86 Richard Greeff. (p. 54) die zu beobachtenden centralen, an dem vorderen und hinteren Körperende in einander übergehenden Gefässstämme vollkommen geschlossen sind, d. h. mit der Leibeshöhle ete. nicht communieiren, glaube ich mit Sicherheit annehmen zu dürfen. Das Nervensystem. Das centrale Nervensystem der Aleciopiden besteht, wie bei den Anneliden im Allgemeinen, aus dem Schlundring und der an ihn sich an- schliessenden Bauchganglienkette. In allen Theilen dieses Nervensystems, sowohl den Ganglien als namentlich den sie verbindenden Längscomissuren, die in der Regel als zwei durchaus von einander getrennte Stränge neben einander verlaufen (Fig. 2d. Fig. 16a), lässt sich mit vollkommener Deutlichkeit die, ebenfalls für die Anneliden im Allgemeinen gültige, symmetrische Duplieität erkennen. Auch scheint bei den meisten Formen, den Segmenten des Körpers entsprechend, eine ebenso strenge Gliederung des Nervensystems ohne jeg- liche Concentration stattzufinden. Indessen ist für einige Formen schwer zu entscheiden, ob in der That für jedes der ersten hinter dem Kopte ge- legenen Segmente ein bestimmtes Oentrum resp. ein Ganglion besteht, zumal hier die Grenzen der Segmente, und somit ihre Zahl oft kaum mit Sicherheit festgestellt werden kann. Das obere Schlundganglion oder Gehirn ist verhältnissmässig gross und liest im oberen Theil des Kopfsegmentes mitten zwischen den beiden grossen Augen, beiderseits dieselben berührend. Nach unten legt es sich über den oben beschriebenen, vor dem eingezogenen Pharynx oder Rüssel sich befind- lichen Vorraum der Mundhöhle (Fig. 69). Somit wechselt in gewisser Be- ziehung das Laagerungsverhältniss zwischen dem Gehirn einerseits und dem Pharynx und Vorraum andrerseits, je nachdem die letzteren eingezogen oder ausgestreckt sind. Nach oben füllt das Gehirn den Zwischenraum zwischen Schlund und Körperhaut nicht vollständig aus; mit seinen beiden seitlichen Lappen erreicht es zwar die innere Körperwand, vertieft sich aber gegen die die Mitte einnehmende Querbrücke, so dass hier zwischen Gehirn und Körper- haut ein der Leibeshöhle zugehöriger Raum bleibt, in welchem das Rücken- gefäss und zum 'T'heil die anastomotische Ausbreitung des Rücken- und Bauch- Gefässes verlaufen (Fig. 25k. Fig. 69k). Untersuchung® über die Aleiopiden. (p. 55) 57 Das Gehirn besteht aus zwei vollkommen symmetrischen, seitlichen Anschwellungen oder Lappen, die durch eine breite mittlere Quercommissur mit einander verbunden sind (Fig. 25, Fig. 69). Die Ganglienzellen und Nerven- fasern, aus denen die Lappen zusammengesetzt sind, sind im Allgemeinen in der Art vertheilt, dass die Zellen mehr peripherisch liegen, die Fasern mehr im Inneren verlaufen. Die Zellen weichen untereinander in der Grösse oft sehr beträchtlich von einander ab (Fig. 17, 25) und haben in Rücksicht hierauf, wie man namentlich an feinen Durchschnitten erkennt, ihre bestimmte Lage (Fig. 17), ebenso ist in den Fasern sehr häufig ein bestimmter Verlauf der ein- zelnen Stränge zu erkennen. Mit Sicherheit lässt sich indessen rücksichtlich ihrer Bedeutung nur eine Hauptpartie innerhalb des Gehirns abgrenzen, nämlich die der hohen Ausbildung der Augen, namentlich der Retina, ent- sprechenden, mächtig entwickekelten Sehganglien, die bei manchen Formen den grössten Theil des ganzen Lappens beiderseits einnehmen (Fig. 25g, 691). Aus jedem Sehganglion geht ein starker Strang, der Sehnerv (Fig. 25, Of), hervor, der, alsbald in das Auge eintretend, sich zu der Sehnervenausbreitung entfaltet (Fig. 14i, 25e, 43k, 69h etec.). Bei einigen Aleiopiden sieht man auf feinen Querschnitten durch das Gehirn mitten in der die beiden Lappen verbindenden Quercommissur eine quer- ovale, nucleusartige, zumeist, wie es scheint, aus eirculär verlaufenden Fasern gebildete Anschwellung (Fig. 25i), deren Bedeutung und weitere Verbindung ich nicht habe ermitteln können. Von der unteren Fläche des Gehirnknotens gehen beiderseits die Seiten- commissuren ab, um den Vorraum des Schlundes nach unten und etwas nach hinten gerichtet zu umgreifen und sich unter demselben mit dem hier gelagerten unteren Schlundganglion zu verbinden. Das letztere ist kleiner als der Gelirmknoten, aber grösser als die zunächst folgenden Ganglien des Bauch- marks und gehört zunächst dem auf dem Kopf folgenden Segment an. Es tritt indessen hier die schon oben berührte Frage auf, ob in der 'T’hat immer das untere Schlundganglion bloss dem ersten auf das Kopfsegment folgenden Segmente zukommt, oder ob es das Centrum für einige der oft sehr kurz aufeinander folgenden ersten Segmente sein kann, Aeusserlich, d. h. durch Einschnürungen oder Furchen, sind diese ersten Segmente oft gar nicht von einander abgegrenzt, und die Anhaltspunkte zu einer Differenzirung in diesem Nibrary of the Museum COMPARATIVE ZOÖLOGY, AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS. Founded by private subscription, in 1861. . 2. En e er ie y F 3 A \ ” ai ’ \ ’ "on A ’ ? N fy Y 2 “ "2 Lu! f i ! In » , „ v 2 ’ rr% ’ n s ‘ Dr i L IR , ä a, ar id 1 ‘ 4; ” N ix 5 + vi. £2 u ‚er l Hr Er F * f RASCH TERRR iv 5u j r N £ Fr j I w- 2, le ud dia a. a oyal ei de v | N 2 MT) Po & p a u # # E \ u „ Bi A { W rs 5 u BY Ü* m i ‚ er0 m, } f M m a 7 f . ’ i # Ä c 8 ‘ ’ x « ı ) ! N} 5 N Ir f D i A 5 P Pi * Fapkke ’ SE he ie f Ka 2 ‘ y D anne 2,9 % ’ Pk ‚ + #) } “ i 7 d vos 4 Hi W fi ae N ; r & 4 b j ny MuRy Ray > \ “ v ’ l LER R h ö 1 e j ö P - IM “ u s « # ä 1 VE, ER A Mr 4 Di % 4 i j N ’ . 5; ir DEN \ DA Br R us - , ö Ä y er > nl e v B + ’ f fi hi y er P De u U B P u © ”r Ir Pr u 444 f Rn ei. N j R il = ‘ hi w ET Nail). 1 Verhandlungen der Kaiserlich Leopoldinisch-Carolinisch Deutschen Akademie der Naturforscher. Neun und dreissigster Band. Mit 24 Tafeln. Dresden, 1877. Druck von E. Blochmann und Sohn. Für die Akademie in Commission bei W. Engelmann in Leipzig. NOVA ACTA AGCADEMIAE CAESAREAE LEOPOLDINO - CAROLINAE GERMANICAE NATURAE CURIOSORUM. TOMUS TRICESIMUS NONUS. CUM TABULIS XXIV. “> DRESDAE, MDCCCLXXVII. Ex officina EB. Blochmanni et Filii. Pro Academia apud W. Engelmann, Lipsiae, GUILIELMO I REGNI GERMANICI RESTITUTORI ET IMPERATORI GLORIOSISSIMO BORUSSORUM REGI AUGUSTISSIMO POTENTISSIMO ACADEMIAE CAESAREAE LEOPOLDINO-CAROLINAE GERMANICAE NATURAE CURIOSORUM PROTECTORI SUPREMO, AMPLISSIMO, CLEMENTISSIMO HOC TRICESIMUM NONUM NOVORUM ACTORUM VOLUMEN SACRUM ESSE DESPONSUMQUE VOLUMUS. Inhalt des XXXIX. I. Dr. Edmund v. Freyhold. Ueber Blüthenbau und Verstäubungsfolge bei Tropaeolum pentaphylium I. Dr. Richard Greef. Untersuchungen über die Alciopiden IH. u. IV. Dr. Adolf Engler. Vergleichende Untersuch- ungen über die morphologischen Verhältnisse der Araceae. I. Theil. Natürliches System der Araceae. I. Theil. Ueber Blattstellung und Sprossen- verhältnisse der Araceae . V. Bruno Peter. Untersuchung des Vorüberganges He Venus vor der Sonnenscheibe im Jahre 1882 VI. Hermann Knoblauch. Ueber das Verhalten der Metalle gegen die strahlende Wärme VI. Hermann Enzeihardt. Ueber die fossilen Bi des Süsswassersandsteins von Tschernowitz. Ein neuer Beitrag zur Kenntniss der fossilen Pflanzen Böhmens . Bandes. Sn S. 33—132. S. 133—232. S. 233—340. S. 341—356. S. 357—400. Taf. Taf. Taf. Taf. Taf. I— VI. VIH— XIII. XIV— XIX. XX—XXIV. NOVA ACTA der Ksl. Leop.-Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher e Band XXXIX. Nr. 1. Ueber blüthenbau und Verstäubungsfolge bei Tropaeolum pentaphyllum. Von Dr. Edmund von Freyhold. Mit einer lithographischen Tafel Nr. Tl. Eingegangen bei der Akademie den 5. Sept. 1876. DRESDEN. PS - 1876. Druck von E. Blochmann & Sohn. Kür die Akademie in Commission bei Wilh. Engelmann in Leipzig. Wenn der Blüthenbau von Tropaeolum in morphologischer Hinsicht noch manches Unaufgeklärte darbietet, so erklärt sich diese T'hatsache zum Theil wohl aus dem Umstande, dass nur wenige Arten dieser Gattung, nämlich T. maius, minus, aduncum, Moritzianum und allenfalls Lobbianum mehr oder weniger eingehenden morphologischen und entwieklungsgeschichtlichen Beobach- tungen unterworfen worden sind. Um so lieber benutzte ich im Verlaufe des Sommers 1875 die Gelegenheit, das einer anderen Artengruppe angehörige T. pentaphyllum Lamk. längere Zeit hindurch genauer studiren zu können; meine hier gewonnenen Resultate veranlassen mich demnächst ein Gleiches mit anderen knollenbildenden Arten des vorliegenden Genus zu thun. T. pentaphyllum Lam. zeichnet sich besonders durch den persistenten Kelch mit klappiger Knospenlage und die etwas saftige, beerenartige Frucht aus, — Merkmale, welche einzelne Autoren veranlasst haben die Art zum Prototyp einer neuen Gattung Chymocarpus zu erheben und Ch. penta- phyllus (Lam.) Don zu nennen, auf welche Frage ich jedoch nicht näher eingehen will. Dagegen möchte ich hier einen anderen Punkt erörtern, welcher nicht nur für unsere Art, sondern auch für die ganze Gattung Tro- paeolum Geltung hat. Man sagt gewöhnlich, es laufe hier das hinterste Kelchblatt m einen Sporn aus. Es lehrt aber schon der blosse Augen- schein, dass sich an der Spombildung ausser dem obersten Sepalum auch die beiden diesem benachbarten mittleren betheiligen 1), — letztere aber nur mit ihrer oberen Hälfte. Ich fand es so bei allen mir bisher zugänglich gewesenen Arten, nämlich bei 7. pentaphyllum, albiflorum, tricolor, Jaratti, azureum, brachyceras, Moritzianum, Lobbianum, aduncum, minus und maius. 1) Ich finde nachträglich denselben Gedanken auch schon von Röper ausgesprochen in „De flor. et affın. Balsaminearum“. 1830. pag. 41. ‚Lacinia calyeina superiore et duabus huie proximis in calcar longum ete. productis.“ 1* 4 Dr. Edmund von Freyhold. Dazu passen auch verschiedene teratologische Beobachtungen. Diekson!) be- schreibt vier abnorme Blüthen von 7. maius, welche bald rechts, bald links einen accessorischen Sporn zwischen einem der mittleren und einem der vorderen Sepalen hatten. Derselbe war kleiner als der normale, was meiner Meinung nach darauf zurückzuführen ist, dass an der Bildung des überzähligen Sporns sich nur zwei halbe Kelchblätter betheiligten. Der genannte Autor schliesst dagegen aus der Stellung dieser Anhängsel, dass der Sporn von Tropae- olum ein Auswuchs der Blüthenachse sei. Weniger klar ist eine Beobachtung von Ch. Morren?), welcher an einer Blüthe von 7. Moritzianum drei Sporne fand, einen langen genau vor dem hintersten Kelehblatt, zwei kleinere vor den „seitlichen“. Gleichviel, ob mit letzterer Bezeichnung die zwei mittleren Sepalen gemeint sind oder die zwei vorderen, — in jedem Falle sind ihre Sporne aus dem Grunde klein, weil an ihrer Bildung nür beziehungsweise ein halbes oder ein ganzes Kelchblatt Antheil genommen hat, nicht aber wie an der des normalen Sporns gleichzeitig ein ganzes und zwei halbe. Dass sich hiernach fünfspornige Pelorien, welche bisher in dieser Gattung noch nicht beobachtet worden sind, nur schwer ausbilden können, weil hierbei jedes Sepalum seinen eigenen kleinen Sporn haben müsste, der normale aber gar nicht zur Entwicklung käme, ist einleuchtend — ganz abgesehen von dem Umstande, dass eine solche Pelorie in allen ihren Kelchblättern einen Zustand zum Ausdruck bringen würde, der sich bei keinem Sepalum der normalen Blüthe vorfindet.>) Die Krone von T. pentaphyllum besteht aus nur zwei Petalen, nämlich den beiden oberen, welche länglich, verkehrt-eiförmig und zu beiden Seiten des oben in der Mediane stehenden (zweiten) Kelchblattes (S,) eingefügt sind.t) Den Gesetzen der Blattstellung entsprechend müssen diese beiden Blumen- blätter P, und P;, das zweite und fünfte in der Reihenfolge der Kronenspirale sein, während P,, P; und P, in der entwickelten Blüthe spurlos unterdrückt 1) Bot. Society of Edinburgh. 13. 12. 1860. 2) Fuchsia. pag. 153. 3) Man vergl. in Bezug auf mehrspornige Tropaeolum-Blüthen den Anhang dieser Schrift, wo ich verschiedene Gebilde der Art beschrieben habe. Anm. d. Correctur. 4) Tropaeolun hat nämlich die bei pentameren Blüthen gewöhnliche hintumläufige Kelchorientirung, worüber im Anhang Näheres. Anm. d. Correetur. Ueber blüthenbau und Verstäubungsfolge von Tropaeolum pentaphyllum. 5 sind. Wie sich die Sache entwicklungsgeschichtlich verhält, ist meines Wissens bei dieser Art noch nieht untersucht worden !). Wiewohl es nun Rohrbach), der T. pertaphyllum genauer studirt und gewiss längere Zeit hindurch dauernd beobachtet hat, nicht gelungen ist, jemals mehr wie die zwei normalen Petala zu finden, so muss es doch anderseits nicht eben selten vorkommen, dass auch die unteren wenigstens theilweise zur Entwicklung gelangen, denn in Wredow’s „Gartenfreund* (13. Auflage. 1873. pag. 462) heisst es von T. pentaphyllum, dass es 2 bis 4 Petala habe. Ebenso hat auch Röper?) Blüthen dieser Species mit allen 5 Blumenblättern beschrieben. Nichtsdesto - weniger überraschte es mich, als zwei aus verschiedenen Quellen bezogene an einer Laube in meinem Garten zu Eupen dicht neben einander cultivirte Exemplare während des ganzen Verlaufes des Sommers 1575 bei fast der Hälfte ihrer zahllosen Blüthen mehr wie zwei Blumenblätter ausbildeten, nämlich 3, [ 4 und selbst 5. Es waren hierbei die 3 unteren Petala ganz von der Be- schaffenheit, wie sie Röper beschrieben, nämlich genagelt, mit fast herztörmiger stumpfer Platte, — unterschieden sich also, wenn auch nicht in der Farbe so doch in der Gestalt, auffallend von den 2 oberen, deren verkehrt eiförmige Lamina nach unten allmälig verschmälert und ohne scharf abgesetzten Nagel ist Auch in den Dimensionen beider Gruppen von Blumenblättern ist ein Unter- schied wahrnehmbar, indem nämlich die unteren nur 1/, bis 2/, von der Grösse der oberen erreichen. Zuweilen sind sogar die 3 accessorischen nur in Gestalt kleiner eirca 2 mm. langer Schüppchen vorhanden, die jedoch stets deutlich die eben beschriebene Form zeigen. Doch findet Letzteres im Ganzen nur selten und sehr selten bei dem unteren unpaarigen Petalum statt. Da, wie gesagt, die Zahl der entwickelten Blumenblätter eine von 2 bis 5 schwankende war, so schien es mir interessant, zu untersuchen, ob hier nicht irgend ein Gesetz vorliege. Zu dem Zwecke musste ich bei einer grossen Anzahl von Blüthen mit mehr als 2 Petalen zuerst die Richtung der Kelchspirale bestimmen, um alsdann 1) Ob bei Zrop. majus die Kronblätter gleichzeitig oder successiv erscheinen, ist noch nicht endgültig entschieden. Vergl. Rohrbach, Bot. Zeit. 1869. S. 835. 2) Rohrbach, in Flora brasiliensis. Fase. LVI. pag. 226. ®) J. Röper, De floribus et affinitatibus Balsaminearum. pag. 41. Das betreffende, von Röper untersuchte Exemplar des Herbariums von Lamark hatte in allen Blüthen 5 Petala ausgebildet. 6 Dr. Edmund von Freyhold. constatiren zu können, welche Petala hauptsächlich zur Ausbildung kommen, wobei füglich die Blüthen mit 5 Blumenblättern einstweilen ganz ausser Acht gelassen werden konnten. Man hat verschiedene Mittel, dieSpiralwendung des Kelchs einer Tropaeolum-Blüthe zu bestimmen. Das nächstliegende, die quineunciale Deckung der Sepala, kommt bei unserer Art nicht in Betracht, weil hier klappige Knospenlage vorliegt. Dagegen hat man em vorzügliches Criterium in der Verstäubungsfolge der Antheren, welche bekanntlich bei Tropaeolum, wie wir noch sehen werden, auf das Sicherste die Lage von S,, S;, Sı und S; angiebt. Sind jedoch alle Antheren älterer Blüthen bereits verstäubt und die Filamente herabgebogen, dann freilich ist am Conistium die Wendung der Kelchspirale nicht mehr zu erkennen, und man muss zu einem allerdings weniger sicheren Mittel greifen, indem man die genaue Stellung der drei Car- piden ermittelt. Es hat nämlich meines Wissens zuerst Rohrbach!) darauf hingewiesen, — und ich finde es völlig bestätigt, — dass das hinterste Frucht- blatt nicht genau in die Mediane fälllt, sondern etwas seitwärts (und zwar nach Rohrbach um !/;, des Achsenumfanges) gegen P;, S, und S, hin abweicht, — also bei (nach dem kurzen Wege) rechtsläufgen Blüthen nach links, bei linksläufigen nach rechts (Fig. 1a und b). Dazu kommt, dass stets eins der zwei vorderen Carpiden ungefähr episepal und gegen S,, das andere epipetal und gegen P, gerichtet ist. Wegen der sehr geringen Seitenabweichung namentlich des hinteren Fruchtblattes scheint jedoch die Kelchwendung aus der Stellung der Carpiden allein zuweilen nicht ganz zuverlässig bestimmbar zu sein. Hat man auf irgend eine Weise die Richtung der Kelchspirale ermittelt, so ist es natürlich leicht, für jedes Blumenblatt die Rangordnung in der Kron- spirale festzusetzen. P, fällt nach den Gesetzen der Blattstellung zwischen S, und S;, also median nach vorn, P, und P; nach hinten, ersteres auf die Seite von S,, letzteres auf die von S;, — P; und P, endlich seitwärts, jedes auf die Seite des gleichnamigen Kelchblattes (Fig. 10). Bei einer grösseren Anzahl von Blüthen mit 3 und 4 Petalen, nämlich bei 162, fand ich nun folgende 6 Fälle der Kronenausbildung vertreten: 1) Dr. P. Rohrbach in Bot. Zeitung. 1869. Nr. 50 u. 51. (Sep.-Abdr. pag. 15.) Ueber Blüthenbau und Verstäubungsfolge von Tropaeolum pentaphyllum. 7 I) mit 3 Petalen: a) 77 mal ausser P, und P, auch P, entwickelt (Fig. 2) Ri %,, ro Be P (Fig. 3) c) 23 „ N AL SE A (Fig. 4) 2) mit 4 Petalen: d) 14 mal ausser P, und P, auch P, und P, ausgebildet (Fig. 5) e) 2 ” „ }) Ye? ” P, ” P, F ” (Fig. 6 t) 2 ” a5) » Den ” P, ” P; een) (Fig. Ü Es war also bei diesen 162 Blüthen 115 mal P; „ Pa völlig zur Entwicklung gelangt. Auffallend ist hier, dass von den zwei seitlichen Petalen gerade P; sich vorzugsweise häufig ausbildet. Am Deutlichsten ergeben dies die un- symmetrischen Blüthen, welche unter den 6 oben bezeichneten Fällen sub a, b, d und e enthalten sind. Bei diesen fand sich 91 mal P, und nur 2l Pa Ich kann diese T'hatsache mit um so grösserer Sicherheit constatiren, als fast nur unter den 19 Blüthen, welche ausser den oberen 2 Petalen auch P, entwickelt zeigten, die Mehrzahl nach der Carpidenstellung auf ihre Kelch- wendung untersucht werden musste; es ist daher nicht unmöglich, dass sich das Uebergewicht von P, gegen P, in Wahrheit als noch grösser heraus- stellt. Auch bei den Blüthen, welche ausser den oberen auch noch das unterste und ein seitliches Blumenblatt entwickelt hatten, fand ein Gleiches statt. 14 Mal war dieses seitliche Petalum P;, und nur 2 Mal P,. Ueberdies war bei gleichzeitiger aber ungleicher Ausbildung der zwei seitlichen Blumenblätter fast stets P, grösser als P,, während das Umgekehrte nur sehr selten vorkam. Eine Erklärung für diese Begünstigung des mittleren Blumenblattes auf Seite von S; bin ich nicht zu geben im Stande. Es liegt hier für die Krone 5 Dr. Edmund von Freyhold. eine ähnliche 'Thatsache vor, wie für die Blüte der Valerianaceen, die auch auf Seite des Vorblattes # sefürdert erscheint. ) Bei T. pentaphyllum sind nämlich zwar wie bei fast allen Arten der Gattung keine Vorblätter ent- wickelt; von den typisch vorhandenen und ohne Zweifel angelegten würde aber ? auf Seite von P, fallen. Blüthen mit 5 Petalen fand ich gleichfalls nicht eben selten, unterliess aber leider ihre relative Häufigkeit festzustellen. Meist waren bei ihnen die 3 unteren Blumenblätter ganz gleich entwickelt, — mitunter von P, nur eine kleine Andeutung, — oft auch P, und P, gleich gross, wiewohl mässig, Pı dagegen in der Regel sehr stark ausgebildet. Ueberhaupt war die Beschaffenheit von P, auch noch aus einem an- deren Grunde bemerkenswerth. Unter den 39 näher untersuchten Blüthen, welche das vorderste Blumenblatt P, entwickelt hatten, fand sich dasselbe 13 Mal halb sepaloid, d. h. es zeigte eine unsymmetrische Entwicklung, war zur Hälfte grün, kelchblattartig und von derberer Struktur, zur Hälfte zartes, rothes Blumenblatt, wobei 12 mal die petaloide Hälfte nach dem kurzen Wege gegen P, gerichtet war, die sepaloide gegen S;, — ein mal Beides nach dem langen. Erwägt man überdiess, dass ich mitunter Fälle beobachtete, wo schein- bar 6 Kelchblätter in einer Blüthe vorhanden waren, wo aber unverkennbar ein median nach vorn gestelltes von etwas zarterer Beschaffenheit beiderseits von den benachbarten Sepalen stark gedeckt war, — eine Erscheinung, die mir auch bei 7. aduncum?) begegnet ist, so wird wohl, da wir es hier mit einem rückwärts metamorphosirten, d. h. in ein Kelchblatt umgewandelten Blumenblatt zu thun haben, nur die eine Erklärungsweise übrig bleiben, dass in der T'hat das Petalum, welches nach den Gesetzen der Blattstellung als !) Die Förderung der Valerianaceenblüthe auf Seite des #-Vorblattes zeigt sich namentlich im Conistium und Carpistium, bei Falerianella dentata auch im Kelch. Es bildet sich nämlich von den bei allen Gattungen der Familie vorhandenen 3 Carpiden nur das eine auf Seite von % fruchtbar aus. Ausserdem schlägt bei den triandrischen Geschlechtern Faleriana und Falerianellu abgesehen von dem oben in der Mediane stehenden Staubblatt auch das vor- dere auf Seite von « fehl, während das damit correspondirende auf der #-Seite zur Entwick- lung gelangt. Endlich hat die monandrische Gattung Centranthus überhaupt nur das auf eben dieser Seite stehende mittlere Stamen ausgebildet. (Vergl. Eichler, Blüthendiagramme. TI. pag. 275.) ?) Natürlich fehlte hierbei das unpaarige, vorderste Blumenblatt. Ueber Blüthenbau und Verstäubungsfolge von Tropaeolum pentaphyllum. 9 das zuerst angelegte, als P,, betrachtet werden muss, auch in anderer Hin- sicht wirklich die Rolle eines ersten, unmittelbar auf das letzte Kelehblatt fol- senden spielt. Niemals fand ich nämlich bei Tropaeolum ein anderes Blumen- blatt halb oder ganz sepaloid als das vordere, niemals ein anderes Sepalum halbpetaloid als das fünfte, — nie endlich bei der vorliegenden Art ein anderes Stamen mit ganz oder halb blumenblattartiger Anthere als das vor S, gelegene, gewöhnlich an dritter Stelle verstiubende,' welches man jedoch den Blattstellunes- gesetzen gemäss als das genetisch erste Staubblatt(C,) betrachten muss. Wenn man daher, um wieder auf P, zurückzukommen, aus dem blossen Umstande, dass die Glieder der Blumenkrone der Dicotylen in der Regel, — und auch bei Tropaeolum scheint es so zu sein, — simultan als Höcker an der Blüthenachse sichtbar werden, «die Kelchblätter dagegen in der Regel successiv, folgern will, dass der Kreis der Blumenblätter einen sogenannten „ächten Quir!“, und nicht wie der Kelch einen zusammengezogenen Spiraleyelus darstellt, so widerspricht dem das Verhalten des mit P,, bezeichneten Blumenblattes bei Tropaeolum. Denn in einem „ächten Quirle“, dessen Glieder völlig simultan angelegt und daher absolut gleichwerthig sein müssten, dürfte kein Glied den anderen gegenüber irgendwie die Rolle eines ersten spielen, was doch in der T’hat bei P, von Tropaeolum zuweilen deutlich der Fall ist, und auch bei anderen Pflanzen mit fünfzähligen Blüthen in ähnlicher Weise vielfach beobachtet worden ist. Zieht man zu jenen 6 Fällen verschiedenartiger Ausbildung der Krone auch noch als Anfangs- und Endglied den normalen mit zwei (Fig. 1) und den mit allen 5 Petalen (Fig. 10) hinzu, so erhält man für unsere Art S Fälle der Corollenbildung, welche jedoch noch nicht die Zahl der überhaupt mög- lichen erschöpfen. Etwas monströse Blüthen, wie ich solche 2 Mal fand, zeigten nur eins der oberen Petala und zwar P,, — ja einmal sah ich eine völlig apetale, pelorische Blüthe, deren noch weiter unten erwähnt werden soll. Es ist selbstverständlich, dass der Fall sub a bei einer linksläufigen Blüthe oberflächlich betrachtet ebenso aussieht wie b bei einer rechtsläufigen und um- gekehrt: das Gleiche gilt ebenso für die Blüthen unter d und e. Dagegen er- scheint der Fall e (und ebenso f) stets dem Anscheine nach gleich, man möge eine rechtsläufige Blüthe betrachten oder eine linksläufige. Noch wichtiger für die theoretische Betrachtung ist das Conistium von T, pentaphyllum. Es besteht wie in der ganzen Gattung aus 8 Staub- Nova Acta XXXIX. Nr. 1. 2 10 Dr. Edmund von Freyhold. blättern, deren Antheren mit der Basis ihres Conneetivs auf der Spitze des Fila- ments stehen, also weder „antherae posticae“ noch „anticae“ sind, sondern ein Mittel- ding zwischen Beiden, sogen. anth. basifixae. Die Verstäubungsfolge der Stamina ist dieselbe, wie man sie bei Trop. maius und einigen anderen verwandten Arten kennt, jedoch finden sich bei 7. pentaphyllum zahlreiche mehr oder weniger häufig auftretende Modificationen derselben, welche, wie ich zu zeigen gedenke, einem bestimmten Gesetze folgen und zum Theil bei anderen Arten noch nicht be- obachtet worden sind. Ueberdies eignet sich unsere Species ganz besonders unter den Arten von Tropaeolum zu Beobachtungen über die Verstäubungs- folge der Antheren, weil die Stamina wegen des Mangels oder eventuell der Kleinheit der unteren Petala völlig unverdeckt liegen und auf das Leichteste controllirt werden können. Schon Chr. C. Sprengel!) hat die Dehiscenzfolge der Antheren an T. maius beobachtet, — nach ihm hat unter Anderen Wydler?) der Sache seine Aufmerksamkeit zugewendet. Genaueres findet man auch in der Abhandlung von Rohrbach?) Im Ganzen kennt man 3 verschiedene Modificationen, von denen eine die Regel bildet, während die 2 anderen als mehr oder weniger seltene Ausnahmen auftreten. Betrachten wir der Bequemlichkeit halber die Stellung der Stamina, wie sie empirischer Beobachtung erscheint. Man kann die Staubblätter gewissermassen in 4 zweizählige Gruppen gesondert denken und 2 obere, 2 untere, 2 rechte und 2 linke Stamina unterscheiden. Bricht die Blüthe auf, so stehen alle Fila- mente dicht nebeneinander und sind völlig gestreckt. Bald aber biegen sich die 2 oberen jederseits zwischen dem Griffel und den seitlichen Filamenten herab; dieselbe Bewegung machen kurz darauf oder fast gleichzeitig mit den oberen auch die unteren Stamina, sowie die untersten der 4 seitlichen. Es stehen somit nur noch die 2 oberen seitlichen aufrecht) und parallel mit dem zu dieser Zeit noch ziemlich unentwickelten Griffel, resp. mit den Antheren über die zusammengefaltete Narbe gebeugt. Es beginnt jetzt mehr oder weniger 1) Chr. C. Sprengel, Das entdeckte Geheimniss. pag. 215. 2) Flora. 1851. p. 258. Tab. VI. Fig. 19. 3) Dr. P. Rohrbach, in Bot. Zeit. 1869. Nr. 50 u. 51. (Sep.-Abdr. pag .8 ff.) 4) Gar nicht selten macht auch von diesen eins, nämlich das später an zweiter Stelle verstäubende, dieselbe Beugung des Filamentes. Ueber Blüthenbau und Verstäubungsfolge von Tropaeolum pentaphyllum. 11 schnell, stets mehrere Tage hintereinander dauernd, die successive Verstäubung der Antheren, wobei von den 6 herabgebogenen Staubblättern immer dasjenige, welches im Begriffe steht sich zu öffnen, vorher die ursprüngliche aufrechte Stellung annimmt. Die genaue Reihenfolge ist hierbei folgende: Bei rechts- läufigen Blüthen, wo S, vorn links steht, verstäuben nach einander 1) das € obere linke Stamen, 2) das obere rechte, 3) das rechte untere, 4) das linke obere, 5) das linke untere, 6) das untere rechte, 7) das untere linke, S) das rechte obere (Fig. la). Genau in derselben Weise findet der Vor- gang auch bei linksläufigen Blüthen statt, natürlich jedoch in umgekehrter Reihenfolge, welche man aus der obigen durch völlige Vertauschung der Aus- drücke link und recht erhält — also 1) das obere rechte, 2) obere linke, 3) linke untere, 4) rechte obere, 5) rechte untere, 6) untere linke, 7) untere rechte, 8) linke obere (Fig. 1b). — Es beginnt also die Oeffnung der An- theren mit den beiden Staubgefässen, welche, nach dem Entfalten der Blüthe aufrecht stehen bleibend, sich nicht gleich den anderen herabgebogen hatten, und zwar dergestalt, dass von diesen zweien stets dasjenige zuerst verstäubt, welches auf Seite von S; oder, was dasselbe besagt, vor S, steht. Mit Bezug auf die ungefähre Stellung der Stamina vor den Gliedern der 2 äusseren Blüthenkreise kann man auch die oben angeführte Reihenfolge so bezeichnen: 1) vor S,, 2) vor S;, 3) nach der Mediane hin schief vor S;, 4) nach P, hin schief vor S,, 5) nach der Mediane hin schief vor S,, 6) nach S; hin schief vor P;, 7) nach S, hin schief vor P,, 8) nach S, hin schief vor P,. Ein jedes Staubblatt, welches seinen Pollen vollständig abgegeben hat, macht nun mehr oder weniger bald eine rückläufige Bewegung, indem es sich wieder mit dem Filament seitwärts nach unten herabbiegt. Auch die beiden zuerst ver- stäubten Stamina thun dasselbe, und schliesslich sind alle 8 Staubblätter symmetrisch rechts und links herabgebogen, worauf der Griffel unbedeckt von den Filamenten seine Narbenschenkel ausbreitet. Tropaeolum ist also ein pro- tandrischer Diehogamist, was schon Sprengel constatirt hat. Eine zweite zuerst von Sprengel beobachtete Modification (Fig. 4) entsteht aus der eben geschilderten durch Vertauschung der Glieder 4 und 5, — eine dritte (Fig. 5) dagegen durch blosse Versetzung von 5 und 6. Beide, namentlich aber die letzte, sind im Vergleich zu der ursprünglichen nur als seltene Ausnahme zu betrachten: 12 Dr. Edmund von Freyhold. Was nun T. pentaphyllum anlangt, so findet hier, wie schon angedeutet, eine viel grössere Zahl von gesetzmässigen Verstäubungsmodificationen statt, die jedoch sämmtlich durch Vertauschung aufeinander folgender Glieder der ursprünglichen Reihe entstehen. Ich habe, um dieselben zu studiren, nach und nach mehr als 150 eben geöffnete Blüthen mit möglichst langen Stielen abgeschnitten und in numerirten mit Wasser gefüllten Reagenzgläschen sorgfältig weiter gepflegt. Es wurde eine jede Blüthe täglich 6 bis 8 Mal untersucht und jede Veränderung im Uonistium genau notirt. Ausserdem wurde noch eine grosse Menge anderer Blüthen am Pflanzenstock selbst be- obachtet. Was hier abnorme Verstäubungstolgen wahrnehmen oder vermuthen liess, wurde natürlich behufs genauer Beobachtung abgeschnitten und jenen 150 Blüthen einverleibt. Bestimmte Zeitintervalle werden zwischen dem Verstäuben der einzelnen Stamina nicht eingehalten; es öffnen sich vielmehr je nach der Wärme der Witterung täglich 1 bis 3 Antheren, an kälteren, trüben Tagen auch wohl gar keine. Bei derartigen Beobachtungen hat man sich zu hüten in einen Fehler zu verfallen, auf den, wenn ich ihn recht verstehe, schon Wydler andeutungs- weise aufmerksam gemacht hat. Er sagt nämlich, dass man die Verstäubungs- folge der Antheren am Besten bei 7. Lobbianum beobachten könne, weil bei T. maius und minus sehr oft Abweichungen von derselben vorkommen. Dass er unter diesen Abweichungen nicht gesetzmässige verstanden hat, ist bei der gewohnten Schärfe seiner Beobachtungen wohl klar. Ich glaube vielmehr, dass er Fälle im Auge gehabt hat, wie sie auch mir nicht nur bei T. penta- phyllum, sondern auch bei adumeum und besonders bei Moritzianum in reicher Fülle vorgekommen sind. Es betreffen dieselben nämlich zweifellos kranke Antheren. Bei unserer vorliegenden Art sind gesunde, pollentragende Staub- beutel vor dem Verstäuben dunkel spangrün, — kranke, taube dagegen hell- gelb; letztere führen entweder gar keinen Pollen, oder enthalten einen mangel- haft entwickelten, gelben, in geringer Menge vorhandenen, während der ge- sunde tief gelberün ist. Solche kranke Antheren verstäuben entweder gar nicht und schrumpfen schliesslich ein, oder sie öffnen sich erst spät, — oft sehr spät und meist erst nach allen gesunden. Dass dadurch die eigentliche Reihe total gestört wird, versteht sich von selbst; man kann aber an den ge- sunden Antheren stets noch die ursprüngliche Reihenfolge in der Art wahr- Ueber Blüthenbau und Verstäubungsfolge von Tropaeolum pentaphyllum. 13 nehmen, dass einfach nur die kranken Stamina übersprungen werden, — der- gestalt z. B., dass, wenn das erste, vierte und siebente taub ist, die Ver- stäubung der Reihe nach an dem zweiten, dritten, fünften, sechsten und achten stattfindet. Solche Fälle habe ich selbstverständlich aus dem Kreise meiner statistischen Beobachtungen ganz ausgeschlossen. Unter jenen 150 genau untersuchten Blüthen erwies sich die grosse Mehrzahl als nach der ursprünglichen oben geschilderten Folge verstäubend. Aber es fanden sich auch Vertauschungen namentlich sonst unmittelbar auf- einander folgender Glieder, wobei jedoch das ganze oder theilweise Fehlen oder Vorhandensein der 3 unteren Petala völlig ohne allen Einfluss auf die Verstäubungsfolge zu sein schien. Es verstäubte' nämlich: niemals 2 vor 1; dagegen I mal gleichzeitig 2 und 1.. 4 mal 3 „ 2; a er END IR Sr „ mn A 16 ne 4; „ 30 TER, 2) ” 4. 1 „ 6 „ 5; „ I „ ” 6 ” 9. RER USE FEN OR ORDER Er 11 „ ) „ 7; ” 8 „ „ ie) „ i 3 ” 3, ’ „ l ” ” 3 ” ] Man kann hieraus folgende Schlüsse ziehen: 1) ‚Ist allen Modificationen immer noch die ursprüngliche Reihe zu Grunde liegend; dieselbe wird nie so weit verlassen, dass nicht noch aus der Verstäubungsfolge mit Leichtigkeit die Spiralwendung der Blüthe zu er- kennen wäre: 2) diejenigen benachbarten Glieder der Hauptreihe, welche am häufigsten vertauscht werden, pflegen auch am häufigsten nur unvollständig vertauscht zu werden, indem sie sich gleichzeitig öffnen. Bemerkenswerth ist ferner, dass namentlich zwischen dem Verstäuben derjenigen aufeinander folgenden Glieder der Hauptreihe eine längere Pause stattfand, welche nie oder selten in ihrer Reihenfolge versetzt wurden. So be- obachtete ich z. B. eine solche längere Pause oftmals zwischen 1 und 2, — zwischen 3 und 4, besonders häufig aber zwischen 5 und 6, sowie endlich zuweilen zwischen 6 und 7 u. s. w. Dass alle diese Thatsachen mehr oder 14 Dr. Edmund von Freyhold. weniger mit den Beobachtungen der Entwicklungsgeschichte der Blüthe unserer Gattung in Einklang stehen, werde ich weiter unten zu zeigen versuchen. Ferner muss noch bemerkt werden, dass mitunter in ein und derselben Blüthe 2 verschiedene Verstäubungsvertauschungen auftraten, und zwar be- obachtete ich bei 2 Blüthen Verstäubung von 5 vor 4 und von 8 vor 7. 1 Blüthe F aulRteh. 1 SITES JERSERRR KEn eet 1 ” ” ” 3 ” 1 ” ” 6 ” 3. Hiernach erhielt ich im Ganzen folgende 10 verschiedene Modificationen, von denen die 8 mit einem Sternchen (*) bezeichneten bisher noch nicht be- schrieben sind: 1) die ausführlich geschilderte Hauptreihe !) (Fig. 1). *2) Dieselbe, bei welcher jedoch Glied 3 vor 2 verstäubt (Fig. 2). Unter 150 Blüthen 4 mal beobachtet. *3) Glied 4 vor 3 verstäubend; 1 mal gefunden (Fig. 3). 4) 5 vor 4 sich öffnend; 12 mal; (Fig. 4.) Dieser Fall, bereits von Sprengel beobachtet, findet sich auch bei anderen Arten der Gattung und ist für die Theorie von Wichtigkeit. — (Dagegen beobachtete ich das Verstäuben von 6 vor 5 (Fig. 5), — eine Reihenfolge, welche nach A. Braun und Rohr- bach?) bei 7. aduncum und maius vorkommt, bei T. pentaphylium niemals als selbstständig auftretend, sondern nur 1 mal, wie wir noch sehen werden, in Verbindung mit einer anderen Umsetzung (vergl. 10). Ich zweifle indess nicht daran, dass auch bei unserer Art die Umsetzung von 6 vor 5 stattfindet, wenn auch nur selten. *5) 7 vor 6 verstäubend; 1 mal. (Fig. 6.) *6) S vor 7 sich öffnend; 9 mal. (Fie. 7.) I fe} \) Meine im Verlaufe des Monats Juni 1876 an leider nur wenigen, nämlich eirca 10 Blüthen von 7! albiflorum angestellten Beobachtungen ergaben, dass auch bei dieser knollen- bildenden, in den Gärten so seltenen Species die Stamina genau der Hauptreihe entsprechend verstäuben. ?) Dr. P. Rohrbach, Bot. Zeit. 1869. Nr- 50 und 51. (Sep.-Abdr. pag. 9.) Ueber Blüthenbau und Verstäubungsfolge von Tropaeolum pentaphyllum. 15 *7) Das dritte Glied der Hauptreihe an erster Stelle verstäubend, also vor 1 und 2; 3 mal. (Fig. 8.) Ein theoretisch sehr wichtiger Fall, namentlich, wenn er mit dem sub 4 in Combination tritt (vergl. 9). *S) Combination der Fälle sub 4 und 6, 7 verstäubend; 2 mal gefunden. (Fig. 9.) *9) Combination der Fälle sub 7 und 4, — nämlich 3 vor 1 und 2, sowie 5 vor 4 verstäubend; 1 mal beobachtet. (Fig. 10.) Diese Modification entspricht genau der aus den Blattstellungsgesetzen abgeleiteten genetischen also 5 vor 4, und 8 vor Entwicklungsreihe der Stamina. *10) Combination des Falles unter 7 mit einem anderen bei 7. penta- phyllum nicht selbstständig beobachteten, indem sich 3 vor 1 und 2, und 6 vor 5 öffnete; 1 mal. (Fig. 11.) Diese 10 Modificationen !), zu denen als elfte die in Fig. 5 abge- bildete bei anderen Arten der Gattung beobachtete hinzutritt, verdienen eine etwas nähere Betrachtung. Es sprechen nämlich viele Beobachtungen dafür, dass bei Tropaeolum die Reihenfolge des sichtbaren Hervortretens der Staubblatthöcker an der Blüthenachse in derselben Ordnung stattfindet, wie die Verstäubungsfolge der A nfheren. Diese Beobachtungen sind in Kürze folgende: 1) Es fand Rohrbach?) die Staubblattanlagen stets in einer mit der Hauptverstäubungsreihe übereinstimmenden Stufenfolge erscheinend. 2). Er giebt ferner an, dass nach Bildung des dritten Stamen (ungefähr vor S;) stets ein grösserer Ruhepunkt eintritt — dergestalt, dass das vierte Staubblatt erst geraume Zeit nach dem dritten folgt. Ganz das Gleiche fand ich in Bezug auf die Verstäubungsfolge bei 7. pentaphyllum; nachdem sich die dritte An- there geöffnet hat, dauert es oft auffallend lange, ehe die vierte verstäubt. — 3) Payer:) giebt die Bildung der 3 ersten Stamina als gleichzeitig an, und 1) Es ist wohl kaum nöthig hinzuzufügen, dass diese verschiedenen Verstäubungs- reihen bei linksläufigen Blüthen ebensogut vorkommen, wie bei rechtsläufigen, wenn auch meine 13 ersten Figuren der Uebersichtlichkeit halber mit Ausnahme von 1b sämmtlich Rechtsblüthen darstellen. Beide Wendungen halten sich, wie wohl überall, so auch bei dieser Art in Bezug auf die Zahl ihres Vorkommens vollständig das Gleichgewicht. 2) Dr. P. Rohrbach, Bot. Zeit. 1869. Nr. 50 u. 51. (Sep.-Abdr. pag. 5 ff.) 3) Payer, Organogenie de la fleur. p. 77. tab. XViI. . 16 Dr. Edmund von Freyhold. Rohrbach gelang es nicht, eine junge Knospe zu finden, die erst 1 oder 2 Staubblattanlagen gehabt hätte. Auch das kommt, wiewohl nur selten, bei der Verstäubung vor, indem sich bei 7. pentaphylium mitunter die 2 oder 3 ersten Stamina fast gleichzeitig öffnen. 4) Ferner giebt Rohrbach an, dass aas vierte und fünfte Staubblatt sehr schnell nach einander angelegt werden, — während ich beide zuweilen unmittelbar hinter einander und selbst gleichzeitig verstäuben sah. 5) Payer und zuweilen auch Chatin'!) fanden, dass die Anlage des vierten Staubgefässes vor S;, des fünften vor 5, erfolgt, während Rohrbach das Umgekehrte als die Regel constatirt hat. Und doch sind, wie schon Letzterer nicht im Mindesten bezweifelt, die Beobachtungen Payer’s und Chatin’s nicht anzufechten, denn die ihnen zu Grunde liegende 'T'hatsache wiederholt sich in der Verstäubungsfolge, indem sie mit dem häufigen Fall übereinstimmt, wo das Staubblatt 5 vor 4 sich öffnet.?) Es scheint nach alledem, dass bei Tropaeolum die Erscheinungen, welche beim Hervortreten der Staubblattanlagen als sichtbare Höcker an der Blüthen- achse beobachtet worden sind, völlig den bei der Dehiscenz der Antheren ge- machten Erfahrungen parallel verlaufen, — dass man also für unsere Gattung in Betreff der morphologischen Construction des Conistiums durch Beobachtung der Verstäubungsfolge zu denselben Resultaten gelangen kann, ” 1) Chatin, Annales des sciences natur. 4 ser. V. pag. 300. 2) Es scheint mir nicht unpassend, hier auf eine Beobachtung Hofmeister’s hin- zuweisen, welche vielleicht theilweise mit geeignet ist, die nahe Beziehung des sichtbaren Auf- tretens der Staminalhöcker zur späteren Antherendehiscenz zu bestätigen. Hofmeister (Handb. der Morphol. 1868. pag. 439. Fig. 64 und pag. 470. Fig. 97) giebt nämlich für 7! Moritzianum eine Reihe der Staubblatthöcker an, welche so vollständig mit allen bisherigen Beobachtungen in Widerspruch steht, dass man nothwendiger Weise annehmen muss, es haben ihm Blüthen vorgelegen, bei denen Störungen im Conistium obgewaltet hatten. Bezeichnet man die Stamina, denen nach Hofmeister die Zahlen 1 bis 8 zukommen, mit der Rangordnung, welche sie in der gewöhnlichen Verstäubungs- und Entwicklungsreihe einnehmen, so erhält man die Folge 2,5, 4, 3, 1, 8, 7, 6, — d.h. es nimmt hier mit Ausnahme des siebenten kein Staubblatt die Stelle ein, die ihm in der Hauptreihe zukommt. Und dennoch scheint mir die sonderbare Folge Hofmeister’s keineswegs auf irgend einem Beobachtungsfehler zu beruhen, — denn in der That zeigte fast eine jede unter circa 10 Blüthen von 7! Moritzianum, deren Ver- stäubung ich zu beobachten Gelegenheit hatte, 3 bis 4 Antheren, welche sichtbar krankhaft affieirt waren und sich entweder gar nicht öffneten, oder eine je nach dem Grade ihres ab- normen Zustandes unter sich und in Bezug auf die übrigen Stamina ganz variable Verstäubungs- folge innehielten. Ueber Blüthenbau und Verstäubungsfolge von Tropaeolum pentaphyllum. 1% wie durch die entwicklungsgeschichtliche Untersuchung. Jedenfalls ist aber unter solchen Verhältnissen im, vorliegenden Falle die entwicklungsgeschicht- liche Methode gegen die Beobachtung an den bereits entfalteten Blüthen, was Bequemlichkeit und Sicherheit der gewonnenen Resultate anlangt, einigermassen im Nachtheil, — denn während z. B. die ganze Dehiscenzfolge der Antheren mit Leichtiekeit an einer Blüthe verfolgt und nach Belieben an zahllosen anderen wiederum in ihrer Tootalität controllirt werden kann, muss die eht- wicklungsgeschichtliche Forschung ihre Resultate mosaikartig aus einzelnen Zuständen verschiedener Knospen zusammensetzen. Fragen wir nun, wie verhalten sich die Regeln der Blattstellungstheorie zu der Enstehungsfolge der Stamina, welche man durch Beobachtung der Ver- stäubung und Entwicklungsgeschichte erhalten hat! Bekamntlich ist es fraglich, ob man bei Tropaeolum S Stamina nach 3/; gestellt anzunehmen hat, oder 2 füntzählige Kreise von Staubblättern, von denen jedoch 2 Glieder, nämlich wahrscheinlich die beiden letzten des inneren Kreises, verkümmert sind). Welche von beiden Annahmen nun auch vorzuziehen sein mag, so verlangt doch die T'heorie im einen wie im anderen Falle eine und dieselbe Ent- stehungsfolge, welche jedoch nicht identisch sein kann mit der bekannten Haupt- verstäubungsreihe?). Bezeichnet man nämlich die Stamina nach der letzten mit den Zahlen 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, S, — so verlangt die Theorie eine Bil- dung derselben nicht in dieser eben genannten Reihenfolge, sondern vielmehr in der Ordnung 3, 1, 2, 5, 4, 6, 7, 8, — indem das wahre erste Staubblatt, C, 3), nach aller‘ Analogie vor S, stehen muss, also identisch ist mit dem erst an dritter Stelle dehiseirenden, welches letztere wir bisher der Kürze halber ‚einstweilen mit 3 bezeichnet hatten. Zählt man aber von diesem in Richtung der 2/, Spirale des Kelches weiter nach 3/; oder nach zweimal 2/, mit I 1) Dr. P. Rohrbach, l. e. 2) Die aufeinanderfolgenden Glieder der Hauptverstäubungsreihe halten nämlich nicht nur ganz ungleiche Divergenzen ein, sondern das erste derselben (vor $ı) steht an einer solchen Stelle. dass es zufolge begründeter Blattstellungsregeln unmöglich als erstes Glied des gesammten Conistiums betrachtet werden kann. 3) Ich folge hier der Nomenelatur K. Schimper’s, welcher für das einzelne Staub- blatt die Benennung „Conis“, für das Fruchtblatt „Carpis“, für das ganze Staub- und Fruchtblattsystem einer Blüthe „Conistium“ und „Carpistium‘ vorschlug, — und be- Nova Acta XXXIX. Nr. 1. 3 18 Dr. Edmund von Freyhold. als Uebergangsschritt, so kommt beide male an vierter Stelle das Staubblatt 5, und an fünfter erst 4, während alle noch übrigen in derselben Ordnung folgen, wie in der Hauptverstäubungsreihe. Es weicht also die letztere in 2 Punkten von der theoretischen Reihe ab, und es fragt sich daher, welcher von beiden wir das grösste Gewicht beilegen sollen, sowie eventuell, wie man sich jene Abweichnng von der theoretischen Entstehungsfolge zu erklären hat. Betrachten wir nämlich A) das in der Regel an dritter Stelle de- hiscirende Stamen. Ich fand dasselbe 1) 5 mal vor 1 und 2 verstäubend, 2) gleichzeitig mit 1, 3) nach 1 aber vor 2, 4) gleichzeitig mit 2, 5) meist nach 2, 6) gleichzeitig mit 4, 7) nach 4 verstäubend. Aehnliches gilt für alle übrigen Stamina: B) Stamen 1 dehiseirt 1) fast stets an erster Stelle, also vor 2, 2) es theilt die erste Stelle mit einem anderen gleichzeitig verstäubenden, nämlich entweder mit 3 oder 2, 3) es kommt an zweiter Stelle, nämlich nach 3 aber vor 2. C) Stamen 2 öffnet sich 1) vor 3, 2) gleichzeitig mit 3, 5) nach 3. D) Stamen 4 verstäubt 1) vor 3, 2) gleichzeitig mit 3, 3) nach 3, vor 5, 4) zusammen mit 5, 5) nach 5. Analog wie mit 4 ist es mit 5, 6 und 7, — S endlich verstääubt ent- zeichne bestimmte Glieder der 4 Blüthenformationen mit den betreffenden Anfangsbuchstaben, denen die Rangordnungsziffer in der Spirale der jedesmaligen Formation angehängt wird, — nämlich: Kelchblatt, Sepalum, mit S, , Blumenblatt, Petalum, ,, P, Staubblatt, Conis, UN; Fruchtblatt, Carpis, Gr: Ueber Blüthenbau und Verstäubungsfolge von Tropaeolum pentaphyllum. 19 weder vor 7, oder zusammen mit 7, oder nach 7. Kurz, Stamen 2 und 8 können 3 verschiedene Stellen in der Verstäubungsordnung einnehmen, 4, 5, 6 und 7 dagegen 5 R) oo I > 3 endlich gar 7 verschiedene. Ohne Zweifel ist in dieser Erscheinung eine grosse Neigung der ein- zelnen Stamina ausgesprochen, sich in der Entwicklung zu verspäten resp. gegen andere vorauszueilen, eine Neigung, die ganz besonders bei dem Staub- blatt 3 hervortritt. Erinnern wir uns an die T!hatsache, dass die Verstäubungs- erscheinungen bei Tropaeolum dieselbe Reihenfolge innehalten, wie das sicht- bare Hervortreten der Staubblatthöcker, so liegt die Vermuthung nahe, dass man bei 7. pentaphyllum mit der Zeit wenn nicht alle, so doch viele‘) von den zahlreichen Modificationen in Bezug auf die sichtbare Anlage der Stamina beobachten wird, welche ich eben für die Dehiscenzfolge bei dieser Art con- statirt habe. Ich sage „mit der Zeit“, was jedoch schwierig zu erreichen sein wird, — denn wenn meine Beobachtungen am Conistium unserer Species entwicklungsgeschichtlich controllirt werden sollen, so dürfen sie nicht an 150 Blüthenknospen angestellt werden, söndern müssen 150 ganze Entwick- lungsreihen umfassen, deren jede im allergünstigsten Falle S Knospen er- tordert, so dass die ganze Untersuchung mindestens an 8 mal 150, d. h. 1200 Blüthenknospen angestellt werden müsste. Ist es aber einmal gelungen, noch mehrere jener verschiedenen Anlage- folgen der S Stamina entwicklungsgeschichtlich zu constatiren2), dann wirft 2) Alle Modificationen werden schon deshalb entwicklungsgeschichtlich nicht nach- zuweisen sein, weil von der Zeit der Höckererscheinung bis zum Verstäuben noch mancherlei mehr zufällige Einwirkungen einen kleinen modifieirenden Einfluss auf die Dehiscenz ge- winnen und hier Modiflcationen erzeugen können, für die sich keine Analoga in der Reihen- folge der Höckerbilduug auffinden lassen. Solchen zufälligen Einwirkungen mag es namentlich zuzuschreiben sein, wenn z. B. Staubblatt 7 vor 6, oder 8 vor 7 verstäubt u. s. w. 2) Uebrigens kennt man, abgesehen von den Beobachtungen Hofmeister’s an T. Moritzianum, schon jetzt 2 verschiedene Ordnungen bei dem sichtbaren Hervortreten der Staminalhöcker, nämlich, wenn man mit den Zahlen 1 bis 8 die gemäss der bekannten Haupt- reihe dehiseirenden Staubblätter bezeichnet, a) die von Chatin und Rohrbach constatirte Folge 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, welche völlig mit der gewöhnlichen Dehiscenzreihe übereinstimmt; b) die Reihe 1, 2, 3, 5, 4, 6, 7, 8 nach den Untersuchungen Payer’s und Chatin’s. 9% 3 ® 20 Dr. Edmund von Freyhold. sich eine andere Frage auf, nämlich: Darf man in diesem Falle, wo 8 Staub- blätter in 10 oder 11 verschiedenen Reihenfolgen an der Blüthenachse ent- stehen, annehmen, dass hier wirklich 11 variirende Bildungesetze, 11 ver- schiedene genetische Construetionen für das Conistium vorliegen, — oder muss man sich nieht vielmehr für die Ansicht entscheiden, dass hier die wahre genetische Reihenfolge nur durch theilweise Vorauseilung oder Verspätung der noch unsichtbar angelegten Primordien, hervorgebracht durch unbekannte Ur- sachen secundärer Art, verdeckt und verhüllt wird? Ich erkläre mich un- bedingt für die zweite Alternative, d. h. ich bin der Meinung, dass theilweise dieselben unbekannten Ursachen, welche die Staubgefässe von 7. pentaphyllum zu früherer oder späterer Dehiscenz veranlassen, auch, bewirken, dass die erste sichtbare Anlage derselben früher oder später, als es eigentlich sein sollte, hervortritt. — Welcher Art nun jene unbekannten Ursachen sind, dafür fehlen einstweilen noch alle Anhaltepunkte. Eines speciellen Falles will ich jedoch erwähnen, bei dem es gelang, die Dehiscenzfolge der Antheren einer eben ge- öffneten Blüthe im Wesentlichen im Voraus zu bestimmen. Diese 'Blüthe (Fig. 12), deren sämmtliche Staubbeutel noch geschlossen waren, zeigte nämlich die beiden oberen Stamina, also der gewöhnlichen Verstäubungsordnung nach die Glieder 4 und S von der Basis bis zu Anfang der Anthere völlig ver- wachsen. Das Ganze glich einem Stamen mit diekem Filament und 2 unten ein wenig zusammenhängenden Beuten. Es liess sich mit Sicherheit an- nehmen, dass die frühzeitigere Saftströmung in Stamen 4 auch 8 zu schnellerer Entwicklung reizen werde, umgekehrt aber 4 durch den Einfluss von 8 in der Ausbildung gehemmt werden müsse. In der That stellte sich bei weiterer Beobachtung der Blüthe heraus, dass hier Stamen 5 vor 4 verstäubte, S aber sich vor 6 und 7 öffnete, — dass also 4 in der Entwicklung gehemmt, 8 da- gegen beschleunigt wurde). Allerdings steht dieser Fall ganz vereinzelt da; er zeigt aber, wie ein äusserer Umstand, hier die Verwachsung zweier Stamina, zu abweichenden Verstäubungsfolgen führen kann. Wir haben hiernach keinen Grund, irgend welches Gewicht darauf zu legen, wenn die Reihenfolge des Hervortretens der Staubblattanlagen oder des !) Somit fand hier eine Verstäubungsmodification in der Ordnung 1, 2, 3, 5, 4, 8, 6, 7 statt, die jedoch wegen der Abnormität der betreffenden Blüthe nicht mit zu zählen ist. Ueber Blüthenbau und Verstäubungsfolge von Tropaeolum pensaphyllum. 21 Verstäubens der Antheren gegen die theoretische Construction sprechen; viel- mehr müssen wir annehmen, dass letztere Construction nur durch secundäre Einflüsse verhüllt oder verdeckt worden ist. Wie wir bereits sahen, verlangt die Blattstellungstheorie auf jeden Fall ein Entstehen der S Stamina in der Reihenfolge von 3, 1, 2,5, 4, 6,7, 8. Vergleichen wir einmal hiermit die verschiedenen Verstäubungsmodificationen. Wenn bei einer ziemlich häufigen Dehiscenzordnung das Stamen 5 vor 4, — bei einer anderen aber 3 sich vor 1 und 2 öffnet, so ist hier die theoretische Folge wieder hergestellt, — namentlich, wenn, wie ich das einmal beobachtet habe, Beides Hand in Hand geht, und die Blüthe die Stamina völlig nach der theoretischen Reihe 3, 1, 2, 5, #, 6, 7, S verstäubend zeigt. Alle anderen Modificationen dagegen, wo also z. B. 4 vor 3, — 6 vor 5, — 7 vor 6 und S vor 7 dehiseirt, vergrössern nur die Abweichung von der genetischen Reihe. Während also die erstgenannten beiden Variationen eine Rückkehr zum nor- malen, ursprünglichen Typus darstellen, sind alle übrigen eine weitere Ent- fernung von demselben. Ich werde also in Folgendem die 8 Stamina als ©, bis C; bezeichnen und verstehe unter C, das vor S; stehende, welches ich bisher mit 3 bezeichnete, weil es an dritter Stelle zu verstäuben pflegt (Fig. 13). Uebrigens glaube ich mich dazu um so mehr berechtigt, als ich nur dieses ©, — und zwar mehrmals — mit petaloider Anthere ausgebildet fand, welcher Umstand darauf hindeutet, dass es in der Spirale der gesammten Blattorgane der Blüthe den Petalen am nächsten steht, also mit anderen Worten das erste Glied im, Conistium, C,, darstellt. Nun noch einige Worte über die Frage, ob man die Stamina nach 3), geordnet anzunehmen habe, oder nach ?/,; mit Unterdrückung der beiden ‚letzten Glieder des inneren Kreises. Ich muss gestehen, dass ich bis vor Kurzem !) geneigt war, der letzteren Alternative zu folgen, dass mir aber jetzt wichtigere Gründe für die erstere zu sprechen scheinen. Prüfen wir einmal die T'hat- sachen, welche für die Annahme eines doppelten fünfzähligen Kreises sprechen. Man kann hier eigentlich nur den einen Grund angeben, dass zuweilen 9 Sta- mina in einer Blüthe beobachtet worden sind, wobei dann eins entweder vorn 1) v. Freyhold, Beiträge zur Pelorienkunde (Inaug.-Dissert.). 1875. rag. 57. 22 ‘ Dr. Edmund von Freyhold. oder hinten genau in der Mediane stand. Wie aber die Verstäubungs- folge dieser 9 Stamina war, darüber fehlen alle Beobachtungen. Und doch wäre es von nicht geringer Wichtigkeit, diese zu kennen. Fermer habe ich (l. e. pag. 56 und 57) einige mehr oder weniger monströse, meist tetra- mere Blüthen von 7. aduncum beschrieben, bei denen die Stamina deutlich als episepal oder epipetal zu erkennen waren; dieselben beweisen aber wenig für den normalen Fall. Andererseits hat man aber noch nie 10 Stamina in einer Blüthe gefunden, nicht einmal das Rudiment eines zehnten. Das fällt um so mehr ins Gewicht, als man von 2 Arten unserer Gattung sehr schöne Pelorien beobachtet hat, nämlich von 7. maius!) und adıncum?). Namentlich die der letzteren Art hatten trotz vollendeter Regelmässigkeit nie mehr als S Stamina. Dagegen machte die Pelorie von 7. maius eine Ausnahme. Sie hatte nämlich bei Sechszahl im Kelch und in der Krone 11 Stamina, während eine andere hexamere spornlose, aber nicht pelorische Blüthe dieser Art, welche v. Voith>) beschrieben hat, nur 9 Staubblätter zeigte. Von zweifelsohne weit grösserer Wichtigkeit sind jedoch die äusserst zahlreichen ganz oder theilweise vergrünten Pelorien von 7. maius, welche von drei Autoren) zu verschiedenen Zeiten be- obachtet und übereinstimmend beschrieben worden sind. Dieselben zeigten stets 5 gleiche, spornlose, mitunter mehr oder weniger vergrünte Sepalen, 5 gleiche, gestielte, grüne, laubblattförmige Petala, nie mehr als S Stamina und 3 Carpiden, beide Kreise gleichfalls mehr oder weniger vergrünt. Oft waren sogar nach Nees von Esenbeck derartige Blüthen in blosse Büschel grüner Laubblätter umgewandelt, welche alsdann stets noch streng die normale Zahl der Blüthentheile innehielten. Bei solchen Antholysen sollte man aber zu allererst Ausbildung sämmtlicher angelegter "Theile erwarten. !) v. Schlechtendal, Linnaea. 1837. pag. 128. 2) v. Freyhold, Bot. Zeit. 1872. Sp. 725, und „Beiträge zur Pelorienkunde“. pag. 47 ft. 3) v.. Voith, Flora. 1831. pag. 717: 4) a. Nees v. Esenbeck, Jahrbuch der preussischen Rheinuniversiät. (1819.) t. I. pag. 271. b. G. Jäger, Nova Acta Acad. nat. cur. Bonn 1825. XIII. pag. 811. c. Van-Tieghem, Bull. Soc. bot. France. XII. (1865.) pag. 411. Ueber Blüthenbau und Verstäubungsfolge von Tropaeolum pentaphylkum. 23 Wenn man also in pentameren normalen, pelorischen und vergrünten Blüthen noch nie 10 Stamina, in hexameren nie 12 gefunden hat, — wenn auch ferner unter den nächsten Verwandten der 'Tropaeolaceen, — soweit man eben von solchen in Anbetracht der zweifelhaften Stellung reden kann, welche unsere Familie im natürlichen Pflanzensystem einnimmt, — doch gewisse Gruppen vorhanden sind, welche wie die Balsaminaceen und Linaceen nur einen Kreis von Staubblättern besitzen, oder doch wenigstens, falls man Tro- paeolum mehr in die Nähe der Sapindaceen und Polygalaceen zu stellen ge- neigt ist, nicht mit Nothwendigkeit die Existenz zweier Staminalkreise voraus- setzen, — so ist meiner Meinung nach auch bei Tropaeolum die Annahme vorzuziehen, dass hier nur ein wahrer 3/;-Cyclus vorhanden sei. Uebrigens zeigen bekanntlich die S Stamina selbst bei Pelorien keine Stellung genau vor der Mittellinie der Sepalen und Petalen, wie man das bei Voraussetzung zweier nach ?/; geordneter Kreise erwarten müsste. Freilich sagt man, dass die Staubblätter sich in den durch Verkümmerung der zwei letzten Glieder des inneren Kreises entstehenden Raum theilen und dadurch seitliche Ver- schiebungen erleiden. Aber jedenfalls sind diese Verschiebungen doch etwas Ungewöhnliches. In zahllosen anderen Fällen, wo auch Abortus von einzelnen Staubblättern stattfindet (z. B. Labiatiflorae), lassen sich keine seitliche Ver- schiebungen wahrnehmen; warum nun gerade hier bei Tropaeolum? Etwa, wie es oft heisst, der bilateralen Symmetrie zu Liebe? Ja, aber diese Sym- metrie wird normaler und abnormer Weise von so vielen Blüthen oft derartig verleugnet, dass man nicht einzusehen vermag, wie.gerade Tropaeolum dazu kommen soll, zu ihren Gunsten ein ungewöhnliches Verhalten anzunehmen, um so weniger, als z.B. T. pentaphyllum gar nicht selten in der Krone nicht im Mindesten sich an die Regeln der Symmetrie bindet. Nimmt man dagegen einen Staminalkreis nach ?/; an, dann kann selbstverständlich keine Stellung der Staubblätter genau vor der Mittellinie der Sepalen und Petalen stattfinden, und-man hat die gekünstelte Annahme von seitlichen Verschiebungen nicht nöthig. Kurz, nach alledem neige ich sehr zu der alten Ansicht C. Schim- per's, dass nur ein Kreis von Staubblättern vorhanden sei. Materiell ist der Unterschied zwischen dieser Construction und der auf Fünfzahl beruhenden nicht sehr gross, — denn denken wir uns 2 pentamere Kreise durch totalen Abortus zweier Stamina auf die Zahl von S Gliedern gebracht und diese in 24 Dr. Edmunnd von Freyhold, den vorhandenen Raum sich gleichmässig theilend, so muss ungefähr 3/; -Stellung entstehen. Im Garpistium unterscheidet sich 7. pentaphylium nicht von den anderen Arten der Gattung, wenn man von der bereits erwähnten etwas fleischigen, beerenartigen Frucht mit wenigem, fadem, süsslichem Saft absehen will. Die 3 Carpiden nehmen genau die Stellung ein, wie überall bei Tro- paeolum, d. h. das hinterste Fruchtblatt steht nicht genau median, sondern etwas nach der Seite von S, oder P, hin, — das eine der vorderen ist ziemlich genau vor S,, das andere vor P, gestellt. Man kann, wie wir schon gesehen haben, diesen Umstand zur Ermittelung der Kelchwendung einer Blüthe benutzen, namentlich dann, wenn nach Verstäubung aller Antheren das Carpistium sich weiter zu entwickeln beginnt. Auch die 3 Narbenschenkei nehmen alsdann nach ihrer Entfaltung dieselbe Stellung ein, wie die Abthei- lungen des Germen. Abweichungen im Zahlenverhältniss kommen auch bei unserer Art im Carpistium vor, namentlich beobachtete ich einmal Vierzahl!), — jedoch sind dieselben sehr selten. Am vegetativen Theil bietet 7. pentaphyllum wenig Bemerkenswerthes. Nebenblätter, welche bei einigen Arten, wie 7. tuberosum und speciosum, überall, bei anderen wie Lobbianum wenigstens an dem ersten auf die Cotyledonen folgenden Laubblattpaar vorhanden sind, scheinen bei unserer Art gänzlich zu fehlen, — ebenso die Vorblätter am Blüthenstiel, welche ich hier trotz fort- gesetzten, langen Suchens an keiner einzigen von mindestens 2000 Blüthen zu finden vermochte. Auch der von A. Braun?) bei 7. minus beobachtete rythmische Wechsel von Blüthen und Laubzweigen in den Achseln der Laub- blätter ein und desselben Sprosses kommt bei 7. pentaphyllum nicht vor. Schliesslich sei es mir noch gestattet einiger merkwürdiger Monstro- sitäten Erwähnung zu thun, welche ich bei 7. pentaphyllum beobachtet habe. Eine halbe Einstülpung des Sporns, dergestalt, dass derselbe von seiner 1) Die betreffende Blüthe hatte uur eins der oberen Petala entwickelt und war der- artig verkrümmt, dass ich nicht feststellen konnte, ob die übrigens sehr schön und gleich- mässig entwickelten 4 Carpiden im diagonalen oder orthogonalen Kreuz standen. 2) Al. Braun, Verjüngung. pag. 42. Auf je 3 Blätter mit blossen Blüthen als Achselprodukten folgt immer eins, in dessen Achsel ein Laubspross steht. Ueber Blüthenbau und Verstäubungsfolge von Tropaeolum pentaphylium. 25 3) Basis bis zur Mitte die normale Richtung nach hinten zeigte, von da ab aber bis zur Spitze innerhalb seines Basalendes nach vorn gerichtet wuchs, so dass sein Ende innerhalb der Mündung dicht hinter den Insertionspunkten der hintersten Stamina sichtbar war, reiht sich einem von mir bei T. aduncum }) beobachteten Fall an die Seite, wo der Sporn überhaupt ganz die abnorme Wachsthumsrichtung nach vorn angenommen hatte. Wichtiger ist dagegen eine höchst monströse Blüthe, deren sämmtliche Sepala, fast in einer Ebene nebeneinanderliegend, im unteren Theile mit ihren Rändern seitlich verwachsen waren und sich nicht zu einem gloekigen Kelche zusammenschlossen; gleichzeitig nahm auch der Sporn ein faseiirtes, wellig- flaches Aussehen an und erschien nicht röhrig geschlossen. Diese Blüthe be- stand aus einem gewissermaassen regellosen Complex der genannten Sepalen, zwischen denen einzelne grüne, kurz gestielte, eitörmig lanzettliche Blättchen, einzelne Petala und Stamina dem Anschein nach ordnungslos eingefügt waren. In der Achsel eines der Kelchblätter stand auf einem eirca 1 bis 1, cm. langem Stiel eine normale, jedoch noch nicht völlig entwickelte Blüthenknospe, deren Sporn bereits eine Länge von 5 mm. erreicht hatte. Das Centrum der monströsen Hauptblüthe nahm eine Durchwachsung ein, bestehend aus einem gleichfalls stark 1 cm. langem Achsenende, auf welchem eine bereits ziemlich grosse, aber noch nicht entfaltete pelorische Blüthe in horizontaler Stellung stand. Dieselbe zeigte 5 spornlose Sepala, von denen 2 fast in ihrer ganzen Länge verwachsen waren. Petala fehlten völlig, dagegen waren 6 Stamina und ein dem Anschein nach normales Carpistium vorhanden. Leider wurde die Hauptblüthe abgepflückt, bevor sich noch die durchwachsende Pelorie gänzlich entwickelt und geöffnet hatte. Nichtsdestoweniger genügte sie mir, um constatiren zu können, dass auch diese Blüthe mit den Grundsätzen im ‘ Einklang steht, welche ich irüher 2) für die Pelorien unserer Gattung aufgestellt habe. Was nun den Gesammteomplex dieser eben beschriebenen Monstro- sität anlangt, so deute ich mir die Entstehung derselben folgendermaassen: Es liegt hier ein Fall verhältnissmässig häufiger Art vor. Der ganze Achsel- spross bildet ein Mittelding zwischen Zweig und Blüthe. Er trägt, seiner !) v. Freyhold, Beiträge ete. pag. 56. 2) v. Freyhold, Beiträge ete. pag. 49 f. Nova Acta XXXIX. Nr. 1. 4 26 Dr. Edmund v. Freyhold. Ueber Blüthenbau und Verstäubungsfolge ete. Blüthennatur entsprechend, Sepala, Petala und Stamina; er bringt aber auch in seiner Tendenz, weiter auswachsender Spross zu sein, grüne, vegetative Blättehen und in der Achsel eines seiner Blattorgane eine normale Seitenblüthe hervor. Seine Spitze endlich, in der die Blüthennatur die Oberhand gewinnt, bildet eine 'Teerminalblüthe aus, die nun natürlich im Wesentlichen zur actino- morphen Pelorie wird. Erscheinungen analoger Art mit oder ohne begleitende Pelorienbildung an der Spitze des betreffenden Sprosses sind im Pflanzenreich nicht selten und nach mündlicher Mittheilung von Prof. Al. Braun namentlich bei Cruciferen vielfach beobachtet worden. Auch verdanke ich der Freundlieh- keit von Herrn Dr. P. Magnus die Mittheilung verschiedener Exemplare von Antirrhinum maius und einzelnen Aconitum-Arten seines -Herbariums, welche etwas Aehnliches zeigen. Am Grunde der traubigen Blüthenstände entspringen aus den Achseln aufeinanderfolgender Blätter des Haupttriebes erst einzelne blüthentragende Bereicherungszweige, dann einfache Blüthen. Genau zwischen Beiden findet sich nun als Achselspross ein Organcomplex der beschriebenen Art, der, — gewissermaassen nicht wissend, ob er Blüthe oder blüthentragender Zweig werden soll, — eine monströse Mittelform darstellt, bestehend aus einer in der Regel sehr missbildeten, theilweise vergrünten und durchwachsenen Blüthe.e K. Schimper nannte solche Bildungen „Uebergangsantho- Iysen“ und den Ort der relativen Hauptachse, wo dieselben auftreten, locus criticus, auch wohl regio critica oder anthocritica. Ob bei T. pentaphyllum die beschriebene Monstrosität auch die Stellung zwischen einem Seitenzweige und einer einfachen Blüthe einnahm, konnte ich an dem bereits abgerissenen Sprosse natürlich nicht mehr constatiren. 1) K. Schimper, in Flora. 1829. 2. pag. 421. Ferner Engelmann, De Antholysi (1832.) pag. 56. Potsdam, im Juli 1876. Anhang zur Abhandlung über Blüthenbau und Verstäubungsfolge von Tropaeolum pentaphyllum.') Ich glaube die vorliegende Arbeit, welche sich zwar speciell mit Tro- paeolum pentaphyllum beschäftigt, aber in manchen Punkten auf die ganze Gattung Bezug nimmt, nicht unpassend durch Mittheilung einiger inzwischen an T. maius gemachter Beobachtungen zu ergänzen: 1) Zwei Blüthen eines Topfexemplars der letztgenannten Art waren vornumläufig (sensu A. Braun)?); sie hatten entgegengesetzt der normalen hintumläufigen Kelchorientirung, wo S,; median nach hinten fällt, das zweite Sepalum vorn in der Mediane stehend, das erste und dritte jederseits schief nach hinten fallend. Die Deckung und Beschaffenheit der Sepala liess keinen Zweifel übrig, dass die Blüthen in der T’hat die vornumläufige Kelchorientirung hatten, welche bei Erythraea, Aizoon, Tribulus etc. die normale ist, bisher aber, abgesehen von vegetativen Sprossen, meines Wissens nur höchst selten innerhalb, derselben Species neben hintumläufiger Stellung beobachtet worden ist, nämlich von Wydler (Berner Mittheil. 1871. pag. 31, 50 u. 59) bei Adonis sestwvalis, Linum usitatissimum und Ruta graveolens. Da im vorliegenden Falle 1) Eingegangen bei der Akad. den 2. Oct. 1876. ®) Ich brauche die Ausdrücke ‚„vorn- und hintumläufig“ im althergebrachten Sinne K. Schimper’s und Al. Braun’s, wenn auch neuerdings A. W. Eichler in seinen Blüthendiagrammen (I, pag. 25. Anm.) Synonymie in dieses Gebiet der Botanik hinein- tragen zu müssen geglaubt hat, indem er dieselben, vom kurzen Wege der Blattspirale als dem einfachen ausgehend, im umgekehrten Sinne anwendet. Wenn es selbst, wie Eichler l. ce. pag. 16) auseinandersetzt, ganz unthunlich sein sollte, zu sagen, die Natur sei bei der Anlage der Blätter einem bestimmten, dem langen oder kurzen Wege gefolgt, so konnten dennoch die alten eingebürgerten Ausdrücke. denen die Annahme von der Innehaltung des langen Weges zu Grunde liegt, lieber beibehalten werden, als dass sie durch andere ersetzt wurden, denen ganz der gleiche Mangel anhaftet wie jenen. 4*F 28 Dr. Edmund von Freyhold. zwei hintere Kelchblätter statt eines solchen vorhanden waren, fanden sich auch auf der Hinterseite der Blüthe 2 Sporne entwickelt; — beide waren von etwas ungleicher Länge, wobei der kürzere vor S; fiel; im ersten Drittel ver- wachsen, waren sie sonst von normaler Gestalt. Wie der Nervenverlauf der Sepala deutlich zeigte, war an der Bildung eines jeden Sporns das betreffende obere Kelchblatt ganz betheiligt, ein jedes der benachbarten mittleren nur mit seiner oberen Hälfte. Mit der abweichenden Kelchorientirung hing eine durchgreifende Veränderung der übrigen Blüthenwirtel zusammen: Die Krone zeigt ein Pe- talum (P,) oben median. Dieses und die beiden benachbarten mittleren (P; und P,) waren von Beschaffenheit der zwei oberen Blumenblätter normaler Blüthen, also ungebartet und gestreift, während die 2 unteren (P, und P,) un- gestreift, gebartet und mit scharf vom Nagel abgesetzter Platte erschienen, d. h. gerade so wie sonst die drei unteren. Es fand sich hiernach in der Krone Lippenbildung mit * wie bei einer Rhododendron- oder nicht resupinirten Lobelia-Blüthe, statt wie sonst mit &, d. h. der unpaare Kronentheil fiel nach oben statt nach unten. Die 8 Stamina hatten eine der normalen analoge, aber gleichfalls umgekehrte Stellung und, was das interessanteste ist, eine genau, der bekannten Hauptreihe folgende Verstäubung mit totaler Vertauschung von oben und unten. Zum besseren Verständniss will ich die bei einer links- läufigen Blüthe beobachtete Dehiscenzfolge genau angeben !): Es verstäubte nämlich 1) das untere linke Stamen (vor S,), 2) das untere rechte (vor S;), 3) das rechte obere (nach der Mediane hin schief vor S;), 4) das linke untere (nach S, hin schief vor S,), 5) das linke obere (nach der Mediane hin schief vor S,), 6) das obere rechte (ungefähr vor P,), 7) das obere linke (ungefähr vor P,), 8) das rechte untere (nach der Mediane hin vor P,). — Das Car- pistium zeigte umgekehrt wie sonst ein vorderes und zwei hintere Car- piden; auch hier fiel das vordere nicht genau median, sondern etwas nach der ı) Fig. 14 stellt das Diagramm einer vornumläufigen Blüthe von 7! maius und deren Verstäubungsfolge, Fig. 15 zum Vergleich Beides bei einer normalen dar. — Während der Correktur dieser Abhandlung erhielt ich von Dr. P. Magnus eine in Alkohol conservirte zwei- spornige Blüthe derselben Art, welche sich gleichfalls als vornumläufig erwies und im Wesentlichen völlig den Beiden von mir beschriebenen glich, nur waren ihre Sporne unver- wachsen. Sie war 1875 im Berliner Universitätsgarten gefunden und lässt vermuthen, dass solche Abnormitäten bei 7, mazus vielleicht öfter auftreten, als es bisher den Anschein hatte. Ueber Blüthenbau und Verstäubungsfolge von Tropaeolum pentaphyllum. 29 Seite von S; hin. Von den hinteren stanı selbstverständlich das eine vor $,, das andere vor P;. Es liegt hier also eine ganz neue Art von Bildungsabweichungen vor, bestehend in einer ungewöhnlichen Orientirung der Blüthe, was ich in der Sitzung des bot. Vereins für die Provinz Brandenburg vom 25. August dieses Jahres, wo ich die betreffende Monstrosität vorgelegt und besprochen habe, als „Heterotaxie“ bezeichnete und durch Fälle mehr oder weniger normal hetero- taktischer Blüthen freilich nur bei actinomorph blühenden Arten erläuterte !). 2) Eine dritte Blüthe mit normaler, also hintumläufiger Kelchorientirung zeigte ausser dem oberen Sporn einen kleineren accessorischen zwischen S; und S;: die einander zugekehrten Hälften beider Sepala verliefen in denselben. 2 Statt wie sonst nach * fand eine Ausbildung der Petala nach + statt, indem die 4 oberen Blumenblätter ungebartet und gestreift waren, das untere dagegen ge- bartet erschien. Ausserdem fanden sich 9 Stamina, darunter ein unteres medianes. Die beiden erwähnten heterotaktischen Blüthen und die eben beschriebene enneandrische lassen für die Blüthenbildung von Tropaeolum folgende Schluss- folgerungen machen: a) Die Entwicklung gespornter Kelchblätter hängt nicht von der Rang- ordnung des betreffenden Sepalums in der Kelchspirale ab, sondern von der Stellung desselben auf Seite der Mutterachse. S, und S,, in normalen Blüthen ganz spornlos, weil auf der Vorderseite der Blüthe stehend, finden sich in vornumläufigen auf deren Hinterseite und sind daher bei solchen in erster Linie an der Spornbildung betheilist; genau das Gleiche gilt in umgekehrter Weise für S,, während S, und S, in Folge ihrer stets intermediären Stellung nur zur Hälfte in die Spornbildung eintreten. b) Auch die Entwicklung der Petala als gebartete oder gestreifte steht in keinem Zusammenhange mit der genetischen Rangordnung derselben, son- 1) Solche Fälle, die man an der entsprechenden Stelle der Verhandlungen des genannten Vereines zusammengestellt finden wird, betreffen theils Pflanzen, deren Blüthenvorblätter bald vorhanden sind, bald typisch fehlen, was eine verschiedene Orientirung der Blüthe zur Folge hat (z. B. Anthericum, Orchidaceae (flores dimeri), Ligustrum, Syringa, Gentiana, Swertia, Rubiaceae, Thalictrum, Ranunculus aquatilis, Caltha, Isopyrum fumarioides ete.), theils Arten mit ver- schiedenem Anschluss der Blüthen an die stets typisch vorhandenen Vorblätter (z. B. Zilium bulbiferum, Hemerocallis, Dioscorea, Azalea procumbens, Jasminaceae, Menyanthes, Sambucus Ebulus, Campanula Speculum, Linum usitatissimum_ ete.). 30 Dr. Edmund von Freyhold. dern mit der den Kelchspornen benachbarten beziehungsweise von denselben entfernten Stellung. In normalen Blüthen sind die rechts und links vom Sporn inserirten P, und P; gestreift, P;, P, und P, gebartet; — in heterotaktischen vornumläufigen findet das Umgekehrte statt, weil hier die 3 letztgenannten Petala unmittelbar neben und zwischen den beiden Spornen stehen. Aus dem- selben Grunde zeigen auch spornlose Pelorien von T. maius und aduncum nur die Form der unteren, also ungestreiften, gebarteten Blumenblätter. Es dürfte hiernach nicht unstatthaft sein, die Streifen der oberen, dem honigführenden Sporn benachbarten Petala, zu den sogenannten „Saftmalen“ zu zählen, um so mehr, als sich diese Streifen bei den meisten Arten der Gattung an ent- sprechender Stelle finden, — wie bei 7. maius, minus, aduncum, Lobbianum, Moritzianum, brachyceras, albiflorum ete. Selbst die oberen, oder wie ich sie bezeichnender nennen will, die Spornkelchblätter vieler der genannten Arten, namentlich die von 7. maxus, zeigen auf der Innenseite ganz die gleiche nach der Spornmündung hin weisende Streifung. c) Die Verstäubungsfolge im Conistium hängt, wie wir das nicht anders erwarten, innig mit der genetischen Reihenfolge der Stamina zusammen, aus welchem Grunde heterotaktische vornumläufige Blüthen in von vorn nach hinten umgekehrter Weise verstäuben wie normale hintumläufige. d) Auch die Stellung der Carpiden hängt ab von der Orientirung der äusseren Wirtel, eine übrigens nach den Blattstellungsregeln von vornherein zu erwartende Thatsache. 3) Eine vierte Blüthe war sonst normal, hatte aber 9 Stamina, von denen eins nach hinten in die Mediane fiel, gerade wie in einem früher von mir bei T. Schulzei beobachteten Falle (Beitr. zur Pelorienkunde. pag. 57), — während die bereits erwähnte zweispornige enneandrische Blüthe ein neuntes medianes Stamen vorn zeigte. Leider gelang es mir auch diesesmal nicht, nachzuholen, was ich früher bei 7. Schulzei versäumt hatte, nämlich die Ver- stäubung der 9 Stamina zu beobachten. Die zweispornige der beiden enne- andrischen Blüthen hatte nämlich, als ich sie erhielt, lauter bereits dehiseirte Antheren, und bei der anderen mit hinterem medianem Staubblatt öffneten sich verschiedene Staubbeutel gar nicht, sondern schrumpften ein und vertrockneten. Es bleibt also die nicht unwichtige Frage der Dehiscenzfolge bei sieben- oder neunzähligen Conistien von Tropaeolum noch zu lösen. Ueber Blüthenbau und Verstäubungsfolge von Tropaeolum pentaphyllum. 31 Tafel-Erklärung. Mit Ausnahme von 1b und der auf den Anhang bezüglichen Figuren 14 und 15 sind sämmtliche Diagramme der Uebersichtlichkeit halber auf rechtsläufige Blüthen be- zogen. Auch ist zu bemerken, dass der Einfachheit wegen die meisten Grundrisse gleich- zeitig zweierlei zeigen sollen, Variationen in der Corollenbildung und in der Verstäubungs- folge der Antheren, womit jedoch keineswegs gesagt werden soll, dass mit einer bestimmten Dehiscenzordnung im Conistium nothwendiger Weise die Corollenbildung des betreffenden Diagrammes zusammen vorkomme oder überhaupt mit derselben zusammen beobachtet worden sei. 32 Fig. Fig. Dr. Edmund v. Freyhold. Ueber Blüthenbau und Verstäubungsfolge ete. 189 [11 a Diagramm einer rechtsläufigen Blüthe mit 2 Petalen und normaler Ver- stäubungsfolge; — b ebensolche linksläufige Blüthe. In beiden Diagrammen bedeutet A die relative Hauptachse, D das Deckblatt der Blüthe, « und £ das erste und zweite (unausgebildete) Vorblatt derselben. Als drittes Blumenblatt ist P; ausgebildet. — Verstäubungstolge mit Umsetzung von 2 und 3 der Hauptreihe (Fig. 1a). Als drittes Blumenblatt P, entwickelt. — Verstäubungstiolge mit 4 vor 3. Pı als drittes Blumenblatt. — Das sonst an fünfter Stelle sich öffnende Stamen dehiseirt vor dem die vierte einnehmenden. P; und P, ausgebildet. — Verstäubungsfolge mit 6 vor 5, welche bei 7. adumeum und maius beobachtet wurde, dagegen nicht selbstständig bei 7. pentaphyllum. P, und P, entwickelt. — Dehiscenzfolge mit 7 vor 6. P, und P; ausgebildet. — Verstäubung mit S vor 7. "Dehiscenz mit 3 vor 1 und 2. - 5 vor 4 — und 8 vor 7 verstäubend. 3 vor 1 und 2 — und 5 vor 4 sich öffnend. — Alle 5 Petala entwickelt. 3 vor 1 und 2 — und 6 vor 5 dehiscirend. Blüthe mit Verwachsung der beiden oberen Stamma, daher Verstäubung von 5 vor 4 und von 8 vor 6 und 7. Bezeichnung der Stamina nach ihrer wahren genetischen Folge, übereinstimmend mit der Verstäubungsfolge in Fig. 10. Diagramm eimer heterotaktischen und zwar vornumläufigen links- wendigen Blüthe von 7. maius. Diagramm einer normalen (hintumläufigen) linkswendigen Blüthe derselben Art. Merva Ada Acad. CLOYGMNad Car Vol MAR. EL e 7 ®) 4 z Fig > 2 av 2 2 ——— 5 ET — LOWMOH) ITEESEN de In Ha ‚@ #7 (a 3) \? + (a 2 Y 2 nö! | ) I Ta 7 6) 4 6 \ = 7 u 5 @ U 2 IS 4 | - 3 I 3 Ne 2 2 D Fig Fıg.ö Fig. Pig.) = © N —4 ef = — FS o Ü Lie} = AS IR (B ©) or — (= 19 RS -ı ER an Fig 5 Fig I Fıg. Fig HA 2 2 2 2 KIN EN RG IN ? 5 EN N 5 M 8 I au (2 RE 4 @ N "a 3 \ “N 3 Y 7 6 8 6 \ u 6 / 7 5 > « x 4 x 2 Se 24 I a 1 3 N — 3 IN } Fig 12. Fig 13 EEE 2 Z— DEN fE® ON ur 3 ®@ _ @\ u en! S ”/ \e 4 | Audor del _, 6 Ta eyh 2 Sopacelu IM RE 77 App yllu IL. NOVA. ACTA der Ksl. Leop.-Carol.-Deutschen Akademie der Naturforscher Band XXXIX. Nr. 2. Untersuchungen über die Alecıopiden von Richard Greeff, Dr. med. et phil., o. ö. Professor der Zoologie und vergleichenden Anatomie und Direktor des zoologisch- zootomischen Instituts an der Universität Marburg. M. A.N. Mit 6 grösstentheils chromolithographischen Tafeln Nr, II—VII, darunter 4 Doppeltafeln. Eingegangen bei der Akademie den 13. Nov. 1876. DRESDEN. "1376. Druck von E. Biochmann & Sohn, Für die Akademie in Commission bei Wilh. Engelmann in Leipzig. De N 4 h ’ BONN NN er la ö au Sn atzte Rl RR. Einleitung. / Im Winter vom Jahre 1866 auf 1867 verweilte ich behufs zoologischer Studien drei Monate in der Hafenstadt Arrecife auf der Insel Lanzarote, der einzigen der ganzen canarischen Inselgruppe, welche an einigen Stellen der Küste eine ausgedehnte Bucht- und Hafen-Bildung besitzt. Durch die oft wiederholten vulkanischen Ausbriche, deren Schauplatz Lanzarote noch bis in dieses Jahrhundert hinein war, namentlich durch die mächtigen Lavaströme, die sich aus den niedrigen Kegelbergen des schmalen Eilandes in’s Meer er- gossen, haben sich unfern des Strandes viele inselartige Klippen und Riffe und weit vorspringende Landzungen gebildet. Ihnen verdanken sowohl der ge- räumige Hafen von Arreeife, der Puerto de Naos, als auch eine Anzahl bucht- artig umschlossener Wasserbecken ihre Entstehung, in welchen das marine Thierleben sich ruhiger und reicher entfalten kann und andrerseits der Be- obachtung leichter zugänglich ist, als an offenen, der Brandung ausgesetzten Küstenstrecken. Auf Grund dieser für zoologische Untersuchungen und Sammlungen anscheinend sehr günstigen örtlichen Verhältnisse wurde die genannte, im Uebrigen öde und vegetationsarme, Insel zu einem längeren Aufenthalte ge- wählt. Allein die Hoffnungen auf eine reiche Ausbeute bewährten sich nur in vollem Maasse für die Strandfauna, die sich zur Zeit der Ebbe auf den weithin blossgelegten kleinen Inseln, Riffen und Landzungen und den davon um- 5* . 36 Richard Greeff. (p. 4) schlossenen meist seichten Wasserbecken in oft grosser Fülle und Mannig- faltigkeit bot.t) Weniger günstig erwies sich hier die pelagische Fischerei mit dem feinen Netze. Fast die gesammte, durch zarte Formen und Farben ausge- zeichnete pelagische Fauna meidet die Untiefen und das durch aufgewühlten Sand und Schlamm und sonstige Einflüsse trübe und ausserdem häufig stark erwärmte Wasser der Strandregionen. Sie liebt die klare und tiefe See und nur hier kann man unter im Uebrigen günstigen Umständen auf reichen Fang rechnen. Aus diesen Gründen waren auch der geräumige, aber bereits stark im Versanden begriffene Hafen von Arreeife und die benachbarten grösseren Wasserbecken in der bezeichneten Richtung wenig oder nur ausnahmsweise er- giebig. Erst jenseits der geschützten Strandregionen eröffnete sich das glän- zende Feld für die pelagische Fauna, besonders wenn ich draussen bei ruhiger See auf eine jener eigenthümlichen Strömungen traf, die die Oberfläche des Meeres zeitweise wie mit langen, glatten, bandartigen Streifen überziehen. Fährt man in einen solchen „Corrente“ 2) ein, so treibt das Boot ohne Ruder und Segel wie auf einem Flusse dahin. Alle die kleineren und leichteren Gegenstände, wie Algen, T’ange, Holzstücke ete., die sonst an der Oberfläche des Meeres zerstreut umherschwimmen, sammeln sich hier, aber zu gleicher Zeit auch alle die in den Bereich des Stromes gelangenden pelagischen Thiere und erfüllen ihn oft in einem solchen Maasse, dass sie eine mehrere Fuss tiefe Gallertschicht im Wasser zu bilden scheinen. In der zweiten Hälfte meines Aufenthaltes auf Lanzarote herrschten meistens heftige, zuweilen sturmartig anschwellende West- und Nordwest-Winde, die um diese Zeit und überhaupt den grössten Theil des Winters über in die Stelle des im Sommer fast stetig wehenden Nordost-Passates eintreten. Die pela- gische Fischerei wurde hierdurch, besonders während des Monats Februar, sehr eingeschränkt, da die See ausserhalb des Hafens fast in beständiger starker Bewegung war. Unter den immerhin, namentlich in der ersten Zeit meines Aufenthaltes, !) Die Schleppnetzfischerei war wegen des ausserhalb der Strandregionen meist tief sandigen Meeresbodens bei Arrecife schwer zu betreiben und gab nur geringe Resultate. 2) Diese Strömungen werden von den canarischen Fischern ‚Zain‘ genannt. Untersuchungen über die Alciopiden. (p. 5) 37 in reicher Fülle sich bietenden pelagischen Thierschätzen hatten die Anneliden und deren Larven und vor Allem die ziemlich häufig vorkommenden präch- tigen Alciopiden mein Interesse in besonderem Masse gefesselt. Die hierbei gemachten Beobachtungen haben den Grund zu der vorliegenden Arbeit ge- geben. Dieselben schienen mir indessen, trotzdem sie Mancherlei Neues ent- hielten, zur weitern Mittheilung nicht vollständig genug, vorzugsweise da ich durch sie keine genügende Einsicht in den feineren Bau der hochentwickelten und für die Alciopiden in besonderem Grade charakteristischen Augen hatte erlangen können. Eine erwiünschte Gelegenheit zur Vervollständigung dieser Beobachtungen bot sich mir im Jahre 1574 während eines, von Mitte August bis Anfang No- vember dauernden und wissenschaftlicher Arbeit in der prächtigen „zoologischen Station“ gewidmeten, Aufenthaltes in Neapel. Trotzdem die Monate August und September und zum Theil auch Oetober für die pelagische Fischerei im Golf nicht günstig erschienen, so habe ich doch im Laufe der Zeit die meisten der aus dem Mittelmeer bekannten Aleiopiden lebend untersuchen können. Ausser- dem verdanke ich eine Anzahl sehr gut conservirter Exemplare der nachträglichen Zusendung aus der „zoologischen Station“ und endlich erhielt ich noch einige ausgezeichnete Formen aus dem Museum Godeffroy in Hamburg, die ebenfalls zum Theil gut erhalten waren und mir sowohl für die anatomische Untersuchung der Augen als auch in anderer Hinsicht von grossem Interesse waren. Das mir aus den angedeuteten Quellen ziemlich reichlich zugeflossene Material habe ich unter Berücksichtigung sämmtlicher früherer mir zugänglicher Mittheilungen über die Alciopiden zu einer Monographie dieser Anneliden be- arbeitet, die ich hiermit den Fachgenossen vorlege in der Hoffnung, durch meine Arbeit ein im Allgemeinen getreues und deutliches Bild der in mancher Beziehung sehr merkmürdigen und in ihrer äusseren Erscheinung überaus an- ziehenden und glänzenden T'hiergruppe zu bieten. Geschichtliches über die Kenntniss der Alciopiden. Die Gattung Alciopa ist von Audouin und Milne Edwards im Jahre 1833 auf eine von Reynaud während seiner Reise an Bord der „Chevrette“ im atlantischen Ocean aufgefischten Annelide gegründet worden.!) Die beiden grossen, seitlich am Kopfe vorspringenden Augen und die übrigen Gattungscharaktere des neuen Wurmes, der dem Entdecker unter dem Namen Alciopa Reynaudii gewidmet wird, werden bereits ihrem wesentlichen Bestande nach hervorgehoben. Ueber die Organisation, namentlich der Augen, werden keine weiteren Beobachtungen mitgetheilt. Auch ist leider nicht angegeben, in welchem Theile des atlantischen Oceans der Fang geschah, nicht einmal, ob auf der nördlichen oder südlichen Breite. Die Kenntniss zweier weiterer, im Mittelmeer vorkommender und an der Küste von Sicilien gefundener Arten verdanken wir delle Chiaje. Er nannte sie Najades Cantrainii?) und Alciopa candida?). Es findet sich von ihnen Nichts, als eine deutliche Kennzeichnung ihrer äusseren Form resp. der Art. Beide sind von Krohn genauer untersucht und in einer ausgezeichneten Abhandlung über die Aleiopiden unter den Namen Alciopa (Reymaudii) Ed- wardsü und Alciopa candida beschrieben worden®). Diesen fügte er noch eine !) Annales des sciences nat. T. 29. p. 236. Pl. XV. Fig. 6—11. 2) Animali invertebrati della Sicilia eiteriora. Tab. 155. Fig. 18 und 21. 3) Ebenda Tom. 3. pag. 98 und Tab. 155. Fig. 14. #) Zoolog. und anatom. Bemerk. über die Aleiopiden. Wiegmann’s Arch. f. Naturg. XI. Bd.. 1845. S. 171. Taf. VI. und Nachträge. Bd. XII. 1847. S. 36. Krohn identifieirte anfangs irrthümlicher Weise die zuerst von ihm beschriebene Art mit Alevopa Reynaudı Aud. et M. Edw. Später, diesen Irrthum berichtigend, betrachtete er Richard Greeff. Untersuchungen über die Alciopiden. (p. 7) 39 dritte und neue Form, die Alciopa lepidota, die sich durch ihre breiten blatt- förmigen Cirren in besonderem Maasse an die Phyllodocen anschliesst, hinzu. Alle drei Arten fand er in der Meerenge von Sicilien. Ausserdem verdanken wir Krohn eine sehr sorgfältige Untersuchung der zoologischen und ana- tomischen Charaktere der Aleiopiden, namentlich auch ihrer Augen. Er be- schreibt die äussere Form und Stellung der Augen, ihre Umhüllung von der äusseren Haut und erkannte bereits den eigenthümlichen Bau der Retina, die „eine Menge dicht an einander gedrängter Fasern, gleichsam eine Mosaik von Stiftchen“ dem Glaskörper zukehrt, und die in ihrer Mitte eine rothgelbe Pigmentschicht trägt. Auch glaubte er einen Zusammenhang der vom Kopf- knoten in das Auge tretenden Nervenfasern mit denjenigen der Retina an- nehmen zu dürfen. Im Jahre 1850 untersuchte Quatrefages die von ihm Torrea vitrea (Aleiopa candida delle Chiaje) genannte Aleiopide?). Die von ihm erlangten kesultate über den Bau des Auges dieser Amnelide sind sehr unvollständig und bleiben fast in allen Theilen hinter den trefflichen Beobachtungen Krohn’s zurück. Er berichtet aber über ein interessantes Experiment, das er mit der leicht aus dem Bulbus zu lösenden Linse anstellte und wodurch dieselbe, wie allerdings von vornherein zweifellos war, als vollkommen dioptrisch und mit einem wirklichen Brennpunkt versehen sich erwies. Den systematischen Bestand unserer Thiere stellte Grube in seinem verdienstlichen Werkehen über die Anneliden zusammen, indem er die Gattung Aleiope der Familie der Phyllodocen unterordnete und die bis dahin bekannt gewordenen Arten charakterisirte.?) sie als eine neue Form und nannte sie Alciopa Edwardsii (Arch. f. N. 1847. 8. 39). Die Identität dieser Annelide mit der von delle Chiaje unter dem Namen Najades Cantraini ab- gebildeten kann indessen, wie auch Krohn in seiner ersten Abhandlung anerkennt (Arch. f.N. 1845. S. 173. Anm. 1), nicht zweifelhaft sein. Die Wiederherstellung der Priorität delle Chiaje’s durch Claparede, der die bis dahin allgemein als A. Zdwardsi aufgeführte Art in A. Cantrainii umänderte (Les annelid. chetop. du Golfe de Naples. Suppl. p. 409) ist dess- halb wohl begründet. 1) Etudes sur les types inferieures de l’embranchement des annel&s, Annales des seiences natur. 3. Serie. Tom. XIN. 1850. p. 34. pl. 2. Fig. 16 und 17. Ferner in desselben Autors: Hist. nat. des anneles. Tome I. p. 91. pl. 4. Fig. 6 u. 7. 2) Die Familien der Anneliden. S. 57 und 130. 40 Richard Greeff. (p. 8) Bei Nizza im Golf von Villafranca fischte R. Leuckart im Jahre 1855 eine, wie es scheint, fast erwachsene Aleciopiden-Larve 1) „mit einer Anzahl von Firoloiden, zwischen denen sie umherschwammen.“ Dieselbe ist wohl ohne Zweifel identisch mit einer der später von Claparede und Panceri und Anderen im Golf von Neapel gefundenen Larven, die parasitisch in Cydippe densa lebt (siehe unten), zumal aus der sorgfältigen Untersuchung Leuckart's hervorgeht, dass seine Aleiope, wie die von Clapar&de und Panceri zur be- sonderen Gattung Alciopina gestellte Larve, ebenfalls nur vier Kopffühler trug. Leydig unterwarf das Auge von Weingeistexemplaren der Alciope Reymaudii (?) im Jahre 1857 einer Zergliederung ?) und bestätigte zum "Theil die Beobachtungen von Krohn, besonders bezüglich der Augenhäute, der Anwesenheit der Stäbehen ete. Leider lag ihm die ausführliche und treffliche Arbeit Krohn’s zur Vergleichung mit seinen eigenen Resultaten nicht vor. In einer Inaugural-Dissertation veröffentlichte im Jahre 1560 C. E. ©. Hering einige während eines Aufenthaltes in Messina angestellte Beobach- tungen über die Alciopiden3). Zu den bisher bekannt gewordenen vier Arten (A. Reynaudii, A. Cantrainü, A. candida und A. lepidota) wurden drei neue hinzugefügt, nämlich A. Krohnü, A. vitatta und A. Bartelsi. Leider sind die zoologischen Charaktere sehr spärlich angegeben und beschränken sich haupt- sächlich auf Mittheilungen über die Form der Geschlechtsorgane, so dass eine Örientirung über die neuen Arten sehr erschwert oder unmöglich ist, zumal Abbildungen vollständig fehlen. Dahingegen bieten die den Kern der Ab- handlung bildenden, sehr sorgfältigen Beobachtungen über die Geschlechts- und Segmental-Organe der Aleiopiden eine wesentliche Bereicherung der ana- tomischen Kenntniss dieser Thiere. Leider fehlen auch hierfür die erläuternden Abbildungen. Gelegentlich „einiger Bemerkungen über Tomopteris“ +) berichtet Kefer- stein über eine in Messina von ihm beobachtete Alciopide, die als A. Reynaudi 1) Ueber die Jugendzustände einiger Anneliden. Arch. f. Naturg. XXI. 1855. D- 74. Taf) 2. 2) Lehrbuch der Histologie d. Mensch. u. d. Thiere. S. 259. Fig. 136. 3) De Alcioparum partibus genitalibus organisque excretoriis Diss. inaug. Lips. 1860. 4) Arch. f. Anat. Phys. etc. 1861. S. 160. Taf. IX. Fig. 7. Untersuchungen über die Alciopiden. (p. 9) 41 bezeichnet wird, aber wohl irgend eine andere Art (vielleicht Edwardsii Krohn) repräsentirt. In der Leibeshöhle dieser Annelide finden sich Eier und Samen- zellen zu gleicher Zeit abgebildet, woraus man schliessen könnte, Keferstein habe die Alciopiden für Zwitter gehalten. Dieselben sind aber bestimmt ge- trennten Geschlechts. Entweder beruht desshalb die Abbildung Keferstein’s auf irrthümlicher Beobachtung oder er hat, wie bereits Claparede (Ann. chetop. Suppl. p. 114) bemerkt, in der That in den weiblichen 'Thieren Sperma- tozoiden gesehen, die durch die, von ihm im Allgemeinen richtig abgebildeten, Segmentalorgane eingedrungen waren. Unter dem Namen Liocapa vertebralis beschrieb A. Costa eine Alciopide!), die wohl ohne Zweifel mit Alciopa candida delle Chiaje identisch ist. Ebenso fällt desselben Autors Liocapa vitrea?) mit Najades (Alciopa) Cantrainii delle Chiaje (A, Edwardsii Krohn) zusammen. Indessen repräsentirt die von ihm als Rihynchonerella beschriebene Annelide?) eine neue durch den, über die Augen nach vorne vorspringenden, herzförmigen Kopflappen besonders charakterisirte Aleiopiden-Gattung. Ausserdem beobachtete er genauer das Auge von Aleiope, namentlich die Stäbehen, nimmt aber irrthümlicherweise an, dass die ‚„‚Chorioidea“ direkt nach aussen der „Selerotica“ anliege. Die von den früheren Beobachtern bereits den Phyllodocen ange- schlossenen und von Quatrefages als Unterfamilie derselben aufgestellten Aleiopiden trennte Ehlers von den Ersteren als besondere Familie und suchte dieselbe, gestützt auf die Arbeiten von Krohn und Hering, zu charakterisiren®), während Quatrefages dieselben bloss als eine Unterfamilie der Phyliodocen will angesehen wissen. Derselbe giebt ausserdem in seinem Anneliden-Werk 5) ebenfalls eine Oharakteristik der Aleiopiden, ohne indessen seinen früheren Mittheilungen wesentlich Neues hinzuzufügen. Seine auf die verschiedene Zahl !) Annuario del museo zoologico della reale universita di Napoli Anno I]. 1862. p- 185. Anno II. 1864. p. 165. Tav. IV. Fig. 1—8 und Anno IV. 1867. p. 55. ?) Annuario etc. anno II. 1864. p. 167. Tav. IV. Fig. 8—12. 3) Ibid, anno II. p. 118. Tav. IV. Fig. 13—15. 4) Die Borstenwürmer. 1874. S. 176. 5) Hist. nat. des anneles. Tome I. p. 91 und 154. pl. 4. Fig. 6 und 7. pl. 9. Fig. 15 und 16. Noya Acta XXXIX. Nr. 2. 6 42 Richard Greeff. (p. 10) der Fühler gegründete Classification ist ohne Werth und beruht, soweit es sich um eigene Beobachtungen handelt, auf Irrthum, denn die von ihm als fühlerlos angesehene Gattung Torrea existirt, abgesehen davon, dass seine Torrea vitrea aller Wahrscheinlichkeit nach identisch ist mit der fünf Kopf- fühler tragenden Alciopa (Asterope) candida, als solche sicher nicht, da alle sonst beobachteten Alciopiden Kopffühler tragen, wahrscheinlich alle aus- gewachsenen Thiere fünf und die Larven vier. Aus diesem Grunde ist auch die andere von ihm aufgestellte Gattung Krohnia ete. verfehlt. Während seiner Reise um die Erde auf der Fregatte Eugenia fischte Kinberg in verschiedenen Meeren Alciopiden und bereicherte durch ihre Be- schreibung namentlich die Kenntniss der geographischen Verbreitung unserer Thiere. In den die bedeutenden Anneliden-Sammlungen dieser Reise behan- delnden Arbeiten!) werden 5 Aleciopiden als neu aufgeführt und kurz charakte- risirt, nämlich Kronia Angelini (China), K. Aurorae (St. Helena), Alciopa at- lantica und A. splendida (atlant. Ocean), A. pacifica (Südsee). Einen äusserst interessanten Beitrag zur Naturgeschichte unserer Thiere lieferten im Jahre 1867 Claparede und Panceri durch die Beschreibung einer im Golf von Neapel von ihnen aufgefundenen, parasitisch in den Gastro- vascularräumen von Cydippe densa Forsk. lebenden Aleiopide (Alciopina para- sitica) 2), die hier, wie es scheint, ihre ganze Entwicklung durchläuft und erst, nachdem sie eine gewisse Grösse erreicht hat, ihren Wirth verlässt. Sie ist wahrscheinlich identisch mit der, wie oben erwähnt, von R. Leuckart bei Nizza gefundenen jungen Aleiope. Claparede und Panceri aber führen uns eine ganze Reihe (sieben) verschiedener Entwicklungsstadien vor. Wir werden somit durch diese Beobachtungen zum ersten Male mit T'hatsachen aus der Entwicklungsgeschichte, insbesondere der Metamorphosen der Aleiopiden, be- kannt und andrerseits mit dem merkwürdigen und seltenen Falle einer para- sitisch lebenden Annelide.e Schon an den jüngsten von den Verfassern be- 1) Oversigt af kongl. Svenska vetenskaps-akad. Förhandl. 1861. Nr. 4. p. 243. 