intereſſiren ſcheint, hat man die beſte Ge⸗ legenheit, ihn genau zu beobachten, und wenn man ihn dann und wann veranlaßt, uͤber den Urſprung und das Fortſchreiten feines Uebels zu ſprechen, ſo iſt der Beirug leicht zu entdecken, weil der Patient ſich widerſpricht oder unvereinbare Symptome angiebt. Auch kann man den Kranken unter dem Vorwand, ſeine Krankheit ſey ſehr bedeutend, einer ſtrengen Diät unterwerfen und, indem man eine ernſtliche Cur einſchlagen zu muͤſſen vorgiebt, ihn allerlei Entbehrungen und laͤſtigen Zwang auflegen. Ein Rekrut, der des Dienſtes uͤberdruͤßig war und feinen Abſchied wuͤnſchte, gab vor, er fuͤhle einen heftigen Schmerz in der linken Seite und leide an der Leber. Unter dem Vorwand, daß fein Uebel gefaͤhr⸗ lich ſey, mußte er ſich zu Bette legen und zwar in einem beſon⸗ dern Zimmer, damit fein Schlaf nicht durch die Unterhaltung ar Kameraden geſtoͤrt wuͤrde. Er wurde auf geringe Diät Aut * geſetzt und erhielt regelmaͤßig eine Solution von Antim, tart. abwechſelnd mit der Mixtura diabolica n). Dieſe Behandlung ertrug er einen Monat, dann wurde er ſchnell wieder geſund. Einige Zeit nachher geſtand er den Betrug ein und behauptete, wenn er nicht ſo dumm geweſen ſey, ſein Leberuͤbel auf die linke Seite zu ſetzen, ſo würde man den Betrug nie entdeckt haben. Oft erkennt man eine ſolche Krankheit, aller Wahrſcheinlichkeit nach, für eine verſtellte, iſt aber nicht im Stande den Betrüger zu- überführen, was doch nöthig iſt. Es gehört: hierzu eine ganz genaue Kenntniß der Pflichten, Gewohnheiten, ſo wie der guten und boͤſen Eigenſchaften der Soldaten, die man nur durch laͤn⸗ geres Leben unter ihnen, beſonders am Bord eines Schiffs er⸗ wirbt. Einige Militärärzte zeigen auch mehr Gewandtheit in der Entdeckung ſolcher Taͤuſchungen als andere, und das bemer⸗ ken die Soldaten ſehr ſchnell, und nur ſelten werden fie einen Arzt zu. täuſchen verfuchen , den fie für fehr geſchickt halten. — Wie wenig gewaltſame Mittel nutzen, mag folgender Fall beweisen. Noch gegenwärtig befindet ſich der Patient, ein Soldat vom 15. Regiment, im Militärlazareth zu Dublin. Er iſt eigentlich ein *), Edinb. Med. and Surg. Journ. Nr. LXXXIX. Es iſt aus dieſem Auffatze alles weggelaſſen, wovon bereits in Hutchiſons Bemerkungen über denjelben Gegenſtand (No⸗ tiz. 136 und 290.) die Rede war. De. ** Mixtura diabolica nennen die engl. Militair Aerzte eine Auflöſung von Salzen, worin kleine Portionen von Aloe und Asa foetida aufgelöſet find. linken Auge war er völlig erblindet, wahrſcheinli 512 en Nene u de e Juriſt und hat vor einiger Zeit ſeinen Abſchied dadurch zu er⸗ langen geſucht, daß er in der Art feiner Annahme Illegalitäten zu finden ſich bemühte. Als ihm dieſer Verſuch fehlſchlug, klag er uͤber Schmerzen in den Lenden und in der rechten Saunas gegend. Die Aerzte feines Regiments konnten ſich nicht üͤberzen⸗ gen, daß wirklich eine Krankheit vorhanden ſey, und da er fic fortwährend weigerte, feinen Dienſt zu thun, jo wurde er vor ein Kriegsgericht geſtellt, das ihm 300 Hiebe zuerkannte, die er auch aushielt. Fortwährend klagt er über jene Schmerzen, und will keinen Dienſt thun, wahrſcheinlich wird er ſeinen Ab⸗ ſchied erhalten, obgleich keine Spur einer Krankheit aufzufinden iſt und kein Anzeichen des Schmerzes, außer feine eigne Ausſage. Zuweilen führt ein Zufall zur Entdeckung folder Betruͤgereien, nachdem man ſchon jeden fernern Verſuch aufgegeben hat. 953 Rekrut vom 7ten Dragoner-Garderegiment behauptete, er kon wegen eines Schmerzes in der rechten Seite nicht exerciren, und der Schmerz ſey ſo heftig, daß er ſich auch nicht die geringſte Bewegung erlauben duͤrfe. Alle Arzneimittel wurden angewendet, aber ohne Erfolg, Während die andern Rekruten zu Fuße exer⸗ cirten, mußte er voͤllig uniformirt im letzten Zuge der Eskadron erſcheinen. Eines Tages mußten die Leute nach dem Exerciren über ein Seil ſpringen. Der Adjudant ſagte bei dieſer Gelegen⸗ heit zu unſerm Rekruten: wenn Du über das Seil ſpringſt, fo gebe ich dir einen Schilling. Er vergaß ſeine vorgebliche Krank: heit, fprang über das Seil und ſtand nun als überführter Bes truͤger da: jetzt iſt er ein recht guter Dragoner. eee Wenn wirklich ein unbedeutendes Uebel vorhanden iſt, ſo läßt ſich der Betrug natürlich weit ſchwerer entdecken, als wenn die ganze Krankheit eine verſtellte iſt. Auch auf die Periode, in weicher ein Soldat durch ſolche Kunſtgriffe ſeinen Abſchied zu erhalten ſucht, muß man achten; bei ſchon bejahrten Männern die nicht wohl wieder Dienſt nehmen werden, iſt der Abſchied bloß fuͤr ſie ſelbſt wichtig, bei jungen Soldaten aber (welche, um nochmals Handgeld zu erhalten, ſich bei andern Regiment rn anwerben laſſen) hat man um des Staats g Berta nöthig. Bei chroniſchem Kopfſchmerz, Epilepfie u. dergl. laͤßt ſich das Wiedereintreten in den Dienſt dadurch verhindern, daß man im Nacken ein Haarſeil legt, welches ſo lange liegen bleibt, daß eine deutlich bemerkbare Narbe entſteht. an: Intermittirendes Fieber. Gewoͤhnlich behaupten die vorgeblichen Patienten, der Anfall komme waͤhrend der Nacht, und gegen Morgen verloͤren ſich die Symptome. Die ſicherſte Maßregel iſt, daß der Arzt beſiehlt, ihn beim Eintritt des Pas roxysmus zu rufen, zu welcher Stunde in der Nacht es auch ſey; doch kann der Paroxysmus nachgeahmt werden. iR Anhaltendes Fieber. Man bedient ſich verſchiedener Mittel, um den Schein dieſer Krankheit kuͤnſtlich hervorzubrin⸗ en. Wenn man etwas Tabak verſchluckt, ſo geht der Puls ra⸗ ſcher und das Anſehen gleicht dem eines Kranken; aͤhnliche W. kung erfolgt, wenn man den Taback in den After ſteckt. 5 oder Kreide wird angewendet, um die Zunge weiß zu färben; einmal fand ich die Zunge eines ſolchen Patienten braun und trocken, aber die Graͤnzlinie zwiſchen dem e Theil und dem geſunden Rand der Zunge war ſo ſcharf, daß man es auf den erſten Blick bemerkte. Was er zum Braunfaͤr⸗ ben angewendet hatte, erfuhr ich nicht. Ni Entzuͤndung der Augen wird oft durch ſalzſauren Merkur, Kalk und aͤhnliche ſcharſe aͤtzende Subſtanzen erzeugt. Einen Patienten fand ich, der uͤber die Hornhaut des rechten Auges ein Stuͤckchen ſchwarzen Muſſelin gelegt ich in auf dem in Folge einer kuͤnſtlich erregten Entzuͤndung. Die Haare an den Augenlidern werden bisweilen ausgeriſſen und an den entbloͤßten Stellen Aetz mittel angewendet, um eine Krankheit der Augenlider zu er⸗ zeugen. \ Verdunkelte Hornhaut wird durch Anwendung der mehr oder weniger verduͤnnten Salpeterſaͤure kraͤftig und 313 ſchnell erzeugt. Das Reſultat dieſes Mittels ſoll zuweilen dem Staar ſehr ähnlich ſeyn. Eine ſtarke Säure, direkt auf die Hornhaut gebracht, erzeugt ſogleich einen Schorf, wodurch bisweilen die Augenhäute zerſtoͤrt en. Wenn irgend ein ätzendes Pulver, Kalk z. B., a endet worden, fo entſteht e ein Geſchwür, oder ein Schorf zwiſchen dem untern ugenlid und dem Auge ſelbſt. j Der ſchwarze Staar. Die ihn charakteriſirende erweis terte Pupille und unthaͤtige Iris werden kuͤnſtlich hervorgerufen, wenn man Belladonna- oder Bilſenkrautextrakt auf die Haut rund um das Auge herum ſtreicht. Einen Fall kenne ich, wo erweiterte Pupille und temporäre Blindheit durch einige Blaͤtter der Datura Metel erzeugt wurden, die man unter die Speiſen eines Mannes miſchte, den man um ſein Eigenthum bringen wollte, was auch leider gelang. Kurzfichtigkeit fol oft durch das Tragen converer Glaͤ⸗ ſer hervorgebracht werden. e | Das Schielen macht wohl nicht leicht einen Rekruten um Dienſt untauglich, da ſchielende Perſonen Geſchaͤfte treiben, ein gutes Geſicht verlangen, wie z. B. Uhrmacher u. dal. Verluſt der Zähne, Zuweilen find fie ausgezogen, zus weilen nur bis an das Zahnfleiſch abgefeilt worden, weshalb man bei der Unterſuchung mit dem Finger am Zahnfleiſch hinfühlen muß. Leberentzündung. In mehreren Fällen erklärten ſich die Patienten nach gehoͤriger Behandlung ſelbſt wieder beſſer; fo lange fie ſich fehr lebhaft über ihr Uebelbefinden beklagten, verweigerte ich ihnen Urlaubs oder [Entlaſſungs⸗Certiſicate, „weil ihre Schwäche ihnen jetzt nicht zu reifen erlaube“ und ihre Angaben von Beſſerung erwiederte ich mit der Bemerkung, „daß ich die Hoffnung hätte, der Aufenthalt in einem andern Klima fey zu ihrer Herſtellung nicht abſolut noͤthig.“ Bei Ofſicieren iſt es e ſich bei zweifelhaften Fällen recht leichtglaͤu⸗ ellen. i 9 76 roniſche Leberkrankheiten find, weil fie nicht durch arfbi Be Symptome charakteriſirt find, ſchwer zu erkennen. hr 1808 wendete ſich ein Dffieier, der bei einem außer 8 ſtehenden Regiment angeſtellt war, an den Chirurgen d verlangte ein Zeugniß, daß er an der Leber leide und daß ein heißer Himmelsſtrich feiner Geſundheit nachtheilig ſey. Der ke ae ab, aber der Officier ging nach London und u ſpielte feine Rolle fo gut vor dem Medicinal⸗Collegium, daß er wegen feiner Leberkrankheit mehrere Jahre Urlaub erhielt, wäh: rend welcher Zeit er wie ein ganz Geſunder lebte. Er hatte die übel foͤrmlich ſtudirt und die Kunſt erlernt, ein Vollſeyn des ten Hypochondriums zu bewirken, und einen Theil des im Magen Enthaltenen herauszutreiben, wenn es zu ſeinem Zweck dienlich war. Er war eine Zeit lang auf dem Northumberland⸗ safe aufe zu treffen, wo er den Officieren Unterricht in der er verſtellten Krankheiten gab, in welcher er Meiſter war. Blut ſpucken. Außer der Anwendung des Ochſenbluts, armeniſchen Bolus und anderer rother Farben findet man auch, daß ſich die Betrüger kleine Einſchnitte in den Mund machen. 2 “> Blutiger urin wird zuweilen durch Einſpritzen von Blut in die Blaſe bervorgebracht. Hämorrhoiden. Die Blaſen von Ratten oder von kleinen en theilweiſe in das Rectum gebracht, gleichen den Haͤmor⸗ rhoiden fo, daß ſelbſt Aerzte bei einer oberflaͤchlichen Unterſu⸗ chung dadurch getaͤuſcht wurden. Auszehrung. Perſonen mit langem Hals und zuſammen⸗ genen Schultern haben mit Erfolg die Phthiſis nachgeahmt, die Bruſt mit Blaſenflaſtern bedeckten, mit Narben cn e u. dgl. und zugleich blaßmachende Mittel ein Diarryde, Dyſſenterie. Dieſe Krankheiten werden oft von den Rekruten vorgeſchuͤct, wenn fie zum Regimente ab⸗ 1 marſchiren ſollen. Am leichteſten entdeckt man den Betrug durch unterſuchung dae ai denn wo das Uebel heftig iſt, wird man ſie gewohnlich befleckt finden. terie herrſcht, wie in Indien, wird ſie oft vorgegeben, um der In Laͤndern, wo die Dysen⸗ 314 Dienſtpflicht zu entgehen. Am beſten iſt es, man giebt jedem verdaͤchtigen Patienten einen eigenen verſchloſſenen Nachtſtuhl und unterſucht dann die Exkremente. Nach Hutchiſon wird dieſe Krankheit in den Marinehoſpitaͤlern künſtlich hervorgebracht, um dadurch invalid zu werden. Das Mittel war Eſſig und gebrann⸗ ter Kork, wodurch mancher ſeine Geſundheit ruinirte. Auch eine Solution von ſchwefelſaurem Eiſen wird zu dieſem Zweck von Perſonen angewendet, die als Schuhmacher arbeiten, ſie ver⸗ ſchlucken die Fluͤſſigkeit, die man ihnen zum Schwarzen des Le⸗ ders giebt. Schmerzen an verſchiedenen Theilen des Kör- pers. Der hier ſo ſchwer zu erkennende Betrug wird oft da⸗ durch entdeckt, daß der Patient ſich in Widerſpruͤche verwickelt. Regelmäßiger Gebrauch der Mixtura diabolica hat auch oft zur Entdeckung geführt. Schlagen dieſe Mittel fehl, fo verfahre man folgendermaßen. Zuerſt ſtelle man dem Patienten im Bei⸗ ſein ſeiner Kameraden vor, daß ſeine Krankheit trotz aller Sorg⸗ falt bis jetzt noch unbegreiflich ſey, weil es an aͤußern Sympto⸗ men fehle; daß man alle zweckgemäßen Mittel ohne Erfolg an⸗ gewendet habe; und daß, da er noch immer uͤber heftigen Schmerz klage, nichts übrig bleibe, als ihn auf eine noch ſchwaͤchere Diaͤt zu ſetzen, und ohne weitere Mittel im Bette liegen zu laſſen, um von dieſer Behandlung und der Zeit Huͤlfe zu erwarten. Der Chirurg muß nun bei ſeinen Beſuchen im Krankenhauſe bei dem Bett dieſes Patienten vorübergehen, ohne von ihm Notiz zu nehmen. Die weit entfernte Ausſicht auf das Gelingen des Bes trugs und der Spott ſeiner Kameraden haben manchen ſolchen Betruͤger zum Aufgeben ſeines Plaus bewogen. Zuweilen aber iſt die Ausdauer dieſer Menſchen ſo groß, daß ſie endlich ein Gertificat erhalten, aber mehr weil die Geduld der Aerzte er⸗ ſchoͤpft iſt, als weil dieſe von einer wirklichen Krankheit ſich übers zeugt haben. Unter dem vielumfaſſenden Ausdruck chroniſcher Rheumatismus kommen vielfältige Betruͤgereien vor, Dr. Peil e, der Lazarethinſpector, hatte vor einiger Zeit einen Negerſoldaten zu behandeln, deſſen Glieder durch chroniſchen Rheumatismus fo zuſammengezogen erſchienen, daß er das groͤßte Mitleid erregte. Er bewegte ſich niemals ohne ſich laut über die heftigſten Schmerzen zu beklagen. Jedes Mittel zur Hebung oder Linde⸗ rung des Uebels blieb ohne Erfolg. Endlich wurde er als un⸗ heilbar entlaſſen und 4 Tage nachher ſah ihn Dr. Peile um die Stelle eines Lampenputzers bitten. „Wie viel die Regierung durch ſolche Betruͤgereien verliert, iſt kaum glaublich; eben jetzt beſindet ſich ein Mann im Depot zu Dublin, der 1½ Jahr beim 13. Dragonerregiment geſtanden hat, ohne auch nur einen Tag Dienſt zu thun. Er erhielt ſei⸗ nen Abſchied im vorigen Monat wegen chroniſcher Schmerzen in den Gliedern und wegen Taubheit. Nachdem er eine Woche bei ſeinen Freunden in Dublin gelebt hatte, ließ er ſich im Dienſt der oſtindiſchen Kompagnie engagiren. Er iſt ein wahres Bild der Kraft und Geſundheit und hoͤrt ganz vortrefflich. bn wei Iſt das Glied anſcheinend geſund, weder un⸗ gewoͤhnlich weich noch wirklich abgezehrt, fo empfiehlt der Baron Percy einen Verſuch mit dem Brenneiſen zu machen, ein Mit⸗ tel, das, wenn das Uebel wirklich ſtatt findet, vortheilhaft iſt, deſſen Anwendung aber verſtellte Patienten, trotz ihrer Stand⸗ haftigkeit, gar ſehr ſcheuen. Stammeln. Gewoͤhnlich ſagen ſolche Perſonen, das Uebel ſey ihnen angeboren, gewandtere aber ſchreiben es einem Schlag⸗ fluß oder einem gefährlichen Fieber zu. Wenn die Sprachorgane in gutem Zuſtand ſind und uͤber das fruͤhere Vorhandenſeyn des Uebels kein genügender Beweiß geführt werden kann, fo fperrt man in Frankreich ſolche Leute ein und giebt ihnen nicht eher zu eſſen und zu trinken, bis ſie es ohne zu ſtammeln gefordert haben Lahmheit. Dieſe Schwäche iſt leicht nachzuahmen, ſchwer aber iſt es, alle dagegen anzuwendenden Mittel auszuhalten. Manche Perſonen beklagen ſich nach einem unbedeutenden, wah⸗ ren oder vorgeblichen Schlag oder Fall plotzlich über Lahmheit und Schwache der untern Extremitäten, und beharren jahrelang bei dieſer Behauptung, um ſich dadurch vom Dienſt frei zu ma⸗ chen. Das beſte Mittel iſt ſtarke Bewegung zu empfehlen, und 315 wenn der Patient erklärt, er könne ſich nicht raſch bewegen, fo laͤft man ihn durch zwei Maͤnner unter die Arme fallen, die ſchnell mit ihm den Paradeplatz hin und hergehen; ſind die ſe ermuͤdet, ſo treten zwei andere an ihre Stelle und ſo fährt man ſo lange fort als es dem Chirurgen gut duͤnkt. Wenig Betrüger werden dieſe mediciniſche Diſciplin laͤngere Zeit aushalten. Es iſt außerordentlich, wie lange man ein Glied in einer zuſammengedruͤckten Lage oder in Unthaͤtigkeit erhalten kann, ohne daß die Muskelkraft dadurch vermindert wird. Zwei die bewei⸗ ſende Faͤlle fielen vor Kurzem hier in Dublin vor. Ein Soldat verſicherte, daß er nach einer Verletzung an den Huͤften faſt alle Kraft in den untern Extremitäten verloren habe. für einen Betrüger hielt, fo wurde die Behandlung lange forts gelegt. belt den Abſchied. mittelſt zweier Kruͤcken vor die Behörde‘, wo er den Abſchied ausgefertigt bekommen ſollte. Vom Portier des Hauſes ließ er ſich das Document zweimal laut vorleſen; als er ſich vollkommen überzeugt hatte, daß es in beſter Form ausgeſtellt war, warf er erſt die eine Krücke weg, dann die andere, lief in die Straße hinein, warf zwei Maͤnner, die ihm im Wege ſtanden, Die zweckmaͤ⸗ sigen Mittel wurden angewendet, und da man ihn gleich Anfangs Endlich war die Geduld der Aerzte erſchöpft und er er⸗ Am dazu beſtimmten Tage ſchleppte er ſich uͤber den Haufen und verſchwand zuletzt, indem er uͤber einen Karren mit einem Waſſerfaß hinweg ſprang. — Während des letzten Kriegs kam ein Mann von der Miliz wegen Schwaͤche der untern Extremitaͤten in das Hoſpital, wo er zwei bis drei Jahre lang an Kruͤcken herumging. Endlich erhielt er feinen Abſchied; am Toge nachher, als er feinen uͤberſchuͤſſigen Sold ausgezahlt erhalten, ſchleppte er ſich in den Phoͤnixpark, wo feine Kameras den exercirten. Als er zu ihnen gekommen war, legte er feine Krücken ab, und marſchirte vor die Fronte, und hier ſprang er wie ein Reh nach allen Seiten hin und her, was das Erſtaunen ſeiner alten Bekannten hoͤchlichſt erregte. Erbrechen. . i auf den Unterleib oder durch das Einfdjlürfen der Luft ſich au⸗ genblicklich zum Erbrechen bringen. Ich ſelbſt behandelte einen Mann im Fort Pitt, der ploͤtzlich von einer Neigung zum Ers brechen befallen wurde, als er erfahren hatte, daß er mit nach Indien eingeſchifft werden ſollte. Ich war gleich überzeugt, daß er ſeine Krankhelt willkuͤhrlich erregte und ſagte ihm, dieſes Uebel Mehrere Perſonen konnen durch einen Druck ſey ſehr ungewoͤhnlich, ich hätte mich mit mehreren Aerzten be⸗ rathen und wir waͤren zu dem Entſchluß gekommen, daß, wenn ſich dieſe Neigung zum ſchnitten werden müfle, e gentlich ſey. Die Symptome, uͤber geklagt hatte, nahmen ſchnell ab, er voͤllig geſund eingeſchifft. * Epilepſie. Die Verzuckungen der verſtellten Patienten Erbrechen nicht gaͤbe, ſein Leib aufge⸗ um zu erforſchen, was der Grund ei⸗ welche er früher ſo ſehr und nach 48 Stunden wurde gleichen mehr bloßen Grimaſſen als den kraͤftigen unwillkührlichen Muskelcontractionen, welche die wahre Krankheit charakteriſiren. Da die Patienten während des Anfalls ganz empfindungslos ſind, ſo verſucht inan in achtig \ ) 8 fühl zu erregen. Gewöhnlich bringt man ein brennendes Licht, plötzlich vor das Auge, wodurch aber ſelten etwas bezweckt wird, denn ſowohl bei einem wirklichen als bei einem verſtellten An⸗ fall wird es wegen der Zuckungen ſchwer halten, dieſen Verſuch gehörig zu machen; dann iſt auch die Beweglichkeit der Iris bei funden Perſonen oft ſehr verſchieden, manche werden vom vers (4 Rärkten Licht faſt gar nicht afficirt, andere dagegen ſehr ſtark. Hirſchhorndämpfe vor die Naſe gebracht ſind eben fo unſicher, weil ſie auf manche Perſonen gar keinen Eindruck machen. mehreren Fällen ik es mir gelungen, dem ſcheinbaren Paroxys⸗ mus ſchnell ein Ende zu machen, indem ich ein Stück einer fla⸗ nellenen Binde in kochendes Waſſer tauchte und ſchnell auf die Seite des Patienten legte. Dieſe Anwendung der flanellenen Binde iſt eine zweckmäßige Art plotzlich Veſikation zu erregen. ſoll es gut ſeyn bei zweifelhaften Anfällen ein gang kleines Die Indianer ben ‚Zerpentindt in das Auge zu bringen. verdaͤchtigen Faͤllen durch Reizmittel das Ge⸗ In Stadium wird dadurch nachgeahmt, 310 wenden bei Schlaſſucht und ähnlichen Fällen ein wenig Saft aus der Hülſe des Cayenne Pfeffers an, den ſie in das Auge tropfen. Hersklopfen wird durch äußere und innere Mittel erregt, z. B. durch feſte Binden um den Hals und die Oberarme. Im November 1823 waren drei verdächtige Patienten der Art, vom 13. Regiment im Hoſpital des Fort Pitt; ſie wurden nackend ausgezogen und kamen in eine Stube, wo ſie von jeder Commu⸗ nikation nach außen ſtreng abgeſchnitten waren. Nach 6 — 7 Tagen baten ſie um Erlaubniß zur Rückkehr bei das Regiment, und bei der Unterſuchung fand ſich, daß alle ungewohnliche Be⸗ wegung des Herzens aufgehoͤrt hatte. Geiſtesabweſenheit. eit nicht u ſeine Nahrung, ſchlief wenig und vermied Ede Geſelſchaſt. 8 3 lich war der Arzt von dem Daſeyn des ne ‚überzeugt es 5 „ Rus getro u jetzt ſchon ließen die Symptome nach; als er ben, Kfchied wi > lich erhalten hatte, wurde fein Geiſt ruhig und er betrug N ganz vernuͤnftig, was allerdings bei aͤhnlichen Kranfgeiten vor- kommen kann, aber doch verdaͤchtig war. 2 8 4 Hydrocele. Eine dieſer Krankheit ſehr ähnliche Geſchi 2 entſteht, wenn man in die Haut bes Scrotum einen Stich macht und das Zellengewebe aufbläft. a N eee 71052 Aufgetriebener Unterleib wie bei Eingeweide Krankheiten. Ein Mann, der durch das Einſchlucken von Luft ſeinen Leib außerordentlich ausdehnen konnte, taͤuſchte eine franzöſiſche Medicinalbehoͤrde und erhielt einen Freiſchein. Anſchwellen Deine Ei 13 — Scrofeln. um die Spuren der Scrofeln am nach⸗ zuahmen, werden Geschwüre unter der Haube h, 4 außerdem deſtrichen die franzöſiſchen Conſcribirten einige Stu en vor der Unterſuchung die Naſe und die Oberlippe mit dem Saft ; von Euphorbia oder geſtoßenem Knoblauch. n Cacher ie und Schwache. Ich kaunte einen ganz gefun⸗ den Mann, der vor feiner Unterſuchung viel Wein trank und zwei bis drei Nächte nicht ſchlief. Sein unordentlicher Anzug, der unvaſirte Bart, die hohlen Augen, die eingefall Wangen, und das ee Anſehen machten ihn faſt ſeinen reunden unkenntlich. 