he Br, KANN HL BURHEN NEN SINE HLITARSBREN i j "p) Eh ua. Kahl y us REN RT, Yu 5 EN u Re RT ad) eh Werne, ee! IETERRE RR HH NETRBLAN ai R VIREN N “ a | r LAN HH “ 2% ! ; RE RR n AU; 2 RN PERS! EOR THE DPEOTTE FOR EDVCATION FOR SCIENCE LIBRARY OF THE AMERICAN MUSEUM OF NATURAL HISTORY | u Es E a un OR OA AL AUE IR WATT UINTRTOTE ö Bi ‚a0 OLAITAY u a 4 MER OE areaene | f ! { x oh di annlhamkdaun ENG Ar?) ri ai imakmmla Ab Wo x VERHANDLUNGEN DER KAISERLICHEN LEOPOLDINISCH-CAROLINISCHEN. AKADEMIE DER NATURFORSCHER, FÜNFZEHNTER BAND. BRESLAU uno BONN 1851. Für die Akademie n EDUARD WEBER’S Buchhandlung in Bonn. NOVOREN- AUTOREN ACADEMIAE CAESAREAE \LEOPOLDINO - CAROLINAE NATURAE CURIOSORUM _VOLUMINIS VICESIMI TERTII PARS PRIOR. AAAA Ads, CUM TABULIS LI. VRATISLAVIAE er BONNAE MDCCCLI. . 11230 ARNO f Bin u ea N en un RETTEN or * tr ROH WR VhaTaNnY ErIIIGH ” RL zn RER a N BR TAER AHTHL ATeSIN Ba 3 BYE) ı BETT RIP LTE UN 2 PS VERHANDLUNGEN DER KAISERLICHEN LEOPOLDINISCH-CAROLINISCHEN AKADEMIE DER NATURFORSCHER, DES FÜNFZEHNTEN BANDES ERSTE ABTHEILUNG. MIT 52 TAFELN. BRESLAU uno BONN 1851. Für die Akademie n EDUARD WEBER’S Buchhandlung in Bonn. NOVORUM AUTORUM ACADEMIAE CAESAREAE LEOPOLDINO - CAROLINAE NATURAE CURIOSORUM ne N R TOMUS VICESIMUS TERTIUS, SEU DECADIS TERTIAE TOMUS QUARTUS. VRATISLAVIAE rr BOÖNNAE MDCCCLI. $ wu aA SE rd, ” ne % > > 2 . n yo P E 2 y u} Ban RES E E SE “ = F 4 . > > = ] ‘ x u x L ı Q 8 [4 d „ r ® ’ .r4 Br Fe SR aan FRIDERICO GUILELMO IV. BORUSSORUM REGI AUGUSTISSIMO, POTENTISSIMO, ACADEMIAE CAESAREAE LEOPOLDINO-CAROLINAE NATURAE CURIOSORUM PROTECTORI SUPREMO, AMPLISSIMO, CLEMENTISSIMO, HOC VICESIMUM TERTIUM NOVORUM AUCTORUM VOLUMEN, NOVAE, QUAE IAM ACADEMIAE EXORITUR, AETATIS QUARTUM, SACRUM ESSE DESPONSUMQUE VOLUMUS. Vol. XXIII. P.1. B PIEORCT a RL OMa@eRı ‚ans wor: M dA mo vu _ Er 5 } ON ver oaashe ana mine XI INDEX COMMENTATIONUM, QUAE IN HAC PRIORI PARTE VOLUMINIS VICESIMI TERTII EXHIBENTUR. N I Be EL u Pirna Wera kL eo p: XV. Adresse und Bitte der Kaiserl. Leopoldinisch - Carolini- schen Akademie der Naturforscher an die deutschen Fürsten und ihre Regierungen, die deutschen Kam- mern und alle deutschen Mitbürger ...........»-- p- XVI. Recherches sur l’Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres, par A. Lereboullet......... p:- 1. Tab. I—XX. Beiträge zur pathologischen Anatomie und zur Pathologie des Hüftgelenkes, von Dr. Ed. Zeis ............ p. 229. Tab. XXI— XXVI. Ueber die im zoologischen Museum der Universität Breslau befindlichen Wirtelschleichen (Pseudosaura), Krüppel- füssler (Brachypoda), und einige andere, denselben verwandte Reptilien aus den Zünften der Schleichen und Dickzüngler, von Dr. J. L. C. Gravenhorst p. 291. Tab. XXVI—XLV. Die Entwickelungsgeschichte der Achlya prolifera, von EIN ringshkeim:. 2.0.0 Aa san naaune.nen p- 3%. Tab. XLVI—L. Chemische Untersuchung des Mineralwassers zu Steben, im baierschen Voigtlande, von Dr. v. Gorup-Besanez p. 461. Die Entwicklungsgeschichte des Pilobolus crystallinus, von REN NR er NEE p- 495. Tab. LI u. LI. “* NII—-HI AT. en FAL-—-UFEL det TOR u Aaroinaaaıd DI EN A NE DL - ron no) 2 IF SERE unaanıy ainmason ara um AUNERSERE sellausieih. ‚wishes anf * ee ee u se ae. ac Irre « ns RE ‚BR .q syrnun aurod er u; ron, se 1% BEN 22. en Anweisung für den Buchbinder. a mn 2... folgen nach Seite 228 (hinter dem Carton a.) re HEEY iu - Non 455 2 XXVI—XLV - REST s - re Pe % XV vorwort. Die seit dem Erscheinen der zweiten Abtheilung des zweiund- zwanzigsten Bandes der Nova Acta eingetretenen veränderten Ver- hältnisse der Akademie haben zu einer Denkschrift geführt, welche wir hiemit der Welt übergeben, an dieser Stelle aber durch unser Vorwort nur einführen und der Aufmerksamkeit und Theilnahme der Leser bestens empfehlen wollen, indem wir zugleich auf das Vorwort zum 22sten Bande von S. XLIH bis XC zurückverweisen. Breslau, den 24. April 1851. Die Akademie der Naturforscher. RT ulaws. au. eh nattams; ah “at. nano vonaleee ee ar Solar ‚Alistes Nike a "gif ia Me mau ı warn dsrubi ade alla. 1azaih ae 3 yah seniaaht Das 9 anateod ERPGN| Adresse und Bitte der Kaiserl, Leopoldinisch-Carolinischen Akademie der Naturforscher an die deutschen Fürsten und ihre Regierungen, die deutschen Kammern und alle deutschen Mitbürger. Vol. XXIII. P.1. C EN, N ki E a VE D Die Kaiserl. Leopoldinisch - Carolinische Akademie der Naturforscher an alle Regsenten und Regierungen Deutschlands und an alle Gönner und Beförderer der Wissenschaften. Die Akademie der Naturforscher wendet sich in einer dringenden und entscheidenden Lage, welche baldiger Lösung bedarf, an die hohen Regie- rungen Deutschlands, so wie an die zahlreichen wohlhabenden und die Wissenschaft lieberden deutschen Männer und Frauen, indem sie hiemit eine Denkschrift überreicht, die sie zu lesen und zu beherzigen bittet, deren Ziel und wesentlicher Inhalt aber in Folgendem kurz zusammen- gefasst ist. 1. Der Inhalt der in Ehrerbietung und mit Zuversicht ausgesproche- nen Bitte ist dieser: es wollen die sämmtlichen Regierungen Deutschlands, in Erwä- gung, dass die im Jahre 1692 von Aerzten in Schweinfurt gestif- tete, bald nachher von den Kaisern Leopold I. und Carl VI. mit wichtigen Privilegien unter dem Titel: Academia Leopoldino- Carolina Caesarea Naturae Curiosorum, zur unmittelbaren Akade- mie des deutschen Reichs erhobene Akademie für Natur- und Heilkunde von dem Zeitpuncte ihrer Stiftung an bis zu diesem * XX Augenblicke eine reiche gemeinnützige Thätigkeit entwickelt, dem deutschen Namen auf dem Gebiete der Wissenschaft im In- und Auslande Ehre gemacht und durch das Talent und die uner- müdliche Thätigkeit ihrer Mitglieder in fortschreitender Entwick- lung ihrer Leistungen eine der ersten Stellen im Kreise der akademischen Institute nach dem Zeugnisse aller Welt einge- nommen hat (man sehe den ersten und zweiten Abschnitt dieser Denkschrift), diesem Institute von nun an das Indigenat in sämmtlichen deutschen Staaten, den grössern wie den kleinern, und einen Jahreszuschuss zur Herausgabe ihrer Schriften, der zwölfhundert Thaler nicht zu übersteigen braucht, verbunden mit einem kleinen Emolument für den Prä- sidenten der Akademie, aus gemeinschaftlichen Mitteln, mit oder ohne Rücksicht auf den Sitz der Akademie, welcher gegen- wärtig noch von dem Wohnorte des Präsidenten abhängt, zuer- kennen; sie wollen aber, in fernerer Erwägung der Dringlichkeit des Augenblicks, diese ihre Erklärungen zunächst blos als den Aus- druck ihrer Geneigtheit hiezu dem Präsidenten oder einem der unten bezeichneten Adjuncten der Akademie, einzeln und ohne weitere Verpflichtung, auf direetem Wege zukommen las- sen, die näheren Modalitäten der Ausführung und Anwendung auf das Institut aber der Uebereinkunft auf weitere Vorschläge, und schliesslich der Bestimmung des hohen Bundestages, dem die Akademie gleichzeitig ihr Bittgesuch überreicht, anheim- stellen ; in gleicher Erwägung aber der Dringlichkeit wolle Einer der grössern Staaten, oder wollen Einige derselben zusammen, welche für sich schon über eine Unterstützungssumme entscheiden XXI können, mit einem der Sache genügenden Ausspruche schnell die Bahn brechen; endlich aber wollen alle Menschenfreunde, die nothwendig auch zugleich Gönner der Wissenschaft sind, von nun an die dereinstige Fundirung der Akademie der Naturforscher aus deutschen Privatmitteln zum Zeugniss deutscher Eintracht in Angriff nehmen. (Man sehe über diese Anträge und resp. Bitten den dritten und fünften Abschnitt dieser Denkschrift.) 2. Zur Motivirung dieser Bitte und ihrer Dringlichkeit gerade in die- sem Zeitpuncte heben wir aus dem vierten und fünften Abschnitte dieser Denkschrift das Wesentliche hervor. Die Akademie der Naturforscher hatte bis zur Auflösung des deut- schen Kaiserreichs sich mit ihren eigenen geringen Mitteln erhalten und die Herausgabe ihrer Schriften (welche eine Reihe von $1, meist Quart- Bänden bilden) auf Buchhändler-Verlag gegründet. — Der Revolutions- ° krieg hatte ihre Wirksamkeit geschwächt, zum Theil unterbrochen. Zur Zeit der Auflösung des deutschen Reichs lebte ihr Präsident, der Geheime Rath von Wendt, als Professor in Erlangen. Die Akademie hatte also damals gesetzlich ihren Wohnsitz in Baiern und ihre Bibliothek, als ihr wesentliches Gut, befand sich in Erlangen. Bei der Auflösung des deut- schen Reichs, der Errichtung des Rheinbundes, und später bei der Grün- dung des deutschen Bundes war der Akademie der Naturforscher, die doch zu den unmittelbaren Gliedern des deutschen Reichs gehörte, durch keine Bestimmung gedacht worden, und sie blieb also, — ein freies, rein geistiges Glied des alten Reichs, — unberührt stehen. Als der Nachfolger v. Wendt’s, der jetzige Präsident der Akade- mie, Nees von Esenbeck, einen Ruf an die preussische Rhein - Uni- versität Bonn annahm, entwickelte sich zuerst die Frage: ob die Akade- XXU mie, was ihren Sitz anbelangt, ihm, nach dem alten Gesetz, dahin folgen dürfe, oder ob sie stillschweigend an Baiern verfallen sei? Die beiden deutschen Staaten, Baiern und Preussen, welche zunächst allein bei dieser Frage betheiligt waren, einigten sich bald in dem patriotischen Beschluss, dass die Akademie rechtmässig als freie, selbstständige, wissenschaftliche Korporation für ganz Deutschland fortbestehen und sich nach ihren alten Gesetzen verwalten dürfe. Sie trat also nach diesem Grundsatze mit ihrem zeitigen Präsidenten und für die Dauer seines Aufenthalts in Preussen ein, wurde zuvorkommend aufgenommen, erhielt nach und nach aus Staatsfonds „‚für die Dauer ihres Aufenthalts in den Königl. Preussi- schen Staaten‘‘ eine jährliche Unterstützung von 1200 Thalern Preuss. Courant zur Herausgabe ihrer Schriften, womit sie auch redlich zum Gewinn der Wissenschaft wucherte. Sie gab vom Jahre 1818 bis zum Jahre 1851 35 meist sehr starke und mit vielen Kupfer- und Steindruck- tafeln ausgestattete Quartbände heraus. (Man vergleiche den zweiten Abschnitt dieser Denkschrift.) Vom Jahre 1848 an stand der Präsident der Akademie, welcher zugleich Professor in Breslau ist, in Ungnade bei der Regierung, welche ihrerseits ebenso weit von seiner streng deutsch - patriotischen Richtung abwich, als er von der ihrigen. Er wurde endlich Ende Januars 1851 durch den Minister des Cultus aus seiner Stelle suspendirt und auf Grund dessen von den Adjuncten seine Absetzung verlangt, widrigenfalls die fernere Ertheilung des Zuschusses zur Herausgabe der akademischen Schriften unterbleiben werde. Mit ihm selbst hat das Ministerium allen Verkehr gänzlich abgebrochen und behandelt überhaupt den Präsidenten der Kaiserlichen Leopoldinisch-Carolinischen Akademie auf den Grund die- ser Geldunterstützungen als einen preussischen Staaisdiener, folglich auch die Akademie als ein preussisches Institut. Es stellt sich hiebei heraus, dass dieses bei jeder Differenz der Akademie, oder ihres Präsidenten, mit XXI jedem Einzelstaate, der sie bis dahin aus freier Gnade unterstützt hätte, immer wieder der Fall sein werde, so lange nicht etwas Allgemeines über die Stellung der deutschen Akademie zu Deutschland und deren Aufrecht- haltung überhaupt beschlossen und festgestellt sein wird. Hiebei tritt uns ein im Schoosse der Akademie entworfener und berathener Reorganisationsplan für die Akademie vom Jahre 1849 vor Augen, welcher zwar auf die damals vorschwebende verstärkte Einheit Deutschlands, als eines Weltstaats, berechnet und daher jetzt unanwend- bar ist, in welchem aber doch das hier berührte Moment der bleibenden Sicherstellung der deutschen Akademie gegen ihr Erlöschen in rein mini- steriellem Particularismus schon vorgesehen, und vorläufig, wie oben, angedeutet war. (Man sehe den dritten Abschnitt dieser Denkschrift.) Der gegenwärtige Zeitpunct enthält nun für die Akademie die drin- gende Forderung, gerade jetzt diese ihre Lebensfrage zur Entscheidung zu führen, und der Präsident handelt im vollen Bewusstsein seiner Aufgabe. Für den preussischen Staat ist er todt, aber er lebt noch für die Akademie. Wie ein Hausvater bei dem Gedanken an seinen nahen Tod sein Haus ordnet und gerade die schwierigste Angelegenheit auf’s eifrig- ste betreibt, so handelt hier der Präsident nach Pflicht und Gewissen. Jedermann sieht ein, dass diese schwere, aber grosse Angelegenheit sich jetzt sicherer einleiten und zum Ziele führen lasse, wo der Präsident noch lebt, als nach dessen Tode, wenn die Wahlfrage selbst jeden Schritt unsicher machen und neue einseitige Knoten an Einzelstaaten schür- zen wird. Damit sich aber für den vorliegenden Fall die Vorstellungen des Todes und des Lebens des Präsidenten noch enger verschmelzen, wollen wir schliesslich hinzusetzen (vgl. den fünften Abschnitt dieser Denksckrift), dass der Präsident nur bis zur Entscheidung der Lebensfrage XXIV über die Akademie im Amte bleiben, nach deren Entscheidung aber die künftige Leitung der Akademie einer neuen Wahl un- terwerfen will. Diese Wahl wird aber nicht eher möglich sein, als bis die Wähler (die Adjuncten, welche, wie das nachfol- gende Verzeichniss ergiebt, in allen Theilen Deutschlands zer- streut wohnen, aus deren Mitte aber der Präsident zu wählen ist,) bestimmt wissen werden, in welche Gebiete des Vaterlandes sie vermittelst der Wahl nach Pflicht und Vertrauen die Akade- mie durch ihren Präsidenten versetzen dürfen, ohne sie dadurch in ihrer Existenz zu gefährden, damit sie aber auch nicht in ängstlicher Unsicherheit über diesen Punct, einseitigen und viel- leicht absichtlich irre führenden Voraussetzungen und Einwir- kungen blosgestellt sind. Hiermit glaubt der Unterzeichnete nach seiner Pflicht die Akademie auf den richtigen Weg zu ihrem Ziele geführt zu haben. Sein Scheiden von dem Institut, das er so lange und eifrig geleitet, wird der Welt beweisen, dass er, ohne auch nur einen Blick auf den nach Umständen möglichen Schutz des eignen persönlichen Vortheils zu werfen, mit Ver- schmähung jeder Genugthuung für seine Eigenliebe, bei seinem Abschiede von der Akademie nur das Bewusstsein habe mitnehmen wollen, ein rechtschaffener Geschäftsführer und ein selbstständiger Mensch gewesen zu sein. Breslau, den 19. April 1851. Der Präsident der Akademie. Dr. Nees v. Esenbeck. XXV Verzeichniss der Adjuncten der Akademie. Bischof, Dr. Carl Gustav, Königl. Preuss. Geheimer Bergrath und Professor der Chemie in Bonn. Fenzl, Dr. Eduard, K. K. Professor der Botanik und Director des Universitätsgartens in Wien. Haidinger, Wilhelm, K. K. Bergrath und Sections-Dirigent in Wien. Harless, Dr. Chr., Herzogl. Sächsischer Geheim. Hofrath u. Professor der Mediein in Bonn. Heyfelder, Dr. Johann Ferdinand, Professor der Mediein in Erlangen. Jäger, Dr. Georg, Königl. Würtembergischer Ober-Medicinalrath und Professor in Stuttgart. Kastner. Dr. Carl Wilhelm Gustav, Königl. Baierischer Hofrath und Professor der Physik und Chemie in Erlangen. Kieser, Dr. Dietrich Georg, Königl. Preuss. Geheimer Hofrath, Grossherzogl. Sachsen-Weimarscher Medieinalrath und Professor der Mediein in Jena (Director ephemeridum). Lehmann, Dr. Johann Georg Christian, ordentl. Professor der Physik und Naturgeschichte an dem Gymnasium academieum und Director des botanischen Gartens in Hamburg. Vol. XXIII. P. I. D XXVI von Martius, Dr. Carl Friedrich Philipp, Königl. Baierischer Hofrath und Professor der Botanik, Director des botanischen Gartens und Mitglied der königl. baierischen Akademie der Wis- senschaften in München. Oken, Dr. Lorenz, Grossherzogl. Sachsen-Weimar’scher Hofrath und Professor der Naturgeschichte in Zürich. Schweigger, Dr. Johann Salomon Christoph, Professor der Physik und Chemie in Halle. XXVH I. Erster Abschnitt. Das Wesentliche aus der Geschichte der Akademie, von der Gründung der Akademie bis zu den französischen Revolutionskriegen (1652-1791). *) Jen. Lit. Zig. 1843. S. 928-931. Die Akademie des ehemaligen römischen deutschen Reichs hat seit 25 Jahren ihr Leben und Wirken in einer verjüngten Form fortgesetzt. und verdient wohl, dass wir auf diese Zeit, welche man in menschlichen Verhältnissen eine silberne nennt, nicht ohne einige Theilnahme zurück- blicken, um die Früchte derselben zu betrachten, an diesen aber die Aus- sichten für die Zukunft zu prüfen. Ehe wir einen solchen Rückblick ver- suchen, wird es vielleicht für die meisten Leser erwünscht oder auch nöthig. sein, noch weiter zurück zu gehen und ein Wort über den Ursprung und die Stellung dieses Instituts, das wir als die Akademie des ehemaligen deutschen Reichs bezeichnet haben, zu sagen. Die Zeit nach dem westphälischen Frieden, von der Mitte des 17ten Jahrhunderts an, characterisirt sich durch ein merkwürdiges Associations- streben zur Beförderung der Wissenschaften, nicht blos in Deutschland, *) Ich wiederhole hier mit geringen Abänderungen und den nölhigen Erweiterungen die kurze Darstellung der Geschichte der Akademie, welche ich in Nr. 229, 230 und 231 der Jen. Lit. Zeitg. vom Jahr 1843, S. 928 — 933 gegeben habe, und füge an einigen Orten die wichtigsten Belagstellen bei. Was die Geschichte der Akademie bis zum Jahr 1751 be- trifft, verweise ich auf A. E. Buechneri Academiae sacri rom. imp. Leopoldino- Carolinae Naturae Curiosorum historia, Halae 1755. 4. Ueber die neuere Geschichte der Akademie sind die Vorreden zum 10ten, I1ten, 13ten, besonders aber die zum 22. Bande, S. XLII—XC der Nova Acta zu vergleichen, aus welcher letzteren die beiden ersten Artikel dieses Abschnitts zum Theil ergänzt worden sind, der ganze dritte Artikel aber im Auszuge hervorgegangen ist. Ic XXVI sondern fast in allen Theilen Europa’s, und man wird versucht, eine Ver- gleichung jener Zeitperiode mit der, in welcher wir leben, und welche gleichfalls nach einem langen Kampfe das Associationsbedürfniss in sich aufregt, anzustellen. Freilich sind die Richtungen ganz verschieden: dort, nach dem Kampfe um geistige Befreiung, die Association für das Leben des Geistes, hier, nach dem Kampfe um leibliche und irdische Befreiung, die Association für den Leib und die materiellen Interes- sen. Dass sich hier und dort gar Manches vom Andern einmischte, wis- sen wir: aber der Charakter beider Zeitperioden spricht sich so aus. Die kleinern italienischen Staaten hatten längst vorher dergleichen Vereine gebildet. Diese waren mit dem hier zuerst in die neue Welt wieder zurückkehrenden Geiste der griechischen und römischen Bildung erwacht, aber grösstentheils auch nach kurzer Lebensdauer wieder ver- schwunden; ihre Richtung ging vorzüglich auf Literatur, Poesie und Sprache, und ihre innern Einrichtungen, so wie die Namen, unter denen sie auftraten, drückten die Beziehungen auf’s Alterihum durch viele mythologische oder historische Anspielungen aus. Die Stiftung solcher Vereine unter dem Titel von Akademien und Societäten dauerte in Italien bis in die Mitte des 17ten Jahrhunderts fort, während die früher gestifte- ten erloschen, — und die meisten Akademien, welche noch jetzt in Ita- lien blühen, stammen aus dieser spätern Zeit. Die Gründer waren theils Private, theils Wissenschaft und Kunst liebende Fürsten, wie z. B. die Medicäer. Bei dem, wenigstens ideellen Verbande, in welchem Deutschland mit Italien stand, lag die Anregung durch das: Beispiel der Italiener den Deutschen als ein Muster des Nachstrebens nahe, und dieses wurde hier zunächst von den Aerzten im Sinne der Naturforschung auf- genommen. Am 1. Januar 1652 gründeten vier Aerzte der damaligen freien Reichsstadt Schweinfurth in Franken: Bausch, Fehr, Metzger und Wohlfahrth, auf Anregung des Erstern, einen Verein. welchem sie den XXIX Namen Academia Naturae Curiosorum gaben. Der Zweck des- selben war, nach den an demselben Tage ausgeferligten ersten Statuten: Beförderung der Heilkunde, insbesondere der Heilmittellehre, durch eigene Beobachtungen, monographische Ausarbeitungen, Mittheilung solcher Beobachtungen und Abhandlungen an die übrigen Mitglieder der Akademie und gegenseitige Verpflichtung Aller zur Berichtigung und Erweiterung derselben aus eigener früherer oder demnächst anzustellender Beobach- tung, Ausstattung mit dem, was jeder aus seiner Belesenheit schöpfte, und weitere Ausbildung, so dass jede im Schoosse der Akademie sich entwik- kelnde schriftstellerische Arbeit ein Gemeingut der Mitglieder würde. Sich weiter in neuen Mitgliedern über das deutsche Vaterland zu verbrei- ten, lag wesentlich in dem Begriffe der Stiftung, und jedes Mitglied machte sich verbindlich, würdige neue Mitglieder dem Vereine zuzuführen. Ein Präsident wurde an die Spitze der Akademie gestellt, welcher zunächst den Mitgliedern Aufgaben zum Bearbeiten zutheilen sollte; zwei Adjunc- ten sollten als Sekrelaire und als Gehülfen zur Erweiterung der Akade- mie, besonders durch Erwerbung neuer Mitglieder, thätig sein. Jedes Mitglied konnte seine Arbeiten mit Vorwissen des Präsidenten dem Druck übergeben, und der Präsident konnte nach dem Ableben eines Mitgliedes dessen akademische Abhandlungen ebenfalls nach Gefallen veröffentlichen. Nach dem Tode des Präsidenten sollte einer der beiden Adjuncten zum Präsidenten gewählt werden. Alles — Arbeiten, Verbesserungen, Wah- len u. s. w. „fiant amice, et fraterne, citra aliorum contemtum, contume- liam, invidiam, arrogantiam, — absque simultate.““ Alle Mitglieder tru- gen einen Siegelring, von zwei Schlangen umwunden, mit dem Emblem der Akademie, dem offenen Buche, welches das Motto führt: Nunguam otiosus. In Nachahmung ihrer italienischen Vorgänger drückten sie ihre Aufgabe durch Anspielung auf einen Mythus aus, und nannten sich nach den Namen der Argonauten. So entstand die Akademie der Naturforscher. Sie besass nicht Geld noch Gul; sie bedurfte also noch keiner Verwaltungseinrichtungen, XXX ausser solcher. welche sich auf die Art und Weise ihres Arbeitens bezogen. Wenige Jahre vor ihr, 1645, war insgeheim der Grund zur Philoso- phical Society in London und Oxford (durch Haak, einen Deutschen) gelegt worden, welche unter Oromwell oceulta oder invisibilis beige- nannt war, bis sie 1662 von Karl Il. zur Königlich Grossbritannischen Akademie der Wissenschaften erhoben wurde. Im Jahre 1666 wurde der Grund zur Königlichen Akademie der Wissenschaften in Paris gelegt. Was zeitgemäss entspringt, entwickelt sich schnell, weil es in den Zeitgenossen Anklang findet. So geschah es auch hier. Schon nach zwanzig Jahren sah sich die Akademie zur Herausgabe regelmässiger Gesellschaftsschriften (Ephemerides) gerüstet und dem Kaiser empfohlen: für beides erkennt sie sich insbesondere dem Stadtphysikus Dr. Ph. J. Sachs v. Lewenhaimb (starb 1672) zu Breslau verpflichtet, wel- cher mit unermüdlichem Eifer die Herausgabe gesammelter Schriften beirieb, selbst durch einen einzelnen Vorläufer, seine Ampelographia, die- sem Werke gleichsam voraneilte und seinen Einfluss am kaiserlichen Hofe in Wien auf jede Weise zu Gunsten der Akademie geltend zu machen suchte. Am 3. August 1677 erhielten die erweiterten Gesetze der Akademie unter Leopold I. die kaiserliche Bestätigung und die Akademie den voll- ständigen Titel: S. R. J. Academia Naturae Curiosorum. Dieses ihr Pri- vilegium wurde nicht nur auf das h. römische Reich, sondern auch auf die kaiserlichen Erbstaaten ausgedehnt. Die einfache kaiserliche Bestätigung wurde allmälig durch Gnadenbezeigungen erweitert und Privilegien ande- rer Art der hohen Stellung des Instituts hinzugefügt, bis endlich am 7. Augusi 1687 durch ein neues Dekret Kaiser Leopold’s I. die Aka- demie eine der höchsten und bedeutsamsten Stellungen erhielt, welche je ein ähnliches Institut gehabt hat. Sie erhielt den Beinamen: 8. R.1. Academia Caesareo-Leopoldina etc. und ein Wappen. Ihr Präsident und der (für die Herausgabe der Ephemeriden angestellte) Director XXXI erhielten den Titel als Archiater und kaiserliche Leibärzte, sowohl für das deutsche Reich als für die Erbstaaten, ausserdem auch noch den Adel, gleichfalls in beiderlei Beziehung, und die Würde und Privilegien eines Pfalzgrafen, sowohl des h. Palastes vom Lateran, als des kaiserlichen Hofes; diese Prärogative wurden im weitesten Sinne auf die Vollmacht, unehelige Kinder zu legitimiren, Adoptionen zu bestätigen, Wappen zu ertheilen, ferner: Licentiaten und Doctoren der Philosophie, der Medicin und des Rechtes, Magister, Baccalaureen und Poetas Laureatos zu creiren, welche in allen Stücken den von den Universitäten creirten völlig gleichgestellt sein sollten, ausgedehnt; endlich erhielt die Akademie für ihre Schriften unbedingte Pressfreiheit und ein Privilegium für den Verlag derselben und gegen den Nachdruck, welches letztere in dem nächstfolgenden Jahre nochmals wiederholt, weiter ausgeführt und bekräftigt wurde. Durch ein späteres Dekret vom 12. Juni 1742: erhielt die Akademie von Kaiser Karl VII, mit der Bestätigung ihrer alten Privilegien, den zweiten Beinamen der Leopoldino-Carolina. Sie hat von den ihr ertheilten Vorrechten einen ungestörten, aber gemässigten Gebrauch gemacht und ihre Stellung ruhig bis zum Ende dieser Form des deutschen Staatslebens behauptet. Die oben schon angedeuteten Veränderungen der Statuten der Aka- demie änderten nichts Wesentliches und betreffen blos die regelmässige Ernennung eines dem Präsidenten zunächststehenden und von ihm zu ernennenden Director Ephemeridum, eine Vermehrung der Adjunc- ten, die sich, ohne besondere Vorschrift, auf 12-16 erstreckte und die Verbreitung der Wirksamkeit der Akademie über ganz Deutschland er- leichtern sollte, die Ernennung der Adjuncten durch den Präsidenten, die Wahl des neuen Präsidenten nach dem Tode seines Vorgängers durch die Adjuncten aus deren Mitte, unter Leitung des Directors der Ephemeri- den, endlich die Verwaltung des kleinen Vermögens ausschliesslich durch den Präsidenten. Dieses Vermögen bestand ursprünglich aus freiwilligen XXX Geschenken der Mitglieder, welche besonders bei’m Empfang ihres Diploms 1-2 Dukaten zu erlegen pflegten. Dazu kam in der Folge ein Legat von 6000 Fl. durch den Physikus Dr. Genssel zu Oedenburg, welches noch jetzt als Kapital bei der Stadt Oedenburg steht, durch den Herrn Magistratsraih Prosvimmer verwaltet wird und gegenwärtig jährlich 96 Fi. Conv.-Münze Interessen trägt; dann aus einem Kapital von 1000 Thalern, gestiftet durch den königl. Leibarzt Dr. Cothenius zu Berlin, welches Kapital der jetzige Präsident, um dem herabgesetzten Zinsfuss nachzuhelfen, auf 1200 Thaler erhöht hat; endlich ein Kapital von 800 Fl.. welches, aus frühern Zinsen des Genssel’schen Legats gebildet und in eine Wiener Stadt-Banco -Obligation verwandelt, lange Zeit den niedern Stand der W. W. hatte, bis vor 10 Jahren ein günstiges Loos dessen Rückzahlung in Conv.-Münze entschied, welche nun auch erfolgt ist und wobei sich der verstorbene Adjunct der Akademie, Prof. Dr. Endlicher zu $, ben hat. /ien, grosse Verdienste um dieses Institut erwor- Durch Geschenke der Mitglieder, besonders an ihren eigenen Wer- ken, durch einige kleine Büchersammlungen und einzelne Ankäufe ver- mehrt, erwuchs eine ausgesuchte Bibliothek. Eine Art Naturalien- und Kunstsammlung, im Geiste jener frühern Epochen gebildet, vertrug sich nicht mit dem wandelnden Charakter dieses Instituts, welches mit dem Präsidenten seinen Wohnsitz ändert. Die Schriften der Akademie bis zum Jahre 1819, wo für sie ein neuer Zeitraum beginnt, waren ausser der schon oben erwähnten Ampelographia von Sachs (Vratislaviae 1661) und dessen Gammarolo- gia (ebendas. 1665) folgende: 1. Einzeln erschienen, meist nach Vorschrift der Statuten bear- beitet: Salve academicum, vel indicia et elogia super recens adornata Aca- demia Naturae Curiosorum. Lipsiae, sumptibus J. B. Oehleri. 1662. 4. XXXIU — Bauschius, de Haematite et Aötite (1665). — Feterius, Anchora sacra, hoc est Scorzonera (1666) adnexa Bauschii commentatione de Unicornu fossili. — J. A. Graba, Elaphographia (von der Anwendung der Theile des Hirsches in der Medizin) (1667). — Fehrius, de Hiera piera (Absinthio) (1668). — Idem, cum. Schmidtio adiuncto : schediasma Bauschianum posthumum de Coeruleo et Chrysocolla (1668). — H. C. Petri, Carduus benedictus, languentium asylum (1669). — J. F. Her- todt, Crocologia (1670). 2. In fortlaufender Reihe folgten hierauf: Ephemerides Academiae Naturae Curiosorum. Decuria prima, An- nus I-X. 7 Bände in 4. (von 1670-1680). Decuria secunda, Annus I-X. 10 Bände in 4. (von 1683-1692). Decuria tertia, Annus sive Tomus I-X. 7 Bände in 4. (von 1694-1706). Centuriae, 5 Bände in 4., jeder mit 2 Centurien (von 1712-1722). Acta physico-medica Academiae Naturae Curiosorum, 10 Bände in 4. (von 1727-1754). Nova Acta physico-medica Academiae Naturae Curiosorum, 4. Tom. I-VII. (von 1756-1791). Indices. J. P. Wurfbain, Index generalis et absolutissimus rerum memorabilium et notabilium Decuriae I. et II. Ephemeridum Ac. N. ©. Norimb. 1695. 4. — J. C. Michaelis, Index etc. Decuriae III. Ephemeridum. Francof. ad M.1113. 4. — @. A. Kell- ner, Index universalis et absolutissimus rerum memorabilium et notabi- lium medico - physicarum, quae in Decurüs III ac Centurüs Ephemeridum Ae. N. C. extant. Norimb. ap. Endtner. 1733. 4. (Eine verbesserte Bearbeitung der beiden ältern Indices. ) Andere, die Akademie betreffende Schriften, sind: S. R. J. Academiae Naturae Curiosorum Ortus, Leges, Catalogus. Norimbergae 1683. 4. — A. E. Büchner, Academiae C. L. C. Nat. Our. bibliotheca physica, medica, miscella, partim Sociorum munificentia, E Vol. XXIII. P.1. XXXIV partim ipsius sumptibus comparata. 1155. 4. — Academiae Sacri Ro- mani Imperiü Leopoldino - Carolinae Naturae Ouriosorum Historia. Hal. Magdeb. Literis et impensis J. J. Gebaueri. Phylira, qua Acad. Imp. N. C. h. t. Praeses D. H. F. Delius perillustri A. ©. N. ©. Directori cunctis- que adiunctis et collegis 8. P. D. atque de nupero et praesenti dictae acad. statu breviter agit. Erlangae. Literis F. L. Ellrodt. (1188.) 4. So hat sich die Akademie vom Jahre 1652 bis zur Auflösung des deutschen Reichs entwickelt und thätig bewiesen. XXXV II. Zweiter Abschnitt. Zur Geschichte der Akademie. Weitere Entwickelung derselben wäh- rend der Zeit des deutschen Bundes (1791-1848). Jen. Lit. Zig. S. 931-933. Die kriegerischen Ereignisse, welche in Folge der französischen Revolution eintraten, hatten die Wirksamkeit der Akademie gelähmt, indem sie die Richtung der Thätigkeit ihrer Mitglieder zerstreuten, literarische Unternehmungen erschwerten, die Beziehung der kleinen Geldmittel der “ Akademie unterbrachen, zum Theil diese selbst herabsetzten, — doch blieb ihr Eigenthumsrecht, wie es ihr, als einer reichsunmittelbaren Korporation, zustand, unangefochten und unberührt. Aber die Zeit der gewaltsamen Umgestaltung im Aeussern, die Zeit der Macht, des Drucks und Gegendrucks, war zugleich eine Zeit der geistigen Befreiung gewor- den. Die Philosophie ward eine geschichtliche Gewalt und die Naturkunde erhob sich an ihrer Hand zur Würde und zum Bewussisein ihrer Stellung im Leben der Menschheit. Ein kurzer Schlummer, von 1791-1817, und die Akademie fühlte sich wieder vom Pulsschlage des neuen Lebens, dem sie angehörte, be- rührt und erweckt. Die neue Laufbahn erschien ihr nicht fremd, wohl aber mit Schwierigkeiten umgeben. Der damalige Präsident v. Wendt, Professor in Erlangen, fasste auf Anrathen mehrerer Akademiker, vorzüg- lich des Professors Goldfuss, des nachmaligen, im Jahre 1848 verstor- benen Directors der Ephemeriden, den Entschluss, einen neuen Band der Nova Acta zu ediren, und übertrug die Herausgabe dem Adjuncten Nees v. Esenbeck, der damals in ländlicher Musse zu einem solchen Geschäfte geeignet und geneigt schien. Die Männer, welche daran Theil M co XXXVI nahmen, Kieser, Döllinger, Goldfuss, Martius, Gravenhorst, der Herausgeber u. A., gehörten schon ganz der neuern Zeit an. Dieser erste Band wurde unter des Herausgebers Augen zu Marktbreit bei Knen- lein gedruckt und erschien 1818. - In demselben Jahre trat der Herausgeber dieses Bandes, der Dr. Nees v. Esenbeck, eine Professur in Erlangen an, wurde im August, nachdem der Präsident v. Wendt im Mai verstorben war, zu, dessen Nachfolger ernannt und erhielt bald nachher einen ehrenvollen Ruf an die neu errichtete Universität Bonn. Dieses Zusammentreffen von Ereignissen entschied für die heutige Stellung der Akademie, als für eine neue Lebensepoche derselben. Denn der Abzug des Präsidenten in einen unter einer andern Oberherrschaft stehenden Theil des deutschen Vaterlandes, wobei er von seinem statuten- mässigen Rechte, die Akademie mit sich an seinen neuen Wohnort zu ver- setzen, Gebrauch zu machen gedachte, lenkte die Aufmerksamkeit der hiermit in Berührung gebrachten Staaten Deutschlands, Preussens und Baierns, auf die Frage: ob die Rechte der Akademie als einer moralischen, dem deutschen Reiche durch Gesetze und Privilegien selbstständig ver- bundenen Person — eines Reichsstandes — durch die Auflösung des deutschen Reichs stillschweigend als erloschen zu betrachten seien, und ob die selbstständige Reichs- Akademie überhaupt durch den zufälligen Umstand, dass ihr zeitiger Präsident gerade damals in diesem oder jenem Theile des deutschen Reichskörpers wohnhaft gewesen, als diesem, ohne weitere Bestimmung (welche bei der Auflösung des deutschen Reichsverbandes nicht erfolgt war) heimgefallen und als Person für unter- gegangen zu betrachten sei? Wie wohlwollend und mit welchem richtigen Gemeinsinne die kur- zen Unterhandlungen damals zwischen den beiden genannten Staaten ge- führt wurden, erhellt aus dem Resultate, dass die Akademie, als ein selbstständiges, nach seinen Gesetzen und Statuten sich wie bis- her frei verwaltendes Institut, mit Allem, was sie als Eigenthum AXXVU besass, ungeschmälert dem Präsidenten von Erlangen nach Bonn folgte, und dass sie hier, soweit es die veränderten äussern Ver- hältnisse gestatteten, in einer ihrer frühern Stellung zu Deutsch- land angemessenen Würde und Achtung anerkannt wurde. Der Aufenthalt der Akademie in dem preussischen Staate wurde nach ihrem Uebertritte nie und nirgends als ein nothwendiger, sondern stets nur als ein durch ihr Verhältniss zu ihrem Präsidenten be- dingter behandelt und sie erhielt vielmehr von preussischer Seite die ausdrückliche Erklärung: „dass die hiermit in den Schutz des preussischen Staats aufgenommene Akademie nach ihren alten Gesetzen in ihm fortbestehen, ihre Angelegenheiten selbst ver- walten, und in Hinsicht ihrer Wirksamkeit, als Korporation, keinen andern Beschränkungen, als denen der allgemeinen Ge- setzgebung, unterworfen sein solle,“ mit welcher Erklärung also die keinem besonderen deutschen Staate untergebene Autonomie der Akademie, als freier deutscher Korporation, für die Zukunft authentisch garantirt worden ist. Selbst die ansehnlichen jährlichen Geldzuschüsse aus der königlich preussischen Staatskasse zur Herausgabe der Acta standen lange Zeit ohne jede Controle unter der Rechnungsführung der Akademie, und erst später kam die Vorlegung der Rechnung der Akademie vor die geheime Caleulatur des königl. preuss. hohen Ministerii des Unterrichts hinzu. Se. Majestät der König von Preussen Friedrich Wilhelm Ill. über- nahm in der Folge Selbst die in den alten Statuten der Akademie be- gründete Würde ihres Protectors, und alle Gunst- wie Geldverleihun- gen wurden stets mit dem Zusatze: „für die Dauer ihres (der Aka- demie) Aufenthalts in den königl. preuss. Staaten‘ ertheilt. (Man sehe die Beilage 1 am Schlusse dieses Abschnitts.) Aber nicht blos zu bewahren, sondern auch zu fördern und dieses Institut in zeitgemässer Entwickelung sich ausbilden zu lassen, lag im Geiste jenes Verfahrens, und die zu diesem Behufe mit der offenen Hin- XXXVII weisung auf das gesammte deutsche Vaterland und auf die erhabene Stel- lung der Wissenschaft überhaupt der Akademie verliehenen Unterstützun- gen berechtigten zu der Hoffnung, dass dieses deutsche wissenschaftliche Institut sich durch das Wohlwollen des Staats, wie durch die Interessen seiner Aufgabe, so lange an Preussen gefesselt fühlen werde, bis eine höhere Entwickelung sich an diesen ersten wichtigen Schritt anschliessen könne. Seit dem Herbste des Jahres 1819 hat die Akademie der Naturfor- scher ihren Sitz in Preussen, — erst in Bonn, dann, durch den Umzug des Präsidenten, in Breslau. Im Schlosse zu Poppelsdorf bei Bonn war ihrer Bibliothek ein schöner Saal eingeräumt *). Die unbedeutende, grösstentheils unbrauchbar gewordene Sammlung von Naturalien u. s. w., welche sie besass, wurde nach einem Beschlusse des Präsidenten und der anwesenden Adjuncten verkauft. Die Bibliothek aber wächst durch den Tausch ihrer Werke mit andern Akademien und Societäten und durch frei- gebige Geschenke ihrer Mitglieder. Von der Thätigkeit der Akademie zeugen ihre seit 1820 erschiene- nen Schriften. Zur Herausgabe derselben, die auf eigene Kosten gesche- hen muss, gewährt der Staat erhebliche Zuschüsse, und das Pro- tectorat des Monarchen, sowie die Stelle, welche sie in dem „„Hand- buche für den Königl. Preuss. Hof und Staat‘ einnimmt, bezeugen ihr nicht nur eine ehrenvolle Anerkennung, sondern documentiren auch wei- ter die oben angeführte freie und selbstständige Stellung der Akademie in den königl. preuss. Staaten und die unbeschränkte Anerkennung ihrer dem Staate bei’m Uebertritt vorgelegten Statuten. Die Zuschüsse des Staats zur Herausgabe der Schriften der Akade- mie und zu der mit dem sehr erweiterten Geschäftskreise immer kostspie- *) Den sie aber vor Kurzem dem technologischen Kabinet des Professors und Geh. Bergraths G. Bischof abtreten musste. XXXIX liger werdenden Verwaltung betrugen durch eine neueste Zulage von 1843 bis 1849 jährlich 1500 Thaler, eine gewiss nicht geringe Summe, die aber, bei der grossen Menge von Kupfer- und Steindrucktafeln, wel- che den Bänden der Nova Acta beigegeben werden müssen, schon nach dem einfachen Gange des Etats zur Herausgabe eines jährlichen Bandes, oder richtiger, einer jährlichen Abtheilung eines solchen, nicht ausreicht, sondern die Kosten für Druck und Papier auf den Erlös aus dem Verkaufe desselben im Buchhandel zu basiren nöthigt. Die Theilnahme der Zeit an den Leistungen der Akademie äussert sich vorzüglich durch die Menge der Abhandlungen, welche ihr von allen Seiten zugehen. Wer den raschen Fortschritt der Naturwissenschaften und die Ansprüche, welche die literarische Entwickelung derselben macht, kennt, wird auch einsehen, dass die Wirksamkeit der Aka- demie der Naturforscher und deren Schriften ein Zeit- bedürfniss sind. (Man sehe die Beilage 2 am Schlusse dieses Abschnitts.) Diese immer mehr in’s Bewusstsein tretende Einsicht legt der Aka- demie eine grosse Verpflichtung auf und setzt den Preis eines unvergäng- lichen Ruhmes für Diejenigen aus, denen die Macht und der Wille inwoh- nen, jener Verpflichtung zu Hülfe zu kommen. Wie die seit 1820 erschienene Reihe der Schriften der Akademie der Naturforscher zeigt, war damals die Herausgabe so angelegt, dass die Bände derselben unter dem fortlaufenden Titel der Nova Acta und mit einer Andeutung der ehemaligen Decaden, zugleich aber mit Beifügung des neuen Titels: Verhandlungen der Kaiserlichen Leopoldi- nisch-Carolinischen Akademie der Naturforscher, vom Oten Bande an mit der Zahl 1 beginnend, den neunten ausgenommen, jeder aus zwei Abtheilungen (Partes Voluminis) bestehen, und all- jährlich eine solche Abtheilung von 40-50 Bogen mit 20-30 Tafeln an’s Licht treten sollte. Wir sehen aber, dass die Menge und der Umfang des hinzutretenden neuen und wichtigen Materials bald das Erscheinen XL eines ganzen, aus zwei Abtheilungen bestehenden Bandes in einem Jahre, bald auch einen Supplementband, endlich sogar zwei derglei- chen, von nicht geringerem Umfange als die Abtheilungen der Bände selbst, nöthig machte, wodurch denn die Akademie ihrer Bestimmung in immer höherem Maasse entsprach, aber auch der Besorgniss Raum giebt, dass sie, wenn sich nicht in demselben Maasse der Absatz steigert, was kaum zu hoffen, mit ihren jetzigen Mitteln nicht ausreichen und dem durch sie selbst geweckten Bedürfnisse des naturwissenschaftlichen Publikums, ohne eine höhere Hülfe, auf die Länge nicht gewachsen sein dürfte. Sie ihut indess wohl, sich nicht trübenden Besorgnissen hinzugeben, sondern dem Geiste zu vertrauen, der in dem Laufe der Zeiten mächtig ist, und den auf Erden zu vertreten die Grösse der Mächtigen ausmacht. Die bis heute ausgegebenen Schriften der Akademie laufen seit ihrem Wiederaufleben vom ten Bande der Nova Acta an bis zum 23sten Bande (nach dem deutschen allgemeinen Titel vom 1sten Bande bis zum l1ten), und bestehen, da jeder Band, mit Ausnahme des 9ten, zwei Abtheilungen in Form eines starken Bandes enthält, aus 27 Bänden. Von diesen haben der 14te, löte, 16te und 17te Band jeder einen Sup- plementband, dem 18ten und 19ten Bande aber sind zwei dergleichen beigesellt worden, und die Zahl der seit 1818 erschienenen Bände der Akademie beläuft sich demnach gegenwärtig auf 35. Der 23ste Band in zwei Abtheilungen, und das Supplement des 22sten Bandes werden noch im Laufe des Jahres 1851 erscheinen, die zweite Abtheilung des 23sten Bandes erscheint gegen Ostern 1852. Die Namen der Mitglieder der Akademie wurden fortlaufend in dem der Zeit ihrer Aufnahme zunächst erschienenen Bande der Acta bekannt gemacht, und die seit Beginn der Akademie bis zum Schlusse des 22sten Bandes der Nova Acta fortlaufende Zahl derselben beträgt 1492. Die Zahl der gegenwärtig lebenden Mitglieder ist 372 *). Viele Mitglieder *) In dem K. Pr. Staatskalender für 1851 stehen hievon erst 366. XLI nehmen an den Druckschriften derselben thätigen Antheil. Die gewöhn- liche Unterscheidung derselben in Ehrenmitglieder, wirkliche und cor- respondirende Mitglieder findet nicht statt. Für jede in die Schriften der Akademie aufgenommene Abhandlung wird dem Verfasser, als Honorar, die Abtheilung des Bandes, welche sie enthält, und ausser dieser noch eine Separatauflage seiner Abhandlung in 25 Exemplaren ertheilt. Mit- glieder, welche die neue Reihe der Nova Acta, vom Bten Bande an ge- rechnet (denn die ältern Bände sind vergriffen), zu erwerben wünschen und sich zugleich zur Fortbeziehung der folgenden um den Ladenpreis verbindlich machen, erhalten die früheren Bände, bis zum Tage der Be- stellung des Ganzen, um den halben Ladenpreis. Beilagen zum zweiten Abschnitt. Beilage 1. Wir wollen hier einige nähere Data beifügen, welche zeigen, wie bestimmt die preussischen Staatsmänner, welche in jener Zeit das Staatsschiff lenkten, den Hinblick auf das gesammte Vaterland anregten und aussprachen, dass Preussen demselben die Akademie als ein lebendes Denkmal seines wissenschaftlichen Gemeinsinnes für immer bewahren wolle. 1) Auf ein Schreiben des Präsidenten der Akademie vom 18. September 1818, mit welchem derselbe dem Fürsten Staatskanzler v. Hardenberg den 9ten Band der Nova Acta überreicht und in einer bescheidenen Anspie- lung auf die ehemalige Protection des Fürsten v. Montecucoli am Kaiser!l. Oesterreichischen Hofe den Wunsch berührt hatte, dass Se. Hochfürstliche Durchlaucht in die mit Montecucoli beginnende Reihe der statutenmässig aus den Fürstenhäusern des deutschen Reichs hervorgegangenen Protectoren der Akademie eintreten möge — antwortete der Fürst: „Das Anerbieten, dieser würdigen Akademie als Protector vorzustehen, hat für mich einen doppelten Werth; es verbürgt mir die Gewissheit, durch Beförderung und Unterstützung gelehrter Arbeiten für den wissenschaft- lichen Ruhm und die Ehre Deutschlands kräftig zu wirken und Vol. XXIII. P. 1. F XL ist mir ein rührender Beweis, dass eine angenehme Erinnerung an meine frühern Beziehungen mit diesem gelehrten Verein noch in dieser Gesell- schaft lebt.“ „Ich erwarte einen ausführlichen Bericht Sr. Excellenz des Herrn Ministers von Altenstein über die jetzige Lage derselben, um diejenigen Maassregeln zu ergreifen, welche nöthig sein werden, um ihre Existenz auch für die Zukunft festzustellen, und dem deutschen Vaterlande die Früchte ihrer edlen Thätigkeit durch eine von lokalen Einflüssen und Interessen ganz unabhängige Lage zu sichern. Aachen, den 28. November 1818. (gez.) C. Fürst von Hardenberg.“ Vergl. Nova Acta Acad. X.1. p. IX. 2) Nach der Freigebung der akademischen Attribute von Seiten Baierns, wurden der Akademie nicht nur die Frachtkosten für deren Ablieferung nach Bonn vorschussweise gezahlt und weiter für die Unterbringung der Bibliothek u.s. w. in einem Universitätsgebäude zu Bonn bestens gesorgt, sondern weiter ein angemessener Vorschuss zum Beginn des Drucks der Acta bewilligt; dabei aber stets sorgfältig vermieden, irgend etwas als stehenden Jahreszuschuss für die Akademie etatsmässig auszuwerfen, damit auch nicht einmal der Schein einer Einordnung der Akademie in das staatliche Finanzwesen entstehen und dadurch die Selbstständigkeit der Akademie als einer specifisch nicht preussischen Korporation beeinträchtigt werden möge. Als Belege hie- für dienen die Schreiben des Fürsten Staatskanzlerss von Hardenberg, d.d. Berlin, den 3. Juni 1822, und des hohen Ministerii der geistl., Unterr.- und Medic.- Angel. in Berlin, d.d. 19. August 1822. — Erst späterhin, als Se. Majestät der König Friedrich Wilhelm IlI., nach des Fürsten Staats- kanzlers Tode, Selbst das Protectorat auf Bitte des Präsidi am 19. Mai 1827 übernommen und dadurch jedes Missverständniss über die eigentliche Stellung der Akademie in Preussen hinweggeräumt hatte, erhielten die Zuschüsse aus Staatsfonds eine mehr etatsmässige Form, doch immer nur in der Art, dass deren Bewilligung jedesmal auf das Gesuch des Präsidenten nur auf drei Jahre von Sr. Majestät selbst erfolgte, und nach Ablauf des Trienniums aufs Neue um diese Unterstützung nachgesucht werden musste. re XLHI 3) Noch bestimmter spricht sich der im Eingange dieser Beilage bezeichnete Charakter aller zu Gunsten der Akademie gethanen Schritte der damaligen höchsten Behörden des preussischen Staats in einem Schreiben des Herrn Mini- sters von Altenstein aus, welches wir deshalb hier vollständig mittheilen wollen. „Aus Ihrer Eingabe vom Sten d. Mts. hat das unterzeichnete Ministerium mit Vergnügen ersehen, dass die Attribute der Kaiserlichen Leopoldinisch- Carolinischen Akademie der Naturforscher glücklich in Bonn angelangt sind. Um dieser durch ihr Alter, wie durch ihre vielseitigen Verdienste um die Naturwissenschaft ehrwürdigen Akademie sogleich bei ihrem neuen Eintritte in den Preussischen Staat einen thätigen Beweis der vorzüglichen Hochachtung zu geben, welche die obersten Staatsbehörden für die rühm- lichen Bestrebungen dieses wissenschaftlichen Vereins hegen, ist die Generalkasse des unterzeichneten Ministerii an dem heutigen Tage ange- wiesen worden, an Sie, den zeitigen Präsidenten der Kaiserlichen Leopol- dinisch-Carolinischen Akademie, die Summe von Dreihundert Thalern Preuss. Courant zur Bestreitung der Kosten, welche die Versetzung der Attribute der Akademie von Erlangen nach Bonn möchte verursacht haben, gegen Quittung auszuzahlen. Das Ministerium wird seiner Seits jetzt nicht unterlassen, die Kaiserliche Leopoldinisch - Carolinische Akademie der Naturforscher Sr. Majestät dem Könige zur landesväterlichen Berück- sichtigung angelegentlichst zu empfehlen und Allerhöchsten Orts dahin an- zutragen, dass die Akademie in einer zu erlassenden Allerhöchsten Kabinets- Ordre als eine freie deutsche Anstalt möge anerkannt und ihr zugleich von Seiten des Preussischen Staats die kräftigste Unterstützung und der nöthige Schutz in allen etwanigen Fällen möge zugesichert werden. Berlin, den 28. Mai 1819. Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten. (gez.) Altenstein.“ An den Professor und Präsidenten der Kaiserl. Leopoldinisch - Carolinischen Akademie Herrn Dr. Nees v. Esenbeck 5155. hierselbst. Man sehe Nova Acta Acad. X.1. p. XI. XLIV Beilage 2. Es dürfte hier nicht am unrechten Orte angebracht sein, wenn wir das, was der Präsident in seiner Trauer- und Gedächtnisschrift nach dem Ableben des Fürsten Staatskanzlers von Hardenberg, als des Protectors der Akade- mie, über den eigenthümlichen Charakter und die universelle Aufgabe der deutschen Akademie, und im Allgemeinen über den Unterschied derselben von den ähnlichen Instituten, welche man nach diesem Gegensatze als „‚Staats- Akademieen‘ bezeichnen kann, vorgetragen hat, hier in deutscher Sprache wiederholen. (Vgl. die Vorrede zum 11. Bande der Nova Acta p. XI ff.) Nachdem dort zuvörderst die Ueberzeugung ausgesprochen worden, dass selbst im Politischen, wo doch damals (im Jahre 1822) der grösste Unterschied von den früheren Perioden des deutschen Lebens hervorzutreten scheine, keine wesentliche, sondern nur eine oberflächliche und unwesentliche Abweichung von den früheren Zuständen Deutschlands eingetreten, dass aber im Leben der Wissenschaften und der Gelehrten in der That gar keine wirkliche Verschie- denheit zwischen jetzt und ehemals aufzufinden sei, geht die Betrachtung weiter: „Seit Wiederherstellung der Wissenschaften war Deutschland vorzugsweise reich an Männern des Dichtens, Denkens und Wissens, und die Musen hatten in jedem kleinsten Winkel dieses Reiches ihren Altar. Hell glänzte da der Doctortitel, der Gelehrte stand selbst bei den Grossen hoch in Ansehen, und grosse (reister waren vom Volke wie aus einem Munde gepriesen. Aber bei aller dieser grossen, allgemeinen und wohlverdienten Anerkennung der Wissen- schaftlichkeit genossen die Wissenschaften von dem Reiche im Ganzen nur einer spärlichen oder gar keiner Hülfe. Das Talent allein erhielt durch seine Schätze jenen glänzenden Haushalt von Universitäten; es selbst zog fast keine andere Nahrung aus ihnen, als die, welche ihm der allseitige Wetteifer zuführte. Das ganze Deutschland hatte keinen Punct, in dem es sich als ganz erschienen wäre und darum blieben Alle frei von jener Ruhmbegierde, die nur von höchster Stelle aus bemerkt, belobt, nur in grossen glänzenden Krei- sen gehört und gepriesen sein will. Jeder suchte in anhaltender tüchtiger Thätigkeit nur sich selbst und Wenigen, die ihm zunächst standen, zu genügen; was der Gedanke ergründet, was die Beobachtung oder das Experiment gelehrt XLV hatten, das wurde fleissig aufgezeichnet. So lebten die nie müssigen Frei-Aka- demiker zu der Zeit, wo sie, theils durch den Voranschritt benachbarter Völ- ker geweckt, theils durch den eignen Reichthum an Ideen und Thatsachen gedrängt, das gemeinsame Bedürfniss fühlten, zu sehen und zu hören, was überall zur Mittheilung bereit, obwohl keineswegs um der Mitthei- lung willen vorbereitet war.“ „Dieses war nun der eigentliche Grund und Ursprung der Akademie der Naturforscher. Was jene, durch ganz Deutschland zerstreute Schaar geschäftiger Geister jeder einzeln bei sich niedergelegt hatte, das wie mit einem Munde als Gemeingut zu verkünden, ohne Rücksicht auf die Person, fern von Gunst und Missgunst, nichts zu wollen, nichts zu thun, als nur was des Geistes und der Wissenschaft ist, der Deutschen Geister, nicht ihre Leiber, zur Einheit zu verbinden, als Einheit dem Auslande darzustellen und zur Gel- tung zu bringen, dahin ging all ihr Streben, für diese Aufgabe wirkten sie mit reger, vollbewusster Kraft. Ihr kleiner Vorrath von Büchern und Naturalien bestand grösstentheils aus Geschenken der Mitglieder, welche darin ihren guten Willen, ihr ernstes Streben, den ganzen Gang ihrer Studien nicht dem äussern Auge zur Beschauung und Bewunderung, wohl aber dem innern Auge, das dabei ihr Wirken verfolgte, darstellten; dieses akademische Museum blieb stets von der Anmassung fern, irgend einem andern den Rang streitig zu machen. Ebensowenig waren die kleinen Einkünfte, welche der Akademie im Laufe der Zeit durch Geschenke oder Vermächtnisse zuflossen, von solchem Belange, dass sie dem Präsidenten oder einem andern Mitgliede einen Privatvortheil bringen oder eine Menge berühmter Gelehrten der Akademie durch Gehalte verpflichten konnten; alle Einkünfte der Akademie gingen für die Correspondenz und für die Herausgabe der Acta auf. Das Hauptziel und die eigentliche Thätigkeit der Akademie bestand demnach in der Einsammlung der Arbeiten ihrer Mitglieder und in der Herausgabe derselben durch den Druck. Dass diese ihre Sammlung von möglichst Vielen bereichert, gesichtet, in ungestörter Folge, rechtzeitig und je nach dem Geschmacke der Zeit und des Orts auf’s schönste ausgestattet an’s Licht treten müsse, war in dem Bewusstsein der Aufgabe so deutlich ausgedrückt, dass deshalb der Director des Herausgabegeschäfts (der Idee nach) im Collegio der Adjuneten den nächsten Rang nach dem Präsiden- ten einnahm, obwohl sich bald ergab, dass diese Stellung auf einen blossen Ehrentitel hinauslaufen müsse, weil eben die Herausgabe der akademischen XLVl Schriften, als solche, in Wahrheit das Hauptgeschäft des Präsidenten dieser Akademie ist und sein muss.“ „Man sieht hier das treue Bild der deutschen Akademie, wie sie von Anbeginn war, und wird zugleich einräumen müssen, dass eine deutsche Aka- demie in und für Deutschland, wie es nun einmal ist, nie anderer Art sein könne.“ „Von einer solchen Akademie muss man jene andere Gattung akademischer Körper wohl unterscheiden, welche wir oben als Staats-Akademien be- zeichnet haben, und welche, auf Staatskosten gegründet und unterhalten, gleich- sam einen beständigen Senat der gelehriesten und berühmtesten Männer bilden, umgeben von dem köstlichsten Apparat an Büchern und Werkzeugen aller Art, — ganz verschieden von derjenigen Akademie, die nach dem Muster der unsrigen die bei einem Volke im Freien — oder, wie man zu sagen pflegt, wild — wachsenden Früchte des Geistes zu sammeln und sogar hervorzu- locken unternimmt.‘ „Von jenen Staats- Akademien, welche vorzugsweise der Ausbildung und Erweiterung der Wissenschaften gewidmet und mit allen Hülfsmitteln ausgestaltet sind, um das, was der Einzelne nicht durchzuführen im Stande ist, durch die vereinten Kräfte und Fähigkeiten Mehrerer zu bewirken, ist nicht zu fordern, dass sie ihr Hauptaugenmerk auf die Herausgabe von Büchern richten oder selbst allzuviel auf diesem Felde arbeiten sollen, wodurch nur allzuleicht ihre Kräfte und Hülfsmittel einseitig erschöpft werden könnten, wenn nämlich eine solche Akademie in der Herausgabe eigner Schriftwerke ihren Ruhm suchen wollte, oder gar auf Geheiss dahin streben müsste, da sie doch gerade ihre wichtigsten Leistungen oft in die kürzesten Worte fassen kann und überhaupt nur der Unwissende und des wahren Standpunets völlig Unkundige sich einfallen lassen kann, ihre Früchte nach Jahrgängen abmessen zu wol- len. Man lasse jene Männer ihre Sitzungen feiern, sich untereinander berath- schlagen, loben, bestreiten und so ihr Werk der höchsten Vollkommenheit zuführen; das sei ihre Sache, und sie werden, wenn sie das Ihrige im vollen Ernste thun, der Menschheit Nutzen bringen.“ „Wollte aber die Akademie, die wir die unsre nennen, in solcher Art verfahren, so würde sie sich selbst missverstehen; sie würde oft in der Ver- säumniss eines Tages ein ganzes Jahr verlieren und im eitlen Wetteifer mit jenen Senioren die jugendliche Kraft einem verdienten Lächeln preisgeben.“ XLVlI „Statt dessen nehmen wir Alles in Anspruch, was unser väterlicher Boden an guten, wissenschaftlichen Leistungen Einzelner von freien Stücken trägt oder was uns das Ausland frei und freundlich darbietet. Zur angemessenen Heraus- gabe dieser Abhandlungen in jährlichen Bänden genügen unsre Mittel. Unsre Einkünfte werden zwar jährlich durch die Correspondenz und durch die Presse erschöpft, aber sie stehen nach der Herausgabe eines Bandes wieder auf von den Todien; die eine Hälfte der Kosten bringen die Käufer des Werks zurück, die andere Hälfte fliesst uns mit dem neuen Jahre wieder von aussen zu und ruft den neuen Band vollends an’s Licht. Dadurch bleibt der Preis des Werks so niedrig, dass um denselben kein Buchhändler es im eigenen Verlage liefern könnte, ohne den Umfang des Drucks und die ikonographische Ausstattung zu schmälern.“ „Den Ankauf der akademischen Schriften betrachten wir hierbei als einen „Tribut“, den die wohlhabenden Mitbürger der Natur- und Heilkunde, dadurch aber der gesammten Menschheit bringen, der manche Erweiterung und Ver- schönerung der einzelnen Bände ohne Erhöhung des Preises möglich machen, manche wichtige Abhandlung mit der gewünschten Eile an den Tag fördern würde, statt dass im gewöhnlichen Gange des Geschäfts wenigstens ein halbes Jahr verfliessen müsste, bevor sie in dem nächsten Bande mit erscheinen könnte. So sei denn hiermit Allen nochmals der Ankauf dieses Werks empfohlen.“ XLVIN III. Dritter Abschnitt. Aufschwung zur Idee einer Wiederherstellung der Akademie für das neu belebte deutsche Reich, in zeitgemässer freier Form und in einem weiteren Wirkungskreise. (März 1848 —März 1849.) Die europäische Bewegung des Jahres 1848, welche bestimmt schien, das deutsche Reich auf seinen himmelanschwellenden Wogen zu der Höhe empor zu tragen, welche ihm, dem Nabel Europa’s, bewohnt von dem Volke der wahren, freien und befreienden Humanität, zum Heil der Welt gebührt, fand die deutsche Akademie der Naturforscher in ihrer gewohnten Thätigkeit. Des 22sten Bandes der Nova Acta erste Abthei- lung war eben im Druck vollendet, die zweite, reich ausgestattete Abthei- lung war für die Presse redigirt, und das Material zum 23sten Bande lag zur Redaction vor. Die Akademie der Naturforscher steht zwar auf ihrem streng abge- grenzten Gebiete ganz ausserhalb der Politik und wird sich stets in dieser Weise bewegen, wo sie in ihrer Werkstätte zu schaffen und zu arbeiten berufen ist. Sie steht aber zugleich als Trägerin der Wissenschaft im Herzen des deutschen Volks, dessen Gedeihen, wie dessen Verluste sie theilt. Die Tochter des alten, des „,‚heiligen‘‘ Römischen Reichs, die Matrone des siebenzehnten Jahrhunderts, musste die um- und neugestal- tende Bewegung ihres Volkes um so lebendiger mitempfinden, als sie ja selbst erst vor wenigen Decennien unter jugendlichen Hoffnungen aus einer untergegangenen Lebensepoche wieder zu sich gekommen war und sich zur Wiederkehr in eine verjüngte Laufbahn durch mächtige Stimmen, die bei ihr noch im frischesten Andenken lebten, berufen glaubte. XLIX Das erste entscheidende Wort, das sie aus den stürmischen Ver- ständigungsversuchen zwischen Fürst und Volk in Berlin vernahm, musste ihr wie ein Fingerzeig für ihre eigne Bestimmung erscheinen. Der König hatte hochherzig den vorübergehenden Versuch des Zwangs zur neu- anwachsenden Grösse schnell vergessen und das dreifarbige Banner der deutschen Einheit erhoben. Was Er dabei verkündet und weiter noch im Einzelnen durch seine Minister den Völkern verheissen hatte, konnte auch für die Wissenschaften in ihrem weiten Umfange nicht unfruchtbar bleiben, und die Akademie kam hiermit, während sie in aller Ruhe, wie immer, ihrem Werke oblag, auf die Idee ihrer Rehabilitation und, möchte man sagen, ihrer höheren Verwerthung für das ganze Vaterland zurück. Der Gedanke, die Akademie mit Hülfe des Bundestags als eine selbst- ständige, allgemein bestätigte wissenschaftliche Anstalt für Natur- und Heikunde, auf den Grund ihrer, durch Jahrhunderte bewährten alten Ge- setze, wieder in die Gesammtheit des deutschen Reichs zurückzuführen und zeitgemäss weiter auszubilden, hatte schon in früheren Jahren (1843) sowohl den Präsidenten, als den Adjuncten und jetzigen Director der Ephemeriden, Herrn Geheimen Hofrath Dr. Kieser zu Jena, vorüber- gehend beschäftigt. Jetzt wurden ähnliche Pläne von den verschieden- sten Seiten (z.B. in den „‚Verhandlungen deutscher Universitäten über die Reform der deutschen Hochschulen‘, Jena 1848) laut, und der Director, Herr 6. H. R. Kieser, legte bald darauf dem Präsidenten den bereits von ihm ausgearbeiteten Plan einer für die eventuelle Stellung und Lage der Akademie, als einer allgemeinen freien deutschen Anstalt, berechneten neuen Organisation derselben, wobei das Wesentliche der alten, erprobten Verfassung aufrecht erhalten worden, zur Prüfung vor. Nachdem sich beide im Wesentlichen hierüber geeinigt, wurde die- ser Entwurf mit Vorwissen des Königl. Preuss. Ministerii des Kultus den sämmtlichen Adjuncten der Akademie zur vorläufigen Erwägung und Be- ralhung vorgelegt, um sich durch zeitige Besprechung und eventuelle Vol. XXIII. P.1. G L Einigung für den erwarteten Fall einer einheitlichen Reorganisation Deutschlands in den Stand zu setzen, auf die erklärte Stellung der Akademie der Naturforscher antragen und zugleich für die angemessene Organisationsform derselben die sachgemässen Vorschläge machen zu können. Diese Berathungen blieben rein bei der Form vertraulicher Vorberei- tungen stehen, führten aber dennoch bereits zu einer Einigung, welche nach Umständen zu entscheidenden Schritten von Seiten des Präsidii ermächtigt haben würde. Wir können uns über den ganzen Verlauf und die eventuellen Resul- tate dieser Berathung kurz fassen und deshalb auf den in der Vorrede zur zweiten Abtheilung des 22sten Bandes der Nova Acta (S. XLIII-XC) vollständig gelieferten und mit den nöthigen Beilagen versehenen Bericht verweisen *), wollen aber doch für diejenigen, welche der Beurtheilung dieses Gegenstandes eine nähere Theilnahme zuwenden, — vielleicht auch zum Behufe eines nahen factischen Wiederaufnehmens dieser Angelegen- heit, — in dem Anhange zu diesem Abschnitte neben den alten Statuten aus Buechneri historia, die „‚Finalredaction des gedachten Reorganisations- vorschlags vom 6. April 1850° nochmals abdrucken lassen. Die Hauptabweichungen des neuen Plans von den alten Gesetzen der Akademie laufen darauf hinaus, dass die am Sitze der Centralregierung Deutschlands residirende, gehörig fundirte, von einem aus ihren Fonds besoldeten Präsidenten mit Hülfe eines angemessenen Büreaus geleitele Akademie durch Aufstellung von Preisfragen, Ertheilung von Reisesti- pendien, endlich durch die Verpflichtung, der Centralgewalt Deutschlands und allen einzelnen Regierungen auf Verlangen in wissenschaftlichen- und *) Uebersicht der Berathungen und eventuellen Beschlüsse im Kreise des Adjuncten - Collegii, betreffend den Plan einer auf den Grund der Kaiserl. Leopoldinisch-Carolinischen Akademie zu errichtenden freien Central- Akademie für das deutsche Reich und einer damit zu ver- bindenden allgemeinen Hochschule, a. a. O. LI Sanitäts- Angelegenheiten ihre Gutachten abzugeben, sich im Ganzen wie im Einzelnen, ihrer Stellung gemäss, am Leben bethätigen solle. Der Präsident soll zwar von dem, wie bisher, bestellten Adjuncten-Collegium, aber aus der Zahl aller Mitglieder gewählt werden. Die Selbstständig- keit seiner Verwaltung wird durch ein absolutes Veto in allen Ver- waltungssachen geschützt, zugleich aber auch durch die Bildung eines, aus ihm und zwei Vicepräsidenten bestehenden Directorium’s in der Stel- lung zum Ganzen verstärkt, ohne dass dadurch irgend eine Unterordnung des Präsidenten unter das Directorium anerkannt würde, weil zur Gültig- keit jeden Beschlusses erforderlich ist, dass die Stimme des einen Vice- Präsidenten auf der Seite des Präsidenten sei. Die Sitzungen der Ver- waltung sind sparsam eingetheilt. "Jährlich soll der Präsident einmal das Direetorium, — alle zwei Jahre einmal die Adjuncten zusam- menberufen. *) Ein vollständiger Verwaltungsbericht, verbunden mit summarischer Angabe der, von der Finanzbehörde der Central-Regierung zuvor controlirten, Rechnungsergebnisse soll den laufenden Actenbänden einverleibt werden. — So viel in der engeren Beziehung auf die Akade- mie, als deren Gebiet folgende Wissenschaftszweige bezeichnet werden: Naturphilosophie, Physik und Chemie, Mineralogie im weite- sten Umfange, Botanik, Anatomie, Physiologie und Psychologie des gesunden, wie des kranken menschlichen Naturlebens. Es schloss sich aber weiter an diese Reorganisations-Idee der Aka- demie auch noch die Idee einer freien Central-Hochschule, wie solche von dem Präsidenten und Director schon als Zugabe zu ihrem ersten Entwurfe vom 30. Juli 1849 systematisch entwickelt und selbst dem Königl. Preuss. *) Was überhaupt die Titel Director und Sekretair anlangt, muss hier erinnert werden, dass dieselben bei dem jetzigen Zustande der Akademie blosse Ehrentitel sind, indem die Verwaltung des Instituts keine Trennung verträgt, sondern der Präsident Alles selbst ver- richten muss. Nur die Function des Bibliothekars ist jetzt in der Person des Herrn Stadt- raths Henry in Bonn realisirt. ES LI Herrn Staatsminister von Ladenberg vertraulich vorgelegt worden war. Durch die Heilkunde reihte sich die Akademie, als Fakultät, lehrend in den Plan dieser Hochschule ein. Was sich hiebei noch weiter ergab und immer deutlicher aus dem Verständniss der Zeit hervortrat, war endlich das Bewusstsein: dass alle diese Erweiterungen und Bereicherungen der Akademien und Universitä- ten, wie sie der Gedanke in der Vorstellungsweise des mittelalterlichen Schulwesens erschafft, doch an und für sich eng und befangen sind und der rechten lebendigen Ausdehnung gänzlich entbehren, so lange die Hochschule, als Wissenschafts-Aristokratie, sich mit Systemen von Ring- mauern und Aussenwerken von den übrigen Mitbürgern, dem sogenann- ten Volke, abschliesst und als Prinzip aufstellt: die Wissenschaft bedürfe der behaglichen Stille in der Einsamkeit hinter den schützenden Mauern, — das Leben im Volke aber, jenseits der Burg, sei für sie zu laut, zu — lebendig. Die wahre Erweiterung der Universitäts-Idee, wie die Zeit sie fordert und wie sie sich bei dem Gedanken an die projectirte freie deutsche, mit der freien Akademie der Naturforscher in Verbindung tre- tende Central- Universität des wiedererstandenen Deutschlands dem Mit- lebenden nothwendig aufdringt, ist aber die, welche um die Hallen der „„(riedlichen‘‘ endlos abstrakten Wissenschaft allseitig die freien Bahnen in’s Leben der Völker eröffnet. — Das heist mit andern Worten: wenn es Leute giebt und vielleicht geben muss, die nur denken und studiren, nur in der systematischen Form ihren Geist beisammen haben, nur in der Sprache der Schule, also auch nur für die Schule reden und nur in der Schule verstanden werden, auch selbst nur verstehen können, was in die- ser gesprochen wird, so darf es dabei doch nicht sein Bewenden behalten, als sei damit Alles abgemacht, sondern Jeder Staatsbürger, der Neigung und Bedürfniss hat, muss auch von der Hochschule mit den wenigsten Kosten und Umständen seinen Nutzen ziehen können. Es müssen also alle jene inneren wie äusseren Grenzwerke zwischen der Schule und dem Leben dadurch fallen, dass die Gelehrten ausser ihrer Schul- und Gelehr- Li tenwirksamkeit auch als Lehrer für Ungelehrte wirksam werden und gleichsam um die innere, eng gehaltene Schulbahn einen weiteren Cyklus anlegen, an welchem Jedermann, der Lust hat, Theil nehmen kann. Jeder Zweig der Wissenschaft lässt nicht nur diese Entfaltung in das allgemein humane Verständniss zu, sondern fordert sie sogar von dem Gelehrten selbst, der ohne dieses lebendige Hervorgehen seines exelusiven Wissens auch dieses selbst nicht in der Weise inne hat, wie derjenige, welchem die Sprache der Wissenschaft im Leben geläufig geworden ist, und der dabei Vieles gelernt hat, was er wieder vergessen muss, um das Uebrige, was bleibt, erst recht zu wissen. Es hätte demnach jede Professur ihre beiden Seiten, die esoterische und die exoterische, in gleichem Maasse auszubilden, und es wird dabei entweder ein Lehrer beiden Richtungen genügen, oder es werden sich mehrere in diese verschiedenen Richtungen iheilen. Jede niedere Schule, so wie jede Hochschule, wird also ihre neue Lebenssphäre um sich her bilden, und man wird bald weder von Seiten der Bürger über Ausschliessung, noch von Seiten der sogenannten Gebildeten über die Bildungslosigkeit oder Rohheit des Volks weiter gerechte Beschwerde führen können. Dieses Bedürfniss der europäischen Völker im Ganzen, der Deut- schen aber und Italiener ganz im Besonderen, hatte den Präsidenten der Akademie auf einer langen Lebensbahn vielfältig in Gedanken beschäftigt; er kennt sein Volk, die Deutschen, und das, was der Geist der Mensch- heit jetzt in ihm zeitigt, besser, als die, welche aus kindischer Gespenster- furcht in der Nähe des Volks die Augen fest zudrücken, oder, wenn sie sie öffnen, seinen kindlichen Mannesblick nicht ertragen können. Er sah also im Geiste aus der Verwirklichung der vom deutschen Volke gegründeten, von seinen staatlichen Gewalten gepflegten Entwicklung des Unterrichtswesens eine segensreiche Zukunft hervorgehen, der er den Rest seines Lebens mit Eifer und Freude gewidmet haben würde. Die Pläne der Arbeiter- Verbrüderungen, welche sich im Jahre 1848 unter seinen Augen bildeten, hätten sich den eben besprochenen, vom Centrum LIV ausgehenden Ideen von aussen her mit der Entfaltung ihrer Bildungsbe- strebungen angeschlossen, und auch hier schienen Blüthen des Völker- frühlings zu erwachen. Das waren vom Anfang dieser kurzen Periode an bis zum 28. März 1849 die Gedanken des Präsidenten der Akademie, als eines Einzelnen, die Erwartungen, die er von der nahen Zukunft hegte. Am 28. März 1849 beschloss die deutsche Nationalversammlung in Frankfurt a.M. das Werk der für Deutschland entworfenen Verfassung und sandte eine Deputation von 33 Mitgliedern, an ihrer Spitze den Präsiden- ten Simson, nach Berlin, um Sr. Majestät Friedrich Wilhelm IV. die erbliche deutsche Kaiserkrone im Namen des über das Verfassungs- werk einigen Deutschlands anzutragen. Freudig wurde diese Depu- tation auf ihrer Reise überall begrüsst und Berlin vergass bei ihrer An- kunft auf einen Augenblick seinen Belagerungszustand. Niemand konnte an der Annahme dieser Wahl zweifeln, zumal, da man wusste, dass die Mitglieder der Nationalversammlung, welche sich am eifrigsten für die- selbe bemühten, im Sinne und mit Zustimmung des preussischen Hofs gehandelt hatten. Auch der kleine wissenschaftliche Reichsstand aus alter Zeit, die Akademie der Naturforscher, begrüsste freudig den Hafen der Heimath, in den sie unter ihrem königlichen Protector einzuziehen hoffte. Der König hatte ja am 21. März 1848 selbst feierlich erklärt: „„Preussen gehe fortan in Deutschland auf““ und sich, wie es schien nicht ungern, als den neuen König der freien, wiedergebornen deutschen Nation ankündigen lassen. Damals fühlte sich selbst der Präsident der Akademie, den doch die Erfahrungen des eben verflossenen Jahres von seinen letzten Selbsttäu- schungen geheilt zu haben schienen, noch einmal zu dem Vertrauenswahn berückt, mit dem er im Namen der Menschheit von den Deutschen die debendige Darstellung ihrer „‚eingebornen Grösse und Welt-Macht‘ for- lern zu dürfen glaubte. LV Beilagen zum dritten Abschnitt. 1. Aeltere Statuten der Akademie. Sacri Romani Imperii Academiae Naturae Curiosorum Leges, a Caesare Leopoldo I. sancitae d. III. Aug. a. 1677. *) Lex I. Gloria Dei, Medicaeque artis illustratio, et proximi exinde resul- tans commodum, Academiae naturae curiosorum Scopus esto, et cynosura unica. Lex II. Praesidium Academiae sit Providentia divina: Patrocinium con- eiliet usus in rebus publieis bene constitutis maxjmus, quem si non omnes ac singuli, plures tamen et cordatiores venabuntur, aestimabuntque ad incolumitatis sanitalisque propriam tutelam, omnibus gazis anteponendam. Lex II. OQuoniam Societas haec in Germania prima sumsit incunabula, adeoque hactenus membra eius Germani fuerunt, in diversis Imperii Romano- Germanici Circulis viventes, Societas haec Sacri Romani Imperü Academia naturae curiosorum appellari voluit, parili ratione, qua exterae eruditorum Sodalitates Academiae audire consueverunt; sperans fore, ut magis magisque adolescente suo Collegio, tam ipsius Sacrae Caesareae Maiestatis, quam Sere- nissimorum Electorum ac reliquorum Imperü Prineipum tutelam ac munificentiam, veluti sine quibus fulcimentis vix diu vigere et consistere valebit, experiatur. Lex IV. DUt ergo tanto feliciora ac firmiora incrementa Societas capiat, et ad tam laudabile, tamque proficuum institutum prosequendum viri cordali promtius alliciantur, danda est opera, ut ipsi autoritas maior concilietur, membra vero eiusdem honore et praemiis, quae stimuli ad quaevis magna exequenda unici et maximi esse solent, excitentur, adeoque a Summo Imperatore, Electo- ribus aliisque Imperii Prineipibus, nec non Liberis Imperi Civitatibus pro diver- sitate membrorum Societatis, in diversis locis degentium, Privilegia quaedam et immunitates personales exorandae sunt. De quarum clementissima ac gratio- sissima collatione dubitandum non est, cum Collegae Curiosi non in magno sint numero, et praeterea per ditiones urbesque Germaniae dispersi; ipsi vero ob *) Andr. El. Buechneri hist, Acad. sacri rom. imp. Leop. Carol. Nat. Cur. p. 188 sqq. LVI publicam diligentiam non minus, ac Professores in Universitatibus, bonorum ei immunitatum quarundam praemia promereantur. Lex V. Praeses Academiae sit, idemque unieus. Ipsi incumbat rebus Academiae ita prospicere, ut quaecunque in eius incrementum, aut commodum ullo modo cedere possunt, vel opera, vel consilio sedulo procuret. Praeterea peculiari Libro inseribat nomina singulorum Academicorum, addita patria, die natali, loco habitationis, funetione praeterita praesenlique, nec non olim die obi- tus: Eumque Librum ceu Archivum apud se serio eustodiat. Lex VI. Praesidi, propter locorum ambitum atque distantiam, Adiuncti, velut Secretarii quidam, associentur. Eorum hactenus quidem duo solum fue- runt, ipsi tamen nunc sub incrementum Collegii numero augeri possunt, pluresque constitui,. proutl ex re Academiae esse videbitur. Eligendi autem illi inposte- rum praecipue, qui edito opusculo sese Collegio commendarunt, et quidem a Praeside, volis reliquorum Collegarum electionem confirmantibus. Lex VII. Munus A diunctorum sit, cum Praeside de Academiae emo- lumentis frequentius et fideliter communicare; Medicos alios ac eruditione prae- stantes litteris praeprimis invilare; Collegas in Album receptos, praestitis prae- standis, dignis laudibus et agnomine honorifico (facta prius cum Domino Prae- side communicatione), uli hactenus factum, mactare; tardantes oflicii sui placide admonere; observationes et experimenta, aliunde communicata, ad locum, ubi Ephemeridum fiet collectio, dirigere. Lex VIII Tidem sint dispositi ac distributi per loca, qua citius ac faci- lius cum aliis extra Societatem Medieis, praecipue vero exteris, commercia litteraria institui promoverique possint. Unus tamen illorum perpetuo Praesidi adsit, aut certe in eius vicinia haereat, ut cum eo de necessariis commodius colloqui vel communicare possit. Eidem Adiuncto incumbet, Praesidis, si is e vivis excesserit, fata mature per Programma publicum intlimare, quo ab univer- sis Dominis Collegis, absque simultate, per vota alius dignus, praecipue tamen e numero Adiunctorum, eligi queat. Lex IX. Academici naturae curiosi (in quorum numerum tantum admittendi Doctores et Licentiali, aut iis eruditione proximi, omnes tamen Medici aut Physici), invitati et recepti, ad duo sint obstricti; et primo seligant sibi materiam elaborandam ex Regno sive minerali, sive vegetabili, sive animali, quae cuique arriserit, nisi ab alio Collega iam tractata sit; secundo, Epheme- ridibus annuis conficiendis, augendis atque ornandis indefessam navent operam. LVII Lex X. Si iam, quoad prius, quis singularem aliquam medicam mate- riam sibi tractandam selegerit, illam Domino Praesidi aut uni vel alteri ex Adiunetis ante editionem significet delineationemque tractationis ipsis transmittat, ut si de eadem materia aliquid rari et curiosi reliquis Dominis Collegis innotue- rit, illud candide communicari possit; et ab Autore, facta honorifica communi- catorum et communicantis mentione, inseri. Eandem ob causam, ut nempe materia pertractanda eo citius innotescat, materiae istae selectae annuis Ephe- meridibus curiosorum coronidis loco subiungi poterunt. Lex XI. Materiam talem Academicus elaborabit curiose, et qua fieri poterit diligentia, inquirendo in rei tractandae nomina, synonyma, modum gene- rationis, locos natales, dilferentias, species, delectum, vires tam totius, quam partium, medicamenta tam vulgaria, quam chymica, tam simplicia, quam compo- sita, nec omissis, si qui dantur, usibus mechanieis, eo fere modo, quo conscri- psit Rhodologiam suam Rosenbergius, Mastichologiam Strobelber- gerus, Marathrologiam Schenckius, Corallologiam Gansius, Sam- bucum Blochwizius, et iam tum quaedam Collegii curiosi membra sua edi- derunt specimina. Lex XII. Licitum vero sit Domino Praesidi (nec non aliis etiam Aca- demieis, quibus opusculum ante editionem videre contingit), cum bona Autoris venia, et absque ipsius offensione, materiae perfectius elaborandae gralia quae- dam monere, corrigere, addere, immutare, mantissam vel corollarium pro lubitu aut opusculo edendo addere, aut posimodum in Ephemerides Germanicas conii- cere, omnia tamen amice, candide et veluli fraterne, citra arrogantiam aut invi- diam, vel ullius contemptum ac contumeliam: quandoquidem rationalis Medici non est, alterum invidiose calumniari. Lex XIIl. Certum tempus exhibitionis a Medico requiri non potest, cum propter Praxeos negotia sibi et Collegio semper vacare non possit; sufficiet, si utilitas proximi et cupido famae calcar addant, maturum foetum primum Colle- gio, postmodum erudito orbi sistere. Lex XIV. Absoluto opuseulo Autori et Collegae cognomen, uti hacte- nus factum, a Domino Praeside et Adiunctis offeratur, eoque ille condecoretur. Reliqui Domini Collegae, qui saltem Ephemeridum curiosorum collectioni stu- dent, eousque cognominibus careant, donec pertractata curiosa materia et edito opusculo priori Collegii instituto satisfecerint. Vol. XXIII. P.1. H LVIN Lex XV. Qui pensum suum absolvit, non cogitur ad novae materiae elaborationem: suffieit et Ephemerides Germanicas, alterum Collegii curiosi laudabile institutum, pro virili postmodum augeat, et aliis Collegis opem ferat, ad exornandos ipsorum labores. Si tamen cuidam spontaneo inslinctu novas materias pertractare lubitum fuerit, lubentissime hoc ipsi indultum sit, imo eo magis Collegii favorem merebitur, et dignius Collegio membrum se praestabit. Lex XVI. Nam cum praeter istarum materiarum specialem tractalionem, hactenus a quibusdam Collegii membris factam, et porro faciendam, maximum Medicinae praebeant commodum variae Observationes, Experimenta, Problemata physica et medica; et in hac parte, tanquam secundo Collegii instituto, supra Leg. VIII indicato, curiosis Collegium curiosum satisfacere studebit. Quare Programmate quodam, ad eruditissimos Europae Viros, tam in Germania, quam extra eam in Italia, Gallia, Britannia, Belgio, Dania ete., viventes directo, submisse, honorifice perque amanter invitandi illi, ut si quae abscondita novave curiosa physico-medica oceurant, cum Collegio candide per litteras communi- cent, et hoc tempore Vratislaviam, ubi primorum annorum fiet collectio, potis- simum transmittant. Singuli quoque Collegae ab amicis suis idem beneficii ge- nus, in publicam commoditatem directum, per speeciales litteras flagitent. Lex XVII. Observationes illae, itemque experimenta, inventa, proble- mata aliaque huius farinae erudita communicata ab Adiunctis nec non aliis Col- legis curiosis, secundum ordinem temporis, quo communicata fuerunt, in unum corpus colligantur, praemisso ubique eruditi honorifico nomine, qui ipsa, quotque communicavit, et cui communicavit. Post ad minimum singulis annis in unum volumen, a certis et destinatis ad id Collectoribus, congesta, Collegii curiosi Bibliopolae tradantur, et sub nomine Ephemeridum Germanicarum Natu- rae Curiosorum edantur. Hac ratione quiequid rarioris aut oceulti in Phy- sica et Medicina ubicunque locorum restiterit, una quasi in tabella delineatum Eruditis exhibebitur, cum de sincera, promta et probata communicatione non dubitetur. Siquidem multis egregiis ingeniis hie ianua famae et utilitatis ape- ritur, ut cum ipsis aliquid singulare edendi tempus et otium non suppetat, cum ipsorum fama et honorifica mentione in Ephemeridibus tamen id videre possint mundo exhibitum. Quare ut eo eitius et lubentius Medici cum Collegio com- municent per litteras, Collegae curiosi temperabunt sibi, quin istis communicatis censorium iudiecium apponant, contenti simpliei narratione prout res ipsa com- LIX municata fuerit. Liberum tamen esto interdum, si similis aliquis casus contige- rit, Scholion addere, absque omni tamen mordaci sale. Lex XVIII. Anniversariis hisce Ephemeridibus addantur, si qui rariores Libri in Medicina editi fuerint et interdum, quid rari praecipue in se contineant, brevibus enarretur. Addatur calcis loco, si quis e Collegarum numero vivis excesserit, cum honorifica mentione, quid commodi Collegio praestiterit, quae opuscula ediderit, adeoque brevissimis vita ipsius et beata analysis enarretur. Lex XIX. Si quis Academicorum ante opusculi editionem e vivis exces- serit, fragmenta ab alio Collega colligenda, et cum praescitu Praesidis, sub nomine Autoris demortui, ut edantur, concessum liberumque sit. Lex XX. Quilibet Academicus alios etiam Medicos, sive illi Germani sint sive exteri, Germanorum hisce laboribus faventes, aut ipsam in Societatem pro- tahere conabitur, ut membra Collegii fiant, aut, ut tanquam Patroni ac Fautores saltem Collegii, reliquis Dominis Collegis, et praecipue Ephemeridum Collecto- ribus rariora communicando operam conferre dignentur, invitare. Lex XXI. Quilibet Academicus gestet Symbolum Academiae, sci- licet annulum aureum, in quo loco gemmae sit liber apertus, in cuius una facie oculus radiis e nube illustratus, in altero Lemma Academicum: Nunguam Otiosus, inscripta sint: Librum ab utroque latere serpentes, corpore et cauda circa annuli circulum circumvoluti, ore teneant, non tam ut ornamentum Ordinis sit, quam incitamentum ad officium serio et fideliter exequendum. 2. Finalredaktion des Entwurfs zur neuen Ausführung des Statuts. *) $ 1. Name der Akademie. Der Name ist: Freie deutsche Kaiserliche Leopoldinisch-Caro- linische Akademie der Naturforscher. Motiv: Die Beibehaltung der bisherigen Bezeichnung ist durch die ehrwür- dige, fast 200jährige Dauer, durch die Achtung vor der Geschichte, und durch *) Nova Acta Acad. Nat. Cur. XXH. I. S. LXXVIT—XC. LX die Pietät gegen die früheren kaiserlichen Proteetoren der Akademie gerecht- fertiget. Der bedeutungsvolle Zusatz: „freie deutsche“ bezeichnet nur das Vorrecht, welches die Akademie seit ihrem Bestehen geniesst, und in welchem die deutschen Kaiser öffentlich anerkannt haben, dass die Wissenschaft nur in der möglichsten Freiheit gedeiht, und er soll den ferneren Bestand dieser ge- setzlichen Freiheit für kommende Zeiten garanliren. $ 2. Wirkungskreis derselben. Der Zweck und der Wirkungskreis der Akademie ist: Förderung des inneren und des äusseren Lebens der Naturwissenschaften in ihrer weitesten Bedeutung, als Basis alles menschlichen Wissens, durch.engere organisirte Ver- einigung wissenschaftlicher Männer sowohl und vorzüglich Deutschlands, äls auch aller civilisirten Staaten in und ausserhalb Europa. Die Objecte des wissenschaftlichen Strebens der in der Akademie verei- nigten Männer würden also in übersichtlicher Bezeichnung sein: Philosophie der Natur, als allgemeine Wissenschaft des Naturlebens. Mathematik, Physik, Astronomie. Chemie, als Wissenschaft des Elementarlebens der Natur. Mineralogie mit Geologie und Geographie, als Wissenschaft des anorgani- schen Naturlebens. Botanik mit Pflanzenanatomie und Physiologie, als Wissenschaft des pflanz- lichen Naturlebens. Zoologie mit vergleichender Anatomie und Physiologie, als Wissenschaft des thierischen Naturlebens. Anatomie, Physiologie und Psychologie des Menschen, als Wissenschaft des menschlichen Naturlebens. Anatomie und Physiologie des kranken organischen Lebens, incl. der Psychiatrik, insofern sie wissenschaftliche Bedeutung haben. Die Heilkunde nach ihrem ganzen Umfange im Geiste der Wissenschaft und in Bezug auf das Gemeinwohl, mit Ausschluss der specifisch ärzt- lichen oder chirurgischen Technik in ihren isolirten Anwendungen. $ 3. Organisation der Akademie. Hinsichtlich der Organisation der Akademie besteht dieselbe aus dem Prä- sidenten, dem Directorium, den Adjuncten des Directoriums und den Mitgliedern der Akademie. LXI $ 4. Präsident der Akademie. Wahl. Absolutes Veto desselben. Der Präsident der Akademie wird (wie bisher) durch die Adjuncten, aber mit absoluter Stimmenmehrheit aus der Zahl aller deutschen Mitglieder auf Lebenszeit gewählt ($ 12), und der erste Vicepräsident leitet beim Abgange des Präsidenten sofort die Wahl des Nachfolgers ein. Motiv: Grössere Theilnahme aller Mitglieder an dem Ganzen; Verhü- tung eines gefährlichen Nepotismus von Seiten des Präsidenten und noch gefähr- licherer Rivalität und Intriguen von Seiten der Adjunten um des Gehalts und der alsdann auch nach Aussen erhöhten Wichtigkeit dieser Stellung willen. In Verbindung mit den beiden Vicepräsidenten bildet er das Directorium ($ 6). Bei den zu dem Ressort des Directoriums gehörenden Entscheidungen in Verwaltungssachen hat er ein absolutes Veto, so dass zwar die Majorität der Stimmen entscheidet, jedoch zum Directorialbeschlusse von den zwei Stim- men der Vicepräsidenten wenigstens eine mit der des Präsidenten übereinstim- mend sein muss, und die zwei Stimmen der Vicepräsidenten gegen die des Präsidenten keinen Beschluss geben können. In diesem Falle treten die beiden ältesten Adjuncten hinzu, und dann entscheidet absolute Majorität des für die- sen Fall verstärkten Directoriums. Ausgenommen sind die Wahlen der Adjuneten und der Mitglieder ($ 5. 14), wo die einfache Majorität entscheidet. Motiv: Wie in juristischen Entscheidungen Collegialität, so ist in der Verwaltung Einheit das practisch bewährte Prineip. Wollte man hier in der Verwaltung die centrale Stelle durch nothwendige Zustimmung der Adjuncten noch mehr beschränken, so würde, da die Adjuncten in Deutschland zerstreut wohnen, und tot capita tot sensus gilt, Anarchie entstehen. Gegenüber den übrigen Mitgliedern des Directoriums ist daher auch ein absolutes Veto des Prä- sidenten, jedoch nur in Verwaltungssachen, nöthig. Um jedoch einer möglichen Despotie des Präsidenten Schranken zu setzen, wird bei den Wahlen ein rela- tives Veto des Präsidenten angemessener sein. $ 2. Die Adjuncten wählt das Directorium aus der Gesammtheit der deutschen Mitglieder nach Vorschlägen, welche es sich von den Mitgliedern der Akade- mie in einer oder in einigen bestimmten vielgelesenen Zeitungsblättern inner- halb eines gewissen Zeitraums nach dem Tode eines Adjuncten erbittet, nach £XH einfacher Stimmenmehrheit seiner Mitglieder. Erfolgen keine Anträge von Aussen, so bleibt dem Direetorium am Tage der abgelaufenen Frist die eigene Wahl in gleicher Weise frei. Motiv: Durch dieses Verfahren bleibt aller Einfluss auf die gegenwär- tige, wie auf die zukünftige Verwaltung der Akademie stets in den Händen der Gesammtheit. Die Form der Wahl unterliegt aber keinen Schwierigkeiten, in- dem die Akademie nur ein Blatt, oder einige Blätter für ihre Anzeigen ein für allemal bemerklich machen darf, bei einer Bekanntmachung aber, welche Ant- worten fordert, zugleich anzugeben hat, in welchen Blättern sie diese erwartet. Die geringen Insertionsgebühren für einen einfachen Namen, wie in dem vor- liegenden Falle, wird Niemand scheuen, der sich für die Sache interessirt. Besser wäre vielleicht noch ein, von der Akademie in freien Zwischen- räumen auszugebendes wohlfeiles Anzeigeblatt, worauf die Mitglieder der Akademie bei den Postanstalten abonniren müssten. $ 6. Fortsetzung: Wohnort, Gehalt, Büreau des Präsidenten. Der Präsident hat seinen Wohnort am Sitze der Centralgewalt Deutsch- lands, welcher zugleich Sitz der Akademie und der Bibliothek derselben ist. Der Präsident erhält, nebst freier Wohnung für sich und die Akademie, einen jährlichen stehenden Gehalt von 2000 Thalern, und überdiess für einen Secretair (der zugleich Archivar und Bibliothekar sein kann, aber nicht nothwendig Mitglied der Akademie sein muss) 600 Thaler, so wie für den Rechnungsführer und Kassenbeamten (der nach der Instruction des Directorii zu verfahren und nur auf Anweisungen des Präsidenten Zahlungen zu leisten hat) 600 Thaler, für anderweitige Büreaukosten 500 Thaler; in Sunma 3,700 Thaler. Motiv: Da der Präsident in der Regel kein anderweitiges Amt versehen darf, und seine ganze Thätigkeit dem wichtigen Amte zu widmen hat, so muss der Gehalt dem entsprechend und eine würdige Stellung verleihend sein. Gleicherweise fordert der ausgedehnte Geschäftskreis desselben ein völlig orga- nisirtes Büreau mit der nöthigen Ausstattung. $ 7. Fortsetzung: Specielle Geschäfte des Präsidenten. Der Präsident besorgt unter alleiniger Verantwortlichkeit: I) die Oberaufsicht über die Bibliothek und das Archiv der Akademie; 2) die Oberaufsicht über das Rechnungs- und Kassenwesen derselben; va LXII 3) die Wahl, Anstellung und Entlassung des Secretairs (auch Archivars und Bibliothekars, wenn beide Aemter verbunden sind). Der Rech- nungsführer und Kassenrendant wird hingegen von dem gesammten Directorium angestellt und von ebendemselben auf Antrag des Präsi- denten entlassen ($ 11); Motiv: Ad 1—35. Da die übrigen Mitglieder des Directoriums nicht nothwendig am Sitze der Akademie wohnen ($ 9), so ist schon dadurch eine Mitwirkung derselben an den angegebenen Präsidialgeschäften ausgeschlossen. Auch gilt hier das Motiv zu $ 4. 4) die Herausgabe der gedruckten Verhandlungen der Akademie, wobei ihm allein die Beurtheilung zusteht, ob eine eingesendete Abhandlung ($ 15) sich zum Druck eignet. Es steht dem Präsidenten jedoch frei, mit der Herausgabe der Verhandlungen einen der Vicepräsiden- ten zu beauftragen; Ad 4. Bisher war in den Statuten einem Director ephemeridum die Her- ausgabe der Verhandlungen zugewiesen. Die Einheit der Verwaltung fordert auch hier eine Veränderung, welche sich in den letzten Zeiten auch als prak- tisch bewährt hat. 5) die Zusammenberufung der Directorialmitglieder alle Jahre und der Adjuncten alle zwei Jahre ($ 9. 11); 6) die Erlassung von Circularen an die Adjuncten zur Wahl der Vice- Präsidenten, oder Entscheidung anderer dringender Angelegenheiten. $ S. Fortsetzung: Controle des Präsidenten. Der Präsident hat jährlich nach dem Rechnungsabschlusse im ersten Quar- tal die Rechnungen über die Finanzverwaltung dem Directorium zur Prüfung und Justification vorzulegen, nachdem er sie zuvor der Calculatur einer dazu angewiesenen Finanzbehörde des Staats unterworfen hatte. Ein vollständiger und ausführlicher Bericht über alle Zweige der Verwaltung aus dem zurückge- legten Jahre, mit summarischer Anführung der Rechnungs-Ergebnisse verbun- den, wird jederzeit in dem nächstfolgenden Bande der Nova Acta veröflent- licht und, wenn sich eine öffentliche Versammlung der Akademie veranstalten lässt, in derselben vorgetragen. LAIV $ 9. Directorium der Akademie. Das Directorium der Akademie besteht aus dem Präsidenten und aus zwei Vicepräsidenten, welche aus der Zahl der Adjuneten von diesen zu wählen sind ($ 11). Die Vicepräsidenten wohnen nicht nothwendig am Sitze der Akademie, geniessen daher auch keinen Gehalt. Die Mitglieder des Directoriums versammeln sich jährlich einmal am Sitze der Akademie unter dem Vorsitze des Präsidenten zu einer Conferenz und erhalten hierzu, wenn sie auswärts wohnen, Diäten und Reisekosten aus der akademischen Kasse. Diese Conferenz kann jedoch nur Beschlüsse fassen, wenn wenigstens zwei Mitglieder des Directoriums gegenwärtig sind, und der Präsident, welcher für diesen Fall ein drittes Mitglied aus der Zahl der Adjuncten hinzuzuziehen verbunden ist, hat dann ebenfalls ein absolutes Veto, wie im $ 4 nach der dortigen näheren Bestimmung. Im Falle der zeitlichen Behinderung oder Unfähigkeit des Präsidenten, seinen Functionen vorzustehen, besorgt dieselben der erste Vicepräsident, wofür er auf eine, zu einem Dritttheil des unmittelbaren Präsidialgehaltes für die Dauer der Vertretung zu berechnende Entschädigung Anspruch machen kann. $ 10. Geschäftskreis des Directoriums. Zum Ressort des Directoriums gehört: 1) die Wahl der Mitglieder der Akademie (vgl. $ 14) und der Adjunc- ten (vgl. $ 5). Das Motiv zu 1 sche s4. 2) Die Prüfung und Justification der Rechnungen. 3) Die Aufsicht über die Herausgabe der Verhandlungen der Akademie ($ 16. a). 4) Die Bestimmungen hinsichtlich des Gegenstandes der Preisfragen ($s 16. 5) und die Beurtheilung der Concurrenzschriften zu denselben; die Vertheilung und Verwendung der Reisestipendien ($ 16. e). 5) Die Beantwortung der von der Akademie geforderten Gutachten etc. ($ 16. d). 6) Die Oberaufsicht über die naturwissenschaftliche Sammlung der Akademie. LXV Es steht dem Directorium frei, sich zur Ausführung dieser Arbeiten der Beihülfe eines oder mehrerer Adjuneten oder Mitglieder zu bedienen. g 11. Die Zahl der Adjuneten des Directoriums ist inclusive der zwei Viceprä- sidenten, die auch als Adjuncten fungiren, 12. Sie kann nach dem Beschlusse des Collegiums derselben extra ordinem vermehrt werden. Bemerkung. Die statutarische Zahl der Adjuncten war ursprünglich nur 2. Sie ist später bis auf 12 vermehrt worden, welche Zahl als ausreichend erscheint. Adjuneten können nur in Deutschland woh- nende Gelehrte aus der Zahl der Mitglieder sein, und sie werden auf Lebenszeit gewählt. Sie erhalten keinen Gehalt, versammeln sich, ausser zur Wahl des Präsi- denten, alle zwei Jahre einmal am Sitze des Präsidiums und unter dem Vor- sitze desselben zu gemeinschaftlichen Besprechungen, und erhalten hierzu Diä- ten und Reisekosten aus der Kasse der Akademie. Zur Beschlussfassung ist die Anwesenheit von °, derselben nöthig. $ 12. Geschäftskreis der Adjuncten. Das Collegium der Adjuncten hat folgende Functionen: a) Die Wahl des Präsidenten und der Vicepräsidenten. Die Wahl des Präsidenten geschieht in einer von dem ersten Vicepräsidenten ausgeschriebenen Wahlversammlung am Sitze der Akademie durch absolute Stimmenmehrheit und geheimes Scrutinium. Wird absolute Stimmenmehrheit in einem zweimal wiederholten Scru- linium nicht erreicht, so gilt relative Majorität. d& Die Wahl der Vicepräsidenten kann auch durch Circular gesche- hen ($ 7. Nr. 6). b) Die Quiescirung des Präsidenten, im Fall der dauernden Unfähigkeit desselben, mit oder ohne Pension, durch absolute Stimmenmehrheit auszusprechen. c) Kenntnissnahme der justificirten Rechnungen der Akademie und aller vom Präsidenten gemachten Vorlagen und Berichte ($ 8). Vol. XXI. P.1. LXVI d) Eine entscheidende Stimme, wobei ebenfalls die absolute Majorität gilt, bei allen Vorschlägen, die eine organische Veränderung der Aka- demie bezwecken. Das Veto des Präsidenten fällt hier weg und seine Stimme entscheidet nur bei Stimmengleichheit. Bemerkung. Es könnte gefragi werden, ob dem Adjuncten - Collegium nicht eine grössere Theilnahme an den Geschäften und noch bedeutendere Con- trole des Directoriums zugesprochen werden müsse. Dem widerspricht aber das Motiv zu $ 4 und die bisherige Praxis. $ 13. Rechte der einzelnen Adjuncten. Die einzelnen Adjuncten haben folgende Rechte: a) Vorschläge zu machen zur Wahl der Mitglieder durch das Directo- rium ($ 10), so wie zu den Preisfragen und Reisestipendien. b) Eigne Abhandlungen und Abhandlungen von Fremden zur Aufnahme in die Verhandlungen der Akademie einzusenden. Werden diese vom Präsidenten zum Druck aufgenommen ($ 7. Nr. 4), so erhält der Autor 25 Exemplare und das Recht der Dispo- sition über dieselben nach 5 Jahren. c) Im Falle einer andauernden Unfähigkeit des Präsidenten, die Quiesci- rung desselben mit oder ohne Pension, und die Wahl eines Stellver- treters desselben gegen Entschädigung bei dem Directorium und durch dasselbe bei dem Collegium der Adjuncten zu beantragen. $ 14. Mitglieder der Akademie. Rechte und Pflichten derselben. Jeder, der sich durch wissenschaftliche oder practische Leistungen auf den Gebieten der Akademie verdient gemacht hat, wird entweder auf sein eignes directes Ansuchen oder auf den Antrag eines Mitglieds der Akademie von dem Directorium in die Akademie aufgenommen, wenn nicht trifftige, auf Verlangen nachweisbare Gründe im Wege stehen. Für ausgezeichnete und besonders für gemeinnützige Verdienste kann das Directorium das Diplom der Akademie als Ehrenbezeugung ertheilen. LXVII Die Akademie macht unter ihren Mitgliedern keinen Unterschied in Ehren- mitglieder und dergleichen. Jedes Mitglied erhält nach alter stalutarischer Sitte zur Erneuerung des Andenkens von früheren Coryphäen der Naturwissenschaften einen Beinamen (cognomen) durch das Directorium. Jedes Mitglied liefert bei seiner Aufnahme ein eignes oder fremdes natur- wissenschaftliches Werk in die Bibliothek der Akademie. Jedes Mitglied verpflichtet sich stillschweigend, nach seiner Lage und sei- nen Verhältnissen im Geiste der Akademie und für deren Zwecke, wo es auch sei, zu arbeiten. Wer sich durch schriftstellerische Arbeiten an den Verhandlungen (Acta) der Akademie betheiligt, erhält als Honorar 25 besondere Abdrücke seiner Abhandlung mit dem Rechte der ferneren Verfügung nach 5 Jahren und ein Exemplar der Abtheilung des Bandes, der diese seine Abhandlung liefert. Wer die erforderlichen Mittel besitzt, wird bei seiner Aufnahme die Erklärung abgeben, dass er sich von da an auf die Fortsetzung der Nova Acta und ihrer Supplementbände subscribire. $ 15. Ehrenrechte der Akademie und ihrer Mitglieder. Der Präsident und die Directorialmitglieder haben das Recht des Gebrauchs des Siegels der Akademie in allen Angelegenheiten derselben. Dieses Amis- siegel enthält das Wappen der Akademie und bleibt wie bisher, nur mit der veränderten Umschrift: Allgemeine freie deutsche Akademie der Naturforscher. Das Recht eines eigenen Siegels für das Directorium und für die Mitglie- der ist bereits in den kaiserlichen Privilegien gewährt. Sowohl der Präsident, als auch die Vicepräsidenten, haben Postfreiheit im deutschen Reiche für Briefe und Packete, wenn sie mit dem Siegel der Akademie und der Aufschrift: Angelegenheiten der freien deutschen Akademie versehen sind. Die Adjuncten und Mitglieder gleicherweise in ihrer Corre- spondenz mit dem Directorium. LXVIN $ 16. Arbeiten der Akademie. Die Arbeiten der Akademie bestehen: a) In den von den Mitgliedern der Akademie an den Präsidenten ein- zusendenden und von diesem zum Druck in den Verhandlungen zu befördernden Abhandlungen. b) In alle zwei bis drei Jahre zu Ostern auszuschreibenden Preisfra- gen über naturwissenschaftliche Gegenstände, wobei die Wahl der- selben und die Beurtheilung der Coneurrenzschriften dem Directorium, mit Zuziehung sachkundiger Mitglieder, zusteht ($ 10). Die gekrönten Preisschriften sind Eigenthum der Akademie, werden in den Verhandlungen abgedruckt und der Autor erhält 100 Freiexemplare. c) In den ebenfalls in den Verhandlungen abzudruckenden Reisebe- richten der durch Reisestipendien unterstützten reisenden Natur- forscher. Hierzu wird alle Jahre eine im Etat näher anzugebende Summe bestimmt, über deren Verwendung das Directorium entscheidet. Die von diesen Reisenden eingesammelten Gegenstände gehören, nach näheren Vorausbestimmungen mit den Reisenden, dem akademischen Museum. Die auf Kosten der Akademie gedruckten Berichte sind Eigenthum der Akade- demie auf fünf Jahre. Motiv zu c. Da Deutschland als der Centralpunet der Naturwissenschaf- ten angesehen werden kann, und die Kenntniss der Naturproducte die reale Basis der Naturwissenschaft ist, so sind Reisen in fremde, aussereuropäische Gegenden ein Haupthebel der Förderung der Wissenschaft, und die Darrei- chung der Mittel zu solchen Reisen und die Auswahl der Reisenden ist einer der würdigsten Gegenstände der Thätigkeit der Akademie. Solche naturwis- senschaftliche Expeditionen, an denen Physiker, Chemiker, Mineralogen, Bota- niker, Zoologen, Physiologen, Aerzte Antheil nehmen, sind bereits von andern Staaten, namentlich von Frankreich, England, Russland, Holland, Dänemark, Schweden etc. unterstützt worden. Deutschland ist zurückgeblieben und hat jetzt nicht für einzelne Fälle, wie z. B. in Preussen schon geschehen, Gelder zu bewilligen, sondern im Allgemeinen hierzu einen besonderen Fonds auszuwer- LXIX fen, dessen Anwendung nur zum Ressort der höchsten naturwissenschaftlichen Behörde,-als welche hier die Akademie erscheint, gehören kann. — Die Aus- führung würde ein besonderes Reglement erfordern. Es wird endlich nicht nur wünschenswerth, sondern als ein wesentliches Bedürfniss und als ein grosser Gewinn für die Wissenschaft einleuchten, dass, wie in Frankreich, England, Dänemark etc. geschieht, die von den auf Kosten der Akademie Reisenden mitgebrachten Naturalien in einem am Sitze der Cen- tralgewalt zu eröffnenden Nationalmuseum gesammelt und aufbewahrt wer- den, welches durch weitere Ankäufe von andern Reisenden, so wie durch Geschenke bald zu einer nicht unerheblichen Bedeutung unter den ähnlichen Anstalten gelangen wird. Die oben berührten naturwissenschaftlichen Expeditionen sollen namentlich auch auf die Heilkunde, welche einen wesentlichen Theil der Naturkunde aus- macht und nur im engsten Bunde mit dieser heilsame Fortschritte machen kann, ausgedehnt werden. d) In den von der Centralgewalt oder einzelnen Staaten des deutschen Reichs geforderten und von der Akademie zu liefernden Gutachten über wissenschaftliche Anstalten, Sanitätsmaassregeln u. s. w. $ 17. Fonds der Akademie. Die Geldbedürfnisse der Akademie werden von den einzelnen Staaten des vereinigten Deutschlands pro rata aufgebracht und von der Centralgewalt in vierteljährlichen Zahlungen dem Präsidenten der Akademie abgeliefert. Diese Bedürfnisse und der jährliche Etat würden folgende sein: Gehalt des“Präsidenten. (9 0): ....u.» se nunsenan ones 2000 Rithlr. b. Gehalt des Secretairs, Bibliothekars und Archivars ($ 6) 600 - e. Gehalt des Rechnungsführers und Kassenbeamten ($ 6) .. 600 - N: ORWEE R R, R U TREE 400 - PS Lokal der Akademie, Heizung .ete.“..2..osru..0 0000 Ss00 - Erg elEe 2 a mn ensun sunneieiausieo ern ann Plouple non 500 - g. Diäten und Reisekosten (88 9 und I1).........20220. 500 - h. Preise, alle drei Jahre 300 Thaler, also jährlich ....... 100 - LXX Transport. ..... 5500 Rithlr. i. Druckkosten der Verhandlungen, Preisschriften und Reise- berichte etc. .. . .. ianeeles elsienbuisk nee 2500 Rithlr. k. Das Museum, mit Einschluss der Reisestipendien etc., Oustös ‚etc ..<.... -.azefe was ee Pa 2 2 4000 - Summa....... 12000 Rthlr. Breslau und Jena, den 6. April 1850. Für die kais. Leop. Carol. Akademie der Naturforscher. (gez.) Dr. Nees v. Esenbeck, (gez.) Dr. D. G. Kieser, Präsident. Director ephemeridum. LXXI Mi dem Schlusse des vorhergehenden dritten Abschnitts musste unser Bericht abbrechen, weil nach dem Bekanntwerden des neuesten Pressgesetzes die Offizin Bedenken trug, den Rest desselben, der das Geschichtliche unserer Zeit, soweit es zur Sache gehört, nicht unberührt lassen durfte, aus ihrer Presse hervorgehen zu lassen. Dieser noch übrige Theil der Denkschrift ist zwar mit beständiger Rücksicht auf die Vorschriften des Pressgesetzes und in wohlmeinender Gesinnung verfasst, und war noch aus- serdem vor der Ablieferung an die Druckerei dem streng prü- fenden Urtheile eines unserer besten Rechtsgelehrten unter- worfen worden, welcher von Seiten des Gesetzes keinen Anstoss in der Veröffentlichung desselben erblickte. Wenn aber der Geschäftsmann in dem Augenblicke des Er- scheinens eines, die Presse von Grund aus erschütternden Gesetzes der Furcht vor dem möglichen Missbrauche desselben bei sich Raum gibt, so kann ihm dieses eben so wenig verargt werden, als es umgekehrt dem Präsidenten der Akademie der Naturforsher, in dem Bewusstsein der Gerechtigkeit und Wahr- haftigkeit seiner Sache wie in der festen Ueberzeugung, dass er nach bestem Rath und mit dem besten Willen jeden gesetz- lichen Anstoss vermieden habe, ziemen würde, in dem Glauben LXXI an der gesetzlichen Treue in der buchstäblichen An- wendung des Gesetzes von Seiten der Gerichte durch irgend einen Nebengedanken sich wankend machen zu lassen und da zu ändern, wo nach der Aenderung nichts als leere Worte übrig geblieben wären. Wir schliessen also hier dieses Vorwort, wie es, seines wesentlichen Inhalts beraubt, Zeugniss gibt vom Laufe der Zeit und dem Geschick der Akademie der Naturforscher, sowie von der redlichen Absicht, nichts unversucht zu lassen, um, ehe wir von diesem Institute scheiden, sein Loos nach aussen zum Besten zu lenken und zugleich ein klares Bild von der wahren Situation, in der es sich jetzt befindet, zu überliefern. Breslau, den 17. Mai 1851. Der Präsident der Akademie Dr. Nees v. Esenbeck. Druck von Grass, Barth und Comp. in Breslau. RECHERCHES SUR L’ANATOMIE DES ORGANES GENITAUX DES ANIMAUX VERTEBRES, PAR A. LEREBOULLKET, DOCTEUR EN MEDECINE ET ES-SCIENCES, PROFESSEUR DE ZOOLOGIE ET D’ANATOMIE COMPAREE Ä LA FACULTE DES SCIENCES DE STRASBOURG, DIRECTEUR DU MUSEUM D’HISTOIRE NATURELLE, ETC. MEMOIRE COURONNE PAR L’ACADEMIE DES SCIENCES DE PARIS. AVEC 20 PLANCHES. PRESENTE Ä L’ACADEMIE LE 17. AVRIL 1848. Vol. XXIII. P.1. ı a ae an IE eaa ZIANIED each Ho zuc. a0no1 EHRE DIE 2 NE, eher. ii ha BE | are: | | ABO. Fü: AUOTAAA 4 Ta. AMOIOON a7 wrasenaon en “ WiRtem. Kr alarm HAORAAnT?, a & u Si \ vr DATEN RENNEN Ma: Pr au ind Ba AN ae ia I andAond 178 non: fr I nor LT, E* Asien “s a “ 1 Avant-propos. LeAcaasmie des sciences de Paris avait ‚mis au concours pour le grand prix des sciences physiques ä decerner en 1845, la question suivante: „Demontrer par une etude nouvelle et approfondie et par la descerip- tion accompagnee de figures des organes de la reproduction des deux sexes dans les cing classes d’animaux vertebres, l’analogie des parties qui constituent ces organes, la marche de leur degradation, et les bases que peut y trouver la classification generale des especes de ce type.‘ Dans le programme qui accompagne cette question, ’Academie con- seille de choisir, dans chaque classe, une espece commune pour sujet particulier des recherches, sauf a s’aider habilement des faits acquis ä la science par l’etude d’animaux plus rarement ä la portee de l’observation (Voy. Comptes-rendus, 1844, Tom. XVII. p. 336). Dans le travail que je soumets aujourd’hui & l’appreciation du public, jai eru devoir suivre en tous points les indications de l’Academie. J’ai pris pour types de mes descriptions un lapin mäle et femelle, un coq et une poule, le lezard des souches (Lacerta stirpium Daud.), la grenouille verte et la grenouille rousse (Rana esculenta et temporaria) ei le brochet. 4 A. Lereboullet, J’ai soumis ä une etude nouvelle et aussi detaillee qu’il m’a et& pos- sible de le faire, l’anatomie des organes genitaux de ces animaux. Afin de pouvoir elablir plus facilement les analogies et les differences, j’ai divise, ä l’exemple de Burdach, ces organes en trois regions ou sph£eres: une interne, une moyenne et une externe, et jai donne pour chacune de ces regions les resultats de mes propres recherches, en comparant quel- quefois ces resultats a ceux obtenus par les anatomistes qui se sont occupes du me@me sujet. Penetre de l’importance de l’histologie et des services qu’elle est appelde a rendre ä la physiologie, je ne me suis pas borne ä l’anatomie des formes, mais j’ai cherche aussi ä faire connaitre l’anatomie de lexture des diverses parties des organes genitaux. Apres avoir expose d’une maniere purement analytique les faits tels que je les ai observes, j’ai reuni ces faits, je les ai compares entre eux dans des resum6s particuliers et alors, mais alors seulement, je me suis servi des donnees acquises ä la science ei necessaire, pour rendre Ja demon- stration plus complete. Dans ces resumes je me suis altache, ainsi que le demandait le programme, a faire ressortir l’analogie des parties el ä montrer en m@me temps leur degradation. J’ai termine par un resume general dans lequel je compare les uns aux autres les organes genitaux pris dans leur ensemble; dans ce resume jiindique sous quel point de vue l’etude des organes genitaux peut servir a la classification des ani- maux vertebres. Celle est en peu de mots la marche que j’ai suivie et tel est l’esprit qui a presid& A la redaction de mon travail. D’apres cette declaration on comprendra que je n’ai pas dü @tre me- diocrement surpris de lire le passage suivant du tres-court rapport que ne Anatomie des organes genitaux des animauz vertebres. B) M. Serres a presente sur mon memoire: „‚Ces recherches interessantes (il est question de l’etude des spermatozoides et des ovules), mais qui oceupent trop de place dans le travail, ont detourne l’auleur du but de la question qui demandait, avant tout, une Etude nouvelle et approfondie des organes de la reproduction, dans les deux sexes, chez les animaux composant les eing classes des vertebres. II est resulte de la que ses diverses parties n’ont pas &t& traitees et que, les plus souvent, l’auteur s’en est rapporte ä ce qui avait &te fait avant lui.‘“ (Comptes-rendus de l’Acad. 1847. Tom. 24. p. 713). Sans vouloir en aucune facon faire l’apologie de mon oeuvre, ce qui n’entre nullement dans mes habitudes, je me bornerai a dire que je ne saurais accepler le double reproche de n’avoir pas traite la question et de m’en etre rapporte le plus souvent ä ce qui a te fait avant moi. Cette derniere asserlion est entierement gratuite; mes descriptions sont toutes originales, elles ont ei& faites sur nature avec le soin et la conscience que jai l’habitude de mettre dans mes observations; les nombreux dessins qui les accompagnent auraient dü, je crois, suffire pour Ööter de l’esprit de Monsieur le Rapporteur toute idee de compilation. Ce n’est pas ä dire que mon travail soit exempt d’erreurs ou d’imperfections; je suis le pre- mier a reconnaitre qu’il presente des lacunes, mais je ne crois pas que ces lacunes, fussent-elles meme encore plus nombreuses, puissent legitimer la conclusion absolue que la question n’a pas &t& trailee. Du reste l’Academie n’a pas juge mon travail indigne de r&ecompense; elle lui a decerne, A titre d’accessit, une medaille de la valeur de 700 fr. Je livre ce memoire & l’impression tel qu’il a et& presente, il ya deux ans, ä l’Academie des sciences; j’ai cru devoir n’y faire aucun - 6 A. Lereboullet, changement essentiel; je me suis borne a quelques additions peu nom- breuses que j’ai d’ailleurs en soin d’indiquer en note. Les dessins qui accompagnent ce travail ont eie faits par M. Klein, l’un de nos peintres les plus dislingues et par mon ami Mr.P.W.Schim- per, notre habile et zele bryologiste; qu’ils me permettent de leur offrir ici mes vifs et sinceres remerciemenis pour l’extr&eme obligeance avec laquelle ils ont bien voulu me preter l’appui de leur beau talent. Strasbourg le 20. Decembre 1847. L’auteur. ® r Anatomie des organes genitaux des animau.x vertebres. 7 Premiere partie. De la Sphere interne ou productrice des organes g£nitaux. Les parties el&mentaires dont le concours est indispensable pour la production d’un nouvel &tre sont formees dans des organes secreteurs par- ticuliers designes depuis longlemps sous les denominations de testicules et d’ovaires. Nous exposerons, dans autant de chapitres, les resultats de nos recherches sur la disposition et sur la structure de chacun de ces deux ordres d’organes, dans les animaux vertebres, que nous avons choisis pour types; puis, dans un article special, nous comparerons entreux ces resul- tats, afin de faire ressortir l’analogie de composition de ces parties, les plus importantes, sans contredit, de tout l’appareil g£nital, je dirai m&me les seules indispensables ä l’accomplissement de la fonction. Chapitre premier. De la Sphere productrice dans les mäles des animaux vertebres, ou des Testicules et de leur produit. Article 1. Des testieules du lapın et de leur produit. Pl. I et VI. Les testicules du lapin sont deux corps glanduleux, ovoides, situes en partie hors de l’abdomen, dans des poches particulieres formees aux 8 A. Lereboullet, depens de la peau (le scrotum), en partie dans "’abdomen, ä l’entree du canal inguinal. Dans l’individu que j’ai fait dessiner les testicules &taient entierement loges dans la cavit@ abdominale; seulement leur extremite posterieure formee par le renflement posterieur de l’Epididyme, etait enga- g6e dans le canal inguinal et adherait intimement au fond du serotum (Pl. VI. fig. 66 et 67); le dartos etait presque entierement relourne et avait entraind avec lui une grande parlie de la peau du scrotum dont on ne voyait plus qu’une petite portion A l’exterieur. Le muscle er&master adherait au dartos et formait avec lui, autour du renflement posterieur de l’epididyme, un gros bourrelet eirculaire. Ce muscle enveloppait le tesli- cule et se continuait avec les muscles internes du bas-ventre, d’un cöte, tandisque, de l’autre, il s’attachait a l’arcade pubienne. Le cr&master for- mait done un veritable sac qui permittait au testicule de rentrer facilement dans l’abdomen ou de descendre dans les bourses. Les testicules ainsi places ä l’enir&e du canal inguinal et appliques contre la paroi interne des muscles abdominaux, avaient leur grosse exire- mile dirigee en avant et en dehors, leur bord convexe regardait en dehors et en arriere, leur bord droit en dedans et en avant. Le peritoine leur formait une bride tres-mince qui s’engageait ensuite dans le canal ingui- nal; ils etaient en outre retenus par le cordon des vaisseaux spermatiques, cordon charge de graisse, qui s’inserait a l’extr&emite anterieure du testi- cule et le long de son bord anterieur et interne. De l’extr&emite poste- rieure du teslicule on voyait sorlir le canal deferent qui se portait imme- diatement en dedans, vers la vessie urinaire, en croisant la direction des ureleres. Les testicules, avec l’epididyme, mesuraient 26 millim. de lon- gueur, 13 de largeur et 9 d’epaisseur. Le testicule se compose de deux parties bien distinctes, l’albuginee ou son enveloppe exterieure et sa substance propre. L’albuginece est une membrane mince, mais resistante, de nature fihreuse, qui adhere tres-faiblement a la substance propre du testicule (conduits seminiferes) et qui envoie dans l’interieur de la glande un grand Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 9 nombre de prolongements lamelleux entre les lobes dont elle se compose; ces lamelles tres-minces servent ä conduire les vaisseaux sanguins. L’albuginde est evidemment composee de deux membranes: l’externe dense, fibreuse, brillante, est formde de fibrilles (fig. 2. pl. I) dont le diametre n’excede pas 0,0013 ou 0,0018 mm. Ces fibrilles sont &troi- tement entrelacdes et comme r&unies par une matiere granuleuse excessi- vement fine; elles apparliennent evidemment au tissu cellulaire ou con- nectif, et leur arrangement explique la resistance de la membrane, malgre son peu d’Epaisseur. La tunique interne de l’albuginee, intimement adherente ä l’externe, est plus &paisse, plus molle, celluleuse et vasculaire (fig. 3. pl. I). Les fibrilles qui la composent ont le m&me diametre que les pr&ecedentes, mais elles sont moins nettement dessindes, quelquefois ondulees et entrelacdes comme celles du tissu cellulaire ordinaire (tissu cellulaire amorphe). Ü’est dans l’epaisseur de cette membrane que rampent les vaisseaux sanguins, et c’est elle qui fournit les cloisons membraneuses de la glande, cloisons qui finissent par abortir au renflement designe communement sous le nom de corps d’highmor *). La substance du testicule est composee de lobes nombreux, de gran- deur inegale, disposes transversalement et par couches superposees, et separes les uns des autres par les cloisons de l’albuginee (fig. 1. pl. T). Cette separation, cependant, n’est pas complete; on voit souvent deux lobes voisins communiquer entre eux par un conduit seminifere commun. Si l’on continue ä separer avec soin les lobes les uns des autres, on voit *) Cette distinclion de l’albuginde en deux lames, deja etablie par A. Cooper pour le testi- cule humain, confirmee par Al. Lauth (Mem. sur le testicule humain, dans Mem. de la Soc. d’hist. natur. de Strasbourg, Tom. I. p. 6), est tout ä fait physiologique, chacune de ces deux lames ayant un usage particulier. L’externe en effet, purement fibreuse, sert d’enveloppe protecirice, et, sous ce rapport, peut @tre comparde ä la dure-mere (A. Coo- per); tandisque l’interne molle, läche, celluleuse en un mot, sert, comme la pie-mere cere- brale, ä soutenir et ä conduire les vaisseaux (Note ajoutee en Decembre 1847). Vol. XXI. P.1. 2 10 A. Lereboullet, que le testicule tout entier est forme d’un certain nombre de petites masses qui ne liennent plus qu’au reseau des conduits seminiferes (rete testis). Les lobes du testicule sont constitues par les nombreux replis des tubes secreleurs, unis entre eux par un tissu cellulaire assez resistant mais qui permet cependant de les derouler. J’ai pratique sur plusieurs lobes ceite op6ration longue et delicate. Les circonvolutions, assez läches vers l’extremite externe ou libre du lobule, deviennent beaucoup plus serrees et plus difficiles A separer vers l’extremite opposee, celle qui se termine au Rete testis *). On n’apergoit d’abord, dans toute l’etendue du lobule, que les anses nombreuses formees par les replis du canal; mais en procedant avec attention, on ne tarde pas & rencontrer une extremite borgne, origine du tube dont on suit les eirconvolutions. Je n’ai trouve que deux de ces origines dans un m&me lobule; elles &taient situees, l’une vers l’extremite peripherique du lobule, l’autre vers son extremite interne, et toutes deux cachees au milieu des anses du conduit seminifere. Les deux conduits marchaient en sens contraire A la rencontre l’un de l’auire, et se reunissaient vers le milieu du lobule pour former un canal unique dont le diametre, malgr& cette r&union, n’etait pas sensiblement plus gros que celui des canaux primitifs. Je n’ai rencontre, dans un m&me lobule, qu’une seule anastomose, ce qui prouve encore qu’il n’y avait que deux canaux d’origine. On voit, d’apres cela, que les canaux seminiferes, dans le lapin, parcourent un tres-long trajet avant de se reunir. Les lobules qui resultent des nombreux replis des tubes seereteurs forment ordinairement chacun une longue bandelette repliee sur elle-m&me par son milieu. C’est de l’extremite interne de cette double bandelette que se detache le conduit seminifere commun de chaque lobule. Ce conduit se redresse au moment oü il sort du lobule, s’amineit considerablement et *) Al. Lauth a observe le contraire dans le testicule humain (o. ce. p. 16). “ Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 11 se jette dans le rete testis. Ü’est ä ces pelits canaux redresses qu’on a donne le nom de ductuli recti. Plusieurs anatomistes, entre autres Al. Lauth, disent que ces conduits resultent souvent de la reunion de plusieurs canaux seminiferes en un seul (o. c. p. 18); je n’ai jamais vu de r&union de ce genre; j’ai deroul& plusieurs lobules jusqu’au rete testis et toujours j’ai vu le canal se rendre directement au rete, sans s’unir auparavant a son voisin. Les canaux seminiferes avaient 0,22 mm. (environ /; de millim.) de diametre dans toutes les parties de la glande. Ils &taient remplis de cap- sules spermatiques. ÜCes canaux e&taient composes d’une membrane tres- mince, transparente, sans structure appreciable, dont la surface interne elait couverte de vesicules granuleuses £pitheliales.. Le diametre de ces vesicules variait entre, 0,007 et 0,010 mm. Il est facile de s’assurer qu’elles adherent ä la membrane propre du tube; il suffit d’ineiser ce der- nier ä l’aide de fines aiguilles et d’agiter sous l’eau la membrane qui le compose; on ne parvient jamais a la debarrasser entierement des vesicules qui la recouvrent; ce n’est qu’en la räclant avec l’aiguille qu’on finit par les detacher. On obtient souvent, en praliquant cette manipulation, des lambeaux filiformes de la membrane auxquels tiennent encore les vesieules (fig. 4. pl. 1). Le canal enroul& qui constitue l’epididyme a la m@me structure; les vesicules qui tapissent sa membrane sont rangees les unes a cöle des autres comme des cellules d’epithelium; elles sont egalement granuleuses et leur diametre mesure aussi 0,008 a 0,010 mm. (fig. 5. pl.I). Quand on dechire sons le microscope, soit des conduits seminiferes, soit des por- tions du canal de l’Epididyme extraites d’un animal recemment tue, on voit s’ecouler tout le contenu des canaux; les fragments de membranes qui resultent de la preparation ont l’aspecet que nous venons de decrire. I est done hors de doute que ces petites vesicules font corps avec la membrane propre du tube et on doit les regarder comme un veritable epithelium. 12 A. Lereboullet, Nous avons dit plus haut que les canaux seminiferes aboutissent au rete testis par autant de tubes qu’il y a de lobules. Ces tubes (du- etuli reeti) sont beaucoup plus minces que les canaux seminiferes eux- mömes; ils mesuraient 0,04 mm. (7, de millim.) seulement, e’est ä dire ä peu pres le einquieme du diametre des canaux d’origine. Ce resultat me parait d’autant plus singulier que, d’apres Al. Lauth, le calibre des duetuli recti est de beaucoup superieur A celui des vaisseaux seminiferes (o. c. p. 18), dans le testicule humain. J’ai.repete ces mesures sur un grand nombre de ductuli recti, toujours avec le m&me resultat. Le rete testis que nous nommerons de preference plexus s&emi- nal, a cause de sa composition, apparait sous la forme d’une bandelette blanchätre, longue et &troite, qui oceupe toute la longueur du bord interne ou superieur du testieule (fig. 1). Il avait, dans notre individu, 0,02 centimetres de longueur sur 0,0015 mm. de largeur et A peu pres autant d’epaisseur. Il est recouvert par un tissu cellulaire assez läche, resultant de la reunion des eloisons membraneuses du testicule (corps d’highmor), et forme par une multitude de cordons tres-delies, frequemment anasto- moses, de maniere ä constituer un veritable plexus a mailles etroites, allongees en losanges. Les cordons de mailles de ce reseau &taient de grosseur variable; les plus petits n’avaient que 0,03 mm., d’autres, en assez grand nombre, avaient 0,05 mm. ; les plus gros, en tres-petit nom- bre, mesuraient 0,1 mm. Ils avaient done, en moyenne, ä peu pres le diametre des duetuli recti. Ce plexus seminal ne me parait pas jouer simplement le röle de re- servoir, ni etre destine, comme on le dit generalement, & favoriser le me- lange des produits seeretes. La disposition reticul&e des canaux qui le composent, en permettant au liquide spermatique un sejour plus prolonge dans linlerieur de ces canaux, favorise le developpement ulterieur des spermatozoides deja formes ou des cellules qui doivent plus tard leur donner naissance. ri Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 13 De l’extremite anterieure du plexus seminal on voyait sortir sept canaux plus gros que ceux. qui constituaient le plexus lui-m&me; ils etaient unis entre eux par un lissu cellulaire assez serr& et formaient ainsi un pelit faisceau cylindrique. Apres un court trajet, ces canaux d’abord droits se replient en ondulations tr&s-rapprochees et forment autant de eönes allonges dont les sommets convergent vers le plexus. tandisque leurs bases onduleuses se jettent successivement dans le canal commun qui resulte de la reunion de ces cönes. Ce canal commun se replie ä son tour sur lui-me&me un grand nombre de fois et constitue l’epididyme dont nous donnerons la description plus loin, quand il sera question des con- duits exereteurs. L’artere et la veine spermatiques forment un gros cordon entoure d’une abondante quantite de graisse et qui s’insere a l’extremite anterieure du testicule. L’artere nait de la renale correspondante; arrivee au bord anterieur du testicule, elle se divise en deux branches principales dont l’une penetre dans la profondeur de la glande pres de l’extremite ante- rieure du plexus seminal; l’autre se porte le long du corps d’highmor et marche parallölement a ce corps et au plexus jusqu’a l’extremite poste- rieure du testicule. Ces arteres fournissent des branches nombreuses dont les ramifications s’etalent sur les cloisons de l’albuginee. Les ramuseules les plus fins s’anastomosent fr&equemmen!i entre eux & la surface des lobules et entre les replis des conduits seminiferes, dont ils suivent les contours. Les veines ont la m&me disposition que les arteres; en sortant du testicule elles forment, le long de son bord interne, un plexus d’abord etale, mais dont les mailles tres-serrees se r&eunissent bientöt en un cordon cylin- drique assez considerable connu sous le nom de corps ou de plexus pampiniforme, et qui se prolonge vers l’abdomen jusqu’ä une assez petite distance de l’embouchure de la veine principale dans la veine cave. Les conduits seminiferes sont les organes producleurs des spermato- zoides. Ils renferment pendant la vie et apr&s la mort une quanlile in- nombrable de corpuscules spheriques remplis de granulations et connus 14 A. Lereboullet, sous le nom de granules ou capsules spermatiques. Un groupe de canaux seminiferes detaches de la surface du testicule immediatement apres la mort, contenait une immense quantit€ de ces capsules de dimension varia- ble,. extremement päles, offrant presque toutes un petit noyau plus ou moins excentrique (fig. 6). es capsules &taient donc de veritables cel- lules en voie de formation ou de developpement. Quelques-unes ne ren- fermaient aucune trace de granulation; dans les autres, les granulations avaient l’aspect d’un leger nuage. Le diametre de ces capsules mesurait, en moyenne, 0,015 mm.; les plus petites avaient 0,007 mm., tandisque les plus grosses, assez peu nombreuses, avaient jusqu’ä 0,025 mm. de dia- meltre. Le noyau de ces grosses cellules mesurait 0.003 mm. D’autres capsules, d’un diametre assez constant (0,01 mm.), avaient un aspect ponctue, dü a un contenu granuleux bien apparent, et ne renfermaient plus du noyau; elles etaint en tres-petit nombre relativement aux premieres. Un certain nombre de vesicules graisseuses reconnaissables ä leur bord fortement ombre et a leur transparence, se voyaient entre les capsules spermatiques; leur diametre etait de 0,008 mm. Je n’ai trouve aucune trace de spermatozoides dans le liquide du testicule. Le liquide extrait de l’Epididyme ne contenait plus des capsules trans- parentes, mais fourmillait de spermatozoides, au milieu desquels on voyait un petit nombre de capsules granuleuses (fig. 7). Les spermato- zoides, quoique ayant deja leur forme, etaient encore tr&s-petits et immo- biles; quelques-uns seulement se balangaient avec lenteur. Ce n’est que dans le canal deferent et dans la vesicule seminale que jai trouve des spermatozoides entierement developpes, tels que je les ai fait representer. Leur tete etait aplatie, ovulaire, en raquette et offrait un aspect finement granule. Sa longueur mesurait 0,007 mm. et sa largeur 0,005 mm. Je n’ai trouve sur aueun d’entre eux l’enveloppe glutineuse en forme de capsule que M. Dujardin a signalee dans la cochon d’Inde *). *) Annales des sc. nat. 2. Serie. Tom. 8. p. 295. Anatomie des organes genitaux des animaux verlebres. 15 La queue separee de la t£te par une petite ligne transversale, &tait Ires- longue, eylindrique, filiforme en arriere et mesurait 0,045 mm., c’est ä dire environ 6 fois la longueur de la tete *). Les mouvements de ces spermatozoides &taient tr&s-lents, ce qui permettait de mieux les observer; la tete etait alors le plus souvent verticale, de maniere A montrer l’Epaisseur de son disque; la queue repliee sur elle- m&me formait la boucle. Le liquide spermatique du canal deferent contenait, en outre, une petite quantite de cellules granuleuses, de grandeur variable, amonceldes en pelits tas ou separdes; elles mesuraient de 0,005 a 0.007 mm. La vesicule seminale renfermait une matiere glaireuse, hyaline, com- parable, pour son aspect, au corps vitre de l’oeil, et un liquide peu abon- dant au milieu duquel on voyait nager avec beaucoup d’agilite et se con- tourner dans tous les sens, une assez grande quanlil& de spermatozoides. ayant la forme et les dimensions de ceux du canal deferent. Il resulte de ces observations que les elements du sperme ne sont pas les m&mes dans toutes les regions de l’appareil seereteur. Dans le testicule, ce sont les capsules päles, nuclees **), qui predominent; au milieu de ces capsules on trouve des vesicules graisseuses ou des vesi- cules granuleuses dont les dimensions sont a peu pres les m@mes que celles des cellules epitheliales des tubes secereteurs. Plus loin, dans l’epi- didyme, je n’ai plus rencontre de cellules päles, mais bien des sperma- *) M. R. Wagner a donne les mesures suivantes qui different a peine des nötres: corps variant entre Yon eb Yon’, rarement de Y,,'; queue Y,,'”. M. Wagner fait re- marquer que les spermatozoides du testicule sont ir&s-paresseux, quelquefois entierement immobiles. Je puis appliquer cette remarque a ceux de l’epididyme, car je n’en ai pas rencontre dans le testicule Jui-meme (Fraymente zur Physiologie der Zeugung, in den baierischen Abhandlungen 1837. p. 386). ”*) R. Wagner les regarde comme des debris d’epithelium; il les a figurees dans ses Ice- nes physiol. I. tab. I, fig. VI. Je crois aussi qu’elles proviennent de,l’epilhelium, mais je les regarde comme des transformations des cellules epilheliques. Ce qu'il y a de re- marquable en effet, c’est leur grande abondance dans le testicule, tandisqu’elles dispa- raissent plus loin (Note ajoutee en Decembre 1847). 16 A. Lereboullet, tozoides et des cellules granuldes. Plus loin encore, dans le canal defe- rent et dans la vesicule seminale, j’ai de nouveau retrouv& les memes cel- lules granuleuses au milieu de spermatozoides entierement developpes. Il semblerait, d’apres cela, que les cellules päles, a noyau, constituent un premier degr& de developpement des cellules spermatiques, dans lesquelles apparaissent plus tard les spermatozoides. Article 1. Des testicules du coq domestique et de leur produit. 7, LU er VIE Les testicules, dans le coq domestique (fig. 73. pl. VII), sont deux corps ovoides situes symmetriquement dans la partie la plus avancee de l’abdomen, immediatement derriere le bord posterieur des poumons, sous les lobes anterieurs des reins, au dessus du foie et de l’estomae glandu- leux. Ils sont rapproches l’un de l’autre sur la ligne mediane du corps et fixes &troitement contre les reins et contre l’aorte par un court repli du peritoine. Üelui-ci forme a chagne testieule un petit mesentere a deux lames, entre lesquelles rampent les vaisseaux sanguins de la glande. Enire les deux testicules se voient, en dessous, le gros tronc de la veine cave posierieure dans lequel aboutissent les veines renales et les veines spermaliques, et, au dessus, l’artere aorte qui fournit ä chaque testicule une pelite arlere spermalique. Immediatement au devant du bord anterieur du testicule gauche se trouve le tronc de la mesenterique superieure, et, un peu plus en avant, le irone coeliaque. Les testicules du coq sont generalement ovoides, un peu allenues en arriere, comprimes lateralement et legerement reniformes. Leur forme varie d’ailleurs suivant l’äge. Dans un jeune coq de l’annee (fig. 73. pl. VII), leur extremite posterieure &tait tres-retrecie; et, au lieu d’etre appliques contre le rein par toute l’etendue de leur surface laterale, ils Anatomie des organes genitaux des animaux verlebres. 17 elaient redressds, en sorte que leur bord externe ou convexe etait devenu inferieur et leur bord interne superieur. Les testicules de ce jeune coq avaient 11 millim&tres de longueur, 5 de largeur et 4 d’epaisseur. (Ceux d’un adulte äge d’environ deux ans avaient 13 millim. de longueur sur 10 de largeur et 9 d’epaisseur en avant et 7 millim. seulement en arriere. Le testicule droit etait un peu plus petit que le gauche. Les testicules sont enveloppes d’une tunique albuginee assez Epaisse, resistante et A travers laquelle je n’ai jamais pu distinguer les canaux se- miniferes. Cette albuginde est elle-me&me recouverte par une lame du peritoine. Elle est evidemment composee de deux couches intimement unies entre elles et difficiles a separer: une couche externe fibreuse (fig. 8. pl. I.) et une interne qui offre un aspect finement veloute et qui est eminemment vasculaire. La couche externe se distingue de l’interne, parceque les fibres sont plus apparentes et tres-serrees. Dans les deux couches on trouve ces fibres couvertes de corpuseules irreguliers, granu- leux, translucides, et quelquefois des tr&s - petites cellules avec un noyau. Ces fibrilles mesurent 0,0013 mm.; les corpuscules nucleaires qui les re- couvrent ont en moyenne 0,007 mm. C’est dans l’epaisseur de la couche interne de l’albuginde que ram- pent les arteres et les veines du testicule, en formant des arborisations extrömement fines qui finissent par se resoudre en un reseau a mailles irregulieres, avant de penetrer dans l’epaisseur de la glande (fig. 15. pl. II). . L’albuginde n’adhere pas au lissu propre de la glande; on peut la detacher avec facilit€ sans dechirer les canaux seminiferes, et l’on voit qu’elle ne fournit aucune cloison membraneuse analogue au corps d’highmor des mammiferes. Les seuls prolongements celluleux qu’on rencontre dans l’Epaisseur du testicule sont des filaments tres-greles qui accompagnent les vaisseaux sanguins. Cependant il ne faudrait pas con- clure de cette observation que les cloisons de l’albuginee manquent chez les oiseaux; il parait qu’elles existent dans les especes de grande taille, Vol. XXIII. P. 1. 3 18 A. Lereboullet, ainsi qu’il resulte des recherches de M. Duvernoy sur le casoar ä casque *). Les canaux seminiferes examines dans le coq adulte sont des tubes tres- delies, A parois molles, tr&s-delicates, distendues par le contenu granuleux qui les remplit, et dont les nombreuses eirconvolutions sont tellement ser- rdes les unes conlre les autres quil est diffieile, au premier abord, de distin- guer leurs limites respectives (fig. 9. pl. I). Ce n’est qu’en enlevant des lambeaux de la surface et en cherchant a separer, sous le microscope, les tubes seminiferes, qu’on finit par distinguer leur arrangement. Ces tubes ne forment pas, comme dans le lapin, des ondulations assez regulieres, mais ils se replient dans tous les sens, se pelotonnent et s’en- trelacent de telle facon qu’il est impossible de les derouler completement. La rarete et l’extr&me tenuite du tissu cellulaire qui les unit sont encore des causes qui en rendent la preparation diffieile. Aussi ne m’a-t-il pas ete possible de decouvrir les extremites borgnes de ces canaux, ni de m’as- surer s’ils forment entre eux des anastomoses. Le diametre des canaux seminiferes etait de 0,15 a 0,17 mm., c’est a dire inferieur a celui des tubes seminiferes du lapin. Je les ai trouves composes d’une membrane tres -finement granulee dont la surface interne etait tapissde de vesicules adherentes A la membrane (fie. 10. pl. I). Ces vesicules qui avaient, en moyenne, un diametre de 0,01 mm., &taient les unes transparentes, les autres remplies de granulations. Dans les pieces conservees dans l’alcool, les vesicules granuleuses qui remplissaient les canaux seminiferes mesuraient 0,007 a 0,012 mm., diametre correspon- dant assez bien ä celui des vesicules adherentes. Malgre des recherches assidues, il ne m’a pas et& possible de distin- guer l’arrangement des canaux seminiferes vers le bord interne de la glande, ni par consequent, de decouvrir un plexus seminal analogue A ce- ui des mammiferes. J’ai vu seulement que les canaux efferents, plus gros *) Legons d’anat. comparde de G. Cuvier; 2° edit. Tom. VIII. p. 111. Analomie des organes genitaux des animaux vertebres. 19 que les tubes seminiferes, sortent du bord interne du testicule, au nombre de 6 ä 8 reunis en un paquet vers le tiers anterieur de la glande. es canaux se dirigent-obliquement en arriere et se jettent dans l’Epididyme. Si l’on considere la tenuil& des canaux qui constituent le rete testis dans le lapin; si l’on fait attention & la difference de structure des canaux seminiferes qui sont assez resistants pour pouvoir @tre separes dans les mammiferes, tandisque dans les oiseaux et dans le cog en partieulier, ils sont tellement mous qu’on les dechire au moindre attouchement, on com- prendra qu/il doit &tre tres - diffieile de mettre a decouvert le plexus semi- nal, si toutefois il existe r&ellement. J’ai examine sur plusieurs coqs vivants le contenu des tubes semini- feres; je n’ai jamais pu y decouvrir de spermatozoides. Les tubes e&taient remplis de vesicules spermaiiques melangees ä une immense quantite de gouttelettes huileuses et de vesicules transparentes comme ces dernieres, mais beaucoup plus petites. Ües vesicules, dont les plus grosses ne me- suraient que 0,0017 mm., &taient surtout tr&es-nombreuses dans un jeune cog tue au mois d’Octobre (a. fig. 12. pl. I); elles etaient doudes d’un mouvement d’oseillation tres-lent, mais regulier, comme celui de corps legers que balanceraient les ondulations du liquide. es petites vesicules elaient moins abondantes dans le vieux coq *). D’autres vesicules plus grandes, immobiles (ce. fig. 12. pl. 1), evi- demment de nature graisseuse, avaient un diametre de 0,005 mm. et meme davantage. Elles etaient en plus grande quantite que les petites vesicules *) Mr. R. Wagner parle aussi de tr&s-petites molecules doudes du mouvement brownien, quil a rencontrees dans le sperme de plusieurs animaux, mais jamais d’une maniere eonstante. M. Wagner ne se prononce pas sur leur nature et il est dispose A les regarder comme des molecules detachees d’autres corpuscules, plutöt que comme des granules particuliers (Lehrb. der Physiol. p. 9). — Celte interpretation ne me parait pas devoir &tre admise; je crois qu’il est plus naturel de regarder ces pelites vesicules comme le premier degre d’organisation du ceyloblasleme, comme des vesicules primitives, en un mot (Decembre 1847). 20 A. Lereboullet, mobiles et beaucoup plus nombreuses dans le jeune coq que dans le coq adulte. Enfin les capsules spermatiques se distinguaient par leur aspect gra- nuleux. Elles &taient globuleuses et renfermaient des granules ou plutöt des vesicules transparentes du m&me diametre que les pelites vesicules isoldes. Dans le jeune individu la plupart de ces capsules ne renfermaient qu’un tres- petit nombre de granulations tres -päles; quelques-unes m&me elaient transparentes (b. fig. 12). Dans le coq adulte au contraire, ces capsules &taient presque toutes composees et mesuraient 0,017 mm. Je suis port a regarder les petites gouttelettes mobiles comme les elements qui doivent servir ä former plus tard les capsules spermatiques. ll est possible que ces pelites vesicules se r&unissent et s’entourent d’une membrane pour former une grande capsule; quoiqu’il en soit de ceite ex- plication hypothetique, la quantit@ relative des petites vesicules comparee a celle des capsules spermatiques dans le jeune coq et dans le coq adulte, et la ressemblance entre ces petites vesicules et les granules que renfer- ment les capsules, sont des faits Ires-dignes d’attention *). On remar- quera aussi la plus grande abondance des gonuttelettes huileuses dans le jeune coq. Telle etait la composition du liquide extrait du testicule. Les sper- matozoides n’existaient que dans le canal deferent, ei en assez petite quan- lite peut-etre A cause de l’eEpoque avancee de l’annee (Octobre). Leur corps etait allonge, cylindrique, long de 0,015 sur 0,0018 mm. de largeur; la queue grele, effilee, ne depassait que de tres-peu la longueur *) M. Lallemand a trouve dans le sperme extrait de la surface du testicule d’un jeune coq, des corps spheriques tres-petits, fort. brillants, et d’une mobilite extraordinaire (ce sont les petites vesicules mobiles dont je viens de parler). Dans le reste du testicule ils etaient meles aux zoospermes. L’epididyme et le canal deferent ne renfermaient que des zoospermes seuls plus grands et plus mobiles (Sur l’origine et le mode de developpe- ment des zoospermes; Ann. des scienc. nat. 2° Ser. Tom. XV. p.30 et s. Dee. 1847). Anatomie des organes genitau@ des animaux vertebres. 2] du corps; elle mesurait 0,02 mm. (fig. 11. pl. I). Les mouvements de ces spermatozoides &taient tr&s-lents, quoiqu’ils aient &i& observes imme- diatement apres la mort de l’animal. Le corps flottait ä la surface du liquide; la queue se repliait le plus souvent en anse, de maniere ä former la boucle; quelquefois, apres avoir pris celte position, elle se debandait comme un ressort et les mouvemenis se faisaient alors par saccades *). Article IH. Des testieules du lezard des souches (L. stirpium) et de leur produit. Pi Ts. VIRet XYI. Les testieules du lezard sont deux corps ovoides, un peu retreeis en arriere, disposes symmetriquement, vers le milieu de la cavit& abdominale, sur les cötes de l’estomac, au dessus de ce viscere et du paquet des intestins (fig. 163. pl. XVI). Is sont retenus de chaque cöte de la colonne ver- tebrale par un court repli du peritoine qui leur sert de mesentere et fixes en outre par une petite bandelette ligamenteuse qui part de leur bord po- sterieur et va se perdre sur la veine cave correspondante. Le testicule droit, plus avanc& que le gauche, est plac& immediatement derriere le lobe droit du foie auquel il adhere par l’intermediaire de la veine cave qui pe- netre dans ce lobe, apres avoir longe le bord interne du testicule. Les testieules sont entoures d’une albuginee tres-mince, quoique resistante, A travers laquelle on distingue parfaitement les conduits semi- niferes (fig. 17. pl. II). Cette membrane est parcourue par de nombreux vaisseaux qui forment ä sa surface des r&eseaux a mailles allongees, irre- gulieres, assez grandes (fig. 16. pl. ID). L’albuginee n’envoie dans l’in- terieur du testicule aucune cloison membraneuse, mais seulement des prolongements filamenteux qui accompagnent les vaisseaux sanguins. *) Les figures que nous donnons de spermatozoides du coq ressemblent assez ä celle qua publicee R. Wagner; seulement cet observateur leur donne une queue filiforme, repre- sentee par un simple trait (Icones physiol,. I. tab. 1. fig. IV. .). 22 A. Lereboullet, Cette membrane est composee de fibres disposees comme celles de l’albu- ginge du coq et du lapin. On peut aussi la diviser en deux couches, ou pour mieux dire, on peut detacher des lambeaux d’une tunique interieure d’un aspect ponctue, composee de tres-pelits corpuscules granuleux, transparents (fig. 14. pl. I). La tunique externe offre des stries exire- mement fines (fig. 13), qui ne mesurent pas plus de 0,0015 mm., et qui se detachent ä peine du tissu granuleux amorphe qui constitue la base de la membrane. Les canaux seminiferes sont enroules sur eux-me@mes comme des circonvolutions intestinales (fig. 17). Ils naissent par un certain nombre d’extremites borgnes que l’on rencontre ga et la entre les replis des tubes, et ils sont unis les uns aux autres par des anastomoses qui m’ont paru eire tres- peu nombreuses, mais qui existent positivement (fig. 18); ces anastomoses se font sous des angles droits, comme chez le lapin. Le dia- metre de ces canaux elait d’un quart de millimetre; ils sont done plus gros que ceux des oiseaux ei des mammiferes. Ils sont formes, comme ces derniers, d’une membrane glanduleuse transparente, tres-mince, dont la surface interne est couverte de vesicules arrondies, du diametre de 0,006 mm., adherentes ä la membrane fondamentale, comme dans le lapin et dans le cogq. Les canaux seminiferes d’un lezard examine le 28. Avril regorgeaient de fluide seminal et renfermaient differents produits (fig. 19. pl. ID): des spermatozoides, des capsules spermaliques, des globules framboises plus gros que ces dernieres el de globules graisseux. Les spermatozoides, animes d’un mouvement tres-agile, avaient un corps cylindrique ou un peu fusiforme long de 0,01 sur 0,0015 mm. de largeur. La queue excessivement fine, tres-diffieile a voir dans toute son etendue, mesurait 2 A 3 fois la longueur du corps (0,02 a 0.03 mm.). Les capsules spermatiques &taient discoides, remplies de granulations päles, et mesuraient, la plupart, 0,01 mm. (B. fig. 19). Au milieu de ces capsules on voyait un nombre assez considerable de grosses spheres ä | | - Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 23 surface granuleuse et comme framboisee, ayant le double des precedentes (0.02 mm.) et quelquefois meme davantage (C. fig. 19). Les granula- tions qui composaient ces spheres avaient A peine 0,002 mm. de diametre, Quand on les desagregeait en les comprimant legerement, on les voyait nager avec agilite dans toutes les directions, en sorte que j’ai pris d’abord ces globules pour des agglomerations de spermatozoides. Du reste le mouvement de ces corpuscules ne ressemblait pas au mouvement molecu- laire proprement dit. Il est probable que ces corps globuleux sont des amas de vesicules adipeuses; le mouvement de leurs granules isoles me rappelait celui des petites vesicules transparentes du coq; seulement il etait beaucoup plus vif dans le lezard. Mr. R. Wagner donne ä ces glo- bules que je designe sous le nom de framboises, un diametre de %,° de ligne, et les compare aux follicules graisseux de l’iris du chat-huant *). Les globules graisseux, en assez grande quantite, etaient, comme ä l’ordinaire, spheriques, transparents, refractant fortgment la lumiere; leur diamötre variait entre 0,002 et 0,004 mm. (D. fg 0) Je n’ai trouve, dans le testicule du l&zard, aucune trace de plexus seminifere; les canaux percenl l’albuginee vers la partie anterieure du bord superieur..et externe du testicule, au nombre de 4 a 5, pour se jeter dans l’epididyme. ÜCes canaux efferents sont plus greles que les conduits se- miniferes eux-memes, ce qui me porte ä les regarder comme les ana- logues des duetuli recti du testicule du lapin. Les testicules des lezards ne sont pas accompagnes de lobes grais- seux, mais on trouve au devant du bassin, sur les cöles du rectum et de la vessie, une large bandelette blanche ou jaunätre, de nature graisseuse (aa‘ fig. 173. pl. XVII), disposee en travers et enveloppe par le peri- toine qui est remarquable, dans ce reptile, par sa couleur noire. Cette bandelette se compose de deux moities ou lobes qui se replient de chaque cöte. Elle est beaucoup plus developpee au printemps qu’en ete et en *) Fragmente etc. (Baierische Abhandl. 1837. p. 391). 24 A. Lereboullet, automne et se rencontre dans les deux sexes, mais elle est plus forte dans le mäle que dans la femelle. Des vaisseaux qui rampent le long du bord posterieur de cette bandelette envoient leurs ramifications dans son inle- rieur. Elle est composee de vesicules adipeuses, comme les appendices graisseux que nous deerirons dans les batraciens. Le testieule regoit directement ses arteres de l’aorte. Celle-ei collee contre la colonne vertebrale, envoie de chaque cöte 7 A 8 rameaux ires- deliss qui se portent au testicule, ä l’epididyme et au rein. Les arteres spermatiques se distribuent dans l’epaisseur de l’albuginee, comme nous l’avons dit plus haut, et penetrent entre les eirconvolutions des canaux se- miniferes. La veine cave du cöte droit longe le bord interne de l’epidi- dyme, forme un coude derriere le testieule, se place le long du bord interne de cette glande et penetre dans le foie. La veine cave gauche a la meme disposition; elle est unie a la premiere par une grosse veine d’anastomose qui s’etend transversalement entre les deux veines. Dans leur trajet chacune des veines caves regoit les veines du canal deferent, de l’epididyme et du testicule. Article IV. Des testicules de la grenouille (rana esculenta et rana temporaria) et du triton erete (triton cristatus) et de leur produit. Pl; Deet‘-VIH. Les testicules des grenouilles ont la forme de deux corps ovoides, un peu comprimes lateralement. Ils sont situes dans la partie moyenne de la cavit& abdominale, immediatement au dessous de la partie anterieure des reins, de chaque cöl&e des circonvolutions intestinales et au dessus d’elles. Ils se trouvent tous deux ä peu pres au m&me niveau, cependant le droit est un peu plus avance que le gauche. Ils sont retenus en position par des replis du peritoine qui leur servent de mesentere. Le peritoine en elfet, apres avoir forme le mesentere qui suspend l’estomac et les in- testins, se porte lateralement jusqu’au testicule, l’enveloppe et se rellechit Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 25 de nouveau contre la face inferieure du rein. Ü’est entre les deux feuil- lets qui resultent de cette disposition que marchent les vaisseaux du tesli- cule et les canaux seminiferes efferents. Le bord posterieure du testicule est fix& par une bride peritoneale qui s’attache le long de l’uretere et le long du bord interne de la vesicule seminale. Son bord anterieur donne altache ä une partie des appendices adipeux. Le volume des testicules varie beaucoup dans les grenouilles, comme on en a fait depuis longtemps l’observation. Tres-petits en eie, ces organes acquierent un developpement considerable en automne, des le mois de septembre et surtout au printemps. Le testicule des grenouilles est constitue, comme celui des vertebres dont nous avons traite jusqu’iei, par les canaux pr¶teurs de la liqueur fecondante et par une tunique d’enveloppe, l’albuginee. Celle-ci est essentiellement fibreuse et vasculaire. On peut y distinguer une couche externe composee de fibrilles excessivement fines, comme celles de l’albu- ginee du l&zard, et une couche interne dont on peut detacher des lambeaux, quoique avec assez de peine, ä cause du peu d’epaisseur de l’enveloppe. Cette couche interne est plutöt granuleuse que fibreuse et parsemde de quelques petites vesicules transparentes. | Les vaisseaux sanguins du testicule forment dans les parois de cette couche interne un reseau ä mailles polygonales (fig. 20. pl. II), de gran- deur inegale, et dont les cordons entourent les extremites en cul-de-sac des canaux seminiferes (fig. 21). Quand on examine l’albuginee par sa surface interne, on voit des membranes tr&s-minces se detacher du con- tour des mailles et penetrer sous la forme de cloisons rudimentaires entre les tubes spermatiques. On ne peut suivre ces lamelles jusque dans l’e- paisseur de la glande, soit a cause de leur tenuite, soit parceque elles se resolvent en filaments celluleux qui accompagnent les vaisseaux sanguins. Quoiqu’il en soit, ces cloisons incompletes sont les indices d’une disposi- tion qui existe dans les testicules des salamandres et dont nous parlerons plus loin. Vol. XXIII. P.1I. 4 26 A. Lereboullet, Les canaux seminiferes se presentent sous la forme de tubes eylin- driques qui alfeetent deux dispositions differentes (fig. 22 et 23. pl. MD). Les uns sont droits, ranges parallelement les uns aux autres tout autour de la glande dont ils forment comme la portion corticale; leurs exire- miles peripheriques se terminent en cul-de-sac, contre la face interne de l’albuginee et occupent l’interieur des mailles du reseau vasculaire (fig. 21). Les autres, au contraire, sont contournes en forme d’intestins ou de eir- convolutions cerebrales et occeupent le centre de la glande dont ils com- posent la partie qu’on pourrait appeler m&dullaire. Sur un testicule long de 15 millim., sur 6 mill. d’epaisseur, les tubes seminiferes corlicaux avaient, en moyenne, 3 millim. de longueur, sur /, mill. de largeur; ces tubes etaient plus courts le long du bord interne de la glande. On pourrait eroire qu’ils se continuent avec les tubes du centre, parceque ils paraissent un peu se reireeir en arriere, mais je me suis assur& que cette continuite n’existe pas et que les tubes corticaux sont fermes en arriere comme en avant. Üe sont done des utrieules clos ä& leurs deux exiremites. Les tubes entortilles du centre sont un peu plus gros que ceux de la eirconference; il est impossible de les derouler sans les briser, tant a cause de leur mollesse, que parcequ’ils sont etroitement serres les uns contre les autres. Quelques uns de ces tubes paraissent bifurques; ce sont probablement des anastomoses analogues a celles que nous avons vues dans le lapin et dans le lezard. Cependant je ne saurais dire si cette bifurcation est reelle ou si elle provient de la preparation. Les canaux seminiferes sont constilues, comme ceux que nous avons vus precedemment, par une membrane extr&mement mince, sans structure appreciable, couverte interieurement de cellules granuleuses arrondies qui adherent ä ses parois et dont le diametre est exactement le meme que celui des capsules spermatiques: ce diametre &tait de 0,01 mm. Les canaux spermatiques ne paraissent pas se reunir en reseau avant de sortir du testicule. Les canaux eflerents sont tres-greles, beaucoup plus fins que les conduits seminiferes eux-memes. Ils sortent du testi- Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 27 cule au nombre de trois ou quatre, par un leger sillon qui se voit le long de la face dorsale de la glande, vers le quart interne de sa largeur. Ils accompagnent les vaisseaux sanguins et se dirigent, comme eux, vers le rein. La plupart des auteurs qui ont deerit les testicules des grenouilles paraissent avoir pris pour les canaux efferents les vaisseaux sanguins eux- me@mes, ou du moins une partie d’entre eux; mais les canaux elferents se distinguent des vaisseaux parcequ’ils sont beaucoup plus greles, parce- qu’ils ne sont pas bifurques et enfin par leur contenu granuleux qui est le m&me que celui des canaux seminiferes. Je regarde aussi ces canaux efferents comme les analogues des ductuli recti des mammiferes. Les arteres du testieule se detachent a angles droits de l’aorte, ä des distances variables, se portent vers le bord interne du rein, percent le peritoine et penetrent dans le testicule par le sillon longitudinal de sa face dorsale. Ces arterioles se subdivisent en ramuscules tres- delies qui tra- versent toute l’Epaisseur de la glande, entourent les utrieules seminiferes corlicaux et forment a la surface interne de l’albuginee le reseau A mailles polygonales dont il a deja &te fait mention. Les veines, plus grosses que les arteres, accompagnent celles-ci et se jettent dans la veine cave. Au devant de chaque testicule se voit un groupe d’appendices grais- seux, de couleur jaune-orange, compose de languettes simples ou digi- tees, r&unies a leur base et qui adherent intimement, par une grande partie de cette base, au bord anterieur du testicule. Cette adherence est telle qu’on ne peut detacher entierement les corps graisseux sans detruire l’al- buginee. La longueur des bandelettes, leur nombre et m&@me leur forme varient suivant les individus et suivant l’eEpoque de l’annde. Elles sont tres- developpees et turgescentes au printemps et en automne, greles et flasques au contraire en ete, pendant les mois de mai, juin, juillet et aoüt *). Chaque bandelette et parcourue dans toute sa longueur par une *) Rathke a fait remarquer, il y a longtemps, que les appendices adipeux sont tr&s-deve- % 28 A. Lereboullet, arlere et par une grosse veine dont les ramifications se divisent sur les cellules graisseuses qui composent ces appendices. Dans un assez grand nombre de grenouilles mäles j’ai trouve coll&e contre l’extremite poste- rieure de chaque teslicule, ou seulement d’un cöle, une petite capsule adipeuse arrondie ayant la m&me structure que les appendices anterieurs, Ces capsules paraissaient comme des vegetations de la glande spermatique et faisaient corps avec elle. Cette particularite fait voir que les appendi- ces adipeux apparliennent aux testicules plus specialement qu’aux reins avec lesquels ils ont aussi des rapports etroits., Ce sont des depöts de graisse destinds A fournir au testicule les el&ments dont il a besoin pour le developpement des materiaux seeretes par cette glande. J’ai renconire plusieurs fois des appendices graisseux entierement farcis de petites conerelions blanches, opaques, arrondies, de 1 A 2 millim. de diametre. Vues au microscope ces conceretions &taient composdes d’aiguilles soyeuses d’une finesse extreme; a la lumiere directe ces aiguil- les avaient un aspect satind et rappelaient la composition de l’asbeste; ce sont done des groupes de cristaux de margarine ou d’acide margarique. Les canaux seminiferes des grenouilles renferment trois sortes de produits: des spermatozoides libres, des capsules spermatiques et des glo- bules graisseux. Sur une grenouille verte, prise au milieu du mois de septembre, les testieules &taient encore pelits, inegalement bosseles et comme formes par l’agglomeration de glandes plus petites. Ils conte- naient des spermatozoides tres-agiles, mais en petit nombre en propor- tion des capsules. Leur corps etait allonge un peu acumine en avant, cylindrique (fig. 25. pl. ID), de 0,020 mm. de longueur, sur 0,004 mm. de largeur *). La queue elait 9 & 6 fois plus longue que le corps, tres- loppes en automne et qu’ils s’aceroissent d’autant plus rapidement que l’animal est mieux nourri (de Salamandrarum corpor. adiposis; Berol. 1818. 4.). *) Pr&evost et Dumas ont trouve le corps long de 0,026 mm. (Ann. des sc. nat. Tom. I. p- 292); R. Wagner lui donne 0,01 de ligne mais il represente la queue un peu plus longue seulement que le corps (Fragmente etc. p. 392). Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 29 effildee, comprimee lateralement. Dans presque tous les spermatozoides cette longue queue e&tait entortillee sur elle-meme en forme de vrille ou de tire-bouchon; quelques-uns, en petit nombre, la trainaient apr&s eux, elle formait alors des ondulations serpentiformes. Cette queue et le corps entier &laient agiles d’un mouvement de trepidation continuel qui deplagait les eapsules environnantes. Dans les mouvemenis de translation le corps etait A peu pres horizontal, la queue inclinee; quelques-uns s’avangaient par saccades. Les capsules spermatiques de celte m@me grenouille (b‘ 5‘ fig. 25) etaient globuleuses; elles mesuraient en moyenne 0,01 mm., quelques- unes 0,015. Elles renfermaient des granulations transparentes, sem- blables a de tres-petites vesiceules huileuses, en nombre peu considerable dans la plupart; ces capsules e&taient doudes d’un mouvement de rolation sur leur axe tres-lent, mais tres - distinct. Outre ces capsules generatrices le liquide spermalique renfermait une grande quantit& de vesicules graisseuses, de dimension variable, mais toutes plus petites que les capsules elles- m@mes. La forme des spermatozoides que je viens de decrire concorde tres- bien avec les desceriptions qu’on donne generalement de ces produetions organiques dans les grenouilles (Lecons d’anat. comp. Tom. 8. p. 147), et en partieulier avec les figures publices par R. Wagner (Fragmente etc. pl. I. fig. 16); mais il parait que ces productions varient suivant l’äge, car les spermatozoides dont je vais parler et qui ont Ele observes sur une grenouille rousse adulte et de grande taille, different beaucoup de ceux de la grenouille verte. Cette grenouille rousse observee vers la fin d’octobre et chez laquelle les renflements spongieux des pouces &taient deja considerables, avait ses tubes seminiferes remplis de grosses capsules seminales qui se desagre- geaient promptement par l’action de l’eau, ou par la plus legere pression ei se divisaient en meches de spermatozoides (c. fig. 26). Les capsules et les meches isoldes &taient en mouvement; celles-ci surtoul se 30 A. Lereboullet, remuaient avec rapidit@ et se portaient en avant ou tournoyaient sur elles - m&mes. Les spermatozoides (a. fig. 26) avaient une tele en raquelte qui se continuait insensiblement avec la queue; celte tete presentait au centre un intervalle plus clair, borde d’un double contour. J’ai cru d’abord que cetle forme de raquette &tait produite par un fil replie sur lui-meme en boucle; j’aurais eu alors sous les yeux la queue du spermatozoide et non pas sa Ile; mais en examinant avec l’attention la plus soutenue le m&me individu dans toute sa longueur, j’ai vu distinetement qu’ä partir de cette extremite en raquette, le corps allait en s’attnuant et se terminait par une portion effilee presque imperceptible. J’ai continue cette observation plu- sieurs heures de suite et j’ai examine& attentivement un tr&s-grand nombre de spermatozoides sous un grossissement de 800 et de 1000 diam£tres; jai constamment trouv& cette forme de la t£te, deja representee et deerite, du reste, par MM. Prevost et Dumas, dans leur memoire sur la gene- ration *). Le corps ou plutöt la queue m’a paru avoir 6 ä 7 fois la lon- gueur de la tete. Cette queue apparait d’abord sous la forme d’un fil, 'mais quand on en suit les mouvements, on voit qu’elle est comprimee late- ralement, comme la queue des tritons (b..fig. 26). Elle mesure environ 0.0007 mm. en hauteur; elle devient effildee et peu ä peu filiforme en arriere **). *) „„Leur tete est oblongue, aplatie et marquee dans son centre d’une tache plus claire‘‘ (Ann. des sc. natur. Tom.I. p. 281). — M. Dujardin represente les spermatozoides de la grenouille avec un corps ceylindroide, sans indiquer l’espece; il leur donne pour longueur 0,052 mm. (Manuel de l’obs. au mieroscope, p. 100. pl. 4. fig. 17). % x Cette difference considerable entre les spermatozoides des deux grenouilles que je viens de citer ne me parait pas €tre specifique, puisque M. Duvernoy deerit les spermatozoides de la grenouille rousse comme ayant un corps grele, en navette, effil€E aux deux extremi- tes (Lecons, p. 147), comme je l’ai vu pour la grenouille verte. Je erois que c’est un effet de l’äge de l’animal et cette observalion me semble indiquer que, dans les grenouilles, les spermatozoides sortis de leur capsule n’ont pas encore atteint leur forme definitive, mais continuent ä se developper. M. Duvernoy a fait une observation analogue sur les salamandres (Legons, p. 153). (Note ajoutee en Decembre 1847.) Anatomie des organes genitaux des animauz vertebres. 31 Les mouvements de ces spermatozoides e&taient Ir&s -varies; la plu- part se portaient en avant, en imprimant a la queue des inflexions late- rales; quelques-uns tournoyaient sur eux-me&mes et s’elevaient ä la sur- face ou disparaissaient dans la profondeur du liquide. Leur longueur totale tait de 0,03 mm., celle de la tete n’atteignait que 0.005 mm. Des globules graisseux de 0,0075 mm. et au dessous, se trouvaient en grande quantit& dans le liquide, au milieu des fragments des capsules plus ou moins desagregees. Les meches qui composaient ces fragments etaient formees par ’agglomeration d’un certain nombre de spermatozoides reunis par leurs tötes et dont les queues tournees vers la circonference, etaient agildes d’un mouvement de vibration comparable ä celui des cils vibratiles. Outre ces fragments de capsules, j’ai trouve un assez grand nombre de corps arrondis framboises (d. fig. 26), de grandeur variable, formes par l’agglomeration de petites vesicules transparentes (peut- &tre les rudiments des corps des spermatazoides), et dont la surface elait herissee de filaments spermatiques delies, en plus petit nombre que les vesicules. es gros globules, d’apres cela, sont probablement des amas de spermatozoides, encore en voie de formation. Dans le triton er&te (fig. 92. pl. VII), il existe de'chaque cöte plu- sieurs testicules ou plusieurs renflements globuleux dispos6s a la suite les uns des autres et r&unis par des etranglements. Ils sont situes sur les cötes de la ligne me&diane, ceux du cöle droit un peu plus avances que ceux du cöle gauche, et retenus par des mesenteres parliculiers, ils adherent intimement, chacun au poumon correspondant. Ües testicules ont, ä l’oeil nu, un aspect granuleux; examines a un faible grossissement, on voit qu’ils se composent d’un amas de capsules seminiferes, globuleuses ou elliptiques, enchässdes dans des cellules de m&me forme qui resultent de prolongements interieurs de l’albuginee. Ges capsules &taient globuleuses dans les petits renfle- ments, elliptiques au contraire dans les gros, eirconstance qui fait voir qu’elles tendent ä s’allonger ä mesure qu’elles se developpent. Chaque capsule seminifere, quelle que soit sa forme, est entourde d’une membrane 32 A. Lereboullet, assez resistante, quoique mince, qui va s’attacher A l’albuginde dont elle est, comme je viens de le dire, un prolongement. L’albuginee divise done le testicule en une multitude de cellules polygonales (fig. 27. pl. I), comme une ruche d’abeilles, cellules qui renferment les utricules ou les capsules seminiferes *). es dernieres sont composdes, comme les canaux seminiferes des grenouilles, d’une membrane propre recouverte d’epithelium et d’un contenu granuleux; elles sont donc les organes seere- teurs de la liqueur spermatique. Dans les individus que j’ai examinds, ces vesicules glanduleuses avaient un diametre de 0,4 a 0,5 mm.; les granules qu’elles renfermaient etaint formes par des faisceaux de sperma- tozoides r&eunis par leurs t&tes pour constituer la petite sphere. Les appendices graisseux, dans le triton er&ete sont deux longues bandelettes situdes le long du bord interne des testicules et retenues par des me&senteres particuliers. En avant elles adherent au poumon et, en arriere, au dernier renflement glanduleux (fig. 92. pl. VID. Les testieules fournissent un petit nombre de canaux efferents qui vont s’ouvrir dans l’epididyme (b. fig. 93). Les spermatozoides des tritons et des salamandres ont et etudies par plusieurs anatomistes exerces, parmi lesquels nous eiterons MM.R.Wagner, Duvernoy, Dujardin, Pouchet, sans que, jusqu’ä present, on soit tombe d’accord sur leur veritable structure. Mon but ne saurait @tre, en ce moment, de decider la question, d’autant moins que les moyens d’investigation dont je dispose ne paraissent pas suffisants pour bien distinguer toutes les parties de ces singulieres productions. Le liquide spermatique est rempli de ces petites spheres ou amas de spermalozoides dont j’ai parl& plus haut; ces spheres sont granuleuses, les extremiles anterieures du corps des spermatozoides sont comme enchässees au milieu des granulations qui les composent, tandis que leurs portions *) Voyez la description qu’en a donnee M. Duvernoy dans ses fragments sur les organes genito-urinaires des reptiles (Comptes-rendus, Tom. 19. p. 590). = Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 33 effildes rayonnent tout autour de la petite sphere. Ces globes de sper- matozoides, deja visibles ä l’oeil nu sous la forme de pelits grains, se meuvent en totalit& sur leur axe, en tournoyant sur eux-m&mes; leurs fragments se meuvent aussi dans des direclions varides. Au bout de quelques instants de sejour dans l’eau, l’extr&mite la plus effil&ee de la queue se boucle et se retire ainsi de plus en plus vers le corps (fig. 28). Sous un grossissement de 400 diametres, on apercoit le long du bord convexe de chaque filament spermatique comme une serie de pelits grains qui se succederaient avec rapidit@E et marcheraient vers l’extremite libre du spermatozoide. Cette apparence de granules en mou- vement m’a sembl& &tre due a la vibration de tres-pelits cils qui borde- raient le corps et la queue dans toute leur longueur. Lorsque les spermatozoides sont detaches de leur faisceau, ils s’en- roulent sur eux-m&@mes soit dans un m@me plan, soit en spirale. Il est tres-difficile de distinguer les limites entre le corps et la queue, du moins dans le triton ä er&te. Le corps en elffet est ir&s-etroit et parait se con- fondre insensiblement avec la queue (B. fig. 28); celle-ci est extreme- ment delicee. Ces spermatozoides isoles se deplacent par des mouvements ondulatoires de tout le corps. Comme on ne peut les mesurer sous cette forme enroulee, il faut les asphyxier avec de l’alcool; ils perissent instan- tanement et s’etendent alors plus ou moins en ligne droite. Je leur ai trouve 0,4 mm. de longueur sur 0,0025 mm. de largeur. Malgre l’attention la plus soutenue, je n’ai jamais pu distinguer le fil en spirale qui, suivant plusieurs observateurs (MM. de Siebold, Dujar- din, Duvernoy), entourerait a distance le corps de ces singulieres pro- duclions et se fixerait ä l’une et a l’autre extremite. M. Duvernoy avu un spermatozoide plein de vie se glisser sous un autre spermatozoide im- mobile et soulever ou laisser retomber ce dernier, suivant les mouvements d’expansion ou de contraction de la spirale (Legons d’anat. comp. , tom. 8. p. 147). Cette observation semblerait devoir @tre concluante en faveur de l’existence du fil en helice; cependant j’ai encore peine ä croire ä celte Vol. XXIII. P.1. 5 34 A. Lereboullet, disposition, parcequ’elle est exceptionnelle et qu’on n’en comprend pas bien Yutilite. Outre les spermatozoides le liquide seminal renferme des capsules ou cellules spermatiques transparentes, faiblement granuleuses, munies le plus souvent d’un noyau vesieuleux Ir&es-pelit qui parait rapproch& de la circonference (C. fig. 28). Ces cellules varient en grandeur; j’en ai mesurd qui avaient 0,015 mm.; 0,020 et 0,025 de diam£tre. Enfin on trouve aussi des goutteleites huileuses en quantite variable dispersees au milieu des cellules spermatiques ei des spermatozoides. Article V. Des testicules du brochet et de leur produit. PL H, Mi et XIX. Les testicules du brochet, comme ceux des poissons osseux en g&- neral, consistent en deux longues bandelettes blanchätres, prismatiques, connues sous le nom de laite, situdes dans toute la longueur de la cavite viscerale, depuis le diaphragme jusqu’au voisinage de l’anus, sur les cöles de la vessie natatoire au dessus des visceres de la digestion (fig. 199, pl. XIX). Leur forme est celle d’un prisme ä trois faces aminei ä& ses deux extremites. La face externe, plane, est adossee contre les parois de la cavite viscerale; l’interne &galement plane, s’appuie contre la vessie nalatoire; la face inferieure ou abdominale est legerement arrondie. Les deux faces laterales sont inclinees l’une vers l’autre et se confondent en une arete qui regne le long de la region dorsale de la glande. Ües organes commencent en avant par une extremite amincie; ils se reire- eissent considerablement en arriere, A mesure qu’ils approchent de leur terminaison. Dans l’individu que j’ai fait dessiner ils formaient un coude vers leur quart posterieur. Chaque testicule est attach& en avant par une lame peritoneale, sur les cöles de l’oesophage, au dessus du bord anterieur du foie. Dans tout ee re ER 2 0000... U AURRERRENE E S Anatomie des organes genitaux des animaux verlebres. 35 leur trajet, ils sont fix&s sur les cötes de la vessie natatoire, par un long mesentere compose& de deux lames qui s’inserent le long de leur arete dor- sale et dont l’interne se colle contre la vessie natatoire, tandisque l’externe s’eleve davantage et s’attache le long de la colonne vertebrale. C’est entre les feuillets de ce long me&sentere que rampent les arteres et les veines du testicule. Les dimensions des testicules d’un brochet pris au mois d’octobre et mesurant 23 centimötres du museau ä l’anus, e&taient les suivantes: Longueur des testieules ........ 0,13 m. Largeur ou hauteur. .......... 0,006 BER DR 2NDEVIRIIE, . 0,005 Sur un autre mäle pris au mois de mars et long de 0,38 centim. du museau ä l’anus, la longueur des testicules &tait de... 0,17 m. jear Haute de ya Ku Tee 0,01 l’epaisseur du testicule droit de... . 0,012 celle du testicule gauche de... ... 0.018 Les testicules de cet individu &taient plus gros et plus gonfles et presen- taient vers leur tiers anterieur un renflement assez marque. Le testicule gauche plus long que le droit depassait celui-ci, en arriere, de quelques millim£ires. L’etude de la structure du testicule des poissons est assez difficile, ä cause de la tenuite des tubes secereteurs et surtout ä cause de leur mollesse. Quand on examine A la loupe la surface d’un testicule de brochet dont les vaisseaux ont et injectes, on voit saillir sous la membrane propre de la glande, une multitude de petits points blanchätres, arrondis. Chacun de ces points est entoure d’un anneau vasculaire polygonal, en sorte que toute la surface de la glande est divisee en polygones vasculaires, formani un reseau ä mailles serrdes, au milieu desquelles viennent se placer les extr&mites borgnes des canaux seminiferes (fig.31. pl. II). Ces mailles, de forme et de dimensions irregulieres, ont en moyenne un diametre de “ 36 A. Lereboullet, 0,16 mm. (%; de mill.); sur les faces laterales de la glande elles sont plus allongees qu’a sa face inferieure. L’albuginee, dans les parois de laquelle existe le reseau vasculaire dont je viens de parler, est une membrane tres-mince, composee de fibres et de vaisseaux. Les fibres sont etroitement entrelac&es et constituent un tissu finement feutre (fig.32). Leur diametre est de 0,0015 a 0,002 mm. La surface interne de cette membrane est inegale et pr&sente de petites elevations, sortes de cloisons rudimentaires qui correspondent aux cordons des mailles et qui se prolongent entre les tubes seminiferes. Les canaux seminiferes se montrent, sous l’albuginde, sous la forme de petits boyaux irregulierement replies sur eux-me&mes, extr&mement serres, adherents les uns aux autres ei r&unis par pelits paqueis que se- parent des cloisons membraneuses le long desquelles marchent les prinei- pales branches vasculaires.. es cloisons sont done comparables, tant sous le rapport de leur disposition que sous celui de leurs usages, aux cloisons du testicule du lapin. Leur existence plus facile a demontrer iei que dans les testicules de la grenouille, du lezard et du coq, s’explique d’ailleurs par la longueur de la glande et par la grande quantite des tubes seminiferes qui la composent, circonstances qui n’auraient pas &t& favo- rables ä la distribution des vaisseaux dans la glande, si les cloisons n’a- vaient pas exisie. Les canaux seminiferes se terminent en culs-de-sac ä la surface de la glande (fig. 31); mais ces derniers sont tantöt les extremites des tubes, d’autres fois, et meme le plus souvent, ces culs-de-sac ne sont autre chose que les anses des tubes replies sur eux-memes. Cette disposilion se voit prineipalement sur les faces laterales du testicule et c’est pour cette raison que les mailles vasculaires sont plus allongees dans ces regions. Le diame&tre moyen des tubes seminiferes &tait de 0,13 mm. Leur membrane propre est une pellicule transparente, homogene, & laquelle adherent interieurement de tres-petites vesicules transparentes, dont le diametre est ä peine de 0,004 mm. (fig. 33). Ces canaux paraissent ‚dur u BE I Auen Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 37 s’anastomoser dans l’Epaisseur du testicule et se diviser en ramilications multiples; cependant je n’ai pu m’assurer positivement de ce fait, ä cause de la diffieultö qu’on eprouve & separer les uns des autres, sans les rompre, ces tubes delicats *). Vers le bord superieur du testicule, ils se reunissent evidemment pour former de gros troncs de dimension variable, qui percent de distance en distance le canal deferent et s’y ouvrent a angle droit ou obliquement, apres avoir rampe& quelque temps le long de ce canal marginal. Cette disposition donne aux canaux seminiferes, vers le bord superieur de la glande, un aspect palm& qu’on dislingue tres-bien Aa tra- vers la membrane albuginee (fig. 30). Les vaisseaux du testicule penetrent dans cet organe par son bord superieur; ils sont assez r&egulierement espaces et se composent toujours d’une artere et d’une veine. es vaisseaux, apres avoir perc& l’albuginde au niveau du canal deferent, se recourbent en avant et en arriere en for- mant des arcades anastomotiques desquelles partent des vaisseaux plus pelits. Ceux-eci penetrent dans l’Epaisseur de la glande en s’appuyant contre les lamelles membraneuses qui la divisent en lobules irreguliers, et arrivent ä la surface pour former le reseau A mailles polygonales dont il a et& question plus haut. Les spermatozoides du brochet, comme ceux des poissons en gene- ral, sont extremement pelits et diffieiles A observer (fig. 34). Sur un mäle pris le 28. mars, la liqueur seminale extraite par compression du pore genital, fourmillait de spermatozoides; il en etait de m&me de toutes les *) Mr. J. Müller decrit les canaux seminiferes de l’alose comme formant un reseau d’oü par- tent des tubes ramifies qui se terminent ä la surface de la glande par de nombreux coe- cums (de glandularum secernentium struct. penitiore, p. 105. pl.XV. fig. 7). Rathke et Treviranus, cites par Müller, avaient deja vu que les canaux seminiferes des poissons presentent des bifurcations nombreuses. Malgre& l’autorit€ de ces anatomistes dislingues je ne puis affırmer que telle soit en effet la structure du testicule. Dans le brochet, du moins, les anastomoses ne m’ont point sembl& assez frequentes pour qu’on puisse comparer la dispesilion des lubes ä un reseau (Decembre 1847). 38 A. Lereboullet, parties de la glande. On les voyait s’agiter avee une rapidite extröme et tourbillonner dans tous les sens. Ils avaient la forme de tres-petites ve- sicules globuleuses, transparentes, A bords fortement ombres. La queue etait diffieile A distinguer, non seulement A cause de sa tEnuite, mais aussi parceque les mouvements se faisaient presque toujours dans un plan ver- tical, suivant une ligne spirale; ce n’etait qu’apres avoir asphyxie les sper- matozoides avec une goulte d’alcool que je parvenais ä les voir assez net- tement dans toute leur longueur pour les mesurer. Aussitöt, pour ainsi dire, qu’ils etaient morts et etendus sur la plaque de verre, leur queue paraissait plus large, ce qui tenait sans donte a une sorte de diffluence. J’ai trouv& que la tele mesurait 0,0016 a 0,0020 mm. de diametre *); la queue avait environ 10 fois cette longueur. Je n’ai rencontre dans ce liquide ni capsules spermatiques ni vesi- cules graisseuses. J’ai repete ces observations sur plusieurs autres brochets pris aux mois d’octobre et de novembre; les spermatozoides &laient moins agiles, mais tous libres comme ceux de la laite observ&e au printemps. En exa- minant une assez grande quantit& de liquide s&minal, j’ai rencontre gä et lä quelques petites vesicules graisseuses ayant & & 5 fois le diametre des spermatozoides, mais je n’ai pas trouve une seule capsule spermatique. Article VI. Resume comparatif. Devant nous borner a faire ressorlir les analogies que presente la composition des organes genitaux. nous n’aurons pas A nous occuper des differences nombreuses qu’on a observees dans les classes, les familles, les genres ei möme dans les especes; ou nous ne parlerons de ces dilfe- *) M. Dujardin a trouve les sparmatozoides de la carpe &pais de ",,, de millim., ce qui correspond presque exactement ä nos mesures (Ann. d. sc. nat, 2. Ser. Tom. XV. p. 300). Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 39 rences que d’une maniere generale, pour montrer la marche de degradation des diverses parties qui conslituenl ces organes. Les glandes spermatiques ou spermagenes, chargees de preparer les elömenis fecondateurs, nous offrent des analogies sous le rapport de leur situalion, de leur composition, de leur structure ei sous le rapport des produits qu’elles fournissent. 1. Situation et rapports. — Nous avons vu les testicules tou- jours situes dans la cavit&E abdominale, en rapport plus ou moins eiroit, avec le foie et surtout avec les reins. Les mammiferes seuls semblent faire exception; mais, outre qu’un grand nombre de ces animaux ont leurs testicules interieurs, comme les monotremes, les Edent6s, les c&taces etc., il y en a plusieurs chez lesquels la glande peut descendre dans les bour- ses ou rentrer periodiquement dans l’abdomen; tels sont la plupari des rongeurs et tel est en parliculier le lapin que nous avons choisi pour type de nos descriptions. Les rapports etroits des testicules avec les reins s’expliquent tres- bien par leur mode de developpement. On sait en eflet que les uns et les autres proviennent d’un organe embryonaire Iransitoire, les reins pri- mordiaux, organe qui disparait lorsqu’il a donn& naissance aux testicules, d’une part, aux reins de l’autre. Or, on sait aussi que les groupes supe- rieurs appartenant A un type peuvent €ire consideres comme representant les groupes inferieurs de ce m&me iype ä un degr& de developpement plus parfait. On ne sera done pas &etonne de rencontrer les testicules en rap- port de connexion Ir&s-elroite avec les reins dans les batraciens, tan- disque, dans les mammiferes, ces rapports sont beaucoup plus &loignes: la separation entre les deux ordres d’organes, qui a commene£ & s’dlablir pendant la vie embryonaire, s’arrete plus töt chez les batraciens, un peu plus tard chez les oiseaux, plus tard encore chez les mammiferes; en d’autres termes le travail formateur est plus complet, plus parfait, chez ces derniers animaux et il tend ä separer plus completement les unes des autres les differentes individualites organiques. 40 A. Lereboullet, 2) Depöts de graisse. — Nous avons vu des depöts de ma- tiere graisseuse plus ou moins abondante accompagner les testicules ou etre situes A peu de distance de ces organes. es depöls sont surtout ires-abondants chez les batraciens, et, dans ces animaux, ils dependent evidemment des teslicules; mais on peut aussi considerer comme servant aux m@mes usages les lobes graisseux situ&es au devant du bassin dans le lezard, la graisse qui accompagne le cordon des vaisseaux sanguins dans le lapin, celle qui est deposee entre les lobes des reins des oiseaux et peut-etre aussi la graisse des mesenteres du brochet. Ces depöts de matiere grasse que nous trouvons si developpes des le commencement de l’automne, dans les grenouilles et dans les salamandres, sont evidemment destinds A fournir, ou tout au moins A developper les el&ments necessaires ä la formation du fluide seminal *). 3) Composition et structure. — Les testicules sont compo- ses essentiellement des m@mes parties dans tous les animaux vertehbres. Ues parties sont: une enveloppe fibreuse protectrice et destinede A soutenir les vaisseaux el des vesicules ou des tubes seereteurs. La structure in- time de ces deux parties essentielles est aussi identiquement la m&@me. L’albuginee visiblement fibreuse du testicule du lapin, comme la membrane tres- mince du testicule du brochet, sont compos&es de fibrilles tres-deliees unies entre elles par une matiere granuleuse amorphe, fibrilles qui appar- liennent au groupe du tissu cellulaire condense. Mais outre cette enve- loppe exterieure protecirice et, pour cela, essentiellement fibreuse, nous avons montre qu’il existe toujours une couche interne plus molle, compo- sce d’un lissu plus läche, facile a reconnaitre dans le lapin et dans le cog, mais qu’on ne peut plus separer comme membrane dans les autres vertebres; ”) M. Duvernoy. dans ses fragments sur les organes genito-urinaires des reptiles (Comptes-rendus, Tom. 19. p. 592) signale l’importance de la matiere huileuse dans le developpement et Ja nutrilion des spermatozoides. Anatomie des organes genitaux des animaus vertebres. 41 cette couche interne de l’albuginde est surtout vasculaire, et c’est elle qui envoie des cloisons membraneuses dans l’epaisseur de la glande. Les vesicules, les utrieules et les tubes s@miniferes sont formes par une membrane hyaline lapissee interieurement d’une couche de vesicules ou de cellules arrondies qui en constituent l’Epithelium. est d’ailleurs une structure comparable ä celle des autres glandes en general et qu’on peut facilement observer, entre autres, dans les utricules biliaires des cru- staces. La ressemblance qui existe entre ces vesicules Epitheliales et les capsules libres qui remplissent les tubes seminiferes permet de supposer que ces vesicules se detachent successivement des parois du tube, pour en occuper la cavite. Les tubes seminiferes sont tantöt plus ou moins longs et anastomoses entre eux (mammiferes, reptiles, poisons et probablement aussi les oiseaux), tanlöt raccoureis en utrieules fermes A leurs deux extremites (capsules seminiferes corticales des grenouilles) tantöt plus raccoureis encore et formant des capsules arrondies ou peu allongees, comme on le voit dans les tritons et dans les raies. es differences ne doivent nous arreter que sous le rapport de la subordination des divers groupes de vertebres qu’elles peuvent entrainer. Ainsi comme les capsules apparliennent ä un degr& de developpement moins avance& que les tubes, les batraciens seront, sous ce rapport, inferieurs aux poissons en general *). Les organes secreteurs de la liqueur s&minale sont separes les uns des autres par des prolongements celluleux de l’albuginee. Quand le testicule est divise en lobes, ces prolongements sont des cloisons assez resistantes, comme on le voit dans les mammiferes; quand au contraire les canaux seminiferes ne sont pas ainsi reunis en groupes, l’albuginde n’en- voie entre eux que des prolongemenis filamenteux (oiseaux, reptiles, gre- *) Dans plusieurs groupes de poissons les testicules sont formes de capsules, tels sont les selariens, les anguilles, les lamproies, les myxines (J. Müller, Untersuchungen über die Eingeweide der Fische; berlinische Abhandlungen 1843, p. 109). Vol. XXIII. P. 1. 6 42 A. Lereboullet, nouilles). Lorsqu’il n’existe que des capsules seminales, elles sont entou- rdes de tous cöles par des cloisons qui s’appuient contre l’albuginee (tritons). Tous ces arrangements ont pour objet prineipal de conduire les vais- seaux sanguins et de faciliter leurs divisions. Ües vaisseaux sont toujours arranges de maniere a &tre le plus exactement possible en contact avec les tubes seereteurs. Voila pourquoi, dans le testicule du lapin, on voit des ramifications extr@mement fines suivre les contours sinueux des canaux seminiferes, disposition particuliere aux glandes tubuleuses. Dans les srenouilles et dans les poissons, chez lesquels les tubes seminiferes se terminent en culs-de-sac A la surface de la glande, on voit les vaisseaux former autour de ces culs-de-sac des mailles polygonales desquelles partent les ramuscules destines ä fournir aux tubes les materiaux de la seeretion. 4) Produits s&ecretes. — Les materiaux seeretes par les tubes seminiferes sont les m@mes dans toute la serie des animaux vertebres. Ce sont, comme nous l’avons vu, des spermatozoides, des capsules sperma- tiques et des vesicules graisseuses. Les spermatozoides sont toujours tres - petits, composes d’une portion anterieure discoide, cylindrique ou globuleuse, suivant les ordres, et d’une partie effil&e beaucoup plus longue que la premiere, en general, et qu’on disiingue sous le nom de queue. Ils peuvent manquer dans les canaux du iesticule lorsque les parties accessoires et surtout l’epididyme, sont Ir&s-developpees (mammiferes, oiseaux). Quand il n’y a pas d’epidi- dyme, ces canaux sont toujours remplis de spermatozoides. Cette eir- conslance peut aussi annoncer une difference dans la rapidite du develop- pement de ces produits de l’organisme. Dans les mammiferes le develop- pement est plus lent que dans les autres animaux; nous avons vu, en effet, que la surface des lobes du testicule ne renfermait que des capsules & peine granulees, tandisque l’epididyme, qui contenait une proportion bien moins considerable de ces capsules, fourmillait de spermatozoides encore Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 43 jeunes; ce n’etait que dans le canal deferent qu’on les rencontrait avec tout leur developpement. Les vesicules graisseuses jouent, sans aucun doute, un röle Ires- important dans la formation de ces organes spermatiques. Leur abondance est toujours en proportion soit avec l’äge de l’animal, soit avec l’Epoque de l’annee. C’est surtout chez les grenouilles que nous avons pu con- stater ces differences interessantes. Chez les jeunes grenouilles et chez celles qui approchent de l’epoque du frai, les vesieules graisseuses four- millent dans le liquide seminal; elles sont au contraire peu nombreuses chez les grenouilles adultes ou peu de temps apr&s qu’elles ont depose leur laite. Chapitre second. De la sphere productrice dans les femelles des animaux vertebres, ou des ovaires et de leur produit Artide 1. Des oyaires du lapin. DI. IIl et IX. Les ovaires du lapin sont deux petits corps ovoides, allonges, retrecis en arriere, un peu comprimes de haut en bas. Dans la femelle en gesta- tion que j’ai fait dessiner, les ovaires avaient 15 millim. de longueur sur 6&7 de largeur. Leur surface presentait des bosselures nombreuses plus ou moins saillantes, dont les plus grosses avaient 1/, mill. de dia- metre (d. fig. 101. pl. IX). Outre ces grosses bosselures on en voyait a la loupe un nombre plus considerable de plus petites formees aussi, comme les pr&cedentes, par les capsules ovuligeres (follicules de graaf). Les ovaires &laient situes sur les parties laterales de l’abdomen (fig. 101. pl.IX), a 4 centimetres derriere les reins, au dessus du paquet 44 A. Lereboullet, des intestins; le droit etait un peu plus avanc& que le gauche. Un court repli du peritoine retenait chaque glande contre la trompe de fallope et se prolongeait en arriere en une longue bride fibreuse qui allait se confondre avec le mesentere partieulier de la matrice, ou me&sometre. Chaque ovaire &lait embrass& par le pavillon dans son quart anterieur el recouvert, ainsi, comme d’un capuchon. Une membrane chargee de graisse relenait ces parlies contre les parois superieures de l’abdomen; ceite membrane graisseuse s’elendait jusques aux reins et se continuait avec la membrane adipeuse de ces organes. Les arteres de l’ovaire provenaient des renales; les veines, sorties de la glande, se r&unissaient en un tronc longitudinal situ& le long de son bord interne (fig.35. pl.IID); de ce tronc partaient plusieurs branches qui allaient gagner un autre ironc veineux provenant de la r&union des veines du pavillon et de celles de la trompe; ce trone commun se jetait dans la veine cave, a une assez grande distance derriere les reins. L’ovaire du lapin est compos& d’un tissu partieulier au milieu duquel sont enchässdes les capsules ovuligeres et d’une enveloppe fibreuse ana- logue ä l’albuginde du testicule. Cette enveloppe est tr&s-dense, quoi- que mince; elle adhere intimement au tissu sous-jacent, en sorte qu’on ne peut l’en detacher sans dechirer ce dernier; ces adherences sont sur- tout tres-fortes sur le sommet des bosselures formees par les follieules de graaf. L’opacite et l’Epaisseur de l’albuginee ne permettent de distin- guer que d’une maniere confuse, m@me sur des pieces parfaitement injec- tees, les vaisseaux de la substance de l’ovaire. L’albuginee est composee de deux membranes, une externe mince, entierement fibreuse (fig. 36. pl. III), composee de fibrilles excessivement fines, de 0,0013 mm. environ de diametre, entrecroisees et paraissant reunies par une maliere granuleuse amorphe; sur des lambeaux tres- minces de cette tunique, les fibrilles sont presque paralleles entre elles. La membrane interne plus epaisse, plus molle, a, quand on l’examine ä la lumiere directe, un aspect veloute, d’un blanc laiteux, qui rappelle l’aspect Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 45 du tissu cellulaire interstitiel ou amorphe. On y distingue, meme sous un faible, grossissement, de petits points ronds dissemines dans toute l’elen- due de la membrane. Sous un grossissement un peu plus fort, on voit que tous ces points sont des follicules d’un diametre de 0,02 a 0,04 mm.., dans lesquels on reconnait facilement la vesicule germinative dont le dia- mötre est de 0,007 mm., et m&me la tache germinative qui mesure ä peine 0,002 mm. et qui apparait comme un point. Ainsi la surface de l’ovaire est parsemee d’une tres- grande quanlite de vesicules ovuligeres beaucoup plus petites que celles qu’on decouvre ä l’aide d’une loupe. Le tissu interstitiel qui entoure ces pelites vesicules est fibreux et vasculaire, du moins on y distingue des fibres onduldes et des vaisseaux ramifies extre- mement lEnus. Le stroma ou tissu propre de l’ovaire, auquel adhere intimement la membrane albuginee, se laisse facilement diviser en une multitude de petits . faisceaux qui eux-me&mes se resolvent, A laide d’aiguilles, en faisceaux plus pelits composes de fibrilles granuldes dont le diametre est le m@me que celui des fibrilles de Ja membrane corticale. Mais les fibres du stroma se distinguent par leur aspect grenu (fig. 37 et 38); elles sont couvertes et comme salies par une muliitude de grains anguleux, irreguliers, du dia- mötre de 0,002 a 0,004 mm. C’est dans ce parenchyme fibro-granuleux que sont enchässees les vesicules de graaf, les unes visibles ä l’oeil nu, mais en tres-petit nombre; les autres, en quanlit plus considerable et d’un diametre assez uniforme, ne mesurant que 0,02 mm. en moyenne, ä peu pres comme celles de la eirconference *). Les vaisseaux qui parcourent le parenchyme dans tous les sens y forment des mailles tres-etroites, dont quelques-unes ne mesurent que 0,03 mm. Parmi ces vaisseaux sanguins, j’en ai trouv6 qui n’avaient pas plus de 0,003 mm., c’est ä dire qui n’atteignaient pas le diametre des *) Barry, cit@ par Bischoff, a vu des follicules qui n’allaient pas au delä de Yo’; «est aussi a peu pres la dimension que nous avons trouvde aux plus pelits follicules. 46 A. Lereboullet, corpuscules sanguins. Les nombreux vaisseaux qui penetrent le tissu de l’ovaire, donnent ä ce dernier, quand ils sont remplis par la matiere ä in- jeetion, une teinte uniforme, comme on peut le voir dans notre figure (fig. 35. pl. IT). Les capsules spheriques de dimension variable connues sous le nom de vesicules ou de folliceules de graaf, sont enfouies, comme nous l’avons dit, au milieu du stroma de l’ovaire. Le parenchyme qui les entoure est plus läche et se laisse detacher plus facilement; on peut l’en- lever sous la forme de lamelles concentriques et l’on voit alors tres-bien que le follicule n’est pas pedicul& et qu’il n’adhere au tissu propre de l’o- vaire que par les vaisseaux qui se r&epandent ä sa surface. Baer avait deja remarque que les vesicules de graaf different des capsules ovigeres de l’oiseau parcequ’elles ne sont pas pedieul&es comme ces dernieres *) et qu’elles n’entrainent pas avec elles, lors de leur Evolution, une partie de l’ovaire **). Quand on a ainsi isol&E un gros follicule de graaf, sur un ovaire injecle, on voit que les vaisseaux sanguins sorlis du parenchyme de l’o- vaire, forment ä sa surface. des ramifications arborescentes, qui finissent par se resoudre en un r&seau extrömement fin (b. fig. 35). Les vesicules de graaf sont constitudes aux depens du tissu propre de l’ovaire. Elles se composent en effet d’une enveloppe fibreuse forme&e de plusieurs couches de fibrilles tres-apparentes quoique tres-fines, mesurant 0,00125 ( /., ) mm., paralleles et couvertes de grosses granulations transparentes, irregulieres pour leur forme et pour leur volume, ayant en moyenne 0.0075 mm. et paraissant @ire des debris de noyaux (fig. 40). Cette enveloppe fibreuse est doublee interieurement d’une couche assez £paisse de cellules rondes ou ovales, presque diaphanes, faiblement ") En effet les follicules de graaf ne sauraient &tre pediculdes qu’autant qu’ils se detacheraient ou tendraient ä se detacher de l’ovaire, comme cela a lieu dans les ovipares (Dec. 1847). a ) Entwickelungsgeschichte, 2° partie, p. 177. Anatomie des organes genitaux des animauz verlebres. 4% granulees, ayant ä leur centre ou pres de leur circonference un noyau transparent, apparaissant comme une petite vesicule dont le diametre atteint A peine 0,0025 mm. es cellules qui forment par leur reunion une couche concentrique a la vesicule de graaf, paraissent @tre les memes que celles qui eomposent l’enveloppe particuliere A l’ovule et con- nue sous le nom de membrane granuleuse; il semble m&me qu’elles ne sont autre chose que la couche la plus exterieure de cette enveloppe; leur diametre etait de 0,0075 a 0,0125 mm. Notre figure 37. pl. II. montre un follicule avec son contenu coa- gule par l’esprit de vin. On voyait distinetement une couche blanchätre qui tapissait interieurement le follieule et dont la couleur se detachait sur le fond bleuätre de ce dernier dont les vaisseaux 6taient remplis d’une matiere ä l’indigo. Les capsules ovuligeres renferment une membrane diaphane qui apparait pendant la vie comme une gelee transparente. Cette membrane forme comme une pelite sphere remplie d’un liquide albumineux; il m’est arrive souvent, apr&es avoir ouvert follieule, d’en voir sortir le contenu sous la forme d’une petite masse sperique, transparente, qui rappelait le corps vitre de l’oeil; mais ä peine sur la plaque de verre, elle s’etalait en une membrane dechirde et irr&gulierement plissce au milieu de laquelle on apercevait l’ovule. Cette membrane se compose entierement de cel- lules arrondies ou ovalaires, transparentes, granuleuses, un peu plus grosses que celles dont nous avons parl& plus haut, mais du reste entie- rement semblables; leur diam&tre moyen etait de 0,01 mm. Ces cellules ne s’arretent pas autour de la circonference de l’oeuf, comme on l’a dit, mais elles recouvrent l’ovule et l’enveloppent completement. On voit, en effet, en variant la distance focale, qu’elles passent par dessus la zone transpa- rente; elles cessent de devenir distinctes sur l’oeuf lui-möme ä cause de l’opaeite du vitellus *). J’ai examine plusieurs gros follicules sur des ”) M. R. Wagner dit, que l’oeuf est enchässe dans la membrane granuleuse comme dans un 48 A. Lereboullet, ovaires qui avaient s6journe dans l’esprit de vin; je les ai trouves remplis d’une matiere concretee provenant de la coagulation de leur contenu albumineux. L’ovule, tr&s-petit relativement au follicule de graaf, tient forte- ment ä son enveloppe granuleuse, au point qu’il est presque impossible de l’en degager entierement. Il est probable que cette enveloppe sert a le nourrir et a le developper non seulement dans sa capsule, mais aussi hors de cette capsule, puisqu’une porlion de cellules de la membrane gra- nuleuse reste adherente a l’oeuf apres sa sortie du follicule. Dans un follicule de graaf de 0,60 mm., l’ovule mesurait 0,12 mm., c’est ä dire le cinquieme de son diame£tre. L’ovule se compose d’une enveloppe (fig. 41) qui constitue la zone transparente des auleurs ei que je suis porl&e A regarder, avec R. Wag- ner, comme l’enveloppe propre du jaune. Cette zone avait, dans l’oeuf dont je viens de parler, 0,01 mm. de largeur, c’est A dire le diametre des cellules de la membrane granuleuse. Le vitellus est rempli de granulations elementaires et de vesicules graisseuses plus grosses. Il renferme une autre sphere transparente, & contour neltement dessine: c’est la vesicule germinative dont le contenu se reduit A quelques tres-pelites vesicules diaphanes dispersees dans son inlerieur. La vesicule germinative ne se dessine ordinairement que d’une maniere tr&s-obscure, mais on la rend visible en comprimant l&gerement Vovule. | Une troisieme sphere est contenue dans la seconde: c’est la tache de wagner ou tache germinative; elle apparait ici comme une v£sicule & bords fortement ombres, ce qui lui donne assez l’apparance d’une vesicule de graisse. Dans l’oeuf represente fig. 41. pl. III, le diam£tre du vitellus anneau (Fragmente ete.).,. Pockels, cit@ par Wagner, et M. Bischoff ont vu au contraire les cellules de la membrane granuleuse passer, comme je viens de le dire, par dessus la zone transparente. Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 49 etait de 0,12 mm., celui de la vesicule germinative de 0,03 mm. et celui de la tache germinative de 0,007 mm. J’ai rencontre une seule fois un ovule de 0,13 mm., extrait d’un gros follicule de graaf situe tout A fait A la surface de l’ovaire et qui paraissait pres de s’ouvrir, dans lequel la zone transparente etait entourde d’une aureole de cellules allongees, fusiformes, telles que M. Bischoff les a representees dans un oeuf feconde (o.c. pl.2. fig.15 A). L’oeuf dont je parle apparaissait sous cette forme sans avoir el comprime *). Article II. De l'ovaire de la poule. DJ. IN. IV, XLet X, L’ovaire (fig. 110. pl.XT), unique chez les oiseaux, est situe, dans la poule, sur la ligne mediane, un peu ä gauche, derriere le bord posterieur du poumon correspondant, au dessus de l’estomac glanduleux, au dessous des lobes anterieurs des reins. Il est fix& contre l’aorte et le rein cor- respondant par un tissu cellulaire tr&s-dense et retenu contre l’oviducte par un repli du peritoine qui lui forme un mesentere particulier. Ce mesovaire s’insere dans un sillon le long de toute la face dorsale et moyenne de la glande, se porte en dehors et s’attache, le long du bord posterieur du poumon, au ligament anterieur du pavillon et ä une partie de ce dernier. *) Je crois devoir donner ici les mesures prises par M. R. Wagner dans ses etudes sur l’oeuf des mammiferes et du lapin en particulier (Fragmente etc., p.527 ets.). Sur un oeuf de Y,,’”, les granulations du follicule de graaf mesuraient Y,,,‘’; entre elles se trouvaient des gouttes de graisse tres-grosses, de Y,, a Y,’ entourdes des granulations. Le chorion mesurait 11)... Le vitellus se composait de deux sortes d’el&ments: des granules fonces de Y,o9 A 000, et, entre eux, des gouttes plus grosses, rondes, claires (vesicules de graisse) de Yoo A "400", rarement de "6. Vesicule germinative de Y,, a Yo“; tache germinative de Yo’. Vol, XXIII. P.1I. 7 50 A. Lereboullet, Le mesovaire est parcouru par un grand nombre de vaisseaux san- guins et renferme des fibres ires-fines, rapprochees les unes des autres ei disposdes en travers. L’ovaire (fig. 42. pl. ID) a une forme irregulierement ovulaire et arrondie; il est compose de lames inegales placdes les unes au devant des autres el toutes couvertes d’ovules de differente grandeur, les plus gros pedicules, les autres sessiles, entasses les uns sur les autres. On voyait tres-bien cette disposition lamelleuse de l’ovaire dans une jeune poule de l’annde tuge au mois d’octobre (fig. 43. pl. IT). Dans une poule cou- veuse tude au mois d’avril, l’ovaire presenltait trois oeufs tres-gros, ayant chacun pres de 2 centimetres, de couleur orangee et suspendus & un long pedieule; et de plus des masses graisseuses considerables, pediculees, riches en vaisseaux sanguins, divisees en lobules arrondis de grandeur inegale et dont les capsules contenaient une graisse liquide de couleur jaune. Le pavillon de l’oviducte e&tait appliqu& contre l’un des gros oeuls et le coilfait. L’ovaire de cette poule n’offrait plus des lamelles aussi distinctes, mais des lobes irreguliers. L’ovaire d’une troisieme poule tude au mois de novembre et qui pon- dait encore un certain nombre d’oeufs par semaine, avait la m&me disposi- tion que celui dont nous venons de parler; les lobes graisseux pedicules qui se detachaient de sa substance &taient aussi tr&s -developpes (fig. 115. pl. XII).- Dans une quatrieme poule adulte, mais qui ne pondait pas, il n’y avail aucune trace de lobes graisseux; les lobules de l’ovaire &taient plus distinets et moins irreguliers. L’ovaire de la poule regoit ses arteres du trone de l’aorte et de la mesenterique superieure. L’aorte envoie de sa paroi abdominale un rameau ovarien ires-delie; l’artere mesenterique, qui se voit derriere le tronc coeliaque, fournit quelques rameaux delies qui se portent vers la region dorsale de l’ovaire. Les veines sorlies de la glande se r&unissent a la grosse veine renale correspondante, avant la jonction de cette veine a celle du cöte oppose. Tous ces vaisseaux, apres avoir penetre la sub- | Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 51 stance de l’ovaire, se portent sur les capsules des oeufs et forment a leur surface des röseaux ä mailles serrees (fig. 42). L’ovaire se compose d’une substance fibreuse tres-resistante, com- pacte, diffieile ä dechirer et dans laquelle sont enfouis les ovules (fig. 44, 45, 46, 48. pl. IV). Les plus gros sont amonceles vers la peripherie de la glande, tantöt sessiles, tantöt pedieules; d’autres ovules plus pelits se voient aussi ä la surface, entre les pr&cedents; ils sont serres les uns contre les autres comme des grains de millet. Quand on dechire ce tissu et qu’on l’examine au microscope, on voit, A un grossissement de 60 dia- metres, qu’il est comme sabl&e ä cause de l’immense quantite d’ovules qui le remplissent. Le tissu du centre des lamelles est moins riche en ovules et ceux-ci sont toujours plus petits que ceux de la circonference. Tous les pelits ovules ont un diametre assez uniforme; ils sont enfonces dans le parenchyme de l’ovaire comme dans autant de pelits nids; c’est ce pa- renchyme qui les entoure et qui constilue leur capsule (theca de baer). Si l’on pratique des coupes suivant l’Epaisseur des lamelles de l’o- vaire, on voit que le centre de ces lamelles est occup& par des faisceaux de fibres qui s’entrecroisent pour former des mailles serrdes que re&unit un lissu cellulo-vasculaire, tandis que les oeufs sont accumules sur les bords de la section (fig. 46. pl. IV). En suivant la direction des gros faisceaux de fibres, on voit ces faisceaux s’amineir en membrane et se continuer sur la surface des ovules pour les envelopper. es faisceaux fireux du stroma ont un diamötre qui varie entre 0,06 et 0,10 mm. Ils sont eux-memes composes de fibres tres-fines qu’on ne distingue net- tement que sur le bord des dechirures et dont l’Epaisseur ne depasse pas 0,0015 a 0,0020 mm. Ces fibrilles paraissent inegales, comme ru- gueuses et sont unies entre elles par une matiere granuleuse amorphe. Si l’on separe avec des aiguilles les faisceaux les uns des autres, on par- vient a meltre A decouvert un tissu membraneux particulier, compose d’une toile granuleuse dans l’Epaisseur de laquelle sont disperses des corpuscules arrondis ou irreguliers, transparents, du diametre moyen de 0,0025 A Er Co 52 A. Lereboullet, 0,0030 mm. C’est sans doute cette membrane qui est le siege particu- lier de la secretion des ovules; elle enlace les faisceaux de fibrilles, les unit les uns aux autres et donne ainsi au tissu de l’ovaire l’aspect fibreux et granuleux qui le caracterise (fig. 48. pl. IV). De nombreux vaisseaux sanguins parcourent dans tous les sens ce stroma fibro-granuleux de la glande et se r&pandent ä la surface des cap- sules ovigeres (fig. #2. pl. IH. et fig. 47. pl. IV). L’enveloppe des ovules n’est donc, comme nous venons de le voir, qu’une expansion du tissu propre de l’ovaire. Aussi ceite enveloppe est- elle composde des m&mes el&ments mieroscopiques, c’est ä dire de fibrilles de tissu cellulaire ayant le m&me aspect el la m&me tenuitd que celles qui forment le stroma. Les ovules que j’ai examines se composaient d’un vitellus tres-gra- nuleux et opaque et d’une vesicule germinative sans contour apparent; ce contour e&tait sans doute masqu& par les vesicules vitellines. Je n’ai trouve dans aucun ovule la tache germinalive. Les ovules representes fig. 44. pl. IV, avaient 0,1 mm. de diametre et leur vesicule 0,04 mm. Celui represenle fig.45 sous un plus fort grossissement, n’avait que 0,025 mm.; sa vesicule germinative, ou du moins la partie transparente visible sans compression, mesurait a peu pres la moilie du diametre du vitellus, c’est ä dire 0,013 mm. Article IH. Des ovaires du lezard. Pl. IV et XII. Les ovaires (fig. 125 et 126. pl. XIII), dans le lezard des souches, sont situes dans la region moyenne de l’abdomen, sur les cötes et au dessus des intestins, separes l’un de l’autre par le rectum. L’ovaire droit, plus avanc& que le gauche, s’etend en avant jusqu’au lobe posterieur du foie auquel il adhere par la veine cave droite. Le gauche commence ä peu Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. BR} pres au niveau de l’origine du reetum. En arriere l’ovaire gauche s’etend jusqu’ä la partie la plus reculee de l’abdomen, tandis que le droit cesse quelques millimetres plus töt. Ües organes sont retenus par un repli du peritoine contre la face inferieure et interne des oviductes; un repli qui part de leur extr&mite posterieure les fixe aussi contre la veine cave le long de laquelle ce repli se perd. La forme des ovaires est ovoide; ils sont un peu deprimes de haut en bas. es organes sont creux et repr&sentent deux sacs form&s par la membrane propre de l’ovaire que tapisse le peritoine. Les ovules plus ou moins avances en maturite font saillie A travers les parois de-cette poche et lui donnent un aspect plus ou moins bossele. Les arteres de l’ovaire naissent de l’aorte; de distance en distance il se separe de ce vaisseau de pelits rameaux qui se rendent ä la glande. Les veines se jettent dans la veine cave correspondante. ÜCes vaisseaux forment dans l’Epaisseur de la membrane propre de l’ovaire un reseau dont les mailles, de forme polygonale, circonscrivent les capsules ovigeres (fig. 49. pl. IV). Si l’on ineise un ovaire suivant sa longueur, on voit que les parois inierieures de la poche presentent un certain nombre de capsules arrondies, de grandeur assez &gale, rangees r&gulierement les unes & cöle des autres et faisant saillie dans l’interieur de la poche. Ces capsules tiennent, par une faible etendue de leur surface, ä la membrane propre de l’ovaire dont elles sont &videmment une production. J’ai trouve dans l’ovaire injecl& que j’ai fait representer (fig. SO. pl. IV) 12 oeufs d’egale grosseur ei un nombre considerable d’oeufs plus petits, serres les uns contre les autres vers l’extremite posterieure du sac. Les vaisseaux san- guins, apres avoir penetre dans l’interieur de la poche, envoyaient a chaque capsule un rameau arteriel ei un rameau veineux qui se divisaient imme- diatement sur les parois de cette capsule en un reseau ä mailles regulieres, etroiles et tellement serrees qu’il fallait, pour les distinguer, un grossis- sement de 10 ä 12 diametres, et qu’au premier abord on aurait pu croire 54 A. Lereboullet, le piece entierement teinte par la matiere & injection. Le diametre des mailles de ce reseau vasculaire ne mesurait que 0,05 a 0,08 mm. (fig. 51. pl. IV). La membrane propre de l’ovaire est, comme nous l’avons dit, tres- mince, soudee aux capsules ovigeres, au point qu’il est impossible de l’en separer. Elle est composee de fibrilles deliees, peu distinctes et comme salies par une fine poussiere; on ne les voit dislinelement que sur le bord des lambeaux dechires; elles mesurent 0,0015 a 0,0020 mm. La face interne de cette tunique de l’ovaire est recouverte d’une couche membra- neuse parsemede de corpuscules granules, transparents, qui lui donnent une grande ressemblance avec la membrane granulee interposee entre les fibres du stroma de l’ovaire de la poule. Les capsules qui contiennent les ovules sont form&ees du m&me lissu fihreux que celui que nous venons de voir constiluer Ja membrane proli- gere; ces capsules sont tapissdes interieurement d’une couche assez Epaisse de matiere grenue gu, s’en detache assez facilement *). L’ovule enferme dans sa capsule est libre dans l’interieur de cette petite poche. Il se compose d’une sphere vitelline dans l’interieur de laquelle on distingue facilement, pendant la vie, une vesiceule germinative transparente, dont le diametre est environ le quart de celui du vitellus lui- m&me, ainsi qu’une tache germinative qui apparait comme une vesieule de graisse. Ayant neglige de faire dessiner un de ces oeufs pendant la saison oü l’on peut se procurer des lezards vivants, je renvoie ä une tres- bonne figure donnee par M. R. Wagner dans son Prodromus, pl. I. fig. 27. *) Baer dit que dans les oiseaux la capsule de l’oeuf (theca) est composee de deux couches, une externe, mince, formee de tissu cellulaire €paissi et une interne plus &paisse, veloutde, ayant l’aspect des muqueuses (Entwickelungsgeschichte, 2. Theil, p. 23); c’est ce qu’on voit aussi dans le lezard (1847). Anatomie des organes genitaux des animaus vertebres. 