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Leopoldinisch-Carolinischen Akademie der Naturforscher. Besondere Ausgabe. Eee. Breslau und Bonn, in Eduard Weber’s Buchhandlung. 1853. Eee BER BR Pi ER Fine‘ Pa NER, ul Zur Geschichte der Säcularfeier der Kaiserlichen Leopoldinisch- Carolinischen Akademie der Naturforscher am 2]. September 1852. 1. Einladungs- und Eröffnungs-Programm. °) ‘) Das Programm, welches hier wiederholt wird, wurde sowohl von der Akademie als von der Ver- sammlung der Naturforscher und Aerzte in Gemeinschaft ausgegeben. s N LO ER; Hi au wi. Noel TON E MeTtN BIS An III ENG tn $ \ a ıntadn ah rat EEE ZZ au bar PT. % 2 vorwort. Wir beginnen unsern vierundzwanzigsten Band mit einem Rückblick auf die im Verlaufe des Jahres 1852 zu Wies- baden zu begehende zweite Säcularfeier der Akademie, deren Hauptmomente reichlichen Stoff der Betrachtung darbieten und, in ihrer Aufeinanderfolge, wie sie dort einzeln hervortre- ten, den Theilnehmenden nah und fern ein treues Bild jener Stunden liefern werden. Unser Vorwort selbst liegt also zum Theil noch diesseits der Feier, weil es mit der Einladungsschrift zu derselben beginnen muss, welche, zugleich für die Auflage des Bandes und zur Vertheilung im Publikum gedruckt, sich unmittelbar hier anschliesst. Was aber auf sie folgen wird, bleibe den nächsten Stunden nach jener Zeit vorbehalten, welche wir dazu bestimmen, einen treuen Bericht, nicht blos von den gehaltenen Vorträgen, die wir vollständig aufnehmen werden, sondern wohl auch von weiteren Ereignissen zu liefern, welche für unser Institut von grossem Interesse sein dürften, deren Natur wir aber jetzt kaum zu ahnen vermögen. Wir legen daher nur unsre frommen Wünsche auf dieses Blatt nieder, — treue Wünsche für das Wohl der Akademie, über welcher der Segen des ewigen Vaters schon mehr als ein- mal in schweren Zeiten gewaltet hat. Möge seine unsterbliche Kraft auch jetzt sich an ihr bewähren und sie nach zweihundert Jahren verjüngt und neugestärkt in ihr drittes Zeitalter einfüh- ren, das die reichen Geistes-Früchte des neunzehnten Jahr- hunderts, dessen eine Hälfte schon hinter ihm liegt, nicht bloss zu kosten, sondern mit dem Erbtheile der Ideen zu veredeln, fortzupflanzen und der ganzen Menschheit heilsam zu machen berufen ist! Breslau, den 1. September 1852. Nees v. Esenbeck. Die Kaiserl. Leopoldinisch-Öarolinische Akademie der Naturforscher feiert Ihr zweihundertjähriges Jubiläum im Kreise der Versammlung der Naturforscher und Aerzte in Wiesbaden. Hiebei: F. Emmert und G. v. Segnitz Beschreibung des Florengebiets von Schweinfurt. — 9) — 9 Breslau 1852. Druck von Grass, Barth und Comp, (W. Friedrich) in Breslan. Ko wu fe 2 Me ae m: il ua do2inihlogos a Holat u y f . “ | senun e& br Eat E98 05 Q Ws | EA SERENVEL E esni ANY ‚an load) auY ob aut" v R | ie We ‚nabadestW ui hun BR CHE we N >5 a N El > en va u u u gr, De Die Kaiser. Leopoldinisch - Carolinische Akademie der Naturforscher hat mit dem letzten December des Jahres 1851 das zweite Jahrhundert nach ihrer Begründung zurückgelegt und trat mit dem ersten Januar 1852 in das dritte Jahrhundert ihres Lebens ein. | Wie es nun ein in der Gesittung begründeter und durch sie gehei- ligter Gebrauch ist, die Wiederkehr wichtiger Abschnitte im Leben der Menschen und Völker feierlich zu begrüssen, so lag auch dem