2) Nota sopra un Alciopide parassito della Cydippe densa Forsk. (Estrato dal Vo- lume III delle memorie della soc. ital. di sc, natur.) Später, wie es scheint, unverändert, aber ohne Abbildung, aufgenommen in: E. Cla- parede, les Annelides chetopodes du Golfe de Naples. I Part. p. 563. Untersuchungen über die Aleiopiden. (p. 11) 43 obachteten Larven von kaum 1 Millimeter Länge sind die Augen zwar noch nieht vorspringend, aber doch schon mit einer, von den Seiten und nach hinten von einer Pigmentlage umgebenen, Linse versehen. In den folgenden Stadien treten die Augen an dem sich ebenfalls entwickelnden und vom Körper sich mehr absetzenden Kopfe hervor und umgeben sich mit einer neuen Zellschicht, die von den Verfassern für die nach aussen von der Chorioidea gelegenen Retinaschicht gehalten wird. Die Larven des letzten Stadiums haben schon eine Länge von 1 Öentimeter mit ungefähr 36 Segmenten. Die Augen sind noch mehr entwickelt und zeigen bereits vollständig die Form der erwachsenen Aleiopiden. Üine andere in demselben Wirthe parasitisch lebende Aleiopide wurde kurz darauf von Buchholz, und ebenfalls im Golf von Neapel, gefunden und als Alciopina Panceri beschrieben.!) Die Larven befanden sich bereits alle in dem von Olaparede und Panceri bei ihrer Aleiopina parasitica aufgefundenen vorletzten Stadium. Die Augen sind schon mächtig entwickelt, „die Chorioidea ist von lebhaft rothbraunem Pigment erfüllt und enthält eine grosse kugelige Linse, welche sehr deutlich eoncentrisch geschichtet erschien.“ Aus derselben Abhandlung erfahren wir die interessante Thatsache, dass Panceri in Neapel noch eine dritte bei eben derselben Cydippe para- sitisch lebende Larvenform gefunden habe2), und zwar der von Costa be- schriebenen Aleiopiden-Gattung Rhynchonerella®) angehörig. Es liegt durch diese Beobachtungen die bereits von Claparede und Panceri in der oben angeführten Abhandlung angedeutete‘) und von Panceri bestimmter gehegte Vermuthung, dass ein parasitisches Larvenstadium weitere Verbreitung und Bedeutung in der Familie der Aleiopiden habe, nahe. Jedenfalls bleibt hier noch ein sehr interessantes Feld zur Erforschung der Lebensgeschichte dieser Amneliden übrig, das wahrscheinlich auch für die Entwicklung und Morpho- logie der Augen sehr ergiebig sich erweisen würde. 1!) Zur Entwicklungsgeschichte von Aleiope. Zeitschr. f. wiss. Zool. XIV. Bd. 1869. S. 94. Taf. IV. ?) Altre larve di Aleiopide (Rhyneonerulla) rendieonto della r. academia delle science fisiche e mathematiche di Napoli. Marzo 1868. 3) Siehe oben; Annuario ete. 1864. p. 118. Tav. IV. Fig. 13—15. 4) Nota sopra etc. p. 8. 6* 44 Richard Greeff. (p. 12) Wir kommen nun zu der letzten bedeutenderen Arbeit über die Alcio- piden, die Clapartde in seinen „Anneliden des Golfs von Neapel“ !) nieder- gelegt hat. In dem ersten Theile dieses umfangreichen und verdienstvollen Werkes des der Wissenschaft so früh entrissenen Forschers ist nach einigen allgemeinen kritischen Bemerkungen über die Alciopiden namentlich über die von A. Costa aufgestellten Gattungen Liocapa und Rhynchonerella, die Be- schreibung der oben aufgeführten Aleiopina parasitica nach der früheren mit Panceri gemeinschaftlich veröffentlichten Abhandlung, wie es scheint, ohne wesentliche Veränderung, wiedergegeben.?2) In dem dritten Theile?) wird zu- nächst eine neue Classification der zur Familie der Aleiopiden gehörigen bisher bekannt gewordenen Vertreter vorgeschlagen. Es werden die Gattungen Aleiopa, Asterope, Vanadis und Rhymchonerella unterschieden. Den drei Ersteren mangelt ein über die Augen nach vorne vorspringender Kopflappen, der bei Rhymchone- rella vorhanden ist. Die Gattungen werden sodann weiterhin durch das Fehlen oder die Anwesenheit einer Rüsselbewaffnung mit Zähnchen und eines cirren- förmigen Fortsatzes an den Rudern unterschieden. Hierauf werden die im Golf gefundenen Arten Aleiopa Oantrainii (Najades Cantraimii delle Chiaje, Aleiopa Reynaudiü und Edwardsii Krohn ete.), Astrope candida (Alciopa can- dida delle Chaje) und Vanadis formosa nov. spec, genauer beschrieben und neben manchen werthvollen Thatsachen über den Bau, insbesondere die Ge- schlechts- und Segmental-Organe, auch einige Beobachtungen über das Auge von Asterope candida mitgetheilt. Clapar&de bestätigt zunächst die Beobach- tungen von Krohn und Leydig über die häutigen Umhüllungen des Auges und die Lage und Zusammensetzung der Retina, an welcher er eine innere Stäbehen- und äussere Zellen- und eine zwischen beiden liegende Pigment- schicht unterscheidet und macht- dann ausführliche Mittheilungen der von ihm über die Formverhältnisse der Stäbchen gewonnenen Beobachtnngen, auf welche wir, sowie auch auf die oben berührte Classification und seine 1) Les Annelides chetopodes du Golfe de Naples. I und II Part und Supplement 1868, 69 und 70. (Memoires de la societe de physique et d’histoire naturelle de Geneve, Tome XIX und XX, f% 2) Op. eit. I. p. 562. 3) Op. eit. Supplement. p. 267. Pl. X. Untersuchungen über die Alciopiden. (p. 13) 45 übrigen Angaben über den Bau unserer T'hiere später noch genauer zurück- kommen werden. Lebensweise und Vorkommen. Die Aleiopiden sind nach den bisherigen Beobachtungen ausschliesslich pelagische, d. h. an der Oberfläche des Meeres lebende T'hhiere. Mit grosser Wahrscheinlichkeit kann man annehmen, dass sie ihr ganzes Leben von ihrer frühesten Entwicklung an hier zubringen. Denn einerseits sind selbst die meisten derjenigen Anneliden, die im erwachsenen Zustande auf dem Grunde des Meeres umherkriechen oder hier vollkommen sesshaft sind, doch während ihrer Larvenzeit pelagisch, und es ist kein Grund zu dem Glauben, dass die ohnehin pelagischen Aleiopiden hiervon eine Ausnahme machen sollten. Andrer- seits aber liegt nach den eben angeführten Beobachtungen von Claparede und Panceri (siehe S. 43) noch die Vermuthung nahe, dass manche, vielleicht alle Aleiopiden, ihre Entwicklung in anderen ebenfalls ausschliesslich pelagischen Thieren (Ctenophoren) zubringen und dass sie ihre pelagischen Wirthe erst verlassen, wenn ihre Larvenzeit beendet, und nun also nach diesem passiven ein selbstständiges pelagisches Leben für sie beginnt. Nach meinen Erfahrungen kommen die Alciopiden häufiger auf offener, klarer See als in der Nähe der Küsten vor, selbst an geschützten Stellen der- selben, namentlich zeigte sich dieses, wie wir bereits in der Einleitung hervor- gehoben haben, während meines Aufenthaltes auf den canarischen Inseln.!) Wie die verschiedenen Jahreszeiten auf das Vorkommen unserer Thiere einwirken, kann nach den bisherigen in dieser Richtung nur spärlich gemachten Wahrnehmungen noch nicht bestimmt werden. Doch scheinen die Spätherbst-, Winter- und Frühjahrsmonate im Mittelmeer und einem Theil des atlantischen 1) Eine hiermit durchaus übereinstimmende Erfahrung haben wir später auf unserer Rückreise von den canarischen Inseln gemacht. Hauptsächlich des pelagischen Fischfangs wegen verweilten wir noch einige Zeit an der Strasse von Gibraltar und zwar an der sehr geschützten und weiten Bucht von Algesiras. Aber die zoologische Ausbeute war eine sehr geringe, trotzdem nach auderweitigen Beobachtungen (Quoy und Gaimard, Voyages de l’Astrolabe) die offene und durch Strömungen stets stark bewegte Strasse von Gibraltar einen grossen Reichthum an pelagischen Thieren beherbergt. 46 Richard Greeff. (p. 14) Oceans für den Fang am günstigsten zu sein. Möglicherweise aber wechselt das zeitige Vorkommen, d. h. das häufigere Auftreten an der Meeresoberfläche, bei den einzelnen Arten, auch mögen locale oder allgemeine klimatische Ein- flüsse in den verschiedenen Meeren hierauf Einfluss haben. Bemerken will ich noch, dass ich einige Male beim pelagischen Fischen während der Nacht eine besonders reiche Ausbeute an Aleiopiden erhielt. Ich konnte bei diesen und bei anderen Gelegenheiten auch die sehr intensive Leuchtkraft dieser Thiere eonstatiren, namentlich ihrer grossen Augen und der dunkeln seitlichen Segmentaldrüsen. Wir werden später auf die für die äussere Form und die Organisation unserer Thiere sehr einflussreiche ausschliesslich pelagische Lebensweise be- besonders bei Betrachtung der phylogenetischen Entwicklung der Augen, die im Vergleich zur übrigen Organisation dieser T'hiere eine so staunenswerthe Stufe erreicht haben, zurückkommen. Die geographische Verbreitung der Aleiopiden scheint eine ziemlich grosse zu sein. Sie sind bisher gefunden worden: 1) im atlantischen Ocean, und zwar einmal ohne bestimmte ört- liche Angabe (A. Reynaudii Aud. et M. Edw.), bei St. Helena, an den Küsten der canarischen Inseln und auf dem 40° südlicher Breite auf offnem Meere. 2) im Mittelmeer an der Küste von Sieilien (besonders in der Strasse von Messina), im Golf von Neapel und bei Nizza. © 3) im chinesischen Meer und 4) in der Südsee. In der Nordsee und überhaupt den nördlichen Meeren sind bis jetzt Aleiopiden nicht beobachtet worden. Man kann hiernach wohl annehmen, dass die Alciopiden hauptsächlich den wärmeren Meeren beider Erdhälften angehören und dass sie wahrscheinlich je näher dem Aequator einen um so grösseren Formenreichthum entwickeln. Ob innerhalb der eben angedeuteten Grenzen der Verbreitungsbezirke einige von den bisher bekannt gewordenen Arten der Aleiopiden, wie ich wohl glauben möchte, eine weitere geographische Ausdehnung besitzen, vielleicht Cosmopoliten sind, lässt sich, nach den vorliegenden unzulänglichen Beobach- tungen der einzelnen Formen, vor der Hand nicht sicher entscheiden. Untersuchungen über die Alciopiden. (p. 15) 47 Aeussere Gestalt und Gliederung des Körpers. Jeder, der zum ersten Male eine Aleiope von der Oberfläche des Meeres fischte und lebend beobachtete, hat sich wohl angezogen gefühlt durch die höchst eigenthümliche und glänzende Erscheinung dieser Annelide. Der Körper ist wurmförmig gestreckt, bald ungewöhnlich, bis zu 16 Centimeter, lang und schlank, fast fadenförmig (Fig. 7, 60), bald kürzer und mehr gedrungen (Fig. 1 und 40) und dabei vollkommen krystallhell und durchsichtig, so dass man den lebhaft im Wasser umher schwimmenden und glitzernden Wurm oft nur an den Segmentaldrüsen, die beiderseits als Längsreihen schwarzbrauner oder röthlicher Punkte hervortreten, und den beiden hochroth gefärbten, grossen, seitlich am Kopfe vorspringenden Augen erkennen kann (vergl. Fig. 1, 7, 60 ete.). Nur in seltenen Fällen finden sich noch weitere, von den dunkeln Drüsen nach der Rücken- und Bauchfläche und nach den blattförmigen Cirren ausstrahlende, Färbungen des Körpers. Trotzdem der Kopf fast nur aus den in der Regel nahe zusammen- rückenden Augen gebildet zu sein scheint, so erhält derselbe doch durch die Grösse der letzteren eine ungewöhnliche Breite, die bei den schlanken Formen diejenige der mittleren Körperregion übertrifft (Alciopa cirrata, Asterope can- dida und die meisten der zu den Gattungen Vanadis, Nauphanta, Callizona und Rhynchonerella gehörigen Formen (siehe Fig. 5, 7 und 8, 31, 33, 35, 40, 60 etc.). Nur bei denjenigen Arten, deren Körper wie bei Alciopa Can- trainii (Fig. 1, 2 etc.) kürzer und dem entsprechend mehr gedrungen und breit und deren Augen ausserdem geringer entwickelt sind, ist der Kopf beträchtlich schmäler als die mittleren Körpersegmente. Immerhin springen die Augen beiderseits kugelförmig nach aussen vor, so dass hinter ihnen der Körper bedeutend verschmälert, fast eingeschnürt er- scheint. Nach der Mitte zu wird er allmählich breiter und verjüngt sich dann wieder, oft in ein mehr oder minder dünnes hinteres Körperende auslaufend. Bei den meisten, wahrscheinlich bei allen, erwachsenen Alciopen trägt der Kopf fünf Fühler, denn die von der Gattung Aleiopina Clap.-Panc. be- schriebenen vier Fühler bilden, wie es scheint, nur einen Larvencharakter. 48 Richard Greeff. (p. 16) Zwei Paare dieser Fühler sitzen beiderseits am Kopfe und zwar entweder auf einem über die Augen nach vorne beträchtlich sich erhebenden herzförmigen Kopflappen (Oallizona und Rhynchonerella, siehe Fig. 61, 64, 56) oder wo der letztere fehlt, dem zwischen den Augen sich etwas hervorwölbenden Stirnrande mehr oder weniger nahe gerückt (Alciopa, Asterope, Vanadis siehe Fig. 2, 8, 35, 41 ete.) oder auch auf der unteren Fläche des Kopfes dicht an oder über dem Munde (Alciopa cirrata Fig. 5). Der fünfte unpaare, oft sehr kleine, knopf- förmige und daher leicht zu übersehende Kopffühler befindet sich entweder auf dem Scheitelpunkte der Stirn (Alciopa, Asterope Fig. 2, 8) oder auf der oberen Fläche des Kopfes mehr nach hinten gerückt (Vanadis crystallina Fig. 35) oder an der Basis des vorspringenden Kopflappens (Bhymchonerella, Callizona Fig. 61, 64). Die Zahl der borstenlosen Fühlereirren und der sie tragenden Segmente ist bei den einzelnen Arten verschieden, häufig finden sich drei oder vier Paare Cirren gleich hinter dem Kopfe und dicht bei einander stehend, von denen das eine beträchtlich verlängert ist (Alciopa eirrata und Callizona cin- cinnata Fig. 5 und 56). In diesem Falle scheint auch nicht immer jedes Paar einem Segment zu entsprechen, sondern alle diese Cirren einem einzigen oder zweien anzugehören. Auf diese folgen dann oft noch einige deutlich ab- gesetzte Segmente mit je einem Paare ein- oder zweiästiger Cirren oder gleich schon die borstentragenden Fusshöcker. In anderen Fällen entspricht zweifellos jedem Paare der hinter dem Kopfe stehenden Fühlereirren ein Segment. Wohl bei den meisten Formen sind die Segmente schnell auf einander folgend und beträchtlich breiter als lang, bei einigen ist, namentlich in den mittleren Körperregionen, Breite und Länge mehr oder minder gleich, bei wenigen ist die Länge überwiegend. Die Zahl der Körpersegmente wechselt bei den einzelnen Arten be- deutend und selbst bei den Individuen derselben Art, wobei zu berücksichtigen ist, dass die Thiere zuweilen Stücke des Hinterleibes verlieren oder abwerfen, die sie dann auf’s Neue reprodueiren. Dieses Abbrechen geschieht besonders bei den langen, dünnen und äusserst zarten Formen, wie Asterope candida, sehr häufig, so dass es schwer hält, unverletzte und vollkommen ausgewachsene Individuen zu erhalten. Das segmentreichste von mir untersuchte Exemplar Untersuchungen über die Alciopiden. (p. 1%) 49 von Asterope candida enthält bei einer Länge von eirca 14 Centimeter 246 Seg- mente incl. der kleinen Schwanzsegmente!). Die Borsten tragenden Fusshöcker sind einzeilig. Jedes Segment trägt ein Paar einfacher, mehr oder minder conischer, in die Flanken des Körpers eingepflanzter Ruder mit einem oberen und unteren blattförmigen Cirrus (siehe die Abbildungen namentlich Fig. 4, 11, 32, 39, 42, 65 ete.). Der obere Cirrus ist in der Regel grösser und an der Basis des Ruders angefügt, der untere kleinere beginnt etwas weiter nach aussen und ist mit der oberen Fläche seines inneren Theiles an die untere Fläche des Ruders angewachsen, so dass nur der äussere Theil des Blattes frei hervorragt. Das Ruder enthält eine dasselbe in seiner ganzen Länge durchlaufende und oft über die Spitze etwas hervorragende, kräftige Stachelborste und ein fächerförmig nach aussen hervortretendes Bündel sehr zahlreicher und zaıter, einfacher, häufiger zusammengesetzter Borsten (Fig. 42, 65 etc. etc.). Bei einigen Formen trägt der Borstenhöcker auf seinem äusseren Ende noch einen cylindrischen eirrentörmigen Anhang (Vanadis und Callizona Fig. 32, 39, 65), zuweilen deren zwei (Nauphanta Fig. 42). An dem hinteren, ‚meistens allmählich sich verschmälernden Körperende werden mit den sich verkleinernden Segmenten auch die Fusshöcker kürzer und einfacher, und zuweilen tragen die letzten Segmente nur kurze conische Cirren oder gar keine Anhänge mehr. Dem letzten Segmente hängt bei einigen Formen noch ein mehr oder minder langer Analeirrus an (Fig. 6), zuweilen deren zwei (Fig. 9, 29, 36). Classification. Schon Audouin und Milne Edwards erkannten die verwandtschaft- lichen Beziehungen ihrer Gattung Alciopa mit den Phyllodocen, ebenso Krohn, der namentlich die Aehnlichkeit seiner Alciopa lepidota mit jener Anneliden- Familie hervorhob. „Denkt man sich die Augen verkümmert“, sagt er in Bezug hierauf, „und mehr auf die obere Fläche des Kopfes gerückt, so erhält man das Bild einer Phyllodoce,“ Ehlers trennte in seinen „Borstenwiürmern“ !) Claparede giebt für dieselbe Art 16 Centimeter Länge mit 160 Segmenten an. Nova Acta XXXIX. Nr. 2. Ü 50 Richard Greeff. (p. 18) die Gattung Alciopa vollständig von den Phyllodocen und erhob sie als „Aleiopea, zu einer eigenen Familie, hauptsächlich auf Grund der hochentwickelten Augen der Letzteren. Quatrefages glaubt ihnen nur den Rang einer Unterfamilie der Phyllodocen unter dem Namen der Phyllodocea alciopea zuerkennen zu dürfen. Sein weiterer Versuch, die von Audouin und Milne Edwards, delle Chiaje, Krohn, A. Costa und ihm selbst beobachteten Formen in Gattungen zu sondern, war indessen, wie bereits früher bemerkt, ein durchaus verfehlter. Er gründete seine Eintheilung auf die verschiedene Zahl der Fühler, indem er für die Gattung Alciopa 4, für Krohnia 5 Fühler angab und die von ihm selbst beobachtete Torrea sogar für vollständig fühlerlos erklärte. Aber alle bisher bekannt gewordenen ausgewachsenen Aleciopiden, auch die Torrea vitrea (Asterope candida) besitzen 5 Kopffühler. Nur die als Larven beobachteten Arten der Gattung Alciopina tragen deren 4, zu denen aber aller Wahrscheinlichkeit nach später der fünfte hinzutritt. Kinberg stellte, unabhängig von Ehlers, die Aleiopiden ebenfalls in eine besondere Familie und vertheilte die von ihm untersuchten Arten auf die beiden Gattungen Kronia und Alciopa. Die Erstere wurde als mit 5 Fühlern und zusammengesetzten Borsten, die zweite mit 4 Fühlern und einfachen Borsten versehen, charakterisirt. Von den von A. Costa aufgestellten beiden Gattungen Liocapa und Rhynchonerella ist die Letztere, die durch den grösseren über die Augen sich erhebenden Kopflappen ausgezeichnet ist, eine wohl begründete neue, während Liocapa vitrea und vertebralis mit Asterope candida zusammenfällt. Eine auf eingehende Prüfung der bereits vorliegenden Beobachtungen sowie auf eigene sorgfältige Untersuchung gestützte neue Olassification der Aleiopiden verdanken wir Claparede. Er fand den Rüssel der Alciopa can- dida delle Chiaje mit zahlreichen kleinen Kalkzähnchen ausgekleidet und schied auf Grund dieser Eigenthümlichkeit diese Form als besondere Gattung unter dem Namen Asterope' aus. Sodann entdeckte er eine neue Alciopide, deren Ruder mit einem endständigen eirrenförmigen Anhang versehen war, und stellte diese in die neue Gattung Vanadis. Endlich acceptirte er die von A. Costa als Rhynchonerella eingeführte Gattung und unterschied hiernach 4 Gattungen unter folgendem Schema: Untersuchungen über die Alciopiden. (p. 19) 51 oJ Tableau synoptique de la famille des Alciopiens. desiderata; proboseis | 2 N | { } I Alciopa Aud.-Edw. lobuscephalicusultra| inermis i | oeulos haud pro- } deest, proboscis denti- | 4 Asterope n. 8. ductus; appendix eulis duris armata | Elerinicael EN ER 2 terminalis pedum | eirriformis; proboseis j } i Vanadıs n. g. inermis lobus cephalicus in processum cordiformem Rhymchonerella A. Costa. ultra oculos productum . Die von Claparede aufgestellte systematische Grundlage habe ich, trotz einiger Bedenken, geglaubt annehmen zu müssen und weiter ausgeführt. Zur Unterscheidung der Gattungen habe ich noch einen von Clapare&de nicht berücksichtigten, aber, wie mir scheint, nicht unwichtigen Charakter hinzu- gefügt, nämlich die Beschaffenheit der Borsten. Allen Aleiopiden kommt eine im Ruder liegende und nur mit ihrer Spitze über dasselbe nach aussen tretende, kräftige Stachelborste zu. Ausserdem tragen sie ein Bündel meist zahlreicher und weit über das Ruder fächerförmig hervortretender, zarter Borsten, die ent- weder einfach oder zusammengesetzt sind. Hiernach smd die unter der Gattung Aleiopa vereinigten Formen allein mit einfachen Borsten versehen, während alle übrigen Gattungen zusammengesetzte Borsten tragen. Bei einigen Formen, sowohl denjenigen mit zusammengesetzten, als einfachen Borsten, treten aus dem Korstenbündel einige wenige (wie es scheint, meistens 4) stärkere und dann stets einfache Borsten (Stachelborsten) hervor, die indessen von der im Ruder liegenden Stachelborste wohl zu unterscheiden sind. Diese Eigen- thiimlichkeit ist meiner Meinung nach nicht zur Unterscheidung der Gattungen, sondern unter Umständen der Arten zu benutzen, Ein zweifelloser Vertreter unserer mit. einfachen Borsten versehenen Gattung Alciopa ist A. Camtrainii. Ferner würden vorläufig, d. h. mit dem Vorbehalte einer Aenderung durch etwaige genauere Untersuchung der Borsten und Feststellung der übrigen Charaktere, Alciopa lepidota Krohn und die von Kinberg als Alciopa atlantica, splendida und pacifica beschriebenen Arten hierher zu rechnen sein; bezüglich der Letzteren ist indessen zu berücksichtigen, 7*F Sy [86] Richard Greeff. (p. 20) dass auch Alciopa (Asterope) candida von diesem Autor als mit einfachen Borsten ausgerüstet beschrieben wird, während dieselbe ganz sicher zusammen- gesetzte Borsten trägt. Ueber die systematische Stellung der von Hering angeführten Arten A. Krohnü, A. vittata und A. Bartelsii lässt sich bei dem vollständigen Mangel einer Charakterisirung kaum eine Vermuthung aufstellen. An die Gattung Aleiopa, die ausser durch die einfachen Borsten nur noch durch den Mangel der die übrigen Gattungen besonders auszeichnenden Merkmale charakterisirt ist, würde sich naturgemäss eine solche mit zusammen- gesetzten und im Uebrigen mit der Ersteren übereinstimmende Gattung schliessen. Ich schlage für diese den Namen Halodora vor. Unter den von Claparede und mir beschriebenen Arten findet sich kein Vertreter der Halodora. Dahingegen würde zunächst Alciopa Reynaudi Aud. et Milne Edw., also diejenige Form, auf welche die Gattung Alciopa und damit die ganze Gruppe ursprünglich ge- gründet ist, hierher gehören, denn die Verfasser bezeichnen dieselbe als mit zusammengesetzten Borsten versehen. Auf der anderen Seite bleibt immerhin die Möglichkeit offen, dass die Alciopa Reynaudii nach genauerer Untersuchung einer der anderen Gattungen zugewiesen werden muss, da diejenigen Charaktere, deren genaue Ermittelung für das vorliegende System erforderlich ist, von den Verfassern vielleicht nicht berücksichtigt worden sind. Dieser Zweifel hat für mich in diesem Falle um so grössere Berechtigung, da ich vermuthe, dass Alciopa Reynaudii meiner Nauphanta spectabilis nahe stehe oder gar mit ihr identisch sei. Die dritte Gattung, Asterope, ist zunächst durch Zähnchen-Bewaftnung des Rüssels charakterisirt, ferner durch zusammengesetzte Borsten und den Mangel eines über die Augen sich erhebenden Kopflappens und endständigen Rudereirrus. Hierher gehört Asterope candida Clap. und die mit dieser iden- tische Alciopa candida delle Chiaje, Liocapa vitrea und L. vertebralis A. Costa und Torrea vitrea (@uatrefages. Der hieran sich schliessenden Gattung Vanadis mangeln die Zähnchen des Rüssels und der grössere Kopflappen, aber sie besitzt einen den vorher- gehenden Formen fehlenden, endständigen Rudereirrus und trägt ausserdem ein Bündel zusammengesetzter Borsten. Die Vertreter dieser Gattung sind: Vanadis formosa Claparede und die von mir aufgefundenen und unten be- schriebenen Arten, nämlich V. ornata, V. erystallina und V. pelagica. Untersuchungen über die Alciopiden. (p. 21) 53 Unmittelbar an Vanadis reiht sich sodann die von mir aufgestellte Gattung Nauphanta, die statt eines, zwei endständige Rudereirren trägt mit der unten näher charakterisirten Art Nauphanta spectabilis. Nun folgen noch zwei Gattungen, die sich vor den vorausgegangenen zunächst durch den grösseren über die Augen sich erhebenden Kopflappen aus- zeichnen, nämlich die Gattung Rhymchonerella A. Costa und die von mir ge- gründete Gattung Callizona. Beide besitzen zasammengesetzte Borsten und Beiden fehlt die Schlundbewaffnung mit Zähnchen, aber Callizona trägt ausser- dem, und stimmt in dieser Beziehung mit Vanadis überein, einen endständigen Rudereirrus, der wenigstens nach den bisher vorliegenden Beobachtungen Rhmchonerella fehlt. Zu der letzteren Gattung gehören Zihumchonerella gracilis A. Costa, ferner Rh. (Kronia) Angelini und Rh. (Kronia) Aurorae Kin- berg, sodann eine von Panceri in Cydippe densa gefundene Aleiopiden-Larve und endlich die von mir aufgefundene Rhynchonerella capitata. Als Arten der Gattung Callizona habe ich unten CO. eincinnata, CO. nasuta und CO, Grubei beschrieben. Den Schluss würde die Gattung Alciopina Clap.-Panceri bilden, die bisher, wie die Rhynchonerellen-Larve, bloss als in Ötenophoren parasitisch lebende Larve bekannt ist und die sich durch den Besitz von nur 4 Kopf- fühlern und einigen anderen Eigenthümlichkeiten vor den übrigen Aleiopiden auszeichnet. Obgleich die Lebensgeschichte dieser Aleiopiden-Larven, namentlich ihre Abstammung und die Art und Weise ihres Eintritts in den Parasitismus, sowie andrerseits ihre späteren auf das parasitische Larvenstadium folgenden Schicksale noch aufzuklären sind, so lässt sich doch schon jetzt, abgesehen von den anderen oben angedeuteten allgemeinen, für die Naturgeschichte der Aleiopiden wichtigen Folgerungen, mit grosser Wahrscheinlichkeit annehmen, dass die 4 Kopffühler bloss einen provisorischen Larven-Charakter darstellen, zu welchen nach einer weiteren Metamorphose der unpaare fünfte hinzutritt und dass somit die ausgewachsenen Thiere sich den verschiedenen oben ge- nannten Gattungen und Arten werden anschliessen lassen. Was die Alciopiden als Gruppe betrifft, so stimme ich Ehlers, Kin- berg und Claparede bei, die sie von den Phyllodocen vollständig getrennt und sie in eine besondere Familie „Alciopea“ vereinigt haben. Sie unterscheiden sich von den Phyllodoceen im Wesentlichen zwar nur durch ihre beiderseits 54 Richard Greeff. (p. 22) am Kopfe nach aussen vorspringenden, grossen und hochentwickelten Augen, durch die seitlichen Reihen der schwarzbraunen Segmentaldrüsen, durch den meist glashellen durchsichtigen Körper und durch ihre ausschliesslich pelagische Lebensweise. Aber diese merkwürdigen und sofort auffallenden Eigenschaften geben den Alciopiden ein so eigenthümliches Gepräge, dass sie sich hierdurch nicht bloss von ihren scheinbar nahen Verwandten, den Phyllodocen, sondern auch von allen anderen Anneliden weit entfernen. Wenn sie den Phyllodocen jemals näher gestanden haben oder mit ihnen vereinigt waren, so haben sie sich jedenfalls schon sehr lange von ihnen getrennt und, wie es scheint, in ihrer veränderten d. h. pelagischen Lebensweise jene sie nun vor Allen aus- zeichnenden und ihnen gewissermassen von vorne herein einen einheitlichen Familien-Charakter aufprägenden Eigenschaften, die sie zum "T’heil hoch über die Phyllodocen erheben, erworben. Im Folgenden beabsichtige ich zunächst, das nach den oben hervor- gehobenen Gesichtspunkten gegliederte System mit den sämmtlichen bisher beobachteten und mir bekannt gewordenen Arten aufzuführen, wobei ich in- dessen noch einmal ausdrücklich bemerke, dass vielleicht einige dieser Formen durch etwaige genauere Untersuchung der massgebenden Charaktere einen an- deren Platz erhalten, d. h. einer anderen Gattung zuertheilt werden können. Sodann werde ich die von mir beobachteten und durch die beigegebenen Ab- bildungen erläuterten Arten genauer charakterisiren. Ich hoffe somit auch nach dieser, d. h. der systematischen Seite eine Grundlage bieten zu können, auf welcher die Kenntniss dieser in hohem Grade interessanten Thiergruppe weiter ausgebaut werden kann. Fam. Aleiopidae (Ehlers). Zwei grosse, hoch organisirte, beiderseits am Kopfe sitzende, rothe Augen und fünf Fühler. An den Seiten der Segmente nahe der Basis der Fussstummel braune, wulstartig vorspringende Körper (Drüsen). Fussstummel, paarweise an jedem Segmente, bestehen aus einem konischen, einästigen Ruder und einem demselben wmmittelbar anhängenden oberen und unteren Cirrus. Ausserdem enthält das Ruder eine dasselbe in seiner ganzen Länge durch- laufende kräftige Stachelborste und ein fächerförmig nach aussen strahlendes Untersuchungen über die Alciopiden. (p. 23) 55 Bündel einfacher oder zusammengesetzter Borsten. Körper glashell und durch- sichtig. Lebensweise pelagisch. Gattung Alciopa Aud. et M. Edw. Kopflappen nicht über die Augen hervorragend. Rüssel ohne Zähnchen. Cirrenförmiger Anhang am äusseren Ende des Ruders fehlt. Borsten einfach. A. Oantrainii (delle Chiaje) Claparede. (Les Annelides chetopodes du Golfe de Naples, Supplem. p. 105. Pl. X. Fig. 2.) A. lepidota Krohn (Arch. f. Naturg. 1845. S. 175. Taf. VI. Fig. 10 13.) 4. atlantica Kinberg (Ofversigt af Kongl. vet. ak. Foerhandl. 1865. Stockh. 1865. S. 243.) A.(?) splendida „, A. (?) pacifica | A. (2) Krohnü Hering. (De Alciopar. part. genital. organisque exeret. Diss. A. (?) vittata n i Z ö | Lips. 1860.) A.(?) bartelsü A. eirrata Greeff. (Canarische Inseln, siehe unten: „Beschreibung der von mir untersuchten Arten“.) Gattung HIalodora Greeft. - Kopflappen nicht über die Augen hervorragend; Rüssel ohne Zähnchen; eirrenförmiger Anhang am äusseren Ende des Ruders fehlt. Borsten zu- sammengesetzt. H. Reynaudii (Aud. M. Edw.) Greeff. (Annales des sc. natur. 1833. T. 29. p. 236. 21. XV. Fig. 6—11.) Gattung Asterope (laparede. Les Annelides chetop. du Golfe de Naples. Suppl. p. 107. Kopflappen nicht über die Augen hervorragend; Rüssel mit Zähnchen bewaffnet, cirrenförmiger Anhang am äusseren Ende des Ruders fehlt. Borsten zusammengesetzt. 56 Richard Greeff. (p. 24) A. candida (delle Chiaje) Claparede. (lies Annelides chetop. Suppl. p. 108. 1) Gattung VW anadis Claparede. Les Ann. chetop. Suppl. p. 116. Kopflappen nicht über die Augen hervorragend, Rüssel ohne Zähnchen, am äusseren Ende des Ruders ein cirrrenförmiger Anhang, Borsten ‚zusammengesetzt. V. formosa Claparede. (Les Annelides. Op. eit. p. 116. Pl. X. Fig. 3.) V. ornata Greeff. Canarische Inseln. V. erystallina „, | 2 Siehe unten „Beschreibung ete.“ | Golf von Neapel. V. pelagica „, Gattung Nauphanta Greeft. Kopflappen nicht über die Augen hervorragend, Rüssel ohne Zähnchen. Zwei eirrenförmige Anhänge an dem äusseren Ende des Ruders. Borsten zusammengesetzt. N. spectabilis Grveeff. (Museum Godeffroy in Hamburg. Siehe unten „Be- schreibung ete.“) Gattung Callizona Greef. Kopflappen in ansehnlicher Höhe über die Augen nach vorne sich erhebend. Rüssel ohne Zähnchen; ein eirrenförmiger Anhang ’ es A an dem äusseren Ende des Ruders. Borsten zusammengesetzt. ©. cincinnata Greeff. | ' Küste der canarischen Inseln. | Siehe unten „Beschrei- C. nasuta e bung etc.“ ©. Grubei 5; Mus. Godeffroy in Hamburg. So zZ Untersuchungen über die Aleiopiden. (p. 25) Gattung Khynchonerella A. Üosta. Annuario del mus. zool. d. reale universitä di Napoli. II. p. 168. Kopflappen in ansehnlicher Höhe über die Augen hervor- ragend. Rüssel ohne Zähnchen, ceirrenförmiger Anhang an dem äusseren . Ende des Ruders fehlt. Borsten zusammengesetzt. R. gracilis A. Costa. (Op. eit. I. p. 168. tav. IX. Fig. 13—15.) R. Angelini (Kinberg) Greeft. | (Ofversigt af Kongl. vet. ak. Förhandl. 1865. R. Aurorae F r S. 243.) R. capitata Greeff. (Canarische Inseln. Siehe unten „Beschreibung ete.“ Beschreibung der von mir untersuchten Arten: Gattung Alciopa Aud. et M. Edw. Kopflappen nicht über die Augen hervorragend. Cirrenförmiger An- hang am äusseren Ende des Ruders fehlend. Rüssel ohne Zähnchen. Borsten einfach. Aleiopa Cantrainii Claparede.') Najades Cantrainii delle Chiaje. Descrizione e notomia delle animalı senza vertebre del regno di Napoli. Taav. 155. Fig. 14, 18 und 21. Und in der älteren Ausgabe: Memorie sulle storia e notomia degli ani- mali senza vertebre del regno di Napoli. T’av. 132. Fig. 14, 18, 21. Alciopa Reynaudi Krohn. Arch. f. Naturg. 1545. XI. Bd. 5. 172. Taf. 155. Fig. 1—6. Alciopa Edwardsii Krohn. Ibid. 1847. XI. Ad. 5. 139. 1) Les Annelides ch&topodes du Golfe de Naples. Supplement p. 105. Pl. X. Fig. 2. Nova Acta XXXIX. Nr. 2. 8 58 Riehard Greeff. (p. 26) Aleiopa Edwardsii Grube. Familien der Anneliden. S. 57 und 130. Alciopa Edwardsii Hering. De Aleiopar. partibus genitelib. organisque exceretor. Lips. 1860. p. 5. Liocapa vitrea A. Costa. Annuario del museo zoolog. della reale universitä di Napoli. Anno II. 1864. p. 167. Tav. IV. Fig. 9—12. Aleiopa Edwardsit Ehlers. Die Borstenwürmer. I. p. 176. Aleiopa candida (2) Kinberg. Öfversigt af Kongl. vetenkaps-academiens För- handlingar 1865. p. 243. Krohnia Edwardsii Quatrefages. Hist. naturelle des Anneles. UI. p. 118. Liocapa Cantrainii Claparede. Annelides chetop. du golfe de Naples. p. 252 (Memoires de la Soc. d. Phys. et d’hist. nat. XIX. p. 562). Taf. 1. Fig. 4. Taf. 2. Fig. 14—18. Die von delle Chiaje ohne Beschreibung und unter dem Namen Najades Cantramii abgebildete Annelide ist ohne Zweifel die von Krohn Aleiopa Reynaudii und später A. Edwardsii genannte und genauer untersuchte Art. Krohn sagt in seiner ersten Abhandlung ausdrücklich, dass er in den Figuren der Najades Oantrainii delle Chiaje seine Aleiopa Reynaudiüi ete. wieder- erkenne. Als Alciopa Edwardsii Krohn wurde sie dann von Grube, Hering und Ehlers aufgeführt. A. Costa beschrieb sie unter dem Namen Liocapa vitrea, indem er ebenfalls die Identität derselben mit Najades Cantraini an- erkannte. Kinberg verwechselte die in Rede stehende Art wahrscheinlich mit Alciopa candida delle Chiaje, denn seine Beschreibung, namentlich der Be- schaffenheit des Pharynx und der Borsten, stimmt mehr mit A. Cantrainii als A. candida. Quatrefages änderte, ohne eigne Kenntniss des Wurmes und auf Grund ungenauer Untersuchung einer anderen Aleiopide, die Alciopa Edwardsiü Krohn in Krohnia Edwardsii um. Endlich stellte Clapar&de die Priorität delle Chiaje’s, der in der T'hat unsere Annelide so deutlich abgebildet hat, dass sie von Allen, die die Figuren gesehen haben, ohne Schwierigkeit er- kannt worden ist, wieder her, indem er die Najades Cantrainii: Alciopa Can- trainii nannte. Alciopa Cantrainiü hat einen gedrungenen, walzenförmigen Körper, der sich nach vorne und hinten verjüngt und, abgesehen von den vorspringenden Untersuchungen über die Alciopiden. (p. 27) 59 rothen Augen und den beiden Längsreihen der schwarzbraunen Segmental- drüsen, vollkommen glashell und durchsichtig ist (Fig. 1, 2 und 3). Die Länge desselben beträgt 5 bis 6 Oentimeter, der Querdurchmesser der mittleren Region ungefähr den zwanzigsten Theil davon. Die Segmente, in den meisten Fällen 35 bis 40, bei den grösseren Exemplaren 50 und in seltenen, wie bei einem mir vorliegenden Exemplar, 66 an der Zahl, sind, den allgemeinen Körper- dimensionen entsprechend, kürzer als breit. Die hintere Verjüngung des Körpers endigt in eine abgestumpfte Spitze, auf dem vorderen, ebenfalls schmalen und in der Regel etwas eingeschnürten Ende, sitzt der vome abgestutzte Kopf mit seinen beiderseits vorspringenden, aber im Vergleich zu anderen Aleiopiden nur sehr mässig entwickelten und weiter von einander entfernten Augen. Die ganze Breite des Kopfes beträgt nur ungefähr ein Dritttheil derjenigen der mittleren Körperregion (vergl. Fig. 1, 2, 3). Dicht an die Innenflächen der Augen gerückt und ungefähr den Vorder- rand der Stirn einnehmend, sitzen die vier paarigen, ziemlich kurzen (Fig. 2a) und zwischen ihnen der unpaare fünfte noch kürzere Fühler. Ausser diesen fünf Kopffühlern besitzt A. Cantrainii noch drei Paare borstenloser Fühlereirren, die den drei ersten auf den Kopf folgenden Segmenten entsprechen (Fig. 2b). Die Cirren des ersten Paares sind einfach und am längsten, sie stehen gleich hinter dem Kopfe, meist an die unteren Flächen der Augen sich anlegend, so dass sie mit ihrer Spitze über dieselben nach aussen hervorragen. Das zweite und dritte Paar trägt kleine, zweiästige Fühlereirren !). Auf diese folgen die Borsten-tragenden Fusshöcker. Die beiden Cirren der Letzteren sind anfangs noch schmal, lanzettförmig, nehmen aber bald die den Aleiopiden eigenthümliche breitere Blattform an (Fig. 5ab). Sie bleiben indessen immer mässig entwickelt, im Verhältniss. zu denen anderer Formen schmal und kurz, so dass der Borstenhöcker nach aussen über sie hervorragt. Das obere Blatt ist bloss mit seiner Basis und 1!) Die hier gegebene Beschreibung ist nach einem im Golf von Neapel gefischten männlichen Exemplar von 4A. Cantrainii entworfen. Sie stimmt namentlich bezüglich der Fühler- eirren nicht vollkommen mit derjenigen Krohn’s, der vier Paare und, wie es scheint, ein- fache Fühlereirren annimmt. Sowohl die Zweiästigkeit der beiden hinteren Fühlereirren als auch die wenigen sehr feinen Borsten des ersten Fusshöckers können indessen leicht über- sehen werden. Sr 60 Richard Greeff. (p. 28) etwas mehr nach innen an den Höcker geheftet, das untere auch noch mit dem grössten T'heil seiner oberen Fläche an die untere des Höckers, so dass nur sein äusseres Ende frei bleibt (Fig. 4b). Die Borsten sind alle ein- fach und bestehen aus einer sehr kräftigen, im Inneren des Körpers be- ginnenden, das Ruder durchsetzenden und meist noch über dasselbe kurz hervorragenden Stachelborste (Fig. 4d) und einem Bündel sehr zahlreicher, büschelförmig auseinander tretender Pfriemenborsten. Die letzteren sind sehr lang, zart und biegsam, so dass ihr langes, fadenförmiges Aussenende oft mehr- fach gebogen und eingeknickt ist. Vom ersten Borsten-tragenden Fussstummel ab beginnen die schwarz- braunen Segmentaldrüsen, ein Paar in jedem Segmente, dicht hinter den Stummeln nach aussen warzenförmig hervorragend (Fig. 1, 2c, 3, 4i). Der Pharynx ist hervorstreckbar, aber ziemlich kurz. Sein vorderer Rand ist mit Papillen versehen, von denen zwei, wie wahrscheinlich bei allen Aleiopiden, pfriemenförmig verlängert sind.!) Alciopa Cantrainii ist bisher bloss im Mittelmeer gefunden worden, nämlich an der sieilischen Küste, besonders im Hafen und in der Strasse von Messina, und im Golf von Neapel. Aleiopa eirrata nov. spec. Taf. 1. Fig. 5 und 6. Taf. 2. Fig. 19—21. Der Körper hat eine Länge von nur 5 Millimeter excl. des langen Schwanzsegmentes mit seinem ebenfalls langen Analeirrus, und 26 Segmente. ür ist glashell, trägt aber ausser den rothbraunen Augen und dunkeln Seiten- 1) Von Claparede werden an dem Rüssel der A. Cantrainit, ausser zwölf kleineren, zwei dreieckige vorspringende Papillen beschrieben, die als Homologa der bei Anderen viel mehr entwickelten Tentakeln angesehen werden (Ann. chetop. du golfe de Naples. Suppl. p. 105). Ich habe dieselben nicht gesehen, Krohn, wie es scheint, ebenfalls nicht, da er nur der beiden langen pfriemenförmigen Fortsätze erwähnt. Kinberg, auf dessen Beobachtungen Claparede als mit den seinigen übereinstimmend sich bezieht, spricht von zweien auf dem Pharynx einander gegenüber stehenden, verlängerten, eirrenförmigen Papillen (Öfversigt ete. 1865. S. 243), worunter doch wohl kaum die von Clapar£&de beschriebenen kurzen, drei- eckigen Fortsätze verstanden werden können. Möglich, dass die Verschiedenheit dieser Papillen in Geschlechtsunterschieden begründet ist. o Untersuchungen über die Alciopiden. (p. 29) drüsen noch zahlreiche dunkelbraune, mit oft sich verästelnden Ausläufern ver- sehene Flecken, sowohl auf seiner oberen und unteren Seite als auch auf den Fühlereirren und blattfürmigen Cirren der Ruder der Fusshöcker (Fig. 5). Die Augen (Fig. de) sind sehr gross und springen seitlich und nach vorne über den Kopflappen vor. Ihre Sehachsen, und somit auch die halbkugelig hervor- tretenden Linsen, sind stark nach unten gerichtet. Die paarigen Fühler liegen auf der Unterseite des Kopfsegmentes, beiderseits vom Munde (Fig. 5a). Sie sind blattförmig und am äusseren Rande mit glänzenden, kurzen Stäbchen (Tastpapillen) besetzt, die mit den den Fühler durchziehenden fadenförmigen Streifen (Nervenfäden) in Verbindung stehen. Der unpaare Fühler (Fig. 5b) ruht auf dem Scheitel des zwischen den Augen sich einsenkenden und auf seiner oberen Fläche wieder etwas hervorgewölbten Kopflappen. Hinter dem Kopfsegment, von der Bauchseite mit ihrer Basis beginnend, stehen beiderseits 4 eylindrische Fühlerdirren (Fig. 5e, d), von denen einer (d) eine be- trächtliche Länge erreicht und an seinem äusseren Ende mit knopfförmigen Papillen besetzt ist. Auf diese 4 cylindrischen Fühlereirren folgt noch beider- seits ein kurzer zweiblättriger, borstenloser Fühlereirrus, der einem besonderen Segmente angehört, und dann beginnen die Borstenhöcker. Alle Cirren der Ruder sind breit-blattförmig, die oberen grösser als die unteren. Die den Blatteirren der Alciopiden eigenthümlichen, baumförmig von der Basis zum Rande ausstrahlenden Streifen, sind hier besonders entwickelt (Fig. 19) und nehmen aus einem Zellhaufen ihren Ursprung (a). Die Ruder sind konisch und von den Blatteirren mehr oder minder eingehüllt. Die Borsten bestehen aus einer kräftigen, das Ruder durchlaufenden Stachelborste und einem Bündel von eirca 25 einfachen, sehr langen, biegsamen, gelbgefärbten Pfriemenborsten. Das etwas verlängerte hintere Endsegment (Fig. 6) trägt an seiner Spitze einen langen, fadenförmigen Aftercirrus (Fig. 6a). Der Pharynx zeigt an seinem vorderen Rande 12 gleiche, abgerundete Papillen. Die den meisten übrigen Aleiopiden zukommenden beiden pfriemen- förmig verlängerten Papillen oder Fangorgane habe ich bei dieser Art nicht beobachtet. !) 1) Bei Alciopa lepidota Krohn vermisste der Entdecker ebenfalls die beiden Fangorgane. A. lepidota ist im Uebrigen mit unserer 4. cirrata sehr nahe verwandt. Die Erstere ist in- 74 =) 62 Richard Greeff. (p. 30) Eins der von mir gefischten Individuen war ein Männchen, dessen Ruder mit Spermatozoiden und deren Entwicklungszellen ganz angefüllt waren (Fig. 20). Die Spermatozoiden bestanden aus einem nach vorne etwas verjüngten, kurzen und glänzenden stabförmigen Köpfchen und einem sehr langen, zarten Faden (Fig. 21). Die eben beschriebene Art ist somit ausgezeichnet durch die Blätter- form der paarigen Kopffühler und deren Lage auf der Unterseite des Kopfes am Munde, durch die vier Paare dicht zusammenstehender eylindrischer Fühlereirren, von denen eines eine ungewöhnliche Länge erreicht und durch die breiten Blatteirren aller Fusshöcker. Fundort: An der canarischen Insel Lanzarote bei Arrecife. Gattung Asterope (laparede. Kopflappen nicht über die Augen hervorragend. Cirrenförmiger An- hang des Ruders fehlend. Rüssel mit Zähnchen bewaffnet. DBorsten zusammengesetzt. j Asterope eandida Olaparede.!) Alciopa candida Delle Chiaje. Descrizione e notomia d. anim. s. vertebre d. regn. d. Nap. t. III. *p. 98, und t. V. p. 104. — Delle Chiaje, Össervazione sull occhio humano p. S4. Tav. IV. (eitirt in De- scrizione etc.). Alciopa candida Krohn. Wiegmann's Arch. f. Naturg, IX. 1845. p. 174, Tatı , VIE, Eig.i, 7,5 8: und; 9. Aleiopa candida Grube. Die Familien der Anneliden. p. 57 und 150, Alciopa candida Hering. De Aleiopar. part. genital. ete. Lips. 1560. p. 4 u. 11. Liocapa vertebralis Costa. Annuario del museo zoolog. d. reale univers. di Nap. II. 1864. p. 165. Tav. IV. Fig. 18; IV. 1867. p. 55. dessen beträchtlich grösser (nach Krohn 4 Zoll lang) und auch in anderer Beziehung abweichend, wie durch den Mangel der blattförmigen Fühler und des fadenförmigen Aftereirrus. 1) Les Annelides chötopodes du golfe de Naples. Suppl. p. 108. Pl. X. Fig. 1. Untersuchungen über die Aleiopiden. (p. 31) 63 Liocapa vertrebralis Ehlers. Die Borstenwürmer. I. p. 181. Torrea vitrea (Quatrefages. Hist. nat. des Anneles. I. p. 91. I. p. 159. Pl. IX. Fig. 15—16; Pl. IV. Fig. 6—1. Liocapa vertebralis Claparede. Annelides chetopodes du Golfe de Naples. p. 252. Taf. 2. Fig. 7—13. Taf. 2. Fig. 22—27. Die erste Kenntniss dieser Alciopide verdanken wir delle Chiaje. Krohn, der sie genauer untersuchte, erwähnt, dass er mit Alciopa candida delle Chiaje im Allgemeinen übereinstimmende, aber beträchtlich längere und auch in einigen anderen Punkten abweichende Formen beobachtet habe. Er lässt unentschieden, ob sie für besondere Species oder für blosse Varietäten oder, was ihm noch wahrscheinlicher ist, für ganz ausgewachsene Individuen der A. candida anzusehen sind, die somit, je älter sie wird, einige Verände- rungen in ihrer Grösse und Gestalt erfahren würde. Es ist mir ausser Zweifel, dass Asterope candida eine grosse Variabilität, namentlich bezüglich ihrer Grösse und Segmentzahl, der stärkeren oder geringeren Ausbildung und Färbung der Segmentaldrüsen ete., zeigt. Indessen sind die auf diese Art bisher bezogenen Formen nicht alle genügend genau untersucht, um Ent- scheidung über die Identität mit A. candida oder die Verschiedenheit von der- selben zu gestatten. Grube hat unsere Art als Alciopa candida aufgeführt und nach der Kroln’schen Beschreibung charakterisirt, Hering aber stellt eine von Krohn angedeutete, durch Verschiedenheit der Analeirren abweichende Form als‘ eine besondere Art unter dem Namen Ale. Krohnäü auf, ohne in- dessen weitere Charaktere hinzuzufügen. Die von A. Costa als Liocapa vertebralis beschriebene Form ist nach der Angabe Claparede’s, der die Original-Exemplare, nach welchen Costa seine Diagnose aufgestellt hatte, ge- prüft hat, mit Asterope candida identisch. Ebenso scheint die allerdings sehr unvollkommen charakterisirte Torrea vitrea von Quatrefages A. candida zu sein. Claparede endlich hat für sie ein neues Genus Asterope aufgestellt, hauptsächlich auf Grund der Bewaffnung des Rüssels mit kleinen Zähnchen. Der Körper von Asterope candida ist lang gestreckt (Fig. 7), in den mittleren Regionen am breitesten, nach vorne etwas verschmälert, nach hinten mehr, und zuletzt meist in ein dünnes Ende auslaufend, das in der Regel zwei fadenförmige Analeirren trägt (Fig. 7, 9). Bei den grössten Exemplaren steigt 64 Richard Greeff. (p. 32) die Länge auf 14 (Greeff), selbst 16 Centimeter (Claparede), während die Breite der mittleren Segmente nur circa 2 Millimeter erreicht. Die Zahl der Segmente ist in der Regel sehr bedeutend. Ein mir vorliegendes Exemplar von 14 Centimeter Länge hat deren 246, einschliesslich der kleineren Schwanz- segmente, während Clapar&de von einem 16 Üentimeter langen Individuum nur 160 Segmente angiebt. An dem grössten Theil des Körpers sind sie fast doppelt so breit als lang, nur an dem verschmälerten Hinterende sind sie un- gefähr quadratisch oder etwas länger als breit. Der Körper ist vollkommen glashell und durchsichtig, die Färbungen beschränken sich hauptsächlich auf die Augen und die seitlichen Reihen der schwarzbraunen oder dunkelvioletten Drüsen. Nur die Cirren der vorderen Fusshöcker (Fig. Sd) und die Anal- eirren (Fig. 9) sind ebenfalls meist schwarzbraun punktirt. Auf dem nur wenig verschmälerten Vorderende sitzt der viel breitere Kopf mit den grossen, seitlich vorspringenden und nach innen ziemlich nahe zusammengerückten Augen (Fig. 7, 8, 10). Fast auf dem Vorderrande desselben sitzen die kurzen paarigen Fühler (Fig. Sa, 10c) und zwischen ihnen der noch kürzere knopfförmige, unpaare Fühler (Fig. Sb). Auf der Bauchseite, gleich hinter dem Munde und zum Theil unter den Augen, befinden sich drei Paare kurz auf einander folgender Fühlereirren (Fig. S, Fig. 10), von denen das erste Paar am längsten und von oben als ein unter den Augen beiderseits nach aussen hervorragender Fortsatz sichtbar ist (Fig. Se, Fig. 10d). Dann folgen die Borsten-tragenden Fussstummel. Die beiden ersten Paare tragen breit-blattförmige, auf ihrer oberen Fläche braun punktirte und nach aussen in einen papillenartigen Höcker endigende Rückeneirren, die die kürzeren Ruder von oben vollständig verdecken (Fig. Sd, vergl. auch Fig. 10). Die Baucheirren scheinen diesen beiden ersten Fusstummeln zu fehlen. Die nun folgenden Segmente tragen Borstenruder mit oberem und unterem Cirrus. Aber die Cirren sind gegen das Rückenblatt der beiden ersten Paare klein und lanzettlich und werden erst allmählich breiter (Fig. S u. 10). Die mittleren Borstenruder tragen breite Blatteirren (Fig. 11). Der Rücken- eirrus (a) ist grösser und bloss mit seiner Basis dem Ruder eingefügt, der Bauchecirrus (b) ausserdem mit dem grössten T’'heil seiner oberen Fläche ihm angewachsen. Die Borsten bestehen ausser der einfachen, kräftigen Stachel- borste aus einem Bündel sehr zahlreicher, nach aussen büschelartig divergirender Untersuchungen über die Aleiopiden. (pn. 33 65 I pP I zusammengesetzter Borsten (Fig. 11 und 12). Nach hinten werden die Fuss- stummel mit den Segmenten allmählich kleiner und verschwinden am dünnen Hinterleibsende ganz oder sind auf kurze papillenförmige Cirren reducirt (Fig. 9). Die schwarzbraunen oder dunkelvioletten Segmentaldrüsen sind bei Asterope candida meistens stark entwickelt, sie ragen warzen- oder wulstartig über die Seiten- und Rücken-Fläche nach aussen hervor (Fig. 7, S und 9). An den vorderen Segmenten verlängern sie sich in der Regel beiderseits quer über den Rücken, so dass sie auf der Mitte zusammenstossen und über den Rücken laufende, braune Halbringe bilden (Fig. 7, 8). Wenn die dunkeln Drüsen mit der Fortpflanzung in Beziehung stehen, so wird wohl die stärkere Entwicklung und namentlich wulstartige Hervortreibung derselben, sowie die dunklere Färbung zur Zeit der Geschlechtsreife stattfinden, während ausser- halb dieser die Drüsen abnehmen und die Färbung heller wird. Der Pharynx oder Rüssel ist sehr lang und kann über 2 Oentimeter weit aus dem Munde hervorgestreckt werden (Fig. 10b). Er bildet ein dick- wandiges, muskulöses, vorne etwas kolbig angeschwollenes Rohr, aus dessen Spitze beiderseits zwei lange, nach aussen gekrümmte Tentakeln, die soge- nannten Fangorgane, hervortreten (Fig. 10a). Ausserdem ist der vordere Rand mit kleinen Papillen besetzt. Die systematisch wichtigste Eigenthümlichkeit des Rüssels, auf welche Olapar&de die Gattung Asterope gegründet hat, ist der Besitz von kurzen, mit hakenförmigen Spitzen versehenen Kalkzähnchen (Fig. 13h und 22), die den ganzen Vordertheil seines inneren Lumens aus- kleiden und bei noch mehr hervorgestülptem Rüssel auch zum Theil nach aussen und auf den Vorderrand treten können. Asterope candida ist bisher bloss im Mittelmeer gefunden worden, nämlich bei Messina, Neapel und Palermo. Gattung Yanadis Claparede.') Kopflappen nicht über die Augen nach vorne sich erhebend. Rüssel ohne Zähnchen. Einfacher eirrentörmiger Anhang an dem äusseren Ende des Ruders. Borsten zusammengesetzt. !) Les Annelides chetop. d. G. d. Naples. Suppl. p. 116. Nova Acta XXXIX. Nr. 2. 9 66 Richard Greeff. (p. 34) Vanadis ornata nov. spec. Taf. 3. Fig. 29—32. Der glashelle und bloss an den Augen und Seitendrüsen gefärbte Körper besteht bei einer Länge von circa 1 Centimeter aus 50 bis 60 Segmenten, einschliesslich der sehr kurzen, borstenlosen hinteren Segmente. In der Mitte ist er etwas breiter, als an den nach vorne und hinten etwas sich verjüngenden Enden. Das abgestumpfte Hinterende trägt zwei cylindrische Analeirren (Fig. 29), die Zuweilen an ihrer Spitze mit einander verwachsen und stets be- wimpert sind. Die Augen sind gross und ziemlich weit von einander ab- stehend (Fig. 31a. b), wodurch der Kopf eine besonders breite, fast würfelförmige Gestalt erhält. Die paarigen, ziemlich kurzen Fühler stehen auf dem Scheitel der zwischen den Augen sich etwas hervorwölbenden Kopflappen (Fig. 31e), der unpaare hinter ihnen auf der Vorderfläche des Kopfes. Auf den Kopf folgen 5 Paare von einfachen, in Abständen hinter einander stehenden, borsten- losen Fühlereirren (Fig. 3le und folgende), jedes Paar entspricht einem Segment. Das erste Paar (e) besteht aus zwei kurzen, herzförmigen Blatteirren, die übrigen sind ebenfalls kurz oder blattförmig, aber schmaler, lanzettlich. Die auf die Fühlereirren folgenden Borsten-tragenden Fusshöcker (Fig. 31 f. Fig. 32) sind gleich vollständig entwickelt mit einem mittleren konischen Ruder, das auf seiner Spitze bereits den eirrenförmigen Anhang (Fig. 31f. Fig. 32) zeigt und den oberen und unteren Blatteirren (Fig. 32a.b). Ausser der einfachen Stachelborste enthält das Ruder ein Bündel ziemlich langer zusammengesetzter Borsten. Nach hinten werden die Fussstummel mit ihren Anhängen allmählich kleiner, bis sie an den letzten 10 bis 15 sehr kurzen Segmenten auf einfache papillenartige Cirren reducirt sind (Fig. 29). Das abgestumpfte Endsegment trägt, wie bereits oben erwähnt, zwei ziemlich lange und kräftige Analcirren. Der Pharynx ist kräftig und hervorstreckbar. Auf seiner Spitze stehen zwei breite, nach aussen zugespitzte und rinnenförmig ausgehöhlte Fangorgane (Fig. 30), die gabelig und etwas gebogen mit ihren Rinnen nach innen ge- kehrt sind und in oft sehr lebhaftem Wechsel hervorgestossen und wieder ein- gezogen werden. Fundort: An der Küste der canarischen Insel Lanzarote, bei Arrecife, Untersuchungen über die Alciopiden. (p. 35) 67 Yanadis pelagiea nov. spec. Taf. 3. Fig. 33 und 34. Der Körper hat eine Länge von circa 3 Centimeter, ohne die Fuss- stummel, eine Breite von 3 Millimeter und besteht aus ungefähr 60 Segmenten, die fast 4 bis 5 Mal so breit als lang sind. Von vorne nach hinten wird er allmählich breiter, so dass er erst ‚kurz vor dem abgerundeten hinteren Leibesende die grösste Breite erreicht (Fig. 33). Auf dem schmalen, etwas eingeschnürten vorderen Ende sitzt der, durch die beiderseits vorspringenden, verhältnissmässig grossen Augen, breite, Kopf. Zwischen den Augen tritt ein dreieckiger und auf seiner nach vorne gerichteten Seite etwas gewölbter und mit kurzen Papillen besetzter Kopflappen hervor (Fig. 34). Auf dieser vor- deren Seite sitzen die paarigen und hinter ihnen auf der zwischen die Augen sich einschiebenden Spitze des dreieckigen Kopflappens der unpaare Fühler. Hinter dem Kopfe folgen 4 Paar einfache Fühlereirren (Fig. 34), die vier kurzen Segmenten angehören. Die Cirren des ersten Paares sind am längsten, liegen der unteren und hinteren Fläche der Augen an und ragen nach aussen über sie hervor. Am fünften Segmente hinter dem Kopfe beginnen die Borsten- tragenden Fussstummel, und zwar alsbald mit einem anfangs noch kurzen, konischen Borstenruder und einem ebenfalls kurzen unteren und längeren oberen Cirrus (Fig. 34). Der Rückencirrus hat zuerst noch vollständig die Form und Grösse der vorausgehenden Fühlereirren und man sieht deutlich, dass die Ersteren die Fortsetzung der Letzteren bilden, während Baucheirruns und Ruder neu hinzutreten. Die Fusshöcker sind im Allgemeinen lang. Die des mittleren und hinteren Körpertheiles haben ein weit hervortretendes, konisches Ruder mit einem freien, breit herzförmigen, oberen Blatteirrus und einem zur Hälfte mit seiner oberen Fläche an die untere Fläche des Ruders angewachsenen, weniger breiten unteren Cirrus. Das Ruder ragt über beide nach aussen hervor und trägt auf seiner Spitze noch einen, ebenfalls ziemlich entwickelten, eylindrischen Endeirrus, über welche das Bündel der langen und zahlreichen zusammen- gesetzten Borsten hervorstrahlt. Es ist beiderseits nur eine Reihe von rücken- ständigen braunen Segmentaldrüsen vorhanden. Fundort: Golf von Neapel. g* 68 Richard Greeff. (p. 36) . Vanadis erystallina nov. spec. Taf. 3. Fig. 35—39. Diese sehr zierliche und schlanke, abgesehen von den hier sehr kleinen schwarzbraunen Drüsen, den Analeirren und den grossen gelbrothen Augen, vollkommen crystallhelle und farblose Aleiopide hat eine Länge von circa 4 Centimeter und eine im Verhältniss hierzu nur sehr geringe Breite von kaum 3 Millimeter, die in den mittleren Regionen nur wenig diejenige der beiden Endstücke überwiegt. Mit Ausnahme der 4 bis 5 vorderen Segmente und derjenigen des hinteren Körperendes sind alle Segmente länger als breit. Die Gesammtzahl derselben mag ungefähr 100 betragen. Der Kopf ist fast doppelt so breit als der Körper (Fig. 35). Auf seinem Vorderrande sitzen beiderseits die kurzen paarigen (Fig. 35a) und auf der oberen Fläche zwischen den Augen der mittlere unpaare Fühler (b). Auf der unteren Seite, fast unter den Augen, befinden sich zunächst drei Paare kurz auf einander folgender, ein- facher Fühlereirren (Fig. 35e u. folgende), von denen das erste (c) am längsten ist und beiderseits unter den Augen nach aussen hervorragt. Auf diese drei Fühlereirren-Paare, die, wie es scheint, zweien Segmenten angehören, folgen noch 5, allmählich an Länge zunehmende, Segmente, von denen jedes ein Paar eben- falls einfacher, eylindrischer Fühlereirren trägt. Nun erst beginnen die Borsten- tragenden Fussstummel (Fig. 35), bestehend aus einem konischen Ruder und einem oberen und unteren, anfangs lancettlichen, später breiteren Blatteirrus. In den mittleren Segmenten ist der Rückeneirrus breit oval (Fig. 39a). Der untere indessen bleibt, namentlich im Vergleich zu dem oberen, schmal, ist aber wie dieser nur mit seiner inneren Basis dem Ruder angefügt (Fig. 39b). Auf der Spitze des Ruders sitzt der für die Gattung Vanadis charakteristische fingerförmige Cirrus (Fig. 39e). Der Rand der Blatteirren ist mit feinen Härchen (Tasthaaren) besetzt (Fig. 39a, 37 u. 38), die mit den Enden der im Inneren von der Basis gegen die Peripherie sich verästelnden, fadenförmigen Ausbreitung in Verbindung stehen (Fig. 38). Die zusammengesetzten Borsten sind von mässiger Länge, die einfache Stachelborste tritt ziemlich tief mit ihrer Basis nach innen. Nach hinten werden die Fussstummel kleiner (Fig. 36), bis sie an den letzten 10 bis 15 kurzen Hinterleibssegmenten allmählich zu kleinen Höckern werden und schliesslich ganz verschwinden. Der Pharynx ist lang Untersuchungen über die Alciopiden. (p. 3%) 69 und endigt mit einer bulbösen Anschwellung. Ausgestreckt habe ich denselben nicht gesehen und kann desshalb über die Form seiner vorderen Papillen, namentlich über die wahrscheinlich auch hier vorhandenen beiden Fangorgane, nichts mittheilen. Fundort: Golf von Neapel. Ich habe noch einige andere Formen der Gattung Vanadis beobachtet, aber nur in einzelnen Exemplaren, die ich in Rücksicht auf Zeit und Be- dürfniss zur Untersuchung einzelner Organisationsverhältnisse, namentlich der Augen, verwenden zu müssen glaubte, ohne zunächst die Art-Charaktere genau festzustellen, in der Hoffnung, später hierzu Gelegenheit zu finden. In Fig. 28 gebe ich die Abbildung des Kopfes einer solchen Vanadis, die ich vorläufig V. macrophthalma nennen will, besonders der mächtig entwickelten Augen, der Kopffühler (e) und der Fühlereirren (g). Wir werden später in dem ana- tomischen Theil auf diese Form noch zurückkommen. Gattung WNauphanta nov. gen. Kopflappen nicht über die Augen nach vorne sich erhebend. Rüssel ohne Zähnchen. Doppelter, eirrenförmiger Anhang an dem äusseren Ende des Ruders. Borsten zusammengesetzt. Nauphanta celox nov. spec. Taf. 3. Fig. 40—42 und Taf. 4. Fig. 43—55. Der Körper ist 2 bis 3 Centimeter lang und im Verhältniss hierzu, besonders mit seinen grossen seitlichen Blatteirren, sehr breit (Fig. 40). Nach hinten verschmälert er sich allmählich. Die Zahl der Segmente beträgt un- gefähr 60, sie sind 2 bis 3 Mal so lang als breit. Die 5 Kopffühler haben die gewöhnliche Stellung (Fig. 41), nämlich die paarigen auf dem Scheitel des Kopfes zwischen den sehr grossen, beiderseits vorspringenden Augen und hinter ihnen, auf der oberen Fläche des Kopfes, der unpaare Fühler. Hinter dem Kopfe folgen 4 Paare von einfachen Fühlereirren, die eben so vielen sehr kurzen Segmenten anzugehören scheinen. Die Ruder sind konisch, mit einem Bündel 0 Richard Greeff. (p. 38) ziemlich kräftiger, zusammengesetzter Borsten und einer sehr starken einfachen Stachelborste (Fig. 42). Die Rudercirren zeichnen sich in ganz besonderem Maasse durch ihre breite Blattform aus (Fig. 42a, b). Die oberen (a) liegen wie bei den ächten Phyllodocen beiderseits dachziegelartig übereinander (Fig. 40 und 41), so dass die Ruder, mit Ausnahme ihrer äusseren Spitze und ihrer Borsten, vollständig bedeckt sind. Das äussere Ende des Ruders trägt zwei gleich lange, eylindrische, nach aussen etwas zugespitzte, cirren- förmige Anhänge (Fig. 42c). Ausser den wulstförmig vorspringenden oberen, dunkelbraunen Segmentaldrüsen (Fig. 42d) findet sich auch noch ihnen ent- sprechend beiderseits eine untere, nach der Ventralseite zu gelegene Reihe (Fig. 42e). Der Pharynx trägt auf seiner Spitze zwei lange, eirrenförmige Fangorgane, die in der Regel beiderseits in einem Bogen aus dem Munde hervortreten (Fig. 40 und 41a). . Die von mir untersuchten Exemplare erhielt ich aus dem Museum Sodeffroy in Hamburg mit der Angabe des Fundortes: atlantischer Ocean, 40° südlicher Breite. Ich unterscheide unter dem in verschiedenen Sendungen mir zuge- kommenen Material zwei in ihrem Habitus, ihren Dimensionen und, wie es scheint, auch ihrer Färbung etc. von einander abweichende Formen, die ich indessen vor der Hand in zwei Arten nicht zu sondern vermag. In dem Catalog V des Museum Godeffroy (Februar 1874) findet sich 5. S4 „Aleiopa violacea“ aufgeführt. Unter dieser Bezeichnung und mit der weiteren Mit- theilung, dass die Bestimmung seitens des Museum Godeffroy erfolgt und von Herrn Professor Grube bestätigt worden sei, sowie mit der Angabe, dass die Thiere im atlantischen Ocean auf dem 40. Grad südlicher Breite gefangen worden seien, ist mir sowohl Nauphanta celox, als auch gleichzeitig mit dieser in einem Glase die durchaus verschiedene resp. einer anderen Gattung ange- hörige Callizona Grubei übersandt worden. Ich vermag desshalb nicht zu be- stimmen, auf welche von diesen beiden Formen sich der von Grube gegebene Name „Alciopa violacea“ bezieht. Ebenso wenig bin ich im Stande, die ur- sprüngliche Färbung des T'hhieres festzustellen. Bei einigen Exemplaren zeigt der Körper einen von den seitlichen Reihen der Segmentaldrüsen ausstrahlenden bräunlichen Anflug, der bei anderen in eine braun-violette Färbung übergeht. Untersuchungen über die Alciopiden. (p. 39) 1 Wie viel indessen hiervon auf Rechnung der Einwirkung des Weingeistes oder anderer Conservirungs-Flüssigkeiten zu setzen ist, lässt sich schwer sagen. Gattung Callizona nov. gen. Kopflappen über die Augen nach vorne sich erhebend. Rüssel ohne Zähnchen. Einfacher eirrenförmiger Anhang an dem äusseren Ende des Ruders. Borsten zusammengesetzt. Callizona eineinnata nov. spec. Taf. 5. Fig. 56-59. Der Körper ist ceirca-3 Centimeter lang und im Verhältniss hierzu schmal, so dass er im Allgemeinen eine langgestreckte, schlanke Form hat. Nach vorne und hinten ist er nur wenig verschmälert. Das Hinterende ist abgestumpft und war an dem von mir untersuchten Exemplar ohne cirrenförmige Anal-Anhänge. Der Kopflappen erhebt sich hügelartig über die Augen nach vorne (Fig. 56b). Beiderseits an seinem Scheitel sitzen die vier paarigen Fühler (Fig. 56a) und auf seiner Basis der kleinere unpaare. Hinter dem Kopfe folgen 4 Paare einfacher, dicht zusammenstehender Fühlereirren (ce bis d), von denen ein Paar eine sehr bedeutende Länge er- reicht (d) und auf einem, nach aussen hervortretenden Basalgliede sitzt. Diese, sowie die übrigen Fühlereirren und Kopffühler, sind an ihrer äusseren oder oberen Fläche mit höckerartigen 'T’astpapillen besetzt. An diese Fühlereirren schliessen sich noch zwei Paare sehr kurzer, an- scheinend ebenfalls borstenloser, ein- oder zweiästiger, blattförmiger Cirren. Dann kommen die Fussstummel (Fig. 56e, 58 u. 59) mit einem mittleren, ein Bündel zusammengesetzter Borsten und eine Stachelborste enthaltenden und am äusseren Ende einen cirrenförmigen Anhang (Fig. 58e) tragenden, konischen Ruder und einem blattförmigen oberen und unteren Cirrus (Fig. 58a.b). Der im Uebrigen glashelle und vollkommen durchsichtige Körper zeigt an dem vorderen Theil, namentlich Kopflappen, Fühler und Fühlereirren und ausserdem über die ganze Oberfläche, selbst über die Fussstummel zerstreut, einzelne 7 [80 Richard Greeff. (p. 40) braune Pigmentflecke mit baumförmig sich verzweigenden, fadenförmigen Fort- sätzen (Fig. 58). Fundort: An der Küste der canarischen Insel Lanzarote bei Arrecife, Callizona nasuta nov. spec. Taf. 5. Fig. 60—62. Der Körper (Fig. 60) zeigt im Allgemeinen ähnliche Dimensionen wie die Callizona cincinnata. Aber der Kopflappen ist grösser und tritt als ein breiter und hoher herzförmiger Fortsatz nach vorne heraus (Fig. 6la), ein Charakter, der zunächst die Gattung Rhynchonerella auszeichnet, welcher die uns vorliegende Form wegen des endständigen Cirrus am Ruder nicht zuge- zählt werden kann. An der Basis des Kopflappens zwischen den Augen sitzt der unpaare (b) und auf der Spitze stehen die vier paarigen Fühler. Kopflappen und Fühler sind leicht gelblich gefärbt und ausserdem mit zerstreuten, gelblich- rothen Flecken besetzt. Hinter dem Kopfe stehen 4 Paar einfache Fühler- eirren. Die ersten sind am kleinsten und liegen unter den Augen. Die drei anderen grösseren Paare folgen in Abständen. Jedes Paar sitzt an einem deutlich abgesetzten Segmente. Kopflappen, Unterfläche der Augen und Vorder- fläche der Fühlereirren-Basis sind bei dieser Form in besonderem Grade mit lebhaft schwingenden Wimpern versehen. Die Blatteirren der Borsten-tragenden Ruder sind weniger breit, als bei der vorigen Art. Nach hinten werden sie immer kleiner und sind schliesslich auf einfache Höcker reducirt (Fig. 62). Die letzten Segmente scheinen der Cirren und Fusshöcker vollständig zu er- mangeln. Das Endsegment ist abgestumpft (Fig. 62), etwas grösser als die vorhergehenden, fast ganz bewimpert und mit zwei seitlichen und einem mittleren, braunröthlichen Pigmentflecken versehen. Fundort: Bei Arrecife. * Callizona @rubei nov. spec. Taf. 5. Fig. 63—66. Taf. 6. Fig. 69—88. Der Körper (Fig. 63) hat eine Länge von eirca 6 Centimeter und ist im Verhältniss hierzu breit. Die Rückenfläche ist gewölbt, die Bauchfläche Untersuchungen über die Alciopiden. (p. 41) 13 mehr flach und beiderseits gegen die mittlere Längslinie etwas eingebogen (Fig. 65). Die Segmente sind sehr zahlreich und viel breiter als lang. Sie sind sowohl auf der Rücken- als Bauch-Fläche deutlich von einander abgesetzt. Nach hinten verschmälert sich der Körper allmählich und geht schliesslich in ein fast fadenförmiges Ende aus (Fig. 63). Der Kopflappen erhebt sich herz- fürmig über die grossen Augen nach vorne (Fig. 64b). Die paarigen Fühler sitzen hinter dem Scheitel desselben und der unpaare an seiner Basis mitten zwischen den Augen (Fig. 64). Hierauf scheinen noch 5 Paare von Fühler- eirren zu folgen, die auf drei Segmente der Art vertheilt sind, dass das erste Segment ein Paar und die beiden anderen je zwei Paare tragen. Callizona Grubei zeichnet sich mit Nauphanta celow und einigen anderen oben be- schriebenen Aleiopiden in besonderem Maasse durch die grossen und breiten Blatteirren der Fusshöcker aus, wodurch sie den verwandten Phyllodocen vor allen Anderen nahe treten. Die Ruder sind konisch und lang (Fig. 65) und ragen zwischen den sie zum grössten Theil vollständig umhüllenden, breiten Blatteirren (Fig. 65a. b) mit dem auf ihrer Spitze sich befindlichen, verhältniss- mässig langen, konischen, eirrenförmigen Anhang (c) nach aussen hervor. Die einfache Stachelborste (m) ist kräftig, die zusammengesetzten Borsten sind lang und zahlreich. Der Pharynx ist nach aussen hervorstülpbar (Fig. 64a) und bildet eine diekwandige muskulöse Röhre. Die, vielen anderen Aleiopiden zu- kommenden, beiden fadenförmigen Fangorgane habe ich an dieser Form nicht gesehen. Die dunkeln Segmentaldrüsen finden sich nur ‚beiderseits einzeilig auf der Riückenfläche, und ragen als verhältnissmässig grosse, eine Höhlung umschliessende, braune Wüilste nach oben und aussen hervor (Fig. 65]). Bei den aus dem Museum Godeffroy in Hamburg erhaltenen Exemplaren war als Fundort ebenso wie bei Nauphanta celox der atlantische Ocean, und zwar der. 15°, 20°, 29°, 40° und 42° südlicher Breite angegeben. Auch diese Form war, wie bereits oben bemerkt, ebenso wie Nauphanta celox, als Alciopa violacea bezeichnet. Der Körper zeigt namentlich auf der Rückenfläche eine braune, oft braun-violette Färbung, die besonders intensiv in der Umgebung der Segmentaldrüsen hervortritt. Aber ebensowenig als bei Nauphanta lässt sich an den Weingeist-Exemplaren die wirkliche Original-Färbung mit Sicher- heit feststellen. Noya Acta XXXIX. Nr. 2. 10 74 Richard Greeff. (p. 42) Gattung Bhynchonerella A. Costa. Kopflappen über die Augen nach vorne sich erhebend. Rüssel ohne Zähnchen. Cirrenförmiger Anhang an dem äusseren Ende des Ruders fehlt. Borsten zusammengesetzt. Rhynehonerella capitata nov. spec. Taf. 5. Fig. 67 und 68. Ich stelle in die von A. Costa gegründete Gattung Rhymchonerella, die sich von Callizona nur durch den Mangel des eirrenförmigen Anhangs auf der Spitze des Ruders auszeichnet, eine bei Arrecife einmal gefischte Alciopide, die eine Länge von ungefähr 8 Millimeter und dabei einen schlanken, fast fadenförmigen Körper hatte. Der Kopflappen (Fig. 67b) erhebt sich hügelig nach vorne, aber bei weitem nicht so hoch, als bei Callizona nasuta, und trägt auf seiner Spitze die vier paarigen Fühler (a), die, wie in ähnlicher Weise die Kopffühler sehr vieler Aleiopiden, an ihrer inneren Fläche mit stäbchenartigen Tastpapillen besetzt sind (Fig. 68a). An der Basis des Hügels zwischen den Augen liegt der kleine fünfte Fühler (Fig. 67e). Die Augen zeichnen sich weniger, als bei den meisten übrigen Aleiopiden, durch besondere Grösse aus. Die Haut des mit breiter Basis sich erhebenden Kopflappens geht allmählich auf die Augen, dieselben umhüllend, über (Fig. 67). Dadurch erhält der ganze Kopf eine mehr abge- rundete, auf seinem Längsschnitt fast dreieckige Form, aus der die Augen weniger stark, als bei den meisten übrigen Alciopiden, seitlich vorspringen. Vier Paare nicht sehr langer Fühlereirren folgen nach hinten und liegen zum Theil der unteren Fläche des Kopfes an (Fig. 67d). Dann treten die Borsten- tragenden Fusshöcker auf, deren Blatteirren nur mässig entwickelt sind, und deren Ruder; ein Bündel zusammengesetzter Borsten, aber keinen cirrenförmigen Anhang tragen. Untersuchungen über die Alciopiden. (p. 43) 5 Ueber den Bau der Alciopiden. l. Aeussere Haut und Muskulatur. Die äussere Haut der Alciopiden ist glashell und vollkommen durchsichtig und bei vielen, abgesehen von den, von innen durchscheinenden rothen Augen, und den meistens dunkelbraunen Segmentaldrüsen, ohne Pigment. Einige Formen sind indessen, ohne im Allgemeinen an ihrer krystallartigen Beschaffenheit zu verlieren, an einigen Stellen des Körpers, oder in grösserer Ausdehnung, leicht gelblich, bräunlich oder violett, und ausserdem mit zer- streuten Flecken gefärbt (Fig. 5, 41, 56 ete.). Eigenthümlich ist das ziemlich verbreitete Auftreten von Wimperhaaren an gewissen Stellen der Haut. Con- stant scheint die untere und hintere Oberfläche der die Augen iberziehenden äusseren Haut zu flimmern (Fig. 61 und 67), ferner zuweilen die unteren und Seiten-Flächen des Kopflappens (Fig. 61), namentlich wo derselbe, wie bei Callizona und Rhynchonerella, über die Augen nach vorne vorspringt. Dann sieht man bei einigen Formen auch noch Flimmerung an den vorderen Flächen der Fühlereirren- und der Fussstummel-Basis. Die Flimmerbewegung ist sehr lebhaft, aber die Cilien sind in der Regel sehr kurz und stehen entweder büschelföürmig zusammengestellt oder streifenweise, oder überziehen gleichmässig den betreffenden Theil der Hautfläche. Sehr verbreitet sind ferner feine, un- bewegliche Haare und mehr oder minder hervortretende Papillen. Da ich diese Gebilde, bei welchen sich häufig der unmittelbare Zusammenhang mit den Nerven nachweisen lässt, vornehmlich für Tastorgane halte, so werden wir auf die- selben bei der Betrachtung des Nervensystems zurückkommen. Die Haut besteht, wie bei den Anneliden im Allgemeinen, aus einer äusseren strukturlosen Cuticula (Fig. 66a, vergl. ferner Fig. 27a, 43a u. a) und einer darunter liegenden Zellschicht (Fig. 66b, 27b ete.). Zwischen ihr und den darauf folgenden Muskelschichten breitet sich häufig noch ein dünnes Bindegewebsnetz aus (Fig. {Ih). In diesem liegen die bei fast allen Aleio- piden sehr zahlreichen Hautdrüsen. Es sind mehr oder minder kugelige, ovale, flaschen- oder auch wurm-, selbst knäuel-förmig gewundene Zellschläuche, die vermittelst eines kurzen Ganges auf der Oberfläche der Haut nach aussen 4* 76 Richard Greeff. (p. 44) münden. Zuweilen sind sie in besonderen, den Körper umziehenden Gürteln vereinigt, während die zwischenliegenden Hautparthieen gar keine oder nur vereinzelte Drüsen tragen. In der Regel kommt in diesem Falle auf jedes Segment ein Gürtel, wie z. B. bei Alciopa Oantrainii. Die Absonderung dieser sämmtlichen Hautdrüsen besteht m einem glashellen Schleim, mit dem der Körper oft mehr oder minder umgeben ist, den man indessen erst deutlich be- merkt, wenn das 'T'hier abstirbt oder in Weingeist oder sonstige conservirende Flüssigkeiten gelegt wird. Alsdann sieht man die Oberfläche mit einem faden- ziehenden und flockigen Ueberzug sich bedecken. Zu den Hautdrüsen scheinen zunächst auch die für die Aleiopiden so charakteristischen, meistens dunkel gefärbten, grossen Segmental- drüsen zu gehören. Sie liegen an der hinteren Basis der Fussstummel und bilden entweder nur eine Längsreihe zu beiden Seiten des Körpers, so dass ein Paar Drüsen auf jedes Segment kommt (Fig. 1, 7, I11d ete.), oder sie sind beiderseits in zwei Längsreihen am Körper vorhanden, eine dem Rücken und eine mehr dem Bauch zu gelegene Reihe (Fig. 42d und e). In der Regel treten diese Drüsen als halbkugelige oder längliche Wülste über der Haut hervor, so dass sie dann zuweilen, wie am vorderen Körper- theil von Asterope candida, dunkle Längsbinden über den Rücken bilden (Fig. 7, S, 11d). Auf dem Querschnitt durch den Körper einer Aleiopide in der Gegend der Drüsen erkennt man zunächst, dass die letzteren mit dem Leibesraum eommunieirende Höhlungen umschliessen (Fig. 42d und 65]), die bei den geschlechtsreifen 'Thieren sehr häufig, wie die Leibeshöhle, mit Eiern oder Samenmassen erfüllt sind. Der Wulst selbst besteht aus einem binde- gewebigen Maschennetz, dessen Wände mit Zellen ausgekleidet sind. Ob das abgesonderte und wahrscheinlich durch viele kleine Oeffnungen nach aussen gelangende, bräunliche oder gelbliche Sekret als Schutzmittel gegen Feinde dient, wie Krohn vermuthet, und somit diese Gebilde als Giftdrüsen anzu- sehen sind, vermag ich nicht zu entscheiden. Eine Zeit lang habe ich geglaubt, dass sie mit den Geschlechtsfunktionen in Beziehung ständen, da sie mir gerade bei geschlechtsreifen Thieren besonders entwickelt zu sein schienen, habe in- dessen hierfür keine weiteren Anhaltspunkte gewinnen können. An die äussere Haut und mit ihr direkt oder vermittelst des bereits oben erwähnten dünnen Bindegewebsstratums mit ihr verwachsen, schliesst sich Untersuchungen über die Alciopiden. (p. 45) “ der Muskelschlauch, der wie bei den Anneliden im Allgemeinen aus einer äusseren Ring- und inneren Längs-Muskelschicht besteht. Die Ring- schicht (Fig. 66e und 39d) ist dünn, umschliesst aber allseitig und ziemlich gleichmässig den Körper, die Längsschicht (Fig. I1f, 39e, 42g, 6de, 66d) ist besonders bei den grösseren Formen von ansehnlicher Breite, aber an den Seitenwandungen und auf der Bauchseite durch die Ganglienkette unter- brochen, so dass sie, wie schon Krohn bemerkt, in drei von einander ge- schiedene Abschnitte getheilt ist, einen dorsalen und zwei ventrale (Fig. 11, 39 u. 2). Zuweilen ist auch der dorsale Theil, da, wo das Rückengefäss ihn durchstreicht, also in der medianen Längslinie, unterbrochen, und dann ist die Längsfaserschicht in vier mehr oder minder gleiche Abschnitte getheilt. Besondere Muskel-Apparate sind für die Bewegungen des Fuss- stummels mit seinen Borsten und Cirren vorhanden. Auf geeigneten Quer- schnitten erkennt man, dass von der medianen Bauchlinie aus und jedesmal an der Stelle eines Ganglions, beiderseits ein Muskelstrang quer durch die Leibeshöhle zu den Fussstummeln läuft (Fig. 111, 39f, 421, 65f, 66f). Dieser Strang tritt in das Ruder (Fig. 11, 39, 65) ein und löst sich hier in drei strahlig auseinander fahrende Faserbündel auf (Fig. 65f). Das eine dieser Bündel geht an das Borstenbiindel des Ruders und dringt in dasselbe ein, indem, wie es scheint, die einzelnen Fasern direkt in die Borsten übergehen.) Es dient ohne Zweifel zur Bewegung (Retraction) der Borsten. Die beiden anderen Muskelbündel gehen in den oberen und unteren Blatteirrus, in deren Mittelrippe verlaufend (Fig. 65.a.b). Dieser ganze Muskel, den ich den Fussstummel-Muskel nennen will, scheint auf der Bauchseite von der Ringmuskelschicht des Körpers aus- zugehen, man sieht wenigstens, dass derselbe hier seinen Anfang nimmt (Fig. 66e), dann zwischen dem Ganglion und dem inneren Rande der Längs- muskelschicht sich hindurchschiebt, um nun, wie oben bemerkt, durch die Leibeshöhle zum Ruder zu laufen (vergl. die oben angeführten Abbildungen, !) Hiernach würden die Borsten mit den Muskelfasern in continuirlichem Zusammen- hange stehen, vielleicht aus ihnen hervorgegangen sein. Indessen bedarf dieser Punkt noch einer genaueren histiologischen Prüfung und derjenigen der Entwicklung dieser Gebilde. 18 Richard Greeff. (p. 46) besonders Fig. 66: die Muskelfasern e treten hier von der Ringmuskelschicht e aus, schieben sich zwischen Längsmuskelschicht d und dem Bauchganglion p und laufen dann, zu einem Strang vereinigt, als Fussstummel f, den vom Ganglion austretenden Nerven & begleitend, durch die Leibeshöhle zum Ruder). Neben dem Rudermuskel verläuft auch beiderseits ein Nerv aus dem Sanglion in den Fussstummel (Fig. 668). Die Stachelborste des Ruders wird durch besondere Muskeln be- wegt, die in der Regel zu zwei Paaren sich an der breiten, meist tief in die Körperhöhle zurückgezogenen Basis des Stachels inseriren und diese scheidenartig umhillen und andrerseits ausstrablend an die innere Leibeswand gehen (Fig. 39 m, vergl. auch Fig. 65 u. a.), wo sie wahrscheinlich, wie der oben beschriebene Hauptmuskelstrang des Fussstummels, mit der Längsmuskel- schicht des Körpers in Verbindung sind. Sie dienen wohl zum Hervorstossen der Acieula, und da das Borstenbündel mit seiner Basis die Acicula umgreift, auch zu gleichem Zwecke für das ganze Bündel. Sie verstärken somit in dieser Richtung die von dem Fussstummelmuskel innerhalb des Ruders sich abzweigenden und in das Borstenbündel sich auflösenden Muskelportion. Bezüglich des Baues der den Rudern ansitzenden Blatteirren, auf die wir unten bei der Erläuterung des Nervensystems noch zurückkommen werden, mag hier schon bemerkt werden, dass dieselben keineswegs als Kiemen anzusehen sind, wie von einigen Autoren, sowohl für diese Gebilde bei den Phyllodocen im Allgemeinen, als auch für die der Aleiopiden (Audouin et Milne Edwards, Kinberg) angenommen wird. Die bereits früher im syste- matischen T'heil mehrmals erwähnte, in fast allen diesen Cirren mehr oder minder deutlich hervortretende baumförmige Verästlung ist nicht der Ausdruck einer von der Basis gegen die Peripherie gehenden Gefässausbreitung, sondern wird, wie bereits Krohn hervorhebt, von Fasern gebildet und steht in Ver- bindung mit den oben bei den Hautgebilden erwähnten feinen Tasthärchen. Wir werden unten, bei der Erläuterung des Nervensystems, auf diese Gebilde, sowie auf die Fühler und Fühlereirren etc. noch zurückkommen. Untersuchungen über die Alciopiden. (p. #7) 9 2. Ermährungsorgane. Die Mundöffnung liegt auf der unteren Seite des Kopfsegmentes, bald mehr nach hinten, bald nach vorne gerückt, und besteht in einem oft mit ein- springenden Wülsten besetzten Querspalt (Fig. 28), der, mehr oder minder ge- öffnet, rundlich oder sternförmig ist (Fig. 5 u. 31d). Der hieran sich schliessende Nahrungsschlauch ist aus drei Abtheilungen zusammengesetzt, nämlich aus dem in der Regel rüsselartig hervorstreckbaren Pharynx (Fig. 10b, 30, 56g 64a), dem darauf folgenden Oesophagus (Fig. 56f) und dem Darm. Je nachdem der Pharynx ein- oder ausgezogen ist, verhalten sich die beiden ersten Ab- theilungen verschieden und bedürfen desshalb einer besonderen Betrachtung. Der völlig in den Körper zurückgezogene Pharynx ruht in dem darauf folgenden Abschnitt, den wir Desophagus genannt haben, wie in einer Scheide (Fig. 56f, g, 69, 90). Er liegt indessen in dieser nicht gestreckt in seiner ganzen Länge, sondern sein vorderer Theil ist, wenigstens bei den mit sehr langen Rüsseln versehenen T'hieren, eingestülpt, so dass seine äussere Fläche zur inneren wird. Dies wird besonders deutlich bei denjenigen Formen, deren Pharynx mit Zähnchen bewaffnet ist (Asterope candida). Bei eingezogenem oder nur halb hervorgestrecktem Rüssel liegen die Zähnchen innerhalb der Rüsselhöhle (Fig. 13), während sie, wenn jener ganz ausgestreckt ist, zum Theil auf die Vorder- und Aussen-Fläche rücken. Bei dem ganz in den Körper zurückgezogenen Pharynx sieht man zwischen . ihm und der Mund- öffnung, wie auch Krohn angiebt, einen Vorraum (Fig. 56f) mit einer dünneren Wandung, als diejenige des Pharynx. Dieser Vorraum wird beim Hervor- strecken des Rüssels nach aussen gestülpt, indem sich seine Wandung an die äussere des Pharynx anlegt. Der Pharynx selbst ist ein mehr oder minder langes eylindrisches Rohr mit sehr dicken, muskulösen Wandungen (Fig. 10, 13, 69g ete.). Auf eine äussere strukturlose Cutieula (Fig. 13a) folgt eine einfache epithiale Zellschicht (b) und auf diese ein Bindegewebsstratum (ec), in welchem hier und dort kleine Drüsen liegen. Hieran schliesst sich nach innen eine verhältnissmässig schmale Schicht von Längsmuskelfasern (d) und an diese die sehr breite, die eigentliche Dicke der ganzen Rüsselwandung bildende Lage von ceirewlären und radiär verlaufenden Muskelfasern (e und Fig. 69r), dann 80 Richard Greeff. (p. 48) folgt bei vielen Formen noch, wenigstens an dem vorderen Theil des Rüssels, eine Längsmuskelschicht (Fig. 13f), so dass in diesem Falle die mittlere, breite eireuläre und radiäre Schicht von zwei schmaleren Längsschichten eingefasst ist (Fig. 13d. e.f). An der inneren Seite der inneren Längsmuskelschicht, und zwar an der Basis der in das Lumen der Rüsselhöhle vorspringenden Längswülste, sieht man eine Zone von ziemlich grossen, rundlichen Zellen (Fig. 13f, 23ec, 24b), und an diese schliesst sich nach innen eine epitheliale Zelllage, zwischen welcher eigenthümliche Zapfen- oder Kolben-förmige Gebilde mit ihren zuge- spitzten Enden an die Zellen und mit ihren Kolben an die die Rüsselhöhle aus- kleidende Cuticula stossend, sichtbar werden (Fig. 23c.b.a), so dass sie im Verein mit der ganzen Zelllage auf den ersten Blick einer einfachen Oylinder- epithelschicht sehr ähnlich sehen. Diese Zapfen zeigen bei stärkerer Ver- grösserung eine deutliche Querstreifung und sind im Uebrigen mit feinkörniger Substanz erfüllt (Fig. 23b). Ich bin geneigt, diese Gebilde für Nervenendorgane (vielleicht Ge- schmacksorgane?) zu halten, und die unter ihnen liegende Zellschicht, aus welcher sie mit ihren fadenförmigen inneren Enden hervorgehen, für eine Ganglienzellenschicht. Wir werden später, bei der Betrachtung des Nerven- systems der Alciopiden, auf diese interessanten Gebilde noch einmal zurück- kommen. Bei einem Querschnitt durch den Pharynx sieht man, wie diese Zapfen in den Längswülsten, die in das Rüssellumen vorspringen, zwischen den Epi- thelien oft ziemlich reichlich zusammengedrängt liegen (Fig. 24b. Fig. 23b). Die Zahl der Längswülste wechselt, wie es scheint, zwischen 8 und 12, von denen bei manchen Formen, besonders in dem vorderen Theil des, Rüssels, zwei einander gegenüberstehende, und zwar zwei seitliche, grösser als die übrigen sind. Wahrscheinlich stehen diese beiden grösseren Wülste mit den beiden gleich zu erwähnenden Fangorganen in Verbindung. Die Innenfläche des Pharynx ist, wie die Aussenfläche, mit einer glashellen und ziemlich dicken, chitinigen Cutieula bekleidet, beide Häute gehen direkt in einander über, so dass die innere als eine Einstülpung der äusseren erscheint. Nur bei einer der bisher beobachteten Aleiopiden findet sich ausser den Fangorganen noch eine besondere Bewaffnung des Pharynx, und zwar mit vielen kleinen Zähnchen, nämlich bei Asterope candida, woselbst sie den Untersuchungen über die Alciopiden. (p. 49) sl vorderen Theil der Pharynxhöhle, dicht an einander gereiht, auskleiden (Fig. 13h, Fig. 22). Sie stecken mit breiter, abgerundeter Basis in der Cutieula der Innenfläche des Rissels und gehen an dem hervorragenden "Theil in eine hakenfürmig gekrümmte Spitze aus (Fig. 22). Bei eingezogenem Pharynx liegen sie sämmtlich in der Höhlung desselben mit nach unten und innen gerichteter Kralle. Ist der Pharynx vollständig ausgestreckt, so wird, wie oben bemerkt, sein vorderer T’heil hervorgestülpt und mit ihm dann auch die entsprechenden Zähnchen, die nun mit nach aussen und oben gerichteter Kralle den äusseren Umfang des kolbenförmigen Vorderendes des Pharynx be- decken. Offenbar dienen sie dazu, die erjagte Beute festzuhalten und, indem der Pharynx und mit ihm die Zähnchen sich einstülpen, in den Nahrungskanal hineinzuziehen. Die Zähnchen bestehen, wie Clapar&de vermuthet, in der That aus kohlensaurem Kalk. Der Vorderrand des Pharyngealrohres ist mit mehr oder minder halb- kugelig oder konisch vorspringenden Papillen, in verschiedener Zahl, um- stellt (Fig. 5, 30, 56g), unter denen bei den meisten, vielleicht bei allen Aleiopiden, zwei durch Grösse und Form sich besonders auszeichnen. Häufig sind sie im Verhältniss zu den übrigen Papillen nur klein, diese wenig über- ragend, und stellen dann .konische oder dreieckige, mit breiter Basis aufsitzende und nach vorn zugespitzte Leisten dar. In anderen Fällen sind sie indessen beträchtlich verlängert und treten dann beiderseits auf dem Vorderrande des Pharynx als zwei nach aussen gekrümmte, tentakelartige Fort- sätze hervor (Fig. 10a, 30, 40). Entweder sind sie solide und pfriemen- förmig mit breiter Basis beginnend und nach aussen sich zuspitzend (Fig. 10, 40) oder auf ihren inneren, einander zugewendeten Seiten rinnenförmig aus- gehöhlt (Fig. 30). In raschem Wechsel werden sie, wie ich an den lebenden Thieren häufig beobachtet habe, meist mitsammt dem Rüssel hervorgestossen und wieder eingezogen. In letzterem Falle werden sie von dem Vorraum vor dem Pharynx, der eigentlichen Mundhöhle, aufgenommen. Ohne Zweifel sind diese Gebilde ursprünglich Tastorgane und bleiben dieses mit den übrigen den vorderen Pharyngealrand besetzenden Papillen allein, wenn sie, wie diese, niedrig sind, erreichen sie aber, wie eben beschrieben, eine beträchtliche Grösse, so können sie, ausser als Trentakeln, mit vollem Recht auch als Fangorgane in Anspruch genommen werden. In besonderem Maasse verdienen diese Be- Nova Acta XXXIX. Nr. 2. 11 2 Richard Greeff. (p. 50) zeichnung die von mir beobachteten, an den einander entgegengesetzten Seiten rinnenförmig ausgehöhlten Organe (Fig. 30), die zum Ergreifen, Festhalten und Einziehen der Beute in den Schlund vorzüglich geeignet erscheinen. Die niedrigen Pharyngeal-Papillen tragen, nach den Beobachtungen Claparede’s, auf ihrem ganzen freien Rande kleine vorspringende Stäbchen (Taststäbehen?) und in ihrem Innern eine Menge von birnförmigen Drüsen, von denen jede mit einem Porus sich nach aussen öffnet.!) Aehnliche Drüsen finden sich in den verlängerten Papillen, den sogenannten Fangorganen?), und wie ich oben bereits bemerkt, auch in der Aussenwand des Rüssels selbst, namentlich von Asterope candida, und zwar in dem auf die äussere, epitheliale Zellschicht nach innen "folgenden Bindegewebsstratum (Fig. 13ec). Zwischen den Drüsen-Oeffnungen, auf der Cutieula der Fangorgane, stehen nach Clapa- rede Büschel sehr kurzer Wimperhaare. Die die Fangorgane umkleidende chitinige Cuticula ist besonders dick und glashell, steht aber mit derjenigen des Rüssels in unmittelbarer Verbindung. Die Hauptmasse der Innensubstanz wird aus longitudinal und eireulär ver- laufenden Muskelfasersträngen gebildet. Wie bereits oben bemerkt, hat der ganz in die Leibeshöhle zurück- gezogene Pharynx vor sich einen ziemlich geräumigen, zwischen ihm und dem Munde liegenden Vorraum, der die ebenfalls mit eingezogenen Fiangorgane aufnimmt und den man somit passend, wenigstens in dieser Lage des Nahrungs- kanals, die Mundhöhle nennen kann (Fig. 56f). Dieser Vorraum hat, wie schon Krohn hervorhebt, eine viel dünnere Wandung, als der Rüssel selbst, und wird beim Hervortreten des letzteren mit nach aussen getrieben und um- gestülpt, so dass nun seine innere Fläche zur äusseren wird (Fig. 10). Bevor der Pharynx in den Darm übergeht, beschreibt er zuweilen eine oder zwei kurze Windungen oder Schlingen, die offenbar ebenfalls dem Mecha- nismus des Ein- und Ausziehens des Rüssels dienen. Sie treten desshalb auch bloss bei der Retraetion des letzteren hervor (Fig. 35), während in dem anderen Falle der ganze vordere Nahrungsschlauch bis zum Darm ein gestrecktes Rohr 1) Les Annelides chetop. du Golfe d. Naples. Suppl. p. 106. Pl. 10. 