55 Article IV. Des ovaires de la grenouille. Er..IV, et: XIV. Les ovaires de grenouilles consistent en deux grosses masses lobees, places symmetriquement dans l’abdomen, de chaque cöte de la colonne vertebrale et separedes l’une de l’autre par l’estomac et par le paquet des inteslins (fig. 136. pl. XIV). Ils sont composes chacun d’un nombre variable de lobes creux ou de sacs ovulaires (fig. 32. pl. IV), disposes iransversalement, ayant leur grosse extr&emite tournde en dehors, tandis que les sommets de ces cönes convergent tous en dedans, d’oü il r&sulte que le bord externe de l’ovaire est beaucoup plus long que l’interne. Les poches dont l’ovaire se compose sont ind&pendantes les unes des autres et constituent ä elles seules autant d’ovaires parliculiers &troitement unis entre eux par le peritoine et par les vaisseaux sanguins, mais dont la cavite est fermee de toute part, du moins le plus ordinairement. Le parois de ces poches sont ir&s-souvent plissces de maniere A produire des saillies interieures plus ou moins marquees. Les ovaires sont retenus entre les oviductes et. la colonne vertebrale par des mesenteres partieuliers que leur fournit le peritoine. Ce dernier, apres s’etre repli& contre les parois de l’estomac et des inteslins pour former les mesenteres du tube digestif, se porte en dehors vers l’ovaire, recouvre sa surface et le maintient ainsi contre le paquet des intestins; puis il se prolonge vers l’oviducte apres s’etre reflechi contre la face infe- rieure du rein. L’ovaire est ainsi maintenu par un mesentere compos6& de deux lames entre lesquelles marchent les vaisseaux sanguins. Les arteres de cette glande naissent de l’aorte abdominale. Celle-ci fournit de chaque cöleE 7 ä 8 rameaux qui se portent en dehors vers chaque ovaire, penetrent entire les lobes dont il se compose et se divisent en ramifications tres-delies qui forment dans la membrane propre de l’o- vaire un reseau ä mailles serrdes dans les interstices duquel sont enchässes 56 A. Lereboullet, les ovules (fig. 53. pl. IV). Les veines se r&unissent en un rameau qui longe le bord interne de la glande et duquel partent d’autres rameaux qui vont se rendre ä la veine cave situde au dessous de l’artere, entre les deux ovaires. Les parois des sacs ovariens des grenouilles sont compose&es du peri- toine qui les recouvre et d’une membrane propre, proligere. Celle-ei est remarquable par son aspect fortement grenu; elle parait form&e par l’agglomeralion de grosses granulations transparentes, irregulieres, disper- sees sur un fond granuleux. Sur les bords des dechirures on distingue des fibrilles tres-t&önues, mesurant environ 0,0012 mm.; ces fibrilles entrecroisees constituent la base de la membrane. Les granulations ont, en moyenne, 0,007 a 0,010 mm. Cette membrane proligere est tres- riche en vaisseaux delies qui la parcourent dans tous les sens. Si l’on ouvre les sacs qui composent l’ovaire, on voit que leur sur- face interne est recouverle d’une innombrable quantit& d’oeufs (fig. 54), de grandeur assez Egale, serres les uns contre les autres et attaches la plupart, par de courts pedicules, a la membrane propre de l’ovaire. Entre ces oeufs plus gros, remarquables par leur double coloration noire et blanche, s’en trouvent beaucoup d’autres plus petits; et, entre ces der- niers, on en d&ecouvre encore, ä l’aide du mieroscope, de plus petits dispo- ses par groupes. La membrane proligere enveloppe tous ces oeufs; les plus petits sont enchässes dans l’Epaisseur de cette membrane, mais, & mesure qu’ils grandissent, ils soul&vent la paroi interne de cette membrane, font saillie dans l’interieur du sac et distendant de plus en plus leur enve- loppe, ils finissent par produire le court pedicule qui suspend les plus gros oeufs. L’ovule est done libre dans sa capsule, comme l’ovule du lezard, comme celui de la poule et enfin comme celui du lapin. A l’epoque de leur maturit& tous ces oeufs brisent leur enveloppe et tombent dans la cavit ovarienne pour etre expulses par une tr&s-petite ouverture, que l’on dit (Rathke entre autres) situde au sommet du cöne de chacun des sacs, mais que nous n’avons pas pu decouvrir. > Su 5 u un Anatomie des organes genitaux des animaux verlebres. 57 Les vaisseaux ovariens forment, comme nous l’avons dit, dans l’6- paisseur de la membrane proligere, un reseau ä mailles d’autant plus ser- res que les ovules sont plus petits. Chaque capsule est ainsi entourde d’un anneau vasculaire duquel partent des vaisseaux plus pelits qui se ramifient ä leur four sur les parois de la capsule et s’y etalent en un reseau tres-delie (fig. 95). Les ovules sont composes d’une sphere vitelline granuleuse ren- fermant une autre sphere ordinairement tr&s-grosse, transparente, dans laquelle on rencontre une quantit& plus ou moins considerable de granules extr&mement fins; cette sphere interieure est la vesicule germinative. Dans une grenouille observde au mois d’octobre, j’ai trouv& un cer- tain nombre de pelits ovules dans lesquels le vitellus, au lieu de corpus- eules granuleux, se composait de cellules tres-päles, transparentes, du diametre de 0,03 mm., pourvues d’un tres-petit noyau vesiculeux ei transparent (fig.56). Cet ovule legerement elliptique, mesurait 0,30 mm. ; la vesicule germinative, egalement elliptique, avait 0,15 mm.; je n’ai pu distinguer aucune trace de granules vitellins. Dans un autre oeuf qui mesurait 0,2 mm. (fig. 97), la sphere ger- minative, du diametre de 0,09 mm., renfermait plusieurs noyaux granuleux dont les plus gros avaient 0,025 mm., les plus petits mesuraient 0,012 mm. Les ovaires des grenouilles femelles sont en rapport avec des appen- dices graisseux identiquement les m&mes que ceux des mäles. Ces appen- dices, composes d’un nombre variable de bandelettes tr&s-longues, tres- grosses ei turgescentes depuis l’automne jusqu’au printemps, greles et flasques au contraire pendant l’eie, sont attaches en partie au bord ante- rieur des ovaires, et en partie aux reins. Ils sont, comme dans les mäles, parcourus par une artere et par une veine et composes de cellules adi- peuses renfermans une graisse difiluente. Vol. XXI. P.1. Ss 58 A. Lereboullet, Article V. Des ovaires du brochet. PLV et XIX, Les ovaires du brochet (fig. 200. pl.XIX) ont la m&me forme, la meme position, les m&mes attaches que les testicules. Ce sont deux longs boyaux cylindriques qui prennent une forme prismatique quand ils ont s&journe dans l’alcool. Ils ont une face inferieure arrondie, une face externe aplatie appliqude contre les parois de la cavite visc&rale, et une face interne ega- lement aplatie qui repose contre la vessie natatoire. Chaque ovaire est fix6 en avant, sur les cötes de l’oesophage, par un repli du peritoine, comme nous l’avons vu pour le testicule.e. Son bord superieur donne altache ä un mesentere compos& de deux lames dont l’interne adhere ä la vessie natatoire, tandis que l’externe va se fixer plus haut, le long de la colonne vertebrale. Les ovaires se prolongent tres-loin en arriere et se terminent par un court oviducte qui n’est autre que la continuation de leur propre cavile. L’ovaire est divise interieurement en un nombre considerable de gros plis paralleles disposes transversalement dans toute sa longueur. Ces plis, qui commencent dans la partie la plus avancee de la glande, sont plus ou moins irreguliers et rapproches les uns des autres et plus ou moins eleves, suivant l’Epoque de l’annee. Dans un brochet pris au printemps ces plis &laient tr&s-gros et irreguliers, surtout dans la partie la plus avancee de la glande. Dans un autre observ& en automne, ils &taient au contraire A peu pres d’egale dimension partout. es plis ne se detachent que de la paroi inferieure et des parois laterales du sac ovarien; la paroi superieure de ce sac est lisse, unie, membraneuse et enti£rement de- pourvue d’ovules. C’est dans l’&paisseur de la membrane ovarienne et surtout des plis interieurs qu’elle forme, que sont enchässes les ovules. Les plus petits Anatomie des organes genitaux des animauz vertebres. 59 sont dissemines en quantit& innombrable dans les parois de la membrane proligere (fig. 60. pl. V); les autres, plus gros, font saillie A la surface des plis et s’en detachent de plus en plus, de maniere A rester suspendus ä la membrane par un pedicule delie. L’ovaire du brochet examine par sa surface interieure rappelle parfaitement celui de la poule sous le rap- port des lames saillantes et des ovules qui les recouvrent (fig. 58 et 61. pl.V). Cette ressemblance est surtout remarquable sur les jeunes poules ou sur celles qui ne pondent pas, parceque la division de l’ovaire en lames est alors plus sensible (fig.43. pl.IID. La membrane proligere du sac ovarien examin&e dans sa portion dor- sale, c’est ä dire dans celle qui ne porte pas d’oeufs, est composee de deux couches; l’externe recouverte elle-meme par le peritoine, est fibreuse et surtout vasculaire; ses fibres disparaissent en quelque sorte sous l’abondante quantit& de vaisseaux sanguins qui se croisent pour former des reseaux anastomotiques a mailles &troites et disposee sur plu- sieurs plans (fig.63. pl.V). Cette tunique fibro-vasculaire est tapissde par une muqueuse composee de petites cellules arrondies du diametre de 0,005 mm., renfermant un contenu granuleux; c’est une sorte d’epithelium en pave (fig. 64. pl.V). *) La partie ovigere de la glande est tellement riche en ovules qu’il est diffieile, sous un faible grossissement, de rencontrer des places qui en soient depourvues. Sous un grossissement plus fort on voit cependant que le tissu propre de la glande presente le m&me caractere fibro - grenu que nous avons decrit dans les autres types. Les fibrilles ont toujours Paspect des fibres du tissu cellulaire; les granulations interposees entre ces fibrilles ou qui les recouvrent sont transparentes et ont une forme irreguliere, le plus souvent ovale. *) R. Wagner deerit aussi les sacs ovariens de la plupart des poissons osseux comme for- mes de deux membranes, une externe fibreuse et une interne muqueuse (Lehrbuch der Zootomie, p. 288). 60 A. Lereboullet, Les ovules tres-inegaux en grosseur, comme nous l’avons dit, sont enveloppes d’une capsule tres-vasculaire formee aux depens de la mem- brane proligere. Ces ovules se composent d’un vitellus et d’une vesicule germinative. Dans les plus petits oeufs j’ai trouve cette derniere comme parsemee de tres-pelites vesicules transparenles qui cachaient son con- tour (A. fig.65. pl.V). Ces vesicules representent-elles la couche pri- mitive du germe (stratum germinativum) designee autrefois par Wagner sous le nom de tache germinative? *) ou bien ne seraient-elles que de globules vitellins amasses autour de la vesicule? Dans les gros oeufs l’abondance des granules du vitellus emp&chait de distinguer la vesicule de purkinje. Ces granules sont de vesicules huileuses qui ren- ferment elles-m&mes d’autres vesicules plus pelites, au nombre de 24 4 (pl. V. fig. 65. D). Article VI. Resume comparatıf. Dans l’examen comparatif que nous avons & faire des organes pro- ducteurs du germe, nous n’aurons A nous occuper, de m@me que nous P’avons fait pour le sexe mäle, que des rapporis de situation, de compo- sition et de structure de ces organes, ainsi que de leur produit. Nous n’aurons pas ä traiter de leur forme, si variable dans les differents groupes d’une m&me classe. Nous trouvons en effet, dans les animaux vertebres, deux iypes d’ovaires, les uns pleins formes d’un tissu plus ou moins com- pacte, dans lequel les oeufs sont enchässes; les autres creux representant de veritables sacs a l’interieur desquels se developpent les ovules. Or, ces deux types, qui paraissent au premier abord essentiellement differer *) „On trouve constamment, dit R. Wagner, la couche primitive (stratum germinati- vum) divisee en un nombre plus consid@rable de pelites granulations et de globules dis- semines sur toute la surface de la vesicule du germe, chez les batraciens, les poissons osseux et plusieurs crustaces (Ann. des sc. nat. 2. Serie, Tom. $, p. 285). Anatomie des organes genilaux des animauz verlebres. 61 !’un de l’autre, se rencontrent ä la fois dans plusieurs classes: ainsi les tortues, parmi les reptiles, ont l’ovaire ä grappe des oiseaux, tandis que les autres ordres ont un ovaire a sac; ainsi les anguilles et les lamproies, parmi les poissons, ont un ovaire plein; les poissons osseux ont pour la plupart un ovaire a sac, tandis que l’ovaire des sdlaciens rappelle de nou- veau celui des oiseaux. L’aspeect exlerieur de l’ovaire varie aussi dans une m&me classe: en general dans les mammiferes, les ovules sont tellement enchässes dans le tissu de la glande, que c’est a peine s’ils viennent saillir ä la surface, et cependant l’ovaire de la taupe, du herisson, des sarigues et surtout celui des monotremes representent l’ovaire A grappe des oiseaux. Enfin, sous le rapport de la forme generale, si nous avions ä nous en occuper, nous trouverions des differences bien plus nom- breuses encore. Il ne saurait donc €tre question, encore une fois, de rechercher les analogies que l’ovaire presente dans les vertebres sous le rapport de ses formes. puisque un tel examen nous conduirait ä faire P’histoire anatomique complete de cet organe. Situation et rapports. — Nous avons vu les ovaires situes dans la cavit& abdominale dans tous les animaux que nous avons pris pour types. Ils sont, suivant les classes, plus ou moins rapproches des reins, comme nous l’avons aussi fait remarquer pour les testicules; c’est dans la classe des mammiferes qu’ils s’en eloignent le plus. Ils ont aussi cerlains rapporls, de connexion avec le foie, par l’intermediaire de la veine qui ramene leur sang au coeur. Mais c’est surtout avec leur conduit exereteur que les rapports de l’ovaire sont remarquables. Contrairement ä ce qui se voit pour les autres glandes, l’ovaire est gene- ralement separ& de son canal exereteur. Cette separation est porlce A son plus haut degr& dans les batraciens chez lesquels nous voyons l’ovi- ducte s’ouvrir dans la partie la plus avancee de la cavit& thoracico -abdo- minale; elle est deja moins marquee dans les reptiles et dans les oiseaux, chez lesquels le pavillon de l’oviducte vient embrasser momentandment l’ovaire pour recevoir les oeufs qui s’en detachent; elle l’est moins encore 62 A. Lereboullet, dans les mammiferes oü l’on voit toujours une des extremites du pavillon adherer intimement ä l’ovaire, comme nous l’avons indique dans le lapin. Chez quelques mammiferes (les carnivores) le pavillon forme m&me autour de l’ovaire une sorte de sac, de maniere a rendre presque complete la continuile entre la glande et son conduit exereteur. Or, l’etat normal d’une glande est d’avoir un canal excreteur qui se continue avec sa cavile; les mammiferes sont donc les vertebr&s qui se rapprochent le plus de cet tat normal; viennent ensuite les oiseaux et les reptiles auxquels il faut joindre les selaciens, parmi les poissons; et en derniere ligne seulement, les batraciens. Quant aux poissons osseux, leur oviducte est tout & fait rudimenlaire, comme nous le verrons plus tard, et doit &tre considere comme la cavil& m&me du sac ovarien. Un autre rapport A signaler pour l’ovaire est celui qui existe entre ceite glande et les depöts de graisse qui peuvent se trouver dans son voisinage. Ce rapport est le m@me que celui dont nous avons parl& en traitant des teslicules. C’est surtout dans les batraciens que les appen- dices adipeux acquierent un developpement considerable; mais l’Epaisse bandelette graisseuse situde au devant du bassin dans le lezard;; les grosses capsules de graisse liquide qui se detachent de l’ovaire des poules; les amas de tissu adipeux qui entourent, dans le lapin, le pavillon de la trompe de fallope, sont des exemples qui montrent le röle important que rem- plissent ces provisions de matiere grasse dans la production et dans le developpement des oeufs, comme dans la production des elements fournis par le mäle. Les poissons semblent faire exception ä cette regle; mais on sait que le mesentere de l’intestin est ordinairement charge de graisse, et comme il existe des connexions multiples entre ce mesentere et chaque poche ovarienne par les vaisseaux qui vont de l’un a l’autre, on comprend que le resultat doit Etre a peu pres le meme. Nous ajouterons que dans les femelles comme dans les mäles, le developpement des depöts graisseux est en rapport avec l’Epoque de l’an- nde; si cela ne se voit pas aussi bien dans le lapin, que nous avons choisi Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 63 pour exemple, c’est que la reproduction, chez ce mammifere, a lieu indi- stinctement dans toutes les saisons. Dualite. — Les ovaires sont generalement doubles et symme- triques comme les testicules, dans les animaux verlebres. L’ovaire unique des oiseaux parait faire exception, mais celle-ci n’est qu’apparente. En effet les deux ovaires existent dans l’embryon, et, m@me chez certains oiseaux de proie adultes, on rencontre ordinairement deux ovaires, a la verite inegalement developpes. Dans la majorite des oiseaux l’une des deux glandes, celle du cöle gauche, se developpe aux depens de celle du cöle droit et celle-ci finit par s’atrophier et par disparaitre. Dejä chez les monotremes on observe une pareille tendance de l’ovaire gauche ä se developper aux depens de l’ovaire du cöte droit. Le fait de la dupliecite de l’ovaire chez les oiseaux est done primitif. La disparition ou l’etat rudimentaire de l’ovaire droit est un fait anormal, mais qui est devenu l’etat ordinaire par suite de la generalisation, dans la plupart des especes, des causes qui l’ont produit. Ü’est un de ces exemples rares dans le regne animal, mais tres-commun dans le regne vegetal, de pretendues monstruosites ou d’anomalies qui sont devenues, par leur extension meme, des types normaux; dans tous les cas analogues, les exceplions sont des retours au type primitif. Composition et structure. — L’ovaire est essentiellement compos& d’un lissu propre, sorte de gangue dans laquelle se developpent les oeufs. La structure de ce tissu est partout la m&me, soit que l’on etudie l’ovaire d’un poisson ou d’un batracien, ou bien celui d’un mammi- fere ou d’un oiseau. Deux elements entrent dans la composition de ce parenchyme: des fibrilles el&mentaires analogues aux fibres du tissu cel- lulaire et tout ä fait comparables aux fibres de l’albuginde du testicule, et des corpuscules irreguliers disperses dans l’epaisseur d’une membrane granuleuse ä grains ires-fins. Nous avons reconnu et represente ce lissu fibro - grenu dans l’ovaire du lapin et dans celui de la poule; nous l’avons egalement constate dans les ovaires du lezard, de la grenouille et du 64 A. Lereboullet, brochet; seulement sa disposition varie suivant les classes. Dans les ovaires A lissu compacte il remplit toute l’Epaisseur de la glande; dans les ovaires A sac au contraire, il n’en occupe que la peripherie et se reduit meme ä une mince membrane. Dans le premier cas tantöt la masse du parenchyme est centrale et les ovules sont accumules vers la peripherie: l’ovaire est alors en grappe (oiseaux, quelques mammiferes, tortues); tan- töt au contraire la masse du parenchyme est plus etendue, le nombre des ovules developpes est en proportion moins considerable, ces ovules sont enfouis au milieu de cette masse fibro-granuleuse; allors celle-ei qui parait constiluer la plus grande partie de l’ovaire, s’entoure exterieurement d’une tunique fibreuse particuliöre analogue A P’albuginde du testicule (mammiferes). Cependant cette albuginde de l’ovaire est, en realite, iden- tique avec le stroma de la. glande; elle n’est que ce stroma condens& en membrane; ce qui le prouve, c’est qu’elle adhöre intimement au reste du parenchyme et qu’elle est doublee interieurement d’une couche granuleuse dejä tres-riche en ovules. Dans ces ovaires compactes la membrane grenue esi intimement unie aux fibres -de la glande, ce qui donne ä ces fibres un aspeet ires-granuleux. Dans les oiseaux nous avons vu qu’on peut dejä la separer des fibres avec lesquelles elle est entrelacde. Dans tous les ovaires a sac la membrane granuleuse est appliquee contre la paroi interne de la tunique fibreuse exterieur et fait tellement corps avec elle qu’il est difficile de l’en separer. Le stroma de l’ovaire, qu’il soit compacte ou condens&e en membrane enveloppante, est toujours parcouru par des vaisseaux tres-nombreux qui forment dans son Epaisseur un reseau ä mailles serrdes et dont l’etroitesse demontre sufüisamment la grande quantit& de sang que doit consommer ce tissu generateur des ovules. r Produit. — Quelle que soit la disposition des el&ments qui con- stituent le tissu propre de l’ovaire, c’est toujours dans l’Epaisseur de ce tissu que se developpent les ovules. A mesure qu’ils grossissent, ils sou- levent la membrane proligere qui les enveloppe de toutes paris, et finissent Anatomie des organes genitaux des animauz verlebres. 65 par se detacher de la glande et par tomber dans la cavite de l’ovaire ou de l’oviducte. Ceite enveloppe partieuliere des ovules, connue dans les mam- miferes sous le nom de follicules de graaf, est si bien formee aux depens du stroma de l’ovaire, qu’elle en a tout-ä-fait la structure fibreuse et gra- nuleuse, ainsi qu’on a pu le voir par les descriptions que nous en avons donnees. L’oeuf est donc le produit d’une sorte de vegetation de la membrane proligere; il tend constamment A se degager du tissu dans lequel il etait enfoui, soit qu’il se porte au dehors de l’ovaire (mammi- feres, oiseaux, tortues, s@laciens, anguilles, lamproies), soit qu’il fasse saillie dans l’interieur du sac ovarien (reptiles, batraciens, poissons osseux). Le but de ce travail vegetatif est donc toujours de porter l’oeuf A l’exte- rieur, afin qu’il arrive au lieu de sa destination; voila pourquoi, dans les ovaires compactes, c’est toujours la peripherie de l’organe qui presente les oeufs les plus developpes, tandis que les ovules du centre sont tres-petits et meme microscopiques (oiseaux, mammiferes). Pendant ce travail de developpement les oeufs sont nourris par les vaisseaux nombreux qui se distribuent dans leur capsule et dont les reseaux sont encore plus serres que ceux du stroma lui-meme ainsi que nous l’avons fait voir. C’est done avec raison que l’on regarde l’ovaire comme une glande. Il en a en effet tous les caracteres: de m&me que les glandes ordinaires, il se compose essentiellement d’une membrane secretante, riche en vais- seaux sanguins, et le produit de la secretion arrive d’une maniere inces- sante a la surface, pour @tre verse au dehors. La composition de l’ovule est identiquement la m&me dans tous les vertebres; c’est toujours une sphere formee de trois el&ments emboites ’un dans l’autre: le vitellus, ou sphere nutritive, qui en compose la ma- jeure partie et qui est forme de vesicules adipeuses simples ou composees elles-memes de vesicules plus petites; la vesicule germinative, toujours beaucoup plus petite, transparente et ne contenant generalement qu’un petit nombre de vesicules dissemindes dans toute son etendue; et enfin la tache germinative ou de wagner, troisitme sphere, de tr&s- petite dimen- Vol. XXIII. P.1. 9 66 A. Lereboullet, sion, tantöt opaque et composde de granules, tantöt transparente comme une gouttelette huileuse. Les rapports de cet ovule avec la capsule qui le contient ne sont pas les m&mes dans tous les vertebres. Dans les ovipares l’oeuf est &troi- tement enveloppe par cette capsule et rien ne montre qu?il existe un liquide entre les deux; dans les mammiferes, au contraire, l’ovule n’occupe qu’un point tres-restreint dans son follieule et il est enveloppe d’une masse considerable de cellules et d’un liquide albumineux destines ä le nourrir. Cette enveloppe granuleuse l’accompagne, si non en totalite, du moins en partie, jusqu’a ce qu’il ait contract des adherences avec les parois de l’uterus. Il est facile de se rendre compte de cette difference. L’oeuf des ovipares devant recevoir dans l’oviduete une couche &Epaisse d’albumine pour subvenir a son developpement ulterieur, n’avait pas besoin dans l’ovaire de membrane nutritive particuliere, autre que celle qui lui’est fournie par sa propre capsule. L’oeuf des mammiferes, au contraire, a besoin d’etre nourri, quand il & quitte son follicule, jusqu’au moment oü il pourra tirer sa subsistance des sucs nutritifs de la mere; il est probable que la portion de la membrane granuleuse qui l’accompagne sert A atteindre ce but. Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 67 Deuxieme partie. De la sphere mediane ou conducirice. Chapitre troisieme. De la sphere conductrice dans les mäles. Article I. De l’epididyme et du canal deferent dans le lapin. Bl. I,et, VI L’epididyme (fig. 1. pl. D est une longue bandelette renflee ä ses deux extremites, tres-resserrdee dans son milieu, coll&e le long du bord interne du testicule et appliqude par ses deux renflements, contre l’extremite anterieure et l’extr&emite posterieure de la glande. La tete de l’epididyme, ou sa portion anterieure, et large et plate, composee de deux moities a peu pres Egales, formant deux lobes aplatis rapproches l’un de l’autre, unis par un tissu cellulaire dense et appliques contre la partie anterieure du testieule. L’albuginee du testicule se de- double pour embrasser la tete de l’epididyme. Üelle-ei est divisee en lobules aplatis, tr&s-serres, entre lesquels penetrent, avec les vaisseaux sanguins, des prolongements de l’albuginde. Ces petits lobules sont for- mes & leur tour par les nombreuses ondulations du canal commun qui resulte de la r&eunion des sept canaux d’origine. Le canal spermatique ainsi repli& sur lui-m&me, a, dans cet endroit, quatre fois le diametre de ces derniers. La tete de l’epididyme s’amineit et se reireeit peu A peu pour former sa porlion moyenne ou son corps. Celui-ci n’a guere plus d’un milli- metre de largeur, et l’on apergoit tres- bien ä travers la membrane propre 68 A. Lereboullet, de l’epididyme, le canal unique qui le forme et dont les replis sont dispo- ses sur une seule ligne. Plus en arriere les replis du canal reviennent de nouveau sur eux-memes un grand nombre de fois; l’epididyme augmente en largeur et en Epaisseur et forme sa region posterieure connue sous le nom de queue. La queue de l’Epididyme est un gros renflement cylindrique retenu par des brides fibreuses contre l’extremite posterieure du testicule et ad- herant lui-m&me, par un tissu cellulaire condense, au fond de la bourse du dartos. Ce renflement est compos& de nombreux lobules tres -serr6s, difficiles ä separer; des prolongements de l’enveloppe fibreuse pen£trent entre ces lobules et servent ä les r&unir et a conduire les vaisseaux san- guins. Si l’on deroule ces lobules, on voit qu’ils sont constitues par le meme canal dont les replis forment la tete et le corps de l’organe. Je n’ai pas trouv& d’appendice analogue & celui qu’on rencontre dans l’epidi- dyme du testicule humain. Le conduit spermatique grossit peu ä peu; celui qui forme la queue est le double environ de celui de la tete; il mesurait /, de millim. Il se renfle insensiblement de plus en plus et finit par se redresser pour con- stituer le canal deferent, dont le diametre 6tait de 1% millim. La structure de l’eEpididyme est a peu pres la m&me que celle des conduits seminiferes. Le tube spermatique qui le constitue est revetu interieurement d’une couche de cellules globuleuses, transparentes, gra- nulees, formant son Epithelium (fig.5. pl. I). Mais A mesure que ce tube grossit, sa structure pr&sente un autre caractere: la membrane fondamen- tale s’epaissit et devient fibreuse et la muqueuse qui la recouvre offre l’aspect reticule qui caracterise la muqueuse du canal deferent, ce dont je me suis assure en examinant un grand nombre de eirconvolutions detachees du renflement posterieur de l’appendice. Les vaisseaux qui parcourent l’epididyme sont soutenus par les pro- longements celluleux de son enveloppe et leurs ramifications les plus deliees suivent les ondulations du canal seminal. Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 69 Cetie structure fait voir que l’Epididyme n’est pas seulement un tube conducteur, mais qu’il est aussi le siege d’une sderetion analogue A celle de la glande seminale proprement dite et nous aurions pu le decrire avec cette glande, si sa presence elait constante dans les animaux veiehres et s’il ne se changeait pas insensiblement en tube conducteur. Le canal deferent sorti de la queue de l’epididyme se porte en dedans et en avant, puis se dirige vers la vessie en se rapprochant de celui du cöl& oppos& et en augmentant un peu de diam£tre. Les deux canaux ainsi rapproches l’un de l’autre s’appliquent contre la face inferieure de la vesi- cule seminale, entre elle et la vessie urinaire (fig. 72. pl. VD). Arrive au niveau de l’issue de la vesicule seminale ils se retreeissent de nouveau, percent la paroi inferieure de cette vesicule et s’ouvrent par deux orifices distineis dans la vesicule seminale elle-m&me, tout pres de son orifice urethral (d. fig.68. pl. V). Le canal deferent a des parois tr&s-Epaisses; il se compose d’une membrane exterieure fibreuse ei d’une tunique interne muqueuse. La tunique fibreuse est formee de faisceaux de grosses fibres paralleles (fig. 67. pl. V), & contour net, disposdes par couches, couvertes d’une grande quantit€ de granulations ou debris de noyaux qui leur donnent un aspect rugueux. Ües granulations tres-rapprochees les unes des autres masquent le tissu fibreux quand celui-ci n’est pas suffisamment aminci. Les fibrilles, un peu plus grosses que celles que nous avons decrites pre- cödemment, mesuraient 0,002 a 0,003 mm.; les granulations avaient de 0,005 a 0,007 mm. Ces fibres que les micrographes rattachent aux fibres musculaires organiques, se rapprochent &evidemment des elements du tissu cellulaire, mais elles s’en distinguent par leurs dimensions et par la grande quantite de debris de noyaux qui les recouvrent. La tunique muqueuse recouverte de son &pithelium (fig. 66. pl. V) dessine, dans toute l’&tendue du canal deferent, un reseau Aa mailles ires- etroites, form& par des cordons filamenteux disposes en travers, les uns au devant des autres, et desquels partent d’autres cordons plus fins qui s’en- 70 A. Lereboullet, trecroisent pour constituer le reseau. Üette reticulation est plus distincte dans la portion elargie du canal deferent; elle cesse ä quelques millimötres avant l’orifice exterieur de ce canal et elle est remplacee par des plis longitudinaux. La vesicule seminale (fig. 68. pl.V. et fig. 72. pl. VT) est une poche membraneuse, a parois glanduleuses, de forme oblongue, legerement bi- furqude en avant, retrecie en arriere, situde au dessus du col de la vessie urinaire et appuyde contre le rectum. Elle est divisee interieurement par une cloison longitudinale plus ou moins longue, mais toujours incom- plete, qui commence entre les deux pelites cornes anterieures et s’arrete ordinairement A une courte distance des deux renflements glanduleux que presentent les parois de la vesicule. La muqueuse de cette poche est plus ou moins fortement plissce, suivant son degre de retraction, aulour des deux culs-de-sac anterieurs et de la cloison qui les separe (fig. 68); elle est lisse ou faiblement ridee dans le reste de son etendue; elle forme quelques plis longitudinaux vers sa partie retrecie. La paroi dorsale de la vesieule seminale renferme dans son Epaisseur des amas de follicules muqueux arrondies ou elliptiques (k. fig. 72. pl. VD), rapproches de maniere a former deux masses glanduleuses symmetriques, arrondies en avant et qui font saillie dans l’interieur de la poche, sous la muqueuse. es deux paquets d’utricules, dont la composition est ana- logue ä celle des glandes prostates, occupent la moitie ou les deux tiers de la longueur de la vesieule; ils sont places entre ses deux tuniques et sont recouveris en outre par quelques fibres musculaires qui se detachent du sphincter vesical. ÜCes petits poches glanduleuses communiquent les unes dans les autres et finissent par aboutir A un canal exereteur commun qui s’ouvre dans l’ur&thre, sur les cöles du verumontanum, avec les ori- fices des conduits prostatiques. Je n’ai pu distinguer aucun orifice dans les parois de la vesicule elle-me&me, en sorte que je suis porle A regarder Pr Anatomie des organes genitaux des animauz verlebres. 71 les glandes en question comme des prostates accessoires *), quoique ce- pendant la vesicule seminale soit le siege d’une abondante seeretion glai- reuse dont ces glandes pourraient bien @ire la source. La vesicule semi- nale se termine en arriere par un col &troit et court qui penetre dans l’ureihre par sa face dorsale, au niveau du bord anterieur du sphincter vesical ei s’ouvre au sommet du verumontanum, par une fente transversale, semilunaire (d. fig. 150. pl. XV. et . fig. 151). La vesicule seminale est composde du me&me tissu fibro-granuleux que celui qui forme la tunique externe du canal deferent, et qui apparlient ä la classe des tissus contractiles. La partie du canal de l’urethre dans laquelle s’ouvre la vesicule est aussi celle ou arrive l’urine en sortant de son reservoir. Celui-ci, la vessie urinaire, est une poche ovoide, musculeuse, terminde par un col tres-allonge qui se continue directement avec l’ureihre. Ses parois commencent & devenir plus Epaisses a deux centime£tres derriere l’insertion des ureteres; un peu plus loin, au niveau de l’embouchure de la vesicule seminale, le col de la vessie est entour& d’un anneau musculeux tr&s-Epais qui lui sert de sphincter, cet anneau entoure en m&me temps la base des glandes prostates et s’etend en arriere jusqu’aux glandes de cowper (m. fig. 72. pl. VD). Le canal de l’urethre, a partir de son origine oü viennent affluer, d’une part, les produits des glandes seminales, de l’autre l’urine, appartient a la sphere externe des organes genitaux; nous en traiterons cons6- quemment en parlant des cette sph£ere. *) Cuvier deja considerait comme la prostate la glande de la vesicule seminale du lapin (Legons, 2° edit. Tom. 8. p. 164). 12 A. Lereboullet, Article 11. De l’epididyme et du canal deferent du cog. Pl. VI et VII L’epididyme (fig. 74. pl. VI) est une bandelette longue et etroite situde le long du bord interne du testicule et adoss&e contre les parois de la veine cave. Il se porte en avant jusqu’ä la capsule surr@nale cor- respondante sur laquelle s’etalent les replis du canal dont il se compose. En arriere il depasse le testicule de $ ä 6 millimetres. Il adhere fortement au testicule par sa membrane propre, mais il en est r&eellement distinet et non confondu avec cette glande, comme on pourrait le croire d’apres les deseriptions qu’on en a donnees jusqu’a present. Quand on separe l’albu- ginde du testicule, on voit qu’elle ne se continue pas sur l’epididyme de maniere ä l’envelopper, mais qu’elle embrasse la glande seulement, tan- dis que l’epididyme est entour& d’une membrane fibreuse particuliere. La plus grande largeur de l’epididyme dans le cog qui a servi ä nos dessins etait de 3 millimetres. L’epididyme est forme& par les ondulations irregulieres du canal sper- matique qui se repli un grand nombre de fois sur lui-m&me, en formant des anses tellement serrees qu’il est presque impossible de les developper. La membrane fibreuse exterieure adhere aux replis de ce canal et les prolongements celluleux qu’elle envoie entre ces replis sont eux-me&mes tres -resistants; toutes ces eirconstances font de l’eEpididyme du cog un corps compacte tres-difficile a pr&parer nettement. J’ai trouve au milieu de cet appendice du testicule un canal plus gros que les autres et d’un aspect plus blanc, qui se portait jusqu’a son extremite anterieure; il rap- pelle un canal analogue deerit et figure par Lauth dans la tete de P’epidi- dyme du testicule de !’homme *). *) Mem. sur le testicule humain, p. 26. pl. 1. fig. 7.2. EEE Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 13 ‚En arriere du testicule, l’Epididyme se retreeit insensiblement et ne se compose plus que d’un seul canal simplement repli& sur lui-meme, qui se change bientöt en canal deferent. Ce dernier presentait ä son origine un petit kyste ovalaire, sorte de renflement lateral qui existait des deux cötes. Le canal deferent se porte le long de la partie moyenne des reins correspondants, retenu fix& contre ces glandes par une bride peritondale. Il longe le bord externe de l’uretere qu’il accompagne jusqu’au cloaque et penetre dans cette derniere cavit& en dehors du canal exereteur des reins (fig. 75. pl. VID). Dans le jeune cog, il contournait la bourse de fabrieius (fig. 73. pl.VI) et penetrait dans le cloaque ä sa partie supe- rieure et laterale, ä peu pres vers le milieu de sa longueur. Le canal deferent est repli& sur lui-me&me en ondulations regulieres dans toute sa longueur (fig. 75 et 76. pl. VIT) et ses replis sont &troi- lement unis entre eux dans une gaine cellulo-fibreuse, continuation de celle de l’epididyme. Le canal proprement dit n’avait pas plus d’un demi- millimetre de largeur, tandis que le diametre de sa gaine etait d’un milli- metre au moins. Ce canal est compose& d’une tunique interne £Epithelienne et d’une tunique fibreuse exterieure (fig. 77). La tunique epithelienne est composee de cellules globuleuses, remplies de granulations, ayant, en moyenne, un diametre de 0,04 mm. Cet epithelium rappelle celui des canaux seminiferes, mais ici les cellules sont plus coherentes, et elles paraissent unies par une substance intercellulaire transparente, formant comme une gaze finement reticulde qui serait appliquee sur les vesicules globuleuses et dont les mailles ont exactement le diametre de ces vesicules. La tunique externe ou fibreuse est formee de fibres longitudinales ires-deliees qui mesurent ä peine 0,0015 mm. (b. fig. 77). Arrive dans le voisinage du cloaque, le canal deferent, toujours place au bord externe de l’uretere auquel il est uni par un lissu cellulaire tres- dense, devient un peu plus large et forme des inflexions plus rapprochees. Vol. XXIL. P.I. 10 74 A. Lereboullet, Il s’engage ensuite entre les fibres du rectum et, apr&s s’etre renfle en une petite poche ovalaire (fig. 75 et 78. pl. VID), il s’ouvre dans la deuxieme chambre du cloaque, au sommet d’une ‚papille que plusieurs auteurs regardent comme une double verge rudimeniaire (ee‘ fig. 75). La structure du renflement terminal du canal deferent rappelle celle du canal deferent du lapin. Ce renflement a des parois assez Epaisses; la muqueuse forme de grosses rides transversales, sorles de plis qui res- semblent aux plis transverses que nous avons deerits dans le lapin (b. fig. 78). Cependant la muqueuse situee entire ces rides n’est pas reliculde, elle a simplement un aspect veloute. Les fibres de l’enveloppe exlerieure ont le m&me caractere que celles du canal lui - m@me. Une arlere provenant de la terminaison de l’aorte accompagne le canal deferent dans tout son trajet posterieur (fig. 75). Arrivee pres du cloaque celte artere commence & se diviser en plusieurs branches qui remontent sur les cötes du renflement cloacal et ne tardent pas ä former par leurs nombreuses subdivisions, un petit corps spongieux, lenticulaire, renfle, dont la structure rappelle celle du corps spongieux de l’ur&ihre (ff’ fig. 75). Ce corps long de 7 millim., sur 3 ä 4 de largeur, est coll& contre la paroi du cloaque, sous le muscle constrieteur du vestibule, au niveau de la papille seminale. Il est compos& de vaisseaux nombreux etroitement entrelaces, unis entre eux par un tissu fibreux resistant, et il est entour& lui-m&me d’une capsule fibreuse qui adhere aux vaisseaux. *) Ne pourrait-on pas regarder ces plexus vasculaires comme les corps spongieux d’un urethre rudimentaire qui se, seraient arreies dans leur developpement, avant de se souder sur la ligne mediane? Leur composition et leurs rapports avec l’issue du canal deferent semblent legitimer ce rapprochement. *) Barkow a figure ce corps dans l’oie domestique (Disquisit. de arteriis mamma- lium et avium, in Nova Acta phys. med. 1844. Tom.XX. 2. pl. 34. fig. 46). Je ne le trouve pas, dans le coq, compose de rameaux ondules parallele, mais bien de rameaux entrelaces. Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 75 Article IM. De l’epididyme et du canal deferent du lezard. 21.217 et, VII, L’epididyme (fig. 16 et 17. pl. II), dans le lezard des souches, est un corps dense, &pais, prismatique, tronque en avant, elfil€E en arriere, situ& en dehors du testicule et au dessus de lui. Il est entoure d’une membrane fibreuse tres-resistante et se compose de canaux qui ont la plus grande ressemblance, pour leur volume et leur disposition, avec ceux du testieule. Ce sont, en effet, de longs boyaux replies transversalement sur eux-memes et etroitement retenus les uns contre les autres par un tissu cellulaire dense et resistant. De distance en distance on apercoit de minces prolongements de l’enveloppe fibreuse qui penetrent avec les vais- seaux entre les circonvolutions du canal seminal. En arriere l’epididyme se retreeit, forme une espece de queue et se change bientöt en canal deferent. Celui-ci, apres un court trajet, s’applique contre la face infe- rieure du rein, ä& laquelle il adhere dans toute ‘son etendue par du tissu eellulaire, forme une anse A convexile exterieure, puis se porte en ligne droite le long d’une rainure de la face inferieure du rein, jusqu’au cul- de-saec du cloaque (fig. 163. pl. XVD). Le canal deferent, dont le diametre n’est que'le double de celui des canaux seminiferes, est entour& d’une gaine fibreuse Elastique, continuation de l’enveloppe de l’epididyme, dans l’interieur de laquelle il se replie sur lui-meme d’une maniere tres-reguliere (fig. 82. pl. VID. Ses replis sont unis les uns aux autres par le tissu de la gaine, en sorte qu/il est impossible de le derouler sans dechirer cette derniere. Arrive au niveau du quart posterieur du rein, le canal deferent se separe de cet organe, ainsi que de l’uretere en dedans duquel il &tait place, et se porte vers P’ampoule ou cul-de-sac du cloaque. Avant de percer la paroi de celte cavite, il se renfle en une pelite poche ovalaire (d. fig. 81), analogue au renflement terminal que nous avons vu dans le cogq, puis se retrecit de 76 A. Lereboullet, nouveau et se change en un petit tube qui forme au fond du cloaque une papille eylindrique commune au canal deferent et ä l’uret£re (fig. 81). Le canal deferent et son renflement terminal sont composes d’une tunique fibreuse tapissee interieurement par une muqueuse Epaisse, d’un aspect veloule. La tunique fibreuse Ires-mince, transparente (fig. 84. pl. VII), est composee de fibrilles dont le diametre ne depasse pas 0,0013 ou 0,0015 mm.; elle ressemble ä une toile celluleuse faiblement striee. Quand on examine par la lumiere directe une coupe du canal deferent, on voit que l’enveloppe fibreuse se distingue par sa couleur de la muqueuse qu’elle soutient et l’on parvient assez facilement & la separer de cette muqueuse et a en obtenir ainsi des lambeaux tres-minces sans leur avoir fait subir aucun tiraillement. La muqueuse est beaucoup plus Epaisse, surtout celle du renflement du canal; ici elle a au moins 9 ä 6 fois l’&paisseur de la tunique externe. Vue au soleil, par reflexion, A un grossissement de 20 ä 30 diametres, elle offre lP’aspect veloute qui caracterise ces sortes de membranes. Elle est parfaitement lisse, sans plis ni reseau. De minces lamelles examinees par transparence apparaissent comme composees de granulations recou- vertes d’un epithelium retieule, c’est-a-dire forme de cellules devenues polygonales par leur rapprochement (fig. 83. pl. VID. Le cordon des mailles de cet Epithelium en pav& est probablement dü ä l’existence d’une veritable substance intercellulaire; l’epaisseur de ce cordon ne permet guere de supposer qu’il soit forme par le simple contour des cellules. Ces dernieres mesuraient 0,005 mm., en moyenne. Il est probable que les nombreux pelits points noirs dont parait se composer la muqueuse et qu’on apergoit & travers l’epithelium comme des granulations, sont les orifices de tubes glanduleux innombrables et d’une extreme pelitesse, puis qu’ils n’apparaissaient que comme des poinis sous un grossissement de 400 diametres. La muqueuse conserve sa structure dans toute l’etendue de la papille qui termine le canal excreteur; la tunique fibreuse se conlinue aussi sur Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 17 cette papille, mais elle n’y forme plus qu’une couche ä peine distinete et elle se perd insensiblement. Le bord libre de la papille est tres- mince et garni d’une rangee de cellules vibratiles. Article IV. Des canaux conducteurs du sperme dans les salamandres et dans les grenouilles. P1..VII, VII, et XIX. + Les salamandres ont un Epididyme distinct et separe du testicule. Dans le triton erete (Tr. eristatus) l’epididyme (fig. 93. pl. VII) est une longue bandelette tr&s-mince, situee au dessus du testicule cor- respondant, rapprochee de celle du cöte oppos& dont elle n’est separde que par la veine cave et s’elendant en arriere le long d’une partie du bord externe du rein. Il est compos&e de nombreux tubes extr&mement delies, serres les uns contre les autres et unis entre eux par un lissu cellu- laire dense. Le canal deferent sort de l’extremite anterieure de cette longue et etroite bandelette (fig. 94. pl. VID; il forme ä son origine une petite boucle (d.) de laquelle se detache un tube droit qui se porte en avant le long de la colonne vertebrale, jusque dans le voisinage du coeur oü il se termine par une extremit&E borgne. Cette espece de diverlieulum (e. fig.92; f. fig.93; c. fig.94) a la meme structure que le canal deferent proprement dit; on peut s’assurer qu’il est tubuleux dans toute sa lon- gueur en l’examinant par transparence el en le coupant en travers. Apres avoir fourni cet appendice anterieur le canal deferent se porte en arriere, en decrivant de nombreux replis sinueux (e. fig. 93); il recoit de distance en distance des tubes seminiferes provenant de l’Epididyme et qui s’ouvrent ä angle droit dans sa cavite (dd. fig. 93). Plus en arriere, le long du bord externe de chaque rein, ce canal regoit des cordons assez gros, blanchätres, qui proviennent du rein et qui paraissent @tre la conti- nuation des canaux urinaires (A. fig. 93; b. fig. 95 et 96). Ces cordons 18 A. Lereboullet, tubuleux forment un long faisceau en dehors de chaque canal deferent; ils se r&unissent tres en arriere pour s’ouvrir avec ce dernier ä la paroi supe- rieure du cloaque *). Dans les grenouilles on ne trouve aucune trace d’epididyme. Les canaux efferents du testicule penetrent dans le rein et ne tardent pas sans doute A s’unir aux tubes excreteurs de cette glande urinaire. Il m’a &te impossible de suivre ces canaux efferents jusque dans le .tissu propre du rein et de decouvrir leurs rapports avec l’uretere.. Ce dernier est un tube effil& qui r&gne le long du bord externe du rein. Il commence par une exiremitd tres-deliee qui sort de la glande vers son quart ou son cinquieme anterieur, augmente peu ä peu de diametre et se continue en arriere au dessus du rectum, apres s’etre rapproche de son congenere (fie. 86. pl. VID. Dans son trajet le long du rein l’uretere, ou si P’on veut, le canal uro-spermatique recoit de distance en distance d’autres canaux qui viennent du rein; mais ou ne peut suivre ces derniers au de la d’un tres - court trajel. Ainsi nous ignorons completement quel est l’endroit exact oü les ca- naux seminiferes elferents se jettent dans les canaux urinaires. J’ai essaye inutilement d’injecter au mercure, sous des pressions tantöt faibles, tantöt forles, le canal exereteur commun, par voie retrograde. Je reussissais A le remplir, mais le mercure, au lieu d’arriver dans les canaux seminiferes efferents, comme je l’esp6rais, remplissait les ramuseules veineux les plus delies de la substance du rein, puis venait ressortir par la veine aflerente de jacobson. II est probable que l’injeetion determine des ruplures dans V’epaisseur de la substance du rein et qu’alors le mercure passe dans le systeme vasculaire de la glande. Les injections liquides de diverse nature *) Ayant pris plus particulierement la. grenouille pour type de nos. descriptions, nous ren- voyons, pour plus de details sur les; organes sexuels et sur les reins des salamandres et des tritons, aux divers memoires que M. Duvernoy a lus successivement a l’Academie des sciences (Comptes-rendus 1844, Tom. 19, et l’Institut 1844, No. 570. p. 399). Anatomie des organes genitaux des animauz vertebres. 79 poussees ä l’aide d’une seringue d’Anel ne penetrent pas aussi loin et ne nous eclairent pas davantage au sujetdes rapports entre les deux ordres de canaux. Dans plusieurs grenouilles vertes, j’ai trou& un canal deferent acces- soire, sorte de diverticulum deja signal par Rathke et tout ä fait semblable ä celui que j’ai deerit plus haut dans le triton ä cerete, C’est un canal deli (fig. 87. pl. VIII) qui part du conduit uro- spermatique, & l’endroit oü celui-ei quitte le bord externe du rein, et se porte en avant jusque sur les cötes de la racine du poumon, tantöt en ligne droite, quelquefois en deerivant des inflexions assez nombreuses. Üe canal est ereux dans toute son etendue et non pas oblitere, comme le dit Rathke *); on peut s’en assurer par des coupes ou m@me par des injections. Il n’a aucun rapport avec les canaux efferent du testicule. Une circonstance assez singuliere, c’esi que toutes les grenouilles chez lesquelles j’ai ren- contre ce canal accessoire avaient les testicules tres-petits. Sur plus de 30 grenouilles mäles que j’ai examindes sous ce rapport, je n’en ai trouve aucune trace chez celles dont les testicules &taient developpes **). Ce canal deferent accessoire, qui parail, d’apres ce qui precede, n’etre que transitoire dans les grenouilles verte et rousse, existe constamment dans *) En parlant du canal deferent du bufo cinereus, Rathke dit qu'il se prolonge en avant et que ce prolongement anterieur est plein, tandis que le canal deferent proprement dit est ereux (Neueste Schriften der naturf. Gesellschaft zu Danzig, I. 3. p. 43). ’*) Rathke dit que le canal deferent des grenouilles est A peine visible au 1° automne, parcequ’il s’unit a l’uretere immediatement derriere le rein. Dans la seconde annde, il s’unit deja plus en arriere A l’uretere. Dans la 3° annde la reunion de ces deux canaux n’a lieu qu’a une petite distance du cloaque. Plus tard encore les canaux deferents se separent tout-a-fait des ureleres et s’ouvrent separement dans le cloaque; c’est du moins le cas dans la plupart des anoures; mais dans le bufo cinereus le canal deferent s’unit pendant toute la vie a la parlie moyenne de l’urelöre (loc. cit. p. 36 et s.). — Quoique jaie examine des grenouilles tres-volumineuses et probablement de troisiöme annde, je n’ai jamais rencontre la separalion complete du canal deferent et de l’uret£re, telle que la deerit le celebre anatomiste de Danzig, quoique j’aie dissequ& l’uretöre sous le microscope, afın de voir si le canal deferent ne serait pas coll& contre ses parois. (Note ajeulde en Decembre 1847.) s0 A. Lereboullet, le bufo scaber et dans le bombinator igneus, batraciens chez les quels il a la m&me disposition que dans les grenouilles. A une petite distance du bord posterieur du rein, le canal uro-sper- matique se renfle lateralement en un reservoir partieulier deerit par les auteurs sous le nom de vesicule seminale (fig. 85 et 86. pl. VID). C’est un corps aplati, renfl& au milieu, allonge a ses deux extremites, sur tout A l’extr&mite posterieure; il est dense, ä parois r&sistantes et ordinairement recouvert d’un pigment noir (fig.90. pl. VID). Ce corps, situ6 au dessus du rectum el sur ses cötes, est developpe aux depens du cöte externe du canal commun ä la semence et ä l’urine. La paroi externe de ce canal est percde de 7 A 8 ouvertures (B. fig.88. pl. VIII) qui conduisent dans aulant de cavites anfractueuses disposdes transversalement et paralleles les unes aux autres. Les parois de ces caviles sont elles-m@mes perc&es d’ouvertures qui conduisent dans des cavites plus petites, au fond desquelles on en voit de plus petites encore, en sorte que la masse entiere de la poche ressemble ä un tissu caverneux ä mailles de plus en plus &troites et tres-serres surlout vers le bord externe du reservoir (fig. 88 et 89). Une injection au mercure faite par le canal remplit rapidement la poche et en distend les parois. Le cordon qui forme ces mailles esl fibreux; les cavites celluleuses sont tapissees par une muqueuse veloutee, de me@me nature que la muqueuse de l’ureiere. La denomination de vesicule seminale donnee ä ce renflement de l’uretere nous semble impropre. Sa structure spongieuse, la nature fibreuse et l’Epaisseur de ses parois qui se pretent peu ä la distension, l’epaisseur relative de la muqueuse qui tapisse toutes les anfractuosites de cetle poche, indiquent assez qu’elle doit &ire envisagee comme un organe de seerelion *). D’ailleurs elle ne pourrait contenir qu’une tres-petite *) J’ai trouve, sur une grenouille tude au mois de Decembre, ces poches couvertes d’un reseau Ires-serre, indiquant leur richesse vasculaire. Les vaisseaux entouraient les nom- breuses cellules dont l’organe se compose (fig. 90. pl. VII). Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 81 quantit& de fluide seminal melange a l’urine et serait par consequent insuffisante pour remplir les fonctions de reservoir. Il est done probable que cet organe, qu’il conviendrait d’appeler tout simplement renflement spongieux de l’uretöre, seerete un liquide destine a se m@ler au liquide spermalique, A peu pres comme le fait la prostate dans les mammiferes. Sans doute l’humeur prostatique n’est pas necessaire ä ces animaux, puisque la semence trouve dans l’urine et plus tard dans l’eau qui la regoit, un vehicule suffisant pour la delayer; mais nous ne savons pas si le röle de la liqueur prostalique se borne ä cette action me&canique ou si elle n’ajoute pas ä la semence cerlaines qualites qu’elle n’avait pas aupa- ravant. ÜCependant nous ne pretendons pas comparer le renflement spon- gieux de l’uret£re des grenouilles a la prostate, car sa structure en differe essentiellement; nous avons voulu simplement montrer quelle est sa desti- nation probable. A la suite du renflement spongieux, le canal uro-spermatique se rapproche de son congenere; tous deux se collent contre la paroi supe- rieure du rectum, rampent pendant un court trajet entre les fibres longi- tudinales de cet intestin, et s’ouvrent, chacun par un orifice distinct, au sommet de deux plis situes dans le cloaque, derriere la valvule rectale (e. fig.195 et 196. pl. XIX) et sur lesquels nous reviendrons en deerivant le cloaque. Le canal uro-spermatique est compose d’une membrane fibreuse tapisse interieurement par une muqueuse assez &paisse dont les plis irre- guliers sont disposes en reseau. La tunique fibreuse (fig. 91. pl. VII) est formee de fibrilles tres - delices, serrdes et comme entrelacdes. La muqueuse devient plus Epaisse vers sa terminaison, et elle forme, dans la portion qui traverse les fibres du rectum, des plis longitudinaux rapproch6s les uns des autres. Cette muqueuse se distingue, par sa blancheur de lait, de la muqueuse du cloaque. Elle est garnie, autour de l’orifice de la papille cloacale, d’une frange eireulaire de cellules eylindriques (epi- Vol. XXI. P. 1. I 82 A. Lereboullet, thelium cylindrique) probablement pourvues de eils vibrat cs, quoique je n’aie pu distinguer ces derniers (fig. 197. pl. XIX). Article V. Du canal exereteur du testicule dans le brochet. PL VI et X. Il existe le long du bord dorsal du testicule un canal qui commence dans la partie la plus avancde de la glande et r&gne sans interruplion et en augmentant un peu de diametre, dans toute sa longueur. Ce conduit rempli de liquide spermatique, et qu’on pourrait, au premier abord, prendre pour un Epididyme, ä cause de l’aspect qu’il presente, est le canal exere- teur du testicule designed generalement, comme chez les animaux sup&rieurs, sous la denomination de canal deferent. Il commence en avant par des filaments tres- greles qui se detachent a peine de la masse du testicule, s’entrecroisent sous des angles aigus et forment un r&eseau ä mailles allongees qui rappelle le plexus seminal (rete testis) des mammiferes (A. fig.97. pl. VIII). Cette bandelette ou plutöt ce cordon reticul& s’elargit peu & peu et acquiert, apres un trajet de quelques centimetres, le diametre qu’il conservera dans toute la longueur du testicule. Ce diametre 6tait de 2 millimetres sur un testicule de 16 mm. de largeur. Dans tout son trajet, le canal deferent est divise interieu- rement par des cloisons fibreuses longitudinales ou obliques, en cellules allongees et irregulieres remplies de liquide spermatique qu’on distingue ä travers les parois des cellules; c’est ce qui donne au canal exereteur dont nous parlons l’aspect reticul& qui le caracterise (B. fig. 97 ei b. fie. 98). Les canaux seminiferes du testicule s’ouvrent de distance en distance dans ce canal cloisonne, par des orifices plus ou moins gros, suivant le diametre des tubes qui resultent de la r&union des conduits spermatiques. Si l’on examine une coupe transversale du testicule et de son canal Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 83 exereteur (fig. 98. pl. VIII), on voit que c’est l’albuginde elle-meme qui se prolonge au de la de la glande, pour former le canal commun et les cloisons fibreuses qui le divisent inierieurement. Le tissu propre de ces cloisons se compose d’echeveaux de fibrilles extremement fines, ayant, au plus, 0,002 mm. d’epaisseur et etroitement entrelacees (fig. 100. pl. VII). Les caviles ou cellules qui resultent du cloisonnement du canal commun sont tapissees par une muqueuse veloutde recouverte d’un epithelium vesieuleux, c’est A dire forme de cellules globuleuses, du diametre de 0,005 mm., serrees les unes contre les autres, disposition qui donne ä cet Epithelium l’apparence d’un reseau. Les canaux deferents se separent des testicules a une hauteur inegale: le droit, au niveau du bord anterieur de la vessie, le gauche plus en arriere, vers le tiers posterieur de cette poche. Au niveau de cette s&pa- ralion, ou meme un peu avant qu’elle n’ait lieu, le canal deferent s’elargit, puis se renfle en un corps aplati, fusiforme, qui se retrdeit insensiblement en arriere (c. fig. 202. pl.XX). Ces renflements qui avaient, dans l’indi- vidu que j’ai fait dessiner, 12 millim. de longueur sur d de largeur, sont rapproches l’un de l’autre et coll&es contre la face dorsale du rectum auquel ils adherent intimement, ainsi qu’a l’uretere situ&e au dessus d’eux; bientöt ils s’unissent l’un a l’autre et se confondent en un tube commun long de 12 mm. sur 2ä& 3 mm. de largeur, qui va s’ouvrir au dehors, au niveau du pore genital (fig. 203 et 204. pl. XX). La structure des corps renfles du canal deferent est identiquement la m&me que celle de ce canal. Comme lui, ils sont composes de faisceaux fibreux qui s’entrecroisent de maniere ä former un tissu ä mailles tres- serrdes, allongees, de dimensions irregulieres (fig.99. pl. VII). Cette structure reliculee et spongieuse cesse a leur point de jonction; le canal qui resulte de leur r&eunion n’a plus que des parois lisses (fig. 204. pl..XX). *) *) La structure de ces renflements ne permet pas de les regarder comme des vesicules s&mi- Mm a 84 A. Lereboullet, Le canal exereteur que nous venons de deerire a evidemment pour usage de ralentir singulierement la marche de la liqueur s&eminale, afın de lui permettre de s’elaborer. On remarquera, d’un autre cöte, que la semence ne doit sorlir que lentement et successivement, afın qu’elle puisse suffire a feconder les quantil&s innombrables d’oeufs pondus par les femelles. Or, ce but n’aurait pas &te atteint si le canal deferent avait &te un tube ä cavite continue; la semence, versde en trop grande quanlite A la fois, se serait disseminde dans l’eau, avant d’avoir eu le temps d’operer son action sur les oeufs. Article VI. Resume comparatif. x Les canaux destines ä transmettre hors du corps les produits de la secretion des testicules existent dans tous les vertebres, excepte dans quelques poissons, tels que les anguilles, les lamproies, les myxinoides chez lesquels ces produits tombent dans la cavite abdominale, pour @tre portes au dehors par les canaux peritondaux. Ces canaux ont pour caracteres communs de se continuer directement avec la glande spermagene et de s’unir töt ou tard, le plus souvent du moins, aux canaux charges de transmettre l’urine. Ils se rapprochent aussi par leur structure qui annonce ä la fois des organes secreteurs et conducteurs, et qui indique, comme nous le verrons, que le liquide s&minal est destine a s’elaborer plus ou moins dans leur interieur. Mais ces canaux pr6sentent, dans les divers groupes de vertebres, des differences notables relativement ä leur degre de developpement. Nous les compa- rerons entre eux sous le rapport de leur origine, de leur marche, de leur nales, ainsi que les envisageait Petit (Acad. des sciences 1733). Ce sont des organes destines ä diviser le liquide spermalique et ä ralenlir sa marche, opinion deja €mise par Treviranus (Beiträge zur Kenntniss der Zeugungstheile der Fische, in Zeitschrift II. 3. 1327). Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 85 terminaison et de leur structure; celte comparaison nous permeltra d’etablir les rapports d’analogie qu’ils peuvent offrir et la marche de leur degradation. Origine. — Les canaux conducteurs du liquide seminal com- mencent toujours au testicule lui- meme par un nombre variable de tubes tres-delies qui sortent de la glande et se distinguent par leur direction rectiligne (canaux efferents). Nous avons vu cette origine dans le lapin, le coq, le lezard, le triton, la grenouille. Dans le brochet et chez les poissons en general, les canaux s&miniferes se reunissent dans la glande elle-m&me et s’ouvrent de distance en distance dans le canal excereteur: mais chez les selaciens nous retrouvons de nouveau des tubes efferents qui sortent de la glande avant de se reunir. Marche. — Les canaux efferents se r&unissent en un tube unique qui repete en quelque sorte, en dehors du testicule, la structure du testi- cule lui-me&me: c’est l’eEpididyme. Nous avons deerit ce testicule acces- soire dans le lapin, le coq, le lezard et le triton erete; et, dans se quatre types, nous lui avons reconnu le m&me caractere essentiel, la m@me dispo- sition, la m&me structure. Ses nombreux remplis permettent ä la liqueur seminale de s’elaborer, en m&me temps que ses parois conlinuent la secere- tion commencee dans le testicule. Mais peu a peu il perd son caractere de tube secereteur pour rev&lir plus particuliörement celui de canal exere- teur ou de transmission; c’est alors qu’il prend le nom de canal deferent. C’est dans les mammiferes seulement que ce dernier canal acquiert tout son developpement; il se distingue tout d’abord par sa direction recti- ligne, par son diametre et par sa structure. Dans les oiseaux, les rep- tiles, les batraciens urodeles et les selaciens, les seuls vertebres qui aient un v£ritable canal deferent, et deja m&me dans les monotremes, parmi les mammiferes, ce canal reste sinueux dans toute son eiendue. Ses sinuo- sites, du moins chez le coq et le lezard, sont retenues par une membrane fireuse qui l’enveloppe comme une gaine et qui envoie des prolongements entre chaque repli. Or, cette disposition rappelle evidemment celle du 86 A. Lereboullet, corps de l’epididyme du lapin, partie moyenne dans laquelle on voit le tube seminal former une seule rangee de flexuosiles entourdes de leur membrane fibreuse. Les vertebres autres que les mammiferes n’ont done, a notre avis, que la premiere moitie de l’appareil excereteur de ces der- niers: la tete et le corps de l’epididyme; la queue de cet organe et le canal deferent proprement dit manquent; ce dernier est reduit ä un tres- pelit renflement qu’on a compar& a une vesicule seminale, mais qui rap- pelle bien mieux, par les plis transverses que pr&sente sa muqueuse (dans le cog), la structure du canal deferent des mammiferes. L’epididyme manque entierement, comme on sait, dans les batraciens anoures, et leur canal excereteur sert A la fois de conduit ä& l’urine et au sperme. Quant aux poissons (les selaciens exceples) ce qu’on appelle canal deferent n’a plus les caracteres de ce tube excereteur. Ü’est un canal cloisonne divise interieurement en une multitude de canaux plus pelils; ou, si l’on veut, c’est un plexus seminal forme par la r&eunion d’une multitude de conduits excreleurs qui se croisent sous des angles varies. Nous pourrions done le comparer au rete testis des mammiferes. De cette maniere les poissons auraient perdu beaucoup plus que les autres vertebres ovipares; leur appareil seminal se reduirait au testicule et au rete testis. Üelte interpretation conduirait naturellement de ce degr& deja tres-inferieur de developpement a un degre plus inferieur encore, celui des poissons qui n’ont plus aucune trace de conduit exereteur particulier (lamproies, anguilles). Terminaison. — Le canal deferent a des rapports plus ou moins etroits avec le conduit exereteur des reins; c’est une consequence de l’origine commune de ces deux ordres de canaux. Dans le mammiferes la semence est versee & l’origine d’un canal commun, l’ur&thre, qui fait suite au col de la vessie urinaire; dans les oiseaux, elle arrive a une pelite distance de l’orifice des ureteres et dans la m&me chambre celoacale; chez les reptiles, c’est au sommet d’une m&me papille que s’ouvrent les deux orifices; enfin chez les poissons l’urine est presque toujours versee Anatomie des organes genitaux des animaux verlebres. 87 dans le canal exereteur des organes genitaux. Mais c’est surtout chez les batraciens anoures que ces connexions entre les deux conduits sont etroites, puisqu’ils restent confondus en un seul tube, et que, jusqu’ä present, il n’a pas encore el possible de determiner les rapports entre les conduits seminiferes efferents et les conduits urinaires. Le canal deferent des mammiferes est ordinairement muni, pres de son orilice, d’un reservoir particulier connu sous le nom de vesicule semi- nale. Cette poche, dont la structure est la möme que celle du canal deferent, regoit en depöt le liquide seminal et ses parois seer&tent une humeur parliculiere destinde peut-etre a modifier ce liquide. La vesicule seminale, ä notre avis, n’existe que chez les mammiferes. Je ne crois pas qu’on puisse lui comparer le renflement vesiculeux que j’ai decrit dans le cog et le lezard et encore moins les renflements spongieux du canal uro- spermatique des batraciens anoures ou ceux qui terminent les canaux deferents du brochet. Ces derniers renflements qui ont la m&me structure que les canaux deferents eux-m&mes sont destines ä &laborer le fluide seminal et A ralentir sa marche; ceux de la grenouille servent probable- ment ä fournir un produit particulier; quant aux renflements vesiculeux du coq et du lezard, ils representent le canal deferent proprement dit, ainsi que nous l’avons fait voir. Les selaciens ont aussi un renflement ana- logue a l’issue de leurs canaux excereleurs. Structure. — Les canaux conducteurs des produits du testicule offrent une structure dilferente suivant la region que l’on examine. A leur origine (Eepididyme), nous avons deja dit qu’ils ont encore les caracteres des tubes seereteurs du testicule; A mesure qu’on approche de leur termi- naison, leurs parois s’Epaississent et prennent peu ä peu le caractere d’un tube excreteur. Ainsi le canal deferent proprement dit, dans le lapin, est compos& d’une membrane fibreuse contractile et d’une tunique muqueuse reliculee; on peut suivre assez loin cette structure dans la queue de l’Epi- didyme. Dans le coq et dans le lezard, le canal flexueux qu’on designe ordinairement sous le nom de canal deferent, a une muqueuse qui ne 88 A. Lereboullet, differe en rien du rev@tement interieur des conduits seminiferes; le ren- flement terminal seul est compose& d’une unique muqueuse et d’une enve- loppe fibreuse comparables aux m@mes tissus du canal deferent proprement dit du lapin. Ainsi, en resume&, les canaux conducteurs du fluide seminal atteignent leur plus haut degre de composition dans les mammiferes proprements dits. Les monotremes, les oiseaux, les reptiles et les selaciens presentent un degre de developpement inferieur caracterise par l’absence d’une grande portion du canal excreleur propre. Un troisitme degre a pour type les batraciens anoures, chez lesquels iln’y a plus d’epididyme et ou l’on voit persister pendant toute la vie la reunion des ureteres et des canaux de la semence. Enfin dans un quatrieme degre se rangent les poissons, chez lesquels le canal exereteur n’est plus qu’une modification des canaux seereteurs eux-memes qui se sont disposes en plexus seminal, partie qui manque m&me dans plusieurs familles. Chapitre quatrieme. De la sphere conductrice dans les femelles. Article 1. De la trompe de fallope et de l’uterus du lapin. Pl+IIL;-IX zet:X, Les canaux charges, dans les mammiferes, de conduire au dehors les produits fournis par l’ovaire, se composent, comme on sait, d’un tube etroit, Ja trompe de fallope, qui commence par une dilatation en forme d’entonnoir, le pavillon, et d’une portion dilatee, a parois tr&s- epaisses, l’uterus, dans laquelle l’oeuf feconde sejourne pendant un temps plus ou moins long, afin d’y subir ses transformalions successives. Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 89 Dans le lapin le pavillon a la forme d’un entonnoir tres-comprime ou d’une boutonniere form&ee par deux levres souddes entre elles dans une grande partie de leur etendue et dont le centre est perc& d’une ouverture circulaire qui conduit dans l’interieur de la trompe (d. fig. 39. pl. II). L’une des deux levres adhere intimement A l’ovaire, sur les parties laterales de son extr&mite anterieure; l’autre tient au mesent£re qui accompagne le bord externe de la trompe. Ües atlaches forcent en quelque sorte le pavillon a se replier sur l’ovaire, de sorte que ce dernier en est en grande partie entoure et recouvert comme d’un capuchon. Chacune des levres du pavillon est munie de gros plis saillants garnis eux-memes de plis plus petits ondules et creneles sur leurs bords. es plis gaufres sont recouverts d’une muqueuse marquee de stries paralleles qui se dirigent vers leur bord libre et qui ne sont encore elles- m@mes que des froncements ou des plis tres - &troits. Des vaisseaux sanguins se ramifient en grande quanlite sur les nom- breuses divisions du pavillon et forment ä leur surface des arborisations tres - delices (pl. Il. fig 35). Les plis du pavillon convergent tous vers l’embouchure de la trompe et se continuent avec ceux de ce dernier tube: mais ils s’en distinguent parcequ’ils sont beaucoup plus eleves et plus minces (fig. 109. pl. X). La muqueuse du pavillon est recouverte, dans toutes ses inegalites, d’un Epithelium vibratile. Quand on examine un pli etal& sur une lame de verre, on voit que ce pli est termine par un rebord plus elair semblable a une bandelette transparente. Cette bandelette est composde de cellules eylindriques faiblement granuleuses, longues de 0,05 mm. sur 0,02 mm. de largeur, dont le bord libre est garni de eils tres-rapproches qui n’ont pas plus de 0,005 mm. de longueur (fig. 107. pl.X). Ces eils vibraient avec beaucoup d’agilit@; le mouvement dura plusieurs heures sur une femelle qui se trouvait en gestalion tout aussi bien que sur plusieurs Vol. XXIH. P. 1. 12 90 A. Lereboullet, autres dont l’uterus etait vide *). Je n’ai trouve que dans quelques cel- lules seulement un noyau transparent situ&E ä une petite distance du bord eilig; il mesurait 0,004 mm. Au delä du rebord transparent la muqueuse avait un aspect reticule, a mailles d’inegale grandeur. Üet aspect provient de ce qu’on apergoit allors les cellules de face et non plus de profil. En allongeant le foyer on voyait cette apparence de reseau se continuer sur les cellules eylin- driques du bord, ce qui indique que celles-ci occupaient un plan inferieur aux premieres. Dans certaines parties on distinguait faiblement les con- tours opposes des eylindres et ces derniers paraissaient obliquement cou- ches les uns sur les autres. Ües differentes vues nous apprennent que la muqueuse est entierement recouverte de cellules de m&me forme que celles qui apparaissent a la circonference, mais qu’on ne distingue les eils vibratiles que lorsque ces cellules sont eouchees ä plat sur la lame de verre. — Le pavillon est donc, comme on voit. une piece organisde pour pouvoir se developper suffisamment afın de s’appliquer contre l’ovaire. La trompe de fallope, qui fait suite au pavillon, est un tube long et etroit, elendu entre l’ovaire et l’uterus (fig. 35. pl. IH). _Sa por- tion recourbee avait 1/, centimetre de longueur dans l’individu que j’ai fait dessiner; sa porlion droite mesurait 6 centim£&tres. Cette derniere porlion n’etait redressee que dans les femelles en gestation; chez les aulres, au contraire, elle &tait tres-sinueuse (a. fig. 102. pl.X). La trompe de fallope est retenue, avec le pavillon, par un mesentere charge de graisse qui se prolonge en avant jusque vers le rein et qui, apres avoir embrasse le pavillon pour le fixer contre l’ovaire, se continue jusqu’a l’uterus et se perd dans le mesentere de ce dernier (pl.IX). *) M. R. Wagner n’a plus trouve de mouvement vibratile 6 a 8 jours apres la fecondation (Mem. de Munich, ]. c.). J’ai vu distinetement ce mouvement dans une femelle dont les renflements ulerins avaient deja plus de 2 centimetres de diamelre. Anatomie des organes genitaux des animaux verlebres. 91 Sur un individu femelle, en gestation, j’ai trouve dans le coude forme par la trompe, en avant de l’ovaire, un petit oeuf enfoui au milieu du tissu graisseux de cette partie (£. fig.39. pl.III et e‘’ fig. 101. pl.IX). Cet oeuf, situ en dehors du conduit tubaire, ne tenait que par des vais- ' seaux qui lui formaient un pedieule avant de se repandre A sa surface. La trompe de fallope avait 2%, mill. de diametre pres de son embou- chure exterieure; elle se retreeissait insensiblement et arrivait bientöt A n’avoir plus qu’un millimetre. Un peu avant sa terminaison elle se dilatait de nouveau, mais faiblement. Ce tube elait parcouru par de nombreux vaisseaux sanguins qui se ramifiaient A sa surface en arborisations tr&es- deliees. Les vaisseaux se reunissaient ensuite en un tronc commun qui recevait aussi les veines de l’ovaire et se jetait dans la veine cave. Interieurement, la trompe de fallope est garnie de gros plis longitu- dinaux, au nombre de 12 a 15 (fig. 103. pl. X), entre lesquels on en voit un plus grand nombre de plus pelits, anastomoses entre eux de maniere ä former un reseau. Ües plis, qui se continuent avec ceux du pavillon, sont comprimes lateralement, ondules et er&neles. En arriere, quand la trompe se retreeit, ils sont moins &leves, moins nettement separes et comme inter- rompus de distance en distance. Ils deviennent de nouveau plus &leves, plus Epais et droits, sans ondulations, a un centimetre environ de l’em- bouchure de la trompe dans l’uterus (fig. 104). La trompe de fallope s’ouvre dans l’uterus par un periuis dtroit, entour& d’une rosette de lobes ou papilles saillantes formdes par la mu- queuse (fig. 39. pl. III et fig. 104. pl.X). Ce tube excereteur est compos&e d’une tunique fibreuse (fig. 106. pl. X) formee de fibres ondulees, entrelacees, rugueuses, parsemees d’une pelite quantite de corpusecules transparents (debris de noyaux); ces fibres apparliennent au groupe des fibres musculaires organiques. La muqueuse qui tapisse ceite membrane fibreuse est recouverle d’un Epithelium a cel- lules vibratiles plus petites que celles du pavillon;; ces cellules eylindriques mesurent 0,025 mm. de longueur sur 0,012 a 0,015 mm. de largeur et 92 A. Lereboullet, renferment un noyau punctiforme. Les grosses papilles qui entourent l’orifice de la trompe dans l’uterus sont aussi couvertes de longs cylindres vibratiles. Le cordon fibreux &lastique qui longe la trompe de fallope et s’at- tache ä l’ovaire (ce. fig.35. pl. III) est compos& de fibrilles mesurant envi- ron 0,0015 mm. entremeldes de nombreux corpuscules transparents du diametre de 0,005 a 0,007 mm. (fig. 105. pl.X). L’acide acetique rend ces fibrilles plus transparentes, mais ne fait subir aucune alteration aux corpuscules eux - m@mes. L’uterus fait suite a la trompe de fallope. Ü’est un long boyau eylindrique, recourb& en dehors en forme de corne de belier et qui existe symmö&triquement des deux cötes (fig. 101. pl. IX; fig. 102. pl. X et fig. 152. pl. XV). Son diametre est subitement beaucoup plus consi- derable que celui de la trompe et ses parois acquierent une grande Epaisseur. Ces deux gros tubes sont maintenus contre les parties voisines et relies entre eux par un large me&sentere qui s’attache sur toute la longueur de leur bord posterieur et vient se fixer contre la face inferieure du tube vaginal, sur la ligne mediane de ce tube. Ce mesentere ou me&sometre se compose de deux lames entre lesquelles marchent de nombreux vais- seaux au milieu d’un tissu cellulaire graisseux. Chaque lame est formee de faisceaux fibreux longitudinaux et transverses qui s’entrelacent de ma- niere ä& constituer une toile fibreuse tres - serree et tres - Elastique (m. fig. 101. pl.IX). Une bandelette qui se detache de l’aponevrose interne des muscles du bas-ventre, tout pres du canal inguinal, se porte le long du bord externe de ce mesentere et sert ä le renforcer et ä le soutenir (n. fig. 101). Les faisceaux fibreux de ce mesometre (fig. 108. pl. X) sont eux- m&mes composes de fibrilles onduldes, tres-rapprochees les unes des aulres, mesurant environ 0,0017 a 0.0020 mm. (fig. 109). Ces fibrilles. sont raides, cassantes; leurs extremites dechirdes restent droites; on Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 93 distingue sur quelques-unes d’entre elles des Iraces de noyaux peu mar- quees, sous la forme de pelits points transparents. Elles appartiennent aux fibres musculaires organiques et sont identiquement les mömes que celles qui composent les parois de l’uterus. i Les deux ulerus sont unis entre eux, pres de leur terminaison, par la couche musculeuse la plus superficielle qui passe de l’un ä l’autre; mais, quand on a enleve& cette couche, on ne trouve plus entre les deux tubes qu’un lissu cellulaire tr&s-dense parcouru par des vaisseaux; en sorte que les uterus ressemblent ä deux oviducles qui seraient simplement rapproches l’un de l’autre et adosses sur la ligne mediane. Les deux boyaux ulerins qui avaient chacun 17 centimetres de lon- gueur sur 1 cent. de largeur, dans un lapin adulte, mais non en gestalion, s’ouvrent A cöle l’un de l’autre, au fond du vagin, par deux orifices circu- laires situes & l’extremite de deux courts cylindres qui font saillie dans le tube vaginal et repondent au museau de tanche des auteurs (fig. 102. pl.X et fig.152. pl.XV); chacun de ces cylindres avait 0,012 mm. de longueur. Dans un lapin en gestation l’uterus avait la m&me longueur, mais il etait renfl& de distance en distance ä des intervalles assez egaux (pl. IX), et les etranglements qui separaient ces renflements globuleux avaient con- serve le diametre ordinaire de l’uterus A l’elat de vacuile, eirconstance qui fait voir que le developpement du tube uterin a lieu par places et ne s’etend pas ä tout le tube. Interieurement l’uterus presente, dans toute son elendue, des plis longitudinaux tres-developpes; ces plis n’existent que dans les porlions etrangldes des matrices en gestation. Ils sont larges et eleves, rappro- ches les uns des autres, gaufres et offrent des ondulations nombreuses (fig. 102); ils s’arretent au commencement de chaque museau de tanche. L’interieur de ce eylindre terminal est garni de gros plis droits qui mar- chent parallölement les uns aux autres (fig. 102) et forment un bourrelet en roselte autour de l’orifice vaginal de chaque tube (f. fig. 39. pl. IM). 94 A. Lereboullet, La longueur interieure de ce tube de sortie qui repond au col de l’uterus des auteurs etait de 0,016 mm.; cette longueur depasse celle du museau de tanche, parceque le commencement du col uterin est enveloppe par le prolongement des fibres du vagin ei par les fibres superficielles qui passent d’un col uterin a l’autre. L’uterus se compose de trois membranes: une muqueuse interne, une musculeuse et la sereuse p£ritoneale exterieure. La muqueuse est tres-£paisse; c’est elle surtout qui forme les gros plis dont nous avons parle, plis qui se d&composent en lamelles de plus en plus pelites. Cette muqueuse apparait sous le microscope comme formee par l’agglomeration d’une immense quanlil& de tres-pelits points noirs qui sont sans doute les orifices d’autant de tubes seereteurs. Elle est recouverte, dans toute son etendue, d’un £pithelium vibratile. J’ai examind cet Epithelium autour de l’insertion de la trompe de fallope, vers le milieu de /’uterus et a sa terminaison autour du bourrelet vaginal et je l’ai trouve compose de cellules semblables a celles de la muqueuse du pavillon. Dans un lapin dont l’uterus &tait vide, j’ai trouv& ä l’entree du tube uterin, tout pres de bourrelet de la trompe, un oeuf du diametre de 9 mil- limetre qui adherait fortement a la muqueuse. Les plis de cette derniere subdivises en plis de plus en plus petits, couverts de leur reseau vibratile, entouraient l’oeuf de toutes parts et servaient en quelque sorte a l’en- chässer; on voyait des vaisseaux passer sur l’oeuf et se ramifier ä sa sur- face; le mouvement vibralile &tait tres- vif et les eils tr&s-apparents. La tunique musculeuse de l’uterus quoique assez mince, est dense et tr&s-resistante; elle est formee de faisceaux serres, Etroitement enire- laces, d’un aspect presque tendineux. Si l’on detache une lamelle tres- mince de cette tunique et qu’on l’amineisse encore davantage en la räclant, on voit qu’elle se r&esout en fibrilles ondulees, tres- deliees, cassantes et qui ont le m&me aspect mieroscopique que les fibrilles du mesometre. Cette densite remarquable de la tunique musceuleuse explique la faculte EEE EEE Anatomie des organes genitaux des animauz vertebres. 95 que possede l’uterus de se distendre au point de rendre son diametre eing A six fois plus grand. On congoit facilement que cette densit& ait pour effet de concentrer dans un tres-pelit espace une quantit& innombrable d’el&ments fibreux qui serviront au developpement ulterieur de l’organe. Article 11. De l’oviducte de la poule. Pl. XI,et XL. On sait que les oiseaux n’ont en general qu’un seul oviducte deve- loppe, l’oviducte gauche. Dans la poule cet oviducte a la forme d’un long boyau replie plusieurs fois sur lui-meme en forme d’intestin et s’etendant depuis l’ovaire jusqu’au cloaque (fig. 110. pl.XT). Il est fixe par son mesentere le long de la paroi dorsale de la cavite viscerale, au dessus des intestins, dans une cellule visc&rale parlieuliere. L’oviducte se compose de plusieurs portions dont l’aspect et la disposition varient suivani que l’ovaire est en repos ou en pleine activite. Pour constater ces differences, nous avons &tudie V’oviducte d’une jeune poule de l’annee, celui d’une poule adulte, mais qui ne pondait pas, et celui de deux poules tres-fecondes, dont l’une pondait encore, au mois de novembre, un grand nombre d’oeufs. Nous comparerons entre elles m&mes parties dans la poule adulte qui ne pondait pas et dans la poule feconde; pour faciliter les descriptions nous designerons la premiere par le No. 1 et la seconde par le No. 2. L’oviduecte commence par une porlion &vasee en entonnoir el garnie d’un rebord tres - etendu, plisse et frange: c’est le pavillon. Dans la poule No. 1 (fig. 110. pl. XD), le pavillon se presentait sous la forme d’une longue boutonniere, dont les levres plissees et sinueuses s’etendaient sur les circonvolutions de l’oviducte, depuis les parties late- rales de l’ovaire jusqu’au renflement terminal designe generalement sous le nom de matrice. Cette boutonniere avait 0,06 ceniim. de longueur. 96 A. Lereboullet, En &cartant ses bords on voyait, au milieu, l’ouverture ovalaire de l’ovi- ducte, ouverture dont la longueur n’etait que de 0,012 mm., c’est & dire le einquieme de celle de la boutonniere. Les deux levres se soudaient au delä de l’ouverture; leurs bords franges paralleles se r&unissaient en avant, au niveau de l’ovaire et en arriere, au dessous du dernier tour de l’oviducte. La commissure anterieure de ce pavillon e&tait fixe par un ligament elastique sur les cötes de la cavite viscerale, derriere le bord posterieur du poumon gauche, tout pres des grandes ouverlures posterieures des tuyaux bronchiques (Ah. fig. 110). Ce cordon oblique, qui tire en avant le pavillon et sert ä le maintenir tendu, pr&sente une disposition tres- remarquable (fig. 116. pl. XI). I se compose d’une gaine fibreuse (b, e) dans laquelle s’engage la commissure anterieure du pavillon (e). Ceite gaine est formee par le mesentere fibreux de l’oviducte qui se dedouble en quelque sorte et s’enroule sur Jui-m&me de maniere ä enve- lopper le cordon du pavillon. Ce cordon est retenu fix& dans sa gaine par des fibres qui s’y attachent dans toute sa longueur et qui se conli- nuent, d’autre part, avec les fibres propres de la gaine; c’est une sorte de petit mesentere (b‘) qui maintient le cordon. Des plis membraneux disposes transversalement existent sur le cordon dans presque toute sa longueur (d). Les fibres de la gaine comme celles du eordon sont &la- sliques et composees de fibrilles deliees (fig. 117) mesurant 0,002 mm., parmi lesquelles se voient de petits corpuseules transparents qui paraissent eire des debris de noyaux. La disposition que nous venons de decrire explique comment le pa- villon peut s’etendre suffisamment pour envelopper l’ovaire afin de rece- voir les oeufs qui s’en detachent et comment ensuite il revient sur lui- meme reprendre sa premiere position. La commissure posterieure du pavillon se porte en arriere jusqu’au niveau du troisieme tour de l’oviducte: un gros cordon fibreux et elastique (0. fig. 110) qui part de cette commissure l’attache fortement aux eircon- volutions de l’oviducte et se perd en s’irradiant sur la face inferieure de Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 97 l’uterus. Les fibres de ce gros cordon sont aussi composees de fibrilles entreme@lees de granules transparents, comme celles du cordon anterieur. Les deux levres du pavillon sont reclinees en dehors, plissees en manchettes et ä bords ereneles (fig. 110 et 111). Les plis sont eux- mömes composes de plis plus fins qui se presentent sous la forme de stries paralleles dirigees vers le bord libre de chaque levre (fig. 120. pl. XM). Dans la poule No. 2 le pavillon etait appliqu& contre l’ovaire; ses bords &taient plus profond&ement decoupes (a. fig. 113. A.pl.XD), ses plis plus serres et plus &leves et sa muqueuse plus Epaisse. Cette derniere etait recouverte d’un Epithelium vibratile compose& de cellules eylindriques de 0,015 sur 0,006 mm. de largeur; les eils vibratiles avaient ä peine 0,004 (fig.121. pl.XID). Vues de face ces cellules &taient arrondies, regulierement disposees les unes ä cöt&E des autres et elles renfermaient un conienu granuleux. Les cils m’ont sembl& @tre groupes par petits faisceaux et non pas ranges comme ä& l’ordinaire le long du bord libre de chaque cellule. L’oviducte, qui fait suite au pavillon est retenu par un mesentere par- tieulier (fig. 111. pl.XI) qui s’attache sur toute la longueur de son bord dorsal et le maintient fix& contre la colonne vertebrale, a gauche de l’aorte. Cest dans l’epaisseur de ce mesentere fibreux et fortement plisse en tra- vers que serpentent les vaisseaux tres-sinueux de l’oviducte; ceux-ci S’anastomosent pour former des r&seaux ä larges mailles qui recouvrent le tube dans toute son &tendue. Un autre mesentere qui occupe la face inferieure de l’oviducte part de l’angle posterieur du pavillon, s’attache ä tous les tours de l’oviducte et se termine en un gros cordon fibreux dont nous avons deja parle. Ce mesentere inferieur est tres-eElastique, il sert plus particulierement ä re- tenir les unes contre les autres les eirconvolutions de l’oviducte et & lui donner une disposition intestiniforme, en m@me temps qu’il lui permet de se developper pour transmettre les oeufs ä leur destination. Vol. XXIII. P. 1. 13 98 A. Lereboullet, L’interieur de l’oviducte varie d’aspect suivant le degre d’activite de ’ovaire (fig. 112 et 113. pl.XD). Ce tube peut &ire considere comme compose& de quatre parties: une premiere tres-courte, une seconde beau- coup plus longue (l’oviducte proprement dit), une troisieme (l’uterus), et une quatrieme qu’on a nommee impropremen!t vagin et que nous aimons mieux comparer au col uterin des mammiferes. La 1° portion est un tube tres-court, &vase A son origine, a pa- rois minces ei dont la muqueuse ne formait, dans la poule No. 1, que des stries longitudinales peu marquees (db. fig.112). Dans la poule No. 2 au conlraire, cette premiere portion (b. fig. 113 A) se distinguait nettement de la suivante par son &troitesse et par le peu d’epaisseur relative de ses parois; cette portion &tait droite et sa muqueuse formait des plis longitu- dinaux plus prononees. La seconde portion se distingue de la premiere parcequ’elle est plus large, a parois plus Epaisses et parcequ’elle est replice sur elle-m&me. Ceite difference n’est pas tres-sensible dans la poule No. 1; cependant la muqueuse y forme des plis longitudinaux et obliques, gros, &leves, de- coupes de distance en distance (d. fig. 112 et fig. 115. pl.XIT). Mais c’est surtout dans la poule No.2 (dd‘ fig.113) qu’on peut apprecier la nature de cette portion de l’oviducte. Ses parois avaient 4 ä 5 millimetres d’epaisseur; les plis de la muqueuse tr&es- gros, tr&s-£Epais, &taient divises en lobes par de profondes erenelures et remarquables par leur couleur blane de lait. Ces lobes faisaient saillie ä travers les parois de l’oviduete et lui donnaient exterieurement un aspect bossele.e Sur une piece qui avait sejourne quelque temps dans l’esprit de vin, les saillies de la mu- queuse remplissaient pour ainsi dire la cavit& de l’oviducte (fig. 114 pl. XIL) et cette partie etait devenue tellement cassante par l’effet de la coagulation du contenu de la muqueuse, qu’il &tait impossible de deve- lopper l’oviducte sans le dechirer. Si l’on etudie la disposition de la muqueuse sur des coupes longitu- dinales et transversales on voit quelle decerit de nombreuses sinuosites 1 Anatomie des organes genitaux des animauz vertebres. 99 entre lesquelles penetrent des membranes tr&s-delides qui se detachent de la base des plis. Ces membranes tres-riches en vaisseaux, servent, pour ainsi dire, de support ä la muqueuse et constituent la tunique ner- veuse des aulteurs. Les lobes de la muqueuse sont compos6s d’une masse compacte d’ap- parence granuleuse divisee en une multitude de petits paquets arrondis, du diametre de 0,05 a 0,07 mm. Ces paquets vus d’en haut sous un grossissement de 400 diame&tres semblent formes par l’agglomeration de petites vesicules transparentes (fig. 122. pl. XII), mais qui ne sont peut- eire que les orifices de eryptes ou d’utrieules seereteurs. Il n’y a pas de veritable valvule entre la premiere et la deuxieme portion de l’oviducte, mais les gros plis de celle-ci forment a leur origine une sorte de bourrelet qui spare neltement ces deux portions (ec. fig. 112 et 113). . Il resulte de ce qui precede que la deuxieme partie de l’oviducte eonstitue un tube secreteur dont le produit doit Etre abondant; c’est en effet dans cette partie que l’oeuf de l’oiseau s’enveloppe de sa couche albumineuse. La deuxieme portion de l’oviducte se confond insensiblement avec la troisieme; les plis deviennent moins eleves, plus minces, et s’arretent autour d’une ligne cireulaire qui resulte de la difference entre les deux muqueuses (e. fig. 112 et 113). L/oviducte se retrecit en cet endroit et forme un boyau cylindrique, beaucoup plus &troit que la portion pr&cedente (f), qui se renfle de nouveau & quelque distance du cloaque pour con- stituer la poche üterine. La muqueuse de ce boyau intermediaire forme des plis longitudinaux paralleles, continus, sans er@nelures, ce qui les distingue tres-bien, surtout dans la poule No.2 (f. fig. 113) des plis de la portion pr&ecedente. Au bout d’un court trajet les plis de la muqueuse s’elevent insensiblement et se divisent de nouveau en lobes lamelleux plus minces que ceux de la deuxieme portion et d’une couleur jaunätre. A quelque distance de la matrice, ces lobes, d’abord allonges, se 100 A. Lereboullet, raccoureissent de plus en plus, en m&me temps qu’ils s’elevent et se changent ainsi insensiblement en papilles lamelleuses. ÜC’est surtout dans la poule No. 2 qu’on peut suivre ce passage des plis de la porlion retreeie aux papilles de l’uterus (fig. 113 C). Si l’aspect de la muqueuse de cette partie de l’oviducte est tout autre que pour la 2° porlion, sa structure au contraire ne parait pas offrir de difference appreciable. Ce sont toujours des amas de petites vesicules reunies par groupes qui la constituent essentiellement. J’ai etudie cette muqueuse en pratiquant des coupes ires-minces suivant l’Epaisseur des plis, suivant leur longueur et suivant leur largeur; dans toutes ces coupes jai trouv& la muqueuse composee de corpuscules globuleux de 0,002 ä 0,003 mm., remplis de granulations el&mentaires. Je regarde cette troisieme partie (9) de l’oviducte comme faisant corps®vec la suivante ei comme destinee ä concourir a son developpement, lorsque celle-ci est distendue par l’oeuf. La tres-courte portion (f) pourvue de plis simples forme une sorte de retreeissement pylorique qui separe l’oviducte secreteur de l’oviducte incubateur. Ce dernier (A), designe commun&ment sous le nom d’uterus, est un renflement ovoide plus ou moins plisse sur lui-m&me en travers et herisse interieurement de longues papilles lamelleuses, comprimees, ä large base, arrondies ä leur extremite (fig. 123. pl. XII). Aucune valvule ne separe ce renflement du boyau qui le precede et nous venons de voir qu’il en est evidemment une continuation. Les papilles sont composees d’amas de vesicules glanduleuses ana- logues a celles que nous avons mentionnees plus haut; elles sont recou- vertes d’un Epithelium reticul&e dont les cellules remplies de granulations (fig. 124) mesurent 0,007 a 0.008 mm. Dans la poule No. 2 j’ai trouve& une grande quantit& de coneretions calcaires deposees entre les papilles. L’uterus s’ouvre dans le cloaque par un tube &iroit et court, garni de plis longitudinaux tres-saillantes, gros et unis (. fig. 112); ces plis se Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 101 reunissent en arriere pour former un gros bourrelet saillant autour de Vorifice cloacal. La tunique externe de l’oviducte est composee de fibres longitudi- nales (fig. 119. pl. XII) mesurant au plus 0,002 mm. et de fibres trans- versales internes peu distinctes. Ces fibres ont le meme aspect que celles dont nous avons deja parl& plusieurs fois et qui caracterisent le tissu musculaire organique. Voiei maintenant quelles etaient les dimensions comparatives des diverses portions de l’oviducte dans les deux poules qui ont servi ä nos descriptions. Poule No. 1. Poule Nr. 2. Longueur de la 1° portion (tube d’eniree)...... 0,020 m. 0,075 m. - de la 2° porlion (oviducte seereteur) ... 0,080 0,240 BE rereeIssement, an. - ran 0,010 0,023 - du boyau de communication (1°° partie de ee) EN 0,040 0,065 SE TE NEE HENSAENERENE 0.025 0,040 - du tube exeredteur (vagin des auteurs)... . 0,020 0,035 Longueur totale 0,195m. 0.,478m. Rede a learn De. N. 0,009m. 0,013 m. een WTITE. 0,009 0,018 rereensemen® NIT 0,006 0,008 — are. LEÄLR CL tn 32 SR EEE a RER 0,020 0,030 REIN RN A ee at 0,010 0,010 Ainsi, en resume, l’oviducte de la poule ne se compose reellement que de deux parties essentielles: l’oviducte que nous appellerons s&cre- teur, dans lequel se forme l’albumen, et l’uterus ou oviducte incuba- teur (Duvernoy) *) dans lesquel l’oeuf sejourne et s’entoure de sub- stance calcaire. *) Legons, Tom. VII. p. 26. 102 A. Lereboullet, L’oviducte du cöte droit n’existe, comme on sait, qu’en rudiment. Dans la paule que j’ai designee sous le No. 1, il avait 18 millim. de lon- gueur sur 2 millim. seulement de largeur. Sa forme etait celle d’un cor- don mince, renfl& ä son extr&mit& en une sorte de petit kyste oviforme. Il s’inserait dans le cloaque. au cöte droit du rectum, au dessous et un peu en dehors de l’uretere correspondant, vis-a-vis de l’oviducte gauche. Sur une poule tres-feconde qui pondait encore, au mois de no- vembre, plusieurs oeufs par semaine, j’ai trouve un oviduete droit tres- developpe& (fig. 115. pl.XI), repli& sur lui-meme et muni d’un mesentere propre et d’un cordon &lastique comme celui du cöte oppose. Le pavillon (g) eEltait rudimentaire, membraneux, sans plis gaufres; mais l’oviducte secreteur etait surlout remarquable par son developpement et par ses bos- selures exierieures (Ö) provenant des saillies des plis glanduleux de la muqueuse. Le dernier renflement, l’uterus, n’existait pas. On voyait seulement le boyau retreei (%) penetrer dans le cloaque au niveau de l’embouchure de l’oviducte gauche. L’ovaire etait impair, tres-developpe et muni de plusieurs lobes graisseux pedieules (dd); je n’ai pas vu que cet ovaire füt partage en deux moilies *). *) M. R. Wagner regarde comme un fait tres-rare la presence du deuxieme oviducte chez les oiseaux en general (Beiträge zur Anatomie der Vögel, in baierisch. Abhandl. 1837, p- 273 et s.). Neus l’avons souvent trouve ä l’etat rudimentaire, mais jamais nous ne l’avons rencontr& aussi developpe que celui dont nous donnons la figure. Cependant M. Geoffroy St. Hilaire a vu sur une poule de 3 ans, un oviducte droit qui avait 10 pouces de longueur (Sur la terminaison du canal intest. chez les oiseaux, dans le Bulletin philom. 1822, p. 71). On sait que la duplicit@ des organes genitaux des femelles se retrouve dans l’embryon. La duplicit€ de l’ovaire, chez l’adulte, est assez frequente, surtout dans plusieurs especes d’oiseaux de proie, d’apres M. Wagner. Il est assez remarquable que, dans le fait que je viens de rapporter, cette duplicite ait existe, a un aussi haut degre, pour l’oviduete, sans avoir Etd parlagee par l’ovaire. Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 105 Article IH. Des oviductes du lezard. ER 3IR. Dans le lezard des souches les oviductes sont situes en dehors des ovaires et au dessus d’eux. Ils commencent par un entonnoir membra- neux ä parois tres-minces (f. fig. 125) allonge en forme de boutonni£re. Cet entonnoir est retenu par un repli du peritoine qui s’attache le long de son bord dorsal (y. fig.126) et par un court ligament elastique qui tire en avant sa commissure anterieure ei va se fixer sur les cötes de la cavite viscerale, en dehors et ä peu pres au niveau du tiers posterieur de chaque poumon. Sa commissure posterieure donne atlache ä un cordon liga- menteux (x) qui se fixe lui-m&me le long du bord externe ou inferieur de l’oviducte et vient se perdre sur les cötes du cloaque. L’entonnoir, veritable pavillon de l’oviducte, est done fix& par ses deux commissures, libre et flottant dans le reste de son etendue. II presente interieurement des plis paralleles au bord de chaque levre et de plus en plus serres ä mesure qu’on approche de l’ouverture de l’oviducte situee au fond de la cavile. Le contour des levres de ce pavillon est garni d’un rebord tres- etroit, regulier, plisse et crenel& (d. fig. 128. pl.XIM), n’ayant pas plus d’un demi-millimetre a un millimetre de largeur, un peu plus large en avant el en arriere que dans sa partie moyenne. Ce rebord presente au mieroscope des plis diriges en travers (fig. 129 et 130) et dont l’epaisseur varie entre 0,05 et 0,10 mm. Des fibres tres-apparentes, de nature elastique et assez Epaisses (b. fig. 129) regnent le long de cette bordure plissee; elles permettent au pavillon de se developper suflisamment en longueur pour embrasser l’ovaire. D’autres fibres de m&me nature, mais plus fines et disposdes en travers lui permettent de s’elargir dans le meme but. Ces deux couches de fibres, en raison de leur elasticite, concourent ä maintenir exactement toutes les parties du pavillon colldes contre la paroi correspondante de l’ovaire. 104 A. Lereboullet, L’interieur du pavillon est tapiss&e par une muqueuse recouverte d’un epithelium retieul& dont les cellules sont a peine visibles a cause de leur transparence. Les plis de la bordure marginale sont couverts d’un Epi- thelium vibratile. L’oviducte, qui fait suite au pavillon, est un long boyau aplati, plisse sur lui-m&me dans toute sa longueur (g. fig. 125, 126, 127). Ses plis sont plus ou moins gros, r&gulierement disposes en travers et comme gaufres. Dans cet Etat de plissement, l’oviducte depasse ä peine le niveau de l’ovaire correspondant (fig. 125); mais quand on l’etend, apres avoir coupe les cordons qui le brident, il acquiert une longueur triple de sa longueur primitive (fig. 127). L’oviducte doit cette disposition & son mesentere propre et au cordon &lastique dont nous avons deja parle. Le mesentere, forme& par le peritoine, s’attache le long de son bord interne et se porte aussi ä l’ovaire correspondant qu’il retient ainsi rapproche de son canal exereleur. Ü’est dans l’epaisseur de ce mesentere commun que rampent les vaisseaux communs ä l’ovaire et ä l’oviducte (fig. 126). N renferme des fibres longitudinales de m&me nature que celles du pavillon, qui lui permettent de revenir sur Ju-m&me quand il a ete distendu. Ce mesentere concourt done ä& tenir rapproches les uns des autres les plis de l’oviducte, mais ce plissement est dü, en outre, au cordon &lastique exte- rieur qui part de l’angle posterieur du pavillon, s’attache a l’oviducte dans toule son etendue par une membrane intermediaire et vient se perdre, comme nous l’avons dit, sur les parois du eloaque; ce cordon rappelle celui que nous avons deerit dans la poule. Chez le lezard, le ligament dont nous parlons est compose de faisceaux longitudinaux d’un aspeet brillant, argente, form&s de fibres droites, tres -deliees, de 0,003 mm. de diamelre, parsemees de pelits corpuscules transparents, irreguliers qui sont sans doute des debris de noyaux (fig. 131). L’oviducte se compose evidemment de deux parties: une premiere anterieure (db. fig. 127) tres-courte, fait suite au pavillon; on peut la regarder comme l’analogue de la trompe de fallope. Ses parois sont plus Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 105 minces que celles de la portion suivante; sa muqueuse forme des plis lon- gitudinaux distinets mais peu saillants, paralleles, dispos&s ä des intervalles reguliers; ils sont interrompus, de distance en distance, par des lignes transversales saillantes qui correspondent au plissement exterieur de l’ovi- ducte (fig. 132). Ces plis longitudinaux sont parcourus par un vaisseau deli dont les ramifications s’anastomosen! entre elles pour former le reseau vasculaire de la muqueuse. La muqueuse elle-m@me est composee d’amas glanduleux, comme la muqueuse du reste de l’oviducte; l’epithe- lium qui recouvre ces amas glanduleux forme des cordons longitudinaux qui parcourent le sommet des plis et s’unissent les uns aux autres par des cordons plus delies, obliques ou transverses: c’est une disposilion analogue ä celle que nous verrons dans les grenouilles. Les plis longitudinaux de la muqueuse cessent au niveau du reire- ceissement qui separe la premiere portion de la seconde. On voit, dans cet endroit, quelques gros plis transverses assez rapproches, mais qui ne constituent pas de valvule proprement dite. Au delä du retrecissement (b’ fig. 127) les parois de l’oviducte de- viennent plus Epaisses et la muqueuse change d’aspect. Elle est unie, velouiee, et se compose d’el&ments glanduleux mieroscopiques groupes par amas assez reguliers de 0.05 a 0,07 mm. de diametre (fig. 133). De petits lambeaux de cette muqueuse vus de face, ainsi que les represente notre figure, ressemblent parfaitement a la muqueuse gastrique de plu- sieurs mammiferes telle que l’a decrite et figuree M. Bischoff *); je n’ai pu voir cette muqueuse de profil, a cause de sa minceur, mais je ne doute pas que ces apparences de granulations ne soient en realite que les orifices d’utrieules secreteurs, ou tout au moins de cryptes **); le diametre de ces orifices mesurait 0,006 a 0,007 mm. *) Ueber den Bau der Magenschleimhaut (Müller’s Archiv 1838, p. 503 et s.), tab. XIV. fig. 9 (muqueuse de l’estomac du chien) et surtout tab. XV. fig. 31 (estomac de grenouille). **) L’auteur dit, en parlant de l’estomac des amphibies: ,‚Die Magenschleimhaut hat eine so geringe Dicke, dass hier kaum mehr von nebeneinander stehenden Cylindern oder Säckchen Vol. XXIII. P.1. 14 106 A. Lereboullet, A quelque distance de sa terminaison, la muqueuse de l’oviducte forme de nouveau des plis longitudinaux tres-saillants, lamelleux, assez ecarles les uns des autres (fig. 135). Ces plis viennent aboutir A un cordon transversal (ce) qui forme le rebord de Porifice cloacal de V’oviducte. Enfin l’oviducte, dans toute sa longueur, est entoure d’une enveloppe musculeuse composee de deux couches de fibres, les unes exterieures transversales, les autres longitudinales, interieures, ayant environ 0,002 mm. d’epaisseur et formant un treillis tres-serre (fig. 134); les fibres de la couche interne sont un peu plus grosses que celles de la couche externe. Arrive pres du cloaque l’oviducte s’applique contre la face inferieure du rein correspondant, diminue un peu de diametre et penetre dans la chambre superieure du cloaque, au dessous et en dedans de l’ampoule qui se voit de chaque cöte de cette poche (!. fig. 169. pl.XVD. Bornons-nous & constater maintenant, pour y revenir plus tard, 1) la forme, la disposition et la composition du pavillon de l’oviducte; 2) la division de l’oviducte en deux ou me&me en trois parties: le tube d’entree, l’oviducte proprement dit et le tube de sortie, la premiere et la derniere partie caracterisdes par leurs plis longitudinaux; 3) la structure musculeuse et glanduleuse de l’oviducte; 4) la disposition et la structure du mesentere fibro-vasculaire et du cordon &lastique qui retiennent les uns contre les autres les plis de !’oviducte. Tous ces arfangements presentent les plus grandes analogies avec ce que nous avons vu dans la poule. Article IV. Des oviductes de la grenouille. Pl. XIV: Les oviductes de grenouilles sont deux tubes tres -longs, contournes sur eux-m&@mes un grand nombre de fois en forme d’intestins, et consti- die Rede sein kann, sondern nur einfache Crypten sehr dicht gedrängt nebeneinander ste- hen‘ (ibid. p. 521). — (Note ajoutee.) Anatomie des organes genitaux des animauz verlebres. 107 tuant, de chaque cöte de la cavite viscerale, une masse considerable plus ou moins volumineuse suivant l’epoque de l’annee (fig. 136). Depuis la fin de l’automne jusqu’au printemps, les parois de ces tubes sont Epaisses, turgescentes, cassantes; elles sont au contraire minces et flasques en ei. Les nombreuses circonvolutions de ces oviductes sont retenues serrees les unes contre les autres par un mesentere membraneux tres-mince et cependant assez resistant. Chaque oviducte commence en avant, sur les parties laterales des poumons et du coeur, par une portion grele et droite qui ne presente jamais la turgescence de la portion enroulee (d. fig.137). Celui du cöte gauche presente un orifice eireulaire qui se voil entre le coeur et le lobe gauche du foie; les bords de l’orifice se continuent en une membrane qui s’attache & tout le bord anterieur de ce lobe hepatique et en forme le ligament suspenseur. L’oviducte droit se porte un peu moins en avant; il commence au niveau de l’angle externe et anterieur du lobe droit du foie (e. fig.137); le contour de son orifice se continue aussi en une membrane qui sert ä retenir et ä fixer ce lobe. Une distance qui equivaut environ au tiers de la largeur de l’animal separe ces deux orilices; c’est dans cet intervalle quest loge le coeur avec son pericarde et la veine cave du cöte droit. Ainsi les deux orifices des oviductes sont depourvus de pavillon; ils sont tres-peu dilatables et diriges en avant et en dedans. De leurs points d’attache les deux tubes d’origine descendent en dehors en contournant le poumon, puis se portent directement en arriere, adosses contre l’espe&ce de diaphragme qui se voit derriere le coeur. Leur trajet est de 15 a 20 millim. Arrive au niveau de l’origine de l’estomac, l’oviducte commence ä former des replis ondules, sinueux, tres-rapproches, en un mot ä s’en- rouler sur lui-meme pour former les masses laterales dont nous avons parle. Le mesentere qui retient les nombreuses circonvolutions de ce tube est compos& de deux lames entre lesquelles cheminent les vaisseaux An un 108 A. Lereboullet, sanguins qui se distribuent ä sa surface. Le p£ritoine se continue ensuite en dedans vers la ligne mediane du corps, pour se porter ä l’estomac en avant ei pour se diriger vers l’ovaire correspondant, en passant par dessous les reins. Le mesentere de l’oviducte sert done ä le fixer contre l’estomac d’une part, et, plus en arriere, contre le bord externe de chaque rein. Parvenu au niveau du liers posterieur des reins, l’oviducte se change en une poche allongee, plissee, tres-spacieuse, A parois minces, designee ordinairement sous le nom d’uterus (e. fig. 136 et fig. 193. pl. XIX). Les deux poches s’adossent l’une ä l’autre, au dessus du rectum, adherent intimement entre elles et sont retenues contre les tours de l’oviducte par des prolongements du peritoine. Elles percent ensemble les parois du recium et vont s’ouvrir, chacune par un orifice separe, au sommet d’une papille mediane (b. fig. 186. pl.XVII) situee A la paroi superieure du rectum et sur laquelle nous reviendrons en traitant du cloaque *). La longueur d’un oviducte deroul& avait environ 10 fois celle du corps. Sur une grenouille qui mesurait 0,085 m. de la tete ä l’anus, j’ai trouve l’oviducte long de 0.80 m. Son diametre, sur des grenouilles prises en eie, etait de 2 ä 3 millimetre; il atteignait 6 mill. sur des gre- nouilles du printemps et de l’automne. Structure de l’oviducte. — La premiere portion de l’oviducte est, comme nous l’avons dit, toujours droite. Elle se distingue en outre de l’oviducte proprement dit par son aspeect et par sa structure. Ses parois toujours minces n’ont pas la couleur d’un blanc laiteux qui carac- terise l’oviducte, et sa muqueuse forme des plis longitudinaux d’abord peu *) Chez un jeune crapaud femelle dont les organes genitaux etaient encore peu developpes, l’oviducte avec ses circonvolutions etait coll& contre le bord externe de chaque rein, de maniere a ressembler aux canaux deferents des mäles des tritons et des salamandres. L’interieur de cet oviducte etait rempli d’une sorte de glaire composee d’une multitude de pelites spheres granuleuses assez semblables a des globules de mucus. Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 109 apparenis (a. fig. 138. pl. XIV), mais qui deviennent bientöt tres-saillants (b) et se voient dejä ä travers les parois du tube. Arrives a l’entrde de l’oviducte proprement dit, ces plis longitudinaux se perdent insensiblement en se terminant par des fils delies qui vont se confondre avec les cordons du reseau de la portion suivante. La muqueuse de ce tube d’origine est couverte d’une Epithelium qui m’a paru stratifie. Au dessous on apergoit un lissu eminemment vascu- laire, parcouru par des vaisseaux qui forment des reseaux A mailles etroites. La tunique exterieure du tube est composee de fibres longitu- dinales tres- greles et analogues aux fibrilles du tissu cellulaire. La seconde portion de l’oviducte, ou oviducte proprement dit, est remarquable par sa couleur blanc de lait, par l’Epaisseur de ses parois et par les mucosites filantes dont il est toujours rempli. La structure de ce tube est assez difficile a etudier, a cause de la transparence des el&ments qui le composent. On reussit assez bien a lui donner un peu plus de consistance en le plongeant dans de l’acide chro- mique etendu; on peut alors pratiquer plus facilement des coupes assez minces pour les &tudier par transparence. L’interieur de l’oviducte, dans toute son etendue, est garni de plis longitudinaux tr&s-apparents, ondules, parcequ’ils suivent les eirconvolu- tions du tube, d’un blane mat qui tranche nettement sur le blanc opalin du reste de l’oviducte (fig. 139). Ces grands cordons longitudinaux sont unis entre eux par de petits cordons transverses (fig. 140) beaucoup plus greles et de la m&me couleur, ce qui donne ä la surface interne de l’ovi- ducte l’aspect d’un reseau a mailles inegales. Vus ä un grossissement de 400 diametres, ces cordons paraissent formes de cellules imbriquees, disposees sur plusieurs couches suivant l’Epaisseur du cordon. Si l’on examine une tranche longitudinale coupee suivant l’Epaisseur des parois du tube (fig. 141), parallelement ä l’axe de ce tube, on voit que cette tranche est composee de lamelles rectangulaires ou ä peu pres elliptiques (a), longues de 0,6 mm. sur une largeur de 0,17 mm., lamelles 110 A. Lereboullet, qui viennent toutes aboutir au r&eseau d’epithelium que nous venons de deerire. es lamelles se composent elles-m&mes de cellules polygonales dont le diamötre moyen est de 0,05 mm. et qui renferment un noyau gra- nuleux mesurant 0,006 mm. (fig. 142). Dans une coupe circulaire interessant toute l’Epaisseur de l’oviducte, on retrouve les lamelles elliptiques dont il vient d’etre question et l’on voit qu’elles sont rangees perpendiculairement ä l’axe du tube (fig. 143). Si !’on fait ensuite des coupes horizontales paralleles ä la surface de la muqueuse et par consequent perpendiculaires a la direction des lamelles precedentes, les tranches tres-minces que l’on obtient sont formees par une agregalion d’hexagones assez reguliers (fig. 144); les cötes de ces hexagones correspondent aux cordons des mailles du reseau superficiel et paraissent @ire des prolongements de ces cordons destines ä relier entre elles les lamelles glanduleuses. L’interieur de ces hexagones est marque de stries (5) qui partent du cordon peripherique et viennent toutes con- verger vers le centre de la maille, mais sans se r&unir, en sorte qu’il reste au centre de l’hexagone une petite ouverture eirculaire (ce). Si l’on se repr&sente la position des lamelles elliptiques, on comprendra que les stries dont nous parlons ne sont autre chose que les coupes horizontales de ces lamelles. L’etude de ces differentes coupes nous fait voir que l’oviducte des grenouilles parait compos& de lamelles glanduleuses situees entre sa mem- brane externe et sa membrane interne, perpendiculairement ä ces deux membranes; etque ces lamelles s’appuient contre des cordons disposes en reseau A la surface interne du tube et dans son Epaisseur. On peut se representer cette singuliere disposition en se figurant les parois de l’ovi- ducte divisdces, suivant leur epaisseur, en prismes creux dont les bases seraient appuyees sur les surfaces interne et externe du tube et dont l’in- terieur serait rempli par des lamelles rapprochees les unes des autres autour des parois du prisme, comme les feuillets d’un livre, mais de maniere ä laisser un tube central vide au milieu de chaque prisme. Anatomie des organes genitaux des animauz vertebres. 111 Cette structure me parait expliquer la propriete que possede l’ovi- ducte de se goniler quand il est plonge dans l’eau ou dans l’alcool. Les nombreuses cellules dont chaque lamelle se compose absorbent alors le liquide par endosmose, au point que l’oviducte finit par Eclater et par se döchirer dans tous les sens. Ü’est probablement aussi A cette structure qu’il faut attribuer la seeretion abondante de mucosites dont l’oviducte est le siege. La paroi exterieure de l’oviducte parait fibreuse, mais les fibres qui la composent sont tres-fines, diffieiles ä observer et semblent souvent m&me provenir d’un plissement de la membrane. Il est tres-difficile de se faire une idee nette de cette structure, au point que je serais assez porte a regarder cette tunique externe comme amorphe. Il n’en est pas de m&eme de la tunique externe de la premiere portion de l’oviducte; celle-ci est certainement fibreuse, comme je l’ai dit plus haut. Un peu avant de s’ouvrir dans l’uterus, l’oviducte se retrecit de nou- veau pendant un court trajet (d. fig. 136. pl. XIV et fig. 193. pl. XIX). Son orifice dans l’uterus est muni d’une valvule circulaire (fig. 145 et 146 pl. XIV), sorte de bourrelet dont la muqueuse forment des plis rayonnants qui vont se perdre dans la muqueuse uterine. Ce bourrelet se compose d’un nombre considerable de papilles arrondies, peu saillantes, serrees les unes contre les autres et portdes sur un pedicule (fig. 147 et 148). Elles mesurent 0,45 mm. de longueur sur 0,10 mm. de largeur et sont elles- memes formees de cellules polygonales (fig. 149) renfermant un noyau granuleux et semblables aux cellules des lamelles de l’oviducte, mais plus petits qu’elles, puisque leur diam£tre n’est que de 0,02 a 0.03 mm. L’uterus ou oviducte incubateur des grenouilles (fig. 136. pl. XIV, fig.193 et 194. pl.XIX) est une grande poche ovalaire, A parois tres- extensibles, reir&cie et fusiforme en arriere, fronede en avant autour de lP’extremite de l’oviducte et pr&sentant suivant sa longueur des plis plus ou moins nombreux suivant son dtat de developpement. Ses parois sont ires-minces; elles se composent d’une membrane exterieure peritoneale, 112 A. Lereboullet, d’une tunique musculeuse moyenne formee de faisceaux longitudinaux plus ou moins Epais suivant l’etat de distension de l’organe, et d’une muqueuse veloutee presentant des plis longitudinaux d’autant plus serres qu’ils sont plus rapproches de la terminaison de la poche. Ces plis deviennent tres- saillants dans la partie retr&cie de l’uterus qui s’engage entre les fibres du recium et dans l’Epaisseur de la papille terminale. lei, en effet, les plis de la müqueuse sont des lames saillantes membraneuses, tr&s-minces, paralleles (a. fig. 188. pl. XVII); entre ces lames se voit un reseau ä mailles polygonales assez larges, forme par l’Epithelium (fig. 190). Dans l’epaisseur de la muqueuse, on trouve des corpuscules glanduleux d’une structure parliculiere. Ce sont de pelits corps transparents, ovoides ou röniformes (fig. 189) disposes en series entre les lamelles saillantes; ils sont compos&s d’une capsule enveloppante, mince, transparente, ä contour bien prononc& et d’un contenu celluleux forme par une multitude de cel- lules pourvues d’un noyau granuleux. es corps reniformes avaient 0,15 mm. de longueur, sur 0,10 mm. de largeur; les cellules incluses etaient tres-inegales; les plus grandes mesuraient 0,025 mm. de longueur sur 0,0125 mm. de largeur. Ces organes me paraissent etre des glandes el&mentaires appartenant au groupe des follicules, et destinees a lubrefier les parois du tube qui termine l’uterus. Ce tube tres-etroit doil pouvoir s’elargir considera- blement pour donner issue ä la masse des oeufs qui s’accumulent dans la poche uterine; aussi ses parois sont-elles &paisses et plissees interieu- rement. Ües lames et ces plis s’effacent et donnent alors ä ce tube excreteur, qu’on peut tres-bien, avec sa papille terminale, comparer au col uterin des animaux superieurs, un diametre 9 ou 6 fois plus grand que celui qu’il avait primitivement. | Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 113 Article V. Des nn du brochet. Pl. XX. Les oviductes, dans les poissons osseux, perdent leur caractere de conduits exereteurs independants des glandes seeretoires. Quand l’ovaire est creux, comme cela arrive le plus souvent, l’oviducte se confond avec la cavit& ovarienne et n’existe, comme tube exereteur proprement dit, que dans un tres-court trajet, avant leur terminaison. Dans le brochet, par exemple, les oviductes ne sont autre chose que la continuation du sac ovarien (b’ fig. 205). Ils sont courts et larges, fortement plisses suivant leur longueur et se reunissent au niveau du coude que forme le rectum (fig. 206), ä la m&me hauteur que les canaux deferents du mäle. L’oviducte du cöt& gauche n’avait que 10 millim. de longueur; celui du cöte droit en avait 13, ce qui provient de ce que l’ovaire droit ne se porte pas autant en arriere que le gauche. Les plis que presentent ces deux tubes sont tres-rapproches, lisses, et commencent deja dans la paroi dorsale du sac ovarien, ä un ou deux centimetres avant la fin de ce sac. Tl resulte de la reunion des deux oviductes un large canal de 12 millim. de longueur, situ au dessus du rectum (e. fig. 206), entre cet inteslin et l’uretere commun. Le canal se rötreeit peu ä peu en arriere; ses plis diminuent et finissent par disparaitre; enfin il s’ouvre*au dehors, comme le canal deferent du mäle, dans la fossette du pore g£nital, derriere le rectum et au devant de l’orifice destine ä la sortie des urines. L’oviducte est compos&e d’une tunique fibreuse formee de fibrilles analogues ä celles des autres tissus fibreux que nous avons deerits (fig. 207). Ces fibrilles mesuraient 0,0013 a 0,0015 mm. La muqueuse qui tapisse cette tunique fibreuse ne m’a rien offert de particulier. Vol. XXIII. P.1. 15 wo. 114 A. Lereboullet, Article VI. Resume comparatif. Les canaux qui servent ä transporter au dehors les produits de la generation, chez les femelles des animaux vertebres, ne sont pas seulement de simples organes de transmission; ils sont aussi appel&s ä imprimer ä& l’oeuf feconde des modifications partieulieres; ils lui fournissent des ele- ments nutritifs necessaires ä son developpement; ils doivent done £&tre aussi s6eereteurs et presenter, dans leur disposition et dans leur structure, le double caractere d’organes conducteurs et d’organes de secretion. Mais cette analogie de fonction n’est pas la seule qu’ils presentent. En passant en revue les fails que nous avons exposes dans nos desecriptions, et en y joignant quelques autres faits deja acquis A la science et relatifs ä l’anatomie de plusieurs groupes transitoires, nous verrons que les organes de la sphere conductrice pr&sentent, dans les animaux vertebres, des ana- logies nombreuses, sous le rapport de leur existence, de leur forme, de leurs connexions, de leur symmetrie, de leur composition et de leur structure, analogies qui montrent l’unite du plan qui a preside a la forma- tion de ces organes. 1) Existence. — Quand on compare entre eux les differents appareils du corps animal, dans une serie queleonque, il n’est pas neces- saire, pour etablir une analogie, de retrouver le m&me appareil sur tous les points de la serie. On sait qu’un m&me organe, etudie dans differents groupes, se degrade, c’est A dire se presente avec des caracieres de deve- loppement et d’independance de moins en moins prononees. Mais si tel organe qui existe dans certaines classes d’animaux avec tout le develop- pement dont il est susceptible, ne se rencontre dans d’autres classes qu’ä l’etat rudimentaire, l’analogie n’en sera pas moins suffisamment &tablie; et cette analogie subsistera encore quand m&me l’organe viendrait a manquer tout-ä-fait dans certains groupes secondaires, pourvu qu’on le retrouve dans d’autres groupes appartenant a la m&me classe, Ü’est ce qui a lieu Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 115 relativement aux organes dont nous avons ä faire ressortir l’analogie parmi les vertebres. Ils existent dans tous les mammiferes, dans les oiseaux, les reptiles, les amphibiens; ils manquent en general chez les poissons, ou du moins, ils ne sont plus que la continuation de la cavite des organes seereteurs; ils manquent m&me entierement, comme les canaux conducteurs mäles, chez certains poissons (anguilles, lamproies); mais on les retrouve, avec tous leurs caracteres. chez les selaciens. 2) Forme et connexions. — L’oviducte des vertebres a tou- jours la forme d’un tube allonge, replie un certain nombre de fois sur lui- m&me, ou, pour le moins, flexueux. Un peu avant sa terminaison, il se renfle en une poche plus ou moins spacieuse. Nous avons vu que les replis de ce tube sont retenus, a la maniere des intestins, par un mesentere dans les parois du quel rampent les vais- seaux sanguins. Üe mesentere renferme des fibres dont la nature est diffieille a determiner, mais qui ont, en general beaucoup d’analogie avec les fibres plates ou les filaments musculaires de la vie vegetative. Nous avons constate cette structure fibreuse dans le m&someötre du lapin et dans le mesentere de l’oviducte de la poule et du lezard. Le tube excreteur de ces derniers est en outre pourvu d’un cordon ligamenteux e&lastique tres-robuste qui maintient rapproch6s les uns des autres les replis de ce tube. Dans les batraciens le mesentere de l’oviducte est simplement membraneux; il en est de m&me de celui des poissons. Ces differences dans la nature des membranes qui fixent les conduits excreteurs sont en rapport avec les fonctions de ces derniers. Les uns changent souvent leurs rapporis avec les parlies voisines, en s’etendant en longueur pour recevoir de l’ovaire les produits de la conception; leurs mesent£eres fibreux leur donnent la facult& de subir cette extension et de revenir ensuite sur eux-memes. Les autres, au contraire, restent pas- sifs dans cet acte de transmission des oeufs de l’ovaire ä l’oviducte (gre- nouilles, poissons); l’existence d’un mesentere &eminemment fibreux ne devenait plus aussi necessaire. 116 A. Lereboullet, Les connexions de l’oviducte avec l’ovaire varient suivant les groupes de vertebres; nous en avons dejäa trail& en decrivant l’ovaire et nous avons fait voir que c’est dans les mammiferes que l’oviducte se rattache le plus etroitement A la glande ovarienne, tandis qu’il s’en separe de plus en plus dans les oiseaux, les reptiles, les batraciens, pour disparaitre ou pour ne plus exister qu’en rudiment dans la plupart des poissons. 3) Nombre et symme&trie. — Les oviductes sont au nombre de deux, un de chaque cöte, disposes symmetriquement. Ce dualisme est bien evident chez les selaciens, parmi les poissons, ainsi que dans les ba- traciens et dans les reptiles proprements dits. Il se maintient m&me dans ceux des reptiles chez lesquels la forme allongee du corps a entraine V’obliteration de l’un des poumons (ophidiens). Dans les mammiferes les deux oviductes, ou leurs analogues, existent aussi, mais ils sont plus ou moins confondus, vers leur terminaison, en une poche unique, l’uterus. Cependant on retrouve dans beaucoup de mammiferes normaux (mono- delphes), la separation complete des deux tubes excereteurs; plusieurs ron- geurs, et en particulier le lapin, en offrent des exemples evidentes; de plus, cette separation est devenue normale dans tous les marsupiaux (didelphes et monotr&mes). Il ne reste donc que les oiseaux chez lesquels le dualisme des oviductes ne soit pas constant. Mais ce dua- lisme existe primitivement comme nous l’avons vu exister deja pour l’ovaire. La presence presque constante d’un oviducte droit rudimentaire est un fait qui demontre le plan general de formation et consequemment l’analogie qui existe entre les oviductes, m@me chez les oiseaux, sous le rapport de leur dualisme et de leur symmetrie. Nous rappellerons, ä ce sujet, l’exemple curieux, que nous avons eu l’occasion d’observer, d’un oviducte droit presque aussi developpe que celui du cöte gauche. 4) Composition et structure. — Les canaux conducteurs des ovules se composent de diverses parties en rapport avec le temps plus ou moins long pendant lequel ces ovules doivent sejourner dans leur inte- rieur. On peut leur reconnaitre: a) un tube d’entree qui n’est qu’un Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 117 simple organe de transmission; 5) un tube secreteur charge d’entourer -P’oeuf d’une matiere nutritive particuliere; c) un tube incubateur dans lequel les oeufs sejournent plus ou moins long temps, soit pour se reve£lir d’une enveloppe protectrice (oiseaux, tortues), soit pour se preparer ä& leur d&eveloppement ulterieur (grenouilles), soit pour y subir leurs diverses metamorphoses (uterus des mammiferes); enfin d) un tube de sortie. a) Le tube d’entree est muni d’un pavillon, quand il y a connexion etroite entre l’oviducte et l’ovaire (mammiferes, oiseaux, reptiles); il en est depourvu lorsque l’ovaire et l’origine de l’oviducte sont tres -eloignes !’un de l’autre (batraciens). Ce pavillon est une expansion de l’oviducte destinde ä s’appliquer contre l’ovaire; il est fortement plisse, afin de pou- voir s’etaler suffisamment, et son mesent£ere est forme de fibres Elastiques ou contractiles qui rendent cette application plus intime. La structure du pavillon, sous le rapport de ses plis et des fibres de son mesentere, n’offre pas de differences essentielles dans les trois classes d’animaux qui en sont pourvues. Ses plis, tres-developpes dans le lapin, le sont moins dans la poule et ne sont que rudimentaires dans le l&zard. Les faisceaux fibreux du mesentere ont le m&me aspect microscopique. La portion du tube qui fait suite au pavillon ou qui commence l’oviducte, quand le pavillon n’existe pas, esi toujours plissee en long et A parois plus minces que la portion suivante. Nous avons deecrit cette disposition dans le lapin (trompe de fallope), dans la poule, le lezard, la grenouille (tube d’entree ou d’origine). Üette portion n’est le siege d’aucune seeretion speciale; elle sert simplement a conduire le produit. b) Le tube secreteur, qui fait suite au tube d’origine, constitue l’ovaire proprement dit. Il atteint son plus haut degre de developpement, sous le rapport fonctionnel, dans les oiseaux et dans les batraciens anoures. Dans les oiseaux, il se distingue par son &paisseur et par le nombre et l’etendue des plis lobes que forme sa muqueuse; chez les gre- nouilles, il est surtout remarquable par son enorme developpement et par la propriete qu’il a d’absorber promptement les liquides dans lesquels on 4118 A. Lereboullet, le plonge. Dans ces deux groupes de vertebres, l’oviducte seerete un liquide albumineux tres-abondant qui entoure le jaune. Chez le lezard‘ ’oviducte a des parois moins Epaisses, mais qui se distinguent tres-bien du tube d’entree par l’absence des plis longitudinaux qui caracterisent ce dernier et par l’aspect different de sa muqueuse. Dans ces trois groupes d’animaux l’oviducte forme de nombreux replis, circonstance qui ralentit la marche des oeufs et prolonge ainsi la duree d’action du tube seereteur. Chez les mammiferes (le lapin en partieulier), le tube d’origine represente a lui seul les deux portions que nous avons decrites dans les ovipares; ce tube est long, flexueux du reste, comme les oviductes ordinaires et plisse longitudinalement dans toute son etendue: c’est la trompe de fallope. Si ce tube n’a pas et& divise en deux parties comme celui des ovipares, nous en trouvons sans doute la raison dans l’absence de secretion albumi- neuse. Je crois done, je le repete, qu’il faut regarder la trompe de fallope comme l’analogue de l’oviducte proprement dit des vertebres ovi- pares (oiseaux, reptiles, grenouilles), sinon sous le rapport fonetionnel, du moins sous le point de vue morphologique. On pourrait dire aussi que l’oviducte seereteur des ovipares n’existe pas chez les mammiferes; il est remplace, chez eux, par un tube d’origine plus long; mais qui conserve pour caractöre son plissement longitudinal. c) La troisieme portion de l’oviducte, quand elle existe, est une poche plus ou moins developpee, a parois musculeuses, designee sous le nom d’uterus. L’extremite de l’oviducte qui s’ouvre dans cette poche est ordinairement entourde d’un bourrelet valvulaire qui separe tres - nettement les deux cavites (lapin, grenouille). Cependant cette limite peut ne pas eire aussi tranchee et quelquefois l’oviducte se change insensiblement en poche uierine, c’est ce qu’on voit dans les oiseaux. Le renflement ter- minal de l’oviducte manque dans les l&zards. Les uterus des deux cöles peuvent rester separes l’un de l’autre dans tout leur trajet (lapin et autres rongeurs, didelphes, monotremes, gre- nouilles) ou se reunir en partie, vers leur extremite terminale, en une Analomie des organes genilaux des animaux vertebres. 119 poche unique munie de deux prolongementis ou cornes (ulerus des mam- miferes en general); ou enfin ils peuvent se concentrer tellement dans les deux sens transversal et longitudinal, qu’ils ne forment plus qu’une seule poche sans cornes, ou avec des cornes tres-rudimentaires (uterus des singes, de la femme). Ces modifications ne sont que des degres de coalescence ou de per- fectionnement; elles n’empächent pas de considerer l’uterus, m&me celui des mammiferes, comme la continuation du canal exereteur des ovaires et de reconnaitre facilement l’analogie que presente cette partie de l’oviducte des vertebres. En elffet, si ’on compare entre eux, par exemple, le canal complet d’un lapin, celui d’un ornithorhynque, celui d’une poule ei enfin celui d’une grenouille, on trouvera entire ces organes une ressemblance frappante. Il suffit, pour s’en convaincre, de jeter un coup d’oeil sur nos figures et de leur comparer un tres-bon dessin de l’uterus de l’ornitho- rhynque publi& par M. de Blainville, dans le Tome 2 des Nouvelles Annales du Museum, pl.12. Nous ne nous arreterons pas davantage sur cette conformite organique; elle nous parait assez &vidente pour ne pas avoir besoin de plus ample demonstration. La structure de la portion renfl&e de l’oviducte varie dans les verte- bres. Quand cette poche est destinee a conserver pendant longtemps le produit de la conception ei a se developper avec lui, elle est composee d’un tissu fibreux extrömement condense et sa muqueuse est marquee de gros plis (lapin et mammiferes en general). Lorsqu’elle est plus particu- lierement le siege d’une seeretion speciale (matiere calcaire de l’oeuf des oiseaux), sa muqueuse est herisee de grosses papilles. Dans les batra- ciens, au contraire, chez lesquels l’utrus ne parait &tre qu’un reservoir entierement passif destine a recevoir les oeufs et le liquide glaireux qui doit les envelopper, nous ne trouvons ä la muqueuse de cet organe aucun caractere parliculier. . Encore iei, comme toujours, les differences relatives ä la structure se lient ä des fonctions differentes, mais elles ne doivent pas nous emp&cher 120 A. Lereboullet, de reconnaitre l’analogie de parlies qui se rapprochent sous le point de vue morphologique. Ajoutons que la muqueuse de l’uterus, comme celle de l’oviducte tout entier, est recouverte d’un Epithelium vibratile et que les fibres qui composent l’enveloppe exterieure de ce long tube sont toujours deliees, filiformes et ont beaucoup d’analogie avec celles des autres tissus fibreux. d) L’oviducte se termine par un tube generalement court et retreei, caracterise surtout par ses plis longitudinaux, a bords unis, rapproches, droits, plis qui expliquent la dilatabilitE de ce tube exereteur. Ce tube de sortie, qui porte le nom de museau de tanche dans la matrice des mam- miferes, a la m@me composition dans les oiseaux (poule), les reptiles (lezards) et les grenouilles. Nous avons montre ses plis interieurs dans ces divers animaux, et dans tous, ce tube est considerablement retreei, relativement au diametre de la portion precedente. Nous pouvons donc, sans craindre de forcer l’analogie, regarder la portion terminale de l’oviducte de la grenouille, du lezard et de la poule, comme repr6sentant le col de l’uterus des mammiferes. | Nous n’avons rien dit de l’oviducte rudimentaire du brochet, parce- qu’il n’est, en realite, ainsi que nous l’avons exprim& plus haut, que la continuation de la cavite de l’ovaire. Mais les selaciens ont, en general, un oviducte tres-analogue ä celui des oiseaux; ils font done rentrer les poissons dans la loi commune et les rattachent sous ce rapport, comme sous beaucoup d’autres, aux autres verlebres ovipares *). *) Le lecteur comprendra facilement pourquoi, dans ce resume comparatif, j’ai plus insiste sur les analogies que sur les differences. Il eüt et€ impossible de grouper ces dernieres de maniere a ranger les appareils d’apres leurs divers degres de complication organique. Ainsi, par exemple, les canaux conducteurs dont il est question dans ce chapitre sont plus parfaits chez les mammiferes sous le rapport de leur coalescence, mais, sous le rapport de leur complication, ils le cedent a ceux des oiseaux et des batraciens, puisqu’ils n’ont pas l’oviducte seereteur proprement dit, si developpe chez ces ovipares. (Note ajoutee.) Anatomie des organes genilaux des animaux vertebres. 121 Troisieme partie. De la sphere externe des organes genitaux ou de la sphere copulatrice. Chapitre ceinquieme. De la sphere copulatrice dans les mäles. Article 1. Des organes d’accouplement du lapin. El VInei XV. De l’urethre. — Nous avons vu les canaux conducteurs du liquide seminal s’ouvrir a l’entree d’un tube qui n’est autre que la con- tinuation du col de la vessie urinaire et qu’on designe sous le nom d’urethre ou de canal de l’ur&thre. Ce tube, ä parois muscu- leuses, s’etend depuis le col de la vessie jusqu’a l’extremite du gland. I est entoure, ä son origine, d’un muscle annulaire assez &pais (sphincter vesical) qui embrasse en m&@me temps la base des glandes prostates et s’etend entre ces glandes et celles de cowper (m. fig.72. pl.VI). Der- riere ce muscle les parois de l’urethre commencent ä devenir spongieuses, leur interieur &tant parcouru par des vaisseaux sanguins &lroitement ana- stomoses en reseau serre. Üe tissu spongieux regne dans toute l’etendue du canal, sans former de renflement ou de bulbe bien marque. Arrive au niveau de la symphyse pubienne, le canal de l’ur&thre se porte vers le bas, Vol, XXI. P.1. 16 122 4 A. Lereboullet, contourne le bord posterieur de cette symphyse et se place dans la rai- nure situde au dessous des deux corps caverneux de la verge, pour con- courir A former cet organe d’accouplement. L’urethre, ä son origine, est entoure de glandes qui versent dans son interieur une liqueur partieuliere destinde a se me@ler au liquide semi- nal: ce sont les prostates et les glandes de cowper. Les prostates (11° fig.72. pl.VI) dans le lapin, sont deux petits groupes de glandes en grappe disposdes symmetriquement autour du col de la vessie. Elles correspondent ä la partie moyenne de la symphyse pubienne et sont composees de deux porlions tres-inegales. La supe- rieure (2) beaucoup plus volumineuse forme deux lobes arrondis, appliques sur la face dorsale de l’urethre, rapproches l’un de l’autre sur la ligne mediane et entoures d’une couche museculeuse tres-mince, mais distincte, qui se detache du col vesical pour les recouvrir. Chacun de ces deux corps glanduleux est divise en un nombre variable de lobules, compose&s eux-memes d’utricules arrondis ou elliptiques disposes en grappe et unis entre eux par un tissu cellulaire assez resistant. Ces utricules s’ouvrent successivement dans des conduits exereteurs qui se reunissent pour former deux ou trois canaux distinels. ÜCeux-eci percent les parois de l’urethre et s’ouvrent dans sa cavite, a sa paroi superieure, sur les cöles du veru- montanum (e. fig. 150 et c. fig. 151. pl.XV). Au dessous de ces deux prostates prineipales et de chaque cöte de la vesicule seminale, se voient deux bandelettes allongees, d’inegale grandeur (2° fig. 72. pl. VI), collees !’une contre l’autre et composees des m@mes utricules que les prostates prineipales. L’une de ces bandelettes, plus petite, a la m&me couleur que ces dernieres; l’autre un peu plus longue et &largie en avant a une teinle plus rougeätre. Les canaux excreteurs de ces petites glandes accessoires s’ouvrent dans l’urethre a cöte des precedents. Les glandes de cowper sont situdes a quelques millimetres derriere les prostates (n. fig. 172). Elles correspondent ä la partie poste- rieure de la symphyse pubienne et au niveau des muscles ischio-cavern eux | Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 123 elles sont appliquedes contre la face dorsale de l’urethre. Ce sont deux corps glanduleux ovalaires, aplatis, rapproches en arriere, un peu &cartes en avant, de maniere ä laisser entre eux un espace triangulaire occup6& par les fibres du sphincter vesical. Ces glandes avaient, dans l’individu que je deeris, 7 millim. de longueur sur 9 de largeur en arriere. Elles se divisent, comme les prostates en un nombre variable de lobules et sont composees d’utricules disposes en grappe. Les canaux excreteurs de ces glandes s’ouvrent A la face dorsale de l’urethre, ä 2 ou 3 millim. derriere le sphincter de la vessie (gg° fig. 150. pl.XV). Les glandes de cowper sont 6troitement embrassees par un muscle aplati provenant du grand muscle annulaire urðro-rectal (l’analogue du constrieteur de l’urethre et du bulbo-caverneux). Les fibres de ce muscle contournent la base de chaque glande (p. fig. 72. pl. VI) et se r&unissent le long de son bord externe en une bandelette musculeuse etroite, aussi longue que la glande elle-m@eme. Cette bandelette (0) se dirige vers la prostate correspondante; ses fibres se confondent avec celles qui recouvrent celte derniere glande et se jettent ensuite avec elles dans le sphincter vesical. Les utricules des glandes de cowper, de m&me que ceux de la prostate, se trouvent ainsi comprimes par les fibres des muscles qui les recouvrent et qui adherent assez intimement a leur tissu. L’urethre est tapiss& interieurement par une muqueuse lisse et ve- loutee. Celle-ei presente A l’origine du tube et & sa paroi superieure, sur la ligne mediane, une saillie arrondie, allong&e, sorte de papille mousse qui s’efface peu ä peu en arriere; c’est le verumontanum (ce. fig. 150 et fig. 151. pl.XV), au devant duquel on apergoit l’orifice semilunaire de la vesicule seminale (d. fig. 150. d. fig. 151), tandis qu’on distingue sur ses cötes les petits orifices des proslates. Ces derniers &taient au nombre de cing, dont trois externes et deux internes; l’un de ceux-ei &lait cache profondement dans l’angle que la saillie forme avec la paroi du canal. Au nivean du verumontanum, la muqueuse vesicale, assez fortement plissee dans tout le trajet de son col, forme un tres-leger pli dirige en travers et R ” 124 A. Lereboullet, devient ä peu pres lisse. Enfin a quelques millimetres derriere le veru- montanum, on distingue, ä l’aide de la loupe, deux tres -petites ouvertures eirculaires disposces l’une au devant de l’autre de chaque cöte de deux plis longitudinaux paralleles qui parcourent la longueur du canal: ce sont, comme nous l’avons dit, les orifices exereteurs des glandes de cowper (gg‘ fig. 150). Outre les muscles dont nous avons dejä parl& et les fibres musceu- laires qui lui apparliennent en propre et qui entrent dans la composition de ses parois, l’ur&thre est entour& d’un grand muscle annulaire que nous appellerons urethro-rectal (p, p‘, p“ fig. 72. pl. VD. Ce muscle forme un anneau qui embrasse l’ureihre et le rectum dans une &etendue de 3 cenlimötres. Il commence au niveau des glandes de cowper, sur les cötes de la region inferieure du canal de l’urethre et s’etend le long de ce canal jusqu’ä l’extremite des muscles ischio-caverneux. De ces points d’attache le muscle se porte en haut, sur les parties laterales de l’urethre et du reetum, et s’arrete A un raphe tendineux qui se voit sur la face dor- sale de cet intestin. Sa portion anterieure (p) donne attache aux muscles propres des glandes de cowper; sa portion moyenne (p‘) embrasse une grosse glande anale situee sur les eötes du reetum; sa portion posterieure fournit d’abord une bandelette aplatie (p‘‘) qui se porte vers le prepuce et sert de muscle retracteur A ce fourreau, puis elle se dirige vers la queue, l’entoure et s’attache aA sa face superieure, apres s’etre r&eunie A celle du cöte oppose. De leur point de reunion le long du raphe du rectum, les deux muscles envoient en avant un faisceau qui se confond avec les fibres du retracteur de cet intestin. Les effets principaux du muscle urethro-rectal doivent etre de com- primer l’urethre et le reectum; il me parait remplacer ä la fois le bulbo- caverneux, le constricteur de l’ureihre et m&me, en partie du moins, le releveur de l’anus. Le reclum, situe au dessus de l’urethre est muni d’un sphincter par- ticulier (z. fig. 72) tres-etendu susceptible de retreceir considerablement Anatomie des organes genilaux des animaux vertebres. 125 sa portion terminale, comme on le voit par les gros plis longitudinaux que presente interieurement sa muqueuse. De plus, il est pourvu de faisceaux museulaires qui partent de differents points de sa longueur et se r&unissent en un faisceau unique; celui-ci vient s’attacher le long de la partie moyenne de la region inferieure de la queue; c’est un muscle retracteur du rectum. De la verge du lapin (fig.69 et 70. pl.V, et fig. 71. pl. VD. — La verge est un organe cylindrique compos& de l’urethre, des deux corps caverneux, de muscles particeuliers et du prepuce. La verge, dans l’etat de repos est dirigde en arriere, de telle sorte que sa region dorsale de- vient inferieure et sa region ventrale superieure. Elle est suspendue der- riere la symphyse pubienne par un ligament et par le muscle pubo - caver- neux. Elle se termine par un gland cylindrique, allonge, dont l’ouver- ture est large et ä parois minces (f. fig. 69). Les corps caverneux naissent par deux racines le long des branches montantes de l’ischion, se r&eunissent au dessous du pubis et marchent pa- rallölement l’un & l’autre dans toute la longueur de la verge. Ils sont formes par deux cylindres aplatis, separes par une cloison fibreuse et en- toures chacun d’une enveloppe de m&me nature; ils renferment le tissu eloisonne qui leur est propre. es corps caverneux s’etendent jusqu’ä l’extremite du gland, sous la forme d’une lamelle aplatie, arrondie a son extr&mile (e. fig.69). Il n’y a pas d’os penial; c’est cette lamelle des corps caverneux qui en tient lieu. Si l’on coupe cette extremite en tra- vers, on distingue tres-bien sur la tranche de la section les deux corps caverneux juxtaposes (fig. 70) et l’on voit A la loupe l’anneau fibreux forme par leur enveloppe, la cloison mediane qui les separe et le tissu spongieux qui remplit chaque tube. Sur la ligne mediane, au niveau de la racine de la verge et ä sa face dorsale, se voient les deux muscles pubo-caverneux (ec. fig. 69) rap- proches l!’un de l’autre et etroitement unis par du tissu cellulaire. Ils sont gros, renfles et s’attachent d’une part au bord anterieur de la symphyse, 126 A. Lereboullet, de l’autre ä la cloison mediane des corps caverneux, par un tendon court et fort. Ces muscles servent ä redresser la verge et ä la porter en avant. Les ischio-caverneux (b) sont deux museles considerables; ils naissent du bord interne de la branche montante des ischions par une large portion tendineuse qui embrasse la racine des corps caverneux. De ce tendon robuste partent des fibres musculaires qui se dirigent obliquement vers les corps caverneux et s’y attachent. Ces muscles, en se contractant, doivent tirailler en sens contraire les parois des deux cylindres, afin de les tendre et de faciliter l’afflux du sang pendant l’Erection. Le prepuce qui entoure le gland est garni, tout autour de son orifice, de tres-petites glandes sebacdes connues sous le nom de glandes prepu- tiales (x. fig. 72. pl. VD). D’autres glandes beaucoup plus grosses, les glandes inguinales (u) se voient sur les cötes de l’organe d’accou- plement; elles sont composees de lobules variables pour leur nombre et leur volume et unis entre eux par un tissu cellulaire läche. Ces glandes sont logees dans une fossette ouverte en avant et limitee en arriere et sur les cötes par le muscle retracteur du prepuce (p“) et par la portion posterieure du muscle urethro-rectal. Ces glandes secretent une humeur speciale d’une odeur forte, sui generis. Article H. Du vestibule genito - exerementitiel du coq domestique. Pl. VO et XV. Nous venons de voir, dans le lapin, le reetum s’ouvrir au dehors par un orifice parfaitement distinet de l’orifice genito-urinaire. On sait que deja dans les monotr&mes, parmi les mammiferes, ainsi que dans les oiseaux et les reptiles il n’existe qu’une seule ouverture exterieure don- nant issue A une poche plus ou moins renflee, dans laquelle viennent aboutir les conduits exereteurs des organes genitaux et de l’urine d’une Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 127 part, et, de l’autre le rectum. est cette poche qui est connue depuis longtemps et decrite ordinairement sous le nom de cloaque *). Nous adopterons la denomination de vestibule genito-excer&ementitiel employee par M. Duvernoy. L’entree de ce vestibule dans le coq (fig. 73. pl.VI et fig. 155. pl. XV) est une fente transversale limitde par deux l&vres renflees et dont le contour exterieur est marque& par de grosses rides qui convergent vers l’interieur (grandes l&evres de Geoffroy St. Hilaire). La levre anterieure est lögerement courbee en avant; la posterieure represente un arc de cercle plus grand que l’anterieure et dont la convexite est dirigee en arriere. La peau qui forme ces deux levres se prolonge en dedans, pour donner naissance dA deux replis longitudinaux imitant en quelque sorte les petites levres des femelles de mammiferes (petites levres de Geoffroy). es deux levres internes (. fig. 195. pl.XV) contigues en avant, s’&cartent en arriere et laissent a decouvert la saillie mediane (1) que forme en cei endroit la paroi poslerieure ou superieure du vesti- bule. Elles sont plices en travers et partagees, par ce plissement, en deux portions inegales, une anterieure composde des deux moities conti- guös et une posterieure formde par les deux moities €cartees. Dans le jeune cog, on voyait un petit tubercule arrondi faire saillie entre les deux demi -levres anterieures (fig. 73. pl. VD). Ce tubercule n’existait pas dans le cogq adulte. Si l’on incise longitudinalement le cloaque par sa face inferieure, on voit qu’il se compose de deux cavites principales **). La premiere, ou *) C'est Geoffroy St. Hilaire qui fit remarquer le premier que la denomination de cloaque etait impropre, en ce sens qu’il resie etranger aux urines et aux feces et que ces ma- tieres ne s’y m£lent pas, ainsi qu’on l’avait eru pendant longtemps (Memoire sur la ter- minaison du canal intestinal chez les oiseaux, dans le Bull. philom. 1822, p. 71 et Philo- sophie anatomique 1822, $ VII. p. 321). **) Barkow distingue 3 cavitds: une premiere qui regoit le rectum; une deuxieme qui regoit les ouvertures des ureteres et celles des canaux deferents et une troisitme dans laquelle 128 A. Lereboullet, l’entree du vestibule (fig. 158. pl. XVI), s’etend depuis l’ouverture exte- rieure, jusqu’a un repli transversal bien caracterise qu’on apergoit au fond de la poche. Cette premiere cavite est allongee, eylindrique, &largie en avant; sa paroi superieure ou dorsale est marquee de plis longitudinaux entre lesquels se voit une saillie mediane un peu bombee (k. fig. 155). Les plis contournent celle saillie en avant et cachent une petite papille mediane qui correspond & l’entree de la bourse de fabrieius (e. fig. 198. pl. XVD. Au devant de ces plis cintres anterieurs *) se trouve un bourrelet tres- saillant, dirige en travers et qui limite en avant ce premier espace vestibulien. Dans le jeune cog, la paroi superieure de ce tube d’entree etait cribl&e de petits trous, orifices de eryptes muqueux tres-nombreux (d. fig. 158) et qui se continuent dans l’Epaisseur des parois de la bourse de fabricius. Au delä du bourrelet transversal situ& au fond du premier espace vestibulaire, se voit un second espace limit en avant par un autre bour- relet que forme le rebord plissee du rectum (d. fig. 75. pl. VIL et n. fig. 112). Cette seconde chambre est tres-6troite et disposde en tra- vers. Ü’est dans son interieur qu’aboutissent les ureteres, vers la ligne mediane (fig. 112), et les canaux deferents, sur les cöles et un peu plus en arriere. Dans le coq dont j’ai fait representer les organes (fig. 75), les ureteres s’ouvraient plus en avant qu’a l’ordinaire (m) entre les plis du bourrelet rectal lui- meme. Aux deux extremites laterales de la deuxieme chambre vestibulaire sont situdes deux papilles symmetriques qui font saillie dans l’interieur de s’ouvre Ja bourse de fabricius (Meckel’s Archiv, 1829, p. 443). Nous n’admettons pas la premiere de ces trois cavites, parcequ’elle n’est autre chose que le rectum Jui- m&me dilat€ et qu’elle n’appartient pas au vestibule genito-exerementitiel ou cloaque pro- prement dit. *) Voyez aussi fig. 112. pl. XI, qui represente plus distinetement les m&@mes chambres du eloaque chez la poule. Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 129 cette chambre (ee‘ fig. 75). Ces papilles ont la forme d’un cöne aplati ä sommet emouss6; elles avaient 2 millim. de longueur sur 17, de largeur ä leur base, dans la piece representee fig. 75. J’ai trouve ces papilles peredes ä leur sommet d’un orifice tres-petit, mais distinet (fig. 79). Voulant m’assurer que cet orifice &lait r&el et non le resultat d’une dechi- rure, j’ai pralique plusieurs coupes suivant l’Epaisseur de la papille et j’ai constamment trouv& au centre des petites pieces ainsi obtenues une ouver- ture du m@me diametre (fig. 80). Enfin j’ai ineise la papille suivant sa longueur et j’ai pu suivre son canal jusque dans la portion dilatee du canal deferent. Il est done certain que l’orifice genital ne se trouve pas & la base de la papille, mais bien ä son sommet et que cette papille est creusee d’un canal dans toute sa longueur *). Le tissu de la papille &tait spongieux, compos& de fibrilles ondulees et entrelacdes et parcouru par de nombreux vaisseaux sanguins que l’in- jeetion avait remplis. Il est probable que ce tissu est susceplible d’erection et je suis port a regarder les papilles en question comme des repre- sentants de l’organe d’accouplement. Lexistence des corps spongieux vasculaires dans le voisinage de ces organes (ff‘ fig. 75) donne encore plus de poids ä cette determination, puisque ces corps sont evidemment analogues, par leur structure, au corps spongieux de l’urethre des mam- miferes. Les papilles seraient alors les representants des corps caver- neux. A la verite il est difficile de concilier cette opinion avec l’existence simultande des papilles et d’une verge unique, comme cela a lieu chez les oiseaux munis de ce dernier organe; ä moins qu’on n’admette une sdpa- ration des corps caverneux ä leur origine, non seulement l’un de l’autre, mais aussi du corps de la verge. Dans cette hypothese les papilles representeraient les racines du corps caverneux et la verge unique en serait le corps. *) Dans le casoar a casque, le canal deferent est aussi perce au sommet d’une papille (Duvernoy, Legons d’anat. comparede de G. Cuvier). Vol. XXIII. P.I. 17 130 A. Lereboullet, Le rectum situ& au devant de l’espace que nous venons de deerire forme, suivant quelques auteurs, une troisitme chambre cloacale. Il se dilate en effet en une large poche (b. fig.75) dans laquelle s’accumulent les feces, mais nous ne croyons pas qu’on puisse regarder cette poche comme appartenant au cloaque proprement dit. Le bourrelet qui separe la dilatation rectale du second espace vesti- bulaire (o. fig. 112. pl. XT), est forme en grande partie par un muscle orbiculaire &pais (m), le sphincter rectal. Un autre sphincter plus petit (sphincter vestibulaire) compose le second bourrelet (n); on voit en p et p‘ la coupe de ce muscle orbieulaire. Muscles du cloaque *). Le vestibule genito - exer&mentitiel du cog est entoure de muscles puissants dont la disposition est assez remar- quable. Les branches du pubis sont unies. en arriere, par une bande ten- dineuse tres-resistante a laquelle s’attachent les muscles de l’abdomen (d. fig. 155. pl.XV). Derriere ce ligament pubien se voient deux gros muscles (d) qui se fixent a son bord posterieur et dont les fibres se dirigent obliquement en dehors contournent le renflement vestibulaire et viennent se rejoindre a la paroi superieure du vestibule, en formant autour de cette paroi un anneau tr&s-6troit (d. fig. 156). Ce sphincter entoure done le cloaque d’un anneau tres-large en bas, tres-etroit au contraire en haut. Le cloaque est entoure d’un second anneau tout- a-fait semblable au premier, mais dispose en sens inverse. Il se compose, comme l’an- neau anterieur, de deux portions, l’une etroite, abdominale (e. fig. 155), situee derriere la portion elargie de la premiere; l’autre au contraire large (e. fig. 156) placee au devant de la porlion retrecie du premier anneau. *) Les muscles du cloaque ont ete representes par Spangenberg, d’apres le canard (Disquis. eirca part. genit. foemineas avium, Göttingen 1813. 4.); mais quelges-unes de ses determinations laissent A desirer. Ainsi il ne deerit qu’un seul sphineter et il appelle muscle erecteur du clitoris une bandelette qui a la m&@me disposition que l’artere qui se rend du cloaque ä la queue (i. fig. 156. pl. XV, de nos dessins). Analomie des organes genitaux des animaux vertebres. 131 La disposition de ces deux muscles est assez comparable ä celle qui resulterait de deux anneaux cricoidiens enchässes l’un dans l’autre, de maniere ä former par leur r&union un large sphincter d’egale etendue par- tout. Ils doivent resserrer fortement la premiere portion du vestibule autour de laquelle ils sont places. Au devant de la levre anterieure du vestibule et au dessous de la portion elargie du constricteur anterieur, se trouvent deux muscles tres- petits (f. fig. 155), longitudinaux, qui s’attachent ä la levre correspon- dante et servent ä la porter en avant (muscles pyramidaux ou rele- veurs de la levre anterieure). Enfin les regions laterales du vestibule peuvent @tre Ecartees l’une de l’autre par deux muscles courts qui se detachent de la partie moyenne des flechisseurs de la queue (il&o-cocceygiens) et s’inserent sur les cötes du vestibule. Ges muscles sont & la fois, par leur disposition, retracteurs et dilatateurs. Le cloaque est suspendu par un ligament aponevrotique qui sert ä le fixer contre la paroi inferieure du corps et qui s’insere le long de la partie moyenne et inferieure de la queue. Nous ajouterons qu’il existe quelques faisceaux musculeux qui de la surface du rectum se portent vers le liga- ment pubien et s’y attachent: ce sont des retracteurs de l’intestin. Article II. Du vestibule genito -exer&mentitiel et des verges du lezard. Pl. XI, XVI, XVII et XVII. Le cloaque du lezard, vu exterieurement et depouille de ses muscles, a la forme d’un court cylindre renfl& sur ses cötes. La vessie placee au dessous du rectum se termine par un col tres - allong& situe au dessus de la symphyse des os du bassin; ce col se renfle en une tr&es- petite ampoule a l’endroit oü il perce la paroi du cloaque (fig. 127. pl. XII). Sur les cöles et au dessus du rectum se voient deux renflements en forme d’am- ch 132 A. Lereboullet, poules (d). C’est dans le pli que forme chacun de ces renflements avec la paroi correspondante du rectum que s’inserent les ureteres et les canaux deferents, dans le mäle, et l’oviducte chez la femelle. L’entree du vestibule est une fente transversale qui oceupe presque toute la largeur du corps et dont les deux levres, l’anterieure et la poste- rieure, sont toujours rapprochees et &troitement appliquees l’une contre l’autre. En ecartant ces deux levres, on voit que l’anterieure se replie en dedans pour former une levre interne (fig. 163 et 164. pl. XVI) ana- logue ä celle qui existe a l’entree du vestibule du cog; cette levre interne Te cache en partie les rigoles des verges. Si !’on ineise le cloaque suivant sa longueur par sa paroi inferieure en passant tout pr&s de la vessie, on arrive d’abord dans une porlion retrecie dont la muqueuse est plissee longitudinalement (b. fig. 165) et au bout de laquelle on voit une cavite circulaire assez profonde (ce) separde de la portion retrecie par un repli transversal. C’est au milieu de cette cavit&E et consequemment & la paroi dorsale du cloaque, qu’on apergoit les deux papilles eylindriques, tubuleuses, a l’extr&mite desquelles s’ouvrent les canaux deferents, en bas, et les ureleres en haut (fig. 165 et fig. 81. pl. VII). Cette cavite est divisee en deux moities laterales par une saillie mediane (g et Ah. fig. 171. pl.XVU; d. fig.169 et i‘ fig. 170) et chaque moitie se prolonge en avant en un cul-de-sac correspondant a l’ampoule laterale exterieure (ec. fig. 167. pl.XVI). Tout ä fait en avant du vestibule ainsi ouvert on distingue l’embou- chure du rectum (b. fig. 171) situee au dessous *) des deux ampoules; elle est entourde d’une rosette de gros plis au milieu desquels on apergoit un orifice tres -petit un peu tourne vers le bas et non directement en arriere. LD’orifice de la vessie urinaire (h‘ fig. 170) se trouve un peu avant celui du rectum, ä& la face inferieure du cloaque, il est perc& dans *) Dans nos descriptions nous supposons toujours l’animal dans sa position nalurelle et non couch€ sur le dos comme il est represente dans les figures. Anatomie des organes genitaux des animaux verlebres. 133 une petite fossette qui correspond ä la legere dilatation du col de ce reservoir. Les plis de la rosette exterieure du rectum se continuent dans cet intestin, pour former, ä quelques millimetres de l’orifice exterieur, un bourrelet interieur, veritable valvule circulaire (db. fig. 166 et i. fig. 168. pl. XVD) ä bord erenele, dirigee en avant et qui a pour usage, quand elle se contracte, de fermer exactement l’orifice rectal. La muqueuse de _ Tintestin forme de gros plis transverses au devant de cette valvule (h. fig. 168). L’embouchure du rectum dans le cloaque est separde de la region superieure de cette cavite par un rebord saillant dirige en travers et qui la divise en deux espaces, l’un sup6rieur avec ses deux ampoules, l’autre inferieur dans lequel aboutissent les orifices du recium et de la vessie urinaire (voyez les coupes fig. 167. pl.XVI et fig. 170. pl. XVID. Le eloaque du lezard est done une cavite irreguliere elargie dans son milieu et divisee en deux chambres: une posterieure tres-retrecie et sinueuse et une anterieure dilatee, renflee et prolongee en avant en deux petits culs-de-sac. Ü’est & la paroi superieure de cette derniere chambre que s’ouvrent les canaux deferents avec les ureteres, tandis que le ' rectum et la poche que l’on convient d’appeler vessie urinaire s’ouvrent Asa paroi inferieure; l’orifice de celte vessie correspond d’ailleurs exac- tement aux orifices des deux uret£res. L’etroitesse du rectum pres de son ouverture dans le cloaque et sur-« tout l’existence de sa valvule eireulaire dont le bord libre est dirige en avant, empe&chent les matieres fecales d’arriver dans la poche genito - ex- er&mentitielle. Cette etroitesse est telle qu’une injection de matiere tres- deliee, poussee par le rectum, ne peneire jamais dans le cloaque. Quant ä Purine, je ne l’ai jamais trouvede dans la vessie, quoique j’aie ouvert une quarantaine de lezards mäles ou femelles. J’ai vu assez souvent ce liquide depos& au devant de l’orifice rectal, dans le petit espace legerement renfl&e compris entre cet orifice, la paroi inferieure du cloaque et la saillie ‚ transverse qui separe le rectum des deux ampoules superieures. 134 A. Lereboullet, Les parois du cloaque sont composes d’une muqueuse qui forme dans son interieur des plis et des saillies plus ou moins prononcees et de plu- sieurs couches de fibres musculaires. Les plis de la muqueuse sont sur- tout tres-developpes autour de l’entr&e des ampoules laterales (ec. fig. 169. pl.XVI et f. fig. 171. pl.XVII). Ils sont recouverts de lobules &pais, disposes en mamelons ou en pelits paquets irr&guliers et compos6s de ces amas de petites v6sicules dont nous avons parl& plusieurs fois et qui semblent caracteriser, chez ces vertebres inferieurs, le tissu des muqueuses. L’epithelium qui les recouvre est forme de grandes cellules eylindriques dont l’ensemble, vu de face, presente un aspect reticule (fig. 172. pl. XVII). La disposition des orifices exereteurs et l’arrangement des cavites interieures du vestibule genito - exerementitiel, montrent parfaitement qu/il ne saurait y avoir de me&lange entre les divers produits portes au dehors. Les matieres fecales restent en depöt dans le rectum; les urines s’accu- mulent dans le petit espace que nous avons fait remarquer a la paroi infe- rieure du eloaque; et enfin le produit des glandes spermatiques est verse au dehors ä l’aide des rigoles dont les verges sont creusees. Il existe derriere la levre posterieure du vestibule et le long de sa paroi dorsale, deux glandes allongees, renfl&es ä leurs extremites et qu’on rencontire dans les deux sexes (. fig. 173. pl. XVII et A. fig. 179. pl. XVII. „Les renflements posterieurs de ces deux glandes vestibuliennes se voient en arriöre du sphincter des levres (fig. 173); ils sont entoures par deux faisceaux musculaires qui se detachent de la partie anterieure du muscle du fourreau de la verge, dans les mäles, ou de son analogue dans les femelles, et qui servent ä les comprimer. Les glandes se retreeissent ensuite, longent la paroi dorsale du vestibule, puis se renflent de nouveau en deux corps ovoides (fig. 179) plus petits que les renflements poste- rieurs et silues de chaque cöle de l’extr&mite posterieure du rein. Ües glandes adherent fortement aux parois du cloaque et versent leur produit a l’entree du vestibule par de tres-petits orifices. Elles sont formees de z Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 135 petits lobules irreguliers r&unis par un tissu cellulaire serr& et composes - eux-memes de granulations fines. La paroi anterieure du vestibule renferme dans son Epaisseur une serie de petites glandes presque mieroscopiques. Üe sont des utricules allonges qui s’ouvrent ä l’entrde du vestibule et qu’on apergoit dejäa, A l’aide de la loupe, & travers la muqueuse de ceite region. Ces glandes, comme les pr&c&dentes, seer&tent une humeur destinee a lubrefier l’interieur des organes d’accouplement, afın de faciliter sans doute le rapprochement sexuel. Muscles du cloaque. — Le cloaque des lezards est muni de muscles nombreux destines ä agir sur les differentes points de cet organe pour le dilater dans toutes les directions, ‚pour en resserrer l’entree, ou pour le tirer en arriere, soit pendant l’acte de l’accouplement, soit afin de faciliter la sortie des matieres qui doivent le traverser. La dissection de ces petits muscles est assez difficile; nous y avons mis le temps et le soin necessaires et nous les avons fait representer dans plusieurs dessins, afin qu’on puisse se faire une idee de leur mode d’action. 1) Muscles releveurs de la l&vre anterieure (fig. 173, 174 et 175. pl. XVID. Immediatement sous la peau de la partie infe- rieure du corps, au devant de la fente du vestibule, se voient de chaque cöte deux muscles places !’un au devant de l’autre, entre la levre ante- rieure et le bord posterieur de V’ischion. Le plus anterieur de ces deux muscles, ou premier releveur de la levre anterieure (d.fig. 173), s’attache le long du bord poste- rieur de V’ischion et sur les cötes de son apophyse mediane. Ses fihres se portent obliquement en dehors vers la commissure des levres; elles s’attachent en partie aux parois du cloaque, en parlie au muscle situe der- riere lui, puis elles vont se r&eunir en dehors & un petit ligament apo- nevrolique situe entre l’artieulation coxo-femorale et l’angle de la levre. D’autres fibres plus profondes (m. fig. 174) se changent en un tendon qui se porte en avant et en haut, se fixe contre les parois laterales du eloaque 136 A. Lereboullet, et regoit, tout pres de son point d’attache, des fibres provenant d’un autre muscle, le dilatateur lateral (7). Ce premier releveur de la levre anterieure a un double usage. Comme il adhere en partie au muscle situ derriere lui, il coneourt avee ce dernier ä tirer en avant la levre anterieure du cloaque et agil, avec son congenere, sur toute l’etendue de cette levre. D’un autre cöle, par son tendon anterieur et superieur, il tire en bas et en arriere la paroi laterale de la portion moyenne du cloaque, pendant que les fibres du dilatateur lateral qui s’attachent ä ce tendon tirent ceite paroi en dehors; de cette maniere il sert A tendre et a Ecarter l’une de l’autre les parois de la cavite cloacale, et concourt par consequent A Elargir cette cavite. Le second muscle releveur de la l&vre anterieure est place derriere le precedent auquel il adhere en parlie (e. fig. 173). Ses fibres sont dirigees obliquement de dehors en dedans et d’avant en arriere et s’attachent contre la paroi anterieure de la levre, dans toute la longueur de cette paroi. Il releve donc fortement celle-ci et il est aide dans son action par le muscle precedent. Un troisieme muscle destine au m&me usage consiste en un faisceau cylindrique qui se detache du fourreau de la verge (f.fig. 173, k.fig.174, 175 et 163. pl.XVI), contourne l’angle des levres et vient se porter en avant de la levre anterieure, sur la ligne mediane, tout pres de son con- genere. Üe faisceau agit plus particulierement sur la partie moyenne de la levre; nous l’appellerons Releveur me&dian. Par l’action combinde de ces trois paires de muscles la levre ante- rieure est fortement tirde en avant afın d’ouvrir l’entree du vestibule. 2) Muscle releveur de l’angle des levres. (est un tres - petit muscle qui part de la commissure des levres, se porte en dehors et en avant et s’altache au femur, au dessus du trochanter. Ce petit muscle, situ& sous la peau, tire en dehors et en avant l’angle des levres; il ne se voit pas dans nos figures. Analomie des organes genitaux des animaux verlebres. 137 3) Muscle constriceteur des levres (k. fig. 173). Ilse voit surtout derriöre la levre posterieure & laquelle il appartient plus particu- lierement. Ses fibres recouvrent en partie les renflements posterieurs des deux glandes vestibuliennes et se portent en dehors pour se perdre vers la commissure des l&vres et dans le fourreau de la verge. Il resserre et ferme l’entree du vestibule. 4) Muscles -dilatateurs lat&eraux ou ischio-vestibuliens. Situes sur les parois laterales du cloaque, un de chaque cöte, ces petils muscles, de forme triangulaire, s’attachent par leur base contre la face sup6rieure et le long du bord posterieur de l’ischion (g. fig. 177 et I. fig. 174. pl. XVII). Delä les fibres du muscle se portent en arriere, en dehors et en haut et se r&eunissent en un tendon qui se fixe contre les parois du cloaque pres du point d’insertion des canaux deferents (2. fig. 175 et g.fig.178). Quelques-unes de ses fibres s’attachent le long du tendon du premier releveur de la levre anterieure comme on le voit fig. 179. Ces muscles tirent les parois laterales et superieures du cloaque en dehors et en avant et dilatent ainsi cette cavile. 5) Muscle dilatateur inferieur (o.fig. 174). C’est un muscle ir&s-mince qui s’attache le long de l’apophyse cartilagineuse de l’ischion (p) ei se porte directement en haut, pour-se fixer contre la paroi inferieure du cloaque. Il tire cette paroi en bas. 6) Muscle retracteur m&dian. Il commence enire les four- reaux des verges, sur la ligne mediane (i. fig. 173 ei s. fig. 125. pl. XII). Ses fibres s’attachent ä la peau de la r&gion inferieure du corps dans une assez grande etendue, aux apophyses Epineuses inferieures de la queue, ainsi qu’aux fibres des muscles du fourreau et des adducteurs de la cuisse entre lesquels il est place. Delä il se porte en avant, entre les deux glandes vestibuliennes, derriere l’extremite posterieure des reins (d. fig. 178 et f.fig.179. pl. XVII) et s’attache par un tendon robuste A la face dor- sale du cloaque, au niveau de l’insertion des canaux urinaires et genitaux (i. fig. 127. pl.XIM). Vol. XXIII. P. 1. 18 138 A. Lereboullet, Ce muscle tire fortement en arriere et en bas la paroi superieure du eloaque; il me parait specialement destine & faire saillir au dehors les papilles des canaux urinaires et spermatiques. 7) Muscles retracteurs lat&eraux. Derriere les glandes vesti- buliennes se trouvent deux faisceaux musculeux qui proviennent du four- reau de la verge (Ah. fig. 173) et s’attachent en partie a la peau. Apres avoir contourne et enveloppe les glandes vestibuliennes, ces muscles se portent en avant (/. fig. 179 et ©‘ fig. 127. pl.XII) et s’attachent, par un tendon assez fort, sur les cötes de la paroi dorsale du eloaque, derriere l’insertion du tendon du dilatateur lateral. Ces muscles tirent fortement en arriere les cöles de la paroi supe- rieure du cloaque, en m&me temps que le retracteur precedant agit sur sa partie moyenne. On remarquera le trajet que parcourent tous ces muscles retracteurs: fixes, d’une part, ä la peau de la region inferieure du corps, de l’autre A la portion superieure du celoaque qui repond A la seconde chambre et dans laquelle se trouvent les papilles genito -urinaires, ils ramenent en bas la paroi dorsale de cette chambre, afin de rapprocher les papilles de l’orifice exterieur. Des verges et de leurs muscles. P1. XVI, XYI et, VE Les lezards ont deux verges disposees symmetriquement sur les eötes de la region inferieure de la queue, derriere la fente vestibulaire. Eilles se presentent sous la forme de deux corps allonges, fusiformes, tres-efli- les en arriere et elles produisent sous la peau un renflement qui sert & distinguer les mäles des femelles. Contenues chacune dans un fourreau musculeux, elles se touchent par leur face inferieure, mais elles sont Ecartees l’une de l’autre en dessus ei separees par le grand muscle adducteur de la euisse (cocey-tro- chanterien) et par l’ischio-coceygien fourreaux des verges Anatomie des organes genitaux des animauz verlebres. 139 ou muscles vaginiens. — Les fourreaux musculeux des verges (g. fig. 173) adherent ä la peau de la region inferieure de la queue; leurs fibres sont disposees par faisceaux obliques et transverses qui s’altachent le long des apophyses Epineuses inferieures et sur les cötes de la queue, en se confondant avec les muscles de cette region. Les deux fourreaux, comme je viens de le dire, adherent l’un ä l’autre, sur la ligne mediane, par une sorte de raphe. Vers le tiers anterieur de la verge les fibres de chaque fourreau augmentent d’epaisseur et se divisent en plusieurs faisceaux qui s’attachent en spirale, ä diffrentes hauteurs, aulour du tube de la verge, pres de l’entree de ces tube (@‘ fig. 175). C'est du bord externe de ce muscle &pais que se detache le faisceau cylindrique decerit plus haut sous le nom de releveur median (k. fig. 174 et 175; f. fig. 173) de la levre anterieure; tandis que son bord interne donne attache, en avant, aux muscles des glandes vestibuliennes (A. fig. 173). Ce muscle vaginien sert a retourner le tube de la verge et il est admirablement dispos&e pour cet usage. Ses points fixes, en effet, sont en arriere et sur les cötes, le long de la queue; ses fibres, en se contractant, concourent done ä tirer en arriere les parois du tube de la verge et ä retourner ce tube sur lui-meme, pour faire saillir l’organe de copulation. 3 D’autres muscles, &trangers a la verge, servent au contraire ä rame- ner le fourreau en avant, apres qu’il a Et, en quelque sorie, retourne comme un gant; ils tendent ainsi a faire rentrer l’organe copulateur dans son fourreau. Üe sont le grand adducteur de la euisse (fEmoro-coc- ceygien) et surtout l’ischio-coceygien. Le femoro-coceygien est large et fort; son corps s’attache & la partie inferieure de la queue et plusieurs de ses fibres adherent intimement a celles du muscle du fourreau, surtout sur la ligne mediane. Ü’est entre les deux muscles f&moro-coceygiens que penetre l’extr&mile posterieure des deux reins soudes entre eux en arriere. Les fibres de ce muscle se reunissent en un gros tendon qui s’attache au trochanter (f. fig. 177. 140 A. Lereboullet, pl. XVID. Quand ces muscles se contractent, celles de leurs fibres qui s’attachent aux muscles vaginiens doivent porter ceux-eci en avant. L’ischio-coceygien est un muscle grele situ& en dedans du precedent. Les deux muscles sont rapproches l’un de l’autre, le long de la ligne mediane, entre les fourreaux (ce, ce‘, c‘‘, fig.177), contre les femoro - coceygiens, et s’attachent avec eux aux longues apophyses Epi- neuses inferieures de la queue et en partie aA la peau. Delä ils se por- tent en avant, en croisant la direction du f&moro-coceygien et se termi- nent par un tendon grele (c’) qui se fixe ä l’epine de l’ischion, A une petite distance de l’articulation coxo -femorale. Du corps de ces muscles partent de nombreux faisceaux (c’ fig. 178) qui se dirigent en dedans et s’entrecroisent sur la ligne mediane en adherant au raph& des muscles du fourreau; quelques fibres s’entrecroisent aussi avec celles de l’adducteur f&moral (f&Emoro-coceygien). Quand les pattes de derriere sont appuydes contre un plan resistant et que le bassin est consequemment immobile, la partie posterieure ou le corps de ces deux muscles, venant a se contracter, tire necessairement en avant les fibres des muscles vaginiens et les ramenent dans leur position naturelle. Des verges proprement dites. Les verges elles-memes sont des tubes ä parois musculeuses et &lastigques. Chacun de ces tubes, sim- ple a son origine en avant, est double en arriere dans la moitie environ de son etendue (fig. 176. pl.XVII). Chaque verge est donc reellement bi- furquee ou double, comme celle de beaucoup de serpents. La porlion simple ou commune (bb‘) est formde par une membrane fibreuse, &lastique, autour de laquelle s’attachent les dilferents faisceaux du muscle vaginien. Interieurement sa muqueuse forme de gros plis irreguliers, longitudinaux et obliques (5). Cette parlie commune s’ouvre ä l’entree du vestibule par une rigole profonde compos&ee de deux levres a parois Eepaisses, rap- prochees l’une de l’autre. Il en resulte un demi-canal qui vient aboutir de chaque cöle, pres de la ligne mediane, a la paroi anterieure du vesti- bule (fig. 176). Anatomie des organes genitaux des animauz vertebres. 141 Derriere cette partie commune la verge s’elargit et se bifurque. Chacun des deux tubes (c) qui resulte de cette bifurcation est marqu& de plis arrondis, gaufres, disposes transversalement avec la plus grande regu- larit& et qui apparaissent comme des stries paralleles tres-rapproch6es (fig. 182 et 183. pl.XVII). Au fond de chaque tube s’eleve, en arriere, un tr&s-pelit tubereule (hh‘ fig. 176) ä peine visible qui represente le gland et qui est forme par une agglomeration de tres-petits mamelons. Il existe en dedans de ce tubercule une rainure longitudinale (9) formee par deux plis rapproches l’un de l’autre et dont l’extremite libre et tron- quee est dirigee en avant. Chaque demi-verge est munie interieurement d’une semblable rainure et d’un tubercule mamelonne et il m’a sembl& que les deux rainures, qui representent assez bien deux moities de cylindre, sont disposdes de maniere ä conslituer un tube entier par leur rapproche- ment, lorsque la verge est retournde. “ Tout l’interieur de la verge est recouvert d’un Epiderme corne qui s’en detache en grandes lames et se compose de cellules polygonales assez regulieres, de grandeur variable, renfermant un noyau granuleux (fig. 184). La grandeur moyenne de ces cellules etait de 0,02 mm.; d’autres n’avaient que 0,015 a 0,012 mm.; le noyau mesurait, en moyenne, 0,005 mm. L’epithelium du fond de la verge, celui qui tapisse toute la surface mamelonnee du gland, est herisse d’Epines tr&s-rapprochees les unes des autres (fig. 185), de forme conique, et qui n’avaient pas plus de 0,02 mm. de longueur, sur 0,002 mm. de largeur. La muqueuse sous-jacente, finement veloutde, est composce de pelites masses arrondies, mesurant 0,01 mm. et formees de vesicules tres- tönues semblables a des granulations transparentes. J’ai cru voir sous cette muqueuse, dans la paroi anterieure du tube commun, un amas de tr&s-pelits eryptes peu distinets. La muqueuse est recouverte exterieurement d’une membrane elastique et vasculaire, composde de fibrilles extremement fines entrelacees et 142 A. Lereboullet, comme feutrees. Je n’ai rien vu, dans celte peau de la verge, qu’on puisse regarder comme un tissu veritablement £rectile. Enfin le tout est enveloppe de fibres museculaires disposdes en au- tant de bandelettes qu’il y a de plis ä chaque verge (b. fig.183). Toutes ces bandelettes, attachees separ&ement ä chaque pli, aboulissent & un ten- don moyen situ entre les deux demi-verges (h. fig. 181); puis elles se reunissent de chaque cöte en un muscle (ü. fig. 180 et 181) qui se dirige en arriere pour se confondre avec la masse du retracteur commun (k). Ces muscles sont evidemment destines ä relirer les verges. Ils sont aides dans leur action par un retracteur commun (k. fig. 180 et 181, et dd‘ fig.176) qui resulte de la reunion des retracteurs de chaque moiltie de la verge et qui s’attache en arriere aux muscles voisins et aux grandes apophyses Epineuses inferieures de la queue. “ Article IV. Du vestibule genito -exerementitiel de la grenouille mäle. Pl. XVII et XIX. Le cloaque des grenouilles est une cavite tubuleuse assez simple et qui parait, au premier abord, tout d’une venue et d’une largeur Egale partout; mais si on l’etudie sur des pieces fraiches qui ont sejourne quelques jours seulement dans l’esprit de vin, on voit qu’il n’en est pas ainsi. En effet le rectum, d’abord tres-large, se retreeit aA une pelite distance du cloaque, au point de ne plus offrir que la moitie de sa largeur primitive (f. fig. 198. pl.XIX). Sa muqueuse, de lisse qu’elle etait, forme des plis longitudinaux ondul&s qui commencent en avant, autour d’un bourrelet peu marque (g. fig. 198 et b. fig. 195) et se terminent ä un autre bourrelet (ec. fig. 198) au niveau du cloaque. La longueur de cette porlion plissde etait de 7 millim. et sa largeur de 5 millim. L’axe de l’intestin ne se continue pas directement avec l’axe du vestibule; le premier forme avec le second un angle plus ou moins obtus, comme on le Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 143 voit distinctement par une coupe longitudinale (fig. 198). Derriere le bourrelet terminal du rectum (valvule reclale) se trouve un pelit cul-de- sac peu prononce, long seulement de 2 mill. sur 7 de largeur, plus large, par consdquent, que l’issue du rectum. C’est une sorte de petite chambre allongee transversalement en forme de losange et dans laquelle s’ouvrent les uretöres en haut (e. fig. 195 et 196) ei la vessie en bas (o. fig. 195). Le tube se retrecit de nouveau derriere ceite region pour former le tube de sortie ou vestibule, qui a 3 millimetres de largeur (b. fig. 198). Ainsi nous retrouvons, dans cette cavil& genito -exerementitielle des grenouilles, les m&mes parties principales que dans les animaux prece- dents, savoir: 1) un tube vestibulien qui s’etend depuis l’orifice anal jusque pres du niveau des orilices urinaires et genilaux; sa muqueuse est marqude de plis assez prononc6s en arriere, mais qui s’elfacent peu ä peu en avant; c’est la premiere chambre du cloaque des animaux precedents; 2) la chambre vestibulienne proprement dite ou deuxieme chambre du vestibule.. Elle est tres-courte, mais elle se distingue de la precedente par sa plus grande largeur et par l’aspect lisse de sa muqueuse. On voit a la paroi dorsale de cette chambre et sur la ligne mediane, immediatement derriere le bourrelet rectal, deux gros plis lamelleux (fig. 196) qui con- vergent en arriere et ne sont que des prolongemenis des plis du rectum lui-meme: c’est au sommet de chacun d’eux que s’ouvrent les ureieres (c) par une fente longitudinale qu’on ne distingue qu’en Ecartant les bords de l’orifice. On a regard& A tort cette Eminence papillaire comme repre- sentant une verge; rien dans sa structure ne legitlime cette asserlion; elle rappelle simplement les papilles qui s’ouvrent dans la m&me region chez le lezard, mais qui ont une autre forme. Vis-a-vis la double papille genito - urinaire se voit, ä la paroi infe- rieure du vestibule, l’orifice de la vessie (fig. 195 eı 198). Celle-eci est une poche tres-ample, bilobee, remarquable par son reseau vascu- laire qui fait peut-etre de cette poche un organe accessoire de 144 A. Lereboullet, respiration *). Son orifice tres-large est entour& de faisceaux musculeux disposes en forme de boutonniere et qui appartiennent A un des relracteurs du rectum, le muscle ischio-rectal (d. fig. 194. pl. XIX). Le petit espace vestibulaire que nous venons de decrire est limite en avant par le bourrelet rectal. J’ai examine comparativement la muqueuse de ce bourrelet, celle de la portion plissee du rectum, ainsi que la muqueuse de la papille genito -urinaire et de la portion moyenne du vestibule. Je n’ai trouve de difference que dans son Epaisseur, mais nullement dans sa composition. La muqueuse reclale est epaisse; elle recouyre un lacis vasculaire Irös-serre el elle se compose d’amas de vesicules granuleuses reunies en forme de cellules arrondies, du diametre de 0,01 mm. Celle du vestibule est plus mince, mais sa structure est la meme. Quant aux papilles genito -urinaires, elles sont formdes par de fibrilles tr&s - deliees, continuation de celles qui constituent les conduits uro-spermaliques, et par une muqueuse analogue ä la precedente, recouverte d’un £Epithelium *) La vessie des batraciens a et€E regardde par Townson dejä, et, dans ces derniers temps par Carus et par MM. Dumeril et Bibron, comme un organe de respiration, comme une sorte d’allantoide persislante. Il est certain que les parois exir&mement vasculaires de cet organe legitiment cette opinion, d’autant plus que son large orifice doit rendre facile l’acc&s de l’eau dans cette espece de poche branchiale, comme on croit que cela a lieu pour les tortues. Cependant la fonction exelusivement respiratrice de la vessie ne me parait pas suffisamment demontree. La circonstance que les ureteres n’aboutissent pas & cette poche n’est pas une raison pour lui denier les fonctions de reservoir urinaire, ainsi que le fait remarquer Jacobson (Ueber eine wichtige Function der Venen, in Meckel’s Archiv, 1817, T. 3, p. 147); la position de l’orifice vesical au dessous des orifices des ureteres doit permetlre ä l’urine d’y penetrer. Rathke dit avoir trouv& un oeuf dans la vessie d’une salamandre (De Salamandrarum corporibus adiposis, Berol. 1818. 4.), ce qui montre assez la possibilit€ du passage du liquide urinaire. Je crois qu’on peut expliquer de la m&öme maniere l’existence de debris de coquilles dans les pierres vesicales des tor- tues molles (Fragments sur les organes genito-urinaires des reptiles, par M. Duvernoy. — Compt. rendus 1844, Tom. 19, p. 249 et s.); ces debris peuvent &tre regardes comme ayant penetre dans la vessie par le rectum, tout aussi bien, et avec plus de raison peut- eire, que comme ayant ete entraines par des couranis d’eau lors de l’aspiration presumee de ce liquide par l’anus. Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 145 eylindrique (fig. 197. pl. XIX), probablement vibratile, dont les cellules sont surtout developpees autour des orifices. Les cellules de cette region avaient 0,012 a 0,015 mm. de largeur sur une longueur presque double; leurs bords libres offraient un double contour et elles renfermaient un con- tenu finement granuleux; je ne leur ai pas trouv& de cils vibratiles. Les muscles propres du rectum et du cloaque sont disposes sur deux plans: les uns exterieurs composes de fibres longitudinales tres - serrees, les autres interieurs eirculaires. Leurs fibrilles, qui appartiennent aux muscles de la vie vegetative, ont environ 0,001 mm. d’epaisseur Le vestibule genito - excer&mentitiel est muni de deux muscles r&- tracteurs particuliers, l’un dorsal, l’autre ventral. Retracteur dorsal ou coccy-vestibulien. Il se compose de deux petits tendons (o. fig. 193. pl. XIX) fixes, !’un ä cöt& de l’autre, au bord inferieur de l’extremite cartilagineuse du coceyx. Ües tendons donnent attache ä des faisceaux musculaires aplatis qui se portent en avant et s’etalent en Eventail dans l’epaisseur de la paroi dorsale du vestibule; ils se perdent autour de l’insertion des canaux uro-spermatiques. Ües muscles ont Eevidemment pour usage de ramener en arriere la region du cloaque dans laquelle s’ouvrent ces canaux et ils sont les analogues des retratteurs que nous avons decrits dans le l&zard. Retracteur inferieur ou ischio-vestibulien. Il est com- pose de plusieurs gros faisceaux d’un aspect brillant, comme tendineux, qui entourent comme d’une boutonniere le col de la vessie (d. fig. 194). Ces faisceaux se perdent en avant, dans les fibres longitudinales du rec- tum; en arriere ils se r&eunissent, passent par dessus le sphincter anal et viennent s’attacher & la partie superieure d’un petit tendon (b) fixe au devant de la symphyse des os du bassin. Ce muscle a donc aussi pour usage de tirer le cloaque en arriere; dans ce mouvement il doit en m&me temps resserrer l’orifice vesical. Vol. XXIII. P. 1. 19 146 A. Lereboullet, On trouve au dessous de ce muscle un lacis vasculaire fin et serre qui double la muqueuse cloacale, dans la region vesicale, et qui est remar- quable par le pigment noir dont il est recouvert, Les autres museles du cloaque sont des abaisseurs. 1) Muscle ischio-coceygien. Nous appelons ainsi un muscle considerable fix& au fond de la rainure que forment par leur reunion les deux gros os du basin et ä l’Epine situde au devant de cette rainure. . De ces points d’attache le muscle s’eleve de chaque cöle du rectum, de ma- niere A l’embrasser etroitement et se fixe sur les cötes du coccyx et du sphineter anal (4, fig. 191 et 192. pl. XVII et m. fig. 193 eı 194. pl. XIX). Ce muscle doit servir a ramener vers le bas l’extr&mite du vestibule. 2) Les cöles du coceyx donnent attache ä un muscle qui a pour usage d’abaisser l’extr&mite de cet os; c’estle cocecy-femoral de duges (3, fig. 191 et 192; n. fig. 193). 3) Sphincter anal. Il se voit derriere l’extremite du coceyx (6, fig. 192). C’est un gros muscle annulaire qui entoure l’entr&e du vestibule et qui est en partie recouvert, sur les cötes, par les fibres du muscle ischio-coceygien. Il s’attache en haut, par quelques fibres, & la partie carlilagineuse du coccyx et en bas ä la partie superieure de la rai- nure de l’ischion, derriere les fibres de l’ischio-coceygien. — Il, doit tendre, comme le suivant, a tirer vers le bas la region anale, en meme temps qu’il sert de sphincter. 4) Abaisseur de l’anus. De la partie inferieure du sphincter anal se detache un muscle triangulaire (d, fig. 191 et 192) dont les fibres se dirigent de haut en bas et d’avant en arriere. La base de ce muscle s’attache au sphincter lui-m@me et son sommet termine en pointe se fixe a l’extremite superieure de la symphyse du bassin, par un tendon court (6, fig. 191; ce. fig. 192) auquel viennent aussi aboutir les fibres du muscle r&tracteur inferieur du eloaque (B. fig. 194). Ce tendon donne lui-m&me attache ä une corde tendineuse qui descend sur la ligne mediane, Anatomie des organes genilaux des animaux vertebres. 147 entre les cuisses, contourne la region inferieure du bassin et va se fixer en avant, pres du point d’insertion des muscles de l’abdomen. Vers le milieu de, son trajet cette corde tendineuse regoit les fibres de deux muscles peauciers greles, aplatis et disposes en travers (7, fig. 191 et c. fig. 194). L’abaisseur anal, en tirant sur le sphincter, sert ä porter en bas la paroi inferieure de l’anus et ä& entr’ouvrir cet orifice. Üette action est favorisce par la corde tendineuse dont je viens de parler. En effet, quand les euisses son fortement Ecartdes (et c’est la position que prennent les erenouilles pour deposer leurs oeufs ou leur laite), les muscles peauciers diriges en travers tirent en sens contraire sur le tendon median et agissent ainsi, par son intermediaire, sur le muscle abaisseur de l’anus. Les muscles que nous venons de decrire ont done pour usage com- mun, ä l’exception du sphincter anal, de tirer le cloaque en arriere, de porter l’anus en bas pour lui donner une direction horizontale, de tendre les parois du vestibule et d’elargir l’orifice de ce canal, afın de faciliter la sortie des produits qui doivent &tre expulses; nous avons vu que le sphineter anal lui-m&me concourt en partie ä cet ensemble de mouvemenis. Article V. Du vestibule genito-excrementitiel dans le brochet mäle. Pl. XIX et XX. Le vestibule celoacal du brochet et de la plupart des poissons est reduit a des dimensions tellement minimes, qu’on peut le regarder ä peu pres comme nul. L’anus s’ouvre ä l’exterieur et il est entoure d’une rosette de plis form&s par sa muqueuse (i. fig. 199 et a. fig.201. pl.XIX). Derriere ’anus se voit un autre orifice eirculaire peu profond (k. fig. 199) dont les bords se conlinuent avec la peau exierieure. Au fond de cet orifice on a 148 A. Lereboullet, trouve, en avant, l’issue du canal deferent (d.fig.201) et‘en arriere l’ori- fice de l’uretere commun (e). Derriere celui-eci existe un petit cul-de- sac peu profond (f). . On peut done considerer le leger enfoncement qui renferme les ori- fices genital ei urinaire, avec la fossette situde en arriere de ce dernier, comme le representant du vestibule genito - exer&mentitiel des vertebres ovipares, et en particulier de la seconde chambre (chambre anterieure) de ce vestibule.. La cloison qui separe le rectum de ce vestibule rudimen- taire est garnie de gros plis longitudinaux assez saillants (5) sur les cötes desquels on apergoit deux petits lobes cartilagineux couverts de quelques grains de pigment päle. Si l’on souleve avec une aiguille le bord poste- rieure de la cloison recto - vestibulaire, on voit, sur la ligne mediane, une papille conique tres-petite (d. fig.201 et 204. pl. XX) qui appartient & la paroi inferieure (anterieure) du canal spermatigue commun. Examinons maintenant en particulier chacun des canaux qui abou- tissent aux trois orifices dont nous venons de parler. Le rectum arrive tout pres de sa terminaison se recourbe assez for- tement en bas, en formant un coude tres-sensibles, comme on le voit surtout dans la figure 208, pl. XX. La cavite de l’intestin se retreeit & l’endroit ot il commence ä former ce coude (2. fig. 206) et sa muqueuse presente dans le trajet de cette porlion retrecie des plis longitudinaux saillants qui se continuent avec les plis de la cloison recto -vestibulaire. Cette extremite du rectum est donc l’analogue de celle que nous avons vue dans le lezard et dans la grenouille; elle en a tous les caracieres et n’en differe que parceque elle s’ouvre immediatement au dehors. Nous ferons aussi remarquer le coude que forme l’intestin, avant de se terminer a l’anus, coude qui existe dejä, quoique d’une maniere moins sensible, chez le l&zard et chez la grenouille. Le canal genital qui resulte de la r&union des deux canaux deferents est situe, comme nous l’avons vu, au dessus du rectum auquel il adhere fortement; ses parois sont lisses ou marqu&es seulement de quelques rides Anatomie des organes genilaux des animaus vertebres. 149 longitudinales un peu avant sa terminaison (b. fig.204). Ce tube se re- trdeit en arriere et s’ouvre par un orilice assez etroit derriere la cloison rectale. C’est du bord anterieur de cet orifice que se detache la petite papille conique (d) dont nous avons deja parle. Elle est formee par un lissu spongieux compose& de fibrilles enrouldes et entrelacdes d’une maniere inextricable. L’aspect de ce tissu rappelle celui de la papille genitale du coqg. De chaque cöte de la papille genitale se voient deux plis lamelleux tres - pelils. Le troisieme canal dont il nous reste A parler est celui qui conduit au dehors les urines. Situ6 au dessus du precedent (fig. 203), il lui adhere fortemeni ainsi qu’aux parties voisines. Il est forme par la reunion des uretöres au canal qui provient de la vessie urinaire. La vessie urinaire (e. fig.203; f. fig.205) est une poche ä parois fibreuses, allongee, eylindrique, tr&es-extensible et contractile. Elle se resserre fortement apres la mort et forme alors des rides nombreuses et des plis qui font saillie a l’interieur. Situde entre les renflements spon- gieux des canaux deferents et au dessus d’eux (fig. 202), cette poche se retrecit en arriere en une espece de col allonge qui se joint au canal pro- venant de la reunion des ureteres. Le canal commun qui en resulte (g’ fig.203) tres-large et plisse A son origine, diminue de diametre en arriere; ce canal adhere fortement au tissu fibreux de la paroi abdominale ainsi qu’au tube genital; il s’ouvre derriere l’issue de ce dernier par un orifice beaucoup plus large (e. fig.201). La muqueuse de cet uretere est tapissee par un Epithelium en reseau dont les mailles ont jusqu’äa 0,015 mm. de diame&tre. De petits faisceaux musculaires provenant des muscles interepineux du dos (g. fig. 202) s’attachent ä la membrane fibrreuse (p) contre laquelle est coll&e la portion dilatee de l’uretere et la lirent en arriere et sur les cötes. Muscles des orifices exterieurs. — Les muscles qui appar- liennent aux orifices exterieurs que nous venons de decrire sont tres-petits et doivent exercer une action bien faible sur ces orifices. Ces derniers 150 A. Lereboullet, sont entourds d’une peau Epaisse doubl&e par un tissu fibreux tres-resi- stant auquel adherent quelques muscles peauciers. Tous les faisceaux dont nous allons parler paraissent &tre des dilatateurs. 1) Dilatateur anterieur de l’anus. — ]l existe en avant de l’anus quelques fibres musculaires qui proviennent de la masse des muscles abdominaux et s’attachent au bord anterieur de l’ouverture anale. Ces fibres adherent intimement ä la peau sous-jacente et doivent servir, quoi- que faiblement, a lirer en avant le bord anlerieur de l’anus. 2) Dilatateur commun des orifices. — De chaque cöte de ce muscle median se voit un petit muscle eylindrique (I. fig.202 et 208), continuation de la longue bandelette musculaire qui se porte des os rudi- mentaires du basin ä la queue (bandelette analogue, peut-£tre, & l’ischio- coceygien). L’extremit& de ce muscle est contenue dans une espece de gaine musculeuse sous-cutande (n) et se termine par un tendon grele (m. fig.202) qui cötoie le bord des orifices anal, genital et urinaire en adherent aux parois de ces orifices, et va s’attacher A un carlilage situe & la base des premiers rayons de la nageoire anale. Ce muscle me parait &tre un dilatateur des orifices; en effet, quand il se contracte, son tendon qui adhere ä la gaine dans laquelle il est ren- ferme tire en dehors les differents faisceaux de cette gaine et Elargit les ouverlures. 3) Dilatateur posterieur du vestibule. — Des fibres muscu- laires, qui se detachent en pelit nombre de la base de la nageoire anale, se rendent ä la paroi posterieure de l’orifice genito-urinaire et tirent cette paroi en arriere; elles servent donc ä entr’ouvrir le vestibule. 4) Dilatateur lateral du vestibule. — Un faisceau un peu plus gros part du m&me point (n. fig.208) et se porte sur les cöles du vestibule, pour tirer sa paroi en dehors et en arriere; c’est done encore un dilatateur. Anatomie des organes genilaux des animaux vertebres. 151 Tous ces muscles paraissent done concourir A un seul et m@me acte, savoir l’elargissement de voies par lesquelles les produits doivent &tre portes au dehors. Chapitre sixieme. De la sphere copulatrice dans les femelles. Article 1. Des organes d’accouplement du lapin femelle. II X et XV. Les organes d’accouplement se composent, dans la femelle du lapin, du vagin et de ses accessoires avec les muscles qui s’y rattachent. Le vagin (fig.102. pl.X) est un long iube musculeux, cylindrique, ä parois tres-extensibles, qui s’etend depuis l’embouchure des deux ulerus jusqu’a une pelite distance de l’orifice exterieur; il conserve ä peu pres le möme diametre dans toute sa longueur, exceple en avant de la sym- physe pubienne oü il est un peu dilate. Le canal de l’ur&thre, dont l’orifice sert de limite entre le vagin pro- prement dit et la vulve, est assez long; il mesurait 9 centimetre dans notre individu; il marche parallelement au vagin auquel il est uni par du lissu cellulaire et s’ouvre au cöle inferieur de ce tube, un peu en avant de l’origine des corps caverneux, ä 4 ou I centimetres de l’entree de la vulve. Les parois de l’ureihre sont minces; elles acquierent un peu plus d’epaisseur vers sa terminaison. Un peu avant son embouchure dans le vagin, il s’entoure d’un anneau musculeux et d’un plexus veineux assez epais qui lui est commun avec le vagin (fig. 152. pl. XV). Son orifice est marqu& par un l&ger bourrelet auquel aboutissent les plis longitudinaux de la muqueuse vaginale; les bords de ce bourrelet s’effacent peu ä peu 152 A. Lereboullet, en arriere. Le vagin proprement dit est muni interieurement de plis lon- gitudinaux qui regnent dans toute sa longueur, tandis que la portion du tube qui s’etend entre l’orifice de l’urethre et l’exterieur (vulve) est lisse. Le vagin, surtout dans sa porlion anterieure, a des parois museu- leuses tres-denses, r6sistantes et composdes des m&mes fibres que celles de la matrice. Il est entoure, au niveau du col de la vessie, dans une etendue de plus d’un centimötre, d’un plexus veineux compos& de grosses veines entrelacdes et disposees sur deux couches, dans l’epaisseur des fihres du sphincter vesical (fig. 152. pl.XV). Celui-ci est un muscle annulaire commun ä l’urethre et au vagin et qui embrasse le plexus vascu- laire. Derriere le sphineter vesical et sur les cötes de la region dorsale se voient deux bandelettes musculeuses longitudinales (m. fig. 152) ana- logues ä celles qui recouvrent les glandes de cowper dans les mäles; mais je n’ai trouv& aucune trace de ces glandes, ni de prostates. Un peu plus en arriere le vagin est enveloppe par le grand muscle annulaire ur&ihro-rectal (f. fig. 152) dont la disposition generale est la m&me que chez le mäle. Seulement il s’attache ä la partie interieure de la symphyse et le long des racines des corps caverneux du clitoris, pour se porter sur les cöles du vagin et envelopper ensuite le rectum. Il doit agir surlout comme un constricteur du vagin. La vulve, ou l’ouverture exterieure du tube genito-urinaire, est un orifice oblong situ& au devant du rectum et form& par la continuation du vagin et par les replis de la peau. Celle-ei se reflechit pour former d’abord deux replis exterieurs, les grandes levres (pl. X et fie. 153. pl. XV), dans les parois desquelles se trouvent des glandes sebacdes de me&me forme et de m&me dimension que les glandes preputiales et ingui- nales du mäle (g et h. fig.152). Cette peau recouvre ensuite la face anterieure (dorsale) du clitoris et lui forme une sorte de prepuce (a. fig. 153) au devant duquel on voit un espace triangulaire degarni de poils. Le prepuce est pourvu d’un muscle retracteur, comme le prepuce de la verge (f. fig. 152). Anatomie des organes genitaux des animauz vertebres. 153 Les petites levres (db. fig. 153) sont deux autres replis plus interieurs qui partent des cötes du clitoris, se dirigent en dehors et en arriere et se perdent sur les parties laterales de la vulve, a peu pres au milieu de sa hauteur. Ces organes sont formes par une peau läche, tres- vasculaire et contenant probablement un tissu Erectile. Le clitoris (e. fig. 153 et f. fig. 154) est tres-long et pourvu de deux corps caverneux aussi developpes que ceux du mäle et dispos6s de la m&me maniere; seulement ils sont plus aplatis. Ces corps caverneux sont separes l’un de l’autre A leur face inferieure par une rainure tres- sensible; en arriere ils se retrecissent et se terminent par une petite lamelle arrondie qui fait saillie entre l’origine des petites levres. La peau du vagin sur les cöles du clitoris est parcourue, dans toute l’e&tendue de ce corps, par un plexus vasculaire tr&s-riche, surtout en veines, et que l’on distingue souvent sans injection, quelque temps apr&s la mort de l’animal; ce plexus est le representant du corps spongieux de l’urethre chez le mäle. Artide IH. Du vestibule genito - exerementitiel de la poule. Pl. XI. La disposition exterieure et interieure de ce vestibule ressemble beaucoup ä celle du mäle.. Nous y trouvons aussi deux grosses levres exierieures, deux levres internes et deux cavites interieures, savoir un tube d’entree et le cloaque proprement dit *). Les differences qu’il pre- sente tiennent ä la nature des canaux qui viennent y aboutir **). *) M. Geoffroy St. Hilaire divise le cloaque en 3 zones tubulaires: la plus profonde, celle du rectum; l’intermediaire, celle de la vessie; et l’externe, celle du vagin que cet auteur appelle bourse de copulation (Philos. anat. p. 365). **) Suivant M. Geoffroy les petites levres embrassent un clitoris chez les femelles; il pre- vient qu’il faut etudier ces parties sur le vivant pour avoir une idee exacte de leur forme (0. c. p. 368). — Je n’ai trouve aucune trace de clitoris sur les poules que j’ai exa- mindes. Vol. XXIII. P.1. 20 154 A. Lereboullet, La premiere chambre (g. fig. 112. pl.XI), celle qui fait suite & P’ou- verture exterieure, est separde de la suivante par un rebord saillant dispose en travers (n) et qui aboutit de chaque cöte aux embouchures des ovi- ductes. La paroi superieure de ce iube d’entree est marquee de gros plis longitudinaux qui se reunissent en avant, en decrivant un arc de cercle ä concavite posterieure. Ü’est au fond de cette esp&ce de eintre qu’est situce l’entr&e de la bourse de fabrieius. Dans plusieurs poules adultes cette entree &tait oblit&r&e et cach&e par une papille que recouvrait le pli eirculaire. Dans une jeune poule, au contraire, il n’y avait point de papille, mais une large ouverture qui conduisait dans l’interieur de cette poche glanduleuse, La deuxieme chambre (0. fig. 112), situee au devant de la premiere et sur un plan inferieur ä celle-ci, a la forme d’un large sillon transversal borne en arriere par le rebord saillant et plisse dont nous venons de parler et en avant par le rebord saillant et egalement plisse du rectum. ÜC’est a l’extremite gauche de ce sillon que s’ouvre l’oviducte gauche par un large orifice (kk° fig. 112) garni d’un bourrelet qui empiete A la fois sur les deux chambres et qui apparlient surtout A la paroi superieure du cloaque, quoique les bords de ce bourrelet embrassent aussi une partie de la region inferieure. Du cöte droit se voit une fossette transversale assez large situ&e der- riere le rebord rectal (entre m‘ etn‘) et au fond de laquelle s’ouvre P’oviducte rudimentaire, a peu pres sur la meme ligne que l’orifice de l’oviducte gauche. Ü’est aussi dans cette chambre que s’ouvrent les ure- teres, ä sa paroi superieure, A une assez grande distance l’un de l’autre et sur la m&me ligne transversale que les oviductes. Au devant du bourrelet anterieur de ce second espace vestibulaire se trouve le rectum qui forme ä sa terminaison une vaste poche entour&e de son sphincter particulier, sphineter dont la saillie forme pr&ecisement le bourrelet dont il est question. Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 155 Les muscles du cloaque de la poule sont les m@mes que ceux du cog et disposes aA peu pres de la m@me maniere. De la bourse de fabricius. La bourse de fabrieius (k. fig. 73. pl. VI; fig. 157. pl.XV et fig. 158. pl. XVI) est une poche glanduleuse tres-developpee chez les jeunes oiseaux et rudimentaire ou m&me nulle chez les adultes et dont on ignore encore completement les usages. Je l’ai trouvde Egalement developpee et ayant tout-ä-fait la m&me structure dans un jeune coq et dans une jeune poule de l’annee. Dans le cogq (fig. 73. pl.VI) elle avait 21 mill. de longueur, 15 de largeur et 10 d’epaisseur. Un peu plus grosse dans la jeune poule (fig. 157. pl. XV) elle mesurait 27 millim. en longueur, 16 en largeur et 10 en &paisseur. Sa forme est ovoide, retrecie en arriere en un court pedicule, arrondie en avant. Elle est situde au dessus du rectum, sur la ligne mediane, entre les canaux deferents chez le mäle, entre l’oviducte gauche et le rudiment de l’oviducte droit, chez la femelle. Elle est maintenue collee contre le sacrum par des brides celluleuses tres - resistantes. Cette poche s’ouvre en arriere, a la paroi superieure du cloaque, par un orifice assez large qui se voit au fond de la premiere chambre, au dessus du bourrelet transversal qui la separe de la deuxi&me chambre (£. fig. 112. pl. XD). Quand on la distend par l’insufflation, on distingue, a iravers ses parois, des bandes longitudinales granuleuses separdes par des bandes plus &troites, sans granulations. En l’incisant suivant sa lon- gueur (fig. 158. pl.XVI), on voit qu’elle est garnie interieurement de gros plis longitudinaux tres-saillants, ayant de 4 ä 6 millim. de hauteur; j’ai compte dans la bourse du mäle 15 de ces gros plis. Ces lobes longitu- dinaux formes par le plissement de la poche, sont composes d’une grande quantit& d’utricules allonges (fig. 160), arrondis ou affectant plus ou moins la forme polygonale, par leur pression mutuelle. Les utrieules avaient 156 A. Lereboullet, 1 mill. de longueur, sur % mill. de largeur; ils etaient rang6s reguliere- ment les uns ä cöte des autres et presentaient sur leur face libre une fente lineaire (fig. 159). Ces utricules ceylindriques sont developpes dans l’Epaisseur des parois de la poche et chacun d’eux est entoure d’une cap- sule membraneuse formee au depens de la membrane commune. On voit tres-bien cette disposition quand on pratique des coupes suivant l’Epais- seur des parois; on distingue alors les ondulations de la membrane com- mune (a. fig. 160) et ses prolongements qui penetrent entre les utricules pour les entourer. Ües prolongements membraneux adherent’ aux cap- sules, cependant il est assez facile d’eEnucleer ces dernieres. La membrane propre de la bourse de fabricius est de nature fibreuse et glanduleuse. Si l’on en examine une portion prise ä la base d’un pli, on voit qu’elle est formee d’un tissu fibreux tres-resistant, compos& lui- meme de fibres ondulees, finement entrelacees (fig. 162), du diametre de 0,002 a 0,003 mm. Les cloisons tres-minces que cette membrane envoie entre les utricules sont au contraire constitudes par un lissu fibreux plus läche que le precedent, recouvert de cellules polygonales granuleuses qui mesurent 0,005 a 0,007 mm. et forment une sorte d’epithelium. Les utricules ouverts suivant leur longueur ont un aspect finement granuleux. Sous un plus fort grossissement (400 diametres), les grains qui les composent sont des corpuscules irreguliers renfermant des grains plus petits (fig. 161); des corpuscules semblables, isol&s, remplissent la cavite de l’utricule et se repandent sur la plaque de verre quand on ouvre l’utrieule; leur diametre est de 0,002 a 0,003 mm. Cet examen nous apprend que la bourse de fabrieius est un organe evidemment ir&s-glanduleux. Les utrieules doivent secreter un produit abondant dont nous ne connaissons pas les usages. Mais cette fonction. quellequ’elle soit, n’est que temporaire, puisque la bourse de fabrieius s’oblitere deja dans un äge peu avance. On a emis des opinions tres-diverses sur la nature de ce singulier organe. Fabricius ab Aquapendente qui l’a decouvert le regarde nn Anatomie des organes genilaux des animauas verlebres. 