1 ie le ee Die Betrüger Saen en mit Wa 6% und bringen dann ſcharfe ätzende Snbſtanzen an das Zahnfleiſch. * . „ autkrankbeiten. Die Conſcribirten aßen und [37 gur Een name mehrere. "Sfogeungemittet," die und temporären Ausſchlag erzeugten. Auch äußerlich werden Säuren Tinea capitis im activen daß man Salpeter ſaͤurt auf j ra und ſcharfe Subſtanzen angewendet. den Kopf bringt, nachdem man vorher das Geſicht mit irgend einer fettigen Subſtanz geſchützt hat; der chroniſche Zuſtand aber durch die Anwendung von verſchiedenen Depilatorien, die man an einzelnen Stellen auflegt. ; Gelbſucht. Die gelbe Farbe I t wird durch Be ſtreichen mit einer Infuſton der Wurzel der Curcuma longa, mit Mhabarbertinktur, Rußaufguß u. dergl. nachgeahmt. Die Augen um mit Rauch gelb färben wollen, aber ohne gro⸗ Erfolg. . 2 1 4 . n Ein gutes Mittel zur Entdeckung iſt, zuerſt ſehr laut mit dem verſtellten Patienten zu ſprechen, und nach und nach leiſer zu reden, was er im Eifer des Geſpraͤchs nicht leicht bemerken wird. Vor Kurzem kam ein Rekrut zum Depot der oſtindiſchen Compagnie ‚gu Thatham, der ſich für ganz taub ausgab, was auch feine Kameraden bezeugten. Dr. Davies ließ ihn in das Hoſpital bringen und ſetzte ihn auf geringe Diät, Neun Tage ging Davies am Bett vorüber, ohne nur nach dem Kranken zu ſehen. Am 10. Tag unterſuchte er ſeinen Puls und bedeutete ihn durch Zeichen, die Zunge herauszuſtrecken, dann fragte er den Aufſeher, was fuͤr Diät der Patient erhielt, die Antwort war: nichts als Suppe. Davies ſtellte ſich ſehr auf⸗ ebracht gegen den Aufſeher und ſagte: Ihr ſolltet Euch vor Mask Ihämen, der arme Teufel iſt beinah verhungert, gebt ihm ſogleich ein Beafſteak und eine Pinte Porter. Bei dieſen Worten vergaß der Patient ſeine Taubheit, erhob ſich voll Dank⸗ tarkeit und ſagte: Gott der Allmächtige ſegne Euch, Ihr ſeyd der beſte Menſch, den ich ſeit langer Zeit ſah. Kuͤnſtlich wird die Taubheit dadurch hervorgebracht, daß man eine Erbſe in das Ohr ſteckt oder durch das Einbringen einer reizenden Fluͤſſigkei Gutzündung und temporären Verluſt des Gehoͤrs erregt. Sontractionen der Gelenke werden oft nachgeahmt und ſind zuweilen ſehr ſchwer zu erkennen. Ich will nur den neueſten Fall anfuͤhren, der hier vorfiel. Haddok, ein Rekrut vom 61. Regiment, erhielt bei einem Streit mit einem Kame⸗ raden am 28. April eine leichte Contuſion am rechten Arm. Er kam in das Hoſpital und wurde nach wenigen Tagen herge⸗ ſtellt entlaſſen, doch zeigte er hier ſchon eine Neigung das Uebel ſchlimmer zu machen, als es nach der Anſicht des ihn behandeln⸗ den Chirurgen war. Am 3. Juni erklaͤrte ihn der Dr. John, Sara des 61. Regiments, für‘ dienſtunfaͤhig, wegen einer ontraction des rechten Arms, die durch eine Verletzung ſeit ſeiner Dienftzeit entſtanden war, aber im Hoſpital wohl geheilt erden koͤnnte. Am 5. Juni unterſuchte ihn das Medicinal⸗ ſollegium zu Cimerit und fand eine Eubluration des rechten Ellenbogen⸗Gelenks, durch welche die Muskeln zuſammengezo⸗ gen wurden. Er fuͤgte noch hinzu, ein ſolcher Mann haͤtte gar nicht angenommen werden ſollen und verdiene den Abſchied; eine Meinung, welcher der Commandant der Truppen beitrat. Am Juni wurde Haddok vom Dr. Irwin in Sligo und von mir am 22. November als Rekrut für das 12. Regiment ange⸗ nommen. Am 14. Februar 1826 wurde er von einem Chirur⸗ gen des 12. Regiments fuͤr dienſtunfähig erklärt, weil er zufolge eines neuerlichen Armbruchs ſo ſchwach ſey, daß er nichts Schwe⸗ res heben lönne. Er ſetzte noch hinzu, Haddok ſey wegen eines Aſthma, woran er ſchon viele Jahre leide, lange Zeit im Hoſpi⸗ tal geweſen. Am 21. Februar wurde ich vom General-Major befragt, warum ich dieſen Mann angenommen haͤtte. Er wur— de am 4. März abermals von einem Medicinal ⸗Collegium zu Gert unterſucht und vollkommen dienſtfähig gefunden. Krankhafte Zuſammenziehung aller Finger einer Hand wird t vorgegeben. Man bringt eine Schnur mit einer geoͤhrten nde zwiſchen die Finger und die Handflaͤche und haͤngt na und nach ſo viel Gewicht daran, daß die den. General Roß heilte einen ſolchen Patienten ſehr ſchnell. gab vor, en könne die feſtgeſchloſſene nicht oͤffnen; dem er einige Zeit ohne Erfolg im Hoſpital behandelt wor⸗ den, ließ ihn der General in eine Kammer bringen, in welcher ſich ein erhöhtes Bret befand; die geſunde Hand wurde an ſei⸗ nen Körper befeſtigt und auf das Bret wurde Waſſer und Brod — — — Finger ausgedehnt wer⸗ 318 geſtellt, ſo daß er es nur mit der kranken Hand erreichen konnte. Die erſten 24 Stunden hielt er es aus, aber am folgenden Tag hatte er das Brod und Waſſer herabgeholt. : Kommen zweifelhafte Fälle ruͤckſichtlich des Kniegelenks vor, ſo läßt man den Patienten mit dem gefunden Fuße auf ein meh⸗ rere Schuhe erhoͤhtes Geſtell treten; iſt das Uebel ein verſtell⸗ tes, ſo wird er bald den kranken Fuß ausſtrecken, um ſich vor dem Fallen zu bewahren. 1 « 1 Incontinenz des urins. Gewöhnlich giebt man Opium und ſieht nach, ob das Bett wahrend des Schlafs naß geworden, aber es iſt moͤglich, daß dieſes Mittel bei wahren Patienten das Abfließen des Urins verhindert. F Brüche werden wie die Hydrocele erzeugt. Auch können manche Perſonen willkuͤhrlich die Teſtikeln fo nach aufwärts ziehen, daß ein ſcheinbarer Bruch entſteht. 97 1 2 Fistule in ano wurde in Frankreich durch einen Eins ſchnitt am Rande des Anus hervorgebracht, in welchen man eine Wieke von radix hellebori albi legte. 7 Geſchwuͤre an den Beinen. Man wendet gewöhnlich Salpeterſaͤure, eſſigſaures Kupfer, Kalk und Spiritus an, ferner ungelöfchten Kalk und Seife, geſtoßenen Knoblauch und Eſſig, die Rinde des Kirſchlorbeers und beſonders den Saft der Euphorbia. Auch wird bisweilen ein Geſchwuͤr kuͤnſtlich bare geſtellt, wo gar keins vorhanden iſt, indem man ein Stuͤck von einem Wurm oder die Haut eines Froſches aufklebt. So hat man ſelbſt Krebsſchäden nachgemacht, indem man die Oberfläche durch einen kleinen mit Blut und Waſſer getraͤnkten Schwamm, der in der Kleidung verborgen war, feucht erhielt. 8 um Betrüger von der Verſchlimmerung ihrer Geſchwuͤre abzuhalten, muß man die Bandage verſiegeln, doch hilft das nicht immer, denn manche haben mit Nadeln durchgeſtochen oder durch ſtarkes Blaſen die Granulationen der Wunde zerſtoͤrt; ſelbſt das Anlegen eines hölzernen Gehaͤuſes hat nicht allemal genuͤtzt, ein ſolcher Patient brachte einen biegſamen Stab zwis ſchen das Bein und das Gehaͤuſe. Geſchwüre im Ohr mit übelriechendem Ausfluß werden durch eine mit Blaſenpflaſter beſtrichene Wieke erzeugt, was man ſo oft wiederholt, bis ein eiterartiger Ausfluß erſcheint. Der üble Geruch wird durch eine Mixtur aus einem em pyreu⸗ matiſchen Oel, Teufelsdreck und altem Kaͤſe hervorgebracht. Auch Honig hat man bisweilen in das Ohr gebracht. Fracturen. Wie weit die Unverfhämtheit mancher Menſchen geht, mag folgendes Beiſpiel beweiſen. Dempſy wurde im Depot, von Dr. Brown im Februar für das 83, Regiment angenommen; als er in die Barracken kam, wurde er zurückgeſchickt, well er vorge⸗ geben hatte, es ſey ihm eine Platte in den Schaͤdel eingeſetzt worden, wegen einer bei einem Schiffbruch erhaltenen Verletzung. Der Arzt erhielt einen Verweis und ſollte die Koſten des Enga⸗ gements tragen. Am 18. Mai deſſelben Jahres ließ Dempſy ſich beim 12. Regiment unter einem andern Namen engagiren, Dr. Brown erkannte ihn im Depot ſogleich und fand nicht die ge⸗ ringſte Verletzung. . f Polypen werden kuͤnſtlich dargeſtellt, indem man die Te⸗ ſtikeln eines jungen Hahns oder die Nieren eines Kaninchens in die Naſe ſteckt und mittelſt eines Schwaͤmmchens feſthaͤlt. Ozaena wird nachgeahmt durch einen Schwamm, der mit ſtinkenden Saͤften oder mit Oel und altem Kaͤſe getränkt wird. Die Verſtellung geht ſo weit, daß ſich Menſchen ſogar todt geſtellt haben. In Oſtindien frühftücten eines Tages die Offis tiere im Zelt ihres Commandeurs, als die Eingebornen den Leich⸗ nam eines Mannes getragen brachten, der von den Seapoys ermordet worden ſeyn ſollte. Man ſah mehrere Verletzungen am Korper und die Kleider waren blutbefleckt. Der Adjutant mußte ſogleich die Seapoys aufmarſchiren laſſen, damit die Freunde des Todten die Moͤrder auffänden. Sie konnten keinen angeben. Der Adjutant kehrte unwillig in das Zelt zuruck und wollte ſich Thee machen, als ihm plotzlich einfiel, zum Ver⸗ ſuch ein wenig heißes Waſſer auf den Leichnam zu gießen, denn, dachte er, wenn er wirklich tobt iſt, fo ſchadet es ihm nichts. 1 2 —— 319 Der Todte ſprang aber auf und lief fo ſchnell davon, als er nur konnte. Wahrſcheinlich hatte er bloß einige leichte Wunden von den Seapoys erhalten und ſich todt geſtellt, in der Hoſſnung, der Commandeur wuͤrde ſeinen Freunden Geld geben, um ihre Klagen zu beſchwichtigen, oder ſeine Rachſucht würde durch die Beſtrafung der Seapoys befriebigt werden. Bir Miscellen. Arſenik. Prof. Dr. Huͤnefeld (in ſ. phyſiolog. Chemie S. 133) giebt bei dem Beweiſe der faͤulnißwidrigen Kraft des Arſeniks an, daß ſich nach geraumer Zeit das Arſenik in Vers bindung mit Hydrogen als Arſenikwaſſerſtoffgas aus den damit vergifteten Leichen entferne, und eben wegen dieſes Umſtandes die Arbeiten der Taxidermie ſehr ſchaͤdlich werden koͤnnen. Der⸗ ſelbe bemerkt (Horn, Archiv 1826. July und Aug. S. 10,), daß auch die mit dem Scheele'ſchen Grün (arſenikſaurem Kupferoxyd) angeſtrichnen Zimmer, beſonders wenn fie auf ebe= ner Erde, etwas dunkel und feucht ſind, eine ſehr ſchaͤdliche Luft enthalten koͤnnen; wenigſtens muß ein längerer Anfenthalt in ſolchen, zugleich nachlaͤſſig geluͤfteten Zimmern ſehr nachtheilig werden. Die arſenige Säure des mit thieriſchem Leim angerühr- ten Scheele'ſchen Gruͤns, wird zum Theil allmaͤhlig in Arſenik⸗ waſſerſtoffgas umgewandelt, was man ſchon oft durch den knob⸗ lauchartigen Geruch erkennen kann. Hünefeld ift durch eige⸗ ne hinlaͤngliche Erfahrung von der Wahrheit dieſer Behauptung uͤberzeugt worden. . Unterbindung der arteria tibialis postica, Diefe Operation wurde am 4. July h. a. von Hrn, Key ger macht. Die einzelnen Umſtaͤnde des Falles waren folgende: Der Patient war ein Landmann von ſehr geſundem Ausſehen und einem Alter von 30 Jahren. Zwiſchen dem linken innern mulleolus und dem tendo Achillis bemerkte man eine pulfi= rende Geſchwulſt von der Größe eines Taubeneies. Die allge⸗ meinen Bedeckungen derſelben waren auffallend dünn, von bläu⸗ licher Farbe, und in der Mitte der Geſchwulſt ſaß ein kleiner Schorf. Comprimirte man an der Mitte des Oberſchenkels die art. femoralis, oder die art. tibialis postica, fo konnte man die Pulſation in der Geſchwulſt vollſtaͤndig beherrſchen; ſo⸗ bald der Druck nachließ, kehrte fie augenblicklich zuruͤck. Die Krankheit verurfachte dem Patienten weder Schmerz noch Un⸗ behaglichkeit, und er begehrte nur um deswillen die Aufnahme ins Hoſpital, weil ihm ſein Arzt geſagt habe, daß die Ge⸗ ſchwulſt größer und gefährlicher werden würde, wenn keine Operation derſelben mehr ſtatt finde. — Er erzaͤhlte folgende Geſchichte der Entſtehung der Geſchwulſt: Vor ſechs Wochen war er mit Raſenſtechen beſchaͤftigt und bediente ſich dazu eines ſcharfen Werkzeuges, mit deſſen Spitze er ſich an der Stelle des Beins verwundete, wo nach der Zeit die Ger ſchwulſt entſtand. Seiner Verſicherung nach, ſoll die Wunde ſehr ſtark geblutet haben, dergeſtalt, daß das Blut in Geſtalt eines Strahles ausſtroͤmte. Die Blutung wurde durch Druck gehemmt, und die Wunde heilte binnen einigen Tagen zu. Nach Ungefähr 14 Tagen entſtand an der Stelle der Wunde eine kleine Geſchwulſt, welche allmählig immer größer wurde. Der Patient willigte ſehr bereitwillig in die Operation ein, welche auf nach⸗ ſtehende Weiſe vorgenommen wurde: „Durch die allgemeinen Bedeckungen in der ganzen Laͤnge der Geſchwulſt wurde ein Ein⸗ ſchnitt gemacht, und nachdem der Sack auf dieſe Weiſe geoͤffnet war, wurde ſein Gehalt an geronnenem Blute herausgenommen. — 320 Indem man das Tourniquet etwas nachließ, entdeckte man an dem pletziich hervorkommenden Blutſtrahle die Oeſſnung in der Arterie. Es wurde nun eventuell oberhalb und unterhalb dieſer Oeffnung eine Ligatur angelegt. Die Schnittränder der allgemei⸗ nen Bedeckungen wurden mit Heftpflaſterſtreifen zuſammenge⸗ zogen und der Patient zu Bette gebracht. Das Extractum Naxeiss i (von Narcissus Pseudo- narcissus) hat man in Frankreich gegen Nervenkrankheiten be⸗ waͤhrt gefunden. Zuerſt wurde es von Dr. Dufresnoy zu Valenciennes gegen Convulſionen, Tetanus, Keichhuſten ange⸗ wendet. Nach ſeinem Vorgange haben die HH. Loiſeleur⸗ Deslongchamps, Lejeune, Villecheze und Chretien ſich deſſelben als antispasmodicum in Fällen bedient, wo andere Mittel fehlgeſchlagen hatten. Jetzt hat Dr. Purche im Octoberheft der Ephémerides medicales de Montpellier einige Fälle bes kannt gemacht; 1) das Mittel wurde bei hartnäckiger Neural- gia cubito- digitalis in Pillen und vermittelſt Einreibung in den Arm angewendet; nach 10 Tagen kam ein Ausſchlag, wie auf Brechweinſteinſalbe, das Leiden verſchwand und die Geſundheit kehrte zurück. 2) Gegen eine ſehr heftige Neuralgia frontalis bei einer 34jaͤhrigen Frau, wo ſeit langer Zeit eine Menge Mittel vergeblich verſucht waren, wurde das Mittel innerlü (gr. VI gr. IX und zuletzt gr. XII taglich) und als wöſſaige Auf, löfung eingerieben anhaltend angewendet, und nach einigen Wo⸗ chen verſchwanden die Schmerzen allmaͤhlig und die voͤllige Ge⸗ ſundheit kehrte zuruͤck. 3) Bei einem 47jährigen Mann, der ſeit 14 Tagen an ſehr heftigem Hüftſchmerz litt, wurde das Mittel als Einreibung und Clyſtir in wäfferiger Auflöfung und in Pillen (6 Gr. taͤglich) mit baldigem guͤnſtigen Erfolg gebraucht. 4) Eine Hemicranie bei einem 25jährigen Mädchen, die ſeit 15 Monaten nicht menſtruirt war, wurde innerhalb eines Monats geheilt. 5) Auch beim Veitstanz eines Yjährigen Maͤdchens be⸗ wirkte das Mittel 4 Gran täglich, ſpäter 10 Gran (auf welche Doſis aber Erbrechen eintrat und welche daher vermindert wer⸗ den mußte) nach einem Monate Heilung. Selbſt bei Epilepfie hat ſich das Mittel bewährt, indem es nicht allein in einem hier erzählten Falle die Anfälle ſeltner machte, ſondern dem Dr. P. ſich ſo empfohlen hat, daß er es in den meiſten Faͤllen dem fal. peterſauren Silber vorzieht. RS Bon hronifher Verhaͤrtung des Uterus, welche den Anſchein von Scirrhus hervorbringt, hat Dr. Quadri, der die Anſicht hegte, daß eine durch chroniſche Ent⸗ zuͤndung des Teſtikels, der Bruͤſte und des Uterus her brachte Verhaͤrtung häufig den Glauben an vorhandenen Krebs veranlaßt habe, und der beſondere Aufmerkſamkeit auf dieſen Gegenſtand gewendet und ſehr guͤnſtige Reſultate erhalten hatte, folgendes Factum mitgetheilt. Eine Dame, welche ſich dem Ger ſchlechtsgenuß uͤbermaͤßig hingegeben hatte, empfand zuerſt dumpfe Schmerzen im Uterus. Nach einem Abortus blieben heftigere und anhaltendere Schmerzen zuruͤck, und die Menſtruation hörte auf regelmaͤßig zu fließen. Von Zeit zu Zeit ſtellten ſich Blu⸗ tungen ein, und zwei Profeſſoren erklärten, daß ein ſchon weit vorgeruͤckter cancer vorhanden ſey. Man hatte auf Radicalhei⸗ lung verzichtet und blos auf Palliativmittel ſich beſchraͤnkt. Dr. Qua⸗ dri ſtellte eine guͤnſtigere Prognoſe, rieth Enthaltſamkeit, An⸗ ſetzen von Blutegeln, fortgeſetzte Bäder und einige narcotica, Er erhielt ſo anfangs Erleichterung und durch Ausdauer, wozu die hinlaͤnglich in Furcht geſetzte Dame jetzt leicht zu bringen war, völlige Heilung, es wurden 3 bis 4 Jahre darauf verwendet, aber fie iſt beftändig geweſen. Bibliographiſche Neuigkeiten. Bi Histoire naturelle des Lépidoptères ou Papillons de France ar M. J. B. Godart, ouvrage basé sur la methode de M. Latreille, avec les figures de chaque espèce, des- sinées et coloriees d’apres nature, par P. Dumenil, continnde par P. A, J. Duponchel, Tome VI. (Noc- turnes tome III.) VIe Livraison. Paris 1826 8. m. K. Des causes morales et physiques des maladies mentales et de quelques autres affections nerveuses telle que Thysterie, la nymphomanie et le satyriasis. Par F. Voisin D. M. Paris 1826. 8. 4 —ͤ — ned. ——— — — wei 5 77 br b 216 S. u. — We 1 u! G. I. hure. Tariſchen Po ant Be N 4 2 1 . rei Nun ! * ci * a t ur ER ER die Fee elner Zu — en a der ‚Campaı nularia dichotoma, sonia verrucosa, Caryophyliea caly- Ben cularis, Spongia panicea, papillaris, cri- Stata, tomentosa und ae fal- 10 cata. eye nit Von Robert A Grant NM. Dr., 'ernerian Natural Hi istory Society am 27. Mai 1826 Tee ſelbſt mitgetheilt. * En 15 fi else A HE AR e un Ben A: 1 ugung der le eine, der. trafen lebende Pol „die an dem be 7 8 1 9 i New Philosophical Journal; April, July 182 Gr. 21. des xy. Bandes.) in dem aus | ee N um Seittune November 1820. e bei dem Kön. Preuß. EUER zu Gebete ber Koͤnigl. Saͤchſ. Faeser ſtamte zu Weimar und bei dem G. H. S Comp pr. Landes⸗Induſtrie⸗ toir. sangen Sy von -_ een 2 a werd 8 8. 36 Kr., ws Heinen. 11 001 Lr an laſernen Waſſergefüß, worin. fie ih befanten, u Beben; ſie begannen nun ſich wie Suͤßwaſſerpolypen N. und auszuſttecken. (Ellis, Hist. Nat. des r., p. 116.) Dieſe Angabe des Hrn. Ellis iſt zwar im Einzelnen nicht ganz richtig, doch aber befriedigend in Betreff der Bewegungen der Eier, welche er auß den Bläschen hervortreten fah. Da dieſe Art der Cam- panularia fehr häufig an den Klippen der Kuͤſte von Leith vorkommt und ihre Eier im Monat Mai ſich im Zuſtande der Reife befinden, fo habe ich ihre merkwuͤr⸗ digen Bewegungen in Na einiger Freunde, wel⸗ che mit dem Bau dieſer Thiere bekannt waren, unter dem Mikroſcop unterſucht. Die ſich bewegenden Eier, welche Hr. Ellis beobachtet hat, waren uicht, wie er glaubt, ein und daſſelbe mit den polypenartigen Körpern, welche, feiner Darſtellung zufolge (Ellis Taf. XXXVIII. Fig. 3. BBB) von den Mündungen der Bläschen, herz abhängen, fondern Eier, welche von diefen polypenartit 2 d herabgefallen waren. Die polypenartigen oͤrper erſchienen unter dem Mikroſcop als dünne, durch⸗ ſichtige, bewegungsloſe Kapſeln, deren jede drei beſon⸗ dere Eier enthielt und an den freien Enden wehrere ſteife, gerade Fortſaͤtze mit divergirenden Spitzen bemer⸗ ken ließ, welche Hr. Ellis faͤlſchlich für die Tentakeln eines jungen Polypen gehalten hat und deshalb glaubte, daß der Polyp der zuerſt gebildete Theil eines jungen Zoophyten ſey, was aber, wie ich durch mehrere Unters ſuchungen gefunden habe, nicht der Fall iſt. Dieſe Er zeugungsart der Sertularise, daß ſich nämlich eine. Menge Kapfeln abloſen, welche in eine klebrige Sub⸗ ſtanz eingehuͤllte Eier enthalten, kannte ſchon Eavo li⸗ ni, welcher vor 40 Jahren den Irrthum des Hrn. Ei: lis, hinſichtlich der polypenartigen Koͤrper entdeckte und vermuthete, daß die in dieſen aͤußern Kapſeln ent: haltenen eigentlichen Eier dieſelbe Art der Bewe⸗ gungen bemerken laffen würden, welche er an den Eiern anderer Zoophyten beobachtet hatte; es gelang ihm abet nicht, die Eier zu erhalten, nachdem ſie eben aus den Kapſeln hervorgetreten waren, um fid von der Richtig keit oder der Unrichtigkeit ſeiner Vermuthung überzeugen zu können. Da ich bereits durch die durchſichtigen Blas 21 523 chen der Plumularia falcata die Bewegungen und ſelbſt die wimperartigen Haͤrchen der eingeſchloſſenen Eier beobachtet hatte, ſo brachte ich eine der polypenartigen, an Nabelſtraͤn⸗ gen hängenden Kapſeln aus den Bläschen der Campanula- ria dichotoma ganz unter das Mikroſcop, und konnte er deutlich die ſtrudelartigen Stroͤmungen an der Oberfl eingeſchloſſenen Eier und die beſondere ſchwingende Zone 1 dieſetben herum beobachten, die man immer an der Oberflaͤche bemer t, wo die wimperartigen Haͤrchen ſitzen, wenn dieſe in zurafı er Bewegung ſich befinden, um deutlich gefehen werden zu konnen. e treten ließ, indem ich die Kapſel mit zwei Nadeln oͤſuete, begannen ſie augenblicklich auf dem Bo⸗ den hin und her zu gleiten, und ich konnte jetzt deutlich wahrnehmen, daß die wimperartigen Haͤrchen auf ihrer Oberflache in eine ſchwingende Bewegung geriethen, waͤh⸗ rend ſie ſich vorwaͤrts bewegten. nen Zoophyten nd ſehr zahlreich, indem jedes Blaͤschen 5 deren 20 bis 30 enthält; und dadurch erklaͤren ſich wahrſcheinlich die polypenartigen Kapſeln, naͤmlich 8 fo vielen Eiern hinlaͤnglichen Raum zu gewähren, an der BAR" der Bläschen zu entwickeln. In 1 nem Bläschen der Plumularia falcata habe ich nie mehr als zwei Eier bemerkt, und fie haben Naum ges nug in dem Bläschen, ihre vollkommene Reife zu er⸗ langen. Die Eier der Campanularia dichotoma ſind ſehr klein und regelmaͤßige ovale Koͤrperchen von halb⸗ durchſichtiger milchweißer Farbe; die wimperartigen Haͤr⸗ chen, welche uͤber ihre ganze (Oberflaͤche vertheilt find, treiben fie nur in einer Richtung vorwaͤrts; ihre Ber wegungen und ihr allgemeines Ausſehen ſinb, wie bei den Eiern anderer Zoophyten, ſo eigenthuuͤmlich, daß man fie von kleinen Thierchen leicht unterſcheiden kann, for bald man nur einmal die reifen Blaͤschen eines Zoophy⸗ ten unterſucht har. Die wimperartigen Haͤrchen an der Oberflache dieſer und anderer Eier find winzige