i À am ub ] ^v AM i ü " a L p» " :j a xt - "i h |" ar AN ht H » HE Ran ON RD RUDEN (41 9 INNSERADA, ) APER Pa " I ' * t u LA. á i hi ND " xy QUESAME hy AS UM T ! 8 ^" t h D ! é H Ó Y » Lh, J / " " DO AMO T1 AE dst An Mose M yn ! d ACTAE ' Cd ON MEL. e d.i "9 4 b. 4 L t] 1 C URGE ET H " "d *y d "T ; n & Mdb 1 "n Pn CEU 1 ARA Ü D | H TUE. hk ; , um BALA ow ns | —À T ouibatd P UI r n aed AN LA bó: ital ij " Hb E 3t, "M "EQ. "m d PME di iut dee DAE | j d EX / | £A , z " T " I " LION" - JO 2s ; 1 ( t E Kee yn 291i Ne ) " PE i LIN. nes Vica. N^ d FR) W Kom ue abeam. o T E JANE vein NISUS TOBEBIGUEUNUNSARS OI NAPR S 2n "mr Mus "AMAA ndr EE | " TD uq presi pes m UITIUM ; €— — —— ——— o — Vy [ WHTXHAXTHOA 83d bes 20 7007787 MEANRNTIQAMQNXINTESEBITIN. 0-0 c ^P amer xod. ra 14.383008 " TET «d Miarenetieen i «itia apu aas si siumsbsdk sib "^l ; VERHANDLUNGEN DER KAISERLICHEN | LEOPOLDINISCH - CAROLINISCHEN AKADEMIE DER. NATURFORSCHER. DES ACHTZEHNTEN BANDES ZWEITES SUPPLEMENT. MIT 33 STEINDRUCKTAFELN. BRESLAU uxo BONN 1841. Fur die Akademie in EDUARD WEBER'S Buchhandlung; in Bonn NOVORUM ACTORUM ACADEMIAE CAESAREAE LEOPOLDINO - CAROLINAE NATURAE CURIOSORUM VOLUMINIS DUODEVICESIMI SUPPLEMENTUM ALTERUM, EXHIBENS HENCE SCHUR/TZHE LEHIUS BDECYCLOSSE PLANTARULUM. CUM TABULIS XXXIII. VRATISLAVIAE zr BONNAE MDCCCXLI. EEUU UE lU. x ona icrrvdicaddoe waedbrwddosa diuov — — — AVSIBITZH | TRI. IONSUXGUM | ES 3 RUCPBS ALTERI BRSQFPYOo gaoG WUSSAS LS dx cw OUS ACHTQIHANTTEN: RASEN S'WEIYESN SUPPERNENT, 2 L — : M voc MEKEARCBEEMUATEO MOD - (OHAFZAOHS m RAVENEEITAMV y caDECY)9K LIILS DIE CYKLOSE DES LEBENSSAFTES IN DEN PFLANZEN VON Dn. C. H. SCHULTZ, PROFESSOR AN DER UNIVERSITAT IN BERLIN, MITGLIED DER AKADEMIE DER NATURFORSCHER. MIT 33 STEINDRUCKTAFELN. Herausgegeben von der Kaiserl. Leopoldinisch - Carolinischen Akademie der Naturforscher. ^ BRESLAU vw» BONN 1841. Für die Akademie in EDUARD WEBER'S Buchhandlung in Bonn. E 3" sinmas2- Ed r Lu) E^ " RAMOAROSAUTAY, MOX MMOLOAONA 130. CONLIOYRM: Srdéera vi TÀATMUISVIAU W3c Y SOBEOMORS — Vw "ME wx 7:120 " : " "mw OC. CORREMWAAS. E n»ilosinilons) - daeinibloqoo.T .htsgiuME 19b n07 — Mà - | radomiobiis/. sob sünobndA Webersicht des Enbhalits. MESEWwurünc.siy «esso si uusuaSRTS SN AS reis y srya ESIRBEEROdS.T- anb. ostii. .2 Seite XI Erster "Theil. Verhiültnisse im Ganzen. Erster Abschnitt. Stellung des Systems der Cyklose unter deu übrigen Functionen der Pflanze, und Verhültniss zur Metamorphose .............eeeeereen A 1 1. Wurzel, Stengel und Blátter sind keine wesentlichen Organe der ID EIAS OO PRO OR MM wee BE 2. Wahre Bedeutung von Wurzel, Stengel und Blatt an der Pflanze , 17 3. Bestimmung der wahren inneren Organe und der Grundfunctionen der iPfange ous uo. m MEME TET NE Sn m 2 I* Holz*uud *Eimde-wetrenm mere o TESTEN, t 2029 2.-Holz und" Kinde verbunden ^. "70, MODDOPMAHA sete 3029 Zweiter Abschnitt. Frühere Ansichten über Circulation und Saftbe- wegung in den Pflanzen ........... eese. » 32 pMalpishi Grew. Major. Perrault 2.22... prece wo u99 2 Be Ia Baisse, Parent, Mariotie ...sBueniany»fR6|) 1t 2 "99 S Hales; Bonnet, Du Hamel. 5:245 2390 eil i30 1- Dr" celeb « » 9 4. Sennebier, van Marum, Hedwig, Moldenhawer ............... 2». X9 9. Cotta, Knight, 'Treviranus, De Candolle .........::... uses. » 96 VI Inhalt. 6. Die Müngel in den früheren "Theorien der Süftebewegung ..... 7. Ergebniss für die Lehre der Süftebewegung aus der Anschauung der Pflanzen-Organisation im Ganzen .......... isses Zweiter Theil. Das System der Cyklose. Erster Abschnitt. Schicksale der Entdeckung ..................... Zweiter Abschnitt. Der Lebenssaft (Vater plantarum) ......... esse ]. Organisation des Lebenssaftes. Die Kügelchen .............. Le [M . Gerinnung des LébünsuEben 10. .2..cs peo sho hphoerun, 3. Chemische Analysen der Milchsüfte und anderer Lebenssáüfte ..... 4. Vergleichung der chemischen Analysen mit den mikroskopischen Beobachtungen des Milchsaftes .............., eee e ^ SUBUFPPUBS AIHDDSSRINOB va v4 49 4 PERI Pr «nef Arh hero nroo ee TATE 6. Die diütetischen Eigenschaften und medicinischen Wirkungen der mildiüren: LelienssRfip" nov seres RrehanwaRoohoreRhn - LI Neue Beobachtungen über die Umbildung von Holzsaft in Le- benssaft ...... Merci Séquence mph p ias T pm n 8. Schlussbetrachtung über die organischen und chemischen Bestand- tüede des LelenspHHeN .clvevarreh rrr sica $294 v Dritter Abschnitt. Die Lebenssaftgefásse (vasa laticifera) ........ l. Dip Gebltanglap uude iso chia resur ex einge r raai pe ES 2. Die Wauduugen Aer Gefülip-. 6 eno cs a REM E ii cs 9. Verzweigungen der Lebenssaftgefüsse ......... loco addis d« «52 24 4. Altersverschiedenheiten und Entwickelungsgeschichte ............ a. Die contrahirten Lebenssaftgefüsse (vasa laticis contracta) . . . Ursprüngliche Entwickelung ....... noilüe d. . ctMpieridan d de posl b. Die expandirten Lebenssaftgefüsse (vasa laticis erpansa) .... c. Die articulirten Lebenssaftgefüsse (vasa laticis articulata) .. . d. Uebergánge der drei Entwickelungsstufen der Lebenssaftge- füsse in einander ......... A oco Koo CE ROTROCIDIDICIERE 9. Grósse und Form des Querdurchschnitts .............eeeeeeese 6. Lage der Lebenssaftgefüsse in den Gefüssbündeln und Schichten .. 0, Lage in. den Gefüssbündeln ...5.4..4 1. e eo eue use. EI] kk -i e Qn . Inhalt. Gefássbündel der monokotyledonen und dikotyledonen synorganischen Püanzen ou 4. LEM SAHASIE TUA UAE ROTE TE Seite Bündel der Farrnstámme ....... OD UD d ate t. do dO TC ROUEN E EE 5 Gefüssbündel der krautartigen Dichorgana .................. s. x b. Lage der Lebenssaftgefüsse in den Rindenschichten der Baume ...... Susi ipsc pag. aetpio edam e UR «, Einjáhrige Zweige und Pflanzen ............... 'Axenmark. undeRindenmatie 5552. eie rere m ecere etse mere s mar ps p. Entwickelungsgeschichte der Lebenssaftgzefásse in den mehrjáhrigen Rindenschichten ................. Entwickelung des Oberhautsystems der Rinde .................. Entwickelung der Gefássrindenschichten ................. esses c. Lage der Lebenssaftgefásse in den Blattstielen ............ Verbreitung der Lebenssaftgefüsse von den Bündeln und Schichten in die Organe ........ d aces tiers eren Sidera a cac ca e e Eleerd des GefasssysteHsad y. Rursus eR rhe 6. Verbreitung einzelner Gefásse in die Organe ............. Habitus der Lebenssaftgefüsse in verschiedenen Familien ......... Allgemeines Bild der Lebenssaftgefásse ............ elles. reper vbschmit. Die Cyklose .::... 9. ete hh prr Qi m co Ui ntersuchungsmetheden Aes. 200 EORR CUENTEN, A Neylusetiuitdem: Heerdesso. $ 009 ny: eae E. ydus &. In den Rindenschichten und den Gefássbündeln des Stengels b. Cyklose in den Gefássbündeln der Blattnerven ............ . Cyklose in den zerstreuten Gefássen des Parenchym's ........... a. Die grósseren Strüme im Zellgewebe blattartiger Theile.... b. Cyklose in den feineren Stromnetzen zwischen und um die Zellen des Parenchym's und der Haare................ Unterschied zwischen Zellen und Schlauchgewebe ............... . Stirke und Schnelligkeit der Strómungen ............ esee . Die bewegende Kraft in der Cyklose ................. T . Due €yklose, im Ganzen betrachtet .........-. 2... leeren &. Zusammenhang durch alle Theile der Pflanze ............ b. Isolirung der Cyklose in einzelnen Theilen der Pflanze .... NO OND b T m- FH NO ND obhS EX EN) UN) -PF go Qi CX B2 0h - - Me X Inhalt. 6. Verhültniss der Cyklose zum Athmungsprocess .........eeeeese Seite 325 7. Verhültniss der Cyklose zur Lehre vom Aufsteigen und Absteigen DL Loo. WT TMIHHEL IHE ert re hear uso NA ». "mU Verzeichniss der Pflanzen, an denen theils die Cyklose, theils die Lebenssaftge- füsse antermebt women H0, oo eser rns Krklürung der Abbildungen ..., «nw ME «hoo 912 EPI: ue rrr » 997 XI Vor w or t. Die Abhandlung unseres Collegen, des Herrn Professors Dr. Schultz, war ursprünglich dazu bestimmt, dem Supplemente des achtzehnten Bandes der Verhandlungen der Akademie einverleibt zu werden, und die dazu gehórenden Steindrucktafeln wurden vorlaufig in Arbeit genommen, ehe noch der Herr Verfasser das Manuscript des Textes ganz vollendet hatte. Wahrend der Bearbeitung seines Textes überzeugte sich der Autor, dass es nóthig sei, die Lehre von der Cyklose, auf ihrem Standpuncte, vollstandig und ausführlich zu beleuchten, und seine Abhandlung erhielt dadurch einen Umfang, welcher ihre Aufnahme in den unter der Presse schon weit vorgerückten Band unmoglich machte, indem sie allein die Starke eines gewóhnlichen Bandes der akademischen Verhandlungen erreichte. Da aber die Arbeit unseres Collegen durch diese Erweiterung offenbar einen hóheren Werth erlangt hatte, indem nun in ihr die Lehre von der Cyklose in den Pflanzen aus dem Gesichtspuncte ihres XH Entdeckers auf's vollstandigste dargelegt ist, und da ferner die, im Aulirage der Akademie bereits vollendeten lithographischen Tafeln zu dieser Schrift keine anderweitige Verwendung jenes wichtigen und lehrreichen Textes gestatteten, so fand sich die Akademie, im Interesse der Wissenschaft, wie in ihrem eigenen, verpflichtet, das Werk über die Cyklose als einen abgesonderten Band erscheinen zu lassen, welcher zwar unter dem gemeinschaftlichen Titel der Verhandlungen, als zweites Supplement des achtzehnten. Bandes, einen integrirenden Theil ihrer Verhandlungen ausmacht, aber auch unter dem beson- deren, ihm beigegebenen Titel einzeln in den Buchhandel kom- men soll. Moge diese Maassregel von dem Publicum freundlich aufgenom- men werden, und dic Akademie dadurch für einen Theil der darauf verwendeten Kosten entschadigt werden! Breslau, den 3. August 1841. Die Akademie der Naturforscher. DIE CYHLOSE DES LEBENSSAFTES EN DEN PFLANZEN. VON Dr. C. H. SCHULTZ. Der Akademie áübersendet den 96. October 1840. Vol. XVIII. Suppl. II. l Ara RHIUELAONUENESQ CHE NGOJAFO .FKGNEBAUESE WINE WE YO0Vv | TNNT JETIEJEHOG .HH 30 Gic 1 DUET ÜLEI w93o^O UC sob ibeecod swebslh 0 i v P". ! Wo deqer OMYYA de4 Erster Theil. WVerhàültnisse im Ganzen. j Erster Abschnitt. . Stellung des &ystems der Cyklose unter den übrigen Functionen der Pflanze, und WVerhültniss zur Metamorphose. . . S 1. Dic Functionen der Pflanze sind mit den Organen, wodurch sie be- wirkt werden, unzertrennlich verbunden, und eine wahre Pflanzen- physiologie ist nur móglich, indem die Functionen auf ihre entspre- chenden Organe im natürlichen Zusammenhange bezogen werden. Indem wir also von der Function der Cyklose sprechen, ist die Dar- stellung ihres entsprechenden Organs unerlàsslich, und damit diese Darstellung gegeben werden kónne, bedürfen wir einer Kenntniss der wahren Pflanzenorgane überhaupt, um im Zusammenhange mit ihnen dàs: Organ und die F'unction der Cyklose darstellen zu kónnen. Es ist das oberste Gesetz der Physiologie der Thiere, so wie auch das der PHanzen, dass mit den Haupt- oder Grundfunctionen auch zugleich die Hauptorgane richtig unterschieden werden, in welche sich die gesammte Pflanzenorganisation innerlich selbst unterscheidet. Hiermit hàngt zusammen, dass dieselbe Function auch nur an ein und dasselbe Organ gebunden sein kann, und dass nicht eine Function * 1 C. H. Scnurrz, von mehreren Organen verrichtet werden, auch nicht ein Organ meh- rere ursprünglich verschiedene Functionen verrichten kann. Die Berücksichtigung dieses nothwendigen Zusammenhanges zwischen Organ und Function ist auf dem jetzigen Standpuncte der Pflanzen- physiologie nicht nur für den Zweck derselben überhaupt, sondern besonders für den Zweck unserer Darstellung der Function der Cy- klose um so bedeutsamer, als wir uns an der Schwelle einer Ueber- gangsperiode befinden, vor welcher man mit der Einsicht dieser Grund- verhaltnisse so wenig im Beinen war, dass man überall entweder von Functionen der Pflanze gesprochen hat, ohne deren Organe überhaupt zu kennen; oder Ofgane unterschieden hat, deren Functionen entwe- der gar nicht gekannt. oder hypothetisch dargestellt worden sind; ja, dass man wohl eie Function auf mehrere Organe, oder ein Organ auf mehrere ganz verschiedene Functionen bezogen hat. In dieser Sphàre bewegt sich die Pflanzenphysiologie seit Caesalpin's, Grew's, Malpighis, Duhamel's und Bonnets Zeiten. Caesalpin sprach von Ernáhrung und Sáftebewegung in den Pflanzen, wie in den Ve- nen der Thiere, doch ohne ihre Organe anatomisch zu kennen, und ohne die Functionen. auf. bestimmte Organe zu beziehen. . Das Ge- sammtprincip:des Pílanzenlebens sitze im Mark (Cor), woraus alle Venen entspringen müssten. (de plantis libr. XVI. pag.4. 7). Mit Grew und Malpighi begann die anatomische Kenntniss der inneren Pflanzenorgane, und zugleich entstanden die Irrthümer über die F'un- clionen: dieser Organe. Die Organe selbst wurden hier noch mehr empirisch beobachtet, als ihrer Entwickelung und natürlichen Ver- schiedenheit nach im wahren Zusammenhange mit der Gesammtorga- nisation erkannt, | Grew hatte zwar über die Bedeutung der inneren Organe der Pflanzen überhaupt die besseren Ansichten; allein. seine physiologischen Theorien .entbehren aller anatomischen Begründung, und sind von seiner Kenntniss. der Organe sehr unabhangig. Sehr die Cyklose des Lebenssaftes in den Pflanzen. 5) richtig sagt Grew; die. Gefásse seien. die Hauptorgàne. der Pflanze, die wahren Eingeweide, worin die Flüssigkeiten gebildet würden, und wie dié Eingeweide der Thiere durch Gefàsse: indiana seien, so seien die Pflanzengefasse in die Lange gezogene Eingeweide (The anatomy of plants. London 1682. Book III. Cap.IV. $2. p.151). Sogleich daneben aber sagt Grew wieder, Gefasse und Parenchym seien in allen kleinsten Theilen der Pflanzen gemengt, jeder Theil des Stammes oder seiner Rinde bestehe aus Fibern verschiedener Natur und sei gleichsam halb leinen halb wollen (Unsey woolsey), und es gebe keinen Safttheil, der nicht mit anderen Tincturen impragnirt sei, weil die Safte bestàndig aus einer Art von. Gefássen wieder in die an- dere Árt übergingen ($ 1.). Diese Ansichten von Organen und ihren Functionen stehen also in dem. gróssten Widerspruch und niemals würde.Grew von den thierischen Organen, mit denen er. doch die der Pflanzen. vergleicht, behauptet haben, dass ihre Functionen sich so vermengen sollten. Dies brachte: der damalige unreife Zustand der Pflanzenanatomie mit sich. Malpighi ging mit seinen physiologischen Theorieen zwar vor- sichtiger zu Werke, brachte es aber auch nicht dahin, die F'unctionen der Pflanze auf bestimmte Organe zu beziehen. Malpighi unterschied zwar am Pílanzenstamm hinde, Holz und Mark. | Die Rinde besteht nach ihm aus gefassartügen Fibern, das Holz besteht.aus Spiralgefas- sen, und ausserdem finden sich die eigenthümlichen Gefasse (speciale vas) , welche Milch oder Harz enthalten. Aber ob die Gefasse des Hol- zes und der Rinde einerlei Natur haben und zu demselben Zweck gebildet seien, erscheine zweifelhaft, jedoch wahrscheinlich, weil die hart werdenden Rindenfibern in Holz umgeandert würden. Gewiss sei nur, dass beiderlei Gefásse l'lüssigkeiten enthalten und ausserdem noch Luft in der Pflanze vorhanden sei (M. Malpighi Opera omnia. London 1686. Fol. natomes plantar. idea. p.15). Somit zerfloss 6 A b ws H. Scnvrrz, b »so0'!ày ) auch bei Malpighi die anatomische Differenz der Organe wieder in dasselbe physiologische Nichts, und die Physiologie blieb auf Vermu- thungen. beschrankt, wodurch Functionen und Organe nicht in. Ver- bindung kamen. Daher glaubte denn Malpighi, dass durch die Rin- dengefasse, wie durch das Holz, der Saft gegen die Blatter aufsteige, beide also einerlei lF'unction hàtten; dass aber doch den verschiedenen Gefaássen wieder nicht das Aufsteigen des Saftes gemeinsam sei (1l. c. p.14). Im Parenchym der Blatter werde der Saft verarbeitet, dann wahrscheinlich, ohne merklichen Ab- und Zufluss in den Milchgefas- sen stehend, aufbewahrt, um nach Bedürfniss verwendet zu werden. Es fehlte also noch an Beobachtungen über die Function der Organe. 8 2. rá Die ersten Beobachtungen der Art, mit welchen auch die Verbin- dung einer bestimmten F'unction mit einem bestimmten Organe be- ginnt, machte Magnol (Hist. de l'4cad. des sciences. Paris 1709. p. 109) , und nach ihm Sarrabat oder de.la Baisse, über die Ein- saugung gefarbter Flüssigkeiten durch lebendige Pflanzen, nach wel- chen man nun bestimmt das Holz als das Organ der Einsaugung und des Aufsteigens der Safte ansah (de la Baisse Dissert. sur la cireu- lation de la seve dans les plantes qui a remporté le priv au jugement de Ü4cadémie royale des belles lettres sciences et arts... Bordeaux 1755). Abgesehen von den unvollkommenen und unrichtigen Ideen über eine Circulation, die der Verfasser schon in dem Aufsteigen des Safles suchte, wurden jedoch hierdurch nicht nur die irrigen Ansich- ten von Grew und Malpighi, nach denen auch die Gefasse der Rinde zum Aufsteigen des Saftes dienen sollten, berichtigt, indem nun- mehr nur das Holz als Organ der Safteinsaugung erkannt wurde; son- dern auch das Bedürfniss, die l'unctionen der Pflanze überhaupt auf bestimmte Organe zu beziehen, lebhaft geweckt und physiologische . die Cyklose des Lebenssaftes in den Pflanzen. 1 Beobachtungen neben den anatomischen in Gang gebracht. Den ersten weiteren Schritt, wodurch nun die Function der Sàfteeinsaugung ge- nauer auf einen bestimmten anatomischen Theil:des Holzes bezogen wurde, machte Réichel durch die Entdeckung; dass nur die Spiral- gefásse des Holzes die gefarbten Flüssigkeiten einsaugen, und die wah- ren n Organe der Safteeinsaugung und des Sáfteaufsteigens überhaupt séien; und man kann sagen, dass R eichel's Arbeit der erste Versuch war, eine Functüon der Pílanze auf ein bestimmtes anatomisches Organ zu beziehen (Diss. de vasis spiralibus praes. C. R. Reichel resp. €. €. JFagner. Lips. 1758..8.). So viel Widersprüche sich auch spater über die Function der Spiralgefàsse erhoben haben, so ist diese Function bis auf unsere Zeiten dennoch die einzige geblieben, die mah mit einiger Sicherheit auf eins der bekannten anatomischen Organe hat beziehen kónnen, wahrend man bei allen übrigen Orga- nen und Functionen noch weit von solcher Erkenntniss entfernt war, und. dieses. ist es eben,: wodurch. die Pflanzenphysiologie gegen die thierische so weit zurück geblieben ist, .in. welcher mit der bestimm- teren Beziehung. allgemeiner Functionen. auf. ihre entsprechenden Organe auch eine tiefere Einsicht in den Lebensprozess des Ganzen gegeben wurde. :Dassman eine einzige Function der Pflanze hat auf ein bestimmtes Organ beziehen kónnen, hat die Kenntniss der Gesammtorganisation. immer noch unmoglich.. gelassen, weil diese erst mit der. Erkenntniss aller Grundfunctionen móglich wird... Die Kenntniss der Spiralgefassfunction ist. daher einseitig geblieben, hat in ihrer Absonderung die Kenntniss der übrigen Functionen und deren Beziehimg auf ihre Organe verhindert und. verdunkelt, weil das Ein- zelne nur im: Zusammenhange des Ganzen begreiflich wird, und die- ser Zusammenhang mit den übrigen: Organen. und .Functioner: der Pflanzen eben zeither in der Kenntniss der ba itid ge- mangelt hat. otuvO -oib: womb «cun. bt 8 07 7 4 H. Semi, c | a mp rob (todorr roni dbyndesti Eine — Kenntniss der in endete —Ü Grund- functionen der Pflanze ist aber nicht allein. durch Mangel physiologi- scher Beobachtungen, sondern zugleich auch durch Vorurtheile über die Bedeutung der verschiedenen durch Metamorphosen sich bilden- den ausseren Pflanzenglieder aufgehalten worden, weil man das Wesen des Pflanzenlebens in der Metamorphose àusserer Theile suchte, in denen es nicht enthalten ist. Die Periode der Metanrorphosenlehre in der Botanik hat so manche Missverstandnisse in die Physiologie der Pflanzen gebracht, über welche man sich erst vereinigen. muss, bevor man in der Physiologie fortschreitet. Die Hauptsache liegt hier immer in dem Begriff wahrer Organe und Functionen der Pflanzen. Man ist in neuerer Zeit geneigt gewesen, die wahren Organe der Pflanzen gar nicht mehr in dem inneren Bau derselben, sondern in den mor- phologischen àusseren Theilen, Wurzel, Stengel und Blatt nach der alten Ansicht von Theophrast (Theophrasti Eresii opp. ed. Schnei- der. Histor. plant. «. I. 9. p. 6) zu suchen, wobet die innere Organi- sation sehr vernachlàssigt wird. Decandolle hat sich am bestimm- testen über diese Ansicht der Organe: der. Pflanzen. ausgesprochen (Organographie végétale ow description raisonnée des organes des plantes. Paris 1827. T.1. p.1 et 141). ^uch Link stimmt im. we- sentlichen. bei (Elem. philos. botan. 1857. I. p. 58. 56). Decan- dolle. unterscheidet Elementarorgane (organes élémentaires) und Grundorgane (organes fondamenteaux). Die Elementarorgane um- fassen das innere Gewebe der Pflanzen (Zellen und Gefasse), die nach Decandolle's und Anderer, besonders àlterer, Anatomen Ansicht Theile von sehr homogener Natur, die bei verschiedenen Pflanzen wenig von einander verschieden sind, bilden, so dass sie also hiernach nicht eigentlich Organe mit bestimmten Functionen vorstellen, son- dern blosse Elemente sind, aus denen die Organe zusammengesetzt die Cyklose des Lebenssaftes in. dea :Pflanzen. 9 werden sollen. .D ecandolle beklagt.sich mit Dutrochet (Mém. du Muséum;T.7. p.583). über.die vérzweiflungsvolle-.Ungewissheit. in Bezug auf unsere Kenntniss dieser. Elémientarorgane; über deren: Be- Schaffenheitdie entgegengesetzten Ansichten verschiedener Beobachter herrscheri;: und. sucht den: Hauptgründ hiervon in der Notliwendigkeit dei. Mikroskope zur Erforschung. des Baues der Pflanzengewebe. Inzwischen: scheint. weder die. éine noch. die andere. Ansicht | dieses berühmten Botanikers richtig, indem es ohne Zweifel viele Hauptsa- chen in der mikroskopischen Pflanzenanatomie giebt, über welche alle Beobachter, ohngeachtet aller Widersprüche im Einzelnen, vóllig einig sind, ünd ferner die passende Benutzung der Mikroskope eine wahre Beobachtung: eben so wenig, als die Benutzung der Brillen: und. F'ern- róhren in. den Hànden der Sachverstàndigen hindert. | Vielmehr ist der Grund der abweichenden Ansichten, über die innern Pflanzenorgane allein darin begründet, dass man die einzelnen Organe nicht.im Zu- sammenhange mit den übrigen und in ihrer Gesammtentwickelung im Grossen und Ganzen auffasst, sondern sich in mikrologische Ein- zelnheiten. verliert, die bei den mikroskopischen Beobachtungen nur unter denselben Umstanden,. wie bei allen übrigen Beobachtungen, die mit blossen Augen angestellt werden, der Wissenschaft eingeimpft werden. Zu den Vorurtheilen, durch welche vorzüglich viele Wider- sprüche in der Pflanzenanatomie entstanden sind, gehórt insbesondere die Idee der Metamorphose aller inneren Organe in einander, ahnlich der Metamorphose der àusseren Pflanzenglieder, durch deren .Analo- gie man sich hat irre leiten lassen, was nicht nur in Kieser's vor- trefflicher Arbeit geschehen ist, sondern: auch neuerlich bei Mey en der Fall ist, der mit Schwann auf die Metamorphose aller innern Gewebe in einander hinarbeitete. | Auf diese Art hat man nur Aehn- lichkeiten. in- der. Form. verglichen, aber nicht die Unterschiede der physiologischen Function.und Entwickelung im Auge behalten, durch ; Vol. XVII. Suppl. Il. 9 10 "vont H. Scnurrz, die Cyklose. : welche allein der wahre Gegensatz innerer Organe gefunden werden kann. Auf diesem Standpunct bleibt natürlich die Pflanzenanatomie ein Chaos, worin das Verschiedene in seiner naturgemássen Bedeu- tung nicht hervortritt; allein aus diesem Zustande darf man nicht auf die Unmóglichkeit einer besseren Erkenntniss der wahren Natur der inneren Pflanzenorganisation schliessen. Vielmehr zeigt eine von den Vorurtheilen der Metamorphose der inneren Organe in einander be- freite, im Grossen und Ganzen sich bewegende Beobachtung der in- neren Pflanzenorganisation, dass es dem Ursprung und der Entwicke- lung nach verschiedene innere Organe von bleibender Verschieden- heit und nimmer in andere Form sich metamorphosirend giebt, die den wahren Quell der vegetativen Functionen in sich enthalten, wel- che wieder unter sich eben so verschieden sind, als ihre Organe. 8 4. Nach Decandolle bildet nun die zweite Art von Organen, wel- che die sogenannten Grundorgane umfasst, das Prinzip der vegetati- ven Ernáhrung und Entwickelung, also des Pflanzenlebens überhaupt. Diess sind nun die Wurzel, der Stamm und die Blatter, die nach Decandolle allen Gefásspflanzen zukommen sollen, und im Pflan- zenreich ganz allgemein vorkommend vorausgesetzt werden. Diesen Organen werden nun die F'unctionen der Pflanze zugeschrieben. In- dessen ist diese Ansicht eine durch und durch verfehlte und ihrer Wirkung ist es zuzuschreiben, dass man bisher über die wahren phy- siologischen Organe nicht hat in's Reine kommen kónnen. Der Hauptgrund, weshalb Wurzel, Stengel und Blàátter durchaus nicht als physiologische Organe der Pflanzen angeschen werden kónnen, liegt in dem Mangel aller Allgemeinheit und bleibenden Verschieden- heit dieser Theile, welche sammtlich nicht nur ihren Formen, sondern auch ihren Functionen nach sich durch Metamorphose in einander verwandeln, auch in ihren Verrichtungen sehr zusammengesetzt sind I. Ihre Stellung unter den übrigen Functionen der Pflanze. 11 und zu den mannigfaltigsten Zwecken nach Maassgabe der áussern Verhaltnisse der Pflanze dienen, wahrend ein wahres Organ auch eine bleibende Allgemeinheit der Function haben muss. Um nun aber hier über die wahre Natur von Wurzel, Stengel und Blatt àn der Pflanze zu richtigen Ansichten, gegenüber den wah- ren Organen der Pflanze, zu gelangen, kómmt es auf zweierlei Dinge an: Erstens namlich, die Gründe nàher darzustellen, warum diese Theile keine Organe sind; zweitens aber zu sehen, welche bestimmte Bedeutung sie an der Pflanze haben; dann erst, nachdem dieses auf's Reine gebracht ist, werden wir die wahren Organe und. deren Fun- ctionen in der Gesammtorganisation der Pflanzen unterscheiden, und das System der Cyklose als ein System von inneren Organen und Functionen im Zusammenhange mit dem Ganzen darstellen konnen. 1. Wurzel, Stenge! und Eláitter sind keine wesentliehen Organe der Pflanzen. L 8 9. Hi Am deutlichsten wird dieses, wenn wir diese Theile mit den Eigenthümlichkeiten der unzweifelháften Organe im Thiere verglei- chen. Jedes dieser Organe steht einer bleibenden unveranderlichen Function vor, wie die Nerven der Empfindung, die Gefasse der Cir- culation, die Drüsen der Absonderung u.&.w. Diese Functionen sind selbststandig, in Bezug auf ihre Energie von einander unabhàngig und nur durch einen auf das Ganze gerichteten Zweck unter einander ver- bunden. Es kónnen daher wohl Gefásse in die Nerven, wie in an- dere Organe, dringen, um sie zu ernàhren; allein dieses begründet nie einen Uebergang der verschiedenen Functionen der Gefasse und Nerven in einander, sondern ist ein blosses Nebeneinander an sich ewig getrennter Functionen. Mit solchen wahren Organen, die zum Zweck des Ganzen bestimmte Functionen verrichten, sind nun Wur- zel, Stengel und Blatter an der Pflanze gar nicht zu vergleichen. 12 zw WMI «3b €. Hs Scuvorz, die Cyklose. s ye .I Zunàchst;sind: Wurzel, /Stengel. und: Blátter gar keine alléemeinen, allen. Pflanzen zükommenden 'Fheile, wie es bei wahren Organen noth- wendig ware, sondern. es. ist keiner dieser Theile; der nicht, unbescha- det des gesamniten: Lebensprincips der Pflanzen, fehlen kónnte.. Wir haben heterorganische Pflanzen ohne. wahre. Wurzeln (die: parasiti- schen), Pflanzen ohne Stengel, oder mit geschwundenen Stengeln:in den verschiedensten Familien (Zwiebelgewachse, Cyklamen, verschie- dene plantae acaules), Pflanzen. ohne Blatter unter den Euphorbien und Cactus. . Wenn man auch sagen kónnte, der Stengel sei hier überall der Anlage nach, oder in anderen Metamorphosen vorhanden, so ist es doch einleuchtend, dass seine Function, wenn er überhanpt eine allgemeine Function hatte, mit dem Schwinden seiner selbst auch ver- schwinden und der Vegetation eine l'unction fehlen müsste, was wir aber bei den stengellosen Pflanzen nicht sehen. Ein Gleiches ist von den Blàtern und Wurzeln zu sagen. Noch auffllender tritt dieses hervor, wenn man die niederen homorganischen Pflanzen, die Algen, Pilze, Flechten betrachtet. | Ueberall fehlt hier entweder Stengel oder Wurzel oder Blatt, und doch üben die Pflanzen alle ihre Functio- nen aus. | rry Wir sehen ferner, dass bei allen denjenigen Pflanzen, wo Wurzel, Stengel und Blatt in ausgebildeten Formen vorhanden sind, doch kei- ner dieser 'Theile wesentlich zum Leben der Pflanze gehórt, denn jeder dieser 'Theile kann von der Pílanze getrennt werden, die Pflanze ver- liert von selbst in den verschiedenen Lebensaltern und Perioden eines dieser Organe nach dem anderen, ohne dass ein Mangel ihrer F'unctio- nen bemerkt würde. Vielmehr ist die von ihren Blattern, ader Wur- zeln, oder Stengeln entblósste Pflanze dennoch fahig, alle diese Theile wieder aus sich zu reproduziren, was bei aller scheinbaren àusseren Verstümmelung. doch eine. innere Integritat des Lebens voraussetzt, die von allen diesen Theilen unabhàngig ist. Es kommt hierbei nur I. Ihre Stellung unter den übrigen. Functionen der Pflanze. 19 auf!die passende Stellung der Aussenverháltnisse: ar ;: damit diese Re- production gelingt; denn: die inneren-Bedingungen dazu sind in den verstümmeltesten: PHanzen: immer. noch vorhanden. : Alles ware un- móglich, wenn:Wurzel; Stengel und Blatter: Organe der Pflanzen im Sinne der; thierischen Organe waren, die «das: Wesen. der Organisa- üon bilden. |; vei dV wi] trooiitetrob tod -pioeglo :svsBetrachten wir naher die Functionen, welche man wohl diesen Organen zugeschrieben hat, so findet sich auch keine einzige von blei- bender Allgemeinheit, welche einem dieser Theile ausschliesslich eigen ware; und hinwiederum findet sich, dass fast alle Functionen der Pflanze vereint in: einem und demselben dieser Theile vorkommen konnen. Diese beiden. Verhaltnisse sind. zuvor in ihren Desonderhei- ten zu untersuchen. : | Zuerst also ist weder der Wurzel, noch dem Stengel, noch:dem Blatt eine bestimmte F'unction ausschliesslich eigen, sondern dieselbe Function eines dieser Organe findet sich in allen übrigen wieder. Der Wurzel hat man vorzüglich die Function der Aufnahme und der Assi- milation der Nahrung zugeschrieben. "Theophrast (de.causis plant. L.VI. c. XV.) vergleicht schon die Wurzel mit dem Magen der Thiere, und. sagt, dass sie bestimmt sei, die Nahrung aufzunehmen (Il. c. Hist. plant. I... 2. 6). -. Dieselbe Sache ist von spàteren Autoren angenom- men, nur anders verstanden worden. Malpighi sieht die Wurzeln als Hande der Pflanzen an, welche sie aus. Mangel an Ortsbewegung nah Nahrung ausstrecken (Malpighi opp. omn. L.B.1687. de radici- bus plantar. p. 144). Grew dagegen meint, dass die Wurzelrinde von schwammiger Beschaffenheit und besonders geeignet sei, die wassrisen Nahrungstheile aus dem Boden wie ein Schwamm einzu- saugen. Linné ist der Ansicht gefolgt, dass der Wurzel die F'unction der. Einsaugung der Nahrung eigen sei (Philosophia botanica GS 80.), und im Wesentlichen stimmen alle neueren Autoren hiermit überein. 14 | o €. H. Scnvvrz, die Cyklose. Aber man ist nicht aufmerksam darauf geworden, dass die Function der Einsaugung der Nahrung gar nicht allein von der Wurzel ausge- übt wird, und dass fast alle anderen Pflanzentheile: Stengel, Blátter, eben so gut dieselbe Function haben, und ohne Wurzel Nahrung ein- saugen kónnen, besonders bei den parasitischen und fleischigen Ge- wachsen, so wie bei denjenigen, wo die Wurzeln ganz fehlen. Die Wurzel kann also nicht ein für die Function der — allein bestimmtes Organ sein. S 6. | Ganz dasselbe ist von dem Stengel und den Bláttern zu sagen. Dem Stengel schreibt man seit Theophrast die Function der Zufuhr der Nahrung zu denjenigen Theilen zu, welche er tragt. Inzwischen kónnen alle Metamorphosen der Stengelformen unmüóglich eine solche allgemeine P'unction haben. Die Ranken, die blattlosen Zweige und die blatllosen Stengel überhaupt kónnen nicht als blos nahrungszufüh- rende Organe angesehen werden, und dessén ungeachtet sind die blattlosen Stengelformen gerade die ausgebildetesten, in denen ihre Function am meisten hervortreten müsste, wenn sie überhaupt nur eine bestimmte Function hatten. Bei den stengellosen PHanzen end- lich und bei denjenigen, wo durch Rhizome die Stengelbildung ersetzt ist, würde mit dem Mangel des Organs auch die Function fehlen müs- sen, was wir aber keinesweges sehen. Auch findet sich eine im We- sentlichen gleiche innere Organisation des Stengels und. der Wurzel, und es ist nicht wohl móglich, dass ahnlich gebaute Organe verschie- dene Functionen haben sollten. Den Blattern hat man bald die Function der Ausdünstung gleich der Haut der Thiere zugeschrieben, wie Malpighi (/. e. p. 54), Ma- riotte (Essai sur la végétation, p. 98), Hales (Statik der Gewáchse S. 3), Guettard (Mémoires de Ü4cadémie des sciences de Paris 1748. p. 057) und Andere; bald hat man mehr auf die Function der I. Ihre Stellung unter den übrigen Funclionen der Pflanze. 15 Athmung und der Zubereitung der Sáfte gesehen, wie Sennebier (Physiologie végétale. T. IF. c. FI-), Saussure (Recherches chimi- ques sur la végétation. Genéve1804), und früher schon Ingenhouss, Scheele und Priestley. | Obgleich nun nicht im Geringsten daran zu zweifeln ist, dass Ausdünstung und Athmung, und durch beide eine Zubereitung der Safie in den Blattern vieler PHlanzen geschehen, so ist es doch nicht minder gewiss, dass bei allen denjenigen Pflanzen, wel- che keine Blàtter haben, diese Functionen in anderen Pflanzentheilen vor sich gehen müssen, und dass mithin die Blatter keine allgemeinen Organe der Ausdünstung, wie die Haut der Thiere, auch keine Or- gane der Athmung allein, wie die Lungen oder Kiemen der Thiere, sein kónnen. Vielmehr kónnen Athmung und Ausdünstung von an- deren Pflanzentheilen nicht minder, als von den Blàttern ausgeübt werden und somit làsst sich den Blattern keine bestimmte allgemeine Function gleich den inneren Organen der Thiere zuschreiben. Auf der anderen Seite sehen wir, dass in jedem der genannten Pflanzentheile, in Wurzel, Stengel. und Blatt sehr viele, sogar alle Functionen der ganzen Pflanze vereint sich finden kónnen, daher man auch schon früher mitunter dem einen oder dem anderen dieser Theile mehrere F'unctionen zugeschrieben hatte. Malpighi sagte schon, die Wurzel habe ausser der Function der Sàfteeinsaugung noch die Ver- richtung, Nahrung für neue Keime aufzubewahren (4. c. de radicibus plantar. p.54), und Bonnet und Brugmann schrieben derselben auch die Function der Absonderung überflüssiger Safte zu. Link ist diesen Ansichten gefolet (Grundlehren der Kràuterkunde. 2. Ausg. 1. S. 319). Inzwischen ist es unzweifelhaft, dass ausser den angegebe- nen noch viele, ja alle andere Functionen der Pflanze in der Wurzel wiederzufinden sind, und somit die Wurzel auch nicht für eine be- stimmte Anzahl verschiedener F'unctionen bestimmt sein kann. Der- selbe Fall ist mit dem Stengel und den Blattern. Die Blatter konnen 16 TI WELIN: €. Hi Scnvurz, die Cyklose.. NA ow .I athmen, ausdünsten, einsaugen, absondern;. Nahrung aufbewahren; sie zeigen. im^ Innern. Sáftebewegung,: und nach Verschiedenheit der ausseren V erhültnisse fehltin ihnen keine einzige l'unction der ganzen Pflanze, so wie:-denn hinwiederuni alle diese F'unctionen ohne Blatter ausgeübt werden kónnen. |. Solcher Wechsel der Functionen und sol- che Umanderung aller. Verháltnisse der Wurzel, des Stengels und. der Dlatter. sind. mit. dem. Begriff und der. Natur. wahrer Organe: ganzlich anvertraglich, und nie. wird. ein thierisches Organ. oder organisches System unter so wandelbaren Erscheinungen auftreten , dass z. B. eine Leber absondern, einsaugen, verdauen kónnte, oder das Herz zugleich Organ des Athmens und der Saftebewegung ware. ^^ 9 Die bisherige Lehre von den àusseren Pflanzentheilen, m "m uen der Pflanzen, ist also. vóllig unhaltbar und auf durchaus irrigen Voraussetzungen gegründet. . Diess zeigt sich noch mehr in der Form- veranderung oder Metamorphose der ausseren Pflanzentheile. So wich- uge l'ortschritte die beschreibende Botanik. einerseits durch die Bear- beitung der Metamorphosenlehre erhalten hat, so gross sind. gleichzei- üg die Irrthimer gewesen, welche durch diese Lehre in die Physio- logie gekommen sind, und das Verháltniss der Gesammtorganisation der Pflanzen und des Pflanzenreichs ist dadurch. sehr behindert wor- den. Fürs erste ist durch die Metamorphosenlehre klar geworden, dass alle ausseren Pílanzentheile ihre Formen in einander umàndern, dass alle Wurzel-, Stengel- und Blattformen ganzlich durch alle Ueber- gange und Mittelstufen sich in einander verwandeln kónnen. | Daher schen wir denn an den verschiedenen Gebilden des Pflanzenreichs Mittelbildungen aller Art, die zwischen Wurzeln, Stengeln und Dlàattern, selbst zwischen DBlattern und. Wurzeln. in der Mitte stehen, wie die Wurzcelstócke, Knollen, Zwiebeln, unterirdische Blatter, Ranken u.s. w., und man ist ausser Stande, diesen Theilen eine bestimmte Function anzuweisen. Denn, wie die l'ormen, so gehen auch die Functionen I. Ihre Stellung unter deg übrigen. Functionen der Pflanze. 11 in einander über, was doch mit den Grundfunctionen der Vegetation unmóglich der Fall: sein kann. :/ In. diesen. Metamorphosen sind keine bleibenden Unterschiede zu finden, Organe und. F'unctionen müssten sich proteusartig in einander verwandeln, und kein fester Halt wáàre in der Lebensthàtigkeit. der. Pflanzenorganisation | zu. suchen... Alles, was man also über die Function der Wurzel, des Blattes, sich festzu- stellen bemüht, verschwindet bei diesen Metamorphosen in Nichts und wir glauben zuerst gezeigt zu haben, dass mit den Formveranderun- gen auch die Functionen der àusseren Pflanzentheile ganzlich in ein- ander übergehen (Natur der lebendigen Pflanze. I. S. 289). . In den Baumen verrichtet die Wurzel den Stengeldienst, indem sie unmittel- bar Blatter, Blumen und Früchte tràgt; und bei den Grasern steigt der Stengel in Wurzelform zur Erde hinab und treibt als unterirdischer Stengel Wurzelfasern, wie am Baum die zur Stengelform metamor- phosirte. Wurzel Blatter und Blumen tragt. Das Blatt der fleischigen und parasitischen Gewaàchse verrichtet den. Wurzeldienst, indem .es Nahrung einsaugt, und die Luftwurzeln werden grün und athmen wie die Blatter. Die Knollen der Kartoffel bilden sich in den Blattach- seln, dem Licht ausgesetzt, in. Knospen und Blatter um, und. alle Functionen folgen dieser Metamorphose. Endlich ist das Vermógen der Keimung und. Fortpflanzung aller dieser. Pflanzentheile eine ge- meinsame Eigenschaft, die ihnen die Bedeutung der Generations- Organe geben müsste, wenn diese Theile überhaupt Organe für ge- wisse Functionen waren (vgl. Natur d. lebend. Pflanze. 1. 8.273). 2. Wahre Bedeutung von Wurzel, Stenzel umd Blatt. am der E'flamze. à S duur | o] (Die Fáhigkeit aller ausseren Pflanzentheile, zu. keimien. und die Pflanze: fortzupflanzen, enthalt den. hinreichenden Bewveis,. dass die Totalitat der ganzen inneren Organisation in jedem dieser. Theile ver- Vol. XVIII. Suppl. il. 9 Pat aed du / ns DA Li RET ALCSARS 18 co oo s € H. Scuviz, die Cyklose. 50 7 5 borgen sein muss, und dass sie mithin blosse l'ormveranderungen bei einer allgemeinen Gleichheit. ihres inneren. DBaues und. Wesens sind. Es sind nicht wahre Organe, sondern verschiedene aus- sere Glieder der Pflanze, deren jedes die Totalitat der Vegetation in:sich enthalt, welche sich im Fortgang des Wachsthums ewig. in dieser Gliederbildung wiederholt, und in derselben Folge ihres Entstechens wieder abstirbt. Eine ganze Pflanze. besteht also. aus einer Sammlung an sich gleicher und nur in der l'orm verschiedener Glieder, die in's Unendliche nach oben. und unten übereinander hinauswachsen, von denen aber jedes im Wesentlichen dem Ganzen gleich ist. |. Diese Pflanzenglieder sind es, welche unter der l'orm von: Wurzeln, Stengeln und Blàáttern er- scheinen, und welche irrigerweise für Organe des Ganzen gehalten worden sind, wahrend jedes Glied selbst ein Ganzes reprásentirt, und alle wesentlichen Organe des Ganzen enthalt. Darum die unendliche Zahl von Wurzeln und Stengelzweigen, von Blàttern an der Pflanze, wahrend doch nicht Tausend und Millionen. von. Organen, die den Lungen, oder.Màgen, oder Herzen bei den Thieren zu vergleichen waren, in dem einen Organismus der Pflanze sein kónnten.. Wie an einem. Polypenstamm jeder einzelne Polyp. ein. ganzes 'Thier. für sich ist, und alle Bedingungen der Individualitàt in sich wiederholt, so ist auch jedes Pflanzenglied, das von dem andern durch. einen Knoten getrennt ist, eine ganze Pflanze, und die Metamorphosen, in. denen die verschiedenen Glieder erscheinen, sind ausseren Verhaltnissen an- gepasst oder durch die Aussenwelt bedingt, wahrend die innere Organisation im Wesentlichen gleich bleibt. Es beruht hier- auf die Móglichkeit der Trennung der Pílanzenzweige und Glieder, unbeschadet. der Integritàt der ganzen Pflanze, wahrend. die getrenn- ten Stücke neue Individuen darstellen. Diess ware unmóglich, wenn Wurzel, Stengel und Blàtter wahre Organe der Pflanze waren, denn ai I. Ihre Stellung unter den übrigen Functionen der Pflanze. 19 aus einem einzigen getrennten —— kann cep nie ein m — nismus wieder herstellen. : tpJotti -i^« Es gehórt nun zum Charakter der Pflanze; "m diese Gliederbil: dung vom Keim aus: ih zwei entgegengesetzte Richtungen fortgeht, von denen die eine sich dem Lichte, die andere der Finsterniss zu- kehrt... Diese beiden Richtungen der Pflanzengliederung erscheinen nun als Wurzel und Stengel.. In den Wurzelgliedern herrscht mit dem Schwinden der Blattbildung die lineare. Gliederbildung vor, deren Verzweigungen durch kaum angedeutete Knoten in einander verflies- sen, so lange sie dem Licht entzogen bleiben. : Sobald aber die Wur- zeln dem. Licht ausgesetzt werden, entfalten sich auch an ihnen die Knospen- und Blattbildung. Die Stengeleglieder treiben im Láchte ur- sprünglich das Laub als Seitenfortsatze von den: Gliederknoten hervor; aber in dem Maasse, als sie dem Lichte entzogen werden; nimmt die Dehnung der Glieder überhand und die Blattbildung verkümmert wur- zelahnlich. | So entstehen die beiden Hauptmetamorphosen der Pflan- zengliederung. in Wurzel und Stengel, durch Aussenverhaltnisse be- dingt, bei gleichbleibender innerer Organisation. Es sind andere For- men bei einer gleichen. inneren Beschaffenheit. | Darin liegt das Wesen der Metamorphose der. Pflanzen, dass die, inner- lich gleich g cebauten áusseren Glieder,:den Aussenver- hàltnissen — so mancherlei Formen anneh- men. Es sind besonders das Licht und der Boden, von. denen die Pflanze, ihrer unfreien Natur gemass, absolut abhangis ist, so dass ihre Formen sich, den Verhàltnissen beider angemessen, metamor- phosiren müssen. Die Pflanze gehórt zur Halfte dem Licht, zur Hálfte dem Boden an, und daher muss sich die eine Halfte dem Boden, die andere dem: Lichte entsprechend umbilden. So entsteht die ursprüng- liche Differenz von Wurzel und Stengel, welche aus einer Einheit des Keims hervorgehen und welche beide die Allzemeinheit der gleichen 3t 20 sce on s€. He. Senvurz, die Cyklose... 050 0 7 inneren Organisation behalten, so dass nur die ausseren Formen sich metamorphosiren. Diese metamorphosirten "Theile kónnen also nicht Organe des Ganzen sein, sondern sie sind selbst der: ganze Organis- mus, wie jeder seine aussere Form, dem Boden oder dem Licht ent- sprechend, umgebildet hat, ohne seine innere Organisation deshalb zu verándern. . Ein neues: Verháltniss tritt dann in der Blumenbildung hinzu, indem die Formen sich hier auf Kosten einer hervortretenden Stoffbildung von Farben, Gerüchen und einer neuen Qualitátenbil- dung in Warme, Bewegungen u.s. w. allmalig in die Blüthentheile um- bilden (Natur der lebenden Pflanze. II. S. 16. 20). Ueberall aber bleibt auch in den Blüthentheilen dieselbe innere Organisation. | Die Meta- morphose hat also bei weitem nicht die hohe Bedeutung für das in- nere Pflanzenleben, welche man bisher wohl vorausgesetzt oder angenommen hatte, indem die inneren Organe sich nicht mit den àus- seren Formen veràandern, und die Spiralgefásse, die Lebenssaftgefasse, die Zellen im. Wesentlichen von gleicher Bildung in den verschieden- sten ausseren Pflanzentheilen wiedergefunden werden, wahrend sie ihre. eigenen Verànderungen auf àhnliche Weise in allen: Organen durchlaufen. Wir müssen also (aussere) Pflanzenglieder und (in- nere) Pflanzenorgane unterscheiden. | Die ersteren bilden sich durch: die Metamorphose in Wurzel, Stengel und Blàtter um; die an- deren behalten ihre ursprünglichen Unterschiede unter allen: Verhàlt- nissen bei, und selbst bei geringen Formverànderungen Ó( nie ihre Functionen in einander über. sen Die Functionen der Pflanzenglieder aber kónnen mit den Meta- morphosen einen Uebergang in einander zeigen, weil in allen sàmmt- liche innere Organe der ganzen Pflanze sich ursprünglich vereint fin- den, und folglich im Wesentlichen auch: dieselben Functionen in allen diesen 'Theilen schon beisammen sind , nur mit ausserlichen Verschie- denheiten. | Diese Verschiedenheiten beruhen darauf, dass in gewissen I. Ihre Stellung unter den übrigen Functionen der Pflanze. 21 Gliedern auch gewisse Functionen gegen die anderen im Uebergewicht hervortreten oder zurücktreten, und nun die hervortretenden F'unctio- nen als herrschende sich vorzugsweise bemerkbar machen, die zurück- tretenden aber zu fehlen. scheinen... Die Wurzel kann Nahrung ein- saugen, die Sáfte bewegen, Absonderungen bilden, und hat bei den heterorganischen. Pflanzen für. jede. dieser. F'unctionen ihre eigenen Organe. Allein bei den meisten im Boden vwurzelnden Pflanzen tritt die Function. der Einsaugung über die übrigen so überwiegend her- vor, dass die übrigen Functionen übersehen worden sind, und man aus diesem Grunde der Wurzel ausschliesslich die Function der Ein- saugung zugeschrieben hat... Aehnlich finden. sich in den Blàttern Or- gane der Einsaugung und Absonderung neben denen der Cyklose, und alle üben ihre Functionen aus; allein. die Function der lungen- ahnlich in den Blatterzellen verbreiteten Gefasse tritt hier so überwie- gend hervor, dass man die Blatter früher allein als Respirationsorgane ansah. So wie nun aber in den Wurzeln unter den erforderlichen Bedingungen neben: der Function der Einsaugung auch die des Bil- dungsprocesses, der Cyklose und der.Respiration hervortreten kann, so kann in den Blattern ahnlich, neben. der. Respiration, der Einsau- gungs- und Assimilationsprocess hervortreten, und. alle Functionen kónen sich auf diese Art in allen ausseren Gliedern der Pflanze in gleicher Hóhe der Entwickelung neben einander stelen. Auf diese Art wird es móglich, dass jeder dieser Theile die ganze Pflanze repra- sentirt und alle Functionen derselben in sich vereint. Hierauf einzig und allein beruht der Uebergang der Functionen dieser Theile in ein- ander. Es istin der That aber nur ein scheinbarer Uebergang, denn es gehen nicht die verschiedenen F'unctionen der inneren Organe da- bei in einander über, sondern nur die gegenseitigen Verhaltnisse des Vor- und Zurücktretens der vereinigten Fl'unctionen unter einander. Bei'm Uebergange der Wurzelfunction in die Blattfunction, wenn die 32 SU cob soc H. Scnoeiz, die Cyklose. 0 V! Wurzel dem Lichte ausgesetzt wird ;' geht also nicht die Function der Einsaugung in die Function der Athmung über, sondern neben der bleibenden Function der Einsaugung tritt zugleich der Athmungspro- cess hervor. Das Umgekehrte findet bei den: —— 2A z. B. der Orobanchen und Lathràen; statt. 1d afl. oihe dame Man erkennt hieran leicht , dass die: Mocweittat "T Pflanzen- elieder ihre bestimmten Schranken innerhalb: der móglichen Propor- tionen der verschiedenen Functionen und deren inneren Organen in den verschiedenen 'Theilen hat. Die Metamorphose kann nicht. in's Unendliche fortgchen, sondern sobald alle móglichen gegenseitigen Verháltnisse 'der Entwickelung der verschiedenen inneren Organe durchlaufen sind, haben auch die áusseren F'ormübergange ein Ende. Die Metamorphose selbst. ist also: durch: die innere Organisation der Pflanze regiert und weit entfernt, in sich selbst das allgemeinste Gesetz der vegetativen Entwickelung zu sein. Vielmehr darf.mamn in den Verwandlungen der áusseren Formen der Pflanzen nicht zugleich, wie man bisher geneigt war, auch eine Metamorphose aller: innereri Organe derselben suclien; sondern die innere Organisation zeigt sich bei allen àusseren Formveránderungen ewig und unwandelbar, wie die innere Organisation der ''hiere, deren Functionen und Organe sich in bleibender Verschiedenheit und immer erneuertem —— erhalten. 3. Bestimmung der wahren Anneren Orzone hoe der ' Grundfunetionen der Ptlonze. '" "n $8. | | [ 56 1 "rire: Wie man bisher in der Metamorphosenlehre allgemeine. Unter- schiede an den ganz analogen àusseren Pflanzengliedern von Wurzel, Stengel und Blatt festgestellt; so hat man im Gegentheil in der Anato- mie der wesentlich von einander verschiedenen. inneren Organe im- mer nur Analogieen gesucht, und auf diese Art Metamorphosen von Organen angenommen, die von Natur eine ewige und unwandelbare I. Ihre Stellung unter den dibrigen Functionen der Pflanze. 29 Verschiedenheit zeigen. | Dies enthalt. den .Grund, | weshalb. uns die wahre Bedeutung der verschiedenen Gefasse und. Zellen und. der da- durch gebildeten organischen Systeme in der Pflanze so lange verbor- gen geblieben ist. Man hat wie die. Metamorphosen der ausseren Glieder auf. denselben. Grundtypus, so auch. die inneren Organe auf eine Elementarform zurückführen. wollen, indem man die verschie- denen Formen der Gefasse als Metamorphosen desselben Grundorgans betrachtet hat, wobei die bleibenden natürlichen Unterschiede überse- hen worden sind. Früher hatte schon Mirbel.die Formen der gestreiften und .punctirten Spiralgefasse mit. Zellenformen von ahnli- chem. Ansehen verglichen. Kieser hat die Idee der. Metamorphose der Gefasse und Zellen dann am meisten durchgeführt, und Turpin hat die verschiedenartigsten Bildungen, als aus Zellen entstanden, an- gesehen. . Bei den Pflanzen hat man indessen hierbei nur die Formen der Spiralgefàsse im Auge gehabt, weil das System der Lebenssaftgefàásse bisher noch wenig gekannt war, so dass ein wichtiger Theil zur Ver- gleichung ganz fehlte. Zudem ist man hierbei allein auf dem morpho- logisch- anatomischen '. Standpuncte stehen | geblieben; | die. inneren Organe sind nicht im Ganzen ihrer physiologischen Entwickelung und ihrer Functionen aufgefasst worden. Wir haben diesem letzteren Weg zu folgen versucht, indem wir die Grundfunctionen und die Systeme von inneren Organen festzustellen bemüht waren. Wir sind hierbei von der einfachen Anschauung der durch die Natur im Grossen aus- gedrückten Scheidung ihrer Organe in abgesonderte Theile, die sich dem..blossen Auge darbieten, ausgegangen: von der Scheidung der inneren Pflanzenorgane in Holz und Rinde. Z3. Elolz umd IRinde gzetremmnt. $ 9. — ^ Diese grossen Unterschiede. sind bei den baumartigen Pflanzen seit Theophrast aufgefallen, aber weder in ihrer Allgemeinheit 24 sesso oH Sene; "die Cyklose. 6 V d erkannt, noch in ihrer wahren Bedeutung gewürdigt worden; :denh serade die ersten. Pflanzen-Anàtomen, wie Malpighi; legten:den Grund: zu der Vorstellüng; dass Rinde sich im Laufe des Wachsthumis in Holz umwandelé; womit denn jede Móglichkeit der Einsicht des Gegensatzes der F'unctionen von Holz und Rinde genommen war; só unabweislich sich auch die Erscheinungen dieser F'unctionen aufdrang- ten, Auf solche Art konnte: man nie dahin gelangen, die physiologi- schen Lebenserscheinungen mit der Anatomie der Pflanzen in Verbin- dung zu bringen; der Bau und die Functionen der Pflanze wurden abgesondert und unabhángig von einander betrachtet, so dass schon Malpighi durch seine anatomischen Vorurtheile eine Reihe, von ihm durch stellenweise Entindung mittelst. Kreis- und Spiralschnitten bei vielen Pflanzen angestellter, physiologischer Versuche gàánzlich miss- verstand und die Erfolge in ihrem Zusammenhange aufzufassen ver- hindert wurde, was spáter erst Duhamel gelang (Malpighi l. c. de radicibus plantar. p. 66— 69)... Eine Hauptsache ist hier, wie in der thierischen Physiologie, den anatomischen Bau durch die Physiologie der Entwickelung zu verstehen, und nicht physiologische Thátigkeiten bloss aus dem anatomischen Bau zu erklàren. Anatomie und Physio- logie der Pflanzen müssen hierbei mehr Hand in Hand gehen, wobei sich dann ergiebt, dass hàufig im Aeusseren ahnliche anatomische For- men durch ihre physiologische Entwickelung einen ganz verschiede- nen Ursprung und eine verschiedene Natur zeigen, wie z. B. die Zellen der heterorganischen und die Schlauche der homorganischen Pflan- zen; welche, ungeachtet aller Aehnlichkeit der. l'orm, ihrer ganzen Natur und Entwickelung nach von einander verschieden sind (Natur d. leb. Pflanze. I. S.397). . Diese physiologische Unterscheidung ist bc- sonders nothwendig bei der Betrachtung des Baues von Holz und Rinde an den Pflanzen, weil man nur auf diese Art dahin gelangen kann, den allgemeinen Unterschied der Organisation von Holz und Rinde einzu- I. Ihre Stellung unter den übrigen Functionen der Pflanze. 25 sehen, wodurch diese beiden Theile als die Grundorgane der Vegeta- tion erscheinen, auf deren bleibendem Gegensatz das ganze Pflanzen- leben beruht. Die Einsicht dieser Verhaltnisse ist freilich bisher auch dadurch unmóglich geworden, dass man den Gesammtbau der Rinde auch anatomisch nicht kannte und namentlich das Hauptorgan dersel- ben, das System der Lebenssaftgefasse, wegen der Zartheit ihrer Structur, ganzlich übersehen hatte, wahrend man seit Malpighi im- mer die langen Bastzellen als Gefasse der Rinde unrichtiger Weise angesprochen hat. Da nun àhnliche Zellen auch im Holze sich finden, so hat dieses vorzüglich zu der Meinung von der analogen Structur von Holz und Rinde überhaupt Veranlassung gegeben, und dadurch ist die grosse Verschiedenheit der Function beider Theile immer ver- dunkelt worden. Nun aber zeigen sich die Lebenserscheinungen von Holz und Rinde im Grossen und Ganzen so durchaus von einander verschieden, dass nur die im Kleinen und Einzelnen gemachten einseitigen anato- mischen Beobachtungen Zweifel über die Anerkennung dieser Ver- schiedenheit und die unsaglichen Irrungen über den Zusammenhang der verschiedenen Functionen mit dem inneren Bau haben erregen kónnen. Organe, die sich im Grossen und Ganzen ihrer Entwicke- lung so sehr von einander verschieden zeigen, wie Holz und Rinde, werden bei genauer Beobachtung auch durch das Mikroskop die gros- sen Verschiedenheiten ihrer inneren Organisation nicht verkennen lassen. Der Bau, die Entwickelung, die Functionen von Holz und Ründe zeigen sich schon vor der mikroskopischen Beobachtung in fol- genden Erscheinungen verschieden. Die Schichten von Holz und von Rinde sind unter sich zu einem Ganzen fest verbunden, aber zwischen der ganzen Rinde und dem Holz findet sich immer eine natürliche Trennung, wodurch sich Holz und Rinde von einander lósen, obgleich mehr oder weniger leicht nach den Perioden der Vegetation. Holz- Vol. XVIII. Suppl. 1I. 4 26 C. H. Scnurrz, die Cyklose. — schichten unter sich, und Rindenschichten unter sich, lassen sich auf solche Art nicht von einander trennen. Die Structur der Rinde bleibt immer mehr weich und zellig, selbst im. abgestorbenen Zustande in der Form des Korks, und wo sie verhartet, verholzt sie nicht wahr- haft, sondern bildet nur incrustirte Stellen im Zellgewebe, wáhrend die wahren Gefásse noch weich oder biegsam bleiben. Im Holz aber verharten die Gefaásse selbst, nur hier findet cin wahrer Verholzungs- process statt, durch den sich Holz von Rinde schon im Aeusseren sehr leicht unterscheidet. In der Entwickelung trennen sich Holz und hinde polarisch von einander, die Rindenschichten treten peripherisch, centrifugal nach Aussen, die Holzschichten centripetal nach Innen. In dieser Entwickelung spricht sich der Gegensatz beider am entschie- densten aus. Die Rinde wird in ihren innersten Schichten durch das Licht grün, wozu das Uebergewicht des Zellengewebes Veranlassung wird, das Holz bleibt wurzelartig bleich, fàrbt sich, wenigstens in der Hegel, nicht grün, und so giebt, ungeachtet mancher Abweichungen im Einzelnen, doch das Ansehen im Ganzen schon leicht den Unter- schied zu erkennen. $ 10. Nicht minder entgegengesetzt treten die Functionen im Grossen auseinander. Sie sind zunachst in verschiedenen Perioden thátig. Das Holz füllt sich im Herbst und Winter mit Saft, zur Zeit, wenn die Thatigkeit der Rinde und der Bildungsprocess nachlasst; hingegen tritt die Saflebewegung in der hinde ím Frühling und Sommer her- vor, wahrend das Holz sich in verminderter Thàtigkeit befindet. Der- selbe Gegensatz scheint sich noch in den Perioden von Tag und Nacht im kleinen zu wiederholen, wenigstens erscheint die Cyklose bei kraf- üger Wirkung des Lichts in grósserer Lebendigkeit. Zu diesen Verschiedenheiten kann man noch den Gegensatz der Stoffbildung in Holz und Rinde fügen. Die Safte des Holzes sind von I. Ihre Stellung unter den übrigen Functionen der Pflauze. r2 mehr oxydirter wàssriger Beschaffenheit: Sàure und Zucker sind do- minirend durch die Eigenthümlichkeit des Holzsaftes; die Sàfte der Rinde sind mehr desoxydirt und gekohlt, von concentrirter, bitterer, scharfer Qualitát durch das Uebergewicht des Lebenssaftes und der Sekretionen. Nimmt man zu allem diesem noch die genauere mikro- skopische Kenntniss des anatomischen Daues, so zeigt sich zunachst in dem Mangel an Spiralgefàssen in der Rinde schon die gànzliche Verschiedenheit vom Holze, und endlich lehrt uns die genauere Un- tersuchung, dass das System der Lebenssaftgefasse ein der Rinde so eigenthümliches Grundorgan ist, wie das System der Spiralgefasse im Holze. | Haben wir nun erst die Verschiedenheiten und den Gegensatz in der Organisation und den Functionen von Holz und Rinde im Allge- meinen aufeefasst, so wird es schon leichter, an die Erkenntniss der bestimmten organischen F'unctionen im Besonderen zu gehen, und die Grundfunctionen in Beziehung auf die Grund- oder Hauptorgane der Vegetation selbst nàher darzustellen. Rinde und Holz sind noch zusammengesetzte Dildungen, in denen die Hauptorgane durch andere Gewebe zu einem Ganzen verbunden sind, so dass die Gesammtbil- dung ihren eigenthümlichen Charakter durch die Verschiedenheit ihrer Hauptorgane erhalt, ohne doch gànzlich aus diesen Hauptorga- nen zu bestchen. Wir kónnen daher Rinde und Holz im Ganzen wohl als Reprásentanten der in ihnen enthaltenen Hauptorgane ansehen, ohne jedoch zu übersehen, dass diese Organe noch durch eine andere Bildung vereint sind. Die eigenthümlichen Grundorgane im Holz und in der Rinde sind nun die Gefásse (Spiralgefàsse im Holz, Lebenssaftgefásse in der Rinde); die vereini- gende Bildung von beiden ist das Zellgewebe, durch welches die Spiralgefasse zu einem Holzsystem, die Le- benssaftgefásse zu einem Rindensystem verbunden wer- * 28 ' €. H. Sonurmz, die Cyklose. — den, wáàhrend das Zellgewebe selbst noch um die Gefàásse zu einem besonderen Bildungssystem sich gestaltet. So haben wir nun drei Systeme von inneren Organen in der Pflanze: das System der Spiralgefáasse als Grundorgan des Holzes; das System der Lebenssaftgefásse als Grundorgan der Rinde; und endlich das Zellgewe- besystem als beide vereinigend, und beide Gefásssysteme in Holz und Rinde durchdringend. Der frühere Unterschied von Mark, den man noch dem Holz und der Rinde gegenüber gestellt hatte, fállt zanz weg, da das Mark ein Zellgewebe ist, welches zum System des Holzes, wie das Rindenzellgewebe zur Rinde, gehórt. Es ist nur das Eigenthüm- liche, dass das Markzellgewebe des Holzes im Centro liegt, wahrend das Rindenzellgewebe, der Natur der Rinde gemass, peripherisch sich lager. Dem Mark im Holze hatte man immer eine ganz unrichtige oder unbestimmte Bedeutung — Es ist für sich kein eigenes Organ. — — rati Fragen wir jetzt nach den diesen Organen chute utm. functionen, so müssen wir diese zuerst —- ihren eigenen Erschei- nungen nicht als ursprünglich durch die Organe bedingt, sondern selbst die Organe bildend und mit ihnen sich entwickelnd betrachten. Diese Grundfunctionen umfassen den Kreis von vegetativen Functio- nen, wie sie sich auch im thierischen Organismus noch wiederfinden, und beruhen im Wesentlichen auf denselben Gegensatzen, wie im thie- rischen Kórper. Wir haben hier drei Systeme von Functionen: 1) Das Assimilationssystem für die Aneignung und "— der Nahrung; 2) das Bildungssystem für " Bldncvjusbéba aus der acimiliéi ten Substanz; Jd an; 3) das beide vereinigende Civralsliedhóntem; als Centrum des Ganzen, worin sich die assimilirte Flüssigkeit sammelt, und von wo diese zur Ernahrung in alle Theile verbreitet wird. I. Ihre Stellung .unter den übrigen Functionen der Pflanze. 29 Diese drei Systeme von Functionen finden sich auch in der Pflanze wieder, und ihnen entsprechend sind. drei Systeme von inneren Or- ganen der Pflanze gebildet, welche alleim die Totalitat der Pflanzen- organisation bilden, unabhángig von der morphologischen Form der áausseren Pfílanzenglieder. Diese wesentlichen inneren Organe der Pflanze sind nun 1) das System der Spiralgefasse für die Assimilation (Holzsystem); 2) das System der Lebenssaftgefasse für die Cyklose (Rindensystem); 3) das Zellgewebesystem für den Bildungsprocess, als beide vereinigend. Man kónnte dieses das Marksystem nennen, doch in einem ganz anderen Sinne, als dem des Markes-im Holze der Bàume, vielmehr in dem Sinne als Zellgewebe überhaupt, welches Rinde und. Holz durchdringt. Der Verein dieser drei Systeme von Organen macht die Gesammtheit der Pflanzenorganisation aus, und der vegetative Organismus hat nur diese inneren Organe, als seine wesentlichen Theile, so dass jedes aussere Glied, worin sich der Verein dieser Organe findet, fortleben kann, auch ohne den Zusammenhang mit den übrigen Gliedern, wogegen mit der Trennung dieser Systeme auch die Zerstórung der Totalitàt des Pflanzenlebens gegeben ist. Ein Pflanzenglied, worin Holz und Rinde im natürlichen Zusammenhange durch Zellgewebe vereint sind, hat alle inneren Bedingungen des gan- zen Pflanzenlebens in sich, und kann leben und wachsen und neue Triebe entwickeln. Sobald aber Holz und Rinde getrennt sind, ster- ben die isolirten Theile nothwendig ab, weil dadurch die Integritat der Organisation gestórt ist. ] $2. NHiolz und Finde verbumndem. T | S 1. Holz und Rinde bilden also den Ausdruck der inneren Haupt- organe und Functionen der Pflanze, die sich in abgesonderte Systeme trennen, in sich aber durch das Zellensystem verbunden sind. Bei denjenigen Pflanzen und Pflanzentheilen also, wo sich Holz und Rinde 30 | €.H. Scmurz, die Cyklose. — 5 0 entwickelt, sind die inneren Organe zugleich ausserlich auseinander- gelegt und schon einer einfachen Anschauung verstándlich. | Wo aber die inneren Organe sich nicht zu Holz und Rindenkórper entwickeln, sondern anstatt nach Aussen hervorzutreten, im Inneren verborgen bleiben, ist die Erkenntniss schwieriger, obgleich die Organe im we- sentlichen ganz dieselben bleiben. Es ist diess nicht allein im Stamme aller synorganischen, sondern auch in den blattartigen Theilen dichor- ganischer Pflanzen der Fall. Bei diesen Pflanzen und Pflanzentheilen namlich wiederholen sich Holz- und Rindensysteme mit ihren Gefass- sen in jedem einzelnen Gefássbündel. Bisher hatte man alle Gefass- bundel der Pflanzen als blosse vom Zellgewebe umhüllte Bündel von Spiralgefassen angesehen, wahrend das System der Lebenssaftgefasse unbekannt blieb. | Nunmehr. aber lernen wir jedes Gefassbündel, als aus zwei wesentlichen Bestandtheilen zusammengesetzt, kennen, nàm- lich aus den rindenartig nach. Aussen gelagerten Lebenssaftgefassen, und aus den in der Lage dem Holze entsprechenden. Spiralgefàssen. In jedem Bündel sind hier zwei organische Systeme (Holz und Rinde) vereint, die Bündel unter sich aber durch das Zellensystem, worin sie gelagert sind, von einander getrennt. Somit wiederholen sich, nur in einer andern Anordnung, alle inneren Organe der Pflanzen hier wie überall, und die drei Systeme finden sich bei allen hóheren Pflanzen wieder. Man erkennt hieran die grosse Wichtigkeit der einfachen Unterschiede von Holz und Rinde nicht nur für diejenigen Pflanzen, in welchen sich ausserlich Holz und Rinde trennt, sondern auch für diejenigen, wo sich derselbe Gegensatz nach Innen zurück zieht und in F'orm zusammengesetzter Gefassbündel erscheint, deren jedes immer wieder Holz und Rindenbildung in sich wiederholt. Der aus Holz und hinde gebildete Baumstamun ist also das kolossale Vorbild für die Organisation des mikroskopischen Gefassbündels auch im kleinsten Dlatt, und jeder Pílanzentheil, sci es ein. Blatt, eine Wurzel oder ein I. Ihre Stellung unter den ibrigen Functionen der Pflanze. 3l Stengel, worin sich die Wiederholung von Holz und Rindensystem, in welcher Form es auch sein mag, findet, kann keimen und fort- wachsen. Somit wáre uns nun die Stellung des Systems der Cyklose in dem Kreise der vegetativen Functionen deutlich geworden; es ist eine Rin- denfunction im weiteren Sinne des Worts. Es ist nur noch Einiges über die Verbindung der einzelnen Systeme von Organen, wie sie durch die verschiedenen ausseren Theile sich erstreckt, zu sagen. Wie der Pflanze überhaupt alle Centralor- gane fehlen (Natur der lebenden Pflanze. I. $ 117 f£), so zeigen insbe- sondere auch die beiden Gefasssysteme (Spiral- und Lebenssaftgefasse) diesen Mangel aller Centralitát, und durchaus kein Analogon wirkli- cher Herz- oder Magenbildung. .Die Gefasse verbreiten sich in Netzen, deren Maschen sich überall abschliessen konnen, wahrend kein cen- traler Zusammenhang aller Gefasse der Pflanze da ist. Dadurch ist gegeben, dass der Zusammenhang der Gefasse in den verschiedenen áusseren Theilen der Pflanze (in Wurzel, Stengel und Blatt) mehr ein ausseres Àneinanderreihen, als eine innere centrale Verbindung ist. Daher ist denn die Gefassbildung überhaupt in jedem àusseren Pflan- zentheil unabhangig und selbststándig, und hierdurch eben die Móg- lichkeit der Trennung und Selbststandigkeit der verschiedenen Glieder bedingt. Beide Gefasssysteme zeigen sich, ahnlich wie die ausseren PHanzentheile selbst, gegliedert, nur ist die Gliederung in den verschie- denen Formen und Lebenszustánden nicht gleich ausgebildet, immer aber wiederholt sich die aussere Artikulation auch in den inneren Organen, so dass die in den verschiedenen Gliedern verbreiteten Theile der Gefasssysteme auf dieselbe Weise wie die Wurzel-, Stengel- und Blattelieder von. einander trennbar sind. 32 | €. H. Scuvrrz, die Cyklose. —— M. su d yii ertubool *$ sir qiue iiie cw iuste Zweiter. Abschnit bn. tio d. roslobuwo Frühere Ansichten über Circulation und $Saftbewegung | in den Pflanzen. . — | | obese] 1. — Grew, Major, PerrauM, — 5 55 55 N 12. 5 MÁAT.A Md. Vd LT DN I Die Anfange der Pflanzenanatomie durch Malpighi und.Grew geben noch keine so sichere Kenntniss der inneren Organe, dass der Gang der Sáftebewegung dadurch hàtte. erkannt werden kónnen. Malpighi hatte. die feinsten Zertheilungen der Gefassbündel in ein- zelne Gefasse selten verfolgt und bildet in Langsansichten fast überall Bündel, anstatt einzelner Gefásse, ab. . Dazu kam die freilich noch bis auf die neueste Zeit fortgepflanzte Verwechselung der langen Bast- zellen der Rinde mit Gefassen, so dass Malpighi überall, wo er die netzfórmigen Maschen des Dastes abbildet, sogar Bündel von. Bastzel- len für einzelne Gefasse hielt, und seitliche Verbindungen der Zellen für Anastomosen der Gefasse ausgab (opp. omn. anat. plant. p.1—395. tab. 1—5). Daher waren denn die Ansichten von Malpighi über Sallebewegung, insofern sie auf solche Betrachtungen sich gründeten, trügerisch und hàufig verfehlt, und wo sie, wie fast überall, über die anatomischen Beobachtungen überhaupt hinausgingen, rein hypothe- tisch. Malpighi gibt kein zusammenhangendes Bild. seiner Ansich- ten. von. der Saftebewegung in den Pflanzen, er flicht nur. Einzelnes an verschiedenen Stellen ein, und gibt seine Betrachtungen selbst mit Zweifel und nur als Hypothesen. Was über die Saftebewegung ge- wiss ist, sagt Malpighi, ist dieses, dass die Bewegung sich umkehren konne (alimenti via invertitur). Man kónne dies daraus schliessen, dass in die Erde gesteckte Schósslinge von l'eigen, Pflaumen, Wur- zeln absteigend treiben, in denen die Bewegung nicht, wie in der II. Frühere Ansicht über Circulation u. Saftbewegung in d. Pflanzen. 33 Wurzel alter Pflanzen, aufsteigend, sondern absteigend sein müsse, ahnlich wie auch in den Luftwurzeln, die von den Zweigen zur Erde hinabsteigen (Ant. pl. idea. p.45). Die Móglichkeit dieser Umkeh- rung erklàrt Malpighi dadurch, dass: die Gefasse keine Klappen hàt- ten, welche dem Saft eine bestimmte Richtung vorschrieben (l.c. de radicibus plantar. p. 69). | Kieser (Mém. sur. organisation des plantes. .Haarlem 1812. 4. p.178) hat diese Aeusserung Malpighi's ganzlich missverstanden, indem er sagt, es sei Malpighi's Ansicht, dass der Saft im Holze aufsteige, in der Rinde hingegen wieder ab- steige. Malpighi behauptet vielmehr gerade das Gegentheil, indem er überall sagt, dass der Saft sowohl in der Rinde aufsteige; als im Holz, und von beiden aus in die Blatter übergehe (l.c. p.44). Dage- gen spricht Malpighi hàufig von einer Seitenbewegung des Saftes, welche theils. durch die Anastomosen der Gefàsse bedingt sein soll (p.15), theils aber durch die Markstrahlen des Holzes bewirkt wird (l.c. de radicibus plant. p.68). Dass aber der Saft in der Rinde ab- steige, sagt Malpighi nirgends, und seine Ansicht ist nur, dass der Saft in denselben Gefássen des Holzes sowohl als der Rinde, in wel- chen er aufsestiegen ist, wieder rückwaàrts gehen kónne. Wel- chen Weg der Saft von den Blattern aus. nehme, làsst Malpighi durchaus unbestimmt. Es sei wahrscheinlich, dass er wieder zurück- fliesse, denn die Saamenblatter der keimenden Bohne, nachdem sie durch die Wurzel Saft angezogen, schickten ihn wieder zur Ernàh- rung in den jungen Stamm zurück, der bald eintrockne, wenn er die- ser Blátter beraubt werde. Es sei daher wahrscheinlich, dàss, weil doch die unteren Theile nicht minder wie die oberen der Nahrung bedürften, die assimilirten Nahrungssafte in die Zellen des Markes und der Markstrahlen abgelagert würden und hier ohne Bewegung so lange ruhten, bis sie nach Bedürfniss in die nahe gelegenen Theile wieder abflossen (l.c. p.14). Àn einer anderen Stelle macht Malpighi einen Vol.2XVIII. Suppl. II. 5 34 oMA b si o €. H. Scnurrz, die Cyklose.. Woiset. vedi LIT bestimmten Vergleich der Sáftebewegung in den Pflanzen mit der Cir- culation in den Thieren (de partibus caulem vel caudicem componen- tibus p.14). Er sagt hier: wie bei.den. vollkommneren Thieren neue Nahrung in F'orm des Cyklus in die Venen tritt und dem Blute zuge- mischt, in. bestandigem Kreislauf herum bewegt wird. (perenni eircu- lationis motu. rotatus); um allen Theilen des Kórpers zugeführt, und unter Zumischung von Fermenten und Abscheidung excrementitieller Theile zur Ernahrung verwendet zu werden; so wird auch bei den Pflanzen der rohe Nahrungsstoff des Holzes dem in den Zellen enthal- tenen àlteren zugemischt, um durch làngeres Verweilen hier die Natur des F'erments anzunehmen , wie das Blut bei seiner Circulation durch die Eingeweide der Thiere. So wird dann der Saft in den Markstrah- len und im Mark aufbewahrt, um zu künfüigen Bildungen verwendet zu werden. . Wir halten die ausführliche Darstellung dieser Ansichten für sehr wichtig, theils, weil sie bisher nur obenhin und in unrichti- gen Traditionen gegeben waren, theils aber, weil alle spateren Ansich- ten sich hieraus entwickelt haben. Man erkennt hieraus leicht, wie weit Malpighi entférnt war, die Cireulation der Pflanzen als eine Function eines bestimmten organischen Systems zu betrachten; | Viel- mehr sind alle Organe nach Malpighi bei dieser Circulation thàtig, die"Gefàsse des Holzes, der Rinde und des Zellgewebes. : Anstatt also den. verschiedenen Organen verschiedene F'unctionen ianzuweisen, lasst sie Malpighi sammtlich bei einer F'unction thàtig sein. | Hieran knüpft sich. dann. der. grosse Mangel nicht nur dieser, sondern auch aller spàteren Ansichten über die Circulation der Pflanzen, dass die ver- schiedenen Arten von Sáften in den verschiedenen Organen nach ihrer Eigenthümlichkeit noch gar nicht unterschieden werden, so dass die Sekrcetionen. (wie die Harze, átherischen. Oele u.s. w.) einige Formen des Lebenssaftes, und. endlich der Holzsaft im: Wesentlichen als iden- tische in denselben Organen circulirende Flüssigkeiten angesehen wer- 3 II. Frühere Ansicht über Circulation-u. Saftbewegung in d. Pflanzen. | 38 den..: Diese: Vorstellungen sind. dem. Laufe: des Pflanzenlebens nicht minder widersprechend, als wenn man"in:den Gefássen der Thiere Blut mit Galle, Schleim; Urin, Speichel, vermengt circuliren. lassen, und alle diese. Flüssigkeiten für einen. identischen: linis Bak hal- téfi veolite slg iqisie iod tobiod: mi «ot iow uobpdW ouripdod Jer eo. btt $375 um y j| — 3Wir gehen nun zu Grew über. Es finden sich bei ihm im Allge- meinen ahnliche Ideen über die Saftebewegune der Pflanzen; wie bei Malpighi, welche auch noch die — im Holz und in der Rinde als o OR PAR ansehen. Nach Grew steigt der Nahrungssaft aus der Erde sowohl. durch ai Holz, wie durch die Rinde auf, aber in beiden zu verschiedenen Perioden...: Im Holze steigt der Saft. nur im Frühlinge in den Monaten Marz-und- April auf, auch nur in einigen PHanzen, welche thranen, wie der Wein; nicht-in den übrigen. :Der Saft steige hier aber wirk- lich im: Holze auf, nicht;: nach der: gewóhnlichen Meinung; zwischen Rinde und Holz. -*Sobald die Saftbewegung im.Holze aufhórt, fanegt der Saft an; in der Rinde aufzusteigen: In:der Rinde sind.es aber nur die Saftgefasse, im Holze die Spiralgefasse, in welchen der Saft auf- steigt... Bem Aufsteigen im Holz, wie in der Rinde, wird der Saft durch zugemischte. Tincturen hóher pràparirt, und: zwar ist der in der Rinde praparirte Saft dem ;Blute- der Thiere, der im Holze praparirte aber dem Nervengeist zu vergleichen. Dieser, zur hóchsten Stufe ver- arbeitet, wird zu Cambium, von dem der edelste Theil sogleich dem Holzkórper assimilirt, der andere aber dem Rindensaft zugemischt wird (Grew the anatomy of plants.: London 1682. p.45). Grew nimmt ebenfalls eine Art von. Circulation: zwischen Mark: und Rinde durch die Markstrahlen an; indem der Saft in den Wurzelspitzen von der Rinde durch die Markstrahlen in's Mark dringe, hier durch Fer- mente hóher verarbeitet werde und'weiter aufsteige, dann wieder durch * 36 | eos oou Senvrras: die.Cyklosé: 00 ou) die oberen Markstrahlen in die Rinde entladen werde, nachdem auf diesem Wege das Holz ernahrt worden sei. Obgleich nun Grew eine Verschiedenheit der Gefasse ünd. der Safie in Holz und Rinde aner- kennt (on the motion and course of the sap. l.c. p. 125), so wird doch die Bewegung in beiden ganz, wie bei Malpighi, als ein zu- sammengehóüriges Ganze betrachtet, und es ist bei ihm weder von einer Unterscheidung der inneren Organe, noch der Functionen die Rede, ungeachtet Grew sonst die Gefásse der Pflanzen den inneren Organen der Thiere im Allgemeinen vergleicht. Soror rib dp odi $ 14. v prsab Joh. Dan. Major, Arzt in Hamburg, bildete sii dlióniins Jahre 1665 die Idee einer Circulation in den Pflanzen bei Betrachtung der Monstrositàt eines Chrysanthemum. mit bandartig verwachsenen Blü- thenstielen (J. D. Majoris dissertatio botanica de planta monstruosa Golttlorpiensi mensis Iunii anni 1665, ubi quaedam de. coalescentia stirpium. et. circulatione | succi. nulritii. per. easdem. proferuntur. Schleswigae 1665. 4.). Er sagt: wenn bloss eine einfache aufstei- gende Saftbewegung in den Pflanzen vorhanden ware, so würden die Pflanzen mit verwachsenen Stengeln nicht leicht ernahrt werden und wachsen kónnen, weil nach dem Ort der Verwachsung mehr Saft zu- fliesse, als die Theile verbrauchen kónnten, so dass sie am Ende über- laden werden würden, wenn das Ueberflüssige nicht wieder zurück- fliessen kónnte. Er sucht diese Ansicht durch die Lehre des Willis- sius von der Fermentation: zu bestarken, nach welcher zur Reifung organischer Bildungen eine Circulation nóthig sei, damit die durch die Fermentation | digerirten: und assimilirten Nahrungssáfte nach. dem Absatz der nàhrenden Theile das Ueberflüssige wieder zurückschicken konnten. | Man sehe auch an den indischen l'eigenbàumen mit Lufi- wurzeln die Nothwendigkeit einer Circulation, denn das Wachsthum der Zweige in die Hóhe setze eine aufsteigende Bewegung voraus, die II. Frühere Ansicht über Circulation u. Saftbewegung in d. Pflanzen. 31 N Senkung der Wurzeln nach der Erde aber mache eine absteigende Bewegung nothwendig. Hóchst merkwürdig aber sind die Aeusserun- gen von Major über die Erscheinungen an milchenden Pflanzen, wel- che er zum Beweise der Circulation anführt. Ich führe diese Aeusse- rungen umso lieber an, als auch bei spateren Beobachtern, nament- lich van Marum; Carradori, Moldenhauer, die Betrachtung der milchenden Pflanzen mehrmals wieder. die Idee einer Circulation ge- weckt hatte, und wie Morren uns aufmerksam macht, bereits von A. Spigel in der im Jahre 1607 erschienenen Jsagoge 2n rem herba- riam. solche Beobachtungen für die Bewegung der Sàfte angeführt worden sind. Dieselben Betrachtungen waren es auch, welche uns selbst im Jahre 1824 veranlassten, die milchenden Pflanzentheile am Schóllkraut der directen mikroskopischen Beobachtung zu unterwer- fen, wodurch wir auf die Entdeckung der Cyklose geführt wurden. Major sagt nàmlich: wenn man milchende Pflanzen,: wie sula, Tithymalum, Chelidonium maius, oder andere, an irgend einer Stelle verletzt, sei es nun oben oder unten, oder seitlich, so fliesst überall der Saft aus, woraus man nothvwendig schliessen kann, dass er nach allen Seiten hin bewegt wird. Wir haben zwar im ersten Bande der Natur der lebendigen Pflanze nach Sprengel, das Werk von Major schon citirt, ohne es aber selbst und diese bestimmte Aeusserung zu kennen, so dass wir jetzt mit um so grósserem Vergnügen die über- einstimmenden Ansichten: eines:so ehrenwerthen Vorgangers entdek- ken, als er gewiss der erste ist, von dem eine von sicheren Beobach- tungen unterstützte Forderung der Circulation gemacht wurde, nach- dem Spigel zwar aus ahnlichen. Erscheinungen auf eine Saftbewe- gung überhaupt, aber nicht auf die bestimmte Form einer Circulation geschlossen hatte; Dergleichen Schlüsse aber mussten ohne unmittelbare Beobachtung der Vorgange im Inneren der Pflanze selbst immer hypo- thetisch bleiben und wurden, so oft sie auch wiederholt sind, immer JN no2noMIA Jb si ys C. H. Scnurriz, die Cyklose. Moisnk. ot949*» .H wieder nimia bis nunmehr die directe. Wien Zweifel lost... 19025 gibuirer dosi 1050011. coibuarsrendiott 2rugenati 1eli* cto E Loib mdi seii (qUT £499 Ausfübilich. itézhinitet: " Pe inámié über die Citculation. des Salles in den Pflanzen (Oeuvres de physique et.de mechanique de Mrs. C. et P. Perrault. dmnsterdam 1727. 4. p.71). « Perrault ging, wie bereits Malpighi und. Grew, von der Nothwendigkeit der Circula- lion aus, die in. den Pflanzen eben so gross sei, als in den "Thieren, da in Beiden. eine ahnliche Weise der Ernahrung und. Reproduction stattfinde, wodurch immer. neue..N Suite 0 sicllih werden ' müssten. . Aj ded9lr0 Nach. Borüsnlt hatclit Phe ; Cirkulatión Mid — — der eingesaugte Saft zu den Zwoeigen und Blattern aufsteigt und. sich überall. ausbreitet, um die Pflanze zu ernahren. | Dieser Saft besteht aus zwel Theilen, den wássrigen und den óligen. Die Letzteren wer- den zur Ernahrung verwendet, die wássrigen rohen- Theile áber flies- sen. wieder zur Wurzel zurück. |. Ueber die Organe, in denen der Saft au[- und. absteigt, bleibt Perrault ganz im. Ungewissen. Er hat uoch nicht die Idee vom Aufsteigen im Holz und vom Ab- steigen in der Rinde.. Im Gegentheil finden sich nach ihni.in der Rinde der Eiche zweierlei Fasern, gróbere und feinere; die ersteren dienen zum Aufsteigen, die letzteren zum Absteigen des Saftes (p.404). Bei abgeschnittenen F'eigenbaumen und. bei'm Sumach sehe man, dass von der Wurzel ein mehr milchiger Saft aufsteige, ein mehr wassriger in anderen Gefaàssen absteige. —. Der erstere bewege sich aufwarts und abwarts zugleich. . Dei'm Thranen des Weins und der Birke sehe man, dass die abgesohnittenen Wurzeln aus dem Stammendoe den Saft nach unten ergiessen. .. Man koónne hieraus folgern, dass dies nicht der von der Wurzel aufsteigende, sondern der rohe zur Wurzel absteigende Saft sei (p.93). Perrault ninimt also mehr eine absteigende: Bewe- Il. Frühere Ansicht über Circulation u. Saftbewegung in d. Pflanzen. 39 gung im Holze an, obgleich er nicht im Beinen darüber zu sein scheint, dass. der bei'm 'Thranen aus den Reben. fliessende Saft aus dem. Holze komme. T ona coh i8: [19. 1 ' f198jice! Uu» /;2, Bela Baisse, Parent, WMariotte. | | $ 16. - Diejenige Ansicht der Pflanzen- Circulation, nach welcher der Saft in dem Holze aufsteigen und in der Rinde wieder absteigen soll, ist zuerst von de la Baisse gegeben worden (dela Baisse disserta- lion sur la circulation de la séve des plantes, qui a remporté le prix au jugement: de. l'4cadémie à Bordeaux 1755. 8.). Bekanntlich stellte de la Baisse, nach Magnol, die ersten ausführlichen Versuche über die Einsaugung gefarbter Flüssigkeiten an und entdeckte, dass sie nur im Holze aufsteigen. De la Baisse blieb aber nicht, wie Magnol, dabei stehen, dass die Flüssigkeiten bis zur Spitze der Dlu- men und Früchte aufsteigen, sondern er beobachtete weiter, dass das Aufsteigen nicht in der Rinde und nicht im Mark, sondern allein im Holz stattfinde, dass bei den milchenden Euphorbien der durch Tinctur der Phytolacca gefarbte Saft durch die Blattrippen in das Parenchym durchgedrungen war, und die Milchsáfte dieser Pflan- zen violett gefarbt hatte. Diese Farbung fand de la Baisse zuerst an den oberen Theilen, spater.auf die unteren Theile der Pflanze durch die Rinde sich ausbreitend , und hieraus folgerte er, dass der Saft in der Rinde wieder absteige, nachdem. er im. Holze aufzestiegen sei. Vor de la Baisse hatte niemand eine solche. Circulation behauptet. Es giebt nach dela Baisse einen aufsteigenden Saft, der nur in dem Holze, und: einen absteigenden Saft, der nur in der Rinde befindlich ist. Das Mark wird, wie dié Wurzeln, vom' absteigenden Safte er- "màhrt. Den ganzen: Verlauf. der. Einsaugung. und Verarbeitung des Sáftes stellt jedoch dela Baisse als einen sehr zusammengesetzten Process dar, der in allen Stücken Analogie mit der thierischen Assimi- 40 C. H. Scnurzz, die Cyklosc. Kx di lation und Circulation haben sollte. Seine Darstellung der Sache ist folgende: Der Saft aus der Erde dringt durch Poren in die Rinde der Wurzelspitzen ein und erhált hier eine erste Digestion, ahnlich wie die thierische Nahrung durch das Kauen. Von hier aus geht er in die F'asern des Holzes über und wird von diesen, welche dem Oesopha- eus der Thiere vergleichbar sind, in den Magen der Pflanze geführt, welcher in dem Knoten, wodurch sich Wurzel und Stengel verbinden, gelegen ist. In diesem Knoten vereinigt sich der eingesogene Saft aus allen Wurzelzweigen, und die kreisfórmig verflochtenen Holzfibern desselben geben ihm eine Verarbeitung, wie der Magen der Thiere sie der thierischen Nahrung gibt. Die Flüssigkeiten, welche sich von der Hóhe des Stengels hierher senken, bewirken eine Fermentation, und die Hóhle in der Mitte dieses Knotens kann durch den Druck auf die darin enthaltenen Flüssigkeiten eine Art peristaltischer Bewegung, wie die Eingeweide der 'Thiere, erzeugen. Dieser Verbindungsknoten zwischen Wurzel und Stengel wiederholt sich nun in den. Knoten der Zweige, und diese betrachtet daher de la Baisse als eben so viele Magen der Pflanzen. "Von diesen Knoten aus geht der Saft in die Holzróhren, wo die Digestion, wie in den Gedarmen der Thiere, been- det wird. Dieses geschieht nun, indem nach der Vertheilung des Saf- tes, durch Verzweigungen der Blattnerven, aus feinen Mündungen die excrementitiellen Theile des Saftes ausgeleert werden, welche in Form von klebrigen Sàften (wie die Manna, das Ladanum, das Gummi, der Pappelbalsam an den Knospen), welche die Excremente der Pflanzen darstellen, erscheinen. — Der so digerirte und gereinigte Saft geht nun durch Seitencanále in die Rinde und markigen Theile über, um sie zu ernàhren und wieder zur Wurzel abzusteigen. Parent und Mariotte (Mém. de Ücad. de Paris. 4nnée "T iolgten den Ideen von Perrault und den Beobachtungen von de la Baisse über die Circulation, unterscheiden sich aber dadurch, dass | | II. Frühere Ansicht über Circulation u. Saftbewegung in d. Pflanzen. A1 sie den Rückgang des absteigenden Saftes der Rinde in das Holz der Wurzeln am bestimmtesten aussprechen. Der Verlauf des Processes ist nach diesen Vorstellungen folgender: Die nàhrenden Feuchtigkeiten der Erde steigen, nach der Einsaugung durch die Wurzeln, im Holze des Stammes auf zu den Zweigen und Bláttern und Früchten. / Sie sind mit entsprechenden nahrenden Eigen- schaften versehen, und nachdem sie allen diesen Theilen ihre nàhren- den Stoffe abgegeben haben, steigt der unnütze Ueberrest wie- der durch die Rinde zur Wurzel hinab, um hier eine neue Kochung und Zubereitung zu erleiden. | Hiernach vereinigt sich die abgestiegene Flüssigkeit wieder mit den neuen Sáften, die durch die Wurzel eingesogen werden, und beide steigen wieder in die oberen Theile durch das Holz in die Hóhe.: Mariotte suchte das Absteigen des Saftes dadurch zu beweisen, dass die gefarbten Safte milchender Pflanzen in reicherer Menge gegen die Wurzel bei Verwundungen aus- flóssen und fügte noch. einen. Versuch mit Schollkrautpflanzen hinzu, die er nach dem Ausreissen aus dem Boden mit den Dlattern ins Was- ser steckte, wahrend der Stamm im /Trockenen blieb. Nachher zeigte sich beim Durchschneiden des Stammes eine grosse Menge sehr blass- gelber wassriger Milchsaft, woraus Mariotte schloss, dass dieser da- durch entstanden sei, dass das von den Dlàttern eingesaugte Wasser sich gegen. das Wurzelende absteigend zum 'Milchsaft bewegt habe. Dieser Versuch will freilich weniger sagen, als die anderweitigen Gründe, aus denen sie auf die Nothwendigkeit einer Circulation schlos- sen. Dahin gehórt vorzüglich Folgendes: Alle durch Wachsthum an der Pflanze sich bildenden. Theile, die Blatter, Blumen und Früchte; erfordern bestandig einen nahrenden Saft, der zuvor digerirt zuberei- tet sein muss, denn der rohe eingesaugte Stoff kann unveràándert nicht assimilirt werden. Diese Veranderung kann nicht mit einem Schlage geschehen, sondern es:gehóren dazu verschiedene Stufen der Verar- Vol. XVIII. Suppl. II. 6 49. «WO S coo EH Senn, die CiMMeséi o soa UI beitung, wodurch die unnützen imd überflüssigen. Theile vot. den brauchbaren abgeschieden und diese. gereinigt werden ,; wahrend :die excrementitiellen 'Theile durch Ausdünstung: und. Absonderung. aus der Pflanze geschaílfi: werden — —— el. hiapam des arbres. T.I. p.519). y wertitile i slot! gri xir TV ib Mert . Allen diesen: Tiri der Circulation bei "- Pflanzen liegt das Vorbild der centrálen thierischen Circulation. zum Grunde, deren Analogieen man gewaltsam genug durchaus auf die Pflanzen anwenden wollte, anstatt aus den eigenen Erscheinungen des: Pflanzenlebens selbst den natürlichen Gang der Sáftebewegungen zu verfolgen. ^. — Es hat daher nicht fehlen konnen, dass sich eben so viele Gegner als Verfechter dieser 'Circulationstheorieen fanden, weil fast alle: für die Circulation angeführten Erscheinungen nicht in dem natürlichen Zusammenhange mit dem Ganzen aufgefasst. sind ,, und daher eben so viel is emet als Wahrscheinlichkeit. himc di pose ht 8I E Hales, Bonnet, Ya eno!t oet brmmseso Bid To o noeriemr? neris Miiniidon Dtioiáel und Bonnet haben nach Phi diese Wi- dersprüche schon hinreichend erkannt, wenn es ihnen gleich nicht gelingen konnte, aus ihnen die. Wahrheit hervorgehen zu lassen; und sie bei den Zweifeln stehen bleiben mussten. . Hales (vegetable sta- tiks. London 1727. 