Präsidium der Akademie ob, den ersten Januar des Jahres 1852, als den zweiten Säcularabschnitt, den die Akademie erlebt hat, seinen Mitgliedern zur feierlichen Begrüssung zu empfehlen, und die theilnehmenden Akade- miker auf eben diesen Tag zu einer Jubelfeier zu versammeln. Bei einer Conferenz, welche ‘der Präsident der Akademie in den Tagen des 20sten bis 22sten Octobers vorigen Jahres mit mehreren der Herren Adjuncten zu Schweinfurt hatte, war dieser Punct eine Hauptvor- lage der Berathung, und lag gerade dort, an der Wiege der Akademie, unsern Herzen am nächsten, welche wünschten, die ganze Akademie auf diesen ersten Januar des nahenden Jahres in ihrer Geburtsstadt, ja in ihrem Vaterhause selbst auf einige Stunden ernster Erinnerungen, ernster Beschlüsse zu versammeln. 1 2 Es wäre gewiss ein schöner Tag gewesen für alle Versammelten, — wahrscheinlich kalt von aussen, — aber desto wärmer von Innen; doch fühlte man wohl, dass wir nicht in Zeiten leben, die dem Herzen das Wort gestatten, — dass man fast’ allgemein eine solche Einladung, in dieser Jahreszeit, bei der kälte, wie sie zu erwarten, für excentrisch halten und dass sich kaum noch einige Excentrische, — am wenigsten aus dem Schoosse der Akademie, — einfinden würden, — der übrigen allgemeinen Abhaltungen eines Neujahrstages an jedem Orte nicht zu gedenken. Wenn wir so von dem Gedanken an die Feier des akademischen Säcularfestes am Geburtsorte der Akademie abgelenkt werden mussten, so trat der zunächst liegende Vorschlag, dieses Fest am jelzigen Sitze der Akademie, in Breslau, zu feiern, bei näherer Erwägung nicht weniger in den Schatten, fast in demselben Maasse, wie sich Breslau durch seine geographische Lage von dem idealen Mittelpunct der Akademie fern gerückt sieht, die Bestimmung eines Mittelpuncts durch den Sitz des Prä- sidenten aber als ein bloss formaler und für die Sache gleichgültiger Standpunkt erscheint. Da kam uns die alles Endliche stets zum rechten Ziel ausgleichende vernünftige Mitte in’s Bewusstsein, und wir mussten uns dabei zugleich eingestehen, dass seit dem ersten Januar 1692 auch die Zeit weiter geschritten sei und auch der Kalender nicht mehr auf der alten Stelle stehe, dass also selbst ein formales Festhaltenwollen an diesem uns zwar in’s Herkommen zurück, darum aber doch nicht in’s Rechte und Ver- nünflige führen werde. Dafür aber lag in der damaligen nächsten und frischesien Gegen- wart, — in dem kaum erst abgelaufenen September des Jahres 1851 und in der vor Kurzem geschlossenen Versammlung der Naturforscher und Aerzte in Jena mit dem für Oken von ihr votirten ehernen Denkmal in der Stadt Jena und mit den daran gereihten und noch in un- 3 geschwächter Erinnerung schwebenden Wünschen mancher Freunde des Verstorbenen: dass an die Stelle des ehernen Standbildes, durch die ermittelten Fonds für dasselbe, und in Kraft deren, die Akademie der Naturforscher als selbstständig lebendes, sich bewegendes, schöpferisches Menschenbild, als ein Ecce homo, nicht nur des verhängnissvollen Todes, sondern auch der durch ihn erworbenen Auf- erstehung für ewige Zeiten, hergestellt werden möge, die Feder eines Weckers, der an eine andere, noch weit enger mit unserer Frage ver- bundene Glocke schlug. Sie weckte die Stunden des Auszugs der Akademie aus Baiern nach Preussen im Jahre 1818 und die Erinnerung