157 comme une bourse copulatrice destinde a recevoir la semence du mäle *). Perrault **) la compare aux glandes anales des mammiferes; Tiede- ee N mann’ Er [y *) et beaucoup d’autres auteurs se rangent de cet avis. Blu- *#%°) mel une autre opinion: il regarde cet organe comme particulier au mäle, sous le rapport des fonctions qu’il exerce, tandis qu’il n’existe chez les femelles que comme analogue. E. Geoffroy St. Hi- laire +) compare la bourse de fabrieius ä l’uterus et aux vesicules semi- nales des mammiferes, ä cause de sa position. Barkow +F) la deerit dans un grand nombre d’oiseaux, mais sans rien dire de ses usages. Enfin M. Berthold +++) a publi& en 1829 un travail special sur cet organe, travail dans lequel, apres avoir discute les opinions des auteurs sur les usages de cette poche, il la regarde comme la vessie urinaire des oiseaux. Il est difficile de se reconnaitre au milieu de toutes ces opinions eontradictoires. Üette difficult& provient surtout de ce que, dans la deter- mination d’un organe, on a egard exclusivement, tantöt A sa forme ou A ses connexions, tantöl a sa structure et A ses usages. Un m&me organe peut changer de fonction; dans ce cas, si l’on n’envisageait que ses usages, on se tromperait infailliblement sur sa determination. Ainsi la vessie natatoire des poissons qui represente, ä notre avis, le poumon des autres vertebres, ne fonetionne plus comme poumon, mais devient un organe hydrostatigue ou concourant A l’audition. La bourse de fabrieius ne saurait Eire regardee comme un reservoir seminal, puisque elle existe a un m&me degre de developpement dans les E72 *) Opera omnia; Lipsiae 1687. ’*) Mem. de l’Acad. des sciences, Tom. 3. P. 2. p. 310. es) Zoologie, Tom. 2. p. 467; Heidelberg 1810. ses) Vergleichende Anatomie; Göttingen 1815, p. 487. +) Philos. anatom., p. 370 et Bulletin philom. 1822. ++) Meckel’s Archiv, 1829. pp) Nov. Act. phys. med. Tom. XIV. 2, p. 905. 158 A. Lereboullet, deux sexes et quelle s’atrophie chez les adultes. Est-elle une vessie urinaire ou une glande anale? Sous le rapport de sa structure on est force de la regarder comme une glande; tandis que, pour sa position, elle rap- pelle assez bien la vessie urinaire des poissons, celle du brochet, par exemple. M. Berthold a fait l’observation interessante que, dans les oiseaux d’eau, elle est plus developpee et disparait plus tard que dans les autres oiseaux (loc. cit. p.Y11). I affırme avoir trouve dans son interieur un liquide analogue a l’urine; et cependant il parle aussi de sa structure glanduleuse. Si, comme le ceroit M. Berthold, cet organe est une vessie urinaire, pourquoi celte vessie s’atrophie-t-elle dans l’äge adulte ? Ce n’est pas iei le lieu de nous etendre davantage sur cette question. Si nous considerons la bourse de fabrieius morphologiquement, nous pour- rons nous ranger de l’avis de Geoffroy St. Hilaire; sa forme et sa structure, les m&emes dans les deux sexes, s’expliqueraient par l’analogie qui existe aussi entre les autres parties du cloaque de l’oiseau. Si nous avons plus particulierement egard aux connexions, nous pourrons la com- parer a une vessie urinaire, quoique nous doutions qu’elle en remplisse jamais les fonetions. Si, enfin, nous recherchons quels peuvent &tre ses usages, nous reconnaitrons, sans nous occuper de ses analogies, que c’est un organe transitoire, comparable, sous le rapport de ses fonctions seu- lement, au thymus et aux capsules surrenales des mammiferes. Article II. Du vestibule genito -exer&mentitiel du lezard femelle. Pl.-XIH, XVJ et XViR Le cloaque du lezard femelle a la m&me forme generale que celui du mäle. Il s’ouvre de m&me au dehors par une fente transversale composee d’une levre anterieure et d’une levre posterieure tr&s-serrees l’une contre l’autre. La premiere envoie en dedans un repli qui forme de chaque cöte Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 159 une pelite levre interieure longitudinale plice en deux suivant sa longueur, quand les levres exterieures sont rapprochees (b. fig. 168. pl. XVI et e. fig. 170). Ces deux levres internes qui sont les m&mes que celles de la poule et qui rappellent les petites levres des femelles des mammiferes, sont plus apparentes dans les femelles de l&zards que dans les mäles, A cause de l’absence des rigoles des verges. Sur les cötes de chaque levre interne se trouve un cul-de-sac qui semble au premier abord &tre l’orifice d’un canal, mais au fond duquel on ne distingue aucune ouverture (I. fig. 168 et b“ fig. 169). On voit seu- lement, en employant un grossissement assez fort, de tr&s-petits orifices qui repondent aux glandes vestibulaires situdes au dessous. Chaque cul- de-sac se prolonge en arriere en une rainure qui se termine au fond de la fente transversale de l’entrde du vestibule. Ces deux culs-de-sac sont-ils les orifices exterieurs des canaux peritondaux? c’est ce que je n’ai pu constater. Au delä des levres internes se voit la premiere chambre ou chambre posterieure, retr&cie et plissee longitudinalement (d. fig. 170. pl. XVID), puis la chambre anterieure ou cloaque proprement dit, avec ses deux am- poules laterales separdes l’une de l’autre par une cloison mediane incom- plöte, ir&s-eEpaisse et recouverte d’une muqueuse fortement plissee (g. fig. 171). Le bord des ampoules est entoure de lamelles saillantes plus prononcees que dans le mäle (f). est entre chaque ampoule et le cöte correspondant de la cloison mediane qui les separe que s’ouvrent les oviductes, par un orifice &troit et entoure de plis (f.fig. 170 et c. fig. 169. pl. XVI). C’est aussi sur les cötes de la cloison, mais plus en arriere, que s’ouvrent les uret£res. La region inferieure du cloaque presente en avant l’orifice du rectum dispose comme chez le mäle et en arriere, A une tres-pelite distance, Vorifice de la vessie (fig. 170). Cette region inferieure est separde de la superieure, comme dans le mäle, par le rebord saillant de la paroi superieure de l’orifice rectal. 160 A. Lereboullet, La muqueuse du cloaque, celle des ampoules et des lamelles qui les bordent et celle de la cloison mediane forment de gros plis recouverts de lobes muqueux Epais disposes en petits mamelons ou en paquets irregu- liers. es paqueis sont composes eux-me&mes d’une infinite de petits granules v6siculeux reunis en amas arrondis qui ressemblent ä des cellules granuleuses. Les muscles du cloaque (pl. XII. fig. 125,126 et 127) sont disposes comme chez le mäle; seulement il existe quelques differences necessitees par l’absence des organes copulateurs. Nous retrouvons en avant de la levre anterieure les deux muscles releveurs de cette levre, mais le second releveur, celui qui s’attache immediatement ä la levre, est moins fort que chez le mäle et place plus obliquement (fig.125. pl. XII). Le releveur median (p. fig.125) existe de m@me et il se detache d’un muscle qui represente le muscle vaginien. En effet, l’analogue de ce dernier est une bandelette musculeuse situee sur les cötes de la region inferieure de la queue, sous la peau, entre l’ad- ducteur f&moral et les muscles de l’epine. Ce muscle se porte en dedans et en avant, vers la commissure des levres, et se divise, tout pres de cette commissure, en deux faisceaux; le faisceau anterieur contourne la levre anierieure pour s’altacher ä sa partie moyenne (/1‘ fig. 127), c’est le releveur median; le faisceau posierieur (q. fig. 125 et 126) se glisse comme dans une coulisse entre les fibres du muscle constricteur des levres. Quand ce dernier faisceau agit avec son congen£re, il tire forte- ment en arriere la levre posterieure et son action s’etend sur tous les points de cette levre, en m&me temps que la levre anterieure est relevee par le faisceau precedent; ce faisceau est done un r£tracteur de la levre posterieure. Le muscle constrieteur des levres (r. fig. 125) est dispose comme chez le mäle; il recouvre aussi deux glandes vestibulaires, mais plus petites (w. fig. 126). Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 161 Les deux ischio-coceygiens (t) sont devenus superficiels et s’atta- chent ä la peau, par suite de l’absence des verges; ils ont d’ailleurs la m&me disposition que chez le mäle. Article IV. Du vestibule genito -exerementitiel de la grenouille femelle. Pl. XVII et XIX. Le cloaque des grenouilles femelles a la m&me forme et la me&me disposition que celui des mäles. Il se compose donc d’une premiere por- tion vestibulaire ou tube de sortie (d. fig. 186. pl.XVIII et 2. fig. 198. pl. XIX) dont la muqueuse est marquee de plis longitudinaux, et d’une seconde portion un peu plus large que la premiere, ires-courte et dont la muqueuse est lisse (c. fig. 186 et 198). Cette seconde chambre est limitee en avant par le bourrelet rectal que forment les gros plis de cet intestin; en arriere elle se confond bientöt avec le tube de sortie. La vessie s’ouvre, comme chez le mäle, par un large orifice ovalaire, A la paroi inferieure du vestibule (e. fig. 198). La paroi superieure de ce dernier pr&sente, sur la ligne mediane, derriere le bourrelet rectal, deux papilles ovalaires mamelonnedes, quelquefois pediculees, le plus souvent sessiles, ordinairement couvertes d’un pigment noir, surtout A l’Epoque du frai et m&me deja en automne (b. fig. 186). C’est au sommet de ces papilles que s’ouvrent les uterus par deux orifices longitudinaux rappro- ches !’un de l’autre et dont la fente est presque lineaire (a. fig.187). Immediatement derriere ces papilles se voient deux autres orifices plus petits situ6s sur les cötes d’un pli de la muqueuse (5): ce sont les embouchures des deux uret£eres. L’interieur du rectum est dispose comme chez le mäle, c’est ä dire que la muqueuse de l’intestin, d’abord tres-mince, s’Epaissit pour former les gros plis de sa portion valvulaire ou terminale. Celle-ci, plus etroite Vol. XXIII. P.1. | 21 162 A. Lereboullet, (f. fig. 198), est comprise entre deux bourrelets, un anterieur ou inte- stinal et un posterieur ou vestibulaire. Quant aux muscles du vestibule, ils sont les m@mes et ils ont la meme disposition que dans le mäle. Article V. Du vestibule genito - exerementitiel du brochet femelle. Pl. AI La disposition des orifices exterieurs dans les femelles est identi- quement la m&me que celle que nous avons decrite chez le mäle. En avant le rectum, apres s’etre coude, s’ouvre par un orifice garni de plis en rosette (v. fig. 200). Derriere lui se trouve le pore genital (%) au fond duquel on voit, en avant, l’orifice de l’oviducte commun et, en arriere, l’orifice de l’uretere. La cloison recto-vestibulienne est garnie de gros plis longitudinaux en partie recouverts par les deux lobes cartilagineux tachetes de pigment que nous avons mentionnes chez le mäle. Enfin derriere l’uretere on distingue aussi une depression en forme de cul-de-sac peu profond qui rappelle le cul-de-sac ou l’ampoule du vestibule des lezards (2. fig. 200). Je n’ai pas trouve de difference dans le nombre ni dans la force des muscles disposes autour de ces parlies. Article VI. Resume comparatif des parties qui constituent la sphere externe des organes genitaux dans les deux sexes. Nous resumerons dans un seul article le parallele que nous avons & etablir entre les animaux vertebres des deux sexes, relativement ä la composition de la portion terminale de leurs appareils genital et exere- menlitiel, attendu que les differences sexuelles sont ici de peu d’impor- Anatomie des organes genitaux des animau« vertebres. 163 tance et que nous aurions &te conduit A des repetitions inutiles, si nous avions consacre un article aux organes de chacun des deux sexes. Ce parallele n’est pas sans diffieulte; il a exerce, il y a deja long- temps, la sagacite d’un esprit eminemment philosophique, du celebre Geoffroy, qui a publi& successivement plusieurs memoires sur ce sujet *) et qui a expose ses idees dans son ouvrage remarquable intitule philosophie anatomique. Il n’est pas facile, en effet, de recon- naitre, au premier abord, dans un oiseau et encore moins dans un poisson, les parties analogues ä celles qui constituent les organes sexuels d’un mammifere. Cependant, en procedant par voie d’analyse et en observant la disposition de ces parties dans certains types intermediaires, on parvient encore assez bien a demontrer cette analogie et a expliquer la difference qu’on rencontre dans la serie des vertebres. Pour proceder avec methode, il convient de suivre, comme l’a fait M. Geoffroy, les conduits genitaux, urinaires et intestinal jusqu’a leur terminaison et de les comparer entre eux, sous ce rapport, dans les differents types; on arrivera, de cette ma- niere, non seulement ä trouver les analogies, mais aussi A montrer com- ment ces organes se simplifient ou se degradent successivement. Nous avons vu, dans le lapin mäle, les canaux conducteurs du liquide seminal verser leur produit ä l’entree d’un tube charge plus partieuliere- ment de conduire l’urine (urethre). Ce tube, ä son origine, est entoure d’un sphineter qui retient l’urine dans son reservoir; plus loin, ses parois deviennent spongieuses, tr&s-vasculaires, eErectiles, et il s’unit ä un organe parliculier egalement Erectile, fibreux, tres - resistant (corps caver- neux), pour constituer un appareil susceptible d’acquerir la tension et la solidite necessaires a la copulation (organe d’accouplement ou verge). Le *) Considerations generales sur les organes sexuels des animaux & grande respiration et cir- eulation (Mem. du Museum, Tom. IX, p. 393, 1822). — Composition des appareils geni- taux, urinaires et intestinal, a leurs points de rencontre dans l’autruche et le casoar (ibid. p. 438). — Sur les organes sexuels de la poule (ibid. Tom. X, p. 57, 1823). w 164 A. Lereboullet, tube de sortie sert done iei ä deux usages: il conduit l’urine au dehors, c’est la sa fonction habituelle; il transmet dans l’interieur des organes femelles le produit de la secretion des testicules, c’est la sa fonction transitoire. Le large canal destine a l’expulsion des matieres fecales (rectum) est situe au dessus du canal genito-urinaire; il en reste separ&e dans toute son etendue et il s’ouvre au dehors par un orifice situ& derriere l’orifice du conduit precedent (anus). Son extr&mite terminale est entourde d’un large sphincter en avant duquel s’accumulent les foeces. Dans le lapin femelle, m&me disposition des voies g£nitale et urinaire, d’une part, et de la voie stercorale de l’autre. Seulement ieci c’est le tube urinaire qui parait venir ä la rencontre du tube genital, puisque l’urethre s’ouvre dans un point tres-recule de ce dernier. Le tube genital a pris une extension et une preponderance considerables; il se divise naturelle- ment en deux parties, l’une &etendue depuis l’embouchure des oviductes incubalteurs (matrices) jusqu’ä l’orifice de l’ur&thre (canal urethro - sexuel ou vagin), l’autre qui va de ce dernier orifice a l’ouverture exterieure (vestibule ou vulve). Cette derniere portion est l’analogue de la porlion terminale de l’urethre du mäle qui se place sous les corps caverneux pour former la verge. Les plis longitudinaux de la muqueuse au pourtour de Vorifice de P’urethre servent assez bien a marquer la limite entre les deux portions de ce long tube. Ce type que presente le lapin dans la disposition et dans les rapports de ses trois voies d’excretion est celui que l’on rencontre dans l’immense majorit& des mammiferes. Quelques-uns cependant, parmi les mammiferes normaux, ont l’anus et la vulve situes au fond d’une poche que l’on pourrait regarder comme un commencement de cloaque (plusieurs carnivores et quelques rongeurs, le castor entre autres). Mais malgre la presence de cette fosse commune, les m&mes rapports entre les deux orifices persistent toujours. Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 165 Le premier degr& d’acheminement vers un autre type nous est offert par l’ornithorhynque, ce singulier mammifere ovipare ou ovovivi- pare qui a longtemps ete et qui est encore aujourd’hui un sujet d’etudes pour les naturalistes. Ici le rectum n’arrive plus jusqu’au niveau de l’orifice sexuel, il s’ouvre dans le canal genito -urinaire luismeme, ä sa face dorsale, et il n’y a plus au dehors, dans les deux sexes, qu’un seul orifice commun pour donner issue aux trois produits. Les rapports de la vessie avec les ureteres n’existent plus, le reser- voir est spare des tubes excereteurs; ceux-ci viennent aboutir au canal urethro-sexuel commun (l’analogue de l’urethre). Cette disjonction est m&me tellement marquee, que les tubes genitaux (canaux deferents et uterus) debouchent avant les ureteres dans le canal exereteur commun *). Cette separation d’un canal excreteur de son reservoir est un fait remar- quable de degradation; il indique un etat d’inferiorit& dans le developpe- ment et il nous montre deja dans les mammiferes une disposition que nous retrouvons dans les ovipares proprements dits. Ce n’est pas seulement dans l’ornithorhynque qu’on observe cette embouchure de l’uretere en dehors de la vessie; M. de Blainville l’a montree aussi dans un pha- langer **). Or, c’est cette disposition que l’on rencontre et que nous avons montree avec Evidence dans le l&ezard et dans la grenouille.. Chez ces animaux, comme chez l’ornithorhynque, nous voyons les ureteres (mäles et femelles de lezards, femelles de grenouilles) s’ouvrir derriere Vorifice des canaux deferents ou de l’oviducte. Remarquons encore que dans les femelles de monotremes et de didelphes, de m&me que dans celles des tardigrades et des Edentes, la *) Voyez surtout, sous ce rapport, les figures publiees par Geoffroy St. Hilaire (Mem. du Mus. Tom. XV. pl.1. fig. 6 et 7) et par M. de Blainville (Nouv. Ann. du Mus., Tom. II. pl. 12. fig. 1). **) Nouv. Ann. Mus. II. pl. 12. fig. 2. 166 A. Lereboullet, vessie s’ouyre tres en arriere, pres de la matrice, au fond d’un long vesti- bule. Dejä dans la femelle du lapin, l’un des mammiferes normaux le moins avance& dans son developpement, comme le fait voir, par exemple, le dualisme de son uterus, nous trouvons l’orifice urinaire situe assez loin en arriere. On voit done dans certainssmammiferes les orifices genitaux et uri- naires se concentrer autour d’un petit espace; c’est ce qui a fait dire avec raison que le vagin proprement dit, ou la partie du tube commun comprise entre l’orifice de l’urethre et celui de la matrice, manque dans les mono- tremes;; c’est le canal de l’ureihre lui-m&me qui en tient lieu, ou plutöt c’est un autre canal commun A l’urine et au produit de la generation, en un mot le canal ureihro-sexuel. Ce tube conserve encore la longueur qui le caracterise dans les mammiferes, longueur si remarquable deja dens le lapin. Les monotr&mes pr6sentent encore dans la composition de leur organe d’accouplement, chez le mäle, une particularit@ remarquable. Get organe est perfore, comme celui des mammiferes normaux, mais le canal tres-etroit qui le parcourt est destine uniquement A conduire le liquide seminal; l’urine au contraire sort par l’orifice commun. La verge n’a plus conserv& de sa double fonction que celle qui lui appartient en propre et qui est relative ä la fecondation. Voila done plusieurs points de vue sous lesquels les monotrömes different des mammiferes normaux, mais qui permettent cependat de retrouver le plan general d’organisation de ces animaux: le raccoureisse- ment du rectum et sa fusion avec le canal genito-urinaire, A une petite distance de l’orifice de ce canal; la disjonction de la vessie urinaire et des canaux excreteurs des reins: l’orifice de la poche urinaire tres-recule en avant et rapproch& de l’orifice genital; la composition de la verge qui n’est plus destinee qu’ä la transmission du liquide seminal. Examinons maintenant les ovipares proprement dits, ou du moins ceux d’entre eux qui ont un veritable cloaque (oiseaux, reptiles, batraeiens Anatomie des organes genitaux des animauz vertebres. 167 et selaciens parmi les poissons). Ils forment un type qui semble differer entierement du type des mammiferes. L’ouverture exterieure commune aux trois voies genitale, urinaire et stercorale conduit dans un espace plus ou moins &largi dans lequel on rencontre les embouchures des canaux exereteurs des reins et des glandes genitales; l’embouchure du rectum se trouve un peu plus en avant et sur un plan inferieur, il n’y a plus en general d’organe particulier d’accouplement. Voilä pour les differences en general. Mais si nous examinons avec quelque attention les rapports et la composition de ces parties, nous ver- rons comment elles se rattachent au type normal par leur disposition m@me et par l’existence, dans un assez grand nombre d’ovipares, d’une verge ou de deux verges canaliculdes et destindes a conduire le liquide f&econdateur dans les organes de la femelle. Les tubes genitaux (canaux deferents et oviductes) s’ouvrent ä la face superieure d’un tube commun, dans un enfoncement assez profond (lezard, poule) ou superficiel (grenouilles). L’orifice des canaux uri- naires, quand il ne se confond pas avec l’orifice genital, comme cela a lieu dans le mäle de la grenouille, se voit derriere le precedent (lezards, gre- nouilles femelles) ou en dedans et un peu en avant (poule et coq). Cette position relative des deux orifices genitaux et urinaires dans le lezard et dans la grenouille est identiquement la möme, comme nous P’avons dit plus haut, que celle que l’on observe dans les monotremes et dans le phalanger et probablement aussi dans les autres didelphes. Ü’est un point de rapprochement ä ajouter a beaucoup d’aultres entre l’ornitho- thynque et les reptiles, plutöt qu’entre ce monotr&me et les oiseaux. L’espece de poche ou de cul-de-sac qui renferme les orifices en question est toujours separee du rectum par une cloison transversale saillante, faible a la verite dans la grenouille, tr&s- prononc&e au contraire dans le l&zard et dans les oiseaux; mais cette poche presente une difle- rence assez sensible suivant qu’on l’etudie dans les oiseaux ou dans les 168 A. Lereboullet, autres ovipares, comme deja nous venons de voir que les rapports entre les orifices ne sont pas les m&mes. Dans les oiseaux en effet (cog et poule), nous la trouvons limitee par deux bourrelets, veritables sphincters, l’un anterieur, le sphincter rec- tal, l’autre posterieur analogue sans doute au sphincter vesical des mam- miferes. Dans les autres ovipares au contraire (lezard, grenouille), il n’existe qu’un seul sphincter, celui du rectum; la poche n’est separee du vestibule commun situe derriere elle que par un rebord saillant de la mu- queuse, dans le lezard; cette partie, dans la grenouille, est situee ‚sur le m&me plan que le vestibule et s’en distingue a peine par une difference d’aspect de sa muqueuse. On trouve chez les selaciens une disposition analogue ä celle des oiseaux; l’espace gEnito-urinaire est aussi limit en avant et en arriere par un repli. Comment expliquer cette difference? — Remarquons d’abord que les oiseaux n’ont pas de vessie urinaire; rappelons-nous ensuite que dans certains cas de teratologie, le rectum vient s’ouvrir dans ce reservoir *) et que cette disposition, toute singuliere qu’elle est, existe pendant la vie embryonaire **). ÜCet etat anormal ou transitoire devient normal et permanent chez les oiseaux: le rectum s’ouvre dans leur vessie urinaire *) Philosophie anatomique; pl. VI. fig. 8, 9 et 10. — Dans un agneau derodyme deerit par M. Joly, l’uretere aboutissait non & la vessie, mais dans une espece de cloaque forme par le rectum (Comptes-rendus; Tom. 20, p. 458). »*) M. Coste fait remarquer que, dans les premiers temps, la couche interne ou intestinale de l’allantoide, l’ouraque et la vessie forment un tout continu en relation avec la portion terminale du rectum, ce qui fait, dit-il, que les mammiferes peuvent etre consideres comme ayant un cloaque ä l’etat transitoire (Ovologie du Kanguroo, dans Annales fr. et etrang. d’Anat. Tom.II, p. 27). M. de Baer avait deja exprim€ le m&me fait: „‚In solchen frühzeitigen Embryonen ist auch, wie in den Vögeln, eine wahre Kloake, indem aus dem hintersten Darmende der Harnsack sich hervorgestülpt hat.‘“ (Entwickelungsgeschichte der Thiere. Tom.2. 1837. pag. 220). Anatomie des organes genitaux des animauz vertebres. 169 et il faut regarder avec M. Geoffroy, comme representant ce reservoir, la poche transversale situ&e immediatement derriere le rectum et encore munie de son sphincter. Dans les oiseaux le reetum s’est done reuni plus töt au tube genito- urinaire que dans les monotr&mes; il s’est abouche a ce tube des l’instant oü ils se sont trouves en contact; voila pourquoi les deux canaux sont places ä peu pres sur une meme ligne, A la suite l’un de l’autre. La vessie s’est retrecie considerablement. le canal urethro-sexuel s’est raccourci de son cöte et enfin les deux cavites se sont confondues en une seule. Dans les autres ovipares (lezards, grenouilles) la vessie urinaire reparait ä sa place ordinaire (paroi inferieure du tube commun); mais elle semble avoir change de destination et @tre devenue, du moins dans les batraciens et dans les tortues, un organe accessoire de respiration. Le canal ureihro-sexuel reste toujours tr&s-raccourei et le rectum s’ouvre a l’extremite anterieure de ce canal, comme il s’ouvrait tout-äa-l’heure a l’extremite de la vessie. Ü’est pour cette raison qu’il n’existe plus de sphincter proprement dit derriere la fossette genilo - urinaire. Nous croyons done que l’on peut. a l’aide des consideration que nous venons d’exposer, se rendre compte de la disposition du rectum et des voies geEnitales et urinaires dans les ovipares superieures; nous allons chercher ä expliquer l’arrangement des m&mes parties chez les poissons. Mais auparavant, faisons encore remarquer combien etait fausse l’idee qu’on se faisait autrefois du cloaque, que l’on regardait en quelque sorte comme le rendez-vous des malieres f&ecales, de l’urine et du produit de la generation. Les foeces sont retenues dans la dilatation que subit le recium au devant de son sphincter et celui-ci est toujours tres - puissant, puisqu’il determine la formation de plis considerables de la muqueuse et que ces plis longitudinaux forment m&me quelquefois un bourrelet saillant dans l’interieure du tube rectal (lezard). Les urines sont versees dans une cavit€e independante de celle qui contient les foeces et ce n’est Vol. XXIII. P. I. 22 170 A. Lereboullet, qu’avant d’etre epanchees au dehors qu’elles s’unissent aux: matieres fecales, mais sans se melanger avec elles. Quant aux produits de la generation, ils ne sauraient jamais se confondre avec les pr&cedents, par- ceque leur €mission n’est que temporaire. Nous avons deja indique plus haut que les selaciens, parmi les pois- sons, ont leurs organes genito - urinaires disposes A leur terminaison & peu pres comme chez les oiseaux. Mais il n’en est pas de m&eme de l’im- mense majorite des poissons. Ceux-ci presentent un troisieme type qui differe des deux types pre&cedents. Les trois voies d’exeretion s’ouvrent de nouveau au dehors par deux orifices distinets et separes l!’un de l’autre, comme chez les mammiferes; mais ces orifices sont disposes en sens inverse, c’est a dire que l’anus est en avant, tandis que l’ouverture genito- urinaire est en arriere. Pour comprendre cette anomalie apparente, rappelons d’abord en peu de mots ce qu’il y a d’essentiel dans la disposition et dans les rapports des trois tubes exereteurs, ä leur terminaison. Le rectum se coude vers le bas et se termine par une extr&mite retrecie en dega de laquelle s’amassent les matieres fecales. Le tube genital, dans les deux sexes, celui qui resulte de la reunion des deux canaux deferents ou des deux oviductes, vient s’ouvrir tout pres de la surface, et c’est aussi au m&me niveau que s’ouvre le canal excreteur de l’urine. Cependant ces deux orifices sont entoures d’un repli cutane qui constitue une fossette peu profonde. BRemarquons encore les gros plis longitudinaux qu’on observe ä la surface de la cloison de s¶tion entre le rectum et la fossette pr&ecedente et la depression qui existe derriere l’orifice de l’uretere. Reportons-nous maintenant a ce que nous avons vu chez le l&zard. Le rectum, au lieu de se diriger en arriere s’incline vers le bas; la cloison qui le separe de la chambre genito-urinaire est marqude de gros plis; cette chambre regoit l’orifice genital et l’orifice urinaire places l’un au devant de l’autre et le fond de cette chambre presente, en avant, un Anatomie des organes genitaux des animauz vertebres. 171 eul-de-sac assez profond. Imaginons une section transversale qui pas- serait immediatement en arriere du rectum et supposons que celui-ei ait perc& l’enveloppe du corps pour s’ouvrir a l’exterieur, nous aurons & peu pres la disposition qui existe dans le brochet. On peut done tres-bien, ce me semble, se rendre raison de tout cet arrangement dans les poissons: le reetum s’est raccourei dans l’ornitho- rhynque et s’est reuni ä la voie genito -urinaire; il s’est raccourei davan- tage dans la poule et s’est plac& bout-ä-bout avec la vessie; il s’est place, chez le lezard et la grenouille, a l’orifice anterieur du canal urethro- sexuel, mais ici se manifeste de nouveau la tendance de l’intestin a s’ou- vrir au dehors pour se debarrasser de son contenu, puisque son orifice s’incline vers le bas; dans les poissons le vestibule a entierement disparu, le canal urethro -sexuel est reduit A un etat extremement rudimentaire, le rectum se retrouve independant et il s’abouche au dehors par la voie la plus courte, en sorte que l’anus devient anterieur. Les poissons se trouvent done, sous ce rapport, aA un degre de deve- loppement bien inferieur ä celui des reptiles, puisque toute la partie qui preeede les orifices exer&mentitiels et genitaux a disparu presque entie- rement. Nous venons de suivre la disposition et les rapports des trois grandes voies d’exceretion dans les animaux vertebres et nous avons montre com- ment ces rapports se modifient, tout en conservant des traces du plan general d’apres lequel ils ont ete formes *). Il nous: reste A dire quelques mots sur les organes d’accouplement, organes qui ne sont neces- saires qu’autant que la f&condation doit avoir lieu avant la ponte. *) On remarquera, en lisant ce chapitre, que tout en faisant ressortir l’analogie des parties qui constituent la sphere externe des organes genitaux, nous avons montre aussi comment ces organes se degradent dans la serie des vertebres. Si nous avons plus insiste sur l’analogie que sur la marche de la degradation, c’est que celle-ci est evidente et que c'est precisement cette degradation rapide qui rend lanalogie difficle a demontrer. (Note ajoutee.) 172 A. Lereboullet, Ces organes consistent essentiellement, du cöte du mäle, en un corps susceptible d’acquerir de la raideur par l’afllux du sang qui vient remplir le tissu caverneux dont il se compose, et, du cöte de la femelle, en un tube (le vestibule ou vagin) destine ä Je recevoir. La verge n’existe a l’etat de developpement complet que chez les mammiferes normaux. Dans les monotremes elle a perdu une partie de ses fonctions, celle de conduire l’urine, mais elle a conserv@ sa fonetion essentielle. On la retrouve dans quelques oiseaux et dans tous les rep- tiles proprement dits, avec la disposition necessaire ä la transmission du fluide seminal (un canal ou une rainure). Il existe aussi chez les sela- ciens des organes partliculiers d’accouplement, mais construits sur un plan special. Dans les salamandres, parmi les batraciens, et chez les poissons ordinaires, la verge n’est plus representee que par un tubercule. La verge a donc laisse des traces de son existence chez tous les vertebres. Dans son &tat de degradalion elle n’est plus qu’une papille dont la struc- ture spongieuse rappelle encore la composition essentielle de l’organe arrive ä son entier developpement. Il en est de m&me du clitoris, cet organe des femelles qui repete si exactement la verge des mäles. On le retrouve en general dans les ani- maux dont les mäles sont pourvus de ce dernier organe ou qui n’ont möme qu’une simple papille; cependant sa presence est moins constante que celle de la verge. Enfin nous signalerons un dernier degre de ressemblance, mais qui ne s’applique qu’a certains animaux pourvus d’un cloaque: c’est l’analogie de composition des levres qui garnissent l’entree du vestibule chez les oiseaux et chez les reptiles. Dans ces deux groupes nous voyons un rebord exterieur compose de deux parties et un rebord interieur plus mince, paraissant Erectile, compos&e de deux replis longitudinaux qui rap- pellent les petites levres des mammiferes. La disposition de ces replis est la m@me dans les deux sexes, ce qui ne doit pas nous surprendre, car il existe deja une grande ressemblance dans la forme des parties, chez Anatomie des organes genilaux des animaux vertebres. 173 certains mammiferes, animaux qui sont pourvus d’organes exterieurs d’ac- couplement (lapin); ä plus forte raison l’analogie devra-t-elle &tre plus grandes lorsque ces organes exterieurs viendront a manquer *). Quatrieme partie. Resume general. Parallele entre les organes genitaux consideres dans leur ensemble; marche de leur degradation; application & la classification des vertebres. Nous avons expose dans des resumes particuliers les principaux traits de ressemblance qui existent entre les diverses parties dont se compose V’appareil genital de l’un et de l’autre sexe, sous le rapport de la forme, des connexions, de la composition et de la structure; et plusieurs fois, dans ces r&sumes, nous avons eu l’occasion de signaler les differences que presente cet appareil relativement a son degr& de perfection dans les divers groupes de vertebres. Ces resumes partiels nous dispenseront d’entrer dans de nouveaux details; nous nous bornerons donc maintenant ä faire ressorlir, d’une maniere generale, l’analogie de composition des organes genitaux consi- deres dans leur ensemble; nous indiquerons la marche de leur degradation et nous terminerons par quelques considerations sur le parli qu’on peut tirer, pour la classification, des caracteres que fournissent ces organes. Les organes sexuels consideres dans leur ensemble constituent un appareil de secretion tr&s-remarquable, compose de glandes et de con- *) Burdach fait observer, dans sa physiologie, que moins un animal est eleve en organisa- tion, plus son clitoris ressemble a la verge, 174 A. Lereboullet, duits exereteurs, mais dont les produits offrent un caractere exceptionnel 3 et tout special, puisque ces produits sont destines a agir ’un sur V’autre 51 de maniere a concourir ä la formation d’un nouvel &tre, sans que l’on soit encore parvenu ä decouvrir la part que prend chacun d’eux ä cette formation. Leur structure est essentiellement la m&me: ce sont des follieules clos (capsules des oeufs, capsules spermatiques), ou bien des utrieules egalement fermes ou enfin des tubes plus ou moins longs, ouverts ä l’une de leurs extremites. es capsules, ces utrieules ou ces tubes sont doues d’une force plastique tr&s-energique. La membrane granuleuse qui con- stitue essentiellement les ovaires produit d’une maniere incessante les fol- licules ovigeres, les nourrit, les developpe, jusqu’ä ce que ces follieules, arrives ä leur maturile, se soient ouverts pour verser au dehors le produit de leur propre seeretion. De me&me les follicules, les utrieules ou les tubes spermatiques sont composes d’une membrane plastique de laquelle se detachent sans cesse les capsules gen6eratrices des spermalozoides. Les vaisseaux sanguins toujours tres-abondants qui se repandent dans le tissu de ces glandes ovariennes ou spermatiques, forment dans leur interieur ou ä leur surface un reseau tr&s-serr&e dont les mailles enlacent les elements formateurs, afin de leur fournir le sang necessaire A l’exercice de leur fonction. Les produits de ces glandes, quoique de nature differente, se res- semblent par leur mode d’origine; les ovules, comme les spermatozoides, naissent dans des capsules, et les uns comme les autres peuvent @tre con- sideres comme des cellules vivantes, comme des fragments detaches de l’organisme et jouissant d’une vie independante, quoique subordonnee toutefois, a l’Etre dont ils font partie. Voila pour l’analogie generale de composition des glandes gene- ratrices. Si maintenant nous les comparons entre elles pour etudier leurs prineipales differences, nous verrons que ces dernieres portent surtout sur Anatomie des organes genilaux des animaux vertebres. 175 les el&menis formateurs et sur leur arrangement pour constituer la glande. Dans les femelles ces elements sont toujours des follicules; dans les mäles nous rencontrons des follicules, des utricules et des tubes. Or, on sait que les follicules elos constituent la forme la plus el&ömentaire des glandes; nous devrons donc regarder comme les plus parfaites les glandes genera- trices composees de tubes et ne meitre qu’en seconde et en troisieme ligne celles qui contiennent des utricules ou des follieules. D’apr&s ces donnedes les organes seereteurs du mäle seront plus parfaits que ceux de la femelle, et, parmi les mäles des vertebres, nous rangerons sous ce rapport dans une premiere categorie les mammiferes, les oiseaux, les reptiles, puis viendront les poissons et en troisieme lieu seulement les batraciens. Sous le point de vue des arrangements des elements formateurs, ceux du mäle n’offrent pas de difference, ils sont toujours agglomeres en masse compacte; mais ceux de la femelle sont tantöt reunis en une masse ires-dense fibro-granuleuse (mammiferes, oiseaux), tantöt etales en une membrane plus ou moins ample, mais toujours tres-mince (reptiles, ba- traciens, poissons). Les canaux excreteurs des glandes generatrices ne sont continus avec ces glandes que dans le mäle; ils en sont toujours separes dans les femelles, nouvelle preuve de l’inferiorite relative de ces dernieres. Leur forme et leur disposition generales sont les memes et ils presentent, comme on sait, dans les deux sexes, la plus grande conformite, malgre la difference de leurs usages. Ce ne sont pas seulement des organes con- ducteurs; ils sont aussi le siege d’une seeretion particuliere tres -abon- dante chez les femelles, parceque le produit de cette seeretion est destine au developpement de l’ovule, mais qui existe aussi chez le mäle, comme on peut en juger par la structure de l’Epididyme et du canal deferent; ici, le produit de la seeretion a sans doute pour usage de modifier et de per- feetionner le liquide seminal. La structure des canaux exereteurs indique assez leur double fonction: interieurement ils sont tapisses par une 176 A. Lereboullet, muqueuse quelquefois tr&s-epaisse (oviducte seereleur des oiseaux), exterieurement ils sont entoures d’une tunique fibreuse contractile destinde ä transmettre au dehors le produit de la secretion des glandes genitales. Ajoutons que les canaux des femelles, quand la f&condation a lieu avant la ponte, sont en outre charges de conduire le liquide seminal vers les ovu- les que ce liquide est appel& ä feconder. Les differences que presentent les organes conducteurs sont rela- tives, chez le mäle, ä leur etendue et ä leur independance et, chez la femelle, & leur rapport plus ou moins &troit avec l’ovaire, a leur concen- tration plus ou moins grande en longueur ou en largeur et ä leur etendue, sans compter d’autres differences relatives a leur usage spe&eial. C’est chez les mammiferes que les canaux excereteurs du mäle ont le plus d’etendue, sans contredit, comme on le voit par les nombreux replis de leur epididyme et par la longueur du tube redresse (canal deferent proprement dit). Dans les oiseaux, les reptiles et selaciens parmis les poissons, les canaux excereteurs sont non seulement beaucoup moins longs, mais en outre ils. manquent de leur portion redressee ou celle-ci est tout- ä-fait rudimentaire. Chez les poissons ordinaires les tubes exereteurs ont un caractere tout different qui les rapproche plutöt du plexus seminal (rete testis) des mammiferes que d’un veritable canal deferent; en sorte que ces animaux, ainsi que nous l’avons exprime, seraient prives de toute la portion de l’appareil situ&ee au delä du plexus s&eminal. Dans quelques poissons enfin, on ne trouve plus aucune trace de canal exere- teur propre; il ne reste que la glande chargee de la secretion (anguilles, lamproies, myxines). Sous le rapport de leur independance, nous voyons que, dans tous les vertebres, les canaux exereteurs du mäle tendent ä s’unir aux canaux excreteurs des glandes urinaires, mais cette union n’a lieu que tres-tard dans les mammiferes, les oiseaux, les reptiles ordinaires et les poissons; tandis que chez les batraciens anoures elle se fait au contraire dans les reins eux-m&mes. Or on sait que la division du travail. c’est a dire la Anatomie des organes genitaux des animauzx vertebres. 177 N separation, l’isolement des organes affectes a une fonction determinde est en raison du degr& de perfection de ces organes, ou, si l’on veut, du rang plus ou moins &lev& qu’occupe l’animal. Nous devrons donc considerer comme une inferiorite reelle cette fusion permanente des organes genitaux et urinaires que presentent les batraciens anoures ei placer ces animaux, sous ce rapport, m&öme apres les poissons. La comparaison des canaux conducteurs des glandes generatrices des femelles nous permet aussi de les elasser suivant leur degre& de perfection. Nous avons vu que leurs rapports avec l’ovaire et consäquemment leur tendance ä constituer avec lui une glande complete, sont assez &troits dans quelques mammiferes (carnivores), puisque leur pavillon entoure l’ovaire et lui forme une veritable poche. Dans les autres mammiferes une des extremites du pavillon seulement reste adherente ä la glande (lapin). Chez les oiseaux et les reptiles il n’y a plus d’adherence entre la glande et le pavillon proprement dit, mais celui-ci est muni d’un mesentere elastique qui lui permet de s’etendre et de s’appliquer momentanement autour de l’ovaire. Enfin chez les batraciens tout rapport, m&me transi- toire, avec l’ovaire, cesse; les orifices des oviductes en sont tres-Eloignes et sont retenus d’une maniere fixe aA leur place. Les selaciens, qui ont un veritable oviducte, se rapprochent, sous ce rapport, des batraciens plu- töt que des oiseaux. Nous ferons remarquer une coincidence assez curieuse qui existe entre la position de l’orifice ovarien du canal conduc- teur ei le mode de fecondation. Quand celle-ci a lieu avant la ponte, Porifice de l’oviducte est rapproch& de l’ovaire; il en est Eeloigne au con- traire, ou le canal m&me n’existe pas, quand il n’y a pas d’accouplement (grenouilles, poissons). Dans les salamandres, chez lesquelles la fecon- dation est interieure, le fluide s&eminal ne va pas jusqu’ä l’ovaire; il agit sur les oeufs qui sont arrives pr&alablement dans l’oviducte, ce qui rentre dans le cas precedent. Nous avons dit que les canaux conducteurs des ovaires presentent des differences sous le rapport de leur coalescence. Ils sont en effet Vol. XXIII. P.1. 23 178 A. Lereboullet, toujours distinets et separes dans les ovipares; ce n’est que chez les mam- miferes que nous les trouvons r&unis, dans une ‚partie de leur etendue, Cependant certains mammiferes, les didelphes et les monotremes, ont ces canaux separes jusqu’ä leur terminaison, et nous retrouvons m@me cette separation chez plusieurs mammiferes normaux (le lapin, par exemple). Ce n’est done que dans les mammiferes superieurs que nous voyons les canaux conducteurs se r&unir d’abord en travers, a quelque distance de leur terminaison, pour former la poche qu’on a designee sous le nom d’uterus et qu’on a coutume de distinguer, dans les descriptions, des deux portions des oviductes restees separdes (cornes de l’uterus); puis nous trouvons une concentration dans le sens de la longueur, en m&me temps que les canaux en entier se raccourecissent, pour ne plus former (quadru- manes et bimanes) qu’une poche assez pelite aux angles anterieurs de laquelle s’inserent les tromps de fallope. Cette coalescence des oviductes est une preuve de superiorite; nous en trouvons la demonstration dans l’etude du developpement des animaux et m@me dans la comparaison des animaux ä l’etat parfait. Il suffit de rappeler les belles considerations que M. Milne-Edwards a deduites de ses observations sur la disposition du systeme nerveux des crustaces, rela- tivement ä la coalescence des parties de ce systeme *). L’etendue des canaux conducteurs des glandes femelles varie surtout en raison de leurs fonctions comme on le voit par leur developpement dans les oiseaux, dans les selaciens et dans les femelles des batraciens anoures. De möme que les canaux du mäle, ils sont rudimentaires chez la plupart des poissons et manquent completement chez ceux dont les testicules sont prives de canaux excreteurs. *) C’est le contraire de ce qu’on observe pour la coalescence ou la fusion d’organes destines a accomplir des fonctions differents, comme nous venons de le rappeler pour les tubes genilaux et urinaires; cette sorte de fusion est une marque d’inferiorite. Anatomie des organes genitaux des animauz vertebres. 179 Les canaux excreteurs des glandes genitales, a la maniere de ceux des autres glandes, en general, ne versent pas immediatement leur produit au dehors. A peu d’exceptions pres (poissons normaux), ce produit arrive dans un tube intermediaire charge de le transmettre ä& l’exterieur, tube qui a en outre pour objet, dans les femelles d’un grand nombre d’animaux, de recevoir l’el&ment fecondateur du mäle, pour le porter jusqu’ä l’ovaire. Ü’est ce tube qui constitue, avec ses accessoires, la sphere externe des organes genitaux. Nous avons vu dans l’article pr&cedent les rapports que presentent les differentes parties de cette sphere soit entre elles, soit avec les orga- nes voisins. Nous ne pourrions guere, sans nous exposer a des repeti- tions, resumer de nouveau ces rapports. Nous nous bornerons ä rappeler quelques points essentiels, relativement aux ressemblances et aux diffe- rences de ces parties. 1) Le tube plus ou moins long auquel aboutissent les canaux exere- teurs est analogue chez les mäles comme chez les femelles, mais ses usages varient suivant les sexes. Dans les mäles il conduit habituellement Vurine et temporairement le fluide seminal; chez les femelles il conduit le produit de la generation et l’urine; de plus, dans les animaux qui s’ac- couplent et dont les mäles sont munis d’une verge complete (mammiferes) il offre une largeur suffisante pour recevoir cet organe et sa structure lui permet de se developper encore davantage pour donner passage au foetus. 2) Les orifices des voies genito-urinaires d’une part, et de la voie stercorale de l’autre, sont toujours distincis et separes; le rectum e&tant constamment garni d’un sphincter qui force les matieres f&cales A sejourner dans sa cavite. Ü’est surtout dans ce caractere, l’independance des voies excrementitielles, que nous trouvons une grande analogie chez les ani- maux vertebres. 3) Les organes d’accouplemeni se repetent dans les deux sexes. Le elitoris des mammiferes remplace la verge; il est muni, comme elle, d’un * 180 A. Lereboullet, double corps caverneux; il est doubl& d’une couche vasculaire disposde en plexus qui rappelle le corps spongieux de l’ureithre et celui-ei est remplace par la portion la plus exterieure du vagin. L’existence des organes d’accouplement n’est pas generale, mais on en retrouve des tra- ces dans tous les vertebres et ces organes, m&me ä l’etat de simple papille (brochet), conservent encore dans leur structure cet aspect spongieux qui rappelle la structure des corps caverneux. Les differences que presentent les organes de la sphere externe, differences qui permettent de les classer d’apres leur degr& de perfection- nement, portent principalement sur les rapports des orifices des trois voies excremenltitielles et plus particulierement sur la position du rectum. En effet: 1) Nous voyons le rectum s’arr@ter dans son developpe- ment longitudinal, a quelque distance de l’orifice exterieur du tube genito- urinaire, et s’ouvrir dans ce tube, en conservant encore sa position dorsale (monotremes); puis nous le voyons s’arreter encore plus töt, ä son point de contact avec la vessie urinaire, et s’ouvrir dans cette vessie elle-m&me; celle-ci est reduite a des dimensions rudimentaires qui lui font perdre ses caracteres de reservoir proprement dit; le rectum, par l’effet m&me de cette r&eduction, apparait ä la face ventrale du corps (oiseaux). En troi- sieme lieu la vessie reprend sa position abdominale, le rectum s’ouvre dans le tube genito -urinaire (canal urethro-sexuel, chambre anterieure du cloaque) ei commence ä se courber vers la region inferieure du corps (reptiles, batraciens). 2) D’un autre cöte il s’opere bientöt une disjonetion remarquable entre les canaux excreleurs des reins et le reservoir vesical; les ureteres s’ouvrent dans le canal urethro - sexuel derriere l’orifice genital; ces ori- fices avec celui de la vessie se concentrent dans un petit espace; mais en m&me temps le tube excreteur commun (canal urethro-sexuel et vestibule) conserve encore une grande longueur (phalangers, ornithorhynque). 3) Dans d’autres animaux (oiseaux, reptiles, batraciens), ce tube se raccoureit, le canal urethro-sexuel est confondu avec la vessie (oiseaux), Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 181 ou existe independant de cette poche (reptiles, batraciens); le vestibule s’en distingue neltement par sa disposition et par la nature de sa muqueuse. 4) Enfin dans les poissons ordinaires le raccourcissement du meme tube augmente encore, au point d’etre reduit A des dimensions tout A fait rudimentaires; les deux orifices (g£Enital et urinaire) toujours rapproches !’un de l’autre, quelquefois confondus, sont tout pres de la surface exte- rieure, et le rectum, qui affectait deja, chez les reptiles, de la tendance A s’ouvrir au dehors, a perce la paroi inferieure du corps, de maniere A mon- {rer son issue (anus) au devant de l’ouverture genito-urinaire. La degradation est done Evidente et elle porte, en resume, sur trois points: l’arret de developpement du rectum, la disjonction des uret£eres et de la vessie et le raccoureissement du tube exereteur commun. Recapitulons maintenant toutes ces differences et voyons comment les organes genitaux s’Echelonnent dans la serie des vertebres, relative- ment ä leur degre d’importance. 1) Les mammiferes normaux commencerent cette serie, par- ceque c’est chez ces animaux que les organes de la generation ont attient leur plus haut degre de developpement. Les glandes spermatiques, en elfet, sont completes; elles sont composees de tubes tres-longs et d’un plexus s&eminal tres-serre, destine a l’elaboration de la semence; leurs canaux excreteurs sont Ires-longs; ils ont un organe d’accouplement tres- developpe& et saillant, le plus souvent, ä l’exterieur. Chez les femelles on trouve des ovaires compactes, des conduits exereteurs unis &troitement a ces glandes, ces conduits le plus souvent soudes enire eux vers leur terminaison et plus ou moins concentres en une poche unique, impaire (Vuterus);: un long tube qui sert de canal excereteur et d’organe d’accou- plement et un organe partieulier situ& a l’entrde de ce tube et qui repete exactement la verge du mäle. Dans l’un et dans l’autre sexe, le rectum est parvenu ä son entier developpement et s’ouvre A l’exterieur derriere l’orifice sexuel. La vessie regoit les ureteres et cette poche s’ouvre, dans 182 A. Lereboullet, x la femelle, ä une distance considerable de l’orifice des canaux exereteurs (orifice uterin). 2) Apres les mammiferes normaux viendront les monotremes, ä l’organisation desquels conduisent deja les didelphes. Ici nous retrou- vons a peu pres la m&me composition des organes secreteurs et la m&me disposilion des canaux exereteurs; seulement ces derniers, chez les femelles, restent toujours separes. Mais la vessie s’ouvre immediatement dans le tube genito-urinaire, les uretres s’arretent dans ce tube et ne vont plus jusqu’ä leur reservoir habituel; le rectum n’arrive plus jusqu’au dehors, il s’ouvre dans le canal commun; enfin la verge n’est plus percee pour l’Ecoulement de l’urine, mais seulement pour la transmission du liquide seminal. La longueur du tube genito-urinaire et la position dor- sale du rectum sont encore des caracteres qui rattachent les monotremes aux mammiferes normaux. 3) Nous trouvons en troisieme ligne plusieurs groupes qui se rap- prochent beaucoup les uns des autres et qu’il est, pour cette raison, diffi- cile de classer, tels sont les oiseaux, les reptiles propres, les selaciens. Ils different des animaux du groupe precedent par la position plus avancee du rectum et par le raccoureissement du tube eloacal. Compares entre eux ils offrent peu de differences. Cependant la glande du mäle est composee de tubes dans les oiseaux et les reptiles et de vesicules dans les raies et les squales, ce qui place ces selaciens sur un rang inferieur; la glande de la femelle est plus complexe chez les oiseaux et se rapproche beaucoup plus de l’ovaire des mammiferes; les rapports entre l’ovaire et l’oviducte sont plus &troits dans les deux premiers groupes que dans le dernier; et enfin la position du rectum qui s’ouvre dans la vessie urinaire (oiseaux) nous parait aussi €ire due ä un &tat de developpement plus avance& que lorsque cet intestin s’ouvre directement dans le canal urethro- sexuel (reptiles). En combinant ces differences, nous voyons qu’on peut Anatomie des organes genitaux des animauz verlebres. 183 laisser ces trois groupes de vertebres dans l’ordre suivant lequel nous les avons indiques. 4) Un quatriöme degre, dans la degradation des organes reproduc- teurs, nous est offert par les batraciens. La composition de leurs testicules form6s d’utricules clos et de tubes (grenouilles), ou de vesicules et d’utricules seulement (tritons); la position de l’orifice anterieur de l’ovi- ducte tr&s-eloigne de l’ovaire, la fusion permanente des canaux excreteurs mäles avec les canaux urinaires, l’extr&me petitesse de leur canal urethro- sexuel qui a presque disparu, sont des motifs plus que suffisants pour leur assigner un rang inferieur. 5) Enfin les poissons normaux seront sur la derniere ligne de cette Echelle comparative.. Leurs testicules, dans la plupart. sont ä la verite compos&s de tubes et leurs ovaires sont quelquefois formes de lames epaisses qui ont une sorte de ressemblance avec les lames ovariennes des oiseaux; mais lä s’arr&te la perfection de leur appareil, tout le reste est dans un etat remarquable de degradation. Leurs canaux excreteurs sont rudimentaires ou nuls et le canal urethro-sexuel, deja si peu developpe dans les grenouilles, disparait completement ainsi que le vestibule; enfin le rectum ne s’unit plus ä l’appareil genital, il s’ouvre au dehors avant d’avoir opere cette jonction. Les poissons n’ont done plus conserve de cet appareil genital si compliqu& dans les vertebres superieurs que sa partie essentielle, celle qui est chargee de la seeretion, de meme que pour d’autres appareils, pour celui de l’oreille, par exemple, il ne leur est reste que la partie indispen- sable ä l’exereice de la fonction. i Nous remarquerons encore que les genres de poissons chez lesquels les organes genitaux se sont le plus simplifies ont eprouve, m&me dans leurs organes secreteurs, une sorte de degradation: leurs testicules ne sont plus compos&es de tubes, mais de simples vesicules closes, rudiments de tout organe secreteur (anguilles, lamproies, myxines). 184 | A. Lereboullet, Application ä la classification des vert&ebres. — On sait que pour arriver ä une bonne classification des animaux, deux operations principales sont indispensables: il faut d’abord former des groupes natu- rels, c’est a dire r&unir les &tres d’apres leurs affinites, puis disposer ces groupes suivant un cerlain ordre, en ayant &egard a l’importance relative des caracteres qui ont servi ä les &tablir. Les groupes sont formes d’apres des caracteres exterieurs et inte- rieurs alin de r&unir le plus grand nombre d’affinites possible; cette pre- miere operation exige done la connaissance pre&eise des €tres que l’on veut classer. La seconde op£ration est plus diffieile, parcequ’elle demande une appreciation exacte des caracieres relativement ä leur importance et par- ceque la subordination est toujours relative a la nature du groupe que l’on etudie, c’est A dire que la meme disposition organique ne pourra pas ser- vir de base a l’etablissement de groupes differents; tel caractere qui sera dominateur dans un cas ne sera plus que subordonn& dans un autre. On tombe suivant nous dans une grande erreur quand on prend un seul ei meme syst&me organique pour base de la distribution d’un groupe en groupes secondaires; c’est ainsi, par exemple, que les naturalistes qui veulent classer les mammiferes uniquement d’apres leur systeme ner- veux. sont conduits necessairement ä r&eunir dans un m@me groupe les inseclivores, les rongeurs et les chauvessouris, a cause de la ressemblance de leur cerveau. On commettrait une erreur semblable si l’on voulait n’employer que les organes genilaux pour la distribution des animaux vertebres. Les organes genitaux, comme les autres appareils, devront fournir des bases de classification; il s’agit de savoir apprecier les eirconstances dans les- quelles on devra preferer les caracteres tir6s de ces organes ä ceux que pourront donner d’autres appareils; il s’agit, en un mot, de ne pas oublier que la methode naturelle classe les Eires d’apres l’ensemble de leurs rapportis et non d’apres tels ou tels rapports isoles. ® WE Anatomie des organes genitaux des animauz vertebres. 185 On peut d’ailleurs se regler sur le nombre et la nature des modifi- cations qu’un appareil est susceptible d’eprouver; car il est certain qu’on ne saurait representer un groupe par un caraclere qui ne se retrouverait plus dans les divisions de ce groupe. Les details anatomiques dans lesquels nous sommes entre nous font voir que les organes genitaux presentent, dans les animaux vertebres, un certain nombre de types generaux facilement reconnaissables A l’exterieur et qui sont en rapport avec de modifications interieures. Ces types generaux sont: 1. Deux ouveriures exterieures, l’orifice genital en avant, l’anus en arri@re (mammiferes normaux). I. Une seule ouverture exterieure. Üe type se subdivise lui-me&me en deux groupes moins etendus: 1) Dans la premiere de ces deux sous-divisions, l’organe mäle d’accouplement est perc& d’un canal pour la transmission du liquide seminal seulement et le rectum est dorsal (monotremes). 2) La seconde sous-division comprend les vertebres A orifice genito- excremenlitiel unique chez lesquels les organes d’accouplement proprement dits manquent le plus souvent et ne se trouvent plus qu’a l’etat rudimentaire et qui presentent un rectum inferieur ou ventral (oiseaux, reptiles, batraciens, selaciens), II. Deux ouvertures exterieures, comme dans le premier type, mais anus en avant et orifice gEnito-urinaire en arriere; pas de cloaque proprement dit (poissons normaux). Ces types organiques sont lies a des modifications interieures que nous avons fait connaitre, ils s’appliquent ä des groupes bien determines. on devra donc en tenir compte et les comprendre parmi les autres carac- teres qui representent les groupes auxquels ils appartiennent. Mais il est de toute Evidence qu’ils ne pourront pas suffire a eux seuls, parce qu’ils nous conduiraient A separer ce qui doit Etre reuni ou A r&unir au contraire Vol. XXI. P.1. 24 186 A. Lereboullet, des groupes qui doivent rester separes. Ainsi les monotremes, quoique n’ayant qu’une ouverlure exterieure, sont des mammiferes, puisque les femelles ont des glandes mammaires pour allaiter leurs petits; et, d’un autre cöle, les selaciens sont des poissons, malgre l’affinite que leurs organes genitaux presentent avec ceux des oiseaux et des reptiles. Il faut donc, pour diviser convenablement les animaux vertebres, chercher d’autres caracteres plus generaux que ceux qui nous sont fournis par les organes reproducteurs. Les groupes transitoires ne devront pas nous arreter. De ce que l’ovaire des tortues rappelle celui des oiseaux, de ce que plusieurs parties de l’appareil genital des squales et des raies les rapprochent aussi des oiseaux ei des reptiles, de ce que, enfin, on trouve, dans les monotr&mes, plusieurs points de contact avec ces derniers animaux, ces circonstances ne sont pas des raisons sulfisantes pour detacher ces groupes transitoires des autres groupes auxquels ils appar- tiennent et pour leur assigner une place ä part. On sait tres-bien que certaines formes organiques se r&petent dans des types differents; c’est preeisement cette circonstance qui rend impossible la disposition des ani- maux en serie lineaire et qui fait preferer aujourd’hui les classifications en series paralleles. Nous nous bornerons ä ces considerations, pour ne pas depasser les limites d’un memoire deja peut-etre trop etendu. Nous avons &tudie en detail les formes, la disposition et la structure des differentes parties qui composent l’appareil genital mäle et femelle des animaux verlebres, en faisant l’anatomie sp£ciale d’un animal pris pour type de chaque classe; nous avons compare entre elles ces differentes parties et nous avons fait ressortlir leurs analogies, malgr& les modifications profondes qu’elles ont Eprouvees. Les etudes anatomiques jettent un grand jour sur la zoologie et en constituent la base fondamentale, puisque c’est l’anatomie qui nous revele en grande partie la nature des animaux et que c’est ceite nature que nous Anatomie des organes genitauz des animaux vertebres. 187 cherchons ä connaitre; mais elles ont encore un autre r&sultat non moins important, car elles seules nous initient, en quelque sorte, ä la pensee du createur, en nous montrant, par l’examen comparatif des formes et de la structure organiques, I’Id&e toute-puissante qui a preside A la compo- sition de cet ensemble merveilleux qu’on appelle organisme. Explication des planches. Planche I. Fig. 1. Testicule de lapin developpe et grossi deux fois. Les vaisseaux sanguins seuls ont &t& injectes; les canaux seminiferes ont ee laisses dans leur &tat naturel. aa. Lambeaux de l’albuginde detaches de la surface du testicule et reclines en dehors. b. Substance du testicule composee d’un grand nombre de lobules. On voit que ces derniers convergent vers le rete testis; ils ont et& separes pour mieux montrer ce plexus seminifere. c. Plexus seminal ou rete testis avec les ductuli recti qui vien- nent y aboulir. d. Canaux seminiferes efferents au nombre de sept, formant les cönes seminiferes qui se r&unissent successivement A un canal exere- teur commun. e. Portion de la tete de l’epididyme developpee. f- Deuxieme parlie de ce m&me renflement non developpee. g. Corps retreci de l’Epididyme. h. Queue du m@me organe en partie developpee. h'. Portion de cette queue entierement deroulee. h". Continuation de la queue de l’epididyme ä moitie developpee. On voit que les circonvolutions du tube deviennent plus rares et plus grosses; on distingue aussi les cloisons interlobulaires formees par l’enveloppe fibreuse. i. Canal deferent. 188 A. Lereboullet, k. Plexus pampipiforme. l. Artere du testicule; elle est un peu Ecartee a droite de sa position naturelle; elle envoie en avant un vaisseau qui penetre dans a profondeur de la glande. Fig. 2. Couche externe de l’albuginde du testicule (250 diametres). Fig. 3. Sa couche interne (m&me grossissement). Fig. 4. Tunique propre d’un canal seminifere; on n’a laisse que quelques vesicules Epitheliales adherentes ä ses parois (300 diam.). Fig. 5. Tunique prepre de l’epididyme recouverte de son e&pithelium (150 diam.). Fig. 6. Contenu des canaux seminiferes de la surface du testicule (250 diam.). Fig. 7. A. Spermatozoides extraits du canal deferent. B. Capsules spermatiques du m&eme canal (900 diam.). Fig. 8. Tissu de l’albuginee du coq avec de nombreux debris de noyaux (400 diam.). Fig. 9. Groupe de canaux seminiferes de la surface du testicule (8 diam.). Fig. 10. Un canal seminifere ouvert et grossi 200 fois; | a. Membrane amorphe de ce tube. b. Capsules granuleuses adherentes aA cette membrane et formant son epithelium. Fig. 11. Spermatozoides d’un coq adulte extraits du canal deferent (1200 diam.); a. le corps; 5. la queue du spermatozoide. Fig. 12. Contenu du testicule d’un jeune coq (700 diam.). a. Vesicules el&mentaires doudees de mouvement. b. Capsules spermatiques. c. Vesicules graisseuses. Fig. 13. Couche externe fibreuse de l’albuginde du lezard (400 iiage Fig. 14. Couche interne granuleuse de la m&me membrane (400 diam.). Planche I. Fig. 15. Testicules d’un coq domestique adulte, injectes et grossis deux fois. a. Testicule gauche; a. testicule droit. b. Extremite posterieure de l’Epididyme. c. Capsules surr£nales. d. Veine cave. Fig. Fig. Fig. Fig. > Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Analomie des organes genitaux des animaux vertebres. 189 ee’. Artere aorte. f- Trone coeliaque. g. Artere mesenterique superieure. | 16. Testicule de l&zard avec son Epididyme injectes et grossis 2 fois, pour montrer la distribution des vaisseaux sanguins. 17. Testicule, epididyme et canal deferent d’un lezard, grossis 2 fois. a. Testicule dont on a detach& l’albuginee. b. Lambeaux de l’albuginee. c. Bride peritondale qui fixe le testicule a la gaine du canal deferent. d. Epididyme; sa membrane fibreuse a &t& enlevee. e. Extremite deroulee de V’Epididyme. f. Commencement du canal deferent. 18. Anastomose de deux conduits seminiferes fortement grossis. 19. Contenu des canaux seminiferes du testicule. A. Spermatozoides (800 diam.). B. Capsules spermatiques (400 diam.). C. Corpuscules framboises (400 diam.). D. Vesicules graisseuses. 20. Testicules d’une grenouille rousse injectes par les veines. a. Reins. b. Testicules. ce. Portion basilaire des appendices adipeux; ceux-eci ont &t& coupes. d. Lobule graisseux qui apparait comme une vegetation du bord posterieur du testicule. e. Veine spermalique. 21. Reseau vasculaire de la tunique albuginde du testicule de la srenouille.e. Les mailles de ce reseau sont remplies par les ex- iremites borgnes des utricules seminiferes (6 diam.). 22. Coupe verlicale du testicule montrant les tubes seminiferes cor- ticaux ranges parallölement les uns aux autres (2 diam.). 23. Autre coupe dans laquelle on voit les utricules corlicaux et les canaux du centre (2 diam.). 24. Portion d’un tube seminifere ouverte et grossie 100 fois. a. Membrane prope du tube. b. Epithelium compose& de vesicules adherentes. 25. Contenu des tubes seminiferes des testicules d’une jeune gre- nouille verle prise en septembre (400 diam.). 190 Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. A. Lereboullet. a’ a’. Spermatozoides. b’ b’. Plusieurs capsules spermatiques de differente grosseur, ne contenant encore qu’un petit nombre de granules vesiculeux. 26. Contenu du testicule d’une grenouille rousse adulte prise en octobre. a. Spermatozoides grossis 1000 fois. b. Les m@mes representes plus grossis (1400 fois) pour montrer la hauteur de la queue. c. Faisceau de spermatozoides. d. Agglomeration de vesieules formant un globule framboise, herisse de spermatozoides; les vesicules qui composent le globule pa- raissent @ire les corps des spermatozoides ä l’&tat rudimentaire. 27. Portion de testicule d’un triton crete montrant les grosses vesi- cules granuleuses (follicules spermatiques) contenues dans les capsules membraneuses hexagonales que forme l’albuginee (8 diam.). 28. Contenu du testicule d’un triton. A. Faisceau de spermatozoides implantes autour du corps granuleux a (100 diam.). Les boucles se forment dans l’eau, sous les yeux de l’observateur. B. Un spermatozoide grossi 200 fois. La vibration des bords don- nait a l’oeil l’apparence de tres-petits corpuscules cheminant dans la direction des fleches. C. Capsules spermatiques (200 diam.). 29. Portion injectee de testicule de brochet destinee ä montrer le reseau vasculaire r&pandu ä sa surface et dans les mailles duquel sont enchässdes les extr&mites de canaux seminiferes (2 diam.). 1 u = Planche I. 30. Portion de testicule de brochet (3 diam.). a. Surface de la glande encore recouverte de son albuginee. b. Celle-eci coup&ee pour mieux montrer les canaux sous -jacents. c. Trone commun de plusieurs canaux qui se reunissent en palmure vers le bord dorsal du testicule, avant de s’ouvrir dans le canal deferent d. 31. Membrane albuginee du m&me vue par sa face interne. a. Cordon des mailles que forment les vaisseaux. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Anatomie des organes genilaux des animaux vertebres. 191 b. Extremites borgnes des canaux s&miniferes qui se logent dans ces mailles (12 diam.). 32. Tissu fibreux de Palbuginde (400 diam.). 33. Un canal seminifere ouvert (200 diam.). a. Vesicules adherentes (Epithelium). b. Membrane propre du tube. 34. Spermatozoides; a. grossis 1000 fois; b. l’un d’eux plus grossi et dessine immediatement apres la mort. 35. Ovaire et trompe de fallope de lapin injectes et grossis 2 fois (Vuterus etait en gestation). a. Ovaire. On a enleve une partie de sa surface pour montrer la teinte uniforme que presente son tissu propre, par suite de l’injection de ses veines, tandis que l’albuginde est restee blanche. b. Follicule de graaf encore enchässe dans le stroma, quoiqu’il fasse deja saillie a l’exterieur; on vöit les vaisseaux repandus A sa surface. c. Ligament de l’ovaire qui se continue avec le mesomötre. d. Pavillon de la trompe avec son ouverture et son extremite adhe- rente ä l’ovaire. e. Portion recourbee et dilatee de la trompe de fallope. e’. Portion retrecie de la trompe; elle etait droite et non pas flexueuse comme dans les individus dont l’uterus se trouvait & l’etat de vacuile. f- Bourrelet qui entoure l’orifice de la trompe dans l’uterus. g. Commencement de l’uterus ouvert; on voit les plis sinueux de sa muqueuse. h. Mesentere de la trompe. i. Un oeuf fixe entre les deux branches recourbees de la trompe el ne tenant qu’ä des vaisseaux sanguins. k. Veine ovarienne resultant de la r&eunion de veines de l’ovaire et de celles du pavillon et de la trompe. 36. Tissu fibreux de l’albuginde de l’ovaire (400 diam.). 37. Portion du tissu de l’ovaire grossie 7 fois et montrant un folli- cule de graaf ouvert. a. Tissu fibro - granuleux de l’ovaire. b. Enveloppe fibro -granuleuse du follicule. 192 A. Lereboullet, c. Membrane granuleuse formant une eouche assez Epaisse en dedans de cette enveloppe. Les deux couches se distinguaient facile- ment l’une de l’autre ä cause de la coloration bleue produite par l’injection des vaisseaux de l’enveloppe exlerieure, couleur sur laquelle se detachait nettement la blancheur de la membrane interne. d. Cavite du follicule. : Fig. 38. Portion du lissu fibro-grenu de l’ovaire contenant 3 follicules de graaf tr&s-rapproches. On distingue ä& travers les parois des follicules l’oeuf qu’ils renferment, avec sa vesicule germi- native (400 diam.). Fig. 39. Un follicule detache de l’ovaire, montrant son ovule avec la vesicule germinative (30 diam.). 1 Fig. 40. Tissu fibro-grenu d’un follicule (400 diam.). # Fig. 41. Un oeuf mür tres-rapproch& de la surface de la glande. a. Cellules de la membrane granuleuse. b. Chorion. | c. Vitellus. | d. Vesicule germinative avec sa tache germinative et plusieurs vesi- | cules plus petites et espacees (150 diam.). Fig. 42. Ovaire de poule injecie, grossi 2 fois. Fig. 43. Ovaire d’une jeune poule de l’annee, compose de lamelles pa- ralleles renfermant un grand nombre d’oeufs d’egale grandeur (2 diam.). a. Aorte. b. Tronc coeliaque. c. Artere mesenterique sup&rieure. d. Ovaire. > Planche IW. Fig. 44. Portion d’ovaire de poule grossie 50 fois; elle renferme des ovules enfouis dans son tissu firo-grenu; la vesicule germi- native est tr&s-apparente. Fig. 45. Portion de la piece precedente grossie 400 fois. a. Capsule de l’oeuf. b. Vitellus. c. Vesicule germinaltive. Anatomie des organes genitaux des animauz vertebres. 193 d. Stroma fibro - granuleux. d’. Deux faisceaux detaches de ce tissu. Fig. 46. Coupe d’une lamelle ovarienne grossie 3 fois, pour montrer les faisceaux fibreux du centre et les ovules accumules a la ceircon- ference.. Un oeuf ouvert en a montre la coupe de la capsule, du jaune et de la vesicule germinative. Fig. 47. Un oeuf dont la capsule est injectee (9 diam.). Fig. 48. Portion du stroma de l’ovaire pour montrer la membrane gra- nuleuse interposde entre ses faisceaux fibreux (400 diam.) aa. Deux faisceaux de fibres granuleuses. b. Membrane granuleuse interposee. Fig. 49. Ovaire de lezard injecte pour montrer les reseaux vasculaires qui entourent les oeufs et les pinceaux qui se distribuent sur les capsules ovigeres (2 diam.). Fig. 50. Autre ovaire incise longitudinalement, les oeufs font sailie dans l’interieur du sac. a. Oviducte. b. Ovaire. c. Vaisseaux sanguins qui penetrent dans le sac et se ramifient sur les capsules (2 diam.). Fig. 51. Un oeuf inject pour montrer le r&seau extremement serre qui couvre sa capsule (15 diam.). Fig. 52. Ovaire d’une grenouille adulte avec ses appendices adipeux (septembre). a. Poches de l’ovaire. b. Corps graisseux. ce. Lieu oü ces corps adherent ä l’ovaire. d. Veine cave recevant les veines renales et ovariennes. Fig. 53. Portion d’ovaire vue par sa face exterieure. L’injection poussee par les veines a passe dans les arteres; les vaisseaux ainsi rem- plis forment des anneaux autour de chaque oeuf (2 diam.). Fig. 54. Autre portion d’ovaire vue par sa face interne. Les ovules font saillie A P’interieur du sac; les capsules ovigeres sont parcou- rues par des vaisseaux tres - delies. a. Plexus vasculaire situ ä la base du sac. b. Portion d’un sac retournee pour faire saillir les ovules (2 diam.). Fig. 55. Portion d’ovaire injectee, grossie 14 fois. On voit le reseau Vol. XXI. P. 1. 25 194 A. Lereboullet, vasculaire qui entoure les oeufs et les vaisseaux qui en partent pour se diviser de nouveau en r&seau sur la capsule de ces oeufs. Fig. 56. Ovule grossi 60 fois. a. Sphere vitelline. b. Vesicules vitellines. ce. Vesicule germinative remplie de granules (taches germinatives). Fig. 57. Ovule dont la vesicule germinative b conlient quatre noyaux granuleux cc; a est la sphere vitelline (17 diam.). ee Planche V. Fig. 58. Extremite anterieure du sac ovarien d’un brochet, de grandeur naturelle. a. Paroi dorsale de l’ovaire, simplement membraneuse et ne conte- nant pas d’ovules. b. Portion ovigere formee de plis transverses. c. Portion du ligament anterieur de l’ovaire. Fig. 59. Surface d’un ovaire de brochet injecte, comme le testicule, par le biehromate de potasse et l’acetate de plomb. On voit les mailles des vaisseaux sanguins qui entourent les gros ovules et une quantite innombrable de petits ovules disperses entre les gros (2 diam.). Fig. 60. Un pli de l’ovaire etal& pour montrer l’arrangement des ovules dans l’epaisseur de la membrane proligere. a. Portion de la paroi dorsale de l’ovaire. b. Membrane proligere parsemee de tr&s-petits ovules. c. Plusieurs oeufs enchässes dans la membrane ovarienne. Fig. 61. Portion d’ovaire d’un brochet pris en automne. Les plis sont plus reguliers, ä peu pres d’egale hauteur et d’egale Epaisseur. 1.2. 3. Trois plis prineipaux situes & la suite les uns des autres; le pli du milieu est lui-me&me divise en plis plus petits (2 diam.). Fig. 62. Groupe d’oeufs d’un ovaire injeete; on voit la distribution des vaisseaux sanguins & la surface de l’enveloppe des ovules (12 diam.). Fig. 63. Membrane vasculaire de la paroi dorsale du sac ovarien du brochet (200 diam.). Cette membrane parait entierement com- posee de vaisseaux disposes sur plusieurs couches. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Anatomie des organes genitaux des animauz vertebres. 195 64. Epithelium de la muqueuse de cette m&me paroi (200 diam.). 65. Ovules d’un jeune brochet pris en octobre. A. Oeuf ir&s-petit (0,27 mm.), transparent, choisi parmi un groupe enfoui dans la membrane proligere (90 diam.). a. Vitellus. b. Vesicule germinative centrale mesurant 0,11 mm.; son con- tour est cach& par les petites vesicules vitellines accumulees autour d’elle. B. Autre oeuf un peu plus gros 0,29 mm.; vesicule rapprochee du bord; elle est remplie de granules accumules surtout vers la cir- conference; elle mesure 0,12 mm. (50 diam.). C. Portion d’oeuf mür de 1 millim. de diam£tre. a. Chorion. b. Vesicules vitellines de grosseur inegale (45 diam.). D. Vesicules vitellines de l’oeuf precedent; elles contiennent des vesicules plus pelites et mesurent 0,05 mm. (50 diam.). 66. Canal deferent du lapin ouvert pour montrer sa muqueuse reti- culee (9 diam.). 67. Tissu fibreux du canal deferent (200 diam.). 68. Vesicule seminale ouverte par sa face dorsale (grandeur naturelle). aa. Les deux cornes de la vesicule. b. Cloison qui les spare. c. Tissu glanduleux de la paroi dorsale. d. Orifices punctiformes des canaux deferents. e. Ouverture de la vesicule dans l’urethre f. 69. Region dorsale de la verge du lapin avec ses muscles. a. Coupe des racines des corps caverneux. b. Muscles ischio - caverneux. ec. Muscles pubo - caverneux. d. Corps caverneux. e. Gland dont la region dorsale est soutenue par le prolongemen! des corps caverneux. f. Extremite du gland entr’ouverte et distendue. 70. Coupe des corps caverneux, tout pres de leur terminaison (7 diam.). a. Cloison fibreuse mediane. 196 A. Lereboullet, b. Enveloppe fibreuse. c. Tissu caverneux. Planche VI. Fig. 71. Vue generale des organes genitaux du lapin mäle; un peu plus | petit que grandeur naturelle. E | a. Reins. | b. Ureteres. c. Vessie urinaire. d. Rectum. e. Testicules. f. Queue de l’Epididyme adherente ä la bourse du dartos. f'. Anneau inguinal interne. g. Canal deferent. h. Fibres du muscle oblique interne de l’abdomen entourant l’anneau inguinal. i. Bourse du dartos encore contenue dans le canal inguinal et ren- fermant la queue de l’Epididyme. i’. Canal inguinalouvert pour mettre & nu le sac scrotal gauche retourne. k. Bourses scrotales. I. Prepuce. m. Gland de la verge. n. Fossette inguinale contenant une matiere sebacee tr&s - odorante. o. Anus. Fig. 72. Organes genitaux du lapin vus par leur face superieure. a. Testicule droit. b. Tete de l’epididyme; 5’, son corps; 5’, sa queue. c et c’. Portions du muscle cer&master qui adherent au dartos. c’'. Dartos retourne. d. Peau du scrotum retournee. e. Cordon des vaisseaux spermatiques encore entour& de graisse. f. Canal deferent. f’. Son renflement posterieur. g. Vessie urinaire. h. Ureteres. i. Vesicule seminale. k. Glandes de la paroi dorsale de la vesicule. Fig. Anatomie des organes genitaux des animauz vertebres. 197 l. Prostate en position. Celle du cöte droit a ete developpee pour montrer les lobes qui la composent et ses canaux exereteurs. I’. Deux autres prostates situ6es au devant des precedentes. m. Sphincter de la vessie. n. Glande de cowper du cöte gauche en position et encore envelop- pee de sa couche musculeuse. Celle du cöte oppose a ete developpee et montre son principal canal excreteur. o. Bandelette musculeuse continuation des muscles propres de laglande. p, p’, p'. Muscle urethro-rectal; p. portion anterieure; ses fibres contournent le rectum et vont gagner son muscle reiracteur; p'. portion posterieure qui entoure la queue, elle a &t& coupee au niveau du rectum; p’. retracteur du prepuce. g. Continuation, sur le dos du rectum, des fibres du m&me muscle. Section du corps du pubis. Muscle ischio - caverneux. Muscles pubo-caverneux vus de profil. . Glande inguinale. Peau du prepuce. . Glandes preputiales. Gland. Sphincter anal. Rectum. Son muscle retracteur. Queue. Ssrm 2 spraess Ex 3. Organes genitaux d’un jeune coq d’environ 6 mois, vus en position, de grandeur naturelle. a. Extremite posterieure du foie. b. Veine cave inferieure. c. Aorte abdominale. d. Testicules; le droit dans sa position naturelle, le gauche recline en dedans pour montrer l’epididyme d’ situe le long de sa face dorsale. Canal deferent. . Bourse de fabrieius. Les deux levres internes de l’orifice du vestibule. . Levre anterieure. Levre posterieure. mn. mm 198 A. Lereboullet, q. Rectum. | u. Reins. v. Ureteres. Fig. 74. Testicule gauche et epididyme d’un coq adulte, grossis 2 fois. a. Testicule. b. Canaux efferents. c. Epididyme compos& de canaux flexueux au milieu desquels on voit un canal plus gros et a peu pres droit. c’. Epanouissement anterieur de l’Epididyme, dont les replis adherent a la capsule surrenale f. d. Canal deferent. e. Renflement situe a l’origine de ce canal. Planche VI. Fig. 75. Cloaque d’un cogq entr’ouvert par sa face inferieure pour montrer les papilles genitales et leurs rapports avec les corps spongieux ou plexus arteriels. a. Rectum. b. Sa dilatation terminale. c. Bourrelet rectal forme par le sphincter de l’intestin et par les plis de sa muqueuse. d. Paroi inferieure de la deuxieme chambre du vestibule reelinee en arriere; on voit, au milieu, l’ouverture qui conduit dans cette deuxieme chambre. ee’. Papilles genitales. ff’. Corps spongieux remplis de matiere a injection pouss&e par l’aorte. gg’. Muscle constrieteur inferieur du vestibule coupe par le milieu et ses deux moities reclinees en dehors; ce muscle recouvrait les corps spongieux. h. Levre posterieure. i. Canal deferent. k. Sa portion renfl&e ouverte suivant la longueur et sur laquelle repose le corps spongieux correspondant. I. Ureteres. m. Orifice de l’uretere droit; celui du cöte gauche est cache dans les plis de la cloison rectale. n. Artere du corps spongieux. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 199 . 76. Portion du canal deferent contenue dans sa gaine; a. replis du canal; b. sa gaine fibreuse (4 diam.). . 17. Paroi du canal deferent grossie 200 fois. a. Epithelium. b. Membrane propre, fibreuse, du canal. . 18. Exitremite terminale du m&me canal (2 diam.). a. Fin de la portion flexueuse du canal. b. Renflement terminal ouvert pour montrer ses plis transverses. . 19. Papille genitale creusee d’un tube tr&s-&troit dont on voit l’ori- fice exterieur en o, au sommet de la papille (4 diam.). . 80. Coupe transversale de cette papille montrant aussi la coupe du canal dont elle est creusee. 81. Moiti& gauche des organes genitaux du lezard mäle, pour mon- trer le trajet du canal deferent (2 diam.). a. Testicule. b. Epididyme. c. Canal deferent. d. Renflement terminal de ce canal. e. Son ouverture dans le cloaque. f. Ouverture de l’uretere. Ges deux orifices sont situes a l’extremite d’une m&me papille. 82. Portion du canal deferent du lezard grossie 9 fois. a. Canal deferent. b. Sa gaine fibreuse. 83. Epithelium de la muqueuse du renflement terminal du me&me canal (400 diam.). 84. Tissu fibreux de ce möme renflement (400 diam.). 85. Appareil genital de la grenouille rousse mäle (grandeur naturelle). a. Testicule. b. Canal uro-spermatique. c. Renflement spongieux de ce canal. d. Rein. e. Veine afferente du rein. f. Appendices adipeux. f’. Lobule graisseux rudimentaire adherant ä l’extremite posterieure du testicule. g. Aorte abdominale. 200 A. Lereboullet, h. Veine cave. h’. Rameaux veineux provenant des appendices adipeux et du testi- cule et qui se jettent dans la veine cave. i, Vessie. k. Rectum recline en dehors. I. Anus. Fig. 86. Appareil genital d’une grenouille rousse vu par sa face dorsale. | On a recline les testicules en dehors et retourne en partie les | reins de maniere que leur bord externe est devenu interne, afın | de mieux faire voir les canaux sEminiferes efferents. | mmm. Canaux efferents. | nn. Vaisseaux du testicule. oo. Veines des appendices adipeux. p. Rectum etal& pour mieux montrer les deux petits muscles retrac- | teurs s qui se perdent dans ses parois. | q. Vessie indiquee par un trait; elle est reclinee en dehors. r. Extremite cartilagineuse du cocceyx. s. Muscle cocey-rectal ou retracteur superieur du cloaque. t. Muscle coccy -femoral (Duges). ü. Muscle ischio-coceygien ou abaisseur du rectum. v. Sphincter anal. Les autres lettres comme dans la figure pr&cedente. Planche VI. Fig. 87. Portions des organes genitaux d’une grenouille verte. a. Reins. b. Canal uro-spermatique. c. Canal deferent accessoire qui commence par une extremite borgne dans la region la plus avanc&e de l’abdomen, sur les cötes des poumons, et s’ouvre dans le canal uro-spermatique. Fig. 88. Corps spongieux (vesicule seminale) du canal uro - sper- malique. A. Ce corps rempli de mercure. On voit par transparence les petits canaux qui se portent transversalement dans le conduit exere- teur commun. B. Le möme grossi deux fois et coupe suivant sa longueur, pour montrer ses caviles anfractueuses. : Fig. Fig. Anatomie des organes genitaux des animau« vertebres. 201 a. Canal uro -spermatique. b. Cellules du corps spongieux. . 89. Portion du corps spongieux grossie 15 fois. On voit dans le fond des grandes mailles d’autres mailles beaucoup plus petites. . 90. Corps spongieux d’une grenouille rousse tuce en decembre; ce corps est couvert de vaisseaux anastomoses en reseaux et garnis de pigment noir (6 diam.). . 91. Tunique fibreuse du canal uro-spermatique (470 diam.). . 92. Organes genitaux du triton cr&te mäle, en position (grand. natur.) a. Testicules. b. Poumons qui adherent ä ces glandes. c. Bandelettes adipeuses. d. Canal deferent. e. Commencement du canal deferent accessoire qui se dirige en avant jusque sur les cötes du coeur. f. Veine cave. g. Rectum. h. Vessie. i, @’, i, Les trois portions de la glande vestibulienne (prostate). k. Anus. 93. Portion de la piece precedente developpee et grossie 2 fois. a. Testicules. b. Canaux seminiferes efferents du testicule. c. Epididyme. d. Canaux efferents de l’epididyme. e. Canal deferent. f. Son prolongement anterieur (canal deferent accessoire). g. Reins. h. Faisceau d’ureteres. i. Aorte. k. Vessie. I. Rectum. m. Glande vestibulienne exterieure. 94. Extremite anterieure de la m&me piece grossie 5 fois. a. Fin de l’epididyme. b. Boucle que forme son canal avant de se changer en canal deferent. Vol. XXI. P.1. 26 SER, OA: NCIENEES. da 202 Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. A. Lereboullet, c. Canal accessoire qui se detache de la boucle pr&cedente. d. Canal deferent. 95. Reins vus par leur face dorsale et grossis. a. Canaux uriniferes de la surface. b. Tubes excereteurs qui en partent ei qui se r&unissent pour former le faisceau des ureteres. 96. Portion du bord externe du rein grossie 5 fois. a. Substance du rein. . b. Faisceau d’uret£eres. 97. A. Commencement du canal deferent du brochet pris dans la partie la plus avancee du testicule. a. Corps de la glande. b. Mailles du canal deferent. B. Portion du canal deferent prise A quelque distance de sa ter- minaison. a. Canal deferent. b. Le m&me ouvert pour montrer les mailles dont il se compose. 98. Coupe du testicule et du canal deferent. a. Testicule. b. Canal deferent. c. Mesentere du testieule. 99. Coupe transversale du renflement spongieux grossie. 100. Tissu fibreux de ce renflement (200 diam.). Planche X. 101. Vue generale de l’appareil genital d’un lapin femelle en gestation. a. Reins. b. Aorte. c. Rectum. d. Ovaire droit; on remarque A sa surface de legeres bosselures pro- duites par la saillie des follicules de graaf. e. Portion recourb&e de la trompe de fallope. e’. Sa porlion redressee. e''. Ovule enchässe dans le tissu cellulaire graisseux qui recouvre le mesenlere du pavillon (voyez ö fig.35. pl. ID. f. Pavillon. rad . Fig. Anatomie des organes genitaus des animaux verlebres. 203 g. Mesentere de la trompe. h. Commencement de l’uterus. ii. Portions etranglees de l’uterus. kl. Renflements contenant chacun un foetus. I. Vagin vu par transparence ä travers le m&sometre. m. Mesentere fibreux de l’uterus. n. Cordon fibreux qui se detache de l’apon&vrose de l’oblique interne, longe le bord externe du me&sometre et se porte A l’uterus. o. Fibres du muscle oblique de l’abdomen. p. Vessie urinaire. gq. Ureteres. r. Teguments de l’abdomen reclines. s. Espace couvert de poils tres-ras qui entoure l’orifice genital. t. Grandes levres. u. Petites levres en avant desquelles on apercoit, sous la forme d’un petit tubereule, l’extr&mite du clitoris. v. Anus. Planche X. 102. Organes genitaux d’un lapin femelle a l’etat de vacuite. Le vagin et une partie de l’uterus sont ouverts longitudinalement par leur face dorsale. L’ovaire du cöte gauche ainsi que l’ovaire et la trompe du cöl& droit ont ee enleves. a. Trompe de fallope flexueuse. b. Uterus gauche. c. Mesometre. d. Portion de l’uterus ouverte pour montrer les gros plis flexueux de sa muqueuse. e. Museau de tanche ouvert. f- Vagin ou canal urethro-sexuel. Il forme des plis longitudinaux a son origine, derriere l’embouchure de chaque uterus, et en arriere, au niveau de l’orifice de l’urethre. Partout ailleurs il est lisse. g. Vessie urinaire. h. Orifice de l’urethre. i. Corps caverneux du clitoris. k. Petites levres ou nymphes. 204 Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. A. Lereboullet, l. Repli de la peau analogue au pre&puce. m. Cavite elargie du rectum, dans laquelle s’amassent les matieres fecales. n. Cavite retrecie de ce me&me intestin qui lui sert de sphincter. o. Anus. 103. Pavillon et commencement de la trompe de fallope ouveris et grossis 9 fois. On voit les gros plis longitudinaux et les plis reticules plus fins situes dans leurs intervalles. 104. Terminaison de la trompe dans l’uterus. a. Trompe. b. Lamelles disposees en bourrelet autour de l’orifice uterin. c. Commencement de ’uterus. 105. Tissu fibreux du ligament de l’ovaire (400 diam.). 106. Tissu de la tunique fibreuse exterieure de la trompe de fallope (400 diam.). 107. A. Epithelium vibratile du pavillon, vu de profil (150 diam.). B. Les cellules du m&me vues de face. On a dessine les cel- lules de la premiere rang&e de maniere a donner une idee de la forme des cylindres. 108. Portion du mesentere de l’uterus grossie 10 fois. 109. Un des faisceaux fibreux de ce mesentere grossi 400 fois. Planche \XlI. 110. Organes genito-urinaires d’une poule adulte, en position (grandeur naturelle). a. Extremite posterieure du foie. b. Veine cave. c. Aorte. d. Tronc coeliaque. e. Artere me&senterique anterieure. f. Ovaire. g. Contour du bord posterieur du poumon gauche. h. Ligament vaginiforme fix& derriere le poumon. i. Mesovaire. k. Cordon anterieur du pavillon qui penetre dans le fourreau du ligament. !. Pavillon de l’oviducte; 2’. son orifice. Anatomie des organes genitaux des animauz verlebres. 205 mm. Circonvolutions de l’oviducte. n. Mesentere fibreux qui les retient. o. Cordon fibreux qui termine en arriere ce mesenie£re. p. Dernier renflement de l’oviducte. . Rectum. . Ligament pubien. . Levre anterieure du vestibule reclinee. . Sa levre posterieure. u. Reins. v. Uretere droit. 9 r 6) t Fig. 111. Oviducte en partie developpe. Fig. a. Pavillon. b. Son ouverture. c. Premiere portion de l’oviducte (tube d’entree). c’. Deuxieme portion (oviducte secreteur). ce’. Retrecissement. e’!. Commencement de la 3° portion. d. Mesentere interne ou superieur (vasculaire). e. Mesentere externe (ligamenteux). f. Cordon fibreux qui le termine. 112. Oviducte d’une poule adulte tu&e au mois de novembre, ouvert et elal& (grand. nat.). a. Bord du pavillon. b. Premiere portion de l’oviducte. c. Limite entre la 1?re et la 2° portion. d. Deuxieme portion ou oviducte incubateur. e. Terminaison de cet oviducte. f. Canal de communication entre cet oviducte et l’uterus. g. Troisieme portion de l’oviducte qui se confond insensiblement avec l’uterus Ah. i. Tube de sortie ou col de l’uterus (vagin). kk’. Orifice de ce tube communiquant ä la fois avec les deux chambre du cloaque. I. Rectum. m. Son bourrelet. m’. Coupe du sphincter qui forme ce bourrelet. n. Bourrelet transversal parallele au pr&cedent. 206 A. Lereboullet, n'. Coupe de son sphincter (sphincter vesical). o. Sillon profond qui separe les deux bourrelets (2° chambre du cloaque) et dans lequel on voit sur la ligne mediane les deux orifices des ureteres. Ü’est ä l’extremite droit de ce sillon que s’ouvre l’oviducte rudimentaire, par un orifice ä peine distinet situ& au fond d’une fossette. p. p'. Coupe des muscles constrieteurs du cloaque. q. Premiere chambre du cloaque ou vestibule proprement dit. r. Ses plis longitudinaux. s. Legere saillie glanduleuse situ& sur la ligne mediane. t. Papille qui se voit en avant de cette saillie, sous un pli demi- eir- culaire et a l’entree de la bourse de fabricius. u. Levre posterieure. Fig. 113. A.B.C. Trois portions de l’oviduete d’une poule tude au prin- temps (gr. nat.). a. Pavillon frange. b, c, etc. Comme dans la figure precedente. Planche X. Fig. 114. Coupe transversale de l’oviducte secreteur (lettre d de la fig. Fig. precedente), pour montrer l’epaisseur de sa muqueuse (gr. nat.). 115. Appareil genital d’une poule tres-feconde tude au mois de novembre, presentant un seul ovaire et deux oviductes (gr. nat.). a. Portion de l’ovaire. bb. Grappes graisseuses pediculees et suspendues ä cette glande. c. Oviducte gauche ayant son developpement normal. d. Plis longitudinaux lobes de l’oviducte seereteur. e. Uterus ou oviducte incubateur. f. Rectum. g. Pavillon membraneux de l’oviducte droit sans plis ni erenelures. h. Tube d’entree. i. Oviducte s&creteur montrant les bosselures de sa muqueuse & tra- vers les parois du tube. k. Portion retrecie (tube de sortie) qui s’ouvre dans le cloaque. !. Mesentere partieulier de cet oviducte. Anatomie des organes genitaux des animauz vertebres. 207 Fig. 116. Portion anterieure du ligament de l’oviducte grossie 2 fois etdemie. a. Mesentere de l’ovaire. b. Gaine fibreuse ouverte longitudinalement. c. Cordon anterieur du pavillon contenu dans cette gaine et retenu lui-m&me par un repli particulier d°. d. Plis de ce cordon. e. Extremite de la gaine. . 117. Tissu fibreux de la piece pr&cedente (200 diam.). . 118. Tissu du cordon fibreux (f. fig. 111) qui retient le mesentere externe de l’oviducte (400 diam.). . 119. Tissu fibreux de l’oviducte (400 diam.). . 120. Portion du bord plisse du pavillon grossie 5 fois; les stries sont des plis de la muqueuse. . 121. Portion du bord libre de la piece pr&cedente grossie 200 fois. a. Epithelium vu de face. b. Epithelium vibratile marginal. . 122. Muqueuse de l’oviducte secreteur (400 diam.). . 123. Papilles de la muqueuse uterine (3 diam.). . 124. Cellules epitheliales qui recouvrent ces papilles (300 diam.). Planche XI. . 125. Vue des organes genitaux d’un lezard femelle en position (gr. nat.). a. Foie recline en avant. b. Son lobe posterieur. b’. Extremite de ce lobe qui adhere ä l’ovaire par la veine cave. c. Coupe de l’estomac. d. Poumons. ee’. Ovaires. ff’. Pavillon de la trompe. g. Oviducte gauche. h. Rectum. i. Portion du peritoine qui recouvrait les lobes graisseux, tendue en iravers. k. Vessie. Il!. Les deux lobes graisseux. mm. Muscles releveurs anterieurs de la levre du vestibule. 208 Fig. Fig. A. Lereboullet, n. Releveur posterieur ou deuxieme releveur de cette m&me levre. o. Dilatateur lateral (ischio - vestibulien). p. Releveur median de la levre anterieure. q. Retracteur de la levre posterieure. r. Sphincter du vestibule. s. Retracteur du cloaque. t. Ischio - coceygiens. 126. Organes femelles extraits du corps et etales (2 diam.). 1. Aorte; 1° 1’ Rameaux ovariens qui en naissent. 2. Veine cave droite. 3. Rameau d’anastomose avec celle du cöte gauche. 4. Veine cave gauche. 5. Principale veine de l’oviducte. g. Retracteur de la levre posterieure. q’. Releveur median de la levre änterieure qui s’en detache. u. Glandes vestibulienne. v. Fente du vestibule entr’ouverte. w. Reins. x. Ligament fibreux de l’oviducte. y. Mesentere de l’oviducte. z. Debris du mesorectum qui a et& incise longitudinalement pour montrer l’aorte. Les autres lettres comme dans la figure pr&cedente. 127. Appareil genital vu par devant et en partie de cöte; l’ovaire gauche enleve, l’oviducte correspondant etendu (gr. nat.). a. Lobe du foie. b. Premiere portion de l’oviducte ou tube, d’entree. b’. Retrecissement qui separe cette portion de la suivante. c. Ureteres. d. Ampoule gauche du cloaque. e. Renflement superieur de la glande vestibulienne vu de cöte. ‘. Tendon du muscle retracteur median du cloaque. i’. Portion anterieure du retracteur lateral. I. Muscle des levres du vestibule (analogue au muscle vaginien du mäle). I’. Faisceau anterieur de ce muscle, ou releveur median de la levre anlerieure. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Anatomie des organes genitaux des animauz vertebres. 209 14, Son faisceau posterieur (retracteur ou abaisseur de la levre posterieure). w. Rein gauche. wo’. Portion commune des deux reins soudes entre eux en arriere, mais offrant encore une rainure mediane. 128. Pavillon de l’oviducte grossi 27, fois. a. Ligament suspenseur peritoneal qui le fixe sur les cötes du thorax. b. Mesentere fibreux. c. Cavite du pavillon. d. Sa frange marginale. e. Ligament fibreux &lastique fix& a son angle posterieur. f. Commencement de l’oviducte. 129. Portion du bord du pavillon grossie 24 fois. a. Plis de la muqueuse. b. Fibres longitudinales et transversales. 130. Plis du rebord de la figure pr&cedente grossis 72 fois. 131. Tissu fibreux elastique du cordon e de la figure 128 (300 diam.). 132. Interieur de la premiere portion de l’oviducte, pour montrer les plis longitudinaux de la muqueuse et les bourrelets valvu- laires disposes transversalement (17 diam.). 133. Muqueuse de l’oviducte proprement dit (60 diam.). 134. Couche musculeuse de l’oviducte composee de fibres longitu- dinales et de fibres transversales (300 diam.). 135. Extremite posterieure de l’oviducie ouverte pres de sa termi- naison (16 diam.). a. Muqueuse de l’oviducte. b. Ses plis longitudinaux. ec. Son bord posterieur. d. Lambeaux muqueux detaches du celoagne Planche XIV. 136. Grenouille rousse femelle ouverte pour montrer l’ensemble des organes genitaux. a. Ovaires, b. Oviductes. ce. Orifice anterieur de l’oviducte droit, Vol. XXIII. P. I, [09] =? 210 Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. A. Lereboullet, c’. Orifice de l’oviducte gauche. On voit comment le contour de cet orifice se continue avec le ligament suspenseur du foie. d. Terminaison de l’oviducte dans l’uterus. e. Uterus. f. Rectum. g. Vessie. h. Anus. 1. Poumons. { 2. 3. 4. Les trois lobes du foie. ). Coeur. L A A nn 137. Partie anterieure et laterale droite de la cavit& thoracico-abdo- minale pour montrer les rapports de la premiere portion de ’oviducte. . Coeur. Lobe droit du foie. Portion du poumon droit. . Premiere portion de l’oviducte droit. Son orifice. sap 138. Premiere portion de l’oviducte ouverte. a. Portion anterieure ä peine plissee. b. Portion plissee longitudinalement. c. Commencement de la portion enroulee de l’oviducte; les plis com- mencent ä devenir ondules. 139. Portion de l’oviducte grossie pour montrer l’aspect que pre- sentent les plis ondules de sa membrane interne. 140. Petite portion de la piece precedente plus fortement grossie. Elle montre les gros cordons qui forment les plis longitudinaux et les petits cordons qui les unissent. Ü’est ä ces cordons qu’aboutissent les lamelles glanduleuses de l’oviducte. 141. Coupe des parois de l’oviducte pratiquee longitudinalement sui- vant leur epaisseur (18 diam.). a. Lamelles glanduleuses. b. Cordon qui les unit. = 142. Portion de deux des lamelles pr&cedentes juxtaposees; elles sont forme&es de cellules polygonales avec un noyau granuleux (60 diam.). Fig. Anatomie des organes genitauc des animauz verlebres. 211 . 143. Coupe transversale de l’oviducte (6 diam.). On voit dans l’interieur du tube les saillies formees par les plis. ig. 144. Coupe horizontale de l’oviducte; lamelle tres-mince vue par transparence (150 diam.). a. Cloison des prismes. b. Stries representant les coupes horizontales des lamelles. c. Ouverture centrale. . 145. Ouverture de l’oviducte dans l’uterus. a. Oviducte. b. Bourrelet que forme son orifice dans l’uterus e. ig. 146. Coupe de la m&me piece. a. Oviducte. b. Valvule. c. Uterus. ig. 147. Papilles composant le bourrelet valvulaire de loviducte (20 diam.). ig. 148. Une papille grossie 50 fois. ig. 149. Portion de cette papille grossie 200 fois. Planche XV. ig. 150. Vessie et canal de l’urethre du lapin ouverts par leur face ven- trale (17, diam.). a. Vessie entr’ouverte. b. Orifices des uret£eres. c. Verumontanum. d. Orifice de la vesicule seminale. e. Fossette au fond de laquelle se trouvent les orifices des prostates. f. Plis de l’urethre. gg’. Orifices des glandes de cowper. h. Portion de l’urethre qui forme la verge. i. Coupe des racines des corps caverneux. k. Corps caverneux. 151. Verumontanum grossi 4 fois. a. Eminence mediane. b. Ouverture semilunaire de la vesicule seminale. c. Orifices des glandes prostates. 212 A. Lereboullet, Fig. 152. Organes genitaux d’une femelle en gestation vus en partie de profil. aa. Uterus. b. Orifice vaginal de chaque uterus (museau de tanche). c. Vagin. d. Vessie urinaire. e. Rectum. f. Grand muscle urethro -rectal. f’. Son prolongement vers le prepuce du clitoris (retracteur du prepuce). f"’. Faisceau caudal de ce muscle. g. Peau du prepuce &taldEe pour montrer ses glandes preputiales disposees comme chez le mäle. h. Glande inguinale dans sa fossette. i. Section longitudinale du corps du pubis. k. Sphincter commun ä la vessie et au vagin. I. Plexus veineux qui entoure ä la fois le vagin et le col de la ves- sie; on a enlev& la portion de ce plexus qui recouvrait ce col vesical, pour montrer les fibres du sphincter. m. Bandelette musculeuse analogue ä celle qui recouvre les glandes de cowper, dans le mäle. Fig. 153. Vue de l’entree de la vulve. a. Plis froncees du pr&puce ramasses au dessus du clitoris. b. Petites levres. c. Clitoris. d. Fente de la vulve. e. Rectum. Fig. 154. Region anterieure des organes d’accouplement. a. Arcade pubienne. b. Muscle pubo - caverneux. c. Ischio - caverneux. d. Portion du muscle urethro -rectal. e. Retracteur du prepuce. f. Clitoris. g. Vulve. h. Glande sebacee genitale dans sa fossette. Anatomie des organes genitaux des animauz vertebres. 213 Fig. 155. Muscles de la region anterieure (inferieure) du cloaque Fig. d’un coq. aa. Rebord des os pubis. b. Bande tendineuse qui les unit (ligament pubien). c. Expansion de ce ligament ä laquelle s’attache le muscle orbieulaire anterieur d.- e. Demi-anneau inferieur du muscle orbiculaire post£rieur. f. Muscles pyramidaux ou releveurs de la levre. g. Rebord anterieur de la levre; ce rebord a Et& coupe pour montrer le muscle e. h. Levre posterieure. i. Levres internes. k. Saillie glanduleuse de la paroi superieure du vestibule. !. Muscles il&o-coccygiens ou flechisseurs lateraux de la queue. 156. Muscles de la region posterieure (superieure) du cloaque du me&me. a et b. Comme pr&c&demment. c. Demi-anneau superieur du muscle orbiculaire represente en e dans la figure pr&cedente. d. Demi-anneau superieur appartenant ä l’orbiculaire d de la meme figure. e. Muscle ischio-coccygien; il envoie en dedans un faisceau musculaire sur les cötes du cloaque et agit ainsi comme dila- tateur ei comme retracteur. f. Muscles sacro-coccygiens entre lesquels s’ensere le liga- ment g qui suspend le cloaque. g'. Membrane tendineuse dorsale de laquelle part le ligament suspen- seur precedent. h. Muscle il&o - coceygien. i. Artere. Fig. 157. Bourse de fabrieius d’un jeune coq vue par sa face dorsale (grand. nat). a. Bourse de fabricius. b. Rectum. c. Uretere. d. Canal deferent. 214 Fig. Fig. A. Lereboullet, Planche XVl. 158. Cloaque et bourse de fabricius du jeune cog ouverts par devant (gr. nat.). a. Interieur de la bourse montrant les gros plis longitudinaux dont elle se compose; les granulations indiquent les utricules qui remplissent ces lames saillantes. b. Canal deferent. ce. Orifice de la bourse dans le cloaque. d. Plancher sup£rieur du vestibule crible de petites ouvertures fol- liculaires. e. Rectum. f. Son bourrelet. g. Autre bourrelet plus recul&; g’. moitie opposee du m@me repli. h. Papille genitale; h’. celle du cöte oppose. i. Papille de la levre anterieure du vestibule (elle n’existait que dans cet individu). 159. Portion d’une lamelle glanduleuse de la bourse pour monirer ses utricules ouverts ä leur sommet (4 diam.). . 160. Coupe verticale d’une lamelle (23 diam.). a. Membrane propre de la bourse. b. Utricules ranges r&egulierement le long de cette membrane. c. Prolongements de celle-ci entre les utricules. g. 161. Tissu des utricules ei de la membrane qui les revet (400 diam.). On voit a cöte les granules libres contenus dans les utricules. . 162. Tissu fibreux de la membrane propre de la bourse (400 diam.). . 163. Vue generale des organes genitaux d’un lezard des souches mäle (2 diam.). a. Testicule. a’. Ligament qui se perd sur la veine cave a” et sur la gaine du canal deferent. b. Epididyme. ce. Canal deferent. d. Rein. e. Vessie. f. Rectum. 9. Portion du lobe posterieur du foie qui adhere au testicule par l’in- termediaire de la veine cave. Fig. Fig. Fig. Fig. Analomie des organes genitaux des animaux vertebres. 215 hh‘. Verges. ii’. Leurs fourreaux musculeux ouvertis et en partie dechires. k. Muscle releveur median de la levre anterieure &cartE de sa posi- tion naturelle. 7. Le meme en position. I. Rigole de la verge garnie de deux levres. Le cloaque est en- tr’ouvert pour faire voir la levre posterieure, l’entrde du vesti- bule et les deux demi-canaux qui terminent les verges et viennent converger vers la ligne mediane. On apercoit par transparence les deux glandes vestibuliennes situdes au dessus de la levre posterieure. 164. Entree du vestibule, les levres exterieures fortement &cartees. a. Levre interne de la paroi anterieure du vestibule. b. Rigoles des verges. c. Entree du vestibule. 165. Cloaque ouvert longitudinalement par sa face inferieure. - a. Levre posterieure. b. Tube d’entree ou vestibule proprement dit (premiere chambre). c. Deuxieme chambre du cloaque au fond de laquelle on voit les deux papilles genito-urinaires; on ne distingue que l’orifice inferieur, celui des canaux deferents. d. Rectum ouvert. f. Valvule rectale. g. Vessie; g’. son orifice. 166. Cloaque ouvert par sa face dorsale. a. Cavite du rectum marquee de gros plis transverses. b. Valvule rectale. c. Paroi inferieure du vestibule. d. Papilles genito - urinaires vues de cöle. f. Glandes du vestibule vues ä travers la paroi. 167. Coupe laterale du eloaque pour montrer sa forme. a. Ouverture exterieure conduisant dans le premier espace. b. Chambre profonde (deuxieme espace). c. Cul de sac qu’elle forme en avant et qui repond & l’ampoule exterieure. d. Rectum en partie ouvert; sa valvule d’ est peu distincte. f. Orifice vesical. 216 A. Lereboullet, Fig. 168. Cloaque d’un lezard femelle ouvert par sa face inferieure. a. Levre posterieure tiree en arriere. bb’. Les deux moities laterales de la levres anterieure ä demi &car- tees; le vestibule est retreei dans cet endroit. c. Extremite anterieure du vestibule proprement dit conduisant dans la chambre cloacale d. f. Vessie. g. Son orifice a la paroi inferieure du cloaque. 4 h. Rectum ouvert dans toute sa longueur. 4 ‘. Valvule rectale dont le bord anterieur est crenele. | I. Petits culs-de-sac situes a l’entree du vestibule. | Fig. 169. Le m&me ouvert plus profondement. | a. Levre posterieure reclinee. | bb’. Les deux moilies de la levre anterieure fortement &cartees. b'. Culs-de-sac de /’entree du vestibule. c. Rebord valvulaire lamelleux situ&€ au devant de l’orifice de l’ovi- | ducte / et entourant l’entree du cul-de-sac plac& au dessus de cet orifice. d. Cloison Epaisse longitudinale qui separe les deux culs-de-sac l’un de l’autre. | i. Oviducte incise de k en |. f, 9, h. Comme pr&c&demment. Planche XV. Fig. 170. Coupe longitudinale du cloaque. a. Levre posterieure. b. Levre anterieure. c. Levre interne faisant une saillie considerable a l’eniree du vestibule. d. Extremite anterieure du vestibule proprement dit. e. Chambre anterieure (canal urethro - sexuel). f. Orifice de P’oviducte. g. Rectum ouvert; g’. sa valvule. h. Vessie; Ah’. son orifice. i. Depression ou fossette situ&e derriere le bourrelet rectal et dans laquelle parait s’accumuler l’urine. Fig. Fig. Fig. Anatomie des organes genitaux des animauz vertebres. 217 i*. Cloison saillante et plissee qui separe la chambre anterieure en deux moities laterales. I. Reins. 171. Portion du cloaque d’un lezard femelle vue par sa face infe- rieure (2 diam.). a. Rectum. b. Son orifice. c. Region vesicale. d. Fin de l’oviducte. e. Son orifice. f. Lamelles situes a l’entree des ampoules. g. Cloison mediane. h. Plis et fossettes de cette cloison; sur les cötes de ces plis sont les orifices des uret£res. 172. Epithelium de la muqueuse de cette region. 173. Muscles de la region inferieure du cloaque d’un lezard mäle. aa’. Bandelette graisseuse composee de deux lobes et plac&e en tra- vers au devant du basin. b. Vessie. c. Peritoine relev& et tendu. d. Premier releveur de la levre anterieure. e. Second releveur de cette levre. f. Releveur median. 9. Muscle du fourreau de la verge (muscle vaginien); il a et& incise d’un cötE pour montrer la verge qu’il recouvre. h. Deux faisceaux musculeux qui se detachent du muscle vaginien et entourent les glandes vestibuliennes (retracteurs lateraux). i. Faisceaux cutands appartenant au retracteur median (une partie de ces faisceaux, les exterieurs, appartiennent aux retracteurs lateraux cutands). k. Sphincter des levres. I. Portion posterieure des glandes anales. m. Verge contenue dans son fourreau musculeux. ig. 174. Autre vue des muscles de la region inf6rieure du cloaque. a. Testicule. b. Epididyme. c. Canal deferent. N Vol. XXIH. P.I., = 218 Fig. A. Lereboullet, d. Rein. e. Vessie. f. Rectum. h. Verges. i. Muscles vaginiens. k. Releveur median de la levre anterieure. /. Dilatateur lateral (ischio - vestibulien) porlE en dehors et encore fix& ä une portion de l’ischion //. Ses fibres vont ä la rencontre du tendon du premier releveur de la levre. m. Premier releveur de la levre (d. fig. 173) separ& de ses attaches et recline en arriere pour montrer son tendon qui va s’attacher sur les cöles du cloaque. m’. Le m&me muscle du cöt& oppose. n. Deuxieme releveur de la levre. o. Dilatateur inferieur du cloaque fix& contre la paroi superieure de l’apophyse de l’ischion. p. Cette apophyse Ecartde de sa position et vue de cöte. 175. Partie des muscles de la verge et du cloaque. Les testicules et les reins sont vus par leur face inferieure; la verge droite a eie relournde et portee A gauche (cöte droit de l’obser- vateur), en sorte qu’on voit le muscle vaginien @ releve et ses faisceaux @’ disposes autour de l’entrde du tube de la verge. a—k. Comme precedemment. !. Dilatateur lateral (ischio-vestibulien); on voit son attache aux parois du cloaque. m. Retracteur lateral. n. Premier releveur de la levre. . 176. Les deux verges degarnies de leurs muscles. Du cöte gauche on a separe les deux moities dont chaque verge se compose; a droite, ces deux moities sont ouvertes. a. Levre anterieure tirde en avant. En degcä de la levre on voit les deux rigoles des verges qui viennent se toucher sur la ligne mediane, et, derriere elles, les glandes vestibuliennes, & travers la paroi du cloaque. b. Portion commune de la verge. b’. La m&äme ouverte. Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 219 c. Les deux moities de chaque verge. d. Muscle retracteur commun. f. Cavite interieure de chaque demi- verge. g. Sillon forme par deux plis longitudinaux du fond de cette cavite. hh’. Petit renflement rugueux situe au fond de chaque tube (gland, herisse d’epines microscopiques). ‘. Orifice de chaque demi-verge dans la portion commune. 177. Muscles de la region inferieure de la verge et du cloaque. a. Verge droite Ecartee de sa position naturelle et encore enveloppee par une portion de son fourreau musculeux db. a’. Verge gauche en position; son fourreau b’ recline en dehors. c. Muscle ischio- coccygien en position. c!. Le m&me &carte pour montrer l’entrecroisement de ses fibres avec celles du cöte oppose£. c’. Tendon de ce muscle fixe ä l’epine de l’ischion. d. Faisceaux appartenant au retracteur median. f. Extremite anterieure de l’adducteur femoral. g. Dilatateur lateral (ischio - vestibulien) en position. h. i. Releveur de la levre. Planche XV. Fig. 178. Region superieure de la verge et du cloaque. a. Verge entourde de son fourreau. b. Releveur median de la levre anterieure. e. Ischio - coceygien. ce’. Entrecroisement de ses fibres avec celles de son congenere. d. Retracteur median du cloaque. f. Partie dorsale des glandes vestibuliennes. g. Ischio - vestibulien. h. Reins dont l’extremite posterieure a Ele coupee. i. Portion des tegumenis et des muscles cutanes. Fig. 179. Glandes vestibuliennes vues par leur face superieure. a. Reins. b. Leur extremite posterieure reclinege en avant. c. Rectum. d. Vessie. f. Retracteur du cloaque releve£. 220 A. Lereboullet, 99. Dilatateurs lateraux (ischio - vestibuliens). h.i. Verges et leur fourreau. k. Glandes du vestibule. ll. Portion dorsale des retracteurs lateraux. . 180. Verge droite vue par sa face inferieure. a. Portion de la levre du vestibule. b. Rigole vestibulaire de la verge. c. Partie commune du tube de la verge. d. Releveur median de la levre anterieure. f. Portion anterieure du muscle du fourreau. gg°. Les deux moities de la verge. h. Fibres musculaires fix&es aux plis de la verge. i. Retracteur propre de la moitie gauche. k. Retracteur commun. . 181. Verge gauche vue par sa face superieure; les deux moilies Ecartees. a—f. Comme dans la figure precedente. gg’. Les deux moities de l’organe. g°', g'''. Embouchures de ces demi-verges dans la portion commune. h. Fibres du retracteur commun attachees aux plis de chaque tube. i. Retracteurs parliculiers. k. Retracteur commun. . 182. Portion des parois de la verge grössie 3 fois. . 183. La m&äme munie de ses faisceaux musculaires retracteurs. a. Plis de la muqueuse. b. Faisceaux retracteurs. . 184. Epithelium de la verge (200 diam.). . 185. Epithelium du gland, herisse d’epines (200 diam.). . 186. Interieur du cloaque d’une grenouille femelle. a. Extremite posterieure des deux uterus. b. Papilles au sommet desquelles s’ouvrent ces deux poches. c. Chambre anterieure du cloaque situee immediatement derriere le bourrelet rectal et caracterisee par son aspect lisse. d. Chambre posterieure du cloaque ou vestibule proprement dit, plissee longitudinalement. e. Vessie. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Anatomie des organes genitaux des animaux verlebres. 221 187. La double papille de l’uterus grossie, a. Orifice des poches uterines. b. Orifice des uret£eres. 188. Une des papilles prec&dentes ouverle (25 diam.). a. Plis de la muqueuse. b. Granulalions situes entre ces plis. 189. Corpuscules glanduleux situes entre les plis de la papille (160 diam.). 190. Aspect de la muqueuse de cette region recouverte de son epithelium. 191. Muscles exterieurs du cloaque. 1. Il&o-coccygiens (Duges). 2. Extremite du coceyx. 3. Coccy -femoral. 4. Portion de l’ischio - coceygien. 9. Abaisseur de l’anus. 6. Corde tendineuse qui termine le muscle pr&cedent et se porte vers la region pubienne. 7. T. Muscles peauciers qui tendent cette corde. 192. Muscles du cloaque vus de profil. 1—5. Comme dans la figure LESE 6. Sphincter anal. a. Rectum. b. Os du bassin coupe longitudinalement tout pres du muscle ischio- coceygien (#), pour mieux faire voir ce muscle attach& dans toute la longueur de la rainure que presente cei os; on distingue une partie du m&me muscle du cöte oppose. c. Tendon de l’abaisseur du rectum. d. Tegumenis exterieurs. Planche XIX. 193. Portion posterieure des organes genitaux de la grenouille rousse femelle, vue par sa face dorsale. a. Reins. b. Ureteres. d. Terminaison de l’oviducte dans l’uterus e. f. Rectum. 222 A. Lereboullet, g. Vessie..» h. Anus. m. Muscle ischio - coceygien recline. n. Muscle cocey -femoral. o. Retracteur superieur du cloaque (coccy -vestibulien). Fig. 194. La m@me porlion vue par sa face ventrale. a. Extremite du musele abaisseur de l’anus. b. Son tendon qui s’attache ä& la symphyse des os du basin. Ce möme tendon donne attache au muscle d. c. Muscles peauciers transverses qui servent a tendre la corde ten- dineuse b. d. Muscle retracteur inferieur du rectum ou ischio-vestibulien dont les fibres entourent l’orifice vesical. e, f, 9, m. Comme precedemment. Fig. 195. Rectum et cloaque d’une grenouille mäle ouverts et etales. a. Rectum. bb’. Rebords valvulaires anterieur et posterieur de la muqueuse rectale. c. Papilles au sommet desquelles s’ouvrent les tubes uro-sper- matiques. d. Vestibule. i. Vessie. o. Son orifice. Fig. 196. Extremite du rectum avec la papille cloacale plus grossie. a. Rebord valvulaire du rectum. b. Chambre anterieure du cloaque rudimentaire. ce. Papille avec ses orifices. d. Vestibule. Fig. 197. Cellules du bord de la muqueuse de la papille cloacale (150 diam.). Fig. 198. Coupe verticale et longitudinale du cloaque d’une grenouille femelle. a. Anus. b. Vestibule proprement dit. c. Valvule rectale derriere laquelle se trouve la chambre anterieure du cloaque rudimentaire; le cloaque est un peu &largi dans cet endroit. [} Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres. 223 d. Papilles de l’uterus. e. Orifice vesical. f. Portion retrecie du rectum. g. Valvule anterieure moins saillante que la posterieure. h. Rectum. i. Coupe de l’uterus. k. Muscles du dos. I. Vessie. m. Muscles f&moraux. n. Cavite cotyloide. Fig. 199. Organes mäles d’un jeune brochet pris en octobre (en position, de grandeur naturelle). a. Portion du fois. a’. Vesicule biliaire. b. Portion de l’oesophage reclinee en avant. c. Testicules. d. Ligament peritoneal qui le fixe sur les cötes de l’oesophage. e. Mesent£ere attach& tout le long de son bord sup£rieur. f. Vessie natatoire. g. Vaisseaux du testicule. h. Rectum. i. Anus. k. Fosseite au fond de laquelle se trouvent les orifices genital et urinaire. m. Nageoire anale. Fig. 200. Les organes femelles en position (gr. natur.) c. Ovaire gauche. d. Son ligament peritoneal anterieur. g. Ses vaisseaux sanguins. k. Orifice genito - urinaire. I. Fossette situde derriere cet orifice. Les autres lettres comme dans la figure pr&cedente. Fig. 201. Les orifices exer&mentitiels et genital vus de face; grossis. a. Anus. b. Plis longitudinaux du rectum. c. Bourrelet rectal recline en avant pour montrer la papille de l’ori- fice genital. 224 A. Lereboullet, d. Orifice genital; la papille apparait comme un petit tuberceule ä sa paroi anterieure. e. Orifice urinaire. f. Fossette situ&ge derriere cet orifice. Planche XX. Fig. 202. Extremite posterieure des organes genitaux du brochet |mäle vus de cöfte. a. Testicule gauche. b. Canal deferent. Un petit tube fibreux s’en detache pour aller le rejoindre plus loin. c. Renflement spongieux de ce canal. d. Vessie natatoire. e. Vessie urinaire. f. Reins reclines de cöte. g. Uret£res. h. Rectum. i. Anus. k. Pore genital. /. Terminaison du muscle qui se porte des pieces du bassin au devant de la nageoire anale (ischio - coceygien). m. Tendon de ce muscle. n. Fourreau qui renferme le muscle et son tendon. o. Coupe laterale de la peau. p. Membrane fibreuse ä laquelle adherent l’uretere, la portion renflee du canal deferent et le rectum. q. Faisceaux musculeux qui se fixent ä ceite membrane. r. Couche superficielle coupee et reclinee. s. Nageoire anale. Fig. 203. Les m&mes parties vues par leur face dorsale. On a ouvert V’uretere et la vessie. a— c. Gomme precedemment. d. Confluent des canaux deferents. e. Vessie. f. Reins. g. Ureteres. Anatomie des organes genitaux des animauzx verlebres. 225 g’. Canal commun ä la vessie et ä l’uretere; ‚les canaux deferents se voient ä travers la paroi de ce canal. h. Rectum. ii. Bords de l’orifice genito - urinaire. Fig. 204. Terminaison des organes mäles vus par leur face dorsale (2 diam.). a. Renflements des canaux deferents ouverts. b. Tube commun qui resulte de leur r&union. c. Paroi du canal urinaire qui rocouvrait le canal g£nital. d. Papille conique situ6ee ä l’extr&mite de la paroi inferieure (ante- rieure) du conduit genital. e. Bords de la peau qui entoure le pore geEnito - urinaire. Fig. 205. Extremite posterieure des organes genitaux d’un brochet femelle vus par leur face dorsale. aa’. Sacs ovariens. b. Membrane dorsale du sac. b’. Portion libre de ce sac (oviducte). c. Point de jonction des deux oviductes. d. Canal commun qui en resulte vu ä travers la paroi inferieure de Vuret£re. e. Orifice exterieur de ce canal, situ& tout pres du niveau du rebord du pore g£nital. f. Vessie; g. Uretere. h. Continuation de ce canal ouvert dans toute sa longueur. ie. Rectum. Fig. 206. Coupe longitudinale des organes genitaux du brochet femelle. a. Portion dilatee du rectum. b. Sa porlion retrecie et coudee. ce. Anus. dd. Les deux oviductes. e. Leur portion commune. f. Leur terminaison. g. Uretere. h. Son orifice exterieur. Fig. 207. Tissu fibreux de l’oviducte (400 diam.). Vol. XXI. P. 1. 29 226 A. Lereboullet, Fig. 208. Organes genitaux de la femelle vus de cöte avec les musecles des orifices exterieurs. aa. Sacs ovariens. a’. Paroi dorsale depourvue d’oeufs. b. Mesentere qui fixe les ovaires contre la vessie natatoire d. c. Terminaison du sac ovarien dans l’oviducte. d. Vessie natatoire. e, f, 9, h, l. Comme chez le mäle. m. Couche musculaire laterale superficielle. n. Petit faisceau qui s’en detache pour se fixer sur le cöte du vestibule. o. Muscles de la nageoire anale s. On voit par transparence le trajet du rectum et de l’oviducte. Anatomie des organes genitaux des animaus vertebres. 227 Table des matieres. Pag. ARCHnEH DTONOS: "2,2% KArke Runen Hefe AREHRINNeL ehe NEN ED I BONN. A ee 3 Premiere partie. De la sphere interne ou productrice des organes genitaux........ 7 Chapitre premier. De la sphere productrice dans les mäles des animaux vertebres, ou des testieules; eis. de@leun Produ. ATEIANE „EIIERE BIN SEITE. REN, A Article I. Des testicules du lapin et de leur produit ...........222222cenneen 7 Article II. Des testicules du coq domestique et de leur produit ............... 16 Article III. Des testicules du lezard des souches (L. stirpium) et de leur produit .. 21 Article IV. Des testicules de la grenouille (rana esculenta et rana temporaria) et du triton crete (triton cristatus) et de leur produit .............. 24 Article V. Des testicules du brochet et de leur produit.........-zseec2rcne.. 34 Article» VE A REsume (comparatit MILIEU TIE PR IIRTRINGS, IRRE, RR 38 Chapitre second. De la sphere productrice dans les femelles des animaux vertebres, ou des/oyaireses deleurproduit.... . ii: 3. SUR. SBREOE REOREN 43 Articleuga2Des#ovarres.dunlapinN AUG TR.N. 2 Een 43 Artielesil:#:De/ l’oyamwerde Ja poule.rmserterstareserstekesanehatohelahenetercter DONE nn. 49 Article Il.2=Desoyairesudu. l&zard \.ersr.neraner.garerstorssesonste are toneierer ESTER ID. MEER! 52 Article IV-BnDesfovairesuderlafgrenonille aa da. Suse: oaeneceeceee u eezeleie eine 55 Arııcler Val oswoyaines? dumbrochetin Men ee ee ana: 58 JATtIClOHVISERESUMERCOMDATALIE Deren ereiane ale retenen ste. en sforexerehelnrene ee ehe nnetene ee: 60 Deuxieme partie. De la sphere mediane ou conduchrice „2. ..un2c nennen nenn 67 Chapitre troisitme. De la sphere conductrice dans les mäles .......2 22222220 en0 67 Article I. De l’epididyme et du canal deferent dans le lapin ...........22222.. 67 Article II. De l’epididyme et du canal deferent du coq ....-.-.e.r222cceeeeen nn 72 Article II. De l’epididyme et du canal deferent du lezard...... „2.2.22. 222200. 75 Article IV. Des canaux conducteurs du sperme dans les salamandres et dans les TEN ER aaa Ce oO 7a Article V. Du canal exereteur du testieule dans le brocheb .........-rrcrne00. 82 SUN OIEHNVIDESRERUMERCOmparatita.rete erster cersreralenalen Verein Morerora mie eyalea eleleregelehninge nie 84 228 A. Lereboullet, Anatomie des organes genitaux ete. Chapitre quatrieme. De la sphere conductrice dans les femelles Article I. De la trompe de fallope et de l’uterus du lapin Article II. De l’oviducte de la poule Article III. Des oviductes du lezard Article IV. Des oviductes de la grenouille Article V. Des oviductes du brochet Article VI. Resume comparatif ae er re ee Ann eis a em .0 0 e,je 0/0 ie le, e,inie..ngpie ie’e: ee :nlmtate, „lee ‚010 Dim ee ee 0 oe 0.0.0 wie ee ne nie ver ui “la lee ıete mu whole ie wma nn) a tvüeis sine seo a neo. oe 0’ 00 0,n a ofore,n we wa » in ne 2 5.nne nee “.isho.s 0je Slerane a.ee mL, ala aneie,s = rin Bienen viDle/nle nn sem Troisieme partie. De la sphere externe des organes genitaux ou de la sphere copulatrice 121 Chapitre cinquieme. De la sphere copulatrice dans les mäles ........c2ncureeeeenen 121 Article I. Des organes d’accouplement du lapin ..........ccooesoeeeeenoneee 121 Article II. Du vestibule genito-exer&mentitiel du coqg domestique.........r200.- 126 Article II. Du vestibule genito-exerementitiel et des verges du lezard.......... 131 Des,vergesjeb ide leurssmmnsclesi.n.. „er secı eo er ee ehe .o.c uam ....138 Article IV. Du vestibule genito-excr&mentitiel de la grenouille mäle............ 142 Article V. Du vestibule genito-exerementitiel dans le brochet mäle ........:... 147 Chapitre sixieme. De la sphere copulatrice dans les femelles ......ururueeencere. 151 Article I. Des organes d’accouplement du lapin femelle „.......2...2r20r0n... 151 Article II. Du vestibule genito-exer&ementitiel de la poule......u...z.uenen20. 153 De ıla bourse;.de,Ifabrieius,= za -krgshl- ah -imılaal-ea- - I-alainb - - - 155 Article III. Du vestibule genito-exeremenlitiel du lezard femelle ........u...... 158 Article IV. Du vestibule genito-exer&mentitiel de la grenouille femelle........... 161 Article V. Du vestibule genito-exer&mentitiel du brochet femelle ........-..... 162 Article VI. Resum& comparatif des parties qui conslituent la sphere externe des organes genitaux dans les deux sexes....nrusersneenrennen 162 Quatrieme partie. Resume general. Parallele entre les organes genitaux consideres dans leur ensemble; marche de leur degradation; application a la classification des NETLEDLESEN ee ee ers Seite 228 a. Errata. On a imprime par megarde la plupart des noms d’auteurs, tels que Highmor, Fabriceius, de Graaf, Cowper, Duges ete., par une petite initiale, au lieu d’une majuscule. Voici quelles sont les autres fautes essentielles que le lecteur est prie de corriger. Pag. 1 lin. 15 necessaire lisez: necessaires 11. 4 inf. Celle 1. Telle 51. 7 les 1. le 81. 6 66 et 67 1. 71 et 72 9 1. 17 abortir 1. aboutir 14 1. 19 des capsules I. de capsules 16 1. 9 et 10 VII 1. VI 17 1. 16 des 1. de 21 note 1. 1 de 1. des 25 1. 3 posterieure 1. posterieur 271. 1 inf. et I. est Al 1. 13 poisons 1. poissons 46 1. inf. cellules rondes 1. cellules epitheliales rondes 47 1. 17 ouvert follicule I. ouvert un follicule 50 1. 4 ovulaire 1. ovalaire 54 1. 1 le]. la 55 1. 15 le I. les 61 1. 22 del le, apres: rapports Balazelisez: Bl... V..et:Vl 67 1. 12 et l. est 70 1. 19 arrondies 1. arrondis 721. 18 repli 1. replie 73 1. 11 en remontant, au lieu de 0,04 1. 0,004 791. 3 au lieu de troue 1. trouve S5 1. 16 au lieu de se 1. ces 85 1. 18 au lieu de remplis 1. replis 86 1. 6 en remontant, au lieu de le 1. les 95 1. 11 en remontant, au lieu de elles m@mes 1. elles les m@mes 98 1. 18 au lieu de 115 1. 115 111 1. 18 au lieu de forment 1. forme 1 122 1. 2 en remontant, au lieu de 172 1. 72 ligne derniere; la phrase se termine par ischio-coceygien. Les mots „‚Fourreaux des verges‘‘ doivent commencer l’alinda suivant. 146 1. 7 au lieu de basin 1. bassin 150 1. 16 au lieu de adherent 1. adherant Fr - f 4 mM | ol gl sbrsghen az Ania .w : ter al l { N r ! Nuke j | f 5 ı BEN u j” i 2 j ef " et a F IE { u ' FR) ’ ; Eee 02 a a - nimmt Fi: WERE Me: 2 d Kam. ı un ie ı E j i . ” « rn Bi fe ® J i s j f Vol.25.P1. D Tab.?. V01.33.R1. Klein ct Schimper fec 1 ER Die Si ? B N o ü S 5 ui ® . ) De “ " \ » ‘ A @ LE) ur 5 E7 E Vol25P1. Vo1.25.P1. Tab.WV b Fig48 eı Klein & Schimper fec. nth.Inst. LKLC.d.N.v Henry & Cohen in Bonn Vol. 23... Tith. Inst.d.KLC.Ar Vol.3.Pl. Klein et Schimper £sc. w0l223.P.1. Tab.7. Fig.76 F 18 fu) \ | | Fr p Klein & Schunper x Cohen in dont Vol. 25.P.1. Tab.b. F1g.89 ka N) ee ®3 PR: 0A BIER Zi Blein. et Schimper fec. Lith Inst d/RLO.Ac.d.N vHenıy& Cohen in Boun Schwmper delin Vol.23.P1. Tab 10, Fig.106 Fig.105. I ))) Vo1.25.P.1. II h " M N N as . | f R Hi ) N) IN un Ill in Wis 402 Fig 107. d KL.C.Ac dA NvHenıs 6 Cohen inBonn. Lithust.d Schimper delin Tab.ti. Vol.25.P.1 ohen in Bonn Ac.1.N.v. Henry & 0 AK.1.0 Lith.Inst Klein # Schimper del 9 Tab.12. Fio.114 Vol.95.P.1 Fig.12 hen in Bonr dentyN& -aimper fe ‘ DIE n$ Klei Vol.25P2. \ Nee MN ADS: SUADEN Dith. Inst d. KL.C.Ac.d.N.v. Henry & Cohen in Bonn. Klein & Schimper fec. “ Vol.25.P.2. Tab.l. F1g.136_ Schimper fec. Lith. Instd KLO Ae a.N’v. Henry & Cohen in Borm w Tab.15 Fig 155. Lith.nst.d. K.L.C Ac.d.N.v. Henry & Cohen in Boun Fig.134. Schimper del. Vol.25.P.1. Vol.25.P.1. Fig 158 4 Vol.25.P.1. ee ih rn Fa SS = er ' = | az NN Fig.172 Fig.171 ner Lith.Instä LE. Ac.dNvHenny& Cohen in Bonn u Vo1.23.P.1. Tab.18 RS u 1ig.180. Fig.186 Fig.190 Vo125.P1. FRIFEE EEE Lu. Schimper dei, Tab.20. Fig. 204 Vol 25.2.1. Fig.203 Fig.202. Fig.205. Lith.Inst. I KLC.Acd.N vHenıyk Oohen in Bann Schimper del. BEITRÄGE ZUR PATHOLOGISCHEN ANATOMIE UND ZUR PATHOLOGIE HÜFTGELENKES. VON Dr. EDUARD ZEIS, M.d.A.d. N. MIT 6 TAFELN. DER AKADEMIE ÜBERGEBEN AM 25. NOVEMBER 1847. Ps = r f . ur ru g, 7 Sc MITTEN v ) ) An a Ni. - iu KINOTAMA MEN: zanroReaE AMIHITUE Die Lehre von den Krankheiten des Hüftgelenkes hat in der neueren Zeit, indirect durch genauere Untersuchungen des Mechanismus der Geh- werkzeuge, direet durch pathologische und pathologisch - anatomische For- schungen, unbedingt Fortschritte gemacht. Aber Vieles ist noch zu thun übrig, was bei der Schwierigkeit des Gegenstandes, besonders der tiefen Lage der Theile, welche die Feststellung der Diagnose während des Lebens so sehr erschweren, nicht zu verwundern ist. Um so mehr ist es aber auch Pflicht, darüber zu wachen, dass durch die Aufstellung unhalt- barer Behauptungen die Frage nicht noch verwickelter gemacht werde. Deshalb wies ich vor einigen Jahren Bonnet’s Lehre über die Ursachen der Verlängerung und Verkürzung der unteren Extremität bei der Coxal- gie (Malgaigne’s Journal de chir. 1843. Fevr. et Mars) in einer Recension (in Schmidt’s Jahrbüchern 1844. Bd. 41, S. 319 und Bd. 42, S.62), so wie sie es meiner Ansicht nach verdient, als gänzlich grundlos zurück. Vollkommen unverändert hat er sie seinem grösseren Werke über die Gelenkkrankheiten (Trait& des maladies des articulations etc. Paris et Lyon 1845) einverleibt. Schon am Schlusse jener Recension sprach ich die Ueberzeugung aus, dass die pathologische Anatomie der Pathologie bedeutend zu Hülfe kommen müsse. Hierzu etwas beizutragen, ist die folgende Arbeit bestimmt. Wichtiges Material ist an vielen Orten zerstreut zu finden. So hat z. B. Parise (Archives generales de med. Paris 1843. Juillet et Aoüt), fast um dieselbe Zeit, als Bonnet’s Arbeit erschien, eine vortreffliche, durch Auszüge bereits hinlänglich bekannte Abhandlung über Verlängerung und Verkürzung der unteren Extremität bei der Coxalgie geliefert, auf welche Bezug zu nehmen ich mehrfache Veranlassung finden werde. Da ich aber in einer kleinen Stadt lebe, wo ich von einer öffentlichen Biblio- 232 E. Zeis, thek so gut als gar nicht unterstützt werde, *) so wird man es mir nicht zum Vorwurf machen, dass ich mir nicht die Aufgabe stelle, das bereits Vor- handene zusammenzutragen, sondern nur das vorlege, was ich durch meine eigenen Untersuchungen gewonnen habe. Die Marburger anatomische Sammlung besitzt eine Anzahl interessanter Schenkel- und Beckenkno- chen, deren freieste Benutzung mir der Director derselben, mein Freund und (damalige) College Prof. Fick, nicht nur gestaltete, sondern bei deren Untersuchung und Beschreibung er mir auch wesentlich behülflich war, wofür ich ihm meinen Dank hiermit öffentlich abstatte. Präparate dieser Art sind zwar nicht selten und wohl in jeder pathologischen Sammlung zu finden. So vermulhe ich, dass die von A. K. Hesselbach (Beschrei- bung der pathologischen Präparate, welche in der königl. anatomischen Anstalt zu Würzburg aufbewahrt werden. Giessen 1824. 8. p. 142-144. Nr. 383-396 und p. 32. Nr.653) und von A. G. Otto (Catalogus novus collectionis anatomicae instituti anatomiei regii Vratislaviensis. Vratislav. 1841. 8. p.69. Nr. 1859-1870. 1870:. p.233. Nr. 291. 1603: und b) angedeuteten Präparate, welche in dem erst genannten Verzeichnisse arthritische Knochen genannt werden, von derselben Art sind, und so wie die unsrigen eine genauere Beschreibung verdienen. Ein eben solcher Schatz befindet sich in der pathologisch-anatomischen Sammlung zu Giessen, deren Reichthum zum Theil daher rührt, dass die ehemals Sömmerringsche Sammlung mit ihr vereinigt worden ist, welchen Ursprungs namentlich viele der hier in Rede stehenden Präparate sind. In der neuesten Zeit ist diese Sammlung von ihrem Director Professor Wernher benutzt wor- den; derselbe ist jedoch in Folge davon zu von den meinigen sehr ver- schiedenen Resultaten gelangt, und hat dieselben in seinem Werke: A. Wernher, Beiträge zur Kenntniss der Krankheiten des Hüftgelenkes, malum coxae senile, Coxalgie, und fractura intracapsularis colli femoris. *) Der Herr Verfasser, jetzt Oberarzt der äussern Abtheilung des Stadtkrankenhauses in Dres- den, war damals Professor in Marburg. D. Red. Beiträge zur pathologischen Anatomie des Hüftgelenks. 233 Giessen 1847. 4. niedergelegt, so dass ich mich veranlasst sehen werde, vielfach darauf Bezug zu nehmen. Allerdings ist es wahr, dass die Untersuchung eines pathologischen Präparates dann erst recht fruchtbringend wird, wenn man den Krankheits- verlauf, durch den es zu Stande kam, genau kennt, oder doch wenigstens Gelegenheit hatte, das Präparat im frischen Zustande zu untersuchen. So wohl ist es mir nicht geworden. Mit Ausnahme eines einzigen Präpara- tes, welches ich unerwartet in einer Leiche fand, die mir auf der Anatomie zum Operationscursus übergeben worden war, stammen die übrigen aus älterer Zeit her; aber auch .selbst bei jenem waren meine Bemühungen, etwas über den Krankheitsverlauf zu erfahren, vergeblich. Demungeach- tet hoffe ich, dass man nach Durchlesung dieser Abhandlung zugeben wird, dass ich selbst ohne diese allerdings wünschenswerthen Bedingun- gen genug Neues und Wichtiges nachzuweisen im Stande war, so dass diese Mangelhaftigkeit nicht fühlbar sein wird. Ich werde nun so verfahren, dass ich die Beschreibung der mir zu Gebote stehenden Knochenpräparate in Gruppen geordnet gebe, und meine Bemerkungen über den Krankheitsprocess, durch den sie bewirkt worden sein müssen, theils sogleich hinzufüge, theils erst am Schluss folgen lasse. Erste Gruppe. Breitgedrückte Schenkelköpfe. Präparat Nr. 1—4. *) Die Marburger Sammlung kann vier Präparate von breitgedrückten Schenkelköpfen aufweisen, welche die kuchenartige, oder, wie sich auch *) Der Einfachheit wegen habe ich die Figuren nicht nach den Tafeln bezeichnet, sondern die neben ihnen stehende Zahl bezieht sich jedesmal auf das Präparat. Die Zeichnung des Durehschnittes ist jedesmal auf den Tafeln mit schwarzem Grund zu suchen. Von den Präparaten 2 und 12 sind keine solchen genommen worden. Vol. XXIII. P.I. 30 234 E. Zeis, schon Rokitansky ausdrückt, die pilzartige Form besitzen, und bei denen diese Formveränderung entweder ganz allein, oder, wie bei Prä- parat Nr. 4, doch bei weitem zum grössten Theil durch Breitdrückung des Knochens ohne Auflagerung neuer Knochenmasse zu Stande gekom- men ist. Präparat Nr. 1. Wir erblicken hier den linken Schenkelkopf eines allem Anschein nach noch jugendlichen Subjectes. Da derselbe nicht vollständig erhal- ten, sondern etwas unter der Mitte durchgesägt ist, würde die Angabe der - Maasse nichts nützen. Der Schenkelkopf ist gleichmässig rund, aber nicht ganz die Hälfte einer grösseren Kugel, während ein natürlicher Schenkel- kopf zwei Drittheile einer kleineren Kugel ausmacht. Er ist ferner fast überall noch von dem angetrockneten, hie und da rissig gewordenen Ge- lenkknorpel bedeckt, mit alleiniger Ausnahme einiger Stellen an der vor- deren Seite, wo er aber wahrscheinlich nur bei der Maceration verloren gegangen ist, so dass die Corticallamelle des Knochens blossliegt. Die Stelle, wo das ligamentum teres angeheftet gewesen ist, verhält sich wie im normalen Zustande. Dieser etwas vergrösserte Schenkelkopf nun geht nicht, wie ein normaler, allmälig, sondern überall plötzlich, an manchen Puncten unter einem rechten, an noch anderen sogar unter einem spitzen Winkel in den Schenkelhals über. Die auffallendste Erscheinung an diesem Knochen ist der bedeutende Tiefstand des caput femoris, welcher so gross ist, dass der höchste Punet desselben einige Linien tiefer steht, als der höchste Punct des Trochan- ters. Denken wir uns eine Axe durch den Schenkelhals gezogen, so trifft Uiese den Schenkelknochen ziemlich genau unter einem rechten Winkel. Dabei befindet sich der Schenkelkopf nicht centrisch auf dem Schenkelhalse, sondern er ist so stark nach vorn gerichtet, dass man bei der Ansicht von vorn reichlich zwei Dritttheile, und bei der von hinten kaum ein Drititheil der Gelenkfläche übersieht. Dies hat zur Folge, dass Beiträge zur pathologischen Anatomie des Hüftgelenks. 235 der Schenkelhals auf der vorderen Seite ausserordentlich kurz erscheint und der Rand des Schenkelkopfes kaum einen halben Zoll von der linea intertrochanterica anterior entfernt ist, während man bei der Ansicht von hinten eine viel grössere Fläche des Schenkelhalses, welche überdies von vielen foraminibus nutritüs durchbohrt ist, übersieht. Bei der Ansicht von oben ist nur eine sehr geringe Verbiegung des Schenkelhalses, so dass er eine Convexität nach vorn macht, erkennbar. Wernher hat die- selbe bei vielen Schenkelknochen in höherem Grade beobachtet, bisweilen so, dass der Schenkelhals wie eingeknickt erschien. Diese beiden Eigen- schaften, nämlich die excentrische Stellung des Schenkelkopfes nach vorn. und die beschriebene Verbiegung des Schenkelhalses, beruhen höchst wahrscheinlich auf einerlei Ursache, nämlich der Einwirkung der Muskel- kraft, müssen aber jedenfalls eine ganz entgegengesetzte Folge haben, so dass sie sich gegenseitig aufheben. Denkt man sich nämlich, man könnte einen normalen Schenkelhals so verbiegen, dass er nach vorn convex würde, so müsste man bei der Ansicht von vorn nur eine ganz geringe Aufsicht auf die Gelenkfläche des Schenkelkopfes erhalten, und wollte man ihn in das Acetabulum wieder einsetzen, so würde der trochanter maior nach hinten gerückt sein. Man denke sich ferner einen Schenkelkopf auf einem übrigens normalen Schenkelhalse auf die genannte Weise excen- trisch und zwar mehr nach vorn aufgesetzt, so müsste, wenn man ihn auch wieder in die Pfanne einsetzte, die Folge nunmehr die sein, dass der Trochanter stark nach vorn gerückt, oder der ganze Oberschenkel nach innen rotirt erschiene. Was also durch die eine dieser beiden Formver- änderungen bewirkt wird, hebt die andere wieder auf, wenn sie gleich- zeilig und in verhältnissmässig gleichem Grade besteht. Es liegt aber nicht fern, anzunehmen, dass die excentrische Stellung des Schenkelkopfes die nothwendige Folge davon sein muss, dass wenn der Schenkelhals durch den Muskelzug in der angegebenen Weise verbogen worden ist. der Trochanter aber nicht bedeutend nach hinten gerückt werden soll, eine dem Schenkelkopf benachbarte Stelle des Schenkelhalses an dessen vorderer * 236 E. Zeis, Seite in das Acetabulum hineintritt, und durch fortwährende Berührung mit dem vorderen Rande der Pfanne selbst zur Gelenkfläche wird. Schon der äussere Anblick dieses Knochens lehrt, dass nirgends Knochenauflagerungen vorhanden sind, so wie auch kein Theil fehlt. Die Untersuchung der Durchschnittsfläche stimmt hiermit vollkommen überein. Ausserdem erkennt man an derselben, dass das spongiöse Knochengewebe überall gleichmässig und kräftig ist. Die Grenze zwischen Epiphyse und Apophyse ist am Schenkelkopfe noch deutlich wahrnehmbar, während die vom Trochanter verschwunden ist. Ein von der unteren Seite des Schenkelhalses nach der Mitte des Schenkelkopfes aufsteigender Streifen compaeteren Knochengewebes rührt nur von, hier etwas dichter gestell- ten Knochenplätichen her, welche kleinere Knochenzellen zwischen sich lassen. Ich möchte dies nicht für etwas Pathologisches halten, indem diese Stelle eben nur das Ansehn hat, als ob hier ein vas nutriens in der Mitte dieser etwas verdichteten spongiösen Masse verlaufen sei. Was die Entstehung dieser Difformität betrifft, so macht eine leichte Convexität des Schenkelknochens nach vorn es wahrscheinlich, dass Rha- chitis mitgewirkt haben möge, die Breitdrückung des Schenkelkopfes zu erzeugen. *) Präparat Nr. % und 3. Diese Präparate rühren von ein und demselben Individuum her. Die Länge der Oberschenkelknochen, von den Condylen bis zur höchsten Stelle des trochanter maior gemessen, beträgt 13° 7% Pariser Maass. Die Knochenmasse ist an ihnen ausserordentlich compact, und die Knochen selbst sind verhältnissmässig sehr schwer. *) Den Fall, welchen Röser unter dem Namen morbus coxarius (im würtemb. Correspon- denzblatt 1843. Nr. 25; Schmidt’s Jahrb. 5. Supplementband, S. 256) unter Nr. 1 beschreibt, ist genau von dieser Art. Vielleicht sind dort nur die pathologischen Veränderungen in noch höherem Grade als hier vorhanden gewesen. EEE DE EENSEEEEEED EN Beiträge zur pathologischen Anatomie des Hüftgelenks. 237 Obwohl sie mit dem Präparat Nr. 1 die Breitdrückung des Schenkel- kopfes und Verkürzung des Schenkelhalses gemein haben, so verhält sich dies doch auf andere Weise. Die Trochanteren sind bei beiden Kno- chen sehr kräftig entwickelt, und von ihnen aus steigt der Schenkelhals in entweder gar nicht, oder doch nur äusserst wenig veränderter Richtung auf, ist aber ausserordentlich kurz und verbreitert sich sehr schnell. Plötzlich geschieht der Uebergang in den noch übrigen Theil des Schen- kelkopfes, welcher nicht mehr, so wie bei Präparat Nr. 1, der Abschnitt einer Kugel, sondern in viel höherem Grade plattgedrückt ist. Der höchste Punet dieser beiden Schenkelköpfe steht einige Linien tiefer als der höchste Punct der Trochanteren. Ein lippenartiger Rand, welcher noch die natürliche Corticallamelle des Knochens besitzt, an einigen Stellen sogar noch mit Knorpel bedeckt ist, und an welchem nirgends die ge- ringste Spur von Knochenneubildung besteht, ist der ganze Ueberrest des ehemaligen Schenkelkopfes. Auf der Mitte desselben befindet sich eine Grube von unregelmässiger Form, so dass der lippenartige Rand an ver- schiedenen Stellen eine geringere, an anderen eine grössere Breite besitzt. Diese Grube zeigt ferner noch folgende Eigenschaften. Ihr Grund ist an beiden Präparaten überall ungleich, höckerig, und gestattet den Blick in viele grössere und kleinere Knochenhöhlen, so dass kein Zweifel sein kann, dass diese Formveränderung vom Anheftungspuncie des ligamentum teres ausgegangen ist. Dies ist jedoch keinen Falls durch Caries ge- schehen, denn es sind nicht eigentlich Rauhigkeiten des Knochens vor- handen, und wenn auch viele grössere und kleinere Knochenhöhlen ge- öffnet erscheinen, so überzieht diese ungleiche Fläche doch eine feine Corticallamelle, die sich in die meisten, besonders die grösseren Gruben hinein fortsetzt, welche so weit sind, dass man ein grösseres Schrotkorn in sie legen könnte. Somit liegt hier das spongiöse Knochengewebe nicht wie bei einem cariösen Knochen frei zu Tage, sondern es ist ein Schutz für die Markhöhlen des Schenkelkopfes gewährt. Deutlicher wird dies noch auf der Durchschnitisfläche von Präparat Nr. 3. Ueberall ist 238 E. Zeis, das spongiöse Gewebe gleichmässig, sehr kleinmaschig, und nirgends ist auch nur die leiseste Andeutung einer im Innern gelagerten Corticallamelle zu entdecken. Die Beckenknochen zu diesen beiden Schenkelknochen sind nicht erhalten, und daher nur zu vermuthen, dass den Gruben auf den Schen- kelköpfen Erhabenheiten in der Tiefe der Acetabula, durch Knochenabla- gerung entstanden, entsprochen haben, so dass also der durch sie bewirkte Druck hier Resorption erzeugen konnte. Dass Knochenerweichung statt- gefunden haben müsse, ist nicht zu bezweifeln, aber sie scheint sich nur auf die Schenkelköpfe und deren Hälse erstreckt zu haben, denn die Kno- chenröhren sind durchaus ganz gerade. Von noch einer bemerkenswerthen Eigenschaft des Präparates Nr. 3 werde ich erst weiter unten bei Präparat Nr. 5 zu sprechen Gelegenheit nehmen. Präparat Nr. 4. In bei weitem höherem Grade besteht die Breitdrückung des Schen- kelkopfes an diesem Präparate. Wir haben hier einen Schenkelknochen von der rechten Seite vor uns, welcher vom höchsten Puncte des Tro- chanters bis an die tiefste Stelle des condylus internus 15° 2% misst. Seine Dicke ist nicht bedeutend, wohl aber sind die Trochanteren sehr stark ausgebildet. Der Schenkelhals ist beträchtlich dicker, als im natür- lichen Zustande, und steht zum Schenkelknochen beinahe im rechten Win- kel. An seiner hinteren Fläche befinden sich viele foramina nutriia. Der Schenkelkopf ist eine grosse Masse, welche den Schenkelhals an allen Orten, an manchen Stellen aber mehr als an anderen, wie der Hut eines Pilzes seinen Stiel überragt. Am auffallendsten ist dies an der vorderen Seite und nach unten, wo die Masse in einen hakenartigen Fortsatz aus- läuft. Bei der Ansicht von vorn übersieht man daher nur noch eine sehr kleine Fläche des Schenkelhalses, mehr bei der Ansicht von hinten. Die Oberfläche dieses deformen Sckenkelkopfes zeigt manche Ungleichheiten, Beiträge zur pathologischen Anatomie des Hüftgelenks. 239 Höcker und Rinnen, ist aber am Rande überall noch von einer sehr dün- nen Corticallamelle überzogen. Von Knorpel sind nur hie und da noch undeutliche Spuren vorhanden. Dagegen ist die Mitte der Gelenkfläche, welche nach oben und innen, zugleich auch etwas nach vorn gekehrt ist. rauh, porös, und eine grössere Grube deutet die Stelle an, wo sich einst das ligamentum teres angeheftet hat. So umfänglich dieser Schenkelkopf ist, so steht sein höchster Punct doch in gleicher Höhe mit dem Trochan- ter, was die Folge der Herabsenkung des Schenkelhalses ist, der indess trotzdem keine Verbiegung nach hinten, in der bei Präparat Nr. 1 bespro- chenen Weise, erfahren hat. Wenn nun auch die äussere Ansicht dieses Knochens es wahrschein- lich macht, dass die überhängenden Knochenränder ihre Entstehung, we- nigstens an einzelnen Stellen, der Auflagerung neuer Knochenmasse ver- danken, so ist dies sicher an den Stellen nicht der Fall, welche bei der Durchsägung des Knochens in eine vordere und hintere Hälfte getroffen worden sind. Bei der sorgfältigsten Untersuchung ist hier ebensowenig als bei den früheren Präparaten eine Spur einer im Inneren befindlichen und von Knochenmasse überlagerten Corticalschicht zu entdecken. Mag dies nun auch an einigen Puncten, besonders vorn und oben, geschehen sein, so steht doch fest, dass hier Erweichung des Knochens mit Auftrei- bung (Lobstein’s Osteoporose) bei weitem das meiste dazu beigetragen hat, dem Schenkelkopfe diese auffallende Form zu geben, und dass also nicht, wie Wernher behauptet, der alte Schenkelkopf jedesmal verklei- nert im Innern solcher deformer Gelenkköpfe angetroffen wird. Das spongiöse Gewebe auch dieses Knochens ist vielmehr überall gleichmäs- sig, kleinmaschig, und zeigt weder grössere Knochenhöhlen, wie manche später zu beschreibende Knochen, noch auch Knochenleisten. Das zu diesem Schenkelknochen gehörende Acetabulum ist der ge- naue Abdruck des Schenkelkopfes, und daher sehr weit und flach. Wo am Schenkelkopfe die Corticallamelle noch erhalten ist, findet man sie an den entsprechenden Stellen der Pfanne ebenfalls, und wo dort Porositäten auf 240 E. Zeis, der Oberfläche, nämlich auf der Mitte der Gelenkfläche, sind, trifft man hier, also im Grunde des Acetabulum, eben solche. Die Insertionslinie für das Kapselligament ist, besonders an der hinteren Seite der Pfanne, sehr hervorspringend. Fügt man den Schenkelkopf in das Acetabulum, so überzeugt man sich, dass er gar keine, oder nur eine äusserst geringe Beweglichkeit besessen haben muss, indem er durch seine hakenartigen Vorsprünge und den knöchernen Rand der Pfanne daran verhindert worden ist, ferner aber, dass seine Stellung zum Becken eine stark flectirte gewesen ist, fast so, wie man sie bei’m Sitzen annimmt, endlich, dass er sich in starker Adduc- tion befunden hat, so dass das Knie bis über die Mittellinie hinüber geragt haben muss. Alle diese Verhältnisse scheinen mir die Erklärung für noch eine pathologische Erscheinung, welche dieser Knochen wahrnehmen lässt, abzugeben. Es ist nämlich an diesem Knochen auffallend *), dass seine untere Hälfte in der Art verbogen ist, dass er eine Convexität nach innen bildet. Wenn zwar der innere Condylus auch an einem normalen Schen- kelknochen, sobald man ihn senkrecht hält, tiefer steht als der äussere, so findet dies doch nur in dem Grade statt, dass, wenn man beide Condyli in eine Ebene bringt, der Schenkelknochen gerade die Richtung erhält, die er wirklich bei’m Lebenden hat, wobei der Trochanter etwas nach aussen gerückt ist. An diesem Knochen ist der innere Condylus ganz ungeheuer verlängert; legt man aber die Zeichnung so, dass beide Condyli in eine Ebene kommen, so hat der Schenkelknochen einen viel bedeutenderen Schiefstand als ein normaler Oberschenkelknochen. Deshalb vermuthe ich, dass der Kranke, von welchem dieser Knochen herrührt, trotz der Unbeweglichkeit seines Schenkels, bei Flexion und Adduction desselben, doch noch Anstrengungen zum Gehen gemacht haben müsse, wobei die *) Man vergleiche die ebenfalls mit 4 bezeichnete Linearzeichnung des ganzen Knochens in verkleinertem Maassstabe. | Beiträge zur pathologischen Anatomie des Hüftgelenks. 241 untere Hälfte des Schenkelknochens durch Muskelwirkung diese Verbie- gung erlitten hat, die ihn zum Gehen brauchbarer machte, als er es ohne dies gewesen sein würde. Die sehr stark ausgebildete linea aspera ist nicht ungeeignet, dieser Erklärung noch mehr Wahrscheinlichkeit zu geben. Diese vier Präparate, von drei Individuen herrührend, bilden somit eine Reihe eines und desselben Krankheitsprocesses, Auflockerung, Erwei- chung und Breitdrückung des Knochens, der sich zwar in den verschie- denen Fällen nicht nur dem Grade nach auf verschiedene Weise kund giebt, sondern auch durch mannigfache Ursachen bedingt gewesen sein kann, in sämmtlichen Fällen aber mehr oder weniger Verkürzung der Extremität zur Folge gehabt haben muss, die freilich in dem einen Falle, wo beide Extremitäten gleichzeitig betroffen waren, nicht messbar gewe- sen sein kann. Zweite Gruppe. Schenkelköpfe mit Knochenauflagerung und Abschleifung. Präparat Nr. 5—8. Präparat \r. 5. Von den bisher beschriebenen Präparaten ganz und gar verschieden ist das Präparat Nr. 5. An demselben bemerkt man, mit alleiniger Aus- nahme, dass der Schenkelhals nicht verkrümmt ist, alle die Eigenschaften, welche Wernher als die gewöhnlichste Folge der Hüftmuskelentzündung, die ich weiter unten näher beleuchten werde, beschreibt. Die Giessener Sammlung besitzt eine ganze Anzahl Knochen von genau demselben Cha- “ rakter, und dieselben kommen mit dem hier dargestellten sogar darin überein, dass sie ebenso schwarz, gar nicht gebleicht, und wahrscheinlich aus Gräbern genommen sind. Vol. XXIH. P.1. ol 242 E. Zeis, Es ist der linke Schenkelknochen von einem sehr grossen Menschen, denn er misst vom höchsten Puncte des Trochanters bis an die tiefste Stelle des condylus internus 16 9% P. M. Die Trochanteren sind, so wie die linea aspera, sehr stark entwickelt. Der etwas verdickte Schen- kelhals erscheint sehr kurz, besonders, wie gewöhnlich, auf der vorderen Seite, weil er von Knochenauflagerungen am Rande des Schenkelkopfes überdeckt ist. Seine Richtung ist etwas, aber nicht bedeutend verändert. Bei der Ansicht von oben kann man keine Verkrümmung in der Art, dass er eine Convexität nach vorn angenommen hätte, erkennen. Der höchste Punct des Schenkelkopfes steht nur ein paar Linien höher, als der allerdings stark entwickelte frochanter maior. Seine Form ist wesentlich verändert, nicht mehr kugelförmig, sondern oval, jedoch ist dieser Ausdruck bei weitem noch nicht ausreichend, und ich werde ihn daher näher beschreiben. Gerade nach vorn und nach hinten sind noch Stellen, welche von dem angetrockneten Knorpel überzogen sind, und an welchen die Oberfläche des ursprünglichen Schenkelkopfes somit noch unversehrt erhalten ist. An allen übrigen Stellen ist sie mehr oder weni- ger auf die eine oder die entgegengesetzte Art verändert. Nach unten hin zeigt der Gelenkkopf unverkennbar Knochenauflagerungen, welche sich wie eine im Fluss erstarrte, über den Knochen hin ergossene Masse verhalten. Eben solche, aber noch massenhaftere Knochenwucherungen befinden sich am Rande des Schenkelkopfes, und zwar haben sie nach vorn und oben eine mehr warzenähnliche Form, nach hinten und oben dagegen die einer, mit einem scharfen Rande vorspringenden, Leiste mit breiter Basis. Gerad nach oben aber ist eine solche polirte, gypsartige, poröse, oder, wie sich Wernher ausdrückt, wie wurmstichige Fläche, welche er für den ossifieirten und abgeschliffenen Knorpel erklärt. Auf ihrer vorderen Seite, da, wo sie an den aufgewulsteten Rand angrenzt, ist eine von vorn nach hinten verlaufende Rinne ziemlich auffallend, wodurch es wahrscheinlich wird, dass dieser Schenkel nur eben noch einige Flexion und Extension habe machen können. An der am meisten nach innen 4 | Beiträge zur pathologischen Anatomie des Hüftgelenks. 243 gewendeten Stelle des Schenkelkopfes befindet sich, gerade da, wo sich einst das ligamentum teres angeheltet hat, ein durch Knochenauflagerung gebildeter Höcker, und auf der Mitte desselben eine tiefe Grube. Nach Wernher (Seite 13) fehlen, wenn die Krankheit fortgeschritten ist, sowohl am Gelenkkopf, als an der Pfanne, die Gruben, in welchen es sich anheftete, so wie dies bei den sogleich nachher zu beschreibenden Präpa- raten Nr. 6 und 7 der Fall ist. Nach Wernher kommen diese Erscheinungen keineswegs dadurch zu Stande, dass Abschleifung, wsure, des Knorpels erfolgt, sondern der Hergang ist nach ihm dieser. Nachdem die Hüftmuskelentzündung län- gere Zeit bestanden hat, chronisch geworden ist, und die entzündeten Muskeln auf den bis dahin gesunden Knochen- und Gelenk-Apparat mit übermässiger Kraft eingewirkt und ohne vorhandene Knochenerweichung den Schenkelhals verbogen haben, pflanzt sich seiner Meinung nach die Entzündung endlich auf den Synovial-, Knorpel- und gesammten Gelenk- Apparat fort. Die Veränderungen des Knorpels beginnen mit Trübung desselben, später erst soll man rothe Pünctchen und Streifchen bemerken; niemals erscheine der Knorpel gleichmässig geröthet. Von diesen vascu- larisirten Puncten aus erfolge Ossification des Knorpels, welche von der Cortiealschicht des Knochens nach der freien Oberfläche des Knorpels fortschreite, übrigens nach denselben Gesetzen, wie auch andere wahre Knorpel, Rippenknorpel oder die cartilago thyreoidea verknöchern. Anfangs bilde die Verknöcherung eine Menge kleiner Höcker, wie sie auch Cruveilhier abbildet, welche den Knorpel verdrängen, später nackt daliegen, zusammenfliessen und eine Menge kleiner Knorpelstückchen in sich schliessen. Endlich werde eine gleichförmige Masse daraus, und nun erst beginne die gegenseitige Abschleifung, somit nicht des Knorpels selbst, sondern des verknöcherten Knorpels. An den benachbarten Stel- len, wo der Knorpel nicht verknöchert ist, verwandle er sich in ein fase- riges Gewebe. Werde nun ein solcher Knochen macerirt, so fehlen alle Reste des Knorpels, und man bemerke eine wie wurmstichig angefressene * 244 E. Zeis, Knochenlamelle, die um so viel über die Corticallamelle des Gelenkkopfes hervorsteht, als die Dicke des Knorpels an dieser Stelle beträgt. Das wurm- stichige Ansehn rühre nur von der Auflösung des durch die Maceration ver- schwundenen Knorpels, nämlich der von der Knochenmasse eingeschlos- senen kleinen Knorpelstückchen her. Bei Durchschnitten durch die polir- ten Flächen soll man nach Wernher Folgendes finden: Der Stelle, wo sich die emailartige Knochenfläche befindet, entspreche eine Cortical- schicht von 1-2 Dicke, also mehr, als die ursprüngliche Corticallamelle beträgt. Es könne geschehen, dass die Knorpelschicht unter der über ihr abgelagerten Knochenschicht hingehe. Bei Knochenneubildungen seien mehrere Knochen, deren Knochenkörperchen und Markcanälchen deutlich entwickelt sind. Diese letzteren seien weit und stehen perpen- diculär zur Oberfläche des Gelenkkopfes. Um meine davon ganz abweichende Erklärung der hier in Rede ste- henden Erscheinungen rechtfertigen zu können, muss ich damit beginnen, auf eine von Wernher nicht genug berücksichtigte Eigenschaft der polirten Knochenflächen aufmerksam zu machen. Die polirten Flächen befinden sich, nach Wernher (S. 7), gewöhnlich nach oben und vorn, nach S. 24 aber nach oben und hinten. Nach den mir vorliegenden Prä- paraten ist das Erstere das Gewöhnlichere. Ferner sagt er (S. 7) von ihnen, man finde diese Knochenlamellen nur in sehr ausgebildeten und veralteten Fällen in der Mitte ununterbrochen, und dann häufig, was für das Alter des Zustandes spreche, wie die Achse eines Rades (Wagens) ausgefahren, gefurcht. Hierin liegt nun eben der Irrthum. Es giebt nämlich Fälle, wo die abgeschliffene, knöcherne, polirte- Fläche ganz mas- siv erscheint, ohne von kleinen Oeffnungen durchbohrt zu sein. Die Marburger Sammlung besitzt noch ein von mir nicht abgebildetes Präparat dieser Art, wo der grösste Theil der Oberfläche des Schenkelkopfes so glatt ist, wie eine Billardkugel. Häufiger ist der Fall, dass die polirte Fläche mit Porositäten besetzt ist; diese befinden sich aber nicht zufällig an einer beliebigen Stelle, sondern jedesmal in der Mitte derselben. Am Beiträge zur pathologischen Anatomie des Hüftgelenks. 245 meisten nach aussen, in der Nähe der von der Abschleifung nicht betrof- fenen Oberfläche des Gelenkkopfes, pflegt die politirte Fläche drei bis vier Linien breit (wohl auch weniger) massiv, nicht durchbohrt zu sein; mehr nach innen beginnen einzelne wenig tiefe Porositäten, und am meisten in der Mitte sind dieselben am dichtesten stehend und grösser. Bisweilen geschieht es auch wohl, dass an einer oder der anderen Stelle der Ueber- gang von der natürlichen, noch mit angetrocknetem Knorpel überzogenen Oberfläche des Schenkelkopfes in die poröse Fläche plötzlich stattfindet. Schon dies wird hinreichen, um mich zu verstehen, dass ich nämlich der Ansicht bin, dass wirklich Abschleifung des Knorpels und der Cortical- schicht, ja sogar der spongiösen Substanz erfolgt sein müsse, um diese Erscheinungen hervorzurufen. An den Stellen, wo der Knochenschliff nur bis in die Corticalschicht eingedrungen ist, erscheint die polirte Fläche ganz massiv® daher am gewöhnlichsten am Rande, was jedoch auch mit der ganzen Fläche des Schenkelkopfes der Fall sein kann. Da aber, wo das spongiöse Knochengewebe selbst angegriffen worden ist, und man also in die geöffneten Knochenzellen oder Markcanälchen hineinblicken kann, befinden sich die Porositäten, so dass die Fläche hier wie wurm- stichig erscheint. Viel kommt dabei darauf an, wie dick die Corticalschicht ist, was bei verschiedenen Menschen sehr verschieden ist. Es leuchtet ein, dass es sich demnach gerade umgekehrt, als Wern- her annimmt, verhalten muss. Die Fälle nämlich, in denen man die polir- ten Flächen in der Mitte ununterbrochen findet, können nicht die veralte- ten sein. Und so ist es auch sicherlich. Wir werden bei den beiden folgenden Präparaten sehen, dass, je tiefer der Knochenschliff eindringt, die Fläche desto poröser wird. Diese Erklärung ist so einfach, dass sie Jedem einleuchten wird, und es kommt daher nur noch darauf an, auch die Beweisgründe, welche Wernher zur Bestätigung seiner Behauptung vorbringt, zu widerlegen, was mir nicht schwer werden wird. Wernher sagt zuerst, der äussere Rand dieser Knochenflächen stehe über die Fläche, welche vor der Maceration von dem Knorpel ein- 246 E. Zeis, genommen war, um beinahe ebenso viel hervor, als die Dicke der Knorpel beträgt. Auch dies erkläre ich für einen Irrthum. Die ganze polirte Fläche bildet natürlich nicht eine Ebene, sondern sie ist gewölbt, aber weniger convex, als die natürliche Oberfläche des Schenkelkopfes, oder der Abschnitt einer grösseren Kugel. An der Stelle, wo die polirte Fläche aufhört und in die stärker convexe Fläche übergeht, wird ein mehr oder weniger auffallender Winkel gebildet, eine Stufe, welche um so leichter für das gehalten werden kann, wofür sie Wernher ansieht, näm- lich für eine Knochenauflagerung, wenn daneben der Knorpel noch im angetrockneten Zustande vorhanden ist, wobei man bedenken muss, dass der Knochenschliff im frischen Zustande auch durch den Knorpel hindurch- ging, dieser also gegen die knöcherne Fläche hin wie abgeschärft war, bei’m Antrocknen daher dort noch viel dünner geworden ist, als an den übrigen Stellen. Dies muss natürlich bewirken, dass der®Abstand der polirten Fläche zu der übrigen unversehrten im trockenen Zustande noch grösser erscheint. Die untenstehenden Figuren werden dies verdeutlichen. a. Spongiöse Substanz des Schenkelkopfes. b. Corticallamelle. c. Der Knorpel im frischen Zustande. d. Der angetrocknete, daher dünner gewordene Gelenkknorpel. x —y. Der Knochenschliff, durch die genannten Theile hindurchgebend, und zwar bei x mehr allmälig, bei y mehr plötzlich. Beiträge zur pathologischen Anatomie des Hüftgelenks. 247 m. n. Die Stufe, welche durch das Antrocknen des selbst abgeschliffenen Knorpels hervorgebracht wird und es so scheinen machen kann, als ob die Fläche bei p tiefer liege, als die bei o. Viel wichtiger noch ist aber der folgende Punct. Dem, welcher Wernher’s Schrift liest, ohne selbst Gelegenheit zu haben, durch eigene Untersuchungen die Richtigkeit von dem, was er behauptet, zu prüfen, wird es nicht sehr auffallen, wenn er sagt, dass der alte Schenkelkopf in der Tiefe verkleinert vorhanden sei, dass die Knochenplättchen und Mark- canälchen senkrecht auf der alten in der Tiefe befindlichen Corticalschicht stehen, und höchstens das kann Misstrauen erwecken, dass diese selbst 1-2/% dick (Seite 13) sein, an Mächtigkeit also die ursprüngliche Corti- callamelle um ein verhältnissmässig sehr Bedeutendes übertreffen soll, denn es ist gänzlich unphysiologisch, dass ein Theil, nachdem er seine Bestim- mung verloren hat, an Ernährung noch zunehmen soll. Ich habe dagegen immer gefunden und werde bei den demnächst zu beschreibenden Präparaten noch zu verschiedenen Malen darauf aufmerk- sam machen, dass die natürliche Corticallamelle, sobald sie von neuer Knochenmasse überlagert ist, immer dünner wird und in dem ihr zu bei- den Seiten benachbarten spongiösen Gewebe endlich ganz verschwindet. Nicht ein einziges Beispiel ist mir bekannt, wo sie, nachdem sie in das Innere des Knochens gerückt war, dicker gewordenwäre. Ganz deutlich habe ich mich dagegen von der Zerstörung der Corticallamelle durch Resorption nicht blos an Durchschnitten, sondern auch dadurch überzeugt, dass ich die Knochenauflagerungen an einzelnen Stellen mit grosser Vorsicht bis auf die Corticallamelle abmeiselte, wo sie dann an vielen Stellen durch- löchert erschien. Ebenso trifft man die, später zu besprechenden, Kno- chenhöhlen vorzugsweise häufig in ihrer Näheg so dass auch hieraus her- vorgeht, wie thätig die Resorptionskraft gerade an solchen Stellen ist, welche früher die Oberfläche des Knochens ausmachten und nun zu seinem Inneren gehören. Dasselbe geschieht mit der Corticallamelle der neugebildeten Knochenmasse, wenn sie, so wie die ursprüngliche, 248 E. Zeis, durch nochmalige Knochenauflagerung in das Innere des Knochens ver- setzt wird. Vergleicht man nun hiermit die Beschaffenheit der unter den polirten Flächen gelegenen vermeintlichen Corticallamelle, so findet man bisweilen (bei dem jetzt in Rede stehenden Präparate Nr. 5 weniger auffallend, als bei dem demnächst zu beschreibenden Nr. 6), ungefähr eine Linie unter der Oberfläche, einen Knochenstreifen (a), der so, wie ihn Wernher beschreibt, viel dieker ist, als eine ursprüngliche wahre Corticalschicht, sich aber von einer solchen noch dadurch unterscheidet, dass er sich zu beiden Seiten, nämlich nach der Oberfläche und nach dem Innern des Schenkelkopfes hin, keineswegs scharf abgrenzt, sondern allmälig in das spongiöse Gewebe verliert, auch ist er nirgends von wirklicher compacter Knochenmasse gebildet, sondern wenn man ihn mit der Loupe betrachtet, findet man, dass er selbst nur verdichtetes spongiöses Knochengewebe ist, in welchem sich immer noch eine grosse Menge äusserst kleiner Knochen- höhlen befindet. Wichtig ist es dabei noch, darauf zu achten, wie sich dieser Knochenstreifen zu der wirklichen, aber von Knochenmasse über- lagerten, Corticallamelle (b) verhält. Hierbei wird man finden, dass diese, da wo der Knochenschliff anfängt, sich an der Oberfläche endigt (ec) und einen Winkel mit dem anderen fraglichen Knochenstreifchen (a) bildet, keineswegs aber in denselben übergeht. So besteht bei mir nicht der mindeste Zweifel darüber, dass diese Erscheinung, die ich auf der Durch- schnittszeichnung von Präparat $ angedeutet habe und welche bei der von Präparat 6 noch deutlicher hervortritt, durch eine neue Production bewirkt wird, indem sich das spongiöse Knochengewebe durch Osteosclerose einigermassen verdichtet, so dass die kleinsten Knochenhöhlen verengt werden. . Schon der äussere Anblick dieses Knochens (Präparat 5) spricht dafür, dass der Schenkelkopf an seiner obersten Stelle einen Defect erlit- ten haben müsse. Legt man die Zeichnung eines anderen Knochens von derselben Grösse darauf, oder setzt man in Gedanken die Bogenlinie der Beiträge zur pathologischen Anatomie des Hüftgelenks. 249 wirklichen Corticallamelle fort, so ergiebt sich, dass da, wo sich die poröse Fläche befindet, ein wenigstens zwei Linien dicker Theil des Knochens fehlt. Herabbiegung des Schenkelhalses hat dabei nicht mitgewirkt, dies so erscheinen zu lassen. Ist nun dem Allen zu Folge nicht blos der Knorpel und die Corticallamelle abgeschliffen, sondern sogar ein Theil des spongiösen Gewebes geraubt und dessen Markhöhlen geöffnet, so darf es uns nicht wundern, dass die Natur durch Osteosclerose diese wieder zu schliessen bemüht ist; höchstens könnte die Frage entstehen, warum sie dies nicht auf der Oberfläche durch Bildung einer wirklichen Cortical- lamelle, sondern in einiger Tiefe in der spongiösen Masse bewirke. Ohne mich in Vermuthungen ergehen zu wollen und Aufklärungen hierüber von der Untersuchung frischer Präparate erwartend, will ich nur das andeuten, dass die oberhalb des sclerotischen Streifens gelegenen Markhöhlen im frischen Zustande höchst wahrscheinlich mit einer, natürlichem Knorpel ähnlichen Masse ausgefüllt sind, so dass also dann das Verhältniss noch anders, und zwar dem natürlichen ähnlicher erscheint. Obwohl ich überhaupt bezweifle, dass Gelenkknorpel jemals verknö- chern, und auch andere Pathologen dieser Ansicht sind, so ist es doch nicht meine Absicht, einen Beweis dafür hiervon zu entlehnen, sondern ich bemerke hier nur, dass die von mir gegebene Erklärung es ganz unnö- thig macht, zu jener, den Erscheinungen selbst nicht entsprechenden, Deutung seine Zuflucht zu nehmen. Ehe ich dieses interessante Präparat verlasse, muss ich noch auf eine pathologische Erscheinung an demselben aufmerksam machen. Bei einem normalen Oberschenkelknochen ist der Schenkelhals, wenn das Knie gerad nach vorn gekehrt ist, nicht sowohl blos von aussen nach innen, als viel- mehr zugleich etwas nach vorn gerichtet. Bringt man nun diesen nicht verbogenen Schenkelhals in diese normale Stellung, so ist das Knie nicht gerade nach vorn, sondern zugleich ziemlich stark nach innen gerichtet, oder mit anderen Worten, der Schenkelknochen ist in seinem unteren Dritttheil wie ein Strick um seine Längenachse etwas nach innen gedreht, somit auf Vol. XXI. P.1. 32 250 E. Zeis, eine ganz verschiedene Weise als das Präparat Nr. 4. Man erkennt dies auf der Linearzeichnung daran, dass man eine grössere Aufsicht auf die äussere Fläche des condylus externus hat, als dies bei einem gesunden Knochen, wenn man ihn in diese Stellung bringt, der Fall ist. Dieselbe Eigenschaft zeigt auch, obwohl in geringerem Grade, das Präparat Nr. 3, während sie auffallender Weise bei Präparat Nr. 2 fehlt. Diese Verdrehung des Knochens um seine Längenachse nach innen muss, da gleichzeitig keine Verbiegung des Schenkelhalses bestand, wel- che die Wirkung wieder aufgehoben haben würde, die Folge gehabt haben, dass bei natürlichem Stande des Trochanters das Knie stark nach innen, die Ferse nach aussen gekehrt war. Dass die Ursache dieser Ver- drehung, so wie bei Präparat 4, wo sie freilich in anderer Weise stattfand, wieder eine lang andauernde Muskeleinwirkung gewesen sein müsse, liegt nahe. Die Aufgabe könnte nur die sein, zu erklären, warum dies in dem einen Falle geschieht, in dem anderen aber micht, oder auf andere Weise. Da ich den Kranken nicht im Leben gekannt habe, so kann ich nur die Vermuthung aufstellen, dass er wahrscheinlich bemüht gewesen ist, seinen im Acetabulum nur sehr wenig beweglichen Schenkel noch zum Gehen zu gebrauchen, was auch durch die abgeschliffene Stelle wahr- scheinlich gemacht wird. Nun sieht man aber auch andere Male, dass Kranke, welche in der freien Beweglichkeit ihres Schenkels im Acetabu- lum behindert sind, den Fuss in den übrigen Gelenken möglichst nach innen drehen und eine Erleichterung darin finden, wenn sie, wie man zu sagen pflegt, über die grosse Zehe gehen, wodurch die Flexion und Extension des Schenkels, welche Schmerz im Acetabulum verursachen würde, unnö- thig gemacht oder doch verringert wird. Dass diese, Anfangs nur durch Anstrengung erreichte, Drehung des Fusses nach innen endlich durch Muskelaction zur natürlichen wird, ist nicht zu verwundern. Der Fall ist demnach ein ganz anderer gewesen, als bei dem vorigen Präparat, wo der Oberschenkel im Gelenk selbst schon fleetirt und addueirt feststand und die Verbiegung des Knochens in einer anderen Weise erfolgen konnte. Beiträge zur pathologischen Anatomie des Hüftgelenks. 251 Präparat Nr. 6. Die Erscheinungen, welche ich bei dem vorigen Präparate beschrie- ben und erläutert habe, treten bei diesem in viel höherem Grade vor unsere Augen. Es ist der rechte Oberschenkelknochen eines, den Grös- senverhältnissen nach zu schliessen, sehr kräftigen Menschen, welcher vom höchsten Puncte des Trochanters bis an die tiefste Stelle 17% 41 P.M. misst. Die Trochanteren sind stark entwickelt, die linea aspera und sämmtliche Anheftungspuncte für die Muskeln stark hervortretend, hier und da auch Knochenauflagerungen an diesen Stellen unverkennbar. Die linea intertrochanterica anterior zeichnet sich in dieser Hinsicht be- sonders aus, indem sie mit einem schönen, warzenarligen, an anderen Stellen tropfsteinartigen Osteophyt besetzt ist. Dass der in seiner Rich- tung zum Oberschenkel nicht veränderte Schenkelhals um ein Bedeutendes aufgetrieben ist, ist unverkennbar, namentlich nach vorn hin, an welcher Stelle eine Knochenauflagerung noch mehr dazu beiträgt, zu machen, dass der Schenkelhals hier etwas convex erscheint. Der höchste Punct des Schenkelkopfes ragt etwa einen halben Zoll höher als der trochanter maior. Knochenauflagerungen, und zwar wie- derum Rokitansky’s Osteophyt in Form einer über den Knochen hin- gegossenen und im Fluss erstarrten Knochenmasse, umgeben den Schen- kelkopf ringsum an seinem Rande, an verschiedenen Stellen breiter oder schmäler werdend und bald mehr hervorragend, bald mehr allmälig in den Schenkelhals übergehend. Während dieses Osteophyt nach vorn und oben innig mit dem Schenkelkopfe verbunden ist, so dass man keine genaue Grenze beider unterscheiden kann, wozu eine breite, von vorn nach hinten über den Schenkelkopf verlaufende, jedenfalls von Abschleifung herrührende Furche das Ihrige beiträgt, hört es an allen übrigen Stellen plötzlich auf, so dass man den in der Mitte dieser Knochenmasse steckenden Schenkel- kopf erkennen kann, wie eine Nuss, von welcher man die eine Hälfte der grünen Schaale entfernt hat. Je nachdem es der unregelmässige 252 E. Zeis, Rand des Osteophyt’s erlaubt, hat man die Aufsicht auf die Corticallamelle des Schenkelkopfes an verschiedenen Stellen 2-3-4% breit. Nur an wenigen Puncten bemerkt man noch Spuren des Knorpels. Noch mehr nach der Mitte des Schenkelkopfes zu hört die Corticallamelle plötzlich auf, und eine rauhe, poröse, den Blick in grössere und kleinere Knochen- höhlen gestattende, in sehr geringem Grade convexe Fläche bildet die nach oben und innen gekehrte Seite dieses Schenkelkopfes. Von der Anheftungsstelle des ligamentum teres ist keine Spur mehr wahrnehmbar. Dass der Schenkelkopf selbst, nach Abrechnung der Knochenaufla- gerungen, so wie schon der Schenkelhals, einige Auftreibung erlitten habe, erkennt men bereits bei dieser Ansicht von aussen, und man erhält die Bestätigung dafür bei der Betrachtung der Durchschnittsfläche. Dass hier dem Schenkelkopfe ein drei bis vier Linien hohes Segment fehlt, ist unverkennbar, und wenn nun zwar diese Fläche nicht die polirte, email- artige Beschaffenheit zeigt, sondern mehr rauh erscheint, so ist dies offen- bar die Folge davon, dass der Knochenschliff sehr plötzlich durch die Cor- ticallamelle hindurchgetreten und in die spongiöse Substanz eingedrungen ist, ferner dass der Knochen ein sehr zartes, lockeres Gewebe besitzt, dessen Ursache eine auf Atrophie des Knochengewebes begründete Osteo- porose zu sein scheint. Sicher wird aber niemand, der das Präparat untersucht, glauben können, dass hier künstliche, absichtliche Präparation oder zufällige Zerstörung mitgewirkt habe, dem Schenkelkopfe einen Theil zu rauben. Uebrigens sind an einigen Stellen, besonders an der hinteren Seite, wo die Fläche des Knochenschliffes etwas mehr schief durch die Corticallamelle tritt, und an der schon erwähnten auf dem höchsten Puncte deutliche Spuren von Abschleifung zu bemerken. Auf der Durchschnittsfläche bemerkt man die von Knochenmasse überlagerte Corticalschicht 5, welche bei ec, wo der Knochenschliff durch sie hindurch geht, plötzlich aufhört. Nahe unter ihr bemerkt man ferner mehrere durch Resorption entstandene Knochenhöhlen, und im Schenkel- halse selbst eine von der Grösse eines Taubeneies. Wie ich schon bei der Beiträge zur pathologischen Anatomie des Hüftgelenks. 253 Beschreibung des vorigen Präparates andeutete, ist hier die unterhalb der abgeschliffenen porösen Fläche hingehende, durch Verdichtung des Kno- chengewebes entstandene Knochenleiste (@), in der Dicke von 1-2 Linien, sehr auffallend. An einigen Stellen erstreckt sich diese verdichtete Kno- chenmasse sogar um noch etwas mehr in das spongiöse Gewebe hinein, und unterscheidet sich von dem übrigen sehr zarten Knochengewebe wesentlich, jedoch nur dem Grade seiner Dichtigkeit nach. Da hingegen, wo wirklich die alte Corticallamelle von Knochenmasse überlagert ist, bemerkt man deutlich ausser dieser ursprünglichen, und der äussersten, die Knochenauflagerungen überziehenden, noch eine sehr feine, in der Mitte gelegene, dritte Corticalschicht, welche jedenfalls davon herrührt, dass die Knochenauflagerungen Anfangs nur halb so hoch waren und auf dieselben nochmals eine neue erfolgt ist. Endlich mache ich noch darauf aufmerksam, dass dieses Präparat, welches seine Veränderungen jedenfalls durch einen gemischten Zustand von Osteoporose, Bildung von Osteophyten und durch Abschleifung erfah- ren hat, dennoch an der unteren Seite des Schenkelhalses eine sehr dicke Knochenrinde besitzt, welche indess ebenfalls hie und da porös zu wer- den anfängt. Präparat Nr. %. Dieser Knochen hat grosse Aehnlichkeit mit dem so eben beschrie- benen. Es ist ein Schenkelknochen von der rechten Seite, und von der tiefsten Stelle bis zum höchsten Puncte des Trochanters 16 7 lang. Die Abnutzung des Gelenkkopfes ist etwas geringer, als bei Präparat Nr. 6, und die poröse Fläche, mehr nach vorn gelegen, reicht nur wenig bis über die höchste Stelle, so dass man bei der Ansicht von hinten nicht viel von ihr bemerkt. Die gewöhnlichen Osteophyten umgeben den Rand des Schenkelkopfes, den Schenkelhals, und bezeichnen die linea inter- trochanterica anterior. Eine Verbiegung des Schenkelhalses hat nicht stattgefunden. Auf der vorderen Fläche des Schenkelknochens befindet 254 E. Zeis, sich ein, hier nicht mit dargestellter, sehr spitzer, 1/7,“ langer Haken, jedenfalls von einem verknöcherten Muskelansatz herrührend. Die Durchschnittsansicht bestätigt das schon früher von mir Behaup- tete. Die abgeschliffene poröse Fläche ist bei dem Durchschnitt gerade noch ein wenig getroffen worden, daher fehlt hier die Corticallamelle, die erst zu beiden Seiten wieder beginnt. Von einer in der Tiefe gelegenen sclerotischen Schicht ist hier nichts zu entdecken. Vielleicht hat der Zustand hiezu nicht lange genug bestanden und würde sie sich später noch gebildet haben. Dies ist also noch ein sehr wichtiger Beweis mehr gegen die Richtigkeit der Wernher’schen Behauptung. Wir sehen, dass dieser sclerotische Streifen, seine vermeintliche Corticallamelle, nicht jedes- mal unter solchen porösen Flächen anzutreffen ist. Da, wo der Rand des Schenkelkopfes nach oben hin von Östeophyten bedeckt ist, ist es äusserst schwierig, ja fast ganz unmöglich, eine Spur der alten Corticallamelle zu ent- decken, so kurz die Strecke auch ist. Dagegen ist sie am unteren Rande, wenn zwar auch durch Resorption hie und da verdünnt, doch unverkenn- bar vorhanden. Die Knochenneubildung besitzt hier. wie bei Präparat Nr. 6, eine zweite und dritte, die äusserste Corticalschicht ist somit jeden- falls zu zwei verschiedenen Zeiten gebildet worden und ist, wie die spon- giöse Substanz des Schenkelkopfes selbst, von sehr zarter Structur, viele Markhöhlen enthaltend. - Endlich nimmt man in der Nähe der Oberfläche des Schenkelkopfes, und zwar gerade unterhalb der abgeschliffenen Stelle, nur 17, von der- selben entfernt, eine 6-7 grosse Knochenhöhle wahr, welche somit, wenn die Abschleifung noch etwas tiefer eingedrungen wäre, bald eröff- net worden sein würde. Das Innere dieser Höhle ist nicht rauh, und wenn sich zwar eine Menge kleinere und grössere Oeffnungen, welche in die benachbarten Markhöhlen führen, auf der sie umschreibenden Ober- fläche befinden, so ist diese doch im Ganzen glatt, und ähnlich wie durch eine Corticallamelle scharf abgegrenzt. An der entgegengesetzten, der vorderen Hälfte des Knochens angehörenden, hier nicht dargestellten Beiträge zur pathologischen Anatomie des Hüftgelenks. 255 Durchschnittsfläche bemerkt man ferner noch mehrere grössere Oeffnun- gen, welche von dieser Höhle aus in andere eben so grosse Knochenhöh- len führen. Dieselben sind sämmtlich nur durch kleine Säulen und feine Zwischenwände von einander abgetrennt, welche zugleich als Träger für die, wie ein Gewölbe dastehende, poröse oberste Knochenschicht dienen. Ganz davon verschieden ist eine andere Knochenhöhle im Schenkel- halse; denn wenn dieselbe zwar auch an manchen Stellen glatt abgegrenzt erscheint, so rührt dies doch nur daher, dass das spongiöse Knochenge- webe hier bis zur compacten Corticalsubstanz durch Resorption ver- schwunden ist, während an den meisten andern Stellen keine scharfe Grenze zwischen der Höhle und der spongiösen Substanz zu finden ist. Dies macht mich geneigt, anzunehmen, dass beide Höhlen ganz verschie- denen Ursachen ihre Entstehung verdanken, die letztere nämlich blos der Resorption, die erstere dagegen der Verdrängung durch Knochen- tuberkeln. Präparat Nr. ®. Dieses Präparat ist der linke Schenkelknochen von demselben Indi- viduum, wie Präparat Nr. 7, und daher demselben in vielen Stücken sehr ähnlich. ° Die den Schenkelkopf und Schenkelhals umgebenden Osteophy- ten tragen zwar einen anderen Charakter an sich, sind mehr warzenarlig, knollig, während sie dort flacher ausgebreitet waren, indess ist dies, ich will nicht sagen zufällig, aber doch ziemlich unwesentlich. Ob die Osteo- phyten wie eine ausgegossene und im Fluss erstarrte Masse, oder warzig, knollig, oder leisten-, kamm-, zahn- , hakenartig u.s.w. erscheinen, oder ganz zarte Gespinnste oder Gewebe darstellen, hängt wohl nur davon ab, mit wie grosser Energie das Periosteum diese Knochenneubildungen jedes- mal und in wie viel Zeit es sie erzeugte, ob die Localität ihnen gestattete, empor zu wuchern, oder ob gegenüberliegende Knochenflächen durch Reibung sie zwangen, niedrig zu bleiben und sich auszubreiten u. s.f. 256 E. Zeis, Ich will zu diesem Präparate nur noch bemerken, dass an demselben ebenfalls mehrere in verschiedenen Ebenen liegende Knochenschliffe wahr- zunehmen sind, die aber die Corticallamelle nicht vollkommen zerstört haben, weshalb die Fläche um so glätter und compacter erscheint und nur von kleineren Knochenhöhlen unterbrochen wird. Auf der Durchschnitts- fläche fehlt die Corticalschicht nirgends, ist aber am unteren Rande, wo sie von Knochenmasse umlagert ist, viel zarter, als selbst an den Stellen, wo sie an der Oberfläche einige Abschleifung erfahren hat. Auf der Durchschnittsfläche des Gelenkkopfes bemerkt man nichts von einer Kno- chenhöhle, nur eine grössere im Schenkelhals, gerade so, wie bei dem vorigen Präparate. Bei der Maceration ist aber die Oberfläche des Schen- kelkopfes auf der hinteren Fläche geborsten, und von da aus kann man in eine Knochenhöhle blicken, welche ebenfalls genau die Eigenschaften zeigt, welche ich dort an der Höhle im Gelenkkopf beschrieben habe. Dritte Gruppe. Gelenkköpfe, auf welche Knochenauflagerung geschehen ist, ohne dass Spuren von Abschleifung zu bemerken sind. Präparat Nr. 9 u. 10. Präparat Nr. 9. An diesem sehr kräftigen Schenkelknochen von der rechten Seite, welcher 16 1% lang ist, sind alle Knochenvorsprünge und die /inea aspera stark entwickelt, die Zinea intertrochanterica jedoch nicht mit Osteophyten besetzt. Der Schenkelhals scheint seine natürliche Stel- lung zu haben, vergleicht man ihn jedoch mit dem Schenkelknochen der linken Seite von demselben Individuum, welcher in der’ anatomischen Sammlung aufbewahrt und ganz normal beschaffen ist, so findet man, dass er um ein Geringes herabgesenkt ist. Der Schenkelkopf ist überall, Beiträge zur pathologischen Anatomie des Hüftgelenks. 257 jedoch sehr ungleich, mit Knochenmasse überlagert, am stärksten sind diese Auflagerungen, wie gewöhnlich, am Rande des Schenkelkopfes und um die von dem ligamentum teres herrührende Grube herum. Von der- selben nach dem unteren Rande des Schenkelkopfes herab und ein wenig nach hinten geht eine tiefe Rinne, welche der genaue Abdruck des liga- mentum teres ist, das also nach der Bildung dieser Knochenauflagerungen noch fortbestanden haben muss. Wie gewöhnlich, ist auch hier der Durchschnitt geeignet, uns weitere Aufklärungen über die pathologischen Veränderungen zu geben. Hier haben wir nämlich einen Fall vor uns, wo die Corticallamelle des Schen- kelkopfes, welche man überall verfolgen kann, an allen Stellen, nicht blos am Rande, sondern auch in der Mitte von Knochenmasse überdeckt ist, die selbst wieder porös geworden und von einer feinen Corticalschicht überzo- gen ist. Nur der grosse Vorsprung an der unteren Seite besteht aus fast ganz eompacter Knochenmasse. Hätte hier Abschleifung stattgefunden. so würden einige von den Erscheinungen, welche Wernher bei den polirten Knochenflächen beschreibt, zu finden gewesen sein, freilich mit Ausnahme davon, dass der Schenkelkopf nicht verkleinert, sondern in sei- ner natürlichen, sehr bedeutenden Grösse, und sogar etwas verbreitert, im Innern befindlich ist, so wie, dass die von Knochenmasse bedeckte ursprüngliche Corticalschicht durchaus nicht dicker geworden ist. Es würde ein grosser Missgriff sein, wenn man die hier den ganzen Gelenk- kopf überziehenden Knochenauflagerungen für einen Fall von Verknöche- rung des Gelenkknorpels erklären wollte. Schon die Ungleichheiten auf seiner Oberfläche beweisen, dass hier, so wie dies gewöhnlich nur am Rande des Gelenkkopfes geschieht, Erguss von Knochenmasse über die ganze Gelenkfläche hin stattgefunden hat. Aber dies konnte jedenfalls nicht eher geschehen, als nachdem der Gelenkknorpel überall verschwun- den war. Die spongiöse Substanz ist überall sehr zart und kleinmaschig, und so wie bei den bisher beschriebenen Präparaten 6-8 bemerkt man auch Vol. XXIM. P. 1. 393 258 E. Zeis, hier in der Nähe der überlagerten Cortiealschicht grössere, durch Resorp- tion (oder vielleicht durch Knochentuberkeln) entstandene Höhlen. So wie bei dem Präparat Nr. 1 ist endlich auch hier die Grenze zwischen der Apophyse und den Epiphysen des Trochanters, so wie des Schenkelkopfes deutlich erkennbar, bei jenem durch sehr auffallend kleinmaschiges Kno- chengewebe und einige die Grenze bezeichnende feste Knochenstrahlen, bei diesem dagegen vermittelst einer zarten queren Knochenleiste, welche nur durch etwas dichter gestellte Knochenblättchen gebildet wird und also im normalen Zustande etwas Aehnliches ist, wie dort, wo statt der abge- schliffenen Corticallamelle durch Sclerose eine neue Knochendecke unter der Oberfläche gebildet wird. Bei der sehr grossen Zartheit des spon- giösen Gewebes ist übrigens noch die bedeutende Dicke der compacten Knochenrinde, besonders an der unteren Seite des Schenkelhalses, wo sie zwar immer stärker ist, als an der oberen, auffallend. Am Kniegelenke dieses Knochens haben ähnliche pathologische Ver- änderungen stattgefunden, als am Hüftgelenke, nämlich Auflagerungen von Knochenmasse, die selbst wieder porös geworden sind, aber eine feine Knochendecke haben und unter denen hin man die ursprüngliche Cortical- schicht grösstentheils noch verfolgen kann. Schon dies, noch mehr aber der Umstand, dass sich die ganz gleiche Degeneration auch am Kniege- lenke des anderen Beines findet, dessen Schenkelkopf dabei ganz normal ist, vermag als Beweis zu dienen, dass hier nicht ein lokales Leiden (Hüft- muskelentzündung) zu Grunde gelegen haben kann. Präparat Nr. 10. Ein linker Schenkelknochen, welcher 16 3 lang, dabei aber sehr dünn und trotzdem verhältnissmässig sehr schwer ist. Die linea aspera und intertrochanterica, so wie die Trochanteren selbst, sind hier nicht mit Knochenauswüchsen besetzt. Die Richtung, Dieke und Länge des Schen- kelhalses sind nicht verändert, aber der Schenkelkopf ist von Knochen- Beiträge zur pathologischen Anatomie des Hüftgelenks. 259 masse gänzlich überkleidet, wie eine verzuckerte Mandel. An manchen Stellen ist diese Knochenrinde dünner, an anderen dieker und als ob sie zum zweitenmale darüber geflossen wäre. Am stärksten sind die Vorra- gungen längs des Randes des Schenkelkopfes, welcher sich fast überall als eine scharf hervorstehende Leiste verhält, und nur an der vorderen Seite des Schenkelhalses, wo die Knochenmasse mehr über den Schenkel- hals ausgebreitet ist, erscheint dieser vorragende Rand etwas niedriger. Ausserdem bemerkt man noch eine besonders hohe Knochenauflagerung an der Anheftungsstelle des ligamentum teres, welche jedoch nur so, wie bei Präparat 9, eine desto tiefere Grube wallartig umgiebt und genau in eine entsprechende Grube am Acetabulum passt. Dabei ist der Schenkelkopf offenbar gar nicht in seiner Form verändert, und wenn es nach der Durch- schnittszeichnung so scheint, als ob er doch etwas verkleinert sei, so rührt dies nur davon her, dass der Sägeschnitt nicht gerade durch den grössten Durchmesser gegangen ist, sondern etwas zu weit nach hinten liegt. Weil nämlich der Knochen ehemals zu einem Skelet verwendet und der Schenkelhals,. um eine Schraube anzubringen, seiner Länge nach durchbohrt war, musste ich den Sägeschnitt so führen. Auf dem Durchschnitte erkennt man ganz deutlich, dass die Cortical- lamelle überall bald mehr bald weniger von Knochenmasse überlagert ist, nur am unteren und oberen Rande des Schenkelkopfes, wo die stärksten Auflagerungen sind, ist es schwierig, sie zu verfolgen. Alles das, was ich bei dem vorigen Präparate zur Widerlegung der Ansicht, dass dies durch Verknöcherung des Knorpels geschehen sei, gesagt habe, gilt auch hier. Diese, den Gelenkkopf überziehende Knochenmasse ist selbst wie- der porös oder spongiös geworden, lässt sehr feine Knochenzellen, genau so, wie ein normaler Knochen, wahrnehmen, und hat einen Ueberzug von einer Üorticallamelle, welche nirgends eine polirte Fläche angenommen hat. Dass dies nicht der Fall ist, rührt jedenfalls daher, dass dieser Schenkelkopf in seinem Acetabulum in einer leicht flectirten Stellung zum % 260 E. Zeis, Becken so fest gestanden hat, dass er sicher gar keine Bewegung machen, Abschleifung also nicht stattfinden konnte. Die Untersuchung des Beckenknochens giebt in diesem Falle den genügendsten Aufschluss über die Ursache dieser Degeneration des Schenkelkopfes, denn man erkennt deutlich, dass hier Fractur des Ace- tabulums stattgefunden hat. Auf der inneren Fläche des Beckenknochens befindet sich noch eine grosse Menge Knochencallus, und da, wo sich der absteigende Ast des Schambeines mit dem aufsteigenden Aste des Sitz- beines vereinigt, sind nicht ganz genaue Üoaptation und ein hakenartiger Knochenvorsprung sichere Zeugen ehemaliger Fractur des Beckenkno- chens. Das Acetabulum selbst ist mit Knochenmasse wie ausgegossen, und nur an der Anheftungsstelle des igamentum teres und von da aus bis zur incisura acetabuli hin ist die alte ursprüngliche Fläche desselben davon frei geblieben. Wernher ist der Ansicht, dass die Knochenschliffe, so wie die Verknöcherung der Knorpel überhaupt, sehr späte Erscheinungen der von ihm beschriebenen Hüftmuskelentzündung seien, indem er öfters Hüft- und Darmbeine gefunden habe, welche alle Erscheinungen der Krankheit an sich trugen, ohne dass Abschleifung stattgefunden hatte. Ich dagegen bin der Ueberzeugung, dass bei diesen beiden Knochen (Präparat Nr. 9 und 10) niemals Abschleifung erfolgt sein würde, und wenn ihre Besitzer noch so lange gelebt hätten, weil so bedeutende Rauhigkeiten jede Bewe- gung des Schenkelkopfes im Acetabulum für immer verhindern mussten. Ich lasse nun noch die Beschreibung und Abbildung einiger kranker Schenkelköpfe folgen, welche keiner der drei bis jetzt beschriebenen Krankheitsformen beigezählt werden konnten, wenn sie auch in der einen oder anderen Beziehung Aehnlichkeit mit jenen besitzen. Beiträge zur pathologischen Anatomie des Hüftgelenks. 261 Präparat Nr. 11. Die hervorstechendste Eigenschaft dieses Präparates ist, dass es auch emailarlige, porzellanartige Flächen besitzt, welche sich aber von den bei Präparat 5 beschriebenen abgeschliffenen, dabei aber porös gewordenen Knochenflächen ganz wesentlich unterscheiden. Das hier vorgestellte Präparat habe ich erst vor einiger Zeit in einer Leiche gefunden. Da ich jedoch die Difformität des Schenkelkopfes erst entdeckte, nachdem der Schenkel bei’'m Operationscursus amputirt worden war, so kann ich nicht angeben, ob und in welchem Grade Verkürzung des Beines bestand. Das Präparat Nr. 11 bietet eine Menge interessanter Erscheinungen dar, welche zum Theil schwer zu erklären sind. Es ist ein Schenkelknochen von der linken Seite, von kräftiger Structur, der trochanter maior von natürlicher Form und Grösse, und wenn der frochanter minor nicht so stark wie im natürlichen Zustande hervortritt, so ist dies nicht sowohl seine eigene Schuld, als die des auf- fallend verbreiterten Schenkelhalses, welcher in einem vollkommen rech- ten Winkel zum Schenkelknochen steht. Der Schenkelkopf hat seine runde Form gänzlich verloren und ist dreieckig, pyramidalisch geworden, wobei die äusserste Spitze des Dreiecks nicht viel höher steht, als der trochanter minor. Der höchste Punct des ganzen Schenkelkopfes, näm- lich der obere Rand desselben, überragt dabei die höchste Stelle des trochanter maior nur um ein sehr Geringes. Gewaltige Knochenaus- wüchse von warziger, knolliger Form umgeben den Schenkelhals an sei- ner vorderen Fläche, andere steigen mehr nach oben hin kammartig in die Höhe und tragen auf ihrer Spitze eine breitere Fläche, noch andere legen sich auf der hinteren Seite mehr flach an den Schenkelhals an. Betrachtet man den Knochen gerade von oben, so findet man, dass der Schenkelkopf und Schenkelhals zusammengenommen allerdings eine Convexität nach vorn bilden, dass dieselbe jedoch nicht sowohl durch eine 262 E. Zeis, Verbiegung des Schenkelhalses als vielmehr nur durch die Knochenaus- wüchse auf der vorderen Fläche des Schenkelhalses bewirkt wird. Die als eine schiefe Ebene absteigende Gelenkfläche ist glätter als alle anderen Stellen des Gelenkkopfes. Wirklich zeigt dieser Knochen eine glatte, feste, porzellanartige Oberfläche, wie kein anderer Knochen der Marburger Sammlung, so dass ich diese Masse, besonders in Betracht ihrer Dicke, nur mit der glasartigen Substanz der Zähne vergleichen kann, und zwar zeigten diese Stellen diese Beschaffenheit, als das Präparat frisch war, gerade so wie jetzt. Einen Knorpelüberzug besassen diese Flächen damals nicht und bedurften eines solchen auch nicht, da sie selbst hinrei- chend glatt waren. Scharf abgegrenzt daneben, "wo jetzt rauhe, tiefer gelegene Stellen zu bemerken sind, war damals eine rothe sammetartige Masse ausgebreitet, wie sie die innere Fläche der Synovialmembran in kranken Gelenken gewöhnlich zeigt, und die jetzt scharf hervorspringen- den Knochenauswüchse waren damals nicht bemerkbar, da sie von ver- dickten Ligamenten, denen sie als Anheftungspuncte dienten, überkleidet und ausgeglichen wurden. Die porzellanartigen Stellen anlangend, so muss ich wegen der Sel- tenheit dieser Bildung noch hinzufügen, dass manche derselben grösser, andere viel kleiner sind, mehr oder weniger Zusammenhang untereinander haben und in verschiedenen Ebenen liegen. Obwohl sie den Namen einer porzellanartigen Masse mit vollem Rechte verdienen, so bemerkt man doch an manchen Stellen gruppenweis beisammenstehende Löcherchen; aber diese Porositäten unterscheiden sich von den früher beschriebenen auf den polirten Flächen wesentlich durch ihre viel geringere Tiefe, so dass sie nur zu einem kleinen Theile in die feste Masse eindringen. Um über diese porzellanartigen Flächen weiteren Aufschluss zu erhalten, ist es nöthig, wieder die Durchschnittsfläche zu untersuchen. Hierbei ergiebt sich nun zuerst, dass die spongiöse Substanz des 'Schen- kelhalses sehr fest ist. Die die Knochenhöhlen bildenden Knochenplätt- chen sind nämlich verhältnissmässig sehr dick. und die Knochenhöhlen Beiträge zur pathologischen Anatomie des Hüftgelenks. 263 daher eng, was ich auf der Zeichnung durch die matte Schattirung ange- deutet habe, weil man nicht so tief in sie hineinblicken kann. Auch die Corticalsubstanz ist am Schenkelhalse sehr kräftig und dick. Achtet man nun auf das Verhalten des Schenkelkopfes an seiner Oberfläche, so findet man zuerst nirgends Knochenauflagerungen auf die ursprüngliche Corti- calschicht, und diese erscheint daher nirgends im Innern, so sehr man dies auch bei der sonderbaren Form dieses Schenkelkopfes erwarten sollte. Untersuchen wir nun die Stellen, welche von aussen porzellanarlig erscheinen, auf der Durchschnittsfläche, so finden wir, dass diese Massen 1-17,‘ dick, sehr compact und dem Schmelz der Zähne ähnlich sind. Die erwähnten kleinen Grübchen, welche auf der Oberfläche hie und da bemerkbar sind, dringen nur bis zu sehr geringer Tiefe in diese porzellan- artige Masse ein und durchbohren sie bei weitem nicht. Andere noch kleinere Höhlen bemerkt man, jedoch nur mit der Loupe, in ihrem Inne- ren, und es ist wahrscheinlich, dass sie durch Herausmaceriren von Knor- pelstückchen entstanden sind, denn ich habe die Maceration nach der Durchsägung noch eine Zeitlang fortgesetzt. Hinsichtlich dieser Eigenschaften unterscheiden sich also diese por- zellanartigen Flächen wesentlich von den bei Präparat 5-8 beschriebenen polirten Flächen. Dieser Knochen ist somit nirgends der Corticallamelle beraubt, sondern sie selbst ist durch Osteosclerose ungeheuer verdickt, so wie sich der selerotische Process auch übrigens im spongiösen Knochen- gewebe kund giebt. Demnach hat dieser Knochen in einer Hinsicht Aehnlichkeit mit den Präparaten 1-4, insofern er nämlich seine Form mit Beibehaltung seines natürlichen Ueberzuges sehr beträchtlich verändert hat, was, so wie die Herabsenkung des Schenkelhalses, wahrscheinlich nicht ohne Erweichung des Knochens geschehen ist. Er unterscheidet sich von jenen Präparaten aber auch wieder wesentlich durch die grosse Verdichtung des Knochengewebes, welche jedenfalls erst, nachdem er jene Formveränderung erlitten hatte, erfolgt ist. Das Acetabulum, in wel- chem der Schenkelkopf nur eine sehr geringe Bewegung machen kann. 264 E. Zeis, besitzt an den entsprechenden Stellen genau eben solche porzellanartige Flächen, wie dieser. Noch weitere Hypothesen über diese Form von Knochenkrankheit aufzustellen, unterlasse ich und hoffe, dass künftige Untersuchungen ähn- licher Präparate weitere Aufschlüsse über diesen noch wenig gekannten pathologischen Process geben werden, von welchem noch die bessten, jedoch immer auch sehr unvollkommenen Beschreibungen bei Herbert Majo (Grundriss der speciellen Pathologie ete. A. d. Engl. v. Amelung. Darmstadt 1838. 8. S.95) und bei Syme (Principles of surgery. Lond. 1842. S.235) zu finden sind. Damit diese, den höchsten Grad der Osteosclerose ausmachende Krankheitsform künftig leichter zu bezeichnen sei, schlage ich vor, ihr einen eigenen Namen zu geben, was freilich nicht leicht ist. Ich bringe Osteohyalosis, Verglasung, in Vorschlag. Präparat Nr. 12. Dieser Knochen hat die grösste Aehnlichkeit mit dem im Musee Dupuytren unter Nr. 995 abgebildeten Präparate, und ist ein schöner Repräsentant des malum coxae senile Smidtü, oder Atrophia senilis, wes- halb ich ihn hier im Gegensatz gegen die früher beschriebenen Krank- heitsformen mit darstelle. Es ist ein linker Schenkelknochen von 16% 7'4 Länge. Die Trochanteren verhalten sich hinsichtlich ihrer Form wie bei einem gesunden Knochen, nur ist der trochanter minor etwas zerstört, in der Art, dass die spongiöse Masse in ihm zum grössten Theile ver- schwunden und nur die Corticallamelle von der Feinheit einer Eierschaale übrig geblieben ist, wie man an einer etwas zerstörten Stelle bemerkt. Der Schenkelhals ist ausserordentlich kurz und ziemlich rechtwinklig gegen den Schenkelknochen gestellt. Man bemerkt dies jedoch nur bei der Ansicht von hinten, denn bei der von vorn ist von einem Schenkel- halse keine Rede mehr, weil die Osteophyten am Rande des Schenkelkopfes Beiträge zur pathologischen Anatomie des Hüftgelenks. 265 bis an die, welche die linea intertrochanterica besetzt haben, reichen. Diese letzteren sind von äusserst zarter Structur, jene etwas massiger, jedoch auch porös. Von dem Gelenkkopf ist nur noch wenig vorhanden. Er ist eine abgeplattete, rauhe, poröse Knochenmasse, welche den Schen- kelhals überall, am meisten jedoch nach innen überragt und deren höch- ster Punct ein paar Linien tiefer steht, als die Spitze des Trochanters. Dass am hinteren Rande einige Knochenauflagerungen geschehen sein können, will ich nicht in Abrede stellen. Der ganze Knochen ist sehr leicht, aber dies scheint durchaus nicht die Folge zu lange fortgesetzter oder künstlicher Maceration, sondern nur interstitieller Resorption zu sein. Ich möchte daher glauben, dass hier sehr verschiedene pathologische Processe nach und nach aufeinander gefolgt sind, nämlich: dass Anfangs Erweichung eine Formveränderung erzeugt habe, wie bei den Präparaten 1-4, dass dann Knochenauflage- rungen an einigen Stellen erfolgt seien, bis endlich bei sehr langem Bestehen durch Altersdecrepidität Osteoporose, in Atrophie des Knochen- gewebes begründet (Rokitansky), hinzugekommen ist. Präparat Nr. 13. Zuletzt habe ich noch eine Anchylose des Oberschenkels mit dem Beckenknochen abgebildet, welche zwar überall durch feste Knochenver- bindungen, ganz besonders aber an der vorderen Seite durch sehr com- pacte Knochenmassen zu Stande gekommen ist. Dabei befindet sich der Schenkel zum Becken in starker Flexion und Adduction. Obgleich dieses Präparat den Untersuchungen, mit denen ich mich hier beschäftigt habe, ganz fern zu stehen scheint, so bietet seine Durchschnittsfläche doch eine Erscheinung dar, welche für unsere Frage von Werth ist und Bestätigun- gen für meine Behauptungen liefert. Der Schnitt ist genau so wie bei allen übrigen Präparaten geführt, dass nämlich dadurch der Schenkelhals in eine vordere und eine hintere Vol. XXIII. P. I. 34 266 E. Zeis, Hälfte getheilt ist. Hier erkennt man nun, dass der Schenkelkopf ausser- ordentlich verkleinert, fast verschwunden ist. Eine knöcherne Leiste, welche vom unteren Rande des Schenkelhalses aufsteigt und unregelmäs- sige Krümmungen macht, bald zarter, bald dicker wird, endlich aber nach dem oberen Rande des Schenkelhalses hin gar nichtmehr zu verfolgen ist, da sie sich im spongiösen Knochengewebe verliert, ist der einzige Ueber- rest der ehemaligen Corticallamelle des Schenkelkopfes und des Acetabu- lum zugleich. Zu beiden Seiten dieses Rudimentes, sowohl in der spon- giösen Substanz des ehemaligen Schenkelkopfes, als in der des Becken- knochens, sind wieder grössere, von Resorption herrührende Knochen- höhlen zu bemerken. Also auch hier, wo ein ganz anderer Krankheits- process stattgefunden hat, die beiderseitigen Gelenkflächen innig mit ein- ander verwachsen sind, Knochenneubildungen nur auf der Aussenfläche bestehen, treffen wir wieder das Verschwinden der in ‚das Innere verla- serten Corticallamelle und der ihr benachbarten Theile, welches hier sogar so gross ist, dass der Schenkelkopf und Schenkelhals bedeutend ver- loren haben. Bei allen solchen Untersuchungen kranker Knochen ist es, um sich vor Täuschungen zu hüten, nothwendig, dass man bedenke, wie ver- schieden das Verhalten eines Knochens ist, je nachdem 'er wenig oder etwas zu lange macerirt und gebleicht, oder wohl gar chemisch mit Natron behandelt worden ist. Wenn das Letztere der Fall war und etwas zu lange geschah, so kann der Knochen das Aussehen gewinnen, als ob Osteoporose stattgefunden habe, dagegen ist man, ‘wenn man Osteoscle- rose oder Osteophyten antrifft, um so sicherer vor Täuschungen. Sehr viel kommt ferner darauf an, wie lange der Kranke die Entstehung der Structurveränderung des Knochens überlebt hat, denn wenn die Zurück- bildung von Östeophyten auch nur sehr langsam geschieht, so sind die Veränderungen, welche mit denselben vorgehen, das Poröswerden, doch bei der Beurtheilung solcher pathologischer Zustände sehr hoch anzu- Beiträge zur pathologischen Anatomie des Hüftgelenks. 267 schlagen, besonders wenn man ohne Kenntniss über den früher stattge- fundenen Krankheitsverlauf ist. Fast überflüssig scheint es mir, zu erwähnen, dass die noch so verschiedenen Formen von Osteophyten, wel- che ich erwähnt habe, sich bei der mikroskopischen Untersuchung als wirkliche Knochenmassen mit Knochenkörperchen erwiesen. Auf manche Resultate, welche sich aus diesen Untersuchungen erge- ben, habe ich schon jedesmal an Ort und Stelle bei der Beschreibung der Präparate aufmerksam gemacht. Es geht aber ferner im Allgemeinen daraus hervor, und dies war der Hauptzweck, den ich, als ich diese Arbeit anfing, vor Augen hatte, dass ausser cariöser Zerstörung des Hüftgelenkes, welche leider so häufig vorkommt, in Folge der Coxalgie, im weitesten Sinne genommen, nicht selten noch eine Menge anderer krankhafter Zustände eintreten, welche organische Veränderungen bewirken, deren Folge jedenfalls wirkliche Verkürzung des Beines gewesen ist. Auf die Erscheinungen, welche im Leben vorhanden gewesen sein müssen, konnte ich nicht näher eingehen, da ich, wie erwähnt, meine Untersuchungen an Präparaten angestellt habe, zu welchen die Kranken- geschichten fehlen; aber auch, wenn sie da wären, würden sie schwer- lich mit der Schärfe geführt sein, welche gegenwärtig überhaupt gefordert wird und hier insbesondere nöthig ist. Aber auch ohne sie wird man mit mir darüber einverstanden sein, dass so bedeutende Abflachung des Schen- kelkopfes und Herabsenkung des Schenkelhalses, bei gleichzeitiger Breit- drückung des oberen Pfannenrandes, wie wir sie an mehreren Präparaten, besonders Nr. 4, gesehen haben, Verkürzung der Extremität zur Folge gehabt haben müsse. Da, wo blos Abschleifung des Schenkelkopfes statt- gefunden hat, ist dies wohl nicht zu erwarten, indem dieselbe meistens zu geringfügig ist, um einen Längenunterschied der Extremität zu bewirken. 268 E. Zeis, Wenn auch Fricke’s Behauptung, dass Vergrösserung des Schen- kelkopfes niemals Verlängerung des Beines, sondern stets nur ein Nach- aussentreten des Trochanters zur Folge habe, der Theorie nach unrichtig ist, und, wie auch Parise (a. a. ©.) auf sehr deutliche und unwiderleg- liche Weise darthut, vielmehr eine zusammengesetzte Fortrückung nach aussen und unten daraus hervorgehen muss, so habe ich mich doch selbst bei der Wiederholung des sehr mangelhaften Frieke’schen Experimentes überzeugt, dass man so kleine Maassunterschiede, wie hierdurch bewirkt werden, am menschlichen Körper nicht mit Bestimmtheit messen kann. *) Nun ist aber die gleichmässige Auftreibung des Schenkelkopfes oder die Auflagerung von Knochenmasse in den Fällen, welche ich dargestellt habe, niemals so beträchtlich, dass man davon eine messbare Verlänge- rung des Beines hätte erwarten dürfen. Hiermit stimmen die Beobach- tungen an Lebenden überein, denn während die nach Hüftgelenkskrank- heiten zurückbleibende Verkürzung oft sehr bedeutend ist, so ist dies mit der wirklichen Verlängerung niemals so der Fall, und dieselbe viel häufi- ger nur scheinbar. Freilich muss man, um darüber urtheilen zu können, ob bei einem am Hüftgelenke Leidenden wirkliche Verlängerung oder Verkürzung des Beines vorhanden ist, vor allen Dingen darüber ganz klar sein, dass die scheinbare, von der Herabsenkung der einen Beckenhälfte abhän- *) Dass Parise den Beweis durch bis auf Millimeter genaue Messungen zu führen sucht, ist das Einzige, was ich an seiner vortrefflichen Arbeit zu tadeln mir erlauben möchte. Experimentirt man, wie er gethan hat, am Skelet, so sind so feine Messungen allerdings noch eher möglich, und dienen, wenn man sie am Lebenden auch nicht in der Weise wie- derholen kann, dazu, die Richtigkeit der Fricke’schen Behauptungen zu widerlegen. Man vergleiche ferner auch Parise’s früheren Aufsatz (Recherches etc. sur le me&canisme des luxations spontandes ou symptomatiques du femur. Archives generales de med. Paris 1842. Tome XIV), in welchem er nachweist, dass die Ansammlung der Synovie im Hüft- gelenke nicht blos im Stande ist, Verlängerung des Schenkels und die übrigen Erschei- nungen der Coxalgie hervorzubringen, sondern dass dies auch wirklich gewöhnlich die Ursache hiervon ist. Beiträge zur pathologischen Anatomie des Hüftgelenks. 269 gige, Verlängerung oder Verkürzung jedesmal im umgekehrten Verhält- niss zu der durch Messungen nachweisbaren Verkürzung und Verlänge- rung steht, welche durch die Annäherung des Trochanters und aller übri- gen messbaren Punkte am Beine nach der crista ossis ilei und den übri- gen messbaren Puncten am Becken hin bewirkt wird. Fricke hat sich dadurch täuschen lassen, dass er die messbaren Unterschiede für wirkliche hielt, und hat darauf hin verschiedene längst widerlegte Erklärungen dafür aufgestell. So nahe es lag, den Grund dieser Erscheinung einzusehen, so hat sich bekanntlich doch erst Gaedechens das Verdienst erworben, die richtige Deutung dafür zu geben. Leonhardi (Theodor Leonhardi: De mensionum utilitate in morbis articuli coxae diiudicandis dubia. Diss. Lipsiae 1842) hat seitdem auf die grosse Unsicherheit der Messungen am menschlichen Körper aufmerksam gemacht, worin ich ihm vollkommen bei- stimme. Trotzdem ist R. Froriep’s Darstellung der Differenzen (chir. Kupfertafeln Nr. 463), welche sich bei verschiedenen Stellungen des Beines und Senkung des Beckens nach einer Seite zwischen Trochanter und crista ossis dei beider Seiten ergeben, sehr werthvoll. Wenn ein Gesunder absichtlich, um die scheinbare Verlängerung des Beines zu bewirken, sein Becken auf der einen Seite herabsenken will, so kann er dies während des Stehens nicht anders als dadurch bewirken, dass er das Becken nach der anderen Seite hinüber schiebt und den Ober- körper auf der Seite senkt, auf welcher das Bein verlängert erscheinen soll. Will er dagegen dasselbe Bein verkürzt erscheinen lassen, so muss er, wenn dies ebenfalls im Stehen geschieht, den Oberkörper nach der anderen Seite biegen, um, indem er die ganze Körperlast dem einen Beine anvertraut, den Schwerpunkt wieder zu finden. Diese absichtlichen künstlichen Verschiebungen des Beckens lassen sich jedoch nur bis zu einem gewissen Puncte treiben, welchen Froriep sehr gut. angegeben hat, und wir können somit die Erscheinungen, welche bei Hüftgelenks- kranken vorhanden sind, dadurch nur sehr unvollkommen nachahmen. Sind wir nun damit vertraut, dass wir 270 E. Zeis, 1) eine scheinbare, durch das Herabsenken oder Hinaufziehen des Beckens bewirkte Verlängerung oder Verkürzung des Beines, 2) eine ebenfalls nur scheinbare, mit jener jedesmal im ungekehrten Verhältniss stehende, bei Messungen von den Beckenknochen aus sich ergebende Verkürzung oder Verlängerung des Beines unterscheiden müs- sen, welche letztere Fricke die wirkliche nannte, die ich aber zur Ver- meidung von Missverständnissen lieber mit dem Namen: die sich bei Messungen ergebende bezeichnen will, — und finden wir nun noch bei Kranken, dass alle Falten und messbaren Punkte so hoch, andere Male, dass sie so tief stehen, dass dieser abnorme Stand nicht durch jene beiden Ursachen bewirkt sein kann, so haben wir vollen Grund, anzunehmen, dass diese Dif- ferenzen auf anderen materiellen Ursachen, nämlich pa- thologischen Veränderungen des Hüftgelenkes beruhen müssen, und können dann erst 3) von wirklicher Verlängerung und Verkürzung sprechen. *) *) In meiner oben erwähnten Recension der Abhandlung Bonnet’s habe ich behauptet, dass Adduction und Rotation des Schenkels nach innen, nicht, so wie er glaubt, etwas dazu beitragen könne, die durch Hinaufziehung der kranken Beckenhälfte bewirkte scheinbare Verkürzung grösser erscheinen zu machen, so wie, dass Abduction und Rotation des Schen- kels nach aussen ebenso wenig das Gegentheil vermöge. Parise (a. a. 0.) stimmt hier- mit vollkommen überein, und weist sogar sehr richtig nach, dass Messungen bei Abduction ein Näherrücken des Trochanters nach der erista ossis ilei hin ergeben. . Schon an jenem Orte brauchte ich den Vergleich, dass der Schenkel bei Abduction oder Adduction ebenso gut stets gleich lang bleiben und erscheinen müsse, als der Zeiger einer Uhr immer gleich lang bleibt und erscheint, er mag auf die 4, die 6 oder 8 gerich- tet sein. — Spricht man freilich, wie Parise es thut, von der messbaren Verlängerung und Verkürzung, so leuchtet es ein, dass der Trochanter bei der Abduetion der crista ossis ilei etwas näher gerückt wird, gerade so, als wenn diese sich herabsenkte., Daher ist dasselbe auch mit allen übrigen messbaren Puncten am Schenkel der Fall. Allein dies hat mit der scheinbaren und wirklichen Verlängerung nicht das Mindeste zu thun. Es ist hier derselbe Fall, als ob man die Entfernung der Spitze des Zeigers von einem dritten | 8 | Beiträge zur pathologischen Anatomie des Hüftgelenks. 