4.) hat sich besonders mit der Bewegung des Saftes im Holze beschàftigt. Er führt zunachst Erscheinungen an, welche zeigen, dass dieser Saft keinesweges in einer fortwahrend auf- steigenden Bewegung begriffen ist, weil man am thranenden Wein- stock sieht, dass der aus dem abgeschnittenen: Ende in eine. darauf gekittete Glasróhre aufsteigende 'Saft bald hóher steigt, bald wieder fallt, je nach der verschiedenen Temperatur, Witterung , Feuchtigkeit und den Perioden von Tag und Nacht; weil ferner die Erscheinungen des Umkehrens der Bàume, wobei die Wurzeln Blátter und die Zweige II. Frühere Ansicht über Circulation u. Saftbewegung in d. Pflanzen. A8 Wurzeln treiben, zeigen, dass auch: die Richtung der Saftebewegung sich umkehren kónne.' Ha ales glaubt daher, dass der Saft in den- selben Gefassen bald aufsteige, bald wieder rückwarts gehe, also sich nur hin und. her bewege oder balancire.:: Schon Mal- pighi sagte, dass in den 'umgekehrten. Baumen der. Saft umgekehrt von den Zweigen nach den Wuürzeln in. die Hóhe steige, und Hales hat solche Erfahrungen vermehrt, indem: er einen beblatterten Apfel- zweis mit der Spitze: seines: abgeschnittenen Mitteltriebes in Wasser steckte; und dabei mehrere Tage:lang das eingesogene Wasser abwárts zu den Blàttern führen und verdunsten sah. Obgleich diese Beobach- tungen. der. Lehre von. dem: directen Aufsteigen. des: Saftes im. Holze ganz widersprechen, so ist:doch andererseits Hales's Theorie von dem Auf- und Absteigen (balancement) des. Saftes keinesweges da- durch bewiesen. Nach Hales geschieht. nàmlich das Auf- und Absteigen nur in denselben Gefàssen, aber zu verschiede- nen Zeitperioden. Wie unrichtig: dieses jedoch ' ist, sieht man an den schon Duhamel (physique:des arbres. T. H. p.508) be- kannten und: von Gautier in.Canada an den Zuckerrohrbàumen gemachten Beobachtungen; dass zu gleicher Zeit der Saft unten aus der abgeschnittenen Wurzel und oben aus den abgeschnittenen Zweig- Enden :ausfliesst. : Ich habe: die Wurzel einer Birke entblósst und in der Erde durchhauen lassen: -Hier:strómte zw gleicher: Zeit: der Saft abwaárts aus. dem Stàmm in den Wurzelstumpf, und aufwarts von den Waurzelspitzen in-das: vom Stamme abgehauene Zweigende. | Beim Sammeln des Holzsaftes: aus Birken durch Einbohren von Lóchern in den Stamm sahe ich immer den Saft aus allen Seiten. von oben und unten àm. Bohrloch hervorquellen, was ohne eine gleichzeitige Direc- tion. der: Saftbewegung nach allen Richtungen unmóglich wàáre. Es ist freilich richtig, dass eine dieser Richtungen überwiegen, und die Saftmasse zu-Zeiten in überwiegend aufsteigenderoBewegung sich 3E 44 scene coo Ms Senurrzs die Gihloséi: 050 ood LIE befinden. kann, wogegen sie zu anderen Zeiten, oder. unter anderen Unmstanden , überwiegend absteigend wird, wie letzteres z. B. bei im Winter abgehauenen Birkenstammen der Fall ist, die bis in den Frühling liegen bleiben, und bei denen der aus der feuchten Luft. durch. die Zweige eingesogene lHolzsaft sich in überwiegender Richtung gegen das abgehauene Stammende drangt; allein immer widersprechen diese Beobachtungen der Theorie von Hales nicht minder, wie der Lehre von der rein aufsteigenden Bewegung im Holze. Die Sache ist also durch Hales nur schwieriger, nicht aufgeklarter geworden, ungeach- tet der Vortrefflichkeit seiner Beobachtungen. it93i; b an Magnol und Bonnet stützen sich bei ihren Bundedtitutes ge- gen die altere Lehre von der Circulation auf die Erscheinungen. des Aufsteigens der gefarbten Flüssigkeiten, welche sie ohne Verànderung bis in die hóchsten Pflanzentheile aufsteigen sahen. | Nach Magnol nehmen die weissen Blumen der in Phytolaccatinctur gesetzten 'Tube- rosen selbst eine rothe F'arbe an, was nach Magnol's Ansicht nicht geschehen. kónnte, wenn eine durch die Circulation bewirkte. Verar- beitung des rohen Saftes statfande. Diese Einwendungen treffen allerdings die irrigen Vorstellungen von der gànzlichen Umarbeitung des Holzsaftes durch Magen und Darmcanal der Pflanze, wie sie de la Baisse dargestellt hatte und Mariotte und Parent annahmen;sie zeigen auch, dass der rothe eingesogene Saft nicht gleich wie.das Blut in den Thieren circulirt; allein sie beweisen nicht, was Magnol be- weisen wollte, dass nach. dem Aufsteigen des Saftes alle weitere Saft- bewegung in der Rinde abgeschnitten sei, und ausser der Holzsaftbe- wegung keine weitere Circulation stattfinde.. Bonnet selbst bestàatigte sogar die Beobachtung von de la Baisse, dass nach dem Aufsteigen farbiger Flüssigkeiten die Rindensáfte sich in der Richtung von oben mach unten farben. || Ueberhaupt aber bezichen sich die Beobachtun- gen von Magnol, Hales und Bonnet nur auf die Holzsafibewegung, / II. Frühere Ansicht über Circulation u. Saftbewegung in d. Pflanzen. |. 45 und von dieser allein werden irriger Weise Schlüsse auf die Saftbe- wegung in den Pflanzen überhaupt gemacht, so. dass diesen nur ganz einseitige Beobachtungen zum Grunde liegen, wobei:die Erscheinun- gen der MET in der Runde unbeachtet bleiben. : S 18. conum " du Monceau (la physique des arbres. Paris 1758. n T. II. Livr.F.) fasse wieder die Saftbewegung im Holze und in der Rinde gemeinschaftlich, aber immer noch in àhnlichem Zusam- menhange auf, wie in den früheren Circulationstheorieen, wo das Auf- steigen im Holze. mit dem Abstéigen in der Rinde im ununterbroche- nen Zusammenhange: stehen soll. Duhamel hat aber einen grossen Reichthum von Beobachtungen zusammengestellt und diese mit viel- seitigem. Urtheile betrachtet. Die Ansichten über. die Saftbewegung von Hales, Magrnol und Bonnet genügen ihm nicht und er neigt sich mehr zu der Annahme einer Circulation nach den. Vorstellungen von Parent und Mariotte (Histoire de Üdcadémie de Paris. 1711), nach. denen der Saft im. Holze aufsteist und in der Rinde wieder ab- steigt, doch-ohne die Widersprüche dieser Theorie zu verkennen. Er sagt, dem damaligen Standpuncte der Wissenschaft gemáss, sehr wahr, man müsse eingestehen, dass die von Perrault, Parent und Ma- riotte angeführten Gründe allerdings zu der: Voraussetzung berechti- gen; dass:die Circulation der Flüssigkeiten für.die Zubereitung der Nahrungssafte der Pflanzen eben so nothwendig sei, als bei den Thie- ren; indessen seien diess nur Gründe für die Wahrscheinlichkeit, die keine volle Ueberzeugung gewahrten; doch mangelten directe Beweise vielleicht nur darum, weil die Kenntnisse über den Mechanismus der Saftezubereitung zu beschrankt seien (l.c. p.515. 022). Duhamel halt es durch dieVersuche von Magnol,:de la Baisse, Reichel und durch seine eigenen Beobachtungen für erwiesen, dass der Saft in . Gefássen des Holzes aufsteige uiid. eben so; dass er in. der Rinde wie- 46 WaOcmm Y. n — €. H. Senurrz, die Cyklose.. IOITEMS tos I der gegen die: Wurzel hinabsteige (l. c. p.549. 526). Allein die Ver- bindungen zwischen den. Gefássen des aufsteigenden: und. des abstei- genden Saftes hielt er. für unerwiesen, und: nahm das Dasein einer Circulation nicht entschieden an. Er neigt sich also mehr zu der An- sicht von Dodart, welcher mit.Hales zwar die Circulation laugnete und ein: blosses Ab- und. Aufsteigen: der Sáfte zuliess, aber gegen Ha- les annahm, dass der aufsteigende Saft von. dem absteigenden ver- schieden und beide in Gefassen von verschiedener Structur enthalten seien, nur dass sie keine Verbindung unter einander hàtten, wie die Anhanger der Circulation glaubten (Duhamel /.e. p.523). Duha- mel beschaftigte sich vorzüglich mit den Beweisen für das Absteigen eines eigenthümlichen Saftes in der Rinde, wobei ihm nur genauere mikroskopische Betrachtungen féhlten, um besser die Widersprüche einzusehen, in denen Duhamel. selbst. befangen blieb. Die Haupt- beweise, welche HURPUUM für das — des Saftes überhaupt anführte; waren :- t. ob ovioYut3) o1fod ra dd. ber rero d uro 1) Die Bain über das Asllidiseni des Milchsaftes,: den man. für einen absteigenden Saft hielt, — M: z. B. dem Schóllkraut, den Euphorbien; dem Mohn;. 2) das Ausfliess des: Harzes aus ; verschiedenen | Bàumen;. 3) die Bildung dor Wülste nach dem Ausschneiden von Rindenringen an Bàumen, womit zugleich die Erzeugung der Wurzeln aus dem absteigenden Safte zusammen- hangen sollte; 4) die Einsaugung gefarbter Flüssigkeiten, die in den Gefássen des Holzes bis zür Spitze der Pflanzen aufsteigen und. dann sich erst den Rindensáften. — n des arbres. T.I. —— &95)ool: nob rur oeetiaiurno ' liovr , tieriob suit Hioiollom ^"Duhamel scheint ein Abseiden — nur imdér Bilriodié — , doch spricht er'dieses keinesweges bestimmt aus; wahr- scheinlich weil: ihm das Organ des: Absteigens in. den. krautartigen Pflanzen, welche keine ausgebildete Rinde besitzen, zweifelhaft- blieb; II. Frühere Ansicht über Circulation u.Safthewegung in d. Pflanzen. A1 eribeschrankt sich also nur darauf das-Absteigen des:Saftes überhaupt zi beweisen (Il. e. p. 904). Wir; werden nun die einzelnen von Du- hamel dafür angeführten Beobachtungen riüher betrachten: und:sehen, dass auch keine einzige unter ihnen ist; welche ausschliesslich ein Ab- steigen zeigte. .. Diese Betrachtung. wird für uns um so wichtiger, als alle spáteren Ansichten über das Auf-:und Absteigen des Saftes bis auf unsere Zeiten auf.denselben Gründen beruhen urnd:sich somit eben so unhaltbar erweisen, als die Ansichten von Duham el selbst. —. Was zunachst das Ausfliessen der. Milchsáfte aus verwundeten Pflanzentheilen betrifft, so behauptet Duham el mit Perrault, de la | Baisse, Mariotte, dass dieser Saft in weit grósserer Menge von den Zweigen: nach der Wurzel-hin ; als von der Wurzel nach oben fliesse (Phys. des arbres. II. L. V. cap. IH. T.I. L.I. cap. IF). Duhamel | sowóhl als Máriotte hielten diesé Erscheinung für ganz entschieden, | indem:sie zu zeigen sucbten, dass. selbst gegen die.Schwere der Saft , dann in stàrkerer Menge nach unten ausfliesse; wenn man die durch- schnittenen milchenden Pflanzen. mit-demr ünteren Ende in. die Hohe halte," Perrault ging so weit, zu behaupten, dass; wenn man einen unreifen Mohnkopf durchschneide, man aus dem oberen Ende einen | gelben. Saft nach unten àábsteigen sehe, waàhrend. von-dem unteren ein weisser Saft nach oben aufsteéige. :: Diese Behaüptungen fin- den sich aber durchaus nicht in der Natur begründet, und beruhen einzig und allein auf. Vorurtheilen, wodurch :man- die ünzweifelhafte- sten "Thatsachen entstellt hat. | Vielmehr ist die Wahrheit allein. diese, . dass.bei jeder Verwundung: milchender | Pflanzen ;^ welchen Theil man , auch verwunden móge, der Saft mit. gleicher Starke und in gleicher . Menge von allen. Seiten heraustreibt.: Ist die Wunde quer, so sieht man den Saft in auf- und absteigender Richtung ausfliessen; ist sie , eine Làngswunde, so fliesst der Saft von beiden Seiten aus, Die Er- scheinungen sind so allgemein und entschieden; dass sie nicht im ent- 4s ese |o €. H. Senuumz, die Cyklose:. 5 9 lerntesten andeuten, dass der ausfliessende Saft in absteigender oder auch nur in überwiegend absteigender Bewegung begriffen sei, viel- mehr zeigen sie, dass die Bewegung gleichfórmig in allen Richtungen geschieht. Am deutlichsten sieht man diese Erscheinungen in den saftreichen Pflanzen, z. B. 4sclepias syriaca, den blattlosen Euphorbien und Cactus, aber sie erscheinen im Wesentlichen auch nicht anders bei'm Mohn, bei'm Schóllkraut und bei allen anderen Pflanzen. . Es ist natürlich, dass, wenn man eine Wurzelspitze abschneidet, die ab- geschnittene Spitze selbst wegen ihres geringeren Saftreichthums we- niger Saft nach oben ausfliessen lassen wird, als das noch am Stamme sitzende Ende. der Wurzel nach unten. sendet; weil es eine gróssere Saftmasse von der Pflanze erhált, mit der es zusammenhángt. | Der umgekehrte Fall wird. beim .Abschneiden einer. kleinen :saftarmen Zweigspitze am oberen Pflanzentheil eintreten. Denn hier wird aus dem mit der Pflanze zusammenhàngenden. Zweigstumpf, der noch Saft von der Pflanze an sich ziehen kann, mehr Saft nach oben aus- fliessen, als von: der abgeschnittenen Zweigspitze nach unten vordrángt. Allein man kann aus ersterer Beobachtung. eben so wenig schliessen; dass der Milchsaft eine bloss absteigende Bewegung habe, als man aus der letzteren schliessen darf, dass der Saft sich nur aufsteigend bewege. Auf solche einseitige Trugschlüsse: aber sind die Ansichten von dem Absteigen des Saftes gebaut. n jlois- roh Gehen wir nun zu dem Ausfliessen "- Harzes und. - Gummi aus den Schniuflàchen der Rindenwunden über, so finden sich ganz ahnliche V erhaltnisse, welche jedoch hier mehr von den mechanischen austreibenden Kraften bedingt erscheinen, indem die Harz- und Gum- micanàle blindsackartige Behalter ohne die contractilen Kráfte der Lebenssaftgefasse sind, in. denen: der Milchsaft enthalten ist, so dass ihre Bewegung mehr .von àusseren Verhàltnissen, als die Bewegung der Milchsafte, abhangig ist. Duhamel behauptet, er habe nur aus ] — c — € —À hs II. Frühere Ansicht über Circulation u. Saftbewegung in d. Pflanzen. 49 den oberen Wundrandern in der Rinde eines Kirschbaumes Gummi ausfliessen sehen, nicht aus den unteren (l.c. 47. p.510). . Eben: so soll. nach ihm auch das Harz bei den harzführenden Baumen nur von oben kommen. Was das Gummi und die Harze anlàngt ; so sind die- ses Sekretionen; welche ohne alle eigene Bewegung in ihren Behal- tern: eingeschlossen sind, und. welche; mechanisch dahin ausfliessen, wo sie:durch mechanische Krafte oder/ den Druck. des umliegenden Zellgewebes hingetrieben werden. Sind also: dié Gümmicanále alterer Baume, in: denen. das umliegende ;Zellgewebe: keine comprimirende Wirkung mehr auf sie ausübt, an ihrem oberen:Ende verletzt, so kann, ungeachtet der Verwundung, das Gummi gegen seine Schwere nicht in. die: Hohe. steigen und ausfliessen; dagegen wird es aus. den am unteren Ende verletzten Canalen durch «die Wirkung: seiner eigenen | Schwere allmàlig austreiben. . Aehriliches findet sich bei den Harzgan- gen.. Doch geschieht beides nur an àlteren Pflanzentheilen; wo Du- hamel auch. seme Beobachtungen angestellt hat. In jüngeren Pflan- A S freni zentheilen dagegen ist durch die Contractilitát dés Zellgewebes immer 'ein Druck. auf. die Secretionscanale vorhanden; wodurch: dann. nach Verletzungen das Gummi und die Harze auch nach oben. so. gut wie nach unten austreiben. .Jene Beobachtungen sind also zu. einseitig: an- gestellt, als dass für die Saftebewegung eine allgemeine F'olgerung dar- aus hergeleitet werden kónnte. Zudem aber lehrt die Anatomie, dass die Behàálter; worin das: Gummi und. die;Harze ehüthalten sind, eine fortschreitende Bewegung unmoóglich machen, so dass diese Safte, wie die àtherischen. Oele, von Natur nicht. bestimmt sind, sich zu. bewe- | gen. Indem maii also die Erscheinungen des Ausfliessens dieser Sáfte mit den Bewegungen der Milchsafte züsammengestellt, hat man Dinge von der verschiedensten. Nátur. zusammiengebracht und-irrigerweise | àuf einen. Zusammenhang von Erscheinungen gesohlossen, die gar kei- , nen Zusammenhang haben. —Es ist al$o nicht nur; dass die Beobach- Vol. XVII. Suppl. II. T 60 s os vs € Ho Scu; die €yklos&: 0055 oou tungen über die absteigende Bewegung dieser Secretionen überhaupt einseitig und unrichtig sind , sondern auch, dàáss man aus solchen un- richtigen Beobachtungen eben so: unrichtige Analogieen gefolgert hat. ^^ Der dritte Beweis für die absteigende Saftibewegung wurde aus der Bildung der Wülste an den oberen Wundrandern der Rinde und aus der absteigenden Bewegung der Wurzeln, sowohl bei keimenden Saamen, als an den entwickelten Pflanzen entnommen. Duhamel's meisterhaften Beobachtungen über die Bildung neuer Holz- und Rin- denschichten, über die Verheilung der Wunden und die Vereinigung des Reises mit dem Stamme bei Pfropfungen sind bekannt, und man sollte glauben, dass er sich in der Beurtheilung dieser Erscheinungen durch Vorurtheile nicht habe irre führen lassen. lIndessen hat er auch hier die ihm unerklàrlichen wwidersprechenden Beobachtungen von der Hand gewiesen, um einer ihm wahrscheinlichen Ansicht. von dem Absteigen des Saftes nicht neue Hindernisse in den Weg zu legen. Eine Erscheinung, zu deren Beobachtung sich, seitdem Bàume auf der Erde wachsen, durch zufallige Verletzungen gewiss immer Gelegen- heit geboten hat. Die Bildung der Wülste an den Wundrandern der Baumrinden wurde schon von Malpighi durch eigene Versuche mit- telst Auschneiden von Rindenringen nàáher untersucht (4. c. de radici- bus plant. p.69). Malpighi fand schon, dass die geringelten Zweige von Eichen, Haselnüssen, Pflaumen, Weiden, Pappeln oberhalb der ausgeschnittenen Rindenringe wulstig aufschwellten, unterhalb nicht. Aehnliches fand auch Duhamel bei seinen vielen Versuchen, und er bemerkte, dass dasselbe geschehe, wenn man cinen Baumstamm, ohne ihn zu ringeln, mit einem festen, nicht dehnbaren Bande umschnüre, wodurch die Rinde eingeschnürt werde (/. e. 4I. p. 102, 107, 511). Er sagt, dass die Wülste, welche die Narben der Wundránder bilden, immer durch einen Ausfluss, der von oben komme; niemals durch einen Ausfluss von unten sich bilden. Zum Beweise fügt er die I. Frühere Ansicht über Circulation u. Saftbewegung in d. Pflanzen. 51 Abbildung eines bis zur oberen Halfte des astlosen Stammes entrinde- ten Baumes bei (tab.5. fig.40. Livr. V.), der solche Anschwellungen am .- oberen Wundrande, nicht an dem unteren, gebildet hat. . Er fügt | hinzu, dass sich auch an der Basis jeder Knospe eine dergleichen Wulst | bilde, woraus die Wurzeln an Ablegern und an Stecklingen entsprin- gen, und dass bei'm Pfropfen in den Spalt sich. an. der Basis .des . Pfropfreises auf dem abgeschnittenen Baumstamme. eine. ahnliche | Wulst bilde. - Halten wir zunáchst die Thatsachen fest, so sind sie | sàmmtlich nicht allgemein, sondern nur in gewissen Fallen durch aus- . sere Umstande bedingt, und. in Wahrheit bilden sich so gut Narben- | wülste an den unteren, als an den oberen Wundrandern geringelter | Báume. Es hat nur seine Richtigkeit, dass in der Regel die Narben- | wülste an den oberen Randern starker sind und mehr hervortreten, | nicht aber, dass sie unten ganz fehlen sollten. | Vielmehr finde ich, bei | genauer Beobachtung, wie ich auch bei Beschreibüng der Cyklose in dem | Werke jüber die Natur der lebendigen Pflanze dargestellt. habe, dass nach dem Ausschneiden von Rindenringen sich Narbenwülste an. den unteren, so gut als an den oberen Wundrandern zeigen, ja dass, wenn , junge Triebe unterhalb der.unteren Wundrander hervorbrechen, die | Wülste unten eben so gross werden, als oben. .. Den Grund hiervon, , der in dem Zufluss einer grósseren Menge von. Lebenssaft von den Bláttern aus liegt, habe ich am angeführten Ort ebenfalls: schon aus- | einander gesetzt. Ja, ich finde sogar, dass Duham el"n selbst die Er- | scheinung, dass auch an den unteren Wundrandern sich kleine Wülste . bilden, gar nicht unbekannt geblieben ist, indem er (/. e. p.104) gera- | dezu sagt, es hàtte sich, wahrend oberhalb eine grosse W'ulst ent- | standen sei, unterhalb fast gar keine gebildet, Und so bildete er auch (tab.4. fig. 129. 135. p.214) die kleineren unteren Wülste ganz | richtig ab. Duhamel hat sich also hier der Theorie. des absteieenden | Sáftes zu. Liebe die unbéstreitbare Erscheinung: der; Bildung kleiner ! * | »* $3. 20050500 5 0 oo XH. Senis die Cyllosés 0 oH Narbenwülste an den unteren Wundrandern verschwiegen , wahrend diese Erscheinumg das grósste Licht. auf die Lehre von der Sáftebewe- gung hàátte werfen müssen, und dadurch, dass niemand diesen Irrthum Duhamcecel's berichtigt hat, dieselbe Dunkelheit über diesen Gegen- stand fortgedauert hat. Die Bildung der Narbenwülste an den unte- ren Wundràndern zeigt nàmlich, so klein sie auch sein mógen, un- widersprechlich ;: dass sie sich nicht allein: aus dem absteigenden Saft bilden kónnen. Inzwischen haben wir ebenfalls bereits an oben an- gezeigtem Orte bewiesen, dass diese Narbenwülste, àhnlich wie die Holz- und Rindenschichten , überhaupt gár nicht unmittelbar aus dem circulirenden Lebenssafte der Rinde entstehen, sondern durch Sen- kung des zwischen Holz und Rinde sich erzeugenden embryonischen Cambium's bewirkt werden, nachdem sich dieses aus dem Lebenssafte gebildet hat, also nur eine unmittelbare Beziehung auf den circuliren- den Saft haben... Die Bildung der Wülste ist also einmal nicht so, wie sie Duhamel annahm, und wenn sie so ware, so würde dennoch nicht eine einfach absteigende Safibewegung in der Rinde dadurch bewiesen, denn die Senkung des Cambium's gegen die offenen Wund- rànder kónnte auch dann geschehen, wenn das Cambium aus einem aufsteigenden Saft gebildet worden wàre, wie ja auch Duhamel selbst zweifelhaft darüber blieb, ob nicht zuweilen aus dem Holz, ohne — der Ránde; sich neue Wülste und Bcbichnas bilden kónnten. ^" ZI ; Was den vierten Beweis für die absteigende Bewegung des Saf- tes betrifft, so beruht er allein auf den von de la Baisse und Bon- net angestellten Beobachtungen des Ueberganges der durch das Holz eingesaugten farbigen Flüssigkeiten in die weissen Milchsafte an. der Spitze der Triebe. || Daraus aber geht nicht im geringsten hervor, dass nur die Milchsáfie sich nur absteigend in einer und derselben Rich-. tung bewegen, und alle Gründe, welche wir oben gegen die Ansicht II. Frühere Ansicht über Circulation u. Saftbewegung in d. Pflanzen. 98 der absteigenden Bewegung der Milchsafte pud gescdieo a" siii auch hier geltend zu machen. ^ Indem wir also genauer das: ribtüslibhe Sachverhaltniss anfdickkiis Man wir auch; aüf welcher unzuverlàssigen Basis die Lehre von: dem | Aufsteigen und Absteigen des Saftes beruht. . Nichts desto weniger hat man sie bis auf die neuesten Zeiten beibehalten und auf mancherlei Art aufrecht zu erhalten deus ;wenn — inclus sifiia Widerstre- | ben der Natur. E Nenebler . vam WMarum, Hedwig, Moldenhauer. (DS TO DI iJ) S 19. Der Mangel anatomischer Kenntnisse machte, dass in dem sonst | reichhaltigen Werk von Senebier (physiologie végétale. T.4. p.105) | die Ansicht ausgesprochen wurde, dass sich der absteigende Saft zwi- schen Holz und Rinde abwarts bewege. Diese Ansicht würde keiner Erwahnung verdienen, wenn sie nicht spater bis auf. Keith (system of physiological botany. London 1816. p.182) und Sprengel (vom Bau und der Natur. der Gewachse. 5:440) zu der irrigen Verwechse- lung der wahren Rindensáfte mit dem :Cambium :die Veranlassung | gewesen: wáre. So hielt man denn das Cambium, eine neue embryo- nische Bildung aus den Saften, für den absteigenden Saft selbst, und wir haben hiergegen die wahre Natur des Cambium's umstandlich zu erlàutern gehabt (Natur d. lebendigen Pflanze. I. 8.633 £).. Inzwischen war dadurch bestimmter ausgesprochen, dass die. Wülste. àn.. den | Wundrandern der Baumstàmme sich durch. das vordrangende Cam- | bium bilden; aber Senebier suchte hieraus wieder falschlich Schlüsse , auf eine absteigende Saftbewegung zu machen. Er führt. dafür die Betrachtung von Lancry (Dict. d^agriculture de lencyclop. métho- | dique. Art. bourrelets) an, dass die Wülste an den oberen Wundràn- | dern um so grósser werden, je mehr oberhalb die geringelten Zweige | Blátter tragen, von denen der Saft absteige; ferner, dass aus diesem 54 C. H. Senrrz, die Cyklose. —- vw UM Grunde ein harmonisches Verháltniss in der Entwickelung der ent- sprechenden Wurzeln und Zweige eines Baumes vorhanden sei, die sich gegenseitig ernáhren, indem die Wurzeln und Zweige untérein- ander ihren gleichzeitigen Untergang mach sich ziehen, oder sich. in gleichem Verháltniss starker entwickeln. Obgleich diese Beobachtun- gen an sich naturgemass sind, so beweisen sie aber doch nicht, dass der Rindensaft eine ausschliesslich absteigende Bewegung habe; da, ungeachtet der Existenz einer absteigenden Bewegung, wie oben angeführt worden, auch unzweifelhafte. Erscheinungen einer gleich- zeitigen aufsteigenden Bewegung der Sàáfte in der Rinde vorhan- den sind. Bei der grossen ni nsichethelt, welche nicht nur über dioi Existenz und den Gang der Saftbewegung überhaupt, sondern insbesondere über die Organe, in denen sie stattfinden, in damaliger Zeit herrschte, war ein gewagtes prophetisches Unternehmen, dass van Marum seine be- rühmten elektrischen Versuche über die bewegende Kraft. der Pflan- zensafte anstellte (van Marum dissert., qua disquiritur, quousque mo- tus fluidorum et ceterae quaedam animalium et plantarum functio- nes consentiunt. Groening. 1775). v. Marum suchte die Ursache in der Irritabilitat der Gewachse, die nach seinen Versuchen durch starke elektrische Schlage mittelst der. T ey ler' schen Elektrisirmaschine ge- lahmt werden kónnen, so dass das Ausfliessen des Saftes aufhóre. Gegenüber den Vorstellungen von Grew, Muschenbroek, Sene- bier, nach denen eine blosse Capillarattraction oder hygrometrische Thatigkeit das Aufsteigen bewirke, und den mechanischen Ansichten von Hales und Bonnet, welche die Ausdünstung des Wassers durch die Blatter als die Ursache der Safibewegung angaben, war dies ein wichtiger Fortschritt in. der Lehre von der Lebenskrafi der. Pflanzen, ungeachtet er in damaliger Zeit seine etat nicht genug — konnte. | II. Frühere Ansicht über Circulation u.Saftbewegung in d. Pflanzen. 595 — Bei der damals zeitgemàssen Neigung; die Lehre. von dem auf- steigenden und absteigenden Saft zu. beweisen, ging rnan so weit, an- statt die F'unctionen aus dem Bau herzuleiten, umgekehrt einen. ent- sprechenden Bau für die vorausgesetzten .F'unctionen zu finden, und in der Pflanze besondere zuüführende und rückführende Gefasse (vasa adducentia und vasa reducentia) zu unterscheiden, eine Unterschei- dung, wodurch manche Verwirrung in die Lehre von den Gefassen gekommen ist, um so mehr, als der Ursprung der Unterscheidung | dieser Gefásse ein rein hypothetischer war. Hedwig (de fibrae ve- getabilis et animalis ortu. Lips. 1790. p. 22 sq. und Sammlung zer- ' streuter Abhandlungen, 2. Bd. 8.10, so wie in den Zusatzen zu: Apho- rismen aus der chemischen Physiologie der Pflanzen. S.156) machte zuerst den Unterschied zwischen. zuführenden und rückführenden | Gefàssen. Er sagt in dem Sinne von Perrault und Mariotte: ,,die Saftgefasse sind entweder zuführende und in ihrem Geschafte den Schlagadern der Thiere, oder rückführende, und insofern den Venen derselben zu vergleichen.* | Dabei stützte sich Hed wig aber nicht sowohl auf eigene Beobachtungen in Beziehung der rückführenden Gefàásse, sondern auf die Angaben von J.-B. D. Moldenhauer in Hamburg (de vasis plantarum speciatim: radicem. herbamque adeun- tibus. Traj. ad Fiadr. 1779), nach denen im Zellgewebe überhaupt, das Moldenhauer mit dem Namen: Mark belegte, ein Netz von Canàlen zwischen den Ràndern der Zellen vorhanden sein sollte, wel- che Moldenhauer mit dem Namen der Markgefasse (vasa medulla- ria) belegte (/. e. p. 29. S 14). Diese scheinbaren Canále zwischen: den Zellenrandern bildete Hed wig auch als Querstriche aus einem Kür- bisstengel ab (fundam. hist. nat. muse. frondos. P.I. tab. IH. fig.8), und sie sind dasselbe, was Treviranus und Kieser spáter zu der , Annahme von Intercellulargangen veranlasst hat. Hed wi g sagte dann bestimmt, dass die Markgefasse Moldenhauer's seine rückfüh- 56 «4 1 C. H. Scuverz, die Cyklose. ——— ww MW renden Gefàásse: seien, die nicht blos im. Mark. der Bàume, sondern im: Parenchym überall vorkamen.:. So hatte man denn der Hypothese von dem absteigenden Saft zu Liebe besondere Gefasse für denselben geschaffen, die eben so hypothetisch blieben, als die. Lehre vom Ab- steigen des Saftes selbst; aber das Andenken dieser Hypothesen hat sich mit der Meinung, dass es erwiesene Wahrheiten seien, dennoch in den Schriften erhalten. | Ein. Fortschritt der. Wissenschaft konnte durch dieses: Hypothesenwerk nicht entstehen, aber es: hat doch dazu gedient, das Bedürfniss nach der Erkenntniss eines inneren Verlaufs der Thàtigkeiten bei der ——Ó€ in den — eine ——ÀÀ zu — GT .. C€otta, Knight, nieudiian; Decandolle. S 20... Hx benlosg:sn Yr Wir besitzen schatzbare Beitáge zur Lehre von dàr Safibewe- gung in den Pflanzen von H. Cotta (HI. Cotta, Naturbeobachtungen über die Bewegung u. l'unction des Saftes in d. Gewachsen. Weimar 1806). Cotta nahm im Allgemeinen die aufsteigende Bewegung im Holze und die absteigende in der Rinde an. Die erste suchte er durch einen eigenthümlichen Versuch, den er nach Duhamel's ahnlichem Experiment. (physique: des. arbres. T. H. p.500. tab. 4. fig.AT) an- stellte; zü. beweisen, indem er/'aus einem Weidenzweig ,' nach .Oeff- nung der Rinde, ein Stück. des ganzen Holzkórpers ausschnitt, so dass der obere-Theil des Zweiges mit dem unteren nur durch die Rinde zusammenhing. . Der obere Theil vertrocknete hier eben so schnell, als wenn er ganz ábgeschnitten gewesen ware. Die Seitenbewegung des Salítes im Holze sucht er durch àhnliche Versuche, wie schon Duha- mel, zu zeigen, indem er den.Holzkórper an mehreren übereinander- liegenden Stellen. von. entgegengesetzter Seite bis auf das Mark ein- schnitt; so dass der Langszusammenhang der Gefásse unterbrochen war. Hier fand nichtsdestoweniger durch die Seitenbewegung das II. Frühere Ansicht über Circulation u. Safibewegung in d. Pflanzen. 51 | Aufsteigen des Saftes vollstàndig statt. « Als Organe dieser Seitenbewe- | gung: sieht Cotta, wie schon Malpighi und Grew, die Markstrah- | len an (vasa horizontalia Malp.), und er glaubt daher, dass auch die |. Markstrahlen es sind, welche zur Bildung der kleinen Narbenwülste auf dem. entblóssten Holz manchem Baum den Saft züführen. Aller- | dings finden sich diese Narbenwülste in den kleinen Gruben, welche die Vorsprünge der Rindenmarkstrahlen nach. dem Abziehen der Rinde . auf dem Holze bilden. - Allein die junge Bildung ist. nicht, wie wir ausführlich gezeigt haben (Natur d. lebendigen Pflanze. I. 8.640), durch Saft.aus dem Holz entstanden, sondern es ist das junge embryonische . Cambium, welches nach seiner Bildung aus dem Lebenssaft der Rinde auf. dem Holz zurückbleibt und sich in den Markstrahlengruben an- hauft und vor dem Austrocknen schützt, so dass es zum Narbenwulste ' von hier aus sich entwickeln kann. In der That standen auch diese Foleerungen mit Cotta's eigenen Annahmen in Widerspruch, nach | welchen der rohe Saft im Holze aufsteigt; der in den Dlattern zube- | reitete und allein zur Ernàhrung und Bildung geschickte Saft dagegen in der Rinde àabsteigt. Denn der rohe wassrige Saft des Holzes kann noch nicht zur Bildung geschickt sein, und seine Bewegung durch die Markstrahlen wird hierdurch eher widerlegt als bewiesen. Knight ist in denselben Widerspruch und lrrthum verfallen, indem er auch | die Markstrahlen als zuführende Organe des Bildungssaftes zu den: , Wülsten ansieht, obgleich er sonst zu beweisen sucht, dass nur die | Rindensàfte die Bildung bewirken. Die Seitenbewegung geschieht in der That allein durch die Anastomosen der Gefasse. Cotta hatte den wichtigen Unterschied zwischen Cambium und den wahren Sáften nicht klar genug aufgefasst, daher denn auch seine Ansichten über die Natur der auf- und absteigenden Sàfte unbestimmt bleiben, und seine , Beobachtungen über das ÁÀufsteigen des Saftes durch die Spiralgefasse des.Holzes mit.dem Uebergange dieses Saftes in die Markstrahlen gar Vol. XVII. Suppl. Il E 98 ; €. H. Scuurrz, die Cyklose. ——— T nicht im Einklang stehen, da nie gefarbte Flüssigkeiten in diese eindringen.. Die Beweise für das Aufsteigen und Absteigen des Saftes sind also durch die sonst sinnigen Beobachtungen von Cotta nicht mehr gelungen, als bei den früheren Autoren. » aildaugio ue M Knight (philosophical transactions. 1801. T.2. p.555. 4905. T.9. p.277...1004. T.4. p.483..4805. T. 1. p.08. T.2. p.257. 1806. T.1. p.99. T.2. p.295. 1807. T.1. p.105. 1808. T.1. p.105. T.2. p.515) hat die Lehre von dem Aufsteigen des Saf- tes durch interessante Versuche erlàutert, obgleich er ebenfalls. die irrigeVerwechselung des Cambium's mit dem absteigenden Safte macht. Die Duhamel'schen Versuche über die Bildung der Wülste werden von ihm bestatigt und darin erweitert, dass die Wülste an den untern Wundrandern sich starker vergróssern, wenn unter ihnen sich beblat- terte Zweige befinden, von denen der Saft zur Bildung neuer Theile absteigen kann. | Von besonderem Interesse sind die Versuche über die Entrindung der Kartoffelstengel. Wein aus einem Kartoffelsten- gel ein Rindenring ausgeschnitten wurde, so wurden die Kartoffeln an den unterirdischen Theilen viel kleiner und es bildeten sich Knol- len anstatt dessen oben in den Blatachseln. | Wenn er alle kleinen Knollen, die sich an einer Kartoffelpllanze zu. bilden anfingen, weg- nahm, so fing die Pflanze, wenn sie bisher nicht geblüht hatte, zu blü- hen an und Früchte zu tragen, und zuletzt bildeten sich ebenfalls noch oberirdische Knollen. Knight sieht diese Erscheinung als Beweis für das Absteigen des Saftes an. — Allein obgleich nicht zu zweifeln ist, dass wirklich die Knollen sich durch den in der Rinde absteigenden Saft bilden, so ist nichts destoweniger eben so gewiss, dass die Blu- men und Früchte, welche nach Entfernung der jungen sich bildenden Knollen entstanden, eben so durch einen von den Bláttern zu ihnen aufsteigenden Saft. sich bilden mussten. K night hatte also seine eige- nen Betrachtungen eben sowohl zur Widerlegung als zur Bestatigung comm ail mpl eg ai a ammo II. Frühere Ansicht über Circulation u. Safibewegung in d. Pflanzen. 99 der Lehre: von dem Absteigen. des Saftes anwenden kónnen. | Diesen auffallenden Widerspruch, dass die Wurzeln nicht mehr durch einen absteigenden, wie die Früchte durch einen aufsteigenden práparativen Bildungssaft ernahrt werden müssen, hat aber, merkwürdig genug, seit Perrault, de la Baisse und Duhamel keiner der gróssern Na- turforscher beobachtet, die sich mit der Lósung der wichtigen Frage von der Saftbewegung in den Pflanzen beschaftigt haben. v. Mirbel stellte in einer früheren Abhandlung (exposition de la théorie de l'organisation végétale. Paris 1809. p. 287) die sich von Senebier herschreibende Verwechselung: des Cambium's mit dem absteigenden ; Saft als unrichtig dar, und zeigte bei Nadelholzern, wie man hier das Cambium von un Harzen v&d eigenthümlichen Sàften wohl unterscheiden müsse. Diess veranlasste ihn aber zu der weitern Behauptung, dass es keinen absteigenden Saft gebe, wenn man das Cambium nicht dafür gelten lassen wolle, sondern dass es nur einen aufsteigenden Saft, den Holzsaft (la séve) gebe, aus dem sich alle Theile | bilden. Hier bleiben denn die Fragen von der Zubereitung und Or- . ganisirung des Holzsaftes, wodurch er zu Dildungen geschickt wird, . noch ungelóst. In neueren Zeiten haben sich besonders Treviranus . und Decandolle ausführlicher mit der Lehre von der Sáftebewegung in den Pflanzen im edge beschaftigt. S 21. Decandolle (physiologie végétale, ow exposition. des forces et des fonctions vitales des végétaux, pour servir. de suite à l'organo- graphie végétale; par 4. P. Decandolle. Paris 1852. T.I. p.146. 167... Auch deutsch u. d. Titel: A. P. Decandolle's PHanzenphysiologie, a. d. Franz. von J. Róper, Stuttgart 1833) folgt im. Allgemeinen der Lehre von dem aufsteigenden vies absteigenden Saft nach Duhamel und Knight, doch mit einigen abweichenden Ansichten. Wir haben gesehen, dass Duhamel den aufsteigenden Saft für einen rohen Nah- E 60 »znnWA .h — €. H. Scnuvrz, die Cyklose. 8. rungssaft hielt, der noch nicht zur Bildung geschickt sej, und. daher zubereitet und hóher verarbeitet werden müsse, um als Rindensaft abzusteigen und zu Bildungen verwendet zu werden. | Diese Ansicht von der nothwendigen Verarbeitung des eingesaugten Saftes vor sei- ner Verwendung zur Érnàáhrung lag schon allen àlteren Vorstellungen von Malpighi, Perrault, Mariotte, denen auch Duhamel bei- stimmte, zum Grunde, und überall wurden hier stillschweigend oder ausdrücklich die Markstrahlen oder die Blatter als die Organe der hóheren Verarbeitung angesehen. Von diesen Ansichten weicht Decandolle nur darin ab, dass er glaubt, der aufsteigende Saft kónne sogleich bei seinem Aufsteigen zur Bildung geschickt werden, gleich dem absteigenden Saft, so dass nur die oberen Triebe (die Knospen) der Pflanzen durch den aufsteigenden Saft, die unteren aber (die Wurzeln) durch den absteigenden Saft gebildet würden (/. e. T. 4. p.162,165). Decandolle nennt absteigenden Saft denjenigen , der in den Bláttern zubereitet wird und dem Blute der Thiere darin ent- spricht, dass das Wachsthum und die Ernáhrung durch ihn bedingt ist. Alleim Decandolle sagt, man müsse die beiden Nahrungssáfte nicht zu scharf von einander scheiden, denn obgleich bei den Pflanzen kein wirklicher Kreislauf stattfinde, so finde sich doch eine bestandige Ver- mengung des vorher ausgearbeiteten mit dem aufsteigenden rohen Nahrungssafte (/. e. p. 206). Aus dieser gelegentlichen Aeusserung sicht; man; dass Decandolle, wie auch Mariotte, de la Baisse, und die alteren Physiologen, einen Uebergang oder ununterbrochenen Zusammenhang zwischen den auf- und absteigenden Saften annimmt, und dass er beide nicht als zu zwei verschiedenen organischen Syste- men gehórig betrachtet. Decandolle spricht sich. sonst immer nur unbestimmt über den Zusammenhang der Sáftebewegung im Ganzen aus, wegen der Zweifel, die ihm, wie allen früheren Pflanzenphysio- logeni, über die Widersprüche'in den álteren Lehren von der Circula- l II. Frühere Ausicht über Circulation u. Saftbewegung in d. Pflanzen. 6l tion und. vom Auf- und Absteigen der Safte sich aufdrangten, ohne damit in's Reine kommen zu konnen. Doch sieht man, dass er darin wieder von den alteren Beobachtern abweicht, dass er nicht glaubt, dass der aufsteigende Saft sich nur im Holz, der absteigende sich nur in der Rinde bewege: | Denn er spricht es bestimmt aus, dass der ab- steigende Saft theilsin der Rinde, theils auch im Holze absteige, aber der absteigende Saft stosse nicht auf den aufsteigenden und kónne daher ohne Hindernisse bis zu den Wurzeln gelangen (4. c. p. 201). | Beweise aber für das Absteigen des Saftes im Holze führt Decan- dolle gar nicht an; im Gegentheil beziehen sich diese nur áuf das , Absteigen in der Rinde (die Wirkung des Cirkelschnitts). ^ Auch sagt Decandolle nirgends, dass sich zweierlei Safte beisammen im Holze unterscheiden lassen, sondern er beschreibt den Holzsaft nur von einerlei Qualitat. Eben so wenig giebt Decandolle Auskunft über die zweierlei Gefasse im Holze, worin die beiden Safte auf- und ab- steigen konnten, sondern in der Organographie werden nur einerlei | Gefásse des Holzes beschrieben. Er scheint also die Annahme von einer Theilung des absteigenden Saftes in Holz- und Rindensaft und von: der Verschiedenheit der Holzsafte nur als eine Folge der Annahme , von auf- und absteigenden Sàften überhaupt zuzulassen. Mam sieht, dass die Beweise für die Lehre vom auf- und absteigenden Saft immer | Schwieriger werden, jemehr man an die besonderen Erscheinungen geht, dass: dabei die Widersprüche in dieser Lehre sich zu unentwirr- | baren Knoten hàufen und sie selbst ein blosser Nothbehelf in Erman- gelung besserer Erkenntniss gewesen ist. Wir folsen Decandolle | noch: etwas. weiter, um: die Ansichten dieses berühmten Botanikers über:den Verlauf der Thatigkeiten bei der Saftebewegung kennen zu | lernen. Decandolle sagt: der aufsteigende rohe Nahrungssaft eni- halt Bestandtheile, welche denen des Gummi's sehr ahnlich sind, nàm- lich Wasserstoff und Kohlenstoff, und man muss den Gummistoff. als zs LT 62 C. H. Scuvurz, die Cyklose. Bildungssaft der. Gewaàchse ansehen (4. e. p.468. 201). So wie der rohe Saft von der Wurzel eingesogen wird, enthàlt er bloss Wasser. Wahrend des Aufsteigens lóst er gewisse Nahrungsablagerungen auf, die der absteigende Saft gebildet hatte, wie das Stárkemehl und den Zucker, die sich leicht in Gummi verwandeln kónnen. |. Dadurch wird nun der aufsteigende Saft zur Bildung der Knospen und Blüthen, die im Frühling vor dem Ausbruch der Blátter austreiben , geschickt (1. e. p.207). Vs giebt also eme doppelte Art, wodurch der rohe Nahrungs- sali umgewandelt wird. Linmal nàmlich wird er durch die Blátter verarbeitet und. in absteigenden Saft umgewandelt. In anderen Fál- len hingegen und namentlich, wenn er den Befruchtungsorganen zu- (liesst, findet. dieser Saft in den Anschwellungen an der Basis dieser Organe eine Masse mit abgelagerten Nahrungsstoffen, die er auflóst, und wird dadurch, mit nàhrenden Stoffen geschwangert, den Blumen zugeführt (I. c. p. 240.211). Allein Decandolle berücksichtigt nicht, dass die wenigsten Pflanzen vor der Entwickelung der Blatter Blu- men treiben, die meisten dagegen schon vor dem Blühen Blàtter ha- ben, und man sieht nicht ein, warum da, wo wirklich schon Blatter vorhanden sind, dennoch nicht die Blátter ihre Function ausüben und den Nahrungssaft zubereiten sollten; warum im Gegentheil gerade die edelsten 'Theile an der Pflanze aus dem aufsteigenden rohen Pflanzen- sali, der nur wenige nahrende Theile unterweges aufgelóst bat, soll- ten. gebildet. werden, wáhrend die unedleren Wurzeln nur aus dem wahrhaft verarbeiteten absteigenden Saft sich bilden sollten, und die- ses zu einer Zeit, wo die Organe dieser Verarbeitung allgemein vor- handen sind. Endlich widerspricht eine solche zweifache Verarbei- tungsweise aller Analogie und den Gesetzen der organischen Entwik- kelung selbst. Es müssten namlich zweierlei Gefásse sein, welche dieselbe Function der Zufuhr der Sáfte bei der Ernahrung hatten. Die Gefasse des Holzes würden den Blumen, die Gefásse der Rinde, oder 2o careo peat IE am PU e— . YI. Frühere Ansicht über Circulation u. Saftbewegung in d. Pflanzen. 68 diejenigen für den absteigenden Saft überhaupt, würden den übrigen Theilen Nahrungsstoff zuführen müssen, was durch keine einzige Beobachtung erwiesen ist und gegen alle Analogie erscheint. Ande- rerseits würden dieselben Gefasse für den aufsteigenden Saft zweier- lei Functionen haben müssen, namlich die Function der Einsaugung und Assimilation, und die Function der Circulation zugleich, dieses aber wieder nicht allsemein, sondern nur für gewisse Vegetations- perioden und für gewisse Pflanzentheile. ^ Wozu wollen wir ums diese, der einfachen Naturbeobachtung entnommenen Widersprüche langer verhehlen, um das alte morsche Gebaude der Lehre vom aut- und absteigenden Saft noch lànger zu hegen und zu pflegen, weil es doch bei dem jetzigen Zustande der Wissenschaft nicht mehr bewohn- bar ist. $ 22. Treviranus stellt mehr historisch die alteren Ansichten von auft- und absteigendem Saft zusammen, und stimmt allen Mangeln und Un- wahrscheinlichkeiten als erwiesenen Thatsachen bei, ohne sie zu erken- nen (Physiologie der. Gewachse, von L. Chr. lIreviranus. Bonn 1835. 1. Bd. 4. Buch). Als Gründe für die aufsteigende Bewegung führt Treviranus an: Ungehindertes Belauben entrindeter Bàume, schnelles Verdorren bei unverletzter Rinde und durchschnittenem Holz- koórper, Aufsteigen gefarbter Flüssigkeiten und Ausfliessen des einge- saugten Holzsaftes durch Thranen, das von unten anfangt Trevi- ranus glaubt, dass gegen die Beweiskraft dieser Gründe nichts Erheb- liches einzuwenden sei. Wir bemerken zunachst nur, dass bei Tre- viranus die Voraussetzung gilt, dass der aufsteigende Saft sich nur im Holze und nicht in der Rinde, der absteigende aber sich nur in der Rinde und nicht im Holze bewege, worin Treviranus wieder von Decandolle abweicht. Fassen wir zuerst die angegebenen De- weise für die aufsteigende Saftbewegung im Holze auf, so findet sich, 64 — V A ^ ^ €. H. Scuvvrz, die Cyklose.- Moss oxodicl .H dass weder die angegebenen "Thatsachien. sámmtlich richtig, noch die Folgerungen des Beweises sind, was sie beweisen sollen, indem: die Erscheinungen nur einseitig aufgefasst sind und das Vorkommen des Gegentheils übersehen ist. ^ Die Thatsache, dass das "Thrànen der Baume immer von unten anfange, ist durchaus nicht allgemein; und obsleich die Erscheinung sich hàáufig so zeigt; findet sich auch unter andern Umstanden das gerade Gegentheil. ||. An Birken, die im: Win- ter, vor der Füllung des Holzes mit Saft, abeehauen worden sind, und deren Stàmme, sonst unverletzt, bis zur "hránenzeit liegen bleiben, sieht man, dass der Saft aus der feuchten Luft von: den Zweigen ein- sesogen wird, und sich nach unten auch zum Stamme hin verbreitet und hier ausfliesst. Der noch in der Erde stehende Wurzelstamnmein- dessen thránt zu derselben Zeit zwar auch durch Erguss von Holzsaft nach oben; allein wer kónnte làugnen, dass eine Safibewegung im Holz hiernach so gut von oben nach unten, wie von unten nach oben moglich und wirklich ist, und bei den parasitischen Pflanzen; deren Wurzeln absterben, sich immer àhnlich vorhanden sein muss. Fer- ner haben wir oben schon angeführt, dass der von der Wurzel einge- sogene lHolzsaft sich nicht in bestandiger Richtung nach "5: pum gleichiéitig in auf- und absteigender Richtung bewegt. — / Mi) Aehnlich verhàlt es sich mit der Einsaugung defürbtir Flüssigkei- ten. Diese steigen in umgekehrten Baumzweigen, ahnlich wie: das Wasser und der Holzsaft, in die Hóhe und ihre Bewegung beweist nicht, dass im Holze nur eine aufsteigende Saftibewegung stattfinde. Was das ungehinderte Belauben geringelter Bàume betrifft, so: liegt darin nicht der Beweis, dass der Ausbruch der Blátter durch den aufsteigenden. Holzsaft bewirkt werde, und solche Belaubung kann auch bei ganz abgehauenen Baumstammen stattfinden. Die Belaubung geschieht vielmehr durch die Nahrungsstoffe der zubereiteten Rinden- sáfte, die schon in der Winterrinde: früher angesammelt waren. - Den | | | II. Frühere Ansicht über Circulation u. Saftbewegung in d. Pflanzen. | 65 bestimmtesten Beweis hierfür finden wir darin, dass gànzlich bis zur Spitze entrindete Zweige niemals Knospen und Blátter treiben, son- dern sofort eintrocknen. Daher darf auch die Entrindung der Bàume, deren Zweige wieder Blatter treiben sollen, nie über den zweiglosen Hauptstamm hinausgehen. Die jüngern Zweige müssen durchaus mit Rinde bekleidet bleiben, sonst schlagen sie nie wieder aus, wie ich mich durch óftere. Versuche wiederholt überzeugt habe. "Würden aber, wie Treviranus mit den Anhàngern der Lehre vom aufstei- genden Saft glaubt, die jungen Triebe aus dem aufsteigenden Holzsaft gebildet, so müssten auch die bis zur Spitze entrindeten Zweige wie- der ausschlazen kónnen. | Es ist nun zwar keinem Zweifel unterwor- fen, dass nach dem Ausbruch der Knospen-durch die bildenden Stoffe der Rindensafte die jungen Blàtter aus dem theilweise entrindeten Stamm noch Holzsaft anziehen: und in Lebenssaft umbilden, dass also wirklich noch einiger Holzsaft durch das entrindete. Holz. aufsteigt, wenn der Stamm noch mit der Wurzel. zusammenhànet; allein auch ganz dasselbe kann geschehen, wenn dieser Holzsaft nicht von der Wurzel, sondern nur von den Zweigen absorbirt wird, in welchem F'alle dann. der Holzsaft nicht aufsteigt, sondern absteigt. In der That wird das Absteigen des. Saftes. durch entrindete Baumstàmme: sehr zweifelhaft, indem an solchen Pflanzen. die Blátter im ersten Jahre wohl ausbrechen, aber unvollkommen bleiben und sehr früh wieder abfallen, und die ganzen Pflanzen im zweiten oder dritten Jahre ein- zugehen pflesen; wie es scheint, aus dem Grunde, weil die Triebe solcher Pflanzen weniger durch die Zufuhr des Saftes aus der Wurzel, als durch sparsame Absorption von Feuchtigkeiten aus der Luft er- nahrt werden. Wir làugnen durchaus nicht, dass nicht Saft im. Holze aufsteige, allein. der. Holzsaft hat nicht eine blosse aufsteigende, son- dern eben sowohl auch: eine absteigende Bewegung; er'ist also kein aufsteigender Saft allein... Die Holzsafibewegung Kann isolirt beinahe Vol. XVIII. Suppl. II. 9 66 €. H. Scnoviz, die Cyklose. n.n in jedem einzelnen Gliede oder Zweige gleichzeitig mit der Saftbewe- gung in der Rinde sich zeigen, ohne dass ein allgemeines Aufsteigen stattfande.— Wenn man den Zweig einer im Freien stehenden Wein- rebe in ein Treibhaus leitet, so wird nur dieser Zweig im Winter austreiben, alle Zweige ausser dem llause bleiben unbelaubt. Hier fangt die Bewegung in den Zweigspitzen an, und beschrànkt sich auf den im Treibhaus befindlichen Theil, in welchem die Sáfte in. auf- und absteigender Bewegung sind. Wir dürfen nie die Lebenserschei- nungen der Pflanze einzeln und ausser ihrem natürlichen Zusammen- hange betrachten, wenn wir nicht zu einseitigen Resultaten gelangen wollen, wie es mit der Lehre vom auí- und absteigenden Saft der Fall ist. Das schnelle Verdorren der Weidenzweige, denen man ein Stück Holz ausgeschnitten hat, wahrend sie durch die Rinde noch mit der Pflanze zusammenhàngen, zeigt allerdings, dass der starke Verbrauch von Holzsaft durch die Ausdünstung der Blatter im Zustande kráftiger Vegetation durch Zufluss aus dem Ilolze ersetzt werden muss, und dass der Saft zu den Zweigspitzen aufsteigen muss, wenn sie nicht verwelken sollen. lieraus geht aber gar nicht hervor, dass diese Saft- zufuhr nicht eben so gut von der Spitze der Zweige abwarts, als von denen der Wurzeln aufwarts geschehen kónnte.| Ersteres ist aber wirk- lich der Fall, und ein Weidenzweig wird sich sehr wohl erhalten, wenn er nach dem Auschneiden eines Holzstückes unterhalb mit der Spitze in Wasser gestellt wird. Dieser Versuch beweist gar nichts anderes, als dass das llolz das einsaugende und assimili- rende Organ ist, aber nicht, dass in diesem Organ eine Saftbewegung nur in aufsteigender Richtung statthabe. Diese beiden F'acta muss man wohl unterscheiden, wenn man solche Versuche richtig verstchen will. Weit entfernt ist es also, dass irgend, wie durch die sámmülichen von Treviranus aufgezahlten Erschei- IH. Frühere Ansicht über Circulation u. Saftbewegung in d. Pflanzen. 61 nungen die rein aufsteigende Bewegung des Saftes im Holze bewie- sen würde, vielmehr zeigen sie sammtlich gar nichts anderes, als dass das Holz der Pflanzen das XAssimilationsorgan ist, wohin die rohen Nahrungssàfte übergehen. Gehen wir nun zu den Beweisen über, welche Treviranus für das Absteigen des Saftes in der Rinde anführt. Es sind dies beson- ders zwei: namlich die Wulstbildung über den geringelten oder ein- geschnürten Stellen der Zweige, und die Bildung der Wurzeln aus diesen Wülsten, wie bei Stecklingen. Treviranus bezeichnet diese Wülste als Anschwellung der Rinde durch den absteigenden Saft (I. c. p.919). Indessen haben wir bereits oben gesehen, dass es nur wulst- fórmige Holz- und Rindenlagen sind, welche sich aus dem Cambium entwickeln. Diese Wülste entwickeln sich aber auf den HRàndern kurz am Boden abgehauener Baumstamme, wohin der Saft doch nur von unten aufsteigen kann, oft zu unglaublicher Ausdehnung. Wir haben zwar gesehen, dass sie an den unteren Wundrandern der aus- gerindeten Ringe nur schwach bleiben, aber doch ebenfalls vorhanden sind. Hier aber auf den Wurzelkópfen bleibt kein Zweifel übrig, dass diese Wuülste nichts für einen absteigenden Saft beweisen. Zu ihrer Bildung gehórt nur reichliche Anwesenheit von Lebenssaft in der Rinde, der sich sowohl in auf- als in absteigender Bewegung befindet. Das junge weiche Cambium drangt sich überall da zwischen Holz und Rinde hervor, wo es keinen Widerstand findet, also natürlich leichter abwarts, daher auch am leichtesten an den unteren Wundràan- dern der Zweige Wülste entstehen. Aber wo der Saftreichthum gross ist, wie in der Wurzelrinde, und die Pressung durch die dicke Rinde zugleich sehr stark, da drángen sich auch nach oben starke Wülste hervor. . — Die seit Malpighi immer wiederholte Behauptung, dass die ab- steigende Bewegung der Wurzel auch eine absteigende Saftebewegung * 69 ^ oW oos ooo B Somers, die €ylitosé? o oM. UH voraussetze , gehórt zu den grundlosen Vorurtheilen, die-man blos ge- fasst hat, um nur den Erscheinungen eine Theorie unterzulegen ; wie sie das Bedürfniss gerade zu fordern schien. Aus. der Natur selbst sind jene Vorstellungen nicht hervorgegangen. Denn in der That, wenn die Richtung des Wachsthums der Pflanzentheile dieselbe Rich- tung voraussetzte, so würde nur das erste Würzelchen bei'm Keimen der Saamen und die spátere Pfahlwurzel die absteigende Bewegung beweisen. Die spáteren horizontalen Wurzelzweige würden dann eine horizontale Safibewegung, wie auch dié àhnlich. gerichteten Zweige haben, und die Blatter würden auf eine diagonale Saftbewe- gung schliessen lassen, und man würde so viele einfache Directionen der Saftbewegung annehmen müssen, als es Directionen des Pflanzen- wachsthums gibt. Die Lehre vom aufsteigenden und absteigenden Saft würde für die Pflanzenphysiologie noch nicht ausreichen, und man müsste noch Seitenbewegungen nach allen divergirenden Rich- tungen annehmen, zu denen allerdings Malpighi in seiner Lehre von der radiaren Bewegung durch die Markstrahlen schon einen Anstoss gegeben hatte. Indessen trágt die Annahme so vieler Richtungen und Arten der Safibewegung schon so viel Unwahrscheinliches in sich, und der Zusammenhang des Ganzen würde dadurch so sehr aufgelóst worden sein, dass man die sich darbietenden Analogieen ausser der auf- und absteigenden Bewegung immer vernachlàssigt hat. In der That aber stützt sich die Lehre von der absteigenden Saftbewegung nicht auf triftigere Gründe, als alle übrigen Richtungen für sich haben würden, und die Gesammterscheinungen des Pflanzenlebens wider- legen dieses Letztere so sehr; dass sie auf dem jetzigen Standpuncte der Wissenschaft als durchaus unhaltbar und unrichtig angesehen wer- den muss, wie gross auch die Autoritàten sein mógen, die sie noch aufrecht erhalten haben. Die Widersprüche in dieser: Lehre sind auch zu allen Zeiten, wenn gleich nicht immer ausgesprochen, doch so stark Il. Frühere Ansicht über Circulation u.Saftbewegung in d. Pflanzen. 69 gefühlt. worden, dass Viele . dieselbe..immer. nur als. wahrscheinlich, nicht als gewiss vorgetragen habén. * Allein diess hat doch nicht ge- hindert, dass man auf die Wahrscheinlichkeit dieser Lehre doch wie- der gewisse Folgerungen gegründet hat, und dadurch sind die Irrthü- mer über die Lehre von der Sàáftebewegung so fest. gewachsen, dass es schwer wird, sich: von der Gewóhnung an dieselben loszumachen, so-sehr man auch die Widersprüche erkennt. "Treviranus sieht die absteigende Saftbewegung auch nur als sehr wahrscheinlich an... Allein dessen ungeachtet geht. er dazu über, sichere Bestimmungen über den Ort des Absteigens, welchen er nicht in Gefassen, sondern im Zellge- webe sucht, so wie über die Ursachen der Bewegung zu geben (4. c. p.934. 555). Nachdem man sich nun imit den. Ursachen dieser wahrscheinlichen Bewegung abgemüht, muss man doch wieder zu Erscheinungen übergehen, welche zeigen, dass derselbe Saft sich auch aufsteigend verbreiten kann, wie z. B. die Mittheilung der scheckigen Farbe der Blatter durch Impflinge auf andere Pflanzen, wo sich diese Eigenschaft allmalig nach allen Richtungen ausbreitet. In englischen Garten scheinen Pflanzen mit solchen: Phanomenen ldngg bekannt zu sein. — P. Blair (Botanick Essays. London 1720. 8. p. 585) hat zuerst dergleichen gescheckte Jasminstaàmme. beschrieben, an welchen nach dem Aufimpfen einer Knospe von geschecktem Jasmin nach wenigen Jahren an allen Blàttern. und. Zweigen oberhalb und unterhalb der Impfstelle sich. die gescheckte. Beschaffenheit zeigte, was spàter auch Ph..Miller, Noisette, du Petit- Thouars bestàtigt haben. |. Wenn also die Blàtter aus dem absteigenden Saft sich bilden; $o sieht: mani hier diesen Saft sicli nach allen Richtungen verbreiten und nicht blos absteigen. Damit müssen sich natürlich der Ort. und. die Ursachen der Bewegung ganzlich andern, die man schon einmal für.den bloss absteigenden Saft festgestellt hatte. 10 €. H. Scnuvrz, die Cyklose.— rodav Mi 6. Die Müngel in den früheren 'Theoriem der Süftebewegung. V'assen wir die bisherigen Theorien der Saftebewegung im Gan- zen aul, so erkennt man zunàchst, dass in ihnen die einzelnen Erschei- nungen des Pílanzenlebens aus Mangel directer Beobachtungen der Saltbewegung in einen durchaus unnatürlichen Zusammenhang ge- bracht worden sind, dass man natürlich getrennte Erscheinungen ver- bunden und hinwiederum natürlich. verbundene Erscheinungen ge- trennt hat. Die cin Ganzes bildende Holzsaftbewegung hat man einer- seits in zwei verschiedene Sáfte und deren Thátigkeiten getrennt; an- dererseits hat man. die thàtigen. Actionen der Rindensafte und. des Holzsaftes durch unmittelbaren Uebergang in einander zu einem Gan- zen verbunden. Der Hauptfehler hat in der einseitigen Analogie mit der centralen thierischen Blutbewegung gelegen und selbst diejenigen, welche keine wirkliche Circulation in den Pflanzen, sondern nur eine auf- und absteigende Bewegung annahmen, sind in denselben Fehler verfallen, immer die Holz- und Rindensaftbewegung nicht als selbst- standig verschiedene, sondern als ein Ganzes von unzertrennlich zu- sammengehórigen und in einander fliessenden F'unctionen zu betrach- ten. Die grosse Unabhangigkeit beider hat man gewaltsam übersehen, die Verschiedenheit der Organisation der Rinde und des Holzes, wel- che die Verschiedenheit der l'unctionen beider bedingt, ist nicht ge- hórig berücksichtigt worden, überhaupt sind Anatomie und Physiolo- gie ganz unabhangig von einander behandelt worden, mit wenigen Ausnahmen von Reichel, de la Baisse, zu denen selbst Duhamel kaum zu rechnen ist. F'assen wir das Gemeinsame und die Abweichungen in den vor- getragenen "Theorien der Circulation und. der Lehre vom aufsteigen- den und absteigenden Saft in den Pflanzen auf, so findet sich, dass beide Theorien im Wesentlichen einander ahnlich sind, und auf den- IL. Frühere Ansicht über Circulation u. Saftbewegung in d. Pflanzen. "1l selben Grundsátzen und Beobachtungen beruhen, und dass der Name Circulation nur ein anderer Ausdruck für die Lehre vom aufsteigen- den und absteigenden Saft gewesen ist. Die Neigung, diese entgegen- gesetzte Richtung der Saftbewegung mit der thierischen centralen Cir- culation zu vergleichen, ist wesentlich in beiden Theorien vorhanden, weil man in beiden die aufsteigende und absteigende Saftbewegung als ein zusammengehóriges Ganze betrachtet hat, gleichsam als ein einziges System von Saftbewegung, dessen verschiedene Richtungen ununterbrochen in einander übergehen, wie man es sich nach der Harvey'schen Lehre von der Blutbewegung im Arteriensystem und im Venensystem der Thiere vorstellte. Die unwesentlichen Verschie- - denheiten beider Theorien beruhen nur darin, dass diejenigen, wel- che de la Baisse und Reichel foleten (Parent, Mariotte, Kie- ser, lreviranus, Cotta, Knight), annahmen, dass die aufstei- gende Bewegung nur im Holze, die absteigende dagegen nur in der hinde oder in den rindenartigen Organen geschehe, dass also Holz und linde mit verschiedenen, doch in einander übergehenden Func- tionen begabt seien; Andere dagegen, wie Duhamel, Decandolle, nach den ursprünglichen Annahmen von Malpighi und Perrault zulassen, dass sich, wenigstens im Holze, eine aufsteigende und abstei- gende Bewegung zugleich finde, was von der Rinde jedoch nur von Malpighi und Perrault, nicht aber von Duhamel und Decan- dolle mit Bestimmtheit behauptet wird, welche Letztere in der Rinde nur von einer absteigenden Bewegung sprechen, im Holze aber bei- derlei Bewegungen annehmen. Diejenigen nun, welche die aufsteigende Bewegung allein auf das Holz, die absteigende Bewegung allein auf die Rinde beschranken, sind es vorzüglich, welche das Ganze der Saftebewegung in Holz und Bünde zusammengenommen mit der Circulation in den Thieren ver- gleichen, oder doch zu vergleichen geneigt sind. 12 ; : €. H. Scnvriz, die Cyklose.. ET M l yt Mae " H Damit ist dann die bestimmte weitere Annahme verbunden, dass der aulsteigende Saft durch die Blatter an den Zweipspitzen in unun- terbrochenem: Laufe direct in den absteigenden übergehe, wie man es sich von dem Uebergange des Arterienbluts in Venenblut bei den Thieren nach Harvey vorstellte; und dass ferner der zu den Wurzel- spitzen abgestiegene Saft wieder zu dem aufsteigenden zurückkomme und mit diesem den Kreislauf vollende. | ». el Dicjenigen hingegen, welche die von Hales und Bonnet gegen die Lehre von der Circulation vorgebrachten mechanischen Ansichten von dem Aufpumpen des Saftes durch die Ausdünstung in Betracht zogen, haben mit Duhamel zwar ihre Zweifel gegen den directen Uebergang der beiderlei Sáfte in einander geàáussert, und den vollstàn- digen Zusammenhang der Circulation. durch Holz und Rinde gelaug- . net; allein im. Uebrigen die Lehre vom Aufsteigen eines rohen und vom Absteigen einés zubereiteten Saftes angenommen, wie de la Baisse und Perrault, so dass in der Hauptsache die Lehre vom Auí- und Absteigen des Saftes auf denselben F'undamenten beruht, nur dass sie die Einen mit derVorstellung, die Anderen ohne die Vor- stellung einer vollstàndigen Circulation annehmen. — Bei beiden bleibt die Thátigkeit des Holz- und Rindensystems ein zusammenhangendes Ganze, und in Bezug auf den Uebergang des aufsteigenden Saftes in den absteigenden kommen auch beide Lehren gànzlich überein, sie unterscheiden sich nur dadurch, dass der Uebergang des absteigenden Saftes in den aufsteigenden, in den Wurzelspitzen, nicht von beiden, sondern nur von den Anhangern der vollstandigen Circulation « ange- nommen wird. ! , Das unzweifelhaft Gemeinsame in den sammtlichen früheren Leh- ren von der Sáftebewegung in den Pflanzen bleibt also die Lehre von dem Aufsteigen und Absteigen des: Saftes in einem ununterbrochenen Zusammenhange, wobei die F'unctio- me amd "————: II. Frühere Ansicht über Circulation u. Saftbewegung in d. Pflanzen. 18 nen von Holz und Rinde wesentlich nicht unterschieden, sondern als ein Ganzes bildend angesehen werden. Die Màngel und Widersprüche dieser Lehre bleiben sich voll- kommen gleich, mag man nun das Aufsteigen auf das Holz, das Ab- steigen auf die Rinde beschranken oder nicht, im Gegentheil kónnte man sagen, dass im ersteren Fall die Schwierigkeiten viel grósser wür- den als im letzteren F'all, wo man sich an keine bestimmten Organe bindet. In beiden Fallen namlich bleiben die Ansichten über den Ueber- gang der Sàáfte in einander und über den ihnen untergelegten Zweck vóllis unerwiesen und ausserdem die unzweifelhaftesten Erscheinun- gen der Sáftebewegung unerklarlich, von denen wir bereits oben bei Betrachtung der einzelnen Theorien gesprochen haben. n beiden Theorien gilt die nothwendige Voraussetzung, dass der aufsteigende Saft an sich identisch, der absteigende es ebenso sein muss; dass kei- ner yon beiden zugleich zweierlei Bewegungen haben kann und dass somit, obgleich der aufsteigende Saft eine von dem absteigenden ver- schiedene Beschaffenheit zeigen muss, beide dennoch ineinander über- gehen sollen. Nun aber sehen wir überall den identischen Holzsaft sowohl, als den ganz identischen Rhindensaft, sich gleichzeitig nach oben und nach unten und zu den Seiten bewegen. Wir kommen hier wieder auf die schon von Spigel und Mariotte erkannte, und sich der einfachsten Beobachtung aufdrangende Erscheinung zurück, dass eine verwundete milchende Pflanze in aufsteigender und abstei- gender und seitlicher Richtung den Milchsaft ausstrómt, der als zube- reiteter Saft nach der Uebereinstimmung Aller nur eine absteigende Bewegung haben sollte. Solche einfache Beobachtungen werfen die ganze Theorie der auf- und absteigenden Saftbewegung über den Haufen, abgesehen da- von, dass die wichtigsten Erscheinungen des Bildungsprocesses durch Vol. XVIII. Suppl. II. 10 74 C. H. Scnvvrz, die Cyklose. sie unerklarlich bleiben. Wie will man die Bildung der Narbenwülste an den unteren Wundràndern der Rindenringe erklàren, wenn sie nur der absteigende Saft bildet? Nach der Analogie des Bildungspro- cesses bei den Thieren und bei den Pflanzen sind Alle darüber einig, dass die Bildung aller Organe wie aus einem gleichen Keim, so aus einer in allen Theilen identischen dem Blute ahnlichen Flüssigkeit ge- schehen müsse. Soll also diese bildende Flüssigkeit nur eine abstei- gende Bewegung haben, so kónnten nur die unteren Theile wachsen, oder vielmehr die Pflanze kónnte sich nur in der einen Richtung nach unten fortbilden, wie man von dem Würzelchen beií''m Keimen und von den Wurzeln überhaupt behauptet hat, dass sie sich nur aus dem absteigenden Safte bilden. Muss man nicht eben so gerecht gegen die Knospen und die sich nach oben aus ihnen entwickelnden Zweige sein, wie gegen die Wurzeln, und auch ihnen zugestehen, dass sie einen bildenden Saft zur Ernàhrung nóthig haben? Aber wenn nur der absteigende Saft bildet, kónnen die oberen Pflanzentheile nicht wachsen, wenigstens verbietet es ihnen die Theorie. Decandolle war daher gezwungen, im Widerspruche mit aller Analogie des orga- nischen Bildungsprocesses, anzunehmen, dass die aufsteigenden Or- gane von einem ganz andern (aufsteigenden) Saft gebildet würden, als die absteigenden; als wenn nicht Kopf und Hals von demselben Blute ernahrt werden müssten, wie Hande und Füsse. Aber Decandolle hat die gróssten Verlegenheiten, in welche ihn diese Theorie bringt, nicht erkannt. Wir wissen nàmlich seit Duhamel, dass das ent- blóste Holz keine neuen Bildungen produciren kann, und obgleich Duhamel in Bezug auf einige Erscheinungen hierin zweifelhaft blieb, so zeigen unsere eigenen Versuche auf's Entschiedenste die vóllige Unfáhigkeit des aufsteigenden Holzsaftes, aus dem von Rinde entblós- ten Holze irgend eine neue Bildung zu erzeugen (Natur der lebendigen Pflanze. Thl. I. S.640). Wenn ferner auch, hiervon abgesehen, wie II. Frühere Ansicht über Circulation u. Saftbewegung in d. Pflanzen. — '15 es doch oft geschieht, die Blüthen und Früchte nicht aus der Spitze der Zweige, sondern aus den Wurzeln oder wurzelartigen Bildungen der Pflanze unter der Erde ihren Ursprung nehmen, wie bei allen Pflanzen mit einer Wurzelinflorescenz, so müssten hier die Blüthen und Früchte dennoch aus dem absteigenden Safie sich bilden, gleich den Wurzeln selbst, und wenn sich die Verschiedenheit einer Wurzel- und Stengelinflorescenz bei ganz verwandten Arten, wie in der Fami- lie der Amomeen wiederfindet, so steigt der Widerspruch auf's Hóch- ste, dass die Blüthen einer Pflanzenart sich durch den aufsteigenden, die der anderen Art durch den absteigenden Saft bilden sollten. In der That hat nur die hohe Wichtigkeit der Sáftebewegung in den Pflanzen und das drangende Bedürfniss, auf diesen inneren Quell aller Bildungen und Entwickelungen immer wieder die aussern Pha- nomene zurückführen zu müssen, die Naturforscher immer wieder von Neuem antreiben kónnen, die alten misslungenen Versuche einer Theorie der Saftebewegung wieder aufzunehmen, und sie so gut als móglich den Bedürfnissen anzupassen. Es kam hierbei nicht sowohl darauf an, alle Irrthümer zu widerlegen, als vielmehr neue Wahrhei- ten an deren Stelle zu suchen, denn aller Fortgang der Wissenschaft wird durch Aufzeigen von Widersprüchen zur Widerlegung von Irr- thümern nur gehemmt, wenn nicht etwas Anderes, sei es auch nur eben so Irrthümliches, an die Stelle gesetzt wird. . Die fortschreitende Wissenschaft macht positive Entwickelung, neue Production und neues Schaffen nothwendig, über die Trümmer des Alten hinaus, wenn auch die neuen Versuche wieder das Schicksal haben, in Trüm- mer zu zerfallen. Wir erkennen somit dankbar die frischen Bewe- gungen in dem Labyrinth der alten Irrthümer über die Saftebewe- gung der Pflanzen an, gehen aber zu bestimmten Entwickelungen weiter. 16 C. H. Scnuriz, die Cyklose. 7. Erzebnisse für die Lehre von der Süftebewegung nus der " Anschauumg der Pflanzen-Organisation im Ganzen. . $ 24. In aller Wandelbarkeit der Erscheinungen drangt sich eine blei- bende Allgemeinheit im Grossen auf, namlich die relative Unabhan- gigkeit des Lebens der Rinde von dem Leben des Holzes, und die Selbststandigkeit jedes dieser grossen Organe, die sich als ausserer Ausdruck einer inneren Sonderung der organischen Systeme und Functionen darstellen. — Dass man diese Selbststandigkeit in dem Leben der Rinde, die Unabhangigkeit ihrer Productionen von dem Leben des Holzes, so weit es die Beziehungen der inneren Organe überhaupt zulassen, bisher nicht naturgemàss erkannt hat, scheint den Grund aller Mangel in den früheren Theorien der Sàaftebewegung zu enthalten, und von einer naturgemassen Unterscheidung dieser gros- sen Gegensatze aus muss sich eine bessere Erkenntniss von dem Gange des Lebensprocesses der Pflanze entwickeln. Es ist für sich klar, dass, wenn Holz und Rinde so ineinander verflochtene und ein Ganzes bil- dende Functionen hàtten, wie in der Lehre vom auf- und absteigen- den Pflanzensaft behauptet wird, beide auch der Organisation nach ein Ganzes bilden müssten, und nur in gemeinschafilicher Vereinigung ihre Thàtigkeiten ausüben kónnten; allein von allem diesem zeigt sich gerade das Gegentheil. Wenn wir im Winter und Frühling sich das Holz unserer Baume mit Saft füllen und in reg- ster Thàtigkeit begriffen sehen, erscheint das Rinden- leben in Ruhe und Unthàtigkeit. Obgleich das Holz von Saft strotzt, so geht nicht die geringste Menge als absteigender Saft in. die Rinde über, diese bleibt vielmehr bei allem Safireichthum des Holzes trocken und zeigt nur geringe Spuren innerer Saftebewegung. | Dieses kónnte nicht geschehen, wenn nicht die Einsaugung und Füllung des Holzes mit Saft eine von dem Rindenleben vóllig unabhángige Thátig- Le ——— om II. 7. Ergebnisse f.d. Sáftebewegung aus d. Pfl.-Organis. im Ganzen. 11 keit wàre; die sich in eigener Selbststàndigkeit erhàlt. Ware die aut- und absteigende Saftbewegung ein zusammenhangender Process, so müsste sich in Holz und Rinde immer eine gleiche Aufregung der Lebensactionen finden, anstatt dass wir sehen, dass die Lebenserre- gungen beider nicht nur von einander unabhàngig, sondern sich sogar in Bezug auf die Perioden entgegengesetzt sind. — Daher sehen wir denn auch an den entrindeten Baumen, dass das entblóste Holz unab- hàngig von der Mitwirkung der Rinde die rohen Sáfte einsaugt und weiter von der Wurzel zu den Zweigen führt, ohne dass die Entfer- nung der Rinde einen directen Einfluss hierauf hátte, so dass sich erst spáter mit dem Absterben des Holzes Veranderungen hierin zeigen. Eben so und noch vielmehr unabhàngig und selbststandig ist das Leben der Rinde. Man sieht diess zunachst daran, dass die Dil- dungen aus der Rinde ganz ohne unmittelbare Mitwir- kung des Holzes geschehen. Merkwürdig bleiben hier die Beob- achtungen, dass das Holz im Innern der Rinde zuweilen ganzlich ab- sterben kann, ohne dass die Rinde in ihrer Function leidet. Wir Binden diese Erscheinung nicht selten bei'm Erfrieren der Bàume und Baumzweige, und sehen sie bei'm Wein und den Nussbaumen beson- ders deutlich (vergl. Natur der lebendigen Pflanze. 2. Thl. S.175). Hier findet man namlich nach kalten Wintern das Holz innerhalb der Rinde, besonders an den jüngern Zweigen, ganzlich durch F'rost abgestorben, die Rinde aber noch lebendig und grün. Mit dem beginnenden Früh- ling fangt die Saftebewegung in der Rinde über dem abgestorbenen Holze ganz selbststandig wieder an, und es bilden siclhi aus ihr über dem abgestorbenen Holze neue Holzschichten (der sogenannte doppelte Splint), wodurch nun eine ganz neue Verbindung des Zweiges mit dem Holze des Stammes wieder hergestellt wird. Dieser wáre nach der Lehre vom auf- und absteigenden Saft unmóglich, weil auch ohne den im Holze aufsteigenden Saft in diesem Falle die Safibewegung in 78 C. H. Scuvrrz, die Cyklose. der Rinde ursprünglich beginnt, der Saft also, jener Hypothese zufolge, absteigen müsste, ohne aufgestiegen zu sein. Diese Beobachtung scheint im Widerspruche zu stehen mit den von Duhamel und Cotta ge- machten Experimenten, bei denen sie an beblatterten Zweigen das Holz durchschnitten, wahrend die Rinde unverletzt blieb, und dann fanden, dass die Zweige oberhalb der Durchschnittsstelle des Holzes abstarben. Der Grund der Verschiedenheiten dieser Erfolge liegt aber allein in Aussenverhaltnissen und besonders in dem Umstande, dass bei den Versuchen von Duhamel und Cotta beblatterte Zweige, mit- ten im Treiben begriffen, genommen wurden, wahrend die Wirkun- gen der Rinde bei dem durch Frost abgestorbenen Holze vor Entwik- kelung der Knospen sich zeigen. Sobald nàmlich mit beblatterten Zweigen dergleichen Versuche angestellt werden, findet sich die Zweigrinde in einem Zustande der Erschópfung durch die rege Vege- talion, so dass sie wenigstens zu schnellen Neubildungen nicht saft- reich genug ist. Inzwischen verbrauchen die Blatter durch die fort- wahrende Ausdünstung viel Holzsaft, wahrend die Einsaugung in die- ser Periode gar nicht in Betracht kómmt. Somit welken diese Zweige hin, ohne dass eine Verbindung mit dem Stamme hergestellt werden kann. Die Sache verhàlt sich ganz anders bei den in natürlichem Zustande blatlosen Zweigen des Weins und der Nussbàume, deren Rinde im Winter reich an Lebenssaft ohne schnelle erschópfende Be- wegung ist, wahrend die blattlosen Zweige selbst wurzelàhnlich einige Feuchtigkeit aus der Luft einsaugen kónnen, um sich gegen schnelles Austrocknen zu schützen. Nur unter solchen Verhàltnissen der àusse- ren und inneren Lebensbedingungen kann sich die Selbststandigkeit der Lebensthatigkeit der Rinde in ihrer ganzen Kraft zeigen, so wie wir es wirklich in der Natur finden. Uebereinstimmend mit diesen Beobachtungen über die Selbst- standigkeit der Saftebewegung in der Rinde sind auch die Beobach- — D—-——— — — II. 7. Ergebnisse f. d. Sáftebewegung aus d. Pfl.-Organis. im Ganzen. 19 tungen der Bildung neuer Holz- und Rindenlagen unter den abgeson- derten Rindenstücken bei den verschiedenen Arten der Pfropfungen, besonders bei'm Oculiren mit dem schlafenden Auge, wo die neuen Bildungen vor dem Ausbruch von Blattern aus den Rindenschildchen geschehen. Man sieht namlich, sobald das Oculiren im Spátsommer (August) vorgenommen wird, dass zwar das Anwachsen des Rinden- schildchens noch geschieht, die Knospe aber nicht mehr austreibt, son- dern den Winter hindurch schlaft, um erst im Frühling Blatter zu treiben. Hier kann also keine neue Saftbildung geschehen, sondern alle Lebensthatigkeit des Rindenstücks muss von dem in demselben schon vorhandenen Saft bewirkt werden. Nichts desto weniger sieht man die gewóhnliche Bilduns von Cambium, die Verwachsung durch Narbenwuülste, wie bei'm Pfropfen mit dem treibenden Auge. Hier zeigt sich also die Unabhàngigkeit des Lebens der Rinde so ent- schieden, dass jeder Zusammenhang mit den FPunctionen des Holzes durchaus ausgeschlossen ist. Diese Selbststandigkeit des Lebens in Holz und in Rinde findet nicht bloss im Zusammenhange mit der gan- zen Pflanze, sondern auch in den getrennten Stücken und Gliedern derselben statt, was man bei'm Oculiren sowohl, als auch bei den übrigen Pfropfungen mit abgeschnittenen Reisern deutlich sieht. Üeberall nàmlich geht hier die junge Cambiumbildung, wodurch die Verheilung bewirkt wird, selbststandig von dem Reise aus, und nur wo dieses der Fall ist, gelingen die Pfropfungen. Besitzt das Reis nicht die Lebensenergie und den Sáftevorrath, der zu dem Anfange neuer Bildungen und zum Verheilungsprocess nothwendig ist, so misslingt auch die Pfropfung und das Reis trocknet ein. Ueber- . all kómmt es hier vorzüglich auf die Selbststándigkeit des Lebens in . der Rinde an, weil von dieser die neuen Bildungen ausgehen müssen, was man am unzweideutigsten bei'm Oculiren sieht, wo nur vom Holz SO C. H. Scuurrz, die Cyklosc. [ 1 gesonderte Rindenstücke zum Aufsetzen angewendet werden. Bei einer so unabhangigen Selbststandigkeit der Functionen von Holz und Rinde erscheint es unmóglich, dass beide ein zusammengehóriges Ganze der Sáftebewegung bilden kónnen, wie man bisher immer vor- auszusetzen gezwungen gewesen ist; vielmehr ergiebt sich hieraus auch die Wahrscheinlichkeit einer eben so unabhàngigen Verschieden- heit der Organisation beider Organe, dass man von hier aus mehr auf den Gegensatz, als auf die Verbindung der Functionen dieser Organe hingewiesen wird. 6 23. Betrachten wir die ausseren Erscheinungen dieser l'unctionen - zuerst mit blossen Augen und ohne Mikroskop nàher, so ergiebt sich Folgendes für die Function des Holzes: 1) Alle Erscheinungen kommen dahin überein, dass das Gefáss- system des Holzes das Organ der Einsaugung der Nahrungssáfte ist, wie die Lymphgefàsse in den Thieren. 2) Dass die Einsaugung an allen Stellen der Pflanze, den Zweigen und Blattern nicht minder als den Wurzeln, stattfinden kann, dass nur der Process der Einsaugung durch die Wurzel in der Regel überwie- gend gegen die übrigen Theile hervortritt. 3) Die Function des Gefasssystems im Holze ist also in allen aus- sern Pflanzengliedern ganz dieselbe. Der Process der Assimilation erstreckt sich durch alle ausseren Pílanzentheile, wenn sie nur die Elemente des Holzes enthalten, und er ist nicht auf die Wurzel oder einen andern Theil beschrankt. 4) Hiermit hangt zusammen, dass die Saftebewegung im Holze nicht immer und nicht allein aufsteigend ist, sondern dass sie auch oft absteigend sein kann, und in der Regel aufsteigend und absteigend zu- gleich ist; wodurch sich denn alle die widersprechenden Beobachtungen II. 7. Ergebnisse f. d. Sáftebewegung. aus d. Pfl.-Organis. im Ganzen. 8l von Hales und Bonnet einerseits, und dela Baisse, Duhamel und Perrault andererseits, vereinigen lassen. 3) Es findet daher gar nicht nothwendiges Aufsteigen oder Ab- steigen, sondern nur eine Füllung der Gefasse im Holze mit Holz- saft statt, wodurch eine Spannung zwischen dem Saft und den Gefas- sen entsteht, sobald die Füllung einen hohen Grad erreicht, so dass nun der Saft an verwundeten Stellen nach allen Seiten und Richtun- gen ausgetrieben wird. 6) Das Ausfliessen des Holzsaftes ist daher keine nothwendige Folge der Einsaugung überhaupt, wie man je nach der Einsaugung gefarbter Flüssigkeiten deutlich sieht, vielmehr kann die Holzsaftein- saugung immerfort vor sich gehen, ohne dass bei Verwundungen Holzsaft austreibt, wie wir es auch im Laufe des Sommers bei unse- ren beblatterten Baumen sehen, wo die Füllung keinen so hohen Grad erreicht, dass die zum Ausfliessen erforderliche Spannung entsteht. 1) Die Bedingungen des Ausfliessens des Holzsaftes aus dem ver- wundeten Holze liegen in einer über den Verbrauch desselben über- wiegenden Absorption, wodurch die Gefasse nach ihrer Füllung über- füllt und angespannt werden, wie sich dieses an unseren Daumen waàh- rend. der periodisch hervortretenden Holz-. oder Assimilationsfünction im Winter und im Frühling zeigt, wahrend i in dieser Benind die Aus- dünstung zurücktritt. | 8) Dass auch die beblatterten. Palmen vam aei Skiing: pHlanzen wahrend des Sommers thranen, kann nur seinen Grund in der Organisation der Blatter dieser Pflanzen haben, die bei ihrer mit harter Epidermis bekleideten lederartigen Structur wenig ausdünsten, so dass der aus dem Boden und der feuchten Atmosphàre zugleich eingesaugte Holzsaft die Gefasse immer in einem Zustande von Ueberfüllung erhàlt, wobei sie nach Verwundungen den Saft aus- fliessen lassen. Vol. XVIII. Suppl. II. 11 82 .€. H. Scnuvrz, die Cyklose. YT 9) Hicrin finden auch die, nach Hales berühmtem Vorgange, von Duhamel, von uns selbst und von Meyen angestellten Beobachtun- gen über das Steigen und F'allen des Holzsaftes in den auf abgeschnit- tenen Weinreben aufgekitteten. Glasróhren ihre Erklarung. . Dieses Steigen und Fallen ist von der vermehrten oder verminderten Span- nung der Gefàsse gegen den Holzsaft abhangig, wodurch dieser bald bei geringerer Spannung weiter in die Hóhe steigt, bald aber in die niederen Theile des Stammes zurücktritt und sich mit stàrkerer Span- nung hier ansammelt, | So sieht man auch bei Zweigen von Weinre- ben, die von einem im Freien stehenden Stamm in ein Treibhaus ge- leitet sind, dass durch den ausserhalb befindlichen Stamm die Holz- saftbewegung mit so geringer Spannung geschieht, dass der Stamm nicht thránt, aber in der im Treibhause befindlichen Bebe die An- sammlung des Saftes so gross wird, dass die Rebe bei Verwundungen überall thrant. ; 10) Ein unmittelbarer Uebergang des Holzsaftes in einen abstei- genden Rindensaft findet ganz und gar nicht statt, denn gerade zu der Zeit, wo die Füllung des Holzes mit Holzsaft am gespanntesten ist, zeigt sich die Rinde trocken und unthatig. Die Holzsaftbewegung ist also vollig isolirt von der Saftbewegung in der Rinde und beide relativ von einander unabhàngig. Der Uebergang ist ein unter Mitwirkung des Respirationsprocesses durch Blàtter oder blauartige Organe ver- mittelter (vergl. Natur der leb. Pflanze. Thl. 2. S. 585). 11) Der Holzsaft dient nicht unmittelbar als Bildungssaft,. denn zur Zeit seiner gróssten Ansammlung im Winter und Frühling stockt der Bildungsprocess ganzlich, und erst bei verminderter Holzsaftfülle wit mit der regeren Thaügkceit im Lebenssafte des Rindensystems auch der Bildungsprocess ein. | Daher schadet auch der Verlust gros- ser Mengen von Holzsaft der Pflanze wenig oder gar nicht, Wagoiih Verluste von Lebenssaft sehr nachtheilig wirken. II. 7. Ergebnisse f. d. Sáftebewegung aus d. Pfl.-Organis. im Ganzen. | 83 S 20. Ueber die Sáftebewegung im Rindensystem und den davon aus- fliessenden Organen lehrt uns eine einfache Naturanschauung dieses. 1) Der Saft in der Rinde ist bestándig und nicht periodisch in einer gleichzeitigen auf- und absteigenden Bewegung begriffen. Man sieht dieses deutlich bei jeder leichten Verwundung der Rinde, wo aus den oberen und unteren Wundrandern Saft hervorquillt, vorzüg- lich leicht bei milchenden Pflanzen, aber im schwacheren Grade auch bei allen übrigen. | Unzweifelhaft vwvird diese doppelte gleichfórmige Richtung der Bewegung, wenn man den Stengel einer krautartigen Pflanze oder einen jungen Baumzweig durchschneidet, in welchem Fall mit gleicher Starke aus dem oberen wie aus dem unteren Ende der Saft hervorquillt. 2) Von der Rinde aus verbreitet sich die Saftibewegung in man- cherlei Theile, bis wohin die Holzsaftbewegung überhaupt nicht, oder doch sichtbar nicht dringt. Dahin gehóren die Blatter. | An welcher Stelle man auch ein besonders an Milchsaft reiches Blatt verwundet, so sieht man den Saft ausfliessen. Am stàrksten geschieht das Aus- fliessen bei Verwundung der Blattnerven, deren Gefásse am reichsten mit Lebenssaft erfüllt sind." Obgleich bis hierher auch Spiralgefásse dringen, so kann man doch aus den Blattern niemals Holzsaft ausflies- sen sehen. ^ Ausser den Blàttern verbreitet sich der Lebenssaft der Rinde auch in das junge Mark und zeigt hier, wie man an Durch- schnitten junger Triebe sieht, dieselbe Bewegung in auf- und abstei- gender Richtung, wie in der Rinde. Auch das übrige Zellgewebe und selbst die Haare der Pflanzen ergiessen bei Verwundungen, besonders im jugendlichen Zustande, Lebenssaft, jedoch in geringerer Menge, als die Rinde. 3) Im Zellgewebe der Rinde, wie des Markes, hat man aber aus- ser den aus unsichtbaren Mündungen der Gefasse fliessenden Saft noch * 84 : €. H. Scuvvrz, die Cyklose. "T flüssige Secretionen zu unterscheiden, welche in grósseren, mit blos- sen Augen sichtbaren Blàttern langsam und nie mit solcher Gewalt hervorstrómen, wie der Lebenssaft. | Dahin gehóren die DBalsame bei den Nadelhólzern und Terebinthaceen, das Gummi bei den Linden, Mandelbaumen, den Cycadeen, die atherischen Oele in der Schaale der Pomeranzen u.s.w. Alle diese Secretionen sind. verschiedenen Familien eigenthümlich und zeigen kein allgemeines Vorkommen im Pflanzenreich. Von der ganz verschiedenen Bedeutung der Secretio- nen im Pfílanzenreich und im Thierreich wird weiterhin die Rede sein. Die Lebenssaftgefàsse dagegen sind eben so allgemein, als das Gefass- system des Holzes. Der Unterschied dieser Secretionen von dem Lebenssaft ist mit blossen Augen oft schwer zu finden, und auf der Verwechselung bei- der beruht daher ein grosser Theil der Irrthümer über den sogenann- ten absteigenden Saft. Wir müssen das Nàhere bis auf die mikrosko- pische Zergliederung versparen. 4) Die Bewegung des Lebenssaftes der Rinde ist in den dein denen àusseren Theilen der Pflanze selbststandig und unabhàngig, und auf mancherlei Art verschieden. Aus der Wunde eines Theils fliesst nicht der Saft der ganzen Pflanze, nicht einmal der Saft der nàáchstge- legenen Theile aus, sondern die Entleerung erstreckt sich nur auf die durch Knoten getrennten Glieder, zuweilen auf diese nur theilweise. Damit hàngt zusammen, dass der Saftreichthum in den verschiedenen Theilen ganz verschieden sein kann. Die jüngeren Triebe sind, wie die Blatter und. das junge Mark, safireicher, als die alteren Stàmme, doch sind hierin bei verschiedenen Pflanzen mancherlei Verschieden- heiten.. In. den jüngeren Wurzelspitzen wird der Saftreichthum wie- der grosser. 5) Damit hàngt zusammen, dass die Bewegung dieses Saftes im ununterbrochen zusammenhangendes Ganze von Strómen bildet, die A—————M——— Lu —- II. 7. Ergebnisse f. d. Sáftebewegung aus d. Dfl.-Organis. im Ganzen. S5 sich direct von einem Ende der Pflanze zum andern verbreiten, son- dern die auf- und absteigende Richtung der Stróme ist ununterbrochen, jedes Pflanzenglied hat eine relativ selbststandige und unabhangige Bewegung, z. B. die Blumen, die Früchte, so dass die Bewegung oft in einem Theile noch fortdauert, wahrend sie in dem andern schon aufhórt; welche Verschiedenheiten sich zwischen Blattern, Blumen und Früchten sehr haufig finden, von denen die einen nach Verwun- dung hàufig noch Saft ergiesst, die anderen nicht mehr. Die Saftbewe- gung kann also in den verschiedenen Theilen unabhangig anfangen und eben so wieder aufhóren. 6) Dennoch aber ist wieder ein rm der Gefüsse aller Theile vorhanden, wie man daran sieht, dass dieser Saft sich von den Zweigen bis zu den Wurzeln verbreiten kann. Rindenringe heben den Zufluss von den Wurzeln zu den Zweigen auf. Sobald die Pflan- zen ihre Blàtter verlieren, zieht sich der Saft mehr in Stengel und Wurzel zurück. | 1) Von der Holzsaftbewegung ist diese Bewegung ganzlich unab- hangis und nur indirect mit ihr im Zusammenhange. | Der Holzsaft mag ruhen oder in Bewegung sein, immer findet man zu allen Jahres- zeiten, dass bei Verwundungen der Lebenssaft hervorquillt, nament- lich aus den Wurzeln auch im strengsten Winter. 8) Der Lebenssaft des Rindensystems ist der alleinige Quell der Bildungen, daher auch von der Rinde selbststandig alle Entwickelung und das Wachsthum ausgeht., Alle Organe, wohin sich die Lebens- saftgefasse von der Rinde verbreiten, sind in gleicher Weise zu Bil- dungen geschickt. Ein naturgemasses Bild. der —Ó und des Lebens der Pflanze kónnen wir uns durch richtige Unterscheidung der orga- . nischen Systeme verschaffen, welche das Ganze zusammensetzen. Auf | der Allgemeinheit dieser organischen Systeme allein beruht das Wesen s6 C. H. Scnvrrz, die Cyklose.— I der Functionen, die sich in allen Pflanzen wiederfinden, und wenn keine Zweifel über die Functionen im Besonderen entstehen sollen, muss man sich über die Allgemeinheit der Organe verstàndigen, im diese im Grossen und im Ganzen auffassen. Wir sehen also durch einfache Betrachtung der Deichitcstiginoas in ihrem Zusammenhange, dass natargemass zwei von einander selbst- standig verschiedene und von einander relativ unabhangige Systeme von Sáftebewegungen vorhanden sind, das eine im Holz, das andere in der Rinde.. Zwei Systeme also, die sich durch einfache vorurtheils- freie Anschauung als natürlich verschieden darstellen, waren bisher künstlich verbunden worden, und diess ist Grund genug, um einzu- sehen, warum es nie hat gelingen wollen, einen rechten Zusammen- hang zwischen der auf- und absteigenden Saftbewegung zu finden, weil nàmlich der künstliche Zusammenhang, den man suchte, in der Natur nicht vorhanden ist. Auf der anderen Seite sehen wir, dass in dem Rindensystem selbst sich noch zwei verschiedene Arten von Saàften natürlich unter- scheiden, nàmlich der in Gefássen enthaltene und sich auf- und ab- steigend bewegende Lebenssaft und die in geschlossenen Beháltern eingeschlossenen Secretionen, welche sich nicht minder von dem Le- benssaft, wie die thierischen Secrete vom Blute unterscheiden, und besondere Eigenthümlichkeiten einzelner Familien bilden, so dass die Secretionsorgane verschiedener Familien bei allgemeiner Aehnlichkeit der Lebenssaftgefasse gànzlich von einander verschieden sind. . Auch diese beiden Dinge hatte man früher ununterschieden vereinigt und zum absteigenden Saft gerechnet. Sie bilden noch wieder zwei ge- trennte organische Systeme, von denen das System der Secretionen sich als vermittelndes Glied den beiden Gefasssystemen hinzugesellt, so dass wir nunmehr aus der verworrenen Einheit, in welcher man früher die Saftebewegung und den gesammten Lebensprocess betrach- II. 7. Ergebnisse f. d. Sáftebewegung aus d. Pfl.