an die dabei erhobenen Anstösse von aussen, zugleich aber an Oken’s vermitlelnden, die Wider- sprüche in sich auflösenden Gedanken, den seine Verehrer und Freunde schon damals gar wohl verstanden, auch zum Theil schon ernstlich in That verwandelt hatten. Als nämlich im Jahre 1818 die Frage des Abzugs der Akademie aus Baiern nach Preussen Differenzen erweckle, einerseits zwischen Baiern, aus welchem der Präsident sie mit sich nach Preussen führen wollte, und dem Prä- sidenten, andererseits zwischen den beiden genannten deuischen Staaten, welche gegenseitig die Stellung in Erwägung zogen, die von der ehema- ligen Akademie des deutschen Reichs damals noch in Anspruch genommen werden könne, und als sich die Frage endlich zur Anerkennung des histo- rischen Prineips in derselben hinneigte, hatte Oken, gerade in Kraft und im Namen des historischen Princips, nicht bloss wider- sprochen, sondern unmittelbar (geschichtlich) reagirt und nach seiner tief- sinnigen Weise seinen Gedanken nicht als Wort, sondern als That, d. h. als in Wahrheit Geschehendes reden lassen, indem er jährliche Versammlungen aller Naturforscher und Aerzte an wechselnden Versamm- lungsorten anregte und in’s Leben rief, von denen er geradezu behaup- tete: sie seien die Akademie von 1818, und die Akademie des alten ” 4 heiligen römischen Reichs, die kaiserliche, sei nicht mehr — weil sie eben schon etwas Anderes sei. *) Wenn ihm der zeitige Präsident der alten Akademie hierin wider- sprach, so that er es nicht auf dem Boden der speculativen Weltbetrach- tung, oder als wolle er die von ihm zu lenkende Akademie vom Eintritt in’s Leben abhalten, sondern er stellte seinem Freunde vielmehr die noch empirisch vorhandene Lebensfähigkeit der alten Akademie entgegen: „sie „sei, vom Schlag® der vielen Schlachten betäubt, unter den Waffen stumm „geworden; er wolle versuchen, ihr die Sprache wieder zu geben und „sie sonst auch so weit zu erfrischen, dass sie sich noch völlig ausleben „könne, was eben in allem Geschichtlichem das Sein des Werdens sei, „und wenn es unterdrückt werde, dem weiter fortlebenden Sein als Man- „gel oder Widerspruch anklebe.“ Im Princip aber war er ganz mit Oken einverstanden, und die Versammlungen der Naturforscher und Aerzte fühlten sich auf dem Boden des neunzehnten Jahrhunderts sogleich zu Hause und vertrugen sich gut mit dem Geschenk der wieder erweck- ten Leopoldina. Wie nämlich die Geschichte überhaupt, so hat auch die Geschichte der Wissenschaft auf der Bahn, die zum bewussten Leben führt, den dop- *) Es wäre hier schier nöthig, tiefer auf die Philosophie der Geschichte, als des Gesche- hens des absoluten Gedankens und des bewussten Lebensprocesses in der Mensch- heit einzugehen — auf diese, von Hegeln der nackten Empirie überlassene, unter den spä- teren Philosophen von Einem zwar durch Zauber heraufbeschworne, aber, wie es scheint, eben darum von der Schulphilosophie mit Schreck geflohene „heilige“ Stelle der speculati- ven Philosophie, — es wäre wohl gut und thäte unsrer Zeit, nach ihrer Beruhigung, Noth, da der Deutsche schon zu weit im Philosophiren gegangen ist, um stehen bleiben zu können; aber es ist hier nicht der Ort zu einer solchen ausführlicheren Digression und sie bleibe daher einer spätern Stunde vorbehalten. Das Wenige, was hierüber oben beige- bracht wird und die Stelle