Filamente und den kleinen Haͤrchen zu vergleichen, welche den menſchlichen Koͤrper bedecken. Sie haben keinen Ein⸗ fluß auf die innere Organifation des Eies, und machen dieſelbe auch nicht ſo complieirt, als die des erwachſe⸗ nen Thieres, welches Polypen von einer ſehr hohen Organſſatton enthaͤlt. Es find Organe, welche auch am erwachſenen bophyten und in den einfachſten bekannten Formen des thieriſchen Stoffes vorkommen, indem. ber kanntll die Bewegungen der einfachſten gallertartigen Thierchen dutch diefe Organe vermittelt werden; fie find auch nothwendig, um zu verhindern, daß nicht die Eier, vermoͤge ihrer Schwerkraft, gleich dem Pflanzenſaamen herabfallen und in den ſich beſtaͤndig ene Sand begraben werden. Cavolin fegte feine Forfhungen über den Gau und die Oekonomie der Gorgonia verrucosa, Lam., beſonders in Bezug auf die freiwilligen Bewegungen und die Entwickelung ihrer Eier, zwei Jahre nacheinan⸗ der (1784 bis 1785.) fort. Seine Beobachtungen die fes. Thieres ‚find ein Muſter von Geduld und wiſſen⸗ ſchaftlicher Forſchung, ſo daß man in der Geſchichte der Zoophyrologie ihres Gleichen Rehe finder, ‚Er unterſuchte ————ů— A560 10 nahmen waͤhrend ſie eh von den Wahrnehmungen wenn ſie geoͤffnet wurden. Als ich die drei Eier in das Waſſer eines Die Eier dieſes klei = * 75 324 die Lage der Eierſtocke an der Baſis eines jeden Polys pen und entdeckte die Art, wie die Eier durch 8 kleine oviductus, die ſich ae den Baſen der 8 e keln oͤffnen, abgeſe 3. t. u en der G 1 at En ‚rede Er ab ſchwammen „ ſo wie Er bemerkte, daß die Eier ſaͤmmtlich etwas von der Geſtalt der Vogeleier hatten; daß ſie durch den ovidu- ctus, mit dem ſpitzigen Ende nach vorwaͤrts gerichtet, Br: Weg nehmen; und daß ſie, kaum herausgetreten, bei dicke Ende in die Hohe kehrten und ane mit dieſem Ende immer nach vors waͤrts ge Ca voli ni, Abhandlung über Pflan⸗ lin; ige 48.) Schnitt er einen kleinen Theil der äußern Bedeckung von der Baſis eines Polypen 2 3 u "uch, a fünf Eier von fleiſchrot 4 Hon er aus den kran KR mi Monat Junius ‚beob ete er die Polhpen der Gbr e Mens fe ihte Eier abſetzten: Ein Theil dieſes Zoophyten, nur 6 Zoll hoch, ſetzte bin⸗ nen einer, Stunde 90 Eier ab. Die Eier fliegen zaerſt in ſpiralfoͤemiger Richtung an die Oberflaͤcke des Waſſers und ſchwammen dann in wagerechter Acre den Rand, ohne ihre Geſtalt zu verändern, Unter dem Mis kroſkope bemerkte er mehrmals, daß ſich die Et : Geſtalt des Eies in eine Kugel verwandelte; und das Mikroſkop einen ganz E de Stand hatte, fo 43 er, zu ſeinem Erſtaunen „ das Ei raſch von ber Stell auf welcher es lag, aufſpringen und ſich, fo lange er es 155 dbachtete, beftändig in raſcher Bewegung erhalten. (Abs 1 handlung Aber Pflanzenthiere S. 48.) Als ich, erzäh Cavolint, wieder nach dem Gefaͤß e ſah, in a n die Gorgonia lag, fe fand ich, daß um Eier, die abgerun deten dicken Enden an die Wand des Gefaͤßes angelegt, wie eine Menge Blattlaͤuſe um einen Zweig, um den Rand herum geordnet hatten; und wenn ich ſie mit einer Nad davon abſtieß, fo veränderten fie auf eine außerordentliche Weiſe ihre Geſtalten, während fie e in allen eee umherzuſchwaͤrmen fortfuhren. Bei der Caryoplıyllea calycularis, Lam. (Ma- drepora calycularis, Lin.) bemerkte Cavolini, daß die Eier, gleich denen der Gorgonia, im Fruͤhlinge r ſeyen und auf dieſelbe Weiſe aus beſondern kleinen O nungen zwiſchen den Tentakeln zum Vorſchein ko Durch die durchſichtigen Wandungen des Polypen! k : man bemerken, daß fie an ihrer Baſis eine ähnliche Stellung einnahmen; ſie hatten dieſelbe eifoͤrmige Ge⸗ ſtalt, aber eine dunkelröthere Farbe, als diejeni gen der Gorgonia, waren auch dabei etwas groͤßer. Sie boten dieſelben merkwürdigen Erſcheinungen dar, bewegten ſich im Waſſer herum, ſchwammen nach der Oberfläche, vers änderten bei der geringſten Irritation auf mannichfaltige, Weiſe ihre Geſtalten, und brachte man fie zerriſſen ums ter das Mikroſkop, fo bemerkte man dieſelbe koͤrnige! Bi tur. (a. a. O. S. 50.) Die ausführliche Beſchreibung bei freiwilligen Bewegungen! der Eier bei dieſen beiden Zoophyten von Cavolini ſtimmt auf das Merkwuͤrdigſte mit dem übers 325 ein, was ich bel andern Gattungen beobachtet habe, fo daß ich nicht im Geringſten daran zweifle, daß ſie auf dies felbe Weiſe hervorgebracht werden, namlich durch die raſche Schwingung der winzigen, uber ihre Oberfläche. vertheilten Harchen. Dieſe Haͤrchen hat weder er noch Hr. Ellis an der Campanularia entdeckt, weil ſie nicht die guten Wergrößerungsgläfer hatten, die dazu nds ig ſind. i A = — einer Abhandlung „On the Structure and Functions of the Sponge,“ welche ich der Werne rian Society im 1825 vorlas, beſchrieb ich die merkwürdigen Bewegungen, welche ich an den Eiern der Spongia panicea, Lam., Sp, papillaris, cristata, tomentosa zwiſchen der Zeit ihrer Austreibung aus den Afteroffnungen und derjenigen bemerkt hatte, wo ſie ſich dauernd beſeſtigten, um ſich an der Oberfläche der Uhr— glaͤſer auszubilden, und i das Ausfehen der wins zigen Haͤrchen, die ich mit dem Mikroſkop entdeckt hatte, und welche auf der Oberfläche der Eier waͤhrend ihrer Bewegung im Waſſer und ſelbſt eine kurze Zeit lang, nach dem fie ſich befeſtigt hatten, in beſtaͤndiger ſchwingender Bewegung waren (ſiehe Edinb. Phil. Journ, Vol. XIII. p. 382; vergl. auch Notiz. Nr. 279. S. 225). Die näheren Umftände, welche mit der Bildung und der Abs. trennung dieſer Eier verbunden ſind, ihre Struktur zur Zeit der Austreibung und die Veranderungen, welche fie, waͤhrend der Befeſtigung und Entwickelung ihrer Koͤrper erfahren, find für die Fortſetzung meiner Abhandlung uͤber dieſes Thier aufgeſpart; was aber die freiwilligen Bewe- gungen der Eier anlangt, ſo will ich hier bemerken, daß die Eier ſaͤmmtlich etwas eifoͤrmig find, und daß die kleinen Haͤrchen bis guf das hintere ſpitzigzulaufende Ende jeden Theil der Oberflaͤche bedecken. An dem» ſpitzigen Ende habe ich ſie nie deutlich bemerkt. Beim 5 ſteht immer das breite Ende nach vorwärts... e haben eine koͤrnige Struktur und eine rauhe Ober- flaͤche, gleich den Eiern der Gorgonia; aber Stachel buͤſchel (spiculae) find in denen der Spongia panicea zur Zeit ihrer Austreibung deutlich zu bemerken. Währı rend des Schwimmens verändern ſie nicht, gleich den Eiern vieler anderer Zoophyten, ihre Geſtalt, ſondern gleiten mit regelmaͤßiger und ſanfter Bewegung fort.“ achdem ſie eine Zeitlang im Waſſer geblieben ſind, kommen ſie in der Regel an die Oberfläche und ſammlen ſich um den Rand herum. Bringt man eins derſelben in einem Tropfen Waſſer unter das Mikroſkop, fo bes merkt man oft, daß die Bewegungen der kleinen Haͤr- chen allmaͤhlig erſterben und plotzlich wieder belebt wers den, ohne daß das Ei die geringſte Veraͤnderung der Ge— ſtalt erfährt. Schneidet man ein Ei der Spongia pa- pillaris in der Mitte queer auseinander, fo ſetzt die vors dere Hälfte die Bewegungen ihrer Haͤrchen noch 24 Stun- den lang fort. Die Geſtalt des Eies und fein allgemeis nes Ausſehen iſt je nach der Art verſchieden, und eben fo leicht zu unterſcheiden, als beim erwachſenen Thier. achdem ich nun dieſe Eier zwei Jahre nacheinander unterſucht und meine Verſuche mit ihnen auf jede moͤg- liche Weife- verändert habe, fo, halte ich die freiwilligen — 920 Bewegungen der Eier von obiger Art durch direkte Beobachtungen und durch die Analogie anderer Zoophys ten für hinlaͤnglich begruͤnde. Die Beobachtungen, welche ich neuerdings uber die Eier der Plumularia falcata, Lam, gemacht habe, find nicht weniger befriedigend geweſen, als die uͤber die Eier der Spongien fo oft wiederholten. Ich habe die reiſen Eier aus den Bläschen der Plumularia genommen und ihre freiwilligen Bewegungen in Anweſenhelt erfahrener Naturforſcher unter dem Mikroskop unterſucht, und lege jetzt der Wernerſchen Geſellſchaft acht dieſer Eier vor, welche an der Wand eines Glasgefaͤßes wachſen und ſich veraͤſteln, nachdem fie ſich ſchon drei Wochen in dieſer Lage befunden haben. Dieſe Art iſt in den tiefern Theis len der Frich of Forth ſehr gemein; ihte Bläschen find ſehr zahlreich und ihre Eier zu Anfang des Mat ganz reif. Die Eier ſind groß, von hellbrauner Farbe, halbdurchſichtig, faſt kugelfoͤrmig, aus kleinen durchſichti⸗ gen Koͤrnchen zuſammengeſetzt, an der Oberflache behaart und ganz deutlich irritabel. In jedem Bläschen befin⸗ den ſich nur zwei Eier, ſo daß ſie, gleich denen der Campanularia, keiner äußern Kapſeln bedürfen, um hinlänglihen Raum für ihre Entwickelung zu erhalten. Bringt man ein ganzes Bläschen mit feinen beiden Eiern unter das Mikroſtop, fo bemerkt man durch die durch ſichtige Huͤlle deſſelben die ſchwingenden Haͤrchen auf der Oberflache des eingeſchloſſenen Eies und die, durch die Bewegung derſelben in der Fluͤſſigkeit hervorgebrach⸗ ten, Stroͤmungen. Oeffnet man das Blaͤschen in einem Tropfen Secwaſſer mit zwei Nadeln, fo ſteigen die Eier durch das Waſſer auf und ab, anfangs langſam, aber nachher raſcher, und die Haͤrchen treiben die Eier immer mit demſelben Theile nach vorwaͤrts. Sie ſind hoͤchſt irritabel und ziehen häufig ihre Körper zuſammen, fo daß fie die merkwürdigen Veränderungen der Geſtalt hervorbringen, von welchen Cavolini ſpricht. Dieſe Zus ſammenziehungen ſind beſonders zu bemerken, wenn die Eier mit einem Haar, mit einem Confervenfilamente, mit einem Sandkorn oder ſonſt einem kleinen Gegens ſtand in Berührung kommen; auch dann find fie häufig und merkwuͤrdig, wenn das Ei beſchaͤftigt iſt, feinen Körper dauernd an die Oberfläche des Glaſes zu befeſti⸗ gen. Nach dieſer Befeſtigung werden die Eier breitget druckt und kreisfͤrmig, auch nehmen die dunklern Theile derſelben ein ſtrahliges Ausſehen an, ſo daß ſie nun auch dem unbewaffneten Auge als eben fo viele kleine grauges färbte Sterne erſcheinen, an denen die Zwiſchenraͤume zwi ſchen den Strahlen mit einer farbeloſen durchſichtigen Sub⸗ ſtanz angefuͤllt find, welche ſich in Horn zu verhaͤrten ſcheint. Die graue Subſtanz ſchwillt im Mittelpunkte, wo die Strah⸗ len zuſammentreffen, auf und ſteigt ſenkrecht in die Hoͤhe, von der durchſichtigen Hornſubſtanz umgeben, und bildet fo den Stamm des kuͤnftigen Zoophyten. Die zuerſt ges bildeten Strahlen find offenbar die fleiſchige Centralſuͤb⸗ ſtanz der Wurzeln, und der Theil dieſer Subſtanz, wels cher ſenkrecht emporwaͤchſt, bildet den fleiſchigen Central theil des Stammes. In der fruͤheſten Zeit, in welcher ich den Stamm beobachten konnte, war er oben offen; 1 * ger und wenn er gabelfoͤrmig wurde, um zwei Aeſte zu bil⸗ den, waren beide an den Enden offen, aber die fleifchige Centralfubſtanz hatte ſich bis jetzt noch nirgends zur Ser find deshalb ſtalt eines Polypen entwickelt. Polypen nicht die zuerſtgebildeten Theile diefes Zoophyten, ſondern welche lange Zeit nach der Bildung der; Wurzel und des Stammes, ähnlich den Blättern und ben werde; daß die Thiere nun mehr Waſſer traͤnken, wodurch ſind Organe, Bluͤchen einer Pflanze zum Vorſchein kommen. Dieſen Beobachtungen zufolge ſcheinen die ſogenaun⸗ ten Eier vieler Zoophyten, wenn fie eben von der Mut⸗ ter abgetrennt ſind, die Faͤhigkeit zu beſitzen, durch die raſchen Bewegungen der auf ihrer Oberflaͤche ſitzenden Härchen im Waſſer emporzuſteigen, bis ſie durch die Wellen oder durch ihre eigenen freiwilligen Anſtrengun⸗ gen an einen Ort getrieben werden, welcher ihrem Wachs thume guͤnſtig iſt, und. wo fie ihren Körper in der bes ſondern Lage, welche ſich für die Fünftige Entwickelung Ju wiefern dieſes Geſetz auf die Zoophyten allgemeine An⸗ wendung leidet, muß noch durch kuͤnftige ee ihrer Theile am beſten ſchickt, befeſtigen koͤnnen. erſt ausgemittelt werden. . Miscellen. A Daß Kühe, Pferde und Schaafe in Pers fien mit Fiſchen gefüttert werden, erzählt Frazer in feinen Travels in Khorazan. Die Kühe has ben Bier auf dem Ruͤcken und gleichen den indiſchen. Milch, Butter find häufig und in ihrer Art gut. Dies if, | Hg: ER Bemerkungen über den Leberabſceß. Von Louis. In der zweiten Nummer des Répertoire d'Ana- tomie, welche vor Kurzem erſchienen iſt, hat Hr. Louis fuͤnf Fälle von hepatitis, verbunden mit Lebers abſcoß, erzählt und macht bei dieſer Gelegenheit folgende Bemerkungen: Wenn dieſe Faͤlle von hepatitis einfache Krankheis⸗ ten waͤren, oder nur unbedeutende Modificationen von geringem Einfluß auf die Fortſchritte und die Symptome der Hauptkrankheit dargeboten haͤtten, ſo wuͤrden wir ihrer nur kuͤrzlich und im Allgemeinen erwähnen. Mit einer einzigen Ausnahme zeigte ſich indeſſen die Krank heit immer waͤhrend des Verlaufs anderer Krankheiten, fa: daß wir uns, hinſichtlich der Symptome, in der all⸗ gemeinen Geſchichte der hepatitis auf den Umſtand bes ſchraͤuken muͤſſen, daß die Gelbſucht und der Schmerz im rechten hypochondrium unter fuͤnf Faͤllen viermal und die Spannung in demſelben Theile nur zweimal bemerklich waren. Kommen dieſe Symptome mit einans der zuſammen vor, ſo hat man ſchon ſeit langer Zeit aus ihnen auf eine Entzuͤndung der Leber geſchloſſen; kommen ſie aber iſolirt vor, oder vielleicht zwei derfels bem während des Verlaufes einer acuten Krankheit, fo haben ſie wenig oder keinen Werth, denn z. B. iſt die Gelbſucht oft vorhauden, wenn auch die Leber nicht ſaͤchlichſten Urſachen der Leberentzuͤndung ſeyn; 328 um ſo merkwuͤrdiger, da das Vieh in der Nähe der Stadt nur wenig Waide hat; ar iſt gewiß, daß ein Haupt- artikel ihrer Nahrung in getrocknetem, etwas geſalznem Fiſch beſteht. Das Vieh fr dieſes Futter, welches, mit ge⸗ ſtoßnen Dattelkernen, das einzige iſt, was es einen gro⸗ ßen Theil des Jahrs hindurch bekommt, ſehr gern. Die Eingebornen verſichern, daß die Milch nicht dadurch verdor⸗ die Quantität und die Qualitaͤt des Produkts gewinnen. Auch Pferde und Schaafe werden ſo gefuttert und gedeihen. Regenbaͤume. In den alten Berichten von Neiſenden in Amerika, wird ein Baum ‚erwähnt, wel⸗ cher die Din ünfte der Atmoſphaͤre anziehen und in einen fuͤr die ausgedorrte Wuͤſte ſehr heilſamen Regen verwandeln ſollte. Dieſe Nachrichten wurden für verdichtet gehalten. Kürzlich hat man in Braſilien einen Baum gefunden, deſſen junge Zweige Tropfen von Waſſer ausſchwitzen, welches faſt wie Regen herabfaͤllt. Dieſer Baum, welchen Les ander Cubea pluviosa genannt hat, wird von Decandolle zu dem Genus Caesalpinia gezogen. Auch andere Vegetabilien z. E. Calamus oe N die Lianen, Wein und andere geben in ihrer Saftperiode,bes ſonders wenn fie geſchnitten werden, reichlich 1 246 2 Zeile 5 v. u. . In Nr. 324. S. uͤberſetzt iſt! and ‚ entzündet tft; und was den Schmerz anlangt, ſo kann er durch ſo viel verſchiedene Urſachen veranlaßt werden, daß er ebenfalls kein entſcheidendes Symptom diefer Krankheit iſt. Eine ganz andere Sache dagegen iſt e wenn dieſe Symptome, naͤmlich der Schmerz im ech 5 ten hypochondrium und die Gelbſucht, während des Verlaufs einer chroniſchen Krankheit ſich einſtellen 5 5 und andere organiſche Krankheiten ausgenommen); denn nie bemerkten wir in dieſem Falle die Gelbſucht, ohne daß auch zugleich eine entzuͤndliche Affektion der Leber vorhanden war. Keiner der Patienten empfand Schmerz f in der rechten Schulter, und wir zweifeln auch, ob die ſes, von mehrern Schriftſtellern erwaͤhnte Sympt wirklich zu denen gehört, welche die hepatiti is beze! Wahrſcheinlich fand in den Faͤllen, in welchen Symptom bemerkt wurde, außer der Affektion rg N auch eine Lungenkrankheit oder eine Krankheit der pleura der rechten Seite ſtatt, woraus ſich der Schmerz in der Schulter erklaͤren laͤßt. Medieiniſche Schriftſteller has ben, wie bei den meiſten andern Krankheiten, ſo auch bei dieſer den Verſuch gemacht, die Ent ehungsurſachen zu entdecken, aber mit dem gewohnlichen Mangel an Erfolg. Warme Himmelsſtriche ſollen eine der he dies aber von großen Aerzten auch wiederum geleugnet wor den, z. B. von Peter Frank, welcher ſelbſt in einem waͤrmern Clima prakticirte. Man hat auch neuerdings 329 behauptet, daß, wenn die hepatitis nicht durch aͤußere Gewalt veranlaßt ſey, ihre Entſtehungsurſache jederzeit in einer Entzuͤndung der Schleimhaut des duodenum aufgefunden werden koͤnne. Wir wollen nicht leugnen, daß dieſe beiden i gleich exiſtiren koͤnnen, aber das Reſultat unſerer Beobach htungen hat uns. bins laͤnglich überzeugt, daß ein ſolcher Fall bei Weitem nicht immer eintrete, denn in den erwaͤhnten vier Fallen wurde die Schleimhaut des duodenum forgfältig un⸗ terſucht und ganz geſund gefunden; nur in einem einzis gen Falle entdeckten wir einen geringen Grad von Ers weichung, ohne die geringſte Veränderung der Farbe. Aber vielleicht wird man uͤber die Genauigkeit unſerer obachtungen Zweifel erheben und es wenigſtens außer⸗ ordentlich finden, daß die Schleimhaut des Magens und des jejunum entzündet geweſen ſey, ohne daß man Spuren der Entzündung in dem zwiſchen beiden befind⸗ lichen Darmtheile bemerkt haben wolle. Hierauf erwies dern wir, daß wenn die Schleimhaut des Magens ent— zuͤndet iſt, dieſe Entzündung in der Regel in einer ge wiſſen Entfernung vom pylorus ihre Grenze findet, und daß, wenn ſich die Schleimhaut des jejunum entzuͤndet, die Entzuͤndung gemeiniglich an der Stelle, welche dem coecum zunaͤchſt liegt, ihren Anfang nimmt und ſich nur in ſehr wenigen Faͤllen bis zum duodenum vers breitet. Der Zuftand der lymphatiſchen Drüfen bel der Entzündung der entſprechenden Schleimhäute hat es vers anlaßt, daß man die duodenitis als die Urſache der Leberentzuͤndung angeſehen hat; aber die Analogie iſt bei d wenn ſie dies auch Weitem noch nicht vollſtaͤndig, g . mals hervorgehn, daß waͤre, ſo wuͤrde daraus nur a fie häufige Irrthumer veranlaſſe. Kopfwunden find von den Schriftſtellern auch uns ter die Urſachen der Leberabſceſſe aufgenommen worden. ne uns ausfuͤhrl nur bemerken, daß eine der Erklaͤrungen, mit welcher man lange Zeit dieſe Annahme unterſtuͤtzt hat, uns alle Begründung zu entbehren ſcheint. Man hat wirklich angenommen, daß bei Kopfwunden ein Stilleſtand des Blutes in den rechten Herzhoͤhlen ſtatt finde, daß daraus Verſtopfung und endlich Entzündung der Leber ents ſtehe. Aber in den Krankheiten des Herzens, in wel— chen dieſe Verſtopſung weit ſicherer und weit betraͤchtli⸗ cher als in andern Affektionen zu ſeyn pflegt, ſind die Leberabſceſſe nicht gewöhnlicher als unter andern Umſtaͤn⸗ den; und um von Beobachtungen der eigenen Praxis zu ſprechen, muͤſſen wir bekennen, daß unter 45 Pas tienten, welche an Herzkrankheiten ſtarben, wir keinen iſche Congeſtion nicht in hoͤherm Grade die Urſache der indung diefes Eingeweides zu ſeyn ſcheint, als die jedes andern Theiles. en * Hauſchulc der pathologiſchen Anatomie haben dieſe Faͤlle in ſofern einiges Intereſſe, als fie darthun, daß die Leberabſceſſe häufig gutartigen Eiter enthalten, und daß fie, je nach den Umſtaͤnden, entweder eingeſackt 1 { auf die Gründe einzulaſſen, wess ab wir dieſen Umſtand in Zweifel ziehen, wollen wir nzigen Leberabſceß gefunden haben, fo daß die mecas . 