-Organis. im Ganzen. S1 tete, drei verschiedene organische Systeme naturgemàss gesondert haben. Zwar ist früher schon die Idee von abgesonderten Sàften in den Pflanzen geaussert worden, aber ohne dass man sie und ihre Organe allgemein und naturgemass von den bildenden Sáften und deren Organen unterschieden hatte; vielmehr haben noch die neue- sten Autoren, wie Treviranus, Decandolle und Link, ohne be- stimmtes Princip der Unterscheidung, die Lebenssafte zum Theil als Secretionen und. Auswurfsstoffe, die Secretionen aber, wie Gummi und Harze, als bildende Safte betrachtet, wobei denn die Verwechse- lung der Flüssigkeiten nicht minder als die Verwechselung der Or- gane, worin sie enthalten sind, Schwierigkeiten bereitet. Ohne Frage wird man sich immer mehr von der Wichtigkeit einer naturgemassen Unterscheidung der inneren Organe und organischen Functionen in der Pflanze überzeugen. Hatten wir früher das System der Cyklose im Verháltniss zu den übrigen F'unctionen der Pflanze dargestellt, so wird uns jetzt das Verhaltniss der. Cyklose zu den früheren Leh- ren von der Saftebewegung und dem Gange des Lebensprocesses deutlicher werden. Es kommt hierbei zunachst nur auf die Unter- scheidung der organischen Systeme und Functionen im Ganzen an, und auf eine natürliche Sonderung der früher in zufalliger Reihe ver- mengten Stücke der Pflanzenorganisátion, wie z. D. noch in des be- rühmten D ecandolle's Pflanzenphysiologie unter dem Abschnitt von den Bildungssaften die in Hohlen des Zellgewebes eingeschlossenen Secretionen, wie das Gummi und der Zucker, ferner feste Bildungen, wie das Starkemehl, die Holzfaser, dann auch der rohe Holzsaft, Dinge ohne alle innere Beziehung zu einander, abgehandelt werden, wahrend die allein in wahren Gefassen enthaltenen Milchsafte unter dem Ab- schnitt von den eigenthümlichen Absonderungen betrachtet werden. Das Princip, wonach wir die organischen Systeme in der Pflanze unterscheiden, ist das Princip der Entwickelung und der Genesis. S8 €. H. Scuuvrz, die Cyklose..— A Alle diejenigen Stoffe, Producte und Organe gehóren zu einem und demselben organischen System, welche sich ursprünglich auseinander entwickelt haben, und diejeni- gen gehóren zu verschiedenen Systemen, welche in der ursprünglichen Entwickelung schon getrennt sind, wie Holz und Rinde. Was zu einem organischen System gehórt, muss also eine innere genetische Beziehung zu demselben haben und darum konnen Lebenssafte und Secretionen, als in ganz verschiedenen Or- ganen gebildet, nicht mit einander verbunden werden. lm Einzelnen mügen sich immer noch einige Schwierigkeiten finden, besonderen Stoffen und Producten ihre rechte Stelle im. Zusammenhange des Ganzen zu geben, sobald aber das rechte Princip erkannt ist, werden sich diese Schwierigkeiten leicht überwinden lassen. | Wir haben soweit unsere Betrachtungen bei Unterscheidung deb organischen Systeme in der Pflanze vorzüglich auf diejenigen Pflan- zenformen bezogen, an denen, wie bei den Daumen, diese Systeme in natürlicher Sonderung am entschiedensten, als Holz, Rinde und Zellensystem, hervortreten. Es gehóren hierzu alle von uns Dichor- gana genannten Pflanzen. Dieselben Unterschiede der organischen Systeme finden sich auch bei den Synorgana, nur dass hier Holz- und Rindensystem in jedem Gefassbündel vereinigt geblieben ist, so dass sich die hóhere Organisation beider Systeme in jedem Bündel wieder- hol. Was oben von der Selbststandigkeit und. Ünabhàngigkeit der Functionen in Holz und Rinde gesagt worden, muss also. hier auf die beiden Systeme angewendet werden, die in jedem Gefassbündel, wie Holz und Rinde, mit einander verbunden sind. Die Selbststandigkeit dieser Theile erreicht hier in den einzelnen Bündeln nicht den hohen Grad in Bezug auf den Bildungsprocess, wie bei den dichorganischen Pflanzen in Holz und Rinde; in Bezug auf die Saflebewegung aber lindet sich kein. wesentlicher. Unterschied. ^ Der Bildungsprocess, ] | II. 7. Ergebnisse f.d. Sáftebewegung aus d. Pfl.-Organis. im Ganzen. S9 welcher hier nicht von einem Rindensystem ausgehen kann, fixirt sich dagegen in den Knoten der Glieder dieser Pflanzen, welche daher in der Physiologie der Bildungen hier eine gróssere Rolle spielen, als bei den dichorganischen. . Ich nenne diese Pflanzen deshalb Knotenpflan- zen, weil hier die Knoten die bleibenden Centralpuncte der Bildun- gen sind. Wir dürfen uns indessen nicht verhehlen, dass die naturgemasse Unterscheidung der drei inneren Systeme von Organen und F'unctio- nen der Pflanze ihre vóllige Gewissheit erst durch die Beobachtung der Cyklose des Lebenssaftes erhalten hat, ja dass sie überhaupt hier- durch erst angeregt und. moglich geworden ist. Die obigen Betrach- tungen der Saftebewegungen und der Lebensthatigkeiten der Pflanze überbaupt im Zusammenhange des Ganzen machen allerdings das V or- handensein organischer Systeme hóchst wahrscheinlich; allein immer ist man genóthigt, dabei noch von den àusseren Erscheinungen auf innere Zustánde und Verhaltnisse zu schliessen, und so nothwendig diese Schlussfolgerungen auch erscheinen, so erhalten sie doch durch die unmittelbare Beobachtung erst ihre unzweifelhafte Gewissheit. Es müssen sich also hierbei die àussere Anschauung des Ganzen und die mikroskopische Beobachtung der inneren Vorgange selbst gegenseitig ergánzen und erst dadurch, dass beide im Einklang stehen, wird man den Anforderungen der Wissenschaft ganz entsprechen. Dieser Ein- klang aber scheint uns durch die Entdeckung der Cyklose des Lebens- saftes herbeigeführt worden zu sein, indem wir dieses Phanomen nicht als ein isolirtes für sich, sondern im natürlichen Zusammenhange mit dem Ganzen betrachtet haben. Dadurch ist die Cyklose der Pflanzen - der Mittelpunct der Untersuchungen geworden, von dem aus eine rich- tige Beurtheilung der Bedeutung, der Stellung und des Zusammenhan- ges der übrigen Erscheinungen der inneren Organisation sich mit Leichtigkeit ergeben hat. Es bedurfte gewissermaassen nur dieses Vol. XVIII. Suppl. II. 19 90 C. H. Scmvvrz, die Cyklosc. Anstosses, damit die ganze Reihe der lange bekannten reichen Beob- achtungen sich von selbst zu einem naturgemàssen Zusammenhange ordnete. Wir erhalten dadurch eine gróssere Freiheit in der Ueber- sicht einer grossen Masse von Erscheinungen und Thatsachen der in- neren wie der ausseren Pflanzenorganisation, welche bisher ungeord- net und zum Theil ohne Bedeutung durch einander lagen, und die erst durch die Erkenntniss der natürlichen Stellung, welche sie in dem Kreise des Ganzen einnahmen, ihre hóhere Wichtigkeit erlangen. Es werden sich auf diese Art die vielen scheinbar widersprechenden Beobachtungen nach und nach zu einem mehr vollendeten Ganzen vereinigen lassen, wenn gleich nicht gelàugnet werden kann, welche grosse Schwierigkeiten es hat, eine Menge durch Herkommen und Autoritàten beglaubigter Vorurtheile, missverstandener und in falschen Zusammenhang gebrachter Erscheinungen, wie sie in den Werken überall noch verbreitet sind, durch alle Einzelheiten zu widerlegen, wah- rend doch andererseits eine vollstandige Aufklàrung aller Einzelheiten nóthig ist, um etwas Neues an die Stelle des Bisherigen zu setzen; so viel als irgend thunlich, müssen wir also den Zusammenhang neuer Thatsachen mit den alteren Beobachtungen darzustellen und die schein- baren Widersprüche aufzuklàren suchen. : I. Schicksale der Entdeckung. 91 Zweiter Theil. BP»as System der Cyklose. Erster Abschnitt. Schicksale der Entdeckung. $ 27. Wi. jeder Keim zu seiner Entwickelung um so làngere Zeit gebraucht, als das Wachsthum sich in vielfáltigere Verzweigungen ausdehnt, so war es auch gleich bei der ersten Entdeckung der Erscheinungen der Cyklose nicht moglich, die Allgemeinheit und Verbreitung derselben im ganzen Pllanzenreich empirisch nachzuweisen, wenn gleich von Hause aus das Vorkommen und die Lebensverhaltnisse dieser Safte- bewegung, auch bei den wenigen anfangs beobachteten Pflanzen, im Ganzen betrachtet, schon darauf hindeuten mussten, welche alleemeine Verbreitung die Bewegung habe. So hat es denn auch langerer Zeit bedurft, durch die Untersuchung der Organisation von Pflanzen aus den verschiedensten Familien des Reichs nicht nur die Allgemeinheit des Gefasssystems überhaupt nachzuweisen, sondern auch die ver- schiedenen Formen und Entwickelungsstufen der Gefàsse in den ver- schiedenen Lebensaltern und Zustànden derselben Pflanze gehórig zu erkennen, und die Gesammtheit der dazu gehórigen Erscheinungen durch alle die Widersprüche hindurch zu führen, welche sich durch unsere eigenen Beobachtungen nicht minder wie durch die Beobach- tungen und Vorurtheile Anderer dargeboten haben. * 92 C. H. Scnvrrz, das System der Cyklosc. Es war im Sommer des Jahres 1821, also vor nunmehr fast 20 Jahren, dass mir bei'm Sammeln des Milchsaftes aus dem Scholl- kraut. (Chelidonium maius) zum Zweck chemischer und mikroskopi- scher Untersuchungen auffiel, mit welcher Kraft der Saft aus den Durchschnitten der Stengel nach oben wie nach unten ausstrómte, so dass ich eine durch's Mikroskop sichtbare Bewegung in auf- und ab- steigenden Gefaássen in der Pflanze selbst vermuthete und bei Anstel- lung der Beobachtung wirklich fand. Die Kraft und Schnelligkeit der Bewegung erregte mein Erstaunen, ich wusste nicht, ob ich meinen Augen trauen sollte und saumte nicht, die schóne Erscheinung mei- nen damaligen Lehrern und Freunden Rudolphi, Link, Klug und anderen, die sich für den Gegenstand interessirten, zu zeigen. Der Entschluss war kurz gefasst, die Sache zu veróffentlichen, und wah- rend die Beobachtungen an allen Theilen der Schóllkrautpflanze das- selbe Phanomen des Auf- und Absteigens und Ineinanderumkehrens der entgegengesetzten Stróme zeigten, saumte ich nicht, die Beobach- tungen auch auf andere Pflanzen auszudehnen, unter denen ich solche mit mehr oder weniger gefarbten Saften zuerst auswáhlte, um die Gesammtergebnisse dann zu publiciren. Der Druck der Schrift wurde angefangen, bevor das Ende der Untersuchung abzusehen war, denn diese dehnte sich aus, jemehr Pflanzen ich untersuchte. Von den Be- wegungen in den verschiedenen Theilen des Schóllkrauts waren bald einige Abbildungen fertig, und so wurden die ersten Bruchstücke einer sichtbaren Circulation im Schóllkraut zu Ende des Jahres 1821, schon mit der Jahreszahl 1822 versehen, in die Welt geschickt und auf's Freundlichste von Link's berühmter Feder bevorwortet (Ueber den Kreislauf des Saftes im Schóllkraut und in mehreren anderen Pflanzen, von Dr. C. H. Schultz, mit 1 illum. Tafel. | Jemehr Aufsehen die Sache erregte, desto mehr wurde sie aber von denen, welche sie nicht gesehen hatten, bezweifelt, und namentlich erregten zwei Umstànde EE S o LL OoonmÉ il o a. mnc e anos mm E EE E I. Schicksale der Entdeckung. 93 den Zweifel, einmal der Name Circulation, dann, dass ich in einigen undurchsichtigen Theilen, um die Stróme sichtbar zu machen, mich des Sonnenlichts zur Beleuchtung bediente, wodurch, wie man glaubte, eine Táuschung entstehe. Daher liefen denn auch alle Einwendungen auf diese beiden Puncte zusammen und ich hatte genug zu thun, mich über die reichlichen Widersprüche zu verstàndigen, ehe ich in dem Gange meiner eigenen Untersuchung fortschreiten konnte. Im Jahre 1824 erschien ein Heft zur Beseitigung der Einwendungen, die von der tàuschenden Wirkung des Sonnenlichts und der missverstandenen Analogie des thierischen Kreislaufs entnommen waren (Ueber den Kreislauf des Saftes in den Pflanzen. Erlàuternde Bemerkungen von C. H. Schultz. Berlin 1824. 8). Die ersteren waren leicht zu besei- ügen, da man in hinreichend durchsichtigen Theilen die Strómungen auch ohne Sonnenlicht sehen konnte; aber der Jahrhunderte alte Streit über den Begriff und die Verschiedenheiten des Kreislaufs mussten üefer erwogen werden. Meine Beobachtungen deuten weder auf einen Kreislauf, wie ihn Perrault und Sarrabal in den Pflanzen hypothetisch angenommen hatten; noch hatte ich die Bewegung in den Pflanzen mit dem centralen Kreislauf in den hóheren Thieren durch Arterien, Venen und Herz verglichen; aber selbst Einige von denjenigen, welche das Factum der Bewegung bestàátigt hatten, konn- ten sich nicht vorstellen, dass es einen andern Kreislauf gebe, und man wollte meine Beobachtungen nicht gelten lassen, weil ich ihnen einen Namen gegeben hatte, mit dem Jeder schon ein bestimmtes Vor- urtheil verband. und weil man hoffte, es werde sich eine andere Erkla- rung der Phanomene geben lassen, in welchem Sinne dann die ganze Sache verdachtigt und dadurch bewirkt wurde, dass man sie von ge- wissen Seiten theilnahmlos von der Hand wies. Inzwischen waren die verschiedenen Formen des Kreislaufs bei den verschiedenen Thierclassen nicht zu verkennen, indem schon das Bild des centralen 94 C. H. Scuvurz, das System der Cyklosc. Kreislaufs der hóheren Ordnungen auf die niederen nicht mehr passt, in welchen sich eine Circulation ohne Herz, bloss in peripherischen Gefassnetzen, findet, — Ich hielt mich also bei der Vergleichung der entdeckten Pflanzencirculation an. die Analogieen mit der rein peri- pherischen Blutbewegung bei den herzlosen Würmern, ferner an die ganz ahnliche Bewegung im bebrüteten Hühnchen vor der Herzbil- dung, und an die relativ selbststàndige Bewegung im peripherischen Blutsystem bei den mit Herzen versehenen Thieren, und nannte die Circulation bei den Pflanzen eine peripherische Circulation, deren Zweck übrigens sich mit dem der thierischen Circulation als identisch herausstellte. Doch legte man falschlich überall die von Mariotte und de la Baisse gegebenen hypothetischen Darstellungen eines Kreislaufes bei den Pflanzen, der durch ein continuirliches Aufsteigen des Saftes in dem Holze und ein continuirliches Absteigen desselben in der Rinde gebildet sein sollte, als Maassstab für die Beurtheilung der neu entdeckten Kreislaufsbewegung zum Grunde, und forderte, dass ein wirklicher Kreislauf eine continuirliche zusammenhàngende Bahn durch die ganze Pflanze beschreiben müsse. Man ging also mit ganz falschen Vorurtheilen an die wirkliche Erscheinung der Pflanzen- circulation und wollte sie nicht gelten lassen, eben weil die vorhande- nen Vorurtheile nicht darauf passten. | Indessen bot sich wieder eine andere verwandte, auch mit dem Namen der Circulation belegte Er- scheinung bei den Pflanzen selbst dar, namlich die drehende Bewegung in den Schlauchen der Charen und anderer homorganischen Pflan- zen, und so weit hielt ich es, um allen Missverstandnissen vorzubeu- gen, für gut, die drehende Bewegung in den homorganischen Pflan- zen mit dem Namen der Rotation; die Bewegung in den Gefassen der hóheren Pflanzen aber mit dem Namen der Cyklose (des Krei- sen's) zu belegen, womit dann allen Verwechselungen der verschiede- nen thierischen und vegetativen Circulationsformen vorgebeugt war. I. Schicksale der Entdeckung. 95 Wir stellten nunmehr das Gesammtbild der Cyklose in Zusammen- hang mit den übrigen Functionen und organischen Systemen der Pflanzen dar (Die Natur der lebendigen Pflanze. lster Thl. das Leben des Individuums. Berlin 1823. 2ter Thl. die Fortpflanzung u. Ernah- rung. Stuttgart 1828). Ein wichtiges Erforderniss zur nàheren Kennt- niss der Cyklose war die Untersuchung der Gefàsse, in denen sich der Lebenssaft bewegt. In dem Werk ,über die Natur der lebendi- zen PHanze* gab ich die ersten Andeutungen über die Organisation dieser Gefàsse, die man früher nach Analogie der Harzcanale zu den eigenen Gefàssen (vasa propria Malpighi) gerechnet hatte, doch ohne aus wirklicher Beobachtung die mindeste Kenntniss ihres Baues zu haben, daher auch Treviranus und andere ihre Existenz ganz laug- neten und anstatt ihrer die Intercellulargange annahmen. Um allen Missverstandnissen vorzubeugen, gab ich daher diesen Gefassen den Namen: Lebenssaftgefàsse (vasa laticis) nach ihrem Inhalt, dem Lebenssaft (latex), der aus dem Gemenge verschiedenartiger Dinge, die man unter dem Namen succus proprius begriff, sesondert werden musste. Die genauere Anatomie dieser Gefasse hat mich ausserordent- liche Mühe gekostet; denn bei der Zartheit ihres Baues würde man ihre Existenz kaum vermuthen dürfen, wenn ihre Stelle nicht durch die Fàrbung ihres Inhalts sich oft verriethe. An dieser grossen Schwie- rigkeit der Untersuchung kann es auch nur liegen, dass sie so lange von den geschicktesten Beobachtern verkannt worden sind, und noch heute so mancherlei Widersprüche über ihre Beschaffenheit und besonders imn den verschiedenen Zustànden und Lebensaltern auftau- chen. In dem Werk ,über die Natur der lebendigen Pflanze* indes- sen wurden die Hauptmomente ihrer Entwickelung angegeben, auch | einige durch Maceration gesonderte Formen abgebildet. Jedoch ge- , lang es mir erst spater, durch sorgfaltige Maceration der Pflanzentheile bei den Cichoraceen ganze Parthieen dieser Gefasse in zusammenhan- 96 C. H. Scnvvrz, das System der Cyklosc. venden Netzen, welche den ganzen Lauf der Bewegung des Saftes vor- zeichnen, abzusondern, wodurch dann die vóllige Uebereinstimmung der Stromnetze in der lebendigen Pflanze mit den anatomisch geson- derten. Gefassnetzen. erwiesen wurde. Diesen merkwuürdigen und kaum geahneten Bau legte ich, durch Zeichnungen erlàutert, nebst einer kurzen Darstellung der bisherigen Erfahrungen über die Cyklose überhaupt, im Jahre 1829 der Akademie der Wissenschaften zu Paris vor, bei deren Mitgliedern sie die lebhafteste Theilnahme erregte, um so mehr, als ich im Stande war, die sammtlichen Beobachtungen über den Gang der Bewegung sowohl als über die Structur der aus den Pflanzen rein abgesonderten Gefassnetzen den Herren G. v. Cuvier, v. Mirbel, Desfontaines, Jussieu, H. Cassini, A. Richard, A. Brongniart und vielen Anderen in der Natur selbst vorzuzeigen, worüber dann die ernannten Commissarien der Akademie ihren bestà- tigenden Bericht abstatteten (Lettre sur la. circulation des fluides dans les végétaux, addressée i& lcadémie des sciences de Paris le 6. Septbr. 1829, par Mr. C. H. Schultz. Rapport fait à ÜAcadé- mie des sciences dans sa séance du 27.Seplembre 1950, sur les obser- vations d'anatomie et. de physiologie végétales, présentées à U4ca- démie, par Mr. Schultz; par MMr. H. de Cassini et Mirbel, rapporteurs. Abgedruckt in den.Annales des sciences naturelles, par MMr.4udouin, 4d. Brongniart, Dumas. Paris 1851. p.75— j 80, nebst 2 Tafeln, p/.Z, H.). Herr v. Mirbel übernahm es, spàter in der Akademie zu Paris selbst die Beobachtungen über die Sáfte- Cyklose gegen einige Bedenken und Einwendungen von Amici in Modena, die der Akademie unter'm 6. October 1830 mitgetheilt wa- ren, und gegen die aus unvollstandigen Beobachtungen herrührenden Einwürfe von Dutrochet, welche dieser in den Sitzungen. vom 21. und 28. Marz 1831 der Akademie vortrug, zu. verwahren und aus seinen eigenen Anschauungen in der Natur selbst die gemachten I. Schicksale der Entdeckung. 97. Widersprüche zu erlautern. (Annales. des. sciences naturelles. 1651. T. XXII. p.426—49353). Diese rege Theilnahme gab den mannigfach gehemmten weiteren Fortschritten. der: Sache eine glückliche frische Wendung, indem die Akademie der Wissenschaften zu Paris für das Jahr 1833 ihren grossen Preis für die physikalischen Wissenschaften auf die Beantwortung der Frage über die Organisation und die Allge- meinheit der von uns dargestellten: Cyklose und: des dazu gehorigen Gefasssystems setzte. Diese Preisaufeabe' hatte. für die Bearbeitung des Systems der Cyklose durch uns: selbst eine doppelte Wirkung. Seit fast 10 Jahren hatten wir weitere Beobachtungen gesammelt und durch. eine grosse Reihe von Zeichnungen aufbewahrt, in der Absicht, die empirischen 'Thatsachen im Ganzen der Literatur einzuverleibeu. Eine Gelegenheit zur Veróffentlichung solcher Arbeit war uns bereits seit:dem. Jahre. 1822. von. dem Praàsidenten der Kaiserl. Leopoldi- nisch- Carolinischen Akademie der Naturforscher Hrn. Dr.. Nees v.Esenbeck, aus eigenem Antriebe angeboten worden, und wir wür- den sofort unsere Arbeit in dem Zustande, wie sie damals war, für die Acten der Leopoldinischen Akademie bestimmt haben, wenn nicht die Pariser Preisaufsabe uns veranlasst hatte; vorerst noch weiter zu arbeiten und dann der Akademie zu Paris unsere Arbeit. zur Dewer- bung einzusenden. .Dàs Material hatte sich unterdessen so. weit berei- ehert, dass wir mit Sicherheit die allgemeinen Resultate glaubten aus- sprechen zu. dürfen, welche sich im Laufe unserer Beobachtungen über die Gesammtorganisation der Pflanzen unwidersprechlich ergeben hat- ten, und so kam.es denn, dàss wir eine auf diese Beobachtungen ge- gründete Anwendung der Beobachtungen über die innere Organisa- tion der Pflanzen auf die.Bildung eines natürlichen. Pflanzensystems | nach der inneren Organisation früher veróffentlichten,, als die sammt- | | | | | | | | lichen Einzelheiten: der Beobachtungen selbst. | So erschien denn das natürliche System: des Pflanzenreichs nach der inneren. Organisation, Vol. XVIII. Suppl. 1I. 13 98 C. H. Scuvurz, das System der Cyklosc. Berlin 1832.* Es liegt darin nicht die Idee zu Grunde, dass die Cha- raktere aller Abtheilungen des Pflanzenreichs nach Merkmalen, die nur aus F'ormen der inneren Organisation entnommen sind, gebildet werden sollen, sondern vielmehr, dass die innere Organisation die Entwickelung aller ausseren Formen an der Pflanze umfasst und. re- giert, und dass somit alle àusseren Charaktere nur allgemein. Gültig- keit haben, wenn sie auf die innere Organisation bezogen werden, dass aber die innere Organisation selbst das hóchste Eintheilungsprin- cip abgeben muss, eben weil nur sie allein alle besonderen àusseren For- men zusammengenommen und in hóchster Einheit umfasst. Die Cha- raktere der àusseren Organe werden daher sammtlich aus den Ver- haltnissen der inneren Organisation entwickelt und im organischen Zusammenhange darauf bezogen. In wie weit sich die Durchführung dieser Grundsatze allgemeinere Anerkennung verschafft hat und noch durch die nun vorliegende bildliche Anschauung der Verháltnisse der inneren Organisation, worauf es sich gründet, weiter verschaffen wird, konnen wir hier nicht betrachten. Genug, die Veróffentlichung der Einzelnheiten unserer Beobachtungen über das Gefasssystem der Cy- klose ist durch die Mittheilung zur Bewerbung um den von der Aka- demie der Wissenschaften zu Paris ausgesetzten Preis um 9 Jahre ver- zógert worden, weil das von der Akademie mit dem Preise beehrte Werk erst im Jahre 1839 erscheinen konnte (Sur la circulation et les vaisseaux laticiferes dans les plantes, par le Dr. C. H. Schultz, Prof. ord. à Üunivers. de Berlin. Mémoire qui à remporté le grand prix de physique proposé par U.4cadémie royale des sciences de Pa- ris pour l'année 1855. — dvec 25 planches. | Aus den Mémoires des savans étrangers besonders abgedruckt: Paris 1859 et à Berlin chez H. Hivschwald, Librairie médicale). Wir werden uns, was die dort mitgetheilten Einzelnheiten der Beobachtung aus den verschiedenen F'a- milien betrifft, nunmehr auf dieses Werk hier beziehen kónnen. I. Schicksale der Entdeckung. 99 $ 28. Wir dürfen die Mitwirkung jedoch nicht unerwahnt lassen, wel- che die Lehre von der Cyklose durch anderweitige Bestrebung erfah- ren hat. Grosses Interesse ist der Sache von Meyen gewidmet wor- den, dessen zu frühzeitigen Tod wir aufrichtig bedauern, weil er, wenn auch unter dem Schein der Opposition, der Sache genützt hat. Meyen hat nach unserm Vorgange zuerst die Lehre vom aufsteigenden und absteigenden Saft, wenn gleich stillschweigend und ohne ihre Wider- legung, aufsegeben, weil ihm die Erscheinung der Cyklose bessere Aussichten für den Gang der Functionen darbot. Er hat ferner, obgleich er sich für einen Gegner der Cyklose ausgab, dennoch ihre Existenz im Wesentlichen angenommen, den allgemeinen Unter- schied der Functionen im Assimilationsprocesse und Bildungsprocesse, wie wir-ihn zuerst aufgestellt, anerkannt, und den Bildungsprocess als eine Function des Zellgewebes betrachtet, auch die Secrete von dem Lebenssaft sehr wohl unterschieden (Meyen neues System der Pflan- zenphysiologie, 2ter Bd. S.308). Die Beobachtung der Cyklose in lebenden Pflanzen selbst hatte Meyen wiederholt und bestatigt (1. c. p.410), gegen die Einwürfe von Treviranus und dessen Lehre von den Intercellulargangen mit den triftigsten Gründen vertheidigt (4. c. p.418), auch das Umkehren der Stróme in einander und die netzfór- migen Anastomosen überhaupt, in den Blattern wenigstens, ganz rich- üg gesehen und beschrieben (I. e. p. 421, 425); aber sonderbar genug hat es ihm nicht gelingen wollen, die Anastomosen der Gefasse, auch nicht die früheren Entwickelungsstufen der vasa laticis contracta, zu . constatiren (1. e. p.574,577). Er nahm also keine Anastomosen der |. Gefásse, aber im Widerspruche hiermit dennoch die Anastomosen der | Stróme an. Er sagte darüber, es bleibe daher (weil man nàmlich die Stróme in Anastomosen sehe) wohl nichts weiter übrig, als einen wirkli- chen unmittelbaren Uebergang der zuführenden Stróme in die zurück- * 100 C. H. Scuvrzz, das System der Cyllosc. führenden anzunehmen. Wo sollte der Saft herkommen, wenn er be- standig in einer gewissen Richtung strómt, und wo sollte er bleiben, wenn er in anderen Gefassen bestandig in entgegengesetzter Richtung verlauft, wenn man nicht annimmt, dass hier eine wirkliche Circula- tion in zuführenden und in zurückführenden Gefassen besteht, welche unter einander in Communikation stehen, fragt Meyen (1. c. p. 424). Meyen gerieth nun in den sonderbarsten Widerspruch mit sich selbst, dass er eine Anastomose der Gefasse zwar theoretisch annehmen zu müssen glaubte, aber diese Anastomosen durch die Beobachtung gegen uns zu widerlegen bemüht war. | Wir sehen auch in der That nicht, worin die wahre Opposition, wozu Meyen gegen unsere Beobach- tungen immer den Schein annahm, besteht, als darin, dass er an jeder Beobachtung bei der Wiederholung bessern wollte,*um: sie in neuer Gestalt für etwas Eigenthümliches auszugeben, so dass l'reviranus so weit ging, zu sagen, dass Meyen geradezu meine Ansichten als die seinigen vorgetragen habe (Physiologie der Gewachse. T. S. 148). Ein Vorurtheil scheint die naturgemasse Ansicht der Cyklose bei Meyen immer zu hindern, nàmlich die Vorstellung von zuführenden und rückführenden Gefassen. (I. e. p. 424, 425) nach der alten Hypo- these vom aufsteigenden und absteigenden Saft; eine Vorstellung , die aber wegen der rein peripherischen Natur der Lebensgefásse durchaus nicht auf sie passt, wie wir weiterhin zeigen werden. Einigen Auf- schluss hierüber gibt Meyen's Erklarung in seinem Jahrbericht von 1839 (I. e. p. 128), wo er bei Anzeige unseres franzósischen Memoire's sagt, dass er bisher gar nicht gewusst habe, was wir unter vasa lati- cis contracta verstehen und erst durch das Memoire es erfahren habe. So hatte denn Meyen so viele Jahre mit gesprochen und gestritten, ohne recht zu wissen, wovon die Rede war. Die Vorstellung, welche sich Meyen nach der Ansicht von den zuführenden und zurückfüh- renden Gefassen über den Zusammenhang der Cyklose in der ganzen OL Schicksale der Entdeckung. 101 Pflanze bildete, war daher nicht vóllig naturgemass, weil: die Selbst- stàndigkeit der Thatigkeiten in den durch Knoten getrennten áusseren Pflanzentheilen dabei ganz unberücksichtigt blieb. Mey en beschreibt den Zusammenhang dés Ganzen so: ,,Der Milchsaft steigt in einigen Hauptstámmen, welche in paralleler Richtung im Umfatige des Stam- mes laufen, von den Wurzeln zu. den Blàttern, kreist daselbst in den unzáhligen Verástelungen, und. kehrt in den feinsten Verzweigungen wieder um, um alsdann wieder durch die Hauptàaste zu den grósseren Gefássstàámmen zu gelangen, welche im Stamme der Pflanzen verlau- fen; und durch diese zur Wurzel zurückzukehren, wo er gleichfalls alle Verástelungen und. Verzweigungen durchlàuft, daselbst wieder Zulauf vom rohen Saft erhalt. und dann den Kreislauf von Neuem beginnt.* Diese Angaben sollten auf wirklichen. Beobachtungen beruhen, doch bleibt der. Widerspruch dabei merkwürdie, dass Meyen hier von Veràstelungen der Stamme in die feinsten Verzweigungen spricht, aber umgekehrt wieder die von uns als vasa latieis contracta: dargestellten feinsten Verzweigungen der Lebenssafigefasse ganzlich laugnete (Neues System der Pflanzenphysiologie. 2ter Bd. S.419). Nach diesen Vor- stellüngen würde also der Uebergang des Holzsaftes (rohen Nahrungs- saftes) in das System der Cyklose nicht in den Blattern, sondern schon in. der Wurzel stattfinden müssen. | Die Verarbeitung und Assimilation des Holzsaftes zu Lebenssaft würde also nicht durch den Respirations- | Process vermittelt zu werden brauchen, sondern sogleich in der Wur- zel selbst vollendet werden. |. Das Aufsteigen des rohen. Holzsaftes zu den. Blàttern xvürde nicht stattfinden. dürfen, in Gegentheile- müsste | der. in den oberen Théilen befindliche. Holzsaft mehr eine: niederstei- gende Bewegung nach der Wurzel haben, und die Masse des Lebens- saltes würde dagegen in einer mehr aufsteigenden Bewegung begriffen sein müssen, um -die:;oberen Theile zu erreichen. Diese Annahmen | . dco e - . : : " » indessen widersprechen sánimtlich den sonst bekannten Erscheinungen | | | 102 C. H. Scnvurz, das System der Cyklosc. des Vegetationsprocesses. Wir sehen namlich den Holzsaft bei grós- seren Pflanzen in einer überwiegend aufsteigenden Bewegung, dage- gen den bildenden Lebenssaft in einer vorwaltend absteigenden Bewe- gung begriffen, ungeachtet der Holzsaft auch absteigend und der Le- benssaft gleichzeitig in aufsteigenden Richtungen der Stróme sich be- wegt. Die Gesammterscheinungen sprechen sogar dafür, dass die markigen und knollenartigen Bildungen der Wurzeln nur durch den von den Blàttern niedersteigenden Saft gebildet werden, wahrend nach den Ansichten von Meyen die Bildungen an der Wurzel durch den hierselbst entstandenen Lebenssaft müssten entstehen kónnen. | Aus- serdem aber widerspricht die Voraussetzung des von Meyen angege- benen Zusammenhanges der Stróme zu einem untheilbaren Ganzen von Gefaássstammen und Zweigen durch Wurzel, Stengel und Blàtter der Pflanze, der Selbststàndigkeit des Lebens jedes dieser 'Theile für sich, welche unmóglich ware, wenn, wie in den Thieren, alle Glieder nur durch den Kórper ihr unselbststandiges Bestehen hàt- ten... Die Cyklose ist vielmehr selbststándig und relativ abgeschlossen in jedem àusseren Pflanzentheil; der Zusammenhang des Ganzen ist nur ein ausserlicher, durch die nach einander erfolgende Entwicke- lung der verschiedenen Theile bedingter, und nach dieser Entwicke- lung ganz verschieden bei verschiedenen Pflanzen, wie wir dieses wei- terhin noch ausführlicher darstellen werden. $ 29. Link hat in den künstlerisch sehr schón ausgeführten Abbildun- gen zur Erláuterung der Grundlehren der Kráuterkunde (Zeones ana- tomico - botanicae, fasc. II. Berlin 1857. tab. 14. fig. 6—11) einzelne Stückchen von Lebenssaftgefássen aus dem Schóllkraut ebenfalls ein- fach, ohne Aeste und ohne Anastomosen; ferner aus Zsclepias syriaca zwar àástig, aber auch ohne Anastomosen darstelen lassen. Die Gefásse sind hier nicht im Zusammenhange bis zu den feineren I. Schicksale der Entdeckung. 108 Verzweigungen verfolet, wo. sich die Anastomosen erst reichlicher finden. Treviranus hat aus einigen Pflanzen die Lebenssaftgefásse un- ter dem Namen einfacher Secretionsgefasse beschrieben, ohne darüber Aufklárung zu geben, wie bei den Pflanzen die Gefasse dazu kommen sollten, Secretionsorgane zu werden. Er folet vorzüglich J. J. P. Mol- denhauer in Kiel, in Bezug auf ihren Bau, verwechselt aber diese Gefásse auch mit den im ganzen Bau verschiedenen Harzcanalen bei Nadelhólzern und deren Secretion (Physiologie d. Gewachse. I. S. 140). Auch hat Treviranus mancherlei Einwürfe gegen die Cyklose in den Pflanzen vorgebracht, die aber im Wesentlichen darauf beruhen, dass Treviranus die Haupterscheimungen der Cyklose aus eigener Beobachtung ganz und gar nicht zu kennen, und es ihm nie gelungen zu sein scheint, ihre Phànomene in der Natur selbst zu sehen, so dass er sie.nur deshalb bestreitet, weil er, was Andere gesehen, nicht hat Binden kónnen. Decandolle (Pflanzenphysiologie. lster Thl. S. 244) hat die Gründe zusammengestellt, welche mit Treviranus's Annahme dafür sprechen kónnten, dass der Milchsaft nicht das Blut oder der Bildungssaft . der Pflanze sei und welche wir kurz durchgehen wollen. Er sagt: 1) Komme der Milchsaft nicht bei allen, sondern nur bei weni- | gen Familien der PHanzen vor, wahrend der Bildungssaft eine allge- meine Flüssigkeit sein müsse. Dieser Einwurf wird sich durch die in , unserem franzósischen Memoire mitgetheilten Beobachtungen erledigen | (sur la circulation dans les plantes p.51). Der Milchsaft ist nur eine | besondere Form des Lebenssaftes, der seine Farbe in den verschiedenen | 'Theilen derselben Pflanzen, nicht minder in den verschiedenen Altern und bei verschiedenen Arten àndert, wie das rothe und weisse Blut , der Thiere. Nicht bloss der Milchsaft ist Lebenssaft, sondern es gibt | auch nichtmilchige Formen desselben. Daher sieht man sowohl den 104 C. H. Scuovrz, das System der Cyklosc. milchigen als den nicht milchigen Lebenssaft circuliren (vergl. ebendas. nouvelles observations p. 107, 1068). .mobrr . 2) Der Milchsaft nàhere sich durch seine chemische Beschaffen- heit den gummiharzigen und ahnlichen Sàften, so dass er von diesen nicht getrennt werden kónne. Hierauf ist zu. erwiedern, dass die Behauptung. auf einer Verwechselung und Vermengung zweier Dinge beruht. Bei den Doldenpflanzen besonders strómt nàmlich nach Verle- tzungen der Pflanzen ein Gemenge von Milchsaft und Balsam aus, das, eimgetrocknet, das sogenannte Gummiharz bildet... Hieraus darf man nicht schliessen, dass der Milchsaft eine Analogie mit dem Harze habe. Im Gegentheil ist der Milchsaft von allen Secretionen, dem: Gummi, den Balsamen, àtherischen Oelen, durch seine innere Organi- sation, Kügelchenbildung und Geérinnungsfahigkeit ver- sclhieden, welche bei keiner Secretion gefunden werden (Natur der lebendigen Pflanze. I. S.537.... -Mémoire sur la circulation p.50)... 3) Die Absonderungen im Thierreiche veranlassen auch Bewe- gungen der Flüssigkeiten, welche denen des Lebenssaftes entsprechen kónnten.: Hier werden wiederum ganz verschiedenartige Erscheinum- gen verwechselt... Die Bewegung der Secretion in den Secretionsorga- nen. beruht einzig und allein auf einem Ausfliessen. des Secretes aus den Secretionsgangen in einer und derselben Richtung. |. Der Lebens- saft aber circulirt in allen Richtungen in Gefassen, die von Secretions- canàlen ganz verschieden gebaut sind, und zwar von selbst und nicht durch mechanische Wirkung oder durch Verletzung der Gefásse ver- anlasst, so dass im Gegentheil durch Verletzung. der Gefásse die fer- nere Bewegung in ihnen aufgehoben wird. ^... Irro2^d 4) Die Aehnlichkeit der Bewegung des Lebenssaftes mit den kreis- lórmigen in Zellen abgeschlossenen Bewegungen bei Zellenpflànzen soll zeigen, dass das Phanomen der Lebenssaftbewegung órtlicher sei, als die Bewegung des Bildungssaftes sein kónne. : Der Vergleich aber l1. Schicksale der Entdeckung. 105 zwischen beiden Bewegungen: passt nicht; das eine ist die Rotation der homorganischen, das andere die Cyklose der heterorganischen Pflanzen. Beide haben nach Verschiedenheit der Organisation beider Pflanzenabtheilungen eine ganz verschiedene: Bedeutung, wie wir hin- reichend gezeigt haben. (Natur der lebendigen Pflanze. 1. Band. 8.382. 2.'Theil. S.481). Die Rotation in den Schlauchen der homorganischen umschliesst den ganzen Lebenskreis und. vereinigt alle F'unctionen in sich, die bei den hóheren Pflanzen an verschiedenen Organen vertheilt sind, daher hier jeder Schlauch die ganze Pflanze. reprásentirt, und sich reproduciren kann. Bei den mit einer Cyklose. versehenen heterorganischen Pflanzen aber ist ausser der Cyklose und dem System der Lebenssaftgefasse noch das System von Assimilationsorganen vor- handen, so dass nur.die Vereinigung dieser beiden Gefasssysteme, in Verbindung mit den Zellen, die Gesammtheit der Functionen aus- übt, Hier repràsentirt nicht jede Zelle, sondern nur ein vollstandiges, mit allen inneren Organen vetscehenes Glied der Pflanze, das Ganze, was sich zu ernàhren und zu reproduciren fahig ist. Die Rotation bei homorganischen Pflanzen scheint darum nur órtlich. zu. sein; weil jeder Schlauch an seinem: Ort die Totalitat wiederholt, und. die ganze Pflanze hier eine àussere Verbindung solcher Totalitáten;, gleich. den zusammengesetzten Gliedern der hóheren Pflanzen ist. Die Rotation selbst ist daher schon in Wirklichkeit gar keine órtliche, sondern selbst eine allgemeine Erscheinung, die sich in allen Schlauchen der ganzen Pflanze wiederholt, und durchaus nicht auf einzelne Schlàáuche absolut beschrankt ist.:: Umgekehrt findet sich die relative Unabhàn- gigkeit der Cyklose auch in: den: einzelnen Theilen der Glieder der heterorganischen Pflanzen, und der Zusammenhang der Gefásse in der ganzen Pflanze hat vielmehr: den: Schein eines vóllig allgemeinen Zusammenhanges, der:sich aber durch die Selbststandigkeit des Le- bensin den einzelnen:.Gliedern hinreichend widerlegt. Hier liegen also Vol. XVIII. Suppl. II. 14 106 C. H. Scnutrz, das System der Cyklosc. viele Missverstandnisse und. Vorurtheile zu Grunde; denn obgleich in der That die Rotation mit der Cyklose darin Aehnlichkeit hat, dass beide Lebensbewegungen von Saften sind, so zeigt sich doch zwischen beiden wieder eine eben so grosse Verschiedenheit, und die Aehnlich- keiten beweisen nicht, dass die tei gedipeiqh geh órtlich und darum keine Lebensbewegungen seien. S 9) Der Bildungssaft müsse sich in allen weiter PRSE Organen vorfinden, der Lebenssaft aber fehle gewoóhnlich in denen Holzkórpern, wo die Rinde am reichlichsten damit versehen sei. Hier sind. die Thatsachen und die Folgerungen nicht richtig. Das junge Holz, wie wir seit dem Anbeginn der Entdeckung gesagt und bereits in der ersten Schrift (Ueber den Kreislauf des Saftes im Schóllkraut) beschrieben haben, besitzt allerdings zwischen den Spiralgefássen und Zellen verbreitete Lebenssaftgefasse. | Auch Link hat die zwischen Spiralgefassen verlaufenden Lebenssaftgefasse (Jcones tab. XIF. fig. 6) abgebildet. Der alte Holzkórper der Baume aber ist ein fertiges Ge- bilde, das nicht mehr fortwaáchst, wie Decandolle hier anzunehmen scheint, in welchem daher die Lebenssafigefasse obliteriren, obgleich gar nicht ewiesen ist, dass nicht auch hier noch Spuren von Lebens- saft vorkommen. . Dass der Lebenssaft in der Rinde so reichlich er- scheint, hat denselben Grund , warum der Holzsaft im Holze reichlich erscheint, nàmlich weil in der Rinde der Heerd des ganzen Systems der Cyklose ist, von wo aus sich in alle Theile der Lebenssaft verbrei- tet (Natur der lebendigen Pflanze. I. S. 570). 6) Widerspreche die gewóhnlich scharfe und àtzende Beschaffen- heit des Milchsaftes der allgemeinen. Vorstellung, die wir uns von ei- nem annáherungsfahigen Bildungssaft machen. | Hierauf ist zu bemer- ken, dass der Lebenssaft, wie er rein für sich ausfliesst, nicht scharf und atzend ist, ja bei vielen Pflanzen als Pflanzenmilch zur Nahrung dient. Das Aetzende rührt nur von der Beimischung harziger Secretio- Y. Schicksale der Entdeckung. | 107 nen her, die bei den Euphorbiaceen, Asklepiadeen und anderen Pflan- zen mit dem Milchsafte aus den gleichzeitig verletzten Secretionsorga- nen und Zellen ausfliessen. Die scharfe Beschaffenheit für thierische Organe wáàre aber auch gar kein Beweis, dass der Saft auch auf die Pflanzen selbst scharf wirke, denn auch die scharfsten. Safte der Pflan- zen finden sich in ihnen im Züstande vólliger Gesundheit. Das eine grosse Factum,. dass nur der Lebenssaft die bewunderungswürdige Lebensthatigkeit der selbststandigen Bewegung. und. die innere Orga- nisation zeigt, schlagt alle hypothetischen Wi MM Pt AE dagegen zu Boden. | - 1) Man sehe in einigen Faállen, unter andern hdi "T € Milchsaft reichlich aus der Fruchthülle ausfliessen , welche: oberhalb der Blatter befhndlich sei, und nicht für geeignet gehalten werden kónne, einen Bildungssaft darzubieten. | Schon der kenntnissreiche Uebersetzer von Decandolle's Schrift, Roper, bemerkt hierzu sehr richtig, dass die Fruchthüllen als blattartige Organe auch geeignet sein müssten, gleich den Bláttern, Nahrungssaft zu assimiliren und ihn in Lebenssaft umzuwandeln (/.c. p. 245). Indessen, ware auch dieses gar nicht der Fall, so verbreitet sich ja der Lebenssaft durch sein Krei- sen von dem Heerde aus in alle Theile der ganzen Pflanze nach oben und nach unten, und es ist kein Theil der Pflanze, die Blumenblátter, Staubfaden, selbst die Saamen und die Embryonen nicht ausgenom- men, wohin der Lebenssaft in entsprechender Menge nicht eben so gut, wie das Blut der Thiere in alle Organe, sich verbreitet. Morren hat das Kreisen zuerst im Ei der Feige gesehen. . 8) Sollen nach Meyen in den jungen Pflanzen keine lisbenoláfie gefasse vorhanden sein, wahrend es von dem Wesen des Bildungs- saftes unzertrennlich scheine, dass er in allen Lebensaltern vorkomme. Dass diese Beobachtung unrichtig ist, bemerkt ebenfalls schon R óper, indem er sagt, dass die jungen Keimpflanzen von Euphorbia platy- * 108 C. H. Scnorrz, das System der Cyklosc. pluyllos schon, wenn die Cotyledonen noch in ihren: Saamenhauten stecken, anfangen, einen halbdurchsichtigen Milchsaft fliessen zu lassen (Enumeratio Euphorbiarum p.13. tab. 1. fig.55). Hierbei ist jedoch zu erinnern, dass der Lebenssaft in den verschiedenen Lebensaltern der jüngeren und àlteren Triebe Verànderungen von ganz farbloser Beschaffenheit bis zur Trübung von Milchsaft in allen Abstufungen zeigt, die allmalig in einander übergehen (vergl. Mém. sur la eireula- lion dans les plantes p.35); daher ist auch in den ganz jungen Trie- ben der Doldenpflanzen und der Fleigenbàume der Lebenssaft noch fast durchscheinend und kaum milchig zu nennen, die concentrirte F'arbe. nimmt er erst spater in den álteren. Trieben an. Man kann also sagen, dass in Wahrheit die Pflanzen in allen. Lebensaltern mit Lebenssaft versehen sind, wenn dieser auch nicht immer cine Milch- farbe besitzt. MIT -— Somit sehen wir denn, dai die Biiwürfe von Biaunantin vicl- mehr auf Missverstandnissen und Vorurtheilen, die noch aus der alten Hypothese vom auf- und absteigenden Saft herrühren, als auf wirklich widersprechenden Erscheinungen beruhen. Die nàáhere Betrachtung und natürliche Aufklarung dieser Einwürfe dient daher mehr dazu, die Wahrheit der Cyklose zu beweisen, als sie zu widerlegen, und in der That hat Decandolle selbst schon eine Reihe von Gegengründen gegen seine eigenen Einwürfe aufgestellt, welche dieselben allein schon aufzuklaren im. Stande waren (Physiol. végétale. T.I. p. Der. Ein enuciate in der Werglcitinilig der Rotation bei den ft— nischen Pflanzen mit andern Erscheinungen, die zur Cyklose der he- terorganischen Pflanzen gehóren, der auch Decandolle und Meyen zu naturwidrigen Ansichten verleitet hat, ist von einem englischen Deobachter, Slack, ausgegangen. (Transact. of the soc. for the en- couragement of arts, manufacts and commerce. Fol. 49. Lond. 189595, — Y. Schicksale der Entdeckung. 109 übersetzt von Beilschmied in d. Flora 1834. 1. Bd. Deiblátter. S.31). Slack scheint mehr Physiker als Physiolog zu sein, und gab seine Abhandlung unter der Rubrik: Verbesserung des Mikroskops. Er ver- gleicht die verschiedenartigsten Dinge:untereinander, und will nament- lich. überall. die .Metamorphose | der. Zellen in Gefasse nachweisen, ohne jedoch den verzweigten und anastomosirenden Bau der Lebens- safigefasse zu erkennen. So vergleicht denn auch Slack die zuerst von R. Brown in den Haaren von Tradescantia virginica gesehenen Saftstrómungen mit der Rotation in den Schlàuchen der Charen, und claubt, dass sie sich innerhalb jeder Zelle abschliessen. Diesem lrr- thum sind auch andere, namentlich Me yen, gefolgt, indessen werden die darüber von uns der Akademie der Wissenschaften zu Paris mit- getheilten neuen Beobachtungen die Sache hinreichend aufgeklart ha- ben (Mém. sur la circulation. nouv. obs. p.105). Die Bewegung im Zellgewebe der heterorganischen Pflanzen. ist nàmlich in netzfórmig anastomosirenden Strómen, wie die Cyklose überhaupt, nur dass sie die feinsten Verzweigungen bilden, und man sieht diese Stróme in den Haarzellen bei den mit Milchsaft versehenen. Campanulaceen deut- lich aus den. Lebenssaftgefassen. des Stammes entstehen, daher die Haare auch denselben Milchsaft bei Verwundungen ausfliessen lassen, wie alle übrigen Theile der Pflanze. M.ey en hat zwar spater behaup- tet, dass der kreisende Saft in den Haaren der Campanulaceen kein Milchsaft, sondern von anderer schleimiger Beschaffenheit sei (Jahr- bericht über die Arbeiten im Felde der physiologischen Botanik. Der- lin 1839. S. 77); indessen ist die Sache so unzweifelhaft, dass die ein- fachste Ansicht uns von der Anwesenheit des Milchsaftes in den Haa- ren der genannten Pflanzen überzeugen muss. Meyen führt noch zum. Beweise, dass die kreisenden Strómungen in den Haaren nicht zur Cyklose, sondern zur Rotation. gehóren sollen, an, dass sie.in den gesonderten Gliederzellen. der Haare von Tradescantia iortdauern. 110 C. H. Sonuuiz, das System der Cyklose Dies ist aber hier nicht anders, wie, gemáss der relativen Selbststan- digkeit des Lebens, in jedem andern Pflanzengliede der Fall, und selbst in abgeschnittenen Rindenlamellen oder v—— Nebenblàt- tern dauert die Cyklose noch sehr lange fort. - y ME) à In Italien hat Savi die Beobachtung der. Cyklose bénilige (iVuovo giornale de Letterati. Jan. Febr. 18253), auch dessen Sohn Pietro Savi (Adjunct für den Lehrstuhl der Botanik zu Pisa) hat mehrere eigenthümliche Beobachtungen darüber bei Ficus elastica, F. nitida, F. religiosa, A4lisma Plantago mitgetheilt (I Nuovo giornale de Lette- rati di Pisa. An. 1851. n.50). Er hàlt sich gegen die von Amici behauptete Ansicht, dass die Cyklose allem durch die Warme erregt werde, überzeugt, dass die — eine selbststandige. meo der Pflanze sei. 1 In Portugal sind die capnt über die Cyklose wiederholt worden durch da F'onseca Benevides, der die Erscheinungen in einer neuen Bearbeitung des Compendiun's der Botanik von Brotero beschreibt (Compendio de Botanica do Doutor Felix de 4dvellar Brotero, addicionado por 4nl. 4lb. da Fonseca Benevides. Lisboa 1857. T.I. p.208). V onseca beschreibt die Cyklose in den Blattern und Nebenbláttern von. Fieus elastica und bemerkt, dass das. Strómen des Saftes leicht an den Kügelchen bemerkt werde, die in der Flüssigkeit des Lebenssaftes schwimmen. Einen wichtigen Beitrag erhielt die Kenntniss der Cyklose durch die Beobachtung von Morren in Lüttich, der die Bewegung in den Blüthenbóden, den Blumen und dem Saamen bei'm l'eigenbaum beob- achtete. Wir hauen bereits im Jahre 1832 in der Schrift über den Kreislauf des Saftes im Schóllkraut (S.9—17 , 23—29) die Cyklose in den Kelchblatern, den Blumenblattern, den Staubfaden und in meh- reren 'Theilen der Frucht verschiedener Pflanzen beschrieben, doch eignet sich die Beschaffenheit der Saamen dieser Pflanzen nicht wohl I. Schicksale der Entdeckung. 111 dazu, die Cyklose deutlich zu zeigen. Es war daher ein glücklicher Einfall, dass Prof. Morren zur Untersuchung der Cyklose im Ei die Blüthenbóden des Feigenbaums wahlte, deren Blumen und Früchte, im Innern des fleischigen Blüthenbodens eingeschlossen, vor der direc- ten Einwirkung von Luft und Licht geschützt, bei einer. dauernden Lebensfrische eine fast farblose Durchsichtigkeit behalten, wodurch die Beobachtung sehr erleichtert wird, so dass es Herrn Morren mog- lich ward, die Cyklose in derselben Form, wie sie sich auch in den übrigen Pflanzentheilen zeigt, im Saamenei zu entdecken. Diese Ent- deckung behalt ihren Werth, obgleich in Betracht des Vergleichs der Rotation und der Cyklose, so wie deren Benennungen, sich hier einige Missverstandnisse finden, welche sich nach den in unserem franzósi- schen Memoire gegebenen Einzelheiten leicht aufklaren werden. Herr Morren benennt nàmlich das Kreisen in den Lebenssaftgefassen bei dem Feigenbaum: Circulation; die Rotation in den Schlàuchen der homorganischen Pflanzen aber, die auch von ihm irrigerweise nach Slack mit feinen Strómen. der Cyklose in den Haaren heterorgani- scher Pflanzen zusammengestellt wird: Cyklose. Dieser Irrthum ist durch die Unbekanntscháft mit den Formen von Lebenssaftgefassen im Zustande jugendlicher Contraction (vasa laticis contracta) entstan- den, weil die Feinheit der Stróme in diesen Gefassen das Ansehen verursacht, als ob der Saft ohne Gefàsse, wie bei der Rotation, in Zel- len freistrómte. Morren macht es hier also umgekehrt, wie Slack und Meyen: er zieht nàmlich nicht die Cyklose in den Zellen zur Rotation, sondern rechnet im Gegentheil die Rotation mit zur Cyklose in den Zellen, unterscheidet dann aber wieder die Bewegung in den grósseren Lebenssaltgefassen unter dem Namen Circulation. Wir mochten nun wohl verhüten, dass durch solche Namensverwechselun- gen neue Schwierigkeiten des Verstandnisses der Erscheinung ent- standen. Auch die Benennung: vase opophora, welche Morren 112 C. H. Scuvurz, das System der Cyklosc. nach Link's Vorgange- als'Synonym mit vasa: latieifera gebraucht, kónnte Anlass zu neueren Imungen geben; denn abgesehen davon, dass einmal der von uns gewahlte Namen: vasa laticifera gebrauch- licher ist, so werden von Link die unter dem Namen vasa propria trüher vereinigten verschiedenen Organe, namlich die Secrétionscanale des Harzes, des Gummi, und die l'ormen der Lebenssaftgefásse; wel- che Milchsaft führen, zusammen. begriffen (Grundlehren der:Kxràüter- kunde. 1837. 1.Thl. S.196). Man würde also durch solche. Namens- verwechselungen immer wieder sich:in die alten Irrthümer verlieren, und wir müssen also den Namen: vasa laticifera für die wahren Le- benssaftgefasse in allen Altersverschiedenheiten und Formen: beibehal- ten, mag nun der in ihnen enthaltene Lebenssaft. milchig sein odér nicht... Es gehóren also die von Morren bei'm Feigenbaum unter dem Namen Circulation beschriebenen Strómungen eben sowohl: zur Cyklose, als die netzfórmig 'kreisenden Stróme in den Zellen: der Haare. Mit Vergnügen sehe ich, dass es Morren gelungen ist, aus den Blumenbóden der F'eigen die Lebenssaftgefasse vóllig isolirt- her- auszuprápariren, und so auch hier alle Zweifel über die Existenz wah- rer Gefasse, zugleich mit; den. Hypothesen über den Lauf des Saftes in Intercellulargangen, gánzlich zu beseitigen. Die Práparation der Gefasse ist bisher einer der schwierigsten Puncte in der Lehre .von der Cyklose gewesen, und ich habe sowohl in Paris als auch in Lon- don, den Naturforschern die kleinsten Details der Práparationsart zu zeigen nóthig gehabt, um ihnen die eigenen Deobachtungen móglich zu machen, weshalb és schr richtig ist, dass Prof. Morren auf eigene Weise, ohne Maceration, mit Hülfe von Nadeln und durch Verschie- bung der práparirten Theile zwischen: dem-Compressorium , die Ge- fasse vóllig rein auspraáparirt hat, so dass die vóllig unverletzte durch- sichtige Membran der Gefasse, den Lebenssaft eingeschlossen haltend, nackt und ohne alles;anhangende :Zellgewebe frei liegt; Ich muss I. Schicksale der Entdeckung. 118 hierbei jedoch bemerken, dass in den ganz reifen F'eigen das Zellge- webe sich in einem so aufgelósten Zustande, wie nach der Maceration, befindet, und dass diese: sich vorzüglich zur Untersuchung der Gefasse eignen. Nach Morren bilden die Lebenssaftgefasse in den fleischi- cen Blumenbóden der Feigen ein durchsichtiges Netz mit sehr zahl- reichen Anastomosen, von denen Zweige in die Blüthenstiele überge- | hen. An dem Uebergange zu dem Blüthenapparat zeigen die Gefasse eine eigenthümliche Beschaffenheit. Die Maschen des Gefássnetzes . sind nàmlich in den Blüthenbóden geradlinig in die Lànge gezogen, dagegen werden die Gefásse mannigfach gewunden und gekrümmt, - sobald sie in den Blüthenapparat übergehen. Die Saftstróme sah Mor- ren in dem Blüthenstiel zu den Seiten der Spiralgefasse verlaufen. Die Stromcanale erschienen rund, obeleich die Zwischenráume des lockeren Zellgewebes eckig sind. Die Perigonialblatter, welche sich , zur Seite des Fruchtknotens abloósen, zeigen keine Spiralgefassbündel, und enthalten die kreisenden Saftstróme bloss im Zellgewebe verbrei- tet, was Morren sehr richtig als einen Grund dafür ansieht, dass die Lebenssaftgefasse eine dem Blut der Thiere analoge Flüssigkeit zu- | führen, um die Theile zu ernahren, in welchen sie sich ausbreiten; , denn waren die Spiralgefasse die Nahrungssaft zuführenden Organe, | So würden sie nie fehlen. Herr Morren hatte geglaubt, es sei meine | Ansicht, dass die Lebenssaftgefàsse 1mmer nur die Spiralgefassbündel be- , gleiten, und hielt seine Beobachtung für abweichend von den meinigen. | Indessen habe ich bereits in der Schrift: Natur der lebendigen Pflanze. (Thl. I. S.521, 575, 985, 991), die Sache so dargestellt, dass sich die | Lebenssaftgefáasse der Lage und Verbreitung nach in zwei Abtheilun- | gen trennen. Die eine dieser Abtheilungen habe ich den Heerd der | Cyklose genannt, wo die Lebenssaftgefásse bündelweise oder schich- | l | , tenweise vereinigt sind, und nur diese liegen immer neben den Spi- ralgefassbündeln oder um die Holzringe. "Von diesem Heerde der Vol. XVIII. Suppl. II. 15 114 C. H. Scuvurz, das System der Cyklosc. Cyklose aus verbreitet sich. der Lebenssaft durch isolirt verlau- lende Gefasse in alle Pflanzentheile: in das Zellgewebe des Markes und der àusseren Rinde, in das Holz, und diese isolirten Gefasse, wel- che ich aus dem Mark von Ficus populifolia "Taf. 4. Bd. I. der Natur der lebendigen Pflanze abgebildet habe, bilden die andere Abtheilung der Lebenssaftgefásse. | Auch auf der Kupfertafel zu der Schrift ,jüber den Kreislauf des Saftes im Schóllkraut* habe ich die isolirten Stróme in den Schotenklappen und den Kelchblattern abgebildet. Es kann also als eine Bürgschaft für die Wahrheit der Beobachtungen angese- hen werden, dass Morren, ohne meine Beobachtungen zu kennen, zu denselben Resultaten mit mir gelangt ist. Im Ovarium theilt sich das Gefassbündel des Blumenstiels bei der l'eige in zwei Theile, von. denen sich der eine in der Fruchthülle verbreitet, der andere durch den Saamensüel zum Saamen übergeht. Letzteres Bündel ist am reichsten an. Lebenssaftgefassen. In den Narben der Blumen konnte Morren keine Strómungen erkennen, indem diese sogleich nach der Befruchtung hinwelken und absterben. Diese Beobachtungen kónnen wir indessen erganzen, indem M orren nur reifere F'eigen untersucht zu haben scheint, wir aber in den jüngeren F'eigen bei starker Ver- grósserung in ausserst feinen Strómen, wie sie sich in den Zellen an- derer Pflanzen finden, das Kreisen bis in die Narbenpapillen, àhnlich wie bei den Campanula- Arten, verfolgt haben. Dagegen sah schon Morren die Lebenssaftgefasse vom Saamenstiel aus durch den Nabel weiter in die Saamenhàute übergehen und sich in der Testa und den übrigen Hüllen ausbreiten , welche den Embryo umgeben (/Votice sur la circulation observée dans Üovule, la fleur, et le phoranthe du figuier ; par Ch. Morren, Prof. ord. debot. à U Univ. de Liege, Membre de UÜ cad. Royale de Bruxelles. Extrait du tom.IF. n.12 des Bull. de U Acad. Roy. de Bruxelles. Bruxelles 1858, mit einer lith. Tafel). II. Der Lebenssaft. —.-— 115 Zweiter Abschnitt. Der Lebenssaft (latex plantarum). S 91. Zwei Dinge sind es vorzüglich, die den Lebenssaft auszeichnen: seine innere Organisation und seine Gerinnungsfahigkeit, welche als Aeusserung seiner Plasticitàt erscheint. Diese müssen wir vor allen hervorheben, weil sich der Lebenssaft dadurch von allen übrigen Flüs- sigkeiten der Pflanzen unterscheidet. Der Zustand unserer Kenntnisse des Lebenssaftes der Pflanzen ist bisher sehr lückenhaft gewesen und hat in wenigen unzusammen- | hàngenden Beobachtungen über diejenigen Milchsáfte bestanden, wel- | che in der Lehre vom sogenannten eigenen Saft nach Malpighi ver- | flochten gewesen sind. Aus diesem Gemenge mussten diejenigen | E lüssigkeiten, welche zum Lebenssaft gehóren, zuerst gesondert wer- den, ehe eine physiologische Charakteristik des Lebenssaftes über- haupt móglich war, wie wir diese Trennung bereits früher versucht haben (Natur der lebendigen Pflanze. I. 8.526), so dass solche durch | umfassendere Darstellung der Einzelnheiten hier nur noch weiter aus- | zuführen ist. Von denjenigen Flüssigkeiten, welche früher unter dem | Namen succus proprius begriffen wurden, scheiden wir hier diejeni- | gen, welche keine innere Organisation besitzen, sondern gleichfor- | mige, klare chemische Auflósungen bilden, und welche sammtlich zu | den Secretionen gehóren, die nicht in Gefassen, sondern in besonde- | ren Zellenholen eingeschlossen sind. ^ Dahin gehóren: die Balsame, die àtherischen und fetten Oele, das Gummi. Die Milchsáfte hinge- | gen, welche ebenfalls zu den eigenen Saften gerechnet wurden, besitzen * 116 C. H. Scnuvrz, das System der Cyklosc. eine innere Organisation und Gerinnungsfahigkeit, auch eine sehr zu- sammengesetzte Stoffbildung und gehóren zum Lebenssaft. Eine àhn- liche Organisation, wie die Milchsáfte, besitzen aber auch die nicht milchi- gen F'ormen des Lebenssaftes, und die Milchsafte bilden also nur einen Theil der Lebenssaftformen, welche in dem Loebenssaftgefasssystem aller Pflanzen vorhanden sind. Der Lebenssaft ist also von ausserem Ansehen bald milchig und verschiedenartig gefarbt, bald aber auch ist sein Ansehen farblos, doch immer mehr oder weniger durch die in ihm enthaltenen Kügelchen getrübt. $ 32. Es finden sich alle Uebergangsstufen und Mittelbildungen zwi- schen der stàrksten Milchfarbe und der vólligen Farblosigkeit im àus- seren Ansehen des Lebenssaftes. Dieser Uebergang zeigt sich: 1) An verschiedenen Theilen einer und derselben Pflanze. So ist bei Sambueus Ebulus der Lebenssaft der Wurzel milchig, im Stengel und den Blattern durchscheinend trübe. Bei Morus nigra und Acer platanoides zeigen die jüngsten Triebe der Wurzel und des Stammes milchigen Lebenssaft, im Stamme dieser Pflanzen ist er nicht milchig. Die Wurzel von Fieus 4mpelas Burm. milcht wenig oder gar nicht ( Rumph. herb. amb. T.IF. tab. 65). Die Früchte der Mammillarien haben einen so blass gefarbten Lebenssaft, dass man ihn nicht für Milehsaft hàlt; die Stamme strotzen. von Milchsaft. | .JJillughbeia pubescens Mart. hat eine nur im jungen Zustande milchende Rinde, wahrend bei anderen Tropenpflanzen auch die alten Stamme Milch- saft enthalten (Martius Reise. II. S. 789). 2) In den verschiedenen Vegetationsperioden. Die keimenden Pflanzen der Euphorbien, Campanula-Arten, der Sonchus- und Cicho- rium-Arten, des Salats u.s. w. zeigen anfangs entweder einen ganz far- belosen oder doch so blass gefárbten Milchsaft, dass man ihn nicht für Miclhsaft halt. Die vóllige Milchfarbe bildet sich erst in den erwachsenen II. Der Lebenssaft. 117 - Pflanzen aus, am starksten bei'm Salat, wenn die Pflanzen dem hellen Licht ausgesetzt sind. und recht grüne Blatter haben; die im F'instern aufwachsenden und mit gebleichten Blattern versehenen zeigen keinen milchigen Lebenssaft. Die jungen Früchte der Feigenbàume und des Melonenbaumes (Carica microcarpa) strotzen von Milchsaft, wahrend in den reifen Früchten die Farbe verschwindet. 3) Bei verschiedenen Arten einer Gattung oder Familie. Unter den Cichoraceen finden sich einige, wie die Sonchus- und Lactuca- Arten, welche von Milchsaft strotzen. bei den Hieracium- und Cre- | pis-Arten ist die Farbe des Saftes so blass, dass man nur mit Aufmerk- samkeit die milchige Trübung unterscheidet. 4) Bei denselben Pflanzen in verschiedenen. Klimaten. Die Stamme alterer Feigenbàume (Ficus elastica, F. Carica) zeigen in un- , serem Klima keinen Milchsaft. Dagegen liefert der Stamm von F?eus elastica in Indien eine so grosse Menge desselben, dass man Cautschuk daraus bereitet. Die Cactus-Arten, Caladium esculentum etc. zeigen in den Tropen eine F'ülle von Milchsaft, der sich in unserem Klima mehr oder weniger verliert. Die tropischen Cucurbitaceen milchen stark, , wahrend man in unseren Klimaten nur sparsam den Milchsaft bei | ihnen findet. Ob aber der Milchsaft in Tropengegenden überhaupt verhaltnissmassig reichlicher aus den Pflanzen fliesst, als bei einheimischen Pflanzen, scheint sehr zu bezweifeln. Die gróssere Menge, welche man in Tropengegenden sammeln kann, scheint viel- | mehr allein durch die colossale Grósse der den Milchsaft enthaltenden Pflanzen bedingt. K. Porter beschreibt den Kuhbaum als von sol- | cher majestátischen Grósse, dass sein nackter Stamm unterhalb der | Krone 60 Fuss hoch und unten gegen 20 F'uss im Umfange dick ist. Die- ser Stamm treibt oben eine. noch 40 Fuss hohe Krone mit ungeheuern 259 Fuss vom Stamme abstehenden Zweigen, die mit mehr als Fuss | langen und 4 Zoll breiten, lederartig glànzenden Blattern belaubt sind. 118 C. H. Scuvurz, das System der Cyklosc. - Und Porter sagt, dass es in Hóhe und Dicke noch gróssere Stamme gabe. Wenn in die Rinde eines solchen Baumes ein bis auf das Holz durchdringender pfeilfórmiger Einschnitt gemacht war, so trieb aus diesem in Zeit von einer Viertelstunde so viel Saft, dass eine Flasche davon angefüllt wurde, und dasselbe geschah in derselben Zeit bei cinem anderen Daume (Brewster PAil. Mag. Fol. XI. p.455). Man darf hiernach. vermuthen, dass ein solcher majestatischer Baum aus einem Einschnitt doch nicht mehr als eine Flasche (P orter sagt nicht, wie gross diese war, doch wahrscheinlich nur von 7,—1 Quart Inhalt) Milchsaft lieferte... Auch. Siphonia elastica ist ein 60 F'uss hoher Baum, und nicht minder ist Lobelia Cautschue baumartig. Die gróssere Menge Milchsaft, welche man von diesen Pflanzen erhalten kann, scheint also nicht, oder doch nicht allein, in einem verhaltnissmassig erósseren Reichthum an Saft, sondern vielmehr in der Grósse der Pflan-. zen begründet zu seit, deren bedeutendere Menge und Ausbreitung der Gefásse einen stàrkeren Zufluss des Saftes von allen Theilen nach der Wunde hin móglich macht. Denn durch solche Wunden wird der Saft aus entfernten "Theilen abgeleitet, wie man bei den fleischigen Euphorbien besonders deutlich sicht. Martius sah, dass ein grosser Oassacá, mit dessen Milchsaft die Indianer am Maranhon die Fische betauben, aus einer in den Stamm gehauenen Spalte in drei Stunden etwa zwei Flaschen Milchsaft lieferte (Reise in Brasilien. 3. S. 1063). - 3) Auch Witterung, Jahreszeit und Tageszeit haben einen gros- sen Einfluss auf die Beschaffenheit des Milchsaftes. | Der Saft ist bei erosser Hitze zàhe, kleberig, sehr dickflüssig, bei Regenwetter weit dünnflüssiger und durchscheinender, besonders bei 4sclepías syriaca, Ascl. Finctoxicum, Sonchus oleraceus, Ficus Carica. | Ja man findet ihn viel milchiger in trockner Mittagshitze, als am Abend. Eine ein- zige Stunde reicht hin, solche Veranderungen in dem Saft der leben- digen Pflanze zu erzeugen. Die dicke Consistenz des Milchsaftes vom 1l. Der Lebenssaft. 119 Kuhbaum, den Herr E. Otto aus Caraccas gesandt hatte, liess schon vermuthen , dass er in der trockenen Jahreszeit gesammelt war. Die Ürsache der Verschiedenheit der Trübung und der Milch- farbe-des Lebenssaftes finde ich in der grósseren oder geringeren Menge der in dem Saft enthaltenen Kügelchen. -In dem farblosen Lebenssaft finden sich die Kügelchen nur sehr sparsam; aber ihre Menge nimmt zu, je stàrker die Milchfarbe hervortritt, und nimmt spáter, wie in den reifen F'eigenfrüchten und den Früchten von Ca- rica microcarpa (im hiesigen botanischen Garten) wieder ab, in dem Maasse, als die Milchfarbe schwindet. Ganz áhnlich finde ich auch in den keimenden Pflanzen von Cichorium und von Salat nur sehr we- nige Kügelchen im Safte zerstreut. Die verhaltnissmassige Menge der Kügelchen in dem Milchsaft kann sich auf zwiefache Art àndern, ein- mal namlich durch Zunahme oder Abnahme der Kügelchenzahl bei sleichbleibender Menge des Plasma's, dann aber durch Zunahme oder Abnahme des Plasma's bei gleicher Kügelchenmenge. Die Abnahme der Kügelchenmenge in den reifen Früchten scheint durch den Ver- | brauch und die Auflósüng der Kügelchen, ohne dass neue nachgebil- det werden, zu entstehen; die geringe Menge der Kügelchen in den jüngeren Pflanzentheilen durch die gróssere Wassrigkeit des Saftplasma bedingt, wahrend die Zunahme der Kügelchen in der ausgebildeten Pflanze auf einer schnelleren Entstehung neuer Kügelchen durch Assimilation von. Holzsaft zu beruhen scheint. ^ Auch die erhóhte Absorption von Feuchtigkeiten bei feuchter Luft und Regenwetter, so wie die verstárkte Ausdünstung in trockener Mittagshitze bringen sol- | che Verànderung hervor. Alle ungefarbten Lebenssàáfte der nicht mil- chenden Pflanzen zeigen nur wenige zerstreute Kügelchen, z. B. der Kohl (Brassica oleracea), die Pisangfrucht (/Musa paradisiaea). Wir müssen aber hier einer Fárbung des Milchsafts gedenken, | die nicht von den Saftkügelchen herrührt. Diese zeigt sich bei den 120 C. H. Scnuvrz, das System der Cyklosc. gelb und orange gefarbten Lebenssaften von Chelidonium, Sanguina- ria, Bocconia, wo die Kügelchen farblos sind und die Farbe von der Flüssigkeit (dem Plasma) herrührt, worin sie schwimmen. Auch wenn die Lebenssáfte sich nach dem Ausfliessen an der Luft fárben, wie bem Mohn, Caladium esculentum, entsteht diese Farbenànderung immer durch das Plasma, nicht durch die Kügelchen. So farbt sich das Plasma von Musa paradisiaca braun, die Milch des KKuhbaumes rosafarben an der Luft. 1. Organisation des Lebenssaftes. Die NHügelchen. $33. Durch's Mikroskop betrachtet, unterscheidet man an dem Lebens- saft die Kügelchen, welche in einer meist farblosen Flüssigkeit schwim- men. Wir werden die Flüssigkeit mit dem Namen des Plasma bele- gen, weil sich aus ihr, wie beim Blute der Thiere, die plastischen Bildungen erzeugen. Wir betrachten zuerst die Kügelchen. Man kann sie im Allgemeinen den Lymphkügelchen der Thiere vergleichen, denn selten zeigen sie eine entschiedene Blasenbildung, in den meisten F'allen sind. sie dicht. Der Lebenssaft der Pflanze scheint also immer auf der niederen Entwickelungsstufe stehen zu bleiben, die der Chylus der Thiere zeigt. Unsere Kenntnisse über die Kügelchen des Lebens- saftes waren bisher sehr beschrànkt. Fontana (Ueber das Viperngift. S.56) entdeckte sie im Milchsafte von hus Toxicodendron. | Auch hatte sie Leeuwenhoek gesehen (Epist. physiol. L. B.1685. p.20). Spàter beobachtete sie Ra fn (Entwurf einer Pflanzenphysiologie. Aus dem Dànischen von Markussen. Leipz. 1798. S.88) bei den Euphor- bien, wo er auch die lànglichen Formen unterschied, die er mit dem Namen Prismen belegte. Rafn hielt schon dafür, dass dergleichen Kügelchen in den Sáften aller Pflanzen sich finden móchten; allein da er den ganz wasserhellen Holzsaft der Baume, und auch die gestaltlosen secernirten Flüssigkeiten: die atherischen Oele, die Balsame u.s. w. auf II. Der Lebenssaft. 1. Dessen Kügelchen. 121 dem damaligen Standpuncte der: Wissenschaft noch nicht von den Milchsaften unterscheiden konnte, so blieben seine Beobachtungen ohne Zusammenhang und' weitere Folge, und Vorurtheile haben nach ihm die genauere Untersuchung der Kügelchen verhindert. Mey en hat jedoch spáter, nach den von uns gegebenen Darstellungen, die Beobachtung von R afn, dass Weingeist zwar den Saft.verandert, aber die.Kügelchen nicht auflóst, ebenfalls bestatigt. (Pflanzenphysiologie. 2. S.3806 f). 2n j | ij : $34 Wir wollen eine Reihe eigener Beobachtungen über die Gestalt und Beschaffenheit der Kügelchen imittheilen. |. Am gróssten unter allen . finden wir sie in der halbreifen Frucht von Musa paradisiaca. Der | Saft, wie er aus dem quer durchschnittenen Fruchtsticl ausfliesst, ist | trübe und lasst schon mit blossen Augen einen Bodensatz von feinen Koórnchen unterscheiden, ohne jedoch milchie zu sein. Durch's Mi- kroskop angesehen; zeigen sich in ihim kugelrunde krystallhelle Kü- gelchen, wie Perlen, isolirt von einander im-farblosen Plasma hinrol- lend. Sie sind von étwas verschiedener Grósse. Die gróssten geben den Salamanderblutbláschen wenig nach, zeigen, mit dem Frauen- hoferschen Schraubenmikrometer gemessen, 0,0125 Linien — 5 Linie, die kleinsten 0,0080 — 455; Linie. Zwisclien beiden Extremen Binden sich alle Abstufungen. Jodine farbt diese 'Küugelchen braunlich, doch. nur-schwach und. sehr langsam, wenn eine eróssere Menge zugesetzt wird; viele fárben sich gar nicht. Alkohol und Aether schrumpfen die Kügelchen ein wenig ein und extrahiren eine fettige oder wachsartigé Substanz, die sich nach. dem Verdunsten in Form von ólahnlichen Tropfen unter dem Mikroskop wieder herstellt. Lasst man die frischen Kügelchen allmàálig eintrocknen, so bieten sie die sonderbare Erscheinung dar, dass: sich, 'an den grósseren besonders deutlich, in der Mitte: ein dunkler Fleck;:der mit einem hellen Ring Vol. XVIII. Suppl. Il. 16 122 C. H. Scuvurz, das System der Cyklosc. umgeben ist, bildet. Ob diese Erscheinung von der Scheidung des Kügelchens in zwei Substanzen herrührt, oder von einer Hólenbildung im Innern, die bei'm Eintrocknen erst deutlich sichtbar wird, wage ich noch nicht zu. entscheiden. Das Phanomen kómmt ahnlich bei den Kügelchen von Sambueus Ebulus und von der l'rucht des Fei- genbaumes vor. Der Lebenssaft von loe socotrina ist braunlich - gelb, die Farbe ist gleichfórmig in dem dickflüssigen Plasma aufgelóst, und die in demselben schwimmenden Kügelchen sind farblos. Die Kügelchen sind rund, glànzend, wie bei Musa, aber mehr in Haufen zusammen- geballt. . Die gróssten 0,0095 — circa '4os Linie, die kleinsten 0,0033 — circa "es Linie. | Caladium sanguineum ist in unseren Treibhausern unter allen Arten am meisten mit milchigem Lebenssaft versehen. Die Kügelchen sind sehr zahlreich gedrángt, aber isolirt, kugelrund, im farblosen Plasma schwimmend, die kleineren 0,0015 — "4e Linie, die grósse- ren 0,0020 — 5» Linie. Arum maculatum ist in der Wurzel reich an Milchsaft, der beim Eintrocknen eine Menge nadelfórmiger Krystalle zwischen den Kü- gelchen zurücklasst. Die Grósse der Kügelchen wechselt zwischen 0,003 und 0,005 Linie. Sie sind theils kugelrund, theils oval, isolirt, im durchsichtigen Plasma schwimmend. | | Der Milchsaft der Euphorbia-Arten ist dadurch unterschieden, dass seine l'arbe von einer milchigen Trübung des Plasma selbst her- rührt, welches aus einer wolkigen feinkórnigen Flüssigkeit gebildet is. Die Kórnchen des Plasma sind von unbestimmter Form, inein- anderfliessend. opalisirend durchscheinend, und geben der ganzen Vl'lüssigkeit das wolkig trübe Ansehen, worin die grósseren Kügelchen, welche nur sparsam darin herumschwimmen, schwer zu entdecken sind. |Diese Kügelchen sind nicht kugelrund, sondern theils knollen- "— II...Der Lebenssaft. |. 1Y-.Dessen Rügelchen. 128 . fórmig, theils langlich, oval, elliptisch, bis zur ganz cylindrischen und keulenfórmigen Gestalt. Rafn beschreibt sie als Prismen sehr aus- führlich. Hartig und Meyen sehen sie als Starkmehlstábchen an, weil sie durch Jodine gefarbt werden (Hartig in Erdmann's und Schweigger-Seidel's Journ. 1835. No.12. Meyen Pflanzenphy- siologie. 2. 8.392). Ich finde die Blauung dieser Kügelchen aber von der der Stàrkmehlkügelchen etwas verschieden; allein sie unterschei- det sich von der Blauung des Starkmehls vorzüglich dadurch, dass die blaue Farbe nach einiger Zeit in eine rothbraune übergeht, wahrend die Starkmehlkügelchen blau bleiben. Die Fàr- bung zeist sich auch an den langen Kügelchen im Safte von Hura erepitans, und auch hier geht die blaue Farbe bald in eine braune über. Auch die runden Kügelchen mehrerer anderen Milchsafte wer- den anfangs durch Jod geblaut, z. E. die Kügelchen aus dem Milchsaft | der Wurzel von 4sclepias syriaca. Die ganz runden Kügelchen der | Arum-Arten fárben sich áhnlich, wahrend andere Kügelchen sogleich | von Jodine braun gefàrbt werden. Die Wirkung der Jodine scheint , also nicht überall dieselbe. Es finden sich übrigens alle nur móglichen |, Uebergange von den langen Kügelchen zu knolligen runden Formen | | bei den Euphorbien. Am haufigsten sind die langen bei Euphorbia | Caput Medusae, am deutlichsten zu erkennen bei Hura crepitans. Die knollenfórmigen Uebergangsformen sieht man am deutlichsten in | allen Abstufungen bei Euphorbia meloformis. —Weingeist wirkt auf | die langen und knollenfórmigen Kügelchen àahnlich einschrumpfend, wie auf diejenigen von Musa, und bei'm Verdampfen bleiben fettahn- | liche runde Kugeln zurück, was alles bei'm Stàrkmehl nicht geschieht. , Die langen und knolligen Formen scheinen durch Zusammenfliessen mehrerer kleineren runden Formen zu entstehen, daher sehen denn auch viele ganz gehàuft, oder wie aus mehreren zusammengewachsen, aus, was bei Euphorbia meloformis am schónsten hervortritt. * 124 €. H. Scnuuriz, das System der Cyklosc. Der Lebenssaft von. Hura .crepitans ist durch. seine durchschei- nende viel blassere Milchfarbe. von dem der Euphorbien verschieden. Sein Plasma ist gleichfórmig klar und es schwimmen nur wenige lange Kügelchen darin. JDie langsten sind hier, wie bei den Euphorbien, 0,0130 — circa '5 Linie, ihre Breite betragt 0,003 — circa "so Linie. Die grósseren knolligen Formen bei Euphorbia meloformis hnlieh 0,011 Linien im Durchmesser. - Iatropha. Manihot zeigt im Milchsaft ein áhnlich feinkórniges wolkiges Plasma, wie die Euphorbien, aber keine langen, sondern randliche, isolirte Kügelchen darin schwimmend. Sie sind 0, 002 Linien eross. Bei Jatr 'opha Curcas crreiéhen sie 0,0029—0, 0030 Linien. "Auch der sehr reichlich aus den verwundeten Zweigen und Blat- tern von Sapium aucuparium. fliessende Milchsaft. zeigt ein. milchiges Plasma, feinkórnig opalisirend, mit sehr wenigen. durchscheinenden grósseren Kügelchen. Hier jedoch, wie bei dem Safte der Euphor- bien, zeigen sich nach dem Zusatz von Aether sehr bald gr óssere runde Kugeln, prese durch Verdunsten der im Aether demde phe wachs- fettartigen Theile gebildet werden. . Ganz anders verhalt sich der: Lebenssaft der Feigenbaume. Man. findet im Stamm und den Bláttern von F?eus Carica ein vóllig durch- sichtiges Plasma, worin gedrangt nebeneinander eine grosse Menge isolirter kugelrunder Kügelchen schwimmen, mit denen der Saft über- füllt ist. Sie sind nur klein und in der Grósse nicht sehr verschieden, im Ganzen sehr gleichfórmig gross. Die kleineren 0,0025, die grós- seren 0,005 Linien im Durchmesser (/;—"o Linie). In den jungen Früchten zeigen sich die Kügelchen in noch grósserer Menge, als in den Blattern; in den reifen Früchten jedoch nimmt die Zahl der Kü- gelchen sehr ab und vorzüglich verschwinden die kleineren, wahrend die grósseren bleiben, wodurch der Saft ein mehr wassriges blasses /—— ——— —P G"ÓÓáÉ——p p II. Der Lebenssaft. | 1. Dessen Kügelchen. 125 Ansehen erhalt. |. Dasselbe zeigt sich in. den Früchten von Ficus cera- eiibinis und. F?cus microcarpa. T — Der Milchsaft von. F?eus, elastica acil ahnliche. Kügelchen,. wie Ficus Carica, von derselben Cuffise und Form; die Quantitat scheint in den Dlàttern geringer. In dem Safte der Blatter von porem ittdefhlia "m die Kügelchen. von derselben kugelrunden. Gestalt, aber in der Grosse mehr verschieden und im Ganzen kleiner als bei F?eus. | Die grósse- ren haben 0,0025, die kleineren 0,0012 Linien im Durchmesser. Ich habe die Gelegenheit benutzt, den Milchsaft vom Kuhbaum (Galacto- dendron. utile Knth.), welchen Herr Eduard Otto, Sohn des Herrn Gartendirectors Otto in Berlin, am 2. Mai 1840. von. Caraccas nach Berlin gesendet hatte, mikroskopisch zu untersuchen. Der Saft war | zu einer kasigen Masse geronnen, welche unter dem: Mikroskop fast sanz aus in Haufen zusammenklebenden Kügelchen gebildet schien. | In Wasser ausgebreitet blieben zwar.die meisten Kügelchen in Hau- fen und Ballen vereinigt, doch so, dass man die. Gestalt und Grossen der einzelnen sehr wohl unterscheiden. konnte. — Einige Kügelchen , isolirten sich dabei gànzlich und diess war noch mehr der Fall, wenn man sie in Soda- oder Küchensalzwasser ausbreitete. Die Gestalt der Kuügelchen ist kugelrund, hell durchscheinend, im frischen Safte wahr- scheinlich isolirt und nur durch die Gerinnung, wie auch bei den Fei- genbàumen, zusammenklebend. . Sie nàhern sich im. Ansehen. sehr den .Kügelchen der Feigenbaume, sind aber merklich kleiner. .. Die kleimeren messen 0,0015 — 75s Linie, die grósseren 0,0030 — *5ss Linie. Was aber am meisten auffallt, ist die immense Quantitat, svelche alles | übertrifft, was man bei Ficus- Arten sehen kann. Durch zugesetzten . Aether werden sie grósstentheils kleiner, zum Theil punctfórinig; aber einige behalten auch ihre frühere Grósse. Dabei lost der Aether das Fettwachs aus ihnen auf, und beim Verdunsten stellt. sich dieses in 126 C. H. Scuvurz, das System der Cyklosc. serósseren Oeltropfen wieder her. Rührt man die in Wasser ausge- breitete Safimasse mit Aether um, so trennt sich das Elastingerinsel in elastisch mannigfach verflochtene F'aden, von glasartiger Durchsichtig- keit, ahnlich wie auch beim Feigensaft, und man sieht auch hier, dass die Elastinfaden immer noch Saftkügelchen einschliessen. Kalter Alko- hol erhàrtet die geronnene Masse, wahrscheinlich durch Verdichtung des Wachssaftes und des Gummi's, so sehr, dass sie hart wie Kreide- stücke und ganz zerreiblich werden. Dann lasst sich durch Umrüh- ren kein Elastin abscheiden, weil es von der grossen Menge Kügel- chen zu fest eingeschlossen ist. Deim Zusatz von Aether aber, der das Elastin aufweicht, làsst es sich durch mechanische Agitation, wie der F'aserstoff aus dem Blute der 'Thiere, leichter sondern. | Cecropia peltata hat in unseren Treibhàusern keinen Milchsaft. Der Lebenssaft ist wenig trübe und zeigt wenige im farblosen Plasma zerstreute kugelrunde isolirte Kügelchen, die denen der Feigenbaume in der Form àhnlich sind, aber etwas grósser. Sie zeigen 0,004— 0,006 Linien im Durchmesser. : Broussonetiía papyrifera zeigt einen milchfarbigen Lebenssaft mit zahlreichen isolirten Kügelchen, 0,0025 Linien gross, denen der l'eigenbàume àhnlich. Die Cichoraceen nàhern sich in der Beschaffenheit des Lebens- saftes wieder mehr den Euphorbiaceen. Leontodon Taraxacum hat ein feinkórniges milchiges Plasma mit ineinander fliessenden Kórn- chen, zwischen denen gróssere Saftkügelchen zerstreut sind, deren Grósse zwischen 0,003— 0,004 Linien wechselt. Aehnlich ist der Saft von Cichorium Intybus. Bryonia alba hat im Stengel einen mattweissen, in der Wurzel einen mehr milchigen Lebenssaft. Im durchsichtigen Plasma schwim- men isolirte Kügelchen von eifórmiger und rundlicher Gestalt in der Grósse zwischen 0,003 und 0,005 Linien wechselnd. II. Der Lebenssaft. Y. Dessen Kügelchen. 127 Der ganz farblose, kaum trübe Lebenssaft aus dem Blatt von €u- eurbita. Pepo zeigt zerstreute Kügelchen von 0,002— 0,004. Linien im Durchmesser. Der Lebenssaft aus dem Fruchtstiel von Momordica Elaterium ist wenig getübt, zeigt in einem wasserhellen Plasma zer- streute Kügelchen von elliptischer und rundlicher Gestalt. Ihre Grósse schwankt zwischen 0,001— 0,0015 Linien. - Convolvulus Purga zeigt im Stengel schwach milchigen Lebens- saft, der in einem farblosen Plasma kugelrunde, perlfórmige Kügel- | chen führt, welche gewóhnlich in Haufen zusammengeballt und von sehr verschiedener Grósse sind. Die kleineren 0,001, die grósseren 0,006 Linien im Durchmesser. Aehnlich ist der Saft von Jpomoc« purpurea. : | Der Lebenssaft von Lobelia cardinalis zeigt gleich grosse, sehr zahlreiche, isolirte, kleine kugelrunde Kügelchen, àhnlich wie beim | |. Feigenbaum. Der Durchmesser ist 0,0025 Linien. Der Lebenssaft der Apocyneen und Asclepiadeen naàhert sich sehr | dem der Euphorbien in der Beschaffenheit des Plasma. Asclepias arborescens zeigt Milchsaft mit trübem, feinkórnieem | Plasma, worin aber, nicht lange, sondern kugelrunde gróssere Kügel- | chen zerstreut sind. Diese messen 0,002 Linien. Bei A4sclepias gi- | gantea, die in reichlicher Menge bei Verwundungen Milchsaft ergiesst, | enthàlt dieser ein durchscheinend wolkiges feinkórniges Plasma, worin | sehr kleine, fast punctfórmige Kügelchen von 0,0005—0,001 Linien |; im Durchmesser schwimmen. | Cerbera .4hovai hat reichlichen concentrirten. Milchsaft mit trü- | bem feinkórnigem Plasma, worin gróssere kugelrunde helle Kügel- , chen schwimmen, 0,002— 0,0025 Linien gross. Bei Cerbera Thevetia, aus dem: Treibhause, ist. der Milchsaft | etwas blasser, die Kügelchenbildung àber ahnlich. 128 | €. H. Scnvrrz, das System der Cyklosc. Dei Tabernaemontana citrifolia werden die grósseren Kügelchen zahlreicher, die kleineren halbisolirt. Die grósseren hahen 0,002. Li- nien im Durchmesser. Ich konnte nur den Saft von bereits im Abfal- len begrilfenen Blattern untersuchen. — T'abernaemontana. coronaria, von der ich den Saft einer frisch treibenden Pflanze nahm, zeigt eben- falls ein wolkig -feinkórniges leicht gerinnendes Plasma, in welchem eine ziemliche Menge krystallheller rundlicher Kügelcheu: schwimmt. Letztere treten deutlich. unterschieden von dem kórnigen Plasma her- vor, besonders bei Vermischung des Saftes mit etwas Wasser. Durch Umrühren. eines. Safttropfens mit Aether scheiden sich Elastinfaden aus, und nun treten die perlfórmigen Kügelchen noch deutlicher und in grósserer Menge hervor. Ihre Grósse wechselt zwischen.0,0012— 0,0032 Linien. Die Kügelchen schwimmen bei'm Wasserzusatz im- mer auf der Oberflache, wahrend das Plasmagerinsel zu Boden sinkt. Diess ist mir weniger auffallend bei den. übrigen Milchsáften erschie- nen. Ganz anders verhàlt sich der Milchsaft einer Pflanze, die der Berliner botanische Garten unter dem Namen Tabernaemontana Cam- massi aus Góttingen erhielt. — Dieser Milchsafi náhert sich sehr dem der F'eigenbauime. Er enthált ein farbloses Plasma, worin in grósse- rer Menge isolirte krystallhelle kugelrunde Kügelchen in allen Gróssen- abstufüngen von punctfórmiger Kleinheit bis zu 0,003 Linie im Durchmesser schwimmen. Die K ügelchenmenge. ist jedoch. überall viel geringer, als bei den Feigenbáàumen. Sambucus Ebulus hat in der Wurzel milchigen Lebenssaft, im . Stengel aber wenig getrübten. Das Plasma ist durchsichtig und die Kü- gelchen sind, nàchst denen von Musa paradisiaea, die gróssten, welche ich gefunden habe. Im Safte des Stengels finden sich nur wenige und lauter grosse Kügelchen; in der Wurzel sehr zahlreiche von allen Gróssenabstufungen. Die kleineren sind 0,003, die grósseren 0,0065 Linien im Durchmesser. Beim Eintrocknen zeigen. sie. dasselbe II. Der Lebenssaft. 1. Dessen Kügelchen. 129 Phànomen, wie die Kügelchen bei Musa paradisiaca, dass sich nàm- lich helle Ringe um einen dunklen Mittelfleck bilden. - Ingelica Archangelica zeigt in dem von dem Balsam isolirt ge- haltenen Milchsaft in einem durchsichtigen Plasma isolirte, kugelrunde, perlfórmige Kügelchen von verschiedener Grósse. Die kleinen 0,0015, die grósseren 0,007 Linien im Durchmesser. In der offizinellen 4s« foetida, die mit Wasser zu einer milchigen Flüssigkeit angerührt wird, kann man unter dem Mikroskop die Kügelchen ganz deutlich unter- scheiden. Sie sind denen bei Angelica sehr ahnlich. Aether scheidet ein sehr schwaches Elastingerinnsel aus. Bei 44cer platanoides tindet man ebenfalls ein helles Plasma, worin zahlreiche kugelrunde Kügelchen in verschiedenen Grossen- abstufungen schwimmen. Die grósseren sind 0,002, die kleineren | 0,001 Linien. Cactus mammillaris enthalt einen rein weissen Milchsaft, der die | Beschaffenheit des Plasma der Euphorbien und die Form der Kügel- | chen bei den F eigenbaumen zu vereinigen scheint. Das Plasma selbst ist feinkórnig trübe, und enthalt gróssere helle kuglige Kügelchen, | 0,002— 0,004. Linien gross. Der Lebenssaft in den Früchten ist kaum | milchig, trübe und enthàlt weniger gróssere Kügelchen in einem hel- len Plasma. Die Sapoteen sind den Euphorbiaceen wieder ahnlich |, im der Beschaffenheit des Lebenssaftes. Chrysophyllum Cainito zeigt stark milchigen Lebenssaft mit kor- | nig trübem Plasma, worin gróssere helle rundliche und ovale Kügel- . | chen schwimmen, doch in grósserer Menge, als die langen Kügelchen | bei den Euphorbien (0,0015—0,00252. Linien). | Mimusops Elengi hat ein ahnliches Plasma, mit etwas grósseren |, rundlichen Kügelchen, 0,003 Linien im Durchmesser. | Bei J4chras Sapota finden sich in einem wenigen trüben Plasma | sehr zahlreiche gróssere und kleinere isolirte runde Kügelchen. | Ihre | Vol. XVIII. Suppl. II. 17 130 C. H. Scnvurz, das System der Cyklosc. Grósse wechselt zwischen 0,002—0,0085 Linien; sie fliessen leicht in olahnliche Augen zusammen. ET Der Milchsaft aus der Wurzel von uie" orientale ist dick- [lüssig weiss, wird an der Luft bald eitergelb, spàter braunroth. Er enthalt eine Menge elliptischer eifórmiger, zum Theil selbst cylindri- scher Kügelchen in einem trüben Plasma. Die Grósse der Kügelchen betràgt 0,0015—0,003 Linien. Bei Chelidonium maius ist das Safiplasma gelb gefárbt, worin farblose Kügelchen schwimmen. Sie sind rundlich und 0,002—0,003 Linien gross. Aehnliche Bildung zeigt sich bei Glaucium. Glycine 4pios zeigt perlfórmige kugelrunde Kügelchen in allen Gróssen; sie fliessen leicht in inselfórmige Tropfen zusammen. Der Lebenssaft von /Mzmosa pudica ist in der Pflanze durchschei- nend, kaum matt getrübt. Lasst man einen Tropfen auf eine Glas- platte fallen, so fangt er bald an, sich zu trüben und wird zuletzt ganz milchig, was in Zeit von 9 Minuten geschieht. Dabei coagulirt. der Saft und nun unterscheidet man deutliche Kügelchen, die wegen ihrer Durchsichtigkeit zuvor nicht sichtbar waren. Zugleich sieht man ein feinkórniges Gerinnsel aus dem Plasma sich bilden, welches sich von dem Serum ganz abscheidet und nach einer Seite des Tropfens hin zusammenzieht. Man erkennt dieses an der organischen Structur und Kügelchenbildung sehr leicht. Das Serum bildet bei'm Eintrocknen auf seiner Seite die schónsten l'ormen von dendritischen Krystallen, zu welchen die Salze desselben anschiessen. Line Abbildung der Er- scheinung gibt Taf. 19, die oberste Figur. Der Milchsaft aus der Frucht von Carica mierocarpa ist blass- imilchig, gerinnt fast im Augenblicke des Ausfliessens. In einem wol- - kigen feinkórnigen Plasma schwimmen rundliche helle Kügelchen zerstreut, von 0,0025— 0,0050 Linien. nodi —-—— d —] II. Der Lebenssaft. Y. Dessen Kügelchen. 131 Unter den Guttiferae habe ich den Lebenssaft von Garcinia, Mangostana, MMammea americana und. Clusia rosea untersucht. Der Lebenssaft bei Garcinia .Mangostana trocknet auf den Schnittflachen der Stengel und DBlattstiele zu einer festen klebrigen Masse ein, welche jedoch die weisse Milchfarbe des Saftes eine Zeitlang behalt. Diese Masse weicht aber im Wasser ohne Hinterlassung eines Rückstandes vollstándig wieder auf, und. bildet eine milchige Flüssigkeit von der Beschaffenheit des frischen Milchsaftes selbst, was ich sonst bei keiner . Familie gefunden habe und wahrscheinlich von dem Uebermaasse des Gummi im Saftplasma herrührt. Der frische Milchsaft zeigt in einem farblosen Plasma zahlreiche isolirte sehr kleine und gróssere runde | Kügelchen in allen Gróssenabstufungen. Die kleineren sind 0,0015, |, die grósseren 0,0025 Linien im Durchmesser. Aether lóst aus den Küsgelchen Fett auf, das sich beim Verdunsten in grósseren Trópfchen , wiederherstellt. Der Milchsaft bei Mammea americana ist gelblich, oder nimmt | doch sogleich an der Luft diese Farbe an. Er enthàált in einem farb- losen Plasma isolirte kugelrunde und eifórmige Kügelchen, wie Per- len, in sehr verschiedenen Grossenabstufungen. Die kleinsten messen 0,0005, die gróssten 0,001 Linie. Clusia rosea enthalt in dem weissen Milchsaft ahnliche isolirte runde Kügelchen, die aber leicht in inselfórmige Trópfchen zusam- menfliessen. Ihre Grósse ist noch mehr verschieden, und wechselt - | zwischen 0,001 und 0,0033 Linien. Die Kügelchen des Lebenssaftes von Rhus typhinum sind kugel- rund - perlfórmig , von sehr verschiedener Grósse, àhnlich wie bei | Convolvulus, aber im Ganzen viel kleiner. Die grósseren 0,0025, | die kleineren 0,0009 Linien im Durchmesser. 3t 132 C. H. Scnuvrz, das System der Cyklosc. $ 35. Die nicht milchigen Lebenssáfte enthalten im Allgemeinen kleine immer isolirte Kügelchen in geringerer Zahl und von mehr ungleicher Gestalt. Der aus dem durchschnittenen Strunke vom Weisskohl (Bras- sica oleracea capitala) lliessende wenig trübe Lebenssaft zeigt ziemlich grosse Kügelchen von rundlicher und elliptischer l'orm, 0,002— 0,005 Linien im Durchmesser. | Bei Reseda lutea lindet man in dem wenig wüben Lebenssaft, wie er aus der Schnitutflache. eines jungen Stengels liesst, elliptische und rundliche helle Kügelchen zerstreut, in der Grósse zwischen 0,001—0,002 Linien wechselnd. n dem Lebens- sali von 4flcea rosea sind die Kügelchen punctfórmig klein, zerstreut, messen 0,0003— 0,0003 Linien. Hesperis matronalis zeigt elliptische, eifórmige und rundliche l'ormen gemengt, 0,001 — 0,0015 Linien im Durchmesser. | iola odorata zeigt mehr rundliche F'ormen, sehr hell und durchsichtig, von 0,0015— 0,0018 Linien im Durchmesser. .Pe- largonium fragrans hat einen wenig trüben Lebenssaft mit hellen, gelblichen, rundlichen Kügelchen, 0,002 Linien im Durchmesser. Beim Weinstock (Fitis vinifera) finde ich in dem Lebenssaft aus dem Traubenstiel bei'm Eintrocknen eine Menge feiner abgestumplfter pris- matischer Krystalle, die sich zwischen den Saftkügelchen bilden. Die Kügelchen sind rundlich, hell, 0,001— 80,002 Linien im Durchmesser. l'ast aus allen Familien ergeben sich die Formen und verháltniss- massigen Gróssen der Kügelchen aus den nicht milchigen Arten des Lebenssaftes bei Betrachtung der von mir abgebildeten. Lebenssaft- gefásse in deren Innerem, da, wo sich der Lebenssaft erhalten hatte, die Kügelchen überall abgebildet worden sind. In den Kügelchen des Lebenssaftes sind vorzüglich die fettartigen und. wachsartigen Stoffe dieser Safte enthalten. Die Kügelchen fliessen bei vielen Pflanzen wie l'etttropfen zusammen, und Aether und Alkohol ziehen aus ihnen fett- oder wachsartige Substanzen aus, die nach dem Verdunsten wieder in Il. Der Lebenssaft. 