des üblichen gelehrten Theils eines Programms vertritt, ist ein Bruchstück aus dem Abschnitte „von der Geschichte der Wissenschaft“ in dem System der speculativen Anthropologie von Nees v. Esenbeck, welches bald erscheinen wird. b) pelten Widerspruch des Denkens zu überwinden, um wirklich zu leben, d. h. Geschichte zu sein, — was die Historiker, als Gelehrte, nicht glauben dürfen. Die mittelalterliche oder christliche europäische Geschichte hat so z. B. ihre Vergangenheit, von der sogenannten Erweckung der Wissen- schaften an, als ein Gegebenes, als ein an sich todtes Gedankenmaterial zur Grundlage erhalten. Alles war Ueberlieferung, — erst Sprache, Helden- und Staatengewächs, dann mittelalterliche Geschichts-Macht in den Dynastien der Herrschaft, die sich in Italien zu Herrschern der Wis- senschaftsmenschen erhoben und Gesellschaften gründeten, welche dach- ten und lehrten aus äusserm Beruf. Das Gedachte und Eruirte blieb bei diesen Allen todter äusserer Stoff, selbst die Natur war nur der Gedanke, den die alte heidnische Welt von der Natur gedacht hatte. Dass etwas gedacht, — und doch mehr als Gedanke sein könne, schien jener Periode eitel Thorheit und der scharfe Zug dieses Irrihums geht unter stetiger Umwandlung durch die mittelalterliche Welt. Das Lernen und Weiterlehren des aus Lerntrieb immerdar Gelernten und Wiedergelernten gab zwei Berufsarten der Erkenntniss, den Lehr- beruf (die Schule) und den aristokratischen Wissensberuf als Ausfluss des Thrones, die Staatsakademieen. Diese ganze Culmination des Gedankens in der miltelalterlichen Geschichte hatte sich ausgelebt, als Amerika entdeckt worden, als Luther gepredigt und der dreissigjährige Krieg ausgebrannt hatte. Die rein objective oder materielle Innerlichkeit, welche das christliche Mittelalter erfüllt, sah sich, aus dem in ihr ruhenden Göttlichen heraus, als Natur, als Mysterium der Welt. Man darf behaupten, dass mit der Refor- malion der Naturpantheismus in’s Leben erwachte. Die vollendete Refor- matlion arbeitete weiter an dem, was da kommen soll und kommen wird, — an dem Unbekannten; denn das ist ja das verführerische Räthsel der Geschichte, dass das, was sie fertig geschaffen hat, den Gegenwärligen 6 gerade als das Schaffen dieses Geschaffenen selbst erscheint, da es doch eben schon das Weiterschaffen am Andern, das nun geschaffen werden muss, und dadurch das anfangende Vernichten seiner selbst, als des Ferliggewordenen, ist. *) Die Gründer der Socieläten des 17ten Jahrhunderts: der Royal- Society, der deutschen Reichs - Akademie in Schweinfurt u. A., rühmen den Frieden der Welt nach den Schlachten des dreissigjährigen Krie- ges, welcher dem strebenden Geiste des Einzelnen Zeit und Raum gebe, aus sich hinauszugehen und die Tiefen der realen Wahrheit, die objective Weisheit zu ergründen; sie gingen von der Geschichte des Heiligen im Tempel hinaus in das Heiligthum der Natur. Wie sich im alten Wissen alles sammelt um ein Allgewusstes, so zer- streut sich nun immer mehr alles Bewusste in das unendlich Unbe- wusste, und jeder erschafft sich nach eigner Kraft und mit dämonischer Lust zum Schöpfer des Naturgedankens für den Zweck der neuen Natur- schöpfung. Diese sich selbst zersplilternde Naturhuldigung bezeichnet das Entstehen und Fortgehen der Naturforschung, nicht durch Antrieb und Geheiss, sondern aus