2 B. 2) Ibid. p. 113. Untersuchungen über die Alciopiden. (p. 51) 3 bildet. In selteneren Fällen trägt das Hinterende des Pharynx noch eine bul- böse Anschwellung (Fig. 35). Der Darm, der sich direkt an den Pharynx anschliesst, geht ge- streckten Laufes von hier bis zum After am Hinterleibsende. Er bildet aber kein einfaches Rohr, sondern ist, wie bei manchen anderen Anneliden, in jedem Segmente eingeschnürt, so dass der ganze Darm dadurch in eben- soviele übereinander liegende Abtheilungen oder Kammern zerfällt, als Seg- mente vorhanden sind (Fig. 35e. Fig. 36b). Die Einschnürungen, die in Form von vertikalen Scheidewänden in das Lumen des Darmes einspringen, lassen nur eine verhältnissmässig kleine, von oben nach unten ovale Ver- bindungs-Oefinung von einer Darmkammer zur anderen und finden sich immer genau auf den entweder durch die entsprechenden Einschnürungen der äusseren Körperhaut oder durch die Segmentalanhänge bezeichneten Grenzen der ein- zelnen Segmente. Bei den nicht in der Fortpflanzung begriffenen, also namentlich den jungen 'T’hieren, füllt der Darm die Leibeshöhle vollkommen aus, so dass seine äussere Wandung sich an die innere des Körpers anlegt. In diesem Falle ist in den lebenden 'Thieren bei der in der Regel vollkommenen und gleichmässigen Durchsichtigkeit der Körperwand und des Darmes von dem letzteren oft nichts zu sehen, da auch seine Einschnürungen mit den- jenigen der äusseren Segmental-Furchen des Körpers zusammenfallen. Der Pharynx, der durch seine diekere Wandung allen sichtbar ist, erscheint als- dann, wie bereits Clapar&de hervorhebt, als ein vom Munde frei in die Körperhöhle aufgehängter Schlauch ohne weitere Verbindung. Bei den ge- schlechtsreifen T'hieren aber ist meistens ein mehr oder minder beträchtlicher Zwischenraum zwischen Darm und Leibeswand, der von den sich oft mächtig anhäufenden Geschlechtsprodukten, besonders bei den weiblichen Individuen von den bedeutenden Eiermassen und deren Entwicklungsformen, ausgefüllt ist (Fig. 65). Der Darm ist zunächst, wie der vorausgehende Theil des Nahrungs- rohres, der Pharynx oder Rüssel, aussen mit einer Cutieula bekleidet, auf welche eine nach den Arten verschieden starke Schicht von eireulären Muskel- fasern folgt (Fig. 65k), zu denen oft noch, aber stets in geringerem Maasse, longitudinale Fasern treten. Die Innenfläche des Darmes wird überall, sowohl an den Seitenwandungen, als auch an den septalen Einschnürungen zwischen den 1,1% 84 | Richard Greeff. (p. 52) einzelnen Segmenten von einer epithelialen Zellschicht gebildet. Aber diese hat, wie es scheint, eine sehr verschiedene Ausbildung bei den einzelnen Formen. Bei einigen, z. B. Asterope candida, den von mir beobachteten Vanadis- Arten u. a., finden sich grosse, mehr ‚oder minder platte Zellen mit grossen Kernen, so dass der Darm, von der Innenfläche gesehen, ein sehr deutlich hervortretendes, grosszelliges Mosaik bildet (Fig. 39k). Bei anderen Formen, wie bei Callizona Grubei, Nauphanta celox, sind die Zellen höher, d. h. mehr von innen nach aussen gestreckt und keilförmig, also den Cylinder- oder Spindel-Zellformen sich nähernd. Hier erscheint auch auf der Oberfläche ein Mosaik von verhältnissmässig nur kleinen Feldern und die Kerne liegen in der Regel tiefer in der Darmwand, oft in dem mehr oder minder zugespitzten, an die Ringmuskellage stossenden Enden der Zellen. Die ganze innere epi- theliale Auskleidung ist meistens in der ganzen Länge des Darmes in Quer- falten gelegt, die, mehr oder minder sich erhebend, in das Lumen des Darm- rohres vorspringen, so dass auf dem Querschnitt ein Kranz von zierlichen, guirlandenartigen Vorsprüngen erscheint (Fig. 65k). Bei anderen Formen sind diese Falten niedrig und der Querschnitt durch den Darm zeigt dann an der Innenfläche nur wellenförmige Erhebungen (Fig. 11k). Der After liegt terminal am Hinterrande des letzten Segmentes und ist mit lebhaft schwingenden Cilien umgeben, die sich von hier sowohl nach aussen auf die ganze hintere Fläche des Segmentes ausdehnen, als auch nach innen sich in das hintere Darmstück hineinziehen. Die Nahrung der Aleiopiden scheint aus kleineren pelagischen Tieren, namentlich Krebsen, Wurmlarven etc. zu bestehen, die man aber äusserst selten innerhalb des Darmes antrifft; in den allermeisten Fällen ist in der ganzen Länge des Nahrungskanales keine Spur von aufgenommenen Nahrungsstoffen zu sehen, vielmehr ist derselbe alsdann, der ganzen Körperbeschaffenheit ent- sprechend, vollkommen durchsichtig, d. h. mit einer durchaus glashellen, wässerigen Flüssigkeit erfüllt. Dahingegen trifft man sehr häufig in dem Darme Gregarinen und deren Entwicklungszustände in Cysten und als freie spindel- förmige Körper (Pseudonavicellen). Zuweilen ist der Darmkanal an einigen Stellen mit diesen Parasiten ganz vollgeptropft. to} to} Untersuchungen über die Aleiopiden. (p. 53) s5 3. Blut-Gefässsystem. Der allgemeinen Anordnung des centralen Gefässsystems bei den Anne- liden entsprechend, besteht auch das der Alciopiden aus einem dorsalen und einem ventralen, in medianer Längsrichtung über und unter dem Darme verlaufenden Gefässstamm. In dem Kopfsegment verzweigen sich beide Stämme und gehen, mit einigen Windungen und Schlingen den Schlund und das Gehirn umgreifend, in einander über. Auch an dem hinteren Ende des Körpers besteht eine anastomotische Verbindung der beiden Gefässstämme, sie lässt sich aber hier nur seltener und im Allgemeinen schwieriger be- obachten. Das Rückengefäss verläuft, abgesehen von den eben erwähnten Verzweigungense und Anastomosen, am Vorder- und Hinterende des Körpers, in der Rückenhaut, und zwar durch die innerste Lage der Längsmuskelschicht, so dass es mit seiner inneren Seite an die die Körperhöhle auskleidende und diese von der Längsmuskelschicht abgrenzende Membran stösst (Fig. 11i, 39i, 42k, 65i). Das Gefäss ist beim lebenden Thiere vollkommen glashell und farblos und ebenso ist das durchströmende Blut eine durchaus wasserklare Flüssigkeit ohne jegliche Formbestandtheile. Aber trotzdem gestattet die grosse Durchsichtigkeit des ganzen Körpers, die Conturen des Gefässstammes auf der mittleren Längslinie des Rückens genau zu verfolgen und auf diese Weise fernerhin mit Leichtigkeit zu beobachten, dass dasselbe in einer fortwährend langsam auf- und abwallenden regelmässigen Pulsation sich befindet. Bezüglich des feineren Baues erkennt man an geeigneten Längs- und Querschnitten, dass die Innenfläche des Gefässes von einem zarten Epithel gebildet ist; dann folgt nach aussen eine schmale, eireulär verlaufende Muskelfaserschicht, die von einer äusseren, kernhaltigen Membran umschlossen ist. Der mediane Bauchgefässstamm verläuft an der unteren Fläche des Darmes (Fig. 11h, 39h, 65h). Pulsationen habe ich an ihm nicht wahr- genommen. Im Uebrigen stimmt sein Verhalten und, wie es scheint, auch sein histologischer Bau mit demjenigen des Rückengefässes überein. Mehrfach habe ich mich bemüht, einer weiteren Ausbreitung dieser centralen Gefäss- bahnen nachzutehen. Zuweilen glaubte ich segmentale Abzweigungen von dem Bauch- und Rücken-Gefäss zu erkennen, in anderen Fällen konnte ich die- selben aber, trotz im Uebrigen günstiger Verhältnisse, nicht constatiren. Dass 86 Richard Greeff. (p. 54) die zu beobachtenden centralen, an dem vorderen und hinteren Körperende in einander übergehenden Gefässstämme vollkommen geschlossen sind, d. h. mit der Leibeshöhle ete. nicht communiciren, glaube ich mit Sicherheit annehmen zu dürfen. Das Nervensystem. Das centrale Nervensystem der Alciopiden besteht, wie bei den Anneliden im Allgemeinen, aus dem Schlundring und der an ihn sich an- schliessenden Bauchganglienkette. In allen Theilen dieses Nervensystems, sowohl den Ganglien als namentlich den sie verbindenden Längscomissuren, die in der Regel als zwei durchaus von einander getrennte Stränge neben einander verlaufen (Fig. 2d. Fig. 16a), lässt sich mit vollkommener Weutlichkeit die, ebenfalls für die Anneliden im Allgemeinen gültige, symmetrische Duplieität erkennen. Auch scheint bei den meisten Formen, den Segmenten des Körpers entsprechend, eine ebenso strenge Gliederung des Nervensystems ohne jeg- liche Concentration stattzufinden. Indessen ist für einige Formen schwer zu entscheiden, ob in der That für jedes der ersten hinter dem Kopte ge- legenen Segmente ein bestimmtes Oentrum resp. ein Ganglion besteht, zumal hier die Grenzen der Segmente, und somit ihre Zahl oft kaum mit Sicherheit festgestellt werden kann. | Das obere Schlundganglion oder Gehirn ist verhältnissmässig gross und liegst im oberen T'heil des Kopfsegmentes mitten zwischen den beiden grossen Augen, beiderseits dieselben berührend. Nach unten legt es sich über den oben beschriebenen, vor dem eingezogenen Pharynx oder Rüssel sich befind- lichen Vorraum der Mundhöhle (Fig. 69). Somit wechselt in gewisser Be- ziehung das Lagerungsverhältniss zwischen dem Gehirn einerseits und dem Pharynx und Vorraum andrerseits, je nachdem die letzteren eingezogen oder ausgestreckt sind. Nach oben füllt das Gehirn den Zwischenraum zwischen Schlund und Körperhaut nicht vollständig aus; mit seinen beiden seitlichen Lappen erreicht es zwar die innere Körperwand, vertieft sich aber gegen die die Mitte einnehmende Querbrücke, so dass hier zwischen Gehirn und Körper- haut ein der Leibeshöhle zugehöriger Raum bleibt, im welchem das Rücken- gefäss und zum Theil die anastomotische Ausbreitung des Rücken- und Bauch- Gefässes verlaufen (Fig. 25k. Fig. 69k). Untersuchungeh über die Alciopiden. (p. 55) 57 Das Gehirn besteht aus zwei vollkommen symmetrischen, seitlichen Anschwellungen oder Lappen, die durch eine breite mittlere Quercommissur mit einander verbunden sind (Fig. 25, Fig. 69). Die Ganglienzellen und Nerven- fasern, aus denen die Lappen zusammengesetzt sind, sind im Allgemeinen in der Art vertheilt, dass die Zellen mehr peripherisch liegen, die Fasern mehr im Inneren verlaufen. Die Zellen weichen untereinander in der Grösse oft sehr beträchtlich von einander ab (Fig. 17, 25) und haben in Rücksicht hierauf, wie man namentlich an feinen Durchschnitten erkennt, ihre bestimmte Lage (Fig. 17), ebenso ist in den Fasern sehr häufig ein bestimmter Verlauf der ein- zelnen Stränge zu erkennen. Mit Sicherheit lässt sich indessen rücksichtlich ihrer Bedeutung nur eine Hauptpartie innerhalb des Gehirns abgrenzen, nämlich die der hohen Ausbildung der Augen, namentlich der Retina, ent- sprechenden, mächtig entwickekelten Sehganglien, die bei manchen Formen den grössten Theil des ganzen Lappens beiderseits einnehmen (Fig. 25g, 69i). Aus jedem Sehganglion geht ein starker Strang, der Sehnerv (Fig. 25, TOf), hervor, der, alsbald in das Auge eintretend, sich zu der Sehnervenausbreitung entfaltet (Fig. 14i, 25e, 43k, 69h etc.). Bei einigen Aleiopiden sieht man auf feinen Querschnitten durch das Gehim mitten in der die beiden Lappen verbindenden Quercommissur eine quer- ovale, nucleusartige, zumeist, wie es scheint, aus circulär verlaufenden Fasern gebildete Anschwellung (Fig. 251), deren Bedeutung und weitere Verbindung ich nicht habe ermitteln können. Von der unteren Fläche des Gehirnknotens gehen beiderseits die Seiten- commissuren ab, um den Vorraum des Schlundes nach unten und etwas nach hinten gerichtet zu umgreifen und sich unter demselben mit dem hier gelagerten unteren Schlundganglion zu verbinden. Das letztere ist kleiner als der Gehirnknoten, aber grösser als die zunächst folgenden Ganglien des Bauch- marks und gehört zunächst dem auf dem Kopf folgenden Segment an. Es tritt indessen hier die schon oben berührte Frage auf, ob in der 'T'hat immer das untere Schlundganglion bloss dem ersten auf das Kopfsegment folgenden Segmente zukommt, oder ob es das Uentrum für einige der oft sehr kurz aufeinander folgenden ersten Segmente sein kann. Aeusserlich, d. h. durch Einschnürungen oder Furchen, sind diese ersten Segmente oft gar nicht von einander abgegrenzt, und die Anhaltspunkte zu einer Differenzirung in diesem 38 Richard Greeff. (p. 56) Sinne sind somit bloss durch die äusseren Anhänge gegeben. Diese bestehen aber im Anfang aus, in der Zahl und Stellung wechselnden, Fühlereirren, und es fragt sich nun, ob man für jedes Fühlereirren-Paar ein Segment rechnen darf. In vielen Fällen lässt sich mit Bestimmtheit für jedes oder für die meisten Fühlereirren-Paare ein besonderes Segment in Anspruch nehmen, namentlich da, wo die Zahl der ersteren gross ist und sie in Zwischenräumen aufeinander- folgen, wie z. B. bei Vanadis ornata Greeff (Fig. 31) und Vanadis erystallina Greeff (Fig. 35) etc. Und hier besitzt auch jedes Fühlereirren-Segment ein Ganglion. In anderen Fällen aber sind namentlich die ersten Fühlereirren sehr nahe zusammengerückt oder stehen fast übereinander (Fig. 5e.d, 56c.d ete.), und dann lässt sich natürlich von vornherein schwer jedem Paar ein Segment zuertheilen, zumal nun bestimmt nicht eben so viele Ganglienknoten vorhanden sind, als Fühlereirren-Paare. Die Entwicklungsgeschichte der ersten Ganglien des Bauchmarks in ihrem Verhältnisse zu den ersten Segmenten und den Fühlereirren wird über diese Fragen vielleicht allein zu entscheiden im Stande sein. Ohne diese Führung wird man wohl vor der Hand am Besten thun, so viele Segmente zu rechnen, als Bauchganglienknoten vorhanden sind. Einier interessanten Beobachtung will ich hier noch vorübergehend Er- wähnung thun, die ich an emem Präparat der Ganglienzellen einer in Osmium- säure getödteten Alciopa Cantrainii gemacht habe. Figur 17 stellt einen Quer- schnitt durch den vorderen Theil des oberen Schlundganglions dar. Die Peripherie (a) ist von Ganglienzellen, die zum Theil eine anschnliche Grösse erreichen, eingenommen, der Innenraum von Nervenfaserzügen. An den grösseren, in den inneren einander zugewendeten Abschnitten der beiden Ganglienhälften gelegenen Zellen sieht man bei starker Vergrösserung, wie ich es Fig. 18 dargestellt habe, von dem kleinen, scharf umgrenzten Kernkörper aus einzelne feine Fäden radiär in den Kern und zuweilen iiber diesen hinaus in die Zellen einstrahlen. Ueber die Zelle hinaus habe ich indessen die Fäden mit Sicherheit nicht verfolgen können. Ob diese Beobachtung, die ich mit dieser Deutlichkeit an anderen Präparaten von Ganglienzellen der Aleiopiden nicht gesehen habe, eine Bedeutung für den Ursprung der Nervenfasern bei unseren Thieren und im Allgemeinen bei den Anneliden hat, vermag ich vor der Hand nicht anzugeben. Die Untersuchung ist hier eine sehr schwierige und Untersuchungen über die Alciopiden. (p. 5%) 59 unsichere, da Täuschung leicht möglich ist durch vielleicht zufällig in Folge bestimmter Reagentien eingetretener Kunst- resp. Gerinnungs-Produkte. Wie schon früher bemerkt, sind auf der ganzen Länge des Bauchmarks die die Ganglien verbindenden beiden Längscommissuren vollkommen von einander getrennt, so dass der paarige Charakter überall aufs Deutlichste hervor- tritt (Fig. 2d, 16a), der sich auch innerhalb der Ganglien nicht verliert. Denn jene durchschreiten das Ganglion seiner ganzen Länge nach als zwei besondere Stränge, die in der Mitte anschwellen und hier durch eine Querbrücke ver- bunden sind (Fig. 16e). Auch bei den Ganglien lässt sich die Duplieität in den allermeisten Fällen entweder schon äusserlich oder durch genauere Untersuchung des Baues mit voller Bestimmtheit erkennen. Doch scheinen in Bezug hierauf, sowie auch rücksichtlich der Vertheilung, Lage und Grösse der Zellen und Fasern im Innern und im Verlauf der letzteren nicht unbeträchtliche Verschieden- heiten bei den einzelnen Formen obzuwalten. Bei vielen Aleiopiden wird jedes Ganglion des Bauchmarks durch eine obere und untere mediane Längsfurche in zwei äusserlich geschiedene Knoten getheilt, die dann aber im Innern in der Regel verwachsen. So findet es sich z. B. bei A. Oantrainü (Fig. 2, 16). Durch die durchsichtigen Bauchdecken erkennt man bereits beim lebenden Thiere auf der Grenze eines jeden Segmentes einen Doppelknoten, der mit dem vorhergehenden und folgenden beiderseits durch ein Paar vollkommen getrennter Commissuren verbunden ist (Fig. 2). Bei einem feinen Längsschnitt durch ein Ganglion mit seinen vorderen und hinteren Längscommissuren (Fig. 16) von A. Cantraini, sieht man die letzteren eintreten (a) und das ganze Ganglion durchschreiten. In der Mitte schwellen sie an (d), werden etwas dunkler durch Einlagerung einer fein- körnigen Substanz (Punktsubstanz), die indessen zum 'T'heil wohl der Ausdruck von hier die Längsstränge durchkreuzenden oder von ihnen in verschiedener Richtung ausgehenden und nun durchschnittenen Fasern sein mag. Beide An- schwellungen sind durch eine quere Faserbrücke (e) mit einander verbunden und von beiden sieht man auf diesem Längsschnitt nach aussen, in gerader Richtung nach rechts und links, einen Nerven abgehen (b), der das Ganglion durchläuft und bei seinem Austritt aus dem letzteren, etwas verstärkt durch innerhalb des Ganglions aufgenommene Nervenfasern, beiderseits in die Bauch- Nova Acta XXXIX. Nr. 2. 12 90 Richard Greeff. (p. 58) decken eindringt. Rundum sind diese Faserstränge von den Zellen des Ganglions umschlossen (c), sie füllen auch die Zwischenräume zwischen den Längscommissuren vor und hinter der Querbrücke, so dass also hier eine Verschmelzung der beiden seitlichen Zellengruppen des Ganglions stattfindet, die aber im Uebrigen sowohl «durch die äussere Abgrenzung, als auch im Innern durch die Längscommissuren, ihre Duplieität als zwei mehr oder minder selbstständige Hälften resp. Knoten vollkommen documentiren. Bei anderen Alciopiden habe ich eine äusserliche Scheidung der Ganglien durch mediane Furchen nicht wahrnehmen können. Aber im Innern ist die Duplieität stets deutlich ausgesprochen, wie man besonders neben den oben er- örterten Längsschnitten auf geeigneten Querschnitten sieht. Fig. 66 stellt einen solchen Querschnitt durch ein Ganglion von Callizona Grubei dar, der, ausser in der angedeuteten, noch in mancher anderen Beziehung für den Bau, die Lage und Umgebung der Bauchganglien instruktiv erscheint und desshalb eine genauere Betrachtung verdient. Zunächst bemerken wir weder an der nach innen noch nach aussen gerichteten Seite des Ganglions irgendwo eine mittlere Einbiegung, die auf eine äussere Abgrenzung der beiden Ganglienhälften hin- deutete, Vielmehr überziehen einerseits die äusseren Körperdecken (Fig. 66a.b.c.d) als andrerseits die innere die Körperhöhle auskleidende Membran (r) gleich- mässig das Ganglion. Die seitlichen Flächen des Ganglions sind eingefasst von einer Muskelfaserschicht (e), die, wie wir früher gesehen haben (s. unten S. 77), aus der ceirculären Muskelschicht des Körpers hervorgeht und die Körperhöhle neben dem vom Ganglion austretenden Nerven (g) durchschreitend (f), als Fussstummelmuskel in das Ruder eintritt. Wie uns ein Blick auf das Ganglion belehrt, ist dasselbe aus Fasern (, k, 1, h ete.) und Zellen (m) derart zusammengesetzt, dass die letzteren mehr die Peripherie einnehmen, die ersteren mehr den Innenraum ausfüllen. Aber ebenso überzeugen wir uns sofort, dass das Ganze durch die zwischen k und p zusammenlaufenden Faserstränge in zwei Hälften getheilt ist. Zu beiden Seiten dieser mittleren Faserpartie (k p) liegen zunächst die querdurchschnittenen beiden Längscommissuren (ih), die aber nicht einfache, compakte Stränge von Längsfasern bilden, sondern durch in sie eindringende Faserzüge in mehrere Bündel getheilt sind, die sich auf dem Querschnitt als rundliche, von eirceu- lären und queren Fasern umzogene Felder darstellen. Zunächst ist jede Untersuchungen über die Alciopiden. (p. 59) 91 Commissur durch einen ansehnlichen mittleren Querstrang (l) in zwei Theile ge- theilt, einen oberen und unteren. Die secundären Längsstränge sind wiederum durch kleine quere Faserbündel, die zwischen dem Hauptquerstrang und den die Commissuren peripherisch umziehenden Fasern ausgespannt sind, in mehrere kleinere getheilt, die auf jeder Hälfte bezüglich der Zahl und Anordnung einigem Wechsel unterworfen zu sein scheinen. Seitwärts und nach unten strahlen die Hauptquerstränge in die die Commissuren umhüllenden Ganglien- zellen (nm) aus, von welchen auf unserm Querschnitt beiderseits ein Nerv (g) entspringt, der, neben dem oben erwähnten Muskel! (f) verlaufend, wie dieser, in die Fussstummel eintritt. Ausserdem entsendet aber jedes Ganglion noch mehrere Nerven in die Körperhaut. Bei Aleiopa Cantrainii sieht man constant drei Hauptnervenpaare von dem Ganglion ausgehen (Fig. 16b.b‘.b“). Das erste b entspringt aus dem vorderen 'T’heil, läuft anfangs dicht neben den Längscommissuren nach vorn, um dann beiderseits in einem Bogen sich nach aussen zu wenden. Das zweite Paar b‘ beginnt etwas tiefer und geht nach aussen und vorne und das dritte b“ entspringt von den mittleren Anschwellungen der Längscommissuren im Ganglion und geht, dieses durchsetzend und aus ihm Nervenfasern aufnehmend, in einem rechten Winkel nach aussen. Was die weitere peripherische Ausbreitung des Nervensystems betrifft, so gehen, wie bereits Krohn erkannte, die Nerven für die Kopffühler, wie es scheint, constant von dem oberen Schlundganglion ab und diejenigen der ersten Fühlereirren-Paare von dem unteren Schlundganglion. Auf die eigenthümlichen peripherischen Gebilde an den Fühlern, Fühlereirren und Rudereirren (Fig. 5, 19, 28, 38, 68 ete.), die ich für dem 'Tlastsinn dienende Nervenendorgane halte, werden wir später unter den „Sinnesorganen“ noch zurückkommen. 92 Richard Greeff. (p. 60) 5. Die Sinnesorgane. A. Die Augen. Allgemeines und Geschichtliches.) Wie wir aus den bisherigen Betrachtungen ersehen und wie uns ge- wissermassen schon der erste Blick auf unsere Aleciopiden überzeugt, bilden die grossen, lebhaft gefärbten Augen einen ihrer auffallendsten und inter- essantesten Charaktere. Sie verleihen unseren Thieren im Verein mit dem langgestreckten, glasartigen, im Uebrigen fast farblosen Körper ein so eigen- thümliches Gepräge, dass wir dieselben nicht leicht mit anderen verwechseln werden. Und in der That stehen die Aleiopiden in Rücksicht auf den hervor- gehobenen Charakter, nämlich in der Grösse und hohen Organisation der Augen, unter ihren näheren und weiteren systematischen Genossen durchaus isolirt da. Wir finden weder bei einer andern Annelide?), noch bei einem zu einer anderen Wurmklasse gehörigen T'hiere ähnlich entwickelte Sehorgane. Auch unter den Arthropoden ist kein einziger Vertreter bekannt, der sich in dieser Beziehung mit den Alciopiden messen könnte. Aber das Auge der letzteren schliesst sich an dasjenige der ihnen sonst fern stehenden Cephalo- poden und Heteropoden unter den Mollusken und mit diesen im Allgemeinen an das der Wirbelthiere an. Trotz der in der angedeuteten Richtung isolirten Stellung besitzen indessen die Alciopiden, wie wir gesehen haben, im Uebrigen keine wesentlich andere und namentlich keine höhere Organisation, als sie den Anneliden im Allgemeinen zukommt. Unwillkürlich tritt daher bei Betrach- tung des merkwürdigen Wurmes die Frage nach der Geschichte jener Augen 1) Ich habe im Folgenden die speciell die Entwicklung der Kenntniss des Aleiopiden- Auges betreffenden Forschungen, die schon früher bei dem allgemein geschichtlichen Abschnitt dieser Arbeit berührt waren, der Uebersichtlichkeit halber hier noch einmal kurz hervorgehoben. 2) Die einzige Annelide, die vielleicht hierbei in Betracht gezogen werden könnte, ist die nach der Beschreibung ebenfalls durch grosse Augen sich auszeichnende ‚Joida macro- phthalma Johnston (Annals and Mag. of nat. hist. IV. 1840. S. 224 und Wiegmann’s Arch. f. Naturg. 1841. Bd. II. S. 283). Es liegt indessen bis jetzt, ausser der kurzen Diagnose des Wurmes, keine weitere Untersuchung desselben, namentlich der Augen, vor. Untersuchungen über die Alciopiden. (p. 61) 93 hervor, die in ihrer einseitigen und mächtigen Entwicklung gewissermassen alle anderen Organe überflügelt haben. Als von Bedeutung zur Beantwortung dieser Frage scheint auf dem ersten Blick die eigenthümliche Lebensweise unserer Thiere zu sein. Die Alciopiden sind, wie schon mehrfach hervor- gehoben, ausschliesslich sogenannte pelagische Meeresthiere, die fast un- unterbrochen an der Oberfläche des Meeres umherschwimmen. Wie wir bei manchen vom Lichte vollständig abgewandten, in der Erde, in Höhlen, Brunnen ete., sowie bei den als Parasiten im Innern anderer organischer Wesen lebenden Thiere, oft eine, im Vergleich zu den nächst verwandten, am Lieclite lebenden Formen, auffallende Verkümmerung oder gar vollständigen Mangel der Schorgane finden und hieraus den Schluss ziehen, dass bei Jenen durch den Lichtmangel und den Nichtgebrauch der Augen die letzteren ver- kümmert oder allmählich ganz geschwunden oder auch nicht zu höherer Ent- wicklung gekommen sind, so könnten wir in der Lebensweise der Aleciopiden, die stets an der im Lichte strahlenden Oberfläche der südlichen Meere umher- schwimmen, eine besondere Quelle für die Grösse und hohe Ausbildung der Augen annehmen, wozu noch als weiteres, in diesem Falle unterstützendes Moment berücksichtigt werden könnte, dass die Aleiopiden entschieden „Rapacia“ zu sein scheinen, worauf namentlich die oben ausführlich behandelten beiden eigenthümlichen Fangorgane auf der Spitze des hervorstreckbaren Rüssels hin- deuten. Wir werden in dieser Anschauung, dass nämlich die pelagische Lebens- weise wesentlich zur Entwicklung der Augen der Alciopiden beigetragen haben, noch dadurch bestärkt, dass gerade die unseren T'hieren scheinbar am nächsten verwandten, aber auf dem Grunde des Meeres lebenden Anneliden, die Phyllodocen, nur sehr niedrig ausgebildete Augen tragen — einfache Pigmentflecke mit oder auch ohne lichtbrechenden Körper. Auf der anderen Seite freilich finden wir auch, dass Anneliden, die in ihrer Lebensweise, sowie in ihrem örtlichen Vorkommen vollkommen mit den Aleiopiden übereinstimmen, die ferner in wesentlichen äusseren und inneren Charakteren sich nicht weit von den Alciopiden entfernen!), ihre Sehorgane 1) Ich habe hierbei ausser den bekannten pelagischen Würmern hauptsächlich einige im Meer der eanarischen Inseln von mir aufgefundene und bei einer anderen Gelegenheit dem- nächst mitzutheilende neue pelagische Anneliden im Auge. % 94 Richard Greeff. (p. 62) nicht über die niedrigste Stufe hinaus haben entwickeln können. Und doch deutet ihre ganze äussere Erscheinung, der glasartige Körper, die blattförmigen Rudereirren ete., ebenso oder noch mehr als bei den Alciopiden auf eine aus- schliessliche und seit Langem geführte pelagische Lebensweise. Welche äussere und innere Einflüsse nun bei den im Uebrigen in ihren Form- und Lebens- Erscheinungen so nahe verwandten Thieren hier die Ausbildung der Augen bis zu einer so hohen Stufe gefördert, dort gehindert haben, ist bei dem bisherigen Stande der Kenntnisse dieser 'T'hiergruppen schwer zu sagen. Die Ent- wicklungsgeschichte, soweit sie bezüglich der pelagischen Anneliden bekannt geworden ist, scheint hierfür keine Anhaltspunkte zu bieten. Immerhin giebt uns das eigenthiimliche Zusammentreffen, dass diejenigen echten Anneliden, die unter allen die am höchsten entwickelten Augen tragen, eine durchaus pelagische Lebensweise führen, eine gewisse Berechtigung, beides, vielleicht in dem Rahmen einer Anpassungserscheinung, in ursächlichen Zusammenhang zu bringen. Es ist natürlich, dass die Augen der Aleiopiden durch die auffallende Grösse und da den Trägern derselben durch sie eine Ausnahmestellung unter allen ihren Verwandten zukommt, schon seit den ersten Mittheilungen über unsere Thiere durch Audouin und Milne Edwards (s. oben 8. 38) die Aufmerksamkeit der Naturforscher auf sich gezogen haben. Die ersten, auf sorgfältige Beobachtung gegründeten Mittheilungen über den Bau des Auges von Aleiope verdanken wir A. Krohnt). Er beschreibt die äussere Form und Stellung der Augen, ihre Umhüllungen und lichtbrechenden Medien und erkannte bereits eine besondere Eigenthümlichkeit des Baues der Retina, die . „eine Menge dicht an einander gedrängter Fasern, gleichsam ein Mosaik von Stiftehen, dem Glaskörper zukehrt und die in ihrer Mitte eine rothgelbe Pigmentschicht trägt“. Später wurde das Alciopiden-Auge von Quatrefages?) an der von ihm Torrea vitrea (Asterope candida Claparede) genannten Annelide untersucht, 1) Wiegmann’s Arch. f. Naturg. 1845. Bd. IX. S. 179. 2) Annnales des sc. nat. 3. Serie. T. XIII. 1850. p. 34. pl. 2. Ferner: Hist. nat. des anneles. T. I. p. 91. pl. 4. Fig. 6 und 7. Untersuchungen über die Alciopiden. (p. 63) 95 ferner von Leydig'!) an Weingeist-Exemplaren von Alciope Reynaudü (?) und von A. Costa?) an einigen Aleiopiden des Golfs von Neapel. Neuerdings at Claparede die Aleiopiden des Golfs von Neapel einer eingehenden Bearbeitung unterworfen 3). Bezüglich der Augen bestätigt und erweitert er die Beobachtungen Krohn’s über Lage und Zusammensetzung der Retina und macht namentlich ausführliche Mittheilungen über die Form- Verhältnisse der Retina-Stäbchen, die er als aus drei Stücken, einer mittleren grösseren Diaphyse und zwei kleinen Epiphysen bestehend, beschreibt. Er fand ausserdem die Stäbchen, die er ganz aus Nervensubstanz gebildet anzu- nehmen scheint, aus einer Rinden- und Achsen-Schicht zusammengesetzt und glaubt, dass die nach Behandlung mit Reagentien auftretende Querstreifung das Produkt einer Zersetzung der Nervensubstanz sei. In seinem Artikel, „die Retina“ des Stricker'schen Handbuchs der Lehre von den Geweben, theilt auch M. Schultze*) einige Beobachtungen über die Struktur der Retina-Stäbchen des Alciopiden-Auges mit. Er bezeichnet die- selben, soweit seine in conservirenden Flüssigkeiten aufbewahrten, aus Neapel erhaltenen Präparate erkennen lassen, als „stark lichtbrechende, fein quer- gestreifte und leicht in die Quere abbrechende Pallisaden, zum Theil röhren- förmig und nach vorne mit Pigment verstopft“. „In welcher Weise“, fährt er fort, „die Nervenfibrillen in dieser pigmentirten Stäbehenschicht ihr Ende finden, bleibt weiteren Untersuchungen vorbehalten“. Allgemeine Form, Stellung und Zusammensetzung der Augen. Die Augen der Aleiopiden sitzen beiderseits am Kopf, nach innen dem oberen Schlundganglion direkt anliegend (Fig. 69 ete.) und nach aussen kugelig über die ersten schmalen Körpersegmente vorspringend (Fig. 1, 2, 3, 7, 8, !) Lehrbuch der Histologie des Menschen und der Thiere. S. 259. Fig. 136. ?) Annuario d. mus. zool. d. reale universitä di Napoli. Anno I. 1852. p. 155. Anno II. 1864. p. 165. T. IV. Fig. 1—8 und Anno IV. 1867. p. 55. ®) Les Annelides chefopodes du golfe de Naples. I Part. p. 563 und Suppl. p- 108. Pl. X. 9rBd7 197551012} 96 Richard Greeff. (p. 64) 33, 35, 40, 56 ete.). Je nach ihrer Grösse sind sie oft einander mehr ge- nähert (Fig. 5, 40, 64 u. a.), oft mehr entfernt (Fig. 1, 2), zuweilen sind sie so nahe zusammengerückt, dass sie das Kopfsegment auch von oben fast ganz bedecken und dann das letztere fast ganz allem aus ihnen gebildet zu sein scheint (Fig. 40, 41 ete.), namentlich da, wo sich die Kopflappen nicht nach vorne über die Augen erheben. Jedes Auge besteht aus einem in seinem grösseren hinteren Abschnitt sphärischen, nach aussen aber mehr oder minder abgeflachten und hier mit hervorgewölbtem Oornalsegment versehenen Bulbus (Fig. 14, 43, 6%, 69). Obgleich die Augen, wie bemerkt, die Seiten des Kopfes einnehmen, so sind ihre Sehachsen doch, wie die Lage der in das hervor- gewölbte Cornealsegment eintretenden Linse bekundet, in den meisten Fällen stark nach vorne und zu gleicher Zeit etwas nach unten gerichtet (Fig. 2, 8 28, 56, 64, 6%). Die Wandungen des Augapfels werden von drei Häuten gebildet, I nämlich von der äusseren Körperhaut (Fig. 14a, 15a.b, 25f, 44h, 69a, 71h, siehe auch Fig. 5, 25, 56, 61, 67 u. a.), einer darauf nach innen folgenden der Sclerotica und Uornea entsprechenden Haut (Fig. 15c, 27e, 43b, 44 u. ?l1g) und der sehr breiten Retina (Fig. 14e-h, 25a-e, 69, 70a-hete.). Die Pigment- schicht liegt nicht, wie im Wirbelthierauge, an der äusseren Fläche der Retina, ‚sondern mitten in derselben (Fig. 14f, 25b, 43f, 44b, i0e) und geht nach vorne in einen, die Linse umgreifenden, kreisförmigen Fortsatz (Iris) über (Fig. 2, 5, 28, 88). Der Innenraum des Auges wird von dem Glaskörper und der in seiner vorderen Vertiefung ruhenden und an die hintere Fläche des Cornealsegmentes der zweiten Augenhaut, meistens ohne Zwischenraum sich anlegenden, vollkommen sphärischen Linse ausgefüllt (Fig. 14ec, 26e, 69c ete.). Die beiden äusseren durchsichtigen Augenhäute. Das Auge der Alciopiden wird, wie oben bemerkt, zunächst von der äusseren Körperhaut umhüllt, die direkt und anfangs unverändert vom Kopfe auf den Bulbus übergeht (Fig. 5, 14a, 25f ete.). Dieselbe besteht aus einer äusseren strukturlosen, chitinigen Cuticula (Fig. 15a, 27a, 44h) und einer darunter liegenden epithelialen Zellschicht (Fig. 15b, 27b, 44h ete.), auf welche meistens noch ein maschiges Bindegewebsnetz mit eingestreuten Untersuchungen über die Alciopiden. (p. 65) 97 Kernen und Körnern folgt (siehe dieselben Figuren). Diese ist dann noch nach innen, oder, wo sie fehlt, die unter der Cutieula liegende Zellschicht, von einer membranartigen Schicht abgeschlossen, die bei stärkerer Vergrösserung in der Regel eine deutliche, dem Umfang des Bulbus folgende, also eireuläre Streifung zeigt und bei günstigen Präparationen sich als aus circulären Fasern zusammengesetzt erweist, namentlich dann, wenn diese Schicht, was zuweilen vorkommt, als besondere Lamelle sich ablöst. Ich halte dieselbe für eine Ringmuskelschicht. Wir sehen somit, dass diese erste Augenhaut keineswegs eine einfache Membran darstellt, sondern vier Schichten enthält, nämlich von aussen nach innen: 1) eine Cuticula, 2) eine Epithelschicht, 3) eine Binde- gewebsnetz- und 4) eine Ringmuskelschicht. Vergleichen wir hiermit den Bau der Körperhaut (siche oben 3. 75), so finden wir, dass alle wesentlichen Elemente derselben, mit Ausnahme der Längsmuskelschicht, in die äussere Augenhaut übergegangen sind. Wie jene, ist auch diese in allen ihren Theilen beim lebenden Tbiere vollkommen glashell und durchsichtig. Bei den meisten, wahrscheinlich bei allen Aleiopiden, ist, wie wir bereits erwähnt haben, die äussere Fläche dieser ersten Augenhaut, also die äussere Cutieula, namentlich an dem hinteren und unteren Theil des Bulbus, mit feinen und kurzen, aber lebhaft schwingenden Cilien besetzt, die entweder einen gleichmässigen Ueberzug bilden oder in einzelnen zerstreuten Büscheln auftreten (Fig. 61, 67). Auf diese erste Hülle des Augapfels folgt nach innen eine zweite, viel feinere Haut. Sie kommt von der Oberfläche des Gehirns und setzt sich, da das Auge, wie oben erwähnt, dem Gehirn unmittelbar anliegt, direkt auf den Sehnerven und von diesem auf den Bulbus fort, denselben allseitig, natürlich mit Ausnahme der Eintrittsstelle des Sehnerven, umschliessend (Fig. 15 e, 43b, 445 etc. siehe oben). Diese zweite Haut ist, namentlich gegen die erste betrachtet, dünn, liegt im ganzen Augenhintergrunde der Retina, und zwar der Opticusfaserschicht, unmittelbar an (M. limitans externa M. Schultze) und trägt auf ihrer inneren Fläche einen epithelialen Zellenbelag. An dem vorderen, die Linse bedeckenden, also der Cornea entsprechenden, Abschnitt verdickt sie sich in der Regel und lässt auch hier deutlicher die Zellen (Fig. 15c), zuweilen in ihrem Innern Züge von langgestreckten, an einander stossenden Kernen er- kennen (Fig. 27c). Welchen Ursprung hat diese Haut? Verfolgen wir die- selbe an, geeigneten Durchschnitten durch das ganze Kopfsegment, so finden Nova Acta XXX. Nr. 2. 13 98 Richard Greeff. (p. 66) wir, dass es die die Körperhöhle auskleidende, zellige Membran ist, die auch die ganze Bauchganglienkette überzieht, ebenso die unteren Schlund- ganglien, dann die Schlundeommissuren und endlich das Gehim, um von hier aus in der beschriebenen Weise gewissermassen mit einer grossen Blase oder Ausstülpung den Sehnerven und das Auge aufzunehmen. Sobald sie auf das letztere übertritt, legt sie sich nach aussen an die die erste Augenhülle bil- dende Körperhaut. Dieser, resp. dem Hautmuskelschlauch, gehört sie aber, wie wir früher gesehen haben, als innerste, die Längsmuskelschicht ab- schliessende Lamelle. Wir sehen hieraus, dass keine der beiden ersten Augenhäute als dem Bulbus eigenthümlich angehörig betrachtet werden können, sondern beide sind Fortsetzungen resp. Ausstülpungen der Körperhaut. Desshalb kann auch keine dieser Häute als homolog der Cornea und Selerotica der höheren Thiere angesehen werden. Aber beide zusammen kann man als analog den aus verschiedenen Schichten zusammengesetzten Cornea und Selerotica betrachten. Bei reinen Horizontalschnitten durch das Auge sieht man zuweilen im vorderen Abschnitt beiderseits von der Linse, also ungefähr da, wo man die Grenze zwischen Cornea und Scelerotica annehmen könnte, die zweite Augen- haut von der ersten sich eme kurze Strecke abheben, so dass hier auf beiden Seiten ein spindelförmiges Lumen entsteht (Fig. 27d), das also der Ausdruck eines kreisfürmigen Raumes oder Kanales zu sein scheint, der hier innerhalb der Augenhäute verläuft. Da ich denselben indessen bisher bloss an einigen Präparaten gesehen habe und auch keine weitere Verbindung habe auffinden können, so kann ich vor der Hand über die Natur dieses Raumes, namentlich ob derselbe ein ringförmiges Blutgefäss darstellt, nichts angeben. Die Retina. ') Die dritte und innerste Haut im Alciopiden - Auge ist die Retina (Fig. 14e-h, 25a-e, 44, 70a-g etc.). Sie bildet eine Lage von ansehnlicher 1) Eine vorläufige Mittheilung der im Folgenden enthaltenen Untersuchungsresultate über den Bau der Retina des Alciopiden-Auges habe ich bereits veröffentlicht in: Sitzungs- Untersuchungen über die Alciopiden. (p. 6%) 99 Breite, besonders in dem hinteren Abschnitt des Auges. Nach vorne oder aussen wird sie allmählich dünner, lässt sich aber mit Sicherheit bis an die Linse verfolgen (siehe die oben bezeichneten Figuren und Fig. 81). Anderer- seits bemerkt man auch bei einigen Aleiopiden im Hintergrunde des Auges an der sich hügelartig eindrängenden Sehnerven-Ausbreitung eine Verdünnung der Retina (Fig. 25, 43). An günstigen Horizontalschnitten durch das ganze Auge oder, wo sich das direkt ausführen lässt, an Durchschnitten senkrecht auf die Oberfläche der Retina, unterscheidet man fünf verschiedene Schichten, und zwar, wenn wir von dem Innern des Auges nach aussen gehen: 1) Eine Stäbehenschicht (Fig. 14d, Fig. 25a, 43e, 44a, 69d, ‘Ob, ?1b ete.). 2) Eine Pigmentschicht (Fig. 14f, 25b, 43f, 44b, 69e, 70c, le eich) 3) Eine Zellenschicht, die von mir so genannte kernhaltige Säulenschicht (Fig. 14g, 25e, 43g, 44c, Tld.e, 74c etec., l2c eic.). 4) Eine Opticusfaserschicht (Fig. 14h, 25d, 43i, 44f ete.). Aus dieser eigenthümlichen Schichtenfolge der Retina des Aleiopiden- Auges erhellt zunächst, dass die Lagerung der Elementartheile, im Vergleich mit derjenigen in der Retina der Wirbelthiere, eine umgekehrte ist. Denn bei den Alciopiden ist die Stäbehenschicht nach innen dem Glas- körper und die Opticusfaserschicht nach aussen dem Gehirn zu- gewandt. Sodann ist die Pigmentschicht, die im Auge der Wirbelthiere als äussere Lage der Retina resp. der Stäbehenschicht zwischen dieser und Chorioidea liegt, bei den Alciopiden mitten in die Retina zwischen Stäbcehen- und kernhaltiger Säulen-Schicht eingeschoben. Endlich sehen wir bei dieser ersten Betrachtung, dass die Retina des Alciopiden-Auges berichte zur Beförderung der gesammten Naturwissenschaften zu Marburg. 1875. Nr. 10. (Sitzung vom 15. December 1875) und als Separat-Abdruck: ‚‚Ueber das Auge der Alcio- piden‘‘, ein Beitrag zur Kenntniss des Baues der Retina. Marburg 1876. 132 100 Richard Greeff. (p. 68) bezüglich ihrer Formelemente in einem viel einfacheren Zustande sich befindet, als die Retina des Wirbelthier-Auges. sehen wir jetzt zur genaueren Betrachtung dieser vier Schichten der Retina über: Die Stäbchenschiechit. Nach innen ist dieselbe begrenzt von einer strukturlosen, feinen Haut, der Hyaloidea (M. limitans interna) (Fig. 0a, {la), die sowohl den inneren linden der Stäbchen, als auch dem Glaskörper dicht anliegt und mit beiden verwachsen zu sein scheint. Diesen Eindruck erhält man namentlich bei Be- trachtung der frischen Objekte, bei den mit Reagentien behandelten Präparaten löst sie sich indessen oft auf Strecken hinaus von der Retina ab. Auf guten Horizontalschnitten durch das Auge lässt sich diese Membran mit Sicherheit bis an die Linse verfolgen, zuweilen schien es mir, als ob sie auf die Linse übertrete Wir werden auf die Membran später bei Betrachtung der licht- brechenden Medien des Aleiopiden-Auges, dem Glaskörper und der Linse, noch einmal zurückkommen. Die Stäbchen zeigen bei den von mir untersuchten Aleiopiden zwei von einander verschiedene Formen, es sind entweder mehr oder minder lange, dünne, eylindrische Pallisaden (Fig. ?1b und folgende) oder an ihrem äusseren, in.der Pigmentschicht sitzenden Ende etwas dünnere und nach innen allmählich anschwellende Kolben (Fig. 44a, 45 und folgende). Beide Arten der Stäbehen sind nicht bloss durch ihre äussere Gestalt, son- dern in gewisser Hinsicht auch durch ihren Bau von einander verschieden. Bei jeder zeigen sich ausserdem Modificationen der äusseren Form je nach ihrer Lage im hinteren oder im vorderen Abschnitt der Retina. Was zunächst die eylindrischen Stäbchen oder Pallisaden betrifft, so ist die erste auffallende Erscheinung, die bei der genaueren Untersuchung zu Tage tritt, die, dass dieselben keine gleichmässig zusammengesetzten, soliden Gebilde sind, sondern aus einer äusseren, festeren, homo- genen Wandung oder Rindenschicht und einer hiervon verschiedenen weicheren, mehr oder minder körnigen Innenschicht bestehen, mit anderen Worten, dass sie mit einem weichen Inhalt erfüllte, eylindrische, Röhren sind (Fig. 72a, 72A, 75, 76, 77, 79). Diese 'Thatsache lässt sich schon bei Untersuchungen über die Alciopiden. (p. 69) 101 der Betrachtung der ganzen Stäbchen-Schicht an feinen Durchschnitten der Retina feststellen. Die Stäbchen tauchen mit ihrem äusseren Ende in die Pigmentschicht ein und nehmen aus der letzteren Kömer auf (Fig. 70c, 71b, i5, 80 etc.). Bisweilen sind sie so dicht mit braunem oder röthlichem Pigment erfüllt, dass dadurch die ganze Stäbchenschicht gefärbt erscheint. Man sieht bei Untersuchung der einzelnen Stäbchen deutlich, dass das Pigment nicht etwa an der Aussenfläche, sondern in dem von äusseren, ungefärbten Wan- dungen begrenzten Inneren, wie in einem das Stäbchen durch- ziehenden Län eskanale, liegt (Fig. 71, 72). In dem äusseren Ende sind die Pigmentkörner am dichtesten zusammengedrängt und oft allein hierauf be- schränkt, während der übrige T’heil des Stäbchens davon frei bleibt, in anderen Fällen ziehen sie, allmählich abnehmend, bis nahe an sein inneres Ende am Glaskörper hin. Noch deutlicher werden diese Verhältnisse an günstigen Quersehnitten durch die Stäbchen. Nun tritt uns eine mehr oder minder kreisförmige, homo- gene und gleichmässig-dieke Rinde oder Wandung entgegen, die einen von ihr scharf abgegrenzten, von Pigment oder ungefärbten Körnchen erfüllten Inhalt umschliesst (Fig. 72a, 75, 76a). Die Wandungen dieser Stab- oder Pallisaden-förmigen Röhren erscheinen im frischen Zustande ganz glatt und homogen, und selbst mit den stärksten Vergrösserungen konnte ich keine anderweitigen Struktur- Verhältnisse an ihnen wahrnehmen (Fig. 72, 76, 7%). Sie machen dann auch durch das eigenthümliche Liehtbrechungsvermögen den Eindruck von chitinigen Röhren. Nach Behandlung mit verschiedenen Reagentien (Chromsäure, Osmium- säure, Alkohol etc.) tritt indessen meistentheils auf der ganzen Länge des Stäbchens eine deutliche Querstreifung auf (Fig. 78, 79). Allein dieselbe beschränkt sich, wie ich ausdrücklich hervorhebe, lediglich auf die äussere Wandung der Pallisade, d. h. auf die Röhre. Der Inhalt derselben wird von dieser Querstreifung nicht berührt. Die Querstreifen hören vielmehr, wie uns die Einstellung des Mikroskopes auf den optischen Längsschnitt des Stäbchens lehrt, an der deutlich abgegrenzten Innenfläche der Wandung auf (Fig. 79). Sehwieriger ist über die elementare Beschaffenheit des Inhaltes der Röhren-Stäbchen Sicherheit zu erlangen. Da das Pigment als häufiger Inhalts- theil, wie oben ausgeführt worden ist, mit Leichtigkeit in den Stäbchen nach- 102 Richard Greeff. (p. 70) gewiesen werden kann, dieses aber für den weiteren Einblick störend ist, so wählt man für die genauere Untersuchung am Besten diejenigen Stäbchen oder Theile derselben, die vollkommen pigmentfrei sind. An frischen, in Seewasser untersuchten Objeeten derart sieht man im Innern eine klare, mit feinen Körnchen durchsetzte Substanz, die oft eine feine, fibrilläre Längsstreifung zeigt und bei Druck hin und wieder aus den durchschnittenen Enden der Stäbe tropfenweise hervorquillt. Aber schon in diesen frischen Stäbchen tritt zuweilen mit Deutlichkeit ein in der Längsrichtung durch die Innensubstanz verlaufender Hauptfaden hervor. Nach Behandlung mit Essigsäure, Chrom- säure, Osmium etc. gerinnt der Inhalt und wird dunkler und nun sieht man auch, namentlich nachdem das Präparat durch Glycerin wieder aufgehellt ist, den ziemlich ansehnlichen Axenfaden im Innern deutlicher (Fig. 72, ‚7%, 79, vergl. auch Fig. 46, 48). Untersucht man die oben bezüglich der allgemeinen Zusammensetzung der Stäbchen betrachteten Querschnitte, so sieht man an günstig gelegenen Objekten fast constant in der Innensubstanz neben einigen kleineren ein mehr oder minder glänzendes, grösseres Körnchen, das man wohl im Zusammenhalt mit den eben angeführten Beobachtungen als den Querschnitt des durch- schnittenen Fadens betrachten darf. Mit noch grösserer Sicherheit habe ich in den gleich zu beschreibenden breiteren, kolbenförmigen Stäbchen den Axen- faden gesehen. Das innere, dem Glaskörper zugewendete Ende der Retina-Pallisaden erscheint zuweilen als ein besonderes, epiphysenartiges Glied denselben angefügt (Innenglied). Man findet bei genauer Untersuchung in der That dieses Ende durch eine seichte Einschnürung abgesetzt. Auch tritt dasselbe wohl durch eine leichte Anschwellung oder gelbe Farbe gewissermassen als Köpfchen hervor (Fig. ?1, 80, 81). Die Pigmentkörner der Pigmentschicht, die, wie oben erwähnt, den Längskanal des Stäbchens reichlich erfüllen, dringen in der Regel nicht bis in dieses Köpfchen vor, sondern hören an der Grenze desselben auf, als ob der Längskanal hier endigte. Eine durch die ganze Breite des Stäbehens gehende Abgrenzung oder gar vollständige Trennung dieses Stückes habe ich nicht beobachtet. Ebenso erscheint zuweilen das äussere, mit dem Pigment verbundene Ende als ein besonderes Stück des Stäbchens (Aussenglied), aber hier mag wohl der diesem Ende ansitzende Pigmentkörper, der auch dem Untersuchungen über die Alciopiden. (p. 71) 103 abgerissenen Stäbchen noch eng verbunden bleibt, das Bild einer besonderen Epiphyse hervorrufen (Fig. 72b—S7 etc., siehe auch Fig. 44—48, 53—53). Verfolgt man die Stäbchen nach vorne und aussen gegen die Iris zu, so sieht man, wie schon früher bemerkt, dass sie allmählich kürzer und spär- licher werden. Zu gleicher Zeit aber dehnen sich die inneren Enden zu breiten, scheibenförmigen, häufig gegen den Glaskörper etwas vertieften Köpfchen aus, die sich mit ihren Rändern noch berühren, während die nach aussen ihnen ansitzenden Stäbchen bereits weite Zwischenräume zwischen sich lassen (Fig. SO, S1). Durch diese flächenartige Ausbreitung der inneren Enden wird noch eine ununterbrochene, dem Glaskörper zugewendete Stäbchenschicht her- gestellt. Schliesslich verschwinden, wie es scheint, die eigentlichen Stäbchen, d. h. Aussenglieder, während die Köpfchen (Innenglieder) als mehr oder minder breite, aneinander stossende Platten oder Scheiben übrig bleiben. Es ist augenscheinlich, dass diese scheibenartig ausgebreiteten Köpfchen den oben beschriebenen kleineren, inneren Endstücken (Innenglieder) an den Stäbchen des hinteren Retina-Abschnittes entsprechen. Aber auch diese Scheiben und Platten konnte ich nicht als von dem übrigen Theil des Stäbchens getrennte, besondere Endglieder erkennen. Die oben beschriebenen pallisadenförmigen Stäbchen finden sich, soweit meine Untersuchungen reichen, bei Alciopa Cantrainii Clap., A. eirrata nov. spec., Asterope candida Clan , Vanadis ornata nov. spec., V. erystallina nov. spec., V. pelagica nov. spec., ferner Callizona Grubei nov. spec., CO. cincinnata nov. spec., ©. nasuta nov. spec., und endlich Ahynchonerella capitata nov. spec. Eine etwas andere Gestalt und bezüglich der äusseren Wandung auch anderen Bau als die Pailisaden haben die oben als Kolben bezeichneten Retina-Stäbe. Sie treten mit ihrem äusseren Ende ziemlich eng aus der Pigmentschicht hervor, werden dann allmählich breiter und sind an ihrem inneren, dem Glaskörper zugewandten Ende mehr oder minder kolbenförmig ange- schwollen (Fig. 44—51, 53 statiren, dass sie aus einer verschiedenartigen Rinden- und Axen-Schicht 55). Aber auch bei ihnen kann man bald con- bestehen, mit anderen Worten, dass sie, wie die Pallisaden, röhrenförmige Gebilde sind. Bei Querschnitten durch die Kolben finden wir in ihrem äusseren, engen Ende noch einen kreisförmigen, von gleich dicken Wandungen umschlossenen Innenraum, nach der Mitte zu und am inneren Ende erhalten 104 Richard Greeff. (p. 72) wir ein ganz anderes Bild. Wir sehen zwei Halbringe, die mit ihrer Concavität gegen einander gerichtet und beiderseits nur durch eine dünne Haut verbunden sind (Fig. 46a, 52). Zuweilen treten die beiden Halbringe etwas weiter auseinander, verschieben sich oder die dünne Verbindungshaut wird vielleicht gelöst und dann stehen die beiden halbmond- förmigen Gebilde scheinbar unvermittelt einander gegenüber, so dass ich an- fangs zu glauben versucht war, die Kolben seien nur an ihrem äusseren, röhrenförmigen Ende (Fig. 45, 46, 48, 50 etc.) mit einander verbunden und bestäinden im Uebrigen aus zwei Lamellen, die nach innen gewissermassen wie eine Pincette mit concaven Innenflächen den Stäbehen-Inhalt umfassten. Die Wandungen der Kolben zeigen, wie die der Pallisaden, an Weingeist- Präparaten eine Querstreifung (Fig. 48, 49). Ebenso verhält sich der In- halt vollkommen ähnlich demjenigen der Pallisaden. Er scheint aus Proto- plasma zu bestehen mit einer mehr oder minder deutlich hervortretenden fibrillären Längsstreifung (Fig. 5l, 53). In der Längsachse verläuft, wie man an den Kolben noch viel häufiger und leichter sieht als in den Palli- saden, ein centraler Faden (Fig. 46, 48). Auch an den oben beschriebenen Querschnitten erscheint derselbe neben den kleineren als ein grösseres Körnchen. Die Pigmentschicht. Die auf die Stäbchen nach aussen folgende Pigmentschicht besteht aus einer Membran, in welche kleine Ballen oder Klümpchen eines rothbraunen bis rothgelben Pigmentes eingelagert sind (Fig. 14f, 25b, 43f und folgende, le— 75, 7781, 83—86 ete.). In diese Pigmentkörper tauchen die Stäbehen mit ihrem äusseren, verengten Ende ein. Jeder Körper entspricht einem Stäbchen. In dem hinteren Abschnitt des Auges stehen desshalb, den Stäbchen entsprechend, auch die Pigmentkörper sehr dicht und mosaikartig nebeneinander, nach vorne und aussen rücken sie mit dem Seltnerwerden der Stäbchen mehr auseinander (Fig. SO, 81, 8%). Zu gleicher Zeit werden sie grösser, indem anfänglich nur einzelne grössere Pigmentkörper zwischen den kleineren auftreten, bis sie schliesslich in die grossen Pigmentplatten der Iris übergehen (Fig. 88). Es fragt sich, ob man diese Pigmentschicht als eine besondere Zellschicht und die Pigmentkörper als Pigmentzellen auffassen darf. Die dicht an einander gelagerten kleinen Pigmentkörper des hinteren Abschnittes der Untersuchungen über die Alciopiden. (p. 73) 105 Netzhaut lassen in ihrem Inneren einen Kern nicht erkennen. Der aus ihnen zuweilen hervorleuchtende, meist sehr kleine, helle Fleck ist entschieden kein Kern, sondern entspricht der Eintrittsstelle des äusseren Stäbehen-Endes und der Verbindung desselben mit der folgenden kernhaltigen Säulenschicht. Auch in der gelblich gefärbten Zwischenhaut, die besonders da, wo die Pigment- körper weit auseinander treten, deutlicher vorliegt, lassen sich Keine Gebilde erkennen, die man als Zellkerne deuten könnte. Die grösseren Pigmentkörper des mehr nach vorne gelegenen Abschnittes der Netzhaut sind oft schärfer um- grenzt oder es treten aus ihrem Inneren mehr oder minder scharf umschriebene Körper hervor. Aber hier rücken die Kerne der nachfolgenden Säulenschicht so nahe an die Pigmentschicht, während zu gleicher Zeit die Stäbchen zu kleinen flachen Scheiben werden oder ganz verschwinden, dass nun die drei sonst getrennten Schichten fast zu einer einzigen verschmolzen zu sein scheinen. Ich vermag desshalb vor der Hand die Pigmentschicht nicht als eine eigene Zellschicht anzusehen, volle Gewissheit hierüber wird natürlich nur das genaue Studium der Entwickelung der Netzhaut des Aleiopiden-Auges geben können. Nach vorne rücken, wie bereits »bemerkt, die Pigmentkörper, dem Seltnerwerden der Stäbchen entsprechend, mehr auseinander und werden grösser (Fig. ST). Dann hören sie auf und es folgt ein ziemlich breiter Kranz von verhältnissmässig grossen Pigmentplatten mit meistentheils zahlreichen stern- förmigen und unter. einander anastomosirenden Fortsätzen (Fig. 88). Diese direkt aus der retinalen Pigmentschicht hervorgegangene Iris ist schon an dem unverletzten Auge des lebenden T'hieres als ein die Linse umgebender und ihr zum Theil aufliegender Ring (Fig. 2, 5, 25) von besonderer Färbung und meist schillerndem Silberglanz, der sich oft noch weiter nach hinten über die Oberfläche des Auges verbreitet, zu bemerken. Aus den Plättchen der Iris leuchtet hier und dort eine rundliche helle Stelle hervor (Fig. 88a), die auf den ersten Blick einem Kerne zu entsprechen scheint, bei genauerer Unter- suchung aber sich als eine Durchbrechung, eine Oeffnung in der Pigmentplatte darstellt. Diesen Oeffnungen entsprechen noch, wie es scheint, Retinalelemente. Die Zellschicht der Retina (kernhaltige Säulenschicht) setzt sich nämlich, wie wir später bei der Betrachtung dieser Schicht noch besonders zu erwähnen haben, bis unter die Iris, ja, wie es zuweilen den Anschein hat, merkwürdiger- weise noch über dieselbe auf die Linse fort. Nova Acta XXXIX. Nr. 2. 14 106 Richard Greeff. (p. 74) Der Pupillenrand der Iris umschliesst eng die Linse, ja, erstreckt sich bei einigen Formen noch auf die vordere Linsenfläche. Ob zwischen der Iris und der über ihr liegenden, oben (S. 9%) beschriebenen zweiten Augenhaut ein Zwischenraum (vordere Augenkammer) bleibt, habe ich nicht feststellen können. Wenn ein solcher, wie ich nach einigen Präparaten glaube annehmen zu müssen, besteht, so ist er jedenfalls sehr gering. Die Membran, welcher die Irisplättchen aufliegen, ist meist gelblich oder roth-gelblich, wie die Plättchen selbst, gefärbt und zeigt bei stärkerer Ver- grösserung auf ihrer Oberfläche eine eigenthümliche Zeichnung von sehr feinen, aber dicht und regelmässig neben einander liegenden dunkeln Punkten, die fast den Eindruck von feinen, diese Haut durchsetzenden Porenkanälen machen. Ganz dieselbe Struktur zeigt auch der T'heil der Membran, welcher die Pigment- körper der Retina aufliegen, namentlich deutlich an dem vorderen Abschnitt, wo die Flächenausbreitung zwischen den spärlicheren Pigmentkörpern grösser ist. Auch durch die Betrachtung von Querschnitten durch die Iris und Pig- mentschicht werde ich hier und dort zu der Annahme: von, die fragliche Membran dnrehsetzenden, Porenkanälen bestärkt. Indessen bei der grossen Feinheit dieser Strukturverhältnisse und der im Ganzen schwierigen Unter- suchung möchte ich die Entscheidung über diese in mancher Beziehung interessante Frage weiteren Beobachtungen anheim geben. Bie kernhaltige Säulenschicht. Auf die Pigmentschicht folgt nach aussen eine Schicht von anscheinend langgestreckten Fasern, die in ihrem äusseren, zuweilen auch schon in dem mittleren Abschnitt verhältnissmässig grosse ovale Kerne enthält (Fig. 148g, 25c, 45h, 44d, {lde etc). An den Durchsehnitten der Retina scheinen diese Fasern in der Regel als breite, neben einander laufende Bänder von den Pigmentkörpern auszutreten, bald indessen kreuzen sie sich und bilden ein Fasergeflecht, in welchem die Kerne zahlreich eingestreut liegen (Fig. 44 c, ilde ete.). Gelingt es aber, die Fasern zu isoliren oder feine Schnitte, die der Längsrichtung folgen, herzustellen, so sieht man statt des Geflechtes ein- fache, Janggestreckte Bänder, von denen jedes, meistens in seinem äusseren, der Opticusfaserschicht zu gelegenen Theil, einen länglich ovalen Kern ent- Untersuchungen über die Alciopiden. (p. 75) 10% hält (Fig. 46, 48, 53e, 72e, 74, 50, S5). Man kann desshalb diese Schicht zunächst als eine Zellschicht bezeichnen. Untersucht man eine Reihe günstiger Durchschnitte, die diese Zellen- schicht von der reinen Längsrichtung bis zum Querschnitt treffen, wie ich sie auf Taf. 6, Fig. S2—85 (vergl. auch Fig. 71, 74, 80, 81) dargestellt habe, so überzeugt man sich zunächst noch sicherer, dass die Zellen gestreckt neben einander verlaufen und kein Geflecht bilden und dass die Kreuzungs- bilder ihrer Linien bloss dadurch entstehen, dass der Schnitt nicht der Längs- richtung folgt, sondern mehr oder minder schief durch die Zellschicht geht. Ferner aber erkennt man die für den ganzen Bau und die Bedeutung dieser Schicht sehr wichtige Thatsache, dass die anscheinend bandartigen Faserzellen langgestreckte, mehrseitige Cylinder oder Säulen sind, von denen jede einen Kern enthält. Bei dem reinen Querschnitt nämlich erscheint ein mehr oder minder regelmässiges Mosaik von wabenartig aneinander stossenden, polygonalen Feldern (Fig. 82), die bald, je nachdem der Schnitt mehr den inneren, der Pigmentschicht zu gelegenen, oder mehr den äusseren Theil der Zellschicht getroffen, ohne Kern sind (Fig. S2A), bald einen solchen in sich einschliessen (Fig. 52B und OÖ). Der letztere ist nun aber nicht mehr länglich-oval, sondern, da wir ihn im Querdurchmesser sehen, rundlich (Fig. 52B und C). Betrachtet man dann die zwischen diesem Querschnitt und dem Längsschnitt liegenden und von dem einen zum andern überführenden diagonalen Schnitte, so sieht man, wie die einfachen Längsbänder (Fig. 85) in langgestreckte spindelförmige Felder übergehen (Fig. 54), dann in kürzere (Fig. 83) und schliesslich in die eben beschriebene Wabenform (Fig. 82). Es erhellt hieraus auf’s unzweifelhafteste, dass die ganze in Rede stehende Schicht aus langgestreckten, kernhaltigen Zellen besteht, die in Form von mehrseitigen Säulen dicht bei einander stehen. Man kann diese Schicht deshalb wohl die kernhaltige Säulenschicht der Retina nennen. Durch die Untersuchung der oben vorgeführten Durchschnitte sowie durch Maceration und Isolirung der Retina-Elemente kann man. fernerhin con- statiren, dass jede Säule von einer besonderen Membran umschlossen ist und dass jede einem Pigmentkörper und einem Stäbehen entspricht sowie endlich, dass alle drei "Theile innig mit einander zusammenhängen (Fie. 46, 48, 53, 55, 71—74, S0, S1 ete.). 14* 108 Richard Greeff. (p. 76) Der Inhalt der kernhaltigen Säulen besteht aus körnigem Protoplasma (Fig. 46, 48, 53e, 72c, 82C). Die Körnchen zeigen zuweilen mit grösserer oder geringerer Deutlichkeit eine in der Längsrichtung verlaufende, fibrilläre Anordnung. Der Kern ist länglich oval, scharf eonturirt, färbt sich in Carmin viel intensiver als das Protoplasma der Säule (Fig. 73) und lässt meistens ein kleines glänzendes Kernkörperchen im Inneren erkennen (Fig. 46, 460, 48, 72d, 72e, 820). Bei einigen Alciopiden, z. B. Nauphanta celox Greeff, ist der äussere, den Kern enthaltende, T'heil der Säule mit einer mehr dunkel- und grob-körnigen Substanz umhüllt und, wie es scheint, auch erfüllt, als der mitt- lere und innere Theil (Fig. 44e, 46, 48). Bei Durchschnitten durch die ganze Retina tritt daher dieser äussere T’heil der Säulenschicht zuweilen als eine besondere dunkelgranulirte Schicht hervor. Es bleibt nun noch ein wichtiger Punkt zu erörtern übrig, nämlich in welchem Zusammenhang die kernhaltigen Säulen mit den Stäbchen, namentlich mit den in ihrem Axenkanal verlaufenden Nervenfaden, stehen. Schon an den oben erwähnten feinen Durchschnitten der Retina er- kennt man, dass die kernhaltige Säule an ihrem inneren Ende verjüngt in den Pigmentkörper eindringt und durch diesen mit dem Stäbchen verbunden wird. An Zerzupfungs-Präparaten sieht man ferner nicht selten dem inneren Ende der von dem Stäbchen losgerissenen Säule einen Faden anhängen, während ein solcher auch oft aus dem äusseren Ende des aus seinem Zu- sammenhang gelösten Stäbchens hervortritt. Es erscheint hiernach in Ver- bindung mit den oben erörterten Beobachtungen die Annahme berechtigt, dass von dem inneren, etwas zugespitzten Ende der kernhaltigen Säule ein Faden, und zwar ein Nervenfaden, ausgeht, der in das Stäbchen eindringt und in dessen Axenkanal verläuft. Hierdurch ist natürlich nicht ausgeschlossen, dass bei der einen oder anderen Form vielleicht mehrere Fäden zu gleicher Zeit von der kernhaltigen Säule in das Stäbchen übergehen. Wir haben bereits früher erwähnt, dass man die Retina-Elemente, die Stäbehen-, Pigment- und kernhaltige Säulen-Schicht, ebenso auch die Opticus- faserschicht bis an die Iris verfolgen kann, indem hier namentlich die Stäbchen-, Säulen- und Faser-Schicht allmählich dünner werden. Die Stäbchen verschwinden schliesslich vollkommen und auch von der Faserschicht ist dann nichts mehr wahrzunehmen, während die Zellschicht noch bleibt und sich sogar über die Untersuchungen über die Alciopiden. (p. 77) 109 Iris hinaus fortzusetzen scheint. An geeigneten Querschnitten sowohl, als an der in der Fläche ausgebreiteten Iris sieht man nach aussen von derselben kernhaltige Zellen, ähnlich denjenigen im vorderen Abschnitt der Säulenschicht, und zwar entspricht, wie es scheint, jedem Irisplättchen eine Zelle. Ob in- dessen diese Zellen in der 'Vhat noch als Retina-Elemente aufzufassen sind und ob hiermit die oben (S. 105) erwähnten lichten Stellen in den Pigment- plättchen der Iris in Verbindung gebracht werden können oder ob sie bloss diesen Pigmentplättchen als solchen angehören, ihnen zur Grundlage und zum Ausgangspunkt dienen, vermag ich vor der Hand nicht zu entscheiden. Die Opticusfaserschicht. An die kernhaltige Säulenschicht schliesst sich nach aussen direkt die Optieusfaserschicht (Fig. 14h, 25d, 43i, 44f, 53d, 69g, T1f ete.). Sie um- fasst, aus der hügelartig in das Auge eindringenden Sehnervenausbreitung Fig. 14i, 25e, 43k etc.) sich entfaltend, becherförmig die kernhaltige Säulen- schicht und besteht aus sehr feinen Fasern, die ringsum an die äusseren Enden der Säulen laufen und hier endigen. Im Hintergrunde des Auges ist sie am stärksten, nach vorne zu wird sie, indem sie allmählich immer mehr Fasern an die Säulen abgiebt, mit den übrigen Retina-Schichten allmählich dünner und scheint in der Nähe der Iris ganz aufzuhören. Doch tritt im Augenhinter- grunde durch den in die Retina einspringenden Sehnervenhügel (siehe die oben bezeichneten Figuren) mit den übrigen Schichten meistens auch eine Ver- dünnung der Nervenfaserschicht ein. Dieselbe betrifft aber keine Verminderung der Fasern, sondern nur Verkürzuug derselben, da gerade hier die stärkste Entfaltung der direkt und auf dem kürzesten Wege zur Säulenschicht laufenden Fasern stattfindet. Schon an günstigen, sehr feinen Durchschnitten durch die Retina, namentlich an den Berührungsstellen der Säulen- und Faser-Schicht, noch mehr an Zerzupfungs-Präparaten, überzeugt man sich, dass, wie das innere, so auch das äussere Ende der Säule sich zuspitzt und mit einem Faden in Verbindung steht, der zweifellos aus der Öpticusfaserschicht hervorgeht (Fig?’44e, 46, 48, 53, 71, 72, 73, 80—85). An einigen Präpa- raten sieht man statt des einen zwei oder drei Fäden anhängen. In den 110 Richard Greeff. (p. 78) meisten Fällen indessen, in denen die vollkommene Isolirung der Säulen ge- lingt, tritt nur ein Faden aus dem Ende hervor. Wir dürfen somit auch hier wohl mit einiger Sicherheit annehmen, dass die Nervenfasern der Opticus- schicht in die kernhaltige Säulenschicht übergehen, und zwar, dass wahrscheinlich direkt eine oder mehrere Fasern mit einer Säule in Verbindung treten. Ueberbliecken wir noch einmal kurz die beschriebenen vier Schichten der Retina, die Stäbchen-, Pigment-, Säulen- und Faser-Schicht, so können wir vor Allem einen vollkommenen Zusammenhang der wesentlichen Theile, nämlich der Nervenelemente, constatiren. Wir sehen eine direkt mit dem Gehirn zusammenhängende continuirliche Nervenaxe, deren inneres Ende der centrale Nervenfaden des Stäbchens, deren äusseres Ende die Faser des Opticus bildet. Zwischen Beiden und sie verknüpfend liegt eine Zelle, die kernhaltige Säule, gewissermassen eine langgestreckte bipolare Gang- lienzelle bildend, die an dem einen Pol mit der Opticusnervenfaser beginnt und aus ihr hervorgeht und mit dem anderen an und mit dem Axenfaden des Stäbehens endist. Wir können somit wohl mit einiger Berechtigung diese Zelle, d. h. die kernhaltige Säule, als eine wirkliche Sehzelle bezeichnen, welche zunächst mit dem von ihr ausgehenden Stäbchenfaden den Lichtreiz empfängt und ihn der Optieusnervenfaser und durch diese dem Gehirn zuführt. Es drängt sich nun noch die Frage auf, in welchem Verhältniss hierzu der Pigmentkörper und das den Nervenfaden aufnehmende Stäbchen steht. Wir haben oben schon hervorgehoben, dass wir der Pigmentschicht die Be- deutung einer besonderen Zellschicht vor der Hand nicht zuerkennen können. Dasselbe gilt von dem Stäbchen abzüglich der von demselben umschlossenen Nervensubstanz. Das Erstere erscheint nach unserer Auffassung gewisser- massen nur als die Scheide, der Stützapparat, der den Nervenfaden und die ihn umhüllende, körnig-Gbrilläre Substanz aufrecht und in radiärer Richtung dem Innern des Auges und dem Lichte zugewandt erhält. Ich bin desshalb geneigt, die ganze Retina des Alciopiden-Auges, die Stäbchen-, Pig- ment- und kernhaltige Säulen-Schicht als eine einzige Zellschicht, d. h. als aus einer einzigen Zellschicht hervorgewachsen, anzusehen. Indessen tritt die Entwickelungsgeschichte hier in ihr volles Recht And ihrer genauen Erforschung muss die Beantwortung der Frage, ob an der Bildung der Pigment- Untersuchungen über die Alciopiden. (p. 79) 11l schicht und des Röhrentheils der Stäbchenschieht noch andere zellige Elemente sich betheiligen, vorbehalten bleiben. Glaskörper und Linse. Der Glaskörper füllt den ganzen hinteren, von der Retina umfassten, Augenhöhlen-Abschnitt vollständig aus und wird nach aussen, d. h. gegen die Retina, von der schon ‘früher erwähnten Hyaloidea (M. limitans interna M. Schultze), einer durchaus strukturlosen, glashellen Haut, umgrenzt (Fig. 70a, ila), die gewöhnlich auch der Retina fest anliegt, sich aber von ihr trennen lässt und nicht selten auf weitere Strecken sich von ihr löst. Sie lässt sich mit Sicherheit über die Iris hinaus bis an die Linse verfolgen und setzt sich sehr wahrscheinlich noch auf die letztere fort. Namentlich glaube ich dieses bei Nauphanta celox, bei welcher eine sehr eigenthümliche Verbindung der inneren Augenhöhlenwand mit der Linse stattfindet, annehmen zu müssen. Man sieht hier bei günstigen Horizontalschnitten durch das Auge, bei welchen sich namentlich die Linse und ihre umliegenden "Theile in ihrer Lage erhalten haben, einen dreieckigen Fortsatz, der von der inneren Augenwand in der Nähe der Iris in einem spitzen Winkel ausgeht und sich mit breiter Basis an die Linse anlegt (Fig. 43d). Er wird, wie die genauere Untersuchung lehrt, von einer zarten, vielfach netzförmig durchbrochenen und gefalteten Haut gebildet. Von welchen Theilen des Augen-Inneren, resp. der inneren Augen- wand, geht dieser eigenthümliche, in den Glaskörper eindringende, seiner Lage nach dem Corpus ciliare entsprechende Fortsatz, der die ganze Linse breit- ringförmig umgreift, hervor? Vor Allem scheint die Hyaloidea entschieden in ihn überzugehen, ob sie indessen allein oder ob noch andere Schichten der Retina, also die Membran der Pigmentschicht, die Säulenschicht oder endlich die die Opticusfaserschicht begrenzende zweite Augenhaut (Limitans externa) sich an dieser Bildung betheiligen, habe ich bisher nicht ermitteln können. Der Fortsatz dient offenbar zunächst zur Fixirung der Linse. Die Substanz des Glaskörpers gerinnt an den mit verschiedenen Reagentien behandelten Augen zu einer feinkörnigen Masse, die namentlich der Hyaloidea und der Hinterfläche der Linse in unregelmässigen, krümlichen Haufen fest anliegt. Zuweilen indessen, insbesondere sehe ich dieses sehr 112 Richard Greeff. (p. 80) deutlich an mit Osmiumsäure behandelten Präparaten, tritt an die Stelle der krümlichen Masse ein vielfach verzweigtes, von der Hinterfläche der Linse zum Augenhintergrunde gerichtetes Fasernetz, das indessen nur ein Gerinnungs- produkt, nicht der Ausdruck von präformirten Fasern zu sein scheint. Die in der vorderen Vertiefung des Glaskörpers ruhende Linse ist vollkommen sphärisch und legt sich, wie es scheint, ohne Zwischenraum mit ihrer Vorderfläche an die Hinterfläche des der Cornea entsprechenden Ab- schnittes der zweiten Augenhaut. Sie wird von einer ziemlich dicken, struktur- losen und hyalinen Kapsel umschlossen (Fig. 15d, 43e, 69e) und erweist sich auf dem Durchschnitt in der Regel als aus zwei Hauptschichten bestehend, einer nach den Arten, wie es scheint, wechselnd breiten, peripherischen, und einer centralen. Bei einigen Formen indessen tritt, abgesehen von der Kapsel, eine dreifache Schichtung hervor, von denen die äussere peripherische sehr schmal und die innerste am breitesten ist. In der Regel zeigt die ganze Substanz der Linse auf Durchschnitten eine mehr oder minder deutliche con- centrische Streifung. Diejenige der Rinde ist aber stets deutlicher und kräf- tiger als die der Innenschicht. Ausserdem ist besonders in der Rindenschicht, aber weniger deutlich, eine die eirculäre Streifung kreuzende radiäre zu er- kennen (Fig. 26), während die Innenschicht beim Durchschnitt sehr häufig von concentrisch verlaufenden Lücken durchbrochen ist (Fig. 26, 69). In seltenen Fällen tritt dann noch im Centrum ein verhältnissmässig kleiner, fester Kern hervor (Fig. 26). Die ganze Substanz der Linse besteht, wie es scheint, aus concentrisch und radiär verlaufenden, feinen Fasern. Diejenigen der Rinde sind indessen stärker, als die der Innenschicht. Ob die, wie oben bemerkt, sehr häufig auf @Querschnitten in der Innenschicht oder auch auf der Grenze zwischen dieser und der Rinde auftretenden lacunären Räume dem natürlichen Verhalten der Linse entsprechen, d. h. im Leben bestehende, vielleicht mit Flüssigkeit er- füllte Lacunen darstellen, vermag ich nicht zu sagen. B. Gehörorgane. Bekanntlich sind bis jetzt bei nur sehr wenigen Anneliden Gehörorgane oder Organe, die man als solche gedeutet hat, beobachtet worden. Der sichere Untersuchungen über die Aleiopsden. (p. S1) 113 Nachweis derselben, wie ich ihn hier zu führen vermag, bietet desshalb immer einiges allgemeines Interesse, das durch die sehr eigenthümliche Lage dieser Organe bei unseren Thieren noch erhöht wird. Die Gehörorgane der Aleio- piden bestehen aus zwei Gehörblasen, die unter der äusseren Haut unmittelbar den Augen anliegen, und zwar der nach unten gerichteten äusseren Fläche der Retina (Fig. SIAa.b.c.d). Rücksichtlich der äusseren Anhänge des Körpers entsprechen sie in ihrer Lage ungefähr der Basis der ersten Fühlereirrenpaare. Ich habe sie an den lebenden Thhieren nicht beobachtet, sondern erst später an Durchschnitten von in Weingeist conservirten Exemplaren aufgefunden. Auf solchen von oben nach unten durch das ganze Kopfsegment und durch die Augen geführten feinen Schnitten sieht man dicht an der nach unten und etwas nach aussen gerichteten äusseren Fläche der Retina, resp. der Opticusfaser- schicht, da, wo sowohl diese als die übrigen Retina-Schichten in ihrer Aus- breitung nach vorne zur Linse schon beträchtlich dünner geworden sind, auf beiden Seiten ein Gebilde, das auf den ersten Blick einer grossen Zelle ähnlich erscheint (Fig. SIA). Bei genauerer Betrachtung erkennt man, dass dasselbe aus einer körnigen, mit Kernen durchsetzten, ovalen Masse (a) besteht, in welcher eine ebenfalls ovale Blase (b) mit einem kugeligen Otolithen (c) liegt. Der letztere zeigt an der Oberfläche eine sehr feine concentrische Streifung und enthält im Innern meistens noch eine Anzahl sehr klemer, dunkelglänzender und unregelmässis gestalteter Körperchen. Bei Nauphanta celox und Callizona (@rrubei lässt sich ausserdem der Haupt-Otolith, als aus zwei umeinander ge- lagerten Schichten bestehend, erkennen, die äussere Schicht erscheint etwas wolkig und wie mit kleinen Vacuolen durchsetzt, in der inneren liegen die hier sehr dunkeln kleineren Otolithen. Die Kapsel ist ziemlich diekwandig, namentlich bei Asterope candida, bei Nauphanta celox und Callizona Grubei erscheint besonders ein Abschnitt des Umfanges verdickt, während der übrige grössere Theil ziemlich dünn ist. Es schien mir, als ob die Innenwand der Kapsel mit kleinen Zellen ausgekleidet sei, indessen habe ich hierüber keine Sicherheit erlangen können. Ebensowenig kann ich, da ich die in Rede stehenden Organe nicht an den lebenden Thieren habe untersuchen können, über etwaige Cilienbildung im Innern der Kapsel und damit zusammenhängende Bewegungen des ÖOtolithen etwas mittheilen. Das parenchymatöse Lager (a) (Ganglion?), in welchem die Nova Acta XXXIX. Nr. 2. 15 114 Richard Greeff. (p. 82) Blase mit dem Otolithen (be) eingebettet ist, ist weich und körnig und ent- hält nur hier und da ein kernartiges Gebilde, aber an der unteren, d. h. der von der Retina abgewandten Seite, sehe ich an einem der mir vorliegenden Präparate eine Anzahl von mosaikartig aneinander stossenden Plättchen mit grossen, ovalen Kernen. In welcher Beziehung dieselben zu dem Gehörorgane stehen, vermag ich nicht zu entscheiden. Von der inneren, d. h. der gegen den Schlund gewendeten Seite, tritt ein ziemlich starker Nerv (d) in das parenchymatöse Lager ein. Die Fasern desselben habe ich durch das Lager hindurch bis an die Gehörblase verfolgen können. Er kommt beiderseits direkt von den die oberen und unteren Schlund- ganglien verbindenden Commissuren, wahrscheinlich aber entspringt er von dem unteren Schlundganglion und läuft bis zu seinem Eintritt in das Gehör- organ neben den Commissuren. ©. Geschmacksorgane. Wir haben schon früher (8. 50) eigenthümliche kolbenförmige Gebilde beschrieben, die, zwischen den Epithelien der inneren Schlundwand liegend, mit ihrem verdickten Ende der Schlundhöhle zugewandt sind, mit ihrem faden- förmigen, äusseren Ende aber mit einer Zellenlage in Verbindung zu stehen scheinen (Fig. 13g. Fig. 23). Sie bestehen aus feinkörniger Substanz und zeigen bei stärkerer Vergrösserung eine feine Querstreifung (Fig. 23b). Ich bin geneigt, diese Gebilde für Geschmacksorgane zu halten. Einen Beweis für diese Auffassung kann ich natürlich nicht führen, sie ist lediglich begründet durch die eigenthümliche Lage, Form und Verbindung dieser Organe. D. Tastorgane. Die Fühler, Fühlereirren und Cirren der Fussstummel sind bei den Aleiopiden nicht bloss als Haut-Anhänge oder Bewegungsorgane zu betrachten, sondern documentiren sich in den meisten Fällen durch ihren inneren Bau, insbesondere aber durch die an ihrer Peripherie auftretenden eigenthümlichen Untersuchungen über die Alciopiden. (p. 83) 115 Bildungen als wirkliche Tlastorgane. Diese Bildungen erscheinen vorwiegend als Papillen, Härchen, Stäbchen (Fig. 5a.d, lla.b, 2Se, 39a, 56, 57, 68 etc.) entweder an den nach aussen gerichteten Rändern oder über die ganze Ober- fläche der genannten Körperanhänge zerstreut. Bei der grossen Durchsichtig- keit des Körpers lässt sich in vielen Fällen die Verbindung dieser Organe mit inneren Fasern und Fäden und dieser wiederum mit den aus den Central- organen des Nervensystems austretenden Nerven direkt verfolgen. Am meisten verbreitet finden sich feine Härchen an der nach aussen gerichteten Oberfläche dieser Hautanhänge, entweder einzeln (Fig. 35, 39a) oder in Büscheln zusammengestellt (Fig. 2Se). In beiden Fällen lässt sich ihre Verbindung mit inneren Nervenfasern bestimmt beobachten. Man kann sie als die direkte Fortsetzung der letzteren, als nach aussen getretene Nerven- fasern oder Nervenhaare betrachten. In anderen Fällen finden sich kleine, dunkelglänzende, stabförmige Gebilde auf der Oberfläche der Fühler und Cirren (Fig. 5a, 65) oder endlich papillenartige Erhebungen der Haut, in welchen dann noch oft kleine Stäbchen etc. verborgen sind (Fig. 5d, 56a.c.d, 57a). Der Verlauf der Nervenfasern im Innern und ihr Zusammenhang mit den äusseren ‚Tastgebilden lassen sich im Allgemeinen am besten an den Fühlern und Fühlereirren beobachten, namentlich da, wo büschelförmige Gruppen von Tasthaaren auftreten (Fig. 28e, 35, 39), auch bei den oft sehr merkwürdigen Papillen (Fig. 57, 68), während in den Cirren der Fussstummel durch die hier zugleich stattfindende Ausbreitung von Muskelfasern die Beobachtung er- schwert ist. Ob vielleicht die bei einigen Formen, wie z. B. bei Callizona cincinnata, vorkommenden, auffallend verlängerten und mit Stäbchen -tragenden Papillen besetzten Fühlereirren (Fig. 5 und 56d) anderweitigen Sinneswahr- nehmungen, z. B. den Gehörorganen, dienstbar sind, wie man wohl in Rück- sicht auf die sich besonders auszeichnende Form und Länge, und namentlich die Lage, vermuthen könnte, müssen weitere Untersuchungen an den lebenden Thieren entscheiden. 6. Geschlechtsorgane. Ueber die Geschlechtsorgane weiss ich dem bereits durch A. Krohn, Hering und Claparede bekannt Gewordenen nicht viel Neues hinzuzufügen. In 116 Richard Greeff. (p. 84) Die Alciopiden sind entschieden getrennten Geschlechtes. Aber es mangeln ihnen, wie wohl den meisten Anneliden, besondere Organe zur Bereitung der Zeugungsstoffe, Ovarien und Hoden. Eier und Samen entstehen vielmehr an der Innenwand der Leibeshöhle, und zwar an der die letztere auskleidenden, zelligen Membran (siehe S. 98). Zur Zeit der Fortpflanzung sieht man hier einen ungemein reichen Zellen-Vermehrungsprozess. Ueberall sprossen ver- schieden grosse Haufen von kleinen Zellen hervor, die sich bald ablösen und, frei in der Leibeshöhle flottirend, weiter entwickeln. Auf diese Weise ist zu jener Zeit die Leibeshöhle mit allen Entwicklungsstadien der Geschlechts- produkte angefüllt von den ersten an der Innenwand hervortretenden Kleinen Zellknöpfehen bis zu den ausgebildeten Eiern und den Samen. Die grössten Massen werden durch die zusammenhängenden Zellhaufen gebildet, die namentlich bei den weiblichen Individuen oft die ganze Leibeshöhle erfüllen (Fig. 65). Aber nicht bloss bilden sich diese Haufen auf ihrem Mutterboden, der Zell- membran, sondern sie entwickeln sich auch aus einzelnen von ihr abgelösten Zellen durch Weiter-Theilung und Sprossung derselben frei in der Leibeshöhle. Auch die Nebenräume der Leibeshöhle, die hohlen Ruder und blattförmigen Rudereirren, sowie die Höhlungen der schwarzbraunen Drüsen sind mit Ge- schlechtsprodukten erfüllt (Fig. 65). Ich glaube nach meinen Beobachtungen annehmen zu müssen, dass die Zellen und Zellenhaufen für Eier und Samen auch hier entstehen, was a priori um so weniger zu bezweifeln ist, als die zellige Membran der inneren Leibeshöhlenwand auch in diese Nebenräume ein- dringt und sie auskleidet. Man sieht hier m gleicher Weise, namentlich in den Rudern und Rudercirren, neue Zellen noch fest an der inneren Wand und offenbar aus ihr hervorgewachsen, ansitzen. Ausserdem aber findet man hier, wie in dem eigentlichen Leibesraum, alle Uebergangsstufen bis zu den aus- gebildeten Eiern und Samenfäden. Die reifen, verhältnissmässig grossen Eier besitzen eine deutliche äussere Membran, eine körnige, aber helle Dottersubstanz mit einem durchaus wasser- klaren Keimbläschen und einem etwas dunkleren, scharf umgrenzten und an- scheinend compakten Keimfleck. Die Spermatozoiden bestehen aus einem nach vorne meistens etwas verschmälerten und zugespitzten stabförmigen Köpfchen und einem sehr langen und äusserst zarten Faden. Die von Claparede be- Untersuchungen über die Aleciopiden. (p. 85) 117 schriebenen Spermatozoiden von Vanadis formosa mit einem doppelten Faden- anhang!) habe ich nicht gesehen. Die ersten Mittheilungen über Segmentalorgane bei den Aleciopiden rühren von Krohn her, der sie indessen nur unvollkommen beobachtete und sie für Drüsen hielt2). Dann wurden sie, wie früher (siehe S. 40) schon hervor- gehoben, genauer von Hering und Claparede beschrieben und in ihren Be- ziehungen zu den Geschlechtsorganen gedeutet. Ich habe sie nur bei den Männchen von Alciopa Cantrainii beobachtet. Sie bilden hier, wie die beiden erwähnten Forscher, namentlich Claparede, schon ausführlich beschrieben haben, im Innern wimpernde und mit einer äusseren und inneren Oeffnung versehene Kanäle, die von Segment zu Segment laufen. Das eine, etwas an- geschwollene Ende mit der inneren Oeffnung (Fig. 48) befindet sich beider- seits an der Basis der Fussstummel, den schwarzen Drüsen dicht anliegend. Von hier läuft der Kanal gerade nach hinten zu dem folgenden Segment, wendet sich dann in einem scharfen Bogen nach aussen und oben und mündet, die Haut durchbohrend, mit einer rundlichen, scharf umschriebenen Oeffnung nach aussen (Fig. 4h). Bei den männlichen Thieren tritt zur Zeit der Ge- schlechtsreife, nach Claparede, in den mittleren Segmenten an das innere Ende des Kanales eine besondere gestielte Samenblase auf. Ich habe diese Blase wohl gesehen, sie aber für eine blosse Erweiterung des inneren, stets etwas birnförmig angeschwollenen Endes des Wimper-Kanales gehalten. Ueber die Entwickelung der Aleiopiden stehen mir bisher nur wenig eigene Beobachtungen zu Gebote. Was wir darüber zunächst durch die früher hervorgehobenen Beobachtungen (siehe S. 42) anderer Forscher, insbesondere von Clapar&de und Panceri, wissen, ist geeignet, unser Interesse in hohem Grade in Anspruch zu nehmen. Zunächst kann wohl mit Sicherheit angenommen werden, dass die ganze Entwiekelung unserer Thiere ausserhalb des mütterlichen Körpers verläuft. In der Leibeshöhle erlangen die Eier in der oben beschriebenen Weise ihre Reife !) Doppelschwänzige Spermatozoiden sind übrigens, was Clapar&de übersehen hatte, schon früher beobachtet worden, zuerst von Doy&re und später von mir bei den Bärthierchen (vergl. M. Schultze’s Archiv f. mikrosk. Anatomie. II. 1866. S. 129. Taf. VII. Fig. 10). 2) Arch. f. Naturg. .XI Jahrg. S. 182. 118 Richard Greeff. (p. 86) und werden dann nach aussen abgesetzt. Die Embryonen vieler, wenn nicht aller Aleiopiden, wandern nun wahrscheinlich sehr bald m andere pelagische T'hiere, und zwar nach den bisherigen Beobachtungen in Otenophoren (Oydippe densa) ein, um merkwürdigerweise in den Gastrovascularräumen derselben als Parasiten ihre ganze Larvenzeit zu durchlaufen. Die Larven, selbst die am meisten fortgeschrittenen, zeichnen sich vor den erwachsenen 'T'hieren, ausser einigen weniger constanten und untergeordneten Charakteren, hauptsächlich durch den Mangel des unpaaren fünften Kopffühlers aus. Bevor sie diesen erlangt haben, scheinen sie ihre Wirthe wieder zu verlassen, um wieder ihre selbstständige pelagische Lebensweise zu beginnen. Ohne Zweifel bietet sich hier noch, wie schon früher bemerkt, ein in mancher Beziehung reiches Feld für die Erforschung der Naturgeschichte unserer Thiere.') 1) Während des Druckes dieser Abhandlung erhielt ich auf meine Bitte aus der zoologischen Station in Neapel durch gütige Zusendung von Herrn Dr. Chun einige Exemplare von parasitischen Aleiopiden-Larven aus Cydippe densa. Ich habe an diesem interessanten Material, soweit das an den in Weingeist conservirten, zum Theil vorher mit Osmiumsäure be- handelten, Objekten gestattet war, die Beobachtungen meiner Vorgänger über die Alciopiden- Larven in den meisten Punkten bestätigen, ausserdem aber den Formenkreis derselben noch erweitern können. Eine jener Larven konnte ich nämlich mit Sicherheit als eine Yanadıs be- stimmen, und zwar, wie ich glaube annehmen zu dürfen, zu der von mir beschriebenen Yanadıs erytallina gehörig (s. oben S. 68). Eine zweite trug. einfache Borsten und breitblattförmige Rudereirren. Ich glaube sie als zur Alciopa lepidota Krohn gehörig ansehen zu dürfen. Eine andere war noch in dem Innern, und zwar mitten in der Gallerte, einer Cydippe und entsprach in ihrer sehr geringen Grösse und Ausbildung ungefähr dem zweiten von Claparede und Panceri beschriebenen Stadium, war aber leider durch Osmiumsäure so schwarz geworden, dass sich genauere Untersuchung nicht mehr vornehmen liess. Es ist mir hiernach und im Rückbliek auf die früheren Beobachtungen und die in dieser Abhandlung mehrfach ausgesprochene Ansicht kaum mehr zweifelhaft, dass der in Rede stehende Parasitismus der Alciopiden ein unter diesen Thieren sehr verbreiteter, wahrscheinlich die ganze Familie betreffender, ist, sich aber auf die Larvenzeit beschränkt. Nach Zurücklegung dieser machen sich unsere Thiere frei, um in selbständiger pelagischer Lebensweise geschlechtsreif zu werden und sich fortzupflanzen. Ob alle Alciopiden-Larven in Cydippen resp. in Ctenophoren schmarotzen oder auch in anderen pelagischen Thieren, muss die weitere Erfahrung lehren. Untersuchungen über die Alciopiden. (p. S%) 119 Erklärung der Abbildungen. Tafel 1. (11) Fig. 1. Alciopa Cantrainii Clap., von der Rückenfläche gesehen, 2—3 mal vergrössert nach einem männlichen Exemplar von mittlerer Grösse aus dem Golf von Neapel. Fig. 2. Dieselbe eirca 18—20 mal vergrössert, von der Bauchfläche gesehen. a die vier paarigen Kopffühler, der kleine unpaare fünfte ist nicht sichtbar, da er auf der oberen (Rücken-) Fläche des Kopfsegmentes liegt. b drei Paar Fühler- eirren, das erste Paar ist ein-, die beiden folgenden Paare sind zwei-ästig; c die dunkelbraunen, seitlichen Segmentaldrüsen, die mit den ersten borsten- tragenden Fussstummeln beginnen, hinter deren Basis sie liegen; d die durch die durchscheinenden Bauchdecken sichtbare Bauchganglienkette; die Duplieität der Commissuren und Ganglien tritt deutlich hervor; e Mundöffnung, aus welcher der mit Papillen besetzte Pharynx oder Rüssel hervorsieht; f die nach aussen stark vorspringenden, im Verhältniss zu anderen Alciopiden nicht grossen Augen. Fig. 3. Das Vorderende derselben Alciopide, aber von einem grösseren weiblichen Exemplar mit etwas von der ersteren abweichenden Kopf- und Hals-Bildung (vielleicht Varietät), 2—3 mal vergrössert. Fig. 4. Ein seitlicher Abschnitt in der Längsansicht aus den mittleren Segmenten von einer männlichen A. Cantrainii, mit Fussstummeln, Segmentalorganen und schwarzbraunen Seitendrüsen, bei circa A0facher Vergrösserung gezeichnet. a oberer, b unterer Blatteirrus, c konisches einästiges Ruder mit einem Bündel einfacher Borsten und d einer Stachelborste (Acicula), die tief in den Körper bis e reicht und von besonderen Muskeln bewegt wird; f der Wimperkanal des Segmentalorgans, der von dem einen zu einer Samenblase erweiterten und mit einer inneren Oefinung versehenen vorderen Ende g nach hinten zu dem nächstfolgenden Segment läuft, um hier sich nach aussen und oben zu wenden und mit einer zweiten Oeffnung h nach aussen zu münden; i dunkel- braune, seitliche Segmentaldrüsen; k innere Höhlung derselben mit Sperma- tozoiden erfüllt. Fig. 5. _Alciopa eirrata Greeff, vorderer Körpertheil, von der Bauchseite gesehen, bei eirca 30facher Vergrösserung. a die vier paarigen Fühler, die bei dieser Art ganz auf die untere Fläche des Kopfes gerückt sind und als Palpeh, mit Taststäbchen besetzt, den Mund umgeben; b der unpaare Fühler auf dem Scheitel des Kopfes zwischen den Augen; c die drei Paare kleiner, dicht zu- sammenstehender Fühlereirren; d das den ersteren nahe anliegende, bedeutend verlängerte und mit eigenthümlichen Tast-Papillen besetzte vierte Fühlercirren- Paar; e die sehr grossen, rothbraun gefärbten Augen; f erste Augenhaut (äussere Körperhaut); g kernhaltige Säulenschicht (Zellschicht) der Retina. Die Blatteirren der Borsten-tragenden Ruder sind, wie die Palpen und der verlängerte Fühlercirrus, mit Tastpapillen besetzt. In den Körper zurück- gezogen sieht man den an seinem Vorderrande mit zwölf Papillen besetzten Pharynx oder Rüssel. 120 Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Richard Greeff. (p. 88) Hinterleibsende von Alciopa eirrata, 30fach vergrössert. a der lange unpaare Analecirrus. Asterope candıda Clap. 4—5 mal vergrössert, von der Rückenfläche gesehen. Weibliches Exemplar aus dem Golf von Neapel. Vorderende desselben Thieres, von der Rückenfläche gesehen, eirca 20fach ver- grössert. a die vier kurzen, beiderseits auf dem Scheitel des Kopfsegmentes paarig stehenden Fühler; b der mittlere knopfförmige, unpaare Fühler; c das erste, an der unteren Fläche der Augen ruhende und über dasselbe nach aussen hervorragende Fühlercirren-Paar, dem noch zwei Paare kürzerer Fühler- cirren folgen; das erste und zweite Borsten-tragende Fussstummel-Paar zeichnet sich durch einen grossen, blattförmigen und braun pigmentirten Rückencirrus aus, der die Ruder fast ganz bedeckt. Die folgenden Fussstummel tragen kleinere lanzettförmige Cirren, die erst allmählich sich vergrössern. Hinterleibsende von Asterope candida, 20—30fache Vergrösserung. Dasselbe ist gegen den Vorder- und Mittel-Körper beträchtlich verschmälert, die Fuss- stummel werden nach hinten allmählich kleiner und sind an den letzten Seg- menten nicht mehr sichtbar. Das Anal-Segment trägt zwei bräunlich ge- färbte Endeirren. . Vorderende von Asterope camdida, von der Bauchfläche gesehen, mit aus- gestrecktem Rüsssel, circa 20fache Vergrösserung. a die beiden pfriemen- förmigen Fangorgane auf der Spitze des Rüssels; b der an der Spitze kolben- förmig verdickte Rüssel oder Pharynx; an der hinteren Hälfte des Rüssels sieht man beiderseits am Rande die mit hervorgestülpte Haut des Vorraumes des eingezogenen Rüssels; c paarige Fühler; d Fühlereirren. . Querschnitt durch den Körper von Asterope candida, aus dem vorderen Dritt- theil, bei eirca 60facher Vergrösserung. Der Schnitt ist so geführt, dass Fussstummel, segmentale Seitendrüsen und Bauchganglion in ihn fallen. a oberer oder dorsaler Blatteirrus, man sieht im Innern den medianen, mit der Leibeshöhle communicirenden Hohlraum, über welchen die Muskelfasern sich verbreiten und von welchem sie beiderseits blattrippenförmig zur Peripherie laufen; b unterer oder ventraler Blatteirrus; c das konische Ruder mit einer starken, dasselbe durchlaufenden Acicula und emem Bündel divergirender, zusammengesetzter Borsten; d segmentale Seitendrüsen, die bei A. candida, namentlich in dem vorderen Theil des Körpers, zapfenartig nach aussen vor- springen; e äussere Haut- und Ringmuskel-Schicht; f Längsmuskelschicht; g Bauchganglion, von welchem beiderseits ein Strang ] mit Nerv und Muskel (von der äusseren Ringfaserschicht) in den Fussstummel läuft; h das Lumen des ventralen, i des dorsalen Längs-Gefässstammes; k Darm. Fig. 12. Eine zusammengesetzte Borste des Borstenbündels von Asterope candıda. Fig. 13. Längsschnitt durch den vorderen Theil des Rüssels desselben Thieres in 60—70facher Vergrösserung. a äussere Cuticula; b darunter liegende Zell- schicht; ce Bindegewebsschicht mit Drüsen; d äussere Längsmuskelschicht ; e die sehr breite Ring- und Radiär-Muskelschicht; f innere Längsmuskel- schicht; g Zellschicht, von welcher nach der Rüsselhöhle zu gerichtete Kolben ausgehen (Nerven-Endorgane, Geschmacksorgane?); h innere, die Rüsselhöhle auskleidende Cuticula; i vorderer Theil der Rüsselhöhle mit den für die Gattung Asterope charakteristischen kleinen Kalkzähnchen besetzt. (Die hier sich anschliessenden Figuren über !die weitere Anatomie von Asterope candıda finden sich auf Taf. II. Fig. 22 bis 26 incl.). LU” AIAIIQS: EN RERT— — Zı Se =f u m 5 Dr | Rene" \ Lith. Anstw.J. Bach, Leipzig Her; R.Greeff-Hlciopiden. Taf 1 (Fig 1-13) R. Greeff,.del Fig. 14. Fig. 15. Fig. 16. Fig. 17. Fig. 18. Fig. 19. Untersuchungen über die Alciopiden. (p. 89) 121 Tafel 2. (III) Horizontaler Durchschnitt durch das ganze Auge von Alciopa Cantrainii, in eirca 70facher Vergrösserung. a erste Augenhaut (äussere Körperhaut), an dem Cornealsegment derselben ist die unter der Cuticula liegende Zellschicht sichtbar; b zweite, vom Gehirn kommende und die äussere Fläche der Retina überkleidende, selır feine Augenhaut; ce die sphärische, concentrisch gestreifte und aus einer äusseren und inneren Schicht bestehende Linse; d Stäbchen- schicht der Retina nach innen, gegen den Glaskörper, gerichtet, begrenzt von e der Hyaloidea (M. limitans interna M. Sch.); f Pigmentschicht der Retina; g Zellschicht derselben (kernhaltige Säulenschicht), die Kerne liegen bei dieser Art mitten in der Säulenschicht, während sie bei den meisten übrigen mehr in den äusseren Abschnitt derselben rücken; h Opticusfaserschicht; i Sehnerven- Ausbreitung. Querschnitt durch die Linse und die vorderen vor ihr liegenden Augenhäute von Alciopa Cantrainü in circa 300maliger Vergrösserung. a b erste Augen- haut (äussere Körperhaut), und zwar a äussere, glashelle und strukturlose Cuticula, b epitheliale Zellschicht und darunter liegende Bindegewebsschicht; e zweite Augenhaut, bestehend aus einer feinen Cuticula und darauf folgenden Zellschicht; d Linsenkapsel; e äussere, f innere Schicht der vollkommen sphärischen Linse. Ein Ganglion des Bauchmarks von Aleiopa Cantrainii im Längsschnitt, so dass die durch dasselbe mitten durchgehenden Commissuren vollständig erhalten sind und auf ihm zu liegen scheinen, circa 350 mal vergrössert. a die beiden vollkommen getrennt neben einander verlaufenden Längs-Commissuren, die in das Ganglion eintreten, hier (d) anschwellen und dunkler werden und durch eine breite Quer-Commissur e mit emander verbunden sind;. b b‘ b” drei Paare von Seitennerven; c äussere Ganglienzellenschicht; d innere Nervenfaserschicht. Querdurchschnitt durch die unteren Schlundganglien von Alciopa Cantrainii, 400 malige Vergrösserung. a äussere Ganglienzellenschicht; b, innere Faser- schicht mit „Punktsubstanz‘“. Zwei Ganglienzellen aus dem unteren Schlundganglion von demselben Thier bei 800—900facher Vergrösserung. Aus dem kleinen, scharf umschriebenen Kernkörperchen strahlen einzelne feine Fäden in die Zelle ein. Ein oberer (dorsaler) Blatteirrus von den Fussstummeln der mittleren Segmente von Alciopa eirrata in circa 150 maliger Vergrösserung, a ein Zellhaufen (Ganglion) an der inneren Basis, der mit einem vom Bauchganglion aus- tretenden Nerven in Verbindung steht und von welchem sich durch das ganze Blatt bis zu dessen äusserem Rande (Nerven-) Fäden mit einzelnen in die- selben eingefügten Zellen baumförmig verästeln. An der Peripherie gehen die Fäden oft in breite, granulöse, zuweilen noch mit Kernen versehene End- platten b über. Ausserdem ist das ganze Blatt mit grossen polygonalen Zellen im Inneren ausgekleidet, aus denen wahrscheinlich, wie aus der Innen-Membran der Leibeshöhle, Eier und Samen sich entwickeln. Zur Zeit der Fortpflanzung sind diese Cirren mit Geschlechtsprodukten und deren Entwicklungszellen ganz erfüllt. Nova Acta XXXR. Nr. 2. 16 122 Fig. 20. Fig. 21. Fig. 22. Fig. 23. Fig. 24. Fig. 25. Fig. 26. Richard Greeff. (p. 90) Einzelne Zellen aus einem dorsalen Cirrus desselben Thieres in der Vermehrung durch Zellknospen und in Bildung der Zellhaufen. Spermatozoiden von Alciopa cirrata, 400 malige Vergrösserung. (Die folgenden Figuren 22—26 schliessen sich an Fig. 13. Taf. I an.) Kalkzähnchen der Rüsselhöhle von Asterope candida, A00mal vergrössert. Die inneren Schichten der Rüsselhöhle von Asterope candida, circa 400 mal ver- grössert. a innere Grenz-Cuticula; b die an die letztere und zwischen den Epithelzellen gelagerten, 'quergestreiften, kolbenförmigen (Nerven-) Endorgane (Geschmacksorgane); c Zellschicht, die mit den zarten äusseren Ausläufern der Kolben in Verbindung zu stehen scheint; d innere Tängsmuskelschicht; e Quermuskelschicht. Querschnitt durch den mittleren Theil des Rüssels von Asterope candida, 70 mal vergrössert. a äussere Umgrenzung des Rüssels, die darauf nach innen folgenden (Gewebsschichten (siehe Fig. 13) sind fortgelassen; b Querdurchschnitt der in das Lumen der hüsselhöhle vorspringenden acht Längswülste, mit den an ihrer Basis liegenden Zellen und den nach innen gerichteten Kolben. Querdurchschnitt durch das Gehirn und den hinteren Abschnitt des Auges von Asierope candida, 150mal vergrössert. a Stäbchenschicht der Retina, von der Hyaloidea begrenzt; b Pigmentschicht; ce kernhaltige Säulenschicht; d Opticusfaserschächt; e die hügelartige, hervorgewölbte Sehnerven-Ausbreitung die ganze Retina ist an der Stelle der stärksten Hervorwölbung beträchtlich v rdünnt; f erste Augenhaut, die continwrlich in die äussere Körperhaut über- geht; g der Theil des Gehirns, aus welchem der Sehnerv hervortritt (Ganglion opticum); h peripherische Schichten von grossen und kleinen Ganglienzellen, die den inneren Faser-Abschnitt des Ganglion opticum zum Theil umschliessen; i mittlerer, anschemend mandelförmiger, aus Ring- und Längs-Fasern be- stehender Gehirnknoten in der die beiden Lappen des Gehirns verbindenden Quer-Commissur; k zwei Gefässlumina der über dem Gehirn sich vereinigenden dorsalen und centralen Gefässstämme. Horizontalschnitt durch den vorderen (cornealen) Abschnitt des Auges von Asterope candida, 150 mal vergrössert. a die zwei Schichten (Cuticula und Zellschicht) der ersten Augenhaut; b zweite Augenhaut; c äussere, d innere Schicht der Linsensubstanz; die innere Schicht ist von concentrisch gelagerten Lücken durchbrochen und enthält ein festes kernartiges Centrum. Fig. 27. Querschnitt durch die vorderen Augenhäute einer anderen Alciopide (Callizon« Grubei), 150fache Vergrösserung. a b erste Augenhaut (äussere Körperhaut); a Cuticula; b epitheliale Zellschicht; ce Cornealsegment der zweiten Augenhaut (vom Gehirn und auf dieses von der inneren zelligen Auskleidungsmembran der Körperhöhle kommend), mit spindelförmigen Kernen; e scleraler Abschnit der zweiten Augenhaut; d auf beiden Seiten des Corneal-Abschnittes der vort deren Augenhäute findet sich eine spindelförmige Lücke zwischen der ersten- und zweiten Augenhaut (Lumen eines im vorderen Augen-Abschnitt verlaufenden Ringkanals?). h, Leipzig, Lith. Anst. v. JG. Bac R.Gieelf Meigpiden 12 (Big.11-27) R.Greeff del. N A nn A - .- u ® 2 es ou Fig. 3 Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. 29. 30. 31. 32. 33. g. 34. Untersuchungen über die Alciopiden. (p- 91) 123 Tafel 3. (IV.) . Augen und paarige Kopffühler von Vanadis macrophthalma nov. spec., aus dem Golf von Neapel, von der Bauchfläche gesehen, bei circa 50maliger Ver- grösserung. a erste (Körper-), b zweite Augenhaut; c Iris; d Zellschicht (kernhaltige Säulenschicht) der Retina; ce Kopffühler mit büschelartig an der Oberfläche gruppirten Tasthaaren, die aus entsprechenden Büscheln von inneren Nervenfasern hervorgehen; f Mund; g Fühlereirren. Hinterleibsende von Vanadis ornata Greeft, 20 malige Vergrösserung. Die Seg- mente werden nach hinten allmählich kleiner und tragen statt der Fuss- stummel einfache Cirren. Das letzte Segment trägt zwei lange Anal-Cirren. Der aus dem Munde hervorgestreckte Rüssel mit seinen beiden grossen, an der Innenseite rinnenförmig ausgehöhlten Fangorganen von Vanadis ornata. Kopf und vorderer Abschnitt des Körpers desselben Thieres, von der Bauch- fläche gesehen, 30fache Vergrösserung. a erste Augenhaut;' b Retina (kern- haltige Säulenschicht); e die vier paarigen Fühler, der unpaare sitzt auf der vorderen Fläche des Kopfsegmentes; d Mund; e erstes blattförmiges Fühler- eirren-Paar, dem noch vier Paare folgen, jedem Paar entspricht ein Segment; f erster Borsten-tragender Fusshöcker mit dem für die Gattung Vanadis charakteristischen, eirrenförmigen, äusseren Anhang am Ruder. Fussstummeln von Vanadis ornata, wo sich dieselben an dem hinteren Körper- abschnitt allmählich verkürzen, von der Bauchseite gesehen, 60fache Ver- grösserung. a oberer (dorsaler), b unterer (ventraler) Cirrus; e Ruder mit endständigem Cirrus, einer Acicula und einem Bündel zusammengesetzter Borsten; e Segmental-Drüsen. Unter diesem Fussstummel folgt ein zweiter kleinerer desselben Thieres, der einem mehr nach hinten gelegenen Segmente angehört. Vanadis pelagica Greefi, vom Rücken gesehen, 4—5 mal vergrössert. Kopf und Vorderkörper desselben Thieres von der Bauchfläche gesehen, circa 20mal vergrössert, mit den paarigen, auf dem Scheitel des Kopflappens stehenden Fühlern und vier Paar, ebenso vielen Segmenten angehörenden, Fühlereirren. 