2. Gerinnung desselben. 138 feinen Tropfen zurückbleiben. Diese Substanzen sind also keine Pro- ducte des Gerinnungsprocesses, wie das Cautschuk. Beim Gerinnen kónnen sich aber Saftkügelchen mit dem Cautschuk verbinden und dieses wachshaltig oder fetthaltig machen, wie auch das F'ett und Wachs in dem Serum von den damit vermengten Saftkügelchen herrührt. Eiweiss ist im Serum aufgelóst, wo es überhaupt vorhanden ist, Gummi findet sich fast überall im Serum nach der Gerinnung goelóst. 2. Gerinmumg des E,ebemnssaftes. $ 36. Die Eigenschaft des Gerinnens kommt keiner der flüssigen Secre- tionen zu, die früher mit dem Lebenssafte vermengt worden sind. Sie hangt mit der plastischen l'unction des Lebenssaftes zusammen, gleich der Gerinnung des Blutes der Thiere. Es ist jedoch ein Unterschied zwischen der Blutgerinnung und der Gerinnung des Lebenssaftes darin begründet, dass bei letzterem, der pflanzlichen Natur gemass, das Stof- fige neben der Formbildung mehr hervortritt, und das durch die Ge- rinnung gebildete plastische Product von verschiedenarügerer Natur, | als bei der Blutgerinnung ist. Das allgemeine Product der Blutgerin- , nung ist der Faserstoff, der keine so grosse Verschiedenheiten der | Stoffbildung im Thierreiche zeigt. Bei den Pflanzen aber, wo so man- cherlei Stoffbildungen aus dem Lebenssafte producirt werden müssen, müssen dessen plastische Eigenschaften schon bestimmter auf diese. Stoffbildungen gerichtet sein, daher denn auch durch die Gerinnung des Lebenssaftes schon mehrere durch Stoffbildung verschiedene pla- stische Producte ausgeschieden werden, die wir im Allgemeinen das , Elastin nennen wollen, welches die mancherlei Modificationen des | Cautschuks (Klebharz, Viscin) darstellt. Die Gerinnung des Lebenssaftes wird allein durch das Plasma bewirkt; die Kügelchen, welche darin schwimmen, nehmen daran keinen directen Antheil und werden durch die Gerinnung nicht ver- 1354 C. H. Senvvrz, das System der Cyklose. andert, selbst dann nicht, wenn die Gerinnung durch chemische Agen- tien. künstlich bewirkt wird, wie wir oben bereits gesehen haben. . Auch bleiben die Kügelchen nach der Gerinnung gewóhnlich mit der übrigbleibenden Flüssigkeit verbunden, und gehen nur theilweise in die Substanz des Gerinnsels ein, sind in diesem aber noch unverandert zu unterschieden, wie man an dem geronnenen Tropfen von Lebens- salt von Mimosa pudica schr deutlich sieht. Das Gerinnsel bildet sich nur aus dem Plasma. Es ist ein festes plastisches Product, das sich aus der Flüssigkeit bildet, jedoch im Ganzen mehr hervortretende und physikalische Eigenschaften zeigt, als der F'aserstoff im Thierreich. Sonst finden nach Verschiedenheit der Aussenverhültnisse dieselben Abweichungen in der Bildung des Gerinnsels statt, wie bei der Blutge- rinnung. 1n der lebendigen Pflanze zeigt das flüssige Plasma die innere oscillatorische Bewegung, welche ich früher beschrieben habe (Natur der lebendigen Pflanze. I. S.534). Durch die Gerinnung scheidet sich der Lebenssaft in zwei Theile: einen festen, der das Gerinnsel bildet, und einen flüssigen, das Serum. — Die wachsfetthaltigen Kügelchen kónnen theils mit dem Gerinnsel (dem Elastin), theils mit dem Serum verbunden bleiben. Im Serum sind noch Gummi und Salze aufgelóst. Wird der ganze Saft eingetrocknet, so bleibt auch das Gummi mit dem Gerinnsel in Verbindung, wodurch die sogenannten Klebharze entstehen. Die Gerinnung des Lebenssaftes der Euphorbien, Feigenbáume, Asklepias-Arten, erfolgt an der Luft von selbst, wie die Blutgerinnung. Durch Abhalten der Luft in verschlossenen Gefàssen erhàált sich der Lebenssaft lange, ohne zu gerinnen, wie ich schon früher durch Beob- achtungen an dem Lebenssaft von Afselepias syriaca gezeigt habe (Na- tur d. lebendigen Pflanze. I. S.540), und wie die Erfahrungen an den Milchsaften der Cautschukpflanzen zeigen, die schon zum óftern in verstopften Flaschen ungeronnen aus America nach Europa gekom-- II. Der Lebenssaft. 2. Gerinnung desselben. 135 men sind, und hier:noch ihre Gerinnungsfahigkeit gezeigt haben. Doch gerinnen einige Lebenssafte viel leichter als andere, namentlich serinnt die Milch. des Melonenbaumes (Carica), wie ich bei Carica mierocarpa finde, ausserordentlich schnell, gleich nach dem Ausfliessen aus den Gefassen. Chemische Mittel, zum Lebenssaft gesetzt, kónnen die Gerinnung schneller herbeiführen oder verhindern. So fide ich, dass concen- trirte Küchensalzsolution, zum Lebenssaft von Euphorbia Caput Me- dusae gesetzt, die Gerinnung desselben, ahnlich wie beim Blute der Thiere, aufhàlt, so dass der Saft lange flüssig bleibt, und selbst durch die chemischen, die Gerinnung befordernden Mittel (W eingeist), schwer zum Gerinnen zu bringen ist. Wahrscheinlich ist der grosse Gehalt an apfelsaurem Kalk und apfelsaurem Kali in dem officinellen Euphor- bium die Ursache, dass der frische Milchsaft so unvollkommen gerinnt und so wenig Cautschuk bildet. 8 91. Zu den Mitteln, die die Gerinnung des Lebenssaftes der Pflanzen befórdern, gehóren, ausser der atmospharischen Luft und der erhóh- ten Temperatur, besonders der Weingeist und der Aether; auch Was- ser befórdert die Gerinnung, doch in sehr geringem Grade, wie ich vergleichungsweise bei dem Safte von Ewphorbia meloformis, Ascle- pias syriaca, Papaver orientale, Chelidonium maius u. m. a. finde, auch zeigt sich die Bildung des Gerinnsels nur unvollkommen. | Lasst man den frischen Saft von Euphorbien und Feigen unverandert auf dem Glasschieber eintrocknen, so lasst er eine elastische Cautschuk- haut zurück, welche die Milchfarbe verloren hat. | Giesst man Wasser darauf,.so entsteht die Milchfarbe wieder und alle Kügelchen sind un- ter dem Mikroskop wieder erkennbar. Auf trocknen Thon gestri- chen, coagulirt der Saft sehr schnell, wird leicht eingetrocknet und làsst eine Cautschukmembran zurück, wie auch der Milchsaft von 136 C.H Scmvuee, das: System: dei Cyklóic. Asclepias syriaca.. Wie der Blutkuchen bei der Gerinnung des Bluts der 'Thiere, so bildet auch das Gerinnsel des Lebenssaftes einen Kuchen (placenta laticis), der sich nach Maassgabe der vollstàndigeren oder unvollstandigeren Gerinnung in grósserer oder geringerer Menge ab- scheidet und dessen Bildung, z. E. durch Küchensalz, auch durch Lauge von kohlensaurem Kali, ganz verhindert werden kann, wie wir so eben gesehen haben. | Bei dem Zusatze von künstlichen Gerinnungs- mitteln zum frischen Lebenssaft sieht man unter dem Mikroskop recht deutlich dass sich nur aus dem Plasma das Gerinnsel bildet, und man kann auf's deutlichste die noch übrigen Saftkügelchen, die in Form von Oeltropfen abgeschiedene Wachsmasse, und das in elastischen Faden sich ausziehende Elastingerinnsel unterscheiden. | Wir haben oben gesehen, dass die Milchfarbe des Lebenssaftes der Euphorbien und des Chelidonium's nicht, wie bei den Feigen- baàumen, von den Kügelchen herrührt, sondern im Plasma selbst ihren Sitz ha... Wenn man nun Alkohol zu dem frischen Milchsaft von Euphorbia Caput Medusae setzt und die Vermischung durch Umrüh- ren begünstigt, scheidet sich sehr bald ein vollstándiges Gerinnsel von Cautschuk aus und in dem Maasse, wie dieses geschieht, vermindert sich die Milchfarbe des Saftes fast bis zum Verschwinden, wahrend nun in der übrigen serósen Flüssigkeit nur noch zerstreute Kügelchen schwimmen. Aus zehn Tropfen Milchsaft von wphorbia meloformis schied sich durch Umrühren mit Weingeist an etwas klebrigem Caut- schuk 15? Gran aus. Dei den Feigenbàumen hingegen rührt die Milchfarbe des Lebenssaftes nicht vom Plasma, sondern von der Masse der Kügelchen her, wahrend das Plasma ganz farblos ist. Wenn man nun zum frischen Milchsaft der Frucht und der Blatter von F?eus Ca- rica Schwefelather setzt, so scheidet sich ebenfalls bei?'m Umrühren ein Gerinnsel von vollstandig gebildetem Cautschuk aus, dadurch aber wird die Milehfarbe der übrigen serósen Flüssigkeit wenig vermindert, II. Der Lebenssaft. 2. Gerinnung desselben. 137 weil die Kügelchen des Saftes, von denen die Milchfarbe herrührt, noch nach der Gerinnung in dem Serum übrig bleiben, und obgleich durch den Aether des Wachsfettes zum Theil beraubt, doch das Serum noch milchig trüben. Es ist durchaus unrichtig, wenn Mey en behaup- tet, das Coagulum nach dem Zusatze von Alkohol zum F'eigensaft werde durch ein Zusammenfliessen der Kügelchen gebildet (l. c. 4I. p. 405), denn die Kügelchen sind nach der Bildung des Coagulum's noch vor- handen. Diess ist ein merkwürdiger Unterschied, mit dem es viel- leicht zusammenhangt, dass nur Schwefelather aus dem frischen Fei- gensaft Cautschuk abscheidet, aber nicht der Weingeist. Der Wein- geist bringt zwar in dem Milchsafte der Feigenbaume eine krümliche Coagulation, die von dem Gummi herrührt, hervor, aber keine Caut- schukabsonderung; sobald man aber Schwefelather zusetzt, scheidet sich vollstàndig gebildetes Cautschuk aus, dem keine seiner ausgezeich- neten Eigenschaften fehlt. Es scheint also bloss in dem Verfahren zu liegen, dass weder Bezio (Brugnatelli Giornale di fisica. T. XX. p.41), noch Geiger und Reimann (Geiger's Magazin für Phar- macie. Bd. XX. S.145) wahres Cautschuk in dem Milchsafte der Fei- senbaume finden konnten. Das mechanische Umrühren ist auch beim Feigensafte nothwendig, um das Elastin vóllig zu trennen. Dadurch wird es aus der grossen Kügelchenmasse, zwischen welche es verbrei- tet ist, herausgezogen, indem es sich zu F'aden vereinigt, die an dem Bhührstab sich festsetzen. Aus dem Milchsafte der Euphorbien aber scheidet sich, wie ich bei wiederholten V ersuchen finde, das Cautschuk sowohl durch Weingeist, als durch Aether unter Umrühren aus, doch geschieht hier die Abscheidung vollstandiger durch W eingeist, als durch Aether. Die Versuche fielen mit dem Milchsafte von Euph. mammilla- ris, E. Caput Medusae, E.meloformis vollkommen gleich aus. Umgekehrt verhàlt es sich mit dem Safte von Musa paradisiaca, welcher, ahnlich wie der F'eigensaft, ein ganz farbloses Plasma besitzt. Vol. XVIII. Suppl. 1I. 1S 138 C. H. Scuvrrz, das System der Cyklosc. Aus dem Safle der F'rucht. von. Muse. paradisiaca. scheidet sich. nach dem Zusatze von Aether bei'm Umrühren das schónste Cautschuk aus, aber nicht durch Weingeist. | Weingeist bringt hier ein flockiges Ge- rinnsel von Gummi hervor, ahnlich, wie bei'm l'eigensaft, aber kein elastisches Cautschuk. scheidet sich aus. Das nach der freiwilligen Gerinnung übrig bleibende Serum fand ich bei 4sclepias syriaca braun, bitter schmeckend , stark sauer reagirend. | Durch Hitze scheidet sich Eiweiss aus, es enthalt aber auch Gummi. | Das Gerinnsel des Milch- saftes von dsclepías syriaca trocknet zu ciner elastischen Masse. ein, die in einem silbernen Lóffel über F'euer schmilzt und, angezündet, wie Wachs brennt. S 38. Die chemische Natur der Gerinnsel, welche sich. durch die. Ge- rinnung der Lebenssáfte bilden, làsst sich auf zwei Haupt- Arten. zu- rückführen: l1) die reinen Cautschuk-Gerinnsel, welche wir mit dem Namen ,,Elastin* belegen wollen, und 2) die Klebharz- Gerinnsel, die wir ,, Viscin* nennen wollen. Es treten also Elastin und. Viscin an die Stelle des l'aserstoffs im. "Thierreich. — Beide Substanzen sind nicht absolut getrenut, so dass sie einander ausschliessen, sondern sie erscheinen durch manche Eigenschaften in einander übergehend und linden sich daher hàufig in demselben Safte, doch in verschiedenen Zu- standen beisammen, so dass die elasünhaltigen Liebenssáfte (z. E. aus den Cautschukbàumen) gemeinhin nebenbei Viscin, die viscinhaltigen aber nebenbei Cautschuk enthalten. Das Viscin selbst aber ist kein reiner einfacher Stoff, sondern scheint ein Gemenge von Elastin, Wachsfett und Gummi zu sein, und entsteht durch eine überwiegende Menge von wachshaltigen Kügelchen, die mit einer kleineren Menge Elastin vermengt sind. | Daher geben die Milchsafte der jüngeren Zweige, worin die Kügelchenmenge, auch der Gummigehalt des Plas- ma, sehr gross ist, wahrend noch wenig Elastün sich bildet, immer II. Der Lebenssaft. |. 2. Gerinnung desselben. 139 das sogenannte Viscin. Láàsst man den frischen Milchsaft der Feigen- baume eintrocknen, so findet sich in der eingetrockneten Masse, aus- ser dem Elastin und den mit Wachsfett impragnirten Kügelchen, noch Gummi aus dem eingetrockneten Serum. — Letzteres kann man durch Wasser ausziehen, worauf dann ein Gemenge von wachsfetthaltigen Kügelchen mit dem Cautschukgerinnsel übrig bleibt. «. Giesst man auf diese Masse Aether, so wird das Wachsfett ganzlich aufgelóst, wahrend die festen unlóslichen Kügelchen selbst zurückbleiben, die unter dem Mikroskop deutlich zu erkennen sind. |.Der Aether schwellt aber auch das Cautschuk auf, und dieses bleibt in ihm in kleinen Flocken schwe- bend, wodurch der Aether ein opalisirendes Ansehen behalt. . Caut- schuk und Wachsfett sind sehr schwer zu trennen, obgleich sie nur mechanisch in der Solution gemengt sind. Das. Cautschuk setzt sich schwer und unvollkommen ab; durch mechanische Agitation bilden sich etwas gróssere l'locken, aber kein vollstandiges Sediment, Man erhalt also nach dem Eintrocknen der atherischen Solution ein. durch's Mikroskop unterscheidbares Gemenge von ólàhnlichen Tropfen (Wachs- fett) und von elastischen Fáden (Cautschuk). Dieses Gemenge ist im- mer mehr oder"weniger klebrig, auch wenn der Saft von álteren Pflanzen genommen war, und unterscheidet sich dadurch vom reinen Cautschuk. Man kann beide Substanzen trennen, wenn man das Ge- menge mit Alkohol digerirt. Dieser lóst das Wachsfett anf und nun bleibt reines Cautschuk zurück. Wenn man den eingetrockneten Saft, ohne ihn vorher mit Wasser auszuziehen, sogleich mit Alkohol dige- rirt, so bleibt ein Gemenge von Gummi, Saftkügelchen und Elastin zurück, welches ziemlich klebrig ist. Digerirt man nach Absonderung des Gummi's den Saft.sogleich mit Alkohol, so làsst dieser ein Ge- menge von Elastin und Kügelchen zurück, das mehr brócklich ist. So entstehen also die verschiedenen Arten von Cautschuk vorzüglich durch andere mechanische Beimengungen aus den Milchsáften. Durch * 140 C. H. Scnvuriz, das System der Cyklosc. die Eigenschaft des Elastins, in Aether aufzuquellen, und sich zum Theil darin schwebend zu erhalten, kann man mittelst Aether etwas Cautschuk aus den Milchsáften ausziehen, aber nicht den ganzen Ge- halt; auch kann durch mechanische Agitation, starke Verdünnung der Auflósung mit Aether und langere Ruhe das Elastin wieder getrennt werden; aber es ist immer schwer vom Wachsfett zu sondern. In den Milchsaften von Papaver orientale, Chelidonium maius, Carica microcarpa, Leontodon Taraxacum erzeugt schon Wasser, noch leichter Weingeist, ein kórniges Gerinnsel. Der Saft von Carica microcarpa gerinnt sogar an der Luft von selbst, fast sogleich, wie er ausfliess. — Diese Gerinnsel vereinigen sich durch Umrühren nicht zu zusammenhangenden klebrigen Massen, wie die Elastingerinnsel, son- dern bleiben kórnig und zusammenhàngend, wenn gleich einige, wie das Gerinnsel vom Mohn und von Leontodon, beim Eintrocknen zahe werden. Man erkennt indessen, dass sie denselben Ursprung haben, wie die Elastingerinnsel, und wir müssen sie daher mit diesen in eine Reihe stellen, wenn gleich die Eigenschaften etwas verschie- den sind. *- 3. Chemisehe Analysen der YXMilchsüfte und anderer Lebenssüfte. $ 39. Wir besitzen besonders von Milchsáften tropischer Pflanzen Analysen, weil nur diese in so grosser Menge ausfliessen, dass sie iso- lirt gesammelt und zu mancherlei Zwecken benutzt werden kónnen. Die Eigenschaften anderer Lebenssáfte werden sich aber weiterhin hiermit vergleichen lassen. Durch die Gerinnung scheiden sich die Lebenssáfte in einen festen Theil (das Gerinnsel, Crassamentum, Saft- kuchen), und in einen noch flüssigen Theil (Serum, Saftwasser). Der erstere enthált die plastischen Theile des Lebenssaftes, auch wohl einen Theil der Kügelchen beigemengt, der letztere enthàlt die rein chemi- II. Der Lebenssaft. |.O. Chemische Analysen. 141 schen nicht plastischen Stoffe (Saure, Ditterstoff, Gummi, Salze) auf- gelóst und die gróssere Menge der Kügelchen, von denen er auch die Milchfarbe behalten kann. | Mit Rücksicht auf diese organischen Ver- háltnisse sind die chemischen Analysen zu betrachten. Zu den Lebenssàáften, welche reine Elastingerinnsel bilden, gehó- ren vorzüglich diejenigen aus der Familie der Euphorbiaceen und Asclepiadeen, aus denen man das Cautschuk gewinnt, und die sich, wie wir gesehen haben, in ihrer Organisation sehr àhnlich sind. Wir besitzen genauere chemische Analysen des americanischen Milchsaftes, woraus Cautschuk gewonnen wird, von Fourcroy (dnnal. de Chimie. T. XI. p.225. | Connoissances chimiq. T. F HI. p.96) und von Faraday (Quart. Journal of science and arts. Fol. XXI. p.19). Die von Fourcroy analysirten Saftportionen waren von einer oder vielleicht von mehreren verschiedenen Arten von MHe- vea aus Cayenne und Brasilien. Der von Faraday untersuchte Saft war aus dem südlichen Mexico und wahrscheinlich ebenfalls von 4fe- vea Cahucha. Fourcroy fand, dass in den Flaschen, worin der Milchsaft gesendet war, sich schon von selbst ein schwammiges Ge- rinnsel gebildet hatte, dessen Grundlage Cautschuk war, aber der flüs- sige Theil des Saftes enthielt noch Cautschuk, das durch Hitze, durch oxydirt salzsaures Wasser sogleich gerann, aber auch langsam in Form einer elastischen Haut auf der Oberflàche sich abschied, wenn der Saft der Luft langere Zeit ausgesetzt wurde. Der von Faraday untersuchte Saft befand sich fast in dem Zu- stande, wie er frisch aus dem Baume fliesst. Es hatte sich nur an der Flàche des Korkstópsels der Flasche, worin der Saft geschickt wor- den, ein dünnes Hàutchen von Cautschuk gebildet. Der Saft war dickflüssig, blassgelb, gleichfórmig von rahmartigem Ansehen, roch unangenehm sauer, fast wie faulende Milch, von 1011 : 74 spec. Ge- wicht. Er trocknete in dünnen Schichten an der Luft unter Gewichts- 143 C. H. Scnürrz, das System der Cyklose.—— verlust zu Cautschuk von gewóhnlicher Beschaltfenheit ein. —— Salt trockneten zu 43 Theilen fester Masse ein. LL litze coagulirte den Saft und schied ein festes Cacischekébii lum aus, wahrend eine wassrige Flüssigkeit übrig blieb. . Auch Alko- hol bildete ein Cautschukgerinnsel, das sich in der übrigen Flüssigkeit pracipitirte. Der Saft, einige Tage der Luft ausgesetzt, schied sich ebenso durch freiwillige Gerinnung in zwei Theile: einen festen opa- ken Theil, der obenauf schwamm und. das Cautschuk enthielt, und eine dunkelbraune durchscheinende Flüssigkeit, welche die übrigen festen "Theile gelóst enthielt, bitter schmeckte und stark sauer reagirte. Ein Zusatz von 4 Theilen Wasser schien den Saft nur zu verdün- nen, die Gerinnung nicht zu verándern; aber das Gerinnen war voll- stándiger, erfolete schon binnen 24 Stunden, und das aufschwim- mende Cautschuk war weniger mit anderen Theilen vermengt, die sich bei der Gerinnung des reinen Saftes mit demselben verbinden, so dass es sich leichter rein darstellen liess. Auf Thonmassen gestri- chen oder in Thonformen gegossen, wird die Feuchtigkeit des Saftes schnell eingesaugt und: Cautschuk bleibt in der Form der Thonflàche zurück, so dass Hancock auf diese Art Medaillons anfertigte. Das oben durch Gerinnung abgeschiedene Cautschuk ist noch milehfarbig, durch "Trocknen an der Luft wird es gallertartig durch- scheinend. | Es besteht nur aus 1 Theil Hydrogen und nahe 7 Theilen Carbogen. Die bittere und saure braune: Flüssigkeit; welche sich. nach der Ireiwilligen Gerinnung und Absonderung des Cautschuks bildete (also das Serum nach unserer Weise der Betrachtung), gerann durch Hitze, Alkohol und Saure und schied Eiweiss aus. Aus dem Serum selbst entwickelte Aezkali einen. fauligen Geruch, die trockne Desiillation gab viel Ammoniak, so dass sich ein bedeutender SPENT kund gab. | oii II. Der Lebenssaft. ..9. Chemische Analysen. 148 Alkohol zog aus der serósen Flüssigkeit nach dem Abscheiden des Eiweisses noch Wachs und die bittere Substanz. Die Saure war Essigsaure. Das quantitative Verháltniss dieser vortrefflichen, ganz mit den von uns im Kleinen an ahnlichen Saften angestellten analogen Beobachtungen übereinstimmenden Analyse, gibt l'araday so an: Cautschuk 317,0, Eiweissniederschlag 19,0, bittere gefarbte stickstof- fige Substanz und Wachs 71,3, in Wasser, nicht in Alkohol lósliche Substanz (wahrscheinlich auch Gummi enthaltend) 29,0, Wasser und Saure 563,1. W. Roxburgh hat die Eigenschaften des Cautschuks überhaupt untersucht, und zugleich die Unterschiede des americanischen (von Siphonia Cahucha) von dem indischen, aus Urceola elastica und aus Ficus elastica gewonnenen, angegeben. Das Cautschuk zeiet darin eine chemische Verwandtschaft mit dem Wachs und den Fetten, dass es in der Hitze zu einer ólahnlichen Flüssigkeit schmilzt und, angezündet, wie Oel brennt, nur mit starkem Rauche, so dass man sich desselben auch zu Fackeln und Kerzen bedient. Andererseits deutet die grosse Elasticitat und die Unauflóslichkeit in Alkohol und Laugen auf eine Aehnlichkeit mit plastischen organischen Stoffen, wie thierischer Pa- , serstoff, hin, und diese Eigenschaften sind in physiologischer Bezie- | hung besonders wichtig. Selbst die Auflósungen in Aether, Terpen- | tinól und Cajeputól sind mehr dickflüssige, klebrise Gemenge, worin | das Cautschuk aufceweicht ist, daher es Alkohol leicht wieder abschei- det. Merkwuürdig sind die mancherlei Verschiedenheiten. des. Caut- schuks verschiedener Pflanzen, bei denen sich alle Uebergange zu den Eigenschaften der Fettarten, des Wachses und der Harze finden. Das indische Cautschuk von Urceola ist viel starker elastisch, als das americanische. Die Auflósungen des americanischen Cautschuks | bleiben klebriger und trocknen nicht so leicht, als die. des indischen. | Das Cautschuk von Fieus elastica. ist unbedeutend elastisch, im Ver- 144 €. H. Scnvrrz, das System der Cyklose. gleich mit dem americanischen und dem indischen Urceola-Cautschuk, und die Auflósung desselben in Cajeputól wird durch Alkohol nicht pracipitirt. ] $ 40. T Auch die Milchsáfte unserer cultivirten Asclepiadeen liefern Elastin: John land in dem frischen Milchsafte von 4fsclepias syriaca: Harz 22, Cautschuk 10,4, kleberartige Substanz 3,3, Extractivstoff 3,3, Eiwoeiss und Weinsteinsaure, in 60,9 Wasser (Chem. Schriften. I. S. 20). Mineralsauren coaguliren den Saft, scheiden aber kein Cautschuk aus. Diese, wie ahnliche Analysen, ist aber ohne Berücksichtigung der or- ganischen Elemente des Saftes angestellt, daher die angezeigten Stoffe immer Gemenge darstellen. Nach meinen Beobachtungen finden sich im Serum des Saftes von. 4ísclepias syriaca. Gummi und Saure mit bitterem | Extractivstoff. Die Kügelchen des Gerinnsels enthalten Wachsfett (das John, mit Kügelchen gemengt, als Harz betrachtete), und das geronnene Plasma zeigt das Cautschuk, gewoóhnlich mit Kü- gelchen vermengt. Die Analyse des Milchsaftes von Fieus elastica durch Necs von Esenbeck und Marquart (Annalen der Pharmacie. T. XIV. S. 145) und von Geiger und Reimann (Kastner's Archiv. Dd.14. S.142), zeigen noch mehr die Veranderungen des Cautschuks, vorzüglich nach den verschiedenen Absonderungsmethoden desselben, woraus sich ergibt, dass die achten allgemein bekannten Eigenschaften des Caut- schuks nur da rein bleiben, wo durch eine von selbst erfolgende na- türliche Gerinnung die Darstellung erfolgte, und dass künstliche Ein- wirkungen sogleich Veranderungen, ahnlich wie bei der Faserstoffbil- dung aus dem Dlute, bewirken. Auf diesen wichtigen Umstand ist man bisher noch durchaus nicht aufmerksam geworden. Geiger und Reimann behandelten den Milchsaft. des l'eigen- baumes mit Alkohol und Aether in der Absicht, die Bestandtheile II. Der Lebenssaft. |. Chemische Analysen. 145 dadurch aufzulósen. Allein wir haben gesehen, dass Aether und Alko- hol zunachst nicht als Auflósungsmittel auf das Elastin wirken, sondern den Saft zumi Gerinnen bringen, und dass vorzüglich Aether auf diese Art wahres Cautschuk abscheidet, das sich zu einer klebrigen Masse mit ihm verbindet, die nach dem Eintrocknen reines Cautschuk gibt, wahrend nur Wachs sich wirklich in Aether lóst. Die natürliche Absonderung der Theile aus dem Saft konnte bei dieser Analyse nicht stattfinden , daher man lauter Substanzen von ge- mischten Eigenschaften erhielt: ein klebriges Harz, das noch aus zwei Substanzen besteht, wovon die eine dem Cerin ahnlich ist; einen nicht in Aether lóslichen Harzrückstand (das eigentliche veránderte Coagu- lum); Gummi, Eiweiss und Extractivstoff (die bei natürlicher Sonde- rung dem serósen Theil angehóren), und Spuren von pflanzensauren Salzen. Nees v. Esenbeck und Marquart beobachteten, dass der ein- getrocknete Saft der jungen Zweige von Ficus elastica von dem ahn- lich eingetrockneten der alteren Zweige verschiedene Eigenschaften zeigte. Sie fanden wahres Cautschuk nur in den letzteren, in dem Saft der jungen Zweige aber statt dessen einen klebrigen Stoff, den sie Viscin nennen. Der eingetrocknete Saft der jungen Zweige war weich und klebrig, Weingeist extrahirte daraus ein klebriges Weich- harz, und Wasser lóste Gummi aus dem Rückstand. Dieser enthielt dann noch ein durch Aether ausziehbares, dem Vogelleim àhnliches Klebharz, welches man Viscin nannte, das sich von der durch Ma- caire aus Zfraetylis gummifera geschiedenen gleichnamigen Substanz dadurch unterscheiden soll, dass letzteres noch Wachs enthalten habe. Der eingetrocknete Saft des alten Stammes von Ficus elastica besass alle Eigenschaften des Cautschuks. Aether zog daraus nur ein nicht klebriges und nicht elastisches Wachs, Alkohol ein gelbes Weich- harz, Wasser Gummi aus. Das aus dem Safte erhaltene Cautschuk Vol. XVIII. Suppl. II. 19 146 C. H. Scnurrz, das System der Cyklosc. hl lóste sich zum Theil in Aether; allein es blieb noch weisses Cautschuk zurück. Statt des Viscins war also in dem alteren Cautschuk vorhan- den, woraus die Herren Nees und Marquart schliessen, dass das Viscin der jüngeren Triebe durch den Lebensprocess in Cautschuk umgebildet werde. Dieses scheint auch allerdings so zu sein, um so mehr, als wir sonst alle Uebergange des Cautschuks in klebrige Harze sehen. Allein Viscin und Elasün sind nicht so getrennt, als die Herren Nees und Marquart glauben, vielmehr findet sich auch im ausgebil- deten Milchsaft vieler Pflanzen Viscin, welches aber nur aus dem Ge- menge von grósseren Mengen wachsfetthalüger Kügelchen mit dem Gerinnsel sich bildet, so dass hierdurch die verschiedenen Arten des klebrigen Cautschuks entstehen, welche man bisher sehr wohl schon unterschieden, wenn gleich nicht immer benannt hat (z. E. von Sapium aucuparium, den Euphorbien) — Der Grund dieser Verschiedenheiten liegt allein in der verhaltnissmassig grossen Menge von Kügelchen, die sich mit dem Gerinnsel verbinden und in der geringeren Menge von Elastin; wodurch ein Gemenge von den Eigenschaften des Viscins entsteht. Dieses làsst sich oft noch in wahres Elastin und. Wachsfett sondern, indem man durch heissen Alkohol das Wachsfett auszieht, wonach das Elastin zurückbleibt. Die Sonderung ist aber schwierig und gelingt oft nur unvollkommen, daher denn ein Theil des Caut- schuks immer als Klebharz erscheint. In den genannten Pflanzen tritt das Elastin in überwiegenden Verhàltnissen auf. Wir finden nun noch viele andere, deren Lebens- safte es beim Gerinnen und Eintrocknen in geringerer Menge bilden. Man betrachtete die Milchsafte unserer Euphorbien früher als rein har- zige Substanzen. Wahlenberg machte indessen schon darauf auf- merksam, dass sich in dem flüssigen Milchsafte von Euphorbia palu- stris Cautschuk finde. |. Er sagt, dass ein. Tropfen Milchsaft von Euph. palustris auf einer Glasplatte gerinne, und ein Coagulum und eine | II. Der Lebenssaft. | .O. Chemische Analysen. 147 durchsichtige Flüssigkeit entstehe. Nach einigen Stunden fliesse das Coagulum mit der Flüssigkeit zu einer durchsichtigen homogenen Masse zusammen, welche ganz die Eigenschaften des Cautschuks be- sitze, namentlich dieselbe Elasticitat und Verbrennungsfahigkeit zeige. Auch der mit Wasser vermengte Saft coagulire, und nach dem Abhil- triren des Wassers, welches den scharfen Geschmack der Pflanze be- sitze, bleibe eine Cautschukmasse zurück (Wahlenberg de sedibus materiarum immediatarum in plantis. Upsal. 19806,1807. p.65, 60). Spàter hat sich John genauer mit der Analyse des Milchsaftes von Euphorbia Cyparissias beschaftgt. John schied schon das Gerinnsel von dem Serum durch das F'iltrum ab und fand, dass aus dem einge- trockneten Safte, der das fettige und durchscheinende Ansehen von Wachs habe, durch Aether Cautschuk dargestellt werden kónne. Die Bestandtheile dieses Saftes sind nach John: gelbgraues Harz 13,8, Cautschuk 2, gelbliches Gummi 2,75, Eiweissstoff 1,57, extractive Materien mit Salzen und Weinsteinsaure 2,19, etwas fettes Oel und ii Wasser (Chemische Schriften. 2. S. 16). Hierdurch aufmerksam gemacht, unternahm zuerst Mühlmann in Züllichau eine neue Ana- lyse des officiellen Euphorbium's, und fand in 500 Theilen: 16 Caut- sehuk, 70 Wachs, 270 Harz von eigenthümlicher Beschaffenheit, nur theilweise in Mandelól und Aetzkalilauge lóslich, 108 apfelsaures Kali und Kalk (Berlinisches Jahrbuch der Pharmacie. 1818. S.141). Der Cautschukgehalt stimmt auch ganz mit den von mir oben angegebe- nen mikroskopischen Beobachtungen an Ewphorbia Caput Medusae und Euphorbia meloformis überein; das Harz nahert sich mehr dem Wachs der Kuhbaummilch. | Nicht minder weist die chemische Analyse in den Milchsáften der Cichoraceen Cautschuk nach. Man erhalt nur zur Untersuchung zu geringe Mengen. Schütz gewann durch feine Einschnitte in den Stengel aus einer Pflanze von Lactuca sativa 11 Gran, von L.scariola * 148 C. H. Scuvrrz, das System der Cyklosc. 26 Gran, von L. virosa 96 Gran. Letztere ist also am reichsten und daher wohl die Verschiedenheit der Wirkung. Pfaff erhielt aus 8 Grammen getrockneten Milchsaftes von Lactuca virosa: Cautschuk 1,8, Wachs 0,7, trocknes Harz, verbrennlich, 0,6, im Wasser lósliche Theile 4,1, Feuchtigkeit 0,8. 8 Grammen getrockneten Milchsaftes von Lactuca sativa enthielten: Cautschuk 1,4, Wachs 0,8, Harz 0,95, im Wasser lóslichen bitteren. Extractivstoff 4,4. — Beide Milchsafte schmecken bitter (Diss. de Lactucae virosae el sativae analysi chemica. Auct. H. llink. Riel 1820). Ich habe mit dem Milchsaft von Lactuca Scariola cinige Versuche angestellt. Der Saft wird an der Luft braunlich,; und durch die Ge- rinnung scheidet sich ein weisses Gerinnsel von dem braunen Serum ab. Das Gerinnsel, in einem silbernen Lóffel über Feuer eingetrock- net, bildet eine elastische Masse mit den Eigenschaften des Cautschuks. In grósserer Hitze erweicht es sich und schmilzt; angezündet, ver- brennt es, wie Cautschuk, mit brausender Flamme. | Das Serum schmeckt bitter und lasst Gummi nach dem Eintrocknen zurück. Ganz áhnlich verhàlt sich der Milchsaft von Sonchus oleracens. Uebergiesst man das Gerinnsel mit Aether, so lóst dieser Wachsfett aus den Kü- gelchen auf und zugleich erhalt er das reine Cautschuk in sich schwe- bend, wahrend die Kügelchen selbst zu Boden fallen und durch's Mi- kroskop erkennbar sind. Làsst man den Aether verdunsten, so bleibt eine elastisch klebrige Masse zurück, aus der man durch Alkohol das Wachsfett auflósen kann, wahrend das ganz reine Cautschuk zurück- bleibt. Im Serum ist Gummi enthalten, das man aus der wassrigen Auflósung durch Zusatz von Alkohol prácipitiren kann. Bitterer Stoff bleibt noch in der Flüssigkeit gelost. In dem Milchsafte von Leontodon Taraxacum hat John gefun- den: Cautschuk, bitteren Extractivstoff, Spuren von Harz und Gummi, Ireie Saure und salzsaure und schwefels. Salze (Chem. Schrift. 4. S. 1). F. II. Der Lebenssaft. |.9. Chemische Analysen. 149 Eben so enthalten die Milchsafte der Papaveraceen Cautschuk und Wachs, neben den übrigen Bestandtheilen. Wir wissen leider immer nicht, ob das Opium der reine eingetrocknete Milchsaft oder eine zugleich durch Auspressen und Auskochen erhaltene Extractmasse ist, doch zeigen die Analysen den Cautschukgehalt dessen ungeachtet. In dem durch Verwunden der unreifen Mohnkapseln nach dem Ein- trocknen des Milchsaftes gewonnenen einheimischen Opium haben Vauquelin und Pagenstecher, in demostindischen Robiquet Caut- schuk nachgewiesen, das sie durch Extraction mit Aether erhielten. Auch Wachs, Eiweissstoff und Harz fehlen nicht (vergl. P faff System der materia medica. T.V I. p.485). Wenn man nun bedenkt, dass - Aether keinesweges das Cautschuk ganz auflóst, so ist ersichtlich, dass die bisher angewendete Methode gar nicht geeignet ist, den ganzen Cautschuk gehalt aus den eingetrockneten Milchsaften darzustellen, und dass sie sicherlich eine weit gróssere Menge enthalten, als bisher ange- geben worden ist. Die bitteren, extractivstoffigen und salzigen Theile der Milchsàáfte gehóren nie dem Plasma, sondern dem Serum an, wie wir oben gezeigt haben, und die Gruppirung der Milchsáfte nach sol- chen Bestandtheilen, wie sie Decandolle versucht hat, ist daher für die Physiologie ganz verfehlt. Dass die Familie der Campanulaceen in dem Milchsafte Cautschuk enthalt, davon kann man sich an einem Tropfen Milchsaft von Cam- panula rapunculoides überzeugen, der nach der, besonders unter Um- rühren erfolgenden Gerinnung deutliche Cautschukbildung zeigt, wie | denn auch aus dem Milchsafte von Lobelia Cautschuc in Quito Fe- | derharz bereitet wird. John und Carradori hatten schon früher die Verschiedenheiten | des -Federharzes- einheimischer - Pflanzen (Euphorbien, Cichoraceen, , Papaveraceen, Asclepiadeen) angegeben. Das Cautschuk der Euphor- | bien-, Asclepias- und F'icus-Arten ist gelb, an der Luft sich braunend, 150 C. H. Scuurrz, das System der Cyklose. in der Kàlte hart und spróde, bei gewóhnlicher Temperatur elastisch, aber weniger als das americanische. | Es schmilzt leichter, wird zu einer theerartigen, klebrigen Flüssigkeit, die beim Erkalten wieder lest wird (John, Chemische Schriften. I. S.34. Hl. S.6. Carradori in Gehler's A. 6. S.640). $ 41. Inzwischen scheinen auch die Milchsáfte einiger tropischen Pflan- zen bei der Gerinnung nur wenig Cautschuk zu bilden, das in Ver- bindung mit den überwiegenden Bestandtheilen der Kügelchen, insbe- sondere dem Wachsfett, ein mehr Klebriges viscinartiges F'ederharz darstellt, wohin namentlich die Milch des Kuhbaumes gehórt. Von diesem hóchst interessanten Milchsaft haben wir die erste Kenntniss durch Al. v. Humboldt erhalten (Foyage awv régions équinoxiales du nouveau continent. T.F. Pavis 1620. p. 258). Der Baum wáchst auf den Küstencordilleren von Venezuela, und liefert den Negern und Eingeborenen eine beliebte Nahrung, die sparsamer und reichlicher aus verschiedenen Daumen fliesst, welche die Einwohner an der Stàrke und der Farbe des Laubes unterscheiden. | Bei'm Aufgang der Sonne fliesst diese vegetabilische Quelle am reichlichsten (/. e. p. 264). Auch die Garten-Pflanzen, 4fsclepias syriaca, Papaver somniferum, Ficus Carica gaben mir in der feuchten und kühlen Abend- und Morgenluft immer reichlicheren Milchsaft, weil er weniger zahe ist und reichli- cher fliesst.. Selbst die Cyklose des Saftes findet man in feuchter Luft unter solchen Verhaltnissen lebhafter. Ueber die Bestandtheile dieses Saftes im Vergleich mit den übri- zen Milchsáften sind durch die, ohne gehórige Rücksicht auf die na- türliche Sonderung der Bestandtheile durch die von selbst erfolgende Gerinnung vorgenommenen , chemischen Analysen von Bous- singault und Rivero, Thomson und Solly einige Irrthümer ent- standen, nach denen man diesem Saft die freiwillige Gerinnung und II. Der Lebenssaft. |. 9. Chemische Analysen. 151 Cautschukbildung ganz abgesprochen hatte. Inzwischen hatte schon Al. v. Humboldt nach seinen aus dem Grossen geschopften Erfah- rungen bestimmt gesagt, dass der Saft gerinne und dies Gerinnsel vom Volke mit dem Namen des Kases belegt werde, ferner, dass sich an der mit der Luft in Berührung stehenden Oberflache zahe, fadige Haute bilden, welche elastisch, beinahe wie Cautschuk seien, und dass hier Eiweiss und Zucker mit Cautschuk vermischt erscheinen, weil schon der klebrige Geschmack, der bei allen Milchsaften von Caut- schuk herrühre, auch hier auf Cautschuk hindeute, was noch mit den übrigen Bestandtheilen gemengt sei. Die Herren Boussingault und Rivero indessen, welche eine ausführliche Analyse des Saftes anstell- ten, làugneten die Anwesenheit von Cautschuk ganzlich und auch die Gerinnung des Saftes (.4nnales de Chimie et de Physique. T. XXIIH. p.220). Die freiwillige Gerinnung dieses Saftes scheint überhaupt sehr langsam, ahnlich wie bei 4fsclepias syriaca, zu geschehen, und in verstopften Flaschen bei'm Ausschluss der Luft lange Zeit verhin- dert zu werden, daher denn sowohl der von den Herren Bous- singault und Rivero in America selbst, als auch der von Thomson und Solly in England analysirte Saft noch ungeronnen war. Sonder- bar geben nun Boussingault und Rivero an, der Saft gerinne auch durch Sauren und durch Kochen nicht, und unterscheide sich dadurch von der Milch der Kühe, wahrend indessen v. Humboldt bemerkte, dass schon kaltes Wasser eine leichte Gerinnung erzeuge und Salpeter- saure das Gerinnen sehr begünstige. Thomson (on the milk of the cow -tree in. Transact of the royal Society of Edinburgh. Fol. XI. 1851. p.285. £) bemerkte auch, dass nach einem 4 Monate langen Stehen der Saft sich in ein weisses Gerinnsel und eine braune Flüssigkeit geschieden habe, ohne dass er jedoch dieses natürliche Gerinnsel untersucht hatte. Es würde ihm nàmlich, àhnlich wie der Saft von Ficus elastica, den man in Indien bis zum Stinkend- 152 €. H. Scuvrirz, das System der Cyklosc. werden des Serum's stehen làsst, die Anwesenheit von Cautschuk gezeigt haben. Thomson fand aber, dass Salpetersaure, Salzsaure und Schwefelsaure eine Gerinnung erzeugen, aber er beachtete nicht, dass. Mineralsauren zuerst die eiweissartigen Stoffe des Serum's coaguliren, und konnte die verschiedenen Stoffe aus dem Gerinnsel nicht abschei- den; daher blieb diese Seite der Sonderung der Bestandtheile ganz unbeachtet. Solly fand ferner, dass nach dem Zusatz von Wasser nach einigen Stunden Ruhe ein geringes Coagulum sich absetze, und dass bei'm Aufkochen eines Gemenges von Safi mit Wasser augen- blickliche Gerinnung .eintrete. (on. the Palo de Faca or Cow Tree of South America in Philosophical Magazine aud Journal of science. Vol. XI. Lond. 1857. p.454), jedoch benutzte er eben so wenig diese natürliche Sonderung zur weiteren Scheidung der Bestandtheile. Viel- mehr bedienten sich Boussingault und Rivero des Verfahrens, den ganzen flüssigen Saft einzutrocknen und den trockenen Rückstand zu schmelzen, wodurch die wachsartigen Bestandtheile zwar zum Theil isolirt, das übrige Wachs aber von dem faserigen Rückstande, dessen Bildung bei vorhergehender Selbstgerinnung vollkommen gewesen sein würde, aber durch das schnelle Eintrocknen und Schimelzen nur unvollkommen sein konnte, nicht rein getrennt wurde. — Auf diese Art geben die Herren Boussingault und Rivero folgende Bestand- theile in der Milch des Kuhbaumes an: 1) Wachs, als Hauptbestand- theil, bei 60? schmelzbar, in heissem Alkohol, atherischen und fetten Oelen lóslich , mit Alkalien Seife bildend. | 2) F'aserstoff, dem thieri- schen P'aserstoff àhnlich, in geringer Menge. 3) Zucker, und 4) Ma- gnesiasalz. Thomson trennte bei seiner Methode noch weniger den wachsartigen Bestandtheil von dem Faserstoff (dem Cautschuk), in- dem er die eingetrocknete Saftmasse mit heissem Alkohol digerirte, wobei die Masse der Kügelchen in der Auflósung der Fettwachstheile schweben bleibt, ein grosser Theil von beiden aber von dem Rück- II. Der Lebenssaft. 3. Chemische Analysen. 153 A stande getrennt wird, der den Faserstoff enthalten sollte. Er verglich den Faserstoff mit der Korksubstanz, die von der inneren Binde des Kuhbaumes in denSaft gekommen sein móchte. Thomson beschrànkte sich also auf die Beschreibung des wachsartigen Bestandtheils, den er mit dem Namen ,QGalactin* belegt, weil er sich vom Bienenwachse merklich unterscheide, manche Eigenschaften der fetten Oele habe, z. B. einen Fettfleck auf dem Papier zurücklasse, und mit viel glanzen- deren Farben brenne, als Wachs, leichter lóslich in Aether und Alko- hol sei, keine Seife mit Alkalien bilde, bei'm Schmelzen auf Wasser viel Wasser einsauge und eine opake klebrige Masse, wie Gluten, dar- stelle, auch, zwischen den Zahnen erweicht, klebrig und plastisch sei. Alles dieses zeigt indessen, dass das Galactin von Thomson ein Gemenge von nicht gesondertem Cautschuk, mit unveranderten Saft- kügelchen und mit dem fettwachsigen Bestandtheile ist, der sich in allen Milchsaften findet. Zucker konnte Thomson nicht crystalli- nisch ausscheiden, obgleich W'eingeist einen süsslichen Geschmack von dem Auszuge des eingetrockneten Saftes erhielt. Solly zog aus dem eingetrockneten Safte durch Aether den wachs- artigen Bestandtheil (den er ebenfalls Galactin nennt); der Rückstand, mit Wasser behandelt, gab Gummi ab, und hinterliess noch Gluten und Albumen, welche, dem Verfahren nach zu urtheilen, den übrig bleibenden Saftkügelchen angehóren. Auch dieses Galactin ist, der Entstehung und den Eigenschaften nach, ein Gemenge von Cautschuk und Fettwachs. Boussingault sowohl, als auch Thomson und Solly, fanden den Saft von Essigsaure sauer reagirend. Neuerlich hat Marchand eine interessante Arbeit über die che- mische Analyse der Milch des Kuhbaumes geliefert, welche durch Herrn Otto jun. aus Caraccas gesendet war (Erdmann und Mar- chand, Journal für praktische Chemie. Bd.21. Hft. 1. S.43 £).. Dieser Milchsaft war wahrscheinlich durch den làngeren Transport und. durch Vol. XVII. Suppl. II. 20 154 C. H. Scuurrz, das System der Cyklosc. die Sommerhitze (er war im Mai aus Caraccas abgesandt und im Juli in Berlin angelangt) geronnen und in Gáhrung übergegangen; es ent- wickelte sich Kohlensaure unter Aufbrausen, woraus Marchand [olgert, dass die von Boussingault und Rivero gefundene Zucker- Art der weinigen Gáhrung fáhig und Rohrzucker sein werde. Die Sáàurebildung im Safte schreibt Marchand nur der Kohlensaure zu, jedoch sicher mit Unrecht, da alle mir bekannten Milchsàáfte unserer cultivirten Pflanzen ebenfalls sauer reagiren, und ich bei eigener Prü- fung der Kuhbaummilch in dem Verhalten der Sàure keinen Unter- schied finde. Der Saft war nicht mehr gleichfórmig, sondern bereits káseartig geronnen und zeigte die Gerinnsel klumpig und zusammen- veballt. Hier war also die natürliche Elastinabsonderung bereits ge- schehen, und so gelang es Marchand besser, als Boussingault, Thomson und Solly, das Cautschuk aus dem Safte darzustellen. Marchand bediente sich auch einer besseren Methode, insofern er den Saft nicht erst eintrocknete, sondern im feuchten Zustande so- gleich mit kaltem Alkohol behandelte, dann den Rückstand trocknete und mit schwachem heissen Alkohol digerirte. Er erhielt auf diese Art etwas Buttersaure und zweierlei Harze, von denen das durch schwachen heissen Alkohol extrahirte crystallinisch eintrocknete.. Nach Auflósung dieser Harze wurde dann durch heissen absoluten Alkohol die wachsartige Substanz ausgezogen, von welcher auch Marchand angibt, dass sie sich nicht verseife und. daher zu den Harzen zu rech- nen sei. Im unaufgelósten Rückstande zeigte sich dann, dass diejenige Substanz, welche Boussingault als Faserstoff bezeichnet hatte, sich genau wie Cautschuk verhielt und durchaus kein Ammoniak gab, was auf eine thierische Natur hátte hindeuten kónnen, aber vom wahren Cautschuk sich dadurch unterschied, dass es 8 pCt. Sauerstoff enthielt, wahrend nach Faraday in der Zusammensetzung des wahren Caut- schuks kein Sauerstoff ist. Phosphorsaure und kohlensaure Magnesia II. Der Lebenssaft. 9. Chemische Analysen. 155 waren die Salze. Der Nachweis des Cautschuks, in einem etwas ver- anderten Zustande, macht diese Analyse sehr werthvoll, indem sie mit den Ergebnissen der Gesammtbeobachtungen an allen übrigen Milch- saften vollkommen übereinstimmt, doch sind die im Wasser loslichen Stoffe, besonders das Gummi, das sich im Serum aller Milchsafte fin- det, nicht berücksichtigt. S 42. Herr Eduard Otto hatte zwei Portionen Milchsaft vom Kuh- baume aus Caraccas gesendet, und da es mir sehr wünschenswerth war, eine vergleichende Untersuchung dieses Saftes, mit Rücksicht auf seine mikroskopischen Bestandtheile, anzustellen, so theilte mir Herr Gartendirector Otto, mit Genehmigung des Wirklichen Gehei- men Baths Herrn v. Olfers, die zuletzt gesendete Portion bereitwil- lie mit, was ich um so dankbarer erwahne, weil hierdurch zum ersten- male die Gelegenheit gegeben wurde, einen der technisch und óco- nomisch benutzten tropischen Milchsafte überhaupt mikroskopisch zu untersuchen, und die Vortheile der Kenntniss der mikroskopischen Elemente auf die Sonderung der chemischen Bestandtheile bei der Analyse zu benutzen. Alle chemischen Untersuchungen der Milchsàfte überhaupt, und insbesondere auch die schóneren Analysen des Milch- saftes von Hevea guyanensis durch Fourcroy und Faraday, dann die Untersuchungen des Milchsaftes vom Kuhbaum durch Rivero und Boussingault, durch Thomson und Solly, auch die neueste von Marchand, waren ohne Bekanntschaft mit den mikroskopischen Theilen der Safte gemacht worden. Nach Analogie der von uns mi- kroskopisch und chemisch untersuchten cultivirten Milchsafte war da- her vor allen Dingen zu prüfen, welchen mikroskopischen Theilen des Saftes die bereits von den Chemikern abgeschiedenen Stoffe eigent- lich angehóren. Wir haben bereits oben bei Beschreibung der Safi- kügelchen gesehen, dass sich der Milchsaft des Kuhbaumes dem Milch- * 156 C. H. Scuvrrz, das System der Cyklosce. safte der Feigenbaume sehr nàhert, indem er lauter ziemlich gleich- grosse kugelrunde und (im ungeronnenen Zustande wahrscheinlich) isolirte Kügelchen enthált. Die unermessliche Menge dieser den Saft gedrangt füllenden Kügelchen machte es schon erklàrlich, dass die Bestandtheile der Kügelchen auch vor allen überwiegend hervortreten, wohin namentlich der Bestandtheil gehórt, den wir bei allen Milchsaf- ten Wachsfett genannt haben, den aber die Herren Rivero und Boussingault ,Wachs*, Thomson und Solly ,,Galactin* nennen, und der von Marchand als eine Art Harz bezeichnet wird. "Was jedoch die Absonderung dieses, wie auch der übrigen chemischen Bestandtheile betrifft, so schien es zweckmaássig, nach Analogie der Beobachtungen, welche wir an den cultivirten Milchsáften so vielfál- tig gemacht haben, vor allen Dingen die durch die Selbstgerinnung des Saftes erzeugte natürliche Sonderung der Theile bei der chemi- schen Analyse zu benutzen und zuerst diejenigen Theile von einander zu sondern, welche sich durch die Gerinnung des Saftes von selbst schon von einander geschieden hatten: namlich die Bestandtheile des Serum's und diejenigen des Gerinnsels. Flüssiges Serum hatte sich in dem Safte sehr wenig abgeschieden, doch machte es sich als ein durchsichüges, bei Berührung mit der Luft sich rosenroth fárbendes F'luidum, das keine Saftkügelchen mehr ent- hielt, zwischen den Gerinnseltheilen bemerklich. Um die dem Ge- rinnsel anklebenden 'Theile des Serums ganz zu trennen, übergossen wir zuerst die ganze Saftmasse mit destillirrem Wasser, wodurch das Serum verdünnt und mit seinen festen, in Wasser lóslichen Bestand- theilen ganzlich vom Gerinnsel durch Filtration. getrennt. werden konnte. Die Bestandtheile des Serum's waren nun folgende: Bei'm Oeffnen der Flasche zeigte sich hier ebenfalls der Saft in Gahrung begriffen und das Serum von Kohlensaure aufbrausend. Dass diese Gahrung durch den im frischen Safte vorhanden und nach der Gerin- II. Der Lebenssaft. |. 9. Chemische Analysen. 157 nung im Serum aufselóst gewesenen Zucker bedingt war, scheint nach den an Ort und Stelle gemachten Beobachtungen von Bous- singault keinem Zweifel zu unterliegen. Weingeist zog indessen aus dem eingetrockneten Serum noch eine bràunliche in Wasser ganz wieder loósliche Substanz aus, die süss schmeckte, aber, auf Glas eingetrocknet, keine deutlich erkennbaren Krystalle unter dem Mi- kroskop zeigte. Die Saure des Saftes war allein in dem Serum enthalten, das Ge- rinnsel zeigte sich ganz neutral. Nach Entweichung der Kohlensàure war aber noch eine mit Wasser überdestillirbare Sáàure, die sich als Essigsaure zeigte, vorhanden. Das mit Wasser verdünnte Serum wurde durch Sieden, durch Zusatz von Schwefelsaure, Salpetersaure, Salzsàure, nicht im minde- sten getrübt, enthielt also kein Exweiss. Aetzendes Kali machte eine schwach opalisirende Trübung, entwickelte jedoch keinen merklichen Ammoniakgeruch, den Boussingault in dem gahrenden Safte be- merkt hat. Alkohol war die einzige Substanz, welche das Serum stark trübte. Das Pracipitat lóste sich sogleich ganz wieder in Wasser auf, gleich dem Gummi. Die pràcipitirte alkoholhaltige Flüssigkeit wurde durch Eisenchlorid róthlich, enthielt also essigsaure Salze. Durch Eintrocknen des Serum's erhielt ich eine braunliche Masse, die sich aber nicht vollig wieder in Wasser lóste. Das Aufzelóste hatte alle Eigenschaften von Gummi. Der unbedeutende Rückstand war in Alkohol unlóslich, Aetzlauge loste ihn zu einer trüben Flüssigkeit auf Die Substanz schien eiweissahnlich, doch gerann das Serum durch Kochen nicht. Gummi, Zucker und essigsaure Salze waren hiernach die wesent- lichsten Bestandtheile des Serum's. Das Gerinnsel, nach Absonderung des Serum's, enthielt nun alle Kügelchen eingeschlossen, und musste 155 C. H. Scnurrz, das System der Cylklosc. neben diesen noch die an die Kügelchen gebundene Wachsfettimasse, dann aber auch das durch Gerinnen des Plasma entstandene Elastin enthalten, welches die Herren Boussingault und Rivero wohl im unreinen Zustande, mit den Kügelchen vermengt, als F'aserstoff be- zeichnen. Die Sonderung dieser Substanzen versuchte ich nun, weil ich die Schwierigkeit derselben aus der Analogie der übrigen Milch- salte hinreichend kannte, durch mehrere Methoden. Eine Portion des feuchten Gerinnsels wurde nach der Methode von Boussingault in einem silbernen Lóffel über F'euer eingetrock- net, um das Wachsfett aus den Kügelchen auszuschmelzen. Hierbei land sich aber, dass bei dem frischen nicht geronnenen und bei dem veronnenen Safte, den wir vor uns hatten, eine Verschiedenheit statt- lindet. Beim Schmelzen des frischen Saftes namlich zeigt sich schon vor dem Verdunsten des Wassers das Wachs in Form von Oeltropfen auf dem Wasser schwimmend, die sich dann zu einer gleichfórmigen lliessenden Masse vereinigen, worin die nicht schmelzbaren Theile, namlich die nackten Kügelchen und das Elastin (Boussingault's F'aserstoff) schwimmen. Diess war aber bei dem Schmelzen unseres geronnenen Saftes nicht der Fall, sondern die eingetrocknete Masse erweichte sich nur zu einer halbflüssigen Consistenz, worin man aber mit blossen Augen keine Oeltropfen erkennen konnte, wahrend jedoch unter dem Mikroskop zwischen den Saftkügelchen durch Ausschwitzen aus diesen gebildete feine Trópfchen sich unterscheiden liessen, die sich aber beim Schmelzen nicht zu einer Masse vereinigten, und von den nicht schmelzbaren Theilen auch nicht sonderten, sondern mit den Kügelchen und dem Elastin zu einer gleichfórmigen Masse zusam- menschmolzen. — Es scheint also durch die Gerinnung des Saftes und das Zusammenkleben der Kügelchen in Klumpen, die Sonderung des Wachsfettes von. den Kügelchen und dem Elastingerinnsel beim Schmelzen verhindert zu werden. Das weisse Gerinnsel schmolz also Il. Der Lebenssaft. 9. Chemische Analysen. 159 zu einer braunen klebrigen Masse zusammen, worin alle Theile (Wachsfett, Elastin und Kügelchen) vereinigt blieben, die sich aber spater noch durch Aether und Alkohol von einander trennen liessen. Eine zweite Portion des Gerinnsels behandelten wir zuerst mit Alkohol, der in der Warme das Wachsfett auflóst. Hierdurch wur- de aber, da die Kügelchen von dem Elastingerinnsel eingeschlossen sind, keinesweges alles Wachsfett ausgezogen, sondern ein grosser Theil blieb mit dem Elastin und den Kügelchen verbunden, und machte spater die reine Absonderung des Elastins unmóglich, woher es denn auch wohl gekommen ist, dass Thomson das unreine mit Kuügelchen vermengte Elastin für Korksubstanz hielt. Bei der Mar- chandschen Analyse blieb auch das Gummi aus dem ungesonderten Serum in dem Rückstande übrig, woher wohl der Sauerstoffgehalt des von ihm erhaltenen Cautschuks rühren kann. Der heisse Alkohol, mit dem das Gerinnsel digerirt war, setzte aber nicht, wie Thomson angibt, bei'm Erkalten alles aufeelóste Wachsfett ab, sondern nur einen Theil; das meiste blieb im Alkohol nach dem Erkalten gelóst, und konnte durch Zusatz von Wasser, wodurch der Alkohol ganz milchig, wie der Milchsaft selbst wurde, abgeschieden werden. Durch Filtra- tion liess sich dann das schneeweisse Wachsfett sondern. Am besten gelang mir die Sonderung der Substanzen des Gerinn- sels durch directe Behandlung desselben mit Schwefelather. Es wurde die dritte Portion des feuchten Gerinnsels wiederholt mit Schwefel- ather geschüttelt und dann ruhig hingestellt. Hierbei bildeten sich zwei übereinander stehende Bodensatze, ein unterer schwarzgrauer, ein oberer weissgrauer, spater entstehender, beide durch eine scharfe Trennungslinie gesondert. Der Aether selbst blieb trübe, selbst nach dem Filtriren. Nach dem Abziehen des über den Bodensatzen stehen- den Aethers blieb also die Substanz zurück, welche Thomson Galac- tn nennt. Sie zeigte sich aus einem Gemenge von reinem Wachsfett 160 €. H. Scuvrrz, das System der Cyklosc. und in Aether aufgeschwemmt gewesenem Elastin bestehend. — Alko- hol lóste in der Wáàrme das reine Wachsfett daraus auf. Dieses liess sich noch in zwei Theile sondern. Ein Theil namlich schied sich durch Erkalten des Alkohols von selbst ab; der andere Theil, welcher gelóst blieb, wurde durch einen Zusatz von Wasser, wodurch der Alkohol milchig wurde, getrennt und durch's Filtirum abgesondert. | Ausser der Auflóslichkeit in kaltem und heissem Alkohol unterscheiden sich beide Wachsfettarten dadurch, dass das in der Kalte abgeschiedene hárter, schwerer schmelzbar und zu Pulver zerreiblich, sonst von gelblicher Farbe ist. Dieser Theil enthalt noch Saftkügelchen. Das im kalten Alkohol lósliche ist nach dem Schmelzen schneeweiss, leichter zu er- weichen und fühlt sich fast stearinartig an. Diess macht den grósse- ren Theil aus. Beide Wachsfettarten lassen sich durch Aetzlauge nicht eigentlich verseifen. Durch langeres Kochen und Stehen lóst aber die Aetzlauge etwas davon zu einer in Wasser auflóslichen Masse auf, die dem Wasser aber nicht die Eigenschaft, zu schàumen, mittheilt.. Durch directe Extraction der gesammten getrockneten und geschmolzenen Saftmasse mit Alkohol erhielt ich das Wachsfett von ahnlicher Be- schalffenheit. Da das Elastin in Aether nicht eigentlich auflóslich ist, sondern nur im aufgequollenen Zustande darin schwebend erhalten wird, auch hinwiederum nicht gànzlich im Aether aufquillt, so hat nicht nur die Abscheidung desselben überhaupt, sondern auch die Reinigung der übrigen Bestandtheile von Cautschuk die gróssten Schwierigkeiten, und wahrscheinlich enthalt Alles, was bisher als Cautschuk beschrie- ben worden ist, mehr oder weniger Saftkügelchen und Wachsfett bei- gemengt. Wir suchten die Abscheidung auf mehrerlei Art zu bewerk- stelligen.. Zuerst blieb etwas ganz reines Elastin nach der Behandlung der eingetrockneten àtherischen (vor dem Eintrocknen trüben) Solu- tion mit Alkohol übrig. Dann aber enthielt der oberste Bodensatz, II. Der Lebenssaft. |.9. Chemische Analysen. 161 welcher sich nach dem Schütteln des Gerinnsels mit Aether bildet, eine gróssere Menge Elastin, mit einer sehr geringen Menge Kügelchen vermischt. Dieses Gemenge ist an sich schon sehr elastisch, aber in der Kàlte durch die grosse Menge beigemengter Kügelchen noch brü- chig. Wird es wiederholt mit Aether geschüttelt, so schwemmt aber- mals der Aether das Elastin auf, und die Kügelchen setzen sich zu Boden, so dass bei schneller Sonderung des ersten Bodensatzes das Elastin. nach. dem Verdunsten des trüben Aethers ziemlich rein zurückbleibt. Die nun nach der Trennung des Wachsfettes und des Elastin's aus dem Gerinnsel übrig bleibende Substanz enthalt die Masse von erschópften Kügelchen des Saftes, welche hier wegen der ausseror- dentlich grossen Zahl der Kügelchen sehr bedeutend ist. Die Kügel- chenmasse verhàlt sich chemisch ganz und gar wie Pflanzenfaser, hat aber eigene physikalische Eigenschaften. Die Farbe der getrockneten Kügelchenmasse ist dunkelschwarzgrau, die Consistenz hart, bróck- lich, fast zerreiblich. Bei einer Temperatur von 80—100? R. schmilzt sie zu einer schwarzen, theerartig -zahen, etwas elastischen Masse zu- sammen, worin man, unter dem Mikroskop ausgebreitet, immer noch die Kügelchenreste, als schwarze Puncte, die aber sammtlich zusam- menkleben, unterscheidet. Berm Erkalten nimmt sie ihre frühere Beschaffenheit wieder an. Ich zweifle daran, dass diese Masse ganz- lich von allem Wachsfett und noch weniger von allem Elastin zu be- freien ist, doch scheinen ihre eigenthümlichen Eigenschaften von die- sen Stoffen unabhàngig. Sie ist in den früheren Analysen immer mit den anderen Bestandtheilen vermengt geblieben, und das Gemenge von kleimeren Quantitaten Kügelchen mit Elastin thut auch den elasti- schen Eigenschaften desselben keinen Eintrag. Das quantitative Verhàltniss der in dem Milchsafte des Kuhbau- mes vorhandenen Bestandtheile ergab sich nach Berechnung der durch Vol. XVIII. Suppl. II. 21 162 C. H. Scuvrrz, das System der Cyklose. verschiedene Methoden gesonderten Stoffe folgendermaassen. In 300 Gran des gesammten Milchsaftes waren 250 Gran Wasser und 50 Gran feste Theile, die also '& des Ganzen betrugen. Diese enthielten nun: Gummi, Zucker, Sauren, Salze .... 8 Gran. Rilastimiz4: iur alic duitoss mt edu v0. gl M achsfettss esís: aucereo ve aitusibeus 20: «4 Kügelchentückstand ... .. «55.2.6 M, Venrlust.iieipi» 3i er ESTA PRDIPIIN e dn yy Wollte man, mit Rücksicht auf die chemischen und organischen Bestandtheile des Milchsaftes vom Kuhbaume, einen Vergleich dessel- ben mit der Kuhmilch anstellen, so würde man folgende Parallele erhalten. Dem in der Kuhmilch aufgelósten Kàsestoff und dem Milch- zucker würde das im Serum des Kuhbaummilchsaftes aufgelóste Gummi, nebst dem Zucker und der Essigsàure entsprechen. Der als l'ettkügelchen in der Milch scwimmenden Butter würden die wachs- fetthaltigen Saftkügelehen, welche dem Lebenssafte, ahnlich wie die Buuerkügelchen der Milch, die Milchfarbe geben, entsprechen. Da aber die Saftkügelchen mit Wachsfett nur durchdrungen und umge- ben sind, und nach Auflósung desselben als organische Gebilde zu- rückbleiben, so zeigt hier der Vergleich eine grosse Verschiedenheit des Milchsaftes von der Thiermilch, die noch grósser wird, wenn man den in den Lebenssaften überhaupt enthaltenen Gehalt an Elastin oder Cautschuk in Anschlag bringt, welcher in der Thiermilch kein analo- ges Product hat. Die nàhrende Kraft der Kuhbaummilch kann hier- nach unmóglich so gross sein, als in der thierischen Milch. Die Aehn- lichkeit betrifft mehr das aussere Ansehen, die Stoffe aber sind sehr verschieden. Die nàhrenden Substanzen müssten das Gummi und das Wachsfett sein, allein. diese sind sicherlich viel schwerverdaulicher, als Dutter und. Kàsc. ——————— M II. Der Lebenssaft. |.9. Chemische Analysen. 168 Von nicht geringerem physiologischen Interesse, als der Milch- saft des Kuhbaumes von Caraccas, erscheint der Saft des Milchbaumes von Demerara (Hya-Hya), von welchem Dr. Smith im Jahre 1830 die erste Nachricht gab, und der nach den von ihm an Jameson gesen- deten Exemplaren von W.-Arnott als eine Art von Tabernaemon- lana. (Tab. utilis W.-Arn.) besüimmt wurde. Die Pflanze kommt nach W.-Arnott der Tabernaemontana citrifolia sehr nahe, und da wir bereits in unserem Íranzósischen Memoire (tab.9. fig. 1.2.) die Lebenssaftgefasse von Z'ab. citrifolia abgebildet haben, welche den Milchsaft bei dieser PHanze enthalten, so scheint nach dieser Analogie kein Zweifel, dass sie sich ahnlich bei dem Milchbaume von Demerara verhalten werden, wenn anders ein Zweifel darüber stattfinden kónnte, dass in den tropischen Pflanzen die Milchsafte in ahnlichen Gefássen enthalten seien. Der Milchsaft vom Hya-Hya ist trinkbar und wird für nahrend gehalten; er ist dicker als Kuhmilch, schmeckt ganz milde, ist aber zwischen den Lippen sehr klebrig. Er quill aus der inner- sten hinde des Daumes hervor, der eine Hóhe von 40 Fuss erreicht. Eine chemische Analyse dieses Milchsaftes hat Christison geliefert (Jameson new Edinburgh philosoph. Journ. April 1850. p.515. Octbr. 1850. p.54). Der Saft, welchen Christison zur Untersu- ceronnen und hatte eine wassrige Flüssigkeit ab- o geschieden, worin sich ein kàáseartiges Gerinnsel befand. Der was- chung erhielt, war srige Theil war sàuerlich und enthielt Essigsaure, seine weiteren Destandtheile wurden aber nicht untersucht. Das weisse Gerinnsel erweichte sich nach dem Eintrocknen in der Warme von 100? F. zu emer dehnbaren klebrigen Masse, die bei hóherer Temperatur (212? F')) zur Consistenz eines dicken Schleims schmolz, welcher bei'm Abküh- len zu einer klebrigen Masse sich verdickte, die nach einiger Zeit hart wie Wachs wurde. Alkohol loste in der Hitze einen grossen Theil dieser Substanz auf, von der sich beim Abkühlen des Alkohols in 164 C. H. Scnvuiz, das System der Cyklose. weissen Flocken der grósste Theil wieder absetzte. Schwefelather wirkte stark auf die Masse cin, lóste den gróssten Theil auf und hin- terliess ungefáhr 4 Procent eines visciden Rückstandes. Der in Aether anlósliche Theil zeigte nach dem Verdampfen der anhangenden Aether- theile alle Eigenschaften von Cautschuk, war elastisch, unlóslich in Was- ser, Alkohol, Lauge, weichte in Schwefelàther auf und lóste sich in Terpenthinól. Der in Aether aufgelóste Theil des Saftgerinnsels blieb nach dem Verdampfen des Acthers in l'orm eines weissen Pulvers zurück, ohne Geschmack, zwischen den Zàáhnen erweichend. n der Siedhitze schmolz es zu einer graubraunen Masse, die dann nicht mehr bróck- lich, sondern dehnbar und Klebrig war. — Aether lóste die Masse nicht ganz wieder auf, sondern nur den 6ten oder Tten Theil, Alkohol lóste, auch in der Hitze, noch weniger auf und es blieb eine brüchige Masse zurück. Aetzlauge verseifte die Masse nicht. Die Masse hielt nach Christison das Mittel zwischen Cautschuk und den Harzen, unter- scheidet sich aber von letzteren durch die theilweise Unlóslichkeit in Alkohol und Aetzlauge. ^ Christison schloss aus diesem Verhalten der von ihm aus dem Safte gesonderten Bestandtheile, dass solche ganz verschieden von denen des Kuhbaumes von Caraccas seien, weil nàm- lich nach Boussingault in diesem kein Cautschuk sich finde, wohl aber ein schmelzbares Wachs. Indessen liegt auch hier der ganze Unterschied darin, dass Boussingault frischen Saft vom Kuhbaume untersuchte, Christison aber von dem Hya-Hya den geronnenen Saft erhielt, der, wie wir bei der Kuhbaummilch gesehen haben, das Ausschmelzen des Wachsfettes auch nicht mehr gestattet. Vergleicht man diese Analyse in diesem Betracht und zugleich mit Rücksicht auf die oben angeführten mikroskopischen Untersu- chungen der Milchsàáfte der Tabernaemontana- Arten, mit den spáte- ren Analysen der Kuhbaummilch von Thomson und Solly, so er- II. Der Lebenssaft. 3. Chemische Analysen. 165 kennt man leicht, dass die harzig-cautschukartige Substanz im Wesent- lichen dasselbe ist, was Thomson und Solly Galactin genannt haben: ein Gemenge von Wachsfett der Kügelchen und. von Caut- schuktheilen, die im Aether schwebend erhalten werden, vielleicht auch von einem Theile erschópfter Kügelchen selbst. Nur musste hier mehr Cautschuk beigemengt sein, weil das Plasma viel reichlicher und die Kügelchenmenge viel geringer bei den Tabernaemontana- Arten ist, als in dem Milchsafte des Kuhbaumes, wie die oben angeführten mikroskopischen Beobachtungen ergaben. Es ist zu bedauern, dass Christison den wassrigen Theil, worin das Gerinnsel schwamm, nicht genauer untersucht hat. In diesem Theile namlich mussten das Gummi und die Bestandtheile des Serum's der Milchsafte überhaupt enthalten sein. Der Unterschied zwischen dem Milchsafte der Taber- naemontana- Àrten überhaupt und dem Feigenbaume liegt in einem grósseren Elastingehalt der ersteren, und so wird auch eine gróssere Menge Elastin beim Hya-Hya, als beim Kuhbaume sich finden, daher es leichter war, besonders aus dem geronnenen Safte, das Elastin zu erhalten. Aber das Cautschuk, das Christison erhielt, konnte kein reines Elastin sein, sondern musste die sammtlichen Saftkügelchen einschliessen. Dies thut indessen den Eigenschaften des Cautschuks hier weniger Eintrag, als bei dem Milchsafte vom Kuhbaume, da bei T'abernaemontana die Kügelchenmenge so sehr gross nicht ist, dass sie einen merklichen Einfluss ausübte. Dagegen aber war nicht alles Elastim in dem ungelósten hückstande geblieben, sondern da der Aether einen grossen Theil aufschwellt und aufnimmt, so blieb dieser Theil mit dem aus den Kügelchen aufgelósten F'ettwachse verbunden, und stellte so das Gemenge dar, das halb die Eigenschaften des Caut- schuks, halb die Eigenschaften von Wachs oder Harz hatte. Man sieht hier, wie sehr die mikroskopische Unterscheidung der Theile in den Lebenssaften der chemischen Analyse zu Hülfe kommen 166 C. H. Scnucrz, das System der Cyklose. muss, um reine Stoffe abzuscheiden, und. wie leicht man im Stande ist, mit Hülfe der mikroskopischen Kenntniss der Organisation der Salie alle die früheren, ohne dieselbe unternommenen. Analysen zu controlliren. g 43. Wegen seiner Eigenthümlichkeit bleibt uns noch der Milchsaft des Melonenbaumes (Carica Papaya) in chemischer Beziehung zu be- trachten übrig. Wir besitzen keine Analyse des frischen Saftes, son- dern nur einige schàtzbare Beobachtungen über die Wirkung der Rea- gentien auf denselben durch Al. v. Humboldt (Foyage aux régions équinoxiales. T.F. p.272). Ein Tropfen verdünnter Salpetersàure, zum frischen Safte gesetzt, bringt ein Coagulum von Hauten hervor, die sich divergirend ausdehnen und gelb faàrben, dann braun und zàhe werden. Auch Citronensaft und kaltes Wasser bringen Coagula her- vor, die sich aber durch zugesetztes kohlensaures Natron wieder auf- lósen. v. Humboldt hàlt dieses Coagulum für ein Gemenge von Cautschuk und Eiweiss. Der Saft der Papaya, den Vauquelin untersuchte, war zu einer lesten Masse eingetrocknet; eine zweite Portion, mit hum vermischt, zur Extractdicke eingekocht. Der eingetrocknete Saft schmeckte süss- lich, zog in feuchter Luft Wasser an, erweichte sich, und lóste sich in 36 Theilen Wasser wieder zu einer milchigen Flüssigkeit auf, die bei'm Schütteln wie Seifenwasser schaumte, in. der Ruhe aber einen weissen Bodensatz absetzte und. sich aufklarte.. Der Bodensatz hatte ein fettartiges Anschen, schmolz auf glühenden Kohlen und schwitzte Fetttropfen aus. Die wassrige Auflósung gerann durch Hitze und durch Alkohol, und bildete ein Pracipitat von weissen Eiwcissflocken. Actzkali lóste einen Theil des trockenen Saftes auf, und aus der Auflósung pràácipi- e II. Der Lebenssaft. |.9. Chemische Analysen. 167 tirten Sàuren einen weissen Satz, unter Entwickelung eines ekelhaften thierischen Geruchs. Alkohol lóst wenig von dem trockenen Safte auf, wird aber dann durch zugesetztes Wasser milchig. Vauquelin hielt hiernach Eiweiss und Fett für die wesentlichen Bestandtheile des Saftes. Der mit Rum eingedickte Saft lóste sich in Wasser ebenfalls mit Hinterlassung eines weissen Bodensatzes zu einer schaumenden Flüs- sigkeit auf, die in der Hitze nicht coagulirte, aber durch Alkohol mil- chig getrübt wurde, und von zugesetzter Salpetersaure nach 24 Stun- den einen Bodensatz bildete. Auch Gallapfeltinctur pràcipitirte die Solution. Vauquelin hielt dafür, dass das Eiweiss hier in Gallerte umgebildet sei, und dass also in beiden Saftmassen thierische Bestand- theile vorwalten. Indessen móchten die Veranderungen des weingeisti- gen Extracts mehr nur auf Gummibildung hindeuten, wie denn auch die : wassrige Auflósung die Beschaffenheit von Gummiwasser darbot. Den unlóslichen fetthaltigen Bodensatz hat Vauquelin nicht wei- | ter untersucht. Dies ist aber eben der Theil, in dem, nach aller Ana- logie ahnlicher Verhaltnisse der übrigen Milchsáfte zu schliessen, das Cautschuk enthalten sein musste, so dass ein wirkliches Fehlen des . Cautschuks in dem Safte der Papaya durch diese Analyse keinesweges erwiesen ist. Inzwischen zeigen mir die ausseren Eigenschaften des frischen Milchsaftes von Carica microcarpa, dass keine so grosse Menge fett- | |, wachsiger und elastischer Theile in diesem Safte enthalten ist, als z. D. in dem Milchsafte der Euphorbien und der Feigenbaume. Das Ge- rinnsel des Saftes hat vielmehr eine mehr eiweissartige gummige | Beschaffenheit, und trocknet nicht leicht ein, sondern bleibt weich, ohne besondere Klebrigkeit zu zeigen. Jedoch scheidet sich durch Aether eine geringe Menge elastischer F'áden aus, nicht aber durch Weingeist. 1685 C. H. Scnvrrz, das System der Cyklose. 4. Vergleichung der chemisehen Analysen mit den — 1€ Beobachtuugen des Yilchsaftes, I $44. Eine genauere Kenntniss der Verhàáltnisse der organischen Theile des Saftes zu den chemischen aus ihm abgeschiedenen Stoffen, kann uns allein Aufklarung geben. über die Bedeutung der chemischen Be- standtheile. Eine Hauptsache ist hierbei, mit Sicherheit zu wissen, in welchen der beiden organischen Bestandtheile des lebendigen Saftes die verschiedenen chemischen Stoffe ihren Sitz haben, und welche Veranderungen der Stoffe denVeranderungen der organischen Bestand- theile parallel gehen, so dass wir überall die Stoffe auf die Organisa- tion beziehen kónnen. Es ist dieses ein ganz neues Feld der Unter- suchung in der Pflanzenphysiologie, und wir dürfen nicht hoffen, so- gleich die vollendetesten Aufschlüsse über alle Dunkelheiten und Zwei- lel zu erhalten, allein mancher Lichtstrahl kann doch schon im Beginn der Untersuchung auf den Gang des Assimilations- und Bildungspro- cesses der Pflanzen fallen. Eine Hauptfrage ist hier: welche chemi- schen Bestandtheile sitzen vor der Gerinnung des Saftes in den Kügel- - chen des Lebenssaftes, und welche sitzen in dem flüssigen Plasma, worin die Kügelchen schwimmen? Dann aber nach der Gerinnung: welche Bestandtheile gehóren dem Serum, welche gehóren dem Ge- rinnsel an? Auf die Beantwortung dieser F'ragen wollen wir unsere Aufmerksamkeit richten. Detrachten wir die Form und die Entwickelung der Lebenssaft- kugelchen, so ergibt sich zunachst, dass sie spateren Ursprungs sind, als das Plasma; denn der Holzsaft, aus dem sich der Lebenssaft, wie das Blut aus dem Chylus, bilden muss, enthalt noch wenig oder gar keine Kügelchen, die Kügelchenbildung im Safte tritt erst sparsam in dem waássrigen Milchsafte keimender Pflanzen und junger Triebe auf, und nimmt zu mit weiterer Entwickelung der Vegetation. Die Bestand- II. Der Lebenssaft. 4. Vergleichung d. chem. u. mikrosk. Analysen. 169 theile der Kügelchen werden also von spaterer Entwickelung und hó- herer Àusbildung und Verarbeitung der Stoffe sein. Auf der anderen Seite sehen wir auch die Kügelchen wieder auf das Plasma zurück- wirken, denn die plastische Natur desselben wird in allen Milchsaften um so grosser, der Saft um so dickflüssiger und zàher, je grósser die Menge der darin enthaltenen Kügelchen ist, so dass hier, wie im Blute der Thiere, durch Verarbeitung der Saftkügelchen die Bestandtheile des Plasma sich nachbilden müssen. Hiermit hàngt auch ein Wech- selverhaltniss der Bestandtheile zusammen, so dass die Bestandtheile der Kügelchen sich in die Bestandtheile des Saftplasma's umbilden und darein übergehen kónnen. Davon rühren eben die Uebergànge und Mittelbildungen der verschiedenen Bestandtheile her, ohne deren Be- rücksichtigung alle chemischen Analysen fruchtlos sind. Wenn wir in dieser Beziehung die chemischen Analysen mit den organischen Theilen des Saftes vergleichen, so finden wir zuerst, dass alle die fett- wahsartigen Theile, welche man unter dem Namen von Wachs und modificirtem Harz, mit Ausnahme der federharzigen Theile, begriffen hat, allein in den Kügelchen ihren Sitz haben, ja dass vielleicht in der ersten Entwickelung die Kügelchen ganz aus dieser Substanz beste- hen, und dass sie daher den F'ettkügelchen im Chylus und in der thie- rischen Milch entsprechen. Der Beweis hierfür liegt darin, dass man durch solche Menstrua, welche die fettwachsigen Theile auflosen, die Milchfarbe des Milchsaf- tes aufheben oder verringern kann, in dem Maasse, als die Kügelchen entweder ganz aufgelóst oder doch grósstentheils von ihrer Fettsub- stanz befreit werden. Die feine Vertheilung der wachsfetthaltigen Kügelchen in der wassrigen Flüssigkeit des Plasma macht allein die Milchfarbe und diese stellt sich wieder her, sobald nach der Auflósung der fettwachsigen Theile in Alkohol oder Weingeist das Wachsfett selbst durch Verdunstung wieder in Kügelchen hergestellt wird, wie Vol. XVIII. Suppl. II. 99 170 €. H. Scnvvrz, das System der Cyklosc. Y «0 .H man bei der mikroskopischen Beobachtung des Milchsaftes der F'eigen- báume ganz deutlich sieht. Wird umgekehrt durch Eintrocknen des Milchsaftes das Wasser verdunstet, so verschwindet die Milchfarbe, wah- rend die nun vóllig durchsichtigen Kügelchen in unveranderter Gestalt unter dem Mikroskop zu beobachten sind; aber hier stellt sich die Milchfarbe wieder her, sobald man über den durchscheinenden ein- getrockneten Milchsaft einen "Tropfen Wasser giess. Das Gemenge von Wasser und Kügelchen macht die Milchfarbe. Die fettwachsi- gen Theile sind also nicht in chemischer Auflósung in der Flüssigkeit des Saftes enthalten, sondern in Form der Kügelchen dem Safte mechanisch beigemengt. S 45. Aber die Kügelchen bestehen nicht ganz aus Wachsfett, sondern sind von diesem nur durchdrungen und bleiben nach Auflósung des- selben noch in ihrer, wenn gleich verànderten, Form zurück. In die- ser Deziehung ist aber ein grosser Unterschied zwischen den verschie- denen Kügelchen in demselben Lebenssafte. Wir haben schon er- wahnt, dass z. E. bei Glycine pios, 4chras Sapota u.A. die Kügelchen auf dem Glase unter dem Mikroskop leicht in gróssere Tropfen und Inseln zusammenfliessen, und dass insbesondere bei den Euphorbien und Aura crepitans die langen keulenfórmigen und knollenfórmigen Kügelchen durch Zusammenfliessen kleinerer runder Kügelchen schon in der Pflanze entstehen. Diese Veranderungen scheinen vorauszu- setzen, dass wenigstens die kleineren Kügelchen aus einem gleichfór- migen fettartigen Stoffe bestehen, ohne dass sie von einer besonderen Haut eingeschlossen waren. Dafür spricht ferner, dass bei'm Zusatze von Aether oder Weingeist, z. E. zu dem Milchsafte von Glycine Apios, A chras Sapota, Acer platanoides, die kleineren Kügelchen insoweit sich auflósen, dass die ganze Milchfarbe des Saftes mehr oder weniger verschwindet, und nur die grósseren Saftkügelchen noch übrig bleiben, " HI. Der Lebenssaft. 4. Fergleichung d. chem. u. mikrosk. Analysen. lil so dass hiernach die kleineren Kügelchen dieser Pflanzen blos als fein zertheiltes Wachsfett (ich móchte es ein für allemal Saftfeit nennen) erscheinen, wie die ursprünglichen Lymphkügelchen in der Lymphe der Thiere ebenfalls blosse F'ettkügelchen sind. In dieser Hinsicht kónnte man die milchigen Lebenssafte als Emulsionen betrachten, in denen, wie in der thierischen Milch, in Kügelchen fein zertheiltes F'ett schwebend erhalten wird. Allein die grósseren Saftkügelchen lósen sich nicht ganzlich auf, sondern schrumpfen durch Aether oder Alko- hol nur mehr oder weniger ein, wobei sich aus ihnen Saftfett auflóst, was nach dem Verdunsten des Aethers oder Alkohols wieder in zahl- reichen Oeltropfen zwischen den Kügelchen zurückbleibt. Man sieht an dieser Erscheinung zweierlei. Einmalnàmlich enthalten die grósse- ren Kügelchen wirklich noch dieselben fettwachsartigen Stoffe, wie die kleineren Kügelchen; allein sie sind nicht mehr als feinzertheiltes Wachsfett selbst anzusehen, sondern es hat sich schon eine organische Membran um die Kügelchen gebildet, wodurch ihre Auflósung verhin- dert und ihre Gestalt eine permanente, organische wird. $ 46. Hieran knüpft sich dann eine andere Betrachtung, nàmlich ob die Kügelchen inwendig dicht bleiben, oder ob sich eine Hóhle in ihnen entwickelt, und sie sich in Blasen umbilden. Die beschriebenen Ver- anderungen an den grósseren Kügelchen von Musa paradisiaca, Sam- bueus Ebulus und den grosseren, alteren Kügelchen der l'eigenbaume scheinen darauf zu deuten, dass sich die Kügelchen nach der Bildung einer organischen Hülle in wahre Blasen umbilden kónnen, die dann einen Kern in der Mitte enthalten. Man findet sogar àhnliche Erschei- nungen in dem lebenden rotirenden Safte, selbst bei homorganischen Pflanzen, insbesondere bei Chara und F'alisneria spiralis, wovon ich Tab. XXXI. Fig.6. u. 8. Abbildungen gegeben habe. In dem rotiren- den Safte einer ganz weissen durchsichtigen Wurzel von Chara vul- * 172 C. H. Scnvrrz, das System der Cyklosc. garis, welche die Saftkügelchen auf's klarste durchscheinen lasst, sieht man bei kráftiger Vegetation sogar die ganze Reihe von Veránderun- gen der Saftkügelchen wahrend der Verarbeitung des Saftes und der stufenweisen Entwickelung der Kügelchen. Durch die secundáre Rotation, welche sich mitten zwischen den auf- und absteigenden Saft- sirómen in Form von sich drehenden Kugelhaufen bildet (Natur der lebendigen Pflanze. Thl.2. S.477), werden nàmlich zuerst eine Menge kleinerer Saftkügelchen zusammengeballt, die dann nach und nach zu einem grósseren Kügelchen zusammenfliessen. Solche gróssere Kü- gelchen zeigen dann bald einen oder mehrere kleinere Kerne in ihrem Innern, woraus man erkennt, dass sie sich wirklich in Blasen umge- bildet haben. Die mit der gróssten Genauigkeit nach der Natur por- traitirte Abbildung (Tab. XXXI. Fig.8.) legt ohne weitere Erklàrung alle die stufenweisen Verànderungen vor Augen. Wenn es hiernach kei- nem Zweifel unterliegt, dass sich die Lebenssaftkügelchen zu wirkli- chen Blasen ausbilden kónnen, so scheinen sie doch im Allgemeinen auf der Stufe der Kügelchenbildung stehen zu bleiben, und in diesem Betracht sich mehr der Lymphe, als der Organisation des Blutes der Thiere zu nahern. Die Lebenssaftentwickelung bleibt hier auf die nie- dere Stufe der Lymph- und Embryonenblutbildung beschrankt. Wir haben also hier eine Entwickelungsgeschichte einfacher Saft- fettkügelchen zu organisirten zusammengesetzten Kügelchen, die aus einer membranartigen Hülle besteht, von welcher dann noch die fett- wachsartigen Stoffe eingeschlossen werden. Damit hàngt nun eine merk würdige chemische Erscheinung zusammen, die bisher die Che- miker ohne genaue Kenntniss der Organisation der Kügelchen un- móglich verstehen konnten, und die darin irre geführt hat, dass man zwei, ihrer organischen Verhaltnisse wegen, nicht leicht trennbare Substanzen als einen chemischen Stoff angesehen hat. Lasst man nam- lich die ganze Masse der Kügelchen von irgend einem Milchsafte, II. Der Lebenssaft. 4A. Vergleichung d. chem. wu. mikrosk. Analysen. Y18 z. E. vom Feigenbaume, auf dem Glasschieber eintrocknen, so bemerkt man an der eingetrockneten Masse sehr bald, dass sie eine fettige Be- schaffenheit erhalt, ohne gerade ganz aus F'ett zu bestehen. | Das F'ett nimmt zu, je mehr man den Saft eintrocknet. Dies rührt daher, dass die trockenen Kügelchen Fett ausschwitzen, so stark, dass es sich zuweilen in Tropfen zwischen den einschrumpfenden Kügelchen ansammelt, ahnlich als wenn die Masse mit Aether behandelt gewe- sen ware. Im Grossen hat diese Erscheinung die franzósischen Analytiker bei der Untersuchung der Milch des Kuhbaumes dazu geführt, das Wachsfett durch Hitze auszuschmelzen, wobei sie dann aber nicht einen reinen chemischen Stoff, sondern immer ein mechanisches Ge- menge von Fett und von Saftkügelchen erhalten haben. Dies ist die Substanz, welche die englischen Beobachter Galactin nennen. Es ist nach der Analogie aller übrigen von mir untersuchten Milchsáfte un- bedenklich, dass die mikroskopische Untersuchung des Galactins die wirkliche Anwesenheit von Saftkügelchen in der Wachsfettmasse nach- weisen muss. Dies zeigt sich auch in der von Thomson selbst als so auffallend angegebenen Erscheinung, dass beim Erwarmen des Galactin's in heissem Wasser dieses nicht in Form eines durchsichti- gen Oeles auf dem Wasser schwimme, wie Wachs, sondern sehr viel Wasser absorbire und das Ansehen einer milchigen klebrigen Materie annehme (Exper. on the milk of Coww-tree in Transact. of theSociety of Edinburgh. Fol.II. p. 242). Aus einer kleinen Portion der Milch des Kuhbaumes habe ich mir das Galactin nach der Weise von Thom- son und Solly bereitet und dieses mikroskopisch untersucht. Es zeigt eine ziemliche Menge von Saftkügelchen, die zum Theil so klein sind, dass sie sogar mit durch's Filtrum gehen. Ganz dieselbe Er- scheinung kann man sich jeden Augenblick mit irgend einem milchi- gen Lebenssafttropfen von Euphorbien und Feigenbàumen herstellen, 14 C. H. Scuurrz, das System der Cyklose. den man auf dem Glasschieber eintrocknet, wo er eine fettwachsige Masse darstellt, die sogleich wieder milchig wird, so wie man sie mit Wasser in Verbindung bringt. Das Galactin von Thomson behált da- her in Verbindung mit kaltem Wasser dieselbe milchige l'arbe und lost sich in heissem Alkohol eben so wenig ganz auf, wie die Starkmehlkügel- chen in siedendem Wasser, sondern die Kügelchen bleiben zum Theil in dem von heissem Alkohol aufgelósten Fettwachse schweben und senken sich auch in der Ruhe als milchige Flocken zu Boden. Die ganze Reihe von Erscheinungen kann man mit dem Milch- safte des F'eigenbaumes wiederholen , nach deren Analogie die Analy- sen von Thomson und Solly, auch die Analyse des Milchsaftes vom Hya-Hya aus Demerara von Christison, zu beurtheilen sind. Wir glauben somit gezeigt zu haben, dass der fettwachsartige Bestandtheil von allen übrigen sehr wohl unterschieden werden muss, und allein den Saftkügelchen angehórt. S 4. Die übrigen Bestandtheile haben ihren Sitz im Plasma. Hier sind nun wieder zweierlei zu unterscheiden, nàmlich die von selbst gerin- nenden und die in dem Serum übrig bleibenden, nicht von selbst gerinnenden. Zu denen, welche die freiwilligen Gerinnsel bilden, gehóren nun die cautschukartigen und harzàáhnlichen Bestandtheile, welche wir mit dem Namen Elastin oder federharzartige Bestandtheile bezeichnen wollen. Diese Bestandtheile haben eine mehr organisirte Natur als das Fettwachs, sind eigentlich als wahre organische Gebilde zu betrachten, und kónnen nur rein mit Hülfe einer Benutzung der natürlichen Scheidung der Bestandtheile durch Gerinnung erhalten werden, obgleich sie auch hier immer mehr oder weniger mit Saft- kügelchen und F'ettwachs vermengt bleiben. Eine Hauptsache aber ist, dass diese Bestandtheile nicht als vollendet fertige Stoffe in chemi- scher Auflósung in dem Safte vorhanden sind, sondern dass sie sich II. Der Lebenssaft. 4. Vergleichung d. chem. u. mikrosk. Analysen. 15 als Producte von plastischer Natur durch den Gerinnungsprocess, wie der Faserstoff aus dem Blute der Thiere, erst bilden. | Der Selbst-Ge- rinnungsprocess gehórt nothwendig zur Bildung dieser Stoffe, und ohne Gerinnung entstehen sie nicht. Ihre Bildung ist daher um so vollstandiger, je günstiger die Bedingungen der Selbstgerinnung sind, und um so unvollstandieer, jemehr die Gerinnung verhindert oder gestórt wird. Diese V erhaltnisse allein enthalten den Grund, warum in vielen Milchsaften die cautschukartigen Bildungen so schwer und unvollkommen aufszefunden und getrennt werden. Hierzu kommt nun noch, dass bei der Gerinnung die Elastinbildungen immer mehr oder weniger von den übrigen Bestandtheilen, und insbesondere eine gróssere oder geringere Menge von Saftkügelchen mit einschliessen, so dass sie die Milchfarbe von diesen erhalten, und auch deren Be- standtheile in dem Cautschuk als eingemengt sich finden. Man kann nach dem Ümrühren eines Tropfens Milchsaft vom F'eigenbaume mit Aether in den wasserhellen Faden und Hauten von Cautschuk, wel- che sich bilden, die mit eingeschlossenen Saftkügelchen unveràndert erkennen. Ein grosser Theil der Saftkügelchen bleibt jedoch, beson- ders wenn der Saft in den Pflanzen flüssig genug ist, wie im Frühling und nach Regenwettern, nach dem Gerinnen in dem Serum zurück, daher auch der Saft unserer Euphorbien (Euphorbia palustris, Euph. Cyparissias), der Saft von .4dselepias syriaca, nach dem Gerinnen, wenigstens anfangs, oft ein ganz milchweisses Serum, dessen Farbe von den darin schwebenden Kügelchen herrührt, übrig lasst, obgleich ein Theil der Saftkügelchen immer mit dem Gerinnsel auch hier in Verbindung geht und auch dieses milchig farbt. | Ohne Berücksichtü- gung dieser Verhaltnisse ist es unmóglich, über die Eigenschaften der einzelnen Stoffe in's Reine zu kommen, und noch viel weniger die Stoffe rein von einander zu sondern. Denn wir werden die chemi- schen Bestandtheile der Saftkügelchen theils mit dem Elastingerinnsel, 176 C. H. Scnvrrz, das System der Cyklose. theils mit den Bestandtheilen des Serum's (dem Gummi, Zucker und F'iweiss) vermengt finden, so dass zusammengesetzte Producte entste- hen, welche immer als einfache Stoffe beschrieben worden sind, die die Eigenschaften von mehreren Stoffen verbunden zeigen. Ein Mit- tel, wodurch nun die Bildung und Absonderung des Elastin's von den Kügelchen sehr begünstigt werden kann, habe ich, ahnlich wie auch bei der Absonderung des Faserstoffs aus dem gerinnenden Blute, in dem mechanischen Umrühren der coagulirenden Saftmasse gefunden. Man kann durch Umrühren mittelst feiner. Stábchen aus einzelnen Safitropfen. von. selepias- Euphorbia- Ficus- Tabernaemontana- Musa- Arten, áàhnlich wie aus der Milch vom Kuhbaume, die klein- sten Mengen Cautschuk absondern, besonders nach dem Zusatze von etwas Alkohol oder Aether zum flüssigen Safte, wodurch die Gerin- nung sehr begünstigt wird. Auf diese Weise gelangt man dahin, das Cautschuk mit den in seine Entwickelungsreihe gehórigen Stoffen, den sogenannten elastischen und Klebrigen Harzen, in Verbindung zu erhalten, wahrend die eiweissstoffigen und gummigen Theile des Serum's sowohl, als auch die gróssere Menge der Saftkügelchen und deren Bestandtheile von den Elastingerinnseln gesondert bleiben. Man muss vor allen Dingen die gleichzeitige Mitgerinnung des Eiweisses, wo dieses vorhanden ist, verhüten; denn wenn Eiweiss mitgerinnt, werden in dem Gerinnsel so verschiedenartige Stoffe durcheinander gemengt, dass es fast unmüglich ist, sie wieder zu trennen. Aus die- sem Grunde darf man nie mineralische Sàuren (Salzsaure, Schwefel- saure, Salpetersáure), um die Coagulation zu bewirken, anwenden, weil diese eine Mitgerinnung des Eiweisses hervorbringen und die Cautschukbildung verhindern und seine Absonderung erschweren. Im Uebrigen ist auch die geringe Menge Cautschuk in dem Kuhbaume, der Tabernaemontana utilis und selbst in den Feigenbaumen, Ursa-. che, dass man es aus der überwiegenden Menge von wachsfetthaltigen II. Der Lebenssaft. 