innerm Drang des einzelnen Menschen, als sol- chem, im freien Streben nach Erschaffung und Beherrschung des Objecti- ven durch sich, als das Lebendige. Die Geschichte der Akademie der Naturforscher, besonders in den Zeiten ihres Ursprungs, giebt dem, der in solche Betrachtungen einge- weiht ist, ein plastisches Bild der Richtung in das Leben der Menschheit, als einer Natureinheit. **) *) Wie man dieses am deullichsten im Nichtverstehen dessen, was im Protestanlismus das Fer- tige und das Weiterschaffende seines Andern ist, erkennt. **) Man durchlaufe die ersten Jahrgänge der ersten Decurie der Ephemerides Acad. Nat. C. (redigirt: Breslau 1670 — 1671), nachdem man sich zuvor ehrlich vom Hochmuth und von der eiteln Einbildung gereinigt, als sei der Irrthum des neunzehnten Jahrhunderts mehr werlh, als der des sechszehnten. 7 Das blosse Forschen in dem Gelernten genügte schon lange nicht mehr, und die Männer, die unsre Akademie gründeten, waren als Natur- forscher auf ihre eigne Hand berühmt; durch die Gründung ihres Vereins wollten sie, nach dem Princip des Humanismus, einander fördern. Weil aber das Mittelalterliche in jener Periode waltete und selbst dem heiligen römischen Wahlreich seine Autorität aufdrückte, so bedurfte der junge Verein zu seinem Gedeihen eines Ausgangspunkts von Seiten der Autorität, die sich organisch bis zum Kaiser hinauf erstreckte. Er fand sie mit einer gewissen Nothwendigkeit, organisirte sich nach dem Typus des deutschen Reichs, erhielt für seine nominellen Dirigenten Ehren und Würden, und stand unerwartet wieder esoterisch auf der Höhe der idealen Autorität; sein ganzes Streben aber ging auf die Vereinzelung in der Natur, auf die ewig äusserliche Aus- und Fortbildung des Men- schen als Einzelnen, zur Naturmacht. *) Als nun nach der Katastrophe des Mittelalters in der französischen Revolution der esoterische Ausgangspunkt der Würde und Autorität noch weiler zurückgetreten war und in dem Widerspruch über die Stellung der Akademie im politischen Bunde sich Zweifel von oben und unten erhoben, erkannte Oken die historische Stellung aller naturforschenden Vereine in ihrem freien Hervortreten in’s Exoterische des alten Staats, in dem Menschenbund, als Natur, und verlangte, dass sie in die freie, durch keine Grenze der Aufnahme, der Beglaubigung, des Diploms u. s. w. be- *) „Famulentur homini Astra; formet unda, quod sanel! Aer medelam suffieit, vomunt fontes‘* etc. Historia succineta elc. Acad. N. C. in Ephemer. Decur. I. Ann. II. D. 2. (1671.) — „Dr. Joh. Laur. Bauschius etc. cum aliis medieis consilia communicavit, qua ralione Reip. Med. plurimum prodesse possit, ut indies celebrior, utilior, felicior reddi possit, el tanquam Augiae quoddam stabulum a plurimis mendis expurgari.‘“ Ibid. fol. de — „,‚In senium praeceps Imperii corpus reparare altque florenti reslituere Iuventuti laboras; hac prudentia Germaniam a priore Chronico Morbo nondum penitus reslitulam, a Recidivae -malo liberasti.‘ Litterae dedic. ad Imper. Leopoldum I. in Ephem. N. Cur. Decur. I. Ann. I. (1670.) fol. d 2. 