16* Fig. 35. Fig. 36. Fig. 38. Fig. 39. Fig. 40. Fig. 41. Fig. 42. Richard Greeff. (p. 92) Kopf und Vorderkörper von Vanadis erystallina Greefi, von der Rückenfläche gesehen, circa 20 mal vergrössert. a die vier paarigen Fühler; b der un- paare fünfte, auf der Mittellinie des Kopfes zwischen den Augen stehende Fühler; c erstes Fühlereirrenpaar, das auf der Unterfläche der Augen ruht und über dieselben nach aussen hervorragt. Hierauf folgen noch sieben Paare von einfachen, ebenso vielen Segmenten angehörenden Fühlereirren; e Darm, der in einer Windung aus dem mit einer bulbösen Anschwellung endigenden Pharynx hervorgeht. Hinteres Ende von Vanadis erystallina, 20 mal vergrössert. Die Fussstummel vereinfachen sich nach hinten zu immer mehr und verschwinden schliesslich mit der äusseren Segmentirung des Körpers. a die beiden endständigen Anal- eirren; b Darm mit einer septalen Einschnürung, wodurch die für den Darm- kanal der Alciopiden charakteristische Bildung von segmentalen, unter einander nur durch kleine Oefinungen communicirende Kammern bewerkstelligt wird. Eins der Hinterleibssegmente von demselben Thier, mit einem Fussstummel, 40 mal vergrössert. Ein dorsaler Cirrus eines hinteren Fussstummels, 280 mal vergrössert. Der Rand desselben mit sehr feinen Nervenhaaren, die mit inneren Fäden in Verbindung stehen. Der Cirrus ist hohl und mit Zellen ausgekleidet. Querschnitt durch ein Segment aus dem mittleren Körperabschnitt desselben, ein Fussstummel, Ganglion und Darmseptum liegen im Schnitt; 300 fache Vergrösserung. a dorsaler Cirrus mit Tasthaaren, b ventraler Cirrus; c end- ständiger, cirrenförmiger Anhang am Ruder; d äussere Cuticula und Ring- muskelschicht; e Längsmuskelschickt; f Fussstummelmuskel, aus der Ring- muskelschicht hervorgehend, mit dem zu gleicher Zeit ein Nerv beiderseits von dem Ganglion in das Ruder tritt; g Bauchganglion, die Innenschicht enthält den (Querschnitt der Commissuren und einige grosse Zellen, die Aussenschicht besteht aus Ganglienzellen; h Lumen des ventralen, i des dorsalen Blut- Gefässstammes; k segmentales Septum zwischen den einzelnen Darmkammern. In der Mitte ist eine von oben nach unten eiförmige Oefinung, durch welche die beiden aufeinander folgenden Kammern mit einander communiciren. Die Innenfläche der Septa sowie des ganzen Darms ist ausgekleidet mit grossen Epithelzellen; 1 Befestigungsfäden des Darmes an die innere Leibeswand; m inneres Ende der Acicula des Ruders mit semen Muskeln. Nauphanta celox Gveeff, von der Rückenfläche gesehen, circa 8 mal vergrössert. Kopf und Vorderende desselben Thieres, ebenfalls von der Rückenfläche ge- sehen, 20 mal vergrössert. a die beiden grossen, aus dem Munde hervor- tretenden Fangorgane des Pharynx. Man sieht die 5 Kopffühler und unter dem Auge beiderseits einen Fühlercirrus hervorragen. Die sehr breiten, herz- förmigen, dorsalen Blatteirren decken sich dachziegelartig und lassen nur die Spitze des Borsten-tragenden Ruders hervortreten. Querschnitt durch ein mittleres Segment von Nauphanta celox, mit Fussstummel, den dunkelbraunen Segmentaldrüsen und dem Ganglion. a dorsaler, b ven- traler Cirrus: c die beiden für die Gattung Nauphanta charakteristischen eirrenförmigen Anhänge am äusseren Ende des Ruders; d dorsale, e ventrale dunkle segmentale Seitendrüse; f äussere Cuticula inel. der Ringmuskelschicht; g Längsmuskelschicht; i Fussstummel-Muskel und -Nerv; h Bauchganglion ; k Lumen des dorsalen Blutgefässstammes. Nora Acta Acad. C.1.C.G.Nat. Cr VolXXIX. ei ang dessdse*" RN Du a PR, EUUEONN er ET Jen; Aha in N Im ) FE Lith. Anst.v. JG Bach ‚Leipzi R.Greeff del R.Greeif Akiopiden. Taf 3 (fig 29-42) 43 u Untersuchungen über die Aleiopiden. (p. 93) 125 Tafel 4. (V.) Betrifft den Bau des Auges und namentlich der Retina von Nauphanta celox Greefi. Fig. 43 70 mal, Fig. 44 500 mal, Figg. 45—55 700 mal vergrössert. Fig. 43. Horizontaler Durchschnitt durch das Auge, circa 70fache Vergrösserung. a erste Augenhaut (Körperhaut); b zweite Augenhaut, vom Gehirn kommend; c die sphärische Linse mit Linsenkapsel und äusserer und innerer, concentrisch gestreifter Schicht; d eine von den inneren Augenhäuten ausgehende, in den Glaskörper einstrahlende und die Linse umfassende, netzartig durchbrochene und gefaltete Membran (Corpus ciliare?); e Stäbchenschicht der Retina; f Pigmentschicht; g kernhaltige Säulenschicht (Zellschicht); h Kern der Säulenschicht; i Optieusfaserschicht; k Sehnervenausbreitung; durch den in das Auge einspringenden Hügel derselben wird die Retina, namentlich die Säulenschicht, beträchtlich verdünnt. Fig. 44. Querschnitt durch die Retina im Augenhintergrunde seitlich von der Sehnerven- ausbreitung. a Stäbchenschicht; b Pigmentschicht; c kernhaltige Säulenschicht; d Kerne der Säulenschicht; e granuläre Substanz in dem äusseren Theil der Säulenschicht; f Optieusfaserschicht; g zweite Augenhaut (M. limitans externa M. Sch.); h erste Augenhaut mit äusserer Cuticula, epithelialer Zellschicht und Bindegewebsschicht. Fig. 45. Isolirte Stäbchen. Dieselben bestehen bei dieser Art aus zwei verdickten Membran-Hälften, die bloss durch eine Haut beiderseits verbunden, lamellen- artig gegeneinander gerichtet sind (d) und einen Kanal umschliessen. abced stellen die Stäbchen in verschiedenen Stellungen dar, je nachdem die Fläche der Lamellen (d) oder deren Querschnitt und mit ihm der Kanal erscheint (abe). Das äussere, der Pigmentschicht zugewandte Ende des Stäbchens ist röhren- förmig mit gleichmässig dicker Wandung. Fig. 46. Isolirte Sehzelle der Retina. d Stäbchen, das einen Kanal mit längs-fibrillärem Protoplasma und centralem Faden umschliesst und an seinem äusseren Ende in den Pigmentfleck und durch diesen in die kernhaltige Säule übergeht. Das Ende der letzteren steht direkt mit den Opticusfasern in Verbindung. Fig. 46A. Querschnitt durch das Stäbchen der Sehzelle. Man sieht die beiden verdickten, im Queferschnitt halbmondförmig gegeneinander gerichteten Membranbhälften, die ein rundliches Lumen umschliessen. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Richard Greeff.' (p. 94) .46B. Querschnitt durch die kernhaltige Säule zwischen Pigmentfleck und Kern. .46C. Querschnitt durch die kernhaltige Säule in der Gegend des Kernes. .46D. Das Stäbchen nach innen kolbenförmig angeschwollen, die verdickten Wan- dungen von der Fläche gesehen. 47. Kerne der Säulenschicht, in der Regel mit einem grösseren glänzenden Körperchen (Kernkörper) und einigen kleineren. 48. Isolirte Sehzelle, bei welcher die Wandungen des Stäbchens quergestreift er- scheinen, während der Inhalt eine fibrilläre Längsstreifung und den Achsenfaden erkennen lässt. Die kernhaltige Säule zeigt ebenfalls eine feine fibrilläre Längsstreifung. 49. Quergestreiftes Stäbchen in der Lage wie Fig. 46D. 50a. b.c und Fig. 51. Isolirte Stäbchen (Kolben) aus dem vorderen Abschnitt der Retina. 52. Querschnitte durch verschiedene Stäbchen an ihren inneren und äusseren Enden. 53. Horizontalschnitt senkrecht auf die Retina, aus dem vorderen Abschnitt der- selben, gleichmässig durch die Stäbchen und die entsprechenden kernhaltigen Säulen geführt, so dass die Zusammengehörigkeit beider, vermittelt durch die Pigmentschicht, hervortritt. Wir sehen somit die ganze Retina aus neben- einander gelagerten „Sehzellen“ gebildet, bestehend aus a Stäbchen, b Pig- ment-, c Säulen-, d Opticusfaser-Schicht. 54 und 55. Schnitt aus dem noch mehr nach vorne, der Iris zu gelegenen, Ab- schnitt der Retina. Die Stäbchen in verschiedener Lage. Bei Fig. 55 er- scheint die kernhaltige Säulenschicht e ganz verkürzt und gleicht einer ein- fachen epithelialen Zellen-Lage, während die Stäbchen a und Pigmentschicht b noch unverändert wie bei Fig. 53 erhalten sind. Nora Acta Acad. CLCE Nat. Cur Vol. IXAK. Lith. Anst.v. J.G. Bach, leipzig. Lech “ Untersuchungen über die Alciopiden. (p. 95) 127 Tafel 5. (Vl) Fig. 56. Callizona eineinnata Greefl. Kopf und Vorderende des Körpers von der Bauch- Fig. Fig. Fig. (bil . 60. . 61. 62. 63. 64. tläche her gesehen, in circa 25- bis 30facher Vergrösserung. &a die vier paarigen. mit Tastpapillen besetzten Fühler; der fünfte unpaare Fühler sitzt auf der Vorderfläche des Kopfes; b der über die Augen nach vorne sich er- hebende Kopflappen; c die drei ersten Paare dicht zusammenliegender, eben- falls mit Tastpapillen versehener Fühlereirren; d das vierte Fühlercirren-Paar den drei vorhergehenden sich dicht anschliessend, aber bedeutend verlängert und auf einem Basalgliede sitzend (vergl. Fig. 5, Alciopa eirrata). An der Aussenfläche dieser Fühlereirren sitzen kleine, Stäbchen enthaltende Knöpfchen (Tastpapillen). Möglicherweise stehen diese sehr eigenthümlichen Anhangs- gebilde von Alciopa eirrata und Callizona eineinnata mit den Gehörorganen in Verbindung. Auf diese langen, gegliederten Fühlereirren folgen noch zwei Paar kleinerer, von denen das zweite Paar zweiästig ist. e die Borsten- tragenden Fussstummel; f Mundöfinung und der vor dem zurückgezogenen Pharynx gelegene Vorraum (Mundhöhle), der durch den sich ausstreckenden Pharynx hervorgestülpt wird; g der eingezogene, am vorderen Rande mit Papillen besetzte Pharynx oder Rüssel. Der Körper dieser Art zeigt ausser an den dunkeln Seitendrüsen auch an anderen Stellen des Körpers mehrfach Pigmentflecken mit baumförmig sich verästelnden und untereinander anasto- mosirenden Ausläufern. Einer der paarigen Kopffüler von Callizona eineinnata, circa 300 mal vergrössert. a die eigenthümlichen Papillen-förmigen Nervenendorgane, die mit einem sich verzweigenden (Nerven-) Stamm in Verbindung stehen. Ein Fussstummel von den Segmenten der mittleren Körperregion von Callizona cineinnata, von der ventralen Seite her gesehen, circa 100fache Vergrösserung. a ventraler, b dorsaler Blatteirrus, in beiden tritt die baumförmige Faser- Verzweigung (Muskeln und Nerven) deutlich hervor; ce cirrenförmiger Anhang am äusseren Ende des eine Acicula und ein Bündel zusammengesetzter Borsten tragenden Ruders. Ein Fussstummel von den vorderen Segmenten von Callizona cincinnata, von unten gesehen, 200 mal vergrössert. Callizona nasuta Greeft, bei 5—6 maliger Vergrösserung. Kopf und Vorderende von Callizona nasuta, von der Rückenfläche her gesehen, bei circa 30facher Vergrösserung. a der über die Augen nach vorne rüssel- förmig sich erhebende Kopflappen, auf dessen Scheitel die paarigen und an dessen Basis der unpaare Fühler (b) sitzt. Sowohl der Kopflappen als die untere und hintere Fläche der Augen und die Basis der Fühlereirren sind bewimpert. Hinteres Körperende von Callizona nasuta, 30 mal vergrössert. An den hinteren Segmenten verlieren sich die Borsten und es bleiben bloss zwei- oder ein- ästige Cirren, die letzten Segmente tragen keine Anhänge. Das Analsegment ist durch Form und Färbung ausgezeichnet und an der hinteren und unteren Fläche bewimpert. Callizona Grubei in 5maliger Vergrösserung. Kopf und Vorderende derselben mit ausgestrecktem Pharynx, bei circa 20 facher Vergrösserung. a der weit hervorstreckbare, tonnenförmige, dickwandige und stark muskulöse Pharynx: b der über die Augen pyramidenförmig sich er- 128 Richard Greeff. (p. 96) hebende Kopflappen mit den vier paarigen und dem an seiner Basis befind- lichen fünften unpaaren Fühler; c drei Paar Fühlereirren. Die Rückencirren der Fussstummel sind alle grosse, dachziegelförmig sich deckende Blätter, unter welchen die Spitze des Borsten-tragenden Ruders hervortritt. Fig. 65. Querschnitt durch ein Segment der mittleren Körpergegend von Callizona Gruber mit Einschluss der Fussstummel, segmentalen Seitendrüsen und des Ganglion, bei circa 40facher Vergrösserung. a dorsaler, b ventraler Rudercirrus, beide sind breit, blattförmig und in der mittleren Längsrichtung von einem hohlen, mit der Leibeshöhle communicirenden Stiel durchzogen, der namentlich an seiner erweiterten Basis mit Eiern erfüllt ist. Das Ruder mit dem endstän- digen cirrenförmigen Anhang (c) ist ebenfalls hohl und enthält Eier; d äussere Haut incl. ceirculärer Muskelschicht; e Längsmuskelschicht, nach innen ab- geschlossen durch die die Leibeshöhle auskleidende zellige Membran, auf welcher die Geschlechtsprodukte entstehen; f Fussstummel-Muskel und -Nerv, in dem Ruder sich theilend und in dieses (für die Borsten) und in den dor- salen und ventralen Cirrus als besondere Bündel übergehend. Die Fasern legen sich um den hohlen Stiel der Cirren und treten von hier aus, beider- seits ausstrahlend, zur Peripherie. h Lumen des ventralen, i des dorsalen Gefässstammes. Die Leibeshöhle ist mit Eiern und deren Entwicklungszellen (flottirenden und an der inneren Leibeswand hervorsprossenden Zellhaufen) er- füllt; k Darm mit einer äusseren Ringmuskelschicht; 1 dunkelbraune seg- mentale Seitendrüsen, deren Höhlungen ebenfalls mit den Geschlechtsprodukten erfüllt sind; m Acicula, durch besondere an ihrer Basis sich inserirende und von der inneren Leibeswand, und zwar von der Ringmuskelschicht des Körpers ausgehende Muskeln bewegt. Fig. 66. Querschnitt durch die Haut und ein Bauchganglion von Callizona Grubei, eirca 400 mal vergrössert. a äussere glashelle und strukturlose Cuticula der Körperhaut; b darauf nach innen folgende epitheliale Zellschicht; ce Rmgmuskel- schicht; d Längsmuskelschicht, die durch das auf der Ringschicht liegende mediane Bauchganglion unterbrochen wird. Die Längsmuskelschicht ist nach innen von einer die Körperhöhle umschliessenden Membran begrenzt: e von der Ringmuskelschicht des Körpers gehen Muskelfasern aus, die das Ganglion an der unteren und hinteren Fläche umhüllen und im f zu einem die Leibes- höhle durchsetzenden und in den Fussstummel eintretenden Muskel (Fuss- stummelmuskel vergl. Fig. 65f) zusammenlaufen; g neben diesem Muskel- strang verläuft ein aus dem Ganglion austretender Nerv und tritt im Innern zugleich in das Ruder ein. hi Querschnitt der beiden, das Ganglion durch- setzenden Längscommissuren. Jede ist durch Querstränge 1 in zwei Ab- theilungen geschieden, die durch unregelmässig auftretende feinere, quer und circulär verlaufende Faserzüge noch in kleinere Längsfaserstränge getheilt werden. Das durch die Längscommissuren und die Querfaserzüge einge- nommene Mittelfeld des Ganglions ist von unten m und den beiden Seiten n von zum Theil grossen Ganglienzellen umgeben. Die innere Faserschicht steht durch ausstrahlende Faserzüge o mit der äusseren Zellenschicht in Ver- bindung; r innere, gegen die Leibeshöhle gerichtete Membran. Fig. 67. Rhynchonerella capitata Greefi, Kopf mit Augen, Fühlern und Fühlereirren, 40 mal vergrössert. a die paarigen, auf dem Scheitel des b hügelartig sich über die Augen nach vorne erhebenden Kopflappens sitzenden Fühler; ce der unpaare fünfte Fühler mitten zwischen den Augen; d die Fühlereirren, Fig. 68. Einer der paarigen Kopffühler desselben Thieres, 300 mal vergrössert. a stäbchen- förmige Tastpapillen, die aus Nervenfasern des Innern hervorgehen. NH RR NAHER De NN NNSANN RRTTHIETERITTERTTIT TE. AR > ar CEOEZRE 2 En ARENA Sc R. Groeff dei >“ R.Greelf Aleinpiden. Taf 3 (Fig. 56-68) Lith. Anstıv. J. 8.Bach, Leipzig Untersuchungen über die Alciopiden. ip. 9%) 129 % Tafel 6. (VIl.) (Fig. 69 bis S6 betreften Oallizona Grubei, Fig. 57 und 88 Nauphanta celoa.) Fig. 69. Querschnitt durch das Gehim, Auge, Schlund ete. von Callizona Grubei, 60 mal F vergrössert. a erste Augenhaut, die direkt von dem Körper auf den Bulbus übertritt, mit äusserer Cutieula und Epithelschicht; b zweite Augenhaut, die an dem Cornealsegment sich verdickt; c die kugelige Linse, umgeben von einer dicken Kapsel und bestehend aus einer inneren und äusseren, concentrisch gestreiften Schicht, zwischen der inneren und äusseren Schicht spaltförmige Räume: d Stäbchenschicht der Retina, nach innen begrenzt durch die Hyaloidea (M. limitans interna); e Pigmentschicht; f kernhaltige Säulen- schicht; g Optieusfaserschicht: h Sehnerven-Ausbreitung; i Ganglion opticum ; k äussere Grenzmembran der Retina, vom Gehirn kommend (zweite Augen- haut b); 1 Gehirn (oberes Schlundganglion); m Lumen des dorsalen Blut- gefässstammes: n unpaarer fünfter Fühler; o Mundhöhle, die den zurück- gezogenen Pharynx oder Rüssel scheideartig umgiebt, mit einer äusseren cireulären Muskelschicht; p Raum zwischen Mundhöhle und Pharynx; q Pharynx, dessen sehr dicke Wandung aus zwei bei dieser Vergrösserung sichtbaren Muskelschichten besteht, einer äusseren Längsfaserschicht und einer (r) inneren, . fast die ganze Wandung bildenden Schicht von cireulären und radiären Muskel- tasern: s (Querschnitt der im das Lumen des Rüssels vorspringenden acht Längstalten. Fig. 70. Querschnitt, senkrecht auf die Retina geführt, von Callizona Grubei, 300fache Vergrösserung. a Hyaloidea (Limitans interna); b Stäbchenschicht der Retina; c Pigmentschicht; d kernhaltige Säulenschicht; e Opticusfaserschicht mit ein- gestreuten Kernen; f Sehnery; g zweite Augenhaut (Limitans interna), vom (Gehirn kommend; h Ganglienzellen des äusseren und oberen Lappens der einen Gehirnhältte. Fie. 71. Ein Querschnitt aus dem Hintergrunde der Retina von (\ Grubei, 500fache Vergrösserung. a Hyaloidea; b pallisadenförmige Stäbchen, an ihrem inneren Ende gliederartig eingeschnürt (Epiphysen). Das Pigment ist in die röhren- törmigen Stäbchen aus der Pigmentschicht e eingedrungen. Jedem Stäbchen entspricht ein Pigmentkörper: d kernhaltige Säulenschicht; e die ovalen Kerne derselben; t die Opticusfaserschicht: g äussere Grenzmembran der Retina, die zweite Augenhaut: h die erste Augenhaut mit Cuticula, Fpithel und Binde- gewebsschicht. Fig. 72. Eine Sehzelle, isolirt, 900 mal vergrössert, mit a Stäbchen, b Pigmentkörper, © kernhaltige Säulenschicht, d Kern derselben, e Sehnervenfaser, in die Säule übergehend; durch das Stäbchen geht der von der Säule entstammende Axenfaden. Fig. 72A. 72B, 720. Querschnitt durch das Stäbchen, Säule und Säulen-Kernstück der Sehzelle. (Figg. 73, 74, 75 500 mal vergrössert.) Fig. 73. Ein ähnlicher Querschnitt, mit sehr verdünnter Carminlösung behandelt. Die Kerne der Säulenschicht färben sich schnell und intensiv, die Säulen lang- samer und weniger intensiv, an ihrem äusseren Ende etwas stärker nach innen allmählich abnehmend. Die Opticusfaserschicht und Stäbehenschicht färbt sich gar nicht oder nur schwer und in geringem Maasse. Fig. 74. Ein sehr dünnner Querschnitt senkrecht auf die Retina, der gleichmässig der Richtung der Stäbchen und der ihnen entsprechenden Säulen folgt, so dass beide Gebilde in ihrer direkten Zusammengehörigkeit hervortreten. Man sieht deutlich, wie jedes Stäbchen a einer langgestreckten, cylindrischen Zelle e (der kernhaltigen Säule) entspricht. Das eine ist die Fortsetzung der anderen. Nova Acta XXXIX. Nr. 2. 17 15 Fig. Fig. Fig. Fig. 7 Fig. Fig. Fig. Fig. s1. Richard Greeff. (p. 98) e Zwischen Beiden, aber ohne ihre Gontinuität zu unterbrechen, liegt die Pig- mentschicht b. Die kernhaltigen Säulen stehen an ihrem äusseren Ende mit den Sehnervenfasern in direkter Verbindung. Stäbchenschicht, im @uerdurchmesser durchschnitten, zur Veranschaulichung der Röhrentorm und dichten regelmässigen Zusammenstellung. (Fig. 76—79 900 mal vergrössert.) Querschnitt der Stäbchen. Man erkennt deutlielı, dass die Stäbchen aus einer festeren homogenen, äusseren Wandung und einer körnigen Innensubstanz bestehen. Isolirtes Stäbchen ohne Pigment im Innern, im optischen Längsschnitt. Im Inneren sieht man den Axenfaden umhüllt von femkörnigem Protoplasma, das oft eine deutliche fibrilläre Längsstreifung zeigt. Ein solches von der Oberfläche her gesehen. Das ganze Stäbchen ist quergestreift. Dasselbe im optischen Längsschnitt. Man erkennt, dass die Querstreifung sich nur auf die äussere Wandung erstreckt, der Inhalt ist körnig und längsgestreift. (Fig. S0—S8 600 mal vergrössert, S2C 900 mal.) Durchschnitt senkrecht auf die Retina aus dem der Iris zu gelegenen Abschnitt der Retina. Die Stäbchen smd verkürzt und werden spärlicher, indem sie mit ihren inneren Enden auseinander treten, mit ihren verdickten, dem Glas- körper zugewandten Enden sich aber noch berühren. Durchschnitt aus dem vorderen Ende der Retina. Die Stäbchen treten gweit auseinander, bilden aber an ihrem Glaskörper-Ende Scheiben- oder Teller- förmige Köpfchen, deren Ränder sich berühren, ja miteinander zu verschmelzen scheinen. Stäbchen und kernhaltige Säulen verkürzen sich immer mehr. Die Ersteren bilden zuletzt nur einfache Scheiben oder Platten, die Letzteren ebenfalls platte, Epithel-artige Zellen. Beide treten schliesslich mit dem Pig- ment anscheinend zu emer ziemlich dünnen Zellschicht zusammen. S2A,B,C, 83, 84 und 85 stellt die kernhaltige Säulenschicht vom reinen Quer- . 82A. . 820 . 85. . 806. schnitt im allmählichen Uebergang bis zum reimen Längenschnitt dar. Es erhellt daraus, dass diese Schicht aus gestreckten, polygonalen Cylindern oder Säulen besteht, dass jede Säule einen Kern enthält, also eine Zeile repräsen- tirt, ferner die auf den Durchschnitten meistens hervortretenden netzartigen Kreuzungen der Zelllinien die Folge der diagonalen oder queren Richtung des Schnittes durch die Säulen sind, während bei dem reinen Längenschnitt die Zelllinien mehr oder minder parallel neben einander verlaufen. Durchschnitt durch die Säulenschicht m der Richtung des Querdurchmessers der Säulen, nahe an der Pigmentschicht. Die Säulen erscheinen auf dem Querschnitt als polygonale Felder in Wabenform neben einander liegend. g. $2B. Durchschnitt durch den äusseren kernhaltigen Abschnitt der Säulenschicht. . Ein solcher bei stärkerer Vergrösserung. .83 und $4 stellt die Säulenschicht in mehr und mehr diagonalem Durchschnitt dar, wodurch die auf dem reimen (Querschnitt polygonalen Felder in gestreckt spindelförmige übergehen. Reiner Längenschnitt der Säulenschicht; die Säulen erscheinen als langgestreckte bandartige, neben einander liegende Zellen. Stück aus der Pigmentschicht der Retina aus dem dem Sehnerven-Eintritt nahe gelegenen Abschnitt. Die Pigmentkörper stehen sehr dicht mosaikartig neben einander. ; Pigmentschicht aus dem der Linse zu gelegenen vorderen Abschnitt. der Retina, in welchem die Stäbchen und mit ihnen die Pigmentkörper spärlicher sind und weiter auseinander rücken. Sie zeigen oft eine andere dunklere Färbung. Pigmentplatten der Iris, deren sternförmige Fortsätze mit einander anastomosiren. Die hellen rundlichen Flecken a sind keine Kerne, sondern Lücken im Pigment Nova Acta Acad. (1.C.6.Nat. Cur Fol. XXUX. ji Tab. II. 4. 70. Al | 11/13 ”. 76. a7. 8. S a) T 12, ! zz N) | 1 ie | 900 H i I u Il a A s PS Y9B. ö \ 6. 600 ee 7 F 4 k ne. 4 (y a N. RE nnd / ® L) | 608 \ = AN \ \ SE NN \ | | _ N ( L - - 1 ( [ 5 | I y / S 7 f IB 7 00 85 5 > $. 500 | 824. ae BL 2 ö Z C {@ 62 ( ! 3 < . . { | S 4) 690 898 900 ke = e { U CHTIENT \ Er - 5 en —— = = TE AT Pre IR.@reell:Alciopiden.lak6.(Fig.69 8.) . D . * - - j “ + v 3 . . D = = - - - 5 7 ' 5% - w \ Untersuchuugen über die Aleiopiden. (p. 99) 131 Inhalts -Verzeichniss. Seite Einleitung . . . ENT N ee u IE MD Geschichtliches über die Knie De Alstenläon u 2 ee 3 Lebensweise und Vorkommen . . . N N RR ee Vo Aeussere Gestalt und an des Körners BEE EEE ER ON RT Classifieation . . . BERND BIS LE La EAN Beschreibung der von mir neereuchten Arien a ER ar En] ISATE090: Cantrammi Qlapareden 2 2 = CAT TEE ee ee ee SA steropercamdıansGlapareder re. 2a re 62 A Kanbobsa oma Green: ee ent ah 5 EN 2Delagıcan. Green N ee 6 55 erustallina Greette re. he. nn ee ee ae 15 IN awWpRantar celozH Greefia. nen en u SE EEE OT SE GOANIEoHaE OinCInnatar Green. ee et g r NOSULO ATeeti ee ee ee le Be bar MEN RR IL, 10. 5, Gruben. Green SDR Sa Rhımehonerellas capitatar Greeft 2. 2.00 ee TA Heber. deu. :Bau der: Aleiepiden „2, 0.07 1 SA REN nee 70 12 Asussere, Hautsund? Muskulahu.n ee ee 10 3, EINEN GEORGEN Ba ehr a N 19 3. Blutgefässsystem DE RE ee 92 an 0 Pe 0 Ar, Nervensustem. a sy a RR N ES ae 86 1 132 Richard Greeff. Untersuchungen über die Alciopiden. (p. 100) Seite HOUMNESOTGUMEN Ele m re ee ER NE 1 EN TE MEDier Augen: Eee Ai ee a a 0 Allgemeines und Geschichtliches DI RM all, Sa O2 Allgemeine Form und Zusammensetzung der Ken Se RD Die beiden durchsichtigen Augenhäute . . . . .....78 Die Retina . . EEE N KR OS - Die Stähehenschicht eo are on Dee SON IDIEHRJ om entschic hen ae re ee Die"kernhaltisesSäulenschicht 3.20 ne 2 Se oe Die, Opticusfasersehicht, a. .,..0.°7 Ale no u TR Sg Glaskorper,und insel ne a A et B. Die \nehoronsane' mn. Hk ur AS IR RER ae une GHGeschmacksorgane JM Var a a SR RR Et D. Tastorgane .:. ER NE LER ER IR no et hl} 6. Geschlechtsorgane und Ebene BEE Ne ER NEAR RL an 1 ED Erklärung‘ der. Abbildungen: 12... Rn „Ne u N a ii NOVA ACTA: der Ksl. Leop.-Carol.-Deutschen Akademie der Naturforscher 3jand XXXIX. Nr. 3. Vergleichende Untersuchungen über die morphologischen Verhältnisse der Araceae. Dr. Adolf Engler, M.A.N. I. Theil. Natürliches System der Araceae. Eingegangen bei der Akademie den 5. Sept. 1876. DRESDEN. 1876. Druck vou E. Blochmann & Sohn, Für die Akademie in Commission bei Wilh. Engelmann in Leipzig. ae er we er % i & 3 Vorwort. In neuerer Zeit ist man mehrfach zu der Erkenntniss gelangt, dass viele. Merkmale, denen man früher einen gewissen morphologischen und somit auch systematischen Werth beigelegt hat, als solche nicht anzusehen sind, dass dieselben vielmehr durch mechanische Ursachen bedingt sind und mit den Lebens- bedingungen der Pflanze in einem mehr oder weniger schwer zu erkennenden Zusammenhang stehen. Die Taxirung der Merkmale als systematisch wesent- liche oder unwesentliche ist bekanntlich eine so schwierige, dass auf diesem Gebiet die subjective Auffassung der einzelnen Forscher einen weiten Spiel- raum hat. Erfahrene Systematiker wissen sehr wohl, dass allgemeine Regeln sich hierbei durchaus nicht aufstellen lassen und dass Merkmale, die in der einen Familie oder einer grösseren Pflanzengruppe von hohem systematischem Werth sind, in einer andern Familie nur untergeordnete Bedeutung haben; es ist daher als der einzig richtige Weg der erkannt worden, die Formen eines Verwandtschaftskreises nach ihrer grösseren oder geringeren Aehnlichkeit zu gruppiren und aus den auf diesem Wege gewonnenen Resultaten einen Schluss auf den systematischen Werth der einzelnen Merkmale zu ziehen. Es ist ein noch immer ziemlich eingewurzeltes Axiom, dass die Blüthentheile allein syste- matischen Werth haben, dass die Beschaffenheit der Blätter, Blattstellung und Sprossverhältnisse sowie der anatomische Bau der einzelnen Theile von ganz untergeordneter oder geringer Bedeutung sind. Das mag in gewissen Gruppen IB 136 | Dr. Adolph Engler. Araceae I. (p. 4) der Dialypetalen oder auch der Monocotyledonen, wo wegen der grossen Menge der gegenwärtig existirenden Formen die Grenzen für die Variation der Familienmerkmale enger gezogen sind, zutreffen und in solchen Fällen ist wohl auch die einseitige Untersuchung der Blätter- und Fruchttheile, sowie auch der Blüthenentwicklung gerechtfertigt. Man erblickt vielfach das einzige Heil in der Entwicklungsgeschichte und sicher giebt uns dieselbe, wenn sie eine vergleichende und von Formenkenntniss unterstützte ist, oft die einzige Er- klärung über die verwandtschaftlichen Beziehungen, deren Auffindung doch immer als das Ziel der sonst sehr trocknen, praktisch ja meist nur wenig ver- wendbaren systematischen Untersuchungen ist, mag man nun in den Begriff der Verwandtschaft die Vorstellung von der Vererbung mit hineinziehen oder von bestimmten, bis zu einem gewissen Grade umbildungsfähigen Prototypen ausgehen. Bei der Werthschätzung der Blüthentheile wird aber nur zu oft die anatomische Beschaffenheit der vegetativen Organe für die Systematik vernach- lässigt; der Grund hierfür liegt darin, dass verhältnissmässig wenige Botaniker, die genügende Formenkenntniss besitzen, auch in morphologisch-anatomischen Untersuchungen geübt sind; noch seltener werden Sprossverhältnisse berück- siehtigt, weil der junge Botaniker selbst in den besten botanischen Handbüchern darüber nur sehr wenig findet und auch in den meisten botanischen Vorlesungen für derartige Untersuchungen nur wenig Anleitung bekommt. Aus diesem Grunde sind noch immer manche Gruppirungen in Familien, bei denen die Untersuchung der Blüthentheile nichts zu wünschen übrig lässt, als unnatürlich zu bezeichnen. Dies ist der Fall mit der Familie der Araceae, deren früherer höchst verdienter Monograph Schott durch seine sehr sorgfältigen und genauen Blüthenuntersuchungen überhaupt erst die Basis für eine wissenschaftliche Kennt- niss dieser Botaniker und Gärtner in gleicher Weise interessirenden Familie geschaffen hat. Als ich daher für die Flora Brasiliensis die Bearbeitung der Araceae unternahm und auch der Aufgabe, für De Oandolle’s Sammlung von Monographieen die ganze Familie systematisch monographisch zu bearbeiten, mich unterzog, erkannte ich bald, wie dringend nothwendig es sei, die bereits von Al. Braun und Irmisch an einzelnen Araceen gemachten morphologischen Untersuchungen an allem mir zugänglichen Material zu wiederholen. Ebenso nothwendig war es aber auch, vergleichende anatomische Untersuchungen zu machen. Es existiren wohl auch hier vereinzelte Angaben; aber leider sind Natürliches System der Araceae. (p. 5) 137 dieselben insofern mangelhaft, als die betreffenden Autoren sich auf die in den Gärten sehr oft cursirenden falschen Bestimmungen verlassen haben und so die widersprechendsten Resultate sich herausstellen würden, wenn man die Angaben der verschiedenen Autoren auf die Pflanzen beziehen würde, deren Namen genannt sind. Hierzu ist zu bemerken, dass anatomische Merkmale zur Olassification sehr vorsichtig zu verwenden sind, da mehrfache vergleichend anatomische Untersuchungen gezeigt haben, dass gleichartige und ähnliche anatomische Verhältnisse in Pflanzengruppen auftreten, welche systematisch zweifellos nicht zusammen gehören und durchaus nicht in verwandtschaftlicher Beziehung stehen können. Dies betrifft namentlich die Vertheilung der Fibro- vasal- und Baststränge. In der 'U'hat haben auch gerade die früher bei den Araceen angestellten vergleichend anatomischen Untersuchungen van Tieghem’s') gezeigt, dass die auf die Vertheilung der Fibrovasalstränge basirenden Gruppen der Araceen nicht mit den Gruppen des Araceen-Systems von Schott zu- sammenfallen und dass Gattungen von der innigsten natürlichen Verwandtschaft hinsichtlich ihres anatomischen Baues verschiedenen Typen angehören. Und doch giebt es gerade bei den Araceen gewisse histologische Merkmale, die ich bei meinen sehr ausgedehnten Untersuchungen an frischem und trocknem Material als constant und für bestimmte Gruppen charakteristisch erprobt habe: ich habe mich von denselben ebensowenig ausschliesslich leiten lassen, als von der Blattstellung, den Sprossverhältnissen und dem Blüthenbau; wenn sie aber mit andern morphologischen Merkmalen vereint auftreten, habe ich denselben die nöthige Beachtung geschenkt und bin so jetzt im Stande, nach der ana- tomischen Untersuchung eines Stückchens von einem Blattstiel oder Stengel und mit Hülfe eines Blattspreitentheiles irgend einer mir sonst nicht bekannten Aracee zum mindesten die Hauptgruppe zu bestimmen, welcher die Pflanze angehören muss. Auch in der Blüthenmorphologie der Araceae gab es noch viel zu thun, wenn auch, soweit es die fertigen Zustände betrifft, Schott ganz bedeutend vorgearbeitet hatte. Endlich muss ich noch bemerken, dass es mir ganz unmöglich gewesen wäre, bei der Untersuchung dieser schwierigen Familie verhältnissmässig rasch ı) Yan Tieghem: Recherches sur la structure des Aroidees in Bull. soc. bot. de Er. XIV. p. 120. Nova Acta XXXIX. Nr. 3. 18 138 Dr. Ad. Engler. Araceae I. Natürliches System der Araceae. (p. 6) zu einigen Resultaten zu gelangen, wenn ich mich nicht allseitiger freundlicher Unterstützung zu erfreuen gehabt hätte. Zu ganz besonderem Danke bin ich Herrn Prof. Alexander Braun verpflichtet, der mich nicht allein mit lebendem Material für morphologische Untersuchungen reichlich unterstützte, sondern auch eine Menge eigener Beobachtungen zur Verfügung stellte, die auch in der folgenden Abhandlung speciell hervorgehoben sind. Ebenso ver- danke ich sehr viel lebendes Material der Freundlichkeit des Herrn Vetter, Director der Kaiserlichen Gärten in Schönbrunn, und des Herrn Kolb, In- spector des botanischen Gartens in München. Aeusserst fördernd für meine systematischen Untersuchungen war mir die Liberalität des Herrn Regierungs- rath Prof. Fenzl, der mir die Benutzung des reichen, noch nicht vollständig ausgenützten Nachlasses von Schott gestattete, einer in ihrer Art einzigen Sammlung von vorzüglichen Abbildungen, welche die Resultate vierzigjähriger eifriger Forschung umfasst. An dieser Stelle muss ich auch Herrn "Prof. Dr. Reichardt für seine freundliche Unterstützung bei Benutzung der genannten Sammlung danken. Auch Prof. Dr. ©. Koch, der nächst Schott für die Kenntniss der Arten der Araceae das Meiste gethan hat, verdanke ich die Ueberlassung seiner Sammlungen und Aufzeichnungen. Eine grosse Erleichte- rung gewährte mir auch Alph. de Candolle durch Mittheilung seiner Notizen über die Literatur der Araceae. Ausser genannten Herren bin ich noch zu Dank verpflichtet den Herren Ascherson, Boissier, Drude, Thiselton Dyer, Garcke, J. Mueller Arg., Maxwell Masters, E. Regel, Schweinfurt und Warming. Die systematische Monographie der Araceae in de Candolle’s Sammlung von Monographieen wird im nächsten Jahre erscheinen; in den folgenden Aufsätzen soll eine Schilderung der allgemeinen Verhältnisse gegeben werden, welche bei der systematischen Bearbeitung selbstverständlich auch berücksichtigt worden sind, aber daselbst keine eingehendere Besprechung gestatten. Um dem Leser einen Ueberblick über die Untersuchungen und eine Vorstellung von dem Ziel derselben zu geben, lasse ich das natürliche System der Araceae, welches als das Resultat meiner morphologischen Untersuchungen anzusehen ist, diesen selbst vorangehen. München, den 19. August 18%6. A. Engler. Naäatürliches System der Araceae. In der folgenden systematischen, nicht analytischen Uebersicht der Araceae sind die Gruppen und Gattungen immer in der Weise angeordnet, dass man eine Vorstellung von der allmäligen Reduction der Blüthentheile be- kommt. Dieses System lässt namentlich deutlich erkennen, dass die Reduetion der Blüthentheile in verschiedenen Gruppen stattgefunden haben muss und dass also die Eintheilung Schott’s, in welcher die Hauptabtheilungen auf den Blüthenbau begründet sind, eine unnatürliche ist. Mein Araceen-System wäre ganz anders ausgefallen, wenn ich den Zweck gehabt hätte, den mit der Familie weniger bekannten Botanikern ein Hifsmittel zur Bestimmung an die Hand zu geben; meine Absicht ist eine andere; es sollen in folgendem System alle zwischen den einzelnen Gruppen existirenden verwandtschaftlichen Be- ziehungen möglichst klar gelegt werden und ist daher auch die Zahl der Unter- gruppen grösser, als vielleicht auf den ersten Blick nothwendig erscheint. Die Araceen sind eine in Herbarien schlecht vertretene Familie; es dürfte daher die Kenntniss der Formen noch nicht so bald ihrem Ende nahe sein, wie auch die fast alljährlich bekannt werdenden neuen Gattungen beweisen, und ist daher zu erwarten, dass manche der jetzt nur wenige Gattungen umfassenden Gruppen später noch um eine oder einige Gattungen bereichert wird. Alle Citate sind hier weg- gelassen, da sich dieselben in meiner monographisch-systematischen Bearbeitung der Araceae finden werden und hier nur von untergeordnetem Interesse sind. In denjenigen Fällen, wo die Abstammung einer Gattung von einer andern höchst wahrscheinlich ist, sind die Namen in verticalen Reihen angeordnet; 18* 140 Dr. Adolph Engler. Araceae I. (p. 8) wenn dagegen nur ein gemeinsamer Ursprung der Gattungen anzunehmen ist, so sind die Namen nebeneinander aufgeführt. Die eingeklammerten Gattungs- namen beziehen sich auf solche von Schott oder nach ihm aufgestellte Gattungen, welche höchstens den Werth von Untergattungen haben können. 1. Unterfamilie Pothoideae Engl. Fibrovasalstränge ohne Milchsaftgefässe. Grundgewebe ohne —J- oder Hförmige Zellen („Intercellularhaare“). Blattstellung verschieden. Blattspreiten häufiger netzaderig, seltener parallelnervig. Blüthen zwittrig, mit oder ohne Perigon, selten eingeschlechtlich. Eichen anatrop. Trib. I. Pothoeae Engl. Kletternde Sträucher. Fortsetzungssprosse in den in den Achseln mehrerer Laubblätter entstehend, seltener Sympodien bildend (Anadendron, Culcasia). Lateralnerven ersten Grades an der Blattspreite einander fast parallel, die übrigen netzförmig: verbunden, selten ebenfalls parallel (Pothoidium). Blüthen zwittrig, mit oder ohne Perigon oder eingeschlechtlich. Eichen anatrop. Samen eiweisslos mit macropodem Embryo. Subtrib. 1. Pothoinae Schott. Blätter um /, divergirend. Blüthen zwittrig, meist: P3+3, A 3+3, Ga) oder PyA2+2G1ı. G 1 ö Pothos 1.. Anadendron Schott. Pothoidium Schott. Subtrib. 2. Heteropsinae Engl. Blätter um /, divergirend. Blüthen zwittrig. A2-+2,G0). Heteropsis Kunth. ? Amydrium Schott. Subtrib. 3. Oulcasinae Engl. Blätter um !/; divergirend (?). Blüthen ein- geschlechtlich. &:A 2+2;2:G6@-+ 22. Culcasia Beauv. Trib. H. Anthurieae Schott. Seltener kletternde Sträucher mit verlängerten Internodien, häufiger mit verkürzten Internodien, stammartige Sym- podien bildend, die sich entweder bedeutend verlängern oder am Grunde absterbend immer kurz bleiben. Glieder des Sympodiums Trib. III. Natürliches System der Araceae. (p. 9) 141 meist nur ein Niederblatt, ein Laubblatt und die Spatha mit dem Spadix tragend, welche bisweilen verkümmern (Anthur. violaceum und Verwandte). Lateralnerven ersten Grades an der Spreite fast parallel, die übrigen netzförmig verbunden. Blüthen zwittrig: P 2+ 3, A 2-+2, G(2a). Kichen anatrop. Samen eiweisshaltig, mit axilem Embryo. Anthurium Schott. Zamioeculcaseae Schott. Knollengewächse. Sprosse mit einigen Niederblättern beginnend, dann ein gefiedertes oder doppeltgefiedertes Laubblatt und später nach 4—5 Niederblättern die Inflorescenz ent- wickelnd. Blätter spiralig. Nerven netzförmig verbunden. Blüthen mit Perigon, dimer, zweigeschlechtlich; aber mit beginnender Ver- kümmerung der Staubblätter in den unteren und des Fruchtknotens in den oberen Blüthen; Eichen anatrop. Zamioculcas Sehott. (Gonatopus Hook. f.) Trib. IV. Symplocarpeae Engl. Kräuter mit unterirdischem Grundstock, Trib. V. Trib. VI. an welchem die homodromen Blätter ursprünglich nach der Divergenz !/, angeordnet sind, von der sie später bei weiterer Entwicklung etwas abzuweichen scheinen. Blätter mit zahlreichen parallellaufenden Lateralnerven. Blüthen zwittrig: P2yY2 A 2+2G @-3) Eichen anatrop. Same eiweisslos mit macropodem Embryo. Lysichitum Schott. . Symplocarpus Salisb. Orontium L. Calleae Schott. Kräuter mit kriechendem Grundstock, an welchem die antidromen Blätter um '/, divergiren. Blätter mit zahlreichen parallelverlaufenden Lateralnerven. Blüthen zwittrig. A 3 +3 G (39. Eichen anatrop. Same eiweisshaltig mit axilem Embryo. Calla L. em. Aecoreae Schott. Kräuter mit unterirdischem oder aufsteigendem Grundstock, an welchem die Blätter um !/, divergiren. Inflorescenz terminal; Fortsetzungsspross des Grundstammes aus der Achsel des letzten Läubblattes (bei andern Araceae in der Regel aus der Achsel des vorletzten). Sichelartige, aus Aehren zusammengesetzte mehrjährige 142 Dr. Adolf Engler. Araceae I. (p. 10) Inflorescenzen in den Achseln der Hochblätter des Blüthenschaftes bei @ymnostachys. Blüthen zwittrig: P2+2 A®ı2G®. Eichen orthotrop. Same eiweisshaltig mit axilem Embryo. Acorus L. Guymnostachys R. Br. Verwandtschaft. Culcasinae Monsteroideae Pothoinae _Heteropsinae Pothoeae Acoreae FE < Lasioideae N Pothoideae Be et Ualleae — ; EIERN: R & ER vi Mi 2% Philodendroideae ” 2 a A e “ 0 Zamioculcaseae Symplocarpeae Aglaonemoideae 2. Unterfamilie Monsteroideae Schott em. Fibrovasalstränge ohne Milchsaftgefässe. Grundgewebe mit zahlreichen gerb- stoffführenden Zellen und mit H4- oder 4-förmigen Zellen, deren Enden wie Haare in die Intercellularräume hineinragen. Meist kletternde Sträucher mit Blättern, welche um !/, divergiren und sowohl unter sich, als in ihrer Scheide und Spreite antidrom sind (ausgenommen Spathiphyllum). Bei Gattungen mit ver- kürzten Internodien (Spathiphyllum) weicht die Blattstellung später etwas von !/; ab und nähert sich ?/,; die Blätter sind dann homodrom. Zwitterblüthen, selten mit, häufiger ohne Perigon, meist dimer. Eichen anatrop oder amphitrop. Trib. I. Anepsiadeae Engl. Kletternde Sträucher mit weniger gestreckten Internodien oder Halbsträucher mit verkürzten Internodien. Die Blätter eines Sprosses zwischen den den Spross beginnenden wenigen Niederblättern und der Spatha nur Laubblätter, um !/; oder etwas Natürliches System der Araceae. (p. 11) 143 weniger (Spathiphyllum) divergirend. Samen eiweisshaltig mit axilem geradem oder gekrümmtem Embryo. Subtrib. 1. Spathiphyllinae Schott. Halbsträucher. Blüthen: P3+3 A3-+3G6). Spathiphyllum Schott. (Spathiphyllopsis Teysm. et Binnd.) Amomophyllum Engl. nov. gen. Subtrib. 2. Anepsiadinae Engl. Kletternde Sträucher. Blüthen: A2+2G() oder G Ben Anepsias Schott. ARhodospatha Poepp. Stenospermation Schott. (Atömeta Schott.) Trib. U. Raphidophoreae Engl. Kletternde Sträucher, an denen zahlreiche Niederblätter mit wenigen Laubblättern abwechseln. Blüthen: A2 +2 G @.° Samen eiweisshaltig mit axilem Embryo. Raphidophora Hossk. Epipremnum Schott. Trib. III. Monstereae Schott pr. p. Kletternde Sträucher, an denen zahl- reiche Laubblätter aufeinander folgen und nur die Sprossanfänge Niederblätter tragen. Blüthen: A2+2G®. Samen eiweisslos. Embryo macropod. Monstera Adams. Scindapsus Schott. (Tornelia Gutierez.) Cuscuaria Schott. _Alloschemone Schott. Verwandtschaft. Pothoideae Monsteroideae Anepsiadeae Rhaphidophoreae De | A EN Monstereae Anepsiadinae 144 Dr. Adolf Engler. Araccae I. (p. 12) 3. Unterfamilie Lasioideae Engl. Fibrovasalstränge mit einfachen, selten anastomosirenden (Syngonium), durch Fusion entstehenden Milchsaftgefässen! Kletternde, oft stachelige Sträucher mit gestreckten Internodien oder perennirende Gewächse mit niederliegender Grund- achse oder mit Knolle. Blätter spiralig, meist nach 2/;, homodrom, mit aus- gezeichnet netzförmiger Nervatur, pfeilföürmig oder dreitheilig mit vielfach ge- theilten Abschnitten. Blüthen zwittrig, dimer oder eingeschlechtlich, mit oder ohne Perigon. Samen eiweisslos. Embryo macropod. Trib. I. Lasieae Engl. Blüthen zwittrig, mit Perigon. Subtrib. 1. Lasinae Schott em. Kletternde Sträucher oder mit unterirdischem Grundstock. Blätter pfeilförmig, bisweilen einfach fiedertheilig. Blüthen: OT Da reg (EN Oyrtosperma Griff. _ Anaphyllum Schott. (Lasimorpha Schott.) Lasia Lour. Subtrib. 2. Dracontioninae Schott em. Perennirende Gewächse mit unter- irdischer Grundaxe und dann mehrere Laubblätter entwickelnd (Uro- spatha) oder knollig und an jedem Spross nach vielen Niederblättern nur 1—2 vielfach getheilte Laubblätter entwickelnd. Blüthen: P2+2A2+26G9, Urospatha Schott. Echidnium Schott. Ophione Schott. Dracontium L. (Godwinia Seemann.) (Ohersydrium Schott.) Trib. U. Montrichardieae Engl. Kletternde oder baumartige (Montrichardia) Gewächse. Mehrere pfeil- oder spiessförmige oder pedatifide Laub- blätter an einem Spross. Blüthen eingeschlechtlich, ohne Perigon, Geo or or 2). Oercestis Schott. Nephthytis Schott. Montrichardia Crüger. Syngonium Schott. 'Trib. IH. Amorphophalleae Schott. Knollengewächse, welche an jedem Spross nach mehreren Niederblättern nur wenige, meist einzeln hervor- Yatürliches System der Araceae. (p. 13) 145 tretende, dreitheilige Blätter mit fiedertheiligen oder doppeltfieder- theiligen Abschnitten und danach entweder unmittelbar (selten) oder im andern Jahre nach mehreren Niederblättern (häufiger) den Blüthen- stand entwickeln; Blüthen eingeschlechtlich (bisweilen einzelne zwittrig), dimer, selten trimer:; männliche Blüthen bisweilen einmännig. Ovarien bisweilen einfächrig. Subtrib. 1. Pythoninae Schott em. Kolben bis zur Spitze mit Blüthen besetzt. Anchomanes Schott. Plesmonium Schott. Allopythion Schott. Pythonium Schott. Subtrib. 2. Amorphophallinae Schott em. Der obere 'T'heil des Kolbens blüthenlos, am Grunde noch häufig den Blüthentheilen entsprechende Höcker zeigend, nach oben in einen glatten, kegelförmigen, mehr oder minder entwickelten Anhang umgewandelt. Amorphophallus Blume. Symantherias Schott. Raphiophallus Schott. Conophallus Schott. Proteinophallus Hook. Brachyspatha Schott. Corynophallus Schott. Hydrosme Schott. (Hansalia Schott.) Verwandtschaft. Montrichardieae ee Öolocasioideae Pothoideae E ee a ae Aroideae he a Ne EROEN BaBjeaeg mt War" ur Mas a aa 27 Sa Staurostigmoideae Lasinae Dracontioninae Pythoninae Amorphophallinae er Amorphophalleae Nova Acta XXXIX. Nr. 3. 19 146 Dr. Adolf Engler. Araceae I. (p. 14) 4. Unterfamilie Philodendroideae Engl. Fibrovasalstränge mit einfachen, durch Fusion entstandenen Milchsaft- gefässen. Halbsträucher mit gestauchten Internodien oder Kletternde Sträucher mit gestreckten Internodien. Sprosse gewöhnlich mit nur einem Niederblatt beginnend und dann ein bis mehrere Laubblätter entwickelnd, welche spiralig (Divergenz meist ?/;) angeordnet und homodrom sind. (Bei Sprossen einzelner Philodendra mit je nur einem Niederblatt, einem Laubblatt und einer ver- kümmernden Spatha nähert sich die Divergenz bisweilen der Divergenz !/, und kommt dann bisweilen Antidromie vor.) Blätter mit zahlreichen parallel verlaufenden Nerven I., I. und III. Grades. Blüthen eingeschlechtlich, bis- weilen die weiblichen mit Staminodien, perigonlos. Staubblätter bisweilen Sy- nandrien bildend. Ovarien nicht selten polymer (2—Sfächrig). Eichen anatrop oder orthotrop. Samen eiweisshaltig. Embryo axil. Trib. I. Richardieae Schott. Perennirende Kräuter. Weibliche Blüthen mit Staminodien. Ovarium mehrfächrig. Eichen anatrop, mit kurzem Funieulus an der centralwinkelständigen Placenta und mit nach unten gewendeter Micropyle. 9:A2,9:A2G ,®,, Richardia Kunth. Trib. U. Peltandreae Engl. Perennirende Kräuter. Weibliche Blüthen mit einer von den verwachsenen Staminodien gebildeten becherförmigen Hülle umgeben. Fruchtknoten einfächerig. Eichen parietal, ortho- trop, mit nach oben gerichteter Micropyle. 4: A +3); 2:AW) Gı. Peltandra Rafın. ? Trib. II. Typhonodoreae Engl. Perennirende Kräuter. Weibliche Blüthen ohne Staminodien. Ovarium einfächrig, mit einem basilären, centralen, anatropen Eichen an kurzem Funiculus.. d:A(@ +3 + x); 2:G (49). Typhonodorum Schott. 'Trib. IV. Philodendreae Schott em. Sträucher mit kurzem, mehr oder weniger verzweigtem Sympodium oder kletternde Sträucher. Weibliche Blüthen bisweilen mit einzelnen Staminodien. Eichen orthotrop oder anatrop, häufig an langem Funiculus. Subtrib. 1. Natürliches System der Araceae. (p. 15) 147 Homalomeninae Engl. Niedrige verzweigte Sträucher mit unge- theilten Blättern. Die ganze männliche und weibliche Inflorescenz fertil. Weibliche Blüthen mit einzelnen Staminodien (meist ist nur das eine mediane, der Basis des Spadix zugekehrte entwickelt). Pla- centen fast central oder central. Eichen anatrop an langem Funiculus. 2--3 R 91.9.0. N (2—5) or ER; :A Ger3- Homalomena Schott. ? Adelonema Sehott. (Curmeria Linden et Andre.) Chamaecladon Miquel. Subtrib. 2. Schismatoglottidinae Schott. Niedrige verzweigte Sträucher mit ungetheilten Blättern. Der oberste Theil des Kolbens steril. Nur wenige weibliche Blüthen mit einzelnen Staminodien oder ohne solche. Placenten parietal. Eichen hemianatrop, in langem Funiculus. Oberer Theil des Hüllblattes vor der Fruchtreife sich loslösend. 3: A373 2:G (8). Bucephalandra Schott. Schismatoglottis Zollinger. ApatemoneSehott. (Apoballis Schott. Colobogynium Schott.) Subtrib. 3. Philodendrinae Schott. Niedrige Sträucher mit gestauchten Inter- Trib. V. nodien oder kletternde Gewächse, Sympodien bildend, deren Glieder nach einem Niederblatt nur wenige Laubblätter und die Infloresceenz, häufig sogar nur eines und eine vollständig verkümmernde In- florescenz entwickeln. Laubblätter einfach bis doppeltfiederspaltig. Männliche Inflorescenz in ihrem untern an die weibliche Inflorescenz angrenzenden Theil steril. Die ganze Spatha bis zur Fruchtreife bleibend. Ovarien mehrfächrig mit centralwinkelständigen Placenten oder selten einfächrig mit parietaler Placenta. Eichen orthotrop an langem Funieulus, nach oben gerichtet. 2. A439: 6 @4: ee Philodendron Schott. Philonotion Schott. Anubiadeae Schott. Kriechende Sträucher. Laubblätter lanzettlich bis spiessförmig. Männliche fertile Infloresceenz von der weiblichen durch einen sterilen T'heil getrennt. Ovarien mit centralen Placenten. 192 148 Dr. Adolf Engler. Araceae I. (p. 16) Eichen mehrreihig, anatrop, an langem Funiculus, mit nach oben ge- wendeter Micropyle. 8:A (@+3);2:G (2). Anubias Schott. Verwandtschaft. Peltandreae Richardieae | Typhonodoreae Symplocarpeae 5 Philodendroideae Aglaonemoideae Anubiadeae Philodendreae Homalomeninae Philodendrinae Schismatoglottidinae 5. Unterfamilie Aglaonemoideae Engl. Wie die Philodendroideae, bei den Dieffenbachieae die Spiralgefässe häufig Milchsaft führend. Sprosse sympodiale Stämmchen bildend. Eichen ana- trop an kurzem Funiculus und die Samen eiweisslos mit macropodem Embryo. Trib,. L. Aglaonemeae Engl. Blüthen dicht. Mieropyle nach unten ge- wendet. 3:A35?Gı. Aglaonema Schott. ?? Aglaodorum Schott. Trib. II. Dieffenbachieae Schott. Weibliche Blüthen locker, mit Stami- nodien. Mycropyle nach oben gewendet. d: Aß+3)5?: A (#—4) G (1-3). Dieffenbachia Schott. 6. Unterfamilie Colocasioideae Engl. . Milchsaftgefässe stark entwickelt, reichlich anastomosirend, durch Fusion entstehend, auch die grossen Gefässe der Fibrovasalstränge häufig Milchsaft führend. Mit bisweilen mächtig entwickeltem, einfachem oder verzweigtem Sympodium oder Knollengewächse. Sprosse nach wenigen Niederblättern mehrere Laubblätter und die Inflorescenz, selten vor derselben einige Niederblätter Natürliches System der Araceae. (p. 1%) 149 entwickelnd. Blattstellung spiralig. Lateralnerven II. Grades, von denen I. Grades unter nicht allzu spitzem Winkel abstehend, in der Mitte zwischen den Nerven I. Grades zusammentreffend und einen ziekzackförmigen Collectiv- nerven bildend; Marginalnerven deutlich entwickelt. Hüllblatt der Inflorescenz meist mit deutlich ausgebildetem Tubus, welcher die weibliche Inflorescenz einschliesst und mit sich öffnender, die männliche Inflorescenz einhüllender Lamina. Staubblätter der männlichen Blüthen zwei Kreisen angehörend, Synandrien bildend, welche sich mit Poren öffnen. Eichen seltener anatrop, häufiger hemiorthotrop an deutlichem Funiculus. Samen eiweisshaltig, mit axilem Embryo. Trib. I. Steudnereae Engl. Mit aufrechtem, verzweigtem Sympodium. Weib- liche Blüthen mit Staminodien. Ovarien mehrfächrig. Placenten central- winkelständig. Fichen an kurzem Funieulus. d:A (2 = 2157:A2—5 G@—5). Steudnera ©. Koch. Trib. I. Caladieae Engl. Knollengewächse oder stammbildende Pflanzen. Eichen anatrop an langem Funieulus. 3:A(+3);2:G(@— 4). Caladium Vent. ? Xanthosoma Schott. (Acontias Schott, Phyllotaenium Andre, Andromycia La Sagra.) Trib. IH. Coloceasieae Schott em. Knollengewächse oder stammbildende Pflanzen. Eichen hemiorthotrop oder orthotrop, an langem Funiculus. Subtrib. 1. Colocasinae Engl. Placenten parietal. 3:Aß+3);2:G@—4). Colocasia Schott. Remusatia Schott. (Leucocasia Schott.) Schizocasia Schott. Subtrib. 2. Alocasinae Engl. Placenta basal central. 8:A%+3);2:G6(2@— 2. Alocasia Schott. Gonatanthus Klotzsch. 150 Dr. Adolf Engler. Araceae I. (p: 18) Verwandtschaft. „„Lasioideae Steudnereae £ mu Colocasioideae ——r Colocasinae f Ualadieae | Alocasinae 7. Unterfamilie Staurostigmeideae Engl. Milchsaftzellen nicht anastomosirend, zu beiden Seiten des Phloims gerade Reihen bildend. Collenchym einen vollständigen peripherischen Mantel bildend; die einzelnen Stränge ohne Collenchym. Krautige Gewächse mit Knollen. Sprosse meist nach sehr wenigen Niederblättern 1—2 Laubblätter, darauf entweder un- mittelbar oder nach einigen Niederblättern die Inflorescenz entwickelnd. Kolben bis zur Spitze mit ziemlich locker stehenden Blüthen besetzt. Laubblätter einfach bis fussförmig oder fiedertheilig. Nervatur der Laubblätter netzförmig. Der Kolben bis zur Spitze Blüthen tragend, in der Mitte lockerblüthig. Männliche Blüthen zwei oder einen Staubblattkreis enthaltend, deren Staubblätter ein Synandrium bilden. Weibliche Blüthen von Staminodien umgeben. Eichen anatrop an kurzem Funiculus. Samen eiweisslos mit macropodem Embryo. Mangonia Schott. Staurostigma Scheidw. Taccarum Brongn. Lysistigma Schott. ? Gamochlamys Baker. (Endera Regel.) 8. Unterfamilie Aroideae Engl. Milchsaftzellen wie bei vorigen; aber auf der Aussenseite der pe- ripherischen Stränge collenchymatischer Bast; ein continuirlicher Collenchym- mantel fehlend. Krautige Gewächse mit unterirdischem Stämmchen oder aller- meist mit Knollen. Sprosse meist nach sehr wenigen Niederblättern eine be- schränkte Zahl von Laubblättern und die Inflorescenz, seltener zwischen den Laubblättern und der Inflorescenz Niederblätter entwickelnd. Laubblätter linealisch bis fussförmig, meist pfeilförmig; Nervatur der Laubblätter meist Natürliches System der Araceae. (p. 19) 151 netzförmig. Der obere Theil des Kolbens meist keine Blüthen entwickelnd und zu einem oft sehr kräftieen Anhang umgebildet. Männliche Blüthen nur selten zwei Staubblattkreise enthaltend, häufiger mit einem zwei- oder dreigliedrigen Staubblattkreis, bisweilen auf ein Staubblatt redueirt. Weibliche Blüthen bis- weilen mit Staminodien, häufiger ohne solche und meist nur auf ein Fruchtblatt redueirt. Eichen seltener anatrop, meist orthotrop. Samen eiweisshaltig, mit axilem Embryo (dadurch immer von den Lasieae Amorphophallinae und Stauro- stigmotdeae zu unterscheiden). Trib. 1. Trib. 1. Trib. ID. Trib. IV. Stylochitoneae Schott. Mit unterirdischem Stämmchen. Blätter pfeilfürmig. Kolben bis zur Spitze Blüthen tragend. Blüthen mit becher- oder schüsselförmigem Perigon. Männliche Blüthen mit zwei Staubblattkreisen; Staubblätter mit langen, schmalen Filamenten. Weibliche Blüthen sehr dicht, fast miteinander verwachsend. Eichen anatrop, centralwinkelständig. &:P&JA3+ 3,:P)G@—4). Stylochiton Leprieur. Zomicarpeae Schott. Knollengewächse mit fussförmigen Blättern. Blüthenstand mit Anhang. Blüthen nackt. Weibliche Blüthen mit basal-centraler Placenta. Eichen anatrop. 3:A2;2:G (29. Zomicarpa Schott. Xenophya Sehott. Ariopsideae Engl. Knollengewächse mit eiförmigen Laubblättern, nach diesen mehrere Niederblätter und die Inflorescenz entwickelnd. Kolben bis zur Spitze Blüthen tragend. Staubblätter der männlichen Blüthen Synandrien bildend, welche untereinander verwachsen. Weib- liche Blüthen sparsam am Grunde des Kolbens ohne Staminodien. Ovarium mit perietalen Placenten. Eichen zahlreich, orthotrop. 8:AßB—4);0:G(5+;3). Ariopsis Graham. Spathicarpeae Schott. Knollengewächse mit ei- bis pfeilförmigen Blättern. Blüthenstand ohne Anhang, der Spatha meist angewachsen. Männliche Blüthen die mittleren Reihen, die weiblichen die äusseren keihen bildend, seltener die weiblichen Blüthen unten, die männlichen oben stehend (Gorgonidium). Staubblätter der männlichen Blüthen 152 Dr. Adolf Engler. Araceae I. (p. 20) seltener frei, meist ein Synandrium bildend. Weibliche Blüthen von Staminodien umgeben. Ovarium mehr- bis einfächrig. Eichen ortho- 3 trop, einzeln. 3: A 24x) DE 86a). Spathantheum Schott. ? Gorgonidium Schott. Spathicarpa Hook. Trib. V. Areae Engl. Knollengewächse mit lanzettlichen, eiförmigen, pfeil- förmigen Blättern, auf welche die Inflorescenz unmittelbar oder erst in der nächsten Vegetationsperiode nach Entwicklung einiger Nieder- blätter folgt. Kolben stets mit mehr oder weniger stark entwickeltem blüthenlosem Anhang. Männliche Blüthen mit zwei Staubblattkreisen (Arisaema), mit einem (Dracontium) oder auf ein Staubblatt redueirt (Arisarum). Weibliche Blüthen von einigen Fruchtblättern oder nur einem gebildet; Ovarium stets einfächrig mit basaler oder parietaler Placenta. Eichen orthotrop an kurzem Funiculus. Subtrib. 1. Arisaringe Schott. Inflorescenz den Laubblättern unmittelbar fol- send. Weibliche Inflorescenz von der fertilen männlichen nicht durch verkümmerte männliche Blüthen getrennnt. 'T'hecae der Antheren mit verticalen Spalten aufspringend. S:A os, DM 0)‘ Arisarum Targ. Tozz. Arisaema Matt. Pinellia "Ten. Subtrib. 2. Sauwromatinae Engl. Zwischen der Inflorescenz und den pedatifiden Laubblättern Niederblätter entwickelnd. Männliche Inflorescenz von der weiblichen durch verkümmerte Blüthen getrennt. _T'hecae der Antheren mit ovaler verticaler Spalte sich öffnend. Eichen zu 2—4. Sauromatum Schott. Subtrib. 3. Biarinae Schott em. Zwischen der Infloresceenz und den sehr einfachen, eiförmigen bis linealischen Blättern Niederblätter entwickelnd. Männliche Inflorescenz von der weiblichen durch verkümmerte Blüthen getrennt. T’hecae der Antheren mit verticalen Spalten oder Poren sich. öffnend. Eichen einzeln, sitzend, basal. Biarum Schott em. (Ischarum Blume, Cyllenium Schott.) Leptopetion Schott. Natürliches System der Araceae. (p. 21) 153 Subtrib. 4. Arinae Schott em. Inflorescenz den pfeilförmigen oder pedatifiden Erib: Vi: Laubblättern unmittelbar folgend. Männliche Inflorescenz von der weiblichen meist durch verkümmerte Blüthen getrennt. 'T’hecae der Antheren mit verticalen Poren oder Spalten sich öffnend. Eichen des einfächrigen monocarpischen Ovariums lateral, basal oder apical, meist zu mehreren. Arum L. (Gymmomesium Schott). Theriophonum Blume. Helicodiceros Schott. (Tapinocarpus Dalzel, Calyptrocorymne Schott.) Helicophyllum Schott (Eminium Schott). Typhonium Schott. Dracunculus Schott. (Heterostalis Schott.) Ambrosinieae Schott. Infloresceenz den Laubblättern unmittelbar folgend. Männliche Inflorescenz von der weiblichen durch eine Scheidewand getrennt, welche durch eine laterale flügelförmige Er- weiterung der Blüthenstandaxe gebildet wird und mit den Wänden des schiffförmigen Hüllblattes verwachsen ist. Männliche Blüthen zweimännig, zweireihige. Weibliche Infloresceenz auf eine Blüthe reducirt. Ovarium einfächrig (von einem oder mehr (?) Fruchtblättern gebildet). Eichen zahlreich, orthotrop, auf langem Funiculus, basal. Ambrosinia Bassi. Trib. VO.Cryptocoryneae Schott. Inflorescenz den eiförmigen, lanzettlichen oder linealischen Blättern unmittelbar folgend. Aufeinanderfolgende Sprosse der blühenden Exemplare oft aus einem Niederblatt, einem Laubblatt und der Inflorescenz bestehend. Spadix zwischen der männlichen und weiblichen Inflorescenz verdickt und oberhalb der- selben in ein mit der Röhre des Hüllblattes verwachsenes An- hängsel erweitert. Männliche Blüthen zweimännig, dicht. "Thecae der Antheren mit verticalen Poren sich öffnend. Weibliche Blüthen einen oder mehrere mit einander alternirendeCyklen bildend oder spiralig, mit einander mehr oder weniger verwachsend. Früchte bisweilen ein Syncarpium bildend. Eichen auf kurzem Funiculus, orthotrop, basal. Lagenandra Dalzel. Oryptocoryne Fischer. Nova Acta XXXIX. Nr. 3. 20 154 Dr. Adolf Engler. Araceae I. (p. 22) Verwandtschaft. Lasieae Stylochitoneae a ; Zomiearpeae ei er 3 5 Be ern, Ariopsideae- _ Spathicarpeae Areae . - Dee en Arisarinae Aa N N Biarinae . Sauromatinae DR: RT Arinae Ambrosinieae Öryptocoryneae Pistioideae 9. Unterfamilie Pistioideae Endl. Schwimmende Wassergewächse. Milchsaftgefässe fehlend.!) Internodien ganz verkürzt; Blätter spiralig angeordnet, behaart, vor der Blüthe dem Wasser aufliegend, bei beginnender Blüthenentwicklung aufgerichtet. Die zahlreichen aufeinander folgenden blühenden Sprosse bestehen immer aus einem dünnen, häutigen Niederblatt, einem Laubblatt und der Inflorescenz. Männliche Blüthen aus zwei mit einander verwachsenen Antheren bestehend, einen Quirl bildend. Weibliche Inflorescenz einblüthig. Ovarium einfächrig, an der basalen Placenta zahlreiche sitzende, orthotrope Eichen entwickelnd. Zwischen der männlichen und der weiblichen Inflorescenz ein Ring an der Inflorescenzaxe, den man ent- weder für eine Erweiterung derselben, wie die Scheidewand bei Ambrosinia, oder für ein einem abortirten männlichen Blüthenquirl entsprechendes Gebilde ansehen kann. Samen eiweisshaltig. Embryo klein, eiförmig. Pistia L. I) Meine frühere Angabe (Bot. Ztg. 1875. p. 99), dass sich auch bei Pistia Milch- saftgefässe nachweisen lassen, fand ich bei wiederholten Untersuchungen nicht bestätigt. Natürliches System der Araceae. (p. 23) 155 10. Unterfamilie Lemnoideae Engl. Schwimmende Wassergewächse. Sprosse mit einem dünnen häufigen Niederblatt beginnend (Spirodela) oder ohne solches (Lemna), nur ein Laubblatt tragend, das von der jederseits in zwei taschenförmige Gebilde erweiterten Axe nicht scharf abgezliedert ist. Hüllblatt der Inflorescenz dünnhäutig, in der einen taschenförmigen Erweiterung mit der Intlorescenz den Abschluss des Sprosses bildend, bei Wolffia fehlend. Männliche Inflorescehz auf zwei oder eine einmännige Blüthe, weibliche Inflorescenz auf ein Ovarium redueirt. Eichen orthotrop oder anatrop. Samen eiweisshaltig. Trib. I. Lemmneae Hegelm. Intiorescenz von einem Hüllblatt umgeben. Spirodela Schleid. Lemna L. em. Trib. I. Wolffieae Hegelm. Infloreseenz ohne Hüllblatt. Wolffka Horkel. Gattungen von unsicherer systematischer Stellung: Anthelia Schott entweder eine Pothoidea oder Monsteroidea. Elopium Schott ist wahrscheinlich eine Philodendroidea. Anmerkung. Anadendron Schott umfasst Pflanzen zweier verschiedener Unterfamilien, und zwar gehört A. medium Schott zu Epipremmum, also zu den Monsteroideae, dagegen ge- hören die übrigen Arten zu den Pothoideae — Pothoeae — Pothoinae. Amydrium Schott, das ich nicht untersuchen konnte, dürfte wegen mancherlei Aehnlichkeit mit Anadendron auch vielmehr zu den Pothoidese — Heteropsinae, als zu den Monsteroideae gehören. 20* NOVA ACTA der Ksl. Leop.-Carol.-Deutschen Akademie der Naturforscher Band XXXIX. Nr. 4. Vergleichende Untersuchungen über die morphologischen Verhältnisse der Araceae. Von Dr. Adolf Engler, M.A.N. I. Theil. Ueber Blattstellung und Sprossverhältnisse der Araceae. Mit 6 Tafeln Abbildungen Nr. VIII— XIII. Eingegangen bei der Akademie den 30. October 1876. DRESDEN. 4877: Druck von E. Blochmann & Sohn, Für die Akademie in Commission bei Wilh. Engelmann in Leipzig. Uebersicht des Inhalts. Erste Reihe. Strauch- oder halbstrauchartig, kletternd. Die mit der Inflorescenz abschliessenden Sprosse entwickeln weder in den Achseln ihrer Niederblätter noch in den Achseln ihrer Laubblätter unmittelbar nach der Blüthezeit Laubblätter tragende Sprosse; sie sind in der Regel unverzweigt, oder in wenigen Fällen entstehen in den Achseln der obern Niederblätter armblättrige Inflorescenzzweige. Pothos L. Pothoidium Schott. Heteropis Kunth. Zweite Reihe. Kriechend, mit sympodialem Rhizom. Blätter um "/, diver- girend und antidrom. Blüthenschaft terminal. Calla Ih. Acorus L. Gymmostachys R.Br. Dritte Keihe. Araceen mit unterirdischem sympodialem Grundstock, an welchem die homodromen Blätter ursprünglich um '/; divergiren, von welcher Divergenz sie jedoch später abweichen; der Fortsetzungsspross 20B* 160 Dr. Adolf Engler. Araceae II. (p. 4) entwickelt sich im der Achsel des letzten vor dem bisweilen grundständigen Hüllblatt stehenden Laubblattes (Ln.). Orontium L. Symplocarpus Salisb. Lysichiton Schott. Vierte Reihe. Kletternd, mit aufsteigendem oder horizontal wachsendem Stamm. Blätter zweizeilig; aber besonders an horizontal wachsenden Stämmen sehr stark nach oben eonvergirend, unter sich und ebenso Scheide und Spreite eines Blattes antidrom. Zweige endlich mit einer Inflorescenz ° abschliessend und sich durch den in der Achsel des Blattes (n-1) ent- stehenden Spross fortsetzend, welcher entweder ebenfalls bald oder nach . mehreren Blättern in der nächsten Vegetationsperiode Inflorescenzen er- zeugt. Die älteren Stämme, welche geblüht haben, sind daher Sympodien. Monstera Adans., Tornelia Gutierez, Scindapsus Schott, Rhaphidophora Hassk., Epipremnum Sehott, Alloschemone Schott. Fünfte Reihe. Kletternd mit aufsteigendem Stamm. Blätter zweizeilig, aber unter sich und ebenso Scheide und Spreite eines Blattes homodrom, nur ausnahmsweise einzelne Blätter antidrom (!!). Zweige mit einer Inflorescenz abschliessend und sich durch den in der Achsel des Blattes (n-]) entstehenden Spross fortsetzend. Rhodospatha Poepp. Anadendron Schott. Oulcasia Pal. Beauv. Sechste Reihe. Araceen mit kurzem, sympodialem Stämmchen, an welchem die homodromen Blätter um etwas weniger als '/; (etwa um 3/,) diver- giren. Der Fortsetzungsspross entsteht in der Achsel des Laubblattes (n-1); die Zahl der Blätter an den Sprossen ist unbestimmt. Spathiphyllum Schott. Siebente Reihe. Araceen mit spiraliger Anordnung der Blätter nach der Divergenz ?/; (bisweilen wohl auch ?/; oder ?/,). Blätter unter sich, sowie in ihrer Scheide und Spreite homodrom, nur das die Sprosse beginnende Niederblatt nicht selten antidrom und nicht immer mit derselben Divergenz Ueber Blattstellung und Spvossverhältnisse der Araceae. (p. 5) 161 einsetzend. Blätter eines Sprosses bisweilen in unbestimmter Anzahl, bei andern in bestimmter Zahl. Inflorescenz terminal, nicht selten mit Mehrung aus der Achsel des Blattes n. Fortsetzungsspross normal stets aus der Achsel des Blattes (n—1). Die aufrechten, kletternden oder stammartigen oder verkürzten, rhizomartigen oder knolligen Scheinaxen sind mit wenigen Ausnahmen schraubeliche Sympodien. Lasia Lour., Cyrtosperma Griff. (inel. Lasimorpha Schott), Urospatha Schott, Röchardia Kunth, Peltandra Rafın., Nephthitis Schott, Anubias Schott, Cercestis Schott, Symgonium Schott, Homalomena Schott, Chamae- cladon Miquel, Apatemone Schott, Bucephalandra Schott, Schismato- glottis Zoll. (inel. Apoballis Schott), Xanthosoma Schott (inel. Acontias Schott), Steudneria ©. Koch, Alocasia Schott, Aglaonema Sehott, Dieffenbachia Schott, _Montrichardia Crueger. Anthurium Schott. Philodendron Schott. Oryptocoryme Fischer, Lagenandra Dalzel. i Pistia 1. Zamioceuleas Schott (inel. Gonatopus Hook). Colocasia Schott, Caladium Vent., Arum L. em. (inel. Gymnomesium Schott), Dracumculus Schott, Helicodiceros Schott, Helicophyllum Schott (incl. Eminium Blume, Theriophonum Blume (incl. Calyptrocoryne Schott und Tapinocarpus Dalzel), Arisaema Mart., Ambrosinia Bassi, Arisarum Targ. Tozz, Spathicarpa Hook., Pinellia Tenore, Typhonium Schott (inel. Heterostalis Schott), Gonatanthus Klotzsch, Biarum Schott (inel. Oyllenium Schott und Ischarum Schott), Leptopetion Schott, Stylochiton Leprieur, Remusatia Schott, Ariopsis Graham, Stauro- stigma Scheidw., Taccarum Schott, Mangonia Schott, Sauromatum Schott, Echidnium Schott, Ophione Schott, Dracontium L. (incl. Cher- sydrium Schott, Godwinia Seemann) , Anchomanes Schott, Amorpho- phallus Blume (incl. Conophallus Schott, Brachyspatha Schott, Proteino- phallus Hook. f.), Allophytion Schott, Pythonium Schott, Plesmonium Schott, Hydrosme Schott, Sıymantherias Schott. Nova Acta XXXIX. Nr. 3. 21 162 Dr. Adolf Engler. Araceae II. (p. 6) Allgemeine Resultate der Untersuchungen über die Sprossfolge und Blattstellung der Araceae. Vergleich der Sprossverhältnisse der Araceae mit denen anderer Monoecotyledonen. Erste Reihe. Strauch- oder halbstrauchartig, kletternd. Die mit der In- florescenz abschliessenden Sprosse entwickeln weder in den Achseln ihrer Niederblätter noch in den Achseln ihrer Laubblätter unmittelbar nach der Blütbezeit Laubblätter tragende Sprosse; sie sind in der Regel unverzweigt, oder in wenigen Fällen entstehen in den Achseln der oberen Niederblätter armblättrige Inflorescenzzweige. Pothos L.!) Diese in Ostindien und dem indischen Archipel, sowie auch auf Mada- gascar vertretene Gattung zählt nach Schott über 30 Arten. Doch ist diese Zahl erheblich zu redueiren, da das Verhältniss zwischen Blattstiel und Blatt- spreite, sowie auch die Breitenentwicklung der letzteren sehr variabel sind und viele Arten nur hierauf begründet sind. Die Arten verhalten sich bezüglich der Anordnung ihrer Inflorescenzen verschieden; die Blätter divergiren bei allen genau um Y,. 1. Gruppe. Arten mit sparsamer Verzweigung, supraaxillären Zweigen und breiten abstehenden Blattscheiden. Nur selten entwickeln sich am unteren Theile des Stengels Seitensprosse und auch am oberen Theil treten dieselben nur selten auf, da die Achseln 1) Zur Erläuterung der in dieser Gattung stattfindenden Sprossverhältnisse dienen die vortrefflichen Abbildungen in Schof!’s Aroideae T. 31—57. Ueber Blattstellung und Sprossverhältnisse der Araceae. (p. %) 163 vorzugsweise Inflorescenzzweige tragen; oft folgen 20 und mehr Internodien aufeinander, ohne dass ein beblätterter Nebenzweig sich entwickelt. l. Typus. Inflorescenz eylindrisch, aehrenföürmig, am Jnde von Seiten- zweigen, welche mit 3—4 Niederblättern beginnen und 9—10 nach oben an Grösse abnehmende Laubblätter tragen. Das an der Basis der Aehre befindliche Hüllblatt alternirt mit dem vorhergehenden Laubblatt und unterscheidet sich von demselben durch den Mangel der Spreite. Hierher gehört P. eylindricus Presl. von den Philippinen (Schott, Aroideae. T. 45). Verzweigungsformel!): N ININER RT ES | IE SAT Sc 2. Typus. Ein Seitenzweig trägt mehrere eylindrische aehrenförmige In- florescenzen. Die Zweige beginnen wie bei dem vorigen mit einigen (3—5) zusammengedrängten Niederblättern, hierauf folgen 3—5 Laub- blätter, mit deren letztem, durch ein langes Internodium getrennt, die Spatha der terminalen Aehre alternirt; in den Achseln der obern Laub- blätter entwickeln sich Blüthenzweige zweiter Ordnung, welche mit einem zweikieligen, dem Tragblatt gegenüberstehenden Niederblatt be- ginnen;. hierauf folgt ein zweites Niederblatt und darauf, durch ein längeres Internodium getrennt, die mit derselben alternirende Spatha. So bei P. Lowreirü Hook. et Arn. (Abb. in Schott, Aroideae. T. 49). Formel: NNS NNS I I N ENSEL.. e 1), Im ER a 3. Typus. Die Aehren sind eiförmig oder kuglig und stehen am Ende von kurzen Seitenzweigen, welche nur 5—8 zusammengedrängte Nieder- blätter und eine mit deren letztem alternirende, mehr oder weniger ei- 1) In den mehrfach zur Erläuterung beigesetzten Formeln bedeutet N immer Nieder- blatt. L Laubblatt, S Hüllblatt mit Kolben, n das letzte vor dem Hüllblatt stehende Blatt des Sprosses, (n—1) das vorletzte. Durch einen verticalen Strich ist allemal das Zeichen für das erste Blatt eines Sprosses mit dem seines Tragblattes in Verbindung gebracht. DIE 164 Dr. Adolph Engler. Araceae I. (p. 8) förmige, sowohl von dem letzten Niederblatt als von dem Blüthenstand durch grössere Internodien getrennte Spatha tragen. In der Regel entwickeln sich in der Achsel zahlreicher (20—40) aut- einander folgender Blätter eines Hauptzweiges diese Blüthenzweige und zwar erfolgt deren Entwicklung gleichzeitig mit derjenigen ihrer Tragblätter. Häufig kann man vom letzten Blatt an bis zum 20.—24. darunter befindlichen die axillären Blüthenzweige wahrnehmen; indess kommt es auch vor, dass in den Achseln der letzten Blätter keine Blüthenzweige sich entwickeln. Da auch die bisweilen auftretenden beblätterten Seitenzweige mit einem dem Tragblatt gegenüberstehenden Niederblatt beginnen und die darauf folgenden Blätter einfach alterniren, so folgt daraus, dass das ganze Zweigsystem eines solchen Pothos in einer Ebene liegen müsste, wenn nicht, namentlich in der Region der Niederblätter, kleine Abweichungen von der ursprünglichen Y/, - Divergenz vorkämen. Zu dieser Formenreihe gehören alle diejenigen Pflanzen, welche, von einander nur wenig verschieden, früher unter dem Colleetivnamen Pothos scandens 1. zusammengefasst wurden; es sind dies: Pothos angustifolius Presl., Zollingeri Schott, exiguwiflorus Schott, cognatus Schott, scandens (L.) Schott, longifolius Presl., Chapelieri Schott, Vrieseanus Schott, Seemanni Schott, Rox- burghii de Vriese, Cathcarti Schott, Hookeri Schott, macrophyllus de Vriese, Junghuhnianus de Vriese, leptospadix de Vriese, microphyllus Presl. und longipes Schott. (Abb. in Schott, Aroideae. T. 31—47. Alle etwa auftretenden Verschiedenheiten sind nur untergeordneter Art und wir können folgende Verzweigungsformel aufstellen: N.N..NS NN...NS | | BELLE BG ENTE | | NENRDENES NN SINN: 2. Gruppe. Arten mit häufiger Verzweigung, subaxillären Zweigen und an- liegenden, das Internodium zum 'T'heil oder ganz umschliessenden Blatt- scheiden. (Hierzu Taf. 1. Fig. 1A und B.) Bei dieser Gruppe pflegen sich in der Achsel fast aller Laubblätter Sprosse zu entwickeln. Dieselben haben die interessante Eigenthümlichkeit, dass sie scheinbar in der unteren Blattachsel entstehen, da sie dicht unter Ueber Blattstellung und Sprossverhältnisse der Araceae. (p. 9) 165 der Basis der Blattscheide vom relativen Hauptzweige abgehen; man muss aber bedenken, dass factisch die Blattscheide noch tiefer herunterreicht und dass die ganzen Sprossknospen die Blattscheide durchbrechen. Der Beweis hierfür ist auch darin gegeben, dass allemal das erste Niederblatt des Seiten- sprosses dem Tragblatt seine Rückseite zukehrt, mithin unter normalen Ver- hältnissen derselben gegenüber gestanden haben würde; die Zahl der Nieder- blätter, welche den Spross beginnen, ist in der Regel 4—5; auf diese folgen dann einige (2—-4) Laubblätter, mit deren letztem alternirend die Spatha, und ziemlich dicht über derselben beginnt der Blüthenstand, der entweder eine dünne eylindrische, allseitig Blüthen tragende Aehre oder abweichend von allen anderen Aroideen eine unterbrochene Aehre mit leicht spiralig gewundener Axe darstellt, an deren Tangentialpunkten eine Blüthe zu stehen pflegt, neben welcher in der Richtung der Spirale auch häufig 2 oder 3 andere beobachtet . werden. Derartige unterbrochene Aehren besitzen regelmässig P. remotiflorus Hook., Mottleyanus Schott und luzonensis Schott. Auch in dieser, von der ersten durch Blattbeschaffenheit und eigenthümlichen Verzweigungsmodus ver- schiedenen Abtheilung kann man folgende, den 'I’ypen der ersten Abtheilung entsprechende 'T'ypen unterscheiden: 1. Typus. Der Blüthenstand steht am Ende eines Zweiges, welcher mit mehreren Niederblättern beginnt und auf welche wenige oder mehrere Laubblätter folgen, aus deren Achseln zunächst keine Sprosse hervor- treten: Pothos Barberianus Schott, gracilis Schott, remotiflorus Hook, Rumpbhii Schott (Abb. in Schott, Aroideae. T. 52—54). 2. Typus. Zwei oder drei Blüthenstände stehen am Ende eines Zweiges, welcher nur eine geringe Anzahl (4—5) Niederblätter trägt; mit dem letzten derselben alternirt die durch ein ziemlich langes Internodium ge- trennte Spatha; am Grunde desselben geht ein zweiter Blüthenzweig, von dem ersten durch ein zweikieliges Niederblatt getrennt, ab und in einzelnen Fällen ist noch ein dritter Blüthenzweig vorhanden, der vom zweiten ebenfalls durch ein Vorblatt geschieden ist. Im entwickelten Zustande sind alle Blüthenstände gleich’ lang; im unentwickelten sind die beiden zuletzt erwähnten weiter zurück, als der zuerst genannte. 166 Dr. Adolf Engler. Araceae II. (p. 10) Die Hüllblätter der beiden letztgenannten Zweige haben die entgegen- gesetzte Richtung als das Hüllblatt des ersten. Es ist leicht ersichtlich, dass der zweite Blüthenzweig als Axillarspross zum letzten Niederblatt gehört und ausser dem ersten Hüllblatt eben nur das basale, seinem Tragblatt gegenüberstehende Niederblatt trägt. Was dagegen den dritten Blüthenzweig betrifft, so ist es mir bis jetzt nicht gelungen, seine Stellung auf normale Weise zu erklären, nach dem fertigen Zustande zu urtheilen, steht er mit seinem basalen Vorblatt etwas höher als der zweite Zweig, es fehlt für ihn das T'ragblatt und selbst, wenn man sich dieses als ausgefallen denken wollte, so stimmt dann nicht die Stellung des Hüllblattes am zweiten Blüthenzweig. Es würde Nichts nützen, irgend welche künstliche Erklärung aufzustellen und muss daher vor der Hand diese Frage offen bleiben. Die eben geschilderten Verhält- nisse finden sich bei Pothos Iuzonensis Schott, dessen Blüthenstand sich so wie der von P. remotiflorus Hook. verhält. Bei P. inaequilaterus Presl. ist eine kleine Verschiedenheit insofern vorhanden, als da der zweite Blüthenstand dem vorletzten Niederblatt angehört; auch stellt dort der Blüthenstand eimen cylindrischen Kolben dar. Die geschil- derten Verhältnisse finden ihren allgemeinen Ausdruck in: NS od. NS NS od. NS | | | | NENNEN. SONNE NEN | I L, L, Lx, L(x+1), L(x—+2),L(x-+5) j | NENNT N@E DNS NINE. N a1), N,8 | | I NS od. NS NS od. NS Pothoidium Lobbianum Schott. (Hierzu Taf. 1. Fig. 2A und B). Diese mönotypische, von Pothos nur durch eineiige Ovarialfächer unter- schiedene Gattung schliesst sich auf das Engste an den dritten Typus der ersten Gruppe unter Pothos an, mit der sie auch hinsichtlich der Blattbildung vollkommen übereinstimmt. Die Seitensprosse beginnen mit einer Anzahl Niederblätter, von denen das erste dem T'ragblatt nicht gerade, sondern etwas Ueber Blattstellung und Sprossverhältnisse der Araceae. (p. 11) 16% schief gegenübersteht; einmal schien es mir auch vor dem T'ragblatt zu stehen, wie dies in Fig. 2B dargestellt ist. Die darauf folgenden Niederblätter und Laubblätter alterniren regelmässig. Gewisse Zweige tragen ausschliesslich Laubblätter, andere dagegen tragen in den Achseln ihrer sämmtlichen Laub- blätter Blüthenzweige, auch pflegen schon in den Achseln der obern Nieder- blätter Blüthenzweige zu stehen. Dieselben sind sämmtlich einfach und zeichnen sich dadurch aus, dass sie, je tiefer sie an ihrem Hauptspross stehen, um so mehr Niederblätter tragen, während. dieselben bei den höher stehenden ganz fehlen. Die 3 blatt (Vorblatt), auf dieses folgen alternirend und durch ziemlich entwickelte Internodien getrennt 2 oder 1 Niederblatt (Hochblatt) und die unter dem Blüthen- kölbehen befindliche Spatha, alle dünn, grün und fast gleichgestaltet, an den nächstfolgenden Blüthenzweigen fehlen die Niederblätter, die Spatha alternirt unmittelbar mit dem Niederblatt (Vorblatt), bei den nächsthöheren fehlt auch dieses, nur eine Spatha ist vorhanden, welche jedoch bei den obersten sehr verkümmert und häufig ganz fehlt. Dadurch bekommt der Stand der Blüthen- zweige im entwickelten Zustande ein eigenthümliches Aussehen. In der Jugend vertreten die Tragblätter der oberen Blüthenzweige bei denselben die Stelle 4 unteren Blüthenzweige beginnen mit einem adossirten Nieder- der Spatha, indem sie dieselben so einschliessen, wie dies bei den unteren Blüthenständen die Spatha selbst thut. Die allgemeine Formel für das Sprosssystem von P. Lobbianum ist: NNNS NNS Ss | | N,N....N (2), N y—1l), Ly, L(y+1)....L (n—2), L (n—1), Ln, Sp. | | | NNS NS BIC Vs Mary Sp.!) NNS NS Sp. | | | NUN N (y—2), N y—Jl), Ly, Ly+1)...L(n—2), L (n—1), Li, Sp. I | NNNS NNS S !) Sp. bezeichnet in diesem Fall im Gegensatz zu S einen Blüthenstand ohne Hüllblatt. 168 Dr. Adolph Engler. Araceae Il. (p. 12) Heteropsis Kunth.') Die Arten dieser Gattung Sind strauchartig, wie viele Pothos, und kletternd, ihre Aeste sind reich verzweigt und mit zahlreichen starren, lanzett- lichen, regelmässig zweizeilig gestellten Blättern versehen, die Seitenzweige beeinnen mit 2 Niederblättern, von denen das erste selten dem T'ragblatt gerade gegenübersteht, auch ist selten das zweite dem ersten genau opponirt, auch die nun folgenden Laubblätter halten selten genau die Y/,-Divergenz ein, vielmehr bemerkt man, dass je ein Blattpaar um 60—90° weiter nach reehts oder links gedreht ist, als das vorangehende; an demselben Zweige findet die Drehung der aufeinander folgenden Blattpaare stets nur in derselben Richtung statt. Auf diese Abweichungen von der !/,-Divergenz wird jedoch erst dann mehr Gewicht zu legen sein, wenn sie an lebenden Exemplaren und an Querschnitten durch Knospen eonstatirt sind. In den Achseln einzelner Blätter entstehen Blüthenzweiglein, die sehr kurz sind und nur einen kurz eylindrischen Kolben tragen; diese Zweiglein beginnen mit einem nur um !/, von dem vorangehenden Traglatt divergirenden Niederblatt, darauf folgen noch 2, vielleicht auch manch- mal mehr Niederblätter und hierauf das zusammengerollte, den Kolben ganz einschliessende Hüllblatt. Aus der Achsel des nächst höheren Laubblattes ent- wickelt sich dann wieder ein mit 2 Niederblättern beginnender Laubspross. Somit schliesst sich hinsichtlich der Verzweigung Heteropsis an den dritten Typus der ersten Gruppe von Pothos an, jedoch mit dem Unterschiede , dass nur in den Achseln einzelner Laubblätter Blüthensprosse entstehen, wie sie sich dort in den Achseln fast aller Blätter finden. i Zweite Reihe. Kriechend, mit sympodialem Rhizom, Blätter um !/, diver- girend und antidrom. Blüthenschaft terminal. Die in diese Gruppe gehörigen Gattungen Oalla L., Acorus L., Gymmo- stachys R. Br. stimmen zwar in den angegebenen Merkmalen überein, zeigen aber 1) Arten dieser Gattung sind bis jetzt noch nicht in Cultur; was in botanischen Gärten als Heteropsis bezeichnet ist, gehört zu Monstera. Ueber Blattstellung und Sprossverhältnisse der Araceae. (p. 13) 169 sonst jede so viel Eigenthümlichkeiten, dass eine jede ausführlicher besprochen werden muss. Calla palustris L. (Taf. 3. Fig. 12A, B, C.) Die Verzweigung von Calla ist schon mehrfach ausführlich besprochen worden, namentlich von A. Braun!). Daher will ich hier nur kurz referiren. An den niederliegenden Grundaxen stehen die Blätter in regelmässiger Alter- nation, und zwar so, dass ihre Scheiden sich rechts und links öffnen: Scheide und Spreite sind entgegengesetzt gerollt und die Scheidenränder decken sich abwechselnd rechts und links. Auf eine Anzahl Niederblätter folgen einige Laubblätter, in deren Achseln Sprosse angesetzt werden, welche mit einigen Niederblättern beginnen und dann Laubblätter folgen lassen, aber erst in den nächsten Jahren zur Entwieklung kommen. Auf das letzte Laubblatt folgt das Hüllblatt mit dem den Spross abschliessenden Kolben. In der Achsel des vorletzten Laubblattes entwickelt sich ein Spross, der mit einem zweikieligen Niederblatt beginnt und mehrere Laubblätter trägt, deren erstes dem zweikieligen Niederblatt nicht gegenüber, sondern über demselben steht. Dieser Spross kommt entweder noch in demselben Jahr zur Blüthe nach Bildung einiger Laubblätter (6—9) oder er überwintert und schliesst dann am Ende der Vege- tationsperiode mit einem Niederblatt ab, auf welches im Frühjahr noch 2 Laub- blätter und der Blüthenschaft mit dem Hiüllblatt folgen. Dann erfolgt wieder die Innovation aus dem vorletzten Laubblatt in der vorher geschilderten Weise. Aeusserst selten entwickelt sich in der Achsel des letzten Laubblattes ein solcher Innovationsspross. Wenn an einem Zweigende 2 Blüthenstände auf- treten, so gehört der zweite als Axillarspross dem letzten Laubblatt des rela- tiven Hauptsprosses an, beginnt mit einem zweikieligen Vorblatt oder entbehrt auch desselben und trägt dann 2—3 spiralig angeordnete Hüllblätter, die ein- ander und dem Kolben mehr oder weniger genähert sind, Nach den Be- obachtungen Alex. Braun’s folgen nach der Keimung auf das Cotyledonar- !) A. Braun: Ueber das Vorkommen mehrerer Hüllblätter am Kolben von Arum maculatum L.. Calla palustris L. und Richardia africana Kunth. in Verhandl. des botan. Vereins für die Provinz Brandenburg. I. (1859.) p. 84—97. Noya Acta XXXIX. Nr. 4. 22 170 Dr. Adolf Engler. Araceae II. (p. 14) blatt unmittelbar Laubblätter und es ist wahrscheinlich, dass erst nach voran- I gegangener Erstarkung des Sprosses, wozu wohl 2 oder mehr Jahre nothwendig sind, derselbe zur Blüthe gelangt. Formel: INLANESEONGSI I RR INSSS) RT ee rs NN, N, DE ENDIDIES NER Tee Acorus L. (Taf. 3. «Bre.211.) Die Verzweigung von A. Calamus 1. ist sehr einfach. An der nieder- liegenden Grundaxe stehen die antidromen Blätter zweizeilig, und zwar be- finden sich die Hebungsseiten unten, die Senkungsseiten oben: ausnahmsweise finden sich Abweichungen von der Antidromie. Die Knospen sind an jungen Sprossen diametral entgegengesetzt, später etwas nach unten convergirend; jede beginnt mit einem zweikieligen Niederblatt, das dem T'ragblatt entgegengesetzt gerollt ist; dem Niederblatt diametral gegenüber steht dann ein Laubblatt und hierauf folgen die anderen Laubblätter in vegelmässiger Alternation; auf diese Weise entstehen die weithin kriechenden, verzweigten Grundstöcke der Pflanze. Der Abschluss eines Sprosses erfolgt immer durch einen Blüthenkolben, dessen im unteren Theil mit dem Kolbenstiel verwachsenes, laubblattartiges Hüllblatt dem letzten Laubblatt diametral gegenübersteht. In der Achsel des letzten Laubblattes, also abweichend von dem bei den Araceen gewöhnlichen Verhalten, bildet sich der Fortsetzungsspross, welcher mit einem Laubblatt beginnt, das am Rücken zweikielig ist, wie sonst die die Sprosse beginnenden Niederblätter. Erwähnt sei noch, dass bei A. Calamus sowohl als A. gramineus an der Basis der Laubblätter sogenannte squamulae intraaxillares vorkommen, welche wir innerhalb unserer Familie nur noch bei der systematisch weit entfernten Gattung Philodendron antreften. !) 1) Vergl. Irmisch in Bot. Zeit. 1864. p. 66 und Beiträge zur vergleichenden Morphologie. 5. Abth. in Abh. d. naturf. Gesellsch. zu Halle. XIII. 2. (1874.) p. 198. T. 19. Fig. 11—18. Ueber Blattstellung und Sprossverhältnisse der Araceae. (p. 15) 171 ymnostachys anceps R. Br. (TERRA, BCE‘) Von dieser höchst merkwürdigen Pflanze konnte ich selbst nur die oberirdischen Theile untersuchen; jedoch bin ich durch Al. Braun’s freund- liche Mittheilung seiner an cultivirten Exemplaren des Berliner botanischen Gartens gemachten Aufnahmen in den Stand gesetzt, auch das Verhalten der unterirdischen Theile zu besprechen. Der Grundstock ist gedrungen und auf- steigend, die Laubblätter sind an ihm genau so angeordnet, wie bei Acorus Calamus, also zweizeilig und antidrom mit der Hebungsseite nach unten; der Schaft ist terminal, aber zweischneidig und mit mehreren zweizeilig ange- ordneten, entfernt stehenden, kurzen Hochblättern versehen; der Fortsetzungs- spross entwickelt sich bei Acorus in der Achsel des letzten grundständigen Laubblattes und beginnt wie bei dieser Pflanze mit einem zweikieligen Laubblatt. Höchst eigenthümlich ist nun die Anordnung der Inflorescenzen ; die- selben bilden in den Achseln der Hochblätter Sicheln, und zwar sind diese Sicheln nach Al. Braun’s Beobachtungen perennirend; an einer aus 5 Kolben bestehenden Sichel eonstatirte genannter Beobachter die Entwicklung dreier In- florescenzen im Jahre 1552 und die zweier neuen Inflorescenzen im Jahre 1853. Die Sichel beginnt mit einem dem Tragblatt gegenüberstehenden zweikieligen Niederblatt, auf dieses folgt ein Hochblatt, das man als Hüllblatt der kurz- gestielten Blüthenachse ansehen kann; in der Achsel dieses Blattes entsteht ein neuer Spross, der dem ersten vollkommen gleich ist und so geht dies fort nach der Formel: N,S Es kommen somit alle zweikieligen Niederblätter und alle Spadices auf die eine, dem Schaft zugekehrte Seite, alle Hüllblätter auf die andere, dem Schaft abgekehrte Seite zu liegen. In einem Falle beobachtete ich die Bildung einer Doppelsichel in der Achsel eines Hochblattes, folgender Formel entsprechend: 225 172 Dr. Adolph Engler. Araceae Il. (p. 16) Dritte BKeihe. Araceen mit unterirdischem sympodialem Grundstock, an welchem die homodromen Blätter ursprünglich um !/, divergiren, von welcher Divergenz sie jedoch später abweichen; der Fort- setzungsspross entwickelt sich in der Achsel des letzten, vor dem bisweilen grundständigen Hüllblatt stehenden Laubblattes. Orontium aquaticum L. (Taf. 4. Fig. 14.) Nach Aufzeichnungen von Al. Braun und nach eigenen Untersuchungen an Exemplaren, die ich der freundlichen Mittheilung desselben verdanke, er- mittelte ich Folgendes. An Querschnitten durch ganz junge Knospen, welche später ihre Tragblätter durchbrechen, findet man deutlich !/;-Divergenz und Homodromie der Blätter; an vorgeschrittenen Sprossen scheinen die Blätter vielmehr spiralig zu stehen (vergl. Fig. 14c). Das Kelchblatt ist nicht am Kolbenstiel hinaufgerückt und nur wenig von dem vorangehenden Laubblatt verschieden; anfangs umhüllt es den jungen Kolben; später aber wird es in Folge von Streckung der Internodien zwischen Hüllblattbasis und Kolben von demselben bedeutend überragt. In der Achsel des dem Hüllblatt vorangehenden Laubblattes, also des Blattes Ln, wie bei Acorus, entsteht der Fortsetzungs- spross, welcher nicht mit einem median nach hinten stehenden zweikieligen Niederblatt beginnt, wie es sonst meist der Fall, sondern mit einem schief nach hinten stehenden Laubblatt ohne Kiel. Demnach fällt die Medianebene Ueber Blattstellung und Sprossverhältnisse der Araceae. (p. 1%) 173 des Fortsetzungssprosses (in welcher die Mediane der noch jungen Blätter liegen) nicht mit der Medianebene des vorangehenden Sprosses zusammen. Noch ist zu bemerken, dass die Sprosse fast nur Laubblätter tragen und nur selten das erste Blatt des Sprosses oder das Blatt n vor dem Hüllblatt ein wenig niederblattartig werden. Symplocarpus foetidus Salisb. (Nach einem ziemlich vollständigen trockenen Exemplar aus Nord- amerika). Auf drei ziemlich genau um !/,; divergirende grosse Niederblätter tolgt ein Hüllblatt mit einem Kolben; hierauf folgen zwei unter sich um !/a divergirende, aber etwa um 90° gegen die beiden ersten gedrehte Nieder- blätter; deren letztem steht ein Hüllblatt gegenüber, in der Achsel des letzten Niederblattes entwickelt sich der Fortsetzungsspross, welcher sogleich mit einem Laubblatt beginnt, auf welches auch mehrere Laubblätter folgen, danach treten wieder Niederblätter auf und nach diesen ein Hüllblatt mit dem Kolben, N, Nn, S | ATI EISEN SEN. S: Im Wesentlichen sind also dieselben Verhältnisse, wie bei Orontium aquaticum L. und der Unterschied liegt nur darin, dass bei dieser Pflanze eine grössere Anzahl von Laubblättern, bei Symplocarpus eine grössere Anzahl von Niederblättern entwickelt werden, ein Unterschied, der jedenfalls auf den mir nieht genau bekannten Unterschieden in der Blüthenentwicklung beruhen muss. Lysichitum camtschatieum Schott. Diese Pflanze ist mir nur aus unvollständigen Exemplaren bekannt. Schott’s Angabe aber (Gen. Ar. p. 91): „Pedunculus longus, vaginis sub- tribus inferne obvolutus“ ergiebt, dass hier 3 Niederblätter dem Hüllblatt vorangehen, es müssen also die Laubblätter an demselben Spross vor den ge- nannten Niederblättern entstanden sein, wenn es nicht ein secundärer Blüthen- spross war, und die Laubblätter, welche sich nach diesen Niederblättern ent- 174 Dr. Adolph Engler. Araceae II. (p. 18) wickeln, müssen dem Fortsetzungsspross angehören. Daraus würde sich Ueber- einstimmung mit dem nahe verwandten Symplocarpus foetidus ergeben. Vierte Reihe. Kletternd, mit aufsteigendem oder horizontal wachsendem Stamm. Blätter zweizeilig; aber besonders an horizontal wach- senden Stämmen sehr stark nach oben convergirend, so dass sie oft fast einseitig aussehen, unter sich und ebenso Scheide und Spreite eines Blattes antidrom. Zweige endlich mit einer In- florescenz abschliessend und sich durch den in der Achsel des Blattes (n—1) entstehenden Spross fortsetzend, welcher entweder bald oder erst nach mehreren Blättern in der nächsten Vegetations- periode Inflorescenzen erzeugt. Die älteren Stämme, welche ge- blüht haben, sind daher Sympodien. Montera Adans.*, Tornelia Gutierez*, Seindapsus Schott, Cuscuaria Schott, Rhaphidophora Hassk., Epipremnum Schott, Alloschemone Schott. Diese auch sonst mehrfach übereinstimmenden und zweifellos sehr nahe verwandten Gattungen zeigen die angedeuteten Verhältnisse in der Anordnung ihrer Sprosse und Blätter. Speciell ist noch Folgendes zu bemerken. An den Stämmen ist häufig deutlich eine Unterseite und Oberseite zu unterscheiden, die Unterseite ist bei horizontal wachsenden Stämmen die dem Boden zuge- kehrte, bei kletternden, aufsteigenden Stämmen die der Wand oder einem andern stützenden Gegenstand zugekehrte Seite. Das Uebergreifen der basalen Blatt- scheidenränder findet bei der horizontal wachsenden oder der Wand anliegenden Rhaphidophora pertusa Schott und bei den meist kletternden Tornelia fragrans Gutierez und Monstera egregia Schott stets auf der Unterseite statt oder die Sparganome (nach Schimper) der Blätter sind stets auf der Unterseite wahr- Für die mit einem * bezeichneten Gattungen konnte ich ausser meinen Beobachtungen die Aufzeichnungen von Prof. Al. Braun benützen. Ueber Blattstellung und Sprossverhältnisse der Araceae. (p. 19) 145 zunehmen. Bei Monstera acuminata C. Koch mit zweischneidigem Stengel, sowie bei Monstera pertusa (1.) de Vriese fallen die Sparganome der auch im ausge- wachsenen Zustand nahezu um Y, divergirenden Blätter fast vor die Kanten des von oben nach unten zusammengedrückten Stengels. Der vom Stengel abstehende Theil der Scheide zeigt bisweilen später eine der primären entgegen- gesetzte und daher ‘mit der Spreite ibereinstimmende Rollung (von Al. Braun zuerst bei Monstera acuminata C. Koch beobachtet). An der Spreite ist mehr oder weniger Ungleichseitickeit bemerkbar, namentlich sehr auffallend bei vielen Arten von Monstera, bei Seindapsus und Ouseuaria, weniger stark bei Kthaphi- dophora; die breitere Seite ist immer die eingerollte. Die Medianen der auf- einander folgenden Blätter divergiren keineswegs immer um 1/;, sondern bis- weilen viel weniger, oft nur um 1/;, so bei Raphidophora pertusa (Koxb.) Schott, um Y/; bei Monstera pertusa (L..) de Vriese; je jüngere Knospen man aber quer durchschneidet, desto mehr sieht man, dass die Blattanlagen nahezu um !/, divergiren (vergl. Taf. 2. Fig. 4a, b, ec). Auch im vorgeschrittenen Zu- stand erkennt man die Divergenz !/; bei Monstera acuminata ©. Koch und an hängenden Zweigen der Monstera pertusa (L.) de Vriese. Bei denjenigen Pflanzen dieser Gruppe, deren ausgewachsene Blätter so stark nach oben convergiren, liegen auch die kleinen, unentwickelten Knospen nicht vor der Blattmitte, son- dern seitwärts davon, so bei Rhaphidophora pertusa */; nach meiner Be- obachtung, °/; nach der von Al. Braun, stets über der Hebungsflanke, vom Ende der Senkungsflanke häufig berührt. Die Axillarknospen mehrerer auf- einander folgenden Blätter bilden zwei gerade Reihen; am jungen Stengel halbirt die durch diese Reihen gelegte Ebene den Stengel, am älteren ausge- wachsenen Stamm aber wird durch diese Ebene bei Rhaphidophora pertusa ein kleinerer Ventraltheil von einem grösseren Dorsaltheil geschieden, "woraus hervorgeht, dass die hückenseite des Stengels sich später stärker entwickelt als die Bauchseite. Auch die Wurzeln zeigen eine bestimmte Lage. Unter normalen Ver- hältnissen gehört zu jedem Internodium mindestens eine Wurzel, welche am Sparganom meist ein wenig über der Basis der Senkungsflanke durchbricht (vergl. Taf. 2. Fig. 4f—8). Liegen die Sparganome seitwärts an den Kanten eines zusammengedrückten Stengels, so bilden auch die Wurzeln zwei fast um !