4. Vergleichung d. chem. wu. mikrosk. Analysen. Yi1 Kügelchen so schwer abscheiden kann, daher denn auch. diese Safte zur Cautschukgewinnung nicht dienen kónnen, weil das. Cautschuk immer klebrig bleibt (vergl. Royle bot. of Him. mount. I. p.559). $48. Die Einwirkung der atmospharischen Luft ist ein wichtiges Er- forderniss zur Begünstigung der Gerinnung. Schon Fourcroy war im Jahre 1190, zu einer Zeit, wo man die Einwirkung des Sauerstofl- gases überall zu erforschen strebte, bei seiner Analyse des Saftes der Hevea guyanensis darauf aufmerksam, dass die elastischen Gerinnsel auf der Oberflàche des Saftes, wo er mit der Atmosphare in Berüh- rung steht, in F'orm einer Haut sich bilden, und schrieb diess der Wirkung des Sauerstoffs der Luft zu. Auch Carradori suchte zu beweisen, dass der l'eigensaft sich an der Luft bei der Gerinnung durch Oxydation fàrbe.. Obgleich die dabei zum. Grunde liegende Idee, dass die Gerinnung selbst eine blosse Oxydation des Saftes sei, für jetzt nicht mehr ausreicht, so bleibt doch die Thatsache der Be- schleunigung der Gerinnung durch die Luft unabweisbar. Je grosser die Oberflache ist, mit welcher der Saft die Luft berührt, desto schnel- ler gerinnt er, daher der tropfenweise auf Glasplattchen. ausgebreitete Saft so schnell gerinnt, wahrend gróssere eingeschlossene Saftmassen sich langer flüssig erhalten, besonders in zugestopften Flaschen, in denen der Milchsaft alterer Theile wochen- ja monatelang ohne Ge- rinnung verwahrt werden kann. Diese Einwirkung der Luft auf den Lebenssaft ist um so grósser, je kráftiger seine Lebensthatigkeit ist, daher der Saft jüngerer Pflanzentheile, besonders im Frühling, so aus- serordentlich schnell an der Luft gerinnt. Doch ist die Verschieden- heit nicht so gross, dass, wie John glaubte, der Milchsaft der Euphor- bien im Herbste gar nicht gerinnen sollte; sondern der Milchsaft aus àlleren Pflanzen wird wegen seiner geringern Lebenserregung nur schwacher von der Luft afficirt.. Manche Pflanzen zeigen sich in dieser Vol. XVIII. Suppl. II. 93 I8 C. H. Scnuurz, das System der Cyklose. €. m L. Beziehung auch sehr torpide, z. B. 4fselepias syriaca, deren Milchsaft schwer zum Gerinnen zu bringen ist. Den Saft von Ficus elastica lasst man in Indien, wie Roxburgh sagt, um ihn zur freiwilligen Gerinnung zu bringen, so lange an der Luft stehen, bis das Serum ganz stinkend wird. Hier ist nàmlich bei der grossen Menge von Saftt- kügelchen das Elastin viel schwerer zu sondern, als bei Urceola, es behàlt daher immer viel Wachsfett aus den. Kügelchen in sich und bleibt dadurch klebrig, so dass es gering im Preise ist. Das Pfund wurde in Calcutta für 2 Schillinge hingegeben. Die Einwirkung des Sauerstoffs der Luft geschieht nur auf das Plasma des Saftes, nicht auf die Saftkügelchen. | Man sieht diess sehr deutlich bei denjenigen Sàften, die sich an der Luft bei der Gerinnung farben, wie der Milchsaft vom Mohn, welcher braun, der Saft von Chelidonium maius, welcher dunkelorange, der Saft von. Qenanthe erocata, der safrangelb, der Saft der Aloe-Arten, welcher braun wird, weil hier überall die Kügelchen vóllig unverandert bleiben, wahrend nur das Plasma die F'arbenbildung zeigt, welche ohne Einwirkung der Luft nicht entsteht. Die mit dem Safte von Zfsclepias syriaca in ciner verstopften Glasflasche eingeschlossen gewesene Luft trübt Kalk wasser und enthàált also Kohlensaure, wie ich finde. Man kann nach allem diesem die Gerinnung des Plasma am voll- standigsten unter Einwirkung der Luft bewirken, und aus dem auf diese Art geronnenen Safie ist auch das Elastin mit seinen l'ormen am besten abzuscheiden, indem man zuerst das Gerinnsel von der gummi- halügen serósen Flüssigkeit sondert, deren Bestandtheile nach dem Eintrocknen des frischen Saftes der Absonderung des Elastins immer hinderlich sind. In Betreff der vólligen Absonderung der serósen von den plastischen elastinhaltigen Theilen des Saftes bei der Gerinnung ist die kunstgemasse Praxis bei Bereitung des kauflichen Cautschuks, den frischen Milchsaft auf Thonformen zu streichen, dadurch sehr II. Der Lebenssaft. 4. Vergleichung d. chem. wu. mikrosk. Analysen. V19 günstig, dass die serósen Theile mit der sie auflósenden Feuchtigkeit schnell absorbirt werden, so dass nur die plastischen übrig bleiben. Dann aber wird durch die dünne Ausbreitung des Saftes die Berüh- runssHache mit der Luft sehr gross und der natürliche Gerinnungs- process dadurch gefórdert. Ich finde, dass man durch Aufstreichen des Milchsaftes von 4£sclepias syriaca, von Euphorbia palustris, selbst vom Mohn, auf Thonstücke auch bei uns im. Kleinen Cautschuk be- reiten kann. | $ 49. Ueberall bleibt aber hier mit dem Elastin eine gróssere oder ge- ringere Menge von Saftkügelchen verbunden, und was man Caut- schuk nennt, ist kein reiner einfacher Stoff. Ich habe das Cautschuk von meinen americanischen Gummischuhen untersucht. In dünnen Blattchen ist es durchsichtig wie braunliches Glas, aber überall sieht man eingeschlossene Milchsaftkügelchen, zum "Theil noch in runder unveranderter Gestalt durchschimmern. Da nun die Fettwachstheile in den eingeschlossenen Kügelchen enthalten sind, so sind dadurch die Gummischuhe schon von Natur innerlich geschmiert und halten sich bestandig geschmeidig, weil die Luft nicht zu den Fettkügelchen kann, um diese zu oxydiren und zu erháarten. In dünnen Platten der Luft ausgesetzt, schrumpft daher das Cautschuk am Ende zu einer brüchigen Masse ein. Die Menge der Kügelchen in dem kaàuflichen (Siphonia-) Cautschuk ist jedoch nicht sehr gross; sie liegen nur zer- streut, doch kann die Masse derselben mit dem Elastin wohl zum 'Theile so verschmolzen sem, dass man sie nicht mehr unterscheiden kann. Im Cantschuk aus Feigenbaumen sind sehr viele Saftkügelchen. . Giesst man Aether auf káufliches Cautschuk, so lóst dieser die Fettwachstheile der Saftkügelchen auf, und diese bleiben dann nach der Verdunstung unter dem Mikroskop ebenso zurück, als wenn man zu frischem Milchsafte Aether giesst. In dem chemischen Verhalten 3t 150 C. H. Scuvvrz, das System der Cyklosc. zeigt sich das Aetherextrakt aus Cautschuk sauer, und scheint der Mar- garinsaure ahnlich. In der That lóst Aether vom Elastn selbst gar nichts auf, und nur im geschmolzenen oder aufgequollenen Zustande kann sich etwas darin schwebend erhalten. | Das Elastin hat eine grosse Neigung, in Aether aufzuquellen. S 950. Nach Absonderung des Elastins und der Lebenssaftkügelchen, welche die fetten und. wachsartigen Bestandtheile enthalten, bleiben nur in dem Serum der Milchsàáfte die rein in Wasser lóslichen Bestand- theile zurück. Diese bestehen vorzüglich in Eiweiss, Gummi, Zucker (der ziemlich verbreitet zu sein scheint) und den Sauren und Salzen. Gummi scheint in dem Serum nie zu fehlen, aber in so mancherlei Modificationen und Uebergangen zum Eiweiss vorhanden zu sein, dass die Beschaffenheit desselben in verschiedenen Pflanzen noch viel ge- nauer bestimmt werden muss. Im Serum von Hevea elastica fand Faraday Eiweiss, das durch Alkohol, Hitze und Sauren gerann. Das Eiweiss, das F'ourcroy aus dem mit Alkohol aufbewahrten Safte des Melonenbaumes schied, gerann nicht in der Hitze, aber durch Alkohol. John schied aus den wasserigen Solutionen der Milchsáfte von fsclepias syriaca und Euphorbia Cyparissias durch Hitze gerinn- bares Ejweiss. Ich finde in dem natürlich. geschiedenen Serum von Asclepias syriaca nur Gummi. — Auch. scheint sich. das sogenannte Eiwciss im Safie. des IKKuhbaumes ganz anders zu verhalten. |. Nach Boussingault und Rivero gerinnt der frische, von ihnen zu Mara- cay zwischen Caraecas und. Nueva Valencia im Jahre 1825 untersuchte Saft des Kuhbaumes durch Sauren und Aufkochen nicht, wohl aber durch Alkohol. | Ich finde ganz dasselbe in dem reinen und mit Was- ser verdünnten Serum des geronnenen Saftes, welchen Herr Eduard Otto aus Caraccas nach Berlin geschickt hat. Dieses Serum trübt sich durch Kochen gar nicht; aber durch Zusatz von Alkohol entsteht M ———— dM aas EDEN II. Der Lebenssaft. 9. Sáure desselben. 181 ein Pràcipitat. Mineralische Sauren bringen kein Pracipitat hervor. Hier ist also ein Stoff, der mehr die Natur des Gummi's als des Ei- weisses hat. Die freiwillige Gerinnung dieses Saftes hàngt also gar nicht von diesem Stoffe, sondern einzig und allein von dem Gerinnen des Elastin's in dem Plasma ab. Beide Gerinnungsarten muss man wohl unterscheiden. Gummi ist ein allgemein im Serum vorkommender Stoff, dessen Bildung sich schon vom Holzsafte herschreibt, in dem er zuerst ent- wickelt wird; er kann sich aber spàter, wie es scheint, in Eiweiss umwandeln. Dasselbe gilt vom Zucker. Er ist der wesentlichste Bestandtheil des Holzsaftes, und scheint bei vielen Pflanzen in grósseren Mengen im Serum des Lebenssaftes sich noch zu erhalten, wo er die Veranlassung zur weinigen Gahrung bildet. In einigen Milchsaften, wie in dem des Melonenbaumes, ist mehr Eiweiss, in anderen ist Gummi und Zucker vorherrschend, wie bei den Doldenpflanzen, bei Garenia u. A. Salze sind in dem Serum des Milchsaftes, besonders der fleischi- gen Gewachse, sehr háàufig. Das Euphorbium enthalt grosse Mengen von apfelsaurem Kalk und Kali. Aus dem Serum des Milchsaftes von Arum maculatum sieht man eine Menge spitziger Krystalle bei'm Ein- trocknen anschiessen. Dasselbe geschieht bei Mimosa pudica. | Selbst in den alteren Lebenssaftgefàssen findet man Salzkrystalle, wie ich der- gleichen aus Pinus Strobus (Tab.4. Vis.4.) abgebildet habe. $9. Süure des Lebenssaftes. S 5l. Eines Bestandtheiles, welcher immer im Serum zurückbleibt, ha- ben wir noch zu erwahnen, namlich der vegetabilischen Sàuren. Die saure Reaction des Saftes von Heve« guyanensis wurde zuerst von Fourcroy und Vauquelin bemerkt. Sie fanden Essigsàure in dem Safte, glaubten aber, dass die Sauren nicht natürlich, sondern ein Product 182 C. H. Scncvrz, das System der Cyklose. der Gáhrung seien. Aehnlich fanden auch Thomson und Solly den sauren Geschmack und die sauere Reaction der Milch vom Kuhbaume von Essigsaure herrührend, doch glaubte auch Solly, dàss die von ihm untersuchte Milch durch Zersetzung sauer geworden sei. Allein die Herren Boussingault und Rivero schildern auch den frischen Milchsaft vom Kuhbaume sauer; doch róthet er nur schwach das Lack- imuspapier, aber bei langerer Aufbewahrung wird er mehr sauer unter Entwickelung von Kohlensaure. Hier scheint also eine natürliche Saurebildung, dann aber auch eine durch Gàhrung erzeugte zu unter- scheiden. John (Chemische Schriften. I. S.25) machte schon darauf aufmerksam, dass die-Saure des Milchsaftes von 4fsclepias syriaca schon in der Pflanze vorhanden und Weinsteinsaure sei, allein man hat der Sache nicht Aufmerksamkeit genug gewidmet. Inzwischen ist es bekannt, dass der aus den Zweigen von Sarcostemma viminale reichlich fliessende Milchsaft so sauerlich schmeckt, dass er von hei- senden in Ostindien als ein kühlendes Getrank gesucht wird. Diese Erfahrungen haben mich veranlasst, die milchigen und nicht milchi- gen Lebenssafte in Bezug auf ihre sauere Reaction naher zu untersu- chen und ich finde, dass die Sáurebildung des Lebenssaftes ganz allge- mein zu sein scheint, doch in verschiedenen Graden bei verschiede- nen Pflanzen. Die Sáurebildung ist nach den Graden der Róthung des blauen Lackmuspapiers sehr stark in dem Lebenssafte von Cynanchum vimi- nale, Sapium aucuparium, Plumieria alba, Cerbera Thevetia, Cer- bera Jfhovai, Musa paradisiaca, drum maculatum, Aloe soccolrina, Euphorbia meloformis, Ewph. Caput medusae, Euph. palustris, Ta- bernaemontana. citrifolia, Sambucus Ebulus. | Weniger sauer zeigt er sich bei Fieus Carica, Cactus mammillaris, Cichorium Intybus, Garcinia Mangostana, Discidium benghalense, JFpomoea purpurea, Convolvulus Purga, Hura crepitans, Papaver somniferum. |. 1n. den 7 II. Der Lebenssaft. 6. Diátet. Eigenschaften u. medic. Wirkungen. 183 ineisten Fàllen scheint die Saure Essigsaure zu sein, weil sie sich nach dem Eintrocknen verliert; allein auch Weinsteinsaure scheint vorzu- kommen in den Sàften, die nach dem Eintrocknen ihre Sàure behal- ten, wie bei .dsclepias syriaca, F'itis vinifera. Die Sàure im Lebenssafte von Musa paradisiaca ist Gallussaure. Die Menge derselben ist hier so gross, dass die eisernen Messerklin- gen, womit man eine Frucht oder einen Dlattstiel durchschneidet, so- gleich von dem ausfliessenden Lebenssafte blau anlaufen. —Salzsaure und schwefelsaure Eisenoxydauflosungen, dem Safte von Musa para- disiaca zngesetzt, farben sich ebenso schwarzblau. Es ist mir erin- nerlich, dass ich die eisernen Messerklingen von dem Lebenssafte mehrerer Asclepiadeen habe anlaufen sehen, aber ich kann über die Arten jetzt keine genaue Angabe machen. | Gallussáàure scheint also in mehreren Lebenssáften vorzukommen. 6. Die diütetischen Eigenschaften und mxnedicinisechem Wirhumgern der milehigem Lebenssüfte. g 952. Eine grosse Verschiedenheit in den nàhrenden medicinischen und giftigen Wirkungen der Milchsafte auf den menschlichen Kórper ist immer aufgefallen. Man hat aus den giftigen und scharfen Wir- kungen insbesondere auf eine Analogie dieser Sàfte mit den Secretio- nen (den Harzen, àtherischen Oelen) geschlossen. Inzwischen ist es gewiss, dass viele der medicinisch wirkenden Milchsafte nicht reine Lebenssàfte, sondern Gemenge von Lebenssaft mit den aus den gleich- zeitig verletzten Secretionscanalen zugleich ausfliessenden Harzen und Dalsamen sind. Diess haben wir von den Doldenpflanzen und Tere- binthaceen namentlich hinreichend nachgewiesen (Natur d. lebendigen Pflanze. 1. S.931. Taf.4. Fig.2. Mém. sur la circulation. p.57. pl. 10. fig-2,9,7,8). Inzwischen scheinen allerdings auch zuweilen in den | Lebenssáften selbst bittere und scharfe Stoffe vorzükommen, die aber 154 C. H. Scmrz, das System der Cyklose. nofisl uH T7 nicht sowohl den plastischen als den serósen Theilen angehóren und ear kein Beweis sind, dass die Lebenssàáfte deshalb der Pflanze selbst ebenso schádlich sein müssten, wie dem menschlichen Kórper. Viel- mehr bleibt die Organisation der Lebenssáfte überall dieselbe und. die plastischen Theile scheinen auch, wie die Formen des Elastin's, eine durchaus indifferente Wirkung zu haben. Bis jetzt ist es daher schwer zu entscheiden, welche von den scharfen und giftigen Wirkungen, die man den Milchsáften zugeschrieben hat, diesem Safte selbst oder fremden Beimischungen angehóren móchten. Jedoch ist es natürlich, dass, àhnlich wie im thierischen Blute sich excrementitielle Stoffe zur Secretion vorbilden kónnen, dieses im Lebenssafte der Pflanzen eben- falls geschehen kann, weil hier die Stoffbildung überhaupt überwie- sender als im 'Thierreiche hervortritt.. Wir wollen indessen die sammt- lichen bekannten Wirkungen der Milchsáfte hier kurz nach den ver- schiedenen Autoren zusammenstellen. Die Nachrichten darüber sind zum "Theil widersprechend; hàufig sieht man nicht, ob die den Milch- saften zugeschriebenen Wirkungen diesen allein oder vielmehr den Saálten des Parenchym's angehóren. Ficus heterophylla (Wheede Hort. malabar. HII. t.62). - ge- schmacklose Milchsalt der Wurzel ist gegen Unterleibsschmerzen im Gebrauch. Ficus amboinensis (AR heede Hort. malabar. III. t.93). Den Milch- salt des Stammes gibt man Kindern, um den Ausbruch der amboini- schen Dlattern zu erleichtern. Ficus indica (Wheede Hort. malabar. I. 1.28). Der Saft der Baia wurzeln ist als blutreinigend in Ostindien bekannt. Ficus venosa Ait. (Rheede Hort.imalabar. HI. t.64).. Der Milch- saft der Wurzeln und. das Dekokt der Rinde wirken auflósend, anti- cholerisch. Aehnlich Zeus Benj«mnina (Rumph Herb. amb. ILL 1.90), und Ficus glomerata (Wheede Hort. malab. I. t.25). IL. Der Lebenssaft. 6. Diátet. Eigenschaften u. medic. Wirkungen. 185 Ficus septica (Ru mph. Herb. amb. III. t.96). Der Milchsaft ist gelblich, dick, bitterlich und scharf, wird zur Erzeugung künstlicher Geschwüre benutzt. Die unreifen F'eigen, um Brechen und Purgiren zu erregen. Ficus Radula W. Am Orinoco. Der scharfe Milchsaft ist als Wurmmmittel im Gebrauche. Ficus anthelminthica Mart. Der Milchsaft wird am Rio negro gegen Würmer und zum Wegbeizen der Warzen angewendet. Ficus excelsa Vahl. (Rheede Hort. malabar. III. t.58). Die Wur- zel enthalt einen weissen, dicken, an der Luft roth werdender Milch- salt, der bei Leberverhàrtungen angewendet wird. Ficus elastica Roxb.(Flor.ind.II. p.941). Der Milchsaft fliesst aus BRündenausschnitten, die in fussweiter Entfernung am Stamme und den Zeigen gemacht werden, am meisten aus den oberen Theilen der Pflanze. Der Luft ausgesetzt, gerinnt er wie Milch nach dem Zusatze von Laab, und sondert sich in eine elastische Substanz und in eine sünkende molkenartige Flüssigkeit. Das Cautschuk gebrauchen die Einwohner von Junkixur zur Bereitung von Kerzen. "ntiaris toxicaria (Rumph. 1I. .87). Der Milchsaft ist klebrig und bitter, wird an der Luft braun, trocknet zu einem klebrigen Teige ein, fliesst reichlich aus Rindeneinschnitten. Mit Ingwer, Saamen des Capsicum. fruticosum, Pfeffer, vermischt, zum Vergiften der Pfeile sebraucht; für sich wirkt er drastisceh und emetisch; wird gegen Hautkrankheiten angewendet (Leschenault in Ann. du Muséum. VIII. p.450). Brosimum licastrum ('Tussac Flore des Antülles. I. t. 9). Die jungen, einen klebrigen Milchsaft enthaltenden Blatter dienen den Be- wohnern von Jamaica als Speise; die álteren Triebe und Blàátter sind voll von einer scharfen, etwas àtzenden Milch, die zur Nahrung nicht dienen kann. Vol. XVIII. Suppl. II. 94 156 C. H. Scuvrrz, das System der Cyklosc. Carica Papaya (Rum ph. Herb. amb. T, 1.50, 51). Milchsaft in allen. Theilen, nicht scharf, aber bitter schmeckend, bewirkt leicht Darmentzündungen, wird mit Honig gegen Würmer gebraucht. Die Früchte süss erfrischend, aber von unangenehmem Geruch, erregen leicht Abführen. Carica microcarpa und. Carica pyriforis haben àhnliche Eigen- schaften. Ich [linde bei Carica microcarpa im Derliner botanischen Garten, dass nur die unreife Frucht, so lange sie grün ist, milchte. Die orangenfarbige reife Fruchthülle milcht nicht mehr, zeigt aber uoch viele Lebenssaftgefasse, die ihre Contractilitàt verloren haben. Es sind bei den reifen und unrcifen F'eigen ahnliche Verháltnisse. Ich linde den Milchsaft. von. Carica. iierocarpa. durchaus nicht. scharf schimeckend , mehr fade biuerlich. Der Milchsaft von Lactuca virosa und Lactuca Scariola ist bit- ter, wirkt beruhigend. Nur die jungen gebleichten Sallatblatter. (von Lactuca sativa) sind milde, die alteren grünen enthalten bittere betau- bende Stoffe, so dass man auch aus ihnen Lactucarium bereitet. Bryonia alba. Die Schàrfe der Wurzel sitzt in. den Secreten des Zellgewebes (lIarz und. Extractivstoff), daher das Dekokt be- nutzt wird. Lobelia syphilitica. Die Schàrfe scheint im Extractivstoffe zu sitzen, weil sie im Dekokt der Wurzel nur hervortritt. Lobelia. Cautschuc. gibt Cautschuk. in Quito. Der Milchsaft ist. scharf. Dei den Convulvulaceen sitzt die Schàrfe im Harz, das sich im Zcllgewebe findet, wie man an der Wurzel von Zpomoea Purga deut- lich erkennt. Lobelia Tulpa. | Der Saft wird als. Aetzmittel. angewendet, erregt innerlich Erbrechen, tódiliche Entzündung (Decandolle Arz- neikráfte der Pflanzen. S. 224). 7 II. Der Lebenssaft. 6. Diátet. Eigenschaften u. medic. Wirkungen. |. 181 Echites longiflora Desf. Brasilien. Enthàlt scharfen Milchsaft, vorzüglich in der Wurzel, der zu Breiumschlagen und Klystiren ge- braucht wird. Echites subrecta (Sloane. I. 1.130. Bot.mag. t.1064).. Der Milch- saft ist so giftig, dass 2 Drachmen davon einen Hund in 3 Minuten tódten. Das Voraragift soll daraus bereitet werden. Echites syphilitica enthalt auch einen scharfen, Brechen und Pur- eiren erregenden Milchsaft. Apocynum. androsaemifolium L. (Bot. mag. t.280. Bigelow amer. med. bot. t. 16) enthalt bitter-scharfen Milchsaft. Die ganze Wur- zel als Brechmittel officinell. Aehnlich bitter ist der Saft von Apocy- num venetum. WWrightia Rheedii (Nerium tomentosum Boxb.), (Rheede Hort. — malabar. IX. t.3. 4), enthàlt gelbe Milch. Die Dlàtter sind gegen Gicht im Gebrauch. Tabernaemontana citrifolia (Plum. Pl. americ. t. 248) wird in Martinique wegen des grossen Gehaltes an Milch bois laiteux genannt. — Tabernaemontana coronaria Roxb. Der Milchsaft ist milde, ge- | gen Augenentzündungen gerühmt. Tabernaemontana utilis W.- Arn. Milchbaum in Guiana (Hya- Hya von Demerara, Jameson's Journal. April 1830). Die Milch ist dicker als Kuhmilch, mit Wasser mischbar, frei von Schárfe, nur kle- brig, halt sich 7—12 Tage ohne Gàhrung. (Die spatere Gahrung würde auf Zuckergehalt im Serum deuten.) T'abernaem. persicaefolia Jacq. Hat scharf atzenden Milchsaft. Tabernaem. squamosa Sm. (Fahea gummifera Poir). Gibt eine Art Cautschuk. Urceola elastica Roxb. (Tabernaemontana Spr.. Der grosste Theil des ostindischen Cautschuk's wird aus dem Milchsafte dieser Pflanze vewonnen. [9) Iss C. H. Scuvrrz, das System der Cyklose. " Plumiera alba L. Die àtzend scharfe Milch wird in Martinique zum Wegbeizen der Warzen benutzt (Plum. americ. t.231). Achnlich Plumiera phagedaenica Mart. in Drasilien. Plumiera acuminata Dryand. (Rumph. Herb. amb.I1V.t. 38). Die reichliche Milch ist àtzend scharf. Plumiera rubra L. Westindien. Plumiera retusa Lam. Haben atzende Milch, die als drastisches Purgans und zum W'egbeizen der Warzen gebraucht wird. Cavrissa utilis Mart. Ein. brasilischer Daum. Der Milchsaft ist gegen Würmer im Gebrauch. "d mnbelonia acida Aubl. (Pl. dela Guiane franc. t. 104). Die saue- ren Beeren haben eine stark milchende Fruchtrinde, werden ohne dieselbe nach dem Abschàlen gegessen. | Mit der hinde sind sie purgirend. JV'illughbeia edulis Roxb. Die klebrige weisse Milch an der Luft cautschukartig gerinnend. Liefert eine schlechte Sorte Cautschuk (Royle botany of Himalayan mountains. t. 214). Cerbera lactaria Hamilt. (Manghas Gàrtn. (Rum ph. Herb. amb. II. . 81). Die Milch ist nicht scharf, wie bei den übrigen, sondern milde, schmeckt nicht brennend, sondern nur fade, widrig, bitter, macht aber Purgiren. Cerbera Thevetia L. Hat scharfen atzenden Milchsaft in reicher Menge. Cerbera salutaris Lour. Reichliche zahe klebrige, nicht scharfe Milch (Rumph. Herb. amb. IH. t.84), die nach dem Ausfliessen leicht eintrocknet. BRawwolfia nitida (Plum. amer. t.2360). Westindien und Brasi- lien. Der Milchsaft ist zwar nicht sehr scharf, aber purgirend. Rawwolfia canescens (Sloane. II. t.188. Plum. 236. fig.2). Hat atzend scharfen. Milchsaft. II. Der Lebenssaft. 6. Diütet. Eigenschaften u. medic. Wirkungen. 189 Periploca graeca L. (Jacquin Misc. Ll. tab. 1. fig. 2). Enthàlt scharfen giftigen Milchsaft, mit dem man in einigen Gegenden Asiens die Wolfe tódtet. Periploca Secamone L. | Hat gelblichen scharfen Milchsaft und dient zur Bereitung des Scammonzum Smyrnaeum. Hoya coronaria Blum. (Rumph. Herb. amb. V. t.172). Dicke klebrige, nicht scharfe Milch, die auf den Molukken als kühlendes Mit- tel (ist daher wohl sehr sauer) bei Gonorrhóen angewendet wird. Aehnlich Hoya Rwmphii Blum. (Rumph. V. t. 115. fig.2). Asclepias lactifera (Gymnema B. Br), in Ceylon. Enthàlt eine milde wohlschmeckende Milch, welche, nach Burmann's Erzáhlung, wie thierische Milch zum Kochen der Speisen gebraucht wird. Asclepias syriaca L. Die Milch enthalt viel Cautschuk. Der Geschmack ist sauerlich, balsamisch, nicht scharf. Geruch eigenthüm- lich balsamisch. Conchophyllum imbricatum Blum. (Rumph. 9. t.115). | Enthàlt milde dickklebrige Milch. Asclepias gigantea (Calotropis R.Br.), (cum p h. VII. t.14). Scharfe, bittere, opiumartig riechende Milch, gegen Epilepsie und Paralysis im Gebrauch. Asclepias procera Ait. Aetzender Milchsaft, drastisch purgirend, ausserlich bei Hautkrankheiten in Indien angewendet. Ranahia laniflora B. Br. (Vahl. symb. L t. 7), (.4sclepias Porst.). Den reichlichen Milchsaft gebraucht man in Abyssinien mit Butter gegen Psora. Gonolobus macrophyllus Michx. und Gonolobus discolor B. et S. (Cynanchum macrophyllum Jacq. ic. IH. 1.342 und Cynanchum disco- lor Bot. mag. t.1273). Enthalten scharfe Milch. Cynanchum monspeliacum L. Der Milchsaft soll scharf purgi- rend sein. 190 C. H. Scnvrrz, das System der Cyklosc. Cynanchum. viminale. (Asclepias acida Boxb). Der Milchsaft milde angenehm sàáuerlich, daher die jungen Triebe ein durstlóschen- des Mittel auf Reisen sind. ZA chras Sapota L. (Sloane. II. .230).. Die jüngeren Triebe ent- halten bittern. Milchsaft.. Die Früchte schmecken milchig quittenartig; ein beliebtes Obst. Bassia longifolia L. Die Milch der unreifen Früchte und jun- gen Triebe ist gegen Rheumatismus gebràuchlich. Clusia rosea L. (Descourtilz. VII. .485. Tussac Fl. des Ant. IV.t.15). Enthált einen klebrigen balsamischen zàhen und bittern Saft, beim Ausfliessen grünlich, an der Luft schwaárzlich werdend. "Wird wie Gummigut und Scammonium angewendet. Aehnlich Clusia flava L. (Sloane. II. t.200). Mammea americana L. (Aublet. Plant. de la Guiane fr. II. t. 4. Tussac. HE t. 1D). Aus den Rindeneinschnitten fliesst ein gummiharzi- ger Saft. Garcinia Mangostana L. (Rumph. IL. t.43). Aus den verwun- deten. Aesten fliesst ein schmutzig gelblicher gummiresinóser Saft, der nicht benutzt wird. Garcinia ceylanica Roxb. | Gibt aus Rindeneinschnitten gelben Saft, der, cingetrocknet, das Gummigut liefert. Der Milchsaft von Euphorbia officinarum brennt, angezündet, mit lebhafter Flamme, wie Cautschuk. Er wird in Arabien zu 6—8 Tro- pfen, mit Milch genommen, als drastische Purganz benutzt. Enthált, nach früheren Analysen, ein scharfes Harz, Cerin, Myricin, Phytocolla und Cautschuk. FEuphorbia canaviensis und Euphorbia officinarum haben eben- falls einen brennend scharfen Milchsaft, mit ahnlichen Bestandtheilen. Euphorb. neriifolia L. (Ru mph. Herb.amb.IV. t.40). Den schar- ien purgirenden Milchsaft braucht man in Indien gegen Wechselfieber. II. Der Lebenssaft. 6. Diátet. Eigenschaften u. medic. Wirkungen. 191 Euphorbia Tiruculli. ln Ostindien. Der Milchsaft, mit Milch vermengt, gegen Syphilis, àusserlich gegen Warzen in Gebrauch. Euphorbia balsumifera Ait. Der Milchsaft wird auf den canari- schen Inseln zu einer geniessbaren Gallerte eingekocht (v. Buch De- schreibung der canarischen Inseln). Euphorbia dulcis ist auch milde; ebenso Euphorbia hirta (Wah- lenberg de sed. mat. p.66). Die übrigen: Euph. Cyparissias, Euph. Esula, sind scharf, aber nicht bloss der ausfliessende Saft, sondern auch die Extracte der Wur- zeln. Der Saft der Euph. Cyparissias klebend, von ekelhaft süsslich bitterem Geschmack , mit metallischem Nachgeschmack und heftigem Brennen auf der Zunge und im Schlunde. Euphorbia spinosa L. (Sibthorp. flor. graeca. I. 465). Der aus- gepresste Saft der Wurzel wurde von àlteren Aerzten zum Purgiren gebraucht. Euphorbia punicea Ait. Jacquin icon.IlI.t.484. Descourtilz. t. 194. Der Milchsaft gerinnt an der Luft schnell zu einer graulichen, gummigen, cautschukartigen Masse, wird gegen Warzen und zum Blasenziehen auf den Anüllen gebraucht. Euphorbia genistoides L. Am Cap. Der Milchsaft aussert die scharfe Wirkung nicht sogleich im Magen, sondern erregt Entzündung der Harnwerkzeuge. Euphorbia Characias L. (Jacquin icon. L t.89). An der Küste Liguriens bedienen sich die Fischer des Milchsaftes zum Todten der Fische. Die Ziegen fressen Euphorbia canariensis, jedoch soll ihre Milch dadurch verderben, was aufgehoben wird, wenn die Thiere spàter von dem Hirten an die Küste getrieben werden, wo sie Salzpflanzen fressen (DeC. Phys. veg. I. p.204). Der scharfe Stoff der Euphorbien sitzt auch in dem fetten Oele der Saamen. ! 192 C. H. Scutcrz, das System der Cyklose. In den Croton-Arten: €roton origanifolium Lam. (Desc.VII. t.471) titt Balsambildung hervor; scharfe Oelbildung bei Croton Tiglium. Croton Draco hat einen blutrothen Saft. Euphorbia Ipecacuanha. | Die ganze Wurzel brechenerregend. Ebenso Euphorbia aleppica in der Levante (Sibthorp. flor. graeca. t. 462). Excoecaria dqallocha L. (RCcamph. Hl. (29.80). Der Milchsalft ist weiss, dicklich, ekelhaft riechend; bei'm Abreissen der Blatter, bei'm Verwunden der Zweige und vorzüglich beim Fallen der Bàume spritzt der Saft mit solcher Gewalt aus, dass er leicht die Augen trifft und Blindheit erregt. Diess scheint eine grosse Contractilitàt der Gefasse vor- auszusetzen, die sich in ahnlichen Wirkungen bei Schinus molle zeigt. Hura crepitans (Desc. Il. .124).. Enthàlt scharfen Milchsaft. Die Saamen schmecken angenehm, wirken aber purgirend und emetisch. Hippomane Mancinella L. (Tussac Flore des Anülles. III. t. 5). Der Milchsaft ist àtzend, gegen schwammige Auswüchse im Gebrauch. Sapium. aucuparium (Jacquin Pl. americ. t. 158). In Surinam und Westindien. Der scharfe Milchsaft gibt eine Art Cautschuk , das man als Vogelleim oder zum Brennen anstatt des Oeles gebraucht. Hier zeigt sich also cine ahnliche Modification des Cautschuk's, wie in den jüngeren Trieben von Ficus elastica und bei den Willughbeia- Arten in Brasilien und Indien. Sapium indicum (Rheede IV. tL 51) und. Sapium Hippomane (Descourtilz. Ill. t. 154) besitzen ebenfalls scharfen Milchsaft. Siphonia elastica Pl. (Aubl. II. (.335). Der Milchsaft, welcher durch Eintrocknen das meiste Cautschuk in America liefert, ist scharf. I«tropha. Manihot. Die Wurzel enthalt scharfen Milchsaft, die Scharfe ist flüchtig, kann durch's Backen und Trocknen entfernt werden. Manihot Aipi Pohl (Pohl Plant. brasil. I. 23). Hat einen nicht scharfen Milchsaft. LI II. Der Lebenssaft. 1. Umbildung desselben in Lebenssaft. 193 $. Neue Beobachtungen über die Umbildumg von Hlolzsaft im Lebemssaft. $ 93. Die Entwickelungsgeschichte des Holzsaftes gehórt zwar dem Assimilationssysteme der Pflanze, also den F'unctionen des Holzes an, und daher gerade nicht in den Kreis der hier darzustellenden Dinge, schliesst sich indessen so genau an die Bildungsgeschichte des Lebens- saftes, dass wir von den Rhesultaten unserer neueren Beobachtungen hier das Einflussreichste mitzutheilen nicht für unzweckmassig halten. Es sind zwei Verhaltnisse, auf welche es bei der Entstehung des Le- benssaftes aus dem Holzsafte ankómmt. |. 1) Die Stoffveranderungen; 2) die Organisirung. In Betreff der Stoffveranderungen des Holzsaftes sind die bisheri- gen Beobachtungen sehr mangelhaft und durch allerhand Vorurtheile über die Annahme von aufsteigenden und absteigenden Sàften getrübt gewesen, weshalb wir eine neue Untersuchung dieser Sàafte bereits seit mehreren Jahren fortgesetzt und noch in diesem Frühlinge wiederholt haben. Es ergibt sich aus diesen Beobachtungen zunàchst, dass die Annahme von einer Zunahme der festen Bestandtheile des Holzsaftes mit dem hóheren Aufsteigen gar nicht in der Natur begründet ist, son- dern der Saft im. Gegentheile, weil er nicht in bleibender Richtung aufsteigt und unabhàngig, theils in oberen, theils in unteren Theilen sich bewegt, in allen Theilen des Baumes zu derselben Zeit gleiche Bestand- theile zeigt; wohl aber ergibt sich eineVerschiedenheit der Bestandtheile nach den verschiedenen Zeitperioden des Thrànens, so jedoch, dass auch hier das Umgekehrte von der gewóhnlichen Vorstellung stattfindet, nam- lich dass der Saft gegen das Ende der Thranenzeit an festen Bestandthei- len nie zunimmt, sondern in den meisten Fallen abnimmt, indem die festen Theile in das Lebenssaftgefasssystem, ohne das Wasser, absorbirt werden und dieses im verdünnten Zustande im Holze zurückbleibt, Vol. XVIII. Suppl. II. 25 194 C. H. Scuurrz, das System der Cyklose. wahrend einer Zeit, wo es durch Ausdünstung noch nicht entfernt werden kann. Ich theile darüber folgende Beobachtungen mit: 25 Unzen Weinsafi, Ende Márz gesammelt, gaben nach dem Eintrocknen 695. Gran festen Rückstand, also 0,53 Procent; 16 Unzen, 2 Drachmen Weinsaft, Mitte Aprils gesammelt, gaben 15 Gran trocke- nen Rückstand, also nur 0,19 Procent, Spàter nahm der Gehalt bis auf 0,09 Procent ab. 124 Unzen Birkensaft (Betula alba), zu Anfang Aprils Marrón gaben nach dem Eintrocknen 2 Unzen trockenen Rückstand, also 1,62 Procent. 61 Unzen Birkensaft, Ende Aprils gesammelt, lieferten 6 Drachmen festen Rückstand, also nur 1,26 Procent. Aehnliche Ver- hàltnisse zeigen sich bei Ahornen und Weissbuchen, doch scheint in der allerfrühesten Zeit des Thrànens der Saft ebenfalls geringere Men- gen fester Theile zu enthalten. Am wichtigsten erscheinen die Stoffveranderungen. Man hatte bisher unter den Bestandtheilen der Holzsafte nur auf den Zuckerge- halt geachtet, aber auch von diesem die Bildungsgeschichte micht er- mittelt; dagegen angenommen, dass einigen Sáften, wie dem Wein, der Zucker fehle.. Den Zucker der Holzsafte hielt man bloss für Rohr- zucker, und nahm in anderen Fallen harzige Bestandtheile in den Holzsaften an, nach Senebier's und Vauquelin's Versuchen. Ich inde gar keine harzigen Theile in den Holzsáften und vermuthe, dass die Annahme von Harz auf einer Verwechselung mit Traubenzucker beruht, weil beide sich in Weingeist auflósen, die Gegenwart von Traubenzucker aber ganz unbekannt war. Wir theilen von unseren Beobachtungen nur folgende mit, aus denen sich ergibt, dass im. Ganzen zwar der Zucker nie fehlt, aber haufig nicht Rohrzucker, sondern Traubenzucker ist, und. dass auch da, wo viel Rohrzucker vorkommt, dieser immer mit dem nicht kry- stallinischen Traubenzucker verbunden ist, wie bei den Ahornen. II. Der Lebenssaft. |. 1. Umbildung desselben in Lebenssaft. 195 Ausser den Zuckerarten ist aber ein wesentlicher, überall vor- kommender Bestandtheil das Gummi, welches jedoch nicht mit dem arabischen Gummi übereinkommt, sondern dem Starkegummi ziem- lich gleich ist, und sich sehr leicht in Zucker umwandelt. Der Saft. von -4cer platanoides, Mitte. Aprils in der Gegend von Rheinsberg gesammelt, enthielt in 25 Unzen: 6 Drachmen 4$ Gran feste Substanz, also 9,97 Procent. *) Aus der trockenen Masse wurden durch kalten Alkohol 100 Gran reiner Traubenzucker, und durch heissen Alkohol noch 100 Gran mit krystallisirtem Rohrzucker ver- mengter Traubenzucker ausgezogen. Der Rückstand lóste sich ganz in Wasser auf, und aus ihm pracipitirte zugesetzter Alkohol, in weis- sen Flocken, Gummi, das nach dem Trocknen 159 Gran wog. Die übrige Lósung gab nach dem Abdàmpfen 3 Drachmen 20 Gran kry- stallisirten Rohrzucker. Im. Anfange der Thranenzeit fand ich den Gummi- und Traubenzuckergehalt grósser, weniger Rohrzucker. Der Birkensaft enthalt gar keinen Rohrzucker, sondern lauter Traubenzucker und Gummi. | 124 Unzen DBirkensaft, Anfang Aprils in der Gegend von Rheinsberg gesammelt, saben nach dem Eintrock- nen im Wasserbade eine braune, nicht krystallinische, brüchige, leicht Feuchtigkeit anziehende Masse von Süssholz -ahnlichem Geschmack. Aus dieser extrahirte kalter Alkohol 4 Drachmen 10 Gran wenig sebraunten Traubenzucker; heisser Alkohol extrahirte dann noch 9 Drachmen mehr braunen Traubenzucker. Der in Alkohol unlós- liche Theil, in destillirrem Wasser gelóst, trübte sich bei'm Zusatze von Alkohol und liess Gummi fallen, das nach dem Trocknen 535. Gran wog. Die überstehende Flüssigkeit enthielt noch Traubenzucker, der *) Nach den technischen Angaben sollen in runder Summe 50 Gallonen (circa 200 Quart) Ahorn- saft in Nordamerica 12 bis 14 Pfund unreinen Zucker geben. Dies würde ungefáhr 3 Procent betragen. — Nach Duhamel würde der Gehalt auf 5 Procent (10 Pfund Zucker von 200 Pfund Saft) steigen. * 196 C. H. Scnurrz, das System der Cyklosc. vom Gummi eingeschlossen gewesen, und durch die erste Alkohol- extraction nicht aufgelóst war. Die Menge desselben betrug 1 Drach- me $35 Gran nach dem Trocknen. Die ganze Masse enthielt also 13 Drachmen 3 Gran — 1,32 Procent Traubenzucker, und 35 Gran Gummi — 0,009 Procent. Dass der Birkensaft keinen Rohrzucker enthalt, erkennt man schon daran, dass er nach dem Eintrocknen nur einen braunen Syrup, aber durchaus keinen krystallinischen Zucker liefert. Da das Eintrocknen des extractartigen Gemenges von Gummi und Traubenzucker zuletzt sehr langsam von statten. geht, und selbst im Wasserbade die anfangs ziemlich farbenlose Masse spater sehr braun und wie verkohlt wird, so habe ich es in den spatern Analysen vor- gezogen, die Salle gar nicht bis zur Trockne einzudicken, sondern, bei einem gewissen Concentrationsgrade, zuerst durch Alkohol das Gummi auszufállen, worauf dann die Zuckerarten sich leichter dar- stellen lassen. 61 Unzen Birkensaft, Ende Aprils bei Berlin gesammelt, *) und bis zur gehórigen Consistenz abgedampft, gaben durch Ausfállen mit Alko- hol 20 Gran Gummi — 0,006 Procent, und 5 Drachmen 40 Gran Traubenzucker — 1,13 Procent durch Eindicken der übrigen Flüs- sigkeit. In diesem Falle verhàlt sich Gummi zu Traubenzucker wie 1:17, bei dem früher gezapften Safte wie 1:16. Gummi hat also spà- ter abgenommen, Zucker zugenommen. Noch auffallender ist diess be'm Weinsaft. 25 Unzen Holzsaft vom Wein, Anfang Aprils gesammelt, enthielten kaum eine Spur von Traubenzucker in 65 Gran festen heilen, dagegen 0,9 Procent Gummi. 16 Unzen Holzsaft vom Wein, zu Ende Aprils gesammelt, lieferten *) Herr Gartendirector Lenné hatte mir Erlaubniss ertheilt, im Thiergarten, bei Berlin, Holzsáfte aus verschiedenen Báumen zu sammeln. II. Der Lebenssaft. | 1. Umbildung desselben in Lebenssaft. 197 dagegen aus 19 Gran — 0,19 Procent festen Theilen 0,06 Procent Gummi und 0,13 Procent Traubenzucker. Der Traubenzucker hatte sich also spater auf Kosten des Gummi gebildet. 33 Unzen Weissbuchensaft (Carpinus Betulus), Ende Aprils im Thiergarten bei Berlin gesammelt, gaben nach dem Abdampfen im Wasserbade 80 Gran — 0,31 Procent fester Substanz, worin 1 Theil Gummi und 3 Theile Traubenzucker waren. Der früher im Marz zesammelte Saft zeigte fast nur Gummi und kaum eine Spur von Trau- benzucker. Die eingesaugten Nahrungsstoffe scheinen hiernach zuerst in Gummi verwandelt und aus diesem der Zucker gebildet zu werden. - Das Gummi der Holzsafte verhàlt sich daher ganz wie Stárkegummi gegen chemische Reagentien. *) Aus dem Gummi wird zuerst Traubenzucker gebildet und dieser dann in Rohrzucker umgewandelt. Man findet daher nicht Rohrzucker *) Herr Geheime Rath Dr. Mitscherlich bediente sich zur Unterscheidung wássriger Auflósun- gen von Rohrzucker und Traubenzucker eines sehr charakterisüschen Reagens: des schwefel- sauren Kupferoxyd's, welches wir zur ÁAuffindung kleinerer Quantitáten dieser Zuckerarten in den eingedickten Holzsáften mit Nutzen gleichfalls gebraucht haben. ^ Rohrzuckerauflósung mit Kupfervitriolauflósung versetzt, bildet nach dem Zusatze von Aetzkali in der Wárme eine ganz klare himmelblaue Lósung. Traubenzucker dagegen bildet unter denselben Umstánden ein rothes, spáter braun werdendes Prácipitat von Kupferoxyd und Kupferoxydhydrat, wobei háufig regulinisches Kupfer sich an den Glaswánden abscheidet. Ein talentvoller Schüler des Herrn G. R. Mitscherlich, Herr Trommer, fand, dass das schwefelsaure Kupferoxyd auch ein empfindliches Reagens für Stárkegummi abgebe, welches ich dann auch für das Gummi, wie es sich in den Holzsáften findet, anwenden konnte. Eine Auflósung von Stárke- gummi, mit Kupfervitriollósung versetzt, wird nach dem Zusatze von Aetzkali charakteristisch schwarzgrün. Dies geschieht eben so mit den Auflósungen des Gummi in den Holzsáften, so dass wir kleinere Quantitáten von Gummi in den Holzsáften durch dieses Reagens leicht unter- scheiden konnten. Arabisches Gummi verhált sich ganz anders. Eine wüssrige Auflósung desselben, mit Kupfervitriol versetzt, bildet mit Aetzkali ein gelatinirendes himmelblaues Práci- pitat in grossen Klumpen, die sich nicht wieder auflósen. Das Gummi in den Holzsáften ist also von dem arabischen Gummi ganz verschieden, wie es sich auch schon durch die directe Metamorphose desselben in Zucker hinreichend zeigt. 195 C. H. Scuvrrz, das System der Cyklosc. ohne Traubenzucker in den Holzsaften, wohl aber Traubenzucker ohne Rohrzucker, wie bei der Birke, der Weissbuche und dem Wein- stocke. Eben so findet man nicht Zucker ohne Gummi in den Holz- saften, wohl aber in gewissen Perioden Gummi ohne Zucker, wie in der frühesten Zeit des Thranens bei'm Weinstock und der Weissbuche. Diese drei Substanzen: Gummi, Traubenzucker und Rohrzucker übertragen. sich nun in den Lebenssaft und bilden die Grundlage, worin sich das Cautschuk und die Saftkügelchen entwickeln. |. Es ist hieraus erklárlich, wie der Gummi- und der Zuckergehalt des Serum's in dem Lebenssafte entsteht. Es ist nun von dem hóchsten Interesse, zu sehen, dass das Gummi und der Zucker in dem Serum der Lebenssáfte sich gerade so wie Gummi und Zucker aus den Holzsaften verhalten. ! Zuerst ist hier der Milchsaft des Kuhbaumes merkwürdig. Das Gummi der Kuhbaummilch, welche ich untersuchte, verhalt sich ganz und gar wie Stárkegummi und wie das Gummi aus dem Holzsafte der Birken und Weissbuchen. | Von Zucker fand ich in. dem Serum des Kuhbaummilchsaftes nur eine Spur, da durch die Gàhrung der grósste Theil zerstórt war. Jedoch zeigte sich noch eine schwache Reaction auf Traubenzucker. hohrzucker konnte ich in der Kuhbaummilch nicht entdecken. Ich habe auch den Milchsaft des Feigenbaumes (Ficus. Carica) aus den Blattern und den Früchten in dieser Beziehung untersucht. Das Serum des von selbst geronnenen Saftes und ebenso das Wasser, welches auf den Milchsaft gegossen und dann abfiltrirt wurde, enthielten Gummi und Zucker, in Verbindung, gelóst. .Giesst man. Alkohol zu dieser Losung, so pracipitirt sich das Gummi und der Zucker bleibt gelóst. Das so erhaltene Gummi verhielt sich. ganz wie Stárkegummi, der Zucker aber wie Traubenzucker. Auch krystallisirt der Zucker nicht, wenn man die Auflósung eintrocknet. Ich habe ferner den Milchsaft Il. Der Lebenssaft. | 1. Umbildung desselben in Lebenssaft. 199 von Euphorbia dulcis in derselben Beziehung untersucht. Das Serum enthalt Stàarkegummi und eine Spur Traubenzucker. Nàchst. den chemischen Veranderungen. des Holzsaftes bei der Umbildung in Lebenssaft ist dann seine Organisirung und Kügelchen- bildung von Wichtigkeit. Wir haben gesehen, dass im Laufe des Auf- enthaltes und der Bewegung des Holzsaftes im Holze die organischen festen Bestandtheile (Gummi und die Zuckerarten) sich schon heraus- ziehen und in die Lebensgefásse der Rinde übergehen, wahrend der mehr wasserige Saft im Holze übrig bleibt. Dadurch scheint von Hause aus der Lebenssaft eine concentrirtere Beschaffenheit zu erhalten, wahrend die spàteren Bestandtheile des Serum's, als Grundlage des Lebenssaftes, mit denen des Holzsaftes ur- sprünglich noch ganz identisch sind, so dass das Lebenssaftserum sich nur durch seine Concentration von dem Holzsafte unterscheidet. In dieser Gestalt scheint der Lebenssaft noch ohne Kügelchen und bei vielen Pflanzen, deren Lebenssaft überhaupt nicht milchig wird, scheint er über diese Stufe der Entwickelung wenig hinauszugehen, obgleich sich eine geringe Menge von Kügelchen in jedem Lebenssaft bildet. Die Art der Entstehung der Kügelchen scheint àhnlich wie in der Lymphe der Thiere zu geschehen, ja vielleicht eine Analogie mit der Entstehung der Kügelchen in gàhrenden Flüssigkeiten zu haben. Ich finde nàmlich, dass die Holzsafte nach dem Ausfliessen beim Aufbe- wahren eine ausserordentliche Neigung, sich zu trüben und milchig zu werden, haben, wobei dann sogleich eine Kügelchenbildung unter dem Mikroskope wahrnehmbar ist Der Holzsaft vom Weine trübt sich oft schon in wenigen Stunden mehr oder weniger milchig, ahn- lich dem Holzsafte der Dirken und Ahorne. | Ueberall sieht man dann Kuügelchen, welche denen der Lebenssàáfte dieser Pflanzen ahnlich sind. Inzwischen ist mit der vollendeten Kügelchenbildung zugleich eine weitere. Verarbeitung und. Stoffverànderung, müt welcher sich auch 200 €. H. Scnvrrz, das System der Cyklose. der Cautschuk bildet, insbesondere eine Desoxydation durch Sauer- stoffaufhaufung verbunden, bei welcher der Respirationsprocess mit- wirkt, so dass erst mit dem Blatterausbruch dieser Process ungehin- dert vor sich geht. Diesen Gegenstand indessen kónnen wir hier nicht weiter verfolgen. Durch die neueren Untersuchungen von Liebig hat der Ammo- niakgehalt der Holzsáfte alleemeineres Interesse gewonnen. Vauque- lin entdeckte zuerst, dass der Holzsaft der Rothbuche (Fagus sylva- fica) und der Weissbuche (Carpinus Betulus) Ammonium enthalte, weshalb der Dunst dieser Safte die Augen zum Thraànen reizen soll (Annales de Chimie. T.XXI. p.20. Expériences sur les seves des vé- gétaux. Paris 1799. 8.). Senebier bestátigte den Ammoniumgehalt in dem Weinsafte, dessen Dunst ebenfalls die Augen zu Thranen rei- zen soll (Physiologie végétale. T.II. p.244). Liebig und Wil- brand beobachteten, dass der eingedickte Ahornsaft, zum Zweck des Raflinirens mit Aetzkalk versetzt, eine grosse Menge Ammoniak ent- wickele, und dass auch der Birkensaft und der Weinsaft, mit etwas Salzsaure abgedampft, durch Zusatz von Kalk reichlich Ammoniak entwickele (J. Liebig Die org. Chemie in ihrer Anwendung auf Agri- eultur und Physiologie. Braunschweig 1840. S. 72). Ich habe bei allen meinen Versuchen mit den Holzsaften grosse Aufmerksamkeit auf den Ammoniakgehalt gewendet. In dem frischen Holzsafte der Birken, Ahorne, der Weissbuchen, des Weines, làsst sich durch den Geruch weder bei'm einfachen. Er- warmen, noch beim Zusatze von Aetzkali, Ammonium entdecken, und auch ein mit Salzsaure befeuchteter Stab zeigt keine Spur von Ammonium in. Auch kann ich nicht bestatigen, dass der Dunst irgend eines dieser Sáfte wahrend des Abdampfens zu Thránen reizte. Dage- gen aber findet man in den eingedickten Sáften des Weines und der Birken sowohl, als der Ahorne und der Weissbuchen, den entschie- —— II. Der Lebenssaft. S. Allg. Betrachtung. der org. u. chem. Bestandth. 201 densten Ammoniakgehalt, der sich jedoch nach dem Zusatze von Aetz- kali nur bei grossen Portionen durch den Geruch bemerklich macht, aber leicht gefunden wird, wenn man einen mit Salzsaure befeuchte- ten Stópsel dem Gemenge nàhert, wobei sich sogleich dicke Wolken von Salmiakdampfen bilden. Der Ammoniumgehalt scheint also nicht so gross, als ihn Liebig anzunehmen geneigt ist, wenn gleich in gros- sen Saftmassen bedeutend genug, um wesentlich zu den Metamorpho- sen der organischen Stoffe, die sich aus den Sáften bilden, beitragen zu kónnen. Der Grund, weshalb die unveráànderten frischen Sáfte keine Reactionen auf Ammoniak zeigen, scheint darin zu liegen, dass sie sich in einem so sehr verdünnten Zustande befinden. Bei den Lebenssaften lasst sich schon im unveranderten Zustande der Ammoniakgehalt erkennen. Ich goss auf eine geringe Quantitat von ohngefahr einer halben Drachme Milchsaft vom Kuhbaume Aetz- kalilauge; und fand durch Annáherung von Salzsàure bald Salmiak- dàmpfe, jedoch weniger stark, als man sie bei einer gleichen Menge zur Syrupdicke eingedickten Dirkensaftes sieht. Der Milchsaft von Ficus elastica zeigt, auf ahnliche Art behandelt, ebenso. den Ammo- niumgehalt. Das Serum der Feigenbaummilchsáfte fault auch sehr leicht, und gibt durch den stinkenden Geruch das Ammonium zu er- kennen. Viel Ammonium enthalt der Lebenssaft von Leontodon Ta- raxacum, Sonchus macrophyllus, Tragopogon pratensis. Weniger der Latex von Musa sapientum und Papaver orientalis. $. Sehlussbetraehftumnmg über die organisehem und ehemisehen Bestandtheile des Lebenssaftes. $ 954. Der Lebenssaft ist nach der Analogie seiner Organisation das Blut der PHanzen, welches sich aber über die Stufe der Lymphorganisation in den Thieren entweder gar nicht, oder doch sehr wenig, erhebt, woher dann die chemischen Eigenschaften neben den organischen Vol. XVIII. Suppl. II. 26 202 C. H. Scuvurz, das System der Cyklosc. Verháltnissen immer stark hervortreten. Die organischen Be- standtheile sind ein bildungsfahiges, flüssiges Plasma, in welchem die Saftkügelchen schwimmen. Die Kügelchen unterscheiden sich durch die Menge, in welcher sie im Safte angetroffen werden, durch ihre Grósse und ihre Gestalt; eine besondere Farbe fehlt ihnen, sie sind, meistens glasartig hell, selten kórnig, allein sie kónnen, àhnlich wie die farblosen Fettkügelchen im Chylus und der Milch, durch ihre grosse Menge den Lebenssaft milchig machen. Als chemischer Hauptbestandtheil kommt in ihnen das Saftfett vor, eine Mittel- bildung, worin sich Eigenschaften von Fett und Wachs vereinigen. Dieses F'ettwachs scheint, wie das Fett, in den Lymphkügelchen der Thiere das Material zu enthalten, woraus sich durch weitere Verarbei- tung die plastischen Theile des Plasma bilden, so dass man auch Ueber- gangsstoffe zwischen dem Fettwachs und den Elastingebilden des Plasma findet, wohin die verschiedenen Klebharze gehóren. "Wenn der Lebenssaft milchig ist, so rührt die Farbe in der Regel von den Fettwachskügelchen her. Beim Schóllkraut ist aber das Plasma selbst gefarbt. Man bemerkt keine besonderen Lebensausserungen an den Kügoelchen. . Sie bleiben bei der Gerinnung unveràndert. Das Plasma, worin die Kügelchen schwimmen, ist zuweilen ge- larbt, bildet aber doch immer eine durchscheinende, seltener opake Flüssigkeit. Es enthalt ebenfalls feinere Kügelchen,. die aber nicht gesondert sind, sondern auseinander fliessen und das Phanomen der oscillatorischen Bewegung darbieten, die nur im Plasma ist. Man sieht sie besonders schón auch im Schattenlicht bei T'abernaemontana coronaria. Das Plasma hat, als eine Lebensthàtigkeit, die Fáhigkeit, freiwillig ausser der Pflanze zu gerinnen und als plastisches Product das Elastin abzuscheiden, welches als vegetabilischer Faserstoff, also als ein orga- nisches Gebilde und nicht als chemischer Stoff, betrachtet werden HI. Der Lebenssaft. S. Allg. Betrachtung. der org. u. chem. Bestandth. 208 muss. Das Elastingerinnsel erscheint in mancherlei Veranderungen als Federharz (Cautschuk) oder Klebharz, und zeigt durch die harz- áhnlichen Eigenschaften einen Uebergang zu dem Fettwachse der Kügelchen. Die organische Elasticitat des Lebenssaftes ist in dem Elastin begründet. Ausser dem Elastin, als eigentlich organischem Bestandtheile, finden sich noch Gummi, Eiweiss, Zucker und Salze, in Form chemischer Auflósungen, in dem Lebenssafte mit dem Plasma verbunden, die nach der Gerinnung im Serum bleiben. In einigen Pflanzen findet sich Gummi in überwiegendem Ver- haltnisse, wie bei den Guttiferen und den Artocarpeen. Bei andern ist dagegen Eiweiss überwiegend, wie bei dem Melonenbaume (Ca- rica). : In den Milchsáften scheinen beide DBestandtheile dazu zu die- nen, den Saft so dickflüssig zu machen, um die grosse Menge Kügel- chen schwebend erhalten zu kónnen. | Ausserdem unterscheiden sich die Milchsáfte der verschiedenen Pflanzen dadurch, dass bei einigen, wie bei deni Feieenbaume und bei'm Kuhbaume, die Masse der Kü- zelchen und die Menge des Wachsfettes überwiegend, bei anderen hingegen viel weniger Kügelchen, aber ein grósserer Gehalt an Elastin (Cautschuk) vorhanden ist. : Das flüssige Plasma ist der bildende Stoff des Lebenssaftes, wor- aus sowohl die Ernahrung der organischen Substanz der Pflanze, als auch die Absonderungen der verschiedenen Stoffe in derselben entste- hen. Daher wird das Plasma bei der Ernahrung, dem Wachsthum, den Secretionen verbraucht, wahrend die Kügelchen in den Gefassen ohne bildende oder andere Lebensausserungen zurückbleiben, wie man sie in den Gefàssen der reifen Peigenfrüchte z. B. so deutlich sieht. Das Material für alle Stoffbildung in der Pflanze also nicht min- der, wie das Material für das organische Wachsthum, kommt vom Plasma her, und daher scheint es, als wenn die verschiedene Stoffbil- dung für die einzelnen Secretionen, wenn auch nicht vorgebildet, doch 3 204 C. H. Scnurrz, das System der Cyklosc. im Lebenssafte vorbereitet würde, woraus dann die bei mehreren Pflanzen hervortretenden chemischen und medicinischen Eigenschaf- ten der Milchsáfte, insoweit sie namlich diesen Sáften selbst angehó- ren, erklarlich werden. Das Plasma ist zugleich der allgemeine Lebensreiz für die Gefásse und die Pflanze überhaupt. Die Kügelchen kónnen unveràndert vor- handen sein und die Pflanze welkt doch, wenn das Plasma z. B. durch Frost oder Hitze seine Lebensthátigkeit verloren oder verringert hat. Die Gerinnung ist ein ganzliches Absterben des Plasma, daher die cigenthümliche tódtende Wirkung des Frostes, wodurch der Lebens- saft gerinnt (Natur der lebendigen Pflanze. Th.II. S.177). Auf keine der sonstigen secernirten Flüssigkeiten (das Gummi, die Balsame, die àtherischen Oele) hat die Temperatur eine solche Wirkung. Betrachten wir die Entstehung des Lebenssaftes aus dem Holzsaft und die Umbildung des letzteren, so findet sich, dass der Holzsaft schon die Elementarflüssigkeit darstellt, in welche die organisirten Bestand- theile des Lebenssaftes sich hineinbilden. Die Bestandtheile im Serum des Lebenssaftes finden sich schon im Holzsafte vorgebildet. Diese Bestandtheile sind: die vegetabilischen Sauren, das Gummi, der Zuk- ker und die Salze. Gummi, Zucker und vegetabilische Sàuren sind im hohen Grade oxydirte Stoffe, aus denen sich durch Desoxydation die mehr desoxydirten (carboganisirten und hydroganisirten) organi- schen Producte, woraus die Kügelchen, mit dem Wachsfett und das Elastin entstehen, entwickeln. Der Respirationsprocess der Pflanzen beruht daher im Wesentlichen auf Aushauchung des Sauerstoffs aus den oxydirten Stoffen des Holzsaftes durch die blattartigen Theile (Natur der lebendigen Pflanze. Th.II. S.585 f£). Damit beginnt auch die Kügelchenbildung und die Umbildung des Holzsaftes in Lebens- safl. Diese ist also mit dem Respirationsprocess vom Lichte abhángig, und daher sehr gering in den im Finstern auf wachsenden gebleichten, II. Der Lebenssaft. S. Allg. Betrachtung. der org. u. chem. Bestandth. 205 und in den keimenden jungen Pflanzen. Je starker das Licht und die dadurch begünstigte Desoxydation des Holzsaftes wirkt, desto mehr tritt die Kügelchenbildung bis zum Milchigwerden des Lebenssaftes hervor. Aus diesem Grunde scheinen die Tropengegenden so reich- lich mit Pflanzen versehen, die einen milchigen Lebenssaft in so gros- ser Menge enthalten, dagegen in den gemàssigten Zonen wenige, in den Polarkreisen vielleicht gar keine milchenden Pflanzen vorkom- men. Die Kügelchen- und Elastinbildung ist so gut in den nicht mil- chigen, wie in den milchigen Lebenssáften; das Milchigwerden ist eine blosse Steigerung der Kügelchenbildung im Lebenssafte, wie wir den- selben Unterschied der Farbe, auf gleicheW eise erzeugt, in der Lymphe und im Chylus der Thiere sehen. 206 C. H. Scnvcrz, das System der Cyklose. Dritter Abschnitt. i Die Lebenssaftgefüsse (vasa laticifera). $ 55. Von allen anderen inneren Organen der Pflanze sind die Lebens- salteefásse durch die gleichfórmigen glasartig durchscheinenden Wan- dungen, durch ihre grosse Contractilitàt und durch die netzfórmigen Anastomosen ihrer Verzweigungen unterschieden. Dass sie ungeach- tet dieser auffallenden Charactere so spàt entdeckt und ihre Existenz nachher noch so hàufig bezweifelt worden ist, scheint vorzüglich darin zu liegen, dass diese Gefasse durch die beiden erstgenannten Eigen- schaften im Stande sind, sich so sehr zwischen den übrigen Organen zu verstecken, dass sie sich wenig bemerkbar machen, ungeachtet sie frei daliegen, besonders in denjenigen Entwickelungszustaànden, wo ihre Lebensthátigkeit und ihre Contractilitàt am gróssten ist, so dass sie dann durch ihre Feinheit und Durchsichtigkeit fast unsichtbar wer- den, wenn nicht eine kórnige Beschaffenheit ihres Inhaltes, des Le- benssaftes, ihr Dasein anzeigt. Und selbst hier kann. man noch wie- der zweifelhaft werden, ob der in aderfórmigen Streifen daliegende oder fliessende Saft auch wirklich in Gefassen enthalten ist oder nicht, vielmehr in nackten Gàngen zwischen Zellenlücken sich befindet, wie man denn früher wirklich sogenannte Intercellulargànge für den Milch- saft anzunehmen sich genóthigt sah, so lange man den Bau der Le- benssaftgefásse nicht kannte. Mit einer genaueren Kenntniss dieses Baues indessen schwinden alle diese Zweifel, die sich auch in den Fallen des schwierigsten Auffindens darbieten móchten, da man nun III. Die Lebenssaftgefüsse. 1l. Die Gefüssnetse. 207 die Umstande kennt, auf welche man bei der Beobachtung seine Auf- merksamkeit zu richten hat, $o dass man mit diesem Wegweiser alle früher dunkeln Pfade auf diesem Gebiete sich aufklaren sieht. Die obgenannten verschiedenen Eigenschaften der Lebensgefasse sprechen sich unter den verschiedenen Verhaltnissen derselben in so mannichfaltigen Veranderungen aus, dass es schwer ist, ein festes Bild, das alle Eigenschaften zugleich umfasst, in kurzen Zügen von. diesen Gefassen zu geben, weil sich an einem und demselben Gefásse kaum alle Eigenschaften in gleichem Grade ausgebildet beisammen finden, und man muss sich zunàchst an hervorstechende einzelne Merkmale halten, um dann von diesen aus den Gesammtcharacter durch alle Eigenthümlichkeiten weiter zu verfolgen. Einer der vorstechendsten Charaktere der Lebenssaftgefasse ist ihre netzfórmigeV erbindung durch Anastomosen , mit deren Beschreibung wir beginnen wollen. 1. Die Gefüssmetze. $ 906. In durchsichügen lebenden Pflanzentheilen, worin man die Cy- klose durch's Mikroskop beobachtet, sieht man ohne Schwierigkeiten die netzfórmigen Anastomosen der Stróme. Wenn wir die Tab. XXX. Fig.1.u.2. gegebenen Abbildungen der Saftstróme im lebenden Kelch- blatte von Sagittaria sagittifolia und in der lebenden Stipula von Acer platanoides betrachten, oder die Abbildung zur Hand nehmen, welche ich. von den durchscheinenden Schotenklappen und den Kelchblátt- chen- von Chelidonium maius schon im Jahre 1824 gegeben habe (Ueber den Kreislauf des Saftes im Schóllkraut. Berlin 1824), oder, was leicht zu jeder Jahreszeit peschehen kann, wenn wir eine Stipula von Ficus elastica in zwei Blàátter spalten und diese durch's Mikroskop betrachten, so erkennen wir leicht, dass ein Netz von Canàlen das zwischenliegende Zellgewebe durchzieht (vergl. 4nnales des sciences natur. 1851. T.75. Pl.1.2.). Allein die anatomische Absonderung 208 C. H. Scuvrrz, das System der Cyklosc. dieses Gefássnetzes aus dem Zusammenhange der übrigen Gewebe, wodurch der Bau der Gefásse selbst sich erst klar vor Augen stellt, hat grosse Schwierigkeiten, und ungeachtet man aus den verletzten Gefássen den Saft mit Lebhaftigkeit ausstrómen sicht, ist an frischen Pflanzentheilen die Práparation der Gefásse fast ganz unmóglich und gelingt hier nur in wenigen besonderen Fállen auf unvollkommene Weise, so dass man nur einzelne Gefássstücke, nicht den ganzen Zu- sammenhang erkennt, wie er sich bei der Saftbewegung darstellt. Die Gefasse verlaufen nàmlich so geschlàngelt und nach allen Seiten hin ausgebreitet, dass durch Langsschnitte, auch wenn sie parallel mit der Hauptrichtung der Gefasse geführt werden, diese dennoch in den ver- schiedensten Richtungen durchschnitten werden, wobei denn die ver- wundeten isolirten Stücke, jemehr sie noch contractibel sind, um so mehr sich zusammenziehen, ihren Safüinhalt austreiben und nun we- gen ihrer Feinheit und Durchsichtigkeit zwischen den Zellen schwer oder gar nicht zu erkennen sind. Nur von grósseren weniger con- tractilen Gefassen kann man auf diese Art Bruchstücke darstellen. Wir waàhlen als Beispiel den in der Richtung der Markstrahlen geführten Laàngsschnitt von Euphorbia atropurpurea (Vab.VI), weil hier, wie bei allen fleischigen Euphorbien, in der mehrjáhrigen Rinde die isolirten Lebensgefásse álter werden, ohne einzuschrumpfen: und abzusterben. Man erkennt hier neben den Spirálgefássen nach aussen ein Bündel von Lebenssaftgefassen (e), das nach innen in eine junge Cambium- schicht sich verliert, und deren einzelne verwundete Gefásse gróssten- theils ihren Saft entleert haben, so dass sie zu durchscheinenden Róh- ren contrahirt sind, deren Bàu man nicht genauer erkennt. . Wenige Gefasse sind in dem Bündel, die noch etwas Saft enthalten. Dagegen verbreiten sich von hier aus durch die markige Rinde àltere Gefasse mit geringerer Contractilitat,. deren Structur man. noch deutlich. er- kennt, wobei man zugleich sieht, auf welche Art diese Gefasse bei hk III. Die Lebenssaftgefüsse. |. Die Gefüssnetsze. 209 Langsschnitten frischer Pflanzentheile überhaupt sich darstellen. Man sieht hier nàmlich in dem Rindenzellgewebe verschiedene durch den Schnitt aus ihrem Zusammenhange getrennte Stücke grósserer Lebens- safteefasse (e. 1. bis e. 7.). Alle nehmen ihren Ursprung von dem Spi- ralgefássbündel und der Cambiumschicht aus, und verlaufen in der Richtung nach den warzenfórmigen Vorsprüngen auf der Rinde, wor- auf die Dornen sitzen. Da die Dornen verkümmerte Blàtter sind, so scheinen die hier in der markigen Zellensubstanz der Rinde verlau- fenden Lebenssaftgefasse mit denen vergleichbar zu sein, welche bei anderen beblatterten Pflanzen unmittelbar in die Blàtter gehen, daher sie denn hier zum Theil noch von Spiralgefàssen, àhnlich wie in den Blattadern, begleitet sind (d). Die Blattorganisation und Blattfunction hat sich hier in die Rinde zurückgezogen, die als eine aufgeschwollene Blattsubstanz anzusehen ist, so dass die Blattgefassnetze hier in der Rinde zu sehen sind. In dem Zustande aber, wie der Schnitt hier die Gefasse bloss gelegt hat, ist weder die Verzweigung, noch die netz- formige Verbindung mehr im Zusammenhange, und die feineren Ge- fassnetze haben sich zwischen den Zellen so versteckt, dass sie aus der Tiefe nicht hervortreten. . Ein vollstandiges Bild von dem Zusammen- hange dieser Gefassnetze erhàlt man, wenn sie durch Maceration vol- lig aus der Ründensubstanz gesondert sind (Tab.V. Fig. 1.). 6 51. Der einzige Fall, wo. man ohne. weitere künstliche Praparation die Lebenssaftgefasse einigermaassen im Zusammenhange isoliren kann, ist bei den reifen Früchten mehrerer Pflanzen , deren markiges Zellgewebe. sich aufzulósen anfangt, so dass auch die Gefásse nun freier werden, und mit leichter. Mühe aus dem Zusammenhange mit den andern Theilen gelost werden kónnen. Diess geschieht ziemlich leicht in der reifen Frucht von Musa paradisiaca, Carica Papaya und Vol. XVIII. Suppl. II. 97 210 C. H. Scuuriz, das System der Cyklosc. Ficus Carica. Morren hat die Lebenssaftgefasse: aus der Feigen- lrucht sehr gut abgebildet. In den meisten übrigen F'állen bei andern Pflanzentheilen muss man, um die Lebenssaftgefasse im Zusammen- hange abzusondern, zur künstlichen Maceration der Pflanzentheile in Wasser seine Zuflucht nehmen, wodurch eine àhnliche Lósung der verschiedenen Theile erfolgt, wie in den reifen Früchten. Weiter als bis zu einem einfachen Zerfallen der 'Theile darf man die Maceration aber nicht treiben, sonst werden die Gefasse selbst sehr leicht zerstórt, die von einer Zartheit des Baues sind, welche beinahe alle anderen inneren Theile der Pflanze übertrifft. | Mit Hülfe von Pinsel und Pin- cette lassen sich auf diese Art die Gefássnetze ganzlich vom anhangen- den Zellgewebe reinigen und auf's schónste im natürlichen Zusam- menhange isolirt darstellen. Die Maceration hat für die leichtere Auf- findung der Lebenssaftgefasse bei vielen Pflanzen zugleich den Vor- theil, dass sich der Lebenssaft nach der Gerinnung mehr oder weni- ger auffallend fárbt, z. D. rothbraun bei Caladiwm. esculentum, Musa paradisiaca, graubraun bei manchen Asclepias-Arten u.s.w. Auf | diese Art war schon früher durch die durchscheinende Fürbung die Anwesenheit der Lebenssaftgefásse, freilich ohne ihren Bau nàher zu erkennen, bei mehreren Pflanzen bemerkt worden, und namentlich war Moldenhawer bei'm Schóllkraut, bei Musa, bei Asclepias fru- licosa auf dieselben aufmerksam geworden. Hill (Construction of timber. London 1774. tab. 15) bildet dergleichen rothgefarbte Bündel als einfache Gefasse bei Piscidia Erythrina ab. Der Gallussauregehalt des Lebenssaftes bei Musa paradisiaca hat mir ein Mittel an die Hand gegeben, den Verlauf der Lebenssaftgefasse in dem durchscheinenden Zellgewebe der Blaustiele und Früchte der lebenden Pflanze nach dem Aufhóren der Bewegung leicht zu erken- nen. lch setzte namlich Blattstiele und. Früchte von Musa in eine verdunnte: Auflósung von Eisenvitriol und von Eisenchlorid. n bei- III. Dei Lebenssaftgefásse. 1l. Die Gefüssnetsze. 211 ben Fallen zeigte sich allmalig eine schwarzblaue Fàrbung des Lebens- saftes, wodurch schon bei schwacher Vergrósserung der Verlauf der Lebenssafigefasse sehr kenntlich wurde, wenn ich eine Lamelle aus dem Blattstiele oder der Frucht betrachtete. Die Eisenauflósungen ziehen sich freilich nur langsam in die Gefásse hinein, allein sie fárben dann doch nur die Gefasse; das Zellgewebe scheint nicht gefárbt. Ein vollstandiges Bild von diesen Gefássnetzen im Allgemeinen erhalt man, wenn man sie aus der Rindenschicht des Stengels der Cichoraceen und Campanulaceen betrachtet, wo sie sich sehr rein vom Zellgewebe sondern lassen. Die Figuren der ersten und zweiten Tafel geben eine Anschauung davon. Die Gefàsse sind hier ganz unverletzt erhalten, der Inhalt von Lebenssaft erhalt sie 1n ihrer verhaltnissmassi- gen natürlichen Ausdehnung, was in Langsschnitten frischer Pflanzen nie zu erreichen ist. "Tab. I. Fig. l. ist das Rindengefassnetz aus dem Stengel von Sonchus palustris abgebildet. Man sieht hier zwei paral- lele Bündel von Lebenssaftgefassen verlaufen, welche den Spiralgefass- bündeln, an deren ausserer Seite sie liegen, entsprechen, ahnlich wie es im Querdurchschnitt bei Tragopogon porrifolius in. -Mém. sur la circulation, tab. 7. fig. 9, wo die Lebenssaftgefassbündel mit « bezeich- net sind, abgebildet ist. Die einzelnen Gefasse jedes Bündels sind nur unter sich durch querlaufende Anastomosen vielfach verbunden, wo- durch das Gefassnetz entsteht. Aber nicht bloss die einzelnen Gefasse eines Bündels hangen netzfórmig durch einfache Queràste zusammen, sondern von Stelle zu Stelle sind auch die ganzen Bündel, welche sonst gesondert neben einander verlaufen, selbst noch durch ein Quernetz von Gefáàssen vereinigt, so dass sich das ursprüngliche Netz einfacher Ge- fasse zugleich in einer netzfórmigen Verbindung der Bündel wiederholt, und hierdurch alle Bündel der ganzen Rinde bei den Cichoraceen zu einer gemeinsamen Gefasshaut zusammenhangen, die sich im Ganzen sehr wohl erhalten an gut macerirten Stücken von dem Holzkorper * 212 €. H. Scuurrz, das System der Cyklose. abziehen lasst. Ein grósseres Stück dieser Gefasshaut habe ich von Sonchus Plumierii Tab.ll. Fig.3. abgebildet, wo «a« drei Bündel und bbb die Quernetze, wodurch die Bündel zu einer Rindenhaut zusam- menhangen, darstellen. Wo sich die ursprünglichen Gefassbündel der Dichorgana bereits zu Ringen seitlich verbunden haben, da bilden die Lebenssaftgefasse ein Netz von ganz gleich grossen Maschen, das zu einer gleichfórmigen Gefásshaut um den Holzring zusammenhangt, wie es Tab.I. F'ig.3.u.4. von Campanula carpathica und Campanula speciosa abgebildet ist. Die Maschen der Lebensgefassnetze sind um so weiter, je grósser die Gefaásse selbst sind, und daher gleichfórmig eross bei gleich grossen Gefassen, wie bei Papaver somniferwum, P. nudicaule, P. dubium; gleichformig klein bei kleinen Gefassen, wie bei T'ropaeolum maius, Bocconia cordata (Vab. XVII. Fig.2.4.), Faleriana officinalis (Tab. XXVII. Fig.2), Struthiopteris germanica (Tab. VII. Fig.a). In sehr vielen Bündeln und Schichten findet man aber gróssere und kleinere Gefásse beisammen, besonders in den leicht verholzenden und strauchartigen Stengeln, und dann auch Maschen von verschiedener Grósse, die in einander übergehen, wie man bei Campanula. carpathica und Campanula speciosa (Vab.1. F'ig.3.4.), bei Sonchus fruticosus (Tab.l. Fig.2.)), Euphorbia atropurpurea (Tab. V. Vig.2), Iris germanica in der Frucht (Tab. VIII. Fig.4.), Orchis lati- [olia (Tab.IX. Fig.2), Caladium pinnatifidum, Arum purpurascens, Arum maculatum, Zrum macrorhizon (Vab. XI. Fig.2.3.4.5.), Cala- dium esculentum, Dracaena Draco (Vab. Xll. Fig.2.3.), bei Rheum Rhaponticum (Tab. XV. l'ig.9,5.), bei Chelidonium maius (Tab. XVI. Fig. 2), bei Rhus Coriaria (Tab. XX. Fig.4.), bei Fubia tinctorum und Atubus Hdaeus (Vab. XXV. Fig.2.4.), und bei vielen andern deut- lich sieht... Die grósseren Gefassnetze verzweigen sich allmálig in die kleineren, doch lassen sich die feinsten Maschen durch Maceration sehr schwer und nur in den Fallen erhalten, wo sie sich auf den Zellen III. Die Lebenssaftgefásse. 1. Die Gefüssnetse. 218 verbreiten und mit diesen in Verbindung bleiben, wie bei Caladium eseulentum vorzüglich schón zu sehen ist (Tab. XII. Fig.2.). S 58. Nicht leichter gelingt es, die Maschen der Netze vollstandie zu erhalten, indem die seitlichen. Anastomosen oft zerreissen und dann blosse Verzweigungen erscheinen, wie ich dergleichen von Angelica A rchangelica (Tab. XXI. Fig.2.a.), von Impatiens Noli tangere (Tab. XXIII. Fig.2), von Gingko biloba (Tab. XXIV. Fig.4), Iris germa- nica (Tab.VIII. Fig.4.) abgebildet habe, und wie sie sich ausserordent- lich haufig bei der Praparation der Gefasse durch Zerreissung der Netze finden. So sind in diesem Zustande abgebrochener Verzwei- gung die Lebenssaftgefasse im Zustande der Expansion sonst ganz naturgetreu aus Atubia tinctorun von Decaisne abgebildet worden (Recherches anat. et phisiolog. sur la Garance. Bruxelles, pl.9. fig.1.). W^ kleinere Gefasse aus grósseren entspringen, lósen sich die erste- ren oft ganz ab, und dann erscheinen die grósseren ganz einfach und unverastelt, was ebenfalls sehr haufig zu sehen ist. Die Form der Netze ist sehr verschieden durch die Richtung, in welcher die anasto- mosirenden Verbindungszweige von den Stammen abgehen. | So er- scheinen die Maschen zuweilen quadratisch oder vieleckig, wenn in kurzen Absatzen rechtwinklige Queràste abgehen, wie in den Ver- bindungsnetzen der Bündel bei den Sonchus- Arten (Tab.I. Fig. 1.2.), im Parenchym der Frucht von Zris germanica (Tab. VIII. Fig.4.), im Rindenzellgewebe von Menyanthes trifoliata (Mém. sur la circulation pl. 8. fig.11.), bei Ipomoea purpurea (Mém. sur la circ. pl. 8. fig. 8.). Sehr haufig bilden die Maschen lange Rechtecke durch die in grósseren Absátzen rechtwinklig querübergehenden Verbindungsaste, besonders in solchen Pflanzentheilen, wo die Làngsgefàsse durch Zell- gewebe von einander getrennt sind, wie in der Wurzel von Papaver nudicaule und Papaver somniferum (TVab.IlL. F19.2.4)), in der Frucht 214 €. H. Scuvcrz, das System der Cyklose. von Phoenix daclylifera (Tab. X. Fig.2.), im Blattstiel von rum ma- erorhizon (Tab. XL. Fig. 5.), im Blatstiel von. Caladium esceulentum und von Dracaena Draco (Tab. XII. Fig.2.3.), und in der Rinde der Campanula- Arten und. Cichoraceen. Dei weitem in den meisten Fallen aber, wo die Langsgefasse in Bündeln dicht nebeneinander liegen, gehen die V erbindungszweige in mehr oder weniger spitzen Winkeln ab und liegen oft langere Strek- ken dicht neben den Stámmen, so dass hierdurch überall elliptische Maschen entstehen, wie man dergleichen bei Struthiopteris germanica (Tab. VII. Fig.a.), bei Paeonia officinalis (Tab. XIV. Fig. &), bei Bheum Rhaponticum (Vab. XV. Fig. 5, b.), bei Chelidonium maius (Tab. XVI. Fig.2), bei Tropacolum maius (Tab. XVI. F'ig.4.), bei Cochlearia A rmoracia, Brassica oleracea, Mimosa pudica (Tab. X VII. Lig.2.3.5)), ferner bei den meisten Doldenpflanzen, wie Angelica A rchangelica (Vab. XXL. Fig.2,5. und F'ig.4.5.), Cícuta virosa (Tab. XXII. Fig.2.), bei Terebinthaceen, wie Khws und Schinus (Tab. XX, Vig.2.4.) deutlich sieht. In den meisten dieser Fàálle erscheinen die in Bündeln beisammen liegenden Gefásse als gestreifte Parthieen, in denen man die einzelnen Gefasse und deren Anastomosen erst dann deutlich. unterscheidet, wenn man die Gefàásse des Bündels seitlich auseinanderzieht und in Wasser ausbreitet. Diese Operation ist auch bei den Gefaássen der Rindenschichten hàufig nothwendig, um die Sonderung zu vervollstandigen. 2. Die Wandungen der €CGef'iüsse. S 959. Die Wande der Lebensgefásse sind aus glasartig durchsichtigen zanz farblosen Membranen gebildet, worin durchaus weder Puncte, noch Striche, noch Kreise oder Vertiefungen vorkommen, welche sich auf den Zellenwandungen so hàufig zeigen. Das kórnige Anse- hen erhalten sie nur von dem cingeschlossenen Lebenssafte, und wo IHI. Die Lebenssaftgefüsse. 2. Die Wandungen derselben. 215 dieser entleert ist, tritt sogleich die glasartige Durchsichtigkeit der Wande hervor. Durch diese sieht man daher die Kügelchen und Gerinnsel des Lebenssaftes überall klar durchschimmern und man kann die mit Saft erfüllten und die leeren Stellen überall deutlich un- terscheiden. Man vergleiche in dieser Beziehung die Gefàsse von Papaver. dubium, Papaver. somniferum und. Papaver. nudicaule (Tab.lII. Fig.2.3.4.), von Ephedra distachya und Pinus Strobus (Tab. IV. Fig.2.4), von Euphorbia atropurpurea (Tab.V. Fig.1.), von Del- phinium elatum(Tab. XIV. Fig.9.), von Chelidonium maius (Tab. X V. Fig.2.a.), von Cicuta virosa (Tab. XXII. Fig.2.)), von Gingko biloba (Tab.XXIV. Fig.4). Die Gefassmembran ist zwar im Aligemeinen ausserst zart, doch ist ihre Dicke hàufig grosser, als man nach der Durchsichtigkeit meinen sollte. Besonders stark werden die Gefass- wandungen bei denjenigen Pflanzen, wo die Gefasse sehr alt werden, ohne zu verholzen oder einzutrocknen, wie in den fleischigen Rinden der Euphorbiaceen und Asclepiadeen. Man erkennt die Starke der Wandungen theils auf den Querdurchschnitten, wo sich die dickeren als doppelte Kreise darstellen, wie bei Euphorbia atropurpurea (Tab.V. Fig.2.a), bei Sambucus. Ebulus (Mém. sur la circulation. Tab. 9. fig. 9. a. d.); theils auch bei den Langsansichten der Gefasse, die noch Saft eingeschlossen enthalten, um den sie sich fest contrahirt haben, an der Grósse des hellen Raumes, der zwischen der ausseren Grenze des Gefasses und dem eingeschlossenen Saft auf beiden Seiten er- scheint. Dieser helle Raum sticht haufig gegen das undurchsichtige Dunkel des kórnigen Saftes im Innern sehr stark ab, so dass die Dicke der Gefasswandung sehr deutlich dadurch hervortritt. Man vergleiche in diesem Betracht die grossen Gefassstámme bei Euphorbia atropur- purea (Tab. V. Fig.1. und Tab. VI). Die Gefàsse aus der Wurzel von Papaver dubium, Papaver somniferum (Vab.IlI. Pig.3.4.), die Ge- fásse aus der Rinde von Pinus Strobus (Tab.IV. Fig.4). Die grósseren 216 C. H. Scuurrz, das System der Cyklose. Gefasse von Delphinium elatum (Tab. XIV. Vig.5.). Bei den grossen Gefassstammen von Zuphorbia atropurpurea, die einen Durchmesser von 0,015 Linien — circa 's Linien haben, betragt die Dicke der Gefasswandung *5ss Linie auf jeder Seite des Saftes, also ohngefahr '5 der ganzen Gefassdicke. Die Wandungen sind hier dicker, als der ganze Gefassdurchmesser vieler kleineren Gefásse.. Auch in der Wur- zel des Schóllkrauts und der Mohnarten haben die Lebenssaftgefasse ziemlich dicke Wande, ebenso in der Rinde von Pznus Strobus, in der Rinde und dem Mark von Sambucus Ebulus, in den alteren Blattern der Pàonien.. Dagegen aber bleiben bei den meisten Pflanzen die Ge- lasswande àusserst dünn und zart, so dass sie weder in der Langs- ansicht, noch auf dem Querdurchschnitt als Grenzen von bemerkbarer Breite erscheinen. | So behalten selbst die ausgedehnteren Gefasse der Syngenesisten, der Campanulaceen, der Aroideen, Liliaceen, Irideen und Polygoneen immer im hohen Grade dünne Waànde. Die dicke- ren Wande wachsen nie in Schichten an, wie die Bastzellen, sie er- scheinen ferner gleichfórmig dick und haben daher nach Entfernung des Saftes nie ein punctirtes oder mit Erhóhungen und Vertiefungen gezeichnetes Ansehen. | Die Gefásswande bleiben weich und biegsam, auch wenn sie ihre Contractilitàt verloren haben; doch ist ihre Záhig- keit und F'estigkeit sehr gering und die Lebensgefasse gehóren daher zu den sehr leicht zerstórbáren Pflanzentheilen, welche sich in diesem Betracht mit den Spiralgefassen und den Bastzellen ganz und gar nicht vergleichen lassen. 3. Verzwelgumngen der Lébenssafigefüsse. $ 60. o5 Der Grundtypus der Lebenssaftgefásse ist die Netzform, ohne eigentliche baumfórmige Verástelung, wie bei den grossen Gefassen der Thiere. Wo indessen Netze von feineren Gefassen aus den grósseren sich hervorbilden, da tritt eine Verbindung kleinerer und III. Die Lebenssaftgefásse. | 9. Verzweigungen. 217 grósserer Gefasse ein, welche auch bei vólliger Integritàt der Netze mit einer baumfórmigen Verzweigung Achnlichkeit erhalt, wie man diess z. B. bei den Lebenssaftgefassen von Sonchus fruticosus (Tab. I. Fig.2.) und Campanula speciosa (Vab.1. Fig.4.) sehr auffallend bemerkt. Wenn nun, wie dieses sehr haufig stattfindet, durch Obliteration der Verbindungsàste spater die netzfórmigen Anastomosen der àlteren Gefásse sich auflósen, so tritt das Ansehen einer vollstàndigen Ver- zweigung ein. Diese sieht man schon hàufig bei den Doldenpflanzen, wie 4fthamanta Üreoselinum, Cicuta virosa (Tab. XXII. Fig.2., den Terebinthaceen, Ahus Coriaria (Tab. XX. Fig. 4), aber deutlicher tritt eine solche Verzweigung bei den Nadelholzern ein, wie ich sie aus Pinus Strobus (Tab.IV. Fig.4.) abgebildet habe. Auch. Ephedra distachya zeigt àhnliche Verzweigungen (Tab.IV. Fig.2.. Sehr auf- fallend erscheint sie auch bei den fleischigen Asclepiadeen und Euphor- bien (Tab.V. Fig. 1.), Euphorbia atropurpurea. | Ueberall aber be- merkt man hier, dass die letzten Zweige sich nicht endlos weiter ver- asteln, sondern immer in feinere Netze übergehen und durch diese geschlossen sind. Alle diese Ramificationen lassen sich also wieder auf die rein peripherischen Netze zurückführen; denn die Stamme, woraus die Zweige entspringen, sind ursprünglich schon vielfach und vereinigen sich nie zu wahren Centralpuncten, wie dieses durch die Entwickelungsgeschichte der Lebenssaftgefasse noch deutlicher wird, woraus sich ergibt, dass die Stàmme, aus denen die feineren Netze entspringen, allmális ihre lebendige Beziehung verlieren und anstatt Gentralpuncte des Ganzen zu werden, vielmehr absterben und ein- trocknen. Meyen hat von Hoya carnosa die dickwandigen ver- zweigten Lebenssaftgefàsse als veràstete F'aserzellen (Neues System der PHanzenphysiologie. I. Taf. VI. F'ig.6.8.), und hinwiederum aus Cero- pegia. aphylla Bündel von schnurgeraden Bastzellen als eigene Gefasse (Lebenssaftgefàásse) abgebildet (iBend. Taf. VI. Fig. M " also durchgàngig Vol. XVIII. Supp!. II. 218 ...€, H. Scnurrz, das Systém der Cylklose. beide ihrer ganzen Entwickelungsgeschichte und ihrer Form nach so verschiedenartige Organe verwechselt und. durcheinander geworfen. Wer einmal die Netze kennt und auf deren Zusammenhang aufmerk- sam ist, wird solche Verwirrungen leicht vermeiden, wodurch man beweisen will, dass die Lebenssaftgefásse aus Bastzellen entstanden. - , 4. Altersverschiedenheiten und Entwickelungsgeschichte. $ 61. Man bemerkt sehr bald, dass der Lebenssaft bei jüngeren und alteren. Trieben der Pflanzen in Gefássen von verschiedener Beschaf- fenheit enthalten ist, die sich z. B. aus alteren Theilen viel leichter als aus jüngeren darstellen lassen. In einer ganz jungen F'eigenfrucht, obgleich sie bei Verwundungen mehr Milcehsaft ergiesst, als áltere Früchte, wird man nur mit Mühe die feinen Lebenssaftgefasse erken- nen, wogegen es leichter ist, aus einer reifen Fl'eige die weiter ausge- bildeten Gefasse darzustellen, obgleich diese bei Verwundungen wenig oder gar keinen Milchsaft mehr ergiessen. Ein àhnliches Verhüàltniss lindet sich in allen jüngeren und alteren Pflanzentheilen, den Trieben der Zweige, den Blattern, den Wurzeln, den Rindenschichten, im jungen und alten Zustande. . Je grósser die Kraft ist, mit der die jün- geren Theile den Saft bei Verwundungen austreiben, desto feiner und unscheinbarer sind. die Lebenssaftgefaásse, die sich durch die ganzliche Entleerung ihres Inhaltes mittelst starker Contraction so weit zusam- menziehen,, dass man sie wegen ihres gleichfórmigen durchscheinen- den Ansehens schwer erkennt, und noch schwerer isoliren kann. Man sieht solche. Gefasse aus den jungen Wiurzelspitzen von ;4ngelica Archangelica (Tab. XXI. Fig. 2, a... Untersucht man von derselben Pflanze àltere Wurzeln, so findet man auch viel gróssere Gefasse (ibid. Lig.2, 5.), die nicht mehr allen Saft bei Verwundungen entleeren, son- dern mit Saft gefüllt bleiben und dadurch ein ganz anderes kórniges Ansehen erhalten. | In. noch álteren. Pflanzentheilen findet man. den IHI. Die Lebenssaftgefásse. |. 4, a. Contrahirte Form. 219 Lebenssaft in Gefassen, die sich der Lange nach in Absatze theilen und in Glieder abschnüren, welche; ohne dass sich. das Mindeste von Saft daraus durch: Contraction'entleerte , àusgedehnt bleiben, wie man dergleichen aus Cieuta virosa. (Tab. X XII. Fip.2,e)) sieht, und wie sie in dem Mém. sur la circ. Pl. IH. fig. 5. aus einer alteren. Wurzel von Glycine 4pios abgebildet sind. Wir haben diese drei verschiedenen Formen der Lebenssaftgefasse «durch die Namen der contrahirten (vasa laticis contracta), der expandirten (vasa laticis expansa), und der articulirten Gefasse (vasa laticis articulata) unterschieden, und halten diese Unterscheidung zur Charakteristik der Entwickelungsstu- fen dieser Gefàsse nicht minder, wie zur Aufklàrung ihres oft isolir- ten oder vereinten Vorkommens in verschiedenen Organen naturge- mass fest... Eine Anschauung aller drei Formen im Zusammenhange sieht man an Sonchus fruticosus (TVab.l. Fig.2.). &. Die contrahirten Lebenssaftgefásse (easa laticis contracta). ' $62. : Die lebendigen Haupteigenschaften der Lebenssaftgefásse, das Contractionsvermógen oder die vegetabilische lrritabilitát, treten bei dieser Gefassform am stárksten' hervor. Man kann als ihren wesent- lichen. Charakter angeben, dass sie der ganzen Lànge nach contrahirt sind, aber einzelne expandirte Stellen zeigen. Haufig bemerkt man. diese Gefásse der ganzen Ausdehnung nach gleichfórmig zu feinen cylindrischen Róhren contrahirt, die entweder allen Saftinhalt oder doch alle grósseren Kügelchen bei Verletzungen entleeren, so dass sie ein ganz durchscheinendes oder vom geronne- nen Saftplasma hóchst fein gekórntes Ansehen haben. Der Lebens- saft in diesen Gefássen enthalt überhaupt noch wenig Kügelchen. Die Saftcyklose in der lebenden Pflanze. ist. in diesen. Gefassen am lebhaf- testen... Untersucht man diese Gefàsse in Bündeln beisammenliegend, so haben sie das Aussehen einer gedehnten feinstreifigen Masse, in der * 220 . €. H. Scutriz, das System der Cyklosc. man nur an einzelnen. in ihnen eingeschlossenen Saftstreifen die Ge- lassnatur erkennt, wie z.D. bei Cecropia peltata (Tab. XIII. Fig.2, a.) Delphinium elatum (Tab. XIV. Fig.9,a.), Hheum Rhaponticum (Tab. XV. Fig.9,b.), Tropaeolum maius (Tab. XVII. Fig.4,5), Cochlearia d rmoracia, Brassica oleracea (Tab. XVII Fig. 2. 3.). Durch seitli- ches Auseinanderziehen der Gefàasse in solchen Bündeln oder Schich- ten kann man dann die einzelnen Gefasse deutlicher erkennen, wie bei Sonchus fruticosus, Campanula carpathica und. Campanula spe- ciosa (Tab. I. Fig. 2.3.4.) an den Parthieen der contrahirten. Gefasse klarer hervortritt. Bei genauer Beobachtung bemerkt man aber bald, dass diese Ge- [asse nicht überall gleichfórmig contrahirt sind, sondern dass sie an einzelnen. Stellen mehr oder wenig zu starken Erweiterungen an- schwellen, die sich durch den dunkeln kórnigen Saftinhalt bemerklich machen, wie man z. B. bei Sonchus fruticosus (Tab.1. Fig.2.) an den mit b. bezeichneten Stellen sieht. |. Auch beim Schóllkraut findet man hàufig solche angeschwollene Stellen der contrahirten Gefasse (Tab.X VI. l'ig.2,e), ferner bei 4ngeliea Adrchangelica (Tab. XXI. Fig.9,a.), bei Tvropaeolum maius (Tab. XVII. Fig.4,c). |. Oft sind lange Stellen con- wahirt und dann folgen starke Erweiterungen, wie bei 4£rum maeula- tum (Tab. XL. Fig.4,a.) zu sehen ist. Auf andere Art zeigt sich die Erscheinung bei den. Lebenssaftgefassen der Farrnkrauter, bei 4flso- phila (Mém. sur la circulation. Tab. XXII. fig. 2,b.), bei Struthio- pleris germanica (Tab. VIL. Fig. a.). Dieses Anschwellen. steigert sich dann so weit, dass man ganze Reihen von contrahirten und expandirten. Stellen hintereinander sich bilden sieht, wie bei den Gefassen aus der Wurzel von Angelica A rchangelica (Vab. X XI. l'ig.2,5.), bei Delphinium elatum (Tab. XIV. lig.9,a.). Diese Gefasse besitzen jedoch das Vermógen, nach Ent- leerung des Saftes sich. wieder vollig gleichfórmig zu durchsichtigen III. Die Lebenssaftgefásse. | 4, a. Contrahirte Form. 221 feinen Gefassen zusammenzuziehen, wie man an den langeren saftleeren Stellen bei Papaver dubium (Tab.I. Fig.3,a.) an den Gefassen desScholl- krauts und an vielen in dem /Mém.sur la circulation abgebildeten For- men leicht erkennt. Auch durch künstliche Entleerung des Saftes mittelst Drucks kann man dieganzliche Contraction der Gefasse leichtbewirken. S 63. Im Leben sieht man an der Saftbewegung in diesen Gefassen, besonders in den Haaren und einzelnen Zellen, dass diese Erweite- rungen der Zeit nach mit Verengerungen hintereinander abwechseln, und dass die Ausdehnungen einen viel hóheren Grad erreichen kón- nen, als man an macerirten Gefassen sieht. Auf der anderen Seite bemerkt man an lebenden Pflanzen, dass die Verfeinerung der contrahirten Gefassnetze in den Haaren und Zel- len weiter geht, als man sie durch Pràáparation abgesondert darzustel- len im Stande ist, wie man durch die Beobachtung der Cyklose in den Haaren der Campanulaceen sich überzeugt, wo nach dem Aut- hóren der Stróme die Gefaàsse ganz zu verschwinden scheinen, àhnlich wie bei den feinsten peripherischen Blutgefássen.in den Hauten der Thiere. Der Zusammenhang dieser feinsten Gefassnetze mit den grós- seren, durch Praparation darzustellenden, ist ganz ununterbrochen. Je feiner die Gefasse, desto grosser ist die Zahl der Anastomosen und desto dichter sind die Netze. Die contrahirten Lebenssaftgefasse haben eine grosse Elasticitat und lassen sich stark in die Lange ausdehnen, so dass sich die Maschen weit auseinanderziehen lassen und bei'm Nachlass der Gewalt wieder zusammengehen. Ursprümngliehe Emntwiekhelung. $ 64. Der Zustand der Contraction ist die erste Entwickelungsstufe der Lebenssafigefasse, der Keimzustand, in welchem sie bem Entstehen, 322 C. H. Scntvvrz, das System der Cyklose. vorzüglich in den jugendlichen Pflanzentheilen, angetroffen werden. An den Formen derselben sieht man. auf's deutlichste, wie unrichtig die Vorstellung einiger neueren Forscher. ist, dass alle: Gefasse aus sich aneinander reihenden. und ineinander óffnenden. Zellen entstehen sollten. Waàre dieses der Fall, so müssten ursprünglich erweiterte Raume da sein, die sich zu verengerten Róhren verlàngerten. Anstatt dessen sieht man hier aber umgekehrt, dass diese Gefasse ursprüng- lich vóllige cylindrische Canale darstellen, in denen sich spaterhin erst erweiterte Stellen bilden. Die ursprüngliche Entstehung der Gefásse ist keine andere, als dass mit der Scheidung der Keimsubstanz in feste und flüssige Gebilde die l'lüssigkeiten durch ihre Bewegung sich Gànge bilden, welche sich dann mit Wandungen umgeben. Sobald Wandungen da sind, sind es sogleich Gefásse und nie gehen Zellenhóhlen voran. — Diess zeigt die umfassendste Beobachtung der ursprünglichen Entstehung des Lebens- gefasssystems. Mit zellenàhnlichen Bildungen (den articulirten Gefàs- sen) hórt die Gefüssentwickelung auf; der Anfang ist der Zellenent- wickelung ganz entgegengesetzt. Die Gefassentwickelung zeigt sich darin als Gegensatz gegen die Zellenbildung, dass bei den Zellen. das Princip der Einheit und der Concentration der 'Thàtigkeiten auf einen Punct, ein centripetales, kernbildendes Princip vorherrscht, wodrurch sich die Zellen gegen einander abschliessen. Dei der Gefassbildung hingegen herrscht das Princip einer centrifugalen, fortschreitenden Ausdehnung vor, wodurch die Gefásse ineinander übergehen und den Zusammenhang der Theile in der ganzen Pflanze herstellen. Es kommt hier weniger auf aussere.l'ormáhnlichkeiten. und Uebergange, als auf Differenzen der Entwickelung von innen heraus, an. NNNM n mee e M T III. Die Lebenssaftgefüsse. |. 4, b. Expandirte Form. 228 -— b. Die expandirten Lebenssaftgefásse (vasa laticis expansa).