8 schränkte, beliebig aus der Naturforscherwelt hervorgehende Versammlung der Naturforscher und Aerzte (denn diese zwei sind entweder eins oder nichts) übergehe. ,‚Wer die Wahrheit der Naturforschung in sich trage, gehöre ihr an;‘* ihr Wesen sei ein allgemeines und öffentliches und zwar zum Nutzen der realen Menschheit. *) In dem Schwanken nun zwischen dem Insich-gehen und Aussich- hinaus-gehen in die Natur, zwischen dem Gegensatze eines Innenlebens und des Schaffens nach aussen, war es also zuletzt wieder der Geist der absoluten Emung des durch Irrthum Getrennten, welcher die Berathung in Schweinfurt, von der unsre Rede ausging, durch alle Gegensätze hin- durch auf die Einheit des Wesens in der Menschheit zurückführte und uns aussprechen liess, dass wir auch das Fest der Gründung der Akademie nicht im abgeschlossenen Innern, sondern nur in dem Unendlich-Aeussern und Unabschliessbaren zu feiern hätten, in dem offenen Kreise der Naturforscher und Aerzte, und zwar durch eine Huldigung, wel- che den auseinander gespaltenen Gegensätzen des Innern und des Aeus- sern, des Geistes und der Natur, der Seele und des Leibes in der vollen Ganzheit des Lebens ihr Recht widerfahren lasse. Die Conferenz beschloss, sich an die zum 18. September für Wies- baden entschiedene Versammlung der Naturforscher und Aerzte zu wen- den und diese zu bitten, das Beginnen des dritten Jahrhunderts ihres Lebens im Kreise der Versammlung, unter der Oberleitung ihrer Geschäfts- führer und im Ganzen, wie in allen ihren Theilen, als Mitglied dieses un- begrenzt humanen Vereins feierlich begehen zu dürfen. Der Präsident stellte diesen Antrag in folgendem, an die Geschäfts- führer in Wiesbaden gerichteten Schreiben: *) Wir geben am Schlusse, als Beilage, eine spätere Verständigung der Zeit über diese in der Idee der Versammlungen der Naturforscher und Aerzte an’s Licht tretende Richlung in die Selbstleitung der Natur, der wir seit noch nicht dreissig Jahren so viele Wunder verdanken. 9 Breslau, den 4. Mai 1852. Herrn Professor Dr. Fresenius und Herrn Dr. Braun, als Geschäftsführern der diesjährigen Versammlung der Naturforscher und Aerzte in Wiesbaden. Die im October vorigen Jahres in Schweinfurt zu einer geschäft- lichen Conferenz zusammengetretenen Adjuncten der K. L. C. Akade- mie haben, als einen Hauptgegenstand ihrer Besprechung, die auf den 2. Januar 1852 fallende zweite Säcularfeier dieses Instituts in Bera- thung gezogen, sich darüber geeinigt, dass es angemessen sein werde, diese Feier von dem eigentlichen Stiftungstage auf die Tage der Ver- sammlung der Naturforscher und Aerzte in Wiesbaden zu verlegen, und den Präsidenten beauftragt, nach eingeholter Zustimmung auch der übrigen Herren Adjuncten, welche der Conferenz in Schweinfurt nicht persönlich beiwohnen konnten *), durch die Herren Geschäfts- führer der gedachten Versammlung die Genehmigung zu dieser Art Theilnahme der Akademie an den Functionen derselben zu erwirken. Indem ich hiemit dieser Aufgabe entspreche und Sie, hochgeehrte Herren, im Namen der Akademie ergebenst bitte, zu gestatten, resp. zu veranlassen, dass die Akademie der Naturforscher im Kreise der von Ihnen geleiteten Versammlung das Erinnerungsfest ihres zwei- hundertjährigen Stiftungstages begehen dürfe, habe ich vor allen Din- gen kurz zu erklären, worin dieses ihr Vorhaben bestehe. Die Akademie wünscht im Voraus Alles zu beseitigen, wodurch sie störend und fremdarlig in den gewohnten, längst sanctionirten Geschäftsgang der früheren Versammlungen der Naturforscher und Aerzte treten könnte. Sie glaubt vielmehr annehmen zu dürfen, dass *) Unter dieser Einholung einer Zustimmung konnte nur die zeitige Mittheilung des Beschlusses verstanden sein, da es einer andern nicht bedurfte. 