/s divergirende Reihen, z. B. bei Monstera acuminata (Fig. 7); liegen aber 176 Dr. Adolph Engler. Araceae II. (p. 20) die Sparganome auf der Unterseite, so bilden die Wurzeln zwei einander sehr genäherte, bisweilen sogar fast in eine zusammenfallende Reihen, z. B. bei Rhaphidophora pertusa (Fig. 4f) und Monstera egregia (Fig. 6). Ausser der erwähnten Wurzel am Sparganom treten bei einzelnen Pflanzen unserer Gruppe noch andere auf, so bei Tornelia fragrans ausser der grossen Wurzel über der Peribasis der Senkungsflanke eine andere kleinere gerade am Ende des Innen- randes der Peribase oder über der Basis der Hebungsflanke (Fig. 5). Bei Monstera egregia findet sich ausser der normalen Wurzel auf der Unterseite auch eine seitwärts unter der Peribase auf der Hebungsseite (Fig. 6), bei Monstera acuminata finden wir ausser den seitlichen, bei den Sparganomen durchbrechenden Wurzeln noch eine oder mehrere auf der Unterseite des Stengels (Fig. 7). Während bei den meisten der hierher gehörigen Gattungen nur Laub- - blätter aufeinander folgen, findet bei einigen Arten der Gattungen Rhapkı- dophora und Epipremnum ein Wechsel zwischen Niederblättern und Laub- blättern statt, und zwar in der Weise, dass immer nur wenige (1—3) Laub- 1) blätter mit zahlreichen (3 12) Niederblättern abwechseln. Al. Braun be- 10 (meist 5—-6) Niederblättern und je einem Laubblatt; ich constatirte in mehreren obachtete bei Rhaphidophora pertusa einen regelmässigen Wechsel von 3 Fällen das Vorhandensein von 2—3 Laubblättern zwischen den Niederblättern (vergl. Fig. 4d u. e). Die Anordung der Inflorescenzen wird am Besten aus folgenden specielleren Beschreibungen verständlich werden: Rhaphidophora pertusa Schott. An einem vorliegenden Stammstück folgen auf 2 Laubblätter 6 häutige Niederblätter, welche anfangs sehr diek und fleischig waren; jetzt ist das Parenchym derselben vollständig collabirt oder zerstört, dagegen sind die für die ganze Gruppe charakteristischen Intercellularhaare noch wohl erhalten. Das siebente, noch krautige Niederblatt schliesst die Stammspitze ein und ist links gerollt, ihm gegenüber steht ein achtes rechts gerolltes, noch stärkeres Niederblatt und dieses schliesst die eben- falls rechts gerollte Spatha mit dem Kolben ein; es ist also an dieser Stelle die Anti- dromie aufgegeben; hierbei ist zu beachten, dass diese Stammspitze vertical gerichtet ist, während der vorangehende Theil des Stammes horizontal gestreckt war. Das Internodium zwischen dem achten Niederblatt und der Spatha streckt sich später noch bedeutend, es wird daraus der pedunculus.. In der Achsel des vorletzten Niederblattes entsteht der Fortsetzungsspross, welcher schon sehr weit entwickelt ist, er beginnt mit einem zwei- kieligen Niederblatt (Vorblatt), hierauf folgen 5 Niederblätter und wiederum eine Spatha, welche mit dem ihr vorangehenden Niederblatt gleichgerollt ist; es ist also auch hier wieder die Antidromie aufgegeben; in der Achsel des vierten Niederblattes oder des Ueber Blattstellung und Sprossverhältnisse der Araceae. (p. 21) 177 vorletzten des Sprosses entwickelt sich ein neuer, mit einem zweikieligen Vorblatt be- ginnender Spross, welcher jedoch erst nach der Entwicklung der beiden Inflorescenzen auswächst, nach einigen Niederblättern einige wenige Laubblätter, darauf mehrere Nieder- blätter und die Inflorescenz erzeugt. Während in dem geschilderten Fall zwei bald zur Blüthe gelangende Fortsetzungssprosse aufeinander folgen, schliessen manchmal auch drei aneinander an, in anderen Fällen gelangt auch der Fortsetsungsspross erst in der nächsten Vegetationsperiode zur Blüthe. Das Sympodium von Zhaphidophora pertusa entspricht somit der Formel: INSIN N N L,.Q—8), Nina. N (n—1), Nn, S . | INNEN N (n—1), Nn, S | NUNa en N, L(1-3),N... Epipremnum giganteum Schott schliesst sich an Rhaphidophora pertusa vollkommen an. Rhaphidophora .calophylla Schott trägt am Stengel mehrere Laubblätter und zwischen dem letzten derselben und der Spatha nur ein Niederblatt; das letzte Laubblatt trägt in seiner Achsel den Fortsetzungsspross, an welchem bereits nach drei Niederblättern das erste Laubblatt entwickelt wird. Es übernehmen also hier und auch bei Zhaph. Peepla Schott die obersten Laubblätter den Schutz der Infloresceenz und für diesen Zweck ist an den oberen Blättern der Scheidetheil immer stärker entwickelt als an den unteren, Haben die Blattscheiden ihre Funktion verrichtet, so lösen sich ihre breiten Seitenränder los und es bleibt nur der mittlere, in den Blattstiel sich fortsetzende Theil zurück. Monstera obligua (Miqu.) Walp. (Taf. 3. Fig. 10A u. B) zeichnet sich dadurch aus, dass auch das dem Hüllblatt vorangehende Blatt ein Laubblatt (Ln) ist und dass eine grosse Anzahl (im vor- liegenden Fall 7) durchaus gleichartiger Sprosse aufeinander folgen, welche nach 2 Nieder- blättern gleich eine Inflorescenz entwickeln. Sie bilden eine Fächel. Es sind dies nicht Mehrungszweige der Inflorescenz des primären Sprosses; denn solche entstehen immer aus der Achsel von Ln und erzeugen später keine Fortsetzungssprosse ; dies sind Fortsetzungs- sprosse, welche sich nur ungemein rasch folgen, und auf welche auch wieder ein mit Laubblättern ausgestatteter Fortsetzungsspross folgen muss. N,N,S Monstera pertusa (L.) de Vriese und einige andere Arten der Gattung entwickeln hinterein- ander nur wenige (1—3) bald blühende Fortsetzungssprosse, wie Rhaphidophora, darauf wieder einen mehrere Laubblätter tragenden Fortsetzungsspross. Nova Acta XXXIX. Nr. 4. 23 178 Dr. Adolf Engler. Araceae II. (p. 22) Tornelia fragrans Gutierez, die allgemein verbreitete Zimmerpflanze, welche von manchen Bota- nikern noch immer unter dem unsinnigen Namen Phxlodendron pertusum aufgeführt wird, verhält sich genau wie Monstera pertusa und deren Verwandte, d. h. nach mehreren Laubblättern folgt unmittelbar eine Inflorescenz und dann der Fortsetzungsspross. Seindapsus pietus Hassk. stimmt mit einer armblüthigen Monstera überein. Cuseuaria latifolia Rumph. ‘zeigt dieselben Verhältnisse, soweit ich dies an getrockneten Exemplaren feststellen konnte. Alloschemone Poeppigiana Schott ist mit Monstera und Seindapsus sehr nahe verwandt und dürfte sich wie diese verhalten. Vollständige Exemplare sind nicht bekannt. HRünfte Reihe. Kletternd mit aufsteigendem Stamm. Blätter zweizeilig; aber unter sich und ebenso Scheide und Spreite eines Blattes homodrom, nur ausnahmsweise einzelne Plätter antidrom (!!). Zweige mit einer Infloresenz abschliessend und sich durch den in der Achsel des Blattes (n—1) entstehenden Spross fortsetzend. Von den dieser Gruppe angehörenden Gattungen hatte ich nur kimmer- liches lebendes Material zur Verfügung und das getrocknete reichte nicht aus, um alle Fragen zu lösen, jedoch genügte es, um zu constatiren, dass die beiden Gattungen im Aufbau ihrer Sprosse, ‚abgesehen von der bei ihren Blättern herrschenden Homodromie, am meisten mit der vorangehenden Gruppe über- einstimmen. Rhodospatha Poepp. Rhodospatha heliconiifolia Schott untersuchte ich lebend in nicht blühendem Zustande. An einem 7 Laubblätter tragenden Zweige fand ich genaue Y/,- Divergenz, ferner bei den beiden ersten Blättern die rechte Seite breiter, bei dem dritten beide Seiten gleich und bei den vier letzten die linke Seite breiter; ferner ergab der Querschnitt durch den Scheitel des Sprosses, dass das fünfte Blatt links, das sechste und siebente rechts gerollt waren. Somit zeigen die letzten 2 Blätter Homodromie unter sich und Homodromie von Scheide und Spreite. Getrocknete blühende Exemplare entsprechen der Formel: L,L,...L(n—1), Ln, S N,N, T. Tuer Ueber Blattstellung und Sprossverhältnisse der Araceae. (p. 23) 179 Culeasia seandens Pal. Beauv. Zahlreiche, sehr vollständige, von Dr. Schweinfurth in Afrika ge- sammelte trockene Exemplare ergaben in Uebereinstimmung mit den von Al. Braun untersuchten Exemplaren aus den Sammlungen des Dr. Buchholz Y/,-Divergenz der zahlreichen aufeinander folgenden Laubblätter und Homo- dromie derselben. Auf dem Querschnitt durch die Spitze eines kleinen lebenden Zweigchens, was ich aus dem Garten von Schönbrunn erhielt, fand ich, dass die Medianen der Blattstiele nicht genau um !/, divergirten, sondern etwas nach oben convergirten. Die drei letzten Blätter zeigten Rollung nach rechts, dabei war die linke Seite der Spreite die breitere. Die Axillarknospen der Blätter sind etwas am Internodium hinaufgerückt und zeigen sehr deutlich einen ligula-artigen Ansatz. Die Zweige schliessen mit einer Inflorescenz ab, welche unmittelbar auf die Laubblätter folgt. Selten ist nur eine langgestielte Inflo- rescenz vorhanden. In der Regel folgen mehrere (2—7) aufeinander, welche einen sympodialen Inflorescenzstand, eine Fächel bilden. Das letzte der Spatha vorangehende Blatt (I,n) erzeugt in seiner Achsel einen neuen Inflorescenz- zweig, welcher nur ein Niederblatt und die langgestielte Inflorescenz trägt; in der Achsel des Niederblattes entsteht ein gleichartiger Inflorescenzzweig und so geht das fort; daher sind sämmtliche Hüllblätter gleich gerollt und alle Peduneuli von nahezu gleicher Länge. Der Fortsetzungsspross des Haupt- zweiges aber entwickelt sich immer in der Achsel des Blattes L (n—1), so dass das Wesentliche des Aufbaues von Culcasia in folgender Formel seinen Ausdruck findet: 180 Dr. Adolf Engler. Araceae II. (p. 24) Anadendron Schott. Anadendron montanum Schott (untersucht an getrockneten Exemplaren) verhält sich wie Monstera obliqua (vergl. p. 177); aber die Blätter eines Sprosses sind homodrom. Sechste Beihe. Araceen mit kurzem aufrechtem, sympodialem Stämmehen, an welchem die homodromen Blätter um etwas weniger als 1, etwa um 3/, divergiren. Der Fortsetzungsspross entsteht in der Achsel des Laubblattes (n—1); die Zahl der Blätter an den Sprossen ist unbestimmt. Spathiphyllum Schott. (Taf. 2 Fig. 9A, B,C.) Die schönen Arten dieser Gattung, welche in unsern Gewächshäusern eultivirt werden, zeigen mancherlei Eigenthümlichkeiten. Alle Spathiphylla unserer Gärten stimmen darin überein, dass ihre Sprosse mit Ausnahme des ersten zweikieligen Niederblattes und manchmal auch noch eines zweiten Niederblattes nur Laubblätter und das Hüllblatt tragen, ferner darin, dass diese ungleichseitigen Blätter unter sich nach dem kurzen Weg homodrom sind, jedoch dem zweikieligen, den Spross beginnenden Niederblatt antidron. Ferner ist zu bemerken, dass das auf das zweikielige Niederblatt folgende Blatt über demselben steht, wie bei Calla palustris; das dritte Blatt des Sprosses diver- girt von dem zweiten ziemlich genau um ?/,. Nur am Grunde des Sprosses geführte Schnitte geben sicheren Aufschluss über die Divergenz, weil bald über der Basis kleine Verschiebungen eintreten, welche die ursprüngliche Stellung der Blätter nicht mehr deutlich erkennen lassen (Fig. 9A, B, C,«,#,y). Auch ist die spätere Rollung der abstehenden Blattscheide der ursprünglichen ent- gegengesetzt. Spathiphyllum blandum Schott, Sp. lanceolatum C. Koch und Sp. cannaefolium Schott zeigen sowohl nach den Aufnahmen Al. Braun’s als auch nach den meinigen Homodromie der Blätter (bis 8) eines Sprosses und Rollung nach dem kurzen Weg, während sonst bei den Araceen mit homodromen Blättern die Rollung nach dem langen Weg erfolgt. Ueber Blattstellung und Sprossverhältnisse der Araceae. (p. 25) 181 Spathiphyllum heliconiifolium Schott. Von einem lebenden Exemplar des Münchner botanischen Gartens konnte ich eine ziemlich vollständige Aufnahme machen. Dieselbe ergab NL, I, 11 2S1.. | NI, Nr, Lr, Lr, Sr I Nr, Ll, Ll Die den Buchstaben N und L beigesetzten r und 1 deuten die Rechts- oder Linksrollung der betreffenden Blätter an. Es sind also in diesem Fall die Blätter eines Sprosses, ab- gesehen vom ersten Niederblatt, homodrom, aber an den aufeinander folgenden Sprossen verschieden. Würde der Wechsel sich regelmässig fortsetzen, so würden wir hier den einzigen Fall von Wickelbildung in der Familie der Araceen haben. sSiebente BReihe. Araceen mit spiraliger Anordnung der Blätter nach der Diver- senz 2/, (bisweilen wohl auch ?/; oder ?,). Blätter unter sich, so wie inihrer Scheide und Spreite homodrom, nur das die Sprosse be- ginnende Niederblatt nicht selten antidrom und nicht immer mit derselben Divergenz einsetzend. Blätter eines Sprosses bei vielen in bestimmter Zahl. Inflorescenz terminal, nicht selten mit Mehrung aus der Achsel von Blatt n. Fortsetzungsspross normal, stets aus der Achsel des Blattes (n—1). Die aufrechten, kletternden oder stammartigenoderverkürzten,rhizomartigen oder knolligen Schein- axen sind mit wenigen Ausnahmen schraubelige Sympodien. Es ist schwer, die grosse Masse der hierher gehörigen Araceen-Gattungen allein nach ihrer Verzweigungsweise und der Beschaffenheit ihrer Sprosse in scharf geschiedene Gruppen zu bringen. Es wird aus der folgenden Dar- stellung, in welcher entweder einzelne Gattungen ausführlich oder mehrere im Zusammenhang abgehandelt werden, zur Genüge hervorgehen, dass ein inniger Connex zwischen allen besteht und dass die vorhandenen Verschiedenheiten zum grossen Theil auf die Vegetationsdauer der oberirdischen Theile zurück- zuführen sind. Wollte man nach der Entwicklung der Scheinaxe und nach der Beblätterung der Sprosse, die für ganze Gruppen von Gattungen charakte- ristisch sind, Gruppen bilden, so würden die Arten der umfangreichen Gattungen Philodendron und Anthurium verschiedenen Gattungen angehören; ich ziehe es jedoch vor, diese Gattungen für sich abzuhandeln, ebenso sollen die Gattungen Cryptocoryne, Lagenandra und Pistia besonders besprochen werden, weil die 182 Dr. Adolf Engler. Araceae II. (p. 26) Sprossverhältnisse dieser Gattungen in höherem Grade interessant sind. Auch die Araceen mit nieht überwinternden Blättern und unterirdischen Knollen ziehe ich vor, als eigene Gruppe zu behandeln, wiewohl auch zwischen ihnen und den andern keine scharfe Grenze existirt. Lasia Lour., Cyrtosperma Griff. (ind. Lasimorpha Schott), Urospatha Schott, Riechardia Kunth, Peltandra Rafın., Nephthytis Schott, Anubias Schott, Cereestis Schott, Syngonium Schott, Homalomena Schott, Chamae- eladon Miquel, Apatemone Schott, Bucephalandra Schott, Schismato- glottis Zoll. (incl. Apoballis Schott), Xanthosoma Schott (incl. Acontias Schott), Steudneria ©. Koch, Alocasia Schott, Aglaonema Schott, Dieffen- bachia Schott, Montrichardia Schott. Um bei der Beschreibung der Verzweigungsverhältnisse der einzelnen Gattungen lästige Wiederholungen möglichst zu vermeiden, lasse ich Formeln vorangehen, welche den am häufigsten wiederkehrenden Typen, die man haupt- sächlich nach der Art der Beblätterung unterscheiden kann, entsprechen. Es wird dann genügen, bei Besprechung der einzelnen Arten oder Gattungen die Nummer beizusetzen, durch welche das typische Verhalten derselben ange- deutet wird. NenS | T. Typus: N L,T...T @1), In, Ss ) N, L,L...L(n—1), In, S. NS | UrTypus: N,L, Li. ..%(n 1), Nn,Ss | N,L,L...L(n—1), Nn, S. II. Typus: NN, N, L,L...N @—-1), Nn, S | N,N,NLL...N (n—1), Nn, S. Lasia heterophylla Schott und Cyrtosperma lasioides Griff. (I) besitzen eine anfangs kriechende, später aufsteigende sympodiale Scheinaxe, an der die um etwa °/ divergirenden Blätter von unten nach oben einen deutlichen Fortschritt in der Theilung der Blätter zeigen, so dass, wie bei vielen anderen Araceen, die einzelnen Sprossglieder sehr verschieden aus- sehen, ein Umstand, der Schott zur Aufstellung durchaus unhaltbarer Species ver- leitet hat. Urospatha Schott (I). Die zahlreichen Arten dieser bis jetzt noch nicht in Cultur befindlichen, daher von mir nur nach trocknen Exemplaren studirten Gattung besitzen eine kurze unter- irdische sympodiale Grundaxe. An einem Exemplar einer noch nicht beschriebenen Art Ueber Blattstellung und Sprossverhältnisse der Araceae. (p. 27) 183 (Spruce Exsiee. n. 3761), U. angustiloba Engl., zeigten drei aufeinander folgende Fort- setzungssprosse eine gleiche Anzahl von Laubblättern, ein Verhalten, welches wir bei vielen andern Araceen auch finden, nur ist fraglich, ob die aus diesem einzigen Fall ab- geleitete Formel N, LL,S | NLLS | N,L,S auch für alle Exemplare derselben Species und für die ganze Gattung gilt. Anaphyllum Wightil Schott, mir nur aus trocknen, nicht ganz vollständigen Exemplaren be- kannt, gehört jedenfalls auch zum Typus III. Nepkthytis Alfzelii Schott (II). An einem einzigen einigermassen vollständigen Exemplar fand ich nur ein Laubblatt, welches auf das den Spross beginnende Niederblatt folgte, danach treten wieder Niederblätter auf. Die Scheinaxe der in den westafrikanischen Urwäldern auch auf Bäumen wachsenden Pflanze scheint immer kurz zu bleiben. Anubias Afzelii Schott und 4. heterophylla Engl. (II). Junge, noch nicht blühende Pflanzen tragen eine grosse Anzahl verschieden gestalteter Laubblätter. Sobald die Pflanze einmal zur Blüthe erstarkt ist, tragen die successiven Sprosse nur wenig Laubblätter. Ausser dem Fortsetzungsspross aus der Achsel des Laubblattes (n—1) erfolgt häufig eine Mehrung der Inflorescenz aus der Achsel des Niederblattes n. Die Grundaxe erreicht keine be- deutende Länge. Richardia africana Kunth (Taf. 6. Fig. 23 A—G) und AR. albomaculata Hooker (I). An frischen Exemplaren constatirte ich Homodromie nach dem langen Weg und Divergenz ?s, jedoch am Anfang der Sprosse !, und Antidromie (vergl. unten), ferner bei Untersuchung kräftiger Exemplare im Herbst, wo die am Grunde zwischen den Blättern angelegten In- florescenzen noch nicht zur Entwicklung gelangt sind: NS MRS SE een NELISETS N,LLLS Das den Fortsetzungsspross beginnende Niederblatt N oder Vorblatt ist zweikielig, steht dem Tragblatt gegenüber und ist demselben antidrom; das auf das Vorblatt folgende erste Laubblatt steht scheinbar über demselben und divergirt jedenfalls um weniger als !/,, auch ist es diesem antidrom; an den folgenden Blättern fand ich allmäligen Uebergang aus 4, in 2, und Homodromie. Nach den Beobachtungen von Al. Braun sind bei den am Anfang der Zweige stehenden Blättern auch Scheide und Spreite antidrom. Die Ver- mehrungssprosse, welche namentlich an dem untern, von Blättern entblössten Theil der Grundaxe zur Entwicklung kommen, erzeugen 1—2 Jahre lang nur Niederblätter, welche einen flachen Kegel bilden. Die Axe schwillt hierbei zu einem leicht abbrechenden Knöllchen an. Im zweiten oder dritten Jahre folgen diesen Niederblättern Laubblätter; die Divergenz aller dieser Blätter beträgt genau 2/;. Noch ist hier eine abnorme Bildung 184 Dr. Adolph Engler. Araceae II. (p. 28) zu besprechen, die an den im Freien eultivirten Exemplaren des Münchner botanischen Gartens auftritt. Daselbst giebt es Exemplare, welche häufig einen am Grunde scheinbar verzweigten Kolben, von 3 Hüllblättern umgeben, tragen. Diese 3 Hüllblätter sind aber nicht in derselben Weise angeordnet, wie bei (alla palustris, bei welcher Al. Braun 3 Hüllblätter an Stelle des einen beobachtete (vergl. Taf. 3. Fig. 12C), sondern es ist das äussere Hüllblatt das Blatt n, dessen Spreite hochblattartig, dem Hüllblatt S gleich- artig ausgebildet ist (vergl. Fig. 23B). In der Achsel dieses Blattes n ist nun ein Mehrungsspross der Inflorescenz entstanden, dessen grundständiges Vorblatt, das in solchen Fällen immer vorhanden ist, hier jedoch nicht aufzufinden ist, während das Hüllblatt & von dem Hüllblatt S eingeschlossen wird. Abnorm ist, wenn wir auf andere Fälle, wo Mehrung der Inflorescenzen eintritt, Rücksicht nehmen, nur das Fehlen des Grundblattes und die Verwachsung des terminalen Inflorescenzzweiges mit dem in der Achsel des Blattes n entstandenen. Man kann auf successiven Querschnitten von oben nach unten sehr gut die beiden Hüllblätter und Inflorescenzen verfolgen, zumal die weibliche Inflorescenz des secundären Zweiges bald über der Basis beginnt und sehr stark (2,5 Decimeter) in die Länge gestreckt ist, während die weibliche Inflorescenz des primären Zweiges erst über der Spreite des Hüllblattes beginnt. (Vergl. Fig. 23B —G nebst Erklärung.) Peltandra virginica Rafın. Die meist nicht sehr vollständigen Herbar-Exemplare dieser Pflanze gestatten nur zu bestimmen, dass an derselben die Sprosse und Blätter nach dem Typus I folgen. Cercestis Afzelöi Schott. (L.) Die Scheinaxe ist kletternd und besitzt zwischen den Laubblättern ziemlich lange Internodien. Zu jedem Internodium gehört wenigstens eine Wurzel, welche etwas unter der Peribasis in der Mediane des Blattes auftritt. Syngonium Schott. (1.) Untersucht wurden lebende Exemplare von $. auritum, 8. peliocladum, S. podophyllum und 8. Vellozianum Schott. Alle sind kletternd, entwickeln zahlreiche Seitenzweige, besitzen lange Internodien, zeigen eine erhebliche Verschiedenheit in der Ge- stalt der aufeinander folgenden Blätter, welche um 2/; divergiren und nach dem langen Weg homodrom sind und kommen in der Cultur äusserst selten zur Blüthe. Die Seiten- sprosse beginnen mit 1—3 Niederblättern, von denen die obern länger sind als die unteren. Gelangen die Pflanzen endlich zur Blüthe, so wird häufig eine Schraubel von 3—7 In- florescenzen gebildet nach der Formel un | L, L, L (n—1), In, S | SP BE EL Wie immer in solchen Fällen, sind die Internodien zwischen den Blüthenstandzweigen der zusammengesetzten Inflorescenz sehr kurz. Bei den von mir oben angeführten Arten fand ich immer an jedem Internodium eine grössere Anzahl von Wurzeln, in der Regel eine ungerade Zahl (5—7); die gerade in der Mediane der Peribasis durchbrechende ist die stärkste, die seitlich davon in ziemlich gleichen Absätzen stehenden sind um so schwächer, je näher am Sparganom sie entspringen. ’ Ueber Blattstellung und Sprossverhältnisse der Araceae. (p. 29) 185 Homalomena Schott. (I.) Untersucht wurden mehrere Arten lebend und in getrocknetem Zu- stande. Die Scheinaxe bleibt gewöhnlich kurz und in der Regel gelangen auch einige Knospen zur Entwicklung, so dass die Pflanze einen halbstrauchartigen Wuchs hat. Bei wiederholter Untersuchung, namentlich an MH. rubescens Kunth, fand ich durchgehends Homodromie nach dem langen Weg: auch fand ich die 2/;-Divergenz stets beibehalten an den ersten Blättern der Sprosse und selbst das erste Niederblatt jedes Sprosses divergirt von seinem Tragblatt um 5. Die Inflorescenz ist selten einfach, in der Regel findet Verzweigung aus dem Blatt n statt; die Inflorescenzzweige tragen alle nur ein zweikieliges, grundständiges Vorblatt und das Hüilblatt mit dem Kolben. Einen interessanten Fall beobachtete ich bei Homalomena rubescens Kunth im Münchner botanischen Garten; der- selbe ist dargestellt in Fig. 15 auf Taf. 4. Der terminale Kolben des Blüthenzweiges ist in der Figur nicht dargestellt; die Darstellung beginnt mit dem Vorblatt des zweiten Zweiges in der Schraubel; in der Achsel dieses Vorblattes sind nun zwei Knospen ent- standen und beide zur Entwicklung gekommen; jede der beiden Knospen bildet die Fort- setzung der Blüthenstandschraubel: beide sind den vorangehenden Sprossen homodrom, die eine, als die normal anzusehende, hat 2 Schraubelglieder, die andere daneben stehende 4 Schraubelglieder entwickelt. Schismatoglottis Zollinger (inel. Apoballis Schott) (I) verhält sich nach Untersuchungen an lebenden Exemplaren der Sch. rupestris Zoll. (Apoballis neglecta Schott) wie Homalomena ; nur werden in der Regel nicht so viel Vermehrungszweige der Inflorescenz entwickelt, wie bei den Arten dieser Gattung. Chamaecladon Miquel. (1.) (Taf. 3. Fig. 13A u.B.) Untersucht wurden zahlreiche lebende Exemplare des Ch. pygmaeum (Hassk.) Engl. ; es ergab sich im Wesentlichen Uebereinstimmung mit Homalomena, also durchgehends Homodromie und Einsetzung der Fortsetzungssprosse ohne Prosenthese, dabei reichliche Verzweigung durch Entwicklung der Axillarknospen der Laub- blätter. Die Entwicklung der Glieder des schraubeligen Sympodiums geht ziemlich rasch vor sich, so dass man auf Querschnitten leicht 2—3 Glieder des Hauptsympodiums mit den zugehörigen Vermehrungszweigen der Inflorescenz erreicht. Die Darstellung in Fig. 17 auf Taf. 4 entspricht dem letzten Theil folgender Formel N,S I N,S | N Bes ER NS NS \ I NSTAE IE LUIS NS | | NELLUBS NS I N, LS I N. Alle diese Glieder des Sympodiums und vielleicht noch mehr kommen im Laufe eines Jahres zur Entwicklung; es macht sich an den obern Fortsetzungssprossen des Sympodiums eine Verminderung der Zahl der Laubblätter geltend. Auch bei getrockneten Exemplaren Nova Acta XXXIX. Nr. 4. 24 186 Dr. Adolf Engler. Araceae II. (p. 30) derselben Species aus Java fand ich an den obern Fortsetzungssprossen des Sympodiums nur je 2 Laubblätter. Die Vermehrungsknospen in den Achseln der untern Laubblätter beginnen immer mit einigen homodromen Niederblättern nach Divergenz 2;. Apatemone Schott und Bucephalandra Schott (I) sind zwei Gattungen, die sich an (hamaecladon und Schismatoglottis anschliessen und im Wesentlichen ähnlich verhalten. Xanthosoma Schott (inel. Acontias Schott). (I.) Die Arten dieser Gattung besitzen meist ein ziemlich starkes, bisweilen über die Erde hervortretendes Rhizom, welches zahlreiche, um 2]; divergirende, homodrome Laubblätter trägt. Andere Arten haben ein verkürztes, knolliges Rhizom, wie Caladium und Colocasia. In der Cultur kommen diese Pflanzen seltener zur Blüthe; wenn dies jedoch der Fall ist. dann folgt der Blüthenstand mit dem Hüllblatt unmittelbar auf das vorangehende Laubblatt; häufig werden Vermehrungszweige der Inflorescenz in der mehrfach angedeuteten Weise entwickelt. Bei X. atrovirens C. Koch und der Varität dieser Species X. versicolor Hort. beobachtete zuerst Dr. Magnus!) ausser der grösseren medianen Knospe in einiger Entfernung davon auf der Hebungs- seite des Blattes 4—5 accessorische; auf der Senkungsseite fehlten dieselben entweder ganz oder waren nur in geringerer Zahl vorhanden. Aus einer Aufnahme von Al. Braun ist ersichtlich, dass die accessorischen Knospen nur an der Peribasis der älteren Blätter an- zutreffen sind, während die medianen Knospen schon in den Achseln der jüngeren Blätter vorhanden sind; es scheint also, dass die accessorischen Knospen später angelegt werden, wenn die Peribasis der Blätter grösser geworden ist. An getrockneten Exemplaren von X. striatipes Schott (Acontias striatipes Schott olim) zeigten die Glieder des Sympodiums eine bestimmte Zahl von Laubblättern; an 3 aufeinander folgenden Fortsetzungssprossen desselben waren je 2 Laubblätter vorhanden. Steudnera coloeqsiaefolia C. Koch (IN) (Taf. 4. Fig. 16) bildet mit der Zeit einen starken ober- irdischen, verzweigten Stamm, dessen Aeste Sympodien sind. Die Zahl der starren, lange vegetirenden Laubblätter tritt an den Sprossen des Sympodiums bedeutend zurück; am Anfang und Ende der Sprosse werden einige Niederblätter entwickelt, welche auch längere Zeit ausdauern; das erste Niederblatt jedes Sprosses fand ich immer den vorangehenden und folgenden Blättern antidrom, sonst überall Homodromie. Alocasi« Schott. (I.) Das Sympodium der Arten dieser Gattung entwickelt sich in ver- schiedener Weise; bei einigen Arten, wie bei 4. cuprea und 4. Zowi (Lam.) Hook. bleibt dasselbe kurz, bei andern, wie 4. eucullata und 4. indica Schott var. metallica, tritt dasselbe bedeutend über die Erde mit kräftigen Seitenästen, welche ebenfalls Sympodien sind; bei A. macrorrhiza Schott aber wird das Sympodium mit der Zeit ein kräftiger, einige Meter hoher, mehr als armsdicker Stamm, der oben einen schönen Schopf von Laubblättern trägt. Die Verzweigungsverhältnisse dieser Art werden bereits ausführliih von Irmisch?) be- schrieben; ich fand dieselben ebenso, nicht bloss bei A. macrorrhiza, sondern auch bei A. indica Schott var. metallica Schott. Sowohl Ir misch’s Beobachtungen, als die meinigen 1) Magnus in Sitzungsber. d. Gesellsch. naturf. Freunde in Berlin. 17. Jan. 1871, 2) Irmisch, Beiträge zur Morphologie der Pflanzen. 5. Abtheilung. 1874. p. 189. 190. Tab. XVII. Ueber Blattstellung und Sprossverhältnisse der Araceae. (p. 31) 18% reichen nur aus, um zu bestimmen, dass Homodromie nach langem Weg stattfindet; da- gegen geht aus Aufzeichnungen von Al. Braun über 4. commutata Schott, welche die Stellung der Knospen am Sympodium notiren, hervor, dass bei dieser Pflanze die Diver- genz 37 beträgt. Bei A. eueullata Schott beträgt dieselbe ?]s. Montrichardia arborescens Schott. (1.) Getrocknete Exemplare der Pflanze lassen nur erkennen, dass auch hier Homodromie stattfindet und dass das Sympodium ein kräftiges, aufrechtes Stämmchen darstellt. An getrockneten Keimpflanzen einer Monstrichardia aus Parä con- statirte ich, dass nach den Cotyledonen sofort Laubblätter folgen, deren erste lanzettlich sind, während die folgenden pfeilförmig sind. Anfangs sind die Internodien gestreckt, später werden sie kürzer und bilden die Blätter am aufrechten Stamm einen Schopf. Aglaonema Schott. (I.) Von dieser Gattung sah ich nur wenige lebende Exemplare, welche ich nicht der Untersuchung opfern durfte. Im Wesentlichen constatirte ich ein gleiches Verhalten wie bei Yomalomena, nur dass hier in der Regel ein baumartiges Stämmehen gebildet wird. Aus genauen Aufzeichnungen Al. Braun’s entnehme ich Folgendes über die Divergenz der Blätter: A. simplex Blume: Divergenz annähernd 25. 4. marantaefolium Blume (inel. A. commutatum Schott): Divergenz an kräftigen Mittel- stämmen 3. 4A. nitidum Kunth: Divergenz >. Das Sparganom des Vorblatts an den Fortsetzungssprossen ist bald dem des Trag- blatts antidrom, bald homodrom. Dieffenbachia Schott. (I.) Zahlreiche Arten und Varietäten dieser Gattung sind jetzt in Cultur. Bei allen ist das Sympodium im älteren Zustande ein aufsteigendes oder aufrechtes, ober- wärts unverzweigtes, nur unten bisweilen Zweige entwickelndes Stämmchen, das bei manchen Arten (D. Seguine Schott und D. robusta Schott) eine Länge von 1—1!/ Meter erreicht. Die Glieder des Sympodiums tragen gewöhnlich eine grössere Zahl Laubblätter (5—8) und am Ende eine verzweigte Inflorescenz, oft mit 5—7 Kolben. An Querschnitten durch jüngere Sprossglieder fand ich immer die Divergenz 2/;, doch kommt nach Al. Braun’s Beobachtung auch ®/; vor; die Rollung erfolgt immer nach dem langen Weg unter den Blättern eines Sprosses homodrom; auch die grundständigen Vorblätter der Fortsetzungs- sprosse sind homodrom. Während in der Regel die Sprosse eines Sympodiums gleiche Wendung der Blattstellung zeigen und eine Schraubel bilden, kommt in einzelnen Fällen auch Poecilodromie vor. Der Freundlichkeit Al. Braun’s verdanke ich die Mittheilung eines kräftigen Stammes von D. robusta Schott, dessen Glieder sich folgendermassen verhielten: I. Spross (? Blätter) mit Kurzweg nach rechts. IE AAE (Sn Ol)ERz, ” enlınke: BE, (M (BUN „ „ links, EyA RN; (a vs » links. Vadıdn; (SEE; 5 links: VIEH Hz {7 Ne; Zr „ rechts. VE (8 er as „ rechts. VII (mehrials var N; ns „» links. 24* 188 Dr. Adolf Engler. Araceae II. (p. 32) Von den Sprossen I—VII sind nur die Blattnarben vorhanden, und zwar immer eine weniger, als die Zahl der Blätter beträgt, da jedesmal der oberhalb des Blattes L (n—1) befindliche Theil der Axe mit dem Laubblatt Ln und der Inflorescenz abfällt. Anthurium Schott.) (Taf. 4. Fig. 18—20.) GC LLL_L...L(n—1), In, S | N,N (n—1), Ln, $S | INKENSING BERN SON m 1), 21m3S Pa | NN N D.C N,NG-1); En, | NE N, Von dieser nahe an 200 Arten zählenden Gattung bieten unsere Ge- wächshäuser reichliches Material zur Untersuchung dar; ich habe daher die dieser Gattung eigenthümlichen Verhältnisse an mehreren Arten, sowohl an solchen mit kurzem, als andern mit langem kräftigem Sympodium studiren können und bin schliesslich zur Erkenntniss eines gewissen normalen Verhaltens ge- langt, von dem jedoch hier und da kleine Abweichungen vorkommen, die leicht, wenn eben nicht andere controllirende Beobachtungen gemacht werden, zu Irr- thümern Veranlassung geben können. Nach meinen Untersuchungen ist nun allen Arten von Anthwrium Folgendes gemeinsam: Vor der Bildung eines Sympodiums stehen an der Axe der Keimpflanze nur Laubblätter, an der Axe junger, aus Beiknospen gezogener Exemplare einige Niederblätter und dann nur Laubblätter spiralig, nach der Divergenz ?/, oder 3/; ; sie sind homodrom nach dem langen Weg, meist durch kurze Internodien ge- trennt, bei kletternden Arten aber, wie A. smilaciforme ©. Koch und A. variabile Kunth durch grössere Internodien getrennt. Nach der Entwicklung einer An- zahl Laubblätter schliesst die primäre Axe mit einer Inflorescenz ab, die aber auch bisweilen (beobachtet an A. Martianum ©. Koch et Kolb und A. longi- folwum Kunth) nur angelegt wird und sich nicht weiter entwickelt. In der ı) Vergl. auch Irmisch in Bot. Zeit. 1864. p. 67. Ueber Blattstellung und Sprossverhältnisse der Araceae. (p. 33) 189 Achsel des vorletzten Laubblattes L (n—1) bildet sich nun ein Fortsetzungs- spross, der regulär ein zweikieliges Niederblatt N,, ein einkieliges Niederblatt N, oder N (n—1), ein Laubblatt L, oder Ln und eine Inflorescenz S trägt, welche nie Vermehrungszweige entwickelt. In der Achsel des Niederblattes N (n—1) entwickelt sich nun wieder ein Fortsetzungsspross, welcher dem ersten genau entspricht. Ausserdem ist aber auch vor der Knospe, welche sich zum Fort- setzungsspross entwickelt, stets eine accessorische Knospe anzutreffen, durch deren frühere oder spätere Entwicklung Seitenzweige des Sympodiums ent- stehen, von denen später ebenfalls einzelne wieder zu Sympodien anwachsen. Bei der grossen Mehrzahl der Anthurien sind die Internodien an den Fort- setzungssprossen des Sympodiums von sehr ungleicher Länge; das Internodium zwischen N, und N, ist in der Regel sehr kurz, das zwischen N; oder N (n—1) und L etwas länger, das zwischen L und S immer am längsten, oft von be- deutender Länge. Die Niederblätter halten sehr lange aus, sie sind von sehr derber lederartiger Consistenz und noch lange Zeit bleiben, wenn auch das übrige Gewebe verwest ist, die Fibrovasalstränge derselben als gespinnstartige Scheiden erhalten, den Beiknospen bis zu ihrer Weiterentwicklung Schutz ge- während. Allemal fand ich die Blattstellung an demselben Stock bei den ver- schiedenen Fortsetzungssprossen gleichgewendet; es sind also die Sympodien Schraubeln; doch dürfte vielleicht hier und da Poecilodromie vorkommen. Ueber die Divergenz und Rollung der Blätter an den Fortsetzungssprossen ist noch Folgendes zu bemerken. Das Vorblatt des Sprosses oder N, steht seinem Tragblatt sowie das Vorblatt der Beiknospe genau gegenüber; in den meisten Fällen constatirte ich zweifellos Antidromie dieses Blattes zum Tragblatt und zu den folgenden Blättern des eigenen Sprosses; aber ebenso zweifellos fand ich auch in einigen Fällen Homodromie desselben Blattes, ebenso ist in Al. Braun’s Aufnahmen einigemal Homodromie aufgezeichnet. : Das Vorblatt der Beiknospe fand ich stets dem Tragblatt homodrom. Die Blätter N (n—l), Ln, S sind unter sich, sowie mit den entsprechenden Blüthen des voran- gehenden Sprosses homodrom; ein Paar Fälle von Antidromie des einen oder andern Blattes, die mir bei den vielen Untersuchungen vorgekommen, sind durchaus als Ausnahmen zu bezeichnen. Das Niederblatt N; oder N (n—1) divergirt stets von der Mediane des Vorblattes N, um !/,; die Divergenz zwischen N (n—1) und Ln, sowie zwischen diesem und S ist wohl zwischen !/, und ?/,, 190 Dr. Adolf Engler. Araceae II. (p. 34) und nicht genau '/s. Von historischem Interesse ist es, dass zuerst Agardh !) und nach ihm Schott das zweikielige Vorblatt des Fortsetzungssprosses für ein zum Laubblatt des vorangehenden Sprosses gehöriges Stipulargebilde an- gesehen haben. Bei der grossen Mehrzahl der Anthurien kann man sich leicht vom Gegentheil überzeugen, was namentlich auch dureh das Verhalten der andern Araceen bestätigt wird; aber Anthurium violaceum Schott und seine Verwandten zeigen ein Verhalten, welches zu der Agardh’schen Auffassung verleiten könnte (vergl. Taf. 4. Fig. 20). Bei diesen Arten sind die Inter- nodien zwischen N, und N,, sowie zwischen N, und L von bedeutender Länge; bezeichnen wir nun die Fortsetzungssprosse des Sympodiums von oben nach unten mit m, m—l, m 2, m—3 us. w., so scheint Vorblatt N, des Sprosses m gerade an der Basis von L des Sprosses m—1 zu entspringen, während es von seinem Tragblatt (N; des Sprosses m—1) durch ein ebenso langes Internodium getrennt ist, als das Laubblatt von demselben entfernt ist; es sind also die Axen der Sprosse m—1 und m theilweise mit einander verwachsen. Uebrigens findet sich dasselbe auch bei anderen Anthurien, nur ist es bei kürzeren Internodien nicht so auffallend. Bei demselben A. vöolaceum steht auch die accessorische Knospe hoch über der Basis des unterwärts eine geschlossene Scheide bildenden Tragblattes und bricht bei ihrer Streekung etwa oberhalb des untersten Drittheils derselben durch, erst 3 Niederblätter, dann Laubblätter in spiraliger Folge entwickelnd. Endlich tritt bei A. violaceum Schott auch die Eigenthümlichkeit auf, dass an mehreren successiven Sprossen Spatha und Spadix ganz verkümmern, so dass dann die Scheinaxe noch mehr einem Monopodium mit abwechselnden Nieder- und Laubblättern ähnelt, ein Verhalten, welches bei der folgenden Gattung noch viel häufiger ist. E 1) G. Agardh, Om Växternas Stipler in Kongl. Vetenskaps- Akademiens Hand- lingar. 1849. p. 65. t. I. Ueber Blattstellung und Sprossverhältnisse der Araceae. (p. 35) 191 Philodendron Schott. NS NS NS ET Eh NEAR. TR ri —g RE 1 SE ent ENTE GNETSS | N,N N,L,S Nach der vorangegangenen ausführlichen Besprechung der Sprossver- hältnisse von Anthurium ist es leicht, dieselben bei Philodendron klar zu machen, da in dieser Gattung die Sympodien sich in ganz ähnlicher Weise aufbauen, als bei Anthurium. Eine ausführliche Darstellung der Verzweigung von P. macrophyllum C. Koch ist bereits von Irmisch') geliefert worden; ich will daher in Folgendem vorzugsweise auf die Uebereinstimmungen und Ab- weichungen von Anthurium hinweisen. Die jungen Pflanzen verhalten sich so wie bei Anthurium, sie haben nur Laubblätter mit breiter, vom Blattstiel scharf abgesetzter Scheide, welche immer die folgenden Blätter eng umschliesst; die Blätter sind homodrom nach dem langen Weg und divergiren an den wenigen mir zugänglichen jungen Exemplaren um 2/;, manchmal mag wohl auch die Divergenz mehr !/, ge- nähert sein. Nach dem Auftreten der ersten terminalen Inflorescenz, welche fast bei allen Arten kurz gestielt ist, im Gegensatz zu Anthurium, erfolgt die Bildung des Sympodiums; es bildet sich ein Fortsetzungsspross in der Achsel des Blattes L (n—1), dem alle folgenden sich gleich verhalten, wie bei An- thurium. Philodendron unterscheidet sich jedoch dadurch von dieser Gattung, dass jeder Spross ein Niederblatt weniger enthält und demzufolge das grund- ständige, meist scharf zweikielige Niederblatt zugleich das Tragblatt des fol- genden Fortsetzungssprosses und der Beiknospe ist. Während ferner bei 1) Irmisch, Beiträge zur vergleichenden Morphologie. 5. Abth. p. 34—41. 192 Dr. Adolf Engler. Araceae II. (p. 36) Anthurium das grundständige Vorblatt in der Regel den übrigen Blättern antidrom ist, ist es bei Philodendron in der Regel den übrigen Blättern homodrom, doch finden sich auch Ausnahmen. Dass auch an den Fortsetzungs- sprossen die Blätter spiralig angeordnet sind, davon kann man sich immer an Querschnitten durch die Spitzen der Sympodien überzeugen, selbst bei Ph. scandens ©. Koch und Ph. micans C. Koch, wo die Blätter auf den ersten Blick genau zweizeilig zu stehen scheinen. Während bei den meisten An- thurien die Internodien zwischen den einzelnen Blättern sehr kurz sind, ver- halten sich die meisten Philodendra entgegengesetzt, also ähnlich wie Anth. violaceum Schott: bei diesen Arten wird es, namentlich im Culturzustande, Regel, dass die Spatha verkümmert und bisweilen noch als rudimentäres Spitzchen, manchmal aber auch gar nicht mehr wahrnehmbar ist, so dass dann am Sympodium immer ein Niederblatt und ein Laubblatt abwechseln, welches letztere sich von den Laubblättern des ersten basalen Sprosses durch sehr kurze, am Blattstiel nicht hinauflaufende Scheiden unterscheidet. Zwischen dem ersten Blatt des Sprosses m und seinem dem Spross (m—1) angehörigen Tragblatt befindet sich meist ein langes Internodium, dagegen sind die Inter- nodien kurz zwischen N und L desselben Sprosses: die Stellung derselben lässt einem Morphologen hier noch weniger als bei Anthurium den Gedanken aufkommen, die Niederblätter als Stipulargebilde anzusehen, wiewohl dieselben von Schott und andern, welche viel Araceen gesehen und beschrieben haben, so gedeutet worden. Wenn Philodendron blühreif geworden ist, kommen ge- wöhnlich die Infloreseenzen mehrerer aufeinander folgender Sprossglieder gleichzeitig zur Entwickelung, und namentlich bei einzelnen Arten mit ge- . stauchten Internodien, wie Ph. Selloum C. Koch, entwickeln sich auch die Inflorescenzen an etwas älteren Sprossgliedern; es erscheinen dann die In- tlorescenzen gleichsam als Axillarsprosse der Laubblätter, wenn namentlich die Vorblätter der Sprosse schon verwest sind. Bei den kletternden Arten kommen die Beisprosse, welche vor den Fortsetzungssprossen stehen, häufig mit einigen Niederblättern beginnend, zur Entwickelung, und es entstehen dann verzweigte Sympodien; bei den Arten mit gestauchten Internodien entwickelt sich jedoch in der Regel nur das Hauptsympodium, entweder niederliegend, wie bei Ph. cannaefolium Mart., oder aufrecht, stammartig, wie bei Ph. Selloum ©. Koch und Warczewiezii ©. Koch. Solche Stämme mit dichtgedrängten, runden /eber Blattstellung und Sprossverhältnisse der Araceae. (p. 37) 193 Laaubblattnarben in regelmässiger Anordnung gewähren einen schönen Anblick. Noch ist ein Gebilde zu erwähnen, dessen morphologische Bedeutung etwas un- klar ist; nämlich über der Peribasis der grundständigen Vorblätter befindet sich, wie an der Basis der Laubblätter von Acorus, ein mehr oder weniger vollständiger Kranz von dicken, eiförmigen oder dreieckigen, spitzen Schüppchen (squamulae intraaxillares), welche später vertrocknen, aber noch häufig über der Narbe der abgefallenen Vorblätter erkennbar sind. Sehr gross (2—3 mn. lang) sind diese Schüppchen z. B. bei Ph. grandifolium C. Koch, bei Ph. erubescens Lind., Ph. cannaefolium Mart. und anderen; nach Al. Braun’s Notizen entspricht dem Schüppchenkranz bei Ph. Imbe Schott anfangs eine zusammenhängende, sehr niedrige Kante!). Die Zahl und Anordnung der Wurzeln ist bei den Arten mit langem, gestrecktem, kletterndem Sympodium, sowie bei Syngonium und den Anthurien mit längeren Internodien, d. h. es treten unterhalb der ganzen Peribasis jedes Vorblattes mehrere, unter der Basis jedes Laubblattes eine stärkere Wurzel hervor; jedoch kommen nicht immer alle zur Entwicklung, die Richtung des Sympodiums spielt dabei eine grosse Rolle; Genaueres hierüber festzustellen wäre eine besondere, durch Experimente zu lösende Aufgabe. Bei den Arten mit stammartigem Sympodium entwickelt sich immer nur eine sehr starke, in die Erde sich einsenkende Wurzel unter der Mediane jedes Laubblattes, namentlich sehr auffallend bei Ph. Selloum, Ph. pinnatifidum, Ph. Warsczewicziü; diese Wurzeln verholzen stark und stützen den oft mächtigen Stamm wie die Luftwurzeln von Pandanus. Cryptocoryne Fischer, Lagenandra Dalzel. Trotz der nahen Verwandtschaft beider Gattungen zeigen sich doch einige Unterschiede in der Beschaffenheit der Sprosse, die eingehender be- sprochen zu werden verdienen. Als Typus der einen Gattung diene Crypto- coryne spiralis Fischer, als Typus der andern Lagenandra ovata (L.) Engl. (Oryptocoryne laneifolia Schott); die übrigen Arten beider Gattungen verhalten sich diesen Typen gleich. 1) Vergl. auch Irmisch, Beiträge zu Morphologie. 5. Abth. Aroideae. p. 197—199 und Taf. XVIII. Fig. 2—5, XIX. Fig. 1-—7. Nova Acta XXXRX. Nr. 4. 35 194 Dr. Adolf Engler. Araceae II. (p. 38) Oryptocoryne spiralis Fischer. Das Verhalten dieser Pflanze findet einen Aus- druck in der Formel Hi, Jane L (n—1), Ln, S | N, L,L,... L(n—1), Ln, S | N, L,L,...L(n—1), Ln, S, wozu nur noch zu bemerken ist, dass die Blätter spiralig und homodrom und die Internodien zwischen denselben gestaucht sind. Lagenandra ovata (L.) Engl. (Taf. 6. Fig. 22) dagegen zeigt folgendes, bisher von mir nur bei Philodendron beschriebenes Verhalten: L,L,... L(n—-1), In, S N, L, S N, L, S NLS N, LS Auch hier findet Homodromie statt und sind die Internodien gestaucht; ich untersuchte Sympodien, welche bereits 5—7 Fortsetzungssprosse entwickelt hatten, die immer das gleiche Verhalten zeigten. Auffallend ist hierbei, dass die Fortsetzungssprosse nur geringe Unterschiede im Grad ihrer Entwicklung zeigen. Während schon die Laubblätter der letzten Sprosse weit entwickelt sind, sind in den vorangehenden Sprossen die Hüllblätter noch ganz klein und versteckt; erst später erfolgt die Entwicklung von fast allen Inflorescenzen des Sympodiums gleichzeitig, wie bei manchen Philodendra und bei folgender Gattung. Pistia L. (Taf. 5. Fig. 21 A—E.) Der Aufbau dieser Gattung hat in neuerer Zeit mehrfach die Auf- merksamkeit der Botaniker auf sich gezogen, und es hat sich gezeigt, dass die Deutung der Blüthen!), sowie anderer Theile der Pflanze auf mancherlei 1) Pistia ist sowohl von Schott, dem Monographen der Araceen, als auch von Klotzsch, dem Monographen der Gattung selbst, als nicht zu den Araceen gehörig, vielmehr Ueber Blattstellung und Sprossverhältnisse der Araceae. (p. 39) 195 Schwierigkeiten stüsst. Dieselben sind jedoch in erhöhtem Grade nur dann vorhanden, wenn man an Pistia herantritt, ohne vorher andere Araceen unter- sucht zu haben: die Schwierigkeiten werden geringer, wenn man die ver- gleichende Methode anwendet und so, wie es hier geschehen ist, Schritt für als Vertreter einer eigenen Familie angesehen worden. Klotzsch namentlich fasste die Blüthen von Pistia in einer Weise auf, die allerdings die Stellung von Prstia bei den Araceen auch als Vertreter einer eigenen Gruppe nicht möglich machte. In seiner Abhandlung über Zista (Abhandl. der kön. Akad. d. Wiss. zu Berlin. 1853) schrieb Klotzsch den Arten dieser Gattung Inflorescenzen zu, welche aus je einer weiblichen und einer männlichen Blüthe be- stehen, und von denen eine jede eine sogenannte Perigonialschuppe besitzt; ich verweise auf die Abbildungen in jener Abhandlung (Taf. I). Die männliche Blüthe soll aus 2—8 quirl- förmig gestellten, nach Klotzsch vierfächerigen, in Wirklichkeit achtfächerigen Antheren be- stehen. Dieser sonderbaren Deutung und auch den von Klotzsch aufgeführten Auffassungen anderer Autoren, die hier nicht näher zu besprechen sind, stelle ich die meinige gegenüber, wonach die von der Spatha umhüllte, den Abschluss des Sprosses bildende Inflorescenz zu unterst eine weibliche Blüthe, über derselben Anhängsel, die, wahrscheinlich wie bei zahlreichen andern Äraceen, schon in der Anlage verkümmerten Staubblättern entsprechen, und über diesen einen Kreis von männlichen Blüthen, bestehend aus je 2 einander opponirten, mit ein- ander verwachsenen Staubblättern, trägt. Was zunächst die weibliche Blüthe betrifft, so findet dieselbe ihr vollständiges Analogon hei Ambrosinia, hinsichtlich ihrer Stellung; ihrer sonstigen Beschaffenheit nach hat sie aber auch grosse Aehnlichkeit mit den weiblichen Blüthen von Cryptocoryne (vergl. Schott, Gen. Ar. t. 1), welche bei dieser Gattung wie die männlichen Blüthen von Pistia quirlförmig stehen und auch noch untereinander verwachsen sind. Be- züglich der von Klotzch als Perigonialschuppen gedeuteten Anhängsel ist zu bemerken, dass nur das obere ringförmige (die männliche Perigonialschuppe) etwas Auffälliges hat; indess, man vergleiche z. B. die quirlförmig gestellten Anhängsel (nach meiner Auffassung Blüthenrudimente) bei Heterostalis, so wird man sich leicht vorstellen können, dass die quirlförmig gestellten Rudi- mente der abortirten männlichen Blüthen miteinander zu dem ringförmigen Gebilde unterhalb der männlichen Inflorescenz verwachsen sind. Dass die achtfächerigen Antheren Doppelantheren sind, ist ganz zweifellos. Einmal zeigt dies die Lage der Fächer, welche in der Weise resultirt, wenn zwei extrorse Antheren mit einander verwachsen; ferner weist darauf hin der Vergleich mit vielen andern Araceen, z. B. mit der der Gattung Pistia in so vieler Beziehung nahe- stehenden Gattung Oryptocoryne Fischer, mit Zagenandra Dalzel, Leptopetion Schott, Tapinocarpus Dalzel und andern Gattungen der knolligen Araceen, wo die Antheren genau dieselbe Lage haben. Es ist in manchen Fällen nicht möglich, nachzuweisen, ob die männliche Inflorescenz der Araceen aus zahlreichen einmännigen Blüthen besteht oder ob mehrere, 2, 3, 4, 5, 6, Staubblätter zu einer Blüthe gehören; in vielen Fällen ist letzteres ganz zweifellos, z. B. bei Helieodiceros erinitus Schott, bei Arum, Arisaema u.a.; dass endlich die Antheren einer Araceen- blüthe unter einander verwachsen können, ist ja hinlänglich bekannt. Es stützt sich also meine Erklärung der Blüthenverhältnisse von Pistia nur auf Erscheinungen, welche auch bei andern Aracsen auftreten. 95 * A 196 Dr. Adolf Engler. Araceae Il. (p. 40) Schritt von den Formen mit entwickelten Axengliedern zurückgeht zu denen, bei welchen dieselben verkürzt sind. Die eben besprochene Gattung Lagenandra stellt bezüglich der Verzweigung den Zusammenhang von Pistia mit anderen Araceen vollkommen her und werden ‚wir sehen, dass wir keineswegs nöthig haben, bei diesen Pflanzen abnorme Bildungen anzunehmen. Was zunächst die aus Samen gezogenen Pflanzen betrifft, so habe ich bis jetzt noch nicht Exemplare beobachten können, welche zur Blüthe gelangt waren, sondern konnte nur die Entwicklung von einer grösseren Anzahl Laubblätter con- statiren. Diese horizontal dem Wasser aufliegenden Blätter divergiren an- nähernd um 2/,, wie aus der Abbildung eines Querschnittes durch den Scheitel einer jungen Pflanze von Pistia Stratiotes L. (P. texensis Klotzsch et Hort.) hervorgeht. Weiter oben geführte Schnitte lassen diese Stellung nicht deutlich erkennen (vergl. Fig. 21 Du. E). Vor einem jeden Blatt befindet sich ein häutiges, die folgenden Blätter am Grunde umfassendes Gebilde, welches an der dem Laubblatt entgegengesetzten Seite sich öffnet; dies ist nun nichts Anderes, als die Scheide des Laubblattes, welche hier, wie auch bei Calla, bei den ersten Blättern von Philodendron, bei Monstera und anderen Araceen, sich deutlich vom Blattstiel absetzt und eine gewisse Selbstständigkeit erlangt. Hegel- maier!) beschreibt die Entstehung dieses Gebildes aus dem basalen Theil der Innenfläche des zugehörigen Laubblattes sehr ausführlich und nennt dasselbe Intrafoliarstipel, ein Ausdruck, den ich hier nicht gern anwenden möchte, weil bei den Araceen mit dem Ausdruck „stipulae“ von den älteren Systematikern viel Unfug getrieben worden ist; ich bezeichne daher dieses Gebilde sowie die Scheiden von Calla und Philodendron als Scheide. Hegelmaier erwähnt bei seiner Beschreibung der Keimpflanzen, dass in der Achsel jedes Blattes, resp. der zugehörigen Stipularscheide, aber beträchtlich später als beide, eine Knospe angelegt werde; ich bezweifle dies nicht im Geringsten, konnte aber leider die Thatsache nicht bestätigen, da mir die wenigen Keimpflanzen zu Grunde gingen, bevor ich das Auftreten dieser Knospen beobachten konnte. Hegel- maier erwähnt ferner, dass in der Achsel jedes Blattes an älteren Pflanzen, ausser der vorerwähnten Knospe, normal noch eine Beiknospe angelegt werde, 1) Hegelmaier: Zur Entwicklungsgeschichte monocotyler Keime nebst Bemerkungen über die Bildung der Samendeckel in Bot. Zeitung 1874. Nr. 39. Ueber Blattstellung und Sprossverhältnisse der Araceae. (p. 41) 19% welche zwischen der primären Knospe und der Stipularscheide hervortrete, Hegelmaier giebt nicht an, ob dies blühende Exemplare sind; so viel ich nun bis jetzt constatiren konnte, finden sich die durch ihre seitliche Lage merkwürdigen, zu Stolonen auswachsenden Knospen einem jeden Laubblatt beigegeben, mag die Pflanze blühen oder nicht, ‚und zwei Knospen fand ich nie zu einem Blatt gehörig; es ist möglich, dass hier ein Missverständniss vorliegt, welches insofern nahe liegt, als die die neuen Fortsetzungssprosse be- ginnenden Niederblätter den „Stipularscheiden“ sehr ähnlich sind. Ohne Figuren kann man diese Dinge überhaupt nicht verstehen und verweise ich daher auf die Abbildung eines Querschnittes durch den Scheitel eines älteren blühenden Exemplares. In der Abbildung ist auf dieselbe Weise wie bisher die Natur der einzelnen Blattorgane durch die Zeichnung angedeutet und dürften so die Verhältnisse trotz mancher Eigenthümlichkeiten leicht in die Augen springen. Wir finden jetzt ebenfalls, wie bei den Blättern der Keimpflanzen, vor jedem Laubblatt den häutigen Scheidentheil, meist wenigstens an den älteren Blättern etwas schmäler als die zugehörige Spreite und im vorliegenden Falle auf der linken Seite immer eingeschlagen. Die rechte Seite der Scheide schliesst nun allemal den Blüthenstand ein, dessen Hüllblatt um mehr als 2/, von dem voran- gehenden Laubblatt divergirt; ferner sehen wir auf dem Querschnitt, dass das einzige Fruchtblatt des Blüthenstandes der Scheide diametral gegenübersteht. Der Blüthenstand bildet hier, wie bei fast allen anderen Araceen, den Ab- schluss des Sprosses, gelangt aber wie bei Lagenandra und manchen Philo- dendra erst, nachdem schon mehrere Fortsetzungssprosse gebildet sind, zur Entwicklung, daher treffen die höher genommenen Schnitte nur die Laubblätter 5) entsteht in der Achsel des anfangs kapuzenförmig über das Laubblatt und alle folgenden Gebilde ausge- spannten Niederblattes, welches unterwärts geschlossen ist. Dieses Niederblatt ist also das vorletzte Blatt vor dem Blüthenstand und zugleich das erste des und Niederblätter. Der Fortsetzungsspross (m blühenden Sprosses N (n—1). Der Fortsetzungsspross beginnt mit einem eben- solchen kapuzenförmigen, anfangs vollständig schliessenden Niederblatt, darauf folgt ein Laubblatt und auf dieses ein Hüllblatt mit einem Blüthenstand. In der Achsel des Niederblattes des Sprosses (m—5) entsteht wiederum ein Spross (m—4), der sich genau so verhält, wie (m—5), und so geht es fort. Wir haben also zunächst genau denselben schraubeligen Sprossverband wie bei 195 Dr. Adolph Engler. Araceae II. (p. 42) Lagenandra ovata und bei Philodendron; zwar habe ich nicht das Auftreten des ersten Blüthenstandes an den jungen Exemplaren beobachten können, aber es ist bei der sonstigen Uebereinstimmung mit Lagenandra und nach den ge- schilderten Verhältnissen klar, dass der erste Blüthenstand den Abschluss des nur Laubblätter tragenden primären Sprosses sein muss, dass in der Achsel des Laubblattes L (n—1) der erste Innovationsspross gebildet wird und dies nun so lange fortsetzt, bis eine Verletzung des letzten Fortsetzungssprosses eintritt. Somit ist für Pistia die Verzweigungsformel zunächst dieselbe wie für Lagenandra; die Erweiterung, welche diese Formel zu erfahren hat, be- zieht sich auf die seitlich von den Laubblättern stehenden Knospen, welche wir bereits an den nicht blühenden Exemplaren beobachten. Diese Knospen entwickeln sich zu den bekannten Stolonen; sie beginnen mit einem stengel- umfassenden Niederblatt, auf welches dann mehrere dem Wasser aufliegende Laubblätter in spiraliger Anordnung mit annähernd ?/;-Divergenz folgen. Es ist bekannt, dass der Basaltheil der Knospenaxe sich zu einem Stolonen ver- längert, welcher am Grunde von der Mutterpflanze abreisst, nachdem die Tochterpflanze ihre Wurzeln entwickelt hat; hierzu ist zu bemerken, dass die Streckung erfolgt zwischen der Basis des Tragblattes und dem häutigen Vor- blatt des Sprosses; es ist also dasselbe Verhältniss, welches wir bei den Fort- setzungssprossen vieler Philodendra, z. B. Phil. crubescens, antreffen, hier auf die Vermehrungssprosse übertragen. Was die Stellung der eben beschriebenen Vermehrungssprosse, die also den zu jedem Laubblatt anderer Araceen gehörigen, entweder in der Mediane oder unterhalb denselben stehenden Vermehrungs- sprossen gleichzustellen sind, betrifft, so finden wir dieselben allemal auf der Hebungsseite des Blattes, da die eingerollte Flanke der Stipularscheide als die Senkungsflanke anzusehen ist. An den Querschnitten durch die jungen Ver- mehrungsknospen sehen wir ebenfalls Knospen in derselben Stellung. Die jungen Knospen und Sprosse haben aber vor der Blüthe ausser dem grund- ständigen Vorblatt kein Niederblatt, es gehören also die besprochenen Knospen jedenfalls zu den Laubblättern; daher ist man berechtigt, die entsprechenden Knospen am Sympodium auch zum Laubblatt und nicht zu dem vorangehenden Niederblatt zu rechnen; auch findet man häufig genug auf Querschnitten die Knospe so dicht am Laubblatt und der Stipularscheide, dass man keinen Augenblick darüber im Zweifel ist, dass die Knospe zu diesem Blatt gehört. Ueber Blattstellung und Sprossverhältnisse der Araceae. (p. 43) 199 Auffallend ist nun die Stellung des Blattes; zwar finden wir bei vielen Araceen, z. B. bei Pothos, Anthurium violaceum und andern, dass die Axillarknospen die Scheide durchbrechen und so die Sprosse sich auf der Rückseite ihres Tragblattes entwickeln; indess fand ich hier an den jüngsten Sprossanlagen immer die Knospe ausserhalb des Laubblattes; von einer Durchbrechung der Stipularscheide konnte ich nichts wahrnehmen, wiewohl die Theorie ganz dafür spricht. Meine frühere Angabe), dass die Seitensprosse blühender Exemplare sich auch wieder sofort zu Sympodien entwickeln, ist nur auf ganz alte kräf- tige Exemplare zu beziehen, welche wir im Aquarium des Münchner botanischen (Gartens überwintern. Für solche Exemplare, die die Pflanze im vollkommensten Zustand repräsentiren, lautet dann die Formel: GL L, L, Re L (n—1), Ln, S NITET, NE RT UL. N,L,S N, 1,8 N LS NL, S Nee f: N, LS N,L,S NLS RE ‚Shrek NetiRin.ue Nachdem ich den Aufbau von Pistia geschildert habe, wie er sich mir namentlich durch den Vergleich mit anderen Araceen ergeben hat, erübrigt noch die gegentheilige, von Irmisch ausgesprochene Auffassung des Baues dieser Pflanze zu besprechen. Dieser unterrichtete Morpholog spricht sich in einer Anmerkung seiner mehrfach eitirten Arbeit über die Araceen (p. 28, 29) dahin aus, dass er sich die Wuchsverhältnisse von Pistia nur dadurch habe klar machen können, dass er das, was man als Laubblatt zu betrachten pflegt, als einen verbreiterten blattähnlichen Axentheil, die „die Nebenblätter ver- !) H. Engler, Zur Morphologie der Araceae:;: vorläufige Mittheilung in der Bot. Zeit. 1876.- p. 86, 87. 200 Dr. Adolf Engler. Araceae II. (p. 44) tretende Blattscheide (vagina)“ aber als Niederblatt auffasste. Irmisch nimmt auch ein schraubeliges Sympodium an, aber eine Schraubel von Axengliedern, deren basaler Theil unentwickelt bleibt, während sich ihr oberer Theil stark blattartig verbreitert. Die Blüthenstände gehören nach ihm besonderen Sprossen an, welche ebenfalls mit einem Niederblatt beginnen; Irmisch sieht also die vor den Laubblättern stehenden Scheiden als Niederblätter an. Irmisch ist nun natürlich auch genöthigt, die ersten Laubblätter an jungen Pflanzen als Sprosse anzusehen. Man sieht, was für Abnormitäten die Deutung von Irmisch voraussetzen muss; nach meiner Auffassung verhält sich Alles in Ueberein- stimmung mit anderen Araceae bis auf die auf der Rückseite der Laubblätter Stehenden Knospen. Zamioculeas Schott (incl. @onatopus Hook. f.). (Taf. 6. Fig. 24.) Diese in jeder Beziehung höchst interessante Gattung verhält sich im Wesentlichen wie einige Gattungen (Amorphophallus ete.) der folgenden grössern Gruppe; der Grundstock ist vollkommen unterirdisch und knollig, wie bei diesen; aber die Laubblätter überdauern die ihren Spross abschliessende In- florescenz, was bei keiner der folgenden Gattungen der Fall ist. Die bis jetzt noch vollkommen unbekannten Sprossverhältnisse dieser Gattung konnte ich an einem lebenden blühenden Exemplar von Zamioculcas Loddigesii Schott fest- stellen, das Hildebrandt aus Zanzibar nach Berlin gebracht hatte und das mir durch die Freundlichkeit von Prof. Al. Braun zur Verfügung gestellt wurde. Der Aufbau erfolgt nach folgender Formel: 3-5N,L,N,N,..N (n—1), Nn, $ l 3-5NLNN..NN,S Die Knollen der Pflanze sind faustgross und so zu sagen verzweigt, da sich an einigen Stellen der Hauptknolle Sympodien entwickeln, die, sowie die Zweige stammartiger Sympodien, von den Achselknospen der Blätter her- stammen, welche nicht die Rolle des Fortsetzungssprosses übernehmen. Die Blätter zeigen an dem von mir untersuchten Exemplar Homodromie und Rollung nach dem langen Weg; die Blattdivergenz ist zwischen '/; und 2/,;; die Ueber Blattstellung und Sprossverhältnisse der Araceae. (p. 45) 201 Internodien sind fast alle gestaucht, nur das Internodium zwischen Nn und S ist ein wenig länger; aber auch so kurz, dass die Scheide nur wenig über den Boden hervortritt. Das einzige paarig gefiederte Laubblatt jedes Sprosses mit abfallenden Blättchen hat eine nur an der Basis mit dem Blattstiel zu- sammenhängende Scheide, die man ebenso wie die Scheide der Laubblätter von Pistia als Stipularscheide bezeichnen könnte; sie ist den folgenden Nieder- blättern gleich gebildet und daher von früheren Beobachtern, welche den Laubblättern von Zamioculcas eine Scheide abgesprochen haben, nicht be- merkt worden. Die andere Species derselben Gattung Z. Boivini Deen. (Gonatopus Hook. f.) ist durch grössere Niederblätter, ein dreifach gefiedertes Laubblatt und eine viel länger gestielte Inflorescenz ausgezeichnet. Colocasia Schott, Caladium Vent., Arum 1. em. (incl. Gymnomesium Schott), Dranuneulus Schott, Helieodiceros Schott, Helicophyllum Schott (incl. Eminium Blume), Theriophonum Blume (incl. Calyptrocoryne Schott und Tapinocarpus Dalzel), Arisaema Mart., Ambrosinia Bassi, Arisarum Targ. Tozz., Spathiearpa Hook., Pinellia Tenore, Typhonium Schott (incl. Heterostalis Schott), &onatanthus Klotzsch, Biarum Schott (incl. Cyllenium Schott und Ischarum Schott), Leptopetion Schott, Stylo- ehiton Leeprieur, Remusatia Schott, Ariopsis Graham, Staurostigma Scheidw., Tacearum Schott, Mangonia Schott, Sauromatum Schott, Echidnium Schott, Ophione Schott, Dracontium L. (incl. Chersydrium Schott, @odwinia Seemann), Anchomanes Schott, Amorphophallus Blume (incl. Conophallus Schott, Brachyspatha Schott, Proteinophallus Hook. f.), Allopythion Schott, Pythonium Schott, Plesmonium Schott, Hydrosme Schott, Synantherias Schott. Diese grosse Anzahl von Gattungen ist von den vorangegangenen nur dadurch wesentlich verschieden, dass die Laubblätter eines Sprosses nur eine Vegetationsperiode andauern und somit die Assimilationsthätigkeit jedes Jahr von andern Blättern ausgeübt wird. Ihre Grundaxe ist eine Knolle, die sich Noya Acta XXXIX. Nr. 4. 26 202 Dr. Adolf Engler. Araceae I. (p. 46) mehr oder weniger z. B. bei Arisarum 'Targ., Stylochaeton Lepr., manchen Arten von Arum einem Rhizom nähert; je nachdem zahlreiche Axillarknospen zur Entwicklung kommen oder nicht, ist die Knolle verzweigt oder einfach kugelig. Verzweigte Knollen finden wir z. B. bei Arum maculatum und Dracun- culis vulgaris; bei andern, wie z. B. Colocasia Antiquorum und Amorphophallus Rivieri wird ein Theil der Axillarknospen durch Stolonen von dem Haupt- sympodium entfernt und dasselbe in einer gleichmässigen Entwicklung weniger gestört, als wenn hier und da aus einer Axillarknospe sich ein Sympodium entwickelt, das dem primären Sympodium unmittelbar aufsitzt. Die Regeln, welche sich bei der Betrachtung der vorangegangenen Gattungen dieser Ab- theilung ergeben haben, gelten auch hier, d. h. die Blätter eines Sprosses und wohl auch in den meisten Fällen eines Sympodiums sind homodrom und die Rollung der Blätter erfolgt nach dem langen Weg; mit Ausnahme der ersten Blätter an den Sprossen divergiren die Blätter meist genau um ?/,. Der Fort- setzungsspross entwickelt sich stets in der Achsel des Blattes (n—1), mag dasselbe Laubblatt oder Niederblatt sein. Bei den meisten Gattungen wird jeder Spross durch eine Inflorescenz abgeschlossen, doch erfogt bei einigen Gattungen auch eine Mehrung der Inflorescenzen durch Bildung eines secun- dären Inflorescenzzweiges in der Achsel des Blattes n oder auch die Bildung einer Schraubel von Inflorescenzen in der mehrfach beschriebenen Weise, so in der Regel bei Gonatanthus sarmentosus Klotzsch, häufig bei Caladium bicolor Vent., den Arten von Spathicarpa, selten und ausnahmsweise bei Arum maculatum 1.!) Die Verschiedenheiten, welche nun ausserdem noch einzelne Gattungen oder Gruppen von Gattungen auszeichnen, liegen vorzugsweise in dem Ver- hältniss der Zahl der Laubblätter zur Zahl der Niederblätter an demselben Spross, ferner in der absoluten Zahl der Laubblätter an jedem Spross, welche bei manchen Gattungen und Arten ziemlich constant inne gehalten wird, endlich in der Aufeinanderfolge dieser Blattorgane. Es wird auch hier am Besten sein, einige 'I'ypen aufzustellen, welche den einzelnen Gattungen entsprechen 1) Vergl. Al. Braun, Ueber das Vorkommen mehrerer Hüllblätter in Verhandl. des botan. Vereins für die Provinz Brandenburg. I. (1859.) p. 84—97. Ueber Blattstellung und Sprossverhältnisse der Araceae. (p. #1) 203 und dann noch etwaige Eigenthümlichkeiten bei Besprechung der einzelnen Gattungen hervorzuheben. I. Typus: N L,L,L,....L(n—1) In, S. NN | N, LLL....L(@-1), In, S NN I. Typus: NN,N,N.,(L,L) L (n—1)Ln, S N, NN,N...(LL), L(n—1), In, S. IH. Typus: N,N,N,..N (n—1), In, S N, N,N....N@o-1)In,$ IV. Typus: ,L,LL,L...N,N,N @—1), Nn, S N, LLLLL...N,N(n-1), Nn,S VErypuRz NSEN, Nee, 1, 1, NND N (n—IJ), Nn, 8. N,N, N ...(L,L,LN,N....N(n—1), Nn,S. Diese Typen sind nicht scharf geschieden, es ist leicht ersichtlich, dass dieselben ineinander übergehen und in der That verhalten sich bisweilen die- selben Arten oder Arten einer Gattung nach verschiedenen Typen, z. B. die Arten von Staurostigma und Spathicarpa nach II und IV, ebenso die Arten von Helicophyllum und Biarum; Caladium marmoratum Mathieu verhielt sich im Münchner Garten sowohl nach I, als nach IV. Trotzdem Ausnahmen vor- kommen, so sind dennoch für die einzelnen Gattungen gewisse Regeln vor- herrschend und diese darf man daher wegen der Ausnahmen nicht übersehen. Colocasia antiqguorum Schott nebst Varietäten. (L.) Mehrung der Inflorescenz findet statt aus der Achsel von Ln. Ramay!) hat bei der var. esculenta Schott in der Achsel jedes Blattes 15— 25 collaterale Knospen beobachtet, von denen die grösste, lange vor den übrigen gebildete der Mediane der Blätter entsprach. Weder Al. Braun noch ich selbst konnten dies Faktum bestätigen, womit allerdings nicht die Sache widerlegt ist, jedoch wäre es möglich, dass die Pflanze vielleicht ein Xanthosoma war, von welcher Gattung sich einzelne Arten so verhalten (s. oben). Die in den Achseln der Blätter sich ent- wickelnden Vermehrungssprosse brechen an der Basis ihrer Tragblätter durch, während diese noch selbst vegetiren. Die Sprosse beginnen mit nur wenigen (2—-3) Niederblättern und bisweilen ist sogar schon am zweiten und dritten eine Spreitenanlage bemerkbar, die aber bald verkümmert. 1; Bull. de la soc. Linn. de Paris 1874, 6. Mai. 26” 204 Dr. Adolf Engler. Araceae Il. (p. 48) Caladium Vent. (I und IV.) Die Exemplare verhalten sich nicht immer vollkommen gleich. Gelangen sie in demselben Jahre zur Blüthe, in welchem die Laubblätter hervorgetreten sind, so schliesst sich S an Ln an; wenn aber die Blüthenbildung nicht am Ende der ersten Vegetationsperiode des Sprosses erfolgt, so sind die letzten Blätter des Sprosses Niederblätter und die Laubblätter, welche nach der Inflorescenz auftreten, gehören dem Fortsetzungsspross an; so fand ich es bei einigen Exemplaren von €. marmoratum Mathieu, welche auch durch Vermehrungszweige der Inflorescenz ausgezeichnet waren. Arum L. (inel. Gymnomesium Schott.)!) (I.) Auf 4—6 Niederblätter folgen an jedem Fort- setzungsspross bei Arum maculatum L. und andern Arten meist nur 2 Laubblätter, selten 4. Dracuneulus vulgaris Schott. (II.) Jeder Spross trägt meist 3 Laubblätter. Helicodiceros erinitus Schott. (I1.) Jeder Spross trägt meist 3 Laubblätter. Helicophyllum Schott (incl. Zminium Blume). (I.) An jedem Spross fanden sich meist 4 Laub- blätter. Auch kommt es vor, dass einzelne Exemplare erst in der nächsten Vegetations- periode zur Blüthe gelangen und dann dem Typus IV entsprechen. Theriophonum Blume (inel. Calyptrocoryne Schott und Zapinocarpus Dalzel (I) verhält sich wie Helicophyllum. Ambrosinia Bass Murr. (1.)2) Für gewöhnlich gehen dem Hüllblatt 3 Laubblätter voran; der Fortsetzungsspross beginnt mit 1—2 Niederblättern. Arisarum Targ. Tozz. (I.) Die Sprosse entwickeln meist nach wenigen Niederblättern zwei Laubblätter, seltener nur eines bei 4. vulgare Targ. Tozz., häufiger bei 4. proboserdeum Savi. Arisaema Mart. (Il und II.) Viele Arten. wie 4A. ringens Schott, A. Schimperianum Hoch- stetter, A. curvatum Kunth entwickeln an jedem Fortsetzungsspross 2 mit langen Scheiden versehene, den Blüthenstandstiel einschliessende Laubblätter; andere Arten, wie A. amu- rense Maxim., nur eines; diese erzeugen dann den Fortsetzungsspross in der Achsel des Niederblattes (n—1). ‚Spathrcarpa Hook. (I und V.) Getrocknete Exemplare von Spathicarpa hastifolia Hook. aus Montevideo verhalten sich verschieden, die meisten entsprechen dem Typus II, einige dem Typus V; die Zahl der Laubblätter an jedem Spross beträgt meist 2; häufig findet eine Mehrung der Inflorescenzen statt. Pinellia 'Tenore.°) (U.) Nach den ausführlichen Untersuchungen von Irmisch herrscht bei dieser Pflanze die Bildung von Laubblättern vor. Nach dem Keimblatt werden an der primären Axe nur Laubblätter gebildet, selbst wenn die Entwicklung in verschiedenen Vegetationsperioden erfolgt. An den spätern Laubblättern, manchmal auch schon am !) Vergl. Irmiseh: Morphologische Beobachtungen an einigen Gewächsen der Me- lanthaceen, Irideen und Aroideen. Berlin 1856. p. 15, und: Zur Morphologie der Knollen- und Zwiebelgewächse. Berlin 1850, p. 164. 2) Irmisch, Beiträge zur vergleichenden Morphologie. V. (1874.) p. 3—8. 3) Vergl. Irmisch 1. c. p. 167—188. Ueber Blattstellung und Sprossverhältnisse der Araceae. (p. 49) 205 zweiten und dritten treten am Ende der Scheide adventive Knöllchen auf, welche mit einem dem Laubblatt gegenüberstehenden Niederblatt beginnen. Die aus diesen Knöllchen hervorgehenden Pflanzen gelangen häufig schon im zweiten oder dritten Jahr nach fort- dauernder Bildung von Laubblättern zur Blüthe. Irmisch giebt die Divergenz der Blätter auf !/; an; sie ist aber zweifellos viel näher an ?/;. Häufig entwickeln sich in demselben Jahr mehrere Fortsetzungssprosse, immer aus L (n—1) und ein jeder der Formel N, L (n—1), Ln, S entsprechend; so geht es auch in den folgenden Jahren weiter; es scheint also wie bei Arum maculatum an dem erstarkten Sympodium die Zahl der Laub- blätter jedes Fortsetzungssprosses in der Regel eine begrenzte zu sein. Typhonium Schott (incl. Zeterostalis Schott.) (M.) Zyphonium divarıcatum Blume, das bisweilen in Gärten cultivirt wird, verhält sich genau so, wie erstarkte Sympodien von Pinellia, d. h. es kommen auch hier in demselben Jahr einige Fortsetzungssprosse zur Entwicklung. Ebenso verhalten sich getrocknete Exemplare von 7. cuspidatum (Blume) Deen. (= Hetero- stalis flagelliformis Schott). P Gonatanthus sarmentosus Klotzsch. (II.) Cultivirte und spontane Exemplare verhalten sich gleich. In der Regel tritt Mehrung der Inflorescenz ein durch Entwicklung eines Blüthen- zweiges aus Ln. Ferner entwickelt die Pflanze sowie Remusatia vivipara aus den Achseln ihrer Niederblätter Stolonen, welche entweder einfach oder gegen das Ende ungemein reich verzweigt sind; sie sind mit kleinen, von einander ziemlich entfernten Niederblättern be- setzt, in deren Achseln Knäuel von mehreren, ebenfalls dünne, häutige, lang zugespitzte Niederblätter tragenden Knospen stehen. Biarum Sehott (inel. Cyllenium Schott und /scharum Schott). (IV.) 2. tenuifolium Schott, von welcher Pflanze ich lebende Exemplare aus Dalmatien durch Herrn Dr. Nägeli jun. erhielt, blüht im Spätherbst; am Grunde des Blüthenstandes stehen zahlreiche (bis 8) Niederblätter, von denen die oberen grösser sind; sie divergiren um ?/;. In der Achsel von N (n—1) entwickelt sich der Fortsetzungsspross, welcher mit 2 Niederblättern be- ginnt, von denen Nı und Ns um 1/, divergiren; darauf folgen viele (7—10) schmale, linealische oder linealisch-lanzettliche Laubblätter, welche überwintern und während des Sommers absterben, die Axe erstarkt zur Knolle und entwickelt nach Bildung mehrerer Niederblätter wieder eine Inflorescenz. Die Blüthezeit ist nicht bei allen Arten von Biarum gleich; denn während ich von 3. tenwfolium Schott nur immer im Herbst gesammelte Blüthenexemplare und im Frühjahr gesammelte Fruchtexemplare sah, sind die im Herb. graecum von Heldreich ausgegebenen Exemplare des am Hymettus wachsenden 2. Spruneri Schott am 16. Mai gesammelt. Hingegen verhält sich 3. Zusselianum Schott aus Syrien, das oft über 20 Laubblätter an einem Spross entwickelt, wie 2. Zenwifolium Schott. Nach den Angaben von Parlatore (Fl. ital. II. 241) soll 2. tenwfolium zweimal, im Herbst und im Frühjahr, zur Blüthe gelangen. Leptopetion Alexandrinum Schott verhielt sich genau so, wie Brarum tenuifolium Schott. Stylochaeton Leprieur (wohl richtiger gebildet Siylochiton, da der Griffel von dem Perigon wie von einem Mantel umgeben ist). (II und III.) Die Arten dieser für das Verständniss der Blüthen von Arum äusserst wichtigen Gattung verhalten sich verschieden. Glücklicher- weise liegen mir sehr gut erhaltene Exemplare aller Arten vor. Sf. natalense Schott be- 206 Dr. Adolf Engler. Araceae II. (p. 50) sitzt ein dickes Rhizom, welches noch stellenweise mit den Resten der Niederblätter älterer Sprosse bedeckt ist; jeder Spross entwickelt nach einem Niederblatt etwa 3 Laubblätter und die Inflorescenz; in der Regel erfolgt einmalige Mehrung derselben aus Ln. 7. hypo- gaeum Lepr. dagegen und SZ. Zanifolium Kotschy et Peyritsch, von welcher Pflanze mir vorzügliche von Dr. Schweinfurt gesammelte Exemplare vorliegen, verhalten sich anders. Der Grundstock besteht aus rosenkranzförmig aneinander gereihten, scheibenförmigen Knollen; an jedem Spross folgen auf einige wenige Niederblätter etwa 4—5 Laubblätter, welche vor der Entwicklung der Inflorescenz absterben; auf die Laubblätter folgen 4—5 Niederblätter und die Inflorescenz, von welcher nur die mit einem Spalt geöffnete Spitze des Hüllblattes über die Erde hervortritt. Die Befruchtung erfolgt unter der Erde; Frucht und Fruchtstiel sind farblos; auch befindet sich die Frucht immer unter der Erde. Zu der Zeit, in welcher die Frucht reift, entwickeln sich die Laubblätter des Fort- setzungssprosses. Remusatia vivipara Schott. (IV.) Die Laubblätter werden in unsern Gewächshäusern im Laufe des Sommers entwickelt; gewöhnlich gehören nur 2—3 zu einem Spross, die in grösseren Zwischenräumen nach einander über die Erde hervortreten. Nach den am Ende des Sommers absterbenden Laubblättern werden im Herbst nur 4—5 Niederblätter gebildet, auf welche im Frühjahr die abschliessende Inflorescenz folgt. Der Fortsetzungsspross er- zeugt nach einem Niederblatt nur 2—3 Laubblätter. Die Divergenz beträgt auch hier %;. In den Achseln der Laubblätter entstehen lange, anfangs senkrecht in die Höhe wachsende Sprosse, an denen schuppenförmige Niederblätter, von einander um einige Centimeter entfernt, stehen: diese tragen in ihren Achseln Knäuel von kleinen Knospen mit dünnen, häutigen, gegen die Spitze sehr verschmälerten Niederblättern, welche leicht zur Vermehrung benutzt werden können. Diese Knospen entwickeln, in die Erde gepflanzt, erst noch ein grösseres Niederblatt und dann ein Laubblatt. Ariopsis peltata Graham (V), von mir ebenfalls lebend untersucht, verhielt sich der vorigen Pflanze ähnlich; jedoch beginnt der Fortsetzungsspross mit 2—3 Niederblättern, und in der Regel erfolgt eine Mehrung der Inflorescenzen, deren oft 3 aufeinander folgen. Staurostigma Scheidw. (Asterostigma Schott). (V.) In der Regel trägt am erstarkten Sympodium jeder Fortsetzungsspross nur ein dreitheiliges Laubblatt, dessen mittlerer Abschnitt fieder- schnittig und dessen seitliche Abschnitte fiedertheilig sind. Ebenso verhalten sich Zuecarum Weddelianum Brongn. und Mangonia Tweediana Schott. Sauromatum Schott. (V.) Die fast scheibenfölmigen Knollen von S. pedatum Schott sind um die kegelförmige Knospe etwas vertieft; um dieselbe herum sind die Narben der abge- storbenen Blätter bemerkbar und deren Stellung durch die in den Achseln jener Blätter entstandenen Knospen gekennzeichnet; die Divergenz beträgt ?2/;. Auf 6 Niederblätter folgt das Hüllblatt mit der Inflorescenz. Der in der Achsel des Blattes N (n—1) ent- stehende Fortsetzungsspross beginnt mit einem, dem Tragblatt gegenüberstehenden Nieder- blatt, auf welches 2—3 Laubblätter folgen, welche nach einander über die Erde hervor- treten, so dass nur eines vorhanden zu sein scheint. Dracontium L. (inel. Chersydrium Schott und Godwinia Seem.). (V.) Zu dem schon längst be- kannten D. polyphyllum L. sind in den letzten Jahrzehnten Dr. asperum C. Koch (Amor pho- Ueber Blattstellung und Sprossverhältnisse der Araceae. (p. 5l) 20% phallus nivosus Lem.) und Dr. Gigas (Seem.) Engl. (Godwinia Gigas Seem.) hinzu- gekommen, die in hohem Grade, namentlich in England, Aufsehen erregt und Veranlassung zu mehrfachen Besprechungen in Gartenjournalen gegeben haben. Wir werden nach der vorausgegangenen Darstellung nicht mehr viel Auffälliges an den Dracontien finden; sie verhalten sich wie Staurostigma und Sauromatum, nur wird bei den hinreichend erstarkten Sprossen ziemlich constant nur ein Laubblatt entwickelt, das nur unter der Erde eine kurze Scheide, über der Erde einen vollkommen stielrunden, oft 1 M. langen Blattstiel und eine tief dreitheilige Spreite besitzt, deren 3 Abschnitte überhängen, so dass dasselbe erreicht wird, als wenn 3 spiralig angeordnete Laubblätter ihre Spreiten entfalten. Nachdem das Laubblatt abgestorben ist, tritt die Infloreseenz auf kurzem, von Niederblättern um- gebenem Stiel hervor. Wenn mit der Inflorescenz gleichzeitig ein Laubblatt auftritt, so gehört dasselbe nicht dem blühenden Spross an, sondern dem folgenden Fortsetzungsspross. Echidnium Schott und Ophione Schott verhalten sich so wie vorige Gattung. Anchomanes Schott. (V.) Diese Gattung ist ein interessantes systematisches Zwischenglied zwischen den zwitterblättrigen Dracontioninae und den diklinischen Amorphophallinae. Exemplare von 4. dubius Schott, welche Dr. Schweinfurth wie gewöhnlich in vollendet instructiver Weise sammelte und trocknete, zeigen durchaus dieselbe Anordnung wie Dracontium; nur wird der Fortsetzungsspross fast gleichzeitig mit der Infloreseenz des vorangegangenen Sprosses entwickelt; zwischen dem Auftreten des Laubblattes und der Inflorescenz desselben Sprosses liegt jedoch eine Ruheperiode, in welcher nur die langsame Entwicklung der Niederblätter vor sich geht. Ganz junge Exemplare besitzen noch keine Knolle, sondern ein Rhizom; bevor die Inflorescenz des primären Sprosses gebildet wird, werden natürlich viele Laubblätter entwickelt. Amorphophallus Blume (inel. Conophallus Schott, Brachyspatha Schott, Proteinophallus Hook. f.). (V.) Da diese und die folgenden Gattungen sich im Wesentlichen genau so wie Dracontium verhalten, so ist jetzt nur noch Weniges hervorzuheben. Genauer untersuchen konnte ich 4A. Rivieri Durieu. Die mächtigen, kindskopferossen Knollen dieser Pflanze sind häufig ver- zweigt. Die in der etwas vertieften Mitte sich erhebende Hauptknospe ist von Blatt- narben umgeben, deren zugehörige Knospen um ?/; divergiren. Auf 9—12 Niederblätter mit ebenfalls schon weit entwickelten Knospen folgt das Laubblatt, das im Wesentlichen ınit dem eines Dracontium und Anchomanes übereinstimmt; ich fand noch ein zweites Laub- blatt angelegt, das aber in der Regel nicht zur Entwicklung kommt. Darauf folgt dann eine Reihe von Niederblättern und endlich die Inflorescenz. Nach den Aussagen von Gärtnern kommen Exemplare, welche ihr Laubblatt hervorgebracht haben, noch nicht im folgenden Jahr zur Blüthe, sondern machen einen Ruhezustand durch, während dessen an der Knolle nur eine grosse Niederblattknospe wahrzunehmen ist, unter deren Schutz sich die Inflorescenz entwickelt. Die in den Achseln der dem Laubblatt vorangehenden Nieder- blätter stehenden Knospen aber entwickeln sich später, wenn das grosse Laubblatt sich erhebt, zu Stolonen von etwa 1 dm. Länge, welche an ihrem Ende verdiekt sind und kleine Niederblätter tragen. A. bulbifer Blume (Conophallus b. Schott) zeichnet sich dadurch aus, dass er an der Stelle, wo die 3 Schenkel der Blatttheile vom gemeinsamen Blattstiel abgehen, eine ziemlich grosse plattgedrückte Knolle entwickelt. 208 Dr. Adolf Engler. Araceae II. (p. 52) Hydrosme Schweinfurthii Engl. (V) verhält sich wie Amorphophallus. Die Knollen sind scheiben- förmig. Der im Mai hervortretenden Inflorescenz folgt im Juni das Laubblatt des Fort- setzungssprosses. Corynophallus Schott, Allopythion Schott, Pythonium Schott, Plesmonium Schott und Synantherias Schott sah ich bis jetzt nicht in ausreichend vollständigen Exemplaren, doch ist nach den von ihnen gegebenen Beschreibungen und bei ihrer sonstigen nahen Verwandtschaft zu Amorphophallus kein Zweifel, dass sie sich dieser Gattung gleich verhalten. Allgemeine Resultate der Untersuchungen über die Spross- folge und Blattstellung der Araceae. 1. Bei den meisten Araceae ist die oberirdische, stammartige oder unterirdische, rhizomartige oder knollige, scheinbare Hauptaxe ein Sympodium, eine Verkettung von Sprossen, welche mit Ausnahme des primären unter ein- ander in Zahl, Anordnung und Beschaffenheit der Blätter übereinstimmen. Durch mehr oder minder reiche Entwicklung der Axillarknospen kann das Sympodium mehr oder weniger Seitenzweige bekommen, die dann ebenfalls wieder Sympodien werden. Die Sympodien kommen immer erst zu Stande, wenn die Pflanzen einmal geblüht haben; bis zur Bildung der ersten Inflorescenz sind sie immer Monopodien. Eine sympodiale Hauptaxe kommt nie zu Stande bei den Gattungen Pothos L., Pothoidium Schott und Heteropsis Kunth. 2. Die Blätter der Araceen stehen bei der kleinern Zahl der Gattungen zweizeilig, bei der grossen Mehrzahl spiralig. In den meisten Fällen sind die zweizeiligen Blätter antidrom; namentlich tritt dies bei einigen Araceae mit kriechendem Rhizom, wie Acorus, Gymnostachys und Calla oder mit lianenartig wachsendem Stamm, wie Rhaphidophora, Tornelia, Monstera, Scindapsus, Gattungen, die auch systematisch verwandt sind, hervor. Bei Calla und den letztgenannten Gattungen sind nicht bloss die aufeinander folgenden Blätter antidrom, sondern auch das Sparganom der Scheide und die Spreite unter sich antidrom. An horizontal wachsenden Axen befindet sich immer die Hebungs- seite der Scheide unten. Es giebt aber auch Araceen, wie Orontium, deren Blätter anfangs um 1/, divergiren und homodrom sind. Bei den meisten Araceen Ueber Blattstellung und Sprossverhältnisse der Araceae. (p. 53) 209 mit spiraliger Blattstellung beträgt die Divergenz ?/;, seltener 3/; oder 3/7; in manchen Fällen ist sie auch nicht genau zu bestimmen, da einerseits an den umfassenden Blattscheiden die Mediane nicht genügend gekennzeichnet ist und auch die Knospen nicht immer vor der Mediane stehen. An Sprossen , deren obere Blätter genau um ?/, divergiren, beträgt oft die Divergenz der untern Blätter '/; oder fast Y,. Während die oberen Blätter vollkommen homodrom sind, kommt es bisweilen vor, dass zwischen den beiden ersten Blättern Anti- dromie stattfindet, so namentlich bei Anthuorium; sehr häufig aber findet Anti- dromie statt zwischen dem Tragblatt des Fortsetzungssprosses und dem ihm gegenüberstehenden Grundblatt desselben. Das zweite und erste Niederblatt eines Sprosses divergiren oft auch um viel weniger als !/,, so bei Anthurium um ungefähr !/,, bei Calla um ®/,, ebenso bei Rhaphidophora pertusa, 3. Die Grundblätter oder Vorblätter der Fortsetzungssprosse und der Vermehrungssprosse sind in den meisten Fällen kielige Niederblätter; nur bei Acorus, Gymnostachys und Orontium ist das erste Blatt des Fortsetzungsspross ein Laubblatt, welches bei Acorus und Gymnostachys zweikielig, bei Orontium am Rücken abgerundet ist. 4. Bei den Araceen mit spiraliger Stellung der Blätter findet die Rollung der Blätter in der Regel nach dem langen Wege statt; eine Ausnalıme macht bis jetzt nur Spathiphyllum. 5. Das Blatt eines blühenden Zweiges, welches dem Kolben vorangeht und denselben umhüllt, heisst das Hüllblatt; in der Regel folgt ihm an dem- selben Zweige kein anderes Hochblatt, nur bei Orontium finden sich bisweilen Braecteen. Das Hüllblatt ist in den meisten Fällen von «den vorangehenden Laubblättern oder Niederblättern äusserlich verschieden und oft gefärbt, von den Laubblättern äusserlich nicht verschieden ist es bei Orontium, wiewohl es auch da anfangs die Funktion hat, den Kolben zu umhüllen. Meistens ist das Internodium zwischen Hüllblatt und dem vorangehenden Blatt von erheblicher Länge, doch kann es auch ganz kurz sein, auch das Internodium zwischen dem Hüllblatt und der zu ergänzenden ersten Bractee ist von sehr verschiedener Länge. Ausnahmsweise kommt es vor, dass I oder 2 dem Hüllblatt voran- gehende Blätter äusserlich dem Hüllblatt gleichen, so bei Richardia Africana Kunth. und Oaladium bicolor Vent., wobei keine Aenderung in der Blattstellung stattfindet; es kommt aber auch vor, dass an Stelle des normalen, dem voran- Noya Acta XXXIX. Nr. 4. 27 210 Dr. Adolf Engler. Araceae II. (p. 54) gehenden Blatt antidromen Hüllblattes drei (spiralig gestellte) Hüllblätter treten. Wenn man das Hüllblatt in der oben angedeuteten Weise auffasst, so fehlt ein solches nür bei den letzten axillären Blüthenzweigen von Pothoidium, deren Kolben in der Jugend von den Laubblättern des Hauptzweiges umhüllt werden (vergl. Taf. I. Fig. 2B). 6. Bei den Sympodien bildenden Araceen bilden die Kolben jedesmal den Abschluss eines Sprosses; der Fortsetzungsspross entwickelt sich bei der grossen Mehrzahl der 4raceae in der Achsel des vorletzten Blattes vor dem Hüllblatt des Blattes (n—1), nur bei Acorus, Gymnostachys, Orontium, Lysi- chitum, Symplocarpus und nach Al. Braun ausnahmsweise auch bei Calla in der Achsel des Blattes n, also bei Gattungen, die auch systematisch einander nahestehen. <. In den meisten Fällen sind die Fortsetzungssprosse eines Sym- podiums unter sich homodrom und stellen die Sympodien bei Spiralstellung und gleichartiger Ausbildung der Sprosse, wie z. B. bei Anthurium, Philodendron, Typhonium, Amorphophallus ete. etc. Schraubeln dar. Nur selten findet sich Poecilodromie, nämlich bei Dieffenbachia. Bei Zweiseitigkeit können Fächeln und Sicheln gebildet werden; so ist wenigstens theilweise eine Fächel die Scheinaxe von Anadendron montanum. 8. Wenn an einem mit Inflorescenz abschliessenden Spross oberhalb des Fortsetzungssprosses sich noch ein Spross entwickelt, so sind dieselben unter normalen Verhältnissen (der von Al. Braun einmal bei Calla constatirte Fall, dass die Sprosse der Blätter n und (n—1) sich gleichartig ausbilden, ist ein exceptioneller) ebenfalls Blüthenzweige und tragen ausser ihrem Niederblatt (Grundblatt) nur dieselbe Art von Blättern, welche der relative Hauptspross oberhalb des 'Tragblattes seines Seitensprosses entwickelt, d. h. wenn in der Achsel des der Spatha vorangehenden Blattes ein Spross sich entwickelt, so trägt derselbe ausser dem Grundblatt nur Blätter von derselben Art wie das Hüllblatt, in der Regel nur eines (Alocasia, Gonatanthus, Symgonium, Ariopsis, kichardia, Monstera, Chamaecladon, Homalomena etec.), bisweilen aber auch zwei (Calla, Arum). In diesen Fällen bilden die Inflorescenzen Schraubeln bei Spiralstellung der Blätter und Sicheln (Gymnostachys) bei zweizeiliger Stellung der Blätter. Ueber Blattstellung und Sprossverhältnisse der Araceae. (p. 55) 21l 9. Die grosse Mehrzahl der Araceengattungen zeigt also in der Spross- folge eine grosse Uebereinstimmung, mögen die Scheinaxen oberirdisch und gestreckt oder unterirdisch und zu Knollen verkürzt sein; dieselben Gattungen zeigen aber in der anatomischen Beschaffenheit ihrer Organe und noch mehr in der Ausbildung ihrer Blüthen erhebliche Verschiedenheiten; letztere weisen alle möglichen Zwischenstufen zwischen der normalen zwitterigen Monoco- tyledonenblüthe und dem das nothdürftigste Charakteristikum einer Blüthe dar- stellenden einzelnen Staubblatt oder Fruchtblatt auf. 10. Viele Araceen, namentlich die knolligen, machen eine Ruheperiode durch, bevor die Sprosse zur Blüthe gelangen: dann pflegen an demselben Sprosse, abgesehen von dem fast allemal niederblattartigen, grundständigen Vorblatt, Niederblätter mit Laubblättern abzuwechseln; tritt die Ruheperiode gleich nach Entwicklung der Inflorescenz ein, so stehen eine grössere Anzahl Niederblätter am Anfang des Fortsetzungssprosses; wenn aber die Ruheperiode vor der Entwicklung der Inflorescenz eintritt, so werden mehrere Niederblätter zwischen den Laubblättern und der Inflorescenz angelegt. li. Im Allgemeinen kann als Regel gelten, dass die Zahl der Laub- blätter in einem Spross grösser ist, wenn deren Spreiten weniger Fläche dar- bieten, z. B. bei D. Russellianum und B. tenuifolium, dass dagegen die Zahl erheblich, bis auf 1 oder 2 redueirt wird, wenn die Spreite gross und vielfach getheilt ist (Amorphophallus, Zamioculcas, Dracontium); doch gilt dies nur von den knolligen Araceen als Regel. Unter den Araceen mit oberirdischem Sympodium verhalten sich z. B. Anthurium und Philodendron in der Anzahl ihrer Blätter an jedem Fortsetzungsspross immer gleich, mögen deren Spreiten eine grössere oder geringere Fläche darbieten; hier ist eben das Verhältniss insofern ein anderes, als die Blätter der vorangehenden Sprosse noch in Thätig- keit sind. Auffallend ist Rhaphidophora pertusa Schott, die oberirdische Axen besitzt und doch an jedem Spross nur wenige Laubblätter, dagegen viele Nieder- blätter entwickelt. 