330 (was gemeiniglich der Fall iſt) ſeyn koͤnnen oder nicht. Eine Erweichung der Leber iſt ebenfalls ſchon von meh⸗ rern Naturforſchern bemerkt worden, und unter Andern auch von Hrn. Lallemand bei einer acuten Entzuͤn⸗ dung dieſes Organs. Hinſichtlich der Erweichung muͤſ⸗ ſen wir jedoch bemerken, daß die Conſtſtenz der Organe im naturlichen Zuſtande nicht immer dieſelbe tft, z. B. diejenige der Muskeln; und daß bei mehrern Krankheis ten, in welchen das Herz aͤußerſt erweicht iſt, man nicht annehmen kann, daß es vorher entzuͤndet geweſen ſey. Eben fo verhalt es ſich mit dem Uterus, welcher ſich waͤht rend der Schwangerſchaft ausdehnt und durch einen, von der Entzuͤndung ganz verſchiedenen Prozeß erweicht wird. Läßt ſich dieſe Erſcheinung an den Muskeln, dem Her— zen und dem Uterus nicht leugnen, ſo kann ſie auch wohl bei der Leber ſtatt finden, deren Feſtigkeit, Farbe und Groͤße fo häufiger und großer Verän „ rung unterworfen ſind. Aber ein ſehr merkwuͤrdtger Um ſtand bei Leberabſceſſen ift der, daß in dem Parenchym dieſes Organs keine Narben anzutreffen ſind. Wir ſelbſt haben nie dergleichen bemerkt, muͤſſen jedoch erwaͤhnen, daß Hr. Merat in einem intereſſanten Aufſatz über hepatitis im Dictionnaire des Sciences Me&dicales ſagt, daß dieſe Produktionen als Narben betrachtet werden koͤnnen. Ehe man dieſes indeſſen zugiebt, muß man nothwendig die Narben in allen ihren Stadien ges ſehn haben. f Obgleich endlich vier oder fünf Patienten die Gelb⸗ ſucht hatten, fo haben doch die Gallengaͤnge nicht aufger hört, die Galle in den Zwölffingerdarm zu führen und ſelbſt in einem Falle, wo ein Stein von betraͤchtlicher Größe in der Gallenblaſe auf den Gallengang drückte, Es iſt nicht das erſtemal, daß wir Gelegenheit gehabt haben, das Entſtehen der Gelbſucht in Fallen zu beob⸗ achten, in welchen keine mechaniſche Stoͤrung der Gal— lenergießung obwaltete; ja in keinem Fall unſerer eig⸗ nen Praxis ſind wir im Stande geweſen, die Gelbſucht dieſer Urſache zuzuſchreiben. Von dem Gebrauche des Terpentinoͤls in een Von George Woo d. Jedem Arzt iſt bekannt, daß in remitttrenden Fie⸗ bern, die ſich in die Lange ziehen, die Zunge, anſtatt ſich allmaͤhlig von den Raͤndern aus zu reinigen, den Pelz bisweilen mit einem Male in großen Flocken von der Oberfläche abwirft, welche alsdann roth, wund, glaͤn⸗ zend glatt und ohne Papillen erſcheint. Dieſe Erſchei⸗ nung iſt gewöhnlich der Vorbote der wiewohl langſamen und Unterbrechungen unterworfenen Geneſung. i Doch bisweilen bemerkt man zwar dieſe Neigung der Zunge, der Prozeß kann ſogar ſchon angefangen has ben, ſo daß man eine betraͤchtliche Stelle roth und ent bloͤßt ſteht; er ſteht aber plotzlich fill; die vorher feuchte Zunge wird trocken, und es tritt eine Reihe von beuns *) North American Medical Journal, 831 ruhigenden Symptomen ein, welche meiſt zum Tode fuͤhren. Ich habe oft Fälle des gelindern Typhus ge; ſehen, wo der zum Theil geloͤſ'te Pelz in der Mitte der Zunge mir Hoffnung zu einem glücklichen Ausgange machte, als die Reinigung plotzlich ſtill ſtand, und die fpröde Trockenheit der Zunge mir das Ueberwiegen der Krankheit anzeigte. Die Symptome, welche ſich zu dies ſer Erſcheinung geſellen, ſind: leichte Auftreibung und Empfindlichkeit des Unterleibs, dunkle übelriechende Stuhlausleerungen, hochgefaͤrbter Urin, trockne ſproͤde Haut, häufiger ſchwacher Puls, Irrereden und ein aͤngſt licher leidender Ausdruck. ee. Reizende und ſtaͤrkende Mittel, nahrhafte Koſt, Blaſenpflaſter u. ſ. f. blieben ſehr oft ohne Erfolg; Schluchzen, Meteorismus und murmelndes Delirium verfündigten den nahen Tod. In einem Falle ſtellte ſich vor dieſem heftige Peritonitis durch ausgetretene Fläſſgkeiten aus dem ileum ein. Als das ileum ‚ges, Öffnet wurde, fand man die Schleimhaut an mehrern stellen exulcerirt — da hier die unguͤnſtigen Symptome zugleich mit jenem geſtoͤrten Reinigungsprozeß der Zunge eintraten, ſo kam ich auf die Vermuthung, daß letzteres die anfangende Verſchwaͤrung der Schleimhaut anzeige. Balſame und Terpentin haben ſich ſehr huͤlfreich gezeigt bei Diarrhoͤen und Ruhren, wo man Geſchwuͤre ver- muthen durfte — offenbar, indem fie, durch unmittels, bare Berührung mit demſelben dem krankhaften Prozeß Einhalt thaten. Ich verordnete daher bei der erſten Ge— legenheit in dem oben genannten Fall Terpentinoͤl in orm von Julep zu 10 — 15 Tropfen öfters gegeben. Den erſten Fall betrachtete ich faſt als einen hoffnungs⸗ loſen; allein ſchon in 24 Stunden war eine entſchiedene Veraͤnderung vorgegangen, und der Kranke genas nach wenigen Tagen. Daſſelbe Reſultat habe ich in andern dem ahnlichen Fällen erhalten. Ich wendete daneben zwar alle andern Huͤlfsmittel an, aber ohne Terpentinoͤl ſchlugen ſie mir vorher jedesmal fehl. e 2 Auf den unvollkommen eutbloͤß ten trocknen Zuſtand der Zunge, welcher zu den deutlichſten Zeichen von Ge⸗ fahr gehoͤrt, folgt allmaͤhlig ein neuer, ch le brauns licher oder gelblichweißer Ueberzug, der ſich gleichmäßig ausbreitet. Alsdann laſſen auch die andern Symptome nach; die Spannung vergeht — die Ausleerungen wers den normal — der Puls minder frequent und ſtaͤrker — die Haut wird feucht, und das Delirium verſchwindet. Dieſer neue Ueberzug verliert ſich allmaͤhlig auch, und der Kranke geneſet., 1 i Praktiſche Bemerkungen über katarrhaliſche Oyhthal⸗ mie und über die Fontagiofe Ophthalmie, zu welcher fie Anlaß giebt D. 1 Von Wm. Mackenzie. 5 Diejenigen Augenentzuͤndungen, welche bei Erwachſenen am baͤufigſten durch atmoſphaͤriſche Einfluͤſſe erregt werden, ſind folgende drei: 1) die catarrhaliſche, 2) die rheumatiſche und 3) die catarrhaliſch⸗rheumatiſche Auge zentzuͤndung. *) London ınedical and physical Journal. Octh, 18%.) 7 2⁰² der m das == Die erſte dieſer drei Krankheiten iſt eine Wee C köſen Membran, welche die Augenlider auskle dere Prittel des Kugapfeie bedeckt nina Cen dieſe Membran ſowohl eine Fortſetzung der Haut als auch eine Fortſetzung der ungemein großen makdſen Membran ft, welche die Reſpiratjons⸗ und Ernährungswege überzieht, ſo iſt fie, wohl Ausſchlags⸗ oder Hauckrankheiten als auch puromukd oder blenorrhoiſchen Krankheiten unterworfen. Die zweite iſt eine Affection der sclerotica und der umgebenden fibröfen em branen. Bei der dritten find ſowohl die Conjunctiva als auch die sclerotich afficirt, und die Symptome der katarrhaliſchen Au⸗ a mit den Symptomen der rheumatiſchen Au⸗ 1 7 1 herein PR P le im u = 1 “Bet der kat haliſchen Augenentzündung, note die hen iſt, de) ie Entzündung. 2 — 5 x beſchränkt. Die Quantität dermuköfen Sekretion der Membran ih. i ßen des Auges breiten ſich die Gefäße netzfoͤrmig aus, und koͤn⸗ nen in jede Richtung geſchoben werden, wenn man das Augenlid mit dem Finger an den Augapfel druͤckt, woraus erſichtlich i In den gelinden Faͤllen hat die Rötze hauptfächlich in der die len ihren © ed e gegen iſt bei der rheumatiſchen Augenentzuͤndung eins der wichtig en und qualvollſten Symptome Schmerz um die orbita, welcher liſche Augenentzundung begleitet, fo hat er ſeinen Sitz in der empfunden. a - Die Empfindung, enn Sa r er frem⸗ der Körper unter dem oberen Augenlide wäre, welche im 2 „ fange eines Anfalls von catarrhaliſcher Augenentzündung bemerkt N = 4 ir tperd unter Wen Ae & berzengt war, daß er mit feiner Sonde verſchiedene Verfuch gemacht hatte, um ſich davon zu befreſen. Armoſphariſche Veränderungen, und vorzuͤglich Einwirkung von Kälte und Näffe find die erregenden Urſachen dieſer Kra heit. Nachtwachen und Einwirkung der Nachtluft in einem Zu⸗ ſtande von Berauſchung ufig die Veranlaſſung, wodurch katarrhaliſche Augenentzuͤndung entſteht. Naſſe Füße“ And. eine Manche Patienten beſonders erwahnt ha⸗ f N an dieſer Krankheit ges Kitten hat, iſt mehr als Andre in Gefahr wiederum davon de⸗ fallen zu werben. Einer meiner Patienten hatte zwiſchen May und uar drei Anfälle. U ie Se 19a, iin sn Bisweilen befällt die katarrhaliſche Augenentzuͤndung plotzlich eine große Anzahl von Perſonen, welche denſelben allgemeinen erregenden Urſachen ausgefeet ker Aſſalini berichtet z. B., daß im Mai 1792 mehrere Bata llone der Truppen des Herzogs von Modena in Reggio ankamen, um einige aufruͤhreriſche Bewegun⸗ gen zu unterdrücken. Dieſe Truppen brachten die erſte Nacht nach ihrer Ankunft unter den geraͤumigen Hallen eines nach Norden hinſehen⸗ den Kloſters in dem niedrigsten Theile der Stadt und nahe an den Gräben der Gitadelle zu. Viele dieſer Soldaten bekamen eine heftige katarrhaliſche Augenentzuͤndung, welche von dem Staub des Strohs, worauf ſie geſchlafen hatten, und nicht von der feuchten und kalten Luft des Orts hergeleitet wurde, welche leetere ahne Zweifel die wahre urſache war, und welche ſich um ſo ſchädlicher zeigte, da dieſe Leute an gut verwahrte und bes * gewoͤhnt waren „ “7)7ʒ . Man weiß, daß ſich die katarrhaliſche Augenentzündung zuweilen noch ausgebreitet, und eine große Anzahl der Einwohner einer oder eines Oiſtrikts ergriffen hat, ſo daß ſie mit dem Namen epidemiſche Augenent zündung belegt wurde. Im J. 1778 ergriff ſie die ganze Nachbarſchaft von Newbury in Berkſhire und in demſelben Jahre herrſchte fie in mehreren engliſchen Lagern, wo ſie unter dem Namen Augenkrankheit bekannt war. Im Jahr 1806 herrſchte eine epidemiſche Augenentzuͤndung dieſer Art in Paris und war in vielen Fällen von einer Affektion der mukoͤſen ubran der Luftwege begleitet. Dieſe Complication habe — in England zu wiederholten Malen in ſporadiſchen Fällen obachtet. Dieſelbe Krankheit herrſchte im Jahr 1808 zu Vie cenza in Italien. Es iſt von einigen Schriftſtellern erwähnt worden, daß dieſe Krankheit im Sommer und im Herbſt haͤuſi⸗ ger ſey. In Glasgow und der Umgegend iſt ſie zu allen Jah⸗ reszeiten häufig, 8 i Wenn die katarrhaliſche Augenentzündung oder die atmoſphaͤriſche puro⸗mukoſe conjunctivitis vernachläſſiget oder blos mit allgemeinen oder mit unpaſſenden ortlichen Mitteln behandelt wird, fo wird fie mehrere Wochen lang fortdauern, und die Urfache großer febriliſcher e konſtitutionaler Krankheit, fo wie auch oͤrtlicher Beſchwerde werden. Unter anderen übeln Wirkungen von Ver: nachlaſſigung kann die Conjunctiva, vorzüglich die des oberen Au⸗ genlides, farcomatös und hoͤckerig werden, und dadurch, daß fie in dieſem Zuſtande an der cornea reibt, bringt fie vasculoſe nehula und ſelbſt dichte weiße Undurchſichtigkeit vorzüglich der eren Hälfte der cornen hervor. Auch wird der Ausfluß aus der Conjunctiva bei Vernadjläffigung oder unpaſſender Behand⸗ lung leicht eiterfoͤrmig, und wenn er von den Augen des Patien⸗ ten ar gen Anderer durch wirkliche Beruͤhrung oder durch Bern den 7 — Handtüchern und dergleichen uͤbertragen wird, fo wird er eine conjunctivitis erregen, welche noch heftiger, noch mehr eiterförmig und in Hinſicht ihrer Wirkungen auf die durchſichtigen Theile des Auges noch gefährlicher iſt. Dieß iſt *) Manuale di Chirurgia, parte 2, p. 117. — 334 wenigſtens der Schluß, zu welchem ich durch dle Beobachtung vieler Falle gekommen bin, wo, nachdem dieſe Krankheit bei ei⸗ nem Mitgliede einer Familie von Einwirkung der atmofphäris ſchen Luft entſtanden war, mehrere ander ee der Fa⸗ milie affietrt wurden, ohne daß eine solche Ei wirkung ſtatt ge⸗ funden hatte, und während bei dem Erſten die Krankheit ſehr maͤßig und kaum eiterfoͤrmig war, waren die Symptome bei den Letzteren heftiger und der Ausfluß war dick, copids und undurchſichtig. Ich Ri es für wahrſcheimich, daß auch die Augenentzün⸗ dung, welche die engliſchen und frangöfifdien Armeen in Aegypten ergriff, eine durch die Einwirkung der Ttmoſphaͤre entſtandene puromuköſe conjunctivitis war, aber, daß ſie nachher in eine tontagiöfe, vielleicht infectiöfe Krankheit ausarkete — d. h. in eine Krankheit, welche durch wirkliche Berührung des Ausfluſſes und vielleicht durch aus dem Ausfluſſe in der Luft ſich verbrei⸗ tende miasmata fortgepflanzt wird. Auch verträgt ſich die Meinung mit dem, was gewohnlich in Bezug auf fontagiöfe u infectiöfe Krankheiten angenommen wird. Wenn wir Kontagie oder Infection uͤberhaupt annehmen, ſo muͤſſen wir auch, ich denke, annehmen, daß Krankheiten, welche urſpruͤnglich durch äußere Einflüffe erregt wurden, ſich blos in den zweiten un folgenden Fällen durch ihre kontagioͤſe und infectiöfe Kraft fort. pflanzten. sl TR FORT? e c Ich kenne keine Verſuche, wo der Ausfluß von einem mit conjunctivitis puro/- muęosa atmosphaerica afficirten Auge auf ein geſundes Auge applicirt worden iſt; ausgenommen e Fie? 8 Verſuche. Er nahm den eiterfoͤrmigen Schleim von de Augenlidern einiger Kinder, welche in dem Spital für krank. Kinder in Paris von puromukoͤſer conjunctivitis afſicirt waren, und brachte ſie unter die Augenlider von vier blinden Kindern, welche in das Blindeninſtitut gehoͤrten. Dieſe Kinder waren amaurotiſch, aber die Außerliche Oberfläche ihrer Augen war ge- fund und unverſehrt. Bei allen dieſen vier Kindern entſtand eine regelmaͤßige puro⸗muköſe conſunctivitis “). ' ueber die Behandlung giebt Hr. M. folgende Corollarien, die nicht ohne Intereſſe geleſen werden, da derſelbe in ſeiner Praxis ſehr gluͤcklich zu ſeyn verſichert und auch gleich zum Be⸗ weis zwanzig Fälle dafür kurz auffuͤhrt. 1. „Ich finde ſehr ſelten bei katarrhaliſchen Ophthalmien noͤthig zur Ader zu laſſen oder Blutegel zu gebrauchen. Wenn mehr als gewoͤhnlich conſtitutionale Irritation da iſt, ſo kann ein Armaderlaß von Zxır — xx nützlich ſeyn; jedoch wird es nur noͤthig ſeyn, wenn das Uebel mehrere Tage vernachlaͤſſigt und falſch behandelt ift, 2. Skariſikation der Conjunctiva des Augenlids iſt unnd⸗ thig, wo Chemoſis und deutlich eiteraͤhnliche Abſonderung da iſt. In ſolchen Fallen werden eine oder zwei tiefe Skariffcationen längs der innern Oberfläche des Augenlids gemacht, worauf ein beträchtlicher Bluterguß unmittelbar ſtatt hat und bei gehoͤriger Behandlung des Augenlids auch eine Zeitlang unterhalken wer⸗ den kann. Zu dieſem Zweck muß das Augenlid weder ſo lange umgeſtuͤlpt gehalten werden, bis die Blutung aufhört, noch ſo⸗ gleich los⸗ und in ununterbrochener Berührung mit dem Augapfel gelaſſen werden; ſondern das Augenlid ſollte abwechſelnd nach außen gewendet und wieder in ſeine natuͤrliche Lage gebracht werden, durch welches Mittel die zerſchnittenen Gefäße wieder gefüllt und fo ein fortwährender Blutabfluß bewirkt wird. 3. Als Abführungsmittel Calomel und Jalappe, von Zeit zu Zeit auch Doſen von Neutralſalzen. 4. Befoͤrderung der Hautausdünſtung durch Fuß baͤder vor Schlafengehen, kleine Doſen Spir. Mind. und reichliches Trinken. 5. In ſchweren Fällen Blaſenpflaſter in den Nacken und hin⸗ ter die Ohren. 6. Selbſt ſchwache Anflöfungen von Bleieſſig oder von ſchwe⸗ felſuurem Zink find in dieſer Krankheit nachtheilig, vermehren das Gefühl von Sandkoͤrnern, verſtaͤrken die Roͤthe und geben zu Undurchſichtigkeiten und Hornhautgeſchwuren Veranlaſſung. 9 Bibliothèque ophthalmologique, tome I., p. 81. 355 7. Dagegen wird das Gefühl von Sand in den Augen ſtets beſeitigt und die Entzündung vermindert durch die Anwen⸗ dung des ſalpeterſauren Silbers (2 bis 4 Gran ſalpeterſaures Silber in einer Unze deſtillirtem Waſſer). ‚Davon wird taglich einmal ein großer Tropfen mit einem Haarpinſel ins Auge ge⸗ bracht. (Die gute Wirkung äußert ſich gleich denſelben Tag).“ 8. Als Augenwaſſer gebrauche ich eine Aufloͤſung von 1 Gr. ätzenden Sublimats in 8 Unzen Waſſer. Nachdem dies milch⸗ warm gemacht iſt, wird es täglich dreimal mit einem Laͤppchen auf die Augenlider gelegt. In leichten Fällen läßt man auf dieſe Art einige Tropfen auf das Auge gelangen; in ſchweren Faͤllen aber, wo der Ausfluß haͤufig eiterfoͤrmig iſt, muß es eingeſpritzt werden, ſo daß die krankhafte Abſonderung entfernt und die ganze kranke Membran von der Aufldſung berührt wird. 9. Des Abends laͤßt man eines Stecknadelkopfes groß rothes Praͤcipitat auf der Fingerſpitze zergehen und ſchmiert es an die Augenlidraͤnder. 12 Gran Pracipitat wird fo lange ganz ſorgſam mit einer Unze friſcher Butter zuſammengerieben, bis die rothe Farbe ganz ins Orangegelbe übergegangen iſt. 1 2 1390'0. Die innern Seiten des obern Augenlids follten täglich unterſucht werden. So wie ſich eine Neigung der Conjunctiva zu einem rauhen und ſarcomatoſen Zustande zeigt, ſollten fie mit ſchwefelſaurem Kupfer berührt werden u „ie Miscellen. Geſichtsſchmerz durch Acupunktur geheilt, von Dr. Berga ma ſchi. Johann Creſpi, ein Zimmermann aus Pavia, 38 Jahr alt, robuſt und von geſunden Eltern abſtam⸗ mend, der keine Krankheit, ausgenommen ein Wechſelfieber, ge⸗ habt hatte, wurde am 23. Auguſt 1824, nachdem er mehrere Tage in einer feuchten Stube gearbeitet hatte, von einem ſehr heftigen merz auf der rechten Seite des Hinterkopfs befal⸗ len, der ſich an den Oberkiefer bis gegen den Jochbogen, auf die Stirn und beſonders an den Augenbraunbogen derſelben Seite erſtreckte. Er war mit deutlicher Pulſation verbunden und die geringſte Bewegung erneuerte den Anfall. Fünf Monate bins durch führte er diefe traurige Exiſtenz, während welcher Zeit er giehrere von Aerzten und alten Frauen angerathene Mittel ges brauchte, aber ohne Linderung zu erfahren. Gegen die Mitte des Februars 1825 wurde der Schmerz von neuem heftiger und anhaltender, ſo daß er ihm keinen ruhigen Zwiſchenraum mehr ließ und ihn faſt raſend machte; beſonders war die rechte Schlaͤfe der Sitz der heftigſten Schmerzen. Während des Anfalls waren die Augenlider, das Auge ſelbſt, die Naſenfluͤgel und die Lippen in ſteter Bewegung und der Mundwinkel war nach oben gezo⸗ gen. Zu Ende des Anfalls wurden die Theile ſehr heiß und das Auge thränfe ſtark. Dr. B. ſchloß aus Allem, daß der n. com- municans faciei oder facialis angegriffen ſey. Vergeblich vers ſuchte er antirheumatica, resolventia, eccoprotica, narco- tica, antispasmodica. antiphlogistica und rubefacientia, Auch die Elektricitaͤt hatte nichts gewirkt. Bei einem ſehr hef⸗ tigen Anfall ſchlug man die Acupunktur vor, und der Kranke wil⸗ ligte ein. Es wurde nun eine ftäblerne Nadel perpendikulär in den vordern und obern Theil der Schlaͤfgegend eingeſtochen und einige Minuten ſtecken gelaſſen. Eine zweite wurde gegen den 336 Winkel des Unterkiefers und durch den masseter bis auf den Knochen eingeſtochen. Eine dritte wurde vor dem proc, ma- stoidens von vorn nach hinten in ſchräger Richtung eingeſtochen. Da ließ fie 10 Minuten liegen, und es erfolgte dann augens Bitte eee. Im Safe des Tages Famen nach de ſchwache Parorysmen. 1 Tag wurde die Operation wiederholt und eine Radical-Cur erwirkt. — Bei dem zweiten Kranken nahm der Schmerz vorzüglich das Gaumenſeegel, die Zunge, die linke Wange und die Gegend unter dem Kinn ci Die Krankheit hatte allen narcoticis. widerſtanden und der enſch war ungemein mager geworden. Das uebel hatte hier feinen Siz in dem fünften Nervenpaar, und die wurde daher an den Stellen eingeſtochen, wo ſich dieſe Nerven finden, eine deshalb unter den rechten m. buceinator, eine andere hinter den proc. mastoideus und eine dritte am des Oberkiefers. Sie blieben 8 Minuten liegen und ſchafften bald Erleichterung. Die Acupunktur wurde, als ſich in der Nacht und am folgenden Morgen wieder Schmerzen einſtellten, wiederholt und eine Nadel auf das foramen mentale eingeſtochen. Es blieb un Pen Men! 8 zurück, welchen el und Hyoscyamus-Pillen ganzlich beſeitigten. CArmali uni- Dun 5 Medicina. Luglio 1826. 95 1 Die innere Rinde der friſchen Wallnußwurzel (Racine du noyer recente) mit Weineſſig geſtoßen, wird von Dr. Wauters in feinem Repertorium remediorum indige- norum, exoticis in medieina substituendorum, cui palmam adjudicavit societas medicorum Burdigalensis, 3. i 1809. Gandae 1810 als ein fehr wirkſames rube Faciens em- pfohlen; fie war felbft da wirkſam, wo die Canthariden nicht wirkten oder nicht zu haben waren. N Das Queckſilber macht, nach Dr. Goß, die Haut der damit Arbeitenden ſehr empfindlich gegen Kalte. Dieſelbe Wir⸗ kung bringt es auch als Arzneimittel angewendet hervor. ueber die Anwendung des Chinins mittelſt Ein⸗ reibungen hat Dr. Pointe zu Lyon der Académie roy. de médecine zu Paris eine Abhandlung überreicht. Er hatte Unterleibs-Entzündungen (gastro-enterites) mit intermittirenden und remittirenden Fiebern zu behandeln und mehrmals beobach⸗ tet, daß das Chinin den Magen reizte; dies brachte ihn darauf, dieſes Mittel durch Einreibung in das Zahnfleiſch und die Schleim⸗ haut der Lippen anzuwenden. Er hat neun Faͤlle auf dieſe Weiſe mit günftigem Erfolge behandelt. Die Doſis war 4 bis 8 Gran Morgens und Abends. Die einzige Unannehml e ſcheint die außerordentliche Bitterkeit des Mittels geweſen zu ſeyn. — Dr. Louyer Viller may hat ebenfalls bei einem Kinde, wo der innerliche Gebrauch des Chinins die Verdauungs⸗ wege reizte, daſſelbe auf andern Wegen durch Clyſtier un durch Einreibung in die Haut angewendet. Re | Selbſtverbrennungen ſollen bei den Samojeden, welche dem uͤbermaͤßigen Genuß des Branntweins bekanntlich ſehr erge⸗ ben find, gar nicht fo ſelten feyn. (Malte Brun Précis de la Geographie universelle. VI. Vol, pag. 477.) 8 Berichtigung. Der auch in unſern Notizen Nr. 325 S. 272. mitgetheilten Nachricht von Scarpa's Tode wird j zu großer Freude aller Verehrer dieſes trefflichen Man derſprochen. „ . gi eee Ne * Bibliographiſche Neuigkeiten. Histoire naturelle des principales productions de I Europe ıneridionale et principalement de celle des environs de Nice et des Alpes maritimes. Par A. Risso. To- mes I. ct IV. Deux Volumes. Paris 1826 8. m. K. — (Das Werk wird noch drei Bände erhalten.) Clinique mädieale de l Hotel- Dien de Ronen, par le Des- teur Hellis. Paris 1826, 8. 