2 10 die geehrte Versammlung an ihr, als einem Gelehrten-Institut, befreun- deten Antheil nehme, ja, dass sie selbst zu einem nicht geringen Theil aus Mitgliedern der Akademie bestehe," zu denen noch in Folge der Einladung von beiden Seiten eine weit grössere Anzahl der Letz- \eren, und auch diese an sich als Glieder der Versammlung, hinzu- kommen werden. Was also auch in Bezug auf das Erinnerungsfest der Akademie geschieht, das soll und kann nur als im Schoosse der Versammlung der Naturforscher und Aerzte und insofern unter der Leitung ihrer Geschäftsführer geschehen, so dass die mitwirkenden Beamten der Akademie hiebei in ihrer doppelten Eigenschaft als solche und als freie Glieder der Versammlung so weit wie möglich im Geist und nach dem Zweck derselben zu handeln haben, und die in Anspruch genom- mene Zeit ohne jede Benachtheiligug des allgemeinen Zwecks der Versammlung ausschliesslich von dem Ermessen der Geschäftsführer und von der Eintheilung, welche diese treffen werden, abhängig blei- ben muss. Es liegt aber nur Folgendes in dem Festplan, den die Adjuncten der Akademie unter sich besprochen haben: 1) In einer geeigneten öffentlichen Sitzung wird. nachdem der vor- sitzende Geschäftsführer der Versammlung der Naturforscher und Aerzte das Nöthige zur Einleitung und zur Verständigung über diese Zwischenhandlung vorgetragen, der Herr Ober-Medieinal- Rath und Professor Dr. Jäger aus Stuttgart in einer Rede die geschichtlichen Momente des Ursprungs und Fortgangs der Aka- demie in einen kurzen Ueberblick fassen und auf ihren gegen- wärligen Zustand, mit Schonung aller Zeitverhältnisse, — wie von ihm zu erwarten ist, — hinweisen. 2) Nach diesem Vortrage wird der Unterzeichnete — nicht als Prä- sident der Akademie, sondern lediglich als legitimes Mitglied der Versammlung, — seinen herzlichen und treu gemeinten Gruss 11 an die Mitglieder der Versammlung mit einem empfehlenden Wunsche für die Akademie in Verbindung bringen. 3) In einem dritten Vortrage (welchem auch noch ein anderer des Directors oder eines andern Mitglieds nach eventueller Bestim- mung vorangehen kann) — wollte Herr Professor Dr. Heyfel- der aus Erlangen über die Ergebnisse, welche aus den bekann- ten Beschlüssen der vorjährigen Gothaer Versammlung über das für Oken zu errichtende Denkmal weiter auf die selbstständige Fundirung der Akademie der Naturforscher herüber geleitet wer- den sollten, Bericht erstatten und nach Umständen noch Einiges über die Resultate der gethanen Schritte anknüpfen. Wir müs- sen abwarten, ob Zeit und Verhältnisse zu einem solchen Bericht Stoff oder Gelegenheit bieten werden. Dasselbe gilt 4) von Vorschlägen über manche an jene Ereignisse sich wahr- scheinlich anschliessende Verbesserungen in der innern und äus- sern Einrichtung der Akademie selbst, namentlich über Preis- Aufgaben, Reisestipendien u. s. w., mit deren Entwerfung die Herren Adjuncten, Professor Dr. Lehmann und Professor Dr. Jäger sich beschäftigt haben und welche, nach Umständen, wenn die dazu günstige Lage einträte, von den anwesenden Adjuncten in einer Präsidialberathung vorher festgestellt und am Tage des Festes, sei’s nur als Gegenstände künftiger Erwä- gung im Schoosse der Akademie