271 So wie ich absichtlich unterlassen habe, Vermuthungen über die ein- zelnen Erscheinungen, unter welchen die von mir beschriebenen patholo- gischen Zustände während des Lebens wahrscheinlich aufgetreten sind, auszusprechen, so konnte ich noch viel weniger Krankheitsbilder aufstel- len, sondern musste mich begnügen, die pathologisch - anatomischen Ver- hältnisse zum Eintheilungsprineip zu benutzen. Nur Folgendes will ich bemerken. So verschieden dieselben sind, Osteoporose mit Breitdrückung, Knochenauflagerung, Osteophyten, Osteoselerose, Abschleifung, Bildung einer ganz neuen eigenthümlichen, porzellanartigen Masse, Resorption bis zum fast vollkommenen Verschwinden des Schenkelkopfes, — so ver- schieden ferner die Ursachen gewesen sein mögen, welche diese Krank- heitszustände herbeigeführt haben, so ist es mir doch mehr als wahrschein- lich, dass die meisten dieser Krankheiten im Leben, wenigstens zu einer ge- wissen Zeit, sehr viel@emeinschaftliches gehabt haben müssen, und besonders unter Erscheinungen verlaufen sind, die, wenn wir sie vor uns haben, uns bestimmen müssen, anzunehmen, dass eine Entzündung des Hüftgelenkes vorhanden sei. Bei einem so tief unter der Oberfläche gelegenen Organe, wie dem Hüftgelenke, sind wir, fast wie bei inneren Krankheiten, darauf angewiesen, unsere Schlüsse auf Anwesenheit von Entzündung nur dar- auf zu gründen, dass Veranlassungen, welche andere Male Entzündungen zu erzeugen vermögen, vorausgegangen sind, dass Schmerz da ist, der sich namentlich bei Druck und Bewegung vermehrt, dass die Function des Theiles gestört ist, und etwa noch, dass Fieber besteht. Die übrigen Erscheinungen der Entzündung von äusseren Theilen: Röthe, Geschwulst, vermehrte Wärme, können zwar vorhanden sein, aber wir dürfen sie auf dem Zifferblatte gelegenen Puncte, etwa von dem Loche, in welches man den Uhr- schlüssel einsetzt, messen wollte, welche allerdings sehr verschieden sein kann, je nachdem der Zeiger auf die 4, 6 oder 8 gerichtet ist. Gerade so verhält es sich bei den Messungen des Schenkels, wo wir seine Länge nicht vom Grunde des Acetabulum aus, sondern von einem dritten, seitwärts und aufwärts vom Drehpuncte gelegenen Knochenvor- sprunge aus messen müssen. 272 E. Zeis, anzutreffen nicht erwarten. Mit unserer Diagnose weiter zu dringen, sind wir gegenwärtig bei den Hüftgelenkskrankheiten oft nicht im Stande, wir werden es aber vielleicht in Zukunft sein, wenn wir die pathologische Anatomie dieser Theile recht fleissig studiren. Dass in solchen Fällen, auch wenn der Ausgang nicht in ulceröse Zerstörung, Caries, u.s.w. geschieht, unsere Vermuthung auf Anwesen- heit von Entzündung richtig und es gerechtfertigt ist, unsere Behandlung, natürlich unter Berücksichtigung noch anderer etwa vorhandener Zustände, als Rhachitis, Rheumatismus, Gicht u.s.w., vorzüglich entzündungswidrig einzurichten, geht aus der Betrachtung der von mir beschriebenen Prä- parate hervor, denn wenn auch ein Process, welcher Osteosclerose, Osteophyten u.s. w. erzeugt, niemals ein ganz reiner Entzündungsprocess zu nennen ist, so verläuft er doch schwerlich jemals ganz ohne sie. Obwohl bereits Rokitansky viele von den von mir besprochenen Eigenschaften der Knochen beschrieben hat, so fürchte ich doch nicht den Vorwurf, etwas Ueberflüssiges gethan zu haben, indem ich die Erschei- nungen in ihrer Gesammtheit vom chirurgischen Standpuncte aus aufge- fasst habe, wie es von ihm in seiner pathologischen Anatomie nicht zu erwarten war. Ganz anders ist dabei neuerlich Wernher zu Werke gegangen. . Nachdem er im Jahre 1836 (durch seinen Originalaufsatz in Schmidt’s Jahrbüchern, Bd.12, S.99) am meisten dazu beigetragen hatte, die von R. W. Smith unter dem Namen malum coxae senile beschriebene Krank- heit in Deutschland bekannt zu machen, ist er gegenwärtig ganz anderer Ansicht geworden. Durch Beobachtungen an Lebenden, anatomische Untersuchungen an Leichen und die Vergleichung der Präparate des pathologisch -anatomischen Museums zu Giessen ist Wernher gegen- wärtig zu der Ueberzeugung gelangt, dass das malum coxae senile seinen primären Sitz gar nicht in dem Gelenke selbst, sondern in den benach- Beiträge zur pathologischen Anatomie des Hüftgelenks. 273 barten Muskeln habe, welche bald in höherem, bald in geringerem Grade chronisch entzündet seien, so dass man durch kräftige Behandlung dieser Entzündung ihr Fortschreiten auf den Bänder- und Knochen-Apparat ver- hüten könne. Er verlässt daher den Namen malum coxae senile, den er schon in sprachlicher Beziehung für falsch erklärt, indem die Krankheit auch häufig bei jungen Leuten vorkomme, und behält nur den „‚chroni- sche Hüftmuskelentzündung‘ bei, jedoch mit so wenig Conse- quenz, dass er trotzdem an verschiedenen Stellen (S. 16, 25, 29, 45, 66) noch eine Altersdeerepidität, eine afrophia interstitialis und excentrica zugesteht, die ich für nichts Anderes als das malum coxae senile neh- men kann. Auffallen muss es ferner, dass Wernher, der, wie er selbst sagt, sich als Director eines Hospitals und Vorsteher eines reichhaltigen patho- logisch-anatomischen Museums in der günstigsten Lage befindet, selten vorkommende pathologische Produete untersuchen und wichtige Auf- schlüsse über den Entwickelungsgang der von ihm zu beschreibenden Krankheit geben zu können, seinem Werke eine einzige Krankengeschichte beigefügt hat, die noch dazu einen Kranken betrifft, welcher erst 6 Monat nach dem Beginn der Krankheit in seine Behandlung kam und nach zwölf Tagen gebessert entlassen wurde. Auffallen muss dies um so mehr, als Wernher an anderen Stellen sagt, dass die meisten Präparate der Gies- sener Sammlung von ausführlichen Notizen über den Krankheitsverlauf begleitet seien, viele sogar von Kranken herrühren, die er selbst bei Leb- zeiten gekannt habe. Ich will aber von diesen allerdings nicht viel Vertrauen erweckenden Mängeln absehen und mich lediglich an die Beschreibung der Hüftmuskel- entzündung und ihrer Folgen halten. Stösse, Schläge und andere die Hüfte treffende Gewalten, sogar Rheumatismus in Folge des Sitzens auf feuchtem Boden, sollen die Entzün- dung der Hüftmuskeln erzeugen, die sich durch Anfangs oberflächlichen, später seinen Sitz mehr in der Tiefe habenden Schmerz, Schwerbeweg- Vol. XXI. P. 1. Bh) 274 E. Zeis, lichkeit, Knarren des Beines bei Bewegungen, knöcherne Härte der Hüft- muskeln und später erfolgende Verkürzung des Beines im Leben kund giebt, und für welche sich bei Sectionen die Beweise in der Umwandlung der Muskeln in sehnige Stränge, der starken Hervorragung ihrer, Ansatz- punete und den pathologischen Veränderungen des Hüftgelenkes selbst finden sollen. Nach dem Zeugnisse vieler Schriftsteller ist die Muskelentzündung überhaupt eine sehr seltene Krankheit. An vielen Orten, wo man ihre Beschreibung erwarten sollte, sucht man sogar vergebens nach ihr. Berndt (in Rust’s Handbuch der Chirurgie. Bd.6. S.374), welcher meh- rere ältere Schriftsteller, wie Isenflamm, Plouequet und Forestus anführt, sagt, dass manchmal einzelne Muskeln, andere Male Gruppen der- selben, jedoch meistens nur kleinere, in Entzündung gerathen. Die den Muskel bedeckende Haut sei geröthet, geschwollen, schmerzhaft, der Schmerz sei reissend, klopfend, oft mit Krämpfen in den Enden der Mus- kelfasern verbunden, die Function der Muskeln sei mehr oder weniger gestört, daher vermehre sich der Schmerz bei Bewegung des Gliedes, auf welches der Muskel einwirkt (dies scheint bedeuten zu sollen, dass schon bei passiven Bewegungen Schmerz entstehe). Die Krankheit sei selten, dabei nehme sie leicht den Ausgang in Eiterung. Davon etwas verschie- den spricht sich v. Walther aus (System der Chir. Bd.1. S.54). Er sagt: die Muskelentzündung sei selten, meistens traumatisch (nach Frac- turen und Amputationen), oder von übermässiger Anstrengung herrüh- rend, nicht rheumatisch. Sie äussere sich durch Schmerz von nicht reis- sender Beschaffenheit (also entgegengesetzt als Berndt), krampfhaftes Muskelzucken, harte Anschwellung, Mangel an Ausdehnbarkeit, Contraetur mit andauernder Verkürzung und daher rührender Verkrümmung des lei- denden Körpertheiles. Nach Lessing (chir. Diagnostik. Bd.1. S. 129) modifieirt sich die Geschwulst nach dem Grade der Entzündung und be- zeichnet sich genau nach dem Verlaufe des Muskels unter der Haut, fühlt sich hart an und macht auch die Hautoberfläche hart und roth. Die Beiträge zur pathologischen Anatomie des Hüftgelenks. 275 Muskelentzündung verläuft nach ihm mit heftigem Fieber, verursacht im geringen Grade spannende, reissende Schmerzen und Steifheit des Glie- des, bei heftigerer Entzündung seien stärkere, reissende Schmerzen und grosse Empfindlichkeit bei der Berührung bemerkbar. Als Ausgänge nennt er Zertheilung, Verhärtung oder Verwachsung (durch Erguss ge- rinnbarer Lymphe zwischen den Muskelfasern) und Eiterung. Es wäre zu viel verlangt, wenn man erwartete, dass Wernher die Hüftmuskelentzündung anatomisch hätte nachweisen sollen, denn da seine Hüftmuskelentzündung nicht lebensgefährlich sein soll, so hätte ihm die Gelegenheit zu einer anatomischen Untersuchung während des Bestehens der Entzündung nur durch einen grossen Zufall geboten werden können. Dagegen dürfte das Verlangen nicht unbillig erscheinen, dass Wernher’s Hüftmuskelentzündung mit den bisherigen Beobachtungen der Muskelent- zündung im Allgemeinen nicht im Widerspruch stünde. Jene Schriftstel- ler nennen die Myitis eine schmerzhafte Krankheit; nur darüber, ob die Schmerzen reissend zu nennen seien oder nicht, sind die Angaben ver- schieden. Bewegung vermehrt den Schmerz. Nach Wernher (S. 18) verhalten sich die Schmerzen sehr ver- schieden, je nach der Veranlassung und der Dauer der Krankheit. Sei sie die Folge äusserer Gewaltthätigkeit, so empfinde der Kranke heftige Schmerzen in der Haut, welche von der Muskelentzündung abhängen. Wem drängt sich hier nicht der Gedanke auf, dass dieser Schmerz eben nur durch die Verletzung, Quetschung der Haut selbst bedingt sei. Nach 2 bis 3 Tagen vergehen diese Schmerzen und der Kranke sei bei ruhiger Lage schmerzfrei, bis auf beständiges Ziehen und Brennen und ein deut- liches Wärmegefühl #«n den Hüft- und Schenkelmuskeln. Versucht der Kranke zu gehen, so nehmen Schmerz und Steifigkeit mit der fortgesetz- ten Bewegung ab. Dies ist also ein wesentlicher Unterschied der Wern- her’schen Hüftmuskelentzündung gegen alle anderen Arten von Myitis. Auf Seite 19 heisst es ferner: „‚Nach der nächtlichen Ruhe sind sie (die Schmerzen) am geringsten, die ersten Bewegungen erwecken sie. Wird * 276 E. Zeis, trotzdem die Bewegung eine Viertelstunde fortgesetzt, so verschwinden sie grösstentheils, und zu gleicher Zeit wird die Beweglichkeit freier. Durch fortgesetzte Bewegung werden jedoch Schmerzhaftigkeit und Schwerbeweglichkeit, wenn auch für den Augenblick gemässigt, doch im Ganzen stets verschlimmert.‘““ Welch sonderbarer Wechsel entgegenge- setzter Erscheinungen. Jene Schriftsteller nennen Krämpfe, krampfhaftes Muskelzucken, als ein gewöhnliches Symptom der Muskelentzündung. Nach Wernher (S. 18) fehlt es sowohl im acuten als im chronischen Stadium. Rokitansky (Pathol. Anatomie, Bd. 2. S. 353 ff.) nennt als die gewöhnlichsten Ausgänge der Myitis: Zertheilung, Verhärtung, Vereite- rung, Verknöcherung und Brand. Nach ihm (S. 357) kommt sehr häufig gleichzeitig mit der Muskelentzündung Caries der Knochen, an denen sich der Muskel inserirt, vor. Ob dieselbe Folge der Muskelentzündung, oder gleichzeitig durch dieselben Ursachen, wie diese, hervorgerufen zu werden pflege, lässt er unentschieden. Nach Wernher dagegen eni- steht Caries niemals in Folge der Hüftmuskelentzündung. Dagegen be- schreibt er (S. 4) den Zustand der Muskeln so, dass sie von plastischem Exsudat umlagert, des sie umgebenden Zellgewebes beraubt seien und eine Umwandlung in Sehnenfasern erlitten haben, bezieht sich aber dabei auf Rokitansky, so dass es, besonders bei dem Mangel einer Kranken- geschichte mit Sectionsbericht, zweifelhaft bleibt, ob er dies selbst beob- achtet hat. Muskeln, welche wegen vollkommener oder unvollkommener Anchylose Jahrelang ausser Function gewesen sind, zeigen bekanntlich auch eine solche tendinöse Beschaffenheit, daher isj dieselbe in meinen Augen durchaus kein sicheres Zeichen vorausgegangener Entzündung. Wernher selbst nennt die entzündeten Muskeln hart, Seite 19 sogar fast knochenhart, Seite 74 fast steinhart, dennoch giebt er auf Seite 20 an, man könne durch sie hindurch den mit Exostosen besetzten Pfannenrand fühlen. Wohl getraue ich mir Auftreibungen des Hüftge- Beiträge zur pathologischen Anatomie des Hüftgelenks. 277 lenkapparates durch die Muskeln, wenn sie schlaff sind, hindurchzufühlen, wenn diese aber selbst knochenhart sind, verzichte ich darauf. Ferner hält Wernher das eigenthümliche, bei Bewegungen des Schenkels, selbst passiven, wahrnehmbare Knarren für gleichbedeutend mit dem Neuleder- geräusch, und glaubt seine Ursache in der Entzündung, zwar nicht der Muskeln allein, sondern auch des Synovialapparates gefunden zu haben. Nun ist aber bei keinem der angeführten Schriftsteller in der Beschreibung der Erscheinungen der Muskelentzündung eines solchen Knarrens Erwäh- nung gethan, und ich kann daher auch diese Erscheinung nicht als einen Beweis der Muskelentzündung, sondern vielmehr allein dafür ansehen, dass in den von Wernher gemeinten Fällen gleich anfänglich Entzün- dung des Synovial- und Gelenk-Apparates bestand. Ich muss noch darauf aufmerksam machen, dass Wernher unterlas- sen hat, zu erklären, warum Stösse, Schläge und andere Gewalten, wel- che die Hüfte treffen, dort Muskelentzündung erzeugen sollen, während Contusionen an anderen Körperstellen dies bekanntlich nicht thun, indem sich wohl eher alle übrigen Gewebe in hohem Grade entzünden, ehe die Muskeln daran Theil nehmen, oder dies doch nur höchst selten geschieht. Ebenso wenig hat Wernher erklärt, warum eine die Hüfte treffende Gewalt nicht durch Fortpflanzung des Stosses den Gelenkapparat selbst verletzen und primäre Entzündung in ihm hervorrufen soll. Bei dem von mir unter Nr. 10 dargestellten Präparate beweist die geheilte Fractur des Acetabulum, während der Schenkelhals nicht gebrochen gewesen ist, deutlich, dass dies geschehen sein müsse. Hier hätte nebenbei Hüftmus- kelentzündung entstehen können, doch sind die Folgen, welche Wern- her von ihr beschreibt, nicht eingetreten. Wohl ist es möglich, dass die Erscheinungen der Entzündung in dem einen Gewebe früher auftreten, als in dem anderen, je nachdem sie auf verschiedenen Höhen der Vegetation ste- hen, aber hierin liegt doch kein Beweis, dass das auf einer niederen Stufe stehende Gebilde, wenn es verletzt wird, sich nicht ursprünglich primär entzünden solle, so gut wie ein höher stehendes. Uebrigens stehen die 278 E. Zeis, Muskeln den Knochen in der Geneigtheit, sich zu entzünden, sicher nicht voran, sondern wohl umgekehrt. Uebermässige Anstrengung wird von v. Walther als eine der gewöhnlichsten Ursachen der Muskelentzündung genannt. Hiermit stimmt meine eigene Erfahrung überein. Ich selbst habe ein paarmal Entzün- dung der Wadenmuskeln bei Leuten, welche anhaltend stehen mussten, beobachtet. Diese Veranlassung nennt Wernher gar nicht. Er hat ferner keine Erklärung dafür gegeben, warum Rheumatismus der Hüft- gegend, durch Sitzen auf feuchtem Boden erzeugt, nur einseitige Hüft- muskelentzündung zur Folge haben soll. An mehreren Stellen ist nämlich erwähnt, dass die Hüftmuskelentzündung stets nur einseitig vorkomme. Endlich muss es noch befremden, dass die Chirurgen älterer und neuerer Zeit, welche so angestrengte Aufmerksamkeit auf die Krankheiten des Hüftgelenkes wendeten, die Erscheinungen der Hüftmuskelentzündung nicht erkannt haben sollen. Zu diagnostieiren, welche pathologischen Processe in der Tiefe, im Gelenk selbst bestehen, ist wohl eine schwie- rige Aufgabe, aber dieser pathologische Vorgang in den Weichtheilen, welchen Wernher beschreibt, würde wohl bei so häufigen Fällen von Contusionen und Rheumatismen der Hüftgegend anderen Aerzten nicht entgangen sein. An verschiedenen Stellen (z.B. S.46) sagt Wernher, die Hüft- muskelentzündung sei eine rein locale Krankheit, sowohl insofern, als sie durch örtlich einwirkende Schädlichkeiten erzeugt werde und immer nur einseitig vorkomme, als auch insofern das Allgemeinbefinden, die Ernährung, niemals dadurch beeinträchtigt werde und Fieber nur bisweilen ganz im Anfang bestehe, wenn die Verletzung sehr heftig war. Hierin liegt jedoch kein Grund, dass durch alles dies die Möglichkeit ausgeschlossen sein sollte, dass die schädlichen Einwirkungen ausser dem Rheumatismus, nämlich die mechanische Gewalt bei einem Falle auf den Hintern, nicht auch zugleich beide Hüftgelenke treffen könne. Wernher verweist deshalb (S. 25) Beiträge zur pathologischen Anatomie des Hüftgelenks. 279 die Fälle, wo beide Hüftgelenke ergriffen waren, an die Altersatrophie, und schreibt sie anderen Krankheitszuständen zu. Dem Allen zu Folge kann ich nicht anders, als die W ernhersche Hüftmuskelentzündung für ein Nonens zu halten. Hiermit will ich natür- lich nicht sagen, dass die Hüftmuskeln eine Ausnahme machen und unfä- hig sein sollen. sich zu entzünden, sondern nur, dass sie keine besondere Disposition dazu besitzen. Läugne ich aber die Existenz der Hüftmuskel- entzündung im Wernherschen Sinne, so folgt hieraus von selbst, dass ich auch ihre Einwirkungen auf den Gelenkapparat in der von ihm ange- nommenen Weise in Abrede stelle. Es ist demnach überflüssig, etwas zur Widerlegung alles dessen zu sagen. und es würde zu weit führen, wenn ich dieselbe Kritik, wie bisher, gegen das anwenden wollte, was Wernher über die Haltung des ganzen Körpers, die Verschiebung des Beckens und die Stellung des Beines in dieser Krankheit im Vergleich zur Coxalgie lehrt. Nur darauf will ich hinweisen, dass es Seite 20 heisst: ,‚Die Falte zwischen der Hinterbacke und dem Schenkel zeigt keinen auffallend verschiedenen Stand gegen die der gesunden Seite, sie ist nur weniger tief und scharf, mehr abgerundet.‘‘ Ferner (Seite 47): ,‚Bei der Hüftmuskelentzündung fehlen die reflectori- schen Nervenerregungen (wie bei der Coxalgie), daher auch keine abnor- men Stellungen des Beckens, keine scheinbare Verlängerung und Ver- kürzung der Extremität durch veränderte Stellung der Beckenachsen, keine Verschiebung der Falten an der Hinterbacke.‘“ Sodann aber schreibt Wernher (Seite 74) in der einzigen beigefügten Krankengeschichte: „Die Stellung der Beckenachsen war nicht, oder doch nur sehr wenig verändert, auf der kranken Seite vielleicht etwas bis zu 2-3 erhoben. Die Falten an der Hinterbacke standen in gleicher Höhe und waren an der kranken Seite nur etwas weniger tief und lang, als auf der gesunden.“ Wenn nun zuvörderst die Unsicherheit, mit der sich Wernher über den nicht vorhandenen und den kaum bemerklichen Schiefstand der Bek- kenachse bei seiner Krankheit äussert, wenig Vertrauen erwecken kann, 280 E. Zeis, so dient gerade diese Bemerkung vorzugsweise dazu, zu zeigen, wie wenig der Natur getreu das von ihm aufgestellte Krankheitsbild ist. Es liegt in der Natur der Sache und bewährt sich fast immer, dass, sobald ein Kranker an der Hüfte Schmerz leidet, gleichviel, welches Articulargebilde die Schuld davon trägt, er das Becken auf der kranken Seite hebt, um die schmerzhafte Stelle zu schonen. Dies geschieht rein willkürlich, ohne alle reflectorische Nervenerregung, oft sogar schon wenn Jemand hinkt, weil er einen Schmerz an der kleinen Zehe hat. Zur Bestätigung dieser Behauptung führe ich die Worte von Chelius an (in seinem Handbuche der Chir. $ 233. Note), welcher sagt: ‚Daher wir dieselbe (die Verschie- bung des Beckens nach oben) auch bei Quetschungen der das Hüftgelenk umgebenden Theile und bei jeder schmerzhaften Affection des Oberschen- kels und der Hüfte in derselben Art wahrnehmen.“ Ebenso sagt Parise (a. a. 0. S.431): „‚J’ai cherche a demontrer ailleurs, que la position, que prend le fEmur dans la coxalgie resulte des changements anatomiques survenus dans la jointure, que le malade la choisit instinctivement, parce- que toule autre lwi serait plus douloureuse, et que c’est par la meme raison, qu’il redoute tout changement brusque. D’oü il suit, que la posi- tion du membre etant liee a letat de la jointure on doit considerer cette position comme un phenomene primitif de la maladie, phenomene capable d’en amener un secondaire, une deviation du bassin.“ Und später, Seite 432: „„Exraminez un homme qui souffre dans la hanche ou meme dans le genou, voyez son attitude lorsqu’il est debout et surtout quand il marche: appuye sur la jambe saine etendue, il incline le bassin sur le cöte sain, afın de porter le centre de gravite sur la base de sustentation que lui offre ce membre. Il eleve la hanche malade, et le membre du cöle ne touche le sol que par la pointe du pied moderement etendu. $il marche il appuie legerement la pointe du cöte malade, un peu en avant de lautre, pendant que celui se porte ou mieux glisse rapidement en avant, sans depasser le premier. Le centre de gravite, repousse en avant par le pied sain qui se detache du sol, ne vas pas s’appuyer sur le m m nn Beiträge zur pathologischen Anatomie des Hüftgelenks. 281 membre malade, comme dans la marche ordinaire, mais il retombe sur le cöle sain, avant que celui-ci ait pu franchir l’espace d’un pas. Au lieu de voir le bassin s’abaisser du cöte malade, on le voit au contraire s’elever, quand il n’y a pas d’autre cause de claudication que la douleur.“ Diese Beschreibung ist so vortrefflich, dass ich nicht umhin gekonnt habe, sie ganz hier aufzunehmen. Dagegen stelle ich keineswegs in Abrede, dass Hüftgelenkskranke bisweilen auch die kranke Beckenhälfte herabsenken, so dass dadurch die scheinbare Verlängerung bewirkt werden kann, allein meine Behauptung schliesst aus, dass solche Kranke dann noch in der Hüfte Schmerz empfinden. So kenne ich eine Kranke, welche früher lange Zeit an Coxalgie gelitten hat und soweit mit glücklichem Erfolge behandelt worden ist, dass sie für gewöhnlich gar nicht, sondern nur nach lange andauernden An- strengungen noch einigen Schmerz in der Hüfte empfindet. Das linke Bein ist jedoch auffallend, um wohl 17, verkürzt. Wenn diese Kranke steht, so vertraut sie den grössten Theil der Körperlast dem zu kurzen Beine an, indem sie mit dem linken Fusse vollkommen auftritt. Dabei senkt sie das Becken nach der linken Seite herab. Der Schiefstand des- selben würde aber viel bedeutender sein, wenn sie nicht das rechte Bein, während beide Füsse dicht nebeneinander stehen, ziemlich stark im Knie beugte. Hierbei steht die Falte der linken Hinterbacke, entgegengesetzt dem, was man erwarten sollte, um ein geringes höher als die der rechten, und die Mittellinie des Kreuzes von den Lendenwirbeln an bis zur Falte zwischen beiden Hinterbacken macht eine ziemlich starke Concavität nach links. Lässt man die Kranke dagegen das rechte Knie anziehen, so reicht die linke Ferse nicht mehr bis zum Fussboden herab, und während nun das rechte Bein den grössten Theil der Körperlast trägt, bleibt die linke Beckenhälfte, nachdem sie nur ein paar Linien höher gerückt ist, immer noch die tiefer stehende, und ebenso bleibt die Krümmung der Mit- tellinie dieselbe wie bei jener Stellung. Vol. XXIII. P. I. 36 282 E. Zeis, Ich will sogar, scheinbar im Widerspruch mit dem so eben Behaup- teten, zugeben, dass in späteren Krankheitsstadien und während die Hüfte des Kranken noch schmerzhaft ist, Herabsenkung der kranken Beckenhälfte stattfinden kann, jedoch nur dann, wenn bereits eine Verkrümmung des unteren Theiles der Wirbelsäule erfolgt ist. Ge- wöhnlich wird gelehrt, dass sich das zweite Stadium der Coxalgie durch Verlängerung, das dritte dagegen durch Verkürzung der Extremität cha- raclerisire, und man hat sie sogar darnach benannt. Man sagt ferner, diese Differenzen werden theils durch wirkliche materielle Ursachen, theils aber, und wo jene fehlen allein, durch Herabsenkung, später durch Hinaufziehung der kranken Beckenhälfte bewirkt, wie Rust dies auf dem Titelkupfer zu seiner Arthrokakologie dargestellt hat. Die wenigen Beob- achlungen aber, welche ich, seitdem ich diesen Krankheiten ganz beson- dere Aufmerksamkeit widme, zu machen Gelegenheit gehabt habe, haben bei mir grossen Verdachi gegen die Richtigkeit dieser Angaben erweckt. Schon Rust (Arthrokakologie $ 52) sagt: Es gebe Fälle, wo die das zweite Stadium hauptsächlich bezeichnende Verlängerung des kranken Schenkels zum Theil oder gänzlich fehle. Den Grund davon glaubt er jedoch darin gefunden zu haben, dass die sich im Gelenkkopf entwickelnde Arthrocace gleich anfänglich mit einer Caries der Beckenknochen compli- cirt einhertrete, und nun in demselben Grade, oder noch stärker als der Schenkelkopf aus der Pfanne gleitet, die aufgelockerten Beckenknochen nach oben geschoben werden, somit die Pfanne und der Schenkelkopf höher zu stehen kommen. Diese Erklärung ist aber sehr erzwungen und passt gewiss nur für wenige Fälle. Meine Beobachtung geht nun dahin, dass sowohl bei wirklicher, ihren Ausgang in Caries nehmender Coxarthrocace, so wie bei leichteren For- men von Hüftgelenkskrankheiten, manche Kranke die kranke Beckenhälfte zu jeder Zeit hinaufzogen, während andere Kranke sie fortwährend herab- senkten, nämlich‘ während sie im Bett lagen, denn von Herumgehen war bei ihnen keine Rede. Ich habe ferner gefunden, dass Kranke dieser Art | | N Beiträge zur pathologischen Anatomie des Hüftgelenks. 283 niemals rein auf dem Rücken, auch niemals rein auf der Seite, sondern immer halb auf dem Rücken, halb nach der Seite geneigt liegen, und zwar manche auf der gesunden, andere auf der kranken Seite. Das Letztere scheint mir sogar der häufigere Fall zu sein. Die Lage aber, welche sie einmal angenommen haben, behalten sie immer bei und sind nicht zu be- wegen, dieselbe aufzugeben, selbst wenn sie sich aufgelegen haben. Der Grund hiervon liegt in der Retraction der Fascien des Rückens und der Verkrümmung des unteren Theiles der Wirbelsäule nach vorn und nach der einen Seite, welche in Folge der lange anhaltenden Lage auf der einen Seite immer bedeutender wird und später die Herabsenkung der hinauf- gezogenen Beckenhälfte ganz unmöglich macht. (Man vergleiche deshalb Froriep’s chir. Kupfertafeln. Nr. 464 und 468.) Veranlasst man solche Kranke, der Untersuchung wegen, einmal aufzustehen, so bleibt die feh- lerhafte Stellung des Beckens natürlich dieselbe, selbst wenn die kranke Hüfte noch schmerzhaft ist, aber sie setzen dann immer das kranke Bein nach der Seite und nach vorn, um jeden Druck, welcher Schmerz erzeu- sen würde, sorgfältig zu vermeiden. Die Seite, auf welcher die Kranken zu liegen pflegen, ist meiner Erfahrung zu Folge immer die höherstehende. Jener Fall, dass die kranke und noch schmerzhafte Beckenhälfte herabge- senkt wird, wird demnach nur dann eintreten, wenn die Kranken auf der gesunden Hüfte zu liegen sich gewöhnt haben. Ich wiederhole, dass diese Angaben nur aus einer geringen Anzahl von Beobachtungen entlehnt sind, und ich empfehle sie daher zu weiterer Prüfung, glaube aber, dass sie sich als richtig bewähren werden. Wernher sträubt sich dagegen, anzunehmen, dass in Folge von Verletzung Entzündung ursprünglich im Gelenke auftrete, und lässt sie erst von den Muskeln auf die Articulargebilde übergehen. Die übermäs- sig gespannten Muskeln sollen den nicht entzündeten Knochen zu stark in das Acetabulum drücken und allerhand pathologische Veränderungen an 3 * } ı 284 E. Zeis, ihm hervorbringen. Dass die nicht krankhaft gesteigerte Kraft der Mus- keln einen nicht erweichten Knochen verbiegen kann, habe ich selbst zur Erklärung der Erscheinungen an Präparat 4 und 5 angenommen, und haben wir die von der Orthopädie entlehnten Beweise dafür gar nicht nöthig. Aber es kann keinem Zweifel unterliegen, dass dies, so lange keine Knochenerweichung mitwirkt, nur sehr langsam geschehen kann, und zwar nicht schneller, als der physiologische Umwandlungsprocess der Knochen es gestattet. Es liegt nahe, dass, wenn die Knochen erweicht sind, eine Formveränderung in viel kürzerer Zeit ohne verstärkte Muskel- kraft erfolgen muss. Wir bedürfen daher der ganz neuen Annahme, dass die entzündeten Muskeln den normalen Schenkelkopf mit übermässiger Kraft drücken, gar nicht. Entzündete Muskeln sind unausdehnbar, kön- nen ihre Function nicht verrichten und sich wahrscheinlich, obgleich sie hart anzufühlen sind, auch nicht kräftig zusammenziehen. Dass ihre Kraft übermässig gesteigert sei, hat, ausser Wernher, bisher noch niemand behauptet. Mag es sein, dass bei Verletzungen der Hüfte die das Gelenk umge- benden Muskeln gereizt und zu Contractionen veranlasst werden, mag es sein, dass die Kranken die Muskeln unwillkürlich spannen, um keine, auch nicht die geringste Bewegung des Gelenkes, welche Schmerz bewirken würde, zuzulassen, so erklärt sich auf diese Weise sehr einfach, wie diese, mit Muskelentzündung jedoch nicht zu verwechselnde, Muskelanspannung die Form der durch entzündliche Erweichung dazu vorbereiteten Knochen umzugestalten im Stande sein müsse. Wernher beschreibt nun ferner die pathologischen Veränderungen der Knorpel und Knochen, welche die Folge der verstärkten Muskelwir- kung sein sollen. Ich habe bereits bei der Beschreibung der Präparate Nr. 5— 8 ausführlich davon gesprochen, dass ich Wernher’s Deutung der Erscheinungen für unrichtig halte und vielmehr überzeugt bin, dass wirklich Abschleifung nicht blos des Knorpels, sondern auch des Knochens geschieht. Ich habe gezeigt, dass das, was Wernher für den verknö- Beiträge zur pathologischen Anatomie des Hüftgelenks. 285 cherten, porös gewordenen und abgeschliffenen Gelenkknorpel hält, die abgeschliffene spongiöse Substanz des Gelenkkopfes selbst ist, dass die- sem ein Segment fehlt und dass an den in Rede stehenden Stellen die alte Corticallamelle des verkleinerten Gelenkkopfes nicht in der Tiefe liegt, sondern dass das, was er dafür hält, eine durch Osteosclerose entstandene Knochenleiste ist. Ich habe ferner bewiesen, dass der Oberschenkelkopf eine kuchen- oder plizartige Form annehmen kann, ohne dass Knochen- auflagerung mitgewirkt hat, blos in Folge gleichmässiger Knochenauftrei- bung, und dass im Gegentheil da, wo Ablagerung von Knochenmasse erfolgt ist, die alte Corticallamelle in der Tiefe verdünnt, nicht aber, wie Wernher sagt, verdickt anzutreffen ist. Aber auf einen seiner Beweis- gründe habe ich noch zu antworten. Er sagt nämlich: Reibung sei ja vermögend, an Stellen, wo kein Knorpel ist, solchen zu erzeugen, näm- lich bei künstlichen Gelenken und veralteten Luxationen, es sei also un- möglich, dass Reibung auch Knorpel zu zerstören im Stande sein solle. Die Widerlegung eines solchen Beweises ist nicht schwer, denn es hat ja noch Niemand behauptet, dass übermässige Anstrengung einen gesunden Knorpel abzunutzen vermöge, sonst müsste er bei allen Leuten, welche schwere Arbeiten zu verrichten haben, bald verbraucht sein, und sodann ist es ja, seitdem wir die Gewebe mikroskopisch untersuchen, hinreichend bekannt, dass solche neu entstandene Knorpel in künstlichen Gelenken und veralteten Luxationen nur Bandmasse, höchstens mit einigen einge- streuten Knorpelkörperchen sind und sich von wirklichem Gelenkknorpel ganz wesentlich unterscheiden. Auch dass der Knorpel unter Knochen- neubildungen, welche ihn überlagern, fortbestehen könne, muss ich ebenso sehr bezweifeln, als dass eine solche Ueberlagerung überhaugt geschehen könne. Meiner Ueberzeugung nach muss die Zerstörung des Knorpels durch Erweichung und Resorption vorhergehen. *) *) Hinsichtlich dessen, was Wernher über Vascularisation des Knorpels und die daraus her- vorgehende Ossificalion desselben sagt, verweise ich auf meine Schrift: Die Abtragung des 286 E. Zeis, Brodie, welchen Wernher ($S. 37) als einen Gewährsmann für die Möglichkeit der Knorpelentzündung anführt, sagt nur (Traite des ma- ladies des articulations etc. Trad. de Vanglais par L. Marchant. Paris 1829. p.76): „Les cartilages articulaires de l’adulte ne presentent point de vaisseaux capables d’y charrier le sang rouge. On y rencontre rare- ment Vinflammation, et lorsquwelle a lieu, elle se termine par l’uleeration et non par la formation d’une substance osseuse.‘* Den von der Ver- knöcherung der Rippenknorpel her entlehnten Beweisgründen kann aber für die Verknöcherung der Gelenkknorpel durchaus keine Beweiskraft zugestanden werden, da ihre Structur so wesentlich verschieden ist. Trotz aller Beachtung des Gegenstandes habe ich nur einmal, in einem Falle, wo ulceröse Zerstörung der Gelenkknorpel stattgefunden hatte, Gefässe in ihnen entdeckt. Der Fall war folgender. Ein 60 Jahre alter Mann hatte am linken Fusse einen sehr stark auf- getriebenen Fussballen, und auf der hervorragendsten Stelle befand sich eine kleine Oeffnung, zu welcher Synovia hervordrang. Rauhigkeit des Knochens war mit der Sonde nicht zu entdecken, fasste man aber die Zehe an und bewegte man sie gegen den Mittelfussknochen, so fühlte man ausser abnorm grosser Beweglichkeit, dass sich ungleich höckerige Knorpelflä- chen aneinander rieben. Nach der Amputation der Zehe mit der Hälfte des Mittelfussknochens ergab sich, dass die Bänder, wie bei tumor albus, verdickt waren und dass die erwähnte Oeffnung in das Gelenk eindrang. Die innere Fläche des Kapselbandes erschien überall lebhaft roth, sammet- artig, mit feinen Gefässen besetzt. Die Knorpelfläche der ersten Phalanx war zum grössten Theile natürlich, nur in der Mitte befanden sich zwei Gelenkknorpels bei Exarticulationen. Marburg 1848, 8., in welcher ich ausführlich beschrie- ben habe, wie der Knorpel erst zerstört wird, bevor Granulationen an seine Stelle treten können. (Nachträgliche Bemerkung zu dieser der K. L. C. Akademie schon 1847 überreichten Abhandlung.) Br Beiträge zur pathologischen Anatomie des Hüftgelenks. 287 kleine Gruben. Die eine zeigte einen lebhaft carmoisinrothen Grund, denn hier war der Knorpel ganz zerstört, und die sehr gefässreiche Epi- physe lag blos. An mehreren Seiten war diese Stelle von dem unver- sehrten Knorpel scharf begrenzt, an einer Seite aber ging die Röthe allmä- lig in den Knorpel über, welcher hier in weiterer Zerstörung begriffen war, nämlich von der Oberfläche her bereits mehrere Schichten verloren hatte. Mit der Loupe erkannte man hier eine Menge sehr feiner, dicht und parallel nebeneinander verlaufender Gefässe, welche 4-1 lang waren, und deutlich in den benachbarten, noch in seiner vollen Dicke vorhande- nen Knorpel eindrangen. An der andern mehr bläulich-rothen Stelle war der Knorpel noch nicht ganz perforirt, daher schimmerte die gefäss- reiche Epiphyse nur durch diese noch übrige Knorpelschicht hindurch. Hiermit stimmte überein, dass sie etwas weniger tief war, als die ersibe- schriebene vertiefte Stelle. : Ganz anders war das Verhalten des Gelenkkopfes des Mittelfusskno- chens. Die eine Hälfte desselben, welche mit der Gelenkfläche der ersien Phalanx in Berührung gestanden hatte, war noch von Knorpel überzogen, dieser aber war ungleich, höckerig, nicht körnig, sondern an manchen Stellen leistenartig erhaben, an anderen Stellen vertieft. Auf der ganzen Gelenkfläche befand sich nur eine einzige kleine vascularisirte Stelle, an welcher der Knorpel bis auf eine sehr dünne Schicht verschwunden war. Alle von diesen Gelenkflächen unter das Mikroskop gebrachten Abschnitte zeigten noch den natürlichen Bau der Gelenkknorpel, deutlicher jedoch jene von den erhabenen Knorpelleisten, als die von den vertieften Stellen. Diejenige Hälfte des Gelenkkopfes des Mittelfussknochens dagegen, welche mit der ersten Phalanx wahrscheinlich seit sehr langer Zeit in gar keine Berührung mehr gekommen war, indem Mittelfussknochen und Zehe unter einem stumpfen Winkel zu einander standen, besass gar keinen Knorpelüberzug mehr, sondern erschien, obwohl eine freie Fläche bildend, gelb, höckerig, und das ihn überziehende Gewebe glich unter dem Mikroskop vollkommen dem des Periosteum. Hier war der Verlust des 288 E. Zeis, Knorpels sicher nicht die Folge ulceröser Zerstörung, sondern der einfa- chen Resorption, da er hier bei dem Schiefstand der Zehe schon längst überflüssig geworden war, und mit keinem gegenüberliegenden Knorpel mehr in Berührung kam. Das Tieferliegen dieser Stelle gegen die benachbarte, noch mit Knorpel überzogene bewies, dass er nicht etwa ossifieirt war. Auch erschien hier nach der Maceration die Corticallamelle ganz rein, sogar verdünnt und etwas porös. Zwar habe ich später noch einmal ulceröse Zerstörung der Knorpel in dem Knie- und Fussgelenke einer Leiche entdeckt, aber in diesem Falle Spuren von Gefässbildung nicht beobachtet. Endlich erwähne ich noch, dass auch Hasse (Ueber den anatomischen Befund bei dem acuten und chronischen Rheumatismus, Henle und Pfeu- fer’s Zeitschrift für die rat. Med. Bd. 5) eine Anzahl Fälle beschreibt, in denen er den Knorpelüberzug verschiedener Gelenke vascularisirt und dabei zerstört fand. Dagegen kenne ich keinen einzigen Beweis dafür, dass Gelenkknorpel in Folge von Vascularisation verknöchert seien. Zum Schlusse sehe ich mich veranlasst, noch einen Punct, welchen Wernher zur Sprache gebracht hat, zu berühren. Auf Seite 61 und 67 erwähnt er, dass die hier in Rede stehenden kranken Schenkelknochen auf der Durchschnittsfläche des Schenkelhalses öfters eine von dem unteren nach dem oberen Rande sich hinziehende knöcherne Leiste besitzen, welche man nicht selten für Knochencallus, und die Präparate daher für Beispiele geheilter Schenkelhalsfracturen innerhalb des Kapselbandes ge- halten habe. Obwohl diese Erscheinung an keinem der in der Marburger Sammlung aufbewahrten Präparate wahrzunehmen ist, so kenne ich doch die Giessener Sammlung ebenfalls genau, und ich stimme mit Wernher vollkommen darin überein, dass diese pathologische Veränderung nicht Beiträge zur pathologischen Anatomie des Hüftgelenks. 289 von fractura colli femoris intracapsularis herrührt, und dass das Gleiche mit vielen anderen Präparaten, welche man für geheilte Schenkelhalsbrüche gehalten hat, der Fall sein mag. Dies beweist schon allein der Umstand, dass diese Knochenleiste in den fraglichen Präparaten nicht durch die ganze Dicke des Schenkelhalses hindurchgeht, sondern immer nur von unten an bis ein Stück weit gegen den oberen Rand hin verläuft, wo sie, ohne diesen selbst zu erreichen, allmälig aufhört. Man könnte sagen, dass vielleicht Resorption die Anfangs bis an den oberen Rand reichende Knochennarbe wieder in spongiöses Knochengewebe verwandelt habe, allein dann fragt es sich, warum nicht dasselbe mit dem unteren Theile derselben geschehen sei. Ueberdies sprechen genug andere Beweise, welche Wernher anführt, dagegen, dass hier Fractur bestanden habe. Wenn ich nun soweit mit Wernher einverstanden bin, so kann ich mich dagegen nicht mit der Erklärung, welche er dafür giebt, befreunden. Er glaubt nämlich, dass diese callusähnliche Masse die ehemalige Cortical- schicht des Schenkelknochens an dessen innerer Seite sei, welche dadurch, dass der Schenkelkopf und Schenkelhals am Schenkelknochen herabge- glitten sind, nun in das Innere des Knochens hineingerathen ist. Da sich der Gelenkkopf dem trochanter minor nur nähere, ohne auf ihn zu sitzen zu kommen, so erreiche die Corticalschicht nicht die obere Fläche, son- dern löse sich nach oben in diploetische Substanz auf. Die Annahme des Herabgleitens des Schenkelhalses am Schenkelknochen, in der Art, wie die Gletscher herabrutschen, ist aber eine sehr gewagte und durch nichts erwiesen. Sie ist so unwahrscheinlich, dass ich es für überflüssig halte, etwas zu ihrer Widerlegung zu sagen. Dagegen will ich eine andere einfachere und natürlichere Erklärung dafür geben. Wenn der Schenkelhals seine Richtung in der einen oder anderen Weise ändert, verbogen wird, so müssen die Knochenzellen zusammen- gedrückt werden, die sie bildenden Knochenplättchen nähern sich einan- der, verwachsen und stellen nun eine compacte Knochenleiste dar. An der anderen Seite aber, also wenn der Schenkelhals nach unten herabge- Vol. XXIH. P. 1. 37 290 E. Zeis, Beiträge zur pathoiogischen Anatomie ete. bogen wird, an der obersten Stelle, ‚geschieht mit den Knochenzellen das Entgegengesetzte, und daher hört hier die Knochenleiste auf. Da ich mich überall hinreichend deutlich ausgesprochen zu haben glaube, unterlasse ich es, die gewonnenen Resultate hier noch einmal zu wiederholen, und schliesse mit dem Wunsche, dass doch ein Jeder in seinen Behauptungen recht vorsichtig sein möge, um die ohnehin so schwierige Lehre von den Hüftgelenkskrankheiten nicht noch mehr zu verwirren. | ge VoL23.P 1. Tab. 2t Tab. 22 a a * a Fr > u ax x 2 & CRSTEEESHSTERTEE TEE BSH STINE Fr Vertnlbaroel VEN HS RAR ste 5 arg were . u. “. d ‚Fied Ps N ie AR ; BIN N x ! RR Nat AN INN N Ü [N { N Tab 24 Vo122. 1.1. us Tab.25 Vol.23.P.7. TERZEEEEEEREEL TEE TH TEE TETET NT ETERTIEE 2? “ 3. > x ” 3 . R w . ” > ® B 65 3 r I £ 2 + “ B er . n » v Y x \ ER $ N EEE SALE * #4 BET 0 3 B z BEER UI RE ENTE: m. . a EN DEN a re AN en s DA a Fr an a be a As N re Pu) ÜBER DIE IM ZOOLOGISCHEN MUSEUM DER UNIVERSITÄT BRESLAU WIRTELSCHLEICHEN (PSEUDOSAURA), KRÜPPELFÜSSLER (BRACHYPODA), UND EINIGE ANDERE, DENSELBEN VERWANDTE REPTILIEN AUS DEN ZÜNFTEN SCHLEICHEN unp DICKZÜNGLER. 3. L. C. GRAVENHORST. M. d. A.d. N. MIT 19 STEINDRUCKTAFELN. DER: AKADEMIE ÜBERGEBEN DEN 27. FEBRUAR 1847. 17 Bi SKOTSED ie ran BRIaRE TRDABLIOON Mi. A j ARE ( we y FF BE Hk 3 Tz AIc4y IR, W PT rem ay.n us eat vu ur ee A SR 22 En i { Ss HR at AR FAR IFE RE FRA IMS AE ur AN HNMIHIE > ze u > y t, a; 4) ‚ n \ 27 gr tr Ni% { 1 “ = x "R h WERT fi Sizu ® Mn = bu ee usltineigehen wir Zn 7} 2 L [1 g 7 ' \ “ F Bo D:. bedeutende, aus Schneider’s Historia Amphibiorum bekannte Reptiliensammlung des hannöverschen Leibchirurgus Lampe kam im Jahre 1804 in meinen Besitz, und wurde zehn Jahre später dem zoologi- schen Museum der Universität Breslau einverleibt. Schneider hatte alle Individuen jener Sammlung bestimmt und mit eigenhändig geschriebenen Etiketten versehen, die mit den Namen, unter welchen er die Lampeschen Reptilien in der Historia Amphibiorum beschrieben oder erwähnt hatte, gleichlautend waren und deren Aechtheit später, als Schneider die Sammlung bei mir wiedersah, von ihm anerkannt wurde. Die Beschrei- bungen und Notizen, welche er von den Arten dieser Thiere, die er unter Händen hatte, in seinem Buche giebt, sind aber oft nur sehr kurz und unvollständig, besonders dann, wenn er sich auf Beschreibungen und Abbildungen, die von anderen Schriftstellern herrührten, mit Sicherheit beziehen zu können glaubte, was doch nicht immer sicher genug war. Es können also in unseren Zeiten, wo, durch die grosse Thätigkeit und die vielen neuen Entdeckungen im Gebiete der Naturgeschichte, die Anzahl der bekannten Arten sehr vermehrt worden ist, leicht Zweifel und Unge- wissheit in den Beziehungen auf Schneidersche Arten entstehen. Des- halb fasste ich den Entschluss, von den Originalindividuen dieser Schnei- derschen Arten ausführliche Beschreibungen und genaue Abbildungen zu liefern, zugleich aber auch die übrigen Individuen und Arten unsers Mu- seums mit bekannt zu machen, und so eigentlich ein Werk über sämmtli- che Reptilien desselben erscheinen zu lassen. Den Anfang machte ich mit den Lurchen und Schildkröten, welche im Jahre 1829 unter dem 294 J. L. C. Gravenhorst, doppelten Titel: Deliciae Musei zoologiei vratislaviensis, und Reptilia Musei zoologici vratislaviensis, Fasc. I, bei L. Voss in Leipzig, in Folio an’s Licht traten. Die Fortsetzung des Werkes in dieser Form musste aber unterbleiben, da die Begünstigungen von Seiten des hohen Mini- steriums, unter denen jener erste Fascikel herausgegeben war, auf- hörten. In gegenwärtiger Abhandlung werden nun diejenigen Echsen unsers Museums beschrieben, an welchen der ganze Rumpf, auf dem Rücken und am Bauche, mit gleichen Schuppen bekleidet ist. Als man die Linneische Gattung Lacerta in mehrere Gattungen aufzulösen anfing, wurden jene Echsen fast alle in eine Gattung vereinigt, welche man Seincus nannte. Schneider trennte diese in zwei Gattungen, Seincus und Chamaesaura. Bald aber wurden sie nach und nach in immer mehrere Gattungen ver- theilt. Zuletzt haben Dumeril und Bibron eine grosse Anzahl von Gattungen aus ihnen gebildet und diese in den beiden Familien der Chal- cidiens und der Seincoidiens aufgestellt, indem sie noch einige andere Gattungen, die in meiner vergleichenden Zoologie, in den beiden Zünften der Schleichen und der Diekzüngler, neben andern Gattungen stehen, ihnen zugesellten. In meinem eben genannten Buche sind sie in die Zünfte der Wirtelschleichen, Krüppelfüssler und Scinkechsen gebracht; aber ich habe hier auch noch ein paar andere Gattungen aus den Zünften der Schleichen (Pseudopus) und der Dickzüngler (Gerrhosaurus) mit aufgeführt. In den Bestimmungen und Benennungen der Gattungen und Arten habe ich mich ganz nach Dumeril und Bibron gerichtet; in der Reihen- folge derselben aber bin ich von letztern abgewichen. — Wenn ich, in der Beschreibung, die Länge des Thieres angebe, so verstehe ich dar- unter die Länge von dem Lippenschilde bis zum After; die Länge des Schwanzes wird stets besonders angegeben. Die verhältnissmässige Länge der Zehen untereinander gebe ich so durch Zahlen an, dass ich die erste (innerste Zehe oder Daumen) mit 1 bezeichne, die zweite mit 2, Reptilien. 295 u. 8. w. 3, 4,5, und nun diese Zahlen in der Ordnung hintereinander stelle, wie die Zehen allmälig in der Länge zunehmen; z.B. 1, 2, 5, 3, 4 bedeutet, dass die erste Zehe die kürzeste, die zweite etwas länger, die fünfte wieder etwas länger, die dritte noch länger, die vierte die längste ist. Sind ein paar Zehen von gleicher Länge, so werden die sie bezeich- nenden Zahlen übereinander gesetzt, z.B. 1,5, 2,7, d.h. die erste die kürzeste, die fünfte etwas länger, die zweite noch etwas länger, die dritte und vierte von gleicher Länge, aber länger als die übrigen. — Da die genaue Beschreibung und Vergleichung der Kopfschilder eine sehr weitschweifige und ermüdende, Zeit und Raum kostende Arbeit sein und doch, bei den kaum klar darstellbaren Formen dieser Theile, nicht die gehörige Deutlichkeit geben würde, so habe ich sie gar nicht mit in den Text aufgenommen, sondern verweise, in dieser Beziehung, auf die sehr getreuen und vollständigen Abbildungen der Köpfe auf den beigegebenen Steindrucktafeln. — Die Benennungen der verschiedenen Schilder habe ich aus Merrem’s Buche entlehnt. — Die Schuppen des Körpers dieser Thiere sind in Längs- und Quer-Reihen gestellt, deren Zahl bei den Individuen einer Art, und selbst bei den Arten einer Gattung, sich ziem- lich gleich zu bleiben pflegt, weshalb ich sie auch jedesmal angegeben habe. Dabei ist jedoch zu bemerken, dass ich die Längsreihen nur um die Mitte des Rumpfes, die Querreihen nur in dem Raume zwischen Vor- derbeinen und Hinterbeinen gezählt habe. Am Halse und am Schwanze ist die Zahl der Längsreihen geringer, und am Schwanze nimmt sie gegen das Ende desselben zu allmälig immer mehr ab, so dass zuletzt nur zwei Rei- hen, eine obere und eine untere, übrig bleiben. Diejenigen der hieher gehörigen Werke, deren Benutzung mir zu Gebote stand und die bei den Arten citirt werden, sind, nach alphabetischer Ordnung der Namen der Verfasser, folgende: Audouin: In Description de l’Egypte. Histoire naturelle, Tome I. Rep- tiles. Suppl. p.177. Paris 1830. Fol. 296 J. L. C. Gravenhorst, Bechstein: Herrn de la Cepede’s Naturgeschichte der Amphibien u. s. w., aus dem Französischen übersetzt von J. M. Bechstein. 2. Bd. Weimar 1800. 8. Bloch: Dr. Bloch’s Beschreibung der Schleicheidechse, Lacerta ser- pens; in: Beschäftigungen der Berliner Gesellschaft naturforschender Freunde. 2. Bd. Berlin 1776. 8. Brandt: Medizinische Zoologie u.s. w.., von J. F. Brandt und J. T. C. Ratzeburg. 1. Bd. Berlin 1829. 4. Burmeister: Handbuch der Naturgeschichte, von H. Burmeister. Berlin 1836. 8. Catesby: The natural history of Carolina ete., by M. Catesby. London 1731. Fol. Cetti: Fr. Cetti, Naturgeschichte von Sardinien. Neue Ausgabe. Leip- zig 1799. 8. CGocteau: Eitudes sur les scincoides, par J. T. Cocteau. Paris 1836. 4. Cuvier ed. I: Le regne animal etc., par M. le Chev. Cuvier. Tome Il. Paris 1817. 8. Cuvier ed. II: Le regne animal etc., par M. le baron Cuvier. Tome Il. Paris 1829. 8. Daudin: Histoire naturelle generale et particuliere des reptiles etc., par F. M. Daudin. Tome IV. Paris an X. 8. Dumeril: Erpetologie generale, ou histoire naturelle complete des rep- tiles, par A. M. C. Dumeril et G.Bibron. Tome V. Paris 1839. 8. Eichwald: Zoologia specialis, quam. expositis animalibus, tum vivis tum fossilibus, potissimum Rossiae in universum, et Poloniae in specie, edidit Dr. E. Eichwald. Pars posterior (II). Vilnae 1831. 8. Fitzinger: Neue Classification der Reptilien u. s. w., von L. J. Fitzin- ger. Wien 1826. 4. Reptilien. 297 Gmelin: Caroli a Linne Systema naturae, editio XIII, cura J. F. Gme- lin. Tomus I. Pars III. Lipsiae 1788. 8. Gravenhorst: Vergleichende Uebersicht des Linneischen und einiger neuen zoologischen Systeme, von J. L. C. Gravenhorst. Göttin- gen 1807. 8. Gronovius: Zoophylacii Gronoviani fasciculus I, exhibens animalia ... quae in museo suo adservat ... L. T. Gronovius. Lugduni Batavorum 1763. Fol. Imperati: Ferrandi Imperati Neapolitani Historiae naturalis libri XXIIX etc. ex italica in linguam conversa latinam. Coloniae 1695. 4. Kuhl: Beiträge zur Zoologie und vergleichenden Anatomie, von H. Kuhl. Frankfurt a.M. 1820. 4. Lacepede: Histoire naturelle des quadrupedes ovipares et des serpens, par M. le comte de la Cepede. Tome II. Paris 1788. 8. Lacepede Ann. Mus.: Annales du Museum national d’histoire natu- relle. Tome II. Paris 1803. 4. Laurenti: J. N. Laurenti specimen medicum, exhibens synopsin repti- lium etc. Viennae 1768. 8. Leuckart: Breves animalium quorundam etc. descriptiones etc., auctore J. S. Leuckart. Heidelbergae 1828. 8. Lichtenstein: Verzeichniss der Doubletten des zoologischen Museums der königl. Universität zu Berlin u.s.w. Berlin 1823. 4. Linne Syst. ed.X: Caroli Linnaei etc. Systema naturae etc. Tom. 1. Editio decima reformata. Holmiae 1758. 8. Linne€ Syst. ed. XII: Caroli Linnaei etc. Systema naturae etc. Tomus I. Editio duodecima reformata. Holmiae 1766. 8. Linne Amoen.: Caroli Linnaei etc. Amoenitates academicae etc. Tomus I. Holmiae et Lipsiae 1749. 8. Menetries: Catalogue raisonne des objets de zoologie etc., par E. M&- netries. St. Petersbourg 1832. 4. Vol. XXI. P. 1. 38 298 J. L. C. Gravenhorst, Merrem: Versuch eines Systems der Amphibien (Tentamen systematis amphibiorum) von B. Merrem. Marburg 1820. 8. Merrem Beiträge: Beiträge zur Naturgeschichte (Geschichte der Amphi- bien, drittes Heft) von B. Merrem. Essen 1821. 4. Museum: Das zoologische Museum der Universität Breslau (von Gra- venhorst). Breslau 1832. 8. Oken Lehrbuch: Oken’s Lehrbuch der Naturgeschichte; dritter Theil, Zoologie; zweite Abtheilung, Fleischthiere. Leipzig 1816. 8. Oken allgem. Naturg.: Allgemeine Naturgeschichte für alle Stände, von Prof. Oken. Sechster Band, oder: Thierreich, dritter Band. Stutt- gart 1836. 8. Oppel: Die Ordnungen, Familien und Gattungen der Reptilien u. s. w., von M. Oppel. München 1811. 4. Pallas: Lacerta apoda descripta, auctore P. S. Pallas, in Novi com- mentarii Academiae scientiarum imperialis petropolitanae. Tom. XIX. p-435. Petropoli 1775. 4. Raddi: In Memorie. della societa italiana delle scienze residente in Mo- dena. Tom. XVII. Modena 1820. 4. — Isis, encyclopädische Zeitschrift von Oken. 1827. Leipzig 1827. 4. Rajus: Synopsis methodica animalium quadrupedum et serpentini gene- ris etc., auctore J. Rajo. Londini 1693. 8. Schinz Cuvier: Das Thierreich, eingetheilt u. s. w. von dem Herrn Ritter v. Cuvier; aus dem Französischen frei übersetzt und mit vie- len Zusätzen versehen von H. R. Schinz. 2. Band. Stuttgart und Tübingen 1822. 8. Schinz Rept.: Naturgeschichte und Abbildungen der Reptilien u. s. w., von H. R. Schinz. Leipzig 1833. Fol. Schneider: Historiae amphibiorum etc., fascieulus secundus etc., auctor J. G. Schneider. Jenae 1801. 8. Seba: Locupletissimi rerum naturalium thesauri accurata descriptio etc., opus collegit etc. A. Seba. Tom. I et Il. Amstelaedami 1735. Fol. Reptilien. 299 Sonnini: Histoire naturelle des reptiles, par ©. S. Sonnini et P. A. La- treille. Tome Il et IV. Paris an X. Duodec. de Spix: Animalia nova, sive species novae Lacerlarum, quas in itinere per Brasiliam ete., collegit et descripsit Dr. J. B. de Spix. Mona- chii 1825. 4. Thunberg: In Nova acta suecica, VIH, p. 119 (habe ich nicht im Ori- ginal vergleichen können). Voigt: Das Thierreich, geordnet nach seiner Organisation u. s. w., vom Baron v. Cuvier u.s.w., übersetzt und erweitert von F. S. Voigt. Zweiter Band. Leipzig 1834. 8. Wagler: Natürliches System der Amphibien u. s. w., von J. Wagler. München, Stuttgart und Tübingen 1830. 8. Prinz zu Wied: Beiträge zur Naturgeschichte von Brasilien, von Maximilian Prinzen zu Wied. Erster Band. Weimar 1825. 8. Wiegmann: Handbuch der Zoologie, von A. F. A. Wiegmann und J. F. Ruthe. Berlin 1832. 8. In der Synonymie, hinter der Beschreibung der Arten, habe ich aber die Schriftsteller nicht in alphabetischer, sondern in chronologischer Fol- gereihe ihrer Werke aufgeführt, um, auf diese Weise, zugleich die nach einander vorgenommenen Veränderungen in der Benennung und Tren- nung der Gattungen und Arten dieser Thiere in ihrer Zeitfolge vor Augen zu stellen. H. Die drei ersten Arten unterscheiden sich von den übrigen da- durch, dass die Körperhaut in Ringe getheilt ist, welche durch feine eingefurchte Längslinien in rechtwinklige Vierecke abgetheilt und ° am hintern Rande etwas aufgeworfen sind. Jene Vierecke können wol kaum Schuppen genannt werden. 300 J. L. C. Gravenhorst, 1. Gerrhosaurus sepiformis. lste Tafel. Der Körper blindschleichenförmig, mit einer Längsfalte an den Seiten des Rumpfes. Fünf Zehen an allen Füssen. Länge 2 Zoll und 9 Linien; Schwanz 4 Zoll und 3 Linien; Ober- arm 2 Linien; Unterarm, bis zur Basis der Mittelfinger, 27, Linien; läng- ster Finger 1/, Linie; Schenkel 47, Linien; Schienbein, bis zur Basis der Mittelzehe, 3%, Linien; längste Zehe 3%, Linien. Nach der verhältniss- mässig zunehmenden Länge stehen die Finger so: 1, 5, 2, 7, die Zehen so: 1,5, 2,3, 4. — Kopf, s. Abbild. Nasenlöcher klein, rund, nach oben gerichtet. Augenlider vollkommen, das untere dünnhäutig, in kleine Felder (auch wol Schuppen genannt) abgetheilt, am Rande mit einer Reihe kleiner körniger Schuppen besetzt. Ohröffnung fast drei- eckig. Zähne klein, etwas hreiter als lang, schräg zugespitzt. Zunge platt, am Ende zugerundet und etwas eingeschnitten. — Von den Schup- pen sind diejenigen, welche die Unterseite des Kopfes und Halses, und die, welche den Nacken unmittelbar vor dem Hinterhaupte bekleiden, fast sechsseitig, etwas breiter als lang, ziegelartig gelagert. Die des übrigen Rumpfes und des Schwanzes sind viereckig, und zwar die Rückenschup- pen fast quadratisch, die Bauchschuppen mehr in die Breite gezogen, alle aber in Längs- und Quer-Reihen so gestellt, dass das Ganze ein gitter- arliges Ansehen darbietet. Der Bauch wird von den Seiten des Rumpfes durch eine tiefe Hautfalte abgegränzt, welche von dem Mundwinkel entspringt und, in gerader Richtung, an den Seiten des Halses und Rum- pfes. bis zu den Schenkeln sich hinzieht, so dass die Basis des Oberarms und des Schenkels zum Theil in ihr selbst liegt. Sie ist aufwärts gerich- tet, dicht an den Körper gepresst, und hat an ihrer Aussenseite eine Reihe Schuppen. Die Zahl der Längsschuppenreihen auf dem Rücken und an den Seiten, ungerechnet die beiden, welche innerhalb der Falte ver- Reptilien. 301 borgen sind, beträgt 11; der Bauch hat deren 8, wobei aber zu bemer- ken, dass die Bauchschuppen durch eine sehr feine, aber nicht erhabene Längslinie scheinbar in deren zwei getheilt sind, was aber in der Abbil- dung nicht ausgedrückt ist. Querreihen werden unterwärts, von der Vorderbrust an, wo die sechsseitigen Schuppen in die vierseiligen über- gehen, bis zum After 36 gezählt; oberwärts vom Hinterhaupt an (die sechsseiligen Schuppen eingerechnet), bis mitten zwischen die Schenkel, wo die Mittellängsreihe des Rückens erlischt, 53. Jene Mittelreihe er- lischt auch im Nacken. Die Schuppen des Hinterbauchs sind sechsseitig und entsprechen den Kehlschuppen. Diese sechsseitigen Schuppen des Hinterbauchs, der Kehle und des Nackens, wie auch die Schilder des Afters und des Kinnes, haben sehr feine weissliche Linien, welche mit einander netzförmig verbunden sind, und scheinen dadurch aus vielen klei- nen Schuppen zusammengesetzt zu sein, was aber in der Abbildung nicht ausgedruckt ist. Der After ist unter drei Schildern (grossen Schuppen) verborgen, deren mittelster dreiseitig, die beiden andern aber fast rauten- förmig sind. Neben diesen Schildern und dem After ist jederseits, in der Schwanzwurzel selbst, ein rundliches Grübchen (porus?) sichtbar. — Der Schwanz ist vollständig, allmälig dünner werdend, am Ende spitz zugehend, mit wirtelförmig geordneten Schuppen bekleidet. Oberwärts sind diese Schuppen denen des Rückens ähnlich, an der Schwanzwurzel fast quadratisch, nach der Spitze des Schwanzes zu allmälig länger und etwas schmäler, zuletzt mehr als dreimal länger als breit: unterwärts anfangs breiter als lang, mit einem schwachen Längskiel, wie die Hinter- bauchsschuppen, weiterhin allmälig in die quadratische Form übergehend, wobei der Kiel eben so allmälig verschwindet. Der Schuppenwirtel sind 79; der erste derselben, hinter dem After, besteht aus 15 Schuppen; an den nächstfolgenden vermehrt sich die Zahl derselben in dem Maasse, wie die Schuppen schmaler werden, so dass der eilfte Wirtel aus 25 Schuppen zusammengesetzt ist; von da an aber nimmt die Schuppenzahl der Wirtel allmälig ab. — Die Beine sind zusammengedrückt, besonders die 302 J. L. C. Gravenhorst, Schenkel. Die vordern sind dicht an die Seite des Körpers angelegt; die hintern an die Seite des Schwanzes (in der Abbildung sind sie in einer andern Lage dargestellt). Aeusserlich sind sie mit grossen, fast sechs- seitigen, ziegelartig gelagerten Schuppen bekleidet, welche auf den Vor- derbeinen in zwei, auf den Hinterbeinen in drei Reihen liegen, alle aber mit vielen, sehr feinen weisslichen Linien gezeichnet sind, die sich gros- sentheils gitterförmig verbinden. An der innern Seite der Beine, die an den Körper gepresst ist, sind die Schuppen viel kleiner, die der Schenkel sehr klein, aber auch fast sechsseitig. Die Schenkel selbst, welche dermaassen zusammengedrückt sind, dass ihr unterer Rand in eine scharfe Schneide ausgeht, haben, diesem Rande entlang, eine Reihe von zehn fast warzenförmigen kleinen Schuppen, deren jede ein Grübchen (porus) hat; am linken Schenkel aber sind diese Grübehen undeutlicher. Die Sohlen sind mit kleinen körnigen Schuppen bekleidet. Die Zehen sind sehr zart, mit einer kleinen, zusammengedrückten, gebogenen, spitzen Kralle bewaffnet. — Farbe: Sämmtliche Schuppen sind grauschwarz, theils in’s Schwarzbraune übergehend, einige (wie schon beschrieben ist) mit einer oder mehreren zarten weisslichen Linien, alle aber mit derglei- chen Rändern, so dass das ganze Thier mit einem zarten weisslichen Git- terwerke überzogen zu sein scheint. Dies Individuum ist aus der Lampeschen Sammlung von Schneider selbst bestimmt. Synonymie. Lacerta Linne Amoen. I. p. 293. n. 20. Lacerta Seps Linne ed. XH. p- 363. n. 17. Lacerta Seps Gmelin p. 1072. (Gmelin bezieht Seps variegatus und Seps marmoratus Laurenli p. 59. n. 100 und 101 auf diese Art, aber mit Unrecht, denn jene Echsen sind Warneidechsen, wie aus Seba I. tab. 97. fig.5, welche von Laurenti auf Seps marmoratus bezogen wird, ersichtlich ist.) Seincus sepiformis Schneider p. 191. Reptilien. 303 Scincus. sepiformis Gravenhorst p. 418. n. 5299 (wo aber die Worte „die grossen Poren der Schenkel sind nicht vorhanden‘ gestrichen wer- den müssen). Seps (Seinceus sepiformis) Oken Lehrbuch p. 290. Scincus sepiformis Merrem p.70. n. 1 (ist allerdings die Schneidersche Echse gleiches Namens; allein Merrem hat die Schneidersche Beschrei- bung nicht getreu wiedergegeben, indem er schreibt,"dass die Schwanz- schuppen gekielt seien, die des Körpers aber glatt; denn Schneider sagt, dass die Schuppen des Schwanzes und des obern Theils des Körpers flach gekielt seien, was freilich mit unserm Individuum auch nicht ganz übereinstimmt). Tachydromus seps Merrem p. 69. Saurophis (Lacerta seps L.) Fitzinger p. 50. (Obgleich Fitzinger diese Gattung in die Familie der Ophisauroidea stellt, die er durch eine lingua furcata charakterisirt, so zweifle ich doch nicht, dass sie hie- her gehört, da Lacerta seps L. auf sie bezogen wird.) Chaleides (Lacerta seps L.) Cuvier ed. Il. p. 66. Gerrhosaurus (Lacerta seps L.) Wagler p. 158. Chalcides seps Voigt p. 91. Scincus sepiformis Museum p. 25. Chalcides (Lacerta seps L.) Oken allg. Naturgesch. p. 591. Gerrhosaurus sepiformis Dumeril p. 384. (Der Körper soll 13 gelbbraune Längsstreifen und 11 schwärzliche Längslinien haben; die Kopfschil- der und die Rücken- und Seitenschuppen aber mit Längsstrichen ge- zeichnet sein.) Lacepede hat p. 165, unter seinem Seps, die hieher gehörige Lacerta seps L. mit unserer Lygosoma brachypoda n. 2% und noch einigen anderen Echsen vermischt. Eben so irrig ist es, wenn Bechstein p. 177 die Vermu- thung ausspricht, ob Lacerta seps L. auf Chalcides Lacep. zu beziehen sein möchte, welche letztere drei Zehen hat und auch sonst hinlänglich verschie- den ist. Scineus sepiformis Sonnini II. p. 79 gehört nicht hieher, sondern ist Seps seincus Laurenti p. 58, welcher als dem Scincus stellio (Seba II. tab. 10. fig. 4 304 J. L. €. Gravenhorst, et 5) sehr ähnlich, folglich von diesem Gerrhosaurus ganz verschieden, beschrie- ben wird. 2. Saurophis Lacepedi. 2te Tafel. Der Körper blindschleichenförmig, mit einer Längsfalte an den Seiten des Rumpfes. Füsse sehr klein, mit vier Zehen, deren erste und vierte sehr kurz sind. Hinsichtlich des Kopfes und dessen Bekleidung, der Lage der Ohr- öffnung, der Schuppen, der Totalform der Beine, der Seitenfalte, hat diese Art viel Uebereinstimmendes mit der vorhergehenden, aber der Körper ist schmächtiger, der Schwanz länger, die Beine viel kleiner, die Zehen abweichend. Länge 2 Zoll. Schwanz 6 Zoll und 10 Linien. Vorderbeine kaum 3 Linien; Hinterbeine 4 Linien. Zehen: 4, 2, 3, und zwar sind 1 und 4 sehr kurz und eingliedrig, 3, die längste, ist doch an den Hinter- füssen nur 1 Linie lang. — Kopf, s. Abbildung. Die häutigen Augen- lider sind wie mit winzig kleinen Schuppen bedeckt, am Rande kleinkör- nig beschuppt. Nasenlöcher und Ohröffnungen rund; letztere fast unter der Seitenfalte des Halses versteckt. — Schuppen der Kehle und Unterseite des Halses fast sechsseitig, etwas breiter als lang, ziegelartig in sieben Längsreihen gelagert, von denen jederseits die äusserste, die sich vom Mundwinkel bis zur Basis des Vorderbeines erstreckt, aus 13 Schuppen besteht und eine aufgerichtete, an den Hals gedrückte Falte bildet. Die Schuppen des Rumpfes sind in Längs- und Quer-Reihen gestellt. Die des Rückens, bis zum Hinterhaupte, sind fast quadratisch, gegen ihre Basis zu allmälig etwas schmaler, gekielt, ausserdem mit meh- rern sehr feinen, kaum erkennbaren, eingeschnittenen Längslinien verse- hen, in zwölf Längsreihen vertheilt, so dass, durch die Kiele, zwölf erha- Reptilien. 305 bene Längslinien der ganzen Länge des Rumpfes nach gebildet werden. Die Schuppen des Bauches sind breiter als jene, glatt, ohne Kiel, fast sechsseitig, etwas breiter als lang, in sechs Längsreihen gestellt, deren äusserste, jederseits zwischen Vorder- ünd Hinterbeinen, aus 46 Schup- pen besteht und, als Fortsetzung der Seitenfalte des Halses, eine aufge- richtete und an die Seite des Rumpfs gepresste Falte bildet, die die äus- serste Reihe der Rückenschuppen bedeckt. — Die Beine sind zusam- mengedrückt, mit Schuppen bekleidet; die Schenkel unterwärts mit fünf warzenförmigen Schuppen, welche jede eine runde Grube (porus) haben; die Zehen sind mit einer kleinen zusammengedrückten, gebogenen spitzen Kralle bewaffnet. — Der After ist unter einer, aus drei dreieckigen Schildern zusammengesetzten Klappe verborgen; aus ihm hängt ein zartes fadenförmiges, in der Mitte etwas dickeres, % Linien langes Glied hervor, welches jedoch zu klein ist, um für eine männliche Ruthe gelten zu kön- nen (in der Abbildung ist es nicht dargestellt). — Der Schwanz ist ganz vollständig, allmälig dünner werdend, mit fast viereckigen gekielten Schuppen bekleidet, welche in Längs- und Querreihen (Quirle, Ringe) selagert sind, nach der Schwanzspitze zu aber allmälig schmaler werden und in der Zahl sich vermindern. Die obern sind denen des Rückens gleich, auch gekielt; die untern schmaler als jene und weniger regel- mässig, aber ebenfalls gekielt. Die Zahl der Schwanzringe beträgt 165; der erste besteht aus 10 Schuppen. Das äusserste Ende des Schwanzes ist eine kleine kegelförmige Spitze. — Farbe ist unterwärts schmutzig- weisslich; oberwärts blaugrau, wo die alte Oberhaut noch anhängt schwarzbraun. Kopf und Hals oben mit einigen zerstreuten schwarzen Puncten; die Randschilder der obern Kinnlade (mit Ausnahme der beiden vordersten), wie auch die Schuppen der Seitenfalte des Halses, mit einem schwarzen Fleck. Diese Echse erhielt ich im Jahre 1827 durch den Naturalienhändler Bescke. Vol. XXI. P. 1. 39 x 306 J. L. C. Gravenhorst, Synonymie. Chalcides tetradactylus Daudin p. 362. Lezard tetradactyle Lacepede Ann. Mus. II. p. 365. tab. 59. fig. 2. Seps (Lacerta tetradactyla Lacep.) Cuvier ed.I. p. 59. Tetradactylus chaleidicus Merrem p. 79. Seps tetradactylus Schinz Cuvier p. 90. Saurophis (Chalcides tetradactylus Lacep.) Fitzinger p. 20. Chaleides (Lacerta tetradactyla) Cuvier ed. II. p. 66. Saurophis (Lacerta tetradactyla) Wagler p. 158. Chaleides tetradactylus Voigt p. 91. Saurophis tetradactylus Schinz Rept. p. 107. t. 42. fig. 1 (die Abbildung ist von Lacepede entlehnt). Saurophis Lacepedii Dumeril p. 389. (Die Verfasser ziehen auch Sauro- phis Seps Fitzinger p. 50 hieher, welcher aber zu der vorhergehen- den Art gehört: Als nämlich Fitzinger die Gattung Saurophis (p. 20) gründete, nahm er dabei auf die Zahl der Zehen keine Rücksicht und stellte den fünfzehigen Gerrhosaurus sepiformis (Lacerta seps L.) mit dem vierzehigen Saurophis Lacepedii (Chalcides tetradactylus Lacep.) in jener Gattung zusammen, da beide Arten im Uebrigen sehr viel Uebereinstimmendes haben. Hatte doch Cuvier, in der ersten Aus- gabe des Regne animal II. p.55, noch die Meinung ausgesprochen, dass beide wol zu einer Art gehören möchten, was vielleicht auch Fitzinger annahm.) 3. Chalcides cophias. 3te Tafel. Der Körper blindschleichenförmig. Beine sehr klein, stielför- mig, ohne Zehen. Länge 2 Zoll 4 Linien. Schwanz 3 Zoll. Vorderbeine 1 Linie, Hinterbeine ein klein wenig länger. — Kopf klein, siehe Abbildung. Reptilien. 307 Augenlider häutig, mit gekörntem Rande. Ohröffnung versteckt. — Mit den Schuppen oder viereckigen Feldern, in welche die Körperringe getheilt sind, verhält es sich so: Der Hals hat an der linken Seite 8, an der rechten 7 solcher Ringe, indem an der linken Seite der vierte Ring sich in deren zwei spaltet; jeder Ring ist in ohngefähr 24 Felder getheilt, von denen die im Nacken liegenden fast quadratisch, die übrigen etwas schmaler sind. An den Rückenringen werden die eingeschnittenen Längslinien allmälig zahlreicher, folglich die Felder selbst immer schma- ler, so dass diese die Gestalt von Schindeln haben, welche drei- bis vier- mal länger als breit sind; am Bauche sind jedoch die Felder etwas breiter als die Rückenfelder desselben Ringes. Die Zahl der Bauchringe, von der Brust bis zum After, beträgt 36, denen 39 Rückenringe entsprechen, weil die drei vordersten Bauchringe zwischen den Vorderbeinen mit ein- ander verwachsen sind. Jeder Rumpfring hat ohngefähr 30 Felder. — Der After liegt unter einer grossen Klappe, die aus drei Schildern zusam- mengesetzt ist, von denen das mittelste eine feine Längslinie hat. — Der Schwanz wird allmälig etwas weniges dünner, ist am Ende stumpf zu- gespitzt und besteht oben aus 82, unten nur aus 78 Ringen, indem die vier ersten unten durch die drei grossen Afterschilder ersetzt werden. Die Felder sind denen des Rumpfs gleich, werden aber allmälig unbe- stimmter. — Die Beine sind sehr zart und sehr kurz, etwas zusammen- gedrückt, mit kleinen Schuppen bekleidet. Zehen fehlen gänzlich, son- dern statt ihrer hat der rechte Vorderfuss am Ende zwei etwas vorstehende Schuppen (der linke ist am Ende verstümmelt), die Hinterfüsse aber endi- gen mit einer platten, nach dem Ende zu verschmälerten Schuppe. — Farbe: Schmutzig-knochengelb, oben mit 5 röthlichen Längsstreifen, die vom Nacken anfangen und bis zum Schwanzende fortlaufen. Zwischen je zwei Streifen liegen zwei Schuppenlängsreihen. Dasselbe Individuum, welches Schneider aus der Lampeschen Samm- lung als Chamaesaura cophias beschrieben hat. 308 J. L. C. Gravenhorst, Synonymie. Le chalcide Lacepede II. p. 174. tab. IX. fig. 2 (mit 3 Zehen). Chaleides flavescens Somnini II. p. 85 (nach Lacepede; doch wird es wol ein Schreibfehler sein, dass hier der Schwanz als aus 48 Ringen bestehend angegeben ist, da Lacepede dieses vom Rumpfe sagt). Chaleides tridactylus Daudin IV. p. 367. tab. 58. fig. 3 (auch nach Lace- pede; doch fügt Daudin hinzu, dass die Ohröffnung kaum zu erkennen und daher von Lacepede übersehen worden sei). Chalcides monodactylus Daudin IV. p. 370 (der After soll unter vier Schil- dern liegen, von denen die Seitenschilder die grössern seien). Die Wurmeidechse Bechstein II. p. 190. tab. 15. fig. 2 (mit drei Zehen). Chamaesaura cophias Schneider I. p. 209 (ist unser Individuum). Chaleides Gravenhorst p. 418. n. 5297 (unser Individuum, wobei aber Chalcides pentadactyla Latreille zu streichen ist, als welche vielmehr zu Lygosoma brachypoda n. 22 gehört). Seps tridactylus Oken Lehrbuch p. 289. Seps monodactylus Oken Lehrb. p. 289 (wo aber auch Lacerta anguina und Chalcides pinnata |[d.i. Chamaesaura anguina n. 4] mit dieser Art vermischt wird). Chaleides Cuvier ed.I. p. 57 (hier betrachtet Cuvier die mit 5, die mit 3 und die mit 1 Zehe noch als drei verschiedene Arten). Chaleides cophias Merrem p. 75 (mit drei Zehen). Colobus Daudinii Merrem p. 76 (mit einer Zehe). Chaleis Daudinii Schinz Cuvier II. p. 91 (mit einer Zehe). Chaleis tridactylus Schinz Cuvier II. p. 91. Chaleides Cuvier ed. II. p. 66. nota 4. (Nach Cuvier hat diese Echse vorn 5, hinten 3 Zehen, die aber zu so kleinen und kaum sichtbaren Höckern zusammengeschrumpft sind, dass die Füsse bald als drei- zehig, bald als einzehig angesehen werden.) Chaleis y. pedibus tridactylis Wagler p. 197 (Chalcides monodactylus und tridactylus Daudin. —- Unter den Kennzeichen der Gattung Chaleis bei Wagler p. 196 kommt auch ein suleus trunci lateralis vor, wel- cher freilich an den beiden andern Arten dieser Gattung bei Wagler, aber nicht an diesem Chaleides cophias vorhanden ist. Doch erhellt Reptilien. 309 aus den Citaten bei Wagler ganz klar, dass seine Art dieser Chal- cides cophias sein muss. In einer Anmerkung macht Wagler auf die Veränderlichkeit der Zahl der Zehen dieser Echse aufmerksam, indem er sagt: „Cuvier will an den Vorderfüssen dieser Wühle 5, an den „Hinterfüssen nur 3 Zehen beobachtet haben. Meine zwei, sehr rein „erhaltenen Exemplare haben an Vorderfüssen und Hinterfüssen nur „drei Zehen. So viel ist indess gewiss, dass die Zehen mit blossen „Augen oft kaum sichtbar und sehr abgestossen sind.“ Ich bemerke dabei, dass ich auch an den drei Exemplaren des Sphenops capistra- tus unsers Museums eine ähnliche Veränderlichkeit der Zehen wahr- nehme). Colobus Daudinii Museum p..25. Chalcides cophias Dumeril p. 459. (Nach der Beschreibung endigen sich die Vorderfüsse mit drei kleinen plattgedrückten Höckern, die Hinter- füsse aber sind ganz ohne die geringste Spur von Zehen). Nach dem allen, was die im Vorhergehenden eitirten Schriftsteller, besonders Cuvier, Wagler, Dumeril von den Zehen dieser Echse gesagt haben, kann ich nicht umhin, die theils als fünfzehig, theils als dreizehig und theils als einzehig beschriebenen Individuen ebenfalls in eine und dieselbe Art zu verbinden. EH. Die vierte Art unterscheidet sich von den übrigen durch lan- zettförmige Schuppen, welche gekielt und so gelagerl sind, dass sie Längsreihen und Querreihen bilden; letztere sind jedoch nicht überall ganz regelmässig. 4, Chamaesaura anguina. 4te Tafel. (XXX.) - Schlangenförmig. Vier sehr kurze einzehige Beine. Länge 4 Zoll 8 Linien. Von dem sehr verstümmelten Schwanze sind nur 4 Zoll übrig. Vorderbeine 1%, Hinterbeine 2/,; Linien lang. — 310 J. L. C. Gravenhorst, Kopf, s. Abbildung. Die Schilder der Unterseite desselben, wie auch die Seitenschilder zwischen Oberkinnlade und Auge, und die Randschilder der Kinnladen sind ganz glatt; die der Oberseite aber, besonders die hin- tern, haben zwei bis drei Längskiele.e. Augenlider häutig, mit gekörn- tem Rande. Von den beiden Ohröffnungen ist die linke offen, rund, die rechte geschlossen. Zähne in jeder Kinnlade 18, sehr klein, stumpf- kegelförmig, getrennt, mit bräunlicher Spitze. Zunge fleischig, platt, vorn zugerundet, mit einer schwachen Kerbe. — Schuppen des Kör- pers und der Beine lanzettförmig, mit einem Längskiel. Die auf der Oberseite des Rumpfes und Schwanzes grösser, besonders breiter, als die an der Unterseite des Körpers; die der Beine am kleinsten; auch neben der letzten Querreihe der grössern Bauchschuppen, die den After bedeckt, befinden sich einige sehr kleine Schuppen. Sie decken sich ziegelartig und bilden Längsreihen, zugleich aber auch Querreihen, welche letztere jedoch nicht ganz regelmässig sind, nur an der Unterseite des Rumpfes und Schwanzes etwas deutlicher sich darstellen. Wenn wir die Längslinie zwischen den Vorderbeinen und Hinterbeinen als Gränze der Rückenseite und Bauchseite annehmen, so zählen wir 14 Längsreihen von Schuppen auf der Rückenseite und eben so viele auf der Bauchseite. Querreihen sind zwischen Hals und After 36. — Farbe: unten schmutzigweiss ; oben schwarzbraun, mit drei schmutzigweissen Längsstreifen, die im Nacken anfangen und sich auf dem Schwanze fortsetzen. Der Mittel- streifen wird dadurch gebildet, dass die innere Hälfte sämmtlicher Schup- pen der beiden mittelsten Längsreihen weisslich ist. Die Schuppen der beiden nächsten Längsreihen jederseits sind ganz schwarzbraun; dann folgen wieder zwei Längsreihen weisslicher Schuppen; neben diesen wie- der blassbräunliche, die in die weisse Farbe des Bauchs übergehen. Das einzige Individuum unsers Museums fand ich, nebst Ueberresten einiger anderer Echsen und Schlangen, im Kropfe eines Stelzengeiers (Gypogeranus), der uns vom Vorgebirge der guten Hoffnung, in Brannt- wein gelegt, überschickt worden war. Reptilien. 3li Synonymie. Vermis serpentiformis Seba II. tab. 68. fig. 7, 8 (ausgebleicht). Lacerta anguina Linne ed. XI. p. 371. (Nach der Beschreibung soll das Thier in die Quer geöffnete Ohren haben. Ein Schreibfehler ist es, wenn Linne sagt: sgquamis linea longitudinali exaratis, statt: cari- natis, und wenn er das Thier sechsbeinig nennt. Das Citat Scincus Gronov. Zoophyl. n. 44 muss wegfallen, da dieser Scincus ohne Vor- derbeine ist und vielmehr zu Ophiodes striatus gehört.) Chalcides pinnata Laurenti p. 64 (mach Seba mit dem Zusatz: auribus nullis). Lacerta anguina Gmelin p. 1079 (mit denselben Unrichtigkeiten, die bereits unter Lacerta anguina Linn. ed. XII angegeben sind). Le seps Lacepede p. 167 unten. (Der Verfasser hat mehrere ganz ver- schiedene Gattungen unter seinem Seps vermischt. Vergl. le seps Lacep. unter Seps chaleides n. 23.) Aaleidechse Bechstein p. 186. tab. 16. fig. 2. Seps monodactylus Daudin IV. p. 342. tab. 58. fig. 1. (Zeichnung ist von unserer abweichend). Chaleides anguina Sonnini II. p. 88. (Ganz nach Linne, auch mit den dazu bereits gerügten Unrichtigkeiten.) Chamaesaura anguinea Schneider p. 210. Lezard monodactyle Lacepede Ann. Mus. p. 356. tab.59. fig.1. (Die Abbildung weicht im ganzen Habitus, wie auch durch die sehr be- stimmten und regelmässigen Ringe, welche die Schuppen um den gan- zen Körper bilden, durch die Rauhheit der Schuppen und durch die Farbe so sehr von meinem Individuum ab, dass ich dieses kaum in jener wieder erkennen würde.) Chalcides monodactylus Oppel p. 48. Chalcides monodactylus Cuvier ed.1. p. 57. Monodactylus anguineus Merrem p. 76. Chamaesaura anguina Fitzinger p. 50. Seps (Lacerta anguina L.) Cuvier ed. II. p. 64. Chamaesaura (Lacerta anguina L.) Wagler p. 157. Seps anguineus Voigt p. 89. 312 J. L. ©. Gravenhorst, Chamaesaura anguina Schinz Rept. p. 106. tab. 42. fig. 3. (Beschreibung und Abbildung sind von Lacepede in Annales du Musöum entlehnt. Vergl. meine Anmerkung zu jenem Citat.) Monodactylus (Lacerta anguina) Oken allg. Naturgesch. VI. p. 592. Chamaesaura anguina Burmeister p. 724. Chamaesaura anguina Dumeril V. p.441. (Die Hinterbeine sollen zwei kleine Poren haben, die ich aber an unserm Individuum nicht finden kann. Die Verfasser eitiren auch noch den Seincus Gronov. n. 44, obgleich derselbe ohne Vorderbeine ist. Vergl. meine Anmerkung zu dem Citat von Lacerta anguina L. ed. XI.) Die meisten Schriftsteller geben dieser Echse offene Ohren; einige aber (unter den von mir angeführten nur Laurenti) geschlossene. Nach Dumeril und Bibron ist die Ohröffnung ausserordentlich klein und zum Theil von Schuppen bedeckt. - HEHE. Die folgenden Arten haben ziegelartig über einander gelagerte Schuppen, deren Gestalt meist zusammengesetzt ist aus der zugerundeten und sechseckigen, d.h. sie sind zugerundet. haben aber dabei so viele kleine vorspringende Ecken, dass sie zugleich auch sechseckig erscheinen; nicht selten geht diese Form auch fast in das rau- tenförmige über; auch kommen rein zugerundete, rein sechsseilige und rein rautenförmige Schuppen vor. Wir können die Gattungen, in welche diese Arten gehören, folgenderweise in eine Uebersicht bringen: I. Eidechsenförmige, mit vier vollkommenen Beinen. l. Krallen etwas platt, an der Spitze etwas abgestumpft. — Seineus. 2. Krallen zusammengedrückt. spitz, gekrümmt. 4A. Vollständige Augenlider. a. Schuppen gekielt. — Euprepes. b. Schuppen glatt. «. Nasenlöcher im Rüsselschilde. — Gongylus. 3. Nasenlöcher in den Nasenlöcherschildern. Reptilien. 313 * Gaumenzähne. — Plestiodon. ** Ohne Gaumenzähne. — Eumeces. B. Unvollständige Augenlider. a. Vorderfüsse vierfingerig. — Gymnophthalmus. b. Vorderfüsse fünffingerig. — Ablepharus. II. Blindschleichenförmige, vierbeinige. l. Mit vollkommenen Beinen. — Sphenops. 2. Mit unvollkommenen Beinen. — Lygosoma. Ill. Schlangenförmige, mit vier unvollkommenen Beinen. — Seps. IV. Schlangenförmige, ohne Vorderbeine, mit sehr unvollkommenen Hinterbeinen. 1. Rumpf mit glatten Seiten (ohne Längsfalte). A. Hinterfüsse mit zwei Zehen. — Scelotes. B. Hinterfüsse einzehig. — Ophiodes. 2. Rumpf mit einer Seitenfalte. — Pseudopus. Nun kommen wir zu der Betrachtung der einzelnen Arten: 9. Scincus officinalis. dte Tafel. (XXXL) Körper eidechsenartig, jedoch im Ganzen plumper. Die Gränz- linie des Bauchs und der Seiten, zwischen den vordern und hintern Bei- nen, bildet eine Kante. Der Bauch selbst ist platt. — Länge 3 Zoll und 6 Linien. Schwanz 2 Zoll und 4 Linien. Oberarm 5 Linien; Unterarm, bis zur längsten Zehe, 5 Linien; längste Zehe 3% Linien. Schenkel 5 Linien; Schienbein, bis zur längsten Zehe, 6 Linien; längste Zehe 4 Linien. Nach der zunehmenden verhältnissmässigen Länge stehen die Vorderzehen so: 1, 3,3. die Hinterzehen so: 1,2, 3,4; doch ist der Län- genunterschied nur gering. — Der Kopf ist spitzzugehend, gegen die Vol. XXIII. P.1I. 40 314 J. L. C. Gravenhorst, Spitze zu vierseitig-pyramidal, s. Abbildung. Zunge platt, vorn aus- gerandet. Zähne klein pfriemförmig. Nasenlöcher klein, rund, in einem kleinen Nasenlöcherschilde, zwischen zwei noch kleinern Schild- chen, neben dem Rüsselschilde gelegen. Ohrlöcher hinter dem Mund- winkel, unter drei bis vier kleinen dreieckigen Schuppen verborgen. Von den Augenlidern hat das obere am Rande ohngefähr zwölf winzig kleine körnerförmige Schuppen; das untere ist durch drei sehr feine Quer- linien der Länge nach in vier Felder getheilt, unterhalb welchen mehrere sehr kleine Schuppen ohne Ordnung zerstreuet sind. Hals, Rumpf und oberer Theil des Schwanzes sind mit zugerundeten, etwas in die Breite gezogenen, glatten Schuppen bekleidet, welche ziegelartig gelagert und am Rumpfe in 24 Längsreihen gestellt sind, von denen 6 auf den Rücken, 6 auf den Bauch und ebenso viele auf jede Seite kommen. Der After ist von zwei grossen Schildern bedeckt. Der Schwanz ist rübenförmig, mit Schuppen bekleidet, die denen des Rückens gleichen, unterwärts aber etwas breiter sind; besonders sind die der mittelsten untern Längsreihe mehr als doppelt so breit als lang. Die Beine sind stark, etwas platt- gedrückt, mit Schuppen, die denen des Rückens gleichen, aber kleiner sind. Zehen niedergedrückt, oben und unten mit einer Längsreihe in die Breite gezogener Schuppen, deren Endwinkel seitwärts in eine Zu- spitzung auslaufen, wodurch die Seitenränder der Zehen sägeförmig ge- zähnelt erscheinen. Krallen kurz, stumpf, weder gebogen noch zusam- mengedrückt, sondern etwas plattgedrückt. — Farbe schmutzig knochen- gelb, mit neun dunklern, unregelmässigen, aber fast erloschenen Quer- binden über den Rücken. Die untern Schuppen des Rumpfes und des Schwanzes mit schmutzig weissen Rändern; die obern haben einen blass- fuchsrothen Rand mit zwei weissen Puncten; ausserdem zeigen sich auf allen diesen Schuppen, wenn man sie unter einem Vergrösserungsglase betrachtet, vier bis fünf weissliche verblichene Längsstreifen. Ein Individuum, welches Lefebure aus Egypten mitgebracht hatte, erhielt ich von Cocteau. Reptilien. 153 Synonymie. Diese Echse war in frühern Zeiten wegen ihrer medicinischen Kräfte berühmt. Sie wurde vielfältig und auf mancherlei Weise präparirt, inner- lich als vorzüglich stärkend angewendet und deshalb in grosser Menge von Nord-Afrika, besonders von Egypten, nach Europa ausgeführt und hier verbraucht. Daher war sie den alten Aerzten und Naturforschern sehr gut bekannt, und ihre Beschreibung und Abbildung findet sich in einer sehr grossen Menge älterer und neuerer Werke. Meist wird sie, in den ältern, unter der einfachen Benennung Scincus aufgeführt, zuweilen noch mit dem Zusatz major, oder aegyptiacus, oder marinus. Selten kommt der Name Stincus vor. Linne vereinigte sie mit den übrigen Echsen in eine Gattung, Lacerta, in welcher sie nun als Lacerta scincus aufgestellt wurde. - Später zerfällte man diese Linneische Gattung in mehrere und sonderte die Scinkechsen, als besondere Gattung, unter dem Namen Scincus ab, bis zuletzt auch diese wieder mehrfach zertheilt und der Gattungsname Scincus nur für diese einzige Art, den Sc. offieinalis, beibehalten wurde. Wenn ich eine vollständige Synonymie dieser Art liefern und alle diejenigen Werke aufführen wollte, in denen sie beschrieben und abgebil- det ist, so würde ich eine sehr lange Liste mittheilen müssen. Ich ver- weise in dieser Hinsicht auf die von andern Schriftstellern, besonders von Dumeril und Bibron, S.564 bis 566, angeführten Citate. Die von den ältern Schriftstellern gegebenen Beschreibungen und Abbildungen sind meist sehr kurz und roh, ohne Berücksichtigung der eigentlichen charak- teristischen Merkmale, so dass man in denselben zum Theil gar nicht den Seineus erkennen würde, wenn man sich nicht auf den vorgesetzten Namen verlassen wollte. Selbst in manchen neuern Abbildungen ist die ausgezeichnete Gestalt des Kopfes, der Zehen und der Krallen nicht er- kennbar. Sehr gut ist die Darstellung des Kopfes und der Vorderfüsse bei Dumeril, tab. 57. fig.3. und die Abbildung des Thieres bei Brandt, tab.19. fig.2. Bei der letztern habe ich jedoch etwas zu erinnern: Nach m w 316 J. L. C. Gravenhorst, der Beschreibung sollen nämlich im Nacken acht sehr lange aber schmale Schuppen in zwei parallelen Reihen liegen, und die beiden grossen Schil- der über dem After sollen einen Ueberzug von zahlreichen Schüppchen haben; allein letztere sind sehr kleine, nur durch Vergrösserung wahr- nehmbare Felder, die aber wol nicht Schuppen sind (vergl. etwas Aehn- liches unter Gerrhosaurus sepiformis n.1), und was die Nackenschuppen anbetriffi, so erscheinen diese in meinem Individuum von den übrigen nicht verschieden, sondern nur die, welche unmittelbar hinter den Hinter- haupisschildern liegen, sind etwas breiter, etwa doppelt so breit als lang. EUPREPES. Die acht folgenden Arten, welche zu dieser Gattung gehören, theile ich in zwei Reihen, nämlich 1) solche, deren Schwanz überall mit glei- chen Schuppen bekleidet ist, so dass etwa nur die Mittelreihe an der Un- terseite desselben aus etwas grösseren Schuppen besteht; 2) solche, an denen die obere und die untere Mittellängsreihe des Schwanzes aus grös- sern Schuppen (Schienen oder Schildern) besteht, welche allmälig die Seitenschuppen ganz verdrängen, so dass zuletzt die Seitenränder der obern und der untern Schienen sich berühren. — Es wundert mich übri- gens sehr, dass Dumeril und Bibron weder bei diesen Arten, noch überhaupt bei irgend einer Art dieser Gattung, die so auffallende Beschil- dung des Schwanzes erwähnen. Sollten sie dieselbe für zufällig, oder für die Folge einer Missbildung oder Reproduction gehalten haben, so hätten sie ihrer doch gedenken müssen. Ich glaube aber nicht, dass jene Schilder etwas Zufälliges oder Krankhaftes sind, da der Schwanz nirgends eine Missbildung, weder in seiner Gestalt, noch in seiner Länge zeigt, nirgends aufgetrieben oder eingeschnürt oder verkümmert ist, was doch sonst mit dergleichen Reproductionen verbunden zu sein pflegt. Reptilien. 317 A. Der Schwanz mit gleichen Schuppen bekleidet. 6. Euprepes Merremüi. 6te Tafel. (XXXI.) Schuppen mit drei schwachen Kielen. Ohren ganz offen. Ober- wärts mit dunklen Querbinden, welche durch drei Längslinien und einige Puncte von hellerer Farbe unterbrochen werden. 1) Länge 2 Zoll 2 Linien. Schwanz 3 Zoll 10 Linien. Beine wie bei E. Olivieri n.8. Kopfschilder genau wie bei E. Sebae n. 10. Augenlider, Nasenlöcher, Zähne, Zunge genau wie bei E. Olivieri; die Zunge jedoch an der Spitze etwas tiefer eingeschnitten. Ohröffnungen kleiner als bei E. Olivieri, halbmondförmig, ohne vorliegende Schuppen. — Schuppen des Körpers ziegelartig gelagert. Die der Oberseite des Halses und des Rückens fast halbscheibenförmig oder fast sechsseitig, mit drei deutlichen parallelen Kielen; die der Kehle, der Brust und des Bau- ches fast halbscheibenförmig, glatt, ohne Kiele, und nur am hintern Theile des Bauchs zum Theil mit drei sehr feinen Strichen. Um den Rumpf liegen die Schuppen in 34 Längsreihen und 36 Querreihen. Die den After deckenden Schuppen sind denen des Bauches ganz gleich. — Der Schwanz ist vollständig. Seine obern Schuppen sind denen des Rückens gleich; die untern denen des Bauches, ganz glatt; die in der untern Mittelreihe, ohngefähr 90 an der Zahl, sind jedoch etwas grösser als die übrigen. — Die Schuppen der Beine stimmen mit denen von Euprepes Olivieri n.8 überein. — Farbe: Unterwärts schmutzig - bräun- lich-weiss; oben etwas dunkler. Hals und Rücken mit dunkelbraunen Flecken, welche in vier Längsreihen gestellt sind, von denen jede der beiden Rückenreihen aus 14 Flecken besteht und sich bis zu den Schen- keln erstreckt. Die einzelnen Flecken sind aus drei nebeneinander ste- henden und sich berührenden kleinern Flecken zusammengesetzt. Die 318 J. L. C. Gravenhorst, Seitenreihen entsprechen, hinsichtlich der Zahl, Zusammensetzung und Gestalt der Flecken, ganz den Rückenreihen; auf jeder derselben zieht sich eine Längslinie von der Grundfarbe des Körpers hin. Diese Reihen setzen sich auch auf dem Schwanze fort, so jedoch, dass die Flecken allmälig unscheinbarer werden und vor der Mitte des Schwanzes ganz erlöschen. Zwischen den Rückenflecken bemerkt man hin und wieder einzelne Schuppen mit weisser Spitze. 2) Ein anderes Individuum weicht von dem ersten in folgenden Stücken ab: Die Schuppen des Halses, Rückens und Schwanzes sind etwas schwächer gekielt; die Bauchschuppen hie und da mit schwachen Spuren von Kielen. Die Schuppen in der Mittelreihe unterhalb des Schwanzes, ohngefähr 75 an der Zahl, kaum etwas breiter als die übrigen. Die Kiele der Schuppen an der Oberseite der Beine kaum zu erkennen. Die Zehen ein klein wenig kürzer als an Nr. 1. Farbe: Unten schmutzig-knochengelb. Oberwärts blassgrünlichgrau, mit densel- ben Zeichnungen wie an Nr. ], jedoch mit dem Unterschiede, dass die Rückenflecken gegen den Kopf zu allmälig kleiner werden und nicht aus mehrern zusammengesetzt sind; dass die Rückenreihen bis zum Schenkel aus 17 Flecken bestehen und auf dem Schwanze sich weiterhin erstrek- ken; und endlich, dass mehrere der dunkelbraunen Rückenschuppen zur Hälfte weiss und so vertheilt sind, dass durch sie vier Längsreihem weis- ser Puncte gebildet werden. 3) Zwei Individuen: Grösser und dicker als die beiden vorhergehen- den, und mit kürzern Zehen, die jedoch kaum etwas kürzer als an Nr. 2 sind, im Uebrigen aber mit letztern übereinstimmend. Länge des einen 3 Zoll, des andern 3 Zoll und 3 Linien. Schwanz 5 Zoll. Schup- pen wie Nr. 1, jedoch mit schwächern Kielen. Bauchschuppen hin und wieder mit Spuren von Kielen. Die Schuppen in 34 Längsreihen und 38 Querreihen um den Rumpf vertheilt. Die der Mittelreihe unterhalb des Schwanzes, 94 bis 96 an der Zahl, kaum etwas grösser als die übri- nn Zu Reptilien. 319 gen. Farbe: Unterwärts weisslich, an dem grössern Individuum mit sehr zarten grauen Sprenkeln und schwarzen Puncten. Oberwärts rost- braun -pechfarbig, oder olivenfarbig, mit schwarzen Querbinden, welche von drei weisslichen Längsstreifen unterbrochen werden. Der mittelste Streifen fängt hinter dem Hinterhaupte an und nimmt, von den Schuppen der beiden Mittelreihen des Rückens, die sich berührenden Hälften ein. Der Seitenstreifen fängt hinter den Augenbraunen an, zieht an den Seiten des Hinterhauptes und im Nacken und auf dem Rücken hin und nimmt eine Reihe von Schuppen ein. Der Raum zwischen den Rückenstreifen und Seitenstreifen wird durch zwei Reihen von Schuppen ausgefüllt. Die schwarzen Querbinden, deren, bis zwischen die Schenkel, 17 gezählt werden, lösen sich, nach vorn zu, allmälig in kleinere schwarze Flecken auf; an dem kleinern Individuum verschwinden sie allmälig ganz; seit- wärts am Rumpfe ziehen sie sich bis gegen den Bauch hinab, erlöschen aber nach und nach. Sowohl diese schwarzen Binden, als auch die weiss- lichen Längsstreifen, setzen sich auf den Schwanz fort, wo sie jedoch eben- falls allmälig verlöschen. Auf dem Rücken und an den Seiten des Rumpfes sind sie mit mehr oder weniger deutlich halbweiss- und halbschwarz - ge- färbten Schuppen untermengt. Wo die alte Oberhaut abgegangen ist, erscheint die Grundfarbe aschgrau. Die Sohlen der Vorderfüsse sind an dem grössern Individuum dunkelbraun, an dem kleinern hellfuchsroth. — Wenn man nun diese Beschreibung der Farben und Zeichnungen mit der von Nr. 2 vergleicht, so wird man beide übereinstimmend finden, nur mit dem Unterschiede, dass diese Individuen von Nr. 3 mehr weisse Schup- pen auf dem Rücken haben, und dass diese Schuppen in bestimmte unun- terbrochene Längsstreifen zusammengestellt sind; auch zeigen sich die Farben von Nr. 3 frischer und weniger gebleicht. 4) Ein Individuum, welches ich für ein ganz abgebleichtes Exem- plar von Nr. 2 halte, mit dem es sonst übereinstimmt, nur dass die hintern Zehen ein klein wenig zierlicher und länger sind. — Länge 2 Zoll 7 Linien. Schwanz 4 Zoll 3 Linien. Schuppen des Nackens und 320 J. L. C. Gravenhorst, Rückens dreikielig; die Kiele, wie bei Nr. 2, gegen die Mitte des Schwan- zes verschwindend; alle übrigen Schuppen ganz glatt. Um den Rumpf liegen sie in 34 Längsreihen und 38 Querreihen. Die in der untern Mittelreihe des Schwanzes, ohngefähr 88 an der Zahl, etwas grösser als die übrigen. — Farbe: knochengelb, mit einem schwachen bleichröthli- chen Schimmer, ohne Zeichnungen. Wo die alte Oberhaut noch anhängt, da ist sie bräunlichockerfarben. Nr. 1 und 2 sind aus der Lampeschen Sammlung, wo sie von Schneider’s eigner Hand als Scinei carinati var. bezeichnet waren. Nr. 3, zwei Stück, sind von dem Naturalienhändler Bescke erstanden. Nr. 4 war in der Lampeschen Sammlung als Sc. auratus aufgestellt, aber wol nicht von Schneider bestimmt, da dieser, unter seinem Sec. auratus p. 182, zwar eines Individuums aus jener Sammlung gedenkt, welches aber, we- gen seiner Zeichnung, nicht diese Nr. 4 sein kann, sondern zu Euprepes auratus Nr. 7 gehört. Synonymie. Scincus carinatus Schneider p. 184. Zeile 9 bis 16, duo reliqua etc. (Vergl. die Anmerkung zu Euprepes carinatus n. 12.) Scincus carinatus Daudin IV. p. 306. Zeile 3 bis 15. (Vollständiger Aus- zug aus Schneider’s Beschreibung, daher auch dieselbe Vermengung verschiedener Arten, wie dort [vergl. die Anmerkung zu Sec. carina- tus Schn. unter Euprepes carinatus n. 12], ausserdem aber noch mit einem bedeutenden Uebersetzungsfehler, denn Schneider’s Worte: „per dorsum caudam et pedes zonae sinuatae fuscae ductae conspi- „ciuntur, lineis tribus albis interruptae,‘‘“ werden von Daudin folgen- dermaassen wiedergegeben: „ils ont sur le dos la queue et les pieds „des bandes ou zones longitudinales sinueuses de couleur brune, „separdes par trois lignes blanches.“ Gegen das Ende der Be- schreibung stellt Daudin die Vermuthung auf, ob vielleicht der Sein- cus tristatus mit dem carinataus vereinigt werden könne; allein der tristatus ist durch ganz glatte Schuppen, breiteren Kopf, dünnere Beine, wie auch durch die zwei grossen halbscheibenförmigen Deckschuppen Reptilien. 321 des Afters u.s. w. ausgezeichnet genug. — Vergl. unter Euprepes auratus n.7 und Plestiodon quinquelineatum n. 16.) Seincus auratus Gravenhorst p. 420. n. 5311 ist Nr. 1; n. 5310 ist Nr. 2; n. 5306 vielleicht Nr. 4. Seincus carinatus Merrem p. 70. n. 3. — Beiträge p. 110. tab. 9. Mabuja carinata Fitzinger p. 52? (Kann auch auf Euprepes carinatus n. 12 bezogen werden.) Seineus trivittatus Cuvier ed. II. p. 61. Seineus Schneideri Museum p. 25. Euprepes Merremii Dumeril p. 671. Was den Seincus auratus betrifft, welcher, wie ich kurz vorher an- geführt habe, im Lampeschen Museum auf die Nr. 4 dieser Art bezogen wird, und welchen ich selbst in meiner Uebersicht n. 5310 und 5311 auf diese bezogen halte, so ist derselbe ohnstreitig sehr oft mit dieser und andern verwandten Arten verwechselt worden und man hat sehr verschie- dene Synonyme auf denselben angewandt. Man vergleiche hiezu, was ich unter der folgenden Art anführen werde. 7. Euprepes auratus. 6te Tafel. (XXXM.) Schuppen mit drei schwachen Kielen. Ohren ganz offen. Schmutzig hellbraun, mit dunkelbraunen Rückenpuncten und einem solchen Seitenstreifen. 1) Länge 2 Zoll und 8 Linien; Schwanz 3 Zoll und 9 Linien. Beine: Oberarm 3 Linien, Unterarm 4 Linien bis zur Wurzel des läng- sten Fingers, welcher 2%, Linien misst. Schenkel 4 Linien, Schienbein 5 Linien bis zur Wurzel der längsten Zehe, welche 4 Linien lang ist. Nach zunehmender Länge folgen die Zehen so auf einander: an den Vor- derfüssen 1. 5, 7, an den Hinterfüssen 1, 2, 5, 3, 4. — Schilder des Kopfes genau wie bei Euprepes Sebae, tab. VI, nur mit dem Unterschiede, Vol. XXIII. P.1. 41 322 J. L. ©. Gravenhorst, dass die Augenbrauenschilder nicht gegittert sind (was übrigens vergäng- lich ist). — Augenlider ganz wie bei den Nebenarten (vergl. Euprepes Olivieri n.8). — Ohröffnungen fast kreisrund, weiter als bei der vor- hergehenden Art. — Schuppen des Nackens und Rückens mit drei sehr schwachen Kielen, die besonders an den erstern kaum noch erkenn- bar sind, weshalb denn auch diese, da die Kiele nicht an den Rändern vorragen, weniger winklich erscheinen und mehr zugerundet sind. Die Schuppen sind am Rumpfe in 34 Längsreihen und 36 Querreihen geord- net. Der Querspalt, in welchem der After ausmündet, ist mit vier kaum etwas grössern Schuppen bedeckt. — Der Schwanz endigt mit einer Spitze. Die Schuppen in der untern Mittelreihe desselben, 69 an der Zahl, sind kaum etwas breiter als die übrigen. — Die Sohlen der Füsse sind körnig; die Zehen oben und unten mit einer Reif® von Querschup- pen. — Farbe: Schmutzig knochengelb, oberwärts mehr mit ockerbraun gemischt. Die Ränder der Beinschuppen dunkelbraun und dunkelbraun- gefleckt. Kopf und Nacken ungefleckt. Auf dem Rücken vier Reihen unregelmässiger, kleiner, paarweise einander genäherter, dunkelbrauner Flecke, welche, in ihrem Verlauf und in ihrer Verbindung, den Flecken- reihen und Querbinden auf dem Rücken der vorhergehenden Art ent- sprechen. Zwischen den beiden Mittelreihen sind noch einige Flecken befindlich, die eine fünfte, aber weniger deutliche Reihe bilden. Die Augenlider und Augenbrauen sind dunkelbraun, und diese Farbe verläuft von da, an den Seiten des Halses und Rumpfes, als ein breiter Streifen, der durch keine blassere Schuppen unterbrochen wird, aber beiderseits, seiner ganzen Länge nach, lichter gesäumt ist, und dem aus Flecken oder Querbinden zusammengesetzten Seitenstreifen der vorhergehenden Art entspricht. Der Rückenraum zwischen diesen beiden Seitenstrei- fen hat acht Längsreihen von Schuppen; der Streifen selbst nimmt eine ganze und zwei halbe Längsreihen ein. Unter diesem Streifen zieht sich, von dem Mundwinkel an, bis zu dem Schenkel, eine Reihe dunkelbrauner unregelmässiger Flecken hin, von denen die in der Mitte des Rumpfes die | Reptilien. 323 grössten sind. Diese Reihe entspricht offenbar den untern Seitenflecken ‚der vorhergehenden Art, welche von den Seitenstreifen durch einen blas- seren Streifen getrennt werden; auch die blässern weisslichen Schuppen zwischen jener untern Fleckenreihe und dem dunkelbraunen Seitenstrei- fen, und zwischen diesem und der nächsten Rückenreihe, fehlen nicht. Rückenflecke und Seitenstreifen setzen sich auf den Schwanz fort, ver- löschen aber gegen das Ende desselben. Die Sohlen der Füsse sind dunkelbraun. 2) Zwei Individuen, welche sich nur im Folgenden von Nr. 1 un- terscheiden: Die beiden hintern Stirnschilder stossen nicht in der Mitte zusammen, sondern sind von einander getrennt, so wie bei Euprepes Gravenhorstü n.11. tab.VI. Die Kiele der Schuppen sind kaum etwas deutlicher. Am Schwanz besteht die untere Mittelreihe aus 66 Schup- pen, von denen die 16 ersten wenig breiter sind, die folgenden aber allmälig breiter werden und Halbringe bilden. Farbe und Zeichnun- gen sind ganz wie an Nr. 1; doch ist das eine Individuum unten mehr blaulichweiss, das andere oberwärts dunkler. Die beiden Individuen unter Nr. 2 erhielt ich vom Prof. Thiene- mann. Sie sollen aus Surinam herstammen. — Das Individuum unter Nr. 1 war in Lampe’s Sammlung, von Schneider’s eigener Hand, als Lacerta aurata Linn. bezeichnet. Ob es aber von Eupr. Merremüi der Art nach verschieden sei, möchte ich fast bezweifeln. Es kommt beson- ders mit Nr. 3 derselben in allen ‘Stücken überein, und unterscheidet sich nur durch schwächere Schuppenkiele und durch die Zeichnungen, welche letziere jedoch, wie wir gesehen haben, auf dieselbe Grundform mit denen jener Art sich zurückführen lassen. Ob der unter Nr. 2 erwähnte Un- terschied in den hintern Stirnschildern allein schon die Trennung von Nr. 1 und 2 in zwei Arten rechtfertigen könnte, möchte ich nicht mit ja beantworten. 324 J. L. ©. Gravenhorst, Synonymie. Die Beschreibungen derjenigen Echsen, welche von den verschie- denen Schriftstellern unter dem Namen Lacerta aurata oder Scincus au- ratus aufgeführt werden, und die dazu gezogenen Synonyme, bieten so viele Abweichungen unter sich dar, dass es rein unmöglich ist, dieses Labyrinth zu ordnen, zumal da die frühern Abbildungen dieser Thiere so mittelmässig oder schlecht und die Beschreibungen so kurz sind, dass man dieselben meist mit gleichem Rechte auf mehrere, oft sehr verschiedene Thiere beziehen kann. Es liesse sich hier nur dann Aufklärung erwar- ten, wenn man dieselben Individuen, welche die Schriftsteller bei ihren Beschreibungen vor Augen hatten, vergleichen könnte. Ich bin in dem Falle, eines derjenigen Indiduen, welche Schneider unter seinem Seineus auratus beschrieben hat, vor mir zu haben, nämlich das aus der Lampe- schen Sammlung, S. 182, Zeile 22, an welchem noch, von Schneider’s eigner Hand geschrieben, der Name Lacerta aurata L. befindlich war. Aber die übrigen, von Schneider unter derselben Art beschriebenen Indi- viduen gehören nicht hieher, wie ich weiter unten anführen werde. — Ich komme nun zu den Synonymen: Lacerta aurata Linne ed. X. p. 209. n. 37; ed. XI. p. 368. n. 35. (Unter andern wird hier auch eitirt Linne Amoen. I. p. 294. n. 2], wo je- doch die Worte: palmae a plantis remotissimae minimae und squamae laevissimae, Zweifel erregen, ob unsere Art darunter gemeint sein möchte. — Ferner wird eitirt Gronovius n. 48, welcher jedoch ebenso gut auf Nr. 4 der vorhergehenden Art bezogen werden könnte. — Dann auch Seba I. tab. S9. fig. 3, welche, wegen des längern gerin- gelten Schwanzes, und wegen der längeren Hinterzehen, von Eupre- pes auratus verschieden ist und besser auf Eupr. Gravenhorstü pas- sen dürfte, mit dem sie in der Zeichnung besser übereinstimmt. Aber wegen der verhältnissmässig bedeutendern Länge des Schwanzes und der Beine scheint jene Seba’sche Echse ein Thier aus der Familie der eigentlichen Eidechsen darzustellen.) Reptilien. 325 Le dor& Lacepede II. p. 106, mit Abbildung. (Dazu wird eitirt: Lacerta aurata L. und Seba II. tab. 10. fig. 4 et 5, welche, abgerechnet den längern Schwanz, besser auf die vorhergehende Art passen. Lace- pede glaubt, dass auch Seba II. tab. 12. fig. 6 auf seinen dor& bezo- gen werden könne, aber offenbar muss diese Sebasche Echse auf Eumeces punctatus, vielleicht auch auf Sphenops capistratus (s. n. 20) bezogen werden. Es scheint, dass Lacepede sich durch Linne’s Be- schreibung der Lac. aurata: „palmae et plantae remolissimae, squa- mae laevissimae“ (s. die Bemerkung zum vorhergehenden Citat) hat bestimmen lassen, jene Seba’sche Echse mit der Lac. aurata zu ver- binden. — Uebrigens erklärt sich Daudin, p. 96 und 294, über den dore von Lacepede dahin, dass unter diesem zwei ganz verschiedene Echsen vermischt seien, denn die Abbildung desselben bei Lacepede stelle den Anolis auratus, die Beschreibung aber (Lacep. p. !10. Zeile 16) den Seincus Schneideri vor. — Merrem hat, p. 71. n.5, aus dem dore des Lacepede eine besondere Art gemacht, die er Scineus Cepedii nennt und durch die Diagnose: cauda sesquitertia corporis longitudine bezeichnet, mit Weglassung aller weitern Citate. Die Abbildungen Seba II. tab. 10. fig. 4 und 5 wendet er auf seinen Sceincus Schneideri an, welcher aber ganz glatte Schuppen haben soll und deshalb nicht hieher gerechnet werden kann, sondern eher zu Plestiodon. Seincus stellio Laurenti p. 95. n. SS, und der amerikani- sche Skink Bechstein II. p. 113, welche Merrem auch zu dem Sc. Schneideri citirt, sind eben jene Seba’sche Echse. Wenn aber Gmelin p. 1077. n. 22 diese Seba’sche und Laurentische Echse als Abart von Lacerta scincus (Scincus officinalis) betrachtet, so ist er in einen grossen Irrihum gerathen. Endlich eitirt Merrem auch noch Scincus Schneideri Daudin p. 231 (oberwärts hellbraun, mit einer weissen Längslinie jederseits zwischen dem Vorder- und Hinterbeine). Daudin bezieht auf diese Art, ausser den kurz vorher schon einige- male genannten Sebaschen Echsen, auch Gronovius n. 48 und 49, von denen n. 49, digitis inermibus lobatis, gewiss nicht hierher gehört, n. 48 aber vielleicht unserer Art angehören kann.) Seincus auratus Schneider p. 182, Zeile 22, individuum Lampeanum. (Das- selbe Exemplar, welches, von Schneider’s eigener Hand als Lacerta 326 J. L. C. Gravenhorst, aurata L. bezeichnet, hier von mir beschrieben worden ist. Ausser- dem aber beschreibt Schneider, unter dieser Art, noch einige andere Individuen, von denen das aus dem Blochschen Museum, $S. 180 in der untersten Zeile, auf unsern Euprepes auratus bezogen werden kann, obgleich Schneider, S. 181 unten, erklärt, dass er jenes Bloch- sche Individuum für die Mabouya von Lacepede halte; allein letztere ist durch viel kürzere Beine und Schwanz u.s. w. hinlänglich von Euprepes auratus verschieden, wenn sie auch in der Färbung einige Uebereinstimmung mit ihm zeigt (vergl. Gongylus ocellatus n. 14). Das individuum maximum, welches Schneider $. 181, Zeile 4 beschreibt, indem er Seba I. tab. 105. fig. 3 und tab. 10. fig. 4 dazu eitirt, scheint zu Eupr. Merremü zu passen. Uebrigens wurde die Echse, welche bei Seba tab. 105. fig. 3 abgebildet ist, von Sonnini IV. p. 282, Shaw und Merrem für eine besondere Art gehalten und von letztern Scincus rufescens genannt, welcher unter unserm Eupr. Sebae n. 10 aufgeführt wird. Ganz unrichtig bezieht Laurenti jene Seba’sche Echse auf Scincus officinalis. Das individuum parcum musei Rebel- tiani, von welchem Schneider $. 182, Zeile 1 handelt, passt vielleicht zu Eupr. Gravenhorstiü n. 11; es werden jedoch die dunkeln Rücken- flecke nicht erwähnt.) Lacerta tristata Sonnini I. p. 284, mit Abbildung; Seincus tristatus Dau- din p. 296; Euprepes (Seincus tristatus) Wagler p. 162, wird theils mit Scincus auratus, theils mit Ptestiodon quinquelineatum n. 16 ver- bunden; passt auch ebenso gut auf jenen, wie auf diesen. (Vergl. die Synonymie zu Plestiodon.) Seincus auratus Gravenh. p. 419. n. 5305 (ist das aus der Lampeschen Sammlung beschriebene Individuum). Seimgus auratus Merrem p. 71 (mit den Citaten: Lacerta aurata L. und Lac. tristata Sonnini und Daudin). Scincus auratus Museum p. 25. Dumeril und Bibron, welche den Sc. auratus als Art ganz haben einge- hen lassen, vertheilen die vorhergehenden Citate wie folgt: 1) Zu Plestiodon Aldrovandi; le dore Lacep., Seincus Cepedi Merrem, Scincus Schneideri Daudin, Seincus auratus Schneider. 2) Zu Ple- stiodon quinquelineatum; Scincus auratus Schneider. 3) Zu Euprepes Reptilien. 327 Sebae; Seincus Schneideri Merrem fragweise, Sceincus stellio Laurenti fragweise, Scincus americanus Bechstein, Seba II. tab. 10. fig. 4. Ausserdem können noch einige Beschreibungen von Seincus auralus auf unsern Euprepes carinatus und striolatus bezogen werden. Aus dieser Darstellung der Synonyme, welche sich mittelbar oder unmittelbar auf Lacerta (Scincus) aurata beziehen, lässt sich ersehen, wie unter dieser Benennung vielleicht zehn verschiedene Arten aus fünf ver- schiedenen Gattungen verwechselt worden sind, nämlich Euprepes Merremii, Gravenhorstü, Sebae, carinatus und striolatus; Plestiodon Aldrovandi und quinquelineatum, Anolis auratus, Scincus officinalis, Eumeces punctatus (oder vielleicht Sphenops capistratus). Was aber die eigentliche ursprüngliche Lacerta aurata Linn. gewesen sei, lässt sich gar nicht ermitteln, da nach der von Linne gegebenen Beschreibung derselben sogar Eumeces punctatus oder Sphenops capistratus darunter gemeint sein können. 8. Euprepes Olivieri. 6te Tafel. (XXXI.) Schuppen mit drei Kielen. Ohröffnungen durch drei vorragende Schuppen halbgeschlossen. Länge 3 Zoll. Schwanz 3 Zoll und 7 Linien. Oberarm 3 Linien; Unterarm, bis zur Wurzel der längsten Zehe, 4 Linien; längste Zehe 3 Linien. Schenkel 4 Linien; Schienbein, bis zur Wurzel der längsten Zehe, 4 Linien; längste Zehe 9 Linien. Nach Verhältniss der zunehmen- den Länge folgen die Zehen so aufeinander: an den Vorderfüssen 1, 5, 2,47; an den Hinterfüssen 1, 2, 5, 3, 4. — Kopf, s. Abbildung. Nasenlöcher rund, klein. Ohröffnungen fast kreisrund, am Vorderrande mit drei dreieckigen gekielten, über die ganze Ohröffnung hinragenden Schuppen. Das obere Augenlid am Rande gekörnt; das untere häulig, 328 J. L. C. Gravenhorst, mit durchscheinender Pupille, nach unten mit kleinen flachkörnigen Schup- pen bekleidet. Zähne spitz, sehr klein, in beiden Kinnladen in grosser Anzahl; Gaumen ohne Zähne. Zunge platt, in der Mitte unten angewach- sen; vorn frei, kaum etwas eingekerbt; hinten fast bis zur Mitte einge- schnitten. — Schuppen der Oberseite des Halses, Rumpfes, Schwanzes und der Beine dreikielig, die der Unterseite glatt; alle dachziegelförmig gelagert. Die des Nackens fast zugerundet, theils fast sechsseitig; die des Rückens werden allmälig bestimmter sechsseitig und ihre drei Kiele stärker. so dass letztere an dem Rande jeder einzelnen Schuppe als drei kurze Spitzen vorragen; die der Kehle, der Brust und des Bauches sind sechsseitig, zum Theil in das Zugerundete übergehend, mit hin und wie- der sich zeigenden sehr schwachen Spuren zweier Kiele.. Die Schuppen liegen um den Rumpf in 34 Längsreihen und 36 Querreihen; die, welche den Afterspalt bedecken, sind denen des Bauches ganz gleich. — Der Schwanz ist ganz vollständig, allmälig abnehmend, wie auch die Zahl der Längsreihen seiner Schuppen allmälig abnimmt. Die obern Schuppen glei- chen denen des Rückens, die untern denen des Bauchs; die Kiele werden gegen das Ende des Schwanzes zu schwächer. Die Schuppen der untern Mittelreihe, etwa 659 an der Zahl, sind nur etwas grösser als die übrigen. — Die Beine sind oberwärts mit Schuppen, denen des Rückens gleich, bedeckt, jedoch sind an den Schuppen der Vorderbeine die Kiele kaum zu erkennen; unterwärts sind die Schuppen denen des Bauches gleich. Die Schenkel haben unterwärts, die Füsse oberwärts kleine Schuppen, die der Sohlen stehen wie kleine Körner beisammen. An der Oberseite und an der Unterseite der Zehen zieht sich eine Reihe von Querschuppen hin. Die Krallen sind stark, zusammengedrückt, gekrümmt, spitz. — Farbe: Unterwärts knochengelb, ohne Flecken; oberwärts grünlich - weiss, dun- kelbraun gefleckt. Die Flecken sind etwas in die Länge gezogen und in Längsreihen vertheilt, von denen die beiden mittelsten im Nacken ent- springen, und, über den Rücken weg, auf dem Schwanze sich fortsetzen. Die Rückenflecken dieser Reihen sind paarweis nebeneinander gestellt. | | Reptilien. 329 ohngefähr 17 Paar in jeder Reihe, so dass man auch vier Reihen Rücken- flecken zählen kann. Die Schwanzflecken stehen einzeln. Einige der grünen Schuppen, welche in den Rückenflecken sich befinden, haben eine weisse Spitze. Ausserdem zieht eine Seitenreihe solcher Flecken. von der Ohröffnung an, über den Vorderbeinen weg, an der Seite des Rum- pfes bis auf den Schwanz hin, wo sie jedoch bald erlischt. Diese Reihe wird durch einen weissen Streifen, der von der Ohröffnung an bis zu den Schenkeln auf ihr hinläuft, in zwei Reihen getheilt, und zwar so, dass die obere Reihe aus grössern, die untere aus kleineren Flecken besteht. Diese Echse befand sich in der Lampeschen Sammlung ohne weitere Bestimmung. Synonymie. Scincus auratus Gravenhorst p. 419. n. 5309 «. Seincus auriculatus Museum p. 25. Euprepes Olivieri Dumeril p. 674. (Nachdem ich diese Echse bereits mit dem Namen Sc. auriculatus belegt hatte, schickte ich die Beschrei- bung derselben, nebst Abbildung des Kopfes, an Cocteau, welcher leider diese Mittheilung nicht mehr benutzen konnte. Dumeril und Bibron haben in derselben ihren Euprepes Olivieri erkannt, wogegen ich auch nichts einzuwenden habe, obgleich die Zeichnungen nicht ganz mit der Beschreibung jener Schriftsteller übereinstimmen.) B. Der Schwanz oben und unten mit @uerschildern (Schienen) bekleidet. 9. Euprepes Savignü. Tie Tafel. (XXXIM.) Schuppen mit drei Kielen. Stirnschilder getrennt. Zwei anein- ander gränzende vordere Hinterhauptsschilder. Oeffnungen der Ohren durch drei vorragende Schuppen halbgeschlossen. Ober- wärts dunkelbraun mit fünf weissen Streifen. Vol. XXI. P.1. 42 330 J. L. C. Gravenhorst, Länge 2 Zoll und 6 Linien; Schwanz 4 Zoll. Oberarm fast 4 Li- nien; Unterarm, bis zur Wurzel der längsten Zehe, fast 9 Linien; längste Vorderzehe 3 Linien. Schenkel 5 Linien; Schienbein, bis zur Wurzel der längsten Zehe, 4 Linien; längste Hinterzehe 5 Linien. Nach ihrer abnehmenden Grösse folgen die Zehen so aufeinander: an den Vorderfüs- sen 1, 5, 2, 7; an den Hinterfüssen 1, 2, 5, 3, 4. — Der Kopf stimmt, rücksichtlich der Schilder, mit dem des Euprepes Gravenhorstü tab. 6 überein, jedoch mit dem Unterschiede, dass er zwei vordere Hinterhaupts- schilder hat, jener aber nur eins. — Nasenlöcher klein, rund. — Ohröffnungen rund, am vordern Rande mit drei über dieselben vor- ragenden spitzen Schuppen. — Das untere Augenlid mit kleinen Schup- pen bekleidet, am Rande gekörnt, in der Mitte dünnhäutig mit durchschei- nender Pupille. — Hals, Brust, Bauch und Rücken mit gleichen, zuge- rundeten, dem Sechsseitigen sich nähernden, ziegelartig sich deckenden Schuppen bekleidet, von denen die des Rückens drei deutliche parallele Kiele haben. Sie liegen um den Rumpf in 36 Längsreihen und ebenso vielen Querreihen. — After in einem Querspalt verborgen. — Schwanz allmälig dünner werdend; an der Wurzel mit Schuppen, denen des Rük- kens und Bauches gleich, ziegelartig bedeckt, deren Längsreihen weiter- hin aber allmälig immer weniger werden, bis zuletzt nur noch eine obere und eine untere Längsreihe übrig bleibt: Die Schuppen der obern und untern Mittelreihe fangen nämlich nicht weit von der Wurzel an bedeutend grösser zu werden, während die kleinern Seitenschuppen allmälig ver- schwinden, so dass zuletzt, ohngefähr am letzten Drittel, der Schwanz nur noch von jenen zwei Reihen grösserer Schuppen (Schilder) bedekt wird und sich ganz geschildet darstellt. Die untere Mittelreihe hat 96 Schup- pen, welche allmälig, etwa von der achtzehnten Schuppe an, breiter wer- den, um die Mitte des Schwanzes doppelt so breit als lang sind, und von da an nach und nach ordentliche Halbschienen unter dem Schwanze bil- den. — Die Schuppen der Beine sind etwas kleiner als die des Rückens und Bauches, fast zugerundet oder undeutlich-sechsseitig, meist glatt, Reptilien. 331 einige undeutlich-dreikielig. Die Sohlen mit kleinen körnerförmigen Schuppen besetzt; Zehen oben und unten mit einer Reihe von Querschup- pen. — Farbe: Unten weisslich; oben dunkelbraun mit fünf parallelen weissen Streifen. : Der Saum dieser Streifen, so wie der ganze Raum zwischen den beiden Seitenstreifen ist schwarzbraun. Die Streifen selbst werden durch folgende Vertheilung der Farben gebildet: Die aneinander gränzenden Seitenhälften der Schuppen in den beiden mittelsten Längs- reihen sind weiss; die von einander abgekehrten Seitenhälften schwarz- braun. Dies bildet den Rückenstreifen. Der nächste Streifen ist von diesem durch zwei Längsreihen brauner Schuppen getrennt und wird durch eine Reihe ganz weisser Schuppen gebildet. Der unterste Streifen ist wieder durch zwei Längsreihen brauner Schuppen von dem vorherge- henden getrennt und besteht ebenfalls aus einer Reihe ganz weisser Schuppen. Stellenweise werden aber auch in den beiden Seitenstreifen die sich berührenden Hälften zweier Schuppen weiss gefärbt, wie in dem Mittelstreifen. Letzterer erlischt vorn im Nacken, hinten im ersten Drittel des Schwanzes. Der nächste Streifen erstreckt sich vorn bis an die Augen und erlischt in den Augenbrauen; hinten zieht er bis über die Mitte des Schwanzes. Der unterste Streifen geht vorn unter dem Auge weg bis zum Rüsselschilde; hinten hört er in der Mitte des Schwanzes auf. Diese Echse, welche aus Egypten stammt, habe ich von Cocteau erhalten, mit der Bestimmung: Scineus Savignii Audouin, und wahrschein- lich Seincus quinquetaeniatus Lichtenstein. Synonymie. Seincus quinquetaeniatus Lichtenstein p. 103. n. 53. Mabuya quinquetaeniata Fitzinger p. 52. Scincus Savignü Audouin p. 177. tab. 2. fig. 3 (nach Dumeril). Euprepes (Se. quinquetaeniatus Licht.) Wagler p. 162. Euprepes Savignii Dumeril p. 677. 332 J. L. C. Gravenhorst, 10. Euprepes Sebae. Tte Tafel. (XXXIL) Schuppen mit drei Kielen. Stirnschilder aneinander gränzend. Zwei aneinander gränzende vordere Hinterhauptsschilder. Ohr- öffnungen mit drei sehr kleinen vorragenden Schuppen. Oben dunkelbraun; Seiten weissgetüpfelt; Rücken undeutlich schwarz- gelleckt. Der ganze Körper, der erste Theil des Schwanzes, wie auch die Beine, sind dicker als bei den vorhergehenden Arten, selbst dicker als bei E. Merremii n. 6; aber der Kopf ist spitzer, so wie bei E. Gravenhorstü. — Zwei Individuen: 1) Länge 3 Zoll 4 Linien. Schwanz 3 Zoll 6 Linien. . Oberarm 4 Linien; Unterarm, bis zur Wurzel der längsten Zehe, 6 Linien; längste Zehe fast 4 Linien. Schenkel 6 Linien; Schienbein, bis zur Wurzel der längsten Zehe, 8 Linien; längste Zehe 6 Linien. Nach zunehmender Länge folgen die Zehen so aufeinander: an den Vorderfüssen 1, 3, 4; an den Hinterfüssen 1, 2, 5, 3, 4. — Kopf, s. Abbildung. Mehrere Schil- der, nämlich die, welche die alte Oberhaut verloren haben, erscheinen wie aus mehrern kleinen zusammengesetzt, wodurch eine netzförmige Zeich- nung entsteht. Nasenlöcher kreisrund.. Ohröffnungen fast kreis- rund, die linke grösser als die rechte (ist zufällig, vergl. die Anmerkung zu den Ohrenöffnungen des E. Gravenhorstü n. 11); beide am Vorder- rande mit drei bis vier sehr kleinen dreieckigen abstehenden Schuppen. Das untere Augenlid häutig, in kleine Felder getheilt, unten dicht ge- körnt. Zunge und Zähne wie bei E. Olivieri n. 8; erstere am Ende sehr wenig eingekerbt. — Schuppen oben auf dem Körper sechsseitig, theils dem Rautenförmigen, theils dem Zugerundeten sich nähernd, letzte- res besonders gegen Nacken und Schwanz zu; an der Unterseite des Körpers sind sie mehr zugerundet. Sie sind verhältnissmässig etwas Reptilien. 333 grösser als bei den vorhergehenden Arten; auf dem Rücken und an der Aussenseite der Beine mit drei sehr deutlichen Kielen; an der Brust und am Bauche mit vier zarten Stricheln, welche von der Basis gegen den Rand der Schuppen zu divergiren; am Halse und an der Innenseite der Beine sind diese Strichel schwächer. Die Schuppen sind um den Rumpf in 34 Längsreihen und 36 Querreihen geordnet. — After in einem etwas gebogenen Querspalt unter Schuppen verborgen. — Füsse mit körnigen Sohlen; Zehen oben und unten mit einer Reihe querer Schup- pen. — Der Schwanz besteht aus zwei bestimmt von einander abge- setzten Theilen: Der erste Theil, vom After ab 14 Linien lang, ist mit Schuppen bekleidet, deren obere denen des Rückens, die untern denen des Bauches vollkommen entsprechen; die untere Mittelreihe hat 14 Schup- pen. Der zweite Theil ist oben und unten mit einer Längsreihe von ungefähr 50 Querschildchen bedeckt, an den Seiten aber mit fast rauten- förmigen ganz glatten Schuppen, welche anfangs drei Längsreihen bilden, die aber allmälig verschwinden, so dass der Schwanz, gegen das Ende zu, nur die beiden Reihen von Querschildchen trägt, die sich an den Seiten- rändern berühren (s. die Anmerkung zu der folgenden Art). — Farbe: Unterwärts schmutzig-knochengelb. Oberwärts schwarzbraun - oliven- farbig; der Hinterrücken und die Oberseite des Schwanzes mit einigen kleineren schwarzen Flecken; an den Beinen mit einigen halbweissen, halbschwarzen Schuppen, welche zum Theil in kurze Reihen versammelt sind. Eine nicht ganz regelmässige Reihe solcher Schuppen entspringt neben dem Ohre und verläuft an der Seite des Halses, Rückens und Schwanzes; ausserdem sind diese Seitentheile auch mit zerstreuten weis- sen Schuppen getüpfelt. Der zweite Theil des Schwanzes aber ist ganz ‚ einfarbig, oben schmutzig -schwarzbraun, unten weisslich-pechbraun. Wo auf dem Rücken und an den Seiten des Rumpfes die alte Oberhaut abge- gangen ist, da zeigt sich eine bläulich- graue Farbe. 2) Das zweite Individuum unterscheidet sich von dem ersten in fol- gendem: Länge 3 Zoll und 4 Linien; Schwanz 6 Zoll. Die Strichel 334 J. L. ©. Gravenhorst, der Brust- und Bauch-Schuppen sind sehr undeutlich, meist ganz erlo- schen. Die Rückenschuppen sind sämmtlich sechsseitig, der Rauten- form nahe kommend, nirgend zugerundet. Der Schwanz misst am ersten Theile 2 Zoll 6 Linien, mit einer Mittelreihe von 34 Schuppen; der zweite Theil hat oben und unten 47 Querschildchen, und zwischen denselben anfangs zwei Reihen glatter Schuppen, welche bald nur noch eine Reihe bilden und zuletzt ganz fehlen. Farbe: Kopf, Rumpf, Schwanz und Beine unten schmutzig-knochengelb; oben hellbraun, ohne alle hellere oder dunklere Flecken; an den Seiten, zwischen Vorder- und Hinter-Beinen, ein weisser Längsstreif, welcher zwei Längsreihen von Schuppen bedeckt. Wo die alte Oberhaut abgegangen ist, erscheint eine hellblaue Grundfarbe. ; Das erste Individuum schickte de Haan in Leyden unter dem Namen Scincus multifasciatus Kuhlii. — Gegen die Richtigkeit der Bestimmung wäre also wol nichts einzuwenden, obgleich, mit der Beschreibung in Kuhl’s Beiträgen zur Zoologie verglichen, unser Individuum in Farbe und Zeichnung bedeutend von jener Beschreibung abweicht. Auch Cocteau hat, wie er mir im Jahre 1834 schrieb, dieselbe Art von de Haan unter demselben Namen erhalten, und fügt noch hinzu, dass sie in Ostindien sehr gemein sei und dass sie dem Scincus rufescens Cuv. und dem Sein- cus bilineatus Lacep. nahe stehe. — Das zweite Individuum schickte der Naturalienhändler Brandt in Hamburg als Scincus rufescens. Synonymie. Lacerta maritima etc. Seba II. tab. 105. fig. 3. Scincus multifasciatus Kuhl p. 126 (s. oben). Scincus rufescens Merrem p. 71. Mabuya multifasciata Fitzinger p. 52. Seincus rufescens Cuvier ed. II. p. 62. Euprepis (Seincus multifasciatus Kuhlii) Wagler p. 162. Seincus rufescens Voigt p. 85. Reptilien. 335 Scincus multifasciatus Museum p. 25. Euprepes Sebae Dumeril p. 692. (Die Beschreibung passt ganz gut zu unserer Art, auch werden mehrere der Citate, die ich als zu unsern Individuen gehörend anerkenne, hinzugezogen; allein ich wundre mich doch, dass die Verfasser gar nicht die grössern Schilder des Schwan- zes erwähnen, welche überhaupt bei keiner Art der Gattung Euprepes in ihren Beschreibungen vorkommen. — Die Verfasser citiren unter andern auch Seba II. tab. 10. fig. 4 und 5 mit einem ?, wie auch Scincus stellio Laur. p.55 und Scineus Schneideri Merrem p. 71 mit einem ?, über welche schon unter den Synonymen von Eupr. auratus n. 7 die Rede gewesen ist. Hier herrscht aber noch viele Unge- wissheit. 11. Euprepes Gravenhorstü. Tte Tafel. (XXXIM.) Schuppen mit drei Kielen. Stirnschilder von einander getrennt. Nur ein einziges vorderes Hinterhauptsschild. Ohröffnungen mit drei sehr kleinen vorragenden Schuppen. Oberwärts dunkel- braun, mit sieben weissen Streifen. Statur und Verhältniss der Theile genau wie bei E. Merremüi n. 6, nur mit kürzerm Schwanz; übrigens aber durch das eine vordere Hinter- hauptsschild von allen Nebenarten verschieden. Länge 2 Zoll. Schwanz 1 Zoll und 9 Linien. Oberarm 2 Linien; Unterarm, bis zur Wurzel der längsten Zehe, 4 Linien; längste Zehe 2 Linien. Schenkel 4 Linien; Schienbein, bis zur Wurzel der längsten Zehe, 4 Linien; längste Zehe 3%, Linien. Nach zunehmender Länge fol- gen die Zehen so: An den Vorderfüssen 1, 5,4; an den Hinterfüssen 1, 2, 5, 3, 4. — Kopf nach vorn etwas spitzer als an den vorhergehenden Arten. Das Rüsselschild fast dreieckig, zwischen den Nasenlöcherschil- dern sich etwas höher hinaufziehend als bei den übrigen Nebenarten. Ob 336 J. L. C. Gravenhorst, das Verschmelzen der beiden vordern Hinterkopfsschilder zu einem einzi- gen charakteristisch für die Art, oder nur als zufällig an diesem Indivi- duum zu betrachten sei, ist noch die Frage, da auch an unsern inländi- schen Eidechsen mitunter ähnliche Anomalien vorkommen; doch ist zu bemerken, dass auch Dumeril und Bibron denselben Umstand unter den Merkmalen der Art mit aufführen. Nasenlöcher und Augenlider wie an E. auratus n. 7. Ohröffnungen fast kreisrund, beinahe noch weiter als bei E. auratus (Gestalt und Weite dieser Oeffnungen wird übrigens, bei allen Echsen, oft nach der verschiedenen Lage und Richtung des Kopfes verändert, denn wenn der Kopf nach einer Seite gebogen wird, so faltet sich an dieser Seite die Haut zusammen und die Ohröffnung wird enger, an der entgegengesetzten Seite aber dehnt sich die Haut mehr aus, wodurch die Ohröffnung weiter wird; vergl. Eupr. Sebae n. 10). Am Vorderrande der Ohröffnung ragen drei kleine dreieckige Schuppen vor, wie bei der vorhergehenden Art. Zähne und Zunge wie bei E. Olivieri n.8. — Die Schuppen kommen, in Gestalt, Verhältniss, Lagerung, mit denen der vorhergehenden Arten überein, und sind, um den Rumpf, in 34 Längsreihen und 36 Querreihen gestellt. Die des Halses und Rückens haben drei Kiele; so auch die auf der Oberseite der Beine, selbst der Füsse, wo sie aber schwächer als auf den Rückenschup- pen sind. Die Bauchschuppen haben an der Basis drei Strichel, die aber etwas schwächer als an E. Merremü sind. — After in einem Querspalt unter vier kaum etwas grössern Schuppen versteckt. — Füsse mit kör- nigen Sohlen; Zehen unten und oben mit einer Reihe Querschuppen. — Am Schwanze unterscheidet man zwei Theile: Der erste, von der After- falte an 6 Linien lang, entspricht, hinsichtlich der Schuppen und der Fär- bung, oben dem Rücken, unten dem Bauche, und hat in der untern Mit- telreihe 11 Schuppen. Der zweite Theil aber ist, in beiden Hinsichten, gleich scharf abgesetzt verändert, nämlich: Sowohl oben als unten zieht sich eine Längsreihe von 37 Querschienen hin; jederseits zwischen diesen Schienen befinden sich anfangs drei Längsreihen sechsseitiger Reptilien. 337 Schuppen, welche aber bald auf zwei Reihen, gegen die Mitte des Schwanzes zu auf eine Reihe redueirt werden, weiterhin endlich ganz verschwinden, so dass alsdann die obern Schienen mit den untern sich berühren. Die Beschaffenheit des Schwanzes ist bei dieser Art und der unmittelbar vorhergehenden und nachfolgenden ganz gleich: Zwischen den beiden Theilen desselben ist keine Anschwellung, kein verdickter Rand, keine Einschnürung befindlich, aus denen man auf eine frühere Verstümmelung und nachfolgende Wiedererzeugung schliessen könnte, sondern der erste Theil geht, hinsichtlich der Dicke, ganz allmälig in den zweiten Theil über. — Farbe: Blaulich- weiss. Oberwärts haben die Beine grössere und gedrängter stehende, der Kopf kleinere und mehr zerstreute schwarze Flecke, das Wirbelschild einen grössern schwarzen Mittelfleck. Von dem Hinterkopfe gehen, in gleichen Entfernungen von einander, vier gleiche Reihen kleiner, nicht ganz regelmässiger, dicht aneinander gränzender, dunkelrostbrauner Flecke aus, welche sich über den ganzen Rücken hin- ziehen und hin und wieder mit einzelnen hellern Schuppen untermengt sind. Ein breiter dunkelbrauner Streifen entspringt vom Nasenloch und verläuft durch das Auge und an der Seite des Halses und Rumpfes hin. Mitten in diesem Streifen, vom Ohre an bis zu den Weichen, zeichnet sich eine Reihe von ohngefähr 18 weissen Puncten aus. Ein anderer dun- kelbrauner, aber schmalerer Streifen entspringt am Mundwinkel und ver- läuft unterhalb jenes breitern bis zum Schenkel. Der Raum zwischen beiden Streifen, wie auch der zwischen dem obern breiten Streifen und der nächsten Rückenfleckenreihe ist weisslich. Der Rückenraum zwi- schen den breiten Seitenstreifen hat acht Schuppenlängsreihen, von denen abwechselnd eine Reihe aus dunkelbraunen, die andere aus graulichen Schuppen besteht; der breite Streifen hat 2/, oder 1/,, der schmale 1Y, oder 1 Längsreihe. Bei genauerer Vergleichung wird man finden, dass die Reihen der Rückenflecke denen von E. auratus und Merremü, der breite Seitenstreif dem des E. auratus, der schmale aber der Flecken- reihe, welche, in jenen Arten, dem Bauche zunächst sich hinzieht, ent- Vol. XXIH. P. 1. 48 338 J. L. C. Gravenhorst, sprechen, dass folglich die Zeichnungen dieser drei Arten auf einen und denselben Grundtypus zurückgeführt werden können. Die vier Flecken- reihen des Rückens und der breite Seitenstreif setzen sich auf dem ersten Theile des Schwanzes fort; der zweite Theil des Schwanzes aber ist ganz knochenfarbig, ohne alle Zeichnungen. Woher das einzige Individuum dieser Art in unserm Museum stammt, weiss ich nicht. Synonymie. Lacerta americana Seba I. tab. 89. fig. 3? (Vergl. dasselbe Citat bei Eupr. auratus, unter Lacerta aurata Linn.) gehört gewiss nicht hieher. Scincus auratus Schneider p. 182, Zeile 1, individuum parvum musei Re- beltiani? (Vergl. bei Eupr. auratus, unter Scineus auratus Schn.) Seineus vittatus Museum p. 25. Euprepes Gravenhorstii Dumeril p. 686. (Eine Beschreibung und Abhil- dung dieser Echse hatte ich früher an Cocteau geschickt, und nach denselben hatte Bibron sie auch als Eupr. Gravenhorsti bestimmt. Die von ihm und Dumeril gelieferte Beschreibung stimmt auch recht gut mit unsrer Echse überein, denn obgleich, in jener Beschreibung, der sehr auffallenden und bezeichnenden Beschienung des Schwanzes gar keine Erwähnung geschieht, so habe ich doch geglaubt, mich hieran nicht stossen zu dürfen, da von beiden Verfassern, bei keiner einzigen Art von Euprepes, einer Reihe von Schienen oder grössern Schuppen des Schwanzes, wie diese doch bei mehreren Arten vor- kommt, gedacht wird, sie also die Erwähnung derselben überhaupt für überflüssig gehalten zu haben scheinen.) 12. Euprepes carinatus. Ste Tafel. (XXXIV.) Schuppen mit fünf Kielen; das Rüsselschild dreieckig, nach oben in einen Winkel vorgezogen. Reptilien. 339 Länge 3 Zoll. Schwanz 4 Zoll und 10 Linien. Oberarm 4 Li- nien: Unterarm, bis zur Wurzel der längsten Zehe, 5 Linien; längste Zehe 3 Linien. Schenkel 5 Linien; Schienbein, bis zur Wurzel der läng- sten Zehe, 6 Linien; längste Zehe 4 Linien. Nach dem Verhältniss der zunehmenden Länge folgen die Zehen so aufeinander: an den Vorderfüs- sen 1,3, %; an den Hinterfüssen 1, 2,5, 3,4. — Kopf, und dessen Schuppen und Schilder, wie bei Eupr. Sebae, aber das Rüsselschild ist dreieckig und nach oben mehr vorgezogen. (In einer vor etwa fünfzehn Jahren aufgenommenen Beschreibung dieses Individuums hatte ich ange- führt, dass die Kopfschilder desselben, wie bei Eupr. Sebae, aus mehreren kleinern zusammengesetzt erschienen; von einer solchen Zusammensetzung ist jelzt keine Spur mehr zu erkennen. Hat sich nun in der frühern Beschreibung ein Irthum eingeschlichen? oder hat sich die Zeichnung, welche einer Verbindung kleiner Schilder glich, verloren?) Zähne, Zunge, Augen, Nasenlöcher und Öhröffnungen ebenfalls wie bei Eupr. Sebae; letztere jedoch ohne aufgerichtete Randschuppen. — Schuppen des Nackens, Rückens und ersten Theiles des Schwanzes mehr oder weniger in die Breite gezogen, verhältnissmässig kürzer als bei den vorhergehenden Arten, mit fünf parallelen Längskielen, welche beson- ders auf den breiten Schuppen des Schwanzes sehr deutlich sind. Die "Seitenschuppen werden gegen den Bauch zu allmälig schmäler, und sind entweder undeutlich fünfkielig, indem die Seitenkiele fast verschwinden, oder dreikielig. Die Schuppen der Kehle, der Brust und des Bauches sind glatt. Um den Rumpf sind die Schuppen in 32 Längsreihen und 40 Querreihen geordnet. — Die Beine haben unterwärts glatte Schup- pen, oberwärts dreikielige oder undeutlich fünfkielige; an den Vorderbei- nen sind die Kiele schwächer. Die Schuppen der Sohlen und Zehen sind wie bei den vorhergehenden Arten. — Schwanz allmälig abnehmend, am Ende spitz zugehend. Der erste Theil desselben. vom After ab einen Zoll lag, ist oben mit Schuppen, denen des Rückens gleich, bekleidet; unten aber hat er eine Längsreihe von 16 gleichen breitern Schildchen. 340 J. L. ©. Gravenbhorst, Der zweite Theil hat oben und unten eine Längsreihe von 53-56 Quer- schildehen. Von den obern Schildchen sind die vordersten mit sehr vie- len, vielleicht an 20 Stricheln gezeichnet, welche äusserst feine Kiele zu sein scheinen, und am Rande zart und undeutlich gezähnelt; in dem Maasse aber, wie jene Schildehen nach der Spitze des Schwanzes zu an Breite abnehmen, verschwinden auch die Strichel allmälig. Zwischen der obern und untern Schilderreihe ist anfangs noch eine Längsreihe gewöhnlicher Schuppen vorhanden, die aber gegen das Ende des Schwanzes aufhört, so dass dann die obern und die untern Schilder sich mit den Seitenrändern berühren (vergl. die Beschreibung des Schwanzes der vorhergehenden Art). — Farbe: Unten schmutzig - grünlich-knochengelb. Oben oliven- grün mit dunklern Schuppenrändern; an den Seiten des Kopfes, Halses und Rumpfes mit zerstreuten weissen, zum Theil schwarzbraungerandeten Puncten und kleinen Flecken, welche gegen die Schenkel zu allmälig erlöschen. Aehnliche Puncte sind auch an der Oberseite der Beine und am ersten Theile des Schwanzes; aber an letzterm, wie auch an den Schenkeln, zeigen sie sich weniger deutlich. Vor jedem Auge entspringt ein weisser Streifen, welcher unter demselben weg bis zum Ohre hin sich erstreckt (dieser Streifen ist jetzt nicht mehr zu sehen). Das beschriebene Individuum ist aus der Lampeschen Sammlung, wo es, von Schneider’s eigener Hand, als Scineus carinatus bezeichnet war. ' Synonymie. Scincus carinatus Schneider p. 184. Zeile 5-9 exemplum Lampeanum etc. (Schneider hat unter seinem Sc. carinatus drei verschiedene Arten aus der Lampeschen Sammlung vermengt, denn der eigentliche Sc. carinatus, zu dem die p. 183 aufgestellte Diagnose gehört, und welcher p. 184. Zeile 5-9 beschrieben wird, muss auf unsern Eupr. carinalus bezogen werden; die zwei Lampeschen Exemplare aber, welche p. 184. Zeile 9-16 beschrieben sind, und welche ich, noch von Schneider’s eigener Hand mit der Benennung Sc. carinatus be- zeichnet, vor mir habe, gehören zu Eupr. Merremü. Ausserdem aber Reptilien. 341 fand sich in derselben Sammlung auch mein Eupr. striolatus n. 13, von Schneider’s eigener Hand als Sc. carinatus bezeichnet, vor, ob- gleich er nirgends von Schneider erwähnt oder beschrieben ist; wenigstens kann ich ihn nicht aus Schneider’s Werke herausfinden.) Sceincus carinatus Daudin IV. p. 305. Zeile IS u.s.w. L’un d’entre eux. (Vergl. unter den Synonymen zu Eupr. Merremii dasselbe Citat.) Seincus carinatus Gravenhorst p. 420. n. 5312. Seincus carinatus Oken Lehrbuch p. 300. Mabuja carinata Fitzinger p.52 (kann auch zu Eupr. Merremii gehören). Seincus carinatus Museum p. 29. Dumeril und Bibron führen von einigen Arten der Gattung Euprepes, unter andern von Eupr. Sebae an, dass die Rückenschuppen an jüngern Individuen fünf bis sieben Kiele hätten, an ältern aber nur drei, und dass die Seitenschuppen an jüngern dreikielig, an ältern aber glatt wären. Mein Eupr. carinatus könnte darnach wol ein jüngeres Indi- viduum sein; allein die Gestalt des Rüsselschildes und die Zeichnung unterscheiden ihn von den Nebenarten; auch scheint er, für ein jun- ges Thier, zu gross zu sein. 13. Euprepes striolatus. Ste Tafel. (XXXIV.) Schuppen mit vier feinen divergirenden Strichen gezeichnet. Rüsselschild in die Quere gezogen. Körper dick, wie bei Eupr. Sebae. — Länge 3 Zoll und 6 Linien. Schwanz 3Zoll und 1OLinien. Oberarm 4 Linien; Unterarm, bis zurWurzel der längsten Zehe, 5 Linien; längste Zehe 3 Linien. Schenkel 5 Linien; Schienbein, bis zurWurzel der längsten Zehe, 5 Linien; längste Zehe ÖLinien. Nach dem Verhältniss der zunehmenden Länge folgen die Zehen so auf- einander: an den Vorderfüssen I, #,%; an den Hinterfüssen 1,2,5,3,4. — Kopf vorn stumpfer als bei den übrigen Arten. Schilder, Nasen- löcher, Augen, Zähne, Zunge, wie bei der vorhergehenden Art; 342 J. L. C. Gravenhorst, jedoch ist das Rüsselschild oben weniger vorgezogen, nicht dreieckig, sondern in die Quer gedehnt und allenthalben gleich hoch. Alle Schil- der, mit Ausnahme des Wirbelschildes und der Hinterhauptsschilder, sind gleichsam aus mehrern kleinern zusammengesetzt, wie bei Eupr. Sebae n. 10. Ohröffnungen rund, ohne aufgerichtete Randschuppen. — Schuppen des Halses, Rumpfes und ersten Theiles des Schwanzes, oben und unten einander gleich, regelmässig sechsseitig, mit kaum erkennbaren Spuren dreier Kiele; jede aber an der Basis mit zwei kleinen fast sechs- eckigen Maschen, aus denen überhaupt vier Strichel entspringen, deren zwei mittelste einander parallel gegen den Vorderrand der Schuppe sich erstrecken, die seitlichen aber schräg gegen den Seitenrand. Diese Schuppen sind in 36 Längsreihen und ebenso vielen Querreihen um den Rumpf gelagert. An den Beinschuppen sind die Strichel weniger deut- lich; die Sohlen sind körnig; die Zehen haben oben und unten eine Reihe Querschuppen. — Schwanz ganz vollständig. Sein erster Theil, vom After ab 9 Linien lang, mit Schuppen bekleidet gleich denen des Rückens und des Bauches; die untere Mittelreihe besteht aus Il Schuppen. Der zweite, allmälig abnehmende Theil aber hat oben und unten eine Längs- reihe von ungefähr 44 Querschildchen, welche auf eben die Weise ge- sirichelt sind, wie die Schuppen des Rumpfes, aber jedesmal mit 10 bis 12 parallelen Stricheln, die jedoch, gegen das Ende des Schwanzes zu, allmä- lig erlöschen. Jederseits, zwischen der obern und der untern Schilder- reihe, ziehen sich drei Reihen Schuppen hin, die denen des Rückens gleich, aber etwas grösser und sechsseitig sind, gegen die Mitte des Schwanzes nach und nach in eine Reihe verschmelzen, weiterhin aber allmälig ganz aufhören. — Farbe ist ein Gemisch von pechbraun und knochengelb, wahrscheinlich ganz ausgebleicht mit blassern Stricheln. Dies einzige Individuum war in der Lampeschen Sammlung, von Schneider’s eigener Hand, als Seineus carinatus novus bezeichnet (vergl. die Synonyme zur vorhergehenden Art). Reptilien. 343 Synonymie. Scincus auraltus Gravenhorst p. 419. n. 5308. Scincus striolatus Museum p. 25. GONGYLUS. Die beiden folgenden Arten werden zwar von Dumeril und Bibron in Eine Art verbunden; auch ist es richtig, dass alle ihre Individuen, in Hinsicht der Kopfschilder, der Augen, der Schuppen (sowohl was die Form, als was die Zahl der Längs- und Querreihen derselben anbetrifft), des Verhältnisses der Beine und deren Theile u.s.w. genau übereinstim- men; allein sie weichen doch auch in manchen Stücken von einander ab, denn Gong. viridanus ist schmächtiger von Körper, hat einen verhältniss- mässig längern Schwanz und ist ganz anders gefärbt und gezeichnet. Dass die dunkle Farbe desselben nicht etwa nur ein Abzeichen seiner Jugend sei, wird dadurch klar, dass noch viel kleinere Individuen des Gong. oceliatus, nämlich n. 9, bei einer viel geringeren Grösse, doch die- selbe bunte Zeichnung der Erwachsenen haben. Ich stelle deshalb beide Arten vorläufig noch von einander getrennt auf. 14. Gongylus ocellatus. Blassgefärbt; oberwärts schwarzgefleckt, die meisten Flecke weissgetüpfelt; ein dunkelbrauner weissgetüpfelter Seiten- streifen. Von dieser Art habe ich vier erwachsene Individuen und ein sehr kleines vor mir. Jene stimmen in folgenden Puncten mit einander über- ein: Länge 4 Zoll. Schwanz vollständig, 2 Zoll und 2 Linien bis 2 Zoll und 6 Linien lang (an Nr. 1 und 4 verstümmelt). Oberarm 344 J. L. ©. Gravenhorst, 3 Linien; Unterarm, bis zur Wurzel der Mittelzehe, 3 Linien; längste Zehe 2 Linien. Schenkel 9 Linien; Schienbein, bis zur Wurzel der Mit- telzehe, 4 Linien; längste Zehe 3 Linien. Nach ihrer zunehmenden Länge folgen die Zehen so aufeinander: an den Vorderfüssen 1, 3,4; an den Hinterfüssen 1, 3, 3, 4. — Der Kopf verhält sich, hinsichtlich seiner Form und seiner Schilder, wie der der folgenden Art. Die Nasenlö- cher liegen in einem Ausschnitt am Seitenrande des Rüsselschildes. Die untern Augenlider sind dünnhäutig, am Rande mit kleinen Schuppen bekleidet. Die Ohröffnungen sind tief; die Kinnladen mit vielen sehr kleinen spitzen Zähnen; der Gaumen ohne Zähne. Die Zunge ist platt, unten in der Mitte angewachsen; das freie Vorderende an der Spitze sehr schwach eingekerbt; das Hinterende aber sehr tief, fast bis zur Mitte, eingeschnitten. — Die Schuppen des ganzen Körpers und der Glied- maassen sind vollkommen glatt, rautenförmig oder fast sechsseitig. mit mehr oder weniger abgestumpften Ecken, und dadurch mehr oder weniger zugerundet, breiter als lang, in 30 bis 32 Längsreihen und 52 bis 56 Querreihen um den Rumpf geordnet; die der Beine und der Seiten des Halses sind kleiner. — An den Füssen sind die Sohlen mit körnerför- migen Schuppen bekleidet, die Zehen oben und unten mit einer Reihe in die Quer gezogener Schuppen; Krallen gekrümmt, zusammengedrückt, spitz. — After in einem Querspalt verborgen. welcher von vier etwas grössern rautenförmigen Schuppen bedeckt wird. — Schwanz dick, allmälig abnehmend, unten mit einer Mittelreihe etwas grösserer Schup- pen. In besondern Puncten weichen diese vier Individuen folgender- maassen von einander ab: 1) Schwanz kegelförmig, 1 Zoll und 6 Linien lang, hat etwas vor der Mitte, und dann etwas vor dem Ende, eine Anschwellung, wo auch die Schuppen verschoben sind (ohne Zweifel in Folge einer Verstümm- lung oder Missbildung); unten mit einer Mittelreihe von ungefähr 36 kaum etwas grösserer Schuppen. Farbe: Unten schmutzig - knochen- gelb; oben schmutzig-gelbroth mit etwas braunrothen Schuppenrändern. Reptilien. 345 An jeder Seite ein aus kleinen schwarzen Flecken zusammengesetzter Längsstreifen, welcher vom Auge anfängt, über den Vorderbeinen weg, an der Seite des Körpers, bis über die Hinterbeine hin sich erstreckt. Mehrere Rückenschuppen sind schwarz, mit einem blassen Längsstrich und einem weissen Punct an der Wurzel, gegen den Schwanz hin zum Theil in einige Querbinden zusammengestellt. Der Raum zwischen dem Rücken und dem schwarzen Seitenstreifen ist ungefleckt, so dass er jederseits einen röthlich-knochenfarbigen Längsstreifen bildet, der nur gegen den Schwanz zu einige kleine schwarze Flecke hat. Die beschriebenen Zeich- nungen der Oberseite des Rumpfs erstrecken sich bis auf den Anfang des Schwanzes, erlöschen dann aber bald. Auch die Beine haben auf der Oberseite einige kleine schwarze Flecke. Die Randschilder der Kinnla- den sind schwarzgerandet. 2) Schwanz vollständig, kegelförmig, 2 Zoll und 2 Linien lang, unten mit einer Längsreihe von 39 breitern Schuppen. — Farbe und Zeichnungen wie bei Nr. 1, jedoch mit dem Unterschiede, dass der schwarzen Rückenflecke weniger sind, und dass mehrere derselben ent- weder eine verwischte blassere Linie, oder an der Basis einen weissen Punct haben; auch sind diese Flecke nicht gegen den Schwanz zu in Quer- binden zusammengestellt, sondern mehr zerstreuet. Die Rückenschuppen sind dunkelrothbraun, an der Wurzel gelblichknochenfarbig. 3) Schwanz vollständig, kegelförmig, 2%, Zoll lang; die untere Mittelreihe hat ohngefähr 50 Schuppen, welche kaum etwas grösser als die übrigen sind. — Farbe: Unten schmutzig -blaulichweiss. An den Seiten, vom Auge an, über dem Vorderbeine hin, an der Seite des Rumpfs, über dem Hinterbeine weg bis auf den Schwanz, ist ein breiter schwarzer Streif, mit vielen weissen Schuppen, die an der Seite des Rumpfs zum Theil, zu vier bis fünf, in Querreihen stehen. Auf dem Schwanze bilden schwarze und einige weisse Schuppen Querbinden. Der Rücken ist schmutzig - röthlich - weiss, mit vielen schwarzen Schuppen, die theils in kleine Flecke, theils in Querbinden zusammengeflossen sind und zum Theil Vol. XXI. P.1. 44 346 J. L. ©. Gravenhorst, einen kleinen weissen Punct haben. An Stellen, wo die alte Oberhaut abgegangen ist, zeigt sich eine saphirblaue Grundfarbe. Unter der Loupe betrachtet, zeigen die Rückenschuppen drei oder auch mehrere schwach vertiefte Längslinien. 4) Schwanz kegelförmig, 11 Linien lang, am After 4/, Linien breit. Vom After ab sieben Linien weit sind seine Farbe, Zeichnungen und Schuppen wie auf dem Rücken des Rumpfes, mit 12 etwas grössern Schuppen in der untern Mittelreihe. Das hierauf folgende Ende aber ist ganz farbenlos (bleichbraun) , mit viel kürzern aber breitern Schuppen, die diesem Theile fast ein geringeltes Ansehen geben; die Mittelreihe unten besteht aus 16 schienenartigen Schuppen, deren jede wol achtmal breiter als lang ist; an der äussersten, eine Linie langen Spitze sind die Schuppen unregelmässig. — Farbe: Wie Nr. 1; aber sämmtliche schwarze Rük- kenschuppen haben eine weisse Längslinie. 5) Länge 15 Linien. Schwanz 12 Linien; die untere Mittel- reihe besteht aus 80 Schuppen. Um den Rumpf sind die Schuppen in 30 Längsreihen und 52 Querreihen geordnet. — Farbe: Unten weiss- lich. Oben hell-pechbraun, mit kleinen schwarzen Puncten von der Stirn bis zur Schwanzspitze; gegen den Schwanz zu, und auf diesem selbst, sind jene Puncte in kurze unregelmässige Querbinden zusammengestellt; auf dem Kopfe und Rücken aber sind sie mit einem weissen Puncte ge- zeichnet. Auch die Beine haben oberwärts solche kleine weissgetüpfelte schwarze Puncte. An den Seiten des Rumpfs zieht sich ein aus schwarzen Flecken zusammengesetzter Streif hin, wie an den Erwachsenen Nr. 1, jedoch blasser; aber auch diese Flecke haben einen weissen Punet, der nur etwas unscheinbarer ist als in den Rückenflecken. Die Kinnladenschilder, zum Theil auch die Rinnenschilder, sind schwarzgesäumt. Das Individuum Nr. 1 erhielt ich von Fitzinger, als Mabuya ocel- lata jun. aus Sardinien (ich halte es für ein erwachsenes). — Nr. 2 von Otto, als Sceincus variegatus mus. Berol. Mabuya ocellata Fitz. (Vaterland Reptilien. 347 war nicht angegeben). — Nr. 3 und 4 sollen aus Sardinien stammen (Geber ist nicht bekannt). — Nr. 5 erhielt ich von Otto mit Nr. 2. Synonymie. Le Mabouya Lacepede p. 104. Zeile 1-14. (Der Verfasser sagt p. 98 ff., dass in Amerika mehrere Echsenarten Mabouya genannt werden. Er selbst hat für eine derselben, die er hier p. 98-103 beschreibt, jenen Namen beibehalten: Sie bewohnt hauptsächlich die Antillen, und ist dieselbe, welche Dumeril und Bibron p. 646 als Eumeces mabouya beschreiben, und ohne Zweifel Mabuya dominicensis Fitzinger p. 52. Aber Lacepede hat, p. 104. Zeile 1-14, mit dieser Art unrichtig den Gongylus ocellatus, welcher nicht in Amerika, sondern in Süd-Europa und Nord-Afrika vorkommt, verbunden. Beide sind nicht bloss spe- cifisch, sondern auch generisch verschieden. Die in Java einheimi- sche Echse, welche Lacepede p. 104. Zeile 15 ff. ebenfalls mit Ma- bouya verbindet, ist wol eine dritte Art. Daudin, p. 248, trennte schon die Mabouya der Antillen von der Mabouya aus Sardinien, welche letztere unter dem Namen Tiligugu bekannt ist. — Wagler stellte die Gattung Gongylus auf, mit zwei Arten, deren eine die wahre Mabouya der Antillen, die andere der Seincus ocellatus Daud. (tili- gugu) ist. — Dumeril und Bibron trennten beide Arten in zwei Gat- tungen, indem sie, p. 646, die wahre Mabouya in die von Wiegmann errichtete Gattung Eumeces versetzten.) Lacerta tiligugu Gmelin p. 1073. Lacerta ocellata Gmelin p. 1077. Die Eidechse Mabuya Bechstein p. 107 (ist die ganze Uebersetzung des Artikels Mabouya bei Lacepede, also gilt von diesem Citate das- selbe, was bereits unter dem ersten Citat angedeutet worden ist). Scincus variegatus Schneider p. 185. Seincus tiligugu Daudin p. 251 (ohne weisse Puncte, wird als Abart oder Altersverschiedenheit betrachtet). Scincus ocellatus Daudin p. 308. Seincus tiligugu Sonnini II. p. 72 (ist ohne weisse Puncte). Seincus ocellatus Sonnini II. p. 77. 348 J. L. C. Gravenhorst, Seineus mabouya Oppel p. 39 (? ohne Beschreibung). Scincus tiligugus Merrem p. 73 (? ohne Beschreibung). Scincus ocellatus Merrem p. 74. Seincus bligugu Schinz Cuvier II. p. 88 (mit Unrecht wird Seps scincus Laurenti dazu gezogen, welcher gar nicht hierher gehört). Mabuja ocellata Fitzinger p. 53. Scincus variegatus Voigt p. 86. Gongylus ocellatus Wiegmann p. 184. Scineus ocellatus Museum p. 29. Scincus tiligugu Schinz Rept. p. 104. tab. 40 (die Abbildung ist eine Copie der von Daudin gelieferten). Sceinceus occllatus Schinz Rept. p. 104. tab. 41. Scincus ocellatus und variegatus Oken allgem. Naturgesch. VI. p. 596. Gongylus ocellatus Dumeril p. 616 (mit Ausnahme der Abarten D und E, welche unsrer folgenden Art angehören). 15. Gongylus viridanus. Yte Tafel. (XXXV.) Schwärzlich oder schwarzbraun; oberwärts und an den Seiten mit einem grünen Schiller und weissen Puncten. 1) Länge 3 Zoll und 1 Linie. Schwanz vollständig, 2 Zoll und 3 Linien. Vorderbeine, von der Schulter bis zur Spitze der längsten Zehe, 6 Linien; Hinterbeine, von der Hüfte bis zur Spitze der längsten Zehe, etwas über 8 Linien lang. — Schilder des Kopfes, Ohren, Augenlider, sämmtliche Schuppen, wie an der vorhergehenden Art. Die Schuppen des Rumpfes sind in 30 Längsreihen und 54 Querreihen geordnet. Der Schwanz hat unten, in der Mittelreihe, ohngefähr 50 Schuppen, die kaum elwas grösser als die übrigen sind. Die Zehen sind an allen Füssen mehr oder weniger verstümmelt. — Farbe, nach einer Beschreibung, die ich vor dreizehn Jahren von dem Thiere aufgenommen hatte: Schwarzbraun, Unterseite des Schwanzes etwas lichter. Der Vordertheil der Stirn mit Reptilien. 349 einem grünen Schiller, welcher, in Gestalt eines breiten Streifs, jederseits über dem Auge weg, an den Seiten des Hinterhaupts, des Halses und des Rückens sich hinzieht, gegen die Mitte des Rumpfs aber allmälig erlischt. Der Rücken, zwischen jenen beiden Seitenstreifen, enthält acht Schuppen- reihen. In den Streifen selbst aber ziehen sich zwei Längsreihen etwas blässerer Puncte hin. — Jetzt ist das Thier fast ganz schwarz, so dass von dem grünen Schiller und den weissen Seitenpuncten kaum noch sehr geringe Spuren zu sehen sind. 2) Zwei Individuen, von Nr. I nur durch geringere Länge und etwas schmalere Schuppen verschieden: Länge 1 Zoll und 9 Linien. Schwanz 1 Zoll und 10 Linien, bis 2 Zoll und 2 Linien. Vorderbeine, von der Schulter bis an die Wurzel der Mittelzehe, 2/, Linien, die längste Zehe 1), Linien. Hinterbeine, von der Hüfte bis zur Wurzel der Mittel- zehe, 4 Linien; die längste Zehe 2 Linien. — Die Schuppen des Rumpfs kaum etwas breiter als lang, fast sechsseitig; auf dem Rücken, gegen den Kopf zu, allmälig breiter werdend, in 30 Längsreihen und 52 Querreihen gestellt. — Schwanz weniger dick als an Nr. 1, unter- wärts mit einer Mittelreihe von ohngefähr SO kaum etwas breitern Schup- pen. — Die Farbe war, vor dreizehn Jahren, auf dem Rücken, in einer Breite von 12 Schuppenreihen, glänzenddunkelgrün, mit sehr schmalen schwarzbraunen Schuppenrändern, und auf den meisten Schuppen mit einem weissen schwarzbraun - gesäumten Puncte, so dass über den gan- zen Rücken zwölf Längsreihen kleiner weisser Augenflecke sich hinzie- hen. Diese Reihen setzen sich auch auf den Schwanz fort, hören aber nach und nach auf, und sind gegen die Mitte des Schwanzes gänzlich erloschen. An dem andern Individuum sind die erwähnten Augenflecke weniger scharf bestimmt, und wo die grüne Oberhaut abgegangen ist, da erscheint eine blaue Färbung; der untere Theil und die Seiten des Kopfes, des Halses, des Rumpfes und des Schwanzes, wie auch die ganzen Beine, sind schwarzbraun, der Schwanz jedoch mit einer weissen Längsmittel- linie. — Jetzt sind beide Individuen schwarz; oben auf Kopf und Rücken, 350 J. L. ©. Gravemhorst, wo früher der grüne Schiller war, ist noch etwas Bronceglanz, und die weissen Puncte sind fast ganz verschwunden. Nach Angabe des Naturalienhändlers Bescke, von dem ich alle drei Individuen erhielt, stammen sie von Teneriffa her. Synonymie. Le mabouya Lacepede p. 101. Zeile 4 (die fast ganz schwarzen Indi- viduen) ? Scincus viridanus Museum p. 25. Gongylus ocellatus var. D. E. Dumeril p. 621 (vergl. die vorherge- hende Art). 16. Plestiodon quinquelinealum. dte Tafel. (XXXV.) Oben schwarzbraun mit fünf hellblauen Längsstreifen, deren mit- telster vorn gabelförmig gespalten ist. 1) Länge 2 Zoll und 3 Linien; Schwanz 3 Zoll und 4 Linien. Oberarm 3 Linien; Unterarm, bis zur Basis des Mittelfingers, 4 Linien; längste Zehe 3 Linien. Schenkel 4 Linien; Schienbein, bis zur Wurzel der Mittelzehe, 4 Linien; längste Zehe ö Linien. Nach dem Verhältniss der zunehmenden Länge folgen die Zehen so aufeinander: an den Vorder- füssen 1, 5, 2, 4, an den Hinterfüssen 1, 2, 5, 3, 4. — Kopf ziemlich flach, spitz zugehend. Schilder s. Abbildung. Nasenlöcher kreis- rund klein. Ohröffnungen tief, quer, eirund, dabei aber etwas halb- mondförmig gekrümmt, am innern Rande körnigbeschuppt. Augenlider am Rande körnig; das untere in der Mitte häulig, durch eine Längs- und drei eingeschnittene zarte Quer-Linien in kleine Felder getheilt. — Schuppen des ganzen Rumpfes glatt, sechsseitig oder fast rautenförmig, ziegelartig sich deckend, in 36 Längsreihen und, zwischen Vorder- und Hinterbeinen, in 36 Querreihen gelagert. — Der After unter zwei Reptilien. 351 grossen Schildern verborgen. — Die Schuppen der Beine sind denen des Rumpfes gleich; aber die der Sohlen sind kleiner und körnig. Die Zehen haben oben und unten eine Reihe von Querschuppen; am Ende eine starke, zusammengedrückte, spitze Kralle. — Der Schwanz ist allmälig abnehmend (am Ende gabelförmig), mit Schuppen, denen des Rückens gleich, bekleidet, auch liegen sie ziegelarliig übereinander. Gegen das Schwanzende zu werden sie etwas grösser und sechsseitig; auch sind die in der untern Mittelreihe, etwa 80 an der Zahl, etwas grös- ser als die übrigen, mehr zugerundet und etwas breiter als lang. — Farbe: Unterwärts und am Seitenrande der. Oberkinnladen weisslich, hin und wieder blassblaulich.. Oberwärts schwarzbraun, mit fünf parallelen saphirblauen Längsstreifen, welche sich so verhalten: Der mittelste Rük- kenstreif färbt die beiden aneinander gränzenden Hälften derjenigen Schup- pen, welche die beiden mittelsten Rückenreihen bilden; auf dem Hinter- haupte aber spaltet er sich, und jeder gespaltete Theil zieht sich seitwärts bis zum Nasenloch hin. Der nächste Streif, welcher durch zwei Längs- reihen schwarzbrauner Schuppen von dem Mittelstreifen getrennt ist, färbt eine Schuppenreihe, hin und wieder jedoch, wie der Mittelstreif, eine Hälfte zweier Nachbarschuppen, und endet vorn an den Augenbrauen. Der Seitenstreif, durch zwei Reihen schwarzbrauner Schuppen von dem nächsten Streifen geschieden, verhält sich übrigens ganz so wie dieser, und zieht sich über dem Vorderbeine weg bis zu der Ohröffnung. Alle fünf Streifen setzen sich auch auf dem Schwanze fort, laufen aber, ohngefähr in der Mitte desselben, zusammen und verlöschen dann bald gänzlich. 2) Länge 2 Zoll; Schwanz 3 Zoll und 9 Linien. Die untere Mittelreihe des Schwanzes enthält an 100 Schuppen, welche etwas breiter als die obern und mehr zugerundet sind. Das Uebrige stimmt mit Nr. 1 überein. 3) Länge 1 Zoll und 10 Linien; Schwanz 2 Zoll und 6 Linien. Die untere Mittelreihe des Schwanzes aus etwa 90 etwas breitern Schuppen 352 J. L. C. Gravelhorst, zusammengesetzt. Farbe: Unten blassgrünblau; oben schwarz mit weissblauen Linien. Das Uebrige wie bei Nr. 1. 4) Länge 1 Zoll und 10 Linien; Schwanz (reprodueirt) 14 Li- nien lang, kegelförmig, gedrungener als bei den vorhergehenden, beste- hend aus zwei Theilen, nämlich «) vom After ab 6 Linien lang, mit Schuppen wie bei den vorhergehenden, in der untern Mittelreihe deren 14 grössere; 5b) Länge von 8 Linien, die Schuppen viel kürzer, und so gelegt, dass sie fast Ringel bilden. deren ohngefähr 42 gezählt werden. Nr. 1 ist dasselbe Exemplar, welches Schneider aus der Lampeschen Sammlung beschrieben hat, aber die von ihm angegebenen weissen Fin- gerringel, Schulterstreifen und Schenkel- und Schienbein-Linien sind ganz erlöscht. — Nr. 2-4 sind, nach Angabe Thienemann’s, von dem ich sie erhalten habe, aus Mexiko. Synonymie. Lacertus cauda coerulea Catesby II. tab. 67 (kann hieher gehören). Lacerta quinquelineata Linne ed. XII. p. 366. n. 24. Lacerta fasciata Linne ed. XII. p. 369. n. 40 (ist die Catesbysche Echse). La queuebleue Lacepede I. p. 360 (nach Catesby). Le strie Lacepede I. p. 395 (ist die wahre Lacerta quinquelineata L.). Die bandirte oder blauschwänzige Eidechse Bechstein II. p. 79. tab. 5. fig. 1 (Abbildung nach Catesby). Die fünfstreifige Eidechse Bechsteiu II. p. 126. Scincus quinquelineatus Schneider I. p. 201. Scincus quinquelineatus Sonnini II. p. 74. Lacerta fasciata Sonmnini I. p. 243 (die Catesbysche Echse). Scincus quiuquelineatus Daudin IV. p. 272. tab. 55. fig. 1. Scincus quinquelinealus Gravenhorst p. 419. n. 5504. Sceincus quinquelineatus Kuhl p. 128. Scinceus quinquelineatus Merrem p. 71. n. 10 «. Mabuya quingquelineata Fitzinger p. 52. Euprepis (Se. quinquelineatus) Wagler p. 162. Reptilien. 353 Sceincus quinguelineatus Wiegmann in Isis 1828, p. 273 (kann eine Varie- tät dieser Art sein). Sceincus quinquelineatus Museum p. 25. Plestiodon quinguelineatum Dumeril V. p. 707. (Dumeril und Bibron ver- binden mit dieser Art unter andern auch noch den Seincus tristatus Daudin IV. p. 296 (Lacerta tristata Sonnini I. p. 248 mit Abbildung) und Euprepis (Se. tristatus Daud.) Wagler p. 162, und glauben, dass auch unter Seineus auratus Schn. II. p. 176 und Merrem p.71 die- ses Plestiodon mit versteckt sei. Namentlich halten sie die Abart, welche Schneider p. 1852 oben beschreibt, für hieher gehörig. Dass die von Schneider und Daudin a. a. 0. beschriebenen Thiere nur vier weisse Streifen haben, mag hier unberücksichtigt bleiben, da, nach Dumeril und Bibron, die erwachsenen Individuen des Plestiodon quin- quelineatum sogar zuweilen ganz ohne weisse Streifen vorkommen. Von grösserm Gewicht ist es, ob die Schuppen als glatte oder als gekielte beschrieben werden. Daudin sagt p. 297 von dem Se. tri- status bestimmt, dass die Schuppen vollkommen glatt seien; dieser könnte also zu den Plestiodon gehören; aber p. 307 erklärt Daudin, dass der Sc. carinatus (der doch sehr deutlich gekielte Schuppen hat) dem tristatus so ähnlich sei, dass er beide fast vereinigen möchte. Schneider hat, wie es scheint, unter seinem Sc. auratus sowohl Individuen mit glatten, als auch andere mit gekielten Schup- pen, und in der Beschreibung, p. 182 oben, wird von den Schuppen nichts erwähnt; hier bleiben wir also im Zweifel. Dasjenige Indi- viduum aus der Lampeschen Sammlung aber, an welches Schneider mit eigener Hand den Namen Lacerta aurata Linn. geschrieben hatte, ist unser Euprepes auratus, dessen Rückenschuppen drei sehr schwa- che Kiele zeigen, welche leicht übersehen und nun die Schuppen selbst für glatt gehalten werden können; und dann würde Lacerta aurala mit fristata verbunden als Varietät zu Plestiodon quinqueli- neatum passen. Merrem hat den Scincus auratus Schn. und die Lacerta tristata Sonn. in Eine Art verbunden. Uebrigens vergleiche man hiemit das, was bereits unter Euprepes auratus n. 7 von der Lacerta tristata gesagt worden ist.) Vol. XXIH. P.1. 45 354 J. L. C. Gravenhorst, 17. Gymnophthalmus quadrilineatus. 10te Tafel. (XXXVL) Oben schwarz oder schwarzbraun, mit vier weissen Längs- streifen. Fünf Individuen aus der Lampeschen Sammlung: 1) Länge 16 Linien. Schwanz (am Ende verstümmelt) 20 Li- nien. Vorderbeine, bis zur Spitze der längsten Zehe, fast 4 Linien; Hin- terbeine fast 6 Linien. Nach dem Verhältniss der zunehmenden Länge folgen die Zehen so aufeinander: an den Vorderfüssen 4, 3; an den Hin- terfüssen 1. 2, 5, 3, 4. — Kopf etwas spitz zugehend. Schilder, s. Abbildung. Zähne klein, spitz. Nasenlöcher klein, rund. Ohr- öffnungen rund. Augenlider bilden einen körnigen Kreis, können nicht geschlossen werden. — Schuppen des Rumpfes glatt, sechsseitig, elwas in. die Breite gezogen, ziegelartig gelagert; die der Kehle und der Seiten des Halses etwas kleiner; in Längs- und Querreihen um den Rumpf gestellt, so dass von den erstern d "auf den Rücken, 4 auf den Bauch, 3 auf jede Seite kommen; jede der beiden Mittelreihen des Bauches be- steht aus 26 Schuppen. Mitten auf der Brust zeichnet sich eine grössere dreieckige Schuppe aus. (Nach Dumeril und Bibron p. 822 sollen die Schuppen der Mittelreihe des Rückens und des Schwanzes einen Längs- kiel haben, den ich aber an unsern Exemplaren nicht wahrnehme.) — Der After ist von vier Schildern bedeckt. — Schwanz allmälig abnehmend (am Ende verstümmelt), mit undeutlich rautenförmigen oder sechssei- tigen Schuppen bekleidet, welche etwas kleiner als die Rückenschup- pen, an der Basis des Schwanzes glatt, weiterhin aber schwach gekielt und in Querreihen gestellt sind, indem sie zugleich 17 Längsreihen oder, wegen der Kiele, 17 schwach erhabene Längslinien bilden, deren Anzahl aber allmälig abnimmt; die untere Mittelreihe enthält noch 50 Schuppen. — Beine schwach, kurz, mit kleinen rautenförmigen Schuppen bekleidet; Reptilien. 355 die Sohlen körnig; die Schenkel unten, gegen die Basis zu, mit fünf deut- liehen Poren. Zehen zart, mit einer zusammengedrückten, gekrümmten spitzen Kralle. — Farbe: Unterwärts blaulich-weiss, die meisten Schup- pen mit einem schwarzen Punct oder Bogen. Oberwärts aschgrau, dicht und fein schwarzgesprenkelt. Das Rüsselschild mit einer schneeweissen Querbinde, welche jederseits in einen Streifen sich verlängert, der an der Seite des Kopfes, über dem Auge weg, an der Seite des Nackens und Rückens, oberhalb des Schenkels, zuletzt auf dem Schwanze entlang sich hinzieht. Diese beiden Streifen nehmen jeder zwei halbe Längsreihen von Schuppen ein, und der Zwischenraum zwischen ihnen beträgt eine ganze (die Mittelreihe) und zwei halbe Längsreihen. Ebenso verlängert sich die weisse Farbe der Randschilder der Kinnladen in einen Streifen, welcher an der Seite des Halses, dicht über dem Vorderbeine weg, an der Seite des Rumpfes, bis zur Basis des Schenkels verläuft; er ist aber schmaler als der obere, nimmt nicht eine ganze Schuppenreihe ein, und zwischen ihm und dem nächsten Rückenstreifen ist ein Zwischenraum von anderthalb Längssreihen. Alle vier weisse Streifen sind schwarzge- säumt. ' Mit andern Worten können diese schönen Zeichnungen des Rumpfes so beschrieben werden: Die Schuppen der Mittelreihe des Rückens sind aschgrau, schwarzgesprenkelt; die der nächsten Reihe (jederseits) sind, wo sie an die Mittelreihe gränzen, mit dieser von glei- cher Zeichnung, in der Mitte aber schwarz, an der äussern Hälfte weiss; die der dritten Reihe an der innern Hälfte weiss, in der‘Mitte schwarz, an der äussern Hälfte grau, schwarzgesprenkelt; die der fünften schwarz, in der Mitte weiss. Der Schwanz unterwärts schmutzig-knochenfarben; oberwärts, an der Wurzel, mit dem Rücken übereinstimmend; allmälig aber in’s schmutzig-knochenfarbne übergehend, mit pechbraunen Spren- keln. Die weissen Rückenstreifen setzen sich zwar auf dem Schwanze fort, sind hier aber nicht mehr so rein, und verschwinden gegen die Spitze des Schwanzes hin gänzlich. Die Beine, mit den Zehen, sind oberwärts schwärzlich, jede Schuppe mit einem weissen Puncte. 356 J. L. ©. Gravenhorst, 2) Ein anderes Individuum weicht von Nr. 1 in folgenden Stücken ab: Länge 15 Linien. Schwanz 14 Linien, also zwar verhältnissmäs- sig kürzer als an Nr. 1, aber doch nach und nach mehr abnehmend und nicht am Ende verstümmelt. Zunge kaum etwas eingeschnitten. Schwanz spitzzugehend, aus zwei Theilen bestehend: Der erste Theil, vom After ab, drei Linien lang, mit Schuppen bekleidet, die denen des Rückens gleichen. Der übrige Theil besteht aus 36 Ringen, welche durch viele erhabene Längslinien gestrichelt erscheinen. Solcher Strichel sind auf den ersten Ringen etwa 30, aber die Zahl derselben nimmt wei- terhin in dem Maasse ab, wie die Ringe enger werden. Schuppen lassen sich auf diesem Theile des Schwanzes gar nicht erkennen (vergl. den Schwanz von Nr. 3). Farbe zwar mehr verblichen als an Nr. 1, doch sind noch alle Zeichnungen wie dort vorhanden. Der Bauch und der schuppenlose Theil des Schwanzes sind rein knochenfarben, ohne alle Zeichnungen. 3) Dieses unterscheidet sich von Nr. 1 in Folgendem: Länge 12 Linien. Schwanz 16 Linien. Die Zunge scheint zugespitzt zu sein. Schwanz länger, schmächtiger und spitzer zugehend als an Nr. 2, aber, wie bei Nr. 2, aus zwei Theilen bestehend: Der erste Theil, 5 Linien lang, mit Schuppen, denen des Rückens gleich, bekleidet. Der übrige Theil besteht aus 36 Ringen, und diese aus gekielten viereckigen Schup- pen, welche doppelt so lang als breit sind. An den vordern Ringen werden 20 solcher Schuppen gezählt; an den hintern nimmt die Zahl der- selben allmälig ab. Farbe dunkler als an Nr. 1; unten dichter gefleckt. Oben, bis an den zweiten Theil des Schwanzes, sind die Schuppen fast ganz schwarz, mit schwarzbraunen oder pechbraunen Rändern. Die vier weissen Streifen sind eben so hervorstechend wie in Nr. 1; die beiden mittelsten erstrecken sich bis an den zweiten Theil des Schwanzes; die Seitenstreifen sind ‚sehr zart, linienförmig. Der zweite Theil des Schwan- zes ist rein knochenfarben. Reptilien. 357 4) Zwei Individuen, welche sich von Nr. 3 nur dadurch unterschei- den, dass der erste und der zweite Theil des Schwanzes fast von gleicher Länge sind; der zweite ist aus 28-32 Ringen zusammengesetzt, rein- knochenfarben. Der übrige Körper stimmt, hinsichtlich der Farbe und Zeichnung, mehr mit Nr. 1 überein. Die Rückenschuppen eines der bei- den Individuen zeigen einen metallischgrünen Schimmer. Synonymie. Lacerta ceilonica Seba II. tab. 41. fig. 6. Lacerta lineata Linne ed. X. p. 209. n. 41. Lacerta quadrilineata Linne ed. Xll. p. 371. n. 46. Seps lineatus Laurenti p. 60. n. 102. La Quatre-raies Lacepede Il. p. 238. Salamandra quadrilineata Somnini II. p. 252. Scincus quadrilineatus Daudin IV. p. 266. Der vierstreifige Salamander Bechstein II. p. 290. Scincus quadrilinealus Gravenhorst p. 419. n. 5303 (unser 1), n. 5301 u. 5302 (unser 2, 3, 4; wo jedoch das Citat des Seincus algirus zu streichen ist). Gymnophthalmus quadrilineatus Merrem p. 75. Gymnophthalmus quadrilineatus Schinz Cuv. II. p. 89. Gymnophthalmus quadrilineatus Prinz zu Wied I. p. 198. (Der Prinz hat zwar lauter ächte Synonyme dieser Art angezogen, aber seine eigene Beschreibung weicht in vielen nicht unerheblichen Puncten, besonders hinsichtlich der Kopfschilder, der Bedeckung des Afters, und selbst der Zeichnung, bedeutend von unsrer Echse ab. Der Prinz sagt, dass zwischen den zwei weissen Rückenstreifen vier Schuppenreihen sich befinden; und der weisse Seitenstreif fehlt ganz.) Gymnophthalmus quadrilineatus Fitzinger p. 26. Gymnophthalmus quadrilineatus Wagler p. 157. Gymnophthalmus quadrilineatus Museum p. 25. Gymnophthalme de Merrem Cocteau, mit Abbildung. Gymnophthalmus quadrilineatus Dumeril p. 820. 358 J. L. C. Gravenhorst, 18. Ablepharus Kitaibeli. llte Tafel. (XXXVIL.) Hellbraun, mit vier dunklern Längslinien über den Rücken. Länge 1 Zoll und 7 Linien. Schwanz vollständig, 2 Zoll und 4 Linien. Oberarm 1/, Linie; Unterarm, bis zu der Wurzel der Mittel- zehe 17 Linie; die längste Zehe 1 Linie. Schenkel 17, Linien; Schien- bein, bis zur Wurzel der Mittelzehe, 17, Linien; längste Zehe 1%, Linien. Nach dem zunehmenden Längenverhältniss folgen die Zehen so aufeinan- der: An den Vorderfüssen 1,5,2,4, 3, an den Hinterfüssen 1,5,2,3,4. — Körper schlank, eidechsenförmig,. — Kopfmit Schildern u. s. w., s. Abbildung. Ohröffnung klein, rund. — Schuppen des Körpers sämmtlich glatt; die obern sechsseitig, etwas zugerundet, die untern mehr zugerundet; im Nacken breiter und kürzer, in zwei Längsreihen gestellt, deren jede etwa acht Schuppen hat; auf dem Rücken allmälig schmäler und etwas länger; am Schwanze wieder etwas breiter, besonders die in der untern Mittelreihe; die der Kehle, der Brust und des Bauches etwas kleiner als die obern. Alle diese Schuppen decken sich ziegelartig und sind, um den Rumpf, in 24 Längsreihen und 98 Querreihen gestellt. — Den After bedecken zwei grosse Schuppen. — Der Schwanz hat an seiner Basis 9 Längsreihen Schuppen, von denen die drei breitern an der Unterseite sich hinziehen, und die mittelste derselben aus ohngefähr 80 Schuppen besteht. Gegen das Ende des Schwanzes zu verringert sich die Zahl jener Schuppenreihen allmälig. — Die Beine sind zart, mit zarten Zehen, kleinen rautenförmig-sechsseitigen Schuppen, gekörnten Sohlen; die Zehen oben und unten mit einer Reihe Querschuppen, am Ende mit einer zusammengedrückten gekrümmten spitzen Kralle. — Farbe: Unten blaulichweiss, mit grauschwarzen Sprenkeln. Oben licht- pechbraun. Die Schuppen der vier mittelsten Rückenreihen haben jede Reptilien. 359 in der Mitte einen halb weisslichen, halb schwarzbraunen Längsstrich, wodurch vier Längslinien über den ganzen Rücken hin gebildet werden, die aber im Nacken, auf den zwei Reihen breiterer Schuppen, in zwei Linien sich vereinigen; auch auf dem Schwanze setzen sich diese Linien fort, erlöschen aber allmälig gegen das Ende desselben. Die Schuppen in den jenen vier Rückenlängsreihen zunächst liegenden Reihen sind auf der äussern Hälfte dunkelbraun, auf der innern haben sie einen weissen Punct. Die Schuppen der hierauf folgenden Reihe sind dunkelbraun mit einem fast erloschenen weissen Puncte, wodurch ein dunkelbrauner Streif gebildet wird, der vom Nasenloch anfängt, durch das Auge zieht und an der Seite des Halses, Rumpfes und Schwanzes verläuft. Die Beine sind oberwärts licht-pechbraun, mit schwachen hellern und dunklern Sprenkeln. Wir haben diese Echse von Fitzinger als Ablepharus pannonicus erhalten. Synonymie. Scincus pannonicus Lichtenstein p. 103. Ablepharus pannonicus Fitzinger in: Verhandlungen der Gesellsch. natur- forschender Freunde in Berlin, 1824. p. 297. Tafel 14. — Fitzinger Classif. p. 54. — Wagler p. 156. — Schinz Rept. p. 239. tab. 97. fig. 1 (nach Fitzinger a. a. O.). Ablepharis de Kitaibel Cocteau, mit Abbildung. Ablepharus Kitaibelii Dumeril p. S09. 19. Eumeces punctatus. 12te Tafel. (XXXVIM.) Oberwärts hell-fuchsroth, mit Längsreihen dunklerer Puncte. Von dieser Art habe ich vier Individuen vor mir: 1) Länge I Zoll und 10 Linien. Schwanz vollständig, 1 Zoll und 4 Linien. Vorder- beine, von der Schulter bis zur Basis der Mittelfinger, 3 Linien; die läng- ste Zehe 1 Linie. Hinterbeine, von der Hüfte bis zur Basis der Mittel- 360 J. L. C. Gravenhorst, zehen, 4 Linien; die längste Zehe 2 Linien. Nach dem Verhältniss der zunehmenden Länge folgen die Zehen so aufeinander: an den Vorderfüs- sen 1, 5, 2, 5, an den Hinterfüssen 1, 5, 2,3, 4. — Kopf, s. Abbil- dung. Das untere Augenlid häutig, am Rande feinkörnig. Ohröffnungen fast oval. Zunge in der Mitte unten angewachsen; hinten tief gespalten; vorn zugerundel, kaum etwas ausgerandet. Zähne spitz kegelförmig. — Der Körper überall mit gleichen, glatten, queren, sechseckigen oder rau- tenförmigen, dabei aber mehr oder weniger zugerundeten, ziegelartig sich deckenden Schuppen bekleidet, welche um den Rumpf in 28 Längsrei- hen und 60 Querreihen geordnet sind. Die der Beine haben eine gerin- gere Grösse. Der After ist mit vier etwas grössern Schuppen bedeckt. Die Sohlen der Füsse sind gekörnt; die Zehen haben oben und unten eine Reihe Querschuppen. — Der Schwanz allmälig abnehmend, spitz endigend, überall mit gleichen Schuppen bedeckt, von denen 50 an der Unterseite die Mittelreihe bilden. — Farbe: Bleichfuchsroth, oberwärts mit fuchsrothen Puncten. Alle Schuppen nämlich, die den obern Theil und die Seiten des Rumpfs, des Schwanzes und der Beine bekleiden, ha- ben an der Wurzel einen grossen fuchsrothen Punct; da nun aber sämmt- liche Schuppen von gleicher Grösse und in Längsreihen gestellt sind, so bilden jene Puncte ebenfalls regelmässige Längsreihen, deren sechs auf dem Rücken, sieben an jeder Seite sich hinziehen; die Puncte der unter- sten Seitenreihe sind aber blasser als die übrigen. Auch von den sechs Rückenreihen erlischt jederseits die äusserste allmälig nach dem Kopfe zu, so dass nur die vier miltelsten den Nacken erreichen. Die Rückenreihen werden von den Seitenreihen durch einen etwas breitern, blassern, unpunc- tirten Zwischenraum getrennt, welcher einen Streif bildet, der vom Nasen- loche anfängt, durch die Augenbrauen und an der Seite des Halses und Rumpfes hin bis zur Schwanzwurzel verläuft. Dieser blasse Streifen ent- steht dadurch, dass in den beiden punctirten Seitenreihen, welche den Rückenreihen zunächst liegen, die fuchsrothen Puncte nicht genau in der Mitte des hintern Theils der Schuppen stehen, sondern in der ersten Reptilien. 361 Seitenreihe mehr nach dem Rücken zu, in der zweiten aber mehr nach dem Bauche zu verschoben sind, wodurch also der unpunctirte Zwischen- raum dieser beiden Reihen breiter als die Zwischenräume der übrigen Reihen, folglich auffallender wird. Die Punctreihen setzen sich, ober- halb der Vorderbeine, bis auf den Hals fort, oberhalb der Hinterbeine auf den Schwanz, dessen Ende sie beinahe erreichen. Die Seitenreihen zie- hen sich, indem sie allmälig mit einander verfliessen, an der Seite des Halses, durch das Auge, bis zum Nasenloch hin. Auch die Beine sind oberhalb reihenweise punctirt. 2) Unterscheidet sich von Nr. 1 in Folgendem: Länge 1 Zoll und 9 Linien. — Schwanz (am Ende verstümmelt) 12 Linien lang, besteht aus zwei Theilen, von denen der erste, in einer Länge von 9 Linien, eylindrisch, etwas schmächtiger als der Rumpf, und mit Schuppen, denen des Rumpfes gleich, in 23 Querreihen bekleidet ist. An diesem ersten Theile bildet der zweite gleichsam ein Anhängsel von kegelförmiger Ge- stalt, drei Linien lang, nur an der Basis mit Schuppen bekleidet, übrigens aber nackt; diese Schuppen sind viel kürzer als die des ersten Theiles, aber mit diesen von gleicher Breite, wol dreimal breiter als lang, in sieben Querreihen, welche Ringel bilden, gestell. Dieser zweite Theil des Schwanzes ist ohne Zweifel ein reproducirtes Ende. — Farbe wie bei Nr. 1, nur mit dem Unterschiede, dass von den sieben Seitenpunctreihen die beiden untern fehlen, und dass der zweite Theil des Schwanzes ein- farbig schmutzig - weiss, ohne Puncte ist. 3) Unterscheidet sich vom vorhergehenden in folgenden Stücken: Länge 2 Zoll und 7 Linien. — Schwanz noch mehr verstümmelt, nicht reprodueirt, 8 Linien lang, Schuppen in 17 Querreihen. — Farbe: Die Puncte sind etwas grösser und etwas dunkler als bei dem vorhergehen- den, stehen an den Seiten in sechs Längsreihen, von denen jedoch die unterste sehr bleich ist. Die obern Schwanzschuppen haben zum Theil, statt eines grossen Punctes, deren zwei kleine nebeneinander. Vol. XXIII. P. 1. 46 362 J. L. C. Gravenhorst, 4) Ist von den vorhergehenden in folgenden Stücken verschieden: Länge 1 Zoll und 10 Linien. Schwanz vollständig 1 Zoll und 1 Linie. Vorderbeine, bis zur Wurzel der Mittelzehen, 2 Linien: längste Zehe 7 Linien. Hinterbeine, bis zur Wurzel der Mittelzehen, 4 Linien ; längste Zehe 1/, Linie. — Augenlid häutig, mit stärkerm Rande, aber kaum mit Spuren von Körnern an dem Rande. — Ohröffnung kreisrund. — Schwanz hat 94 Querreihen von Schuppen. — Farbe: Unten schmutzig- weisslich.. Oben blassfuchsroth, mit vier schwarzgrauen Längslinien, die den vier mittelsten Rückenpunctreihen der vorhergehenden Individuen entsprechen, aber schon gegen die Mitte des Rumpfs erlöschen. Die Schilder der Oberkinnlade sind weisslich mit schwarzen Rändern; an denen der Unterkinnlade sind einige zerstreute schwarze Puncte. Jeder- seits fängt vom Nasenloch ein schwarzbrauner Streif an, welcher durch das Auge, über dem Ohre und dem Vorderbeine weg, an der Seite des Rumpfs entlang, bis zum Hinterbeine zieht, aber schon von dem Vorder- beine an allmälig bleicher wird. In diesem Streifen ist eine grosse Menge schwarzer und weisser gleich grosser Puncte befindlich, welche so geord- net sind, dass sie hie und da vier, aus abwechselnden weissen und schwar- zen Puncten zusammengesetzte Längslinien zu bilden scheinen. Diese Puncte sind aber nur an der Seite des Halses und des vordern Theiles des Rumpfes gross, deutlich und dicht aneinander gereihet; weiterhin werden sie allmälig unscheinbarer. An der Aussenseite der Beine sind auch dunkle Puncte in drei bis vier Reihen gestellt. Nr. 1-3 befanden sich in der Lampeschen Sammlung; Nr. 4 erhiel- ien wir aus der Picquotschen, in Bengalen gemachten Sammlung. Synonymie. Lacerta africana Seba II. tab. 12. fig. 6? (Diese Abbildung bezieht Lace- pede auf Seincus auratus, Daudin fragweise auf Se. laticeps; beide mit Unrecht. Schneider gedenkt ihrer bei Seincus punctatus. Wag- ler und Dumeril wollen in ihr den Sphenops capistratus erkennen. Ich Reptilien. 363 bin zweifelhaft, welcher der beiden letztgenannten Echsen sie ange- höre. Die Beine sind in Seba’s Abbildung etwas schwächer als an meinen Individuen des Eumeces punctatus, aber etwas stärker als bei meinen Individuen des Sphenops capistratus; und da überdies, nach Dumeril p. 655, die Individuen des Eum. punctatus hinsichtlich der relativen Länge und Stärke des Körpers und der Beine sehr verän- derlich sein sollen, so lässt sich aus dem Verhältniss der Beine nichts folgern. Die Zeichnung stimmt mehr mit Eum. punctatus überein als mit Sph. capistratus, da in ihr der hellere Seitenstreif deutlich dar- gestellt ist. Seba giebt freilich Afrika als das Vaterland seiner Echse an, wodurch sie mit Sph. capistratus übereinstimmen würde; allein es ist bekannt, dass den Angaben Seba’s über das Vaterland der von ihm abgebildeten Thiere nicht immer zu trauen ist. Ich möchte also die angezogene Seba’sche Abbildung immer noch lieber auf Eumeces punctatus beziehen.) Lacerta punctata Linne ed. XII. p. 369. n. 38 (die Lac. punctata p. 370. n. 45 ist ein Salamander). Stellio punctatus Laurenti p. 58. n. 96. La double-raie Lacepede II. p. 131. Lacerta interpunctata Gmelin p. 1075. n. 38. Scincus punctatus Schneider p. 197. Die schwarzpunctirte oder zweistreifige Eidechse Bechstein II. p. 145. (Die beigefügte Abbildung ist die von Seba II. tab. 2. fig. 9, welche nicht hieher gehört.) Seincus interpunctatus (nicht bilineatus, wie Merrem eitirt) Sonnini II. p. 78. Seincus bilineatus Daudin IV. p. 256. Scineus interpunctatus Gravenhorst p. 418. n. 5300. Scincus punctatus Merrem p. 72. n. 11. Seps scincoides Cuvier ed. II. p. 64 (gehört, nach Dumeril p. 635, hieher). Euprepis (Lac. punctata Linn.) Wagler p. 162 (nach der Beschreibung soll sie aurium margine antico squamoso -denticulato, squamis notaei tricarinatis sein, was mit unsern Individuen nicht übereinstimmt). Seps scincoides Voigt p. 88. Scineus punctatus Museum p. 25. Eumeces punctatus Dumeril p. 634. 364 J. L. C. Gravenhorst, Mehrere der angeführten Schriftsteller (Linne, Laurenti, Lacepede, Gmelin, Sonnini, Daudin, Bechstein) ziehen auch Seba II. tab. 2. fig. 9 hieher, die aber hinlänglich verschieden ist. Wahrscheinlich haben man- che derselben, unter dem angeführten Namen, eine Echse aus einer ganz andern Gattung verstanden, oder dieselbe wenigstens mit diesem Eumeces vermischt. 20. Sphenops capistratus. 13te Tafel. (XXXIX.) Cylindrisch, mit flachem Bauche; oberwärts dunkelbraun -liniirt. In der Gestalt und in dem Verhältniss des Körpers und der Glied- maassen hält diese Art die Mitte zwischen Eumeces punctatus n. 19 und Lygosoma brachypoda n. 21. Die Beine sind schwächer und weiter von einander getrennt als bei dem ersten, aber (besonders die hintern und deren Zehen) länger und weniger von einander getrennt als bei dem andern. Durch die Kopfschilder und durch den flachen Bauch ist sie von beiden verschieden. Die Gränze zwischen Bauch und Seite wird durch eine abgerundete Kante bezeichnet, die sich von der Basis der Vorder- beine bis zu der der Hinterbeine erstreckt und sich noch auf der ersten Hälfte des Schwanzes fortsetzt. Ich habe drei Individuen dieser Art vor mir: 1) Länge 3 Zoll und 2 Linien. Schwanz 2 Zoll und 9 Linien. Vorderbeine, bis zur Basis der mittelsten Zehen, 2 Linien; die längste Zehe /, Linie. Hinterbeine, bis zur Wurzel der mittelsten Zehen, 5 Linien; die längste Zehe 2 Linien. Die Vorderfüsse haben, an diesem Individuum, nur vier Zehen (s. die Abbildung), welche, nach zunehmender Länge, so aufeinander folgen: 1 (nur ein Rudiment, aber doch mit einer kurzen stumpfen Kralle verse- hen). 4, 3. Von der fünften Zehe ist an beiden Vorderfüssen keine Spur vorhanden, so dass dieser Mangel nicht etwa Folge von Verstümmelung, Reptilien. 365 als vielmehr eine angeborne Monstrosität zu sein scheint. Die fünf Zehen der Hinterbeine folgen so: 1 (sehr kurz, rudimentär), 9, 4, 3, 2. — Kopf etwas niedergedrückt, spitzzugehend. Schilder, s. Abbildung. Augenlider häutig, der Länge nach in vier kleine Felder getheilt. Nasenlöcher rund, sehr klein. Ohröffnungen unter drei kleinen dreieckigen Schuppen verborgen, welche hinter dem letzten Randschilde der obern Kinnlade liegen. — Der ganze Körper ist mit halbscheibenför- migen, glatten, ziegelartig sich deckenden Schuppen bekleidet, welche in 24 Längsreihen um den Rumpf gelagert sind, so dass 6 Reihen auf den Rücken, 6 auf den Bauch und ebenso viele auf jede Seite kommen. Eine Längsreihe zwischen dem Vorderbeine und Hinterbeine besteht aus ohngefähr SO Schuppen. — Den After bedecken zwei kaum etwas grös- sere Schuppen. — Der Schwanz, welcher allmälig dünner wird, ist mit Schuppen bekleidet, die denen des Rumpfes ähnlich und anfangs in 18 Längsreihen gestellt sind, deren Zahl aber nach und nach geringer wird; die Mittelreihe, welche die ganze Schwanzlänge einnimmt, besteht ohngefähr aus 90 Schuppen. — Die Beine sind oben und unten mit kleinen sich gleichen Schuppen bedeckt. Die Vorderfüsse haben kurze und kaum etwas gekrümmte, die Hinterfüsse sichelförmige, zusammenge- drückte, spitze Krallen an den Zehen. Farbe schmutzig-weiss. Die einzelnen Schuppen des Rückens und der Oberseite des Schwanzes haben jederseits einen kleinen schwarzbraunen Fleck, welcher mit dem nächsten Seitenfleck der Nachbarschuppe zusammenläuft, wodurch eilf schwarz- braune parallele Längsreihen gebildet werden, die, vom Hinterhaupte aus, über den Rücken sich hinziehen und sich auch auf den Schwanz fort- setzen, wo sie jedoch nach und nach in demselben Maasse verschwinden, wie die Zahl der Längsreihen der Schuppen allmälig abnimmt. Der Kopf hat oberwärts einige dunkelbraune Puncte, ausserdem jederseits einen schwarzbraunen Streif, welcher, vom Nasenloch aus, durch das Auge zieht und am Hinterhaupte (wenn die Mittelreihe des Rückens als die erste gezählt wird) in die te und Ste Rückenreihe übergeht. 366 J. L. C. Gravenhorst, 2) Länge 3 Zoll. Schwanz 1 Zoll und 9 Linien. Beine wie an Nr. 1, aber die Vorderfüsse fünfzehig, und zwar so: 1, 5, 4, 3. — Kopf wie Nr. 1. Ohröffnungen sichtbar, rund, sehr klein, oberwärts mit drei kleinen dreieckigen Schuppen bedeckt. — Schuppen des Rumpfs, des Schwanzes und der Beine ganz wie an Nr. 1; jedoch sind die in der untern Mittelreihe des Schwanzes, ohngefähr 52 an der Zahl, etwas grös- ser als die übrigen. — Schwanz kürzer und weniger spitz zulaufend als an Nr. 1, wahrscheinlich in Folge einer früher stattgefundenen Verstüumm- lung und Wiedererzeugung, denn die Schuppen des letzten Drittels des- selben sind kleiner, unregelmässig, nicht reihenweise geordnet. — Farbe und Zeichnungen wie an Nr. 1; die dunkelbraune Mittelreihe des Rückens ist fast schwarz. 3) Länge 3 Zoll und 3 Linien. Schwanz 1 Zoll und 6 Linien. — Mit Ausnahme des Schwanzes stimmt dies Individuum ganz mit Nr. 2 überein: Der Schwanz ist an der Basis, etwa 9 Linien lang, von ge- wöhnlicher Form und Stärke, auch sind die Schuppen an diesem Theile regelmässig gereihet, dann folgt eine Anschwellung, von welcher an der Schwanz allmälig dünner wird, bis er spitz endigt; die Schuppen dieses Theiles sind grösser und unordentlich durcheinander gestellt. Hieraus erhellt wol, dass früher eine Verstümmlung und Wiedererzeugung des Schwanzes stattgefunden haben wird. — Farbe genau wie an Nr. 1 u. 2; doch sind die schwarzbraunen Linien, deren 13 bis 15 gezählt werden, etwas breiter, und der Kopf hat oberwärts mehr schwarzbraune Flecke. Die drei beschriebenen Individuen, welche Lefebure aus Egypten her- überbrachte, sind mir von Cocteau geschenkt worden. Synonymie. Cocteau schickte die drei Individuen mit folgender Bestimmung: „Sein- „cus capistratus Schreibers; Sphenops capistratus Wagler; Seincus „brachypus Lichtenstein Dupl. mus. zool. n. 55 et Schneider?“ Aber der Se. brachypus Schneider ist die Lygosoma brachypoda n. 21, Reptilien. 367 wovon Schneider ein Exemplar in der Lampeschen Sammlung eigen- händig mit dem Namen Se. brachypus versehen hatte; und auf eine an Lichtenstein selbst gerichtete Anfrage erhielt ich den Aufschluss, dass sein Sc. brachypus nicht der Sph. capistratus, sondern Schnei- der’s Sc. brachypus, d.i. Lyyosoma brachypoda, sei. Da Lichtenstein noch hinzufügt, dass das Exemplar des Berliner Museums aus der Blochschen Sammlung herrühre, so ist es ohne Zweifel dasselbe, welches Schneider unter Sc. brachypus (II. p. 194) aus jener Samm- lung erwähnt. Als Synonyme kann ich folgende aufstellen: Lacerta africana Seba II. tab. 12. fig. 6? (wird von Wagler und Dumeril auf diese Echse bezogen. Ich glaube, dass jene Abbildung viel- mehr den Kumeces punctatus darstellt. Vergl. dasselbe Citat bei letztern). Mabuya capistrata Fitzinger p. 52. Sphaenops capistrata Wagler p. 161. Sphenops capistratus Dumeril p. 578. 21. Lygosoma brachypoda. 14te Tafel. (XL.) Schmutzig-graugelb. Füsse mit fünf Zehen. Länge 2 Zoll und 10 Linien. Schwanz 1 Zoll und 5 Linien. Vorderbeine kaum 2 Linien. Hinterbeine fast 3/, Linien. — Kopf, s. Abbildung. Zähne spitz. Zunge beschädigt. Augenlid häutig, am Rande mit kleinen Schuppen bekleidet. Ohröffnung sehr klein, kreis- rund. — Schuppen des Halses, Rumpfes und Schwanzes von gleicher Gestalt, fast sechsseitig, kaum etwas breiter als lang, ziegelartig sich dek- kend, in Längs- und Querreihen gestell. Von Längsreihen zähle ich, um die Mitte des Rumpfes, 24-25; von Querreihen, zwischen Vorder- und Hinterbeinen, ohngefähr 100. — After in einem Querspalt, der von vier etwas grössern Schuppen bedeckt wir. — Schwanz gegen das Ende zu wenig abnehmend, am Ende selbst stumpfzugespitzt; die untere 368 J. L. C. Gravenhorst, Mittelreihe besteht aus ohngefähr 50 Schuppen. — Beine sehr kurz und schmächtig, wie bei der folgenden Echse, aber deutlicher gegliedert und wahrscheinlich auch beweglicher und mehr zur Fortbewegung dienend als bei jener, mit ausgebildeten Armen, Schenkeln und Schienbeinen, von kleinen Schuppen bedeckt, welche übrigens aber denen des Rumpfes gleichen. Die fünf Zehen sind eben so kurz wie bei der folgenden Echse, aber ziemlich deutlich dreigliedrig; die drei mittelsten etwas länger; alle mit einer kleinen, spitzen, etwas gekrümmten Kralle bewaffnet; Fusssoh- len kleinkörnig beschuppt. — Farbe schmutzig-graugelb, wie die unsrer Blindschleiche (Anguis fragüis), mit zarten pechbraunen Schuppenrän- dern. (Die meisten Schriftsteller beschreiben diese Echse so, dass sie 14 bis 15 schwarzbraune Längsstreifen habe, die, nach Dumeril, dadurch entstehen sollen, dass die Seitenränder der Rücken- und Seitenschuppen schwarzbraun seien.) Synonymie. Lacerta abdominalis Thunberg in Nova Acta Suec. VII. p. 119. tab. 4. fig. 4. Scincus Gronovius I. p. 11. n.45 (nach Gronov wäre der Schwanz viel länger als der Rumpf; von Ohröffnungen ist nichts erwähnt). Lacerta chalcides Linne ed. Xll. p. 369. n. 41. (In den frühern Ausga- ben hat Linne der Lacerta chalcides nur drei Zehen zugeschrieben, offenbar also eine andere Echse, ohne Zweifel den Seps chalecides n. 22, vor Augen gehabt.) Anguis quadrupes Linne ed. XII. p. 390. (Obgleich Linne dieser Echse äussere Ohröffnungen abspricht, so wird sie doch fast allgemein auf diese Art bezogen. Es mag auch wol sein, dass die Ohröffnungen zuweilen unter Schuppen versteckt sind, wie wir dieses an der vor- hergehenden Art gefunden haben.) Lacerta serpens Bloch p. 28. tab. 2. (Die Abbildung stimmt mit unserm Individuum ‘gut überein, nur mit der Ausnahme, dass der Schwanz an unserm kürzer und weniger dünnzugehend ist. Nach Bloch wäre die dritte Zehe die längste von allen.) Reptilien. 369 Lacerta chaleidica Gmelin p. 1078. n. 41. Seps (Anguis quadrupes Linn.) Lacepede II. p. 167. Zeile 1-16. (Lace- pede hat unter seinem Seps mehrere sehr verschiedene Arten zusam- mengefasst; eine dieser Arten, die hier angeführte, ist unsere Lygosoma). Lacerta serpens Gmelin p. 1078. n. 75. Scineus brachypus Schneider II. p. 192 (micht Seincus serpens Schn., wie Merrem, Fitzinger und Schinz eitiren. Ein Scinceus serpens kommt in Schneiders Werke gar nicht vor. Da Schneider das hier beschrie- bene Individuum aus der Lampeschen Sammlung, und zwei andere aus der Blochschen Sammlung, selbst gesehen und verglichen hat, so ist es wol keinem Zweifel unterworfen, dass unsere Echse und Scin- cus brachypus Schneider und Lacerta serpens Bloch eine und dieselbe Art sind; doch stimmt die Schneidersche Beschreibung der Kopfschil- der nicht ganz zu unserm Individuum). Chamaesaura abdominalis Schneider II. p. 212. Chalcides serpens Sonnini II. p. 87. Seps pentadactylus Daudin IV. p. 325. Chalcides pentadactyla Sonnini II. p. 89. Die Gleiteidechse Bechstein II. p. 188. tab. 16. fig. 3 (die Thunberg- sche Abbildung). Chalcides serpens Gravenhorst p. 418. n. 5298. Zygnis pentadactyla Oken Lehrbuch p. 285. Scincus brachypus Merrem p. 73. n. 15. Seps pentadactyla Schinz Cuvier II. p. 90. Seineus brachypus Lichtenstein n. 59 (siehe unter Synonymie zu Sphenops capistratus). Mabuya serpens Fitzinger p. 59. Seps (Anguis quadrupes Linn.) Cuvier ed. II. p. 64. Lygosoma (Lacerta serpens Bloch) Wagler p. 161. Seps serpens Voigt p. 88. Scineus brachypus Museum p. 25. Seps serpens Schinz Rept. p. 105. Seps (Anguis quadrupes) Oken allg. Naturg. VI. p. 594. n. 4. Lygosoma brachypoda Dumeril p. 721. Vol. XXI. P.1. 47 370 J. L. €. Gravenhorst, Unter den übrigen Citaten, welche von mehrern, besonders frühern, Schriftstellern zu dieser Art gezogen werden, sind manche jedoch unrich- tig und andern Echsen angehörend, z. B. Caecilia major Imperati p.917; Lacerta chalcidica Rajus p. 272; Chalcides tridactylus Laurenti p. 64. n. 114; Lacerta chalcides Linne ed. X. p. 209. n. 42, welche sämmilich auf Seps chalcides n. 22 bezogen werden müssen. — Lacerta seps Linne ed. XH. p. 363, welche Daudin zu diesem Lygosoma zieht, gehört zu Gerrhosaurus sepiformis n. 1. 22. Seps chalcides. 15te Tafel. (XLI.) Weisslich oder grau, mit schwarzbraunen Längsstreifen. Füsse mit 3 Zehen. Die vier Individuen, welche ich vor mir habe, stimmen in folgenden Puncten miteinander überein: Körper schlangenförmig. — Kopf klein, spitzzugehend. Schilder, s. Abbildung. Ohröffnung rund. Augenlid häutig, am Rande kleinkörnig-beschuppt. Zähne klein, spitz, zahlreich. Zunge platt, unten in der Mitte angewachsen, am Vorderende abgestumpft und etwas eingekerbt, am Hinterende tief eingeschnitten. — Schuppen des Rumpfes und Schwanzes gleichgestaltet. sechsseitig, jedoch mit stum- pfen Ecken, so dass sie mehr zugerundet aussehen, etwas breiter als lang, glatt, hin und wieder mit drei sehr seichten undeutlichen Längsstrichen, die aber keine Kiele sind; gegen den Kopf zu werden die Schuppen allmälig breiter. Sie decken sich ziegelartig und sind in Längsreihen gestellt. — After in einem Querspalt, welcher von fünf Schuppen be- deckt wird, deren drei mittelste meist etwas grösser als die übrigen sind. — Beine sehr zart und kurz, zusammengedrückt, nach hinten gestreckt, dicht an dem Körper in einer Vertiefung liegend, welche ihrer Form und Grösse entspricht; an der Aussenseite mit einer Reihe von 9 bis 12 Schup- Reptilien. 371 pen bekleidet, welche denen des übrigen Körpers gleichen, aber kleiner sind; am Ende in drei sehr kurze, aber doch mit einer Kralle bewaffnete Zehen ausgehend. Die Zehen scheinen dreigliedrig zu sein; die Krallen sind sehr klein, spitz, etwas gekrümmt. Die Sohlen und die einzelnen Zehen haben unterwärts drei bis vier kleine Höcker. — Von den einzel- nen Individuen ist nun folgendes zu merken: l) Länge 4 Zoll und 3 Linien. Schwanz ganz vollständig, 4 Zoll und 2 Linien. — Ohröffnungen haben mehr die Gestalt einer Längs- ritze. — Schwanz allmälig abnehmend, mit einer pfriemförmigen horn- arligen Spitze endigend; die Schuppen sind in Längsreihen geordnet, deren mittelste ohngefähr 128 enthält. — Um den Rumpf bilden die Schuppen etwa 30 Längsreihen, und zwischen Vorder- und Hinterbei- nen eiwa 110 Querreihen. — Farbe unten blaulichweiss; oben blassgrau oder (wo nämlich die alte Oberhaut noch vorhanden ist) pechbraun, mit vier schwarzbraunen Längsstreifen: Jederseits nämlich entspringen im Nacken zwei schwarzbraune Streifen, die sich an den Seiten des Rumpfs hinziehen; jeder Streifen nimmt zwei halbe Schuppenlängsreihen, und der Zwischenraum zwischen den Streifen ebenfalls zwei solcher halben Reihen ein. Der Zwischenraum zwischen den beiden Seitenstreifen ist etwas blässer als der Rücken. Dicht unter dem äussersten Streifen ziehen sich noch ein paar ähnliche, aber fast verwischte Streifen an der Seite des Rumpfes hin. Die beiden Hauptstreifen setzen sich auch auf den Schwanz fort, indem, bald zu Anfang desselben, zwischen ihnen noch drei andere entstehen, so dass der Schwanz sieben solcher Streifen hat, welche jedoch gegen die Mitte desselben hin nach und nach erlöschen. 2) Körper kleiner und verhältnissmässig schlanker als bei den übrigen Individuen dieser Art. — Länge 3 Zoll und 2 Linien. Schwanz vollständig, 3 Zoll und 9 Linien. Vorderbeine 1% Linie; Hinterbeine 2 Linien. Verhältniss der Füsse und Zehen wie bei dem ersten Indivi- duum. — Die Schuppen liegen um den Rumpf in 22 Längsreihen, und zwischen Vorder- und Hinterbeinen in 92 Querreihen. — Der Schwanz m D 372 J. L. C. Gravenhorst, wird allmälig dünner und endigt in eine hornartige Spitze; die untere Mittelreihe besteht aus 148 Schuppen. — Farbe unten blaulichweiss; oben lichtpechbraun, mit vier schwarzbraunen Längsstreifen, wie am ersten Individuum; der Zwischenraum zwischen den beiden Seitenstreifen ist blaulichweiss. Dicht unter dem äussersten Streifen zieht sich noch ein ähnlicher ‚aber schwächerer Streifen hin. Diese 6 Streifen setzen sich auf dem Schwanze fort, erlöschen aber gegen das Ende desselben. 3) Länge 3 Zoll und 9 Linien. Schwanz verstümmelt, I Zoll und 9 Linien lang. Vorderbeine 17, Linie; Hinterbeine 2 Linien. Zehen ziemlich von gleicher Länge. Die ganzen Beine und die Zehen sind ver- hältnissmässig etwas kürzer und weniger ausgebildet als bei dem ersten Individuum. — Die Schuppen liegen um den Rumpf ohngefähr in 22 Längsreihen, zwischen den Vorder- und Hinterbeinen in 93 Quer- reihen. — Farbe: Unten weisslich-grün, oben lichtpechbraun; wo die alte Oberhaut abgelöset ist, hellblau. Die Bauchschuppen haben eine jede drei sehr feine weissliche Längsstrichel, die an der Basis durch zwei feine weissliche Bogen mit einander verbunden sind, fast so wie bei Euprepes striolatus. Die vier schwarzbraunen Längsstreifen des Rückens und der Seiten stimmen mit denen der zuerst beschriebenen Individuen überein, und ziehen sich bis an das Ende des verstümmelten Schwanzes hin. Der Zwischenraum der Seitenstreifen ist weisslich. Ein anderes Individuum, welches ich von Fitzinger zur Ansicht erhalten halte, unterschied sich von dem eben beschriebenen nur dadurch. dass es grösser war, nämlich 9 Zoll lang, der (verstümmelte) Schwanz 3% Zoll, und dass die Farbe des Rückens in’s Blaue überging. Sämmtliche Individuen, mit Ausnahme von Nr. 2, haben wir von Fitzinger erhalten, welcher Nr. 1 als ein jüngeres Individuum aus Sardi- nien bezeichnet hatte; Nr. 3 als Zygnis chaleidica Mus. Caes. Vindobon. Seps tridactylus Daud. junior ex Hispania; und das zweite Individuum unter Nr. 3 als Zygnis chaleidica adulta e Sardinia. Reptilien. 373 Synonymie. Lacerta chaleidica Rajus p. 272. Caecilia major Imperati p. 899 ct 917. Lacerta chaleides Linne ed. X. p. 209 (Lac. chalcides Linne ed. XII. ge- hört zu Lygosoma n. 21). Chalcides tridactyla Laurenti p. 64. n. 114. Le seps Lacepede II. p. 161. tab. 60. fig. 1. (Verf. hat aber mit diesem seps mehrere Arten vereinigt, die ganz verschiedenen Gattungen an- gehören, nämlich: 1) Lacerta seps L. — ist Gerrhosaurus sepifor- mis n. Il. 2) Anguis quadrupes L. — ist Lygosoma brachypoda n.21. 3) Lacerta anguinea L. — ist Chamaesaura anguinea n. 4. 4) Lacerta abdominalis Thunberg — ist wieder Lygosoma bra- chypoda.) Cicigna, die Schlangeneidechse Cetti II. p. 29. Die Schlangeneidechse Bechstein II. p. 175. Chamaesaura chalcis Schneider II. p. 287. Chaleides seps Sonnini I. p. 82, mit Abbildung. (Letztere stellt unsern Seps ganz gut dar; aber in der Beschreibung wird diese Art mit Lacerta seps L., d.i. Gerrhosaurus sepiformis n. 1, vermischt.) Seps tridactylus Daudin IV. p. 333. tab.57. (Abbildung und Beschrei- bung passen zu dieser Art. Der Verf. irrt aber, wenn er sagt, dass die Füsse mit drei runden Schuppen geendigt seien, welche wie kral- lenlose Zehen aussehen; die Füsse haben nämlich drei wirkliche, mit Krallen versehene Zehen.) Zygnis tridactyla Oken Lehrbuch p. 289. Seps chalcidica Merrem p. 79. Zygnis chaleidica Fitzinger p. 53. Seps vitlatus Leuckart p. 9. Seps (Lacerta chalcides L.) Cuvier ed. II. p. 64. Seps tridactylus Eichwald III. p. 180. Zygnis chalcidica Wiegmann p. 84. Zygnis chaleidica Museum p. 29. Seps chaleidieus Schinz Rept. p. 105. tab. 41. 374 J. L. C. Gravenhorst, Aalschleiche, 2te Art (L. chaleides L.) Oken allg. Naturgesch. VI. p- 592. Seps chalcides Dumeril p. 768. Ueber die Verbindung und Verwechselung dieser Art mit Seps stria- tus s. die Anmerkung hinter den Synonymen der folgenden Art. 23. Seps siriatus. 16te Tafel. (XLII.) Schmutzig-grünlich, mit drei schwarzbraunen Längsstricheln auf den Rückenschuppen. Füsse mit drei Zehen. Gestalt und Verhältniss des Körpers, der einzelnen Theile desselben, der Schilder und Schuppen, wie bei der vorhergehenden Art; aber die Beine verhältnissmässig etwas länger und die Zeichnung anders. Länge 3 Zoll und 9 Linien. Schwanz vollständig, ebenso lang, allmälig dünner werdend, mit einer pfriemförmigen Spitze endigend. Vor- derbeine 2/, Linien lang, Hinterbeine fast 4 Linien. — Schuppen um den Rumpf in 24 Längsreihen gelagert; zwischen Vorder- und Hinterbei- nen in 98 Querreihen; in der Mittelreihe des Schwanzes zähle ich 116 Schuppen. — Farbe unten weisslichgrün; oben olivengrün, etwas metallisch schillernd (mit der Zeit ist die Farbe bleicher geworden und der Schiller vergangen). Die Ränder der Schuppen sind blasspechbraun. Die Rückenschuppen haben eine jede drei parallele schwarzbraune Längs- strichel, welche auch noch auf den Schuppen der ersten Hälfte des Schwanzes vorhanden sind. aber allmälig erlöschen, wie sie denn auch auf den Nackenschuppen fehlen. Fitzinger schickte diese Echse mit der Notiz: Zygnis striata n. junior Mus. Caes. Vindob. ex Hispania. Reptilien. 375 Synonymie. Zygnis striata Fitzinger p. 53. Seps lineatus Leuckart p. 10. Zygnis striata Museum p. 25. Seps striata Schinz Rept. p. 106 (? gehört vielleicht zur vorhergehen- den Art). Seps striata Oken allg. Naturg. VI. p.594 (? ist wahrscheinlich die vor- hergehende Art). Lange Zeit habe ich geschwankt, ob Seps chalcides und Seps striatus als zwei besondere Arten, oder nur als Varietäten einer aufgenommen werden müssen. Fitzinger schickte sie als zwei verschiedene Arten. Dumeril hält beide nur für Varietäten. Seps striatus unterscheidet sich aber von dem chaleides, wenigstens nach den Exemplaren, die ich vor mir habe, nicht blos durch den Mangel der dunklern Streifen, an deren Stelle sämmtliche Rückenschuppen drei kleine schwarzbraune Längsstrichel haben, sondern auch durch etwas längere Beine. Nach andern Beschrei- bungen soll Seps striatus eine grosse Menge (9-15) schwarzbrauner Längslinien über den Rücken haben; und wenn ich mir, an unserm Exem- plar, die Striehel der Rückenschuppen an beiden Enden etwas weniges verlängert vorstelle, so würden sie mit den Stricheln der vorhergehenden und der nachfolgenden Schuppe sich verbinden und auf diese Weise schwarzbraune Längslinien entstehen, die über den ganzen Rücken ver- liefen. — Was die angeführten Schriftsteller betrifft, so scheinen Lace- pede, Sonnini, Daudin die Art mit kürzeren Beinen ($. chalcides) abge- bildet zu haben. Seps chaleidicus Schinz hat etwas längere Beine, wie S. striatus; aber die Zeichnung kommt mit der von S. chaleides überein. Leuckart sagt von seinem Seps lineatus (mit 9-12 schwarzbraunen Längslinien) bestimmt, dass er längere Beine als sein $. vittatus (chaleci- des) habe; dieser ist also wol gewiss unser S. striatus. Unter den Va- rietäten, welche Dumeril aufführt, könnte vielleicht var. F., da sie fast ganz 376 Au Gravenhorst, einfarbig ist, zu S. striatus zu ziehen sein. Von den Echsen der übrigen, sowohl unter $. chalcides als unter $. striatus eitirlen Schriftsteller, bleibt es vor der Hand ungewiss, ob sie zu jener oder zu dieser gehören, da das Verhältniss der Beine nicht genau genug bezeichnet ist und keine Abbil- dungen gegeben sind. Insofern jedoch alle Beschreibungen jener Schrift- steller das Thier gestreift schildern, möchten sie insgesammt wol auf den wahren Seps chalcides zu beziehen sein. 24. Scelotes Linnaei. 1Tte Tafel. (XLIM.) Graulich; mit schwarzbraunen, in Längsreihen gestellten Puncten. Länge 2 Zoll und 4 Linien. Schwanz 15 Linien. Beine 27, Li- nien. — Kopf klein, niedergedrückt, schmaler als der Rumpf. Schilder, s. Abbildung. Nasenlöcher fast eirund.. Augenlider häutig, mit schwachgekörntem Rande. Ohren geschlossen. Zähne in beiden Kinnladen, sehr klein, spitz. Zunge platt, an der Spitze etwas zuge- rundet und schwach eingekerbt. — Schuppen des ganzen Körpers und Schwanzes etwas breiter als lang, fast halbscheibenförmig oder undeutlich sechseckig, ziegelarlig sich deckend, in Längsreihen geordnet, deren, um die Mitte des Rumpfes, 18 gezählt werden; die Mittelreihen, vom Kopfe an bis zu der Spitze des Schwanzes, bestehen aus ohngefähr 160 Schup- pen. In der Mitte des Bauches scheinen einige Schuppen verkehrt zu stehen, indem sie mit dem freien Rande nicht nach hinten, sondern nach vorn gerichtet sind. — After in einem etwas bogenförmig gekrümmten Querspalt, der aber nicht von grössern Schuppen oder Schildern gedeckt ist. — Schwanz allmälig dünner werdend: die Schuppen denen des Rückens gleich, aber etwa vier Linien weit vom After werden sie, bis zur Spitze des Schwanzes, allmälig etwas breiter. — Beine sehr zart, zusammengedrückt, rückwärts gerichtet, an die Seiten des Schwanzes s Reptilien. 377 angepressi, aussen mit neun Schuppen bekleidet, zweizehig: Die Zehen mit einer kleinen spitzen gekrümmten Kralle bewaffnet; die obere die längste, mit drei Schuppen bedeckt (dreigliedrig?); die untere mit zwei Schuppen (zweigliedrig?). — Farbe weisslichgrau, wo noch alte Ober- haut anhängt dunkelpechbraun; alle Schuppen in der Mitte und an der Basis schwarzbraun, wodurch über den ganzen Körper so viele schwarz- braunpunctirte Linien entstehen, wie Schuppenreihen da sind; an der Unterseite des Rumpfes und des Schwanzes zeigen sich diese Linien aber nur sehr schwach. Ueber die Herkunft dieser Echse kann ich nichts angeben; ich glaube, dass sie mit in der Lampeschen Sammlung stand. Synonymie. Anguis bipes Linne ed. X. p. 227; ed. XII. p. 5390 (die von Linne citirten Abbildungen Seba I. tab. 53. fig. S und tab. S6. fig. 3 gehören nicht dazu. S. die Anmerkung zu Bipes anguineus Merrem). Anguis bipes Laurenti p. 67. n. 123. Lacerta bipes Gmelin p. 1079. n. 76. (Gmelin frägt, ob vielleicht die zweifüssige Schlange, deren Sander im 17ten Bande des Naturfor- schers, S. 246, als einer Bewohnerin des Schwarzwaldes Erwähnung thut, hieher gehöre? Auch Daudin IV. p. 358 meint, dass es vielleicht passlich sei, jene zweifüssige Schlange mit dieser Echse oder mit dem Sheltopusik (Pseudopus Pallasii) zu verbinden. Da aber bei uns gar keine zweibeinige Echse vorkommt, so halte ich, mit Oken (Lehrbuch S. 286), dafür, dass jene Sandersche zweifüssige Schlange nichts anders gewesen sei, als eine männliche Natter mit hervorgetretener doppelter Ruthe, wie denn Schlangen verschiedener Arten, in solchem ustande, gar nicht selten in Museen vorkommen. Die Ansicht, dass solche Schlangen mit hervorgetretenen Ruthen oft für zweibeinige Schlangen oder Echsen gehalten worden sind, bestätigen mehrere frühere Naturforscher, unter andern auch Lacepede, welcher (II. p- 379 ff. und Bechstein, Lacepede II. p. 616) noch hinzufügt, dass von den als zweibeinig beschriebenen schlangenförmigen Reptilien die Vol. XXIII. P. 1. 48 378 J. L. C. Gravenhorst, meisten wol kurzbeinige Echsen gewesen sein könnten, die durch irgend einen Unfall der vordern oder der hintern Beine verlustig gegangen wären, und dass vielleicht Linne’s Angwis bipes nichts wei- ter als ein Anguis mit vorgetretenen Ruthen gewesen sein möchte. Den beiden letztern Vermuthungen können wir nicht beipflichten. Mit solehen Pseudobeinen muss man aber nicht die Spuren und An- fänge wirklicher Hinterbeine verwechseln, die an manchen Schlangen, oder vielmehr, nach Mayer’s schönen Untersuchungen, an sehr vielen Schlangen in verschiedenen Graden der Ausbildung gefunden werden.) Chamaesaura bipes Schneider II. p. 213 (vermischt mit Ophiodes striatus; s. das Citat aus Schneider’s Hist. Amph. zur folgenden Art). Seps Gronovü Daudin IV. p. 354. tab. 58. fig. 2 (vermischt mit Ophiodes strialus; s. folgende Art). Bipes Iste Art Oken Lehrb. p. 289. Bipes anguineus Merrem p. 76. (Seba I. tab. 53. fig. S und tab. 56. fig. 3, welche Merrem dazu zieht, gehören nicht hieher, sondern zu Ophio- des striatus. $. die Anmerkung zu den Synonymen der folgenden Art. Seba giebt weder in der Abbildung noch in der Beschreibung zwei Zehen an.) Blindschleichartiger Erdschleicher Merrem Beiträge IH. p. 115 ff. tab. X (mit äusserst kleinen runden Öhröffnungen). Bipes anguineus Schinz Cuvier I. p. 92. Scelotes anguineus Fitzinger p. 93. Bipes (Anguis bipes L.) Cuvier ed. II. p.65. (Ueber die Vermischung dieser Art mit Ophiodes striatus, welche bei Cuvier stattfindet, s. die folgende Art unter dem Citat aus Cuvier.) Zygnis (Anguis bipes L.) Wagler p. 160. Bipes anguineus Voigt 1. p.90. (Bemerken wie bei dem Citat aus Cuvier.) Die capische Schenkelschleiche Oken allg. Naturg. VL”. 91. Bipes anguineus Museum p. 29. Scelotes Linnaei Dumeril p. 785 (mit sehr kleinen Ohröffnungen, welche zuweilen unter Schuppen verborgen sind, p. 786. Unter den Citaten finden sich auch Seinceus Gronovä n.44; Seba I. tab. S6. fig. 3; Pygodactylus Gronovii Merrem p. 77; welche sämmtlich einzehig sind Reptilien. 379 und zu der folgenden Art gehören, unter welcher die Anmerkung zu Pygodactylus Gronovii Merrem nachzusehen ist). 25. Ophiodes strialus. 18te Tafel. (XLIV.) Graulich, oben mit vier schwarzen Streifen. Von dieser Art besitzt das Museum zwei Individuen: 1) Körper schlangenförmig. Länge 5 Zoll. Schwanz 5 Zoll. Beine 3 Linien lang, kaum % Linien breit. — Kopf und dessen Schilder und Nasen- löcher, s. Abbildung. Augenlider häutig, mit feingekörntem Rande. Von dem Mundwinkel geht nach hinten in gerader Richtung eine seichte Rinne aus, etwa 1/, Linie lang; in der Mitte der Rinne der rechten Seite zeigt sich die Ohröffnung als eine äusserst feine Oeffnung; in der Rinne der linken Seite ist gar keine Oeffnung sichtbar. Zähne jederseits in jeder Kinnlade ohngefähr sechszehn, kegelförmig, spitz, etwas nach hinten gekrümmt. Zunge am Ende gabelförmig. — Schuppen sämmtlich ziegelarlig gelagert, fast sechsseilig; die des Schwanzes allmälig etwas grösser; die an der Oberseite des Körpers und des Schwanzes mit vielen, dichtaneinander gedrängten, sehr feinen, nur unter der Loupe erkennbaren Längsstricheln. Die Schuppen sind in Längsreihen und Querreihen ge- stellt; jener um die Mitte des Rumpfes 26, dieser vom Nacken bis zu den Hinterbeinen ohngefähr 150. — After unter einer etwas gebogenen Querfalte, die von vier Schuppen bedeckt wird, verborgen. — Schwanz allmälig dünner werdend; mit einer 10 Linien langen Spitze endigend, welche zwischen kegelförmig und pfriemförmig das Mittel hält, und mit etwas kleinern Schuppen als der übrige Schwanz bedeckt ist. Die Schup- pen bilden ohngefähr 150 Querreihen um den Schwanz. — Beine zu- sammengedrückt, sehr schmal lanzettförmig, rückwärts gestreckt, in einer Vertiefung liegend, welche ihrer Gestalt genau entspricht, und so enge Se w 350 J. L. C. Gravenhorst, an die Basis des Schwanzes angepresst, dass man sie leicht übersehen könnte; mit etwas kleinern Schuppen bekleidet, deren in der Mittelreihe acht gezählt werden. Zehen und Krallen fehlen. — Farbe blassgrau. Die Randschilder der obern Kinnlade, mit Ausnahme des vordersten, an der vordern Hälfte weiss, an der hintern schwarz. Auf der Oberseite des Körpers sind alle Schuppen an der Basis rostfarbig, und es ziehen sich derselben entlang vier schmale schwarze Längsstreifen, von denen jeder- seits der Seitenstreif an der Seite des Hinterhaupts, die beiden Mittelstrei- fen am Hintertheile des Halses entspringen, alle viere aber bis an die vor- hin beschriebene Spitze des Schwanzes verlaufen, so jedoch, dass die beiden mittelsten oberhalb der Hinterbeine aufhören, indem hier, neben einem jeden von ihnen, nach der Seite zu, ein neuer anfängt und am Schwanze verläuft, die Seitenstreifen aber an der Basis des Schwanzes aufhören, wo, neben einem jeden derselben, nach dem Rücken zu, eben- falls ein neuer Streif anfängt und am Schwanze verläuft. Zwischen den beiden Mittelstreifen liegen drei Längsreihen von Schuppen, zwischen einem Seiten- und einem Mittelstreifen deren zwei; da aber theils die Zahl der Längsreihen sich nach und nach verringert, theils, wie wir eben ge- sehen haben, die schwarzen Streifen an der Basis des Schwanzes unter- brochen und verrückt werden, so zeigt sich jenes Verhältniss am Schwanze anders, indem hier, zwischen den zwei mittelsten Streifen, nur zwei Schuppenreihen, zwischen einem Mittel- und einem Seitenstreifen aber nur zwei halbe Schuppenreihen sich hinziehen. 2) Das zweite Individuum weicht von dem ersten in folgenden Punc- ten ab: Länge 7 Zoll und 6 Linien. Schwanz 5 Zoll und 10 Linien. — Ohröffnungen sind nicht zu sehen, aber die seichten Rinnen, in denen sie liegen sollten, sind vorhanden. — Die feinen Strichel der obern Schuppen sind noch schwerer zu erkennen, als an dem ersten Indi- viduum. — Der Schwanz hat 72 Querreihen Schuppen, vom After an bis zum Anfang der Spitze, welche letztere auch noch einige 40 Querrei- hen Schuppen hat, übrigens aber der des ersten Individuums ganz gleich Reptilien. 381 ist. — Beine #/ Linie lang; die Mittelreihe der Schuppen besteht aus deren sechs. — Farbe: Unterwärts weisslich, oberhalb grau mit rost- braun gemischt; die Schuppen an der Basis nicht dunkler. Vom Hinter- haupte gehen vier schwarze Längsstreifen aus: Zwischen den beiden mit- telsten verlaufen zwei andere verblichene, von dunkelocherbrauner Farbe, und jederseits, zwischen einem Mittel- und einem Seitenstreifen, zwei ähn- liche, deren Farbe, gegen den Schwanz zu und am Schwanze selbst, in’s Schwarze übergeht, während die Farbe der schwarzen Rumpfstreifen am Schwanze sich in dunkelocherbraun verändert. Alle diese Streifen hören am Anfange der Spitze des Schwanzes plötzlich auf, wie am ersten Indi- viduum. Ausser ihnen verlaufen noch, an jeder Seite des Rumpfes, un- terhalb des äussersten schwarzen Streifens, vier dunkelocherbraune, deren untere aber undeutlich sind. Das erste Individuum erhielt ich von Fitzinger, mit der Notiz: „‚Bipes „fragilis Raddi; Scelotes fragilis des frühern Verzeichnisses des Wiener „Museums; jung; aus Brasilien.