- (977: S 65. | Der wesentliche Charakter der expandirten Lebenssafteefasse ist, dass sie in ihrer ganzen Ausdehnung erweitert und von Saft aufgeschwollen erscheinen, aber einzelne contra- hirte Stellen zeigen. Das Princip der Expansion herrscht vor, das Princip der Contraction ist auf einzelne absatzweise Einschnürun- sen zurückgedrángt, anstatt dass bei den contrahirten Gefássen das Princip der Contraction das überwiegende ist. Die expandirten Le- benssaftgefasse bilden die Stufe der vollendeten Ausbildung des Gefass- systems, also auch des Lebenssaftes, der sich in ihnen am reichlichsten versammelt. | Diese Gefasse sind immer strotzend voll Lebenssafts, und: erhalten durch diesen auffallend gefarbten Inhalt ein eigenes, dun- kel gekórntes Ansehen, wodurch sie sich am leichtesten unter allen Formen kenntlich machen. Sie sind gewóhnlich in ihrer ganzen Lan- genausdehnung gleichfórmig mit Saft angefüllt, so dass sie cylindri- schen angespannten Schlauchen ahnlich sehen. Der Lebenssaft selbst ist hier am reichlichsten mit Kügelchen versehen und am stàrksten milchig. In ihrem Verlaufe zeichnen sich diese Gefasse dadurch aus, dass sie immer mehr oder weniger geschlangelt sind, wahrend die contra- hirten Lebenssaftgefasse mehr schnurgerade ausgestreckt erscheinen. Das geschlangelte Ansehen dieser Gefasse fallt mehr oder weniger überall in die Augen: so bei den Gefassen der Cichoraceen (Tab.l. Fig.1.4. Tab.IL Fig.1—3.)), den Papaveraceen (Tab.III. Fig.2.3.4.), bei Euphorbia Caput Medusae, Euphorbia atropurpurea, Euphorbia dulcis (Mém. sur la circulation. Tab.6. fig.10.), bei 4ngelica Arch- angelica (Tab. X XI. Fig.4.5.), bei Cicuta virosa (Tab. XXII. Fig.2)), bei Rubus Idaeus (Tab. XXV. Fig.4). Die Schlangelung zeichnet diese Gefasse, auch im entleerten Zustande, immer von den schnurgeraden 224 wt C. H. Somvrz, das System der Cyklose.. Bastzellen aus, womit. man sie hin und wieder. wohl verwechselt hat. Sie scheint in einer überwiegenden Langenausdehnung zwischen zwei festen Endpuncten begründet, welche mit der starken Ausdehnung in die Dicke durch Ueberfüllung mit Saft zugleich eintritt. Die gleichfórmige cylindrische Anschwellung dieser Gefaásse wird durch absatzweise contrahirte Stellen. unterbrochen, die sich in meh- reren Formen bémerklich machen. | Zuerst sieht man deutliche Ein- schnürungen im àusseren Umfange des Gefásses, wahrend sich zu- gleich im Innern der Saft von diesen Stellen zurückgezogen hat, so dass hier das sonst dunkele Gefass kleine durchsichtige Zwischen- raume hat. Diess sieht man sehr deutlich bei /Yymphaea lutea (Mém. sur la. circulation. Tab. 4. fig. 2.), Calla aethiopica (ibid. Pl. 2. fig-9-), Scorzonera humilis, Ficus Carica (ibid. Pl.7. fig.1T). Sehr stark hervortretend zeigt sich die Bildung dieser Einschnürungen auch bei Sonchus Plumierii in der Rinde (Tab.lIlI. Fig.3,d.), bei Cieuta vi- rosa (Tab. XXII. Fig.2.), und in kurzen Absatzen bei Papaver nudi- cale (Tab.HI. Fig.2.). | Werden die Absatze kürzer, die eingeschnür- ten Stellen aber gedehnter, so bildet diese Form den Uebergang in die vasa lalicis contracta, wie bei Papaver dubium (Tab.TlI. Fig.3.); Delphinium elatum (Tab. XIV. Fig.9.), Angelica 4rchangelica (Vab. XXI. l'ig.2,5.). Eigenthümlich und eine Wiederholung der knollen- formigen Vorsprünge an den Knoten der Spiralgefássglieder ist es, dass zuweilen an den eingeschnürten Stellen der expandirten Lebens- saftgefasse keulenfórmige oder knotige Anschwellungen entstehen, wie in der Wurzel von Lactuca virosa, bei Chelidonium maius (Tab. XVI. Fig.2), Tabernaemontana citrifolia (Mém. sur la circulation. Tab. IX. fig.2,a.). Ganz unverhaltnissmassig zeigen sich die starken und sehr gedehnten Einschnürungen in den grossen expandirten Lebens- saftgefassen im Mark von Sambucus Ebulus (Mém. sur la circulation. Tab. IX. fig.9,d.). In einer andern Form zeigen sich die absatzweisen III. Die Lebenssaftgefüsse. 4, b. Expandirte Form. 225 Contractionen der expandirten Gefásse bloss im Inneren des Gefasses, wobei sich der aussere Umfang: wenig oder gar nicht andert. |.—Die Erscheinung fallt eben so stark auf, wie die vorige Form, indem der Saft im Innern an diesen Stellen Unterbrechungen zeigt und sich von hier ganz zurückgezogen hat, $o dass sich die Stellen durch ihre Durch- sichügkeit kenntlich machen. .. Man sieht dieses bei: den- Gefássen aus der Frucht von Phoenzx dactylifera: (Vab. X. Fig: 2), von Sapium aucuparium, Euphorbia villosa, Euphorbia dulcis (Mém. sur. la cir- culation. Pl.6. fig.10.), Leontodon Taraxacum (Tab.lI. Fig. 1), im Blattstiele von Sonchus Plumieri(Vab.lI. ig.2.), bei Caladiwm pinnati- fidum (Tab. XT. Fig.2.), bei AMtriplex hortensis (Tab. XIV.Fig.2.), Rhus Coriaria (Vab. X X. Fig.4.), F'aleriana officinalis (Vab. X X VIL Fie.2.). | $ 66. | Hauhg findet man auch das Gefass ohne Unterbrechung im In- nern, gleichfórmig der ganzen Ausdehnung nach, mit Saft erfüllt, die Gefásse zeigen aber im Umfange stellenweise. doch 'unregelmassige Verengerungen, wie man dieses bei Sonchus palustris und. Sonchus fruticosus (Tab.I. Fig. 1.2), bei Campanula carpathica und Campa- nula speciosa (Tab.L Pig.3.4), Struthiopteris german?ca (Tab. VII. Fig.a.), bei Bernhardia dichotoma (Tab. VIII. Fig:2,a.), Orchis lati- folia, Convallaria latifolia (Tab.YX. Fig.2, b), arum purpurascens (Tab. XL Fig.3.); Caladium esculentum (Tab. XI. Fig.2,5.), Dracaena Draco (ebend. Fig.3)), Cecropia peltata (Tab. XIII. Fig.2.), bei. Coch- learia Armoracia und Brassica. oleracea (Tab. X VIII 19.2.3.) findet. Diese verschiedenen Arten von Einschnürungen scheinen jedoch eine ahnliche Bedeutung zu haben, und fmden sich oft in denselben Gefass- bündeln vereinigt; wie bei Sonchus Plumierii (Tab.Il. Fig.3.). Eine eigene Art von stellenweiser innerér Einschnürung der Lebenssaftgefáàsse findet. sich bei den fleischigen Euphorbien, wo: die Gefasse sehr alt und. stark werden, wahrend sie in dem fleischigen Vol. XVII. Suppl. II. 29 226 C. H. Scuvcrz, das System der Cyklosc. Parenchym immer lebensthátig bleiben, ohne zu erhárten und einzu- trocknen, wie in anderen alteren Pflanzentheilen. Man sieht an den grósseren Gefassen bei Ewphorbia atropurpu- rea (Tab. V. Fig.1. und Tab. VL), dass der dunkel durch die Gefáss- wand schimmernde Saft an vielen Stellen durch Einspringen der in- neren Gefásswand eingeschnitten oder auf gróssere Strecken einge- engt wird, ohne dass der àussere Durchmesser des Gefasses an diesen innerlich verengten Stellen vermindert wàre. Das Gefáss ist àusser- lich in der ganzen Ausdehnung von gleicher Dicke, aber seine innere Hülle ist dabei an einzelnen Stellen mehr oder weniger verengt oder erweitert, sehr auffallend an den mit « bezeichneten Stellen. Man sieht leicht, dass diese Erscheinung in einer stellenweisen Verdickung der Gefàásswand ihren Grund hat, die sich aber im Leben periodisch andern kann, um das Gefass bald an dieser, bald an jener Stelle zu verengen oder zu erweitern. An die Stelle einer ausseren Contraction ist hier eine innere Turgescenz der Wandung getreten, die an einigen Stellen fast bis zum ganzlichen Verschliessen der Gefassróhre geht, so dass nur ein dünner Saftstreifen im Inneren übrig bleibt, wie umge- kehrt die Gefasswand sich auch wieder soweit verdünnen kann, dass die Hóhle sich sehr stark mit Saft anfüllt. Das Turgesciren des Saftes scheint hier mit dem Turgesciren der Gefásswand in einem abwech- selnden Gegensatze zu stehen. Es ist nicht zu glauben, dass diese Art von stellenweiser Contraction nur bei den Euphorbien vorkommen sollte, im Gegentheile wahrscheinlich, dass sie hier wegen der beson- deren Dicke der Gefasswandungen nur deutlicher hervortritt, und dass die oben angeführten stellenweisen Unterbrechungen des Saft- inhalts auf ahnliche innere Veranderungen in den Gefássen zurückzu- führen sind. — Vielleicht hat das starke Hervortreten dieser Erschei- nung bei den Euphorbien darin seinen Grund, dass die altere àussere Hülle der Gefásswand schon mehr ihre Elasticitát verloren hat und III. Die Lebenssaf!gefüsse. 4, c. Articulirte Form. 227 stark geworden ist, also der Contractilitát des inneren jüngeren Theils nicht mehr nachgibt. | Wie es aber auch sein mag, so sieht man, dass die Contraction der Gefasshóhle hier durch eine Expansion in der Sub- stanz der Gefasswand bedingt ist. Diese Gefasse gehóren der Beschaf- fenheit der ausseren Wand nach schon zu der Stufe der artüiculirten Gefásse, innerlich aber sind sie noch auf der Stufe der expandirten, deren Ansehen sie auch behalten. Beide Entwickelungsstufen schei- nen sich hier zu vereinigen. Bei den Nadelhólzern ist etwas Aehnliches, aber nicht in dem Grade entwickelt, wie bei den Euphorbien (vergl. Tab.IV. Fig.4.). 8 67. Die contrahirten Stellen der expandirten Lebenssaftgefasse sind nicht permanent und konnen leicht wieder erweitert werden. Daher verschliessen sie auch dem Safte den Durchgang nicht, sondern diese Stellen erweitern sich durch mechanisches Andrangen desselben zu dem Umfange der expandirten Theile des Gefasses. Die Contraction dieser Stellen ist an Kraft noch geringer, als die Contraction der ganzen Gefasslange bei den contrahirten Gefàássen, doch reichen bei mehreren Pílanzen diese Contractionen einzelner Stellen schon hin, dass der andràngende Saft von der contrahirten Stelle das Gefass keulenfórmig anschwellt, wie man es in der Wurzel der Mohne und bei'm Schóllkraut haufig findet; aber im lebenden Zustande kónnen sich auch diese angeschwollenen Stellen wieder contrahiren; wobei dann aber die Gefàsse die oben beschriebenen schlangenfórmigen Bie- eungen annehmen. Die Zahl der Anastomosen und die Dichtheit der Netze ist geringer, als bei der contrahirten Form. c. Die articulirten Lebensgefásse (vasa laticis articulata). g 68. Sie bilden die letzte Entwickelungsstufe, in welcher die Lebens- safteefasse absterben, wie auch die Spiralgefàsse sich in der spateren * 228 soo €. He Senevrz, das System der Cyklose. Entwickelungsperiode sammtlich gliedern.: | Der Charakter der arti- kulirten: Gefásse ist, dass die Contractionen und Expansio- nen der früheren Stufen an bestimmten Stellen perma- nent werden, wodurch sich das Gefass in eine Reihe von Gliedern trennt, welche die lebendige Expansions- und Contractionskraft gànz- lich verloren haben. Die Gliederung geht von den contrahirten Stel- len der expandirten Gefàsse aus und ist durch. diese vorgebildet, in- dem sich in fixen Absatzen diese Einschnürungen wiederholen. Diese Stellen bilden sich zuletzt in wirkliche Knoten um, wodurch die Glie- der sich von einander lósen kónnen. In dem Maasse, wie dieses ge- schieht, obliteriren die Verbindungsaste, und die Anastomosen werden geringer noch als bei der expandirten F'orm. Die Bildung der Knoten geschieht so, dass zuerst die Einschnü- rungen, die bei dai expandirten Gefássen noch oft sehr lange Stellen zwischen den ausgedehnten Theilen der Gefasse bilden, sich verkür- zen und somit die: ausgedehnten Stellen verháltnissmássig langer wer- den. Diese Ver kürzung geht so weit, dass zuletzt die Einschnürung sich auf eine quer über dà Gefass gehende dunkele Linie beschràánkt, wodurch die erste Andeutung der articulirten Gefásse gegeben ist. Haufig sind die Gefássglieder durch einfache Querstriche getrennt, ohne dass das Gefass im Durchmesser dadurch unterbrochen ware, so dass die Seiten noch gerade Linien bilden. Man sieht dieses i in dem Hhizom und den Blaiislieléh von Menyanthes trifoliata (Mém. sur la circulation. Tab.8. fig. 11), bci Euphorbia dulcis (ib. Pl.6. fig. 10.), in' den Gefássen der Rinde bei Sonchus fruticosus (Tab. I. l'ig.2,c.), bei Hypericum perforatum. In den meisten Fallen jedoch finden sich an der Stelle der Quer- striche auch feine Einschnürungen im ganzen Umfange des Gefasses, wodurch die Knotenbildung starker hervortritt, wie bei 4triplex hor- tensis (Vab. XIV. Fig.4), Rumex Hydrolapathum (Tab. XV. Fig.2.), IHI. Die Lebenssaftgefaásse.. A, c. Articulirte Form. 229 Schinus | molle (Tab. X X. Fig. 2, b.),. bei Cicuta. virosa (Tab. XXII. F'ig.2,e), Acer platanoides (Vab. XXIV. Fig.2.), bei Rubia tinctorum (Tab. XXV. Fig.2.), in der Wurzel von Papaver somniferum. (Tab.1L. Fig.4), in den àlteren Gefassstammen bei Pinus Strobus und Ephe- dra. distachya (Tab. IV. Fig.2.4.), im Stehgil von 4ris. florentina (Tab. IX. Fig.4.). Die Endén der durch die Knoten getrennten Glieder schwellen nicht selten keulenfórmig auf. Diese Erscheinung hatte. bei den Ge- fassen des Schoóllkrauts früher schon J. J. P. Moldenhawer, doch viel zu gekünstelt, abgebildet (Beitrage zur Anatomie der. Pflanzen. Kiel 1812. tab.4. fig. 10... Eine nach der Natur copirte Abbildung dieser Knotenanschwellungen. bei den Lebenssaftgefassen des | Schóllkrauts sieht man Tab. XVI. Fig.2. . Man findet sie besonders in den Wurzeln der Papaveraceen sehr haufig, z. B. bei Papaver orientale, Papaver Rhoeas, weniger auffallend bei Papaver somniferum (Tab.llI. P1g.4.). Nicht minder zeigen sich dergleichen Anschwellungen bei Urania spe- ciosa (Tab. XIII. Fig.4,a)), bei Paeonia officinalis (Yab. XIV. Fig.4.). bei den Pfefferarten (z. B. Piper peresciaefolium) bilden sich oft, ohne merkliche Querstriche, besonders an den Stellen, wo die Verbindungs- zweige der Anastomosen. abgehen , merkliche Verdickungen, wodurch aber zwischen den dadurch verbundenen Gliedern keine bestimmten Grenzen angegeben eodem S 69. "S der Zustand der Artüiculation seine. hóchste Entwickelung erreicht, so brechen die Glieder sehr leicht. in den Knoten ganz aus- einander, oder lósen sich vielmehr natürlich von einander ab, was sehr leicht wahrend der Práparation der Gefásse aus dem Mark von Glycine 4pios geschieht. (Mém. sur la. circulation. Tab. XI. fig.5.). Hierbei sieht man, dass die Enden der Glieder an den Stellen, wo sie sich von einander lósen, eng contrahirte Mündungen haben, ohne dass 250 C. H. Scnurrz, das System der Cyklosc. diese jedoch durch wirkliche Scheidewande ganz geschlossen waáren. Der Saft kann sich zwar durch diese engen Endmündungen noch aus einem Gliede in das andere entleeren, allein viel schwieriger als im Contractions- und Expansionszustande der Gefásse, da die verenger- ten Mündungen der Glieder bei dem articulirten Gefasse permanent geworden sind und sich nicht wieder erweitern. Daher bleibt auch in den isolirien. Gliedern der Saft gewóhnlich eingeschlossen, ohne sich zu entleeren, weil der ausgedehnte Theil der Zwischenglieder ebenso im Zustande der Expansion permanent verbleibt, und durch Contraction den Saft nicht entleeren kann. Wenn daher diese Gefásse von Saft entleert werden, so bleiben sie im ausgedehnten Zustande und verengern sich durchaus nicht wie die expandirten und contrahirten Lebenssaftgefasse. Wenn sich also in alteren Theilen der Pflanze selbst der Saft aus diesen Gefassen her- auszieht, so erhalten sie das Ansehen leerer Zellenreihen und sind wahrscheinlich früher in diesem Zustande als langgestreckte Zellen beschrieben worden. Mit den Anschwellungen der Knoten der Lebenssaftgefásse muss man nicht gewisse Eindrücke verwechseln, welche diese Gefásse, be- sonders im Mark oder in markigen Theilen, durch Anlagerung gros- ser bauchiger Zellen erhalten. Zwischen den hierdurch entstehenden bogenfórmigen Ausbuchtungen bleiben dann vorstehende Knoten ste- hen, z. B. Butomus umbellatus (Mém. sur la circulation. Tab. IF. fig-9.), bei Urania speciosa (Tab. XIII. Fig. 4), die von den wirkli- chen Knoten aber ganz verschieden sind. d, Uebergünge der drei Entwickelungsstufen der Lebenssaftgefüsse ineinander. $ 70. Es gibt Mittelbildungen, durch welche die contrahirten Lebens- saftgefasse in die expandirten, und die expandirten in die articulirten | | | | | i | III. Die Lebenssaftgefüsse. 4, d. Uebergünge der Formen. — 231 übergehen. Durch solche Mittelbildungen finden sich bei manchen PHanzen so ununterbrochene Uebergànge von einer Entwickelungs- stufe zur anderen, dass es schwer ist, die Unterschiede zu finden, wah- rend sich bei anderen Pflanzen die verschiedenen Formen wieder so getrennt finden, dass es ebenso schwer ist, die Uebergange und Mit- telbildungen herauszufinden. Diese Verschiedenheiten hàngen theils von der eigenthümlichen Gesammtorganisation der Pflanzen ab, wo- durch z. B. bei der bleibenden Lebensfrische in der alten fleischigen Rinde der Euphorbien die Uebergànge so unterbrochen werden, dass man kaum die Entwickelungsstufen unterscheidet, wogegen bei schnell vegetirenden und schnell absterbenden Pflanzentheilen sich mit der Reife des ganzen Pflanzentheils auch die Lebenssaftgefasse sammtlich so schnell metamorphosiren, dass man sie überall nur in einer bestimm- ten Entwickelungsstufe ohne weitere Uebergange findet, wie z. B. in den reifen Feigenfrüchten alle Lebenssaftgefasse nur im expandirten Zustande sich zeigen. In den fleischig bleibenden Pflanzentheilen, z. B. in den Beerenfrüchten, den fleischigen Blàttern und Rinden bleibt ferner die Entwickelung gewohnlich auf der Stufe der Expansion der Gefasse stehen und sie gehen nicht in articulirte über, dagegen ge- schieht aber in den schnell verholzenden und absterbenden "heilen, wie in den Kapselfrüchten, den trockenen Stengeln mancher Sommer- gewachse, z. D. der Papaveraceen, die Metamorphose der contrahirten Gefasse in die articulirten so schnell und fast unmittelbar, dass man die Stufe der expandirten selten deutlich ausgepràgt findet. Bei den Liliengewachsen und Orchideen bleiben die Lebenssaftgefásse so lange auf der Stufe der Contraction stehen, dass die ganze Entwickelung kaum über diese Stufe hinauskómmt, und nur selten die ausgedehnten Formen erscheinen. Endlich finden sich aber Familien, in denen man leicht alle oder mehrere Entwickelungsstufen der Gefásse beisammen findet, wie bei den Campanulaceen und Cichoraceen. 232 € H. Senevrz, das System der Cyklose. Diese Verháltnisse machen die. Entwickelung der Lebensgefasse der Pflanzen viel ungleichfórmiger, als wir es bei der: Entwickelung der thierischen Gefàsse zu sehen gewohnt sind. bre S 1L. n5 pod Tti Wir wollen die Uebergangsstufen zuerst bei solchen Pflanzen be- wachten, wo uns alle Formen beisammen. vor Augen liegen. Ein voll- standiges Bild aller dieser Uebergangsformen gibt uns das Lebenssaft- gefásssystem aus der Rinde von Sonchus fruticosus, wovon wir 'Tab.1. Fig. 2. eine ganz naturgetreue Copie aller. Entwickelungsstufen gege- ben haben. | Man unterscheidet. hier sehr leicht zwei Schichten | von Gefassen, eine untere Schicht von. contrahirten. feineren, und eine obere Schicht: von. grósseren. expandirten | Gefassen.. | Wir haben an der linken Seite der Figur das unter den expandirten.Gefássen. lie- zende Netz feinerer Gefàsse fehlen lassen, um hier die expandirten Gefásse in ihrer reinen Absonderung deutlicher zu zeigen. mn der natürlichen Lage ist die obere expandirte Schicht die áussere, áltere; die untere feinere Schicht ist die innere, dem Holz zugekehrte jüngst entwickelte. Betrachtet man nun die einzelnen Gefasse beider Schich- ten genauer, so findet man bald, dass die feineren contrahirten Ge- asse an mehreren Stellen Zweige nach der oberen Schicht. senden, die sich allmalig erweitern und durch alle. Mittelstufen in die Gefasse der expandirten Schicht, welche ihrer ganzen Ausdehnung nach expan- dirt sind, übergehen. Ganz oben bemerkt man dann zwischen diesen einige F'ormen mit allen. Zeichen der Articulation, von denen bei e cine Darstellung gegeben ist. |. Verfolet man den Znsammenhang die- ser articulirten mit den expandirten Gefassen, so findet man auch hier den Uebergang und den Zusammenhang, und es leidet keinen Zwei- fel, dass alle die sich hier darbietenden verschiedenen Formen: blosse Metamorphosen und. Entwickelungsstufen desselben Gefásssystems sind, und dass die contrahirten Formen sich vóllig in expandirte und Ili. Die Lebenssaftgefüsse. A, d. Uebergánge der Formen. — 233 articulirte umbilden kónnen.. Ich habe wegen der zusammenhangen- den Entwickelung aller. drei Gefássformen und der vollstandigen Uebergànge und Miuelbildungen zwischen diesen Formen gerade das Gefasssystem von Sonchus fruticosus gewahlt, um daran ein Bild von dem Typus der Lebensgefasse überhaupt zu geben, wie Cuvier als Typus für die Anatomie der Fische die Anatomie des Barsches gege- ben hat. An einen solchen Typus lassen sich die abweichenden Ein- zelnheiten bei anderen Pflanzen leicht anknüpfen und die Verschie- denheiten darauf zurückführen. In der Rinde von. Campanula speciosa finden wir ebenfalls eine doppelte Schicht von Lebenssaftgefassen (Tab.l. Fig.4). Auch hier enthalu die innere Schicht die contrahirte, die aussere Schicht die expandirte Form, aber die articulirte hat sich noch nicht entwickelt. Man findet auch hier die Uebergànge, aber sie sind mehr direct und nicht durch allmalige Stufen vermittelt; doch làsst der Zusammenhang keinen Zweifel über die Entstehung der expandirten Formen aus den contrahirten. Dasselbe zeigt sich bei Campanula carpathica (Tab. I. Fig.3.)), bei Orchis latifolia (Tab. IX. Fig.2), bei Rheum Rhaponti- eum (Tab. XV. Fig.9.), bei Rhus Coriaria (Tab. XX. Fig.4.), und auch in den Gefassbündeln bei'm Schollkraut findet man dieselbe doppelte Schicht von contrahirten und expandirten Gefassen, die in einander sich verzweigen (Tab. XVI. Fig.2). Vergleichen wir mit diesen For- imn die Gefasse von Euphorbia atropurpurea (Vab.V. Fig. 1.), so findet sich bald, dass wir es auch hier mit mehreren Schichten von Gefassen zu thun haben, allein in der Natur noch viel mehr, als in die- ser Zeichnung dargestellt ist, ist das Gewirre von Verflechtungen der- selben so gross, dass man anfangs nicht weiss, wie man sich herausfin- den und Regel und Ordnung darin erkennen soll. Die Schicht von grossen expandirten Gefassen liegt namlich hier nicht auf einer Seite, sondern, wie man bald findet, in der Mitte einer doppelten Schicht Vol. XVIII. Suppl. H. 30 234 .. €. H. Scnorzz, das System der Cyklose. von contrahirten Gefàssen, so dass also hier nicht zwei, sondern drei Schichten zu unterscheiden sind, die sich aber mehr als verflochtene und in einander fliessende Lagen, wie als einigermaassen begrenzte Schichten darstellen. Um das Bild nicht zu verwirren, haben wir hier die innerste Lage weggelassen und nur die mittlere und aussere dar- gestell. Die Lage von grossen expandirten Gefaàssen entspricht auf dem Querdurchschnitt (Tab. V. Fig. 2.) der Schicht von Oeffnungen bei «; die innere hier weggelassene Schicht von contrahirten Gefàássen entspricht der Schicht e auf dem Querdurchschnitt, und die aussere (auf der Figur die untere) Lage contrahirter Gefásse entspricht den gegen die Peripherie des Querdurchschnitts im Rindenzellgewebe zer- streuten. Gefássóffnungen, die aber grósstentheils so contrahirt sind, dass nur wenige bei der Vergrósserung haben dargestellt werden kón- nen. Man sieht hier leicht den Unterschied, dass bei den Cichoraceen und Campanulaceen die expandirte Schicht nur nach innen eine con- trahirte Schicht neben sich hat, nach aussen aber nicht; hier, bei den leischigen Euphorbien, aber auch nach aussen in der fleischigen Rinde sich ein. Geflecht von contrahirten Gefàssen verbreitet. Der Grund hiervon liegt nur in der Verschiedenheit der Rindenbildung bei den fleischigen Euphorbien, welche zugleich die Blattnatur angenommen hat und daher auf doppelten Seiten anwachst, nach aussen als Blatt- substanz, nach innen wie alle andere Binden. Anstatt also dass andere Rinden. nach aussen schichtenweise absterben, tritt bei den Pflanzen mit fleischigen blattlosen Stengeln gleichsam ein inneres Dlattertreiben ein, und daher auch eine demgemáàsse Gefássentwickelung. So sehen wir also, von der ursprünglichen, um den Holzring entwickelten Le- benssaftgefassschicht aus, nach innen sich eine junge Schicht contra- hirter Gefasse entwickeln, die ihre Anastomosen in die altere expan- dirte Schicht hineinsendet, und ebenso bilden sich nach aussen in der Blattrinde, wenn ich so sagen darf, Netze von contrahirten Gefassen, 7 III. Die Lebenssafigefüsse. 4, d. Uebergünge der Formen. — 235 welche durch alle Uebergange ebenfalls mit der Mittelschicht zusam- menhangen. S 12. Hieraus sieht man nun, wie eigentlich die Bedeutung der Ver- zweigung der Lebenssaftgefasse aufzufassen ist. Die Verzweigung geht nicht, wie es den Anschein hat, von unten nach oben, oder in der Wurzel von oben nach unten, sondern sie geht vielmehr nur von den ausseren Schichten nach innen und von den inneren Schichten nach aussen. Daher tritt denn auch diese Verzweigung da am entschieden- sten auf, wo die Entfernung der àusseren und inneren Schichten am gróssten ist, namlich in den markigen Binden. In der That aber sind alle diese Verzweigungen nur scheinbar und nichts anderes, als Ver- bindungen der jüngeren und àalteren Lebensgefássschichten, von de- nen die Gefasse der alteren als Stàmme, die der Jüngeren als Zweige erscheinen. Beide sind aber in der That identisch, denn die jüngeren werden wieder zu alteren, d.h. die contrahirten werden zu expandir- ten, und beide haben eine und dieselbe Function und Bedeutung. Wo daher die Schichten dicht auf einander liegen, wie bei den Syngenesis- ten und Campanulaceen, da sind die Verbindungen fast unmittelbar und das verzweigte Ansehen tritt wenig oder gar nicht hervor. Sehen wir nach diesen Betrachtungen die Lebenssaftgefasse der Nadelhólzer an. (Tab. IV. Fig.2.4.)), so lernen wir auch diese Formen schon mehr verstehen. Die grossen Stámme gehen, im Ganzen gleich dick, von unten nach oben fort; sie verzweigen sich eigentlich nicht in der Richtung von unten nach oben. Vielmehr gehen die Zweige, welche von ihnen entspringen, alle schrag nach innen oder nach aus- sen. Die Verzweigung nach aussen ist hier viel geringer als bei den markigen Euphorbien, aber bei denjenigen Nadelhólzern, die, wie Pinus Strobus, lange eine grüne Rinde behalten, fehlen doch die àus- seren Zweige nicht. Alle Zweige aber lósen sich am Ende in Netze 236 C. H. Scuvurz, das System der Cyklose. von contrahirten Gefassen auf, die den jüngeren Schichten angehóren. Die Schichten treten nur nicht so deutlich hervor, wie bei den Cam- panulaceen und Cichoraceen. Die Formen bei den Doldenpflanzen, 4. B. Cicuta virosa (Tab. XXII. Fig.2.), erklàren sich nun von selbst, und noch mehr, wenn man die Gefasse bei A4tamantha Cervaria betrachtet, wo mehr, als mir bei irgend einer anderen Pflanze aufge- fallen ist, die Richtung der Verbindungszweige von der expandirten und articulirten nach der contrahirten Schicht, nicht allein von unten nach oben, sondern gleichzeitig immer auch von oben nach unten geht; so dass die práparirten Gefasse sich immer nach zwei Richtun- gen hin in feinere Netze auflósen. Von mehreren Pflanzen nun haben wir aus mehreren Schichten die Gefasse ohne den Zusammenhang durch Anastomosen beider abge- bildet, weil wir gerade nur isolirte Formen antrafen und es für besser hielten, beide Formen als nur eine zu vergleichen, und weil es, nach- dem einmal bei so vielen die Verbindung der verschiedenen Formen dargestellt ist, mehr darauf ankommt, nur überhaupt die Anwesen- heit der Lebenssafigefasse in vielen Làngsansichten zu zeigen. Dagegen haben wir auch manche Formen gezeichnet, wo sich ein unmittelbarer Ursprung der contrahirten Gefasse aus den articu- lirten ohne die Vermittelung der expandirten zeigte. Man sieht dieses in den Gefassbündeln der Dlattstiele von Arum maculatum (Tab. XI. F'ig.4), bei Urania speciosa (Tab. XII. Fig.4.), bei Gxalis tetraphylla (Tab. XXVIII. Fig. 2.. Auch in dem /Mém. sur la circulation sind dergleichen Formen abgebildet, z. B. bei Tabernaemontana citrifolia Tab.IX. Fig.2,4.. Man sieht hier überall, dass die feineren Gefásse aus den Knoten der Glieder der articulirten entspringen, ahnlich wie die Knoten an den Zweigen der Pflanze neue Triebe entwickeln. Nicht minder sind die verschiedenen Entwickelungsstufen der Gefásse in den Bündeln oder Rinden in Schichten von einander geson- III. Die Lebenssaftgefüsse. 4, d. Uebergünge der Formen. — 291 dert, sondern haufig findet man die verschiedenen Formen ohne be- sondere Ordnung durcheinander liegend, wie diess z. B. bei Rubia tinctorum (Tab. XXV. Fig.2. und Rubus Idaeus (ebend. Fig.4.), bei Gingko biloba und Acer platanoides (Tab. XXIV. Fig.2.4), bei Mi- mosa pudica (Tab. XVIII. Fig. 9.), Brassica oleracea (ebend. Fig. 3.) der Fall ist. Haufig habe ich durch die Maceration nur die eine oder die an- dere Entwickelungsstufe erhalten, z. B. nur die contrahirten Formen bei Bocconia cordata, Tropaeolum maius (Tab. XVII. Fig. 2. 4), bei Commelina coelestis (Tab. XXIX. Fig.3.), in anderen Fallen nur die expandirten, wie bei Plantago maor (Tab. XXIII. Fig.5.), doch habe ich in vielen Fallen, wo beide Entwickelungsstufen vorhanden waren, nur die expandirten gezeichnet, um die Verbindung der Netze deut- licher zeigen zu kónnen, wie bei den Papaver- Arten (Tab.III. Fig.2. 3. 4.) und bei Sonchus palustris (Tab.I. Pig. 1.), oder die contrahirten Formen sind nur angedeutet worden, wie in dem Netz aus Sonchus Plumierii (Tab. TI. Fig.9, c), so dass aus den isolirten Darstellungen einzelner Formen nicht zu folgern ist, dass die anderen Entwicke- lungsstufen nicht vorhanden gewesen seien; doch sind die feinsten Netze durch Maceration nicht zu erhalten. Man sieht also im. Ganzen unzweifelhaft, dass die unterschiede- nen drei Formen nur Entwickelungsstufen derselben Gefasse sind, was noch am unzweifelhaftesten sich dadurch kund gibt, dass in allen drei Formen derselbe Lebenssaft enthalten ist. Dieser Inhalt ist. von besonderer- Wichtigkeit, und in zweifelhaften Fallen oft der einzige Charakter, wodurch man die Lebenssaftgefàsse von feineren Bastzel- len, wenn beide noch im Zusammenhange mit dem Zellgewebe durch- einander liegen, und die Verzweigungen und Netze nicht deutlich zu erkennen sind, unterscheiden kann. 238 €. H. Scuurzz, das System der Cyklose. 5. Grüsse und Form des Querdurehsehnitts. «hb S 19. | ! €1F Die Dicke der Lebenssafigefasse ist nach den verschiedenen Ent- wickelungsstufen derselben sehr verschieden, und die Breite zwischen den Grenzen der hóchsten Feinheit und der gróssten Dicke, welche diese Gefásse in einer und derselben Pflanze erreichen, ist viel grós- ser, als bei den peripherischen Gefassen der Thiere. Die kleinsten Lebenssaftgefasse sind viel kleiner als die kleinsten peripherischen Gefasse der Thiere, und die gróssten Lebenssafigefasse sind viel grós- ser als die ausgedehntesten peripherischen thierischen Gefásse. Die grossen expandirten Lebenssaftgefasse im Mark von Sambucus Ebu- lus messen zwischen 0,06—0,07 Linien, also circa '4;—" As Linie, so gross werden die peripherischen thierischen Gefàsse nie, selbst bei den Amphibien nicht, es müssten denn krankhafte Ausdehnungen sein. Dagegen messen die feineren contrahirten Gefasse, welche man durch Maceration isoliren kann, bei den Cichoraceen, z.B. bei Sonchus fru- ticosus, nur 0,002//^, also ';o» Linie. Allein dieses ist bei weitem nicht der feinste Durchmesser, den diese Gefásse erreichen, vielmehr wer- den die feinsten selten. oder nie durch Maceration erhalten, und man sieht an dem Durchmesser der Strómungen in den Zellen und Haaren bei den Cucurbitaceen und. Campanulaceen, dass die Gefasse zum Theil nur den Durchmesser von. o» Linie haben. | Diese l'einheit erreichen, wenigstens in der Hegel, die thierischen peripherischen Gefasse nicht, und nur die plastischen Gefasse. der. durchsichtigen Augentheile einiger Vogel und Saugethiere móchten diesen Pflanzen- gefassen gleich zu stellen sein. Man kann annehmen, dass die con- wahirten. Lebenssaftgefasse, wenn sie durch Maceration abgesondert sind, im Mittel einen Durchmesser von J)5»» Linie haben. | Nachst den auf. den Zellenwanden verbreiteten, findet man die feinsten um die Dalsamcanale der Doldenpflanzen. und. Terebinthaceen, wo sie von T" Ill. Die Lebenssaftgefásse. 9. Querdurchschnitt. 239 unglaublicher Zartheit erscheinen. | Bei Angelica Archangelica sind die feinsten 0,0012/^, also !&so Linie. Die contrahirten Gefasse bei Zcer platanoides sind 0,002^^, bei Gingko biloba 0,0024^", bei Ru- bus idaeus 0,0025", bei Rubia tinctorum die kleineren 0,0013, die erósseren 0,0026/^, bei Euphorbia atropurpurea 0,0025". Die expandirten Formen sind bei Leontodon Taraxacum0,0035/^, bei Sonchus Plumierii 0,0065^^, bei Sonchus fruticosus 0,0056", bei Campanula carpathica 0,0042/", bei Campanula speciosa 0,0046^^, bei Papaver somniferum 0,0041", bei Papaver dubium 0,0045/^, bei Papaver orientale in der alten Wurzel 0,005^". Die Stàmme der expandirten Gefasse bei Euphorbia atropurpurea sind 0,032/^, das ist circa !&o Linie. Sie sind gut mit blossen Augen unterscheidbar. Im Ganzen scheint es, dass, ahnlich wie im Thierreich, die gróss- ten peripherischen Gefasse sich da finden, wo die gróssten Blatblas- chen vorhanden sind, auch bei den Pflanzen mit sehr grossen Saftkü- gelchen die grósseren expandirten Gefassformen vorkommen. | We- nigstens haben JMwsa paradisiaca, Sambucus Ebulus, Euphorbia meloformis, Euphorbia atropurpurea grosse Kügelchen und grosse Gefasse. Aber auch die Menge der Kügelchen in dem Lebenssafte scheint die Grósse der Gefasse zu bestimmen. So sind sie, im Ganzen genom- men, am gróssten, wenigstens am haufigsten expandirt, bei den Pflan- zen mit milchigem Lebenssafte; dagegen bleiben sie bei allen Pflanzen mit nicht milchigem Lebenssafte viel kleiner, und gleichen immer mehr den contrahirten Gefassen. der Milchsaft führenden Pflanzen. Doch finden sich wieder Ausnahmen, wie Sambucus, Musa; aber bei den Grasern, Chenopodeen, Labiaten, Cruciferen, vielen Huülsen- pllanzen, bleiben sie immer sehr fein. Der Umfang der Lebenssaft- sgefasse ist nicht, wie es bei der Làngsansicht scheint, immer rund, sondern hàuhig mehr oder weniger elliptisch, breit gedrückt oder 240 €. H. Sceumvurz, das System der Cyklosc. eckig. Man erkennt diess am besten an den Querdurchschnitten, wel- che selten ganz runde Oeffnungen darstellen. | Die Gefàsse bilden also keine cylindrische, sondern oft eckige Róhren, und diese Ecken schei- nen durch das gedrángte Nebeneinanderliegen in Hibujelis ahnlich wie bei den Zellen, zu entstehen. 6. Lage der Lebenssaftgefüsse in den Gefüssbündeln und Schichten. $ 14. Zunachst finden wir, dass die Lebenssaftgefasse in den Gefass- bündeln immer die Spiralgefásse begleiten und die Bündel nicht, wie man früher glaubte, nur aus Spiralgefassen gebildet, sondern immer aus zwei Gef'aásssystemen zusammengesetzt und eigentlich nie einfach, d.h. aus blossen Spiralgefassen gebildet sind. So lange die Gefasse in gesonderten Bündeln bleiben, sei es nun in. den jungen Stengeln der Dichorgana, oder wahrend des ganzen Lebens im Stamme der Synor- gana, oder in den Dlattstielen von beiden, sind in jedem Bündel immer beide Gefasssysteme vorhanden. Die Vereinigung beider Gefass- systeme lóst sich nur mit dem Verwachsen der kreisfórmigen Bündel der Dichorgana zu Holz- und Rindenringen, wo dann alle Bündel sich zu einem einzigen vereinigen, so dass der ganze Stamm nur ein Ge- fassbündel reprásenurt, das seine Spiralgefasse in der Mitte und seine Lebenssaftgefasse im Umfange hat. Diess ist also nur eine Sonderung, um eine hóhere Vereinigung einzugehen. Bei der feineren Verthei- lung der Gefassbündel bildet sich aber ein Unterschied, nàmlich dass hier die Spiralgefasse nie, selbst in den feinsten Blattrippen nicht, ein- 4cln ohne Lebenssaftgefasse verlaufen, die Lebenssaftgefasse aber sich zur Ernahrung der einzelnen Organe, durchaus ohne Spiralgefasse, in das Zellgewebe der Rinde, des Marks u.s. w. verbreiten. Wir betrachten nun zuerst die Lage in den gesonderten Bündeln, dann in der Rinde der Dichorgana, zuletzt die isolirte Verbreitung im Zellgewebe u. s. w. 3 IlHI. Die Lebenssaftgefüsse. 6, a. Lage in den Gefüssbündeln. |. 241 «. Lage in den Gefüssbündeln. S 19. Das Vorhandensein der Lebenssaftigefasse neben den Spiralgefas- sen in den Bündeln ergibt sich aus den Làngsansichten und auf den Querdurchschnitten. — Allein bei den Làngsansichten treten. diese Ge- fasse in Làngsschnitten frischer Pflanzen durchaus nicht so hervor, wie die Spiralgefasse, welche sich auch zwischen anderen Theilen sehr bemerklich machen. |. Vielmehr hindert die Contraction der Lebens- saftgefasse dadurch ihre Erkennung, dass sie ihren Inhalt bei Ver- letzungen entleeren, und dann wegen ihrer Durchsichtigkeit sich dem Auge zwischen den übrigen Theilen entziehen, oder doch in ihrer reinen Gestalt durchaus nicht zu erkennen sind, wie man an einem Làngsschnitt durch ein Bündel im frischen Zustande bei Euphorbia atropurpurea. (Tab. VI. b.) sieht, wo der Bau der Lebenssaftgefasse nur an den aus dem Bündel isolirten. Gefàássen hervortritt.. | Solche Langsschnitte, wie sie schon so vielfach abgebildet worden, haben für die Kenntniss des Baues der Lebenssaftgefasse nicht den minde- sten Werth, im Gegentheil tàuschen sie bloss, weil sie uns das Haupt- organ gànzlich verhüllen. Nur wenn durch Maceration die Theile von einander gelóst und die Lebenssaftgefàsse in Integritàt gesondert wer- den, zeigen sie sich deutlicher in den Bündeln. Wir haben, um diess anschaulicher zu machen, aus mehreren Pflanzen die Spiralgefásse neben den Lebenssaftgefassen der Bündel abgebildet, obgleich wir auf den Bau der ersteren hier weiter keine Rücksicht nehmen kón- nen. So aus Chelidonium maius (Tab. XVI. Fig. 2.), aus Struthio- pleris germanica (Tab. VIL. a. b), aus der Frucht von Iris germa- nica (Tab. VIII. Fig.4.), aus dem Stengel vom Mais (Tab. X. Fig. 4.), von zírum purpurascens, .J4rum maculatum, Arum macrorhizon (Tab. XI. Fig.3.4.9.), von Caladium esculentum (Tab. XII. Fig.2.), von Cecropia peltata und Urania speciosa (Tab. XIII. Fig.2.4.), von 4tri- Vol. XVIII. Suppl. II. 31 242 | C.H. Scnvcrz, das System der Cyklose;. ——— plex hortensis (Tab. XIV.Fig.2.), aus dem Blattstiele von Rheum Rha- ponticum (Tab. XV. Fig.5.), von Mimosa pudica (Tab. XVIII. F'ig.5.), und von vielen andern Pflanzen und Pflanzentheilen, die man auf den Tafeln leicht nachsehen kann. " Wir sehen also zunachst entschieden, dass die. Gefassbündel nie allein aus Spiralgefassen gebildet sind, wie man früher annahm, son- dern dass die Spiralgefasse überall die Lebenssaftgefasse neben sich haben. Bevor man den Bau dieser Gefasse genauer kannte, hat man sie als langgestreckte Zellenformen angesehen, deren Ansehen sie aller- dings, wo sie in Bündeln gedrangt zusammenliegen, haufig haben. 8 16. Wenn es nun nach Untersuchung der Laàngsansichten keinen Zweifel leidet, dass in allen. Gefassbündeln die Spiralgefásse noch Le- benssaftgefasse neben sich haben, so ist jedoch die genaue Erkennt- niss und Bestimmung der Lage der Lebenssaftgefasse im Verháltniss zu. den Spiralgefassen und den die Bündel umgebenden Zellenformen nur auf dem. Querdurchschnitt/ móglich. —Bei dieser Erkenntniss kommt nun die l'orm und sonstige, Beschaffenheit der Oeffnungen, welche die Lebenssaftgefasse im Querdurchschnitt zeigen, sehr in Betracht, weil sie sich hierdurch eben so eigenthümlich auszeichnen, wie die Spiralgefaásse, so dass ihre Stellung im Ganzen, wenn sie ein- mal erkannt sind, sehr leicht in. die Augen fall. Wir haben bereits vorhin gesehen, dass die Querdurchschnitte der Lebenssaftgefasse nicht inmer runde oder rundliche, sondern hàufig eckige zellenahnliche l'ormen darbieten. — Bei aller dieser Verschiedenheit aber fallt dann die Eigenthümlichkeit auf, dass nicht, wie bei den Bastzellen, die Oeff- nungen sammtlich untereinander gleich gross, sondern von ganz ver- schiedener Grósse erscheinen, weil. nàmlich in jedem Bündel contra- hirte und expandirte, oft zugleich articulirte Lebenssaftgefasse neben- einander und durcheinander liegen, so dass die Querdurchschnitte. alle IH. Die Lebenssafigefásse. 0, a. Lage in den Gefüssbündeln. — 243 Abstufungen von Grósse zwischen den punctfórmigen Oeffnungen der contrahirten bis zu den weit aufstehenden der expandirten und articu- lirten zeigen. Diese Verschiedenheit in der Grósse der Oeffnungen charakterisirt die Lebenssaftgefasse im. Querdurchschnitt besonders. J. J. P. Moldenhawer, der sonst in Betreff der Darstellung dieser Gefasse bem Mais und beim Schollkraut überall der Wahrheit unter Allen am nachsten gekommen ist, gerieth durch die Verschiedenheit der Grósse der Oeffnungen auf die Vorstellung, dass die grósseren Oeffnungen von Zellen herrührten, zwischen deren Ecken die Lebens- saftgefasse (vasa propria bei Moldenhawer) gelagert seien, und hat auch, jedoch nicht naturgetreu, die kleinen Oeffnungen regelmàssig in Quincunx, zwischen grósseren Oeffnungen gelagert, abgebildet (Bei- :áge zur Anatomie der Pflanzen. S.130. $ 36. taf. 1. fig.1, 5)... Ver- gleicht man hiermit die vollkommen nach der Natur copirte Abbil- dung, welche wir vom Durchschnitt des Maisstengels gegeben (Tab. X. Fig.3.), so sieht man, dass die kleineren Oeffnungen nicht regelmassig zwischen grósseren gelegen, sondern überall zwischen ihnen vertheilt sind, und dass durchaus keine Grenze der Grósse zwischen beiden vorhanden, sondern dass die kleineren durch alle Abstufungen allma- lig bis zu den gróssten sich erweitern. Dadurch erhalt die ganze (mit « bezeichnete) Abtheilung des Gefassbündels, welche die Lebens- saftgefasse reprasentirt, einen eigenthümlichen Habitus, wodurch man diesen Theil leicht von den übrigen Bestandtheilen des ganzen Bün- dels unterscheidet. Die kleineren und grósseren Oeffnungen im Quer- durchschnitt entsprechen also allein den zur Seite (Fig.4.) abgebildeten verschiedenen Entwickelungsstufen der Lebenssaftgefàsse. | Mohl hat in dem schónen Werk ,,de palmarum structura'* im Ganzen die Oeff- nungen der Lebenssaftgefasse unter dem Namen vase propria auf dem Querdurchschnitt richtig abgebildet, aber die Structur in den Làngs- ansichten noch nicht beachtet. 244 €. H. Scnvcrz, das System der Cyklose..— H Ausser der verschiedenen. Grósse der Oeffnungen erhalten aber die Parthieen der Lebenssaftgefasse auf den Querdurchschnitten der Gefássbindel noch ein eigenthümliches Ansehen durch die Zartheit ihrer Wandungen, welches aber bei den verschiedenen Pflanzen je nach der Stárke und dem Alter der Gefasse überhaupt sehr verschie- den ist, diese Gefasse selbst aber von den anliegenden Theilen immer sehr merklich unterscheidet. Gemeinhin erscheinen die Parthieen der Lebenssaftgefásse in den Bündeln heller, als die übrigen Theile und vleich stark abstechend gegen die dunkeln Spiralgefásse, wie gegen die, die Lebenssaftgefáasse nach aussen bedeckenden, dickwandigen Bastzellen. Nicht selten sind die Mündungen einiger Oeffnungen noch mit Lebenssaft gefüllt, der sich durch die Contraction der Wandungen auch in dünneren Querschnitten erhàált und wodurch die Oeffnungen geschlossen, also ganz dunkel erscheinen (Tab. V. l'ig. 2. bei Euphor- bia atropurpurea, besonders im Mark). na Vergleicht man nun mit diesen Rücksichten die Lage der Le- benssaftgefásse auf den Querdurchschnitten der Gefassbündel, so fin- det sich zunàchst das allgemeine Gesetz, dass überall die Spiralgefasse der Bündel nach der Stengelachse, oder nach innen, die Lebenssaft- gefasse aber nach der Stengelperipherie oder nach aussen zu gelegen sind, und dass auch in allen übrigen Pflanzentheilen, in den Wurzeln, den Blattstielen, den Früchten, die Lebenssaftgefasse immer die aus- sere Seite der Spiralgefàssbündel einnehmen, wobei sie in der Regel dicht an die Spiralgefasse anliegen, so dass keine Zwischenbildung zwischen beiden vorhanden ist. Hierbei ist denn zugleich noch ein dritter "Theil zu berücksichtigen, der ziemlich allgemein als zu den Bündeln selbst gehórig und diese bedeckend oder einschliessend, be- wachtet werden kann, namlich die Lage von Dastzellen, welche in 7 Ili. Die Lebenssaftgefüsse. 0, a. Lage in den Gefássbündeln. — 248 jedem Bündel zu àusserst oder ganz:/ gegen die Stengelperipherie gerichtet ist. Auf die Unterscheidung dieser drei Theile: der beiden Gefasssysteme und der Bastzellen, kommt es bei der Betrachtung der Querdurchschnitte der Bündel zunàchst an. Die Oeffnungen der Spi- ralgefásse sind immer am leichtesten durch ihre dunklen, meist gerun- deten Ránder zu erkennen; sie sind in der Regel in allen Figuren mit dem Buchstaben b auf den beigegebenen Abbildungen der Querdurch- schnitte bezeichnet. Darauf folgen dann an der ausseren Seite dersel- ben die Oeffnungen der Lebenssaftgefásse, welche gewohnlich mit « bezeichnet sind. Diese sind dann ganz nach aussen begrenzt von einer Schicht von Bastzellen, die mit e bezeichnet und fast überall daran kenntlich sind, dass sie sammtlich untereinander gleich grosse und sechseckige Oeffnungen bilden, worin die dicken Wandungen durch doppelte Striche bezeichnet sind. Dadurch erhalten die quer durchschnittenen Bastzellen ein so eigenthümliches Ansehen, dass man sie in alteren Theilen, wo ihre Waànde gehórig ausgebildet sind, nie verfehlen kann. M Gefüssbümdel der monokotyledonen umd dihkotyledonen synorzamischem I'"flamzem. $ 18. Obgleich die Lebenssaftgefasse neben den Spiralgefassen in den Stengeln aller sowohl synorganischen als krautartigen dichorganischen PHanzen sich finden, und die Gefassbündel in dieser Beziehung überall dieselben organischen Bestandtheile zeigen, so zeigt sich in dem Ver- haltniss der gegenseitigen Lage beider zu den die Bündel begleitenden Bastlagen doch eine Verschiedenheit bei synorganischen und dichor- ganischen Bündeln. Bei den Gràsern, Liliaceen , Palmen, Nymphaàen, Piperinen, finden wir namlich die Gefassbündel ringsum von Zellen- hüllen wie von Scheiden eingeschlossen, wodurch die Lebenssaftge- fasse mehr in das Innere der Bündel zurücktreten, wobei sie zuweilen 246 C. H. Scuvurz, das System der Cyklose..—— noch halbkreisfórmig zugleich von den Spiralgefassen umfasst werden, so dass sie dadurch so fest in den Bündeln eingeschlossen werden, dass eine "Trennung der Lebenssaftgefasse von den Spiralgefassen ganz un- móglich ist, und diese Bündel auch in dem Falle, wo sie in einem Kreise liegen. und seitlich untereinander verwachsen, dennoch nie eine Trennung im wahren Holzkórper und Rindenkórper erfahren konnen. Beide Gefássysteme müssen hier nothwendig überall in Ver- bindung bleiben, daher ich sie synorganische nenne. Wir wollen diese zellizen Scheiden ein für allemal die Bündelscheiden nen- nen, weil sie den synorganischen Bündeln durchaus allgemein und wesentlich sind. Betrachten wir den Durchschnitt; eines. Gefassbün- dels von Dracaena Draco (Tab. XII. Fig. 4), so erkennen wir leicht in « die ringsum eingeschlossenen Lebenssaftgefásse, in b die Spiral- gefàsse, e,e sind die Zellen der Bündelscheide, welche das gemein- same Bündel von allen Seiten umschliesst. Die Zellen sind hier dick- wandige Bastzellen, welche jedoch zu den Seiten der Spiralgefasse dünnere Waànde annehmen. Dei Dracaena terminalis sind. die Le- benssaftgefasse dadurch noch mehr eingeschlossen, dass sich die Spi- ralgef'asse in einen Halbkreis nach aussen um sie herumlegen, wodurch sie also auf den Seiten eine doppelte Umhüllung erhalten. | Vergleicht man hiermit die Bündeldurchschnitte von Zea Mays (Tab. X. Fig.3.), so erkennt man leicht die Aehnlichkeit der Zusammensetzung wieder. Die Lebenssafigefasse (a) bilden ein rundliches DBündel an der ausse- ren Seite der Spiralgefasse (b), von denen zwei seitliche das Lebens- saftgefassbündel halb umfassen. | Das ganze ist von der Dündelscheide (c, e) eingeschlossen. . Die Bündelscheide zeigt hier an der ausseren und inneren Seite mehr dickwandige Bastzellen, auf den beiden anderen Seiten gehen. sie in dünnwandige Zellen über. Sie haben auf der Langsansicht cin ahnliches glanzendes nie gekórntes Ansehen, wie die dick wandigen (lig. 4, f.) Bastzellen, und sind von den Lebenssafigefas- III. Die Lebenssaftgefüsse. 6, a. Lage in den Gefüssbündeln. —.241 sen durch die oben angegebene Gesammtheit von Charakteren leicht zu unterscheiden. j Bei den Palmen nimmt die Menge und die Dicke der Wandun- gen in den Zellen der Bündelscheiden sehr zu, und von diesen erhal- ten die Gefassbündel der Palmen die holzartige Harte. Wir haben aus dem Blattstiele der Phoenzv dactilifera (Tab. X. Fig.l. einen Durchschnitt vor uns. Die Bündel sind ringsum von dickwandigen Bastzellen, welche die Scheide bilden, eingeschlossen (e, c), und die Lebenssaftgefasse nehmen die Umfangsseite (a), die Spiralgefasse die Axenseite (b) ein. Bei den Palmen entwickeln sich die Bastzellen an der Umfangsseite des Stammes oft zu ausserordentlichen Massen, wie diess auch in dem Werke von Mohl über die Sructur der Palmen*« vielfaltig abgebildet ist. Haufig nehmen die Gefasse einen viel gerin- geren Raum in dem DBündel ein, als die dicken Scheiden. Andere BDündel sieht man, wo die Gefasse ganz fehlen. Diese scheinen uns solche zu sein, womit die Bündel bei den Verzweigungen aufhóren und anfangen. Zuerst sieht man (wie gegen den Umfang des Stam- mes in Fig.1. Tab. X. zu sehen ist) die Gefasse in den Bündeln abneh- men, dann ganzlich verschwinden, die leeren Scheiden aber setzen sich noch eine Strecke fort. Ausserordentlich dick und palmenàhnlich werden auch die Bastzellenscheiden bei den tropischen Asparaginen, wie Smilax Sassaparilla und den tropischen Gràsern, wie T'ripsacum dactyloides. | Auch bei den tropischen Orchideen, wie Epidendron elongatum, sind die Zellen der Bündelscheiden noch sehr dickwan- dig, besonders an der Umfangsseite des Stammes. . Sehr fest die Le- | benssaftgefasse einschliessend sind die Scheiden bei Cyperus longus. , Dünnwandiger werden sie bei den einheimischen Orchideen, Irideen , und Liliaceen; bei Orchis latifolia, Iris florentina, Convallaria lati- folia (Tab.IX. Fig.1,3,5,c.). Alle diese Pflanzen konnen keine wah- , ren Rinden bilden, und wenn auch, wie z.B. bei Dracaena (Mém. sur 3 la. circulation. Tab.4. fig.5,d.), auch bei Feratrum, Ruscus u. a. sich im Umfange des Stammes eine Hülle von Zellgewebe. absondert, so ist diese, weil alle Lebenssaftgefassbündel darin fehlen und diese 248 C. H. Scuvurz, das System der Cyklose. Hülle nur von Blattgefàssbündeln durchzogen wird, eben so wenig der wahren Rinde der Dichorgana zu vergleichen, als die Bündelmasse in der Axe dem Holzkórper. Wir nennen die Zellenhülle zum Unter- schiede von der wahren Rinde: Zellenhaut. Die Elemente wahrer Holz- und Rindenkórper bleiben in jedem Bündel vereinigt, weil sich wegen der Bündelscheiden die Lebenssaft- und Spiralgef'asse nicht von einander trennen kónnen. S 19. Eigenthümlich ist die Lage der Lebenssaftgefasse in den Wurzeln der Synorgana. Jede Wurzel hat nur ein Gefássbündel in der Axe, das sich aber symmetrisch strahlenfórmig oder concentrisch entwickelt. An dem Durchschnitt der Wurzel von Jris sambucina (Tab.lIL)sieht man ein grosses rundes Axenbündel von dick wandigen Bastzellen, zwischen denen zerstreut die Spiralgefásse (a) liegen. Dieses Axenbündel setzt sich in armfórmigen Strahlen, aus gleichen Zellen (c) gebildet, gegen einen Kreis von noch stáàrkeren Bastzellen (d) fort, so dass zwischen den Strahlenarmen und dem Zellenkreis 12 dreieckige Raume übrig bleiben, welche mit den Lebenssaftgefassen erfüllt sind (b); das Ganze ist mit einer Zellenhaut von lockerem Gewebe umgeben... Man kann es nun als ein sternfórmiges Dündel, von einer kreisfórmigen Bündel- scheide umgeben, ansehen. Im Durchschnitte der Wurzel von. T»i- psacum dactyloides findet man eine Axe dünnwandiger Zellen (ahn- lich dem Baummark), im Umfange derselben eine kreisfórmige Schicht lester Bastzellen, zwischen welchen Spiralgefasse zerstreut sind, um diese eine concentrische Schicht von Lebenssaftgefassen, und diese von einer kreisfórmigen Bündelscheide umgeben. | Das Ganze bildet ebenfalls nur ein Axenbündel, von dem noch ringsum zellige Strahlen- III. Die Lebenssaftgefásse. 6, a. Lage in den Gefüssbündeln. — 249 arme gegen die Peripherie gehen, welche grosse Luftgange zwischen sich lassen, und im Umfange durch eine Zellenrinde vereinigt werden. BHündel der Farrnstáümme. $ 80. Merkwürdig und ganz eigenthümlich sind die Gefassbündel in den Farrnstammen gebaut. Da wir die Organisation derselben in dem Mém. sur la circulation (p.99. tab. XXII. XXIII.) ausführlich be- schrieben haben, so ist der Dau hier nur zu erwáhnen. Die Gefass- bündel sind ebenfalls synorganisch, aber nicht auf die Art zerstreut und nicht so gleichfórmig, als bei den blühenden Synorgana. Die bündel haben die Spiralgefasse in der Axe, aber die Axe ist nicht rund, sondern breitgedrückt und im Stamme bei Struthiopteris germanica auf mancherlei Art ausgebuchtet (Tab. VII, wo die obere Figur den Durchschnitt des Rhizom's, die untere linke Figur ein vergrossertes Gefassbündel aus demselben, und die rechte Figur den Wurzeldurch- schnitt darstellt). Diese Axe ist rundum von einer Rinde von Lebens- saftgefassen umgeben, und das Ganze von einer Bündelscheide einge- schlossen. Die Bündelscheiden der Farrn sind immer braun gefarbt, und gegen ihren Inhalt sowohl, als gegen die Umgebung immer sehr abstechend, daher sie auch langst schon bemerkt worden sind, ohne dass jedoch ihre wahre Bedeutung erkannt worden wáre. Die Wurzel enthalt nur ein einziges ahnlich gebautes Axenbündel von elliptischer Form. Bei den baumartüigen Farrn sind alle Bündel elliptisch oder breitgedrückt, sonst ebenso zusammengesetzt. Weil hier jedes Dündel ringsum von einer Rinde von Lebenssaftgefassen umgeben ist, so kónnen diese Bündel viel starker anwachsen, als bei den übrigen Synorgana, daher auch sonst nirgends so grosse Gefàss- bündel vorkommen, als bei den Farrn. Das Axenbündel der Wurzel von Bernhardia dichotoma (Tab. VIII. Fig. 1.) nahert sich durch seine sternfórmige bildung mehr dem der lrideen. Vol. XVIII. Suppl. 1I. 92 250 C. H. Scnuvurrz, das System der Cyklose. Geflüissbündel der Krnautartigen Dichorganna. S 8]. Diese Bündel sind aus denselben organischen Grundtheilen zu- sammengesetzt, wie bei synorganischen Pfílanzen, allein so gebildet, dass die beiden Gefasssysteme aus dem Bündel sich trennen und die Dündel sich in neue Formen auflósen und zu Holz- und Rindenkór- pern entwickeln kónnen. Diese Bündel liegen bei den meisten Pflan- zen in einen Kreis geordnet, wodurch sie zu einem Ringe verwachsen kónnen; allein diese kreisfórmige Lage ist nicht das allein Wesentli- che; die Bündel kónnen sich vielmehr mannigfach aus dem Kreise gegen einander verschieben, und der zerstreuten Lage der synorgani- schen ganz ahnlich werden, wie bei den Cucurbitaceen, ohne darum ihre dichorganische Natur zu verlieren. Diese besteht aber darin, dass die Bündel keine Bündelscheiden haben, wodurch beiderlei Gefásse eingeschlossen sind. — Vielmehr ist hier eine freie Zusammenlagerung beider Gefasssysteme, wodurch ihre vollstandige Trennung móglich wird. Die Bündelscheiden der synorganischen Pflanzen sind hier frei- lich nicht ganz verschwunden, sondern sie haben sich nur von der Axe her geóffnet und mit ihren Seitentheilen gegen den Umfang zu- rückgezogen, so dass sie nicht mehr als die ganzen Bündel umfassende Scheiden, sondern als der Umfangsseite der Bündel aufliegende Dek- ken erscheinen. So erscheinen sie hier in Bündelform und bilden, zu Bastzellen entwickelt, die Bastbündel, welche bei den dichorganischen Bundeln unmittelbar auf den Lebenssaftgefassen, gewóhnlich in halb- mondíformiger Gestalt, aufliegen. So scheint dann jedes einzelne Ge- lassbündel aus drei Theilen zu bestehen, z. B. bei Chelidonium maius (Tab. XVI. F'ig.1.), oder Delphinium elatum (Tab. XIV. F'ig.3.), wo den Spiralgefasstheil, « den Lebenssafigefasstheil, e das Bastbündel bezeichnet. Diese Bastbündel sind also die Ueberreste der hier meta- morphosirten Dündelscheiden der Synorgana, und gehóren ebensowohl III. Die Lebenssaftgefüsse. 6,a. Lage in den Gefüssbündeln. |.O51 zu den Bündeln, wie die Bündelscheiden. Wir wollen diesen Bast- theil der Gefassbündel der Dichorgana, dessen Metamorphosen für die Holz- und Rindenbildung wichtig wird, mit dem Namen der Bündel- decken, im Gegensatze der Bündelscheiden , belegen. Durch die Auflagerung der Bündeldecken ist dann eine ganz an- dere Art der Entwickelung gegeben, als bei den synorganischen Bün- deln, wohin namentlich die strahlenfórmige Vergrósserung der BDün- del von der Axe des Stammes gegen die Peripherie gehórt, derenwegen wir in dem System des Pflanzenreichs die PHanzen mit solcher Ent- wickelung: Strahlenpflanzen genannt haben. Der Mangel an geschlossenen Bündelscheiden und die strahlen- tórmige Entwickelung machen also hier den wesentlichen Charakter des Gefassbündels aus. Wo er nicht vollstandig in den Stengeln bei kraut- artigen Pflanzen hervortritt, ist er in der Wurzel nirgends zu verken- nen, wo die strahlenfórmige Entwickelung überall sich auf's deutlich- ste ausspricht, z. B. in der Wurzel der Cucurbitaceae, Umbelliferae, Cruciferae, auch bei denjenigen Arten, die im Stengel diese Entwik- kelung nicht deutlich zeigen. Ich habe also bei der Classificirung in meinem Systeme des Pflanzenreichs weniger auf die kreisfórmige Lage der Bündel in krautartigen Stengeln, als auf die strahlenfórmige Ent- wickelung der Wurzeln bei diesen Pflanzen gesehen (vergl. Tab. XXI. Fig. 1.). Betrachten wir nun die dichorganischen Bündel krautartiger PHanzen vor ihrer Verwachsung, so erkennen wir die einzelnen Ele- mente derselben nach Analogie der synorganischen leicht wieder. Bei Chelidonium maius zeigen sich die in einem Kreise gestellten abwech- selnd grósseren und kleineren Bündel aus Spiralgefassen, die den in- neren Theil (b), und aus Lebenssaftgefassen, die den ausseren Theil (a) der Gefásslagen einnehmen. — Ausserdem liegt den Lebenssaftgefassen die Schicht dickwandiger Bastzellen, die Bündeldecke (c) nur an der * 252 C. H. Scuvriz, das System der Cyklose. ausseren Seite auf. Die Bastzellen umgeben aber das eigentliche Ge- lassbündel gar nicht, auch sind die Lebenssaftgefásse nicht in das Spi- ralgefassbündel versenkt, sondern beide Gefassparthieen lie- gen zu den Seiten frei mit dem gewóhnlichen Zellgewebe in Berührung, was bei den synorganischen Bündeln nie dar Vall ist. Ganz ahnlich finden wir die Bildung der kreisfórmig gestellten Bündel bei Papaver nudicaule (Tab. HI. Fig. 1.), wo « die Lebenssaftgefasse, b die Spiralgefasse, e die den Gefassen nur nach aussen aufliegenden Bündeldecken (Bastzellen) bezeichnet. Wir finden aber bei einigen Pflanzen Bündel, die ohne alle Be- deckung von Dastzellen ganz frei im. Zellgewebe gelagert erscheinen, wie z. B. bei Portulaca oleracea (Vab. XXVII. Fig.3.), wo die Ge- lassbündel nur aus Spiralgefassen (5) mit aufgelagerten Lebenssaftge- fassen (a) bestehen. — Aehnlich bei Oxalis tetraphylla (Tab. XXVIII. Fig.3.); in diesen l'állen pflegen aber nàher unter der Oberhaut an- statt der Dündeldecken kreisfórmige Schichten dickerer Zellen gela- gert zu sein. $ 82. Die Gefassbündel bei den eben genannten Pflanzen zeigen noch keine strahlenfórmige Entwickelung in dem Alter, wo sie gezeichnet sind. Diese tritt schon mehr hervor bei Bocconia cordata (Tab. X VII. Fig.1.), wo sich die Bündel auch naher rücken. Die Spiralgefasspar- thieen sowohl (a), als die Lebenssaftgefasse (b) vergróssern sich nàm- lich, von der Axe gegen den Umfang des Durchschnius hin breiter werdend, und die sich hier stark ausbildenden Bastzellen der Bündel- decken (e) gehen mit in diese strahlenfórmige Entwickelung ein. Eine solche Ausdehnung kónnen die synorganischen Gefássbündel nicht erfahren. | Auch bei T'ropaeolum maius tritt die strahlenfórmige Ent- wickelung hervor. Bei diesen beiden Durchschnitten sieht man nun leicht, wenn man einen Blick auf den ganzen Bündelkreis wirft, wie 7 III. Die Lebenssaftgefüsse. 6, a. Lage in den Gefüssbündeln. | 258 die freie Entwickelung der Bündel ohne Dündelscheiden es móglich macht, dass die Lagen von Lebenssaftgefassen aller Bündel seitlich zu einer zusammenhàngenden Schicht sich vereinigen und dann von den Spiralgefássparthieen sich im Zusammenhange als Rinde ablósen kon- nen, wáhrend die Spiralgefassabtheilungen der Bündel ebenfalls un- tereinander zu einem Holzringe sich seitlich verbinden kónnen. Die Durchschnitte von triplex hortensis und. Delphinium elatum. findet man ganz ahnlich gebildet (Tab. XIV. Fig. 1. 3.), wie auch Cecropia peltata (Tab. XIII. Fig. 1). Diese Entwickelung finden wir einen Schritt weiter vorgerückt bei dem Durchschnitte von F'aleriana offi- einalis (Tab. XXVII. Fig.1). Man sieht hier auch ohne weitere Be- zeichnung der einzelnen Theile die Bündel séitlich verbunden, doch so, dass die früheren Trennungslinien noch bemerkbar sind. Alle Lebensgefássbündel sind seitlich zu einer continuirlichen Schicht ver- flossen, welche den noch halbgetrennten Spiralgefassbündeln des Holz- ringes aufliegt, doch so, dass nunmehr die Sonderung (das Dichorga- nische) von Holz- und Rindenschicht deutlich in die Augen tritt. Auch die Bündeldecken sind im Umfange der Lebenssaftgefasse zu einer zusammenhàngenden Schicht verflossen. Hier làsst sich die ganze Lebensgefassschicht nun schon als Rindenschicht zusammenhangend künstlich vom Holze lósen. In anderen Fállen geschieht die seitliche Verbindung nicht zuerst durch die Gefasse, sondern die Gefassabthei- lungen bleiben gesondert, und die den Lebenssafigefassen aufliegen- den Bündeldecken verschmelzen seitlich zu einer ringfórmigen Haut (Basthaut), welche die Bündel verbindet, wie man bei Erodiwm ma- lacoides (Tab. XXVIII. Fig. 1.) findet. Auf eine andere Art bei Zra-: gopogon porrifolius (Mém. sur la circulation. Tab. FII. fig.5.). In noch anderen Fallen bleiben die Gefassbündel unter sich und ihre bei- den Gefasssysteme, auch in alteren Stàmmen, mehr aufeelóst und aus- einanderfallend, wie bei den fleischigen Euphorbien (Tab. V. F'ig. 2. 254 C. H. Scnurrz, das System der Cyklosc. bei Euphorbia atropurpurea, aber noch viel mehr bei Euwphorbia Caput Medusae. (Mém. sur la circulation. Pl.6. fig.5.. Das strah- lenfórmige Wachsthum der Gefaássbündel geht von der Trennungslinie Zwischen den Spiral- und Lebenssaftgefassen aus, diese Stelle ist der Centralpunct der divergirenden Entwickelung nach der Holz- und Rindenseite hin... Zuerst lagert sich hier eine indifferente Keimschicht (Cambiumschicht) ab. Wir sehen eine solche Cambiumschicht zwi- schen den Lebenssaftgefassen (a) und den Spiralgefàássen (5), in Form eines feinen Zellgewebes in den Dündeln bei Cieuta virosa abgelagert (Tab. XXII. Fig.1.), auch erkennt man schon in der Spiralgefássab- theilung sehr deutlich die einer alteren aufgelagerte jüngere Schicht, wodurch die strahlenfórmige Entwickelung begonnen hat. Bei Ahi- psalis pendulus wachsen sogar die Bündel, ungeachtet sie nicht seit- lich verwachsen, in regelmaàssig getrennten Schichten an, wie die Holzringe im Holzkórper der Baume. — Durch diese Cambiumschicht wird besonders die Lósung von Rinde und Holz moglich, und bei der rindenartigen Zellenhülle um den Stamm der Aloe, Ruscus u.a. synor- ganischen Pflanzen ist also eine solche Lósung unmoóglich. Dadurch kann man die Zellenhaut der Synorgana von der Rinde der Dichor- gana bestimmt unterscheiden. b. Lage der Lebenssaftgefásse in den Rindenschichten der Báume. «. Einjihnge Zweige und Pflanzen. $ 83. Die Lage der Lebenssaftigefasse in der Rinde ist ganz durch die ?ntwickelungsgeschichte und durch die Art der Trennung der Lebens- saftgefasse aus den ursprünglich isolirten Bündeln dichorganischer Pflanzen bedingt. Es finden hier manche Verschiedenheiten statt. Wie wir bei F'aleriana gesehen haben, dass zuerst die sich sondern- den Lebensgefassbündel zu einer Rindenschicht seitlich. sich verbin- den, wahrend die Spiralgefásse noch in Bündeln getrennt bleiben, so III. Die Lebenssaftgefüsse. 6, b. Lage in den Rindenschichten. | 255 findet man auch das umgekehrte, nàmlich, dass zuerst die Spiralge- fássbündel zu einem Holzringe verwachsen, aber die Lebenssaftgefasse noch in gesonderten Bündeln kreisfórmig in der Rinde stehen bleiben, und sich der Holzkórper nach innen von der Rinde trennt. Diess ist schon bei manchen krautartigen Pflanzen der Fall, z. B. bei Z'ragopo- gon porrifolius (Mém. sur la circulation. Tab.F'II. fig.5.), bei Im- patiens nolitangere (Tab. XXIII Fig.1.. Etwas Aehnliches findet in den verholzten Stengeln der meisten Euphorbien statt. Aber in den Rin- den grósserer Dàume trifft man ganz ahnlicheV erháltnisse. So findet man im einjahrigen Zweige von.4cer platanoides (Tab. X XIV.), nachdem die Spiralgefássbündel langst in einen Holzring (b) verwachsen sind, die Lebenssaftgefasse noch in den ursprünglichen Bündeln in der Rinde gesondert («). Sie sind nach aussen von den Bündeldecken in Form dickwandiger Bastzellen (e) bedeckt. Die Cambiumschicht zwischen beiden ist in voller Entwickelung begriffen (d). In anderen Fàllen erscheinen aber sowohl die Lebenssaftgefasse zu einem zusammen- hangenden hindenringe (e), als die Spiralgefasse zu einem Holzringe (b) verwachsen, wie bei Rubia tinetorum (Tab. XXV. Fig. 1.), so auch ahnlich bei Rubus Idaeus (ebend. Fig. 3.), wo aber die Bündeldecken in Bündeln bleiben, und noch von einer continuirlichen Zellenschicht bedeckt sind. Bei Mimosa pudica (Tab. XVIIL Fig. 4.) sind sowohl die Lebenssaftgefàsse (a) als die Dündeldecken (e) zu einer continuir- lichen Schicht verflossen. Bei Salix alba sind die Lebenssafteef'asse in einer zusammenhangenden Schicht, die Bastzellen in Bündeln. Wo Secretionsorgane, besonders die Harzcanale bei den Dolden- pflanzen und Terebinthaceen, vorhanden sind, da sammeln sich die . Lebensgefásse der hinde um die Balsamcanále in gesonderten Bün- . deln nach der Lage der Canale, wie bei Schinus molle und. Rhus co- riaria (Tab. XX. Fig. 1. 3), wo die Balsamcanale mit c, die Lebens- saftgefasse mit « bezeichnet sind, und in der Wurzel von 4ngeliea 256 C. H. Scuvrrz, das System der Cyklosc. Avchangelica übnlich. — Bei Gingko biloba aber (Tab. XXIV. Fig. 3.) findet sich ausser dem Lebensgefásskreis um die Secretionsorgane noch eine zusammenhangende Schicht dicht um das Holz. Aehnlich wie im Stengel von Angelica 4Arehangelica. Axenmarkh und HKiündenmark. $ 84. Das Zellgewebe, in welchem die gesonderten Bündel liegen, bil- det eine, den ganzen krautartigen Stengel füllende Marksubstanz, wel- che sich bei synorganischen Pflanzen durch das ganze Leben nicht theilt, so dass hier der ganze Stengel markig bleibt. Sobald aber bei dichorganischen Stengeln die Dündelkreise zu zusammenhangenden Gefassringen verwachsen, trennt sich das Zellgewebe in einen Axen- theil und in einen Umfangstheil. Da beide denselben Ursprung haben, wollen wir den Axentheil (der gewóhnlich Mark schlechthin genannt wird) Axenmark, den Umfangstheil aber Rindenmark nennen. B. Eutwickelungsgeschichte der Lebenssafigefüsse in den mehrjihrigen Rindenschichten. $ 85. Wir wollen diese Entwickelung von Anbeginn in den ursprüng- lichen Bündeln beim W einstock verfolgen. Betrachtet man den Durch- schnitt eines jungen Triebes im Frühling (Tab. X XXII. F'ig.1.), so fin- det man die Gefasse noch in kreisfórmig gestellten Bündeln, ahnlich wie bei krautartigen Pflanzen, und man wird eine grosse Aehnlich- keit finden, wenn man diese Bündel bei'm Wein etwa mit denen bei Delphinium elatum (Tab. XIV. Fig. 3.), oder mit denen bei Hocconia cordata (Vab. X VII. Fig.1.), oder sonst bei einer krautartigen dichor- ganischen Pflanze vergleicht. Die strahlenfórmige Entwickelung ist in diesem Zustande der Gefassbündel des Weines noch wenig bemerk- bar. Das Zellgewebe zwischen den Bündeln hat noch nicht die spáter strahlenfórmig von der Axe nach dem Umfang gehende Richtung an- genommen, daher die Dündel noch mehr isolirt und beide Gefáss- 7 III. Die Lebenssaftgefüsse. 6, b. Lage in den Rindenschichten. |. 991 systeme in jedem Bündel noch zu einem Ganzen (zusammengesetzten Bündel) verbunden erscheinen. | Die Lebenssaftgefásse liegen (Tab. XXXII.) nach aussen (a), noch von der Bündeldecke von Bastzellen (c) bédeckt, die Spiralgefasse nehmen den gegen die Axe gerichteten Bün- deltheil (b) ein. Abwechselnd über und zwischen den Bündeln findet man noch dicht unter der Oberhaut einen Kreis von Bastbündeln (e), die zu den Gefassbündeln selbst nicht gehóren; also von den Bündel- decken ganz verschieden sind. Axenmark, Rindenmark und Mark- strahlen sind noch von übereinstimmender Bildung. Man bemerkt schon eine Keimschicht (Cambiwm) zwischen den Spiralgefassen und den Lebenssaftgefàssen aller Bündel entwickelt (d), und durch diese beginnt nicht nur die Trennung beider Gefàsse (das Dichorganische) aus ihrer Einheit in den Bündeln hervorzutreten, sondern die Keim- schicht setzt sich auch ununterbrochen concentrisch durch den ganzen Bündelkreis fort, so dass hierdurch die Spiralgefásstheile der Bündel schon zu einem Holzring, die Lebenssaftgefasstheile aber zu einem Rindenringe seitlich verbunden werden. Es entsteht hierdurch das Ansehen, zwar noch getrennter, aber doch seitlich zu einem Kreise zusammenhangender Bündel, wie man sie auch im Querdurchschnitt krautartiger Pflanzen (bei Tragopogon porrifolius, -Mém. sur la circulation. Tab. VII. fig. 5, oder bei 4ngelica 4rchangelica, Tab. XXI. fig.5.) findet. Die vollstandige dichorganische und strahlen- fórmige Entwickelung tritt aber erst in den reiferen Trieben der Weinrebe hervor. $ 86. Untersucht man den Querschnitt einer einjahrigen Rebe im Herbst, so sind die Bündel vollig strahlenfórmig von der Axe gegen die Peripherie entwickelt; die Spiralgefasstheile aller haben sich unter sich zu einem Holzkórper, die Lebenssaftgefásstheile zu einem Rin- denkórper seitlich vereinigt, und beide haben sich als Holz und Rinde Vol. XVHI. Suppl. II. oU 258 C. H. Scuvcrz, das System der Cyklosc. vóllig geschieden oder sind ganz dichorganisch geschieden, Tab. X X XII. Fig.2. Die peripherische Zellenschicht, in welcher die Bastbündel (e) dicht unter der Oberhaut liegen, trennt sich sehr merklich von der Gefassschicht der Rinde («) ab, und die Markstrahlen sind nicht nur zwischen den ursprünglichen Bündeln vóllig strahlenfórmig von der Mitte gegen den Umfang hin gebildet, sondern mit der strahlenfórmi- gen Vergrósserung wird jedes Bündel nochmals durch einen in seiner Mitte nun entspringenden Markstrahl gegen den Umfang hin in zwei Theile gespalten, in dem Maasse, als die Bündel nach dem Umfange hin keilfórmig breiter werden. Die sammtlichen Markstrahlen setzen sich auch durch die Rinde bis zu Ende der Gefassschicht derselben fort, aber nicht über die Gefassschicht hinaus. Diess ist eine allge- mein bestimmte Erscheinung, dass die Markstrahlen immer nur die Gefassrinde, soweit sich Lebenssaftgefàássschichten finden, durchsetzen und vor den diese Schichten bedeckenden Zellenschichten aufhóren. Man kann daher die Grenze der Gefàssschichten überall an dem Ende der Markstrahlen im Umfange erkennen. Doch ist diess nicht immer scharf begrenzt. Die Spiralgefasstheile der Bündel sind zu festen Holzbündeln ge- worden und fest mit den Markstrahlen seitlich verwachsen. Ihre Ver- grósserung gegen den Umfang hin geschieht ziemlich gleichfórmig, so dass keine Schichtenabsatze deutlich hervortreten, wenn gleich solche durch die Spiralgefassabtheilungen angedeutet sind. Man sieht aber, dass bei noch getrennten Bündeln zuweilen allerdings in demselben Jahrestriebe das Anwachsen der Spiralgefassabtheilungen in deutlich getrennten Schichten geschieht, z. B. bei Rhzpsalis pendulus... Am merk- würdigsten in diesem Betracht ist mir der Hopfenstengel erschienen, bei dem in einem Sommer zwei wie Jahresringe von einander geson- derte Holzringe anwachsen, ohne dass man in der Rinde die Gefasse in Schichten bemerkte (/Mém. sur la circ. Tab. VII. fig.2.). IHI. Die Lebenssaftgefüsse. 6, b. Lage in den Rindenschichten. | 259 Es ist keinem Zweifel unterworfen, dass der gegen die Axe ge- legene Theil des Holzbündels, soweit er noch nicht durch einen Mark- strahl in der Mitte gespalten ist, der àlteste ist, der vor der Entwicke- lung der Keimschicht (des Cambium's, Fig. l, d.) in den jüngeren Trieben schon vorhanden war; denn die Bündel in diesen jungen Trieben sind noch nicht gespalien. Der durch einen Markstrahl ge- spaltene, nach dem Umfange gerichtete Theil des Bündels ist also um so jünger, jemehr er nach aussen liegt. Dieses hat darin seinen Grund, dass das Anwachsen durch Metamorphose der Keimschicht von der Scheidungslinie beider Gefássabtheilungen aus (Fig. 1, d. Fig. 2, d.) geschieht, indem hier die ursprüngliche Scheidung der organischen Systeme, wie bei der Trennung der 4frea vasculosa und Area pellu- cida im Keim des bebrüteten Hühnchens geschieht. Dieses verhalt sich nun umgekehrt mit der Entwickelung des Rin- dentheils der Bündel, welcher die Lebenssaftgefásse enthalt. Bevor wir indessen hier die Ordnung des Anwachsens verfolgen, wollen wir noch in der im Laufe eines Sommers entwickelten Rinde bei der Weinrebe die auffallende Erscheinung betrachten, dass die Rinde in ihrem Gefasstheil schon eine ganze Reihe von Schichten, wie Jahres- ringe aufeinander gelagert, zeigt (Tab. X XXII. Fig.2,a.), wahrend das Holz nicht in Schichten angewachsen ist. Hierdurch unterscheiden sich die sogenannten Jahresringe in Holz und Rinde sehr, dass bei vie- len Pflanzen in einem Sommer schon mehrere Gefassschichten in der Rinde anwachsen, wahrend sich nur eine deutlich markirte Holzschicht bildet. Eine Holzschicht also entspricht hier schon mehreren Rinden- schichten. Aber die Rindenschichten haben auch sonst nicht so grosse Analogie mit den Jahresringen im Holze, wie man früher wohl annahm, weil die peripherische Entwickelung gegen den àusseren Theil der hinde hin manche Abweichungen von der Holzentwickelung noth- wendig macht. Betrachten wir also die Gefassschichten in der Rinde * 260 C. H. Scnvrrz, das System der Cyklose. des einjahrigen Triebes befm Wein, so finden wir, dass sie mit Bastschichten. abwechseln, und dass sie Wiederholungen des ursprünglichen Lebensgefasstheils der jungen Bündel sammt ihrer Bastbündeldecke sind. Die Theile a, c des jungen Gefassbündels (Tab. XX XII. Fig.1.) haben sich also in der ganzen Jah- resschicht der Rinde fünfmal wiederholt, indem sich von dem Puncte d, der Trennungslinie zwischen den Spiral- und Lebenssaftgefassen aus, die Schichten von Lebenssafigefassen mit ihren Bündeldecken von innen nach aussen hin gegen den ursprünglichen Bündeltheil (ebend. a, c. Fig.l. angelagert haben. Hier ist also die ausserste der Gefáss- schichten die àlteste, die innerste ist die jüngste. Man erkennt daher an dem bogenfórmigen Umfang des ausseren Theils der àlteren. Ge- fassschichten noch die ursprüngliche Bogenform der Bündeldecke der jungen Triebe. $ 81. Nachdem wir nun die Entwickelung der Gefassschichten in der einjahrigen Rinde verfolgt haben, wird es leicht sein, die Schichten- bildung in den zweijahrigen Reben zu verstehen. Sieht man den Durchschnitt derselben am Ende des zweiten Sommers an, so fallt leicht in die Augen, dass die ganze vorjàhrige Rinde, nicht nur die Gefassschichten, sondern auch die darüber liegenden Zellen und die Oberhautschicht mit den darin liegenden Bastbündeln, abgestorben und bereits von den jüngeren Theilen abgestossen ist und nur noch locker auf der jungen Rinde aufhangt (Tab. XXXIII. lig. 3, d, e, f.). Die Zellen und Gefassparthieen sind ganz braun geworden, die Bast- schichten haben ihre natürliche Farbe behalten. Dabei hat sich die ganze Rinde selbst in zwei Lagen gespalten, eine áussere Zellenlage mit den Bastbündeln (f) und eine innere Gefasslage (d, e), worin aber die Schichten sehr eingeschrumpft und zusammengezogen erscheinen. Anstalt dessen. hat sich aber eine neue Rindenschicht (d,c) unter der II. Die Lebenssaftgefásse. 0,b. Lage in den Rindenschichten. | 261 abgestorbenen entwickelt. In dieser Schicht sieht man dieselben ab- wechselnden Lagen von Lebenssaftgefassen und DBündeldecken von Zellen, wie in der einjahrigen Schicht; aber die Zahl der Lagen ist überhaupt auch in den einjahrigen Trieben unbestimmt und sehr von der Lebhaftigkeit der Vegetation und dem Einfluss der Witterung auf dieselbe abhangig; ob aber überhaupt mehrere oder nur eine Schicht sich in demselben Sommer entwickeln, ist durch die Organisations- verhaltnisse der Pflanze selbst bestimmt. Die neue Rindenschicht un- terscheidet sich aber von den vorjahrigen darin, dass sie nur aus wech- selnden Zellen- und Gefassschichten besteht und im ausseren Umfange nicht wieder von einer gefasslosen Zellenschicht, worin isolirte Bast- bündel liegen, bedeckt ist. Die àussersten Bündeldecken der Gefass- lagen sind daher einfach mit Oberhaut bekleidet. Diess wiederholt sich auch in allen folgenden Jahren ahnlich. Zugleich mit der neuesten Rindenschicht hat sich aber auch um den einjahrigen noch ein zweiter Holzring (e, b) gebildet, der in b von dem vorjahrigen durch eine scharfe Grenze sich unterscheidet. Wir sehen also, dass sich an der ursprünglichen Scheidungslinie zwischen Holz und Rinde (Fig. 1. 2, d) eine neue Rinden- und eine neue Holz- schicht eingeschoben hat, welche den ganzen Umfang von d bis b, Fig.3, einnimmt. | Im dritten Jahre wiederholt sich dieselbe Erschei- nung, wobei dann die zweijahrige Rindenschicht ebenso abstirbt, wie die einjahrige im zweiten Sommer. Die abgestorbenen Rindenschich- ten spaterer Jahre bleiben oft locker lamellenartig um die Rebe hàn- gen, sind aber leicht abzuziehen, die aussere Zellenschicht der einjáh- rigen Rinde aber wird von selbst am Ende des zweiten Sommers ab- geworfen. Bemerkenswerth ist es hier, dass die ganze lamellenartig eingetrocknete Rinde, und nicht etwa eine Oberhautschicht derselben beim Wein jahrlich abgestossen wird. Hierin finden sich manche Analogieen und Unterschiede bei anderen Daumen. Das Abschuppen 262 C. H. Scnurzz, das System der Cyklose. mu a der Rinde bei der Kiefer (Pinus sylvestris) und. bei der Platane ge- schieht zwar auch so, dass ganze eingetrocknete Rindenschichten ab- fallen, allein mit dem Unterschiede, dass nicht gleichfórmig die gleich alten Schichten von unten bis oben, sondern nur inselfórmige Stellen von aussen nach innen absterben, die mehrere Jahresschichten durch- dringen, so dass zwischen solchen auf diese Art ausgebuchteten Stel- len, in Form von Hügeln, noch frische Stellen aus Schichten von dem- selben Alter, wie die abgestorbenen, stehen bleiben. S 88. Nach Analogie der Gefassentwickelung in der Rinde des Wein's lasst sich die Bildung bei der Linde nun leicht erklàren. Der Durch- schnitt eines einjahrigen Triebes von Tia europaea (Tab. XXXIII. Vig. 1.) zeigt im Herbste die Lebenssaftgefasse der Rinde (a) ebenfalls in mehreren mit Bastschichten abwechselnden Lagen (e, e, c. d, d, d). Man sieht aber hier die Bündel schon in sich mehrfach durch Mark- strahlen getheilt, als bem Wein, ausserdem aber die Markstrahlen, welche die ganzen Dündel trennen, gegen den Umfang hin sich stark keilformig verbreiten und dadurch die Bündel an der Umfangsseite weit auseinander treiben; in dem Maasse, als sich die Rinde nach aus- sen erweitert. Das Markstrahlengewebe nimmt daher nach aussen zu wieder die gewóhnliche Zellenform an und geht in eine dickere grüne Zellenschicht über, welche die Gefassschichten bedeckt. ^ Auf diese folgt eine nicht scharf abgegrenzte Schicht mehr dick wandiger Zellen, welche von der in mehreren feinen Schichten sich entwickelnden Oberhaut bedeckt wird. Vergleicht man hiermit die Rinde eines àálte- ren Stammes der Linde (Tab. XXXIII. Fig. 2), so findet man die Schichten schon vieler Jahre übereinander gehàuft, ohne dass die áus- seren merkliche Spuren der Einschrumpfung zeigten, vielmehr gehen die inneren Schichten allmálig in die àusseren über. Zuerst fallt auf, dass die Dündel gegen den Umfang hin durch keilfórmige Erweiterung III. Die Lebenssafigefüsse. 6,5. Lage in den Rindenschichten. 263 der Markstrahlen mehrfach und viel tiefer gespalten sind, und dass sie daher zwischen dem eingekeilten Markstrahlengewebe nach aussen sich zuspitzend enden. Diess geschieht in dem Maasse, als mit dem Alter und dem Dickerwerden des Stammes die ausseren Rindenschich- ten sich erweitern und ausdehnen müssen, ohne dass eine Nachbil- dung von Gefassen in den álteren Schichten stattfande. Die ursprüng- lichen, durch Markstrahlen getrennten Bündel rücken also seitlich um so mehr auseinander, als sich die Rinde nach aussen erweitert, daher spitzen sich die Bündelreihen nach aussen zu. Leicht erkennt man, dass die grossse Zahl der abwechselnden Bast- und Lebenssaftgefass- schichten nicht der Zahl der Jahrringe im Holze entspricht, sondern dass, wie in den ersten, so auch in den folgenden Jahren jahrlich sich mehrere Schichten entwickelt haben, die aber, wenn freilich undeut- lich, nach den Jahrgangen in Absàátze getheilt sind, welche wir mit a&1, 42, a3 u.s. w. bezeichnet haben. Jeder dieser Absatze würde also einem Jahrringe entsprechen. Man sieht also, wie sehr zusammen- gesetzt der Theil der Rinde ist, den man gewóhnlich mit dem Namen der Basthaut belegt, und wie sich die gesammte innere Schichtenbil- dung der Rinde allmalig in die aussere umbildet, so dass ein Unter- schied von. Innenrinde und Aussenrinde gar nicht natürlich begrün- det erscheint. $ 89. Wir wollen noch die Lage und Entwickelung der Lebenssaftge- fàsse in der Rinde der Birke betrachten. Im einjahrigen Triebe von Betula alba (Tab. XXXIII Fig.3.) hat die Lage der Lebenssaftgefasse erosse Aehnlichkeit mit derjenigen bei den Weiden. Die Lebenssaft- gefásse liegen in einer nur einfachen und ununterbrochenen Schicht (a) um das Holz (b). Diese Schicht ist, wie überall, von Markstrahlen durchsetzt und daher leicht zu erkennen. — Auf der Gefassschicht liegt eine ebenso continuirliche Bastzellenschicht (c), welche aber an vielen 264 C. H. Scnuvrz, das System der Cyklose. Stellen unregelmassig knollenfórmig sich verdickt, so dass dergleichen knollenfórmige Vorsprünge oft nur durch dünne Stellen, wie durch Stiele mit der Schicht, zusammenhangen. | Diese Bastschicht ist durch seitliches Zusammenfliessen der ursprünglichen Bündeldecken entstan- den und man kónnte sagen, dass hier und in àhnlichen Fállen, nach- dem die ursprünglichen Bündel in Holz- und Rindenlagen sich aufge- lóst haben, nun die seitliche Vereinigung ihrer Bündeldecken sie alle wieder in einer hóheren Einheit umfasse und dass der Daumstamm ein hóher entwickeltes Gefassbündel sei. Die einzelnen in einem Kreise gestellten Bündeldecken sind hier zu einer contnuirlichen Schichtendecke geworden, die dem entspricht, was man eine ein- fache Basthaut nennen kónnte, die dann durch Vervielfachung der Schichten, wie bei der Linde, die zusammengesetzte Basthaut bildet. Diese ist also aus vielen sich blattartig auf die Gefassschichten legen- den Schichtendecken gebildet. Im Umfange ist die Bastschicht der Birke von einer grünen Zellenschicht eingefasst, die von einer doppel- ten aber noch wenig begrenzten Oberhaut umkleidet ist. In der 7jahrigen Rinde der Birke (Tab. XXXIII. Fig.4.) bemerkt man zuerst eine zwiefache Art von Schichtenbildung. Einmal sieht man, vom Holze aus gegen den Umfang zu, Schichten von Lebens- saftgefassen, welche mit «1, «2, «3, a4 bezeichnet sind. Jede die- ser Schichten ist eine Jahresschicht, es entwickeln sich hier nicht viel- fache Jahresschichten, wie bei'm Weinstock und der Linde. Diese Schichten sind aber nicht durch, aus Bastzellen gebildete, Bündeldek- ken getrennt, sondern durch einfache Zellenlagen geschieden, und ge- hen bei ihrem ersten Entstehen so weit, als die Markstrahlen nach dem Umfange in die Rinde hineinragen; allein die ausseren alteren Schich- ten sind schon gradweise obliterirt, so dass sie sich von der vierten Schicht an. schon zu verwischen anfangen. Anstatt der obliterirten Lebensgefassschichten. fangt in diesem Theil der Rinde das grüne III. Die Lebenssafigefüsse. 6, b. Lage in den Rindenschichten. 265 Zelleewebe (die Zellenhaut) an, zu wuchern, und zwischen diesem zerstreut die Zellen aus der ursprünglich im einjahrigen Triebe vor- handenen Bastschicht (Tab. X X XIII. F1g.3,c.), die sich auf die sonder- barste Weise metamorphosirt. ' Ezmmal namlich lósen sich die knollen- formigen Vorsprünge der Schicht ganz von ihr ab, und zerstreuen sich als isolirte Dündel inselformig unregelmassig zwischen der innerhalb gelegenen Zellenmasse, so dass fast die ganze Schicht sich in solche zerstreute knollenfórmige Bündel auflóst (e1.). Dann aber andern sich diese Zellen in ihrer Substanz ganz um, verdicken ihre Wandungen bis zum Verstopfen ihrer Hóhlen und werden dabei hart, zu wahren Steinzellen, so dass deswegen die Birkenrinde so widerspenstig sich schneiden lasst. Die kleine, zwischen der Lebenssaftgefass- und. Bast- schicht im einjahrigen Triebe gelegene, grüne Zellenschicht nimmt also die starke Entwickelung an, wodurch sich dieser Theil der Rinde so sehr ausbildet, indem berm Anwachsen neuer Gefassschichten aus dem Cambiüm die Gefasse der alteren obliteriren, wahrend die dazu gehórigen Zellenschichten fort vegetiren. | Es ist bei den àlteren aus- seren Gefaássschichten also ein Uebergewicht der die Gefassschichten irennenden Zellenlagen über die Gefassschichten selbst, wodurch die Grundlage zu der Wucherung gebildet wird, in welcher sich die be- schriebenen Steinzellen ausbreiten. $ 90. Die andere Art von Schichtenbildung in der Birkenrinde entspringt aus einer eigenthimlichen permanenten Reproduction und selbststan- digen Abschuppung der Oberhaut, wodurch die silberweissen Haute entstehen, welche sich von der Birkenrinde abblattern. | Diese Ober- hautschichten sind hier mit d und d bezeichnet. Jede Schicht besteht aus einer doppelten Lage, einer durchsichtigen àausseren und einer undurchsichtigen inneren, von deren kórnigem Inhalt die Silberfarbe herrührt. Man sieht, dass die der Rinde aufliegende jüngste dieser "ol. XVIM. Suppl. II. 34 266 C. H. Scuvrrz, das System der Cyklose. Oberhautschichten (d.1.) noch weit stárker, als die àusseren ist, was von einer grósseren Frische und Turgescenz der Zellen herrührt. Die Zellen der ausseren Schichten trocknen und schrumpfen ein, und dann tritt die weisse Farbe mehr hervor. Wir werden sogleich sehen, dass bei anderen Pflanzen die Schichten, anstatt einzuschrumpfen, viel- mehr sich noch stárker entwickeln und den Kork bilden. Solcher Schichten bilden sich 8—10 und mehr übereinander, ehe die ausserste von selbst sich abzublattern anfangt. Künstlich kann man sie fast alle bis auf die innerste von einander lósen, die Abschuppung ist also lange vorbereitet. Man sieht hieraus, dass die Abschuppung der Birken- rinde von ganz anderer Art ist, als bei den übrigen Baumen; und an- dererseits, dass die Oberhaut von einer weit zusammengesetzteren Structur ist, als die Oberhaut der Blatter. Man hat bisher viel zu sehr die Oberhaut der Blàtter als die Norm angeschen, nach welcher man die Oberhaut der übrigen Theile beurtheilt hat. Diese ist vielmehr, wie an allen blattartigen Theilen, besonders für die Respirationsfunc- tion organisirt und mit Poren versehen, die an der Oberhaut der Wur- zeln, der Knollen, der Rhizonen und auch der Stengel fehlen. Aber auch die Oberhaut der Blátter ist ausser der zuerst von Brongniart unterschiedenen einfachen membranósen Decke schon zusammenge- setzter Bildung, und besteht oft aus mehreren zu einem Systeme gehó- rigen Schichten. Wir betrachten. daher die Oberhaut des Stengels und der nicht blattartigen 'Theile als Bildungen eigenthümlicher Art, die ihren Zwecken gemass von der Blattepidermis abweichen und sich dadurch auszeichnen, dass sie bei vielen Pflanzen und Pflanzentheilen sich von innen schichtenweise reproduciren, und auf verschiedene Art abblattern oder korkig werden. Mohl (Ueber die Entwickelung des Korkes und der Borke auf der Rinde der baumartigen Dikotyle- donen. Tübingen 1836) hat in neuerer Zeit zuerst bessere Ansichten über die Abschuppung der Baumrinden nach dem Vorgange von III. Die Lebenssaftgefüsse. 6,b. Lage in den Rindenschichten. |. 261 'Hundeshagen (Anatomie, Chemismus und Physiologie der Pflanzen. 1829.) gegeben, indem er zeigt, dass diese Abschuppung bei verschie- denen Bàumen von der Entwickelung verschiedener Organe abhàngt, und nicht, wie Duhamel annahm, auf einen Typus zurückzufüh- ren sei. Doch müssen wir die Sache noch von allgemeineren Gesichts- puncten aus auffassen. Mohl unterscheidet in der Rinde folgende vier Schichten: 1) die Epidermis aus einer einfachen Lage von Zellen gebildet; 2) das Peri- derma oder Stratum suberosum ; 3) die zellige Hülle (Stratum paren- chymatosum); 4) die Bastschichte (Stratum libri vel fibrosum). Mohl sondert die Epidermis sehr streng von dem Periderma und sieht letz- teres als eine wahre Rindenschicht an, die mit der Zellenhülle und der Dastschicht in parallele Reihe gestellt wird. Die Abschuppung geschieht nicht durch blosse Vertrocknung der Rindenlagen, sondern durch Entwickelung besonderer Zellenlagen, die entweder selbst jene Schuppen bilden, oder einzelne Rindenstücke als Schuppen von der inneren Rinde absondern. Hiernach werden von Mohl die Erschei- nungen der Abschuppung im Allgemeinen sehr richtig gesondert und eine Abschuppung ausser der zellisen Hülle (der dritten Schicht): die Korkbildung, und eine Abschuppung innerhalb der zelligen Hülle und der Bastschichten: die Borkenbildung unterschieden. Zu den Baàu- men mit Korkbildung in verschiedenen Formen gehóren: die Kork- eiche, 4cer campestre, Gymnocladus canadensis, Betula alba, Fagus. , Zu denjenigen mit DBorkenbildung gehóren: P/latanus, Tilia, Quercus Robur, Larix, luniperus.. Die Abschuppung der Weinrebe sondert . Mohl von beiden Formen ganz. Diese Unterscheidungen gehen in- |. dessen, so werthvoll sie im Uebrigen sind, auf die physiologischen , Elemente der Rinde und deren Metamorphosen in der Entwickelung | nicht ein, daher denn das nàhere genetische Verhàltniss zwischen 3 268 €. H. Scnvrrz, das System der Cyklosc. | , Periderma und Epidermis, und beider zur Zellenhülle und zur Bast- schicht, nicht weiter entwickelt worden; abgesehen davon, dass die die Bastschichten begleitenden | Lebenssaftgefássschichten nicht be- rücksichtigt, und die Bastschichten zu allgemein und als eine überall eleichfórmige Bildung angenommen werden, wahrend sie in mancher- lei Metamorphosen erscheinen. Auch scheint Mohl beide Arten der Abschuppung durch die Annahme theilweise zu identificiren, dass durch dieselben Schichten seines Periderma, welche sich als Kork ab- blattern, auch die Abstossung ganzer Rindenlagen bewirkt werde. $ 91. Wollen wir vóllig naturgemass und nach den Formen der Ent- wickelung der Theile verfahren, so kónnen wir im Allgemeinen in der Rinde nur zwei Systeme von Schichten annehmen: das Oberhaut- system und das eigentliche Rinden- oder Gefássrindensystem. — Alle einzelnen Elemente der Rinde gehóren entweder zum einen oder zum anderen dieser Systeme, und es würde künstlich sein, wenn man sie weiter sondern wollte. Mohl's Periderma gehórt mit zum Oberhaut- system, und ist selbst noch in zwei sich auseinander hervorbildende Sehichten getrennt. /— Mit der Blattoberhaut ist weder die Rindenober- haut noch die Oberhaut der W urzelknollen und Rhizome zu vergleichen. Sicht man eine frisch vegetirende Kartoffel an, so wird man den sich blattrig. von ihr abschuppenden Lamellen den Namen der Oberhaut nicht versagen kónnen, obgleich sie sich von zusammengesetzter Strncetur zeigen. Aber es ist ahnlich mit der Rindenoberhaut, und die sie zusammensetzenden Elemente entwickeln sich auseinander. — Epi- dermis und Periderma und dessen Lagen machen also ein Ganzes aus, dessen. Destandtheile sich wieder in verschiedenen Proportionen zu einander entwickeln kónnen, wodurch die verschiedene Art der Ab- sehuppung bei Kartoffeln, den Wurzeln (z. B. bei Faleriana officinalis), III. Die Lebenssaftgcfásse. 