0 un eingeſchlagenen Weg geleitet. n dem Gebiete der Nro 550. i z en Natur⸗ u (Nr. 22. des XV. Bandes.) nd Heilkunde. November 1826. — —— —— — — — —ę—-— — — — — Gedruckt bei Loſſius in Erfurt. In Commiſſion bei dem Koͤnigl. Preuß. Graͤnz⸗Poſtamte zu Erfurt, der Koͤn. Saͤchſ. Zeitungs⸗Erpedition zu beipzig, dem G. H. S. u. F. Thurn u. Tariſchen Poſtamte zu Weimar und bei den G. H. S. pr. Landes⸗Induſtrie Comptoir. Preiß eines jeden Bandes von 24 Bogen, 2 Rthlr. oder 3 Fl. 36 Kr., des einzelnen Stuͤckes 3 ggl. cn Nat u r n d Unterſuchungen uͤber die Urſache der Bewegung des Pflanzenſaftes. Von Dutrochet. x - Sn der Einleitung feiner am 30. October 1826 der Academie der Wiſſenſchaften vorgeleſenen Abhandlung ers innert der Verf. daran, wie dunkel der von ihm behan⸗ delte Gegenſtand noch ſey, und daß ſeine Abhandlung nur die Grundzüge eines weitlaͤuftigen Werks und das Reſultat der Hauptverſuche enthalte, welche ihn zu der Erkenntniß geführt haben, daß die Bewegung der Fluͤſ⸗ ſigkeiten n in den Vegetabilien und überhaupt in allen les benden Koͤrpern das Reſultat einer beſondern Kraft ſey, welche dieſe Säfte in weit groͤßerer Menge anhaͤufen könne, als die bloße Haarroͤhrchenanziehung. Der Verf. wurde durch Zufall auf den von ihm Er hatte ein aus einer Schnecke geſchnittenes Beutelchen, welches mit einer ſehr zaͤhen organiſchen Maſſe angefuͤllt war, in Waſſer geſetzt, und ſah mit Erſtaunen, daß ſchon nach einer halben Stunde der zaͤhe Teig großentheils von dem durch die Wände dringendem Waſſer herausgetrieben worden war. Dieſe Bemerkung und andere ganz aͤhnliche bewogen ihn zu reiflichem Nachdenken uͤber die Urſache, welche wohl das Eindringen des Waſſers mit ſolcher Kraft habe vers anlaſſen koͤnnen, daß der dichtere Körper dadurch ver; draͤngt wurde. Hr. Dutrochet ſuchte jene Erſcheinung, deren Wichtigkeit ihm gleich anfangs hinlaͤnglich einleuchtete, ſo bald als moͤglich wieder herbeizufuͤhren, und nahm daher den Blinddarm eines erſt drei Monat alten Huhns, füllte ihn mit Eiweiß und brachte ihn in ein Gefäß voll Waſſer. Das Reſultat dieſes Verſuchs war ganz dem des fruͤhern ähnlich. Das Waſſer drang mit einer fols chen Schnelligkeit in den Gedaͤrmſack ein, daß er 84 Stunde nach Anfang des Verſuchs um 30 Gran ſchwerer geworden war. Das Aufſchwellen des Sacks nahm noch immer, obwohl weniger ſchnell zu, naͤmlich in den 12 folgenden Stunden nur um 5 Gran; allein in dem Au— genblick, wo die Faͤulniß eintrat, fing der Sack an ſich durch die organifhen Membranen gehen, viel Licht. zu entleeren. Mehrere ähnliche Experimente zeigten Hrn. Dutrochet, daß, ſo oft eine organiſche Membran ſich zwiſchen zwei Fluͤſſigkeiten von ungleicher Dichtigkeit bes finde, eine oder die andere, und in der Regel die düns nere, durch die Membran dringt. 8 Der Verfaſſer nennt die Thaͤtigkeit, durch welche eine Fluͤſſigkeit in das Innere der Cavitaͤten getrieben wird, Endosmoſis, und die entgegengeſetzte Thaͤtigkeit, durch welche die Fluͤſſigkeit ausgetrieben wird, Exosmoſis. Wir haben ſo eben geſehen, daß die Endosmoſe in der Regel, wenn die innere Fluͤſſigkeit die dichtere iſt, und die Exosmoſis im eutgegengeſetztem Falle ſtatt hat. Die chemiſche Beſchaffenheit hat auf dieſe beiden entge— gengeſetzten Erſcheinungen noch mehr Einfluß, und zahl— reiche Verſuche haben Hrn. Dutrochet bewieſen, daß wenn ſich im Innern des Sackes Alkalien befinden, im— mer Endosmoſe, wenn Säuren, immer Exosmoſe ſtatt finde, wie auch immer die Dichtigkeit der Fluͤſſigkeiten beſchaffen ſey. Dieſer letzte Umſtand gab dem Verf. über die Nas tur der Urſache, unter deren Einfluß die Fluͤſſigkeiten Er glaubte nur die Electrieitaͤt als dieſe Urſache (denn bekanntlich entwickelt ſich jedesmal, wenn zwei Fluͤſſigkei⸗ ten von verſchiedener Beſchaffenheit ſich beruͤhren oder auch ſich nur ſehr nahe aneinander befinden, Electrici⸗ tät) und die Membran als eine Art von Leidner Flaſche betrachten zu koͤnnen. f Dutrochet modificirte nun feinen Vetſuch nach dieſer Idee und brachte eine organiſche Membran an den untern Theil einer Roͤhre zwiſchen zwei verſchieden— artige Fluͤſſigkeiten; eine derſelben war innerhalb der Roͤhre, die andere darunter. Auf dieſe Weiſe gelang es ihm, die untere Fluͤſſigkeit in die Roͤhre ſteigen zu machen, bis letztere zuletzt uͤberfloß, und die Wirkung aͤußerte ſich, bis die Membran in Faͤulniß uͤberging. Alle animaliſchen Gewebe gaben fortwaͤhrend daſſelbe Reſultat. f Hr. Dutrochet ſucht feine Hypotheſe über die Con— currenz der Electricitaͤt bei Be Erſcheinungen noch zu uns 22 339 a 8 terſtuͤtzen, indem er darauf hinweiſt, daß man nach den ſchon von Hrn. Porett bekannten Verſuchen mittelſt der Electri- citaͤt Fluͤſſigkeiten durch poröfe Subſtanzen ziehen koͤnne. Indem Dutrochet dieſen Verſuch mit dem ganz ge⸗ ſchloſſenen Blinddarm eines Huhnes anſtellte, ſah er, daß dieſer Sack durch die eindringende Fluͤſſigkeit ſtark auseinander getrieben wurde, wenn er die beiden Pole einer galvaniſchen Saͤule mit den beiden Seiten der Membran communieiren ließ. Man bemerkt, daß der Fluß immer von dem poſitiven nach dem negativen Pol geht. In allen Faͤllen, wo man eine ſolche Stroͤmung einer Fluͤſſigkeit herbeifuͤhrt, bemerkt man immer eine entgegengeſetzte, obwohl ſchwaͤchere Stroͤmung, ſo daß das Endreſultat durch den Unterſchied beider Stroͤmun⸗ gen bedingt wird. f } 1 Dutrochet hat bemerkt, daß die Erhöhung der Temperatur die Endosmoſe auffallend beguͤnſtigt, und dies dient gleichfalls zur Unterſtuͤtzung ſeiner Hypotheſe, indem nach Becquerel's Verſuchen die Beruͤhrung oder benachbarte Lage verſchiedenartiger Subſtanzen um fo mehr Electricitaͤt erzeugt, als deren Temperatur bs her iſt. l 3 3 1 Die Endosmoſe und Exosmoſe iſt, als ein beſtaͤndi— ges Nefultat der Electricitaͤt, welche ſich in Folge der Nachbarſchaft der innern und aͤußern Fluͤſſigkeit ent wickelt, nach Dutrochet die Urſache der Bewegung des Pflanzenſaftes. e i Die nämliche Urſache bringt dieſelbe Erſcheinung bei den Thieren hervor und Entzuͤndung kann man bei denſelben als Perendosmoſe betrachten. Der Verfaſſer glaubt, daß dieſe Erklärung für die praktiſche Heilkunde viel Aufſchluͤſſe geben koͤnne. Je 1242 Discuffion über obige Abhandlung. Hr. Magendie macht darauf aufmerkſam, daß die von Dutrochet erwähnten Erſcheinungen faſt ein und daſſelbe ſeyen mit denjenigen, welche man feit lan⸗ ger Zeit als das Reſultat der Einſaugung durch Mens branen betrachtete, welche letztere wie alle Übrigen po roͤſen Koͤrper capillariſch wirken. Dieſe Erſcheinungen ſeyen, wie er ſelbſt nachgewieſen habe (vergl. Notize Nr. 1. S. 1. ffg.), das einfache Reſultat der Structur dieſer Membranen. Dies geht daraus hervor, daß jene Erſcheinungen nach der Natur der Membranen verſchie⸗ den ſind. So abſorbirt die Schleimhaut des Darms weit beſſer, als die fersfen Membranen oder die Muss kelmembranen. Rückſichtlich der Menſchenhaut findet eis ne ganz ahnliche Erſcheinung ſtatt, und die Fluͤſſigkeiten, welche von der aͤußern Flaͤche nach der innern zu ſehr leicht durchdringen, koͤnnen dies nach der innern Flaͤche faſt gar nicht. Die Epidermis ſcheint bei diefer Er; ſcheinung eine Hauptrolle zu ſpielen. Sie iſt von au⸗ ßen nach innen ſehr leicht, von innen nach außen ſehr ſchwer durchgaͤnglich. Die Hitzblätterchen find ein au: genfälliger Beweis dafuͤr; denn bei dieſen bleiben oft Fluͤſſigkeiten mehrere Tage hinter einander unter der Oberhaut ſtehen, ohne daß das geringſte auslaͤuft, wah * 8 ſcheinen die Verſuche Dutrochets ihm ſehr inte naue und neue Beobachtungen enthaͤlt. mn BR 340 rend dieſelben Fluͤſſigkeiten, wenn ſie mit der äußern Flaͤche der Epidermis in Beruͤhrung kaͤmen, dieſe in wenig Augenblicken durchdringen wuͤrden. Uebrigens Dutrochet bemerkt, daß er die Darmmembranen rechts und links verſucht, und immer gleiche Reſultate erhalten habe. . 5 Hr. Ampere bemerkt, daß der Verſuch, bei wel⸗ chem es Hr. Dutrochet gelungen ſey, einen fortwah⸗ renden Ausfluß aus dem obern Theil einer Roͤhre zu bewerkſtelligen, offenbar beweiſe, daß man die Urſache dieſer Bewegung nicht in der Capillaritaͤt ſuchen könne. Dieſe koͤnne zwar das Auffteigen einer Fluͤſſigkeit bis in den oberſten Theil einer Roͤhre, aber nie einen unun⸗ terbrochenen Ausfluß aus derſelben bewirken. Andern— falls wäre das perpetuum mobile erfunden. Hr. Poiſſon behauptet, ohne jedoch die Rich⸗ tigkeit der Dutroche t'ſchen Hypotheſe angreifen zu wollen, die Haarroͤhrchenanziehung reiche allerdings hin, um in gewiſſen Faͤllen das nachhaltige Ueberfließen einer Roͤhre herbeizufuͤhren. Man koͤnne ſogar die Umſtaͤnde berechnen, welche ein ſolches Reſultat herbeiführen wer⸗ den. Die Erfahrung beweiſe übrigens die Wahrheit feis ner Behauptung, indem Jedermann Sa a ſich mittelſt eines Stück Zuckers eine Taſſe Kaſſee ents leeren und mittelſt eines Schwammes Stäffgfeiten au einem Gefaͤß in ein anderes leiten laſſen. e Her. Ampere meint, dieſe Thatſachen ſeyen kei⸗ neswegs folgerecht angeführt, ſondern das Nefultat von Heberkraft und Haarroͤhlchenanztehung zuſammengenom⸗ men. Nuͤckſichtlich der Berechnung irre Hr. Poif: ſon, indem La Place, der die wahre Theorie der Captllaritaͤt entwickelt, bereits dargethan habe, daß fie blos das Aufſteigen der Fluͤſſigkeiten bis in den obern Theil der Roͤhre bewirken koͤnne. ai Hr. de La Place beſtaͤtigt dieſe Behauptung. Dutrochet fündigt an, er werde in ſeinem Werke Thatſachen beibringen, die bis zur Evidenz beweiſen, daß die Capillaritaͤt bei den fraglichen Erſcheinungen nur eine ſehr untergeordnete Rolle ſpiele. Ueber die Anatomie und Naturgeſchichte der Canthariden n Al hat Hr. Andouin am 4. Sept. der Académie des Sciences eine Abhandlung vorgeleſen, die mehrere ges Ich kann dar- aus nur folgendes aufnehmen. — Das Weibchen hat an allen Fuͤßen an der Verbindungsſtelle der Schiene mit dem Tarſus zwei kleine bewegliche Stacheln. Das Männchen zeigt dieſelbe Bildung an den zwei hintern Fußs paaren, aber das erſte Fußpaar tft, ſehr verſchieden gebildet; anſtatt zweier an den Seiten ſitzender Stacheln, iſt nur ein einziger, zuſammengedruͤckter, ſtarker, ſchneidender vorhanden, der in der Mitte ſitzt. Außer dieſer Eigens thuͤmlichkeit iſt das erſte Tarſusglied, welches bei dem Weibchen nichts beſonders darbietet, ſehr ausgeſchnitten, 341 fo daß der Stachel, wenn er 10 ge das erſte Fuß⸗ wurzelglied legt, dieſen Ausſchnitt ſchließt, und in ein Loch verwandelt. Bei der Begattung kommt dieſe Dil; dung in Betracht. 4 5 ell \ ne * Bei der Unterſuchung des Nervenſyſtems eines männlichen Kaͤfers hat Hr. And duin eine Bildung entdeckt, welche wohl kaum dieſem Käfer allein zukom⸗ men kann. Nämlich die beiden Mervenftränge, welche das zweite und dritte Bruſtganglion mit einander vereinigen, kreuzen ſich in der Mitte ihres Laufes; der welcher auf der rechten Seite des Ganglion des Mes ſothorax entſpringt, inſerirt ſich an die linke Seite des Ganglions des Metathorax, und der linke vom Mefos thorarx kommende geht nach links an den Metathorax. Und beide Straͤnge gehen bei der Kreuzung nicht in einander uber. — Hr. A. führt in Bezug auf das Nervenſyſtem ein anderes merkwuͤrdiges Faktum an. Er hatte eine Cantharide vom Ruͤcken aus geoͤffnet und im Thorax das Ruͤckengefaͤß blosgelegt, als er auf jeder Seite dieſes Gefaͤßes einen ſehr zarten weißen Faden wahrnahm, der an daſſelbe angeklebt war, und den er anfangs für eine Trachee hielt, bald aber für einen Nerven erkannte. Als er ihn mit Sorgfalt vers folgte, ſah er, wie er in den Prothorax und hernach in das Hinterhauptsloch eintrat und endlich in ein kleines ſehr deutliches Nervenganglion uͤberging. Beide Ner— venfaͤden endigten in dieſem kleinen Ganglion oder hats ten da ihren Urſprung. Bei ſehr genauer Unterſuchung ergab ſich, daß dieſes Ganglion nicht unmittelbar mit dem Hirn zuſammenhing, daß es aber vorn zwei duͤnne as den abgab, welche er bis an das Stirnſchild (chaperon) verfolgen konnte. Hr. Andouin erinnert dabei ſelbſt an die von Lyonnet erwähnten ganglions frontaux. — Es iſt hier natuͤrlich nicht Raum das uͤbrige Ner— veuſyſtem, das Ruͤckengefaͤß und das Reſpirationsſyſtem, das Verdauungs⸗ und das Generations-Syſtem der Can— thariden in ſeinen Einzelnheiten zu verfolgen, in denen ſich, beſonders im Generationsſyſtem, manches bis jetzt nicht Beobachtete fand, aber ich will noch Einiges über Begat— tung ausheben, welche Hr. A. mehrere Male beobachtet hat. Das Männchen ſteigt auf den Ruͤcken des Weib— chens, die hintern Fußpaare legen ſich an die Baſis des Hinterleibes des Weibchens, das mittlere Fußpaar an die Vertiefung, welche den Prothorax und Meſothorax trennt. Das erſte Fußpaar blieb lange frei, wurde forts waͤhrend bewegt und ſchien etwas faſſen zu wollen. Das —— bewegte Kopf und Antennen ſehr heftig und chnell um den Kopf und die Antennen des Weibchens. Endlich erhob das Weibchen langſam ſeine bis dahin ab— warts gehaltenen Antennen, und in demſelben Augen— blick ergriffen ſie das Maͤnnchen mit ſeinen Vorderfuͤßen und brachte das letzte Antennenglied in den vorher er— waͤhnten Ausſchnitt des Tarſusgliedes, welcher durch den Dorn des Schienbeins geſchloſſen wurde. Von dieſem Augenblick war nun das Weibchen in der Gewalt des Maͤnnchens. Jenes leiſtete zwar noch eine Zeitlang Wi⸗ * mr 842 derſtand, aber vergebens, das Männchen bediente ſich der Antennen gleichſam wie zweier Zuͤgel, zerrte bald an beiden, bald nach rechts bald nach links, bis das Weib— chen das Ende des Hinterleibs in die Hoͤhe hob, in welches das Maͤnnchen dann die Begattungsorgane ein— brachte. Die Begattung dauerte mehrere Stunden, das, Weibchen machte ſich dann durch ſtaͤrkere Bewegung, dem das Maͤnnchen keinen Widerſtand mehr entgegenſetzte, los, und das männliche Glied war (wie Andouin bei vie len Inſekten beobachtet hat) in der Begattungsblaſe zuruͤck— geblieben ꝛc. (Annales des Sciences naturelles, Sept. 1826.) | Miscellen. Das rechte Schenkelbein eines Maſto— don iſt in der Naͤhe von Montpellier von Hrn. Grimes aufgefunden worden, nicht weit von der Stelle, wo man zu verſchiedenenmalen Backenzaͤhne dieſes Thiers ausge— graben hatte. Es waͤre moͤglich, meint Hr. G., daß das vollſtaͤndige Skelet des Thiers zuſammen kame, weil nun ſchon drei verſchiedene Punkte der dortigen Gegend Zähne und andere Knochen geliefert haben (bes ſchrieben in den Mémoires de la Société Linnéenne Vol. IV. p. 401.). — In Toskana hat man ein voll; ſtaͤndiges Skelet gefunden, wovon demnaͤchſt Hr. Pro⸗ feſſor Neſti zu Florenz eine Beſchreibung herausgeben wird. , Ueber einige neue electrosdynamifche Unterſuchungen hat Hr. Ampere dem Inſtitut Nachricht gegeben, nach welchen er 1) die Identitaͤt der durch Magnete und der durch ſchnecken- oder ſpiralfoͤr⸗ mig gewundene Voltaiſche Conductoren hervorgebrach⸗ ten Wirkungen ganz völlig ins Klare geſetzt und 2) eri wieſen haben will, daß Electricitaͤt in Bewegung hin⸗ reiche, um die von Arago entdeckten Erſcheinungen hervorzubringen, ohne daß es dabei nöthig fey, den Mag; net anzuwenden. i 0 1224252 Unter die Urſachen der Erſtarrung gez wiſſer Thiere, die in unſerm Clima im Winter ſtakt hat, hat Hr. Caſtries Unterſuchungen angeſtellt, welche die früher ſchon von Andern geaͤußerte Anſicht beſtäͤtigen, daß die Urſache dieſer Erscheinung durchaus phyſtologiſch ſey, und nicht als direktes Reſultat der phyſiſchen Wir kung der Kälte angeſehen werden dürfe. Er erinnert, daß einige Thiere in den heißeſten Weltgegenden in Erz DR fallen. — Herr Profeſſor Otto aus Breslau ielt in Dresden einen Vortrag über eigenthuͤmliche Vers haͤltniſſe der nach ben Hirn gehenden Arterien, den er naͤchſtens bekannt machen wird, Nen Die vortreffliche anatomiſche und zoo— logiſche Sammlung des Hrn. Brookes zu Lon don ſoll im Ganzen verkauft werden, da Hr. B. ſich wegen Kraͤnklichkeit zuruͤckzieht. Seine Bibliothek wird dieſen November verauktionirt. 10116 22 * 343 id Ueber zwei neue Arten von Harngries hat Hr. Magendie am 18. Sept. der Acad. des Sciences eine Abhandlung vorgeleſen. Er erinnert daran, daß er in einem feiner Werke ſowohl die Beziehung fefts geſtellt habe, welche zwiſchen der Art der Nahrungsmittel, die man zu ſich nimmt, der Quantitaͤt und Qualität der Getraͤnke, die man genießt, und der Art der con⸗ ſtitutrenden Beſtandtheile des Urins ſtatt haben, als auch die Beziehung, die man zwiſchen der Zuſammenſetzung des Urins und den Beſtandtheilen der kleinen Steincons eremente beobachtet, welche in der unter den Namen Harngries bekannten Krankheit aus der Harnroͤhre her— vorkommen. Nach ſeiner Anſicht iſt der rothe Harn⸗ gries, welcher ſtets aus Harnſaͤure beſtehs und fuͤr die davon Befallenen fo ſehr ſchmerzhaft iſt, ſtets von der Les bens- und Nahrungsweiſe abhaͤngig; denn man beobach⸗ tet ihn, eben ſo wie es mit der Gicht der Fall iſt, nur bei ſtarken Fleiſcheſſern. Das Uebermaaß von Harnſtoff, welchen folche Perſonen im Blute haben, disponirt fie zu Concrementen von harnſaurem Natron in den Gelen⸗ ken, d. h. zur Gicht eben fo wie zu harnſauren Harn⸗ ſteinen oder Gries. Für dieſe Anſicht bringt Hr. Mas gendte jetzt neue Thatſachen bei. Eine bezieht ſich auf einen mit einer politiſchen Sendung beauftragten Gutſchmecker (Gastronome) in ein Land, wo gutes Eſſen in der Mode iſt. ET Nachdem er ſich Exceſſe der Tafel erlaubt hatte, ſuchte er ein Mittel dagegen darin, daß er alle Morgen einen großen Teller Sauerampfer genoß. Nach Verlauf eines Jahres, wo er dieſes Verfahren beobachtet hatte, litt er an Schmerzen in den Nieren und den Harnleitern, auf welche die Austreibung eines 6 — 7 Linien langen und 2 Linien dicken Steins aus der Harnroͤhre erfolgte. Der Stein war von Orangenfarbe und ſehr hart. Hr. Desprets fand, daß er faſt ganz aus reinem klee⸗ ſauren Kalk beſtand. Es iſt klar, daß die in dem Sauerampfer in großer Quantität enthaltene Sauerklee⸗ fäure die veranlaſſende Urſache des Steins geworden war. Hr. Magendie macht auf eine andre Art Gries aufmerkſam, deren Urſprung nicht ſo leicht nachzuweiſen iſt. In der Krankheit, welche ihn begleitet, beſteht der Satz des Urins bald in einem ſpaͤrlichen weißen Pulver mit einer großen Menge kleiner Haare gemiſcht, deren Länge zwiſchen 2 Linien und einem Zoll und darüber variirt. Zu andern Zeiten iſt der Gries weißlich, um: gleich und von fo wenig Eonſiſtenz, daß er ſich zwiſchen den Fingern zerdruͤcken laͤßt, ohne daß die durch kleine Haare vereinigten Fragmente auseinander gehen, viel⸗ mehr bleiben ſie in einer Art Traube zuſammenhaͤngend. Man kann dieſe Haare nur durch Maceration trennen. Dieſen Gries nennt H. haarigen Gries. Die conſtituirenden Beſtandtheile dieſes Grieſes ſind von Pelletier als phosphorfaurer Kalk mit ein wenig phos⸗ phorſaurer Bittererde und Harnſaͤure erkannt worden. — G“ eee Auen — — 344 Magendie ſchreibt auch den phosphorſauren Kalk dem uͤbermaͤßigen Genuſſe thieriſcher Subſtanzen zu. Was die Haare anlangt, ſo geſteht er ſeine Unwiſſenheit, woher fie kommen mögten. Er raͤth dann ausſchließlich veges tabiliſche Nahrung und den Gebrauch der Alkalien und ſchließt mit folgendem Satz. „Man ſieht, welchen Nuz— zen man aus der Kenntniß der chemiſchen Zuſammen⸗ ſetzung und des Urſprungs der Steine ziehen koͤnnte und wie wichtig es für. die Steinkranken ſeyn würde, welche ſich den Stein zermalmen oder ſonſt operiren laſſen, daß fie ihren Stein analyſiren und ihrer Entſtehung nachfors ſchen laſſen. Nur dann duͤrfen fie hoffen. völlig von einer Krankheit geheilt zu werden, gegen welche die Aus ziehung des Steins nur ein Palliativ iſt, welches ſie, wie die Eefahrung taͤglich gelehrt hat, aller Gefahr eines Recidivs ausgeſetzt läßt. Dieſe Lucke der Wiſſen⸗ ſchaft verdient die Aufmerkſamkeit der Phyſiologen und Aerzte . ve 0 *) Dies iſt ſehr richtig, denn es find Faͤlle vorgekommen, wo Kindern dreimal der Stein geſchnitten worden iſt Auch iſt bekannt genug, daß die ſogenannte Anlage zum Stein, wel⸗ che für jeden Stein eigenthuͤmlich iſt, ſelbſt die Stein⸗Ope⸗ ration mehr oder weniger gefährlich macht, je nach der Nas tur dieſer Concretionen. Marcet hat berechnet, daß nach den Steinoperationen ſtarben: j 3 von Kranken mit Maulbeerſteinen . . 1 von 207%, von Kranken mit Stein, wo Harnſaͤure votre = ahervrſ chere „ ⏑⁹Cuon NT von Kranken mit ſchmelzbaren Steinen, oft mit phosphorſauren Salzen. „ 1 don 6¼ von Kranken mit Steinen von rein phosphor⸗ I ſaurem Kalk oder mit phosphorfauren 5 Salzen, abwechſeln d von Kranken mit Steinen, die aus verſchie⸗ denen abwechſelnden Schichten beſtaannsn Nen: „ „1 Der dritte Theil aller Steine, die man in den Harn⸗ wegen findet, beſteht aus Harnſaure, und die ſchmelzbaren und Maulbeer⸗Steine bilden die übrigen zwei Drittel, Es ergiebt ſich hieraus, daß die Mortalitaͤt mit der Na⸗ tur der Steine im Verhaͤltniß, und daß der Unterſchied ſo iſt, daß für die Steine mit verſchiedenen abwechſelnden Lagen die Mortalitaͤt ſechsmal ſtaͤrker iſt als fuͤr die Steine von kleeſaurem Kalk, indem bei den erſtern meh⸗ rere krankhafte Affektionen vereinigt vorkommen. Dieſe Thatſachen verdienen die volle Aufmerkſamkeit der Aerzte, von denen jedoch auch mehrere bereits die von ihm ausge⸗ zognen Steine analyſiren laſſen und dann ihre Kranken einer entſprechend paſſenden Behandlung unterwerfen, um die Recidive zu vermeiden, vor welcher Magendie ſich mit Recht fuͤrchtet. (Revue médicale, Octob.) Praktiſche Bemerkungen uͤber die Unterſuchung der a 10 Rekruten... b Von Henry Marſhall. e Die Haupteigenſchaften, welche vom Rekruten erfordert wer⸗ den, ſind Groͤße, Jugend, Geſundheit, Staͤrke oder die voll⸗ been Kraft die verſchiedenen Glieder des Körpers zu ges rauchen. : Die zwei erfteren Eigenſchaften, Größe und Jugend gehören in das Bereich der Officiere, während Geſundheit und Stärke 1 von 4 - 545 gewöhnlich der Beſtimmung der Mititärärgte überlaffen werden. Militärärzte werden für fähig gehalten vermittelſt ihrer aͤrzt⸗ lichen Kenntniß und der Kennthiß von den Verrichtungen der Soldaten eine ziemlich richtige Meinung von der Geſundheit der Rekruten, von a Str zuszuhalten und übers haupt von ihrer Tauglichkeit z 1 3 > dee Fehler, welche Rekrute ilitärbienft unfähig ma⸗ chen, koͤnnen ſichtbare, vorzuͤglich aͤußerliche, oder unſichtbare, vorzuͤglich innerliche ſeyn. 1 . F Sichtbare Fehler, vorzüglich aͤußerliche. — Sol. che Fehler werden häufig von Rekruten verheimlicht, welche in dieſer Art von Betrug oft durch die recrutirenden Perſonen und durch alte Soldaten unterrichtet werden. Von Seiten des Mi⸗ litärarztes iſt alle Vorſicht erforderlich, um die verſchiedenen Mittel entdecken, welche angewendet werden, um ihn bei ber Erfüllung ‚feiner Pflicht zu taufhen. Bei der Unterſuchung der Rekruten wird die folgende Me⸗ thode ſowohl leicht als auch ſicher gefunden werden. An dem Tage, wo die Namen, Gewerbe u, ſ. w. der Rekruten in die Liſte eingeſchrieben worden ſind, laſſe man ſie eintreten und ſie in ihren Kleidungsftücen beſehen. Während dieſer Inſpection entdeckt man häufig Menſchen, welche vorher bei der Armee ge⸗ dient haben, und wegen Krankheit oder Untauglichkeit entlaſſen worden ſind. 3 8 1 Hierauf unterſuche man ſie einzeln unangekleidet. Bei'm Eintritt in das Inſpectionszimmer muß jeder Rekrut einige Male ziemlich ſchnell uͤber das Zimmer gehen, damit man ſich uͤber⸗ zeuge, daß er feine unteren Extremitaͤten vollkommen gebrau⸗ chen koͤnne. Alsdann muß er gerichtet, gerade geſtellt und vom Kopfe bis zum Fuße unterſucht werden. Die Inſpection kann in Bezug auf die folgenden Eigenſchaften oder Koͤrperbeſchaffen⸗ heit angeſtellt werden. 