“ — Das zweite erstand ich von dem Naturalienhändler Bescke. Synonymie. Serpens minor orientalis Seba I. tab. 53. fig. S. Serpens pusilla mauritana Seba I. tab. S6. fig. 3. Seineus Gronovius I. p. 11. n.44.. (Vergl. weiter hin die Anmerkung zu dem Citat Pygodactylus Gronovii Merrem.) Chamaesaura bipes Schneider II. p. 213 zum Theil. (Schneider scheint diesen Ophiodes und den Scelotes Linnaei n. 24 hier vermengt zu haben. S$. weiter hin die Anmerkung zu dem Citat von Ophiodes striatus Dumeril. Das Thierchen aus dem Lampeschen Museum aber, mit zwei Beinen, welche mitten am Bauche, wie auf einem gemein- schaftlichen Stiele, sitzen, dessen Beschreibung Schneider p. 214 ge- geben, und welches Daudin IV. p. 348 als eine besondere Art unter dem Namen Seps Schneideri aufgestellt hat, ist nichts anders, als ein ebengebornes Junge von Anguis fragilis (Anguis lineata Laurenti und 382 J. L. C. Gravenhorst, Sturm), mit welcher Schneider selbst es auch vergleicht. Die ver- meintlichen Beine sind ohne Zweifel Ueberreste aus dem Fötalzu- stande, wie ich bereits in meiner Uebersicht p. 399. n. 5147 ange- zeigt habe, und Merrem in seinen Beiträgen Ill. p. 116 nota* wie- derholt hat. Das Thierchen selbst ist noch in unserm Museum vorhanden.) Seps Gronovä Daudin IV. p. 354. tab. 58. fig. 2. (Der Verf. eitirt unter andern auch Anguis bipes Linn. und Laurenti, Lacerta bipes Gmelin, welche aber, mit mehrerem Rechte, zu der vorhergehenden Art ge- zogen werden können... Er hat hier ebenfalls den Angwis bipes L. (Scelotes Linnaei) und den Seps Gronovi (Ophiodes striatus) ver- mischt. Vergl. weiterhin die Anmerkung zu dem Citat von Ophio- des striatus Dumeril.) Pygodactylus Gronovii Merrem p. 77. (Merrem, welcher diese Echse nicht selbst gesehen hat, vermuthet, ob sie nicht eigentlich zweizehig sei, und ob nicht Gronovius und Daudin, welche sie als einzehig beschreiben, sich geirrt und eine der beiden Zehen übersehen haben könnten, in welchem Falle diese Gronovius’sche Echse zu dem Bipes anguineus (Scelotes Linnaei) gehören würde. Merrem hat sich wahrscheinlich a zu dieser Vermuthung dadurch verleiten lassen, dass Gronovius zu seiner Echse die Lacerta anguinea Linn. ed. X. p. 210 eitirt, welche freilich zwei Zehen hat, aber eben deshalb auch nicht hieher gehört. Vergl. weiterhin die Anmerkung zu dem Citat von Ophiodes striatus Dumeril.) Bipes Gronovü Schinz Cuvier II. p. 92. Pygopus striatus und cariococca de Spix tab. 28. fig. 1 und 2. Pyyodactylus Gronovii Fitzinger p. 59. Seps fragilis Raddi, s. Isis 1827. p. 490. (Die Originalabhandlung in den Memorie della societa in Modena habe ich nicht vergleichen können.) Bipes (Pygopus cariococca und striatus de Spix; Seps Gronovi Daud. Pygodactylus Merr.) Cuvier ed. II. p.65. (Cuvier betrachtet hier zwar den Pygopus cariococcus und striatus als eine besondere Art, verschieden von Seps Gronovii Daud., d. i. Pygodaetylus Gronovii Merr., welche er mit der zweizehigen Art (Anguwis bipes Linn., Lacerta bipes Gmel.) vereinigt, indem er meint, dass Daudin ein schlecht Reptilien. 383 erhaltenes Individuum (mit fehlender zweiter Zehe) beschrieben habe; allein unsere Individuen des Ophiodes striatus (d.i. Seps Gronovü Daudin, Pygodactylus Gronovü Merr.) und des Scelotes Linnaei (d. i. Anguis bipes Linn. etc.) sind zwar nahe verwandt, aber doch, ausser der Grösse und der Zahl der Zehen, auch durch Zunge und Kopf- schilder verschieden.) Ophiodes (Pygopus striatus und cariococca de Spix) Wagler p. 159 und Isis 1828. p. 740. Pugodactylus Gronovii Wagler p. 160 und Isis 1828 p. 741. (Der Verf. macht in der Isis a.a. ©. darauf aufmerksam, dass bis dahin, unter dem Namen Pygodactylus Gronovü, zwei, nicht bloss nach der Art, sondern auch nach der Gattung verschiedene Echsen vermengt wor- den seien, die zwar im Uebrigen ähnlich, aber durch die Ohröffnung verschieden wären, indem die eine offene, die andere geschlossene Ohren hätte. Letztere nannte er Ophiodes; der andern, mit offenen Ohren, liess er den Namen Pygodactylus. Unter den von mir, ausser Wagler, angeführten Schriftstellern beschreiben Seba, v. Spix, Raddi, Oken die Echse mit geschlossenen Ohren, Fitzinger und Dumeril mit offenen; die übrigen erwähnen die Ohren gar nicht. Dumeril aber erklärt p. 789, dass die Ohröffnungen äusserst klein und unter den Schuppen verborgen, jedoch ganz leicht aufzufinden seien; auch hat er beide Waglersche Arten, Ophiodes striatus und Pygodactylus Gro- novü, wieder vereinigt. Ich glaube dieser Wiedervereinigung bei- stimmen zu müssen, da, eben wegen der sehr geringen Weite der Ohröffnungen, der Fall leicht eintreten zu können scheint, dass die nächsten Schuppen jene Ohröffnungen verdecken; wie denn auch Dumeril p. 786 vom Scelotes Linnaei anführt, dass dessen kleine Ohr- öffnungen zuweilen ganz unter Schuppen verborgen seien, und die Beschreibung unsrer beiden Individuen diesen Ausspruch bestätigt.) Bipes cariococeus Voigt 1. p.91. (Hier gilt dasselbe, was schon oben zu dem Citat von Bipes Cuvier bemerkt ist.) Pygodactylus Gronovii Museum p. 29. Pygopus striatus und carioccecca Oken Allg. Naturgesch. VI. p. 591. Ophiodes striatus Dumeril p. 789. (Von den im Vorhergehenden ange- führten Citaten beziehen die Verfasser einige auf Scelotes Linnaei, 384 J. L. C. Gravenhorst, nämlich Seincus Gronovii n. 44, Chamaesaura bipes Schneider, Seps Gronovii Daudin und Pygodactylus Gronovii Merrem. Ich sehe kei- nen Grund zu diesem Verfahren ein, denn Scelotes hat zwei Zehen an jedem Fusse, jene Echsen aber sind einzehig. Gronovius sagt in der angeführten n. 44 Nichts von zwei Zehen; indem er aber die zweizehige Lacerta anguinea Linn. ed. X. p. 210 irrig dazu eitirt, hat er wahrscheinlich dadurch Veranlassung gegeben, dass man geglaubt hat, seine Echse Nr. 44 werde ebenfalls zwei Zehen gehabt haben. Was Schneider’s Chamaesaura bipes anbetrifft, so hat Schneider selbst das Thier nicht gesehen, sondern er stellt a.a.O. nur eine Vergleichung zwischen Anguwis bipes Linn. Seba I. tab. 53. fig. 8; tab. S6. fig. 3 und Scincus 44 Gronovü an, indem er diese alle zu einer und derselben Art zählt, so dass also seine Chamaesaura bipes theils zu dem einzehigen Ophiodes striatus, theils zu dem zweizehigen Sce- lotes Linnaei gehört. Ganz dasselbe gilt auch von Seps Gronovii Daudin. Aber Pygodactylus Gronovii Merrem gehört ganz bestimmt hieher, obgleich Merrem selbst an der Existenz einer solchen Echse zweifelt (s. oben die Anmerkung zu dem Citat von Pygod. Gronovi Merr.). Es ist wol eine unbegründete Voraussetzung, wenn Merrem meint, dass die von Gronovius und Daudin beschriebenen Pygodacty- len vielleicht eigentlich zwei Zehen gehabt haben möchten, von denen aber eine übersehen worden sei; oder wenn Cuvier glaubt, dass Daudin ein schlecht erhaltenes Exemplar der zweizehigen Anguis bipes L. (Scelotes Linnaei) bei seiner Beschreibung des Seps Gro- novä vor sich gehabt habe. Vergl. weiter oben die Anmerkungen zu den Citaten von Pygodactylus Gronoviü Merr. und von Seps Gro- novii Daudin.) 26. Pseudopus Pallasü,. 19te Tafel. (XLV.) Schmutzig-hellbräunlich; mit mehr oder weniger deutlichen, sehr feinen, dunkelbraunen Sprenkeln oder Stricheln; am Kopfe zum Theil mit wellenförmigen Querbinden. Reptilien. 385 Von dieser Art habe ich vier Individuen vormir: 1) Körper schlan- genförmig. Länge 5 Zoll und 6 Linien. Schwanz 10 Zoll und 6 Li- nien. — Kopf und dessen Schilder, s. Abbildung. Nasenlöcher klein, rund, in einer Schuppe liegend, welche von sieben kleinern Schuppen, wie mit einem Kranze, umgeben ist. Augenlider häutig, mit winzig kleinen, kaum erkennbaren Schüppchen bekleidet, am obern und untern Rande mit einer Reihe körnerartiger Schuppen. Ohröffnungen klein, etwas in die Länge gezogen. Zähne klein, spitz, in grosser Anzahl. — Schuppen der Kehle und des Nackens glatt, fast halbscheibenförmig, ziegelartig gelagert; die Seitenschuppen des Halses, zwischen dem Ohre und dem Anfange der Seitenfalte, sind kleiner. Die Schuppen des übri- gen Körpers gekielt. mit den Seitenrändern aber so eng übereinander- greifend, dass ihre Form kaum deutlich erkannt werden kann; die meisten scheinen halbscheibenförmig oder verschoben -rautenförmig zu sein, alle aber in der Mitte des Randes etwas ausgerandet. Die Schuppen des Schwanzes sind schmaler als die des Rumpfes; jene aber, wie diese, in Querreihen (Ringe, Quirle) geordnet, deren am Rumpfe, von der Kehle bis zum After, ohngefähr 100, am Schwanze ohngefähr 240 gezählt wer- den. Die Kiele der Schuppen bilden, den ganzen Körper entlang, erha- bene parallele Längslinien, deren oberwärts, zwischen den Seitenfalten, 12, am Bauche 10 verlaufen. An den Seiten des Rumpfs ist die Haut in Gestalt einer Längsfalte emporgeschlagen, welche vier Linien weit hinter dem Ohre anfängt, bis zum After verläuft. und an der innern, dem Körper angedrückten Seite mit kleinen Schuppen bekleidet ist. — Auf dem Schwanze setzen sich die erhabenen Längslinien des Rumpfes fort, die aber, wie der Schwanz allmälig immer dünner wird, ebenfalls allmälig erlöschen, so dass gegen das Ende des Schwanzes nur noch fünf solcher Linien sich zeigen. Das Schwanzende selbst ist eine kegelförmige stumpfe Spitze. — Der After unter einer bogenförmigen Querfalte ver- borgen, welche von einer, aus fünf kaum etwas grössern Schuppen beste- henden, Querreihe bedeckt ist. — Neben dem After tritt jederseits, aus Vol. XXI. P.1. 49 386 J. L. C. Gravenhorst, dem Ende der Seitenfalte, das Rudiment eines Fusses hervor, in Gestalt eines winzigen, kaum % Linien langen, zurückanliegenden, nach der Spitze hin zusammengedrückten Stieles, welcher mit kleinen Schuppen bekleidet, und mit einer flachen, fast halbscheibenförmigen Schuppe geendigt ist. — Farbe unterwärts schmutzig - weisslich, sehr fein graugesprenkelt; ober- wärts aschgrau, mit dunkelbraunen, rostbraunen und schmutzig - weissen Pünctchen gesprenkelt. Kopf mit vier wellenförmigen grauen Querbin- den, deren erste zwischen den Nasenlöchern und Augen, die zweite durch die Augen selbst, die dritte durch die Mundwinkel, die vierte hinter den Ohren gezogen ist. Unter der Seitenfalte verläuft eine Reihe von ohn- gefähr 36 verblichenen grauen Flecken. 2) Dieses Individuum weicht von dem ersten in folgenden Puncten ab: Länge 13 Zoll; Schwanz (dem jedoch die äusserste Spitze fehlt) 22 Zoll. — Kopfschilder, s. Abbildung. — Augenlider deutlicher mit kleinen Schuppen in zwei Reihen bekleidet, deren jede ohngefähr aus 8 Schuppen besteht. Ohröffnung ist ein schmaler Querspalt. — Schuppen des Rückens etwas bestimmter halbscheibenförmig als an dem ersten Individuum, glatt, kaum mit Spuren eines Kiels, welcher vielmehr nur als eine hellere Längslinie erscheint. An den Schuppen auf der Oberseite des Schwanzes ist der Kiel zwar deutlicher, jedoch weniger hoch als an denen von Nr. 1; auf den Schuppen der Unterseite ist er ganz deutlich. Die Bauchschuppen sind ohne jede Spur eines Kieles. Die Längsreihen der Schuppen stimmen mit denen von Nr.1 überein. Quer- reihen zähle ich, von der Kehle bis zum After, ohngefähr 110; am Schwanze (der aber am Ende verstümmelt ist) ohngefähr 250. — Die Seitenfalte entspringt ohngefähr sechs Linien weit hinter dem Ohr. — Von den Beinen zeigt sich das linke, welches kegelförmig und anderi- halb Linien lang ist, als ein einziges, zusammengedrücktes, etwas gebo- senes, hornartiges Glied, mit einem platten Nagel an der Spitze; das rechte scheint ebenso gebildet zu sein, ist aber fast ganz in die Falte zurückgezogen. — Farbe unterwärts schmutzig - weisslich; die Bauch- Reptilien. 387 schuppen am Rande fein schwarzgesprenkelt. Oberwärts weisslich und rostbraun gemischt; der Rand der Schuppen, und einige feine, gegen die Basis der Schuppen zu convergirende Längslinien auf denselben, dunkel- braun. Kopf ganz weisslichrostbraun, ohne alle Zeichnungen. 3) Dieses weicht von Nr. 1 und 2 in Folgendem ab: Länge 12 Zoll; Schwanz vollständig, 19 Zoll. — Schilder des Kopfes, s. Ab- bildung. Augenlider mit kleinen Schüppchen, wie Nr. 2; diese jedoch in etwas grösserer Anzahl, auch weniger regelmässig gereihet. Die linke Ohröffnung ist mehr kreisrund. — Schuppen wie bei Nr. 2; nur ist der Kiel der Rückenschuppen noch undeutlicher, oder vielmehr gar nicht vorhanden; Querreihen, von der Kehle bis zum After, ohngefähr 140, am Schwanze, welcher vollständig ist und mit einer Spitze sich endigt, ohn- gefähr 225. — Beine noch mehr verborgen als bei Nr. 2; das linke gar nicht zu sehen; das rechte etwa 17, Linien lang, in der Zusammensetzung mit dem von Nr. 1 übereinstimmend. — Farbe schmutzig-blassrostbraun, mit Spuren solcher Linien, wie sie an Nr. 2 beschrieben sind. 4) Dieses Individuum unterscheidet sich von Nr. 3 in folgenden Stücken: Körper verhältnissmässig etwas dicker. — Länge 15 Zoll und 2 Linien; Schwanz 22 Zoll und 2 Linien. — Die Schuppen, sowohl die der Oberseite, als die der Unterseite des Körpers, sind in Längsreihen und Querreihen gelagert, und da sie gekielt sind, so entstehen ebenso viele erhabene Längslinien über den Körper, als Schuppenlängsreihen da sind; doch sind jene Linien nur auf der Oberseite recht deutlich. Am Vorderleibe sind oben 12 Längsreihen, unten deren 10; die Zahl der Querreihen beträgt 101 am ganzen Rumpfe.. Am Schwanze wird die Zahl der Längsreihen allmälig geringer, indem bald am Anfange desselben ein paar Längsreihen absetzen und ihrer viere gleichsam in drei ver- schmelzen, welches dann weiterhin noch einigemale wiederholt wird, so dass kurz vor dem Schwanzende die Zahl der Längsreihen nur noch 10 beträgt (die äusserste Schwanzspitze ist verstümmelt). — Farbe: Ober- halb sind die Schuppen des Kopfes und Halses (d. h. ohngefähr die sechs 388 'J. L. ©. Gravenhorst, ersten Querreihen hinter dem Kopfe) einfarbig gelblicholivenbraun; die folgenden Schuppen werden allmälig dunkler, durch mehr oder weniger deutliche, etwas wellenförmige und etwas schräge Querlinien (drei bis fünf auf jeder Schuppe) von schwarzbrauner Farbe, welche aber auf jeder Schuppe durch den hellern Längskiel, der aber auch nicht auf allen Schup- pen gleich deutlich ist, in der Mitte durchschnitten werden. Ausserdem haben sehr viele Schuppen noch einen grössern oder kleinern blutrothen Fleck, meistens an ihrem Vorderende. Unterhalb sind die Schuppen ohne jene Querlinien, sondern haben einen schwarzbraunen Rand; auch haben sie keine rothe Flecken, sondern nur hin und wieder Spuren derselben. Die beiden ersten Individuen sollen, nach Fitzinger, von dem sie das Museum erhielt, aus Ungarn oder Dalmatien herstammen. Die beiden letzten sollen aus der Krym gebürtlig sein. Synonymie. Lacerta apoda Pallas in N. Comm. Petrop. XIX. p. 4355. tab.9. (Nach Pallas wären die Füsse undeutlich zweizehig, was mit unsern Exem- plaren nicht übereinstimmt.) Lacerta apus Gmelin p. 1079. Sheltopusik Lacepede II. p. 390. Chamaesaura apus Schneider p. 212. Sheltopusik didactylus Sonnini II. p. 273. Seps sheltopusik Daudin IV. p. 351. Der Sheltopusik Bechstein II. p. 525. tab. 27. fig. 3. (Beschreibung und Abbildung nach Pallas.) Bipes Pallasii Oppel p. 43. (Oppels Sheltopusik p. 40 gehört nicht hie- her, sondern ist Histeropus Novae Hollandiae Dumeril.) Sheltopusik Oken Lehrbuch p. 288. Pseudopus serpentinus Merrem p. 78. Bipes pseudopus Schinz Cuvier II. p. 93. Pseudopus Pallasii Cuvier 1. p. 69. Bipes (Lacerta apoda Pall.) Wagler p. 159. Pseudopus Pallasii Voigt Il. p. 95. Reptilien. 389 Ophisaurus serpentinus Eichwald II. p. 179. Pseudopus serpentinus Wiegmann p. 183. Pseudopus serpentinus Museum p. 25. Pseudopus Pallasii Menetries p. 69. Pseudopus Pallasii Schinz Rept. p. 126. tab. 45. fig. 1 (einzehig). Pseudopus (Sheltopusik) Oken Allg. Naturgesch. VI. p. 590. Pseudopus Pallasii Dumeril p. 417. (Die Verf. zählen nur 16 Schuppen- Längsreihen.) Ausser dem Pseudopus Pallasü, welcher bei Dumeril die einzige Art dieser Gattung ist, werden von andern Schriftstellern noch drei Arten angeführt, nämlich Pseudopus Oppelü Fitzinger p. 90, aus Dalmatien; Pseudopus Fischeri Menetries p. 65, aus dem russischen Asien; Pseudo- pus d’Urvillii Cuvier U. p. 69 und Voigt II. p. 95, aus dem indischen Archipelagus. Diese drei werden aber von Dumeril und Bibron nicht als besondere Arten anerkannt, sondern mit Pseudopus Pallasi verbunden. Ich lasse dieses dahingestellt sein; so viel aber sehe ich schon an den vier Individuen unsers Museums, dass das Dasein oder der Mangel eines Kieles auf den Schuppen, so wenig als die Verschiedenheit der Zeichnung, einen Artenunterschied begründet. Nach Menetries Beobachtung haben die jüngern Individuen Kiele, welche aber, mit zunehmenden Alter und Wachsthum, allmälig verschwinden. Ob in der Beschaffenheit der Füsse und des Kopfes eine Verschiedenheit von Arten sich kund geben möchte, wäre noch zu untersuchen. Nach der von Pallas gegebenen, und von Bechstein wiederholten, Abbildung unterscheidet sich der von Pallas in der Krym entdeckte von dem europäischen (aus Dalmatien) durch dickern Kopf mit kleinern und anders gebildeten Schildern und durch zweizehige Füsse. Es fragt sich, ob diese Unterschiede beständig sein mögen, um danach den dalmatischen Ps. Oppelü von dem asiatischen Ps. Pallasii tren- nen zu dürfen. Die Abbildung in den Comment. Petropol. scheint nicht ganz genau zu sein, wenigstens in Hinsicht der Kopfschilder, die nicht mit der Beschreibung von Pallas übereinstimmen. Dass übrigens jene Schilder, 390 J. L. C. Gravenhorst, hinsichtlich ihrer Form und Grösse, an den verschiedenen Individuen einige Abänderungen darbieten, zeigt sich auch an den von uns geliefer- ten Abbildungen der Köpfe; aber gewiss sind diese Abänderungen nicht bedeutend genug, um nach ihnen Artsverschiedenheiten zu begründen. Reptilien. 391 lste Tafel. (XXVI.) Gerrhosaurus sepiformis. l. Das ganze Thier in natürlicher Grösse. 2. Kopf und Hals von oben. 3. Dieselben von unten. 4. Dieselben von der Seite. 5. Vorderbeine. 6. Hin- terbeine und After. 7. Rückenschuppen. 8. Bauchschuppen. 2ie Tafel. (XX VII.) Saurophis Lacepedü. l. Das ganze Thier in natürlicher Grösse. 2. Kopf und Hals von oben. 3. Dieselben von unten. 4. Dieselben von der Seite. 5. Vorderbeine. 6. Hin- terbeine und After. 7. Rückenschuppen. S. Schenkelporen. 3te Tafel. (XXIX.) Chaleides cophias. l. Das ganze Thier in natürlicher Grösse. 2. Kopf von oben. 3. Kopf von unten. 4. Kopf von der Seite. 5. Kopf von vorn. 6. Vorderbeine. 7. Hinterbeine und After. 8. Rückenschuppen. 4ie Tafel. (XXX.) Chamaesaura anguinea. l. Das ganze Thier in natürlicher Grösse. 2. Kopf von oben. 93. Kopf von unten. 4. Kopf von der Seite. 5. Vorderbeine. 6. Hinterbeine und After. 7. Rückenschuppen mit dem weissen Rückenstreifen. Ste Tafel. (XXXI.) Scincus offieinalis. 1. Das ganze Thier in natürlicher Grösse. 2. Kopf von oben. 3. Kopf von unten. ‘4. Kopf von der Seite. 5. Kopf von vorn. 6. Afterschuppen. 7. Vorderfuss. 392 J. L. C. Gravenhorst, 6te Tafel. (XXXI.) Euprepes Merremü. l. Kopf von oben; 2. von unten; 3. von der Seite; 4. von vorn. Euprepes auratus. Ebenso. Euprepes Olivieri. Ebenso. Tte Tafel. (XXXIH.) Euprepes Savignü. Ebenso. Euprepes Sebae. Ebenso. Euprepes Gravenhorstü,. Ebenso; und ausserdem noch: 5. Schwanz von der Seite. 6. Schwanz in gedrehter (unnatürlicher) Lage, um zugleich die obern und untern Schild- chen zu sehen. Ste Tafel. (XXXIV.) Euprepes carinatus. 1. Kopf von oben; 2. von unten; 9. von der Seite; 4. von vorn. 9. Rückenschuppen. Euprepes striolatus. Ebenso; und ausserdem noch: 6. Bauchschuppen. | die Tafel. (XXXV.) Gongylus viridanus. | 1. Kopf von oben; 2. von unten; 3. von der Seite; 4. von vorn. 5. Bauchschuppen. 6. Rückenschuppen. Plestiodon quinquelineatum. l. Kopf von oben; 2. von unten; ». von der Seite; 4. von vorn. 10te Tafel. (XXXVI.) Gymnophthalmus quadrilineatus. 1. Das ganze Thier in natürlicher Grösse. 2. Kopf von oben; 3. von unten; 4a. von der Seite; 4b. Ein Nasenloch. 5. Afterschuppen. 6. Rech- Reptilien. 393 tes Vorderbein; 7. linkes Hinterben. 8. Rückenschuppen, mit den zwei weissen Streifen. llte Tafel. (XXXVI.) Ablepharus Kitaibelü. 1. Das ganze Thier in natürlicher Grösse. 2. Dasselbe vergrössert. 3. Kopf von oben. 4. Kopf von unten. 5. Kopf von der Seite. 6. Ein Vorderbein. 7. Ein Hinterbein. 8. Afterschuppen. 9. Rückenschuppen. 12ie Tafel. (XXXVII.) Eumeces punctatus. I. Kopf von oben; 2. von unten; 3. von der Seite; 4. von vorn. l13te Tafel. (XXXIX.) Sphenops capistratus. 1. Das Individuum Nr. I, in natürlicher Grösse. 2. Kopf von oben; 3. von unten; 4. von der Seite; 5. von vorn. 6. Afterschuppen. 7. Ein Vorderfuss. $. Ein Hinterfuss. 9. Schwanz von Nr. 2. 10. Schwanz von Nr. 8. 14te Tafel. (XL.) Lygosoma brachypoda. 1. Das ganze Thier in natürlicher Grösse. 2. Kopf von oben; 3. von unten; 4. von der Seite. 5. Brust mit den Vorderbeinen. 6. After mit den Hinterbeinen (der linke Fuss ist von der Unterseite dargestellt). 7. Rücken- schuppen. 15te Tafel. (XLI.) Seps chalcides. 1. Das ganze Thier in natürlicher Grösse. 2. Kopf von oben; 3. von unten; 4. von der Seite. 5. Brust mit den Vorderbeinen. 6. After mit den Hinterbeinen. 16te Tafel. (XLII.) Seps striatus. 1. Das ganze Thier in natürlicher Grösse. 2. Kopf von oben; 3. von unten; 4. von der Seite. 5. Brust mit den Vorderbeinen. 6. After mit den Hinterbeinen. Vol. XXII. P. 1. 50 394 J. L. C. Gravenhorst, Reptilien. 1Tte Tafel. (XLIM.) Scelotes Linnaei. l. Das ganze Thier in natürlicher Grösse. 2. Kopf von oben; 3. von unten; 4. von der Seite. 5. After und Hinterbeine. 6. Rückenschuppen. 1Ste Tafel. (XLIV.) Ophiodes_ striatus. i. Das ganze Thier in natürlicher Grösse. 2. Kopf von oben; 3. von unten; 4. von der Seite; 9. von vorn. 6. Beine und After von der Seite. 7. Bein noch mehr vergrössert. 8. Rückenschuppen. 19te Tafel. (XLV.) Pseudopus Pallasü,. I. Von Nr. 1, vergrössert. 1. Kopf von oben; 2. von unten; ». von der Seite. 4. After und Hinterbeine in natürlicher Grösse; ». dieselben von der Seite, vergrössert; 6. ein Hinterbein sehr vergrössert. 7. Rückenschup- pen. $S. Bauchschuppen. II. Kopf in natürlicher Grösse von Nr. 2. IH. Kopf in natürlicher Grösse von Nr. 3. Vol AUDI N Rasse} Men jr ı] unu8 BRSRM Gerrhosanrns Sepilor mis Tab. IH VILLE Pi Tab NM. h 2 Chen ade at Samrophis Larepealii, Vol MP V. Tab AXIN A Sf Ss! BeRse..., Chalcides co ph as. DE u ZZ Vol. IM II Uhamaesnaurn ameminen . c "SI BULDETO SIMDULLDE IN@% ee m EIS an IN 0) TIER NIIT IE @ RE 58 N Be —— \ a SEN - Sn & ET ET En Se = IRA IE TED BIT AR a 7 f = AS e 5 = Sa 3 3 De I re ie L S 3 e { an N 392 IKIXAQBL DRELARZ, Vol IM P I Euprepes Merremnn. Äinprepes auralus. Tab NM E,Wente aönas nt Euprepes Dlivieri. | AK Bent kuyprepes Sarignih. ROLE & sn 4 alten % mprepes Gravenhorstii. VHÄAMPI . Zub AHW Vol P1. Ia IK NPPPDPS carınalıs Vol HP 1. TabANF N TERN EN WERDEN, RT 3 komeylns wirtlamus. Vol. KIM 74. Tab AT. le Gymnophlhalmms pmmalril inealms ER Vol KM P 1 ER? S Eaerajtosog 3240, RN N Abi ph arms Natnabel | > ”) Tab AINVH Val AMP Tab ALITHH. hie nut. Immeves pumelalıs RE supwagsedws scawaydg en 2 v Ar E Veen Zu E en SS (= R ae ee I IIEIN 9%4 YdMNN 121 Vol IH IP Tabl f N \) a — = DD? = > Sc 0 VOR 800% Ss _S= > 2 io=, IR A D j Ze e S I” S__ N Lyevspoma brachwpoili Vol IM 21. Tab. N1/ Seps Chalvndes 20 27 WVLEIH PL. Zub AIH. € ® I \} SUWER Seps shrinlns Vol IM P 1. Tab. AL, Seelotes Linma eis u Vol IIHR P I RER DV IN Dphivıles Ss traadlus. Vol IIHLP I. TzbKIU 2,2 \ aeg N \ (75 SL DISS Was es > Bsowen) Weeze et ra ee ee \ => rn San er De N N ARE d N A N \ -ı Be ;; Fsendopus Pallnsii, DIE ENTWICKELUNGSGESCHICHTE DER ACHLYA PROLIFERA VON Dr. N. PRINGSHEIN, M. d. A.d.N. MIT FÜNF STEINDRUCKTAFELN. DER AKADEMIE ÜBERGEBEN AM 30. OCTOBER 1850. we a a r 4 q = 2 ap F a -’ 5 ‘ s | LITER vs a Sl AEROTIT BE N E i 2 i 2 <. 5 = 1 Gruithuisen *) scheint der Erste gewesen zu sein, der die freie Bewegung der Sporen von Achlya prolifera nach ihrem Austritt aus den Schläuchen beobachtet hat. Er sah diese Pflanze, die er Conferva ferax nennt, aus den Lücken der Schale einer verwesenden Schnecke hervor- wachsen. Sie wird nach ihm von ,‚kammerigen Fäden“ gebildet, deren Endkammern eine grosse Anzahl kleiner Körperchen enthalten, welche durch eine Oeffnung an der Spitze der Endkammer entweichen und nach ihrem Austritt frei wie Infusorien herumschwimmen. Auch sah er, dass nach Entleerung der Endkammer die nächste Kammer in die entleerte Endkammer hineinwuchs und dass aus ihr nach einiger Zeit ebenfalls sol- che bewegliche Körper auf dieselbe Weise hervortraten. Die der Untersuchung von Gruithuisen der Zeit nach nächstvor- hergehende Beschreibung der Achlya, dievonLyngbye**), enthält ebenso, Pr u“ wie die andern früheren Beschreibungen dieser Pflanze Nichts von dem Heraustreten und der Bewegung der Sporen. In Folge der Entdeckung Gruithuisens ist diese Pflanze häufiger untersucht worden, und es haben die späteren Beobachter das Hervortreten der Spo- ren aus den Schläuchen und das freie Herumschwimmen derselben gleich Infusorien bestätigt, zugleich aber die Bildung kurzer Schläuche aus den beweglichen Sporen nach ihrem Uebergang in Ruhe wahrgenommen. *) Nova Acta A. C. L. C. N. C. (1822.) Vol. X. Pars II. p. 445. **) Hydrophytologia danica (1819.) p. 74. tab. 22. ’»®*) Die Angabe dieser älteren Literatur findet man bei Unger Linnaea 1843. p. 148—49. 398 N. Pringsheim, Ueber mehrere wesentliche Puncte stimmen die Beobachter nicht überein. Die Umbildung der Schlauch- und Zweig -Spitzen in Sporangien (Endkolben, Coniocysten) soll, nach Nägeli *), auf der Bildung einer vollständigen Zelle in der Zweigspitze beruhen, während Unger **) be- hauptet, dass die Zweigspitze durch blosse Bildung einer Querwand von dem übrigen Schlauche sich abschliesst und zum Sporangium wird. Der Bildung der Sporen innerhalb des Sporangium soll, nach AOHRTRT) Meyen ***), die Bildung von Mutterzellen vorhergehen. Diese Mutter- zellen für die Sporen werden von ihm mit den in ihnen enthaltenen Sporen und ohne dieselben gezeichnet. Dagegen konnte Schleiden ****) diese Mutterzellen nicht finden. — Unger *****) hält es für wahrschein- lich, dass die Sporen der Achlya, ebenso wie die der Vaucheria clavata, mit Flimmerorganen besetzt sind, und Thuret +) behauptet, dass sie an ihrem Vorderende zwei lange Haare besitzen, so wie die Sporen der Conferva glomerata und crispata. — Schleiden +7) führt an, dass die Achlya zweierlei Sporen habe, bewegliche und unbewegliche. Nägeli-+rr) glaubt dreierlei Sporen unterschieden zu haben, und Kützing +77) sagt hierüber noch neuerdings Folgendes: „Nach Schleiden soll diese Art noch „,.‚grössere Sporen in kuge- „„ligen Sporangien‘‘“ entwickeln. Sie sind mir noch nicht vorgekom- „men, dürften aber wol die wahren Samen der Pflanze sein.‘“ Man sieht, *) Zeitschrift f. w. Bot. Hft.1. p.102. Hft.3 u. 4. p. 28. °®) Linnaea 1843. p. 135. ”*) Neues System der Pflanzenphysiologie. Bd.IN. p. 457. tab.X. fig. 19. *ees) Grundzüge der w. Bot. 1ste Aufl. 1842. Zweiter Theil, p. 37. Sa. an 0. p. 142, +) Ann. des sc. nat. Serie II. Bd. 3. p. 274. (18495.) ) a. a. O. und in den folgenden Auflagen. +) a. a. 0. ++47) Phycologia germanica, p. 127. Entwickelungsgeschichte der Achlya prolifera. 399 dass die Ansichten der Beobachter sich schon in den wesentlichsten Puncten des Entwickelungsganges der Achlya widersprechen. Es möchte daher eine möglichst vollständige Entwickelungsgeschichte der Achlya um so weniger überflüssig erscheinen, als die Bildung des Sporangium gerade dieser einfachen Pflanze von verschiedenen Seiten als ein schlagender Beweis für jede von zwei sich widersprechenden Zellbildungstheorien in Anspruch genommen worden ist. Im November vorigen Jahres bemerkte ich die Achlya auf einer todten Fliege in einem Glase Wasser, welches ich aus dem Bassin eines Gartens bei Berlin geschöpft hatte. - Seit dieser Zeit habe ich sie ununterbrochen auf Fliegen und Spinnen verpflanzt, indem ich die durchstochenen Insecten im Wasser mit den Schläuchen der Achlya in Berührung brachte. Nach 24-42 Stunden hatte sich der Körper des Insectes mit einem schon dem unbewaffneten Auge sichtbaren, vollständigen Kranz von Achlyafäden umgeben. So hatte ich Gelegenheit, diese Pflanze mehrere Monate hin- durch zu beobachten. I. Die Schläuche mit den kolbigen Sporangien und beweglichen Sporen. Dem unbewaffneten Auge erscheint die Achlya als ein von dem Körper, auf welchem sie wächst, nach allen Seiten ausstrahlender farbloser Faden- kranz. Die äusserst dünnen, dochmitblossem Auge unterscheidbaren, Fäden sind mehrereLinien lang. Sieerscheinenbei starkerVergrösserung alslange, an ihrer Basis verzweigte, von unten nach oben sich verengende Schläu- che, die nicht durch Querwände getheilt sind. Die aus dem Stammschlauch hervorkommenden Zweige sind oft unverzweigt, oft aber treten aus ihnen wieder neue Zweige hervor. Stamm und Zweige enthalten ein feinkör- niges Protoplasma, welches mit Freilassung der Mitte an der innern Wand des Schlauches anliegt und hier, wo es nicht zu stark angesammelt ist, eine Anordnung in spiralig lang gezogenen, hin und wieder auch anasto- 400 N. Pringsheim, mosirenden Linien zeigt. Es haben bereits die früheren Beobachter, namentlich Unger *) und Schleiden **), eine Bewegung der Proto- plasmakörner in der Richtung dieser Linien wahrgenommen; sie ist beson- ders dort deutlich, wo die Protoplasmaschicht nur dünn ist, und wie es mir schien, lebhafter in den Stämmen als in den Zweigen der Schläuche. Die Endspitze der Zweige macht anfangs den engsten Theil des Schlauches aus und ist nicht stärker, als der übrige Schlauch, vom Proto- plasma erfüllt: sobald der Zweig die Fruchtbildung beginnt, bildet sie sich jedoch eigenthümlich um. Fast das ganze Protoplasma des Zweiges zieht sich alsdann in sie hinein, denn man bemerkt deutlich, dass der Zweig selbst in dem Maasse leer wird, als seine Spitze sich mehr und mehr mit seinem Inhalte anfüllt. In Folge dieser Wanderung des Schlauchinhaltes in die Zweigspitze schwillt diese zu einer Weite an, welche die des untern Zweigtheiles oft stark übertrifft. Es muss diese Wanderung des Protoplasma, wodurch der gesammte Zweiginhalt in die Spitze geführt und dort zur Sporenbildung verwendet wird, von jener, vorhin erwähnten, kreisenden Bewegung des Zellinhaltes unterschieden werden. Letztere ist dieselbe, die so häufig in den Haaren phaneroga- mer Gewächse beobachtet wird, unterscheidet sich jedoch von dieser noch durch die Abwesenheit eines Cytoblasten, von welchem in andern Fällen die Strömchen ‚auszugehen scheinen. Es ist zwar sehr wahrscheinlich, dass die Wanderung nur das Endresultat der kreisenden Bewegung ist, dieser Zusammenhang ist aber nicht sichtbar, da man die einzelnen Pro- toplasmakörperchen sowohl von der Basis nach der Spitze des Zweiges. als auch in umgekehrter Richtung sich bewegen sieht. Bei der Erfüllung der Endspitze legt sich die Masse immer dichter an die Wand derselben an, verengt ihr Lumen so mehr und mehr, bis das ara O.ep. LaM. ’=) Grundzüge der w. Bot. (1845.) Thl. I. p. 295. Entwickelungsgeschichte der Achlya prolifera. 401 Zweig-Ende zuletzt vollständig mit der Masse erfüllt ist. (Man vergleiche die Figuren 1 bis 4 auf Tafel XLV1.) Das Nächste, was nun die directe Beobachtung zeigt, ist das Auftre- ten einer scharfen Begrenzungslinie des das Zweig-Ende erfüllenden Pro- toplasma, dort, wo dieses an den unteren leeren Schlauchtheil grenzt (Taf. XLVI. a. Fig. 4). Bis jetzt hat sich das Protoplasma nicht geändert. Man kann in demselben weder zellige Bildungen irgend welcher Art, noch Cytoblasten wahrnehmen. Es besteht aus äusserst kleinen, gleichgrossen und scheinbar gleichartigen Körpern und enthält an mikrochemisch nach- weisbaren Stoffen blos Oel und eine stickstoffhaltige Substanz. Stärke oder ein ähnlicher sich mit Jod bläuender Stoff ist in dem Protoplasma nicht vorhanden. Unmittelbar nach dem Auftreten der Querwand, wodurch das Zweig-Ende zu einer selbstständigen Zelle geworden ist *), kann man eine Verdickung der Seitenmembranen dieser neuen Zelle nicht wahrnehmen. In der so zum Sporangium gewordenen Endspitze beginnt nun die Spo- renbildung. Das Sporangium vergrössert sich etwas und nimmt Flüssigkeit auf. Die bei ihrer Entstehung gerade oder nur wenig gekrümmte Querwand (Taf. XLVI. a. Fig. 4) bildet nun einen nach aussen stark convexen Bo- gen (Taf. XLVI. Fig. 5), und hierdurch wird häufig, aber nicht immer, sichtbar, dass sie von einer doppelten Membran gebildet ist, wovon die eine sich nach oben an die Seitenwände des Sporangium, die andere nach unten an die Seitenwände des unteren Schlauchtheiles anschliesst, ohne dass man jedoch die beiden Blätter der Querwand längs der Sporangium- oder Schlauchwand weiter zu verfolgen im Stande ist. Zwischen den *) Auf die Deutungsversuche der Entstehung dieser Zelle kann ich erst an einer späteren Stelle dieses Aufsatzes eingehen, da ich dort noch ähnliche, ebenfalls an der Achlya vor- kommende Zellbildungen werde besprechen können. Vol. XXIII. P.1. 2 402 N. Pringsheim, beiden Blättern und der ursprünglichen Schlauchmembran liegt ein Inter- cellulargang (Taf. XLVI. a. c. Fig. 5). Die Spitze des Sporangium wächst zu gleicher Zeit zu einem kleinen schmalen, nach aussen convexen Fortsatz aus, und das Protoplasma, wel- ches nach der erwähnten Aufnahme von Flüssigkeit das Sporangium nicht mehr ganz erfüllt, bedeckt wieder in einer dicken Schicht die Wandungen, während die eingedrungene Flüssigkeit die Mitte des Sporangium ein- nimmt. Es erscheint deshalb der mittlere Theil des Schlauches heller als die Seiten (Taf. XLVI. b. Fig. 5. 6), und bildet den von Unger *) „Areola‘ genannten Raum. Ueber diesem lichten Raume kann man auch hier die Anordnung des Protoplasma in spiralig -anastomosirenden Linien wahrnehmen. Unger **) bemerkt ausdrücklich, dass die Bewe- gung der Protoplasmakörperchen nun nicht mehr wahrnehmbar sei; auch ich konnte die Bewegung in dem angefüllten Sporangium nicht mehr sehen. Möglich, dass die starke Anfüllung die Beobachtung verhindert; möglich aber auch, dass nach beendigter Wanderung des Protoplasma in das Sporangium die Bewegung aufhört. Das an der Wand anliegende Protoplasma sondert sich nun in ein- zelne Theile, welche dort, wo sie die Wand berühren, noch miteinander zusammenhängen, während ihre nach dem Centrum des Sporangium ge- richtete Spitze bereits frei ist. Noch kann man an den freien Seiten die- ser Theile keine begrenzende Linie wahrnehmen (Taf. XLVI. Fig. 7. 8); sie zeigen an der Grenze ihrer freien Seiten noch die einzelnen Körner nebeneinander gelagert, aus denen das ganze Protoplasma bestand. Plötz- lich aber tritt an den freien Seiten dieser einzelnen, noch nicht völlig isolirten Protoplasmamassen eine scharfe Grenzlinie auf; zugleich sondern sie sich immer mehr von einander und von der Wand, an der sie liegen, ab, und es lässt sich mit der grössten Bestimmtheit beobachten, dass jede ”),34 8.0. *%) a. a, 0:.p:.186- = Entwickehmgsgeschichte der Achlya prolifera. 403 Stelle eines solchen Protoplasmatheiles bei ihrer Loslösung sowohl von dem benachbarten Theile, als auch von der Wand des Sporangium, noch nicht mit einer Membran bekleidet ist, sondern dass diese an jeder Stelle eines Theils erst kurze Zeit nach der Ablösung als eine scharfe dunkle Linie auftritt. Die Individualisirung der einzelnen Theile schrei- tet von oben nach unten vor; so dass die oberen gewöhnlich bereits isolirt sind, wenn die unteren noch zusammenhängen. Die mit Membra- nen versehenen Protoplasmatheile sind die Sporen der Achlya *). Ich bemerke noch ausdrücklich, 1) dass das gesammte Protoplasma des Sporangium unmittelbar in so viele Theile zerfällt, als später Sporen vorhanden sind, dass diese Sonderung also nicht durch eine wiederholte Theilung grösserer Abtheilungen in kleinere vor sich geht; 2) dass nie- mals Mutterzellen für die Sporen vorhanden sind; 3) dass die von Unger **) behauptete Bildung einer zwischen die Protoplasmatheile bei Bildung der Sporen sich lagernden Gallerte nicht eintritt. Die Figuren 6, 7, 8, 9 der Tafel XLVI zeigen aufeinanderfolgende Zustände des Sporangium von dem Beginn bis zum Abschluss der Spo- renbildung. Während dieses Vorganges ändert sich der kleine Fortsatz an der Spitze des Sporangium in der Weise um, dass die ihn schliessende Wand gerade wird (Taf. XLVI. 5. Fig.9), und die untere Querwand des Sporan- gium, welche bei dessen Bildung einen nach aussen convexen Bogen bil- dete, kehrt nun ihre convexe Seite dem Sporangium zu (Taf. XLVI. c. Fig.9). Die Umbiegung der untern Querwand des Sporangium scheint ein Druck des unterhalb des Sporangium liegenden Schlauchtheiles zu ‘ *) Der gesammte hier geschilderte Zellbildungsvorgang bei Entstehung der Sporen ist, wie man später sehen wird, noch an einer anderen Stelle der Achlya zu beobachten, und dort mit einer jede Möglichkeit einer anderen Darstellungsweise ausschliessenden Schärfe und Klarheit. *”) a. a. 0. p.138. 404 N. Pringsheim, bewirken, welcher sich, während die Umwandlung des Protoplasma in Sporen innerhalb des Sporangium stattfindet, gewöhnlich bereits mit Pro- toplasma stark erfüllt hat. Die vollständig entwickelten Sporen ordnen sich so an, dass der obere Theil des Sporangium unmittelbar unter dem Deckel des Fort- satzes (Taf. XLVI. a. Fig. 9) frei bleibt. Dieser sporenfreie Theil ist je nach der Ausdehnung des entstandenen Fortsatzes bald grösser, bald kleiner, bei normaler Entwickelung jedoch stets, selbst bei den mit Spo- ren angefülltesten Sporangien, vorhanden *). Die Anzahl der Sporen, die sich in einem Sporangium bilden, ist je nach dessen Grösse sehr ver- schieden. Ich habe Sporangien, die blos 9, und andere, die sicher über 150 Sporen enthielten, gefunden; dagegen variirt die Grösse der einzel- nen Sporen nur unmerklich, sie mögen in grossen oder kleinen Sporan- gien sich entwickelt haben, und tritt nur dort stärker hervor, wo zufällige äussere Umstände auf die normale Ausbildung der Sporen hemmend ein- gewirkt haben. Einige Sekunden, spätestens einige Minuten, nachdem die Sporen- bildung beendet ist, bemerkt man eine wimmelnde Bewegung der Sporen noch innerhalb des Sporangium. Die Bewegung beginnt bei den oberen Sporen und theilt sich nach und nach den unteren mit, so dass auch hierdurch die bereits angedeutete zeitliche Verschiedenheit der Spo- renreife innerhalb desselben Sporangium sich bemerkbar macht. Diese wimmelnde Bewegung wird durch eine pendelartig-drehende Schwingung der einzelnen Sporen, die sich hierbei gleichsam aneinander abreiben, erregt. Sie dauert nur kurze Zeit, höchstens einige Minuten; unterdess wird die scharfe dunkle Linie (Taf. XLVI. d. Fig. 9), die den Fortsatz des Sporangium nach oben verschliesst, heller und scheint fast vollständig zu verschwinden. Durch eine an diesem Deckel des Fortsatzes sich bildende Oeffnung entweichen nun plötzlich die Sporen mit einer die Beobachtung *) Die Erklärung dieser Erscheinung sehe unten. Entwickelungsgeschichte der Achlya prolifera. 405 der einzelnen Sporen verhindernden Schnelligkeit aus dem Sporangium. In solchen Fällen, wo der Fortsatz lang und eng ist (Taf. L. ce. Fig. 1), ist es jedoch öfters noch möglich, die Beobachtung zu machen, dass un- mittelbar vor dem Zerreissen des Deckels die oberste Spore durch den leeren Raum des Fortsatzes bis an seinen Deckel sich begiebt und mit dem ganzen Körper an diesen sich anlegt; worauf der Deckel reisst. Diese Beobachtung lässt sich besonders gut an seitlichen Fortsätzen ma- chen. So wie das Sporangium sich‘ mehr und mehr entleert, treten die . Sporen durch die Oeffnung des Fortsatzes langsamer und in grösseren zeillichen Zwischenräumen einzeln nacheinander heraus, nachdem sie öfters einige Zeit in dem Sporangium sich auf und ab bewegt haben, bevor sie durch die Oeffnung hindurchgehen. Man kann nun noch in dem Sporangium die Form der Sporen und ihre Structur genau in’s Auge fas- sen. Jede Spore ist eine helle, meist ovale. vorn etwas zugespitzte Zelle. Sie ist nur wenig mit festem Inhalte erfüllt, welcher in Form sehr kleiner, gleichartiger, äusserst scharf gezeichneter Körperchen, wie es scheint *) mit Freilassung der Mitte, an der inneren Wand der Zelle abgelagert ist. Ihre grosse Helle und Durchsichtigkeit lässt mit Bestimmt- heit die Abwesenheit eines Cytoblasten erkennen. An ihrer vorderen Spitze ist ein kleiner heller Raum, ausserdem hat jede Spore zwei scharf begrenzte, helle, runde, seitliche Stellen. Oefters sieht man nahe an dem hinteren Ende der Sporen noch eine dritte helle Stelle (Taf. XLVI. a. Fig. 18). Bei der fortwährenden Drehung der Sporen um ihre Längsaxe ändert sich die Lage der seitlichen hellen Stellen und sie erscheinen bald einzeln auf der Oberfläche der Sporen als runde Stellen (Taf. XLVI. c. Fig. 18), bald seitlich an der Begrenzungslinie der Sporen. Hier bemerkt man nun regelmässig, dass die scharfe, dunkle Begrenzungslinie der Sporen an diesen hellen Stellen eine Einkerbung bildet, ohne sich über diese hinwegzuziehen (Taf. XLVI. b. Fig. 18). Dagegegen erschei- *) Sehe Unger a. a. O. p. 143. 406 N. Pringsheim, nen diese Stellen bei ihrer seitlichen Lage häufig von einer anderen, viel schwächeren Linie begrenzt, die sich unterhalb der ersten scharfen Begrenzungslinie der Sporen hinzieht (Taf. XLVI. b. Fig.18). Die Spore ist demnach eine Zelle, deren äussere bekleidende Membran, die, wie ich später zeigen werde, aus Öellulose besteht, drei wirkliche, vorgebildete Löcher hat, denn die am hinteren Ende der Zelle oft bemerkbare helle Stelle ist ebenso, wie die seitlichen Stellen, ein Loch der äusseren Zell- membran. Diese Löcher sind die Stellen, die von früheren Beobachtern für Blasen gehalten wurden und die auf eine innere, thierische Organi- sation dieser Pflanzenkeime hindeuten sollten. Bald nach Entleerung des Sporangium wächst gewöhnlich der unter demselben befindliche Schlauch- theil durch das entleerte Sporangium hindurch und bildet an seinem Ende ein neues Sporangium u. s. w. Das neue Sporangium kann, wenn der Schlauch nur wenig gewachsen ist, noch innerhalb des alten Sporangium zu liegen kommen (Taf. XLVIM. Fig. 1, 2), und dann findet der von Schleiden *) erwähnte Fall statt, dass bei der Oeffnung des neuen Sporangium die heraustretenden Sporen zwei Oeffnungen zu passiren haben, oder der Schlauch durchläuft bei seinem Wachsthum das ganze alte Sporangium (Taf. XLVI. Fig. 15), dringt durch dessen Oeffnung hindurch und bildet erst weit darüber hinaus ein neues Sporangium. Wie schnell dieses Wachsthum stattfindet, zeigt Fig 15. Taf. XLVI. Kaum waren um 11 Uhr 8 Minuten die Sporen zur Oeffnung «a sämmtlich sehr schnell herausgetreten; so rückte auch plötzlich **) das Ende des unter dem Sporangium befindlichen Schlauchtheiles von m bis n vor. Der Schlauch war, wie es die punetirten Linien andeuten, um 11 Uhr 25 Mi- *) Grundzüge (1845). Theil I. p. 302. *°*) In diesem Falle hat allerdings der Druck des unteren Schlauchtheiles das Heraustreten der Sporen aus dem Sporangium unterstützt. Der gewöhnliche Vorgang des Heraustretens ist jedoch der bereits geschilderte, wobei das Heraustreten der Sporen durchaus unabhängig von einem solchen Drucke geschieht. Entwickelungsgeschichte der Achlya prolifera. 407 nuten bis p, um 11 Uhr 35 M. bis q, um 11 Uhr 50 M. bis r und um 12 Uhr 8M. bis s vorgerückt; so dass er in einer Stunde um das Stück m s sich verlängert hatte. Die Entfernung von m bis s betrug 0,4 mm. Ich muss schon hier auf einige besondere Erscheinungen aufmerk- sam machen, die bei dem Entweichen der Sporen aus dem Sporangium eintreten können. In Folge der früheren Ausbildung der oberen Sporen _ entsteht die Sporangiumöffnung oft schon, wenn die unteren Sporen noch nicht fertig gebildet sind; man sieht dann, nachdem die oberen Sporen herausgetreten sind, auch die unteren in einem halbfertigen Zustande, der eine Einsicht in ihre Entstehungsart gestattet, austreten, doch gehen sie meist, wenn sie zu sehr in der Entwickelung zurück sind, ohne fernere organische Ausbildung zu Grunde. Von nicht minderer Wichtigkeit ist der Einfluss der Grösse der Sporangiumöffnung auf Form, Grösse und fernere Ausbildung der Sporen. Unger hat in seiner mehrfach eitirten, ausführlichen Abhandlung auf diesen merkwürdigen Einfluss bereits auf- merksam gemacht. Der Durchmesser der Oelfnung ist jedesmal kleiner, als der Breitedurchmesser der Sporen, weshalb diese bei ihrem Durch- gange sich auch stets etwas zusammenziehen müssen (Taf. XLVI. Fig. 12). Ist die Oeffnaung nun im Verhältniss zur Sporengrösse sehr klein, dann kann die Spore sich nur langsam und mühsam durch die Oeffnung hin- durchzwängen, und sie verliert hierbei ihre gewöhnliche Form, wie die Figuren o. n. p. Fig. 10, auf Tafel XLVI zeigen, welche drei Zustände derselben Spore zu verschiedenen Zeiten ihres Durchdrängens durch eine sehr enge Oeffnung darstellen. Auch nach dem Heraustreten aus der Oelfnung behält sie dann meist eine unregelmässige Gestalt (Taf. XLVI. a. b. c. Fig. 10), bewegt sich nur sehr schwach und geht bald in Ruhe über. Oft kommt es auch vor, dass eine Spore in der Oeffnung stecken bleibt, ohne durchzukommen; dann gehen die übrigen im Sporangium ent- haltenen Sporen, wenn ihrer noch so viele sind, dass sie dasselbe fast 408 N. Pringsheim, ausfüllen, zu Grunde *), oder sie bewegen sich, wenn ihrer nur wenige sind, kurze Zeit im Sporangium und gehen in diesem auf gewöhnliche Weise in Ruhe über. — Einige wenige Male sah ich, während einzelne Sporen sich langsam durch eine enge ÖOeffnung durchzwängten, zwei bereits fertige Sporen noch in dem Sporangium wieder zusammenfliessen und eine einzige Spore bilden, die (m. Fig. 10. Taf. XLVI) die gewöhn- lichen Sporen um das Doppelte an Grösse übertraf. Diese Erscheinung war mir darum auffallend, weil ich mir nicht zu erklären wusste, wie hier die gebildete, nachweisbar aus Cellulose bestehende Membran so plötzlich aufgelöst werden konnte. Nun sah ich jedoch später zu wie- derholten Malen bei solchen Sporangien, deren obere Sporen zu der ge- bildeten Oeffnung bereits heraustraten, während die unteren noch nicht ganz fertig zu sein schienen, dass, als die Reihe des Heraustretens an die unteren kam, meist noch zwei aneinander hingen und zwar durch einen dünnen schleimigen Faden mit einander verbunden waren (Taf. XLVI. h. i. Fig. 10), und bei genauer Betrachtung bemerkte ich, dass dieser schleimige Faden aus jeder Spore an jenen Stellen der Membran hervor- trat, die ich als Oeffnungen derselben erkannt hatte. Diese Verbindung zweier Sporen, die oft für eine Copulation derselben gehalten wurde, ist also vielmehr ein der Bildungsgeschichte der Sporen angehörender Zustand. Es war nun nicht nur erklärt, wie zwei Zellen auch ohne hypothetische Annahme einer Auflösung der Membran in eine einzige Zelle verschwim- men konnten — so lange sie durch Oeffnungen ihrer elastischen Mem- branen hindurch vermittelst schleimiger Fortsätze ihrer inneren Substanz zusammenhängen — sondern es ergab sich hieraus auch, dass jene von mir beobachteten Oeffnungen der Membran (Blasen Unger) nichts anderes sind, als die letzten Zusammenhangsstellen der ursprünglichen Sporenmatrix, über welche sich bei der vollständigen Trennung der *) Sehr selten entweichen in diesem Fall die Sporen noch durch eine seitlich am Sporangium ohne vorherige Bildung eines Fortsatzes plötzlich entstehende Oeffnung. Entwickelungsgeschichte der Achlya prolifera. 409 Protoplasmatheile wohl noch eine zarte stickstoffhaltige Membran (Primor- dialschlauch) , aber nicht mehr die äussere Cellulosemembran ausbildet. Oft sind zwei solche halbfertige Sporen mit ihren Hinterenden anein- ander befestigt, während man ihre beiden seitlichen, hellen Stellen erken- nen kann (Taf. XLVI. k. q. Fig. 10). Es geht hieraus die von mir be- hauptete Identität der hinteren hellen Stelle mit den seitlichen hervor. Nach ihrem Austritt bewegen sich zwei so zusammenhängende Sporen gemeinschaftlich ebenso lebhaft, wie die freien, bis sie durch Reissen des verbindenden Fadens von einander gelöst werden. Bei dem Heraustreten der Sporen durch die Oeffnung des Sporan- gium ist die vordere Spitze zwar oft voran; ebenso oft tritt die Spore jedoch, wie es auch Unger *) angiebt, mit dem der Spitze entgegenge- setzten Ende voran zur Oeffnung heraus. Die überwiegend grösste Anzahl der Sporen geht schon einige Sekunden nach ihrem Austritt in Ruhe über; viele bewegen sich jedoch mehrere Minuten lang, und ich habe einzelne beobachtet, die sich noch 15 Minuten nach ihrem Heraustritt aus der Oeffnung bewegt haben. Wenn das Sporangium nur noch wenige Sporen enthält, so bewegen sich diese oft noch lange in dem Sporangium selbst auf und ab, bevor sie die Oeffnung finden, und es treten häufig solche verspätete Sporen noch dann aus dem Sporangium hervor, wenn die früheren bereits alle zur Ruhe gelangt sind. Es sind daher meist diese verspäteten Sporen, die die Bewegung am längsten zeigen; doch kommt es auch vor, dass diese Sporen, nachdem sie lange Zeit in dem Sporangium hin und herge- schwommen sind, auch innerhalb desselben zur Ruhe kommen und keimen. Die Bewegung der Sporen hat ganz den Anschein einer willkührlichen. Während sie sich um ihre Längsaxe abwechselnd nach rechts und links (nicht blos nach rechts) drehen, nehmen sie zugleich Ortsveränderungen vor, die im Verhältniss zu ihrer eigenen Grösse sehr bedeutend sind und ») a. a. O0. p. 140. Vol. XXIII. P.1. Qu [09) 410 N. Pringsheim, wobei das spitze, helle Ende stets vorne ist, weshalb es auch Unger als Vorderende bezeichnet. Die Bewegung wird nach und nach langsamer und hört endlich ganz auf. Die Spore nimmt bei’m Uebergang in Ruhe die Form einer Kugel an und setzt sich hierbei häufig —- aber nicht immer — mit der Spitze fest. Der Längsdurchmesser der sich bewe- genden Spore ist = 0,015 bis 0,02 mm.; ihr Breitendurchmesser —0,005 mm. Der Durchmesser der ruhenden Sporenkugel = 0,01 mm. An der sich bewegenden Spore und sogar eine Zeitlang an der ruhenden Kugel, in welche die Spore sich umwandelt, bemerkt man einen hellen Schein, welcher Unger *) veranlasst hat, aus Analogie mit den Sporen der Vaucheria hier Wimpern zu vermuthen. Verfolgt man die sich be- wegenden Sporen bei ihrem Uebergang in Ruhe genau, so wird man deut- lich einen langen, feinen Faden bemerken, welcher bei lebhafter Bewe- gung der Spore nicht gesehen wird, sobald diese jedoch langsamer wird, leicht erkannt werden kann. Der Faden, etwa dreimal so lang als die Spore, ist an der hellen Spitze, welche bei der Ortsveränderung der Spore stets vorne ist, befestigt. Der Faden zeigt, wenn er sichtbar wird, eine eigene wellenförmige Bewegung, wodurch eben Perty **) die bewegli- chen Fäden von den Wimpern unterscheidet. So lange er sich bewegt, ist er nämlich nie gerade, sondern leicht wellenartig gekrümmt (Taf. XLVI. h. g. Fig. 14), und man kann bei langsamer Bewegung wohl sehen, dass seine Krümmung nach Art einer fortschreitenden Welle von seiner Basis zu seiner Spitze vorschreitet. Ueber die Identität der im Achlyaschlauch gebildeten Spore mit der beweglichen mit schwingendem Faden versehe- nen Zelle muss jeder Zweifel aufhören, da es leicht ist, den beweglichen Faden noch innerhalb des Sporangium an der Spore zu erkennen. Sobald nach Anfang der wimmelnden Bewegung der Sporen im Sporan- gium der kleine Raum unterhalb des Sporangiumdeckels (Taf. XLVI. *) a. a. O0. p. 142. ®*) Die Bewegung durch schwingende mikroskopische Organe. Bern 1848. Entwickelungsgeschichte der Achlya prolifera. 411 a. Fig. 9) frei geworden ist, bemerkt man fast immer an einer, oft an bei- den oberen Sporen diesen Faden mit der ihn charakterisirenden, schwin- genden Bewegung (Taf. XLVI. a. b. Fig. 11). Er berührt hierbei mit seiner Spitze meist den Deckel des Sporangium und bewegt sich an die- sem hin und her. Auch in den seltenen Fällen, wo wegen eines in der geseizmässigen Austritisöffnung vorhandenen Hindernisses die Sporen durch eine Oeffnung an einer anderen Stelle der Sporangiummembran ohne vorherige Bildung eines Fortsatzes entweichen *), sieht man, dass vor dem Entstehen der Oeffnung an der Membran dort die nächsten Sporen etwas von der Wand zurückweichen und dasselbe Spiel der beweglichen Fäden beginnen, welches unterhalb des Deckels der normalen Sporangiumfortsätze beobachtet wird. “Selbst an der bereits ruhenden Sporenkugel kann man den Faden noch — wenn auch nur sel- ten — beobachten. Er bewegt sich an dieser noch eine Zeit lang sehr langsam; endlich geht auch er in Ruhe über und ist noch lange als ein feiner, schwach gekrümmter Faden an der Sporenkugel sichtbar (Taf. XLVI. ce. d. e. f. €. Fig. 14). Diese Beobachtung lässt sich jedoch nur an solchen Sporen machen, die sich nicht mit ihrer Spitze festgesetzt haben; setzt sich die Spore — und das ist der häufigste Fall — mit der Spitze fest, so scheint der Faden sogleich zu Grunde zu gehen, denn man sieht ihn dann niemals mehr. Ein einziges Mal schien mir eine eben in den Ruhestand übergehende Spore zwei Fäden zu besitzen (Taf. XLVI. e. Fig. 14): einen langen, beweglichen an der Vorderspitze und einen kurzen, starren am entgegengeselzten Ende **). *) Vergl. S. 408. Anmerk. **) Als ich später die bereits angeführte kurze Notiz von Thuret über die Sporen einiger Algen (Ann. des sc. nat. 1845. 3me Serie. Tom. 3. p. 274) fand, in welcher Thuret behauptet, dass die Sporen der Achlya zwei lange Fäden am Vorderende besitzen, erneuerte ich meine Beobachtungen über diesen Punct und kann bestimmt versichern, dass die Achlyasporen am Vorderende sicher nur einen einzigen Faden haben. 412 N. Pringsheim, Abgesehen von der äusseren Form zeigt die ruhende Sporenkugel ganz dieselbe Beschaffenheit, wie die bewegliche Spore. Sie stellt eben- falls eine helle, nur schwach mit äusserst kleinen Körnern gefüllte Zelle dar. Sie lässt zwar nur selten — gewöhnlich nur, wenn auch der Faden sichtbar ist — eine jener Oeffnungen der Membran, die von früheren Beobachtern für Blasen gehalten wurden, erkennen, und es hat bekannt- lich Unger *) aus der Unsichtbarkeit dieser hellen Stellen an der ruhen- den Kugel, und weil er dieselben für innere Blasen hielt, schliessen zu können geglaubt, dass die Sporen bei Annahme der Kugelgestalt ihre thierische Organisation verlieren; berücksichtigt man aber, dass bei der überwiegend häufigen Anheftung der Spore mit ihrer nach unten gerich- teten Spitze die sichtbare Oberfläche der ruhenden Sporenkugel nur dem hinteren Ende der beweglichen Spore entspricht, so wird hier- durch klar, warum die beiden seitlichen Oeffnungen der Membran an der ruhenden Spore nicht gesehen werden können. Die ruhenden Sporenkugeln können ohne weitere organische Ent- wickelung zu Grunde gehen. Hierbei zieht sich der körnige Inhalt der Sporenzelle in die Mitte zusammen und erscheint von einer feinen Haut (Primordialschlauch) **) umschlossen, während die eigentliche Sporen- membran in Grösse und Form zwar noch dieselbe ist (Taf. XLVI. m. n. Fig. 14), aber ihren scharfen Umriss verloren hat. Durch Behand- Bm Ch M n lung mit Jod ***) wird der Inhalt braungelb gefärbt, die Zellmembran zeigt eine schwach gelbliche Färbung. In diesem Zustande der Zelle fand ich in einigen Fällen noch den beweglichen Faden, der nun mit der grössten Bestimmtheit als ein Anhang der Membran und nicht des Inhaltes *) a. a. O. p. 144. ’®) Dieser Primordialschlauch war, wie bereits bemerkt wurde, schon an der beweglichen Spore bemerkbar. Man sah denselben die Löcher der äussern Zellmembran (Taf.XLVI. g.Fig.10; b. Fig. 18) verschliessen. »=#) Ich benutze eine Auflösung von Jod in Jodkalium, die der alkoholischen Lösung in jeder Beziehung vorzuziehen ist. Entwickelungsgeschichte der Achlya prolifera. 413 erkannt wird *) (Taf. XLVL. f. Fig. 14). Nach dem Hinzufügen von Jod färbt er sich so, wie die Membran, nicht braungelb. Lässt man das Präparat nach Befeuchtung mit Jod eintrocknen und fügt alsdann Wasser hinzu, so bleibt der in der Mitte zusammengeballte Inhalt braungelb und die Membran färbt sich (Taf. XLVI. d. Fig. 16) blau. Die blaue Färbung ist zwar wegen der überaus grossen Dünne der Membran nur äusserst schwach, aber oft unverkennbar vorhanden. Es ist mir nicht gelun- gen, den beweglichen Faden blau zu färben; ich sah ihn nicht mehr, wenn zu dem nach Befeuchtung mit Jod eingetrockneten Präparat Wasser hin- zugefügt wurde. Der in der Mitte zusammengeballte Inhalt verschwindet nach und nach ganz (Taf. XLVI. o. Fig. 14), und man sieht nur noch die Ana Lach zurückbleibende Membran **) mit oder ohne den beweglichen Faden *) Mettenius (Beiträge zur Botanik. Heidelberg 1850. p. 34) behauptet für die Cilien der Algensporen das Gegentheil. — Aus den Untersuchungen Unger’s an Vaucheria (Anat. und Phys. der Pflanzen. Wien 1840. p. 14) geht mit Sicherheit hervor, dass die Wim- pern nicht mit dem Inhalte zusammenhängen. Für die beweglichen Fäden ist wenigstens bei den Achlyasporen der Zusammenhang mit der Membran nachweisbar. **) Hannover hat (Archiv für Anat. u. Phys., von J. Müller, 1842) diese Membranen be- merkt und sie auch richtig als leere Sporenhüllen gedeutet; er liess sich jedoch, den, ge- schilderten Auflösungsprocess des Inhaltes übersehend, zu dem falschen Schlusse verleiten, dass die Sporen, aus dem Ruhezustande nochmals in Bewegung übergehend, aus der Hülle herausgetreten seien und diese so leer zurückgelassen hätten. Die hierauf bezügliche Beob- achtung, die er gemacht haben will, muss ein Irrthum sein; dagegen sah ich einige Male eine Erscheinung, die vielleicht Hannover zu jenem falschen Schlusse verleitet hat. Es theilen sich öfters bereits ruhende Sporenzellen von Neuem in zwei kleinere unter demselben Vorgange, der bei ihrer Bildung thätig war. Die Spore wird etwas länger, ovaler (Taf. XLVI. a. Fig. 17); schnürt sich in ihrer Mitte zusammen (Taf. XLVI. d. Fig. 17); die beiden abgeschnürten Hälften entfernen sich etwas von einander und sind noch durch einen membranlosen Strang miteinander verbunden (e. Fig. 17); dieser verbindende Strang wird länger, zugleich dünner (d. Fig. 17) und reisst endlich ganz, wodurch die beiden Hälften vollständig getrennt werden. Man bemerkt in jeder Hälfte, noch wenn sie zusammenhängen, einen eigenen Bewegungsfaden (Taf. XLVI. e. Fig. 17); jedoch sah ich stets nur die eine Hälfte nach ihrer Trennung sich bewe- gen. Ihre Bewegung unterscheidet sich in Nichts von der Bewegung der Sporen. 414 N. Pringsheim, (p- g. Fig. 14), bis endlich auch die Membran ihren Zusammenhang ver- liert und in einzelne unbestimmte Theile und Körnchen zerfällt. Die gesetzmässige Entwickelung der in Ruhe übergegangenen Spore ist die Keimung. Es wird stets gelingen, sich mit der grössten Sicherheit von der Identität der keimenden Zelle mit der aus dem Sporangium herausgetre- tenen Spore zu überzeugen. Die aus dem Sporangium entweichenden Sporen gehen, wie bereits bemerkt wurde, der grössten Anzahl nach in geringer Entfernung von der Austrittsöffnung in ruhende Sporenkugeln über. Da in grossen Sporangien oft über 150 Sporen sich befinden, so kann man leicht ein oder zwei solcher entleerter Sporangien, deren Ent- leerung man selbst beobachtet hat, zugleich mit einer grossen Anzahl aus ihnen herausgetretener und schon in Ruhe übergegangener Sporen auf demselben Gesichtsfelde übersehen. Ich habe ein kleines Instrument von Schiek, dessen Form sich zu diesem Versuche sehr gut eignet, zu dieser Beobachtung vorher in einen Teller mit Wasser gestellt, und, nach Ent- leerung der Sporangien und Festsetzung der herausgetretenen Sporen noch innerhalb des Gesichtsfeldes, über das Instrument eine Glas- glocke, deren innere Wände vorher mit Wasser befeuchtet wurden, ge- stürzt. So ist das Object vor dem Austrocknen geschützt und man kann in völliger Gewissheit, dass man steis dasselbe Object vor Augen hat, dessen Veränderungen bei passender Einrichtung der Glocke selbst durch diese hindurch lange beobachten. Ein Theil der Sporen beginnt bald nach ihrem Heraustritt aus dem Sporangium den geschilderten Auflösungspro- cess. Viele andere Sporen aber fangen selbst unter diesen für die Ent- wickelung durchaus ungünstigen Bedingungen auf Glas zu keimen an. Oft schon nach sehr kurzer Zeit, gewöhnlich nach mehreren Stunden, und sicher einen Tag nach erfolgtem Austritt, beginnt die Keimung. Die Spore bildet, ohne vorher sich zu vergrössern, einen. zwei oder drei dünne schlaucharlige Fortsätze, welche durch die vorher beschriebenen, vorgebildeten Oeffnungen der äussern Membran aus der Spore hervorzu- ’ Entwickelungsgeschichte der Achlya prolifera. 415 treten scheinen. Es ist mir zwar nur sehr selten gelungen, die directe Beobachtung zu machen, dass der Schlauch aus dem Innern hervorbricht (Taf. XLVII. d. ce. Fig. 1) und nicht eine Fortsetzung der äussern Mem- bran ist, allein, dass meine Vermuthung richtig ist, wird schon durch das Vorhandensein jener Löcher wahrscheinlich und noch durch den Umstand bestätigt, dass die Anzahl der bei der Keimung gebildeten Fortsätze nie- mals die Zahl der vorgebildeten Löcher in der Membran überschreitet. Die Figur 1 auf Tafel XLVII zeigt ein enlleertes Sporangium mit einigen aus demselben hervorgetretenen Sporen einige Stunden, und Figur 2 derselben Tafel dasselbe Sporangium mit denselben Sporen einen Tag nach der Entleerung. Man sieht, dass die Sporen ihre Lage zu einander “und zu dem Sporangium nicht mehr geändert haben. Figur 3 auf Tafel XLVIH zeigt eine innerhalb des Sporangium keimende Spore. Es sind nur zufällige Umstände, welche die gesetzmässige Keimung der Sporen verhindern und die früher geschilderte Auflösung derselben einleiten. Findet die Spore bald nach ihrem Hervortreten aus dem Spo- rangium einen ihr Wachsthum begünstigenden, thierischen Boden, so keimt sie immer und setzt sich hierbei mit der Spitze fest, weshalb man bei keimenden Sporen auch niemals mehr den Bewegungsfaden finden wird. Bei der Entleerung der Sporangien zwischen Objectträger und Deckglas, wie sie bei der Beobachtung gewöhnlich stattfindet, findet die heraustretende Spore nicht den für ihre Entwickelung nöthigen Boden, und bloss hier geschieht es, dass die Sporen häufig, ohne zu kei- men, zu Grunde gehen und oft nicht mit der Spitze sich ansetzen. Niemals sah ich in Auflösung übergehende Sporen auf dem Fliegen- körper. Die Schläuche derjenigen Sporen, die noch zwischen Objectträger und Deckglas keimen, werden nicht sehr lang. Die Masse des in der Spore vorhandenen Nahrungsstoffes ist bald verbraucht und hiermit ein ferneres Wachsthum der nur parasitisch gedeihenden Pflanze unmög- lich gemacht. So häufig ich auch diese keimenden Sporen längere Zeit 416 N. Pringsheim, auf dem Objectträger beobachtete, niemals sah ich ihr Wachsthum bis zur Bildung eines Sporangium vorschreiten. Dass die Schlauchbildung demungeachtet eine Keimung ist, die be- weglichen Zellen also wirkliche, die Mutterpflanze wiederzuerzeugenfähige Keime sind, davon kann man sich noch direct überzeugen. Die frühern Beobachter haben dieses ohne fernere Untersuchung aus einer allerdings gerechtfertigten Analogie ähnlicher Bildungen bei der Keimung der Spo- ren der Cryptogamen geradezu angenommen; da jedoch noch andere der Keimung und Fortpflanzung fähige Sporen bei der Achlya vorhanden sind, so schien es mir nicht unwichtig, mich noch durch directe Beobachtung von der Fortbildungsweise jener aus den beweglichen Zellen hervortre- tenden Schläuche zu überzeugen. Hierzu ist es aber durchaus nöthig, die auf dem Fliegenkörper keimenden Sporen zu untersuchen, weil nur dort ein weiteres Wachsthum derselben stattfindet. Meine Versuche, diese Sporen auf einem der Untersuchung leichter zugänglichen Gegenstande, z. B. auf flüssigem Eiweiss, auf der Gallerte, in welcher Schnecken - Eier eingebettet sind u. s. w., keimen zu lassen, sind mir nicht gelungen. Versucht man, die Schläuche eines Achlyakranzes bis in den Fliegenkörper zu verfolgen, so gelingt es zwar, einzelne Individuen (d. h. aus einer Spore hervorgegangene Bildungen) von den übrigen zu isoliren, aber man findet die Spore nicht mehr, aus der der Schlauch entstanden ist; ihre starke Grössenzunahme hat ihren ursprünglichen Charakter verwischt und man sieht nur (Taf. XLVIN. Fig. 4) einen starken, unten verdickten Stamm, aus welchem nach oben die sich verzweigenden und fructificiren- den Aeste entspringen und nach unten ein sich dichotomisch verzweigen- des Wurzelgeflecht hervortritt. Diese Stämme der Achlya-Individuen treten in grösserer oder geringerer Anzahl gruppenweise nebeneinander aus einzelnen Stellen der Fliege hervor. Als solche Ursprungsstellen sind wegen der dort leichteren Untersuchung besonders die Gelenke der Fliegenbeine beachtenswerth. Man wird bei der Untersuchung der Beine einer mit einem Achlyakranz umgebenen Fliege finden, dass die Stammfäden Entwickelungsgeschichte der Achlya prolifera. 417 nur aus den Gelenken und dort haufenweis nebeneinander hervorkommen. Wirft man nun in ein Gefäss, in welchem bereits eine einen fructifieiren- den Achlyakranz tragende Fliege befindlich ist, eine zweite Fliege hinein und untersucht einige Stunden darauf die Beingelenke der letzteren, so findet man dort schon nach 8-12 Stunden eine grosse Anzahl keimender Sporen. Es sind unverkennbar dieselben Gebilde, die bei der Keimung der beweglichen Sporen auf Glas entstehen, so wie sie die Figuren a. b. ec. d. e. f der Tafel XLVIN. Fig. 1 u. 2 darstellen. Neben diesen Sporen mit kurzen Schläuchen sieht man andere, deren Schläuche bei weitem länger sind. Zugleich hat der Schlauch auch mehr oder weniger, beson- ders an seiner Basis, wo er aus der Spore hervortritt, an Dicke zugenom- men; hierdurch wird der bis jetzt einzig erkennbare Unterschied zwischen Spore und Schlauch immer mehr aufgehoben (Taf. XLVIH. a.b. c. Fig. 5), bis zuletzt Schlauch und Spore dieselbe Dicke haben und von nun an gleichmässig in die Dieke wachsen. Je später man innerhalb der ersten 24 Stunden die Beine der hineingeworfenen Fliege untersucht, desto mehr Uebergänge findet man zwischen der keimenden Spore (Taf. XLVIH. i. Fig. 1) und dem fructificirenden Schlauche (Taf. XLVIH. Fig.4) *). Dasselbe lässt sich auch auf dem Objectträger des Mikroskops beobachten, wenn man auf demselben zu Schläuchen, deren Sporangien sich eben entleeren, Fliegenbeine thut. MH. Die Schläuche mit den kugeligen Sporangien und unbeweglichen Sporen. Es ist nun zwar unzweifelhaft erwiesen, dass die beweglichen Spo- ren die Achlya fortzupllanzen vermögen, allein schon folgende Betrachtung *) Unger (a.a.0. p. 133) lässt es unentschieden, ob der gesammte auf einem thierischen Körper wachsende Rasen der Achlya ein einziges Individuum ist, oder von mehreren in- einander verwebten Individuen gebildet wird. Aus obiger Darstellung ergiebt sich, dass sehr viele getrennte, nebeneinander wachsende Achlya-Individuen einen solchen Rasen zu- sammenselzen, Vol. XXIII. P.1. 53 418 N. Pringsheim, führt auf die Vermuthung, dass sie nicht die einzigen der Fortpflanzung fähigen Keime dieser Pflanze sind. Die Achlya erscheint im Sommer oft plötzlich auf ertränkten Insekten in Wassergefässen, in welchen sie wenigstens unmittelbar vorher sicher nicht existirt hatte. Stilling bemerkt *), dass er durch mehrmaliges sorgfältiges Abwischen die Ent- wickelung der Achlya auf lebenden Fröschen für die Dauer mehrerer Monate verhindern konnte, dass aber später die Achlya auf denselben Fröschen wieder zum Vorschein kam. Es kann sich ferner Jeder leicht davon überzeugen, dass die Achlya in einem Gefässe, in welchem ihre Entwickelung seit Monaten aus Mangel an thierischer Nahrung unterdrückt wurde, auf hineingeworfenen Fliegen wieder von Neuem entsteht. Die Vergänglichkeit und der schnelle Tod der beweglichen Sporen, wenn sie nicht kurze Zeit nach ihrem Heraustreten aus den Schläuchen einen für ihre sofortige Entwickelung zur Mutterpflanze günstigen Boden finden, schliesst die Möglichkeit einer Wiedererzeugung der Achlya durch diesel- ben in einem Gefässe, in welchem sie seit lange nicht existirt hat, aus, und man wird veranlasst, die Existenz ausdauernder Sporen anzunehmen **). In der That findet man in älteren Achlya-Rasen unter den beschriebenen Achlya-Schläuchen noch andere, welche in kugeligen Anschwellungen grössere, runde Zellen (Taf. XLVU. d.Fig. 1) bilden, die von Schlei- den ***) und Nägeli ***) gesehen und als Sporen beschrieben wurden. *) Die Abhandlung Stillings (Archiv für Anat. u. Phys. von J. Müller 1841) ist übrigens, so weit sie die Achlya betrifft, ganz werthlos. Die beweglichen Sporen hält er, unbe- greiflicher Weise, für Vorticellen. Die einzelnen Körnchen des Protoplasma der Schläuche und Sporangien sind ihm Eier stabförmiger Infusorien, die man häufig den Achlyaschläuchen äusserlich auffitzen findet! Die auf den Schläuchen vorkommenden stabförmigen Parasiten scheinen übrigens pflanzlicher Natur und eine Hygrocrocis-Art zu sein; man vergleiche hierüber auch Kützing, Phycologia generalis p. 157. =) Es dürfte wohl nur wenige Botaniker geben, die hierbei jetzt noch an eine direkte Bildung der Achlya aus den Bestandtheilen des Fliegenkörpers denken würden. =‘) An den angeführten Orten. Entwickelungsgeschichte der Achlya prolifera. 419 Da jedoch niemals derselbe Schlauch beide Sporen-Arten trägt und ich auch nie einen Zusammenhang zwischen den Schläuchen mit beweg- lichen Sporen und denen, welche die runden Zellen bilden, entdecken konnte; da ferner Schleiden und Nägeli auch nicht angeben, ob sie die Keimung der runden Zellen beobachtet haben, die älteren Beobachter, auch Meyen und Kützing, diese Sporen endlich gar nicht gefunden haben; so blieb ich anfangs bei der Vermuthung stehen, dass hier zwei verschiedene Pilze nebeneinander wachsen. Um zur völligen Ueberzeu- sung zu gelangen, musste ich die Keimung der runden Zellen beobachten und fand, als mir dies gelang, meine Vermuthung nicht bestätigt; denn es wuchsen aus diesen runden Zellen wahre Achlya-Schläuche mit kol- bigen Sporangien, in welchen sich die ovalen, beweglichen Sporen bildeten, hervor. Die Ursache, warum dennoch niemals ein Zusammen- hang zwischen den Fäden mit kugeligen und denen mit kolbigen Sporan- gien gefunden wird, liegt in eigenthümlichen Entwickelungsverhältnissen, die ich später berühren werde; ich muss vorher auf die Entwickelungs- weise der kugeligen Sporangien und der in ihnen enthaltenen Sporen eingehen. Die Schläuche mit den kugeligen Sporangien sind ganz denen gleich, welche die kolbigen Sporangien tragen. Sie bestehen beide aus einer Cellulose-Membran, welche, mit Jod behandelt, getrocknet und darauf mit Wasser befeuchtet, sich blau färbt *). Die Färbung ist an der Membran der Sporangien am stärksten, weil, wie man später sehen wird, die Mem- bran auch der einfachen (sehe Abschnitt II) Sporangien doppelt ist (Taf. XLV1. Fig. 16). Am tiefsten blau färben sich diejenigen Sporan- gien, welche aus mehreren ineinander hineingewachsenen, einfachen Spo- rangien bestehen, desen Membranen, wie z.B. bei a. Fig. 1. Taf. L., von mehreren übereinander liegenden Cellulose-Häuten gebildet werden. *) Ueber die blaue Färbung der Cellulose durch Jod und Wasser vergleiche man Mohl, ver- mischte Schriften p. 335. A „ 420 N. Pringsheim, Dass das Uebereinanderliegen mehrerer Häute und nicht eiwa eine ver- schiedene chemische Beschaffenheit derselben hier in der That die Ursache der stärkeren Färbung ist, erkennt man an den zufälligen Falten einfacher Häute, die stets tiefer blau sind, als die ungefalteten Stellen der Häute. Die äussere Cellulose-Haut des Schlauches wird an ihrer inneren Seite von einem durch endosmotische Mittel nachweisbaren, mit Jod und Wasser sich braungelb färbenden Primordialschlauch ausgekleidet. Der Inhalt der Schläuche besteht aus einem gleichartig feinkörnigen Protoplasma, in wel- chem sich nur Oel und eine stickstoffartige Substanz (nicht Stärke) nach- weisen lässt. Der gesammte Inhalt färbt sich mit Jod braungelb. Die kugeligen Sporangien bilden sich meist an den Enden derZweige, oft aber auch in der Mitte. Es schwillt hierbei in ähnlicher Weise, wie bei Bildung der kolbigen Sporangien, der betreffende Theil des Zweiges zu einer Kugel an, in welche das gesammte Protoplasma des sie tragenden Zweiges hineinwandert (Taf. XLVH. a. d. Fig. 1). Sobald die Kugel gefüllt ist, sondert sie sich durch das Auftreten einer Querwand von dem tragenden Schlauche ab. Gleichzeitig mit dem Auftreten der Querwand erkennt man auch hier (ce. Fig. 1. Taf. XLVH), dass das Protoplasma in der Kugel sich, mit Freilassung der Mitte, in einer dicken Schicht an die Wände angelagert hat, und man sieht, wo der mittlere, hellere Theil der Kugel es gestaltet (c. Fig. 1; a. b. Fig. 2. Taf. XLVI), dass das Protoplasma hierbei regelmässig jedesmal kleine, ovale oder runde Stellen leer gelassen hat. Bald darauf sondert es sich in gleicher Weise, wie bei Bildung der beweglichen Sporen, je nach der Grösse der Kugel (Taf. XLVH. Fig. 3-9) in mehr oder weniger Theile. Man kann hier viel schärfer als bei der Entstehung der beweglichen Sporen sehen, wie die einzelnen sich individualisirenden Theile sich von einander lösen. Das Protoplasma häuft sich nämlich an einzelnen Stellen stärker an, als an anderen; diese dichteren Partieen (Taf. XLVII. Fig. 13) hängen noch durch breite Protoplasmabänder mit einander zusammen; diese werden nach und nach dünner und es erscheint später jede einzelne Masse mit Entwickelungsgeschichte der Achlya prolifera. 421 den übrigen nur noch durch sehr dünne Schleimfäden verbunden, bis endlich auch diese reissen und die so von einander gesonderten Proto- plasmatheile noch ohne eigene Membranen (Taf. XLVH. Fig. 3-6) gewöhnlich mit der einen Seite an der Kugelwand anliegen. Nach ihrer Sonderung umgeben sich die Protoplasmatheile mit eigenen Membranen, welche an der Peripherie jedes Theiles sich bilden, und zwar entsteht auch hier die Membran nicht gleichzeilig an der ganzen Peri- pherie jedes Theiles, denn sie ist an den freien Seiten der Theile schon sichtbar, wenn diese noch an der Wand anliegen und an den Berührungs- stellen mit der Kugelwand noch keine Spur einer Membran vorhanden ist. Unzweilelhaft kann man sich hiervon überzeugen, wenn man z. B. durch Zuckerwasser den Primordialschlauch zum Zusammenziehen bringt in einem Sporangium, dessen Sporen sich eben sondern (Taf. XLVH. Fig. 16). Die mit einer Haut umgebenen Sporen liegen frei (Taf. XLVI. d. Fig. 1) in dem kugeligen Sporangium. Ihre Anzahl steigt von 1 bis etwa 40. Ich habe einzelne Sporangien mit 1, 3, 9, 7 Sporen gefun- den, was ich deshalb hier erwähne, weil diese Zahlen ebenfalls einen Beweis dafür abgeben, dass das Protoplasma unmittelbar in so viele Theile zerfällt, als später Sporen vorhanden sind. Sobald bei Sonderung der Sporenmasse einzelne Theile der Kugel- membran von der inneren, sie bekleidenden Protoplasmaschicht frei wer- den, bemerkt man an ihnen kleine, ovale oder runde. den Poren poröser Zellen der Phanerogamen ähnliche Stellen (Taf. XLVI. Fig. 3. 35. 8). Sind die Sporen in der Kugel fertig gebildet, dann enthält diese ausser jenen Sporen gar keinen festen Inhalt mehr, und man sieht die Membran nun überall (Taf. XLVM. Fig. 10. 12) mit diesen Poren besetzt. Ich habe mich davon überzeugt, dass diese Poren wirkliche Löcher sind. Zerreisst man solche Kugeln z.B. durch Druck, so findet man jedesmal diese Poren mitten durchrissen (Fig. 12. Taf. XLVII), ohne dass sich eine Membran über sie hinzieht. Färbt man ferner die Kugelmembran durch Jod, oder durch Jod mit Wasser (Taf. XLVIH. Fig. 7), so scheinen die Poren vollständig 422 N. Pringsheim, hell und farblos zwischen der gefärbten Membran hindurch, und man sieht bei zerrissenen, gefärbten Kugeln, dass die Membran dort, wo der Riss mitten durch einen Porus geht, eine wahrhafte Einkerbung bildet, über welche sich weder eine gefärbte, noch eine ungefärbte Membran hinweg- zieht. An der Peripherie eines jeden Loches ist die Kugelmembran etwas verdickt, so dass auch hier jedes Loch scheinbar von einem (nicht abtrenn- baren) Ringe eingefasst ist, ähnlich den Ringfasern, die die Löcher der Sphagnum-Zellen *) umgeben. Es reisst daher bei Verletzungen die Membran oft neben dieser Verdickung, weil die verdickte Stelle eine grössere Consistenz als der übrige Theil der Membran besitzt, und es hat dann häufig den Anschein, als werde das Loch (bei a. Fig. 12. Taf. XLVII) noch durch eine Membran verschlossen. In diesen Fällen ist aber das Loch gar nicht durchrissen, und man kann sich leicht, besonders durch Färbung, überzeugen, dass die über die scheinbare Einkerbung (a.Fig. 12. Taf. XLVII) hinweggehende Linie nicht der Begrenzung einer das Loch deckenden Membran entspricht, sondern der verdickte Theil der das Loch umgebenden Membran ist. Solche wahrhafte Löcher in der Zell- membran sind bereits mehrfach bekannt **), hier aber, wo sie an einer allseits freien Zelle erscheinen, lassen sich die ihrer Bildung vorher- gehenden Zustände genauer verfolgen. Die Schlauchmembran ist überall vollkommen geschlossen. Ebenso sind es die Enden der Zweige, an welchen, sobald sie sich in Sporangien umgewandelt haben, jene Löcher später doch vorkommen. Selbst wenn das Ende eines Zweiges bereits zu einer Kugel angeschwollen ist, ist seine Membran doch noch vollständig undurchlöchert, wie man sich bei Loslösung des Primordial- schlauches mit dem Protoplasma von der Membran, z. B. durch Zucker- wasser (Taf. XLVM. Fig. 14), so wie auch bei Loslösung desselben und gleichzeitiger Färbung (Taf. XLVIM. Fig. 8) überzeugen kann. Erst *) Mohl, vermischte Schrifien p. 294. ’»*) Vergl. Schleiden, Beiträge zur Bot. p. 70 und Grundzüge (1845) p. 231. Th. 1. # nachdem das kugelige Zweigende sich durch eine Querwand abge- Entwickelungsgeschichte der Achlya prolifera. 423 schlossen hat, lassen sich jene Löcher an der Membran nach Ablösung des Primordialschlauchs von der Zellwand (Taf. XLVIl. Fig. 15) nachweisen. Berücksichtigt man nun, dass die Löcher von einer verdiekten Stelle der Membran umgeben sind und dass nach Abschluss des Sporangium durch eine Querwand zugleich sichtbar wird (ec. Fig. 1. Taf. XLVII), dass das Protoplasma mit Freilassung von runden oder ovalen Stellen an die Spo- rangiummembran sich angelagert hat; so wird wenigstens so viel klar, dass die Löcher der Zellmembran mit den von Protoplasma freigelassenen Stellen zusammenfallen, dass also die Membran dort später resorbirt wurde, wo das Protoplasma sich nicht angelegt hat, und dass ferner die die Löcher umgebenden ringarligen Verdiekungen der Kugelmembran aus dem Proto- plasma wahrscheinlich früher entstehen, als die Resorption der Membran an den Stellen, wo später die Löcher erscheinen, beginnt. | Die durch Bildung einer Membran (Taf. XLVH. d. Fig. 1) an ihrer | Peripherie völlig individualisirten Sporen bilden sich noch im Sporangium weiter aus. Gleichzeitig mit dem Auftreten der Membran erkennt man ziemlich in dem Centrum jeder Spore einen kleinen, helleren Fleck (d. Fig. 1. Taf. XLVH). Dieser wird später grösser und liegt in der Form einer grossen Kugel (e. Fig. 10. Taf. XLVII) concentrisch in der Spore, ohne sie jedoch vollständig auszufüllen. Man erkennt leicht, dass diese mitllere Kugel ein Oeltropfen ist, der durch Ausscheidung aus dem | Protoplasma der Spore und Zusammenfliessen im Centrum derselben gebil- | det und vergrössert wurde. Zugleich mit der Bildung und der Zunahme | des Oeltropfens im Innern der Spore erleidet diese an ihrer Peripherie | eine auffallende Veränderung. Es weicht nämlich das Protoplasma, wel- ches an der Wand der Spore anlag, allseitig von dieser Wand zurück und bildet an seiner Peripherie von Neuem eine Membran, welche concentrisch mit der ersten, in ihr, aber in einiger Entfernung von ihr, liegt. Es besteht daher jede unbewegliche Spore (Taf. XLVII. Fig. 11) zuletzt aus einer äussern, sehr dünnen, nur durch eine Linie ohne bemerkbare 424 N. Pringsheim, Breite bezeichneten, der Entstehung nach ersten Membran (@), und aus einer anderen inneren Membran (db), welche concenirisch mit ‘der ersten, in ihr, aber in einiger Entfernung von ihr liegt, eine erkennbare Breite besitzt und von späterer Entstehung ist, als die erste. Der Raum zwischen äusserer und innerer Sporenmembran ist etwa 1/, mal so breit, als die innere Membran und nicht mit festem Inhalte erfüllt. Der körnige Sporen- Inhalt liest an der Wand der durch die innere Membran begrenzten Innenzelle; in seiner Mitte der Oeltropfen. Durch endosmo- tische Mittel lässt sich in der Innenzelle der Spore ein dieselbe ausklei- dender Primordialschlauch nachweisen. In dem körnigen Inhalte der Innenzelle ist Stärke vorhanden, da einzelne seiner Körnchen durch Jod blau gefärbt werden. Es ist dies die einzige Stelle in der Achlya, wo Stärke gefunden wird, und diese muss sich hier erst in den individualisir- ten Sporen während der Bildung der Innenzelle und Ausscheidung des Oeltropfens gebildet haben. Die Sporenmembranen bestehen aus Cellu- lose. Durch Jod und Wasser färben sie sich in zerrissenen Sporen blau, in unverleizten Sporen gewöhnlich grün, weil der zwischen beiden Mem- branen befindliche Raum gelb bleibt, während diese blau werden. Nägeli *) hat beide Membranen mit dem zwischen ihnen liegenden Raum für eine einzige, dicke Membran gehalten. Dass meine Darstellung jedoch richtig ist, kann man bei wiederholter Beobachtung an unverletzten Sporen, bei’m Zerreissen der Sporen, besonders solcher, deren Inhalt sich schon aufgelöst hat, bei’m Rollen derselben und bei der Keimung deut- lich sehen. Dadurch, dass der Achlya-Schlauch, nachdem er fructifieirt hat, nach und nach zerfällt und vollständig verschwindet, wird das dauerhaftere, kugelige Sporangium frei und fällt zu Boden. Man kann auf dem Boden eines Gefässes, in welchem eine Achlya wuchs, solche noch unversehrte Sporangien mit den in ihnen enthaltenen, unbeweglichen Sporen noch *) An den angeführten Orten. Entwickelungsgeschichte der Achlya prolifera. 425 nach Monaten unverändert wiederfinden. Aber auch die Membran des Sporangium wird später theilweise oder ganz zerstört und die noch unveränderten Sporen auf solche Weise frei. Bringt man unbewegliche Sporen, sowohl solche, die noch in den Sporangien befindlich sind, als auch bereits freie auf einen Fliegenkörper, so kann man ihre Keimung beobachten. Es scheint, dass zwischen Bil- dung und Keimung der Spore eine längere Zeit verstrichen sein muss. Niemals sah ich Sporen, die erst vor wenigen Tagen gebildet waren, kei- men; andererseits können diese unbeweglichen Sporen mehrere Monate alt werden, ohne ihre Keimfähigkeit zu verlieren, ja selbst, ohne die geringste sichtbare Veränderung zu erleiden, wenn sie nämlich während dieser Zeit keinen ihre Keimung begünstigenden thierischen Boden gefun- den haben; jedoch fangen einige Sporen oft schon im blossen Wasser, wenn sie sehr alt (9-6 Monate) geworden sind, an, Veränderungen zu erleiden, die denen gleichen, welche sie bei’m Beginn der Keimung ein- sehen. Nur äusserst selten jedoch treiben sie ohne Berührung mit einem thierischen Körper Schläuche. Die Vorgänge bei der Keimung der unbe- weglichen Sporen sind folgende. Der grosse mittlere Oeltropfen ver- schwindet, es treten stati seiner oft mehrere kleinere auf, aber auch diese verschwinden bald und die Innenzelle erscheint (a. Fig. 10. Taf. XLIX) mit lauter gleichartigen Körperchen erfüllt. Der Primordialschlauch der Innenzelle verschwindet, die kleinen Körperchen (b. Fig. 10. Taf. XLIX) sind nur noch in geringer Anzahl und ohne bekleidenden Primordial- schlauch in der Mitte der Innenzelle vorhanden und zeigen lebhafte Mole- eularbegung. Endlich verschwinden auch diese Körperchen, die Innen- zelle ist vollkommen mit einer homogenen Flüssigkeit (ce. Fig. 10. Taf. XLIX) erfüllt und hat sich während der Verflüssigung ihres Inhaltes bedeutend vergrössert. Hierdurch und weil die Aussenzelle sich nicht vergrössert hat, legt sie sich an die Letztere vollständig an und der Raum zwischen Aussen- und Innen-Zelle verschwindet (ce. Fig. 10. Taf. XLIX). Tritt nun die fernere Keimung ein, so durchbricht die Innenzelle durch Vol. XXIII. P.1. 54 426 N. Pringsheim, fernere Grössenzunahme die Aussenzelle und verlängert sich in Form eines dünnen Schlauches (Fig. 3-9. Taf. XLIX). An der Aussenzelle sind nicht vorhergebildete Löcher vorhanden, durch welche etwa die Innenzelle durchbricht. Es ist oft schwer, an der keimenden Spore, die bereits einen Schlauch gebildet hat, die Membran der Aussen- zelle noch zu entdecken, indem die Innenzelle bei ihrer Vergrösserung sich so eng an die nicht wachsende Membran der Aussenzelle anlegt, dass sie beide dann nur als eine Membran erscheinen. Jedoch kann man häufig noch an den Stellen, wo der schlauchartige Fortsatz aus der Spore her- auskommt (Fig. 5. Taf. XLIX), die sich über diesen hinwegziehende Membran der Aussenzelle erkennen, oder diese tritt häufig noch dadurch in die Erscheinung, dass die äusserst scharfe, dunkle Begrenzungslinie der Spore (Fig. 6. Taf. XLIX) sich in den Schlauch nicht fortsetzt. Oefters aber ist auch dieses Erkennungsmittel der äusseren Membran nicht mehr vorhanden (Fig. 7. Taf. XLIX). Vielleicht ist in diesen Fällen die äussere Membran bei der starken Vergrösserung der Innenzelle ganz abgestreift worden, hierauf deuten wenigstens einige nicht seltene Zustände keimen- der Sporen‘ (d. Fig. 10. Taf. XLIX) hin. Die aus den Sporen hervor- tretenden Schläuche verästeln sich mehrfach (Fig.9. Taf. XLIX) und ver- längern sich sehr stark und schnell. Man findet schon 24 Stunden, nach- dem man die Sporen in die für die Keimung nöthigen Bedingungen gebracht hat, einzelne Sporen, deren dünne verästelte Schläuche bereits kolbige Sporangien (Fig. 9. Taf. XLIX) mit beweglichen Sporen gebildet haben. Diese Sporen verhalten sich in Bezug auf ihr Heraus- ireten, ihre Bewegung und Keimung ganz denen gleich, die an Schläu- chen entstehen, welche aus den beweglichen Sporen selbst hervorge- sangen sind. Um diese Vorgänge der Keimung leicht zu beobachten, ist es gut, mehrere Wochen alte, mit Sporen angefüllte, Sporangien etwa in einem flachen Uhrglase mit Fliegenbeinen zusammenzuthun und in mög- lichst nahe Berührung mit denselben zu bringen. Schon nach 24 Stun- den wird man an den Gelenken der Fliegenbeine (Fig. 1. Taf. XLIX) die - keimenden unbeweglichen Sporen finden, und ebenso werden viele Spo- Entwickelungsgeschichte der Achlya prolifera. 427 ren in der Nähe der Fliegenbeine unter nährendem Einfluss der aus den abgerissenen Fliegenbeinen hervordringenden Masse gekeimt haben, und man kann so sämmtliche Zwischenzustände zwischen der keimenden Spore, die erst einen kurzen Schlauch (Fig. 3. 4. Taf. XLIX) gebildet hat, und der aus ihr entstehenden, verzweigten (Fig. 2. Taf. XLIX), mit Sporangien versehenen Pflanze zugleich beobachten. Nicht alle Sporen desselben Sporangium verhalten sich bei der Keimung gleichartig. Oft hat eine Spore in einem Sporangium bereits einen kürzeren oder längeren Schlauch gebildet (Fig. 3. 4. Taf. XLIX), während die übrigen Sporen desselben Sporangium erst wenig oder noch gar nicht sich verändert haben. Der Durchmesser der unbeweglichen Sporen ist = 0,025 mm. Ein einziges Mal sah ich, dass der Inhalt einer unbeweglichen Spore sich in mehrere kleine, helle Zellchen umgewandelt hatte, von denen eine jede in einen dünnen, kurzen Schlauch sich verlängerte. Dieselben Zellchen fand ich später mehrere Male neben unveränderten, unbeweglichen Sporen in einem kugeligen Sporangium (Fig. 17. Taf. XLVII), sie müssen sich also auch hier aus einigen unbeweglichen Sporen gebildet haben. Sie sind helle, mehr oder weniger ovale, den beweglichen Sporen ähnliche, aber kleinere Zellen. Sie sind unbeweglich und scheinen. wie aus der Schlauchbildung hervorgeht, die Achlya ebenfalls fortpflanzen zu können. Es sind dies wahrscheinlich dieselben Körper, die auch Nägeli *) glaubt gesehen zu haben. Il. Abhängigkeit der Form der Sporangien und Sporen von der Nahrung. Aus beiden Sporenarten, den beweglichen und den unbe- weglichen, gehen, wie im Vorhergehenden gezeigt worden ist, die *) Zeitschrift für w. Bot. Hft.3. p. 30. 428 N. Pringsheim, Schläuche mit den kolbigen Sporangien und den beweglichen Spo- ren hervor. Es bleibt nun zu untersuchen, wann und unter welchen Bedingungen die kugeligen Sporangien und die in ihnen enthaltenen ruhenden Sporen entstehen, wobei sich zugleich die Ursache jener frü- her angedeuteten Erscheinung, dass dieselben Achlya- Schläuche niemals beide Sporangien- und Sporen-Arten zugleich tragen, ergeben wird. Bringt man die Achlya-Schläuche durch Aussäen auf einem Fliegen- körper hervor — und es ist hierbei gleichgültig, ob man sie durch Kei- mung der beweglichen oder unbeweglichen Sporen entstehen lässt — so bilden die Schläuche dieser Pflanze in den ersten Tagen ihres Bestehens auf dem thierischen Körper stets nur kolbige Sporangien und beweg- liche Sporen, und erst später, etwa vom dten, 6ten Tage an, treten die kugeligen Sporangien mit den ruhenden Sporen an ihnen auf. Es ist nun bemerkenswerth, dass die kolbigen Sporangien schon in den ersten Tagen ihre gewöhnliche Form nicht constant behalten, sondern dass, so wie die Schläuche, an welchen sie entstehen, und die Rasen, die sie bilden, älter werden, auch ihre Gestalt in einer bestimmten, regelmäs- sigen Folge sich umänderl. Es ist aber die zeitliche Aufeinanderfolge sämmtlicher Sporangienformen, die sich an den Schläuchen eines Achlya- Rasens auf einem Fliegenkörper ausbilden, folgende. Vierundzwanzig Stunden nach der Aussaat sowohl der beweglichen, als der unbeweglichen Sporen besteht der gebildete junge Achlyakranz nur aus kurzen, noch nicht fructifieirenden Schläuchen, deren einfache Zweige ihre Spitze erst mit dem Protoplasma anzufüllen beginnen. Nach 2 Tagen sind sämmtliche Schläuche in der lebhaftesten Sporenbildung begriffen. Die Sporangien sind durchgehends’noch einfach, bilden lange vielsporige Kolben, welche alle die Enden der Zweige einnehmen und die bewegli- chen Sporen an der Spitze heraustreten lassen. Am dritten und vierten Tage ist die Sporangien- und Sporen-Bildung zwar noch ebenso lebhaft, die Sporangien sind aber nicht mehr einfach. Jeder Zweig hat nämlich an seinem Ende bereits mehrere Sporangien gebildet, die grösstentheils Entwickelungsgeschichte der Achlya prolifera. 429 ineinander liegen (Fig. 1. 2. Taf. L). Auch bilden sich die Sporangien jetzt nicht mehr blos am Ende, sondern auch in der Mitte der Schläuche (b. Fig. 1. Taf. L). Diese mittleren Sporangien entlassen die Sporen durch einen Fortsatz, der seitlich entweder unmittelbar über der unteren oder unter der oberen Querwand sich bildet. Endlich erleidet auch die Form der Sporangien eine Aenderung. Sie sind meist alle kürzer, als die Sporangien erster Bildung und besitzen zugleich an ihrem oberen Ende eine grössere Weite, so dass ihre Gestalt im Allgemeinen zwi- schen der Kolben- und Kugelform schwankt. Diese Sporan- gien mit veränderter Form (Fig. 7. 8. 9. Taf. L) vermehren sich, wäh- rend die Anzahl der normal- geformten immer geringer wird, mehr und mehr, so dass etwa am Ende des vierten Tages nur noch solche Sporan- sien mit veränderter Form im Achlya-Rasen zu finden sind. In ihnen bilden sich anfangs zwar noch die beweglichen Sporen, viele von ihnen, besonders die späteren, wachsen jedoch ohne Sporenbildung in andere Sporangien oder Aeste (Fig. 8. 9. Taf. L) aus. Es verschwinden zu gleicher Zeit die sie tragenden Schläuche durch Auflösung, so dass diese tneilweise noch fructificirenden, meist unfruchtbaren und auswachsenden Sporangien lose zwischen den der Vernichtung anheimfallen- den Schläuchen, an denen sie entstanden waren, liegen. Schon gegen Ende des vierten Tages, häufiger am fünften Tage nach der Aussaat der beweglichen oder unbeweglichen Sporen treten zuerst die kugeligen Sporangien und unbeweglichen Sporen auf. Sie wer- den von Schläuchen getragen, welche vollkommen lebenskräftig denjenigen Schläuchen der kolbigen Sporangien gleichen, die in den ersten Tagen aus dem Fliegenkörper hervortreten; sie stehen, wie frü- her bemerkt, in keiner Verbindung mit den bei ihrem Auftreten meist bereits in Auflösung übergehenden Schläuchen der kolbigen Sporangien, die noch gleichzeitig mit ihnen den Achlyakranz bilden, son- dern treten unmittelbar aus dem Fliegenkörper hervor. Sie verdanken ihre Entstehung der Keimung derjenigen Sporen, welche sich innerhalb 430 N. Pringsheim, der Sporangien jener Schläuche gebildet hatten, die in den ersten Tagen auf der Fliege entstanden waren. Diese Sporen gingen nach ihrem Aus- tritt aus dem Sporangium auf derselben Fliege, die ihre Mutterschläuche trug, zur Ruhe über, keimten hier und bildeten die Schläuche mit den kugeligen Sporangien. Die Anzahl dieser nimmt sehr schnell überhand, in dem Maasse, als die kolbigen Sporangien und deren Schläuche ver- schwinden, so dass ein etwa 8 Tage alter Achlyakranz fast nur noch aus Schläuchen mit kugeligen Sporangien besteht. Es geht aus dieser Dar- stellung hervor, dass die beweglichen Achlyasporen bei ihrer Kei- mung auf dem Fliegenkörper in den ersten Tagen nur Schläuche mit kolbigen Sporangien, später aber, sobald der thierische Körper, auf wel- chem sie ‚wachsen, bereits mehr in Verwesung übergegangen ist, bei ihrer Keimung nun nur Schläuche mit kugeligen Sporangien und un- beweglichen Sporen bilden. Es wird hierdurch erklärt, warum man nie dieselben Schläuche zugleich kugelige und kolbige Sporangien tra- gen sieht. Die Ursache dieser merkwürdigen Formänderung der Spo- rangien und Sporen derselben Pflanze, je nachdem sie auf einer Fliege kurze Zeit nach dem Ableben dieser, oder wenn sie bereits einige Tage der Verwesung ausgesetzt war, wachsen, kann nur darin gefunden werden, dass die Achlya aus dem Fliegenkörper einige Tage nach dem Tode der Fliege eine andere Nahrung bezieht, als unmittelbar nach dem Absterben derselben. Dafür spricht auch schon die Formänderung der kolbigen Sporangien am dritten und vierten Tage nach dem Tode der Fliege. Diese Abhängigkeit der Formen, sogar der Fortpflanzungsiheile einer Pflanze von der Nahrung, die sie bezieht, scheint mir einer besonderen Aufmerksamkeit werth. Es schei- nen hiernach nicht einmal wesentliche Formverschiedenheiten der Pflan- zenkeime zur Begründung der Arten unter den niederen Gewächsen aus- reichend, und man wird auch von diesem Gesichtspuncte aus gezwungen, nur die Darstellung sämmtlicher Entwickelungsverhältnisse einer Pflanze als genügend zur Feststellung einer Art anzuerkennen. Es liegt hierin Entwickelungsgeschichte der Achlya prolfera. 431 zugleich der Schlüssel zu so mancher Behauptung einer Umwandelung verschiedener Arten niederer Pflanzen ineinander. Wer nur flüchtig die beiden Formen der Achlyaschläuche, die mit kolbigen Sporangien und beweglichen Sporen und die mit kugeligen Sporangien und unbe- weglichen Sporen, betrachtet, wird sicher geneigt sein, sie für ver- schiedene Pflanzenarten zu halten, wogegen der Verfolg ihrer Entwicke- lung zeigt, dass es nur durch geänderte Nahrungsverhältnisse bedingte, verschiedene Formen derselben Pflanze sind. Um sich davon überzeugen zu können, dass die Aufeinanderfolge der verschiedenen Bildungen in einem Achlyarasen ganz dieselbe ist, mag er auf dem Fliegenkörper ursprünglich durch Aussaat der beweglichen oder unbeweglichen Sporen hervorgerufen sein, ist es nöthig, diese beiden Sporenarten ge- sondert auszusäen. Für die unbeweglichen Sporen erreicht man dieses, wenn man sie von dem Boden eines Gefässes holt, in welchem vor etwa mehreren Monaten die Achlya wuchs, seit dieser Zeit aber nicht mehr in demselben erzeugt wurde. Man kann alsdann, wie bereits früher gezeigt wurde, sicher sein, bewegliche Sporen nicht mit auf den Fliegenkörper zu verpflanzen. Die unbeweglichen Sporen werden auf der Fliege, wie schon oben gezeigt (Fig. 1. Taf. XLIX), bald keimen und Schläuche mit beweglichen Sporen (Fig. 2 u. 9. Taf. XLIX) bilden. In den folgenden Tagen werden die beschriebenen Formänderungen der kolbigen Sporan- sien, und am fünften und den folgenden Tagen die Schläuche mit den kugeligen Sporangien auftreten. Um einen Fliegenkörper nur mit den beweglichen Sporen zu be- säen, diente mir folgende Vorrichtung. Durch den Deckel eines nicht vollständig mit Wasser gefüllten Glases steckte ich einen unten und oben offenen Glascylinder, dessen unterer Rand etwa 2-3 tief unter die Oberfläche des im Glase befindlichen Wassers hinabreichte. Auf das Wasser im Cylinder legte ich eine mit einem zwei Tage alten Achlyakranz bedeckte Fliege, deren Schläuche eben zu fructificiren begannen. Aus- serhalb des Cylinders wurde auf die Oberfläche des Wassers eine durch- 432 N. Pringsheim, stochene Fliege geworfen. Beide Fliegen erhalten sich auf dem Wasser, ohne unterzusinken. Schon nach einigen Stunden ist die Fliege ausser- halb des Cylinders von beweglichen Sporen, die sich an ihr festgesetzt haben, bedeckt; man kann sie herausnehmen und die Entwickelung des Achlyakranzes auf ihr verfolgen. Da die Schläuche der Achlya auf der Fliege im Cylinder um diese Zeit noch nicht drei Tage alt sind, so haben sich an derselben die kugeligen Sporangien noch nicht einmal gebildet; die Fliege ausserhalb des Cylinders ist, wie es auch die mikroskopische Untersuchung bestätigt, durchaus nur durch die beweglichen Sporen besäet worden, die von der einen Fliege zur andern schwimmend einen Weg von etwa 4-5 Zoll zurückgelegt haben. Diese beweglichen Spo- ren durchlaufen nun auf dem Fliegenkörper alle geschilderten Entwicke- lungsstadien. Sie bringen zuerst Schläuche mit beweglichen Sporen her- vor; diese keimen wieder auf demselben, nun schon seit mehreren Tagen verwesenden Fliegenkörper und bilden sich bei so veränderter Nahrung in Schläuche mit kugeligen Sporangien um. Ich will hier noch einige bemerkenswerthe Umstände erwähnen, die bei der Bildung der Sporangien und Sporen der Achlya beobachtet wer- den können. Unger *) hat schon darauf aufmerksam gemacht, dass die Zweige der Achlyaschläuche, die man von dem sie tragenden und auf dem thierischen Körper festsitzenden Stammschlauche abgeschnitten hat, trotz der Verletzung fortfahren, an ihren Enden Sporangien und Sporen zu bil- den. Von der Richtigkeit dieser Beobachtung kann man sich leicht über- zeugen. Die hierin sich offenbarende Selbstständigkeit und Lebenszähig- keit einzelner Theile der Pflanze zeigt sich in Bezug auf das Proto- plasma des Sporangium, aus dem sich die Sporen bilden, in Folgendem. Uebt man auf ein kolbiges Sporangium, in welchem die beweglichen Sporen sich bereits gesondert haben, aber noch nicht völlig ausgebildet sind, z. B. im Zustand Fig. 8. Taf. XLVI, einen momentanen, geringen *») a.a.0. p. 194. Entwickelungsgeschichte der .Achlya prolifera. 433 Druck aus, so verschwimmen die schon gesonderten Sporen sogleich ineinander und bilden, wie vor ihrer Sonderung, ein ungetheiltes, überall gleichartiges Protoplasma; sobald man den Druck jedoch aufhebt, so theilt sich, wenn der Druck nicht zu lange gedauert hat, das Protoplasma regel- mässig wieder, bildet, wie vor Ausübung des Druckes, normale Sporen, und verhält sich überhaupt ganz, wie in einem in seiner Entwickelung nie gehemmten Sporangium *). IV. Ueber Bewegung und Verwandlung der beweglichen Sporen. Es ist bekannt, dass die beweglichen Sporen der Algen, so wie die von Achlya prolifera, vielfach für Thiere ‘gehalten worden sind. Wenn bei den Algen diese Ansicht sich nur auf die Bewegungsfähigkeit der Sporen und ihre Aehnlichkeit mit Infusorien gründete, so schien für die Sporen der Achlya hierzu noch die directe Beobachtung einer Formumbil- dung dieser Sporen zu wirklichen Infusorien als Beweis zu treten. Unger behauptet, dass die Sporen der Achlya sich in wahrhafte Infuso- rien umbilden können, die von den Sporen sich durch eine Längsfalte ihrer Oberfläche unterscheiden. Er zeichnet auch **) einige solche in Infusorien umgewandelte Sporen. Ferner glaubt er, dass die Spore vor *) Diese Beobachtung lässt sich bequem auf folgende Weise machen. Es ist zur genauen Beobachtung der Bildungsverhältnisse der Sporen " und ihrer Bewegung ein durchaus schar- fes Bild nöthig, man muss daher das Object mit einem Deckglase bedecken. Um es nun nicht zu drücken, muss man nicht nur sehr dünne Deckgläser wählen, sondern auch ein beliebiges, etwas dickeres Object mit unter das Deckglas schieben und so viel Wasser hin- zufügen, dass das Deckglas eben noch von dem fremden Object und dem Wasser getragen wird, ohne den darunter befindlichen Schläuchen der Achlya Spielraum zum Schwanken zu geben. Trocknet das Wasser nun etwas aus, so bemerkt man sogleich den stattfindenden Druck des Deckglases auf die Sporangien, der gleich wieder durch Hinzufügen von Wasser aufgehoben werden kann. **) a.a.0. p. 144. tab. IV. fig. 7. 8.9. Vol. XXIII. P.1. Qi 73 434 N. Pringsheim, ihrer Keimung bei Annahme der Kugelgestalt ihre thierische Organisation, nämlich die von ihm für Blasen gehaltenen Stellen, verliert. Hieraus würde die Doppelnatur dieser Körper hervorgehen, die mit Verlust ihrer thierischen Organisation keimen oder unter Fortentwickelung derselben Infusorien werden könnten. Ueber die Unsichtbarkeit der hellen Stellen an der ruhenden Spo- renkugel, die jedoch nicht Blasen, sondern Löcher der Membran sind, ist Seite 412 bereits das Nöthige gesagt. Die Umwandlung der Sporen in Infusorien muss ich in Abrede stellen. Trotzdem ich meine Aufmerksam- keit fortwährend auf die weitere Entwickelung der herausgetretenen, beweglichen Sporen richtete und wohl mehrere hundert Male das Entwei- chen der Sporen aus dem Sporangium und ihre Keimung beobachtet habe, s0 habe ich immer nur gefunden, dass die Sporen entweder keimen, oder unter den früher beschriebenen Vorgängen zu Grunde gehen. Diese negative Beobachtung dürfte aber um so eher als Beweis gelten, als die Behauptung Unger’s, wie es scheint, nicht der Ausdruck der beobachte- ten Thatsache, sondern nur erschlossen ist. Hierfür spricht, dass Unger selbst die Möglichkeit einer Verwechselung mit einem polygastrischen Infusorium nicht vollständig ausschliesst und erst durch einen Versuch die Wahrheit seiner Behauptung zu beweisen sucht. Der Versuch, der darin bestand, dass Unger in einem Tropfen, in welchem er vor Entbindung der darin befindlichen Schläuche keine gefalteten Infusorien finden konnte, nach Entbindung der Schläuche sehr viele solcher Infusorien gefunden hat, ist aber nicht entscheidend. Denn es kann erstens selbst bei der senauesten Durchmusterung auch eines kleinen Tropfens ein sich lebhaft bewegendes Infusorium von dem Beobachter übersehen werden, und ein einziges übersehenes genügt, um das Vorhandensein sehr vieler nach . wenigen Stunden zu erklären, und ferner kann ja Unger frühere Ent- wickelungsstufen dieser gefalteten Infusorien übersehen haben. Die vorurtheilsfreie Betrachtung des Verhaltens der beweglichen Sporen der Achlya nach ihrem Austritt aus dem Sporangium bis zur Keimung Entwickelungsgeschichte der Achlya prolifera. 435 oder zur Auflösung kann nur zu der Ansicht führen, dass die Sporen der Achlya wahre Pflanzenkeime sind, die von den gewöhnlichen sich nur dadurch unterscheiden, dass sie sich bewegen können, und es bleibt nur die Aufgabe übrig, diese Bewegung physikalisch zu erklären. Mit der Molecularbewegung, wie Einige glaubten, hat die Bewegung Nichts gemein, denn die Sporen nehmen Ortsveränderungen vor, die im Verhältniss zu ihrer Grösse ausserordentlich bedeutend sind. Bei der Seite 431-432 beschriebenen Vorrichtung mussten die Sporen jedesmal erst etwa 2 Zoll innerhalb des Cylinders im Wasser hinab- und dann etwa eben so weit ausserhalb des Cylinders hinaufsteigen, um zu der dort befindli- chen Fliege gelangen zu können. Da ich diesen Versuch nun sehr häufig wiederholte, und auf der Fliege ausserhalb des Cylinders stets schon nach wenigen Stunden die beweglichen Sporen sich einfanden, so scheinen die beweglichen Sporen einen Weg von 4 Zoll, d.h. eine Entfernung zurück- legen zu können, die ihre eigene Grösse mehrere tausend Male übertrifft. Man könnte hiergegen zwar einwenden, dass geringe Temperaturverän- derungen schon Strömungen in dem Wasser des Versuchsglases erregt haben könnten, welche die Sporen in ihrer bedeutenden Ortsveränderung mindestens unterstützt hätten, allein schon die natürlich weit geringere, sichtbare Ortsveränderung der Sporen unter dem Mikroskop ist im Verhältniss zu ihrer eigenen Grösse sehr bedeutend. Ich habe die Ent- fernung einiger Sporen, die ziemlich weit von der Sporangiumöffnung in Ruhe übergegangen waren, in gerader Linie gemessen. Sie betrug einen Millimeter, also immer noch das Fünfzigfache der Sporengrösse. Diese bedeutende Ortsveränderung der Spore ist mit einer lebhaften, bald nach rechts, bald nach links gerichteten Drehung um ihre Längsaxe verbunden. Man hat auf zweierlei Weise versucht, der Erklärung dieser Bewe- gung um einen Schritt näher zu rücken. Die Einen setzen die Ursache der Bewegung der sogenannten Zoosporen in eine Contractilität der Fäden, mit welchen diese Sporen versehen sind; die Andern sehen sie als einen 436 N. Pringsheim, Effect der Endosmose an. Gegen die erste Ansicht hat Nägeli *) bereits gewichtige Gründe beigebracht. Indem ich hierauf verweise, füge ich für die Bewegung der Achlyasporen noch Folgendes hinzu. Der Faden der Achlyaspore bewegt sich noch, wenn diese schon ruht, woraus also mit Sicherheit hervorgeht, dass die Bewegung des Fadens wenigstens nicht immer eine Bewegung der Spore hervorrufen kann, vielmehr wird hierdurch wahrscheinlich, dass beide Bewegungen eine gemeinsame Ursache haben, welche, wenn die Spore zur Ruhe kommt, nur schwächer geworden, noch den leicht beweglichen Faden in Schwingungen ver- setzen, aber nicht mehr die Spore fortzurücken vermag. Es liegt nahe, die Endosmose für diese gemeinsame Ursache **) zu halten. Man hat jedoch nur wenig versucht, die Art, in welcher die Endosmose jene Bewegung hervorrufen soll, näher zu bezeichnen. Soll die Endosmose die bewegende Kraft sein, so muss sie natürlich an bestimmten Stellen der Spore stärker wirksam sein, als an der übrigen Fläche der Sporenmem- bran. Nun meint Nägeli allerdings, dass die Endosmose vorzüglich an der hellen Spitze der Spore stattfinden soll, und erklärt hieraus das Vor- dringen der Spore in der Richtung der Spitze. Der Spitze soll aber die Thätigkeit der Endosmose vorzüglich zukommen, weil sie das Wurzelende der Spore vorstellt, wie die spätere Anheftung dieser mit der Spitze be- weisen soll. Abgesehen davon, dass hierdurch nur das Vordringen, nicht aber die Axendrehung der Spore erklärt würde, glaube ich überhaupt nicht, dass so leicht Jemand sich mit dieser Anschauung wird befreunden können, da sie der späteren Anheftungsstelle der Spore nicht nur die morphologische Bedeutung, sondern auch die physiologische Thä- tigkeit der Wurzel höherer Pflanzen zusprechen will. Vielmehr glaube *) Gattungen einzelliger Algen, p. 22. »*) Wenn hiergegen Siebold (Zeitschrift f. w. Zoologie 1849, Bd.I. p. 287) hervorhebt, dass der Faden, wenn seine Bewegung eine Folge endosmotischer Strömungen wäre, noth- wendig bei dem schnellen Vordringen der Spore zurückgebogen werden müsste, so bemerke ich, dass der Faden bei der schnellen Bewegung der Spore gar nicht gesehen wird. Entwickelungsgeschichte der Achlya prolifera. 437 ich, dass, wer die Bewegung durch Endosmose erklären will, aus der Strüctur der Spore nachweisen muss, warum die Endosmose an ein- zelnen Stellen der Spore stärker wirksam sein muss, als an anderen, und wie aus der stärkeren Wirksamkeit der Endosmose an diesen Stellen die Bewegung hervorgehen kann. Berücksichtigt man nun die von mir an den Achlyasporen aufgefundenen Oeffnungen der äusseren Membran, so ist klar, dass an diesen der Stoffaustausch stärker stattfinden muss, als an der übrigen Membran. Da nun zwei von diesen Oeffnungen seitlich liegen, so wäre durch die Annahme einer schiefen Stellung derselben gegen die Sporenaxe die Axendrehung der Spore leicht erklärt. Auf das Vordringen der Spore könnte vielleicht die hintere Oeffnung von Ein- fluss sein, wenn durch diese die Stoffausscheidung geschähe. Ich kann hier auf eine andere Erklärung des Fortrückens der Spore, auf welche Herr Professor Magnus mich aufmerksam gemacht hat, hinweisen. Nach dieser Erklärung würde dem beweglichen Faden allerdings eine Bedeu- tung für die Ortsbewegung der Spore zugesprochen werden. Es soll nämlich die Endosmose vorzüglich durch den Faden vermittelt wer- den, was sowohl durch seine überaus grosse Zartheit wahrscheinlich wird, als auch noch durch eine eigenthümliche Structur desselben bewirkt wer- den könnte. Durch diese Annahme würde nicht nur die Ortsveränderung der Spore, sondern die mit dieser stets zusammenfallende eigenthümliche Bewegung des Fadens erklärt. Zur Erklärung der Axendrehung der Spore ist übrigens nicht einmal die Annahme einer schiefen Stellung der Membranöffnungen gegen die Sporenaxe durchaus nöthig, da selbst bei senkrechter Durchbohrung der Membran durch diese seitlichen, nicht dia- metral gegenüber gestellten Oeffnungen eine Drehung erfolgen müsste, wenn das Grössenverhältniss der durch die beiden Oeffnungen einströ- menden Flüssigkeitsmengen nicht constant gleich bliebe. Die gesammte Bewegung der Spore würde daher als das Resultat der durch den beweg- lichen Faden und die seitlichen Oeffnungen stattfindenden Endosmose betrachtet werden können. Hiernach würde man wohl schliessen können: 438 N. Pringsheim, weil durch den beweglichen Faden die Stoffaufnahme in Folge seiner Beschaffenheit vorzüglich stattfindet, so wird die Spitze der Spore‘ zur späteren Anhefiungsstelle (Wurzel); nicht aber umgekehrt, weil die Spitze die Wurzel vorstellt, geschieht durch sie die Stoffaufnahme. Dieser Ver- such einer Erklärung der Bewegung durch Endosmose dürfte vielleicht dann mehr Werth erhalten, wenn es gelingen sollte, auch an anderen beweglichen Pflanzenkeimen und den fortrückenden, niederen Algen eine ähnliche Structur der Membran nachzuweisen, wie sie bei den Sporen der Achlya vorhanden ist *). V. Ueber Zellenbildung und Zellenwachsthum. Die Bildung neuer Zellen in der Achlya beschränkt sich auf die Ent- stehung der Sporangien und Sporen. Das Ende jedes Zweiges bildet sich, sobald er aufhört, sich in die Länge zu strecken, in ein Sporangium um. Ob der Abschliessung des Zweigendes zum Sporangium die Bildung einer die Endspitze ausfüllenden, vollständigen Zelle oder bloss die Ent- stehung einer Querwand zu Grunde liegt, darüber sind die beiden Beob- achter, die am genauesten auf die Untersuchung dieser Frage an der Achlya eingegangen sind, uneinig. Unger **) behauptet, dass sich bloss eine Scheidewand gebildet hat und sieht gerade die Bildung der Sporan- gien der Achlya als ein günstiges Beispiel seiner merismatischen Zellbil- dung an. Er stützt sich darauf, dass an den Seitenwänden des gebildeten Sporangium eine doppelte Haut weder sichtbar sei, noch sich durch eine Verdickung der Seitenmembranen bemerkbar mache. Dagegen glaubt Nägeli ***), aus Analogie mit anderen ähnlichen Zellbildungen, beson- ders aber aus dem Umstande, dass er öfters in einem Zweigende meh- rere Sporangien sich bilden sah, von denen jedes, durch freie Zellbildung *) Hiebei verdient verglichen zu werden, was Nees v. Esenbeck über die „‚Wachsthums- bewegung‘ in der 2. Abth. des 20. Bandes der Nova Acta, besonders auf S. 569 ff., in Anregung gebracht hat. Die Red. a er? ee) Zeitschrift für w. Bot. Hft.1. p. 102. Hft.3 u. 4. p. 28. Entwickelungsgeschichte der Achlya prolifera. 439 entstanden, natürlich mit einer eigenen vollständigen Membran versehen war, schliessen zu dürfen, dass auch in dem Falle, wenn nur ein einzi- ges Sporangium im Zweigende sich bildet, dieses ebenfalls mit einer eigenen Membran allseitig bekleidet sei. Dass die Membran des Zweigendes bei gebildetem Sporangium nicht dicker erscheine, als früher, ist nach ihm einfach eine Folge davon, dass diese Membranen überhaupt eine unmessbare Dicke besitzen. Uebrigens hat, wie Nägeli behauptet, die Wand des Sporangium häufig, besonders später, in der That eine grössere Dicke, als die des Schlauches. Ich kann dieses letztere Factum bestätigen, und es ist um so mehr in die Augen springend, als häufig die Membran des Sporangium zwei Conturen besitzt, während die des Schlauches nur einen einzigen zeigt. Leider habe ich dagegen nie die Bildung mehrerer Sporangien in einem Zweigende beobachten können. Dass die Ansicht Nägeli’s jedoch vollkommen richtig ist, dafür kann ich directe Beweise beibringen, da es nicht selten gelingt, die Mem- bran des Sporangium von der Schlauchmembran losgetrennt zu beobach- ten. Achtet man genau auf die Spitze eines geöffneten Sporangium, so kann man meistens die Begrenzung der Oeffnung des Fortsatzes als eine sehr feine Linie erkennen (o. Fig.1 u.2. Taf. XLVIN; d. Fig.1. Taf. L), seltener erkennt man beide Linien (A. Fig. 1. Taf. L), die obere und die untere, die zusammen die Oeffnung einschliessen. Es hängt dieses sehr von der Dicke der Membran ab, aber nur selten sieht man keine von bei- den Linien (Fig. 6. Taf. L). Ausser diesen Begrenzungslinien der Oeff- nung des Fortsatzes wird man bei genauer Beobachtung fast ohne Aus- nahme jedes Mal noch an der Basis des engen Fortsatzes (m. Fig.1 u.2. Taf. XLVII; e. Fig. 1. Taf. XLIX) eine sich über und unter demselben hinziehende Linie bemerken. Diese Linie bildet, wie an ihren seitlichen Endpuncten (m. Fig. 1 u.2. Taf. XLVII), die etwas über den Fortsatz seit- lich hinausragen, scharf gesehen werden kann, gleichsam einen den Fort- salz an seiner Basis umfassenden Ring, der aber nichts Anderes ist, als die Begrenzungslinie der Oeflnung des ursprünglichen Zweigendes, 440 N. Pringsheim, durch welche die eigentliche Sporangiumzelle hindurchgebrochen ist, als sie sich in einen Fortsatz — an dessen Bildung die Membran des Zweigendes nicht Theil nimmt — verlängerte. Kann man schon hieraus fast ohne Ausnahme an allen Sporangien, die man untersucht, die Selbsiständigkeit des Sporangium als einer in dem Schlauchende liegen- den und dasselbe erfüllenden vollständigen Zelle erkennen, so wird dieses noch vollkommen bestätigt, wenn, was häufig geschieht, die Schlauch- membran zerreisst und noch als eine zerrissene Hülle die Sporangiumzelle umgiebt (Fig. 3. Taf. L). Diejenigen, die mit Unger das Schlauchende nur durch eine untere Querwand abgeschlossen glauben, könnten gegen diese Auffassung nur einwenden, dass in diesen Fällen das Sporangium nicht mehr einfach sei, sondern dass bereits ein zweites Sporangium von gleicher Grösse in das erste hineingewachsen sei und sich geöffnet habe. Dass dies jedoch nicht der Fall ist, davon kann man sich in den ausserordentlich wenigen Fällen, in welchen ein zweites Sporangium von gleicher Grösse in das erste hineinwuchs, überzeugen. Die Fortsätze der Sporangien legen sich in solchen Füllen nie aneinander (Fig. 5. Taf. L), und man kann an jedem der beiden Fortsätze beide Oeff- nungen, die der Sporangiumzelle an der Spitze und die des ursprüngli- chen Schlauchendes an der Basis des Fortsatzes, erkennen und sieht sogar, in manchen Fällen wenigstens. an dem einen Sporangium beide Membra- nen, die des Schlauchendes (a. Fig. 5. Taf. L) und die der Sporangium- zelle (b. Fig. 5. Taf. L), die sich theilweise von einander gelöst haben. Endlich kann man an sicher einfachen Sporangien, deren Entstehung man an Zweigen, die noch nicht fructificirt haben, selbst beob- achtet hat, nach ihrer Entleerung beide Oeffinungen an der Spitze und an der Basis des Forisatzes deutlich erkennen. — Die untere Scheide- wand des Sporangium (Fig. 5. 6. Taf. XLVI) ist, wie bereits früher ge- zeigt wurde, eine doppelte, die obere gehört der Sporangiumzelle an, während die untere nur eine Querwand ist, die, nach der Bildung der Sporangiumzelle entstanden, den unten liegenden Schlauchtheil von Neuem Entwickelungsgeschichte der Achlya prolifera. 441 an seiner Spitze abschliesst. Diese Wand hat sicher ihren Ursprung nicht der Bildung einer vollständigen, etwa den unteren Schlauch völlig erfül- lenden Zelle zu danken, denn abgesehen auch davon, dass selbst bei dem Vorhandensein mehrerer Sporangien an einem Zweigende (Fig. 1. Taf. L) niemals eine Spur mehrfacher Häute an dem unteren Schlauch wahrgenommen wird, so stellen sich schon der blossen Annahme des Vor- handenseins solcher Häute gewichtige Gründe in den Weg. Da der Achlyaschlauch mit allen seinen Zweigen eine einzige Zelle darstellt und sich keinerlei sonstige Querwände in demselben vorfinden, so müsste man annehmen, dass alle unter den Sporangien der einzelnen Zweige mehrfach nach einander entstehenden Zellen als Innenzellen den gesammten Schlauch mit allen seinen Verzweigungen auskleiden. Durch eine solche fortwäh- rende Anlagerung neuer Zellwände an die ursprüngliche Schlauchmem- bran müsste doch mindestens irgend einmal eine Verdiekung dieser Mem- bran beobachtet werden können, und dennoch sind die Membranen der ältesten Schläuche noch so dünn, dass sie meist nur einen einzigen Con- tur besitzen. Nachdem das Sporangium sich an seiner Spitze geöffnet und die Sporen entlassen hat, schiebt sich, wie bekannt, diese Querwand vor (Fig. 15. Taf. XLVI). Sie muss hierbei nothwendig die untere Wand der früheren Sporangiumzelle durchbrechen. Es ist nun bemerkenswerth, dass man nur selten — wahrscheinlich in Folge der Anfüllung des Schlauchtheiles unterhalb der vordringenden Querwand mit Protoplasma und wegen der grossen Dünne der Membran der ersten Sporangium- zelle — eine Andeutung dieser Durchbrechung so, wie bei a. Fig. 6. Taf. L, sieht. Auch bei Bildung der kugeligen Sporangien (ce. Fig. 1. Taf. XLVI) entsteht in dem betreffenden Schlauchtheile eine vollständige Zelle. Diese liegt sogar hier, wie man meist an der Peripherie der Kugelsporangien erkennen kann, nicht völlig an der Schlauchmembran an und ist mit dieser nur an den Umgrenzungsstellen der ovalen Löcher Vol. XXIII. P.1. 56 442 N. Pringsheim, verwachsen. Dass diese Löcher die Schlauehmembran und die Haut der Sporangiumzelle durchziehen, geht schon aus dem, was über diese Löcher gesagt wurde, hervor. In beiden Sporangien-Arten bilden sich die Sporen durch wand- ständige Zellbildung (Nägeli) um eine gegebene isolirte Inhaltspartie. Es hat sich aus dem Vorhergehenden bereits ergeben, wie weit man diesen Vorgang in diesen Beispielen mit dem Auge zu verfolgen im Stande ist. Gegen Nägeli, der hier der Individualisirung der Inhaltspartieen die Bildung von Kernen, obwohl er sie selbst nicht gesehen hat, der Analo- gie wegen vorhergehen lässt, kann ich mit Bestimmtheit versichern, dass bei Bildung dieser Zellen kein Kern mitwirkt, man: müsste denn jedes beliebige Inhaltskörnchen einen Cytoblasten nennen wollen. Die Un- durchsichtigkeit des Protoplasma, aus dem die Sporen sich bilden, ist durchaus nicht so gross, um die Wahrnehmbarkeit eines Cytoblasten, wenn er vorhanden wäre, zu verhindern. Man kann besonders bei Bildung der unbeweglichen Sporen wohl sehen, was in dem Innern der einzelnen Protoplasmatheile vorgeht, wie dies der mittlere Oeltropfen (d. Fig. 1. Taf. XLVII) zeigt, dessen Bildung und Wachsthum man genau verfolgen kann, und erkennt deutlich, dass das Protoplasma aus lauter einzelnen, völlig gleichartigen, sehr kleinen Körperchen besteht. Ebenso ist weder bei Bildung der Sporen, noch bei Bildung des Sporangium, eine Erschei- nung wahrnehmbar, die auf die Vermuthung führen könnte, dass diese Zellen sich in der von Karsten *) behaupteten Weise bilden. Die An- nahme einer solchen Zellbildungsweise scheint mir weder nothwendig noch begründet. Dagegen deuten alle beobachteten Erscheinungen dar- auf hin, dass die Zellmembran sich hier nach und nach an der Peri- pherie einer hülllosen Protoplasmamasse ausscheide. Sämmt- liche Erscheinungen stimmen mit dieser Ansicht und untereinander schön überein. Das Zerfallen des Protoplasma der kolbigen und kugeligen *) De cella vitali. Entwickelungsgeschichte der Achlya prolifera. 443 Sporangien in einzelne Theile, die Loslösung dieser Theile von einander und die allmälige Bildung einer Membran an ihren freien Seiten lässt sich direct beobachten. Wenn man Gelegenheit hat, Sporen in halb- fertigem Zustande zu beobachten, so findet man sie steis noch mit der benachbarten Spore durch einen schleimigen Strang zusammenhängend (h. i. Fig. 10. Taf. XLVI), während an ihrer freien Seite die Membran schon theilweise oder vollständig vorhanden ist. Endlich stimmt auch der beobachtete Vorgang bei einer späteren nochmaligen Theilung einer schon ruhenden Sporenzelle (Fig. 17. Taf. XLVI) mit der Sporenbildung inner- halb des Sporangium überein. So sehr nun gerade in diesem Beispiele die Richtigkeit der von Nägeli behaupteten Zellbildungsweise „‚um eine individualisirte Inhaltspartie‘“ sich klar ausspricht, so möchte doch gerade hier ein Beweis dafür zu finden sein, dass die von Nägeli *) gemachte Unterscheidung zwischen freier und wandständiger Zellbildung nicht zulässig ist. Die Bildung der Sporen geschieht meist durch wandstän- dige, oft durch freie Zellbildung (Fig. 8. 9. Taf. XLVID. Ebenso bil- den sich die gewöhnlich durch wandständige Zellbildung entstehenden Sporangien, nach Nägeli, oft durch freie Zellbildung. Dass diese bei- den von Nägeli geschiedenen Zellbildungsweisen sich gegenseitig ver- treten können, das spricht dafür, dass sie nur zufällige Verschiedenheiten des wesentlich gleichen Vorganges sind, wobei, wie ich glaube, nur die grössere oder geringere Erfüllung der Mutterzelle mit Inhalt maassgebend ist. Das Wesentliche und Gemeinsame ist nur, dass an der Peripherie einer gesonderten Protoplasmamasse eine Membran entsteht. Ueber die Umstände, welche den Inhalt einer Zelle bestimmen, sich in eine häufig bestimmte Anzahl einzelner Parlieen zu sondern, ist bis jetzt wohl noch nichts Sicheres bekannt. Dass die Bildung von Cyto- blasten der Individualisirung der einzelnen Inhaltspartieen nicht immer sichtbar vorhergeht, zeigt die Bildung der Achlyasporen und erkennt *) Zeitschrift für w. Bot. 444 N. Pringsheim, Nägeli zwar selbst an, behauptet aber dennoch, dass das Auftreten von Zellkernen vor Individualisirung der Inhaltspartieen allgemeines Gesetz ist *). Auch über das Verhältniss des Primordialschlauches zu der Zelle, die er auskleidet, lassen sich bei Entstehung der Sporen und Sporangien der Achlya einige Beobachtungen machen. Bei der geschilderten Bildung der beweglichen Sporen hängen die schon mit Cellulose-Membranen bekleideten Sporen noch durch Oeffnun- gen dieser Membranen (h. i. k. Fig. 10. Taf. XLVI) mit einander zusam- men. Nach der völligen Trennung der Sporen sieht man den Primor- dialschlauch als eine vollständige Innenzelle auch die Oeffnungen der äus- seren Membran verschliessen (db. Fig. 18. Taf. XLVI). Hier ist man wohl zur Annahme genöthigt, dass der Primordialschlauch sich später gebildet hat, als die Zellmembran der Zelle, die er auskleidet. Dass der Primordialschlauch wohl zu den Umwandelungen, die der in ihm enthal- tene Zellinhalt erleidet, aber nicht zu der Bildung der Zellmembran, die er auskleidet, in Beziehung steht, dafür sprechen auch folgende Beobach- tungen, welche darthun, dass der Primordialschlauch an den Veränderun- gen, die das Protoplasma der Zelle erfährt, gleichmässig Theil nimmt. Noch während der Bildung der Sporen, wenn sie schon theilweise von einander gesondert sind, lässt sich der gesammte Primordialschlauch des Sporangium loslösen (Fig. 4. Taf. L; Fig. 16. Taf. XLVII). Sobald die Sporen vollständig ausgebildet sind (Fig. 9. Taf. XLV1; Fig. 10. Taf. XLVID, ist der Primordialschlauch des Sporangium verschwunden. Es trägt daher *) Es scheint mir, als sei die Einschnürung der Wand der Mutterzelle, die an den Stellen, wo später eine Querwand die Mutterzelle scheinbar theilt, der Bildung dieser vorhergeht, eine bedingende Ursache der Trennung des Inhaltes der Mutterzelle an dieser Stelle, worauf an der Peripherie der beiden gesonderten Inhaltstheile sich neue Membranen bilden. Die Entstehung dieser Querfalie der Membran der Mutterzelle vor der Bildung der Querwand kann man sehr schön bei der Keimung einzelliger Sporen der Fadenpilze beobachten, wo häufig die Einschnürung und die darauf folgende Querwand sich auch nicht in der Mitte der Mutterzelle bilden. Entwickelungsgeschichte der Achlya prolifera. 445 der Primordialschlauch des Sporangium so gut, wie das übrige Proto- plasma, zur Bildung der Sporen bei. Man kann aber nicht annehmen, dass er etwa durch Theilung unmittelbar in die Primordialschläuche der einzelnen Sporen zerfällt, denn dem widerspricht, abgesehen von der Schwierigkeit der Vorstellung eines solchen Vorganges in diesem Falle, die Bildungsweise der Sporen. Die aus den Sporen hervortretenden Achlyaschläuche, die eine ein- zige, lange, verästelte Zelle ohne jede Querwand darstellen, wachsen bei ihrer Verlängerung nur an ihrer Spitze, die sich fortwährend bis zur Bil- dung des Sporangium vorschiebt. Man kann dieses bei dem Wachsthum verästelter Schläuche wahrnehmen, da diese an der Spitze sich fortwäh- rend verlängern, während die Theile des Schlauches zwischen den Zweigen nicht mehr grösser werden. Nägeli hat mit Recht auf diese von ihm mit dem Namen des Spitzwachsthums belegte Weise der Zellen- vergrösserung Gewicht gelegt, denn dieses Wachsthum ist, wie sich an der Achlya erweisen lässt, durch eine eigenthümliche Richtung der En- dosmose bei diesen Zellen bedingt. Die Endosmose der so wachsenden Zellen findet nämlich vorzüglich — vielleicht allein — durch die Spitze statt. Dafür spricht: 1) dass der Inhalt der Schläuche unmittelbar unter der Spitze stets heller und dünnflüssiger ist, als der weiter unten liegende Inhalt des Schlauches — so lange nämlich der Schlauch sich nicht zur Bildung des Sporangium anschickt —; 2) dass man den Primordialschlauch des Achlyaschlauches an dessen Spitze sehr häufig von der Membran des Achlyaschlauches losgelöst findet (bei a. Fig. 10. Taf. L), was sich durch das Eindringen einer Flüssigkeit an dieser Stelle erklären lässt; 3) dass die ausgebildeten Sporen im Sporangium unter- halb der Spitze stets etwas zurücktreten (a. Fig. 9. Taf. XLVI) — was nur durch ein Einströmen von Flüssigkeit an dieser Stelle erklärt werden kann —; 4) dass die oberen Sporen des Sporangium stets früher reifen als die unteren. Es lässt sich auf solche Weise die Vergrösserung einer Membran durch sogenannte Intussusception anschaulich machen. Nur 446 N. Pringsheim, der Theil einer Zellmembran kann sich vergrössern, durch welchen unmittelbar Endosmose stattfindet. Die Vergrösserung geschieht da- durch, dass die endosmotisch einströmende Flüssigkeit während ihres Durchströmens durch die Membran in Folge chemischer Wechselwirkung zwischen Flüssigkeit und Membran in dieser neue Substanz ablaßert. Eine allseitig wachsende Zelle würde sich daher von einer solchen, die nur an bestimmten Stellen wächst, wesentlich und zwar dadurch unter- scheiden, dass bei der ersten die Stoffaufnahme an der ganzen Fläche der Zellmembran gleichmässig geschieht, während sie an der andern vor- zugsweise an der wachsenden Stelle stattfindet. Es genüge die Andeulung, wie wichtig der umgekehrte Schluss von der einseitigen oder allseitigen Vergrösserung der Zellen auf die Richtung der Saftströmung bei Betrachtung des Wachsthums des Pflanzenkörpers sein kann. Trotz- dem dass der untere Theil des Schlauches nicht mehr in die Länge wächst, kann doch an einer — wie es scheint — morphologisch unbestimmten Stelle desselben plötzlich eine starke endosmotische Strömung beginnen. Diese Stelle wächst in Folge dessen seitlich zu einem Zweige aus, der sich wieder durch Spitzenwachsthum verlängert. Hierauf beruht die Möglichkeit der Verästelung der Schläuche. Während so die Endosmose meist eine Vergrösserung des Thei- les der Zellwand, durch den sie strömt, vermöge einer Ablagerung neuer Stolfe bewirkt, so kann sie in anderen Fällen dagegen eine Verminde- rung der Masse und sogar völlige Auflösung des Theiles der Zellwand, durch den sie strömt, verursachen. Man kennt viele Fälle, in welchen die Endosmose diese Wirkung hat, so z.B. bei den Querwänden der Spi- ralgefässe. Zwei Beispiele einer solchen Wirkung der Endosmose liefert auch die Achlya. Die Löcher der kugeligen Sporangien (Fig. 12. Taf. XLVII) können wohl auf keine andere Weise entstanden sein. Die früheren Zustände des Sporangium machen dieses höchst wahrscheinlich. Wir haben gesehen, dass das Protoplasma der Sporangien sich mit Frei- Entwickelungsgeschichte der Achlya prolifera. 447 lassung ovaler oder runder Stellen an der innern Wand des Sporangium anordnet (c. Fig. 1. Taf. XLVID). Bei dem später eintretenden Stoffaus- tausch muss die Endosmose nothwendig ihren Weg vorzüglich durch diese von Protoplasma freigelassenen Stellen nehmen, und da die Membran die- ser Stellen bald darauf verschwindet, so liegt es wohl sehr nahe, dies einer Auflösung der Membran durch die Endosmose zuzuschreiben. Noch viel deutlicher ist der Einfluss der Endosmose bei Bildung der Oeffnung an den Fortsätzen der kolbigen Sporangien. Ich habe schon früher auf die Umstände aufmerksam gemacht, die darauf hinweisen, dass die Endos- mose an den Schläuchen, die noch nicht fructifieirt haben, hauptsächlich durch die Spitze stattfindet (S. 445-446). Während der Anfüllung der Spitze mit Protoplasma scheint dieses Verhältniss aufzuhören, beginnt jedoch nach Bildung der Sporangiumzelle in der Zweigspitze sogleich wieder und macht sich schon durch die Bildung des Fortsatzes, so wie durch die bereits erwähnte frühere Reife der oberen Sporen und ihr Zurücktreten von der Spitze des Fortsatzes geltend, und so ist auch die Auflösung der den Fortsatz nach oben schliessenden Wand eine Folge der durch diese Wand stattfindenden Endosmose. Es löst sich nicht, wie Schleiden irrthümlich behauptet, bei der Oeffnung des Sporangium ein Deckel von dem Sporangiumfortsatze ab; niemals ist eine Spur eines solchen Deckels zu finden, sondern man erkennt die allmälige Auflösung der den Fortsatz nach oben verschliessenden Wand dadurch, dass die obere Begrenzungs- linie des Fortsatzes, die anfänglich sehr scharf und dunkel ist, nach und nach immer heller und undeutlicher wird. Hiermit stimmt auch ein ande- res, bereits erwähntes Phänomen (S. 408 Anm.) überein. Wenn, wie es dort der Fall ist, wegen eines Hindernisses in der normalen Ausiritts- öffnung, die Sporen an einer andern Stelle entweichen müssen, so sehen wir an der Stelle des Sporangium, wo ein neues Loch plötzlich gebildet werden soll, die benachbarten Sporen zurückweichen, was doch nur durch eine hier stattfindende Strömung von aussen nach innen erklärt werden kann, und bald darauf ist die Membran an dieser Stelle verschwunden, 448 N. Pringsheim, wofür nun die nächstliegende Erklärung gewiss die Auflösung derselben durch die daselbst sie stattfindende Endosmose ist *). VI. Ueber das Vorkommen und über verschiedene Species der Achlya. Am häufigsten wurde die Achlya bis jetzt auf den Körpern in Ver- wesung übergehender Insecten, besonders der Stubenfliegen, gefunden. Ausserdem wurde sie sowohl auf anderen verwesenden Thieren, z. B. Schnecken, als auch auf noch lebenden Fischen und Fröschen beobachtet. Auch auf verwesenden Pflanzentheilen und noch lebenden Wassergewäch- sen wurde sie angetroffen; so zum Beispiel von Meyen auf einem Blatte von Viscum album, von Kützing auf einem in’s Wasser gefallenen Pap- pelzweige und von van den Bosch parasitisch auf den Wurzeln einer Hydrocharis morsus ranae. Ich selbst habe ihre Entwickelung bis jetzt nur auf todten Fliegen und Spinnen verfolgt. Fast sämmtliche Beobach- ter haben die Schläuche mit den kugeligen Sporangien und unbeweglichen Sporen nicht gesehen. Da, wie ich gezeigt habe, die Bildung dieser Sporangien und Sporen von einer Veränderung der Nahrung der Achlya abhängt, so ist es wohl möglich, dass die Achlya diese Sporangien und Sporen, wenn sie z. B. auf Fischen oder Fröschen wächst, gar nicht oder erst nach lang andauernder Verwesung des Thieres bildet. Nun haben *) Ich sehe mich hier veranlasst, denen, die sich von der Zellbildung um einen gegebenen Inhalt und von dem Spitzenwachstihum leicht und sicher überzeugen wollen, die Untersu- chung dieser Vorgänge an der Achlya besonders zu empfehlen. Der gesammte Vorgang der Zellbildung liegt hier so klar vor Augen, dass sich dieses Object, vielleicht wie kein anderes, sogar zur Demonstration der Zellbildung bei Vorträgen eignet. Die Untersuchung wird noch besonders durch den Umstand begünstigt, dass man zu jeder Jahreszeit die Bil- dung der Sporen hervorrufen und sogar im Voraus die Stunde bestimmen kann, wann die Bildung der Sporangien und Sporen sich wird beobachten lassen. Die Untersuchung der Bildung und der Bewegungserscheinungen der beweglichen Sporen wird am besten eiwa 24 Stunden nach Aussaat der Sporen vorgenommen werden. Entwickelungsgeschichte der Achlya prolifera. 449 die meisten Beobachter ihre Beobachtung nur wenige Tage hintereinander fortgesetzt; es möchte also wohl hierin der Grund liegen, warum sie die kugeligen Sporangien und unbeweglichen Sporen nicht gefunden haben. Leider geben Schleiden und Nägeli, die diese Sporangien und Spo- ren gesehen haben, nicht an, auf welchem Boden die Achlya bei ihrer Beobachtung wuchs. Bei dem wesentlichen Einfluss des Bodens, aus dem die Achlya ihre Nahrung bezieht, auf die Form ihrer Sporangien und Sporen wäre es gewiss interessant, ihre Entwickelung auf verschiedenen Unterlagen zu beobachten. Einige Versuche, sie auf anderen Körpern wachsen zu lassen, als auf welchen sie gewöhnlich gefunden wird, sind mir bis jetzt misslungen. Je nachdem die Beobachter der Achlya diese Pflanze für einen Pilz oder für eine Alge hielten, ordneten sie dieselbe verschiedenen Algen- oder Pilz-Gattungen unter. So wurde sie Conferva ferax von Gruit- huisen, Vaucheria aquatica von Lyngbye, Mucor imperceptibilis und spinosus von Schrank genannt. In einem Anhang zu einer Abhandlung von Carus *) „‚über die an verwesenden Thierkörpern unter Wasser „sich erzeugenden Schimmel- oder Algen-Gattungen“ hat Nees v.Esen- beck die hierher gehörigen Formen unter drei von ihm neu aufgestellte Gattungen gebracht, die er folgendermaassen bestimmt: 1) Saprolegnia. Fila simplicia, articulata, sporas per articu- los sibi succedentes simplices motu praeditas spargentes. 2) Achlya. Fila simplicia, vel sub apice evacuato prolifera, con- finua, sporas post emissionem motu indistincto in globulos con- crescentes effundentia. 3) Pythium. Fila simplicia vel ramosa, apieibus in vesiculas globosas (sporas colligentes ? ) inflata. Die Gattung Pythium, aus Mucor spinosus und imperceptibilis Schrank gemacht, verdankt ihre Entstehung wohl nur einer unvollständigen Beob- *) Nova Acta. Vol. XI. P. II. p. 493. Vol. XXIII. P. I. 97 450 N. Pringsheim, tung kugeliger Sporangien an den Achlyaschläuchen. Die Gattung Saprolegnia, aus der von Gruithuisen auf Schnecken gefundenen und mit Conferva ferax bezeichneten Form (s. S. 397) gebildet, soll sich von der Achlya hauptsächlich dadurch unterscheiden, dass ihre Schläuche gegliedert und unverästelt sind. Es geht aber aus der Darstellung von Gruithuisen hervor, dass er nur die die Sporangien bildenden Spitzen der Schläuche beobachtet hat, weshalb er die Schläuche für unverzweigt und die Sporangien, die sich oft hintereinander bilden, für Glieder der Schläuche hielt. Es muss also die Gattung Pythium und Saprolegnia wegfallen und ich habe deshalb den übrigens allgemeiner verbreiteten Namen „‚Achlya““ und nicht den von Kützing vorgezogenen „‚Sapro- legnia‘“ für diese Pflanze hier beibehalten. Der Gattungscharacter der Achlya wäre nun folgender: Fila ramosa, inarticulata, achromatica. Sporae vel mobiles in sporangüs clavalis, vel tranquillae in sporangüs globosis. Dieser Gattungscharacter würde sich von dem der Gattung „‚Sapro- legnia‘‘ in der Species Algarum von Kützing nur dadurch unterscheiden, dass das Vorhandensein der in eigenthümlichen Sporangien befindlichen, grösseren, runden, unbeweglichen Sporen in demselben mit aufgenommen ist. Kützing bemerkt dort nur nebenbei. dass andere, als die gewöhn- lichen Sporen von Schleiden gesehen worden sind. Da es aber aus dem Vorhergehenden erhellt, dass die Achlya möglicher Weise einmal bloss mit jenen unbeweglichen Sporen versehen gefunden werden kann, ohne dass gleichzeitig die beweglichen vorhanden sind, so scheint es mir nothwendig, die Beschreibung der unbeweglichen Sporen mit in den Galtungscharacter aufzunehmen. In dem eben erwähnten Werke von Kützing werden acht Species der Achlya aufgeführt. Kützing selbst hat über die Bedeutung der in seinen Werken aufgestellten Arten der niederen Algen sich folgendermaassen ausgesprochen: „‚Die Arten der „niederen Tange sind, genau genommen, nur Formen, entweder von Ä Entwickelungsgeschichte der Achlya prolifera. 451 „Entwickelungsstufen oder von Entwickelungsreihen‘ (Vorrede zur Phy- cologia generalis p. XII), und „meiner Meinung nach kann ein wahres System erst zu Stande kom- „men, wenn wir die Entwickelungsgeschichte aller Algenformen — die „Entwickelungsreihen — aufgefunden und vollendet haben. Dann kön- „nen wir auch erst über den Werth und die Grenzen der wahren „Species ein sicheres Urtheil erlangen‘ (Bot. Zeitung von Mohl und Schlechtendal, Jahrg. 1849, S. 598). Da er somit selbst seinen Arten nur den Werth von Formen zuspricht, so scheint mir die gegen ihn ge- führte Polemik wegen Feststellung und Begründung seiner Arten unnütz, und der ganze Streit dreht sich eigentlich blos um den Titel seines Wer- kes. Es wäre allerdings vielleicht richtiger gewesen, hätte Kützing sein Werk ,‚Formae Algarum“ und nicht „‚Species Algarum‘“‘ genannt. und hätte er diejenigen niederen Algen, die durch Verfolg ihres Entwik- kelungsganges als sichere Arten erkannt worden sind, als eigentliche Species von den Formen getrennt und besonders aufgeführt. Es sind somit, wie ich glaube, ganz im Geiste des Verfassers der Species Algarum, die acht aufgeführten Species der Saprolegnia nur als ebensoviel beobachtete Formen dieser Pflanze aufzufassen, deren Ver- knüpfung in Entwickelungsreihen bestimmter Arten dem Monographen überlassen bleibt. Es ist nun noch meine Aufgabe, zu zeigen, welche von den in den Species Algarum beschriebenen Formen — soweit ich aus der blossen Beschreibung derselben hierüber zu urtheilen im Stande bin — in die Entwickelungsreihe der von mir untersuchten Achlya proli- fera gehören. Sämmtliche Unterscheidungsmerkmale der acht Species sind von der Beschaffenheit der Schläuche der Achlya und von der äusse- ren Erscheinung des Rasens derselben, wie er sich dem unbewaffne- ten Auge darstellt, hergenommen. 1) Was nun zuerst den Umstand betrifft, dass die Achlyaschläuche einmal in einem dichteren Haufen stehen (coelomata in cespitem densum aggregata Kützing), ein anderes Mal wolkenähnliche Rasen bilden R cn 452 N. Pringsheim, (coelomata in cespitem nubiformem aggregata Kützing), so hängt dieses natürlich nicht von einem Artunterschiede, sondern bloss von der Beschaf- fenheit der Unterlage, auf der die Achiya wächst, und zugleich von dem längeren oder kürzeren Bestehen der Pflanze auf dem nährenden Boden ab. Man betrachte z. B. nur die äussere Erscheinung eines auf einer Fliege wachsenden Achlyarasens mehrere Tage hintereinander, und man wird leicht beobachten können, dass der junge Rasen ein ganz anderes äusseres Ansehen besitzt, als der ältere. Wo die Sporen auf der ganzen Oberfläche des tragenden Körpers keimen können, da wird die Achlya einen dichten Rasen bilden, wo aber der Boden nur einzelne keimfähige Stellen den Sporen darbietet, wie z. B. auf einer Fliege, wo die Sporen nur an den von dem harten Hautskelet entblössten Theilen (Gelenke der Fliegenbeine u. s. w.) sich entwickeln können, da wird der ganze Rasen auch lockerer und loser erscheinen, so dass man bei der auf einer Fliege wachsenden Achlya die einzelnen Schläuche sogar mit blossem Auge zu unterscheiden im Stande ist. 2) Ebenso wenig kann die Dicke der Schläuche einen Artunterschied begründen. Die jungen Schläuche, die noch nie fructifieirt haben, sind bedeutend dünner, als die älteren; die Stammschläuche, wie sie aus der Fliege hervortreten, sind um das Drei- bis Vierfache dicker als die Zweige. Schon ein Blick auf die Figuren 1. Taf. XLVI. und 4 und 5. Taf. XLVII, die bei gleicher Vergrösserung gezeichnet sind, dient als Beweis. Je nachdem die Beobachter, welche meistens nur von der Unterlage abge- schnittene Schläuche untersucht haben, zufällig einen vorgerückteren oder früheren Zustand, den Hauptstamm selbst, oder nur seine ersten oder letzten Verzweigungen vor Augen halten, mussten sie auch natürlich die Dieke der Schläuche verschieden angeben. 3) Dasselbe gilt von der beobachteten Verschiedenheit in der Anzahl der Verzweigungen, wonach die Schläuche das eine Mal mehr, das andere Mal weniger vielfach verzweigt sein sollen (coelomata ramosa; ce. dicho- toma; c. subsimplicia Kütz.). Die jungen Achlyaschläuche sind weniger Entwickelungsgeschichte der Achlya prolifera. 453 als die älteren, die Enden der Schläuche weniger als die unteren Stücke derselben verzweigt. 4) Die Form der Schlauchspitze ist sowohl in den verschiedenen Alterszuständen desselben Fadens, besonders zur Zeit der Sporangienbil- dung, als auch bei verschiedenen Individuen der Achlya ungleich. Sie ist bald spitzer, bald stumpfer, so dass auch diese ganz unwesentlichen Verhältnisse nicht zur Unterscheidung von Arten gebraucht werden können. Die Eigenschaft der Saprolegnia eylophila, von welcher sie den Namen hat, scheint mir auf einer Beobachtung der gewöhnlichen Endfortsätze der Sporangien (z. B. Fig. 4. Taf. L) zu beruhen, so dass eine jede Achlya während der Sporenbildung zu einer zylophila würde. 9) Die Farbe des Rasens scheint mir ganz unwesentlich zu sein. Alle von mir beobachteten Achlyarasen waren farblos. Es sind von Anderen einige Male grünliche und bläuliche Rasen beobachtet worden. Berücksichtigt man den grossen Einfluss, den der Boden, auf welchem die Achlya wächst, auf die Beschaffenheit dieser Pflanze ausübt, so scheint es gewiss erlaubt, die beobachtete Färbung dem Einfluss des Bodens und nicht einem specifischen Unterschiede zuzuschreiben. 6) Endlich muss ich noch einen Umstand in Erwähnung bringen. Wenn bei der Entleerung der Sporangien irgend welche störende Ein- flüsse auf die Spore im Augenblicke ihres Heraustretens einwirken, so bleiben die Sporen ausserhalb des Schlauches unmittelbar vor der Aus- trittsöffnung nebeneinander liegen, ohne sich fortzubewegen. Die Spo- ren bilden alsdann einen vor der Sporangiumöffnung liegenden ziemlich runden Haufen, welcher nur undeutliche Bewegungen zeigt. Man kann die Erscheinung theils willkürlich durch einen geschickt angebrachten Druck im Augenblicke der Entleerung des Schlauches hervorrufen, theils bei’m zufälligen Eintrelen geeigneter Umstände beobachten. Man wird sicher sein, einzelne solcher kugelartigen Sporenhaufen vor den Sporan- giumöffnungen zu finden, wenn man eine mit einem lebhaft vegetirenden Achlyarasen versehene Fliege bei schwacher Vergrösserung, um viele 454 N. Pringsheim, Schläuche auf einmal übersehen zu können, zur Zeit der Sporenentleerung beobachtet *). Solch eine unvollkommene Beobachtung ist öfters ge- macht, beschrieben und von Carus (Nova Acta Vol. XI. Taf. 58. Fig. 7) auch abgebildet worden. Hierauf beruht die in dem Gattungscharakter der Achlya von Nees v. Esenbeck (s. S.449) aufgenommene Bezeich- nung: „fila ...... sporas post emissionem motu indistincto in globulos con- „erescentes effundentia.‘“ Auch Kützing’s achte Species, die Sapro- legnia capitulifera, verdankt ihre Entstehung und ihren Namen einer solchen Beobachtung des verunglückten Heraustretens der Sporen. In dem Artcharakter heisst es dort: „‚pseudospermatüs mobilibus post eruptio- „nem in capitulum terminale aggregatis.““ Es sind somit, mit Ausnahme der farbigen Achlyarasen, alle von Kützing getrennt beschriebenen Formen der Saprolegnia als verschie- dene Entwickelungsformen einer einzigen Pflanze erkannt worden. Da nun diese geringen Farbenverhältnisse, wie Jedermann gewiss zugeben wird, keinen Artunterschied abgeben können, so glaube ich mich um so mehr zu dem Ausspruche berechtigt, dass die acht Formen der Sapro- legnia in den Species Algarum von Kützing nur zu einer einzigen Spe- cies gehören, als es schon von vornherein kaum wahrscheinlich erscheint, dass es viele Species dieser Pflanze giebt. Eine morphologisch so ein- fache Pflanze, die gleichsam nur eine Zelle ist, und die sogar in den For- men ihres Samenbehälters und ihrer Samen so ausserordentlich abhängig von dem Boden ist, der sie trägt, kann kaum mannigfache, specifische und constante Verschiedenheiten in ihrer Erscheinung darbieten. _ Aus die- sem Grunde lässt sich auch der Artcharakter der Achlya prolifera — es scheint passend, diesen älteren Namen und nicht einen der neueren bei- zubehalten — nicht enger fassen, als der Gattungscharakter, und fällt mit ’*) Man sieht die einzelnen Sporen dieser Haufen nach einiger Zeit ganz auf die gewöhnliche Weise keimen, und man findet oft solche Haufen, deren sämmtliche Sporen bereits Schläuche getrieben haben, Entwickelungsgeschichte der Achlya prolifera. 455 diesem zusammen. Ich darf jedoch eine Beobachtung nicht übergehen, die auf eine zweite Species der Gattung Achlya hinzudeuten scheint. Es ist dies die von Meyen und Kützing gemachte Beobachtung von Mut- terzellen für die Sporen in den Sporangien einer Achlya. Ich habe nie- mals diese Mutterzellen finden können; Schleiden erwähnt ausdrücklich, sie nicht gesehen zu haben; eine bestätigende Beobachtung dieser Mut- terzellen ist mir nicht bekannt. So sehr nahe nun auch die Möglichkeit einer Verwechselung mit einem stark von Sporen erfüllten Sporangium zu liegen scheint, da in einem solchen die Sporen, durch gegenseitigen Druck einander beengend, ein einem Zellgewebe ähnliches Netz in dem Sporangium zu bilden scheinen — ein Irrthum, der bei der Entleerung der Sporen jedoch sogleich verschwinden muss — so wage ich bei der genauen Darstellung jenes Zellnetzes in den Zeichnungen von Meyen (Physiologie, Taf.X. Fig. 19) und Kützing (Phycologia generalis, Tab. 11. Fig. 3), wo die Mutterzellen sogar in dem theilweise entleerten Spo- rangium gezeichnet sind, doch nicht als sicher anzunehmen, dass ein solcher Irrthum von diesen Forschern wirklich begangen worden ist; obgleich ich gestehe, mir nicht gut vorstellen zu können, wie nach dem Freiwerden der Sporen die Mutterzellen. noch ein so regelmässiges, undurchrissenes Netz, wie es die angeführten Abbildungen zeigen, bilden könnten. Sollten jene Mutterzellen aber wirklich vorhanden sein, so bil- det die Pflanze, bei der sie vorkommen, wahrscheinlich eine zweite Spe- cies der Achlya, und es würde sich hieraus erklären, warum die Mutter- zellen von Schleiden und den übrigen Forschern nicht gesehen und auch von mir, trotz meiner hierauf gerichteten Aufmerksamkeit, nie gefun- den worden sind. Ob man endlich die Achlya prolifera den Algen oder Pilzen zuzählen soll, bleibt bei dem gegenwärtigen Stande unserer Kenntnisse dieser Pflanzen vorläufig noch der Willkür des Beobachters überlassen. 456 N. Pringsheim, Erklärung der Abbildungen. Sämmtliche Abbildungen, mit Ausnahme der Fig. 18. Taf. XLVI und der Fig. 11. Taf. XLVII, welche der Deutlichkeit wegen willkürlich vergrössert gezeichnet sind, und der Fig. 1. Taf. XLIX, welche 65-fach vergrössert ist, sind in 180-facher Vergrösserung genau nach der Natur gezeichnet worden. Die geringe Vergrösserung ist nicht eine Folge der Beobachtung mit schwa- chen Linsen, sondern durch meine Kurzsichtigkeit veranlasst, die mich nöthigt, in einer Gesichtsentfernung von etwa 5 Zoll zu zeichnen. Tafel XLVI. Fig. 1—4. Ein Schlauchende, wie es sich allmälig zum Sporangium umbildet. Fig. 5—8. Zustände des Sporangium während der Sporenbildung. Fig. 9. Ein Sporangium mit den fertigen Sporen. Fig. 10. Ein fast ganz entleertes Sporangium. Die Entleerung geschah durch eine sehr enge Oellnung. n.o.p. Formen der Sporen während ihres Durchganges durch die enge Oeffnung. m. Zwei in Eins zusammengeflossene Sporen in dem Sporangium. e. Eine Spore, die bei ihrem Heraustritt noch nicht vollständig fertig war; sie hat zwei schleimige, fadenartige Anhängsel. Entwickelungsgeschichte der Achlya prolifera. 457 „h.i.k.g. Andere noch unfertige Sporen, die bei ihrem Heraustreten aus dem Sporangium noch nicht getrennt waren. — Die übrigen zu Fig. 10 gehören- den Abbildungen zeigen theils ruhende, theils sich bewegende Sporen verschie- dener Form. Fig. 11. Die Endspitzen zweier Sporangien vor dem Heraustreten der Sporen. Fig. 12. Gewöhnliche Form einer Spore während des Heraustretens. Fig. 13. Eine bewegliche Spore nach ihrem Uebergang in Ruhe. Fig. 14. Verschiedene theils in Auflösung übergehende Sporen mit und ohne beweglichen Faden. Die nähere Erklärung findet sich im Text. Fig. 15. Die Art, wie der untere Schlauchtheil in das geleerte Sporan- gium hineinwächst. Fig. 16. «a. Das Ende eines Schlauches, der noch nicht fructificirt hat; b. ein noch nicht entleertes Sporangium; ce. ein entleertes Sporangium mit einer in ihm zur Ruhe gekommenen Spore; dd. eine bereits ruhende Spore, sämmtlich mit Jod behandelt, getrocknet und darauf mit Schwefelsäure befeuchtet. Fig. 17. Sporen, lange nach ihrem Uebergange in Ruhe von Neuem in Theilung begriffen. Fig. 15. Bewegliche Sporen, willkürlich vergrössert, aber genau nach der Natur gezeichnet. Tafel XLVH. Fig. 1. Ein Schlauch mit kugeligen Sporangien, in verschiedenen Ent- wickelungszuständen. Fig. 2. Ein Sporangium, gleich nachdem es sich durch die Querwand vom Schlauche abgeschlossen hat; a. von der Seite; 5. dasselbe, von oben gesehen. Fig. 3—9 und 13. Kugelige Sporangien in verschiedenen Zuständen der Sporenbildung. Fig. 4 und 6 von oben, die übrigen von der Seite gesehen. Vol. XXII. P.1. 58 458 N. Pringsheim, Fig. 10. Ein kugeliges Sporangium nach vollständiger Ausbildung der Sporen; die Sporen sind meist nur in ihren Umrissen gezeichnet; sie gleichen alle vollständig der Spore e; sie füllen. kaum die Hälfte des Sporangium aus; ce. d.e. sind fertige Sporen, 180-fach vergrössert. Fig. 11. Eine fertige Spore, um ihre Structur deutlich zu zeigen, will- kürlich gross, aber getreu nach der Natur gezeichnet. Fig. 1%. Zerrissene Haut eines ausgebildeten Sporangium. Fig. 14. Das Ende eines Schlauches, schon zur Bildung eines Sporan- gium angeschwollen, aber noch vor Abschliessug des Sporangium durch die Querwand. Der Inhalt ist mit dem Primordialschlauch durch Zuckerwasser von der Schlauchmembran getrennt worden. Die Schlauchmembran ist noch nicht porös. Fig. 15. Ein Sporangium, schon durch die Querwand abgeschlossen. Der Inhalt durch Zuckerwasser zusammengezogen, vor Beginn der Sporenbildung. Die Schlauchmembran ist bereits porös. Fig. 16. Ein Sporangium während der Sporenbildung, von oben gesehen; der Inhalt mit dem Primordialschlauch durch Zuckerwasser zusam- mengezogen. Fig. 17. Ein Sporangium, von dem tragenden Schlauche gelöst. Es ent- hält ausser zwei runden Sporen mehrere kleinere ovale Körper (Sporen dritter Art? s. Seite 427). Tafel XLVIN. Fig. 1. Ein kolbiges Sporangium, umgeben von einigen der aus ihm her- vorgetretenen Sporen (a. b.c.d.e.f.i.), einige Stunden nach der Entleerung; g. h. Sporen, die gar nicht aus dem Sporangium herausgetreten waren. Fig. 2. Dasselbe Sporangium mit noch den meisten der früheren Sporen, einen Tag nach der Entleerung. Fig. 3. Ein Sporangium mit einer Spore, die in demselben gekeimt hat. Der Schlauch, der die Spore trieb, wächst durch die Austrittsöffnung des Spo- rangium heraus. Entwickelungsgeschichte der Achlya prolifera. 459 Fig. 4. Stammschlauch eines Achlya-Individuum, aus ‘dem Fliegenkör- per herauspräparirt; a. in den Fliegenkörper eindringendes Wurzelgeflecht; b. aus dem Stamm hervortretende Zweige. Fig. 5. Verschiedene Entwickelungszustände keimender Pflänzchen. Fig. 6. a. Kolbiges Sporangium mit Sporen; b. eine runde Spore. Fig. 7. Durchrissene Haut eines Sporangium. Fig. S. Endspitze eines Schlauches bei beginnender Sporangiumbildung. Die Figuren 6—8 mit Jod und Schwefelsäure behandelt. Tafel XLIX. Fig. 1. Umriss eines Stückes eines Fliegenbeines mit in dem Gelenke keimenden unbeweglichen Sporen, bei geringer (65-facher) Vergrösserung. Fig. 2. Eine einzige solche Spore, etwas weiter vorgeschritten und stär- ker (1S0-fach) vergrössert. Fig. 3. Abgefallenes kugeliges Sporangium mit Sporen, die zu keimen beginnen; die eine hat bereits einen langen, aus dem Sporangium hervortreten- den Schlauch gebildet. Fig. 4. Abgefallenes kugeliges Sporangium mit keimenden Sporen, von oben gesehen; die eine Spore beginnt so eben einen Schlauch zu treiben. Fig. 10. Veränderungen der ruhenden Spore bei’m Beginn der Keimung. Fig. 5—9. Verschiedene Entwickelungszustände keimender Pflänzchen, die aus unbeweglichen Sporen hervorgegangen sind. Tafel L. Fig. 1, 2, 3, 5. Verschiedene kolbige Sporangien, die nicht mehr ein- fach sind, d.h. durch welche der untere Schlauch bereits mehrfach durchge- wachsen ist und neue Sporangien gebildet hat. Fig. 4. Ein kolbiges Sporangium mit von der Wand abgelöstem Primor- dialschlauch. ”* 460 N. Pringsheim, Entwickelungsgesehichte der Achlya etc. Fig. 6. Einfaches kolbiges Sporangium. Der untere Schlauch beginnt in das entleerte Sporangium hineinzuwachsen. Fig. 7—-9. Formen der Sporangien auf einer Fliege, auf welcher die Achlya bereits 4—5 Tage wächst. Fig. 10. Ende eines Achlya-Schlauches, der noch nicht fructificirt hat. Tab.A6. or. in.Doin 0 Autor del Jith Inst 4 KLC Ac AN vBenry& 0 Vol 25.1. Tab.17. Autor del Lith Inst A KLCAc dN vHemy&lohen inBann Tab.A. Vo1.25.P1. Autor del Vol25.P1. Tab49 Autor del. LithInst A.KUC.Ac.d.N v. Henry & Cohen in Bonn TIEFE 2 . reg RER ET u . =» air * y fx h # || ’ e Tab. 50. Vol.25.B1. Lith. Inst. ARLl.Ac.d.NrHenrr& Cohen ıbor del. CHENISCHE UNTERSUCHUNG MINERALWASSERS ZU STEBEN, IM BAIERISCHEN VOIGTLANDE. VON Dr. v. 6ORUP-BESANEZ, A. 0. PROFESSOR DER CHEMIE AN DER UNIVERSITÄT ZU ERLANGEN, M. d. A.d. N. BEI DER AKADEMIE EINGEGANGEN DEN 6. MAI 1851. (ORER I Eh ren De: Kurort Steben liegt in dem früher baireuthischen, nun baierischen Voigtlande (Kreis Oberfranken), an dem nordwestlichen Ende des Fich- telgebirges, da, wo dasselbe in die Thäler der fränkischen und thüringi- schen Muschwitz und der sächsischen Saale abfallend, durch diese Thäler von dem östlichen Fusse des Thüringer Waldes geschieden ist. Das Dorf, in einem flachen, rings von Hügeln umgebenen Wiesengrunde erbaut, ist 6 Stunden von Hof und 12 Stunden von Baireuth entfernt, während die Entfernung von der reussischen Grenze etwa eime halbe Stunde beträgt. Die Höhenangaben schwanken, denn während nach den Messungen von Goldfuss und Bischof Steben 2008 P. F. über dem Meeresspiegel liegen würde, ist seine Höhe nach andern Beobachtern nur 1860 P. F. Die Hauptgebirgsart dieser ganzen Gegend, und namentlich des Tha- les der Selbiz, Muschwitz und der Nebenthäler, ist der Thonschiefer, wel- cher gegen die Oberfläche hin in ein thoniges, sehr feiges Gestein aufge- löst ist. Er streicht in St. 4—6 und fällt gegen NW., kommt aber auch bis St. 9 herum und fällt dann gegen NO. Dieses Fallen und Strei- chen beobachtet man aber nur dann, wenn Grünstein- und Kieselschiefer- Schichten mit dem Thonschiefer abwechseln. Es findet sich der körnige, dichte, kugelförmige Grünstein, zwischen welchem man auch dickschiefe- rigen Hornblendeschiefer antrifll. Die übrigen Grünsteinarten bedecken allenthalben die Anhöhen und Hügelkuppen. Bei der nahen Krötenmühle bedeckt ein basaltischer, wegen seiner polaren Eigenschaften merkwür- diger Grünstein eine Kuppe von porphyrartigem Grünstein und liegt in 464 v. Gorup -Besanez, Geschieben umher. Nicht weit davon kommen Lager von dichtem Kalk- stein und Eisenglimmer vor. Auch die Felsen im südöstlich dem Laufe des Stebenbaches folgenden Höllenthale (eine halbe Stunde von Steben) sind breccienarliger Grünstein, öfters von Quarzadern durchsetzt, welche ein schmutzig oliven- bis schwärzlich - grüner Pistazit begleitet. Der ganze Rücken ist sehr reich an Erzlagerstätten. Sie zertrüm- mern sich häufig, übersetzen sich aber nicht, fallen meistens unter einem Winkel von 80-85 Grad, setzen in einer Teufe von 50-60 Lachtern noch meistens nieder, und haben eine sehr weite Erstreckung, da man sie im Reussischen noch in beträchtlicher Entfernung bauet. Eine Viertel- stunde nördlich von Steben zieht sich eine Höhe: die Mordlau; hier befindet sich ein Gang, auf welchem die Grube: Hülfe Gottes, gegen- wärtig noch gebaut wird. Er hält Spatheisenstein und etwas Schwefel- und Kupferkies, zeigt sich aber nur so lange edel, als er im dickschieferi- gen Thonschiefer aufsetzt; mit ihm in Berührung ist ein anderes mächtiges Eisensteinlager: die Obermordlau. An der Südwestseite des von dem Gang durchsetzten Thonschiefergebirges, welches St. 4,4 streicht und gegen NW. fällt, liegt nämlich ein jüngeres Gebirge, welches aus abwech- selnden Lagen von Grünstein und Kieselschiefer besteht und im Durch- schnitt St. 9,4 streicht. Die letzten Kieselschieferschichten, die sich an das Ausgehende des Ganges übergreifend anlegen, sind durch Lagen von dichtem Brauneisenstein und Spatheisenstein, zwischen welchen etwas Braunsteinerz, Kupferkies und andere Kupfererze vorkommen, von einan- der geschieden. Nächst dem Mordlauer Zug ist der Friedensgrube- ner-Gang der bemerkenswertheste. Es streicht St. 10,2 aus dem Reussischen über die Muschwiz herüber und fällt 80 Grad gegen NO. Es bricht hier der Spatheisenstein und der dichte Brauneisenstein; ferner Kupferkies, Malachit, Kupfergrün, Kupfernickel, Speiskobalt und Antimon mit Kalk-, Fluss- und Schwerspath, Chalcedon und Quarz *). *) Obige geognostische Skizze der Umgegend von Steben ist Bischof’s und Goldfuss’s Chem. Untersuchung des Mineralwassers zu Steben. 465 Auf diesem Terrain, und zwar zunächst in den Revieren des Berg- Amts Steben, entspringen zahlreiche Mineralquellen, und zwar jene bei Steben selbst, der Sauerbrunnen in der eine Stunde von Steben entfern- ten Langenau, der Sauerbrunnen im Höllenthale auf dem linken Ufer der Selbiz, der Sauerbrunnen in der Hölle zwischen der Selbiz und dem Mühlbache, der Pütinerbrunnen im Höllthale auf dem rechten Ufer der Selbiz, der Sauerbrunnen an der Krötenmühle im Muschwizthale, und noch mehrere andere Quellen zwischen dem Dürrenweider- Hammer und der Pfarrmühle, bei dem Dorfe Köditz, bei Leupoldsgrün, Posterlitz, Helmbrechts, und zwischen Enchenreuth und Leesten. Alle diese Quellen scheinen nach den vorhandenen, allerdings sehr mangelhaften Untersuchun- gen Eisensäuerlinge mit einem sehr vorwiegenden Gehalt an kohlensau- rem Kalk und freier Kohlensäure zu sein. Die Stebener Mineralquellen befinden sich einige hundert Schritte von dem Pfarrdorf Untersteben in westlicher Richtung auf einer Wiese, und sind mit dem Orte durch einen Baumgang in Verbindung gesetzt. Ursprünglich war nur eine Quelle bekannt, diese, wie es scheint, aber schon um das Jahr 1444, denn in einer voigtländischen Chronik heisst es: „Lichtenberg ist im Jahre 1444 von der Reichstädte Truppen belagert „worden; es hat die Belagerung 11 Wochen ausgehalten und dann „die Nürnberger zurückgeschlagen. Der Hauptmann Heinrich Reuss „von Plauen lag in der Stebener Pfarre und hat sich alle Tag in den „Säuerling gebadt.‘“ — Bis zum Jahre 1729 war dieser einzige Brunnen bekannt, und wurde von den Bewohnern der umliegenden Dörfer auch als gewöhnliches Getränk gebraucht. Seit dieser Zeit aber sind mit dem steigenden Ruf des Bades allmälig vier weitere Quellen gegraben worden. so dass jetzt im Ganzen fünf vorhanden sind. Vier werden nur zu Bädern „Phys. statistische Beschreibung des Fichtelgebirges, Nürnberg 1817“ entnommen, welches Werk für die geognostischen Verhältnisse des Fichtelgebirges noch immer als Hauptquelle erscheint, Vol. XXIII. P.I. 59 466 v. Gorup - Besanez, benutzt, eine aber, und zwar die zwischen dem Badegebäude und der Kolonnade von ersterem nördlich liegende (wahrscheinlich die älteste) ausschliesslich als Trinkquelle. Diese, so wie eine von den zu Bädern verwendeten sind in Stein gefasst, die übrigen in Holz. Nach einer Berechnung und Beobachtung des Berggeschwornen Spörl gaben vier dieser Quellen am 6. September 1809 in einer Stunde 130,515 K. Z. Wasser. Ueber die Tiefe, aus welcher diese Quellen entspringen, sind Anga- ben nicht vorhanden. Das Stebener Mineralwasser ist bereits mehrmals Gegenstand che- mischer Untersuchung gewesen. Die erste Analyse desselben rührt, wie es scheint, vom Geh. Hofrath Hildebrandt *) her und wurde im Jahre 1803 ausgeführt. Sie bezieht sich auf die älteste Quelle, welche, wie bereits oben bemerkt, die Trinkquelle ist. — 13 Jahre danach, 1816, unterwarfen Bischof und Goldfuss **) sämmtliche Quellen einer qua- litativen chemischen Prüfung an Ort und Stelle, und erhielten als Resultat derselben bei allen Quellen gleiche Erscheinungen. Hofrath Vogel in München ***) führte im Jahre 1825 eine quantitative Analyse des Wassers aus, welche sich ebenfalls höchst wahrscheinlich auf die Trink- quelle bezieht, obgleich eine bestimmte Angabe nach den mir zu Gebote stehenden Quellen zu fehlen scheint. Bald darauf: 1829, folgte eine quantitative Analyse der Trinkquelle von Bachmann, Apotheker, die letzte, welche veröffentlicht wurde +). *) G. H. Spörl: Kurze Nachricht und Beschreibung des Gesundbrunnens zu Steben. Hof. 1810. >) Bischof und Goldfuss a. a. ©. eos) A, Vogel: Die Mineralquellen des Königreichs Baiern. Aus Auftrag des Kgl. Staatsmini- steriums des Innern nach ihren quantitativen Bestandtheilen chemisch untersucht. München 1829. S. 23. +) Vgl. Dr. W. Reichel: Ueber die Eigenthümlichkeiten der Stahlquellen Stebens in phar- makodynamischer Beziehung. Hof 1838. Chem. Untersuchung des Mineralwassers zu Steben. 467 Eine Untersuchung, welche Herr Oberbergrath Fuchs in München einige Jahre darauf vornahm, scheint sich auf qualitative Reactionen an Ort und Stelle beschränkt zu haben, und ist nicht veröffentlicht worden. Nach einer dem königl. Badearzte Herrn Dr. Reichel gemachten mündlichen Mittheilung scheint auch Fuchs sämmtliche Quellen in qualitativer Bezie- hung sich gleich verhaltend gefunden zu haben. Von allen Analysen fehlen die analytischen Details und die Angaben der Methoden, nach denen sie ausgeführt wurden, so dass ihr Werth da- durch um so mehr in Frage gestellt erscheint, als sie, wie am Schlusse dieser Abhandlung gezeigt werden soll,.weder unter sich, noch mit der von mir ausgeführten Uebereinstimmung zeigen. Wären die Methoden angegeben, deren sich die Beobachter bei ihren Untersuchungen bedien- ten, so wäre es möglich, zu entscheiden, ob der Mangel an Uebereinstim- mung Folge eines Wechsels in der Zusammensetzung des Wassers, oder Folge der Methode sei: da diess jedoch nicht der Fall ist, so müssen wir uns darauf beschränken, nur die allgemeinen Regeln wissenschaftlicher Kritik bei Erörterung dieser Frage in Anwendung zu ziehen. Die nachstehende Analyse wurde, nachdem ich Ende Septembers 1850 an Ort und Stelle die nöthigen Vorarbeiten ausgeführt hatte, in meinem Laboratorium im Laufe des Winters 1850/51 vollendet. Sie bezieht sich auf das Wasser der Trinkquelle, welches in der That auch ausschliesslich zum Trinken benutzt wird. A. Physikalische Verhältnisse. Die Stebener Trinkquelle zeigte am 25. September 1850, Morgens 9 Uhr, bei einer Lufttemperatur von 13,5° C. = 10,8’ R., eine Temperatur von 10,4° C. = 8,3° R. Das Wasser derselben, durch ein gewöhnliches weisses Trinkglas gesehen, erschien vollkommen klar; in grösseren Mengen dagegen (jedoch sehr unbedeutend) opalisi- rend. Es perlte schwach und war nahezu geruchlos, nur bei längerem * 468 v. Gorup - Besanez, starken Schütteln konnte eine höchst schwache Spur von Schwefelwasser- stoff durch den Geruch wahrgenommen werden. Der Geschmack des Wassers ist erfrischend, etwas eisenhaft. Lakmuspapier wird davon kaum merklich geröthet; diese schwache Röthung verschwindet nach längerem Liegen an der Luft vollständig. Aus der Trinkquelle, so wie auch aus den übrigen Quellen, steigen reichlich und beständig Gasblasen auf, deren Menge sich nach den Aus- sagen der Badebediensteten ziemlich gleich bleiben soll; ebenso soll das Niveau der Quelle ein constantes sein. In den Ausflussröhren bilden sich starke, rothgelbe, ocherige Absätze, und auch auf wohl verkorkte Fla- schen gefüllt, setzt das Wasser einen gelben Niederschlag ab, der aber erst nach einigen Tagen eintritt. Ein Fläschchen, welches 31,0353 Grm. destillirtes Wasser von 13,7 C. fasste, fasste bei 13,7° C. vom Wasser der Trinkquelle 31,0645° Grm. Das specifische Gewicht des Wassers der Trinkquelle ist sonach bei 13,7° C. = 1,0009407, bei 10° C. der Temperatur der Quelle = 1,00153, die Correction für die Ausdehnung des Glases unbe- rücksichtigt gelassen. B. Qualitative chemische Analyse. Wird das Wasser zum Sieden erhitzt, so entweicht reichlich Gas, zugleich trübt es sich und scheidet einen röthlichgelben Niederschlag ab ; das von dem Niederschlag nach längerem Kochen abfiltrirte Wasser, ein- geengt, besitzt schwach alkalische Reaction. Die qualitative Untersuchung zerfiel @) in die Untersuchung der bei 100° C. flüchtigen Bestandtheile (der Gase); 5) in die Untersuchung des bei’m Kochen sich bildenden Niederschlags; c) in die Untersuchung der oche- rigen Quellenabsätze; d) in die Untersuchung des nach längerem Kochen aufgelöst bleibenden; e) in die Prüfung auf seltenere und nur in Spuren gewöhnlich vorkommende lösliche Bestandtheile, wozu die Verdampfungs- Chem. Untersuchung des Mineralwassers zu Steben. 469 rückstände von 30 Maass baierisch = 32 Litre Wassers verwendet wurden. a) Untersuchung der Gase. Ein Setzkolben von etwa 16 Unzen Inhalt wurde mit frisch aus der Quelle geschöpftem Mineralwasser vollgefüllt, mit der nöthigen Vorsicht eine Gasleitungsröhre, ebenfalls mit Mineralwasser gefüllt, daran luftdicht gepasst, und in eine pneumatische Wanne getaucht, welche mit schwacher reiner Kalilauge gefüllt war. Nachdem über die Mündung der Gaslei- tungsröhre ein mit Kalilauge gefülltes Fläschchen gestürzt war, wurde der Kolben durch eine untergestellte Weingeistlampe so lange erwärmt, bis die Gase ausgetrieben waren. Nach kurzer Zeit war das in dem Fläsch- chen befindliche Gas von der Kalilauge bis auf eine sehr geringe Spur vollständig absorbirt. Eine zweite Probe in Kalkwasser geleitet, trübte dasselbe sehr stark, unter Abscheidung von kohlensaurem Kalke. Das Gas bestand sonach aus Kohlensäure, mit einer sehr geringen Spur indifferenter Gase. (Von Schwefelwasserstoff ist ebenfalls eine Spur zugegen.) b) Untersuchung des bei’m Kochen sich bildenden Niederschlags. Derselbe war, wie oben bereits bemerkt, röthlichgelb und wurde mit Salzsäure behandelt. Er löste sich unter Aufbrausen: Kohlensäure; ungelöst blieb eine Spur Kieselerde. Die filtrirte Lösung gab mit Ferrocyankalium einen blauen, mit Ammoniak einen bräunlichrothen Nie- derschlag: Eisenoxyd; das vom Ammoniakniederschlag abfiltrirte gab mit oxalsaurem Ammoniak einen weissen, in Essigsäure nicht, in Salzsäure leicht löslichen Niederschlag: Kalk; die von dem oxalsauren Kalk abfil- trirte Flüssigkeit mit phosphorsaurem Natron ebenfalls einen weissen kry- stallinischen in Essigsäure löslichen Niederschlag: Magnesia. 470 v. Gorup - Besanez, c) Untersuchung der ocherigen Quellenabsätze. Zur Prüfung auf schwere Metalloxyde wurden 2/, Pfund (im feuch- ten Zustande gewogen) wohlausgewaschenen Ochers verwendet, nachdem Versuche mit geringeren Mengen ein negatives Resultat gegeben hatten. Der Ocher wurde in Salzsäure gelöst, wobei Sand und Kieselerde zurück- blieben, die filtrirte Auflösung so lange mit neuen Mengen schwefliger Säure in der Wärme behandelt, als dieselbe noch zersetzt wurde, dann die überschüssige vollkommen verjagt, und nun durch 24 Stunden ununter- brochen ein mässiger Strom von Schwefelwasserstoffgas eingeleitet. Hierauf wurde die Flüssigkeit 48 Stunden lang stehen gelassen (an einem mässig warmen Orte), und die nach Verlauf dieser Zeit klar gewordene braunrothe Flüssigkeit von dem schmutzig-röthlichgelben geringen Nie- derschlag abfiltrirt. Der ausgewaschene Niederschlag wurde noch feucht auf dem Filter mit schwefelammoniumhaltigen Ammoniak tropfenweise übergossen und die schmutzigbraune durchlaufende Flüssigkeit mit Salz- säure versetzt, wodurch ein schmutziggelber Niederschlag entstand. Dieser Niederschlag, nach 24 Stunden abfiltrirt und mit Wasser ausge- waschen, wurde mit Salzsäure. und chlorsaurem Kali oxydirt, die filtrirte klare Lösung mit schwefliger Säure gekocht, und nun abermals Schwefel- wasserstoffgas eingeleitet. Die ersten Blasen bewirkten schon eine bräunliche Trübung, und endlich bildete sich ein rein hellbrauner Nieder- schlag in sehr geringer Menge, welcher sich nach längerem Stehen voll- ständig absetzte. Er wurde abfıltrirt, mit Salzsäure und chlorsaurem Kali oxydirt, mit schwefliger Säure redueirt und nun die Lösung in einen Marsh’schen Apparat gebracht. Nachdem die Reductionsröhre 15 Minuten lang im Glühen erhalten worden war, hatte sich in selber ein deutlicher, wenngleich schwacher Metallspiegel gebildet, der sich mit Leichtigkeit durch Erwärmen von einer Stelle zur andern treiben liess und überhaupt alle Eigenschaften eines Arsenspiegels besass: Arsen. — Die Farbe des Niederschlags war aber, wie oben bemerkt, nicht rein gelb. wie jene des Chem. Untersuchung des Mineralwassers zu Steben. 471 Schwefelarsens, sondern rein braungelb, wie bei Gegenwart von Zinn- sulfür: Zinn (?). Wegen der so äusserst geringen Menge des Gesammt- niederschlages war eine definitive Entscheidung nicht wohl möglich, wie ich denn auch in zwei Versuchen, die ich vorher mit ebenfalls bedeuten- den, wenngleich geringeren Mengen Öchers anstellte, selbst das Arsen trotz des so empfindlichen Marsh’schen Apparates nicht nachzuweisen ver- mochte und bereits an dem Vorhandensein desselben verzweifelte. — Der in schwefelammoniumhaltigem Ammoniak unlösliche Theil des ursprüng- lichen Schwefelwasserstoffniederschlages, eine schmutziggraue pulverige Masse darstellend, wurde mit Salpetersäure gekocht, die Lösung filtrirt, und die überschüssige Salpetersäure durch Erwärmen verjagt. Von der mit etwas Wasser verdünnten Lösung wurde ein Theil mit verdünnter Schwefelsäure versetzt; es entstand weder ein Niederschlag noch eine Trübung: kein Blei; ein zweiter Theil wurde in einen blanken Platin- tiegel gebracht und ein Eisenstäbchen so hineingestellt, dass sich Platin und Eisen ausserhalb der Flüssigkeit berührten; nach einer halben Stunde hatte sich ein deutlicher Anflug von metallischem Kupfer im Platintiegel gebildet: Kupfer. Die vom Schwefelwasserstoffniederschlag abfiltrirtte Lösung des Ochers in Salzsäure wurde mit Ammoniak übersättigt und Schwefelammo- nium zugesetzt, der Niederschlag abfiltrirt, mit schwefelammoniumhaltigem Wasser ausgewaschen, in Salzsäure unter Erwärmen gelöst, die Lösung mit Salpetersäure oxydirt und mit Kalilauge gefällt; der entstandene reich- liche rothbraune Niederschlag: Eisenoxyd, wurde wiederholt mit Kali- lauge gekocht und abfiltrirt. Das kalische Filtrat gab, mit Salzsäure neu- tralisirt und mit Ammoniak versetzt, einen gelblichweissen, durchsichtigen flockigen geringen Niederschlag: Thonerde; etwas des auf dem Filter rückständigen Eisenoxyds mit salpeterhaltiger Soda auf Platin vor dem Löthrohre geschmolzen, gab durch bläulichgrüne Färbung der geschmol- zenen Masse, welche Färbung jedoch sehr schwach und nur an einzelnen Stellen ausgesprochen war, eine Spur Mangan zu erkennen. 472 v. Gorup - Besanez, Der vom Schwefelammonium-Niederschlag abfiltrirte Theil der Lösung des Ochers in Salzsäure wurde mit Salmiak und Ammoniak versetzt und mit kohlensaurem Ammoniak gefällt. Der auf einem Filter gesammelte gut ausgewaschene Niederschlag in Salzsäure gelöst, gab mit Gypslösung auch nach längerer Zeit weder einen Niederschlag, noch eine Trübung: kein Baryt, kein Strontian; ein anderer Theil dagegen, mit Am- moniak übersättigt und mit oxalsaurem Ammoniak versetzt, einen weissen in Essigsäure unlöslichen Niederschlag: Kalk. Die von dem durch kohlensaures Ammoniak erzeugten Niederschlag abfiltrirte Flüssigkeit gab mit phosphorsaurem Natron eine Trübung, nach einiger Zeit aber einen krystallinischen, in Essigsäure löslichen Nieder- schlag: Magnesia. Zur Prüfung auf Phosphorsäure wurde ein Theil der salzsauren Lösung des Ochers zur Trockne verdampft, abermals in Salzsäure gelöst, mit weinsaurem Kali und dann mit Ammoniak versetzt; nach 24-stündigem Stehen zeigten sich an den Wandungen der Proberöhre äusserst wenige glänzende, sehr fest haftende Kryställchen, was auf die Anwesenheit einer Spur Phosphorsäure deutete. Die Prüfung mit essigsaurem Natron mit den von Fresenius jüngst angegebenen Vorsichtsmaassregeln (Re- duction mit SO,, Abstumpfen der freien Säure durch Na0CO, und Zu- satz von Cl Wasser) gab ein negatives Resultat. In dem durch Kalilauge in der salpetersäurehaltigen Lösung des Schwefelammonium-Niederschlags entstandenen Niederschlage. welcher neben Eisenoxyd, Mangan und Thonerde auch das Fluor enthalten musste, wenn selbes an Kalk gebunden und ursprünglich in Lösung vorhanden war, konnte Fluor durch die Reaction mit Schwefelsäure und einer mit Wachs überzogenen Glasplatte nicht nachgewiesen werden, wohl aber eine Spur in dem in Salzsäure unlöslichen Theile des Ochers: einem Ge- menge von Kieselerde, Sand und Grus. Ein Theil des Ochers wurde zur Untersuchung auf Huminsäuren, etwa 17, Stunde lang, mit reiner Kalilauge gekocht, filtrirt, das Filtrat mit Chem. Untersuchung des Mineralwassers zu Steben. 473 Essigsäure übersättigt und eine Lösung von neutralem essigsauren Kupferoxyd zugesetzt; es entstand sogleich ein bräunlicher, flockiger Nie- derschlag: Quellsatzsäure. Die von dem Niederschlag abfiltrirte Flüssigkeit mit kohlensaurem Ammoniak versetzt und erwärmt, blieb klar: keine Quellsäure. Ein weiterer Theil des Ochers wurde im Wasserbade getrocknet und mit Alkohol von 0,86 spec. Gewicht digerirt. Der Weingeist nahm als- bald eine braune Färbung an. Nach dem Verdunsten der Lösung blieb ein grünbrauner, sich etwas harzig anfühlender Rückstand, der in einer trockenen, an einem Ende zugeschmolzenen Glasröhre erwärmt, sich auf- blähte und unter Ausstossung nach gebrannten Federn oder auch wohl gebranntem Badeschwamm riechender, Curcumapapier stark bräunender Dämpfe verkohlte: stickstoffhaltige organische in Weingeist lösliche Substanz. Der Stickstoffgehalt dieser Substanz wurde auch dadurch erkannt, dass ein Theil derselben mit Natronkalk gemengt und erhitzt, ein in die Röhre gehängtes, mit salpetersaurem Quecksilberoxydul befeuchtetes Papier schwärzte. d) Untersuchung des nach längerem Kochen im Wasser gelöst Bleibenden. Das von dem durch zweistündiges Kochen erzeugten Niederschlage abfiltrirte Wasser, stark concentrirt, bräunte Curcuma-, bläute geröthetes Lackmuspapier, und brauste bis fast zur Trockne abgedampft mit Säuren: kohlensaures Alkali. — Ein Theilchen des concentrirten Wassers mit Salzsäure angesäuert und mit Chlorbaryum versetzt, gab eine weisse, in Salz- und Salpetersäure unlösliche Trübung: Schwefelsäure; eine andere Partie mit Salpetersäure angesäuert, wurde durch Silberlösung weiss und käsig gefällt, jedoch nur in sehr geringem Maasse. Der Nie- derschlag färbte sich am Lichte violett und war in Ammoniak leicht löslich: Chlor. — Eine dritte Portion wurde mit Salmiak und oxalsaurem Ammo- WwoL ZXIH PL 60 474 v. Gorup - Besanez, niak versetzt; die Flüssigkeit blieb vollkommen klar: kein Kalk; auf Zusatz von phosphorsaurem Natron und Ammoniak entstand nach längerer Zeit eine unbedeutende Trübung: Spur von Magnesia (herrührend von der in die Lösung kohlensaurer Alkalien mit übergehenden kohlen- sauren Magnesia). Eine vierte Portion wurde zur Prüfung auf Alkalien verwendet. Nach Ausfällung der Schwefelsäure und der Spur Magnesia durch Barytwasser und Entfernung des Barytüberschusses dureh kohlen- saures Ammoniak wurde das Filtrat zur Trockne abgedampft, der Rück- stand zur Entfernung der Ammoniaksalze geglüht, und der geglühte Rück- stand mit Salzsäure behandelt; es blieb eine nicht unbedeutende Menge Kieselerde zurück, welche vor dem Löthrohre auf ihre Reinheit geprüft wurde. Die salzsaure Lösung abgedampft und der Rückstand mit mög- lichst wenig Wasser aufgenommen, gab mit Platinchlorid weder Trübung noch Niederschlag, ebenso wenig mit Weinsäure: kein Kali; ein ande- rer Theil dagegen vor dem Löthrohre deutliche Natronreaction: Natron. e) Untersuchung des Verdampfungsrückstandes von 30 Maass bair. = 32 Litre Wasser. 30 bair. Maass Mineralwasser der Trinkquelle wurden in grossen Porzellanschalen über Weingeistlampen bis auf 3 Pfund Rückstand abge- dampft, und der ausgeschiedene Niederschlag durch das Filter von dem gelöst bleibenden getrennt. Von letzterem wurden zur Prüfung auf Lithion 500 Grm. unter Zusatz von überschüssigem kohlensauren Natron kochend zur Trockne eingedampft, der Rückstand mit kochendem Wasser behandelt, abermals abgedampft, mit Salzsäure bis zur schwach sauren Reaction versetzt, ab- sedampft und nun mit Weingeist ausgezogen (welcher das Lithion, wenn es vorhanden war, als Chlorlithion aufnehmen musste). Die weingeistige Lösung wurde abgedampft, mit Wasser aufgenommen, und die wässerige Lösung nach Zusatz von phosphorsaurem Natron concentrirt. Die Lösung Chem. Untersuchung des Mineralwassers zu Steben. 475 blieb während des Concentrirens vollkommen klar, und der zur Trockne gebrachte Rückstand löste sich in kaltem Wasser vollständig: kein Lithion. Zur Prüfung auf Brom und Jod wurden 600 Grm. der filtrirten Mut- terlauge unter Zusatz von überschüssigem kohlensauren Natron im Was- serbade bis nahe zur Trockne verdampft, der Rückstand mit Weingeist ausgezogen, die weingeistige Lösung abermals verdunstet und der Rück- stand mit Weingeist aufgenommen. Die weingeistige Lösung wurde bei gelinder Wärme concentrirt, während des Verdunstens Wasser zugesetzt, und nun unter genauer Einhaltung der nöthigen Vorsichtsmaassregeln auf Brom mit Aether und Chlorwasser, auf Jod mit Chlorwasser und Stärkmehl geprüft; das Resultat war ein negatives. Zur Untersuchung auf Ammoniak wurden etwa 400 Grm. der Mut- terlauge im Wasserbade, nach Zusatz einiger Tropfen Salzsäure, bis nahe zur Trockne abgedampft, und der Rückstand mit Kalilauge erwärmt. Ein über die entweichenden Dämpfe gehaltenes befeuchtetes Curcumapapier wurde deutlich gebräunt, und ein in Essigsäure getauchter Glasstab ent- wickelte weisse Nebel: Ammoniak. Sehr möglich ist es übrigens, dass dieses Ammoniak von einer Zersetzung der stickstoffhaltigen Substanz herrührt, welche im Wasser aufgelöst ist, wie nachstehender Versuch lehrt: Eine Partie der Mutterlauge wurde im Wasserbade zur Trockne verdampft und dann stärker erhitzt: es trat Bräunung ein, es entwickelte sich ein sehr unangenehmer ammoniakalischer Geruch, und ein über die entweichenden Dämpfe gehaltenes befeuchtetes Curcumapapier wurde gebräunt. Durch die vorstehende qualitative chemische Untersuchung des Was- sers der Trinkquelle wurden also durch die bezeichneten Reactionen gefunden: A. Gase: Kohlensäure, Spur von Schwefelwasserstoff, Spur indiffe- renter Gase. 4716 v. Gorup -Besanez, B. Im bei’m Kochen gebildeten Niederschlag und den ocherigen Absätzen: Spuren: Arsen. Eisenoxyd. Zinn. (?) Kalk. Kupfer. In grösserer Menge: { Magnesia. Mangan. Kohlensäure. Thonerde. Kieselerde. Phosphorsäure. Fluor. Quellsatzsäure. Stickstoffhaltige organische Substanz. C. In dem nach dem Kochen gelöst Bleibenden: Natron, Magnesia (Spur), Kieselerde, Kohlensäure, Schwefelsäure, Chlor, Stickstoffhaltige organische Substanz. €. @uantitative chemische Analyse. I. Bestimmung des Chlors. a) 1478 Grm. Mineralwasser gaben concentrirt, vom ent- standenen Niederschlag abfiltrirt, mit Salpetersäure angesäuert und mit salpetersaurem Silberoxyd gefällt, 0,009 Grm. In 10000 Theilen Wasser Chlorsilber — 0,00226 Chlor . . . . 0,0152 b) 1238,4 Grm. Mineralwasser gaben, in gleicher Weise behandelt, 0,009 Chlorsilber — 0,00226 Chlor . . . . . 0,0182 Mittel: 0,0167 Chem. Untersuchung des Mineralwassers zu Steben. 477 II. Bestimmung der Schwefelsäure. a) 2301,5 Grm. Mineralwasser gaben concentrirt, vom entstandenen Niederschlag abfiltrirt, mit Salzsäure angesäuert, und mit Chlorbaryum gefällt. 0,042 Grm. schwefelsauren Baryt — 0,0144 Schwefelsäure . . . 0,0627 b) 2112 Grm. Nonälalefnager. auf gleiche, Weise 0,0323 Grm. schwefelsauren Baryt — 0,0111 Schwefelsäure . 0,0525 Mittel: 0,0576 II. Bestimmung der Gesammtmenge der Kohlensäure. 402 C.C. Mineralwasser = 402,6 Grm. gaben an der Quelle, unter Beachtung aller Vorsichtsmaassregeln, mit Chlorcaleium und Ammoniak gefällt, in fünf Versuchen: 1)... 1,992 Grm. Size 1.964; = 3)... 1942 - 4)... 1960 - 5) . . . 1,962 - bei 100° C. getrocknete Niederschläge. Summe: 9,823 Grm. Von diesen 9,823 Grm. getrockneter Niederschläge g@ben: 1) 0,464 Grm. ..... 0,1815 Grm. Kohlensäure. 2) 0,5185 - ...0.206 - - 3) 0,555 - ...0.223 - - Daher in 9,823 Grm. 1) ARE ee 3,84 Grm. Kohlensäure 271 3,90 - - EN 0, 3,94 - - Mittel: 3,89 Grm. Kohlensäure, In 10,000 Theilen Wasser: entsprechend 402,6 x 5 = 2013 Grm. Mineralwasser .. 19,324 418 v. Gorup - Besanez, IV. Bestimmung der Kieselerde. In 10,000 Th. Wasser: a) 2349 Grm. Mineralwasser gaben, mit Salpetersäure so lange im Glaskolben erhitzt, als noch Kohlensäure ausgetrieben wurde, dann in einer Porzellanschale verdampft, im Sandbade erhitzt und mit Salzsäure digerirt u.s.w., 0,145 Grm. Kieselerde b) 1494,5 Grm. Mineralwasser, auf gleiche Weise behan- delt, 0,091 Grm. Kieselerde . Mittel: V. Bestimmung der Totalquantität des Eisens. a) 2349 Grm. Mineralwasser (das Filtrat von Bestimmung der Kieselerde IV. a.) gaben, mit Salpetersäure oxydirt und mit Salmiak und Ammoniak gefällt, 0,065 Grm. Eisenoxyd = 0,0585 Eisenoxydul ; b) 1494,5 Grm. a x Nr. IV. b.), wie obeh behandelt, gaben 0,043 Eisenoxyd = 0,0387 Eisenoxydul . Mittel: v1. Be nung des Totalgehalts an Kalk. a) 2349 Grm. Mineralwasser gaben, nach Abscheidung der Kieselerde und des Eisens, mit oxalsaurem Ammoniak gefällt, 0,482 Grm. kohlensauren Kalk = 0,2699 Kalk b) 1494,5 Grm. Mineralwasser, gleich behandelt, REN 0,344 Grm. kohlensauren Kalk = 0,193 Kalk Mittel: 0,6172 .. 0,6090 0,6131 . 0,2490 - 0,2590 0,2540 1,1490 1.2914 1,2202 VI. Bestimmung der Gesammtmenge der Magnesia. a) 2349 Grm. Mineralwasser gaben, nach Abscheidung der Kieselerde, des Eisens und Kalks, mit Ammoniak und phospor- Chem. Untersuchung des Mineralwassers zu Steben. 479 In 10,000 Th. Wasser: saurem Natron gefällt, 0,280 Grm. pyrophosphorsaure Magnesia = 0,10259 Grm. Magnesia . . . 0.0.0. 0,4367 b) 1494,5 Grm. Mineralwasser, auf gleiche Weise behan- delt, gaben 0,172 Grm. Magnesia . . . 22020202. 0,4215 Mittel: 0,4291 VIII. Bestimmung des bei’m Kochen entstehenden Niederschlags. a) 2457 Grm. Mineralwasser gaben, zwei Stunden lang gekocht, einen Niederschlag, welcher, bei 100° getrocknet, wog ES10 Grm. : .... En PA) Oi! b) 1143 Grm. er ie sn Weise behandelt, gaben 0,370 Grm. bei 100° getrockneten Niederschlaggs . . 3,2370 Mittel: 3,2669 Letztere 0,370 Grm. Niederschlag, entsprechend 1143 Grm. Wasser, gaben: 0,033 Grm. Eisenoxyd . . . ..2..2..2...0,2880 0,246 - kohlensauren Kalk. . . . 0 ...2,1522 0,110 - pyrophosphorsaure Magnesia, entsprechend 0,0846 - kohlensaurer Magnesia . . . . 0,7401 Summe: 3,1803 IX. Bestimmung der Gesammtmenge der Alkalien. a) 1585 Grm. Mineralwasser, mit Barytwasser gekocht, vom Barytüberschuss durch kohlensaures Ammoniak befreit, wie- der eingedampft, stärker erhitzt, mit Salzsäure befeuchtet, und schwach geglüht. Der Rückstand wurde in Wasser aufgenom- men, vom ungelöst Bleibenden abfiltrirt, eingedampft, schwach 480 v. Gorup - Besanez, In 10,000 Th. Wasser: geglüht und gewogen. Obige 1585 Grm. Mineralwasser, auf diese Weise behandelt, gaben 0,133 Grm. Chlornatrium . . . 0,8391 b) 1311,6 Grm. Mineralwasser, auf gleiche Weise behan- delt, gaben 0,115 Grm. Chlornatrium . . .2.2.2.2..0,8767 Mittel: 0,8579 X. Bestimmung des kohlensauren Natrons. 1143 Grm. Mineralwasser, zwei Stunden lang gekocht, vom Niederschlag abfiltrirt, mit Salzsäure angesäuert, zur Trockne verdunstet, schwach geglüht und wieder in Wasser gelöst, wo- bei Kieselerde zurückblieb, gaben, mit salpetersaurem Silberoxyd gefällt, 0,1955 Grm. Chlorsilber, enisprechend kohlensaurem Natron und dem im Wasser bereits vorhandenen Chlornatrium . 1,7104 Hievon sind abzuziehen jene Mengen Chlorsilber, die bei Bestimmung des Chlors (in I.) aus dem ursprünglichen Wasser erhalten wurden. im; Mittel 2..0, "2m ee Differenz: 1,6437 = Chlorsilber, entsprechend kohlensaurem Natron. Hieraus berechnet sich nach der Gleichung: 53 . 1,6437 143,5 die Menge des kohlensauren Natrons u . . .» 2.......0,6070 XI. Controle der Eisenbestimmungen. In V. wurden aus zwei Bestimmungen im Mittel gefunden: Eisenoxydul: sandra: . 0,2540 In VII. wurden aus dem bei’m Kochen enstehenden Nie- derschlag erhalten 0,2880 Grm. Eisenoxyd-Eisenoxydull . . 0,2592 n | Chem. Untersuchung des Mineralwassers zu Steben. Xll. Controle der Kalkbestimmungen. 481 In 10,000 Th. Wasser: In VI. wurden aus zwei Bestimmungen im Mittel erhalten an Kalk . ee eb la sie In VII. wurden aus dem bei’m Kochen gebildeten Nieder- schlag erhalten an Kalk XIII. Controle der Magnesiabestimmungen. In VII. wurden im Mittel aus zwei Versuchen berechnet an Magnesia Bean WW In VII. wurden aus dem bei’m Kochen gebildeten Nieder- schlag berechnet an Magnesia ahilen“ 5% Die Differenz rührt zum Theil daher, weil ein, wenn auch geringer, doch immerhin wägbarer Theil von kohlensaurer Magne- sia bei'm Kochen gelöst bleibt und in die Lösung des kohlensau- ren Natrons eingeht. In der That gab auch die Mutterlauge des Verdampfungsrückstandes von 32 Litre Wasser mit phosphor- saurem Natron und Ammoniak einen nicht unbedeutenden Nie- derschlag. 1,2202 1,2052 . 0,4291 . 0,3524 XIV. Controle der Bestimmung des kohlensauren Natrons. In IX. wurden im Mittel aus zwei Bestimmungen an Chlornatrium berechnet . . . = 2.408370 In I. wurden im Mittel aus zwei Bestimmungen 0,0167 Grm. Chlor gefunden, welche entsprechen Chlornatrium . . 0,0275 Differenz: 0,8304 ER Chlornatrium, entsprechend kohlensaurem und schwefelsaurem Natron. 0,8304 Grm. Chlornatrium entsprechen Natron . . . 0,4402 Vol. XXIII. P.T. 61 482 v. Gorup - Besanez, In 10,000 Th. Wasser: In II. wurden im Mittel aus zwei Bestimmungen an Schwefelsäure gefunden und berechnet 0,0576 Grm. , diese binden Natron '..7..7 RAR, 0 u RR I OR DEE Differenz: 0,3956 = Natron, entsprechend kohlensaurem Natron. In X. wurden für kohlensaures Natron berechnet 0,6070 Grm., diese enthalten Natron . . 2... 2... 0,3550 Mittel: 0,3753 XV. Bestimmung der freien Kohlensäure. In Il. wurden gefunden für den Gesammitgehalt an Kohlensäure u: 4, "was ern Se ee Davon sind gebunden, die Verbindungen als einfach kohlensaure Salze berechnet: a) an 0,2540 Grm. Eisenoxydl . . . . . . 0,1552 6) am 1:2202.° = Kalle: 02 2 a 12. c) an 0,4291 - Magnesa. . . . . . „0,4720 d) an 0,3793 - Nalcon’ . „ ..... Sursee Summe: 1,8522 = sebundene Kohlensäure. Die Gesammtquantität der Kohlensäure beträgt. . . 19,3243 Davon kommt abzuziehen die gebundene Kohlensäure 1,8522 Differenz: 17,4721 sogenannte freie Kohlensäure. 10,000 Grm. Mineralwasser entsprechen bei 10° C. der Temperatur der Quelle 9984,7 C.C.; in diesen sind 17,4721 Grm. Kohlensäure = 8818 C. C. bei 0° und 0,76 Barometer stand = 9141,2 C.C. bei 10° C., und 0,76 Barometerstand. 10,000 Raumtheile Wasser enthalten also 9155,2 Raumiheile Chem. Untersuchung des Mineralwassers zu Steben. 483 In 10,000 Th. Wasser: Kohlensäure = 100 Vol., Wasser 91,55 Vol., und ein Pfund — 32 Kubikzollen: 29,3 Kubikzolle Kohlensäure. XVI. Bestimmung und Controle der festen Bestandtheile. 772 Grm. Mineralwasser wurden bis zur Entfernung aller Kohlensäure in einem Glaskolben gelinde erwärmt, sodann in einer Porzellanschale und zuletzt in einer Platinschale im Was- serbad zur Trockne abgedampft, und der Rückstand im Luftbad zwischen 130-140° C. so lange getrocknet, als er noch an Gewicht abnahm. Er betrug 0,378 Grm. . RE Durch Addition der einzelnen Bestandtheile, das Eisen na- türlich als Eisenoxyd berechnet, werden erhalten . was eine Differenz von 0,150 Grm. auf 10,000 Grm. un ausmacht. Diese Differenz ist jedenfalls mit dadurch bedingt, dass das Wasser organische Substanz aufgelöst enthält, welche bei’'m Trocknen bei 130° nicht zerstört und bei der Addition der Einzelbestandtheile nicht in Rechnung gebracht wurde. . 4,8966 4,7466 Aus den vorliegenden Daten ergibt sich folgende Zusammenstellung: In 10.000 Grm. Mineralwasser sind enthalten: a) Fixe Bestandtheile: ı . Schwefelsaures Natrom ......2 0.2. .702 0-'%0,1022 Grm. CHoskalimmnaneluR wihssiamosh nano OD Kohlensaures Natron . . 2.2.2.0). 0&6416 - Kohlensaurer Halk ».. ! -Sw2'} We) ...1,2,1789- -- Kohlensaure Bittererde . . 2.2.2....0.09011 - Kohlensaures Eisenoxydul . . 2 .......0,4092 - Kieselerde . . . Ir an EOHL3L, - Organische Substanz m Verlust. 7 0,1500; — Summe der fixen Bestandtheile . . 5,0236 Grm. M w 484 v. Gorup - Besanez, b) Flüchtige Bestandtheile: Kohlensäure . . . .. 2.2.2. ...17,4721 Grm. = 91,55 Vol. auf 100 Vol. Wasser bei 10° C. und 0,76 B.-St. Summe aller Bestandtheile 22,4957 Grm. In einem Pfunde = 16 Unzen = 7680 Gran sind enthalten: a) Fixe Bestandtheile: Schwefelsaures Natron . . . . .. 0,0784 Grm. Chlarnaltium. .. = u. 2,5, A Kohlensaures Natron . . . . .. 0,4927 - Kohlensaurer Kalk . . . . . ... 16734 - Kohlensaure Bittererde . . . . .. 0,6920 - Kohlensaures Eisenoxydul . . . . 0,3142 - Kieselerde" 2.” „7 SAME Pr u Organische Substanz und Verlust . . 0,1152 - Summe der fixen Bestandiheille 3,8578 Grm. b) Flüchtige Bestandtheile: Kohlensäure . . . . 2.2.2. 13.4185 = 29,3 K. Z. Summe aller Bestandtheile 17,2763 Grm. In unwägbarer Menge sind vorhanden: Arsen, Zinn (?), Kupfer, Mangan, Thonerde, Phosphorsäure, Fluor, Quellsatzsäure, stickstoffhaltige organische Substanz, Schwefelwasserstoff- gas und indifferente Gase. Vergleichung der vorstehenden Analyse mit den bisher angestellten Analysen. Wenn wir in Nachstehendem eine Vergleichung der verschiedenen Analysen anstellen, so müssen wir uns gleich von vornherein dagegen verwahren, als wollten wir dadurch irgend welche Schlüsse auf die Chem. Untersuchung des Mineralwassers zu Steben. 485 Zusammensetzung des Wassers zu verschiedenen Zeiten vorbereiten; hiezu fehlen alle Prämissen, da, wie bereits oben erwähnt wurde, von keiner einzigen der angesttellten Untersuchungen die analytischen Details vorliegen, die allein einen sicheren Einblick in den Werth dieser Analysen und einen Anhaltspunct für den Grad des Vertrauens, den sie verdienen, gewähren könnten. Würden diese Analysen unter sich übereinstimmen, so wäre doch wenigstens ein Moment zur Schlussfolgerung gegeben, da aber auch diess nicht der Fall ist, so müssen wir uns darauf beschränken, aus allgemeinen Principien ihre Zuverlässigkeit oder Unzuverlässigkeit abzuleiten. In einem Pfunde = 16 Unzen = 7680 Gran fanden sich: Hildebrandt| A. Vogel [Bachmann | Gorup Bestandtheile, 1803. | ıs25. | ıs29. | 1850, Schwefelsaures Natron. . . . — 0,05 — 0,0784 SL 1 1 Ve _ 0,08 0.43 | 0,0211 BeHlcum. » „ . . . ... — — — Chlormagnesium . . 2... — mas _ Kohlensaures Natron . . . . | 0,36 0,75 0.63 10.4927 Kohlensaurer Kalk . . . . . 2.03 1,65 2,23 | 1,6734 Kohlensaure Magnesia . . . . = 0,20 _ 0,6920 Kohlensaures Eisenoxydul . . 1,35 0,65 1.28 | 0,3142 Kohlensaures Manganoxydul. . _ — 0,03 Spur ee 00 nun DL 0,50 0,54 | 0,4708 Benson . . . ....... _ 0,12 0.27 | 0,1152 Summe der fixen Bestandtheile 4,47 4,00 5,92 | 3,8578 Kohlensäure inK.Z. ... . 23 27,5 | 23,2 | 29,3 486 v. Gorup-Besanez, Hildebrandt’s Analyse trägt den Stempel der Unvollständigkeit nicht allein für den gegenwärtigen Zustand der Wissenschaft, sondern auch für jene Zeit, in der sie ausgeführt wurde, an der Stirne. Im All- gemeinen ist darauf hinzuweisen, dass schwefelsaure und Chloralkalien in der Aufzählung der einzelnen Bestandtheile gänzlich fehlen, ebenso die kohlensaure Bittererde; der Gehalt an kohlensaurem Kalk, kohlensaurem Eisenoxydul und Kieselerde ist höher, dagegen jener an kohlensaurem Natron niedriger angegeben; auch die freie Kohlensäure erscheint niedri- ger, wie in der vorstehenden Analyse, dagegen der Gesammigehalt an fixen Stoffen höher. Diese Analyse ist ursprünglich auf 15 Pfunde be- rechnet, und das Eisen als Eisenoxyd aufgeführt, sie musste daher umge- rechnet werden. Vogel’s Analyse wurde zu einer Zeit ausgeführt, wo die analyti- sche Chemie bereits so ausgebildet war, dass eine Vergleichung derselben mit später ausgeführten. vom wissenschaftlichen Standpuncte aus, ganz wohl zulässig ist. Um so mehr muss man bedauern, dass Vogel die analytischen Details nicht angegeben hat. Vor Allem ist hervorzuheben, dass diese Analyse mit der vorigen sehr geringe Uebereinstimmung zeigt. Der Gehalt an kohlensaurem Natron erscheint noch einmal so hoch, der an Eisen noch einmal so niedrig, Kieselerde und fixe Bestandtheile etwas niedriger, die freie Kohlensäure etwas höher, schwefelsaure und Chlor- Alkalien, so wie kohlensaure Bittererde sind unter den Bestandtheilen aufgeführt. Mit der von mir ausgeführten Analyse dagegen zeigt sie in einigen Puncten ziemliche Uebereinstimmung, namentlich im Gehalt an kohlensaurem Kalk, Kieselerde, organischer Substanz, freier Kohlensäure, und im Gesammtgehalt an fixen Bestandtheilen; dagegen weicht sie in Bezug auf die Menge des Eisens, welche sie höher, und der kohlensauren Bitiererde, welche sie niedriger angibt, nicht unbedeutend ab, auch der Gehalt an kohlensaurem Natron ist verschieden angegeben; auf die Diffe- renz dagegen in den Zahlen für die schwefelsauren und Chlor- Alkalien Chem. Untersuchung des Mineralwassers zu Steben. 487 wollen wir bei der so geringen Menge derselben keinen Werth legen. Am auffallendsten erscheint zunächst die Differenz im Gehalt an Eisen und kohlensaurer Bittererde, bei beinahe völliger Uebereinstimmung im Ge- sammtgehalt an fixen Bestandtheilen, so wie des kohlensauren Kalks und der Kieselerde. In dieser Beziehung möchte aber hervorzuheben sein, dass, wenn man den Gehalt an Eisen und kohlensaurer Bittererde in mei- ner Analyse addirt und die Summe mit jener aus den bei Vogel für diese Stoffe angegebenen Zahlen vergleicht, sehr ähnliche Zahlen: 0,85 und 0,99 erhalten werden. Dieser Umstand gewinnt noch dadurch an Ge- wicht, dass in Hildebrandt’s und Bachmann’s Analyse, welche bei- den Chemiker gar keine kohlensaure Bittererde angeben, ähnliche Ver- hältnisse wiederkehren, indem der von ihnen angegebene Eisengehalt so ziemlich mit der Summe von Eisen und kohlensaurer Bittererde in meiner Analyse übereinstimmt. Es wäre daher wohl möglich, dass die Ursache der Differenz darin läge, dass in Folge der angewandten Methode ein Theil der Bittererde mit dem Eisenoxyd gefällt und in Rechnung gebracht worden wäre. Ueber die vier Jahre später von Bachmann ausgeführte Analyse werden wenige Worte zur Orientirung hinreichend sein. Diese Analyse stimmt weder mit der von Vogel, noch mit der meinigen überein. Bachmann berechnet 0,43 Chlornatrium, obgleich Bischof und Gold- fuss, so wie Vogel vor ihm, und ich nach ihm, nur höchst geringe Men- sen von Chlor fanden, ja, er berechnet bei Gegenwart kohlensauren Alkali’s, in einem alkalischen Eisensäuerling, einen Theil des Kalks und alle Bitterde als Chlorverbindungen. Dies genügt, um den wissenschaft- lichen Standpunet des Urhebers dieser Analyse festzustellen, und macht alle weiteren Bemerkungen überllüssig. 488 v. Gorup - Besanez, Vergleichung der Zusammensetzung der Stebener Trinkquelle mit einigen anderen Eisensäuerlingen. Das Eigenthümliche in der Zusammensetzung der Stebener Trink- quelle gegenüber jener anderer Eisensäuerlinge liegt in dem gänzlichen Zurücktreten der salinischen Bestandtheile, während der an und für sich nicht besonders bedeutende Eisengehalt dadurch mehr in den Vordergrund tritt und in seiner Wirkung durch eine reichliche Menge freier Kohlen- säure und entsprechende Antheile kohlensauren Natrons und kohlensaurer Erden unterstützt und modifieirt wird. Durch diese Mischung unterscheidet sich das Stebener Wasser von den salzreicheren Quellen Pyrmont’s, Driburg’s, Rippoldsau’s, Liebenstein’s u. a. einerseits, und andererseits von den eisenreiche- ren und daher mehr erregend wirkenden Quellen Burgbrohl’s, Lam- scheid’s, Malmedy’s und anderen ähnlich zusammengesetzten. Am meisten Aehnlichkeit dagegen besitzt die Stebener Trinkquelle mit dem Pouhon in Spaa, wenn wir bei der Vergleichung die Ana- Iyse von Struve, die neueste, zu Grunde legen, — mit der sogenannten Schwefelquelle zu Bocklet, und vor Allem mit dem Neubrunnen zu Flinsberg, wie aus nachstehendem Schema deutlich erhellt. Chem. Untersuchung des Mineralwassers zu Steben. In einem Beinde — 16 Unzen = 7680 Gran sind enthalten: Bestandtheile, Schwefelsaures Kali. . . . . Schwefelsaures Natron . . erorkalium:. .'.. . > emMormatıum. . . . .. Kohlensaures Natron Bas. phosphorsaurer Kalk Bas. phosphorsaure Thonerde . Kohlensaurer Kalk and, ne , 0 Kohlensaure Bittererde. . . . Kohlensaures Eisenoxydul Kohlensaures Manganoxydul. . ee en Organische Substanz Ä Summe der fixen Bestandtheile Freie Kohlensäure Schlussbemerkungen. 489 Pouhon, ee Neubrunnen | Trinkquelle De ehpen Struve. A. Vogel. Fischer. Gorup. 0,0790 | — _ — 0,0375 | 0,25 |0,05818]| 0,0784 a |unee. [10038205 0,4494 | 0,25 0,0211 0,7375 | 0,50 | 0,65080| 0,4927 0,0136 | — —_ -— 0,0085 — — Spur 0,9855 | 2,50 | 1,89980 || 1,6734 1,1228 | 0,50 | 0,78410 | 0,6920 0.3751 | 0,40 | 0,25900| 0,3142 0.0519] — 10,03090 | Spur 0,4985 0,64140 | 0,4708 — 11910 | 0,07840| 0,1152 4,3593 | 5,00 | 4,44148| 3,8578 8,19K.2.121,5K.Z. 27,82 |29,3K.2. K. 2. 1) Die Stebener Trinkquelle ist eine Chalybokrene, welche durch gänzliches Zurücktreten der salinischen Bestandtheile und dadurch beding- tes Vorwiegen des Eisens und der dasselbe begleitenden kohlensauren Erden und des kohlensauren Alkalis ausgezeichnet ist. Vol. XXIH. P.I. Sie enthält eine 62 490 v. Gorup - Besanez, bedeutende Menge von Kieselerde und zugleich reichliche Mengen freier Kohlensäure. Vermöge dieser Zusammensetzung steht die Stebener Trinkquelle zwischen den salzreicheren Quellen Pyrmont’s, Driburg’s, Rippoldsau’s, Liebenstein’s, — und den eisenreicheren Burgbrohl’s, Lam- scheid’s, Malmedy’s und anderen ähnlichen in der Mitte. Die grösste Aehnlichkeit besitzt sie mit dem berühmten Pouhon von Spaa, der soge- nannten Schwefelquelle von Bocklet und dem Neubrunnen von Flinsberg, ist aber bei einem wenig verschiedenen Gehalt an fixen Bestandtheilen reicher an Kohlensäure, wie die letztgenannten. 2) Die von mir ausgeführte Analyse der Stebener Trinkquelle weicht von den vorher angestellten ziemlich ab. Zum Theil ist diese Differenz jedenfalls in den bei den früheren Analysen in Anwendung gezogenen Methoden begründet, ob ganz, ist wegen des Mangels an analytischen Details mit Bestimmtheit nicht zu entscheiden. Da diese Analysen aber auch unter sich nicht übereinstimmen, so wird ihr Werth noch problema- tischer. Bachmann’s Analyse ist entschieden unrichtig. 3) Die Frage, ob das Stebener Wasser sich in seiner Zusammen- setzung geändert habe oder nicht, muss wegen der Unbrauchbarkeit der früheren Analysen zukünftigen Untersuchungen zur Lösung vorbehalten bleiben. Jedenfalls hat sich der Gehalt des Wassers an fixen Bestand- theilen sowohl, als auch an freier Kohlensäure seit dem Jahre 1803, also in einem Zeitraume von 47 Jahren, nur sehr wenig verändert. 4) Auch in Bezug auf Temperatur und specifisches Gewicht bieten die frühern Analysen entweder keine Anhaltspuncte zur Vergleichung oder keineVerschiedenheiten dar. So wird die Temperatur der Quellevon Hilde- brandt zu 7,33° R., von Vogel zu 7’ R., von Bachmann gar nicht angegeben, während ich sie constant = 8,3" R. fand. Ob diese Diffe- renz den Instrumenten oder einem Wechsel der Temperatur zuzuschrei- Chem. Untersuchung des Mineralwassers zu Steben. 491 ben, ist nicht zu entscheiden. Das specifische Gewicht des Wassers wird nur von Hildebrandt angegeben. Er fand es zu 1,002, ich zu 1,00153. 5) Die Menge der schweren Metalloxyde in dem Stebener Wasser ist im Vergleich zu jener anderer Mineralwässer, namentlich jener von Kissingen, Wiesbaden, Rippoldsau u.a. ausserordentlich gering. Das Arsen ist in so geringen Spuren vorhanden, dass, um es nachzuweisen. über zwei Pfunde Ocher verwendet werden mussten. Nehmen wir an, dass der Ocher in gleichem Verhältniss zu den gelöst bleibenden Bestandtheilen des Wassers steht, wie der bei’m Kochen sich bildende Niederschlag, so sind, da 3,2 Theile Niederschlag 10,000 Theilen Wasser entsprechen, zur Bildung von ungefähr 2 Pfund Ocher 6250 Pfunde Wasser, also ungefähr 3000 baierische Maass nöthig. Mit anderen Wor- ten: um die im Wasser vorkommenden Spuren von Arsen zu entdecken, bedürfte man vom Wasser etwa 3000 Maass. Hiedurch ist auch die Annahme neuerdings widerlegt, als stünde der Arsengehalt eines Mineral- wassers in geradem Verhältniss zu jenem des Eisens, eine Annahme, die bereits durch Buchner jun. und Keller *) in Bezug auf die Quellen von Kissingen und Brückenau widerlegt ist. In dem Ocher aus dem eisenhaltigen Wasser von Kellberg bei Passau konnte Keller weder Arsen noch Kupfer mit Bestimmtheit nachweisen, und auch in verschiede- nen französischen Quellen **) wurden neuerdings diese Metalle vergeblich gesucht. Die Menge des Kupfers dagegen ist im Verhältniss zum Arsen bedeutender, und Diejenigen, welche diesen Metallen, wenn dieselben auch in nicht mehr wägbarer Menge vorhanden sind, noch Wirkungen auf den Organismus zuschreiben wollen, mögen immerhin bei den Wirkungen des Wassers das Kupfer in Rechnung bringen. *) Gelehrte Anzeig. der Kgl. bair. Ak. 1847. Nr. 75. Buchn. Repert. Bd. 68. 289. *®) Liebig’s dahresber. 1847—48. S.1017 u.ff. 1849. S. 617 u. ff. 492 v. Gorup-Besanez, Chem. Untersuchung des ete. 6) Die Ansicht, es seien alle Quellen Stebens gleich zusammenge- setzt. welche in allen die Verhältnisse dieses Kurorts besprechenden Schriften niedergelegt ist, erscheint nirgends thatsächlich begründet, und stützt sich wahrscheinlich nur auf qualitative Reactionen. Es wäre im Interesse der Wissenschaft und des Kurorts gelegen, auch die übrigen Quellen einer genauen chemischen Untersuchung zu unterwerfen, und auch den sogenannten Sauerbrunnen in der Langenau in den Kreis dieser Untersuchung zu ziehen. Druckfehler. S.448. 2.2 tilge man das Wörtchen „‚sie‘“ hinter „‚daselbst‘* DIE ENTWICKLUNGSGESCHICHTE PILOBOLUS CRYSTALLINUS. VON Dr. FERDINAND COHN, M.d. A.d.N. MIT 2 LITHOGRAPHIRTEN TAFELN. DER AKADEMIE ÜBERGEBEN DEN 28. JUNI 1851. W inrend in neuerer Zeit fast alle namhaften Phytotomen ihre Aufmerk- samkeit dem Gebiete der Algen zugewendet und durch monographisches Bearbeiten einzelner Gattungen oder grösserer Gruppen die Phykologie selbst und in nicht minderem Grade unsere Kenntniss vom Leben der Pflanzenzelle im Allgemeinen ausserordentlich gefördert haben, so er- scheint das nächst verwandte und in aller Beziehung eben so interessante Reich der Pilze, mit beinahe absichtlicher Zurücksetzung, bis jetzt gänz- lich vernachlässigt. Wenigstens ist mir kaum eine einzige neuere Arbeit, mit Ausnahme der Fresenius’schen Beiträge zur Mykologie (Frankfurt 1850), bekannt geworden, die es sich zur Aufgabe gestellt hätte, die Eniwicklungsgeschichte irgend eines Pilzes in demselben Geiste zu verfolgen, wie wir sie bereits bei zahlreichen Algen in schönster Voll- ständigkeit erforscht sehen. Scheint doch selbst das einzige hierher ge- hörige Gebilde, dessen merkwürdige Lebensgeschichte durch eine grössere Anzahl von Beobachtern festgestellt worden ist, die Achlya prolifera, diese Bevorzugung nur dem Umstande zu danken, dass sie eben in vielen Kryptogamensystemen unter den Algen einen Platz erhalten hat. Alle älteren Forschungen, welche die Pilze behandeln, beschränken sich auf systematische Eintheilung; höchstens nehmen sie auf einige schon dem blossen Auge sich entgegendrängende Entwicklungsmomente Bezug und bieten von diesem Gesichtspuncte aus manches Werthvolle dar ; aber das, was meiner Ueberzeugung nach das Fundament jeder auf der Höhe der heutigen Wissenschaft stehenden Untersuchung sein muss, die Zurück- führung aller bei einem Pilze wahrnehmbaren Gebilde auf 496 F. Cohn, die vegetabilische Zelle und aller in ihm eintretenden Lebens- und Bildungsprocesse auf die Lebens- und Ent- wicklungsgesetze der Zelle im Allgemeinen — dieser Gesichts- punct ist kaum von einem Einzigen festgehalten worden. Und doch lässt sich voraussehen, dass jede von diesem Standpuncte ausgehende Arbeit nicht nur auf alle hier in Rede stehenden Erscheinungen ein ganz neues Licht werfen, sondern auch durch zahlreiche neue Thatsachen die Bota- nik im Allgemeinen bereichern werde. Namentlich die niedersten Gruppen der Pilze, die Coniomyceten und Hyphomyceten, die zum. grössten Theil unter die umfassende Abtheilung der einzelligen Pflanzen gehören oder wenigstens von einfachster, der Untersuchung leicht zugäng- licher Zusammensetzung sind, bieten ein vielleicht nicht minder fruchtba- res Material dar, als die einzelligen Algen und die Confervaceen es bereits für die Wissenschaft geworden sind. Wenn ich daher im Nachfolgenden die Entwicklungsgeschichte eines zu dieser Abtheilung gehörigen Pflänz- chens gebe, bei der ich vor allem den so eben berührten Gesichtspunet als leitenden Gedanken verfolgt habe, so glaube ich dadurch eine im Interesse der Wissenschaft liegende Untersuchung unternommen zu haben, auch wenn mir die flüchtige Natur des Gebildes nicht gestattet hat, alle Lücken in seiner Biologie auszufüllen. Aeltere Beobachtungen. Die Gattung Pilobolus, deren Lebensgeschichte der Vorwurf dieses Aufsatzes ist, bietet eine solche Fülle interessanter Momente in ihrer Ent- wicklung dar, dass sie von dem Augenblicke ihrer Entdeckung an viel- leicht eine grössere Anzahl von Beobachtern auf sich gelenkt hat, und durch eine grössere Menge von Abbildungen und Beschreibungen bekannt gemacht worden ist, als irgend ein anderer verwandter Pilz. Die erste hierher gehörige Form wurde durch Scopoli in seiner Flora carniolica *) *) Scopoli: Flor, carn. 2. p. 494. Entwicklungsgeschichte des Pilobolus erystallinus. 497 bekannt gemacht, und als wasserheller Faden von sehr kurzer Lebens- dauer, unter dem Namen des Mucor obliquus, beschrieben — zugleich ein Beweis, dass schon der erste Entdecker demselben seine richtige Stellung im System anwies, während dieselbe noch in späterer Zeit wieder ver- kannt wurde. Als Mucor wrceolatus wurde unsere Gattung von Bulliard *), Dickson **), Bolton ***), Sowerby +) u. A. beschrieben und ab- gebildet; zu einer eigenen Gattung erhob sie Wiggers in seinen Primitiae florae Holsaticae als Hydrogera crystallina; aber seinen weitverbreiteten Ruf verdankte dieser Pilz erst einem Aufsatze von Heinr. Jul. Tode, der ihn im Jahre 1784 mit vieler Sorgfalt untersuchte und abbildete ++). Er fand denselben auf grossen Dünghaufen, unter dem Miste von grösserem Vieh, namentlich von Pferden, und beschreibt ihn als ungemein feine, zarte, haarförmige, glänzende, durchsichtige, hohle, 2, 3 bis 6 Linien und mehr lange Körper, von weisser, an der Spitze gelber Farbe, die sich unten in einen gelben, gewöhnlich schiefstehenden Knollen endigen, da- gegen am obern Ende in einen gelben, kugelförmigen Knopf ausgehen; dieser werde braungrün, zuletzt fast schwarz, unten abgeplattet," während unter ihm der Stiel zu einer grossen, mit hellem Wasser angefüllten Blase aufschwelle. Durch das Aufnehmen und beständige Zuführen dieses Wassers vermittelst des Stiels, oder vielleicht durch einen gewissen von solchem erregten Reiz werde nun diese Blase zersprengt, und das Knöpfchen oder der Hut mit grosser Schnelligkeit und deutlich zu verneh- mendem Geknister abgeworfen, worauf die leere Blase eintrockne. In dem Hut zeigten sich bei starker Vergrösserung eine Menge heller, nahe aneinander sitzender Puncte eingesenkt, die ohne Zweifel der Samenstaub *) Histoire des Champignons de la France, 1. tab. 480. ’»*) Plantae eryptog. Brittan. I. tab. 3. 1785. »**) History of Funguses, übers. von Willdenow. Ill. p. 68. tab. 133. 1795. +) English Fungi or mushrooms, tab. 300. 1796. +7) Schriften der naturforschenden Gesellschaft zu Berlin. Bd. V. p. 46. T.1I. Vol. XXI. P.1. 63 498 F. Cohn, seien. Tode belegte diese Art mit dem bezeichnenden Namen des Pilobolus erystallinus ; eine etwas abweichende Form erwähnt derselbe in den Fungi Meklenburg. 1790. p.41, auf Menschenkoth gefunden. Aber erst Persoon fügte eine zweite Art, den P. roridus, hinzu, der kleiner und noch vergänglicher, unten rostroth, und an Form einer kleinen Steck- nadel ganz und gar gleichen solle*). Eine schöne Reihe von Entwicklungs- momenten für den P. erystallinus gab Persoon in seinen Observationes mycologicae, Pars I. Lipsiae 1796. p.76; er beobachtete, dass der Pilo- bolus in verschiedenen Lebensperioden von verschiedener Form und Farbe sei: zuerst rundlich, gelb und einer Sphaeria ähnlich, werde er allmälig eylindrisch, zugespitzt, gleich einer Olavaria,; mit der Reife erscheine er weiss und fülle sich mit einer Feuchtigkeit, die oft in Tropfen verdunste; die, das Ganze krönende, schwarzolivengrüne, halbkuglige Blase (Vesi- cula) oder der Hut springe elastisch ab, indem das aufgeblasene Recep- taculum am obern Ende in eine Spitze sich verdünne, welche in ein Grüb- chen an der Unterseite der Vesicula hineinpasse ; bei der Ausdehnung der in dem Receptaculum eingeschlossenen Feuchtigkeit in Folge der Son- nenhitze -oder sonstiger Ursachen würde auf diese Weise der Hut selbst fortgeschleudert. Alsdann seien die Pilze, wie schon Tode bemerkt hatte, einem Dyssus ähnlich. Seine, den allgemeinen Habitus sehr voll- kommen erläuternden Zeichnungen (l. c. Tab.IV. Fig.9-11) liegen den meisten späteren Abbildungen zu Grunde **). Eine ganz andere Erklä- rung vom Abspringen des Pilobolusköpfchens gab Link im Jahre 1809, indem er eine Explosion annahm, dadurch herbeigeführt, dass der obere blasenähnliche Theil des Stiels, der das Sporangium von unten umgebe, *). urn cache, sich zusammenziehe *) Synopsis melhodica fungorum, p. 117. Goett. 1801. ’°*) Man vergleiche noch die Abbildungen des Pilobolus: O. F. Müller, kleine Schriften, p. 122. tab.7. — Flora danica Bd. VII. tab. 1080. — C. G. Nees v. Esenbeck, System der Pilze und Schwämme, p.83. Fig. 81. — Fr. Nees v. Esenbeck, System der Pilze, Bonn. tab. 5. »=*) Observ. in ordines plant. naturales. Abhandl. d. Berliner naturf. Gesellschaft. 3. Jahrg. 4. Entwicklungsgeschichte des Pilobolus erystallinus. 