0,5. Lage in den Rindenschichten. |. 269 den Birken, den Kirschbaumen u.s. w. entsteht. Auch die Haare und Stacheln gehóren zu demselben Systeme. | Ebenso machen die Lebenssaftgefasse mit den sie bedeckenden Bündeldecken oder Schichtendecken und den das Ganze einschliessen- den Zellen (dem Rindenmark) ein natürlich untrennbares Ganze aus, wodurch die eigentliche Rinde (Gefassrinde) gebildet wird. Die Ent- wickelung aller drei Theile ist so ineinander greifend, dass die Hin- denmetamorphose nur aus den Verhaltnissen aller drei Stücke zu- sammengenommen erklarlich ist, auch ausserlich gar keine bestimm- ten Trennungslinien zwischen ihnen vorhanden sind. Die sogenannte Zellenhülle, welche ihrem Ursprunge nach nichts anderes, als das Rin- denmark ist, das hier in Form einer Haut erscheint, greift nach innen üef zwischen die Bündel in die Markstrahlen ein, und geht in die Markstrahlen über, wie man bei der Linde sieht, so dass sie theils die anderen Organe durchdringt, theils wieder von ihnen durchdrungen wird. Aehnlich springen die Bündeldecken und Schichtendecken bald stark nach innen vor, bald ziehen sie sich ganz gegen den àusseren Umfang der Rinde zurück. Der Mittelpunct, um den sich alle Ent- wickelung dreht, bleibt immer das Lebenssaftgefásssystem, so dass sich nach der Lagerung desselben die anderen Theile richten, daher denn auch die Gefasse die wahre Einheit der ganzen Rindenorgani- sation bilden und alle Metamorphosen von diesen ausgehen. In der früheren Unterscheidung der vielen Bindenschichten ist man nur ein- seitig morphologisch verfahren und hat weder die allgemeine Func- tion und Bedeutung der einzelnen Schichten beachtet, noch auch die Entwickelung der Schichten aus einem Ganzen betrachtet. Daher hat man auch die Wiederholung derselben zusammengesetzten Schichten, wie in der Binde der Linde, von den Bestandtheilen jeder einzelnen solchen Schicht, die sich bei vielen Pflanzen selbst wieder in Schich- tenform zeigen, nicht gehórig unterschieden, und Vieles ist daher sehr 210 C. H. Scuvviz, das System der Cyklose. unklar geblieben, was nur durch die Entwickelungsgeschichte deut- lich werden kann. Wir wollen daher noch kurz die Entwickelung der beiden Systeme: des Oberhautsystems und des Gefasssystems naher betrachten. Entwickelung des Oberhautsystems der Rinde. $ 92. Wie im thierischen Kórper zum Oberhautsysteme nicht nur die gesonderten Schichten der Oberhaut vom Malpighischen Netz an bis zu den aussersten harten Blattern und. Schwülen an verschiedenen Korpertheilen, sondern auch die Nàgel, Klauen, die Federn, Haare, Schaalen u.s. w. gehóren, so gehóren zur Oberhaut der Pflanzen eben- falls die mancherlei Productionen, welche sich aus ihr entwickeln und wozu sie sich selbst umbildet. An jüngeren Rinden findet man hàufig die Oberhaut mit Haaren bedeckt, so lange sie nicht aus sich abblat- ternden Schichten besteht. bilden sich mehrere solche Schichten, so tritt anstatt der Haarbildung die Entwickelung von Stacheln ein, die man bei Rubus und Rosa in allen Uebergàngen zur Haarbildung fin- det. Die Stacheln selbst aber hangen der Epidermis nur auf, wie die abblauernden Schichten, und lassen sich daher im spáteren Alter auch ahnlich, wie die Oberhautblatter, ablósen. In ihrer Substanz erleiden die Stacheln aber schon andere Metamorphosen, wodurch diese kork- arüg locker wird. Wir haben hier einen Uebergang von den Haaren in Korkbildung in allen Stufen. An die Stacheln schliesst sich dann die Oberhautmetamorphose, wodurch sie sich zu Korkflügeln entwik- kelt, wie wir sie auf der Rinde von Ulmus suberosa finden; man kónnte diese Flügel als in Reihen verwachsene Stacheln ansehen. Sie haben daher eine àhnliche Korkstructur, wie die Stacheln selbst, und wenn man den Querdurchschnitt eines Hosenstengels mitten. durch einen Stachel mit dem Querdurchschnitte der Büsterrinde durch einen Korkflügel vergleicht, so findet man die vollkommenste Analogie. | Die — III. Die Lebenssaftgefásse. 6,b. Lage in den Rindenschichten. 2711 Korkflügel lassen sich auch, wie die Stacheln, von der Epidermis ab- lósen. In den Korkflügeln der Rüster bemerkt man schon, dass sie nicht ganz gleichfórmig, wie die Stacheln der Rosen, sondern in meh- reren Schichten angewachsen sind; doch sind die Absatze der Schich- ten mehr durch die dunklere Fárbung, als durch die Structur der Zel- len unterschieden, daher man sie in dünnen Schnitten besser mit blos- sen Augen, als durch das Mikroskop unterscheidet. Sobald diese Schichten sich in grósserer Anzahl bei der Rüster entwickeln, nehmen sie, ahnlich wie auch die Stacheln, im spàateren Alter die Korkfarbe an, sind auch dem Kork der Korkeiche in der Structur ganz àhnlich, und es fehlt nichts, als dass die Flügel seitlich zu zusammenhangenden Lagen verwachsen, welches nur bei der Bildung des Korkes in der Korkeiche geschieht. Nicht überall bilden sich die Oberhautschichten zu wahrem Kork aus, dessen Schichten fest unteremander verwach- sen bleiben, sondern haufig bleiben sie dünn lamellenfórmig und lósen sich blattrie von einander ab, wie diess bei der Birke und den Kirsch- baumen geschieht. Man kónnte dieses Blatterkork nennen, im Ge- gensatze des dichten oder Markkorkes. Die Productionen der Epi- dermis der Pflanzenstengel sind also so verschiedenartig, wie bei den Thieren. Die Haare gehen in Stacheln, diese in Flügelfortsátze, und die Flügelfortsatze in den dichten Korküberzug über, womit sich die Rinde bekleidet. Alle diese Productionen gehóren der Rinde, als solcher, durchaus nicht an und kónnen sich daher so gut bei Pflan- zen mit einer Rinde, wie bei Pflanzen ohne wahre Bünde finden, wie denn der Kork sich in mancherlei Metamorphosen auch aus der Zellen- und Oberhaut der synorganischen Rhizome entwickelt, am |. hervorstechendsten bei T'amus elephantipes, aber nicht minder deut- | lich auch auf alten Palmenstammen, wie Chamaerops humilis. Diese , Entwickelung deutet nirgends auf eine wahre Rindenbildung, sondern | ist von dieser ganzlich unabhàngig. 212 C. H. Scutorz, das System der Cyklosc.. Entwickelung der Gefüssrindenscehichten. nA 8 93. LED. Die Schichtenentwickelung der Gefassbündel scheint in. einem bestimmten Gegensatze mit den Productionen des Oberhautsystems zu stehen, so dass da, wo die Oberhautproductionen in lF'orm von Blat- terkork oder dichtem Kork, oder von Stacheln und Flügeln sehr stark sind, die Schichtenbildung der Gefassrinde zurücktritt und umgekehrt, wo die Schichten der Gefáüssrinde hervortreten, wie bei der. Linde, dem Weine, die Oberhautentwickelung zurücktrit. | Es gibt noch ei anderes Verháltniss, wodurch in der Gefassrinde die Schichten- bildung zurücktritt, namlich das F'leischigwerden, wie bei den Euphor- bien, und die Entwickelung der Secretionsorgane, wie der Balsam- canale bei den Nadelhólzern und Terebinthaceen. | Der Grund hier- von scheint darin zu liegen, dass in den Fallen starker Oberhaut oder starker Parenchymentwickelung im Inneren der Rinde, die Lebens- safigefasse sich sogleich mehr zertheilen und weniger in Bündeln und Schichten gesammelt bleiben, weil sie sich zwischen den Zellen der markigen Productionen ausbreiten, um diese zu ernàhren, wie man bei den Euphorbien und Nadelhólzern mit glatter Rinde, z. B. bei Pi- nus Strobus, sicht. In den anderen Fallen obliteriren selbst die àlteren, in Schichten liegenden, Lebenssaftgefasse, wahrend die feineren zer- streut zwischen den Zellen vertheilt bleiben. Auf letztere Art geschieht die Gefassrindenentwickelung bei den Birken, der Korkrüster, der Korkeiche. | Betrachtet man:den Quer- durchschnitt der alteren Birkenrinde (Tab. X XXIII Fig.4.), so erkennt man, wie sehr mit der Entwickelung der Oberhautblatter die Schich- tenbildung in der Gefássrinde zurücktritt. | Die Jahresschichten sind nicht vielfach, wie bem Wein und der Linde, und ihre Trennung ist überhaupt unmerklich, so dass die alteren besonders in einander ver- fliessen.. Diess geschieht um so mehr, als die Gefassschichten in ihnen | | | | | | ] IH. Die Lebenssaftgefüsse. ..6, b. Lage in den Rindenschichten. |. 213 obliteriren und nur noch die Vegetation der Zellen fortschreitet. Mit dem Zurücktreten der Gefàssschichten und der Bündelentwickelung titt gleichzeitig auch die Bildung der Bündeldecken und Schichten- decken zurück, und man fidet in dieser Beziehung einen grossen Unterschied, wenn man die altere Rinde der Linde (Tab. XXXIII. Fig. 2.) mit derjenigen der Birke (ebend. Fig. 4.) vergleicht. Bei der Linde hat jede Gefassschicht ihre Bündeldecken, bei der Birke hinge- gen entwickeln sich mit den spateren Gefássschichten gar keine Bün- deldecken, sondern blosse Zellen. . Dagegen treten aber, gleichsam um diesen Mangel zu ersetzen, von der ursprünglichen Schichtendecke abgelóste Bündel (c, 1.) nach innen zwischen die alteren Gefassschich- ten hinein, in dem Maasse, als die Gefassschichten obliteriren und nur die Zellen noch fortvegetiren, so dass auf diese Art eine ganz eigen- thümliche Metamorphose im Innern der Birkenrinde vorgeht, indem die nach innen tretenden Dastzellen zu Steinzellen sich ausbilden, wah- rend die Schichten obliteriren und auf eine blosse Zellenhaut reducirt sind. Ungeachtet dessen stirbt die Rinde nach aussen hin viel spàáter ab, als bei denjenigen Rinden, in denen die Oberhaut gar keine oder nur geringe Schichtenproduction zeigt. Damit hangt dann die ver- schiedene Art von Abschuppung zusammen. Wo namlich starke Ober- hautproduction ist, wie bei der Rüster, der Korkeiche, da sterben die Oberhautschichten ab und die Gefassrinde erhàlt sich langer vegeti- rend, weil bestandig noch Lebenssaftgefasse durch sie hindurch zur Oberhaut gehen; wo aber die Oberhautschichtenbildung nicht hervor- tritt, da obliteriren die ganzen àusseren Rindenschichten in ohngefah- rer Reihenfolge ihres Alters und diese schuppen sich dann àhnlich ab, wie im vorigen l'alle die Oberhaut. Beim Wein schuppt sich, wie wir gesehen haben, die zweijahrige Rinde schon so vollstándig ab, , dass sie ganzlich abfallt, doch zeigen die alteren Stamme oft noch die , Rindenschichten mehrerer Jahre aufgeschichtet. In dieser Beziehung Vol. XVIII. Suppl. H. B5! 214 C. H. Scnurrz, das System der Cyklosc. unterscheidet sich der Wein nicht so sehr, als es scheint; von anderen Baumen, deren Hindenschichten zwar auch absterben, aber in Form der Borke auf dem Stamme sitzen bleiben. Die Lósung der sich abschuppenden àalteren Schichten geschieht, wie man beim Wein auf's deutlichste sieht, durch die Zellenhaute, welche sich mit jeder Gefassschicht entwickeln; es sind keine neuen Productionen. Dass die inselfórmige Abschuppung durch ein ungleiches Absterben der gleich allen Schichten geschieht, wodurch sich bis auf tiefere Schich- ten abgestorbene Stellen auslósen, wahrend daneben noch Stücke von geringeren Schichten stehen bleiben, ist oben schon erwàhnt. Wenn auch die abgelósten Stücke nicht von selbst abfallen, wie bei der Pla- tane, so sieht man die Linien ahnlicher Absonderung dennoch, z. B. bei Pinus sylvestris. c. Lage der Lebenssaftgefüsse in den Blattstielen. $ 94. Im Allgemeinen sind die Gefasse der Blattstiele noch in àhnlich construirten Bündeln, wie in den krautarügen Stengeln. Bei den Polygoneen gleichen diese Bündel darin denen der synorganischen Pflanzen, dass sie vollig geschlossene Bündelscheiden haben, wie ftw- mex Hydrolapathum und. fheum Rhaponticum (Tab. XV. Vig. 14. wo die Lebenssaftgefasse mit «, die Spiralgefasse mit b, die Bündel- scheiden mit e bezeichnet sind. In anderen Fallen, wie bei CocAlea- ria Adrmoracia (Tab. XVIII Fig.1.) legen sich die Spiralgefasse in ei- nen nur nach der Innenseite offenen Kreis (5b), der Zellgewebe mark- ahnlich einschliesst, von welchem sogar markstrahlenartige Fortsatze nach aussen durchbrechen. —Lebenssaftgefasse (a) umgeben die Spi- ralgefasse und sind von einer Dündeldecke halbkreisfórmig umfasst. Diese Gefassbündel scheinen die Stammbildung wiederholen zu wol- len. Diess tritt noch auffallender in dem Blaustielknoten von /Mmosa pudica, durch welchen die Bewegung der DBláàtter. verursacht. wird, IHI. Die Lebenssaftgefüsse. | 1. Verbreitung in die Organe. 273 hervor. Man sieht nur ein Gefassbündel in der Axe des Knotens (Tab. XIX. die unterste Figur) Dieses hat einen elliptischen vollkom- men geschlossenen Holzring, um welchen rindefórmig eine Schicht Lebenssaftgefasse, die von einer Bündelscheide rings umgeben sind, liegt. Der Blattstiel selbst (Tab. XIX. die linke der mittleren Figuren) enthalt wieder vier Gefassbündel in. der Mitte, und zwei in den obe- ren beiden Ecken, von denen jedes aus einer inneren Schicht von Spiralgefassen und einer ausseren Schicht von Lebenssaftgefassen be- steht. Letztere sind von einer Bündeldecke halbmondfórmig einge- fasst (Tab. XIX. die rechte der mittleren Figuren). Diesen Gefàssbün- deln ahnlich sind die Bündel der meisten Blattstiele. | $9. Verbreitung der Lebemnssaftgefüsse vom demnm Bündeln umd Schichten aus in die Orzane. «. Heerd des Gefüsssystems. $ 95. Die Vereinigung der Gefasse in den Bündeln und Schichten kann noch nicht den directen Zweck der Ernahrung der einzelnen Theile haben, sondern nur den Zweck der Zufuhr des Lebenssaftes zu den verschiedenen Pflanzengliedern im Ganzen. Hier findet sich daher die grósste Ansammlung von Saft, von wo aus er in alle inneren Theile verbreitet werden kann. Diese Vereinigungen von Gefàássen bilden also eine Art von Centralpuncten, in welchen sich der nàhrende Quell concentrirt, ohne dass ein wirkliches Centralorgan vorhanden ware. Wir nennen daher diese Vereinigung der Gefasse in BDündel oder Schichten den Heerd des Lebensgefasssystems. Die Gefasse selbst erreichen hier den hóchsten Grad der Ausdehnung; hier finden sich , die expandirten. Lebenssaftgefasse vorzugsweise ausgedehnt und da- | durch, wie durch die grosse Zahl der Gefásse, wird der Mangel an , Stammen und Herzen ersetzt. 216 C. H. Scnvrrz, das System der Cyklosc. b. Verbreitung einzelner Gefüsse in die Organe. $ 906. Von dem Heerde aus gehen einzelne Gefásse in alle Organe, wo sie sich jedoch seltener zum expandirten Zustande entwickeln, son- dern meistens contrahirt bleiben, ahnlich den plastischen Gefassen der Thiere. Einige unter diesen entwickeln sich indessen nicht selten zum expandirten Zustande im Marke junger Zweige, wie bei Sambu- cus Ebulus, Glycine Apios (Mém. sur la circulation. Pl.9. fig.9, d. und PI. 11. fig.5.), Rhus typhinum, Ficus Carica und Ficus populi- folia, wovon ich bereits früher eine Abbildung gegeben habe (Natur der lebendigen Pflanze. 1.'Thl. Taf.4. Fig.4.). Aehnlich bei Euphorbia atropurpurea (Tab. V. Fig.2). Daher enthàlt das junge Mark oft eine grosee Menge von Lebenssaft. Der Zusammenhang dieser Markge- fásse mit dem Heerde in der Rinde wird durch einzelne zwischen den Markstrahlen und den Spiralgefassen des Holzes verbreitete Lebens- saftgefasse vermittelt, deren Verlauf ich bereits aus dem Schóllkraut, den Doldenpflanzen, Sanguinaria, in der Schrift ,,über die Natur der lebendigen Pflanze (S.591. $. 164)* beschrieben habe. Auch in dem Rindenmarke der fleischigen Euphorbien findet man einzelne expan- dirte Lebenssaftgefasse verbreitet (Tab. V. Fig. 2). In der Regel aber sind die zwischen den Zellen sich verbreitenden Lebenssaftgefásse in contrahirtem. Zustande und von so unendlicher Feinheit, dass man auf den Querdurchschnitten die contrahirten Oeffnungen nicht gewahr wird, und ihre Langsansichten durch Maceration sehr schwer zu er- halten sind. Doch kann man sie bei denjenigen Pflanzen, wo sich der Lebenssaft nach dem Absterben merklich farbt, wie bei den Aroi- deen und Musaceen durch Maceration sehr kenntlich darstellen. Vor- züglich gut gelingt dieses bei Caladium esculentum (Tab. XII. Fig. 2), wo man die contrahirten Lebenssaftgefasse sich wie ein feines Netz III. Die Lebenssaftgefüásse. S. Ihre Form in verschiedenen Familien. 211 um die Zellen verbreiten sieht (c). . Dieses ist hier merklich braunlich gefárbt und sticht sehr gegen das helle Zellgewebe ab. ' Aehnlich, doch schwieriger aufzufinden, sind die feinen contrahirten Lebenssaftgefàsse zwischen den Zellen bei arum purpurascens und 44rum macrorhizon (Tab.XI. Fig.3.5.). Bei den Liliengewachsen erkennt man die Ver- breitung der Lebenssaftgefásse im Zellgewebe am besten an den fei- nen Saftstrómen lebender Pflanzentheile, wie bei Commelina coelestis (Tab. X XIX. Fig.1,c.), doch lassen sich auch Stücke davon durch Ma- ceration erhalten (ebend. Fig. 3.. Auch in das Zellgewebe der Epi- dermis und der Haare dringen die Lebenssaftgefasse ein (Tab. XXIX. F'ig.1, d. Fig.2), verlaufen aber auch hier immer zwischen den Waàn- den der Zellen, denn auch die einfach scheimmenden Haare haben im- mer einen durchsichtigen Hautüberzug, der die Zellen einschliesst. Die Gegenwart von Lebenssaftgefassen im Zellgewebe der Epidermis und der Haare zeigt sich besonders in der Familie der Cichoraceen und Campanulaceen, bei denen die geringste Verletzung der Epider- mis oder der Haare ein Ausfliessen des Milchsaftes erzeugt. Carra- dori hatte das Ausfliessen des Lebenssaftes aus der verletzten Epider- mis bei'm Sallat früher schon als ein Zeichen grosser HReizbarkeit in diesen Theilen angesehen. Diese Reizbarkeit gehórt nur den Gefas- sen an und ist eine ganz allgemeine Erscheinung, die unter günstigen Umstanden überall sich zeigt. $. Habitus der Lebenssaftgefüásse im verschiedenen Familien. 8 97. Das verschiedene Ansehen der Lebenssaftgefásse 1st vorzüglich , durch die verschiedene Beschaffenheit der Netze und Verastelungen, , und durch die verschiedenen Entwickelungsstufen derselben veran- | lasst. Zuweilen erhalten sie sich lange auf der Stufe der Contraction, 218 C. H. Scuvrrz, das System der Cyklose. wie bei den krautarügen fleischigen. Liliaceen, zuweilen gehen sie schnell in expandirte und articulirte l'ormen über, wie bei den Som- mergewachsen. Alles dieses ist abhangig von den eigenthümlichen Organisationsverhaltnissen. und. Entwickelungsperioden der Pflanzen, die oft in derselben Familie sehr veranderlich sind, so dass es schwer ist, etwas Allgemeines darüber festzustellen. | In der Regel haben die- jenigen l'amilien, wo der Lebenssaft bloss trübe oder milchig ist, die feinsten. Lebenssaftgefásse, gewóhnlich im Zustande der Contraction, wie die Orchideen, Liliaceen, Polygoneen, Gráser, Cruciferen, Malva- ceen u.s. w. Die Netze sind hier sehr dicht, und die einzelnen Ge- [asse sind wegen ihrer Durchsichtigkeit am schwersten zu unterschei- den. Indessen finden sich fast in jeder dieser l'amilien wieder einige Pflanzen, wo der Lebenssaft milchig wird, weil dieses nur auf einer Vermehrung der Kügelchenmenge beruht und keinen sonst wesentli- chen Unterschied macht. So haben denn viele Aroideen, der Mais, die Alismaarten, Sagittaria, die Alocarten, dann unter den Hülsen- pflanzen Glycine deutlich milchigen Lebenssaft, und hier finden sich nun auch schon mehr expandirte Gefassformen. | Doch zeigen die Aloearten, ungeachtet ihres gefarbten Lebenssaftes, nur sehr contra- hirte. Gefásse. — Im Gegentheile werden die Lebenssaftgefásse bei Musa und Sambucus, ungeachtet der Lebenssaft hier keine wahre Milchfarbe hat, dennoch sehr gross und expandirt. Diess scheint wie- der an etwas anderem, namlich an der Grósse der Kügelchen zu lie- gen, die sich in den Lebenssaften dieser Pflanzen finden (vergl. Tab. XXXII I'ig.4.6)), ungeachtet sie den Saft nicht milchig machen, weil deren nur wenige sind. Dei vielen Pflanzen bleibt die Netzform nur im contrahirten Zustande der Gefasse hervortretend, spáter isoliren sich durch Obliteriren der Anastomosen die expandirten Gefasse. und lau- len lange Strecken ohne Verbindung nebeneinander hin, wie iu der Rinde der Ahornbaume... In. den. Baumrinden überhaupt wird dieses —— In—— M e e eee t tt P III. Die Lebenssaf!gefüsse. 9. Allgemeines Bild derselben. 219 Verháltniss vorwaltend, weil es hier weniger auf órtliche Verbreitung, als auf ein Fortführen des Saftes nach anderen Theilen ankómmrt. Dagegen bleibt in anderen Fallen, z. B. bei den Cichoraceen, die Netz- form auch im expandirten Zustande vorherrschend, und erst die artüi- culirten Formen isoliren sich mehr. Wo markige Rinden in àlteren Báumen und Strauchern lange fortvegetiren, da erhàlt sich die Verbindung der alteren mit den jün- geren Gefassschichten sehr lebhaft, und hier tritt dann überwiegend die Form der baumfórmigen Verzweigungen hervor, wie wir sie bei Euphorbia atropurpurea, Euphorbia Caput Medusae, bei Pinus Stro- bus, Ephedra distachya und bei den Doldenpflanzen sehen. Um die Secretionsorgane, z. B. um die Balsamcanàle der Nadelholzer, Dolden- pflanzen, Terebinthaceen, erhalten sich die Gefasse lange im feinsten contrahirten Zustande. Die Bündel und Schichten der Lebenssaftgefásse lósen sich in den Hleischigen Pflanzen, wie bei Liliaceen, Aroideen, den Cactus, mehr in zerstreute Gefasse auf, die sich zwischen den Zellen verbreiten. Hier sind dann die Netze sehr locker, besonders im Verhaltniss zur Grósse der Gefasse. 9. Allgemeines Bild der Lebenssaftgefüsse. $ 98. Die Lebenssaftgefasse bieten, im Ganzen betrachtet, weniger in ih- ren ausseren Formen, als in der Entwickelung und den lebendigen Ei- censchaften, bleibende Typen dar, wodurch sie sich von den Spiralgefas- sen sehr unterscheiden. Ihr wesentlicher Charakter liegt in dem Con- |, tractions- und Expansionsvermógen, das den Centralpunct bildet, um |. den sich alle Formentwickelung bei ihnen dreht. Alle verschiedenen 4|. Formen der Lebenssaftgefàsse beziehen sich auf die verschiedenen Grade | der Ausbildung und Rückbildung der lebendigen contrahirenden Kraft in 280 C. H. Scnuriz, das System der Cyklosc. ihnen. Je mehr die Contractionskraft in ihnen hervortritt, desto mehr witt die bleibende Formbildung bei ihnen zurück (in der contrahirten), je mehr die Contraction abnimmt und ihre F'unctionen zurücktreten, desto mehr bildet sich eine bleibende Form in ihnen aus, wie in den articulirten F'ormen. | Der Hauptcharakter dieser Gefasse liegt daher nicht allein in Merkmalen an den l'ormen, wie bei den Spiralgefás- sen, sondern in der Entwickelungsgeschichte ihrer Thàtigkeiten; sie sind weniger anatomisch als physiologisch zu beschreiben. Das Typi- sche bei ihnen liegt in der Reihe von Veranderungen, die sie von An- fang bis zu Ende durchlaufen; es ist mehr ihre Geschichte, als die einfa- che l'ormbeschreibung, die uns interessirt, und wir kónnen uns ein allgemeines Bild von dem Typus der Lebenssaftgefasse nur durch die Reihe von Metamorphosen verschaflen, welche mit den Veranderun- gen der Contractilitat die Formen durchlaufen. Diese Formen hàtten ohne Rücksicht auf die Lebenseigenschaften gar keine Bedeutung. Es ist eben das Leben, was recht überwiegend in diesen Gefaássen sich aussert, und zur hóchsten Entwickelung durch sie in der Pflanze ge- langt; daher sind es auch mehr die Lebensausserungen als die l'ormen, welche uns ein vollstandiges Dild dieser Gefásse im Ganzen geben. Was in den l'ormen am constantesten hervortritt, sind die netzfoórmi- gen Anastomosen, die sich im Zustande der Contraction und der Ex- pansion am gleichfórmigsten erhalten, und wodurch zugleich der Zu- sammenbhang der Gefasse in der ganzen Pflanze hergestellt wird. Die Anastomosen bilden den Anfang und das Ende dieser Gefaásse, wo- durch sie überall in sich geschlossen sind. Allein sie erhalten sich nur wahrend der Dauer der entwickelten Lebensthatigkeit und obliteri- ren spater, so dass auch sie nur ihre Bedeutung in der Entwickelungs- geschichte des Lebensgefasssystems haben. Diese Lebensausserungen der Lebenssaftgefasse beziehen sich nun direct auf die Saftebewegung in ihnen, welche wieder in geradem Ver- III. Die Lebenssafigefüsse. 9. Allgemeines Bild derselben. 281 haltnisse ihrer lebenden Kraft steht, so dass die verschiedenen Erschei- nungen der Schnelligkeit, der Richtungen, der Kraft der Bewegungen des Lebenssaftes, wenn nicht allein aus dem Zustande der Lebenssaft- gefasse erklàrlich, doch mit diesem so innig zusammenhàngend sind, dass die Bewegung nicht ohne Rücksicht auf die Stufenentwickelun- gen der Gefásse betrachtet werden kann. Vol. XVIII. Suppl. H. 36 282 -. €. H. Scnurrz, das System der Cyklose. Vierter Abschnitt. Die Cyklose. S 99. Der Gang der Bewegung des Lebenssaftes ist durch die Gefásse gebahnt, und die Ausdehnung und Richtung der inneren Gefássraume schreiben innerhalb gewisser Grenzen den Lauf vor, den der Lebens- saft nehmen kann. [Indessen liegen die Triebfedern und der Zweck der Cyklose zum Theil ausserhalb der Gefasse in dem Respirations- und Bildungsprocess, so dass die Strómungen in den Gefássen auch hierauf überall zu beziehen sind, àhnlich wie im thierischen Kórper. Von den blattartigen Organen oder deren Stellvertretern, in denen durch die Respiration der Lebenssaft aus dem Holzsafte sich bildet, fliesst der Lebenssaft in den Heerd der Lebenssaftgefásse ab, und wird von hier aus zum Zweck der Dildungen in die Organe vertheilt. Erstere stossen den Lebenssaft zurück , letztere ziehen ihn an, und so- mit treten die ausser den Gefassen liegenden Beziehungen der Cyklose hervor, die so mannichfach sind, als die Organisationsverhaltnisse der verschiedenen Pflanzen selbst. In vielen Fallen kann hier ein Abstei- gen des Saftes von den obersten Blàttern bis zur Wurzel stattfinden, wie man es durch die blattlosen Baumstamme immer vermuthet hat; in anderen Fallen indessen kann sich die Bewegung auf einzelne Pflan- zenglieder beschranken und in diesen mehr oder weniger abschliessen, so dass kein allgemein nothwendiges Absteigen des Lebenssaftes von oben nach unten vorhanden ist, im Gegentheile hàufig ein Aufsteigen in hóher gelegene Theile nothwendig und wirklich ist. Diese Ver- IV. Die Cyklose. | Untersuchungsmethoden. 288 breitung des Saftes nach allen Theilen, und in den Theilen nach allen Seiten und Richtungen, wird nun durch das kreisfórmige Umfliessen des Lebenssaftes in den rein peripherischen Gefassnetzen bewirkt, welches wir mit dem Namen der Cyklose belegt haben. Wir halten uns zunachst an die Beobachtungen, welche jedoch durch eigene Ün- tersuchungsmethoden sehr bedingt sind. Untersuehungsmethoden. $ 100. Es kommt alles darauf an, solche durchsichtige Theile an der lebenden Pflanze zu finden, dass man die Safistróme darin erkennen kann, wenn man sie durch's Mikroskop betrachtet; zugleich aber auch die Gefàsse in diesen Theilen soweit in Integritàt zu erhalten, dass die Bewegung nicht durch die etwanigen Verletzungen aufhórt. Am aller- passendsten zur Beobachtung der Cyklose sind die im noch lebenden Zustande sich von selbst von der Pflanze ablosenden blatterartigen Theile, wenn sie die gehórige Durchsichtigkeit haben, wie z. B. die Kelchblàtter vom Schóllkraut, von 4flisma Plantago, Sagittaria sa- gittifolia, die Stipula der Fiews-Arten, des Acer platanoides, die Spreublàttchen mancher Cichoraceen, wie der Hypochaeris- und Achyrophorus- Arten, ferner die Blumenblátter bei'm Mohn, selbst die durchscheinenden Schotenklappen von Chelidonium maius, welche sich gegen die Reifezeit bei leiser Berührung von selbst ablósen. | Be- sonders eignen sich die grossen Stipulae von Fcus elastica zur Beob- | achtung der Cyklose, weil sie sich sehr leicht wegen des lockeren Zell- | gewebes im Inneren in zwei Platten der Lange nach auseinanderzie- hen lassen, welche so durchsichtig sind, dass man die Strómungen des , Saftes auf's deutlichste sieht. Wir haben eine Abbildung dieser Stró- , mungen in den Annales des sciences naturelles. 1851. tab.1. fig. 2. | gegeben. Obgleich die grósseren Zellen der Oberhaut, wie des Paren- | ehyms, besonders bei den Cichoraceen, bei 4lisma, mit einem Netze * 284 C. H. Scuvurz, das System der Cyklose: feiner contrahirter Gefasse. durchzogen sind, so bemerkt man doch, so lange die Oberhaut mit den blattartigen Theilen: in Verbindung ist, die Strómung in diesen Gefassen nur mit Mühe, und nur in abgeschnit- tenen Schichten. derselben wird sie sichtbar, wogegen die grósseren Stróme mehr durchscheinen, und durch die unverletzte Oberhaut zu sehen sind. Dagegen werden in den unverletzten. einfachen Haaren vieler Pflanzen die Stróme in den feinsten contrahirten Gefassen sicht- bar, aber die Beobachtung hat gróssere Schwierigkeiten, zugleich we- gen der Feinheit der Gefasse und wegen der Kleinheit der Saftkügel- chen, wodurch der Saft unscheinbar wird. Doch finden sich in den Haaren der Cucurbitaceen und Campanulaceen schon gróssere, leich- ter unterscheidbare Stróme. Auch die durchscheinenden Blatter vieler Pflanzen, wie der. La- cluca- und Tragopogon-Arten, des Schollkrauts, lassen die Saftstróme im unverletzten Zustande in den mehr durchscheinenden Blattnerven durchschimmern, so dass man, besonders bei heller Beleuchtung, die Bewegung recht gut erkennt; indessen gehórt schon ein geübtes Auge dazu, die Richtung der Stróme und ihre Uebergànge in einander zu unterscheiden. Die Blatter eignen sich aber sehr gut dazu, dass man sie noch im Zusammenhange mit der ganzen Pflanze unter das Mikro- skop beugt, um die Bewegung zu beobachten, wodurch sich die Zwei- fel derjenigen beseitigen, welche meinten, dass sich die Bewegung in getrennten Theilen ganz anders, als im Zusammenhange aller "Theile der Pflanze verhalte. In grósseren undurchsichtigen Pflanzentheilen kann man die Be- wegung dadurch sichtbar machen, dass man parallel mit dem Laufe der Gefasse dünne Lamellen ausschneidet, in denen die Gefásse, theil- weise vom Zellgewebe umgeben, unverletzt bleiben, so dass die Stwó- mungen in solchen Lamellen, besonders wenn sie durch Befeuchten mit Wasser vor dem Austrocknen geschützt werden, sich ziemlich IV. Die Cyklose. d, a. Im Heerde des Stengels. 285 lange erhalten. || Bei 4lisma Plantago sieht man in abgeschnittenen Lamellen der Oberhautzellen die Bewegung, wie ich es schon früher abgebildet habe (.4nnales des sciences naturelles. T. XX. 1851. tab. 2. fig. 2.). Die Feigenbàume eignen sich wegen des ganz farblosen Zell- gewebes um die Gefassbündel der Blattstele sehr gut dazu, in Lamel- len, welche durch diese Gefassbündel in paralleler Richtung geschnit- ien sind, die Bewegung zu beobachten. Bei 4cer platanoides kann man wahrend des Frühlings von den jungen Trieben sehr leicht die ganze Rinde abziehen, und von dieser die grüne Zellenhülle mit der Oberhaut und den Bastzellen der Bündeldecken der Lànge nach ab- schneiden, so dass eine durchsichtige Lamelle übrig bleibt, worin eine hinreichende Anzahl von Gefássen mit Integritat ihrer Netze erhalten ist, um die Bewegung darin zu sehen. In dem /Mém. sur la circula- tion. Tab. XIII. fig. 9. ist eine solche Schicht abgebildet. Auch kann man parallel mit den Gefassbündeln aus der Mitte des Stengels synorganischer Pflanzen durchsichtige Lamellen ausschneiden, an denen sich die Bewegung, besonders in den feineren contrahirten Gefassen, welche das Zellgewebe durchziehen, sehr wohl beobachten lasst, wie Tab. XXIX. Fig. l. aus Commelina coelestis. Wir gehen nun zur Beschreibung der Strómungen in den verschiedenen Pflan- zentheilen über. 1. Cyhlose inm demas Hieerde. &. In den Rindenschichten und den Gefássbündeln des Stengels. $ 101. Zuerst fallt bei Beobachtung der Cyklose in dem Heerde auf, dass in den dicht aneinander gedrangt liegenden Gefassen die Stróme in | enigegengesetzten Richtungen auf- und absteigen. Diese Richtungen | sind ausserordentlich bestimmt, so dass sie durch Hindernisse in einem , oder dem andern Strome nicht abgeàndert werden, sondern mit gros- | ser Kraft diese zu überwinden suchen. Man sieht bei l'eigenbàumen, 286 C. H. Scuvrzz, das System der Cyklose. dem Acer platanoides, dem Schollkraut, dass wenn durch den Druck des Schnittes eine Gefassstelle verengt worden, oder wenn durch An- hàufung grósserer Massen von Kügelchen der Strom aufgehalten wird, der Saft an. dieser Stelle, immer noch von derselben Richtung stró- mend, sich anhàuft, bis entweder der ganze Strom still steht, oder, was haufig geschieht, bis durch den starker ans:irómenden Saft das Hinder- uiss weggeraumt wird, und der ganze Strom wieder durchbricht und seinen gewóhnlichen Gang nimmt. Die Strómungen dauern so lange, als in die Gefasse noch Saft nachstrómt; nimmt der nachstrómende Saft ab, so verengern sich die Stróme allmàlig in dem Maasse, als sich ihr Inhalt verringert, oder sie erweitern sich, wenn der Zufluss stàr- ker wird, — etwas, das sehr hàufig geschieht. Die Grósse der Stróme zeigt sich gewóhnlich sehr verschieden, entsprechend den beisammen liegenden contrahirten und expandirten Gefássen, doch sind die in entgegengesetzter Richtung nebeneinander laufenden Stróme gewóhn- lich von gleicher Grósse. Werden zwei nebeneinander liegende Stróme quer durchschnitten, so strómt nur aus dem einen, in der Rich- wumg nach dem Schnitte fliessenden, Saft aus, so lange er von oben Zufluss hat; aus dem von dem Schnitte abfliessenden strómt, ungeach- tet der offenen Mündung, nichts aus. Je dicker die Stróme sind, desto mehr gehen sie, in langen Strecken auf- und absteigend, nebeneinan- der hin, ohne dass man Anastomosen bemerkt; je feiner sie aber wer- den, desto kürzer sind die Intervalle, wo sich Anastomosen zeigen. Durch diese Anastomosen gehen dann die auf- und absteigenden Stróme ineinander über, doch auf eine etwas verschiedene Art. Zu- weilen kehrt der ganze aufsteigende Strom in den absteigenden um, und ergiesst sich in diesen vóllig. In anderen l'allen aber spaltet sich der aufsteigende Strom in zwei Aeste, und kehrt in zwei seitliche ab- steigende Stróme um, oder die Spaltung geschieht so, dass ein Theil des Saftes die aufsteigende Richtung beibehàlt, und weiter durch eine I IV. Die Cyklose. |.1, a. Im Heerde des Stengels. 281 Fortsetzung des Gefasses aufsteigt, der andere Theil aber in einen ab- steigenden Strom umkehrt. | Ganz auf ahnliche Art, wie man oben die aufsteigenden Stróme in absteigende übergehen sieht, gehen nun unten wieder die abstei- genden in aufsteigende zurück, so dass hier ebenfalls die Stróme ent- weder ganz ineinander umkehren oder sich theilen. Auf diese Art entsteht nun ein Netz von Kreisbewegungen, die sammtlich unterein- ander verbunden sind und ineinander überfliessen kónnen; aber auch im Stande sind, sich gànzlich von einander auszuschliessen. Dieses Letztere geschieht dadurch, dass die Theilung der Stróme in den Ana- stomosen aufhórt und nunmehr der aufsteigende Strom gànzlich in einen absteigenden übergeht und umgekehrt. Doch zeigt sich dieses Abschliessen der Stromkreise in dem Heerde viel seltener, als bei den im Zellgewebe zerstreuten Strómen und an Theilen, die sich von selbst ablósen, wie die Schotenklappen beim Chelidonium maius. Auf- und absteigende Stróme zeigen sich durch das Umkehren in einander vóllig identisch, sie führen denselben Saft und treiben ihn in Kreisen herum; der Unterschied von Arterien und Venen ist nicht im entferntesten vorhanden, es sind rein peripherische Kreisbahnen, wie in dem peripherischen Gefasssysteme der Thiere. Wo die Gefasse sich um die Balsamcanáale in onto dii Rinde lagern, wie bei den Doldenpflanzen und. Terebinthaceen ,. sieht man dieselben auf- und absteigenden Strómungen, wénn man einen ganzen Balsamcanal sammt seiner Umgebung der Lànge nach. aus einem lebenden Pfílanzentheile abzuziehen sucht, wo sich. dann die Gefasse mehr in Integritàt erhalten, als bei'm Abschneiden von Lamel- | len. Anm den Seiten solcher abgezogenen Parthieen finden sich durch- | sichtige Stellen; wo man die Strómungen deutlich erkennt. | Die | | | Stróme sind hier sehr fein, zum Theil so fein, wie die im Zellgewebe | Zerstreuten; ihre Anastomosen sind sehr zahlreich, alleim das Umkeh- 288 C. H. Scuvvrz, das System der Cyklose..—— ren der auf- und absteigenden Stróme ineinander geschieht auf die- selbe Weise, wie in den Rindenlamellen und den Gefàássbündeln der krautarügen Pflanzen. In den Gefassbündeln der Blattstiele des F'eigenbaumes findet man die auf- und absteigenden Stróme auf dieselbe Art, nur ist die Zahl der nebeneinander laufenden Stróme geringer, als in den Rinden- schichten und den Gefássbündeln der Stengel; auch ist das Ümkehren durch Anastomosen hier seltener. In der Wurzelrinde zeigen sich die Sirómungen àhnlich wie in der Stengelrinde, nur sind sie mehr getrennt, nicht so dicht neben- einander laufend, wie im Stengel Das Abschneiden von Lamellen gelingt hier in der Regel schwer, weil die Gefasse cinen mehr gewun- denen Lauf haben. Am besten habe ich die Strómungen in der Wur- zel der Imperatoria Ostruthium, Angelica Archangelica, von Cheli- donium maius und von Morus alba gesehen. In den feinsten durch- sichtigen Wurzelspitzen bei'm Schóllkraut sieht man im unverletzten Zustande die Strómungen durchscheinen. In allen diesen Fallen sieht man keine absatzweisen oder pulsi- renden Bewegungen der Gefasse, sondern der Saft scheint gleichfór- mig fortzustrómen. Indessen bemerkt man in solchen Fàállen, wo sich die Strómungen im Zusammenhange mehrerer Kreise lànger er- halten, dass ein allmaliges Verkleinern der Stróme sich zeigt, dem dann ein ebenso allmáliges Vergróssern folgt, verbunden mit einer ent- sprechenden Erweiterung oder Verengerung der Gefásse. Sobald die Erweiterungen eintreten, werden die Stróme langsamer; wenn spáter Verengerungen folgen, beschleunigt sich die Bewegung. Der Grad dieser Verkleinerung und Vergrósserung der Stróme ist in dem Heerde der Cyklose nicht sehr bedeutend, doch sieht man, dass oft die Ver- engerung die Halfte des Stromdurchmessers erreicht. In den um die IV. Die Cyklose. 1, b. Im Heerde der Blattnerven. 289 Balsamcanale verlaufenden Strómen bei Doldenpflanzen werden die Erweiterungen und Verengerungen viel bedeutender. Im Ganzen ist die Geschwindigkeit und Kraft der Strómungen in dem Heerde sehr gross, und bei kraftiger Vegetation sehr wohl mit der Geschwindigkeit der Stróme in den peripherischen Netzen der Thiere zu vergleichen. b. Cyklose in den Gefássbündeln der Blattnerven. S 102. Es gehórt eine starke milchige Trübung des Lebenssaftes und erosse Durchsichtigkeit der Blatnerven dazu, um die Strómungen in ihnen erkennen zu kónnen. Am besten gelingt die Beobachtung in den Mohnen, dem Schollkraut, den Cichoraceen, besonders bei den Lactuca- und Tragopogon- Arten. In den Blattern der l'eigenbaume erkennt man die Bewegung gar nicht oder doch sehr schwer, weil das Plasma des Lebenssaftes zu durchsichtig ist. Das Auf- und Ab- steigen der Stróme bemerkt man in dicht nebeneinander liegenden Gefassen zuerst; Ánastomosen sind selten und meist nur an den Ver- zweisungen der Blattnerven zu finden. Die Uebergange der Stróme scheinen hier also mehr die Anastomosen der ganzen Bündel, als die Anastomosen einiger Gefasse zu betreffen. Die Beobachtung hat hier das Bequeme, dass sich die Bewegung in den unverletzten Blàttern sehr lange erhalt, besonders wenn die Blatter mit der Pflanze zusammenhangend bleiben; aber auch in ab- gesonderten Blàttern erhalt sich die Strómung sehr gut, wenn man das Welken der Blatter durch Anfeuchten verhindert. Man sieht so- , gar die schon stockende Bewegung in welk werdenden Blattern durch , Anfeuchten mit Wasser wieder entstehen. Helles Licht erleichtert | hier die Beobachtung sehr. Vol. XVIII. Suppl. II. 31 290 €. H. Scnvrrz, das System der Cyklose. ?. Cyklose in den zerstreuten Gefüssen des Parenehym's. «a. Die grósseren Strüme im Zellgewebe blattartiger 'heile. $ 103. Die Bracteen, Nebenblater, Kelchblatter, Blumenblátter, | dic durchsichtigen Fruchtklappen, kommen darin überein, dass nicht alle Gefasse in Bündeln oder in Blattnerven neben den Spiralgefássen ver- laufen, sondern gewóhnlich nur ein Mittelbündel oder ein paar Rand- bündel vorhanden sind, wahrend in dem zwischenliegenden Paren- chym die Lebenssaftgefasse sich ganz einzeln und ohne Verbindung mit Spiralgefassen verbreiten. Hier bildet sich daher ein Stromnetz mit weiten Maschen, und die Srómungen erhalten die grosste Achn- lichkeit mit den Blutstrómen in membranósen Theilen der Thiere, so dass auch Cuvier, als ich ihm in Paris im Jahre 1830 die Bewegung in den Kelchblattern von Chelidonium maius zeigte, ausrief: ,,Joilà une circulation comme dans la patte d'une grenouille**. Eine An- schauung von diesen Stromnetzen erhalten wir in den Schotenklappen und Kelchblattern des Schóllkrauts durch F'ig.2. u.4. der Tafel zu unse- rer Schrift ,,über den Kreislauf des Saftes im Schóllkraut*; in den Ne- benblattern von eus elastica durch Fig.2. Tab.I. der Annales des sciences naturelles. T. XXII. Auch haben wir Abbildungen dieser Netze aus einer Bractee von 4loé glauca, ciner Stipula von 4fcer pla- lanoides und einem Kelchblatte von Sagittaría sagittifolia hier bei- gefügt (Tab. XXVI. und Tab. XXX.). |. Ueberall sieht man hier den Saft ebenfalls in auf- und absteigenden Strómen sich bewegen; allein da die Stróme weiter von einander entfernt sind, als in dem Heerde, ganz isolirt im Zellgewebe verlaufen und die Anastomosen in grósse- ren Bogen die Gefasse verbinden, so sieht man die Einzelnheiten an den Stromnetzen hier viel deutlicher, als in den Bündeln und Schich- ten der Heerde. Aber es ergibt sich eben so leicht, dass sàmmtli- che Stróme bloss die auseinander gezogenen Stróme von IV. Die Cyklose. 2, a. Gróssere Stróme im Blattparenchym. — 291 Bündeln sind, die von der Blattinsertion aus in diese blattartigen Theile eintreten, áhnlich, wie man die Bündel praparirter Gefasse zu solchen weiten Netzen seitlich ausbreiten kann. Betrachtet man die Cyklose in dem 'Kelchblatte von Sagittaria sagittifolia. (Tab. XXX. Fig.2)), so erkennt man, dass die in das Blatt eintretenden und aus- ireteriden Stróme (aaa, bbb) sammtlich in entgegengesetzten Rich- tungen auf- und absteigen. Gegen die Dlattspitze hin spaltet sich jeder aufsteigende Strom in zwei Aeste, die sich bogenfórmig in die beiden seitlichen absteigenden umbiegen (c). "Aber aüch schon unterweges finden Spaltungen der Stróme statt (d), vvodurch sich seitliche Anasto- mosen und kleine abgezweigte Stromnetze bilden. Es ist ahnlich in der Bractea von 4fcer platanoides (Tab. XXX. Fig.1.). Man sieht hier Ofter die auf- und absteieenden Stróme paarweise nebeneinander lie- gen, so dass solche Paare haufigere Anastomosen unter sich bilden. Aber man sieht auch mehrfache Spaltungen und Verbindungen einzel- ner Stróme, wodurch Netze entstehen, besonders gegen die Dlattspitze hin, wo zuletzt alle Stróme bogenfórmig in einander umbiegen. Die Pfeile auf der Zeichnung deuten die Richtungen der Stróme an. In den. Bracteen von 44loe glauca zeigen die Stromnetze wieder eine an- dere Gestalt. Die auf- und absteigenden Gefasse verlaufen mehr ein- zeln und gesondert, spalten sich aber haufig in Zweige, die sich theils unter sich, theils mit den nàchstliegenden Strómen durch langere Sei- ienaste zü Stromnetzen verbinden. Durch die Mitte lauft ein Bündel mit Spiralgefassen in die Hohe; die seitlichen Stróme verbreiten sich durch das Parenchym ganz einzeln ohne Spiralgefásse. |Das Ganze, wenn alle Stróme in Bewegung sind, bietet genau das Bild der periphe- rischen thierischen Stromnetze dar. In allen diesen Fallen sieht man indessen nur die grósseren Stróme durch das Zellgewebe durchschim- mern. Die kleineren Verastelungen entziehen sich dabei dem Auge, oder sind doch bei dem Anblick im Ganzen nicht sichtbar. 292 C. H. Scnurrz, das System der Cyklose. b. Cyklose in den feineren Stromnetzen zwischen und um die Zellen des Parenchym's und der Haare. $ 104. Die feineren Verzweigungen der Stromnetze sieht man nur da, wo die einzelnen Zellen mehr blossgelegt sind und die nackten Stróme ganz frei durchscheinen. Es scheint jedoch nicht, dass bei allen Pflan- zen die Verfeinerung der Stromnetze im Parenchym einen gleich hohen Grad erreicht. Wo die Kügelchen des Lebenssaftes sehr gross und zahlreich sind, wie bei den l'eigenbàumen, den S«ambucus- Arten, den Euphorbien, da ist die Verfeinerung der Stróme nicht so gross als da, wo die Kügelchen kleiner und weniger zahlreich sind, wie bei den Liliaceen, wo der Lebenssaft weniger milchig erscheint. Doch ist die Milchfarbe selbst kein Hinderniss der hohen Verfeinerung, da wir bei den Campanulaceen den Milchsaft in den feinsten Strómen des Zell- gewebes fliessen sehen. Doch ist es auch bei den Pflanzen, ahnlich wie bei den Thieren, dass die grósseren Kügelchen in die feinsten Stróme gar nicht eindrin- gen, daher diese dann blosses Saftplasma ohne Kügelchen führen. Wo nun das Plasma farblos ist, wie bei den Feigenbaumen, bei Musa, Sambucus, da werden die feinsten Stróme gànzlich unsichtbar und nur in den Fallen, wo das Plasma selbst eine feinkórnige Bildung zeigt, wie bei den Campanulaceen und Cucurbitaceen, da werden auch diese feinsten plastischen Stróme sichtbar. Viele Pflanzen mit nicht milchi- gem Lebenssafte zeigen ein kórnig-trübes Plasma, daher auch bei die- sen die feinen. Stróme zwischen den durchsichtigen Zellen sichtbar werden, wie bei den meisten Personaten, den Urticeen, Loaseen. Den allmaligen stufenweisen Uebergang der grósseren Sróme durch Ab- nahme ihres Durchmessers in die feinsten Netze sieht man am deut- lichsten in dem Wurzelzellgewebe der Doldenpflanzen und der Cam- panulaceen. Die Stróme erreichen hier überhaupt keinen sehr grossen IV. Die Cyklose. 2, b. Feinere Stromnetze um Zellen u. in Haaren. 298 Durchmesser, daher kein so grosser Schritt bis zur letzten Verfeine- rung vorhanden ist Auch in den Spreublattchen der Cichoraceen sieht man die allmálige Verfeinerung sehr gut. Sie wird übrigens überall dadurch vermittelt, dass die feinsten Stróme sich an einzelnen Stellen von Zeit zu Zeit excessiv wieder ausdehnen, so dass sie den oerósseren von gleichfórmigem Durchmesser sehr wenig nachgeben. Diese periodische Ausdehnungen einzelner Stellen der feinen Stróme gehóren zu dem Hauptcharakter, wodurch sich das Gesammtansehen ihrer Netze von Zeit zu Zeit ganzlich andert, indem an der Stelle, wo früher feine, kaum sichtbare Stróme gingen, spaàter stark ausgedehnte erscheinen, wogegen die ausgedehnten sich fast bis zur Unsichtbarkeit wieder verfeinern, so dass das ganze Netz zu verschiedenen Zeiten ein ganz verschiedenes Bild darbietet. Ein gàánzliches Verschwinden eini- ger und ganzlichesWiederentstehen anderer neuenStróme, wie M e y en claubte, findet aber nicht statt, wenigstens nicht in so kurzer Zeit, als von ihm angegeben wird. S 105. Betrachten wir die Cyklose in einem der grossen Haare auf der Frucht von S?eyos angulata. (Tab. XXXI. Fig. 4), so finden wir zu- nachst die in entgegengesetzter Richtung nebeneinander auf- und ab- steigenden Stróme, àhnlich wie z. D. in den Kelchblàttern des Scholl- krauts, oder in einer Stipula von Fcus elastica. Die Richtung dieser Stróme ist sehr constant, allemm man sieht hier, wie überall, dass die aufsteigenden sowohl, als die absteigenden Stróme nur kurze Strecken für sich verlaufen, dann aber sich spalten und durch Seitenaste mit den Nachbarstrómen in Verbindung setzen. An den Verbindungsstel- len kehrt der Theil des durch den aufsteigenden Seitenast in den ab- steigenden Strom gehenden Saftes mit diesem in abwarts gehender Richtung um; sobald sich aber der absteigende Strom selbst wie- der in Anastomosen spaltet, geht der in einen aufsteigenden Strom » 294 C. H. Scuvrrz, das System der Cylilosc. seitwarts fliessende Saft mit. diesem Strome wieder in die Hóhe. und auf diese Weise bilden sich netzfórmig zusammenhangende Strom- kreise, in denen sich der Saft dergestalt dreht, dass er dabei von einem nebenliegenden Kreise durch die. Anastomosen imnier. neuen. Saft erhált, und hinwiederum in einen anderen Kreis Saft abgibt. |. Diess ist überall so, man kann sich aber hier von dem Zusammenhange sehr deutlich überzeugen. . Es findet daher ein bestandiges Durcheinander- fliessen des Saftes der verschiedenen Stromkreise in dem ganzen Netze statt. Hierbei kann nur eine allmalige Entleerung der nachst oberen Kreise in die unteren, oder umgekehrt. ein. Entleeren. oder stàrkeres Ueberfliessen eines. unteren. Saftkreises in den oberen stattfinden, je nachdem die Verbindungsaste, in welche sich die Stróme spalten, star- kere Zweige nach dem aufsteigenden oder nach dem absteigenden Seitenstrom hinsenden. ... Ist namlich. der zu dem absteigenden Strome gehende Ast der Anastomose grosser, so wird sich nach wiederholten Umkreisen immer mehr Saft in das nachst untere Maschennetz ergies- sen, und der Saft sich aus den oberen Kreisen allmálig entleeren. Hierdurch geschieht es zuweilen, dass die theilweise entleerten. Ge- l'assnetze sich so sehr zusammenziehen, dass sie fast dem Auge schwin- den und daher das Netz ein ganz anderes Ansehen erhalt. Indessen sind es in den Haaren bei S?eyos und anderen Pflanzen nicht sowohl ganze Kreise von Gefassen, die sich gleichfórmig in ihrer ganzen Ausdehnung zusammenzichen, wie man es in dem Heerde wohl findet, sondern zunàchst einzelne Stellen, in denen man den Wechsel von Contraction und Expansion sehr auffallend bemerkt... So sieht man haufig einen aufsteigenden Strom nach und nach, wahrend die Schnelligkeit der Srómung in ihm abnimmt, sich um das Doppelte, selbst Dreifache erweitern, wobei die Communicationsaste , in. welche er sich oben spaltet, ihre frühere l'einheit, ahnlich wie der seitliche absteigende Strom, behalten. Diese Anschwellung dauert. mehrere IV. Die Cyklose. 2, b. Feinere Stromnetze um Zellen u. in Haaren. 295 Minuten, dann fangt sie allmalig an, wieder zu schwinden und das Gefàss contrahirt sich an dieser Stelle bis zur aussersten Feinheit. Bald sieht man dann aber an einer anderen Stelle sich eine aàhnliche Ge- fassanschwellung bilden, welche nach einiger Zeit sich ebenso wieder von Saft entleert. Es sind nicht immer Zwischenstróme zwischen den Anastomosen, welche sich so contrahiren und expandiren, sondern háufig auch die Verbindungsstellen der Anastomosen selbst, welche knotenahnlich aufschwellen, und dann nach mehreren Seiten hin strah- lenfórmig feine Zweige aufnehmen und abgeben. Man findet sowohl diese Knoten, als die Anschwellungen der Zwischengefasse, in der Zeichnung angedeutet. Bei Szeyos angulata nehmen die Gefàsse eine gestreckte lineare Richtung, die Spaltung der Stróme geschieht immer in spitzen Winkeln, wodurch die Stromnetze im Ganzen ein strahlen- fórmiges Ansehen erhalten. Dieses wird noch dadurch vermehrt, dass in den Anschwellungen der Verbindungsstellen sich von den Seiten sowohl, als von oben nach unten feine Gefásse ein- und ausmünden, so dass diese Knoten zu- weilen fast wie ein Krebsherz aussehen. Sobald sie aber den hóch- sten Grad der Ausdehnung erreicht haben, nehmen sie allmalig wie- der an Umfang ab, und die ganze Anschwellung verschwindet inso- weit, dass nur die gewóhnlichen Anastomosen der feinsten contrahir- ten Gefasse übrig bleiben. Man erkennt übrigens den Zusammenhang der Stróme in den Haarzellen mit den Zellen der Epidermis und des Parenchym's der Frucht, in deren Gefassbündel sich die zerstreuten Netze sammtlich vereinigen. Auch sind die Stróme anf den einzelnen Zellen nicht abgeschlossen, sondern gehen von einer zur anderen über. Das Haar ist nicht aus einfachen Zellengliedern gebildet, sondern hat einen zusammengesetzten Dau. — Ausserhalb ist es von einem gleich- formisen Epithelium überzogen, das sich ununterbrochen über alle Zellenscheidewande fortsetzt. Die Zellen selbst haben ihre besonde- 296 C. H. Scnurrz, das System der Cyklosc. ren Hàute und sind in einer gegliederten Reihe übereinander stehend. Die Stróme verlaufen zwischen dem Ejpithelium und den von ihm eingeschlossenen Zellenhauten. Man sieht dies nicht nur am Rande der unverletzten Haare, sondern auch an sorgfaltigen Querdurchschnit- ten der Haarbasis. Der UÜebergang der Stróme von einer Zelle zur anderen über die Scheidewaànde hinaus ist oft schwer zu finden, weil nàmlich die Stróme ein rund um die Zellen gehendes Netz bilden und sowohl zu den Seiten, als an den Enden der Zellen zwischen den Scheidewanden in die Tiefe dringen, und sich hier in ihrem Verlaufe dem Auge entziehen. Es gewinnt dadurch das Ansehen, als ob die Stromnetze auf den einzelnen Zellen abgeschlossen waren, was indes- sen durchaus nicht der Fall ist. Hàufig sieht man nàmlich die Stróme sich über die Zellenscheidewande hinaus ununterbrochen von einer Zelle zur andern fortsetzen, wodurch der Zusammenhang des Ganzen hergestellt wird. $ 106. R. Brown, der ohne Rücksicht auf die Gesammterscheinungen der Cyklose diese Bewegung an den Haarzellen der Staubfaàden von Tradescantia. virginica beobachtete, verglich dieselbe mit der Ro- tation. des Safies in den Schlàuchen der homorganischen Pflanzen, indem er glaubt, dass die Bewegung innerhalb der Hóhle einfacher Zellenblasen, wie bei den Charen geschehe (On the sexual organs and Impregnation in. Orchideae and Asclepiadeae. 1851. p.51). In die- ser Vergleichung folgte ihm Slack, der in einer Abhandlung über die Verbesserung der Mikroskope (Transactions of the society of rts, Manufactures, Commerce, Fol.49, übersetzt in Annales des sciences naturelles. 1654. p. 195, 271) über Pflanzengewebe überhaupt und über die Saftbewegung in den Haaren schrieb. Slack hatte aber ganz richtig gefunden, dass die Haare nicht, wie R. Brown vorausgesetzt hatte, aus Reihen einfacher Zellenblasen gebildet, sondern aus doppelten IV. Die Cyklose.. 2, b. Feinere Stromnetze um Zellen u. in Haaren. 291 Membranen zusammengesetzt seien, von denen die inneren einen hau tigen Sack bilden, der die blaue Farbe enthàlt, welche die Haare der Staubfaden von. Z'radescantia bem Aufblühen der Blume annehmen, wahrend die aussere von glasartiger Durchsichtigkeit ist. | Slack sah nun, dass die feinen Stróme zwischen beiden Zellenmembranen ver- laufen und beschrieb sie in ihrer netzfórmigen Verzweigung und ihren Anastomosen ganz richtig. Allein er glaubte noch, dass die Bewegung in den einzelnen Zellen oder vielmehr in den Haargliedern abgeschlos- sen sei, und fand daher ungeachtet der vielfach verzweigten Strómun- gen den Unterschied von der Rotation des Saftes der homorganischen Pflanzen nicht. Auch Meyen blieb bei dem unrichtigen Vergleiche der Strómungen in den Haarzellen mit der Rotation stehen (Neues System der Pflanzenphysiologie. Berlin 1838. 2. Bd. 5.237 f). Meyen hatte jedoch den Widerspruch gefühlt, der in dem Vergleiche verastel- ter Strómungen in den Haaren mit den einfachen Strómungen der Rotation liegt, besonders da die ersteren nicht in dem freien inneren Raum einer Zelle, sondern zwischen zwei Zellenmembranen verlau- fen. Statt dass ihn aber dieser Widerspruch zur Auffassung des Unter- schiedes hatte führen sollen, nahm Mey en ganz gegen die wirklichen Erscheinungen an, dass alle einzelnen Stromverzweigungen sich zu- letzt auf zwei Hauptstróme zurückführen lassen müssten, die am Ende jeder Zelle ineinander umkehren müssten, und dazu làugnete Meyen die Gegenwart doppelter Zellenwande, zwischen denen die Stróme verlaufen, ganzlich, und glaubt, dass nur frei im Innern des Zellenraumes der Saft sich bewege. | Diess steht nun aber so sehr im Widerspruch mit den permanenten Bahnen. der feinsten Verzweigun- gen der Stróme, dass diese, wenn sie keine begrenzten Gefàsse hat- ten, bestandig zusammenfliessen müssten, was aber ausser den Ana- stomosen nie beobachtet wird. Auch hatte Meyen selbst sehr wohl gesehen, dass das Umkehren der von ihm angenommenen Hauptstróme Vol. XVIII. Suppl. 1. 9S 298 C. H. Scuvvrz, das System der Cyklose. i.v] nicht immer an den Enden, sondern haufig in der Mitte und sonst an allen Orten der Zelle geschehe, was ebenfalls bei einer Rotation ganz unmóglich wáre. Den Zusammenhang der Stromnetze verschie- dener Zellen hatte Meyen nicht erkannt und es scheint, als ob er sich mit Brown und Slack vorzüglich auf die angenommene Abgeschlos- senheit der Stróme in eimmzelnen Zellen stützte. Da nun diese Bewe- gungen im Zellgewebe sich bei vielen heterorganischen Pflanzen fin- den, so müsste man bei diesen neben der Cyklose noch eine rotatori- sche Bewegung in den Zellen annehmen, so dass also hiernach zweier- lei verschiedene Circulationen bei einer und derselben Pflanze vor- kommen müssten. Um mit einem Blicke den grossen Unterschied zwischen der Ro- tation und der Cyklose in den Haarzellen zu übersehen, haben wir in Fig.8. Tab. XXXI. das einfache Schlauchglied aus der. Wurzel von Chara vulgaris mit der darin staufindenden Rotation, neben den netz- [órmigen Strómungen der Cyklose in dem Haar von Szcyos angulata dargestellt. Man sieht hier die zwei auf- und absteigenden und an den Enden radfórmig ineinander umkehrenden Stróme, die also nur einen continuirlichen Strom im Ganzen bilden, der in der Mitte noch das Phànomen der secundàren Rotation (Natur der lebendigen Pflanze. Thl. H. 5.477) zeigt, wo ein Kugelhaufen sich zwischen den Suómen umwalzt, der von dem aufsteigenden Strome in die Hóhe, von dem absteigenden auf der anderen Seite abwàrts bewegt, und so um seine Axe gedreht wird, wie ursprünglich in den runden Schlauchen die Rotation beginnt. Vergleicht man diese Rotation mit den netzfórmigen Strómen der Cyklose des Lebenssaftes in den Zellen der Haare, so fin- det man, auch abgesehen von der abgeschlossenen Drehung eines rad- lórmigen Stromes an den Schlauchwànden der Charen, eine so grosse Verschiedenheit der Entwickelungsgeschichte der Rotation von der Cy- klose, dass beide bei nàherer Betrachtung nicht zu verwechseln sind. IV. Die Cyklose.. 2, b. Feinere Stromnetze um Zellen u. in Haaren. 299 Meyen hat das Anschwellen und Verengern der Stróme bei der Cyklose in den Haaren ganz verkannt. Er glaubte namlich, dass die Anschwellungen durch Vereinigung mehrerer Stróme entstünden, wo- gegen er die Verengerungen als ein ganzliches Verschwinden ansah, das aber bei sorgfaltiger Verfolgung der Bewegungen sich nie wirk- lich findet, obgleich es oft diesen Anschein hat, indem durch die feinen Stróme durchsichtiges Saftplasma ohne alle Kügelchen fliesst, die aber von Zeit zu Zeit wieder erscheinen. $ 107. Eine Frage dringt sich bei der Betrachtung der feinsten Strom- zweige in der Cyklose leicht auf, namlich, ob die feinsten Stróme auch noch wirklich Gefasswande haben. Dieselbe Frage ist auch bei der thierischen Circulation in den sogenannten Haargefassen (dem peri- pherischen Systeme) vielfaltig erórtert worden und alles, was sich für und gegen die Anwesenheit wirklicher Gefasswandungen in den fein- sten Verzweigungen thierischer Gefasse sagen làsst, lásst sich auch von den Pflanzengefassen sagen. In gewissen thierischen Theilen lassen sich die feinen Gefassnetze durch Einweichen abgesondert herausló- sen, und hier bleibt kein Zweifel über die Gegenwart von Wandun- gen übrig. Ob aber hierbei die feinsten plastischen Gefasse mit erhal- ten werden, bleibt zveifelhaft, wie es denn auch in vielen Theilen wie- der unmóglich wird, die Gefasse überhaupt heraus zu prápariren. Ganz dasselbe ist bei den Pflanzen der Fall. Die durch Maceratuon abzusondernden feinen Gefassnetze aus den Gefassbündeln bei den Campanulaceen, den Cichoraceen, bei Commelina u.s. w., die ebenso darzustellenden feinen Netze auf den Zellen der Aroideen, lassen kei- nen Zweifel übrig, dass hier wirklich Gefasse mit eigenen Wandun- gen vorhanden sind; allein schwerlich móchte man die feinsten Ge- fasse der Saftstróme, z. B. in den Haaren der Campanulaceen, isolirt * 300 €. H. Scuurrz, das System der Cyklosc. herausprapariren kónnen, obgleich die wirkliche Anwesenheit dessel- ben Milchsaftes in diesen Strómen, der alle anderen Lebenssaftgefásse der Campanulaceen füllt, keinen Zweifel übrig lassen kann, dass die Feinsten Strómungen in den Haaren unmittelbare F'ortsetzungen der grósseren Stróme sind, deren Gefásse sich vóllig isolirt herausprápa- riren lassen. Der Zusammenhang der Saftstiróme in den Haarzellen mit der Cyklose im Inneren des Parenchym's der Organe wird auch bei Be- trachtung der Cyklose in den Haaren der Staubfáàden bei Campanula rapunculoides (Tab. XXXI. Fig.3.) deutlich. Diese Haare unterschei- den sich von denen bei Sicyos angulata durch ihre Einfachheit ohne alle innere Gliederbildung. Aber sie sind dennoch aus zwei ineinan- der steckenden Zellenmembranen gebildet, wie man Tab. XXXI. Fig. 2. sieht, wo sich an einem zerdrückten Haare die innere Zellenblase ab- gelóst hat, und in Form eines zerknickten Schlauches sich darstellt. Zwischen diesen beiden Zellenhauten verlaufen nun hier, wie überall, die Stróme.. Sie bilden dieselben Netze, wie bei Sícyos angulata, ver- laufen aber mehr geschlangelt und die Communicationsaste, in welche sich die Stróme spalten, gehen oft in stumpfen Winkeln auseinander, so dass die Netze ein schlafferes Ansehen haben, als bei Sieyos. Sonst machen sich die stellenweisen Anschwellungen der Stróme hier auch sehr merklich. Dabei tritt hier zuweilen der Fall ein, dass dergleichen Anschwellungen in zwei nebeneinander liegenden und sich bald wie- der verbindenden Strómen so gross wird, dass die Stróme sich dicht berühren und die Masche zwischen ihnen ganz verschwindet, so dass, wenn beide Stróme in einer Richtung fliessen, es ganz so aussieht, als wenn sie seitlich zusammengeflossen waren, was aber durchaus nicht der Fall ist. | Gehen solche Stróme in entgegengesetzter Richtung, so entsteht das Ansehen einer Drehung, àhnlich der Rotation, die sich aber spater wieder in getrennte Stróme auflóst. | IV. Die Cyklose. 2, b. Feinere Stromnelze um Zellen u. in Haaren. 301 In den Haaren der Blumenkronen bei Campanula rapunculoides verlaufen die Stróme fast in linienfórmig-paralleler Richtung (Tab. XXXI. Fig.1). Diese Stróme spalten sich hàáufig dergestalt, dass nach der Spaltung. zwei parallele Stróme in. einer und derselben, nicht in entgegengesetzter, Richtung gehen, in welchem Falle sich aber die Stróme spáter wieder zu vereinigen streben. Im Allgemeinen gehen die Stróme ebenfalls immer in entgegengesetzter Richtung, aber die Anastomosen sind selten, und haufig verlauft ein Strom durch die halbe Haarlànge ohne Anastomosen. Nicht selten sieht man Stróme ganz ausgehen, weil sie sich mehr in die Tiefe wenden. Am Ursprunge des Haares kommen die Stróme aus den Gefassbündeln der Blumen- blátter zum. Vorschein und gehen auch dahin wieder zurück. hn Ganzen dauert die Cyklose in den Haarzellen langer, als z. D. in abgesonderten Kelchblàáttern, allein sie hórt doch immer viel früher auf, als die Rotation in getrennten Stücken bei den homorganischen Pflanzen. $ 108. Nicht bloss in dem Zellgewebe der Haare, sondern auch zwischen den Zellen, besonders in dem grosszellisen und. durchsichtigen Zell- gewebe im Innern des Stengels vieler Liliaceen, Cucurbitaccen, Aspe- rifolien, sieht man, ahnlich wie auch in dem Marke der Doldenpflan- zen, sehr feine Stróme von Lebenssaft 1n den zerstreuten Gefássen, die sich vom Heerde aus hierher verbreiten. . Vorzüglich scheinen es Pflanzen mit bloss trüben oder durch geringe Menge kleiner Kügel- chen wenig milchigen Lebenssaft zu sein, wo sich diese feinen Strom- netze auf den Zellen beobachten lassen. Sehr haufig hat es auch hier den Anschein, als ob die Strómungen auf einzelne Zellen beschrankt und in diesen abgeschlossen waren, weil die Gefassnetze die Zellen von allen Seiten umspinnen, so dass die Stróme an den Enden der Zellen sich in die Tiefe verlieren, ohne dass man den Zusammenhang 302 C. H. Scnvrrz, das System der Cyklosc. der Netze verschiedener Zellen gewahr würde; allein bei genauer Be- trachtung findet man nicht nur die Verbindung der Stromnetze ver- schiedener Zellen, sondern auch den Zusammenhang der im Zell- gewebe zerstreuten Stróme mit dem Heerde in den Gefassbündeln. Zur Erlàuterung dieser Verhàáltnisse haben wir (Tab. XXIX. F'ig.1.) den Làngsschnitt eines lebenden Stengels von Commelina coelestis abge- bildet, welcher durch ein Gefàássbündel geht, und noch ein Haar auf der Oberhaut trágt. Zur Seite der Spiralgefasse (a) sieht man den Heerd der Cyklose (b). Dieser Heerd enthàlt ein Dündel von Lebens- saftgefassen in sehr feinem contrahirten Zustande, dessen einzelne Gefàsse gedrangt aneinander liegen und durch Anastomosen zu einem Netz mit langen Maschen verbunden sind. In diesen Gefássen bewegt sich der Lebenssaft in aufsteigenden und absteigenden Strómen, wel- che, wie überall, durch die Anastomosen ineinander ganz oder theil- weise umkehren. Ausserdem erkennt man zu den Seiten des Heerdes in dem grosszelligen Gewebe die Cyklose in zerstreuten auf- und ab- steigenden Strómen, welche aber nicht minder durch Spaltungen seit- lich anastomosiren (c), so dass ein feines Stromnetz mit weiten Ma- schen gebildet wird. Die Spaltungen der Stróme gehen zuweilen am Ende der Zellen rechtwinklig auseinander, und die Zweige dann mit den Zellenwandungen so parallel, dass man sie oft schwer unterschei- det. Haufig sieht man mitten auf einer Zelle die Stróme mehrerer Netze strahlenfórmig zusammen kommen, so dass sich hier eine kno- tenfórmige Erweiterung bildet (f), wie ich sie ahnlich bei Szeyos an- qulata beschrieben habe; allein diese Erweiterung ist nicht permanent und schwindet durch Contraction der Gefàsse spater wieder. Sonst beobachtet man die periodischen Anschwellungen der Stróme hier sel- tener, als bei Campanula. und Szeyos. Die zerstreuten Stromnetze der Zellen hangen durch Verbindungszweige (e) mit den Strómen in dem Heerde zusammen, so dass eine Isolirung der Zellgewebestróme durch- IV. Die Cyklose...2, b. Feinere Stromnetze um Zellen u. in Haaren. 308 aus nicht vorhanden ist. Inzwischen ist eine relative Abgeschlossen- heit der Stróme, besonders auf den grósseren Zellen der Haarglieder, vorhanden, diese ist jedoch nur analog der relativen Abgeschlossen- heit der Lebensthátigkeit in den Articulationen der ausseren Pflanzen- theile, und nicht durch eine gánzliche Sonderung der Strómungen verschiedener Zellen bedingt. In dem starker vergrósserten Haare von Commelina coelestis (Tab. XXIX. Fig. 2.) bemerkt man deutlicher die Zellenkerne, von denen R. Brown glaubte, dass sie eine permanente Axe bildeten, um welche die Stróme sich drehten. Indessen findet sich nicht in den Zellen aller Pflanzen ein solcher Kern. Slack, der sonst R. Brown folet, bemerkt schon, dass die Kerne in den Haaren bei Pentstemon fehlen. Aber sie fehlen ebenso in den Zellen des Parenchym's und der Haare der Campanulaceen und Cucurbitaceen, und haben nicht die besondere Beziehung zu den Strómen, welche R. Brown voraus- setzte. Diese Kerne, wo sie vorhanden sind, liegen auch innerhalb des innersten Zellensacks der Haare und überhaupt im Inneren einfa- cher Zellen, wahrend die Stróme der Cyklose ausserhalb der Zellen, oder vielmehr zwischen den aneinander liegenden Zellenwanden sich verbreiten, und nur in seltenen Fallen tiefer in das Innere derselben einzudringen scheinen. Die Hauptsache aber ist, dass die ganze Safte- cyklose in den Zellen gar nicht in einer einfachen Drehung eines un- getheillen Stromes um eine Axe besteht, wie man, veranlasst durch den unrichtigen Vergleich derselben mit der Rotation homorganischer Pflanzen, voraussetzte, sondern dass die netzfórmig anastomosirenden Strome vielmehr ihre Einheit in den einzelnen Kreisen haben, welche die Maschen der Stromnetze, in sich selbst zurückkehrend, umfliessen. Wollte man also eine Beziehung dieser Stromnetze zu den Zellenker- nen annehmen, so müsste sie von ganz anderer Art sein, als die vor- ausgeseizte Drehung der Stróme um den Kern. Erscheinungen der 304 C. H. Scnvrrz, das System der Cyklose. Art, welche auf eine Beziehung der Stromnetze zu den Kernen deuten, zeigen sich nicht selten darin, dass, wie man in Fig. 2, a. Tab. X XIX. sieht, viele Stróme sich oberhalb des Kernes strahlenfórmig vereinigen und hier einen Knoten vieler Anastomosen bilden. Allein ahnlicheV er- einigungen derStróme bilden sich, wie man an dem oberen und unteren Gliede (b) desselben Haares sieht, ebenso an ganz anderen Stellen der Zellen, fern von den Kernen, und stehen auch da, wo sie. sich zuwei- len über den Kernen bilden, mit diesen selbst nicht in Berührung, da der Kern im Innern der Zellenblase liegt, um welche sich die Stróme bewegen. Diese sternformigen Anastomosen der Stróme bilden sich daher ebenso auf denjenigen Zellen, die gar keine Kerne enthalten, wie wir dergleichen bei Séceyos angulata schon beschrieben haben. Die Bildung und Auflósung dieser sternfórmigen Anastomosen hàngt mehr mit der periodischen Contraction und Expansion der Gefássca- nàle an verschiedenen Stellen zusammen, wodurch der Saft nach ver- schiedenen Richtungen hin andrangt oder angezogen wird... Unterschied zwischem Zellen und Schlauehgewebe. $ 109. | Nach Analogie der, nur bei den Homorganischen sich findenden Abgeschlossenheit der Lebensthàtigkeiten in den zellenfórmigen Schlau- chen, welche aber in den wahren Zellen heterorganischer Pflanzen nicht mehr vorhanden ist, hat man in neuerer Zeit zu einseitig das Princip aller organischen Entwickelung auf eine Zellenmetamorphose zurückführen wollen. Wrisberg (Observ. de animalculis infusoriis, p. 20, 24, 25) und O. Müller (Fermium terrestrium. et fluviatilium hist. Fol. I. p.20, 21 sq.) machten nach dem Vorgange von Needham (/Vouvelles ob- servations microscopiques, p. 219) die Zusammensetzung der organi- schen Substanz aus Blasen an der Structur der Infusionsthiere. und Polypen zuerst geltend, und C. F. Wolff's Theorie der Generation IV. Die Cyklose. | Unterschied zwischen Zellen u. Schlauchgewebe. | 905 suchte ganz allgemein den Satz zu begründen, dass die Urbildung aller organischen Keime in einer Vereinigung ursprünglich getrennter Blas- chen bestehe (Theoria generationis. Ed.nova. p.2,5,16,95). 'Tre- viranus folete dieser Ansicht und nahm an, dass diese Blàschen bei den niederen Organismen, wie den Polypen, bestàndig sichtbar blei- ben, dass sich aber bei den übrigen Pflanzen und Thieren Fibern und Gefásse aus den ursprünglichen Blasen bilden (Biologie oder Philo- sophie der lebenden Natur. 3. Bd. 8.234). Turpin wandte die Mor- phologie der àusseren Pflanzenglieder auf die Entwickelung der inne- ren Pflanzenorgane an, und betrachtete jede Zellenblase als einen Keimapparat, woraus sich der ganze Organismus wieder entwickeln konne. Die Entwickelung der Zwiebelbrut auf den Blattern der Lilia- ceen veranlasste ihn, diese Entwickelung mit der Sporenbildung in den zellenformigen Schlàuchen der Algen und Pilze zu vergleichen, und so sah er auch jede Zelle der heterorganischen Pflanzen als ein selbststandiges Fortpflanzungsorgan an, aus dem durch blosse F'orm- veranderungen (Metamorphosen) neue Individuen entstehen kónnten. Er nannte die Pflanzenzellen Mutterblasen, dem Uterus entsprechend, und ihren kórnigen Inhalt an Starkmehl, Chlorophyll, Zellenkernen u.s. w. Globuline oder Saamenkeime, und glaubte nachzuweisen, dass alle Knospen, Zwiebeln und sonstige Keime sich aus dem kórnigen Zelleninhalt entwickeln, indem sich ein aus Blasen zusammengesetz- tes Gewebe bilde, das von einer allgemeinen Hautblase, der Epider- mis, eingeschlossen werde (Mém. du Muséum. 1829. .4nnales de la soc. d'horticulture de Paris. T.IF. 1829). Auf die thierische Orga- nisation haben dann Valentin und Sch wann von Neuem, im Sinne von C. F. Wolff, die Morphologie der Zellenentwickelung angewen- det, deren Betrachtung uns jedoch hier vom Ziele abführen würde. Was aber die Pflanzenorganisation anlangt, so müssen wir hier die homorganische und die heterorganische Organisation ganz unterschei- Vol. XVII. Suppl. II. 39 306 €. H. Scucrrz, das System der Cyklose den. Bei den homorganischen Pflanzen ist allerdings das Gewebe aus identischen Blasen, welche wir zum Unterschiede von den Zellen der heterorganischen Pflanzen Schlàuche genannt haben, zusammengesetzt (Natur der lebendigen Pflanze. 1. Thl. 8.397. 2. Thl. S.502). In jedem solcher Schlauche wiederholen sich alle Functionen der ganzen Pflanze, und daher ist schon ursprünglich jeder Schlauch dem Ganzen gleich und hat eine individuelle Natur (a.a.O. 1.Thl. S.328). | Diess verhált sich aber ganz anders bei den heterorganischen Pflanzen, wo von dem Gegensatz ursprünglich differenter Organe die verschiedenen Functio- nen verrichtet werden. Hier ist nicht jede Zelle die Einheit aller F'unc- tionen, sondern das Zellgewebe macht nur einen Theil (ein Organ) des Ganzen aus, zu dem noch die beiden Gefàsssysteme gehóren, und somit haben auch die einzelnen Zellen für sich nicht die reproductive Kraft homorganischer Schlàuche. Man sieht also, wie es hier nicht auf àus- sere Analogieen der Form von Zellen und Schlauchen ankommt, son- dern auf die Erkenntniss der inneren Differenz ihres Lebens- und Ent- wickelungsprincips. Darnach sind die wahren Zellen durchaus nicht das Princip organischer Entwickelung überhaupt, sondern es gehóren ausser den Zellen sogleich die übrigen inneren Differenzen der Orga- nisation dazu, in deren Einheit erst das Ganze besteht. | Es ist daher ein ganz verfehltes Bemühen, den Bau aller anderen Organe bei den Pflanzen (die Gefasse z. D.) auf Zellen zurückführen zu wollen, da diese sich von Anfang der Entwickelung an: im Gegensatze mit ihnen befinden, und sich um so weiter von ihnen entfernen, je mehr sie sich vollenden. Durch solche. morphologische Analogieen der àusseren Gestalt, die sich allerdings háufig auf gewissen Entwickelungsstufen zwischen Gefassen und Zellen finden, ist schon selbst morphologisch nicht viel gewonnen, weil die Formàhnlichkeiten durchaus nicht allge- mein sind. Physiologisch bleiben sie einseitig, weil das Lebensprin- cip nicht nur in Formentwickelung, sondern in der qualitativen Natur IV. Die Cyklose. |. 9. Stürke u. Schnelligkeit der Strómungen. — 901 der Functionen liegt, die bei den morphologischen Analogieen gar nicht zur Sprache kommen. | Gerade aber die wahre Natur der Func- tionen zeigt, dass die ausseren Formaàhnlichkeiten durchaus nur schein- bar sind, indem sich die hóchsten Gegensatze der Functionen in sol- chen Organen (Gefassen und Zellen) finden, die man morphologisch vergleichen móchte. Alle diese Gegensatze sind aber in der Keimsub- stanz (dem Cambium) schon dem Princip nach vorhanden, und jeder Schritt in der Entwickelung làsst sie mehr hervortreten, so dass man mehr die Differenzen als die Analogieen aufzusuchen hat. Die Zellen der heterorganischen Pflanzen sind also nicht individuell, mit abge- schlossenem Lebenskreis, wie die Schlauche der homorganischen; sie kónnen daher für sich auch nicht keimen, wie Turpin glaubte, son- dern die Knospen und Zwiebelkeime treiben entweder aus ursprüng- lichen Knoten der Pflanzenglieder hervor, worin sich unter Mitwir- kung aller Organe Keimsubstanz ablagert, oder dergleichen Knoten bilden sich secundàr (in Blattachseln, in Blattrippen), wie bei'm Wur- zeltreiben der Stecklinge. Man wird sich hierdurch noch mehr von der Unrichtigkeit des Vergleichs der Cyklose im Zellgewebe mit der Rotation überzeugen. 3. Stárhe und Sehnelligheit der Sírómumngzem. $ 110. Die Geschwindigkeit der Strómung ist in den feineren Strom- netzen der Zellen im Ganzen viel langsamer, als die Bewegung in den expandirten Gefassen des Heerdes sowohl, als auch der Nebenblàtter, Kelchblatter, selbst den Fruchtklappen beim Schóllkraut, so lange nàmlich diese Theile ihre hochste Lebensfrische haben. | Doch zeigen sich in den feineren Strómen selbst wieder sehr viele grad weise Ver- schiedenheiten und Uebergànge. Langsam finde ich die Stróme in fleischigen, langsam vegetirenden Zellgeweben der Liliaceen. Auch in den Haaren dieser Pflanzen sind die Stróme nicht merklich schneller. * 308 C. H. Scnurrz, das System der Cyklose. Dagegen ist die Bewegung des milchigen Lebenssaftes in den feinen Stromnetzen der Haare bei den Campanulaceen sehr rapide, beson- ders wenn die Pflanzen, von denen die Haare genommen werden, bei feuchter und warmer Witterung sich in recht kraftiger Vegetation be- finden. st es trocken, so hàlt sich die Bewegung langer bei kühler, als bei warmer Luft. So wie die Pflanzen im geringsten anfangen zu welken, hórt die Bewegung ganz auf. Am làngsten hàlt sich aber hier die Bewegung in denjenigen Pflanzen mit fleischigem, langsam vege- tirenden Zellgewebe, in welchen die Bewegungen von Hause aus nur langsam waren; wogegen die schnellen Stróme in den Haaren der Campanulaceen bei beginnendem W elk werden auch sehr schnell ganz aufhóren. Jahreszeit, Witterung und die Vegetationsperioden der Pflanzen haben einen grossen Einfluss auf die Kraft und Schnelligkeit der Stró- mungen des Lebenssaftes. In ganz jungen keimenden Pflanzentheilen hat die Bewegung sehr wenig Kraft, und sie erhàlt sich daher in den eben aus der Knospe brechenden Blàttern der F'eigenbàume, des Maul- beerbaumes, in den jungen Sallatblàttern, nach der Absonderung der Pflanze nur kurze Zeit. Aehnlich ist es mit den aus dem Saamen auf- keimenden jungen Pflànzchen, z. B. bei Cichorium Intybus, Campa- nula rapunculoides. Auch in den gebleichten, im l'instern aufwach- senden Blàttern, den Endivien, ist die Bewegung nur von kurzer Dauer und überhaupt sehr unmerklich. Kraftiger und schneller wird die Bewegung in der mehr ausge- bildeten Pflanze kurz vor und wahrend des Blühens. Sie dauert hier in getrennten Pflanzentheilen viel làngere Zeit fort, und man sieht mehr die auf- und absteigenden Stróme in ihrer netzfórmigen Ver- bindung bleiben, wahrend bei geschwachter Vegetation oft nur ein- zelne Stróme sich noch fortbewegen, nachdem die Mehrzahl schon still steht. IV. Die Cyklose. 3. Stárke u. Schnelligkeit der Strómungen. — 309 Feuchte Luft und Regenwetter begünstigen die Schnelligkeit der Cyklose ausserordentlich; bei trockener Luft wird dagegen die Stró- mung sehr tráge. Oft reichen wenige Stunden feuchter Lufteinwir- kung hin, die Bewegung wieder zu beleben. Als ich im Herbste 1839 bei sehr trockener Witterung, um die Cyklose in den Campanulaarten zu zeigen, diese Pflanzen im botanischen Garten zu Paris prüfte, fand ich durchaus keine Bewegung. Man liess hierauf die sàmmtlichen Pflanzen etwas mit Wasser besprengen und dann mit Glashàuschen bedecken, so dass die Luft um die Pflanzen feucht erhalten wurde, und in 9— 6 Stunden stellte sich die kráftügste Bewegung in allen Theilen ein. Schon die feuchtere Abendluft und die Morgenluft rei- chen bei sonst trockener Witterung hin, die Bewegungen in's Spiel zu setzen, und wahrend es mir in der trockenen Mittagswarme nicht gelingen wollte, in London die Bewegungen zu zeigen, sahen wir in den des Abends und Morgens gemachten Versuchen die Bewegung auf's deutlichste. Nach der Blüthe nimmt die Schnelligkeit der Strómungen in den Blattern und Stengeln sehr ab. Sie erhàlt sich aber kráftig bis fast zur Reife in den Früchten, wie man an den F'eigen und an den Schoten des Schóllkrauts vorzüglich schón sieht. Bei den Sommergewachsen, z. b. dem Mohn (Papaver somniferum) , ist die Abnahme der Bewe- gung in den Dlattern nach der Blüthe am auffallendsten. | Bei Baumen und perennirenden Pflanzen ist nach vollendetem Ausbruche der Blatter im Frühlinge die Cyklose am lebhaftesten. Man sieht Ende Mai und Anfangs Juni, wahrend der Cambiumbildung, die Strómungen in den Rindenschichten von 4fcer platanoides und Morus alba in grosser Lebhafügkeit. Im Spàtsommer nimmt hier die Be- wegung sehr ab, ohne jedoch ganz aufzuhóren. Auch im Winter, so lange milde Witterung ist, hort die Bewegung nicht auf, aber sie wird sehr langsam und zieht sich mehr in die Wurzeln zurück. In den 310 C. H. Scuvvrz, das System der Cyklosc. Wurzeln der Doldenpflanzen, z.B. 4ngelica Adrchangelica, Imperato- ria Ostruthium, ferner in den Wurzeln der Rhus- Arten, der Maul- beerbáàume, sieht man die Strómungen im Winter sehr gut. Ein gànzliches Aufhóren der Cyklose hat aber wahrend gewisser, besonders periodischer Zeiten, durchaus nicht ein ganzliches Abster- ben zur Folge, sondern die Pflanzen kónnen sich ohne alle innere Bewegung, besonders bei kühler Temperatur, lange in einem lethar- gischen Zustande erhalten, am meisten die fleischigen, lederartigen Pflanzentheile und. die Wurzeln und Saamen. Die Bewegung des Lebenssaftes in solchen Pflanzentheilen erscheint mit der Erneuerung ihrer Gesammtvegetation wieder. Bei welken Blattern. kann. man durch blosses Befeuchten mit Wasser hàufig die Cyklose wieder her- vorrufen. Die Lebensfahigkeit dauert so lange, als der ruhende Le- benssaft sich im ungeronnenen Zustande in den Gefassen befindet; gerinnt aber der Lebenssaft, z. B. durch heftigen Frost, so stirbt der Pflanzentheil ab. 4. Die bewegende Iáraft in der Cyhlose. $ 11. Wir müssen hier sehr wohl die erregende Einwirkung der aus- seren Lebensbedingungen: des Lichtes, der Luft und des Wassers, von der organischen Kraft der Lebensbewegung selbst. unterscheiden. Amici und Dutrochet hatten behauptet, die Warme und das Son- nenlicht bringen die Bewegung hervor, worauf v. Mirbel bereits be- merkte, dass Amici die Sache mit den theoretischen Augen eines Physikers angesehen habe, ohne die Beobachtungen in der Natur ge- hórig zu verfolgen. Licht und Warme haben keine unmittelbare Wir- kung auf die Saftstróme, im Gegentheil sieht man bei trüber und küh- ler Witterung im Sommer die Strómungen am lebhaftesten. |. Licht und Warme wirken aber, wie auf die Vegetation im Ganzen, so aucli auf die Cyklose als erregende Lebensbedingungen, und besonders hat | | | | | | | IV. Die Cyklose. | 4. Bewegende Kraft in derselben. 911 das Licht bei den Pflanzen durch seine Einwirkung auf den Respira- tionsprocess und die Desoxydation des Holzsaftes einen weit grósseren Einfluss auf das Pflanzenleben, als auf das Leben der Thiere. Dieses Verhaltniss ist wohl zu beachten, weil daraus hervorgeht, dass Licht und Warme nicht ohne Wirkung auf die Cyklose sind, dass sie aber nicht die unmittelbaren Triebfedern der Bewegung selbst enthalten. Die bewegende Kraft ist vielmehr durchaus organischer Natur und beruht auf einem innern Process der Selbsterregung. Sie ist da- her kein einfaches, hinter der Erscheinung liegendes Agens, sondern zusammengesetzt, wie alle organischen Krafte, aus der lebendigen Wechselwirkung organischer Bestandtheile. —Es ist ein organischer Erregungsprocess, der nàher zergliedert werden muss, um die Kraft, als ihr Product, zu verstehen. Alles daher, was den Erregungsprocess erhóht oder vermindert, wird auch die bewegende Kraft stárken oder schwachen. Die organischen Bestandtheile, welche hier in Wechsel- wirkung treten, sind: der Lebenssaft und die Lebenssaftgefasse, und in den gegenseitigen Verhaltnissen und der Wechselwirkung beider ist daher allein die bewegende Kraft der Cyklose begründet. I) Die Lebenssaftgefasse wirken durch ihre organische Con- tracülitat. Wir haben gesehen, dass die Haupteigenschaften dieser Gefasse sich auf die Entwickelungsstufen der Contraction beziehen, und dass sie mit dem Aufhóren der Contractilitat auch absterben. Diese Lebensthatigkeit kann nicht ohne Wirkung auf die Saftbewe- gung sein. Bei Beobachtung der Cyklose an lebenden Pflanzentheilen erkennt man mit der stellenweisen Ausdehnung der Gefásse auch eine Verlangsamung der Stróme, und mit der allimalig nachfolgenden Ver- engerung auch eine beschleunigte Strómung. Diess geht so weit, dass bei zufalliger Verwundung eines Gefasses, oder beim Querdurch- schnitt derselben in einer Rindenlamelle von .4cer platanoides, in einer Stipula von F?eus elastica, oder einer Schotenklappe von Cheli- 312 C. H. Scnvriz, das System der Cyklose. donium maius, durch die starke Contraction der Gefásse, wie bei Blu- tungen thierischer Theile, der Saft mit. Gewalt hervorgestossen wird, wobei sich die Gefásse mit der Entleerung des Saftes fast bis zum Ver- schwinden ihres Lumens zusammenziehen. Man sieht hieran, dass die Gefasse durch ihre Contraction sich in einer bestandigen Spannung gegen den Lebenssaft befinden, und ihn mit Gewalt dahin auspressen, wo der Widerstand am geringsten ist. Der Grad dieser Wirkung ist aber verschieden in den verschie- denen Entwickelungsstufen der Lebenssaftgefásse. Am stàárksten zeigt er sich bei den contrahirten: jüngeren Formen, die sich einerseits bis auf das Drei- und Vierfache ihres contrahirten Volumens ausdehnen, und dann wieder bis zum Verschliessen ihrer Mündungen zusammen- ziehen kónnen, was man an den feinen Strómen in den Haaren von Sieyos angulata und Campanula rapunculoides so auffallend erkennt. Die expandirten Gefásse konnen nur eine geringere Kraft auf die Fort- bewegung des Saftes ausüben, weil sie sich nicht mehr so vollstàndig und nur langsamer zusammenziehen kónnen. Nachdem sie also bei Verwundungen einen Theil ihres Saftes entleert haben, stockt der Ueberrest und nur durch die folgende allmàlige Contraction kann eine langsame Weiterbewegung bewirkt werden. Die articulirten Lebenssafigefasse endlich sind dem Rückengefass der Insecten zu vergleichen, weil in ihnen nach dem Obliteriren der Anastomosen und bei der starrgewordenen Expansion die bewegende Kraft nach und nach ganzlich erlischt. DerSaft wird sich hiernach unter übrigens gleichen V erhaltnissen schneller in den contrahirten als in den expandirten Gefassen bewegen und die Bewegung wird indenarticulirten allmalig erlóschen. Doch scheint bei den contrahirten Gefassen selbst der Unterschied zu sein, dass sie in der frühesten Jugend ihrer Entwicke- lung noch weniger contractile Energie besitzen, und also erst spáterhin die volle Spannung und Einwirkung auf die Saftstróme gewinnen. | I | IV. Die Cyklose. 4. Bewegende Kraft! in derselben. 219 2) Der Lebenssaft hat aber ebenfalls grossen Antheil an der Cyklose, und vorzüglich wird die Richtung der Stróme durch ihn be- stimmt. "Wir haben oben gesehen, wie constant diese Richtung in den neben einander auf- und absteigenden Strómen ist, und dass die Contractionen der Gefasse deshalb keinen Einfluss hierauf haben, weil bei Verletzungen die Richtung des von der geóffneten Stelle aufstei- zenden Stromes nicht geàndert wird, die Gefasscontraction also den einmal aufwarts gerichteten Saftstrom nicht rückwarts nach der geóff- neten Gefássstelle austreiben kann. Es findet daher eine andere An- ziehung des Saftes nach bestimmten Richtungen hin statt, die von der Gefàsscontraction unabhaàngig ist, obgleich, wenn einmal die Richtung bestimmt ist, die Gefasscontractionen mit voller Wirkung die Stró- mung befoórdern. Die lebendige Anziehung des Saftes wird durch das Saftplasma bewirkt, wodurch sich der Saft selbst in den Gefássen wei- ter treibt. Die Kügelchen haben, ahnlich wie auch die Lymphkügel- chen und die Blutblàschen, keinerlei bewegende Kraft, sondern wer- den nur mechanisch mit dem Saftplasma fortgetrieben. Die grosse Masse der wachsfetthaltigen Kügelchen scheint besonders bei milchi- gen Lebenssáften die Gefasse in einen übermàssigen Grad von Aus- dehnung zu versetzen, wobei sich ihre Wandungen so sehr verdün- nen, dass die Contraction derselben sehr abnimmt, daher mit dem starken Milchigwerden des Lebenssaftes Stockungen der Bewegung eintreten, wahrend die Gefasse strotzend mit Saft gefüllt sind. Der stark mit Kügelchen impragnirte Saft in den strotzend expandirten Gefassen der Syngenesisten, der Feigenbaume, der Asclepiadeen, treibt daher auch bei Verletzungen der Gefasse nur mit geringer Kraft aus. Je mehr dagegen in dem Lebenssafte die Kügelchenmasse ab- nimmt und das Saftplasma hervortritt, wie in den noch wenig getrüb- ten Sáften der jüngeren Pflanzen und Pflanzentheile, und je weniger Vol. XVIII. Suppl. Il. 40 314 C. H. Scnvurzz, das System der Cyklose. die Gefásse durch Ansammlung von Saftkügelchen mechanisch ausge- spannt werden, wie dies bei den contrahirten Formen der Fall ist, desto starker wird die bewegende Kraft. Diese liegt nun in dem or- ganischen Erregungsprocess des Saftplasma, wodurch er seine plasti- sche Natur erhàlt. Es ist die durch innere Anziehung und Abstossung erzeugte oscillatorische Bewegung des Plasma, die besonders bei eini- gen Pflanzen so deutlich sichtbar wird, und wovon wir oben gespro- chen haben. | Durch diese innere Bewegung wird das Saftplasma von den Gefasswanden angezogen oder repellirt, und der Ernàhrungspro- cess wird hierdurch vermittelt, indem das Safiplasma in dieser orga- nischen Wechselwirkung die Gefasswande durchdringt. Indem so bei der Ernàhrung und Bildung neuer Theile das Saftplasma in die Substanz der Organe dringt, werden die Gefasse theilweise entleert, und dadurch ist dann eine Anziehung der ganzen Saftstróme nach der Gegend hin gegeben, wo durch den Bildungsprocess die grósste Menge Saftplasma verbraucht wird. Es aussert sich also eine organische An- Ziehung des Lebenssaftes im Ganzen nach gewissen bestimmten Rich- tungen hin, wodurch auch die bestimmte Richtung der auf- und ab- steigenden Stróme bewirkt wird. Eine entgegengesetzte repellirende Wirkung scheint der Respira- üonsprocess, und die dadurch bewirkte Umbildung des Holzsaftes in Lebenssaft auf. die Bewegung des letzteren zu haben. Durch diese Umbildung ist nàmlich zugleich gegeben, dass die Lebenssaftgefasse der Blatter und blattarügen Organe, in denen die Respiration geschieht, sich starker mit dem in sie eindringenden veranderten Holzsaft anfül- len, wodurch sie angespannt werden, und nun durch Contraction cine rückstossende Wirkung auf den Saft ausüben, die in dem Maasse fortschreitet, als sich von den Spiralgefassen aus die Lebenssaftgefàsse mehr füllen. Daher findet von den blattartigen Organen aus eine über- wiegend repellirende Wirkung auf den Saft statt, wahrend bei der IV. Die Cyklose. 