5 0 De 754 Mus kelſtaͤrke. Allgemeiner Geſundheitszu⸗ ſtand. — Der Zuſtand der äußeren Oberfläche, welcher chro⸗ niſche Ausſchlaͤge, Zeichen von Beſtrafung, Geſchwuͤre, Narben ꝛc. in ſich begreift. „ 0 Der Zuftand der oberen Extremitaͤten, welcher Symmetrie, Frakturen, Kontraktionen, Verſtuͤmmelungen u, ſ. w. in ſich be⸗ reift. 1225 5 . 3 Fc 1 a Zuſtand der unteren Extremitäten, welcher Symme⸗ trie u. ſ. w. ſo wie auch varikoͤſe Venen, Plattfuͤßigkeit, uͤbel⸗ geſtellte und überzählige Fußzehen in ſich begreift. Wenn waͤhrend dieſer Beſichtigung kein weſentlicher Fehler wahrgenommen worden iſt, ſo kann die unterſuchung folgen⸗ dermaßen fortgeſetzt werden. Der Rekrut muß die Arme aus⸗ ſtrecken, ſo daß ſie rechte Winkel mit dem Rumpfe bilden; als⸗ dann muß er mit den Fingern die Schultern beruͤhren, nachher die uͤcken der Hände über dem Kopfe aneinander legen. In dieſer Hung laſſe man ihn huſten, während. zu gleicher Zeit die and auf die Ringe der musculi obliqui externi gelegt wird. n unterſuche die Saamenſtraͤnge und die Teſtikel, und fuͤhre dann die Hand uͤber die Knochen der Unterſchenkel. Der Rekrut muß dann auf einem Fuße ſtehen, und wechſelsweiſe das Fußge⸗ lenk der einen und der anderen Extremitaͤt bewegen. Man laſſe ihn dann die oberen Extremitaͤten nach vorn ſtrecken, um ſeine Arme und Hände zu unterſuchen. In dieſer Stellung muß er die Finger beugen und ausſtrecken und die Rotation der Vorderarme ma- chen. Alsdann iſt der Kopf zu unterſuchen, nämlich, die Ohren, die Augen, den Mund (Sprache, Intelligenz). Hierauf muß man erforſchen, ob er die wahren Blattern gehabt hat, oder ob ihm die Schugpoden eingeimpft worden find, Auf dieſe Weiſe wird die Unterſuchung eines Rekruten ohngefaͤhr 5 bis 6 Minuten erfordern. Kein Rekrut darf unterſucht werden, ſo lange als er be⸗ rauſcht iſt, und Rekruten vom Lande dürfen nicht an demſelben Tage unterſucht werden, wo fie zu dem Depot kommen. Vor der Unterſuchung muͤſſen die Haare verſchnitten und die Fuͤße ge⸗ waſchen werden. Sollte hierdurch oder auf andere Weiſe ent⸗ deckt werden, daß ein Rekrut vorher bei der Armee gedient hat, — — 346 fo muß man ihn feinen Abſchied oder feine Inſtruktionen vorzei⸗ gen laſſen, wodurch man die Urſache erfahren kann, warum er aus dem Dienſte entlaſſen worden iſt, und wenn man, nachdem er geprüft worden iſt, findet, daß er an einer Krankheit, wie an Epilepſie ꝛc. leidet, oder, was noch haͤuſiger iſt, wenn man entdeckt, daß er vorher in Dienſten war und wegen einer Un: tauglichkeit entlaſſen wurde, fo muß der Umſtand unverzuͤglich den betreffenden Behoͤrden berichtet werden, damit er von einem ärztlichen Beamten unterſucht werde und dieſer über ihn Bes richt erſtatte. Die folgenden Bemerkungen ſollen die Gegenſtaͤnde zeigen, auf welche ein aͤrztlicher Beamte bei der Unterſuchung von Res kruten aufmerkſam ſeyn muß, ohne daß dabei beabſichtiget wird das Reſultat vorauszuſagen. Die Frage, ob ein Rekrut taug⸗ lich oder untauglich ſey, muß durch die Umficht und Erfahrung derjenigen Perſon beſtimmt werden, welche ihn beſichtigt haben; denn es koͤnnen keine Regeln gegeben werden, wie der beabſichtigte Zweck zu erreichen ſey, naͤmlich daß keine untauglichen Leute bei der Armee aufgenommen werden, und das auch kein Rekrut zu⸗ 0 werde, bei welchem die Untauglichkeit nicht entſchie⸗ den iſt. a ö . Mufkelſtaͤrke. — Juͤnglinge, welche ſchnell gewachſen ſind, ſind bisweilen unfaͤhig zum Kriegsdienſt, weil ſie nicht hin⸗ laͤngliche Kräfte beſizen um Militaͤrdienſte zu verrichten. Ein ſchuelles Wachsthum iſt gewoͤhnlich von Schwaͤche begleitet, und iſt bisweilen ein Vorläufer der phthisis. Doch iſt dieſer Zuſtand eines Rekruten von duͤrren, nicht gut genaͤhrten, halbverhunger⸗ ten, mageren Juͤnglingen zu unterſcheiden, welche vortreffliche Soldaten abgeben. Allgemeiner Geſundheitszuſtand. — Aerztliche Beamte werden ſelten aufgefordert, uͤber notoriſche Krankheiten zu entſcheiden, wohl aber haͤuſig in Fällen von relativer Untaug⸗ lichkeit wegen geſchwaͤchter Geſundheit: der Unterſucher muß in dieſen Fallen bei ſeiner Beſtimmung hinſichtlich derſelben durch feine Urtheilskraft und feine Erfahrung geleitet werden. 0 Aeußere Oberflache. — Die häufigeren Ausfchläge, welche bei Unterſuchung von Rekruten gefunden werden, ſind Werde und Puſteln, welche fuͤr Folgen der syphilis gehalten werden. - Geſchwure. — Geſchwuͤre, Bubonen und alle Krankhei⸗ ten, welche ärztliche Behandlung erfordern, machen einen Res kruten unwaͤhlbar. Pflaſter, wie klein ſie auch ſeyn moͤgen, muͤſ⸗ ſen von der Haut weggenommen werden; ſie werden bisweilen angewendet, um eine Brandmarke des Buchſtaben D (Deferteur) zu bedecken. Ich habe Schuhflickerwachs in der Muͤndung der Urethra gefunden, in welche es eingebracht worden war, um Gonorrhoe zu verbergen. 5 Narben. — Narben am Halſe werden gewohnlich für Spuren von ferophulöfer ulceration und für einen Fehler gehalten, welcher Rekruten untauglich macht, aber ob ſie immer hinlaͤngliche Urſache ſind, warum man einen Rekruten zuruͤckweiſen muß, vorzuͤglich nachdem er das Mannesalter erreicht hat, kann be⸗ zweifelt werden. um ſolche Narben zu verbergen, halten Rekru⸗ ten Häufig das Kinn nahe an den Hals und laſſen bisweilen die Backenbärte und den Bart am Kinn ſo lang wachſen, daß ſle ſerophuloͤſe Narben verbergen. Dr Narben von häufigem Aderlaß, von Haarſeilen, von Schröpfen und zahlreichen Blaſenpflaſtern find leider Gegenſtaͤnde, worauf man aufmerkſam ſeyn muß, weil fie vorhergehendes Uebelbefin⸗ den anzeigen. Narben an den unterſchenkeln, wenn ſie mit dem Knochen adhäriven, und vorzüglich wenn fie von verfärbten und krankhaften Integumenten umgeben, und von einer Anſchwellung des Glieds begleitet ſind, machen einen Rekruten unwählbar. Thorax, Ruͤckgrat und Becken. — Man kann behaup⸗ ten, daß vollkommene Symmetrie des menſchlichen Koͤrpers niemals vorhanden ſey. Faſt bei jedem Individuum kann ein Mangel an Symmetrie an dem einen oder anderen Theile entdeckt werden. Oft iſt großer Mangel an Symmetrie zwiſchen den oberen und unteren Theilen des Korpers vorhanden, 847 Thorax. — Die Bildung dieſes Theils des Körpers iſt bei verſchiedenen Individuen weſentlich verſchieden. Bei der Un⸗ terſuchung von Rekruten finden wir bisweilen das sternum her⸗ vorragend oder eingeſunken, und dabei eine betraͤchtliche koͤrper⸗ liche Stärke und eine ſcheinbar geſunde Konſtitution, und ob man gleich annimmt, daß eine enge Bruſt mit Anlage zur Lun⸗ genſucht vergeſellſchaftet ſey, To find wir doch vielleicht nicht be⸗ rechtiget, einen Menfchen zuruͤckzuweiſen, weil er nicht einen ganz wc Thorax hat, wenn er in anderen Hinſichten unta⸗ delhaft iſt. 965 kommen Beiſpiele vor, vorzüglich bei derjenigen Art von Bildung der Bruſt, welche Hühnecbruft (chieken-breasted) genannt wird, wo die unteren Winkel der scapula wie Fluͤgel hervorragen. Dieſe Art von Fehler macht, wenn er in einem beträchtlichen Grade vorhanden iſt, das Tragen militärifcher Ruͤ⸗ ſtungen ſchmerzhaft und beſchwerlich. Ruͤckgrat. — Das relative Verhaͤltniß der Länge der natürliben Krümmung des Ruͤckgrats, wie auch der Grad der Kruͤmmungen derſelben ſind bei verſchiedenen Individuen ſehr verſchieden. Beſonders die zweite oder mittlere Kruͤmmung wird oft bei denjenigen Menſchen ſehr ſtark gefunden, welche volle Geſundheit und ſtarke Muskelkraft befigen, - Das Nuͤckgrat iſt haͤufig auf die Seite gebogen, bisweilen in einer Biegung, welche ſich von den Lenden bis zu dem Halſe erſtreckt, und andere Male in zwei Biegungen, wo die Wirbels ſaͤule eine ſigmafoͤrmige Geſtalt hat. Wenn blos eine Biegung vorhanden ift, deren Konvexitaͤt auf der linken Seite ſich befins det, ſo ſcheint die linke Schulter hoch zu ſtehen und die rechte Huͤfte ſieht breit aus, und wenn die Hände dicht an die Ober⸗ ſchenkel gelegt werden, ſo kann man zwiſchen der rechten Seite und dem Arm durchſehen, aber nicht zwiſchen der linken Seite und dem linken Arm. Von dieſem Zuſtand des Ruͤckgrats kann man ſich in Kenntniß ſetzen, wenn man den Körper von vorn anſieht, da das sternum und die linea alba eine der Kruͤm⸗ mung der Wirbelſaͤule entſprechende Krümmung haben. In den meiſten Fällen kann die Seitenkrummung des Ruͤckgrats einer Verkuͤrzung der untern Extremitaͤt auf der converen Seite der Kruͤmmung zugeschrieben werden. Dieß zeigt ſich deutlich, wenn man einen dem unterſchied der Laͤnge der Extremitaͤten gleichen Körper unter die Extremitaͤt auf der konvexen Seite legt , worauf die Wirbelſaͤule gewoͤhnlich gerade werden wird, Selbſt in Fällen, wo der Unterſchied der Länge der lieber mehr als einen Zoll beträgt, kann beim Gehen kein Anſtoß entdeckt werden, und in Hinſicht der Muskelkraft und der Brauchbarkeit der kurzen Exkremitaͤt iſt gewöhnlich kein Mangel wahrnehmbar. Bisweilen iſt die Convexitaͤt der Kruͤm⸗ mung des Ruͤckgrats auf der rechten Seite und bisweilen auf der linken. Würde ein Individuum, deſſen rechte oder linke un⸗ tere Extremitaͤt kuͤrzer als die andere iſt, unterſucht, ohne den unteren Theil des Körpers zu entblößen, fo koͤnnte man ſchlie⸗ ßen, daß der urſpruͤngliche Fehler in der Wirbelfäule liege und daß er die Folge von Krankheit ſey. Ich habe geſehen, daß er die Folge von Krankheit war. Ich habe geſehen, daß junge, kraftige und ſtarke Rekruten zuruͤckgewieſen worden find, weil man annahm, daß Seitenkruͤmmungen des Ruͤckgrats ein Fehler ſeyen, welcher fie zum Kriegs dienſt untauglich mache, obgleich ſie in jeder anderen Hinſicht für untadelhaft galten. Becken. Man findet bisweilen, daß dieſer Theil des Koͤr⸗ pers auf einer Seite viel weiter iſt als auf der anderen, und daß der Unterſchied einen bis zwei Zolle betraͤgt, ohne daß die Brauchbarkeit der Indipiduen im geringſten Grade beeintraͤch⸗ tigt zu werden ſcheint. 5 ae Obere Extremitäten, Gewoͤhnlich findet man mehr Symmetrie zwiſchen den Seitenabſchnitten des Koͤrpers als zwi⸗ ſchen den oberen und unteren Theilen deſſelben. Der rechte Arm iſt gewöhnlich dicker als der linke, doch ſcheint nicht daſſelbe hin⸗ ſichtlich der rechten und der linken unteren Extremitaͤt ſtattzufin⸗ den. Selbſt wenn der Unterſchied des equilibrium zwiſchen den Armen betraͤchtlich iſt, ſcheint in dem duͤnneren Arme nicht viel * 348 weniger Kraft oder kein Mangel an Brauchbarkeit des Indivi⸗ duums vorhanden zu ſeyn. L. Ae en OEOREINGT Frakturen. — Es ſollte immer forgfältig nachgeforſcht werden, ob die langen Knochen geſund und die Funktionen der Gelenke ungeſchwacht ſind. Dr. Thomas Brown, Stabs⸗ wundarzt, fand einen Rekruten, der alle Bewegungen, wel⸗ che von Rekruten gewoͤhnlich gefordert werden, zu vollbringen vollkommen im Stande war, ob er gleich eine unvereinigte Fra⸗ ktur des radius und der ulna des rechten Arms hatte. Wenn Frakturen gut vereinigt find, fo find fie gewoͤhnlich keine Fehler, welche Rekruten untauglich machen, wiewohl vielleicht eine Fraktur der clavicula einen Menſchen gewohnlich unwaͤhlbar machen ſollte. Contractionen. — Eine Storung der Funktionen der größeren Gelenke, wie des Schulter- oder des Elbogengelenks iſt ein wichtiger Fehler. Jedoch finden wir häufig leichte Contractie⸗ nen der Finger, welche einen Rekruten nicht entſchieden untauglich machen. Bisweilen rühren dieſe Contractionen von Verletzungen der Sehnen, doch haͤuſiger von chroniſcher Entzuͤndung der bursae und der aponeurosis palmae manus her, welche durch die Aus⸗ fuͤhrung beſonderer Verrichtungen, wie durch Graben, Hämmern, Pfluͤgen u. ſ. w. erregt wird. an. 6 Verſtuͤmmelungen. — Nach dem franzoͤſiſchen Coder kann ein Conſcribirter wegen der Verſtuͤmmelung eines Fingers nicht ganz vom Kriegsdienſt frei geſprochen werden, ausgenom⸗ men wegen der Verſtuͤmmelung des Daumens. Den gegenwaͤrti⸗ gen Vorſchriften gemäß würde ſich wahrſcheinlich ein Sanitaͤts⸗ beamte nicht fuͤr berechtigt halten einen tauglich zu finden, welcher einen Finger verloren hat. Ich habe einen Kreiswund⸗ arzt gekannt, welcher aufgefordert wurde zu erklaͤren, warum er einen Rekruten fuͤr brauchbar gefunden habe, welcher das erſte Gelenk des Mittelfingers der linken Hand verloren hatte, und außerdem gut ausſah und zum Kriegsdienſt fähig war. 250 Untere Extremitäten. — Unter Rekruten kommen häufige Beiſpiele vor, wo eine untere Extremität ½ bis ¼ Zoll dicker als die andere iſt, und wo die Funktionen des duͤnneren Glieds ungeſchwaͤcht ſind. Dieſer Zuſtand einer Extremität muß von Atrophie wohl unterſchieden werden, welche durch Schlaff⸗ heit der Muskeln und durch verminderte Kraft charakteriſirt wird. Diejenige Deformitaͤt, welche einwaͤrtsgebogene Knie (ins kneed ) genannt wird, iſt (es moͤgen beide Extremitaͤten affi⸗ cirt ge blos eine) wenn fie beträgptlidh «if, ein wichti⸗ ger Fehler. : ee Er TE Varic oͤſe Venen. — unter dieſer Benennung werden bisweilen drei verſchiedene Zuſtaͤnde der Venen verwechſelt. 1) Ein Netz von oberflaͤchlichen Venen, welches auf ver⸗ ſchiedenen Theilen des Koͤrpers, aber vielleicht häufiger auf den unteren Ertremitäten gefunden wird, als an irgend einem an⸗ deren Theile. 2 j 229) Eine Vergrößerung der Klappen ungeſchwaͤcht bleiben. 7 3) Ein widernatuͤrlich erweiterter Zuſtand der Venen der unteren Extremitäten, begleitet von einer Schwaͤche der Funktio- neu der Klappen, wo fie das Ausſehen einer Kette von varicdſen Kyſten oder Saͤcken annehmen. Das Glied, deſſen Venen in dieſem Zuſtande ſich befinden, iſt gewohnlich etwas dicker; das Zellgewebe iſt verhaͤrtet und zur Ulceration ſehr geneigt. Die erſte und die zweite Art dieſer Affection ſind von kelner Wichtigkeit; waͤhrend die dritte ein wichtiger Fehler iſt. *. No di. Wir finden bisweilen Ungleichheiten auf den Schienbeinen, von deren Geſchichte man nicht hinlaͤnglich in Kennt⸗ niß geſetzt werden kann. Dg fie bei robuſten, gefunden Indiz viduen vorkommen, ſo kann vermuthet werden, daß ſie oft blos eine anomale Bildung und nicht die Folge von Krankheit ſind. Plattfuͤßigkeit. — Eine Verkleinerung des Bogens des Fußes, wenn ſie in dem Grade vorhanden iſt, welcher ge⸗ woͤhnlich mit dem Namen „Plattfuß“ bezeichnet wird, iſt ein wichtiger Fehler. Soldaten mit Plattfuͤßen find nicht im Stande die Strapage leicht auszuhalten, welche mit langen Maͤrſchen verbunden iſt. f 0 4 . > 5 der Venen, wo aber die Funktionen . eh gewoͤhnlich 349 uebelgeſtellte Fußzehen. — Bisweilen finden wir mehrere Fußzehen durch eine Gontraction’ der Beugeſehnen und der Gelenkkapſeln aus ihrer naturlichen Richtung gezogen, die den Druck eines Schuhes große R und Beſchwerde beim Gehen verurſacht. Wenn die ap and ßzehe unvollkommen luxirt, und entweder unter oder Über die zweite Fußzehe einwaͤrts gezo— gen iſt, ſo iſt dieß ein wichtiger Fehler. Wi Ueberzählige Fußzehen. — Dieß iſt gewoͤhnlich ein Fehler, welcher einen Rekruten zum Kriegsdienſt untaugli macht. Soldaten kommen oft in Lagen, wo keine paſſenden Schuhe für deformirte Fuͤße verſchafft werden koͤnnen. 28 Hernia. — Bei Unterſuchung von Rekruten werden bis- weilen drei verſchiedene Arten dieſes Fehlers gefunden, naͤmlich Bauchbruch, Nabelbruͤch und Leiſtenbruch. Die zwei erften find leicht, und beeintraͤchtigen ſelten die Brauchbarkeit eines Rekruten. Ein Leiſtenbruch macht einen Rekruten ganz unbrauchbar. Neigung zur Ruptur von widernatuͤrlicher Erwei⸗ terung des Bauchrings oder von erſchlafftem Zuſtande der Waͤnde des Abdomen in der Leiſtengegend iſt nicht ſelten. I Saamenſtrang. Dieſer iſt in Hinſicht der Dicke bei ver⸗ ſchiedenen Individuen und ſelbſt bei derſelben Perſon auf den entge⸗ gengeſetzten Seiten beträchtlich verſchieden. Seine Venen werden biswellen varikös 1 „ was man bisweilen in einiger Ent⸗ fernung wahrnehn en kann, indem die Seite des Scrotum wie ein Sack mit Wuͤrmern ausſieht. Es iſt merkwuͤrdig, daß ein varikoͤſer Zuſtand der Venen des Saamenſtrangs faſt ausſchließ⸗ lich auf der linken Seite gefunden wird: ja, ich erinnere mich nicht ein Beiſpiel geſehen zu haben, wo die Affektion auf der rechten Seite geweſen ſey. Jedoch hat mir einer meiner aͤrztli⸗ chen Freunde erzählt, daß er fie auf der rechten Seite geſehen habe. Dieſe Affection macht ſelten einen Soldaten zur Verrich⸗ tung ſeines Dienſtes untauglich. Bisweilen iſt ſie bei demſelben Individuum zu einer Zeit viel ſichtbarer als zu einer andern. Ich kenne einen Herren, welcher dieſe Affection hat, wenn ſein Leib verſtopft iſt, und zwar blos zu dieſer Zeit. Daß eine Af⸗ fection der Blutgefäße am linken Saamenftrang häufiger iſt als am rechten, iſt der Beobachtung verſchiedener mediziniſcher Schrift⸗ ſteller nicht entgangen. Morgagni erwähnt dieſen Umſtand. Murray!) erwähnt ihn auch und ſchreibt ihn der Anhaͤufung von faeces in der flexura sigmoidea des colon zu, welche durch Druck auf die Venen die Ruͤckkehr des Bluts durch dieſe Gefaͤße verhindert. Testes. — Dieſe Organe ſind bei manchen Individuen ſehr klein. Ich habe ſie bei vollkommen erwachſenen Menſchen nicht groͤßer als Pferdebohnen gefunden. Der Teſtikel einer Seite iſt bisweilen betraͤchtlich kleiner als der andere, ohne daß dieß die Folge von Krankheit zu ſeyn ſcheint. Unter den Fehlern, welche abſolute oder relative Untauglichkeit zum Kriegsdienſt verurſachen, wird die anhaltende Retraction eines Teſtikels in dem franzoͤſiſchen Codex angeführt. Vermuthlich wird hierunter ver⸗ ſtanden, daß der Teſtikel nicht in dem scrotum iſt. In den engliſchen Inſtructionen wird „Nichtvorhandenſeyn des Teſtikels“ unter die Fehler gerechnet, welche einen Rekruten zum Kriegs- dienſt unbrauchbar machen. Dieſer Ausdruck ſoll ſich vielleicht auf das Nichtvorhandenſeyn beziehen, welches durch Exciſton her⸗ erſte und die zweite Phalanx in die baer gehoben, was durch vorgebracht worden iſt. Daß ein Teſtikel nicht zum Vorſchein kommt, iſt kein Beweis, daß er fehlt. Wahrend der Unterſu— chung von ohngefaͤhr 6000 Rekruten fand ich 4 Perſonen, bei welchen der rechte, und 3 Perſonen, bei welchen der linke Te⸗ fiel. nicht zum Vorſchein gekommen war. Alle waren geſund, Eräftig und mannbar. Hydrocele und sarcocele find offenbar Fehler, welche Rekruten zum Kriegsdienſt unbrauchbar machen. Oranium. — Starke Verletzungen des cranium machen einen Rekruten zum Kriegsdienſt untauglich. Ein Fehler dieſer Art kann durch lange Haare verborgen werden, daher iſt es gut, wenn fie vor der Unterſuchung verſchnitten worden find. Per⸗ ruͤcken werden bisweilen angewendet, um Frakturen des eranium *) Murray de Cirsocele. 