499 Die Stellung des Piobolus im System wurde bereits durch C. G. Nees v. Esenbeck begründet *), der ihn unter die Fadenpilze, in die Nähe von Mucor einordnete, worin auch Link ihm folgte **); dagegen liess sich Fries im Jahre 1823 durch die Aehnlichkeit jüngerer Stadien mit Sphaeria und Selerotium bewegen, die Gattung nebst Sphaero- bolus, Atractobolus und Thelebolus, als besondere. schon von Tode vor- geschlagene Gruppe der Carpoboli, unter die Bauchpilze zu stellen. Jedoch schon im Jahre 1832 erkannie Fries die innige Verwandtschaft mit Hydrophora und setzte den Pilobolus unter die zweite Ordnung der Hyphomycetes, die Mucorini ***). Corda gab neue Abbildungen von Pilobolus, zu dem er noch drei andere Gattungen, Pycnopodium, Caulo- gaster und die schon von Tode begründete Gattung Chordostylum hin- zufügte, und alle 4 zu einer eigenen Familie unter dem Namen der Pilo- bolidae zusammenfasste, und als Unterabtheilung seiner Dermatogasteres der Ordnung der durch häutige Sporangien ausgezeichneten Myelomycetes einverleibte +). Ausserdem haben noch mehrere neuere Beobachter sich mit einzelnen Phänomenen in der Geschichte des Pilobolus beschäftigt, die ich zum Theil noch in der nachfolgenden Ausführung berühren werde; ich bedaure jedoch, dass ich von einer Anzahl französischer, unseren Pilz betreffender Abhandlungen nur die Titel habe zu Gesicht bekommen können ++). *) System der Pilze und Schwämme, 1817. Fig. 81. =) Carol. Linne, Spec. plant. 1824. Tom. VI. p. 95. »e‘) El. Fries, Systema mycologicum, Gryphiswaldae. Vol. I. p. 308. u. Vol. III. p. 312. +) Icones fungorum, I. p. 22. Anleitung zum Studium der Mycologie, p. LXIX. tab. C. ++) Es sind dies: Leveille, Mem. sur le Pilobolus, Ann. de la Soc. Linn. de Paris 1826. p: 622. — Durieu de Maisonneuve, Bull. de la Soc. Linn. de Bordeaux. Jul. 1826. Il. — Gachet, Note sur le Pilobolus erystallinus. Bull. d’hist. nat. de la Soc. Linn. de Bordeaux. II. Aoüt 1828. — Montagne, Note sur le genre Pilobolus et sur une nouvelle espece. Lyon 1829. 500 F. Cohn, Vorkommen des Pilobolus. Die auffallenden hier berührten Thatsachen hatten mir schon lange den Wunsch erweckt, dieselben durch unmittelbare Beobachtung zu con- statiren, ohne dass es mir bisher gelungen wäre, den Pilobolus lebend aufzufinden. Erst am 15. Mai dieses Jahres hatte ich die Freude, den- selben in einer grossen Ausbreitung an einem ungewöhnlichen Fundorte zu entdecken. Ich hatte nämlich in einem Wasserglase Oscillarien zu eultiviren versucht; das Wasser war jedoch in Fäulniss übergegangen, und die sich gleichzeitig zersetzenden Öscillarienfäden hatten sich an der Oberfläche in einem dicken, nach unten schwarzen und vermodernden, ° oben trüb-spangrünen Klumpen, wie in einem Filz angesammelt, in wel- chem zwar die Leichen von Infusorien, Räderthierchen und kleinen Kru- staceen eingeschlossen waren, ohne dass jedoch grössere Thiere in irgend wahrnehmbarer Menge zu seiner Bildung beigetragen hätten. Auf die- sem Ueberzuge sah ich an dem bezeichneten Tage zugleich mit einer orangerothen Peziza die krystallhellen, funkelnden, mit regelmässigen Thautröpfehen garnirten, oben schwarz gekrönten Bläschen in grosser Menge sich erheben, die einen äusserst zierlichen Anblick darboten und die ich alsbald als den oft gesuchten Pilobolus erkannte. Dieses Vorkommen des Pilzes auf modernden Osecillarienresten ist meines Wissens noch nicht bekannt, indem alle bisherigen Beobachter denselben nur auf thierischen Zersetzungsproducten, namentlich auf Kuh-, Pferde- und Ziegendünger, selbst auf menschlichen Exerementen fanden: Albertini und Schweiniz trafen ihn in besonderer Ueppigkeit auf Säumist vegetirend *). Einen eigenthümlichen Fundort giebt der erste Entdecker, Scopoli, an; er hatte eine Larve von Sphinx Atropos, mit Garten-Erde bedeckt, in ein Glas gestellt: aus dieser Erde entstanden 50 *) Conspectus fungorum, p. 72. 1805. Entwicklungsgeschichte des Pilobolus erystallinus. 501 und mehr Pflänzchen seines Mucor obliquus *). Nur Corda hat zwei auf modernden Pflanzentheilen und Blättern vorkommende Gattungen, Chordostylum und Caulogaster, unter seine Pilobolidae gestellt; beide haben ein von dem echten Pilobolus sehr abweichendes Aussehen, indem beide einen fleischigen Stiel, die letztere Gattung seitliche, hakige Spo- rangien haben soll. Die Pilobolusbläschen erhielten sich auf dem erwähnten Öseillarien- klumpen bis zum Anfang des Juni, wo sie durch ein zufälliges Uebergies- sen mit Wasser zu Grunde gingen. Aber schon am andern Tage bemerkte ich, dass auch in einem andern Gläschen, in welchem Spirogy- ren zersetzt und zu einer röthlichen, verfilzten, auf der Unterseite vermo- dernden Haut angesammelt waren, sich ebenfalls der Pilobolus in lebhaf- tester Vegetation eingefunden hatte. Später erschien er auch wieder auf seinem ersten Fundorte und erhielt sich in beiden bis gegen Ende des Juni, aber mit stets abnehmender Zahl der Individuen, und mehr und mehr verkümmernd. Merkwürdiger Weise hatte sich der Pilobolus in derselben Zeit auch an einer dritten Stelle, ebenfalls auf einem ungewöhnlichen Boden, ein- gefunden, nämlich auf Oderschlamm, den mein Freund, Herr Nising, in einem Glase aufbewahrt hatte. Es scheint demnach, als müsse die Luft um Breslau in jenen Tagen ungewöhnlich reich an Pilobolussporen und auch sonst dazu disponirt gewesen sein, um die Aussaat derselben gleich- zeitig auf verschiedenem, selbst auf einem vegetabilischen Boden zu be- günstigen, auf dem sie nie vorher von uns beobachtet worden war. Allgemeine Beschreibung des Pilobolus. Das so gewonnene Material gab mir bald Gelegenheit, alle bisher vom Pilobolus erwähnten merkwürdigen Eigenthümlichkeiten zu bestäti- *) Flora carniolica I. p. 494. 1772. 502 F. Cohn, gen. Die ausgewachsenen Individuen waren von sehr verschiedener Grösse und Gestalt; der aus dem Boden herausragende Theil % - 7 lang, oft noch kleiner, sehr stark, gleich einem Krystallkügelchen, das Licht brechend. Die meisten Individuen zeigten unten eine, gewöhnlich noch im Boden versteckte, kuglige Anschwellung, von der ein längerer oder kürzerer, engerer oder weiterer, gerader oder gekrümmter Stiel aufstieg, der wieder oben sich in eine meist grössere Blase ausdehnte; alle diese Theile waren farblos, wasserhell, oder zeigten einen röthlich- gelben Anflug, namentlich die unterirdische Anschwellung; an der Spitze des Ganzen stand die schwarze, einem abgeplatteten Sphäroid ähnliche Sporenkapsel. In solcher Gestalt zeigten sich jedoch die Pilze nur am frühen Vormittag, bis spätestens in die zehnte oder eilfie Stunde; in dieser Zeit trat bei allen das merkwürdige Phänomen des „Hutiwerfens‘ ein, durch welches das Köpfchen mit einem Male unter grosser Gewalt, oft mitten unter der Beobachtung, absprang und weit fort- geschleudert wurde. Kurz vorher hatten sich auch die Thauperlen an der ganzen Oberfläche verloren; das übrigbleibende Bläschen erhielt sich noch kurze Zeit und trocknete zuletzt ein. Gegen Mittag war nicht eine Spur des zierlichen Pflänzchens mehr zu finden. In der That erwähnt auch Bolton, dass er den Pilobolus (Mucor urceolatus) nur des Morgens gefunden habe *), und schon Scopoli schrieb ihm nur eine Lebensdauer von wenig Stunden zu **). Aber bereits in den ersten Nachmittagsstunden erhoben sich wieder die jungen Individuen, wie sie schon Persoon vortrefflich u v geschildert hatte ***), als citron-, später orangegelbe Spitzchen, die immer weiter sich herausschoben, am obern Ende kuglig aufschwollen, sich nach unten enifärbten und zuletzt gegen Abend die vollständige *) Bolton, Geschichte der Schwämme, übers. von Willdenow, IN. p. 68. »*) Flor. carn. II. p. 495. ») Vergl. auch Schumacher, Enumeratio plant. in Saelland. sept. et orient. II. 188. 1801. Entwicklungsgeschichte des Pilobolus erystallinus. 503 Gestalt der erwachsenen Individuen zeigten — mit Ausnahme der Farbe, die im Stiel orangegelb, im Köpfchen bräunlichgelb bis olivenbraun erschien. Während der Nacht vollendete sich die Ent- und Umfär- bung; am andern Morgen prangte der Oscillarienfilz wieder in dem Schmucke der vollständig entwickelten, bethauten Bläschen. Dieser Cyelus hat sich bis jetzt regelmässig in denselben Zeitverhältnissen wiederholt, und beweist, dass die Piloboluspflänzchen eine eintägige Lebensdauer haben, gegen Mittag hervorspriessen, bis zum Abend auswachsen, in der Nacht reifen, am nächsten Morgen die vollständig ausgebildete Sporenkapsel entlee- ren und alsbald selbstzu Grunde gehen. Diese tägliche Periode wird sich in der nachfolgenden mikroskopischen Untersuchung noch schär- fer herausstellen. Die zuletzt entstehenden Generationen waren übrigens, sei es in Folge nicht mehr hinreichender Befeuchtung oder Erschöpfung des Bodens, bei weitem kleiner und schwächlicher als die ersten; sie erreichten oft kaum % Linie. Ich habe in Figur 1, Tafel LI auf einem idealen *) Rasen die wichtigsten Entwicklungsstufen des Pilobolus zusam- mengestellt, soweit sie sich dem unbewaffneten Auge schon darbieten ; im Uebrigen verweise ich auf Persoon’s oft eitirte Zeichnung. Was die specifische Bestimmung des hier geschilderten Pilzes be- trifft, so ist sie nicht ohne Schwierigkeit, da sie nur auf Abbildungen und Beschreibungen sich basirt, die selbst nicht miteinander übereinstimmen. Die allgemeine Gestalt und Entwicklung ist offenbar dieselbe, welche wir | am Pilobolus cerystallinus von so vielen Autoren kennen gelernt haben; doch war die Form, welche von Tode unter diesem Namen bekannt ge- macht wurde, bei weitem (über 2-6) länger und von einem viel schlan- keren Wuchs; Scopoli’s Form war dagegen nur eine Linie, die von Bolton gezeichnete nur 2 hoch, so dass die Grösse hier kein constan- tes Merkmal zur Begründung einer Species abzugeben scheint, wie ich es *) Da sich nie alle diese Stadien gleichzeitig, wie in der Zeichnung, zusammen vorfinden. 504 F. Cohn, auch selbst je nach dem üppigeren oder verkümmerten Wachsthum meiner Exemplare fand. Freilich soll die geringere Grösse ein Hauptkriterium für die zweite Art, P. roridus, sein, dessen übrige Kennzeichen theils, wie die grössere Vergänglichkeit, schmälerer Stiel, unten rostrothe Farbe des Bläschens, ebenso gut als Varietäten in der erstgenannten Art vor- kommen, theils, wie der stecknadelähnliche Habitus und das kleine Köpf- chen *) auf die von uns beobachtete Form wenigstens nicht passen. Ohne mir daher ein Urtheil zu erlauben, inwiefern die bisher bekannten, im Allgemeinen nur sehr unvollständigen Beobachtungen wirklich zur Tren- nung der Gattung Pilobolus in zwei Species berechtigen, so glaube ich doch die von mir untersuchte Form unter die am häufigsten gefundene Art, den P. erystallinus, einordnen zu dürfen, indem die geringere Grösse und die übrigen Abweichungen sich genügend aus der unvollkommneren Ernährung in einem minder üppigen, vegetabilischen Boden, statt des gewohnten animalischen, erklären. Entwicklungsgeschichte des Pilobolus. a. Keimung und vegetative Entwicklung. Indem ich jetzt daran gehe, die Entwicklung des Pilobolus zu ver- folgen, wie sie sich dem bewaffneten Auge enthüllt, will ich nur noch der beiden Hauptschwierigkeiten gedenken, die sich einer vollständigen Erfor- schung derselben entgegenstellen. Die eine beruht in dem raschen und auf bestimmte Stunden des Tages vertheilten Wachsthum, das gewisse Stadien nur an gewissen, oft schwer festzustellenden Zeitpuneten zu *) Bei Bolton ist freilich der Mucor roridus 2mal grösser, als der M. urceolatus; er vergleicht die weisse, blasenförmige Anschwellung und das kleine schwarze Sporangium in seiner Mitte mit einem Auge (eye) in Miniatur, woraus Willdenow eine Aehnlich- keit mit einem Ei gemacht hat (l.c. p. 68). Bolton’s Mucor urceolatus hat dagegen ein dunkelgrünes, später grün werdendes Köpfchen, und Samen, die an Fäden hängen sol- len; doch halte ich denselben trotz dessen für identisch mit dem Pilobolus erystallinus. Entwicklungsgeschichte des Pilobolus erystallinus. 505 beobachten gestattet. Das andere besteht in der nicht geringen Schwie- rigkeit, den zarten und überaus leicht zu verletzenden Pilz aus dem dich- ten Filzgewebe der Algenfäden frei herauszupräpariren, aus denen er hervorwächst und in welchen er sich mit den zahllosen Aestchen seines unterirdischen Theiles innig eingewurzelt hat. Die meisten älteren Beob- achter haben daher diesen unterirdischen Theil ganz übersehen, oder nur höchst unvollständig gekannt; dass auch in der Erde der Stiel in eine bläschenförmige Anschwellung ausmündet, zeigt ausser der Todeschen keine einzige der mir bekannten Abbildungen, da sie alle dem Pflänzchen statt der biscuitähnlichen eine fast rübenförmige Gestalt geben; und wenn Link *) und andere dem Pilobolus den Mangel eines Mycelium als cha- rakteristisches Merkmal zuschreiben, oder Corda an der Basis einen brei- ten Fuss zeichnet **), so ist die Erklärung dafür nur in der unvollständi- gen Präparation zu suchen. In der That gelingt es nur mit grosser Mühe und nicht immer, dieses unterirdische Wurzelgeflecht unverletzt zu entwirren. Ich beginne die Lebensgeschichte des Pilzes mit ihrem ersten Mo- mente, der Keimung. Die Sporen sind, wenn sie reif aus dem Sporan- gium hervortreten, kugelrund, von einer derben, als dunkle, breite Linie ausgesprochenen Membran eingeschlossen, mit einem das Licht stark bre- chenden, fast fleischrothen Inhalt dicht erfüllt, der grumös erscheint und kleine Körnchen enthält; sie sind ungleich gross, zwischen Yo - /oo (5; im Durchschnitt haben sie einen Diameter von 7, (Fig. 2, 3b, Taf. LD). Corda schildert und zeichnet die Sporen seines P. erystallinus als ellip- tisch und weiss, jedoch im Widerspruch mit allen andern Beobachtern und der Natur **). Die Keimung der Sporen ist schwer und selten zu beobachten; ich selbst habe sie nur zweimal und nicht ganz vollständig verfolgen können. *) Hyphasma obsoletum. Link in: Spec. plant. v. Liune VI. p. 95. **) Anleitung zur Mykologie. Tab. C. Vol. XXIH. P. 1. 64 506 F. Cohn, Wenn der Process der Keimung eingetreten, erscheint die Spore aufge- schwollen; die früher derbe Membran ist jetzt dünn, nur durch einen zarten Contour angedeutet; der Inhalt bricht das Licht viel minder, erscheint wässriger, blässer und zeigt zahlreiche, feine Protoplasmakörnchen; im Innern derselben tritt ein deutlicher, grosser Zellkern auf, dessen Begrenzung in die Protoplasmaschicht sich verliert: (Fig. 3, e. d). Ich konnte nicht entscheiden, ob das auffallend verschiedene Verhalten der Membran an der gekeimten Spore nur von einer optischen Veränderung des Inhalts, oder vielleicht von der Gegenwart zweier Sporenhäute her- rührt, von denen die äussere bei der Keimung abgeworfen wird, wie dies bei anderen Mucorinen der Fall ist. Wahrscheinlich ist das erstere. Die Sporenzelle wird immer grösser, nach allen Seiten ausgedehnt; der Inhalt zeigt eine Sonderung in eine dichtere, gefärbte, die Membran auskleidende, und eine dünnere Flüssigkeit, die sich in wenigen grösse- ren, oder in zahlreichen kleineren Bläschen (Vacuolen) ausscheidet *); er zeigt jene Beschaffenheit, die man als schaumig zu bezeichnen pflegt und die jeder in der Neubildung begriffenen Zelle eigenthümlich ist **). Jetzt erweist sich die bisher kuglige Zelle an irgend einer Stelle als vor- zugsweise ernährt; sie sackt sich nach dieser Richtung aus (Fig. 3, e) und verlängert sich bald in ein kurzes, ungefärbtes Würzelchen (Fig. 3, f). Während der obere Theil immer grösser und zugleich gestreckter, ellip- soidisch wird, wurzelt die Zelle auch nach der anderen Richtung immer tiefer in ihren Boden hinein (Fig. 3, i), indem sich das Wurzelende selbst verästelt (Fig. 3, 9) und sich oft an einer zweiten Stelle ein neuer Fort- satz aussackt (Fig. 3, h). *) Vergl. F. Cohn, Verhandlungen der schles. Gesellschaft für. vaterl. Cultur. 1849. p. 54. — Nova Acta Ac. C. L. C. nat. cur. Vol. XXI. P.II. p. 664. 1850. — A. Braun. die Verjüngung in der Natur. 1850. p. 222. **) Vergl. H. Mohl, über Saftbewegung in der Pflanzenzelle. Bot. Zeit. 1546. p. 77. Entwicklungsgeschichte des: Pilobolus cerystallinus. 507 Soweit liessen sich die gekeimten Sporen unmittelbar in der Nähe und selbst innerhalb ihres Sporangium verfolgen; jetzt liess die Beobach- tung eine Lücke, die durch Combination ergänzt werden muss. Das nächste Stadium, das ich auffand, zeigte nämlich das bisher einzellige Pflänzchen in zwei unter sich ungleichwerthige Zellen zerfallen; von diesen erschien die untere kleinere Zelle oben halb- kuglig aufgeblasen, durch ihren röthlichbraunen oder rostrothen Inhalt ausgezeichnet; sie verlängerte sich nach der anderen Richtung in einen dünnen ungefärbten Schlauch, von welchem nach allen Seiten zahlreiche, mannigfaltig verästelte Aussackungen ausgingen. Auf ihr sass eine zweite grössere Zelle, ein an der Basis abgeschnittenes, oben zuge- spitztes Ellipsoid darstellend, von einem feinkörnigen, röthlichgelben Inhalt ausgefüllt, der wegen seiner Dichtigkeit unter dem Mikroskop schwarz- braun, bei reflectirtem Lichte dem blossen Auge orangegelb erschien. Dass an der Spitze dieser Zelle ein lebhafter Wachsthums- und Vegeta- tionsprocess thätig war, zeigte die lichte Zone, die hier, wie in allen spä- teren Stadien, sichtbar war *) (Fig. 4. Taf. LI). Offenbar war in der Zwischenzeit die gekeimte Sporenzelle bedeu- tend gewachsen, bis sie sich in einen unterirdischen, als Wurzel fungi- renden, und in einen oberen, gleichsam den Stengel (Thallus) repräsen- tirenden Theil abgegliedert hatte, wie dies bei zahlreichen Algen (Oedo- gonium, Cladophora, Spirogyra) von mir selbst und Anderen beobachtet worden ist. Dieselbe Differenzirung, die in der keimenden Vaucheria- spore das eine Ende zum Stengel, das andere zur Wurzel entfaltet, ist auch hier eingetreten; nur entspricht hier jedem dieser Organe eine be- sondere Zelle, die ausschliesslich einer Function vorsteht. Die untere Zelle — ich werde sie als Wurzelzelle bezeichnen — veränderte sich nun nicht mehr wesentlich, sie behielt in allen Lebenssta- *) Vergleiche ein ähnliches Verhalten bei Vaucheria: Unger, die Pflanze im Moment der Thierwerdung, p. 16. 508 F.Cohn, dien in ihrer oberen Anschwellung den bräunlichrothen, sehr feinkörni- gen Inhalt bei; nur verästelte sie sich immer weiter und vielfältiger in dickere oder dünnere, wunderlich gekrümmte, blind endigende Aussackun- gen, ohne sich jedoch gewöhnlich in mehrere Zellen zu theilen. Auf diese Weise saugte sie, immer vorwärts kriechend, ihren Boden bis in seine kleinsten Theilchen aus; sie repräsentirte demnach den Theil, der von den Mykologen als Mycelium oder Hyphasma bezeichnet wird: nur dass sie, gleich den Wurzelzellen der Conferven, stets einzellig blieb. Dagegen erlitt die obere Zelle — ich bezeichne sie als Stielzelle — alsbald grosse Veränderungen. Immer an der Spitze fortwachsend, durchbrach sie bald den Boden und erschien als gelbes, kaum mit der Loupe aufzufindendes Pünctchen am Lichte (Fig.1, a). Bald dehnte sich das obere Ende immer mehr aus und verlängerte sich in einen schlauch- ähnlichen, cylindrischen Fortsatz, während der untere Theil blasenförmig aufschwoll (Taf. LI. Fig. 1, b. Fig. 5). So glich die ganze Stielzelle völlig einer gekeimten Schwärmspore von Vaucheria *). In dem Inhalt der Zelle war jetzt jene Sonderung vollständig ausgesprochen, die mit der Vacuolenbildung in der keimenden Spore sich einleitete **). Eine dün- nere, wässrige, nicht weiter organisirte, ungefärbte Flüssigkeit nahm den mittleren Raum der Zellhöhle ein, während eine dickere, zähflüssige, fein- körnige, röthlichgelb gefärbte Schicht als breiter Ueberzug die Zellwand unmittelbar auskleidete. Bekanntlich zeigt sich eine solche Trennung des ursprünglich gleichförmigen Zellinhalts (Cytoblastem) in eine dichtere, parietale Schicht, den Primordialschlauch, und in eine dünnere, centrale Flüssigkeit, den eigentlichen Zellsaft, bei allen lebhaft vegetirenden Pflan- A zenzellen, und ist ebensowohl bei den Phanerogamen ° *) Vergl. Unger, die Pflanze im Moment der Thierwerdung, Fig. 20. »*) S, oben p. 5U6. *»#) Vergl. Mohl I. c. Entwicklungsgeschichte des Pilobolus cerystallinus. 509 deutlich in den grösseren Zellen der Algen *) beobachtet worden. Der gefärbte dichtere Ueberzug besteht, wie seine Fähigkeit, durch Jod ge- bräunt und durch Säuren contrahirt zu werden, beweist, auch hier aus Protoplasma. Seine Dicke ist ungleichförmig; die kuglige Anschwellung an der Basis erfüllt er fast ganz, daher sie unter dem Mikroskop dunkel- braun erscheint; an den Schlauchwänden ist die Schicht minder dick. „Jetzt zeigt sich in dem Protoplasma das merkwürdige Bestreben. von der Basis der Stielzelle nach ihrer Spitze hinzuwandern. Daher häuft sich an dem obern Ende das gefärbte Protoplasma mehr und mehr an, während die Auskleidung an den Seiten und der kugligen Anschwellung immer dünner wird. In Folge dessen hat sich die Spitze des Schlauchs immer dunkler gefärbt, während der untere Theil immer blässer erscheint und eine mehr fleischröthliche Fär- bung annimmt. Sei es nun, dass das ausschliessliche Wachsthum der Zelle an der Spitze durch das Strömen des Inhalts nach dem Ende bedingt wird, oder dass umgekehrt diese Wanderung eine Folge des am obern Ende vorherrschen- den Wachsthumsprocesses ist: das obere Ende des Schlauches, das bis- her stumpf abgerundet war, fängt jetzt an kuglig aufzuschwellen und sich zuletzt in eine Blase, gleich einem Köpfchen, auszudehnen (Fig. 1, ce. Fig. 6). Inzwischen strömt der Inhalt immer energischer von den Wän- den nach der oberen Anschwellung, an der er sich mehr und mehr an- häuft; es lässt sich leicht verfolgen, dass er nicht blos längs den Wänden nach der Spitze strömt, sondern dass sich auch mitten durch die dünnere Zellflüssigkeit zahlreiche, vielfach anastomosi- rende Protoplasmaströmcehen hindurchziehen, die, wie sich aus der Bewegung der Körnchen ergiebt, die dichtere Schicht von den Wänden nach dem Köpfchen hinüberführen (Fig. 8. Taf. LD). In dem *) Vergl. u.a. A. Braun, Verjüngung ete. p. 185 bei Aydrodietyon. — Göppert und Cohn, über Rotation des Zellinhalts bei Nitella flexilis. Bot. Zeit. 1849. p. 717. 510 F. Cohn, gefärbten Protoplasma, das allmälig das Köpfchen zu erfüllen beginnt, erschienen vorübergehend lichtere Bläschen oder Vacuolen, die den nach der Spitze gerichteten Strom in mehrere theilen (Fig. 7, a); sie sind die letzten Ueberreste der wässrigen Zellllüssigkeit, die immer mehr und mehr, und zuletzt gänzlich von dem allein für die Neubildung tauglichen Proto- plasma verdrängt wird; dieses erscheint, an dem obern Ende des Köpfchens sich mehr und mehr ansammelnd, als eine immer breiter werdende Sichel; endlich füllt es das Köpfchen ganz aus. Der untere cylindrische Theil der Stielzelle hat sich dabei seines farbigen Inhalts grossentheils entleert und ist, mit Ausnahme einer dünnen Auskleidung, fast ausschliesslich von dem wässrigen dünnflüssigen Zellsaft erfüllt; nur an dem Boden der kug- ligen Anschwellung zeigt sich noch eine stärkere Anhäufung des gefärb- ten Protoplasma; dagegen hat sich der Inhalt der in sich abgeschlossenen Wurzelzelle durchaus nicht verändert (Fig. 8, 7 a). Der hier geschilderte Process entspricht vollständig dem, welchen wir längst bei der Bildung der Fruchtkeulen an der Vaucheria *) oder auch an Achlya **) beobachtet haben. Dasselbe ausschliessliche Spitzen- wachsthum, das mit einer Aufschwellung des oberen Endes sich abschliesst, dasselbe Wandern des Protoplasma von den Wänden nach oben, welches endlich die Spitze ganz erfüllt, während die übrigen Theile der Zelle fast leer werden, bereitet hier wie dort den Fructificationsprocess vor. Wie bei Vaucheria, ist auch bei unserm Pilobolus die Entwicklung bis zu dem hier geschilderten Stadium im Laufe des Nachmittags vor sich gegangen und gegen den Abend beendet. Das ursprünglich gleichförmig gelbe oder orangefarbene Bläschen ist jetzt an der Spitze dunkel, fast oliven- braun geworden, indem es das Licht gar nicht mehr durchlässt; an seinem unteren Theil erscheint es blass, fleischröthlich, und ist zum Theil ganz *) S. Unger l.c. p. 20. — Thuret, Mouvement des spores des algues. Ann. d. science. nat. 1843. planch. 11. **) Vgl.die neueste Abhandlung meinesFreundes Dr. Pringsheim in diesem Bande der Nova Acta. Entwicklungsgeschichte des Pilobolus erystallinus. 511 farblos; nur die Basis und die Wurzelzelle zeigen eine dunklere, fast rost- rothe Färbung. So erklären sich die auffallenden schon von Persoon geschilderten Farbenwandlungsprocesse während der Entwicklung des Pilobolus einfach aus der Wande- rung des röthlichgelben Inhalts von der Basis nach der oberen Anschwellung der Stielzelle. b. Fruchtbildung. Bisher war die Stielzelle eine einfache gewesen; am andern Morgen finden wir sie getheil. Während der Nacht hat sich das Köpf- chen von dem übrigen Theile der Stielzelle durch eine Scheidewand abgegliedert (Fig. 7, 5. 9. Taf. LI). Leider macht das dichte Protoplasma das Köpfchen so vollständig undurchsichtig und zugleich ist die sphärische Aberration bei seiner Kugelgestalt so störend, dass es unmöglich ist, den hier eintrelenden Process unmittelbar zu beob- achten. Wahrscheinlich hat sich das gesammte Protoplasma des Köpf- chens individualisirt und als besonderer Primordialschlauch von dem übrigen Zellinhalt abgeschnürt; alsdann hat es sich mit einer Zell- membran umgeben, die sich quer durch das Zellenlumen als Scheidewand hinüberspannt — ähnlich wie dies auch bei der Abschnürung der Frucht- keulen an Achlya und Vaucheria der Fall ist. Hier findet demnach der Process statt, den A. Braun als „‚Neubildung mit Theilung in zwei Zel- len‘ bezeichnet, von denen die eine Mutterzelle bleibt, die andere sich als Tochterzelle abgliedert *). Gleichzeitig hat sich der Inhalt des Köpfchens, der des Abends vorher noch ein gleichförmiges Cytoblastem war, jetzt in sehr zahlreiche, kleine Zellen gesondert (Fig. 9. Taf. LI). Auch hierbei ist es nicht möglich, durch unmittelbare Beobachtung den Bildungs- *) Verjüngung etc. p. 268. 512 F. Cohn, gang festzustellen; nur soviel konnte ich erkennen, dass am frühen Mor- gen die Zellen noch gross und undeutlich begrenzt, ohne Membran sich an den Rändern des Köpfchens erkennen lassen, bis sie später mit der - Ausscheidung der Membran ihre scharfen Contouren erhalten. Diese Zellen sind die Sporen des Pilobolus; wir haben schon oben (S. 505) ihre Structur, ihre derbe Membran und den dichten, das Licht stark brechenden, röthlichen Inhalt geschildert, der grumös und mit meh- reren kleinen Körnchen erfüllt ist; wir tragen hier nur nach, dass ein Tränken der Sporen mit Oel oder Balsam dieselben durchsichtiger macht, und dann in der Regel ein grösseres centrales, oft von einem lichteren Raume umgebenes Korn, wahrscheinlich den Zellkern, oder das Kernkör- perchen, hervortreten lässt. Wir kennen ein ähnliches Zerfallen des Inhalts einer Zelle in sehr zahlreiche kleinere Sporen bei einer grossen Menge von Algen; so ent- stehen aus dem Inhalt der Zellen von Cladophora, Hydrodietyon, Bryo- psis, Characium, Stephanosphaera n. g., Protococcus, auch bei Achlya eine sehr grosse Anzahl von Keimzellen, die bei den hier erwähnten Arten in der Regel sämmtlich selbstbeweglich sind; dagegen giebt es auch meh- rere Pilze, bei welchen das Aufgehen der Mutterzelle in unbestimmt viele ruhende Sporen beobachtet worden ist *). Namentlich bei der nächst- verwandten Schimmelform, die Corda als Ascophora Mucedo (Mucor Mucedo aut.) beschreibt, ist die Entwicklungsgeschichte des Sporangium eine solche, dass man berechtigt ist, auch bei Pilobolus eine ganz analoge vorauszusetzen **). Die Zellkerne, die in den gekeimten Sporenzellen sehr deutlich hervortreten, die aber auch schon in den ungekeimten sich sichtbar machen lassen, geben in Verbindung mit den eben erwähnten Beobachtungen einen Anhalt für den im Innern des Köpfchens obwaltenden *) Vergl. Corda, Icones Fungorum II. p. 38. über Peziza Acetabulum. Auch die Achlya selbst gehört hierzu. =) Corda, Icones Fungorum II. p. 19. Entwicklungsgeschichte des Pilobolus erystallinus. 513 Bildungsprocess. Wahrscheinlich scheiden sich aus dem körnigen Pro- toplasma des Köpfchens in der Nacht zahlreiche, grössere Körnchen aus, die sich regelmässig vertheilen und, als Kerne oder Attractions- mittelpuncte, eine bestimmte Protoplasmapartie und mehrere kleinere Körnchen um sich gruppiren. Jeder dieser Kerne wird so das Centrum einer Protoplasmazelle, die sich allmälig individualisirt und zuletzt mit einer eigenen Membran, der Sporenhaut, umgiebt. Die Beobachtungen, die namentlich A. Braun bei der Gonidienbildung von Hydrodictyon bekannt gemacht hat, lassen auch über die bei unserm Pilobolus stattfindenden Veränderungen keinen Zweifel. Auf solche Weise hat sich die blasenförmige An- schwellung der Stielzelle zu einem eigenthümlichen Or- san, dem Sporangium, ausgebildet. Das Sporangium erscheint demnach bei Piiobolus als eine einfache Zelle, welche statt des Inhalts die durch freie Zellbildung in grosser, unbestimmter Menge entstandenen Sporen umschliesst. Diese erfüllen dicht das Sporangium; ihre Zahl lässt sich natürlich nicht sicher feststellen; ich glaube jedoch, nach ih- ren relativen Grössenverhältnissen, sie auf 15-30,.000 schätzen zu dürfen. Mit der Reife der Spore wird auch das Sporangium schwarz (Fig. 1, f.g. 1”. Taf. LI); und zwar rührt diese Farbe keines- wegs von der Menge der Sporen her, die es etwa undurchsichtig machen ; sondern die Membran des Sporangium selbst färbt sich mit einem dunkeln, trüb-schwarzblauen Pigment, das zugleich in Gestalt äusserst kleiner Pünctchen auftritt; daher erscheint ihr Rand nicht ganz glatt, sondern fein- körnig. Dieses schwarze Pigment gehört der Membran selbst an und wird durch Schwefelsäure nicht zerstört; von welcher Beschaf- fenheit dasselbe ist, weiss ich nicht, da mir kein ähnlicher Fall einer schwarzgefärbten Zellmembran im Pflanzenreiche bekannt ist. Die Membran des Sporangium zeichnet sich durch eine gewisse Brüchig- keit aus, da sie gedrückt leicht zerreisst. Vol. XXIH. P. 1. 65 514 F. Cohn, Ausserdem schreiben die älteren Beobachter dem Sporangium noch eine Reihe von Eigenthümlichkeiten zu, die ich nicht bestätigen kann; ich finde dasselbe weder mit einer klebrigen Flüssigkeit umgeben ***), noch sammetarlig *); weder erhärtet (induratum). wie Endlicher **), noch weich, wie Tode * ba A An w” ‘) es vermuthet. Während der Reife des Sporangium hat auch die Stielzelle selbst eine Reihe von Veränderungen durchlaufen, die wir jetzt nachzuholen haben. Die Strömung des Protoplasma nach dem obern Ende der Stiel- zelle, welche die Bildung der Sporangiumzelle einleitete, ist mit der Ab- gliederung der letzteren nicht unterbrochen; sie dauert vielmehr immer fort und man kann auch noch jetzt den farbigen Inhalt längs der Wände von unten nach der Scheidewand hin sich anhäufen sehen (Fig. 9. Taf. LI). Das hiermit zusammenhängende Spitzenwachsthum bewirkt, wie früher das Aufschwellen des Köpfchen, so jetzt eine blasenähnliche Ausdehnung der Stielzelle selbst, unmittelbar unter ihrer oberen Scheidewand. Zuletzt stellt in Folge dieses Bildungstriebes die Stielzelle eine kurze Röhre dar, die an beiden Enden in zwei blasenähnliche Anschwellungen ausgeht (Fig. 1, f. g. 7, b. Taf. LI. Fig. 10, 11, 13. Taf. LI). In der Regel steigt dieser Stiel schief von der unteren Anschwellung auf, und trägt die obere Blase mit dem Köpfchen senkrecht (Fig. 1, g. Taf. LI. Fig. 10. Taf. LI). Nicht selten verfliessen die beiden Anschwellungen beinahe ohne trennenden Stiel ineinander (Fig. 11. Taf. LH); in anderen Fällen ist letzterer ausserordentlich lang und dünn (Fig. 8. Taf. LI). Gleichzeitig bemerkt man, dass die Scheidewand selbst sich nicht straff durch das Zellenlumen erstreckt, sondern sich halbkuglig in’s Innere des Sporangium hinein erhebt (Fig. 11. Taf. LI). Indem dies geschieht, *) Scopoli, flora carniolica 1. c. (globulus modice villosus). =) Endlicher, Genera plantarum. es) Tode, Beschreibung des Hutwerfer, Pilobolus, eines neuen sonderbaren Schwammge- schlechts. Schr. d. naturf. Berl. Gesellsch. V. p. 46. Entwicklungsgeschichte des Pilobolus crystallinus. 515 werden die Sporen immer enger an die Membran des Köpfchens ange- drückt und dadurch ein beständig wachsender Druck auf die Wand des Sporangium selbst ausgeübt. Auch wird dadurch sogar die Gestalt des Köpfchens verändert; denn während dasselbe in der Jugend fast kugelför- mig war, erscheint es jetzt von unten mehr und mehr plattgedrückt. Endlich — im Laufe des Vormittags — überwiegt die Span- nung und das Sporangium reisst an seiner Basis rings von der Stielzelle, und zwar mit solcher Geschwindigkeit und Heftigkeit ab, dass es mit grosser Gewalt mehrere Zoll weit weggeschleudert wird. Es trennt sich ganz glatt ab, ohne eine Spur der Zerreissung zurückzulassen, ähnlich dem Deckelchen von dem Apothecium der Moose, und fliegt davon, gleich einer Bombe, die aus dem Mörser geworfen ist. Unter dem Mikroskop lässt sich der Process des Abwerfens verlangsamen, indem man ein reifes Pilobolus - Individuum unter Wasser dem leichten Druck eines dünnen Deckgläschens unterwirft. Man sieht dann nach einiger Zeit das Sporangium allmälig und erst an einer Stelle abreissen, und sich dann weiter und weiter entfernen, indem gleichzeitig die bisher ebenfalls einer Spannung unterworfene Scheide- wand sich kegelförmig aufbläht. Die zurückgebliebene Stielzelle er- scheint nach der Trennung des Sporangiums als ein farbloses, in eine keglige Spitze auslaufendes Bläschen, das an der Basis des Kegels von einem dunklen Rande, gleichsam der Nath des Sporangium, rings umgeben ist (Fig. 1, h. Taf. LI. Fig. 12, 13. Taf. LI). In normalem Zustande ist die Gewalt des Abspringens so gross, dass dabei in der Regel zugleich die sich emporwölbende Scheidewand zerreisst; alsdann sinkt die auf solche Weise verletzte Siielzelle sogleich zusammen und vertrocknet *). Ist dies nicht der Fall, so erhält sich das jetzt fast ganz farblose, krystallhelle Bläs- chen noch einige Zeit, ohne jedoch weiterer Entwicklung fähig zu sein. *) Vergl. die charakteristischen Zeichnungen dieses Stadium von Tode I.c. Tab. I. Fig. 8, und Persoon, Obsery. I. Tab. IV. Fig. 11. 516 F. Cohn, Auf diese Weise erklärt sich das höchst auffallende und den Beob- achter in Verwunderung setzende Phänomen des Köpfchenabschleuderns bei Pilobolus durch ein einfaches, in den Ernährungsgesetzen der Zelle selbst begründetes und in analoger Weise auch in andern Fällen wieder- kehrendes Verhältniss.. Ich habe an einem andern Orte über die Span- nung und die aus ihr hervorgehenden Erscheinungen gesprochen, welche die zwischen zwei Zellen ausgedehnte Scheidewand durch das Spitzen- Wachsthum der unteren erleidet *). Es ist bekannt, dass auf diesem Drucke das Zerfallen der Oscillarien und Zygnemen in ihre einzelnen Glie- der beruht, bei denen sofort nach der Trennung sich die Scheidewand selbst halbkuglig erhebt. Auch bei den in ihrer Entwicklung mit dem Pilobolus verwandten Formen der Achlya und Vaucheria behält die nach Abgliederung des Sporenbehälters zurückbleibende Zelle noch das Bestre- ben bei, an ihrer Spitze fort zu wachsen, und äussert in Folge dessen einen Druck auf die Sporen selbst, der. wie die Beobachtung namentlich bei Vaucheria zeigt, das Zerreissen der Mutterzelle an der Spitze und das Heraustreten der Schwärmspore selbst einleitet **). Unmittelbar nach Austritt der letztern erhebt sich bei Achlya, wie bei Vaucheria, die Schei- dewand halbkuglig nach aussen und wächst auch später in einen neuen Schlauch aus. In ganz ähnlicher Weise treibt die fortdauernd an der Spitze stattfindende Ernährung der Stielzelle zunächst die letztere blasen- förmig auf, drängt sie dann in’s Innere des Sporangiums und wirft dieses endlich elastisch ab, wenn seine Membran nicht mehr der mächtigen Span- nung einen genügenden Gegendruck leiste. Das Sporangium selbst bleibt bei diesem Processe unverletzt, so weit ich es wenigstens beobachten konnte; ein Zerspringen desselben, wie es Corda abbildet und beschreibt, konnte ich nicht wahrnehmen ***). *) Zur Lehre v. Wachsthum der Pflanzenzelle: Nova Acta A. €. L. €. nat. cur. XXI. I. p. 533. ’°*) Vergl. A. Braun, Verjüngung, p. 199. »**) Anleitung zur Mycologie, p. LXIX. Icones fungorum I. p. 22. Tab. VI. Fig. 206. Entwicklungsgeschichte des Pilobolus cerystallinus. 517 Hat man längere Zeit den Pilobolus in einem Glase cultivirt, so er- scheint dasselbe von zahlreichen schwarzen Puncten verunreinigt, die Fliegenexcrementen täuschend ähnlich sehen. Dies sind die abgeworfe- nen Sporangien, die bis an den Rand des Glases reichen und wenigstens 2-3 Zoll weit fortgeschleudert sein müssen. Auf diese Weise sorgt der Pilz selbst so gut für das Ausstreuen seiner Sporen, wie die elastischen Fruchtklappen der Cardaminen, Balsaminen und Euphorbiaceen für das ihrer eingeschlossenen Samen. Die älteren Versuche, das Fortschleudern des Sporangiums zu erklären, sind ziemlich nahe an die Wahrheit gestreift, ohne sie jedoch ganz zu erreichen. Namentlich Persoon erkannte be- reits die keglige Hervorragung der Scheidewand, die in’s Innre des Spo- rangium, wie in ein Grübchen, hineinpasst; der Natur entsprechend ist auch seine Voraussetzung, dass eine gewaltsame Ausdehnung der in der Stielzelle eingeschlossenen Flüssigkeit die nächste mechanische Veranlas- sung des Hutwerfens sei, wenn auch wohl die Sonnenwärme, die er als Grund dafür angiebt, hierbei weniger in Betracht kommt. Wenn Tode in dem Fortschleudern nur eine Folge des gewaltsamen Zerplatzens der oben aufgeschwollenen Stielzelle, letzteres wieder als eine Wirkung des aufgenommenen Wassers erkennt, so enthält dies ohne Zweifel eine rich- tige Beobachtung, erschöpft aber nicht das Causalverhältniss der Erschei- nung. Link’s Theorie von einer plötzlichen Contraction der Stielzelle dagegen scheint mir nicht begründet *). Die wahre Ursache der Erschei- nung liegt in der Spannung der Scheidewand, welche von dem Spitzenwachsthum der Stielzelle herrührt, und in der Elasticität ihrer Membran, welche mit einer gewissen Gewalt sich kegelförmig nach Ab- reissung des Sporangiums herausstülpt. *) Die Erklärung, die Schumacher (Enumeratio plant. in Saellandia. II. p. 188) für dies Phänomen giebt, ist mir nicht ganz klar, scheint aber mit der Persoonschen übereinzu- stimmen (sporangium a gultula membranula tenuissima inclusa deiicitur elastice protrusa). Ganz allgemein wird das Köpfchen in Bezug auf sein Abspringen als elastice dissiliens be- zeichnet, obwohl dies eigentlich ein Zerspringen bedeutet. 518 F. Cohn, Zur Physiologie des Pilobolus. Wir haben jetzt die Lebensgeschichte des Pilobolus im Grossen und Ganzen erschöpft; es bleibt nur noch übrig, im Einzelnen Nachträge zu liefern. Zunächst müssen wir untersuchen, wie sich die Wurzelzelle zu allen den Veränderungen verhält, welche die Stielzelle im Laufe eines Tages erlitten hat. Während die letztere nach Abwerfung des Sporenbehälters selbst zu Grunde gegangen ist, hat die unterirdische Wurzelzelle sowohl in ihrer oberen, rostrothen Anschwellung, als auch an den weitausgedehnten Aus- läufern ihrer blind endigenden Verzweigungen ihren bildungsfähigen Inhalt und mit diesem ihre ungestörte Lebensthätigkeit behalten; ja diese fängt erst jetzt an, eine wichtige Rolle zu spielen. Indem die Wurzelzelle den Stiel weit überdauert, ist sie es auch, welche vorzugsweise die Vermeh- _ rung des Pilzes und das Hervorspriessen neuer Stiele vermittelt, indem die aus der Sporenkapsel herausgetretenen Sporen wenigstens bei der von mir cultivirten Form und auf dem vegetabilischen Boden nur selten keimten. Ich beobachtete nämlich, wie die Wurzelzelle eines abgestorbe- nen Pilobolus-Individuum, von dessen Stiel nur die zusammengefallene Membran noch vorhanden war, sich an ihrer oberen halbkugelförmigen, mit röthlichem Inhalt erfüllten Erweiterung dicht unter der Spitze aussackte und allmälig in einen ceylindrischen Schlauch sich verlängerte, der einer jungen Stielzelle (Fig. 6. Taf. LI) vollständig entsprach. Dieser aus der Wurzelzelle entstandene Ast füllte sich ebenfalls mit röthlichgelbem Proto- plasma, das von unten längs der Wände nach der Spitze hinwanderte und sich dort anhäufte; alsbald dehnte sich auch das obere Ende des neugebildeten Schlauches in ein Köpfchen aus, so dass zuletzt eine neue Stielzelle mit der Anlage zum Sporangium als seitlicher Ast aus der Wurzelzelle (dem Mycelium) hervorgesprosst war und als selbstständiges Individuum fructi- Entwicklungsgeschichte des Pilobolus erystallinus. 519 fieirte (Fig. 17. Taf. LI). Diese Vermehrung des Pilobolus durch Sei- tensprossen aus der fortvegelirenden Wurzelzelle scheint eine sehr allge- meine; ich fand nicht selten einzelne Zweige des kriechenden Mycelium stark aufgeblasen und mit röthlichem, dichten Inhalt ausgefüllt, während in der Regel die Verzweigungen der Wurzelzelle farblos bleiben; von manchen Stellen derselben erhoben sich grössere oder kleinere, keulen- förmig angeschwollene Aeste, die ebenfalls mit dem in Umbildung begrif- fenen Inhalt erfüllt waren (Fig. 16. Taf. LI). Obwohl es mir nicht ge- lang, von diesen aus den horizontalen Wurzelausläufern sich erhebenden Sprossen eine vollständige Entwicklungsgeschichte zusammenzustellen, so vermuthe ich doch, dass auch sie sich zu jungen Individuen entwickeln werden. Das regelmässige, täglich wiederholte Erscheinen ganzer Rasen von jungen Stielen bei dem relativ selineren Keimen der Sporen beweist die Bedeutung dieser Ausläufer für die Erhaltung der Art. Ich erinnere jedoch, dass, wenn ich hier von Vermehrung durch Sprossen, Ausläufer, einen kriechenden Wurzelstock u.s.w. spreche, immer nur von Aussak- kungen einer und derselben Zelle, der Wurzelzelle oder des ein- zelligen Mycelium, die Rede ist, welche einer besonderen Function vor- stehen und vielleicht sich auch später abschnüren. Ein zweites Phänomen, das im Leben des Pilobolus auffallend her- vortritt, sind die Thautröpfchen an den reifen Individuen. Diese Erscheinung ist so constant, dass sie bereits den ersten Beobachtern in die Augen fiel; schon im Jahre 1772 beschreibt Scopoli den Stiel sei- nes Hucor obliquus als ‚„‚minutissimis globulis hince inde adspersus‘‘, und wenn er das Köpfchen als rauchhaarig anführt, so liegt dem, wie Tode bereits bemerkt hat, wohl eine optische Täuschung durch die ausgeschie- denen Wassertröpfehen zu Grunde. Tode selbst giebt namentlich an, dass bei schnell vermehrter Wärme, z.B. durch den Odem des Beobach- ters und noch mehr durch Anfassen mit der Hand, am Stiele, aus dem Wassergefässe (der oberen Anschwellung) und dem Hute eine Masse unglaublich kleiner Wassertröpfchen hervordringen; namentlich stark 520 F. Cohn, sollen die Pilze in der Jugend schwitzen *). Auch in allen Diagnosen werden die Thautröpfehen erwähnt und sie haben sogar der zweiten Art, dem Pilobolus roridus, seinen Namen gegeben. Ich selbst habe in Fig. 1, g. Taf. LI einen mit solchen hellglänzenden Thauperlen regelmäs- sig besetzten Pilz gezeichnet. Dass die Flüssigkeit dieser Tröpfchen reines Wasser ist, dafür spricht, dass dieselben leicht in grössere Tropfen zusammenfliessen, im Laufe der Entwicklung vollständig verdunsten und auch unter dem Mikro- skop keinen Rückstand lassen. Die Thautröpfcehen erscheinen constant zu allen Zeiten, wo man überhaupt den Pilobolus beobachtet hat, aber wohl nur des Morgens an den völlig ausgebildeten Exemplaren. Zur Erklä- rung ihrer Bildung muss entweder angenommen werden, dass die Wasser- tröpfcehen als echter Thau sich aus der Atmosphäre niederschlagen, oder dass sie von den Stielzellen selbst ausgeschieden werden. Will man das erstere, so müsste man auch voraussetzen, dass die Pilzzellen kälter seien, als die Atmosphäre, und während alle übrigen Pflanzen in jedem ihrer Lebensstadien Wärme entbinden, so würden wir hier ein Beispiel von einer Pflanze haben, die in ihrer Vegetation den umgebenden Medien Wärme entzieht. Wahrscheinlicher jedoch ist, dass das Wasser durch den lebhaften Vegetationsprocess von der Pflanze selbst ausgehaucht wird und sich nur darum an der Oberfläche der Zellen in Tropfengestalt nie- derschlägt, weil die umgebende Luft in dem feuchten Standorte, nament- lich in der Nacht, bereits mit Wasserdämpfen gesättigt ist. Es ist natür- lich, dass die grosse Nahrungsaufnahme, die sich in dem raschen Wachs- thum des Pilobolus bekundet, auch mit einer entsprechenden Ausschei- dung und Transspiration verknüpft ist, und auf diese Weise auch das Bethauen bedingt. Wir kennen analoge Phänomene von thauähnlicher Wasserausscheidung an den Blättern mehrerer zartbelaubten Monokotyle- donen: an den Blattspitzen der Gräser, namentlich der Gerste, des Mais, *) Schriften der Gesellschaft nat. Freunde. V. l.c. Entwicklungsgeschichte des Pilobolus erystallinus. 521 des Pisang, der Colocasien, in den Blattscheiden von Canna, den Blüthen- Aehren von Amomum Zerumbet; dieselbe Erscheinung wurde auch an den Blättern der Dicotyledonen, an Pappeln und Weiden, sogar in solcher Intensität beobachtet, dass sie einen leichten Regen veranlasste; nament- lich ist letzieres von Caesalpinia pluviosa bekannt *). In die Reihe die- ser Phänomene treten nun auch aus den Acotyledonen die Wassertröpf- chen an dem Pilobolus, die mit den eben erwähnten auch das gemein haben, dass sie nur am Morgen beobachtet werden. Fresenius fand übrigens auch den Mucor Mucedo zuweilen mit klaren Thautröpfchen ele- > gant besetzt ’ eu dl Dach ); dasselbe wurde auch an andern Schimmeln beobachtet, die in feuchtem Boden wachsen. An die Thautröpfchen des Pilobolus knüpft sich eine auffallende An- gabe, die ebenso durch das Unerklärliche der hier in Frage kommenden Erscheinungen, wie durch die zu den grössten Mikroskopikern gehörenden Zeugen von Interesse ist. Der berühmte dänische Beobachter niederer Thierformen, Otto Friedrich Müller, veröffentlichte im Jahre 1778 einen Aufsatz ‚von der Entdeckung eines neuen Geschlechts von Thier- Mae pflanzen‘‘ ***), welcher, durch spätere Beobachtungen vermehrt und durch eine schöne Zeichnung bereichert, im Jahre 1782 unter dem Titel: „‚Von einem Krystallschwämmchen‘“ wieder erschien +). Unter beiden Namen ist der Pilobolus erystallinus beschrieben, den Müller als ein krystallini- *) Vergl. Treviranus, Physiologie. I. p. 499. — Meyen, Pflanzenphysiologie. II. p. 506. ’*) Beiträge zur Mykologie, p. 8. ==*) Berlinische Sammlung zur Beförderung der Arzneiwissenschaft. Stück 1. 1778. p. 41. Diese Abhandlung war bereits im Jahre 1767 der Berliner Akademie der Wissenschaften überreicht und im selben Jahre in der Gazette litteraire de Francheville abgedruckt wor- den; die Entdeckung des in ihr beschriebenen Pilzes reicht bis in den Juli 1764; dem- nach ist es nicht Scopoli, wie alle Autoren angeben, sondern O. F. Müller gewesen, dem die Wissenschaft die eigentliche Entdeckung und zugleich den ersten Versuch zu einer Entwicklungsgeschichte des Pilobolus verdankt. +) 0. F. Müller, kleine Schriften aus der Naturhistorie, herausgegeben von Göze. Dessau 1782. p. 122. Vol. XXI. P. 1. 66 522 F. Cohn, sches Körperchen oder Kügelchen betrachtet. In vielen dieser Kügelchen entdeckte derselbe einen kleinen weissen und sehr zarten Wurm, der mitten im Kügelchen herumkroch und willkürlich in einem kleinen Ocean zu schwimmen schien; und zwar kroch dieser Wurm in einer langsamen und ununterbrochenen Bewegung längs des Durchmessers fort. In Taf. 7. Fig. e. l.c. ist eine milchweisse, schlän- gelnde Wurmgestalt gezeichnet, die, eiwas grösser als die eben erwähnte, 17 Jahre später in anderen Krystallkugeln beobachtet wurde. Müller schildert den Pilobolus als eine Pflanze, die in einem krystallinischen Kör- per einen lebendigen Wurm verschliesse, und glaubt darum nicht, dass derselbe in eines der drei Naturreiche hineinpasse, dass er vielmehr nur, wie die Polypen und Infusorien, mit den Gegenständen der drei Reiche viel Eigenschaften gemein habe, ohne zu einem derselben besonders zu gehören *). Dagegen behauptete Persoon, dass diese angeblich im Innern des Pilobolus lebenden Thierchen nichts als Anguwillulae seien, die in dem Dünger sich aufhielten und an der Aussenseite des Pilzes oft hinauf- kröchen **). Auch Tode erwähnt schon, dass sich über die klebrige Oberfläche des Köpfchens ungemein kleine Würmer, wie Aelchen, nur M un Ge An An Dach . Einen neuen Beitrag zu dieser Frage gab ein Aufsatz von Ehren- mit Mühe hinwegarbeiteten berg, der im Jahre 1823 unter dem Titel: „Beobachtungen über Bewe- sung in und auf dem Prlobolus erystallinus‘“ veröffentlicht wurde +). Ehrenberg fand nämlich im Sommer 1819 häufig auf dem Scheitel des schwarzen Köpfchens einen krystallhellen Tropfen, welchen im Innern ein gelblicher, schlangenartig gewundener, sehr kleiner, im Verhältniss zum *) Daher auch der Name der Thierpflanze. ’»*) Observ. mycolog. I. p. 77. =) Schriften der naturf. Berl. Ges. V. +) Mykologische Hefte von Kunze und Schmidt. Hfi. Il. p. 67. Entwicklungsgeschichte des Pilobolus crystallinus. 523 Wassertropfen aber nicht gar kleiner, fadenförmiger Körper in steter langsamer passiver Bewegung von der Rechten zur Linken in schiefer Lage durchkreiste; neben ihm trieben sich mehrere kleine, gelbliche Frag- mente herum. Die Ursache dieser auffallenden Bewegung sucht Ehren- berg im Wassertropfen selbst, der vielleicht durch unbekannte physikali- sche Agentien in eine andauernde Rotation versetzt werde; er ist jedoch zweifelhaft, ob seine eigene Beobachtung mit der Müllerschen identisch sei, da dieser nichts von einem Wassertropfen erwähnt, auch den beweg- lichen Körper seitlich zeichnet. Dagegen fand Durieu de Maisonneuve im Jahre 1826, dass sich manchmal über der obern Anschwellung statt des schwarzen Köpfchens eine zweite kleinere, genau sphärische Blase zeige, völlig durchsichtig und voll Wasser; in ihr bewege sich ein sehr kleines Thierchen von verlängerter Form, sich hin und her drehend, mit ausserordentlicher Geschwindigkeit. Wahrscheinlich fänden sich auch ähnliche Infusorien in der unteren blasenähnlichen Aufschwellung *). Ich enthalte mich jedes Urtheils über diese auffallenden Angaben, da es mir nicht glückte, etwas aufzufinden, was ich als hierher gehörig hätte ansehen können. Ich erachtete es aber für zweckmässig, die Aufmerk- samkeit der Naturforscher durch diese Zusammenstellung älterer Beobach- tungen wieder auf einen völlig unerklärlichen Punct in der Lebensge- schichte des Pilobolus hinzulenken. Der Pilobolus ist zu allen Jahreszeiten beobachtet worden, im heisse- sten Sommer, im Frühling und im Herbste. Durieu de Maisonneuve fand ihn noch am 15. December in Vegetation. Letzterer Beobachter giebt die Lebensdauer der Individuen zu 2-3 Tagen an, während ich und die meisten übrigen Schriftsieller für die Stiel- und Fruchtbildung nur einen Tag erforderlich fanden. Die Raschheit des Wachsthums ge- stattet dieses selbst unmittelbar unter dem Mikroskop zu verfolgen: *) Not. sur le Pilobolus. Ann. des sc. nat. 1826. p. 221. 524 F. Cohn, Fig. 7, b. Tab. LI. zeigt einen vollständig entwickelten Pilz mit reifen Sporen von 0,318”, der 16 Stunden vorher die Gestalt von Fig. 7, a. und eine Länge von 0,288 gehabt hatte. Müller giebt an, dass von dem Keimen bis zum Ausstreuen der Sporen zwei Tage erforderlich seien; auch beobachtete derselbe die Einwirkung von Luft und Licht auf die Entwicklung des Pilzes, indem auf Pferde-Excerementen die unten wachsenden Pflänzchen um des ungehinderten Wachsthums in der freien Luft willen einen 6-8 mal längeren Stiel entwickelten, als die obersten. Die Grösse der Zellen bei Pilobolus gestattet eine genaue Untersu- chung ihres Inhalts, die für die Lehre vom Protoplasma selbst von Interesse wird. Bei’m Durchschneiden der Zellen fliesst der Inhalt in’s Wasser, scheidet in Folge der Wasseraufnahme eine grosse Menge wasserheller Bläschen (Vacuolen) aus und durchläuft eine Reihe von Veränderungen, die sich besser im Zusammenhange mit analogen Erscheinungen abhan- deln lassen. Nicht selten zeigen sich in ihm kleine, säulenförmige Krystalle. Stellung des Pilobolus unter den Zellenpflanzen im Allgemeinen. Die Lebensgeschichte des Pilobolus, die wir jetzt abgehandelt haben, ist von Bedeutung, um seine Stellung im System und seine Verwandt- schaft mit anderen Pilzen festzustellen. Wir haben gesehen, dass derselbe in seiner höchsten Entwicklung nur aus drei Zellen besteht; gleichwohl wurde diese Structur von fast allen älteren Beobachtern ver- kannt, die hier einen den Bauchpilzen ähnlichen Bau vermutheten. Selbst Persoon und Fries stellten den Pilobolus, der eine neben Tuber zu den Sarcocarpi, der andere unter die Carpoboli *) zu den Gastromyceten. *) Da Sphaerobolus, so wie Thelebolus und Atractobolus vielzellige Organismen sind, so hat das auch bei ihnen eintretende, gewaltsame Fortschleudern der kugelförmigen Sporangien Entwicklungsgeschichte des Pilobolus erystallinus. 25 Noch Corda stellt Gattungen von zusammengeselziem Gewebe in eine Familie mit den einfachen Zellen des Pilobolus, und zeichnet sogar den Stiel des Pilobolus lentigerus als derb und fleischig *). Hiermit hängt zusammen die Annahme von der Metamorphose des Pilobolus, als entsprächen jüngere Entwicklungsstadien des Pilobolus an- deren Pilzgattungen, namentlich die gelben Jugendzustände den Gattungen Stilbum, Sphaeria, Sclerotium und COlavaria; selbst die abgeworfenen Sporangien sind als besondere punctförmige Schwämmchen betrachtet **), und nach Durieu de Maisonneuve sogar als eigene Gattung (SSecle- rotium stercorarium) beschrieben worden. Ein ganz auffallendes Miss- verständniss zeigt sich namentlich in der Entwicklungsgeschichte, die 0. F. Müller giebt; das weisse krystallinische Körperchen solle sich nämlich Nachmittags in einen gelben, noch dazu kleineren Keulenschwamm verwandeln, statt dass umgekehrt dieser gerade das jüngere Entwicklungs- stadium ist. In Wirklichkeit hat Pilobolus nur Verwandtschaft mit den ein- oder wenigzelligen Fadenpilzen, wie auch seit Nees v. Esenbeck allgemein angenommen wird. Namentlich die Ent- wicklungsgeschichte, die Corda und Fresenius von Ascophora Mucedo geben, wirft ein helles Licht auf die Erscheinungen bei unserm Pilobolus. Insbesondere der Process der Fruchtbildung, den Corda bei der erwähnten Schimmelart vollständig beobachtete, bietet wichtige Analogien dar. Auch bei Ascophora Mucedo schwillt der Stiel blasenförmig zu einem Köpfchen auf, in welches sein gelblicher, grumöser Inhalt einströmt. Als- wohl keine grössere Verwandtschaft mit dem äusserlich ganz ähnlichen Phänomen bei dem einzelligen Pilobolus, als etwa mit dem Samenausstreuen der elastischen Fruchtklap- pen gewisser Phanerogamen. Es sind überall hier verschiedene Mechanismen, die einem und demselben Zwecke dienen und im Grunde auch sämmtlich auf dieselbe Ursache, die Elastieität der vegelabilischen Zellmembran, sich zurückführen lassen. *) Ieones fungorum. I. Tab. VI. Fig. 286. cf. Chordostylum 1. ce. Fig. 285. **) Müller, kleine Schriften, p. 131. 526 F. Cohn, dann trennt das Köpfchen sich von dem untenliegenden Theile des Stiels und der Inhalt desselben bildet sich zu Sporen um. Allmälig erhebt sich aus dem untern Theile die sogenannte Columella polsterförmig; sie ist die unmittelbare Verlängerung der Stielzelle. Die Columella schwillt zuletzt kugelförmig an; das Sporangium zerreisst oder zerfliesst und lässt die Sporen austreten. Dabei hat sich auch die Farbe des Köpfchens von weiss in gelblich und durch Bernsteingelb und Schmutzig-grünlich zuletzt in Schwarz umgewandelt. Man sieht, dass der einzige Unterschied in der Entwicklungsgeschichte der Gattung Pilobolus von Mucor (Ascophora) darin beruht, dass bei letz- terem die nach Abgliederung des Köpfchens gebildete Scheidewand, als Columella, sich durch fortdauerndes Spitzenwachsthum kugelförmig in’s Innere erhebt und durch den Druck, den sie ausübt, zuletzt das Sporan- gium zersprengt, während bei Pilobolus die Columella sich kegelförmig empordrängt und zuletzt den Sporenbehälter an seiner Basis durch eine kreisrunde Ruptur (ähnlich einer Capsula eircumseissa) abwirft *). Es ist daher unbegründet, dass sich die Pilobolideae von den Mucoroideae durch den Mangel der Columella unterschei- den, wie Corda angiebt, wenn dieselbe auch bei diesen zu höherer Entwicklung gelangt, als bei Pilobolus. Die Entwicklung der Sporen im Sporangium entspricht bei Pilobolus, nach Corda auch bei Mucor, der freien Zell- bildung im Innern der meisten Algen; sie ist gänzlich verschie- *) Den besten Beweis dafür, dass die Columella der Mucoroideae nur eine Folge des fortge- setzten Spitzenwachsthums der Stielzelle und gleichsam eine zweite Köpfchenbildung ist, giebt eine Beobachtung, welche Karsten an einem mit Mucor Mucedo innigst verwand- ten Schimmel, den er selbst Calyptromyces simplex nennt, gemacht hat (Bot. Zeitung. vll. p. 365). Karsten beobachtete nämlich hier, dass nach Abwerfung des Sporangiums die übrig bleibende Columella sich zu einem neuen Sporangium umbildete — analog wie bei Achlya und Vaucheria nach Austritt der Schwärmzellen die durch eine Scheidewand abgeschnürte Mutterzelle von neuem in einen fructificirenden Schlauch auswächst. Entwicklungsgeschichte des Pilobolus erystallinus. 927 den von der Abschnürung, welche Schleiden als das entscheidende Kriterium für die Pilze betrachtet, wobei die Sporen sich nur einzeln in kleinen seitlichen Ausdehnungen der Sporenhülle bilden und sich mit die- sem Stücke abgliedern *). Diese Abschnürung der Sporen soll nicht nur die einzige, wie bei allen andern Gruppen, so auch bei den Fadenpilzen sein; Schleiden giebt und zeichnet sogar die Entwicklungsgeschichte eines Schimmels (Mucor sphaerocephalus? = Ascophora Mucedo), der seine Sporen ebenfalls nur durch Abgliederung einzelner Aestchen der Columella bilden solle **). Die Zeichnung selbst ergiebt jedoch, dass der dargestellte Pilz, wegen der fehlenden Sporangienmembran, gar nicht zu den Mucorini (Hyphomycetes mucorini Fr. N. v. E.), sondern dass er zur Abtheilung der Mucedines (Hyphomycetes mucedinei Fr.N.v.E.) gehört; bei diesen findet allerdings eine Abschnürung kleiner Fadenästchen zu Sporen statt; die abgebildete Form gehört wohl unter jene Arten von Sklbum, aus denen Corda die einzellige Gattung Hyalopus ***) gemacht hat; man vergleiche dazu die Entwicklungsgeschichte, welche Corda +) und Fre- senius +) von der verwandten Rhopalocnemis geben. Dagegen ent- wickeln die ächten Mucorini ihre Sporen in ganz abweichender Weise durch Bildung freier Zellen aus dem Gesammtinhalt des Sporangium, wahrscheinlich unter Mitwirkung von Zellenkernen; sie schliessen sich dadurch unmittelbar an die meisten Algen an, mit denen auch die sich ähnlich verhaltende Achlya die innigsten Berührungspuncte darbietet. Sieht man von der Wurzelzelle ab, so verhält sich der oberirdi- sche Theil von Pilobolus in seiner Entwicklung bis in die einzelsten *) Grundzüge der wissenschaft. Bot. I. 27. Ed. II. — Vergl. hiezu Fresenius Beiträge. Heft 1. p. 17. ®*) Schleiden 1. c. p. 38. fig. 107. ®»e*) Icones fungorum. I. Tab. V. Fig. 266-271. 7) Prachtflora europ. Schimmel, p. 3. Tab. 2. ir) Beiträge zur Mycologie, 1. p. 19. Tab. 3. Fig. 9-15. 528 F. Cohn, Vorgänge ganz wie eine Vaucheriazelle und wird, wie diese, erst bei der Fructification zweizellig. Selbst die Zeit der Fruchtreife stimmt bei bei- den überein; in denselben Stunden des frühen Vormittags, wo die Schwärmzelle der Vaucheria in’s Wasser frei hinaustritt, wird auch das Köpfchen des Pilobolus fortgeschleudert. Nur die Wurzelzelle, die, bei Pilobolus abgegliedert, gewissermaassen einen selbstständigen Organismus darstellt, unterscheidet diesen Pilz von der Alge, welche, an der ganzen Oberfläche Wasser aufnehmend, die Function der Wurzel nur dem untern Theile ihres Schlauches überlässt. Die Selbstständigkeit der Wurzelzelle bezeichnet zugleich den Pilzcha- rakter des Piobolus; wie die Wurzel als Mycelium noch bei höheren Pilzen sich unterirdisch ausbreitet und ausdauert, um den rasch vergäng- lichen Strunk zu ernähren und wieder zu erzeugen, so erhält auch bei Pilobolus das einzellige Hyphasma, unter der Erde Ausläufer treibend, die Art, auch wenn die fruchttragende Stielzelle — ein wahrhaft ephemeres Gebilde — nach Ausstreuung der Sporen zu Grunde gegangen ist. Eine Vermehrung durch Ausläufer, indem mehrere oberirdische Aeste sich aus dem kriechenden Hyphasma erheben, ist übrigens auch bei anderen Faden- pilzen bekannt, — Mucor stolonifer (Rhizopus nigricans Ehr.) hat davon seinen Namen; in ähnlicher Weise verhält sich unter den Algen auch die Gattung Caulerpa. Der Pilobolus repräsentirt in seiner morphologischen Entfaltung den einfachsten Bau eines höheren Pilzes. Was ältere Beobachter an dem- selben als Würzelchen (Mycelium, Hyphasma, Thallus), was sie als Stiel (stipes, floccus, hypha, capsula, receptaculum hydrophorum, pericarpium), was sie endlich als Sporangium mit den Sporen unterschieden (als Köpf- chen, Knöpfchen, Hut, pileus, peridium, peridiolum, capitulum, placenta seminifera, glandula, vesicula), das sind bei diesem einfachsten Pflänzchen zwar nur ebensoviel Zellen, deren jede ausschliesslich einer physiologi- schen Function vorsteht; doch lassen sie sich mit den für dieselbe Thä- tigkeit bestimmten, wenn auch viel complieirteren Organen der höheren Entwicklungsgeschichte des Pilobolus erystallinus. 529 Pilze, dem Mycelium, dem Strunk (Stroma) und dem Hut (Peridium, Peri- Iheeium) sammt den Sporen, wohl in Parallele stellen. Der Pilobolus nimmt in Folge dieses Bau’s eine eigenthümliche Stelle ein in der Reihe der einzelligen Pflanzen, in deren unmittelbarster Nähe er steht und von denen er den Uebergang zu den complicirten Ge- weben vermittel. A. Braun hat zuerst in geistvoller Darstellung darauf aufmerksam gemacht, dass in der Gruppe jener einfachen Gewächse, die wir als einzellig zusammenfassen, sich eine Scala und ein durch zahl- reiche Gattungen vertretener Stufengang nachweisen lasse, der von der absolut einfachen Protococcuskugel bis zu der astreichen Caulerpa sich erhebt, welche bereits die Organenfülle der complieirten Gewächse, wenn auch noch in der Höhle einer und derselben Zelle, angedeutet enthält *). Wir müssen solche Organismen unterscheiden, welche im streng- sten Sinne typisch einzellig sind, bei denen der ganze Lebens- cyclus sich in einer und derselben, in der Regel gleichförmig entwickel- ten Zelle vollständig abschliesst, indem die erste Theilung schon der An- fang eines neuen Cyclus ist **); solche Organismen vegetiren nur so lange, bis sie in die Fortpflanzung eintreten, alsdann gehen sie ganz und gar in der neuen Generation auf. Hierzu gehören die Palmelleae, Pro- tfococcaceae, Diatomeae, Desmidieae. Einen höheren Rang nimmt die zweite Gruppe ein. Bei den hier- her gehörigen Pflanzen tritt in der Keimzelle schon eine Differenzirung der beiden Enden auf; das untere wird zur Wurzel, das obere verästelt sich in unbegrenztem Wachsthum zum Stengel, oft zum Blatt. Dennoch verharrt der ganze vegetative Theil, trotz seiner oft sehr bedeutenden Grösse, immer nur in dem Zustande einer einfachen Zelle; dagegen schnürt sich bei der Fructification ein Theil desselben ab, bildet sich zu *) Verjüngung, p. 135. ®»*) A. Braun l.c. p. 132. Vol. XXIH. P.1. 67 530 F. Cohn, einer besonderen Zelle, dem Sporangium um, das selbst wieder eine oder mehrere Fortpflanzungszellen umschliesst. Die Sporangiumzelle ist ver- gänglich; sie trennt sich von der Mutterzelle, oder stirbt ab, um das Kei- men der Sporen zu vermitteln; das Leben der vegetativen Zelle dagegen ist ausdauernd; dieselbe wächst auch nach der Abschnürung der Sporen noch weiter und kann von neuem Fortpflanzungszellen erzeugen. Hierzu sehören die Algen aus der Familie der Vaucheriaceae, Codieae, Cauler- peae; man könnte sie als typisch zweizellig bezeichnen. Zunächst an diese und als höhere Entwicklungsstufe schliesst sich nun der Pilobolus und mit ihm wahrscheinlich noch eine Reihe von Hy- phomyceten an. Bei ihnen schnürt sich ebenfalls die Fortpflanzungszelle als Sporangium von dem übrigen vegetativen Theile ab; aber wäh- rend bei den zuletzt charakterisirten Algen dieser in seinen beiden Rich- tungen als Wurzel und Stengel nur eine einzige Zelle darstellt, trennt derselbe sich bei Pilobolus alsbald in eine besondere Stiel- und in eine Wurzelzelle, und vertheilt so die physiologische Arbeit der Nahrungsauf- nahme und Assimilation auf zwei getrennte Organe. Das Leben der Sporangiumzelle ist sehr kurz, auch das der Stielzelle innerhalb eines Tages abgeschlossen; dagegen überlebt hier die ausdauernde Wur- zelzelle beide und erzeugt durch Ausläufer immer von Neuem Stiel- und Fruchtzellen. Der Pilobolus ist demnach eine typisch dreizellige Pflanze. Ich gebrauche den Ausdruck „typisch“; in Wirklichkeit kommen allerdings in manchen Individuen mehr als drei Zellen vor. Sowohl im Mycelium, als auch an den Einschnürungen der Stielzelle, können sich Scheidewände bilden und diese in zwei, jene selbst in mehrere Zellen theilen (Tab. LH. Fig. 12, 13, 15). Aber diese Zellbildung ist eine abnorme, nicht im Typus der Art liegende; denn es finden sich eben- sowohl Individuen, bei denen sie nicht eintritt. Auch bei Achlya, Vau- cheria, Bryopsis und anderen einzelligen Algen ist in gewissen Fällen Entwicklungsgeschichte des Pilobolus erystallinus. 931 eine solche abnorme Zellbildung beobachtet worden *), ohne dass man deshalb berechtigt wäre, diese Organismen, sowenig wie den Pilobolus, als typisch mehrzellig anzusprechen. Zusammenstellung der Ergebnisse. Es bleibt uns nun noch übrig, die Resultate unserer Untersuchung in Kürze zusammenzufassen. 1) Die Pilobolusspore dehnt sich bei’m Keimen ausserordentlich aus, wobei der Inhalt dünner wird. sich in ein gelbröthliches Protoplasma und einen farblosen Zellsaft trennt, während der Zellkern deutlich hervortritt; die Spore entwickelt bald ein Würzelchen am untern Ende. 2) Alsdann theilt sie sich in zwei Zellen, von denen die untere, die Wurzelzelle, zu einem kriechenden Mycelium sich verästelt und unter der Scheidewand halbkuglig anschwillt. 3) Die obere, die Stielzelle, verlängert sich in einen unten aufgebla- senen Schlauch, der beständig an der oberen Spitze wächst. 4) Indem das Protoplasma von den Wänden der Stielzelle beständig nach der Spitze strömt, dehnt diese sich zu einem Köpfchen aus, welches sich mit dem farbigen Inhalt anfüllt. 5) Dadurch erscheint der untere Theil der Stielzelle, der ursprüng- lich gelb gewesen, zuletzt fast ganz von farbigem Inhalt entblösst und bei- nahe farblos; das Köpfchen selbst wird undurchsichtig und dunkelbraun. 6) Ueber Nacht gliedert der Inhalt des Köpfchens als Sporangium- zelle sich von der Stielzelle ab, und bildet sich durch freie Zellbildung, wahrscheinlich unter Mitwirkung von Zellkernen, nicht durch Abschnü- rung von Zellenästehen, zu einer sehr grossen Anzahl von Sporen um. Auf der Membran des Sporangium zeigt sich ein schwärzlicher Farbstoff, durch welchen das Köpfchen selbst fast schwarz erscheint. *) Nägeli, Zeitschrift für wissensch. Botanik, p. 90. Hft. I. — Neuere Algensysteme, p. 175. ar ci 532 F. Cohn, 7) Indem die Ernährung der Stielzelle an ihrer Spitze noch immer fortdauert, dehnt diese unter der Scheidewand sich zu einer zweiten kug- ligen Anschwellung aus und drängt die Scheidewand selbst in’s Innere des Sporangium empor. 8) In Folge der hierdurch bewirkten Spannung reisst die Membran des Sporangium rings um die Scheidewand ab und wird von der elasti- schen, sich kegelförmig erhebenden Stielzelle forigeschleudert. Diese selbst, die an ihrer Oberfläche eine grosse Menge kleiner Wassertröpf- chen ausgeschieden hatte, geht nun sofort (durch Zerreissung) oder etwas später zu Grunde. Die Erhebung der Stielzelle in’s Innre des Sporan- gium entspricht morphologisch der Columella der Mucoroideae. 9) Die ganze Entwicklung der Stielzelle wird in einem Tage durch- laufen; dagegen bleibt die Wurzelzelle ausdauernd in lebhafter Vegetation und bildet durch Aussackung von Neuem Stiel- und Fruchtzellen. 10) Mit der Ausbildung der Wurzel-, Stiel- und Fruchtzelle ist der normale Bildungskreis des Pilobolus erschöpft: derselbe ist daher als eine typisch dreizellige Pflanze zu betrachten. Entwicklungsgeschichte des Pilobolus erystallinus. 933 Erklärung der Abbildungen. Tafel LI. Fig. 1. Die verschiedenen Entwicklungszustände des Pilobolus erystallinus nur wenig vergrössert: a die ersten hervorbrechenden Spitzchen, bei b in einen Schlauch ausgewachsen, der bei c u. d in ein Köpfchen sich ausgedehnt hat; e Zustand der Individuen gegen Abend; f u. g völlige Reife am andern Mor- gen; bei h ist das Köpfchen nach ö fortgeschleudert (vergl. S. 502). Fig. 1* zeigt einen reifen Pilz, 10mal vergrössert. Fig. 2. Ungekeimte Sporen, Vergrösserung — 500 (S. 505). Fig. 3. Keimungsact: Die ungekeimte Spore (a, d) ist bei b biscuitför- mig gebildet; Ausdehnung der Zelle, Ausscheidung von Vacuolen, Hervortreten des Zellkerns und Verlängerung des Würzelchens bei c,d,e, f,g u. h (S. 506). Vergr. = 50. Fig. 4. Die Sporenzelle hat sich getheilt; die untere Hälfte wird zur Wurzelzelle (Mycelium), die obere zur Stielzelle (S. 507). Fig. 5. Späteres Stadium: die Stielzelle ist in einen Schlauch ausge- wachsen ($. 508). Fig. 6. Noch späterer Zustand. Die Stielzelle hat sich am obern Ende in ein Köpfchen ausgedehnt, in welches das farbige Protoplasma längs der Wände strömt (8. 509). 534 F. Cohn, Fig. 7, a. Ein ähnliches Stadium, wie Fig. 6; das in dem Köpfchen sich anhäufende Protoplasma ist durch Vacuolen in mehrere Strömchen getheilt. Achse des Köpfchens = 0,060, der Stielzelle an der unteren Auschwellung —= 0,094’, am oberen verdünnten Theile = 0,134”. Fig. 7, b. Dasselbe Individuum am andern Morgen: der Inhalt ist ganz in das jetzt schwarz erscheinende Köpfchen geströmt, hat sich in Sporen um- gebildet und durch eine Scheidewand abgetrennt; die Stielzelle ist farblos und oben blasig aufgeschwollen; Achse des Köpfchens — 0,060‘, der untern Anschwellung — 0,102”, der oberen = 0,156 (8.511). Fig. S. Ein etwas älteres Individuum, als Fig. 6 u. 7,a; man sieht das Strömen des Inhalts in’s Köpfchen längs der Wand und in anastomosirenden Saftströmchen (S. 509). Vergr. von Fig. 4-8 — 100. Fig. 9. Das obere Ende desselben Individuums, am andern Morgen, als Sporangium völlig entwickelt und durch eine Scheidewand abgegliedert. Das Strömen des Inhalts der Stielzelle nach oben längs den Wänden dauert fort (S. 514). Vergr. — 120. Tafel LO. Fig. 10. Ein völlig entwickeltes Individuum mit farbloser, schief aufstei- gender Stielzelle und schwarzem Sporangium. Auch von der unteren Anschwel- lung der ersteren gehen Wurzelästchen ab (S. 514). Vergr. = 5%. Fig. 11. Ein anderes Individuum, völlig reif; a Sporangiumzelle, b Stiel- zelle, ce Anfang der Wurzelzelle oder des Mycelium. Bei a erhebt sich die Scheidewand halbkuglig in’s Innere des Köpfchens (S. 515). Vergr. = 100. Fig. 12. Das Köpfchen ist von der Stielzelle abgeworfen, die sich kegel- förmig erhebt (S. 515). Vergr. = 100. Fig. 15. Ein anderes Individuum, nach Abwerfung des Köpfchens; der Stiel besteht hier und in Fig. 12 ausnahmsweise aus zwei Zellen (S. 530). Vergr. = 36. Vol25P.1. Tab.st. Lith.Inst. A K.LC. Ac.d.N,v.llenry & Cohen inDonn F Cohn ad. nat del 7 li Tab.52 01.25.71. f N Tabs ECohn adnat del 5 itb.nsb:d.KLC.d.N v Henry & Coheu in Bont Entwicklungsgeschichte des Pilobolus erystallinus. 335 Fig. 14, 15, 16. Vielfach verästelte Aussackungen der Wurzelzelle oder des Mycelium; bei Fig. 15 ist dasselbe ausnahmsweise mehrzellig; bei Fig. 16 keulenförmige Anschwellungen, die vielleicht Anlagen neuer Stielzellen sind (S. 518). Vergr. = 200. Fig. 17. Die Stielzelle ist nach Abwerfung des Köpfchens zerrissen und zusammengefallen; die Wurzelzelle hat sich unter der Scheidewand in einen oberirdischen Ast ausgesackt, der sich zu einer neuen Stielzelle mit Köpfchen entwickelt hat (8.519). Vergr. = 100. Druck von GRASS, BARTH $& COMP. in Breslau. = I ve f Dr ssliniayetn auboo ash ande u REDE 7 Bu» ur ab oynudlonzend llahrov- Mae? So BL :zilforndem seiowandansın Adisaab ti @I ‚yiH isd ;ainsyiiee ulyisllsiv oib ‚usgunllswdoauA salndloiuni ME — mV (Bi Pe >. sl TI a ’ ' sale DAT OTEELGEAERRR zaun Jah narloetbainades 238.2) Isd Slot rd > er .r u a, is . " . B e . n. e ; > ui pi AK | u ” « Eee D ‚ - nn u: PER eier ae v . er = 2 - ae 2 „ Al "ie - * & in |; - ae Ä Bart” ann eabsanıi B P Ikereı TEN PR 2 | an 10 v 1 nun Io: RT WAHL YalDLIaazı | nen AHUTAN, FT oLmanıS YICESTE TERTII .PARS ee 5 WR: RLATORSTIM.. NERRTI VOR a UAABIRAN. a: Ss ® Be unAnan i wimabnd Ai wi VERHANDLUNGEN DER KAISERLICHEN LEOPOLDINISCH-CAROLINISCHEN AKADEMIE DER NATURFORSCHER, DES FÜNFZEHNTEN BANDES ZWEITE ABTHEILUNG. MIT 40 TAFELN. BRESLAU uno BONN 1852. Für die Akademie n EDUARD WEBER’S Buchhandlung in Bonn. NOVORUN AUTORUM ACADEMIAE CAESAREAE LEOPOLDINO - CAROLINAE NATURAE CURIOSORUM VOLUMINIS VICESIMI TERTII PARS POSTERIOR. CUM TABULIS XL. VRATISLAVIAE er BONNAE MDCCCLI. } 5 s IE ni NATHRFORS He, a ‚aoraareoa end man irsarııy eure. Br... er FÜRFTEINTRIE-B aan ANRITE ‚seridiumg ER AR . Y , j « pi j ni hr k ‚ Kr Buero Be » | F h % | | ice in innere RU ER ir Burda ze DR) Dinanı ur BiB FRIDERICO GUILELMO IN. BORUSSORUM REGI AUGUSTISSIMO, POTENTISSIMO, ACADEMIAE CAESAREAE LEOPOLDINO-CAROLINAE NATURAE CURIOSORUM PROTECTORI SUPREMO, AMPLISSIMO, CLEMENTISSIMO, HOC VICESIMUM TERTIUM NOVORUM ACTORUM VOLUMEN, NOVAE, QUAE IAM ACADEMIAE EXORITUR, AETATIS QUARTUM, SACRUM ESSE DESPONSUMQUE VOLUMUS ‚OMTs2TTeRDerN "sonen. var un “ - .— ı7 ,: SHAMEIOARD-OVIEEOIONE ETELTETGE MIAOROLATO WARTE. e = omas | ‚orte zit " Onieernramadr. VRTIOV KIROTIR MIROTOM TR. a ‚ e fn; MITRNM BIRTER MW FIIROZE: nendnähn ma ap 4 - 3 ta. de ran ea uam er | aM 2 x i Fe 4 j U wit DIL N - D i Anweisung für den Buchbinder. RAID Me ee folgt nach Seite 556 EIN NT 3, ei - - - 612 AN ER ga eerten - - - 646 Zhuga 2 1 huge ara rigen AA - - - 656 EAN - IRRRIX 97... - - - 766 SENDE REDEN RE WETTER kommt - 788 gegenüber. ARE und NONE rer. 50. hinter - 816 » e EN ‚ a we: \ he N © ’ > i Bi ae ee EN ; Keen ‚ h F Asa. zulle Br j a 27 ne De Eee \ En ; - . ih: I . " - r N An u ei £ Ä CR, nu) Da EZ 1 a ee > adänsgayg ART - = mmol. u aa a re ze all ran ERS % * Y r ns IX INDEX - COMMENTATIONUM, QUAE IN HOC VOLUMINE VICESIMO TERTIO EXHIBENTUR. Vorwort ...... En Se NEN p- XV. Adresse und Bitte der Kaiserl. Leopoldinisch- Carolini- schen Akademie der Naturforscher an die deutschen Fürsten und ihre Regierungen, die deutschen Kam- mern und alle deutschen Mitbürger ............-- p- XVII. Recherches sur l’Anatomie des organes genitaux des animaux vertebres, par A. Lereboullet......... .« p. 1. Tab. I—-XX. Beiträge zur pathologischen Anatomie und zur Pathologie des Hüftgelenkes, von Dr. Ed. Zeis ............ p. 229. Tab. XXI— XXVI. Ueber die im zoologischen Museum der Universität Breslau befindlichen Wirtelschleichen (Pseudosaura), Krüppel- füssler (Brachypoda), und einige andere, denselben verwandte Reptilien aus den Zünften der Schleichen und Dickzüngler, von Dr. J. L. C. Gravenhorst p. 291. Tab. XXVI—XLV. Die Entwickelungsgeschichte der Achlya prolifera, von FEN Rindsheimen.. on. Kilisprilgssiu,. won p- 3%. Tab. XLVI—L. Chemische Untersuchung des Mineralwassers zu Steben, im baierschen Voigtlande, von Dr. v. Gorup-Besanez p. 461. Die Entwicklungsgeschichte des Pilobolus erystallinus, von EN EHI EEE .- p. 493. Tab. LI u. LI. PARS POSTERIOR. Continuatio Catalogi Dominorum Collegarum Academiae €. L. C. Naturae Curiosorum, a mense Octobris anni 1850 usque ad Junium 1852 receptorum ..... p- XI. Bea ale. te or RR AD RRT: Vol. XX1I. P. Il. B X Ueber den Bau der Lymphdrüsen, von Dr. Oscar Hey- ONE SB soHn E00 BROS RBB Beiträge zur Kenntniss der Equiseten, von Dr. J. Milde Zur Entwicklungsgeschichte der Equiseten und Rhizokar- pen, von Dr. J. Milde Miecrostoma hiemale, eine neue Pilzgattung aus der Gruppe der Pezizoideen, von Agathon Bernstein ........ Mantisse zur Abhandlung über Microstoma hiemale, von Dr. I. Mülde-. Sende Fe Ueber den Bau des Organes der Stimme bei dem Men- schen, den Säugethieren und einigen grössern Vögeln, nebst physiologischen Bemerkungen, von Dr. C. Mayer Beiträge zur pathologischen Anatomie, von Dr. E. A. DRaeE a Bar Be Beer ur Beer er er er Ge ee er Meine‘... AR re RE ee Ueber einige Erscheinungen an Kalkspathformen, von Dr. E: F. Glocker...... MM WEI EEE Note sur les Corallines, par Mr. le Comte Victor Trevisan Buena ne 0, ne Le ee ele.e muere u „ul eiwieeereie ullaiete lee Index 2... same nee on BENEHESZE BERNER . 597. . 557. . 613. . 647. Tab. Tab. Tab. Tab. Tab. Tab. Tab. LIN. LIV— LVI. LVII—LX. LA. LXI— LXXXIX. xXC. XCl, XCH. INDEX COMMENTATIONUM, XI QUAE IN HAC SECUNDA PARTE VOLUMINIS VICESIMI TERTI EXHIBENTUR. Continuatio Catalogi Dominorum Collegarum Academiae C. L. C. Naturae Curiosorum, a mense Octobris anni 1850 usque ad Iunium 1852 receptorum ..... NER vococe omas eignen LINE NEE ee 0 De OEL Beiträge zur Kenntniss der Equiseten, von Dr. J. Milde Zur Entwicklungsgeschichle der Equiseten und Rhizokar- 98002 Drr IE Milde 22.2 0..u022 sauer Mierostoma hiemale, eine neue Pilzgattung aus der Gruppe der Pezizoideen, von Agathon Bernstein ........ Mantisse zur Abhandlung über Microstoma hiemale, von ee RR Ueber den Bau des Organes der Stimme bei dem Men- schen, den Säugethieren und einigen grössern Vögeln, nebst physiologischen Bemerkungen, von Dr. ©. Mayer Beiträge zur pathologischen Anatomie, von Dr. E. A. RE a OR ae Er CE N ER RER RE Ueber einige Erscheinwmgen an Kalkspathformen, von Be loeer.......4.sun nenne BEER Eee Note sur les Corallines, par Mr. le Comte Victor RE NENIEEE Sch MEER, ERAMIOTRNALENNG 03 EEE ra. re RER Se eo 8.016 Arte p- P- p- Tab. Tab. Tab. Tab. Tab. Tab. Tab. LIN. LIV—LVI. LVI—LX. LXI. LXH—LXXAIX. XC. XCI, XCM. % u rn S R > wi Bea de Img Ben “uuun. Air Tine . - Er - Eu | uam Er shi: a dam Ne! j D* | in di a wi = A) Sn (14 % Be Er ee 2 9 Phi Anutenie, u asian. ba amp 22. 5 Aa 2a TR En Proeheisingen, do ee | PR tBl m ET TEE a «me | NEE aa a Kol nos ah. \ ® | J a vehshh ba. oroalng A n u # Alta ‚dt 29 .q EP UP ER 1 ir Be... j u n er ol 5 | IE ET RE ren Were ae Pos : Be” soo alacnsiil IRPSRDEN] ae IR ; 27 ‚9 ut BREI 7 07? Re äh, ws hei ku ” IRHLI- MU HT 4 Anal ar Mipitreaitah E 2 BR a - Sl are Da ME A PERLE ee. Een Er ; en Ing eererninge m j . Moz DIT: BE EN ET TER nz ten. DER} og a a ze x. XI CONTINUATIO CATALOGE Dominorum Collegarum Academijae ©. L. C. Naturae Curiosorum, a mense Ordo receptionis. 1495. 1494. 1495. 1496. 1497. 1498. 1499. Octobris anni 1850 usque ad Iunium 1852 receptorum. Anno 1850. Dr. P. BLEEKER, Societatis Batavae litterarum et arlium Secreta- rius, Collegii centralis Indiae orientalis Hollandicae Medieus, Anna- lium physicarum et medicarum Indiae orientalis Batavae Editor, rel. rel. rec. d. 15. Oct. cogn. Reinwardt. Dr. Franciscus DITTRICH, Clinices in universitate litterarum Erlangensi Professor, rel. rel. rec. d. 15. Oct. cogn. Canstatt. Dr. J. GERLACH, in universitate litterarum Erlangensi Medicinae Professor, rel. rel. rec. d. 15. Oct. cogn. Fleischmann. Dr. E. de GORUP-BESANEZ, Chemiae in universitate litterarum Erlangensi Professor extraordinarius, rel. rel. rec. d. 15. Oct. cogn. Young. Iosephus HENRY, Washingtoniensis, Inclito Instituto Smithsoniano a secrelis, rel. rel. rec. d. 15. Oct. cogn. Smithson. Dr. B. D’HOMBRES-FIRMAS, Alesiensis, rel. rel. rec. d. 15. Oct. cogn. Boissier de Sauvages. Dr. Ioannes Ferdinandus NEUGEBAUER, Regi Borussorum a consiliis iuridieis intimis et consul generalis, rel. rel. rec. d. 15. Oct. cogn. Marco Polo. XIV Ordo receptionis. 1500. 1501. 1502. 1503. 1504. 1505. 1506. 1507. 1508. 1509. 1510. Augustus de RHEUME, Bruxellensis, Rei Tormentariae Belgicae ceniurio, rerum academicarum et societatum litterariarum Europae historiam siudiis suis illustrans, rel. rel. rec. d. 15. Oct. cogn. Boehmer. Dr. Iulius MILDE, Plantarum structurae penitioris et imprimis organorum generationis in plantis cellularibus observator praestantissi- mus, rel. rel. rec. d. 24. Dec. cogn. Vaucher. Anno 1851. Dr. Iulius BUDGE, Medicinae in universitate litterarum Bonnensi Professor extraordinarius, rel. rel. rec. d. 6. Ian. cogn. Walther. Guilelmus SPENCE, Anglus, inter Entomologiae studiosos quam maxime praeclarus, rel. rel. rec. d. 6. Ian. cogn. Drury. Dr. Ioannes Henricus Christianus Fridericus STURM, Artifex, rerum nalurae studio praeclarus, patre immortali filius dignis- simus, rel. rel. rec. d. 6. Ian. cogn. Sturm ID. Dr. Toannes Guilelmus STURM, Artifex, rerum naturae studio praeclarus, patre immortali filius dignissimus, rel. rel. rec. d. 6. Ian. cogn. Sturm II. Michael I. ACKNER, Ecclesiae Augustanae Confessionis Hammer- dorfensis in Transsilvania Parochus, rerum naturae et imprimis mine- ralium studio praecellens, rel. rel. rec. d. 15. Mart. cogn. Hausmann. Dr. Robertus Guilelmus BUNSEN, Chemiae in universitate litterarum Vratislaviensi Professor P. O., rel. rel. rec. d. 15. Mart. cogn. Hildebrandt. Dr. Gustavus Guilelmus KOERBER, in Regia universitate litte- rarum Vratislaviensi botanicen privatim docens, Gymnasii Elisabetani Collega, rel. rel. rec. d. 15. Mart. cogn. Hornschuch. Dr. Nathan PRINGSHEIM, in universitate litterarum Berolinensis privatim docens, rel. rel. rec. d. 15. Mart. cogn. Dutrochet. Dr. Fridericus Herrmannus TROSCHEL, Zoologiae in univer- sitate litterarum Bonnensi Professor extraordinarius, rel. rel. rec. d. 15. Mart. cogn. Goldfuss. « Ordo receptionis. 1511. 1512. 1513. 1514. 1515. 1516. 1517. 1518. XV Dr..Benedictus TROMPEO, Eques, Mariae Christinae, Augustis- simae Reginae Sardiniae viduae, dum vivebat Archiater, Collegii mediei Taurinensis membrum, rel. rel. rec. d. 9. April. cogn. Sydenham. Ernestus BERGER, Sieckerhusensis, Vir de re herbaria optime meritus, rel. rel. rec. d. Il. Maii cogn. Wibel. Dr. Oscar F. HEYFELDER, in Clinico chirurgico universitatis litterarum Erlangensis medicus assistens, rel. rel. rec. d. I. Aug. cogn. Cruikshank. Dr. Antonius Aloisius PALLIARDI, Serenissimo Prineipi Ru- theno Schlaizensi a consiliis medieis, facultatis medicae Viennensis et Pragensis membrum, rel. rel. rec. d. 12. Aug. cogn. Hoppe. . Anno 1852. Bertholdus SEEMANN, Hannoveranus, Plantarum, praesertim Ame- ricanarum, studio praeclarus, rel. rel. rec. d. 13. Mart. cogn. Bonpland. Dr. Samuel Fridericus Nathanael STEIN, Philosophiae et Botanices in Academia Regia Saxonica forestali et agronomica Tha- randina Professor, rel. rel. rec. d. 13. Mart. cogn. Buker. Dr. Gustavus Adolphus KENNGOTT, Professor, Musei mine- ralogiei aulici Vindobonensis custos adiunctus, rel. rel. rec. d. 23. April cogn. Baumer. Georgius Augustus PRITZEL, Philosophiae Doctor, Bibliothecae regiae Berolinensi assistens, rel. rel. rec. calend. Iun. cogn. Jonas Dryander. Adnotatio. In revisione Catalogi Collegarum eiusque cum Matriculae voluminibus collatione nuper, data occasione, institula menda quaedam quoad seriem numerorum nominibus singulis adscriptorum invenla sunt, quae etiamsi per se quidem res levioris momenti, tamen hic brevi ad- notare et loco et tempore monebamur. Scilicet in novo Catalogi Collegarum inde ab origine Academiae usque in hunc diem receptorum exemplari, ex ipsis fontibus hausto, horum summa 1580 numerum implet, qui numerus qui- dem in matriculis et ex his in Actorum Voluminibus expressus est — 1518, sexaginta duobus deficienti- bus, iisque vel loco suo omissis vel bis diversis simul nominibus adiectis. Quae ut specialim demon- strentur exemplar hoc novum cum matriculis asservabimus addita duplici numerorum serie, altera plena et integra, altera ad latus eius posita numerosque matriculares intacte, ut decet, servatos continente. Vratislaviae d. XI. Iun. a. MDCCCLI. Nees ab’Esenbeck, Dr., Acad. Praes, ADIUNCTI e numero membrorum creati sunt, qui sequuntur: 1851. Dr. Eduardus FENZL, Academiae Bergius, Botanices ın universitate litte- rarum Imperiali et Regia Vindobonensi Professor P. O., horti universitatis Director, Herbarii Musei Aulici Custos, Academiae Scientiarum Imperialis et Regiae Socius, rel. rel. Guilelmus HAIDINGER, Academiae $S. Hoffmann, Academiae Caesareae et Regiae Vindobonensis Socius, Augustissimo et Potentissimo Imperatori Austriae a consiliis de rebus metallurgieis, rel. rel. Dr. Toannes Ferdinandus HEYFELDER, Academiae Rosenius, in uni- versitate litterarum Erlangensi Professor P. O., rel. rel. Dr. Toannes Georgius Friderieus WILL, Academiae Eustachius, Musei zoologiei et zootomici in litterarum universitate Erlangensi Director, Zoo- logiae, Zootomiae, Medicinae veterinariae Professor P. O., rel. rel. XV [7 “ In nuperrima revisione Catalogi Collegarum, ut fieri solet quotannis, redactori- bus elarissimis Annuarii regni Borussiei (Königlich Preussischer Staatskalender) anni MDCCCLII tradenda, plura occurrebant corrigenda, quae l.c. a p. 137— 146 tacite in usum vocala hie speciatim repetimus. (1427.) (1456.) IE. Sedem aut munus muiaverunt: Dr. Ernestus Liber Baro de BIBRA in Schwanheim, vir arlis chemicae peritissimus, qui summa ingenii virtute alque industria corporum organicorum naturam operibus suis illustrandam suscepit, cogn. Paracelsus. (Conf. Acta Acad. Vol. XX. p. IX.) Iam ha- bitat Norimbergae. Dr. Carolus Augustus STEINHEIL, ordinis Bavarici S. Michae- lis ei Danebrogiei Daniae Eques, academiae regiae Monacensis Socius et Conservalor collectionis academicae instrumentorum mathematico- rum ac physicorum, rerum mathematicarum et physicarum in regia universilate Monacensi olim Professor, rel. rel. rec. d. 15. Oct. 1846, cogn. John Harrison. (Conf. Acta Acad. Vol. XXI. p. XVI.) Nune temporis instituto telegraphico Vindobonensi est propositus. IE. Academiae morte erepti sunt, qui sequuntur: (991.) Dr. Ioannes Nepom. BERGER, Professor arlis Obstetrieiae in Schola Reg. Monac. med. rec. d. 23. Iunii 1817, cogn. Soranus Boius. (Conf. Acta Acad. Vol. IX.) Vol. XXI. P. II. C XV (1231.) (1095.) (1219.) (996). (1028.) Dr. Philippus Iacobus CRETZSCHMAR, collegio medico Francofurtensi adscriptus, anatomiae in instituto Senckenbergico et zoologiae ex mandato societalis Senckenbergicae Professor, rebus obstetrieiis in Francofurto ad Moenum urbe praepositus, musei soc. Senckenberg. Director alter, rel. rel. rec. d. 7. Aprili 1828, cogn. Wenzel. (Conf. Acta Acad. Vol. XIV. p. VII.) Dr. Godofredus FLEISCHMANN, in wniversitate litt. Erlangensi Professor extraord., in theatr. anatomico prosector, rel. rel. rec. d. 28. Nov. cogn. Bartholinus. (Conf. Acta Acad. Vol. XI. p. LXXIM.) Dr. Carolus Friderieus GAERTNER, societatibus pluribus virorum eruditorum adscriptus, patris inclyli inclytus filius, sexus plantarum, in disceptationem rursus vocali, vindex, rel. rel. rec. d. 28. Nov. 1826, cogn. Koelreuter. (Conf. Acta Acad. Vol. XII. p- XXI.) Dr. Adolphus HENKE, medicinae publicae et therapiae in uni- versitate litt. Erlangensi P. P. O., instituti cliniei Director, rel. rec. d. 26. Aug. 1818, cogn. Nicetas II. (Conf. Acta Acad. Vol.X. p. XVI.) Dr. Fridericeus HORNSCHUCH, botanices in universitate litt. Gry- phica Professor, mus. hist. nat. Director, rel. rec. d. 28. Nov. cogn. Meesius. (Conf. Acta Acad. Vol.X. p. XX.) (1105. [2003].) Dr. Gustavus KUNZE, in universitate litt. Lipsiensi Bo- (1235.) (1249.) tanices Professor, rel. rel. rec. d. 28. Nov. 1520, cogn. Battara. (Conf. Acta Acad. Vol. XI. p. LXXII.) Fridericus Sigismundus LEUCKART, zoologiae in littera- rum universitate Heidelbergensi Professor extraord., rel. rel. rec. d. 19. Maii 1525, cogn. Bremser. (Conf. Acta Acad. Vol. XIV. p. VII.) Dr. I. B. LINDENBERG, ditionis Bergedorfensis praefectus, rel. rel. rec. d. 10. Iunii 1829, cogn. Weber. (Conf. Acta Acad. Vol. XIV. p. X.) (1086.) (1251.) (1078.) (1147.) (1484.) XIX Liber Baro de LUPIN ab ILLERFELD, rebus metallurgieis in regno Bavariae praefectus, rel. rel. rec. d. 1. Maii 1520, cogn. Agricola. (Conf. Acta Acad. Vol.X. p. XXV.) Dr. Martinus MUENZ, regi Bavarorum a consiliis aulicis, ana- tomiae et physiologiae in litterarum universilate Wirceburgensi Pro- fessor P. O., rel. rel. rec. d. 10. Iunii 1829, cogn. Bonn. (Conf. Acta Acad. Vol. XIV. p. IX.) Dr. Theodorus van SWINDEREN, Ord. Reg. Leonis Belg. Eques, historiae natur. in universitate litt. Groningensi Prof. P. O., societat. scient. natur. et chem. Groningensi ab epistol., rel. rec. d. 3. lan. 1820, cogn. Seba. (Conf. Acta Acad. Vol.X. p. XXV.) Dr. Iosephus WEBER, Potentiss. Regi Bavar. a rebus ecele- siastieis, physices in gymnasio PDillingensi Professor, rel. rec. d. 28. Nov. 1820, cogn. Leibnitzius. (Conf. Acta Acad. Vol. XI. p- LXXVIL) Dr. Eugenius Augustus MEINEL, in urbe Roth am Sand Ba- variae medicus practicus, nosocomio eiusdem urbis adscriptus, rel. rel. rec. d. 15. Oct. 1849, cogn. Hoffmann. (Conf. Acta Acad. Vol. XXI. p. XIX.) Obiit diem d. 9. Maii 1852. Addimus verba Collegae et amici suavissimi, quibus Iristem hunc casum his ipsis diebus Academiae nunciavit Heyfelderus Noster: Dr. Eugen August Meinel, praktischer Arzt zu Roth in Mittelfranken, seit 1849 Mitglied der Akademie, geboren am 21. März 1819 zu Eichstädt, auf den Gymnasien zu Nürnberg und Neuburg und auf den Universitäten zu München und Erlangen gebildet, späterhin zu Wien und Paris der Heilkunde mit grossem Eifer obliegend, durch seine wissenschaftlichen Leistungen im Gebiete der Mediein in weiteren Kreisen rühmlichst bekannt, starb am 9. Mai d. J. zu Erlangen an einem Lungenabscess, in Folge einer vor zwei Jahren überstandenen Lungenentzündung, welche er dur® die mit einer ausgebreiteten XX Praxis verbundenen Folgen sich zugezogen hatte. Seine reichhaltige Abhand- lung: „Beiträge zur pathologischen Anatomie“, welche er unsern Nova Acta einverleibt hat, erscheint in dieser zweiten Abtheilung des 23sten Bandes zugleich mit dieser Todesanzeige, und stellt uns den Verlust, den die Wissenschaft durch seinen Tod erlitten, lebhaft vor Augen. Sit ei terra levis! XXI DONNA. Tit. A. Vacat. B. Libris, qui sequuntur, Bibliotheecam auxerunt: “ Memoirs of the American Academy of arts and sciences. Vol. IV. Part 2. Cambridge and Boston. 1850. 4. Verhandelingen van het Bataviaasch Genootschap van Kunsten en Wetenschappen. Deel XXI. Batavia. 1849. 4. Memoires de l’Acaddmie royale des sciences, des belles lettres et des beaux arts de Belgique. Tome XXI, XXIV et XXVII. Bruxelles. 1849 —51. 4. Memoires couronndes et Me&moires des savants e&trangers, publies Academia Ameri- cana. Societas Batava scient. et artium. par l’Acaddmie royale des sciences, des belles lettres et des beaux arts de Belgique. Tome XXIII. 1848—50. Bruxelles. 1850. Bulletins de l’Acad&mie royale des sciences, des belles lettres et des beaux arts de Belgique. Tome XV. Part. 2. Tome XVl. Part. 1et2. Tome XVIl. Part. let2. Tome XVII. Part. 1. 1848 — 51. \ Academia Regia Bruxelles. € / Bruxellensis. Annuaire de l’Acad&mie royale des sciences des belles lettres et des baux arts de Belgique. Seizietme annde 1550; dix sep-| tieme annde 1851. Bruxelles. . Annales de l’Observatoire royale de Bruxelles, par A. Quetelet. Tome VII. 1849. Rapport, adress€E a Mr. le Ministre de l’interieur sur l’etat et les travaux de l’observatoire royale, par Quetelet. Catalogues des livres de la Bibliotheque de VAcaddmie royale des sciences et des belles lettres. Bruxelles. 1850. Memoire sur le Pauperisme dans les Flandres, par Dupetiaux (cou- ronne). Bruxelles. 1850. 8. XXU Memoire sur la Chimie et la Physiologie veget. et sur l’Agricul- ture, en reponse de la question etc., par Henri Le Docte. 2 Bruxelles. 1849. Expose generale de l’Agrieulture Luxembourgeoise, par Henri Le Docte. Bruxelles. 1851. Nemoire sur la Fertilisation des Landes de la campine et des Academia Regia Bruxellensis. Dunes, par Eenons (couronne). Bruxelles. 1849, ; Mittheilungen der naturforschenden Gesellschaft in Bern, aus den Jah- ren 1849 --50. n. 160— 192. Bern. 8. Abhandlungen der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Ber- lin, aus dem Jahre 1849. Berlin. 1851. 4. Societas phys. Bern. Academia Regia Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Verhandlungen der Baimang Königl. Preuss. Akademie der Wissenschaften zu Berlin, . Monat Juli 1850 bis Juni 1851. Berlin. 8. Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den | [2 Societas hortieultu- rae promovendae causa in Borussia instituta. Königl. Preuss. Staaten. 41. u. 42. Lieferung. 1851—52. Berl. 4. Verzeichniss der Mitglieder des Vereins zur Beförderung des Gar- tenbaues in den Königl. Preuss. Staaten. Am letzten December 1550. Berlin. 4. Transactions of the Cambridge philosophical Society. Vol. VIN. Part 3—5. Vol. IX. Part. I. Cambridge. 1847—5l. 4. Neueste Schriften der naturforschenden Gesellschaft in Danzig. | Societatis nat. cur. 4. Bandes 3. Heft. Imhalt: Beiträge zur Naturkunde Preussens. \ Dantiseina. Danzig. 1850. 4. Transactions of the Royal Society of Edinburgh. Vol. XVI. Part 4, for the Session 1847—48. Vol. XVII, containing Mackers- | toun magnetical and meteorological Observations for 1844. Societas philos. Cantabrig. Vol. XIX. Part 2, containing the general-results of the Mackerstoun magnetical and meteorelogical Observations, with detailed Tables of results for 1845 and 1846. Vol. XX. Part 1, for the Session 1849— 50. Edinburgh 1848 —50. 4. \ Societas Reg. Edin- John Allan Broun, Report to General Sir Thomas Makdougall burghensis. Brisbane, Bart., on the completion of the Publication; in the Transactions of tlıe Royal Society of Edinburgh, of the Obser- vations made in his Observatory at Mackerstoun. Edinburgh. 1550. 4. Procedings of tlıe Royal Society of Edinburgh. Vol. II. n. 31, 32. 395—839. 8. XXIN Bulletin de la Societ€ geologique de France. 11. Serie. Tome V. 1847 et 1848. Tome VII. feuilles 23—38. 1849 et 1850. Tome VIll. feuilles 23—34. Tome IX. feuilles 5— 10. Paris. 18550 —52. 8. | Societas geolog. ? Memoires de la Societe de Physique et d’Histoire naturelle de Ge- | Societas physica / \ Gallica. neve. Tome XW. 2. Partie. Geneve. 1851. 4. Genevensis. Abhandlungen der naturforschenden Gesellschaft zu Görlitz. 6. Bandes 1. Heft. Görlitz. 1851. 8. Natuurkundige Verhandelingen van de Hollandsche Maatschappij \ der Wetenschappen te Harlem. Tweede Verzameling. 7. Deel. | Societas physica Goerlitz. Leiden. 1851. 4. (Miquel, Stirpes Surinamenses selectae.) Societas scient. Harlemensis. Extrait du Programme de la Societ& Hollandaise des sciences ä Harlem pour l’annde 1851. 4. Verhandlungen der schweizerischen naturforschenden Gesellschaft bei ihrer 3Asten Versammlung in Frauenfeld. 1849. 8. Verhandlungen der schweizerischen naturforschenden Gesellschaft bei ihrer 3ösien Versammlung in Aarau 1850, sammt dem neuen Societas Helvetica Nat. Cur. Mitgliederverzeichniss für 1850 —51. 8. . Neue Denkschriften der allgemeinen schweizerischen Gesellschaft für die gesammten Naturwissenschaften. Band XI. Zürich 1850. 4. Verhandelingen der eerste Klasse van het koninklijk - nederlandsche Institut van Wetenschappen, Letterkunde en schoone Kunsten te Amsterdam. Derde Boeks tweede en derde Deel. Amster- dam. 1850. 4. Jaarboek van het koninklijk -nederlandsche Institut van Wetenschap- Institut. Reg. Hol- pen, Letterkunde en schoone Kunsten voor 1850. Amsterdam. - 1 land. scient. litt. et 1850. 8. artium. Tijdschrift veor de wis- en natuurkundige Wetenschappen, uitge- geven door de cerste Klasse van het koninklijk-neder- landsche Institut van Wetenschappen, Letterkunde en schoone Kunsten. Derde Deel. 3. en 4. Aflevering. Amsterdam. 1850. 8. j Kongl. Vetenskaps- Akademiens Handlingar, for ar 1848 och 1849. ı Stockholm. 1848—51. 8. “ Academia Reg. Holm. Övfersigt af Kongl. Vetenskaps-Akademiens Förhandlingar. 1849. \ n. 1—9. 1850. n. 1—10. Stockholm. 8. XXIV von Hartmannsdorff, Aug., Tal, om sambandet och växelverkan mel- lan Näringarne, Kyrkan och Samhället, hallet i Kongl. Veten- skaps-Akademien vid Praesidii Nedläggande, d. 17. April 1850. Stockholm. 1851. 8. Nathorst, J. Th., Landbruket förr och nu, jemte en blick pa dess förhällende till Samhällets ekonomiska och moraliska utveck- ling. Tal, hället i Kongl. Vetenskaps- Akademien vid Praesidii Nedläggande, d. 9. April 1851. Stockholm. 8. Edlund, E., Berättelse om Framstegen i Fysik under ar 1849. Afgifven till Kongl. Vetenskaps- Akademien. Stockh. 1851. 8. Svanberg, L. F., Ärsberättelse om Framstegen i Kemi under är 1848. Afgifven till Kongl. Vetenskaps- Akademien. Stockholm. 18550. 8. Pasch, G. E., Ärsberättelse om Technologiens Framsteg, till Kongl. Vetenskaps-Akademien. Afgifven d. 31. Mars 1845. Stock- holm. 1851. 8. Bohemann, €. H., Ärsberättelse om Framstegen i Insekternas, My- riapodernas och Arachnidernas Natural historie för 1847 och 1848. Stockholm. »1851. 8. Wickström, J. E., Ars-Berättelser om Botaniska Arbeten och Upp- täckter för ären 1845, 1846, 1847 och 1848, till Kongl. Veten- skaps- Akademien afgifna d. 31. Mars ären 1846, 1847, 1848 och 1849. Förra Delen. Stockholm. 1850. 8. Sak- och Namn-Register öfver alla af Berzelius till Kongl. Ve- tenskaps- Akademien afgifna Ärsberättelser (1821—47). Stock- holm. 1850. 8. Philosophical Transactions of the Royal Society of London. 1843. Part 1,2. (casu sero tradit.). 1850. Part 1, 2. A. Proceedings of the Royal Society. 1843. n. 57, 58. 1849. n. 73— 75. 8. (ut supra). The Royal Society. November. 1845. (ut supra); November. 1850. 4. Address of the most noble the Marquis of Northampton etc. etc. the President, read at the anniversary Meeting of the Royal So- ciety, on "Thursday, Novemb. 30. 1843. 8. Charles Brooke, On the Automatic Registration of Magnetometers and Meteorological Instruments by Photography. London. 1850. 8. \ | / l Academia Reg. Holm. Societas Regia Londinensis. The Transactions of the Linnean Society of London. Vol. XX. Part 3. London. 1851. 4. Proceedings of the Linnean Society, n. 30— 44. London. 1846— 1850. 8. List of the Linnean Society of London. 1850. 4. Charter and By-Laws of the Linnean Society of London. 1848. 8. Transactions of the Zoological Society of London. Vol. IV. Part 1. London. 1850. 4. Proceedings of the Zoological Society of London. Part XVI. Part XVII. n. 190— 213. London. 1849 — 1850. 8. Reports of the Council and Auditors of the Zoological Society of London, Read at the annual general Meeting, 29. April 1850. London. 8. The Quaterly Journal of the Geological Society. 185%. NFebr., Novemb. 1851. London. 8. Annales des sciences naturelles etc. de Lyon. Tome X. Anne 1847. August, Novemb. Annales des sciences physiques et naturelles, et d’agrieulture et d’industrie, publides par la Societ€ nationale d’agriculture etc. de Lyon.‘ Tome 1. Ser. 2. annde 1849. Tome II. Ser. 1. 1850. Annales de la Societ€ Linndenne de Lyon. Anndes 1847 — 1849. Lyon. 1850. 8. Lamont, Dr. J., Annalen der Königlichen Sternwarte bei München. 4. Bd. München. 1850. 8. Bulletin de la Societe Imperiale des Naturalistes de Moscou. Tome XXI. n. 2—4. 1850. Tome XXIV. n. 1—2. 1851. Moscou. 8. Annals of the Lyceum of Natural History of New-York. Vol. V. n. 1. New-York. 1849. 8. Archives du Museum d'histoire naturelle etc. Tome V. Livr. 1— 9. Paris. Museum d’histoire naturelle de Paris. Catalogue de la Collection entomologique, Classe des Insectes, Ordre des Coleopteres. 1. et 2. livraison, par M. le Professeur- Administrateur Mellin Edwards. 185". Museum d’histoire naturelle de Paris. Paris. Catalogue methodique de la eollect. de reptiles. 1. Livr. par Mr. le Professeur-Administra- teur ©. Dumeril. Paris. 1850. Vol. XXIII. P. II. XXV Societas Linneana Londinensis. Societas zoologica Londinensis. Societas geologica Londinensis. Societas reg. phys. agron. etc. Lugd. Gall. Societas Linneana Lugd. Gall. Academia regia Monacensis. Societas Imper. Mosquensis. Lyceum Hist. nat. Noveborae. Museum Hist. nat. Parisiensis. XXVI Memoires de l’Acad&mie Imperiale des sciences. VI. Serie. Tome VII. Premiere Partie: Sciences mathematiques et physiques. (Tome V.) 3. et 4. Livr. St. Petersbourg. 1849 — 1850. Tome VII. Seconde Partie: Seiences naturelles. (Tome V.) 5. et 6. Livr. St. Petersbourg. 1849. Tome VIII. Seconde Partie: Science. naturelles. (Tome VI.) 4. Livr. St. Petersbourg. 1849. 4. Memoires de l’Acad&mie Imperiale des sciences de St. Petersbourg. Ser. VI. Tome VII. Livr. 3—6. 1849. Tome VII. Livr. 4. 1849. St. Petersbourg. 4. Recueil des Actes de la Seance publique de l’Academie Imperiale des sciences de St. Petersbourg, tenue le 29. Dee. 1845 et le 11. Ianv. 1847. St. Petersbourg. 1846 et 1847. 4. Recueil des Actes de les Seances publiques de ’Academie Imperiale de St. Petersbourg 1847 — 1848. St. Petersbourg. 1849. 4. Bulletin de la Classe Physico-Mathematique de l’Acad&mie Impe- riale des sciences de St. Petersbourg. Tome VII. n. 22—24. 1550. Tome IX. n. 7—24. Tome X. n. 1—6. 1850 — 1851. 4. Memoires presentdes a l’Acaddmie Imperiale des sciences de St. Pe- tersbourg par divers Savants et lus dans ses assemblees. Tome VI. Livr. 4. St. Petersbourg. 1849. 4. Kupffer, A. T., Annales de l’Observatoire Physique central de Russie. Anne 1847. n. 1 et 2. Anne 1848. n. 1, 2 et 3. St. Petersbourg. 1850— 1851. 4. F Compte-Rendu Annuel adresse & Mr. le Comte Wrontschenko, Ministre des Finances. Annde 1850. St. Petersbourg. 1851. 4. Proceedings of natural sciences of Philadelphia. Vol.V. n.3—8. Philadelphia. 1850 — 1851. 8. Smithsonian Contributions to Knowledge. Vol. I. Washington. \ 1851. 4. Appendix 1. to Volume Ill. of the Smithsonian Contributions to Knowledge; containing an Ephemeris of the Planet Neptune for the Year 1852. By Sears C. Walker. 4. Report to te Smithsonian Institution, on the History of the Discovery of Neptune. Washington. 1850. 8. Fourtli annual report of the Board of Regents of the Smithsonian Institution, for the Year 1849. Washington. 1850. 8. | Academia Imperialis Petropolitana. Academia Phila- delph. . Institut. Smith- sonianum Washington. Zu = Historical and statistical Information respecting the History, Con- dition and Prospects of the Indian tribes of the united States. Part 1. Philadelphia. 1851. 4. Proceedings of the American Association for the Advancement of Science. Washington. 1851. 8. Nicollet, J. N., Report intended to illustrate a map of the hydro- graphical Basin of the upper Mississippi river. Washington. 1545. 8. | Report of Hon. T. Butler King on California. Washington 1850. 8. Report of the Naval Committee on establishing a line of Mail Steamships to the Western Coast of Africa, and thence via the Mediterranean to London: with an Appendix added by the American Colonization Society. Washington. 1850. 8. Fr&mont, John Charles, Geographical Memoir upon upper Califor- nia, in illustration of his map of Oregon of California. Washington. 1848. 8. Emory, W. H., Notes of a Military Reconnoissance, from Fort Leavenworth, in Missouri, to San Diego, in California. Washington. 1848. 8. Letter from the Secretary of the interior, enclosing the geological report on the Copper lands of Lake Superior Land-district, Michigan. May 16, 1550. 8. Message from the President of the united States to the two Houses of Congress, at the first session of the thirty-first Congress. Part 1—3. Washington. 1849. 8. Report of the Secretary of State, communicating the report of the Rew. R. R. Gurley, who was recently sent out by the go- vernment to obtain information in respect to Liberia. 1850. 8. Reports from the Secretary of the Treasury, of scientific Investigations in relation to Sugar and Hydrometers. Washington. 1848. 8. Report of the Secretary of the Treasury, on the state of the Finances. Decemb. 24, 1849. 8. Report of the Secretary of the Treasury, transmitting a report from the Register of the Treasury of the commerce and na- vigation of the united states for the year ending the 30th June 1849. Decemb. 27, 1849. 8. Report of the Secretary of the Treasury, on the state of the finances. 1850. 8. 11. XXVI Institut. Smith- sonianum Washington. XXVINI Letter from the Secretary of the Treasury, communicating the report of the Superintendent of the Coast Survey, showing the progress of that work during the year ending November, 1849. Decemb. 1849. 8. Report of the Secretary of the Treasury, on the Warehousing System. February 22, 1849. 8. Report of the Secretary of War, communicating, in compliance with a resolution of the senate, a map of the valley of Mexico, from surveys by Lieutenants Smith and Hardcasile. 1849. 8. Report on the Secretary of the Treasury, transmitting a report from the Register of the Treasury of the Commerce and Navigation of the united States for the year ending the 30th June 1850. January 1, 1851. 8. Wislicenus, A., Memoir of a tour to-Northern Mexico. Waslıington. 1848. 8. Report from the Secretary of War, communicating, in compliance with a resolution of the Senate, of the 21st February, 1849, a copy of the official journal of Lieutenant Colonel Philip St. George Cooke, from Santa F€ to San Diego etc. March 19, 1849. 8. Report of the Secretary of War, with reconnoissances of routes from San Antonio to el Paso. Washington. 1850. 8. Report of the Secretary of War, communicating the report of an exploration of the Territory of Minnesota, by Brevet Captain Pope. 1850. 8. Notices of public Libraries in the united States of America. Washington. 1851. 8. Annual Report of the Commissioner of Patents, for the year 1847 and 1848. Washington. 1848—1849. 8. | Report of the Commissioner of Patents, for the year 1849. Part 1. | Arts and Manufactures. Part II. Agrieulture. Washington. | 1850. 8. Uebersicht der Arbeiten und Veränderungen der schlesischen Gesell- schaft für vaterländische Kultur im Jahre 1850. Breslau. 4. Report of the eighth general Meeting of the Sydenham Society, held at the Societys Rooms, on Wednesday, May Ist, 1850. London. 8. | Ill. Institut. Smith- sonianum Washington. Societas patria Silesiae. Societas Sydenha- mica Londinensis. XXIX Mittheilungen der naturforschenden Gesellschaft in Zürich. IH. Heft. Societas phys. n. 27—39. IV. Heft. n. 40—52. V. Heft. n. 53 — 69. Puric. Zürich 1849— 1851. 8. Denkschriften der Kaiserlichen Akadamie der Wissenschaften zu Wien, mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse. 2. Band. 3. Lief. 1851. Academia Caesar. Sitzungsberichte der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu ) scient. Vindobo- Wien. 6. Band. Jahrgang 1851. 1—5. Heft. 8. nenals: Preisaufgaben der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Wien. 1851. Biddell Airy, George, Reduction of the Observations of Planets, ) made at the Royal Observatory, Greenwich, from 1750 to 1830. ) Seriptor. London. 1845. 4. Bleeker, Dr. P., Vijfde Bijdrag tot de Kennis der Ichthyologische van Zoetwatervisschen. Batavia. 1851. 8. — — Bijdrage tot de Kennis der Ichthyologische Fauna van ) Seriptor. Singapore. Batavia. 1851. 8. — — , Bijdrage tot de Kennis der Plagiostomen van den Indi- schen Archipel. Batavia. 1851. 4. Blume, Dr. C. L., Museum botanicum Lugduno-Batavum, sive stirpium exoticarum novarum vel minus cognitarum ex Fauna van Borneo met Beschrijving van eenige nieuwe - vivis aut siceis brevis expositio et descriptio, additis u n. 1-- 14. (n. 10—12 doppelt). Lugduni-Batavorum. 1849 — ) Seriptor. 1850. 8. — — Antwoord aan den Heer W. H. de Vriese. Leyden. 1850. 8. Burdach, Dr. C. ©. T.; Der wahre Grund der weissen Farbe. ! Abgedruckt aus der Zeitschrift: „Isis“, Novemberheft 1847. 8. \ Cohn, Dr. F., De Cuticula. Vratislaviae. 1850. 8. ! Scriptor Dumortier et van Beneden, Histoire naturelle des Polypes composds "5 d’eau douce. Part. II. Descriptions. \ Favre, A., Recherches geologiques faites dans les Environs de Cha- mounix. Tire de la Bibliotheque universelle de Geneve. Avril l zeme ? Seriptor — — Notice sur la Geologie du Tyrol allemand et sur l’origine de la Dolomie. Tir& de la Bibliotheque universelle de Geneve. | Mars 1849. 8. XXX Fenzl, E., Nova quaedam genera et species plantarum vascularium. Wien. 1849. Fol. — — Arectocalyx. Eine neue Gesneraceen- Gattung aus der Ab- theilung der Eugesnereen. Wien. 1849. Fol. Scriptor, — — DUeber monströse Blüthenbildungen von Rosa centifolia L. 8. reiches Baiern und Vorschläge für eine ülmliche Erfor- Scriptores. schung der österreichischen Monarchie. Von Dr. Unger und Dr. Fenzl. von Flotow, Beiträge zur Geschichte der Familie dieses Namens, mit einer Stammtafel der sämmtlichen dermalen lebenden Fami- ) Autor. lienmitglieder etc. Dresden. 1814. Fol. Fresenius, Georg, Beiträge zur Mykologie. 1.Heft. Frankfurt a. M. 1550. 4. Girard, Charles, Essay on the Classification of Nemertes and Pia- Scriptor. nariae: preceded by some general Considerations on the pri- ) Seriptor. mary divisions of the animal. Kingdom. 8. Grunert, Joh. Aug., Lehrbuch der Physik, mit vorzüglicher Rücksicht Kommissions-Bericht über die bolanische Erforschung des König- | | Scriptor. auf mathematische Begründung. 2. Th. Leipzig. 1850. 8. Haidinger, W., Naturwissenschaftliche Abhandlungen, gesammelt und durch Subscription herausgegeben. 4. Band. Wien 1851. 4. — -— Berichte über die Mittheilungen von Freunden der Natur- wissenschaften in Wien; gesammelt und herausgegeben von W. Haidinger. VII. und letzter Band. Wien. 1851. 8. — —— Ueber den durchsichtigen Andalusit von Minas novas in Brasilien und den Diaspor von Schemnitz, vorzüglich in Bezie- hung auf einige ihrer merkwürdigsten optischen Eigenschaften. Prag. 1844. 4. Scriptor. — — Deber die Pseudomorphosen und ihre anogene und katogene Bildung. Prag. 1844. A. — — DUeber den Pleochroismus der Krystalle. Prag. 1845. 4. — — Der rothe Glaskopf, eine Pseudomorphose nach braunem; nebst Bemerkungen über das Vorkommen der wichtigsten eisen- haltigen Mineralspecies in der Natur. Prag. 1846. 4. — — Ueber den Cordierit. Prag. 1845. 4. — — Ueber den Löweit, eine neue Species aus der Ordnung der Salze. Prag. 1846. 4. / Haidinger, W., Ueber das Eisenstein- Vorkommen bei Pitten in Oesterreich. Prag. 1846. 4. | — — Betrachtungen über den Eisgang der Flüsse. 1847. 8. — — Bemerkungen über die geologischen Karten von England. 1847. 8. — — Bericht über die geognostische Uebersichts-Karte der öster- reichischen Monarchie. 1848. 8. — — DÜeber den Zusammenhang des orientirten Flächenschillers mit der Lichtabsorption farbiger Krystalle. 8. — — Die dichroskopische Loupe. 8. — — DÜeber die symmetrische Gruppirung ungleichartiger Feld- spathe. 8. — — DÜeber die Galmeihöhle und die Frauenhöhle bei Neuburg in Steiermark. 8. — — DUeber Pseudomorphosen von Feldspathen. 8. — — DÜeber den Antigorit. 8. kalis. 8. — — DUeber den Pleochroismus des owalsauren Chromozyd- ' — — Ueber ein neues Vorkommen von Kupferkies aus dem Salz- | berge von Hall in Tyrol. 8. — —— Bemerkungen über den Glanz der Körper. 8. — — Note über den metallähnlichen Schiller des Hypersthens. 8. — — Deber eine eigenthümliche Varietät von Talk. 8. — — DÜeber die Ursache der Erscheinung der Polarisations- büschel. 8. — — DÜeber eine nach Gypskrystallen gebildete Pseudomorphose von Brauneisenstein. 1849. 8. — — DÜeber das Eis der Donau in dem gegenwärtigen Winter. 1848— 1819. 8. — — Ueber die Formen und einige optische Eigenschaften der Magnesium- Platin- Cyanüre. 1849. 8. — — Deber die schwarzen und gelben Parallel- Linien am Glim- mer. 1849. 8. — — DÜeber eine neue Varietät von Datolith. 1849. 8. — — Die Oberflächen- und Körperfarben des Andersonits, einer Verbindung von Jod und Codein. 1849. 8. x Scriptor. XXXI XXXI Haidinger, W., Bericht über die der mathematisch -naturwissenschaft- \ lichen Klasse der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in ihrer Sitzung am 19. November 1849 von dem k. k. Akademiker Herrn Bergrath Chr. Doppler vorgelegte Substanz. 8. — — Darstellung der bisherigen Entwicklung des k. k. Reichs- Instituts für die. geologische Durchforschung der Monarchie. 1519. 8. Scriptor. — — Ueber den Dutenkalk. Wien. 1849. Fol. — — DÜeber eine neue Varietät von Amethyst. Wien. 1849. Fol. — — Mittheilung über Dr. Constantin von Eltingshausen’s Synopsis der fossilen Flora von Radoboj. 1850. 8. — — Note über das Vorkommen von gediegenem Kupfer zu Reesk bei Erlau in Ungarn. 8. Ueber die Natur der Polarisationsbüschel. Mittheilung von Sir David Brewster an W. Haidinger. 1850. 8. Kommissionsbericht der Herren Partsch und Haidinger in der Sitzung Editores. der mathematisch-naturwissenschafllichen Klasse vom 26. April 1849. 8. Hensel, R., Das leitende Prinzip der systematischen Zoologie. Bres- lau. 1852. 8. Heyfelder, Dr. F., Worte am Grabe Gottfried Fleischmanns. Erlan- \ gen. 1850. 4. | Dittrich, Dr. Franz, Beiträge zur pathologischen Anatomie der Lun- Autor. genkrankheiten. Erlangen. 1850. 8. Gerlach, Dr. J., Handbuch der allgemeinen und speciellen Gewebe- lehre des menschlichen Körpers für Aerzte und Studierende. Mainz. 1850. 8. v. Gorup-Besanez, Dr. E., Vergleichende Untersuchungen im Gebiete der zoochemischen Analyse. Erlangen. 1850. 4. Schultz, €. H., Fleischmannia, novum plantarum genus. 8. Will, Dr. J. G. Friedrich, Ueber die Milchabsonderung. Akademi- sche Festschrift. Erlangen. 1850. 4. Heyfelder, Collega. Lettres inedites de ©. Linnde A. F. Boissier de Sauvages, publiees ) d’Hombres - Firmas, par L.—A. B’. d’Hombres-Firmas. Alais. 1841. 8. Collega. Jüger, Dr. G., Berichtigung einer Angabe Cuviers über einen Narwhal- \ schädel des Stuttgarter Naturalienkabinels, an welchem beide | Scriptor. Stosszähne aus den Zahnhöhlen hervorragen sollen. Aus Wür- tembergs nalturwiss. Jahresheften. VI. Jahrg. 8. 2 Illustrationes plantarum orientalium par Mr. le Comte de Jaubert et M. Ed. Spach. Livr. 23—833. Paris. 1847. 4. Kenngott, G. A., Beiträge zur Bestimmung einiger Mineralien. Wien. 1850. 8. — — DÜeber die Gemengtheile eines Granits aus der Nähe von Pressburg. Wien. 8. — — DÜeber die Achatmandeln in den Melaphyren, namentlich XXX Eiditores. Seriptor. über die von Theiss in Tyrol. Wien. 1851. 4. — — DÜeber eine eigenthümliche Erscheinungsweise der elliptischen Ringsysteme am zweiaxigen Glimmer. ‘Wien. 1851. 8. / Leidy, Jos., Special Anatomy of the Gasteropoda of tlie united States. Philadelphia. 8. Mappes, Fesireden, gehalten im naturgeschichtlichen Museum zu Seriptor. Frankfurt a. M., und als ein Beitrag zur Feier der 2öjährigen Stiftung der Senckenbergischen nalurforschenden Gesellschaft am 22. Nov. 1842. 8. — — Dr. J. M., Zum Andenken an Dr. Phil. Jac. Cretzschmar, Scriptor. vorgetragen bei der Jahresfeier der Senckenbergischen naturfor- | schenden Gesellschaft in Frankfurt a. M. am 3. Mai 1846. 8. v. Martius, Das Königliche Herbarium zu München. München. 1850. 4. — — Denkrede auf Heinrich Friedrich Link, gehalten in der öffentlichen Sitzung der Königlichen Baierischen Akademie der | Wissenschaften am 28. März 1851. München. 4. Lieut. M. F. Maury, U. S. N. National Observatory, Washington, Sailing Directions. 1849. 4. — Mit 14 Seekarten. | Samter, Dr., Das Minutolische Institut der Vorbilder .. zur | | de Martius, Collega. Autor. Alex. v. Minutoli. Beförderung der Gewerbe und Künste. Liegnit. 1851. Moretti, Giuseppe, Sulla coltivazione deli’ Apios tuberosa gg m Scriptor tivamente a quella del Pomo di terra. Milano. 1850. Müller, Joh., Gerichtlich- chemische Untersuchungen, .—..- unter | Prof. G. J. Mulder's Leitung im Laboratorium zu Utrecht. , Scxiptor. Berlin. 1848. 12. Neigebaur, Dr. J. F., Sicilien, dessen politische Entwickelung und jetzige Zustände. Leipzig. 1848. 12. Accademia di Filosofia italica. — Relazione delle adunanze prepa- ) Neigebaur, Gollega ratorie dell’ Accademia di Filosofia italica. 8. (Kstratto della Re- \ | vista Italiana, nuova Serie. Dispensa del mese di settembre. 1850.) ) | Vol. XXIII. P. IT. XXXIV Accademia di Filosofia italica. — Stututo fondamentale dell’ Acca- demia di Filosofia italica. Approvato in piena adunanza il di 30. giugno 1850. 8. — — Discorso proemiale letto li 10 di Novembre del 1850 da Terenzio Mamiani Presidente temporaneo. Genova. 4. — — Rapporto sulla proposta di Legge per lInsegnamento se- condario letto il di 19. Maggio del 1850. Genova. 8. Bory de Saint-Vincent, Relation du Voyage de la Commission scientifigque de Morde, dans le Peloponnese, les Cyclades et l’Attique. Livr. 1—4. Paris et Strassbourg. 1836 —37. 8. Cugini Pomba e C. Prodromo de le Instituzioni scientifiche e tec- niche di Agricoltura. Torino, 15. Dec. 1850. 8. Gene, Giuseppe, Descrizione di un nuovo Falcone di Sardegna. (Falco Eleonorae.) 4. Harris, James, Hermes or a Philosophical Inquiry concerning Uni- versal Grammar. The sixth Edition. London. 1806. 8. L. Heufler, Die immergrünen Einöden von Pola. 8. Johnson, James, Practical Researches on the Nature, Cure, and Prevention of Gout, in all its open and concealed Forms. London. 1819. 8. Keate, George, An account of the Pelew-Islands.. A new Edition. Basil. 1789. 8. Lanza, Francesco, Saggio storico-statistico-medico sopra lantica eitta di Narona e lo stato presente del suo territorio, corre- dato di alcune inedite antiche iscrizioni e di una carta topo- grafica litografata. Bologna. 1842. 8. (2 Exempl.) — — Discorso proemiale recitato nell’ ingresso alle cattedre riunite di Storia naturale e di Economia rurale presso 1’ J. R. Liceo di Zara il giorno 16. aprile 1849. 8. — — Antiche Lapidi Salonitane inedite. Seconda Edizione. Zara. 1850. 8. — — Elementi di Storia naturale ad uso delle prime Classi del Ginnasio, esposti dietro i pitı recenti e migliori Sistemi. Parte 1. Zoologia. Zara. 1851. 8. Mayers, The History of the Jews, from their Origin to their ulti- mate Dispersion. London, 1824. 8. ü Moreau de Jonnes, Alex., Statistiqtue de l’Espagne. Paris. | 1854. 8. ! Neigebaur, Collega. Palmer, John, Journal of Travels in the United States of North America, and in Lower Canada, performed in the Year 1817. London. 1818. 8. Pietro Pes, Sulle Condizioni Agrarie antiche ed odierne della Sar- degna. Cagliari. 1848. 8. Carolo Berti Pichat dell’ Accademia delle Scienze dell Istituto di Bologna etc. Istituzioni scientifiche e techniche, ossia Corso teorico e pratico di Agricoltura, Libri XXX. — Programma. Prodromo. 8. I Riformatori antichi e moderni. Raccoltg completa dei Sistemi di Organizzazioni politiche e sociali. — Programma. Torino. 1851. 8. Sunto della Memoria di Eusebio Salverte sui Rapporti della Medicina colla politica. Torino. 1548. 8. Informazioni statistiche raccolte dalla R. Commissione superiore per gli stati S. M. in Terraferma. Statistica medica. Parte 1 et 2. Torino. 1847 e 1848. 4. Benedetto Trompeo, Medico di S. M. Maria Christina Vedova di Sardegna, Cenni medici al ch. Dott. Cav. De-Rolandis. Pisa 1817. 8. _ — — Regie Terme d’acqui. Torino. 1850. 8. — — Rapport de la Commission composdee de Mrs. Beneit, Bouisson et Kuehnholtz, Rapporteur, sur neuf brochures de Mr. le Chevalier Docteur Benedetto Trompeo, Medecin de la feue Reine Douairiere de Sardaigne Marie-Christine, Membre du Conseil de Sante de Turin etc. ete., demandant le titre de Membre Correspondant de l’Academie. Montpellier. 1850. 8. (2 Exempl.) — — Dei Doveri del Medico verso se stesso, verso il publico e verso i suoi Colleghi, del Professore Forget di Strassburgo. Torino. 1851. 8. — — Sunto analitico del Programma della Conferenza sanitaria internazionale sedente in Parigi. Torino. 1851. 8. — — Cenni sui Bagni e Lavatoi public. 8. (Estratto dalla Gazzetta Piemontese n. 26. 1851.) Tupper, Martin Farquhar, Proverbial Philosophy: a Book of Thoughts and Arguments, originally treated. Second Edition. London. 1838. 8. XXXV Neigebaur, Collega. XXXVI Emanuele, Vittorio, Elenco degli uccelli che trovansi nell’ Isola di \ Sardegna, od Ornitologia Sarda di Gaetano Cara. Torino. 1842. 8 Williams, John, A Narrative of Missionary enterprises in the south sea Islands; with remarks upon the Natural History of the Islands, Origin, Languages, Traditions, and Usages of the In- , Neigebaur, Collega. habitants. London. 1838. 8. Zelueo, Various views of Human nature, taken from Life and Man- ners, Foreign and Domestic. In two Volumes. 'The second Edition, correeted.. London. 1789. 8. Planchon, J. E., Histoire d’une Larve aquafjque du genre Simu- lium. Montpellier. 1844. 4. | Son Schidek, Nees von Esenbeck. Ein Lebensbild für seine Freunde. Breslau. 1851. 8. (ee Schnitzlein, Iconographia ete. Hft. VI, VI et VIM. 4. Goulds, J., Monographie der Ramphastiden oder tuckanarligen Vögel. = } Autor. Aus dem Englischen übersetzt, mit Zusätzen und einigen neuen Arten vermehrt. 1—4A. Heft. Nürnberg. 1841 —1847. Fol. J. H. C. F. Sturm, Leptodirus, Gattung aus der Familie der Sceyd- maenides. Nürnberg. 1849. 8. de Vriese, W. H., F. Dozy en J. H. Molkenboer, Nederlandsch Kruidkundig Archief. Il. Deel. 3. en 4. Stuk. Leiden. 1850— 1851. 8, Walz, Dr., und Dr. F. L. Winkler, Jahrbuch für praktische Phar- mazie und verwandte Fächer. Band XX. Heft3—6. Band XXI. Heft 1—6. Band XXII. Heft 1-6. Band XXI. Heft 1— | 2,6. Band XXIV. Heft 1, 2. Landau. 1850—1852. 8. Wenderoth, Dr. G. W. F., Der Pflanzengarten der Universität Marburg. 1850. 8. Sturm, Collega. Editores. Editores. | Scriptor. - Zantedeschi, Francesco, Cav., Memoria seconda e terza sulla for- | matione della rugiada e della brina.. Venezia. 1848. 8. — — Dell’ Azione dell’ elettro magnetico sopra i corpi ponde- rabili. Venezia. 1848. 8. — — Ricerche Fisico-Matematiche sulla deviazione del pendulo Scriptor. dalla sua Trajettoria. Padova. 1852. gr. 8. —— ÜBER DEN BAU DER LYMPHDRÜSEN Dr. OSCAR HEYFELDER, M.d. A.d.N. MIT EINER STEINDRUCKTAFEL. DER AKADEMIE ÜBERGEBEN AM 1. AUGUST 1851. Vol, XXIII. P. I. 68 - he @pA < $ nd leuaiger A Ba Pa Ak Eu? Ba I a BETEN N ar Be er FOR £ Vogue ni Klung: - s * 2: re Ne Aal MIEETTTT N. BE 4 >} wi... vaeinanaı ae 2 = oe Ah I N d a a OA, En "74 y # ya sr ie ” Bu by 4 . Xi 4 Ei wi a u ” ar ik 3; ir . Fa ErTe ee) ee Je | ee ARE LITER re » Nie ee: ac re; h .. - # eL =; B 3 Zn 3 - M 3 5 2 + Or a" - y i a TOR ; ? a a. A AB. a BR: RER: (er ey; Sy N Ss a Dre ö 5 Hort Er ee er re ah I er a ron seen « Ni » Litteratur. W. Cruikshank, The anatomy of the absorbing vessels of the human body. London 1786. G. Breschet, Essai sur les vaissaux Iymphatiques. Paris 1836. J. Henle, Allgemeine Anatomie. Leipzig 1841. G. Herbst, Das Lymphsystem und seine Verrichtung. Göttingen 1844. J. Goodsir and H.D. S. Goodsir, Anatomical and pathological observations. Structure of the Iymphatic glands. Pag 44. Edinb. 1845. H. Müller, Beiträge zur Morphologie des Chylus und Eiters, in Henle’s und Pfeuffer’s Zeitschrift für rationelle Medizin. Jahrgang 1845. H. Lebert, Anatomie, Pathologie und Therapie der Tuberkulosis der ober- flächlichen Lymphdrüsen, in Griesinger’s Archiv für physiologische Heil- kunde. Jahrgang 1848. J. Gerlach, Handbuch der allgemeinen und speciellen Gewebelehre. Mainz 1848. A. Kölliker, Beiträge zur Kenntniss der glatten Muskelfasern, in der Zeit- schrift für wissenschaftliche Zoologie. Bd. I. Pag. 48. Leipzig 1849. J. Hyrtl, Lehrbuch der Anatomie des Menschen. Wien 1850. 540 0. Heyfelder, F. Noll, Ueber den Lymphstrom in den Lymphgefässen und die wesentlichen anatomischen Bestandtheile der Lymphdrüsen, in Henle’s und Pfeuffer's Zeitschrift für rationelle Medizin. Jahrgang 1850. J. Engel, Bau und Entwicklung der Lymphdrüsen, in der Vierteljahrsschrift für die praktische Heilkunde. Bd. 26. Pag. 111. Jahrgang 1850. über den Bau der Lymphdrüsen. 541 Die Sıructur der Lymphdrüsen und folglich auch ihre Function gehören zu den weniger bekannten Gegenständen der Anatomie und Physiologie, und diejenigen Autoren, welche darin gearbeitet haben, gehen in ihren Meinungen vollständig auseinander. Allgemein anerkannt ist ihr integrirender Zusammenhang mit dem Lymphsystem, allgemein gekannt ihr Vorkommen unter der Haut, besonders an der Beugeseite von Extremitäten, um die Bronchien und in dem Mesen- terium; ihre bohnenförmige Gestalt. ihre Grösse von 1- 12 Linien. Es ist leicht zu beobachten und wird von allen Autoren so angegeben, dass ein oder mehrere zuführende Lymphgefässe zu der Drüse hinzugehen, sich theilen, die Verzweigungen sich an die Drüse anlegen und in ihr aufhören; dass am anderen Ende der Drüse ein oder mehrere Gefässe, (meist in geringerer Anzahl als die zuführenden gewesen), austreten, die ihren Verlauf gegen den Ductus thoracicus fortsetzen, auf diesem Wege aber zuweilen noch durch mehrere Drüsen hindurchgehen. Streitfrage aber ist es, ob die zuführen- den Aeste sich in das Parenchym der Drüse ergiessen, oder ob ihre wei- teren Verzweigungen selbst die Drüsen bilden, ob sie nur eine einzige Hülle besitzen und von welcher Structur dieselbe sei. Cruikshank *) gibt an, dass die Lymphdrüsen äusserlich glatt und von einer einzigen, schwer trennbaren Hülle umgeben seien, die nach Hunter’s Dafürhalten aus verdichtetem Bindegewebe bestehe. Malpighi *) Cruikshank, The anatomy of Ihe absorbing vessels of ihe human body. Lond. 1786. 542 0. Heyfelder, dagegen beschrieb eine zweite muskulöse Hülle, unterhalb der vorigen; eine Ansicht, die Nuck theilte, Heller aber, und nach ihm Cruikshank, verwarfen. Was die innere Structur der Drüsen betrifft, so war Albinus der Ansicht, die Drüsen beständen aus einem Conglomerat von Lymphgefäs- sen. Die von Anderen gesehenen Zellenräume hält er für uninjieirte Drüsenräume und stellt es als unmöglich hin, dass Flüssigkeit, einmal in Zellenräume innerhalb der Drüse ergossen, wieder aus denselben entfernt werden könne. Derselben Ansicht folgten Hunter, Meckel, Hewson. Gegenüber diesen Autoritäten stellte Malpighi den Satz auf, dass die Lymphdrüsen, wie andere Drüsen, aus runden Acinis bestünden, worin Morgagni ihm beistimmte. Nuck nahm ebenfalls ein zellulöses, doch von Acinis verschiedenes Verhalten der Lymphdrüsen an. Heller, wel- cher an verschiedenen Stellen die Schwierigkeit eines Entscheids aus- spricht, entscheidet sich selbst nicht, neigt sich aber mehr zu der letzten Ansicht. Cruikshank behauptet, in mit Quecksilber injicirten Drüsen ganz deutliche Zellenräume gesehen zu haben, deren Durchmesser 50mal grösser als der eines zuführenden Gefässes sei. Unter den neuesten Beobachtern, welche dieser Frage ihre Aufmerk- samkeit zugewandt haben, tauchen dieselben Meinungsverschiedenheiten wieder auf. Lebert *) beschreibt die Lymphdrüsen als von einer fibro- zellulösen Hülle umgeben und durch vielfache Verzweigungen von Lymph- gefässen gebildet, welche sich wieder zu Stämmchen sammeln und als vasa eferentia austreten. Stellenweise Erweiterungen oder zellenartige Räume will er niemals beobachtet haben. J. Goodsir **) fasst am Schlusse seines Aufsatzes über den Bau der Lymphdrüsen sein Resultat in folgenden Worten zusammen: ”*) Anatomie, Pathologie und Therapie der Tuberkulosis der oberflächlichen Lymphdrüsen, von Dr. H. Lebert, im Archiv für physiologische Heilkunde von Griesinger. 1848. ’®*) J. Goodsir and H. D. S. Goodsir, Anatomical and pathological observations. Structure of the Iymphatic glands. Pag. 44. Edinb. 1845. über den Bau der Lymphdrüsen. 543 „2) Die Lymphdrüsen sind nur Conglomerate von Lymphgefässen, aller ihrer Häute bis auf die innere beraubt, deren Epithelium zur Voll- führung verschiedener Functionen stark entwickelt ist. 2) Diese Lymphgefässe sind mit einem feinen Capillarnetz versehen, welches zur steten Erneuerung des Epitheliums Nahrung herbeiführt.‘* Die Erscheinung von Zellen hält er für künstlich hervorgerufen oder nur scheinbar vorhanden, Engel *), welcher die Structur der Lymphdrüsen in ihrer Entwick- lung an Embryonen studirt hat, gibt an, dass sie aus Verzweigungen von Gefässen entstehen und kennt keine seitlichen Ausbuchtungen derselben; sondern er behauptet, dass eine grössere Drüse ausser den Gefässver- zweigungen auch eine oder mehrere kleine Drüsen enthalten könne, wel- che selbst ebenfalls wieder aus einem Conglomerat von Lymphgefässchen bestehe. Henle **), die Verzweigungen der Gefässe in den Lymphdrüsen anerkennend, lässt es nur dahingestellt sein, ob jene Hohlräume Variko- sitäten der Lymphgefässe oder das eigentliche Parenchym der Drüse seien, nur durchzogen von den Gefässnetzen. Noll ***) dagegen negirt letztere geradezu und stellt folgende Ansicht über den Bau der glandulae Iymphaticae auf: ,‚Von der allgemei- nen, festen Hülle gehen nach innen zahlreiche Bindegewebsstränge ab, die sich mannigfach kreuzen, vereinigen und wieder trennen. Dadurch wird ein vielfaches Fachwerk gebildet, in dessen Räumen eine Menge von Körperchen eingebettet liegt. In dieselben führen die vasa inferentia unmittelbar ein und von ihnen gehen an dem entgegengesetzten Ende die *) Bau und Entwicklung der Lymphdrüsen, von Dr. Jos. Engel. Vierteljahrsschrift für die praktische Heilkunde. Bd. 26. Pag. 111. **) Allgemeine Anatomie, von Dr. J. Henle. ***) Ueber den Lymphstrom in den Lymphgefässen und die wesentlichsten anatomischen Bestand- theile der Lymphdrüsen, von Dr. med. F. Noll. Zeitschrift für rationelle Medizin von Henle und Pfeuffer. 1850. 544 0. Heyfelder, vasa eferentia aus, in der Weise, dass die Wandung der Gefässe unmit- telbar in die Drüsenhülle übergeht.‘“ An einer andern Stelle behauptet er, die Injeclionsmasse gehe, sobald die zuführenden Gefässe bis an die Drüse hin angefüllt seien, diffus, ohne dass einzelne Gefässchen sichtbar würden, in die genannten Klümpchen über. Meine Untersuchungen beginnen mit den Lymphdrüsen der Maus, die sich durch grosse Durchsichtigkeit besonders dazu eignen. Die Beobachtungen wurden hierauf verglichen an den Drüsen der Ratte, des Kaninchens, der Fledermaus, des Hundes, des Rindes, der Gans, des Haushuhns und des Menschen. 1. Die Umhüllung der Lymphdrüsen. Alle Lymphdrüsen, sowohl die zwischen den beiden Blättern des Mesenteriums liegenden, als die im übrigen Körper vorkommenden, sind von Zellgewebe umgeben, welches sie in ihrer Lage fixirt und mit den benachbarten Organen verbindet. Dicht an der Oberfläche der Drüse liegt eine Schichte geformten Bindegewebes, welche nach aussen allmälig in formloses übergeht. Wenn dieses sorgfältig entfernt ist, stellt die Drüse den ovalen oder bohnenförmigen Körper mit glatter, matt glänzen- der Oberfläche dar, wie sie von Cruikshank *), Henle **) etc. be- schrieben wird. Cf. Figur 1 und 3. Nun erst kommt man auf die eigentliche Drüsenhülle, welche eine faserige Structur zeigt, und zwar sind diese Fasern theils verdichtete Bin- degewebsfasern, theils glatte Muskelfasern. Letztere tragen das Gepräge derjenigen glatten Muskelfasern, welche Kölliker ***) als dritte Form *) The anatomy of the absorbing vessels of the human body. C. XIV. By William Cruikshank. 99) AranO! »*) Beiträge zur Kenntniss der glatten Muskelfasern, von A. Kölliker, in der Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie. über den Bau der Lymphdrüsen. 545 derselben beschreibt. Sie sind spindelförmig, ziemlich schmal, laufen mit geraden oder etwas wellenförmigen, zugespitzten Enden aus und tragen mehr oder weniger in der Mitte den charakteristischen, stäbchenförmigen Kern. Vergl. Taf. LIII. Figur 5. In der Lymphdrüsenhülle der Maus findet sich eine ganze Schichte reiner, glatter Muskelfasern, wie Kölliker sie nennt, zwischen welchen keine andern Fasern eingelagert sind; cf. Figur 4. Ueberhaupt sind bei der Maus die glatten Muskelfasern der vorherrschende Bestand- theil der Drüsenhülle. Gleicher Reichthum und ähnliche Anordnung der Muskelfaserzellen findet sich bei der Ratte, und mit wenig Unterschied bei dem Kaninchen. Bei den übrigen Säugethieren, deren Drüsen ich untersuchte, bei der Fledermaus, dem Hunde, dem Schafe und dem Rinde, lässt sich keine, rein aus Muskelfasern bestehende, Schicht nachweisen, und es scheinen dieselben daher in die Reihe der gemischten glatten Muskeln, wie Kölliker sie nennt, zu gehören. Am meisten tritt die muskulöse Structur der Lymphdrüsenhülle bei’m Menschen zurück, indem hier das geformte Bindegewebe vorherrscht und nur einzelne Muskelfaserzellen eingestreut sind. Die Lymphdrüsen der Gans und des Haushuhns untersuchte ich ebenfalls. Ich fand sie, in Uebereinstimmung mit der Angabe von Stan- nius *), nur an der unteren Hälfte des Halses über dem grossen Gefäss liegend, aber ziemlich bedeutend entwickelt. Sie liegen ebenfalls von Zellgewebe eingeschlossen, welches allmälig zu geformtem Binde- gewebe wird. Ihre eigentliche Umhüllung besteht aus verdichtetem Bin- degewebe und glatten Muskelfasern. Von der Innenfläche dieser Drüsenhülle gehen zahlreiche Fortsätze und Scheidewände in das Innere des Organs, welche sich theilen, kreuzen *) Lehrbuch der vergleichenden Anatomie, von v. Siebold und Stannius. Abth. II. Hft. 2. Pag. 313. Berlin 1846. Vol. XXIII. P. II. 69 546 0. Heyfelder, und verbinden. J. Goodsir *) schreibt denselben die Bestimmung zu, die innern Organe zu verbinden und zu stülzen, sowie den Blutgefässen der Drüse als Stratum zu dienen. Letzteres bin ich, nach meinen Beob- achtungen an Drüsen mit injieirten Arterien, im Stande zu bestätigen und noch hinzuzufügen, dass auch diese Scheidewände oder Fortsätze der Umhüllungsmembran, wie diese selbst, glatte Muskelfasern enthalten. Figur 6 stellt einen Durchschnitt von einer solchen in Weingeist gehärte- ten und mit Essigsäure behandelten Lymphdrüse dar. 2. Das Verhalten der Lymphgefässe in den ELymphdrüsen. Die Lymphgefässe pflegen sich gemeiniglich, wenn sie bis an eine Drüse gelangt sind, in mehrere feine Aeste zu theilen, welche auseinandergehend an verschiedenen Puncten unter der Drüsenhülle verschwinden. Zuweilen theilt sich das Lymphgefäss dicht an der Drüse in zwei Aeste, von denen der eine dicht unter der Drüse weg verläuft, der andere, sich mehrfach verzweigend, in die Drüse übergeht. Am entgegengesetzten Ende bemerkt man ebenso mehrere zarte Gefässchen, welche aus der Drüse heraustreten und sich meist dicht an derselben zu einem gemeinsamen Stamme vereinigen. Der austretenden Aesie pflegen weniger zu sein als der eintretenden; in sehr seltnen Fällen war nur ein einziges, etwas grösseres ausführendes Gefäss nachweisbar. Sind die einführenden Lymphgefässzweige durch die Drüsenhülle getreten, so verlieren sie ihre Häute bis auf eine, structurlose, in welcher Beobachtung wir mit Goodsir vollkommen übereinstimmen. Diese Membran, welche die intraglandulä- ren Lymphdrüsen umgibt, ist sehr zart und durchsichtig; auf ihr befinden sich in ziemlich gleichmässigen Zwischenräumen zahlreiche, querovale *) J. Goodsir and H. D. S. Goodsir, Anatomical and pathological observations. Structure of the Iymphatic glands. Pag. 44. Edinb. 1845. über den Bau der Lymphdrüsen. 547 Kerne, deren längere Durchmesser mehr oder minder parallel miteinander laufen. (Figur 7 und 2.) Diese Structur wird besonders deutlich, wenn es gelingt, ein Gefäss zu betrachten, dessen Inhalt theilweise ausgetreten ist. Diese Lymphge- fässe innerhalb der Drüse nun, deren Breite ich ziemlich in Uebereinstim- mung mit der Angabe in Gerlachs *) Gewebelehre 0,016 - 0,02 fand, haben folgenden weiteren Verlauf. Theils lassen sich die eingetretenen Lymphgefässzweige noch unver- ändert verfolgen, wie ich dies an injieirten und uninjieirten Drüsen deut- lich gesehen habe, theils, und zwar meistens, verzweigen sie sich in meh- rere kleinere Aestchen. Diese füllen, mit Beibehaltung ihres ganzen Habitus, die Lymphdrüse durch einfache Windungen und Krümmungen, oder sie anastomosiren untereinander, wie ich an einer injieirten Gekrös- drüse das Zusammentreten von vier Gefässzweigen deutlich beobachtete. Oder endlich bilden dieselben mehr oder weniger runde, zellenartige Erweiterungen, welche dieselbe Membran als Umhüllung und denselben Inhalt zeigen, wie die Lymphgefässe selbst, und deren Durchmesser an der Stelle ihrer grössten Breite 0,068 bis 0,076 beträgt. Hinter solchen Ausbuchtungen nimmt das Lymphgefäss wieder dieselbe Breite und den- selben Charakter, wie vorher, an. Zuweilen liegen mehrere dieser zellenarligen Erweiterungen in einem Gefäss ganz nahe aneinander. Vergl. Figur 8. Was den Inhalt der innerhalb der Drüsen verlaufenden Lymphgefässe betrifft, so besteht er aus Elementarkörnchen und den sogenannten Chy- lus- und Lymphkörperchen, welche bei der geringsten Verletzung eines Gefässes hervorquellen, theils diffus, theils mit Beibehaltung der röhren- förmigen Gestalt der Gefässe oder der rundlichen Anordnung der Aus- buchtungen. *) Handbuch der allgemeinen und speciellen Gewebelehre des menschlichen Körpers, von Dr. J. Gerlach. 548 0. Heyfelder, Die oben erwähnten rundlichen Formen, die Ausbuchtungen, sind auch früher gesehen und unter verschiedenen Namen beschrieben worden. Sie wurden zwar auch vielfach geläugnet, ihre Entstehung für künstlich gehalten und behauptet, sie seien nichts anderes, als durch die Gewalt der Einspritzung gesetzte Ausdehnungen und Zerreissungen. Eine Vermu- thung, die bei meinen Beobachtungen von selbst wegfällt, da sie an unein- gespritzien Drüsen gemacht wurden. Die von Engel *) beschriebenen und gezeichneten kleinen, in den grösseren Lymphdrüsen eingeschlossenen, Drüschen halte ich für identisch mit meinen runden Gefässerweiterungen, da sie denselben in seiner schematischen Zeichnung ausserordentlich ähnlich sehen und seine übrige Beschreibung der intraglandulären Gefässverzweigung vollkommen zu meiner Beobachtung passt. Ausserdem aber, dass Professor Gerlach und ich keine Spur von Lymphdrüsenstructur in den genannten Erweiterun- gen finden konnten, scheint mir die Annahme auch etwas schwierig und ohne Analogie zu sein, dass ein complieirtes Organ unter andern Bestand- theilen sich selbst im verjüngten Maassstab enthalte. 3. Das Verhalten der Blutgefässe in den Eymphdrüsen. Einen grossen Theil der innerhalb der Umhüllungsmembran liegen- den Gewebe bilden die Blutgefässe, welche aus Arterien und Venen bestehen. Erstere treten in 1-2 Stämmchen an den Enden der Drüse, die Kapsel durchbohrend, ein, oder sie kommen von allen Seiten in. klei- neren Zweigen hinzu. Gleich nach ihrem Eintritt verzweigen sie sich vielfach und bilden ziemlich engmaschige Capillarnetze, deren Gefässe von mittlerer Breite ”*) Bau und Entwicklung der Lymphdrüsen, von Dr. Jos. Engel. Prager Vierteljahrsschrift. Bd. 26. Pag. 117. über den Bau der Lymphdrüsen. 549 sind und die Lymphgefässe und deren Ausbuchtungen in reichem Maasse begleiten und umgeben. Sie werden deutlich sichtbar, sowohl durch künstliche Injection der Arterie, als auch dann, wenn Injectionsmasse bis an die Drüse herangetrieben worden ist und sich das Blut in densel- ben staut. ? Fassen wir das Vorhergesagte noch einmal kurz zusammen, so beste- hen demgemäss die Lymphdrüsen aus Verzweigungen von Lymphgefässen, welche nur mehr durch eine feine, durchsichtige Haut dargestellt, zellu- löse Erweiterungen bilden und viele Kerne enthalten. Diese Windungen werden ernährt durch Gefässverzweigungen, verbunden und unterstützt durch Scheidewände und umschlossen von einer aus glatten Muskelfasern und geformtem Bindegewebe bestehenden Hülle. 4. Untersuchungsmethode. Es scheint mir hier am Platze, auch über die Untersuchungsmethode bei Lymphdrüsen einige Worte zu sagen. Die Injection derselben von einem Lymphgefäss aus erwies sich als durchaus nicht so leicht, wie sie von einigen Autoren dargestellt wird, und zwar traten nicht nur mir, dem Ungeübteren, sondern auch dem Pro- fessor Gerlach, dessen Uebung und Geschicklichkeit in Injectionen aner- kannt ist, die Schwierigkeiten in gleicher Weise entgegen. Von einem vas eferens aus eine Drüse zu injieiren, gelingt darum sehr schwer, weil die zahlreichen, in denselben befindlichen Klappen sich dem Vordringen der Injectionsmasse entgegenstellen und dann die Gefässe bei der Zart- heit ihrer Wände häufig reissen und die Masse extravasirt, noch ehe sie an die Drüse gelangt ist. Ein zuführendes Gefäss bietet die durch die Klappen gesetzte Schwierigkeit nicht; dagegen eignen sich die von den Därmen zu der ersten Reihe von Drüsen gehenden Saugadern durch ihre bedeutende 550 0. Heyfelder, Enge und Zartheit gar nicht zur Einbringung einer Kanüle. Die aus der ersten Drüsenreihe heraustretenden Gefässstämmchen sind theilweise schon bedeutend genug, um eine Kanüle einzuführen, so dass die höher gele- genen Mesenterialdrüsen von da aus leichter injieirt werden können. Freilich entsteht auch hierbei häufig sowohl vor der Drüse, als auch, und bei der Zartheit der intraglandulären Gefässe beinahe constant, innerhalb der Lymphdrüse ein Extravasat, welches den Zweck der Injection vereitelt. Die Gerlachsche, durch mit Ammoniak behandelten Carmin gefärbte Leimlösung, mit welcher Noll *) glückliche Injecetionen gemacht zu haben angibt, erwies sich als durchaus unzweckmässig und erfolglos, indem sie, viel zu fein und dünnflüssig, durch die zarten Wände der Lymphgefässe durchschwitzte und die ganze Drüse ziemlich gleichmässig färbte. Etwas besser eignete sich eine mit Ultramarin gefärbte Gelatinelösung. An Drüsen, mit dieser Masse eingespritzt, beobachtete ich die oben erwähnte Anastomose von vier intraglandulären Lymphgefässen, sowie den gewun- denen Verlauf eines ungeltheilt eingetretenen Gefässes in der Drüse. Die meisten und deutlicheren Beobachtungen machte ich an uninjieirten Drü- sen, und zwar über Drüsenhülle, Verhalten der intraglandulären Lymph- gefässe und Inhalt derselben an frischen, — über die von der Hülle abge- henden Scheidewände an im Weingeist gehärteten und mit Essigsäure behandelten Lymphdrüsen aus dem Mesenterium, der Hals- und Achsel- gegend. Am instructivsten waren die Drüsen der Maus, wie überhaupt der Nager; schwieriger zu untersuchen die der übrigen Säugethiere und der Vögel; die des Menschen boten die wenigst deutlichen Bilder, viel- leicht theilweise schon darum, weil sie fast nie so frisch zur Untersuchung " zu haben waren, als die der Thiere. Die Injection der Blutgefässe gelang von einer Arterie aus leicht und zwar mit der karmingefärbten Gelatinelösung. NOT, 2 300 0: über den Bau der Lymphdrüsen. 551 >. Physiologie der Lymphdrüsen. Der Inhalt der Lymphgefässe in ihren Anfängen ist wesentlich ver- schieden von dem der grösseren Stämme und des Milchbrustgangs. In den feinen Gefässchen zeigt er eine milchige Trübung, hervorgerufen durch die vorherrschend vorhandenen Moleküle, welche in dem klaren, helleren Chylus der Hauptstämme nur seltener auftreten. Dagegen sind diese reich an Chyluskörperchen, welche in den Anfängen des Lymphsystems so vereinzelt vorkommen, dass man in einem Tropfen Flüs- sigkeit zuweilen nur eines, selbst gar keins derselben wahrnimmt. Im weiteren Verlauf nehmen dieselben zu, und besonders erscheinen sie nach dem Austritt eines Gefässes aus einer Drüse in auffallend vermehrter Zahl. Am reichsten aber an Chyluskörperchen ist der Inhalt der Lymph- drüsen selbst. In den feinsten Lymphgefässen finden sich ferner ziemlich häufig hüllenlose Körnerhaufen, welche nach Henle *), H. Müller **) u. A. in der Entwicklung begriffene Lymphkörperchen sind. Diese kommen im späteren Verlauf immer weniger vor, und besonders ist ihre Zahl nach dem Durchgang durch Drüsen stets sehr verringert und durch vollkom- mene, mit einer Hülle versehene Lymphkörperchen ersetzt. Aus diesen Thatsachen scheint mit ziemlicher Sicherheit hervorzu- gehen, dass die Lymphdrüsen sowohl zur Vervollkommnung der im Ent- stehen begriffenen, als zur Neubildung von Lymphkörperchen dienen. Mit ihrer Structur lässt sich diese Annahme ebenfalls in Zusammenhang brin- gen; denn indem durch die zahlreichen Windungen und Erweiterungen der intraglandulären Lymphgefässe der Verlauf ihres Inhalts verlangsamt *) Henle, a. a. O. **) Beiträge zur Morphologie des Chylus und Eiters, von Dr. H. Müller, in Henle’s und Pfeuffer’s Zeitschrift. Bd. II. Pag. 204. 592 0. Heyfelder, wird, ist den Elementen desselben Gelegenheit gegeben, sich umzuwan- deln und neue Formen zu bilden. Ein Einwand gegen die Annahme der zellulösen Erweiterungen ist von jeher gewesen, dass keine Möglichkeit gegeben sei, wie die Flüssig- keit aus denselben heraus wieder in Röhrchen von weit kleinerem Lumen getrieben werden solle. Ueberhaupt war die Fortbewegung innerhalb der Lymphdrüsen schwer zu begreifen, indem die beiden bewegenden Factoren der Lymphgefässe: die Klappen und die muskulöse Gefässhaut, in den intraglandulären Gefässen nicht vorhanden sind. Jener Einwand nun widerlegt sich durch die Thatsache, dass die Drüsenhülle glatte Muskelfasern enthält. Dadurch wird dieselbe contractionsfähig und ver- mag also, durch ihre Zusammenziehungen den Inhalt der Drüsen weiter zu bewegen und herauszubefördern. Um dieser Contractionen auch auf physiologischem Wege gewiss zu werden, tödtete ich ein Kaninchen, öffnete es und breitete das Mesente- rium auf dem Tische, auf welchem das Thier lag, aus. Man konnte auf der dunkeln Unterlage die verschiedenen Theile des Mesenteriums erken- nen und unterscheiden. Nachdem eine Lymphdrüse blossgelegt worden, liess ich den Elektrogalvanismus auf dieselbe einwirken, und jedesmal tra- ten unverkennbar Contractionen ein. Die Drüse wurde kleiner und schmäler, sobald beide Nadeln sie berührten, und kehrte zu ihrer norma- len Grösse und Gestalt zurück, wenn die eine Nadel entfernt wurde. 6. Anhang. Hewson war der Erste, welchem die Aehnlichkeit der Lymphkör- perchen und der sogenannten Milzkörperchen auffiel und welcher beide für identisch hielt. Bischoff und Huschke machten denselben Ver- gleich, und kürzlich zog Remak wieder eine Parallele zwischen den grossen und kleinen Lymphkörperchen einerseits und den Zellen und Zel- lenkernen der Milz andererseits. In seiner Geweblehre dehnt Gerlach über den Bau der Lymphdrüsen. 553 dieselbe auch auf die Anordnung der Formelemente in beiden Organen aus. Er gibt an, dass die Lymphkörperchen oder Zellen der Milz in Röhren liegen, die von einer mit querovalen Kernen besetzten Längs- faserhaut gebildet werden. Diese Röhren nun scheinen den intraglandulä- ren Lymphgefässen zu entsprechen, wie sie oben beschrieben worden sind. In den Röhren der Milz, wie in den Lymphgefässen der Lymph- drüsen, befinden sich Elementarkörner, Zellenkerne und Zellen, welche bei der geringsten Verletzung heraustreten und dann ein Bild geben, als ob sie frei in das Innere der Organe ergossen wären. Für die Mal- pighischen Körperchen fand er weiter eine Analogie in den Ausbuchtun- gen der intraglandulären Lymphgefässe. Die Wand der Malpighischen Milzbläschen ist wie die jener Ausbuchtungen structurlos, an der Innen- seite mit denselben Zellen besetzt, wie jene. Ihr Inhalt ist derselbe wie der der Milzpulpa und wie der der Lymphgefässe. Endlich schliesst Gerlach auch aus dem sehr leicht, niemals profus, sondern in bestimmten Richtungen erfolgenden Austreten des Bläschen- Inhalts auf ihre Communication mit den oben beschriebenen Lymphgefäs- sen der Milz. Ebenso spricht dafür die Beobachtung, dass sich diese Malpighischen Bläschen von den Venen aus injiciren lassen, welche nachweisbar nicht frei in dieselben münden; wogegen bekannt ist, dass sich die Lymphgefässe bei Veneninjectionen leicht anfüllen. Dass auch andere Lymphgefässe, als der Milchbrustgang, direct in Venen einmünden. ist für die kaltblütigen Thiere gewiss, besonders nach Hyrtl’s *) Anga- ben. Einzelne Beobachtungen beweisen auch das Vorkommen bei’m Menschen. So hat Patruban **) die Einmündung eines Lymphgefässes KORT **#) die von zwei Lymphgefässen in die Vena cava inferior gesehen und beschrieben. Wenn nun die Milz- in die linke Vena anonyma, Nuhn *) J. Hyrtl, Lehrbuch der Anatomie des Menschen. Wien 1850. »*) Patruban, in Müller’s Archiv. Jahrg. 1845. Pag. 15. *»9) Nuhn, in Müller’s Archiv. Jahrg. 1848. Pag. 173. Vol. XXIII. P. Il. 70 954 0. Heyfelder, bläschen mit ihren Lymphgefässen zusammenhängen, so gelangt auf die- sem Wege die Injectionsmasse aus den Venen in die Bläschen. Aehnliche Analogie findet in Bezug auf die Umhüllung beider Organe statt. In dem fest anliegenden Ueberzug der Milz lassen sich bei den meisten Säugethieren glatte Muskelfasern nachweisen, bei’m Menschen hingegen verschwinden diese Formelemente, um blossem geformtem Bin- degewebe Platz zu machen. Aehnlich verhält es sich mit der Hülle der Lymphdrüsen, welche bei den Säugethieren viele, bei’m Menschen aber nur spärliche glatte Muskelfasern zeigt. Von der Innenfläche der fibrösen Hülle gehen in beiden Organen zahlreiche Scheidewände nach innen, welche sich verzweigen und com- munieiren und ziemlich aus denselben Bestandtheilen bestehen, wie jene. Milz und Mesenterialdrüsen scheinen in gleicher Abhängigkeit und gleichnahem Zusammenhang mit dem Magen zu sein, indem beide bald nach einer Mahlzeit an Volumen zu-, bei leerem Magen abnehmen, und besonders nach langem Fasten sehr collabirt gefunden werden. Ferner mangeln, nach einer Angabe Professor Dittrichs, bei angebornem Man- gel des Cardiatheiles des Magens zugleich bald die Milz, bald die oberen Mesenterialdrüsen. Endlich haben Mayer und Hyril *) die Beobachtung gemacht, dass bei Thieren, deren Milz exstirpirt worden war, gie oberen glandulae mesentericae anschwellen und das Ansehen der Milz-bekommen. Auf die eben angeführten Puncte der Uebereinstimmung sowohl im anatomischen Bau, als in physiologischen Funetionen, scheint nicht ohne Berechtigung die Behauptung gegründet werden zu können, dass Milz und Lymphdrüsen ganz ähnliche Organe seien. ‚über den Bau der Lymphdrüsen. 555 Erklärung der Tafel. Tafel LIU. Fig. 1. Mesenterialdrüse eines Kalbes, von dem umgebenden Zellgewebe gereinigt. Vergrösserung 20. Fig. 2. Mesenterialdrüse einer Maus. Vergrösserung 50. Fig. 3. Mesenterialdrüse eines Rindes. Vergrösserung 3. Fig. 4. Schichte von einfachen, glatten Muskelfasern aus der Lymphdrü- senhülle einer Maus, mit Essigsäure behandelt. Vergrösserung 250. Fig. 5. Einzelne glatte Muskelfasern aus der Lymphdrüsenhülle einer Maus. Vergrösserung 250. Fig. 6. Die von der Umhüllung nach dem Innern gehenden Scheidewände an der Lymphdrüse eines Rindes, in Weingeist gehärtet und mit Essigsäure behandelt. Vergrösserung 50. 556 O. Heyfelder, über den Bau der Lymphdrüsen. Fig. 7. Intraglanduläre Lymphgefässe aus der Mesenterialdrüse einer Maus. Vergrösserung 250. Fig. 8. Ausbuchtung eines intraglandulären Lymphgefässes aus der Drüse der Maus. Vergrösserung 250. Verbesserungen. S. 547. Z. 4. von unten: „Chylus und Lymphkörperchen“ lese: Chylus oder Lymphkörperchen S. 552. Z. 17. setze statt „erkennen“: deutlich erkennen Gez v. D# Heyfelder. Lith.Inst.a KL C Ac.dNyHemy &Cohen m Bonn BEITRÄGE KENNTNISS DER EQRUISETEN, VON Dr. J. MILDE, M. d.A.d. N MIT DREI STEINDRUCKTAFELN. DER AKADEMIE ÜBERGEBEN DEN 1. AUGUST 1851. z ‚zarıaııpa da 2a 2 A - 4 “ AIREHNTRITARNUHER a 2: Zu, x “ SSTa N: ER a Du A " aasi. vegan. Fund viren, aa A D: Erkenntniss der einzelnen Equiseten - Arien scheini sehr leicht zu sein. Wer glaubt nicht Equwisestum arvense, palustre etc. zu kennen’? Und doch bieten sich bei genauerem Studium dieser höchst interessanten Pflanzengruppe Schwierigkeiten genug dar; dafür sprechen schon die verschiedenen Ansichten über die meisten Arten und besonders über die Formen derselben, gar nicht zu gedenken der falschen Bestimmungen, die man so sehr häufig in den Herbarien antrifft. Die Schwierigkeiten wer- den besonders dadurch hervorgerufen, dass bei den Equwiseta heterophya- dica, wo der fruchtbare Stengel ein vom unfruchtbaren Stengel verschie- denes Aussehen hat, der Schaft sich gradezu zuweilen in den sterilen Stengel verwandeln kann, dass ferner die weitere Entwicklung der Pflanze, nicht wie bei den Farren, mit Ausbildung der Frucht geschlossen: ist, sondern dass sich der Schaft nach Ausstreuung seiner Sporen noch bedeu- tend verändern kann, und endlich, dass diese Pflanzen, welche zum Theil gar nicht an eine bestimmte Beschaffenheit des Bodens gebunden sind, in Folge dessen auch je nach ihrem Standorte ihr Aeusseres verändern können. i E Es ist daher, um zu einer richtigen Erkenntniss dieser Pflanzen zu gelangen, vor Allem nothwendig, sie in lebendem Zustande sehr oft zu verschiedenen Zeiten und an den verschiedensten Lokalitäten zu beobachten. Nieht minder wichtig aber scheint mir die Untersuchung der anatomischen Structur zu sein, die hier um so mehr als ein zuverlässiger Leitstern die- nen kann, als dieselbe bei den verschiedenen Species zum Theil sehr abweichend ist, während sie in derselben Species sehr constant ist. Die 560 J. Milde, Wichtigkeit des innern Baues scheint sich mir recht besonders bei der Untersuchung des Equisetum inundatum Lasch. herausgestellt zu haben. Seit einigen Jahren beschäftige ich mich mit grosser Vorliebe mit den Equiseten, an welchen die Umgegend von Breslau sehr reich ist. Ich habe diesen Pflanzen auf meinen zahlreichen Exkursionen eine beson- dere Aufmerksamkeit geschenkt, indem ich sie an den verschiedenartigsten Standorten und zu jeder Jahreszeit aufgesucht und beobachtet habe. Auf diese Weise habe ich manches Abweichende und vielleicht Neue, zum Theil die Kenntniss der einzelnen Arten, zum Theil die Morphologie der Equiseten überhaupt betreffend, gefunden, was ich in Folgendem den Freunden dieser Familie übergebe. Ich werde nun die einzelnen in Schlesien vorkommenden Arten der Reihe nach betrachten und das über sie Beobachtete berichten. Die gemeinste Art ist das E. arvense L.; denn es findet sich auf jedem Boden und bietet daher auch durch seine zahlreichen Varietäten reichen Stoff zum Beobachten dar. Ueberhaupt darf man in einer Gegend, welche eine grosse Mannigfaltigkeit der Bodenverhältnisse zeigt, recht bald interessante Formen dieser Art zu finden hoffen. Der fruchtbare, bei uns stets kurz vor der Mitte des April erscheinende Stengel *) ist im Ganzen sehr constant, davon abgesehen, dass er in der Grösse und Dicke ungemein variirt. Der Ring, welcher an der Basis einer jeden „Aehre sitzt, und ein Mittelding zwischen Scheide und einem Quirl von Receptacula darstellt, ist gewöhnlich einfach, nur selten, wie es bei E. Telmateja gewöhnlich der Fall ist, doppelt. Nicht selten sieht man an *) Im Jahre 1849 beobachtete ich im Anfang des September, ganz in der Nähe der Oder, normale Fruchtstengel von E. arvense L., und ebenso Anfang August 1851 bei Sandberg. Diese Schäfte waren augenscheinlich aus Knospen hervorgegangen, die sich erst im kom- menden Frühlinge entwickeln sollten. Beiträge zur Kenntniss der Equiseten. 561 demselben Quirl den Uebergang der Scheide in den Ring und des Ringes in einen Quirl von Receptacula, indem sich der erstere zum Theil wenig- stens in einzelne Blättchen auflöst, welche Sporangien tragen, deren Zel- len auch Spiralen enthalten. Viel häufiger beobachtete ich dies an E. Telmateja, und werde daher an geeigneter Stelle darauf zurückkom- men. An Orten, wo die Knospen von E. arvense L. sehr hoch von Sand bedeckt sind, entwickelt sich der Schaft nicht vollständig, sondern sämmt- liche Scheiden bleiben, dicht übereinanderliegend, unter der Erde, wäh- rend sich die Aehre über dieselbe auf einem langen, ganz scheidenlosen Internodium erhebt. Nur ein Mal fand ich in dem Equiseten-Eldorado von Breslau, vor dem Dorfe Karlowitz, einen Fruchtstengel, aus dessen oberster Scheide zwei Aehren, jede von einem 2 Zoll langen Internodium getragen, ent- sprangen (Taf. LIV. Fig. 1). Sehr oft habe ich auch beobachtet, dass die beiden Cylinder, aus denen sowohl der sterile Stengel als der Schaft besteht, und von denen der innere den zweiten Kreis von Luftlücken ent- hält, ganz fest miteinander verwachsen und verschmelzen, während man sie sonst sehr leicht durch Zerreissen von einander trennen kann. Dies habe ich nicht nur an den beiden Stengelformen des normalen E. arvense, sondern auch an dem von E. palustre beobachtet, jedoch ohne sonst irgendwelche Abweichung im anatomischen Baue wahrneh- men zu können. Der sterile Stengel, von welchem schon mehrere Varie- täten, wie nemorosum Al. Braun, decumbens Meyer beschrieben wor- den sind, variirt auch, ausserdem dass er bald ganz aufrecht, bald ganz niederliegend, bald aufsteigend, bald reich-, bald wenig-beästet erscheint, — darin, dass die Riefen an Exemplaren von trocknen, unfruchtbaren Stand- orten sehr convex werden, während der Stengel selbst oft ganz dünn, ohne alle Aeste und rothbraun gefärbt erscheint. Alle diese Varietäten habe ich auch mit normalen Fruchistengeln aus demselben Rhizome gefunden, sogar die Form nemorosum Al. Br., wie man sich leicht in dem botanischen Garten zu Breslau davon überzeugen kann. Wenn an dieser Vol, XXIII. P. II. 71 562 J. Milde, letztern Form der rothbraune Fruchtstengel völlig entwickelt ist, hat der sterile Stengel desselben Rhizoms schon eine Höhe von mehr als 1 Fuss erreicht. Obgleich die Aeste des E. arvense gewöhnlich einfach sind, so fin- det man doch Exemplare mit verästelten Aesten bei uns keinesweges so selten, wie es gewöhnlich angegeben wird, und zwar sowohl an nieder- liegenden als an ganz aufrechten Formen. Im Juli beobachtet man sehr häufig eine Art Brand, die auch Vaucher schon erwähnt, und welche der Pflanze ein sehr schönes Aussehen verleiht. Er ergreift nämlich zuerst die Scheiden der Aeste, welche er schön rothbraun färbt, und geht von hier aus auf den ganzen Stengel über. Nur ein Mal fand ich mehrere Stengel, deren Ast-Scheiden durch Brand ganz schwarz gefärbt waren. Aehnlich der Monstrosität des fruchtbaren Stengels fand ich auch zwei Exemplare des sterilen Stengels, an welchen aus einer Scheide zwei kleine Stengelchen, jedes mehrere Scheidchen tragend, entspringen (Fig. 2). Interessanter jedoch sind die Formen, welche dadurch hervorgerufen wer- den, dass entweder der Fruchtstengel Aeste oder der normal sterile Sten- gel eine Aehre annimmt. Es entstehen auf diese Weise zwei Reihen, welche wiederum vielfach variiren. Zu der ersten Reihe, an welcher also die Aeste secundär sind, gehört das E. arvense irriguum mihi und das E. arv. intermedium mihi. Zu der zweiten Reihe, bei welcher die Aehre secundär ist, gehört das E. arv. campestre Schultz (serotinum Meyer) und E. inundatum Lasch. Equisetum arvense irriguum. Die Hauptformen der ersten Reihe habe ich noch nirgends beschrie- ben gefunden, obgleich sie im April und Mai um Breslau an den geeigne- ten Lokalitäten, wenigstens die eine, gar nicht selten sind. In Bischoff’s kryptogamischen Gewächsen allein habe ich in einer Anmerkung eine Notiz über diese Form gefunden. ‚Das völlige Absterben,‘‘ so lautet sie, Beiträge zur Kenntniss der Equiseten. 563 „erleidet jedoch Ausnahmen. Es gibt nämlich Beispiele, dass an solchen „Standorten, die im ersten Frühlinge unter Wasser stehen, in Folge eines „dadurch bewirkten üppigeren Wachsthums, der bräunliche Fruchtschaft „aus seinen untersten Gelenken grüne Aeste treibt und so allmählig Sten- „gelnatur annimmt; eine Erscheinung, welche jedoch nie auf trocknen „Standorten beobachtet wird.“ Ich nenne diese Form E. arv. irriguum. Am häufigsten findet sie sich an den überschwemmt gewesenen Ufern der Oder, an Dämmen bei Grüneiche, Masselwitz, Oswitz, auf Wiesen bei Tzschirne und Treschen, ja sogar auf trocknen Aeckern bei Grüneiche und auf ganz sterilem Sandboden bei Karlowitz in grosser Menge in Gesellschaft des E. arv. campestre und inundatum, an allen Standorten aber stets mit dem normalen Fruchtstengel. Die Art und Weise ihrer Entwicklung aus dem letzteren, die ich oft beobachtet habe, ist folgende: Wenn die Sporangien ihre Sporen längst verstreut haben, und die obere Hälfte des Schaftes schon verwelkt und völlig todt ist, legt sich der untere Theil desselben gewöhnlich etwas nieder; nur an trocknen Standorten bleibt er aufrecht, färbt sich blassgrün, bekommt Furchen und Spaltöffnun- gen, die ihm vorher fehlten, und nun brechen auch sogleich an den unter- sten 3-7 Scheiden Aeste hervor, die oft die Länge von 3-4 Zoll erreichen. Die erwähnte grüne Färbung wird nicht durch um die Bastzellen halb- mondförmig angeordnete Zellgewebspartieen hervorgebracht, wie es bei dem sterilen Stengel der Fall ist, sondern sie erstreckt sich ganz unre- gelmässig von den Bastzellen an bis an den inneren Kreis von Luftlücken, so dass also auch die Zellen, von welchen beide Kreise von Luftlücken umgeben sind, von körnigem Chlorophyll zum Theil erfüllt erscheinen. Die Spaltöffnungen jedoch sind, wie am sterilen Stengel, also immer in zwei Reihen angeordnet. Gegen Ende des Juni 1850 fand ich im „Kessel“ des Mährischen Gesenkes, in einer Höhe von wenigstens 4000 Fuss, in Gesellschaft des E. silvaticum, das E. arvense noch fructi- fieirend, und an einer nassen Stelle einige Exemplare, welche sich in die Form örriguum verwandeln zu wollen schienen; wenigstens war ihr oberer * 564 J. Milde, Theil schon verwelkt, während der untere niederliegend, aber frisch grün gefärbt, gefurcht war und Spaltöffnungen hatte. Seltener brechen unter den Scheiden der Aeste dieser Form wiederum Aeste hervor, wie ich es an einigen Exemplaren von Karlowitz, Grüneiche, Auras und Lissa fand. Noch seltener beobachtete ich 1850 und 1851 auf Aeckern bei dem Marktflecken Lissa, an einem sandigen Damme bei Grüneiche und auf der grossen Sandfläche bei Auras eine noch auffallendere Varietät dieser Form. Einige Aeste trugen nämlich Aehrchen, durch welche sich der Ast bis zu einer Länge von 2-2), Zoll fortsetzte, während das Aehrchen selbst ungefähr 2 Linien von dem Ursprunge des Astes sass; das letztere war über 1 Linie lang und bestand aus drei grüngefärbten Wirteln von Receptakeln, deren Sporangien auch Sporen enthielten. An einem Exem- plare trugen 7 von 17 Aesten der zwei obersten Wirtel proliferirende Aehrehen. Der oberste Quirl an jedem Aehrchen jedoch bestand aus Organen, die ein Mittel zwischen Receptakeln und Scheidenblättchen dar- stellten. Die Scheide hatte sich nämlich hier in einen Wirtel von gestiel- ten, spiessförmigen Blättchen aufgelöst, die zum Theil an den Ecken Spo- rangien trugen, welche auch mit Sporen erfüllt waren und deren Zellen Spiralfasern enthielten. Equisetum arvense inlermedium. Der Form irriguum steht zunächst das E. arv. intermedium mihi, welches ich bis jetzt sehr selten gefunden habe. Es entsteht aus dem normalen Fruchtstengel auf folgende Weise: Der Schaft nimmi nach Ver- streuung der Sporen eine ganz weisse Farbe an, wie sie E. Telmateja zeigt. und macht eine halbe Drehung um sich; sein oberer Theil aber bleibt auch jetzt noch, nachdem die Aehre ihre Sporen verstreut hat, auf- recht. Nun erst zeigen sich am Schafte lichtgrüne Streifen, von unten beginnend bis an seine Spitze verlaufend. Die untersten und die ober- sten Scheiden bleiben ohne Aeste, während dieselben unter der dritten Beiträge zur Kenntniss der Equiseten. 365 Scheide von oben zuerst hervorbrechen und meist wieder verästelt sind; dadurch, dass die Aeste sich nur unter den Scheiden in der Mitte des Stengels zeigen, unterscheidet sich diese Form wesentlich von irriguum und campestre. Sie findet sich nur auf festem, lehmigen Boden; ihr ste- riler Stengel ist immer gelb oder weiss, dauert nur kurze Zeit und bildet kleine, aber sehr dichte Büsche mit einer zahllosen Menge von Stengeln. Auch bei dieser Form sind die grünen Zellenmassen nicht zu einem Halb- monde angeordnet, sondern, wie bei der Form irriguum, ist das Chloro- phyll ohne Ordnung im Zellgewebe des ganzen Stengels vertheilt. Bei’m Trocknen verliert sich auch hier, wie bei irriguum, die grüne Farbe fast ganz. Ein Exemplar, welches zu dieser Form gehört, hatte gegen das Ende des April seine Sporen verstreut und begann sich am untern Theile des Stengels zuerst grün zu färben. Am 2. Mai zeigten sich unter den Scheiden, in der Mitte des Stengels, die ersten Spuren von Frondescenz. Erst gegen Ende des Juni hatten die Aeste unter 4 Scheiden eine Länge von fast 3 Zoll erreicht. Ein einziges Mal fand ich zwischen Weidenge- sträuch bei Grüneiche am 26. April 1851 unter vielen sterilen Exempla- ren der Form nemorosum Al. Braun einen fruchtbaren Stengel, welcher sich offenbar aus einem normalen Schafte umgebildet hatte. Der Stengel war einen Fuss hoch, blassgrün gefärbt, trug eine Aehre, die ihre Sporen schon verstreut hatte, und hatte nur unter drei Scheiden in der Mitte des Stengels mehrere, zum Theil 17, Zoll lange Aeste entwickelt. Bei diesen Formen des fruchtbaren Stengels von E. arvense ver- wandelt sich also keinesweges der Schaft so in einen ästigen Stengel, dass er auch an Länge wüchse und sich völlig in Grösse und äussrer Form in den sterilen Stengel umwandle, wie dies Roth in seinem Tenta- men Florae Germanicae und Bischoff in seinen kryptogamischen Ge- wächsen Deutschlands von E. Telmateja behaupten, sondern das, was hinzukommt, sind allein die grünliche Färbung, die Spaltöffnungen, die Furchen und die Aeste. Nie ist, selbst bei einem flüchtigen Betrachten, zu verkennen, dass man einen umgewandelten Schaft von E. arvense 566 J. Milde, vor sich habe, auch kann von einer Verwechslung mit andern Arten gar nicht die Rede sein. Anders verhält es sich mit der folgenden Form. Equisetum arvense, campestre Schultz. Diese Form, welche von C. F. Schultz aus Neubrandenburg im Jahre 1819 in seiner Schrift: Prodromi Florae Stargardiensis supplemen- tum primum *), als eigne Art, unter E. campestre beschrieben wurde, ist von vielen Botanikern als überhaupt nicht existirend geläugnet, oder als noch nicht beobachtet erwähnt worden. So sagt Vaucher in seiner Monographie des Preles: Je n’ai jamais vu dans cette espece les tiges steriles porter des fleurs. So sagt Röper in seiner Schrift: Zur Flora Mecklenburgs, S.145: ‚‚Ein E. arvense mit einem ‚‚caulis fertilis fron- descens“‘ habe ich nie gesehen, und kann meinem Freunde v. Schlech- tendal nur beistimmen, wenn er vermuthet, dass eine Verwechslung mit E. pratense zu dieser Annahme Anlass gegeben habe.“ D.F.L. v. Schlechtendal spricht sich in einem Aufsatze: „„Ueber ein deutsches Equisetum“ in der Regensburger Flora 1836. Bd. I, mit Bezug auf die Form campestre, also aus: ‚In der Flora von Dresden ist das E. pratense Ehrh. nur eine am Fruchtstengel Aeste treibende Form von E. arvense, nach der Ansicht von Weber und Mohr. Gern möchte ich solche Exem- plare sehen, bis jetzt ist mir noch nie etwas der Art zu Gesicht gekom- men; auch Spenner sagt, dass er eine solche Abänderung von E. arvense vergebens in seiner Gegend gesucht habe. Die einzige Abweichung, welche ich bei E. arvense beobachtete, war ein gleichzeitiges Hervor- kommen der fruchtbaren und unfruchtbaren Stengel, indem sich die erste- ren verspätet hatten. Es dürfte daher wohl durch Ansicht von Original- Exemplaren erst entschieden werden, was jene Schriftsteller vor Augen hatten und gemeint haben; ich für meinen Theil glaube, dass es eine *) Vergl. Wallroth’s Compendium Florae Germanicae. Sectio II. 8.8. Beiträge zur Kenntniss der Equiseten. 567 solche Abänderung nicht giebt, und dass andere Formen dafür angesehen worden sind.“ Nach Newman’s Geschichte der britischen Farne von 1844 ist diese Form auch in England noch nicht bekannt. Nach New- man ist E. arvense die einzige britische Art, bei welcher die fruchtbaren und unfruchtbaren Stengel vollkommen und beständig getrennt und von verschiedener Structur sind, „indem die ersteren meistens vollständig ver- schwinden, ehe die letzteren ihre volle Entwicklung erreicht haben.‘ In Al. Braun’s Monographie der nordamerikanischen Arten der Gattung Equisetum (The americ. journ. of sciene. and arts, by Sylliman ete. Vol. XLVI. Art. XI. Jan. 1844) ist das serotinum Meyer (campestre Schultz) als ‚very rare, in Germany‘‘ aufgeführt. Auch in Frankreich scheint sie in neuerer Zeit noch nicht aufgefunden worden zu sein. Endlich wurde diese letztere Form von Herrn Apotheker Lasch in Driesen in der Neumark wieder aufgefunden, in der Nr.2 des botan. Cen- tralblattes für Deutschland von Rabenhorst von ihm als an sandigen Stellen an der Netze nicht selten vorkommend beschrieben und mehreren Botanikern mitgetheilt. Die mir freundlichst mitgetheilten Exemplare stimmen ganz mit denen überein, welche, von Schultz selbst gesammelt, in Nees’s Herbarium sich befinden. In neuester Zeit theilte es mir Al. Braun in Exemplaren, welche ganz denen von Schultz gleichen, von Charlottenburg bei Berlin mit, wo er es im Juni 1851 entdeckte, und J. W. Sturm von Nürnberg, wo es von ihm 1848 aufgefunden worden ist. Nach brieflichen Mittheilungen wurde es ein Mal von Schlechten- dal bei Halle, und, wie mir Sturm mittheilte, von Rudolphi bei Ratze- burg häufig gesammelt. Was ich von Danzig als campestre erhielt, war nur E. palustre L. Ausserdem wurde es von Meyer in Hannover, von Rabenhorst bei Dresden und von Burkhardt bei Niesky gefunden. Ich selbst habe es um Breslau an sehr vielen Stellen aufgefunden, aber nur an zwei Orten bis jetzt in grösserer Menge. Auf fruchtbarem Acker- boden bei Treschen fand ich es 1850 schon am 28. April in wenigen Exemplaren in Gesellschaft des fructificirenden E. pratense Ehrh., welches 568 J. Milde, hier sehr häufig ist. Im Jahre 1851 suchte ich es daselbst vergeblich. Ebenso fand ich es nur in wenigen Exemplaren auf Aeckern bei Grün- eiche. Zahlreicher fand ich es vom 7. Mai an in der Nähe der Oder zwi- schen Masselwitz und Sandberg, wo nur das E. arvense grosse Sandllä- chen überzieht, ebenso an der Oder bei Auras; ausserdem in grosser Menge auf Sand bei Pöpelwitz, bei Grüneiche und bei Karlowitz, in Ge- sellschaft der Form irriguum und des enundatum, zum Theil mit proliferi- render Aehre. Die Exemplare von dem letzten Standorte sind durch eine sehr kleine Aehre ausgezeichnet. Merkwürdiger Weise fand ich noch am 13.0ct. 1850 bei Lissa einige Exemplare des E. arv. campestre; es hatte zu jener Zeit sehr oft und lange geregnet, und es waren durch den Regen zahlreiche Fruchtähren, die sich erst im künftigen Frühjahre entwickeln sollten, an den Rändern der Furchen des Ackers entblösst worden. Einige derselben hatten sich aber schon dieses Jahr vollständig entwickelt; ihre Stengel waren wenig über % Fuss hoch, waren, wie der sterile Stengel, grün gefärbt und lang und reich beästet, die Aeste waren oft wieder ver- ästell. Das E. arvense, campestre stellt einen normal sterilen Stengel dar, an welchem die Aehre also als secundär erscheint. Es findet sich völlig ausgebildet, wenn der Fruchtstengel längst verwelkt ist. Dasselbe Rhizom trägt nicht-selten verdorrte, normale Fruchtstengel und zugleich das völlig entwickelte E. campestre. Die Art seiner Entstehung ist nicht immer dieselbe, sie kann eine zweifache sein; denn ich habe mich auf das Bestimmteste davon überzeugt, dass es schon grün gefärbt, wie der sterile Stengel, und in seinem innern Baue mit demselben ganz übereinstimmend aus dem Rhizome hervorbrechen kann, wie es auch Lasch an den Driesner Exemplaren beobachtet hat; hierher gehören auch die Breslauer Exemplare von Karlowitz, Pöpelwitz und zum Theil die von Auras und Sandberg, an welchem letzteren Orte es von mir vom Knospenzustande an bis zur völlig entwickelten Pflanze verfolgt worden ist. An demselben Orte beobachtete ich aber auch die zweite Entwicklungsweise des E. ar- vense, campestre. Es kann nämlich auch, gleich den Formen irriguum Beiträge zur Kenntniss der Equiseten. 569 und intermedium, aus dem astlosen Fruchtschafte, aber in andrer Weise hervorgehen. Diese Schäfte aber bieten ausserdem schon in ihrem Aeus- seren einiges von dem gewöhnlichen braunrothen Schafte Abweichende dar. Sie haben nämlich eine rosenrothe Farbe, die Scheiden eine schöne hellgrüne, die Furchen der letzteren aber sind blassroth. Die Aehre ist jetzt noch fest geschlossen und bleibt es auch so lange, bis sich endlich der ganze Schaft, von unten beginnend, grün gefärbt hat *); nun erst brechen die Aeste hervor, und zwar unter den untersten Scheiden zuerst, erreichen oft eine Länge von 4-5 Zoll und sind oft wieder verästelt. Der obere Theil des Stengels ist meist unbeäste. Die anatomische Structur stimmt ganz mit der des sterilen Stengels überein, und die grü- nen Zellpartieen sind daher in Form eines Halbmondes um die Bastzellen herum angeordnet. Hierher gehört auch das von J. W. Sturm bei Nürn- berg aufgefundene E. arv. campestre, welches derselbe in Nr. 25 der Flora 1848 beschreibt. Die betreffende Stelle lautet: ‚In Verfolgung „des Studiums der Gefässkryptogamen war ich bei meinen botanischen „Excursionen immer auf ihr Vorkommen aufmerksam, und so glückte „es mir auch, am 31. Mai dieses Jahres auf einer abgetriebenen Stelle „des Waldsaumes bei Ziegelstein (‘/, Stunden von Nürnberg), wo E. ar- „vense häufig steht, mehrere Exemplare zu finden, welche die vollständig „entwickelten Aeste und an der Spitze des Stengels eine fruchttragende „Aehre zeigten. Meine Freude war um so grösser, als mir dieser Stand- „ort eine Reihe von Exemplaren lieferte, welche eine interessante Stufen- „folge des Ueberganges vom fruchttragenden nackten, bis zu dem frucht- „tragenden vollständigen quirlästigen Stengel darbieten. So besitze ich „Exemplare 1) mit vollständig astlosem fertilen Stengel, 2) mit fertilem „und sterilen Stengel aus einem Stocke, 3) mit fertilem Stengel, der nur *) Die Sporen und Sporangien zeigen zum Unterschiede von denen des Zquisetum inundatum nie etwas von dem normalen Zustande Abweichendes; nur sehr selten fand ich Sporangien, deren Sporen ganz ohne allen Inhalt farblos waren, sonst aber nichts Abnormes zeigten. Vol, XXI. P.LI. 72 570 J. Milde, „einen einzigen Quirl von Aesten trägt, bis zu dem vollständigästigen „Stengel, wo nur die obersten drei Gelenke nackt sind. — Die einfachen „Aeste sind 4-kantig, nur sehr wenige $-kantig, die Scheiden und „„Fruchtähren bleicher als bei den frühzeitigen fruchttragenden Stengeln.“ In der Nachschrift theilt derselbe Autor mit, dass er auch das Eg. arvense nemorosum Al. Braun mit einer vollständig ausgebildeten Fruchtähre gefunden habe. Wir sehen also, dass sich der Fruchtstengel in der That, sowohl was sein Aeusseres als seinen anatomischen Bau anbetrifft, ganz in einen ste- rilen Stengel umwandeln 'kann, wie es Roth und Bischoff auch von E. Telmateja behaupten. So ähnlich getrocknete Exemplare von E. arv. campestre zuweilen dem E. inundatum sehen, so ist letzteres doch stets bei genauerer Untersuchung mit Leichtigkeit von campestre zu unterscheiden und zwar durch Merkmale, die bei beiden ganz constant sind, wie z.B. durch die einfache Stengelsubstanz, welche bei eampestre immer in zwei von einander trennbare Cylinder geschieden ist, durch die in mehreren Reihen nebeneinander angeordneten Spaltöffnungen, die bei campestre stets in je zwei Reihen stehen, durch die abnorm gebildeten Sporen, welche bei campestre nur regelmässig sind u.s.w. Hat man beide Formen ‚(campestre und inundatum) häufig lebend beobachtet, was nach meinem Urtheile zu ihrer richtigen Erkenntniss unumgänglich nothwendig ist, so überzeugt man sich zuletzt, dass das E. campestre nicht eine vom Bastard (E. inundatum) zu einer Mutter- pfllanze (dem E. arvense) rückschreitende Form sei. E. arv. campestre steht bestimmt nicht in einer so nalien Beziehung zu E. inundatum; denn es hat mit ihm keins der wesentlichen Merkmale gemein. Das E. arv. campestre erscheint in 3 Varietäten, die:sich sehr leicht von einander unterscheiden lassen. a) E. arv. camp. genwinum. Die ganze Pflanze ist grün, der Stengel aufrecht oder aufsteigend, meist reich beästet, die Riefen wenig convex. Beiträge zur Kenntniss der Equiseten. 571 b) E. arv. camp. varium. Stengel sehr dünn, steif aufrecht, sehr kurzbeästet, oder Aeste ganz fehlend, Riefen sehr convex, die Internodien halb roth, halb dunkelgrün gefärbt, nach der Mitte des Internodiums zu beide Farben allmählig ineinander verfliessend. Dasselbe Rhizom trägt zuweilen auch den normalen Fruchtstengel. Bei Sandberg. Ende Mai 1851. Selten! c) E. arv. camp. sphacelatum. Stengel aufrecht, reichbeästet, alle Theile dunkelgrün, Riefen sehr convex, die Spitzen der Zähne aller Schei- den ganz weiss, wie verbrannt, leicht abfällig. Bei Sandberg. Ende Mai 1851. Selten! Von E. arv. campestre habe ich mehrere höchst interessante Mon- strositäten gefunden; einige sind mir auch von Lasch freundlich mitge- theilt worden. Sehr häufig ist eine, welche dadurch ausgezeichnet ist, dass die Aehre mit einem kleinen Schopfe von linealischen Blättchen gekrönt ist (Fig. 3 u. 4). Sie findet sich bei dem camp. genuinum und varium ; bei letzterem sind diese Blättchen schön roth gefärbt, wodurch die Pflanze ein angenehmes Aeussere erhält. Dieser Schopf wird, wie man bei genaue- rer Untersuchung findet, dadurch hervorgebracht, dass sich die dicht über- einanderstehenden obersten Quirle von Receptakeln in Scheidenblättchen verwandeln, die auch zum Theil oft noch Sporangien tragen. Diese Mon- strosität ist von Herrn Lasch bei Driesen und von mir besonders bei Sandberg häufig gefunden worden. Nur ein Mal fand ich ein Exemplar bei Karlowitz, an welchem sämmtliche Wirtel von Receptakeln.den Uebergang in Scheidenblättchen zeigten, indem der Boden des Receptaculum, welcher die Sporangien trägt, in eine Spitze ausgezogen war. Ein wenig unterhalb der Spitze der Aehre bemerkt man sogar einen Ast, welcher eben hervorbre- chen will. Aber noch wunderlicher ist eine ähnliche Monstrosität, die ich gleichfalls nur ein Mal bei Karlowitz gefunden habe. Aus einer sonst sr 572 J. Milde, ganz regelmässig gebildeten Aehre nämlich, welche an ihrem Grunde einen sehr grossen, grünen, gekerbten Ring trägt, entspringen etwas über ihrer Mitte zwei gegenüberstehende, je /% Zoll lange Aeste, ohne dass dabei die benachbarten Receptacula irgend welche Veränderung erlitten hätten (Fig. 5). Sehr oft entwickelt sich die Monstrosität, deren Aehre einen Schopf trägt, zu einer solchen, bei der sich der Stengel durch die Aehre mehr oder weniger lang fortsetzt (Fig. 6 u. 7). Dieser Stengel- theil ist dann in der Gegend, wo er in die Achre eintritt, stets mit meh- reren dicht übereinanderstehenden Wirteln von Organen besetzt, welche den vollständigen Uebergang der Scheidenblättchen in die Receptacula uns _ vor Augen führen, und trägt unter allen seinen Scheiden entweder gar keine Aeste, oder höchstens unter einigen derselben, die wenig über 1 Zoll lang werden. Diese Monstrosität hat zuerst Herr Lasch gefun- den; ich fand sie nicht selten im Mai 1851 bei Sandberg, sowohl an camp. genuinum als an camp. varium; bei letzterem hat der Schopf an der Gränze zwischen der Spitze der Aehre und dem Grunde des durch sie sedrungenen Hauptstengels stets eine schöne rothe Farbe und der durch- gedrungene Stengeltheil ist immer astlos. Nur ein Mal fand ich bei Sandberg eine ähnliche Monstrosität, die ich desto häufiger an E. limosum zu beobachten Gelegenheit hatte. Durch die Terminal-Aehre hindurch setzt sich nämlich der Stengel noch bis zu einer Länge von 17, Zoll fort und trägt an seiner Spitze eine zweite, ganz regelmässig gebildete Aehre. Der Stengeltheil zwischen beiden Aehren ist mit 9 Scheiden besetzt, von denen die 4 untersten 1 Zoll lange Aeste tragen. Die untere Aehre ist mit einer dieser Scheiden gekrönt. Diese, k sowie die noch folgende Monstrosität wurde an Exemplaren der Form camp. genuinum beobachtet. Die letzte fand ich in zwei Exemplaren an dem sandigen Oderufer bei Pöpelwitz. Sie stellen ein campestre mit proliferirenden Aehrchen der Aeste dar. Das ausgezeichnetste Exemplar ist über 1 Fuss hoch, trägt an seiner Spitze eine kleine, regelmässig gebildete Aehre, unter ru Beiträge zur Kenntniss der Equiseten. 573 welcher mehrere, sich fast ganz deckende Scheiden ohne Aeste sitzen. Nun folgen drei Scheiden, unter welchen Aeste von 3 Linien bis über 2 Zoll Länge sitzen, welche sämmtlich kleine, grüne Aechrchen tragen, durch die sich, mit Ausnahme von wenigen, der Ast noch bis zu einer Länge von /% Zoll fortsetzt. Auch hier wird die Gränze zwischen Aehr- chen und Scheide stets von Organen gebildet, welche den Uebergang zwischen Scheidenblättchen und Receptaculum vermitteln. Der ganze übrige Theil des Stengels ist mit meist 3 Zoll langen Aesten bekleidet. Das zweite Exemplar ist nur / Fuss hoch; die vier zunächst unter der Aehre sitzenden Scheiden sind ohne Aeste; die zwei folgenden tragen jede vier fast sitzende, nicht proliferirende Aehrchen; die vier folgenden Schei- den tragen unter sich eine Menge sehr kurzer ÄAeste, die zum Theil pro- liferirende Aehrchen besitzen. Der übrige Theil des Stengels ist gleich- falls nur mit kurzen Aesten besetzt. Equisetum inundalum Lasch. Diese höchst interessante Species wurde zuerst von Herrn Apotheker Lasch entdeckt und auch mir mehrere Male auf die zuvorkommendste Weise sowohl in lebenden als in getrockneten Exemplaren mitgetheilt. Nach brieflicher Mittheilung des Hrn. Dr. Sonder findet sie sich auch am Elbufer bei Hamburg mit Tussilago, Carex arenaria, C. hirta u. s. w. Ich selbst sah weder lebende, noch getrocknete Exemplare von dort. Im Jahre 1850 und 1851 fand ich sie an vielen Orten um Breslau. Herr Lasch beschreibt sie in Nr. 2 des botan. Centralblattes von Rabenhorst auf folgende Weise: „‚Der Schaft ist hohl, einfach-ästig, mit „1-16 Furchen, durch leichte Querrunzeln etwas scharf, zwischen den „Furchen auf den ebenso breiten Rändern der Länge nach mit einer ver- „tieften Linie versehen, wodurch der Schaft schwach, doppelt so oft „gefurcht erscheint, die Aeste 4-6-eckig, schärfer; Scheiden länglich, „besonders die 3-4 obersten unter der Aehre immer astlos, etwas glok- 574 J. Milde, „„kenförmig, bis 7; oder fast zur Hälfte 7-16-zähnig; die Zähne lanzett- „pfriemenförmig, schmalhäutig gerandet, schwarz. Aehre eiförmig-läng- „lich, stumpf. Es wächst gesellig an den oft überschwemmten, sandigen „„Ufern der Netze, und ist im Juni ausgebildet. Exemplare von 8-12 Zoll „sind die gewöhnlichsten, doch giebt es auch halb so grosse, dünne, „darunter ganz astlose, selten aber 2-3 Fuss hohe; die höchsten sind „steril und luxuriiren bei günstigem Wetter auch mit wiederholten Aesten, „welche letztere Form äusserst selten auch nach dem Vertrocknen der „Aehre erscheint. Die Schäfte sind entweder grade in die Höhe gehend „oder aufwärts steigend, und so deutlich auch die schon von den Zähne- „rücken abgehenden Nebenfurchen bei den meisten sind, so gleichen sie „sich besonders an grössern, sterilen Exemplaren dergestalt aus, dass nur „ein geübtes Auge den untern Theil desselben von dem ähnlichen des „E. arvense zu unterscheiden vermag, wenn man nicht denselben durch- „schneidet, wo dann die innere Leere für die erste Art entscheidet. „„Hauptunterschiede von arvense caule fertili frondescente: „1) E. inundatum ist grösser und stärker. „„2) Sein Schaft besteht nur aus einer Röhre, bei arvense aus zwei. 3) Die Ränder zwischen den Furchen des Schaftes sind der Länge „nach in der Mitte wieder schwach vertieft; bei arvense sind sie mehr „gewölbt, ziemlich spitz und schärfer, nie vertief. Die von den Zähne- „rücken ausgehende Linie verliert sich schon vor dem Ende der Scheide. „Mit öimosum, dem es zuweilen ähnelt, ist es nicht zu verwechseln.‘* Da ich dieser Pflanze während der Sommer 1850 und 1851 eine ganz besondere Aufmerksamkeit geschenkt und bei der Untersuchung der- selben Manches gefunden habe, was vielleicht zu der richtigen Erkennt- niss derselben beitragen kann, so will ich meine Beobachtungen über sie in Folgendem ausführlich miitheilen. Die fertile Pflanze steigt, gleich den Eguiseta homophyadica Al. Br., von Anfang an grün gefärbt aus dem Rhizom empor, und entwickelt sich Beiträge zur Kenntniss der Equiseten. 575 nie, wie E. arv. erriguum, intermedium und zum Theil campestre, erst aus einem braunrothen Fruchtschafte. Der Stengel selbst variirt von einer Länge von wenigen Zollen bis zu einer Höhe von nahe an 4 Fuss. Die Dicke ist oft geringer, als die von E. variegatum Schleicher, und nicht selten die der stärksten Exemplare von E. limosum L.; der Stengel ist bald ganz niederliegend, bald aufsteigend, bald, wie z.B. stets im Sumpfe, aufrecht. Seine Farbe ist im Ganzen grün; an einer Form, die sich, wie eine ihr entsprechende von E. arvense, nur auf Sandboden vorfindet, ganz rothbraun. Die sterilen Stengel sind meist reich beästet, die fertilen oft ohne alle Aeste, oder spärlich mit zerstreuten Aesten besetzt, oder reich- lich am ganzen Stengel, mit Ausnahme der 3-6 zunächst unter der Aehre sitzenden Scheiden, beästet. Die Aeste sind einfach. Die Centralhöhle des Stengels ist stets weit bedeutender als bei arvense, und doch nie so gross als die von limosum. Durch Zerreissen kann man sich leicht davon überzeugen, dass der Stengel von E. arvense und der meisten andern aus zwei Cylindern bestehe, welche nur ausnahmsweise mit einander verschmelzen. Bei E. inundatum aber unterscheidet man nie zwei Öylinder; sie sind stets völlig in einen einzigen, wie bei E. limo- sum und hiemale, verwachsen. Die Zahl der Riefen varirt von 7-16; jede Riefe ist durch eine seichte Carinalfurche wiederum getheilt, so dass der Stengel oft 32 Riefen zu haben scheint. Dasselbe habe ich aber auch an E. arvense nemorosum Al.Br. beobachtet, und zwar in folgender Weise. Die Riefen der grösseren oberen Hälfte des Stengels waren wie immer normal, d. h. ohne Carinalfurche. Tiefer am Stengel gewahrte man in der Mitte einer jeden Riefe einen lichten Streif, welcher die Riefe in zwei gleiche Hälften theilte; noch tiefer am Stengel wurde dieser Streif schon zu einer seichten Carinalfurche, und endlich an den unteren Internodien war die ursprünglich einfache Riefe durch eine tief gehende Carinalfurche in zwei getheilt. Umgekehrt findet man wieder Siengel von E. inun- datum, deren Riefen nicht getheilt, also wie die normalen Riefen von E. arvense bes@haffen sind. Man beobachtet dieses besonders an den 576 J. Milde, dünnen astlosen Formen von E. inundatum. Die Riefen sind weniger convex als bei arvense und mit Querrunzeln versehen, welche besonders an getrockneten Exemplaren deutlich hervortreten. Die Aeste sind über- wiegend 4-kantig, seltner 6-kantig. Die Scheiden sind länglich, die zunächst unter der Aehre sitzenden glockenförmig, 7-16-zähnig; die Zähne der Stengelscheiden lanzeti-pfriemenförmig, schwarz, mit einem oft sehr schmalen oder verschwindenden Hautrande, sonst wie bei E. arvense L. Die Spitzen der Zähne der Astscheiden constant haarfein und pechschwarz, wie es bei arvense nur sehr selten vor- kommt. Die Aechre ist eiförmig-länglich, stumpf, gelb, am Grunde und an der Spitze, wie der sich oft % Zoll über die letzie Scheide erhe- bende hinfällige, saftige Stiel, röthlich. Die Farbe variirt jedoch; denn bisweilen erscheint die Aehre fast ganz schwarz oder bronzefarben. Die Sporangien haben stets eine auffallend weisse Farbe, und ihre Zellen ent- behren stets der ihnen sonst eigenthümlichen Spiralfasern. Die Sporen sind constant abortirt *); sie entbehren der beiden elastischen Bänder, haben gewöhnlich nur /, der normalen Grösse, sind farblos, ohne allen Inhalt, aber deutlich aus zwei Häuten zusammengesetzt. Nur selten sieht man unter vielen Tausenden solcher Sporen eine regelmässig gebildete, grün gefärbte. Diese Eigenthümlichkeit wurde von mir an allen Exem- plaren beobachtet, die mir Herr Lasch, als seit mehreren Jahren gesam- melt, mitgetheilt hat, ferner an allen lebenden Exemplaren aus Driesen vom Jahre 1850 und aus den Jahren 1850 und 1851 an den Exemplaren von Karlowitz bei Breslau, wo diese Pflanze in zahlloser Menge und an mehreren von einander getrennten Lokalitäten vorkommt, ferner an dem einzigen fruchtbaren Exemplare, welches ich 3 Meilen von Breslau, bei Auras a. d. Oder gefunden habe, sowie an einem bei Sandberg (17, Meile von Breslau) von mir gesammelten. Diese Eigenthümlichkeiten sind daher als ganz wesentliche Merkmale anzusehen, die sich zu jeder Zeit *) Vergl. den Artikel über Z. hiemale. ° Beiträge zur Kenntniss der Equiseten. 517 und an den verschiedensten Orten ganz gleich bleiben. Bemerkenswerth ist auch noch, dass das Rhizom, wie bei E. arvense, Knollen trägt. de Ich fand diese Pflanze zuerst im Juli 1850 bei dem /, Meile von Breslau entfernten Dorfe Karlowitz auf einer Sandfläche, die es fast ganz ausschliesslich überzieht; in der Nähe fand es sich auf schwarzem Boden an Dämmen, sowie auf mehreren sehr grossen Aeckern. Hier fructificirte es überall sehr häufig; nur da, wo es ganz im Getreide stand, war es steril. Sonst befand sich in seiner Gesellschaft Carex hirta, Heleocharis _ palustris, Dianthus deltoides, Calamagrostis Epigeios, Potentilla reptans, Equisetum arvense, E. limosum etc. In der Nähe des Windmühlenberges bei Karlowitz kommt es gleichfalls vor, aber bis jetzt nur steril; dagegen habe ich es fructificirend an mehreren benachbarten Orten gefunden. Vor dem Dorfe Petersdorf bei Schweinern kommt es dicht am Fahrwege nur steril, nicht sehr zahlreich, vor. Das Ufer des Brandschützer ,,‚See’s‘“ bei Auras ist an vielen Stellen von ihm in Begleitung von E. palustre besetzt; in der Nähe überzieht es eine sehr grosse, dürre Sandfläche in zahlloser Menge, aber nur steril, und sieht hier dem E. arvense auffallend ähnlich; j x ein Exemplar fand ich an dem Damme dicht an der Oder bei Auras c tifieirend, welches zu einer Varietät gehörte, die dem limosum auflal- lend in ihrem Aeussern ähnelt, aber sich doch leicht vom Kenner von Br unterscheiden lässt; ebenso ein einziges, 27, Fuss hohes, ähn- 1 l ches Exemplar fructifieirend bei Sandberg a.d. Oder, in Gesellschaft vie- ler steriler und des E. pratense Ehrh. - Am Lehmdamme in Breslau kommt es ganz im Sumpfe an einzelnen Stellen nur in Gesellschaft des E. imosum, an einer andern nur in der des arvense und palustre, aber nur steril, vor. *Die Exemplare von diesem Standorte sind getrocknet sehr schwer von E. lkmosum zu unterscheiden, durch die anatomische Structur jedoch augenblicklich; im lebenden Zustande fällt ihre Unterscheidung nicht schwer. Bei Driesen wächst es „‚gesellig zwischen dem gewöhnlichen arvense und palustre; auch findet sich in dessen Nähe E. limosum.‘“ Diese Pflanze kommt also auf jeder Bodenart Vol, XXIII. P. 11. 73 578 J. Milde, vor, vom sterilsten Sandboden bis zum Sumpfe. Ihre Haupt-Entwick- lungsepoche fällt in die Mitte des Juni. Gegen Ende des Juli sucht man vergeblich nach fructificirenden Exemplaren. Das E. inundatum Lasch. kommt in mehreren zum Theil von einan- der sehr verschiedenen Varietäten vor. Wir können zwei Reihen unter- scheiden, von denen die eine sich mehr dem E. limosum, die andere mehr dem E. arvense nähert. Zu der ersteren Reihe gehören die unter a.b.c.d. beschriebenen Varietäten, zu der letzteren die unter e. beschriebene. a) Stengel niederliegend oder aufsteigend, ’, Fuss oder etwas län- ger, meist ohne alle Aeste; obere Hälfte der Scheiden, wie bei E. limo- sum, braunroth. Achre gelblich. Ist die zuerst erscheinende fructifiei- rende Form. Schon Anfang Mai. | ” b) Stengel stets aufrecht, grün, sehr dick, 2 bis fast 4 Fuss hoch, reichlich beästet, obere Hälfte der Scheiden braunroth, selten fructificirend, ° dem E. limosum täuschend ähnlich; aber, auch abgesehen von dem ab- weichenden anatomischen Baue, schon durch die weit convexeren Riefen und die dickere Stengelsubstanz, sowie durch die geringere Centralhöhle \ leicht zu unterscheiden. Ist gleichsam eine höhere Entwicklung der Rx Form a. Mitte Juni. i c) Stengel ganz aufrecht, dünn, über I Fuss hoch, ganz rostbraun } gefärbt sammt der Aehre, der fertile meist ohne alle Aeste; Riefen stärker = u i convex als an den vorigen. -£ d) Stengel aufsteigend oder aufrecht, nie niederliegend, sehr dünn, Fi ohne alle Aeste oder wenig beästel, meist 1 Fuss hoch oder darunter, Scheiden grün, an der obesn Hälfte mit einem gelblichen oder schwach- braunrothen Anfluge, die 3-4 obersten den Stengel locker “7 Aehre ‚gelblich. Erscheint ausgebildet nach der Mitte des Juni und erin- nert an E. variegatum Schleich. durch seine zierliche Form. e) Stengel aufsteigend, 7, desselben reichbeästet, 1-17, Fuss hoch, 7 die 3-6 zunächst unter der Aehre sitzenden Scheiden sind stets ohne alle ; Beiträge zur Kenntniss der Equiseten. 579 Aeste. Scheiden grün, ohne braunrothen Anflug. Aehre gelblich oder rostbraun. Ausgebildet nach der Mitte des Juni. Sie ist die bei weitem ‚häufigste Form. Erinnert von allen Varietäten am meisten an E. arvense! Sämmtliche Varietäten finden sich bei Karlowitz auf einem sehr klei- nen Raume; die Varietät 5 bei Sandberg, Auras und am Lehmdamme, die Varietät e bei Brandschütz bei Auras. Die Varietäten a, ce und d sind bis jetzt nur bei Driesen und bei Karlowitz gefunden worden. Da ich lange in Ungewissheit war, ob E. inundatum Lasch. nur als eine Form des E. arvense anzusehen sei, oder ob es eine eigne Art bilde, so untersuchte ich, von der Wahrnehmung ausgehend, dass der anatomi- sche Bau der einzelnen Equiseten- Arten ein sehr abweichender ist, seine innere Zusammensetzung an allen Varietäten, und glaube jetzt, in Folge dieser Untersuchungen, die begründete Ansicht aussprechen zu dürfen, die auch Herr Lasch schon gegen mich in seinen Briefen aufgestellt hat, dass nämlich E. inundatum ein Bastard von E. limosum und E. arvense ist. Untersuchen wir die anatomische Zusammensetzung des Stengels von E. arvense, so finden wir, dass sich dieselbe selbst bei den ver- schiedensten Varietäten, auf den verschiedensten Standorten, ganz gleich bleibt (Fig. 8). Nur bei ganz dünnen Stengeln der rothbraunen Varietät, die sich häufig auf Sand vorfindet, fehlt zuweilen die Central- 5 gänzlich und ist durch Merenchym ganz ausgefüllt, sonst aber zeigt "der Querschnitt durchaus nichts Abweichendes. Die Spaltöffnungen sind ‚auf der Oberhaut immer in zwei Reihen angeordnet, die vorspringenden - Kanten, Riefen, sind mit Bastzellen ausgefüllt, um welche sich ein aus ‚mehreren, Chlorophyll führenden Zellenreihen bestehendes, halbmondför- _ miges, regelmässiges Band eng anschliesst. Die Bastzellen lassen auf einem Querschnitte deutliche Kanäle wahrnehmen. Das Chlorophyll in dem um sie halbmondförmig angeordneten Parenchym besteht aus Körnern. Zwischen je zwei solcher Halbmonde, also in den Furchen, Rillen, liegen dicht unter der Epidermis mehrere Schichten von Bastzellen, die aber stets 580 J. Milde, von geringerer: Anzahl als die in den Kanten sind. Grade über diese letzteren kommt, durch mehrere Lagen von Parenchym von den Bastzellen getrennt, eine grosse Luftlücke zu liegen, und noch mehr nach dem Cen- trum des Stengels zu, zwischen je zwei grossen Luftlücken, eine kleinere, welche mit Ringgefässen und Bastzellen umgeben ist. Der Raum zwi- schen dem inneren und dem äusseren Kreise von Luftlücken ist durch grosszelliges, polyedrisches Parenchym ausgefüllt, welches nach dem Luftlücken zu immer enger wird. Ebenso constant ist die anatomische Structur von E. limosum (Fig. 9). Hier sind die Riefen weit weniger hervortretend, und die Bastzellen daher auch von geringerer Anzahl, desto. breiter jedoch sind die bei dieser Art zugleich sehr seichten, fast ver- schwindend concaven Rillen. In ihnen vermissen wir die Bastzellen gänzlich; denn dicht unter der Oberhaut liegt an ihrer Stelle ein breiter Streif von chlorophyllerfüllten Parenchymzellen, und aus diesem Grunde sind auch die Spaltöffnungen zahlreicher und in vielen Reihen nebeneinan- der angeordnet, so dass nur die sehr schmalen Kanten, in welchen die Bastzellen liegen, frei von ihnen bleiben. Ueber jede Kante kommt immer eine kleine von Bastzellen und Ringgefässen umgebene Luftlücke zu stehen. Der übrige Theil des Stengels ist von farblosem Parenchym ausgefüll. Der äussere Kreis von grösseren Luftlücken fehlt nach Bischoff (Equiseteen, S. 37) ganz; ich habe ihn stets in sehr dicken Stengeln gefunden, wo er sich dann in der untern Hälfte des Stengels steis vorfand. Eine grosse Luftlücke kommt immer über die Mitte des’ von grünen Zellen gebildeten Bandes zu liegen, so dass also, wie bei arvense, die grösseren Luftlücken den Rillen, die kleineren den Riefen entsprechen. Je weiter man den Stengel nach seiner Spitze zu unter- sucht, desto schneller verschwindet dieser äussere Kreis von Luftlücken, indem diese Räume allmählig ganz von Parenchym ausgefüllt werden. Man sieht hier deutlich an den Uebergängen, wie die Luftlücken bei den Equiseten durch Zerreissen der Zellen entstehen, von denen oft unregel- mässige Stücke in die Höhlung hineinragen. Somit gäbe es also kein ui Beiträge zur Kenntniss der Equiseten. 581 einziges Equisetum, bei welchem immer nur ein Kreis von Luftlücken vorhanden ist, da selbst die dünnsten Stengel, die von E. variegatum und E. scirpoides, noch deren zwei besitzen. Anders verhält sich die Sache bei E. inundatum; wir finden bei ihm drei verschiedene Modifikationen des innern Baues (Fig. 10). Die dickeren Stengel, wie die von Auras, Sandberg, vom Lehmdamme, kommen in ihrer innern Structur, obgleich sie in ihrem Aeussern grade mit E. limosum eine auffallende Aehnlichkeit zeigen, am meisten mit E. arvense überein. Wie bei arvense, liegt hier in den vorspringenden Kanten eine grosse Schicht von Bastzellen, welche ungefähr die Gestalt eines gleichschenkligen Triangels hat; an jeden Schenkel desselben legt sich dicht ein von mehreren grünen Zellschichten gebildetes Dreieck mit convexen Seiten an. Die Scheitel von zwei benachbarten Dreiecken berühren sich aber nie, so dass also nie ein vollständiges Band, wie bei E. arvense, sondern ein in der Mitte der Con- vexilät stets von Bastzellen unterbrochner Halbmond entsteht. Da die grüne Fläche, welche die Oberhaut trifft, hier breiter als bei arvense ist, s0 finden wir auch bei enundatum stets die Spaltöffnungen in vielen Rei- hen, wie bei limosum, nebeneinander angeordnet. In den Rillen befindet sich eine schwächere Lage von Bastzellen. In allen Varietäten finden wir zwei sich entsprechende Kreise von Luftlücken, ganz. wie bei E. arvense; ‚ich habe nie, selbst nicht an den dünnsten’ Exemplaren, ein Verschwinden des einen Luftlückenkreises beobachten können. Aber schon ein und derselbe Querschnitt zeigt oft an einer oder mehreren Stellen folgende Natur (Fig. 11). Indem nämlich die Bastzellen in den Furchen ver- schwinden, fliessen zwei benachbarte grüne Zellpartieen in eine zusam- men, und wir sehen hier auf das deutlichste die herrschende Structur theil- weise in die von Zimosum übergehen (Fig. 11). In der Stengelform, welche als Varietät d beschrieben worden ist, finden wir endlich nur diese zuletzt erwähnte Structur, so dass ein solcher Querschnitt ganz dem von limosum gleicht (Fig. 12); nur Folgendes ist dabei zu bemerken. Bei E. limosum finden wir nie die Bastzellen in Form eines Triangels angeordnet 982 J. Milde, und in so grosser Menge vorhanden, wie es bei inundatum der Fall ist. Die Riefen sind ferner bei letzterem stets hervortretender und die Cen- tralhöhle ebenso constant von einem geringeren Durchmesser, als bei E. limosum; auch fehlt bei letzterem, wenn der Stengel dünn ist, stets der äussere Luftlückenkreis, was bei inundatum, selbst in den dünnsten Sten- geln, nie der Fall ist. | Bei der schmächtigsten Form, die sich durch einen ganz rothbraunen Stengel auszeichnet, finden wir gleichfalls die eben beschriebene Structur; aber ausserdem findet hier noch über der Spitze des in den Kanten liegen- _ den Dreiecks von Bastzellen constant eine Vereinigung der grünen Schich- ten statt, so dass dadurch ein ununterbrochener, von grünem Parenchym gebildeter Ring entsteht (Fig. 13. Tab. LV. Fig.14). Das Chlorophyll dieser Zellen hat hier zum Theil eine rothbraune Farbe, durch welche die roth- braune Farbe des ganzen Stengels bedingt wird. So verschieden die anatomische Structur der einzelnen Varietäten von inun- datum ist. so bleibt doch Folgendes bei Allen gleich: die Anordnung der Stomata, die Dicke ‚der ee und die abortirten Sporen und Sporangien. Fassen wir alles zusammen, so stellt sich wohl so viel als si heraus, dass E. inundatum keine blosse durch den Standort hervorgerufene Varietät von E. limosum oder arvense ist, wie sie z. B. von Rabenhorst in seiner Kryptogamen -Flora aufgeführt wird. Die anatomische Structur von E. arcense bleibt sich, wie wir gesehen haben, auf allen Bodenarten ganz gleich. E. inundatum trägt nie, wie arvense und Telmateja, einen rothbraunen, astlosen Fruchtschaft, oder bildet sich erst, wie es sehr oft bei E. arv. campestre der Fall ist, aus einem solchen hervor; es muss im Gegentheil wegen der eonstanten Form seines fertilen Stengels zu den Eqwiseta homophyadica gerechnet werden. Der dicke Stengel von inundatum, wie er sich auf sandi- sem Boden 3 Meilen von Breslau findet, hat die schon beschriebene eigenthümliche, anatomische Structur, welche der Stengel derselben »#. Beiträge zur Kenntniss der Equiseten. 583 Pflanze zeigt, wie sie in Breslau selbst im Sumpfe am Lehmdamme vor- kommt, also eine Structur, die, unabhängig vom Standorte, weder ganz ‚die des imosum, noch ganz die von arvense ist, sondern durch die deut- liehsten Uebergänge mehr zu der einen oder der andern sich neigt, oder auch zuletzt der einen ganz nahe kommen kann. - Bei Karlowitz kommt an einer sehr sandigen Stelle das E. inundatum in Gesellschaft des limosum vor; letzteres hat in Folge dieses ihm wenig zusagenden Standortes einen aufsteigenden, dünnen, ganz astlosen Sten- gel bekommen, lässt sich aber auf den ersten Blick von dem dasselbe be- gleitenden inundatum unterscheiden; auch hat seine anatomische Structur, ine Sporen u. s. w. durchaus keine Veränderung erlitten, nur fehlt be- die der äussere Luftlückenkreis, wie dies überhaupt bei allen dünnen In von E. limosum der Fall ist. 2 - Das E. iundatum stellt sowohl in seiner äussern Erscheinung als in b En anatomischen Structur ein Mittelding zwischen E. arvense und _ dimosum dar. Mit ersterem steht es in einer gewissen Beziehung durch De : e Bastzellen in den Furchen, welche bei limosum stets fehlen, durch die in mehreren Varietäten fast vollständig, wie bei arvense, halbmondförmig angeordneten grünen Zellpartieen, durch die Convexität der Riefen, die zuweilen ganz mit der von arvense übereinstimmt, durch das constante ,„ durch die Anwesenheit der Knollen, die meines Wissens dem E. li- mosum fehlen, und durch die Gestalt. der Achre, die sich nie der von limo- sum nähert. Wenigstens ebenso deutlich ist der Zusammenhang des ; immdatum mit limosum; da seine anatomische Structur in einer Varietät ganz mit der von kimosum übereinkommt. Die Anordnung der Spaltölfnun- gen ist constant die, wie sie sich bei imosum findet. 0 Ebenso sehr scheint endlich das seit Jahren und an den verschieden- Di sten Standorten immer als sich gleichbleibend beobachtete Abortiren der Sporen und Sporangien für die Bastard-Natur dieser Pflanze zu sprechen. Es wird in gleicher Weise, wie E. arvense, nicht selten vom Brande 584 J. Milde, 34 ergriffen. Ich habe von E. inundatum mehrere Monstrositäten aufgefun- den, welche ich kurz beschreiben will. nr 1) Von der Varietät e fand ich einige Exemplare, deren Aeste Aehr- chen trugen. Die Zahl dieser Aehrchen war aber sehr gering; sie p liferirten nie; die Sporangien waren, wie die der Hauptähre, mit abortirten Sporen angefüllt. Ä 2) Von der Varietät « beobachtete ich mehrere Male eine Monstro- sität in verschiedenen Entwicklungsstadien. Der Stengel setzte sich näm- lich durch die Aehre hindurch fort und trug an seiner Spitze eine zweite Aehre (Fig. 15, 16). In den unentwickeltsten Exemplaren erscheint die obere Aehre, dadurch, dass sie dicht auf der unteren sitzt, nur als eine Abschnürung von der leizteren. Der Zwischenraum zwischen beiden Aehren ist bei den verschiedenen Exemplaren verschieden gross. An dem am meisten entwickelten Exemplare beträgt er 2 Zoll. Auch an die- ser Monstrosität kann man sehr‘schön die Verwandlung der Receptaeula - a in Scheidenblätichen beobachten. 3) Drei Exemplare derselben Varietät « zeigten eine andere bei E. arv. campestre häufig beobachtete Monsirosität. Der Stengel setzt sich nämlich einfach durch die Hauptähre in einer Länge von 2-4 Zoll fort (Fig. 17). An dem grössten Exemplare ist der über der Aehre sich . befindende Stengeltheil unter 9 Scheiden noch mit Aesten bekleidet, un 13 die Aehre selbst ist mit einer Scheide gekrönt, die sich in ihre einzelnen Blättchen aufgelöst hat, welche zum Theil am Grunde Sporangien tragen. 4) Ein einziges Exemplar der Varietät d erinnert lebhaft an eine Monstrosität, wie ich sie an dem normalen Fruchtstengel von E. arvense und an dem sterilen Stengel derselben Art schon beschrieben habe. In der Mitte eines fast I Fuss hohen, sehr dünnen, ganz astlosen Stengels entspringen aus einer gemeinschaftlichen Scheide zwei völlig gleichgebil- dete, mit je 7 Scheiden versehene, an den Spitzen eine Aehre tragende Stengel; sie sind beide so regelmässig ausgebildet, dass sie durch Beiträge zur Kenntniss der Equiseten. 585 Spaltung eines ursprünglich einfachen Stengels durchaus nicht hervorge- - gangen zu sein scheinen (Fig. 18). 5) Zwei Exemplare der Varietät « zeigten folgende Eigenthümlich- keit. Ueber der Mitte des 7, Fuss langen, astlosen Stengels war der Raum zwischen zwei Scheiden, wie bei dem normalen Fruchtstengel von E. arvense, vothbraun gefärbt, und in der Mitte desselben befand sich ein rothbrauner Ring, ganz so, wie er sonst nur am Grunde der Aehre vor- handen zu sein pflegt; er vertritt hier augenscheinlich die Stelle einer Scheide. Ueber demselben sassen noch, in den gewöhnlichen Entfer- nungen von einander, 3-5 Scheiden. Die Spitze des Stengels trug eine normale Aehre (Fig. 19). 6) Ein steriles Exemplar der Varietät @ zeigte eine ähnliche Mon- strosität. Ungefähr 4 Zoll unterhalb der Spitze des Stengels sass näm- lich ein Ring, wie er sich nur am Grunde der Aehre zu befinden pflegt; derselbe diente aber als Stütze für eine Scheide, die sich vollständig in ihre einzelnen Blättchen aufgelöst hatte. Der Stengeltheil über dieser Scheide war reich beästet (Fig. 20). 7) Noch gegen Ende des August 1851 fand ich ein Exemplar, des- sen Aehre, ähnlich wie bei einer Monstrosität des E. arv. campestre, mit einem Schopfe kleiner linealischer Blätichen gekrönt war, die zum Theil Sporangien trugen. Equisetum Telmateja Ehrh. Das E. Telmateja, die seltenste der schlesischen Arten, kommt nur an einigen der wenigen Standorte fructificirend vor. Seit 4 Jahren habe ich es zu jeder Jahreszeit bei Neisse sehr oft beobachtet. Es kommt bei dieser Stadt an zwei Stellen in sehr grosser Menge vor. An einem 1%, Meile von Neisse südwestlich gelegenen Hügel, dem Steinberge, wächst es in einem feuchten Kiefernwalde und erreicht hier sehr oft die Höhe von ö Pariser Fuss: hier wurde es bisher nur steril gefunden. Der zweite Vol. XXIII. P. Il. 14 586 J. Milde, Standort ist die von Neisse: nordöstlich nur 7, Meile entfernt gelegene Besitzung Wangenfield. Hier erscheint es auf den’verschiedensten Loka- litäten,: theils an ‘schattigen; sehr sumpfigen Stellen zwischen Laubholz, aber nie im Wasser selbst, wie E. limosum, theils auf sandigem, sterilen Boden und dann auch auf Aeckern. Nicht’ weit von der Neisse selbst endlich, wo das Ufer sehr hoch und hüglig ist und steil abfällt, kommt es am Fusse dieses kleinen Höhenzuges auf sandigem und auch auf lehmigem, stets feuchten Boden vor. An einigen Stellen fehlt ausser Grässern fast jede andere Vegetation, an andern Stellen ist Weidengesträuch, zwischen welchem es sich sehr häufig findet. Diese zuletzt erwähnte Lokalität ist dadurch ausgezeichnet, dass auf ihr fast zu jeder Jahreszeit die merkwür- digsten Monstrositäten erscheinen, zum Theil: in-grosser Menge; auch wurden bisher nur hier die normalen Fruchtstengel beobachtet. Dieselben erscheinen Mitte April zu derselben Zeit und in Gesellschaft des E. arvense zu vielen Hunderten, und erreichen oft die Höhe von 1%, Par. Fuss. Ich besitze ein’ Exemplar, aus dessen Rhizome ganz dicht nebeneinander 7 Fruchtstengel entspringen. Dem Fruchtstengel wird in allen Floren, selbst von Vaucher in seiner Monographie des Preles, eine röthlich- braune Farbe zugeschrieben; ich habe auch nicht einen einzigen von die- ser Farbe, welche dem E. arvense zukommt, gesehen; alle hatten viel- mehr die weisse Farbe des sterilen Stengels, die sie aber bei’m Trocknen nicht, wie dieser, behalten, sondern mit einer bräunlichen vertauschen, und daraus lässt sich-wohl die irrige Angabe in den. verschiedenen Floren erklären. Herr Dr. Sturm hat die Farbe des Schaftes gleichfalls nur weiss gefunden. Am Grunde der 2-4 Zoll langen 'Aehre befinden sich 1-2 übereinander stehende, schon bei E. arvense erwähnte Ringe. Dass ein solcher Ring nur’ eine verkümmerte Scheide oder auch einen Wirtel verkümmerter Receptacula darstellt, davon wurde ich dureh die mannig- fachsten Uebergänge belehrt. Sehr oft tragen nämlich einzelne Spitzen dieses Ringes ein oder mehrere Sporangien, deren Zellen auch die ihnen eigenthümlichen Spiralfasern enthielten, während die Sporangien selbst Beiträge zur Kenntniss der Equiseten. 587 mil Sporen erfülll waren. Die Sporangien bestanden aus länglichen Säckchen, an denen »ich aber nie: eine Spalte oder Oeffnung wahr- nehmen konnte. Der Ring verwandelt sich aber auch oft genug zum Theil in eine Scheide, welche aber kein geschlossenes Ganze bildet, da oft noch.die Hälfte des nur eine Linie hohen Ringes vorhanden ist (vergl. Röper: Zur Flora Mecklenburgs). Sowohl im April 1850 als 1851 fand ich eine Menge von Fruchtstengeln des E. Telmateja, welche zunächst unter der Aehre an 1-5 Stellen kropfförmig angeschwollen waren, ohne dass ich die Ursache davon auffinden konnte; dass die Geschwulst nicht die Folge von Insectenstichen war, davon habe ich mich überzeugt. Ausserdem fand ich ein Exemplar, dessen Aehre in sechs kleine Spitzen endete. Röper beobachtete eine ähnliche Monstrosität, deren Aehre hirschgeweihartig verzweigt war. Interessant ist eine Varietät, welche unserm E. arv. intermedium entspricht, und von Al. Braun in seinen „North American Equiseta‘“ als ß frondescens: ,„‚Fertile stems persistent, producing herbaceous branchlets“ beschrieben wird. Ich fand von ihr 1850 und 1851 einige Exemplare, an denen 6-8 mittlere Stengelscheiden mit Aesten, die aber zum Theil kaum über einen Zoll lang waren, bekleidet waren. Durch meine Freunde in Neisse wurde später beobachtet, dass sämmtliche Fruchtstengel verwelkten und verfaulten, so dass also eine Verwandlung des Schaftes in den sterilen Stengel nur ausnahmsweise vorkommt, und doch sagt Roth in seinem Tentamen Florae Germanicae, Tomus III. Pars prior: Semine disperso et spica marcescente, demum cor- rugata vel deeidua, scapus elongatur in frondem verticillato-ramosam sae- Pius ultratripedalem, erectam, strietam. Auch Bischoff spricht sich in seinen „„Uryptogamischen Gewächsen Deutschlands‘‘ in derselben Weise aus. Dagegen sagt Vaucher in seiner Monographie des Preles p. 3641: C'est une erreur d’imaginer comme Va fait Roth, que la hampe fructifere pousse des feuilles apres la chüte de l’epi; il n’y a point de rapporte entre = 588 J. Milde, Vorganisation de la tige sterile et celle de la hampe. Cette derniere meurt constamment apres avoir repandu ses graines. Im August erscheinen noch zwei andere Formen des Scapus, welche manche Eigenthümlichkeiten haben. Die, welche sich zunächst an die normale anschliesst, erreicht die Höhe von 1/% Fuss, hat eine durchaus weisse Farbe, die selbst bei’'m Trocknen nicht verschwindet, während der normale Stengel stets röthlichbraun wird. Die Scheiden, welche weit- läuftig am Stengel vertheilt sind, gleichen in der Farbe zwar ganz denen des sterilen Stengels, erweitern sich aber, den Stengel locker um- schliessend, nach oben, wie die des Scapus; nur die zunächst unter der Aehre sitzenden 2-3 Scheiden sind an den Spitzen, gleich denen des normalen Scapus, rostbraun gefärbt. Die Aehre kommt an Grösse der des letzteren gleich. Von diesem Schafte habe ich auch, obwohl selten, frondeseirende Formen gefunden, deren Aeste zum Theil wieder verästelt sind; auch hier waren die Scheiden zunächst unter der Aehre und die untersten Scheiden am Schafte nicht beästet. Zu gleicher Zeit erscheint, besonders an sehr nassen Stellen, noch eine andere Form des Scapus, die ich aber nie frondeseirend gefunden habe. Sie ist durch die Kürze des Stengels und die unverhältnissmässige Länge der Aehre ausgezeichnet. An allen Exemplaren stehen die Schei- den so dicht, dass z. B. auf einen nur 1% Zoll langen Schaft 12 Scheiden kommen. Dieselben sind, mit Ausnahme der zunächst unter der Aehre stehenden, welche durchaus braun gefärbt sind, schwarzbraun mit grün- lichweissen Furchen, welche aber die Basis der Scheide nicht erreichen. Die Zähne sind stets schwärzlichbraun gefärbt. Die Aehre hat eine Länge von 3 Zoll, ragt zwar ganz aus der Scheide hervor, ihr Stiel aber ist von der letzten Scheide umhüllt. Ein anderes Exemplar hatte eine 2% Zoll lange Aehre und einen 2 Zoll hohen Schaft mit 12 Scheiden. Diese Form, welche man vom August bis Mitte October findet, scheint mir eine proleptische zu sein, d. h. von einem sehr fetten Boden begünstigt, sich aus Knospen zu entwickeln, die erst für das folgende Frühjahr bestimmt Beiträge zur Kenntniss der Equiseten. 