4. Bewegende Kraft in derselben. 915 Ernahrung eine überwiegend attrahirende Wirkung sich zeigt. Diese, an zwei Extremen des Lebenssaftgefasssystems sich aussernden entge- gengesetzten Wirkungen scheinen den wichtigsten Einfluss auf die Richtung der Saftstrómungen zu haben. g 112. Die gesammten bewegenden Krafte des Lebenssaftes sind also organische, innere; aussere mechanische Finflüsse gehoren nicht noth- wendig dazu, und wo sie vorhanden sind, da ist ihr Einfluss ein un- tergeordneter und durchaus nicht allgemein. Doch scheinen derglei- chen mechanische mitwirkende Einflüsse nicht ganzlich zu fehlen, wie denn die mechanische Schwere des Saftes bei überfüllten Gefassen, und die àussere Bewegung, welche durch Hin- und Herbiegen die baumartigen Pflanzen besonders mittelst der Winde erfahren, nicht ohne Wirkung auf die Saftbewegung zu sein scheinen. Die Schwere des stagnirenden Saftes kann wenigstens eine allmálige Einwirkung auf die überwiegend absteigende Bewegung der Stróme haben, wo- durch, ungeachtet des bestandigen Auf- und Absteigens der Stróme in den Stromnetzen, dennoch die absteigende Bewegung das Ueber- gewicht erhalt und der Saft sich mehr nach den Wurzeln hin dirigirt. Durch die Bewegung der Pflanzenstamme mittelst der Winde wird an einzelnen Stellen baumartiger Pflanzen ein starkerer Safizufluss und ein starkerer Bildungsprocess erregt, als an anderen Stellen. Die Baumstàmme werden in der Richtung des Windes gebogen, wodurch eine Anspannung der Rinde an der Seite, von wo der Wind kommt, und eine Erschlaffung auf der entgegengesetzten Seite geschieht. Ist diese Wirkung permanent, z.B. bei herrschenden Westwinden, so wird der Saft dadurch von der angespannten nach der erschlafften Seite der Rinde hingetrieben, er sammelt sich also auf der der Wind- richtung entgegengesetzten Seite an, wodurch ein stàrkerer Bildungs- 3€ TY 316 C. H. Scnurrz, das System der Cyklose. process auf dieser Seite hervortritt, und. stàárkere Holz- und Rinden- schichten sich ansetzen, als auf der entgegengesetzten Seite. Geschieht jedoch die Wirkung des Windes nicht permanent in derselben Rich- tung, sondern wird der Baum in allen Richtungen hin- und herge- worfen, so wird diese Bewegung nur die Contraction und Expansion der Gef'ásse überhaupt unterstützen und eine beschleunigte Bewegung des Saftes nach dem Theil des Daumes erzeugen, der am meisten vom Winde gebogen wird. Diess ist der untere Theil des Stammes, welcher daher auch in Folge des verstárkten Zuflusses an. Lebenssaft die stàárksten neuen Jahresschichten bildet. Alle diese mechanischen Einwirkungen vermógen jedoch ohne die organische erregende Kraft der Gefáàsse und des Plasma gar nichts, und nur unter der Bedingung des Vorhandenseins organischer Lebens- erregung ist der Einfluss jener mechanischen Einwirkungen müglich. Daher hangt denn auch die Kraft der Lebenssaftbewegung von der | Energie der Vegetationskraft überhaupt ab und schwach vegetirende, lebensmatte Pflanzen kónnen durch keinerlei mechanische oder an- dere àussere Einwirkungen eine beschleunigte Saftebewegung erhal- ten, was nur durch Verstarkung der inneren Lebenserregung moglich is. Auch die galvanischen Actionen, wie das galvanische Durch- schwitzen der Flüssigkeiten durch Membrane, die sogenannte Endos- mose, sind ohne allen Einfluss auf die organische Kraft der Lebens- saftbewegung. | Solche galvanische Wirkungen setzen erstens einen fertigen Bau von Organen voraus, die sich erst mit Hülfe der Cyklose selbst bilden, so dass die Cyklose früher da ist, als die Bedingungen des galvanischen Durchschwitzens, dann aber passen die organischen Eigenschaften des Lebenssaftes nicht zu den galvanischen Wirkungen des Durchschwitzens; Eigenschaften, welche sich durch die stufen- weise Assimilation entwickeln, die der galvanischen Thatigkeit gerade entgegengesetzt ist. Endlich finden die Erscheinungen des galvani- IV. Die Cyklose. 9. Im Ganzen. a. Zusammenhang durch alle Theile. 317 schen Durchschwitzens an allen abgestorbenen Pflanzen und Pflanzen- theilen statt, ohne dass dadurch eine Spur von Lebensthatigkeit in ihnen hervorgerufen wurde. Die Kraft der Cyklose steht vielmehr in geradem Verhaltniss zur Energie der Vegetation in den verschiedenen Perioden der Entwicke- lung der Pflanze. Wo und wann der Lebenstrieb am gróssten ist, da tritt auch die Cyklose am stàrksten hervor, und die organischen Eigenschaften des Lebenssaftes und. der Gefasse folgen dem organi- schen Entwickelungsprincip der Pflanze überhaupt durch alle Lebens- perioden der verschiedenen Pflanzentheile. |Galvanische und mecha- nische Ursachen aber wirken gleichfórmig, nicht periodisch; sie kón- nen nicht absterben, weil sie kein organisches Leben haben, und wenn sie die Ursache von Lebensbewegungen wàren, so müssten diese ewig und unverànderlich sein; es würde keinen Tod der Pflanze geben. Es sind also allein organische Ursachen, welche die Lebensbewegung der Cyklose hervorbringen, deren Erregung freilich, wie das Leben überhaupt, durch àussere Lebensbedingungen unterstützt und veran- dert werden kann. $. Bie Cyhlose im Gamzem betrachtet. «€. Zusammenhang durch alle 'Theile der Pflanzen. 6 113. Durch die Kreisbewegungen des Lebenssaftes in den Strom- netzen und deren Anastomosen untereinander findet eine gleichformige Vertheilung und Verbreitung des Lebenssaftes durch alle PHlanzentheile statt. Diese Stromnetze sind im Wesentlichen in allen Theilen voll- kommen untereinander àhnlich, und es tritt der Gegensatz von Peri- pherie und. Centrum, der in der thierischen Circulation herrschend ist, bei den Pflanzen gar nicht hervor; auch nicht in der Bildung wah- rer Stamme, worin sich mehrere Stromzweige vereinigen. Vielmehr 318 C. H. Scnuvrz, das System der Cyklosc. gehóren die grósseren Lebenssaftgefasse und Stamme immer anderen seitlichen Netzschichten an, als die feineren, und jede Schicht bildet immer in sich zusammenhàngende Netze, die in den entsprechenden Schichten des Stammes von oben bis unten durchgehen. Die Cyklose ist also eine veniperipherische Kreisstrómung durch Gefassnetze, die wesentlich in allen Theilen der Pflanze untereinander gleich sind, und durch welche eine gleichfórmige Verbreitung der Saftmasse in alle móglichen Richtungen zugleich stattfindet. Indessen ist es moglich, dass in einzelnen Theilen die Stromnetze die Function von Gefassstammen dadurch annehmen, dass durch eine gleichfórmige Ausdehnung aller Gefasse des Netzes sich eine gróssere Menge Saft in denselben ansammelt, der dann nach anderen Richtun- gen wieder in'feinere Stromnetze ausgetrieben werden kann. In die- sem L'alle geschieht auch eine Vermengung des aus verschiedenen Theilen den erweiterten Stromnetzen zufliessenden Saftes, ahnlich wie in den Gefassstammen der Thiere, ohne dass bloss ein Gefass die gesammte Saftmasse umfasste. Diese stammahnliche Erweiterung der Suromnetze findet sich besonders in den Heerden der Cyklose, den Gefassbündeln und Rindenschichten, welche dadurch die F'unction von Centralorganen mit übernehmen, ohne wahre Cen- tralorgane zu sein. Diess ist der wahre Begriff des Heerdes der Cyklose. Diese Heerdbildung ist aber keinesweges auf einen Punct concentrirt, sondern erreicht eine grosse Ausdehnung durch alle àus- seren Pflanzenglieder, so dass in jedem derselben der darin vorhan- dene Theil des Heerdes die F'unction eines Centralorgans übernehmen kann, indem die Gefasse desselben sich stark erweitern, so dass eine gróssere Ansammlung von Lebenssaft in ihnen bewirkt wird. Daher verlieren aber die Gefasse in dem Heerde die l'unction der periphe- rischen Gefasse nicht, und die Verbreitung der Saftmasse findet hier wie überall durch sie statt. IV. Die Cyklose. 9. Im Ganzen. a. Zusammenhang durch alle Theile. 319 $ 114. Die zerstreuten Stromnetze, welche sich vom Heerde aus in das Parenchym der Organe verbreiten, haben in Bezug auf den Heerd die Function der peripherischen Gefásse. Von den Heerden aus nimmt die Cyklose eine zwiefache Rich- tung. Die eine wollen wir die strahlenfórmige nennen. Sie geht vom Heerde aus gegen die Axe und gegen die Periphe- rie, zur Ernáhruug der Axen und. Umfangstheile der Pflanzenglieder, weshalb man auch die in doppelter Richtung vom Heerde abgehenden Gefassnetze bei den fleischigen Euphorbien noch ganz im Zusammen- hange herausprapariren kann. In den jüngeren Trieben mit lebens- frischem Mark ist die Axenrichtung überwiegend, daher das junge Mark reich an Lebenssaft ist. In àlteren Trieben geht mit der Ent- wickelung des strahlenfórmigen Wachsthums die Richtung mehr nach dem Umfange der Rinde, daher diese sich nun mehr ausbildet. Der- selbe Gegensatz, wie zwischen den jungen und àlteren Trieben, wie- derholt sich bei den synorganischen und dichorganischen Pflanzen. Bei den synorganischen Pflanzen bleibt immer die Axe des Stammes überwiegend lebenskraftig, und. von hier gehen daher alle Productio- nen aus und das Axenzellgewebe stirbt nicht so leicht ab. Bei den dichorganischen Pflanzen aber stirbt das Mark sehr bald ab, und die Richtung der Cyklose geht mehr gegen die Peripherie und ist auf die strahlenfórmige Entwickelung der Theile gerichtet. Daher gewinnt denn oft das Gefasssystem das Ansehen einer von den Bündeln aus | gegen die Peripherie gehenden Ramification. Hier kann zwischen dem Heerde und den peripherisch verbreiteten Gefassen eim Gegen- , satz entstehen, wodurch der Saft aus dem Heerde in das Parenchym | geleitet wird und der Heerd zum "Theil obliterirt. Diess findet sich | besonders bei den fleischigen Gewachsen, bei denen die Cyklose sich , mehr auf peripherische Verbreitung der Stróme wirft. 320 C. H. Scnvvrz, das System der Cyklose. Die andere Richtung der Cyklose in dem Heerde wollen wir die lineare nennen. Sie geht in der Richtung von oben nach unten und von unten nach oben, und entspricht der in entgegengesetzter Richtung stattfindenden Wurzel- und Blatbildung. In die Sphaàre die- ser Direction fàllt das Absteigen des Saftes von den Dlattern nach der Wurzel hin. Bei Beschreibung der entgegengesetzten Stróme und deren Anastomosen haben wir gesehen, dass, wenn die aufsteigenden Stróme der Netze stárkere Seitenanastomosen in die absteigenden Stróme abgeben, sich der Saft allmálig aus den oberen Stromkreisen in untere entleert, und der ganze Saft dadurch eine überwiegend absteigende Richtung nimmt, ohne dass ein ununterbrochenes directes Absteigen stattfande. So kann nun in gewissen Perioden die abstei- gende Bewegung des Saftes überwiegen, und der Saft sich dadurch mehr in die unteren Theile verbreiten. . Bei den Daumen und den perennirenden Gewaàchsen geschieht dieses vorzüglich im Laufe des Sommers und gegen den Herbst, wo die Wurzelbildung mehr begün- stigt wird. Dass in keinem dieser F'alle der Saft eine allein und con- tinuirlich absteigende Richtung nehme, wie man früher glaubte, zei- gen nicht nur die directen Beobachtungen der Cyklose in den Heer- den, sondern auch die indirecten Beobachtungen über die Wirkung kreisfórmiger Rindenausschnitte bei Baumen, nach welchen sich über- all, wenn gleich kleinere, Wülste an den unteren Wundrandern so gut als an den oberen bilden. So wie nun aber in gewissen Perioden die Richtung der Cyklose mehr absteigend ist, ist in anderen Perioden wieder das Aufsteigen der Lebenssaftmasse überwiegend. Diess geschieht besonders im Früh- ling bem Ausbruch der Dlàtter und ersten Triebe. Entweder hat sich hier aus der früheren Periode der Beblàtterung in dem Heerde des Systems eine gróssere Safümasse angesammelt, die mit der Anzie- hung des Lebenssaftes durch den rege werdenden Bildungsprocess in IV. Die Cyklose. 9. Im Ganzen. a. Zusammenhang durch alle Theile. 321 den oberen Theilen ihre Richtung nach diesen hin nimmt, wie es in den Baumen sich findet; oder es beginnt in den fleischigen und knolli- gen Wurzeltheilen, wie auch bei'm Keimen der Saamen, durch Colli- quation des Stàrkemehles oder F'ettes, eine vermehrte Lebenssafterzeu- gung, und der hier gebildete Lebenssaft nimmt dann sogleich eine mehr aufsteigende Richtung der Bewegung, in dem Maasse, als sich junge Triebe aus den wurzelartigen Bildungen entwickeln. Aber auch hier ist keine einfach aufsteigende Bewegung, sondern Strómung in entgegengesetzten Richtungen nach unten und nach oben, von denen nur die in die Hóhe gehende überwiegt. ln diesen Fallen zeigt sich eine Repulsion des Lebenssaftes von den unterirdischen Theilen nach oben hin, und eine Attraction des Saftes durch die oberen Triebe, dagegen findet umgekehrt im. Laufe des Sommers eine Repulsion des Saftes von den Blattern aus in den Stamm, und eine Attraction desselben von den unteren wurzelartigen Bildungen statt. Zwischen diesen bei- den attrahirenden und repellirenden Extremen fluthet nun der Lebens- saft in den kleineren Kreisen der netzfórmigen Stróme, und wieder- holt in jedem Kreise durch das Auf- und Absteigen dieselbe Attraction und Repulsion in entgegengesetzten Richtungen. Soll die Bewegung zwischen beiden Extremen gleichmassig fort- schreiten, so müssen sich Attraction in dem einen und HBepulsion in dem anderen Systeme das Gleichgewicht halten. Diess ist aber selten der Fall, sondern es überwiegt entweder die Repulsion oder die Attrac- tion in einem der Extreme. Wahrend des Sommers überwiegt die Repulsion des Saftes von den Blattern die Attraction von den Wur- zeln, daher wird der Saft aus dem Heerde der BRünde nicht ent- leert und sammelt sich hier an, wodurch der gróssere Saftreichthum der Rinde entsteht, in welcher nun der Lebenssaft in andere Bildun- gen durchbricht. Im Herbste überwiegt die Attraction in der Wur- zel die Repulsion in den Bláttern und nun wird der Lebenssaft aus Vol. XVIII. Suppl. II. A1 322 C. H. Scuurrz, das System der Cyklose. "| dem Heerde der Rinde des Stammes überwiegend entleert, und die Bildungen nehmen hier ein Ende. b. Isolirung der Cyklose in einzelnen Theilen der Pflanze. 6 113. Durch die rein peripherische Natur der Kreisstrómungen in den Gefassnetzen wird jeder Theil dem Ganzen gleich, und das Ganze ist eine blosse Wiederholung immer und ewig derselben Stromkreise. Der Zusammenhang aller, durch alle Glieder der Pflanze, ist nicht so innerlich nothwendig, wie in der thierischen Circulation, wo alle ein- zelnen 'Theile des Circulationssystems durch einen Centralpunct, das Herz, zu einem hóheren Ganzen vereinigt, und somit alle Theile von dem Ganzen abhàngig sind. "Vielmehr ist der Zusammenhang der Cyklose in allen Theilen der Pflanze mehr àusserlich und zufallig, und jeder Theil der Stromnetze kann sich in sich abschliessen und ebenso selbststándig fortleben, wie im Zusammenhange des Ganzen. In die- sem Betracht entspricht die Natur der Cyklose der ausseren Gliederung der Pflanze selbst, deren Glieder ebenso vom Ganzen isolirt werden und selbststandig fortleben kónnen. Innere und aussere Organisation der Pflanze haben dasselbe alleemeine Wesen, nàmlich einen rein peripherischen Lebenskreis. Hierin ist zunachst die lange F'ortdauer der Cyklose in abgeson- derten Pflanzenstücken, z. B. in Rindenlamellen, Làngsschnitten von Stengeln und Blattstielen begründet. Es kómmt nur darauf an, dass in solchen Schnitten. einige auf- und absteigende Stróme in Integritàt erhalten werden, und nicht durch die Verwundungen sogleich aus allen Gefassen der Saft ausfliesst. Je weniger der Zusammenhang einzelner Stromnetze zerstórt ist, desto lànger erhált sich die Bewe- gung in solchen getrennten Theilen. Wo man also mit den geringsten Verletzungen die Trennung bewirken kann, z. D. bei'm Spalten der IV. Die Cyklose. 5. Im Ganzen. | b. Isolirung in d. einzelnen Theilen. 323 Stipulae von Ficus elastica in zwei Platten, da erhalt sich die Bewe- gung am langsten. Ferner sehen wir, dass in der Natur selbst hàufig eine Abgliede- rung noch lebender Pflanzentheile geschieht, z. B. bei'm Abfallen der erünen Kelchblatter der Papaveraceen, Alismaceen, der Schotenklap- pen vom Schóllkraut. In diesen Theilen gliedern sich auch die Ge- fassnetze ab, ihre Mündungen verschliessen sich an den Insertions- puncten der Blatttheile ganz, und nun dauert in den so isolirten Strom- netzen, unabhangig vom Ganzen, die Bewegung fort. Ueberall wird die Abgliederung durch die Knoten der Pflanzenglieder begünstigt, weil an. den Knoten die Wiederholung der Gliederbildung beginnt, und die Glieder im Ganzen sich hier am leichtesten ablósen, wie bei'm Abfallen der Früchte und der Blatter. Nach solcher Abgliederung keh- ren die Stróme der Cyklose einfach in sich um, wie z. B. an den Ràn- dern der blattartigen Theile (Tab. XXX. Fig.1,2,c.). Dergleichen natürliche Abgliederungen finden sich noch in den mannigfaltigsten Formen bei den Pflanzen, z. B. bei'm Wurzelschlagen einzelner abgesonderter Stengelelieder oder Dlàtter, wo sogleich der sich isolirende Theil dem Ganzen wieder gleich ist, und seine eigene, vom Ganzen abgeschlossene Cyklose behalt. Wie schon jeder Strom- kreis wieder in dem zusammengesetzten Netze etwas Abgeschlossenes hat, und nur im relativen Zusammenhange mit den übrigen durch die Anastomosen steht, so lasst sich an jeder Stelle dieser Zusammenhang, unbeschadet der Fortdauer des Lebens, unterbrechen. Am gróssten wird in der Natur die selbststándige Isolirung der Cyklose in den einzelnen Pflanzentheilen bei den fleischigen Dlàáttern, den Knollen, Zwiebeln, ferner in stark vegetirenden epidermatischen Theilen, den Haaren, überhaupt da, wo der Heerd der Cyklose sich schon mehr oder weniger in zerstreute Stróme des Parenchynv's auf- . gelóst hat. Hier werden die Gefásse viel feiner, die Maschen der 3E 324 C. H. Scnurrz, das System der Cyklose. Stromnetze kleiner, so dass schon eine relative Isolirung sich auf ein- zelnen Zellen, besonders in den gegliederten Haaren, findet. | In. sol- chen Theilen sieht man daher die Cyklose nach der Absonderung am langsten fortdauern. Mit dieser Isolirung der Cyklose in einzelnen Theilen und Stük- ken der Pflanze hangt nun das F'ortleben und Wachsen aller getrenn- ten Pflanzenstücke zusammen, indem die Production neuer Theile, wodurch diese Stücke von selbst wieder einwachsen, immer von der Fortdauer der Cyklose in ihnen bedingt wird, wie das Anheilen thie- rischer Hautstücke durch die Fortdauer der peripherischen Blutbewe- gung in derselben bedingt ist. Die erste Cambium- und Wulstbildung, wodurch das Pfropfreis auf den Stamm wachst, die erste Wurzelbil- dung bei Stecklingen und Ablegern, geht überall von der in dem iso- lirten Theile fortdauernden Cyklose aus, und wo diese ganzlich stockt, fasst auch keine neue Bildung Wurzel. Man hat sich hàufig von dem ungetrennten Zusammenhange der Cyklose und der ganzen Pflanze nach den àlteren Circulationstheorieen eine ganz unrichtige Vorstellung gebildet, indem man voraussetzte, dass die aufsteigenden Stróme in ununterbrochener Richtung von der Wurzel der Bàume bis zu den Blattern aufsteigen, die absteigenden dagegen ebenso ununterbrochen von den Blattern bis zu den Wurzel- spitzen fortgehen, und beide hier erst ineinander umkehren müssten. Dem ist in der Natur durchaus nicht so, wie die ganze Geschichte des Verlaufs der Stromnetze zeigt; vielmehr ist der àusseren relativen Selbststandigkeit der einzelnen Pflanzenglieder auch die relative Selbst- standigkeit einzelner Stromnetze entsprechend. Wie die ganze Pflanze im Wesentlichen nur eine Wiederholung derselben sich vóllig gleichen Glieder ist, deren Metamorphosen nur veranderte F'ormen derselben erzeugen, so entspricht diesem die ganze Cyklose in der Pflanze, welche auch nur eine Wiederholung derselben identischen Stromnetze ist. IV. Die Cyklose. |.6. Verháliniss zum Athmungsprocesse. 925 6. Verhültniss der Cyhlose zum Athmungsprocess. $ 116. Bei der identischen Natur des Lebenssaftes in allen Gefassen und der gleichen Beschaffenheit aller Stromnetze der ganzen Pflanze ist eine analoge Differenz, wie die des Arterien- und Venenblutes der Thiere, im Lebenssafte nicht vorhanden. Eine Resorption abgelebter Theile und eine Bildung excrementitieller Stoffe, wie sie durch die depurativen Secretionsorgane der Thiere ausgeschieden werden, zeigt sich bei den Pflanzen nicht, und bei'm Ernahrungsprocess der Pflan- zen wird der Lebenssaft nicht, wie das Venenblut der Thiere, mit Stof- fen angeschwangert, welche durch Athmungsorgane ausgeschieden werden müssten. Vielmehr metamorphosirt sich die gesammte Stoff- bildung des Lebenssaftes theils bei der Ernahrung in die Substanz der Organe, theils bei der Secretion in die Stoffbildung der Secrete, die aber sàmmtlich integrirende Theile der Pflanze bleiben; nicht wie bei den Thieren permanent ausgeleert werden. Die Secretionen der Pflanze haben zwar nur zum Theil eine plastische Natur, wie das Gummi, das Starkemehl, das Fett, der Zucker; allein auch diejeni- gen, bei welchen eine mehr differente Stoffbildung hervortritt, wie bei den Balsamen, atherischen Oelen, lagern sich oft im Innern der ganzen Pflanze ab, und werden nicht ausgeschieden. Die ganze Substanz des Lebenssaftes, der einmal durch den Re- spirationsprocess gebildet ist, scheint von den Bildungen der Pflanze verbraucht zu werden, so dass nicht, wie beim Blute der Thiere, excrementitielle Theile übrig bleiben. Zudem ist der Athmungspro- cess bei den Thieren von ganz anderer entgegengesetzter Natur, als bei den Pflanzen. Er beruht bei den Thieren auf Absorption von Sauerstoff und Ausscheidung von Kohlensaure, und bezieht sich hier nur zum Theil auf hóhere Assimilation der Stoffe im Blute; zum Theil aber durch den Erregungsprocess im Nerven- und Muskelsysteme auf 326 C. H. Scnuurz, das System der Cyklosc. die Gesammtheit der animalen Organe, welche bei den Pflanzen feh- len. Das vegetative Leben im Thiere dauert auch ohne die Gegen- wart von Sauerstoff im Blute fort, und überwiegende Venositàt wirkt direct nur auf. die animalen Organe lahmend. Bei den Pflanzen be- ruht der Athmungsprocess auf der Oxydation des Holzsaftes durch Ausscheidung von Sauerstoff und bezieht sich allein auf die hóhere Assimilation der Stoffe, ohne die reizende Beziehung auf die hier feh- lenden animalen Organe. Der Lebenssaft ist daher nur plastisch, nicht reizend, das Blut der Thiere aber ist plastisch und reizend zugleich; daher fehlen jenem auch die wahren Respirationsblasen oder Blutblasen (vergl. C. H. Schultz, System der Circulation in seiner Entwickelung durch die Thierreiche. S. 358 f). Mit diesem Unterschiede hangt es zusam- men, dass der Lebenssaft der Pflanzen nicht, wie man sich vorgestellt hatte, aus dem Parenchym der Organe abermals zu den Blàttern zu- rückfliesst, um zu respiriren, sondern sich durch die Cyklose allein in die verschiedenen Organe verbreitet, wie denn schon bei den Thie- ren niederer Ordnung mit lymphartigem Blute und ohne wahre Harz- bildung sich ahnliche V erhàltnisse finden. . Die Athmung der Pflanzen scheint auch die Umbildung des Holz- salles in Lebenssaft nicht so mit einem Schlage zu vollenden, wie in der Lunge der Thiere Venenblut in Arterienblut umgebildet wird. Vielmehr dauert die Entwickelung der Kügelchen des Lebenssaftes noch in den Lebensgefassen selbst fort; daher denn die contrahirten Lebenssaftgefasse jüngerer Pflanzentheile oft noch sehr wenig entwik- kelte Kügelchen enthalten, so dass der Lebenssaft noch bleich, wenig milchig oder trübe ist, und spàater erst eine vermehrte Kügelchenbil- dung staufindet.. Auch die Fortdauer der Saure des Holzsaftes in dem I,ebenssafte zeigt den langsamen Gang der Metamorphosen. Dass übrigens die Dlàtter nicht alleinige Respirationsorgane der Pflanzen sind, sondern dieser Process auch in allen anderen Pflanzen- IV. Die Cyklose. 1. Verhéáltniss zur Lehre v. Auf- u. Absleigen d. Saftes. 327 theilen fortgesetzt werden kann, muss hierbei in Erinnerung gebracht werden. $9. Verhültniss der Cyklose zur Lehre vom Aufsteizem umd Absteizem des Saftes. S 11. Wir haben im zweiten Abschnitte des ersten Theils bereits die Widersprüche der Lehre vom auf- und absteigenden Safte mit den áusseren. Erscheinungen des Pfanzenlebens überhaupt betrachtet. Nunmehr ist noch zu zeigen, inwiefern durch die Kenntniss der Cy- klose jene Widersprüche gehoben, und eine Uebereinstimmung der- selben mit den àusseren Erscheinungen des Wachsthums und der Bil- dungen vorhanden ist. Der Grund der Mangelhaftigkeit der Lehre vom Aufsteigen und Absteigen des Saftes lag vorzüglich in zweien Din- een, welche durch die Kenntniss der Cyklose beseitigt worden sind. 1) War jene Lehre nicht ein Ergebniss directer Naturbeobach- tungen, sondern sie beruhte auf Folgerungen und Schlüssen aus aus- seren Erscheinungen auf innere Vorgànge, ohne dass ein nothwendiges Verhàaltniss zwischen beiden vorhanden war, so dass die zum Grunde gelegten ausseren Erscheinungen (z. D. die Wulstbildungen, das Aus- fliessen der Safte) sammtlich sehr wohl noch auf eine andere Art, als durch ein continuirliches Auf- und Absteigen des Saftes erklàrlich wa- ren; daher denn auch die vielen abweichenden Ansichten über den bestimmten Gang des Auf- und Absteigens entstanden sind, welche sammtlich mit der Wirklichkeit des Lebensprocesses keinen nothwen- digen Zusammenhang haben, weil sie nicht auf directer Anschauung des inneren Verlaufes der Thatigkeiten, sondern auf blossen Vermu- thungen und Móglichkeiten beruhen. 2) Den Vorstellungen, welche man sich nach solchen V ermuthun- | gen und Schlüssen über das Auf- und Absteigen des Saftes gebildet | hatte; lag die Voraussetzung einer Analogie der pflanzlichen Sàftebe- 328 €. H. Scuvvrz, das System der Cyklose Á wegung mit dem Mechanismus der centralen thierischen Circulation zum Grunde, so dass man die Lehre vom Auf- und Absteigen des Saf- tes mehr nach dieser Analogie künstlich gebildet, als nach vorurtheils- Ireien Naturbeobachtungen entwickelt hat. Die Erscheinungen, aus denen man auf die Sàáftebewegung schloss, sind in den Rahmen der Idee eines in einem Kreise umfliessenden Fluidum's naturwidrig ge- lügt worden. Die Folgen dieser Unternehmung mussten der Natur des Pflanzenlebens um so widersprechender werden, je weniger na- turgemàss die Harvey'sche Theorie von dem Mechanismus des direc- ten. Ueberfliessens des Arterienbluts in die Venen selbst bei den Thie- ren schon ist, und jemehr sie auch hier mit den organischen Erschei- nungen des Bildungsprocesses in dem vollkommensten Widerspruche steht (vergl. C. H. Schultz, System der Circulation, durch die Thier- reiche entwickelt. Stuttgart 1836. S. 253). Die Anwendung dieser Analogie auf die Pflanzen war also doppelt verfehlt; einmal, weil die Theorie für die Thiere selbst schon einseitig und. widernatürlich ist; dann aber, weil der thierische Organismus durch die Contractilitàt, welche alle Organe zu hóherer Einheit verbindet, sich von der rein peripherischen und gegliederten Pflanzenorganisation ganzlich un- terscheidet. Sonderbar genug hat man aber Dasjenige aus der thie rischen Circulation, was gerade den Pflanzen fehlt, die Seite des cen- tralen Zusammenhanges, als die Grundanalogie angesehen , nach wel- cher die Lehre vom auf- und absteigenden Safte zu einer Art Circula- üonstheorie gemodelt wurde. Denn wenn man gleich kein Herz an- nahm, so suchte man doch einen ungetrennten Zusammenhang der auf- und absteigenden Stróme zu einem grossen Kreise, der von den Wurzelspitzen bis zu den Blattern ununterbrochen sich hin- und her- bewegen sollte. Daher denn die Annahme, dass der aufsteigende Saft ununterbrochen aufwarts, der absteigende Saft ununterbrochen ab- warts gehen müsse; wobei man die relative Selbststándigkeit der | IV. Die Cyklose. 1. Verháltniss zur Lehre v. Auf-u. Absteigen d. Saftes. 329 übereinander sich wiederholenden Glieder ganzlich aus den Augen liess, ungeachtet die entschiedensten Erscheinungen sich bemerkbar machen, nach denen jedes Glied seine eigene auf- und absteigende Bewegung haben muss, die den vorausgesetzten einen Kreis überall unterbricht. Aus einer naturgemassen Verfoleung der Cyklose sehen wir nun, dass die Analogie der thierischen centralen Circulation bei den Pflan- zen gar nicht vorhanden ist, und dass die unmittelbaren Beobachtun- gen der Cyklose nicht nach fremden Analogien, sondern selbststándig aus der eigenen Natur des Pflanzenlebens verstanden werden mussten, um sie in Uebereinstimmung mit den übrigen F'unctionen der Pflanze zu bringen. Die Cyklose entwickelt sich mehr im Gegensatze, als nach Analogie thierischer Circulation. Sie bildet das peripherische Element, aus dem die centrale thierische Circulation selbst sich erst herausbildet, und kann also nicht aus letzterem, sondern letzteres nur aus ihr verstanden werden; ihre eigene Genesis ist selbststándig, der Totalitàt der Pflanzenorganisation gemass. Die Cyklose ist daher in bestandiger Beziehung auf den Charakter des peripherischen Lebens- kreises der ganzen Pflanze und auf die Isolirung des Pflanzenlebens in den einzelnen Gliedern von uns verfolet worden, da der Zusammen- hang der Glieder viel weniger innerlich als ihre Selbststándigkeit ist. Alle Erscheinungen der Cyklose stimmen damit überein, dass sie ihre Dienste den einzelnen Gliedern, wie dem Ganzen thut, und indem wir ihre Function verfolgen, ergibt sich, dass diese den Bildungs- | processen der Pflanze genau entspricht, und dass eine vollkommene | | | Uebereinstimmung der ausseren Erscheinungen des Wachsthums und | seiner Perioden mit den Zustànden und Verhaltnissen der Cyklose | vorhanden ist, welche den Lebensperioden der einzelnen Glieder folet, und nicht gleichfórmig in einem unzertrennlichen Zusammenhange | durch die ganze Pflanze sich erstreckt, vielmehr ungeachtet des relat- Vol. XVIII. Suppl. II. 42 330 C. H. Scnurrz, das System der Cyklose. ven Zusammenhanges des Ganzen auch in jedem Gliede selbststandig thátig is. Die auf- und absteigenden Strómungen sind durch netzfór- mig zusammenhangende Kreise überall unterbrochen, sie gehen und eehen nicht bloss in auf- und absteigender, sondern durch die seitli- chen Verbindungen in strahlenfórmiger Richtung von der Axe nach dem Umfange, und in concentrischer Richtung im. Umfange selbst; allein nie in continuirlich fortschreitender, sondern überall in die ent- gegengesetzte Richtung umkehrender Bewegung. Dabei kann aber eine Hauptrichtung vorwaltend werden, und die Stromkreise kónnen sich in dieser Richtung ineinander entleeren; allein diese Richtung ist wieder nicht bloss auf ein einfaches Auf- oder Absteigen beschrànkt, sondern findet in jeder anderen Richtung, der Natur der Kreisbewegun- gen gemáss, ebenfalls statt. Es findet also nicht bloss ein Absteigen des Rindensaftes statt, sondern auch ein Aufsteigen und ein radiares und concentrirtes Strómen; nirgends ist eine einseitige, sondern überall eine allseitige Richtung der Cyklose. Die gleiche peripherische Natur der Stromkreise, von denen einer dem anderen und alle dem Ganzen gleich sind, macht hierbei das Abschliessen der Bewegung in den einzelnen Gliedern móglich, wie es die Periodicitat der Vegeta- tion in den einzelnen Gliedern: den Wurzeln, Stengelgliedern, den Blattern, den Blumen und Früchten gerade erfordert. Auf diese Art kann durch die Cyklose der Lebenssaft überall da- hin geleitet werden, wohin der Vegetationstrieb. geht, und anderer- seits kann er abgeleitet werden von den Theilen, in welchen der Ve- setationstrieb erlischt. Entsprechend. der überall entgegengesetzten Richtung der Lebenssaftstróme, geht der Bildungsprocess vorwaltend in linearer Richtung nach oben und nach unten; allein er ist ebenso in der Richtung von der Mittelaxe nach dem Umfange und. concen- trisch im Umfange selbst thátig, was alles bei einem blossen Auf- und Absteigen des Saftes unmóglich wáre. Es kónnen sich also diesem IV. Die Cyklose. 1. Verhültniss zur Lehre v. Auf- u. Absteigen d. Saftes. 331 gemàss. Cambiumwülste an. den oberen sowohl, als an den unteren Wundràndern der Rindenkreisschnitte bilden; ja, was man bisher gar nicht beachtet hat, nach Langsschnitten der Rinde bilden sich ahn- liche Wülste auf beiden Seiten. Dieses eben so auffallende als un- zweifelhafte l'actum ware nach der Theorie des auf- und absteigenden Saftes gar nicht móglich. Entsprechend der selbststandigen Natur der Cyklose in den ein- zelnen Organen, kann sich auch der Bildungsprocess ebenso gut auf einzelne Theile der Pflanze beschraànken, oder überwiegend nach ihnen hinrichten, wie er sich in anderen Fàllen gleichfórmig über die ganze Pflanze ausdehnt, ganz den organischen Zustànden der Lebens- erregung in den verschiedenen Organen entsprechend. Der Grund der eigenthümlichen Natur der Cyklose, dass sie in allen ihren Theilen dem Ganzen gleich ist, liegt. in ihrem wesentlich centrifugalen Charakter ohne alle centripetale Einheit, wie sie sich in der centralen thierischen Circulation zeigt. Die auf- und absteigenden Lebenssaftstróme jedes Stromkreises in dem netzfórmigen Ganzen fliehen sich nach entgegengesetzten Richtungen, wie die gegenüber- stehenden Seiten der um den galvanischen Schliessungsdraht sich dre- henden magnetischen Stróme; sie kehren an den Enden gegenseitig ineinander um, indem sie, wie die entgegengesetzten Polaritaten, ein- ander anziehend sich folgen; allein die Bewegung bleibt peripherisch und hat keinerlei Beziehung auf einen Mittelpunct; es ist vielmehr eine unendlich fortschreitende centrifugale Entwickelung durch Wie- derholung derselben Stromkreise, deren Treiben am Ende in sich selbst erlischt, ohne dass es zu einer centralen Einheit kame. Diesem centrumlosen Treiben des Lebenssaftes entspricht die ganze Natur des Pflanzenwachsthums; es ist eine unendliche Progression durch Wie- derholung derselben Gliederbildung, mit oder ohne Verzweigung; nur die centrifugale Neigung Zur strahlenfórmigen Entwickelung bildet D3 332 C. H. Senvrrz, das System der Cyklosc. sich neben der linearen Verlangerung auf den hóheren Stufen des Reichs aus; alles der Natur des Lichtes entsprechend, von dem das Pflanzenleben regiert wird. Kein Centralorgan als Einheit, welche die Glieder verbinden kónnte, bildet sich aus. Die Pflanze bleibt, wie ihre Cyklose, immer in Glieder zerfallen, wird nie ein untrennbares Ganzes, wie das Thier. Die Einheit, wonach sie strebt, ist ausser ihr das Licht, anstatt dass die Thiere an den Centralorganen ihre Sonne inwendig haben. Diese Abhàngigkeit des Ganzen vom Licht gibt aber den einzelnen Theilen den Vorzug der Selbststándigkeit und Unab- hangigkeit, indem jeder Theil, dem Ganzen gleich, sich auch wie die- ses auf seine aussere Sonne bezieht. So lange nur der zur vegetativen Totalitàt gehórige Gegensatz der drei inneren organischen Systeme ungetrennt in den Pflanzengliedern ist, sind diese individuell und un- abhangig vom Ganzen lebenskráftig, weil jedes Glied seinen in sich, nicht in eine Einheit des Ganzen, zurückkehrenden Lebenskreis hat, weshalb denn, wie die Cyklose in unendliche sich selbst gleiche Stromkreise, so die ganze Pflanze in unendliche, sich selbst gleiche Keime zerfallt. Verzeichniss der untersuchten Pflanzen. 939 Verzeichniss der Pflanzen, an denen theils die Cyklose, theils die Lebenssaftgefásse untersucht worden sind. Synorgsana sporifera. 1. Lepidosporae: Bernhardia dichotoma. 2. Epiphyllosporae: S/ruthiopteris germanica, Polypodium aureum, Pteris aquilina, Alsophila sp. Synorgzana zymmnantha. 9. Gramineae: Tripsacum dactyloides, Zea Mays. 4. Cyperoideae: Cyperus longus. 9. Aroideae: 4rum maculatum A. purpurascens, A. macrorhizon , Caladium esculenium , C. pinnatifidum , Calla aethiopica. Synorgana coromantha. 6. Orchideae: Orchis latifolia, Epidendron V anilla. 1. Seitamineae: Musa paradisiaca, M. rosacea , Urania speciosa. S. Irideae: Iris florentina, T. sambucina. 9. Liliaceae: Hemerocallis fulva. 10. Narcissineae: Narcissus angustifolius, Leucoium aestivum. 1l. Aloineae: .4loé glauca, A. humilis, A4. arborea, Dracaena Draco, Dr. ter- minalis. 12. Sarmentaceae: Convallaria latifolia, Smilax Sassaparilla, Ruscus acu- leatus , Tamus elephantipes. 19. Veratrineae: Feratrum Lobelianum. 14. Commelinaceae: Commelina coelestis , Tradescantia virginica. 15. Alismaceae: A4lisma Plantago, Butomus umbellatus, Sagittaria sagitlifolia. Synorgana palmaeen. 16. Phoeniceae: Phoenix dactylifera. 17. Sabalineae: Chamaedorea Schiedeana. 334 C. H. Scuvurz, das System der Cyklose. Synorgana dichorganoiden. I8. Piperaceae: Piper flexuosum, P. magnoliaefolium, P. pereskiaefolium, P. blandum, P. verticillatum, P. brachyphyllum, P. aduncum, P. marginatum, P. spurium. 19. Saurureae: Saururus cernuus, Houttuynia cordata. 20. Nyctagineae : INyctago hortensis, Boerhavia plumbaginea, B. repens, B. hir- suta , Pisonia fragrans, P. obovata, P. aculeata. 2]. Amaranthaceae: 4maranthus purpureus, Celosia cristata, .Achyranthes lappacea. 22. Cycadeae: Zamia Caffra, Cycas circinalis. 23. Nymphaeaceae : Nymphaea alba, Nelumbium speciosum. 24. Diphylleiaceae: Diphylleia cymosa, Podophyllum peltatum, Leontice tha- lictroides, Sarracenia purpurea. 25. Actaeaceae: 4ctaea spicata , Cimicifuga Serpentaria. Dichorgana lepidantha. . Abietineae : Pinus Strobus. c . Taxineae: Taxus baccata, Ephedra distachya , Gingko biloba. gn . Casuarineae: Casuarina equisetifolia. 2 oL bL dà m — . Amentiferae: Betula alba, Salix alba. Diehorgana perianthina. . Aristolochiae: Aristolochia Clematitis. e» cc - Cc . Urticeae: Parietaria officinalis. "- t2 3 Chenopodeae : ZAtriplex hortensis. " ec . Polygoneae: Hheum Hhaponticum, Rumez scutatus, Rumex Hydrola- pathum. 22 — . Euphorbiaceae: KEuphorbia Helioscopia, E. dulcis, E. villosa, E. atropur- purea, E. Caput Medusae, Sapium aucuparium, Hippomane Man- cinella. Dichorgana anthodinata. 39. Compositae: Lactuca virosa, LLeontodon Tarazacum. Tragopogon porri- folius, Sonchus uliginosus, S. macrophyllus, S. Plumierii, Hiera- cium maculatum. ^ Verzeichniss der untersuchten Pflanzen. 339 . Aggregatae: Scabiosa australis, Sc. succisa. 21. 38. . Sarcothalamicae: Morus alba, Broussonettia. papyrifera, Ficus Carica, Lupulinae : Humulus Lupulus. Plantagineae : P/antago maior. F. elastica, F. populnea , F. nitida, Galactodendron utile. Diehorzana siphonantha. . Valerianeae : V'aleriana officinalis. . Lobeliaceae: Lobelia cardinalis, L. longiflora. . Campauulaceae : Campanula speciosa, C. Infundibulum, C. trachelioides, C. macrantha, C. carpathica , C. rapunculoides, C. Medium, Phj- leuma spicatum. . Cueurbitaceae: Bryonia alba , Cucurbita Pepo, Sicyos angulata. . Caprifoliaceae: Sambucus Ébulus, S. nigra. . Rubiaceae: Rubia tinctorum. . Asclepiadeae: .4sclepias nivea, 4. fruticosa, Cynanchum viminale, C. Vin- cetoxicum , Hoya viridiflora , Stapelia hirsuta. . Apoeyneae: Finca minor, V. maior, Nerium splendens, 4pocynum hype- ricifolium, Tabernaemontana citrifolia. - Gentianeae: Menyanthes trifoliata. . Convolvulaceae : Convolvulus sepium, Ipomoea purpurea, I. insignis. . Cuscutinae: Cuscuta europaea. . Solanaceae: Solanum Dulcamara. 2. Serophularineae : Digitalis purpurea , Pentstemon barbatum. - Boragineae: Borago officinalis. . Labiatae: Dracocephalum Moldavica, Mentha sylvestris, Phlomis tuberosa. . lasmineae: lasminum revolutum. Diehorgana petalantha monocarpa. . Umbelliferae: Angelica Archangelica, Imperatoria Ostruthium, Oenan- the crocata , Cicuta virosa , 4thamanta Oreoselinum , 4. Cervaria. . Loranthaceae : F'iscum album. . Cacteae: Mammillaria coronata, Cactus grandiflorus, Rhipsalis pendulus. . Loaseae: Loasa acerifolia. 14. 19. 16. 81. S3. C. H. Scnurrz, das System der Cyklose. . Myrtineae:. Eugenia australis. . Mesembrinae: Mesembryanthemum crystallinum. . Saxifrageae: Saxifraga umbrosa. . Onagrae: Oenothera biennis. . Caryophylleae: Sa«ponaria officinalis. . Portulaceae: Portulaca oleracea. . Violariae: Fiol« suavis. . Passifloreae: Passiflora princeps. . Papayeae: Carica microcarpa. Papaveraeeae : Papaver somniferum, P.dubium, P. nudicaule, P. orientale, Chelidonium maius, Sanguinaria canadensis, Bocconia cordata. 0. Cruciferae: Cochlearia A4rmoracia , Brassica oleracca. . Papilionaceae: Glycine pios, Piscidia Erythrina. . Mimoseae: Mimosa pudica. . Oxalideae: Ozalis tetraphulla. Balsamineae: Impatiens Noli tangere. Tropaeoleae: Tropacolum maius. Geraniaceae: Erodium malacoides. . Guttüferae: Mammea americana, Garcinia Cambogia. . Hypericineae: Hypericum calycinum. . Ampelideae: JFitis vinifera. . Tiliaceae: Tilia europaca. Acerineae : Zcer platanoides. . Verniceae: ARhus Coriaria , Schinus mollc. Rutaceae: Dictamnus albus, Ruta graveolens. Sterculiaceae: Sterculia platanifolia. Dichorgana petalantha polyearpa. . Malvaceae: 4lthaea officinalis. . Ranunculaceae: Delphinium elatum , Paeonia officinalis. . Magnoliaceae: Liriodendron tulipifera, Calycanthus floridus. . Rosaceae: Rubus [daeus. Erklárung der Abbildungen. 391 Erklàrung der Abbildungen. Tab. I. Fig. l. Zwei Bündel expandirter Lebenssaftgefisse aus der Gefüssrinden- schicht von Sonchus palustris. Die Gefüsse jedes Bündels sind unter sich und beide Bündel untereinander durch Anastomosen verbunden, so dass ein einfaches Netz der einzelnen Gefüsse und ein zusammengesetztes Netz der Bündel entsteht. Die Gefiüsse zeigen einzelne contrahirte Stellen (a). Fig. 2. Doppelschicht von Lebenssaftgefüssen aus der Rinde von Sonchus jruticosus. Die innere Schicht zeigt ein dichtes Netz contrahirter Gefüsse (a), die durch expandirte Stellen (b) in die üussere Schicht von expandirten Gefüssen über- gehen. Diese zeigen wieder einzelne contrahirte Stellen, und ausserdem Andeu- tungen zur Gliederung (c). Fig. 9. u. 4. Doppelschichten von contrahirten und expandirten Lebenssaft- gefüssen aus der Rinde von Campanula carpathica und Campanula speciosa. Die contrahirten Gefüsse bilden die innere Schicht mit dichteren Netzen; die ex- pandirten die üussere Schicht mit lockeren Netzen. Án den expandirten sieht man überall contrahirte Stellen im noch wenig begrenzten Zustande. Tab. If. Fig. l. Schicht von expandirten. Lebenssaftgefüssen des Blumenstieles von Leoniodon 'T'araxacum , aus mehreren Bündelnetzen bestehend. Die contrahirten Stellen werden zuerst dureh hellere Zwischenrüume («, a) angedeutet, aus denen sich der Lebenssaft zurückgezogen hat. Fig.2.u.9. Expandirte Gefüssnetze aus der Rinde von Sonchus Ptumierii. In Fig. 2. sind die contrahirten Stellen durch helle Zwischenrüume (a) angedeu- tet, aus denen sich der Saft zurückgezogen hat, noch ohne üussere Einschnürung. Fig. 3. zeigt drei Bündel expandirter Gefáüsse, die durch Anastomosen zu Netzen ver- bunden sind. Die Bündel unter sich sind ausserdem in noch grósseren Entfernungen wieder durch ein Netz von Anastomosen (5) zu einer zusammenhüngenden Schicht vereinigt; €. contrahirte Gefáüsse der inneren Schicht, dem Zellgewebe anliegend; d. erste Andeutung contrahirter Stellen durch helle saftleere Zwischenrüume, ohne üussere Einschnürung; e. contrahirte Stellen mit áusserer Einschnürung. Vol. XVII. Suppl. 1H. A3 938 C. H. Scnvrrz, das System der Cylklosc. Tab. IH. Fig. l. Segment des Querdurchschnitts eines Stengels von Papaver zudi- caule. Abwechselnd grüssere und kleinere Gefüssbündel sind in einen Rreis ge- stellt, und zeigen zwischen sich noch mehrere kleinere Bastbündel. Jedes Bündel zeigt in a. die Lebenssaftgefüssschicht, in b. die Spiralgefüssschicht, in c. die Bündeldecken von Bastzellen. Fig. 2. Lebenssafigefüssnetz aus demselben Stengel. Die expandirten Ge- lisse zeigen in kurzen Absiützen contrahirte Stellen mit Einschnürungen. Fig. 9. Contrahirte Lebenssaftgefiüsse im Uebergange zum expandirten Zu- slande, mit grósscren expandirten, stark mit Saft gefüllten, Stellen (b), zwischen denen die contrahirten 'Theile (a) ihren Saft entleert haben. Fig. 4. Expandirte Lebenssaftgefüsse aus der Wurzelrinde von. Papaver somniferum. Min und wieder sind noch contrahirte Stellen, an. anderen Stellen schon Articulationen. Tab. IV. Fig. l. Querschnitt eines einjihrigen Triebes. von. ÉEphedra. distachya. a. Holz; b. Lebenssaftgefüssschicht der Rinde; d. Rindenzellgewebe; e. Bündel- decken von Bastzellen. Fig. 2. Verzweigte expandirte. und contrahirte Lebenssaftgeftisse aus der Zweigrinde von. Ephedra distachya. Die feineren contrahirten Zweige bilden die innere Schicht. Fig. 9. Querschnitt eines mehrjührigen Zweiges von Pinus Strobus. a. Holz, worin Balsameaniüle zerstreut; b. Lebenssaftgefüssschicht mit contrahirten und expandirten Oeffnungen; ec. Cambiumscehicht; d. Balsamcanüle der Rinde, mit Lebenssafigefüssen umgeben. Fig. 4. a. Contrahirte, b. expandirte, c. articulirte. Lebenssaftgefüsse von Pinus Strobus. Dic arüculirten sind aus der iiusseren Schicht, man sieht in ihnen eine Menge rechteckiger lrystalle, die sich nach dem Aufhóren der Saftbewegung gebildet haben. Tab. V. Fig. l. Doppelscehicht von. Lebenssaftgefüssnetzen aus der Rinde von Eu- phorbia atropurpurea. Die feineren contrahirten sind aus der inneren Schicht ; die grósseren expandirten aus der üusseren. Ausserdem findet sich noch eine Erklárung der Abbildungen. 999 áusserste Schicht im fleischigen Rindenzellgewebe zerstreut, welche hier wegge- lassen wurde. 4. Contrahirte. Stellen der expandirten Gefüsse, die oft nur eine innere Einschnürung zeigen, wobei die Gefáüsswand sich an dieser Stelle verdickt, ohne dass der üussere Umfang sich ünderte. Fig. 2. Querschnitt des Stengels von Ezphorbia atropurpurea. a. Lockere Lebensgefüssschicht, von der zerstreute Zweige in die áussere fleischige Rinde und in das Mark sich verbreiten ; b. Híolz; c. Cambiumschicht, woraus sich eine neue Holz- und Riündenschicht entwickelt. In das gleichfórmige Pareuchym bilden sich spüter Gefüsse hinein. (Vergl. Mém. sur la circulation. Tab. IX. Fig. 5, b. aus Hoya viridiflora, Tab. V III. Fig.'1. aus Agna purpurea, Tab. V II. Fig.S aus Morus alba u.s. w.). Tab. VI. Lüngsdurchschniit eines lebenden Stammes von Euphorbia atropurpurea, um die Verbreitung der Gefáüsse zu zeigen, und ihre natürliche Lage im Parenchym zu veranschaulichen. «. Spiralgefüssbündel; b. Cambiumschicht; c. Lebenssaft- gefüssschicht des Heerdes; d. ein Bündel von Spiral- und Lebenssaftgefüssen, welches sich in die Blattansütze verzweigt, schief durchschnitten ; e 1 — €9. in ih- rem gewundenen Lauf durch das Parenchym zerschnittene Stücke von Lebenssaft- gefássen. In den grüsseren sieht man ebenfalls die inneren Einschnürungen der Gefüsse durch Einspringen der Wandungen. Tab. VII. Anatomie des Rhizom's und der Wurzel von Struthiopteris germanica. Fig. 1. Querschnitt des Rhizom's mit drei grósseren und zwei kleineren Gefiss- bündeln, deren jedes eim Mittelbündel von Spiralgefüssen von unregelmüssiger Form zeigt, um welches die Lebenssaftgefásse ebenso rund herum (nicht bloss an der üusseren Seite, wie bei den übrigen Synorgana) in Form einer Rinde liegen. Das Ganze ist von der Bündelscheide aus Bastzellen umgeben. Die nebenstehende Figur zeigt die Lüngsansicht: «. der Spiralgefáüsse; b. der Lebenssaftgefüsse; c. Parenehymzellen mit Amylonkürnern. Fig. 2. stellt das untere der drei grósseren Gefüssbündel des BRhizom's stür- ker vergrüssert vor. a. Die Rinde von Lebenssaftgefüssen; b. die Axe von Spi- ralgefássen; c. die Bündelscheide aus Bastzellen; d. Parenchymzellen. * 340 C. H. Scnvurz, das System der Cyklose. Fig. 9. Querschnitt der Wurzel mit einem Mittelbündel von Gefüssen. a. Spi- ralgefüsse in der Axe des Bündels; 6. Lebenssaftgefüssrinde; c. Bündelscheide ; das Ganze von Parenchym umgeben. Tab. VII. Fig. 1l. Querschnitt des Stengels von Bernzhardia dichotoma. Dic Axe ist von einem runden Bündel dickwandiger Bastzellen erfüllt. Um diese liegt ein Rreis von Spiralgefüssen, der sich in S strahlenfórmige Fortsütze nach dem Um- fange ausdehnt (a). Die Lebenssaftgefüssbündel (b) liegen zwischen den S8 Strah- lenarmen der Spiralgefüsse. Ausserdem sieht man noch grüssere, mit Saft erfüllte expandirte Lebenssaftgefüssmündungen (c) im Parenchym zerstreut. — Unter der ipidermis sieht man noch einen Rreis diekwandiger Bastzellen. Fig. 2. «a. Expandirte, 5. contrahirte Lebenssaftgefüsse, welche letztere sich auf den Zellen (d) verbreiten; c. Spiralgefüsse auf der Entwickelungsstufe der 'Treppengünge. Fig. 9. Querschnitt der Wurzel von. Iris germanica. Die Axe ist von ei- nem Bündel dickwandiger Bastzellen erfüllt, welche sich in 12 Strahlen gegen die Peripherie fortsetzen (c). Zwischen den Bastzellen zerstreut liegen Spiralgefisse (a), welche in der Lüngsansicht über der Figur dargestellt sind. Die Lebenssaftgefiüsse (5) liegen zwischen den Strahlenarmen des Bastbündels. Das Ganze ist noch von einer Bündelscheide dicker Bastzellen in einem einfachen Rreise (d) umgeben. Fig. 4. «a. Expandirte, 5. contrahirte Lebenssaftgefisse. Letztere verzwei- gen sich üusserst fein auf den Zellen (c). Tab. IX. Fig. l. Querschnitt des Stengels von. Orchis latifolia. Man sieht zwei grüssere und ein kleineres Gefüssbündel. Jedes besteht zu innerst aus Spiralge- l'issen (b), auf welchen die Lebenssaftgefüsse (a) nach aussen folgen. Das Ganze ist von einer Bündelscheide aus Zellen umgeben, die an der üusseren Seite dick- wandige Dastzellen (c) bilden. Sümmtliche Gefüssbündel werden nach aussen von einer Bastscheide (d) umfasst, über welche noch eine Zellenrinde (c) ohne Gefáüss- bündel liegt. Fig. 2. Expandirte und contrahirte Lebenssaftgefüsse von Orchis latifolia in der Lüngsansicht. Erkláürung der Abbildungen. 341 Fig. 9. Querschnitt des Stengels von Iris florentina. Jedes der Gefüssbün- del hat nach innen Spiralgefüsse (b), nach aussen die Lebenssaftgefisse. Beide sind ringsum von einer Bündelscheide umgeben, deren Zellen auf der iüusseren Seite, die den Lebenssaftgefüssen aufliegt, dickwandige Bastzellen (c) sind. Sümmt- liche Gefüssbündel der Stengelachse werden von einer kreisfórmigen Schicht Basi- zellen (d) umfasst, um welche sich noch eine Zellenrinde lagert. Diese gibt den Blattscheiden den Ursprung und zeigt daher kleinere Gefüssbündel (e) für dieselben. Fig. 4. Expandirte und contrahirte Lebenssaftgefüsse in der Lüngsansicht, von derselben Pflanze. Fig. 9. Querschnitt des Stengels von Convallaria latifolia. Die Gefüssbün- del sind zusammengesetzt aus Spiralgefüssen (b), an welchen nach aussen die Le- benssaftgefüsse anliegen (a). Die zelligen Bündelscheiden (c) zeigen nach aussen ebenfalls etwas dickwandige Zellen. — Auch der Bastzellenring um die Stengel- achse (d) findet sich hier zu üusserst noch von einer Zellenrinde umgeben. Fig. 6: Expandirte Lebenssoftgefáüsse derselben Pflanze. Tab. X. Fig. l. Querschnitt des Blattstels von Phoenix dactilifera. Gróssere Gc- fássbündel liegen gegen die Mitte, kleinere gegen den Umfang hin. Jedes von ihnen ist aus Spiralgefássen verschiedener Grósse (5), denen nach aussen ein Bün- del Lebenssaftgefüsse (u) anliegt, zusammengesetzt. Das Ganze ist von einer star- ken Bündelscheide dickwandiger Bastzellen rings umgeben (e,c). Man sieht ausser den Gefüssbündeln noch einfache Bastbündel zerstreut im Parenchym liegen. Diese Bündel entstehen aus den Bündelscheiden der Gefüssbündel, welche sich über die Gefüsse hinaus nach oben und unten verlüngern, nachdem die Gefüsse sich seitlich verbreitet haben und der Heerd sich aufgelóst hat. Fig. 2. Expandirte und contrahirte Lebenssaftgefüsse aus einer reifen Dat- telfrucht. Der Lebenssaft 1st etwas milchig getrübt. Fig. 9. Querschnitt des Stengels von Zea Mas. Die Spiralgefüsse (b) in den Gefüssbündeln zeigen, besonders in den grósseren, gegen die Stengelachse gelegenen Bündeln, eine gewisse Regelmiüssigkeit der Lage, indem gewóhnlich drei Gefásse sich radienfórmig in einer Reihe finden, die am áüusseren Ende zu jeder Seite ein grüsseres Spiralgefüss, in halbmondfórmiger Stellung, neben sich ^ 342 C. H. Scnuviz, das System der Cyklosc. hat. In den kleineren gegen den Umfang gelegenen Bündeln finden sich nur mei- stens. drei Spiralgefüsse, aber in ühnlicher halbmondfórmiger Stellung, wie die Gefüsse der grüsseren Bündel. In dem halbmondfürmigen Ausschnitte der Spiral- gelüssbündel liegen die Lebenssaftgefüssbündel (a). Das Ganze ist von einer Bün- delseheide rings umgeben, deren Zellen jedoch nur am üusseren und am inneren Ende dickwandige Bastzellen sind (c). Fig. 4. a. Expandirte, «1 contrahirte, b. articulirte Lebenssaftgefüsse vom Mai's; c. ülteres Spiralgefüss auf der punctirten Entwickelungstufe, gegliedert mit eingesehnürten Endmündungen an den Gliederknoten ; d. ein jüngeres in Ringe getrennt; e. die Inge zu einem Treppengange verbunden ; f. Bastzellen und de- ren Endzusammenfügung. Tab. XI. Fig. l. Querschnitt des Blumenstiels von Caladium pinnatifidum. Man bemerkt in jedem Gefissbündel die Lebenssaftgefüsse («) als hellere Partieen zwischen den Spiralgefissen (b) und dem üusseren Theil (d) der Bündelscheide ; c. Ist ein Zelleneanal in der Bündelscheide; e. gróssere Lücken im Parenchym zwischen den Gefiüssbündeln. Fig. 2. Lüngsansicht der Spiral- und. Lebenssaftgefüsse derselben Pflanze. b. Contrahirte Stellen der expandirten Gefüsse, welche dureh Zurückweichen des Lebenssaftes hell erscheinen. Einige der expandirten und mehr noch die articu- lirten Lebenssaftgefüsse erhalten durch Anlagerung der Zellen entsprechende aus- gebuehtete Stellen. Contrahirte Lebenssaftgefüsse verbreiten sich einzeln zwischen den Zellen. Fig. 3. Spiralgefiüsse und Lebenssaftgefásse aus dem Blattstiele, da wo sich die Gefüssbündel in das Blatt verzweigen. Die Gefiüsse bilden hier, wie in allen hnoten, eine dichte Verflechtung in dem Heerde der Bündel. Contrahirte Ge- fisse verbreiten sich auf den Zellen des Parenchym's seitlich. Fig. 4. Spiralgefiss in Bunge aufgelóst, und Lebenssaítgefüsse aus dem Blattstiele von drum maculatum. — à. Contrahirte Formen mit. expandirten Stel- len; b. expandirte, zum Theil schon in artieulirte übergehend. Fig. 5. Spiralgefüss (b), Bündelscheidenzellen (c) und. expandirte und con- trahirte Lebenssaftgefüsse aus dem Blattstiele von Arum macrorhizon. Auf den Parenchymzellen (d) verbreiten sich feine contrahirte Saftgefüsse. Erklárung der Abbildungen. 949 Tab. XII. Fig. 1. Querschnitt des Blattstieles von Caladium esculentum. 1n jedem Gefüssbündel finden sich nach innen Spiralgefásse (b), an deren üusserer Seite die Lebenssaftgefásse liegen(a). Die gegen die Mitte gelegenen Bündel sind nur von lockeren Bündelscheiden umgeben, deren üusserer Theil in den gegen den Um- fang gelegenen Bündeln zu einer starken Schicht dickwandiger Bastzellen sich vergrüssert. Fig.2. Lüngsansicht der Spiral- und Lebenssaftgefisse aus demselben Blatt- stiele. Die Gefáüsse sind bei 44rum esculentum üusserst kenntlich an der braunen Farbe, welche der Lebenssaft bei der Maceration annimmt, so dass man die fein- sien Verzweigungen der Netze auf den einzelnen Zellen auf's deutlichste unter- scheidet. «. Spiralgefüsse; 6. expandirte Lebenssaftgefüsse in dem Herde der Bündel; c. contrahirte Gefáüssnetze, die sich zwischen den Zellen des Parenchym's verbreiten. Fig. 9. Expandirte und contrahirte Lebenssaftgefáüsse aus Dracaena Draco. Fig. 4. Querschnitt eines Gefüssbündels aus dem Blattstiele von Dracaena Draco. a. Lebenssaftgefüssbündel in einem begrenzten Canal der Bündelscheide ; b. Spiralgefásse in zwei nach aussen divergirenden Reihen, zwischen welchen die Lebenssaftgefásse sich anlagern; c. Bündelscheide von fast ringsum dickwandigen Bastzellen; d. Parenchymzellen. Tab. XIII. Fig. 1l. Querschnitt des Blattstieles von Cecropia peltata. Die Gefüsse der Bündel liegen in einer strahlenfórmigen Richtung gegen die Peripherie. Die Le- benssaftgefüsse an der Umfangsseite der Spiralgefüsse. Fig. 2. «a. Contrahirte, b. expandirte Lebenssaftgefüsse desselben DBlatt- süeles; c. artieulirtes. Spiralgefáss auf der Entwickelungsstufe der Treppen- gefüsse, mit unterbrochenen Querstreifen; d. abgerolltes und ringfórmiges Spi- ralgefüss. Fig. 9. Querschnitt des Blattstieles von. Urania speciosa. Die Spiralge- fásse (b) haben ihre eigene Bündelscheide, und sind dadurch von dem Lebenssaft- gefásstheil des Bündels (a) etwas getrennt. Die Bündelscheide über den Lebens- saftgefüssen enthiült Bastzellen. 344 C. H. Scnuviz, das System der Cyklosc. Fig. 4. b. Ein kleines und ein grósseres bandartig abgerolltes Spiralgefiüss mit Lüngsstreifen von der Anlagerung der Zellen der Bündelscheide; a. articulirte Lebenssaftgefiüsse, von denen aus contrahirte sich auf den Zellen verbreiten. Tab. XIV. Fig. l. Querschnitt des Stengels von triplex horlensis. Einzelne Gefüss- bündel verschieben sich aus dem Bündelkreise nach innen. Jedes Bündel hat nach innen Spiralgefüsse von Bastzellen seitlich umgeben, nach aussen ein Bündel von Lebenssaftgefüssen («) mit lockerer zelliger Bündeldecke. Gegenüber dem zurück- tretenden. Gefüssbündel zeigt sich eine starke Bündeldeckenschicht von Bastzellen (c) unter der Oberhaut. Fig. 2. Spiralgefiüss, expandirte uud contrahirte Lebenssaftgefisse aus dem- selben Stengel. Fig. 9. Querschnitt des Stengels von Delphinium elatum. Die Gefüssbün- del erscheinen ohne Bündelscheiden, und bestehen aus drei von innen nach aussen aufeinander folgenden Schichten von Spiralgefüssen (b), von Lebenssaftgefüssen («) und einer starken Bündeldecke von Bastzellen (c). Fig. 4. Articulirte und contrahirte Lebeussaftgefüsse aus Paeonia officinalis. Fig. 9. Contrabirte und. expandirte Lebenssaftgefüsse, letztere mit contra- hirten Stellen (a), von Delphinium clatum. Tab. XV. Die Gefüssbündel der Blattstiele von Humexz und RAheum zeigen Bündelschei- den, wie bei synorganischen Pflanzen, welche jedoch in den Stengeln fehlen. Fig. 1. Querschnitt des Blattstieles von Rumex Hydrol«pathum. | à. Lebenssaft- vefüsse; b. Spiralgefüsse; c, Bündelscheide. Fig. 2. Expandirte Lebenssaftgefüsse, ebendaher. Fig. 9. Dieselben aus Rumex scultatus. Fig. 4. Querschnitt des Blatstieles von RAeum Rhaponticum. |a, Lebens- saftgefüsse; b. Spiralgefásse; c. Bündelscheide. Fig. 9. «. Spiralgefisse, auf der Stufe der netzfórmigen und Ringgefüsse, letzteres noch eine Strecke abgerollt (nicht in Ringe zerfallen), wegen der jugend- lichen. Elasticitit des Fadens; b. contrahirte. Lebenssaftgefüsse mit expandirten Stellen. Erklürung der Abbildungen... .. 245 Tab. XVI. Fig. 1. Querschnitt des Stengels von Chelidonium maius. Jedes Gefiss- bündel besteht: a. aus Lebenssaftgefüssen, in der Mitte; b. Spiralgefüssen, nach innen gelegen, und c. der Bündeldecke von Bastzellen im Umfange, so dass Spi- ral- und Lebenssaftgefüsse nicht von Bündelscheiden eingeschlossen sind. .— Fig. 2. a. Contrahirte, b. expandirte und articulirte Lebenssaftgefüsse von Chelidonium maius; e. stark expandirte Stellen der grósseren contrahirten Ge- fisse (d); c. Spiralgefásse, ebendaher, auf der Stufe der Articulation, mit netz- [órmig en Wandungen, die jedoch unten in Treppenform, oben in elastische Spi- ralform übergehen. Tab. XVII. "Fig. 1. Querschnitt des Stengels von Bocconia cordatd. a. Spiralgefüsse ; b." Lebenssaftgefüssschicht der Bündel; c "die Bündeldecken von dickwandigen Bastzellen, sehr stark entwickelt. | 2 19h 1 ud Fig. 2. Contrahirte Lebenssaftgefásse und teni es. Spiralgefissforsien derselben Pflanze. j ? | Fig. 3. Querschnitt des Stengels von Tropacolum maius. Die keilfórmigen Spiralgefüssbündel haben an der Rindenseite eine duréhscheinende Schicht von Lebenssaftgefássen. ' Der ganze go Re ist von einer lockeren Lucus nus zusammenháüngend' umgeben. ! Fig. 4.: a. Articülirtes Spiralgefiss ; b. contrahirte- Lebenssaftgefüsse mit expandirten Stellen (c), aus derselben Pflanze. Tab. XVII. - Fig. 1. Querschnitt eines Blattstieles von Cochlearia -4rmoracia. Die Spi- ralgefüsse (b) der Bündel zeigen eine Neigung, sich kreisfórmig um eine; Zellenaxe zu legen, die aber nach der Innenseite frei bleibt. Die Lebenssaftgefiüsse liegen, wie gewühnlich, an der áüsseren Seite (a), und haben eine Bündeldecke von Bast- zellen über sich (c). Die Spiralgefisse der grósseren Bündel werden gegen den Umfang durcli zwei divergirende Zellenstrahlen getheilt. |. Im Stengel des Meerret- ugs sind die Bündel in wellenfórmigen Linien zu einem. Rreise verbunden, in dem die Lebenssaftgefásse zu einer continuirlichen Schicht vereinigt. sind; Vol. XVIII. Suppl. II. A4 346 C. H. Scuvrrz, das System der Cyklose. Fig. 2. Contrahirte und expandirte Lebenssaftgefüsse vom Blattstiele des Meerrettigs. Fig. 3. Contrahirte und expandirte Lebenssaftgefüsse von Brassica olera- cea. Die expandirten mit contrahirten Stellen (b), die contrahirten mit expandir- ten Stellen (a). Fig. 4. Querschnitt des Stammes von Mimosa pudica. a. Lebenssaftge- fisse in zusammenhüngender Rindenschicht; b. Holzring mit Spiralgefüssen; c. die Bündeldecken, zu einer Bastschicht vereinigt. Fig. 9. Abgerollte und punctirte Spiralgefüssformen, und contrahirte und expandirte Lebenssaftgefiisse aus Mimosa pudica. Tab. XIX. Die obere Figur stellt einen gerinnenden Tropfen Lebenssaftes von Mimosa pudica dar. Das Elastingerinnsel, mit Rügelchen gemengt, lagert sich in wellen- fórmigen Schichten auf der einen Seite; auf der anderen schiessen die Salze des Serum's in Rrystallen an, am Rande scehón baumfóürmig. Die untere Figur ist ein Querschnitt durch den, die Bewegung vermittelnden, Blattstielknoten von. ;Mi- mosa pudica. Die Spiralgefüsse liegen zwischen dickwandigen Zellen in der elliptischen Axe, rings von einer Rinde von Lebenssaftgefüssen umgeben. Um diese lagert sich eine weite Sehicht contractiler dicker Zellen. — Links zur Seite ist der Umriss eines Querschnitts des Blattstieles aus seiner Mitte; rechts ein ein- zelnes von den vier Gefüssbündeln aus der Mitte, stürker vergróssert. Eine halb- mondfórmige Bündeldecke umfasst die Lebenssaftgefisse, welche über den Spiral- gef'üssen liegen. Tab. XX. Fig. 1l. Querschnitt des Stengels von Schinus molle. b. Verholzende Spi- ralgefüssschicht; d. Cambiumschicht; «a. Lebenssaftgefüssbündel, in deren Mitte ein Balsamcanal (c) liegt. Fig. 2. a. Expandirte, b. articulirte Lebenssaftgefüsse; c. Balsameanal aus Schinus molle. Fig. 9. Querschnitt des einjáhrigen Zweiges von Rhus Coriaria. b. Spi- ralgefüsse, in einen Holzring verwachsen; a. Lebenssaftgefüssbündel, in deren Mitte ein Balsamceanal (c) liegt. Erklárung der Abbildungen. 947 Fig. 4. a. Contrahirte, 5b. expandirte Lebenssaftgefásse; c. Balsamcanal in der Lüngsansicht, von Rhus Coriaria. - Tab. XXI. Fig. 1. Wurzeldurchsehnitt von 4ngelica Archangelica. Die Spiralge- füsse gehen in strahlenfürmigen Bündeln von der Axe aus. Die Rinde zeigt Zel- lenstrahlen, zwischen denen grosse Luftlücken befindlich sind. n den Zellen- strahlen und dem übrigen Rundenzellgewebe sieht man Balsamceaniüle (c), um wel- ehe die Lebenssafigefüssbündel sich lagern. Fig. 2. a. Contrahirte, b. expandirte, stellenweise contrahirte Lebenssaft- gefisse; c. Balsameanal; d. gegliedertes Spiralgefáss mit lappenfórmigen band- artig abgerollten Wünden. Fig. 3. Querschnitt des Stengels von Aagelica Archangelica. Die Gefiüss- bündel seitlich dureh Bastzellen zu einer Schicht verwachsen. b. Spiralgefüsse ; a. Lebenssaftgefüsse, mit einer Bündeldecke von Basizellen bedeckt; d. im Rin- denzelleewebe zerstreute Balsamcanáüle. mit. Zellenwünden, ohne Gefüssbündel. Unter der Epidermis findet sich noch ein Bastzellenbündel. Fig. 4. a. Contrahirte, b. expandirte Lebenssaftgefüsse desselben Stengels. Fig. 9. Spiralgefiss. «. Contrahirte, b. expandirte Lebenssaftgefüsse aus dem Blattstele von 4ngelica Archangelica. Tab. XXII. Fig. l. Querschnitt des Stengels von Cicuta virosa. . Die keilfórmigen Ge- füssbündel seitlich durch Zellenreihen zu einer Schicht verbunden.: «. Lebenssaft- gefüsse; b. Spiralgefáüsse, beide durch eine Cambiumschicht getrennt; c. Bündel- decke von Bastzellen; d. Balsamcanal. Grosse Luftgünge im Rindenzellgewebe. Fig. 2. a. Contrabirte, b. expandirte, e. articulirte Lebenssaftgefásse; c. in bandartigen Fáüden abrollbares, d. gegliedertes Spiralgefáss mit Treppenwünden. Tab. XXII. Fig. 1. Querschnitt des Stengels von Impatiens Noli tangere. | a. Lebens- saftgefássbündel, stark seitlich ausgebreitet. Das darunter liegende Spiralgefiss- bündel durch verholzte Zellen seitlich mit den benachbarten zu einem Holzringe (5) verbunden... c. Spiralgefásse des inneren .Bündeltheils, welche. nicht in den Holz- ring eingehen. * 348 C. H. Scnvciz, das System der Cyklose oFig.2. Netzfórmige Spiralgefisse. ^^^ — tO. Fig. 9. Contrahirte und expandirte — ebendaher. Fig. 4. Querschnitt des Blattsueles von. Plantago maior. Die fast kreis- fórmigen Gefüssbündel. bestehen..aus. einem. halbmondfórmigen Spivalgefüssbün- del(c), zwischen dessen, nach innen gekehrten, Hürnern sich Bastzellen (5) lagern. Die Lebenssaftgefüsse (a), in einem Halbkreis um die Spiralgefüsse liegend, wer- den von einer, das ganze Bündel umfassenden Bündelscheide: von ,Bastzellen (d) eingefasst. Die Gefüssbündel des Stengels haben keine Bündelscheiden und liegen gesondert in. einem. Rreise, dessen Bündeldecken zu einer Schicht um den ganzen Stengel. verschmelzen. .... Fig. 9. Expandirte Jeradiu ome Fig. 6. Durch Maceration aus dem Lebenssaft imiarbal der Gefüsse ent- standene Cercarien. — Tab. XXIV. Fig. J. Querschnitt eines einjührigen Zweiges von' cer platanoides. a. Lebenssaftgefüsse mit contrahirten und expandirten Oeffnungen in Bündeln, über-welche isolirte Bastbündéldecken (c) liegen, welche aber spiüter seitlich zu ei- ner Schicht verschmelzen; b. Holzring ; d. Cambiumscehicht. Fig. 2. Contrahirte, expandirte und artieulirte Lebenssaftgefüsse aus der Rinde von Acer platanoides. Fig. 9. Querschnitt eines Zweiges von Gingko biloba. a. Lebenssafige- fisse, theils in einer. loekeren Schicht, theils im Rindenzellgewebe bündelweise um die Balsamcanüle: verbreitet..| Auch im Mark finden: sich mit Gefüssen umgebene Balsameanüle. : Fig. 4. Contrahirte und / expandirte Lebenssaftgefiüsse aus derselben Pflanze. eli kK Tab. XXV. Fig. l. Querschnitt des Stengels von. Rubia tinctorum. a. Lebenssaftge- füsse in einer kreisfórmigen Schicht; b. Holzring; beide durch eine beginnende Cambiumschicht. getrennt. | Fig. 2. Contrahirte, expandirte und articulirte Lebenssaftgefiisse und ge- gliederte Formen von Treppengüngen aus Rubia linclorum. uErklárung der Abbildungen. 949 Fig. 9. Querschnitt des Stengels von Rubus Idaeus. a. Lebenssaftgefáss- schicht mit ihren Bastbündeldecken (c), welche noch: von einer dunkleren Zellen- schicht von aussen. eingeschlossen werden; b. Holzring.. € .»i Fig. 4. Contrahirte und gps Lebenssaftgefáüsse von .Rubus:- Idaeus aus der Bicaiciiiodel Tab. XXVI. Lehende durchscheinende Braetee von. loc glauca, worin man die Stróme des Lebenssaftes auf- und absteigen und zusammenmünden sieht. Durch die Mitte liuft ein Spiralgefüssbündel, zu dessen beiden Seiten Strüme auf- und absteigen. Seitlich. verlaufen einzelne Strüme gesondert im Parenchym, deren Richtung im utet durch Pfeile angedeutet ist. Die Stróüme spalten sich aber háüufig und die Zweige gehen dann zuweilen wieder zusammen, hüufiger aber spalten sie sich abermals und bilden Anastomosen mit Seitenstrümen, mit welchen sie dann wieder in entgegengesetzten Richtungen umkehren. | So bildet das Ganze ein Netz, dessen gróüssere Strüóme man jedoch durch die unverletzte Bractee nur durchschimmern sieht, wührend sich noch. feinere Stromnetze im Parenchym verbreiten, die nur in —— Lamellen sichtbar werden. Tab. XXVII. Fig. 1l. Qiecsaliütu des Stengels von F'aleriana officinalis... Die Spiralge- füássbündel vereinen sich seitlich zu einem: Holzringe in bogenfórmiger-Linie, auf welche sich die Lebenssaftgefisse in zusammenhüngender Schicht anlegen; welche eben so von einer Bündeldeckenschicht von Bastzellen überdeckt ist. Fig. 2. Expandirte und contrahirte: Lebenssaftgefüsse und abrollbare Spiral- gefásse aus dem Stengel von F'aleriana officinalis. Fig. 9.. Stengeldurchschnitt von Portulaca oleracea. : In den Spiralgefiüss- bündeln unterscheidet man zwei Schichten, eine innere ungetheilte (c),; und eine áüussere, durch einen Markstrahl in zwei 'Theile gesonderte (b); die Lebenssaftge- fássbündel (a) liegen auf der üusseren Schicht. Fig. 4... Expandirte Lebenssaftgefásse und articulirte Spiralgefássformen von Portulaca oleracea. | Tab. XXVIII. ) Fig. 1l. Stengeldurchschnitt von Erodium malacoides::. Die. Gefüssbündel liegen in einem Rireise und sind durch eine continuirliche Schicht seitlich verschmol- 350 C. H. Scnurrz, das System der Cylilosc. zener Bündeldecken von Bastzellen (c) verbunden. Die Lebenssaftgefüssbündel (a) und die Spiralgefüssbündel (b) selbst sind noch gesondert. Fig. 2. Contrahirte, expandirte und articulirte. Lebenssaftgefüsse und Spi- ralgefüiss aus demselben Stengel. Fig. 3. Stengeldurchschnitt von Oxalis tetraphylla. Die Gefüssbündel lie- gen gesondert in einem Rreise. Jedes besteht aus einem durch Zellen getrennten Doppelbündel von Spiralgefüssen (b), das von einem Lebenssaftgefüssbündel be- deckt ist (a). Fig. 4. Contrahirte und expandirte Lebenssaftgefüssformen, und in Ringe abrollbare Spiralgefüssformen, an denen man alle Uebergiünge von der dehnbaren Spiralfaser zu deren Auflósung in Ringe sieht. Tab. XXIX. Fig. 1l. Lüngsschicht aus dem Stengel einer lebenden Pflanze von. Comme- lina coelestis, durch ein Gefüssbündel, um die Sáftecyklose in dem Heerde und in den zerstreuten Gefüssen des Zellgewebes zu zeigen. a. Spiralgefüssformen, an denen man die Art der Auflósung der abrollbaren Spiralfaser in Ringe sieht, und ein grüsseres, durch Lüngsstreifen netzfórmiges Gefüss; b. Lebenssaftgefiss- bündel mit dem Heerde der Cyklose; die Stróme gehen hier in auf- und abstei- gender Richtung dicht nebeneinander, und die Anastomosen werden durch Gabel- theilungen vermittelt, wie gewühnlich in den Bündeln, nur dass die Gefüsse hier fein contrahirt sind; c. die feinen Gefüssnetze der einzelnen Zellen, welche aber durch Ramificationen von dem Heerde aus (e) ihren Ursprung nehmen. Die Stró- me bilden weite Netze und sind nicht auf einzelne Zellen beschrünkt, sondern ge- hen über deren Scheidewünde hinaus, laufen aber hàüufig an. den Wünden grosse Strecken entlang, wodurch das Ansehen entsteht, als ob die Bewegung innerhalb der Zellen würe. Zuweilen kommen mitten auf einer Zelle viele Stróme strahlen- fórmig in einem Punct zusammen (f), der das Ansehen eines herzartigen Gefiss- knotens hat. Die Richtung der Stróme ist durch Pfeile angedeutet. d. Ein geglie- dertes Haar auf der Stengelepidermis, in welehem man ebenfalls die Cyklose in den feinen Gefiüssnetzen sieht. Dieses Haar ist in Fig. 2. stürker vergrüssert dargestellt... Es ist nieht ein- fach, sondern aus drei übereinander stehenden cylindrischen Zellen zusammenge- Erklárung der Abbildungen. 991 setzt, und diese Zellen sind noch mit einer gemeinschaftlichen Zellenhaut überzogen. Die Strüme verlaufen meistens zwischen den W ünden der Innenzellen und der Wand der Aussenzelle, und gehen über die Querwünde der Innenzellen fort, wührend jedoch viele zwischen den Doppelplatten der Querwáünde sich in die Tiefe senken, wodureh das Ansehen entsteht, als ob die Cyklose in jeder Zelle abgeschlossen würe. Hüufig kommen die Gefiüsse sternfórmig an einzelnen Puncten zusammen, oft die meisten Gefüsse mitten auf einer Zelle (a), wodurch ein herzartiger Kno- ten entsteht, der sich aber durch Contraction von Zeit zu Zeit wieder auflóst. Das Ganze bildet ein alle Zellenwünde überziehendes und durchdringendes Netz. Die Pfeile zeigen die Richtung der Stróme. Fig.9. Durch Maceration gesonderte Lebenssaftgefásse, noch im Zusammen- hange mit einigen Zellen aus dem Stengelparenchym von Commelina coelestis. Tab. XXX. Fig. 1l. Die Hiülfte einer unverletzten lebenden Stipula (nicht Bractea, wie auf der Tafel steht) von einer auf brechenden Knospe bei 4cer platanoides. Man sieht in dem Parenehym ein Stromnetz von meist paarweise nebeneinander laufen- den auf- und absteigenden Stróümen, die sowohl unter sich, als mit den Seitens:irómen anastomosiren. Am oberen Rande gehen alle Strüóme bogenfórmig ineinander über. Die Pfeile deuten die Richtung der Stróüme an. Fig. 2. Die Hilfte eines lebenden unverletzten Relchblattes von Sagitlaria sagitlifolia, worin man die Stróme der Cyklose sieht. Meist einzelne Strüme sieht man in der Richtung von der Basis nach der Blattspitze auf- und absteigen, und in bogenfórmigen Anastomosen am Rande und an der Spitze ineinander um- kehren. Die Stróme bleiben von der Spitze weit zurück, doch zeigt die Beobach- tung nackter Zellenschichten, dass, von den grüsseren Strómen aus, noch feinere eontrahirte Strüme viel weiter sich verbreiten. |. Zwischen den Saftstrómen sieht man Reihen von Spiralgefüssen durchschimmern. Tab. XXXI. Fig. l. Stück des lebenden Blumenkronenrandes von Campanula rapuncu- loides mit einem Haar, worin man die contrahirten Stróme des Milehsaftes sieht. Das Haar ist aus einem Gliede gebildet, an den entwickelten Kronen blau gefürbt, in der Knospe, wie bei den weissblühenden Campanula-Arten, farblos, in welchem 352 E Scnurrz, das System der Cyklosc. letzteren Zustande: man die Strümungen am besten sieht. |. Die Stróme scheinen auf den ersten Blick nur auf- und abzugehen ;. in der "That aber bilden sie durch viele Gabeltheilungen ein Netz mit gedehnten Maschen, worin überall die Strüme ineinan- der umkehren... An der Basis des Haares gehen die Strüme in das Parenehym des Rronenrandes (oder der Rronenflüche) über, und hüngen mit den Gefüssbündeln der Blumenkronenrippen zusammen. SIROPALUAETES "Fig. 2.zeigt, dass die Rronenhaare nicht einfach sind, sondern aus doppel- ten Hüuten bestehen, deren innere den Farbestolff enthült. ^ Zwischen beiden ver- breiten sich die Stromnetze. i urn 95 | Fig. 3. Stück eines Staubfadenrandes mit Haaren von Campanula rapuncu- loides. Die hier kürzeren, aber stürkeren und durchsichtigeren Haare, als an der Krone, zeigen ein weiteres Netz von stürkeren Strümen, an welchen die Anschwel- lungen und Verengerungen der Stróme deutlich hervortreten. An der Basis gehen auch hier die Strüme in die Parenchymzellen über. Fig. 4. Lebendes Haar einer halbreifen Frucht. von Sicyos angulata, mit einem Stück der Fruchtklappe. Das Haar ist gegliedert und. besteht. aus. einer Reihe übereinander stehender eylindrischer Zellen, die durch eine geméinsame con- ünuirliche Zellenhaut verbunden sind... Die Stromnetze bewegen sich zwischen den Zellenmembranen, dringen aber auch in's Innere durch. | Die auf- und absteigen- den Stróme, deren Richtung durch Pfeile. angedeutet ist, spalten sich gabeliüstig, wodurch die zugespitzten. Maschen der Stromnetze entstehen. | Angeschwollene Stellen, dureh Expansion der Gefüsse, bilden sich oft mitten auf den .Gliederkno- ten. der Haare. Die Stróme der Haarzellen gehen an der Basis in das Parenehym der. Fruchthülle über. Fig. 5. .Lebenssaftkügelchen aus dem Blatt.von Ficus Carica. : | Fig. 6. Saftkügelchen des rotirenden Saftes aus dem Blatte von Fallisneria spiralis, um welche sich Blasen von grüner Farbe in den ülteren Pflanzentheilen bilden. Fig. 7. Rügelchen des Lebenssaftes aus der Runde von A4cer platanoides. Fig. 8. Einfaches Schlauchglied aus der farblosen Wurzel von Chara vul- garis, mit der. Süfterotation, zur Vergleichung mit der Cyklose in. den. Haaren der heterorganischen Pflanzen. Man sieht zugleich die Erscheinung der secundiüren Erklárung der Abbildungen. 353 Rotation (vergl. Natur der lebendigen Pflanze. II. S.477), und vorzüglich die stufenweise Umbildung der Rügelchen in Blasen. Tab. XXXII. Die drei ersten Figuren stellen die Entwickelungsgeschichte der Lebenssaft- vefüssschichten in der Rinde des W'einstocks nach verschiedenen Perioden dar. Fig. 1. Durchschnitt einer jungen. Weinrebe im Frühling. Die Gefiüsse sind noch in Bündel getrennt, deren jedes aus Spiralgefüssen (b), Lebenssaftge- füssen (a), und einer Bündeldecke von Bastzellen (c) besteht. —Lebenssaft- und Spiralgefüsse sind schon durch eine Cambiumschicht getrennt (d). | Abwechselnd liegt, den Bündeln und Bündel- Interstitien gegenüber, unter der Rindenoberhaut ein Bastbündel (e). Fig. 2. Einjührige Rebe im Herbst, quer durchschnitten. Die Gesammtheit der Gefüssbündel ist seitlich zu Holz- und Ründenkürper (e) verwachsen. Die Bündel sind durch durchgehende Markstrahlen verbunden, jedes Bündel noch durch einen neuen, in der Mitte des Holzbündels entspringenden, Markstrahl getheilt, welcher von dem Holze (b) bis zu Ende der Gefüssschichten der Rinde (a) sich erstreckt. Der Lebenssaftgefüsstheil der Gefüssbündel hat sich aus dem Cambium (d. Fig. 1.), gleichzeitig mit den Holzbündeln, zu mehreren Schichten im Laufe eines Sommers entwickelt, welche durch Bündeldecken getrennt sind (a). Sie bil- den die Gefüssrinde. Der áüussere zellige Rindentheil mit den subepidermatischen Bastbündeln füngt an abzusterben. Fig. 3. Querschnitt eiuer zweijührigen Weinrebe. Zwischen die einjáühri- gen Holz- und Iündenschichten (d Fig. 2.) hat sieh durch Fortsetzung der strah- lenfórmigen Entwickelung ein neuer Holzring (b, c) und eine mehrfache Schicht von Lebenssaftgefissen und Bündeldecken (c, d) eingeschoben. Die vorjührige Gefüssrinde (d,e) trennt sich von der nun abgestorbenen, braunen Zellenrinden- schicht, welche abfüllt, so dass hier die Gefüssrinde nackt erscheint. Fig. 4. Frische Lebenssaftkügelehen aus der Frucht von Musa paradi- siaca, im durchscheinenden Plasma schwimmend. Fig. 5. Dieselben, halb eingetrocknet, wo sie eine dunkele Mitte zeigen. Vol. XVIII. Suppl. 1I. 45 354 C. H. Scnvurz, das System der Cyklosc. Fig. 6. Lebenssaftkügelchen aus dem Stengel von S«mbucus ÉEbulus, im feinkürnigen Plasma schwimmend. Fig. 7. Dieselben, halb eingetrocknet. Fi E IB. g. 8. Lebenssaftkügelchen aus der halbreifen Frucht von Ficus Carica. v. 9. Dieselben, im Eintrocknen begriffen. Fig. 10. Verschiedene Formen von knolligen und stabfórmigen Lebenssaft- kügelehen von Euphorbia meloformis, durch Verschmelzung kleinerer Rügelchen entstanden (vergl. S. 34. S. 121—128). Tab. XXXIII. Fig. l. und 2. Zur Entwickelungsgeschichte der Gefüssrindenschichten der Linde ( Tilia europaea ). Fig. 1l. Querschnitt des einjührigen Zweiges der Linde im Herbst. b. Holz ; a. Rinde; ed, cd, cd. Gefüssrindenschichten mit Bastbündeldecken alternirend ; e. Zusammengesetzte Rindenepidermis. Fig. 2. Durchschnitt der Rinde vom Stamm einer ülteren Linde; b. Holz; «1.—2a9. Mehrfache Jahresschichten der Gefüssrinde, worin Bastzellen und Ge- füsse abwechseln. Gegen den Umfang hin verschwindet die Begrenzung der Jah- resschichten. Das Rindenzellgewebe drüngt sich keilfórmig zwischen die ursprüng- lichen Gefüssbündel ein, wodurch an mehreren Stellen die Markstrahlen stark seit- lich ausgedehnt werden, und die Gefüssbündel selbst sich mauniehfach spalten. Die ültesten Schichten der Bündel im üusseren Theile der Rinde, entsprechend den innersten Holzschichten, sind einfach geblieben und gar nicht oder durch wenige Markstrahlen getheilt. Die innersten Gefüssrindenschichten theilen und verbreitern sich entsprechend den iiusseren Holzschichten. Fig. 9. und 4. Zur Entwickelungsgeschiehte der Gefüssrindenschichten der Birke ( Betula alba ). Fig. 9. Durchschnitt des einjührigen Zweiges im Herbst. b. Holz; a. Le- benssaftgefüssschicht der Rinde, deren Grenze durch das Auf hóren der Markstrah- len kenntlich ist; c. Bastbündeldecken, seitlich zu einer Schicht vereinigt, die von einer Zellenschicht umgeben ist, welche die Oberbautlamellen producirt. Erklárung der Abbildungen. 359 Fig. 4. Durchschnitt der Rinde eines ülteren. Birkenstammes. — 0. Holz; al. a2. a3. a4. Jahresschichten der Gefüssrinde, durch Zellenschichten geson- dert. Diese Schichten werden in dem ülteren Theile der Rinde, so weit die Mark- strahlen reichen, durch Verschmelzung unkenntlich. — c. c1. Durch Verschiebung nach innen zwischen die Gefüssschichten gerückte Bastbündel, welche sich von der üusseren Schicht (c.u.c. Fig.3.) abgelóst haben; d. àültere Oberhautschichten, welche sich abblüttern; d l. jüngste Oberhautschicht, noch mit der sie produci- renden Zellenschicht in Verbindung. Zusatz zu S 9S. In jüngeren Stengeln, besonders einjahriger und perenniren- der synorganischer Pflanzen, sind die Dündelscheiden oft noch wenig entwickelt, so dass die Gefassbündel noch nicht fest von ihnen einge- schlossen erscheinen, wie in den Blüthenschaften der Liliaceen; aber die Starke der Scheiden nimmt mit der Verdickung der Zellenwan- dungen im Alter zu, weshalb man sie in àlteren Stammen, beson- ders der baumartigen Synorgana, am starksten entwickelt findet, wie vorzüglich in den Palmenstámmen. Hier schliessen sie daher die Bündel von Lebenssaft und Spiralgefassen ausserordentlich fest ein, so dass die Gefasse sehr schwer aus solchen Dündeln zu sondern sind. Das Einschliessen der Gefassbündel in Bündelscheiden nimmt also mit dem Alter zu. Bei den dichorganischen Bündeln ist der entgegenge- setzte Entwickelungsgang, indem hier ursprünglich die Gefasse bei- der Systeme auch in Bündel vereinigt sind, die sich aber spáter durch natürliche Ablósung von einander sondern, und zu Holz- und Rin- densystem entwickeln. Gedruckt bei GRASS, BARTH UND COMP. in Breslau. Druckfehler. Seite 46 Zeile I3 lese man: Beobachtungen st. Betrachtungen — 50 — 18 — geboten hat: die Bildung u.s.w. statt geboten hat. Die Bildung u.s. w. — 02 —M — mittelbar st. unmittelbar — 500 — 2 — prüparirten st. prüparativen — 0 — 9 — das beweisen st. des Beweises sind — 60 —17 — auch st. sich — 06 —930 — Aufsteigen st. Absteigen — 179 —]18 — alte st. alle — 88 — 9 — unterbrochen st. ununterbrochen — 805 — 8 — ergiessen st. ergiesst —.93 —17 -— Sarrabat st. Sarrabal —100 —27 — ernührungsfühigen st. annüherungsfühigen —12 —25 — wichtig st. richtig — 1422 — 20 — eben st. oben — 185 — 18 — Juntipur st. Junkipur —300 — 2 — Sauerstoffaushauchung st. Sauerstoffaufháufung —90 —23 (— Papaver orientale st. Papaver orientalis —900 — A4 — Plasticitàt st. Elasticitüt —931 — 9 E ununterbrochen st. unterbrochen — 962. — 17 — verbreitern st. verbreiten —9;4 —10 — jüngeren st. geringeren —987 — 7 — wenig milchig st. milchig — 3318 — 5 — rein peripherische st. veniperipherische | — 93998 —17 — Centralitit st, Contractilitàt Fol XVII Suppl. Ta b. I^ 4. "u eut P ii 2A Pp ZNPeruemgest e Un ET COUGH " vam 12274 23 "LIF. (pg. 7A (ee Ier ntn d LA MC "2 ^ PA, 7 A "T. (97 3 JE sape n HE - —— Ies EN ENCOUUUYENC Nee E SS CON Vol. XII Suppl. T3 bI. NESRNIS RENE NES: E 77 72 7^» : 7 À CIORTNPAM Lt rperteunma 9. Ar 2 do ve "Tab IH. tU CP gg PP y 2 ^ frt , i , DIR. TA p lt Yu c fats i ; " eA d e VT" , Vol. XFIl.SupyZ ) n c e Jo XLI Suppl. "S ere RM EM C 3 jj) ia Up Jo D, U ft] U jd ü esee CCS acoge Ey CS SOON e ES «e ] [gj UÜ Di e. c . C3 CY C ET. 172 49721 427; 240778] ACC SS 7, 2A P A tI tI Ó n PA eus A T e cil Vi. 4 'T'ab.IU. E * í ALT «IN VAS í ; JG. ^h H b " " ] (^ed ay ys i DN LE ^" ATE * iQiU * « ; z nga Mes, j MIR ] ' b d L "s » i LI i E . - [I * id . u H » , LI 1$ - ; - . * " élu ^ " . V . * * 2 . ) B * Vol. XVIII. SuygzL. Tab VF Ar i N- Tom gi ES "tot o. SUE a T oet Eon HI EDUHREA ER. Eos E AEN ORHI ErCeEROCGA OR EE Pe iom TODO MS TIMLCTS WS AL s i Y UK "CP "TL T 1" vd bn ! "Aet niu L Vw P E Zu T P R v e 1" v Tab. I. - Tol. XT Ill Suppl. E ^ SED s I [f OH Y (/ e n - N Y S 5» 9 jo. 4 - N fos. 2 vss N ec 9v TER D P S oSo Vo 9 5 (2) " prr a p 1a uu . - ' IJ E nm E WO ^ d s Yt P pos * - X " Ee mid 1d M i | z , - ua * - 4 d 3t Í " ^ "n, . F à M . ' LI * P * * ^ e à » LÀ . VoL XVII Supp. Tab. VIL. D eA , TIIUA Li Cet i2 SET I5; mm UD PE CO N (P, DIPL j 4d 22727272272 9m nan J24. APHI Suppl. 7/ (TR: | z Dom antpopd A ] TREE ÜlnQQ00so (nnn aca aa n: YES Ur. 22 3 1c $5 ec LO E E. 7 AS, NUT UR, o GOD Lu cnnb0sen. d Uie nn ncc 77 (7 2 EI E II " "Tao Vill CAPS 2 M NS EIE Hi DAT 3 ii V222727. Jor i 7227722 Z Vol XVIII Suppl. i i Tab. IX. fg [ )- SC T ES e n Ere MP v) CESD ^ DOE COH Uu n HUE JETER NOS n 2 a d 257 14/0 e 7H. n) pInMLIn. d E Cm) 2 7 A Tal XVI Suppl 1122227200) s DIO * — Q0Q0O0U WOO! VTTUDVED DUDZT DUOU qs mcU6 C T9 T- 070-2179 V fr* (3134. ] EN] villicus [rn 6 /Qüo nOD QUT DU ep «ot val ERES DU npn Rut nRcO 2-0.12.0 Rone0p6 0 6. LRDRCO quse ; Hy 1 e 2 [ CUM XU s c (4 ees C2 ago dX 73a M ————— — E NS i Gol See, OC CS S * S NS S x Fees en 2, c die DP QU rp A 732 f . uz (e CAM i 4 AES Tol. XVIII Suppl. CAE , id d rg TEL RD HT coo" Ud E 4 3rd B. LÀ [T4 HU [Y py E) A 2 72272 E IZ A v a 2 eo Mmm, MAS X 2 227 27A 722772 5 N M y $i Je] DEM [nao ei rede DU i N M WW S — AIT MMMA MT. Tab.Xl . Jol MZ Suppl EL : 7246 XII. [2 59 : MP SLOT p ro dag o c. 91950,5502 999 208 Er Ras Er D. RUD p QA 1| i» VOS R z KR z um Ente Sie : eed [xps RETO : LM - Sm VISIDOORS o hi oc go DPA / / J——ÁÁ x E : P iw — - XC z No l * r cie d OC l T TE — » ie — TTL GISOmUPRERRISUATUT eeu E MSIE 9 Jv ES : TUTTO S cupascE Engel - J di IE MjOURNT E27 NS funt Cnt nm p fp d e II HII ue Vol XPHL Suppl. Tab.XIT. E I Dy NS 1 098 & 00) amd «guam mu qid gp U0d0g0 000 00 BUR ll q f M FOU. Vf Jd QUU m fif Xin qm 10.001] pco c ees. HIE tQ 7 Z6 EA rrr nente cA EE. Lin D P7 A Vol. XVII .Supyit , X Beo 4] ESTO o ELLCERRUTD 09m An S reque 9. sje - EX Pos 93 AICCUCCRLURTTIRUTIUCTEILTUM REGEL Tab. XIV. n 'T'ab.XV- Vol XVII SuppL. AUVAVAVASAVAYAV O70) 20) COATED TR TRA] SS 12 e [Y S — i059 rü qu SES NR (9? 0 A (S st ) eit aM X X SOS VAM V D. Cx! CAT ae le tj da |] m CUT t ^Z ex PAM "WT ? d — cA. 7 Zn. ZA epe vtr nm. 7 "ru. d Z "c A e ui 2 [i LIE RE 9 Z eis ra Vol. YU Il Supp. .Tab.XFI. po EBMRS ESL LH vy T D EVE gie ee Vo/ XEHT Suppl. TALYFH zi LX XY TR eA ue 2] tI n 1 d B E3 E: HJ TYUTUYTT EEFREEHHRHIR FEEERAEEH [ij "p THO n UDgq ran : E Ede T Q Vig (Qm Ün P / rog U COO j TH i jn Dh ] l Vo URV; TIU f f im T folct ] i 9. : $ 4 : VAL Oo Ppccomee covatute d4 eL repeten C eup0 22222 speret g.z— AP — Lu H * 4 "Tab. XVI. Vol. XVI. SuppL HN P774 b as ZI. / 2OPmC dcr Naeeee otro d. 4 A - LAE A E 417 M cL U VoL. XFTI Sup. Tab xr V JA y : BOT ETT oU ie COCQCC CA | (fe VépSoetorüai o UH een E )1a909 5920008905) s 1 4 ) () e C CORTE CECI YN i SOS AS) ] LIMMMOH m aereceescanacacee o hh érisslso aime d EFC MD CILE n EDRDE MILCH HEC rEY 3» I EU ESONN E COUTE UPC OUS SOOO cU APR DAID : V3 B - Vol. XV Hr Jut. Aw. Sere ru u H : c e b Fa 3 CH Cds | ; ATO SORA E X HAE C MU HOS je cobre en ee YT) e x eS C EH jo HEN HITS mg RUPEE COH ECS 7 HRHROHHÉEREH AH monet USOS rr iol (NEA 2 Si " AED HS T I SLUE OEIL. ap. (m eZ e C TN aot. dU Mn Je emeret 'T'ab .. XX. Tab. XXI. Ww Vol. XVII Suppl. r2 VH i C 20 (o (o (oy » v CX e »j (d KA SOCT oo 4 (o [2 9 5. Y. », Zu deret — ums d Z (0r 2 e De rptu eon. o. Citt ot. Prem. We Éy 7 [7 9 UM Kd C ZA (277 Z2 2e * " a Ps Ni * «4 z * La Jab XXI. Jof. MEAM Suppl. 4 LASS n ^ 97 (y JJ exexgot iau 2 Qe O29. E ol ps SN f OO QC I SENS un SCR o Rel tH. T TN /, S n md EXPERS est Qaflam eT 0S 2 8, vui 99, g2) t: CY» PO 9:96 2 d 2 LJ *, 11) 20) H" Z] /H Jd 6 : z | "m DT S4 COSS o UII ; m eS EH ac E EAE 2j "ri rH j/ EU a HMIHCHSA EC S CO ELSREU NER - afa" Mae. — —iaNsa " FUR XEA- HH EAD Y (Qn «UD 9. D) tr aaogua POM E t: PaL (C A re-d [um eet ssl 2) ( [ - 95 ERI ai rid SUP. Sp") LINZ DOT ; EA! (Verte UFCKXOCPSE i à UE. Wy Y ; "2 * , n av "- H ^ v. - e" "Ta b XXIII. 77 | 2^ rut ) (b ai 2 A ; f e nwercerneattomcena onte. 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