350 und tinen capitis zu verbergen. Ich weiß aus Erfahrung, daß es durchaus nöthig iſt, das cranium mit den Fingern zu uns terſuchen, wenn die Haare lang ſind. Ohren. — Ein Rekrut iſt untauglich, wenn er an einem Fehler des Gehoͤrs leidet, er mag ſo gering ſeyn wie er wolle, und von Ausfluß aus dem meatus auditorius externus begleitet ſeyn eder nicht. Manche Perſonen ſind kurze Zeit lang einem eiterformigen Ausfluß unterworfen, welcher ein Begleiter von Katarrh und von keiner Storung des Gehoͤrs begleitet iſt. Augen. — Dieſe Organe ſind bei verſchiedenen Indivi⸗ duen in Hinſicht der Durchſichtigkeit der cornea, des Glanzes und der Beweglichkeit der iris und der Dunkelheit und Größe der Pupille verſchieden. Bei manchen Perſonen ſcheint eine Verſtaͤrkung des Lichtes kaum einen Einfluß in Hinſicht der Veraͤnderung der Groͤße der Pupille zu haben. Die Augen ei⸗ ner und derſelben Perſon ſind bisweilen verſchieden, vorzuͤglich in Hinſicht der Größe und der Form der Pupillen, welche bis» weilen nicht rund ſondern etwas oval ſind. Fehler des Geſichts rühren gewöhnlich. ven einem krankhaften Zuſtande der cornea, der iris, der Linſe oder der retina her. Cornea. — Die Fehler, welche in dieſem Theile des Auges gefunden werden, ſind eine allgemeine Truͤbung und Flecke, welche durch die Ablagerung von Lymphe oder durch die Narben der Geſchwuͤre verurſacht werden. Undurchſichtige Flecke machen gewoͤhnlich, daß ein Rekrut bei den erſten Unterſuchungen zu⸗ rückgewieſen wird, und deshalb geht für, den Kriegsdienſt eine Anzahl von kraͤftigen jungen Leuten verloren. Iris. — Die Oeffnung in dieſer Membran iſt bisweilen verſchloſſen. F 4 Linſe. — Eine Undurchſichtigkeit der Linſe erfordert keine Bemerkung. ‚Retina. — Amaurosis oder eine Unempfindlichkeit der retina für den Einfluß des Lichtes wird gewoͤhnlich von einer erweiterten Pupille und von Unbeweglichkeit der iris angezeigt; doch find dieſe Symptome in dieſer Affection nicht immer vor⸗ handen. In manchen Faͤllen von amaurosis, welche Ein Auge afſicirt, kann die iris durch die Einwirkung des Lichtes auf das andere Auge bewegt werden, ſo daß ein Rekrut mit einem fehlerhaften Auge brauchbar gefunden werden kann, obgleich der gewöhntiche Grad von Aufmerkſamkeit bei feiner Unterſuchung gebraucht worden iſt. J Naſe. — Was dieſes Organ anlangt, fo iſt noͤthig zu unterſuchen, ob die Naſenloͤcher nicht durch Polypen verſtopft ſind, und ob die membrana Schneideriana frei von Krankheit iſt. Das rechte Naſenloch iſt bisweilen größer als das linke, und bisweilen ragt die concha superior dieſer Seite jo vor, daß ſie leicht geſehen werden kann, und von unerfahrenen Unterſuchern fuͤr einen Polyp gehalten worden iſt *). Mund. — Nach dem franzoſiſchen Coder macht „übelrie⸗ chender Athem von einer unheilbaren Urſache““ einen Conſeribir⸗ ten unbrauchbar, was ſehr unbeſtimmt ausgedruckt iſt. Der Mund wird unterſucht, um zu erfahren, ob keine Geſchwuͤre an den fauces, den Gaumen u. ſ. w. find, ob die Tonſillen *) Ich will hier auf einen anderen Fehler aufmerkſam machen, namlich auf eine vermeinte Krankheit der Hals⸗ wirbelbeine. Wenn die cartilago thyreoidea über die Koͤrper dieſer Wirbelbeine bewegt wird, ſo entſteht gemei⸗ niglich eine Empfindung von Neibung, ein Umftand, von welchem man vermuthet hat, daß er Krankheit anzeige. Ich habe geſehen, daß dieſe erdichtete Affection zu den Ur⸗ ſachen gezahlt wurde, welche einen Soldaten vom Kriegs- dienſt befreien. Ein ausgezeichneter Arzt, welcher einen Fall von Fieber in einem öffentlichen Spital behandelte, be⸗ rührte zufällig die cartilago thyreoidea feines Patienten und brachte hierdurch die Empfindung von Reibung hervor. Es wurde ſogleich geſchloſſen, daß die Körper der Wirbel⸗ beine krank feyen und verordnet in den vorderen Theil des Halſes ein Haarſeil einzuziehen. 351 richt vergrößert find und ob nicht viel Zähne fehlen. Selbſt bei der Inſpection dieſes Theils des Körpers muß man ſich vor Be⸗ truͤgerei vorſehen. Vor nicht langer Zeit bot ſich ein Rekrut mit einem kuͤnſttichen Gaumen an, und ich weiß, daß man verſucht bat den Verluſt faſt aller Zähne des Unterkiefers mit Huͤlfe ei⸗ nes Dentiſten zu verbergen. Rekruten ſuchen oft den Verluſt vieler Zähne dadurch zu verbergen, daß ſie das Zahnfleiſch mit den Lippen bedecken. Sprache. — undeutliche Ausſprache wird häufig vorgegeben, aber Stottern oder Stocken im Sprechen iſt ſehr ſchwer nachzu⸗ ahmen. Manche Stotterer koͤnnen einige Saͤte hintereinander ohne wahrnehmbares Stocken ausſprechen, ſo daß ihr Fehler vielleicht unbemerkt bleibt. Geiftesträfte, — Um ſich von dieſen Punkten gehörig zu unterrichten, wird es gewoͤhnlich noͤthig ſeyn einige kurze Fragen an einen Rekruten zu thun, wie z. B., zu welchem Korps er gehöre, welche Beſchaͤftigung er vorher gehabt oder wie viel Lohn er gewoͤhnlich bekommen habe. Zweite Abtheilung von Fehlernz unſichtbare, vorzüglich innerliche Fehler. Chroniſche Affection der Leber. Anfangende phthisis. Rierenbeſchwerden. Schwindel. Geneigtbeit zum Rheumatismus. Haͤufiger Kopfſchmerz. Gelegentliche haemoptysis. Dyſpepſie. Ich habe eine Anzahl von Leuten gekannt, welche in Folge einer wahren oder verſtellten Affectjon dieſer Art aus dem Dienſt entlaſſen wurden, Epilepſie. Herzklopfen. Manche Rekruten fühlen ſich während der unterſuchung we⸗ — der Neuheit ihrer Lage ſo unruhig, daß die Bewegungen es Herzens ſehr vermehrt werden. Unter ſolchen umſtaͤnden habe ich gefunden, daß die großen Blutgefaͤße 130 mal in einer Minute pulſirten, waͤhrend ſie bei demſelben Individuum, nach⸗ dem die Unruhe beſeitigt war, nicht über SOmal pulfirten. Der unterſchied zwiſchen einer temporären vermehrten Thaͤtigkeit des Herzens und einer anhaltenden Unregelmaßigkeit der Funktion dieſes Organs, wird nicht immer ſo leicht aufgefunden, daß man während einer Unterſuchung von zwei oder drei Minuten zu ei⸗ ner beſtimmten Entſcheidung berechtigt iſt. Da ws ein Zwei⸗ fel obwaltet, thut man am beſten, wenn man zehn bis funf⸗ zehn Minuten wartet, bevor man die Tauglichkeit oder Untaug⸗ lichkeit eines Rekruten beftimmt, während welcher eine tempo⸗ raͤre Unruhe ſebr gemaͤßigt worden ſeyn wird. Periodiſches Aſtyhma. Fatuitas, imbecillitas, Manche Menſchen leiden an einer fo großen Schwaͤche oder Stumpfheit der Geifteskräfte, daß keine Kunſt Soldaten aus ihnen machen kann, und doch werden ihre Antworten, ihre Un⸗ terhaltung und ihr Geſicht keinen Mangel an Verſtand zeigen. Eine einzige Unterfuhung wird nicht immer hinreichend ſeyn um Idisten dieſer Art zu entdecken. Jedoch werden ſie in einem Ka⸗ ſernenzimmer gemeiniglich bald entdeckt, N Kurzſichtigkeit. Nachthlindheik, Bibliegraphiſche Neuigkeiten Das Laboratorium. Eine Sammlung von Abbildungen und Be⸗ ſchreibungen der beſten und neueſten Apparate zum Behuf der praktjſchen und phyſikaliſchen Chemie. IV. Heft (Zaf, XIII. Lampenoͤfen Taf. XIV. und XV. Thermameter Taf. XVI, Hygrometer). V. Heft (Taf. XVII. XVIII. Berzeliues Apparat zur Bereitung des Carlsbader Waſ⸗ ſers, Taf. XIX. X. Brahmah's Maſchine zur Verfer⸗ tigung künſtlicher Mineralwaſſer, Taf, XXI. Filtrir ⸗Maſchi⸗ nen). Weimar 1826, 4. (In Hinſicht der Bezeichnung der Tafeln des 5. Heftes iſt eine bedeutende Irrung vorgefallen. Statt Taf. XVII. (auf der Kupfertafel) ſollte man Taf. XXI., ſtatt Taf. XX. u. XXI. ſollte man Taf. XVII. XVII. ſtatt Taf. XVIII. u. XIX. ſollte man Taf. — — 352 Häufige retentio urinae. Incontinentia urinae, i Catarrhus vesicae. 4 Strictur der urethra. Geelegentlicher prolapsus ani. Dem obigen Verzeichniß konnte eine große Anzahl von andes ren Fehlern ähnlicher Art beigefügt werden. Viele dieſer Fehler haben kein anhaltendes aͤußerliches Kennzeichen von ihrem Vor⸗ handenſeyn, und koͤnnen folglich während der kurzen Zeit, wo ein Rekrute unterſucht wird, verheimlicht werden. Miscellen. N Ein neues Beiſpiel von gluͤcklich angewendeter Transfuſion hat Hr. Brigham zu Mancheſter bekannt ge⸗ macht. Bei einer 40 jährigen, durch haemorrhagia uteri ganz erſchoͤpften und dem Sterben nahen Woͤchnerin, ſah man in der Transfuſion allein noch Hilfe. Zuerſt wurden zwei Unzen Blut mit einer gewoͤhnlichen Spritze eingeſpritzt, ohne irgend eine merkliche Veranderung. Nachdem aber die dritte Portion einge⸗ bracht war, wurde der Puls fühlbar und das Antlig belebt, Die Transfuſton wurde, mit Zwiſchenraͤumen von 10 Minuten, fortgeſetzt bis 10 — 12 Unzen Blut eingeſpritzt waren. Nun war die Beſſerung ſichtlich, die Patientin war vermoͤgend zu 5 Falſchſehen. f 8 Strictur des oesophagus. Stein in der Blaſe. ſprechen, was fie ſechs Stunden lang nicht gethan hatte. Eine merkwürdige Erſcheinung hat Hr. B. beobachtet, daß nämlich unmittelbar nach jeder Blut⸗Injection der Puls noch ſchwaͤcher ward als vorher, daß er aber nach 5 — 10 Minuten ſich hob, ſtaͤrker wurde ꝛc. Die Perſon fiel nachher in einen mehrere Stunden dauernden geſunden Schlaf und erholte ſich völlig. (Edinb. Journ. of med. Sc.) In Betreff der Aufbewahrung der Blutegel find im Muͤnſterſchen Regierungs⸗Departement widerſprechende Beob⸗ achtungen gemacht worden, bis man endlich die Erfahrung er⸗ langt hat, daß ſolche in großen, flachen, hoͤlzernen, an der nenfeite 1 bis 2 Linien tief verkohlten Gefäßen im Freien u an einem kuͤhlen Orte am vortheilhafteſten geſchieht. Der Bo⸗ den dieſer Gefäße wird einige Zoll hoch mit nicht kalkhaltigem Thone bedeckt, dieſer hiernaͤchſt feſtgeſtampft und der Reſt mit einem dazu geeigneten weder ſalzigen noch kalkhaltigen Waſſer, worin mit Vortheil einige Waſſerpflanzen, als Lemna, Myrio- plıyllum, auch Torf und insbeſondere Holzkohlen geſchuͤttet wer⸗ den konnen, angefuͤllt. Nichts ſcheint dieſen Thierchen ſo toͤdtlich zu ſeyn, als Ammonium. Sitzen fie in einem auch ne fo geräumigen, mit Waſſer angefüllten Glaſe, jo werden ſie a den Beiſatz von 1 bis 2 Tropfen Ammonium auf der Steile ge⸗ tödtet. Schon die Verduͤnſtung deſſelben toͤdtet fie, weshalb die Aufbewahrung derſelben in Dffieinen und Apothekerkellern, wo dergleichen Dämpfe ſich bei dem Aufmachen der Standflaſchen in der Luft häufig verbreiten, und dem Waſſer, worin die Thier⸗ chen gehalten werden, mittheilen, durchaus nicht raͤthlich iſt. Wenn die Behälter zur Winterszeit mit Miſt bedeckt werden, ſo ſterben ſie aus dem naͤmlichen Grunde, indem ſich aus dem Mi⸗ fie Ammonium entwickelt, unfehlbar alle. (Ru ſt's Magazin XXII. S. 594), ver 17 77 9 and 2 2 XIX. XX. ſetzen und demgemäß iſt dann auch bie Lage Tertbogen zu verändern.) Traits d’anatomie topographique on Anatomie des Ré- ions du corps humain, considerée specialement dans . 2 la chirurgie et la medecine opera- toire, Par Ph. Fred, Blandin. Paris 1826. 8. avec un Atlas in Folio. (Wird für die chirurgiſchen Kupferta⸗ feln benutzt.) N 5 — An Account of the morbid Appearances exhibited on Dis- section in various Disorders of the Brain; with a thological Observations to which a Comparison oE the Symptoms with the morbed Changes hac given- rise. By Thomas Mills M. D. Dublin 1826. 8. — — — — —ꝙõ — 4 R * A zu dem fünfzehnten Bande (Die Römifchen A. Abfallen des Laubes, über. CCCXXVII. 289. Abſonderungsorgane, Urfp. d. Ausführungs⸗ gänge. CCCXXI. 197. Acctimatiſation der Cochenille in Spanien. CCCXV. 193. Acidum nitros. mit Opium, Heilmittel. CCCKL 44. Acipenser Ruthenns, ſ. Sterlett. Acupunctur, bei Scheintod. CCCX. 30. — heilt Geſichtsſchmerz. CCCXXIX, 335. Adler, Handelsartikel. CCCXXVIII. 310. Aegypten, Peſt in, ſ. Peft. As roſcop, neues. CCCXXI. 197. Aerzte und Naturforſcher, Verſammlung deutſch. CCCXXI. 103. Affe, Kuhpocken eingeimpft. CCCXIII. 77. Albino's, Geſchwiſter. CCCXXI. 202. — ſchwediſche. CCCXIX. 163. Alizarin, färb. Princip der Krappwurzel. CCCAX. 184. Amber, große Maſſe. CCCXXIII. 231. Ammonium, kot lenſäuerl., gegen Vergift. mit Hydrocyanſ. CCCX. 32. Ampere's electrodynam. Unterſuchungen. CCCXXX. 32. Anatomie, pathol., des menſchl. Gehirns. CCCXXIII. 240. — des Menſchen nach den Körpergegenden. CCC XXX. 344. — pathel. anat. Unterſuch. des Gehirns nach Krankheiten deſſ., ebend. Anatomiſche und zoolog. Sammlung des Hen. Brooke's, zu verkaufen. CCCXXX. 342. Aneurysma femorale, geheilt. CCC!X. 9. — popliteum, Fall von. CCCXVI, 122. Animaliſche Subſtanzen aus Theben ꝛc. — Sid . Dampfbäderanft nneey, Räͤucherungs⸗ u. Dam eranſt. CCCXII. 64. 0 Anneliden, ſ. Mollusken. Annularien, ſ. Ringwuͤrmer. Anſchwellen der Beine, verſtelltes. CCCXXVIII. 316. Antagonismus, vitaler. CCCXXI. 207. e ste 9 * der Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde. Ziffern bezeichnen die Nummern, die Arabiſchen die Seiten.) * Acridium italicum, Heuſchrecke, über. CCCXXI. 208. Apparat zur Auflöfung der Harnblaſenſt. CCCXVII. 137. — zum Schweremeſſen der Pulver. CCCXIII. 81. Ardea Argale, ſ. Rieſenſtorch. Arſenik, Entdeckungsart. CCCXV. 112. — Faͤulnißwidrigkeit. CCCXXVIII. 319. Art. iliacae externae, unterbund. CGCIX. 9. — femoralis, Theilung derſ. in zwei Stämme. CCCXVL 122. — thyreoid. „ supp., unterbunden. CCCXXV. 268. — tibialis postica, unterb. GCCXXVIIL 319. Arundo Calamagrostis, Arzneimittel, CCCIX. 15. n üb. Zertheil. der. CCCXVIII. 100 Arzneimittel, ſehr wirkſ. CCCI X. 18. — Anwendung auf offene Hautſtellen ꝛc. CCC. 23. Arzneimittellehre, Bemerk. CCCXV. 105, Aſphyxie, über. CCCXV. 112. Atmoſphͤre, merkwuͤrdige Erſcheinung in. CCGXXI. 198. Auge, Melanofe des. CCC XXVII. 303. Augen, in einem Porträt, ſcheinb. Nicht. CCCX. 19. — von Thieren, Leuchten. CCCXXI. 202. — der Inſecten, Struc⸗ tur. CCCXXV. 287. Augenentzuͤndung, ſ. Ophthalmie. — ſimu⸗ lirte. GCCXXVIII. 312. Augenheilanſtalt zu St. Petersburg, Ges ſchenk des Kaiſers an. CCCXXVII. 303. Augenkrankbeiten, Nutzen der Senegawur⸗ zel. CCCXIX. 175 Aus fuͤhrungsgänge, Urſp. derf. in den Abs ſonderungsorganen. CCCXXI. 197. Ausſcheidungen d blatt. Pflanzentheile, üb. CCCKXT. 105. Auſtralien, über die Küfte. CCCXXII. 209. Auszehrung, ſ. Schwindſucht. B. Bader, blaufaure, Nutzen. CCCXXIV. 256. Balſame, in Theben gefund. CCCXXLV. 246. Barrovero, ſ. Ricci. Bein, vollſtändige Luxation nach vorn. CCCXX. 192. Beine, Anſchwellen, verftelltes. CCCXXVIII 316. — Geſchwuͤre an, verſt. CCCXXVIII. 318. Bell, the principles of Surgery. CCCXXVI, 287. Berlinghieri, Prof. der Chir., geſtorben. CCCXVIII. 160. Bewick’s History of British Birks. CCCXIX. 175. Begin, f. Deschamps. Begin, f Laubert, Biberſtein, Marſch. v, geft. CCCXXV. 264. Birmanenſchaͤdel, phrenolog. Beſchreibung eines. CCCXXVI. 276. Blätter, Abfallen der. CCCXXVII. 289. Blandin, Anatomie des Regions du corps humain, GCCXXX. 344. Blaſenpflaſter, beſondere Anwend. CCCXXI. 207. Blaſenſtein, ſ. Stein. Blaſenziehende Mittel, uͤber. CCCX. 25. Blauſaͤure⸗Baͤder, Nutzen. CCC XXIV. 256. Blut, iſt d. Bl. der Sitz von Krankheiten ? CCCXXIV. 249. Blutegel, ſ. Waͤrme. — Verſuch, die ge⸗ brauchten v. Blute zu befreien. CCCXXIII. 231. — ſonderbares Mittel, ſie vom Blute zu befreien. CCCXXIII. 240. — 10 Aug. und andere Beobachtungen an jungen. CCCXXI. 198. — Beobachtungen über Aufbewahrung. CCCXXX. 344. Blutentziehung, Nutzen bei Vorfall der Iris. CCCXXIII. 237. Blutgefäße, Entzündung derfelben bei Men: ſchenpocken, über. CCCXX. 183. — des Herzens dei bebrüteten Fuͤhnchen, Entwick. CCCXXI. 198. Blutlauf in Inſectenlarven. CCCXXI. 196. — winterſchlaſender Saͤugthiere. CCCXXI. 197. Blut, Lauf deſſ., Einfluß der Schwere. CCCX. 21. Blutſpucken, verſtelltes. CCCXXVIII. 313. 354 Blutſtein, Beob. uͤber Kryſtalliſation des gegluͤhten ꝛc. CCOCXXI; 198. Boa Constrictor, über die Eier derſelben. GCCXXVIL. 297. Botanik, pharmaceutiſche, CCC XXI. 197. Boyer, Traite des malad. chirurg, CCC]. 48. Bräune, haͤutige, ſ. Croup. Brandbeule, Sibiriſche. CCC XIV. 9g. Brechweinſtein, ſ. Tart. emet. Bretonneau, des inflammations spec, du tissu muqueux. CG CX. 32. Briand, Nouvelles regles sur l’art de formuler. CCCXVII. 159. Bricketeau, Precis analytique du croup. CCXXV. 272. Bronchocele, Unterbindung der art, thy- reoid, sup. bei. CG CGXXV. 268. Bruchmeſſer, neues. CCCXXI. 198. Bruͤche, ſ. Heruien und Fractur. Byssus septica. CCCXXI, 197. C. Cachexie, verſtellte. CCXXVIII. 316. Caesalpinia mimosoides, GCCXXVIII. angekündigt, 318. 0 Celimeil, de la Paralysie ete. GCCIX. 16. Calomel, bei Diphtherite in d. Luftwege einzublaſen. CCCXXII. 223. mit Opium, gegen die Sibir. Brandbeule. GCCKIV. 96. r Caltha palustris, Vergiftung. CCCXII. 64. Campanularia dichotoma, ſ. Zoophyten. Canis Lagopus. CCGXIX. 162. Canter, f. Ricci. Canthariden, Anatomie und Naturgeſch. der. CCCXXX. 340. Caryophyllea calycularis, ſ. Zoophyten. Catarrh, durch aͤußere Anw. des eſſigſ. Morphins geheilt. CCCX. 26. Cephalopod, neuer. CCCXIII. 72. Cholera Morbus, Beobachtungen in Be⸗ zug auf. OSC XXIII. 240. Chemie und Mineralogie, Lepicon derf- CCCXVI. 127. &temie, mediciniſche, über, Diſſertation. CCCXV. III. — populäre, Handb. d., CCGXI. 47. . Chemiſche Zerfegungen, durch geringe Electr. Grade. LCCXYII. 138. Chevallier, Flore de Paris. GCOIX, 15. Chinin, in Einreibung. OCX XIX. 336. — ſchwefelſaures, neue Verfaͤlſchung deſſ. COCCXX. 19. Chininſulphat, Heilm. CCCIK. 16. Chirurgiſche Krankheiten, üb. OCCXI. 48, Chirurgie, beſonders Milit. und Schiffs⸗, practiſche Bemerk. COC. 31. — Lehr: buch der CCCXXVI. 287. — Beob⸗ achtungen. CCCXXV. 271. 9 Chlorgas, Mittel gegen deſſ. ſchaͤdlichen Einfl. auf d. Reſpfration. OCC XIV 96. Cholera, |. Durchfall. ker Chriſtianſa, Anſtalten der mediciniſchen Facultaͤt. CCG XX. 101. Chyometer, Fluͤſſigkeitsmeſſer. CCC XIII. 72. Eirculation, ſ. Blutlauf. Eittadini's, Verbeſſ. d. Amuſſat. Behandl. d. Harn byrenvereng. CCOXI, 48. Diphtherite, Ne 7 ‚ nn Climate, Einfl. auf Fungenſ ucht. CCCXVIII. 157. Cochenille, Acclimatifir. derſ. in Spanien. CCCXV. 103. Compreſſion, b. vergift. Wunden. CCCXXI. 201. Condor, Beobacht. uͤber Suͤdamericaniſche. GCCXXIV. 236. Contagiòſe Ophthalmie, über. CCCXXIX. 381. Contractionen der Gelenke, verſtellte. CCCGXXVIII. 317. « Contraſtimulus, über. CCC XXI. 207. Cornier, Moͤrderin, Proceß derſelben. CCCXXVL 282. Crocodil, gezäkmtes. CCC:X. 10. Crocodilknochen, foſſile. CCCXXII. 223, Group, über. CCCXXV. 272. — f. Luft: roͤhrenentzuͤndung. Cruralbruch, Kothfift. nach. CCCXIL 63. Cubea pluviosa. CCCXXIX. 328. D. Dampfbäberanft, ſ. Räucherungsanſt. Darmzotten, Bildung der, über, CCOXXT, 196. Daubeny, Description of active and extinct Volcanoes. GCCXVIII. 159. De la Fons, New Patent Instrument for Extracting Teeth etc. CCCXVI. 128. Demonſtrationen, geburtshuͤlfl., ſ. Geburts⸗ huͤlfe. ? Denis sur plusieurs maladies des nou- "veau-nes, CCCXXII. 224. 7 Deschamps, de l’operat, de la taille. CCC. 32. Diarrhoe, Dyſſent. verſtellte. CCCXXVIII. 1 313. Digeſtion, über, GCOXIX. 170, Entzündung der Brondien. CCCX 32. Dipus, Anat. CCCXXI. 197. Donavan, Nat. History of the Nests etc, of British Birds, CCCXXIII. 240. - Douche, auffteigende, Heilmittel. COCCXX. 188. Druͤſenverhaͤut., heilſ. Mittel bei, CCCIX, 6 10. Dumenil, f. Godart. Duperrey, Voyage autour du monde, CCCXXVI. 303. 5 Dupin, f. Maunoir, Duponchel, f. Godart. Durchfall, Ruhr, Cholora, Heilm. CCI. 4. Nader de lamedec. CGGdX XIV. 255. E. Edinburgh New. Phil. Journ. CC CXII. 63. — Medico -Chir, Trans, CCCXH, 63. Ei vor dem Bebruͤten, Beobb. CCCXXI. 107. . Eier, der Boa Constrictor, üb. CCC XXVII. 207. — freiwillige Bewegungen d. E. mehrerer Zoophyten. CCC XXIX. 321. Eierſtocksgeſchwuͤlſte, Verſ. d i N „ Eingeweide der unterleibshöͤhle, Verfahren, die Lage richtig darzuſtellen. CCC XXI 197. Ein n enh verſtellte CCCXXVIII. 316. . Einhorn, über. CCCXIX. 169. — des Himalayahgebirgs. CCCXXVI, 274. Eisbären, einiges über. CCG XIX. 161. Eiſen, Stuͤck E. aus dem Auge eines Man⸗ nes gezogen. CCOXXVII. 304. l Electricitaͤt, merkw. Wrkg. bei ſyphilit. Krankh. CCCXXI 207. — d. Wolken oder d. Eleckriſiemaſch., Einſt. auf d. Mag⸗ netnadel. CCCXVII. 138. — I. auf chem. zerſetzb. Körper. CCCXVL. 138. Electrodynamiſche Unterſuchungen, Ampe⸗ reis. CCCXXX. 342. Ar Electromagnetism., Neuftes über. CCCX. 17 Elenngeweih, foſſiles. CCCXXT, 196. Elephant, außerordentliche Ueberlegung. CCCxIV. 88. i Elephanten, Character u. ſ. w. der. CCCXVI. 115. Engelmann, ſ. Oudart. Entzuͤndung der Augen, ſimulirte. CCCXXVIII. 312. — der Blutgefäße bei Menſchenvocken. CCCKXX, 183, — der Schleimhäute. CCCX. 32. — des Zellgewebes. CCCX. 26. i Epheubaum, großer und ſtarker. CCCXX. 184. Epilepfie, Heilmittel. OCCCIX. 183. — verſtellte. CCCXXVIII 37g. Erbrechen, verſtelltes. COCXXVIIT, 313. Erſtarrung, gewiſſer Thiere, urſachen. ECCXÄX. 342. ö Ertrinkungstod, diogn. Momente veff. CCEXX. 189. 777 Ertrunkener, ſpaͤte Wiederbelebung eines. CCCXXII. 223. N Eschricht de functionibus nervor. fa- ciei etc, CCGAIV. 95. Eſel, Kuhpoden eingeimpft. CCCXIII, 75. e ſLaubert. Europa, ſuͤdl., Naturgeſch. CCCXXIX. 335. Exoſtoſen, an dem letzten Zehenglied. CCCXXV. 272. 1 F. Fawdington, A case of Melanosis, CGCCXXII. 223. 1 Federn, Structur und Entwickelung ber, über, CCCXVII. 131. — GGCXVIII. 145. : Feuerfliege, leuchtendes Organ. CCCTX. 3. Fieber, intermittirende. CCCXIX. 126. — anhaltendes, ſimulirt. CCCXXVIII. 312. ſ. Wechſelfieber. — Terpentindl in. CCCXXIX. 330. — Werk über. CCCXVIL 144. Fiſche, als Futter für Kuͤhe ꝛc. CGCCXXIX. 327. — Pigmentbildung, bei. CCCXIX. 166. N Fistula, in ano, verſtellte. CCCxXVIII. 318. f. Cruralbruch. Floren, Parifer, CCCKIX, 18. 5 Flora brasiliensis, angekündigt. CCCXxXI. 197. Bieten, zwei neue in Mineralförp,, igenſch. CCCXII. 49. — CCC XIII. 65. Foͤtus, Tod des, über die Zeichen des. CCCIX. 16. — monſtroͤſer. CCCXI. 48. — über. CCCXXI. 197. Fermulirkunſt, Regeln der. CCCXVIII. 189. Foſſile Zähne eines hayfiſchaͤhnl Thiers. CCI. 36, Crocodilknochen ſ. Crocodil⸗ knochen. Fractur. CCCXxXII. 221. — des Unter: kiefers, Behandlung. CCCXII. 63. — unvollft., des Wadenbeins. CCCXXI. 207. ’ - Fracturen, des Ruͤckgrats. CCCXI. 39. — ſimulirte. CCC XXVIII. 318. chſe, weiße. CCCXIX. 162. ußſchweiße, Natur u. Wichtigk. CCC XIII. 78. G. Gadus Lota ſ. Quappe. Galvanismus, b. Cholera. CCCXXIII. 240. — bei eingekl. Bruͤchen. CCC X. 31. Galvano ⸗ chemiſche Erſcheinung, ſonderb. CCCKXKT. 196. Garnot, ſ. Duperrey. Gasbeleuchtung, unmiktelb. aus der Natur: werkſtaͤtte. CCCXII. 