9 waren; dafür spricht auch wohl ihr spätes Auftreten. Erst gegen Ende Juni sind die sterilen Stengel völlig ausgebildet und kommen sehr häufig mit denen von E. arvense, nemorosum Al. Br. untermischt vor, welches letztere durch seinen weissen Stengel eine grosse Aehnlichkeit mit E. Telmateja erhält. Aber ausser dem gänzlichen Fehlen der Spaltöff- nungen, so wie der grünen Zellgewebspartieen und der Furchen kommt dem E. Telmateja ein sehr ausgezeichnetes, constantes Merkmal zu. Die srundständigen Scheidchen aller Aeste sind nämlich bei denselben stets kohlschwarz mit braunem Rande. Die sonst bei den Pflanzen oft unzuverlässige Farbe giebt hier ein nie trügendes Kennzeichen ab. Bei E. arvense ist die Farbe dieser Scheidchen, welche sich überhaupt bei allen Equiseten schon durch die Farbe und Grösse von den übrigen Asi- scheiden unterscheiden, nicht so beständig; sie ist bald gelblich, bald bräunlich, aber nie schwarz, wie die von E. palustre, welche letztere aus- serdem noch wie lackirt erscheinen. Nicht selten findet man freilich diese Scheidchen von E. arvense schwärzlich gefärbt, aber bei genauerer Be- trachtung sieht man bald, dass diese schwarze Farbe nur durch äussere Einflüsse hervorgerufen worden ist; sie ist nie glänzend und zieht sich in unregelmässigen Flecken bis auf den Stengel selbst herab. Am häufigsten ist der Stengel von E. Telmateja 2-3 Fuss hoch; doch kommen hierin auch viele Abweichungen vor; auf festem Ackerbo- den erscheint eine Form mit kaum einen Fuss hohem Stengel, dessen Scheiden so dicht stehen, dass die Zähne der einen Scheide den Grund der darüber stehenden berühren. An feuchten Stellen findet sich zwi- schen Gesträuch eine Form, deren untere grössere Hälfte, ähnlich wie E. arv. nemorosum Al. Br., aller Aeste entbehrt. Die Scheiden stehen weitläuftig an diesem Stengel, welcher oft 27, Fuss hoch wird. Selten trägt die Spitze desselben ein Aehrchen, von bisweilen nur 17 Linie Länge. Wie E. arvense, so erscheint auch ‘'E. Telmateja auf sandigem Boden niedrig, %-1 Fuss lang, buschig. Unter den 4-9 untersten 590 J. Milde, Scheiden sitzen nicht Ast-, sondern Stengelquirle, deren Aeste länger als 1 Fuss sind. Der gewöhnlich unfruchtbare Stengel, den ich von ‚jetzt: kurz als Stengel, zum Unterschiede von dem astlosen Schafte, bezeichnen will, erscheint sehr zahlreich ‚mit einer Aehre an der Spitze. : Diese Form ist auch an andern Orten schon beobachtet worden *) und verhält sich zum normalen Stengel, wie E. arv. campestre zur Normalform. Sie bildet sich nicht, wie es bei letzterem wohl beobachtet wird, aus dem''Schafte hervor, sondern Aehre, Aeste und Stengel entwickeln sich zu gleicher Zeit. Es lassen sich an dieser Form zwei Varietäten unterscheiden; die eine ist gewöhnlich 2-37, Fuss hoch und trägt eine Aehre von 1), Zoll Länge und 4 Linien Breite; dieselbe tritt aber selten bis über die letzte Scheide frei heraus, sondern ist von 1-2 Scheiden zum Theil umhüllt. Die 3-4 zunächst unter. der Aehre stehenden Scheiden sind sehr aufge- blasen und fast ganz rostbraun gefärbt; da sie sich zum Theil decken, so fehlen unter ihnen die Aeste ganz. Unter unzähligen Exemplaren dieser Varietät fand ich folgende Mon- strosität in zwei Exemplaren (Fig. 21, 22). Die obere-Hälfte der Aehre war kohlschwarz, die ‚untere hellgelb gefärbt. Am Grunde der Aehre stand ein Kranz von dreieckigen, langgespitzten, 1-17, Linie langen, unten ganz hellgelb, an der Spitze dunkelbraun gefärbten Organen, die alle bis in ihre Mitte mit einander verwachsen waren und so eine kleine Scheide darstellten. Die spitzen Enden waren mit einzelnen Zähnen ver- sehen. Auf der innern Seite dieses Kranzes lagen an seinem Grunde eine Menge mit ihm verwachsener, kugelrunder, weissgefärbter, nirgends geöffneter Sporangien, welche ganz mit Sporen angefüllt waren. Die Membran, welche die Sporangien bildete, bestand aus einer einzigen Lage langgestreckter Zellen, von denen merkwürdiger-Weise nur einzelne die bekannten Spiralfasern enthielten. Auf diesen Kranz folgte nun nach *) In der Flora danica findet sich eine Abbildung von dieser Form. Tab. 1461. Beiträge zur Kenntniss der Equiseten. 591 oben ein Quirl von ähnlichen blattartigen Organen, die aber fast alle ge- trennt, d. h. nicht''zu einer Scheide miteinander verwachsen waren; bis- weilen waren zwei mit einander verwachsen. Solcher Quirle folgten nun noch 9; der obere Theil der Aehre war ganz regelmässig gebildet. Die zweite‘Varietät ist 1-1, Fuss hoch, die Aehrchen 'meist von 2-3 Linien Länge’ und 1 Linie Breite. Die Scheiden zunächst unter der Aehre sind aber nie, wie bei der ersten Varietät, von brauner Farbe, son- dern grün’ gefärbt, wie die übrigen Stengelscheiden, und nicht aufgebla- sen; gewöhnlich entbehrt nur eine Scheide unter der Aehre der Astquirle. Natürlich finden sich zwischen beiden Varietäten auch Uebergänge. Nicht selten findet man an: beiden einzelne Aeste, welche unter ihren Scheiden, wie E. silvaticum, zahlreiche kleinere Aestchen tragen. Diese Eigen- thümlichkeit wurde schon von Schkuhr beobachtet und in seinen erypto- gamischen Gewächsen erwähnt und abgebildet. Hierher gehört auch eine Monstrosität. welche J. W. Sturm an E. pratense Ehrh. beobachtet und in Nr.31 der Regensburger Flora 1849 beschrieben hat. Dieselbe Monstrosität habe ich an E. Telmateja beob- achtet (Taf. LVI. Fig.23). Das eine Exemplar war wenig über einen Fuss hoch; die Aehre ist 2/, Linie lang und 2 Linien breit, kurzgestielt. Durch sie hindurch setzt sich der Stengel noch in einer Länge von 4), Zoll fort und sie ist mit einer regelmässig gebildeten Scheide gekrönt, welche ganz den Stengelscheiden' gleich ist; sie umhüllt den ‘durch die Aehre hindurch- gehenden Stengel an seinem Grunde, welcher 10 Scheiden besitzt, von denen 4 mit %-% Zoll langen Aesten versehen sind, während die ober- sten 6 derselben 'entbehren. Die Aehre selbst wird fast ganz von einer rothbraunen Scheide umhüllt. Der obere Theil der Aehre war mit einer Menge blattartiger Organe an der Stelle der normalen Receptacula besetzt, welche zum Theil, wie letztere, gestielt, zum Theil ungestielt, von drei- eckiger, selten unregelmässiger Gestalt, theils brauner, theils grüner Farbe waren. Die beiden seitlichen Ecken trugen jede einen länglichen, ge- schlossenen, dunkelgrün gefärbten Körper; die ungestielten Organe hatten 592 J. Milde, statt des Stiels oft an der Stelle desselben noch einen dritten dieser kug- ligen Körper; es kamen aber auch noch andere Formen vor (Fig. 23). Diese Kugeln sassen nämlich auch in grösserer Menge an den Ecken, oder waren auch unregelmässig an den Seiten der blattartigen Organe zerstreut und standen zum Theil hervor, zum Theil waren sie in letztere ganz eingebeltet. Andere hatten schon ganz die Gestalt der peltae, aber sie waren mit einer Spitze versehen, wie sie dem Scheidenblatte zukommt; noch Andere waren an der Spitze tief 2-spaltig, und entweder gestielt oder ungestielt, und trugen gleichfalls an ihrem unteren Theile Kugeln. Endlich fanden sich Organe, welche schon in ihrem Aeussern, in Gestalt und Farbe, ganz den normalen Scheidenblättchen glichen. Es waren meist drei von letzteren mit einander verwachsen; jedes einzelne trug gewöhnlich in seiner Mitte eine jener Kugeln eingebettet. Diese letzte- ren waren mit einem helleren Ringe langgestreckter Zellen eingefasst und enthielten eine Menge regelmässiger Sporen; von Spiralfasern aber war keine Spur vorhanden. Dass die beschriebenen Organe wirklich Scheidenblättchen waren, davon wurde ich durch die übereinstimmende anatomische Structur über- zeugt (Taf. LV. Fig. 24-39). Das zweite hierher gehörige Exemplar war über 2 Fuss hoch und trug 17, Zoll unter der Spitze ein nur 1 Linie langes und ebenso breites Aehrchen, dessen Receptacula sich auf der einen Hälfte der Aehre in eine völlig ausgebildete halbe Scheide umgewandelt hatten, welche das Aehr- chen zum Theil umhüllte und noch um seine eigne Länge überragte; der durch das Aehrchen hindurchgedrungene Stengeltheil trug vier Scheiden ohne alle Aeste. Gleich der häufig auch bei uns vorkommenden Varietät von E. palu- sire polystachyum findet sich das E. Telmateja mit ährentragenden Aesten. Schon Vaucher war dieselbe bekannt. Man findet Exemplare, deren Aehrchen sämmtlich proliferiren, deren Aehrchen nur zum Theil proliferi- ren, und solche, wo jedes Aehrchen an der Spitze des Astes sitzt. Die beiträge zur Kenntniss der Equiseten. 593 * Exemplare sind meist 1-2 Fuss hoch; die 2-6 zunächst unter der Aehre sitzenden Scheiden entbehren aller Aeste und decken sich zum Theil; unter der zunächst folgenden Scheide sitzen sehr kurze Aestchen, die nur 2 Scheiden und jedes ein Aehrchen an der Spitze tragen. Je tiefer man am Stengel herunterkommt, desto länger werden die Aeste; nur an höch- stens 8 Asiquirlen bemerkt man Aehrchen; die tiefer stehenden entbehren derselben. Nur ein einziges Exemplar fand ich, welches hiervon eine ausgezeichnete Ausnahme machte. Es war 2/, Fuss hoch, sehr stark, seine untere Hälfte entbehrte aller Aeste; die Scheiden waren weitläuftig am Stengel angeordnet. Die Aehre war fast 1 Zoll lang, /, Zoll breit. Die 6 zunächst unter der Aehre stehenden Scheiden waren ohne Aeste und deckten sich zum Theil; dann folgten Scheiden mit /% Zoll langen und 3 Scheiden führenden Aestchen, die sämmtlich nicht - proliferirende Aehr- chen trugen. 13 Astquirle waren überhaupt vorhanden. Die Aeste von 11 Astquirlen trugen sämmtlich an der Spitze eine Aehre, so dass der ganze Stengel nur 2 sterile, zuunierst stehende Astquirle besass; diese 11 Quirle trugen über 100 Aehrchen. Die Form, bei welcher die Aehrchen der Aeste noch proliferirten, zeigte ganz dieselben Verwandlungen der Receptacula in Scheidenblätt- chen, wie sie schon an ähnlichen Formen von E. arvense und Telmateja beschrieben wurden. Der untere Theil des Aehrchens ist ganz regel- mässig gebildet; an der Spitze desselben verwandeln sich die Receptacula zuerst in Scheidenblättchen und diese, indem sie untereinander in grösse- rer oder geringerer Anzahl verwuchsen, in ganze Scheiden oder in Theile derselben. Der Asttheil, welcher noch über der Aehre sitzt, war von verschiedener Länge, von 1 Linie bis zu mehreren Zollen. Diese Mon- strosität ist ziemlich selten. Von dem sterilen Stengel habe ich noch einige Monstrositäten ge- funden, die mir wohl der Beschreibung werth scheinen. Die merkwür- digste ist wohl folgende (Fig. 40). Aus einem 1 Fuss 9 Zoll hohen Stengel entspringt in einer Höhe von 1 Fuss 2/, Zoll unter einem spitzen Vol. XXIII. P. II. 75 594 J. Milde, . Winkel ein 3 Zoll langer Nebenstengel, fast von der Dicke der Haupt- achse, und um ihn herum gehen in einer weitläuftigen Spirale von links nach rechts viermal die zu einem continuirlichen Bande verwachsenen Scheiden, welche von den unter ihnen stehenden, ebenfalls spiralig ange- ordneten Aesten begleitet werden. Diese Spirale ist aber nicht bis zur Spitze des Nebenstengels fortgeführt, sondern bricht unter derselben plötzlich ab, und es folgen nun mehrere regelmässig gebildete Scheiden; unter 2 derselben stehen die wie gewöhnlich wirtelförmig angeordneten Aeste. Der Nebenstengel selbst, ist von rechts nach links gedreht. Diese Drehung hört aber da auf, wo die erste der regelmässig gebildeten Scheiden beginnt. Die Scheide des Hauptstengels, aus welcher der Nebenstengel entspringt, ist an der Stelle, wo der letztere sich an den ersteren anheftet, zerspalten; unter ihr befindet sich ein regelmässiger Wirtel von Aesten. Eine ähnliche Monstrosität beschreibt Vaucher in seiner Monographie des Preles, p. 364. Nur findet sich das spiralig ge- wundene Band an dem einfachen Hauptstengel selbst. Die betreffende Stelle lautet: „„Les verticilles sont contournes en spirale depuis le bas de la plante jusqw’a son sommet.‘“ Die dazu gehörige Abbildung auf Pl. II. A. giebt davon eine gute Erklärung. Eine andere Monstrosität sammelte ich noch im October (Fig. 41). An dem obern Theile eines sterilen Siengels bemerkt man eine zweimal in einer Spirale um den Stengel herumgehende bandförmige Scheide. Ueber ihr steht eine regelmässige Scheide, aus welcher 2 kleine Stengel entspringen, von denen sich der eine etwas schief um den andern herum- beugt. Der eine ist 1 Zoll lang und besitzt drei regelmässig gebildete Scheiden mit Quirlästen, auf diese folgt nach oben eine vierte Scheide, unter welcher zwar ein regelmässiger Astquirl sitzt, die sich aber selbst spiralig so ausgebreitet hat, dass sie den aus ihr herauskommenden klei- nen, gleichfalls spiralig gewundenen Stengel so einhüllt, dass man den letzteren erst dann als überhaupt vorhanden erkennt, wenn man die Scheide verletzt. Der zweite aus der Scheide der Hauptachse entspringende Beiträge zur Kenntniss der Equiseten. 395 Stengel besitzt drei regelmässig gebildete Scheiden mit Quirläsien. Die dritte Scheide ist jedoch nur zur Hälfle vorhanden, und aus ihr steigt senk- recht ein 7 Scheidchen tragender Stengeltheil in die Höhe, so zwar, dass dieser Theil mit dem unter ihm befindlichen fast einen rechten Winkel bildet. Die Spitze des Astes eines andern sterilen Stengels zeigte eine ähnliche Monstrosität, wie sie an dem vorigen Stengel beschrieben wurde (Fig. 42). Die drittletzie Scheide dieses Astes breitet sich nämlich zu einer Fläche tafelförmig aus; auf der innern Fläche, am Grunde, tritt nun der spiralig gewundene Asttheil heraus, kriecht längs der ganzen Grundfläche hin und steigt plötzlich unter einem rechten Winkel am Rande der band- artigen Scheide in die Höhe, mit welchem er verwachsen ist, erhebt sich noch über denselben und trägt an diesem Theile 2 Scheiden. Auffallend ist die Aehnlichkeit dieser Monstrosität mit dem Wedel von Schizaea pectinata. Im Herbst findet man häufig sterile Stengel, die am oberen Theile wie geknickt erscheinen. Diese Beugung ist aber gewöhnlich nicht gross, und der obere Stengeltheil steigt dann senkrecht in die Höhe. An dem Theile, welcher geknickt ist, stehen die Scheiden kammförmig und so dieht übereinander, dass die Aeste aus den innern Winkeln der Scheiden zu entspringen scheinen. Aber auch ohne dass eine Beugung des Sten- gels vorhanden ist, finden sich Stengel, deren Scheiden an der Spitze des Stengels wie gehäuft erscheinen. Beide Formen habe ich auch an E. palustre und an E. limosum beobachtet; doch lag bei diesen Arten der Grund stets in Insectenslichen, was bei E. Telmateja nie der Fall zu sein scheint. Synonyma zu E. Temalteja Ehrh. sind, ausser dem bekannten ebur- neum Roth, noch decumanum Pallas, nach Ansicht von Exemplaren im Willdenowschen Herbarium, und maerostachyon Poiret nach Vaucher. Häufig findet man jedoch, selbst in neueren botanischen Schriften, E. flu- viatile L. mit E. Telmateja Ehrh. vereinigt, oder als eigene Art aufgeführt * 596 J. Milde, und dann neben E. limosum gesetzt, oder endlich mit letzterem vereinigt. Es frägt sich also zunächst, was ist eigentlich das E. fluviatile L.? Linne selbst sagt von limosum: „‚praecedenti (fluviatili) nimis affıne et interdum frondes partiores assumens‘‘ in seiner Flora Suecica 1759. Wäre Telmateja wirklich mit fluviatile synonym, so konnte unmöglich Linne& das letztere mit limosum vergleichen, das sich auch einem Laien als von limosum verschieden aufdrängt; auch steht es fest, dass das E. Telmateja Ehrh. gar nicht in Schweden vorkommt. Vergl. Wick- ström: Jahresberichte der schwed. Akademie. 1837 und 1844. S. 777. Wahlenberg sagt in seiner Flora Upsaliensis 1820 von E. limosum, im Gegensatz zu fluviatile, welches letztere er damals für eine besondere Art hielt: „„Sequenti (limoso) utique valde affine, attamen non parum dif- fer. Longe prius mense frondescentiae optime legendum; totum cras- sius, sed minus durum. colore dilutiore, dentibus tantum vaginarum nigris in caule, sed ramorum viridibus. Spica etiam solummodo fusceseit, omnium nostrorum crassissima interdum semiunciam fere lata.“ Von flu- viatile sagt derselbe: ‚‚Exteris auctoribus non satis notum.‘* Schon 1826 sagt er dagegen in seiner Flora Suecica von E. limo- sum: „Sequentis (fluviatilis) forsan varietas praecocior,‘* und erwähnt zugleich: „Nostra planta longe differt ab E. Telmateja Ehrh. in Sueeia non observato.““ Die Figur 1184, welche in der Flora Danica das E. fluviatile L. darstellt und von ihm und Andern eitirt wird, stellt, wie auch ein nur flüchtiger Blick zeigt, das gewöhnliche E. limosum dar, und zwar eine wenig beästete Form desselben. Zu E. Telmateja also gehört fluviatile als Synonym bestimmt nicht; es ist viel- mehr die astlose Form von E. limosum L. F. G. Wallroth beschreibt in seiner Flora eryptogamica Germaniae ausser E. limosum und E. Telmateja noch E. flwviatile als eigene Art. Seine Diagnosen können den gläubigen Anfänger zur Verzweiflung brin- gen; er sagt bei limosum: ,‚Variat frondibus nudis et ramosis, sterilibus iisque raro fertilibus“, und eitirt zugleich Wahlenberg’s Flora Sueeica; Beiträge zur Kenntniss der Equiseten. 397 bei E. fluviatile eitirt er die Flora danica und schreibt dem Fruchtstengel keine Aeste zu, was mit der Abbildung in der Flora danica nicht über- einstimmt, und den sterilen, beästeten Stengeln 8-kantige Aeste, während die von limosum 5 - kantig wären. Eine ähnliche Verwirrung bringt er unter E. arvense; in der Be- schreibung sagt er von dieser Art: ,‚Vere ineunte frondes turionum instar edit fructiferas, quibus brevi tempore, aliae ramosae erectae s. decumben- tes, steriles s. rarissime fructiferae (var. polystachya Leyss. hal. 254. E. pratense Roth et al. arv. var. polystachya Mart. erl.) s. duplicato- ramosae, per integrum annum vigentes succedunt;‘“ und dennoch be- schreibt er das E. campestre Schultz als eigne Art, welches doch schon in den Worten der Beschreibung von E. arvense: „‚rarissime (Sek) fru- etiferae‘“ angedeutet ist. Interessant ist die Notiz, welche sich in Vaucher’s Monographie des Preles bei E. limosum vorfindet. Er sagt am Ende der Beschreibung: „Linne Pa decrite sous le nom de fluviatile et elle existe sous cette denomination dans son herbier avec la phrase swivante: Eg. caule siriato, frondibus subsimplieibus. Sp. pl. 1517. Flor. Lapp. 395. La Telmateja est dans une autre fewile sous le nom de fluviatile, provenant de U’herbier de Miller. Ces details m’ont ete fournis par M. De Can- dolle.‘ Equiselum silvaticum L. Diese Art hat mir sehr wenig Stoff zu Beobachtungen geboten, da sie sich sehr constant bleibt. Der Fruchistengel ist zuerst ganz astlos und nimmt erst später Aeste und grüne Farbe an. Die scheinbaren For- men, welche auf diese Weise entstehen, sind also nur als Entwicklungs- Stadien zu betrachten, wie die ähnlichen von E. pratense. J. Kickx be- schreibt in seinen „‚Recherches pour servir ä la Flora eryptogamique des Flandres. Quatrieme Centurie. Bruxelles. 1849,‘ ohne eigentlich eine 398 J. Milde, Diagnose anzugeben, das E. capillare Hoffm., welches er für eine von E. silvaticum verschiedene Art aufstellt. Es soll sich nach ihm dadurch von E. silvaticum leicht unterscheiden, dass es einfache Aeste habe. Er citirt zu dieser Species die Fig. 3. auf Pl. III. der Monographie des Preles von Vaucher. Diese Figur stellt aber ein E. silvaticum dar, dessen Aeste wie gewöhnlich wiederum verästelt sind, und zwar einen Frucht- stengel, dessen Aeste sich noch nicht vollständig entwickelt haben. E. capillare Hoffm. bleibt also unzweifelhaft nur eine Waldform von E. silvaticum mit sehr feinen Aesten. Equisetum pratense Ehrh. Diese Art ist um Breslau sehr verbreitet und gehört nicht zu den seltnen; sie ist eine den Oderufern ganz eigenthümliche Pflanze, die aber nur an wenigen Orten und auch an diesen nicht jedes Jahr zu fructifieiren scheint. Die Zeit der völligen Entwicklung ihrer Aehre fällt genau mit der des E. arvense zusammen. Sie liebt besonders kleines Gebüsch, welches ihr hinreichenden Schatten gewährt, doch habe ich sie auch auf Kartoffeläckern zugleich mit E. arvense (bei Treschen an der Oder) fructi- ficirend gefunden. Ich habe es bis 3 Meilen oberhalb und 7 Meilen un- terhalb Breslau an den Oderufern beobachtet. Vor Masselwilz waren im April 1851 fructiticirende Exemplare in zahlloser Menge vorhanden. Ausserdem kenne ich es aus Schlesien von Oppeln, Carlsruhe (Candidat Bartsch). Brieg, Neisse, Auras, Wohlau, Liegnitz. An den meisten Orten ist es bis jetzt nur steril gefunden worden. f Der Schaft ist Anfangs braun und ohne Aeste; in diesem Zustande verstreut die Aehre ihre Sporen, und nachdem der Stiel verwelkt ist, sinkt sie um, bleibt aber noch lange mit dem Schafte vereint. Jetzt färbt sich der Stengel, von unten beginnend, allmählig ganz grün und Aeste brechen unter den Scheiden, und zwar unter den zunächst unter der Aehre sitzen- den zuerst, hervor; ja der ganze Schaft, der vorher kaum % Fuss hoch Beiträge zur Kenntniss der Equiseten. 399 war, hat sich bedeutend verlängert und nimmt ganz und gar die Natur des sterilen Stengels an. Auf E. pratense und silvaticum findet daher das ‚seine volle Anwendung, was Roth und Bischoff von der Verwandlung des Schaftes in den Stengel über E. Telmateja gesagt haben. Von dieser Pflanze fand ich mehrere interessante Monstrositäten (Fig. 43). Die eine stellt einen 6/, Zoll hohen Stengel dar, welcher an der Spitze eine regelmässig gebildete Aehre trägt; unter dieser sitzen in einer Höhe von 5 Zoll um den Stengel herum 2 Quirle von Receptacula, welche gleichsam die Hälfte einer Aehre darstellen. Der Zwischenraum zwischen diesen beiden übereinander sitzenden Aehren trägt 3 Scheiden mit 2 Linien langen Aestchen. Dicht unter den 2 Wirteln von Recepta- keln befand sich keine Scheide, sondern der bekannte rothbraune Ring, wie er sich unter jeder Aehre vorfindet; erst in einer Entfernung von 1 Zoll nach unten kam die erste Scheide. Der ganze Stengel besass 11 Scheiden, von denen nur 9 mit Aestchen versehen waren. Von dem sterilen Stengel fand ich eine interessante Monstrosität. Der Stengel derselben ist 7, Fuss hoch, an seinem oberen Theile ent- springen aus einer gemeinschaftlichen Scheide bei dem einen Exemplare d Stengel von 7, Zoll Länge, bei dem andern Exemplare 3 kürzere; alle dicht mit Scheiden besetzt, unter denen eben Aeste hervorbrechen. Der Hauptstengel zeigt gleichfalls erst Anfänge von Aesten. Die Aeste des E. pratense sind allerdings einfach ; aber ich habe gar nicht selten an alten Exemplaren im Bogen aufsteigende Aeste gefunden, die fast wie bei E. silvaticum unter ihren Scheidchen wiederum Aestchen trugen. Sonst variirt die Pflanze, ausser in der Grösse, gar nicht; sie wird /% bis über I Fuss hoch. Wallroth beschreibt in seiner Flora eryptogamica Germaniae neben E. silvaticum und E. pratense Ehrh. noch das E. um- brosum Meyer als eigene Art, welches letztere doch bekanntlich als Syno- nym zu E. pratense Ehrh. kommt. 600 J. Milde, Equisetum palustre L. Von dieser Pflanze erhielt ich aus Driesen durch Herrn Apotheker Lasch eine eigenthümliche Form. Der Stengel war höchstens 4 Zoll hoch, durch eine Aehre geschlossen und reichlich mit Aesten versehen, welche sämmtlich den Hauptstengel um 1-2 Zoll überragten und an ihren Enden Aehren trugen. Das gipfelständige Receptaculum einer jeden Aehre war stets, wie bei den Equwiseta hiemalia, zugespitzt. Die Form polystachyum ist überhaupt um Breslau sehr gemein; doch habe ich nie proliferirende Aehren an ihr finden können. Die Varietät tenue Döll. rh. Fl. ist besonders im Kessel des mähri- schen Gesenkes sehr ausgezeichnet. Der Stengel ist bei ihr kaum 7%, Fuss hoch, zuweilen nur 2 Zoll, sehr dünn und oft ohne alle Aeste. An ihr habe ich nie oben zugespitzte Aehren beobachtet. Eine interessante Monstrosität, welche viel Aehnlichkeit mit einer von Vaucher an E. Telmateja beschriebenen hat, habe ich in dem könig- lichen Berliner Herbarium gesehen (Fig. 44). Um einen % Fuss hohen ‘Stengel hatte sich 2 Zoll unter seiner Spitze eine Scheide spiralig, einen Zoll lang, so herumgewunden, dass sie denselben nur zum Theil einhüllte. An dem nicht verdeckten Stengeltheile konnte man sehen, dass auch der Stengel eine Drehung erlitten hatte. Auf diese spiralig gewundene Scheide folgen nun nach oben noch mehrere, aber ganz regelmässig ge- bildete Scheiden; ebenso ist der von ihnen bekleidete Stengeltheil ganz regelmässig ausgebildet. Das E. pannonicum Waldst. u. Kit., welches Vaucher zu palustre zu ziehen geneigt ist, ist nach Ansicht von Exemplaren, die jene Autoren selbst gesammelt haben, E. elongatum. Beiträge zur Kenntniss der Equiseten. 601 Equisetum limosum L. Diese bei uns, nächst arvense und palustre, gemeinste Art variirt, in Bezug auf ihre Beästung, ungemein. Sie erscheint bei völlig ausge- bildeter Aehre entweder ohne alle Aeste (E. fluviatile L.), oder nur mit sparsamen Aesten, oder endlich sehr dicht mit Aesten besetzt. Es kommt auch bei uns eine Form nicht selten vor, welche an 4 Fuss hoch wird, und deren nach oben ganz dünn werdender, wenig beästeter Stengel an der Spitze eine sehr kleine Aehre trägt, welche sonst bei limosum zu den grössten gehört. Von E. limosum beobachtete ich meh- rere interessante Monstrositäten. Die erste ist ein Seitenstück zu der von Sturm an E. pratense und den von mir an Telmateja, arv. campestre und inundatum gefundenen. Die Pflanze ist 2-3 Fuss hoch, mit kurzen Aesten besetzt, ihre Spitze regelmässig gebildet; aber 4-3 Zoll unter- halb derselben sitzt eine ganz regelmässig gebildete Aehre. Die Recep- tacula an der Spitze der Aehre gehen sehr oft in Scheidenblättchen über. Der Stengeltheil über der Aehre war stets ohne Aeste. Diese Monstro- sität fand ich zuerst 1850 in einem Sumpfe bei Friedeberg in Mähren, und 1850 nicht selten bei Krittern bei Breslau, und in sehr grosser Menge sah ich sie vor Auras, wo das E. limosum an manchen Stellen ungeheure Strecken überzieht. An dieser letzten Lokalität fand ich eine eigenthümliche Abänderung dieser Monstrosität (Taf. LVI. Fig. 45); der über der Aehre befindliche Stengeltheil war nämlich spiralig gewunden und von den zu einem con- linuirlichen Bande verwachsenen Scheiden bis über seine Spitze ganz umhüllt. Die Scheide, mit welcher die Aehre gekrönt war, zeigle keine Abweichung von der normalen Form. Aehnlich der Monstrosität, wie ich sie an E. arv. campestre, inun- datum und pratense schon beschrieben habe, beobachtete ich bei Krittern Vol. XXI. P. II. 76 602 J. Milde, und Auras, in Gesellschaft der vorigen Monstrosität, sehr viele Exemplare, welche an der Spitze eine Aehre, und unter dieser in geringerer oder grösserer Entfernung eine zweite trugen. Auch Herr Apotheker Lasch hat mir Exemplare aus Driesen mitgetheilt, welche hierher gehören. Diese Monstrosität ist um so interessanter, als ich ihren Entwicklungsgang beob- achtet habe. Sie entsteht nämlich aus dem normalen fruchttragenden Stengel auf folgende Weise: Die obere Hälfte der Aehre schnürt sich scheinbar von der unteren ab; ich sage scheinbar; denn eigentlich wird diese Abschnürung nur dadurch hervorgebracht, dass sich die Spin- del mit der oberen Hälfte der Aehre emporhebt und die untere Hälfte zurücklässt. Die Basis der Aehre ist stets regelmässig und wird von einem Ringe gebildet. An der Stelle, wo sich die beiden Hälften der Aehre trennen, sind sämmtliche Receptacula mit den oft erwähnten blatt- artigen Fortsätzen versehen. Sowie sich der obere Theil der Aehre immer mehr erhebt, verwandeln sich die Receptacula allmählig in regel- mässig gebildete Scheiden, so dass der zwischen beiden Aehrenhälften befindliche Stengeltheil ganz mit Scheiden und Aesten bekleidet erscheint. Dieser Zwischenraum beträgt an einem Exemplare mehr als /, Fuss, an andern Exemplaren von allen Längen bis zu der grössten von 3 Zoll. Oft sind die spiessförmigen, die Spitze der unteren Aehre bekleidenden Organe mit ihrer oberen Hälfte ganz mit der Basis der Scheide, unter welcher sie sitzen, verwachsen, und nur ihr unterer, die Sporangien tra- gender Theil ist frei. Eine andere Monstrosität beobachtete ich nur ein Mal. Die Spitze der Aehre eines sonst ganz regelmässig gebildeten Stengels hatte sich nämlich in eine Unzahl ganz feiner, linearischer Blätichen aufgelöst, und stellt so einen Schopf dar. Durch die allmähligsten Uebergänge, welche ich fand, wenn ich die Aehre etwas tiefer unter diesem Schopfe unter- suchte, wurde ich belehrt, dass es blosse Stiele von Receptakeln waren; denn sie färbten sich allmälig schwarz, bekamen dann einen kleinen Knopf, welcher später auf seiner Unterseite Sporangien irug. Beiträge zur Kenntniss der Equiseten. 603 Eine Monstrosität, welche ich an einem sterilen Stengel beobachtet habe, scheint ganz der zu entsprechen, welche Vaucher an E. Telmateja gefunden hat. Einen Zoll unterhalb der regelmässigen, mit 5 Scheiden dicht bekleideten, astlosen Spitze ist ein gleichfalls einen Zoll langer Theil des Stengels, welcher hier etwas von seiner graden Richtung abweicht, mit einer Scheide in einer engen Spirale umwunden, unter welcher eben Aeste hervorgebrochen sind. Der übrige Theil des Stengels ist ganz regelmässig gebildet und mit sehr kurzen Aesten am oberen Theile beklei- det, 7, desselben sind ganz unbeästet. Gar nicht selten ist in Schlesien die Form polystachyum; sie scheint besonders tiefe Sümpfe zu lieben. Nie habe ich an den Aehren der Aeste dieser Form eine Proliferation beobachten können. Egquiselum hiemale L. » Diese Art gehört in Schlesien zu den seltneren. Um Breslau findet sie sich an mehreren Stellen, bei Karlowitz, bei Grüneiche, bei Massel- witz, im Kapsdorfer Goi, bei Seifersdorf. Sie kommt bei uns stets im Gebüsch auf schwarzem Boden vor. Die Aehren, welche, nach meinen Beobachtungen, schon im ersten Frühlinge bei uns ihre Sporen verstreuen, sind schon im Herbste völlig ausgebildet, und überdauern also sammt den Stengeln den Winter. Bis jetzt ist nur das eigentliche E. hiemale in Schlesien gefunden worden. Seit drei Jahren beobachtete ich jedoch bei Karlowitz in dem sandigen, zum Theil ausgetrockneten Bette der Oder eine Form, welche mehrere Eigenthümlichkeiten zeigt. Der Stengel ist bald niederliegend, bald ganz aufrecht, sehr dünn, sehr oft nur von der Dicke des E. variegatum, /%,-27, Fuss hoch, die Zähne der Scheiden, wie bei E. hiemale, abfallend, zuweilen an den obersten Scheiden bleibend; ihre Zahl geht nicht über 10-12, während die Normalform von E. hie- male 16-20 hat; die Scheiden sind wie die von hiemale. Die Sporen haben zwar die natürliche Grösse und sind mit den beiden elastischen “ 604 J. Milde, Bändern umwickelt, aber sind bis jetzt stets farblos und ohne Inhalt ge- funden worden. Die Sporangien entbehren der sonst nie fehlenden Spiralfasern, wie bei E. inundatum. Ganz dasselbe fand ich auch an Equisetum Poeppigia- num Al. Br. (E. giganteum W.), so viel mir von dieser Art zu untersu- chen zu Gebote stand. Die Aehre erscheint von aussen grün und ganz gesund, die Sporangien hellweiss; die erstere stirbt schnell ab und bräunt sich. Völlig entwickelte Aehren zeigt diese Form von E. hiemale erst Mitte Juli. Im Herbst färbt sich der Stengel ganz weiss, stirbt gänzlich ab, ist also einjährig, muss sich jedes Frühjahr auf’s Neue aus dem Rhi- zome entwickeln und fructificirt daher auch in demselben Sommer, wie es auch nach Al. Braun’s freundlicher Mittheilung bei E. elongatum der Fall ist, während die Schosse des E. hiemale sonst erst im Frühlinge des zweiten Jahres fructificiren und also perennirend sind. Eine vergleichende Untersuchung des anatomischen Baues des Sten- gels von dieser Form und des der Normalform von E. hiemale zeigte, dass beide ganz dieselbe Organisation besitzen. In der Nähe erscheint auch die normale Form von E. hiemale zwi- schen Gesträuch auf festerem Boden, kommt aber nicht in Gesellschaft der eben beschriebenen Form vor. Egq. hiemale v. paleaceum und v. trachyo- don Al. Br., zu welchem nach Ansicht eines englischen Exemplars als Synonym E. Mackaiü Newm. gehört, ist in Schlesien noch nicht gefunden worden, doch schliesst sich die Karlowitzer Form, nach Herrn Professor Al. Braun’s gütiger Mittheilung, eng an dieselben an. Noch in diesem Herbste (September 1851) erhielt ich durch die Güte des Herrn Professor v. Schlechtendal eine bei Halle gesammelte Form von E. hiemale, weiche ganz mit der Breslauer Form übereinstimmt. Sie kommt daselbst vor „‚auf sandigem Boden, welcher in eine Wiese übergeht bei Lettin, in Gesellschaft von Jurinea eyanoides. Frucht ist Beiträge zur Kenntniss der Equiseten. 605 seit einer langen Reihe von Jahren nicht beobachtet worden‘; auch an ihr fehlen meistens die Zähne. Ebenso fand ich noch in diesem (Terbste ganz in der Nähe bei Bres- lau, vor Grüneiche, an einer sandigen, mit Weiden bepflanzten Stelle die- selbe Form in Gesellschaft der Normalform. Die Sense hatte bei den mei- sten Exemplaren die Spitzen abgeschnitten, und es waren in Folge dessen sehr viele ästige Stengel von letzterer Form vorhanden. Der ausge- zeichnetste trug unter 9 Scheiden Aeste; freilich sassen unter der ober- sten Scheide nur 3, unter den beiden folgenden nur 2, und unter den zwei folgenden nur je ein Ast. Diese Aeste wurden oft über einen Fuss lang. Die schlankere, dünnere Form, welche die bei weitem vorherrschende und ungemein zahlreiche war, fand ich in wenigen Exemplaren noch mit ausgebildeten Früchten, welche aber, merkwürdiger Weise, ebenfalls wie die Exemplare von Karlowitz, abortirte Sporen und Sporangien besassen; ja zuweilen hatten die Sporen nur die Grösse der von E. inundatum. Uebrigens fand ich sowohl hier, als bei Karlowitz, in diesem Herbste sehr viele Stengel, welche ihre Zähne an den meisten Scheiden ganz besassen, so dass ich eigentlich, mit Ausnahme der abortirten Sporen und Sporangien, keinen rechten Unterschied zwischen unserer Form und dem E. trachyodon Al. Br. finden konnte. 606 J. Milde, Uebersicht aller von mir beobachteten Monstrositäten. T: I. IM. IV. Zwei Aehren an einem | Untere Hälfte der Aehre | Obere Hälfte der Aechre Aehre in ihrer Mitte zweispaltigen Stengel. schopfig. schopfig. Aeste tragend, I. Schaft von 1. E. Telmateja. 1. E. arv. campestre.| 1. E. arv. campestre. arvense. 2. E. limosum.: 2. E. inundatum. 3. E. inundatum. V. v1. vn. VIH. Endähre des Stengels | Zwei am Hauptstengel Aeste ährchen- Steriler Stengel, an der proliferirend, übereinandersitzende tragend. Spitze gespalten. Aehren. 1. E. arv. campestre.|1. E. arv.campestre.|1l. E. arv. irriguum. |1. E. arvense. 2. E. Telmateja. 2. E. pratense. 2. E. arv. campestre.\2. E. Telmateja. 3. E. inundatum. 3. E. inundatum. 8. E. Telmateja. 8. E. pratense. 4. E. limosum. 4. E. limosum. 4. E. inundatum. 4. E. limosum. 9. E. limosum. 6. E. palustre. IX. X. Xl. X. Scheiden in spiralige |Scheiden in ihre einzelnen] Scheiden kammförmig | Ring statt der Scheide Bänder aufgelöst. Blättchen aufgelöst. angeordnet. mitten am Stengel. l. E. Telmateja. l. E. arv. genuinum.|1l. E. Telmateja. 1. E. inundatum. 2. E. limosum. 2. E. arv. irriguum. |%. E. limosum. 3. E. palustre. 3. E. arv. campestre.|5. E. palustre. 4. E. Telmateja. 5. E. inundatum. 6. E. limosum. ö Beiträge zur Kenntniss der Equiseten. 607 Rückblick. Werfen wir einen Blick auf die vorstehende Uebersicht, so sehen wir, dass man die Equiseten bisher mit Unrecht als zu Monstrositäten gar nicht geneigt, geschildert hat; freilich sind offenbar E. arvense, Telmateja und limosum mehr zu ihnen geneigt, als E. pratense und palustre, wäh- rend E. silvaticum und hiemale noch seltner, als die beiden letzteren, monströse Formen zu bilden scheinen. Fassen wir nun die Monstrositäten in’s Auge, welche sich auf eine Veränderung der Receptacula beziehen, so sehen wir bei allen den ver- schiedenen Monstrositäten dennoch immer denselben Gang in der Umwand- lung. Das Receptaculum tritt zuerst oben, mit einer Spilze versehen, auf, welche sowohl in ihrem Aeusseren, als auch bei mikroskopischer Betrach- tung, sich als einen Scheidenzahn darstellt. Sehr oft fehlt einem solchen Receptaculum der Stiel, so dass es also unmittelbar auf dem Stengel sitzt und schon mehr den Charakter eines Scheidenblättchens annimmt; bald sieht man auch wirklich mehrere dieser Organe mit einander verwachsen und so Hälften oder kleinere Theile von Scheiden, selten ganze Scheiden darstellen, welche aber, gleichsam um an ihren Ursprung zu erinnern, auf ihrer innern Fläche oder an ihrem Rande noch Sporangien tragen, so dass wir keinen Augenblick zweifeln können, dass das Receptaculum ein ver- wandeltes Scheidenblatt ist, und dass eine ganze Scheide einem ganzen Wirtel von Receptacula entspricht, wie es auch Mohl *) und Röper **) ausgesprochen haben. Aber auch den umgekehrten Gang, wo sich also die Scheide nach und nach in einzelne Receptacula auflöst, habe ich oft beobachtet, und *) Morphologische Betrachtungen über das Sporangium der mit Gefässen versehenen Kryptoga- men. Tübingen 1845. ®»*) Zur Flora Mecklenburgs. 608 J. Milde, zwar nicht wie die vorige Metamorphose, an der Spitze, sondern am Grunde der Achre. Dass die Scheide überhaupt als ein Complex von miteinander ver- wachsenen Blättehen anzusehen ist, deren freie Enden die Zähne der Scheiden sind, das zeigt recht schön eine Monstrosilät eines sterilen Sten- gels von E. inundatum, welche Taf. LV. Fig. 20. darstellt; hier ist die Auflösung der Scheide in ihre einzelne Blättchen ganz vollständig, denn die Theilung geht bis auf den Grund der Scheide. Ein anderes Organ, über dessen Bedeutung man vielleicht in Zweifel sein könnte, ist der Ring, welcher am Grunde der Aehre aller Equiseten sitzt. Er ist gewöhnlich nur einfach vorhanden; bei E. Telmateja sind gewöhnlich zwei in gerin- gen Zwischenräumen übereinander sitzende da. An dieser Pflanze und an E. arvense habe ich sehr oft beobachtet, wie dieses Organ allmählig höher wird und sich entweder zum Theil oder auch ganz in eine Scheide verwandelt; nicht selten hat man an einem einzigen Ringe alle Uebergänge desselben bis in die vollkommene Scheide. Der Ring findet sich aber auch wirklich mitten am Stengel, wie Taf. LV. Fig. 19. zeigt, an der Stelle einer Scheide, was wohl der deutlichste Beweis für seine Natur ist. An E. Temalteja und arvense beobachtete ich ausserdem an sehr vielen Exemplaren, dass der zunächst unter der Achre sitzende Ring an einzel- nen seiner Spitzen oder Läppchen eirunde Sporangien trug, die auch mit Sporen erfüllt waren; einzelne dieser Läppchen zeigten auch schon einen Uebergang in Receptacula dadurch, dass sie sich als einzelne Blättchen von dem Ringe absonderten; an andern Exemplaren endlich sah man auf das augenscheinlichste den deutlichsten Uebergang des Ringes in einen Wirtel von Receptakeln. Der Ring kann sich demnach bald in eine Scheide, bald in einen Wirtel von Receptakeln umwandeln, und kann daher mit gleichem Rechte als eine verkümmerte Scheide, wie für ein verkümmerter Quirl von Fruchtbehältern angesehen werden; er ist gleichsam ein Mittelding Beiträge zur Kenntniss der Equiseten. 609 zwischen beiden, welches sich je nach den Umständen in das eine oder das andere verwandeln kann. Am Schlusse dieser Arbeit fühle ich mich gedrungen, allen den Herren, welche mich auf die freundlichste Weise sowohl durch Mittheilung von Schriften, als von Equiseten, unterstützt haben, hiermit meinen herz- lichsten Dank dafür auszusprechen, insbesondere aber dem Herrn Präsi- denten Nees v. Esenbeck, den Herren Prof. Göppert, Al. Braun, v. Schlechtendal und Wimmer, den Herren Dr. Sonder, Sturm, Klinsmann und Cand. Bartsch, den Herren Apothekern Lasch und Lohmeyer, sowie dem Herrn Hauptmann Reinold. Anhanse. Da ausser einem caulis fasciatus von Lycopodium clavatum Mon- strositäten von Pflanzen dieser Ordnung nicht bekannt zu sein scheinen, so dürfte es wohl nicht uninteressant sein, bei dieser Gelegenheit einige von mir beobachtete zu beschreiben. Auf einer Excursion, die ich im October 1851 in die grossen Kie- ferwälder in der Gegend von Militsch machte, fand ich sehr zahlreich Lycopodium complanatum und L. chamaecyparissus Al. Br., zwar nie beide nebeneinander, aber doch an völlig gleichen Lokalitäten; auch fand ich keine Spur von Andeutungen des Ueberganges von einem in das andere. Ausser einem blauen Reife, mit welchem das Zycopodium cha- maecyparissus stets überzogen war, fiel es mir auch auf, dass dasselbe an der Spitze seiner Aehre einen Schopf trägt, welcher von leeren Deck- Vol. XXIII. P. II. 77 610 J. Milde, blättern gebildet wird. Bei einer Vergleichung mit Exemplaren aus dem Riesengebirge, aus Sachsen, aus Baden - Baden, aus Polen stellte es sich heraus, dass dieses Kennzeichen, welches keinem andern Lycopodium zuzukommen scheint, bei der besprochenen Art ein ganz constantes ist. An einigen Exemplaren setzte sich der Fruchtstiel durch die Aehre hin- durch in einer Länge von fast 2 Linien noch fort, und dieser über der Aehre befindliche Theil war mit zahlreichen Blättchen bekleidet. Häufig findet man sowohl bei Z. complanatum als bei chamaecyparissus Aehren, die sich an der Spitze in 2 (selten in 3) Theile spalten. Auffallender dagegen ist eine Monstrosität ersterer Species, welche darin bestand, dass 2 Aeste, die sich an der Spitze in 3 Theile theilten, an jedem der letzte- ren eine kleine, ganz ungestielte Aehre trugen. Durch je eine der Aeh- ren beider Aeste aber setzte sich der Ast noch in einen fast 1 Zoll langen Fruchistiel fort, der an seiner Spitze eine und an dem zweiten Äste zwei grosse Aehren trug, also ganz den Monstrositäten entsprechend, wie ich sie schon an E. arvense v. campestre, E. pratense, E. limosum und E. in- undatum beobachtet und beschrieben habe. An einem andern Exemplare von Zycopodium complanatum_ theilt sich ein Ast in zwei Theile, von denen jeder in einen fast 2 Zoll langen Fruchtstiel ausgeht; der eine der letzteren trägt auch an seiner zweispal- tigen Spitze 2 Aehren; der andere Fruchtstiel aber spaltet sich wieder in 2 Theile, von denen jeder — nicht Aehren, sondern wieder zweispaltige, einen Zoll lange Aeste trägt. Beiträge zur Kenntniss der Equiseten. 611 Erklärung der Figuren. Tafel LIV. Fig. 1. Oberer Theil eines monströsen Schaftes von E. arvense. - 2. Oberer Theil eines sterilen Stengels von E. arvense, welcher an der Spitze gespalten erscheint. - 3. 4. Aehre von E. arv. campestre mit einem Schopfe. - 5. Monströse Aehre von E. arv. campestre, aus welcher in ihrer Mitte 2 Aeste entspringen. . 7. Aehre von E. arv. campestre, welche proliferirt. Querschnitt des Stengels von E. arvense. - 9. Querschnitt des Stengels von E. limosum, mit Andeutung der Stellen, an welchen sich bei sehr dicken Exemplaren der äussere Luft- lückenkreis befindet. - 10. Querschnitt des Stengels von E. inundatum, und zwar von einem solchen, welcher in seiner innern Siructur dem E. arvense am nächsten kommt. - 11. Querschnitt des Stengels von E. inundatum, im Uebergange zu der Organisation von E. limosum. - 12. Querschnitt des Stengels von E. inundatum, welcher fast ganz dem von E. limosum gleichkommt. - 13. Querschnitt des Stengels von E. inundatum, mit zusammenhängenden grünen Zellpartieen. Tafel LV. Fig. 14. Querschnitt des Stengels von E. inumdatum, mit zusammenhängenden grünen Zellpartieen. - 15. 16. Monströse Form von E. inundatum. - 17. Proliferirende Form von E. inundatum. - 18. Monströse Form von E. inundatum. - 19. Abweichendes Vorkommen des Ringes an E. inundatum. [ v R-- 612 J. Milde, Beiträge zur Kenntniss der Equiseten. Fig. 20. Eine in ihre einzelnen Blättchen aufgelöste Scheide an einem sterilen Stengel von E. inundatum, an ihrem Grunde mit einem Ringe. - 21. 22. An ihrer unteren Hälfte schopfige Aehre von E. Telmateja. - 24—39. Uebergangsformen der Scheidenblättchen in die Receptacula und umgekehrt. Tafel LVI. Fig. 23. Proliferirender Stengel von E. Telmateja. - 40. 41. Monströse Stengel von E. Telmateja. - 42. Monströse Spitze eines Astes von E. Telmateja. - 43. Monströser Stengel von E. pratense Ehrh. - 44. Monströser Stengel von E. palustre. - 45. Proliferirende Aehre von E. limosum. Der über der Aehre befind- liche Stengeltheil ist von einer spiralig gewundenen Scheide eingehüllt. v123.P2. Se Tab.5. J.Milde:del Karen, n with Jnst.dhlı.L.Ac.d.\\ vHenty &bohen in Dann Vol.23.P.2. Tab. 59. Fig.16. J.Milde..del. TifhJnst.d.KL.0.AcdN v Heury&sCohenin Bann. nr Vol. 23.P.2. Julius Mayer u J Milde fecit Tab.56 Lith. Inst. KL.CAc.dN».Henry &Lohen inBrnn ee % . Po > wen ri n> p wer ‚an Para, nn iu Ey/*n: vw P . = . E73 ZUR ENTWICKLUNGSGESCHICHTE DER EQUISETEN UND REIZOKARPEN, VON Dr. J. MILDE, M..d. A.ıd..N: MIT VIER STEINDRUCKTAFELN. DER AKADEMIE ÜBERGEBEN DEN 25. AUGUST 1851. 2 = e ar BG; | AR... en - ATHIHOZIISIIULAI UT | re h . ni ’ Si 5 ‚ee A u in a u Er. IF Am | 0 MP HERURMITTE AV TIM f sel. TEIDUIA .e Mad veaadd- ANHAALZA De u en m nn nn A. Geschichtlicher Theil. Ueber das Keimen der Equiseten-Sporen existiren bis jetzt nur wenige und zum Theil sehr unvollständige Beobachtungen. Agardh scheint deren zuerst mit Erfolg angestellt zu haben; er beschreibt dieselben in den Mem. du mus. d’hist. nat. Vol. IX. 1822. Die keimenden Sporen von E. arvense, palustre und limosum sah er sich zu einem zweilappigen, mit einer durchsichtigen Wurzel versehenen, Körper entwickeln, dessen zwei Lappen er für Cotyledonen hielt; daher meinte er Anfangs, man müsse die Equiseten zu den Dicotyledonen rech- nen. Aber bald sah er zwischen diesen Lappen „eine kleine grüne Conferve‘“ sich entwickeln, die ihren Ursprung dem Vorkeime selbst verdankte. Die einzelnen Fäden dieser Conferve vereinigten sich, nach ihm, zu einem einzigen Körper, sie waren unregelmässig gegliedert und am Ende oft zweispaltig. Die Wurzeln waren fast in derselben Anzahl vorhanden, als diese Fäden, einfach, fadenförmig und durchsichtig; aber noch zeigte sich keine Spur einer vollkommnen Pflanze. Trotz aller Sorgfalt und vieler wiederholter Versuche starben ihm immer die Vor- keime, noch ehe ein junges Equisetum sich zeigte. Am Schlusse kommt er zu der Ansicht, dass die Equiseten in Folge ihres confervoidischen Vorkeimes in die Nähe der Moose zu stellen seien, deren Sporen sich auf ähnliche Weise entwickelten, und dass diese Vorkeime nicht wahre Coty- ledonen seien, sondern nur einen ersten Zustand (Entwicklungsstadium) 616 J. Milde, der Pflanze darstellten. Wie die einzelnen Zellen des Vorkeimes enisie- hen, hat Agardh nicht beobachtet. Seine Zeichnungen stellen sämmtlich Vorkeime in so wenig vorgerückten Stadien dar, dass er die Antheridien an ihnen noch nicht beobachten konnte. Fast zu derselben Zeit machte Vaucher in den Mem. de la Societ. de Phys. et d’hist. nat. de Geneve (Tom. I. Seconde Partie. Geneve 1822) seine Beobachtungen, die er schon im Jahre 1817 angestellt hatte, be- kannt. Sie sind viel genauer und vollständiger, als dievon Agardh. Zwei Tage nach der Aussaat untersuchte er die Sporen und bamerkte an allen eine kleine durchsichtige, helle Stelle, die sich allmählig zu einem Schlau- che (Wurzel) entwickelte. Derselbe stieg in die Erde, während sich die Spore selbst in 3-4 Lappen theilte. Bald entstanden auch mehrere Wür- zelchen und der Vorkeim nahm immermehr an Grösse zu. Auf diese Weise beobachtete er die Sporen von E. arvense, fluviatile (Telmateja) palustre, limosum, und fand an allen denselben Gang der Entwicklung. Aber nach dem Verlauf von 2 Monaten wuchsen ihm die Vorkeime nicht mehr, ver- loren die Wurzeln und verschwanden zuletzt gänzlich. Als Grund für das Absterben derselben giebt er das Erscheinen von Moosen an, vorzüg- lich der Funaria hygrometrica, und dann eines Schimmels, welcher die Vorkeime in eine gallertartige Masse verwandelt habe, und endlich des „Dyssus terrester““ und einer kleinen mikroskopischen Alge, welche sehr schnell gewachsen wäre und die Vorkeime gleichsam aufgezehrt hätte. In den folgenden Jahren habe er zwar oft die Keimung der Equiseten- Sporen versucht, sei aber nie glücklicher gewesen. Obgleich Vaucher’s Figuren viel besser als Agardh’s sind, so fehlt doch auch hier eine scharfe Begränzung der einzelnen Zellen. Nachdem er 5 Jahre vergeblich die Keimung weiter zu bringen versucht hatte, machte er endlich im Jahre 1823 *) einen gelungenen Versuch *) Mem. du mus. d’hist. nat. Vol. X. 1823. — Memoire sur la Fructification des Pr£les. Par M. Vaucher de Genöve. zur Entwicklungsgesch. der Equiseten u. Rhizokarpen. 617 bekannt. Er hatte nämlich nach Verlauf von fünf Monaten aus dem Vor- keime des E. fluviatile L. (Telmateja Ehrh.) und des palustre L. eine junge Pflanze entstehen sehen. In der Mitte des Vorkeims sah er näm- lich einen grünen Punkt, welcher allmählig grösser wurde und sich zuletzt in ein sehr kurzes, mit einer 4-spaltigen Scheide versehenes Glied ver- wandelte, aus welcher ein zweites und drittes sich erhoben und so die junge Pflanze selbst darstellten. Inzwischen entstand eine neue, sehr ansehnliche Wurzel, während der Vorkeim abstarb und die junge Pflanze nach oben wuchs. Da Vaucher nicht beobachtete, dass die eigentliche Hauptwurzel des jungen Equisetum abstirbt, und dass dann sich die Sten- gel selbst zum Theil, indem sie in die Erde dringen, in Rhizome verwan- deln, so konnte er sich auch das Vorhandensein der Glieder an dem Wur- zelstocke der Equiseten nicht erklären. Er zieht nun aus seinen Beobach- tungen den Schluss, dass der Inhalt der Equiseten - Sporangien wirkliche acotyledonische Saamen sind, welchen sowohl Cotyledonen als auch Albu- men und die Saamenhäute fehlen, so dass sie auf den blossen Embryo beschränkt sind. Diesen letzteren sieht er in dem Proömbryo, aus wel- chem zuletzt das eigentliche Equiseten - Pllänzchen hervorbricht. In G. L. Duvernoy’s Dissertation *) findet sich S. 10 über das erste Stadium der Keimung der Equiseten-Sporen eine kleine Notiz, welche aber nichts Neues bringt. Bischoff theilt in seinem Werke: ‚Die kryptogamischen Gewächse, mit besonderer Berücksichtigung der Flora Deutschlands‘, die Entwick- lungsgeschichte von E. palustre viel genauer mit, als die früheren Beob- achter, und bringt auch bessere Abbildungen bei. Zuerst sah er, dass die grünen Körnchen in der Spore sich nach der Mitte zogen, und dass die Sporodermis einen papillenartigen Fortsatz erhielt, der sich in ein Würzelchen verwandelte. Zu derselben Zeit entstand aus der Spore heraus ein grünes Bläschen, über welchem bald ein zweites und drittes *) Dissertatio inauguralis botanica de Salvinia natante. Tübingen 1825. Vol. XXIII. P. I. 18 618 J. Milde, entsand; die Anzahl der Würzelchen vermehrte sich zugleich, und sie waren an der dem Vorkeime am nächsten liegenden Stelle mit feinen Körnchen erfüllt. Das Chlorophyll häufte sich in den Spitzen des Vor- keims so sehr an, dass sie ganz dunkel erschienen. Nachdem Bischoff diese Vorkeime vier Monate lang beobachtet hatte, gingen sie zu Grunde, ohne dass er einen Stengel aus ihnen sich hatte entwickeln sehen. Da- gegen machte er schon im Jahre 1828 einige weiter führende Beobach- tungen in den Schriften der Akademie bekannt *). Er fand nämlich im Herbst 1827 unweit Zweibrücken im Freien eine Menge junger Pflänz- chen von E. palustre in allen spätern Entwicklungsstufen. Der völlig entwickelte Vorkeim vergrössert sich nach allen Richtungen so, dass er zuletzt ein rundliches Polsterchen von 3 Linien und darüber im Durch- messer bildet. Ob ein solches Polster nur aus einer Spore oder aus dem Verschmelzen mehrerer Vorkeime hervorgehe, ist ihm zweifelhaft. Die ersten Spuren des eigentlichen Keimpflänzchens fand er ganz im Grunde der Vorkeime. Sie erschienen als kegelförmige Wärzchen, welche die Zellen des Vorkeims durchbrochen hatten: an ihrer Spitze bemerkte man schon die Andeutungen von Zähnen, sowie den Anfang zu einer Wurzel, welche sich schon durch ihre Stärke und Undurchsichtigkeit von den Wür- zelchen des Vorkeims unterschied. Sobald sich das erste Scheidcehen geöffnet hatte, tritt ein. zweites aus diesem hervor, wobei sich zugleich schon ein Internodium entwickelt, und so geht es fort. Neben diesem Siengel entwickeln sich nun noch mehrere; die Wurzeln wachsen und bekleiden sich mit Fäserchen und an der Spitze mit einem zelligen Mütz- chen. Bald neigen sich einige der Stengel mehr der Erde zu, färben sich weiss und braun und verwandeln sich zuletzt, indem sie ganz in die Erde eindringen, in die Rhizome. Nun schwindet auch bald der Vor- keim ganz. *) Ueber die Entwicklung der Equiseten, insbesondere des Zguwisetum palustre, aus den Sporen, zur Entwicklungsgesch. der Equiseten u. Rhizokarpen. 619 Döll bespricht in seiner ‚‚Rheinischen Flora 1843“ gleichfalls die Keimung der Equiseten - Sporen, bringt aber nichts Neues zu dem schon Berichteten hinzu. In einer Arbeit Thuret’s *) findet sich eine kurze Beschreibung der Antheridien, welche dieser Forscher auf den Vorkeimen der Equiseten gefunden hat. Mettenius berichtet in seinen „Beiträgen zur Botanik“ (Heft I. 1850. S. 22), dass er auf einem Vorkeime Eichen in abgestorbenem Zustande angetroffen habe, entsprechend dem Stadium der Eichen der Farne, welche Suminski auf Taf. IN. Fig. 8. abgebildet hat. Aus einem Berichte in Nr. 4 der Flora 1851 über meine in der Linnaea 1850 erschienene Dissertation geht hervor, dass auch W. Hoff- meister Untersuchungen über denselben Gegenstand mit Erfolg ange- stellt hat. B. Physiologischer Theil. 1. Bau der Spore. Schon Bischoff hat von der Spore eine genauere Beschreibung geliefert. Er sagt, in der Mitte derselben sei ein heller Fleck, von wel- chem 5-6 zarte Linien nach dem Umfange der Spore gingen. In jenen Linien, welche er für die’ Wände von Zellen hält, scheinen die Sporen zu zerreissen; nach seiner Ansicht also besteht die Spore aus mehreren Zellen. Die Spore ist kugelrund, mit gelblich- grünen, sehr kleinen Körn- chen dicht erfüllt. Den papillenartigen Fortsatz, welchen Bischoff den reifen Sporen zuschreibt, konnte ich nie beobachten. Bu *) Notes sur les Antheridies des Fougeres. Annales des sc. nat. Janvier 1849. P ” & 620 J. Milde, Mitten in der Spore ist ein Cytoblast (Bischoff’s heller Fleck), den zuerst Nägeli *) als solchen erkannt zu haben scheint. Derselbe hat eine scheibenförmige Gestalt, ist mit 1-2 excentrisch liegenden Kernkör- perchen versehen, durchsichtig, farblos, und wird durch Schleimfäden in der Mitte der Spore schwebend erhalten; auch jetzt noch muss ich nach vielen Untersuchungen gegen W. Hoffmeister dem Cytoblasten eine scheibenförmige und nicht kugelige Gestalt zuschreiben. Die Kernkör- perchen habe ich stets nur in den Cytoblasten der keimenden Sporen mit Genauigkeit beobachten können. Nie konnte ich beobachten, dass die Spore auf eine bestimmte Weise bei’m Quetschen zerplatzte. Zwei ela- stische, hygroskopische Bänder umwickeln die Spore. Die vier spatel- förmigen Enden dieser Bänder sind dicht mit sehr feinen Körnchen be- streut. Duvernoy und Eisengrein **) sprechen von vier Bändern, und doch kann man sich durch Rollen der Sporen zwischen zwei Gläsern sehr leicht davon überzeugen, dass nur zwei vorhanden sind. Wie überhaupt die Sporen aller Gefässkryptogamen, so sind auch die von Equisetum mit zwei Membramen versehen; aber es ist hier nicht so leicht, wie bei andern Sporen, sich von der Richtigkeit dieser Thatsache zu überzeugen; denn beide Membranen haben sowohl gleiche Farbe, als gleiche Consitenz, so dass man bei’m Zerqueischen der Sporen selten eine volle Gewissheit von der Anwesenheit zweier Häute erlangen kann. Als das beste Mittel, dieses letztere zu constatiren, hat sich mir die concen- trirte Schwefelsäure herausgestellt; durch sie wird jeder Zweifel sogleich gehoben. Lässt man sie langsam auf Sporen von Equiseten heranfliessen, so bemerkt man folgende Veränderungen. Zuerst beugen sich die elasti- schen Bänder reissend schnell zurück, zerbrechen aber in demselben Augen- blicke in kleine Stücke, wie Glas, und verschwinden so, dass man keine Spur mehr von ihnen wahrnehmen kann; sie werden daher durch die *) Schleiden und Nägeli: Zeitschrift für wissenschaftliche Botanik. Heft 1. **) Die Pflanzenordnung der Gonatopteriden. zur Entwicklungsgesch. der Equiseten u. Rhizokarpen. 621 Schwefelsäure aufgelöst. Die Spore selbst aber schwoll zu derselben Zeit sehr schnell an und färbte sich dunkelgrün, welche Farbe aber sehr schnell einer nelkenbraunen Platz machte. Die äussere, farblos bleibende Sporenhaut erweiterte sich zugleich noch mehr als die innere, so dass diese gleichsam in jener schwamm; die innere war nelkenbraun, die äus- sere farblos. Bald platzte die äussere und sehr oft auch ein wenig später die innere Sporodermis, und jetzt konnte man recht deutlich sehen, dass die braune Färbung der innern Membran selbst zukam, denn nach dem Platzen derselben floss ihr olivengrüner Inhalt heraus. Alle diese Veränderungen habe ich sehr oft unter dem Mikroskop beobachtet; sie gehen zwar sehr schnell vor sich, lassen sich aber vollkommen die eine nach der andern beobachten. Durch warme Schwefelsäure erhält die Spore sogleich eine kohlschwarze Farbe und wird bald ganz zerstört. Auch mit Aetzkali habe ich Sporen behandelt und Folgendes beob- tet. Die Schleuderer und die Sporen quollen bedeutend auf; die äussere Sporenhaut, welche meistens zerplatzte, während die innere fast immer ganz blieb, färbte sich gelb und die innere schön hyacinthroth. 2. Ueber die Keimfähigkeit der Spore. Nimmt man die reifen Sporen aus der lebenden Aehre irgend eines Equisetum und streut sie auf feuchte Erde, die man mit einem Glase be- deckt, so wird man gewiss immer schon am ersten Tage die Sporen kei- men sehen; aber vergeblich versuchte ich, Sporen aus einer Aehre von E. Telmateja, welche 6 Monate alt waren, zum Keimen zu bringen; ja, sogar nur 14 Tage alte Sporen von E. limosum hatten schon ihre Keim- fähigkeit verloren. Ich untersuchte diese Sporen unter dem Mikroskop und fand Folgendes: Die grüne Farbe hatte sich ganz verloren und einer grauen Platz gemacht, die äussere Sporenhaut hatte sich von der inneren so getrennt, dass jene in dieser wie in einem zu weiten Sacke lag. Aus diesem Grunde lässt es sich wohl auch erklären, warum man nur selten wi 622 J. Milde, keimende Equiseten findet; denn fällt die reife Spore nicht sogleich auf einen Boden, welcher ihrer Entwicklung günstig ist, so geht sie zu Grunde, während die Sporen andrer Kryptogamen, wie der Farne und der Moose, viele Jahre lang ihre Keimfähigkeit bewahren; dazu kommt noch, dass grade die keimenden Equiseten- Sporen durch Nässe und zu grosse Wärme viel leichter zu Grunde gehen, als andere Vorkeime. Ich habe die Keimung der Sporen von E. arvense, limosum, variegatum, Telmateja, pratense, palustre und silvaticum beobachtet und sie bei allen überein- stimmend gefunden. 3. Ueber die beste Art, die Sporen auszusäen. Ehe ich über die Keimung selbst spreche, scheint es mir nicht über- flüssig, über die beste Art, die Sporen auszustreuen, zu sprechen, durch die wir zugleich in den Stand gesetzt werden, die ersten Anfänge und die Veränderungen, welche mit der Spore vor sich gehen, ganz genau zu beob- achten; denn ‘es ist wichtig, zumal da über die Zellbildung bei’m Keimen die Ansichten differiren, genau beobachten zu können, wie eigentlich aus der einzelligen Spore die übrigen Zellen hervorgehen. Ich streute zu diesem Zwecke die Sporen so auf Wasser, dass sie nicht untersanken, sondern auf der Oberfläche desselben schwammen. Durch dieses Expe- riment hal man den oft sehr lästigen Sand und die Erde ganz beseitigt, die es uns oft unmöglich machen, das, was man ‚gerade beobachtet, zwischen zwei Gläschen zu zerquetschen. Auf der Oberfläche des Wassers keimen die Sporen sehr schnell, gewöhnlich schon am ersten Tage. Man kann sie 14 Tage lang, und einzelne noch länger, auf diese Weise sehr bequem beobachten, bis sie endlich durch ihr eigenes Gewicht unter das Wasser gezogen werden und dann zu Grunde gehen. Wurden die Sporen gleich in das Wasser gethan, dass sie untersan- ken, so keimlten sie nicht, sondern nahmen bald eine graue Farbe an und verdarben. zur Entwicklungsgesch. der Equiseten u. Rhizokarpen. 623 4. Ueber die Keimung selbst. Schon im Jahre 1849 hatte ich Versuche mit dem Keimen der Sporen von E. arvense angestellt, und es war mir auch gelungen, die Vorkeime ungefähr einen Monat lang zu erhalten. Nach dieser Zeit aber wurden sie sämmtlich durch zu starke Sonnenhitze vernichtet. Um daher diesem Uebelstande wenigstens auf eine längere Zeit zu entgehen, versetzte ich in der Mitte des Februar 1850 einen Theil des Rhizoms von E. arvense, auf welchem einige Knospen mit Aehren sassen, in einen Topf mit Erde und stellte denselben in die warme Stube. Hier- durch erhielt ich schon Mitte März einen 1 Fuss hohen Schaft, dessen reife Sporen ich zur Aussaat benutzte. Im Freien erschien diese Pflanze völlig entwickelt erst in der Mitte des April. Am 2. Januar 1851 grub ich einige Rhizome mit Knospen gleichfalls aus und setzte sie in ein Gefäss mit Wasser. Zu dieser Zeit waren die Sporen in den Sporangien noch nicht völlig entwickelt, sondern letztere waren mit dem Zellgewebe erfüllt, in dessen Zellen sich die Sporen, je eine in einer Zelle, erst ent- wickeln. Von sehr vielen Knospen entwickelte sich aber nur eine ein- zige vollständig zu einem Schafte von 1 Fuss Höhe, so dass ich schon am 30. Januar von diesem Exemplare reife Sporen hatte. Sowohl 1850 als 1851 beobachtete ich an den von ausgesäten Sporen gezogenen Pro- embryonen die Antheridien. Zwei Tage nach der Aussaat untersuchte ich die auf schwarzen Boden ausgestreuten Sporen und fand Folgendes: Die Spore war durch Endosmose offenbar angeschwollen, die gelblichgrünen Körnchen, womit sie erfüllt ist, hatten eine freudiggrüne Farbe angenommen und sich merklich vergrössert, ja man konnte schon in den einzelnen Körnchen kleinere Kerne (Amylum) entdecken. Der Cytoblast war in vielen Spo- ren noch vorhanden, in andern fehlte er schon, bald war er in allen ver- schwunden. Wenn der Pro@mbryo aus mehreren Zellen zusammengesetzt 5 624 J. Milde, ist, dann sieht man sehr oft zwei Cytoblasten an der Scheidewand einer Zelle sitzen und zwar genau so, als wäre der Cytoblast durch die Wand in zwei Hälften getheilt worden (Taf. LVII. Fig. 6. 7. 9. 28.). Einmal beobachtete ich auch eine Spore, welche durch eine deutliche Wand in zwei Hälften getheilt war, und in der Mitte einer jeden Hälfte einen Cyto- blast erkennen liess (Fig. 1 d.). Bald erleidet die Spore eine andere Veränderung; die äussere Sporodermis wird nämlich abgeworfen, ihre Bruchstücke sieht man oft bei der Spore liegen, und besonders fallen sie auf, wenn eine grosse Menge von Sporen nahe bei einander liegen; bald aber verschwinden sie gänzlich. Bei den keimenden Sporen der Farne kann man es viel leichter beobachten, dass die innere Sporodermis sich zur Wurzel verlängert, weil die äussere gefärbt ist und längere Zeit noch mit der inneren verbunden bleibt. Jetzt sackt sich die Spore an irgend einer Stelle papillenartig aus (Fig. 1b. 2. 3.). Diese Aussackung ist farblos; denn das Chlorophyll geht nicht in sie über, obgleich jetzt noch keine Scheidewand zwischen ihr und der Sporenzelle ist; sie ist ferner mit wenigen, sehr kleinen, farblosen Körnchen und Schleimfäden erfüllt. Die Gestalt der Spore geht nun auch gewöhnlich aus der kugelförmigen in die elliptische über; nur sehr selten findet man jetzt schon eine zwei- lappige Spore (Fig. 10. 11.). Durch diese Form liess sich Agardh täuschen, dass er die beiden Lappen für Cotyledonen hielt und Anfangs die Equiseten unter die Dico- tyledonen versetzen zu müssen glaubte. Die Chlorophylikörner sind sehr oft, wie von einem Mittelpunete ausgehend, strahlenförmig angeordnet, und unter sie sind Schleimkörner und Fäden in Menge gemischt. Die Gestalt der Chlorophylikörner hat sich jetzt auch aus der kugelförmigen in die elliptische verwandelt, und die einzelnen Körner enthalten einen oder mehrere Kerne und sind durch farblose Querscheidewände oft in mehrere Theile getheilt, deren jeder einen Kern enthält (Fig. 12.). Ich habe mich sehr oft davon überzeugt, dass diese Scheidewände wirklich vorhanden sind, was freilich nur bei einer sehr starken Vergrösserung gut zur Entwicklungsgesch. der Equiseten u. Rhizokarpen. 625 möglich ist. An der Stelle, wo sie sich befanden, erschienen die Chlo- rophylikörner wie eingeschnürt; noch deutlicher sah man Alles, wenn man letztere aus der Zelle herausschaffte. Dann schwollen sie nämlich auf und wurden länger, so dass zugleich ihre Farbe weniger gesätligt erschien. Ich sah dann auch, dass die Chorophylikörner wirklich eine Membran besassen, innerhalb welcher die Kerne (Amylum) gleichsam schwammen. Die Chlorophylikörner sind daher als Zellen zu betrachten, welche sich durch Quertheilung fortpflanzen, in ihrem Innern ein Amylum- Korn enthalten, auf welchem sich der grüne Farbstoff niedergeschlagen hat. Durch Anwendung von Jodtinetur nahmen die Kerne eine violette Farbe an, so dass ihre Natur ganz offenbar wurde. In den Chlorophyll- körnern war eine so grosse Menge Amylum vorhanden, dass die Spitzen des Vorkeimes bei Anwendung von Jod fast schwarz gefärbt wurden. Prof. Göppert und Dr. Cohn fanden fast. ganz dieselbe Bildung des Chlorophylis an Nitella flexilis *); sie erkannten die Structur desselben besonders deutlich, wenn die Körner schon abgestorben waren. Ich konnte die Zusammensetzung des Chlorophylis der Equiseten- Vorkeime schon in den Zellen der letzteren selbst erkennen, aber beson- ders genau, wenn die Chlorophylikörner aus den Zellen herausgetreten waren. Schleiden **) sagt zwar, dies Chlorophyll komme nie in Form von Bläschen vor, und von Link und allen Andern, welche behaupten, dass es auch diese Gestalt habe, könne diese Meinung nicht bewiesen werden; aber ich weiss so viel, dass ich nicht mehr berichtet habe, als von mir und meinem Freunde Cohn oft genug gesehen worden ist. Als diese Beobachtungen schon angestellt waren, fand ich in einem Aufsatze Wigand’s ***) fast ganz dieselben Facta an dem Chlorophyll im Vor- keime der Farne aufgestelli. In diesen sind nämlich die Chlorophylikör- *) Ueber die Rotation des Zellinhaltes in Nitella flexilis. Botan. Zeit. 1849. 38. Stück. **) Grundzüge der wissenschaftlichen Botanik. 3. Aufl. Leipz. 1849. ##*) Zur Entwicklungsgeschichte der Farrnkräuter. Botan. Zeit. 1849. 2. Stück. Vol. XXIII. P. II. 19 626 J. Milde, ner scharf begrenzt, die einen haben eine dickere, andere eine zartere Membran; durch Anwendung von Jod wird der innere Theil braun gefärbt, während die Membran selbst farblos bleibt. Einige Male glaubt er auch Kerne in der grünen Flüssigkeit gefunden zu haben, deren Existenz Nägeli *) hier nicht zugiebt. Sehr oft sieht man deutlich, dass sich die Chlorophylikörner sowohl durch Querscheidewände als auch durch Abschnürung fortpflanzen (Fig. 12). Die Länge der Papille nahm jetzt rasch zu, und man sah, dass sie das Geschäft einer Wurzel zu verrichten habe, denn sie stieg in die Erde hinab, um dem Vorkeime Nahrung zuzuführen. Sie war zuletzt 5-6 Mal so gross als der Vorkeim, stets einzellig, und nie enthielt sie etwas Ande- res als Schleimfäden und Körner; bisweilen beobachtete ich in ihr auch Schleimhöhlen (Fig. 4.). Bald entstand zwischen der Wurzel und dem immer noch einzelligen Vorkeime eine Scheidewand, die bald eine con- cave, bald eine convexe Gestalt hatte (Fig. 4. 5. 6.). Nach diesem Vor- gange vermehrte sich die Zahl der Zellen des Vorkeims. Ich habe hier- auf ein ganz besonderes Auge gehabt, um festzustellen, wie die zweite Zelle entstehe, und habe daher unzählige Beobachtungen rasch hinterein- ander angesiellt, so dass ich zuletzt keinen Zweifel hierüber mehr haben konnte. Die Vermehrung der Zellen geschieht einfach durch Theilung der schon vorhandenen; und zwar kann diese Theilung entweder durch eine Querscheidewand oder durch eine Längs- scheidewand hervorgebracht werden. Dem Erscheinen dieser Wand ging aber stets an der Stelle, wo sie sich später zeigte, ein Anordnen eines grossen Theils des Chlorophylis in Form eines Bandes voraus, und mitten durch dieses Band zog sich dann die Scheidewand (Fig. 15.). Dicht an bei- den Seiten der Scheidewände der älteren Zellen des Pro@ämbryo sieht man daher auch eine aus einzelnen, von regelmässig übereinandergestellten Chlorophylikörnern gebildete Reihe. An dieser letzteren konnte man sehr *) Zeitschrift für wissenschaftl. Botanik. 2. u. 3. Heft. zur Entwicklungsgesch. der Equiseten u. Rhizokarpen. 627 oft, wie schon früher erwähnt, Cytoblasten beobachten, die aber oft vom Chlorophyll so bedeckt waren, dass sie gar nicht vorhanden zu sein schienen. Das Keimen der Sporen der Farne scheint im Allgemeinen auf die- selbe Weise vor sich zu gehen, wie bei denen der Equiseten; denn nach dem Platzen der äusseren Sporenhaut verlängert sich die innere nach Art einer Papille; wie aber die einzelnen Zellen des Vorkeimes entstehen, konnte ich aus der Suminskischen Arbeit *) nicht recht ersehen. Am Rande des Vorkeimes sollen neue Zellen in Mutterzellen entstehen, und die einen sollen Cytoblasten enthalten, die andern nicht. Aber Wigand **) glaubt, dass sich die Zellen auch hier, wie in den Blättern der Moose, einfach durch Theilung vermehren. Davon aber kann wohl nicht die Rede sein, dass sich, wie Bischoff in seinem Ausatze: ,‚Ueber die Ent- wicklung der Equiseten‘“ S. 786 behauptet, ‚‚auf dem obern Ende der in Form eines Zellenbläschens sich dehnenden Spore, seltner zur Seite, eine neue Zelle ansetze, und dass oft auf der ersten zwei kleinere nebeneinan- der liegende Zellchen zugleich entstünden.“ Wie soll man sich eine solche Zellbildung auch denken? Bei allen diesen Vorgängen erlitten die beiden elastischen Bänder der Spore keine Veränderung; denn bei vielen Proämbryonen konnte man sie nicht mehr wahrnehmen, bei andern wurden sie, indem das Wachsthum fortschritt, durch die Wurzel so fortgeschoben, dass sie dieselbe wie in Form eines Ringes umgaben. Bevor ich jedoch den Fortgang des Wachsthums beschreibe, will ich von einem Versuche berichten, den ich mit Sporen anstellte, indem ich sie an einem finstern Orte keimen liess. Hier dehnten sich die Sporen un- gemein aus, von Chlorophyll war in ihnen, im Verhältniss zu dem grossen Raume, nur eine kleine Menge weitläuftig zerstreut (Taf. LVIH. Fig. 1. *) Zur Entwicklungsgeschichte der Farrnkräuter. Berlin 1848. **) Botan. Zeit. 1849. 2. Stück. 628 J. Milde, II. VII). Die Papille an der Spore behielt sehr lange Zeit ihre ur- sprüngliche Grösse und zog sich also nicht in eine Wurzel aus, und in die- sem Zustande theilte sich die Spore durch Querwände in 2-3 Zellen (Fig. IH. V. VE). Erst später bildete sich zwischen der Papille und dem jungen Vorkeime eine Scheidewand. Oft hatten diese Vorkeime eine ganz wunderliche Gestalt, indem sie sich nach verschiedenen Seiten und auf die mannigfachste Weise aussackten (Fig. X. XI. XI. XIH. XIV.). Nach Verlauf von 14 Tagen verwandelte sich die Papille in eine Wurzel, und die Proämbryonen wuchsen, ganz wie die andern, weiter; später beob- achtete ich auch an ihnen, nachdem ich sie an’s Licht gebracht hatte, die Antheridien. Bald erhält der Vorkeim eine zweilappige Gestalt, eine Form, die wir nur sehr selten schon an einzelligen Vorkeimen beobachten können. Das Wachsthum derselben geht nun auf folgende Weise weiter vor sich. Die Spore, welche sich durch Quer- oder Längstheilung in zwei Zellen ge- schieden hat, sackt sich oft an ihrem oberen Theile in die Länge, an dem untern Theile in die Breite aus (Taf. LVI. Fig. 16.), oder die obere Zelle des zweizelligen Vorkeims theilt sich durch eine Längsscheidewand wiederum in zwei Zellen, so dass also der Vorkeim jetzt dreizellig ist (Fig. 18.). Die Fig. 22 stellt einen 4-zelligen Vorkeim dar, welcher aus einer durch Längstheilung in zwei Zellen getheilten Spore so ent- standen ist, dass sich jede Zelle wiederum durch Quertheilung in zwei Zellen geschieden hat. Willkürlich tritt daher an den einzelnen Vorkeimen bald Quer- bald Längstheilung ein. Selten findet man, dass sich die Vorkeime nur durch Quertheilung vergrössern; ich habe Vorkeime gefunden, die sich auf diese Weise in 3-5 übereinanderstehende Zellen getheilt hatten (Fig. 6.7.8.9.). Diese Vorkeime hatten eine regelmässige, oblonge Gestalt. Die Spitzen der Vorkeime sind dicht mit Chlorophyll erfüllt; unter dieser Anhäufung entsteht zuerst ein Band von Chlorophyll, durch wel- ches dann die Scheidewand geht, durch welche die Endzelle getheilt wird. zur Entwicklungsgesch. der Equiseten u. Rhizokarpen. 629 Diese neue Endzelle sackt sich schnell aus, wird länger, und vermehrt sich bald ebenso durch Theilung. Der Vorkeim wächst daher vorzüglich an der Spitze. Im Allgemeinen ist die Quertheilung die häufigste, wenn der Vorkeim schon eine bedeutende Grösse erlangt hat. Das ganze Wachsthum und die Gestalt des Vorkeims beruht daher 1) auf der Theilung der Zellen (Quertheilung und Längs- theilung), und 2) auf der Fähigkeit der Zellen, sich belie- big aussacken zu können. Vierzehn Tage nach der Aussaat der Sporen hatte sich der Vorkeim in 6-7 Zellen getheilt (Fig. 27. 28. 29.), seine Spitzen waren fast immer zweilappig; dadurch, dass sich seine einzelnen Zellen nach ver- schiedenen Richtungen hin aussackten, erhielt er oft ein höckeriges Anse- hen, und einzelne Stellen von ihm bestanden also nicht aus einer einfachen Zellenlage. Bisher hatte der Vorkeim immer noch eine Wurzel, welche sich gleich bei den ersten Anfängen des Keimens gebildet hatte, aber jetzt bildeten sich auf dieselbe Weise, wie die erste, eine oder zwei neue Wur- zeln; irgend ein Theil des Vorkeims (Fig. 31.) verlängerte sich nämlich in eine farblose Papille und diese in eine lange mit Schleim erfüllte Wur- zel; später entstand auch hier zwischen ihr und dem Vorkeime eine Schei- dewand. Ich habe oft beobachtet, wie wirklich jeder beliebige Theil des Vorkeims geschickt ist, Wurzeln zu treiben, die sich sonst gewöhnlich allerdings nur am untern Theile des Proämbryo zeigen. Wenn nämlich der untere Theil des Vorkeims durch Fäulniss zerstört war und somit auch die dort befindlichen Wurzeln, so bildeten sich schnell neue auf die ange- gebene Weise, selbst an der Spitze des Vorkeims. Nach Verlauf von fast zwei Monaten hatten die Vorkeime eine solche Grösse erlangt, dass man ihre einzelnen Lappen auch mit blossem Auge leicht erkennen konnte; ihre Gestalt war vielspaltig, oft höckerig, an der Spitze gewöhnlich zweilappig; sie waren mit sehr vielen Wurzeln verse- hen (Fig. 35. 36.). 630 J. Milde, Um diese Zeit ging mir eine grosse Anzahl derselben zu Grunde; denn die Vorkeime von Moosen (wahrscheinlich Vaucher’s Conferven) vermehrten und breiteten sich so sehr aus, dass die Vorkeime der Equi- seten ganz unterdrückt wurden; auch ein Nostoc, Oscillatorien und eine Menge von Navicula trugen zu ihrem Untergange bei; in einigen Gefässen zeigte sich eine so grosse Menge von Anguillula fluviatilis, dass die Erde von ihnen ganz aufgewühlt und dadurch die Vorkeime vernichtet wurden; ebenso starben sie sehr leicht und in kurzer Zeit, wenn Schatten fehlte oder die Sonnenhitze zu gross war. Ihr unterer Theil nahm dann eine braune Farbe an, ihr oberer Theil färbte sich allmählig fast ganz schwarz, so dass sie sehr bald ganz verdarben. Eine kleine Menge von Vorkeimen hatte zwar sich am unteren Theile braun gefärbt, und ihre Wurzeln waren auch schon zerstört, aber sie hiel- ten sich dennoch noch längere Zeit dadurch, dass sich an ihren oberen Theilen neue Wurzeln bildeten. 5. Von den Antheridien und ihrem Inhalte. a. Die Antheridien. Am 11. Mai untersuchte ich unter dem Mikroskop einige Vorkeime und sah plötzlich eine grosse Menge beweglicher Spiralfäden aus einem rothen, länglichen Organe hervorschlüpfen. Damals fand ich diese Organe an drei Vorkeimen, von denen das eine deutlich gestielt war; diese Gestalt habe ich später nie wieder beobachtet. Aber in den folgenden Tagen vermehrte sich die Anzahl der Antheridien so bedeutend, dass die Erde wie mit rothen Pünctchen übersäet war. In der neuesten Zeit sind von mehreren Beobachtern interessante Bei- träge zur Kenntniss der pflanzlichen Spermatozo@n geliefert, und durch dieselben sind frühere Beobachtungen wesentlich erweitert und verbessert worden. So erfuhren wir durch Suminski zuerst, dass die Spiralfäden der Farne mit Wimpern besetzt sind, durch Wigand, dass der ganze zur Entwicklungsgesch. der Equiseten u. Rhizokarpen. 631 Fäden mit diesen Wimpern bedeckt sei, durch Schacht, dass der soge- nannte Kopf frei von Wimpern sei u. s. w. Da die beweglichen Spiral- fäden der Equiseten dieselbe Gestalt und Bewegung haben, wie die der Farne, so scheint es mir angemessen, dieselben, mit Rücksicht auf die Arbeiten der genannten Männer, zu beschreiben. Die ersten Anfänge der Antheridien zeigen sich uns in Gestalt von srünen Kugeln, um welche man, nachdem sich ihre Anfangs sehr kleinen und mit Chlorophyll dicht erfüllten Zellen erweitert haben; einen helleren, aus mehreren tafelförmigen Zellen gebildeten Ring herumgelegi sieht; das Chlorophyll füllt jetzt die Zellen nicht mehr so dicht an, und allmählig nimmt der unter dem Ringe befindliche Theil eine blassröthliche Färbung an. Letztere rührt von den im Antheridium enthaltnen Zellchen her, in welchen sich die Spermatozoön entwickeln; denn zerdrückt man ein solches Antheridium, so sieht man, dass der ganzen herausgetretenen schleimigen Zellenmasse eine aus dem Grauen in’s Röthliche spielende Färbung eigenthümlich ist. Diese, die Spermatozoön enthaltenden Zell- chen bilden eine kreisrunde, fast farblose Scheibe, deren einzelne Zell- chen Anfangs eine polyädrische, später, wenn sie sich von einander gelöst haben, eine rundliche Gestalt haben, farblos und dicht mit Schleim und feinen Körnchen erfüllt sind (Taf. LVIH. Fig. 40.). Diese Scheibe ge- währt ganz dasselbe Bild, wie es Suminski und Schacht von den Antheridien der Farne gegeben haben. | Ein Vorkeim trägt 3-7 Antheridien, die entweder auf der Spitze der einzelnen Lappen des Vorkeims sitzen, oder eine seitliche Stellung ein- nehmen. Die Zellenpartieen, welche sich zunächst unter dem Antheri- dium befinden, sind gewöhnlich blasig aufgetrieben und haben eine dunk- lere Färbung, als die des übrigen Vorkeims. Das reife, völlig ausgebildete Antheridium (Taf. LVIN. Fig. 38 a. u. c.) ist länglich, sein Ring ist sehr hell, gelblich und nur mit wenigen Körnchen erfüllt; er bildet gleichsam eine Krone auf dem r’ 632 | J. Milde, Antheridium, indem sich seine Zellen auf der Spitze desselben so zurück- schlagen, dass sie einen vier- und mehrlappigen Wulst daselbst bilden (Fig. 38 a. u. c.). Diese zurückgeschlagenen Zellen sind ein sicheres Kennzeichen für die Reife des Antheridiums, aber nicht immer dafür, dass es sich seines Inhaltes schon entleert hat; denn sehr oft habe ich mich durch Queischen davon überzeugt, dass es seine Spermatozo@n führender Zellen noch in sich enthielt. Der übrige, besonders nach der Entleerung sich noch dunkelröther färbende Theil des Antheridums ist länglich, besteh aus vielen, nur wenig Chlorophyll enthaltenden, poly&drischen Zellen: nur an jeder Seite der Zellenwände bemerkt man eine Reihe von regel- mässig übereinander gestellten Chlorophylikörnchen (Fig. 38 a. b. ce.) welche an das der Zelltheilung vorangehende breite Chlorophyllband erin- nern; auch habe ich an ihm oft mehrere dunkler gefärbte Puncte unter- schieden. Die Grösse der Antheridien der Farne weicht von der der Equiseter bedeutend ab; denn letztere sind wohl sechs und mehrere Male grösser. als die ersieren. b. Vom Inhalte der Antheridien. Zerdrückt man ein reifes Antheridium, so kann man Folgendes beob- achten: Es tritt nämlich entweder eine sehr grosse Anzahl fast kugelrun- der Zellen stossweise in kleinen Zwischenräumen zwischen den Lapper des ringförmigen Wulstes heraus und bleibt eine Zeitlang unbeweglich oder, wie ich sehr oft beobachtete, diese Zellen (welche die vorher be- schriebene Scheibe in dem unreifen Antheridium bildeten) fangen alsbalc langsam sich um sich selbst zu bewegen an. Nägeli *) hat dasselbe auch an den entsprechenden Zellchen der Farn- Antheridien gefunden In jedem dieser sich bewegenden Zellchen sah.ich an der Wand einer *) Zeitschrift für wissenschaftl. Botanik. 1. Bd. 1. Heft. 1844. zur Entwicklungsgesch. der Equiseten u. Rhizokarpen. 633 farblosen, nicht gewundenen Faden liegen (Taf. LVIN. Fig. 41. 42.), der jedoch nie die ganze Zelle, sondern ungefähr die Hälfte derselben einnahm. Der Faden hatte innerhalb der Zelle nie, wie ich mich über- zeugt habe, eine spiralige Form, sondern erhielt dieselbe erst in dem Moment seines Austrittes aus der Zelle. Der übrige Theil des Zellchens ist mit feinen Körnchen (wahrscheinlich Schleim) erfüll. Um dieselbe Zeit hatte ich Gelegenheit, reife Antheridien von Aulacomnium palustre zu untersuchen, und fand hier, dass sich die bei diesem Moose sehr kleinen Fäden, die noch in ihren Zellchen eingeschlossen waren, lebhaft beweg- ten; dies konnte ich nie bei denen der Equiseten beobachten. Der Faden der letzteren durchbrach mit einer so grossen Schnelligkeit, dass ihm mein Auge nie folgen konnte, seine Zelle und eilte in die ihn umgebende Flüs- sigkeit hinaus, wie es auch bei den Farnen gefunden worden ist. Nach Schacht enthalten die grössten Antheridien der Farne 30 Spiralfäden ; in denen der Equiseten habe ich bei genauer Zählung bis 150 und noch darüber in einem einzigen dieser Organe gefunden. Der Faden schleppte nicht selten noch seine Mutterzelle mit sich herum und gewährte dann den Anblick eines Fadens, wie Schacht und Mercklin sie bei den Farnen abgebildet haben. Oft durchbrachen sie aber noch innerhalb des Anthe- ridiums ihre Mutterzellen und kamen also schon frei aus dem letzteren heraus. Die Bewegung geht mit ungemeiner Schnelligkeit vor sich und schien mir noch rapider als die bei den Farnen zu sein; es ist fast unmög- lieh, die Gestalt eines ungehindert dahineilenden Fadens deutlich zu erken- nen. Wenn jedoch seinen Bewegungen ein Hinderniss in den Weg gelegt war, so dass er gezwungen wurde, längere Zeit an derselben ‚Stelle zu verweilen, so konnte man seine Gestalt und die Art seiner Bewegung sehr gut erkennen; jetzt erst sah man recht deutlich, dass sein vorderer Theil, der Kopf, frei von Wimpern ist, und dass der Strudel durch die hinter demselben sitzenden Cilien bewirkt wird. Zu derselben Zeit konnte ich auch die Spiralfäden der Charen, der Moose und der Farne in lebendem Zustande vergleichen; aber unter allen Vol. XXIII. P. 11. so 634 J. Milde, waren die der Equiseten die grössten. Während ich mit meinem Mikro- skope die Wimpern der Farn-Spiralfäden nur nach Anwendung von Jod deutlich erkennen kann, bin ich die der Equiseten auch ohne dasselbe sehr leicht wahrzunehmen im Stande. Der ganze Faden ist ohne alle Spur von Organisation, aus schleimiger Substanz gebildet, bandförmig, spiralig gewunden; die dreimal gewundene Form: ist die häufigste.‘ Die engste Windung, die erste, ist gleichsam der Kopf desselben; er ist stets frei von Wimpern und ist breiter als der übrige Theil des Fadens; hinter demsel- ben sitzen, gleichsam an seinem Halse, der zweiten, gleichfalls sehr engen Windung, eine grosse Menge derselben, welche in Form eines Halskra- gens daselbst angeordnet erscheinen (Taf. LVIU. Fig. 43. 44.). Diese Wimpern sind, so lange der Faden lebt, in einer beständigen und zugleich so lebhaften Bewegung, dass man die einzelnen Wimpern durchaus nicht zu unterscheiden im Stande ist, sondern eine ganze schwingende Membran vor sich zu haben glaubt. Nach Suminski trägt bei den Spi- ralfäden der Farne der Kopf die Wimpern, was mit Recht von Schacht #%) bestritten wird. Auch ich habe, bevor ich noch die Sehachtsche Arbeit gelesen hatte, an den beweglichen Spiralfäden der Equiseten gefunden, dass der Kopf derselben überhaupt ganz frei von Wimpern ist (Fig. 43. 44.). Auffallend ist an ihnen der sehr lange und verschwin- dend feine Schweif, den ich bei keiner andern Pflanzengruppe der Crypto- samen von dieser Ausdehnung gefunden habe; nicht ein oder mehrere Male habe ich diese unverhältnissmässige Länge des Schweifes beobachtet, sondern sie bei genauerer Untersuchung stets, auch mit meinem Freunde Dr. Cohn, gefunden. Durch Kalium bijodatum wurde der Faden sogleich gelödtet; denn seine Bewegung hörte auf, er zuckte und krümmte sich, der lange Schweif war jetzt nicht mehr sichtbar und der ganze Faden nahm eine goldgelbe Farbe an; jetzt sah man zugleich, was man vorher nicht wahrnehmen konnte, dass der ganze Faden mit Wimpern bedeckt *) Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der Farrnkräuter. Linn, XXI. zur Entiwicklungsgesch. der Equiseten u. Rhizokarpen. 635 ist (Taf. LVIL Fig. 45.). Suminski. hat dies zwar an den Spiralfäden der Farne nicht gefunden, aber Wigand und Schacht zeigten, dass der ganze Faden, mit Ausnahme des vordern Theiles, mit Wimpern bekleidet ist; auch ich habe es an den Fäden der Farne gefunden, die man hier sehr leicht haben kann, da sich zu jeder Zeit auf den Töpfen in den Häusern des botanischen Gärtens eine grosse Menge von Farnen -Proömbryonen vorfinden. *) Der Faden der Equiseten bewegt sich wie der der Farne, sowohl um sich selbst, als auch in einer Spirale weiter. Denselben Faden habe ich eine Stunde lang sich bewegen sehen, hätte aber, wenn ich es *) Schon vor zwei Jahren beobachtete. ich an Farnen-Vorkeimen auf Töpfen in dem Orchi- deen-Hause des Breslauer botanischen Gartens, welche an einer dunklen Stelle standen, dass sie ein smaragdgrünes Licht von sich gaben, ganz so, wie ich es an den Vorkeimen von Schistostega osmundacea, dem bekannten Catoptridium smaragdinum Brid., in Höhlen der Felsen auf dem Gipfel des Altvaters im mährischen Gesenke am 9. September 1848 beob- achtet hatte. Im Juli 1851 besuchte ich den Wölfelsfall in der Grafschaft Glaz und war nicht wenig erfreut, ganz dasselbe Phänomen schon von Ferne in einem Einsprunge in den Felsen daselbst wahrzunehmen, welcher von einem feinen Staubregen beständig befeuchtet wurde. Das Licht ging von kugelrunden Körpern aus. Bei näherer Betrachtung fand ich Folgendes. Diese Stelle wurde von Mnium punctatum in grosser Menge bekleidet, und fast jedes Blättchen desselben steckte in einem grossen Wassertropfen und rief dadurch dieses schöne Licht hervor, welches ganz denselben Eindruck hervorbrachte, wie das des Vorkeimes von Schistostega osmundacea. Meyen sagt mit Recht in dem 2. Bande seines neuen Systems der Pflanzenphysiologie, S. 199, dass das Leuchten jenes Vorkeimes aus der Reihe der Erscheinungen gestrichen werden müsse, welche man bei der Licht-Entwick- lung der Pflanzen zu betrachten pflegt; denn die kugelförmigen Zellen des Vorkeims, wel- che bei dem Mnium durch die Wassertropfen ersetzt wurden, sind es, welche durch eigen- thümliche Refraction und Reflexion des Tageslichtes jenes Leuchten hervorrufen, was aber keinesweges in einer eigenthümlichen Licht-Entwicklung, in einer Licht-Entbindung aus ihrer Substanz, besteht. Mit Unrecht wird das Licht des Vorkeimes von Schistostega zu- weilen phosphorescirend genannt, es ist im Gegentheil ein mildes, smaragdgrünes. Vergl. Unger: Flora. Nr. 3. 1834. Uebrigens zweifle ich nicht im Geringsten, dass auch an den Vorkeimen von Eguisetum unter den passenden Umständen dasselbe Phänomen beob- achtet werden könne. 636 J. Milde, gewollt hätte, seine Bewegung gewiss noch weit länger beobachten können *). Nach dem Verlauf von drei Wochen, seitdem sich die ersten Anthe- ridien gezeigt, hatten fast alle Antheridien ihre Spiralfäden ausgeschickt, und oft bildeten die leeren Mutterzellen der letzteren ein braunes Köpf- chen auf der Spitze des Antheridiums; dasselbe entsendet daher nicht blos, wie Nägeli es behauptet, seine Spiralfäden in das Wasser aus, sondern es stösst sie freiwillig, auch ohne sich im Wasser zu befinden, heraus. Dasselbe hat Wigand **) auch bei den Farnen beobachtet, wenn er sagt, dass er eine grosse Anzahl leerer Zellchen auf den Vorkeimen gefunden habe, die ihre Spiralfäden freiwillig von sich gegeben hätten. Um diese Zeit hatte sich auch die Farbe des mittleren Theils des Antheridiums in eine braunschwarze verwandelt, und die benachbarten Zellen, so wie der Ring, hatten sich mit Chlorophyll erfüllt (Taf. LVIH. Fig. 46.). Nach Verlauf von vier Monaten halten sich die Vorkeime nicht weiter verändert, waren auch nicht grösser geworden, und vergeblich suchte ich nach den bei den Farnen mit den Antheridien zugleich auftretenden Arche- gonien (Ovula). In der Mitte des Juli jedoch beobachtete ich an ungefähr 10 Vorkeimen Folgendes, was der Erwähnung werth zu sein scheint. Der eine seitliche Theil dieser Vorkeime hatte sich nämlich in ein aufge- blasenes, dickes, längliches, an der Spitze verschmälertes, bisweilen zwei- lappiges Gebilde verwandelt. Alle Zellen desselben waren so dicht mit Chlorophyll erfüllt, dass man ihre Scheidewände kaum unterscheiden konnte. Dieses Organ hatte die Grösse eines ganzen Vorkeims (Taf. LVII. Fig. 47 a.). Seine innere Structur bot nichts Auffallendes dar. Nach Hoffmeister ist dies Organ ‚,‚die Grundlage, von der aus sich die Archegonien entwickeln können.“ *) Sehe den Nachtrag. »*) Zur Entwicklungsgeschichte der Farrnkräuter. Berlin 1849. zur Entwicklungsgesch. der Equiseten u. Rhizokarpen. 637 Nachträge zu dem Vorigen und Beiträge zur Entwicklung der Rhizokarpen. Lange Zeit hatte ich vergeblich nach Vorkeimen von Equiseten im Freien gesucht, bis ich endlich am 25. August 1850 an dem steilen Oder- Ufer vor Masselwitz auf Sand, welcher durch die Wasserdünste beständig feucht gehalten wird, deren eine grosse Menge, welche meistens schon einen Zoll lange Stengel von Equisetum arvense trugen, zu finden das Glück hatte. Später fand ich auch viele an ähnlichen Stellen vor Rosen- ihal, Karlowitz und Oswitz. In ihrer Gesellschaft waren gewöhnlich Blasia pusilla *), Riccia glauca, Anthoceros laevis und punctatus. Die Vorkeime stellen fast kreisrunde, dicke, grüne Polster von zuweilen 4 Linien im Durchmesser dar und können leicht mit Anthoceros punctatus oder Fos- sombronia pusilla verwechselt werden. Die einzelnen Lappen des Pro- ömbryo sind sämmtlich am Grunde zu einer sehr dichten Masse, welche _ des Chlorophylis entbehrt, dafür aber mit Amylum dicht erfüllt ist, ver- wachsen. Ich fand Vorkeime, welche weder Antheridien noch junge Stengel trugen; einer derselben vegetirte bei mir noch gegen Ende No- vembers sehr freudig und hätte gewiss noch länger gelebt, wenn ich ihn gepflegt hätte; es scheint also auch hier die Sterilität das Leben der Pflanze zu verlängern, wie es bei Phanerogamen beobachtet worden ist. *) Dieses Lebermooss fand ich den 26. März 1851 vor Masselwitz bei Breslau in ungeheurer Menge mit reifen Kapseln. 638 AARRRRE DR. 1177 Antheridien, sowohl reife als noch unentwickelte, fand ich nur noch an wenigen Exemplaren. Sie fanden sich gewöhnlich viel üppiger und zahl- reicher, als ich sie an kultivirten Exemplaren beobachtet hatte (Taf. LVIM. Fig. 39.). Sehr oft sah ich von diesen die Spermatozoön und konnte meine früheren Beobachtungen wiederholen, wodurch letztere bestätigt wurden. Auf den Vorkeimen, welche schon junge Stengel trugen, konnte ich nur selten Antheridien entdecken, so dass, wie es scheint, dieselben sehr oft diöcisch sind, wie es ja auch bei den Farnen zum Theil schon beob- achtet worden ist. Archegonien konnte ich leider nicht auffinden; ich hätte diese Vor- keime zwei Monate eher finden müssen; auffallend ist allerdings das Vor- handensein von Antheridien noch im August, da doch E. arvense in der Mitte des April seine Sporen verstreut hatte, und die Antheridien nach Verlauf von nicht ganz zwei Monaten schon erscheinen. Das jüngste Entwicklungsstadium des Stengels, welches ich aufge- funden habe, war folgendes: Im: Grunde des Vorkeimes erhob sich aus einer unregelmässig zerrissenen Hülle ein kaum %, Linien hoher grüner, hohler Cylinder (Taf. LIX. Fig. 48.), welcher sich oben in 6 regelmäs- sige Zähne spaltete, unten sich aber zwiebelförmig verdickte. Im Grunde desselben lag nämlich, wie sich bei vorsichtigem Zerdrücken zeigte, die Knospe, aus welcher sich der Stengel selbst entwickeln sollte (Taf. LIX. Fig. 49.). Dieselbe bestand aus länglichen, röthlichgrau gefärbten Blätt- chen. Ihr innerster Theil (Taf. LIX. Fig. 50.) stellte einen grauen drei- lappigen Körper dar, welcher aus Merenchym zusammengesetzt war, des- sen Zellen dicht mit Schleim und Cytoblasten erfüllt waren. In die Erde hatte der Cylinder 'eine Hauptwurzel ungefähr von % der Länge desselben getrieben. Dieselbe war dunkel gefärbt und bestand'aus langgestreckten Zellen; bei fortschreitendem Wachsthume erscheinen, wie ich an grösse- ren Exemplaren sah, Ringgefässe. Diese Wurzel, eine wahre Haupt- wurzel, vegetirt jedoch nicht lange; denn sobald sich mehrere Stengel zur Entwicklungsgesch. der Equiseten u. Rhizokarpen. 639 entwickelt haben, stirbt sie ab; einige der Stengel färben sich zuerst blass, dann braun, ‘wachsen gradezu in die Erde hinein und verwandeln sich so in das Rhizom (Taf. LIX. Fig. 51. 52.). An sehr vielen Pflänzchen habe ich mich von der Richtigkeit aller dieser Erscheinungen, die auch Bischoff beobachtet hat, überzeugt. Unter den Scheiden dieser unter- irdischen Stengel sitzen statt der Aeste entweder wirtelförmig angeordnete Wurzelzasern, oder auch Stockknospen, welche sich nach oben in neue Stengel entwickeln können. So wie sich mehrere Stengel entwickelt haben, wird der Vorkeim braun, stirbt ab und verschwindet bald gänzlich. Dagegen erscheinen ‚jetzt neue Organe. ‘Wenn nämlich die Rhizome noch nicht einmal die Länge eines Zolles erreicht haben, treten an ihnen die Knollen auf (Taf. LIX. Fig. 53. 54.). Dieselben zeigen sich zuerst als kleine Anschwellungen des Rhizoms und bestehen zuerst nur aus Zel- len, welche dicht mit Amylum erfüllt sind; erst später findet man Ring- gefässe in ihnen. Von diesen Knollen habe ich zwei verschiedene Arten beobachtet, deren eine ich aber eher für ein zwiebelartiges Organ halten möchte, die aber zugleich nicht so häufig als die andere Art ist. Sie hat nämlich eine fast flaschenförmige Gestalt, eine weisse Farbe und eine aus 3 regelmässigen Zähnen bestehende Spitze (Fig. 55 b, nat. Grösse), unterhalb welcher im Innern des Organs eine Knospe liegt, welche sich zu einem Stengel entwickeln kann; im weitern Verlaufe des Wachsthums nimmt dasselbe an Dieke ab und wird undeutlich. Es kann sich aber aus einem solchen Organe noch ein zweites, ähnliches entwickeln und aus diesem ein drittes (Fig. 56. Taf. LX. Fig. 57.). Nicht selten findet man auch an alten Stöcken dergleichen rosenkranzförmig aneinandergereihte Knospen. Die andere, bei weitem häufigere Art von Knollen besteht aus längliehen, schwarzen, kurzbehaarten Knöllchen, an denen man durchaus keine besondere Oeffnung wahrnehmen kann, durch welche die sich aus ihnen entwickelnden Stengelchen hindurchdringen, sondern es können, wie‘ ich mich durch viele Versuche überzeugt habe, an jeder Stelle bei diesen Knollen Knospen hervorbrechen, die sich dann zu Stengeln 640 J. Milde, entwickeln oder auch abwärts sich in Rhizome umbilden können, wie ich es an Knollen von alten Equiseten - Stöcken beobachtet habe (Taf. LX. Fig. 58.). Am 30. Januar 1851 säete ich die Sporen von im Zimmer kultivir- tem Equisetum arvense aus, und beobachtete an den aus ihnen hervorge- gangenen Vorkeimen schon am 27. März die ersten Antheridien. Um mich von der Dauer der Bewegung der Spermatozo@n zu überzeugen, hielt ich ein Präparat fortwährend in einer feuchten Atmosphäre und beob- achtele so von Zeit zu Zeit dasselbe und zwar von 2 Uhr Nachmittags bis 11 Uhr Abends, also während 9 Stunden. In der letzten Stunde waren nur noch wenige Spermatozoön vorhanden, die übrigen waren spurlos verschwunden; die noch vorhandenen aber hatten eine merkwürdige Ver- wandlung erlitten; jedes bestand nämlich aus zwei gleichen oder ungleich grossen Kugeln, welche durch einen sehr feinen Faden verbunden waren; sie standen im Wasser senkrecht, unter der oberen Kugel sass ein Kranz von Wimpern, und sie bewegten sich sehr schwerfällig wohl um sich selbst, aber nicht weiter (Taf. LVII. Fig. 44 .). Bei einer andern Beobachtung strömten über 60 Spermatozoen auf einmal aus einem Antheridium heraus; so wie sie im Wasser angelangt waren, fuhren sie schnell nach allen Richtungen auseinander, kehrten aber bald in Masse wieder auf einen Haufen zusammen zurück und zerstreuten sich wieder; dies wiederholte sich sehr oft. Bei einer ziemlich genauen Zählung stellte sich der Inhalt eines ein- zigen Antheridiums auf mehr als 150 Spermatozoön heraus. Ein Mal beobachtete ich auch ein Spermatozoum, welches sich, ohne durch ein Hinderniss in seiner Bewegung aufgehalten zu sein, in einem kleinen Kreise lange Zeit hindurch bewegte und dann wieder zu seiner zur Entwicklungsgesch. der Equiseten u. Rhizokarpen. 641 gewöhnlichen Bewegung zurückkehrte. Gegen Ende des April beobach- tete ich wieder an vielen Vorkeimen die Grundlage für die Archegonien, und auf einem derselben ein aus vier, je zwei senkrecht übereinanderste- henden lichten Zellen bestehendes, längliches Organ, das ich aber leider nicht genauer untersuchen konnte (Fig. 47 b. Taf. LIX.); doch glaube ich kaum, dass es ein archegonium war. Grade zu dieser Zeit zerstörte mir auch, trotz aller Vorsorge, das mycelium eines Pilzes, «welches sich sehr rasch verbreitete, alle Vorkeime und machte so meinen weiteren Beobachtungen ein Ende. Vol. XXIII. P. 11. sl 642 J. Milde, Beiträge zur Keimung. von Salvinia und Pilularia. In mehreren Gefässen hatte ich während des Sommers 1850 eine grosse Menge Salvinia kultivirt; die Pflanzen starben im Herbst ab und die Sporangien sanken zu Boden; als jedoch letztere bald faulten, stiegen die sogenannten grossen und kleinen Sporen in Menge an die Oberfläche des Wassers, und da die Gefässe in der warmen Stube standen, nahm ich schon am Ende des Dezember die ersten Anzeichen einer beginnenden Keimung wahr. Leider gestalteten es meine damaligen Verhältnisse nicht, dieselbe mit Genauigkeit Schritt für Schritt zu verfolgen, und ich werde mich daher nur auf das beschränken, was ich mit Sicherheit beobach- tet habe. Die sogenannten kleinen Sporen (Taf. LX. Fig. 59.), oder besser, die Antheridienbehälter, veränderten sich zuerst. Die einzelnen kugel- runden Zellchen nämlich, welche bekanntlich ihren Inhalt ausmachen und sich als Antheridien herausstellten, begannen sich zitzenförmig auszusak- ken; sie waren deutlich mit kleinen, farblosen Körnchen und mit Schleim erfüllt. Allmählig ging diese zitzenförmige Verlängerung des Antheri- diums in die Schlauchform über, und das eine Ende dieses Schlauches durchbrach die allgemeine Hülle der Antheridien und ragte mit seinem vorderen Theile aus dem Antheridiumbehälter heraus (Fig. 61. 62.). In diesem vorderen Theile des Antheridiums bildeten sich nun kleinere, runde Zellchen und in jedem derselben ein Spiralfaden, ähnlich wie bei den zur Entwicklungsgesch. der Equiseten u. Rhizokarpen. 643 Antheridien der Farne und Equiseten. Diese Zellchen habe ich ein Mal, während sie noch in dem Antheridium eingeschlossen waren, lebhaft um sich selbst sich bewegen sehen (Fig. 63.), und ebenso sah ich mehrere Male die Spermatozo@ön, welche nach dem Zerquetschen aus den Antheri- dien herausgetreten waren; sie sind bedeutend kleiner als die der Farne und Equiseten, aber sonst von derselben Gestalt. Nie sah ich den ganzen Schlauch mit Spiralfaserzellen erfüllt; die grössere Hälfte desselben war gewöhnlich nur mit Schleim erfüllt. Zu gleicher Zeit hatte sich aus der grossen Spore der Vorkeim ent- wickelt; derselbe trug 1-2 Archegonien, von denen das eine gewöhnlich so an der Spitze desselben sass, dass die eine Hälfte auf der oberen, die andere auf der unteren Fläche des Pro@ämbryo sass. Sie bestanden stets aus vier rothbraunen Zellen, in der Mitte mit einem Loche, und gewährten den Anblick einer Spaltöffnung (Fig. 64. 65.). Aus diesen Keimlingen entwickelten sich vollständige Pflänzchen von Salvinia. Um dieselbe Zeit hatte ich mehrere Jahre alte Sporen von Pilularia in Wasser gethan; schon nach 14 Tagen keimten sie. Die Archegonien haben ganz die Gestalt der von Salvinia, scheinen aber nur einfach an einem Vorkeime sich zu finden. Ich bekam auch aus ihnen junge Pflänzchen. Dagegen konnte ich nie die kleineren Sporen sich völlig entwickeln sehen; stets bildete sich an ihnen nur eine kleine zitzenförmige Verlänge- rung, wie sie Nägeli *) schon abgebildet hat. Spermatozo@n habe ich nicht gefunden, zweifle aber nicht, dass mir dies gelungen wäre, wenn ich Alles hätte genauer untersuchen können. *) Zeitschrift für wissenschaftliche Botanik. Bd. I. Heft I. 644 Fig. — . us 32. J. Milde, Erklärung der Figuren. Tafel LVN. Eine reife Spore mit ihrem Cytoblasten. Eine Spore, zwei Tage nach der Aussaat. Die äussere Haut ist schon abgeworfen, die innere nach Art einer Papille ausgesackt. Cytoblasten aus einer keimenden Spore mit ihren Kernkörperchen. Eine keimende Spore mit zwei Cytoblasten und einer Scheidewand in der Mitte. Wie Fig. 1b. Die Wurzel hat sich durch eine Scheidewand von der Zelle ge- schieden. . 8. 9. Durch Längs- und Quertheilung mehrzellig gewordene Vor- keime. In einigen ist der Cytoblast durch die Scheidewand gleich- sam getheilt. . 11. Einzelliger, zweilappiger Vorkeim. Selten! Stark vergrösserte Chlorophylikörner. Man bemerkt in ihnen deut- liche Scheidewände und Amylumkerne. . 14. Ein zweizelliger Vorkeim, aus der Spore durch Längstheilung hervorgegangen. Ein zweizelliger Vorkeim, durch Quertheilung aus der Spore ent- standen. Die untere Zelle eines zweizelligen Vorkeims mit seitlicher Aus- sackung. . 18. 19. 20. 21. 22. Mehrzellige Vorkeime, deren Zellen theils aus Quertheilung, theils aus Längstheilung hervorgegangen sind. Wie Fig. 16. . 25. 26. 27. 2Sa und b. 29. Weiter entwickelte Vorkeime. . 31. Durch Aussackung einer Stelle am untern Theile des Vorkeims ist eine zweite und dritte Wurzel entstanden. Ein drei Wochen alter Vorkeim. zur Entwicklungsgesch. der Equiseten u. Rhizokarpen. 645 . 33. Wie Fig. 17. 18. 19. 34. Wie Fig. 32. 35. 36. Sechs Wochen alte Vorkeime. Tafel LVM. .37. Ein Vorkeim mit unreifen Antheridien. 38. a. b. Ein Vorkeim mit einem reifen (@) Antheridium und mit einem unreifen (b). 38. c. Völlig reifes Antheridium, welches seinen Inhalt aber noch nicht entleert hatte. 39. Ein Vorkeim mit reifen und unreifen Antheridien; im Freien gefunden! 40. Ein mit Schleim erfülltes Zellchen, welches später, wie 41. 42. zeigt, ein Spermatozoum enthält. 43. 1.2.3.4.5. 44. a. Lebende Spermatozoen. 44. b. Ein lebendes Spermatozoum, viele Stunden nach seinem Austritte aus dem Antheridium beobachtet. 45. Durch Kalium bijodatum getödtete Spermatozoen. 46. Ein Antheridium, 3 Wochen nach der Entleerung. 47. a. Ein Vorkeim mit dem Organe, von dem aus die Archegonien sich entwickeln. (Fig. I—XIV. An einem dunkeln Orte keimende Sporen.) . I. I. IV. VI. IX. X. Die Sporen haben sich bedeutend ausgedehnt, aber noch keine Wurzeln bekommen. . II. V. VI. Die Spore hat sich in mehrere Zellen getheilt. Die Wurzel fehlt noch. . VO. XI. XO. XIOT. XIV. Vorkeime von abweichender Form. Tafel LIX. . 47. b. Ein ähnlicher Vorkeim, wie bei Fig. #7 a. Taf. LVIH, mit einem Archegonium (?). (x.) 48. Erstes Stadium der jungen Equiseten - Pflanze. 49. Knospe, welche im Grunde des grünen Cylinders (48) lag; stark vergrössert. 50. Innerster Theil der Knospe, (noch stärker vergrössert). 5l. Vorkeim, in natürlicher Grösse, mit einem nach oben und einem in die Erde wachsenden Stengel. 646 J.Milde, zur Entwicklungsg. d. Equiseten u. Rhizokarpen. Fig. 52. Aehnlicher Vorkeim, wie bei 5]. - 53. Junge Pflanze mit Knollen. - 54. Aehnlich wie Fig. 53. - 55.a. Zwiebelförmiger Knollen, stark vergrössert (a), u. im Keimen begriffen. - 55.5. Derselbe, in natürlicher Grösse. - 55.c. Dreizähnige Spitze desselben. - 56. Knollen, aus denen sich wiederum Knollen entwickeln. Tafel LX. Fig. 57. Knollen, aus denen sich wiederum Knollen entwickeln. - 58. Knollen, in verschiedenen Stadien der weiteren Entwicklung. - 59. Antheridienbehälter, mit Antheridien erfüllt, von Salvinia. - 60. Derselbe, mit schlauchförmig sich aussackenden Antheridien. - 6l.a.b.c.d.e.f. Antheridien in verschiedenen Stadien der Entwicklung. - 62. Sehe Fig. 60. - 63. Die Zellchen in den Antheridien enthalten schon Spermatozoen. - 64. Vorkeim von Salvinia, mit einem Archegonium. - 65. Ein Archegonium von Salvinia. ja 25. 02. 1n/ Tab.s0. NO O\K, \ DANS D) 1aoy any D00/0 00) LDith Inst AK C Ae Alalleneya Cohen nBann Tab.59. N Ibany, EN ON 00 N du OR 7) N 8% {N 20009080 Lith.Inst AKL.6.AcdN.Henyy &6 obeninBomn. J.Milde del. Fig.64. Tab.60. Fig. 65. Fig.65. TathJnstdKL.C.Ac.d N vHenrp&CohninBonn. MICROSTOMA HIEMALE, EINE NEUE PILZGATTUNG AUS DER GRUPPE DER PEZIZOIDEEN, VON AGATHON BERNSTEIN. MIT EINER STEINDRUCKTAFEL. DER AKADEMIE ÜBERGEBEN DEN 14. OCTOBER 1851. Rum Er er Ri “oV vw Mr. ah Ber [0790 Al ver Vote ao RRRIER ze. u Character generis. MioRroSTOMA Bernst.: cupula subglobosa, ostiolo exiguo poriformi, demum lacero-dehiscens 1. dilabens, rhizomali insidens. Asci immersi, paraphysibus tenuibus subramosis succo colorato repletis interstincti. Character speciei. MICROSTOMA hiemale: cupula subglobosa, ceracea, 2-3 lin. lata, coccinea clausa, ostiolo parvo ciliolato perforata, postremo irregulari- ter dehiscens, parte infima floccis albis vestita. ‘ Rhizoma gemmiparum, crassum, fere unum digitum longum, plus minusve horizontale. Sporae ascis simplicibus inclusae, simplices, cymbiformes. Schon seit zwei Jahren beobachte ich in der Nähe von Breslau die- sen so eben charakterisirten Pilz, den ich, so weit meine darüber ange- stellten Untersuchungen reichen, und gestützt auf das Urtheil mehrerer bedeutender Botaniker, für den Repräsentanten einer neuen Gattung zu halten geneigt bin. Es war im Anfange des Februar, da kaum einige mildere Tage ein- getreten waren, der Erdboden aber nur hier und da anfing, aufzuthauen, Vol, XXIII. P. II. s2 650 i Ag. Bernstein, als ich ihn das erste Mal in einem nahen, aus verschiedenen Holzarten bestehenden Haine beobachtete, wo ich ihn, auf blosser Erde wachsend, antraf. Gleich bei’m ersten Anblick fiel mir vor allem Anderen das Eigen- thümliche auf, dass der Pilz aus der hart gefrorenen Erde hervorwuchs und zwar meistens gerade an solchen Stellen, wo die wärmenden Strah- len der Sonne nicht leicht hingelangen konnten. Dass derselbe nicht etwa schon seit längerer Zeit, vielleicht vom vergangenen Herbste her, an jenen Stellen vegetirt-hatte, beweist nicht nur der Umstand, dass ich ihn nicht selten an Orten fand, wo ich ihn nur wenige Tage vorher ver- geblich gesucht hatte, sondern auch, dass ich seine ganze Entwickelung und sein Wachsen aus der gefrorenen Erde an mehreren Individuen selbst beobachtet habe. Anfangs schien es mir, als wenn er hauptsächlich an solchen Stellen wüchse, wo trockenes oder verfaultes Buchenlaub lag, in welcher Meinung mich auch der Umstand bestärkte, dass er nur in einem kleinen Theile jenes Haines, wo Buchen vorherrschend sind, zu finden war; allein später traf ich ihn, wenn auch in geringerer Anzahl, unter anderen Bäumen an, immer aber auf der Erde und in ihr wurzelnd, nie- mals auf Holz oder Blättern, auch nicht zwischen Moos, Gras u. s. w. Seine Verbreitung in hiesiger Gegend scheint nicht sehr gross zu sein, indem ich ihn, ausser jenem schon angegebenen Orte, nur noch in einem anderen, nicht weit von ersterem gelegenen Haine, aber ganz unter. denselben Verhältnissen gefunden habe, und trotz aller Bemühun- gen ist es mir bis jetzt noch‘ nicht, gelungen, ihn ‚anderswo zu ent- decken.. Selten erscheint er einzeln, meistens in Gesellschaft, und zwar nicht selten so, dass eine grössere oder geringere Anzahl von Individuen aus einem gemeinschaftlichen Rhizom entspringt (Taf. LXI. Fig. 2.), jedoch gelangen dann meistens nicht alle zu gleicher Zeit zu ihrer Ausbildung, indem einzelne sich schneller als die anderen entwickeln. über Microstoma hiemale. 651 Was nun die Entwickelungsgeschichte unseres Pilzes betrifft, so verhält es sich mit derselben folgendermaassen: An einzelnen Stellen des mehr: oder ‚weniger horizontalen Rhizomes bilden sich kleine Knötchen (Knospen), die sich von dem braunen Wurzelstocke schon durch ihre schmutzig-rothe Färbung leicht unterscheiden (Fig. 1.).. Sie wachsen ziemlich schnell, jedoch, wie schon erwähnt worden, nicht alle gleich- mässig. Der völlig ausgebildete Pilz nun erscheint als ein schön ziegel- rolh gefärbter, etwa 3 Linien im Durchmesser haltender Discomycet von rundlicher oder, indem er allmählig in das Rhizom übergeht, verkehrt- eiförmiger (birnförmiger) Gestalt. An der Spitze der Cupula befindet sich das hier sehr kleine und mit kurzen weissen Wimpern versehene Ostiolum, welcher Eigenthümlichkeit wegen auch unser Pilz den Namen Microstoma erhalten hat. An dem unteren Theile, da wo die Cupula allmählig in das Rhizom übergeht, so wie an dem oberen Theile des letzteren, ist der Pilz mit einem zarten, weissen Flaum überzogen, der sich bisweilen, beson- ders bei jüngeren Individuen, über den grössten Theil der Cupula erstreckt. Unter dem Mikroskope erscheint dieser Flaum als aus lang- gestreckten, fadenförmigen und unter sich mannigfaltig verflochtenen Zellen gebildet (Fig. 7.). An der inneren Fläche der, wie schon erwähnt, ziegelroth gefärbten Cupula, jedoch so, dass der Raum unmittelbar um das Ostiolum herum frei bleibt, befindet sich das karminroth gefärbte Fruchtlager, das aus durch Zellgewebe untereinander verbundenen einfachen Schläuchen besteht, die senkrecht auf dem sie umgebenden Peridium stehen und sich nach dem freien inneren Raume münden (Fig. 3.). Sie enthalten Sporen in ver- schiedener Anzahl, meist 6-8. Diese sind von kahnförmiger Gestalt und enthalten kleine runde Körperchen in verschiedener Anzahl (Fig. 5, a. b. c.) und von verschiedener Grösse, welche bei der Behandlung der Sporen mit Aether oder Weingeist zusammenfliessen (Fig. 5, d.). Aus diesem >. ci = 652 As. Bernstein, Grunde und weil, wenn man nicht mehr ganz frische Sporen unter dem Mikroskope beobachtet, jene runden Körperchen nicht selten die Sporen- hülle durchbrechen und frei herumschwimmen, halte ich dieselben für Oeltröpfehen. Jenes Zusammenfliessen der runden Körperchen beobach- tet man auch an solchen Sporen, die längere Zeit in Spiritus gelegen haben. Die karminrothe Färbung des Fruchtlagers scheint von einem Farbstoffe herzurühren, der sich, fein zertheilt, in dem die Schläuche untereinander verbindenden Zellgewebe befindet, was man an trockenen Objeeten unter dem Mikroskope deutlich sehen kann, wo dann der Farb- stoff sich in Gestalt kleiner Körnchen im Zellgewebe und in den Paraphy- sen zeigl. Die Cupula selbst besteht aus einem ziemlich dichten, wachsartigen Zellgewebe von verschiedener Consistenz, indem die Zellen, je näher sie der Peripherie liegen, um so kleiner und dichter werden, während die dem Fruchtlager näheren grösser und weniger dicht erscheinen. Im Allgemeinen lassen sich drei verschiedene Schichten erkennen (Fig. 6.), von denen die innere, aus grossen Zellen bestehende, bei weitem die vorherrschende ist (Fig. 6, c.). Die beiden äusseren Schichten, beson- ders die äusserste (Fig. 6. a.), sind sehr dünn und erreichen zusammen kaum die Hälfte der Dicke der innersten Schicht. Sobald nun der Pilz seine völlige Ausbildung erlangt hat, springt er auf, indem vom Ostiolum aus die Cupula in mehrere ungleiche Theile von unbestimmter Anzahl zerreisst, die dann auseinander weichen, so dass das Fruchtlager zu Tage tritt und der Pilz eine mehr oder weniger trich- terförmige Gestalt annimmt (Fig. 4.), wobei dann die Sporen aus den Schläuchen heraustreten. Dieses unregelmässige Zerreissen erinnert an das ähnliche Verhalten anderer Pilze, besonders der Lycoperdaceen, mit denen aber unser Pilz nichts gemein hat. | N über Microstoma hiemale. 653 Es bliebe nun noch übrig, demselben, wenn er anders als neu er- kannt werden sollte, eine Stelle im Systeme anzuweisen. Sein äusserer. wie sein innerer Bau lassen durchaus keinen Zweifel, dass er in die grosse Gruppe der Pezizeae Fries gebracht werden müsse. Sein eigenthümliches Vorkommen indessen, das Vorhandensein eines voll- kommenen knospentreibenden Rhizoms, so wie besonders der Umstand, dass er nach erlangter völliger Ausbildung sich nicht ausbreitet, sondern unregelmässig zerreisst und zerfällt (wodurch Mierostoma an das ähnliche Verhalten der Lycoperdaceen erinnert und sich von dem der Pezizeen wesentlich unterscheidet), dürfen uns wohl berechtigen, ihn als eine neue Gattung aufzustellen. Eben dieser charakteristischen Eigenthümlichkei- ten wegen kann er zu keiner der von Fries aufgestellten und definirten Gattungen der Pezizeen gebracht werden, wenn auch nicht geläugnet werden kann, dass er zu manchen Arten der Gattung Peziza mannigfache Analogien zeigt. Von dieser Gattung aber unterscheidet sich Microstoma, ausser dem steis zu einer kleinen runden, mit feinen Wimpern besetzten Mündung geschlossenen Saum, noch besonders durch die äusserst dünnen, häufig mit einem kurzen Aesichen versehenen und von ihrem körnigen Inhalte roth gefärbten Paraphysen. Aus demselben Grunde kann es auch nicht zu Bulga- ria gebracht werden, noch viel weniger aber zu Patellaria oder Ascobolus. Es würde sich nun noch um den Platz handeln, den Microstoma im System einnehmen müsste. Es bildet gewissermaassen einen natürlichen Uebergang von den Pezizeen zu den Lycoperdaceen, muss indessen seinen Platz in der ersteren Gruppe angewiesen erhalten, und zwar glaube ich, dass Microstoma am besten als fünfte Gattung der Pezizeae unmittelbar hin- ter Bulgaria, oder auch als erste Gattung unmittelbar vor Peziza gestellt werden müsste, da es im Allgemeinen mit diesen noch am meisten über- einstimmt. 654 ! Ag. Bernstein, Sollte man indessen ‚die Aufstellung von Mierostoma als eigene Gattung nicht anerkennen, so müssten wir unserem Pilze seinen Platz in der an Arten so reichen Gattung Peziza anweisen, da er in seinen Cha- raktermerkmalen mit denen der letztgenannten Gattung, wie sie von Fries und Rabenhorst gegeben sind, noch am meisten übereinstimmt. Sein fleischiger und auf seiner äusseren Fläche theilweise mit Flaum ver- sehener Becher, so wie auch sein Vorkommen auf der blossen Erde, wür- den ihn dann in die Abtheilung Aleuria Fries verweisen. Des letzteren Grundes und seiner weicheren Consistenz wegen könnte er zu Lachnea Fries nicht gebracht werden. Noch schwieriger würde seine Unterbringung in einer der Gruppen von Aleuria sein, obwohl er sowohl zu Geopyxis als Humaria mannig- fache Analogien zeigt, da er in anderen Beziehungen auch wieder sehr von ihnen abweicht. Sein fast kugliger, anfangs geschlossener, dann offener Becher würde ihn zu Geopyxis bringen, allein bei den Arten die- ser Gruppe breitet sich der Becher zuletzt kreisrund und schüsselförmig aus, zerreisst aber nicht, wie es bei unserem Pilze der Fall ist, der auch dann noch seine becherförmige Gestalt behält. Mit grösserem Rechte könnte man ihn seiner fleischigen, mit vergänglichen Flocken bekleideten und lebhaft gefärbten Cupula wegen zu Humaria bringen. Mit mehreren Arten dieser Gruppe hat er manche Aehnlichkeit, so besonders mit Peziza fulgens, und, abgesehen von seiner beträchtlicheren Grösse, mit Pezisa haemastigma. Er möchte demnach bei einer Einpressung in die Gattung Peziza noch am leidlichsten zwischen jenen beiden Gruppen untergebracht, und nach dem Fries’schen System an die Spitze der Gruppe Humaria, unmittelbar vor Pezisa fulgens, gestellt werden. In die Nähe dieser Species gehörte er auch seiner Grösse wegen, durch die er sieh wesent- lieh von anderen, besonders von Pezisa haemastigma, unterscheidet, der er sonst, wie schon erwähnt, einigermaassen ähnelt. un a ae BEN Sl en en 5. über Microstoma hiemale. 655 chliesslich muss ich noch meine Verwunderung aussprechen, dass. es scheint, der so eben beschriebene Pilz bis jetzt den Augen der bachter entgangen ist, da doch seine ganze Erscheinung von der Art 1, dass er selbst dem Laien gleich in die Augen fallen muss, und kann en Grund nur darin finden, dass er eben nur zu einer Jahreszeit erscheint, o botanische Exkursionen seltener angestellt zu werden pllegen. Ba mobusdisnaogeon Liu don BEN | , Zu PAY | 71 | 7: MR fe) Billieddeniaoe im ua. mot mov manbirib R- A De + N kt ; k A I u : tollen (lg ar n Er Er v FT n u ir 7 v. . Digi] 1spHlasnıd: Sıh 195 11... ale WIBBIBLD2d Tanne Im Im ski Bay Anis ‚Nindoelommii noieinostuol ui sluqud a % sn bus sowibrssd 3b. moilsirdad Kanabaidsaıav »ih R- - er je £ A 12. HIA9E IR 3ılansid ’”, 11119 HIiek 93 eeısv Asia ‚inne ohnehisidad eissd Tui mm 656 Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. ID Ag. Bernstein, über Mierostoma hiemale. Erklärung der Figurentafel. Tafel LXI. Ein ausgebildetes Microstoma hiemale, mit knospentreibendem Rhizom in natürlicher Grösse. Mehrere Individuen von Microstoma hiemale, mit gemeinschaftlichem Rhizom. Der vertikale Durchschnitt. Ein aufgesprungenes Microstoma hiemale. a.b.c. Sporen, Oeltröpfchen enthaltend. d. Eine mit Aether behandelte Spore, in der die einzelnen Tröpfchen zusammengeflossen sind. Ein Stück der Cupula im horizontalen Durchschnitt, stark vergrössert, an der die verschiedenen Schichten des Peridiums und mehrere mit Sporen erfüllte Schläuche zu sehen sind. Der die Cupula an ihrer Basis bekleidende Flaum, stark vergrössert. Tab .61. Vol.23.P.2. NY] den ie Fie.1. Tnth.Inst.IK0.0Ac U N vHeney &G uhenin Bam. EU DE — 1E, J. Milde, Mantisse zu Bernstein’s Microstoma hiemale. 657 Mantisse zur Abhandlung über Mierostoma hiemale von Dr. J. Milde. Vorerinnerung. Da der Akademie bekannt ist, dass unser Herr College Milde sich ebenfalls mit der genauen mikroskopischen Untersu- chung dieses merkwürdigen Pilzes beschäfligt hat, so sah sich die Redac- tion hiedurch veranlasst, denselben nach Lex IX. *) der Statuten aufzu- fordern, seine eignen Beobachtungen mitzutheilen und, sofern es ihm gefalle, in einer Mantisse zu der voranstehenden Abhandlung noch näher zu erläutern. Indem wir diese Mantisse hier mittheilen, müssen wir noch hinzufügen, dass von dem, was in derselben über die merkwürdige Be- schaffenheit der Paraphysen beigebracht worden ist, auch schon in dem we- sentlichen Charakter der Gattung Gebrauch gemacht und diese dadurch auf einen noch festeren Grund gebaut wurde. Die Redaction. Da ich das Microstoma hiemale gleichfalls an dem angegebenen Orte (bei Fürstensgarten) und auch in einem ungefähr /, Meile davon entfern- ten Laubwalde bei Schwoitsch unter denselben Umständen gefunden und anatomisch untersucht habe, so erlaube ich mir, zu dem Vorhergehenden einige Bemerkungen hinzuzufügen. Das Fruchtlager wird in seiner Hauptmasse von den bekannten, die Sporen enthaltenden Schläuchen gebildet; zwischen den einzelnen Schläu- *) Büchn. hist. Acad, p. 177. Si non singulis, aliquibus saltem Academicis, cum bona tamen autoris venia et absque ullius olfensa, — licitum sit, materiae perfectius elaborandae gratia opus collegae videre, monere etc. — Mantissam quoque vel corollarium pro libitu adiicere, euilibet liberum esto. aL} Vol. XXIII. P. II. s3 658 J. Milde, Mantisse zu Bernstein’s Mierostoma hiemale. chen aber befindet sich, parallel mit denselben verlaufend, eine grosse Menge sehr dünner, röhrenförmiger, wenig verästelter, farbloser, mit einem rothen, körnigen Farbstoffe erfüllter Fäden, deren blinde Enden, sammt denen der Schläuche, in den freien Raum des Excipulum hinein- sehen. Diese Fäden vertreten offenbar die Stelle der Paraphysen. In dem Längendurchmesser einer jeden Spore beobachtet man eine aus senkrecht übereinander stehenden, grossen Tropfen gebildete Reihe; der übrige Raum in der Spore ist von ganz ähnlichen Tröpfchen ausge- füllt, welche, von der unscheinbarsten Grösse an, einen vollständigen Uebergang, zuletzt in die grossen Tropfen erkennen lassen. Ich halte diese Tropfen, welche Körber Sporoblasten nennt und mit den Cytobla- sten für verwandt erklärt, nur für Oeltropfen, da sie ausserdem bei Be- handlung mit Weingeist zusammenfliessen und sich lösen. Auffallend ist die Aehnlichkeit, welche das Tulostoma mit unserm Mierostoma hat, welchem letzteren jedoch der Stiel fehlt, ganz abgesehen davon, dass ersteres wegen seiner innern Organisation zu den Gastero- myceten gerechnet werden muss. Auch ich halte diesen Pilz, welcher durch sein knospentragendes Rhizom, durch die zwischen die Sporenschläuche eingelagerten, mit einem körnigen Farbstoffe erfüllten Röhren, ferner dadurch, dass er sich nie flächenförmig ausbreitet, auch nicht einmal immer sich in die Länge spal- tet, ganz ausgezeichnet ist, für ein hinlänglich begründetes, neues Genus, welches sich weit von unsern Pezizen entfernt. Bei’m Trocknen verliert dieser Pilz, welcher durch sein gefälliges Aeussere leicht zu den schönsten gehört, zwar seine rothe Farbe, behält aber seine Gestalt und lässt sich auch in diesem Zustande gut untersuchen, ÜBER DEN BAU DES ORGANES DER STIMME BEI DEM MENSCHEN, DEN SÄUGETHIEREN UND EINIGEN GRÖSSERN VÖGELN, NEBST PHYSIOLOGISCHEN BEMERKUNGEN, VON Dr. 6. MAYER, M. d. A.d. N. MIT 28 STEINDRUCKTAFELN. BEI DER AKADEMIE EINGEGANGEN DEN 16. JULI 1851. 2. et RC, Nm; 3 N x { Ba; ” ar I und BARON fern kn = s n 1 eh. Harz Fe . ng en ro i zZ R = b5 E u ra‘ Aa FREN GOREM Bee ’ : ! - rn see NET ADER- as £ DAO- as RB 7, 5 E br hart rät, AA KARTE JRR eb... FERNE „Me su AARON: An IKERINF) RR Es ist diese Schrift die theilweise abgekürzte und mie Zusätzen Br - va der Preisschrift des Verfassers, welche im Jahre N schaften in Paris mit dem grössern Preise ‚gekrönt worden ist. ' rd BT! Ad a ir D) - RN: ex Zn IATUIING/KIT2 RE TIER [4 _ ) IA MBEHER FAN HA FIR MER ie et - ’ 3 “ [1 N 2. Zn na u T 2 0 I. Anatomischer Theil. Geschichtliches Vorwort. Der Kehlkopf (larynx), bei Homer doyasoeyos (Ilias 328), bei Hippo- crates yagvys (Tegel Koyeias inrgıxis, vide Galenum de usu partium, L. VID), bei Galen bald y«evys, bald Acovy& genannt, besteht aus dem Schildknorpel, carlilago thyreoidea, vgsoiöns (Gal. de usu partium, L. VI. 11), dem Ring- knorpel, cartilago ericoidea, xgıxoiöns (Gal. de dissect. org. vocis) und den beiden Schnepfenknorpeln, cartilagines arytaenoideae, &ovryvoiöns (Gal. de usu part., VII. n.17. de vocis instrumento dissecto c.4.). Vesalius un- terschied aber zuerst bestimmt zwei cartilagines arytaenoideae. Hierzu rechnet man noch den Kehldeckel, epiglottis, ZriyAoruıs (Hipp. de corde II. 1), die cornicula s. corpuscula Santoriniana (Santor. observ.anat. p.97) und die corpuscula Wrisbergiana (v. Hall. Physiologia, edid. Wrisberg. p. 157. n.83.), bereits von Camper (demonsitr. anat. fasc. III.) gezeich- net. Die Knorpelkörner in dem ligamentum hyothyreoideum laterale, die „corpuscula triticia‘‘ werden wohl Fabricius zuzuschreiben sein. Im Innern des Kehlkopfs bemerkt man die Stimmritze, rima glottidis, yAwrzzıs (Gal. 1. c.), gebildet durch die beiden Stimmritzenbänder und die Taschen- bänder, ligamenta thyreoarylaenoidea superiora et inferiora, welche beide zuerst Fabricius ab Aquapendente, der grosse Lehrer des noch grössern Schülers, Harvey, ausdrücklich erwähnte und genau beschrieb (de larynge, vocis organo, L. I1.). 662 C. Mayer, Einer Drüse in der Höhle des Larynx thut zuerst Berengarius als „„caro glandulosa‘‘ Erwähnung (Comment. ad anat. Mundini p.396 und Isa- goge p.45. b.), später genau Morgagni (Advers. I. p.2), Verheyen und Lieutaud; Bordeu nennt sie bei’m Schaafe couche glanduleuse. Die Taschen des Kehlkopfs, ventrieuli laryngis, beschreibt zuerst Galen (reoyoaı Gal. de usu part., VII. c. 13), die wiedergefundenen so- dann Morgagni (Advers. I. und Epist. anat. VII). Sinus du larynx nennt sie Winslow (p. 436). Die Schilddrüse (glandula thyreoidea) finden wir bei Galen (de usu partium, VI. c. 17) erwähnt, welcher glaubte, dass sie zum Befeuchten des -Larynx diene. Bordeu meinte, sie diene zur Hervorbringung der Sprache, weil sie bei den Thieren, die nicht sprechen können, klein sei (p. 166). Von den Arterien und Venen des Larynx haben zuerst Eustachius, Vink und besonders de Haller genauere Beschreibungen geliefert. Unter den Nerven des Larynx hat Galen (de usu parlium, VII. ce. 14) schon den nervus recurrens gekannt (eAmwögouoövrss 1. c.). Den nervus laryngeus sup. bildet zuerst Eustachius ab (T. XVIH.), obwohl Vesa- lius schon das Experiment Galen’s wiederholt hatte. Die Durchschnei- dung des nervus recurrens unternahm Galen öfters bei’m Schwein (administr. anat. VIH. c.d.), und sah dieselbe auch an einem Manne durch einen Chirurgen vorgenommen (de loc. affect. I. e.6.). In beiden Fällen bemerkte er Verlust der Stimme. | Um eine vergleichende Beschreibung der Organisation des Kehlkopfs im Menschen und in den Säugethieren zu geben, ohne dabei einestheils wesentliche Merkmale zu übergehen, und ohne sich andrerseits durch ein kleinliches und weniger wichtiges Detail in eine ermüdende Weitläuftig- keit zu verwickeln, halte ich es für nöthig, gewisse Gesichtspuncte fest zu bestimmen. Ich werde daher, bevor ich mich auf die Sache selbst einlasse, die Nomenclatur angeben, deren ich mich bei Vergleichung des Kehlkopfs der verschiedenen Säugethiere bedient habe. über den Bau des Organes der Stimme. 663 Am Eingange des Kehlkopfes (aditus laryngis) finden sich zwei Her- vorragungen oder Lippen, nämlich vorn der Kehldeckel (epiglottis, labium anterius) und hinten die Schnepfenknorpel (cartilagines arytaenoideae, la- bium posterius). Man kann daselbst unterscheiden: I. den Vorhof des Kehlkopfes (vestibulum s. atrium laryngis), d.h. den Raum, der eingeschlossen wird vom Kehldeckel und der Stimmritze im gewöhnlichen Sinne des Wortes. Die Oeffnung dieses Vorhofes hat von alten Anatomen den Namen Stimmritze bekommen. Besser würde man sie Spalte des Vorhofs (hyperglottis s. rima hyperglottica) nennen. Am Rande dieser Spalte bemerkt man drei Lappen oder Lippen; die erste Lippe vorn, gebildet vom freien Rande des Kehldeckels, dann eine zur Seite, gebildet durch die Hervorragung des keilförmigen Knorpels, und die dritte hinten, gebildet durch die Hervorragung des Santorin’schen Körperchens. Die beiden cornua Santorini sind bei mehreren Säugethie- ren so vereinigt, dass sie eine Art Schnabel bilden, welchen ich Schne- pfenschnabel nennen würde (rostrum arytaenoideum), und dieser Schne- pfenschnabel ist entweder einfach oder getheilt. I. Die Höhle des Kehlkopfes (cavitas laryngis).. Man bemerkt hierin die Stimmritze im gewöhnlichen Wortsinne (glottis inferior s. glot- lis xe? 2£oyyv). Man nimmt gewöhnlich an, dass die Stimmritze eine sradlinige Spalte sei. Aber nach meinen Untersuchungen hat diese Oeff- nung vielmehr die Form einer Phiole, d. h. sie ist vorn ceylindrisch und erweitert sich nach hinten. Diese Anschwellung nach hinten zu (lumen glottidis) resultirt aus der Aushöhlung der Schnepfenknorpel, während die vordere Spalte (rima glottidis) nur durch die Stimmbänder gebildet wird. Folglich kann man eine Spalte und eine Aushöhlung unterscheiden (rima und lumen glottidis); vergl. Mayer über die Form der Stimmritze, im medizinischen Korrespondenzblatte, Band I. Beilage I. Ueber der hintern Wand des Kehlkopfs, zwischen den cartil. arytae- noideae, findet sich eine Furche oder ein Halbkanal (ineile glottidis): dies ist die Verlängerung der sphärischen Erweiterung, von der ich eben 664 C. Mayer, sprach, und verlängert sich selbige bis zum ersten Ringe der Luftröhre (vergl. Mayer loc. eod.). Ich habe den ganzen Theil der Kehlkopfhöhle, welcher sich über der Stimmritze befindet, Vorhof (vestibulum s. cavum laryngis superius s. epi- glotticum) genannt; dem untern Theile dieser Höhle, d. h. dem Raume unter der Stimmritze oder unter den Stimmbändern, würde ich den Namen „‚cavum laryngis inferius‘‘ geben. Sie zeigt bei einigen Säugethieren eine beträchtliche Anschwellung, die entweder durch die Aushöhlung des un- tern Theils des Schild- und Ringknorpels, oder einzig und allein durch die Aushöhlung des letztern Knorpels sich bildet. Bei einigen Vierfüs- sern bemerkt man eine Erweiterung des Anfangs der Luftröhre, welche ich gutturna nennen möchte. Diese Erweiterung der Luftröhre ist am deutlichsten ausgeprägt bei einigen Raubthieren. Ich will nun denjenigen Durchmesser, der den Larynx von vorne nach hinten durchläuft, conjugata laryngis nennen; die Spalte zwischen dem obern und untern Stimmband, welche in den ventrieulus Morgagni führt, mit dem Namen rima ventricularis s. rima vocalis lateralis bezeich- nen. Ich unterscheide ferner die untere Erweiterung der Kehlkopfhöhle, die unter der chorda vocalis s. ligamentum glotticum inferius liegt, und nenne sie sinus inferior, — die Tasche, welche sich zwischen Schnepfen- und Schildknorpel ausbreitet, sinus lateralis laryngis, — und sinus anterior die vordere Aushöhlung oder diejenige, welche oberhalb dem ligamentum glotlicum superius sich befindet und bis zur Basis der Zunge reicht, wo sie bei mehreren Affen u. s. w. aus dem Larynx hinaustritt, um den mem- branösen Sack vor dem Kehlkopf (saceus extralaryngeus) zu bilden. Was das Loch betrifft, das sich an der Basis des Kehldeckels befin- det und bei einigen Säugethieren ebenfalls in den saccus extralaryngeus führt, so möchte ich es ostium medium sacei extralaryngei nennen. Um die Beschreibung der verschiedenen Knorpel des Kehlkopfs zu vereinfa- chen, werde ich für die Formen des Schildknorpels folgende Ausdrücke gebrauchen: 1) viereckig, in dem Fall, dass die beiden obern Ränder über den Bau des Organes der Stimme. 665 eine grade Linie bilden; 2) rhomboidal, wenn die beiden obern Ränder einen Winkel bilden; 3) winklich, wenn der Schildknorpel sehr schmal ist; endlich 4) pyramidal, wenn seine seitlichen Ränder convergiren. Bei Betrachtung des Kehlkopfes, als des Organes der Stimme (in- strumentum vocis), kann man an ihm die folgenden fünf Beschaffenheiten unterscheiden: 1) Die Grösse und Form der Höhle. Man muss hierbei auf die Proportionen zwischen oben und unten achten; nämlich oben gegen die Mundhöhle und Nasenhöhle zu; unten gegen die Höhle der Luftröhre und selbst gegen die der Lungen hin. 2%) Die Grösse, Stärke und Härte der verschiedenen Knorpel des Kehlkopfs, im Verhältniss zu dem Körper des Thiers. 3) Die Beschaffenheit, Länge und Stärke der Stimmbänder (chordae vocales), d. h. der ligamenta tihyreo-arytaenoidea superiora et inferiora. 4) Die Länge und Breite der Stimmspalten und die Beschaffenheit ihrer Ränder, d. h. ob sie mit Lippen versehen sind, oder mit Klappen, oder ob sie glatt sind. 5) Die hinzukommenden Räume des Kehlkopfs, genannt sinus laryn- gis (ventrieuli Morgagni), und die Beutel oder membranösen Säcke (bur- sae laryngeae). Dies sind die Puncte, woran ich mich in der vergleichenden Unter- suchung des Kehlkopfs bei den Säugethieren halten werde. Zuvor jedoch habe ich noch auf einen wesentlichen Umstand aufmerk- sam zu machen, hinsichtlich des Unterschieds, welcher sich in dem Bau des Larynx, je nach dem verschiedenen Geschlechte des Thieres, kundgibt. Nächst den Geschlechtstheilen gibt es unter den thierischen Organen kei- nes, welches von dem Geschlechte so abhängig wäre, als grade der Kehl- kopf. Dennoch wurde dieser Unterschied bisher nur wenig beachtet, selbst von Gelehrten, welche in ihren Schriften über vergleichende Ana- tomie in Spezialitäten eingingen. Meckel gibt bei Beschreibung des Larynx verschiedener Thiere durchaus kein Geschlecht des Thieres an, Vol. XXIII. P. 1. 84 666 C. Mayer, worüber es sich handelt, obgleich, und dies zwar sehr oft, ein sehr gros- ser Unterschied stattfindet in dem Baue der Organe bei’m männlichen und weiblichen TFhiere derselben Gattung. Ich werde daher, soviel als mög- lich, auf diesen Unterschied Rücksicht nehmen ; doch werde ich mich in meinen Vergleichen im Einzelnen mehr über den Kehlkopf der männlichen Thiere verbreiten, indem man im Allgemeinen diesen als Typus oder als einen solchen betrachten muss, der am meisten vollendet und entwik- kelt ist. Eintheilung der Kehlköpfe. ’ Was die Form des Innern des Larynx im Allgemeinen betrifft, so lassen sich die Kehlköpfe der verschiedenen Säugethiere wohl in sieben Klassen bringen: lste Klasse. Zweilippiger Larynx oder Larynx mit 2 Lippen (larynx bilabiatus s. ringens). Kehldeckel und Schnabel bilden zwei grosse, sich entgegenstehende Lippen (labium superius et inferius). 2te Klasse. Larynx mit 4 Lippen (larynx quadrilabiatus). Der Kehldeckel ist bogenarlig ausgeschweift und der Schnabel in zwei seit- liche Lippen gespalten (man sehe den Larynx von Simia Satanas). Sie Klasse. Larynx mit einer Lippe (larynx unilabiatus). Der Kehl- deckel bildet allein eine Lippe und der schnepfenförmige Knorpel ist ganz abgeplattet (man sehe den Larynx des Viverra Nasua). 4te Klasse. Schaufelförmiger Larynx (larynx spathaceus). Der Kehldeckel bildei eine Art verlängerter Schaufel, welche um den Larynx herum sich verlängert. Eine Modifikation des einbäuchigen Larynx (man sehe den Larynx des. Menschen). Ste Klasse. Kelchförmiger Larynx (larynx calyeiformis). Der Kehl- deckel und.die Lippen des Schnepfenknorpels vereinigen sich, gleichsam um eine;Art von Kelch zu bilden. über den Bau des Organes der Stimme. 667 “6te Klasse. Röhrenförmiger Larynx (larynx tubulosus). Der Kehl- deckel und die Schnepfenknorpel bilden eine lange Röhre (man sehe den Larynx der Cetacea). Tte Klasse. MNackter oder vogelförmiger Larynx (larynx nudus s. avicularis). Der Kehldeckel ist sehr dünn; kein Vorhof vorhanden und die Stimmritze liegt zu Tage, wie bei den Vögeln (man sehe den Larynx des Ornithorhynchus und der Phoca). Nach der Form des Knorpelskelets des Larynx kann man unterschei- den: den nachenförmigen Larynx (larynx carinatus), (man sehe den menschlichen Larynx); den kugelförmigen Larynx (larynx globosus), (man sehe den Larynx des Vielfrasses); den gewölbten Larynx (larynx bullatus), (man sehe den Larynx der Heulaffen); den ebenen Larynx (larynx pla- nus), und den ringförmigen Larynx (larynx annularis), (man sehe den Larynx des Ornithorhynchus). Besondere Beschreibung der unterscheidenden Merkmale des Larynx bei’m Menschen und bei den verschiedenen Säugethieren. Im Menschen. Der Körper des Zungenbeins bildet einen Halbring mit drei Flächen. Die innere Fläche zeigt eine Aushöhlung, in welcher sich eine fette, drü- senartige Masse befinde. An dem obern Schenkel trifft man oft einen mehr oder weniger hervorragenden Forisatz, wovon ein ziemlich starkes Band kommt, welches ich ligamentum basio - glotticum nennen will. Die obern griffelförmigen Hörner sind im Allgemeinen klein und spitz (der Fall, dass sie sehr lang sind und bis zum Griffelfortsatze des Schläfenbei- nes reichen, ist ‘sehr selten); die untern Hörner sind platt und begrenzt durch ein Knöpfchen. 668 C. Mayer, Man kann die obern Hörner bei den Säugethieren wohl die vordern oder griffelförmigen Hörner nennen; aber die untern können weder die grossen heissen, weil sie bei vielen Säugethieren viel kleiner sind, als die obern oder vordern, noch die schildförmigen Hörner, weil man sie dann mit den Hörnern des Schildknorpels verwechseln würde (s. Cuvier: Anat. comp. II. p.22). Der Kehldeckel ist oval, abgerundet (zweilappig im Fötus) und an seinem Ursprunge zugespitzt; seine Flügel oder die ligamenta aryepi- glottica vereinigen sich hinten und bilden so den Vorhof des Kehlkopfs. Die Höhle des Kehlkopfs.ist geräumig; der Schildknorpel ist verhältniss- mässig sehr gross; er ist an seinem obern Rande ausgeschweift. Die beiden seitlichen Theile des Schildknorpels bilden in der Mittel- linie einen hervorstechenden Winkel (larynx carinatus). Der Ringknor- pel und die Schnepfenknorpel zeigen mittlere Grösse. Die Santorin’schen Hörner sind sehr klein, ebenso verhält es sich mit den keilförmigen Knor- peln oder den Wrisberg’schen Körperchen, welche oft ganz zu fehlen scheinen; die letztern sind übrigens verhältnissmässig viel grösser im Fötus. Was die keilförmigen Knorpel betrifft, so habe ich bemerkt, dass sie wirklich, wie bei einigen Säugethieren, vorhanden sind. Aber bei’m Menschen ist die Hervorragung, welche man gemeiniglich keilförmigen Knorpel nennt, eigentlich kein Knorpel, sondern vielmehr eine Speichel- drüse; diese Speicheldrüse, welche ich glandula salivalis arytaenoidea nen- nen will, hat eine längliche Form von der Länge von 3-4 Linien und von 17, Linie Breite; sie ist zusammengesetzt aus kleinen Körperchen, acini, und ihr ductus secretorius öffnet sich an der Insertionsstelle des obern Stimmbandes an dem obern Ende des Schnepfenknorpels. Im Centrum dieser Drüse bemerkt man einen kleinen Knorpelkern, welcher sich bei einigen Individuen vergrössert und nach unten erweitert, indem er sich bis zum Rande des genannten obern Stimmbandes erstreckt. Die Stimmritze ist sehr tief in der Höhle des Kehlkopfs gelegen; die Stimmbänder sind sehr lang ( des graden Durchmessers oder der Conju- über den Bau des Organes der Stimme. 669 gata des Kehlkopfs), sehr stark und hervorragend; das untere Stimmband ist dicker und liegt dem graden Durchmesser des Kehlkopfs näher; das obere Stimmband ist kleiner, weiter davon entfernt und gegen die Höhle zu concav. Die seitliche Höhle zwischen den beiden Stimmbändern, der sogenannte ventrieulus Morgagni, ist sehr klein. Die Tasche hinter dem untern Stimmband ist fast gar nicht zu bemerken, aber die Tasche hinter dem obern Stimmband erstreckt sich nach oben zu bis an einen kleinen ovalen Beutel in der Nähe des vordern Winkels der rima ventri- euli. Es ist bemerkenswerth, dass bei’m Fötus diese vordere Tasche (sinus sublingualis) sehr viel beträchtlicher ist, als bei mehreren Säuge- thieren, und sich später allmälig verengt. Die beiden Spalten der Seitenventrikel vereinigen sich vorne in der Mitte des Kehlkopfs in einer sehr kleinen Grube an der Basis des Kehldeckels. Alle diese Charaktere sind weniger hervorstechend am weiblichen Kehlkopf. Die Stimmbänder besonders sind viel kleiner und die ganze Anordnung ist viel schwächer ausgeprägt. Es muss auch noch bemerkt werden, dass alle Knorpel des Kehlkopfs bei dem erwachsenen Menschen viel härter und mehr verknöchert sind, als bei den Säugethieren. Das Zäpfchen des Gaumensegels ist gross und einfach. Im Fötus und während der ersten Lebensmonate ist es zweilappig, wie bei eini- gen Affen. Vierhänder. Quadrumana (Chiropoda mihi). *) Der Kehlkopf der Vierhänder zeigt im Allgemeinen stärkere Ent- wicklung, als bei’m Menschen. Der Schildknorpel ist zwar weniger gross *) In Betreff der mir eigenthümlichen Benennungen der Thierklassen, Ordnungen, Gattungen und Arten vergl. Mayer: System des Thierreiches, oder Eintheilung der Thiere nach einem Prinzip. Bonn 1849. 670 C. Mayer, und bei mehreren Gattungen an. seinem untern Rande ausgeschweift und selbst bis zur Mitte gespalten. Aber die andern. Knorpelstücke, beson- ders die Gieskannenknorpel und die keilförmigen Knorpel sind grösser. Ausserdem bemerkt man.. bei den verschiedenen Affenfamilien entweder Taschen, die zum Morgagnischen Ventrikel hinzukommen, oder Säcke ausserhalb des Kehlkopfs, oder ‚endlich Aushöhlungen des Zungenbeins und der Knorpelmassen des Larynx. Die Orangoutangs. Simia Troglodytes. Bis jetzt ist der Kehlkopf dieses Thieres noch nicht beschrieben worden. Bei einem Weibchen von 3% Höhe fand ich an dessen Larynx folgende Charaktere: Der Körper des Zungenbeins bil- det eine hohe, aber dünne und nach hinten hohle Platte, ohne dass jedoch in dieser Aushöhlung sich ein Sack vorgefunden hätte. Die fett- und drüsenartige Masse, die bei’m Menschen nur unbedeutend ist, wird bei diesem Affen beträchtlicher und reicht bei ihm ebenso, wie bei den andern Affenarien, bis zum obern Rande des Schildknorpels. Die kleinen Hör- ner des Zungenbeins sind, ebenso wie auch die grössern, verhältnissmäs- sig stärker, als bei’m Menschen; der Schildknorpel ist. ‚an seinem obern und untern Rande ausgeschweift und viereckig; der Ringknorpel ist grös- ser, als bei’m Menschen, die Giesskannenknorpel aber sind klein und die keilförmigen sehr dünn. Der Kehlkopf ist breiter, als bei Simia Satyrus, und die Stimmritze daher auch breiter. und der des Menschen: ähnlicher. » Der Vorhof des Larynx ist weiter offen. Der Kehldeckel sehr kurz und breit, leicht geschweift und hinten ein wenig nach rückwärts gebogen. Die Ränder der Vorhofsmündung sind einfacher und der Schnabel ist nicht ausgeprägt, denn die Enden der Schnepfen- und der keilförmigen Knorpel ragen nicht merklich hervor. Die Stimmbänder sind freier, als bei’m Menschen; ihre Länge beträgt % des graden Durchmessers; sie sind beide concav, über den Bau des Organes der Stimme. 671 wodurch die Stimmritze eine parabolische Gestalt bekommt. Die 2 Spal- ten zu den Ventrikeln sind vorne in der Mitte durch eine mittlere Schei- dewand getrennt. Der Ventrikel selbst hat eine kleine Tasche in dem untern Stimmband und eine noch breitere hinter dem obern Stimmbande, welche sich bis zur Basis der Zunge verlängert. Kein Sack ausserhalb des Kehlkopfs. Der m. hyo-epiglottieus fehlt und es ist, wie bei’m Men- schen, nur ein Band vorhanden. Das Zäpfchen des Gaumenvorhanges ist dreieckig und dünn. Simia Satyrus. Der Körper des Zungenbeines ist schwächer, aber die Hörner sind stärker, als bei Simia Troglodytes. Der Schildknorpel ist viereckig und am untern Rande bis zur Mitte gespalten. Der Kehlkopf ist ein wenig schmäler; der Kehldeckel kürzer, schmäler und ausge- schweifl. Die Giesskannenknorpel sind grösser und die keilförmigen Knorpel wohl entwickelt. Die Stimmbänder sind kürzer (7, der Conju- gata) und schwächer; die Spalte zum Venirikel ist kleiner, aber der Mor- gagnische Ventrikel ziemlich breit, und jeder von ihnen verlängert sich in einem Sacke ausserhalb des Kehlkopfs. Bei 3 Individuen (1 männlichen “und 2 jungen weiblichen), welche ich secirte, fand ich jedesmal 2 Säcke ausserhalb des Kehlkopfs. Bei einem derselben war der rechte Sack am grössten und von der Grösse eines Gänseeies; der linke zeigte das Volu- men einer Haselnuss. Bei einem andern war der linke Sack geräumiger, als der rechte, der sehr klein war. Bei’m dritten (weiblichen) Individuum waren die beiden Säcke gross und beinahe vom selbigen Umfang. Cuvier (l. c. p.499) scheint diese Ungleichheit der Säcke der Kehle nicht bemerkt zu haben; aber Camper spricht schon davon. Die beiden Spalten zu den Ventrikeln sind in der Mitte des Larynx nicht von einander getrennt. Das Zäpfchen des Gaumenvorhangs fehlt ganz und gar, wie ' auch der m. azygos s.' palato -staphylenus. — Es steht somit in Beziehung auf den Bau des Larynx, so wie der Zunge und des Gaumensegels, Simia Troglodytes dem Menschen näher, als Simia Satyrus. 672 C. Mayer, Was nun die andern Arten dieser Familie betrifft, so habe ich noch Hylobates leuciscus (mas) seeirt. Sein Kehlkopf kommt dem des Troglo- dytes und dem menschlichen nahe. Er ist breiter als bei Simia Satyrus ; die Stimmbänder ragen mehr hervor und die Spalte zum Ventrikel ist breiter, aber es ist nur ein einfacher Morgagnischer Ventrikel ohne irgend eine accessorische Tasche vorhanden. Wie bei Simia Troglodytes, findet sich auch hier kein membranöser Sack ausserhalb des Kehlkopfs. Der Kehldeckel ist kurz, breit und ein wenig ausgeschweift; aber die keilför- migen Knorpel sind mehr entwickelt, als bei Simia Troglodytes. Das Zäpfchen ist wohl entwickelt. Die andern Affen der alten Welt. Sitzaffen: Tylopitheei. Die Affenfamilie der alten Welt, mit einer mehr vorstehenden Schnauze, als bei den Pitheci, unterscheidet sich in Hinsicht der Bauart des Larynx, mit wenigen Ausnahmen, durch den einfachen, membranösen Sack in der Mitte der Kehle, saceus extralaryngeus simplex s. medius, der mit der Kehlkopfhöhle durch ein rundes Loch an der Basis des Kehldeckels über der Stimmritze in Verbindung steht. Der Körper des Zungenbeins ist gewölbt, wie ein Schild, und unter ihm befindet sich der Anfang des membranösen Sacks. Cercopithecus. Simia Aethiops. Das Zungenbein ist dreieckig und gewölbt; es wird begrenzt durch 2 Häkchen an seinem untern Rande. Der Kehldek- kel ist hoch; die Santorin’schen und Wrisberg’schen Körperchen sind sehr entwickelt; die Spalte zum Ventrikel und die beiden Taschen des Ven- trikels sind sehr breit; die Oeffnung des membranösen Sackes ist rund und zeigt 2 Lippen. ı DE über den Bau des Organes der Stimme. 673 Cuvier sagt (l. c. p.ö0l), dass bei Simia Sabaea der membranöse Sack fehle. Ich habe 5 Individuen dieser Species untersucht, worunter 3 männliche und 2 weibliche waren. Bei einem männlichen und einem ausgewachsenen weiblichen fand ich den membranösen Sack von der Grösse einer dicken Erbse, jedoch bei dem weiblichen Exemplar ein wenig kleiner. Bei 2 männlichen und 1 jungen weiblichen fand ich ihn nicht, und ebensowenig eine Oeffnung an der Basis des Kehldeckels; aber die Morgagnischen Ventrikel bildeten zwei vordere Taschen, welche in der Höhlung des Zungenbeins lagen. Im Allgemeinen beobachtete ich, dass bei Simia Sabaea, wo ein membranöser Sack vorhanden, der Körper des Zungenbeins vorne und hinten gewölbt ist, dass der Schildknorpel rhom- boidal ist und in der Mitte seines obern Randes eine ziemlich grosse Hervor- ragung zeigt, dass ferner der Ringknorpel von mittlerer Grösse ist und die Schnepfenknorpel klein sind. Bei den Arten von Simia Sabaea dage- sen, ohne membranösen Sack, fand ich den Körper des Zungenbeins platt, obgleich hinten concav, und den Schildknorpel ohne Hervorragung. Im Allgemeinen ist der Kehldeckel breit und ausgeschweift; die keil- förmigen Knorpel bilden eine breite Lippe an der Spalte der Oeffnung des Kehlkopfs; die Santorin’schen Hörner stellen einen ziemlich hervorragen- den Schnabel dar. Die Ventrikel sind beträchtlich. Papio et COynocephalus. Simia Sphine (männlich). Der Körper des Zungenbeins ist drei- eckig und sehr gewölbt, und bildet seiner ganzen Breite nach eine Höh- lung. Nach unten endigt er mit zwei Rauhigkeiten, in Form von Häk- chen, zur Insertion der mm. sternohyoidei, welche sehr stark sind. Der Kehldeckel ist breit und kurz. Die keilförmigen Knorpel sind gross. Die Giesskannenknorpel breit und hinten durch eine Membran so verei- nigt, dass sie eine Art von Schnabel bilden. Der Schildknorpel ist breit und hoch, vorn an seinem obern Rande zurückgekrümmt, an seinem untern Vol. XXI. P. II. 85 674 C. Mayer, Rande ausgeschweift und bis zur Mitte gespalte. Der Ringknorpel ist vorne schon breit, aber noch mehr hinten. Die Giesskannenknorpel sind dünn, aber sie verlängern sich nach hinten und bilden ein ziemlich langes Horn. Die keilförmigen Hörner sind von gleicher Grösse. Das untere Stimmband heftet sich an den Giesskannenknorpel, das obere an den keil- förmigen Knorpel an. Beide Bänder sind sehr stark. Das obere Band ist dicht, das untere sehr scharf. Ihre Länge beträgt / der Conjugata des Larynx. Die Spalte zum Ventrikel ist breit. Es ist eine obere und ‚eine untere Tasche vorhanden; die obere verlängert sich bis zur Basis der Zunge. In der Mitte findet sich an der Wurzel des Kehldeckels eine rundliche, zweilappige Oeffnung, welche in den membranösen Sack, der 4 Zoll lang ist, führt. — Dieselbe Organisation fand ich bei einem klei- nern Simia Sphin«. Simia ursinus (männlich). Der Bau des Zungenbeins ist derselbe. Der Kehldeckel ist kurz, die Santorin’schen Körperchen und die keilför- migen Knorpel sind gross und nach hinten gekrümmt. Die Stimmbänder sind sehr stark. Die Spalte zum Ventrikel und die beiden Taschen des Ventrikel sind nicht so breit. Die Oeffnung des membranösen Sacks ist rund und das Volumen des letziern einer Nuss gleich. Simia Mormon (jung). Ich fand weder den membranösen Sack, noch die Oeffnung im Innern des Larynx, aber sehr breite Taschen der Stimmbänder. Der Bau des Zungenbeins der folgenden Affen weicht nicht merklich von dem des Zungenbeins des Papio ab, aber der Körper desselben ist klei- ner. Der Schildknorpel ist an seinem obern Rande weniger höckerig. Simia cynocephalus. Ich fand einen membranösen Sack von der Grösse eines Kindskopfs. Die Stimmbänder sind sehr stark; das untere über den Bau des Organes der Stimme. 675 ist sehr scharf, das obere schwach. Der Ventrikel zeigt eine untere und eine obere Tasche. Die letztere hat vorn einen kleinen Anhang. Simia inuus (männlich). Der Kehldeckel ist hoch und ausge- schweift; die Lippen der Kehlkopföffnung sind klein. Die Stimmbänder sind kurz und ziemlich dünn. Die Oeffnung des membranösen Sacks ist oval und ausgeschweif. Der membranöse Sack hat die Grösse eines Apfels. Simia ayula (männlich). Der Kehldeckel ist breit und ausge- schweift. Das Ostium des Larynx ist einfach. Die Stimmbänder sind mittlerer Grösse. Die Oeffnung des membranösen Sacks ist oval und ausgeschweift. Bei 2 andern Exemplaren von Söimia ayula (männlich), aber jüngern Thieren, fand ich dieselbe Organisation. Simia Cynomolgus (weiblich). Der Kehldeckel ist kurz, die beiden Lippen der Kehlkopföffnung sind mehr entwickelt, aber kein Schnabel ist vorhanden. Die Stimmbänder und der Ventrikel sind von mittlerer Grösse. Die Oeffnung des membranösen Sackes ist rund. Die Affen Amerika’s. Die amerikanischen Alfen unterscheiden sich in Hinsicht der Bauart des Larynx 1) durch Anschwellung seiner Höhle, hervorgebracht durch die Breite und die Aushöhlung des Körpers des Zungenbeins. Der Ring- knorpel und der Kehldeckel sind auch mehr entwickelt und zeigen eine starke Aushöhlung. 2) Die Schnepfenknorpel haben im Allgemeinen ein mehr hervortretendes Horn. 3) Die keilförmigen Knorpel sind sehr be- trächtlich; sie bilden durch ihr angeschwollenes Gewebe zwei runde und elastische Ballen, welche, indem sie zwischen sich wenig Raum lassen, in der Mitte des Larynx eine Art Kanal über der Stimmritze bilden. 4) Bei eini- 676 C. Mayer, gen von ihnen finden sich noch mehrere Vertiefungen in der Kehlkopf- höhle vor. Wickelschwanzaffen: Plectopitheei. Mrycetes. Simia seniculus. Der Larynx, welcher sich durch den bedeutenden Raum der Aushöhlung des Zungenbeins und der Knorpel auszeichnet, ist am bekanntesten von allen. Ich habe eine Zeichnung des Kehlkopfs eines grossen Mycetes geliefert. Man sieht daran den Körper des Zungenbeins in Form eines Kessels; die untern Hörner sind sehr dünn und lang, die obern fehlen. Der Schildknorpel ist pyramidal, sehr gewölbt, und gleicht einer Blase. Der Kehldeckel ist lang und concav. Der Ringknorpel ist sehr klein. Die Giesskannenknorpel sind sehr dünn, aber die keilförmi- gen Knorpel lang und sehr breit. Die untern Stimmbänder sind äusserst stark und scharf. Die Ventrikel erstrecken sich auf jeder Seite bis in die Aushöhlung des Zungenbeins hinein. Cebus. Bei Cebus und bei den Sakis ist die Höhle des Zungenbeins und die des Larynx im Allgemeinen viel weniger geräumig, als bei Mycetes. Es ist kein membranöser Sack vorhanden. Simia Apella (männlich). Der Körper des Zungenbeins ist hinten concav, jedoch ohne Hervorragungen nach unten. Der Kehldeckel ist kurz, aber seine Flügel erstrecken sich bis hinter den Larynx. Die keil- förmigen Knorpel stellen kleinere Ballen, als bei den andern Cebusarten dar. Der Ventrikel besitzt eine obere und eine untere Tasche. Es ist keine Vertiefung in der Mitte vorhanden. Das Zäpfchen ist klein. Simia capueina (weiblich). Der Körper des Zungenbeins ist ge- wölbt, aber ohne Häkchen. Die Hörner, besonders die untern, sind sehr über den Bau des Organes der Stimme. 677 platt. Der Kehldeckel ist breit und zweilappig. Der Schildknorpel ist ebenfalls gewölbt und mit einer hervorragenden rauhen Stelle in der Mitte seines obern Randes versehen. Die Hörner der Gieskannenknorpel und die keilförmigen Knorpel sind mehr entwickelt. Der Schnabel ist klein. Die untern Stimmbänder sind scharf und breit. Sie bilden eine tiefe Tasche. Die obere Tasche mündet, an der Basis der Zunge, in die Aus- höhlung des Zungenbeins ein. Simia Satanas. Der Körper des Zungenbeins ist breiter, als bei Simia capucina, und mehr gewölbt. Die untern Hörner sind mehr abge- platte. Der Kehldeckel ist grösser; die Hörner der Giesskannenknorpel sind beträchtlich. Die keilförmigen Knorpel sind sehr breit und aufge- quollen. Das untere Stimmband ist hoch und seine Tasche breit; das obere sehr schwach. Zwischen den Spalten zum Ventrikel und dem Kanale der keilförmigen Knorpel gegenüber finden sich zwei Vertiefungen oder Säckchen an der Basis des Kehldeckels, die durch die elastische und knorpelige Membran des Larynx gebildet werden. Paniscus. Ateles Paniscus. Der Kehldeckel ist hoch und zeigt zwei lange und knorpelige Wurzeln. Die Hörner der Giesskannenknorpel sind klein, aber die Ballen der keilförmigen Knorpel sind sehr entwickelt. Die Stimmbän- der sind ziemlich stark, aber der Ventrikel ist nicht sehr tief. Cuvier sagt (Lecons d’Anat. comp. Tome IV. p.502-503): „,Le Coaita a Vorgane tout semblable a celui des sapajous; mais il a de plus un sac situe tout autrement que ceux que nous avons deerits jusqu’ici. C’est une dilatation tres-considerable de la partie membraneuse de la trachee- artere immediatement derriere le cartilage cricoide. Ce sac n’est donc pas rempli par Vair, qui a deja vibre, mais il faut qu’il s’emplisse avant que Fair puisse passer entre les rubans vocauz; on doit donc le regarder comme une espece de reservoir, dont l’animal peut se servir pour 678 C. Mayer, faire passer subitement au travers de sa glotte une grande quantite d’air, en comprimant son sac par le moyen des peauciers et surtout des muscles, qui vont du larynz au pharyn et qui embrassent celte expan- sion. Il doit done beaucoup contribuer a grossir la voix.“ Camper beobachtete bei’m Coaita die innern Hervorragungen, aber nicht den obern Sack. Es ist hier ohne Zweifel ein Schreibfehler vor- handen und das Wort „‚oberer‘‘ steht für „‚unterer‘‘ Sack. Ausserdem spricht er aber, was sehr auffallend ist, von einem schwarzen Affen von Surinam, welcher keinen Daumen besitze, aber einen grossen Sack unter- halb des Larynx zeige, wie solcher nur bei dem Coaita ohne Daumen vorkomme. Meckel (l. c. p.d51) bringt diese Streitfrage zwischen Camper und Cuvier wieder vor; aber in Ermangelung einer eigenen Beobach- tung des Larynx von Ateles Paniscus konnte er sich nicht entschieden aussprechen, und man kann daher leicht sehen, wie er alles vermischt; denn er sagt, dass Camper schon den Kehlkopfsack angegeben habe, der von Cuvier später beschrieben worden sei, und dass dieser Sack sich im Larynx an der Basis des Kehldeckels öffne. Er hat hier zwei ganz ent- gegengesetzte Organe mit einander verwechselt. Der Sack, wovon uns Cuvier eine Beschreibung gegeben hat, ist nicht der gewöhnliche mem- branöse Sack. Um diese Frage zu entscheiden, will ich hier meine Beobachtungen über die Anatomie des Larynx von zwei Exemplaren von Ateles Paniscus, 1 weiblichen und 1 männlichen, mittheilen. Weder bei’m weiblichen, noch bei’m männlichen Thiere fand ich einen echten membranösen Sack, noch eine runde Oeffnung an der Basis des Kehldek- kels, wie bei den andern Affen, aber der Schildknorpel ist an seinem obern Rande gewölbt, und die membrana hyothyreoidea oder das ligamen- tum hyothyreoideum medium bildet ein kleines blindes Säckchen von der Grösse einer Kirsche. Aber wie soll man es sich erklären, wenn Cam- per von einem membranösen Sacke bei dem schwarzen Affen von Suri- nam oline Daumen spricht, der gross genug sein soll. um bis zum Brusi- über den Bau des Organes der Stimme. 679 bein des Thieres zu reichen? Erweitert sich das kleine Säckchen, welches ich gefunden habe, vielleicht mit dem Alter? Das scheint mir nicht wahr- scheinlich, denn der männliche Ateles Paniscus, den ich secirle, war aus- gewachsen. Aber ich finde, was wohl zu berücksichtigen ist, Camper im Widerspruche mit sich selbst; denn er sagt später, dass er am 20. De- cember 1778 sehr sorgfältig den Afeles Paniscus von Buffon oder den Simia Paniscus von Linne& secirt habe, und dass er weder einen mem- branösen Sack am Halse, noch eine Oeffnung an der Basis des Kehldek- kels gefunden habe (1. c. $ 2). Was den von Cuvier bei Ateles Paniscus beobachteten Sack be- irifft, so ist dieser nichts anderes, als eine Erweiterung der Luftröhre oder der 3 oder 4 ersten Luftröhrenringe, welche hierbei breiter als gewöhn- lich sind. Aber diese Erweiterung findet sich auch mehr oder weniger entwickelt bei’m Hunde und einigen andern Fleischfressern, wie wir sehen werden. Krallenaffen: Arctopitheei. Hapale Rosalia. Der Körper des Zungenbeins ist breit, gewölbt, und bietet nur 2 Flächen dar, eine vordere und eine hintere. Die obern Hörner sind klein; die untern breit. Der Schildknorpel ist viereckig, d. h. seine Ränder sind beinahe horizontal und seine Hörner klein. Der Ringknorpel ist vorne breit und an seinem obern Rande ausgeschweift. Die Giesskannenknorpel sind sehr klein. Der Kehldeckel ist sehr breit und ausgeschweift. Die Hörner des Kehldeckels haben mittlere Grösse, die Pelote ist sehr entwickelt. Aber - essind, und dies ist sehr beachtenswerth, 2 Spalten zum Ventrikel vor- handen, die eine über der andern, wie auch eine wirklich doppelte Stimm- Tilze. Ueber der untern Stimmritze findet sich in der Mitte ein rundes Loch für einen Sack, von der Grösse einer Nuss, zwischen dem Schild- knorpel und dem Ringknorpel. Wir lesen schon bei Cuvier (l.c. p.503), 680 C. Mayer, dass bei Sagouin Marikina (S. Rosalia) der membranöse Sack sich an einer ganz besondern Stelle in dem Zwischenraume zwischen dem Schild- und Ringknorpel öffne, welche Einrichtung sehr abweiche von dem Sacke bei den Mandrills, der sich zwischen dem Schildknorpel und dem Kehl- deckel öffnet. Carus (Zootomie p. 513) behauptet, dass Cuvier Un- recht habe und dass der membranöse Sack bei $. Rosalia an derselben Stelle, wie bei den andern Affen, sich öffnet. Meckel hatte nicht Gelegenheit, durch eigne Beobachtungen die Frage zu entscheiden. Aber es ist keinem Zweifel unterworfen, dass Cuvier nicht auch hier, wie immer, sehr genau beobachtet hätte. Ich habe ebenfalls den membranösen Sack bei $. Rosalia zwischen Schild- und Ringknorpel von der Grösse einer kleinen Nuss gefunden. An dem obern Rande des Ringknorpels befindet sich deshalb eine Ausschweifung. Hüpfaffen: Scelidopitheci. Lemur gracilis. Der Körper des Zungenbeins ist hohl; die obern Hörner sind dünn, die untern breit; der Schildknorpel erhebt sich schief nach oben und ist an seinem untern Rande ausgeschweift. Der Ring- knorpel ist vorne gespalten. Die Giesskannenknorpel sind klein. Der Kehldeckel ist schmal und ausgeschweift. Die Hörner der Giessbecken- knorpel sind ebenfalls klein. Die keilförmigen Knorpel zeigen beträcht- liche Ballen. Die Stimmbänder sind ziemlich lang und der Ventrikel hat mittlere Grösse; er mündet in die Aushöhlung des Zungenbeins. Es ist weder eine Verliefung, noch ein membranöser Sack in der Mitte des Hal- ses vorhanden. Stenops gracilis. Der Körper des Zungenbeins ist schmal, fest und ohne Aushöhlung: der Schildknorpel ist viereckig und befindet sich in grosser Entfernung vom Ringknorpel. Ich habe hierbei, nicht wie bei über den Bau des Organes der Stimme. 681 Hapale, die doppelten Ventrikel gefunden, aber es sind zwei kleine Ver- tiefungen an der Basis der Zunge, wie bei Simia Satanas, vorhanden. Faulthiere. (Tardigrada) (Valgimana mihi). Die Faulthiere nähern sich den Loris (Stenops Illig.) durch die Gleichförmigkeit ihrer Organisation; so ist z. B. ihr Larynx analog dem der Affen, obgleich weniger entwickelt. Die Epiglottis besteht aus zwei Lappen, ebenso die cartill. arytaenoideae, wie bei den Meerkaizen. Das untere Stimmritzenband ist ziemlich dick, das obere besteht blos aus einer Falte des Kehldeckels. Zwischen beiden befindet sich kein Beutel; aber unterhalb des untern Stimmbandes, an der Basis des Kehldeckels, ist eine Vertiefung, wo die untern Bänder zusammenkommen, wie auch bei den Beutelthieren. Weder Cuvier noch Meckel erwähnen diesen mittleren Ventrikel. Die cartilagines cuneiformes sind sehr entwickelt. Beutelthiere: (Marsupialia) (Pedimana mihi). Die Beutelthiere zeigen in ihrem Baue, besonders in dem ihres Bek- kens und der Geschlechtswerkzeuge, ausserordentliche Eigenthümlichkei- ten, die man auch in der Structur ihres Kehlkopfes wiederfindet. Ihr Kehlkopf hat die grösste Achnlichkeit mit dem der andern Säu- gethiere. Die cartilagines arylaenoideae sind gross und ähnlich denen der Pflanzenfresser, womit die Känguruh’s auch den Bau des Nahrungsschlau- ches gemein haben. Cuvier sagt, es gäbe bei ihnen weder ein Stimmband, noch ein ligamentum anterius, oder einen Ventrikel. Aber man findet bei ihnen eine freie, breite Membran und eine kleine Aushöhlung der cartil. thyreoi- dea. Es unterliegt keinem Zweifel, dass diese Membran das wirkliche untere Stimmband ist und dass die Aushöhlung oder der Ventrikel in der Mitte der mittlern Ventrikel wie bei den Faulthieren ist. Cuvier glaubt, der Vol. XXIII. P. II. S6 682 C. Mayer, Känguruh müsse fast stumm sein. Aber diese Meinung widerspricht dem Resultate der anatomischen Beobachtungen, ja man weiss sogar, dass der Känguruh eine grunzende Stimme hat. £ Was ich so eben behauptet habe, wird seine Bestätigung finden durch die detaillirte Beschreibung des Larynx eines sehr grossen Halma- furus giganteus, die hier folgt: Halmaturus giganteus (männlich). Der Körper des Zungenbeins hat die Form eines Schildes. Die vordern Hörner sind schmal und nach rückwärts gebogen. Die hintern Hörner sind kurz und dick. Der Schild- knorpel von mittlerer Grösse, abgeplattet, und zeigt ein kleines Kröpfehen oder eine rundliche Anschwellung, da, wo sich fast der Hilus befindet. Seine cornua hyoidea sind kurz, seine cornua cricoidea lang und schmal. Der arcus anterior der cartilago cricoidea ist mit zwei starken, seitlichen Anhängen oder Flügeln versehen. Sein oberer Rand ist gerade, sein unterer Rand stark ausgeschnitten. Die cartilagines arytaenoideae sind sehr gross, ihr processus externus sehr stark entwickelt; die beiden pro- cessus interni vereinigen sich oder bilden einen fortlaufenden Bogen. Zwischen diesem Bogen und der cartilago cricoidea befindet sich nun ein beträchtlicher Zwischenraum. Der processus anterior ist gross und bildet einen Haken, der nach hinten zugespitzt-und nach vorn abgerundet ist, ähnlich der Pelotte der cartilago cuneiformis einiger amerikanischen Affen. Das vestibulum laryngis ist einfach. Die Epiglottis ist hoch, breit, zwei- getheilt und nach vorn umgebogen. Sie zeigt an den Seitentheilen zwei Falten, die zwei kleine Sinus bilden. Die Stimmritze wird fast aus- schliesslich von der Spalte zwischen den cartilagines arytaenoideae gebil- det. Das lumen glottidis beträgt % des graden Durchmessers. Der Larynx bildet die Incile, einen weiten Kanal. Das obere Stimmband ist eine schwach hervortretende Schleimhautfalte; das untere ist sehr dick, aber kurz. An der Basis des Kehldeckels befindet sich eine ziemlich be- trächtliche Vertiefung, gegen welche hin die beiden Stimmbänder münden. über den Bau des Organes der Stimme. 683 Diese beiden Bänder vereinigen sich in der Mitte des Larynx durch eine Querfalte. Unterhalb dieser Falte bemerkt man den Halbkanal, der durch die Hervorragungen der cartilagines arytaenoideae gebildet wird. Ober- halb dieser Falte befindet sich die Ausbuchtung, die so eben erwähnt wurde. Zwischen der cartilago cricoidea und dem ersten Trachealringe be- steht ein grosser Zwischenraum. Dieser erste Ring ist klein, dreieckig und tritt etwas in die Aushöhlung des Larynx hinein. Die Luftröhre erweitert sich sodann bis zum dritten Ringe. Der membranöse Theil der Luftröhre beträgt /, des Umfanges derselben. Didelphis virginiana (weiblich). Ich habe zwei Individuen zerlegt. Die Epiglottis ist hoch und schmal. Der Eingang in den Larynx ist ein- fach und ohne Lippen. Der Körper des os hyoideum ist breit. Die obern Hörner sind zugespitzt; die untern Hörner cylindrisch. Die cartilago thy- reoidea zeigt in ihrer Mitte einen runden, knorpeligen Sack, der verhält- nissmässig sehr gross ist und den man als Supplement des membranösen Sackes der Affen betrachten kann. Das Stimmband ist breiter, oder viel- mehr hervorragender, als bei’'m Känguruh und der mittlere Sack ist tiefer. Das Zäpfchen fehlt. Phalangista Balantia (weiblich). Der Larynx ist noch mehr ent- wickelt. Der Körper des os hyoideum stellt eine kleine, dreieckige Platte dar, womit die obern Hörner verbunden sind. Ebenso die untern, welche breiter und länger sind und sich durch einen linsenförmigen Knorpel mit den obern Hörnern der cartilago thyreoidea verbinden. Dieser ist in der Mitte und an der Basis mit dem vordern Bogen der cartilago cricoidea verbunden, so dass er mit ihm ein Stück bildet; die cartilago cricoidea zeigt nur einen hintern, sehr zarten Ring. Aber die cartilagines arytae- noideae sind gross und pyramidenförmig. Die Hervorragungen an der cartilago ericoidea, welche den untern Hörnern der cartilago thyreoidea ” 684 C. Mayer, entsprechen, sind stark ausgebildet. Die Epiglottis ist kurz und zweige- theilt. Sie bildet eine Falte, welche das obere Stimmband darstellt; das untere Stimmritzenband ist zart, an die cartilago arylaenoidea angeheftet, welche dreieckig ist. Es verlängert sich in eine Vertiefung, die an der Basis des Kehldeckels liegt und gebildet wird durch eine Aushöhlung der cartilago Ihyreoidea. Diese Vertiefung ist grösser als bei’m Didelphis. Das Zäpfchen fehlt. Phalangista fuliginosa (männlich). Der Kehldeckel breit und zwei- getheill. Der Schnabel, rostrum arytaenoideum, sehr hervortretend. Die cartilago thyreoidea gewölbt und verbunden mit der cartilago cricoidea. Die cartilagines arytaenoideae dreieckig. Ihr vorderer Rand bildet, wie bei den Sapajou’s, eine Pelotte, ist aber platter. Das Stimmband einfach und kurz; es geht auch bis zur mittlern Vertiefung, die an der Basis der Epiglottis liegt und die von dem Umfange einer Erbse ist. Kein Zäpfchen. Phalangista lemurina (männlich). Der Körper des os hyoideum ist schmal; die obern Hörner dünn: die untern Hörner sind schlank. Die carlilago thyreoidea ist im Ganzen mit dem vordern Bogen der cartilago cericoidea verbunden und stellt da, wo sonst eine blosse Vertiefung ist, eine sehr beträchtliche, runde Tasche oder Sack dar. Der hintere Bogen der cartilago ericoidea ist schmal. Die cartilagines arytaenoideae sind gross und pyramidenförmig. Die Oeffnung für den saccus thyreoideus ist beträchtlich. Die Epigloltis zweilappig. Das Stimmband stärker als bei Phalanger. Das Zäpfchen fehlt. Dasyurus Mongoi. Es ist dasjenige von den Beutelthieren, das den entwickeltsten Kehlkopf darbietet. Die Epiglottis ist dreigelappt. Die cartilagines arytaenoideae sind sehr gross und bilden mit ihren Hör- nern einen stark hervorragenden Schnabel. Die vordern Ränder dieser Knorpel bilden Pelotten, welche zwischen sich einen Kanal lassen, wie bei über den Bau des Organes der Stimme. 685 den Sapajous und den Sakis. An der Basis des Kehldeckels ist eine Vertie- fung, die sich bis zu dem mittlern Ventrikel erstreckt, der noch grösser als bei Phalangista ist. Zahnlose. (KEdentata). Dasypus setosus (männlich und weiblich). Die Structur des Kehl- kopfs ist sehr einfach und zeigt keine besondere Verschiedenheit. Der Kehldeckel ist lang und zweigelappt; der Eingang in den Larynx einfach, der Schnabel sehr klein. Die beiden Stimmfalten wenig hervortretend. Kein Seitenventrikel, aber eine kleine Vertiefung an der Epiglottis. Myrmecophaga tetradactyla (ein kleines Weibchen). Der Kehlkopf, in der Tiefe des Halses gelegen, ist ein wenig mehr entwickelt. Der Kehldeckel kurz und zweigelappt. Die cartilago thyreoidea ist gespalten, wie bei den Affen. Das obere Stimmband zart, hingegen das untere dick. Kein Morgagnischer Ventrikel. Kein Zäpfchen. Manis (männlich). Der Kehldeckel kurz. Die cartilago thyreoidea schmal. Die cartilagines cricoideae gross. Die Höhlung des Larynx besonders durch letztere gebildet. Die cartilagines arylaenoideae mässig gross. Die Stimmbänder nicht hervorragend. Kein Ventrikel. Einlochthiere. (Monotremata). Ornithorhynchus paradoxus (männlich). ‘Der Körper des os hyoi- deum ist ein kleines, dreieckiges Knöchelchen. Die vordern und hintern Hörner platt. Die cartilago thyreoidea in zwei gerade Ringe getheilt. Meckel behauptet, der obere Ring bilde sich hinter dem Oesopha- gus. Diese Ansicht scheint nicht begründet, denn ich fand, dass die Aeste der Ringe sich seitlich verlängern, ohne sich zu vereinigen, wie bei den andern Thieren. 686 C. Mayer, Nach Henle wäre die cartilago thyreoidea nicht aus zwei Ringen zusammengesetzt. Er verwechselt den obern Ring der cartilago thyreoi- dea mit dem Zungenbein. Dennoch unterscheidet sich das Zungenbein sehr wenig von dem der Beutelthiere. Der Körper des Zungenbeins ist ein dreieckiger Knopf. Die obern und untern Hörner sind platt und breit. Es gibt nur eine Ausnahme für die cartilago ihyreoidea, die, wie gesagt, horizontal in zwei Ringe getheilt ist, einen obern und einen untern, wo- von der obere sich mit dem untern Horne des Zungenbeins verbindet, indem er sich mit ihm zu einem knorpeligen Fortsatz vereinigt; der untere Ring, welcher dünner ist, schliesst sich an die cartilago ericoidea an. Dieser Knorpel ist ebenso breit an seinem vordern, wie an seinem hintern Theile. Die cartilagines arytaenoideae sind verhältnissmässig gross. Der Kehldeckel mittlerer Grösse und abgerundet. Die beiden Stimmbänder, wenig hervorragend, lassen zwischen sich eine ziemlich schmale Rinne. Der membranöse Theil der Luftröhre ist eng. Die Luftröhrenringe greifen ineinander, wie bei den Vögeln. Raubthiere. Carnivora (Harpopoda mihi). Das Zungenbein der Raubthiere ist gemeiniglich klein und dünn, und sein Mittelstück dünner als seine Hörner; die vordern Hörner sind lang und mehr oder weniger an ihrem Ende abgeplattet; die hintern Hörner kleiner; der Schildknorpel ist weniger hoch, bei einigen Arten sogar ring- förmig. Bei mehreren Raubthieren lindet man einen kleinen Forlsatz in der Mitte seines obern Randes. Der Ringknorpel ist ebenfalls wenig mächtig; die Giesskannenknorpel sind relativ ein wenig grösser als bei den Alfen und bei’m Menschen; der Kehlkopf ist einfach und einlappig oder zweilappig, ohne Lippen der Mündung und ohne Schnabel; die Stimmritzenbänder sind gewöhnlich doppelt, aber das obere Stimmritzen- band und der ventriculus Morgagni sind weniger entwickelt als bei den über den Bau des Organes der Stimme. 687 Nagern. Bei einigen Arten gibt es besondere Zwischengiesskannen- knorpel. Flugfüsser: Chiroptera (Pteropoda mihi). Die Flugfüsser (vespertiliones) haben einen kleinen Kehlkopf, aber beinahe ähnlich wie die Affen von der Familie der Sapajou’s, oder der amerikanischen Affen. Der Kehldeckel, von einigen Forschern geleugnet, ist klein, schmal und zugespitzt; die Mündung des Kehlkopfs zeigt zwei Lippen und einen Schnabel nach hinten; die beiden Stimmritzenbänder sind deutlich und ihre Ventrikel vereinigen sich vorne, um eine Zwischen- srube oder eine Art Tasche zu bilden. Cephalotes Peronü Geoffr. Der Schild- und Ringknorpel bilden schmale Ringe von gleicher Grösse, welche einander kreuzen; der Schildknorpelring ist hinten offen ; der Kehldeckel ist sehr kurz und ausgezahnt; die Giesskannenknorpel haben eine mittelmässige Grösse. Es sind zwei Stimmritzenbänder mit ihrem Ventrikel vorhanden. Pteropus amplexicaudus. Der Larynx ist kelchförmig; der Kehl- deckel ist kurz; die Lippen der Giesskannenknorpel hoch; das obere und untere Stimmband trennt nur eine einfache Rinne. Plattfüsser: Plantigrada. Ursus. Da der Kehlkopf der Bären auf vortreffliche Weise von Cuvier beschrieben ist (l.c. p.d07), so werde ich mich darauf beschränken, hin- zuzufügen, was ich Neues beobachtet zu haben glaube. — Ich habe den Kehlkopf zerlegt von Ursus fuscus, Ursus arctos, Ursus americanus niger 688 C. Mayer, seu Baribal, Ursus feroe (männliches und weibliches Individuum), und Ursus malaius, und habe bei allen diesen Bären-Arten die Bildung des Kehlkopfes beinahe als dieselbe gefunden. Das Mittelstück des Zungenbeins ist einfach und dünn; der Schild- knorpel ist weniger gross, eckig, mit einem kleinen, runden Ausschnitt an seinem obern Rande, und gespalten an seinem untern Rande. An der Stelle des Hilus zeigt sich ein knöcherner Kern, sehr stark und rund, an den sich die Wurzel des Kehldeckels anheftet; die obern Hörner sind klein, die untern lang, mächtig und vorwärts gekrümmt; der Ringknorpel ist auf der vordern Seite klein und gespalten bis zum obern Rande, erhebt sich aber stark in seinem hintern Theile, wo er eine Leiste erscheinen lässt (erista longitudinalis); der Giesskannenknorpel ist gross und breit, er zeigt zwei Hörner, von denen das obere frei ist, während sich das un- tere mit dem gleichnamigen der andern Seite verbindet. Oberhalb diesem findet sich ein besonderer Knorpel, der zwei Kerne zeigt, und den ich Zwischengiesskannenknorpel nennen will (sehe die Figur). Ich, habe gefunden, dass dieser Knorpel analog ist dem in dem Kehlkopfe des Viel- frasses. Die Luftröhre zeigt eine recht in die Augen fallende Erweite- rung (guttur). Es sind in der Schleimhaut seitlich des Kehlkopfes zwei Grübchen (recessus) vorhanden, von denen jedes durch das ligamentum thyreo-epi- glotticum in ein Zungen- und ein Giesskannenknorpelgrübchen getheilt ist. Der Kehldeckel ist breit, kurz, gerundet und vorwärts gekrümmt. An ihm befinden sich, was den Bären eigenthümlich ist, Flügel oder Lappen, in denen die keilförmigen Knorpel von grosser Länge verborgen sind; die keilförmigen Knorpel sind nach hinten gekrümmt, wie bei den Affen; die Mündung des Kehlkopfes zeigt nur eine einfache Oeffnung, ohne Schnabel. Die Stimmritzenbänder sind kurz ( ‘; des Durchmessers des Kehl- kopfes); das untere Stimmritzenband ist gerade, hervorragend und dick; das obere ist concav, und an seinem Rande befindet sich ein dünner Knor- pel von derselben Länge, welcher vom Schildknorpel her entsteht und sich A über den Bau des Organes der Stimme. 689 an die Basis des keilförmigen Knorpels ansetzt. Er ähnelt einer starken Stricknadel.e. Den Ventrikel bildet an dem untern Stimmritzenbande ein Sinus, der sich ein wenig nach hinten ausdehnt. Auf diese Weise kann die Luft dort nicht leicht anders eintreten, als durch die Inspiration, aber dennoch ist der musculus thyreo -arytaenoideus superior stark und frei; das Zäpfchen zeigt zwei Wärzchen, so dass der musculus azygos sich ebenfalls in zwei Portionen theilt. Bei dem gewöhnlichen Bären, Ursus fuscus und Ursus arctos, so wie bei Ursus malaius, fand ich, vielleicht wegen ihres jungen Lebensalters, den fadenförmigen Knorpel des obern Stimmritzenbandes und den Zwi- schengiesskannenknorpel weniger entwickelt, und bei letzterem den Kehl- deckel bogenförmig ausgeschweift. Die Luftröhre hat sehr breite Ringe; der häutige Theil begreift fast ein Fünftheil des ganzen Umfanges. Er hat sich in das Innere der Röhre der Trachea zurückgezogen, und so kreuzen sich die Ringe der Luftröhre und ihre gerundeten Enden decken sich von einer Seite, so dass man meint, dass die Luftröhre keinen häutigen Theil besitze; allein es fehlt nur das stratum fibro-cellulare, denn es ist ein besonderer, sehr starker Muskel vorhanden, dem ich den Namen constrietor tracheae et bronchiorum geben will, welcher seinen Ursprung an dem äussern Theile von jedem Tra- cheenringe nimmt, an dem Seitenrande der Luftröhre. Er erstreckt sich bis zu den kleinen Verästelungen der Bronchien. Die Schilddrüse ist ein- fach und oval. Ursus Taxus. Die Stimmritzenbänder sind ebenso kurz, wie bei den Bären; aber der Ventrikel hat zwei grosse Einbiegungen (sinus ante- rior lingualis und posterior lateralis), wie schon Cuvier ihrer erwähnt hat. Der Rand des untern Stimmritzenbandes ist gänzlich frei und scharf. Der keilförmige Knorpel ist nicht grösser als ein Hirsekorn. Das Zäpfchen fehlt. Die Schilddrüse ist einfach, klein und rund; es ist hinter ihr eine kleine Nebenschilddrüse vorhanden. Vol, XXIII. P. II. 57 690 C. Mayer, Gulo borealis. Weder Cuvier noch Meckel haben den Kehlkopf des Vielfrasses beschrieben ; die Analogie dieses Thieres mit dem Dachse macht sich aber erkennbar in der Bildung dieses Organs, obgleich das- selbe einen ganz besonderen Typus darbietet. Das Mittelstück des Zun- genbeins ist einfach und klein; dasselbe gilt von den Hörnern; der Schildknorpel ist sehr gewölbt und beinahe kugelförmig mit einem Fort- satze in der Mitte seines obern Randes und einem Anhange an seinem untern Rande. Für den obern Kehlkopfsnerven ist eine Oeffnung vor- handen; der Ringknorpel ist auf der vordern Seite sehr klein und gespal- ten in der Mitte; auf der hintern Seite ist er breit und kugelförmig. Die Giesskannenknorpel sind mittler Grösse. Es findet sich noch ein Zwi- schenknorpel (cartilago inter-arytaenoidea), ähnlich einem kleinen Dolche. Der Kehldeckel ist breit, wie bei den Bären,-und hat zwei Flügel; das untere Stimmritzenband ist sehr dick; es ist, wie bei’m Dachse, eine obere und eine sehr weite, seitliche Tasche vorhanden; die keilförmigen Knor- pel fehlen; der erste Ring der Luftröhre tritt in die Höhle des Ringknor- pels ein und geht in schiefer Linie, ebenso wie der Ringknorpel, herab. Der häutige Theil der Luftröhre ist breit (/; des Umfanges). Procyon lotor. Der Kehldeckel ist dreieckig, seine Flügel erstrek- ken sich bis zu den Giesskannenknorpeln; das obere Stimmritzenband ist häutig, das untere ist sehr dick; der Ventrikel ist einfach, klein und ohne Erweiterung; die beiden Ventrikel verbinden sich in der Höhlung des Larynx vorn in der Mitte, wie bei den Zehengängern (digitigrada); der erste Ring der Luftröhre setzt sich ein in die Höhlung des Larynx; diese ist beinahe vollständig knorplig; das Zäpfchen fellt; die Schilddrüse ist einfach und oval. Paradoxurus typus (männlich). Die Zunge ist scharf, wie bei der Katze, aber das Zungenbein und der Larynx gleichen mehr dem des Hun- des, und besonders dem der Zibeihkatze; das Mittelstück des Zungenbeins 3 über den Bau des Organes der Stimme. 691 ist einfach, klein und dünn, desgleichen die Hörner; der Kehldeckel ist lang, dreieckig und zugespitzt; der Schildknorpel ist eckig und in der Mitte häutig; die Giesskannenknorpel sind breit; die keilförmigen Knorpel sind nicht vorhanden; das untere Stimmritzenband ist kurz (7, des Durch- messers); das obere ist nicht vollständig frei; der Ventrikel zeigt blos eine untere Tasche. Man bemerkt in einer Vertiefung des Schildknor- pels. der Mitte zu, eine Grube; die Luftröhre ist beinahe vollständig knorplig; sie erweitert sich bei ihrem Anfange; die Schilddrüse ist gross und oval gebildet; das Zäpfchen mangelt. Viverra nasua. Das Mittelstück des Zungenbeins ist einfach; der Schildknorpel ist gespaltgp; der Kehldeckel ist breit abgeplattet und zu- rückgebogen; seine Flügel sind hervorragend; die Oeffnung des Larynx (ostium) ist ebenfalls abgeplattet; der Schnabel fehlt; das untere Stimm- ritzenband ist dick, der Ventrikel klein, das Zäpfchen zweilappig. Erinaceus europaeus. Das Mittelstück des Zungenbeins ist kurz und die Hörner sind dick, breit und abgeplattet; der Schildknorpel ist gross und viereckig; der Ringknorpel ist gut entwickelt; die Giessbek- kenknorpel sind mittelmässig, die keilförmigen Knorpel fehlen; der Kehl- deckel ist kurz, convex und an seiner Basis gespalten; die beiden Stimm- ritzenbänder sind scharf, das untere breiter; der Ventrikel erweitert sich nach vorn, um einen Sinus, von der Grösse einer Bohne, gegen die Basis der Zunge hin, zu bilden. Dieses hat Meckel nicht erwähnt. Die Schilddrüse besitzt einen Isthmus; das Zäpfchen fehlt. Zehengänger: Digitigrada. Der Unterschied in der Structur des Kehlkopfes zwischen der Gat- lung canis und felis macht sich besonders deutlich in den Stimmritzenbän- dern. Man weiss ja, dass die Thiere der ersteren Gattung bellen und Ye or 692 C. Mayer, kläffen, wie die Füchse, dass die der andern aber miauen, wie die Katze, oder brüllen, wie der Löwe. Es ist merkwürdig, dass der wilde Hund nicht bellt, eine Thatsache, welche die Phrenologen vielleicht bestimmen könnte, die Fähigkeit, zu bellen, einer Windung des Gehirnes zuzuschreiben; denn der zahme Hund hat gegen 10-12 Windungen des Gehirns, während der wilde Hund nur 5-6 besitzt. Der Kehlkopf ist einfacher bei der Gattung Felis. Es fin- det sich fast kein Ventrikel und nur ein einziges Stimmritzenband vor, letzteres sogar bei’m Löwen und Tiger. Bei diesem trennt bloss eine kleine Falte, wie ich gefunden habe, das obere Band von dem unteren. Die keilförmigen Knorpel fehlen, ebenso wie die Hörnchen der Giesskan- nenknorpel; aber diese selbst sind gross und breit; das Zäpfchen fehlt. Felis Catus. Das Mittelstück des Zungenbeins ist sehr klein; die obern Hörner sind beinahe fadenförmig und zeigen eine dreifache Gliede- rung; die untern Hörner sind breiter; der Kehldeckel ist hoch und zu- gespitzt; der Schildknorpel hat die Form eines Rhombus; der Ringknor- pel ist vorn hoch und an seinem obern Rande ausgeschweift; die Giess- kannenknorpel sind mittelmässig und abgerundet. Keine cartilagines accessoriae. Das ligamentum thyreo -epiglotticum ist sehr deutlich aus- gebildet, ebenso wie- der Sinus zwischen demselben und dem obern Stimmbande; die Drüsen dieses Sinus sind sehr deutlich; das obere Stimmband zeigt eine einfache Falte der Schleimhaut und ist nur an sei- nem vordern Theile von dem untern Stimmritzenbande getrennt, wo sich ein kleiner ovaler Recessus befindet. Die untern Stimmritzenbänder sind dick und faserig, und heften sich vorne an einen knorpeligen Fortsatz des Schildknorpels an; die ligamenta thyreo-epiglottica interna und crico- thyreoidea interna sind sehr deutlich entwickelt; der Raum hinter dem untern Stimmbande ist merklich hohl; der erste Ring der Luftröhre ver- schmilzt mit dem zweiten; das ligamentum crico-tracheale ist breit und gestattet dem ersten Tracheal-Ring den Eintritt in den Larynx; das Zäpf- über den Bau des Organes der Stimme. 693 chen fehlt; die Schilddrüse ist lang und schmal. — Die untern Stimm- bänder sind auch hier der Sitz der Stimme; aber die Falte der Schleim- haut, welche sich als oberes Stimmband erweist, ist hervorragend genug, um eine Art von Klappe zu bilden, welche wahrscheinlich bei dem Schnur- ren der Katzen in Vibration geräth. Felis Tigris. Das Zungenbein ist wie das der Katze. Der Kehl- deckel ist dreieckig und stark nach vorne gekrümmt. Das ligamentum thyreo-epiglotticum, ebenso wie das ligamentum ary-epiglotticum ist stark. Zwischen diesen beiden Bändern ist eine Vertiefung vorhanden. Der Giessbeckenknorpel ist breit. Der keilförmige Knorpel fehlt. Das obere und untere Stimmband sind nur durch eine kleine Falte von der Schleimhaut des Kehlkopfes getrennt. Ein seitlicher Ventrikel nicht da. Felis Leo. Der Körper des Zungenbeins ist kurz und breit. Die vordern Hörner sind schlanker, die hintern platt und kurz. Der Schild- knorpel ist in der Mitte schmal und an seinem seitlichen Theile erhöht. Statt des Hilus findet sich eine abgerundete Verlängerung. Der untere Rand ist bis zur Mitte gespalten; die Hörner zur Articulation mit dem Zungenbein sind sehr breit, die zur Articulation mit dem Ringknorpel sehr kurz, und das Loch für den n. laryngeus superior liegt beinahe in der Mitte des Knorpels. Der Ringknorpel ist sehr stark, vorn breit, an sei- nem obern Rande ausgeschweift. Der hintere Bogen ist hoch und zeigt eine Längenleiste. Die Schnepfenknorpel sind ziemlich gross und an ihrem freien Ende abgerundet. Der erste Luftröhrenring ist hoch, schmal, wodurch er leicht in die Höhle des Ringknorpels eindringen kann; die folgenden Ringe sind länger und der häutige Theil hat eine Länge von /, des ganzen Umfangs. Der Larynx ist einfach oder einlippig. Der Kehl- deckel ist dreieckig und spitz. Seine Flügel bilden eine seitliche Tasche. Die beiden Lippen der Schnepfenknorpel sind wenig entwickelt. Das Stimmband ist schwach und musculös. Keine Furche vorhanden. Die 694 C. Mayer, Schilddrüse ist gross und hat ein Mittelstück. Das Zäpfchen fehlt. Der Gaumenvorhang ist lang und schwach, aber der m. azygos doppelt und sehr stark. Hyaena striata. Das Zungenbein und der Kehlkopf sind sehr stark und hart. Das Mittelstück des Zungenbeins ist einfach. Der Schildknor- pel ist schmal, eckig und am untern Rande bogenförmig ausgeschweift. Der Ringknorpel ist von mittler Bildung. Der Kehldeckel ist lang und hat zwei knöcherne Kerne an seiner Basis. Er besitzi zwei deutliche Flügel. Das ligamentum thyreo-epiglotticum laterale und die Recessus der Schleimhaut sind deutlich ausgebildet, wie bei’'m Bären. Nur ein Stimmband, das untere, ist vorhanden, und ist breit und dick mit Falten, ohne Ventrikel. Der erste Ring der Luftröhre erstreckt sich bis in die Höhlung des Kehlkopfes und ist schmäler als die folgenden. Die Schild- drüse ist klein und oval. Das Zäpfchen fehlt. Der musculos azygos ist stark und doppelt. Canis Vulpes. Dem Kehldeckel ist breit und bogenförmig ausge- schweift. Der Schildknorpel lässt ein Knöpfchen an seinem untern Rande erscheinen. Der Giessbeckenknorpel ist gross und ist auf der vordern Seite gekrümmt oder gehörnt. Keilförmige Knorpel nicht da. Nur ein Stimmband ist vorhanden, das untere. Ein Grübchen, da wo die Stimm- bänder sich begegnen, passt zu dem Knöpfchen des Schildknorpels. Canis domesticus. Das Zungenbein ist einfach und klein; aber der Kehlkopf ist mehr entwickelt, als beim Fuchs. Der Kehldeckel ist hoch und nach vorne gekrümmt. Die Hörnchen des Giessbeckenknorpels und die keilförmigen Knorpel sind wohl entwickelt. Letztere zeigen dort, wo sich das obere Stimmband anheftet, eine breite und gerundete Basis. Die beiden Stimmbänder sind sehr deutlich ausgebildet und scharf; der Ven- trikel ist von der Grösse einer Bohne. über den Bau des Organes der Stimme. 695 Ich habe bei dem Hunde einen besondern Muskel gefunden, den hyo-glossus minor, welcher sich um den gewöhnlichen musculus hyo- epiglotticus schlingt und sich an der Basis der Zunge inserirt. Das Zäpf- chen, sowie der musculus azygos, fehlt. Die Luftröhre ist bei ihrem Ursprunge sehr breit und ihr erster Ring tritt ein wenig in die Höhlung des Kehlkopfs. Canis Lupus. Das Mittelstück des Zungenbeins ist gerade und klein; der Schildknorpel ist gespalten; demRingknorpel zeigt eine Crista. Die keilförmigen Knorpel sind gehörnt und an ihrer Basis breit, die Giessbek- kenknorpel sind kurz. Zwei Stimmbänder, nebst einem ziemlich weiten Ventrikel sind zugegen. Die Luftröhre tritt in den Ringknorpel ein, und ihre drei ersten Ringe sind unvollständig; aber der vierte, welcher voll- kommen ausgebildet, hat eine Breite von vier Fünftheilen des ganzen Umfanges. Viverra Civetta. Das Mittelstück des Zungenbeins ist einfach und gerade. Der Schildknorpel ist gespalten und in der Mitte häutig. Der Kehldeckel ist gross und ein wenig gekrümmt. Die keilförmigen Knor- pel sind klein. Zwischen dem ligamentum ary-epiglotiicum und dem obern Stimmbande ist ein Sinus zugegen. Das obere Stimmband ist kurz und scharf; das untere ist länger, dick, und zeigt einen freien convexen Rand. Nur ein Sack des Ventrikels ist vorhanden. Die Luftröhre ist beinahe vollkommen. Das Zäpfchen ist zweilappig. Mustella vulgaris. Das untere Stimmband ist beträchtlich; das obere breit und sehr scharf. Der Ventrikel erweitert sich zu einem ziemlich grossen Säckchen unter der Zunge. Bei Mustela Erminea americana ist dieser Ventrikel mit seiner vordern Tasche noch etwas weiter und grösser. Mustela Vison. Das Mittelstück des Zungenbeins ist klein. Der Kehldeckel ist dreieckig und bildet, wie bei den Mardern und Viverren, 696 C. Mayer, eine wahre Klappe, gefügt auf die einfache und ovale Oeffnung der Choa- nen. Es sind zwei breite Stimmbänder mit zwei Säckchen vorhanden, von denen das vordere sich gegen die Zunge hin verlängert. Flossfinger. Palmipeda (Pinnigera mihi). Mustela Lutra. Das Mittelstück des Zungenbeins ist breit, die Hör- ner sind ziemlich stark und platt. Ber Kehlkopf ist klein und die Stimm- ritze liegt zu Tage. Der Kehldeckel ist wenig entwickelt, dick und con- cav. Der Schildknorpel ist schmal und beinahe ringförmig und ohne Fortsatz in der Mitte, wie Wolff mit Unrecht beschreibt. Die obern Hörner sind klein. An seinem untern Rande bemerkt man eine sehr her- vorragende Apophyse, welche zur Insertion des musculus thyreo - pha- ryngeus dient. Weder Meckel noch Wolff haben die Apophyse ge- kannt. Die Oeffnung für den nervus laryngeus ist vorhanden. Der Ringknorpel ist vorne gespalten und tritt tief ein in das Innere des Schild- knorpels. Sein hinterer Ring ist nicht gespalten, wie Wolff und Meckel es behauptet haben. Der erste Ring der Luftröhre ist mit seinem obern Rande an den Schildknorpel geheftetl. Das Vestibulum des Kehlkopfes ist einfach. Der Giessbeckenknorpel ist breit, aber wenig erhoben. Das untere Stimmband ist breit, das obere klein. Der Veniri- kel hat mittlere Grösse. Das Zäpfchen fehlt. Phoca vitulina. Der Körper des Zungenbeins ist dünn; der Kehl- kopf klein und die Stimmritze liegt zu Tage, wie bei Mustela Lutra. Der Kehldeckel ist hoch, schmal und dreieckig. Der Schildknorpel bildet einen sehr schmalen, schiefen Ring. Dieselbe seitliche Hervorragung, wie bei Mustela Lutra, findet sich auch hier am untern Rande des Schild- knorpels. Der Ringknorpel ist sehr gross und bildet beinahe allein die Höhle des Larynx. Meckel hat schon diese Eigenthümlichkeit bemerkt. über den Bau des Organes der Stimme. 697 Cuvier spricht gar nicht davon. Die Schnepfenknorpel haben mittlere Grösse. Der Eingang des Kehlkopfs fehlt beinahe ganz und die Stimm- ritze liegt, wie gesagt, durchaus zu Tage. Das untere Stimmband ist kurz, schwach und sehr hervorragend; das obere wenig entwickelt, und verlängert sich das letztere durch eine mittlere Falte bis zum erstern. Die Ventrikel sind sehr klein, und beide vereinigen sich vorne in der Mitte in einer kleinen Grube an der Basis des Kehldeckels. Meckel sagt mit Unrecht, dass weder Stimmbänder, noch Ventrikel vorhanden seien (|. c. p- 935). Das Zäpfchen fehlt. Die Schilddrüse ist sehr lang, und ohne Isthmus. Die Luftröhre ist vollständig. Grabfüsser. Scaptopoda mihi. Talpa europaea. Der Gaumenvorhang ist sehr lang. Der Kehl- deckel sehr kurz. Die Lippen der Schnepfenknorpel sind vereinigt in Form einer Klappe und erheben sich über das Niveau des Kehldeckels. Der Larynx ist kelchförmig; kein Zäpfchen vorhanden. Das untere Stimmband ist stark; das obere nicht sehr deutlich entwickelt, und der Ventrikel ist nur eine einfache Rinne; aber an der Basis des Kehldeckels findet sich eine kleine Grube. Myogale pyrenaica. Die Form und Bauart des Larynx ist dieselbe, wie bei Talpa europaea. Der Kehldeckel ist abgestutzt und die Lippen der Schnepfenknorpel erheben sich mit ihm zu gleicher Höhe. Kein Zäpfchen. Chrysochloris capensis. Dieses Thier unterscheidet sich wesentlich von Talpa durch seine vordern Extremitäten und ihre Klauen, und ebenso durch den abweichenden Bau seines Kehlkopfes. Der Gaumenvorhang ist kurz. Der Kehldeckel kurz und breit; die Lippen der Schnepfenknorpel Vol. XXIII. P. I. ss 698 C. Mayer, sind klein. Es finden sich drei Stimmbänder mit zwei Ventrikeln, wie bei Hapale Rosalia. Das untere Stimmband ist schwach und kurz. Das mittlere länger und feiner, das obere scharf. Die Luftröhre ist breit und ganz knorpelig. Nager. Rosores (Halmatopoda mihi). Der Bau des Kehlkopfs der Nagethiere ist analog dem der Beutel- thiere und zeigt nur in geringem Maasse eine höhere Entwicklung, als bei den leiztern. Auch bei mehrern Nagethieren lässt sich nur ein Stimm- band unterscheiden; aber im Allgemeinen ist dieses sehr scharf. Der Ventriculus Morgagni fehlt oder ist sehr klein. Beinahe bei allen Nagern findet man eine kleine Grube an der Basis des Kehldeckels. Cavia Paca (männlich und weiblich). Der Körper des Zungen- beins ist viereckig, aber dünn; die kleinen Hörner sind sehr lang und schlank; die hintern Hörner breit; der Kehldeckel ist kurz und spitz an (der Basis. Es finden sich zwei Vertiefungen an der Seite des Kehldek- kels. Die Oeffnung des Kehlkopfes ist einfach und dreieckig; der Schild- knorpel zusammengedrückt; an seinem obern Rande findet sich ein Knöpf- chen. Der Ringknorpel ist an seinem hintern Theile erhöht. Der Schne- pfenknorpel dünn und hinten eckig (gehörnt). Das obere Stimmband ist kurz, das untere scharf, und vor diesem liegt der Ventrikel, der sich nicht mit dem der andern Seite verbindet. In der Mitte der Basis des Kehl- deckels ist eine Grube, welche aber nicht mit dem Ventrikel in Verbin- dung steht, sondern an dem Knöpfchen des Schildknorpels endet. Das Zäpfchen ist nicht deutlich ausgeprägt. Hydrochoerus (weiblich). Der Larynx, dessen Cuvier nicht er- wähnt, ist klein. Der Körper des Zungenbeins bildet eine sehr breite über den Bau des Organes der Stimme. 699 Lamelle, weil auch die Zunge breit ist. Die Rachenöffnung ist sehr enge; sie ist ein kleines Loch, das gebildet wird durch die kreisförmige Scheidewand des Gaumensegels. Der Kehldeckel ist sehr kurz. Das untere Stimmband ist scharf und hat eine kleine Tasche: das obere ist dünn; die Grube in der Mitte ist klein. Cavia Aguti. Das Gaumensegel ist lang und die Schlundöffnung breit. Das Zäpfchen fehlt. Der Körper des Zungenbeins ist breit und dünn. Der Kehlkopf klein, der Kehldeckel kurz und dreieckig. Das Knöpfchen des Schildknorpels sehr deutlich wahrnehmbar. Die Schne- pfenknorpel bilden einen kleinen Schnabel. Es sind zwei Stimmbänder vorhanden, eine Spalte als Ventrikel, die ziemlich breit ist, und eine kleine Grube, bis woran sich die beiden Ventrikel erstrecken. Castor Fiber (männlich). Der Körper des Zungenbeins ist wink- lig und zeigt in der Mitte eine starke Hervorragung. Die grossen Hör- ner sind, ebenso wie die kleinen, dick. Der Schildknorpel ist viereckig und in der Mitte seines obern Randes ein wenig gewölbt. Seine Hörner sind stark entwickelt; der vordere Halbring des Ringknorpels ist sehr hoch (% des hintern Ringes). Die Schnepfenknorpel haben mittlere Grösse. Der Kehldeckel ist sehr gross und zeigt zwei Flügel und eine Erhabenheit in der Mitte, die schon Wolff erwähnt, Meckel aber nicht kennen will. Die Oeffnung des Kehlkopfs zeigt zwei Lippen und einen kleinen Schnabel. Es ist nur ein Stimmband vorhanden, welches dick ist, aber in der Mitte desselben findet sich eine Falle, über welcher man eine Grube bemerkt, die in der Aushöhlung des Schildknorpels liegt. Diese Anordnung ist Meckel’n entgangen, scheint aber von Wolff zum Theil gekannt und angegeben zu sein. Das Zäpfchen fehlt. Histrix cristata (männlich). Der Kehlkopf ist klein (Meckel nennt ihn zwar gross, hat aber Unrecht). Die Luftröhre ist ausserordent- 700 C. Mayer, lich weit, und auch dies bemerkte Meckel nicht. Der Kehldeckel ist sehr kurz und dreieckig, der Schildknorpel spitz, der Ringknorpel hinten sehr hoch. Der Schnepfenknorpel verhältnissmässig sehr gross und breit. Ich habe nur den rechten Schnepfenknorpel gefunden, denn der linke fehlte ganz und gar in diesem Individuum. Auch habe ich nur das untere Stimmband, welches einfach, stark und sehr kurz ( 4, des Durchmessers des Kehlkopfs) ist und ein breites Band ohne Ventrikel bildet, bemerkt. An der Basis des Kehldeckels findet sich eine kleine Grube. Das Zäpf- chen ist vorhanden. Cavia cobaya (männlich und weiblich). Der Kehldeckel ist kurz, und die Oeffnung des Kehlkopfs zeigt einen kleinen Schnabel, der gebil- det wird von dem gehörnten Schnepfenknorpel. Das untere Stimmband ist kurz, das obere bildet mit dem andern eine mittlere Falte, in welcher sich eine kleine Vertiefung zeigt, welche von Meckel nicht erwähnt wurde. Arctomys Marmotta (männlich und weiblich). Der Kehlkopf des Murmelthiers zeichnet sich durch eine eigenthümliche Organisation aus. Der Körper und die Hörner des Zungenbeins sind schlank. Der Schild- knorpel ist breit und zeigt eine beträchtliche Aushöhlung am Eingang in seinen Hilus. Der Ringknorpel ist, wie die Schnepfenknorpel, von mitt- lerer Grösse. Die keilförmigen Knorpel, wovon weder Cuvier, noch Meckel sprechen, sind deutlich vorhanden. Das untere Stimmband ist scharf; vor demselben findet sich eine tiefe Tasche. Das obere Stimm- band wird von dem freien Rande der Basis des Kehldeckels gebildet und zwar in der Art, dass es sich von einer Seite zur andern verlängert. Die Spalte zwischen den beiden Stimmbändern führt nicht nur in die tiefe Tasche des untern Stimmbandes, sondern auch vorne zu einem Sack, der von der beschriebenen Aushöhlung des Schildknorpels gebildet wird. Die Schleimhaut der Spalte zum Ventrikel zeigt eine eigenthümliche über den Bau des Organes der Stimme. 701 Anordnung, sie hat nämlich auf jeder Seite eine cylindrische Verlän- gerung von 4 Länge und 1 Breite, was Meckel zuerst beobachtete. Diese häutigen Anhänge sind gewöhnlich in der Tasche oder dem be- schriebenen Sacke verborgen, aber sie können leicht hervorgezogen wer- den, und es ist wahrscheinlich, dass sie durch die eingeathmete Luft her- vorgezogen werden und so frei im Kehlkopf in der Mitte der Stimmritze schweben. Meckel bemerkt nicht den Unterschied in Hinsicht des Ge- schlechts, der sich hier findet. Was mich betrifft, so habe ich gefunden, dass diese Anhänge dieselbe Grösse bei’m weiblichen Individuum, als bei’m männlichen haben; die Vibrationen dieser Anhänge, welche in der Stimmspalte schweben, mögen sie nun bei’m Ein- oder bei’m Ausathmen entstehen, vermögen ohne Zweifel das Gemurmel dieses Thieres zu ver- stärken, wie Meckel es sich auch gedacht hat. Der scharfe Rand des untern Stimmbandes und der ebenso scharfe und klappige Rand des obern Stimmbandes erklären hinreichend den durchdringenden Ton oder den pfeifenden Ton, den dieses Thier hervorbringt. Sciurus vulgaris. Der Kehldeckel ist kurz und klein; die Lippen der Schnepfenknorpel mittlerer Grösse; das untere Stimmband ziemlich stark, das obere gebildet blos durch eine Falte des Kehldeckels. Der Ventrikel ist nicht tief; aber an der Basis des Kehldeckels findet sich eine runde Oeffnung, die durch eine mittlere Scheidewand in zwei Rinnen ab- getheilt wird, die zu einer Tasche unter der Zunge führen. Lepus timidus. Der Körper des Zungenbeins ist schwach und un- eben; seine Hervorragung stark, die kleinen Hörner klein, die grossen breit und kurz. Der Kehldeckel ist sehr breit und ausgeschweift. Die Schnepfenknorpel, die breit sind, endigen in einem gemeinschaftlichen Santorin’schen Horn, welches einen verhältnissmässig sehr grossen Schna- ‚bel bildet. Meckel nennt diesen Schnabel mit Unrecht einen zweiten Kehldeckel. An der Basis des Kehldeckels sind zwei knorpelige Leisten 702 C. Mayer, sichtbar. Das obere Stimmband ist häutig, das untere muskulöser Natur; der Zwischenraum zwischen beiden Bändern verdient nicht den Namen eines Ventrikels. An der Basis des Kehldeckels findet sich eine kleine Grube. Der Schildknorpel ist viereckig und ein wenig gewölbt; der Ringknorpel ist sehr dünn an seinem hintern Theile. Der Zwischenraum zwischen Schild- und Ringknorpel ist gross; das Zäpfchen ist gespalten; die ovale Schilddrüse ist sehr dünn; die Luftröhre ist verhältnissmässig sehr breit, breiter als selbst der Kehlkopf. Lepus Cuniculus. Der Körper des Zungenbeins ist würfelförmig und dick; die kleinen Hörner sind kurz, die hintern dünn; der Schild- knorpel ist viereckig, der Ringknorpel mittlerer Grösse, die Schnepfen- knorpel sind klein. Das obere Stimmband ragt hervor, nicht so das un- tere, welches muskulöser Natur ist. Cuvier sagt, das obere Band fehle. Ich kann dies jedoch nicht bestätigen. Cuvier bemerkt, dass bei den Hasen und Kaninchen zwischen der Kommissur der Stimmbänder zwei kleine knorpelige Erhöhungen, die nach innen hervorragen, sich fänden; sie sollten aber gar keinen Zusammenhang mit dem vordern Ende der Bänder, welche sich ausserhalb ihrer ansetzen, zeigen. Nach meinen Beobachtungen finden sich diese knorpeligen Knoten viel grösser im Kehl- kopfe des Kaninchens, als bei’m Hasen, und dienen hier augenscheinlich zur Verbindung mit den untern Stimmbändern. Ich habe oben bemerkt, dass man ähnliche Knorpel manchmal im menschlichen Kehlkopf antrifft. Georychus Lemmus. Nach Rathke (Beiträge zur vergleichenden Anatomie, 1842) besitzt er 2 Stimmbänder, der Ventrikel aber ist eng. Mus Rattus. Der Kehlkopf der Ratte zeigt eine sehr feine Organi- sation, die übereinstimmt mit der schwachen Stimme dieses Thieres. Der Kehldeckel ist klein: die Hörner der Schnepfenknorpel wohl ausgeprägt; das untere Stimmband ist muskulöser Natur und breit: das obere ist weiss, über den Bau des Organes der Stimme. 703 sehr fein und fadenförmig; es gleicht einem Nerven, der durch den Kehl- kopf geht. Ein Ventrikel ist nicht vorhanden, aber ein Sinus, zwischen dem obern Stimmband und der Falte des Flügels des Kehldeckels. An der Basis des letztern findet sich eine runde Oeffnung, welche zu einer kleinen Höhle im Schildknorpel führt. Cricetus vulgaris. Die Schnepfenknorpel sind gross und stellen ein verlängertes Horn dar. Es sind zwei etwas scharfe Stimmbänder vor- handen. Der Seitenventrikel ist klein. Wiederkäuer. Ruminantia (Hoplopoda mihi). Der Kehlkopf der Wiederkäuer gibt sich im Allgemeinen gleich zu erkennen: 1) Durch die Kleinheit des Zungenbeins; 2) durch eine Her- vorragung am untern Rande des Schildknorpels; 3) durch die Grösse und die Wölbung der Schnepfenknorpel; 4) durch das Fehlen der keilförmi- gen Knorpel; 5) durch das Verhältniss der beiden Stimmbänder, indem das untere einfach und kurz ist, während das obere sogar bei einigen Gat- tungen dieser Klasse fehlt; 6) durch das gänzliche oder doch wenigstens theilweise Fehlen des Morgagnischen Ventrikels; 7) dadurch, dass sich die Enden der Ringe der Luftröhre hinten nähern oder selbst kreuzen. Bos Taurus. Der Körper des Zungenbeins ist schmal, aber ver- stärkt durch einen Fortsatz. Die Hörner sind lang. Der Schildknorpel ist zusammengedrückt und an seinem untern Rande ebenfalls mit einem Fortsatze versehen. Das Schild des Ringknorpels ist stark und zeigt in der Mitte eine Längenleiste. Die Schnepfenknorpel sind sehr gross. Das untere Stimmband sehr kurz und muskulöser Natur, das obere fehlt gänz- lich, wie auch der Ventrikel. | u 704 C. Mayer, Ovis Aries. Das Zungenbein und der Larynx sind ähnlich densel- ben Theilen des Ochsen; die Schnepfenknorpel verhältnissmässig sehr gross, und das einzige Stimmband so kurz, dass es kaum eine Stimmspalte bildet. Man könnte selbst beide Stimmbänder diesem Kehlkopf abspre- chen. An der Basis des Kehldeckels findet sich eine sehr kleine Höhle. Capra Hircus. Der Kehlkopf hat mittlere Grösse. Der Vorhof ist dreilappig. ‚Der Kehldeckel ist gross, breit und zugespitzt; seine Flügel sind deutlich entwickelt; die Lippen des Schnepfenknorpels gross und in der Mitte leicht vereinigt; die Schnepfenknorpel selbst gross; das untere Stimmband ist sehr kurz ( % der Conjugata des Kehlkopfs), schwach, mit einem scharfen, aber wenig hervorragenden untern Rand versehen. Das incile ist gross; das obere Stimmband fehlt, und selbst eine Falte der Schleimhaut ist nicht vorhanden; ebenso fehlt der Ventrikel; an der Basis des Kehldeckels, zwischen der Insertion der untern Stimmbänder, befindet sich eine kleine Höhle, welche einem Knoten des Schildknorpels an des- sen unterm Rande entspricht. Cervus Capreolus. Der Körper des Zungenbeins ist schmal und ohne Hervorragung; seine Hörner sind dünn; die obern Hörner des Schildknorpels sind sehr lang; der Kehldeckel hat mittlere Grösse; das Knöpfchen des Schildknorpels ist sehr deutlich ausgeprägt; die Schne- pfenknorpel sind sehr gross und bilden einen starken Schnabel; es ist nur ein Stiimmband vorhanden, und zwar das untere; über diesem findet sich“ eine kleine, offene Höhle; aber, was sehr bemerkenswerth ist, bei’'m männ- lichen Reh findet man einen membranösen Sack von der Grösse eines kleinen Apfels zwischen den Schnepfenknorpeln. Ich werde ihn saceus arytaenoideus nennen. Was nun diesen saccus laryngeus arytaenoideus betrifft, so hat er eine eigenthümliche Lage, die der Lage anderer Kehl- kopfsäcke gerade entgegengesetzt ist, und kann er wohl nur dazu dienen, die Luft des Kehlkopfs gegen die Stimmritze zu drängen, um so die tiefe über den Bau des Organes der Stimme. 705 Stimme hervorzubringen, welche hauptsächlich zur Zeit der Brunst den Rehbock auszeichnet, während im Gegentheil das weibliche Reh eine hohe Stimme besitzt. Cervus Dama. Der Schildknorpel ist ausnehmend breit und ge- wölbt, und mit einem sehr hervorragenden Knöpfchen versehen. Die . obern Hörner sind sehr lang. Die Schnepfenknorpel gross und haben sehr breite Hörner. Cervus elaphus (männlich). Der Körper des Zungenbeins ist kurz und weniger abgeplattet, die Hörner sind länger, der Kehldeckel ist drei- eckig, aber kurz. Der Schildknorpel breit und gewölbt. Der Ringknor- pel hinten sehr hoch. Die Schnepfenknorpel gross und mit Hörnern ver- sehen. Es findet sich nur ein Stimmband und zwar das untere, dies ist aber kurz und zeigt hinten eine kleine Tasche. Das Incile ist sehr breit; der häutige Theil der Luftröhre hat eine Breite von /, des ganzen Umfangs. Cervus Tarandus (weiblich). Der Körper des Zungenbeins ist eylindrisch und ohne Hervorragung. Die Hörner sind ebenfalls eylin- drisch; der Kehldeckel ist kurz und breit. Der Schildknorpel ist schmal und platt. Der Ringknorpel vorne sehr breit. Die Schnepfenknorpel sind gross und mit kleinen Hörnern versehen. Die keilförmigen Knorpel sind lang. Das obere Stimmband ist eine leichte Falte des Flügels des Kehldeckels; das untere Stimmband ist stark und breit. Der Ventrikel ist nicht tief. Bei’m weiblichen Individuum habe ich den häutigen Sack, den Camper bei’m männlichen bemerkte, nicht gefunden. Das Zäpfchen ist gespalten und die zwei Portionen des m. azygos sind ebenfalls getrennt. Antilope Guianensis. Der Kehlkopf ist zweilappig; der Kehldeckel ist hoch und ausgeschweift. Die Schnepfenknorpel bilden breite und eckige Lippen; nur das untere Stimmband ist vorhanden, und ist dies Vol. XXI. P. I. 59 706 C. Mayer, ziemlich scharf, von der Länge des halben Durchmessers und mit einer kleinen Tasche versehen. In der Mitte der Basis des Kehldeckels findet sich eine kleine Höhle. Moschus javanicus. Der Körper des Zungenbeins ist einfach. Der Schildknorpel viereckig; sein Knöpfchen klein. Das untere Stimmband findet sich allein und hat eine kleine Tasche; aber anstatt des keilför- migen Knorpels findet man bloss ein kleines Körnchen. Camelus. Cuvier hatte keine Gelegenheit, den Kehlkopf des Ka- meel’s zu sehen (1. c. p.317). Ich habe gefunden, dass der Larynx bei dieser Gattung ziemlich bemerkenswerthe Eigenthümlichkeiten zeigt. Camelus Dromedarius (männlich). Der Kehlkopf ist gross und breit. Der Körper und die Hörner des Zungenbeins sind cylindrisch. Der Kehldeckel ist kurz, breit und besteht aus zwei Theilen. Der Schild- knorpel ist gross und gewölbt, aber ohne Knöpfchen. Das Loch für den nervus laryngeus superior fehlt. Das obere Stimmband ist ziemlich lang und nach innen gekrümmt. Der Ringknorpel hat ein sehr hohes Schild. Die Schnepfenknorpel sind ziemlich gross und bilden zwei grosse, aus- einanderstehende Schnäbel, deren oberes Ende bis an die Oberfläche des Kehldeckels reicht. Die beiden Stimmbänder haben sehr scharfe Ränder. Der Ventrikel ist nicht tief. Die hintern Enden der Ringe der Luftröhre bedecken sich theilweise gegenseitig. Camelus Bactrianus. Der Kehlkopf ist kleiner und schmäler. Das Zungenbein ein wenig stärker. Der Schildknorpel weniger gross und weniger gewölbt, als bei’m Dromedar. Im Schildknorpel sieht man das Loch für den nervus laryngeus superior. . Die Stimmbänder sind stärker und kürzer. Der Ventrikel tiefer. Die hintern Enden der Luftröhren- ringe kreuzen sich gegenseitig, wie bei’'m Dromedar. über den Bau des Organes der Stimme. 1707 Einhufer. Solidungula (Monoplea mihi). Der Kehlkopf des Pferdes und des Esels sind von Cuvier so gul beschrieben worden, dass nur sehr Weniges hinzuzufügen bleibt. Der Körper'des Zungenbeins hat eine sehr lange :und sehr starke Hervorra- gung, wovon ein Band ausgeht, das in der Mittellinie der Zunge des Pfer- des fortläuft. Der Kehldeckel ist sehr schmal und spitz. Die Schnepfen- knorpel bilden zwei dicke Lippen hinter dem Eingange in den Kehlkopf, welcher so dreilappig ist. Die seitlichen Theile des Schildknorpels sind rautenförmig; er selbst ist bis beinahe an seinen obern Rand ausge- schweift, und findet sich dort eine knöcherne Hervorragung. Die keilför- migen Knorpel sind nicht da; jedoch zwei sehr kurze, oder scharfe Stimm- bänder, zwischen welchen sich eine Spalte oder ein kleiner Ventrikel fin- det, der sich schief nach oben und hinten verlängert, um sich mit einer länglichen, seitlichen Tasche der Schnepfenknorpel, von der Grösse einer langen Bohne, zu verbinden. Cuvier sagt, es gäbe ebenso wenig ein oberes Stimmband, wie einen Ventrikel; doch kann ich dieser Behauptung nicht beipflichten, da ja der grosse Anatom selbst eines grossen, länglichen Sinus erwähnt (1. c. p.d18). An der Basis des Kehldeckels findet sich eine Höhle und über dieser eine kleine transversale Falte, welche man fast mittleres Stimm- band nennen könnte und welche schon Herissant erwähnt hat. Bei’m Esel sind die Ventrikel und die mittlere Höhle ein wenig brei- ter; dies ist der einzige wesentliche Unterschied zwischen dem Baue des Kehlkopfs bei’m Pferde und Esel. Indessen glaube ich nicht, dass man, mit. Cuvier, diesem geringen Unterschiede den Schrei des Esels oder das schreckliche Eselsgeplärr zuschreiben darf; vielmehr scheint mir dasselbe davon herzurühren, dass der Esel während des Einathmens schreit, indem er durch das Aufrichten des Kopfes dabei den Kehlkopf Ki 708 C. Mayer, vermittelst der musculi geniohyoidei erhebt und die Stimmbänder anspannt. Das Pferd wiehert bei’'m Ausathmen. Das Zäpfchen fehlt dem Pferde und dem Esel. Dickhäuter. Pachydermata (Choleopoda mihi). Cuvier, ebenso wie Meckel, haben nur mit wenig Worten des Baues des Larynx des Schweines Erwähnung gethan. Indessen gerade der Kehlkopf des Schweines ist von ausserordentlicher Grösse und sehr merkwürdiger Bildung, und kann als Typus angesehen werden für die der andern Pachydermata und selbst der Cetaceen. *) Sus Scrofa. Der Kehlkopf des männlichen Schweines unterscheidet sich nur in Hinsicht seiner Grösse in seinen Parlieen von dem des weibli- chen. Das Zungenbein hat das Mittelstück abgeplattet, in Schildform zurückgebeugt, und verwachsen mit den hinteren Hörnern, welche platt sind und in eine Spitze endigen, ohne sich mit dem Schildknorpel zu ver- einigen; die vorderen Hörner sind ebenfalls platt bei ihrem Anfange; ihr Ende ist dünn und zugespitzt. Diese Form bringt sie nahe derjenigen der Cetaceen. Der Kehldeckel ist breit und gerundet. Nahe seiner Basis findet sich eine ovale Drüse. Der Schildknorpel ist vereinigt und bildet eine pyramidenförmige, breitere, aber kürzere Tuba, als bei den Cetaceen. Der Ringknorpel hat auf der hintern Seite ein sehr hohes Schild, auf der vordern aber ist er sehr schmal und in der Mitte gespalten. Die Giesskannenknorpel sind breit und tragen sehr lange Hörner, welche sich in der Mitte treffen und einen doppelten Giesskannenknorpelschnabel bilden. Keilförmige Knorpel fehlen. Die beiden Simmbänder sind kurz (/, des Diameters), und beide sind ziemlich scharf; das untere ist musku- *) Sehe Mayer: Zur Anatomie der Pachydermata. Nova Acta etc. Vol. XXI. P.I. p. 80. über den Bau des Organes der Stimme. 