12. Die Achselknospen der Blätter fallen nicht immer in die Mediane, bei Acorus, Rhaphidophora, Monstera convergiren die Knospen der successiven Blätter stark nach unten, während die Spreiten der Tragblätter nach oben eonvergiren; wenn man aber den Jugendzuständen nachgeht, so findet man selbst bei Rhaphidophora pertusa, wo die Knospen so auffallend aus der Mediane FAT, 212 Dr. Adolf Engler. Araceae II. (p. 56) gerückt zu sein scheinen, dieselben der Mediane mehr genähert; am auf- fallendsten ist die Stellung der Knospen bei Pistia seitlich vom Blatt. Bis- weilen rücken die Knospen am folgenden Internodium hinauf, so besonders bei Anthurium violaceum Schott, in geringerem Grade auch bei andern Anthurien und Philodendron. Häufig durchbrechen die Axillarknospen schon früh ihre Tragblätter und treten dann die aus ihnen sich entwickelnden Sprosse auf der Rückseite der Tragblätter auf, so bei vielen Pothos, Colocasia und einzelnen Anthurien. Ausser den normalen Knospen finden sich auch bisweilen accesso- rische Knospen, dieselben treten collateral in grösserer Anzahl auf bei Arten der Gattung Xanthosoma (nach Andern auch bei Colocasia), sowie auch in der Inflorescenz von Homalomena (einmal beobachtet bei H. erubescens Kunth.). Regulär findet sich eine Beiknospe am Tragblatt jedes Fortsetzungssprosses bei Anthurium und Philodendron; dieselben sind als Reserveknospen anzusehen welche, im Fall sie mit der Mutterpflanze in Verbindung bleiben, nach Unterdrückung des Fortsetzungssprosses sich entwickeln, anfangs einige Nieder- blätter und Laubblätter erzeugen, dann aber ebenfalls blühen und zu Sympodien auswachsen. Losgelöst gelangen sie viel später zur Blüthenentwicklung. Endlich sind noch die Adventivknospen zu erwähnen, welche auf Blättern auftreten, so bei Pinellia tuberifera "Wen. und Amorphophallus bulbifer Blume. Vergleich der Sprossverhältnisse der Araceen mit denen anderer Monocotyledonen. Da sich bei unseren Untersuchungen eine gewisse Gesetzmässigkeit in der Verzweigung der Araceen ergeben hat und sich gezeigt hat, dass der vegetative Aufbau sich an bestimmte Regeln bindet, während der Blüthenbau innerhalb der Familie der Araceen eine viel grössere Mannigfaltigkeit auf- zuweisen hat, so wird bei Beurtheilung der verwandtschaftlichen Beziehungen anderer Familien zu den Araceen auch einiges Gewicht auf deren Spross- verhältnisse zu legen sein. Es giebt einige ziemlich isolirt stehende Pflanzen- gruppen unter den Monocotyledonen, die möglicherweise den Araceen zu Ueber Blattstellung und Sprossverhältnisse der Araceae. (p. 57) 213 eoordiniren oder zu subordiniren wären; auf diese muss sich vorzugsweise unsere Aufmerksamkeit richten. Man hat z. B. die Lemnaceen wegen der grossen Aehnlichkeit ihrer Samen mit denen von Pistia für Verwandte der Araceen ansehen wollen, ebenso wurden schon von älteren Systematikern die Typhaceen mit den Araceen in eine Gruppe der Spadieiflorae vereinigt. Zu- nächst soll die Frage nach der Verwandtschaft unerörtert bleiben und nur nach solchen Monocotyledonen gesucht werden, die den Verzweigungsgesetzen der Araceen folgen. Im Ganzen sind über diesen Gegenstand noch nicht viel Be- obachtungen gemacht: die allzugrosse Werthschätzung der Blüthentheile und die Artenjägerei hat von jeher eine Vernachlässigung dieser Richtung der Morphologie zur Folge gehabt, namentlich weiss man noch sehr wenig über (die tropischen Monocotyledonen, wie z. B. die Pandanaceen, die Oyclantheen, die Phytelephanteen, besser steht es bei den einheimischen Monoecotyledonen, an denen Irmisch, Doell, Wydler, Al. Braun, Buchenau u. A. Beobachtungen gemacht haben. Die Bildung von unterirdischen Sympodien ist bei den verschiedenen Familien der Monocotyledonen sehr verbreitet; es fragt sich aber: Welches sind die Monocotyledonen, bei denen die Fortsetzung des Sympodiums ebenda erfolgt, wo sie bei den Araceen erfolgt? Die Fortsetzung des Sympodiums aus dem Blatt n, dem der Inflorescenz vorangehenden Blatt, welche wir bei Acorus, Gymmostachys, Orontium, Symplo- carpus und Lysichitum allein sicher gestellt baben, findet sich auch bei Sagittaria, Alisma, Triglochin, Gladiolus, Gagea lutea, wobei zu berücksichtigen ist, dass die Aehnlichkeit sich auch nur dann herausstellt, wenn man das Hüll- blatt der Araceen als zur Inflorescenz gehöriges Hochblatt bei dem Vergleich unberücksichtigt lässt. Ferner sind hier heranzuziehen Zostera und Cymodocea, namentlich erinnern die Blüthenstandsympodien von Zostera sehr an die Sym- podien mancher Araceen, z. B. von Chamaecladon. Einige Analogie bietet allen- falls die Verzweigung innerhalb der Inflorescenz einiger Juncaceen, wo in der Achsel des drittletzten Blattes vor der Blüthe immer ein neuer Blüthenzweig entsteht, an welchem die beiden letzten Blätter zu Hüllblättern der endständigen Blüthe werden, so bei Luzula campestris (vergl. Eichler, Blüthendiagramme. p. 144). Die bei den Araceen so verbreitete Fortsetzung aus dem Blatt (n—1) findet sich auch bei Eichhornia azurea, Lloydia serotina, Amaryllis formosissima, 214 Dr. Adolf Engler. Araceae II. (p. 58) Asparagus, Convallaria majalis und Haemanthus (bei letzteren nach Mittheilungen von Al. Braun). Bei den meisten anderen Monocotyledonen, deren jedesmalige Endaxe durch einen Blüthenstand abgeschlossen wird, wird eine Knospe der weiter unten stehenden Blätter zum Fortsetzungsspross, z. B. bei den Smilacaceen und auch bei den Typhaceen. (Gymmostachys zeigte die hervorragende Eigen- thümlichkeit, dass der Schaft mehrere Blätter und in den Achseln derselben verkürzte sichelartige Sympodien von Inflorescenzen trug, bei denen in der Achsel des obersten Hochblattes (der Spatha) selbst sich die Knospe zu einer neuen Inflorescenz entwickelte. Fine Analogie, wenn auch nicht vollständige Uebereinstimmung finden wir bei Anarthria prolifera R. Br. aus Neuholland. Diese Pflanze entwickelt aus den Achseln der zweizeilig gestellten Stengel- blätter Zweige mit 2—3distichen Hochblättern, abschliessend mit einer arm- blüthigen Aehre.!) Aus den Achseln der Hochblätter und häufig auch aus der des letzten vor der Inflorescenz befindlichen Blattes entwickeln sich ebenfalls wieder solche mit einer Aehre abschliessende Zweige. Bei andern Arten der- selben Gattung und andern Restiaceen sind sämmtliche secundären, tertiären und quartären Zweige kurz und zart, ihre Blätter dünnhäutig und klein und die ährigen Blüthenstände zu Rispen in der Achsel eines grossen T'ragblattes am primären Stengel vereinigt.2) Auch bei einigen Najadaceen finden wir So- wohl Fortsetzungssprosse als Vermehrungssprosse des Blüthenstandes in der Achsel der letzten Blätter vor der Inflorescenz, welche mit der Spatha der Araceen wohl vergleichbar sind. Bei Ruppia gehen der terminalen zwei- blüthigen Aehre 2 Spathablätter voraus, in deren Achsel sich ein mit einem Grundblatt beginnender,, mehrere Laubblätter tragender und dann in derselben Weise wie der Hauptspross abschliessender Nebenspross entwickelt. Bei Zamnichellia palustris (Eichler, Blüthendiagramme. p. 87) entwickeln sich 1) Die Aehren der Zestiaceen bestehen aus ziemlich zahlreichen Hochblättern, von denen die untersten keine Blüthen in ihren Achseln tragen, sondern nur die oberen; bei Anarthria prolifera kommt Reduction des ährigen Blüthenstandes auf nur eine Blüthe vor. 2) Bei andern Restiaeeen, z.B. Elegia vertieillarıs Kunth., stehen in den Achseln grosser umfassender scheidiger Hochblätter rings um den primären Stengel zahlreiche secundäre Sprosse, entweder Blattsprosse oder Blüthensprosse, alle in gleichem Grade der Entwicklung. Es scheint mir hier ziemlich sicher, dass diese Sprosse gleichwerthig sind, dass also eine Blattachsel eine grosse Menge Knospen trägt, wie bei Colocasıa und Xanthosoma. Ueber Blattstellung und Sprossverhältnisse der Araceae. (p. 59) 215 ebenfalls in den Achseln der beiden Spathablätter der weiblichen Blüthe, die man vielleicht auch als redueirte Aehren ansehen könnte, Zweige, und zwar in der Achsel des unteren ein Blüthenzweig mit einem grundständigen Nieder- blatt und einem Spathablatt, abschliessend mit einer oder zwei monandrischen Blüthen (nach Eichler’s und meiner Auffassung eine redueirte Aehre); in der Achsel des oberen Spathablattes aber entsteht ein Spross, der sich wieder genau so verhält, wie der primäre. Aus Obigem geht zur Genüge hervor, dass ähnliche Sprosssysteme, wie die der Araceen, unter den übrigen Monocotyledonen sich nur äusserst selten finden. Es ist num noch eine Pflanzengruppe zu betrachten; die Lemnaceen, welche man wegen der Aehnlichkeit ihrer Samen mit denen von Pistia gern als Abkömmlinge der Araceen angesehen hätte; da man sich jedoch über den Aufbau von Pistia nicht recht klar war, so war es auch nicht gut möglich, (lie schwierig zu deutenden Sprossverhältnisse der Lemnaceae damit in Ein- klang zu bringen. Die Frage ist insofern von Wichtigkeit, als es sich darum handelt, ob diese ihrer Organisation nach am niedrigsten stehenden Monoco- tyledonen als redueirte Bildungen vollkommner, ausgebildeter Typen oder ob sie als Vertreter eines eigenen, niedrig stehenden Typus anzusehen sind, dessen Ursprung dann ein anderer sein würde, als der der übrigen Monocotyledonen oder überhaupt der übrigen Metaspermen. Nun muss ich von vornherein be- merken, dass ich allmählich sowohl bei der Beschäftigung mit andern Pflanzen- familien, als auch ganz besonders bei meinen Untersuchungen der Araceen mich immer mehr mit der Anschauung befreundet habe, nach welcher die Formen mit sehr einfachen (monandrischen oder monogynischen) Blüthen als von vollkommeneren abgeleitete Bildungen anzusehen. sind, und versuchte es daher auch mit dieser Anschauung bei Lemna. Die Ausbildung des Mikro- pyletheiles des innern Samenintegamentes zu einem ÖOperculum bei Lemna er- innert an das doppelte Opereulum bei Pistia, und findet bei Homalomena ebenso statt, alsdann ist durch die Untersuchungen Hegelmaier’s!) dargethan, dass die Stellung und Richtung der Wurzel im Keime von Lemna und Sperodela ganz der bei Pistia entspricht; es weisen also wichtige Momente auf eine Verwandt- schaft dieser Pflänzchen mit Pistia und somit auch mit den Araceen hin. Da !) Hegelmaier in Bot. Zeitung 1874. p. 689 ff. 216 Dr. Adolf Engler. Araceae II. (p. 60) sich nun bei Vergleichung aller zugänglichen Araceen-Formen ergeben hat, dass die Mehrzahl terminale Inflorescenzen besitzt, ferner, dass die in der Ausbildung ihrer Axen zurückschreitenden Araceen, und namentlich auch Pistia, allesammt terminale Intlorescenzen besitzen, welche bis auf eine monogynische und wenige monandrische Blüthen, umgeben von einer Spatha, reducirt sein können, ferner, dass die Bildung eines schraubeligen Sympodiums immer erst nach der Bildung einer allerdings auch bisweilen sofort verkümmernden In- florescenz (Anthurium violaceum und Philodendron) stattfindet, so wird es sich darum handeln, ob der Bau der Lemnaceen sich in dieser Weise erklären lässt oder nicht. In der That scheinen auf den ersten Blick die Sprossverhältnisse bei den ZLemnaceen nicht mit diesen Forderungen in Einklang zu bringen. Wohl werden, wie allbekannt, von den verschiedenen aufeinander folgenden Generationen Schraubeln oder auch Dichasien gebildet, aber von nichtblühenden Sprossen, auch erscheint die Stellung der Inflorescenzen keineswegs von vorn- herein als terminal. Trotzdem dürfte sich der Aufbau der Lemnaceen mit Be- rücksichtigung dessen, was wir bei Pistia gefunden haben, erklären lassen. Es ist vor Allem zu berücksichtigen, dass schon an den Keimpflanzen von Pistia, die also noch kein Sympodium darstellen, an der Basis eines jeden mit seiner Unterseite dem Wasser aufliexenden Blattes seitlich von demselben Sprosse entstehen, welche stolonenartig auswachsen, sich so verhalten wie der Mutterspross und, allmählich erstarkt, sich loslösen. Diesen lateralen Sprossen von Pistia glaube ich nun diejenigen der Lemnaceen vergleichen zu müssen, welche ebenso wie ihr Mutterspross eine scharfe Gliederung des Vegetationskörpers m Axe und Blatt nicht zeigen, wenn auch immerhin der oberhalb der beiden „Taschen“ (bei Zemna und Spirodela) beiindliche Theil als Laubblatt anzusehen ist. Ihre Stellung würde mit derjenigen der Sprosse von Pistia übereinstimmen; der einzige wesentliche Unterschied wäre der, dass bei Pistia diese Sprosse einzeln auf der einen Seite des Blattgrundes, bei den Lemmaceen auf beiden Seiten desselben auftreten. Die Sprosse verhalten sieh nun wieder so wie ihr Mutterspross und so ent- steht ein schraubeliges und dichasienartiges System von Beisprossen, je nachdem nur immer der eine oder beide entwickelt werden. Jetzt wird es auch bei weiterem Vergleich mit Pistia leichter, die Inflorescenz der Lemnaceen als terminal anzusehen; denn auch bei Pistia sehen wir, dass zwischen der Basis Ueber Blattstellung und Sprossverhältnisse der Araceae. (p. 6l) 21% des Laubblattes und der Spatha sich nur ein kurzes Internodium entwickelte, auch kommt bei Pistia die Infloreseenz immer seitlich vor den einen Rand des vorangehenden Laubblattes zu liegen; denken wir uns das Internodium zwischen Laubblatt und Spatha bei Lemna noch mehr verkürzt, so bleibt die ganze Inflorescenz in der Grube des Sprosses, in welcher sich sonst nur ein Spross zu entwickeln pflegt; dieser aber geht, wie die schematische Darstellung der Wachsthumsverhältnisse von Lemna Valdiviana in Eichler’s Blüthen- diagrammen p. 75n zeigt, auch nicht ganz verloren. Es tritt also nach meiner Auffassung nicht die Inflorescenz an Stelle des einen Nebensprosses, sondern derselbe ist de? Abschluss des Sprosses, welcher die beiden Seitensprosse trägt. Noch ist zu bemerken, dass auch das einzige Früchtblatt der weiblichen Blüthe, sowie das von Pistia der Spatha gegenübersteht. Es mag immerhin auf den ersten Blick auffällig erscheinen, wenn ich annehme, dass das Axenende mit der Inflorescenz bei Lemma und Spirodela ganz auf die Seite in die sogenannte Tasche oder bei letzterer Gattung sogar aut die Unterseite zu liegen kommt; aber Lagenandra und Pistia vermitteln in dieser Beziehung den Uebergang. Man denke sich bei Pistia die Inflorescenz noch etwas mehr auf die Seite geworfen, als es in Wirklichkeit schon der Fall ist, die Kolbenaxe verkürzt und die Filamente verlängert, so erhält man die richtige Vorstellung der Inflorescenz von Lemna, dann müssen auch die Staubblätter (3 Blüthen) vor die ? Blüthe zu liegen kommen. Ferner ist zu beachten, dass bei Pistia mehrere Blätter aufeinander folgen, bevor der Spross mit einem Blüthenstand abschliesst; bei Lemma und Spirodela aber würde dann der Spross nur ein Laubblatt tragen, das sich so lange lebenskräftig erhält, bis der den Abschluss bildende Blüthenstand sich entwickelt. Bei Pistia werden zwar die lateralen Sprosse auch sofort an den ersten Laubblättern angelegt, ent- wickeln sich aber erst später; bei Lemna und Spirodela jedoch entwickeln sie sich gleich anfangs zu grösserer Selbstständigkeit, wohl einfach desshalb, weil der relative Hauptspross ja selbst keine weiteren Laubblätter hervorbringt und weil, wie wir es auch sonst oft sehen, bei Stillstand der Entwicklung im Hauptspross, die Vegetationsthätigkeit auf den Nebenspross übergeht. Wenn wir uns an diese verhältnissmässig kleinen Differenzen nicht stossen und wir bedenken, dass uns durch diese Auffassung die auch sonst nahegelegte Ver- einigung der Lemneae mit den Araceae, insbesondere mit den Pistiae ermög- Nova Acta XXXIX. Nr. 4. 28 218 Dr. Adolf Engler. Araceae II. (p. 62) lieht wird, dass wir dann nicht nöthig haben, uns irgend welche Blätter zu ergänzen, um die Blüthen der Lemneae mit denen anderer Blüthenpflanzen in Einklang zu bringen, so erscheint die ganze Auffassung jedenfalls plausibler als die frühere, sobald man sich auf den vergleichend morphologischen Stand- punkt stellt. Was man früher Vorblatt!) nannte, wird nun einfach zum Grund- blatt des lateralen Sprosses, dasselbe ist bei Spörodela deutlich entwickelt, bei Lemna verkümmert und hat dieselbe häutige Beschaffenheit wie bei Pistia. Schwieriger gestalten sich die Verhältnisse bei Wolffia, die aber schliesslich doch nicht anderswo hin gehören kann. Die ausgezeichneten Darstellungen Hegelmaier’s, der freilich die that- sächlichen Verhältnisse bei den ZLemnaceae in ganz anderer Weise als ich deutet, geben auch über Wolffia Aufschluss. Zunächst kommt hier die Spatha nicht zur Entwicklung, ebenso unterbleibt an den Sprossen die Ausbildung eines Grundblattes und der Vegetationskörper, der bei Lemma und Spirodela noch einen Axen- und einen Blatttheil erkennen lässt, ist hier vollkommen ungegliedert. Dazu steht die Inflorescenz, also das Axenende, in einer Ver- tiefung der Oberseite. Wenn wir die bei Lemna und Spirodela vorliegende Lage der einzelnen Theile festhalten und dieselbe mit den Abbildungen von Wolffia vergleichen (Hegelmaier, Lemnaceae. Taf. I—IV), so geht zunächst aus dieser Vergleichung hervor, dass die Längsachse des elliptischen Wolffia- Körpers mit der Trransversale von Lemna und Spirodela identisch ist; denn nur so stimmt die Lage der Carpelle zum lateralen Spross (vergl. 1. c. T. II. Fig. 16. Wolffia arrhiza); ferner muss man sich die Spatha neben das einzige vorhandene Staubblatt denken, da die Bauchnaht des Carpells dem Staubblatt zugekehrt ist. Die Abbildungen von W. hyalina (l. e. T. IV. F. 11) zeigen deutlich, dass die durch die Inflorescenz hindurch gelegte "Transversalebene (entsprechend der längeren Axe des Pflänzchens) jedesmal einen breiteren und einen schmaleren "Theil trennt; man kann sich sehr wohl in den Aussenrand des breiteren Theils noch den Rest des Laubblattes hineindenken und dann 1) Hegelmaier (l. e. p. 78. 79) sieht in demselben ein Verwachsungsprodukt aus Vorblatt und Blatt, hebt jedoch auch hervor, dass man die Entwicklungsweise und das ein- seitige Zusammenhängen der beiden Theile des Blattapparates im fertigen Zustand für die Auf- fassung als ein einziges Blatt anführen könnte; das ist er nun auch und durchaus vergleichbar dem stengelumfassenden Grundblatt des Sprosses bei Pistia. Ueber Blattstellung und Sprossverhältnisse der Araceae. (p. 63) 219 stimmt wieder die Lage sämmtlicher Inflorescenzen mit Lemma. Was endlich die beiden Inflorescenzen von W. Welwitschii (Hegelmaier 1. ec. T. IV. 5) betrifft, so könnten diese meine sonst leicht durehführbare Theorie am ersten zu Falle bringen; jedoch wäre es denkbar, dass an dem blühenden Hauptspross sich ein ebenfalls gleich zur Blüthe gelangender und mit dem Hauptspross verwachsender Spross entwickelt, vergleichbar dem bei Ohamaecladon, Richardia und andern ächten Araceen neben dem ersten Blüthenstand auftretenden zweiten, aus der Achsel des Blattes n hervorgehenden Blüthenstand oder den Sprossen bei Pistia, welche nur an den blühenden Exemplaren auftreten. Ihre Stütze findet diese Ansicht in den Figuren Hegelmaier’s (l.e. T. IV. Fig. 1. 3), die in der That auf der linken Seite (nach meiner Auffassung der Vorderseite der Pflanze) eine deutliche Gliederung zeigen, die meiner Deutung einiger- massen entspricht. Immerhin muss diese Frage noch durch spätere Unter- suchungen entschieden werden. 28* Ueber Blattstellung und Sprossverhältnisse der Araceae. (p. 65) 221 Erklärung der Abbildungen. Die Beschaffenheit der Blätter ist in den Diagrammen durch Farben ausge- drückt; die Niederblätter sind roth, die Laubblätter grün, die Hüllblätter und die zugehörigen Blüthenkolben dunkelbraun. 2232 Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. 1B. 2A. 3A. 3B. 3C. 3D. Dr. Adolf Engler. Araceae II. (p. 66) Tafel 1. (VII) Pothos luzonensis Schott. Diagramm, 4 aufeinander folgende axilläre Blüthen- standzweige darstellend. Die Sprosse haben schon in der Jugend die Scheiden ihrer Tragblätter durchbrochen und scheinen daher unter denselben zu ent- stehen; es gehört also « zu a, $ zu b, y zu c, d zu d. Pothos luzonensis Schott. Die Anordnung derselben Zweige schematisch bei Verlängerung der Internodien. Pothoidium Lobbianum Schott. Diagramm eines in der Achsel eines Laub- blattes entspringenden Blüthenstandzweiges (« in Fig. 2B). Pothoidium Lobbianum, Schott. Schematische Darstellung eines Zweiges mit zwei aufeinander folgenden Blüthenstandzweigen. Gymnostachys anceps R. Br. Diagramm, die Anordnung der Blätter an der Grundaxe darstellend; die Hebungsseiten der Blätter befinden sich unten. Sc. der die zusammengesetzten Inflorescenzzweige tragende Schaft. (Nach Aufzeichnungen von Al. Braun.) Diagramm des zusammengesetzten sichelartigen Inflorescenzzweiges in der Achsel eines Hochblattes am Schaft. Die einzelnen Inflorescenzen sind in ver- schiedenen Jahren gebildet, x, x, x im Jahr 1852, y, y, y im Jahr 1853. (Nach Al. Braun.) Diagramm einer Doppelsichel von Inflorescenzen, gefunden an einem trocknen Exemplar aus Australien. Schema derselben Doppelsichel bei Verlängerung der Internodien. | BL el 3 Ueber Blattstellung und Sprossverhältnisse der Araceae. (p. 67) 223 Tafel 2. (IX.) nun DD DO Ha Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. 4a, 4d. 4e. 4f. 9A. 9B Dr. Adolf Engler. Araceae Il. (p. 68) Tafel 2. b, ec. Rhaphidophora pertusa Schott. Darstellung dreier in verschiedenen Höhen genommener Querschnitte durch die Termmalknospe des Sympodiums; man ersieht hieraus, wie die Divergenzen sich verschieden herausstellen, je nachdem der Schnitt näher an der Basis oder mehr von derselben entfernt geführt wird. Rhaphidophora pertusa Schott. Diagramm, die Anordnung der Blätter am blühenden Sympodium darstellend. Die am Spross durchgehende Antidromie ist gestört zwischen dem letzten Niederblatt jedes Sprosses und dem Hüllblatt. Rhaphidophora pertusa Schott. Schema desselben Sympodiums, wie es sich bei Verlängerung der Internodien darstellen würde; die letzten Niederblätter und Laubblätter des Fortsetzungssprosses fehlen im Diagramm 4d. Rhaphidophora pertusa Schott. Diagramm, die Anordnung der Wurzeln dar- stellend; die beiden Reihen smd einander oft so genähert, dass sie fast eine einzige Reihe bilden. Tornelia fragrans Gutierez. Diagramm, die Anordnung der Wurzeln zeigend; W’ grössere Wurzel über der Basis der Senkunssflanke, W kleinere Wurzel über der Basis der Hebungsflanke. Monstera egregia Schott. Diagramm für die Anordnung der Wurzeln. Monstera acuminata C. Koch. Diagramm für die Anordnung der Wurzeln; W die Hauptwurzeln am Sparganom, W‘ die accessorischen Wurzeln auf der Unterseite. Monstera pertusa (L.) de Vriese. Diagramm für die Stellung der Wurzeln. Spathiphyllum heliconifolium Schott. Diagramm der 3 letzten Sprosse eines Sympodiums. Die Blätter sind an dem ersten und dritten Spross links, am zweiten Spross rechts gewendet, das erste Niederblatt ist den übrigen Blättern seines Sprosses antidrom; «&, ß%, y Blätter des dritten Sprosses, wie sie bei einem höher über ihrer Basis geführten Schnitte zu stehen scheinen. und C. Dieselben Blätter «, £, y in ihrer Stellung an Schnitten, welche näher an der Basis geführt sind; C tiefer als B. DL LEHE. N r e > + > } - Dr == = var ü 2 x - > = & -. 73 = > a ’ = = f i * ie . . el Ki er Ueber Blattstellung und Sprossverhältnisse der Araceae. (p. 69) Tafel 3. (X) Nova Acta XXXiX. Nr 4. 29 18) 2 ot 236 Fig. . 10A. . 10B. 5, lile 32 il2ıB! 1210: SAL 13B. Dr. Adolf Engler. Araceae II. (p. 70) Tafel 3. Monstera obligua (Miqu.) Walp. Diagramm, die von 6 Fortsetzungssprossen gebildete, durch Druck und nachträgliche Verschiebungen etwas gestörte Fächel darstellend. Schema desselben Sympodiums bei Verlängerung der Internodien. Acorus Calamus L. Diagramm, die Anordnung der Blätter an der Grund- axe darstellend; « laubblattartiges Grundblatt des Fortsetzungssprosses; ß, # Axillarknospen, die mit einem Niederblatt beginnen. Calla palustris L. Diagramm, die Anofdhuig der Vermehrungssprosse dar- ‚stellend; «, 8 die beiden ersten um ° divergirenden Niederblätter der Achsel- sprosse. (Nach Aufzeichnungen von Al. Braun.) Calla palustris L. Diagramm, die normale Stellung der Inflorescenz und des Fortsetzungssprosses erläuternd. Calla palustris L. Diagramm einer abnormen Form, bei welcher eine Mehrung der Inflorescenz aus Ln erfolgt und der secundäre Blüthenzweig 3 Hüllblätter trägt. (Nach Aufzeichnungen von Al. Braun.) Chamaecladon pygmaeum (Hassk.) Engl. Diagramm nach einem Querschnitt durch die Spitze des schraubeligen Sympodiums, zeigt die Lage der Blatt- organe von 4 Fortsetzungssprossen, welche bei m, m—1, m—2 mit einem zweikieligen Niederblatt beginnen. Von Spross m—3 sind nur die Laubblätter und die Inflorescenzen vorhanden. Die Inflorescenzschraubel der Sprosse m—3 und m—? ist bereits entwickelt, die von m—1 noch nicht zum Abschluss gelangt. Chamaecladon pygmaeum (Hassk.) Engl. Schema desselben Sympodiums bei Verlängerung der Internodien. Ueber Blattstellung und Sprossverhältnisse der Araceae. (p. %1) Tafel 4. (X1) 29* ‚L9 228 Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. 15. Dr. Adolph Engler. Araceae II. (p. 72) Tafel 4. Orontium aquaticum L. Diagramm, das Verhältniss dreier aufeinander fol- genden Fortsetzungssprosse eines Sympodiums darstellend. Die Blätter sind zweizeilig und dabei homodrom; « das laubblattartige erste Blatt des Fort- setzungssprosses. Homalomena erubescens Kunth. Diagramm eines doppelschraubeligen Blüthen- standsystems, entstanden durch Entwicklung zweier Knospen, die zu dem Blatt «@ gehören. Steudnera colocasiaefolia C. Koch. Diagramm nach einem Querschnitt durch die Endknospe eines Sympodiums. Sauromatum pedatum Schott. Diagramm nach dem Querschnitt durch die in der Mitte stehende kegelförmige Hauptknospe einer Knolle; @, &, « die Axillarknospen der Niederblätter. Anthurium Olfersianum Kunth. Diagramm nach dem Querschnitt durch die Spitze des schraubeligen Sympodiums, die Lage von A Fortsetzungssprossen zeigend. Von Spross (m—3) fehlt das grundständige Vorblatt, von Spross m fehlen Laubblatt und Inflorescenz. x, x, x die Beisprosse, vor den Fort- setzungssprossen in der Achsel der Niederblätter (n—1) entstehend. Anthurium smilaeifolium C. Koch. Diagramm, die spiralige Anordnung der Blätter eines Sämlings zeigend. Anthurium violaceum Schott. Schematische Darstellung des gestreckten Sym- pooiums, gebildet von den 6 Sprossen (m—5), (m—4), (m—3), (m—2), (m—1), m. kn Beiknospe zum Niederblatt (n—1) gehörig, hoch über der Basis dasselbe durchbrechend. 4 UN- ZN \ \ \ f 2 \ IRRE Aue Ongler +Q bene D/h Auf 4 22 bi Tafel 5. (XII) Pan > 230 Fig. 21A. Fig. 21B. Fig. 21C. Fig. 21D. Fig. 21E. Dr. Adolf Engler. Araceae IH. (p. 74) Taiel 5. Pistia Stratiotes L. Empirisches Diagramm eimes aus 7 Sprossen bestehenden Sympodiumtheiles. Die Sprosse (m—6) bis (m—3) mit dem zu ihrem Laub- blatt gehörigen Spross kn. Dieselben ‚sind ihren Muttersprossen homodrom und bauen sich ebenfalls sympodial auf; die abschliessenden Inflorescenzen ihrer Sympodialglieder sind auf dem (Querschnitt noch nicht sichtbar; sie kommen aber später zur Entwicklung. Bei den Knospen von (m—6) und (m—3) bemerkt man auch rechts vom Laubblatt ihres ersten Sprosses die Anlage einer Knospe. An den Sprossen (m—2) bis m des Hauptsympodiums sind die Knospen ebenfalls angelegt, werden aber nicht von demselben Schnitt getroffen, welcher die Knospen der unteren Sprosse blosslegt. P Querschnitt des einzigen Pistills an der Inflorescenz, Pl. Placenta desselben. Theoretisches Diagramm desselben Sympodiumtheiles mit Weglassung der Ver- mehrungsknospen. Schema desselben Sympodiumtheiles mit Weglassung der Knospen zweiten Grades, welche auf dem Querschnitt der Knospen von (m—3) und (m—6) sichtbar sind. Die niederblattartigen Grundblätter der Fortsetzungssprosse erscheinen dem niederblattartigen Tragblatt mit !/ı superponirt, sind es aber nicht, vielmehr hat man sich ihre Mediane von der jenes Tragblattes um etwa 2%; divergirend zu denken. Pistia Stratiotes L. Diagramm emer nichtblühenden Pflanze, die spiralige Anordnung der Blätter zeigend. Der kurze Weg geht hier links, in 22A rechts. Zu jedem älteren Laubblatt gehört eine Knospe. Niederblätter fehlen an einer solchen Pflanze vollständig. Pistia Stratiotes L. Schnitt durch dieselbe Pflanze, von der Fig. 22B ent- nommen wurde, aber weiter oben geführt und daher die Knospenanlagen nicht zeigend. Aare hat ALLES Nat Cın Vol IN GP ya Öngler: & Krone LIES F Ueber Blattstellung und Sprossverhältnisse der Araceae. (p. 15) 231 Tafel 6. (XII) \ J 232 Fig. 22. Dr. Adolf Engler. Araceae U. (p. 76) Tafel 6, Lagenandra ovata (L.) Engl. Diagramm des Sympodiums. Fig. 22 A. Richardia africana Kunth. Diagramm eines normalen Sympodiums. Fig. 23B—G. Richardia africana Kunth. Diagramme einer mit 3 Hüllblättern und Fig. 24. 3 Kolben versehenen Inflorescenz. Die Schnitte wurden in verschiedenen Höhen geführt, G dicht über der Basis, F 2 dm., E 3 dm. über der Basis; D, C, B Querschnitte durch die Hüllblätter und Kolben, jeder von dem andern etwa 1 cm. entfernt, bei C und D ist das dritte Hüllblatt weggelassen, bei B das vorangehende Laubblatt der Orientirung halber beigefügt. Das Blatt n ist wie das Hüllblatt ausgebildet, ihm folgt das normale Hüllblatt S mit der Inflorescenz I, welche in allen Figuren durch Schraffirung gekenn- zeichnet sind. In der Achsel des Blattes n ist ein Blüthenspross II gebildet, der unter normalen Verhältnissen mit einem grundständigen Niederblatt be- ginnen müsste; derselbe verwächst mit der Inflorescenz I; ebenso sind die Stiele und Scheiden der beiden Hüllblätter S und Y nach unten miteinander verschmolzen. Zamioculcas Loddigesii Schott. Diagramm eines aus 3 Sprossen bestehenden Sympodiums. ze Bela e Abe EL [2 Nat Cor Dit ‚EEIZE. NOVA ACTA der Ksl. Leop.-Carol.-Deutschen Akademie der Naturforscher Band XXXIX. Nr. 5. Untersuchung des Vorüberganges der Venus vor der Sonnenscheibe im Jahre 1S83S2. Von Bruno Peter, ÖObservator der Sternwarte in Leipzig. Mio Mardben Nr, XIV XIX Eingegangen bei der Akademie den 19. Februar 1877. DRESDEN. m 1377. Druck von E. Bilochmann & Sohn. bei Wilh. Engelmann in Leipzig. al Wa ee ee a NER Se | Jg ae DE, Yin Es ist den Venusdurchgängen bereits im vorigen Jahrhundert, als Halley auf ihre Wichtigkeit für die Parallaxenbestimmung der Sonne hinwies, die volle Aufmerksamkeit, sowohl von Seiten der Astronomen, als auch der betheiligten Regierungen zugewandt worden, und hat man schon damals alle Kräfte zu möglichst erfolgreicher Ausnutzung des Phänomens aufgeboten. Dass man nicht die Resultate erlangte, welehe man erwartet hatte, war theils Schuld der Witterungsverhältnisse, theils lag der Grund daran, dass man der ganzen ürscheinung ziemlich unvorbereitet gegenübertreten musste. Als daher im Jahre 1574 abermals ein Durchgang stattfand, wandten die Astronomen wiederum ihre ganze Kraft diesem Ereignisse zu, untersuchten die Erscheinung in ihren Einzelheiten vorher und von den verschiedensten Gesichtspunkten aus und sandten mit liberaler Unterstützung ihrer Regierungen Expeditionen nach den Punkten, welche die meiste Aussicht für die Er- reichung guter Resultate versprachen. In wie weit die auf den verflossenen Durchgang gestellten Hoffnungen und Erwartungen sich verwirklichen werden, kann zur Zeit noch nicht gesagt werden, da die Reduction des umfangreichen Beobachtungsmateriales einen be- deutenden Zeitaufwand und viele Kräfte in Anspruch nimmt. Immerhin scheint es aber ganz angezeigt, bereits jetzt den nächsten, im Jahre 1582 stattfindenden Durchgang möglichst gründlich zu untersuchen und einer eingehenden Rechnung zu unterwerfen, Einen kleinen Beitrag hierzu soll diese Arbeit liefern. In der nachstehenden Arbeit sind zwei Methoden zur Anwendung ge- kommen: die von Friesach und die von Hansen. Da die erstere viele interessante Aufschlüsse über Einzelheiten des Verlaufes liefert und ausser in 302 236 Bruno Peter. Untersuchung des Vorüberganges der Venus etc. (p. 4) dem von Friesach selbst gegebenen Beispiele noch nicht in voller Strenge und Ausführlichkeit angewandt ist, habe ich sie benutzt und dabei zugleich gezeigt, welcher Grad der Genauigkeit sich durch die verschiedenen in ihr gebotenen Wege erreichen lässt. Zu diesem Zwecke sind öfters eine Reihe von Zwischenrechnungen und Hilfsgrössen mit angeführt. Diese gewähren ausserdem den Vortheil, dass man sich über den Einfluss bestimmter Grössen und die Grenzen , innerhalb deren gewisse Werthe liegen können, ein Urtheil zu bilden vermag. Soweit es die Gleichförmigkeit der Bezeichnung gestattete, sind die Hansen’schen und Friesach’schen Zeichen beibehalten worden ; Aenderungen aber wurden überall da vorgenommen, wo von Hansen gebrauchte Grössen mit solchen von Friesach identisch waren. Bei der grossen Anzahl von Zeichen, deren man bedarf, musste öfters, namentlich bei Einführung von Hilfs- grössen, der nämliche Buchstabe für zwei verschiedene Grössen verwandt werden. Wo die Verschiedenheit dieser Werthe nicht sofort ersichtlich und daher eine Irrung möglich war, wurden dieselben durch den dem Buchstaben unten angefügten Index „ oder „ unterschieden. Dass das bereits vorhandene Material benutzt und die erlangten Resultate stellenweise mit ihm verglichen wurden, halte ich für selbstverständlich. Ein Inhaltsverzeichniss ist nicht erforderlich, da der Inhalt schon aus den einzelnen Kapitelüberschriften ersichtlich ist. Die ganzen Rechnungen wurden, abgesehen von der angegebenen Controlle für die Berechnung der Elemente, von mir allein ausgeführt; vor Rechenfehlern habe ich mich durch Doppelrechnung und Controllen möglichst zu schützen gesucht. Herleitung der Sonnen- und Venusörter. Die Basis der gesammten Rechnung bildet die Bestimmung der schein- baren Bahn von Sonne und Venus während des Durchganges. Zu diesem Behufe werden für eine Reihe aufeinander folgender Zeiten aus den "Tafeln Oerter der beiden Gestirne hergeleitet und mit deren Hilfe der jedesmalige Ort am bequemsten als Funktion der Zeit dargestellt. Die Zeiten werden so gewählt, dass sie die ganze Dauer des Durchganges umfassen und in Inter- vallen von 2 oder 3 Stunden von einander abstehen. Meist reichen drei solche Öerter aus; im vorliegenden Falle benöthigt man der verhältnissmässig langen Dauer der Erscheinung wegen deren aber vier. Die Herleitung dieser Oerter ist unsere nächste Aufgabe. Aus der Periode der Erscheinung folgt, dass ein Vorübergang_ statt- finden muss am 6. December 1882. Um den ungefähren Zeitpunkt zu er- halten, wurde durch rohe Ueberschläge unter Vernachlässigung der Störungen die beiläufige Zeit der Conjunction ermittelt. Es ergab sich für die Conjunetion in Länge circa 5" mittlere Pariser Zeit. Hierauf wurden die Oerter gebildet für die Zeiten: ee, le, le, ea) Benutzt wurden hierzu die Sonnen- und Venustafeln von Leverrier, wie sie sich in den „Annales de l’Observatoire de Paris“, Tome IV und V, *) Die etwas auffällige Wahl dieser Zeiten hat rein praktische Gründe, indem mir von einer früheren Rechnung her mehrere Grössen für diese Momente noch zur Hand waren. 238 Bruno Peter. (p. 6) finden. Es wurden diese Tafeln der Gleichförmigkeit der Rechnung wegen gewählt und, um für beide Reihen von Oertern den nämlichen Grad von Ge- nauigkeit zu erlangen. Aus dem gleichen Grunde wurde auch direkt die sich aus den Tafeln ergebende Nutationsgrösse angewandt, mithin das bei Peters vorkommende Glied 0“.12S sin (© — 71) nicht mit berücksichtigt, dessen Grösse hier etwa — 0.06 beträgt. Der Sicherheit wegen wurden die Oerter von Herrn Gerst unabhängig nochmals gerechnet und die gewünschte Uebereinstimmung gefunden. Die erhaltenen Werthe sind: Sonnenörter: Paris 1882. December 6. 2 50m au gm 6% 50m Sr 50m Mittlere Länge L 9550.16. 272.97 255021222297. 255226 2184.66 72551 14256 Nutation :P, u 1248 + 12.47 + De 12.47 Scheinbare Länge & 254 25 46.51 254 30 51.35 254 35 56.20 254 41 1.06 Wahre Länge ©‘ 254.26 71.270 254 31722.117254736022116:96225422117521232 Scheinbare } 3 BreiteB — 012° — Wall — 0102277 — 0.09 und wahre | radıusvector N 0.9549903 0.9849799 0.9549696 0.9849593 Scheinbare Schiefe| I der Bekpuken Die wahren Sonnenlängen sind nach der Formel berechnet: © =&+ 20"45 + 0.343 cos (L— ©) Venusörter: Paris 1882. December 6. 98.50 au 5m 6° 50m se 50m Heliocentr. Länge 1’ 749 23' 19.76 740 31' 23.30 74939! 26'.S6 749 47' 30.45 Heliocentr. Breite bb —0 A 315 —0 3 5747 —0 3 238.30 —0 3 0.14 Heliocentr. Entfernung r 0.7205207 0.7205112 0.7205018 0.7204925 Da wir späterhin auch dieser Grössen für beliebige Zeitmomente be- nöthigen, stellen wir sie als Funktionen der Zeit dar. Hier und im Folgenden wählen wir für t die mittlere Zeitminute als Einheit und 4" 50” als Nullpunkt der Zeit. Die eckigen Klammern deuten an, dass die Grössen durch ihre Logarithmen gegeben sind, wobei die Bogensekunde bei Winkelgrössen, die Untersuchung d. Vorüberganges d. Venus v. d. Sonnenscheibe i. J. 1882. (p. 7) 239 mittlere Entfernung der Erde von der Sonne bei Längengrössen als Einheit angenommen ist. Wir erhalten auf diese Weise: © = 254° 30° 51.35 + [0.4048979] .t + [3.5406]. t? N = 0.9849799 — [9.93576] . t = 740 31' 2330 -+ [0.6052602].t + [3.8416].t? + [0.98]. t° b’ — — 00 3° 57”.47 + [9.3782465].t — [3.5406]. t? + [1.5864]. t? t = 0.205112 — [9.8963] .t — [5.54]. t? Um aus den vorstehenden heliocentrischen Venusörtern die geocentrischen zu erhalten, wurde zuerst 3 vernachlässigt und die Formeln angewandt: r.cos b’.sin (!! — ©) r.cos b‘.cos !— ©) + NR tang b’.sın (O'’— ©) tang (O’— ©) = ek, sin (’ — ©‘) t.sin b’ . 5 sin £' wo ©‘, P‘, e, die wahre geocentrische Länge, Breite und Entfernung der Venus sind. Hierdurch ergab sich O' P lg > 50m 2540 33'.43".63 — 09 12’ 5.09 9.4223811 4 50 30 41.63 10 46.95 776 6 50 27 39.61 9 28.84 767 s 50 24. 37.57 8 10.75 794 Da in Wirklichkeit B aber einen von Null verschiedenen Werth be- sitzt, sind an die vorstehenden Grössen noch die Correctionen anzubringen: de’ — nm de, — R.B'.sin ß'.sin 1“ Wegen Ig sin 8. sin 1“ — 2.2314 und lg #’—8.0.... ist die Correetion für e, nicht nöthig; für d 4‘ aber ergeben sich der Reihe nach — 0".45 — 0.41 — 0.37 — 0.33 Diese Art der Herleitung der geocentrischen Coordinaten ist bei so ge- ringen Breiten stets zu empfehlen, da sich die ersten Werthe vollkommen 240 Bruno Peter. (p. 8) scharf bestimmen lassen, die Correetionen aber fast immer B proportional sind. Eine Berücksichtigung dieser Grösse von vornherein aber kann unter Um- ständen zu ziemlich unsicheren Daten führen. Die erhaltenen wahren geocentrischen Venusörter bedürfen noch der Verbesserung wegen Aberration. Bei u — 497°.78 ist 1.0, — 1316 — 2.193. Da für Im ist dO©' = — 1.517 und de! = + 04.650, so erhalten wir als anzubringende Aberrationswerthe: in Länge + 3.32 in Breite — 1,42 Die scheinbaren geocentrischen Venusörter ergeben sich sonach zu u 50m O — 2540 33° 46".95 — — 09 12! 6.96 Or Do ZU gug0 ß ER + 1° 18".18 4 50 30 44.95 10 48.78 x PAR .02 * 45 6 50 27 42.93 9 30.63 A R 8 50 24 40.89 2 8 12.50 13 24 50m ]50,—9.4223811 hr 4 50 mon >1%06 6 50 167 +36 8 50 794 ' oder als Function der Zeit dargestellt, unter Zugrundelegung der nämlichen Einheiten wie auf voriger Seite: OO = 254° 30' 44.95 — [0.1809140].t — [3.8416] . t? ß = —0 10 48.78 + [9.8138311].t — [4.0177].t2 + [0.9843]. t3 lge, — 9.4223776 — [9.2919]. t + [6.9556] .t? + [3.984]. t3 Y Die scheinbaren Sonnenörter, die sich schon auf S. 239 als Function der 2 Zeit entwickelt finden, können wie folgt direet von S. 238 entnommen werden. 26 50m = 2540 25 46.51 B— — 0"12 1g R 9.9934319 4 50 30 51.35 7 I, 1 a U € 21.090 e £ \ N .s5 — 46 6 50 35. 356.20 .10 228 6 — 8 50 41 1.06 RN .09 183.002 Die Längen und Breiten sind nun in Rectascension und Deelination zu verwandeln. Durch Anwendung der gewöhnlichen Formeln ergiebt sich für die Venus Untersuchung d. Vorübergangs d. Venus v. d. Sonnenscheibe i. J. 1882. (p.9) 241 2 50m a = 2530 13° 21.87 ans d = — 220 45° 34.41 ade 4 50 10 1559 = 43 55.82 +1 88.5 6 50 7. A997 jr 43941747 > 2 De 20 .67 s 50 4. SigaT 40 38.50 oder a — 2530 10' 15.59 — [0.1909034] . t -+ [4.3188] . t? — [1.5864] . t3 d=—22 43 55.82 + [9.9148058] . t + [4.3188] . t? — [1.5864] . t3. Wegen der Kleinheit von 5 schien es bei der Verwandlung der Sonnen- örter nicht räthlich, die nämlichen Formeln anzuwenden. Es wurde daher in- direct gerechnet und wurden die Formeln benutzt: tang A = tang O . cos e Sins 1) sine Gesine e Die von B herrührenden Correctionen wurden den von Leverrier ge- gebenen Tafeln entnommen. Es resultiren: 50 Ai u D- — 220 32 370 \ 4 50 ao 28 33 1217 09 16 6 50 17 135 ' = 330 AT 8 50 22 39.34 = Ba ag ars Als Funetion der Zeit dargestellt hat man sonach: A = 2530 11’ 43”,42 + [0.4365602] . t + [4.3188] . t? D =—22° 33 12.17 — [9.4660042] . t + [4.7447] . t? + [1.7625] . t®.) Der Controlle wegen wurden die von Puiseux in der „Connaissance des Na temps 1875“ gegebenen Oerter für die Zeiten 2", 4", 6°, 8" dargestellt und ergiebt sich als Differenz beider Werthsysteme: für die Venus: + 0"20 + 0.03 — 0'413 — 0.20 in Rectascension, — 0.02 + 003 + 0.02 0.00 in Declination ; für die Sonne: — 0,01 — 0.02 — 0.04 — 0.05 in Rectascension, 0.00 + 002 — 0.01 -—. 0.02 ın Declination. Für die Zeitglechung = A— (L + #,.c0se) ergiebt sich Nova Acta XXXIX. Nr. 5. 31 242 Bruno Peter. (p. 10) Due ie A EEE, u 4:50 39.40 9 50:99 6:50 37.25 9 18.75 2 8.40 35.10 3 46.46 = oder Zeitgleichung — — 2° 9' 50".99 + [94290117] .t + [4.0177] .t? + [1.2853]. t°. Für die Normalsternzeit hat man daher die Werthe 2 50m 2970 46' 38.75 4 50 327 51 34.41 6 50 357 56 30.10 8 50 388 A 25.80 + 30° 4' 55.66 .69 .70 Berechnet man mit den vorstehenden Werthsystemen die Conjunctions- zeiten, so hat man in Länge 4h 48m 13°.2 in Rectascension 4 29 36.0 mittlere Pariser Zeit, für die Conjunction Hind giebt in den „Comptes Rendus“, Band 53, pag. 134, als aus seinen Elementen resultirend an AnZ> 234.6. Für den Werth der Sonnenparallaxe wurde im Folgenden der Werth von $. Newcomb (,„Investigation of the distance of the Sun“, 1867) zu Grunde gelegt, nämlich IT — 8U:85 da dieser dem neuen zu erwartenden wohl sehr nahe kommt. Mit ihm er- giebt sich Hin 382.985 76 = 33.463. Zur Berechnung der Contacte ist im Folgenden die Kenntniss genauer Werthe der scheinbaren Halbmesser der Gestirne in der mittleren Entfernung erforderlich, d. h. von R und r. Es liegen für diese verschiedene, theilweise ziemlich abweichende Werthe vor. Im Folgenden lege ich zu Grunde: R = 91'211 T— 847. Ersterer Werth ist der vom Berliner Jahrbuch adoptirte und das Mittel aus Untersuchung d. Vorübergangs d. Venus v. d. Sonnenscheibe i. J.1882. (p.11) 243 den Rectaseensions- und Declinationsbeobachtungen der neusten Greenwicher Beobachtungsreihe. Der Werth von r wurde von Stone ebenfalls aus mehr- jährigen Greenwicher Beobachtungen abgeleitet (Monthly Notices, Vol. XXV, 2). Der Werth r — 8“472 ist auch von Hind in seinen Rechnungen an- genommen; nach Auslassungen von Dunkin (Monthly Notices Vol. XXXUI, 5) hätte Hind auch den Werth R — 96121 gebraucht. Eine Vergleichung der von ihm in den „Comptes Rendus“ gegebenen Werthe zeigt indessen, dass er sich des Leverrier’schen Werthes bedient hat; ebenso Puiseux in der „Connaissance des temps“. Da der Einfluss der Annahme über den Werth von R und r auf die geocentrischen Momente und damit auf die ganze Rechnung ein ziemlich beträchtlicher ist, sollen im Folgenden, um eine genaue Ver- gleichung mit Hind und Puiseux zu ermöglichen, die Hauptmomente auch mit den von diesen beiden angenommenen Werthen berechnet werden. Bei der Annahme R — 961“.21 und T = 8“.472 kommt Rr=9757.858° .868 .8780.888 während r constant zu 32.034 angenommen werden kann. Die Leverrier’schen Werthe hingegen liefern: R = 974.629 .639 .649 .659 und Tr = 31.402. Herleitung der relativen Coordinaten. Das Vorstehende ermöglicht, den Ort und die Grösse der Sonnen- und Venusscheibe für jede Zeit in der Nähe ihrer Conjunction mit der grössten Genauigkeit zu finden. Stellt man daher den scheinbaren Abstand der beiden Gestirne als Function der Zeit dar, so kann man durch Auflösung, nach der letzteren die Zeit jeder beliebigen Phase entwickeln. Ein derartiges Verfahren ist indessen zur praktischen Durchführung der Unbeholfenheit der dabei auf- tretenden Formeln wegen wenig geeignet. Vielmehr scheint es angezeigt, die relative Bewegung der Venusscheibe gegen die Sonnenscheibe zu betrachten. Wir bedürfen daher zunächst der relativen Coordination der Venus, dargestellt 31° 244 Bruno Peter. (p. 12) als Function der Zeit, nebst deren Differentialquotienten, und zwar bedürfen wir deren für beide Systeme der astronomischen Coordinaten. Die Betrachtung des zwischen Nordpol der Eeliptik — Sonne — Planet gebildeten sphärischen Dreiecks liefert sofort als rechtwinklige Coordinaten in Bezug auf die Ecliptik: 4. U=(© —O).csf=4 I4.csU = B—-ß = B. Daraus folgt für die relativen eclipticalen Polarcoordinaten A B A tang U=7 A a wo also 4, U Distanz und Positionswinkel bezogen auf den Breitenkreis re- präsentiren. U wird vom südlichen Sonnenrande gezählt über West nach Nord. Daraus ergeben sich unmittelbar als Differentialquotienten der relativen Coordinaten, d. h. als Componenten der relativen Geschwindigkeit dA 2? gp an W; Mr = — —Zle0sa WW. N als relative Geschwindigkeit und als Winkel der scheinbaren Bahn gegen den Breitenkreis erhält man daher LE N: cos W sin W N tang W = Mr Mit diesen Formeln hat man für die 4 Momente B—= + 726"84 + 648"67 + 570753 + 492.41 A=— 404 + 640 + 49327 + 980.17 oder B — 648.67 — [9.8137767] . t + [4.0177] . t?2 — [0.9842] . t? A= + 6.40 + [0.6082184] . t + [4.0177] . t2. Hieraus folgen, wenn man als Zeiteinheit die Secunde mittlerer Zeit annimmt, als Geschwindigkeiten in der relativen Bahn 2502 4m 50m 6% 50m sr 50m lg Nr — 8.8300403 8.8300671 8.38300939 8.8301207 lg Mr 8.0359020, 8.0357354n 8.0355965n 8.0354853u lgv = 8.8355761 8.8355949 8.8356175 8.8356411 | Untersuchung d. Vorübergangs d. Venus v. d. Sonnenscheibe i. J. 1882. (p. 13) 245 Gewöhnlich wird auf diese Aenderung von N;, M,, v im Verlaufe des Phaenomens keine Rücksicht genommen, sondern einfach der mittlere Werth angewandt. Obgleich im vorliegenden Falle die grösste Differenz zwischen den für v möglichen Werthen nur 000001 beträgt, soll doch im Folgenden der Strenge der Rechnung wegen auf diese Aenderungen Rücksicht ge- nommen werden. Zu den oben angeführten Momenten gehören folgende Distanzen und Positionswinkel des Venuscentrums und Richtungswinkel der Bahn: Ih 5gm 4u 50m oh 50m sh 50m 1er 2.9401539 2.8120478 2.3774875 3.0401686 U = — 330 27° 53 +09 33° 55° +40°50'46" + 63° 19' 35“ W=+49 75 9 72% 991 7.78 9 657 Die W beziehen sich auf den jeweiligen Breitenkreis, auf dem das Sonnencentrum sich befindet. Dies und der Umstand, dass die scheinbare Bahn nicht absolut streng eine gerade ist, verursacht die geringen Aenderungen im Werthe von W. Die relativen Coordinaten in Bezug auf den Aequator als Fundamental- ebene lassen sich auf doppelte Weise ableiten: 1) auf directem Wege, indem man die sich aus dem Dreieck Nordpol des Aequators — Sonne — Venus ergebenden Formeln benutzt (in denen «a, d, U, W, My, nr den Grössen 7, B, U, W, M,, Nr analoge Bedeutung haben): 4.snu=(A-a).csd=« sin 1° 4.csu=D—d—cod.snD.(A—a)’. 5 —=d 28709 da lm z a —EY COS W. —= v.sınw; 2) auf indirectem Wege, indem man die bereits bekannten ecliptischen Coordinaten benutzt. Der letztere Weg ist unbedingt vorzuziehen, indem er etwaige der Klein- heit gewisser Winkel wegen nicht zu vermeidende Ungenauigkeiten bei der Herleitung von Rectascension und Declination eliminirt, da die gegebenen Grössen in Bezug auf die Ecliptik direct weiter verwandt werden. Aus dem nämlichen Grunde vermeidet auch Hansen so viel als möglich die Anwendung von AR. und Decl. und sucht alles auf Länge und Breite zu reduciren. . 246 Bruno Peter. (p. 14) Die Benutzung des Winkels am Stern p giebt wegen der Kleinheit von B direct die Formeln: tang p = tang e. cos © u=U-pw=-W-p ö6=/.csu @a=-4A.sınu m=y.csw n=v.sinw. Unter Benutzung dieser ergiebt sich der Reihe nach p = — 6° 38' 32"! — 6° 36' 26” — 6° 3420. 20432 14% daher u — 960 49 914 w = 105946! 17” 710 43 46 +17 35 6 41 28 +69 51 49 39 1 Die Aenderungen von w sind viel bedeutender als die von W, weil die Sonne dem Pol des Aequators viel näher steht, als dem der Ecliptik und w und W vom jedesmaligen Declinations- und Breitenkreise aus gezählt werden. Weiter hat man BB ug IT ET rue N & 643.603 1 N 1555.33 et + 1029.86 DB a oder «= + 81.00 + [0.5968110].t + [4.8194] .t? + [0.9843] . t> 6— + 643.63 — [0.0467390].t + [5.3188] . t2. Leitet man hingegen «, 6 direct aus den gefundenen A, a, D,d ab, so erhält man: «= — 393.12 RER d = 777.56 Ben + 81.07 ar Er 643.66 > = + 555.33 Se 55 132.69 + 1029.88 377.62 Untersuchung d. Vorübergangs d. Venus v. d. Sonnenscheibe i. J.1882. (p. 15) 247 Der geocentrische Durchgang. Die Berechnung der einzelnen Momente des ganzen Durchganges be- steht aus einem wiederholten Näherungsverfahren. Es wird die Bewegung als in der die Himmelskugel im Sonnencentrum tangirenden Ebene mit gleich- förmiger Geschwindigkeit vor sich gehend betrachtet, der Zeitmoment der be- treffenden Phase unter dieser Voraussetzung berechnet und für diesen als Zeit- nullpunkt die Rechnung nochmals durchgeführt. Beim geoeentrischen Durehgange verwendet man hierzu am Besten das System der Eeliptik, da für dieses M, und N,, ebenso wie w innerhalb weiter Grenzen meist fast absolut constant sind, also eine Wiederholung der Rechnung kaum erforderlich ist. Für den parallactischen Durchgang aber erscheint die Anwendung des Aequatorsystemes geboten, da hier der Stundenwinkel in die Rechnung eingeht und die Formeln für die Parallaxenwirkung nur in diesem Systeme einfach werden. Im letzteren Falle kommen auch nur kleinere Zeit- intervalle in Betracht, innerhalb deren die Grössen, mit denen wir es zu thun haben, nur kleinen Aenderungen unterworfen sind. Man sucht zuerst den Moment der grössten Phase zu bestimmen und von diesem aus dann die nach beiden Seiten nahezu gleich weit abliegenden Contactmomente. Auf diese Weise gelangt man zu einem ungefähren Ueber- blick über den Verlauf des Phaenomenes und die Grenzen seiner Sichtbarkeit. Andererseits aber erhält man Fixpunkte für die weitere Rechnung, indem die parallactischen Momente von den geocentrischen nie weiter als 782° entfernt liegen können und sich demnach die einzelnen Theile des parallactischen Durch- ganges um die Hauptpunkte des geocentrischen gruppiren lassen. Im Momente der grössten Phase muss die Distanz 7 ein Minimum sein. Daraus ergiebt sich, da 42 — B®+ 12= «a? + 2, durch Differentiation dieses Ausdruckes als Grundgleichung der grössten Phase (BE + Mr. 7). Mr + (A + Nr.) .Nr = 0, woraus folgt n-n-2.0(W-U) — To —— =. cos (wo — Wo) 248 Bruno Peter. (p. 16) und für die Grösse der geocentrisch kürzesten Distanz K= + % .sin (W — U) = + 4, . sin (wo — u) wo der Index , anzeigt, dass die betreffende Grösse der mittleren Zeit To angehört, die zwar an sich beliebig ist, am besten aber in der Nähe von T, angenommen wird. Geht man von T, = 4" 50” aus, so erhält man durch die erstere Formel T«: = — 2337 29°.9, mithn Tx = 5% 13% 29.9. Interpolirt man genau für diesen Moment und bestimmt M, und N, aus Grössen, die zu beiden Seiten von T, nur um 5” abstehen, so erhält man B: = + 633"37 4% = + 101".75 1g Mr = 8.0357131, 1g Nr = 8.8300751 lg v — 8.8356022. Daraus ergiebt sich WE 090m Ense 190877365 TE = 0°.2 mithin I ud Dieser und der frühere Werth für T, haben aber ganz gleiche Be- rechtigung, da z, = — 02 durch die Genauigkeit der Oerter nicht ver- bürgt ist. Dem Momente T, gehören zu Re 641 Ag 15 EAST DB U sw 1050543520 Für die Contactmomente muss sein 42 — (R + r)?. Dies ergiebt . — R-+r a . cos (W — Ü)) + zes . cos # „ äussere £ V une: Berührungen innere up . cos (W — U) + u wenn man zur Abkürzung setzt + sn B=74,. re Aa Ua Se Das Zeichen ist hierbei so zu bestimmen, dass # und %# als positive spitze Winkel erscheinen. Untersuchung d. Vorübergangs d. Venus v. d. Sonnenscheibe i. J.1882. (p. 17) 249 Für T, = T, ergeben diese Formeln rgt — A. ” K . I, 2e = . COS Ur, Wo sin WI. — ER ist. Wie der vorliegende Fall zeigen wird, genügt diese letztere Formel immer. — Analog wie Friesach bezeichne ich die äusseren Eintritte mit |, die inneren mit ;.ır- Da unter Vernachlässigung der Aenderung des Sonnen-Radius inner- halb der Zeit T.— T, Ars = 1007°904 Arm = 943".836 ist, so liefern unsere Formeln Tıa — 2 3UgmEr Se zıım = n 21748m963; mithin finden folgende Contactzeiten statt Tı — Jh qm 91°1 112212595 .6 2 R N T SE mittlere Pariser Zeit. TI 9b. se 186927 338.7 | Hierbei ist nun die Variabilität von R noch nicht in Betracht = = PEZRTHE : Si : gezogen. Wegen T.— T, + rt wird dieser genügt durch Anbringung der Correction al EN dm, =+ v.cos wo d4. — A: =- A, 1st. In unserem Falle findet sich dT, — + 0%.3. Für die nunmehr erhaltenen Momente sind noch U,, W, resp. u,, w. zu berechnen. Dabei empfiehlt es sich, auch gleich rückwärts noch die 4, zu berechnen, indem man auf diese Weise eine Controlle der Rechnung erhält und zugleich sieht, ob eine nochmalige Anwendung des Verfahrens erforderlich ist. — Man erhält Tı Tı Tır T; lg (R + r) — 3.0034122 2.9748901 2.9749030 3.0034260 lg 4. — 3.0033298 2.9748102 2.9748740 3.0034071 Diese Controllen stimmen in genügender Weise, wenn man namentlich erwägt, dass zur Zeit der Öontacte die Distanzänderung am grössten ist, hin- gegen ihr Minimum zur Zeit T, hat. Nova Acta XXXIX. Nr. 5. 32 250 3runo Peter. (p. 18) Eine nochmalige Durchführung der Rechnung ergab auch wirklich nur Aenderungen von 0°%.1 und 0*%2, die als nicht durch die Rechnung verbürgt vernachlässigt wurden. Weiter hat man Tı Tr Tır Ta U = —_ 410% 20: 24 — 380 21 55. 2560174 50%. + 590 35° 12" Will 09, um 3901.99, 75.3427 oo Ar 2 org p?—=r 267739720, 6 BSH 8 I 33 daher ar ul el Ze la ee w=-+ 105 46 59 + 105 46 32 + 105 40‘ 9 + 105 39 41 Rechnet man mit den Hind’schen Werthen für R und r, so erhält man 4 — 1006'.023 Az = 943..223 4 — .057 Am = 295 und hieraus, wenn man von den schon gefundenen Momenten als Nullpunkten ausgeht te = + 352 + 11°9 + 12:8 + 36°2, daher Tı' — ah 7 4w 5685 1 20957 5:8 F ER LE Ir Pariser Zeit. 50 5022 2.8 Demnach ergeben sich als Differenzen mit meiner Rechnung +25 299 12203 2509, wenn man die von Proctor Month. Not. XXIX Vol. pag. 332 gegebenen Hind’schen Werthe vergleicht und die Längendifferenz Paris-Greenwich zu 9" 21°.0 öst. annimmt. Derartige Abweichungen haben durchaus nichts Be- fremdendes und sind durch Verschiebung von T, um 2° zu erklären. Hind (Monthly Notices XXIX, pag. 306) nennt sogar bedeutend grössere Abweich- ungen, die sich aus den nämlichen Elementen ergeben haben (bis zu 27°) „in- significant for such a phenomenon“ und sagt ebendaselbst „the possible errors of any predication of the times must be very much larger“. Eine genaue Vergleichung mit den Puiseux’schen Werthen ist nicht vorgenommen worden, da Puiseux die Contacte mit‘ dem Venuscentrum be- Untersuchung d. Vorübergangs d. Venus v. d. Sonnenscheibe i.J. 1882. (p. 19) 251 rechnet hat unter Benutzung des Encke’schen Werthes für r. Man erkennt aber leicht, dass sich gegen Puiseux nur geringe Abweichungen ergeben können. Für die Positionswinkel giebt Hind — 349.7 und + 669.1, also die nämlichen Werthe wie die vorstehenden. Für die Zeiten der Contacte und der grössten Phase ergiebt die Inter- polation: Normalsternzeit a d T, | 2860 20° 10448 | 2550 14° 32473 | — 220 46° 11.90 T | 1 31 31.40 | 14 0.57 | 4554.90 7% 21.332,27 45, 000.80 | 9 39.14 | 43 36.52 Tu | 375 58 3357 5 1777 | 4 18.15 7. | 381 10 an 4 45.63 | 4" 1.14 Hieraus ergiebt sich unter Vernachlässigung der Grösse von r als geographische Position der Orte, welche in den betreffenden Momenten die Be- rührungen und die grösste Phase im Zenithe sehen: ERWIES EFERT Q—= — 22% 54' 24.2 ah; — 3817 35.2 54 7.1 Tı — 8035 21.7 51 48.0 Tn — 122 53 17.0 49 29.0 Ts —128 5 17.8 A119 Hieran sind als von r herrührend die Correetionen anzubringen: äussere * . sin u i Berührung dA —= +r. innere cos d dpo=+r.cos u, Der Betrag derselben findet sich zu: di = — 19.4 + 177 — 30".3 + 311 dmg ae en Der bequemeren Uebersicht wegen sind im Folgenden die definitiven geocentrischen Elemente zusammengestellt worden. Geocentrischer Durchgang: Pariser mittlere Zeit A u w I Eee 71007897 12340417 40% ie 1059.2627591 Th ea age eur are 46 32 3 u Er a Er, 43 20 Tr | i8 56.5 | 94385 | +62 50 55 40 9 Ts || 8 22: 390. | 1007.92 19.66. 758. || 39 41 [&9) au DD Bruno Peter. (p. 20) Berührungsstelle im Zenith: L p Tı | 3260 541 | — 22° 54'.0 Tı | 321 42.7 54.5 Tı 279 24.6 51.8 Alm I, 2er 0 49.7 I, 28 Bi 49.0 Der parallactische Durchgang. Der parallactische Durchgang lässt sich genau wie der geocentrische berechnen, wenn man von T‘, ausgeht und an Stelle von «, d, my, n„ die ent- sprechenden parallactischen Grössen «‘, 0‘, my‘, n,‘ benutzt, die Friesach auf die Form gebracht hat !=-d+- NM [(g—1).csd+(D—d).sind. sin 1]. (1-c).. sin Q, — MT [(a—1).snd— (D—d).cosd. sin 1”J.cosg,. cos (t HA —.a) — T(A—a).sin 1”. [(q— 1). sin D-— sin d].cos ,.sin(t +4 —.a) * =d + MI MN.singy, +b.cosg,.cos (t+4A—a) +c.cos gy,.sin (t + A—a)] «=@ LM .g. A—-a).csd.snd.sn1i".(i—e).sng, + IT(1—gq.sinzd) (A—a).sini1’.cosg,.cos (ti —a) + Dfig—1—-(D—d).tang d.sin 1”). cos, .sn (t+A—3) -—a+ NW .sng +b'.cosgy.cos(t+4A—a)+c.cosg,.sin(t +4—a)] IT 2 5 x. 5 . wo q— „ und 9, die von Hansen eingeführte excentrische oder redueirte Polhöhe ist. — Durch die Substitutionen h = Br. cosı® IE — 28 5 un, &9l c=-d.ım%d ed = 3 2 03 9 t—a—— D=-€ t—-a+%-€ ziehen sich diese Ausdrücke noch mehr zusammen in !=- Id + UA. +B.cog,.cs(A+O]=d-+ Hx «' a + T[W.sng +%.cog .sin(A+C)]=«+ My | * Bei Friesach ist im letzten Gliede von d ein kleiner Rechenfehler vorhanden, der für die Praxis aber ohne weitere Folgen ist. Untersuchung d. Vorübergangs d. Venus v. d. Sonnenscheibe i.J. 1882. (p. 21) 253 Für m,‘ und nr‘ aber hat man durch Differentiation dieser Ausdrücke nach T, wenn man zur Abkürzung setzt Ka las sın ii. oder lg u = 5.86285 mr = Mr + u @— IM.sind.cosg, .sn(t +4 — a) Dr —=nr + u (a — M.cosgp,.cos(t +4 —a) Die Rechnung wird eine schematischere, wenn man sich der aus den Gleichungen 42 —= 4° +2N.d.x+e. + IP. + y?) 4? == (Be + Mr . D). + (A; + Nr . rc)? hervorgehenden Form bedient Te = Te +f.ng + 8.c08Q.cos (A+h) He -+f.sin?g, +g.sing,..c08s,. cos (A+h) +i.cos?p,. cos (2A HF), wo die Coefficienten die von Friesach S. 29 angegebene Bedeutung haben. Beide angegebene Wege sind absolut streng, ihre Ausführung aber sehr beschwerlich und zeitraubend. In der Praxis reicht man vollkommen "aus, wenn man in dem obigen Ausdrucke für 4.” die in sin 1“ multiplieirten Glieder vernachlässigt, wodurch die Rechnung sehr wesentlich abgekürzt und ver- einfacht wird. Mittelst der Substitutionen d.ımnd=p.cosq a OA Me e=p.singq £ N 2N IB pn ee 2,7 —IM).p («—II).sin d N=4..v.cos(W— U, See Gala Deren AN rhen N 5 von t— a+q=h t—a=o0 (a—IM).cosd Von hat man dann den Ausdruck Te-T.+f.sing, +g:c0sg,.cos(A+h) te + [f.sing, +g.cos y,. cos (A+0)]2, der gestattet, für beliebig gegebene y, 2 die Zeit jeder Phase zu bestimmen. Die Coefficienten bringt man in Tafeln. Für ein gegebenes y, 2 rechnet man genähert T.., indem man die zu z = 0 gehörigen Coefficienten benutzt und nur die 2 bis 3 ersten Glieder mitnimmt. Mit den für dieses T. aus den Tafeln interpolirten Coefficienten rechnet man dann unter Hinzunahme aller Glieder nochmals. 254 Bruno Peter. (p. 22) Für gewöhnlich reicht diese erste Näherung schon aus (für T, und T, der Ungenauigkeit ihrer Beobachtung wegen immer). Nimmt man hierbei nur die in f und & multiplieirten Glieder mit, so ist, wie Friesach nachweist, der grösstmöglichste Fehler 36°, der sich durch Hinzunahme des fast con- stanten Gliedes e noch bedeutend redueirt. Das quadratische Glied ist immer klein, für Berührungen im Horizonte ist es sogar absolut — 0, indem die beiden "Theile desselben dann einander entgegengesetzt gleich werden. Bevor man zur Berechnung der Coefficienten übergeht, ist es noth- wendig, erst Te, d. h. die Grenzwerthe von T.., zu berechnen, um zu sehen, über welchen Zeitraum das Argument z sich überhaupt erstrecken kann. Hierzu kann man die für den geocentrischen Durchgang geltenden Gleichungen be- nutzen, indem man die Zeit der Phase berechnet, für welche —(R+r) + (r—M) ist, da ja durch die Parallaxe 7 nur um + (x — 11‘) verändert werden kann. Es findet sich x — M— + 24“478. Für die Zeiten, in denen dann die geocentrische Distanz — (R + r) # (r — I) wird, ergiebt sich, wenn wir von den geocentrischen Contactzeiten ausgehen A — 1032".366 © — — 7m 40.0 T= 18 56m A154 7 1032.398 =F 38.8 SS UMETES 983.410 To ATS 21a 87 983.442 — 7 483 8:14 50.7 968.300 —8 DR, 2 47 127, 968.328 as 89 577 919.344 +8 131 Da Te 919.372 — 8 14.0 nr A Hiernach ist E zuerst 1% 56741°.4 u. = — 350 47, ler De let — 83 29 at e Zuerst 2 — 32 43 re izuletzb 60. Baralıo —.29 58 F zuerst 7 53 42.5 - 61 24 ; ET EN alekztin8 » on Ds + 64 10 Austritt o 2 & { zuerst 8 14 50.7 + 64 57 ee oomletzii 8300, 17.8 167, 144 Hierbei ist nicht zu vergessen, dass die von mir gefundenen Werthe Untersuchung d. Vorübergangs d. Venus v. d. Sonnenscheibe i.J. 1882. (p.23) 255 nicht die absolut strengen sind, da an Stelle von „‘— Ir, welches bereits Kenntniss der zugehörigen y, 4 voraussetzt, überall »» — IT gebraucht ist. Eine Berechnung der nämlichen Momente ist von Proctor (Monthly Notices, XNNXIX, 9) gegeben. Aus Month. Not. XXIX, 5 ist aber zu schliessen, dass er sich des Werthes 17—8“.96 bedient hat. Hiermit wird z»— ı— + 24.127. Mit diesem und den Hind’schen Werthen für R und r ergiebt sich nach meinen Rechnungen das folgende Werthsystem links, während das rechts das von Proetor gefundene ist: - BR, ZUer SD TU ae ee 32 zuletzt 4 3 33: 943 | 2 33 39 29.8 asijjy wert 7 53 253 IT 53 % 61.3 a bit 84° 051.07 178779585 641 Hierbei ist zu berücksichtigen, dass zur Erlangung der Werthe links a‘ — If mit 7 — IT vertauscht ist. Ob Proctor ebenso verfahren oder die Werthe ganz streng abgeleitet hat, ist aus den von ihm gegebenen Daten nicht ersichtlich. Man ersieht aus diesen Zahlen, dass zur Berechnung der Coefficienten f, g etc. das Argument z sich höchstens von — 9” bis + 9" zu erstrecken braucht. — Die Berechnung dieser Coefficienten ist nun derart erfolgt, dass für die geocentrischen Momente «, d, d, a, t streng berechnet und dann von diesen aus nach beiden Seiten in Intervallen von 1” unter Berücksichtigung von nur ersten Differenzen interpolirt wurde. Für a, d, t sind diese Werthe schon S. 251 angegeben, für «, ö aber findet sich a — 491.63 805.47 + 839.79 430.91 + 921.68 407.76 Das angeführte Interpolationsverfahren reicht wegen des geringen Inter- valles vollkommen aus. Eine strenge Berechnung einzelner Grenzwerthe ergab auch nur minimale Abweichungen. Für die inneren Contacte wurden f, g etc. von Minute zu Minute ge- rechnet, für die äusseren, bei denen die Beobachtung so ungenau ist, von 3 256 Bruno Peter. (p. 24) zu 3 Minuten und die Zwischenwerthe interpolirt. Auf diese Weise ergeben sich die Werthe der beigegebenen Tabellen. Aus ihnen folgen als erste Näherungsformeln für die Contactberechnung mit einem Fehler von höchstens 36° Ah ah 4m 97° + [2.54445] .. sin p, — [2.48027].. cos p,. cos (A + 273° 52'.2) Tı = 225 10 + [2.58250] . sin 9, — [2.47803]. cos p,. cos (A + 275 54.6) Tu=8 1 45 — [231079]. sin p, + [2.64537].cos p,.cos (A + 223 49) T:; — 822 34 — [2.23676].sın p, + [2.63334].. cos p,. cos (A + 227 46.5) | Da für T,, N negativ ist und in den Coefficienten f, g der Divisor YR auftritt, müssen die Werthe der letzteren bei T,, imaginär werden. Daraus folgt, da das letzte Glied die Form (f.a + g.b)? hat, dass dieses einen negativen Werth erhält. Zur Berechnung der parallactischen grössten Phase benutzt man die Grundgleichung für diese letztere ö.m + «@.nn 0. Hierin kann man stets die in sin 1“ multiplieirten Glieder vernach- lässigen und erhält, wenn man von T', als Nullpunkt ausgeht und « ete. in der Form a, + b.t darstellt, durch Entwicklung nach 7 Te =-Tı +F.sng +G.cosg,.c0os (A+H) + %.c0s y,.sin g,. sin (+0) +6G.c05? 9, .cos (A+0).sin (A + 0), wenn man nämlich für diese Coefficienten folgende Substitutionen gemacht hat: W.0. - Mmr.smd=np.cosq t -_a=0 u.d.ınd+ uor=—p.sing oc+q=H — (@—I).p T = —IG \ SI N us d=6 eo. d=F ZeZHR u.(—o).eosd.ind-g Unter .« ist hier die nämliche Grösse wie $. 253 zu verstehen. In der beigegebenen Tabelle sind diese Coefficienten von 2 zu 2 Minuten berechnet und für die Zwischenzeiten die Mittel genommen worden. Wie man sieht, ist hier & vollkommen constant. - Untersuchung d. Vorübergangs d. Venus v. d. Sonnenscheibe i..J. 1882. (p.25) 257 Unter Berücksichtigung der beiden ersten Glieder allein erhält man bei Anwendung der für © --o geltenden Grössen Werthe, welche höchstens um 30° fehlerhaft sein können. Die Tabelle ergiebt hierfür Tx: = 5t 137 30° + [1.94955] . sin.p, — [2.40631] . cos p, . cos (A ++ 357° 4'.2) Um die Grösse des jedem T',. zugehörigen K‘ zu ermitteln, berechnet man für dieses T,. «, od, hiermit 4, x, y und hat dann K'=YV22+F200.xte.)tm@+ty) oder wenn man die in sin 1“ multiplieirten Glieder fortlässt: K’ VA4:+2(a—-M(6.E+ @.n)+ (a — M):(&+ 72) worin die Grössen &, „7 von y, 4 abhängen und nach Friesach 8. 24 zu berechnen sind. Sowohl um die gegebenen Formeln zu erläutern, als auch und zwar hauptsächlich, um den Grad der Genauigkeit zu zeigen, den die einzelnen an- gegebenen Methoden haben, werde ich für einen Ort einen Contact sowohl nach den genäherten, wie nach den ganz strengen Formeln berechnen. Dazu wähle ich Washington in Amerika, wo das Phänomen in seiner ganzen Dauer sichtbar ist. Nach der Angabe des Nautical Almanac hat man für Washington (Naval Observatory) pP = 380 53' 38.8 N. 4 — 5b gm 11°1 W. von Greenwich für Paris 20 :09.9,,.20:05 033 ;,; S Da die Position von Washington gegen Paris demnach ist p, = 380 48! 217 A = 280° 37' 4.5 — 18h 49m 928.3 öst. von Paris, so ergeben die Formeln von S. 256 T+e 2b 4m 97° f. sin g, = Dr g. cos @, . cos 194° 29'.6 zig) 3 48 Tı: DE 2" 11” 54° mittlere Pariser Zeit. Für diesen Moment ist nun lg f = 2.548974 lgg — 2.40055n A-+h= 195 18.8 lg f-= 9.9673ni Igg = 0343231 A+o=— 4 U3 e= + 5.74 Nova Acta XXXIX. Nr. 5. 33 258 Bruno Peter. (p. 26) Daher hat man & 4m 2184 f.sıng, TE 3 41.71 g.cosg, .cos (A + h) + 3 41.00 e + 5.74 F.ın9, +g.c089.c08(A +0]? — 0.42 Ip 7 ler a Die genaue Interpolation ergiebt für diese Zeit AS 12530 Ag a2 —= 255 14 21.20 2 7,99:13900 9679 d=-99.46, 5:77 t = 288 21.6 a 5a ann, AR Hiermit erhält man für die auf S. 252 gegebenen Grössen, die zur Be- rechnung der strengen Formeln erforderlich sind lg A = 0.39823 lg A’ = 7.57852 gb = 0.02449 lsb' = 7.110155 n leuch 728075 lg d' = 0.43526 lg 8 = 0.02449 = 1gb lg 9’ = 0.43526=1ge‘ Su na Dd = — 001’ 36" € =+3 10 & — + 35 5.6 Rechnet man mit diesen Grössen die von Friesach S. 29 gegebenen Coefficienten, so resultirt lgep = 3.234698 h — 940 43'4 lgep = 0.2397 — 34 48.0 EN = 1.71746n lg p' = 0.498497 € — 250 125 IE 7 = 9.582798, 021m 141589010 2A +F— 1500257 lg g — 247074 A+bhb=315 251 e — -F 3,30 ER = 02225 Igg. = 06124 gi = 0.3870 Daraus folgt endlich Untersuchung d. Vorübergangs d. Venus v. d. Sonnenscheibe i..J. 1882. (p.27) 259 Tı PA u | f.sing, + 3 41.32 &.c0osQ,.cos (A + h) + 3 42.17 e EB 3.30 f.sin®g, + 0.69 g.snQ,.cogQ,.csA+h) + 1.44 i,.cos®2p,.cos(@A+5 —— 1.29 Tr: ZUR au 11” 49°,0 mittlere Zeit Paris, 20 54 17.3 mittlere Zeit Washington. Die Differenz des auf absolut strengem Wege hergeleiteten Resultates mit dem nach den gewöhnlichen Formeln berechneten beträgt daher, trotzdem r — 7”.4 ist, nur 0°%4. Wo nicht ganz zwingende Nothwendigkeit vorliegt, wird man also den langwierigen und unbequemen Weg vermeiden und die Coefficienten der beigegebenen Tabellen benutzen. Für die anderen Contacte ergeben die Näherungsformeln f.sing, + 239°.6 — 128.2 — 108°.1 £.c0sg,.cos (A + h) + 224.6 — 251.4 — 285.3 T 2 mA — mA — Gm 3304 T. +e 23h D5n 10° gu gm 505 sh 29m 235 sonach a 0 a E54: Tr =71 55 1 Ta. 8 16 0 Interpolirt man für diese Zeiten die Coefficienten und rechnet mit diesen, so erhält man Te 2 95m 389 Bu 0 8h 22m 398.0 f. sing, Se To 102 52.02 g.cosgp,.cos (A + h) FH 3 38.48 —4A 3441 — 4 38.72 e + 6.47 °— ea I 9.74 [F.sinp, +g.cosp,.cs(A+0o)? — 0.64 + 056 + 0.41 T. PR 32m 500.8 TR 55m 32 HA 16m 29 Endlich ergiebt sich mit genügender Genauigkeit aus der Näherungs- formel für die grösste Phase T,' — 55 13m 30.0 + 558 — 27.6 — 5130 758,2 33* Bruno Peter. (p. 28) 260 ne ENDEN 32 38 34 + 15.0 15.1 15.1 15.1 15.2 15.1 15.1 15.0 15.0 15.0 15.0 15.1 150 15.1 15.1 15.1 T lg f leaz=2) h iM) illgg U 1} — 9m | 2,53949 2.49131 2730 45.8 5°.50 9.9579 0.33489 +54 le) +77 22T +5 +56 8 | 2.54003 2.49012 53.5 51 9.9584 0.33545 54 120 1.6 u 9 6 56 | 7 | 254057 2.418892 ee .53 9.9590 | 0.33601 2 Erb 121 7:6 1 6 56 6 | 2.54112 2.48771 8.7 54 9.9596 _ | 0.33657 5 nasse 0 a 5 | 25107 „|2 en 2 „ j06 „ [08 5 4 2.54222 2.148526 23.6 _ 29) 9.9607 0.33769 55 121 1.3 1 EG 57 3 | 92.,54977 2.418402 30.9 .58 9.9613 0.33826 56 121 7.2 1 n 5 58 2 | 254333 | 248278 31 050, | _ jo.sause _ 2X ' u ol —1 | 254389 | 248153 , 2 | 5 , |29624 - 0.3841 Zu A 57 0 | 2545 _ | 2480207 5322 0, 2, |90630 . jo.aa00s 27 { 5 +1 | 254501 = 24700 1, 6, | 99086. 10.3400 5 PA OBe 2 > 8 2 | nass „am „| 50 | 65 _ ja loss 3 | 2.54615 2A a ee 9.968 [os3171 57 130 6.6 2 h) 58 4 | 2569 „ |24513 9 68 „| 9.9658 _ |0.342298 5 ).D 2 E 6 58 5 | 254799 | 2478822 a a | eroen [To 94 „L 4 > 58 6 | 2.54787 2.4720 32.2 .72 9.9665 _ 10.348345 58 153 64 2 6 58 7 | 254845 | 247 38.0 | a | a aa [3] {5} .d 5) 58 s | 2.54903 2.416983 ; 49 „75 9.9676 0.344651 -+ 58 — 155 +62 a me +7 +59 +9 | 2.54961 2.416848 51 Ef 9.9683 0.34520 Aeusserer Eintritt T, = 2 4m 21°,4 mittlere Zeit Paris. 261 gangs d. Venus v. d. Sonnenscheibe i. J. 1882. (p. 29) über 7) d.} Untersuchun SLIRT NOZ LOTUr GE mCZ ua — IL Mau aorouu] GE 90TLEO 68666 For’ 176 18697 LLSSE'T 02T Lar T | 9+ edel 050° nee ww — 5 a, rt An I’sI OFOLE'O | EE66°6 2A 2 7'Sc GLIIT'T GoS8T'T s Tel > 93 9 080° LE SPI BT Dicsertr2 F71698°0 LE666 | 122 LTG sI89P°% PELSCT L Tel | 99 L 610° 6€ Er ER, Ih 2 6,7 506980 0C66°6 Ger‘ 30% 19697 899847 ) Oel 7 «9 9 , 080° 07 ErL . 69 Re 6'C8 3 Er398°0 P166°6 nz sgT FOILFE P66S4'7 G TS fe) h L TO; 7 GPL 2 69 k 7 we SL 1 SLL9E°0 E L066'6 Bio I68° Be gel ie ITeLFT &5 473845 r G ) 10° si ; ST 66 811980 00666 LLE: es LSELT'E ICHSTET G Gel : je) e 9 610’ Gy 681 OL h gLr sr998E°0 76866 ; 83G6° se 91% IEELTT IIE3E°T [ oe e | 69 £ L 610° [97 Ss sg > 97E E3EIE°0 LSS6°6 688 G6G F99L7°G | _ SIESET Ba L’ oaseoe |“ geseuz| 8 L SEHE 9866°6 GLG 3879 zz | 8 0,81 + { 69 — R I get: 8,01 + 9+ 766 — L',6P 0681 IrEHE0 21666 gL' 8,8 0977 PELZIT OLLETT | ub — 2 db 3] 4d—) 3 ? Y 33] UDMEN a T lg F lg (— 6) H le $ lg (— 6) o — 10" 1.94963 2.40130 351° 11.8 0.345653 780 4/7 ; 45 + 3514 + 15.0 9 1.949653 2.40175 47.2 19.7 e. 45 35.4 15.1 8 1.941962 2.40220 39272246 0.34562 34.8 46 35.3 15.1 7 1.94961 2.40266 57.9 49.9 46 35.4 15.1 6 1.94960 2.410312 Ei 35%) a Eeg 0.34561 | 5 I 2 5 1.94959 DA STE | 201 A 51 35.3 i 15.0 nm 4 1.94958 2.40414 | 43.3 0.34560 38 3 | 35.0 | | 15.0 & 3 1.94957 2.410466 , 355 188 ga LE 2 | sby (=) | h: D) r b) } | aArn B { 3 2 1.94957 2.40518 5) 53.9 Ben 0.34559 7 | Se 181 En — 1 1.94956 2.40574 2 | 356 29.0 ee = 20.3 = 0 1.94955 2.40631 R | A — 0.34558 ni 35.4 ni - Fe = 2 le - 34.9 RS | “ 151 .9495- 2.40688 5 — 50. = & en 2 ar N 358 140. 34557 3 Pe = 2 f > 2.140745 es 999 A 37 0.534557 2 si D:D 15.0 ao) 3 1.94952 2.40807 7 48.7 De) 20.5 62 34.8 - | 151 4 1.394952 2.408369 5 3597235 En 0.314556 35.6 an 2} 94, BR 5 1.94951 2.140932 . 58.2 50.7 6 | 34,8 15.1 6 1.94950 2.140995 | 03 0.34556 S2E2E5,8 66 | 34.5 15.1 m 1.94949 2.41061 Br ED 20.9 67 | 34.6 15.0 s 1.94948 2.41128 | 42.1 0.34555 35.9 = 69 34.3 15.0 9 1.94947 2.41197 2 16.4 50.9 eo + 344 > + 15.1 + 10 1.94947 2.141266 | 50.8 0.34554 833 6.0 264 Grösste Phase T, = 5: 13% 29.9 mittlere Zeit Paris, Intersuchung d. Vorübergangs d. Venus v. d. Sonnenscheibe i. J. 1882. (p. 33) 265 Ausgezeichnete Orte auf der Erdoberfläche. Bevor man zur Berechnung der Curven übergeht, ist es zweckmässig, die- jenigen Orte auf der Erde zu ermitteln, welche die einzelnen Momente von allen Erdorten überhaupt zuerst und zuletzt sehen; sowie die Orte, welche die Venus im Maximum und Minimum der kürzesten Distanz sehen und die, für welche die Dauer des Durchganges eine kürzeste und eine längste ist. Es sind dies die Orte, an denen der Durchgang von der Parallaxenwirkung am meisten affieirt wird und die daher wegen ihrer Bedeutung für die Bestimmung der Parallaxe besondere Berücksichtigung verdienen. Was die ersten der besagten Orte anbetrifit, so sind bereits stark ge- näherte Werthe für die ihnen zugehörigen Zeitmomente auf S. 254 gegeben. Dieselben sind nur noch wegen der Vertauschung von x’ — If‘ mit z— N zu verbessern. Diese Verbesserung setzt aber bereits eine wenigstens genäherte Kenntniss des Ortes voraus. Für die Lage dieser Orte ergiebt sich durch Differentiation von Te=-Te +fe.sinQ, + Ge. 608 Q,.c0s (A + he) nach 4 und 9,, da T‘.. ein Maximum oder Minimum ist Pr; x ’ 1 Es t + E ) = | 1800 her Pe le Wäre T,. noch gar nicht bekannt, so könnte man in vorstehendem FE Ausdrucke die Coeffieienten für die geocentrischen Momente benutzen. Man erhält indessen leicht Näherungswerthe für ir durch die Formeln ze —II v.COS%. Te 77 dh- + ee a d ae — + T FV f?+g? un T + die man durch Einsetzung der obigen Werthe von A und g, in die Gleichung für T,. erhält. Nova Acta XXXIX. Nr. 5. 34 266 Bruno Peter. (p. 34) Wie weit schon diese einfachen Formeln die Werthe genähert ergeben, ersieht man durch Vergleichung der Werthe von S. 254 mit dem Folgenden. Die Gleichung ze —lII v. COS We” Tee Te: 2 + deren Glieder man bei Berechnung der geocentrischen Contacte immer sofort erhält, giebt = — .£ 464°.1 = — ee zu — Er 2 —= + 464°.0 woraus folgt Anfang | j An 129562937270 en \ des äusseren Eintrittes Dede > Anfang ’ Male 201600155:9 Bude des inneren Eintrittes 233 113 Anfang s 1 7 53 48.6 ach des inneren Austrittes 810 3.8 Anfang { 7 a 8 14 547 Be \ des äusseren Austrittes 8.30.97 Hingegen geben die mit Hilfe von /. und g, berechneten Werthe n=+49%6 — +486°4 au—= + 487.0 — + 463°2 F F F T3 E denen die Zeitmomente entsprechen 18 56m 38°.5 Ze 2 212 3.7 8 10 3.2 2 16 57.2 8 14 55.5 2 35 10.0 8508,21. Geht man direet von den für T', geltenden Coefficienten aus, so erhält man als den gegebenen T‘. entsprechende geographische Positionen: TE des äusseren Austrittes Anfang | ns N = 86% 7.89 — — Ag TA th es äusseren Eintrittes %66 78 N Anfang + er 84 5.4 — 51 43.9 Eh des inneren Eintrittes 4 54 751 439 Anfang 315 55.1 24 46.2 Erde z | des inneren Austrittes 135 551 m 94 462 Anfang 312 13.5 +21 47.9 152 193.5 — 21 47.9 Untersuchung d. Vorübergangs d. Venus v. d. Sonnenscheibe i. J.1882. (p.35) 267 Wendet man hingegen die für die bereits gefundenen Zeiten geltenden Tafelwerthe an, so erhält man die beträchtlich von diesen rohen Näherungen abweichenden Werthe links des folgenden Werthsystemes. Rechts sind die von Proctor, allerdings mit etwas anderem r, R, II gefundenen und daher abweichenden Werthe gegeben: Anfang | des äusseren A = 87% 50 p= — 48° 29'.2 Ende | Eintrittes 2365 171 +50 14.7 Anfang [ des inneren 84 47.2 — 90 52.9 = 849 29° p=— 5195! Ende | Eintrittes 263 32.4 +53 03 263 13 +53 16 Anfang [ des inneren 317 28.3 +26 11.6 317 40 + 26 18 Ende | Austrittes 134 31.6 — 23 42.7 134 52 — 23 46 Anfang | des äusseren 313 38.7 + 22 56.0 Ende | Austrittes 130 47.9 — 20 51.4 Die Abweichungen beider Systeme von einander liegen noch innerhalb der Abweichungen, die sich zwischen den für 1874 gefundenen Hansen’schen und Friesach’schen Werthen ergeben. Dabei ist aber zu berücksichtigen, dass Friesach von den nämlichen Elementen wie Hansen ausgeht, während Proetor eben für r, R, I Werthe anwendet, die von den hier benutzten ziemlich abweichen. Wie gross der Einfluss dieser verschiedenen Annahmen auf die Zeiten war, sahen wir schon früher. Man sieht aus den gegebenen Werthen, dass die Orte, welche einen Contact accelerirt oder retardirt sehen, nahezu Antipoden sind. Die S. 254 gefundenen Werthe müssen nun durch Einführung von ce — II‘ für 7x — II verbessert werden (wegen r, R ist eine solche Verbesserung nicht nöthig, da wegen z — 90° die Parallaxe auf diese keinen Einfluss hat). Es ist Benutzt man nun die obenstehenden $, so ergiebt sich für die inneren Contacte lg cos 9 cos p — 9.399912 9.99907 9.939972 9.99977 , daher a — IE = 24'429 24.425 24.462 24.465 r— II aber war 24478. Für die inneren Contacte ist eine Verbesserung 34* 265 Bruno Peter. (p. 36) sonach vollständig überflüssig. Da sie aber auch für die äusseren Contacte kaum 0‘.5 betragen dürfte, vernachlässigen wir sie auch dort, zumal über 7, If, namentlich aber über r, R die Unsicherheit eine so bedeutende ist. Zu berechnen wäre die Verbesserung einfach nach der Formel AL. du. — v.c08 W Es handelt sich nun noch darum, die strengen Werthe für 9, 2 zu er- mitteln. Die Bedingung 4” —[4. + (a! — ID)]2 + 2 (a! — IP).[4.+ (a — IM)].cs@—uw)-+ (z' — IP) ergiebt für diese Orte: [ 180° + j 7 und hiermit liefert das Dreieck „geocentrisches Zenith — Nordpol des Aequators — Gestirn“: sing —= + cosd.cosu ; sing BT er sn d.cos u As cos g‘ ecs(t 4 — a) Es wurden daher mit den bekannten T‘,. die zugehörigen Werthe von Se a, d, t abgeleitet und mit diesen und den zugehörigen Werthen von u die geographischen Positionen wie folgt bestimmt: Anfang „ Aue = 87° 42 9 = — 480 36'.4 Ende i des äusseren Eintrittes %65 15.7 +50 271 Anfang \ Ba 84 47.7 —51 48 Ende ‚es ran Luis 263 30.5 153 123 Anfang S N 317 27.4 + 26 21.3 Ende des inneren Austrittes 132 321 93 512 Anfang Pr ; 313 39.1 >23) 8% Be des äusseren Austrittes 130 485 len Sonach werden durch die strengen Formeln gegenüber der Methode mit Hilfe der für T,. geltenden Coefficienten die A bis höchstens 2° abweichend SE dargestellt; für 9 ist die Abweichung eine beträchtlichere, aber hat ihren Grund darin, dass bei der früheren Methode die höheren Glieder vernachlässigt wurden. 1 Untersuchung d. Vorübergangs d. Venus v. d. Sonnenscheibe i.J.1882. (p.37) 269 Da man in Betreff der richtigen Berechnung der vorstehenden Orte sonst keine Controlle hat, empfiehlt es sich, für die gefundenen Positionen die Contactzeiten mit Hilfe der gegebenen Tafeln zu berechnen. Hierbei erlangt man zugleich eine neue Controlle für diese Tafeln, da die Contactzeiten sowohl direct, als auch eben mit diesen Tafeln berechnet werden. — Als grösst- mögliche Abweichung beider Methoden muss man immerhin 1'.5 bis 2%.0 zu- geben, da einestheils durch die Rechnung mit Logarithmen, anderntheils durch die Vertauschung von 7“, IF mit «, 11 für jedes Werthsystem Gesammtfehler von nahezu einer Sekunde ermöglicht werden, die in demselben Sinne wirken können. Es ergab nun die Rechnung bei Tı’ 7 = — 459.0 rt = — 460°.0 + 1°.0 Ti’ + 466.6 + 4673 07 m ae end Gas = 1.409 Tr’ + 491.9 früher + 493.1 Ab — 12 Tır‘ — 492.7 gefunden — 494.0 ha + 13 1 ,, r ” I, Tr + 481.5 war + 481.2 sn 0.3 m — 467.0 = 1683 Are Ta + 459.6 + 458.8 2308 Die Controlle ist sonach vollständig befriedigend. Dabei ist zu be- merken, dass das quadratische Glied in T,. absolut O0 wird und A + h höchstens um einige Minuten von 1509 abweicht. Die Zeiten und Orte für Anfang und Ende der grössten Phase auf der Erdoberfläche folgen mit hinreichender Genauigkeit, wenn man in den Formeln von 5.265 den Index e mit k vertauscht. Da für die grösste Phase die Coefficienten zum Theil absolut constant, anderntheils aber nur wenig variabel sind, ge- nügt eine einmalige Rechnung vollkommen. Dabei kann man zur Bestimmung von Ir die für z, — 0 geltenden Grössen benutzen, während man dann für ) und $ die für das so gefundene Te geltenden Coefficienten anwendet. Auf diese Weise ergiebt sich, da Be + 270.0 ist, Tu — 52 9m 0.0 Tr — 5 19m 0r0 und zwar ist Anfang resp. Ende um diese Zeit sichtbar an den Orten, deren geographische Positionen sind: 270 Bruno Peter. (p. 38) — 1909520 9 = + 19° 12'.2 : = 5 34.9 4 = 180. 19.2 Es liegen demnach auch diese Orte einander nahezu diametral gegen- über. — Eine nochmalige Durchrechnung mit diesen g, 2 ergiebt T« = — 268°.6 Ua + 271°.5, also | Ti — 5h gm 154 Tanz DEEPRuE Auf y und A hat wegen der geringen Veränderung der Coefficienten F, 6 dies keinen merklichen Einfluss. Friesach weist S. 40 nach, dass entweder in beiden Orten die grösste Phase unter dem Horizonte stattfinden muss oder, wenn das nicht der Fall ist, dass dann einer derselben nur analytische Bedeutung haben kann. In unserem speciellen Falle 1882 hat für den ersten Ort die Sonne zur Zeit der grössten Phase eine Zenithdistanz von 78° 15°, für den zweiten von 104° 21. Am letzteren Orte findet also die grösste Phase unter dem Horizonte statt. Die geocentrische Distanz zur Zeit = folgt aus 4 = VK?+ v2.22 zu 641“76, also nur um 0“.25 von K verschieden. Für die an den betreffenden Orten wirklich sichtbaren kürzesten Distanzen ergiebt sich, je nachdem %—-+ ist ee) wenn man zur Abkürzung setzt _v2+2v.e2.41.sind.sin@w—u)+(#.4.sind)? oo z—lIH Da v2.e2 ei Wegen des geringen Unterschiedes in der Differenz der absoluten Werthe von z,. und Tu erhält man für beide und «‘ wenig von einander ver- schiedene Werthe. & und «‘ sind stets nur um wenige Zehntel von der Ein- heit verschieden. In unserem Falle folgt für den ersten Ort e? — 0.5648 e2 — (0.9583, daher K' = .6414.7,' *) Bei Friesach findet sich an dieser Stelle ein Versehen, indem dort angegeben ist K’=-K?+ rm — MM: (e2—e2) Untersuchuug d. Vorübergangs d. Venus v.d. Sonnenscheibe i. J. 1882. (p. 39) 271 für den zweiten Ort hingegen &? = 0.5925 &7 20.9166 was ergiebt: K' = 643"1 Diese Zahl hat natürlich ebenso wie der Ort, zu dem sie gehört, nur analytische Bedeutung. K‘ findet zugleich mit K statt und muss um (z’ — I‘) davon ver- r schieden sein. Ausserdem muss für die betreffenden Orte der Berührungs- punkt im geocentrischen Horizonte stehen. Es folgt dies direet aus der An- schauung und bedarf nicht einmal des von Friesach gegebenen Beweises. — Aus [de + (a — IM EI + [m + (= — IM). [K + (a! — IM] Pr folgt wegen £ — 90° cs —u)= +1 d. h. Sonne und Venus stehen in dem betreffenden Momente für diese Orte in einem Verticalkreise. Auf Grund dieser Bedingung erhält man aus einer Be- trachtung des Dreicks „Zenith — Nordpol des Aequators — Gestirn“ Formeln, welche den S. 268 gegebenen ganz analog sind. Aus ihnen folgt für die beiden Punkte auf der Erdoberfläche Ne ale 9 = + 62° 50 “2 — 666.0 135 31 — 62 50 KZ—627.0 Als besonders bemerkenswerthe Orte bleiben noch die Orte mit kürzester und längster Dauer des Durchganges zu bestimmen übrig. Für diese hat man analog wie S. 265 Te) BT EUR tang 9, = + a - —=h (g. cos hy — (g.cosh)?—=&.cosh (g . sin h)» — (g.smnh) =g.sinh Bi 180° — }, Fr h In In —f Mit den hieraus folgenden p, } sind T,. und T,. nochmals zu be- rechnen und für die gefundenen Momente f, & neu zu bestimmen. Diese neuen Werthe ergeben dann genaue y, A. — Für die Dauer des Durchganges analog wie für die Contacte und die grösste Phase die Coefficienten f und & in eine 272 Bruno Peter. (p. 40) Tabelle zu bringen, wie Friesach S. 30 vorschlägt, ist unmöglich, da in dem Ausdrucke Tu — T.=T, — Tı + (fo — Sa) . sin p, + c08 Q, [Ep . cos (A + hu) — ur . cos (A+hu)] eben z,. und r,., von denen /y, /.. ete. abhängen, nicht gleich sind und ihrer- seits selbst von g, und A abhängen. Beiläufig bemerkt sind auch bei Friesach (S. 41) die geographischen Positionen für Maximum und Minimum des Durch- ganges mit einander verwechselt. Um das Verhältniss der Näherungen zu zeigen, gebe ich die Werthe direct in der Art, wie sie gefunden sind. Für die äusseren Berührungen ergiebt sich mit A, fe, £ı, 82, Bi, Be nu — an Near Zee ae ei Daraus folgt für das Minimum. Maximum. Dauer = 6h 4m 35,4 DESSEN 9, = + 370 4413 — 370 444.3 Ma 529300253 + 113 25.3 Für diese Positionen folgt nun mit Hilfe der Coefficiententabellen au" =+286 2 = —- 43103 = —- 4953 9%'—= + 123%6 Die für diese Werthe geltenden Coefficienten f, g und h ergeben dann für das Minimum lg f = 2.72661. lg g — 2.819311 h — 245° 57.8 = — — 848%.6 und für das Maximum lg f = 3,71031. lg g = 2.8390 h= 247° 84 = + 860°. Hieraus folgt für das Minimum. Maximum. Dauer = 6t 4m 95,0 DT 9, = +38 54 9=-+390 = — 36038 = — 360 43! a ZU) A 11052 Diesen Orten kommen zu z'=+49%7 2 —=- — 403 m =-— 1202 7'= + 4249) Daraus ist ersichtlich, dass die Näherung genügend weit getrieben ist. Untersuchung d. Vorübergangs d. Venus v. d. Sonnenscheibe i.J.1882. (p. 41) 273 Für den Ort des Minimums finden die Berührungen statt in den Höhen + 21° 43° und + 6° 27° für den Ort des Maximums in den Höhen — 21° 35° — 6° 12' Der letztere hat also, wie auch aus der Theorie für diese Orte über- haupt folgt, nur analytische Bedeutung. Verfährt man analog auch bei den inneren Berührungen, so kommt mit Fi, fu, 8ı, Su, h,, hır Minimum Maximum Dauer = 5: 21%” 598.1 Se ll 9,=+ 4° 4.0 — 41° 4.9 = 295 48.0 115 48.0 Für diese Orte erhält man tı = + 4479 zu = — 453°4 7 = — 440°6 Tr = + 441°%5 Mit den hierfür geltenden f, g, h ergeben sich für das Minimum Maximum Dauer = 5b 22m 4°1 Dauer 52 san p, = + 420 29.9 p = + 42° 35.6 9, = — 39 545 9 —= — 40° 0%. 4 = 296° 2'.9 A 22, Der Grad der Näherung ergiebt sich aus den hiermit neu berechneten Grössen ti = + 450°4 zu! = — 4511 7 = — 4412 Tu = + 441%0 Die Höhen, in denen die Berührungen stattfinden, sind: + 21° 3° + 6% 14° und — 21° 33° — 6° 33‘ also nahezu die nämlichen Werthe wie bei den äusseren Berührungen. Der besseren Uebersicht wegen stellen wir die in diesem Abschnitt ge- fundenen Positionen mit den ihnen zugehörigen Daten zusammen. Anfang [ des äusseren A= 87° 4.2 p = — 48° 36'.4 Te=1" 56% 41° A. = 1032.37 Ende | Eintrittes 265 15.7 +50 271 21 9 983.41 Anfang ( des inneren 84 47.7 —51 483 Dres = 2 968.30 Ende | Eintrittes 263 30.5 +53 12.3 2 33 17 919.34 Anfang ( der grössten 5 34.9 — 19 25.0 DO 11 ART Ende | Phase 180 19.2 +19 12.2 a il 643.1 Anfang [ des inneren 317 27.4 +26 21.3 7595 27 22— 3937 Ende | Austrittes 134 32.1 — 23 51.2 8 9 58 968.33 Anfang [ des äusseren 313 39.1 +23 82 8 14 51 983.44 Ende | Austrittes 130 48.5 — 21 3.0 8 30 18 1032.40 Nova Acta XXXIX. Nr. 5. 35 PIE Bruno Peter. (p. 42) K‘ findet statt um 5" 15” 30° an den Orten Se 4 = 315031! 9 = + 62°50' K! = 666'.0 135 31 — 62 50 617.0 Für die äusseren Contaete ist für die Durchgangszeit das Minimum das Maximum 6b 4m 98 (a = 2940 2! 112° 52’ g=+39 0 — 36 43 für die inneren Contacte das Minimum das Maximum 5h Jam 45 5h 5m 475 A—= 296° 3' 1149 32' 9=-+42 36 — ll) Berechnung der charakteristischen Curven auf der Erdoberfläche. Der numerischen Berechnung der Grenz- oder Sichtbarkeitscurven und der anderen für das Phänomen charakteristischen Curvensysteme, mit deren Hilfe man erst einen genauen Einblick in die Einzelheiten des Phänomens erhält, schicke ich als anschauliche Unterlage für das Folgende einige geometrische Betrach- tungen voraus, die den Verlauf des Durchganges bezüglich der einzelnen Erd- orte klar stellen sollen. Wir denken uns an die der Einfachheit wegen (ebenso wie die Erde) als sphärisch gedachte Venus und Sonne die Schaar sämmtlicher gemeinsamen Tangenten gelegt. Auf diese Weise erhalten wir zwei Doppelkegel; die Spitze des einen liegt zwischen Venus und Sonne in der Centralen, die Spitze des anderen ebenfalls in der Centralen, aber diesseits der Venus nach der Erde zu. Fassen wir vor der Hand nur den letzten Kegel in’s Auge. Wie die directe Anschauung lehrt, hat für jeden Punkt im Inneren dieses Kegels der Durchgang bereits begonnen und befindet sich in irgend einer Phase, da alle diese Punkte die Venus auf die Sonne projieirt sehen. Untersuchung d. Vorübergangs d. Venus v. d. Sonnenscheibe i.J.1882. (p. 43) 2%5 Für alle Punkte des Mantels findet eben eine innere Berührung statt, da die Erzeugenden des Kegels gemeinsame Tangenten an Sonne und Venus sind. — Dieser Kegel bewegt sich nun infolge der Venusbewegung im Raume vorwärts. Ebensoe bewegt sich die Erde. Zur Vereinfachung betrachten wir die aus beiden absoluten Bewegungen resultirende relative Bewegung der Erd- kugel gegen den Tangentenkegel, der also dann als ruhend angenommen wird. Einstweilen sehen wir von der Rotation der Erde ab. Die Erde befinde sich noch ausserhalb des Kegels und bewege sich auf diesen zu. Sie rückt immer näher, bis sie ihn in einem Punkte berührt. Im Momente der Berührung findet für den Berührungspunkt als ersten auf der Erde überhaupt der innere Contact statt. Die Erde rückt nun weiter in den Kegel hinein, indem immer andere Punkte mit dessen Mantel coineidiren , bis sie ihn zum zweiten Male, diesmal von innen, in einem einzigen Punkte, dem Antipodenpunkt des ersten Berührungspunktes, berührt. In diesem Moment findet im Berührungspunkte der letzte innere Eintritt für die Erde statt. Die Erde befindet sich nunmehr vollständig im Inneren des Kegels. Die der Sonne zugekehrte Erdhälfte sieht in allen ihren Punkten den Durchgang in seinen aufeinanderfolgenden Phasen vor sich gehen, bis die Erde sich endlich soweit im Inneren des Kegels bewegt hat, dass sie seinen Mantel an einer anderen Stelle wieder von innen berührt. In diesem Momente sieht der neue Berührungs- punkt von allen Punkten der Erde als erster den inneren Austritt; es tritt ein immer grösserer Theil der Erdkugel aus dem Kegel heraus, für den der ganze Durehgang beendet ist, bis endlich bei der letzten Berührung der Kugel mit der Aussenseite des Kegelmantels der Durchgang für alle Punkte der Erde beendet ist und der Berührungspunkt von allen Erdpunkten zuletzt den inneren Austritt sieht. Dieser Punkt ist wiederum Antipodenpunkt des unmittelbar vorhergehenden Berührungspunktes. Die Verhältnisse bleiben im Ganzen die nämlichen, wenn wir die Rotation der Erde berücksichtigen; nur erhält man dann nicht mehr zwei Paar Antipodenpunkte, da die Erde von einer äusseren bis zu einer inneren Be- rührung des Kegels ein Stück um ihre Axe rotirt, der Antipodenpunkt also östlich rückt und daher ein westlich von ihm gelegener Punkt zur Be- rührung gelangt. Eine analoge Bedeutung hat der Kegel, dessen Spitze zwischen Venus 35* 276 Bruno Peter. (p. 44) und Sonne liegt, für die äusseren Ränderberührungen dieser beiden. — Dies ist die geometrische Bedeutung der bereits numerisch berechneten Positionen. Fassen wir nun die Erde in's Auge, bezüglich ihrer Lage zum Tangentenkegel und der hieraus entspringenden Bedeutufg ihrer einzelnen Punkte, auf ihrer relativen Bahn von einer äusseren bis zu einer inneren Be- rührung des Kegelmantels. Zuvor ist es nöthig, die Dimensionen des Kegels gegenüber denen der Erde etwas näher zu betrachten. Die Erzeugungswinkel der betrachteten Kegel sind 0% 22° 25%S und 00 22° 23.) Daraus ergiebt sich mit Benutzung der S. 239 und 240 ge- gebenen Entfernungen von Sonne und Venus von der Erde als Halbmesser der Tangentenkegel da, wo die Erde dieselben passirt, 0.0017667 und 0.0016545 Sonnenweiten oder, wenn wir die Sonnenweite rund zu 20 Millionen geogr. Meilen — 148408780 Kilometer annehmen, bezüglich 262194 und 245542 Kilometer. Die Erdbahn liest um 0.0011244 Sonnenweiten — 16687 Kilo- meter von der Kegelaxe entfernt. Nun ist der Aequatorradius der Erde nach Bessel 6377.4 Kilometer; während also eine Krümmung von 1° bei der Erde auf 111 Kilometer der Peripherie kommt, beträgt dies für die Tangentenkegel an der betreffenden Stelle resp. 4576 und 4285 Kilometer. Wir sind desshalb vollkommen berechtigt, die Tangentenkegel da, wo sie von der Erde durch- schnitten werden, als Ebenen zu betrachten. Nehmen wir nun an, die erste äussere Berührung der Erdkugel mit der für den kleineren Kegel substituirten Ebene habe eben stattgefunden. Die Erde bewegt sich dann weiter durch diese Ebene hindurch. In jedem Momente trennt die Ebene die Erde in zwei Theile: eine im Inneren des Kegels be- findliche Kugelcalotte und deren ausserhalb des Kegels befindliche Ergänzung. Die Grenzeurve beider ist als Schnitt einer Ebene mit einer Kugel ein Kreis. Sämmtliche Punkte dieses Kreises befinden sich genau im Kegelmantel, für sämmtliche findet also ein innerer Contact und zwar gleichzeitig für alle statt. Daraus folgt, dass alle Punkte der Erde, welche dieselbe Berührung gleichzeitig sehen sollen, auf einem Kreise liegen müssen. Natürlich ist der Contact für die Punkte, welche der Sonne abgewandt sind, nur von analytischer *) Diese Grössen entnehme ich einem später folgenden Abschnitte, der die Hansen- schen Untersuchungen betrifft. Untersuchung d. Vorübergangs d. Venus v. d. Sonnenscheibe i.J. 1882. (p.45) 27% Bedeutung. — Diese Kreise werden immer grösser, je mehr die Erde in den Kegel hineinrückt, und gehen in einen grössten Kreis über im Moment der geocentrischen Berührung, wo also das Erdeentrum sich grade in dem Mantel befindet. Hierauf nehmen die Kreise wieder an Grösse ab, bis die Erde im Antipodenpunkte den Kegel von innen berührt und der Kreis zu einem Punkte zusammenschrumpft. Sehen wir von der Rotation der Erde ab, so erhalten wir für die isochronen Berührungsceurven ein System concentrischer Kreise auf der Kugeloberfläche, deren Centren auf dem die Antipodenpunkte verbindenden Kugeldurchmesser liegen. Durch die Rotation wird diese Concentrieität natürlich gestört, indem die Mittelpunkte ein Stück in der Rotationsrichtung fortrücken. Die Punkte ein und desselben isochronen Kreises sehen die Berührung in verschiedenen Höhen, zwei derselben aber genau im Horizont; diejenigen nämlich, welche denjenigen Erzeugenden des Kegels angehören, die die Kugel gerade in einem Punkte berühren, während alle anderen sie in zwei Punkten schneiden. Die Verbindung dieser sämmtlichen Punkte giebt die Curve, auf der die betreffende Berührung gerade im Horizonte gesehen wird. Wie man leicht sieht, liegen diese in einem grössten Kreise, der aber durch die Rotation der Erde in ein sich dem Kreise näherndes Oval transformirt wird. Diese Ovale trennen die Erde in zwei Theile, von denen der eine beleuchtete den dem betreffenden Ovale entsprechenden Contact sieht, der andere zum grössten Theile nicht beleuchtete den Contact nicht sieht. Diese Ovale geben daher die Grenzeurven für die Sichtbarkeit der Contacte ab. Der nördlichste und süd- lichste ihrer Punkte ist der, welcher die Berührung im Horizonte in oberer oder unterer Culmination sieht. Für den Austritt gestaltet sich der Vorgang genau analog. Man erhält dort wiederum einen nördlichsten und einen südlichsten Punkt. Verbindet man die beiden nördlichsten und die beiden südlichsten Punkte von Ein- und Austritt unter einander durch Parallelkreise (beide haben fast genau die nämliche Breite), so erhält man auf der Kugel ein Dreieck, dessen eine Seite eben der Parallel- kreis ist und dessen beide anderen Seiten von Stücken der Grenzceurven im Horizonte gebildet werden. Die Punkte des einen dieser Dreiecke sehen die Contacte nicht, da sie ausserhalb der Grenzeurven liegen. Da sie aber während der Zeit des Durchganges sich im Inneren des Kegels befinden und noch von der Sonne beleuchtet werden (indem für die Punkte der erwähnten Parallel- 278 Bruno Peter. (p. 46) kreise die Sonne gerade im Horizonte culminirt), sehen sie doch Partien des Durchganges, die um so grösser sind, je näher sie an den Punkt heranliegen, in dem die Grenzeurven für Ein- und Austritt sich schneiden. Dieser Punkt sieht gerade den ganzen Verlauf über dem Horizonte, da für ihn die Sonne beim ersten Contact auf-, beim letzten untergeht. — Die Punkte des anderen Dreiecks liegen innerhalb der Grenzceurven; sie sehen daher Anfang und Ende des Durchganges. Für sie ist der mittlere T'heil desselben aber unsichtbar, da die Sonne nach dem Anfang unter- und vor dem Ende wieder aufgeht. Die eine Ecke des Dreiecks hat wieder die nämliche Bedeutung wie im früheren Dreieck. Legt man durch die Axe des Kegels alle möglichen Ebenen, so erfolgt für alle Punkte derselben Ebene die parallactische Verschiebung des Venus- centrums gegen das Sonnencentrum in dieser Ebene. Man kann auf diese Weise Karten entwerfen, aus denen man für jeden beliebigen Moment des Durchganges ersieht, welche Punkte der Erde in diesem Momente die Venus in derselben Richtung verschoben sehen. Das Prineip, auf denen derartige Zeichnungen beruhen, folgt hieraus unmittelbar, die genaue Ausführung selbst aber erfordert neben grossem Zeitaufwand auch grosse Routine in solchen Arbeiten, die dem Verfasser zur Zeit noch abgeht. Für den 1574er Durchgang hat Proctor, Monthly Notices Vol. XXVII, eine derartige sehr anschauliche Darstellung gegeben behufs einer Untersuchung über die Anwendung der Photo- graphie bei der Beobachtung des Phänomens zum Zwecke ‚der Parallaxen- bestimmung. Es steht zu hoffen, dass Proctor, der in dergleichen Arbeiten eine bewundernswerthe Geschicklichkeit besitzt, auch für 1882 sich einer ana- logen Aufgabe unterzieht. Aehnliche geometrische Hilfsmittel hat man für die grösste Phase, nur dass dort an Stelle der Kegel Ebenen treten; für eine ungefähre Darlesung der Verhältnisse kann man einfach die Ebene betrachten, welche durch das Venuscentrum und die scheinbare geocentrische Venusbahn gelegt werden kann. Die Betrachtungen werden dann ganz analog. Auf die entsprechenden geometrischen Beziehungen der übrigen für den Durchgang charakteristischen Curven wird am betreffenden Orte näher ein- gegangen werden, da sich diese Curven speciell auf Untersuchungen von Hansen begründen und nicht wohl von diesen abzutrennen sind. Untersuchung d. Vorübergangs d. Venus v. d. Sonnenscheibei.J.1882. (p. 47) 279 Die Grenzeurven der Berührungen. Da der äussere Contact zur Beobachtung nicht gut geeignet ist, würde es genügen, nur die Grenzeurven für die inneren Berührungen zu bestimmen, oder noch besser, wie Hansen es thut, die Grenzeurven für den Contact des Venuscentrums. Der Vollständigkeit wegen, und um die Lage der beiden Curven zu einander zu zeigen, sollen jedoch die Rechnungen für beide Con- taete durchgeführt werden. — Für die Herleitung der Grenzeurven der inneren Contaete werden dabei zwei verschiedene Wege eingeschlagen werden (die Friesach angiebt), um zu zeigen, wie schnell jeder von beiden zum Ziele führt und wie genau die Resultate sind, die er liefert. Der zweite Weg hat ausserdem den Vortheil, die Aufzeichnung der Curven auf Planigloben bedeutend zu er- leichtern. Für die Punkte der Grenzeurven der Berührungen ergiebt sich, da diese die Berührungen im Horizonte sehen müssen, also für sie © — 90° ist, aus Je—=(R+n)’=-4°+2 (a — IW).d.sn{.cse — u)+ (a — IP)’.sin®t die Bedingung r u SE Be 2 — 7c" — 2 cos (v — u) = ce = Y en =. ED: oder v— u + # wo 8 zwischen 0° und 180° liegt.*) Daher folgt, wenn man dieses » in die aus dem sphärischen Dreieck „geocentrisches Zenith — Nordpol des Aequators — Gestirn“ folgenden Ausdrücke für g‘ und s substituirt singp'—= cos d. cos (u + 6%) e sin (u+ #/ SIN SE Fer me cos p sind.cos (u + 6) y css = — — ———— — — tang p!.tang d cos p s-t+41-—a *) Seiner geometrischen Bedeutung nach ist $/ der Positionswinkel des Venuscentrums in Bezug auf den durch das Centrum der Sonne gehenden Verticalkreis, vom Südpunkte ab über Westen gezählt. 250 Bruno Peter. (p. 48) Indem man für beliebige z 6, «&, 4, u, ®6, d, t berechnet und in diese Formeln einsetzt, erhält man diejenigen Orte, welche für dieses 7 den Contact im geocentrischen Horizonte sehen. Jedem 7 müssen natürlich zwei Orte ent- sprechen. Die Grenzen für 7 ergeben sich aus dem 5. 254 Gefundenen. Für die Curve des ersten inneren Oontactes im Horizonte ergab sich, wenn sr‘ — IF mit »r — IT vertauscht wurde, da 9 noch unbekannt war, bei Anwendung 6-stelliger Logarithmen: T A u wo t—a — gm 968".2 — 320 437 | 174° 26° 10% 36° 17.0 nn, 965.1 33 | 150 46 24 32.0 ti} 962.0 Dana 133 35250 471 N 959.0 | 13 | 128 51 36 37022 u 955.9 32 oO TAg 17.2 ; 952.9 — 317,54 = 112,0261194 32.3 —i 949.9 44 | 104 59 58 47.4 ze 946.8 33 97 48 19 33 24 ) 943.8 | 23 90 44 38 17.5 1 940.8 13 83 39 41 32.6 un) 9378 | 3 76 29 45 47.6 +3 9348 | —- 8053| 1697624 39 28 +4 9318 | 290 64 19013 17.8 +5 92338 | 32 52 53 17 32.9 +6 925.9 21 43 233 53 47.9 TBB 0N E | a 31047799 40° 3.0 sn 9200 0 13 16 32 18.1 Diese Grössen ergeben nun die nachfolgenden Positionen T Zi ; p ) [n) — gu 79% 50'.6 — 46° 34.0 | 90° 45'.6 — 55° 18'.9 —7 65120 — 26 0.1 134 56.2 — 67 8.6 —6 59 38.0 — 15 0.8 165 30.6 —65 447 —5 553225 — 6 9.5 184 29.5 — 60 53.3 —4 52 19 11073841 196 15.4 — 54 56.9 —3 48 46.5 4 8 464 204 Tlarl — 48 22.3 — 2 45 34.6 + 15 29.3 20925241 — 42 21.8 — 1 42,177 + 21 56.1 214 20.9 — 35 58.4 Untersuchung d. Vorübergangs d. Venus v. d. Sonmenscheibe i. J. 1882. (p. 49) 281 T } p 2 | p 0m | 380 ATlaı | 2801242 [7 2180 312 0) 290’ 3415 +4 aa | 30 22722, un 1579 er 30 21.2 140.999, | ,29947.140 | 216, 145 +3 24 47.8 +46 363 | 27 34 — 91.15.68 +4 PA +5 22 | 29 52°| — 1 528 5 7 121 58. AM Ba PEOBE | A MERN.BIE +60 Nasen +64 53 | 236 381 | +15 28 +7") 324° 58 +67 193 | 2411 355 +23 498 +8 381 518 +62. 