38. Gaſtrotomie, wegen zerriſſenen Uterus, CCCXVIII. 159. Geburtshuͤlfe, Geb. Demonſtrationen. CCCIX. 15. Gecko's zum Fliegenfangen. CCCXVIII. 154. Gefrierapparat, Vallance's neueſter. CCCXÄIV. 254. Gehirn, menſchl., pathol. Anat. des. CCCXXIII, 240. — pathol. anat. Uns Bacre G. nach den N - 344. — Wachspraͤp. vom. CCCXKXI. 100 1 Gehirnkrankheiten, Faͤlle mit Sect, CCC XII. 64. cl enheit, verftellte, CCCXXVIII. 16. Geiſteskrankheit, merkwuͤrdige. CCCXXVI. 281. Geiſteskrankheiten und Nervenkrankh., Ae⸗ tiologie. CCCXXVIII. 320. Gelbſucht, verſtellte. CCCXXVIII. 317. Gelenkcontraction., verftellte, CCCXXVIII. 317. Geologie der Kuͤſte Auſtralien's. CCCXXII. 209 — 216. Geruchsnerven, Funct. f. Geſichtsnerven. Geſchlecht, Einfluß der Keltern auf. CCC XVI. 117. Geſchwacksorgan d. Karpfen. CCCXXI. 198. Geſchwuͤre an d. Beinen, im Ohr, verſtell⸗ te. CCCXXVIM. 318. Geſellſchaften, wiſſenſch, in Nordamerica, CCCAV. 97. j * Reg i ſt e Geſichts⸗ und Geruche nerven, Funct. CCCXIV. 95. j Geſichtsſchmerz, Acupunctur, Heilm. CCCXXIX. 335. — Kali oxymuriat, gegen. CCCXXVII, 304. Giraffe, Schaͤdelbildung des Männchens. CCGXXI. 196. Giraudy, de la fievre. GCCXVII. 144. Godart, Hist. nat. des Lepidopteres, CCCXXVIII. 319. Godefroy, Principes el&m. de Pharma- cie. CCCKI. 47. Gorgonia verrucosa, f. Zecphyten. Graviditas, in substantia uteri. CCCIX. I5. — interstitialis. CCCXII. 55. Gummiammoniakpflanze, ſ. Oſchakpflanze. H. CCCKKXI, 196. Haaſe, Hermaphrodit. Transfuſion bei. Haemorrhagia uteri, CCCXXX. 344. Hämorrhoiden, verſtellte. CCCXXVIII. 313. Haͤmorrheidalknoten, aufſteig. Douche bei. CCC XxX. 188. 189. Halswirbel, betraͤchtlicher Theil deſſelben ausgeſtoßen. CCCXVIII. 153. Hare's Litrameter u. Chyometer. CCCXIII. 72. Harngries, zwei G CCXXX. 343. Harnroͤhrenvereng., Behand. CCCKI. 48. Harnſteine durch Erweit. d. weibl. Ureth. entfernt. CCCXXV. 265. 7 Hafen (Lepus varijabilis). CCCXIX. 162. Hausthiere, Kuhpocken bei verſchiedenen eingeimpft. CCC XIII. 73. en, verſtellte. CCCXXVIII. neue Arten von. 316. Hautſtellen, offne, Anwend. von Arzneien. CCCX. 25. Hayfiſchaͤhnliches Thier, foſſil. Zaͤhn. CCCAT. 36. Hellis, Clinique med. de 'Hotel Dieu de Rouen. CCCXXIX. 336. Hemiplegie, Strychnin aͤuß. b. CCC. 26. Herhold, uͤber die Krankheit der Rachel Herz. CCCXXIV. 235. Hermaphroditenbildung, uber. CCCXXI. 196. Hernia, scrotalis, angeborne. CCCXIX. 175. — verſtellte. CCCXXVIII. 318. Hernie, Galvanism. bei. CCCxX. 31. W „ verſtelltes. CCCXXVIII 316. Heuſchrecken in Suͤdamerica. CGGXX. 177. Heuſchreckenſchwaͤrme, üb. CCCXxXI. 207. Himalayahgebirge, Einhorn d. CCCXXVI. 274. Hitze u. Kälte, Extreme der. CCCXXIII. 232. 8 Höhle mit foffilen Knochen. CCCXX. 183. Hooper, the morbid anatomy of the human brain. CCCXXIII. 240. Hornhautverdunkelung, ſimul. CCCAXVIII, 312. Hornige Anhaͤngſel am Oberkief. der Huͤhn⸗ chen. CGCXI. 33. 855 oͤhnchen, bebruͤtetes, Entwickelung ber * 2 Herzen abgeb. Blutgef. CCC XXI. 198. — hornige Anhängſel am Schna⸗ bel. CCCXI. 33. Hund, Kuhpocken eingeimpft. CCCxXIII. N 3 Arten Africaniſcher. CCCXxXI. 196. 8 ee Practical Observations in Surgery. GCCK. 31. Hydrogengas, Wirkung des eingeathmeten. GCCKI. 40. Verſuch bei Pferden. Hydrocyanſaͤure, c xXxVIII. 316. CCC. 32. Hydrocele, verſtellte. Hyſterie, Mittel. CCCXXV. 272. J Jameson, Edinb. New Phil. Journ. CCCxII. 63. iR Ichneumoniden, Inſectenfamilie, über, CCCXX. 180. 4 Imperforation der Vagina. COCKI. 47. Incontinentia ur., verſtellte. CCCXXVIII. 318. Inſect der wilden Feige, üb. CCC XXI. 198. . x Juſeckenaugen „Structur derſ. CCCXXV. 257. Inſectenlarven, Blutlauf in. CCCXXI. 106. Inſtrument zum Herausziehen fremder Koͤr⸗ per aus dem Auge ꝛc. CCCXXI. 198. — neues, zum Ausziehen der Zähne. CCCXVI. 128. — zur Unterbindung der Mutter: polypen. CCCXVI. 128. Intermittirende Fieber, ſ. Wechſelſieber. Journale, Edinb. phil. CCCXII. 63. Iris, Vorfall auf einfache Weije geheilt. CCCXXII. 237. Italien's Feſtland, Höhle mit foſſtlen Kno⸗ chen auf. CCCXX. 183. Junge, Geſchlecht der, Einfluß der Ael⸗ tern, CCCXVI. 117. K. Kälte, ſ. Hitze. — ungewoͤhnliche im Nor: den. CCCXXII. 216. Kaiſerſchnitt, gluͤckl. obgelauf. CCC XII. 64, Kakerlaken, |. Albino’e. Kalkſchlotten, merkw. CCCXXI. 196. , Kalaites, Vorkommen in Schleſien. CCCXXI. 198. Kali oxymuriaticum, Heilm. CCCXXVII. Vorkommniſſe in. 30g. Kalte Umſchlaͤge, Nutzen. CCCXXIII. 239. Kameel, Kuhpocken eee Kammerbuͤhl b. Franzensbrunn, uͤb. CCCXXI. 196. Karpfen, Geſchmacksorgan der. CCCXXI. 198. Kind, ıımonatlides, Nadel im Schlunde. CGCXXII. 224. — ungewoͤhnl. kleines. CCCXXIV. 348. Kinder, zwei zuſammengewachſene. CCCXIV. 89. Kindes lagen, regelwit., über d. Veraͤnd. d 356 geburtshuͤlfl. Lehrfäge hinſichtlich der. CGCXXI. 197. 8 Kino, Heilm. CCCIX. 16. Kirronose, gelbe Färb. der feröfen Häute ꝛc. CCCXXII. 223. Klapperſchlangen, große Menge. CCCXXVI, 280. Kluyskens, Matiere medic, GCCXXVII. 304. . foſſile, Höhle mit, GCCXX. 183. Knochenbruͤche, f. Fractur. Körper, feſte, üb. die Molecularbewegung. CCCKX. 192. — fluͤſſige, Zuſammen⸗ drüd. CCCXXAVIII. 310. — neuer einf. CCCXVI. 120. zerſetzb., ſ. Electric. Kohlenſaͤure, Wirkung auf d. thier. Oe⸗ con. CC CX. 24. Korallen, Pigmentbild. b. CCC XIX. 165, Kothſiſtel, nach Cruralbruch, geheilt. CGCXII. 63. x Krankenſpitaͤler, über. CCCXXVT. 304. Krankheit d. Rachel Herz., Auszüge aus d. geführten Tagebuͤch. CCCXXIV. 255. Krankheiten, Nutzen der blauf, Baͤder in mehrern. COCXXIV. 256. — Kann das Blut der Sitz derſ. ſeyn? CCGXxXIV. 249. — verſtellte. CCCGCXXVIII. Zrr. chirurg. CCCX !“. 48. — Neugebor⸗ ner. CCCXXII. 224 — Vermehrung, Einfluß der Civiliſation auf. CCCXVI. 119. Krappwurzel, faͤrbendes CCCKX, 184. Kuh, Kuhpocken eingeimpft. CCCXIII. 73. Kuhpocken, bei Hausthieren eingeimpft. ı GTCCXIL. 80. Kuhpockeneinimpfung in London. CCCXUI, So. Kühe, an Lungentuberkeln leidende, Urſ. der tuberculoͤſen Phthiſ. bei Menſchen. COCXVII. 143. — Pferde ꝛc. mit Fi⸗ ſchen ‚gefüttert. CCCXXIX. 327. Kurzſichtigkeit, verftellte. CCCXXVIII. 313. Princip derſ. 2. Laboratorium, Abbildungen chemiſcher Ap⸗ parote. CCCXXX 35T. Laͤhmung, verſtellte. CCCXXVIII. 314. Lännec, Anat, geſt. CCCXIV. 06. Lahmheit, verſtellte. OCCXXVIII. 314. Lampyris- Arten, leuchtende Eigenſchaft. CGGIX. 1. L. noctiluca. 2. Latreille, ſ. Godart; ſ. Sonnini. Laub, f. Blätter. Laubert, Recueil de Memoires de med. etc. CCCXIV. c6. Laurus Persea, bitt. Princip. d. Frucht. CCC xII. 63, Leberabſceß, Bemerkungen üb. CCC XXIX. 28. RN verſtellte. CCCXXVII. 313. Leberkrankheiten, ebd. Lepidopteren, Naturgeſch. der in Frankr. CCCXKVIN. 319. Lesson, f. Duperrey. Leuchten von Thieraugen. CCCXXI. 202. Leuchtende Subſtanz der Inf. GCCIX, 5. Reg Hafner — Eigenſchaft einiger La isarten. er 2 ah f 8 mpyrisarten Ligatur d. art, iliac. ext, CCCIX. 9. Lithophagi, ſ. Mollusken. 4 Litrameter, Fluͤſſigkeitsſchwere⸗Meſſer. CCCKUT. 22. 1 London, Kuhpockeneinimpfung in. CC XIII. 80. Luftroͤhrenentzuͤndung, neue Anwendungs: methode des Calomels. GCCXXII. 223. Lungen der Vögel, Organifat, CCGXXVI. 277. Lungenentzündung, Paracenteſe bei. CCC XV. 1:1. Lungenexhalation, über, CCCXXIII. 228. Lungenſchwindſ., Morphin aͤuß. b. CCC. 26, Lungenſucht, Einfluß der Elimate auf. CCCXVIII. 157. Luxation nach vorn, vollftänd. des Beins. CCCXX. 191. — der Wirbelſaͤule mit Fractur. CCCXXII 221. Lyall, Med. Evidence relative to the duration ok Human Pregnancy. CCC XIII. 79. Lyon, Naͤucherungs- u. Dampfbäderanftalt. COCxII. 64. M. Maͤßigkeit, Wirkung. CCCXXT. 207. Magen, Perforation des. CCCXVII. 142. Magnetismus, thier, üb. CCC XXI 197. Magnetnadel, Einfluß der Electricität ꝛc. CCCXVII. 138. Magnetiſche Wirkungen durch rotirende Be⸗ wegung. CCCXVI. 113. Maſtodon, Schenkelb. gefund. CCCXXX. 342 . Matari, eßb. erdige Subſtanz. CCC XXVI. 282. Materia medica, b. Kluyskens. CC CXXVII. 304. . Medicin, üb. CCCXXIV. 255. — Chirurgie 2c., Repertorium für. CCC XXI. 208. Medicin, Anatomie und Chir, Unterrichts- anſtalt in London. CCC XVI. 128. Mediciniſche Chemie, über, CCCXV. III. — Facultaͤt zu Chriſtiania, Anſtalten derſ.“ CCCXX. 191. Medico-Chir. Trans., Edinb. CCCXII. 63. Melanoſe, Fall von. COCXXII 223. — des Auges, beobacht. CCCGXXVII. 303. Melanoſen, über. CCCXXI. 196. Melia Azedarach, bei Hyſterie. CC GXXV. 272. Memphis, ſ. Theben. Menſchen, Pigmentbild. bei. CCCXIX. 166. Menſchenpocken, Entzuͤnd. d. Blutgef. bei, über. CCC XX. 183. Menſchenſchaͤdel, ungewöhnlich verdickter, im Darmſtaͤdter Muſeum, über, CCCXVII. 129 a Mercurialſalbe, ſchnellbereit. CCCIX. 16. Metaxia, Sulle cavallette nocive della campagna Romana. CCCXXI. 207. Meyendorf, Voyage d' Orembourg à Boukhara. CGGXXIV. 255. Militärmedicin. Memoiren. CCCXIV. 96. Mills, Morbid Appearances exhibited Er in disord, of the brain. CGGXII. 1. a x Mineralkoͤrper, neuentd. Fluͤſſ. in. CCCXIL, 49. CCC XIII. 65. 7 Mineralwaſſer, natuͤrliches, Entſtehung. CCCXxxI. 196. 7 Mißbildung des rectum, CCCXXV. 271. Mißgeburt, ſonderb. CCCIX, 16. Miſteldroſſel, Zuneigung derſ. z. e. Kukuk. GECKI. 40. . Moͤve, gezaͤhmte, CCCXV. 1. x Molekularbewegung feſter Körp. CCCXX, 192. Mollus ben, üb, d. Vermögen derf., Felſen an⸗ zubohren ꝛc. CCCIX. 10. n Moor: und Haidebraͤnde in Schottland, Schweden ꝛc. CCCXXI. 200 Morin, ſ. Maunoir. x Morphin, äußert. b. Krankheiten CCCX. 26, Moſchus, Zertheil. deſſ. CCCAVILL. 160. Maunoir, Melanges de Chirurg, etran- gere. GCCXXV. 271. Hr Muskelfaſerlage, an den Taſchen d. Kehl: kopfs. CCCXXI. 197. 4 Muskeln, willkuͤhrl., üb. d. Verbindungs nerven derſ. mit d. Gehirn. CCC XIV. 83. Mutterkorn, Eigenſch. u. Wirk. CCCXXII. 217. / Mutterpolypen, Inſtrum. z. Unterb. der. CCCXVI. 128. N. Nadel im Schlunde eines 11 monatlichen Kindes. CCC XXII. 224. ſ. Herhold. Nageleinwachſung, Radicalcur derſelben. COCXVI 126. Narcissus, Pseudo-Nare., Extract., Heil⸗ mittel. CCCXXVIII. 320. Naturforſcher, deutſche, ſ. Aerzte. ne Naturgeſchichte, Abbild. aus der. CCCK. 31. — des ſuͤdlichen Europa. CCCXXI 335. Naturhiſtoriſches aus Parry's dritter Reiſe. CCCXIX 161. Naturhiſtoriſche Reiſen, Stendel's u. Hoch⸗ ſtedter's Verein, über. CCCXXI. 198. Naturphileſophie, Schrift. OCC XXIII. 239. Naumann, Drnitholog, geſt. CCC X. 24. Nekrolog, Berlinghieri's. GCCXVIII, 160. — Büberſtein's. CCCXXV. 264. — Laͤnnec's. CCCXIV. 96. — Na mann's. CCCX. 24 Pinel's. CCCXXVI. 288. — Prouſt's. CCCXI. 40. — Scarpa's. CCCXXV. 272. Nephrit, koͤſtlicher. CCCXXVIII. 306, Nerven, Einfluß auf thieriſche Waͤrme. CCCK. 21. — Function des 7. und 5. Paars. CCCXxIII. 79. — Function der Geſichts- u. Geruchsn CGOCXIV. 95. Nervenkrankheiten, f. Geiſteskrankheiten. — wirkſ. Mittel bei. CCC XXVIII. 320, Nervenkreis d. willkuͤrl. Musk CCCXIV. 83, Nervenſchmerz, Morphin aͤußerlich bei. CCCK. 26. 3 . Nervenſyſtem der Canthariden. CCC XXX. 341. Neugeborene, über mehrere Krankheiten, Regifen - ECCXXT. 224. — Zellgewebsverhaͤrt., Pimpla, Legeröhre ber. CCCXX. 182. Behandl. CCOXXIV. 256. Platina zu ſchmelzen, Anerbiet.CCCXXVIII, Nickel, Darſtellung des reinen, Verf. 310. CCCXXI. 197 Pleurit. Schmerz, Morphin aͤußerlich bei. Nordamerica, Wiſſenſch. Geſellſch. in. CCCX 26. CCCXV. 97. — ungew. Kälte in. .. CCCXXII, 216, Plisson, sur les asphyxies. CCCXV. 112, Plumularia falcata, f. Zoophyten. D Pocken, toͤdtliche, nach Kuhpocken. CCC XVII. 144 2 Oelinjectionen bei Steinſchmerzen. CCCXX. Pelppen, verſtellte. CCCXXVIII. 318. 12 e ſcheinb. Richtung der Augen in. Oeſophagus, Perfor. des. OCCXVII. 142. 2 . S5 im, verftellte, CCC XXVIII. Proseh der Henriette Corner. CccxXVI. Olivet, ſ. Maunoir. 7 1 Opbthalmie, catarrhaliſche und contagidfe. . CCCXXKX, 331. Opium : Effer , perſiſcher. CCCXX. 192. Drang: Dutang auf Sumatra. CCCXXVI. 273. a Organ, leucht., d. Inſ., Verf. mit chem. Reagentien. CCCIX. 2. Ornithologie, britiſche. CCOXX. 191. Oſchakpflanze, über. CCCXXIV. 248. Osteosarcoma, d. Unterkiefers. CCCXI. 46. Ottley, A Dictionary of Chemistry and of Mineralogy etc. CCCXVI, 127. Oudart, Cours d’hist. nat. CCCX, 31. Ovarium, ſcirrh., exſtirp. CCCXI. 48. Ozaena, verſtellte. CCCXXVIII. 318. Prome, neuer einfacher Körper. CCCXVI, 126 26. Prouſt, Chemiker, geſt. CCCXI. 40. Pulsadergeſchwulſt, ſ. Aneurysma Pulver, Apparat zum Schweremeſſen der. CCCXIII. 81. Pyroſis, Sympt. u. Behandl. CCCIX. 16. Q. Quappe, CCCXX. 180. Queckſilber, Wirkung. CCCXXIX. 336. R. Rachel Herz, Krankh. der. CCCXXIV. 255. 75 Radiarien, Pigmentbild. CCCXIX. 165. 7 Raͤucherungs⸗ und Dampfbadeanſtalt. Paoli sul moto molecolare de’ solid, CCCXII. 64. CCCXX. 192. Roggen, Aegyptiſcher, in Theben gefunden. Paracenteſe mit glückl. Erfolg bei Zungen CGGXXIV. 244. 22 entzünd, CCCXV. III. Rectum, Mißbild. des. CCCXXV, 27T. en b. PL 16. Regenbaͤume in Brafilien. CCCXXIX. 328. Paris, Flora von. L. 15. „ Reife nach Bukhara. CCCXXIV. 255. — Parry's dritte Reife. Einiges Naturhiſt. um die ne Duperrey's. CCCXXVII. el, Net, ge. GCCKXVI en inel, Arzt, geit. VI. 288, Rekruten, Unterfuhung d. CCCXXX. 344. zen av aut und des Ma: Repertorium für Medicin 2. CCCKXI. 208. . 5 n 1 ili ..b V. . peschier, I. Mahoir. Reptilien, Naturgeſch. d. COCXXV. 271 Reſpiration, über, GCC XXI. 197. eſt in Aegypten. CCCXIX. 169. Rhi - . 1 1 1 1 inoceros, junges beob. CCCXXV. 264. Pebzels, PAntagonismo vitale CCGGXXI. Riccht Repertorio di Madiciun. eis CCCXXI. 208. 207. t . Pferd, Verf. mit Hydrocyanſ. bei. GCCK. Siet bene, „in 2.— Kuhpocken eingeimpft. CCCXIII. 75. CCCxxIx algef. der. Coch XI. 107. zn. 5248; 15 e e Rieſenſeeſchlange, über. CCCXXII. 217. Pflanzenlebre, med., Werk. CCCXVII. 143. Rieſenſtorch, über, beſonders über d. Sad Pflanzenordnungen, über des Princip der. am Halſe deſſ. CCCXXVIII. 307, CCGXXI. 197. Rindsknochen, in Theben gefund. COCXXIV. Pflanzenſaft, b. d. Urſache 8. Bewegung 245. Ringwuͤrmer, Pigmentbild, bei. CCCXIX. 65 Theben gefundene. des CCCXXX, 337. Pflanzentheile, blaͤtterige, Ausſcheid. derf. COCxxI. 195. Phänomen, ſonderb. CCCXXVII. 298. Pharmacie, Lehrb. der. CCCxI. 5 Phimoſis, Cloquet's Operat CCCÄT. 48. Phosphorescenz d. Seewaſſers. CCCXXVIII. 309. Photometer, neues. CCCXIV. 87. Phthiſis, merkwürdige Entſtehung einer. CCCXVII. 143. 165. Risso, Hist. nat. des principales pro- ductions de Europe meridionale, CCCXXIX. 335. Roͤhrchen, Veraͤnderung eines ſilb. durch Augenfeucht. CCC XXVII. 302. J Rolli, ſ. Metaxia. Rouen, Clinik des Hoſpitals daſelbſt. Rubefaciens, ſehr wirkſ. CCCXXIX. Pia mater, verknöcherte. CCCXXVI. 288. CCCXXIK. 336. 2 2 336. Pigmentbildung, Bemerkungen ub. CCCXIX. Ruhr, f. Durchfall. 163. Ruͤckgratsbruͤche, Faͤlle. CCC XI. 39. 857 ©. Säugthiere , Blutlauf winterſchlafender. CCCXXI 197. Geographie der. CCCXXI, 196. — Pigmentbild. bei. CCCXIX, 166. Salmo Eperlanus, im füß. Waſſ. erhal⸗ ten. CCCXII. 56. Salzſaures Gold, Heilm. CCCIX. 16. Scarpa, Anat., geſt. CCCXXV. 272. Schaaf, Kubpoden eingeimpft. CCCXIII. 76. — bypoſpadiaͤes. CCCXXI. 196. Schaͤdel eines Birmanen, Beſchreibung. CCCKXXVI, 276. Scheintod, Acupunctur b. CCCX. 30. Schenkelbein, rechtes eines Maſtodon ger funden. CCCXXX. 342. 1718 Schielen, verſtelltes. CCCXXVIII. 313. Schilddruͤſe, Bedeutung. CCCXXI. 198. Schlangen, Menge erſtarrter. CCC XVIII. 154. — zweikoͤpfige. CCC XVI. 118. . — CCCKXV. 263 5 Edleimbäute, Entz. derſ. bef d. Group. CCCX. 32. Schmerzen, ſimulirte. COCXXVTIII. 314. Schumacher, Medicinsk Planteſaere. for studerendeLaeger etc. CCCXVII. 143. Schwangerſchaft, ſ. Graviditas. Schwefelkohlenſtoff, Anwend. in der Heil⸗ kunſt. CCCXXI. 196. Schwefelwaſſer, min., bei anfang. Schwind⸗ ſucht. CCCXXII. 223. Schweigger-Seidel, Prolusiones ad Che- miam medicam. CCCXV. III. Schwein, Kuhpocken eingeimpft. CCCxIII. 77. Schwere, Einfluß auf den Lauf des Bluts. CCCX. 21. Schwindſucht, Schwefelwaſſer b. anfang. CCCXXII. 223. — verſtellte. CCCXXVIN. 313. Scirrhoͤſe Anſchwell., Heilm. CCCIX. 16. Scorbut, ſimulirt. CGGXXVIII. 316. Scortegagna, sopra le ossa dei Gocco- drilli etc. CGCXXII. 223. Scrofeln, ſimulirte. (CCCXXVIIT. 316. Scrotalbruch, angeborner. CCCXIX. 178. Stevogel, gezaͤhmter. CCCXV. 104. Seewaſſer, Phosphorescenz deſſelben. CCCXXVIH. 309. Sehen, ſonderb. Phänomen b. CSCI. 37. Sebnerven, urſpruͤngliches Hohlſeyn des. CCCAXI. 198. f Selbſtmord, durch Strangulat. ohne Er⸗ bängen. CCCGXVII. 143. Selbſtverbrennungen bei den Samojeden. CCCXXIX. 336. Selby, IIlustrations of British Ornitho- logy, CCCAX. 191. Selinum palustre, Arzneim. CCCIX. 15. Senegawurzel, Nutzen in Augenkrankheiten. CCCXxIX. 175 Sibiriſche Brandbeule. CCC XIV. 98. Sinnbaum. CCCXXVIII. 310. Sodom und Gomorrah, durch vulkan. That. zerſt. CCCXXV. 259. n Kraft derſ. CCCxxv 264. 358 Sonnini, Hist. nat. des reptiles. CCCXXv. ayı. Spongia panicea, papillaris, cristata, tomentosa, f. Zoophyten. Staar, ſchwarzer, ſimulirt. GCCXXVIII. 313. Stearin, Verfaͤlſch. des ſchwefelſ. Chinins mit. CCCXX. it. Stammeln, verſtelltes. CSCXXVIII. 314. Stein, phosphorescirender. CCC X. 23. — zwiſchen Urethra u. Vagina. CCCXXVI. 287. Steine, Appar. z Auflöf. derſelben in der Harnbl. CCGXVII. 137. Steinſchmerzen, gutes Mittel bei. CCC XX. 192. Steinſchnitt, über. CC CX. 32. — neue Beob. über. CC CXIV. 89. Sterlett. CCCXX. 180. Stier, Kuhpocken eingeimpft. CCC XIII. 74 Stoker on the Institutes of medicine, CCCXXVII. 304. Suͤdamerica, Heuſchrecken in. CCCXX, 177. Sumpffieber, über.” CCCXIX. 176. Sweet's Hortus Britannicus. CCCXXVI. 287. Syncope, Urſache. CCCX. 21. Syphil. Krankheiten, merkw. Wirk. der Electric. CCCXXI. 207. T. Tartarus emet., Vergiftung. CCCXIII, 80. 5 Taubheit, verſtellte. CCCXXVIII. 317. Taylor, A Key to the Knowledge of Nature. CCCGXXIII. 230. Terpentindl in Fiebern. CCCXXIX. 330. Tetanus, nach Aus ziehung eines Naſenpoly⸗ pen. CCCXXVII. 304. -Tetrao Lagopus, rupestris, CCGXIX. 162. Theben u. Memphis, Antiquitäten, animal. und veget. CCGXXIV. 24. Thermometerſkale, neue. CCCXXII. 225. Thieraugen, Leuchten. CCCXxXI. 202. Thiere, urſache der Erſtarrung gewiſſer. CCCXXX. 342. Thierorganism., Wirkung der Kohlenſ. CCC. 24. albus. R e g ii ſt de k. Transfuſion, glückliche Anwendung der. CCCXXX. 343. Turdus viscivorus, ſ. Miſteldroſſel. U. Unterkiefer, Behand. d. Bruͤche. CCCXII. 15 — Osteosarcoma des. CC CI. 40. ; Urethra, weibl., erweit. zur Entfernung ei⸗ nes Blaſenſteins. CCC XXV. 265. Urin, blutiger, ſimulirt. CCCXXVIII. 313. Uterus, üb. chron. Verhärtung. CCCGXXVIII. 320. — zerriſſener. CCCXVIII. . 159. V. Vaccination, ſ. Kuhpockeneinimpfung. Vagina, imperforirte. CCC XI. 47. Vallance's neueſter Gefrierapp. CCCXXIV. 254. Variolide, Nachforſchungen üb, CC XXVII. 297. Vegetabil. Subſt., in Theben gefundene. GCCXXIII. 243. Vergiftete Wunden, ſ. Wunden. Vergiftung, durch Caltha palustr. CCGCXII. 64. — durch Tart. emeticus. CCCXIII. 80. Verhaͤrtung, chron. d. Uterus. CCCXXVIII. 320. Verknoͤcherung der pia mater. CCCXXVI. 288. 1 Vesicantia, ſ. Blaſenz. Mittel. Vögel, Britanniſche. COCXIX. 175. — TCCXX. 191. Entwickelung der Federn. CCCXVI. 137. CCCXVIII. 145 — Neſter und Eier der Bri⸗ tiſchen. CCC XXIII. 240. — Dr: ganiſation der Lungen bei. CCCXXVI. 277. — Pigmentbild. CCCXIX. 166. Voisin, Des causes morales etc. des ma- ladies mentales. CCCXXVIII. 320. Vorfall der Iris, durch einf. Methode ge⸗ heilt. GCCXXIII. 237. Vulcaniſche Thät., Urſ. d. Zerſtoͤrung So⸗ dom's ꝛc. CCCXXV 259 5 Vulcane, üb. Urfprung, Erſcheinung bei ꝛc. CCCXVIII. 159. W. Wachspraͤparate, anatom. CCCXXI. 196, Wadenbein, unvollſtäͤndige Fractur des. CCGXXI. 2072. Waͤrme und Blutegel, guͤnſtige Wirkung bei Zellgewebsverſ. CCCXXIV. 256. _ Wärme, thieriſche, Einfluß derſelben. CCCK. 24. Wahnſinn, Paralyſe bei. CCCIV. 16. Walfiſche, weiße, große Menge. CCCKIX. 163. 4 MWallnußwurzel, Heilm. CCCXXIX, 336. Waſſerſcheu, Urban's Verhuͤtungsmethode. GCCXAXI. 198. a 5 Waſſerſucht, Heilm. CCCIX. 15. Weber, die Zergliederungskunſt des menſch⸗ lichen Körpers. CCCXVII. 143. Wechſelſieber, über, CCCXIX. 176. — ſimulirtes. GCCXXVII. 312. — zu Wechſelburg. CCCXXI. 196. Weingeiſtdampf, Nutzen. OC CXIV. 96. Weintraubenkerne, in Theben gefundene. CCGXXIV. 245. Wirbelſaͤule, Lurat, mit Fract. CCCXXII. 221. Wunden, vergift, Compreſſ. bei. OCC XXI. 201. 5 Wurzer, Handb. der populären Chemie, CCCKI 37. 1 * 3. Zähneausziehen, neues Inſtrument zum. Zaͤhne, foſſile eines res CCCXI. 36. — Verluſt, ſimulirt. Zahnkrone abzunehmen, Verf. OCCXXVI. 288. Zehenglieder, Exoſtoſen an. CCCXXV. 272. Zellgewebsentzuͤndung, weit ausgebreitete. Zellgewebsverhärtung, Behandl. CCCXKXIV. 256. 2 . Zergliederungskunſt, Schrift. OCC XVII. 0. Ziege, Kuhpocken eingeimpft. OGCXIII. 76, Zoologie, Geſchichte. CCCXXI. 196 mehrerer. CCCXXIX. 321. Zuſammendrüuͤckg. fluͤſſ. Koͤrp. CCCXXVUL : CCCXVL 128. hayfiſchaͤhnlichen Thi CCCXXVIII. 313. Zangenhaken, Davy's. CCCIX. 16. CCC. 26 143: 2 Zertheilung der Arzneikoͤrper. CCC XVIII. 16 g Zoophyten, uͤber die freiw. Beweg. d. Eier 310. 1 Tour DR Ha a ur, . r EM [3 a, mr ” * „ . P * NA 4 Be 1 AM! m Mi 0 re 24 > er m. w 84 89 m 4 2 * Ol We — 3 22 ER 8 n 5 .