1709 lös. Die Ventrikelspalte ist schmal und kurz und erstreckt sich bis zu einer ziemlich grossen Tasche von ovaler Form auf der hintern Seite oder gegen die obere Ecke der Spalte hin. Das Zäpfchen ist sehr klein, und die Wand des Gaumensegels ist durchaus drüsig. Dicotyles torquatus (männlich). Das Zungenbein ist einfach, zeigt aber ungleiche Hörner. Der Schildknorpel ist breit und viereckig. Der Ringknorpel ist dünn und steigt auf der vordern Seite in Form eines Schnabels zwischen die drei ersten Ringe der Luftröhre hinab, welche einen runden Ausschnitt wahrnehmen lassen. Der Kehldeckel ist hoch und gerundet. Die Höhle des Kehlkopfs ist weit und verlängert sich bis zum Anfange der Luftröhre, die vollständig oder ohne häutigen Theil ist. Die Giesskannenknorpel sind schmal und lang. Die keilförmigen Knorpel sind zur Genüge entwickelt. Es sind zwei Stimmbänder vorhanden, die durch keine Ventrikelspalte getrennt sind. Aber was höchst interessant, ist, dass man bei’m Bisamschwein, wie bei den Affen, über dem obern Stimmbande, an der Basis des Kehldeckels, ein rundes Loch bemerkt, welches mit dem andern durch einen Zwischenkanal in Verbindung tritt. Diese Oeffnung erweitert sich zu einem wahren häutigen Sacke, versehen mit zwei Taschen: eine vordere oder Unterzungentasche, welche sich bis zum Zungenbein und dem Schildknorpel hin erstreckt; die andere, seit- liche oder Giesskannenknorpeltasche, welche zwischen den Schild- und Giesskannenknorpeln gelegen ist. Dicotyle labiatus (weiblich). Der Larynx ist dem des vorigen Thieres ähnlich, nur hier, bei einem Weibchen, etwas kleiner. Der Kehl- deckel jedoch ist kurz und breit, auch oben ausgerandet. Der Sack, zu welchem an der Basis des Kehldeckels eine runde einfache Oeffnung führt, ist noch grösser und weiter, als bei D. torquatus. Das obere Stimmband ist so schwach, dass man nur eigentlich ein Stimmband, das untere, annehmen kann. Die keilförmigen Knorpel sind lang und dünn. Das Zäpfchen fehlt. 710 C. Mayer, Tapirus Indicus. Der Kehlkopf des Tapir hat mehr Aehnlichkeit mit dem des Bisamschweines, als mit: dem des Schweines. ı Das Mittel- stück des Zungenbeins: ist: sehr kurz und klein; die vordern Hörner sind platt; die hintern sind sehr kurz und auch platt. Der: Schildknorpel ist ziemlich hoch. ‘An der Stelle seines Hilus findet sich eine Art von Haken, nach hinten zurückgebeugt, in dessen Goncavität die beiden: Taschen gelegen sind, welche sich an der Basis des Kehldeckels befinden. Der untere Rand ist bis auf die Mitte des Knorpels gespalten. Die Zungen- beinhörner sind kurz, die Ringknorpelhörner sind von mittlerer Bildung. Die Oeffnung für den nervus laryngeus ist nahe dem seitlichen Rande gelegen. Der Ringknorpel ist vorne schmal, hinten mässig hoch. Die Giesskannenknorpel sind mittlerer Bildung. Das Vestibulum des Kehl- kopfes ist einfach. Der Kehldeckel ist mittelmässig und dreieckig. Die Lippen der Giesskannenknorpel sind klein. Das untere. Stimmband ist stark und sehr scharf, das obere kurz und nur wenig hervorragend. An Stelle des Ventrikels ist ein einfacher ovaler Sinus mit kleinen Schleim- höhlen vorhanden. Aber an der Basis des Kehldeckels sieht man ihre Oeffnungen durch eine Scheidewand getrennt, welche sich nun nach’ vorn hin in zwei kleine oblonge Säcke erweitern und sich bis: zur Mitte des Schildknorpels erstrecken. Der erste Ring der Luftröhre ist breit. Die Luftröhre ist schmal und auf der hintern Seite zusammengedrückt. Der häutige Theil ist sehr. schmal (% des Umfanges). Die Schilddrüse ist ausserordentlich klein (von der Grösse einer Kirsche). Das Zäpfchen: ist klein und zugespitzt. Tapirus Americanus. Das Vestibulum des: Kehlkopfs ist einfach. Der Kehldeckel ist dreieckig und mittelmässig. Die beiden ‚labia arytae- noidea sind wenig deutlich. Die untern Stimmbänder sind sehr stark und scharf. Das obere Stimmband ist nicht recht bemerkbar. . An.der Basis des Kehldeckels findet sich eine kleine Höhlung, in der man zwei kleine Oeffnungen bemerkt. Der Seitenventrikel: ist nicht vorhanden; über den Bau des Organes der Stimme. 711 aber an Stelle seiner zeigen sich einige Löcher oder Höhlen in einer kleinen Rinne. Elephas Asiaticus (junges Weibchen). Das Zungenbein hat ein drei Zoll breites Mittelstück. Die vordern Hörner sind dünn, die hintern sind platt und ein wenig zurückgebeugt an ihrem Ende. Cuvier sagt, dass die hintern Hörner des Zungenbeins verschmolzen sind mit dem Mit- telstück, was nicht genau ist. Das Zungenbein ist knöchern, während die Knorpel des Kehlkopfes nicht verknöchert sind, mit Ausnahme des Schild- knorpels, welcher in seiner Mitte einen kleinen nucleus osseus wahrneh- men lässt. Der Kehldeckel ist hoch und breit, hohl und gerundet. An seinem obern Rande finden sich drei kleine häutige Lappen. Seine Flü- gel sind’ breit. ' Der Schildknorpel ist hoch, an seinem obern Rande ein- lappig, an seinem untern gespalten bis zur Mitte. Die obern Hörner sind kurz, die untern sehr lang und breit. Die Oeffnung für den nervus laryn- geus ist sehr tief gelegen. Der Ringknorpel ist vorn an seinem obern Rande bogenförmig ausgeschweift und ein wenig zugespitzt an seinem untern Rande. Seine hintere Partie ist sehr hoch, an dem obern Rande ausgeschweift, und steigt in Form eines zweilippigen Blattes bis zum fünften Ringe der Luftröhre hinab. Die Giesskannenknorpel sind relativ gross und an ihrem processus internus verknöchert. An ihrer Spitze bemerkt man zwei Hörnchen von der Länge von zwei Linien. Das untere Stimmband ist stark und scharf. Es verlängert sich auf der vordern Seite bis zu dem der andern Seite. Die Stimme des Elephanten, ver- stärkt durch die Knorpel im Innern des Rüssels, ist stark und gleicht dem Tone der Trompete. Der Ventrikel zeigt vorne eine einfache Rinne, hin- ten einen sehr kleinen Boden eines Sackes. Das obere Stimmband ist sehr wenig deutlich. Das Zäpfchen fehlt. Der erste Ring der Luftröhre ist haldmondförmig. Dieser, wie der zweite, erstrecken sich nach hinten. Der dritte Ring zeigt einen längern Bogen, ebenso wie die andern Ringe (mit Ausnahme des vierten, welcher 712 C. Mayer, die Mitte hält und kurz ist). Der häutige Theil der Luftröhre ist sehr schmal. (Sehe das Uebrige Nova Acta Acad. Leop. Car. etc. Vol. XXI. P. I. pag. 34-36). RR ‚ Wale. Cetacea (Pterygopoda mihj). Die Cetaceen mit Spritzlöchern, die Wallfische, Delphine und der Einhornfisch (Monodon monoceros), unterscheiden sich durch die eigen- thümliche Form des Zungenbeins und des Kehlkopfes. Das Mittelstück des Zungenbeins ist platt, sehr breit und sechseckig. Es ist mit den hin- teren Hörnern verwachsen, welche sehr breit und platt sind und sich nicht mit dem Schildknorpel zusammenfügen. Die vordern Hörner sind klein und fein. Der Schildknorpel ist stark, nach vorne gewölbt und mit einem Processus an dem obern Rande versehen. Die vordern Hörner sind breit und lang, die hintern noch länger. Der Ringknorpel ist mittelmässig, was seinen vordern Bogen betrifft, und vorne gespalten; sein hinterer Bogen ist breit. Die Giesskannenknorpel sind sehr lang und zeigen eine Schwertform. Der Kehldeckel ist sehr lang und bildet mit den Giesskan- nenknorpeln eine verlängerte Röhre mit zwei Lippen am Ende: die obere, labium epiglotticum, welche breiter ist, und die untere, labium arytaenoi- deum, welche dünner ist (vergl. die schöne Abbildung von Dr. Albers). Rapp und Henle (I. c. p.67) behaupten, dass der Kehldeckel des Meerschweins einen Körper ausmache mit dem Schildknorpel; ich aber habe ihn stets in dem Larynx der jungen Meerschweine getrennt gefunden von diesem Knorpel. Cuvier sagt, dass die Stimmbänder hier durchaus fehlen. Ich habe sie gefunden und gezeichnet. Die unteren Stimmbänder scheinen mir in ein einziges medianes Band vereinigt zu sein; die oberen sind klein. Aber man kann diese Falten blos als rudimentäre Stimmbänder betrachten, und ich glaube nicht, dass die Stimme des Delphin’s Resultat der Schwin- über den Bau des Organes der Stimme. 113 gungen dieser unvollkommenen Bänder sei. Sie wird vielmehr wahr- scheinlicher Weise durch das vordere Ende der Giesskannenknorpel her- vorgebracht. Man hat den Cetaceen überhaupt die Stimme abgesprochen, allein mit Unrecht; denn schon Aristoteles spricht von der Stimme des Delphin oder dem Schnarchen dieses Thieres. Es ist interessant, den geschlechtlichen Unterschied in der Form des Kehlkopfes bei den Delphinen zu finden, ein Unterschied, der deutlicher und besser markirt ist, als bei vielen andern Säugethieren. Das männ- liche Thier unterscheidet sich vom weiblichen durch das labium arytaenoi- deum, welches länger ist, während bei dem Weibchen die beiden Lippen, labium epiglottiicum und labium arytaenoideum, beinahe gleich sind; was auch für die eben erwähnte Ansicht über die Bildung der Stimme bei die- sem Thiere spricht. Die Luftröhre ist ziemlich breit, aber kurz. Sie theilt sich, wie bei den Wiederkäuern und einigen Dickhäutern, in drei Aeste, von denen der eine klein ist. Die Ringe der Luftröhre stossen aneinander vermittelst breiter Mittelstücke. Die Lungen sind bedeckt mit einer Lage von Mus- kelfasern, welche sie fähig macht, sich stark zusammenzuziehn, um mittelst der aussgeathmeten Luft das Wasser durch die Nasenlöcher in Form einer Säule herauszustossen. Sandifort hat einen häutigen Sack beschrieben in dem Kehlkopfe der Balaena rostrata, und sagt, dass die Luftröhre auf der vordern Seite häutig sei. Bei dem Delphin ist der musculus thyreo -arytaenoideus nicht vor- handen. es findet sich aber ein sehr starker musculus thyreo - epiglotticus. Der musculus hyo-epiglotticus ist ebenso entwickelt. Das Rostrum, gebildet durch den Kehlkopf des Delphin, kann in die hinteren Nasenlöcher, Choanen, eintreten, und die Stimme kommt ebenso direct aus den Nasenlöchern hervor, oder vielmehr durch die Unterstirn- ölfnungen. Vol, XXI. P. I. ß 90 714 C. Mayer, Bei dem Einhornfisch (Monodon monoceros) sind Kehldeckel und Giesskannenknorpel ebenfalls sehr verlängert und bilden eine Art Trom- pete, wie bei den Meerschweinen. Bei den Ceiaceen ohne Nasenlöcher, der Seekuh, Seejungfer und den Stelleren, gleicht der Kehlkopf dem der Wiederkäuer, und bei dem Wallross (Trichechus) dem der Seehunde und der Fleischfresser. Ebenso hat man bei ihnen eine Stimme bemerkt. Die ersteren ächzen wenigstens, aber schreien nicht; die letzteren brüllen wie der Löwe. Bifureation der Luftröhre. In dem Theile der Luftröhre, wo die Bifurcation beginnt, theilen sich die einfachen Ringe nach und nach in zwei Theile, welche in der Mitte convergiren, und zwar in der Art, dass sie eine senkrechte, hervorsprin- gende Kante bilden, die durch die verschiedenen Vereinigungspuncte zu Stande kommt. Ich werde den Knorpel dieser Kante „‚cartilago bifurca- tionis“‘ nennen. Bei’m Menschen zeigt dieser Knorpel 2 oder 3 aufein- anderfolgende Knoten; bei’m Hunde und bei den Bären krümmt sich die- ser Knorpel an seinem Ende nach hinten. Er ist bei einigen Säugethie- ren doppelt, zum Beispiel bei’m Schaf, Fischotter, Igel und Schwein. Bei einigen Säugethieren findet man ausser diesem eben besprochenen Knor- pel einen andern, der hinter ihm liegt, im Grunde der Luftröhrenhöhle. Er hat die Gestalt eines Sattels, und wollen wir ihn ‚‚cartilago selliformis“ nennen. Dieser Knorpel ist bei’m Schaf, Stachelschwein, und besonders bei’m Schweine, sehr entwickelt. Bei’m letztern Thiere zeigt die Luft- röhre noch einen eigenthümlichen Bau. Ausser den gewöhnlichen Rin- gen bemerkt man nämlich hier an dem membranösen Theile kleine Knor- pelplatten, wovon die zwei obern doppelt und die andern einfach sind. über den Bau des Organes der Stimme. 715 Ihre mittlere Länge ist 4-6. Ich nenne sie „‚cartilagines tracheales intermediae“. Von dem häutigen Sacke des Kehlkopfs. Der häutige Sack oder die Tasche des Kehlkopfs (saccus extra- laryngeus), welcher sich bei den meisten Affen und auch bei einigen Vierfüssern findet, verdient eine besondere Untersuchung. Man begreift gewöhnlich unter diesem Namen eine Verlängerung vor der Höhle des Larynx, unter der Haut des Halses, welche sich mehr oder weniger bis zur Brust und Achselhöhle erstreckt. Aber um die Frage nach der Natur und Bestimmung dieses Organs gehörig zu erörtern, ist es wichtig, die verschiedenen Arten dieses häutigen Sackes zu unterscheiden. Man kann nach den Bestimmungen, die in den vorhergehenden Beschreibungen segeben wurden, sechs Arten von solchen Säcken des Kehlkopfs unterscheiden. 1) Seitlicher oder doppelter Kehlkopfsack (saccus laryngeus latera- lis s. duplex). Er nimmt seinen Ursprung vom ventrieulus Mor- gagni und tritt seitlich zwischen Zungenbein und Schildknorpel unter die Haut des Halses. Er ist doppelt, und die 2 Taschen sind gewöhnlich ungleich. Mit dem Fortschritte des Alters ver- wachsen beide Taschen mit einander in der Mittte. 2) Mittlerer oder einfacher Kehlkopfsack (saccus laryngeus medius s. simplex). An seinem Ursprunge zeigt er eine runde Oeff- nung, die an der Basis des Kehldeckels liegt, und tritt in der Mitte des Halses zwischen Zungenbein und Schildknorpel aus. Er ist im Allgemeinen einfach, und kann bei den Affen dieselbe Grösse erreichen, wie der erste oder die beiden seitlichen zusammen. 3) Mittlerer unterer Kehlkopfsack, zwischen Schild- und Ringknor- pel, bei Hapale Rosalia. Ebenfalls einfach. 716 C. Mayer, 4) Knorpliger Kehlkopfsack, gewöhnlich gebildet durch die Aushöh- lung des Schildknorpels an der Stelle des Hilus. 5) Kehlkopfsack im Vorhof, zwischen Kehldeckel und der Basis der Zunge bei’m Ameisenbär. 6) Luftröhrensack bei’m Coaita und einigen Raubthieren. Ich habe ihn oben schon erwähnt und mit dem Namen Gutturna bezeichnet. Der erste oder der seitliche Kehlkopfsack findet sich als Rudiment bei’'m Chimpanse, und etwas mehr entwickelt bei’m Orang-Outang. Ich habe ihn auch angetroffen bei’m Dachs, bei’m Igel u. s. w. Gewöhnlich sind die beiden seitlichen Säcke ungleich, und nach den Untersuchungen von Sandifort und Vrolik scheint der linke meist grösser zu sein, als der rechte. Carus hat das Gegentheil behauptet, ohne seine Meinung auf thatsächliche Beweise gründen zu können. In einem Falle habe ich den linken Sack grösser gefunden, in einem andern war es der rechte, und im dritten Falle waren beide Säcke gleich; so scheint mir also der Unterschied ein zufälliger zu sein. Der zweite oder einfache mittlere Sack findet sich bei den Affen- weibchen der Papions und Paviane, und unter den andern Vierfüssern bei Dicotyles torquatus und D. labiatus, bei’'m Tapir und bei’m männlichen Rennthier. Der dritte findet sich nur bei Hapale Rosalia. Der vierte kommt in verschiedenen Abstufungen bei den Affen Ame- rika’s vor, entweder als einfache Vertiefung in der Aushöhlung des Schild- knorpels, oder als doppelte Vertiefung, oder endlich als gänzliche Aus- höhlung des Schildknorpels und des Kehldeckels. Unter den andern Vierfüssern sehen wir bei einigen Nagern ein Grüb- chen an der Basis des Kehldeckels, welches einer Aushöhlung des Schild- knorpels entspricht, die mehr oder weniger deutlich sich kund gibt. Sehr entwickelt ist dieses Grübchen bei den Beuielthieren. Der fünfte scheint der Gattung der Ameisenbären allein eigenthüm- lich zu sein. über den Bau des Organes der Stimme. 717 Was nun die Bestimmung dieser verschiedenen Säcke betrifft, so kann man im Allgemeinen annehmen: 1) Dass sie fähig sind, die Kraft der Stimme durch die Verbreitung der Vibrationen der Stimmbänder in der Luft, welche sie enthalten, zu vermehren. So dienen sie also gleichsam als Resonanzböden. 2) Mit Hülfe der mm. constrictores entweder, oder mit der des m. subeutaneus kann die Luft, welche sie enthalten, ausge- stossen werden, und indem sie nun entweder durch die Spalte des Ven- trikels (bei der ersten Form), oder durch die Stimmritze von oben nach unten (bei II. und V.), oder von unten nach oben (bei III. und VI.) ihren Weg nimmt, werden die Stimmbänder fortwährend erschüttert und dadurch der Schall der Stimme verlängert. Die Beobachtung beweist die Wahr- heit dieser Annahme; denn man hat gesehen, wie der Hals des Ourang- Outang und anderer Affen aufschwoll, während sie ihr Geheul ausstiessen. Man könnte also den häutigen Sack mit einer Art Dudelsack, der bestimmt ist, den Schall der Stimme zu verlängern, vergleichen. Der knorpelige Sack dient ebenfalls, und noch mehr zur Verstärkung der Stimme, je ge- räumiger er ist und je härter oder verknöcherter die Knorpel des Kehl- kopfs sind. Vrolik hat die Hypothese zu begründen gesucht, dass die Säcke des Kehlkopfs Luftbehälter seien, bestimmt, die spezifische Schwere des obern Theils des Körpers zu vermindern und folglich das Klettern der Affen zu erleichtern (l. c. p.46). Aber der grosse Ameisenbär und das Rennthier klettern nicht, obgleich sie eine grosse Tasche des Kehlkopfs besitzen, und mehrere Nager klettern, wie die Affen, ohne einen Kehlkopf- sack zu haben. Was die Entwicklung des Kehlkopfsackes im Allgemeinen betrifft, so wird es durch die Untersuchungen von Camper, Cuvier, Vrolik und durch die meinigen über diesen Gegenstand bestätigt: 1) dass die Entwicklung des Kehlkopfsackes fortschreitet mit dem Alter, und mit der des Larynx gleichzeitig geschieht; 2) dass, obgleich dem weiblichen Affen der Kehlkopfsack nicht fehlt, er doch im Allgemeinen bei’m männ- lichen viel grösser ist, als bei’m weiblichen, und bei den Klassen der 718 C. Mayer, Vierfüsser, wo das männliche Thier sich durch eigne Organe auszeichnet, ist der Kehlkopfsack das Attribut des männlichen Individuums allein ; 3) dass dasselbe stattfindet bei den andern Kehlkopfsäcken und Aushöh- lungen der Knorpeln des Kehlkopfs und der Luftröhre. Von den Muskeln des Larynx. Es scheint mir, dass die Physiologen nicht sehr genau die Verrich- tungen mehrerer Kehlkopfmuskeln studirt haben, was doch absolut noth- wendig ist, um eine genaue Theorie der menschlichen Stimme und der der Thiere aufstellen zu können. Unter diesen Muskeln will ich die fol- genden erwähnen. Musculus hyo-thyreoideus. Dieser Muskel ist bis auf die heutige Zeit von den Physiologen beinahe gänzlich vernachlässigt worden. Er ist es, der den Schildknorpel nach oben und vorn zieht, indem er den Kehlkopf zusammendrückt, und der die untern Stimmbänder anspannt. Diese Erhebung des Schildknorpels findet nicht nur bei der Bruststimme, sondern auch bei der Fistelstimme statt. | Musculus erico-thyreoideus. Die Verrichtung dieses Mus- kels besteht darin, dass er den Schildknorpel nach aussen ziehen soll, um den Larynx auszudehnen und die Stimmbänder von einander zu entfernen. Musculus thyreo-arytaenoideus inferior. AllePhysiologen behaupten, dass dieser Muskel die Bestimmung hat, das untere Stimmband anzuspannen. J. Müller sagt auch (Physiologie 11.1. p. 197), dass die- ser Muskel während seiner Contraction das Stimmband anspanne, ebenso wie der m. sphincter oris die Lippen anspannt, wenn man die Trompete bläst. Aber jener ist kein Schliessmuskel wie dieser, sondern ein gera- über den Bau des Organes der Stimme. 719 der Muskel. Wenn man die Wirkung des m. thyreo -arytaenoideus infe- rior näher erwägt, so wird man leicht sich überzeugen, dass das Stimm- band sich im Gegentheil faltet während dieser Contraclion, anstatt dadurch angespannt zu werden. Es erschlafft dieser Muskel dieses Band in sei- ner ganzen Länge, und ist nicht ein Tensor der Stimmbänder, wie man bisher allgemein annahm. Die wirkliche Verrichtung dieses Muskels ist also: 1) Dass er die Schnepfenknorpel vorne gegen den Schildknorpel zieht, um in Folge dessen das untere Stimmband zu falten und zu ver- kürzen, und zu gleicher Zeit die Stimmritze zu verkleinern. Wenn man die Stimmritze, während man künstliche Töne durch Hineinblasen von Luft von Unten aus in die Luftröhre hervorruft, betrach- tet, so sieht man deutlich, wie während des Durchtrittes der Luft durch die Stimmritze das untere Stimmband sich ausdehnt, sich hebt, sich dem andern nähert, und wie dann, wenn das Hineinblasen aufhört, das Stimm- band sich verlängert und sich von dem der andern Seite zurückzieht. 2) Die zweite Verrichtung dieses Muskels ist die, dass er mit einer gewissen Kraft den Giesskannenknorpel nach vorne zieht und dadurch eine Erschütterung dieses Knorpels hervorbringt, welche die Schwingung des Stimmbandes begleitet, und dem hervorgerufenen Ton durch diese Schwin- gung eine Modifikation gibt, welche ich Ton durch Stoss (Stosslaut) nen- nen will. Ein solcher Ton ist das Changiren der Hauchbuchstaben ha, he, hi, ho, hu der Lateiner in a, e, i, 0, u. Eben der Art sind auch bei den Hunden die Töne des Bellens. Ein anderer Ton, nämlich das r, welches durch die Stimmritze her- vorgebracht wird, wird durch die Bewegung der Stimmbänder allein, durch eine Art von Zittern, das durch die exspirirte Luft in den sehr erschlafften Stimmbändern bewirkt wird, hervorgerufen. Es ist derselbe Ton, wel- cher durch die aus- oder eingeathmete Luft bei’m Schnarchen hervorge- bracht wird. Das Stimmband des untern Kehlkopfes der Vögel ist selbst noch fähig, dieses r zu erzeugen. 1720 C. Mayer, Musculus thyreo-arytaenoideus superior. Man hat diesen Muskel immer mit dem vorhergehenden verwechselt, aber mit Unrecht. Er hat ganz verschiedene Form und Ausbreitung. Er stellt eine Art muskulöse Tasche um die Schleimhaut des Morgagnischen Ventrikels dar, und ist seine Function die, der in den Ventikel eingetriebenen Luft Wider- stand zu leisten. Auch er ist kein Spannmuskel (Tensor). Musculus crico-arytaenoideus lateralis. Mit Unrecht nennt man diesen Muskel so, denn er entspringt vielmehr, und dies ganz deutlich, bei den grossen Säugethieren vom vordern Umfang des Ringknorpels, und zieht also den Schnepfenknorpel nach vorn, so dass seine Verrichtung dieselbe ist, wie die des musculus thyreo - arytaenoideus inferior. Musculus crico-arytaenoideus posterior. Er ist der eigentliche tensor chordae glottidis, und unstreitig der wichtigste Muskel bei der Hervorbringung der Stimme, sowohl der Bruststimme als der Fistelstimme. Er spannt das Stimmband mit einer Contraction bis zur Her- vorbringung von 1/, bis 2 Octaven der Stimme. Musculus arytaenoideus obliquus et transversus. Ueber ihre Wirkung waltet kein Zweifel ob. Sie erschlaffen die Stimmbänder und verengern die Glottisspalte. Gemeinschaftlich mit dem vorigen Mus- kel wirkend, kann dieser nun durch erneuerte Spannung die Stimmtöne der zweiten und dritten Octave hervorbringen. Bei den Affen sind die Muskeln des Larynx im Allgemeinen mehr entwickelt, als bei’'m Menschen, und einige dieser Muskeln sind doppelt, oder zeigen zwei Bündel, z. B. der musculus erico-thyreoideus (vergl. auch Eschricht in Müller’s Archiv für Anatomie und Physiologie, 1834. S. 218). über den Bau des Organes der Stimme. 721 Von den Nerven des Larynx. l. Die Vertheilung der Nerven des Larynx der Säugethiere ist bei- nahe dieselbe, wie bei’m Menschen, nur weit einfacher. Die Nerven des menschlichen Larynx sind nach meinen Untersuchungen folgende: I. Nervus hypoglossus.. Er gibt den nervum musculi hyothyreoi- dei ab. II. Rami nervi laryngei superioris, nervi vagi. A. Ramus externus. a. Ramus ad musculum hyothyreoideum. b. Ramus ad musculum cricothyreoideum. B. Ramus internus. a. Nervus epiglotticus. 1) Ramus superior marginalis. 2) Ramus perforans. Er communicirt auf der vordern Flä- che der Epiglottis mit dem nervus glossopharyngeus. b. Rami et plexus vestibuli laryngis. c. Rami musculorum. 1) Ramus thyreo -arylaenoideus superior et inferior. 2) Rami ad musculum crico - arytaenoideum lateralem. 3) Rami duo ad musculum arytaenoideum obliquum et trans- versum. d. Ramus communicans cum nervo laryngeo inferiore; ex quo 1) rami tres ad membranam mucosam glottidis; 2) rami quinque plexum arytaenoideum formantes. e. Ramus communicans ad plexum pharyngeum nervi recurrentis. III. Rami nervi laryngei inferioris s. recurrentis vagi. a. Ramus pharyngeus nervi recurrentis ad constrictorem pharyn- gis inferioris et medii et ad membranam mucosam pharyngis (plexus pharyngeus). Vol, XXIII. P. II. 9 122 C. Mayer, b. Rami duo vel tres ad musculum crico-arytaenoideum posticum. c. Ramus ad musculum arylaenoideum obliguum et transversum. d. Ramus ad musculum crico-arytaenoideum lateralem. Was die Vertheilung des neryus laryngeus super. und infer, in den Muskeln des Larynx betrifft, so hat Magendie (cf. M&moire sur l’epi- glotte) ‚behauptet, dass die Aeste des n. recurrens nur in die Muskeln gingen, welche die Stimmritze öffnen, und nicht auch in die, welche sie verengen oder schliessen, und dass in die letzteren sich die rami nervi laryngei superioris vertheilten. Rudolphi (Grundriss der Physiologie, Bd. IL. Abih. I. Berl. 1828) liess ein anatomisches Präparat durch Dr. Schlemm verfertigen, um diese Meinung zu widerlegen. Aber schon im Jahre 1814 habe ich durch meine anatomische Untersuchung des Larynx ‚(vergl. Mayer: Ueber die Function der Epiglottis. Bern 1814. S.9) bewiesen, ‚dass der neryus recurrens seine , Verzweigungen in. die mm. ihyreo-arytaenoideum und arylaenoideum transversum et obligquum sendet, die durch ihre Zusam- menziehung die Stimmbänder einander nähern und so die Stimmritze schliessen, und dass der nervus laryngeus superior auch Zweige an den m. erico-arytaenoideus, postieus abgibt, der dazu dient, die Stimmritze zu öffnen, und endlich, ‚dass die beiden Nerven vollkommen mit einander in der Art anastomosiren, dass die nervösen Ramificationen für die verschiede- nen Muskeln, — den m. crico-arytaenoideus posticus etwa in den meisten Fällen ausgenommen, — aus. den beiden nervis laryngeis entspringen. Was den Antagonismus der Wirkung, der Muskeln des Larynx be- trifft, so verhält es sich hier, wie an andern Stellen des Muskelapparates in Beziehung auf die Nerven, welche zu jenen gehen. Wenn: nämlich ein Muskel in sich selbst, wie. es bei allen, bei. welchen das punctum originis et insertionis beweglich ist, der Fall ist, einen Antagonismus zeigt, oder ein zweifach - wirkender Muskel ist, so gehen zwei Nerven, von verschie- denen Stämmen entspringend, zu ihm hin, so z.B. zum m. hyothyreoideus über den Bau des Organes der Stimme. 1723 ein Ast vom n. hypoglossus und einer vom ramus externus nervi laryngei superior. Durch obige anatomische Untersuchungen habe ich gezeigt, dass die antagonistischen mm. crico -arytaenoideus posticus und lateralis, ebenso auch die mm. crico-arytaenoideus posticus und arylaenoideus transversus und obliquus Zweige von demselben nervus laryngeus infer. erhalten, dass die Antagonistenmuskeln thyreo-arylaenoideus und arylaeno- arytaenoidei Zweige von demselben n. laryngeus superior erhalten, end- lich, dass die mm. arytaenoidei, obliquus und transversus bald vom nervus laryngeus sup., bald vom inf. versorgt werden. Häufig erhalten aber auch die einfach - wirkenden mm. crico-arytae- noideus lateralis, arytaenoideus obliquus und transversus Fäden von bei- den nervis laryngeis, oder die Anastomose der Verzweigungen dieser bei- den Nerven ist so innig, dass man nicht entscheiden kann, ob der Faden von dem einen oder dem andern Nerven herkommt. Später, im Jahre 1834, hat Bach (Annot. anat. de nervo hypoglosso et laryngeis. Turici.) ebenfalls darzuthun gesucht, dass der nervus laryn- geus sup. et inf. zu beiderlei Muskeln hingehe. Es ist also die Hypothese von Magendie nicht in der Natur begründet. Da es nun diesem gemäss keinen Muskel im Innern des Larynx gibt, welchem der nervus laryngeus inf. nicht wenigstens bisweilen einige Zweige abgäbe, und da seine Hauptzweige viel schwächer sind, als die des nervus laryngeus sup., so kann man diesen Nerv vorzüglich als n. motorius des Larynx betrachten. Der nervus laryngeus sup. im Ge- gentheil gibt, was seinen innern Ast betrifft, beständig eine grosse Anzahl von Fäden an die Schleimhaut des Larynx und im Allgemeinen nur sehr dünne Fäden an die kleinen mm. thyreo-arytaenoidei. Hieraus ergibt sich, dass man diesen Nerv mehr als den nervus sensorius des Larynx ansehen muss. Es existiren einige Verschiedenheiten in Bezug auf den Verlauf des nervus laryngeus sup., die daraus hervorgehen, ob das Loch im Schild- % 124 C. Mayer, knorpel, durch welches dieser Nerv in die Höhle des Larynx tritt, vorhan- den ist oder nicht. Bei’m Menschen, bei welchem ich dies Loch nur ein- mal gefunden habe, und bei mehreren Säugethieren, welche es nicht be- sitzen, nämlich bei den Affen und Raubthieren, dringt der Nerv durch die membrana hyothyreoidea in den Larynx. Es ist bemerkenswerth, dass dies Loch im Larynx des Dromedar nicht existirt, obgleich es sich in dem des Kameel’s mit zwei Höckern findet. Aber ausser diesem Umstande zeigt der nervus laryngeus sup. bei’m Dro- medar einige aussergewöhnliche Eigenthümlichkeiten, es kommt nämlich bei ihm der ramus anastomoticus des n. laryngeus sup., der sich mit dem n. laryngeus inf. verbindet, aus dem sehr starken ramus externus des n. laryngeus sup. Bei den Thieren (Säugethieren) ist die Vertheilung der Nerven des Larynx im Durchschnitt dieselbe. Jedoch tritt der grosse Unterschied auch hier in Betreff der Ausbreitung der peripherischen Nerven, zwischen Mensch und Thier, ein, dass die Zahl dieser Ausbreitung oder die Zahl der Aeste der Nerven des Larynx bei weitem grösser ist bei dem Men- schen, während diese Aeste nur sparsam, einfach und ohne Verzweigung bei den Thieren sind. Es bestätigt sich hierdurch das zweite Haupt- gesetz der Ausbreitung der Nervenmassen des thierischen Körpers (das erste ist wohl das Sömmering’sche zu nennen, nämlich das Gesetz der Ueberwiegung der centralen Nervenmassen, zunächst der des Encephalums bei dem Menschen), welches ich glaube zuerst zur Sprache gebracht zu haben (vergl. Tiedemann und Treviranus: Zeit- schrift für Physiologie, 1824. I. 1. S.34), nämlich, dass gleichmässig mit der centralen grössern Ausbreitung der Nervenmassen auch die peri- pherische Ausbreitung derselben, oder die Zahl und Grösse der peri- pherischen Endäste des Nervensystems bei’m Menschen grösser sei, als bei den Thieren. In auffallender Weise ist dies Gesetz ausgesprochen in Beziehung auf die Nerven der Zunge bei den Vögeln. Die Zunge der Papageien, welche sehr dick, fleischig und kolbenförmig über den Bau des Organes der Stimme. 1725 ist, und welche diesen Vögeln die Aussprache von Worten ermöglicht, besitzt vier ausserordentlich dicke Nerven, auf jeder Seite zwei, einen obern vom nervus glossopharyngeus, und einen gleich dicken un- tern, vom nerv. hypoglossus, welcher ebenfalls zugleich nerv. sensorius ist. Beide geben zahlreiche dicke Endäste in die Papillen der Zungen- spitze. Bei den übrigen Vögeln dagegen mit spitzer Zunge sind diese beiden Nerven nur sehr fein. Bei der Untersuchung der Nerven des Larynx von Hunden (worunter auch der Larynx eines grossen Hundes vom St. Bernhard in der Schweiz) fand ich bereits im Jahre 1814, dass der nervus laryngeus inferior sich ebenfalls in die mm. crico - arytae- noideus posticus, thyreo-arytaenoideus, crico-arytaenoideus lateralis, also in Oelfner und Schliesser der Glottisspalte verbreite. Der nervus laryngeus superior gibt einen Ast der Epiglotlis und einen der Schleim- haut des Larynx. Diese Vertheilung des nervus laryngeus superior und inferior bei’'m Hunde bestätigt meine oben gegebene Ansicht, dass jener hauptsächlich, was wenigstens den innern Zweig betrifft, nervus senso- rius, dieser nervus motörius sei. Hiermit stimmt nun auch überein, dass bei den Vögeln der nervus laryngeus sup. fast blos allein von dem nervus glossopharyngeus seine Wurzeln schöpft, und dass der nervus laryngeus inf. aus einem Aste des n. hypoglossus gebildet wird. Bei’m Papagei aber sind jedoch, wie erwähnt, die Aeste des n. hypoglossus, die unten bis zur Spitze der Zunge gehen, zugleich als nervi sensorii anzusehen. Vom obern Larynx einiger grossen Vögel. Gewöhnlich betrachtet man den untern Kehlkopf der Vögel als ihr wesentlichstes Stimmorgan; dem obern Kehlkopfe legt man nur die sehr beschränkte Verrichtung bei, die durch den erstern hervorgebrachten Töne zu modifiziren. Aus diesem Grunde hat sich Cuvier fast nur ausschliess- lich mit dem untern Kehlkopf der Vögel beschäftigt und spricht nur selten von dem obern. v. Humboldt hat zuerst wieder mehr die Aufmerksam- 126 C. Mayer, keit auf den obern Larynx der Vögel gelenkt (s. dessen Observations de zoologie et d’anatomie compare). Weil nun der untere Larynx von den berühmtesten Anatomen bereits bis in’s Einzelne untersucht worden ist, so soll hier nur der obere betrachtet werden, und wollen wir eine spe- zielle Beschreibung desselben bei einigen grössern Vögeln geben, um zu zeigen, dass der obere Kehlkopf der Vögel bei gewissen Gattungen so organisirt ist, dass er zur Hervorbringung von Tönen völlig fähig wird. Ueber den Bau des obern Larynx der Vögel und die Nomenclatur seiner einzelnen Theile stimmen die Physiologen nicht überein. Nach Fabricius ab Aquapendente bestände er nur aus drei Stücken, zwei Schnepfenknorpeln und einem unbekannten Stück; auch fehlt nach ihm der Kehldeckel bei allen Vögeln. Perrault erwähnt ebenfalls nur die zwei Schnepfenknorpel und den Ringknorpel. Vicq d’Azyr nennt das vordere, dreieckige Stück Schildknorpel und den Knorpel des hintern Umfangs Schnepfenknorpel. Der grösste und wesentlichste Theil des Larynx der Vögel ist, nach Cuvier, analog dem Ringknorpel bei’m Men- schen und den Vierfüssern. Schnepfen-, Schildknorpel und Kehldeckel fehlen nach ihm. Er lässt aber diesen Ringknorpel aus drei Stücken bestehen. v. Humboldt vergleicht den viereckigen Knorpel mit dem Schildknorpel, die dreieckigen Knorpel mit den Schnepfenknorpeln der Säugethiere. Er hält aber jede Vergleichung der einzelnen Knorpeln des Larynx der Vögel mit denen der Säugethiere für unsicher. Geoffroy Sı. Hilaire gesteht den Vögeln im Allgemeinen einen Kehldeckel zu. Der Theil des Larynx der Vögel, der dem Schildknorpel der Säugethiere entspricht, ist nach ihm der grösste und wesentlichste mit den beiden dreieckigen Knorpeln. Doch hält er das unpaare Knorpelstück für den Ringknorpel, und die dreieckigen Knorpel betrachtet er als eine Verbindung der Schnepfenknorpel mit dem Santorinischen Knorpel. Meckel’s Ansicht ist: das grosse Knorpelstück sei der Schildknorpel, das unpaare Knorpelstück seien die vereinigten Giesskannenknorpel, und die dreiecki- sen Knorpel seien die keilförmigen Knorpel. über den Bau des Organes der Stimme. 127 Man kann aber, nach genauer Vergleichung des Larynx der Vögel mit dem der Säugelhiere, ganz bestimmt den Schildknorpel, den Ringknorpel und die beiden Giesskannenknorpel unterscheiden, obwohl sie nicht bei allen Vögeln gleichmässig entwickelt sind. Der äussere Hauptknorpel, an dessen oberm' Rande bisweilen ein Knopf, nodus epiglottieus, vor- kommt, ist, nach Lage und Form, Schildknorpel; die Leiste an der innern Fläche des Schildknorpels, welche bei mehrern Vögeln vorkommt, nenne ich „‚erista glottica Humboldtii‘‘, weil solche von dem Heroen der Na- turwissenschaft zuerst beschrieben wurde; die seitlichen Schenkel dessel- ben, bald mit dem Schilde verwachsen, bald durch Knorpelmasse getrennt, betrachte ich als seine Hörner, welche nach hinten den unpaaren sechs- eckigen Knorpel, Ringknorpel (oder eigentlich nur hinterer Bogen des Ringknorpels) ‚darstellen. Die beiden schwert- oder halbmondför- migen Knorpel, ' welche auf diesem arlikuliren, können nur als die Giess- kannenknorpel angesehen werden. An ihrer Spitze begegnet man häufig den Santorin’schen Knorpelchen. Indem ich mich nun an diese Nomenclatur, welche ganz der Analo- gie der einzelnen Theile des Säugethier-Larynx gemäss ist, halte, will ich den Bau des obern Larynx einiger Vögel beschreiben, welche sich den Säugethieren durch die Grösse ihrer Gestalt und die Kraft ihrer Stimme nähern. Weil meine Vorgänger von dem Dasein der Stimmbänder im obern Kehlkopf der Vögel nicht Notiz genommen haben, so werde ich meine Aufmerksamkeit vorzüglich auch auf diesen Punct richten, um zu zeigen, dass es wirklich bei einigen Gattungen von Vögeln wohlausge- prägte Stimmbänder des obern Larynx gibt. Was die Epigloitis betrifft, welche Nitsch zuerst bei einigen Vögeln, bei Fulica atra und Gallinula chloropus, signalisirte, so ist das sie repräsentirende Läppchen viel zu klein, als dass es die Glottis nur zu einem Drittel bedecken könnte, und verdient fast ihren Namen nicht. 128 C. Mayer, Struthio Camelus. Der Schildknorpel ist verhältnissmässig schmal, zeigt eine ziemlich scharfe Spitze und zwei Seitentheile.. Der Ringknor- pel besteht aus einem kurzen hexagonen Knorpel. Die Giesskannenknor- pel sind sehr dick, breit und nach aussen hakenförmig. Ihre innern Rän- der (Stimmränder) sind abgerundet. Die Leiste des Schildknorpels fehlt. Die Luftröhre ist sehr geräumig. Struthio Casuarius. Die Giesskannenknorpel sind stark und abge- rundet. Die Leiste der Stimmritze fehl. Die Zunge hat gezahnte Ränder. Casuarius novae Hollandiae. Die Ränder der Giesskannenknorpel sind schärfer. Die Leiste der Stimmritze ist als Rudiment vorhanden. Die Zunge hat gezahnte Ränder. Die Luftröhre zeigt in ihrer Mitte nach vorne eine 6 Zoll lange Spalte, welche dadurch gebildet wird, dass acht Ringe der Luftröhre daselbst gespalten sind und mit abgerundeten Enden diese Spalte erzeugen. Durch sie communieirt die Höhle der Luftröhre mit einem grossen Luftsack am Halse, welchen bereits Knox beschrie- ben hat. Rhea Americana Briss. Der Larynx des Nandu ist weit, wie bei’m Casuar. Am hintern Rande seines ovalen Einganges bildet die Haut mehrere starke Zotten oderFranzen. Weder Stimmband, noch eine Falte der Schleim- haut in der Höhle desselben. Ich bemerke den breiten oder grössern, vordern Knorpel, Schildknorpel; sein vorderer Ring ist etwas breiter als der hintere, aber nicht hoch. Der Ringknorpel, als unpaarer keilförmiger Knorpel, wie bei den Vögeln überhaupt, dick, aber klein. Die schmalen Giesskannenknorpel lang. Der erste Ring der Luftröhre schliesst nach hinten nicht. Die Zunge ist ziemlich breit und gross, aber nicht fleischig. Sie besteht fast bloss aus einer Knorpelplatte, welche mit einer dicken über den Bau des Organes der Stimme. 1729 Schleimhaut überzogen ist, die eine Menge Schleimöffnungen zeigt; am hintern Rande der Zunge bemerkt man zwei Läppchen oder Flügel, dahin- ter sitzen 3-4 Drüsenkörper (glandulae linguales). Die Haut von der Wurzel der Zunge zum Larynx und Pharynx hin ist"papillös, dagegen zeigt die Zunge keine Wärzchen. An der hintern Wand des Pharynx nach oben, gegen das Occiput hin, befinden sich zwei runde Drüsen mit ihren grossen Uryptae, von der Grösse eines Kirschkerns. Der nervus hypoglossus lässt sich bis in die Masse der Zunge verfolgen; er gibt vor- her, wie gewöhnlich, seinen ramus descendens ab, welcher an der Luft- röhre, wie bei den andern Vögeln, nach abwärts steigt. Die Luftröhre besteht aus vollständigen Knorpelringen und ist beträchtlich weit; dage- gen haben die beiden Bronchi bloss zwei Drittel des Umfangs Knorpel- bogen, und nach hinten eine pars membranacea. Auch hier liegen die Knorpelringe so, dass zur Seite zwei über einen dritten und einer unter zwei oben liegenden zu stehen kommen. An der Theilungsstelle werden die Knorpel stärker. Hier befindet sich an den Bronchen die glandula thyreoidea, welche rund und von der Grösse einer Haselnuss ist. Die Bronchen haben nur unvollständige Knorpelringe, deren Zwischenraum nach hinten durch eine pars membranacea ausgefüllt ist. Bei’m Eintritt in die Lunge wird der Bronchus nach vorn fast ganz häutig und etwas erweitert, nach hinten reichen die unförmlichen Knorpelplatten bis in die Substanz der Lungen hinein. Merkwürdig ist, dass die vena pulmonalis noch in höherm Grade, als der Bronchus, und zwar gleich bei ihrem Ein- iritte in die Lunge, ohne Zweige abzugeben, sogleich ein siebförmiges Gewebe bildet. Die art. pulmonalis aber geht als Stamm noch verhält- nissmässig fort, sehr kleine Seitenäste in die Lunge schickend. Pelecanus Onocrotalus. Die Zunge ist sehr dünn und fast ganz knorpelig; kein Kehldeckel vorhanden ; das Stimmband ist membranös, mit scharfen Rändern, und zeigt auf jeder Seite eine Tasche oder einen Ven- trikel, der ziemlich beträchtlich ist. Wenn er mit der eingeathmeten Luft Vol. XXIH. P. I. 92 730 C. Mayer, angefüllt wird, so nähern sich die Ränder der Stimmbänder und bilden eine Stimmritze, wie bei den Säugethieren.. Diese Spalte erweitert sich bei der Exspiration. Wir sehen so bei diesem Vogel eine Vorrichtung, wodurch eine Stime, ähnlich der des Esels, hervorgebracht wird, wes- halb ihm auch der Name Onocrotalus beigelegt worden ist. Der Schild- knorpel ist in seinem vordern Theile oder Schilde hoch und nach oben zugespitzi. An seiner. innern Fläche befindet sich mitten eine. starke crista glottica, von welcher die Stimmbänder entspringen. Die Seitenflü- gel oder Hörner des Schildknorpels sind breite, viereckige Plättchen. Zwischen ihnen liegt der schmale, ziemlich lange Ringknorpel, auf wel- chem die kurzen cartilagines arytaenoideae aufsitzen. Der untere Larynx dieses Vogels zeigt ebenfalls einen eigenthümli- chen Bau, indem die beiden Bronchi eine bedeutende ovale Anschwellung von der Länge von 27, Zoll und der Breite von 1 Zoll bilden. Es mag dieser Kropf des untern Larynx wohl zur Verstärkung der Simme: des Pelekans beitragen. Halieus Carbo. Zunge klein, dreikantig; in der Mitte befindet sich eine Leiste, die nach hinten spitz zuläuft. Epigloitis mässig, der Knopf des Schildknorpels ‚klein, kein Stimmband. Aptenodytes. Zunge lang, mit dichten, grossen Stacheln in.7 Rei- hen, die Spitze ‚glatt. Larynx mit kleinen Stacheln besetzt.. Knopfleiste stark, keine Epiglottis, kein Simmband. Platalea leucorodia. Zunge kurz, glatt; Borsten am hintern Rande; kein Epiglottisknopf; Stimmleiste stark, theilt die Höhle des Larynx in zwei Kanäle. Cygnus musicus. Der Schildknorpel breit und hoch, an seinem obern Rande läuft er in ein breites Ende aus, statt einen Knopf zu bilden, über den Bau des Organes der Stimme. 131 Seitlich setzen sich an ihn die Hörner an, welche, nach hinten laufend, den ganzen Bogen schliessen, indem sie ein kleines, rundliches Knochen- plättchen zwischen sich haben. Diese Seitenhörner sind breite, ausge- schweifte Plättchen. mit dem Mittelstück des Schildknorpels durch eine Knorpelhaut verbunden. Auf jenen runden Knochenplättchen sitzt ein sechseckiges oder keilförmiges, schmales Knochenstück auf, das ich mit jenem als Ringknorpel ansehe, weil mit ihm an seinem obern Rande und seillich die langen, ziemlich breiten und ebenfalls vorne und hinten aus- seschweiften Giesskannenknorpel aufsitzen und arlieuliren. An der Spitze der leiztern kann man noch die Santorin’schen Hörner oder Knorpelchen unterscheiden. Anas Anser. Hier findet ein ganz ähnlicher Bau statt. Der Schild- knorpel ist breit und hat ein verlängertes, breites Ende nach oben. Die beiden Seitenhörner desselben sind dagegen schmal. Der Ringknorpel, welcher die sichelförmigen Giesskannenknorpel trägt, ist keil- oder nagelförmig. Ich will zum Schlusse noch des Baues des Larynx bei’m Papagei (Psittacus erythacus) erwähnen, weil er sich durch verschiedene Eigen- thümlichkeiten auszeichnet und mit der besondern Entwicklung der Zunge dazu beiträgt, die Fähigkeit dieser Vögel, Worte auszusprechen, zu vermitteln. Ueber die Zunge des Papageies vergleiche Mayer: Nova Acta etc. Vol. XX. P. I. Fig. 1. Taf. 37, sowie die hier beigefügte Figur. Die Nerven-Energie der Zunge dieser Vögel und die Sprechfähigkeit dersel- ben ist vorzugsweise auch in dem Baue ihrer Zunge begründet, welche nicht nur durch zwei besondere halbmondförmige, miteinander artikulirende Knochen des Zungenbeines, statt der gewöhnlichen einfachen Knochen, die ich .,ossa lingualia propria‘“ nennen will, sondern auch durch ihre starke Muskulatur, insbesondere aber durch ihre vier sehr dicken und * 132 C. Mayer, vorn in starke Aeste zu den Papillen der Spitze der Zunge auslaufenden Nerven, die nervi glossopharyngei oben, und nervi hypoglossi unten jeder Seite, sich auszeichnet. Den untern Larynx der Papageien hat bereits J. Müller (über die Compensation am menschlichen Stiimmorgan, Berlin 1839), sowie auch den obern Larynx, seiner Untersuchung unterworfen. Da ich auf den Bau des untern Larynx bei gegenwärtiger Diskussion nicht näher einzugehen habe und überhaupt von ihm nur zu sagen ist, dass er eine Art von Saiteninstrument sei, so will ich nur bemerken, dass hier zwei obere und zwei untere halbmondförmige, an ihren Enden mit Knöpfchen versehene Knorpel vorhanden sind. Mittelst dieser Knöpf- chen, wovon die des obern Knorpels mitten zwischen denen des untern breitern Knorpels liegen und aufeinander artikuliren, ist eine mannigfache Spannung und Schwingung der untern Stimmbänder möglich. Vom obern Larynx sagt J. Müller, dass die Papageien den mitt- leren Riegel der andern Vögel nicht besitzen. Es ist dies aber nicht richtig, wie aus der von mir gegebenen Zeichnung des obern Larynx des Papageies ersichtlich ist. Es besteht nämlich derselbe aus folgenden Stücken: 1) Aus dem Schildknorpel, cart. thyreoidea; derselbe hat ein brei- tes, nach hinten ausgehöhltes Mittelstück (Schild), und zwei unartikulirte schmale Hörner, welche nach unten in einem Bogen verlaufen und in der Mitte hinten zusammentreffen. Es bleibt dazwischen eine Spalte, in wel- cher der keilförmige Ringknorpel, cartil. ericoidea, seinen Sitz hat und artikulirt. An dessen oberm Ende sind zwei Artikulationsgruben für die gebogene cartilago arytaenoidea jeder Seite, an deren obern Ende noch eine bewegliche Spitze, cartilago Santoriniana, aufsitzt. Was aber den Larynx des Papageies noch besonders auszeichnet und seine Stimme so stark erschallen lässt, ist die Anschwellung des Anfangs der Luftröhre, mit 6-8 Ringen desselben, zu einem ovalen Kropf, welchen ich bei den Säugethieren schon vorfand und oben unter über den Bau des Organes der Stimme. 133 dem Namen Gutturna beschrieben habe. Aus diesen Beobachtungen lässt sich also schliessen: Erstens: Dass diejenigen Vögel, welche eine starke und klare Stimme haben, wie der Schwan, der Albatros und der Pelekan, in ihrem Larynx scharfe Ränder der Giesskannenknorpel oder scharfe Stimmbänder, und überdies in der Mitte eine theils knöcherne, theils häutige Leiste besitzen, welche man so betrachten kann, als bilde sie mit den beiden Stimmbändern der cartilagines arytaenoideae eine Stimmritze, welche mit- hin doppelt wäre. Dagegen ist bei den Vögeln, denen die Stimme fehlt, oder die nur eine grunzende Stimme haben, wie der Strauss und der Casuar, das Stimmband nur stumpf. Zweitens: Dass die Schnepfenknorpel, wie wir es schon bei dem Larynx mehrerer Säugethiere sahen, zwei bewegliche Zungen bilden, welche für sich allein schon einigermaassen artikulirte Töne der Stimme hervorzubringen im Stande sind. Von der Schilddrüse. Es ist schwierig, zu bestimmen, ob man in einer Abhandlung über die Stimmorgane von der Schilddrüse sprechen dürfe. Die ausgezeich- netesten Anatomen gestehen alle zu, dass die Function dieser Drüse noch gänzlich unbekannt, und dass zum wenigsten ihr Einfluss auf die Stimme durchaus nicht constatirt ist. Auch Öuvier sagt, dass dieser Körper keinen directen Zusammenhang mit der Stimme zu haben scheine. Aber da diese Drüse im Allgemeinen, und besonders bei den Säugethie- ren, den Larynx begleitet, so könnte man mir daraus einen Vorwurf ma- chen, dass ich in dieser Schrift über die Stimmorgane der Schilddrüse gar nicht erwähnt habe. Deshalb werde ich hier eine kurze Zusammenfas- sung meiner Beobachtungen über die Schilddrüse aufstellen. 734 C. Mayer, Die ersten genauern Untersuchungen über dieses Organ verdanken wir Meckel, und Cuvier hat dieselben mit neuen Beobachtungen be- reichert. Ich habe schon in den: vorhergehenden Beschreibungen des Larynx der Säugethiere einen Theil meiner eigenen Beobachtungen erwähnt, und werde nun mehrere ‚hinzufügen. Bei dem Menschen ist die Schilddrüse, im Verhältnisse zum Larynx, grösser, als bei den Säugethieren, und Nachbarin des Schildknorpels oder vielmehr des Ringknorpels. Sie zeigt fast durchweg ein schmales Mit- telstück (isthmus). Sie erhält von jeder Seite zwei Arterienzweige, einen aus der carotis externa kommend, den andern aus der arteria subelavia. Bei den Affen ist sie kleiner, weiter vom Larynx entfernt, und die zwei einzelnen Hörner stehen weiter von einander ab. Bei’m Lemur findet sich ein sehr dünner, mittlerer Verbindungsstreifen. Bei Bradypus ist sie oval, aber sehr dünn, schwach und zeigt in ihrem Innern grosse Höhlen. Bei den Nagethieren ist sie im Allgemeinen platt, länglich und: hat-ein mittleres, drüsiges Band; sie findet sich oft nahe bei’m Larynx, manchmal weit unterhalb desselben. Aussergewöhnlich platt ist sie bei dem Kän- guruh, jedoch dabei ziemlich. gross, und birgt in ihrem Innern grosse Höhlen. Bei den Raubthieren ist sie im Allgemeinen oval und klein, und bei den Plantigraden mehr länglich. Bei der Zibetkatze gibt.es, nach Cuvier, drei mittlere Bänder. Bei allen Wiederkäuern ist sie oval und ziemlich dick, aber weiter vom Larynx entfernt; ebenso verhält es sich mit den Einhufern. Bei’m Kameel ist sie oval und sehr cavernös.. Bei’m Elephanten ist jedes Horn aus mehreren kleinen Stücken zusammengesetzt, die mit eigenen Säcken versehen sind. Bei den andern Pachydermen sind ihre Hörner abgerundet. Bei dem Pecari ist sie sehr klein, länglich und dicht; bei’m Tapir klein, platt, mit grossen Höhlen versehen und von sehr porösem Gewebe. Bei Lutra und Phoca sind die Hörner sehr lang. Bei dem Lamantin des Nordens hat Steller sie sehr gross und mit zwei verschiedenen über den Bau des Organes der Stimme. 735 Flüssigkeiten angefüllt gefunden. Bei’m Delphin (D. Phocaena) ist sie herzförmig, schwach und zeigt nur eine kleine Höhle. Bei den Vögeln findet man zur Seite des untern Larynx eine rothe, runde Drüse von derselben Structur, wie die Schilddrüse. Auch Bal- lanti (Comm. Bonnon, Tom. VI.) hat diesen Körper schon als Analogon der Schilddrüse angesehen. Cuvier behauptet, dass die Ophidien aus den niedern Thierklassen die einzigen Thiere sind, welche uns ein ähnliches Organ aufweisen. Aber ich glaube ihr Dasein, wie bei den Vögeln, so auch bei allen Amphi- bien nachweisen zu können. Bei den ‚Batrachiern findet sich eine ganz ähnliche Drüse in dem Winkel, der von der carotis communis und der arteria subelavia gebildet wird (vergl. Mayer: Analecten für vergl. Anatomie. I. Tab. III. Fig. 3. bei Rana pachypus). Bei Rana esculenta findet sie sich an derselben Stelle in dem Winkel, der vom ramus hyoideus und lingualis des musculus glosso-pharyngeus gebildet wird. Carus (Zootomie, 71) thut Unrecht daran, sie höher zu suchen. Bei den Sauriern habe ich auch diese Drüse gefunden und von Crocodilus biporcatus abgebildet. Sie liegt hier an der Bifurcation der Luftröhre, ist rundlich und wird bedeckt von dem Kopfe der glandula thymus. Bei den Cheloniern ist sie sehr gross und liegt unten am Halse. Was die Fische betrifft, so hat bis jetzt Niemand das Dasein eines analogen Organs behauptet. Ich glaube aber die Drüse, welche sich am Halse oder Gange der Luftblase, vesica a@rea, der Fische befindet, als ein Analogon der Schilddrüse ansehen zu dürfen. Sie ist besonders bei dem Aal, welcher bekanntlich etwas im Trocknen leben kann, entwickelt, und zeigt hier sehr schöne Gefässnetze. Es gehen nämlich, den ductus vesi- cae aöreae begleitend, zwei starke Arterien und eine Vene zu den beiden rothbraunen, dunkeln, rundlichen Drüsen, welche an der Einschnürung der Schwimmblase liegen und gleich dieser eine dichte, fibröse, äussere ' Haut zeigen. Sie kommen aus der aorta abdominalis, in der Gegend der 736 C. Mayer, Einmündungsstelle des ductus vesicae a@reae in den Oesophagus. Bei Muraena Conger scheinen zwei Arterien und zwei Venen zu den ebenso beschaffenen runden, braungelben Drüsen zu gehen. Bei Muraena Helena scheinen sie, weil die Schwimmblase sehr klein ist, zu fehlen. Die mikroskopische Anatomie der Schilddrüse ist nicht mehr im Stande, das Geheimniss der Function dieses Organs aufzuklären. Bei Prüfung kleiner Theile dieser Drüse mit Linsen von circa 200-400 Ver- grösserungskraft findet man, ausser Blutkügelchen und freien Lymphkü- gelchen, sowohl globulöse oder körnige Körper (acini primitivi), als sehr kleine Molecularkügelchen, in beständiger Bewegung, und endlich ein Gewebe von sehr feinen cellulösen Fasern, in deren Zwischenräumen die erwähnten Kügelchen eingefügt sind. Die ovalen, körnigen Körper sind sehr gross bei den Nagethieren und von einer Länge von a Pa Die mikroskopische Untersuchung des Analogons der Schilddrüse bei’m Aal zeigt ebenfalls sehr zarte Fasern mit feinen Kügelchen (Kern- kügelchen), sie begleitend. Von dem vorgeblichen Ausführungskanal dieser Drüse wollen wir hier nicht sprechen, denn er gehört der Geschichte der falschen Entdek- kungen in der Anatomie an. Anatomische Resultate. l. Das Zungenbein ist bei’'m Menschen kurz und dicht; bei’m Affen, den Beutelthieren und Nagethieren mehr oder weniger gewölbt. Bei den Fleischfressern und Wiederkäuern lang und schlank; bei den Dickhäutern breit und dick; bei den Wallfischen am breitesten. über den Bau des Organes der Stimme. 137 2. Der Schildknorpel ist mittelgross und viereckig bei’m Menschen; kleiner und getheilt bei den Affen, mit Ausnahme einiger Arten, bei denen er gewölbt ist, wie bei den Beutelthieren. Bei den Schnabelthieren ist er in zwei Platten getheilt; bei den Wiederkäuern breiter, als bei den Nagethieren und den Fleischfressern ; ziemlich mittelmässig bei den Wall- fischen; am meisten entwickelt bei den Schweinen. 3. Der Ringknorpel ist bei’m Menschen mittelmässig entwickelt, ebenso bei den Nagethieren und Affen, und selbst bei den Brüllaffen, wo er verhältnissmässig sehr klein ist; bei den Fleischfressern ist er nicht viel grösser, ebenso bei den Wiederkäuern; bei den Diekhäutern ist er sehr stark entwickelt; bei den Phoken ist er sehr gross und bildet fast allein die Höhle des Kehlkopfs. 4. Die Giesskannenknorpel sind bei’m Menschen mittelgross; bei den Affen, selbst den Brüllaffen, kleiner; ebenso bei den Nagethieren; sie sind wenig mehr entwickelt bei den Fleischfressern, aber gross bei den Wiederkäuern, und sehr lang bei den Dickhäutern und Wallfischen. 5. Der Kehldeckel ist oval und mittelgross bei’m Menschen; im Ganzen kürzer und breiter bei den Affen (bei den Brüllaffen gross und sewölbt). Bei den Nagethieren und Fleischfressern mittelgross; ziemlich sross bei den Wiederkäuern; bei den Diekhäutern noch grösser, und bei den Wallfischen in Form einer Röhre verlängert. 6. Die Santorin’schen Knorpel sind sehr klein bei’'m Menschen und Affen; sie fehlen bei den Nagethieren und Fleischfressern; sind gross bei den Wiederkäuern; sie bilden eigenthümliche Zwischenstücke bei den Diekhäutern; fehlen bei den Wallfischen. 7. Die keilförmigen Knorpel (Wrisberg’schen Knorpel) sind bei’m Menschen sehr klein; bei den Affen grösser und zwar vorzüglich bei den amerikanischen; ebenso bei den Beutelthieren, und zwar vorzüglich den Känguruh’s. Vol. XXIII. P. I. 953 738 C. Mayer, 8. Das untere Stimmritzenband ist bei’'m Menschen stark; bei den Affen noch stärker und dabei scharf; bei den Fleischfressern, Wieder- käuern und Beutelthieren dick; bei den Nagethieren und Dickhäutern dünn und schneidend; bei den Wallfischarten verschwindet es fast ganz. 9. Das obere Siimmband ist bei’'m Menschen dünn; bei den Brüll- alfen stark und muskulös; bei den Nagethieren, Wiederkäuern und der Mehrzahl der Fleischfresser fehlt es: bei den Wallfischen fehlt es eben- falls fast ganz. 10. Die zum Ventrieulus Morgagni führende Spalte ist bei den Men- schen und Affen lang; bei den Nagethieren und Dickhäutern kurz; bei den Einhufern sehr kurz und klein; bei mehreren Wiederkäuern und Fleisch- fressern fehlt sie. 11. Die Morgagnische Tasche selbst steht in direeter Beziehung zu der taschenförmigen Spalte: fehlt bei mehreren Nagethieren, Wieder- käuern und den Wallfischen. 12. Die Nebentasche des Morgagnischen Sackes ist bei den Men- schen sehr klein; sehr entwickelt, in Gestalt eines häutigen Sackes, bei den Affen, mit fast nur wenigen Ausnahmen, und auch bei einigen Nage- Ihieren und Fleischfressern, z.B. bei’m Igel und Dachs. 13. Anstatt dieser Nebentasche des Morgagnischen Sackes haben mehrere Affen einen einfachen oder getheilten häutigen Sack: die Beu- telthiere haben einen ähnlichen, knorpligen Sack, der aus dem Schild- knorpel besteht. 14. Die Schilddrüse fehlt bei keinem Thiere aus der Klasse der Säugethiere. Ihre Entwicklung scheint mehr von der Entwicklung des Gefässsystems, als von der des Kehlkopfes abzuhängen. 15. Das Zäpfchen ist doppelt bei’m menschlichen Fötus; einfach bei'm Erwachsenen; einfach oder doppelt bei einigen Affen und fehlt bei andern; bei der Mehrzahl der andern Arten von Säugethieren findet man es nicht mehr. über den Bau des Organes der Stimme. 139 Uebersicht der hauptsächlichsten neuen oder dem Verfasser eigenthümlichen Beobachtungen. l. Vordere oder Unterzungentasche des Morgagnischen Sackes bei’m menschlichen Fötus und ziemlich oft auch bei’m Erwachsenen. 2. Häutiger, seitlicher Sack, mehr oder weniger entwickelt bei’m Igel und Dachs. 3. Häutiger, mittlerer Sack bei’m Ameisenbär. 4. Knorpeliger, mehr oder weniger entwickelter Sack bei den Beu- telthieren. | 5. Zwei kleine Säcke an der Basis des Kehldeckels bei den Sapajous. 6. Giesskannentasche oder sinus interarytaenoideus bei’m männli- chen Reh. 7. Berichtigung der über den häutigen Sack des Coaita und der Simia Rosalia gemachten Beobachtungen. 8. Der Kehlkopf des Chimpanse, des Tammanoir, des Cephalotes, des Ursus ferox, des Ursus malaius, der Hyäne, des Tigers, des Viel- frasses, des Pecari, des Tagnicati, des Paradoxurus typus, des Vison, des Schweines, des Tapirs, des Kameel’s, des Narwals u.s.w. zum erstenmale beschrieben. 9. Cartilago interarytaenoidea bei’m Bären, Vielfrass und Schwein. 10. Fadenförmiger Knorpel an dem obern Stimmbande des Bären. 11. Synchondrose des Schild- und Ringknorpels bei den Beutel- thieren. 12. Stimmritzenband, bei’m Delphin und Narwal aufgefunden. 13. Apophyse des Körpers des Zungenbeins und ligamentum basio- glotticum bei’m Menschen und einigen Säugethieren, bei denen sie mehr entwickelt sind. 14. Musculus hyolingualis eircumflexus bei’m Hunde. 740 C. Mayer, 15. Der musculus erico-arytaenoideus lateralis muss crico -arytae- noideus anterior genannt werden. 16. Sattelförmiger Knorpel.an der Theilungsstelle der Luftröhre bei’m Menschen und mehreren Säugethieren. 17. Häutiger Sack mit zwei Oeffnungen bei Dicotyles torguatus und mit einer Oeffnung bei Dicotyles labiatus. 18. Das Zäpfchen bei’m menschlichen Fötus und bei einigen Affen noch doppelt. 19. Knorpelige Körperchen in dem untern Stimmbande an dem Vereinigungspuncte mit dem Schildknorpel finden sich zuweilen bei erwachsenen Menschen und regelmässig bei’m Kaninchen. 20. Sackförmige Tasche in dem obern Kehlkopfe des Pelekans. 21. Beschreibung des Kehlkopfs vom Strauss. Nandu, Kasuar, und des Kasuars von Neuholland. m; ; über den Bau des Organes der Stimme. 741 II. Physiologischer Theil. Physiologische Bemerkungen über die Stimme des Menschen und der Thiere. Es gibt hauptsächlich zwei Arten von Instrumenten der Tonerzeugung: 1) solche, bei welchen die Tonerzeugung von der Vibration der in dem Instrumente enthaltenen oder eingeschlossenen Luftsäule ausgeht; 2) solche, wo am Anfange, Ende oder im Innern des hohlen, mit Luft oder einer andern elastischen Flüssigkeit angefüllten Rau- mes des Instrumentes ein elastischer, weicher oder harter Kör- per, Saite, Platte, Membran, Zunge genannt, durch den an den- selben anstossenden Luftstrom in Schwingung oder Vibration versetzt wird, welche sich sodann der anliegenden Luftsäule mittheilt. Es sind bei der Erklärung der Hervorbringung der Töne durch Instrumente und durch das thierische Stimmorgan vier Momente in’s Auge zu fassen: 1) Der Anstoss durch mechanische Gewalt, Luftstrom u. s. w., welche die Schwingung des elastischen, tongebenden Körpers bewirkt. 2) Die Schwingung von diesem selbst. 3) Die Mitschwingung der denselben umgebenden Luftsäule. (Es versteht sich von selbst, dass hier an die Stelle der Luft, Gas, tropfbare Flüssigkeit, Wasser oder auch 1742 C. Mayer, feste Körper treten können. Compensation des Tones..) 4) Die Mit- schwingung der festen Masse des Instrumentes. (Modulation des Tones, Holz-, Metall-, Glas- Ton, bei’'m menschlichen Stimmorgan verschieden nach der Weichheit und Härte der Knorpel des Larynx und der Luftwege, oder nach dem Grade der Ossifikation derselben.) | Bei dem menschlichen Stimmorgan ist der Anstoss der Luft an die Stimmbänder von der Lunge aus das erste, die Schwingung der Stimm- bänder und anderer Klappen und Zungen des Respirationskanals das zweite, die Luft oberhalb der Stimmbänder bei’m Tonhervorbringen wäh- rend des Ausathmens und die Luft unterhalb derselben bei’m Tonhervor- bringen während des Einathmens das dritte Moment. Das vierte bildet die Mitschwingung der Knochen und Knorpel des Larynx und der Luft- wege überhaupt (auch der der Nasenhöhle bei’m Näseln). Es sind in der Geschichte der Physiologie Controversen aufbewahrt über die Frage, zu welchen Arten von Blasinstrumenten das menschliche Stimmorgan zu rechnen sei, zu den Instrumenten mit schwingender Luft- säule, oder zu den Instrumenten mit schwingenden Zungen. Ich habe bereits in Meckel’s Archiv für Physiologie (Jahr 1826) meine schon viel früher ausgesprochene Ansicht über die Art der Erzeu- gung der Stimme bei dem Menschen niedergelegt, wo es S. 210 heisst: „Nach den vorausgegangenen Erörterungen ist es daher einleuchtend, dass das menschliche Stimmorgan und das der Säugethiere weder ein Sai- teninsirument, wie Ferrein will, noch ein pfeifendes Blaseinstrument, wie Dodart und Liscovius behaupten, noch eine Art von Orgelpfeife, mit welcher Savart dasselbe verglichen hat, sei, sondern eine, wegen der Weichheit ihrer Wandungen nur unmerklich selbstschwingende Blase- röhre, in deren Kanal, dem Ende oder Ausgange näher, zwei verschiede- ner Spannung fähige Mundstücke (die Stimmritze und die Ritze der Gau- menbögen) angelagert sind, wovon das erstere als der eigentliche Sitz der Stimmerzeugung anzusehen ist, das zweite aber den erzeugten Ton nur modifieirt. Endlich ist diese Blaseröhre durch mannigfaltige Muskel- über den Bau des Organes der Stimme. 143 Apparate nach ihren verschiedenen Dimensionen veränderlich und besitzt mehrere in ihren Kanal hineinragende mannigfaltiger Bewegungen fähige Klappen (die Epiglottis, Uvula, Zunge), wodurch verschiedene Modifika- tionen des in der Stimmritze erzeugten Tones entstehen. Selbst bei’m Pfeifen ist das Stimmorgan keine Pfeife ohne Mundstück. sondern ein Blaserohr, wobei der Sitz des Tones ein verschiedener Spannung fähiges Mundstück ist, das in der Lippenspalte sich befindet, daher auch bei’m Pfeifen während des Aus- und Einathmens derselbe Ton angegeben wer- den kann.‘ J. Müller, welcher früher sich für die in neuerer Zeit von Lisco- vius in Schutz genommene Ansicht von Dodart aussprach, kehrte aber zu meiner Theorie zurück, indem er (s. Meckel’s Zeitschrift für Physio- logie und Müller über die Compensation am menschlichen Stimmorgane, Berlin 1839) sich in gleicher Weise dahin ausspricht, dass das mensch- liche Stimmorgan, wie dasjenige der Säugethiere, ein Zungenwerk mil membranösen Zungen sei. Es findet häufig aber eine Art von Vermengung des Begriffs einer Zunge und einer Saite statt, daher ich diese Begriffe hier näher bestim- men will. Eine Saite ist eine an ihren beiden Enden fixirte Klappe oder Zunge. Eine Zunge oder Klappe ist eine an einem Einde angeheftete Saite. Beide sind wesentlich eines. Jene schwingt in der Mitte ihrer bei- den Anheftungspuncte; diese an der Seite ihres einfachen Anheftungs- puncles. Die Schwingung des (elastischen) Körpers allein bringt keinen Ton hervor; dieser entsteht erst, wenn die Schwingung in sich zurückkehren muss. Durch Stoss und Gegenstoss. Jeder Ton ist gleichsam ein Echo. Die Stimmgabel, frei in der Hand gehalten, wird nicht gehört, weil diese, die weiche, die Schwingung gedämpft hat und sie nicht zurückwirft. Erst wenn die Stimmgabel auf einen festen Körper gesetzt und so fixirt wird, schwingt sie als Klappe. 744 C. Mayer, Die Luft pflanzt den Ton fort, tönt aber nicht selbst, wenn sie nicht eingeschlossen oder an zwei Enden fest sich anlehnen kann. Bei Blaseinstrumenten schwingt entweder die Luft darin und erzeugt den Ton, bei den sogenannten Pfeifen, oder jene wird durch die Mund- stückspalte oder das Mundloch, vermittelst des Einblasens der Luft, die an der eingeschlossenen Luftsäule, wie der Luftstrom an einer Saite, vorbei- strömt, in Schwingung versetzt. Bei den letztern Blaseinstrumenten kann man auch mit dem Mundstück allein schon eine ganze Scala der Töne des Insirumentes hervorbringen. Die Röhren und Höhlen der Instrumente, ihre Länge und Tiefe, die Trommel, der Resonanzboden u.s.w. dienen theils zur Verstärkung, theils zur Erhöhung und Vertiefung des Tones derselben. Bei dem thierischen Stimmorgane (Larynx) hat das Stimmband nicht nöthig, von Innen aus oder durch seine Muskeln in Spannung versetzt zu werden, um einen Ton zu erzeugen; es kann (von dem untern Stimmband kann hauptsächlich nur die Rede sein) ganz schlaff sein, wie es gewöhn- lich ist, und der Ton wird, wie bei dem Durchgange des Luftstroms durch die Saiten der Harfe, Harmonika u.s.w., dadurch erzeugt, dass die aus- strömende Luft (weniger findet dies bei der einströmenden oder eingeath- meten Luft statt) an dem schlaffen Stimmbande vorbeiströmt, dasselbe ausdehni, spannt und dadurch in Schwingung versetzt. Diese Erschütte- rung der Stimmbänder kann in verschiedenen Breiten stattfinden, je nach- dem die Luftsäule dicker oder dünner, vermöge der dabei stattfindenden Weite oder Enge der Stimmritze oder Spalte ist. So ist also zur Her- vorbringung der Töne der Stimme des Thieres ursprünglich oder für gewisse Töne keine Spannung der Stimmbänder durch die Muskeln des Kehlkopfs nöthig, indem der Druck oder der Stoss der ausströmenden Luft bei’m Ausathmen hinreicht, die Stimmbänder in Spannung und Schwingung zu versetzen. Es entsteht aber natürlich keine Stimme, wenn der Larynx oder die Stimmspalte ganz offen ist, wo die Luft mitten durch den Larynx strömt, ohne die Stimmbänder zu treffen. Erst wenn über den Bau „les Organes der Stimme. 745 diese durch die musculi arylaeno -arytaenoidei etwas verengt wird, kann die ausgeathmete Luft gegen das Stimmband oder gegen die Stimmbänder anstossen und sie in Schwingung versetzen. Die einfache Stimme ist also die Wirkung des Drucks oder der Rei- bung, welche die ein- oder ausgeathmete Luft auf den elastischen Rand des ligamentum thyreo - arylaenoideum oder des Stimmritzenbandes ausübt. Die normale Entfernung zweier Stimmritzenbänder von einander, oder die gewöhnliche Weite der Stimmritze (rima glottidis) während des Ausathmens ist hinreichend gross, um diesen Druck ®der diese Reibung statlfinden zu lassen. Die Töne, welche durch»die an den Rändern der Stimmritzenbänder streifende Luft hervorgebracht werden, können entweder während des Ausathmens gebildet werden, was gewöhnlich der Fall ist, oder während des Einathmens. Die Ausathmungstöne bilden die Tonleiter von den tiefsten bis zu den höchsten Tönen; die Einathmungstöne bilden allein die hohen; denn die tiefen können durch die Einathmung nicht hervorgebracht werden. Der Grund dieser Erscheinung liegt darin, dass während des Einathmens die Stimmritze erweitert ist, so dass die Luft die Stimmbänder nicht gut treffen und in Schwingung versetzen kann, was aber möglich wird, wenn die Stimmritze sich bei der Bildung der hohen Töne zusammenzieht. Die ausgeathmete Luft dagegen kann die Stimmritzenbänder treffen, während sie erschlafft sind, wenn sie hinreichend nahe aneinander liegen. Indem die Luft das Stimmband streift, bewirkt sie eine Ausdeh- nung seines elastischen Randes, auf welche eine Zusammenziehung folgt. Auf diese Weise entsteht eine Schwingung dieses Randes zwischen sei- nen beiden festen Anheftungspuncten. Diese Bewegung oder diese Ausdehnung und Zusammenziehung des Randes des Stimmbandes kann nur staltfinden, wenn dieser. Rand feucht ist, und hört sofort auf, wenn dieser Rand zu trocknen beginnt. Aus Vol. XXIIL. P. IH. 94 746 C. Mayer, Versuchen am Kehlkopfe an Leichen von Menschen und Thieren hat sich ergeben, dass der Ton sofort zurückkehrt, wenn das Stimmband befeuch- tet wird. Die natürliche Spannung des untern Stimmbandes genügt, um eine Schwingung hervorzubringen, welche dem untern © im Bass eines erwachsenen Mannes entspricht. Für die tiefern Töne ist eine Erschlaf- fung dieses Stimmbandes erforderlich. Die Töne C-f der Bassstimme sind die Wirkung der Spannung des untern Stimmbandes, welche durch die gleichzeitige Zusammenziehung des musc. hyo-thyreoileus und des musc. crico-arylaenoideus posticus her- vorgebracht wird. In Folge dieser Zusammenziehung sieht man den Kehlkopf oder viel- mehr seinen Schildknorpel sich allmälig nach dem Zungenbein zu in die Höhe heben. Nur soweit geht die Bruststimme. Die Kopf- oder Fisielstimme des erwachsenen Mannes ist das Resul- tat einer noch grössern Spannung des untern Stimmbandes, welche durch eine zweite stärkere Zusammenziehung des musc. crico-arytaenoideus posticus hervorgebracht wird. r‘ Wenn diese Spannung erreicht ist, so sind die Töne der Kopf- oder Fistelstiimme vom 2ten f im Bass bis zum 2ten C im Tenor Wirkung der wiederholten Erhebung des Kehlkopfs, hervorgebracht durch die Zusam- menziehung des musc. hyo-thyreoideus, der die Spannung des untern Stimmbandes fortsetzt. Die verschiedenen Weisen der menschlichen Stimme, Sopran, Alt, Tenor, Bass, oder die Klänge der Stimme sind die Wirkung der Dicke des untern Stimmbandes oder der Ausdehnung der Höhle des Kehlkopfs oder des verschiedenen Grades der Verknöcherungen der Kehlkopfsknorpel. Bei den Säugethieren ist die Stimme im Verhältnisse zur Dieke des Stimm- ritzenbandes mehr oder weniger stark. Bei den Brüllaffen ist die Aus- höhlung der Kehlkopfsknorpel eine zweite Ursache ihrer erstaunlich star- ken Stimme. über den Bau des Organes der Stimme. 747 Der Grad der Verknöcherung in den Kehlkopfsknorpeln wandelt die Sopranstimme in Alt, die Tenorstimme in Baryton um. Der häutige Sack bei den Affen und gewissen Säugethieren kann dazu dienen, die Kraft der Stimme zu vermehren, ohne Zweifel, weil die Schwingungen der Taschenspalte sich der Luft des häutigen Sackes mittheilen, welcher durch die Zusammenziehung des Hautmuskels des Halses zusammengedrückt und elastisch geworden ist. Vielleicht dient er auch dazu, die Stimme durch ein aus dem Sacke zurückkehrendes Anprallen der Luft des häutigen Sackes an die Stimmbänder der Taschenspalte fortzusetzen. Das untere Stimmband ist das bedeutendste und bei der Mehrzahl der Säugelhiere das einzige, dessen Schwingungen die Töne der Stimme her- vorbringen; das obere Stimmband dient dazu, den Ton nach der Höhlung des Morgagnischen Sackes zu lenken, und einzig bei der Bildung der Töne, welche durch die ausgeathmete, durch diese Spalte in den Sack eintretende Luft hervorgebracht werden, kann der Schwingung des obern Stimmbandes ein Antheil zugeschrieben werden. Diese Schwingungs- fähigkeit des obern Stimmbandes ist um so grösser, als die Entwicklung des keilförmigen Knorpels mehr oder weniger Gelegenheit zur Anheftung eines eigenen Bündels des m. thyreo -arytaenoideus gibt und dadurch seine Zusammenziehung und Ausdehnung begünstigt. Da aber nur der Mensch und die Säugethiere in der Regel (bei den Vögeln findet aber der Fall in Betreff des Stimmbandes am untern Larynx statt, weil bei ihnen die an die Rippen angewachsenen Lungen der exspi- rirten Luft einen verstärkten Stoss mittheilen können) die Luft bei ganz offner Stimmritze nicht mit grosser gesteigerter Kraft an die untern Stimmbänder antreiben können, so muss schon bei’m Hervorbringen der Bruststimme, noch mehr aber bei Erzeugung der Fisteltöne, eine Spannung der Stimmbänder, d.i. des untern Stimmbandes beider Seiten, mit gleich- zeitiger Verengerung des Stimmkanals stattfinden, deren Grad die Höhe der Stimme bewirkt. Auch kann nunmehr der mehr oder minder ver- stärkte Luftstrom, an das Stimmband gestossen, einige Erhöhung der 748 C. Mayer, Stimme bewirken, an dem einen oder andern Stimmbande, wie man solche Töne und Tonerhöhungen am todien Larynx hervorzubringen vermag. Es erklärt sich hieraus, dass man an dem herausgenommenen Larynx bloss durch einfaches Anblasen von Luft an eines der beiden Stimmbänder Töne hervorbringen kann, was aber im Leben in diesem Grade. nicht stattfindet. Das untere Stimmband, das eigentliche Organ der Erzeugung der Stimme, kann aber bald als Saite, bald als Zunge hierbei wirken. Das obere Stimmband ist ausschliesslich nur als Saite zu betrachten. Dass das obere Stimmband, wie erwähnt, eigentlich dazu diene, dass der Ton desselben in die Höhle der Morgagnischen Tasche geleitet werde, indem die durch die ausgeathmete Luft in ihm hervorgebrachten Töne durch diese Spalte in diese Tasche treten, kann besonders leicht bewiesen werden durch Hülfe einer Beobachtung, die ich am Larynx des Igels ge- macht habe. Wenn man den Larynx dieses Thieres nach seinem Tode am untern Theile öffnet und Luft gegen seine Ventrikelspalte zu hinein- bläst, kann man sehr hübsche und besimmte Töne hervorbringen, und zwar Töne im Bereiche einer Quinte bis Septime, je nachdem man mehr oder minder stark bläst. Noch sind insbesondere die in dem Kanale der Organe des Luft- oder Athmungsweges, ausser den eigentlich sogenannten Stimmbändern, vorhandenen Organe, deren Schwingungen die Schwingungen der Stimm- bänder oder die einfache Stimme begleiten und unterstützen können, nä- her zu erwähnen. Die Zähne sind, wie bekannt, von einem sehr be- schränkten Einfluss bei’m Hervorbringen der Stimme. Es gibt aber in dem Luftkanal mehrere weiche Membranen, deren Ränder in Schwingung gesetzt werden können. Solche sind die Epiglottis, das velum palatinum, das Zäpfchen, die Zunge und die Lippen; selbst die Conchae der Nasen- höhlen und die Nasenflügel können bei der sogenannten Nasenstimme hieher gezählt werden. Sie können nun mehr oder weniger, eniwe- der als schwingende Saiten oder als accessorische Stimmspalten, Töne erzeugen. über den Bau des Organes der Stimme. 749 Es gibt drei Arten der Hervorbringung von Tönen der Stimme durch diese schwingenden Membranen oder Zungen. 1) Das Stimmband ist an seinen beiden Enden fixirt und die exspi- rirte Luft setzt dasselbe in Schwingung. 2) Die zwei festen Puncte entfernen und näher nsich wechselsweise, und auf diese Art wird das Band stossweise in Bewegung gesetzt. Diese zwei festen Puncte sind der mehr fixirte Schildknorpel, und der mehr be- wegliche Giesskannenknorpel, an welche sich sodann die Santorin’schen Knorpel und die keilförmigen Knorpel anschliessen. 3) Das Stimmband oder die Zunge ist an einem Puncte fixirt, am andern Ende frei, und dieses Ende bloss wird sodann durch den Stoss der exspirirten Luft in Schwingung versetzt. Die erste Art der Hervorbringung von Tönen findet bei den Stimm- bändern, welche, an ihren beiden Enden befestigt, durch die ein- oder ausgeathmete Luft in Bewegung oder Schwingung versetzt werden, statt. Ebenfalls findet sie statt, wenn die Bogen des Gaumenvorhangs, die Zunge mit dem Gaumen oder mit den Zähnen, endlich die Lippen schwingende Ränder bilden. Die zweite und dritte Art findet zwar auch bei den Stimmbändern, aber vorzugsweise bei den Zungen statt. Die schwingenden Töne bilden die Töne der Stimme im eigentlichen Worisinne; die stossenden und zitternden Töne bilden die Modulationen der Stimme. Die Stimme des Menschen und der Thiere zeigt, wenn sie nicht bloss die Wirkung der einfachen Stimmbändervibrationen ist, sondern wenn diese Schwingungen von einer plötzlichen Contractionsbewegung der untern Stimmbänder oder der andern Stimmorgane begleitet sind, diejeni- gen Modificationen, durch welche die Vokale a, e, i, 0, u als Stosslaute der glottis entstehen, ebenso diejenigen Modulationen, welche die übrigen Stosslaute, consonantes explosivae, k, 8, d, t, b, p hervorbringen. Eigen- thümlich continuirliche Schwingungen der Stimmorgane erzeugen dieje- 750 C. Mayer, nigen Modulationen, welche ich mit dem Namen Zitterlaut, consonans tre- mula, und Wellenlaut, consonans undulans, — die verschiedenen Laute des r und des / nämlich, — bezeichnet habe (l.c. S.222-23). So kann man sagen, dass selbst der Larynx nicht bloss das Instrument der Stimme repräsentirt, wie man bis jetzt behauptet hat, sondern dass er auch wirk- lich das Instrument des artikulirten Tones oder des Wortes ist, und dass überhaupt die Menschen und die Thiere auch mit ihrem Larynx sprechen. Die Stimmröhre über der Stimmritze kann an verschiedenen Puncten durch bewegliche Ansätze geschlossen werden, nämlich ‘die Spalte der Schnepfenknorpel bei den Wiederkäuern, die cornua San- torini bei den Pachydermata, die keilförmigen Knorpel bei den ameri- kanischen Affen, die Epiglottiis selbst und die Bogen des Gaumenvor- hangs, und zwar dies so, dass die Stimme modifieirt, nämlich bei ihrem Durchtritte durch die verschiedenen Spalten in Folge der Compression der Luft mehr oder minder pfeifend wird. Das Pfeifen der Affen und der Nagethiere hängt vorzüglich von der Feinheit der Ränder der untern Stimmbänder und von der Kleinheit der Stimmritze ab. Aber das Organ des Pfeifens ist hier vielleicht nicht allein die Spalte der untern Bänder, sondern auch die des Morgagnischen Sackes. Endlich wird bei mehreren amerikanischen Affen ein Pfeifen durch die Spalte der beschriebenen Bal- len der Giesskannenknorpel hervorgebracht. Bei’m Pfeifen des Menschen ist es die kleine Spalte der Lippen, wodurch ein mehr oder weniger dünnes schwingendes Band oder eine schwingende Membran sich bildet, die durch die ausgestossene oder eingezogene Luft in Schwingung ver- setzt wird. Die durchdringenden Töne der grossen Thiere, der Schweine, der Esel u. s. w., hängen meist von der Feinheit der Stimmbänder dieser Thiere ab. Die zitternden Töne können bei’m Menschen und bei den Säugethieren entweder durch die Stimmritze oder durch die genannten accessorischen Stimmspalten mit Hülfe der ein- oder ausgeathmeten Luft hervorgebracht werden, z. B. das r durch die Stimmritze bei’m Triller, über den Bau des Organes der Stimme. 75i das r durch den Gaumenvorhang (arcus palatinus posterior) bei’m Aus- sprechen des griechischen e während der Exspiration, bei’m Schnarchen während der Inspiration. Das dicke Stimmband einiger Raubthiere und Wiederkäuer erlaubt die zitternden Schwingungen und tiefen Töne des r, wie sie bei’'m Ge- brülle des Löwen, bei’m Wiehern desPferdes gehört werden. Ebenso bei’m Meckern der Ziege, bei’m Grunzen des Schweines, ‚wo sie wohl überall mit dem Zittern der Giesskannenknorpel, des Kehldeckels und des Gau- menvorhangs verbunden sind. Wenn die genannten Klappen oder Zungen, nämlich Giesskannen- knorpel, Santorin’sche Knorpel, keilförmige Knorpel, Kehldeckel, Zäpf- chen und Lippen, zugleich zitternde und wellenförmige Bewegungen machen, so wird die Stimme so modificirt, dass auch bei den Thieren mehr oder minder artikulirte Töne, wie die der Zunge selbst, zum Vorschein kommen können. Von der Bruststimme und Fistelstimme, Ueber die Erklärung der Entstehung der Fistelstimme und ihren Unterschied von der Bruststimme sind die Physiologen getheilter Meinung. Man hat aber von dem Unterschiede beider bisher unrichtige Ansichten ge- habt. Es ist unrichtig, wenn man behauptet, die Falsetstimme folge auf die Bruststimme, da, wo diese aufhöre. Die Falsetstimme beginnt nur eine Quint höher als die Bruststimme, und hat denselben Umfang, wie diese, nämlich anderthalb (selten zwei Octaven), oder bei der Tenorstimme reicht die Bruststimme von ce bis f, und der Falset von f bis c. Müller erklärt sich die Bildung der Falsetstimme bloss durch theil- weises Schwingen der Stimmbänder (Physiologie, S. 194). Allein sol- ches theilweises Schwingen findet in der Natur niemals allein statt, wie sich ergibt, wenn man das Verhalten der einzelnen Organe des Stimm- 152 C. Mayer, apparates bei Hervorbringung der Falsetstimme in der Natur beobachtet. Dieses habe ich zuerstund ausführlich gezeigt (Mayer, Abhandlung über die Function der Epiglottis. Bern 1814. S..24). Es wird hierbei eine zweite Stimmritze durch die hintern Bogen des Gaumensegels gebildet. Diese hat die Richtung von oben nach unten. Sie verengt sich vorzüglich bei’m Hervorbringen der hohen Töne. — Ausführliches in Meckel’s Archiv für Anatomie und Physiologie, 1826. — Ueber die menschliche Stimme und Sprache, S. 216-219, wo es heisst: „Der zweite und wichtigere Unterschied zwischen der Brust- und Fistelstimme liegt darin, dass bei der letztern die hintern Bogen des Gau- mensegels eine enge Längenspalte oder zweite Stimmritze bilden.‘‘ Diese Änsicht von Mayer wurde später ebenfalls aufgestellt von Bennati, von Duttenhofer (Untersuchungen über die menschliche Stimme. Stuttgart 1839. S.30, ,‚.der Isihmus faucium zieht sich zusam- men‘), und von Colombat (Gazette des Höpitaux. 1840. Fevr.). dass durch die gegenseitige Annäherung und gewaltsame Contraction der hin- tern Säulen des Gaumensegels ein neues zur Hervorbringung der hohen oder Falsettöne dienendes Stimmorgan gebildet werde. Es ist jedoch dadurch die Streitfrage noch nicht entschieden. Die Bruststimme und die Falsetstimme haben das miteinander gemein: 1) Dass bei der Erhöhung der Bruststimme, wie bei der der Fistel- stimme, die cartilago thyreoidea allmälig gegen das Zungenbein heraufge- zogen wird; 2) dass bei beiden der isthmus faueium verengert wird, wenn die höhern Töne angegeben werden. Der wesentliche Unterschied beider Stimmen, der Bruststimme und der Fistelstimme, besteht aber darin, dass bei der Bruststimme die untern Stimmbänder in ihrer natürlichen Spannung angeschlagen werden, und die Erhöhung der Stimme durch die allmälige Anspannung der Stimmbän- der vermittelst des musculus hyo-thyreoideus und musculus erieo-arytae- noideus posticus geschieht, bei der Falseistimme dagegen der Grundton über den Bau des Organes der Stimme. 153 der Stimmbänder bis zur Quint dadurch erhöht wird, dass die Stimmritze vermittelst der Öontraction der museuli arytaenoidei transversi et obliqui verkürzt und durch wiederholte Contraction des musculus crico - arytae- noideus posticus auf’s Neue angespannt werden. Es werden sodann die Falsettöne durch die Erhebung der cartilago thyreoidea ebenso erhöht, wie die Töne der Bruststimme. Von dem Nutzen der Epiglottis bei der Stimme. Nach J. Müller soll der Kehldeckel gar keine Einwirkung auf die - Bildung der Stimme haben (Physiologie, S. 205). Allein diese Ansicht ist sowohl in Bezug auf die Stimme des Menschen, als auch, und noch mehr, in Beziehung. auf die der Säugethiere unrichtig. Bei mehreren Säu- gethieren sahen wir den Kehldeckel mehr entwickelt und den Larynx wie die Klappe eines Blaseinstrumentes deckend, oder bald schliessend, bald öffnend. Bei den Pachydermen ist er besonders entwickelt. Am meisten aber bei den Oetaceen, dem-Delphin, Narwhal u.s.w. Hier bildet er mit den Schnepfenknorpeln eine lange Röhre oder Fistel. Häufig habe ich bei Eröffnung todter Thiere gesehen, dass der Kehl- deckel hinter dem Gaumensegel hinaufgestiegen war, und so die Ausmün- dung des Larynx den Choanen ganz nahe, gerade gegenüber, stand, so dass die Stimme durch den Kehldeckel in und durch die hintere Nasen- höhle geleitet wird. Und dieses scheint sehr häufig während des Lebens stattzufinden, besonders bei denjenigen Säugethieren, bei welchen die Stimme durch die Nase bei geschlossenem Munde hervorkommt. Durch die hintere Pharynxöffnung wird der Larynx ganz abgegrenzt, so dass derselbe und die Stimme bei’m Niederschlingen nicht gefährdet sind. Aber auch durch leicht anzustellende Versuche lässt sich die wich- tige Theilnahme der Epiglottis bei Hervorbringung der Stimme, namentlich bei Erzeugung hoher Töne erweisen, wie ich dieses bereits (Mayer in & Vol. XXIII. P. II. 95 754 C. Mayer, Meckel’s Archiv 1826. S. 213-214) gezeigt habe. Es heisst da- selbst: „Wenn man den Finger bei Hervorbringung von Tönen der Stimme in die Aushöhlung der Epiglottis legt, so fühlt man deutlich, dass die Epiglottis sich einrollt und den anliegenden Finger zusammenpresst (S. 212). Es ist daher die Mitwirkung der Epiglottis bei der Stimm- erzeugung doppelt: 1) die Epiglottis stellt sich bei hohen Tönen wie ein eingerolltes Blatt in die Richtung des aus der Stimmritze kommenden Tones, fängt denselben in ihrem Halbkanale auf und sammelt oder con- densirt denselben; 2) spannt sie sich bei hohen Tönen bedeutend an und schwingt als Klappe oder Zunge mit.‘“ über den Bau des Organes der Stimme. 155 Erklärung der Tafeln. Jeder der nachfolgenden Buchstaben bezeichnet dasselbe Organ auf den ver- schiedenen Tafeln. . Körper des os hyoideum. . Cornua anteriora s. cephalica. Cornua posteriora s. thyreoidea. . Epiglottis. . Cartilago thyreoidea. Cartilago cricoidea. . Cartilago arytaenoidea. . Corpusculum Santorinianum. Cartilago cuneiformis. . Oberes Stimmband. Unteres Stimmband. . Spalte des Morgagnischen Ventrikels. . Oeflnung zum mittleren Kehlkopfsack. . Traufe des Larynx (incile). . Loch für den Nervus laryngeus superior. . Luftröhre. . Membranöser Theil der Luftröhre. . Kropf, gutturia, der Luftröhre. BIS IE BES I BET FEIN ERTL OT SER . Zwischenknorpel. a. Sinus epiglotticus. Die arabischen Ziffern sollen die Theile bezeichnen, welche jeder Figur allein angehören. m.n. bedeutet magnitudo naturalis. 1. Systematische Uebersicht der Figuren. Tafel LXM. Fig. I. Larynx des Mannes, von vorne geöffnet. a. Corpus ossis hyoidei. b. Cornu anterius. 756 Pie; 222% I. -C. Mayer, ce. Cornu posterius. d. Epiglottis. e. Cartilago thyreoidea. f. Cartilago cricoidea. h. Cartilago Santoriniana. ‘. Cartilago cuneiformis. k. Oberes Stimmband. I. Unteres Stimmband. m. Spalte des Morgagnischen Ventrikels. o. Rinne oder Traufe (incile). g. Luftröhre. Larynx des Weibes. Die gleichen Buchstaben stimmen mit gleichen Theilen der vorigen Figur überein. Vierhänder. Quadrumana. Larynx cartilagineus von Simia Troglodytes. Vestibulum laryngis von Simia Troglodyltes. Inneres des Larynx von Simia Troglodytes, von hinten geöffnet. Tafel LXIM. Larynx cartilagineus von Simia Satyrus. 1. 1. Eingang des seitlichen membranösen Sackes. Vestibulum laryngis von Simia Satyrus. Inneres des Larynx von Simia Salyrus. Inneres des Larynx von Hylobates leuciscus. Larynx cartilagineus von Simia Sabaea, ohne membranösen Sack. Larynx cartilagineus von Simia Sabaea, mit membranösem Sack. Derselbe von hinten gesehen. Tafel LXIV. Larynx cartilagineus von Simia Sphynx, von vorne. Derselbe, von der Seite. Inneres des Larynx von Simia ursinus. Larynx cartilagineus von Papio. Larynx cartilagineus von Simia capucina. a = 5 Fig. ... XXIL Fig... ig... XVII. XIX. 157 über den Bau des Organes der Stimme. Tafel LXV. Larynx osseus von Simia Seniculus, natürliche Grösse. Vestibulum, laryngis von Simia Satanas. h. Cartilagines Santorinianae, zu einem Schnabel vereinigt. 2. Ballen oder Pelotten. 3. Kanal zwischen denselben. Inneres des Larynx von Simia Satanas. Inneres des Larynx von Simia Belzebub. Tafel LXVI. Larynx cartilagineus von Hapale Rosalia. Inneres des Larynx von Hapale Rosalia. 9. Obere Stimmritze. Larynx cartilagineus von Ateles Paniscus. Inneres des Larynx von Ateles Paniscus. 6. Ballen oder Pelotten. Beutelthiere. HMarsupialia. Inneres des Larynx von Macropus giganteus. Larynx cartilagineus von Macropus giganteus, vordere Seite. T. Ventriculus. Derselbe von der hintern Seite. licher Grösse. Alle drei Figuren in natür- Tafel LXV. Larynx cartilagineus von Phalangista Balantia. Inneres des Larynx von Phalangista Balantia. Larynx cartilagineus von Phalangista Lemurina. 7. Ventrieulus. Larynx cartilagineus von Didelphis Virginiana. 7. Ventrieulus. Inneres des Larynx von Didelphis Virginiana. Schuppenthiere. Squamata. Vestibulum laryngis von Dasypus setosus. Larynx cartilagineus von Myrmecophaga jubata, m.n. 7. Ventrieulus. 9. Musculus ventriculi proprius. 158 Fig... XXXVI. Fig. XXXVI. XXXVIN. XXXIX. XL. XLI. XLI. XLIN. Fie.... XLV: XLV. XLVI. XLVN. XLVM. XLIX. L. LI. Fig Aa LI. C. Mayer, Tafel LXVIH. Vestibulum laryngis, von demselben. Einlochthiere. Monotremata. Larynx cartilagineus von Ornithorhynchus paradozus. Vordere Seite. e. Oberer Ast der cartilago thyreoidea. e*. Unterer Ast derselben. Derselbe von hinten. Vestibulum laryngis desselben. Nager. Rosores. Zunge und Isthmus faucium von Hydrochoerus. 8. Zunge. 9. Papillae vallatae. 10. Isthmus faucium. Vestibulum laryngis von Hydrochoerus. 10. Isthmus faucium. Zunge und Larynx von Cavia Paca. 8. Zunge. 9. Papillae vallatae. 11. Sinus. 12. Valvula oesophagi. Larynx cartilagineus von Cavia Paca. Tafel LXIX. Larynx cartilagineus von Histrix cristata. WVordere Seite. Hintere Seite desselben. Larynx cartilagineus von Castor Fiber. Vestibulum laryngis von Castor Fiber. Inneres des Larynx von Arctomys Marmotta. Dasselbe. 19. Anhänge der Glottis. Larynx cartilagineus von Lepus timidus. Vestibulum laryngis von Lepus timidus. Tafel LXX. Inneres des Larynx von Lepus cuniculus. Fig. .... LIN. LIV. LV. LVI. LVII. Fig... Bio-...:n. « Fig. Fig. . Fig. 2.4, LAW! LXV. LXVI. LXVI. . LXVII. LXIX. LXX. LXXI. .. LXXI. LXXI. LXXIV. LXXV. LXXVI. LXXVI. . LVM. LIX. LX. LXI. LXI. LXII. über den Bau des Organes der Stimme. 159 Raubthiere. Carnivora. Inneres des Larynx von Chrysochloris. A und B. Inneres des Larynx von Erinaceus europaeus. Vestibulum laryngis von Cephalotes Peronüi. Vestibulum laryngis von Ursus ferox. Larynx cartilagineus von Ursus ferox. Tafel LXXI. Larynx von Ursus ferox. Tafel LXXI. Larynx cartilagineus von Gulo borealis. WVordere Fläche. Hintere Fläche desselben. t. Cartilago intermedia. Vestibulum laryngis von Paradoxurus Typus. Inneres des Larynx von Paradoxurus Typus. Vestibulum laryngis von Viverra Nasua. Tafel LXXIH. Larynx cartilagineus von Canis Lupus. Larynx cartilagineus von Canis domesticus. Inneres des Larynx von Canis domesticus. Inneres des Larynx von Felis Catus. Tafel LXXIV. Vestibulum laryngis von Felis Leo. Larynx carlilagineus von Felis Leo. Vestibulum laryngis von Felis Tigris. Larynx cartilagineus von Felis Tigris. Tafel LXXV. Larynx cartilagineus von Hyaena striata. Inneres des Larynx von Maustela Vison. Inneres des Larynx von Lutra vulgaris. Larynx cartilagineus von Phoca vitulina. Vestibulum laryngis eines grossen Exemplars von Phoca vitulina. Larynx cartilagineus desselben. 1760 Fig. LXXVII. LRXIX, LXXX. Fig... LXXXI. LXXXIL. LXXXII. EAXRIV. Fig. LXXXV. LXXXVI. Fig. LXXXVIl. LXXXVII. LXXXIX. XC. Fig... ; 2MXRCL. XCH. Fig... XCII. XCIV. XcV. C. Mayer, Wiederkäuer. Ruminantia. Tafel LXXVI. Larynx cartilagineus von Bos Taurus (Vitulus). Larynx cartilagineus von Ovis Aries. Vestibulum laryngis desselben. 24. Musculus pharyngo - cricoideus. Tafel LXXVM. Vestibulum laryngis von Capra Hircus. Inneres des Larynx von Capra Hircus. Inneres des Larynx von Cervus Capreolus, vorne geöffnet. 25. Kehlsack. Larynx cartilagineus von Cervus Elaphus. Tafel LXXVIM. Larynx cartilagineus von Camelus Dromedarius. Einhufer. Solidungula. Larynx cartilagineus von Eguus Caballus. Tafel LXXIX. Vestibulum laryngis von Equus Caballus (junges Thier). Inneres des Larynx von Eguus Caballus (junges Thier). Dieckhäuter. Larynx carlilagineus von Dicotyles torquatus. Inneres des Larynx von Dicotyles torquatus. Pachydermata. Tafel LXXX. Larynx cartilagineus von Sus Serofa. Hintere Fläche desselben. Tafel LXXXI. Vestibulum laryngis von Sus Serofa. Larynx cartilagineus von Elephas asiaticus. Inneres des Larynx von Elephas asiaticus. Vordere Fläche. u Fig.... XCVI. Larynx cartilagineus von Tapirus americanus. XCVI. Vestibulum laryngis desselben. XCVIH. Inneres des Larynx von Tapirus americanus. XCIX. Larynx carlilagineus von Delphinus Phocaena. Tafel LXXXM. emaiı::..: C. Vestibulum laryngis von Delphinus Phocaena, mas. CI. Vestibulum laryngis von Delphinus Phocaena, femina. Tafel LXXXIV. Fig. .... CH. Inneres des Larynx von demselben. CI. Stimmbänder im Innern des Larynx desselben. CIV. Larynx cartilagineus von Ceratodon Monoceros (ÜCeratodon). Tafel LXXXV. Be... CV. Bifurcatio tracheae bei'm Menschen. 27. Sattelknorpel. CVI. Bifureatio tracheae bei'm Menschen von Innen. CVIH. Knorpel in der Pars membranacea der Luftröhre vom Schweine. Grosse Vögel. Tafel LXXXVI. Fig.... CVII. Larynx cartilagineus von Strathio Camelus. x. Zunge der Vögel. CIX. Vestibulum laryngis von Struthio Camelus. CX. Vestibulum laryngis von Casuarius indicus. CXI. Larynx cartilagineus von Caswarius indicus. CXII. Vestibulum laryngis von Struthio Rhea. CXI. Cerebrum von Struthio Camelus. y. Glandula pinealis. Tafel LXXXVI. Fig.... CXIV. Vestibulum laryngis vom Neuholländischen Casuar. CXV. Vestibulum laryngis von Pelecanus Onoerotalus. z. Stimmleiste. Vol. XXIH. P. I. 36 über den Bau des Organes der Stimme. Tafel LXXXU. 1762 C. Mayer, Fig. ... CXVI. Larynx carlilagineus desselben. CXVNH. Vestibulum laryngis von Oygnus musicus. OXVMUI. Larynx cartilagineus desselben. CXIX. Larynx carlilagineus von Psittacus erythacus. Tafel LXXXVIH. Fig. ... CXX. Glandula thyreoidea von Crocodilus biporcalus. a. Glandula thyreoidea. b. b’. Glandula thymus. Unter b’ ist a verborgen. Tafel LXXXIX. Fig.... CXXI. Cartilagines arytaenoideae mammalium quorundam. 1:-—9. 2. Erklärung der Tafeln nach ihrer Folge. Tafel LXH. Fig. I. Homo vir. Fig. 2. Homo femina. Fig. 3. Simia Troglodytes. Fig. 4. S. Troglodytes. Fig. 5. S. Troglodytes. Tafel LXIH. Fig. 6. Simia Satyrus. Fig. 7. S. Satyrus. Fig. 8. S. Satyrus. Fig. 9. Hylobates leueiscu. Fig. 10. S. Sabaea.. Fig. Il. S. Sabaea. Fig. 12. S. Sabaea. Tafel LXIV. Fig. 13. Simia Sphinz. Fig. 14. S. Sphinz. Fig. 15. S. ursinus. Fig. 16. S. cynocephalus. Fig. 17. S. capueina. über den Bau des Organes der Stimme. 163 Tafel LXV. Fig. 18. Simia Seniculu. Fig. 19. Simia Satanas. Fig. 20. Simia Satanas. Fig. 21. Simia Belzebub. Tafel LXVI. Fig. 22. Hapale Rosalia. Fig. 23. Hapale Rosalia. Fig. 24. Ateles Paniscus. Fig. 25. Ateles Paniscus. Fig. 26. Halmaturus giganlteus. Fig. 27. Halmaturus giganteus. Fig. 28. Halmaturus giganteus. Tafel LXVI. Fig. 29. Phalangista Balantia. Fig. 30. Phalangista Balantia. Fig. 31. Phalangista lemurina. Fig. 32. Didelphis virginiana. Fig. 33. Didelphis vir- giniana. Fig. 34. Dasypus setosus. Fig. 35. Myrmecophaga jubata. Tafel LXVIN. Fig. 36. Myrmecophaga jubata. Fig. 37. Ornithorhynchus paradoxus. Fig. 38. Ornithorhynchus paradoxus. Fig. 39. Ornithorhynchus paradoxus. Fig. 40. Hydrochoerus. Fig. 41. Hydrochoerus. Fig. 42. Cavia Paca. Fig. 43. Cavia Paca. Tafel LXIX. Fig. 44. Hystrie cristata. Fig. 45. Hystrix eristata. Fig. 46. Castor Fiber. Fig. 47. Castor Fiber. Fig. 48. Arclomys Marmotta. Fig. 49. Arcto- mys Marmotta. Fig. 50. Lepus timidus. Fig. 51. Lepus timidus. Tafel LXX. Fig. 52. Lepus Cuniculus. Fig. 553. Chrysochloris capensis. Fig. 54. Erinaceus europaeus. Fig. 55. Cephalotes Peronü. Fig. 56. Ursus ferox. Fig. 57. Ursus ferox. Tafel LXXI. Fig. 58. Ursus ferox. Tafel LXXU. Fig. 59. Gulo borealis. Fig. 60. Gulo borealis. Fig. 61. Paradoxurus Typus. Fig. 62. Paradoxurus Typus. Fig. 63. Viverra Nasua. 1764 C. Mayer, ‚Tafel LXXIH. Fig. 64. Canis Lupus. Fig. 65. Canis domestieus. Fig. 66. Canis do- meslicus. Fig. 6%. Felis Catus. Tafel LXXIV. Fig. 68. Felis Leo. Fig. 69. Felis Leo. Fig. 70. Felis Tigris. Fig. 7!. Felis Tigris. Tafel LXXV. Fig. 72. Hyaena striata. Fig. 75. Mustela Vison. Fig. 74. Lutra vul- garis. Fig. 75. Phoca vitulina. Fig. 76. Phoca eitulina. Fig. 77. Phoca vitulina. Tafel LXXVI. Fig. 78. Bos Taurus (Vitulus). Fig. 19. Ovis Aries. Fig. 80. Ovis Aries. Tafel LXXVU. Fig. 81. Capra Hircus. Fig. 82. Capra Hircus. Fig. 83. Cervus Ca- preolus. Fig. 84. Cervus Elaphus. Tafel LAXVIM. Fig. 85. Camelus Dromedarius. Fig. 86. Equus Caballus. Tafel LXXIX. Fig. 87. Equus Caballus jw. Fig. 88. Equus Caballus ju. Fig. 89. Dicotyles torquatus. Fig. 90. Dicotyles torquatus. Tafel LXXX. Fig. 91. Sus Scrofa. Fig. 92. Sus Serofa. Tafel LXXXI. Fig. 93. Sus Serofa. Fig. 94. Elephas asiaticus. Fig. 95. Elephas asialicus. Tafel LXXXN. Fig. 96. Tapirus americanus. Fig. 97. Tapirus americanus. Fig. 98. Tapirus americanus. Fig. 99. Delphinus Phocaena. Tafel LXXXIU. Fig. 100. Delphinus Phocaena was. Fig. 101. Delphinus Phocaena fem. über den Bau des Organes der Stimme. 165 Tafel LXXXIV. Fig. 102. Delphinus Phocaena. Fig. 103. Delphinus Phocaena. Fig. 104. Monodon monoceros. Tafel LXXXV. ig. 105. Homo. Fig. 106. Homo. Fig. 107. Sus Serofa. = = Tafel LXXXVI. Fig. 108. Struthio Camelus. Fig. 109. Struthio Camelus. Fig. 110. Casuarius indieus. Fig. 111. Struthio Casuarius. Fig. 112. Struthio Rhea. Fig. 113. Struthio. Tafel LXXXVL. Fig. 114. Casuarius novae Hollandiae. Fig. 115. Pelecanus Onocrotalus. Fig. 116. Pelecanus Onocrotalus. Fig. 117. Cygnus musicus. Fig. I1S. Cygnus musicus. Fig. 119. Psittacus erythacus. \ Tafel LXXXVII. Fig. 120. Crocodilus biporcatus. Tafel LXXXIX Fig. 121. Cartilagines arytaenoideae. 766 ke 2. NN NSSNNN C. Mayer, über den Bau des Organes der Stimme. Verbesserungen. 7 v.u. statt: Coaita setze: .‚Coaita“ 10 v.u. statt: Ihr Kehlkopf hat die grösste Aehnlichkeit u. s. w., selze: „Der Kehlkopff der Känguruh’s hat die grösste Aehnlichkeit‘“ u. s. w. Z.1 v.u. statt: mittlern lese: „‚mittlere* A Z. 17 statt: bei den Affenweibchen der Papions und Paviane lese: „,‚bei den Schwanzaflen, 12 statt: die lese: „‚diese‘ den Papions und Pavianen“ .2 v.u. statt: inferioris et medii setze: „inferiorem et medium‘ . . 13 v.u. statt: musculum crico-arytaenoideum lateralem setze: musculum crico - arylae- noideum „poslicum et“ lateralem . 18 statt: auch setze: „selbst“ . 7 statt: endlich setze: „‚oder‘“ endlich . 16 statt: Knorpelchen lese: „Knorpel“ 9 v.u. setze man vor „Es“ u.s. w. 2). und .7 v.u. vor „An“ 3) . 10 setze statt: oder die Zunge „‚oder eigentlich die Zunge‘ %01.25.7.2. Tab.62. d Mm» Gbomo. Vie. $ - r 29 lodutes m / NER ) es EEE i 7 vl ) Ö. Jrogle Oyles. esle.dNv. Henry & Cohen iw.Benn .r W01.23.P.2. Tab.63. Sim: Saly rs. Fig g Sim: Saboew. aloe. Bertx del Lich. Inst dK il AedNvZenry &lohen 1 V01.23.2.2. >. 5 a E J untl f6) pP hin N. S am Arslnms . Sn Tab.64. Simua ey eephalus 5 Simia capu eıma. Luk. Jnstd KLCAcdNvEerrydlohen c.Eonn Vo1.23.P.2. Tab.65. I: mia Salanas. \N7 \ Sumia Satonas. Simia Sertzebub. Beraralbli del. Dit). Just. d.d24 HedNelerry KlohernanDsen Vol.23.P.2. Bergrath de. Halmel - N A 3 us an eus EEE « SAAL, 7 a ug iganl eus. Tab.66. 3 Vol.23.2.2. 'T'af.67. 5y30. ® BB. _ Den, g R alınyista Penner Fuydd, d Dergrath del. > Vol.23.0.2. Tab.68. ONE x hu nehus ara. J r 4, IS 4 38 . c T . %] Orsra Deren. I Sr) h ©, Biilort A ms re) c 2 0 Io < h ORLAUG. c Hertx. del Lith Insl.d, A 901.23.P.2. Kystria enslabx. FH. %) dyslzix rıslatı. Ü [8 Fepırs Umidus. Tab.69. 29 A xelo U, 2) Ma nrollua » Juy.dl. u N (0) S e hepus fi i1tir/tld, A) Dr Vo1.23.P.2. Taf.70. Drmareus 677 7) 113 Deus Omzeubas. Urs us fexox 2 Tin. Itwl.@ Alle. AN v Henry &lohew indem Vol23.P.2. Bergrabhı del ann Dt lee ms fe TOX. Tat. 74 Lüh./nst.d. WI.CHedN vHe uny Al vd 01.23.82 q NMive AHA NLAMÖAMAX. Taf.72. J lo bozexkis. [0 N} Ve u ars Fypus. Th Inst UK HK ENY Honry &lohen uw Bern Vol.25.P.2. 6 es Cab ‚5 Comis Domesticeus. Lıtk Inst d WLC Road N v.Henry 4 Coken in Box V0l.23.P.2. b Tat.TA. ig Bes Fand a . a . ’ \ - Felis eo Yelız Sigis.o. Dit. Inst. d.h blood. NV Henry dlohen inBown Herrin & Berarallı. del. ro Taraını AV Mustela Mison. ser lin nun. Fils. d er Hyaena shiialıx. Fig 6 „ Y A Hl Gola vulgarıs. " 7) ! 2 % hoc v Uulina; Mm) A b en ala nr. ıt. Mi dt Berarabirdel Dilh Inst.d ko Ad No llenry Blken urdorn Vol %3.P.?. Taf.76. Fig. 19. | Oo wo A xıes. & „7 ) lenrydloken ındorn De ngrall del. Ih. /nsl dh] Taf. it. %01:25.P.2. pro brreus 0. 38 Fat erry&lohken in Bonn, Lan . - a Ir wur IBireus -O. © Schlutter EBergrabe del ES = n Ballus.d. mim. I.) Ca eh ($ amd 5 = P} ni & 3 x KR REN S 5 5 S n = ER 2 > Volr2anPp29r Taf. 79. 0) yeotilelorquatue. S Aycotile lorqualtus , Sys CaBaPlus. juw. Lin. Insb.ER.1.0.Ro.d.Nv. Henry &Übhen in Bon. 7 917 d 01.252. Taf.50. Rn & ’ > > fe Sus Serofa. Sars Sexofa. ın. Av. nv. in. Berarath. del ’) N E D i ephas asıalıcus. Elebe las asialieus. 2 nagmit. mal, Bergratk del Dit önst a Ich KodeN u Honzy & kan at Arm V0o1.23.P.2. Tat.dR. u » a Sig . I6. BR [6 2”. N m. A. Sa Sry Nelphinus een) wun. d [ro O8 N « ig. ( IN (E E Sapı “UMS AINMEALCA UI. 7 ergrath del, Br V01.25.P.2. Taf.8 Fig . 100 . L Nelphinus phoccena fen. Lılh Inst. da Kl He. dN v He very Blohex vn. bonn Vo1.25.P.2. Taf. 84. Mo no don MONMOLEAVOG. Em.z.n. Honry det LitluInsbdEhl Re dN Henry & hen in Bonn Vo1.23.P.2. Ius Sc of u nach Di Et Inh Inst. 2 K2CAcd VıuHenny & Coren ın Bunz 1.253.P.2. ° Taf 86. Dsuchl;, Camelus. Gusuarius indious. Berry del Vo1.23.P.2. Taf 87. N] Ye fecınıus Onoc zotalus . Fig. Cyanus avundicrd. IE Du i Ssıllanıs ey Lxeus. ; R = Cygnus mMUsACcHO. Iıs1I.N y| Tulk. Irest.d. RLCte.d. Henry chen an Bonn Herr) del E : EREN re Vo1.23.P.2. Tab.88. Zieh. Inst.d KLCAHedN vKerry&loken in Bonn Vol. 23.R.2: Tab.89. 2 ; s Lentox Scnreulties R Ib omo A. & Sumıa. Ka Ver: Canıs domest. Cirmelus Meomedarıus. Eguus Bebahkıe E Sans VCH of ’ Delphun Als Phoe aenlsr. Cartilagın es ary Yaenordeae. Zith. Inst AMLCHeAN u Henry Eloheni BEITRÄGE ZUR PATHOLOGISCHEN ANATOMIE. VON Dr. E. A. MEINEL, PRAKT. ARZT UND SPITALARZT IN ROTH AM SAND. M.d. A.d.N. MIT EINER STEINDRUCKTAFEL. BEI DER AKADEMIE EINGEGANGEN DEN 27. JANUAR 1850. TOÄHTIIH. SWOTATA ZEHIEIDOLCHTE x i en au ’ CL K U a RT “AR WA Brom m TIaAIATITE AA TSÄR TARA - ee JAMATHIIROART2 Aa TIM ADUADUDAIR SINICTAAA Ha Tr EI. Cornu cutis. D:s Hauthorn, Dermatokeras, Cornu cutaneum, Ichthyosis cornigera ist oftmals schon beobachtet worden, trotzdem ist man über die Entstehung desselben noch lange nicht im Klaren. Robert Froriep ! hat in seinen chirurgischen Kupfertafeln eine vortreffliche Zusammenstellung einer grossen Anzahl bekannt gewordener Fälle, unter Hinweisung auf die Inaugural- Abhandlung von F. Ains- worth ®, gemacht und die mit einander über die Ursache der Hornaus- wüchse übereinstimmenden Schriftsteller verglichen. », Jos. Plenk ®, Lorry ®, Monteggia ® halten sie für warzenartige Produktionen; dahin dürfte auch die Beobachtung von Richter ” zu rechnen sein. | Lassus ®, Monteggia ”, Carradori !® und Andere halten Sauvages 1) Chirurgische Kupfertafeln. Heft 72. Taf. 143 u. 144. 2) Dissertatio inauguralis de cornuis humani corporis exerescentüs. Berolini 1836. 3) Nosolog. methodica. Tom. II. Pars II. p. 417. *) Doctrina de morbis cutaneis. Viennae 1776. p. 89. 5) De morbis cutaneis, übersetzt aus dem Lateinischen von Ch. F. Held. Leipzig 1779. Bd. II. p. 223. 6) Instituzioni chirurg. II. p. 79. 7) Journal für die Chirurgie, Geburtshülfe und gerichtliche Arzneikunde, herausgegeben von Just. Christ. Loder. Jena 1797. Bd. I. p. 441. 8) Pathol. chirurgicale. Paris 1817. Tom. I. p. 560. Dulıe, 10) Osservazione fisiologica sopra due corna umane. Prato 1799. Vol. XXIII. P. II. : 97 770 E. A. Meinel, sie für Hautverlängerungen, Home !), Piceinelli !'9, Meckel 9, A. Cooper '%, Ernst !” für Produktionen der Talggeschwülste, Voigtel !© als im Rete Malpighi ihren Sitz habend, und endlich Wil- lan !9, Portal !9, Schmidt !” und Andere hielten sie für Conere- tion des Hornstoffes. Ich muss hier eine Ansicht Velpeau’s einschalten, die derselbe am 13. August 1845 in seiner Klinik in der Charite zu Paris aussprach, und die ich damals in mein Diarium notirt habe. Es lag nämlich damals eine 76-jährige Frau auf seiner Abtheilung, die zwei Hornauswüchse an der innern Fläche des rechten Schenkels und einen an der innern Fläche des linken Schenkels trug; dieselben mochten jeder gegen einen halben Zoll lang sein. Velpeau hielt über diesen Fall klinischen Vor- trag und sprach seine Ansicht dahin aus,-dass derartige Auswüchse immer aus fungösem Gewebe wucherten und dass man die Krankheit nicht radi- kal heilen könne, wenn man nicht zugleich mit den Hörnern das Gewebe, auf dem sie fussen, entferne. Velpeau wollte an der eben erwähnten Frau diese Operation machen, allein dieselbe entfernte sich aus Furcht vor der Operation aus dem Spital, und so musste denn leider die genauere Untersuchung unterbleiben. Rokitansky °” nimmt an, dass das Cornu cutaneum aus einem cystenarlig entwickelten Hautfollikel herauswachse. Die Struktur ist eine 11) Philosophie, Transaet. 1791. V. 81. p. 9. 12) Sull’ origine e cura di une spre impropriamente chiamate corna umane. Bergamo 1816. p. 24. 59. 13) Archiv. Bd.I. 2. Heft. S. 301. — Handbuch der pathologischen Anatomie. II. S. 283. 14) Chirurgische Abhandlungen. II. 15 DZ Dissertatio de corneis humani corporis exerescentis.. Berolini 1819. p. 19. 16) Handbuch der pathologischen Anatomie. I. 8. 74. 17) Die Hautkrankheiten, aus dem. Engl. von Friese. Breslau 1803. II. S. 154. 18) Cours d’anatom. medic. IV. p. 387. 19) Dissertatio de Cutis morbis. Halae 1799. p. 20. 20) Handbuch der pathologischen Anatomie. Wien 1846. I. Bd. $. 291. Beiträge zur pathologischen Anatomie. 771 anscheinend faserige, die Verhornung der Zellen ausgezeichnet. Es sitzt auf follikelreichen und behaarten Stellen. Hören wir, was ein anderer Gewährsmann, J. Vogel ?V, ausspricht. Nach ihm entstehen die Verdiekungen der Oberhaut, die Schwielen, die Leichdorne, die hornartigen Auswüchse, indem bei vermehrter Neubildung von innen her die Abschilferung der äussern Schichten verringert, oder doch wenigstens nicht vermehrt ist, so dass also hier mehr Schichten von modificirten Zellen übereinander liegen, als im Normalzustande. Diese Verdickung betrifft vorzüglich die äussern festen Schichten. Bei den Hühneraugen sind diese verdickten äussern Schichten kreisförmig in den Papillarkörper der Cutis eingesenkt und verursachen auf diese Weise durch mechanischen Druck die bekannten Schmerzen. Nur bei grössern hornartigen Auswüchsen ist nicht bloss die feste Epidermoidalsubstanz, sondern auch des Rete Malpighi verdickt. Cruveilhier lässt die Hauthörner aus hypertrophischen Hautpapil- len entstehen, die sich aneinander legen sollen ®. Gurlt ®) nimmt an, dass die sogenannten Hauthörner wahrschein- lich immer aus Balggeschwülsten entstehen ; nach den bis jetzt gemachten Erfahrungen sei diese Annahme gerechiferligt. J. Rosenbaum °% entwickelt die in Rede stehende krankhafte Pro- duktivität der Haut folgendermaassen: „‚Nicht die Glandulae sebaceae, son- dern vielmehr die Haardrüsen geben den Boden der Hauthörner ab und (diese) sind sonach nichts Anderes, als degenerirteHaare. In den Haardrüsen 21) Handwörterbuch der Physiologie, mit Rücksicht auf physiologische Pathologie. In Verbin- dung mit mehreren Gelehrten herausgegeben von Dr. Rudolph Wagner. Bd. I. S. 818. Artikel: Gewebe in pathologischer Hinsicht. 22) Encyklopädie der gesammten Mediein, im Vereine mit mehreren Gelehrten herausgegeben von Carl Christian Schmidt. ?2te Ausgabe. Il. Band. S. 605. 23) Encyklopädisches Wörterbuch der medieinischen Wissenschaften. Berlin. Bd. XVII. S. 13. 24) Encyklopädie der gesammten Mediein u.s. w., von Carl Christian Schmidt. 2te Ausgabe. II. Bd. S. 605. * 172 E. A. Meinel, liegt nämlich die Tendenz zur hornartigen Bildung °°), derhypertrophische Haarkeim muss ganz die Beschaffenheit annehmen, wie sie das beginnende Horn zeigt, und diess erhält seine Scheide auf dieselbe Weise, wie sie das Haar hat. Da nun aber die Hautdrüsen in die Scheiden der Haare münden, mit ihnen einen gemeinschaftlichen Ausführungsgang haben, der nun von dem Horn verschlossen wird, so muss sich das Sebum in ihnen wie im Ausführungsgang anhäufen und eine Balggeschwulst bilden, die end- lich platzt und zum Theil ihren Inhalt entleert, worauf dann das Horn zu Tage tritt und erst von der Stelle an trocken wird, wo es nicht mehr von Sebum feucht erhalten wird. Vielleicht sprossen auch — fährt Rosen- baum weiter — aus einem solchen Haarbalge mehrere degenerirte Haare hervor und diese vereinigen sich dann, um das Horn zu bilden, wodurch sich die Angabe Gurlt’s erklären liesse, welcher bei einem Kinde fand, dass die innere Wand des Balges kleine haarförmige Fortsätze besass, um welche sich die Hornmasse erzeugte und mit andern solchen Hornfasern zu einem festen Horn vereinigt wurde.‘ Einen direkten Beweis für diese Ansicht findet Rosenbaum in einer Erfahrung Heusinger’s ®). Es bildet sich nämlich nicht selten ein runder Knoten, wenn man das Barthaar eines Hundes nahe an der Haut abschneidet, weil dann der Keim getroffen ist; schneidet man es dagegen 3-4 von der Haut entfernt ab, so erlei- det es an der abgeschnittenen Stelle keine Veränderung. Vieq d’Azyr ?9 beobachtete ein Horn in der Gegend des Joch- bogens in Folge wiederholter Verwundung mit dem Rasiermesser. Ein Fall von einem Hornauswuchs der Haut, bei dem die Ursache eine ähnliche war, wie in dem Falle Vieq d’Azyr’s, und der zugleich für die Ansicht von J. Rosenbaum spricht, kam mir zur Beobachtung; 25) Berzelius sagt in seiner Chemie (Bd. IV. S. 295), dass die Haare aus derselben che- mischen Materie, wie das Horn, bestehen. 26) Vergleichende Physiologie. S. 44. 27) Memoires de la societ€ de medecine. 1780. p. 494. Beiträge zur pathologischen Anatomie. 173 er ist zugleich von Interesse wegen des seltneren Vorkommens eines .Hauthorns auf der Nase. Die 43-jährige Frau Liepoldt von Roth am Sand, eine kräftige, gesund aussehende Frau, Mutter einer gesunden Tochter, consultirte mich wegen eines Auswuchses auf dem Nasenrücken, der dieselbe sehr ängst- lich und besorgt gemacht hatte. Sie trug nämlich in der Mitte des Nasenrückens, etwas gegen die Nasenspitze hin, einen nach abwärts sich biegenden, konischen, sehr spitzigen Hornauswuchs; derselbe mochte sechs Linien in der Länge messen und eine und eine halbe Linie im Durchmesser halten. Er war insoweit beweglich, als sich eben die Haut verschieben liess; sonst sass er fest und schmerzte wenig, wenn daran gezerrt wurde. Als Ursache seiner Entstehung erzählte mir die Frau Folgendes: Sie habe vor drei Monaten bemerkt, dass ein längeres Haar am Nasenrük- ken wachsen wolle; sie habe dasselbe einige Male ausgerissen, es sei aber immer wieder nachgewachsen, bis vor zwei Monaten dasselbe weggeblie- ben, statt dessen aber eine härtliche, warzige, unschmerzhafte Erhöhung entstanden sei, aus der sich in dem kurzen Zeitraum von nicht ganz zwei Monaten der eben beschriebene Hornauswuchs entwickelt hatte. Die Frau, die mich wegen ihres Uebels consultirt hatte, verstand sich gerne zur Entfernung des Hornes. Dieselbe gelang leicht mittelst einer Pincette, mit welcher der Auswuchs gefasst and durch rotirende Bewe- gung entfernt wurde. Aus der kleinen Höhle, in der das Horn gesessen hatte, flossen einige Tropfen Blutes. Die Untersuchung des Horns liess den Theil desselben, der mit der freien Luft in Kontakt gestanden war, gestreift und gefurcht erkennen. Ich wollte das Horn auseinander schneiden; es zerfiel dabei aber in meh- rere Stückchen, doch konnte man deutlich eine festere, härtere Schale und einen etwas weicheren Kern unterscheiden. Weitere Untersuchungen liessen sich mit den Stückchen nicht anstellen, weil sie zu klein waren, sie wurden daher verbrannt, wobei sich ein Geruch entwickelte, sehr 174 E. A. Meinel, ähnlich jenem, der entsteht, wenn Pferde in der Schmiede beschlagen werden. Die kleine Wunde war bald, vernarbt, allein schon nach drei Wochen zeigte sich’s, dass das alte Uebel wiederkommen werde. Man fühlte nämlich, sobald man über den Nasenrücken mit dem Finger herabfuhr, etwas Hartes hervorstehen. Nach zwölf Wochen war deutlich ein Horn- auswuchs zu erkennen, der jedoch noch sehr klein war; doch konnte er ebenfalls wieder mit der Pincette ausgezogen werden. Diesmal wurde die »kleine zurückgebliebene Höhle mit einem zuge- spitzten Höllensteingriffel cauterisirt. Seitdem sind nun eilf Monate ver- flossen, ohne dass das Horn wiedergekehrt wäre, oder dass sich auch nur eine Spur davon zeigte. Der vorstehende Fall bietet einige Momente, die für die Ansicht Rosenbaum’s sprechen. Zunächst erscheint evident, dass in unserem Falle die Krankheit ihren Sitz in einem Haarbalg hatte, und die Krankheit durch mehrfache Reizung desselben entstanden sei. Mechanischer Reiz wird fast von den meisten Beobachtern als Ursache von Hauthörnern angegeben, doch sollen dergleichen auch ange- boren vorkommen >», Auch in Folge allgemeiner innerer Dyskrasie und dadurch bewirkten Reizes entstehen Hauthörner: es sind dies dann viel- fach gespaltene, warzenförmige oder stachlich aussehende Hornmassen. Am häufigsten finden wir jedoch als Ursache Reizung bereits krankhafter Hautstellen oder Hautnarben von den Schriftstellern angegeben. Cra- veilhier, der bei mehreren Frauen Hörner an den innern Sehenkelflä- chen beobachtete, glubt, sie entstünden in Folge von Brandnarben, die durch den Gebrauch von Kohlpfannen entstanden sein sollen. 28) Giovanni di Muralto sah bei einer Mutter ein angebornes 4 Zoll langes Horn auf der rechten Schulter, und bei ihrem einen Kinde ein solches, ebenfalls angebornes, auf der rechten Seite des Kopfs, bei dem andern mitten auf der Brust (Piccinelli sull’ origine e cura di quelle escrescenze impropriamente chiamate corna umane. Bergamo 1816. p. 8). Beiträge zur pathologischen Anatomie. 775 Ueber den Sitz der Hauthörner geben folgende Fälle einigen Auf- schluss. Von 83 Beobachtungen geben den Sitz an am Kopf 26: Schenk, Bauhin, Vesling, Morgagni, Detharding, Bartholin, Lee, Norris, Howe, Parkinson, Dupre, Lambert, Majo- rat, Piccinelli, Caldani, Alibert, Meckel, Bertrand, Roots, Lamz- weerde, Pensa, Plönnies, A. Cooper,, Worthington, Goguelin, Bernstein; an der Stirn 9: Fabric. Hildanus, Dalechamp, Lanzoni, Vesling, Breschet, Cabral, Ansiaux, Dubois, Cloquet; an den Schläfen 2: Gastallier, Gregory; am Jochbogen 1: Vicq d’Azyr; im Gesichte (?) 3: Borelli, Riverius, Chavanne ; auf der Nase 2: Rochefort, E. A. Meinel; auf der Wange 3: Froriep, Hennig, Cruveilhier; .„ amKinn 1: Fabr. Hildanus; an der Schulter 3: Muralt, Dublanc, Cruveilhier; am Ellenbogen 1: Ash; . auf dem Handrücken 5: Otto, Ebers, Lorinser, Steinhausen, Wüstefeld ; auf dem Rücken 4: Avenzoar, Scaliger, Mannagetta, Charriere; auf dem Brustbeine 2: Rigal, Alibert; an der Eichel des Penis 7: Reghenelli, Boniolli, Caldani, Ebers, Richond des Brus, Breschet, Froriep ; an den Lenden und dem Oberschenkel 7: Dumonceau, Rochefort, Dublanc, Rigal, Carradori, Rayer, Cruveilhier, Velpeau; am Knie 2: Denis, Benedict; am Unterschenkel 1: Cruveilhier; am Fuss 3: Borelli, Lachmund, Gall; Die meisten Hauthörner sitzen sonach am Kopf, dann reihen sich an Stirn, Oberschenkel und Eichel des Penis, Handrücken,Rücken, Gesicht, Wange, 776 | E. A. Meinel, Schulter und Fuss, Schläfe, Nase, Knie und Brustbein, Jochbogen, Kinn, Ellbogen, Unterschenkel. . . II. Hernia ischiadica. Die Hernie des grossen Hüftbeinloches findet sich in der Literatur höchst selten beobachtet und aufgezeichnet. Haller ®®, Monro °), Papen, Bertrandi, Camper, Bose, Lassus ®®), Chopart ®®, Richerard ®, Schreger °%), Bezold und Porcyanko °°) haben sie gesehen und beschrieben. Ich beobachtete diese Hernie bei einem neugebornen Mädchen, das mit einer rundlichen, elastischen Geschwulst von der Grösse einer kleinen Mannsfaust, die vom Kreuzbein gegen die rechten Gesässmuskeln und nach abwärts gegen das Perinaeum sich ausbreitete, zur Welt gebracht worden war. Nach einem Probe -Einstich mit dem Trocart explorateur entleerie sich eine dünnflüssige, gelbliche, helle Flüssigkeit. Nach Erweiterung der Stichwunde enleerten sich acht Unzen desselben Flui- dums. Die Höhle war mit einer glatten Membran ausgekleidet, die Bek- kenknochen erschienen normal; gegen die untere Seite der Geschwulst, gegen den hintern Sitzbeinausschnitt, fand sich eine Darmschlinge. Bei’m Druck auf den Darm gingen durch den After Flatus ab. und es wurden Darmeontente entleert. 29) Element. Phys. Tom. VII. p. 305. Phil. Trans. N. 411. 30) Morb. anatom. of the gullet. $S. 390. 31) Ueber die Ursache, Erkenntniss und Behandlung der Brüche am Becken und Bauche, ausser der Nabel- und Leistengegend. Frankfurt a.M. 1811. 32) Anleitung zur Kenntniss aller chirurgischen Krankheiten. II. Bd. S. 392. 33) Nosograph. chirurgicale. - 3%) Chirurgische Versuche. II. Bd. S. 164. 35) Collectanea medico-chirurgica Caesareae Academiae medico-chirurgicae cura et impensis edita. Vol. I. Vilnae 4838. Beiträge zur pathologischen Anatomie. | 777 Nach 16 Tagen starb das Kind unter den Erscheinungen von Darm- enizündung. Es wurde mir gestattet, den Unterleib des Kindes zu öffnen, so dass ich Folgendes genau constaliren konnte. Zuerst wurde die Kyste am Gesässe nach ihrem ganzen Umfange gespalten. Es hatte sich in derselben bereits wieder einige Flüssigkeit von dem oben beschriebenen Aussehen angesammelt. Die die Kyste bildende Membran war fest mit den umgebenden Muskelpartieen verwach- sen und für sich abgeschlossen. Die Muskeln waren durch die Ausdeh- nung der Geschwulst sehr bedeutend auseinander gezerrt und verdünnt. Am Grunde des Sacks, in denselben hineinragend, sah man eine neue Geschwulst von der Grösse eines Hühnerei’s, in welcher man bei der Untersuchung mit den Fingern deutlich eine Darmschlinge erkennen konnte. Nachdem ich die den Tumor auskleidende Membran getrennt hatte, fand ich den Bruchsack, welcher, mit der Membran verwachsen, zugleich mit dem Einschnitt in dieselbe getrennt worden war. Es flossen einige Tropfen einer stinkenden Flüssigkeit aus. Ich konnte nur das Darmstück selbst erkennen; es hatte eine Länge von 27, Zoll, war livid gefärbt und mit Exsudatfetzen bedeckt, die sich indess leicht von demsel- ben abziehen liessen. Um die Unterleibshöhle zu untersuchen, wurden die Bauchdecken zurückgeschlagen, wobei sich in keiner Weise eine abnorme Lage irgend eines Baucheingeweides fand. Die Darmschlingen wurden vorsichtig aus dem Becken hervorgezogen und es fand sich, dass eine Schlinge des lleums den Vorfall bildete. Der Darm auf- und abwärts, von dem vorgefallenen Theile in einer Ausdehnung von 2-3 Zoll, war ebenfalls mit zahlreichen Gefässen durchzogen, livid gefärbt und an die nächstgelegenen umgebenden Partieen angelöthet. Um genau die Bruchpforte untersuchen zu können, wurden die Ein- seweide aus der Beckenhöhle entfernt. Die Bruchsacköffnung fand sich entsprechend der rechten Ineisura ischiadica im Beckengrunde, ein Finger konnte bequem durch dieselbe dringen. Der Rand der Exeisura ischia- dica konnte deutlich gefühlt werden, ebense das Ligamentum sacro-ischia- Vol. XXIII. P. II. 95 17718 E. A. Meinel, dieum. Der Vorfall hatte sich auf dem Musculus pyriformis den Weg aus dem Becken gebahnt. Die umgebenden Knochen und Weichtheile waren ohne Veränderung, nur waren die Fascia pelvis und das Peritonaeum durch die Ineisura ischiadica gedrängt, welche mit der die Kyste auskleidenden Membran verwachsen war. Am Unterleib sonst nichts Abnormes. HIE. Fehlen der Mittelhandknochen des Mittelfingers der rechten und linken Hand bei einem 415-jährigen Knaben. Tafel XC. Fig. I. und 1. Nach Ried °% wurde von den früheren Wundärzten bei Krankhei- ten, die die Exstirpation der Mittelhandknochen indieirten, die Exartikula- tion desselben zugleich mit dem von ihm getragenen Finger geübt. Troccon ° war 1816 der erste, der zur Erhaltung des entsprechenden Fingers die alleinige Exstirpation des treffenden Mittelhandknochens vor- schlug. Roux °® führte diese Operation 1821 zuerst aus, nach ihm Blandin °”, v. Walther, Langenbeck ®), Dietz und Jäger ®), Es sind, wie wir sehen, der Fälle so wenige, dass man zu der Ansicht gezwungen wird, die Operation werde aus Furcht vor einem ungünstigen Erfolge so wenig geübt. Der folgende, in pathologisch-anatomischer Beziehung so seltene Fall gibt zugleich Aufschluss für die Erfolge der erwähnten Operation. 36) Die Resektionen der Knochen, mit besonderer Berücksichtigung der von Dr. Michael Jäger, Professor der Chirurgie, ausgeführten derartigen Operationen. Nürnberg 1847. 37) Amput. part. de la main. 38) Velpeau, medec. operat. Tom. II. p. 685. 3%) Anatom. Tom. I. p. 458. Gaz. des höpit. 1840. p. 590. #0) Schmidt’s Jahrbücher. Bd. I. S. 115. 21) Ried, die Resektionen u. s. w. Beiträge zur pathologischen Anatomie. 179 Georg Philipp Brandes von Roth am Sand, 15 Jahre alt, ist von ganz gesunden, jetzt noch in hohem Alter lebenden Eltern erzeugt. In den ersten Jahren seines Lebens hatte er häufig an Augenentzündungen gelitten, sonst sind weder ihm, noch seiner Mutter, Krankheiten bekannt, von denen er befallen gewesen wäre. Mit seinem sechsten Lebensjahre bildeten sich an mehreren Stellen des Körpers Abscesse, die man aus Furcht vor dem Messer sich selbst überliess. Dieselben entleerten gewöhnlich ziemlich viel Eiter. Aus einem dieser Eitergeschwülste am rechten Ellbogengelenk wurden zuerst mehrere Knochenstückchen ent- leert. Nach den vorgezeigten Knochenresten war es die Epiphyse des Oberarms, die hier durch den Abscess ausgestossen wurde. Der Arm kann nicht gestreckt werden, sondern ist fast in einen rechten Winkel gestellt; einige Beugung ist möglich, doch ist sie sehr gering. Im Carpus der linken Hand fehlt das Os capitatum, welches durch einen später entstandenen Abscess ausgestossen worden war. Die Höhle erscheint theilweise durch Knochenneubildung ausgefüllt. Der Mittelhandknochen des linken Mittelfingers ist ganz ausgestossen und der Finger mit seinen Phalangen in seine Stelle eingerückt, so dass er um zwei Phalangen kürzer erscheint, als die übrigen Finger '?). Vom Handrücken aus gesehen, bildet der Finger nach auswärts eine leichte Erhöhung. Das Nagelglied ist ein wenig nach vorwärts gebeugt. Streckt man dasselbe — welche Bewegung auch ohne Beihülfe ausgeführt wer- den kann — so fällt es immer wieder nach vorwärts. Es besteht ein Ueberwiegen der Beuge- gegen die Strecksehne. Von der Handfläche aus gesehen, bezeichnet die Stelle des früheren Mittelhandknochens des Mittelfingers eine tiefe Furche, die eine leicht nach einwärts gekrümmte Richtung hat. Willkürliche Beugung des Fin- gers ist nicht möglich. 42) Fig. I. der beigefügten Zeichnung. 780 E. A. Meinel, An der rechten Hand ist ebenfalls der Mittelhandknochen des Mittel- fingers ausgestossen. Eine zusammengezogene, nicht sehr bedeutende Hautnarbe bezeichnet die Stelle des früheren Abscesses. Auch hier ist der Finger an die Stelle des früheren Mittelhandknochens getreten ®), doch steht er um ein Geringes höher, als an der linken Hand. An diesem Finger ist das Strek- und Beugevermögen vollständig unbehindert. Bis zum zwölften Lebensjahre hatte der Knabe eiternde Fistelgänge, ist nun jedoch vollkommen gesund. Kunsthülfe wurde nicht angewendet. Der Junge ist Drahtzieherlehrling, und kann alle Arbeiten, die mit- unter nicht ohne geringe Anstrengung sind, verrichten. Früher war der- selbe zum Tabakspinnen verwendet worden, welche Arbeit er ebenso ohne Anstand besorgen konnte. Er war zu einem andern Geschäfte bloss wegen der häufigern Nachfrage nach Arbeitern verwendet worden. Zwei Fälle von Bildungshemmung. EI. Hrismangel. Anton Gescheidt %, Heinrich Eisenach ®), Heinrich v. Escher °% und Gutbier * haben den Irismangel in ihren Inaugu- ral- Abhandlungen ausführlicher besprochen, so dass ihnen die Wissen- schaft für ihre Mittheilungen Dank wissen muss. Der angeborne theilweise Mangel der Regenbogenhaut ist häufiger beobachtet worden, wenn auch nicht geläugnet werden kann, 23) Fig. II. der beigegebenen Zeichnung. #4) De Colobomate Iridis. Dissertatio inauguralis medica. Lipsiae 1831. 45) Dissertatio inauguralis sistens observalionem Irideremiae parlialis, nec non vis vitae mater- nae in commultaltionem foetus humani. Cassellis 1836. 26) Inaugural- Abhandlung über den angebornen gänzlichen und theilweisen Mangel der Iris, besonders über das Coloboma iridis. Erlangen 1830. 27) Dissertatio de irideremia seu defectu iridis congenito. Goth. 1843. Beiträge zur pathologischen Anatomie. 781 dass manche Fälle hieher gerechnet werden, die wahrscheinlich erst spä- ter durch äussere Einwirkungen entstanden und deshalb der Irido- dialysis traumatica zuzuzählen sind. Manche Abbildungen scheinen diese Ansicht zu rechtfertigen. Der angeborne vollständige Mangel der Iris ist Gegenstand seltener Beobachtung. Bei möglichst genauer Durchforschung der mir zugänglichen Literatur fanden sich folgende Fälle: Der erste Fall wurde von Klinkosch *® beschrieben, allein er ist mit mancherlei Fehlern des Körpers, namentlich mit mangelhafter Ent- wicklung des Schädels überhaupt verbunden, so dass er nicht wohl zu jenen Fällen zu rechnen ist, wo der angeborne Irismangel mit gleichzeitiger normaler Gestaltung des übrigen Körpers vorkommt. Alex. Morisson * beobachtete an dem dreijährigen Sohne eines Sattlers zwei grosse unbewegliche helle Pupillen, hinter denen der Grund so erleuchtet war, dass man die röthlich - gefärbte Chorioidea übersehen konnte. Grelles Licht schmerzte die Augen, ein mässiges durchaus nicht; im Dunkeln glänzten sie. Grössere Gegenstände erkannte der Knabe, kleinere nicht. Bei genauerer Untersuchung war nicht die geringste Spur einer Regenbogenhaut an ihnen zu finden, so dass die Pupillen den ganzen Umfang der Hornhaut bis zur Scelerotica einnahmen. Baratta °D beobachtete die Irideremia an einem 22-jährigen Manne, der sehr über Schwäche der Augen klagte, die von Jugend auf bemerkbar war; in der Nähe sah er etwas besser. Bei Untersuchung der Augen bemerkte Baratta keine Regenbogenhäute, so dass der Grund 48) Programma, quo sect. et demonstr. iridis etc. Prag. 1766. 49) Nouveau Journal de Medecine. Tom. VI. Oct. p. 105. — v. Gräfe und v. Walther, Journal für Chirurgie und Augenheilkunde. Bd. I. St. II. S. 381. 50) Osservaz. pratiche sulle principali maladie degli occhi. Milano 1818. Bd. I. — Praktische Beobachtungen über die vorzüglichsten Augenkrankheiten. Aus d. Ital. übers. von Görtz. Leipzig 1822. Th. IL. S. 211. 182 E. A. Meinel, des Auges schwarz erschien. Die Linse des rechten Auges war verdun- kelt und zitterte bei jeder Bewegung. Im linken Auge war Linse und Kapsel verdunkelt, doch sassen beide fest; da ein linienbreiter Ring im Umfange des Staares frei war, konnte der Mensch recht gut sehen. Dzondi und Behr °» beobachteten den Mangel der Regenbogen- haut bei der Demoiselle Letzius von Babenstädt. „Das Frauenzimmer war, als Behr es sah, 47 Jahre alt und gehörig menstruirt, war in der Kindheit immer gesund und konnte bei ihren ange- bornen Augenfehlern die feinsten Arbeiten machen. Nach leidenschaft- lichem Tanzen im zwanzigsten Jahre bekam sie entzündete Augen, zu deren Heilung nichts versucht wurde, und seit dieser Zeit eine noch jetzt stattfindende Verdunklung der vordern Linsenkapsel des linken Auges.‘ Pönitz °2 in Dresden sah den Irismangel an einem 17 -jährigen Mädchen. Bis in’s 15te Jahr hatte dieses Mädchen ein vollkommen gutes Gesicht, ging in die Schule und lernte lesen und schreiben. Die Mutter wollte sich an einem Manne mit grosser Brille versehen haben. Später trat Verdunklung der Linse ein, weshalb Pönitz die Zerstückelung machte. Behr °®) sah bei einem Knaben diese Bildungshemmung. Das Kind zeigte grosse Lichtscheu und hatte zwei grosse, schwarze Pupillen. Die Mutter hatte normale Augen. Lusardi und Henzschel beobachteten den angebornen Irisman- gel ebenfalls; ersterer 3- und letzterer 4 mal. 51) Rust’s Magazin für die gesammte Heilkunde. Bd. VI. St. I. S. 33. 1819. — Littera- rische Annalen der gesammten Heilkunde. In Verbindung mit mehreren Gelehrten heraus- gegeben von Dr. Just. Friedr. Carl Hecker. V. Jahrg. 1829. April. S. 358 u. 395. Zeitschrift für Natur- und Heilkunde. Dresden. Bd. I. St. 2. S. 214. 53) Hecker’s Annalen u.s.w. Sehe oben. — Dieser Fall scheint derselbe zu sein, den 52 De v. Escher in Rust's Magazin, als von einem Ungenannten erzählt, anführt. Einige Auf- klärung bierüber gibt Behr’s Artikel. Es heisst S. 392: „‚Zu dieser Zeit (1827) schrieb ich meinem Freunde Casper eine kurze Notiz über diese Augen, die dieser auch in Rust’s und meinem Magazin mittheilte.“* : Beiträge zur pathologischen Anatomie. 183 Jäger sah den angebornen Irismangel an einem 18-jährigen Mäd- chen von zarter Haut und röthlichen Haaren. Die Augenlidspalten sind sehr enge. Es besteht Lichtscheu und rasches Bewegen der Bulbi. Der Querdurchmesser der Hornhaut ist kleiner als der Längendurchmesser. Die Hornhaut ist ohne Flecken. Die Pupillen glänzen in der Tiefe einem Rubin ähnlich. Sehvermögen gut. Gutbier °® beobachtete den Irismangel erblich. Christian Kehl zu Gravenrode im Thüringer-Walde, der Sohn gesunder Eltern, war von acht Brüdern der einzige und, so viel die Familie weiss, der erste. Er zeugte acht Kinder, von denen drei Knaben an demselben Uebel litten. Dem ältesten der letzteren wurden von einer gesunden Frau vier, im Jahre 1834 noch lebende, Söhne geboren, denen sämmtlich, mit Ausnahme des zweiten Bruders, in dessen Auge sich wenigstens ein Segment der Iris befand, die Iris fehlte. Der erwähnte zweite Bruder hatte einen ebenfalls um diese Zeit noch lebenden Sohn, dessen Augen, wie die seiner Kinder, normal waren. Der dritte Sohn starb wenige Tage nach der Geburt. Der älteste von den lebenden Söh- nen zeugte, obgleich er jenen erblichen Fehler hatte, mit einer gesunden Frau einen wohlgebildeten Knaben. Der Bruder dessen, der das Iris- segment besitzt, hatte einen ganz gesunden Knaben und ein in der Däm- merung hell und deutlich sehendes Mädchen, ohne Iris. Der dritte Bru- der hatte von seiner Frau, einer Epileptica, eine Tochter, die an dem in Rede stehenden Fehler und steter Beweglichkeit des Bulbus litt, und ein missgestaltetes Kind. Der vierte Bruder war Vater eines gesunden Kna- ben. Vom Ciliarkörper, oder von Gefässen der Chorioidea, war bei diesen Personen durchaus nichts zu sehen; das Tiefe der Augen war braun oder blauschwarz; einen rothen Schein in der Tiefe konnte man nicht wahrneh- men. Stärkeres, auf die Augen einwirkendes, Licht machte einige Beschwerden. Uebrigens konnten die mit Irismangel Behafteten in der SS)P17.C. 184 E. A. Meinel; Nähe gut, weniger gut in die Ferne sehen. Die oberen Augenlider deckten die Hornhaut mehr als zur Hälfte, und die unteren standen den oberen so nahe, dass das Licht nur durch eine Spalte von 17, -2% Breite eintreten konnte. Hieher gehört auch der Fall von Stöber °). . Er beobachtete den Mangel der Iris bei einem Kinde, dessen Vater an demselben Gebre- chen litt. Roux und Velpeau sollen die Irideremie ebenfalls beobachtet haben, doch fehlen genauere Daten. Rau °% von Bern sah einen Mann von 32 Jahren, bei dem die Regenbogenhaut des rechten Auges gänzlich fehlte. Zugleich bestand in diesem Auge ein Kapsellinsenstaar, der der Hornhaut sehr nahe lag, gleichsam frei im Centrum schwebte, bei der geringsten Bewegung des Kopfes fibrirte und sich ganz scharf an dem röthlich-schwarzen Hinter- grunde abgrenzte. Bei seiner Beleuchtung wurde die Färbung des Hin- tergrundes mehr röthlich, ohne indessen den mehrfach beobachteten rothen Schimmer zu zeigen. Von Kindheit an sah der Mann mit beiden Augen so gut, dass er lesen und schreiben lernte, war aber stets bei starker Beleuchtung sehr geblendet. Das Innere des linken Auges konnte wegen gänzlicher Trübung der Hornhaut in Folge einer früheren Staaroperation auf diesem Auge nicht untersucht werden. Melicher’s °) Fall dürfte auch hierher zu rechnen sein. Er fand bei einem an Scrofulosis erethica leidenden Knaben folgenden Zustand: Die Augenbrauen, sowie die Cilien, waren braun, letztere bedeutend lang und nach aussen gekrümmt, die Augenlidspalte normal, die Augäpfel 55) Annal. d’Oculist. 1846. Juin. — Neue med.-chirurg. Zeitschrift von G. L. Ditterich. Bd. I. 1847. 56) Ammon’s Monatsschrift. II. Bd. Heft 1. S. 56-69. — Kleinert’s Repertorium der gesammten deutschen medicinischen Journalistik, fortgesetzt von Neumeister in Leip- zig. II. Dec. Neue Folge. V. Jahrg. Novemberheft. S. 54. °7) Oesterreich. medic. Wochenschrift. 1845. Nr. 47. Beiträge zur pathologischen Anatomie. 785 mässig' gross, etwas tiefer als gewöhnlich in der Orbita gelagert; die Bewegungen der Augen sind träge, die Sclerotica schwach bläulich-weiss, die Cornea etwas getrübt, und hinter derselben bemerkt man keine Iris, nur an der äussersten Peripherie und zwar gegen den äussern Rand der Cornea, in der Breite kaum einer halben Linie, ist die Iris angedeutet; hier sieht man dieselbe jedoch bei einer Anschauung des Auges von der Seite als einen hellglänzenden, gelblichen, halbmondförmigen Streifen (gerade wie bei einem Katzenauge); gegen den innern Rand der Cornea kann man gar keinen Irisrand wahrnehmen. Die ganze, dem Umfange der Hornhaut entsprechende, hintere Fläche ist schwarzblau von der durchscheinenden Chorioidea. Der Kleine ist gegen das Licht etwas empfindlich, jedoch erkennt er mit beiden Augen die Gegenstände gut. Gegen die Sonne und auch glänzende Gegenstände kann er sehen, richtet jedoch gegen dieselben entweder nur ein Auge und schliesst das andere, oder es wer- den die Augenlider stark einander genähert. Fallen grelle Lichtstrahlen in die Augen, so bemerkt man in einer Entfernung von 1/, Wien. Klafter, dass die ganze sichtbare Chorioidea karminroth oder wie ein Rubin leuchtet. Der Knabe soll einige Male an Augenentzündungen gelitien haben. Auch ich hatte das Glück, am 29. September 1845 in Paris einen Fall der Art zu beobachten, den mir ein eigner Zufall in die Hände führte. Ich war nämlich bei einem Bekannten auf dem Place de l’ecole de Mede- eine, als eine Bäuerin mit einem Knaben in den Laden trat, um sich nach etwas zu erkundigen. Indem dieselbe erzählte, dass ihr Sohn an den Augen leide, wurde ich auf das Kind aufmerksam und fand bei der Unter- suchung folgenden äusserst interessanten Zustand: Ein für sein Alter ziemlich entwickelter, gut genährter Knabe von 9 Jahren, ist das Kind gesunder Eltern, eines Bauern aus der Nähe von Paris. Seine Haare sind braun, die Augenbrauen stark entwickelt, die Augenlidspalte ist weit geschlitzt. Beide Bulbi sind gehörig entwickelt und befinden sich in fortwährender Bewegung. Das rechte Auge zeigt Vol. XXI. P. I. 99 786 E. A. Meinel, eine ungemein grosse, sehr erweiterte Pupille. Die Regenbogenhaut lässt sich nur als ein ganz schmaler, schwarzer Streifen erkennen, doch war derselbe durchaus unbeweglich. Die Pupille selbst ist rein, und es liess sich in keiner Weise eine Degeneration des Linsensystems erkennen. Trotzdem scheint der Knabe nur schwaches Sehvermögen auf diesem Auge zu besitzen, was sich jedoch mit Gewissheit wegen des noch wenig vor- gerückten Alters des Knaben nicht bestimmen lässt. Das andere, linke Auge lässt auch nicht eine Spur von Iris erkennen. Wenn auch die Hornhaut ganz leicht getrübt ist, so kann man doch tief in das Innere des Auges sehen. Der Grund des Auges erscheint tief roth, wie mit Karmin gefärbt. Die Hornhaut ist in schiefer Richtung — von innen und oben nach unten und aussen — verzogen, so dass sie keine regelmässige, rundliche Form hat. Es besteht einiges Sehvermö- gen auf diesem Auge, denn, wenn man ‚gegen das Auge mit dem Finger droht, als wolle man die Cornea berühren, so schliessen sich die Augenlider. Ausserdem zeigte das Kind auf beiden Augen sehr grosse Empfind- lichkeit und Reizbarkeit gegen das Licht, was die Untersuchung erschwerte. Die Mutter versicherte mir, dass in ihrer Familie weder von väterli- cher noch von mülterlicher Seite ein ähnlicher Fall existire. Folgende Momente lassen sich aus den beobachteten Fällen als cha- rakteristisch für den angebornen totalen Irismangel ziehen: Gewöhnlich sind beide Augen ohne Iris, doch kann auf dem einen angeborne Mydriasis bestehen, während das andere ohne Regenbogenhaut ist. Es sind Fälle vorhanden, die nachweisen, dass die Irideremia erblich sein kann. Das innere Auge zeigt einen matten, schwarzblauen, schwar- zen, zuweilen röthlich, wie Rubin glänzenden Grund. Glanz der Augen bei Nacht wird nur von sehr wenigen Beobachtern referirt. Die Augen- lidspalten sind weit geschlitzt, die Cilien sehr entwickelt. Die Augen zeigen meist grosse Unruhe, es ist Lichtscheu vorhanden, und in der Beiträge zur pathologischen Anatomie. 17187 Mehrzahl der Fälle das Sehvermögen gemindert. Das Linsensystem ist sehr häufig verdunkelt. TI. Fistula colli congenita. Die angebornen Halsfisteln entstehen durch eine Hemmung der Rück- bildung von Kiemenspalten, die am Ende des ersten Monats bei’'m Embryo zu drei auf jeder Seite des Halses sich finden. Unter Obliteration der Kiemenarterien schliessen sich jene Spalten, und nur durch ausnahmswei- ses Offenbleiben werden Missbildungen gesetzt, die man mit dem obigen Namen bezeichnet hat ®), Es sind diese Fisteln entweder vollkommene, d.h. solche, deren äussere Oeffnung sich an der Haut des Halses, deren innere sich im Schlunde oder in der Luftröhre befindet, oder unvollkommene, wo nur nach aussen oder nach innen die Oeffnung stattfindet. Nach den wenigen Beobachtungen, die bis jetzt die Wissenschaft besitzt, sitzen die meisten angebornen Halsfisteln auf der rechten Seite des Halses, seltener auf der linken, zuweilen auf beiden zugleich; am sel- tensten jedoch in der Mittellinie des Halses. Es erscheint daher der folgende Fall der Mittheilung nicht unwerth, zumal sich aus demselben ergibt, dass während des Lebens noch eine Rückbildung’ der angebornen Halsfistel stattfinden könne. Frau Trübel von Roth am Sand, 34 Jahre alt, wohlgebildet, trägt in der Mittellinie des Halses einen halben Zoll über dem obern Rand des Brustbeines eine kleine Oeffnung, durch die das Köpfchen einer Hohlsonde recht leicht eindringen kann. Aus derselben entleert sich von Zeit zu Zeit — des Tags über mehrere Male — ein Tropfen hellgelber Flüssig- 58) Laschka, über Fistula colli congenita, im Archiv für physiol. Heilkunde von Griesinger. VII. Jahrg. 1. Heft. 1848. 188 E. A. Meinel, Beiträge zur pathologischen Anatomie. keit; auch Druck kann eine Entleerung bewirken. Wenn man mit der Sonde untersucht, so gelangt man mit derselben rechts nach aufwärts und nach aussen, ohne jedoch den ganzen Verlauf der Fistel verfolgen zu können. Die Untersuchung schmerzt nicht. Die Frau erzählt, dass in ihrer Familie'dieses Leiden nicht bestanden habe, — auch ihre Kinder sind davon frei, — sie selbst sei von Geburt an damit behaftet, es müsse aber in früherer Zeit bedeutender gewesen sein, da der Frau von ihren Eltern erzählt wurde, dass in den ersten Lebens- jahren Speisen durch diese Oeffnung abgegangen seien. Es scheint sonach in unserm Falle die Fistel mit dem Oesophagus in Verbindung zu stehen und mit der Zeit sich verkleinert zu haben, da jetzt aus derselben nichts weiter als die erwähnte Flüssigkeit sich entleert. Beschwerden empfindet die Frau durchaus nicht. Vol. 25.2.2. Tar.90. Ardor del Zılle Ins dKRLCHedN vlerny &lohen ir.Bonn ÜBER EINIGE ERSUHEINUNGEN AN KALKSPATIIFORNEN. VON Dr. E. F. GLOCKER, M. d. A.d.N. MIT 2 STEINDRUCKTAFELN. DER AKADEMIE ÜBERGEBEN DEN 1. DECEMBER 1851. Fa Ana ; ANHAKOTHTA TALIL 1 u A ENGE R Ya ADORR AM u ee "MER DN - 3% AATTATNDUTRENATE & TE ‚ea HAIMaDAa ‚Mad VRESDRAED TIME ac - ' R I. Halkspath von Leuthen bei Landeck in Schlesien. Aut dem hauptsächlich aus Gneiss bestehenden Grenzgebirge zwischen der Grafschaft Glatz und dem österreichischen Antheile von Schlesien ist an einer hervorragenden Bergkuppe, dem sogenannten Lerchenberge, /, Stunde oberhalb dem glätzischen Dorfe Leuthen und %, Stunde von dem österreichischen Dorfe Krautenwalde, in welchem sich das österreichische Grenzzollamt befindet, ungefähr 7, Stunden von Landeck entfernt, im Anfang des Jahres 1851 ein Lager von krystallinisch-körnigem Kalkstein durch einen kleinen Bruch aufgedeckt worden. Der Kalkstein dieses Lagers ist klein- bis feinkörnig, von hell-aschgrauer und weisslich-grauer Farbe, welche stellenweise mit kleinen, von Eisenoxydhydrat herrühren- den gelblichbraunen Flecken abwechselt, und enthält hin und wieder klei- nere und grössere unregelmässige Einmengungen von meistens unreinem, mehr oder weniger thonigem Graphit, welcher an sich matt oder schwach schimmernd, im Siriche aber glänzend ist. *) In diesem Kalkstein befin- det sich ein ziemlich mächtiger Gang von ungemein schönem vollkom- men- und geradstängligem gemeinem blättrigem Kalk- spath, grösstentheils von rein weisser Farbe oder wasserhell, zum Theil aber auch blass-graulichgelb, dabei theils stark durchscheinend oder halb- durchsichtig, theils vollkommen durchsichtig. *) In der Nähe des erwähnten Bruches, unterhalb dem Abhange des Lerchenberges, ist vor Kurzem auch Graphitschiefer in Begleitung von Gelbeisenocher erschürft worden. 192 E. F. Glocker, Man pflegt gewöhnlich die stänglige Absonderung *) des Kalkspaths, sowie auch anderer Mineralien, durch die Annahme einer Ver- bindung krystallinischer Individuen von prismatischer Form zu erklären. Allein die stänglige Bildung weist zuweilen auch auf lange spitz- rhomboedrische Krystallformen hin, wie dieses unter andern bei dem Kalkspath von Leuthen der Fall ist. Die stängligen Stücke, welche man zunächst bei’m Zerschlagen oder Zerbrechen dieses Kalkspathes erhält, sind sehr spitz-keilförmig und bestehen selbst wieder aus einer Menge dünnerer Stängel, welche die Form ungemein spitzer Rhomboeder, wenn auch gewöhnlich undeutlich, an sich tragen. Die grösseren Stän- gel lösen sich sehr leicht, oft schon durch einen blossen Druck der Hand, von einander ab, die kleineren aber, welche in jenen enthalten sind, mei- stens nur schwierig. Manche dieser Stängel haben tiefe Furchen und mehr oder weniger stark hervorragende Kanten, welche letzteren den dünneren Stängeln angehören, in welche 'sich die grösseren theilen las- lassen. Andere Stängel zeigen mehr oder weniger breite Ebenen, wel- che mit Krystallflächen Aehnlichkeit haben, aber nur theilweise glatt und *) Ich bediene mich zur Bezeichnung dieser Erscheinung der alten herkömmlichen Benennung Absonderung, weil ich diesen Ausdruck für vollkommen angemessen halte. Denn nicht jede Absonderung ist eine Zusammensetzung oder Gruppirung von Krystall- Indivi- duen, wie man seit Mohs gewöhnlich annimmt, daher diese letzteren Ausdrücke durchaus nicht allgemein anwendbar sind. Das Wort Absonderung drückt obne Hypothese das aus, was dadurch ausgedrückt werden soll, eine ursprünglich. vorhandene Trennung oder Thei- lung einer Mineralmasse in bestimmt geformte Stücke, mögen diese nun die Bedeutung nicht zur Ausbildung gelangter Krystalle haben oder nicht. Auch im ersten Falle ist man nicht zu der Annahme berechligt, als haben sich ‚Krystall-Individuen, ‚die in einer erstar- renden homogenen Masse noch gar nicht vorhanden waren, miteinander verbunden; das ist ein ®SE00v mooreeov; sie können aus einer solchen Masse herauskrystallisiren, und dann erst sind sie individualisirt; so lange aber dieses nicht geschehen ist, so lange die Masse ein Ganzes darstellt und aus innig mit einander zusammenhängenden, fest in einander ein- greifenden gleichartigen Theilen besteht, welche nur die Anlage zur Individualisirung be- sitzen, aber diese noch nicht erlangt haben, kann sie auch nicht als aus Individuen zusam- mengesetzt angesehen werden. über einige Erscheinungen an Kalkspathformen. 793 mit vielen vertikalen oder auch ein wenig schief herablaufenden, theils geraden, theils ganz schwach wellenförmig- gebogenen, bald mehr, bald weniger enge nebeneinander liegenden Streifen und schwachen Furchen versehen sind. An Stängeln dieser letzteren Art ist die Form sehr spitzer Rhomboeder noch am deutlichsten zu erkennen, besonders mittelst der unter sehr spitzen Winkeln sich gegeneinander neigenden Kanten (Taf. XCI. Fig. 1). Unter einer mässigen Vergrösserung erscheinen die Furchen auf den breiteren Absonderungsebenen als sehr schmale Zwi- schenräume zwischen schwach hervorragenden Kanten, wovon die geraden den Seitenkanten höchst spitz-rhomboedrischer Formen parallel laufen. Die anderen Furchen krümmen sich ganz schwach hin und her, weichen bald nach dieser, bald nach jener Seite von der geraden Richtung ab und treten oft selbst unter sehr spitzen Winkeln aneinander. Diese schwach wellenförmigen Streifen und Furchen sind gleichsam stereotyp gewordene Oscillationen oder die Spuren eines Kampfes der Krystallisationstendenz, welche es wegen des hemmenden Druckes der anliegenden Partieen nicht zur Ausbildung von Krystallformen hat bringen können. Ausser den erwähnten Längsstreifen und Längsfurchen zeigen die stänglig-abgesonderten Stücke zum Theil auch sehr zarte, enggedrängte, horizontale oder ein wenig schieflaufende Streifen, desgleichen auch hin und wieder, meistens in grösseren Entfernungen von einander, feine Quersprünge, welche am häufigsten in schiefer Richtung, parallel den Flächen der vollkommen blättrigen rhomboedrischen Structur, seltener in horizontaler Richtung die Längsstreifen durchschneiden. Diese Quer- sprünge kommen bald häufiger, bald sparsamer zum Vorschein, sind aber oft sehr deutlich ausgedrückt (Fig. 1). Die stängligen Stücke dieses Kalkspaths sind an dem einen Ende, welches als das obere zu betrachten ist, breit und spitzen sich nach dem unteren Ende zu, mit welchem sie aufgewachsen sind. Am oberen Ende sind die stängligen Massen oft durch eine gerade oder ziemlich gerade, etwas rauhe und matte Ebene senkrecht gegen ihre Längen- Vol. XXIII. P. II. 100 794 E. F. Glocker, richtung begrenzt, wenn sie an einer Wand des Ganges unmittelbar anla- gen und dadurch an der Ausbildung einer Endkrystallisation gehindert wurden. Diese Ebene entspricht den gerade-angeseizten Endflächen vieler nicht zur Ausbildung gelangter Krystall-Individuen und kann auch als der Verein dieser Endflächen angesehen werden. In dieser Endbe- grenzungsebene zeigen sich lauter unmittelbar aneinander liegende, bald grössere, bald kleinere vorherrschend unregelmässig-sechsseitige geradlinige Absonderungsformen, zwischen welchen jedoch auch hin und wieder fünfseitige und zum Theil auch etwas krummlinige For- men mit verschwindender Seitenzahl vorkommen (Fig. 5). Innerhalb dieser Felder bemerkt man selbst oft wieder eine Wiederholung derselben Form im Kleinen durch ausserordentlich zarte Linien, welche sich manch- mal nur durch die Loupe erkennen lassen, nämlich sehr kleine nebenein- anderliegende Hexagone, welche ein feines Netz bilden. Zuweilen stel- len sich aber in diesen Feldern auch ganz andere Figuren dar, welche in kurzen unterbrochenen geradlinigen sehmalen Vertiefungen oder Furchen bestehen, die in der Regel den Seiten der hexagonalen Felder parallel laufen, zum Theil aber auch von diesen Richtungen abweichen. Rückt eine Anzahl solcher gegeneinander sich neigender Furchen näher zusammen, so bilden sie selbst wieder sechsseitige oder auch dreiseitige Figuren, welche aber fast immer nur aus ganz kurzen, von einander getrennten Linien bestehen, seltener zu etwas längeren Linien sich verei- nigen (Fig. 6). Diese Furchen schneiden zum Theil nur schwach, zum Theil aber auch tiefer in die Ebene ein, im letzteren Falle werden sie zugleich breiter und die Ebene erhält dadurch gleichsam ein zerhacktes Ansehen. Die hexagonalen Felder in der Endbegrenzungsebene repräsentiren die horizontalen Querschnitte der einzelnen Stängel oder die gerade- angesetzten Endflächen, welche man sich als starke, tief herabgehende Abstumpfungen der Endspitzen sehr langer und spitzer Rhomboeder vor- zustellen hat. Jedes Hauptfeld gehört zu einem Hauptstängel; da jeder über einige Erscheinungen an Kalkspathformen. 795 Hauptstängel sich aber wieder in eine Anzahl schmälerer theilen lässt, so werden diese in der Endbegrenzungsebene durch die in den Hauptfeldern eingeschlossenen, wenn auch oft sehr schwach angedeuteten kleineren Felder bezeichnet. Die zwischen den hexagonalen Feldern vorkommen- den unregelmässig - fünfseitigen, so wie auch krummlinigen Formen sind Abnormitäten, deren Entstehung sich aus dem gegenseitigen Drucke erklärt, welchen ungleich grosse, mit einander abwechselnde Stängel bei ihrer Bildung aufeinander ausgeübt haben. Die in der geraden Ebene am breiten Ende der Stängel zuweilen vorhandenen Furchen parallel den Seiten der sechsseitigen Umrisse haben ihre Beziehung auf die Flächen der vollkommen -blättrigen Structur, also auf das primitive Rhomboeder. An den stärkeren dieser Furchen bemerkt man durch die Loupe, dass sie durch sehr schmale geneigte Flächen gebildet werden, welche den Flächen dieses Rhomboeders parallel sind. Ungeachtet die stängligen Stücke im Ganzen enge an einander lie- gen, so haben sich doch auch stellenweise durch ihre ungleiche Form und Grösse kleine dreiseitige oder mehrseitige Vertiefungen zwischen ihnen gebildet, wie dieses auch die in Fig. 9 und 6 abgebildeten Exemplare zeigen. Etwas grössere und tiefere Höhlungen entstehen überdiess bei der leichten Trennbarkeit der stängligen Stücke an solchen Stellen, wo einzelne Stängel sich mitten aus einem Kreise anderer ablösen und herausfallen, wie ich dieses mehrmals beobachtet habe. Dass die stängligen Stücke des Leuthener Kalkspaths auf die Form sehr spitzer Rhömboeder zurückzuführen sind, davon kann man sich schon bei’m ersten flüchtigen Anblicke überzeugen. Aber die Art des Rhomboeders ist nicht bei allen dieselbe. An vielen Stücken giebt es sich als das bekannte, sehr spitze Rhomboeder 14 R’ zu erkennen, wie sowohl aus der Neigung der Flächen und Kanten der Absonderung, als auch insbesondere daraus erhellt, dass manche dieser Stängel bei unveränderter Neigung ihrer Flächen und Kanten am obern Ende wirk- lich in der Form dieses Rhomboeders, aber mit stark abgestumpfter * 196 E. F. Glocker, Endspitze auskrystallisirt erscheinen (Fig. 8). An anderen stänglig- abgesonderten Partieen dagegen entsprechen die einzelnen Stängel einem noch beträchtlich spitzeren Rhomboeder. Von dieser Art sind unter andern die Stängel an dem in Fig. 1 abgebildeten Exemplare. Die Kan- ten dieser Stängel neigen sich unter einem ungemein spitzen Winkel nach unten gegen die Basis, auf welcher sie aufsitzen. Denkt man sich eine Seite dieser Stängel, deren natürliche Grösse die Figur darstellt, so weit nach dem unteren schmäleren Ende zu verlängert, bis sich die Rän- der, welche den Seitenkanten des Rhomboeders entsprechen, schneiden, so würde eine solche Fläche den Umriss, wie in Fig. 2, und das Rhom- boeder, dem diese Fläche angehört, die Form Fig. 3 haben, also ein aus- serordentlich spitzes sein. Ungeachtet der scharfen Absonderung dieser Stängel von einander lassen sich ihre Kanten doch nicht messen, theils wegen der Unebenheit der mit einer Menge gerader und krummliniger Fur- chen durchzogenen Flächen, theils wegen der Beschaffenheit der Kanten selbst, welche aus lauter dicht nebeneinander liegenden sehr engen Furchen bestehen, daher das Rhomboeder, dessen Seitenkanten sie repräsentiren, nicht näher bestimmt werden kann. So viel lässt sich nur sagen, dass dieses Rhomboeder noch beträchtlich spitzer ist, als das Rhomboeder 14R/, _ aber noch nicht so spitzig, wie das von Herrn Professor Zippe beobach- tete Rhomboeder 28R *), welches unter allen bis jetzt beobachteten Rhomboedern das allerspitzeste ist, wenn wir nämlich von den von Herrn Zippe so genannten verhüllten Rhomboedern **) absehen, deren Flächen noch nicht vorgekommen, sondern die bloss*durch die Lage ihrer End- oder Seitenkanten (in Combination mit Skalenoedern) angedeutet sind; denn unter diesen finden sich noch spitzere, *) Uebersicht der Krystallgestalten des rhomboedrischen Kalkhaloids, von F. X. M. Zippe. (Aus dem 3ten Bande der Denkschriften der mathematisch - naturwissenschaftlichen Klasse der kaiserl. Akademie der Wissenschaften besonders abgedruckt.) Wien, 1851. Fol..Fig. 49. IANEOR SCHLO! über einige Erscheinungen an Kalkspathformen. 17197 Die spitz-keillörmigen Stängel, welche den Umriss des zuletzt erwähnten, ausserordentlich spitzen Rhomboeders zwar nicht vollständig, : aber bis zu einer gewissen Höhe an sich tragen, habe ich nirgends von Krystallflächen am Ende begrenzt gesehen. Dagegen kommen bei’m Zerschlagen der stängligen Massen die Flächen der primitiv - rhomboedri- schen blättrigen Structur mit höchster Vollkommenheit und stärkstem Glanze zum Vorschein, und diese Flächen erscheinen dann oft an dem breiten Ende der Stängel als regelmässige rhomboedrische Zuspitzung, ganz ähnlich den Krystallflächen des primitiven Rhomboeders selbst, die Zuspitzungsflächen auf die gestreiften und gefurchten Seiten der Stängel, welche Seiten den Flächen des ausserordentlich spitzen Rhomboeders entsprechen, gerade aufgesetzt und daher mit ihnen horizontale Combina- tionskanten bildend, wie es das in Fig. 1 abgebildete Exemplar darstellt. Indessen ist die vollkommen gleiche Ausdehnung der rhomboedrischen Structurflächen im Ganzen selten, meistens treten sie von ungleicher Grösse hervor. Manchmal sind zwei derselben ganz unverhältnissmässig über die dritte vorherrschend, oder auch zwei allein, ohne die dritte, vor- handen, in welchem letzteren Falle sie das Ansehen einer augitartigen Endzuschärfung erhalten, wie Fig. 15 auf Taf. XCIH zeigt. Auch sogar nur eine einzige von den drei Structurflächen kommt zuweilen in Form einer schief angesetzten Endfläche zum Vorschein. Unter den Bruch- stücken erhält man nicht selten solche, an denen das Rhomboeder der blättrigen Structur fast so vollkommen und scharf wie ein Krystall mitten zwischen den Stängeln herausragt. Die stängligen Stücke sind gewöhnlich so mit einander ver- bunden, dass sie unter einem sehr spitzen Winkel sich aneinander anschliessen und nach zwei Richtungen auseinanderlaufen, also büschel- förmig-divergirend; doch variirt dieser Winkel und er ist manchmal so ausserordentlich spitzig, dass, besonders bei grosser Länge der Stän- gel, es in kurzen Strecken das Ansehen erhält, als seien dieselben gar nicht gegen einander geneigt. Nicht immer sind die zusammen vorkom- 198 E. F. Glocker, menden stängligen Partieen alle von gleicher Lage und Richtung. Im Grossen betrachtet, auf der Lagerstätte des Kalkspaths, bemerkt man an ihm grosse und kleine mit einander abwechselnde Partieen des Stängligen, welche eine verschiedene Richtung befolgen, die einen aufrecht, die ande- ren nach dieser oder jener Seite geneigt, einige mehr, andere weniger divergirend, oft auch schärfer oder stumpfer divergirende zwischen andere hineingeschoben, ein Beweis, wie bei der Bildung des Kalkspaths ganze Gruppen von Individuen nach verschiedenen Richtungen zu krystallisiren strebten. Auch an kleinen Handstücken zeigt sich diese Erscheinung. aber nicht so in die Augen springend, wie im Grossen. Seltener findet eine excentrische Divergenz der stängligen Partieen statt, indem die Stängel rings um einen ebenfalls aus blättrigem Kalkspath bestehenden Kern herum, der aber grobkörnig abgesöndert ist, sich gruppiren, von da aus nach allen Seiten divergiren, nach aussen zu allmälig breiter werden und entweder eine convexe, aber vielfach unter- brochene rauhe äussere Begrenzung haben, oder auch in rhomboedrische Krystallspitzen auslaufen. In einer Vertiefung des Leuthener Kalkspath- ganges fand ich ein besonders schön geformtes diek-kegelförmiges Gebilde von stängligem Kalkspath, zugleich mit sanft convexer Ober- fläche, wie dasselbe in Fig. 7 auf Taf. XCI. in natürlicher Grösse abge- bildet ist. Die Oberfläche ist hier in eben solche sechsseitige oder auch etwas anders geformte, so wie zum Theil krummlinige Felder getheilt, wie die oben erwähnten geraden Begrenzungsebenen der in Fig. 5 u. 6 abge- bildeten stängligen Exemplare, nur dass die Felder schwach convex sind. Die hexagonalen Formen dieser Felder, welche auch hier die Umrisse der Querschnitte der spitz-rhomboedrischen Stängel repräsentiren, sind von ungleicher Grösse und meistens etwas in die Länge verschoben. Die ganze Oberfläche dieses convex-kegelförmigen Gebildes ist etwas- rauh, schimmernd und von trübem Ansehen, während die Kalkspathstängel selbst durchsichtig, fast wasserhell und starkglänzend sind. Unter der über einige Erscheinungen an Kalkspathformen. 799 Loupe zeigt die Oberfläche eine Menge mikroskopisch-feiner kurzer Ein- schnitte und punctähnlicher Vertiefungen. Ein Theil des Leuthener stängligen Kalkspaths ist lang-, ein ande- rer kurzstänglig. Die grösste Länge der Stängel beträgt 4 bis 5 Pa- riser Zoll, und es sind dieses diejenigen, welche das oben erwähnte spitzeste Rhomboeder repräsentiren (Fig. 1). Diejenigen, welche dem Rhomboeder 14R’ entsprechen, sind gewöhnlich kürzer, meistens nur l bis 2 Zoll lang. Ebenso ist auch die Breite verschieden und nimmt in der Regel mit der Länge ab. Die grösste Breite, welche ich an den längsten Stängeln beobachtet habe, "nämlich am oberen breiten Ende, an der horizontalen Kante zwischen einer Absonderungsfläche (Rhomboeder- fläche) und der Fläche der primitiv-rhomboedrischen blättrigen Structur, betrug 7, Par. Linien. Oft sind aber die Stängel auch an ihrem oberen Ende nur 1 bis 2 Linien breit. Was nun die in dem Leuthener Kalkspathgange vorkommenden Krystalle betrifft, so habe ich nur sehr wenige Drusen von solchen darin angetroffen und zwar lauter spitze Rhomboeder, die Flächen des primitiven Rhomboeders an denselben nur sehr untergeordnet; von dem nächst -stumpferen Rhomboeder /,R’ aber und von dem gewöhnli- chen spitzen Skalenoeder R°’, welche beide sonst die häufigsten geschlos- senen Kalkspathformen sind, keine Spur. Die vorkommenden spitzen Rhomboeder sind das nächst-spitzere 2R/, das zweite spitzere 4R und das sehr spitze Rhomboeder I4R/. *) Hierbei ist es be- merkenswerth, dass diese dreierlei Rhomboeder in einem kleinen Raume beisammen vorkommen und besonders 2R’ und 14R’ oft in einer einzi- gen Druse nebeneinander. Es scheint sich hierin eine gewisse Wahl in der Krystallbildung oder ein Schwanken in der krystallinischen Tendenz innerhalb eines kleinen Raumes zu erkennen zu geben. Manche Drusen *) Das oben erwähnte spitzeste Rhomboeder, welches manche stänglige Stücke repräsenliren, kommt nicht als Krystall ausgebildet vor. 800 E. F. Glocker, bestehen jedoch auch bloss aus Krystallen einer einzigen Art von Rhom- boeder, welche entweder alle in paralleler Richtung nebeneinander stehen oder auch abweichende Stellungen befolgen. In ihrer Ausbildung am Ende unterscheiden sich diese Rhomboeder auffallend von einander. Die beiden Rhomboeder 2R’ und 4R kommen am Ende vollkommen ausge- bildet vor, mit unveränderter oder nur wenig modifieirter Endspitze und ragen aus den Drusen in einer Länge von 2-4 Par. Linien, zur Hälfte oder auch nur zu % ihrer Hauptaxenlänge hervor. Die Flächen des nächst-spitzeren Rhomboeders sind etwas rauh und wenigglänzend, die Flächen des zweiten spitzeren Rhomloeders dagegen glatt und glänzend. An dem ersteren Rhomboeder 2R’ bemerkt man zuweilen die Flächen des primitiven Rhomboeders als sehr kleine Endzuspitzungsflächen, auf die Endkanten aufgesetzt, an dem Rhomboeder 4R aber die Flächen von 2R/ als schwache Abstumpfungen der Endkanten, oder gleichfalls eine schwa- . che Endzuspitzung durch die auf die Endkanten aufgesetzten Flächen eines weniger spitzen Rhomboeders, welches aber noch stumpfer ist als 2R’. Beiderlei Rhomboeder bilden Drusen an dem einen Ende der stänglig-abgesonderten Partieen, liegen aber selbst den Stängeln nicht zum Grunde, welche vielmehr, wie bereits erwähnt wurde, die Formen noch spitzerer Rhomboeder an sich tragen. Während 2R’ und 4R stets mit vollkommenen Endspitzen vorkom- men, finden sich dagegen die Krystalle von der Form 14R’ (=k, Fig.4) niemals mit ihrer Endzuspitzung, sondern immer nur bis zu einer gerin- geren Höhe ausgebildet, nämlich bis zu drei in eine Ebene fallenden Sei- tenecken dieses Rhomboeders und zwar bei der aufrechten Stellung der stängligen Stücke bis zu einer Ebene, welche die drei oberen Seitenecken und zugleich die horizontalen Diagonalen der Rhomboederflächen mitein- ander verbindet. Oft erstreckt sich die Ausbildung auch nicht einmal so weit herauf. Im ersten Falle hat der Krystall am Ende einen regulär- dreiseitigen, im anderen einen sechsseitligen Umriss mit abwechselnd län- geren und kürzeren Seiten (Taf. XCH. Fig.8). Die Krystalle erscheinen über einige Erscheinungen an Kalkspathformen. 801 in beiden Fällen am Ende wie abgeschnitten oder mit einer rauhen und matten gerade-angesetzten Endfläche, welche aber niemals ihre volle Aus- bildung hat. Entweder zeigt sich in der Mitte der Endfläche eine kleine Vertiefung, wie in Fig. 8, oder die Endfläche ist ganz oder grösstentheils durch eine Aushöhlung verdrängt, welche diesen Krystallen ein eigen- thümliches Ansehen giebt. Die Form der Aushöhlung ist, wie der äussere Umriss der Krystalle an ihren Enden, entweder regulär-dreiseitig oder sechs- seitig mit abwechselnd breiteren und schmäleren Seiten; die Tiefe der Aushöhlung variirt von 1 bis 3 Par. Linien. Wenn noch ein Theil der gerade-angesetzten Endfläche vorhanden ist, so erscheint dieser in der Form eines schmalen rauhen Randes, welcher die drei- oder sechsseitige Höhlung umgiebt. Im Grunde der Höhlung bemerkt man entweder unre- gelmässige Vertiefungen und Erhöhungen (Fig. 9), oder mehr oder weniger tiefe gerade Furchen (Fig. 10), welche an die Furchen in den hexagonalen Feldern auf den zusammenhängenden Endbegrenzungsebe- nen der stängligen Massen (Fig. 6) erinnern. In der That sind auch die Furchen der letzteren als die Anfänge der Aushöhlungen : der Krystall- Enden zu betrachten. Denn rücken die Furchen, welche den Seiten der hexagonalen Felder parallel laufen, indem sie zugleich an Tiefe und Länge zunehmen, immer enger aneinander, so müssen sie sich nach und nach ineinander verlaufen und zu einer gemeinschaftlichen Vertiefung werden. In der Endhöhlung eines solchen Krystalls ist zuweilen ein anderer kleinerer von eben derselben Form eingeschlossen und zwar entweder in gleicher oder in umgekehrter Stellung. Im letzteren Falle liegen die schmalen Seiten des eingeschlossenen Krystalles an den breiten inneren Wänden des umschliessenden Krystalles unmittelbar an, und zwischen den breiten Seiten des ersten Krystalles und den inneren Wänden des zweiten entstehen bei dieser Stellung drei Vertiefungen von drei- oder vierseitigem Umrisse (Fig. 11 und 12). Der innere Krystall ist an seinem Ende gleichfalls ausgehöhlt. Wie die horizontalen Ränder, ..so sind auch die inneren Wände der Höhlungen dieser Krystalle rauh und Vol. XXIII. P. I. 101 802 E. F. Glocker, matt oder nur schwach schimmernd, die äusseren Flächen dagegen glatt und glänzend. Die Seitenkanten erscheinen zuweilen sehr schwach abgestumpft durch die Seitenflächen der zweiten rhomboedrischen Säule @D2 (Fig. 14), oder auch undeutlich zugeschärft durch die Flächen eines sehr spitzen Skalenoeders, welche jedoch convex sind und in eine Abrundung der Kanten übergehen. Auch kommen die Flächen des nächst-spitzeren Rhomboeders 2R/, welche hier ebenfalls, wie bei den oben erwähnten Krystallen mit ausgebildeten End- spitzen, eine etwas rauhe Beschaffenheit haben, als schmale Einfassungen unterhalb des Randes der drei- oder sechsseitigen Endvertiefung an 14R/ vor, aufgesetzt auf die Flächen dieses Rhomboeders (Fig. 13 u.14). Ganz ausgebildet und in Combination mit der gerade-angesetzten Endfläche würden diese Krystalle die Form Fig. 4 haben). Von mikroskopischer Kleinheit endlich stellen sich an einigen Krystallen noch die Flächen des primitiven Rhomboeders dar, indem sie die Ecken des die Endver- tiefung umgebenden Randes ganz schwach abstumpfen. Die Krystalle von der Form des Rhomboeders 14R’ mit den Aus- höhlungen am Ende ragen in einer Länge von 5 bis 8 Par. Linien aus den stängligen Kalkspathpartieen hervor und gehen nach unten zu allmälig in dieselben über, indem an die Stelle der Krystallflächen unebene Abson- derungsflächen treten, ohne dass die Grenze zwischen beiden sich scharf bezeichnen lässt. An der Neigung der Kanten zwischen den abgeson- derten Stängeln ist übrigens die Form des erwähnten Rhomboeders manchmal noch ziemlich deutlich zu erkennen. Sowohl die rhomboedrischen Krystalle als auch die geraden und convexen Endbegrenzungsebenen der stängligen Kalkspathmassen haben häufig einen schwachen dunkelgrauen oder schwärzlichen Ueberzug, welcher von dem thonigen Graphit herrührt, der das Kalksteinlager, worin der Kalkspathgang aufsetzt, in einzelnen Partieen durchzieht. über einige Erscheinungen an Kalkspathformen. 803 EN. Halkspath von Reichenstein in Schlesien. Bei Reichenstein in Schlesien kommt eine interessante Verwach- sung von Kalkspathkrystallen in der Form des sehr spitzen Rhomboeders 14R’ (k) mit dem nächst-stumpferen Rhom- boeder AR’ (g) vor. Ein Krystall von dieser letzteren Form ist näm- lich auf ein Rhomboeder der ersteren Arı am Ende so aufgesetzt, dass seine scharfen Seiten- oder Grundkanten beträchtlich über dasselbe her- vorragen und dieses gleichsam einen Stiel darstellt, welcher das stumpfe Rhomboeder trägt. Beiderlei Krystalle haben die Hauptaxe und die gerade-angesetzte Endfläche, welche aber nicht ausgebildet ist, mit ein- ander gemein, und ihre gegenseitige Stellung gegen einander ist eben- dieselbe, wie die der Flächen bei einem einzelnen Individuum, welches die Combination 14R’, /,R’ darstellt, nämlich so, dass die Flächen von /„R’ gerade über die abwechselnden Flächen von 14R/ zu liegen kom- men. Die scharfen Seitenkanten von %R/ sind an manchen Krystallen durch sehr kleine Einschnitte unterbrochen, daher wie zernagt aussehend. An anderen Krystallen von AR’ zeigen die herausragenden Seitenränder eine wulstförmige Einfassung mit sich wiederholenden, den Rändern parallelen schwachen rinnenartigen Vertiefungen, was die Tendenz zur Bildung zweier oder mehrerer stumpf-rhomboedrischer Individuen aus- drückt (Fig. « und 5). Fig. a. 804 E. F. Glocker, Auch kommen zuweilen wirklich zwei oder drei stumpfe Rhomboeder /,R’ von gleicher Grösse mit paralleler Lage ihrer Flächen und daher mit parallel hervorragenden Seitenkanten auf einander aufgesetzt vor (Fig. ec). Selten fand ich an dem Rhomboeder /,;R’ die Flächen des primitiven Rhomboeders untergeordnet. Die beiderlei auf die angegebene Art mit einander verwachsenen Rhomboeder sind durchsichtig bis stark durchscheinend, graulichweiss und bei reflectirkem Lichte oft weisslichgrau; die stumpfen Rhomboeder zeigen aber häufig an ihren Seitenkanten ringsum eine schmale weisse bandartige Einfassung, verbunden mit geringerer Durchsichtigkeit. Die Krystalle sitzen theils einzeln, theils zu Drusen gruppirt auf gemeinem dunkelgrü- nem oder schwarzem Serpentin auf, welcher gewöhnlich Arsenosiderit in reichlicher Menge eingesprengt enthält. Sie sind nur sparsam in der Grube „‚reicher Trost“ bei Reichenstein gefunden worden. Wir haben also an diesen Krystallen ein ähnliches Vorkommen soge- nannter gestielter Krystalle, wie man es vom Bergkrystall kennt, bei welchem aber die Stiele hexagonale Säulen und die aufgesetzten Krystalle Dihexaeder oder kurze dihexaedrische Säulen (d.i. von der Com- bination D, @D) zu sein pflegen. BEE. Kalkspath von Jannowitz bei Alt- Titschein in Währen. Sowohl durch sein geognostisches Vorkommen als durch die Formen und die Gruppirung seiner Krystalle hat schon vor einiger Zeit ein Kalk- spath meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen, welchen ich im Jahre 1843 in und neben einer Schlucht auf dem Felde Baranetz an einem sanft geneigten Hügel, ganz nahe bei Jannowilz, ungefähr 7, Stunden von Alt- Titschein in Mähren aufgefunden habe. Dieser Kalkspath bildet eine gangarlige Masse theils ausserhalb der Schlucht neben anstehendem Basalt, über einige Erscheinungen an Kalkspathformen. 805 welcher in der Schlucht hervorragt und Olivin enthält *), theils innerhalb der Schlucht selbst zwischen dem Basalt und dichtem schwärzlichgrauem dickschiefrigem Mergel, welcher zum Theil das Ansehen von dichtem bituminösem Kalkstein (sogenanntem Stinkstein) hat und zur Formation des Karpathensandsteins gehört. Ausserdem kommt er aber auch zwi- schen concentrisch-schaaligen Basaltlagen vor, welche grosse und kleine Basaltkugeln umgeben, und wechselt mit grünem feinkörnigem sandstein- arligem Quarz und mit berggrünem oder blassgraulichgrünem flachmusch- ligem, auch in’s Splittrige übergehendem Hornstein ab, welcher durch einen harten Basaltmergel vom Basalt getrennt ist. **) Seiner Hauptmasse nach ist dieser Kalkspath vollkommen- und grossblättrig und zu- gleich gross- oder grobkörnig-abgesondert, er geht jedoch auch in’s Klein- und Feinkörnige über, besonders da, wo er unmittelbar am Basalt anliegt. An diesen Berührungsstellen mit dem Basalt zeigt der *) Der Basalt liegt, wie man im obern Theile der Schlucht sieht, auf dem dickschiefrigen Mergel, welcher 3-4 Fuss mächtig ist und südsüdöstlich einfällt. In der Tiefe erblickt man aber ebenfalls Basalt, daher der Mergel eine Zwischenlage zwischen dem Basalt bildet. Dieser nimmt aber an der Schichtung des Mergels gar keinen Theil, sondern hat eine durchaus massige und im untern Theile der Schlucht kuglige Absonderung. Man kann sich nicht anders vorstellen, als dass der Basalt den Mergelschiefer, während dieser noch in _ einem weichen und feuchten Zustande sich befand, durch sein Empordringen emporgehoben habe, wodurch derselbe in die stark geneigte Stellung gerieth, welche er zeigt, Zugleich aber muss ein Theil des Basalts von der Eruptionsstelle aus so hoch emporgestliegen sein, dass er sich über den Mergelschiefer herüberlegte. Der Basalt ragt daher bis an den obe- ren Abhang des Hügels herauf und hat nur eine ganz schwache Lage von Dammerde mit Rasen über sich. Wie tief er nach unten sich hinab erstreckt, ist aus Mangel an Auf- schluss unbekannt. ae De Auffallend ist es, dass der zwischen den Basaltschaalen eingeschlossene Kalkspath in voll- kommen frischem festem und glänzendem, der Basalt aber eben an den Stellen, wo er von diesem Kalkspath durchsetzt ist, sowohl in den Kugeln, als in den Hüllen, in einem mür- ben verwitterten, zum Theil selbst leicht zerbrechlichen Zustande sich befindet, während er an anderen Stellen ganz fest und unverändert ist. Da der Kalkspath ganz vom Basalt umschlossen ist, so muss er gleichzeitig mit dem Emporsteigen des Basalts entstan- den sein. 806 E. F. Glocker, kleinkörnige Kalkspath auch zum Theil eine langstänglige Abson- derung mit 2-3 Linien dicken unregelmässig sechsseitig -säulenförmi- gen Stängeln, welche sich büschelförmig gegeneinander neigen und im untern Theile der Schlucht eine fast senkrechte Stellung haben. Nur sehr sparsam fand ich auch faserigen Kalkspath in schmalen Trümmern zwischen dem blättrigen. Der Kalkspath in der Jannowitzer Schlucht ist von verschiedenen Farben, am häufigsten weiss und grün, der erstere graulichweiss, gelblichweiss, grünlichweiss, im grossblätterigen Zustande ungemein schön, sich dem isländischen nähernd, jedoch selten wasserhell, meistens nur durchscheinend, dagegen in kleinen Krystallen oft vollkommen durch- sichtig. Der grüne ist von berggrüner oder blass-graulichgrüner Farbe; das färbende Pigment erkennt man bei diesem leicht in jener feinerdigen matten, der Grünerde ähnlichen Substanz, welche in ihm, so wie auch im weissen Kalkspath so häufig eingemengt vorkommt, überhaupt im ganzen Gebiete des Karpathensandsteins in Mähren und im Fürstenthum Teschen ungemein verbreitet ist, ebensowohl den Sandstein als den Mergelschiefer und den dichten Kalkstein dieser Formation durchdringt, besonders häufig aber in Berührung des Kalkspaths und des körnigen Kalksteins erscheint, welcher die zahlreichen Diorit-, Aphanit- und Basaltmassen in der ge- nannten Formation fast constant begleitet. Der grüne und der weisse Kalkspath sind oft unregelmässig mit einander verbunden und gehen in einander über; oft sind sie aber auch scharf von einander getrennt und von ungleichem Korn. Der weisse feinkörnige bildet oft kleinere oder grössere (einen oder mehrere Zoll grosse) Partieen mitten in dem grü- nen, welcher in diesem Falle ein gröberes Korn und grossblättrige Struc- tur besitzt. Zuweilen findet aber auch eine gewisse Regelmässigkeit in der Vertheilung des grünen und des weissen Kalkspaths statt, wie dieses besonders bei dem stänglig-abgesonderten der Fall ist, indem die aus weissem kleinkörnigem Kalkspath bestehenden stängligen Stücke mit einer 2 bis 3 Linien dicken Hülle von grünem mehr grobkörnigem Kalkspath über einige Erscheinungen an Kalkspathformen. 807 umgeben sind, dessen Stelle aber manchmal auch die grüne feinerdige Substanz oder eine grüne sehr feinkörnige harte sandsteinarlige Masse einnimmt. Noch verdient bemerkt zu werden, dass der klein- und fein- körnige weisse Kalkstein ganz in der Nähe des Basalts sich auch zu grossen Kugeln gestaltet, welche an der Oberfläche rauh und eisen- schüssig, so wie nicht selten auch mit der grünen Substanz überzogen, im Innern aber von der Oberfläche an bis zu Y, oder % des Halbmessers undeutlich excentrisch-stänglig und zwischen den Absonderungsflächen gleichfalls mit schwachen Lagen der grünen Erde durchdrungen sind. *) Da wo der blättrige Kalkspath, was im Innern der Schlucht der Fall ist, unmittelbar auf dem schwärzlichgrauen Mergelschiefer aufliegt, ist er ebenfalls schwärzlichgrau oder graulichschwarz gefärbt und bituminös. Selten ist seine Farbe gelblichbraun bis bräunlich- *) Ein ähnliches Vorkommen von kugligem blättrigem Kalkspath, aber in viel kleineren Kugeln, habe ich im Jahre 1843 an einem sanft geneigten Abhange, nahe.hinter Itschina, Y, Stunde von Alt-Titschein, an dem Wege, welcher von Itschina nach Kojetein und Meseritsch führt, angetroffen. Es ragen dort grosse Stücke, sowohl von grossblättrigem Kalkspath, als von feinkörnigem Kalkstein aus der Erde hervor, weiter oben an der Anhöhe aber befindet sich eine anstehende Felsmasse von aufgelöstem mandelsteinarligem Grünstein mit Kalkspathgän- gen. In dem grossblättrigen Kalkspath, welcher ebenfalls, wie bei Jannowitz, theils von weisser, theils von berggrüner Farbe ist, liegen eine Menge einzeln eingewachsener, klei- ner (2-3 Linien im Durchmesser haltender) Kugeln von kleinblättrigem, auch in’s Dichte übergehendem weissem Kallsspath, welcher ein wenig kohlensaure Talkerde enthält und dem . kalkspathähnlichen Bitterkalkspath (Hausmann’s Braunkalk), welcher vom gemeinen Bilter- kalkspath (dem gewöhnlichen Braunspath oder Rautenspath) bestimmt unterschieden ist, nahe kommt, aber in Salzsäure ebenso vollkommen, wie der reine Kalkspath, sich auflöst und die Härte und das speeifische Gewicht des Kalkspaths besitzt. An ihrer Oberfläche sind diese Kugeln rauh durch die übereinander hervorragenden scharfen Seitenkanten sehr vieler kleiner, stumpfer Rhomboeder Y,R‘, welche zum Theil convexe Flächen haben; auch ist die Oberfläche gewöhnlich durch Eisenoxydhydrat hell-ochergelb gefärbt. Zuweilen sind zwei solcher Kugeln aneinander gewachsen. Wie hat man wohl die Bildung dieser ganz ver- einzelten Kugeln mitten im vollkommen krystallinischen grossblättrigen Kalkspath zu erklä- ren? Es findet sich in ihnen kein Kern, um welchen herum die krystallinische Masse sich hätte anlegen können. 808 E. F. Glocker, gelb und zwar, so viel ich habe beobachten können, nur an einzelnen Stellen mitten im weissen. Die seltenste Farbe aber ist die rosenrothe, welche als Einfassung an weissen Kalkspathpartieen erscheint. In den Klüften des derben blättrigen Kalkspaths, welcher innerhalb der erwähnten Schlucht entblösst ist, finden sich tafelartige Kalk- spathkrystalle von 4 bis 8 Linien im Querdurchmesser, aber sehr unregelmässig und undeutlich ausgebildet. Diejenigen derselben, deren Form noch erkennbar ist, sind stark verkürzte primitive Rhom- boeder, an welchen zwei einander gegenüberliegende parallele Flächen eine so vorherrschende Ausdehnung haben, dass die übrigen nur wie schmale schiefe Ränder erscheinen. Die Flächen dieser Krystalle haben gewöhnlich ein mattes und etwas rauhes Ansehen, doch am meisten die grossen ausgedehnten Flächen, während die schmalen zuweilen noch etwas Glanz besitzen. Viele solcher tafelartigen Krystalle sind mit ein- ander verwachsen nach dem Zwillingsgesetze, dass die Individuen eine Seitenfläche der ersten rhomboedrischen Säule @R mit einander gemein und die Flächen des primitiven Rhomboeders umgekehrt liegend haben, so dass diese letzteren stumpfe ein- und ausspringende Winkel mit ein- ander bilden. Die so zwillingsartig verwachsenen Krystalle sind aber wieder sehr unregelmässig nach verschiedenen Richtungen gruppirt; viele derselben liegen mit ihren ausgedehnten Flächen übereinander und erhalten dadurch das Ansehen von dünn- und geradschaaliger, aber - zugleich unregelmässig untereinanderlaufend - schaaliger Absonderung, in welche sie auch insofern übergehen, als im Inneren der grösseren Stücke keine Krystallindividuen zu erkennen sind. Nicht selten ragen die tafelartigen primitiven Rhomboeder mit ihren scharfen Seitenkanten aus den dünnschaaligen Partieen heraus. In eben diesen schaalig-abgesonderten Partieen kommen jedoch auch Krystalle von der Form des nächst stumpferen Rhomboeders %R’ gleichfalls in mehrfacher Gruppirung und mit übereinander hervorragenden scharfen Seitenkanten vor. über einige Erscheinungen an Kalkspathformen. 809 Auf den grösseren undeutlichen Tafelkrystallen und geradschaalig- abgesonderten Partieen sitzen nun noch sehr kleine (1-2 Linien grosse) Kryställchen von der Form des primitiven Rhomboeders zum Theil regelmässig ausgebildet, oft aber gleichfalls durch Vorrherr- schen zweier paralleler Flächen etwas tafelartig verkürzt. Es ist bemer- kenswerth, dass dieselben vorzüglich an den scharfen Seitenkanten der Tafelkrystalle sich abgesetzt haben, welche sie als kleine Drusen garniren, in denen sie theils unregelmässig, theils mit Flächenparallelismus reihen- weise aneinander gruppirt sind. Desgleichen kommen, besonders in kleinen Vertiefungen, zwischem dem dünnschaaligen Kalkspath auch Dru- sen von sehr kleinen cuboidischen Kalkspathkrystallen %R/ vor, welche etwas rauhe und gestreifte Flächen haben und wie aneinander gereihte Würfelcehen aussehen. Die grösseren tafelartigen Krystalle und die auf ihnen aufsitzenden sehr kleinen Kryställchen sind scharf von ein- ander getrennt und von ganz verschiedenem Habitus. Die ersteren sind „nur schwach durchscheinend, matt oder höchstens wenigglänzend und vorherrschend von unrein - gelblichweisser Farbe, die kleinen Kryställchen dagegen sind durchsichtig, halbdurchsichtig oder stark durchscheinend, meistens stark - glänzend und wasserhell oder graulichweiss. Viel selte- ner als die weissen und wasserhellen Kalkspathkrystalle finden sich end- lich auch noch blass graulich-gelbbraune und haarbraune Krystalle von 3 bis 5 Linien im Hauptaxendurchmesser, welche in der einfachen Form des primitiven Rhomboeders mit glatten glänzenden Flächen und mitten in den derben grossblättrigen weissen Kalkspath seitwärts von der Schlucht auf dem Felde Baranetz eingewachsen erscheinen. Unter den Mineralien, welche in der Nähe des Basalts in der Bara- netzer Schlucht vorkommen, ist ohne Zweifel das merkwürdigste der Analcim, welcher den dortigen Kalkspath begleitet und zwar in Kry- stallen, welche ebensowohl in den derben grossblättrigen Kalkspath ein- geschlossen, als auch auf dem tafelartigen und dünnschaaligen Kalkspath Vol. XXIII. P. II. 102 810 ‚.E. F. Glocker, aufgewachsen und zuweilen mehr oder weniger tief in ihn eingesenkt sind. Die aufgewachsenen sitzen zugleich gewöhnlich vereinzeli zwi- schen oder auf den obenerwähnten sehr kleinen euboidischen Kalkspath- kryställchen und sind zuweilen auch mit ihnen verwachsen. Diese Anal- ceimkrystalle haben die Form sehr niedlicher scharf ausgebildeter Leuei- toeder, welche bald ganz regelmässig, bald wenig verschoben sind und keine weitere Veränderung als’zuweilen untergeordnete sehr kleine stark- glänzende Würfelflächen zeigen. Ihre Grösse variirt von 1 Linie bis zu 7, Zoll; die grossen Krystalle sind nur an den Kanten durchscheinend bis undurchsichtig, von gelblichweisser Farbe und kommen nur eingewachsen vor, die kleinen dagegen sind vollkommen durchsichtig bis stark durch- scheinend und meistens aufgewachsen. Es ist dieses nicht allein das erste und bis jetzt einzige Vorkommen von Analeim in Mähren, sondern auch überhaupt ein neues eigenthümliches Vorkommen; denn im Kalkspath eingewachsen ist der Analeim meines Wissens anderswo bis jetzt nicht gefunden worden. Die Entdeckung dieses Analcims, welche zugleich. mit dem merkwürdigen Basaltvorkommen in der Baranetzer Schlucht zufäl- lig am zweiten September 1843 von mir gemacht worden ist, hat mich sehr angenehm überrascht und ich habe auch bald darauf, noch in demsel- ben Monate, in der Versammlung der deutschen Naturforscher in Grätz eine vorläufige Nachricht davon gegeben. Daher mussie ‘es natürlich mein Befremden erregen, als ich vor Kurzem in den Berichten über die Mittheilungen von Freunden der Naturwissenschaften in Wien, herausgeg. von Haidinger, Bd. VI, 1849, S. 115 dieses Vorkommen auf eine solche Weise erwähnt fand, als wenn dasselbe erst jetzt entdeckt worden wäre und ohne Angabe, von wem. *) Eine ausführliche geognostische Schil- *) Ebendaselbst ist auch noch von anderen längst bekannten Vorkommnissen, wie z. B. vom Basalt des Gimpelbergs bei Neutitschein, als von etwas dem Berichterstatter ganz Neuem die Rede. über einige Erscheinungen an Kalkspathformen. sıl derung des ganzen Vorkommens, sowie der gesammten Umgebungen von Alt-Titschein enthalten meine Tagebücher aus den Jahren 1843 und 1849, wovon das Wesentlichste in meine später erscheinende geognosti- sche Beschreibung von Mähren aufgenommen werden wird. 812 E. F. Glocker, EV. Kalkspath von Nieder-Einsiedel bei Würbenthal im österreichischen Schlesien. Auch die Kalkspathkrystalle, welche bei Nieder-Einsiedel unweit Würbenthal neuerdings vorgekommen sind, zeigen eine Erscheinung, welche wegen ihrer Eigenthümlichkeit Erwähnung verdient. Es sind sehr spitze Rhomboeder, wahrscheinlich von der Form SR’, in jedem Falle der zweiten Rhomboederreihe angehörig, weil an Individuen, wo die primitivblättrige Structur zum Vorschein kommt, wie dieses an manchen zerbrochenen Krystallen der Fall ist, die Flächen dieser Structur auf den Endkanten der spitzen Rhomboeder aufsitzen. Das Bemerkenswerthe an diesen Krystallen ist, dass die Rhomboeder- flächen häufig in der Mitte mehr oder weniger vertieft oder eingesunken sind, so dass sie eine sehr stumpfe Längsrinne darstellen, von welcher eine federartige Streifung nach zwei entgegengesetzten Richtungen parallel den Endkanten ausläuft (Fig. d). Fig. e. Fre: . \ ZWchGGGGnGG ce III über einige Erscheinungen an Kalkspathformen. 813 Untergeordnet erscheinen an vielen dieser spitzen Rhomboeder die Flächen eines sehr spitzen Skalenoeders, welche die Seitenecken des Rhomboeders zuschärfen. Diese Skalenoederflächen sind gleichfalls gestreift, nämlich von der Zuschärfungskante aus nach zwei entgegenge- setzten Richtungen (Fig. d und g). Unter der Loupe erkennt man die feinen Streifen sowohl der Rhomboeder-, als der Skalenoederflächen deutlich als Furchen; sie drücken die Tendenz zu wiederholter Flächen- bildung der Rhomboeder und der Skalenoeder aus. An einigen der spitzen Rhomboeder treten auch wirklich kleine Krystalle derselben Form mit den Endspitzen aus den Flächen des grösseren Krystalls in paralleler Stellung mit diesem hervor (Fig. e). Wegen der durch die Furchen sehr unebenen Flächen lassen sich die Kanten dieser Krystalle durch das Reflexionsgoniometer nicht messen, auch lässt sich das Handgoniometer theils aus demselben Grunde, theils besonders wegen der breiten Vertie- fungen in der Mitte der Flächen nicht sicher und genau anlegen. — Die Skalenoederkanten zeigen eine sehr schwache Krümmung nach unten. Manchmal sind diese Krystalle ungeachtet der starken Streifung sehr regelmässig ausgebildet, zuweilen aber auch etwas verschoben, d. h. die Flächen ungleich ausgedehnt, namentlich zwei Flächen von den drei an einem Ende liegenden breiter als die dritte. Auch ist die Streifung nicht immer federartig auf einer und derselben Rhomboederfläche, wie in Fig. d, sondern oft einseilig oder von den sich gegeneinander neigenden Streifen der ersten Art nur die eine Hälfte vorhanden, wie Fig. f zeigt. In die- sem Falle erscheint die Streifung auf je zweien aneinanderstossenden Flächen des Rhomboeders umgekehrt (Fig. g), beiderlei Streifen machen einen spitzen Winkel mit einander und kommen in der Endkante ebenso zusammen, wie die Streifen je zweier aneinanderstossender Skalenoeder- flächen. Zuweilen gehen diese einseitigen Streifen auf den Rhomboeder- flächen in deutliche, auch für das unbewaffnete Auge wahrnehmbare Fur- chen über, welche besonders stark an den Endkanten der Rhomboeder 814 E. F. Glocker, hervortreten und durch die Einschnitte, welche sie da bilden, die Anlage zur Vervielfachung solcher spitzer Rhomboeder bezeichnen. An einem der von mir beobachteten Krystalle ist die Zuschärfungs- kante, welche je zwei Skalenoederflächen an dem spitzen Rhomboeder bilden, durch Krümmung dieser Flächen so unkenntlich geworden, dass die Zuschärfung fast in eine Abstumpfung, mithin das Skalenoeder in ein spitzes Rhomboeder mit schwach convexen Flächen übergeht. Die Grösse dieser Krystalle variirt von 3 bis 9 Par. Lin. in der Länge und 1-27 L. in ihrer grössten Breite. Sie sind theils vollkommen durch- sichtig, theils halbdurchsichtig, wasserhell oder gelblich- und graulich- weiss, nur an dem einen (oberen) Ende ausgebildet und theils parallel nebeneinander, theils divergirend oder büschelförmig gestellt. Sie bilden auf diese Weise oft grosse Drusen und gehen nach unten in geradstäng- lig-abgesonderte Partieen über. Ich fand die Drusen dieser Krystalle in Klüften eines grauen körni- gen Kalksteins in einem Bruche dicht bei Nieder -Einsiedel unweit Wür- benthal, am untern Abhange der Anhöhe, über welche die Strasse nach Zuekmantel führt. Der Besitzer des Bruches heisst Peschke. nn u nn — über einige Erscheinungen an Kalkspathformen. 815 Erklärung der Tafeln. Stängliger Kalkspath und Kalkspathkrystalle von Leuthen bei Landeck. Tafel XCI. Fig. 1. Eine Partie stänglig-abgesonderten Kalkspaths, dessen Absonde- rungsstücke die Anlage zu einem ausserordentlich-spitzen Rhomboeder zeigen, am Ende mit den Flächen der vollkommen -blättrigen Structur. Fig. 2. Umriss eines Theils der Fläche des in Fig. I angedeuteten spitzen Rhomboeders, von der horizontalen Diagonale an bis zur unteren Seitenecke, zugleich mit einer Fläche des primitiven Rhomboeders. Fig. 3. Das ausserordentlich-spitze Rhomboeder von Fig. !, an beiden Enden durch die Flächen des primitiven Rhomboeders (P) zugespitzt. Fig. 4. Das Rhomboeder I4R’ (k), an beiden Enden mit der gerade- angesetzten Endfläche und mit den Flächen des Rhomboeders 2R’ (f). Fig. 5. Eine Partie stängligen Kalkspaths mit gerader Endbegrenzungs- ebene, welche in hexagonale und zum Theil unregelmässige Felder getheilt ist. Fig. 6. Eine andere Partie desselben Kalkspaths, an welcher die Felder der Endbegrenzungsebene kurze, lineare, unterbrochene Furchen zeigen. Tafel XCH. Fig. 7. Convex-kegelförmiges Gebilde von stängligem Kalkspath mit hexagonalen Feldern an der Oberfläche. Fig. S—14. Am oberen Ende ausgebildete Kalkspathkrystalle von der Form 14R’, von den Drusen am Ende der stängligen Partieen. 816 E. F. Glocker, über einige Ersch. an Kalksspathformen. Fig. 8. Das Rhomboeder 14R’ mit oR, in der Mitte der Endfläche eine kleine Vertiefung. Fig. 9. Das Rhomboeder 14R’ mit einer Aushöhlung am Ende, auf deren Grund sich unregelmässige Vertiefungen und Erhöhungen befinden. Fig. 10. Dieselbe Form mit linearen Furchen im Grunde der Endaus- höhlung. Fig. 11 und 12. Dieselbe Form mit einem eingeschlossenen kleineren Krystall im Innern der Höhlung. Fig. 13. Dasselbe Rhomboeder mit einer Endaushöhlung und mit den Flächen von 2R’ unterhalb dem Rande der Höhlung. Fig. 14. Combination von 14R’ mit 2R’, &D2 und oR. Fig. 15. Ein Theil eines Kalkspathstängels, an dessen Ende nur zwei von den Flächen der rhomboedrischen blättrigen Structur in Form einer augit- artigen Endzuschärfung hervortreten. Taf. 91. Vo1.23.P.2. Senne 2 ET EEE Re en sing —- a, ‚ x BIEI N u e al Be Eau EN neuer ee ee Taf.92. Vol.29.b. 2 Glecher ac NOTE SUR LES CORALLINES, Mr. le Comte VICTOR B. A. TREVISAN, MEMBRE DE L’ACADEMIE. PRESENTEE A L’ACADEMIE LE 20. SEPT. 1849. Vol. XXI. P. IM. 103 ZUNLLIAAO) QAT.MUR RTOM. ME De ANZITAAT A MOTIET med al Als UMGANG AUNTRIn ö nal. Page 02-31 Bundadiır SUBBarl ö 2 —_—,—, \ ba} I Eu wa ie = 2 = A: ar u tr M.. Lamouroux (in Nouv. Bullet. des scienc. par la Societ. Philomat. III. 1812) a propose de separer des Corallines de Linn& deux nouveaux senres sous les noms de Jania et d’Amphiroa. Selon cet auteur les Janies sont constamment dichotomes, tandis que les Corallines se divisent toujours par trichotomies. Elles ont leurs artieles d’une forme eylindrique depuis la base jusqu’aux extremites; les Corallines offrent au contraire des articles plus ou moins comprimes, souvent deltoides, eylindriques seu- lement sur quelques parties de la plante. Dans les Janies, en outre, V’ecorce est moins er&tacde que celle des Corallines. Quant aux Amphi- ro6s, la prineipale difference entre elles et les Corallines consiste, d’apres Lamouroux, dans les articles calcaires qui se touchent et semblent sou- vent imbriques dans ces dernieres et qui sont separes les unes des autres par une substance cornee, alongee, ou tr&s-courte et discoide dans les premieres. Üependant quoique cet illustre frangais, auquel l’histoire des Algues et des Polypiers doit de si beaux et de si utiles travaux, ait dit que les susdits caracteres etaient bien tranches et qu’ils n’offraient point d’ano- malies, les Jania et les Amphiroa ont Ele de nouveau r&unies aux Co- rallines par la plupart des auteurs suivans, tous ces caracteres n’elant pas, a la verite, ni aussi imporlans ni aussi constans pour auloriser, en les employant isol&ment, la distinelion de ces trois genres. Au reste, j’ai sans doute ä peine besoin de faire mention de l’espece d’obstination, si l’on peut s’exprimer ainsi, par laquelle, a partir des travaux d’Ellis, les Corallines ne cesserent en general, en exceptant seulement quelques au- teurs, de faire sysiemaliquement partie des animaux presque jusqu’ä nos % 820 Trevisan, V.B. A., jours. Ce furent les naturalistes italiens, les Micheli, Cavolini, Do- nati, Spallanzani, Olivi, Bertoloni, Nardo, Naccari, Me- neghini, Zanardini, qui proclam£rent les premiers ou soulinrent d’une maniere speciale la nature vegetale de ces productions. Dans son important memoire sur les Corallinees ou Polypiers calei- feres (in Annal. des Scienc. natur. 2. Serie, Botan. Tom. XVII. 1842), Mr. Decaisne, en adoptant la division proposee par Lamouroux pour l’ancien genre Corallina, a pris comme caractere generique la forme et la position des conceptacles fructiferes au lieu d’employer celle des frondes. Ainsi, il a reuni sous le nom d’Amphiroa toules les esp&ces qui porlent sur les articles des conceptacles en forme de verrues ou de pelits cönes perces au sommet; sous celui de Jania les especes dans lesquelles les conceptacles turbines ou pyriformes terminent les rameaux ou naissent ä leurs aisselles, et sont surmontes de deux ou de quatre pelites cornes ou ramilles; enfin, sous le nom de Corallines, proprement dites, celles qui offrent des conceptacles Egalement axillaires ou plus souvent terminaux, turbines ou oboves, mais toujours depourvus de cornes ou ramilles. Selon Mr. Decaisne tous ces trois genres, Corallina, Jania, Amphiroa, offrent une structure interieure parfaitement identique; et pourlant Mr. Kützing (Ueber die Polypiers caleiferes des Lamouroux, 1841) a pretendu avant lui qu’il y a bien des differences anatomiques entre eux, et il a preeisement base leur distinelion essentielle sur ces differences. Mr. Zanardini, dans sa revue des Corallinees (Eneiclopedia ita- liana; fasc. 106. 1844), en traduisant et commentant le susdit m&moire de Kützing, admet le genre Amphiroa comme tr&s - distinet soit par la position et la forme des eonceptacles soit par la structure interieure; ensuite il etablit la prineipale difference entre les Janies et les Corallines sur la ramilication originairement pennde dans ces dernieres ei originai- rement dichotome dans les autres; enfin il fonde sur la Corallina sa- gittata de Lamouroux et sur les autres especes de la quatrieme section Note sur les Corallines. 821 des Amphiroes de Decaisne un nouveau genre pour lequel il propose le nom de Cheilosporum, et qu’il caracterise essentiellement par la forme et la position des conceptacles sur les articles, comme dans les Amphi- .roa, et par la structure inlerieure parfaitement idenlique avec celle des Corallines et des Janies. Dans ma Synopsis generum Algarum, presenide au qua- Irieme congres scienlifique italien de Padoue en 1842, j’avais, de mon cöle, r&uni de nouveau les Janies aux Corallines, et adopte le genre Amphi- roa comme tres-distinel par l’origine, la position et la forme des con- ceptacles, mais nullement par les caract&res exterieurs et anatomiques des organes de la vegetation. J’ai eu le plaisir de voir que, dans son dernier ouvrage (Phycologia germanica, 1845), Mr. Kützing a entierement par- lag& cette maniere de penser. En effet, toutes les especes observees jusqu’a present, des genres dont il est question ici, offrent absolument la meme structure interieure, et toutes les differences d’organisation qu’on a remarquees entre elles, ne sont rien de plus que ces petites differences qu’on rencontre ordinairement entre les especes de tous les genres tres- naturels; ces differences n’auraient tout au plus que le m&me degre d’im- portance du tissu corlical interrompu ou conlinu dans les Hormoceras, Gongroceras, Echinoceras, Chaetoceras, Acanthoceras, Centroceras et Ceramium de Külzing, genres que cet auteur a separ& des derniers, mais que tout le monde r&unit avec eux. Le carac- tere des conceptacles surmontes de deux ou de quatre petites cornes ou ramilles dans les Janies ou depourvus dans les Üorallines n’est nullement constant; et j’ai bien des fois observ& plusieurs especes de Corallina, entire elles la C. officinalis me&me, dont les conceptacles &taient, tres- souvent dans le m&me individu, soit completement degarnis de ramilles comme une vraie Coralline, soit plus ou moins cornus comme une Jania. L’insuffisance de ce caraclere est done aussi bien demontree que celle de tous les autres caraleres jusqu’a present employes A distinguer les Janies des Corallines. Ainsi, le genre Cheilosporum de Zanardini appartient 822 Trevisan, V. B. A., evidemment aux Amphiroes, desquelles Mr. Decaisne avait deja regarde seulement comme Section les Arthrocardia, elevees par lui meme au rang de genre dans un precedent travail. Telles &taient les connaissances et les prineipales opinions anle- rieures, quand, en visitant la Mousse et la Coralline de Corse des phar- macies, j’ai rencontre, parmi une foule de productions marines de tout genre, une Corallinee, qui par la position sur les articles et la forme he- mispherique-conique des conceptacles verruqueux est une vraie Amphi- roa, mais qui par tous les autres caracteres appartient ir&s- certainement a la commune Corallina offieinalis de Linne. Ce nouveau fait et un nouvel examen tres -attentif, entrepris sans delai, de toutes les Coralli- nees de ma collection, m’ont conduit aux conelusions suivantes: 1. Les organes, deerits par les auteurs comme conceptaeles fructi- feres, qui dans les Corallina terminent les rameaux ou naissent ä leurs aisselles, sont evidemment des apothecies contenant des theques (asci) sporigenes, derivees du tissu medullaire, et tout-ä-fait identiques, quant a la signification organographique, aux apotheeies (capsulae, Keramidia, J. Ag.) des Rhodomelees, Spherococeees, Gigartinees, etc. 2. Les organes, deerits egalement par les auteurs „comme concep- tacles fructiferes, qui dans les Amphiroa croissent sur les articles en forme de petites excroissances ordinairement coniques, sont de simples enflures verruqueuses du tissu cortical, provenant du developpement sous- peridermique de veritables tetragonies (sphaerosporae, J. Ag.; tetra- chocarpia, Kütz.) zondes. 3. Le genre Amphiroa, distinet des Corallines seulement par l’ori- gine, la position et la forme de ses pretendus eonceptacles, depuis que ces organes ne sont rien de plus, comme on le dit vulgairement, que la seconde maniere de la fructifieation des lloridees, comprend exelusivement Note sur les Corallines. 823 de simples &tats individuels, mais nullement des especes, et doit &tre de- sormais et definitivement reuni de nouveau au genre Corallina. 4. Les Corallines rentrent done exactement dans la loi generale de toutes les autres Mn elles sont aussi pourvues d’organes de reproduction (apothecies) derives du tissu medullaire et d’organes de multiplication (tetragonies) procedant du tissu cortical: elles sont de m&me dielines, c’est-ä-dire que les apothecies et les tetragonies croissent con- stamment sur des individus differents. 5. Enfin, l’Algue que j’ai decrite tout recemment (en date du dix mai de cette anne: dans la Flora, journal de la Socidte royale Bavaroise de botanique de Ratisbonne) sous le nom d’Amphiroa heterarthra est seulement l’etat tetragonifere de la Corallina squamata d’Ellis et Solander. Padoue, ce 20. Septembre 1849. Br 5 Fe re DENT TR ei w f | | 1 u ir Try Fitkrg aemarn oh vor ” Pr g TERRY MM ' Yo BET 5 we bg ut etielh amsrshrs sm Koasnaie Dice - ET EEE 72 ifr di inte ande al % kan nam u Iren "2 sehthubiBR Fu a wire: me a AB ie H Ta tel uhr Ita Bones “soht r no Mae RR ba vos söP sus Sri mern ‚dan jen BINNEN supi 2b am 2" Be | LEI MIEH, v 1% " sur LyE se woigla bin Be EHET RT HIRTEN HEHE 2 ww 0) DE el anabie oda DERTLEIET Ser b’ man ol anne) onnodeilafl sb. sonir y aan SET vs a En. ’ ı# i 1} 4 a & ni Ba u v4 BE 23 > E oT ohgoRe "as . A x 02 N n Ri ne % ’ kahl ” BR ren ” - Zu — ß s . ; n-gyatn e, u j , . x er x ne we - ME IC - b 5 = * - rg > % 7 i r 1 ud D # \ 5 E- ’ R & ' h 2 ” \ k' A . “ . 4 ” 5 A Au | N jos oral ne oma ii Aeakin aislre- her errachengrehpe a 2 Fi oe gen AETa © Horid Iööt Be exe} » 825 . INDEX Aaleidechse 311. Aalschleiche 374. Ablepharis de Kitaibel 359. Ablepharus 313. — Kitaibelii 358. — pan- nonicus 359. Achlya 510. 16. 30. — Die Entwicklungs- geschichte der Achlya prolifera, von N Pringsheim 395. — Achlya prolifera 397. Affen Amerika’s 675. Amomum Zerumbet 521. Anas Anser 731. Anguis bipes 377. — fragilis 381. — lineata 381. — quadrupes 368. 369. 373. Anolis auratus 325. 327. Antilope Guianensis 705. Aptenodytes 730. Arctomys Marmotta 700. Arctopitheei 679. Ascophora Mucedo 512. 525. 327. Ateles Paniscus 677. Atractobolus 499. Atrophia senilis 264. Balaena rostrata 713. Beiträge zur pathologischen Anatomie u. zur Vol. XXIII. P. 1. Pathologie des Hüftgelenks, von Eduard Zeis 229. Beiträge zur pathologischen Anatomie, von E. A. Meinel 767. Bemerkungen, physiologische, über die Stimme des Menschen und der Thiere, von ©. Mayer 74. Beutelthiere 681. Bifurcation der Luftröhre 715. Bipes anguineus 378. 382. — cariococeus 383. — Pseudopus 388. Bombinator igneus 80. Bourse de Fabricius 159. Bos Taurus 703. Bruststimme und Fistelstimme 751. Bryopsis 512. 530. Bufo scaber 80. Caecilia maior 370. 373. Caesalpinia pluviosa 521. Camelus Bactrianus 706. — Dromedaris 706. Canis domesticus 694. — Lupus 695. — Vulpes 694. Capra hireus 704. Carnivora 686. Castor Fiber 699. Casuarius Novae Hollandiae 728. 104 826 Caulogaster 499. Cavia Aguti 699. — Cobaya 700. — Paca 698. Cebus 676. Cephalotes Peronii 687. Cercopithecus 672. Cervus Capreolus 704. — Dama 705. — Elaphus 705. — Tarandus 705. Cetacea 712. Chaleides 303. — anguina 311. — Cophias 306. 308. 309. — flavescens 308. — mo- nodactylus 308. 311. — pinnata 311. 373. — serpens 369. — tetradactylus 306. — tridactylus 308. 370. Chaleidiens 294. Chaleis Daudinii 308. Chamaesaura abdominalis 369. -— anguina 309. 311. 312. — apus 388. — bipes 378. 814. — chaleis 373. — Cophias 307. 308. Characium 512. Chemische Untersuchung des Mineralwassers zu Steben von Dr. Gorup-Besane: 461. Chiropoda 669. Chiroptera 687. Choleopoda 708. Chrysochloris capensis 697. Cladophora 507. 512. Chordosiylum 499. Cieigna 379. Colobus Daudinii 308. 309. Conferva ferax 397. 449. 450. Cornu cutaneum 769. — cutis 769. Crista ossis ilei 269. Cricetus vulgaris 703. Crocodilus biporcatus 739. Cygnus musicus 790. Dasyurus Mongoi 684. — setosus 685. Dickhäuter 708. Dicotyles labiatus 709. — torquatas 709. Didelphis virginianus 683. ö Digitigrada 691. Ductus thoracicus Ö41. Edentata 653. Eidechse, die bandirte oder blauschwänzige, 352. — fünfstreifige 352. Einhufer 107. Einlochthiere 685. Index. Elephas asiaticus 711. Entwickelungsgeschichte der Equiseten und Rkizokarpen, von J. Milde 612. -— Keim- fähigkeit der Sporen der Equiseten 621. — Die beste Art, die Sporen der Equise- len auszusäen 622. Epididyme ou canal deferent du lapin 67. — du coq 72. — du lezard 75. — dans les salamandres et les grenouilles 77. — du brochet 82. en Nutzen derselben bei der Stimme 759. Equiseten, Beiträge zur Kenntniss der, von Dr. J. Milde 557. Equisetum arvense campestre 566. — arvense intermedium 564. — arvense irriguum 562..— hiemale 603. — inundatum 573. — limosum 601. — palustre 600. — pratense 598. — silvaticum 597. — Tel- mateja 585. — Von den Antheridien der Equiseten und ihrem Inhalte 650. — Bau der Spore 619. Erdschleicher, blindschleichartiger 378. Erinaceus europaeus 691. Eumeces 313. — punctatus 327. 347. 359. 634. Euprepes 312. 316. — auratus 324. 353. — carinatus 327. 338. — Gravenhorstii 323. 324. 327. 332. 335. — Merremii. 317. 323. 327. — Olivierii 317. 321. 327. 329. 332. — Savignii 329. 331. — ıSebae 323. 325. 339. — striatus 327. 341. Faulthiere 681. Felis Catus 692. 612. Fistula colli congenita 787. Flossfinger 696. Flugfüsser 687. Fulica atra 727. — Leo 612. — Tigris Gallinula chloropus 727. Georychus Lemmus 702. Gerrhosaurus 294. — sepiformis.300..303. 306. 316. 370. 373. Gleiteidechse, die 369. Gongylus 312. 313. — ocellatus 347. 348. 350. — viridanus 350. Grabfüsser 697. Gulo borealis 691. Index. Gymnophthalmus 313. — quadrilineatus 354. 357. Halieus Carbo 730. Halmatopoda 698. Halmaturus giganteus 682. Hapale Rosalia 698. 715. 6. Harpopoda 686. Hernia ischiadica 776. Histrix eristata 699. Hoplopoda 703. Hüftmuskelentzündung, chronische 273. Hüpfaffen 680. Hyaena striata 694. Hyalopus 527. Hydrocharis morsus ranae 448. Hydrochoerus 698. Hydrodietyon 512. Hydrogera crystallina 497. Ichthyosis 769. Incisura acetabuli 260. Irismangel 780. Kalkspath von Leuthen bei Landeck in Schle- sien 791. — von Reichenstein in Schle- sien 803. — von Janmowitz bei Alt- Tit- schein in Mähren 805. — von Nieder- Einsiedel bei Würbenthal im österreichi- schen Schlesien 812. Kalkspathformen, über einige Erscheinungen an denselben, von E. F. Glocker 789. Kehlköpfe, Eintheilung derselben 666. Kehlkopf, die Höhle desselben 663. — häu- tiger Sack des Kehlkopfes 715. — Vorhof des Kehlkopfs 663. Krallenaffen 679. Lacerta abdominalis 368. — africana 362. 367. — americana 338. — anguina 311. 312. — anguinea 373. 382. — apoda 388. apus 388. — aurata 323. 324. 325. 827. 399. — bipes 377. — cauda coerulea 352. — ceilonica 357. — chalcides 368. 369. 370. 373. — fasciata 352. — lineata 357. — maritima 334. — interpunctata 363. — ocellata 347. — punctata 363. — 827 quadrilineata 357. — quinquelineata 352. — Seps 302. 370. — serpens 369. — tetradactyla 306. — tiligugu 347. — tri- stata 326.) 3593. Larynx, besondere Beschreibung der unter- scheidenden Merkmale desselben 667. — Muskeln des Laryn® 718. — Nerven des Larynx 721. — Oberer Larynx einiger grossen Vögel 723. Lepus euniculus 702. — timidus 701. Lezard monodactyle 3ll. — tetradactyle 306. Ligamentum teres 252. 257. 229. 260. Linea aspera femoris 251. 256. 258. — in- tertrochanterica anterior 251. 253. 256. 659. 265. Lycopodium chamaecyparissus 609. — cla- vatum 609. — complanatum 609. Lygosoma 313. — brachypoda 303. 364. 367. 369. 370. 373. Lymphdrüsen, über den bau derselben, von Oscar Heyfelder 536. — Verhalten der Blutgefässe in den Lymphdrüsen 548. — Verhalten der Lymphgefässe in den Lymph- drüsen 546. — Physiologie der Lymph- drüsen 551. — Umhüllung der Lymphdrü- sen 544. Mabuja capistrata 367. — carinata 321. 341. — multifaseiata 334. — ocellata 346. — quinquetaeniata 331. 352. — serpens 369. Manis 685. Marsupialia 631. Milzbläschen (Malpighische) 553. Microstoma hiemale, eine neue Pilzgattung aus der Gruppe der Pezizoideen, von Aga- thon Bernstein 647. — Mantisse zur Ab- handlung über Microstoma hiemale, von J. Milde 657. Monodactylus anguineus 311, 312. Monoplea 707. Monotremata 685. Moschus iavanicus 706. Mucor Mucedo 521. — imperceptibilis 449. — obliquus 497. 519. — sphaerocepha- lus 527. — spinosus 449. — stolonifer 528. — urceolatus 497. Muraena Conger, M. Helena 736. Mus Rattus 702. Muscle constrieteur des levres 137. — ischio- coceygien 146. 161. — releveur de l’angle * 828 des levres 136. — retracteur median 137. — sphineter analis 146. Muscles du cloaque 146. — des orifices des genitaux 150. 151. — des orifices exte- rieurs 149. — dilatateurs inferieurs 137. — dilatateurs lateraux 137. — releveurs de la levre anterieure 135. — retracteurs lateraux 138. Museau de tanche 93. Mustela lutra 695. — vulgaris Vison 695. Mycetes 676. Myogale pyrenaica 697. Myrmecophaga tetradactyla 685. Nager 698. Oedogonium 507. Ophiodes 313. — striatus 378. 379. 382. 389. Ophisaurus serpentinus 389. Orangoutang 670. Organes d’accouplement mäles du lapin 121. — du coq 126. — du Iezard 131. 138. — de la grenouille 142. — du brochet 147. — Organes- d’accouplement femelles du lapin 151. — de la poule 153. 155. — du lezard 158. — de la grenouille 161. — du brochet 162. Ornithorhynchus paradoxus 685. Osteophyten 255. 266. Osteoporose Lobsteins 239. 253. Ovaire, ou sphere producetrice dans les fe- melles du lapin 43. — de la poule 49. — du lezard 52. — de la grenouille 55. — du brochet 58. Oviductes de la poule 95. — du lezard 103. — de la grenouille 106. — du bro- chet 113. Ovis Aries 704. Pachydermata 708. Palmipeda 695. Panisceus 677. Papio et Cynocephalus 673. Paradoxurus typus 691. Pedimana 681. Pelecanus Onoecrotalus 729. Phalangista Balantia 683. — fuliginosa 684. — lemurina 6814. Index. Phoca vitulina 695. Pilobolus 496. — erystallinus 498. 504. 520. — roridus 498. 504. — lentigerus 525. — Entwicklungsgeschichte des Pilobolus erystallinus, von F. Cohn 493. Pilularia, Beiträge zur Geschichte ihrer Kei- mung 642. { Pinnigera 69. Platalea leucotodia 730. Plattfüsser 687. Plectopitheei 676. Plestiodon 313. — Aldrovandi 326. 327. — quinquelineatus 326. 327. 350. Plexus pampiniforme 13. — seminal 82. Procyon Lotor 691. Protococcus 512. Pseudopus 294. 313. — Fischeri 389. — Oppelii 389. — Pallasii 377. 384. 388. #289. — serpentinus 389. — d’Urvillüi 389. Psittacus erythacus 731. Pteropoda 697. Pteropus amplexicaudus 687. Pterygopoda 712. Pycnopodium 499. Pygodactylus Gronovii 378. 382. 383. 384. Pygopus cariococca 382. — striatus 382. Pythium 449. 450. Quadrumana 669. La Quatre-raies Lacep. 357. Quellenabsätze, ocherige ATV. La Queuebleue 302. Rana esculenta 735. — rana esculenta et rana temporaria 24. — pachypus 735. Raubthiere 686. Recherches sur l’Anatomie des Organes ge- nitaux des animaux vertebres, par Lere- boullet 1. Resume comparatif de la structure du testi- eule 38. — de l’ovaire 60. — des orga- nes conducteur ou intermediaires dans les mäles 84. — dans les femelles 114. — des organes d’accouplement dans les deux sexes 162. — resume general 173. Rete testis 82. 86. 176. Rhea Americana 728. Rhizocarpen, Beiträge zur Entwicklung der- selben 637. Index. Rhizopus nigricans 528. Rhopalocnemis 527. Rosores 698. Ruminantia 703. Salamandra quadrilineata 357. Salvinia, Beiträge zur Keimungsgeschichte 642. Saprolegnia 449. 450. 451. — xylophila 453. Saurophis 303. — Lacepedii 304. 306. Scaptopoda 697. Scelidopitheci 680. *Scelotes 313. — anguineus 378. — fragilis 381. — Linnaei 376. 378. Schenkelköpfe, breitgedrückte 233. Schenkelschleiche, capische 378. Schlangeneidechse 373. Schilddrüse 733. Scineoidiens 294. Scincus aegyptiacus 315. — auratus 321. 324. 325. 326. 329. 338. 343. 353. 362. — aurieulatus 329. — bilineatus 363. — brachypus 366. 369. — carinatus 320. 321. 340. 353. carinatus novus 342. — Cepedii 325. 326. — Gronovius 368. — interpunctatus 363. — Jlaticeps 362. — mabouya 348. — maior 315. — marinus 315. — multifasciatus 334. 335. — ocellatus 347. — officinalis 313. 315. 325. 327. — pannonicus 359. — puncta- tus 362. 363. — quadrilineatus 357. — quinquelineatus 352. 357. — quinquetae- niatus 331. — rufescens 334. — Savignii 331. — Schneideri 321. 323. — sepifor- mis 305. — Stellio 303. 335. — striola- tus 343. — tiligugu 347. — tristatus 359. — trivittatus 921. — variegatus 347. — viridanus 350. Seiurus timidus 701. Sclerotium stercorarium 525. Seps 303. 313. — anguineus Sll. — chal- cides 370. 373. 374. 375. 376. — fragilis 382. — Gronovii 378. 382. — lineatus 357. 375. — monodactylus 308. 311. — pentadactylus 369. — Schneideri 351. — seincoides 363. — serpens 369. — shel- topusik 388. — striatus 374. 375. 376. — tetradactylus 306. — tridactylus 308. 373. — vittatus 379. 375. Serpens minor orientalis 381. — pusilla mauritana 381. 829 Sheltopusik 388. — didactylus 388. Simia Apella 676. — Ayula 675. — ceyno- cephalus 674. — Cynomolgus 675. — Inuus 675. — Mormon 674. — Satanas 677. — Satyrus 671. — Troglodytes 670. — ursinus 674. Solidungula 707. Sphere mediane ou conductrice des organes genitaux dans les mäles des animaux 67. — dans les femelles 88. — Sphere ex- terne ou copulatrice dans les mäles 121. —— dans les femelles 151. Sphaerobolus 499. Sphenops 313. — capistratus 325. 327. 362. 364. 366. 367. Spirogyra 507. Stenops gracilis 680. Stephanosphaera 512. Stilbum 527. Stimme; über den Bau des Organes der Stimme, von C. Mayer 659. Struthio Camelus 728. — Casuarius 728. Sus serofa 708. Tachydromus Seps 308. Talpa europaea 697. Tapirus americanus 710. — indieus 710. Tardigrada 681. Testicules, leur structure 7. — du Japin 7. — du coq 16. — du lezard des sauches 21. — de la grenouille 24. — du bro- chet 34. Tetradactylus chaleidicus 306. 'Thelebolus 499. Tiligugu 347. Triton erete 31. — eristatus 24. Trochanter maior 236. 250. 251. 261. — minor 261. 289. Trompe de Fallope et uterus du lapin 88. Tylopitheci 672. Ursus 687. — Taxus 689. Valgimana 681. Vaucheria 508. 510. 516. 528. 530. — aqua- tica 419. Vena anonyma 5993. — cava inferior 559. Vermis serpentiformis 311. Verumontanum 123. 830 Index. Vesicules ou follicules de Graaf 46. Vierhänder 669. Viscum alhum 448. Viverra Civetta 695. — Nasua 691. Wale 712. Wiederkäuer 703. Ueber die im zoologischen Museum der Uni- 7% NEE ‚ACADp a > x % N Ä versität Breslau befindlichen Wirtelschlei- chen (Pseudosaura) und Krüppelfüssler ehren von J. L. C. Gravenhorst Zahnlose 685. Zygnis bipes 378. — chaleidiea 373. — pentadactyla 369. — striata 374. — tri- dactyla 373. Druck von GRASS, BARTH & COMP. (W. FRIEDRICH) in Breslau. Br a ; Dyrde> ; a ’ er re “ 2 . —m nn or > artagall ni (UNATREE NO) MON . Er: fa ”/ 2s » > i = & y oe - S - = 1 v ’ > > ni [ P - ’ = $ , > ! ’ “ > - _ aän® \ Pr ’ P} “ v Ne % & e Er ey Da ee = Eur" 5 2 en j - 2“ i » j wi j ’ a b & "ni D ö 2 j . 4 b j f f ” x Pr ; K..Leopold. Carc v. 23 Pts. 1 NOV1 319