10.6.710259.0283 | +2 a7 Man sieht, dass 5, A, g nach den Grenzen zu sehr grosse Sprünge machen und eine geringe Veränderung von 7 dort grosse Aenderungen in #, und dadurch in 7, p hervorruft. Auf die Zeichnung hat dieser Umstand aber nur geringen Einfluss, da den Grenzen von z hohe Breiten angehören. Wollte man aber aus den erhaltenen Werthen durch Interpolation für das bekannte Tr die zugehörige Position finden, so würde man zu ganz unzuverlässigen Resultaten gelangen. — Man könnte nun meinen, dass daher auch die auf S. 268 ge- gebenen g, 7, welche den Zeiten Ir angehören, unrichtig wären, indem die dort an- gewandten 7. um allerdings kleine, immerhin aber merkliche Grössen von den wahren abweichen und daher, weil diese 7. Sogar die Grenzen selbst sind, ziemlich fehlerhafte y, 7 liefern würden. Dies ist aber nicht der Fall, da die für diese Positionen benöthigte Grösse 65 direct aus der Eigenschaft des be- treffenden Ortes in ihrem strengen Werthe folgt, so dass für diese Zeiten sich die Werthe von 9, 4 immer mit grosser Schärfe ergeben. Da in der Rechnung selbst keine Controlle auftritt, empfiehlt es sich, für die gewonnenen Orte mit Hilfe der Tafel S. 260 wiederum z zu rechnen. Dabei wird das letzte Glied in T,. verschwindend klein. — Auf diese Weise erhält man für die aufeinanderfolgenden z die Werthe: — 479.0 — 419.6 — 359.9 — 300°.0 — 239.9 — 179.9. — 118°.6 — 59.9 0°.0 — 418.8 — 418.3 — 358.9 — 300.0 — 239.3 — 179.5 — 119.7 — 59.9 0.0 + 60%1 + 120°.0 + 179°.7 + 239°.6 + 300°.5 + 359°.2 + 419°.0 +478°.9 + 60.1 + 120.2 + 180.1 + 240.0 + 300.2 + 360.0 + 419.3 + 479.4 Die Controlle ist eine vollkommen befriedigende. Dabei ist noch zu Nova Acta XXXIX. Nr. 5. 36 282 Bruno Peter. (p. 50) bedenken, dass in der Rechnung x‘, 17‘ mit , IT vertauscht und die Rechnung mit © = 90° statt mit z — 90° geführt wurde. Um den aus der Vertauschung von z° — IT’ mit x — II folgenden Fehler zu eliminiren, berechne ich „° — If aus den erhaltenen y nach der Formel cos p EN ee und führe mit den erhaltenen »‘ — I1‘ die Rechnung nochmals durch. Es er- giebt sich für die Werthenreihe links: cos q T or = 62 p 7 — gm 9.999238 1750 33° 20” — 47° 29.6 80° 46'.1 — 7 9.999724 102 S0E1U —aAy. Bel 65 13.8 —6 9.999904 138 36 41 — 1922105 59 38.4 —5 9.999953 128 51 41 — 6 95 55009255 —4 9.999999 120 17 49 17381 DE —3 9.999967 112 2630 + 8 46.0 48 46.5 — 2 9.999898 1020 +15 29.2 45 34.7 — 9.999799 07748732 +21 55.9 42 17.9 0 9.999685 90 43 56 +28 12.2 338 47,4 +1 9.999541 832012. +34 23.1 34 52.9 +2 9.999394 160 28027 + 40 31.0 30 20.2 +3 9.999238 69 3 36 +46 38.4 24 45.6 +4 9.999087 Glen +52 45.4 172 27.1 +5 9.998946 52 46 41 +58 45.6 92:6 6 9.998832 43 13 45 +64 104 350 46.3 +7 9.998726 31 30 34 +67 20.2 323:.22:0 +8 9.998868 120730132 +61 47.8 280 42.5 Die Werthenreihe rechts liefert COS p, h T an e p A — 8m 9.999022 1750 56’ 20” — 54° 11'.8 89° 1'.6 —7 9.998773 191003025 —67 63 134 7.0 —6 9.998792 138 46 22 —65 48.4 165 6.4 u) 9.998898 128 58 20 — 60 57.4 184 18.5 a 9.999033 120722777 — 90204 196 10.3 Untersuchung d. Vorübergangs d. Venus v. d. Sonnenscheibe i. J. 1882. (p.51) 233 Os @ er ” ü i — 30 | 9.999187 1120 28'544 | — 480 4345 2049 6.4 —.2...1 119:999347° 1, 405,0)1”12 —42 2.8 209 51.1 709. OT LASEAG BET ,05# 214 20.6 0 9.999651 | 90 43 57 kl 218 24 +1 |. 9.999782 | 83 39 30 Bo 221 17.0 +2 9.999888 | 76 29 32 Ha TAN +3 | 9999963 | 69 618 — 9 156 | 297 34 +4 | 999999 | 61 1913 2 51528 229 55.2 =ri50 11609:099983 52, 633,.19 FA 1A 233 0.3 +6 | 99999002 | 3.234 | +15 35 .| 236 384 +7 | 9999797 | 31 43 4 er asänsı | 541 37.2 a: 9.91 | 2 32a | +2 Ar 252 18.7 Man sieht hieraus, dass eine Correction der erhaltenen Werthe nach dieser Richtung hin durchaus nicht zu vernachlässigen ist, indem «stellenweise ihr Betrag ziemlich bedeutend werden kann und durchaus nicht kaum merklich ist, wie Friesach meint. Eine weitere Correction der Werthe ist vorzunehmen, da nicht < — 90°, sondern z — 90° sein soll, indem in der Praxis der geographische und nicht der geocentrische Horizont des Ortes in Betracht kommt. Man hat nun sin d.sin (p — g') cs = — m cos P sin p'—= cos d.cos» + sind.cos£ : sin » sin s, — —— cos p Hierbei kann man den früheren Werth von » benutzen, da eine Differentiation der Formeln ergiebt, dass geringe Abweichungen von © — 90° auf » keinen Einfluss haben. — Eine Ausführung der angegebenen Operationen liefert: T | L | p . — gm | 9009 6' 33" | — 47° 25'.8 | 300 54'.2 — 7 353 | — 236 I Se alzazl — (5 2 18 — 15 0.6 59 40.6 —; 0 57 Rn ae 36* 234 Bruno Peter. (p. 52) T c N) A — am 890 59' 54" + 1° 18.0 Se) —® 58 39 + 8 45.8 48 46.0 — 2 57 37 el A 45 932.4 —1 56 42 + 21 54.8 42 153 0 55 51 + 28 10.4 38 483.7 Sp 5 0 + 34 20.8 34 47.6 +2 54 14 + 40 28.1 30 13.8 Es 53 39 + 46 34.8 24 38.9 +4 52 56 + 52 40.9 12182 +5 52 54 58 139.9 6529 +6 52 0 + 64 3.0 350 38.8 +7 51 48 + 67 119 323 22.0 Eis) 52 8 4-61 41.3 280 51.9 und T (& p A = ge gulaeTer. — 54° 7.1 890 10°.9 —7 822 — 66 58.0 134 16.2 —6, SEES — 65 40.7 164 59.9 —d el — A) il 184 8.9 — 4 a7 — a 1 ale —48 6 40 — 48. 39.6 203 58.3 —2 6 6 — 42 19.6 209 43.7 —1 9 18 — 35 46.3 214 14.9 ) 4 22 — 297 29.5 217 587 +1 3 27 — 22 56.3 221 13:6 +2 2 40 —_ 416 137 234 11.5 +3 1 26 — 227 22 +4 017 — 1 52.6 2290254:9 +5 89 59 4 er 467, unz.l 23 18 +6 57 42 + 15 2.6 236 40.6 +7 56 8 + 25 51.4 241 41.0 +8 53 59 + 42 38.3 29200227 Die beiden zuletzt gegebenen Reihen von Orten stellen diejenigen Punkte der Oberfläche der Erde streng dar, welche die Berührung im geo- graphischen Horizonte sehen. Die Refraetion ist hierbei nicht mit berücksichtigt. Dieselbe hebt die Sonne im Horizonte um beiläufig 34‘ Es wäre daher noch Untersuchung d. Vorübergangs d. Venus v. d. Sonnenscheibe i. J.1882. (p.53) 285 eine Correetion anzubringen, damit die Berührung für z — 90% 34° stattfände. Friesach giebt für das hier eingeschlagene Verfahren keine Methode zur Be- rücksichtigung der Refraetion an und vernachlässigt die letztere überhaupt. Die Ableitung strenger Refraetionseorreetionen nach dem hier eingeschlagenen Verfahren wäre auch (wenn man nicht den einzigen Vortheil dieses Verfahrens, für bestimmte = die zugehörigen y, A zu kennen, aufgeben will) eine sehr zeit- raubende und schwierige. Man müsste für z — 90% 34° die zugehörigen { suchen, was wegen der Abhängigkeit von z — Z von s und g nur durch mehrmalige Näherungen zu bewerkstelligen wäre.*) s fragte sich dann auch noch, ob bei so grossen Veränderungen von © der Einfluss auf » nicht so bedeutend würde, dass man neue Werthe für dieses » ableiten müsste, Die Wirkung der Refraction wird übrigens nahezu durch Verschiebung sämmtlicher Curvenpunkte um 34° dargestellt. Ich bringe Correetionen für Refractiin an die Curven überhaupt nicht an, da für die praktische Ver- wendung der Curven Punkte in so unmittelbarer Nähe der Grenzeurven gar nicht in Betracht kommen, sondern nur Punkte, die im Momente der Berührung die Sonne in Höhen von mindestens 5°—7°, gewöhnlich von 100°—-20° haben. Beobachtungen in geringeren Höhen würden eben in Folge der Refraction zu ungenau werden. Wir kommen nun zur Grenzeurve für Ty. Eine der früheren analoge 3 a . COS @, Er Rechnung ergiebt hier bei = — 1 und z = 90° die Werthe: T A u 895 t—a — gm 920".1 + 619 27' 14° 0° 10“ 120° 52'.7 —7 923.0 38 32 6 39 121 7.8 —6 926.0 48 43 36 21 121=22:9 =) 928.9 59 58 3 58 121 37.9 *), Bekanntlich ist sind.cos p — cos d.sin@.coss 2 — = —- N RT TENE B (p na p') sin z 286 Bruno Peter. (p. 54) T A | u 2% t—a —_ 4m | 931©9 | + 690g: 61% 27. 58% 121% 53.0 — 8 934.9 | 20 69, 7124468 1.019227 84 2) 937.9 30 16,°35030° 0 19992238: = 9409 | 40 83.44 58° | 123, 38:3 N) 939 | so | go asıT | 122 533 +1 gABOH = 163: Kal un NOTE LUN 1103 2813 Sy) 9499 | 11 102.3 123.234 u: 952.9 | 21 1121.128/634°, \| 1493, »38)5 +4 956.0 31 120 18 46 | 123 536 a 9590 | 4 128 51 47 1214 8.6 216 962.1 50 | las as 24 9377 N! PR a a a Er ee, | 124 38,7 SEN 968.2 | a eg Bl Be und mit diesen ergeben sich die Punkte: T p | a p | A — gm | + 130 29.2 3230 25.3 + 380 47.5 3090 37.2 _7 ae 3 330 18.6 +53 35.3 294 36.1 ENG “a 16:90 334° 2192| 0 1.2010092:5 279 34 oe; ae 338 35.1 +65 51 260 29.7 ne 50 0532 342 30.17 670962 239 51.3 5 37 543 | 346 439 | +66 289 | 220 288 >) 239 351 366 | +63 38.4 204 33.2 il 25009541 357 311 +59 34.9 192 22.9 0 — 55 56.4 5 08 | +54 454 153 66 a] — 60 49.0 14,.953.97 N 2 24902319 175 50.0 +2 —64 43.6 28 12.4 +43 354 169 53.8 +3 BT 45:..736.3. ı°%, 4.890190 164 48.4 em N a: 65 55.9 + 30 30.4 160 16.2 +5 161934 85 49.2 +22 548 155 58.0 +6 25803992 102 37.5 0082 151 36.5 A 2 7490309 116 1560 sr 146 37.3 u — 29 2160 aa 357 DB 774 137 12.9 Wegen eigenthümlichen Ganges der Differenzen wurde für das System links noch berechnet 9.5 p = — 61° 56'.2 A = 949 34'.4 + 65 — 54399 109 37.5 75 — 493614 122 47.0 Untersuchung d. Vorübergangs d. Venus v. d. Sonnenscheibe i.J. 1882. (p. 55) 28% Daraus ergiebt sich in der That ein stetiger Curvenlauf, auf den die früheren Werthe nicht schliessen liessen. Die Controllrechnung liefert die Zeiten: — 478°.5 — 418°.6 — 358°.7 — 298°.8 — 238°.3 — 178°.9 — 478.0 — 417.7 — 357.3 — 300.7 — 238.1 — 178.7 — 119.0 — 18:9 —— 59.2 +0%5 592 + 05 + 60%2 +119°.9 +179%5 +239%4 -+299°.0 -+359%°.2 +418%8 + 479%0 + 60.3 +1%0.41 + 179.9 + 239.2 + 299.8 + 359.7 + 419.6 + 479.3 Durch die Vertauschung von x — I mit „° — If’ erhält man mit obenstehenden Werthen: und cos Q, 5 cos gp' 9.999922 9.999992 9.999912 9.999787 9.999620 9.999501 9.999294 9.999146 9.999012 9.998912 9.998799 9.998761 9.998772 9.998822 9.998950 9.999166 9.999655 60879, 5 cos p' 9.999434 9.999074 9.998890 9.998794 9.998754 130 57! 42. 32 43 53 61 69 8% 6 32 35 37 2 39 26 15 1111 34 1 44 6 48 11 592 42 56 29 22 20 p -+ 130 31'.5 al — 14 — 23 — 30 — 37 — 44 — 50 — 55 60 — 64 267 67 — 64 — 58 — 49 — 28 7 28.1 16.2 6.4 51.6 52.8 22.6 24.4 56.3 49.4 44.7 5.9 8.0 20.1 35.8 20.9 58.3 + 38° 31'.4 +53 +61 +65 +67 26.1 17.0 48.5 26.1 4 3230 23.3 330 394 338 102 116 Äh 18.8 40.9 34.5 29.2 42.8 35.5 30.3 0.6 54.8 17.3 47.5 9.6 3.9 44.6 27.2 48.7 3099 49.1 294 279 260 240 49.1 19.6 46.5 5.9 288 Bruno Peter. (p. 56) | cos p, T | lg cosg ei p 4 — a 9.998783 690 85a | ©4660 30.0 | 2200 38.3 in 9.998841 76 33 5 +63 39.6 204 38.0 il 9.998927 83 4349 +59 35.7 192 24.7 ) 9.999040 90 48 15 +54 454 183 6.6 A 9.991711 | 97 52 29 +49 23.3 175 49.8 u) 9.999314 105 3 50 43 34.3 169 52.8 nenn 9.999471 112 30 14 7.37, 1753, ABA +4 9.999628 120 20 24 12,30028:92 1 .160.9453 0) 9.999787 | 128.53 8 100933:6 | 155 57.3 6 9.999914 | 138 35 41 EA 7.6 151 36.3 7 9.999998 |, 150 43 43 EN OL 146 37.1 s 9.999558 | 1714 6 0 3272 13783 Berechnet man für diese Orte die z — 90° entsprechenden geocentrischen Zenithdistanzen und führt die Rechnung nach den Formeln S. 283 durch, so erhält man die Endwerthe: T 14 p A — gm | 890 57. 56" + 130 30'.8 3230 21°.3 =] 0 032 u 330 19.5 6 2 1 — 334 42.9 = 3.28 930 50 338 38.0 —, 4 33 — 30 49.6 342 33.9 —i 5 26 370,509 346 49.3 — 9) 612 u 351 41.7 —) 6 49 — 50. 90.3 357 38.8 ) 7 20 al 5 10.0 +1 7 44 — 60 43.5 15. 513 +9 Se 6 280 2513 +3 N) — 66 57.9 As 151.5 +4 el — 66 59.9 664.26.2 +5 7 56 — 6410130 85 55.5 +6 73a) 025817303 102 35.0 Zu 6 44 — 49 16.9 116..17.8 +8 4 16 — 198 565 131. 34.6 und Untersuchung d. Vorübergangs d. Venus v. d. Sonnenscheibe i. J. 1882. (p. 57) 289 2 & P | 4 — gm | 890 54° 30° | -+380 28.6 | 3090 42.8 N 53 32 +53 209 | 294 40,8 6 5220 | +61 108 279 97 EI SAl EEE G5 410 260 39.7 =. 51 48 +67 17.9 20 77 nis 51 50 +66 22.2 220 43.5 a. 52 4 +63 32.8 204 46.9 A > 21 +59 29.9 192 34.4 (irde) 5247 | .+54 406 183 15.9 ER eUR| 53 18 +49 194 | 175 581 92] 5354 | +43 311 169 59.9 N 544 | +37 149 164 53.6 +4 | 55 31 | +30 26.9 160. 20.0 ES, 5635 | En So 156 0,7 EB 5755| He Rh 151 38.2 +7 | rer 146 37.6 eere gu zo ag N 2182 On 13% 20516 Wie man sieht, ist eine solche Rechnung der Curvenpunkte eine sehr mühsame. Der einzige Vortheil, den sie bietet, ist, dass man für die ge- wählten z gleich die Orte der Berührung im Horizonte erhält. Auch die Zeich- nung der Curven nach diesen Werthen ist unbequem. Ich lasse hier unmittelbar die zweite Berechnungsart der Grenzeurven für die inneren Contacte folgen. Diese bietet in sich gleich eine Controlle für die Richtigkeit der Rechnung und den Grad der Genauigkeit und liefert Werthe, die zum Einzeichnen der Uurven sehr bequem sind. — Für einen Punkt, der die Berührung im Horizonte sieht, hat man bekanntlich, wenn a,, d., die parallactische AR. und Decl. des Berührungspunktes im Momente der Be- rührung sind: cos [(t — a) + 4) = — tang p.tang d, Es genügt vollkommen für a, und d. a. und d, anzuwenden. Da auch t. —t, + ©. ist (wenn wieder z den Modulus zur Verwandlung von mittlerer Zeit in Sternzeit ausdrückt), hat man sonach cos (£. +4 — 2. + #r.) = — tang p. tang d. Nova Acta XXXIX. Nr. 5. 37 290 Bruno Peter. (p. 58) Die Berechnung erfolgt in der Weise, dass man zuerst mit z — 0 für willkürlich gewählte 9 die zugehörigen 7 berechnet, für die gefundenen 9, A z.. sucht und nochmals y, A rechnet. Eine zweite Berechnung der z.. mit diesen p, A liefert die Resultate mit der gewünschten Genauigkeit. Eine zweckmässige Anlage der Rechnung führt ‘(die Kenntniss der Tafeln auf S. 260— 264 natürlich vorausgesetzt) verhältnissmässig schnell zum Ziele. — De ) 32 R S a 0 1 ER Die 9 wurden in Intervallen von 10° angenommen. Um die ee 1800 — (t — a). Punkte zu erhalten, hat man die Bedingung A — Diese 09 Tg (t Fe: A). liefert tang 9 — + cotang d.. Man hat hierdurch als T, zugehörig p= + 67° 142 — 67° 14.0 = 319 58.1 143 23.9 z — + 426°1 — 405°.7 und als T,, zugehörig P= + 67° 18.6 a ee N = 2SS ol 56 13.9 T = — 2332 + 21067 y hat sich demnach nur von — 60° bis + 600 zu erstrecken. Die Rechnung liefert auf diesem Wege als T, zugehörige Grenzeurvenpunkte: p = 0 a Zr A5lg, Nm — Am49ng 10 18 98 2 48.9 20 43 14.7 ns Mir2g 30 37 36.5 +0. 178 40 30 36.2 1 554 50 20 47.9 33:6 + 60 3 455 5 141 + 60 276 19.3 8, 08 50 259 40.5 8 10.9 40 2350212 7 53.8 30 243 53.0 7 18.8 20 238 52.2 6 29.5 u) 234 355 5 373 0 230 38.6 A 18 Untersuchung d. Vorübergangs d. Venus v. d. Sonnenscheibe i. J. 1882. (p.59) 291 g=— 100 1 = 2260 44.0 T = + Au 5306 20 222 33.8 -—e41126.5 30 217. 421 — (0 4.7 40 211 29.6 231.9 50 2020..29:7 3 — 60 186 17.1 4 50.8 — 60 100 18.5 7 49.4 50 83 44.41 8 11972 40 TAN? 7 485 30 62835 E70) 20 Te 6 29.3 — 10 Br DEE —5 29.5 Zu T,, gehört die Grenzeurve: = 00 A = 145° 18.2 T = 1 72 12%6 + 10 149 44.0 6 24.0 20 154 31.4 55220:5 30 160 3.4 4 3.6 40 166 59.8 20 94:2 50 176 46.0 05531 + 60 193 46.2 II no + 60 2382 16.1 Balzer = 50 299e3:6 7 16.8 40 308 33.9 12448 30 Sei 8.114 20 320 24.4 3 9.3 ag, 324 50.9 T 49.9 0 328 55.6 7 144 — 10 332 56.6 6 24.2 20 aa ala! 5 20.8 30 342 61 4 5.6 40 348 18.6 272338 50 357 15.9 — 1] 2.4 fl 13 16.6 AN) — 60 99 16.9 5 47.0 50 115 29.9 6 55.8 40 124 40.3 Ta 30 131 9.0 17858:2 20 136.2 22:2 8 0.5 = a0 140 53.7 +7 563 37* 292 Bruno Peter. (p. 60) Sehr oft werden zur Construction der Grenzeurven bei stereographischer - Polarprojection nur die beiden im Aequator gelegenen und der nördlichste und südlichste Curvenpunkt berechnet, indem man die Curven näherungsweise als grösste Kreise darstellt. An die Punkte der vorigen Seiten wären Refractionscorrectionen leicht nach der Formel anzubringen sin 34° cos s = — tang p.tang d— — — — cos @.cos d Aus den bereits angeführten Gründen mag diese Correction unterbleiben. Wir gehen nun zu den Grenzeurven für die äusseren Berührungen über, deren Punkte wir nur nach der letzten Methode bestimmen. Für den nördlichsten und südlichsten Punkt erhält man bei der T, angehörigen Curve 1, 7325516r3 1480 28'.1 9=+67 13.9 — 67 13.7 rt —=+ 6” 29°.0 — 6a und bei der T, zugehörigen Curve Rh — 2320 43.3 519 9.6 P=+67 189 OT n zT —— 3m al + 3m 08.0 Nach den Polen zu kommen die Grenzeurven für innere und äussere Berührung einander also sehr nahe; in der Nähe des Aequators aber ist, wie sich aus den folgenden Werthen ergeben wird, das Verhältniss beider zu ein- ander etwas anders. — Die nachfolgenden Positionen wurden ebenfalls in der angegebenen Weise berechnet. Grenzcurve für T.. p= 00 A=589 02 = — 4m 230 ao 53 25.9 BT 20 48 22.3 1 40.8 30 42 55.5 0108 40 35 55.9 A 923 50 26 8.8 2 575 + 60 969 4 35.6 + 60 281 38.8 27.1339 Untersuchung d. Vorübergangs d. Venus v.d. Sonnenscheibe i.J. 1882. (p. 61) 293 g = + 50° A = 264% 58'.3 T= + 7 46°.6 40 255 37.3 7 36.2 30 249 15.8 u 8:0 20 24 49 6 25.8 +10 239 46.6 5 304 0 235 48.0 4 24.5 r 40 2331 52.9 Sa) 20 227 47.0 12477 30 222 47.5 +0 212 40 216 34.0 rn 50 207 33.5 2 402 — 60 191 20.4 4 16.8 7) 105 22.6 5 30.4 50 88 50.3 6 235 40. ° 79 25.0 16:5 30 72 42.7 7 31.9 20 67 18.2 m. Sa —.4g 62 37.6 7 904 Grenzcurve für T;. p= 0° A = 140% 87" rk + 10 144 32.8 6 20.9 20 149 18.4 Dun 249 30 153 48.1 4 16.9 40 161 43.4 2 52:0 50 I 27:9 +1 174 + 60 188 26.3 — 0 34.9 + 60 276 55.0 a ale 50 293 42.5 6 40.4 40 303 13.0 u all 30 309 42.9 TRADE 20 315 76.8 2463 + 10 319 34.7 33:2 0 Alan! U.43 — 10 327 43.8 6223:0 20 332. 1.0 DE245 30 336 56.5 4 15.8 40 43. 11.2 2 58.3 — 50 302: 287 —1 23.3 294 Bruno Peter. (p. 62) pp = — 609 AA. v = 25029337 — 60 94 13.5 HS 50 110 25.9 6 23.7 40 119 35.7 7 15 30 126 4.0 7 30.2 20 131 14.6 739.3 — 10 135 48.5 +7 29.3 Die nördliche und südliche Grenzeurve der Sichtbarkeit. Zur Vervollständigung der Grenzeurven der Sichtbarkeit überhaupt haben wir nun noch die bereits erwähnte nördliche und südliche Grenzeurve aufzustellen. Die strengen Werthe der Punkte dieser Curven folgen aus den Gleichungen 1) bei oberer Culmmationt +4 — a = 0° 1 — — tang @.tang d 2) .. unterer 55 — 180 1— + tang p.tang d, da die betreffenden Punkte die Venus gerade in oberer oder unterer Culmination im Horizonte sehen sollen. Diese Curven schliessen sich an die nördlichsten, resp. südlichsten Punkte der Grenzeurven äusserer Berührung an und nähern sich stark Parallelkreisen. Die betreffenden nördlichsten Punkte haben nun die Breiten + 67° 139 und + 67° 18'9, die beiden südlichsten dagegen — 67° 13'.7 — 670 77 Es genigt daher vollkommen als nördliche Grenzeurve das betreffende Stück des Parallelkreises von + 6%° 15‘ und als südliche des Parallelkreises von — 67° 10° anzunehmen. Strenge ‘Durchführung der Berechnung dieser Curven muss als zwecklos erscheinen; schon deshalb, weil so hohe Breiten für praktische Zwecke kaum in Betracht kommen. Die Grenzeurve der grössten Phase. Die Punkte dieser Curve sehen die grösste Phase im Horizonte. Für ihre Berechnung bieten sich ebenfalls zwei indirecte Wege dar. Die Bedingung ö.m, + @.n, — 0 (Friesach pag. 48) Untersuchung d. Vorübergangs d. Venus v. d. Sonnenscheibe 1. J. 1882. (p. 68) 295 liefert einen Ausdruck zur Berechnung von », mit dessen Hilfe man dann genau wie bei den Contacten weiter rechnen kann. Die aber schon bei letzteren sehr weitläufige Rechnung wird hier noch durch eine neue Hilfsgrösse bedeutend vermehrt. Der Vortheil, die genauen Punkte für die grösste Phase im Horizonte zu erhalten, wiegt die aufgewandte Arbeit durchaus nicht auf, da ohnedies eine genaue Beobachtung der grössten Phase unmöglich ist. Am zweckmässigsten erscheint es auch hier, die Punkte nach der Formel zu berechnen: cos (tk +4 — ı& + ır) = tang g.tang dı da x mit Hilfe der Tafel S. 264 schnell zu eruiren ist und diese Art der Rech- nung die Anwendung von nur 5 Decimalen gestattet, während die andere Methode mindestens 6 Deeimalen erfordert. Zuvor suche ich aber auch hier den nördlichsten und südlichsten Punkt mit Hilfe der Gleichungen: 0 (t— a I = den tang p = + cotang dı Es ergeben sich für diese Punkte: A—= 2799 7.0 99° 42.6 9=+67 16.4 und — 67 16.4 7 = +12 1002 — 1m 1187 Die übrigen Curvenpünkte nebst den zugehörigen x sind die folgenden: = 0° = 10° 27.9 T= — 412%5 + 10 ge —3 544 20 102236 — a ra 30 356 8.3 — 2 53.3 40 349 22.9 — A, hl) 50 339 48.4 — 121.7 + 60 322 59.3 — 0 20.6 + 60 235 16.9 +2 326 50 218 31.4 ne 28e218:9 40 2090222 +3 473 30 202 21.5 +4 10.6 20 191.262 Sr au le) + 10 192 33.0 +4 22.3 0 188 21.0 +4 13.9 — al) 184 8.4 +3 56.5 296 Bruno Peter. (p. 64) 9 — 20° A = 179° 44.8 Be alla 30 174 40.8 +2 559 40 168 16.5 +2 13.7 50 159 7.0 +1 23.2 — 60 142 48.8 0 21.0 — 60 56 34.0 — 2 535.2 50 40 11.8 — 3 21.5 40 S0E57.0 — 3 52.0 30 DA DUIED — 4 12.0 20 19 17.3 — 4. 21.8 — 10 14 44.3 — 4 21.8 Hierdurch ist das System der Grenzeurven zum Abschluss gebracht. Curven gleichzeitiger Berührung und grösster Phase. Die genauen Punkte dieser Curven folgen aus der Gleichung: Ar —= 42 +2 (a! — IP).A.sin &.cos (v — u) + (= — M')2. sin2Z Der Bedingung der gleichzeitigen Berührung wird hierin genügt durch die Constanz von 42, 4, u, während £ varürt. Die hierdurch resultirenden Werthe von » ergeben dann mit Hilfe der schon oft angewandten Formeln y, 4. Nach dem auf S. 276 Gesagten stellen sich bei Vernachlässigung der Abplattung der Erde diese Curven als ein System von Kreisen dar, und es genügt, den Pol und den sphärischen Radius desselben zu berechnen. — Aus der Näherungsgleichung = fe.Ssm@ + 8.Cc0os p.cos (A + Ik.) folgt nun durch die Substitutionen Khe-ı41 J. = P:sın ® zw — 195 os 9 EI IRECOSE® cos E = sin ®.singp + cos ®. cos p.cos (A — A). Man hat daher für die Länge und Breite des Poles 7, ® und den sphärischen Radius E die Formeln: Untersuchung d. Vorübergangs d. Venus v. d. Sonnenscheibe i. J. 1882. (p. 65) 297 deu sp Ye T wo die Hilfsgrösse P + ist, je nachdem g. + ist. Ji x > tang D — = cosE — p Diese Berechnungsweise ist vollkommen ausreichend, da die Punkte dieser Curven auf den Grenzeurven bereits streng berechnet sind. Für die etwaige Einzeichnung in Planigloben stereographischer Projeetion habe ich gleich die Grössen k und R (ef. S. 309) mitgerechnet, für welche der Aequatorhalbmesser zu 100 angenommen ist. Man hat 1) für die Eintritte U er 840 5 @-F51050 , A=g 5 ko C- PD) = 2.6970 et Ne N 82 55 67.9 109.1 2 75 43 59.8 93.8 3 68 17 53.4 80.3 4 60 26 48.3 68.0 5 51 55 44.0 56.1 6 42 15 40.5 44.0 7 30 17 37.5 30.6 8 918 34.8 9. 2) für die Austritte EN = log P — 2.68750 ea E90 ME 2 HA RL 2362 1 82 55 167.0 182.7 2 75 44 136.2 145.4 3 68 18 114.9 117.7 4 60 28 99.4 95.3 5 51 58 87.6 76.0 6 42 20 78.6 58.3 7 30 24 70.8 39.5 E 942 64.6 12.0 Nova Acta XXXIX. Nr. 5. 38 298 Bruno Peter. (p. 66) 3) für die grösste Phase El 20 56 D®— + 19% 15 A— 19 56 log (— P) = 2.43133 r=-0® E-=900 0 k=2863 R= 3033 1 7711 171.2 176.8 2 63 37 122.0 115.7 3 48 11 94.7 74.8 4 27 16 77.5 37.6 Die Curve der grössten Phase im Meridian. Diese Curve trennt die T'heile der Erde, welche die grösste Partie des Vorüberganges, resp. den ganzen Vorübergang am Vormittag sehen, von denen, welche ihn am Nachmittag sehen. Es leuchtet ohne Weiteres ein, dass diese Curve nur wenig von dem Erdmeridian abweichen kann, dessen Punkte zur Zeit der geocentrischen grössten Phase die Venus im Meridian haben. Es folgt dies auch auf ana- lytischem Wege. Da diese Curve ohne weitere praktische Bedeutung ist, unter- lasse ich eine Ableitung strenger Werthe für ihre Punkte und gebe nur den Erdmeridian an, der ihr, soweit er innerhalb der Grenzeurve der grössten Phase verläuft, substituirt werden kann. Für diesen folgt aus A — (a — t) Ar 2602735; Die Curven, auf denen die inneren Berührungen in gleichen Höhen stattfinden. Die strenge Gleichung dieser Curven ist csz=sind.sngp-+ cosd.cos g.cos (A +t — a), wo für d, t, a die den betreffenden Momenten zugehörigen Werthe zu setzen sind. — Die Form dieser Gleichung lässt die nahe Verwandtschaft dieser Untersuchung d. Vorübergangs d. Venus v. d. Sonnenscheibe i. J. 1882. (p. 67) 299 Curven mit einem System von Kreisen erkennen. Die Curve mit dem speciellen Werthe z— 90° haben wir bereits streng berechnet; die übrigen Curven dienen nur zur allgemeinen Orientirung. Wir können sie daher als ein System von Parallelkreisen betrachten, deren gemeinsamer Pol da liegt, wo die betreffende Berührung im Zenith gesehen wird und deren sphärische Radien den be- treffenden Zenithdistanzen gleich sind. Interesse überhaupt bieten nur diejenigen Curven, denen die Werthe von z zugehören, welche zwischen 0% — 20° und 70% — 90° liegen. Ich werde daher innerhalb dieser Grenzen in Intervallen von 5° und ausserdem für 30% und 60° die Bestimmungsstücke dieser Curven geben. Man hat für den inneren Eintritt ® = — 22° 54' A — 321° 43' He 550 k = 193.4 R = 209.2 10 163.7 175.0 15 142.2 149.1 20 126.0 128.5 30 103.6 97.4 60 73-4 39.8 70 69.3 25.7 75 68.0 19.1 80 67.0 12.6 55 66.5 6.3 für den inneren Austritt D® — — 22° 50' A = 237° 6' BR 250 k = 193.9 RI 09:6 10 164.1 175.3 15 142.5 149.3 20 126.2 128.7 30 103.8 97.5 60 73.5 39.9 70 69.4 25.8 75 68.1 19.1 s0 67.1 12.6 85 66.6 6.3 38* 300 Bruno Peter. (p. 68) Die Curven für die grösste Phase in bestimmten Höhen. Auf gleiche Weise hat man auch hier D® —= — 22° 5% AR 21908257 Da sich nur so geringe Abweichungen zwischen den Radien und Ab- ständen der Curven gleicher Höhe für inneren Ein- und Austritt zeigen und diese Abweichungen noch dazu einen ganz regelmässigen Gang haben, kann man hier für k und R, weil die grösste Phase die Mitte zwischen Ein- und Austritt bildet, unbedenklich die Mittel aus den Werthen auf S. 299 annehmen. Auf die Betrachtung der übrigen von Friesach noch gegebenen Curven- systeme lasse ich mich hier nicht weiter ein und wende mich nun direet zu den Hansen’schen Untersuchungen, in denen die hauptsächlichsten der noch restirenden Curven in ihrer wahren Bedeutung für den Durchgang, resp. die Parallaxenbestimmung aus Beobachtungen desselben klar zum Vorschein kommen. Es macht sich zwar hier eine nochmalige Berechnung einzelner schon bekannter T’heile des Durchganges nöthig, um die Hansen’schen Elemente des Durchganges zu erlangen; die auf diese Neuberechnung verwandte Mühe wird aber weitaus aufgewogen durch die Leichtigkeit, mit der sich dann die noch zu findenden Grössen auf genügend strenge Weise herleiten lassen. Berechnung der Elemente des Durchganges nach Hansen. Für die nach Hansen anzuwendenden Zeiten wurden die Oerter nicht noch- mals aus den Tafeln gewonnen, sondern aus den als Funktionen der Zeit dar- gestellten Positionen abgeleitet, welche der früheren Rechnung zu Grunde lagen. Es ergaben sich so als heliocentrische Coordinaten der Venus: a RE or SFR t = 0.7205245 6) 32 3.60 38 55.08 5104 8 44 8.95 8 12.06 4961 Untersuchung d. Vorübergangs d. Venus v. d. Sonnenscheibe i. J. 1882. (p. 69) 301 Für die Sonne hat man 2 oO) = 254% 23° 39,50 B= — 0"12 NR = 0.9849946 5 31 16.75 ‚11 790 8 38 54.03 .10 635 Die Zeitgleichungen in Graden sind für die 3 Momente — 2 10° 36".62 9 48.31 8 59.92 Die angeführten wahren heliocentrischen Venusörter haben nachstehende scheinbaren geocentrischen zur Folge: O0 = 2540 35 2.78 B = — 00 12° 394.55 lg e, — 9.4223830 5 30 29.78 10 42.27 3774 S 25 56.74 8 45.05 3778 an denen die Aberration in Beträgen von 2 + 3.32 und — 1".42 angebracht ist. Die gleichzeitigen scheinbaren aphroditocentrischen Sonnenörter ergeben sich, da die Aberration in Sonnenlänge beträgt 90 — — 20.76, zu De 254.07194998..69 Pa = + 0° 4' 38.63 lg rt = 9,8576489 5 31 34.00 3 55.60 402 8 43 39.35 3 12.58 317 Die mittleren scheinbaren Halbmesser von Sonne und Venus haben wir zu 961”21 und 8472 angenommen; m soll so gewählt werden, dass u‘ nahezu — ] ist; daher haben wir, da etwa u‘ = 0.0017 m ist a = —— | [er = o also m Anmerkung. Da eine Verwechslung der hier auftretenden Grössen u, u‘, /f, m mit früheren, analog bezeichneten nicht wohl möglich ist, habe ich diese Buchstaben hier un- geändert beibehalten. indem eine Aenderung derselben den Hansen’schen Formeln ein ganz verändertes Aussehen geben würde. Das Gleiche gilt für die später auftretende Grösse K. 302 Bruno Peter. (p. 70) Mit diesem Werthe ergiebt sich weiter | 1.060004 I äussere Berührung, u 01026314 sin f = 0.00646772 Berührung des Mittelpunktes, 0.992624 | 0.00641071 innere Berührung. (Die Werthe für Berührung des Mittelpunktes sind nur der Vollständig- keit halber mit aufgeführt.) Die obenstehenden Werthe liefern für die 2", 5 Coordinaten des von Hansen zu Grunde gelegten Systemes die Werthe P_, = + 0.718600 ", 8" entsprechenden — 0.7680( PB = — 0.049405 ae Pi — OTTO Ne a N ee es e Bas i 0520 Die hieraus hervorgehenden Elemente der Bewegung sind: N ee) logn— 9.4137881 u = 8005342 Y = 0.674649 Die minimalen Unregelmässigkeiten in der Bewegung von Sonne und Venus sind hierbei vernachlässigt. Trotzdem ist die Abweichung der ge- wonnenen Werthe von den nach Friesach abgeleiteten verschwindend, nämlich 3“ für N = 2700 + W und 0°.0047, d. h. etwa 1°.1 für «. In Bezug auf Nordpol und Aequator folgt aus 4, 2‘ für den aphro- ditocentrischen Ort der Sonne: 2u a, — 2530 0° 4.36 d = — 220 27! 16.34 5 12 58.62 29 22.94 8 25 53.22 31 29.45 Weiter ergab sich 22 h= — 6° 38° 12.00 A253 08 3,058:.9622) 5 33 20.74 12 10.74 8 28 29.52 20. 22.67 *) Dieses h, der Winkel zwischen Breiten- und Declinationskreis am Sonnencentrum, ist natürlich ein anderes als das in den Friesach’schen Ausdrücken gebrauchte. A‘ ist identisch mit dem Hansen’schen a‘. Intersuchung d. Vorübergangs d. Venus v. d. Sonnenscheibe i. J. 1882. (p.?1) 303 ı Ja= + 3'546 Da = — 22° 31’ 19%3 Igda = 9.998763 N’ = 2850 45' 26.9 3 2 20.5 32 1.8 3 43 49.8 4 +0 46.3 32 44.2 4 42 12.7 5 — 0 47.9 33 26.5 4 40 35.6 6 2.221 34 88 4 35 58.6 7 3 56.3 34 51.0 4 37 21.5 8 —5 30.6 35 33.2 5 35 44.4 Hiermit ist die Berechnung der Elemente und Hilfsgrössen erledigt. — Eine nochmalige Berechnung der Grenzeurven für die Eintritte und Austritte und die grösste Phase ist nicht nothwendig, da diese bereits nach der Friesach’schen Methode mit der nöthigen Strenge durchgeführt ist. Ich wende mich daher gleich direct der Untersuchung der Erdorte in Bezug auf ihre Günstigkeit zur Bestimmung der Sonnenparallaxe zu und bestimme die Punkte der hierauf bezüglichen Curvenzüge. Gerade diese Untersuchungen sind ja eben der Schwerpunkt der Hansen’schen Abhandlung. Hansen erhält für das von ihm zu Grunde gelegte Coordinatensystem folgende drei Bedingungsgleichungen für die Erscheinung des Venusvorüberganges: u.ıne=P.csh— Q.sinh— m.o.cos p.sin (Ay — ap) u.cos&—=P.sin h+Q.cosh —m.e {sin p‘. cos d4, — cos p . sin d4.c08 (Au — a4) } u uw — m.o.{sin g. sin dh + cos '.cos dr . c08 (An — a4)} - tang JS. Hieraus folgt durch Einführung der Elemente der Bahn und Bewegung tr —A— u u.snE=—y.cosN’ + 15 -.n.sinN — m. .cosg,.sin (tn + fa‘) a, ta—4- B 3 Aue 1.0056 —y. sinN' + — .n.cosN- m.@.{(1-6).sing,.cosöj-cosg,.sin dfı.c0s(t, + 4a‘)} u =u'—moa.{(1— c).sing,. sin di + cos p, . cos dir . 08 (ty + Ica')} .tangf Die Einführung der Hilfsgrössen d;, Dy, K, H, S, s, L, 1, W‘ bringt aus diesen endlich die Gleichungen: u.sin(6—L)=S.sin (W'— 2) u.cs (6 —L) =S.cos (W'— 2) — m. .1.cos H u = wW"—m.o.tangf.sinH Die Discussion dieser Ausdrücke giebt die Kriterien für den Einfluss der Lage der Erdorte auf.die Genauigkeit der Resultate. Man sieht aus den 304 Bruno Peter. (p. 72) letzten drei Gleichungen sofort, dass H möglichst von 90° verschieden sein muss, wenn @ genau erhalten werden soll. Die Differentiation des letzten Gleichungssystemes liefert bei l —= 1 (und dadurch L — K) cos H.cos (Q—K).do = @.sin H.cos (& — K).dH — m .cosH.sin (6 — K).dk U cos (N — 3 —29).dS m ai SUN, + =.sn (N — 2 — 9).dY$ H und K haben näherungsweise dieselbe geometrische Bedeutung wie die Friesach’'schen Grössen © und ». Durch Einsetzen der Werthe für die Hilfsgrössen und ihre Differentiale geht diese Gleichung über in cosH.cos (# — K).deo—=—@, .cosp, {sin #.cos(tır + fa')+ sin Dar. cos 8 .sin(tp+ Aa‘) } „die R.n NE Te ante + de) .db’ wo bi die gemessene Distanz darstellt. > T Mit Vernachlässigung des ersten sehr kleinen Gliedes rechter Hand hat man endlich: %) cs Eilepar (BR) le ae u 3600m ih Von der Grösse der Coefficienten dieser Gleichung an den einzelnen Beobachtungsorten hängt die Günstigkeit der letzteren zur Bestimmung der Parallaxe ab. Den grössten Einfluss übt der überall als Nenner auftretende Ausdruck cos H.cos (& — K) aus. Hansen nimmt daher denselben als Ausgangspunkt für die Entwicklung mehrerer Curvensysteme. Am wichtigsten sind hiervon die „Haupthöhencurven“, auf denen die Bedingungen cos H.cs($ — K)=k wo k = constans und zugleich cs(# -— K)=-+1 für die betreffende Phase erfüllt sind. Untersuchung d. Vorübergangs d. Venus v. d. Sonnenscheibe i. J.1882. (p.%3) 305 cos (® — K) — + 1 bewirkt, dass alle auf dieser Curve gelegenen Punkte in dieser Phase Venus- und Sonnencentrum in dem nämlichen Verticalkreise sehen. Infolge der erwähnten Beschaffenheit des Coeffieienten auf der linken Seite sind diese Punktreihen diejenigen, welche für die Bestimmung von &, resp. 7, am günstigsten sind. Durch die Bedingung cos (# — K) — + 1 gehen die Bedingungs- gleichungen des Durchganges über in die Form in(W—-2)=0 S=u+m.a.cosH wo nur H unabhängig variabel ist. Hieraus ergeben sich die zur Berechnung der Punkte der Haupthöheneurven erforderlichen Formeln in der folgenden von Hansen gegebenen Gestalt: DE ut Em. 00.2 eoscH sin >=! >) 3 ([7-10+2 ee EB u > Es ee Faez |m = ıe— = IT| Ww=300— > 15 a. a > y =: LEER ES I.-« S.cos 3 Tu = u 7.9. cos 2 cos P.cosQ = sin H cos p, . sin (tr + Ze‘) = sin P cos P.sin Q = cos H.cos (N — W) c0sg,.cos (tn + Sa‘) =cosP.sin (Q — Da) sin P — cos H.sin (N"— W) sing, — cosP.. cos (Q — Du) = tg — Ty Haupthöheneurven der Berührungen. Für unser Problem ergiebt sich mit Hilfe dieser Ausdrücke für die Haupt- höhencurven der inneren Eintritte, die sich in ihren Endpunkten an den Stellen des ersten und letzten Eintrittes an die Grenzeurven anschliessen, folgendes Werthsystem: Nova Acta XXXIX. Nr. 5. 39 H = 10° == 41° 30.5 H.= 10 20 30 60 50 10 34.0 39.7 47.5 57.1 42 85 21.1 34.8 49.0 43 3.5 Nzfezl 31.1 43.4 54.2 44 3.0 9.5 13.5 0 S— 449 13.5 9.9 3.0 43 54.2 43.4 31.1 17.7 3.5 42 49.0 34.8 21.1 8.5 41 57.41 47.5 39.7 34.0 30.5 > Bruno Peter. (p. 74) Ta — 36° 26.0 38 39 40 31.4 40.2 52.2 6.9 24.2 43.3 3.6 26.7 46.0 6.6 26.0 43.7 58.8 11.1 20.4 26.1 Für die inneren Austritte erhält man zu = 1200 38'.0 121 122 123 124 43.6 52.8 5.2 20.4 38.0 57.4 18.1 39.4 0.4 20.6 39.9 DI 11.9 23.9 32.6 38.0 A = 69° py1 31 12 357 345 335 327 321 315 310 305 300 295 289 282 274 A=307° 298 290 281 273 264 256 247 237 227 216 204 192 179 167 156 145 55'.5 57.6 55.4 58.7 13.3 10.0 39.3 59.1 30.0 51.8 39.7 40.6 39.8 24.4 33.6 41.7 11.4 53.6 44.9 3.0 37.2 17.4 52.3 11.9 9.7 26.1 6.1 3.3 21.5 12.0 53.7 46.2 7-7 8.4 9 = — 56° 21.9 #7 59 60 35.2 1.8 34.6 49.2 23.4 Für die äusseren Contacte ebenfalls die Haupthöhenceurven zu be- rechnen erscheint unnöthig, da diese sich dicht neben denen der innneren Untersuchung d. Vorübergangs d. Venus v. d. Sonnenscheibe i..J. 1882. (p. 75) 30% Contacte hinziehen würden und doch nur die inneren Contacte zur Ver- werthung kommen. Es bleiben nun aber noch die beiden Haupthöhencurven für die grösste Phase zu berechnen übrig. Haupthöheneurven der grössten Phase. Die von Hansen für den Durchgang aufgestellten Bedingungsgleichungen (S. 303) sind allgemeiner Natur und ganz unabhängig vom Werthe von u, gelten daher allgemein für jede beliebige Phase; nur müssen die dieser Phase entsprechenden Werthe von u angewandt werden. Das Nämliche ist daher mit dem aus diesen drei Gleichungen abgeleiteten Ausdrucke für @ der Fall. Wir können sonach auch sofort die für die Contacte geltenden Formeln der Haupthöheneurven auf die grösste Phase anwenden, wenn wir in ihnen für u den dieser Phase zukommenden Werth setzen. Hansen erhält nun durch Differentiation der Grundformeln bei Ver- nachlässigung der Glieder, deren Einfluss unbedingt vernachlässigt werden kann, als Grundbedingung für die grösste Phase (in der u ein Minimum ist): rs Han Dr un Wan HH. cos Di un Nil cos d IM. 00 J + {cos H.sin Dr.cos W— sin H.cos Dir. cos N’}. sin w — 0 a 15.3600 206265 Für eine beliebige Phase ist nun m.@.cos H.sin W — y 7 sin Man erhält somit die der grössten Phase zugehörigen Werthe von u, wenn man den aus der obigen Gleichung resultirenden Werth für % in dem Ausdruck für u substituirt. Die Rechnung stellt sich demnach so: n #H . M._o sın H.cos Da. cos N’ w so bestimmt, dass immer u — + wird. v=-9—N is. — sin H. cos Di . sin N’ tang 39* 308 Bruno Peter. (p. 76) Wr W = 180° — y m.eo.cos H.sin vw + y m.e.cos H.sin w — y sin ı FR, sin ab u = — Tu =Uu— 7. eotang (1) Der weitere Verlauf der Rechnung ist dem für die Contactmomente ganz gleich. Besonders zu bemerken ist, dass diese zwei Haupthöhencurven nicht in den Punkten endigen, welche die grösste Phase überhaupt zuerst und zuletzt sehen, sondern in denen, welche das Maximum und Minimum der Distanz x haben, da in diesen zweien nach S. 271 die Bedingung cso( — Kl)=+1 erfüllt ist. Für D,, N‘ dürfen unbedenklich überall die der geocentrischen grössten Phase zukommenden Werthe benutzt werden. Das Ergebniss einer derartigen Rechnung ist: H=10% = 269° 56.1 u= 0.649298 zu=800.4908 p@=— 70°52'4 A = 1530 7'.7 20 52.4 .650459 .4483 75 27.0 184 22.7 30 49.0 .652356 4091 74 6.3 222 44.3 40 45.9 .654935 .3739 67 53.7 247 13.1 50 43.2 658109 .3437 60 6.3 259 42.7 60 41.4 661787 .3198 BI le) 267 32.7 70 39.5 665857 ‚3015 41 47.2 272 45.8 s0 38.5 670194 2905 32 13.0 276 39.1 90 38.2 674664 2869 22 37.7 279 43.9 s0 38.5 .679134 .2905 12 58.8 282 24.5 70 39.5 683467 .3015 — . 1 284 54.7 60 41.4 687531 .3195 Fr 287 21.4 50 43.2 691205 .3437 167 73:0 289 54.4 40 45.9 .694375 .3739 25 29.9 292 35.2 30 49.0 696946 .4091 34 59.2 295 54.0 20 52.4 698841 .4483 44 26.6 300 7.1 10 56.1 .700002 4903 +53 39.9 305 58.9 Untersuchung d. Vorübergangs d. Venus v. d. Sonnenscheibe i. J. 1882. (p. 77) 309 Isosthenische Curven der Berührungen. Hansen geht ferner auf diejenigen Curven ein, auf denen ebenfalls cos &,.cos H — + k ist, ohne dass aber cos $, = + 1 ist, und nennt diese ihrer Bedeutung für die Parallaxenbestimmung nach „isosthenische Curven“. — Zu ihrer Ableitung bringt er die Grundgleichungen durch die Substitution ı=W-E!—-% auf die Form: u=S.008%— m. .cos H.cos & 0=-S.inx + m.o.cos H.sin % und erhält aus diesen die Grundgleichung für das isosthenische Curvensystem: cos H.cos 66 = + cosH, wo H, die Sonnenhöhe im Durchschnittspunkt mit der Haupthöhencurve des nämlichen Contactes ist. Durch eine Reihe von Operationen erhält er zur Be- rechnung der Orte analog gebaute Formeln wie für die Haupthöhencurven. Eine vollständig strenge Rechnung nach diesen Formeln ist aber nicht er- torderlich, da ,„ im Maximum + 1035‘ beträgt, weswegen man S—=u +m..o,.C0sH, setzen kann und so S, S, z, als constant (und dem Werthe im Durchschnitts- punkte mit der Haupthöheneurve gleich) für je eine isosthenische Curve erhält. Daraus folgt einestheils, dass die isosthenischen Curven zugleich isochrone Curven sind, anderntheils, dass man sie mit genügender Strenge als Kreise darstellen kann. Man hat daher nur nöthig, den Pol dieser Kreise zu be- rechnen, da ihre sphärischen Radien gleich H,, bezüglich 180° — H, sind. Be- hufs der Aufzeichnung wird aber auch noch die Berechnung des linearen Radius und des Abstandes des Centrums vom Kartenpol erforderlich. Für die Berechnung dieser vier Grössen hat man nach Hansen die Formeln: cos ®.sin (Ta + Sa‘) = sin (N — 3) cos ®.cos (Tu + Sa‘) = — cos (N — F).sin Du sin ® -- cos (N — S).cos Du A — Tu — Tu = ‚Sin H, er cos D cos H, + sin ® cos H, + sn ® wenn r den Aequatorhalbmesser der Kartenprojection bezeichnet. 310 Bruno Peter. (p. 78) Bei r = 100 ergeben sich für die inneren Eintritte A = 84° 17.6 ®=—50° 56.0 H, = 10° 20 30 40 90 60 70 80 90 80 70 60 50 40 30 20 10 15.8 12.4 u) 2.3 83 56.7 263 50.1 43.5 36.7 30.2 24.2 18.5 13.6 9.8 6.8 4.2 2.8 a — 52 +52 +53 Für die inneren Austritte: H, = 100 20 A = 134° 53'.1 135 136 316 317 57.3 3.3 lalaz) 21.9 34.0 47.2 162 15.4 29.7 44.0 56.8 8.8 18.9 7.1 33.1 36.8 ®—= — 23° — 24 1.8 6.2 12.3 19.8 23.8 38.7 49.5 0.7 12.0 23.1 33.2 42.8 51.1 97.9 2.8 7.9 48'.7 51.1 96.2 3.4 12.3 22.3 34.1 46.2 59.1 12.7 25.0 37.3 48.1 57.7 8.7 11.6 15.2 Tu = 360.433 .323 .670 .870 37.115 405 .722 38.060 .413 .767 39.110 .433 730 .943 40.185 .340 .438 tn — 1249.633 .543 .398 .198 123.953 .665 .343 .007 122.697 .302 121.957 .633 120.880 .727 .633 k=-358 R= 99 36.6 38.2 40.5 43.9 48.6 99.5 64.4 78.1 63.6 54.2 47.0 42.1 38.6 36.2 34.6 33.6 k=659 R= 68.0 71.9 77.8 86.6 99.8 120.3 199 214.6 150.9 118.4 96.7 83.5 74.7 68.8 65.0 62.8 19.9 - 30.4 41.6 53.8 67.5 84.0 102.6 126.9 102.2 83.5 66.9 53.2 Ai 30.0 19.7 9.7 12.5 25.4 39.3 54.8 72.8 94.9 125.4 166.2 236.8 164.2 123.1 92:9 zilaıl 53.4 38.3 24.8 12.2 Untersuchung d. Vorübergangs d. Venus v. d. Sonnenscheibe i. J. 1882. (p. 79) 311 Isosthenische Curven der grössten Phase. Für diese Bögen würde ein dem eben eingeschlagenen ganz paralleler Weg zu verfolgen sein, bei dem man aber die schon bei der Berechnung der Haupthöheneurven der nämlichen Phase erlangten Werthe von u oder auch gleich die aus diesen folgenden Werthe von w zu verwenden hätte. Die ge- ringe Abweichung der Grösse , von 270°, deren Maximalbetrag nach S. 308 nur 21‘S ist, gestattet aber ein viel kürzeres Verfahren. Man kann sich er- lauben, gleich überall u — 270% zu setzen und erhält auf diese Weise für alle isosthenischen Curven der grössten Phase den nämlichen constanten Werth von S und z;, nämlich Sr under in: Dieser Umstand verwandelt das System isosthenischer Curven der grössten Phase in ein System von Parallelkreisen, deren Pole im Anfangs- resp. Endpunkte der zugehörigen Haupthöheneurven liegen, die bekanntlich ihrerseits wieder mit den Punkten des Maximums und Minimums der kürzesten Distanz coincidiren. Die Rechnung ergiebt äh + 62° 50‘ 31‘ — 62 50 135 31 H, — 100 k— 244 R= 93 20 25.0 18.7 30 26.0 28.5 40 27.6 38.8 50 29.8 50.0 60 32.9 62.3 70 37.3 76.8 80 42.9 92.6 90 51.3 112.4 Zum Schlusse will ich noch die Curven gleicher Dauer des Durchganges angeben, zu deren Herleitung ich analoge Näherungsformeln wie für die Friesach’schen Curven gleichzeitiger Berührungen und grösster Phase anwende. 312 Bruno Peter. (p. 80) “ Man hat, abgesehen von der Abplattung der Erde, für die Dauer des Durchganges von innerer zu innerer Berührung, nach Friesach S. 33, die Näherungsformel Dauer = Tr — Tr + f'.smng + g.cos p.cos (A + h') oder für die Aenderung der Dauer durch die Parallaxenwirkung rt=f.smgp + g.cosgp.cos (A + I) t = — [2.76861].sin + [2.382843]. cos p.cos (A + 244° 12‘) f,g‘, h‘ sind hierin aus A, &, h und /n, &n, bh nach S. 271 abgeleitet. Wie schon früher bemerkt wurde, ist eine solche Ableitung nicht ganz correct. Der mögliche Maximalfehler für die Dauer des Durchganges nach dieser Formel konnte für den 1874er Durchgang 2 X 36° betragen, für 1882 stellt er sich nicht ganz so hoch, da dieser Durchgang centraler ist. Trotz dieses nicht unbedeutenden möglichen Fehlers genügen aber zu den betreffenden Zwecken die Formeln für die Herleitung eines Systemes von Curven gleicher Durch- gangsdauer. Diese Curven sollen ja nur einen ungefähren Ueberblick nach dieser Richtung hin geben. Zur genaueren Orientirung über die Dauer an einem bestimmten Orte muss dann die Dauer für diesen direet aus Ty. und T,.. hergeleitet werden. — Es schwankt nun 1882 die Dauer vom inneren Eintritt bis zum inneren Austritt zwischen 5? 22” 4° und 5" 51” 47°. Die Orte des Minimums und Maximums sind bereits früher berechnet worden. In der Rech- nung für die übrigen Orte genügt es, das Argument z von 0” bis 14" in Intervallen von 2” zu erstrecken. Eine der auf S. 296 angegebenen ganz analoge Behandlung der Näherungs- gleichung liefert folgende Werthe: a-N 8 D@-za& IegP = 295019 wo der obere oder untere Werth gilt, je nachdem z — + ist. z = m E = 90° 0' k = 114.8 Rı 15272 2 82 16 95.3 125.2 4 74 23 81.4 104.0 6 66 11 zalsıl 86.2 8 57 26 63.1 70.5 10 47 42 56.7 55.6 12 36 9 91.9 40.3 14 19 36 47.1 21.0 Untersuchung d. Vorühergangs d. Venus v. d. Sonnenscheibe i. J. 1882. (p.S1) 313 Erläuterung der Karten. Um für einen gegebenen Ort schnell die auf den Durchgang bezüg- lichen Verhältnisse wenigstens ungefähr überschauen und seine Günstiekeit für die Auswerthung des Durchganges zum Zwecke der Bestimmung der Sonnen- parallaxe und der Verbesserung der Sonnen- und Venustafeln beurtheilen zu können, sind die vorstehenden Curven in Erdkarten eingezeichnet worden. Für diese Darstellung ist die stereographische Polarprojection gewählt, da der grösste Theil der Curven durch grösste oder kleinere Kreise auf der Erd- kugel dargestellt wird und diese in der genannten Projeetion wieder als Kreise erscheinen. Als Aequatordurchmesser der Karten ist der den voranstehenden Curven bereits zu Grunde gelegte Werth von 200 Millimeter angenommen worden, der nahezu mit dem von Hansen in seinen Karten gewählten überein- stimmt. Um keine constanten Fehler in die Zeichnung eingehen zu lassen, wurde für jeden einzelnen Planigloben das Netz mit möglichster Sorgfalt construirt und überdies jeder einzelne Punkt der Curven durch besondere Construction festgelegt. Diese zeitraubende Construction der Curven wurde von mir selbst mit möglichster Sorgfalt (soweit es die geringen mir zu Ge- bote stehenden Hilfsmittel gestatteten) ausgeführt, und glaube ich hierin einen ziemlichen Grad von Genauigkeit erlangt zu haben. Die Länderumrisse wurden nach den Hansen’schen Karten von befreundeter Seite eingezeichnet. Auf den Tafeln XIV und XV wurden zuerst die Grenzeurven eingetragen und zwar mit Berücksichtigung der Werthe von 5. 290— 296. Zur Dar- stellung der über 60° Breite hinaus gelegenen Uurvenzüge wurden die Positionen von 8. 284, 288, 289 verwandt, die nach gegebenen Zeitmomenten berechnet sind. Die Grenzeurven der äusseren Berührungen wurden ebenfalls in der- selben Weise bis 60° dargestellt, von da aus mit Berücksichtigung ihrer nörd- lichsten und südlichsten Punkte noch ein Stück nach dem Gefühl verlängert; Noya Acta XXXIX. Nr. 5. 40 314 Bruno Peter. (p. 82) um die an den Polen sich häufenden Linien nicht noch unnöthig zu vermehren, wurden sie dort unterbrochen. Weiter finden sich auf Tafel XIV und XV die so wichtigen Hansen ’schen Haupthöheneurven für die inneren Ein- und Austritte und die grösste Phase, die nach den $. 306 und 308 gegebenen Werthen construirt und in den construirten Punkten mit kleinen Kreisen versehen sind. Endlich sind auch noch die isosthenischen Kreisbögen für die nämlichen Phasen gezeichnet, welche durch diese letzteren Punkte bindurchgehen. Da viele derselben noch auf den anderen Planigloben übergreifen, der ihrem Gegenpole angehört, mussten für sie noch folgende Werthe berechnet werden: Nördlicher Planiglob. Eintritt. H, A ® k R en — Nm en m mn 80° 2630 43'.5 + 51° 49'.5 100.9 160.8 70 50.1 38.7 alzarl 208.6 60 56.7 28.8 220.5 306.6 50 264 2.5 19.8 452.8 555.1 Austritt. 80° So —- 24° 46.2 370.2 401.5 70 Din -A72 34.1 1109.9 1146.8 60 34.0 22.3 — 1041.9 — 990.5 50 21.9 12.3 — 391.7 — 328.9 40 ibileri 3.8 — 254.7 — 179.3 30 a + 23 56.2 — 198.5 — 108.6 20 SA 3% ylaıl — 170.8 — 63.9 Südlicher Planiglok. Eintritt. 80° 830 30'.2 — 520 12'.0 99.4 159.7 70 24.2 23.1 18322 205.0 60 18.5 32.2 208.2 296.5 Austritt. 80° 136° 29'.7 — 250 12.7 358.5 390.2 70 44.0 25.0 946.8 985.1 60 56.8 37.3 — 1215.8 — 1280.2 50 las as 48.1 — 433.8 — 369.1 40 18.9 57.7 — 273.9 — 195.9 Untersuchung d. Vorübergangs d. Venus v. d. Sonnenscheibe i..J.1882. (p. 83) 315 und für die grösste Phase auf irgend einem der Planigloben: Er: ”k R — —— —— s0° 33.8 137.5 70 82.1 169.0 60 125.6 238.1 Die H, 90° angehörigen isosthenischen Kreise sind analog wie bei Hansen durch schwarze Scheibehen markirt und jeder isosthenische Bogen da, wo er in der Grenzeurve endigt, mit dem zugehörigen Werth von H, versehen. zuerst zuletzt zuerst ‚ der Austritt zuletet Die Punkte, in den überhaupt der Eintritt Maximum 28 - - TE gesehen wird, sind mit Minimum ° 4) Od 9) Endlich sind die Punkte von S. 253—289 in die Grenzeurven einge- die grösste Phase im bezeichnet. tragen nebst den entsprechenden Werthen von z. Um sie mehr hervortreten zu lassen, sind sie durch Sternchen markirt. In Verbindung mit den iso- sthenischen Kreisen gewährt diese letztere Angabe einen ziemlich sicheren Aufschluss über die Uontactzeiten an den verschiedenen Orten. Die Tafeln XVI und XVII enthalten die Curven für die Berührungen und die grösste Phase in gleichen Höhen. Für den südlichen Planigloben sind die betreffenden Daten bereits auf S. 299 gegeben. Für den nördlichen mussten noch folgende Werthe berechnet werden: Eintritt. H k Bu "50 3051 329.9 10 2275 457.0 15 107.0 7413 0 1955.8 1995.1 30 — 830.8 — 781.0 60 — 1932 — 104.8 70 — 167.3 —_ 621 15 —_ 1597 I) 30 N 586 rg 35 rer aA j 40* 316 Bruno Peter. (p. 84) Austritt. H Kir R — —— ——— 50 306.3 331.1 10 429.9 459.3 15 713.2 747,4 20 2002.3 2041.5 30 — 823.2 — 773.6 60 — 192.8 — 104.6 70 — 167.1 — 692.0 75 — 159.5 — 448 0 — 154.5 — 29.1 85 — 151.5 — 14.4 Grösste Phase. a 305.7 330.5 10 428.7 458.2 15 710.1 744.3 20 1978.5 2017.8 30 — 827.0 — 771.3 Für die übrigen Höheneurven der grössten Phase konnten wieder die Mittel aus Ein- und Austritt angewendet werden. — Wie man sieht, erreichen k und R sowohl für die Curven auf Tafel XVI und XVII wie auch auf XIV und XV Grössen von über 2 Meter. Die Construction solcher Kreise war für mich wegen Mangel an geeigneten Vorrichtungen mit besonderer Schwierigkeit verbunden. Dennoch glaube ich durch Anwendung ausserordentlicher Sorgfalt den An- forderungen genügt zu haben. Die den Curven beigeschriebenen Zahlen bedeuten die resp. Werthe von H. Die Grenzceurven wurden hier, ebenso wie in den zwei folgenden Plani- globen, nicht in der Weise wie für XIV und XV construirt, sondern als grösste Kreise betrachtet und ergaben sich für diese die Werthe: 940 43! Eintritt N 2 + 220 54° | 236.7 | 257.0 Grösste a3 6 ee ie; ) Phae 11 57 6 o-|+2 ai 23.1 R- | 2573 Austritt | Au | +22 50 2375 Ei Eine derartige Darstellung ist vollkommen begründet, da die Grenz- curven in dieser Weise den nämlichen Grad der Näherung besitzen wie die Untersuchung d. Vorübergangs d. Venus v. d. Sonnenscheibe i..J.1882. (p. 85) 317 in ihrem Inneren gelegenen Curvenzüge; denn bei beiden ist dann von der Rotation und der sphäroidischen Gestalt der Erde abgesehen worden. Die Punkte, für welche innerer Eintritt, grösste Phase, innerer Austritt im Zenith stattfindet, sind hier mit a, b, e bezeichnet. Tafel XVII und XIX stellen die Curven für die gleichzeitige grösste Phase und die gleiche Dauer des Durchganges dar. Für sie wurden zur Zeichnung noch die Werthe berechnet: Grösste Phase. T k R zz —— m 12 875.3 904.0 — 823.4 — falls! 3 — 280.1 — 2a 4 — 168.8 — le) Gleiche Dauer. 2m 144.5 189.7 4 194.4 284.4 297.9 361.4 SER 635-4 710.2 10 — 4692.5 — 4603.0 12 — 500.8 — sn 14 — 264.4 —.. har Die Punkte (}) (.) sind die Pole der ihnen am nächsten liegenden Curve zleichzeitiger grösster Phase oder gleicher Dauer. In den letzthin berechneten Zahlen bedeutet k — —, dass die Jentrumsdistanz unter der Länge 180° + _4 abzutragen ist; der Zeichen- wechsel von R aber drückt die Aenderung des Sinnes der Krümmung aus. Die Curve der grössten Phase im Meridian ist nicht besonders in einem der Planigloben eingezeichnet worden, da sie dicht an dem 260° zugehörigen Meridian entlang geht. Es soll hier gleich auf die bereits vorhandenen, auf den Durchgang bezüglichen Karten hingewiesen werden. Diese sind: 1) Die von Airy „Monthly Notices, Vol. XXIX, No. 2“ gegebenen. Dieselben enthalten in grossem Massstabe, aus dem man die Länderumrisse gut ersehen kann, die in 318 Bruno Peter. (p. 86) der Nähe ihrer Pole gelegenen isosthenischen Kreisbögen für die Ein- und Austritte nebst, den Curven gleicher Sonnenhöhe. Hierbei ist aber von der Rotation und der Abplattung der Erde abgesehen und sind die isosthenischen Curven als Systeme von Parallelkreisen dargestellt, die Curven gleicher Höhe als Parallelen. 2) Die von Puiseux in der „Connaissance des temps“ für 1875 ge- gebenen 2 Karten in Mercator’s Projeetion. Die erste derselben enthält die Curven der Sichtbarkeit nebst den Punkten grösster Beschleunigung und Ver- zögerung der ÜContacte und einige Curven gleicher Uontactzeit und Dauer. Die zweite Karte giebt die Curven gleichzeitigen Sonnen-Auf- und Unterganges und die Punkte des Maximums und Minimums der Distanz und des Positions- winkels. — Auch diese Karten beruhen nur auf Näherungen. Das Vorhergehende giebt uns eine Vorstellung über den Verlauf des Durchganges. Am 6. December 1832 bei Sonnenuntergang um 2" 17” 2° m. Pariser Z.”) sieht der unter 4 — 840 48° und 9 = — 51° 5‘ im grossen Ocean östlich von Kerguelen gelegene Punkt a der ersten Tafel zuerst von allen Erdorten in dem Momente, wo für ihn das Venuscentrum sich im Horizonte befindet, den oberen Venus- und Sonnenrand in Contact. Die Centren beider Gestirne be- finden sich genau in einem Verticalkreise. — Das Gebiet der Sichtbarkeit nimmt schnell zu. Die Art des Fortschreitens erkennt man aus der Karte. Die Punkte eines isosthenischen Kreises sehen den Contact gleichzeitig; für die auf den Haupthöheneurven gelegenen Punkte stehen Sonne und Venus in einem Verticalkreise. Zugleich sehen diese Punkte den Contact von allen mit ihnen auf gleicher isosthenischer Curve gelegenen Punkten in grösster Höhe. Je mehr die Punkte der Grenzcurve sich von a entfernen, um so kleiner wird der vom Nadir an gezählte Positionswinkel. — Um 2" 25” 4° wird der Contact für das Frdeentrum sichtbar. Genau im Zenith wird er dann gesehen *) Alle in diesem Abschnitte vorkommenden Zeitangaben beziehen sich auf mittlere Pariser Zeit. Untersuchung d. Vorübergangs d. Venus v. d. Sonnenscheibe i. J. 1882. (p. 87) 319 bei A = 321% 43° 9 — — 22% 54‘ einem zwischen Rio Janeiro und Trinitad im Meere gelegenen Punkte. Im Horizonte sehen diesen Contact zu gleicher Zeit zwei Punkte, von denen der eine in Arabien, der andere mitten im grossen Ocean in der Nähe der Gesellschaftsinseln liegt. Die beiden letzteren Punkte sehen Venus- und Sonnencentrum im nämlichen Almucantarat. Die Berührung im Horizonte schreitet auf der eingezeichneten Grenz- eurve fort, indem der Positionswinkel vom Nadir ab immer weiter abnimmt. Endlich um 2" 33” 17° sieht der unter 4 = 263° 30° $ = + 53° 12° in der Nähe der Hudsons-Bai auf dem Festlande von Amerika gelegene Punkt d als letzter aut der ganzen Erde den unteren Venus- und Sonnenrand in dem Moment in Contact, wo das Venuscentrum sich im Horizont und mit dem Sonnencentrum in dem nämlichen Verticalkreise befindet. Für die innerhalb des Gebietes der Sichtbarkeit gelegenen Punkte nimmt die Distanz der Centren immer mehr und mehr ab. Die grösste An- näherung des Venuscentrums an das Sonnencentrum wird zuerst gesehen um 5" 9= 14° bei a— 1° 31° 9 — — 19° 25‘. Dieser zwischen St. Helena und Cap Negro gelegene Punkt fällt innerhalb des Gebietes der grössten Phase. Das Bereich der Sichtbarkeit dieser Phase nimmt in der aus Tafel XVII und XIX ersichtlichen Weise äusserst schnell zu; bereits um 5" 13” 30° ist die grösste Phase im Erdeentrum sichtbar. Im Zenith wird sie dann gesehen unter a — 2790 25° 9 — — 220 52°, etwas südlich von St. Felix. Zu gleicher Zeit wird sie im Horizonte gesehen im Punkte e in Grönland und b in der Nähe von Sabrinaland (Tafel XIV und XV). Ersterer Ort sieht die grösste Phase im Maximum, letzterer im Minimum: die Differenz der Distanz an beiden Orten beträgt 49“. Beide sehen Sonnen- und Venuscentrum im nämlichen Verticalkreise.*) Bereits 3 Minuten später erreicht die grösste Phase auf der ganzen Erde ihr Ende in der Gegend der Gesellschaftsinseln. Das theoretische Ende würde erst 5? 18" 15° eintreten. Der unter 4 = 182° 10° 9—+ 19° 12° ge- *, In demselben Horizontalkreise werden beide Gestirne gesehen im Congogebiete und in der Nähe von Hawai; der erstere Ort befindet sich dem Maximum, der andere dem Minimum der Beschleunigung nahe. 320 Bruno Peter. (p. 83) legene Punkt aber, in welchem dieses sichtbar sein würde, liegt bereits ausser- halb des Gebietes der Sichtbarkeit der grössten Phase. Um 7" 53” 42° sieht der Punkt x = 3170 27° 9 = + 26° 21‘, m atlantischen Ocean gelegen, zuerst den Austritt der Venusscheibe. Das Venus- centrum befindet sich dann für ihn im Horizont und unterer Venus- und Sonnenrand berühren sich, während die Centren beider Gestirne sich in dem gleichen Verticalkreise befinden. Nahezu die ganze Somnenscheibe steht in diesem Momente also noch über dem Horizonte. Die Art und Weise des Eintretens des Endes erkennt man wieder aus den Tafeln XIV und XV. 5" 1” 56° findet der innere Austritt für das Erdeentrum statt. Im Zenith ist er dann sichtbar bei a — 237° 6°‘ 9 — — 22% 50‘. Im Horizonte sieht man ihn gleichzeitig damit östlich von den Sandwichinseln und in der Nähe der Aleuten. An beiden Orten stehen Venus- und Sonnen- centrum in dem nämlichen Verticalkreise, Endlich um S" 9” 58° sieht als letzter von allen Erdorten der unter A» — 1540 12° 9 — — 230 51‘ auf Neuholland gelegene Ort den oberen Venus- und Sonnenrand in Contact, während das Venuscentrum sich im Horizont und mit dem Sonnencentrum in gleichem Verticalkreise befindet. Der äussere Austritt würde natürlich etwas später erfolgen, wie der äussere Eintritt früher stattfinden würde. Die betreffenden Localitäten liegen aber nicht weit von denen der inneren Contacte entfernt und sieht man Näheres aus 8. 218. Die längste Dauer des Durchganges zwischen den inneren Uontacten wird in der Gegend von Neu-Fundland statthaben; die kürzeste Dauer hin- gegen gehört einem Orte von nur analytischer Bedeutung an, der südlich vom Cap Leeuwin liegt. Die Sichtbarkeitsverhältnisse für die verschiedenen Erdtheile sind durch Anwendung verschiedener Farben sehr gut veranschaulicht in der ersten der von Puiseux gegebenen Karten, doch lässt sich das Nämliche auch sofort aus den beigegebenen Planigloben ersehen und ist daher eine weitere Ausführung überflüssig. Nur will ich noch auf die kleinen Dreiecke am Nord- und Südpol aufmerksam machen. Im nördlichen desselben ist Anfang und Ende des Durchganges unsichtbar, die grösste Phase aber und benachbarte Partien sind Untersuchung d. Vorübergangs d. Venus v. d. Sonnenscheibe i..J.1882. (p. 89) 321 sichtbar; im südlichen hingegen ist der Anfang sichtbar, die Sonne geht hierauf unter, geht aber vor dem Ende wieder auf, so dass dieses wieder sichtbar ist. Auswerthung des Venusdurchganges. Die Bedingungsgleichungen für das in Rede stehende Phänomen sind hH u.cs($—K)=-S.cos (N“— K— >) — m.oa.cos H Be ee nein (#— K)=S.sn N" — K—I nach Friesach (R—r?=($ + NM.xs)?+ («+ I.y)? Letztere Gleichung enthält die in Frage kommenden Grössen direct und getrennt, weshalb es angezeigt erscheint, zuerst von ihr auszugehen. In der Gleichung (R' — r)?=(d + I.x)? + (ea + II.y): ist r, 77 vollkommen constant für alle Erdorte und die ganze Dauer des Durch- ganges. d, « sind nur Functionen der tabularischen Oerter und damit auch der Zeit. R’ hängt ab von 17, dem Orte und der Zeit. x, y sind Functionen der Zeit und der Tafelörter, der Orte auf der Erde und von Zei Letztere Grösse ist als aus der Theorie der Planetenbewegung bekannt anzunehmen. Ebenso sind R und r als bekannt anzunehmen. Da R‘ — R nur eine sehr kleine Grösse ist und kleine Aenderungen von 77, die hier nur in Betracht kommen, keinen merklichen Einfluss auf sie ausüben, können wir auch R‘ als bekannt ansehen. Ebenso wollen wir den Erdort y, 2 als gegeben betrachten. Die Beobachtung des Venusdurchganges ermöglicht uns dann die Lösung zweier Aufgaben: 1) die Verbesserung der Sonnen- und Venustateln. 2) die genaue Bestimmung der Sonnenparallaxe. Auf beide gehen wir im Folgenden ein. 1. Benutzung des Venusvorüberganges zur Tafelverbesserung. Auf diese Aufgabe gehen wir nur kurz ein, da es noch weit geeignetere und bequemere Methoden zur Tafelverbesserung giebt. Sie kommt hier nur Nova Acta XXXIX. Nr. 5. 41 322 Bruno Peter. (p. 90) in zweiter Linie in Betracht, insofern sie die zur genauen Berechnung der Sonnenparallaxe erforderlichen Tafelverbesserungen für die Zeit des betreffenden Durchganges liefern soll. Für den fraglichen Zweck muss man den Beobachtungsort p, 2 so wählen, dass die zweite Unbekannte 17 aus der Bedingungsgleichung heraus- fällt oder doch nur möglichst geringen Einfluss hat. Dies geschieht, wenn man x und y ganz oder nahezu — 0 macht, indem man Ränderberührungen oder Distanzen nahe im Zenith beobachtet. IT.x und M.y werden dann entweder ganz 0 oder doch so klein, dass man setzen kann: (R' — r)? — 6? + a? + 208.dd + 2a.da wo de und dd die an «, d anzubringenden Verbesserungen sind, die ihrerseits in die nöthigen Differentialformeln eingesetzt die Tafelverbesserungen liefern. Beobachtungen zu diesem Zwecke werden am besten angestellt in der Nähe der Punkte a, b, c auf Tafel XVI und XVII. Es ergeben sich also die Orte: für den Eintritt: Rio Janeiro, Trinitad. für die grösste Phase: Valparaiso, Fernandez, Masafuero. für den Austritt: die Inseln Ducie, Pilerain. Am günstigsten werden Orte der zweiten Gruppe ausgesucht, da für diese auch bei Ein- und Austritt die Sonne noch ziemlich hoch steht. 2. Benutzung des Venusdurchganges zur Bestimmung der Sonnenparallaxe. Die Wirkung der Parallaxe beeinflusst die Erscheinung des Durch- ganges in verschiedener Weise. Sie ändert die Distanz, den Positionswinkel, Reetascensions- und Declinationsdifferenz, die Contactmomente, die Zeit der verschiedenen Phasen, die Dauer. Jede auf eine dieser Grössen bezügliche Beobachtung liefert daher auch Material zur Bestimmung der Parallaxe. Es kommt nur darauf an, die Beobachtungen an solchen Orten anzustellen, wo der Einfluss der Parallaxe auf die betreffende zu messende Quantität möglichst gross ist und daher ein Fehler in der Bestimmung dieser Grösse auf die Be- stimmung der Parallaxe geringen Einfluss hat. Untersuchung d. Vorübergangs d. Venus v. d. Sonnenscheibe ti. J. 1882. (np. 91) 323 h gang \l Gehen wir wieder von dem Hansen’schen Ausdrucke für die Parallaxe aus, welcher ist: m?.@2.12.cs®H— 2m.@.1.S.cöos H.cos (W'— 8) + SS? — u =0 0, un R » = =, a wu=m.-.snR+tm. ar m.o. tang f.sin H T Für. o, kann in der zweiten Gleichung wegen der Kleinheit von f der bis jetzt angenommene Werth gesetzt werden. Um den Einfluss der verschiedenen Grössen auf die Genauigkeit des Resultates kennen zu lernen, die günstigen Beobachtungsorte von den un- günstigen unterscheiden und die zweckmässigste Beobachtungsmethode angeben zu können, betrachten wir die hieraus fliessenden Differentialausdrücke. Bei Elimination von d (# — K) erhält Hansen: eos H.cos (#5 — K).do = @ .sinH.cos (8 — K).dH — @.cos H.sin (8 — K).dK + —.cos (N — 8 — 5).dS + —.sin (N — 3 — 3).dY Den Coftieienten linker Hand haben wir bereits durch Aufstellung der Haupthöhenceurven und isosthenischen Curven erledigt und gefunden, dass die Punkte derselben isosthenischen Curve gleichen Einfluss auf die Parallaxen- bestimmung ausüben. Der günstigste von ihnen ist derjenige, der zugleich Punkt der zugehörigen Haupthöhencurve ist, da er die betreffende Phase in der grössten Höhe sieht. Da durch die Berechnung und Einzeichnung der erwähnten Curven dieser Coefficient in seiner Einwirkung bereits erledigt ist, können wir von ihm einstweilen absehen. In der Form, in welcher sich die Glieder rechter Hand befinden, werden wir sie noch näher betrachten bei der Untersuchung des Einflusses der Tafeltehler. Um den Einfluss der Fehler in der Beobachtungszeit der Contacte und in der Längendifterenz zu bestimmen, benutzen wir die zweite von Hansen durch Elimination von dH, dK etc. eingeführte Form: 41= 324 Bruno Peter. (p. 92) cosH.cos($ —K).d =— 9 .c0sp, [sin 6 . c0s(ty + fa‘) + sin Dir. cos® .sin (ty-+ Ze')} .dt;, 206265n + 600m . COS (N 6) . d (te 2) + a. NR | bi 5 Das erste Glied rechter Hand kann vollkommen vernachlässigt werden, da wegen der Kleinheit von ., sein Maximum 0.0000431 beträgt. Der zweite Coeffieient enthält Grössen, die nicht unmittelbar einen Ueberblieck gewähren. Hansen hat ihn daher umgeformt und erhält 206265n? 9. NR + cos H.cos (8 — K). do = ——— Sa ae mL u ' ar ($ ) dgo 000m Am). (du dA) + dh, dt, und di lassen sich also nicht von einander trennen. (tu —4A— u) drückt den Abstand der betreffenden Phase von der Zeit der grössten Phase aus, [inneren | = Contacte be- | äusseren | aber in wahrer Zeit und in Graden gegeben. Für die 440 trägt diese Grösse nach den bei den Grenzeurven gegebenen Werthen etwa 19° 2062650? ür 54000m at man 206265 n? log - Be ls 54000 m +0%.0190 | .. inneren daher cos H,. en = + 00210 |° (dt, — dA) für a Contact und, wenn wir wie Hansen den mittleren Fehler einer Contactbeobachtung zu 7° annehmen”), haben wir beziehentlich 0.133 Ee Cos@H do — + 0447 In der Praxis wird H, nie kleiner als 10° sein dürfen, so dass man dann hat + 0"135 a NR) Für 1574 hatte Hansen gefunden cos H,. do = + 0.109 *) Stone will nur 2°—3° Fehler zugeben; doch scheint mir dies wohl etwas zu wenig. Jedenfalls ist derselbe auch vom Instrument und der Vergrösserung abhängig. Intersuchung d. Vorübergangs d. Venus v. d. Sonnenscheibe i.J.1882. (p.93) 325 Für den bevorstehenden Durchgang gestalten sich demnach die Ver- hältnisse für die Bestimmung der Sonnenparallaxe aus einzelnen Contacten noch ungünstiger als für den verflossenen, weil der Werth für de, grösser ist. Das Verhältniss wird für 1882 allerdings insofern etwas gebessert, als die Positions- winkel der Contacte näher an 90° und 270° sind, wodurch eine schärfere Auf- fassung der Contacte ermöglicht wird. Für die grösste Phase ist das Maximum von (t„— 4 — u) etwa 270°, nahe den Polen der isosthenischen Kreise sogar fast ganz 0, da diese ja mit dem Erdeentrum isochron liegen. An den in Betracht kommenden Orten wird jedenfalls (t, — A — u) kaum 1" betragen. Nehmen wir daher als ungünstigsten Fall 0%.3 an, so haben wir für die Unsicherheit der Parallaxe, wenn man sie aus Distanzmessungen zur Zeit der grössten Phase herleiten will: cos H,. dep = + 0“.00013 .. (dty — dA) Selbst bei (tn, — 4 — u) — 09.5 käme nur + 0.090021 . (dt, — dA) Messungen nach dieser Richtung hin angestellt, stellen sich also noch bedeutend günstiger als 1874. Zur Erreichung des Werthes da — + 0.1 wäre 1882 mindestens ein Fehler von 12”— 13” in der Phasenzeit und der Längen- differenz erforderlich. Aus einer Schlussweise, welche der von Hansen befolgten vollständig gleich ist, folgt, dass 1882 mit Vortheil die Parallaxe auch aus der Durch- gangsdauer herzuleiten ist. Am vortheilhaftesten wählt man dann zwei Stationen aus, die in der Nähe des Maximums und Minimums der Dauer einander diametral gegenüber liegen. Die Verhältnisse nach dieser Richtung hin sind indessen 1882 nicht ganz so günstig als 1874, indem die Differenz zwischen Maximum und Minimum der Dauer beträchtlich kleiner als 1874 ist. Für den Einfluss eines Fehlers in der Distanzbestimmung haben wir: j gr cos ($—K).csH.do =+ Eur db, Dies giebt cos H, . deo — eat also den nämlichen Werth wie 1874. Es ist der Einfluss von db/ wohl immer 326 Bruno Peter. (p. 94) an der nämliche, da die Grösse — für alle Conjunetionen nahe denselben Werth hat. — Bei Combinirung von vier gemessenen Ränderberührungen hat man daher cos H,.deo = + 0.181. db‘ und wenn man db, — 05 setzt cos H,.deoo = + 0.090. Diese Annalıme für db‘, dürfte aber wohl noch bedeutend zu gross sein und man sicher bei dem jetzigen Zustande der Heliometer db, — 0“.2 an- nehmen können. Dann erhält man: cos H,. do = + 0".036 welcher Werth durch wiederholte Beobachtungssätze noch einer Reduetion fähig ist. Um bei Bestimmungen von o, durch Messungen des Positionswinkels den Einfluss eines Fehlers im gemessenen Winkel zu untersuchen und um die für solche Messungen günstigen Orte zu eruiren, geben wir der Grundgleichung die Form: 0=8S.sn (N — 8 —$)+m.a.cos H.sn ($ — K) woraus sich durch Differentiation ergiebt: = 2 .c08 (N — 8 — $).d8 + do .cos H.sin(d—K)-+ © .cosH.cos (d —K).d$ daher S do .cos H.sin(98— K) = — —.cos (N — 8 — 9).d$ m + cos H.cos (# — K).d9 Man sieht hieraus, wie auch aus dem Friesach’schen Ausdrucke für die Parallaxe des Positionswinkels*) folgt, dass die Parallaxenbestimmung aus Messungen des Positionswinkels gerade in der Nähe der Pole der Hansen’schen isosthenischen Curven am ungünstigsten, im Aequator derselben und dort wieder "itang (ul u). mr Untersuchung d. Vorübergangs d. Venus v. d. Sonnenscheibe i.J.1882. (p. 95) 327 speciell an den in den Grenzeurven gelegenen Stellen am günstigsten ist. Für den Positionswinkel treten demnach die mit Scheibchen versehenen isosthenischen Curven an Stelle der Haupthöhencurven. Nehmen wir nun die für den Positionswinkel günstigen Gegenden an, so haben wir für diese u D N do .cos H= — —.cos (N — 8 — 9).d$ m In dem jetzigen Falle müssen wir aber Eintritt und Austritt von ein- ander getrennt untersuchen, da die Werthe des Positionswinkels nicht wie die der Distanz zur grössten Phase symmetrisch liegen. S schwankt für jeden der beiden Contacte zwischen 1.01798 und 0.96729, wir nehmen daher das Mittel aus beiden an S— 0.9926. N‘ variirt um 10° und setzen wir N‘ — 2850. x liegt zwischen 44° 13° und 41° 30; wir setzen daher N‘ — x — 2430, # ist allerdings vom Beobachtungsorte abhängig, da es aber im Maximum nur um 1°7 vom gleichzeitigen geo- centrischen Werthe abweichen kann, benutzen wir den letzteren. Wir erhalten dann für den Eintritt do& .cos H = — 0.00165.. cos 94°. d# ER AUusbrict — — 0.00165.cos 0°.d® oder deo . cos H = + 0.00061 . d8 — — 0.00165 . de Für die gröäste Phase ist S— + 7, daher hat man dort do .cos H = — 0.00112 . cos 47°. d$ — — 0.00076 . d@. % wird nun abgelesen bis auf 1‘; mit der Unsicherheit der Messung derartiger Winkel kann man d$ — 2‘ annehmen. Dies giebt für den Eintritt dose XcospEl 508.073 „ die grösste Phase —Z 0091 „ den Austritt — MR Am günstigsten dürften daher Messungen des Positionswinkels sein beim Eintritt in der Nähe der Orte, wo & — K = 90° ist. Diese fallen be- kanntlich mit den Orten zusammen, welche die Berührung zur Zeit der geo- centrischen Berührung im Horizonte sehen. Analoge Beobachtungen des Aus- 328 Bruno Peter. (p. 96) trittes würden mit den Beobachtungen der Contacte in Betreff der Günstigkeit für die Parallaxenbestimmung gleich rangiren; auch während der grössten Phase sind Beobachtungen des Positionswinkels nicht so ungünstig, als man meinen sollte. Leider mangelte es an Zeit, für die Positionswinkel eigene isosthenische Curven zu rechnen und zu construiren; man kann indessen mit Hilfe der vier ersten Planigloben sich leicht ein Urtheil über die hierauf bezügliche Günstig- keit eines Ortes bilden, wenn derselbe in der Nähe der Punkte liegt, wo die H, — 90° angehörigen Hansen’schen isosthenischen Bögen in die Grenz- curven einmünden. — Formeln für die Berechnung solcher Curvensysteme stellt Friesach auf, auch würde sich eine der Hansen’schen analoge Methode leicht finden lassen. Was die Parallaxenbestimmung aus Beobachtungen von Declinations- differenzen von Sonne und Venus betrifft, so dürfte diese wegen praktischer Schwierigkeiten zur Zeit keine zuverlässigen Resultate liefern können, wenn sie überhaupt zur Ausführung gebracht werden kann. Anders wird es sich aber mit dem Vorschlage Oppolzer’s verhalten, AR.-Differenzen zu messen; namentlich, wenn man solche Messungen, die sich Ja beliebig wiederholen lassen, nur als Ergänzung zu den anderen Methoden betrachtet. Für derartige Messungen hat man nach Friesach Aa wi 2% K—a—-15f1+).dt a —= (A! — a).cos d’ a —a y MW Daraus ergiebt sich, da näherungsweise y=@-—I1).7= (q—1).cos g,.sins, dass für solche Messungen die Kreuzungspunkte der Grenzeurven mit dem Aequator am geeignetsten sind. Eine eingehendere Untersuchung der ein- schlägigen Verhältnisse kann hier nicht gegeben werden. Es bleibt nun noch übrig, den Einfluss der Tafelfehler zu untersuchen. Für die Zeit des Durchganges kann man diese als constant annehmen. Intersuchung d. Vorübergangs d. Venus v. d. Sonnenscheibe i..J. 1882. (p. 97) 329 Dieselben wirken unmittelbar ein auf P und Q@ und somit auf y, «, S, x. Man hat sonach für sie die Bedingungsgleichung: T 1 3 T S x < cos H.cos 0 . do = - ‚cos (N — F—2).dS+ s ‚sin (N — 3 —9).S.dXY m oder da dP=m.o.co P.(dO — dA) dQ = m.o,.(df — dh) dy = sm N.dQ — cos N.dP rn [ ER ya BEN dar sin N.dP n n dS = sin.2.dy — 15: 008 2.du D.d2 = 005:23.dy + j5, sin Dad ergiebt sich cos H. cos (# — K).dop —- R.sin (N — N — 8). (dl! — dO) + NR.cos (N — N — $).db‘ Da die Ausdrücke rechts für Abstände gleichweit von der grössten Phase denselben Wertli annehmen, hingegen die Werthe von (6—K) für Anti- podenpunkte um 180° von einander abstehen, sieht man, dass die T'afelfehler durch Combination von Beobachtungen auf der nördlichen und südlichen Halb- kugel eliminirt werden können. Natürlich ist es auch angezeigt, durch Meridianbeobachtungen zur Zeit des Durchganges die Tafeltehler für sich zu bestimmen und in Rechnung zu ziehen oder sie durch Durchgangsbeobachtungen an den Punkten a, b, e in Tafel XVI und XVII aus dem Durchgange selbst zu bestimmen. — Hansen be- rücksichtigt sie auch bei Aufstellung der Differentialgleichungen zur Aus- gleichung der Beobachtungsresultate nach der Methode der Kleinsten Quadrate und zieht sie somit vollständig in's Bereich der strengen Rechnung. Es ist hier der Ort, gleich auf den Einfluss der 'T’afelfehler auf die Bestimmung des Zeitpunktes der grössten Phase hinzuweisen. Man hat: dP = + [2.20055].(dO — dA) dQ = + [2.200055] . (d#_ — dß%) daher da = + [— 145.5 (d# — dß4) + 906.4 (dO — dA) ] Nova Acta XXXIX. Nr. 5. 42 330 Bruno Peter. (p. 98) Somit wird: du = 146 — re — il für ar ar -+ 906 =+6 das dal Das Resultat der vorstehenden Untersuchung ist demnach: Beobach- tungen einzelner Contactmomente werden 1882 nicht den gewünschten Erfolg liefern; wo sie aber in der Nähe der Pole der isosthenischen Curven mit er- halten werden können, soll man sie durchaus nicht vernachlässigen, da sie, wenn eben auch nur in geringem Masse, doch zur Sicherung des Resultates immerhin mit beitragen werden. Hingegen werden Distanzmessungen zur Zeit der grössten Phase in der Nähe der günstigen Punkte sehr genaue Resultate liefern; ebenso Beobachtungen der Dauer. Für Distanzmessungen käme wohl nur das Heliometer und der photographische Apparat in Betracht. Bei Ver- wendung der Photographie ist darauf zu sehen, dass je zwei entsprechende Stationen auf beiden Halbkugeln die Verschiebung zur Zeit der grössten Phase in gleicher Richtung sehen, da nur so die aus der Orientirung des Glasgitters entspringenden Fehler den kleinsten Einfluss haben. Messungen des Positions- winkels bieten Vortheil bei Eintrittsbeobachtungen und höchstens noch zur Zeit der grössten Phase. Bei den Austritten werden sie nur ungenaue Resultate liefern. — Als Ergänzung zu diesen Methoden ist die Messung von AR.-Differenzen zu betrachten. Soweit Contacte in Frage kommen, sind dies nur die inneren, da die Erfahrungen von 1874 gelehrt haben, dass selbst spectroscopische Hilfsmittel nicht ermöglichen, den äusseren Contact mit Sicherheit zu bestimmen. Betrachten wir auf das Voranstehende hin die beigegebenen Karten, so ergiebt sich: l) Für beschleunigten Eintritt. Günstige Beobachtungsorte sind die Kerguelen und die von diesen südlich gelegenen Inseln. Die Sonnenhöhe beträgt dort etwa 10°. Crozet- und Edwardsinseln sind schon weniger günstig. Beobachtungen dort sind aber gesicherter, da die Contacte in grösseren Höhen erfolgen. Mauritius und Bourbon würden im Verhältniss auch noch günstige Resultate liefern, doch wäre diesen dann noch Madagascar vorzuziehen, was mit ihnen auf nahezu gleicher iso- Untersuchuny d. Vorübergangs d. Venus v. d. Sonnenscheibe i. J.1882. (p. 99) 331 sthenischer Curve, der Haupthöheneurve aber näher liegt. Näher am Siüdpol sind günstige Stationen auf Sabrina-Land und in der Gegend der Repulse-Bay. Diese Orte haben aber nur geringe Sonnenhöhen. 2) Für verzögerten Eintritt. Auf dem Festlande von Nordamerika bieten sich eine Menge günstiger Stationen dar, sowohl in Britisch-Amerika, als auch im ganzen Gebiete der Vereinigten Staaten. Letztere namentlich sind auch für andere Beobachtungen noch überaus günstig. Auch fast alle benachbarten Inseln liegen den Haupt- höhen- und den Grenzeurven gleichzeitig nahe. 3) Für beschleunigten Austritt. Die günstigsten Beobachtungsorte sind die Antillen. Auch bieten die Küsten von Nord- und Siidamerika eine Reihe geeigneter Punkte dar, 4) Für verzögerten Austritt. Der östliche Theil von Neuholland, Van Diemensland und die Salomon- inseln liegen sehr günstig: weiter auch Neuseeland, die Auklandsinseln und die Freundschaftsinseln. Für letztere hat zwar cos H. cos ($ — K) keinen so beträchtlichen Werth wie für Neuholland, dafür sehen sie aber den Austritt in grösserer Höhe und ausserdem liegt wenigstens Neuseeland noch im Be- reiche der grössten Phase, die dort allerdings sehr nahe dem Horizonte stattfindet. 5) Für die grösste Phase im Minimum. Die günstigsten Stationen gehören hier leider der südlichen arctischen Zone an und dürften daher kaum in Betracht zu ziehen sein. In Betracht kommen nur die Macquarieinseln, Chatam, Campbell einerseits und die Süd- spitze von Amerika und die nach dem Südpol zu gelegenen Shelland- und Sandwichinseln und die Orcaden anderseits. 6) Für die grösste Phase im Maximum. Hier liegen sehr geeignete Stationen wieder auf dem Festlande und den Inseln von Nordamerika. Aeusserst günstige Beobachtungen würden an- zustellen sein in der Umgebung der Hudsons-Bay, auf Neu-Fundland, Neu- Schottland und an den Küsten des ganzen Lorenzgolfs: ferner in der Gegend von New-York, Washington, Baltimore. 42* 339 Bruno Peter. (p. 100) 7) Für Positionswinkelmessungen beim Eintritt. Hier kommt einerseits Südamerika in Betracht, die Südspitze und die Küsten von Peru und Chile; anderseits hingegen ganz Nordafrika. 8) Für Positionswinkelmessungen während der grössten Phase. Ausser einer beschränkten Anzahl von Punkten an der Westküste von Südafrika, St. Helena und Ascension wird die ganze Ostküste von Südamerika günstiges Beobachtungsmaterial liefern. Auf die Austritte brauchen wir nicht näher einzugehen. 9) Für die Dauer. Da das Maximum, so weit es eben sichtbar ist, in die Nähe des Südpols fällt, sind auch hier wiederum günstig die schon erwähnten Orcaden, Shellandinseln und die Südspitze von Südamerika. Für Beobachtungen des Minimums würden wieder Neu-Fundland und die Küsten des Lorenzgolfs, ganz besonders aber Neu-Schottland zu em- pfehlen sein. Für die Messung von AR.-Differenzen bieten sich für alle Contacte auf dem Aequator geeignete Orte dar. Das Bereich der grössten Günstigkeit fällt daher auf Nord- und Süd- amerika, namentlich auf deren östliche Küsten. Dass die daselbst liegenden Obser- vatorien ganz besonders dem Ereigniss ihre Aufmerksamkeit zuwenden werden, ist vorauszusetzen; aber auch Beobachtungen in Europa, namentlich in Spanien, wo die Eintritte schon in grösserer Höhe erfolgen, werden ganz schätzbares Material liefern. Auf der südlichen Halbkugel wird die Sternwarte zu Melbourne mit Erfolg Contaetbeobachtungen liefern können. Von den amerikanischen Stern- warten sind einige ganz ausserordentlich günstig gelegen, vor allem das grosse Washingtoner Observatorium. Gerade dieser Punkt ist, abgesehen von Mes- sungen des Positionswinkels, für alle Methoden ganz besonders wichtig und wird gerade ihm bei günstigen Witterungsverhältnissen eine der Hauptauf- gaben zufallen. Fr liegt dicht an der Haupthöheneurve für den Eintritt und zwar nahe dem H, — 20° entsprechenden Punkte. Auch die H, = 30° an- Untersuchung d. Vorübergangs d. Venus v.d. Sonnenscheibe i. J. 1882. (p. 101) 333 gehörigen isosthenischen Curven der grössten Phase und des Austrittes ziehen sich an ihm vorbei. Die Sternwarten in Cambridge, Ann Arbor, Hamilton, Albany, namentlich aber in Clinton werden 1882 ein reiches Feld für ihre 'Thätigkeit finden. Doch dürfte es gerathen sein, etwa noch Neu-Fundland, Neu-Schottland und einen Punkt in der Nähe der grossen nordamerikanischen Seen zu besetzen. — Unbedingt erforderlich erscheint die Besetzung von Portorico oder einer der Virginischen Inseln. Diese liegen mitten in einem von den Haupthöhen- eurven gebildeten Dreiecke. Hier müssten auch Messungen des Positionswinkels vorgenommen werden. In Südamerika sind Santiago de Chile und Rio Janeiro wichtig für die estimmung der 'Tafelfehler. Die Washington und Portorico entsprechenden Stationen sind auf dem Feuerlande, den Falklandsinseln, Shellandinseln und Orcaden gelegen. In dieser Gegend müssten nothwendig zwei Punkte besetzt werden und sollte man ver- suchen, soweit als möglich südlich vorzudringen. Specielle Orte für zu besetzende Stationen anzuführen, kann nicht Zweck dieser Arbeit sein, da für die Auswahl solcher geographische und klimatische Verhältnisse wichtige Factoren sind, die für sich eine gründliche und ein- gehende Untersuchung verlangen. Hier konnten nur in allgemeinen Zügen die Gegenden angegeben werden, die vom rein astronomischen Standpunkte aus eine Besetzung als wünschenswerth erscheinen lassen. Zum Schlusse soll nun noch wenigstens für die Herleitung der Parallaxe aus Distanzmessungen das von Hansen angegebene strenge Kriterium für die Günstigkeit eines Ortes angeführt werden. Es beruht dies auf dem S. 329 schon erwähnten Ausgleichungsverfahren für die Herleitung von @ aus angestellten Distanzmessungen. Hansen vergleicht nicht, wie es früher geschah, die beobachteten und berechneten Contaetzeiten, sondern leitet für die gemessene Distanz b\ den Werth des dieser entsprechenden Radius des Schattenkegels u ab und vergleicht diesen mit dem theoretischen. Auf diese Weise erhält er Differentialformeln, 334 Bruno Peter. (p. 102) durch welche alle Fehler berücksichtigt und zugleich ihrem Werthe nach be- stimmt werden. Ist u, der theoretisch gefundene, u der aus der Beobachtung folgende Werth, so hat man für jede einzelne Beobachtung w+ dw =u-+ du. Bei J= # — L ergiebt sich u, aus w.snd=S.sin(W' — 23) w.cosJ=S.cos (W'— 82) — m.o.1l.cosH Den besten Weg zur Berechnung der hierin vorkommenden Grössen giebt Hansen auf S. 495 seiner Abhandlung an. Andererseits hat man bei gemessenen Ränderentfernungen für u m zu -()- 10.00 + Wa. |." tung 19% worin man für (u), d. i. den Werth von u für Ränderberührungen, hat: Oo 3 wW)=nm. „on Rt+tm. .snr—m.o.sinf.sinH inf sin R + sin # sın = t Setzt man nun die aus obigen Gleichungen für un und u folgenden Ausdrücke in u + dw = u + du ein, so erhält man, je nachdem man be- obachtet hat: 1) die Entfernung der beiden Venusränder vom nächsten Sonnenrande, 2) die Entfernung der beiden Venusränder vom entferntesten Sonnenrande, 3) die Zeit der Contacte, die von Hansen 8. 498 d.e. Ab. gegebenen drei Gleichungen, von denen hier nur die für 3) geltende gegeben werden soll, welche lautet: 206265“ m (WW 1.c0s H. co 1 sinf.sin H de + R.sn (W' — N — )J). (dl! — d®) + NR.cos(W' — N — J).db‘ N a 3600m +(& 8. sin H).(R + dr) (2 ist hier die geogr. Länge des Beobachtungsortes.) Untersuchung d. Vorübergangs d. Venus v. d. Sonmenscheibe i.J.1882. (p. 103) 335 Die beste Entscheidung über die Günstigkeit eines Ortes für Distanz- messungen geben die Coefficienten dieser Gleichungen ab, aus denen man über den Einfluss aller Fehlerquellen sicheren Aufschluss erhält. — Kommt also ein bestimmter Ort in Frage, oder handelt es sich um die Entscheidung zwischen zwei Orten, so entwickelt man für sie die numerischen Werthe dieser Coefficienten und vergleicht sie mit einander. Eine solche, allerdings ziemlich umständliche Untersuchung, hat natürlich nur da einen Zweck, wo ganz be- stimmte Orte in Frage kommen. Da im Vorhergehenden noch kein besonderer Punkt speciell in's Auge gefasst werden konnte, muss daher hier die Ent- wicklung dieser Coefficienten unterbleiben. Für eine Anzahl ausgewählter Orte, die über das ganze Gebiet der Sichtbarkeit des Venusvorüberganges zerstreut sind, habe ich nachträglich noch auf Veranlassung des Herrn Geh. Rath Bruhns die Details des Vorüberganges berechnet und in der nachfolgenden Tabelle zusammengestellt. Es wurden dabei, wo es anging, vorzüglich solche Localitäten berücksichtigt, an denen sich teste Observatorien befinden, welche dem Phänomen voraussichtlich ihre Thätigkeit widmen werden. Die Phasenzeiten sind mit Hilfe der Tafeln 5. 260264 nach den Formeln berechnet: Te = Te +/.sin p, + 8.008 p,.cos (A + h) + [f-sin p, + g.cos g,.cos (A + 0)]” T. = T«+F.smg, +G.cos g,.c0s (A +H) + 5.008 y,.sing,. sn (A + 0) +6 . cos’ g,. cos (A+0).sin(A+ 0) Die gegebenen Werthe sind sicher bis auf 1°. Höhe und Azimuth des Sonnencentrums sind nach den gebräuchlichen Formeln berechnet. Zur Herleitung der in den vier letzten Columnen gegebenen Grüssen wurden die Formeln angewandt: N.coswW= 4.0 u+ (x — M).S 4'.sn W= 4.snu+ («e — M).n wo ul co =) &=-(1 —c).cos d.sn p, — sind.cos y,.cos (t + A — a) ! am. 7 = cos p,.sm (lb 4 A a) Bruno Peter. Untersuchung des Vorübergangs der Venus etc. (p. 105) 337 «, d sind nach den S. 246 gegebenen Ausdrücken unter Berücksichtigung (ler von t? abhängigen Glieder berechnet. Die Berechnung von u, u‘, 4, 4‘ wurde mit sechsstelligen Logarithmen durchgeführt, die Resultate aber dann auf 0°1 und 0%1, die allein durch eine solche Rechnung noch verbürgt werden können, abgekürzt. %, ist der vom Südpunkte des Vertiealkreises ebenso wie u und u‘ über West positiv gezählte Positionswinkel des Venuscentrums gegen das Sonnencentrum. Die Indices 1, I, K, II, 2 haben die nämliche Bedeutung wie in den früheren Abschnitten, so dass sich also l bezieht auf den ersten äusseren Uontact, Ve £ en „ Inneren 5 11 „“ „ zweiten inneren r 2 Ten a äusseren „, Kr rn „ die grösste Phase. Bei der Angabe des Datums ist die Datumgrenze berücksichtigt. Die Grösse der Einwirkung der Parallaxe auf die Zeit der Contacte und der grössten Phase ist nicht besonders angeführt worden, da die Angaben der zweiten Columne eine Ableitung derselben ermöglichen. Der Bequemlich- keit halber ist aber die geographische Länge der betreffenden Orte, von Paris nach Osten hin positiv gerechnet, in Zeitmass gegeben. Nova Acta XXXIX. Nr. 5. 43 338 Bruno Peter. (p. 106) - Höhe Azimuth Beobachtungsort. | Mittlere Ortszeit. | es Sonnen- u % u — u|f'— centrums. Kerguelen (Weih- nachtshafen) . .| 1.Dec. 64 6" 23” 435 1119.6 |+ 690.0 |— 35036'.31—173°.5|+0° 9'.0)—23".9 p=—48041'15"| 1. 6644 1| 88!+ 65.5 |— 32 29.0)— 171.7)4+0 12.4— 23.8 A —+4726748°.0 | Kapstadt . Jr 6 3 4 19] 46.4 an 92.5 |— 34 53.2)+ 170.8|4-0 27.7)— 14.6 2=—330303" I. 6 3 24 37 1|42.1 + 90.0 |— 31 38.8|+ 174.0)+0 34.99— 15.2 — + 14m 34°.0 [K. 6 613 37| 8.0|+ 68.1 |+ 16 10.7)— 14.0)+2 1.6|— 5.8 StaHelenas 1512 6 1 30 54 | 65.6 |+ 70.1 |— 34 19.8[— 111.3|--0 32.0— 3.9 o=—- 1505507 | 1. 6 151 39155.5 + 73.8 |— 30 50.31— 115.114-0 45.5I— 3.7 = -032219:.0]|K. 6 A 36 54 | 22.0 |+ 71.6|+16 6.8|— 82.142 0.2) 3.0 Tenertags2 al. 6 053 14137. + 17.4 |— 33 14.83 — 49.60 51.3|+ 12.0 o=+280161”|L. 6 113 12|35.6 |+123.4 |-29 44.1) 51.5140 57.5|+ 12.2 A = —1"15"56°.0 IK. 6 354 49 | 11.7 + 56.2 |+ 15 59.0I— 36.41 11.1/+ 19.2 Maderau sn. 1e 6 0 51 371]33.0 + 16.3 |—-33 7.2)— 47.8140 54.44 13.7 p=+32037°46“|L. 6 112 29131.6 + 21.8 1-29 47.41 49.5140 58.514 12.1 A —— 1"17= 3%.0 IK. 6 353 57| 9.4 |+ 55.3 +15 58.2— 32.741 9.8|+ 20.2 Athen... e 6 3 31 55] 10.3 |+ 50.4 I-33 3.2]— 74.2|+1 19.4 6.5 ar + 37° 58' s“| I. 6 352 51] 7.41-+ 54.0 | 29 35.6|— 73.41 25.2|+ 6.6 +1795n34°.0 | Rome. jr GR2RAT E52 Ir 40.3 |— 32 59.2)— 64.7/+1 13.7|+ 9.7 p=+-41° 54° 6“11. 63 8 53| 11.1 |+ 85.6 |— 29 29.5— 64.641 19.84 10.0 4 = +0"40%28°.0 Berlin ll 6 252 32| 5.2|+ 41.3 |— 32 53.2|— 58.7)+1 12.8[+ 12.5 g—=+52030'17“) 1. 6 313 36| 3.0 |+ 45.6 |—- 29 23.2]— 57.6|+1 16.0)+ 12.8 4 —+0N44”14°.0 ze Leipzig ..... 1.6248 28| 6.4)+ 40.2 1-32 53.1]— 59.0|+1 12.7|+ 12.5 g= + 51020' 6] I. 6 3 9 32 4.3 |+ 44.6 |— 29 23.0— 57.9|+1 15.84 12.8 A — +0°40m13°.1 Parisy re 1. 6 2 S 37|12.3 |+ 32.2 — 32 50.83— 53.5|-+1 11.3[-+ 13.5 9—=+-48050'13“| 1. 6 2 29 38] 10.4 |+ 36.7 |— 29 20.5— 52.841 15.84 13.7 — + OR 0m 08.0 | Greenwich... . .| 1. 6 159 38| 10.8 )+ 29.9 |— 32 52.3 — 52.5|+1 5.9+ 14.6 [() + 51028138. I: 6 220 381 9.1 + 34.5 |— 29 22.8I— 51.8|+1 10.0) 14.7 A = — 0b 9m 20°,9 | Madden la 6 1 44 17 | 25.0 er 29.0 |— 32 59.7)— 55.8|+1 4.8[+ 12.7 p=+40024'30"|L. 62 5 10|20.3 + 31.9 |— 29 31.0— 55.341 9.7)+ 12.4 4 = — 0 247 4°.0 Untersuchung d. Vorübergangs d. Venus v. d. Sonnenscheibe i.J. 1882. (p. 107) 339 I Höhe Azimuth Beobachtungsort. | Mittlere Ortszeit. Ben. u’ # wu — ul 4 centrums. Orcadenp. 23 1.Dec. 52 22° 521 2°1500.5 — 158.9— 35047'.8[-132°.6|— 0'383] —10".4 p=—60037'50“| I. 5 23 12 23] 51.3 | —165.9— 32 37.114 139.5[—0 35.3|— 11.6 ) —=— 3ı gm 528,0|K. 6 2 2 1]45.6 | +134.5|4 15 41.1|— 141.8|-+0 56.8I— 21.6 a ee een) 9. 6 5192 21942|-+ 86.14 67 12.7- 80.51 15.0) 3.4 Santiago de Chile| 1 5521 137121153.6 | — 97.7)— 35 22.7)+ 80.31—0 48.84 2.4 = —33°26'25'| I. 5 21 33 32] 57.8 | —101.6— 32 6.7)+ 84.8[—0 47.0)+ 1.1 A——4h51”w53%9|K. 6 019 58 | 77.4 | +144.2[-+ 15 28.0[— 133.7[+0 20.11— 4.7 nl 6 3 6 34] 46.0 |-+ 98.8463 4.11— 51.940 49.4|+ 10.3 2. 6 326 54] 41.7 —+ 90.0)+ 66 20.8I— 48.740 47.5I+ 11.9 Rio Janeiro .. .|1 523 4 41788 | — 83.3|— 34 47.2)+ 57.6|—0 13.8S|+ 2.5 ? 22054/4151. 5 23 24 271 83.2 | — 90.4|— 31 27.44 61.2)—0 8.6|+ 1.5 = — 32 1” 5%.2/|K. 6 2 9 16|589 | + 95.94 15 41.9|— 81.241 7.8I+ 2.3 II 6 455 241 21.0 | + 73.44 62 52.9)— 44.040 58.9|+ 16.2 2 6 516 5[|16.4| + 72.0466 12.0)— 41.940 54.44 17.2 mare, .ı=Px ı\c 5 20 50 31 45.6 | — 69.9|— 34 53.3] 49.0)—0 44.7)+ 11.2 P—— 29, ZA) 5 21 10 34 | 50.4 | — 69.8I— 31 33.14 49.7)—0 44.0|-+ 10.0 A=—5h7m51s0|K. 5 23 54 491795 + 44415 20.64 10.60 454 45 I. 6 239 1|488 | + 69.3|+ 62 18.6|— 20.040 20.6|-+ 15.1 2 6 259 31]441 | + 70.3|+ 65 40.2)— 19.540 20.7|+ 16.6 I Cayenne ..... 1. 52230: 2156.41 | — 35.1— 34 5.04 43-0. 3.7)+ 13.7 Fr - + 4056/58" | L 5 22 50 41|58.8 | — 27.8 30 37.5 0.3I—0 0.3|+ 13.3 ——3h38n39:,.0|K. 6 132 39153.1 + 41.114 15 34.6— 20.8140 39.54 12.8 I. 6 415 47|19.9|+ 63.94 61 52.7I- 13.8|++0 20.5 22.3 2. 6 436 40|15.2| + 65.0|-+ 65 18.6— 12.7|40 18.2|-+ 23.0 BorWinca... 4: I“ 5 21 36 37 | 37.4 | — 40.11— 33 53.9)+ 7.840 1.01+ 19.4 ke + 18029'20” | I. 5 21 57 25| 40.4 | — 35.3I— 30 26.3|+ 6.1|—0 7.4|4+ 18.6 ——433=752°.0 IK. 6 038 45[|47.3 | + 16.44 15 26.83— 1.9—0 3.01+ 13.6 I. 6 320 38|245|-+ 53.44 61 23.91+ 6.30 9.0+ 21.1 2. 6 341 31|20.3| + 56.34 64 52.314 6.00 8.4|4+ 22.0 Mesa... 1. 5 19 25 20] 10.0 | — 61.7|—- 34 19.1]+ 28.310 39.4|+ 21.0 P—+ 19025'45" IE 5 19 46 12] 17.0 ee 57.9— 30 54.84 29.01—0 42.3|+ 20.4 A=—6:452420|K. 5 22 29 12| 43.3 | — 27.314 15 10.9|+ 41.81 3.34 13.1 I. 6 1 9 43)143.5 | + 26.6461 4.94 34.8[—0 37.54 14.4 74 6 132 2/41.4|-+ 31.74 64 48.04 32.11—0 35.0I+ 15.4 Vera Cruz....|1. 51937 6|13.9 | — 59.7)- 34 17.2|+ 27.00 36.4|+ 20.8 —=—+19°11’ 52. IE 5 19 57 59] 18.0 \— 57.3— 30 52.44 27.71—0 39.9|+ 20.4 4 =—6h33"56%.0 IK. 5 22 40 56 | 35.8 | — 23.64 15 15.1|+ 38.9|—0 58.4+ 13.5 H. 6 1 22 51|42.1| + 30.64 61 22.5I+ 31.1|—0 34.5)4- 15.4 2: 6 143 30| 39.3 | + 35.84 64 48.6|+ 29.21—0 31.7|-+ 16.3 340 Bruno Peter. Untersuchung des Vorübergangs der Venus etc. (p. 108) Höhe | Azimuth Beobachtungsort. | Mittlere Ortszeit. He connene u’ 5 u — ul4'—-4 centrums. San Franeisco . .| K.Dee. 5420" 56% 551170.1 )— 41°%.7 |+ 15051'.1]4+138%.8I—0°56'.6—11"'.8 Par I]. 5 23 44 21297 1— 3.6 |+ 62 37.2)— 127.30 18.8[+ 9.3 — _— 8h19mJ2.(| 2. 6 0 4 61296 + 2.4 |+ 66 0.9— 108.140 20.834 9.5 Auklandsinseln .!K. 6 16 10 16| 2.6 — 56.8 I+ 15 31.5I+ 160.2)—0 44.2I— 17.7 P=— 50° 33'451. 6 19 3 50] 28.6 — 90.0 |+ 64 23.2)— 159.340 27.3I— 20.2 A109 0 02: 6 19 23 56 | 31.8 — 87.2 |+ 67 27.7|— 156.310 28.0— 19.1 Melbourne... . .[Il. 6 17 40 14 10.4 |— 69.5 |+ 64 19.3|— 171.3|+0 12.4|— 23.5 pP — 37049'53° 2% 6 18 0 26 | 14.3 — 72.3 I|+ 67 27.5|— 167.540 16.2]— 23.1 4 — +9"30n34:.0 SIdneya ne I. 6 18 5 19] 15.0 |— 70.7 |+ 64 13.9|— 175.2)+0 7.0— 23.6 P=—33°51'41" 205 6 18 25 31] 19.2 — 75.2 + 67 19.1|— 173.540 8.9I— 23.1 h = + 955n39s.0 Honolulu ... .IK. 5 18 37 36| 1.8 |— 64.1|+ 15 85+ 81.342 9.5I— 0.3 p=-+21° 18‘ 24° III. 5 21 23 26 | 33.2 — 41.8 |4+ 61 55.44 104.5-+1 12.01— 5.2 A =-1040%125,0] 2. 5 21 43 53] 36.2 — 37.4 |+ 65 14.7/+ 103.31 5.4— 4.6 Kodiak I... IL... 2 1 274) 53 997 + SiS ar 779197472 48 = + 570 46' 50] 2. 5 22 258| 6.6 '— 25.1 |+65 54.6)+ 80.6—1 21.8|+ 4.5 A =- 101487158.0 Gubert ee 24 AllE 5 19 31 2] 22.3 — 64.9 |+ 62 58.5|+ 141.8I—0 50.4— 17.8 gp=+1°12'0" 2: 5 19 51 201] 26.8 — 63.8 |+ 66 13.6|+ 145.2)—0 41.5I— 17.4 A =+ 117237 14°.0 | Corrirenda Seite 256 Zeile 7 von oben lese man (4 + 224° 4'.9) statt (A + 223° 4'.9) Ar LE Ir = „ ze) u Ru 7627:0 Ava Holz Au GER EG AL Gar LeL KEIN. ay/ N /NN DK N )) KU 1 V Tadıan | | ee — a mt N) > I | K SE = ı \ / 7 mt J __ Y | SE A — N IE x 1 4 no NN \ GER N vr ’ N N % N r A DE De‘ r RR Re 72 v a er 2 “ N NEFASST KEN az 1 Dr Art A EPER HER Zope Fl! IEIZE l | l | | l DS | 2 I\ # St T IN | ER N I \ N ? "Nr . ö { % Y — : 2. N N 7 IR 2 : x Y L c & S \ N / BNP By. \ N N RR Mrayung =\? l > £ N NORD -AFINKA _\r + - Ss 2 Ic \ ” G \ % ® \ f N N 2 >> HDerwarı Aorta Aoı EIER: Haß Bas: rd ZEILE EMrayurz ’) y> Pr SFeter Venus vor Forsbergang der Tafırer ISE dar: Gemroreschaeßer er un 6 Faf I u Austmi S Ss ST ITONVATACOTA der Ksl. Leop.-Carol.-Deutschen Akademie der Naturforscher Band XXXIX. Nr. 6. Ueber das Verhalten der Metalle veen die strahlende Wärme. Von Herm. Knoblauch in Halle, M.A.N. Bingegangen bei der Akademie den 22. Juli 1877. DRESDEN. 1877. Druck von E. Blochmann & Sohn. Für die Akademie in Commission bei Wilh. Ergelmann in Leipzig Ueber das Verhalten der Metalle gegen die strahlende Wärme. Von Herm. Knoblauch in Halle. Nachdem die Untersuchungen über das Verhalten der Metalle gegen Wärmestrahlen zu einem gewissen Abschluss gediehen sind, wird es nicht ganz ohne Interesse sein, auf diesem Gebiete einen Blick auf den gegenwärtigen Stand der Erfahrung zu werfen. Nur die Herbeiführung einer möglichst ge- drängten, durch einzelne charakteristische Beispiele erläuterten, Uebersicht ist demnach der Zweck dieser Abhandlung. Sie wird sich mit der Durch- strahlung der Wärme durch Metalle und mit der Zurück werfung derselben von letzteren zu beschäftigen haben. Die Metalle sind in dünnen Schichten diatherman entweder derart, dass sie allen in sie eintretenden verschiedenartigen Wärmestrahlen den Durchgang in gleichem Verhältniss gestatten oder so, dass sie gewisse Strahlen reichlicher hindurchlassen als andere, welche sie zum Theil oder ganz zurückhalten.!) Die Wärmestrahlen der Sonne sind solche, unter sich in mannigfacher Beziehung (Brechbarkeit, Durchgangsfähigkeit, Reflectirbarkeit u. s. w.) ver- schiedene, Strahlen. Sie haben ausserdem vor denen irdischer Wärmequellen den Vorzug grösserer Intensität und den des Parallelismus voraus. Schaltet man senkrecht gegen ihre Richtung dünne Schichten von Gold, Silber oder Platin ein, so bringen die an der Rückseite dieser Metallblättchen austretenden 'Wärmestrahlen, je nach der Dicke der durchstrahlten Schicht, an einem Thermo- multiplicator eine Ablenkung der astatischen Nadel in mannigfaltigen Ab- stufungen von 349,7 bis 1° hervor. Bei zunehmender Dicke werden die Metalle adiatherman. Dass aber bei jenem Durchgange durch die Metalle nicht immer alle Strahlen Gleiches erfahren, ergiebt sich aus Folgendem: !) Poggend. Annal. Bd. 101. S. 161 ff. 43 B” 344 Herm. Knoblauch. (p. %) Ehe die Wärmestrahlen der Sonne mit den Metallen in Berührung ge- kommen sind, haben sie die Eigenschaft, durch ein gelbes Glas in dem Ver- hältniss 59 von 100, durch ein rothes 46, ein grünes Glas 20 von 100 hin- durchzudringen; nach ihrem Durchlass durch die Metalle ist dieses Durch- strahlungsverhältniss, den farbigen Gläsern gegenüber, nicht stets dasselbe ge- blieben. Als Anhalt dienen folgende Zahlen: Wärmestrahlen Gläser: gelbes. | rothes. | grünes. } ang | 5 ‚100:5 00:46 | 100:20 vor dem Durchgange. | Verhältniss der Wärme- 100:59 | 100 S 1 nach dem Durchgange durch eine menge, welche auf die | | dünne Goldschicht. Gläser auffällt, und der- | 100:46 | 100:32 | 100:21 dickere Goldschicht. jenigen, welche durch | 90:22 | 100:14 | 100:54 SHr dieselben hindurchgeht. IE Platin. 100:56 | 100:47 | 100:20 Hiernach sind die Wärmestrahlen nach ihrem Durchgange durch das Gold weniger fähig durch das gelbe und rothe Glas, dagegen fähiger durch das grüne hindurchzudringen, als vorher; ihre Zusammensetzung ist also bei der Durchstrahlung durch Gold eine andere geworden und der Einfluss des letzteren macht sich desto mehr geltend, je dicker seine Schicht ist: bei diinner Schicht gingen noch 46, bei dickerer nur 22 Procent durch das gelbe Glas; bei jener nur 21, bei dieser 54 Procent durch das grüne. — Ein ähnlicher Vorgang vollzieht sich beim Silber. — Beim Platin dagegen (in dünnerer oder dickerer Schicht) ist, wie obige nur innerhalb der Beobachtungsfehler von einander abweichende Zahlen ergeben, die Durchgangsfähigkeit der Strahlen, den farbigen Gläsern gegenüber, vor und nach dem Durchgange durch das Metall die nämliche, d. h. Platin lässt alle Wärmestrahlen zu gleichen An- theilen hindurch. — Dem Brauche gemäss würde man Gold und Silber als farbig, Platin als farblos diatherman zu bezeichnen haben. Werden verschiedenartige Wärmestrahlen von rauhen Metall- flächen diffus reflectirt, so werfen gewisse Metalle alle in gleichem Verhältniss zurück, andere wirken ungleich auf die verschiedenen Strahlen: reflecetiren vorzugsweise die einen, während sie andere Strahlen zum Theil oder ganz absorbiren.!) 1) Poggend. Annal. Bd. 101. S. 179 ff. Ueber das Verhalten der Metalle gegen die strahlende Wärme. (p. 5) 345 örsteres geht unter Anderem daraus hervor, dass die Durchstrahlungs- fähigkeit der zurückgeworfenen Wärme, diathermanen Platten gegenüber, vor und nach der Reflexion dieselbe bleibt. So gehen z. B. die unrefleetirten und die von Platin zurückgeworfenen Strahlen in demselben Verhältniss: 65 Procent durch ein gelbes Glas hindurch. Die von Gold reflectirte Wärme durchstrahlt dagegen dasselbe Glas in dem Verhältniss von 73 Procent, ein Beweis, dass die Gesammtheit der von diesem Metall zurückgeworfenen Wärmestrahlen anders (nach Absorption gewisser Strahlen für den Durchgang durch gelbes Glas günstiger) zusammen- gesetzt ist, als die directe, zum Golde gelangende Sonnenwärme. Die nachfolgenden Angaben erweitern diese Beispiele noch für ein rothes und ein grünes Glas. Wärmestrahlen | Gläser: gelbes. rothes. grünes. unreflectirt. | | Verhältniss der Wärmemenge, | 100:65 | 100:51 | 100:17 | welche auf die Gläser auffällt, | und derjenigen, welche durch von Platin reflectirt. | dieselben hindurchgeht. 100 : 65 100 :51 100 :17 von Gold reflectirt. 100 : 73 100 : 55 100 : 16 Wie Gold, d. h. wie farbig zurückwerfende Körper, verhalten sich der Wärme gegenüber ferner: Silber, Kupfer, Legirung von Quecksilber und Kupfer, Messing; wie Platin, d. h. wie farblos die Wärme reflectirende: Eisen, Zink, Blei, Zinn, eine Legirung von Blei und Zinn, Neu- silber, sogenanntes Spiegelmetall. Die Unterschiede, welche in Folge jener auswählenden Absorption die von gewissen Metallen reflectirten Wärmestrahlen im Vergleich mit den unreflectirten, sowie untereinander dar- bieten, sind von der Natur der Wärmequelle abhängige. Bei einer mit Oel gespeisten Lampe lässt unter allen bisher unter- suchten Metallen nur noch das Gold einen Einfluss seiner Reflexion erkennen, und auch dieser macht sich nur noch bei dem gelben Glase entschieden geltend, indem, statt 35 der unreflectirten, 39 von 100 der vom Gold reflectirten Wärme durch dasselbe hindurchgehen. Die Tabelle erläutert dies näher. Nova Acta XXXIX. Nr. 6. 44 346 Herm. Knoblauch. (p. 6) Wärmestrahlen Gläser: gelbes. rothes, gTünes. unreflectirt. Verhältniss der Wärmemenge, | 100:35 | 100:37 | 100 :14 | welche auf die Gläser auffällt, en und derjenigen, welche durch von Platin reflectirt. dieselben hindurchgeht. | | 10:30 100::39 | 100: 14 100:35 | 100:36 | 100:13 1 DZ Je weniger manmnigfaltig die von einer Wärmequelle ausgehenden Strahlen sind, um so geringer werden die, durch diffuse Reflexion hervor- gerufenen, Unterschiede. Bei einer Alkoholflamme sind sie noch geringer als bei der Oellampe. Bei einer, nur eine einzige Art von Wärmestrahlen aus- sendenden Wärmequelle, wie ein dunkler erwärmter Metalleylinder, verschwinden sie gänzlich. Wird die bisher rauh vorausgesetzte Oberfläche der Metalle polirt, so vermindern sich an den Metallen, welche wie Gold, Silber u. s. w. überhaupt einen derartigen Einfluss auf die Wärme- strahlen ausüben, die daraus bervorgehenden qualitativen Unter- schiede der Strahlen in dem Maasse, als die spiegelnde Reflexion an die Stelle der diffusen tritt. Bei höchster Politur, welche nicht an allen Metallen in gleicher Vollendung zu erzielen ist, erscheinen sie nicht. Die nachstehenden Zahlenbeispiele für Gold und Silber sind hierfür be- zeichnend. Als Analyse der von ihnen zurückgeworfenen Wärmestrahlen der Sonne dient die Durchstrahlung durch das gelbe und rothe Glas, welche das ungleiche Verhalten am besten erkennen lassen. Wärmestrahlen | i Gläser: gelbes. rothes. unreflectirt. ISTSERETAIS der Warme 100:65 | 100: 51 von mattem Gold reflectirt. menge, welche auf die 100 : 73 100 : 55 von glatterem Gold reflectirt. | Gläser auffällt, und der- | 100: 70 100 :55 Ihr . von mattem Silber reflectirt. | Jan, welche dürch Bi 100:72 | 100: 55 dieselben hindurchgeht. | _ von hoch polirtem Silber refleetirt. | ‚ 100:64 | 100: 51 I} 1) Vergl. auch Knoblauch, De calore radiante disquisitiones experimentis quibusdam novis illustratae. Berolini MDCCCXLVI. p. 67 sqq. Poggend. Annal. Bd. 71. S. 22 ff. Ueber das Verhalten der Metalle gegen die strahlende Wärme. (p. 7) 347 Beim Gold (das in seinem polirten Zustande auch optisch nicht un- gefärbt erscheint) nähert sich die Durchstrahlungsfähigkeit der von der glatteren Oberfläche zurückgeworfenen Wärme am gelben Glase derjenigen der unreflec- tirten; beim Silber (das hoch polirt schwarz aussieht) ist die von der polirten Fläche refleetirte Wärme von der unreflectirten nicht mehr zu unterscheiden. In welchem Grade die qualitativen Aenderungen, welche die Strahlen bei der Zurückwerfung erfahren, an das Wesen der nach allen Seiten gerichteten diffusen Reflexion geknüpft sind, geht daraus hervor, dass sie sich abschwächen, sobald durch Ver- grösserung des Einfallswinkels (zwischen Strahl und Normale auf die Metallplatte gemessen) die Zerstreuung der zurückgeworfenen Strahlen immer mehr zu Gunsten einer bestimmten Richtung abnimmt und endlich völlig verschwinden, wenn bei ganz flachem Auffallen der Strahlen die ursprünglich zerstreuende Reflexion in die nach dem einfachen Reflexionsgesetz sich vollziehende spiegelnde übergeht. Dieser Uebergang zeigt sich sehr deutlich an einer und derselben rauhen Gold- oder Silberfläche bei Einfallswinkeln der Sonnenstrahlen von 10° und 88%. Wärmestrahlen | Gläser: gelbes, rothes, | unreflectirt. | 100:65 | 100 : 50 Verhältniss der Wärmemenge, “ H . 0 von Gold Fefleetirt unter” 102. welche auf die Gläser auffällt, 100::70 | 100::55 1 SE » 0880| Bei 100:66 | 100:5 und derjenigen, welche durch | | von Silber reflectirt unter 10°. | dieselben hindurchgeht. 100 : 71 | 100 : 55 „ ER) Er „ 88°, | 100 : 65 | 100 : 51 Ebenso ist es bei allen übrigen Metallen. Bei einer Ineidenz von 88% sind die von den verschiedenen Metallflächen zurückgeworfenen Wärmestrahlen weder untereinander, noch von den un- reflectirten zu unterscheiden. Hiermit im Zusammenhange steht die Intensitätder bei verschiedener Neigung der Strahlen von den Metallplatten zurückgeworfenen Wärme. Dieselbe wächst stetig mit dem Winkel, welchen Strahl und Normale auf die Platten mit einander bilden; und zwar ist diese Steigerung von dem Grade der Rauhheit der Oberfläche ab- hängig, bei hoher Politur im Verschwinden. Bei geritzten Platten 44 * 348 Herm. Knoblauch. (p. 8) tritt die Intensitätszunahme im Maximum auf, wenn die Streifen mit der Reflexionsebene zusammenfallen, im Minimum, wenn die- selben gegen diese Ebene rechtwinklig gekreuzt sind. An einigen Winkeln ist dies für Gold und Platin durch die betreffenden Werthe belegt, welche als charakteristisch einer grösseren Beobachtungsreihe entnommen sind. Reflexion von Einfallswinkel: 10° 50° ss Gold bei rauher Oberfläche. geritzt parallel der Reflexionsebene. 1,00 2,06 5,08 1,00 2,00 8,00 | | | | | | Intensität der geritzt rechtwinklig zur Reflexionsebene. | 1,00 1,20 4,40 bei polirter Oberfläche. | erden Aıailen | 1,00 1,06 1,36 reflectirten men & Platin } | Wärmestrahlen. geritzt parallel der Reflexionsebene. | 1,00 1,62 7,50 geritzt rechtwinklig zur Reflexionsebene. | | 1,00 1,13 6,75 | bei polirter Oberfläche. | 1,00 1,35 1,64 Diese Werthe wachsen sämmtlich in horizontaler Linie und zwar be- trächtlicher bei den, der Reflexionsebene parallelen Rissen, als bei den ge- kreuzten, am wenigsten bei polirter Oberfläche. Einen wesentlichen Einfluss auf die Intensität der zurückgeworfenen Wärme hat ferner die, durch die Polarisation gegebene Eigenthümlich- keit der Strahlen selbst.') An polirten Metallen macht sie sich in folgender Weise geltend. Ist die Polarisationsebene der Reflexionsebene gleich- gerichtet, so nimmt die Intensität der zurückgeworfenen Wärme- strahlen beständig zu, je grösser ihr Einfallswinkel gegen die Normale der refleetirenden Metallflächen wird. Sind dagegen Polarisations- und Reflexionsebene unter 90% gekreuzt, so ver- mindert sich anfangs die Intensität der zurückgeworfenen Strahlen bei der Vergrösserung des Einfallswinkels, bis dieser einen be- stimmten, für die verschiedenen Metalle unterschiedenen Werth, den des sogenannten Polarisationswinkels, angenommen hat, !) Sitzungsber. der naturforsch. Ges. zu Halle v. 4. Nov. 1676. 8. 13 ff. Ueber das Verhalten der Metalle gegen die strahlende Wärme. (p. 9) 349 worauf eine um so stärkere Intensitätszunahme der reflectirten Strahlen bei fortgesetzter VergrösserungdesEinfallswinkels erfolgt. Der absolute Werth dieser Intensität refleetirter Wärme ist — eine gleiche Intensität der zu den Spiegeln gelangenden Wärme voraus- gesetzt — bei einem und demselben Incidenzwinkel im ersten Falle grösser als im letzteren. Mit der in dem Vorigen behandelten, unpolarisirt einfallenden Wärme verglichen, zeigt die in der Reflexionsebene polarisirte eine durchweg höhere Intensität. Doch steht die Intensität jener ursprünglich nicht polarisirten Strahlen nach der Reflexion nicht im der Mitte zwischen den entsprechenden Wärmeintensitäten bei parallelen und bei gekreuzten Polarisations- und Reflexions- Ebenen, sondern stets derjenigen näher, bei welcher diese Ebenen zusammenfallen. Die folgenden Beispiele erläutern diese Verhältnisse beim Stahl, Neu- silber und Gold und führen auf einen eigenthümlichen Grenzfall beim Messing. % Intensität der von den Platten reflectirten Wärmestrahlen. Reflexion von Y Polari- Einfallswinkel: 15° | 35° | 55° Isations-) 85° winkel. Polarisationsebene und Reflexionsebene gleich- 25° gerichtet. 3,75 | 4,00 | 4,50 | 5,00 | 6,00 Stahl, ] gekreuzt. 3,25 | 3,00 | 2,50 | 2,00 | 2,75 Unpolarisirte Wärme. 3,62 | 3,75 | 4,25 | 4,62 | 5,00 | Polarisationsebene und Reflexionsebene gleich- 72,05 1 gerichtet. 4,25 | 4,50 | 5,00 | 5,60 | 6,25 Neusilber. | gekreuzt. 4,00 | 3,95 | 3,70 | 3,20 | 4,45 Unpolarisirte Wärme. 4,20 | 4,20 | 4,50 | 4,80 | 5,12 Polarisationsebene und Reflexionsebene gleich- zo gerichtet. 4,75 | 4,75 | 4,75 | 5,00 | 5,62 Gold, N ee en gekreuzt. 4,50 | 4,50 | 4,50 | 3,37 | 4,37 Unpolarisirte Wärme. 4,60 | 4,65 | 4,65 | 4,65 | 4,90 Polarisationsebene und Reflexionsebene gleich- 72,05 gerichtet. 5,25 | 5,37 | 5,50 | 5,75 | 6,58 Messing, gekreuzt. 5,37 | 5,50 | 5,50 | 5,75 | 6,65 Unpolarisirte Wärme. 5,25 | 5,35 | 5,75 | 5,75 | 6,62 350 Herm. Knoblauch. (p. 10) Bei allen Metallen, mit Ausnahme des Messings, steigen diese, die Wärmeintensität darstellenden, Zahlen in der ersten horizontalen Reihe mehr als in der dritten (der unpolarisirten Wärme zugehörigen); in der zweiten nehmen sie bis zum Polarisationswinkel ab, dann nach Ueberschreitung desselben in erhöhtem Maasse zu. In verticaler Reihe (bei der nämlichen Ineidenz) ist der betreffende Werth bei gleichgerichteten Polarisations- und Reflexions-Ebenen am grössten, bei gekreuzten Ebenen am kleinsten. Messing macht auch hier eine Ausnahme. An ihm unterscheiden sich bei keinem Reflexionswinkel die Intensitäten jener vor der Reflexion extrem polarisirten Strahlengruppen weder unter sich, noch von der Intensität der ursprünglich nicht polarisirten Wärme. Die mit dem Einfallswinkel und dem Polarisationszustande der Strahlen in der angegebenen Weise wechselnden Wärmeinten- sitäten sind, wie die letzte 'T’abelle ferner erkennbar macht, ihrem Grade nach durch die Natur der Metalle bedingt. Unter den bis jetzt untersuchten zeigt Stahl die grössten Unterschiede, geringere Nickel und Zink. Ihnen folgen Neusilber und Kupfer, Gold und Silber, Messing, bei dem jene Intensitätswechsel, so weit sie von der, der Reflexion vorausgegangenen, Polarisation der Strahlen abhängig sind, völlig verschwinden. Bei ihm bleibt nur die allgemeine, mit der Reflexion überhaupt verbundene, bereits in dem vorhergehenden Abschnitt behandelte, Steigerung der Intensität zurückgeworfener Wärme bei wachsendem Einfallswinkel übrig, welche bei anderen Metallen durch den Einfluss der Polarisation in der be- zeichneten Weise unter Umständen unterstützt oder beeinträchtigt wird. Die Metalle haben die Eigenschaft, die im natürlichen Zu- stande auf sie auffallenden Wärmestrahlen durch Reflexion ellip- tisch!) oder eircular zu polarisiren. In Folge dessen zeigen diese nach der Reflexion, mittelst eines Analy- sators, z. B. eines Nicol’schen Prismas, geprüft, Intensitätsunterschiede, und zwar ein Maximum, wenn die Polarisationsebene des Analysators (senkrecht zum krystallographischen Hauptschnitt des Nicol-Kalkspaths) mit der Reflexions- ebene der Metalle zusammenfällt, ein Minimum, wenn sie rechtwinklig gegen diese gekreuzt ist. Dividirt man das Maximum durch das Minimum, so er- giebt sich ein Verhältniss, welches bei wachsendem Einfallswinkel von der 1) Vergl. auch Poggend. Annal. Bd. 74. S 168. Ueber das Verhalten der Metalle gegen die strahlende Wärme. (p. 11) 351 Ineidenz 0° an, wo dasselbe — 1 ist, bis zum Polarisationswinkel zunimmt, von hier ab sich vermindert, um bei der Incidenz 90% wieder — 1 zu werden. Der Grad dieser Zunahme, resp. der bei dem jedesmaligen Polari- sationswinkel auftretende grösste Werth des Polarisationsverhält- nisses ist bei verschiedenen Metallen verschieden. Unter den vorgenannten steht wieder Stahl oben an: er liefert den grössten Quotienten. Dann folgen der Reihe nach Nickel, Zink, Neu- silber, Kupfer, Gold, Silber, Messing, bei welchem gar keine Zunahme jenes Verhältnisses stattfindet, indem, an Stelle von Maximum und Minimum unter jenen Umständen, von der Incidenz 0° an, durch den Polarisationswinkel hindurch, bis 90° stets einander gleiche Werthe auftreten. Die nachstehenden Verhältnisszahlen schliessen sich den vorigen Bei- spielen an und dienen zur Bestätigung der letzten Angaben. .. Polari- en Einfallswinkel: 150° | 350 | 55% | sation | 850 von | winkel, s 750 en 1,06 | 1,53 | 217 | 3,49 | 2,37 Verhältniss des Maximums a Neusilber. d Mini N B EeDe a A ho sa, | 306 | 1,33 Analyse der reflettirten —— ———— Gold, Wärmestrahlen durch ein 0 | Nicol’sches Prisma. en HN 1,08 1,25 1,00 „>20. 3 Messing. ar ee | 1,00 | 1,00 | 1,00.) 1,00 | 1,00 Die Gestalt der elliptischen Schwingungen, in welchen die Wärmestrahlung nach der Reflexion sich vollzieht, und mit der die eben gedachten Verhältnisse zusammenhängen, ist diesen entsprechend durch die Natur des Metalls bestimmt. Die charakteristische Form tritt bei der Reflexion unter dem Polarisationswinkel ein. Die längst gestreckte Ellipse bewirkte hier die Zurückwerfung vom Stahl; ihr schliessen sich die, den übrigen Metallen zugehörigen, in der bisherigen Reihenfolge dieser Metalle an, so dass bei ihnen die Axen der Ellipse einander immer ähnlicher und schliess- lich bei dem Messing einander gleich werden. Nach den bisherigen Beobachtungen beträgt dieses Axenverhältniss: 352 Herm. Knoblauch. (p. 12) beiuStahlosn 2... 21.0218 6811 „Eu Nickelän?. 4.310: 181000 3 Anke „3 Neusilber; 7 .,4..,n 10: 74142 1, Kupfer 4.2). 0..422.410.518.038 oe. le 10 ELSO » silber le 4, -1m0108510:630 Messing 4.3... 1... 7110410:000 Die obigen Werthe können zur Darlegung auch dieser Verhältnisse dienen, indem die letzteren aus jenen, für den betreffenden Polarisationswinkel gefundenen, durch Ziehung der Quadratwurzel hervorgehen; z. B. beim Stahl 349 18,681 : | Ba: 11,180 — I beim Gold — 100 Om: 100 10 Die Polarisationsverhältnisse für gleiche Winkelabstände vom Polarisationswinkel sind bei einem und demselben Metall stets der Art, dass der Quotient aus dem, hinter dem Analysator auftretenden, Wärme-Maximum und Minimum bei dem kleineren Winkel stets den dem grösseren angehörigen übertrifft. So ist beim Stahl, dessen Polarisationswinkel 75° beträgt, dieses Ver- hältniss von Maximum und Minimum für 650:2,78, für 85° nur 2,37; beim Kupfer, dessen Polarisationswinkel 7295, diesseits desselben bei 60°: 1,36; jenseits desselben bei 85° nur 1,10. Diese Erscheinung erklärt sich aus dem schon erwähnten Umstande, dass der Quotient vom Maximum und Minimum bei den Einfallswinkeln 0° und 90° — 1 ist, das Herabsteigen von dem Maximalwerth des Polarisations- winkels 70° bis 75° aber auf der längeren Strecke von diesem Winkel bis 0° allmählicher sich vollzieht als auf dem kürzeren bis 90°. Während bei den meisten Metallen, mit Ausnahme des Messings, der Polarisationswinkel daran sich erkennen lässt, dass bei ihm der grösste Unterschied zwischen Maximum und Minimum auftritt, sofern bei horizontaler Reflexionsebene der Hauptschnitt des analysirenden Nicol vertical oder hori- zontal gestellt wird, entzieht sich seine Wahrnehmbarkeit auf diesem Wege beim Messing. Hier muss daher zu dessen Bestimmung ein anderes Verfahren gewählt werden. Werden die Wärmestrahlen vor ihrer Reflexion von dem Ueber das Verhalten der Metalle gegen die strahlende Wärme. (p. 13) 353 Messing, z. B. durch ein in der Fensterlade des verfinsterten Zimmers ange- brachtes polarisirendes Nieol'sches Prisma, in einer gegen die Reflexionsebene unter 450 gerichteten Ebene polarisirt, so ergiebt die Analyse mittelst des zweiten Nicol nach der Reflexion für alle Einfallswinkel die vorbezeichnete Gleichheit bei verticaler und horizontaler Stellung seines Hauptschnitts. Es treten aber Unterschiede in der Wärme auf, sobald der letztere ein Mal unter 45°, das andere Mal unter — 45° (also um 90° gegen die erste Stellung) gedreht wird. Dieses Maximum und Minimum stehen bei dem Einfallswinkel 0° am weitesten von einander ab, das Minimum ist 0. Mit wachsendem Einfalls- winkel nimmt das Maximum ab, das Minimum zu, bis für eine Incidenz von 720,5, welche dadurch als Polarisationswinkel erkannt wird, beide einander gleich werden. Bei Ueberschreitung dieses Winkels treten die Unterschiede wieder ein, nur erfolgt jetzt das Wärme-Maximum bei der Stellung des Analy- sators, welche vorher das Minimum herbeiführte, und das Minimum bei der- jenigen, welcher zuvor das Maximum angehörte. Bei 90° Einfallswinkel wird das Minimum wieder 0. Dieselbe Gleichheit der Wärmeintensität für die Einstellung des Nicol- hauptschnittes auf 45° und — 45° zeigt sich an anderen Metallen, wenn die Strahlen unter dem Polarisationswinkel reflectirt werden. Während aber bei ihnen die Intensität mit der Drehung des Analysators wechselt, um Maximum und Minimum bei verticalem und horizontalem Hauptschnitt desselben eintreten zu lassen, bleibt sie beim Messing für dessen Polarisationswinkel 7295 während der Drehung durch den ganzen Kreis unveränderlich. Wie in jenem Verhalten eine neue allgemeine Methode zur Bestimmung des Polarisationswinkels, so ist in diesem eine Bestätigung für die cireulare Polarisation durch Reflexion von Messing enthalten. Der Polarisationswinkel der verschiedenen „Wärmefarben“ ist für ein und dasselbe Metall ein verschiedener und zwar nach den bisherigen Ergebnissen für die am violetten Ende des Speetrums befind- lichen Wärmestrahlen kleiner als für die dem rothen Ende zugehörigen. Nachgewiesen ist dies z. B. durch die ungleiche Zusammensetzung der, bei gekreuzten Polarisations-Ebenen der reflectirten Strahlen und des ana- lysirenden Nicol, vor Erreichung und nach Ueberschreitung des bisher ge- dachten mittleren Polarisationswinkels übrig bleibenden Wärmestrahlen. Nova Acta XXXIX. Nr. 6. 45 354 Herm. Knoblauch. (p. 14) Die Durchstrahlung derselben durch ein blaues und ein rothes Glas, näher belegt durch die folgenden Zahlen, zeigt an der Reflexion von Stahl und von Messing, dass unter jenen Umständen die bei dem kleineren Winkel 65°, resp. 55° zurückgeworfenen Strahlen fähiger sind das blaue, dagegen weniger fähig das rothe Glas zu durchdringen, als caeteris paribus die bei dem grösseren (den mittleren Polarisationswinkel 75°, resp. 72%5 übertreffenden) Winkel 85° reflectirten. Wärmestrahlen Gläser: blaues. rothes, v. Stahl reflectirt unter 65°. | Verhältniss der Wärmemenge, 100 : 36,7 100 : 21,1 PD E2? ” » 85% | welche auf die Gläser auffällt, u : 15,8 100 : 31,7 und derjenigen, welche durch 100 : 33,2 100 : 20,0 100 : 16,0 100 : 29,2 v. Messingreflectirtunter 55°. dieselben hindurchgeht. 5 » H 285% Vor der Reflexion waren die Sonnenstrahlen unter 45° gegen die Reflexionsebene linear polarisirt. Indem bei Kreuzung der Polarisationsebene der refleetirten Strahlen und des Analysators, für Einfallswinkel kleiner als der mittlere Polarisationswinkel, Wärmestrahlen übrig blieben, welche den Charakter derjenigen des blauen Spectralendes haben, ist angedeutet, dass ihre ursprünglich lineare Schwingung sich schon mehr zu einer elliptischen erweitert hat, als die der verschwindenden vom rothen Ende. Sie erlangen also jene: beim Stahl durch das Axenverhältniss 10:18,681, beim Messing durch das Verhältniss 10:10 gegebene schliessliche Ellipsen- resp. Kreisform eher als die letzteren. Sie erreichen, bei von 0% aus wachsender Ineidenz, ihren Polari- sationswinkel eher als diese (denn bei dem jedesmaligen Polarisationswinkel treten diese Axenverhältnisse ein), d. h. ihr Polarisationswinkel ist kleiner. Geht man nicht von der Incidenz 0°, sondern von dem Einfalls- winkel 90° aus, bei welchem die reflectirten Strahlen auch linear unter 45° (in einer noch näher anzugebenden Weise) polarisirt sind, so bleiben für Ein- fallswinkel zwischen 90° und dem mittleren Polarisationswinkel, bei gekreuzten Polarisations-Ebenen der refleetirten Strahlen und des Analysators, Wärmestrahlen übrig, welche die Eigenschaften derer des rothen Speetralendes (z. B. bevorzugte Durchgangsfähigkeit gegenüber dem rothen Glase) besitzen. Jetzt ist bei diesen die anfänglich lineare Schwingung schon mehr elliptisch erweitert als Ueber das Verhalten der Metalle gegen die strahlende Wärme. (p. 15) 355 bei den, dem blauen Ende angehörigen Strahlen, welche hier verschwinden. Die durch das rothe Glas reichlicher hindurchstrahlende Wärme erreicht dem- nach das vorige Ziel der Ellipse von 10:18,681 beim Stahl und des Kreises von 10:10 Axenverhältniss beim Messing bei der Winkeländerung von 90° abwärts eher als die durch das blaue Glas vorzugsweise hindurchgehende. Der Polarisationswinkel der ersteren muss also 90° näher stehen als der der letzteren, was mit dem vorigen Ergebniss übereinstimmt. An allen Metallen, welche durch Reflexion eine elliptische Polarisation herbeiführen, erfolgt bei polarisirten Wärmestrahlen, wenn deren ursprüngliche Polarisationsebene nicht mit der Re- flexionsebene zusammenfällt oder auf derselben senkrecht steht, eine, mit der Bildung der Ellipse in Beziehung stehende, Drehung der Polarisationsebene (auf welcher die lange Axe der Ellipse stets recht- winklig zu denken ist). Ist die anfängliche Polarisationsebene vor der Reflexion unter 45° gegen die Reflexionsebene gerichtet, so dreht sich bei wachsendem Ein- fallswinkel, während die lineare, gegen die ursprüngliche Polarisationsebene senkrechte, Schwingung in die elliptische sich verwandelt und diese durch gleichzeitige Abnahme der langen und Zunahme der kurzen Axe in die, dem Polarisationswinkel zugehörige Form übergeht, die Polarisationsebene um 45° derart, dass sie beim Polarisationswinkel mit der Reflexionsebene zusammen- fällt. Bei fernerer Zunahme der Incidenz vom Polarisationswinkel bis 90° dreht sie sich,- während die Ellipse unter Zunahme der langen und Abnahme ihrer kurzen Axe in die lineare Form zurückkehrt, um 45° weiter dergestalt, dass diese lineare Schwingung nunmehr einen Winkel von 90° mit der ur- sprünglichen bildet. Diese Drehung der Polarisationsebene erfolgt in dem ersten Theile desto schneller, in dem letzteren desto langsamer, je kleiner der Polarisations- winkel ist; bei gleichem Polarisationswinkel, vor dem Erreichen desselben desto schneller, nach dessen Ueberschreiten um so langsamer, je länger ge- streckt die beim Polarisationswinkel sich bildende Ellipse ist. An einem und demselben Metall ist das, bei anderen Winkeln als dem Polarisationswinkel auftretende, Axenverhältniss der Ellipse, welches immer das- jenige des Polarisationswinkels übertrifft, für einen gleichen Winkelabstand vom Polarisationswinkel, bei dem grösseren Einfallswinkel grösser als bei dem kleineren. 356 Herm. Knoblauch. Ueber das Verhalten der Metalle ete. (p. 16) Bei Metallen, welche die Wärmestrahlen durch Reflexion cireular polarisiren, tritt keine allmähliche Drehung der Polari- sationsebene ein. Dieselbe verharrt beim Wachsen des Einfallswinkels von 0° bis zum Polarisationswinkel unverändert in ihrer Lage, 45° gegen die Reflexionsebene, während die lineare Schwingung durch entsprechende (kürzer und breiter werdende) Ellipsen in die kreisförmige übergeht, die sie bei dem Polarisationswinkel erreicht. Dann, beim Ueberschreiten dieses Winkels, ändert die Polarisationsebene plötzlich ihre Lage um 90° gegen die bisherige und verbleibt in dieser, während die ceirculare Schwingung durch Vermittelung von (immer länger und schmaler werdenden) Ellipsen, deren lange Axe stets auf dieser neuen Polarisationsebene senkrecht steht, in die lineare übergeht bei einem Einfallswinkel von 90°, welche letzte lineare Schwingung nunmehr gegen die ursprüngliche Schwingungsrichtung (bei der Ineidenz 0°) rechtwinklig ge- kreuzt ist. Den Nachweis aller dieser Vorgänge bewirkt ein. die reflectirten Wärme- strahlen analysirendes Nicol’sches Prisma, welches unmittelbar vor der, mit ihrem Multiplicator verbundenen, T'hermosäule aufgestellt ist und durch die bei seiner Drehung eintretenden Wechsel der Wärmeintensität die hier fest- zustellenden Ebenen erkennbar macht. Für den ersten Fall, bei der ellip- tischen Polarisation, ist unter den bisherigen die Reflexion von Stahl am ge- eignetsten, für den letzteren, bei der eireularen Polarisation, giebt die Zurück- werfung von Messing den erforderlichen Aufschluss. NOVA ACTA der Ksl. Leop.-Carol.-Deutschen Akademie der Naturforscher Band XXXIX. Nr. 7. Ueber die fossilen Pflanzen des Nüsswassersandsteins von Ischernowitz. Ein neuer Beitrag Kenntniss der fossilen Pflanzen Böhmens von Hermann Engelhardt, Öberlehrer an der Realschule I. Ordnung zu Neustadt-Dresden. Mit 5 lithographischen Tafeln Nr. XX-—-XXIV. Eingegangen bei der Akademie den 9. Dec. 1877. DRESDEN. 1877: Druck von E. Blochmann & Sohn. Für die Akademie in Commission bei Wilh. Engelmann in Leipzig. EP } le! ni N y ir Einleitende Bemerkungen. Wandert man von der nordböhmischen Stadt Komotau aus auf der nach Deutsch-Kralupp und Kaaden führenden Strasse westwärts, so kommt man bald an Strecken Landes, welche meist aus lehmigem Boden bestehen, der mit einer Menge bald grösserer, bald kleinerer Geröllstücke bedeckt und untermischt ist und mehrfach zur Ziegelfabrikation verwendet wird. Haide- kraut, niedere Futtergräser und Korn mit dürftigen Halmen und kurzen Aehren wachsen auf ihm. Wo ein zur Schneeschmelze reissendes Wasser den Boden durchfurcht hat, zeigen sich eine Menge glattgewaschene feste Stücken des so- genannten Trappsandsteins auf seinem Boden, wo ein Brückchen über den Strassengraben gebaut oder wo man Prellsteine zu stellen für nöthig befunden, begegnen uns grosse und dicke Platten desselben Gesteins. Dies Alles deutet auf eine in der Nähe befindliche Localität hin, wo dasselbe in mächtiger Aus- dehnung abgelagert sein muss. In dem Dorfe Tschernowitz und seinem Klein- Purberg liegt dieselbe bald vor uns. In und hinter dem Dorfe am Fusse des Purberges begegnen wir grösseren Steinbrüchen, deren Material von einer An- zahl Steinmetzen bald zu trefflichen Mühlsteinen, die weithin versandt werden, bald zu Treppenstufen, Trottoir-, Hausflurplatten, Grabsteinen u. a. verarbeitet werden. Von hier aus hebt sich das Gebiet allmählich und ist anfangs von Eichensträuchen, die von vereinzelten Eichenbäumen überragt werden, bedeckt, denen aber bald genügsame Birken und Weiden und der noch genügsamere 45B* 360 Hermann Engelhardt. (p. 4) Wachholder den Platz streitig machen und endlich ganz abringen; bald aber, nämlich da, wo wir die von Komotau nach Weipert in ungeheuren Bogen führende interessante Gebirgsbahn überschreiten, steigt der Berg steiler an, überall niederes Eichengestrüpp durch eine Unmasse Blöcke und Stücken des Sandsteins hindurchwachsen lassend, bis wir, auf der Höhe angelangt, nach drei Richtungen hin die obersten Partieen des Sandsteins einige Meter hoch ganz senkrecht aufsteigen sehen, etwa so, nur im Kleinen, wie wir es am Königstein, Lilienstein und an anderen Bergen der sächsischen Schweiz ge- wöhnt sind. Die in der Nähe massenhaft daliegenden grossen Blöcke und eine Menge kleinerer Abfälle belehren uns, dass die sprengende Kraft des Eises dies nur bewirkt haben könne. Hier ist auch die Stelle, wo wir eine mässige Aufrichtung der Schichten zu beobachten im Stande sind. Auf der Seite nach dem Dorfe zu, dem Erzgebirge abgewandt, ist dagegen ein all- mählicher Abfall zu finden. Auch hier sind fleissige Hände bemüht, den Stein zu sprengen und zu oben angeführten Zwecken zu bearbeiten. Genug von der Localität und nun zum Material! Dieses, von älteren Autoren mit dem Namen „Trappsandstein“ belegt, weil sie meinten, dass es durch Einwirkung der Basalte metamorphosirt worden sei, ist ein feinkörniger, mitunter grobkörniger Quarzsandstein, der stellenweise conglomeratartig wird und je nach dem Bindemittel, 'T'hon oder Kiesel, ent- weder weich oder, was noch häufiger der Fall, so hart ist, dass er fast quarzit- ähnliche Beschaffenheit annimmt, in weichem Falle das Schreiten über die Ab- fallstücke einen hellen Ton hervorruft, der dem gleicht, den man beim Be- treten eines Scherbelhaufens vernimmt. Die Farbe ist meist graulich, weiss oder gelblich, selten roth. Glimmerblättchen, schön silberweiss, durchziehen ihn durchgehends; nur äusserst selten beobachtete ich goldgelbe, und zwar nur da, wo das Gestein roth oder röthlich gefärbt war, was sich leicht durch Zer- setzung des Kaliglimmers erklären lässt. Wo ein genügender Aufschluss vor- handen, bemerkt man, dass das Gestein nach der Tiefe zu reicher an Glimmer wird, eine gneissartige Beschaffenheit annimmt und auf Gneiss ruht. Die Gneisse des benachbarten Erzgebirges gaben das Material zur Bil- dung dieses Gesteins zu einer Zeit dem an seinem Fusse befindlichen Süss- wasserbecken ab, welche zwischen der Ablagerung des Quaders und der durch die Eruptionen des Mittelgebirges und des Liesener oder Duppauer Gebirges Ueber die fossilen Pflanzen des Süsswassersandsteins von Tschernowitz. (p.5) 361 bedingten letzten Hebung des Erzgebirges liegt. Durch letztere wurde auch der bereits gebildete quarzitähnliche Sandstein des Klein-Purbergs weit über sein ursprüngliches Niveau hinausgehoben. Beim späteren Abfluss der Wässer mögen aber weichere Partieen des Sandsteins zerstört und die dabei frei werdenden härteren ergriffen und fortgeschwemmt worden sein, worauf das weithin sich erstreckende Vorhandensein von Geschieben dieses Gesteines hindeutet. Hier interessirt uns das Gestein besonders wegen der in ihm einge- betteten Ueberreste einer längst dahingeschiedenen Flora, die in den unteren Schichten nur vereinzelt, in den oberen aber massenhaft auftreten, eine Er- scheinung, die mir darauf hinzudeuten scheint, dass zu Anfang dieser localen Bildung wohl die Vegetation in der Umgebung erst im Entstehen begriffen ge- wesen sein mag, durch vorhandene günstige Bedingungen, besonders Feuchtig- keit und Wärme, aber nach und nach sich zu entschiednerem Auftreten erhob. Bäche nahmen das Material, das der Urwald zu Boden sandte, grosse Stamm-, Ast- und Rindenstücke, Früchte, Zapfen und Blätter, und führte sie dem niedriger gelegenen Seebecken zu, in dem sie vom Sande eingeschlossen wurden, aus dem, unterdess zum Sandstein gewordenen, sie in der Jetztzeit ge- nommen werden, um ein neues Blatt der so interessanten Geschichte der Vor- welt einfügen zu können. Glückliche Stunden waren es, die mich tagelang im giessenden Regen oder brennenden Sonnenschein nach den Zeichen der hier entblösst liegenden Naturschrift suchen liessen, glückliche Stunden, die ich der Anregung des Herrn Bergverwalter A. Castelli in Grosspriessen verdanke. Schien es auch anfangs, als wolle sich zu dem von diesem Orte bereits Bekannten (Dryandra acutiloba Stbg., Salix angusta Al. Braun, Pinus ornata Stbg. sp.)') nichts Neues finden, so gelang es mir doch, beim Absuchen des ganzen Berges nach und nach immer mehr Species zu entdecken. Herr Bergverwalter Oastelli und Herr Th. Held, Präses des jungen, aber strebsamen naturwissenschaft- 1) Jok&ly, Tertiärablagerung des Saatzer Beckens und der Teplitzer Bucht. Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanstalt zu Wien. 1858. S. 521. P. Dominik Thiel, Geognostische Skizze der Umgegend von Komotau. Jahresbericht über d. Ober-Gymnasium zu Komotau. 1870. S. 23. C. Naumann, Lehrbuch d. Geognosie. 2. Aufl. Bd. III. S. 143. Nova Acta XXXIX. Nr. 7. 46 362 Hermann Engelhardt. Ueber die fossilen Pflanzen etc. (p. 6) lichen Vereins zu Aussig, hatten die Güte, mir ihr von ihnen persönlich ge- sammeltes Material zur Bearbeitung freundlichst zu überlassen, Frau Baronin Korb-Weidenheim auf Wernsdorf aber stellte mir das in ihrem an natur- historischen und archäologischen Gegenständen reichen Privatmuseum befind- liche hierher gehörige Material zur Bearbeitung und Zeichnung an Ort und Stelle in anerkennenswerthester Weise zur Verfügung, wodurch es mir möglich wurde, diese Arbeit in ihrer jetzigen Ausdehnung veröffentlichen zu können, wofür ihnen auch an dieser Stelle der wärmste Dank gesagt sei. Verzeichniss der mehrfach citirten Werke und Angabe der gebrauchten Abkürzungen. Andrae, ©. J. Tertiärflora von Szakadat und Thalheim in Siebenbürgen. Ab- handlungen d. k. k. geol. Reichsanstalt. Bd. I. 5 Tfl. Wien 1855. 4%, — Siebenbürgen. Braun, Al. Die Tertiärflora von Oeningen. Neues Jahrbuch f. Mineralogie, Geognosie u. s. w. v. Leonhard u. Bronn. Stuttgart 1845. 8% — Jahrbuch. Brongniart, M. A. Prodrome d’une histoire des vegetaux fossiles. Paris 1828. 5%, — Prodrome. Endlicher, St. Synopsis Coniferarum. Sangalli 1847. 8° — Syn. Conif. Engelhardt, H. Flora der Braunkohlenformation im Königreich Sachsen. 15 TA. Leipzig 1870. 4% — Braunk. v. Sachsen. ———, Die Tertiärflora von Göhren. Ein neuer Beitrag zur Kenntniss d. fossilen Pflanzen des Königreichs Sachsen. 6 Tl. 4%. Verhandl. d. k. Leopold.-Carol. d. Akad. d. Naturforscher. Bd. 36. Dresden 1873. 4%, — Göhren. ——, Tertiärpflanzen aus dem Leitmeritzer Mittelgebirge. Verhandl. d. k. Leopold.-Carol. d. Akad. d. Naturforscher. Bd. 38. 8. 343—418. Dresden 1876. 4°. 12 Tfl. — Mittelgeb. 46* 364 Hermann Engelhardt. (p. 9) Ettingshausen, C. v. Die Proteaceen d. Vorwelt. Sitzgsber. d. k. Akad. d. Wissenschaften zu Wien. 5 Tf. Bd. VI. Wien 1851. 4%. — Prot. d. Vorw. Fossile Flora von Wien. Abhandl. d. k. k. geol. Reichsanstalt. 5 TA. Bd. I. Wien 1851. "Bol. — Wien. Ueber fossile Proteaceen. Sitzgsber. d.k. Akad. d. Wissensch. zu Wien. 2 Tf. Wien 1852 — Foss. Prot. Beitrag zur Kenntniss der foss. Flora von Wildshut. Sitzungsb. d. k. Akad. d. Wissensch. zu Wien. Bd. IX. S. 40—48. Til. 2—5. Wien 1852. 8° — Wildshuth. Fossile Pflanzenreste aus dem trachytischen Sandstein von Heiligen- kreuz bei Kremnitz. Abh. d. k. k. geol. Reichsanstalt zu Wien. 2 TA. Bd. I. 1852. Fol. = Heiligenkreuz. Beitrag zur Kenntniss der fossilen Flora von Tokay. Sitzungsb. d. k. Akad. d. Wissensch. 4 Tfl. Bd. XI. S. 779—816. Wien 1853. 8%, — Tokay. Die tertiäre Flora von Häring in Tyrol. Abh. d. k. k. geol. Reichs- anstalt zu Wien. 31 Tfl. Bd. IH. Wien 1853. Fol. — Häring. Die eocäne Flora des Monte Promina. Denkschriften d. k. Akad. d, Wissensch. zu Wien. 14 Tfl. Bd. VOL S. 17—44. Wien 1854. 4%. — Mte. Promina. Fossile Flora von Köflach in Steiermark. Jahrb. d. k. k. geol. Reichs- anstalt zu Wien. 3 Til. 8. Jahrg. S. 733—756. Wien 1857. 80%, — Köflach. Die fossile Flora des Tertiärbeckens von Bilin. Denkschr. d. k. K. Akad. d. Wissensch. zu Wien. 30 Til. Wien 1866— 1869. 4°. Th... 30,08.7°1h,/. 172 9. 7.0 6 A Bin TR EINE Die fossile Flora der älteren Braunkohlenformation der Wetterau. Sitzungsb. d. k. Akad. d. Wissensch. zu Wien. 5 Ti. 87 8. 8°. Wien 13863 — Wetterau. Beiträge zur Kenntniss der Tertiärformation Steiermarks. Sitzungsb. d. k. k. Akad. d. Wissensch. zu Wien. 84 S. 6 TA. S°. Wien 1869 — Steiermark. Ueber die fossilen Pflanzen des Süsswassersandsteins von Tschernowitz. (p.9) 365 Eitingshausen, €. v. Beiträge zur Kenntniss der fossilen Flora von Radobo). Sitzungsber. d. Akad. d. Wissensch. zu Wien. 61. Bd. I. Abth. Ss. s29—909. 3 Til. 8%. Wien 1870 — Radoboj. ——, Die fossile Flora von Sagor in Krain. I. Th. Denkschriften d. k. Akad. d. Wissensch. zu Wien. 10 'Tfl. 4%. Wien 1572 — Sagor. Gaudin, Ch. Th., et Strozzi, ©. Me&moire sur quelques gisements de feuilles fossiles de la Toscane. Neue Denkschr. d. allg. 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Familie der Cycadeen Rich. Gattung Steinhauera Presl. Steinhauera subglobosa Presl. Tfl. 2. Fig. 5. 1821/38. Presl. in Sternberg Vers. II. Tfl. 49. Fig. 4. Tfl. 57. Fig. 1—4. Endlicher, Syn. Con. S. 301. Göppert, Mon. d. foss. Con. S. 237. Til. 45. Fig. 3. 4. Unger, Syn. pl. foss. S. 194. Engelhardt, Mittelg. S. 399. Tfl. 9. Fig. 7—9. TA. 10. Fig. 1-3. Die Zapfen sind eiförmig-kugelig, die Schuppen sind flach, spiralförmig an der dieklichen Spindel angewachsen, haben am Rücken einen scharfen Kiel und bergen am Grunde zwei umgekehrte Samen derart, dass einer jederseits des Kieles nahe dem Schuppenende mit seiner breiteren Fläche angeheftet ist; die Samen sind von einer an der Schuppenfläche angewachsenen, an der Spitze klaffenden, durch den Schuppenkiel in ein zweitheiliges Fach getheilten Hülle bedeckt, dreiseitig-keilfürmig, an den sich berührenden Seiten gefurcht, am Rücken gerundet und an der Spitze scharf. Die Pflanze scheint nicht selten gewesen zu sein, da sich ausser dem abgebildeten Exemplare, welches Samen zeigt, noch eine grössere Anzahl kleiner Zapfenhälften ohne Spindel und Samen fanden, welche sich durch ihre zier- liche Gestalt auszeichnen. In der Sammlung des Aussiger naturwissenschaft- lichen Vereins befindet sich ein schönes charakteristisches Exemplar ohne Spindel, aber mit Samen. Hermann Engelhardt. Ueber die fossilen Pflanzen etc. (p. 13) 369 Familie der Palmen R. Br. Gattung Attalea Humb. u. Kth. Attalea Göppert m. "Til. 2. Fig. 6. Die Palmenfrucht ist umgekehrt eiförmig, am Scheitel mit scharfer Spitze versehen, nimmt nach dem stumpfen Grunde allmählich ab und zeigt in der Mitte eine leichte Längskante; die Fruchthaut ist glatt und dick. Beim ersten Anblick glaubte ich eine Frucht von Nipadites Burtini Brongn. sp. (N. Bowerbankäi Ett.) vor mir zu haben, doch überzeugten mich die Abbildungen in Bowerbank’s Werk: A History of the Fossil Fruits and Seeds of the London-Clay, das mir nebst Material von der lebenden Nipa fruticans Herr Geh. Medicinalrath Prof. Dr. Göppert in liebenswürdigster Weise zu übersenden die Güte hatte, wie auch die in Lyell’s: The Lower Tertiaries of Belgium, dass sie nicht hierher zu rechnen sei. Unmöglich wäre es nicht gewesen, dass eine Pandaneenfrucht im Aquitanien gefunden worden wäre, da ja ©. v. Ettingshausen aus gleichalterigen oder ziemlich gleichalterigen Schichten Blätterreste von Gliedern dieser Familie (Pandamus sotzkianus und P. carnicolus) nachgewiesen hat. Und unsere Frucht hat ja auch nicht zu verkennende Aehnlichkeit mit einigen Formen von Nipadites Burtini; aber ihr fehlt die charakteristische Abstutzung des Grundes. Am Ähnlichsten ist sie Früchten von Arten der Palmengattung Attalea Humb. u. Kth., unter ihnen am meisten denen von A. compta, in zweiter Linie erst A. Cohune u. a., und dünkt es mir sehr wahrscheinlich, dass sie mit diesen in Verbindung zu bringen sei. Mit völliger Sicherheit lässt sich dies freilich nicht behaupten, da es mir nicht vergönnt war, die in fremdem Be- sitze sich befindende Frucht durchsägen zu lassen, um über ihren inneren Bau mich unterrichten zu können. Dann findet sich ja auch eine Längskante, die aber, da sie sehr unbedeutend ist, recht leicht durch Druck hervorgerufen sein könnte, welcher wohl auch die Quer- und Längsrisse, welche auf eine Faserschicht hindeuten, verursacht haben mag. Die Stelle des Steins über der Frucht ist von zarten Längsfasern be- deckt, die bei der Bewegung der Frucht auf dem sandigen Boden von deren Nova Acta XXXIX. Nr. 7. 47 370 Hermann Engelhardt. (p. 14) Unterseite so losgelöst worden sein müssen, dass sie zum T'heil noch mit ihr zusammenhängen blieben, wofür die der Frucht entsprechende Breite an der Zusammenhangsstelle, wie ihre allmähliche Abnahme nach oben zu sprechen. Ausser der hier in natürlicher Grösse abgebildeten Frucht fand sich im Museum Korb-Weidenheimianum nur noch die Basis einer zweiten vor. Familie der Öupressineen Rich. Gattung Widdringtonia End. Widdringtonia helvetica Heer. TA. 2. Fig. 2. 3. 1855. Heer, Fl. d. Schw. Bd. I. S. 48. Tfl. 16. Fig. 2—18. v. Ettingshausen, Bilin. Th. 1. Ss: 110. 1867. Widdringtonia bohemica, v. Ettingshausen, Bilin. Th. I. S. 110. Tf. 10. Fig. 15—19. Die Zweige sind zart und aufrecht, die Zweigelchen fadenförmig, dicht- stehend, mit angedrückten schuppenförmigen alternirenden Blättern dicht be- setzt, welche an älteren Zweigen linienförmig und herablaufend, in ihrer oberen Partie abstehend sind, während sich an jungen die grundständigen elliptisch und schuppenförmig angedrückt, die oberen linienförmig und abstehend zeigen. Die Zäpfchen sind länglich oval, ihre vier gewölbten Fruchtblätter holzig und meist stachelspitzig. Ich halte W. bohemica trotz der grossen Uebereinstimmung unseres Zäpfehens mit dem von Ettingshausen a. a. O. Fig. 15 abgebildeten nur für eine Form von W. helvetica, da auch bei Schweizer Exemplaren (s. a. a. 0. Fig. 4, vergrössert Fig. 12) nicht durchgehend der kleine Dorn sich zeigt, wozu noch kommt, dass unser Zweigelchen, wie es ebenda beobachtet wurde, abstehende Blätter zeigt, welche durchaus nicht stumpflich sind. Dass sich das Zweigelchen nur in so fragmentärem Zustande erhalten konnte, erklärt das Versteinerungsmaterial; ja, es ist zu verwundern, dass bei der Zartheit des ersteren und der Derbheit des letzteren überhaupt noch so viel auf uns kommen konnte, Ueber die fossilen Pflanzen des Süsswassersandsteins von Tschernowitz. (p.15) 371 Familie der Abietineen Rich. sattung Pinus L. Pinus ornata Stbe. sp. Tfl. 2. Fig. 4. 1828. _ Brongniart, Prodr. S. 107. Engelhardt, Mittelgeb. S. 401. Tfl. 10. Fig. 4—7. 1825/38. Conites ornatus Sternbg., Vers. I. Heft IV. S. 39. Tfl. 55. Fig. 1. 2. 1845 Pitys ornata. Unger, Syn. pl. foss. S. 197. 1 848. Pinites ornata. Göppert in Bronn, Gesch. d. Nat. III. S. 41. Ders., Mon. d. foss. Con. S. 224. Die Zapfen sind eirund-länglich: die Schuppen sind pyramidalisch-vier- seitig, mit hervortretendem querliegenden Kiele und rautenförmigem Höcker versehen, strahlig gestreift. Der Purberg zeigt nicht wenig Zapfenabdrücke dieser Pinusart, doch sind sie meist nicht gut ausgeprägt, weil die Schildervertiefungen vielfach theilweise oder ganz mit Gesteinsmasse ausgefüllt sind, so dass sich nur der Rand derselben bestimmt hervorhebt. Einen solchen gab ich wieder. Ein wohlerhaltener Zapfen kam mir nicht zu Gesicht, was umsomehr zu bedauern ist, als bisher nur Abdrücke von ihm vorlagen und wir uns deshalb über ihn nicht gründlich zu unterrichten vermochten. Früher glaubte ich Pinus oviformis Endl. (Conites stroboides Rossm., Pitys stroboides Ung., Pinites stroboides Göpp.) mit P. ornata Stbg. sp. ver- einigen zu dürfen (vergl. Mittelg. S. 401), doch hat mich das zahlreiche Material, das mir zur Verfügung stand, belehrt, dass beide wesentlich von einander verschieden sind. Pinus oviformis Endl. sp. Tfl. 1. Fig. 1—3. 1840. Conites stroboides. Rossmässler, Altsattel. S. 46. Tfl. 12. Fig. 42a.b. 1845. Pitys stroboides. Unger, Syn. pl. foss. S. 197. 1847. Pinites oviformis. Endlicher, Syn. Conif. S. 287. Göppert, Mon. d. foss. Con. $. 224. Die Zapfen sind eiföürmig, die Schuppen äm freien Theile zusammen- gedrückt vierseitig, mit scharfem querlaufenden Kiele und auswärts gekriimmtem länglichrunden Nabel versehen. : 47* 372 Hermann Engelhardt. (p. 16) Es ist meines Wissens das erste Mal, dass ein vollständig erhaltener Zapfen dieser Art in Abbildung geboten werden kann. Die unteren Schuppen zeigen die kleinsten freien Theile, die mittleren grössere, unter ihnen einige verhältnissmässig sehr grosse, während die der oberen wieder an Grösse abnehmen. An den meisten ist ausser dem quer- laufenden Kiel noch eine vom Nabel durch die Mitte abwärts gehende Kante zu beobachten, der sich bei einigen noch eine zweite zugesellt. Dass der Zapfen reif war, als er eingebettet wurde, beweist die in den unteren Partieen mehrfach zu bemerkende Klaffung. Die Spindel scheint nicht sehr stark ge- wesen zu sein. Aus Fig. 3 ersehen wir, dass zwei Samen von je einer auf ihrer Innen- seite glatten Schuppe bedeckt wurden. An anderen Stücken waren auf der Aussenseite am Grunde und über den Grund hinaus Längsriefen bemerkbar. Fig. 2 stellt ein Zapfenfragment vor, das am Rande abgebrochene Schuppen besitzt, im Hintergrunde aber uns Schuppenschilder von Innen aufweist. R. Ludwiglhat im Palaeont. VIII einen von diesem verschiedenen Zapfen mit gleichem Namen bezeichnet, der zu ändern sein dürfte, da unserem die Priorität zukommt. Pinus hordeacea Rossm,. sp. Til. 1. Fig. 4—11. Tfl. 2. Fig. 1. 1840. Conites hordeaceus. Rossmässler, Altsattel. S. 40. Tfl. 12. Fig. 50. 51. 1545. Pitys hordeace«. Unger, Syn. pl. foss. S. 197. 1847. Pinites hordeaceus. Endlicher, Syn. Conif. S. 284. 1850. Abietites hordeaceus. Göppert, Mon. d. foss. Con. S. 207. Tfl. 29. Fig. 9. 10. Der Zapfen ist länglich-eiförmig; die Schuppen sind lang und breit, nach dem Grunde zu verschmälert; der freie T’heil derselben ist gross, ge- bogen und mit kleinem länglichen Nabel und wellig gebogenem Kiele versehen. Unser Zapfen (Fig. 4) ist nicht so gut erhalten, wie der von Pinus oviformis Endl. sp., giebt uns aber genügenden Aufschluss über sein Wesen. Der Schuppen, in deren Mitte sich eine hervortretende Längskante befindet, sind verhältnissmässig wenige an ihm, was durch ihre Grösse bedingt ist. Vom freien Theile an, der sich stark aufgequollen zeigt, nehmen sie in Bezug auf die Breite allmählich nach dem Grunde zu ab. Die unteren fehlen ganz. Ueber die fossilen Pflanzen des Süsswassersandsteins von Tschernowitz. (p. 17) 373 In Fig. 5 zeichnete ich ein Zapfenfragment ab, an dem die oberen Theile der Schuppen abgebrochen sind. Es lässt uns auch die Längskante und die nach dem Grunde zu abnehmende Breite der Schuppen erkennen, zu- gleich aber, dass jede Schuppe zwei verkehrteiförmige Samen bedeckt. Fig. 6 und 7 belehren uns darüber, dass die Schuppen in ihrer inneren Schicht ein sehr lockeres Gewebe hatten. Bei einzelnen nach dieser Seite hin gut erhaltenen Stücken vermochte ich zu erkennen, wie die auf dem Quer- bruche ersichtlichen Poren die Enden langgestreckter Kanäle waren. Die von der äusseren Haut befreiten Stellen waren durch parallele tiefe Längsriefen ausgezeichnet, welche die genannte Eigenschaft noch mehr hervortreten lassen. Fig. S zeigt uns ein Stück entblösster Spindel mit den grossen An- heftungstellen der Schuppen, Fig. 9 einen Durchschnitt derselben. Hierher glaube ich auch die langen, in Fig. 10 und 11 abgebildeten Nadeln bringen zu dürfen. Kleinere, zu zwei stehend, wie sie von mir auch geschen wurden, die den von mir in Tertiärpflanzen aus dem Leitmeritzer Mittelgebirge 'TA. 25. Fig. 5. 6 abgebildeten gleichen, müssen jedenfalls zu Pinus ornata Stbg. sp. gezogen werden. Die hier abgebildeten sind sehr lang und breit, haben eine entschieden ausgesprochene Mittelrippe, stehen zu drei beisammen und scheinen am Grunde von einer langen Scheide umgeben ge- wesen zu sein. Eine Nadel in Fig. 10 zeigt eine überaus feine Längsstreifung. Mehrfach begegnet man auch im Tschernowitzer Gebiet einzelnen Schuppen dieser Zapfenart; doch glaubte ich hieraus noch nicht schliessen zu müssen, dass sie zur Gruppe Abies zu rechnen sei. Weiter bringe ich hierher ein sehr gut erhaltenes Zweigstück (TA. 2. Fig. 1). In seinem oberen Theile zeigt sich dasselbe ein Stück gespalten, wodurch inmitten des Holzkörpers der Markeylinder (a) zur Erscheinung kommt. Unter dieser Stelle befinden sich einige dichte Spiralreihen von grossen, stark hervortretenden Blattkissen, welche sich abgerundet zeigen und vom Rande nach der Mitte zu sich wölben (b); ihnen folgen schmale rhom- boidische (c), die die Stelle bezeichnen, welche die hier ansitzend gewesenen Knospenschuppen zurückgelassen haben, als sie bei und nach Eröffnung der Endknospe abgeworfen wurden, diesen grosse, im Umfange rhombische, nach dem erhöhten Mittelpunkte sich rundende (b‘). Bei b“ stellen sich uns grosse vertiefte, ebenfalls in Spiralen angeordnete Narben dar, bei ce’ wieder schmale, 374 Hermann Engelhardt. (p. 18) den Stand früherer Knospenschuppen andeutende, die aber hier linsenförmig gestaltet sind und in der Mitte eine Vertiefung zeigen, während darunter wieder grosse rhombische, nach der Mitte vertiefte Narben sich zeigen. Die dichte Aneinanderstellung der genannten Theile weist auf ein jugendliches Alter dieses Sprossstücks hin, die Schuppennarben geben uns die Länge des Wachsthums in dem einen Jahre an und das Fehlen von Zweignarben an den Seiten, dass auf der vorhandenen Strecke Seitensprossen nicht vorhanden waren. Familie der Myriceen Rich. Gattung Myrica L. Myrica salicina Ung. Tfl. 2. Fig. 9. 1850. Unger, gen. et sp. pl. foss. S. 366. Ders., Iconogr. pl. foss. S. 104. Tfl. 39. Fig. 7. Heer, Fl. d. Schw. Bd. II. S. 36. Tfl. 70. Fig. 18—20. Tfl. 71. Fig. 1—4. Bd. III. S. 176. Ders., Bornstädt. S. 12. T#fl. 1. Fig. 6. Ludwig, Pal. VII. S. 95. Tfl. 30. Fig. 5. 6. Visiani ed Massalongo, Novale. S. 19. Massalongo, Mte. Colle. S. 574. TA. 7. Fig. 4. 6. v. Ettingshausen, Bilin. Th. I. S. 44, Ti. 14. Fig: 5. Ders., Sagor. S. 175. Geyler, Sicilien. S. 8. Tfl. 1. Fig. 1. 1852. Myrica integrifolia. Unger, Iconogr. pl. foss. S. 32. TA. 16. Fig. 6. 1866. Myrica Silvani. Unger, Syll. pl. foss. Pug. III. S. 67. Til. 20. Fig. 12. 13. 1870. Dillenia salicina. Engelhardt, Braunk. v. Sachsen. S. 26. Tfl. 7. Fig. 5. Die lederigen Blätter sind länglich, ganzrandig, ziemlich spitz, in den Blattstiel schnell verschmälert; der Mittelnerv ist stark;*die Seitennerven sind verwischt. Es ist mir nur ein Exemplar unter die Hand gekommen. Myrica hakeaefolia Ung. sp. Tfl. 2. Fig. 10. 11. 1868. Heer, Polarl. S. 102. Ders., Balt. Fl. S. 66. Tfl. 18. Fig. 6. Engelhardt, Braunk. v. Sachsen. S. 14. Tfl. 3. Fig. 5—7. Ders., Mittelgeb. S. 373. Til. 5. Fig. 1. 1850. Dryandroides hakeaefolia. Unger, gen. et sp. pl. foss. S. 428. Ders., Sotzka. S. 169. Til. 41. Fig. 7—10. Ders., Kumi. S. 60. Tfl. 9. Fig. 4—15. v. Ettings- hausen, Häring. S. 56. Tfl. 20. Fig. 1. 2. Ders., Prot. d. Vorw. S. 31. Ders., Mte. Promina. S. 34. Tfl. 7. Fig. 15. Ders., Bilin. Th. I. S. 205. Heer, Fl. d. Schw. Bd. II. S. 100. Tfl. 98. Fig. 1—13. TH. 99. Fig. 4—8. Bd. II. S. 17. TA. 153. Fig. 7. Ders., Beitr, S. 21. Tfl. 10. Fig. 7. 1851. Dryandroides grandis. Unger, Sotzka. S. 169. Tfl. 41. Fig. 11—14. Ueber die fossilen Pflanzen des Süsswassersandsteins von Tschernowitz. (p. 19) 375 1851. Lomatia Swanteweti. Unger, Sotzka. S. 170. Tfl. 42. Fig. 1. 2. 1856. Quercus neriifolia (ex parte). Heer, Fl. d. Schw. Bd. I. Tfl. 74. Fig. 7. Die Blätter sind lederartig, fest, lanzettföürmig oder linealisch-lanzett- fürmig, in den Blattstiel verschmälert, zugespitzt oder entfernt gezahnt, nach dem Grunde zu ganzrandig oder auch durchgehend ganzrandig; die meisten vorhandenen Zähne sind ungleich, der Hauptnerv ist stark: die Seitennerven sind zart, flach bogenförmig und die Nervillen ziemlich so_ stark, wie die Secundärnerven. Ich habe von dieser Art nur wenig Exemplare gefunden. Myrica (Comptonia) tschernowitziana m. 'Tfl. 4. Fig. 14. Die Blätter sind ziemlich lederartig, wechselsweise beinahe ganz fieder- spaltig: die Lappen gross, dreieckig, stumpfspitzig; der Mittelnerv ist wenig stark, die drei bis vier Seitennerven entspringen unter rechtem Winkel, sind randläufig und verzweigt. Die Blattflächen sind weniger lederartig, als die der nachfolgenden Arten, ebenso ist der Mittelnerv im Verhältniss zur Breite des Blattes weniger stark, als bei diesen. Charakteristisch ist die gleichmässige Biegung der Lappenseiten. Myrica acutiloba Sternbg. sp. Tfl. 4. Fig. 7—12. 1870/72. Schimper, Traite de Pal&ontologie vegetale. Tom. I. S. 560. 1821/38. Asplenium difforme. Sternberg, Vers. I. Heft 2. S. 29. 33. Tfl. 24. Fig. 1. 1821/38. Aspleniopteris difformis. Sternberg, Vers. I. Heft 4. S. 21. 1828. Comptonia acutiloba. Brongniart, Prodr. S. 143. 209. Unger, gen. et sp. pl. foss. S. 393. Ders., Sotzka. S. 162. Til. 29. Fig. 6—8. 1838. Zamites difformis. Sternberg, Vers. II. S. 198. 1844. Pterophyllum difforme. Göppert, Uebers. d. Arb. d. schles. Gesellschaft. S. 137. 1851. Dryandra acutiloba. Unger, Soizka. S. 162. Tfl. 29. Fig. 6—8. v. Ettings- hausen, Prot. d. Vorw. S. 27. TA. 4. Fig. 2. 3. Ders., Foss, Prot. S. 6. TA. 1. Fig. 1. 2. Ders., Bilin. Th. II. S. 17. TA. 35. Fig. 18—26. Heer, North- Greenland. S. 474. Til. 39. Fig. 7. Die Blätter sind lederartig, linealisch-lanzettförmig, am Grunde in den Blattstiel verschmälert, wechselweise fiederspaltig; die Zipfel der Mitte sind ziemlich gleichgross, meist eiförmig oder dreiseitig und schnell zugespitzt, 376 Hermann Engelhardt. (p. 20) selten vierseitig, an der unteren Seite mehr gebogen als an der oberen, un- gefähr so lang als breit, die der Spitze und des Grundes werden kleiner, fliessen mehr und mehr zusammen und nehmen eine zugerundet-rhombische Gestalt an; der Mittelnerv ist straff, im grösseren Theile des Blattes gleich- dick und läuft sehr zart im Endlappen aus; der Seitennerven sind zwei bis sechs in einem Lappen vorhanden, welche unter beinahe rechtem Winkel ent- springen, leicht gebogen, fast durchgehends einfach und verzweigt sind. Von ihnen erreichen zwei den Rand beinahe oder ganz. Um den Formenkreis dieser auf dem Purberg sehr häufig zu findenden Blattreste zu zeigen, bildete ich eine grössere Anzahl ab. Von ihnen dürften wohl die am meisten auffallen, welche vierseitige Lappen zeigen. Bei Fig. 9 ist nur ein solcher unter den normal gebildeten zu sehen; der unter ihm be- findliche stellt eine Uebergangsform dar. Bei Fig. I1 dagegen sind fast alle vierseitig gestaltet, doch finden sich auch mehrere dreiseitige und einer, der dem als Uebergangsform bezeichneten des anderen Blattes gleicht. Es geht hieraus hervor, dass diese Formen nicht von einander zu trennen sind. Bei den abnorm gestalteten Lappen zeichnet sich die Aussenseite durch grössere oder kleinere Concavität aus. Myrica Credneri m. 'Tfl. 4. Fig. 13. Die Blätter sind gross, derb lederartig, linealisch-lanzettförmig, am Grunde im den Blattstiel verschmälert, wechselsweise etwas fiederspaltig; die Blattlappen zeigen fast durchgängig gleiche Grösse, werden nur an Spitze und Grund klemer und haben eine dreieckige Gestalt, sind an den Spitzen theils scharf, theils stumpf; der Mittelnerv ist fast durchgehends gleichstark; die drei bis vier Seitennerven entspringen unter wenig spitzen Winkeln, sind un- verzweigt, einer von ihnen läuft in die Spitze aus, die anderen reichen bis in die Nähe des Randes. Es ist wohl kein Zweifel, dass diese Art mit der vorhergehenden nicht zusammengefasst werden kann. Die auffallende Grösse des Blattes und seiner Lappen, der verhältnissmässig schwächere Mittelnerv, die geringere Tiefe der Einschnitte zwingen mich, sie als besondere Art zu beschreiben. Die meiste Aehnlichkeit hat sie mit Dryandra macroloba Wessel et Weber (Palaeont. IV. S. 147. TA. 25. 11. Myrica macroloba Schimper, Traite. I. 5. 557), deren Ueber die fossilen Pflanzen des Süsswassersandsteins von Tschernowitz. (p.21) 37% Seitennerven aber fast rechtwinklig vom Hauptnerven abzweigen und nicht wie die unserer Art parallel laufen. Ich habe diese Art zu Ehren des Herrn Prof. Dr. H. Credner in Leipzig benannt. Familie der Betulaceen Rich. Gattung Alnus Hall. Alnus Kefersteinii Göpp. sp. Tfl. 2. Fig. 12. 13. TA. 3. Fig. 1. 2. 1845. 1838 1845 1867. 1867. Unger, Chl. prot. S. 115. Tfl. 33. Fig. 1—4. Ders., gen. et sp. pl. foss. S. 398. Ders., Swoszowice. S. 123. Fig. 3. Ders., Szänto. S. 6. Tfl. 1. Fig. 7. v. Ettings- hausen, Fl. v. Wien. S. 12. Tfl. 1. Fig. 19. 20. Ders., Wildshuth. S. 8. Ders., Tokay. S. 20. Ders., Köflach. S. 744. Ders., Bilin. Th. 1. S. 47. Tfl. 14. Fig. 17—20. Ders., Wetterau. S. 25. Ders., Steiermark. S. 29. Tfl. 1. Fig. 22. Ders., Sagor. S. 176. Heer, Fl. d. Schw. Bd. U. S. 37. Tfl. 71. Fig. 5—7. Ders., Polarl. S. 159. TA. 30. Fig. 5a. Tfl. 31. Fig. 4a. Ders., Alaska. S. 28. Ders., Beitr. zu Spitzbergen. S. 70. Til. 11. Fig. 7c. Tfl. 14. Eig. 9. 10. Gaudin et Strozzi, Toscane. S. 30. Tfl. 2. Fig. 7—9. Tfl. 4. Fig. 6. Ludwig, Palaeont. VIN. S. 97. TA. 31. Fig. 1—6. Tfl. 32. Fig. 1.2. Stur, Fl. v. Wien etc. S. 152. Engelhardt, Braunk. v. Sachsen. S. 15. Tfl. 3. Fig. 17. Ders., Göhren. S. 18. TA. 3. Fig. 4—6. Ders., Mittelgeb. S. 375. Tfl. 5. Fig. 7. S. 358. Tfl. 2. Fig. 1. Alnites Kefersteinii. Göppert, Nova Acta. Bd. 18. S. 564. Tfl. 41. Fig. 1—19. Almus graeilis. Unger, Chl. prot. S. 116. Tfl. 33. Fig. 5—9. Heer, Fl. d. Schw. Bd. II. S. 37. Tfl. 71. Fig. S-12. Bd. III. S. 176. Tfl. 152. Fig. 4. Ders., Balt. Fl. 8. 33. TA. 7. Fig. 19a. b. S. 70. Tfl. 19. Fig. 14. y. Ettingshausen, Bilin. Th. L. S. 48. Tfl. 14. Fig. 21. 22. TA. 15. Fig. 1—4. Ders., Sagor. S. 176. Almus cycladum. Unger, Kumi. S. 23 Tfl. 3. Fig. 9—22. Almus Sporadum. Unger, Kumi. S. 23. Tfl. 3. Fig. 1—8. Die Blätter sind eirund oder länglich eirund; die Spitze derselben ist stumpf oder zugespitzt; der Rand ist meist doppelt, doch auch einfach gesägt, der Grund ist zugerundet, bisweilen ziemlich herzförmig ausgerandet; der Mittelnerv ist stark: die Seitennerven stehen weit auseinander, sind stark, ent- springen unter spitzen Winkeln und sind randläufig. Ausser den hier abgebildeten Stücken fanden sich noch eine Anzahl Fragmente, sowie auch zwei am Rande nicht gut erhaltene von der Form A. gracilis vor. Nova Acta XXXIX. Nr. 7. 48 378 Hermann Engelhardt. (p. 22) Die Zäpfchen sind aus Schuppen zusammengesetzt, welche zahlreich vorhanden, länglichrund, an der Spitze verdickt und an ziemlich starker Spindel befestigt sind. Familie der Cupuliferen Endı. Gattung Quereus L. Quercus chlorophylla Ung. Tfl. 3. Fig. 4. 1845. Unger, Chl. prot. S. 111. TA. 31. Fig. 1. Heer, Fl. d. Schw. Bd. II.’ S. 47. Tfl. 75. Fig. 3—9. Bd. III. S. 178. Ders., Beiträge. S. 21. Tl 10. Fig. 14b. Engelhardt, Mittelgeb. S. 359. Tfl. 1. Fig. 7. 8. Tfl. 2. Fig. 2. 3. S. 404. Tfl. 11. Fig. 5. Geyler, Sicilien. S. 9. Tfl. 2. Fig. 1. 1845. Quercus Daphnes. Unger, Chl. prot. S. 112. Tfl. 31. Fig. 2. Die Blätter sind derb, lederartig, glatt, länglich oder länglich-verkehrt- eirund, an der Spitze stumpf gerundet, ganzrandig, am Rande fein umgerollt; der Mittelnerv ist sehr stark; die Seitennerven sind zart, bogenläufig, meist ganz verwischt. Unser Blatt ist ziemlich gross und ungleichhälftig. Die bogenläufigen Seitennerven sind wegen ihrer Zartheit z. Th. nur schwach angedeutet, zum grössten Theile verwischt. Gattung Fagus L. Fagus Deucalionis Ung. TH. 3. Fig. 5. 1845. Unger, Chl. prot. S. 101. Tfl. 27. Fig. 5. 6. Ders., gen. et sp, pl. foss. S. 405. Sismonda, Piemont. S. 47. Tfl. 12. Fig. 1—3. Tfl. 19. Fig. 1. Heer, Polarl. S. 105. TA. 8. Fig. 1-4. TA. 10. Fig. 6. Tfl. 46. Fig. 4. S. 149. Tfl. 25. Fig. 32.(?). S. 159. TA. 31. Fig. 3b. Ders., Nachtr. zu Grönland. S. 5. Til. 3. Fig. 12. Ders., Beitr. zu Spitzbergen. S. 73. TA. 15. Fig. 5b. 6. Til. 18. Fig. 1b. rıl, Sale dns, f. Die Blätter sind elliptisch, gezahnt; die Seitennerven sind straff und laufen parallel in die Zähne aus. Ueber die fossilen Pflanzen des Süsswassersandsteins von Tschernowitz. (p. 23) 379 «attung Castanea T. Castanea atavia Ung. (2). Til. 4. Fig. 1. 1851. Unger, Sotzka. S. 164. Tfl. 31. Fig. 5—7. Ders., Gleichenberg. S. 176. Til. 4. Fig. 1. 2. v. Ettingshausen, Steiermark. S. 33. Tfl. 2. Fig. 16—20. Ders., Sagor. S. 178. Göppert, Beiträge. S. 18. Tfl. 2. Fig. 4. 1845. Fagus castaneaefolia. Unger, Chl. prot. Til. 28. Fig. 1. Sismonda, Piemont. SEASONS RIES 13 Bier 2.32 11a Bier t. DE 152 Bio. 37 Heer, Polarl. S. 106. Tfl. 10. Fig. 8. Tfl. 46. Fig. 1—3. x 1852. Fagus dentata. Göppert, Beiträge. S. 18. Tfl. 2. Fig. 3. Heer, Polarl. S. 106 TA. 10. Fig. 1. 2. 7b. 9. Unger, Gleichenberg. S. 176. Tfl. 2. Fig. 11. Gaudin. et Strozzi, Val d’Arno. I. S. 32. Tfl. 6. Fig 5. Tfl. 7. Fig. 1. 1855. Castanea palaepumila. Andrae, Siebenb. S. 16. Tfl. 4. Fig. 2. 1854. Quercus Pseudocastanea. Unger, Gleichenberg. Til. 2. Fig. 7. 1854. Quercus etymomodrys. Unger, Gleichenberg. TA. 3. Fig. 3. 1855. Quercus erassinervis. Göppert, Schossnitz. S. 16. Tfl. 8. Fig. 1. 1861. Castanea Kubinyi. Kovats, Erdöbenye. Tfl. 3. Fig. 1—7. Sismonda, Piemont. S. 435. TA. 13. Fig. 4. v. Ettingshausen, Tokay. S. 39. TA. 1. Fig. 1. 2. Ders., Heiligenkreuz. S. 6. Tfl. 1. Fig. 12. & Die Blätter sind länglich oder lanzettförmig, spitz oder zugespitzt, am Grunde gerundet oder ein wenig verschmälert, gestielt, grobgezahnt, die Zähne oft mit Stachelspitzen versehen, oft ohne solche. Der Mittelnerv ist straff, die einfachen Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln und laufen gerade aus oder wenig gebogen bis in die Zähne; die Tertiärnerven sind durchlaufend, theilweise geknickt und stehen zu den Secundärnerven rechtwinklig oder bei- nahe rechtwinklig. Unser Blatt, von dem nur aus seinen Nervenverhältnissen geahnt werden kann, dass es vielleicht hierher gehören könne, zeigt einen Rand verletzt, den anderen bedeutend umgerollt, so dass er im Gestein verborgen ist. Die Umbiegung bewirkt auch die scheinbar stärkere Biegung der Seitennerven nach dem Rande zu. Es ist wohl kaum zu bezweifeln, dass ©. v. Ettingshausen in: Ueber Castanea vesca und ihre vorweltliche Stammart (Sitzungsb. d. Wiener Akad. d. Wiss. Bd. 65. Abth. 1.) mit Recht manche unter anderem Namen be- schriebene Pflanzenreste mit dieser Art vereinigt hat, doch glaube ich, dass er 48* 380 Hermann Engelhardt. (p. 24) die Grenzen zu weit gezogen hat. So kann das von ihm in der Tertiärflora von Bilin, 'Th. I. 'Tfl. 16. Fig. 3 wiedergegebene Blatt unbedingt nicht hierher gehören, und bei anderen von ihm hierher gezählten Blättern (z. B. Castanea Ungeri Heer, Qwercus Gastaldü Sismonda u. a.) scheint mir doch die Be- zahnung dagegen zu sprechen. Familie der Salieineen Rich. r Gattung Salix L. Salix angusta Heer sp. TA. 3. Fig. 11. 12. 1856. Heer, Fl. d. Schw. Bd. II. S. 30. Tfl. 69. Fig. 1—11. Ludwig, Palaeont. V. S. 142. Tfl. 31. Fig. 2a. Stur, Wien. S. 166. 1850. Salix angustissima. Al. Braun. Jahrb. S. 169. 1856. Salıx longa. Al. Braun, Heer, Fl. d. Schw. Bd. II. S. 31. Tfl. 69. Fig. 12—14. Engelhardt. Mittelgeb. S. 372. Tfl. 4. Fig. 18—20. Die Blätter sind sehr gestreckt, mittellang oder sehr lang, lineal-lan- zettlich, lanzettförmig oder länglich-lanzettförmig, ganzrandig, nur zugespitzt oder nach Grund und Spitze allmählich verschmälert; der Mittelnerv ist zart oder stark; die Seitennerven bilden starke Bogen und verbinden sich in der Nähe des Randes. Auf zwei Reisen hatte ich den Purberg besucht und alle mir zugäng- lichen Privatsammlungen durchgesehen, ohne dass es mir gelungen war, Exemplare von dieser Art zu entdecken. Ich fand erst bei einem dritten Be- suche die hier beschriebenen und abgebildeten Exemplare, und zwar trotz eines halben Tages Suchen nur sie allein, woraus wohl geschlossen werden darf, dass diese Art zu den seltneren der dasigen Flora gehört oder entfernt von dem Seeufer gestanden haben mag. Das kleine Blatt gehört zu der Form mit sehr schmalen Blättern (Salix angustissima Al. Braun). Es verschmälert sich nach dem Grunde zu allmählich und zeigt einen auffallend langen Blattstiel und in den von den Seitennerven gebildeten Feldern an einigen Stellen zarte Zwischennerven. Das grössere unterscheidet sich vom vorhergehenden durch bedeutendere Grösse und dadurch, dass der Blattstiel kurz ist, zeigt aber dieselbe Nervatur. Ueber die fossilen Pflanzen des Süsswassersandsteins von Tschernowitz. (p.25) 381 Ich sehe mich veranlasst, die beiden Arten 5. angusta und $. longa zu- sammenzuziehen. Heer hat schon in seiner 'Vertiärflora der Schweiz darauf hingewiesen, dass dieselben vielleicht zu vereinigen seien. Unser zweites Exemplar stellt eine Mittelstufe zwischen den kleineren Formen der S. angusta und den grossen Schweizer Formen der 8. /onga dar; unser kleineres Blatt verschmälert sich überdies auch nach dem Grunde, was in der Schweiz nur bei S. longa zu bemerken ist, hat auch stärkere Mittelnerven und starken Blattstiel. Gattung Populus L. Populus mutabilis Heer sp. Tfl. 4. Fig. 3. 1856. Heer, Fl. d. Schw. Bd. II. S. 19. Tfl. 60—63. Fig. 1—4. Balt. Flora. S. 31. IE Re 93 805 Dil 17 Rio 35 —8. 211.21. Risy)s bi STHS2A ie. tah Ders., Nachtr. zu Grönld. S. 20. Tfl. 4. Fig. 12. v. Ettingshausen, Bilin. Th. 1. S. 161. Til. 22. Fig. 11. Ders., Sagor. S. 188. Ders., Wetterau. S. 41. Ludwig, Pal. VII. S. 92. Tfl. 26. Fig. 8. Tfl. 27. Fig. 2—5. Engelhardt, Mittelgeb. S. 371. Tfl. 4. Big. 13. 15. S. 402. Tfl. 10. Fig. 8. 9. Stur, Wien ete. S. 165 1836. Populus ovalis. Al. Braun, Bucklands Geology. 1845. Populus ovalifolia. Al. Braun, Jahrb. S. 169. Unger, gen. et sp. pl. foss. S. 417. 1845. Populus laneifolia. Al. Braun, Jahrb. S. 169. 1845. Salix laneifolia. Unger, gen. et sp. pl. foss. S. 419. 1851. Populus erenata. Unger, Sotzka. S. 166. Tfl. 36. Fig. 5. 1852. Populus serrata. Unger, Syll. pl. foss. S. 117. Tfl. 44. Fig. 6. 1852. Laurus dermatophylium. Weber, Palaeont. II. S. 182. Tfl. 19. Fig. 13. 1353. Ficus pannonica. v. Ettingshausen, Tokay. S. 26. TA. 1. Fig. 9. 1855. Quercus ovalis. Göppert, Schossnitz. S. 26. Tfl. 6. Fig. 6. Die Blätter sind meist lang gestielt; einige sind oval, andere eirund- elliptisch, elliptisch oder lanzettförmig, ganzrandig oder ausgeschweift und zer- streut gekerbt; andere sind ziemlich kreisrund, länglich oder lanzettförmig, grobgezahnt oder gesägt. 382 Hermann Engelhardt. (p. 26) Familie der Moreen Endl. Gattung Ficus Tournef. Ficus multinervis Heer. "fl. 4. Fig. 4. 1856. Heer, Fl. d. Schw. Bd. II. S. 63. Tfl. 81. Fig. 6—10. Til. 82. Fig. 1. Stur, Fl. v. Wien etc. S. 160. v. Ettingshausen, Bilin. Th. I. S. 68. Tfl. 20. Fig. 5. 6. Engelhardt, Braunk. v. Sachsen. S. 19. Tfl. 5. Fig. 2. Ders., Mittelgeb. S. 404. Til. 11. Fig. 8. Die Blätter sind lederig, lanzettförmig oder elliptisch, am Grunde ver- schmälert, zugespitzt; der Mittelnerv ist stark; die Seitennerven sind zart, gleichdick, sehr zahlreich, dichtstehend, parallel und verbinden sich am Rande in Bogen. Bei unserem sonst wohl erhaltenen Blatte sind die Secundärnerven zum grössten Theile verwischt, was sich aus ihrer Zartheit leicht erklärt; die wenigen erhaltenen, sowie die ganze Natur des Blattes weisen aber auf diese Art hin. Familie der Laurineen Juss. Gattung Laurus L. Laurus primigenia Ung. Tfl. 4. Fig. 5. 1850. Unger, gen. et sp. pl. foss. S. 423. Ders., Sotzka. S. 168. Tfl. 40. Fig. 1—4. Ders., Kumi. S. 55. Tfl. 8. Fig. 1—7. Heer, Fl. d. Schw. Bd. II. S. 77. Tfl. 89. Fig. 15. Bd. DI. S. 184. Tfl. 153. Fig. 3. Ders., Beiträge. S. 7. Tfl. 6. Fig. 121. Tfl. 9. Fig. 8. Ders., Zsilythal. S. 16. Tfl. 3. Fig. 4—6. Sismonda, Piemont. S. 438. Ti. 9. Fig. 2c. Tfl. 10. Fig. 5.: v. Ettingshausen, Bilin. Th. I. S. A. Ders., Heiligenkreuz. S. 8. 'Tfl. 2. Fig. 1. 2, Ders., Sagor. S. 190. Weber, Pal. I. S. 181. Tfl. 20. Fig. 6a. b. Engelhardt, Braunk. v. Sachsen. S. 20. Tfl. 5. Fig. 3. Ders., Mittelgeb. S. 360. Tfl. 2. Fig. 5—7. S. 382. Tfl. 6. Fig. 5. Die Blätter sind lederartig, gestielt, lanzettförmig, ganzrandig, zugespitzt, am Grunde in den Blattstiel verschmälert; der Mittelnerv ist stark; die Seiten- nerven sind zart, zerstreut, bogenläufig, verbinden sich am Rande mit einander und entspringen unter spitzen Winkeln. Ueber die fossilen Pflanzen des Süsswassersandsteins von Tschernowitz. (p.27) 388 Laurus Heliadum Ung. Til. 4. Fig. 6. 1854. Unger, Gleichenberg. S. 180. Tfl. 5. Fig. 1. Stur, Wien ete. S. 168. v. Ettings- hausen, Bilin. Th. Il. S. 194. Tfl. 32. Fig. 1. Die Blätter sind lederig, gestielt, ei-lanzettförmig, nach Spitze und Grund verschmälert, ganzrandig, der Mittelnerv ist stark, die Seitennerven sind zarter, einfach, etwas gebogen, in der Nähe des Randes mit einander verbunden, an der Spitze oft gabelspaltig. Es kam mir nur das eine Exemplar zu Gesicht. Familie der Sapotaceen Endl. Gattung Sapotacites Ung. Sapotacites Daphnes Ung. sp. Til. 4. Fig. 15. 1854. v. Ettingshausen, Mte. Promina. S. 35. Tfl. 9. Fig. 10. Ders., Bilin. Th. I. S. 229. TA. 38. Fig. 8. 23. Ders., Radoboj. S. 883. 1845. Quercus Daphnes. Unger, Chlor. prot. Tfl. 31. Fig. 2. 3. Ders., gen. et sp. pl. foss. S. 402. Die Blätter sind kurz gestielt, steif-lederartig, länglich, lanzettförmig oder verkehrt-eiförmig, ganzrandig, am Rande zurückgerollt; der Mittelnerv ist stark; die Seitennerven sind sehr zart, einander sehr genähert, laufen parallel und verbinden sich in Bogen am Rande, Es ist von mir nur ein Blatt gefunden worden. Familie der Ericeen R. Br. Gattung Andromeda L. Andromeda protogaea Ung. TA. 3. Fig. 3. 1851. Unger, Sotzka. S. 173. Tfl. 44. Fig. 1—9. v. Ettingshausen, Häring. S. 64. Tfl. 22. Fig. 1—8. Ders., Heiligenkreuz. S. 10. Tfl. 2. Fig. 7. 8. Ders., Tokay. S. 30. Ders., Mte. Promina. S. 35. Tfl. 9. Fig. 11. Ders., Bilin. Th. I. S. 236. Tfl. 39. Fig. 8. 9. 24. Andrae, Siebenb. S. 20. Tfl. 4. Fig. 1. 3. Heer, Fl. d. Schw. Bd. II. S. s. Tfl. 101. Fig. 26. Ders., Polarl. S. 116. TA. 17. Fig. 5e. 6. Ders., Balt. Flora. S. 80. Tfl. 25. Fig. 1—18. TA. 23. Fig. 7c. Ders., Spitzbergen. S. 59. Tfl. 13. Fig. 1. Gaudin et Strozzi, Toscane. S. 39. TA. 10. Fig. 10. Visiani ed Massalongo, Noyale. S. 29. Massalongo, Mte. Pastello. S. 185. Tfl. 3. Fig. 6. Tfl. 2. Fig. 3. Stur, Fl. v. Wien ete. S. 191. Engelhardt, Mittelgeb. S. 384. Tfl. 6. Fig. 13—16. S. 407. Tfl. 12. Fig. 3—9. 354 Hermann Engelhardt. (p. 28) Die Blätter sind lederartig, lanzettförmig, an Grund und Spitze ver- schmälert, ganzrandig, lang gestielt; der Mittelnerv ist sehr stark; die Seiten- nerven sind meist verwischt; wo sie vorhanden, zeigen sie sich stark bogen- läufig und zart. Diese Art scheint nicht allzuselten vertreten gewesen zu sein. Familie der Myrtaceen R. Br. Gattung Eucalyptus Herit. Eucalyptus oceanica Ung. TA. 1. Fig. 12. Til. 4. Fig. 16. 1851. Unger, Sotzka. S. 182. Tfl. 57. Fig. 1—13. Weber u. Wessel, Palaeont. IV. S. 156. TA. 30. Fig. 14. v. Ettingshausen, Häring. S. 84. Tfl. 28. Fig. 1. Ders., Mte. Promina. S. 39. TA. 13. Fig. 8-15. Tfl. 14. Fig. 6. Ders., Bilin. Th. II. S. 52. TA. 44. Fig. 15. 20—23. Ders., Radoboj. S. 893. Heer, Fl. d. Schw. Bd. II. S. 34. Tfl. 108. Fig. 21. Ders., Beitr. S. 14. TA. 6. Fig. 15. 16. TA. 8. Fig. 18. Ders., Balt. Flora. S. 92. Tfl. 30. Fig. 1. 2. Andrae, Siebenbürgen. S. 25. Tfl. 4. Fig. 3. Visiani ed Massalongo, Novale. S. 38. Massalongo, Mte. Pastello. S.185. Tfl.4. Fig.1. Tfl.5.Fig.2. Engelhardt, Mittelgeb. 3.364. Tfl.3. Fig. 4—6. 8.408. Tfl.12.Fig.13 —16. Die Blätter sind lederartig, lanzettförmig oder linealisch-lanzettförmig, fast sichelförmig zugespitzt, in den Blattstiel verschmälert, ganzrandig; der halbzolllange Blattstiel ist öfters am Grunde gedreht; der Mittelnerv ist deutlich; die Secundärnerven sind sehr zart und entspringen unter spitzen Winkeln. Unser Blatt zeigt einige Seitennerven. Ausser ihm sah ich noch eine Anzahl, bei denen die Secundärnerven durchaus verwischt waren. Familie der Acerineen DC. Gattung Acer L. Acer trilobatum Sternbg. sp. Til. 5. Fig. 1—3. 1845. Al. Braun, Jahrb. S. 172. Unger, Chl. prot. S. 130. Tfl. 41. Fig. 1—8. Ders., Kumi. 8. 49. TA. 12. Fig. 28-30. "Ders, Szänto. S.. 11. Til. 4. Fig. 1.71%. 2. v. Ettingshausen, Wildshuth. S. 12. Ders., Tokay. S. 32. Ders., Bilin. Th. II. S. 18. TA. 1. Fig. 14. Tfl. 44. Fig. 1—5. 7—9. 12. 15. Ders., Wetterau. S. 67. Tfl. 4. Fig. 1. 2. 4-6. Ders., Steiermark. S. 63. Heer, Fl. d. Schw. Bd. II. S. 47. TA. 2. Fig. 3. 4. 6. 8. S. 197. TA. 110. Fig. 16—21. TA. 111. Fig. 1. 2. 5—14. 16. 18—21. TA. 112. Fig. 1—8. 11—16. Tfl. 113—115. Tfl. 116. Fig. 13. Ueber die fossilen Pflanzen des Süsswassersandsteins von Tschernowitz. (p. 29) 385 TA. 155. Fig. 9. 9b. 10. Ludwig, Palaeont. VII. S. 127. Tfl.50. Fig. 1—5. Tfl. 51. Fig. 4—11. TA. 52. Fig. 2. 4—7. Tfl. 53. Fig. 6. Stur, Fl. v. Wien etc. $. 178. Sismonda, Piemont. Tfl. 20. Fig. 2. Engelhardt, Braunk. v. Sachsen. S. 28. TA. 8. Fig. 1. 2. Ders., Göhren. S. 30. Tfl. 6. Fig. 2. Ders., Mittelgeb. S. 364. TA. 3. Fig. 7—10. S 392. Til. 7. Fig. 17—19. 1824. Phyllites lobatus. Sternberg, Vers. I. S. 39. Tfl. 35. Fig. 2. 1826. Phyllites trilobatum. Sternberg, Vers. I. S. 42. Til. 50. Fig. 2. 1845. Acer productum. Al. Braun, Jahrb. S. 172. Unger, Chl. prot. S. 131. Tfl. 41. Fig. 1—9. 1845. Acer trieuspidatum. Al. Braun, Jahrb. S. 172. 1845. Acer vitifolium. Unger, Chl. prot. S. 133. TA. 43. Fig. 10. 11. 1855. Platanus cuneifolia. Göppert, Schossnitz. S. 22. Tfl. 12. Fig. 1—3. 1859. Acer grosse dentatum. Heer, Fl. d. Schw. Bd. II. S. 54 Til. 112. Fig. 17. 25. Die Blätter sind langgestielt, drei- oder beinahe fünflappig, handspaltig; die Lappen sind meist ungleich; der Mittellappen ist länger und breiter als die Seitenlappen oder alle drei sind gleich; der Rand ist eingeschnitten ge- zähnt, die Spitze zugespitzt; die Seitenlappen stehen theils von den Mittel- lappen unter einem rechten oder ziemlich rechten Winkel ab, theils sind sie unter einem spitzen aufgerichtet. Bei dem kleinen Blatte Fig. 3 sind die Lappen schmal; der mittlere ist länger und breiter als die seitlichen. Die von den Hauptnerven aus- gehenden Seitennerven sind auf der einen Seite schärfer ausgeprägt als auf der anderen, die Zähne klein. Es kann der Form A. productum Al. Braun zugerechnet werden. Bei dem Blatte Fig. 2 ist der mittlere Lappen be- deutend breiter als die seitlichen, ebenso bei dem Fig. 1, dessen Rand im Gestein verborgen ist. Alle anderen Blätter, die ich sah, zeigten sich sehr schlecht erhalten. Familie der Juglandeen Wk. Gattung Juglans L. Juglans Ungeri Heer. 'Tfl. 4. Fig. 2. 1859. Heer, Fl. d. Schw. Bd. III. S. 90. S. 199. Tfl. 155. Fig. 18. 'Ders., Bornstädt S. 21. Tl. 4. Fig. 13. 1840. Phyllites juglandoides. Rossmässler, Altsattel. S. 29. Tfl. 4. Fig. 16. Nova Acta XXXIX. Nr. 7. 49 356 Hermann Engelhardt. (p. 30) Die Blätter sind gefiedert; die Blättchen gross, elliptisch, ganzrandig;; der Mittelnerv ist dick, die Seitennerven sind stark, sehr gebogen, und ver- binden sich am Rande in Bogen; die Nervillen sind meist durchgehend. Ich bekam nur das abgebildete Bruchstück in die Hand. Vergl. Carya costata Sternbg. sp. Juglans acuminata Al. Braun. TA. 3. Fig. 6—10. 1845. Al. Braun, Jahrb. S. 170. Gaudin et Strozzi, Toscane. S. 40. Til. 9. Fig. 3. Dies., Val d’Arno. I. S. 54. Tf.7. Fig. 9. Weber, Palaeont. II. S.210. Heer, Fl. d. Schw. Bd. II. S. ss. Tfi. 128. Tfl. 129. Fig. 1—9. Ders., Polarl. S. 124. TA. 7. Fig. 9. Tfl. 12. Fig. 1b. Tl. 49. Fig. 7. Ders., North Greenland. S. 483. Fig. 5. 6. Sismonda, Piemont. S. 453. Tfl. 13. Fig. 1. Ludwig, Palaeont. VII. 8.137: DR. 54. Bis: 165175 79 56. Big. 11 6.0179.257:. 0810.21, 974.08: 7179.260: Fig. 13. v. Ettingshausen, Bilin. Th. II. S. 45. TA. 51. Fig. 12. Engelhardt, Braunk. v. Sachsen. S. 24. TA. 6. Fig. 7. Stur, Wien etc. S. 181. 1845. Juglans latifolia. Al. Braun, Jahrb. S. 170. Weber, Palaeont. II. S. 210. Tfl. 23. Fig. 8. Unger, Gleichenberg. S. 25. Tfl. 6. Fig. 2. 1855. Juglans Sieboldiana. Göppert, Schossnitz. S. 36. Tfl. 25. Fig. 2. 1855. Juglans pallida. Göppert, Schossnitz. S. 36. Tfl. 25. Fig. 3. 1855. Juglans salieifolia. Göppert, Schossnitz. S. 36. Til. 25. Fig. 4. Die Blätter sind gefiedert, die Blättchen gegenständig, lederartig, ge- stielt, eirund-elliptisch oder eirund-lanzettförmig, zugespitzt, ganzrandig; der Mittelnerv ist stark und nimmt nach der Spitze zu allmählich an Stärke ab; die Seitennerven, meist 10—14, sind kräftig, nehmen nach dem Rande zu an Stärke ab und verbinden sich da in Bogen. | Das ungleichhälftige Fragment Fig. 6 zeigt uns den Stiel noch; er ist am Grund etwas breiter, als darüber. An den übrigen Blättchen vermögen wir die Stärkenabnahme bei den Seitennerven genau zu ersehen. Gattung Carya Nutt. Carya costata Sternbg. sp. TA. 2. Fig. 7. Tfl. 3. Fig. 13—15. 1861. Unger, Syll. pl. foss. Pug. I. S. 41. Tfl. 18. Fig. 13—17. Tfl. 19. Fig. 16. v. Ettingshausen, Bilin. Th. II. S. 47. Ders., Steiermark. S. 77. Engelhardt, Göhren. S. 33. Tfl. 6. Fig. 5. 1823. Carpolithes strychninus. Sternberg, Vers. I. S 41. Tfl. 53. Fig. 4a. b. Ueber die fossilen Pflanzen des Süsswassersandsteins zu Tschernowitz. (p. 31) 38% 1825. Juglandites costatus. Sternberg, Vers. II. S. 207. TA. 58. Fig. 7—13. 1850. Juglans costata, Unger, gen. et sp. pl. foss. S. 468. Ludwig, Pal. VII. S. 138. TR. 54. Fig. 15. 15a. b. c. Tl. 56. Fig. 7. TA. 57. Fig. 6. 7. 1859/60. Carya ventricosa. Ludwig, Palaeont. VII. TA. 58. Fig. 1—6. Die Früchte sind fast kugelig, zusammengedrückt, der Länge nach scharf gerippt, an der Spitze meist eingedrückt; die Fruchthülle ist glatt, an der Spitze eingedrückt und strahlig nervig; die Samen sind glatt, zusammen- gedrückt, am Rücken mit stumpfem Kamm versehen; ihre Lappen stehen nahe beisammen, laufen parallel und sind an der Spitze verdickt. Nur über die TH. 2. Fig. 7 abgebildete Frucht sei mir erlaubt, einige Worte hinzuzufügen. Auf den ersten Anschein könnte man sie als zu Juglans Blancheti Heer gehörig betrachten. (Vgl. Heer, Fl. d. Schw. Bd. IH. "TA. 127. Fig. 48), doch spricht entschieden das Zusammengedrücktsein der Cotyledonen dagegen, so viel Aehnlichkeiten sich auch sonst bieten mögen. Während sonst die Samenlappen glatt sind, zeigen sie sich hier ganz wie bei J. Blancheti mit Runzeln bedeckt und am Rande mehrfach leicht eingekerbt. Die Schale ist verschwunden, ihre Aussenfläche hat aber in dem den Kern umgebenden Gestein einen wohlerhaltenen Abdruck hinterlassen, aus dem wir ersehen können, dass ihre Oberfläche glatt und strahlig aderig war. Der Hohlraum zwischen diesem und dem Kern giebt uns die Dieke der Schale an. In der Mitte der Seiten messe ich 1,5 mm. Dicke, von da an nimmt dieselbe nach oben und unten allmählich zu, so dass sie an der Spitze 4mm., am Grunde 2,5 mm. zeigt. Die Scheidewand ist auf der einen Seite erhalten, und zwar äusserst dünnhäutig. Familie der Rhamneen R. Br. Gattung Rhamnus T. Rhamnus Rossmässleri Ung. TH. 5. Fig. 4—6. 1850. Unger, gen. et sp. pl. foss. S. 464. Heer, Fl. d. Schw. Bd. IH. S. 80. Tfl. 124. Fig. 18—20. Sismonda, Piemont. S. 451. Tfl. 15. Fig. 7. Stur, Wien etc. S. 181. 1840. Phyllites rhammoides. Rossmässler, Altsattel. S. 35. Tfl. 8. Fig. 36. 37. (30. 31.) Die Blätter sind länglich-elliptisch, ganzrandig; der Mittelnerv ist kräftig, die Seitennerven, auf jeder Hälfte 7—10, sind deutlich, parallel und am Rande bogenläufig. 49* 388 Hermann Engelhardt. (p. 32) Rhamnus Decheni Web. TA. 5. Fig. 7—11. 1852. Weber, Palaeont. II. S. 204. Tfl. 23. Fig. 2. Gaudin et Strozzi, Toscane. S. 39. TA. 7. Fig. 6. Heer, Fl. d. Schw. Bd. III. S. sı. Tfl. 125. Fig. 14. 15. Sis- monda,,'‘ Piemont. '8..451. "TH. 12. “Fig..4a. 70.15.) Kio.,6. 141.80. Big. 2: v. Ettingshausen, Heiligenkreuz. S. 11. Tfl. 2. Fig. 15 (?). Ders., Wetterau. S. 75. Tfl. 4. Fig. 9. Ludwig, Palaeont. V. S. 148. Tfl. 30. Fig. 8. Stur, Wien etc. S. 181. Die Blätter sind ei-lanzettförmig, ganzrandig, an der Spitze verschmälert und zugespitzt, etwas unter der Mitte oder in der Mitte am breitesten; der Mittelnerv ist ziemlich stark, die unter ziemlich spitzen Winkeln entspringenden Seitennerven sind zart, aber sehr deutlich ausgeprägt und laufen untereinander fast parallel bis in die Nähe des Randes, wo sie sich in Bogen verbinden. Die Blätter zeichnen sich durch Zartheit aus; die grossen sind jedoch etwas derber als die kleinen. Rhamnus Eridani Ung. TA. 5. Fig. 12. 1850. Unger, gen. et sp. pl. foss. S. 465. Ders., Sotzka. S. 178. Tfl. 52. Fig. 3—6. Ders., Gleichenberg. S. 180. Tfl. 5. Fig. 12. Heer, Fl. d. Schw. Bd. II. S. 81. TH. 195. Fig. 16. Til. 126. Fig. 1. Ders. Bolarl. S.2123° 71.19, Eis. 5. 67a: TA. 49. Fig. 10. S. 153. TA. 27. Ders., Zsilythal. S. 20. Tfl. 5. Fig. 6. Ders., Spitzbergen. S. 67. Tfl. 14. Fig. 12—14. Ders., North-Greenland. S. 482. Ders., Beitr. zu Spitzbergen. S. 90. Tfl. 25. Fig. 4. 1851. Pyrus troglodytarum. Unger, Sotzka. S. 53. Tfl. 37. Fig. 1—5. 1859. Rhamnus deletus. Heer, Fl. d. Schw Bd. III. S. 79. Tfl. 123. Fig. 19. Die Blätter sind gross, ziemlich lang gestielt, häutig, länglich-eirund, ganzrandig; der Mittelnerv ist kräftig, die S—10 Seitennerven entspringen unter spitzen Winkeln, sind viel zarter und bilden erst am Rande flache Bogen. Ich sah Exemplare dieser Art auf dem Purberge ziemlich häufig. Ausser ihrem Aussehen deutet ihr Verhalten zu der Unterlage, die sie bei ihrer Einschwemmung auf dem sandigen Grunde vorfanden, auf einen zarten Zustand hin. Während die lederigen Blätter anderer Pflanzen in Folge ihrer Stärke sich einer etwa vorhandenen Vertiefung in ihrer Lagerstätte nicht an- zubequemen brauchten, auch von etwaigen auf sie einwirkenden Wellen wenig berührt wurden, mussten die dieser Art gerade sehr von diesen Verhältnissen betroffen werden; sie vermochten nicht so lange in ihrer ursprünglichen Lage Ueber die fossilen Pflanzen des Süsswassersandsteins von Tschernowitz. (p. 33) 389 zu verharren, bis die Strömung den Raum zwischen ihnen und dem Unter- grund durch neu zugeführtes Material ausgefüllt hatte. Darum die vielfachen Stauungen und Wellen der Länge nach, daher so häufig das Vertauschen der von den Rändern nach der Mitte zu vertieften Lage mit der flachen. Bei den meisten Blättern sind die Seitennerven äusserst wenig gebogen, die Nervillen ihrer Zartheit wegen mit dem blossen Auge selten, mit der Lupe dagegen häufig zu erkennen; wo sie sichtbar, sind sie durchgehend und stehen zu den Secundärnerven rechtwinklig. Der Rand ist zum grossen Theile wellig. Rhamnus acuminatifolius Web. TA. 5. Fig. 13. 1852. Weber, Palaeont. II. S. 206. Tfl. 22. Fig. 13. Heer, Fl. d. Schw. Bd. III. S. 81. TA. 126. Fig. 3. Sismonda, Piemont. S. 451. Tfl. 11. Fig. 1. Tfl. 12. Fig. 5. Gaudin, Val d’Arno I. S. 52. TA. 7. Fig. 9. Die Blätter sind eiförmig, elliptisch oder länglich-eirund, zugespitzt, ganzrandig oder wellenrandig; beiderseits sind 10 Seitennerven, die erst nahe dem Rande die Bogen bilden; die Nervillen sind meist durchlaufend, äusserst selten gebrochen, fast parallel und entspringen aus den Seitennerven unter bei- nahe rechtem Winkel. Pflanzenrest mit unsicherer Stellung. Fructus polyspermus m. Tfl. 2. Fig. 8. Dieser Fruchtstand muss ein sehr jugendliches Alter repräsentiren, da er mit Leichtigkeit breit gedrückt werden konnte und sehr kleine, nicht lange erst den Blüthen entwachsene Samen zeigt. Ein Stück der Spindel, die wahrscheinlich nach dem Grunde zu an Breite zunahm, zeigt sich an der Spitze entblösst; die an Spitze und Grund auftretende, über den Samen befindliche feinfaserige Masse kann als Ueberrest einer Scheide gedeutet werden. Mit dem Fruchtstande von Zea hat er die parallelen Querreihen der Samen, die am oberen Ende schwache, am unteren starke Spindel gemein; gegen ihn spricht die fortdauernde Zunahme an Breite nach der Spitze zu und die grosse Anzahl der Samen. Schlusswort. Der an vielen Orten Nordböhmens auftretende feste Sandstein der Braunkohlenformation, welcher bald auf krystallinischem Gestein, bald auf Gliedern der Kreideformation aufgelagert erscheint, dokumentirt sich da, wo ihn, wie im Mittelgebirge, Basalte durchbrochen und überlagert haben, als ältere tertiäre Bildung. Ueber sein Alter könnte man jedoch in Zweifel sein, wenn dieses Verhältniss nicht stattfindet, wie am Purberg bei T'schernowitz, wo er die umgebende Oberfläche zum grossen Theil überragt und nur zum kleinen von den thonigen „Saazer Schichten“, wie sie Jokely (Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanstalt. 1851. S. 521) benannt, bedeckt wird. Hier nur vermag uns die in ihm eingeschlossene fossile Flora über das Alter genügenden Aufschluss zu geben. Diese besteht aus 31 sich in 20 Gattungen und 16 Familien vertheilende Arten, von denen die der Rhamneen, Juglandeen, Myriceen, Cupuliferen und Abietineen am zahlreichsten vertreten sind, während an Zahl der Individuen die der Abietineen, Rhamneen und Myriceen die anderen bei weitem überragen. Unter ihnen finden wir im. Verhältniss zur kleinen Flora des Gebietes eine ziemlich grosse Anzahl Leitpflanzen für das ältere Tertiär im all- gemeinen, wie Ficus multinervis, Laurus primigenia, Eucalyptus oceamica, Myrica acutiloba, Myrica hakeaefolia, Andromeda protogaea, von denen die meisten ihren Ursprung im Eocän haben, während andere bis jetzt nur im Aquitanien gefunden worden sind, wie Carya costata, Pinus ornata, Pinus ovi- formis u. a. Die Zahl derer, welche bisher nur aus der nächstfolgenden Mainzer Stufe bekannt waren, als Rhamnus Decheni, Rh. Eridani, R. acumi- natifolius, tritt ganz zurück und die übrigen sich über das ganze Miocän oder wenigstens den grössten Theil derselben sich erstreckenden können zu einer Altersbestimmung nicht gebraucht werden. Aus dem Charakter, den die ganze Flora trägt, dürfte daher geschlossen werden können, dass sie der Aqui- tanischen Stufe zuzurechnen sei. Hermann Engelhardt. Ueber die fossilen Pflanzen etc. (p. 35) 391 Auch hier dominiren wie in der von mir beschriebenen Flora des Schüttenitzer Sandsteins gleichen Alters Verwandte von jetztlebenden Pflanzen des tropischen und subtropischen Amerika, während die Vertreter anderer Vege- tationsgebiete zurücktreten. Zu gleicher Zeit ergiebt eine Vergleichung der Pflanzenreste der gleich- alterigen Sandsteine von Altsattel und Schüttenitz, dass im grossen und ganzen im nordböhmischen Gebiete die Flora der damaligen Zeit nur von wenig Gattungen und Arten gebildet wurde, während sie doch, wie die von mir be- schriebene Flora von Salesl und vom Holaikluk zeigen, sich nach nicht zu langer Zeit im gleichen Gebiete zu grüsserem Arten- und Formenreichthum erhoben, was auf eine immer steigende Einwanderung neuer Pflanzen hinweist, eine Erscheinung, die wir in ähnlicher Weise in fast gleichem Zeitraume in der Schweiz zu beobachten vermögen, wo der ältesten an organischen Resten armen Vegetation der ältesten Süsswassermolasse in der oberen Abtheilung der aquitanischen Stufe eine reiche und üppige folgte. Durch die gewaltigen Um- gestaltungen Europas während des Tongrien und Aquitanien ist dieselbe jeden- falls bedingt gewesen; im Kampf um’s Dasein wurde die Vegetation zum Theil dem Untergange geweiht, während der andere, soweit er sich den Ver- hältnissen zu accomodiren vermochte, nach Orten fortzuwandern gezwungen war, wo er auf längere Zeit Ruhe fand, die seine Vermehrung und weitere Ausbreitung begünstigte. Dass diese selbst auf kleinem Gebiete nicht nach allen Richtungen hin gleichmässig vor sich gingen, sondern dass mit ihnen eine Differencirung der Flora je nach den Localitäten eintrat, das beweisen uns die oben erwähnten Fundstätten. So finden wir, dass das in der Mitte zwischen Schüttenitz und Altsattel liegende T'schernowitz u. a. Flabellaria La- tania Rossm., Arundo Göpperti Münster sp., Quercus furcinervis Rossm. Sp., Cinnamomum-Arten nicht aufzuweisen hat, während es sich durch das Vor- kommen von anderen Arten beiden nähert, durch das noch anderer dagegen an Selbständigkeit gewinnt. So aber erregt das Studium auch kleiner Localfloren stetig Interesse und hilft uns, ein immer getreueres und vollständigeres Bild von Zeiten ent- werfen, die kein Mensch erlebte, jeder aber im Geiste zu schauen vermag. Zu diesem Zwecke ward diese kleine Arbeit unternommen. Sie will nichts sein als ein Scherflein zur Geschichte der Erde. 392 Hermann Engelhardt. (p. 36) Tafel-Erklärungen. Tafel 1. (XX.) Fig. 1-3. Pinus oviformis Endl. sp. Fig. 1. Ein Zapfen. Sammlung der Frau Baronin Korb-Weidenheim in Wernsdorf. Fig. 2. Ein Zapfenfragment. Sammlung des Aussiger naturw. Vereins. Fig. 3. Ein Zapfenfragment. Sammlung des Aussiger naturw. Vereins. Fig. 4—11. Pinus hordeacea Rossm. sp. Fig. 4. Ein Zapfen. Sammlung der Frau Baronin Korb-Weidenheim. Eie. 5. Zapfenfragment mit unvollständigen Schuppen. Sammlung des Aussiger naturw. Vereins. Fig. 6. 7. Querbrüche von Schuppen, um das lockere Gewebe zu zeigen. Fig. 8. Zapfenspindel mit den Insertionsstellen der Schuppen. Fig. 9. Durchschnitt der Spindel. Fig. 10. 11. Nadeln. Fig. 12. Eucalyptus oceanica Ung. Ein Blatt. Nova Acta Acad. .1.0.G@.Natl.Cur Vol. XXX. DDR Lith,Anst. v.Gebr.Munkel, Dresden HEngelhardt:boss. Pflanzen von Tschernomitz. Taf1. -Ä Ueber die fossilen Pflanzen des Süsswassersandsteins von Tschernowitz. (p. 37) 393 Tafel 2. (XXI) Nova Acta XXXIX. Nr. 7. 50 394 Hermann Engelhardt. (p. 38) Tafel 2. Fig. 1. Pinus hordeacea Rossm. sp. Ein Zweigstück. Fig. 2.3. Widdringtonia helvetica Heer. Fig. 2. Ein Zweigstückchen. Eig. 3. Ein Zäpfchen. Fig. 4. Pinus ornata Sternbg. sp. Ein Zapfenabdruck. Sammlung des Aussiger naturw. Vereins. Fig. 5. Steinhauera subglobosa Presl. Ein Zapfen, in der Mitte gespalten. Samm- lung der Frau Baronin Korb-Weidenheim. Fig. 6. Attalea Göpperti m. Eine Frucht. Sammlung der Frau Baronin Korb- Weidenheim. Fig. 7. Carya costata Sternbg. sp. Eine Frucht. Sammlung des Herrn Bergverwalter Castelli in Salesl. Fig. 8. Fructus polyspermus m. Sammlung der Frau Baronin Korb-Weidenheim. Fig. 9. Myrica salicina Ung. Ein Blatt. Sammlung des Aussiger naturw. Vereins. Fig.10.11. Myrica hakeaefolia Ung. sp. Fig. 10. Ein Blattbruchstück. Sammlung des Aussiger naturw. Vereins. Fig. 11. Ein Blatt. Fig.12.13. Alnus Kefersteinii Göpp. sp- Fig. 12. Ein Zäpfchen und ein Zäpfchenfragment. Fig. 13. Ein Blattfragment. Sammlung des Aussiger naturw. Vereins Tab. XXl. “Vol. XXX. u77) Nat.t Y T. Acta Acad. C.].C.( Nova | — —y / t.v. Gebr Munkel, Dresden Ans Lith bez. v. Verf, ) H. Engelhardi: loss Pflanzen von Tschernomilz. Taf? # ei rn 1a Re dr [3 4 Ueber die fossilen Pflanzen des Süsswassersandsteins von Tschernowitz. (P. 39) 395 Tafel 3. (XXIL) 50* 396 Hermann Engelhardt. (p. 40) Tafel 5. Fig. 1.2. Almus Kefersteinii Göpp. sp. Blattfragmente. Fig. 3. Andromeda protogaea Ung. Ein Blatt. Fig. 4 Quercus chlorophylla Ung. Ein Blatt. Sammlung des Aussiger naturw. Vereins. Fig. 5. Fagus Deucalionis Ung. Ein Blatt. Fig. 6—10. Juglans acuminata Al. Braun. Fig. 6. Ein Basisfragment eines Blättchens. Fig. 7. Ein Spitzenfragment eines Blättchens. Sammlung des Aussiger naturw. Vereins. Fig. 8. 9. Ziemlich vollständige Blättchen. Fig. 10. Ein vollständiges Blättchen. Sammlung der Frau Baronin Korb-Weidenheim. Fig. 11.12. Salix angusta Heer sp. Blätter. ‚Fig. 13—15. Carya costata Sternbg. sp. Fruchtkerne. Sammlung der Frau Baronin Korb-Weidenheim. Tab XXH Nova Acta z U. bingelhardt: loss. Pflanzen von Tschernomtz. Inf S Ueber die fossilen Pflanzen des Süsswassersandsteins von Tschernowitz. (p. 41) 39% Tafel 4. (XXIIT) 398 Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. 7—12. 13. 14. 15. 16. Hermann Engelhardt. (p. 42) Tafel 4. Castanea atavia Ung. (?). Blattfragment. Sammlung der Frau Baronin Korb-Weidenheim. Juglans Ungeri Heer. Blatthälfte. Sammlung des Aussiger naturw. Vereins. Populus mutabilis Heer sp. Ein Blatt. Ficus multinervis Heer. Ein Blatt. Sammlung der Frau Baronin Korb- Weidenheim. Laurus primigenia Ung. Spitzenfragment eines Blattes. Sammlung des Aussiger naturw. Vereins. Laurus Heliadum Ung. Ein Blattfragment. Sammlung des Aussiger naturw. Vereins. Myrica acutiloba Sternbg. sp. Fig. 7. 8. 10—12. Blattfragmente Fig. 7 in der Sammlung des Aussiger naturw. Vereins. Fig. 9. 11 Blätter. Geologisches Museum zu Dresden. Myrica Credneri m. Ein Blatt. Sammlung der Frau Baronin Korb- Weidenheim. Myrica tschernowitziana m. Ein Blattfragment. Sapotacites Daphnes Ung. sp. Ein Blatt. Geologisches Museum zu Dresden. Eucalyptus oceanica Ung. Ein Blatt. ‚Nova NANNY, Tab_XXM. Acta Acad. € 1.0.6.Nat. Cur Vol. : Ueber die fossilen Pflanzen des Süsswassersandsteins von Tschernowitz. (p. 43) 399 Tafel 5. (XXIV)) 400 Hermann Engelhardt. Fig. Fig. Tafel 5. Ueber die fossilen Pflanzen etc. (p. 44) Acer trilobatum Sternberg sp. Blattfragmente. Fig. 2. Sammlung der Frau Baronin Korb-Weidenheim. Rhamnus Rossmaessleri Ung. Blätter. Sammlung des Aussiger naturw. Vereins. Rhamnus Decheni Web. Blätter. Fig. 10. Sammlung der Frau Baronin Korb-Weidenheim. Fig. 11. Sammlung des Aussiger naturw. Vereins. Rhamnus Eridani Ung. Ein Blatt. Rhamnus acuminatifolius Web. Ein Blatt. Korb-Weidenheim. Sammlung der Frau Baronin Nova Acta Acad. C1C 6 Nat. Cur Vol. .NNNN. Tab. XV \ 79.10, HH. Engelhardt:Foss. Pflanzen von Tschernomitx. Taf‘ ” 2 5 »ı Kr 2