vorläufig veröffentlicht, sei’s als feststehende Beschlüsse proklamirt werden könnten, welche aber hier ebenfalls wahrscheinlich noch keine Stelle finden, sondern zweckmässiger d) durch andere sich zu ihrer Zeit anbietende Vorträge ersetzt wer- den können. Ew. Ew. Wohlgeboren ersehen hieraus, dass dieses Säcularfest sich auf die einfachsten Formen einer solchen Feierlichkeit beschränken und in allem Wesentlichen hinlänglich von Ihnen abhängig sein wird, 12 um keine fremdartigen Besorgnisse irgend einer Art unter uns auf- kommen zu lassen. Die Akademie sieht also mit heiterer Zuversicht der Gewährung ihres Gesuchs entgegen, und ich werde dann eilen, das Einladungs- programm unter die Mitglieder zu vertheilen, auch an Ew. Ew. Wohl- geboren einzusenden. Ich beharre mit ausgezeichneter Hochachtung Ew. Ew. Wohlgeboren der Präsident der K. L. ©. Akademie (gez.) Dr. Nees v. Esenbeck. Die Antwort gewährte diesen Wunsch in folgenden freundli- chen Worten: ,„„An den Präsidenten der K.L. C. Akademie Herrn Professor Nees v. Esenbeck. Die Abwesenheit des ersten Geschäftsführers und mein eignes Kranksein haben die Beantwortung Ihrer beiden Briefe bis heute ver- zögert. Wir bitten deshalb höflichst um Ihre Nachsicht! Mit Vergnügen haben wir aus Ihrem Briefe ersehen, dass Sie gesonnen sind, die Säcularfeier der K. L. C. Akademie hier in Wies- baden zur Zeit der Versammlung der Naturforscher und Aerzte abzu- halten. Wir sind der Ansicht, dass unsere Versammlung durch jenen Beschluss an Grösse und Glanz bedeutend gewinnen wird. Wir sind gerne bereit, als Geschäftsführer der obigen Versammlung jener Feier jede mögliche Hülfe zu erweisen. — Es liegt in unserer Vollmacht nicht, dieselbe in dem Schoosse der Versammlung unbedingt zuzu- lassen, sondern es gehört hierzu die Genehmigung der Versamm- lung selbst. Wir werden daher in der ersten öffentlichen Sitzung den 18. Sep- tember obigen Plan vortragen und zur Abstimmung bringen, wo als- dann die Feier in der zweiten öffentlichen Sitzung den 21. September 13 stattfinden wird. Es ist keinem Zweifel unterworfen, dass die Ver- sammlung mit Freuden jene Feier gestatten wird. Wir fügen nur im Voraus die Bitte bei, dass zur Abhaltung der Feier nicht allzuviele Zeit verwendet werden möge, da für den Nach- mittag des 21. September ein weiterer Ausflug beabsichtigt ist. Mit vorzüglicher Hochachtung Ew. Wohlgeboren Wiesbaden, den der zweite Geschäftsführer der Versamm- 15. Juni 1852. lung deutscher Naturforscher und Aerzte Dr. Braun.‘ Worauf der Präsident zuvörderst den gebührenden Dank ausdrückte: Sr. Wohlgeboren Herrn Dr. Braun, zweitem Geschäfts- führer der Versammlung der deutschen Naturforscher und Aerzte in Wiesbaden. Ew. Wohlgeboren bringe ich für das gefällige Schreiben vom 15. Juni im Namen der Akademie und — ich darf wohl hinzusetzen: auch in dem meinigen, — frohen und herzlichen Dank dar und wiederhole nochmals die Ver- sicherung, dass die Akademie im Bewussisein des gemeinschaftlichen Lebens und Wirkens im Gebiete der Wissenschaft auf die Genehmi- gung Ihres verheissenen Antrags von Seiten der hochgeehrten Ver- sammlung baut und in ihren Anstalten zum Feste fortschreitet, ein wackres Ziel im Auge und zugleich bedacht, nach dem von Ihnen gegebenen Fingerzeig den Geist und die Würde ihrer Aufgabe durch die gediegene Kürze ihrer Darlegungen zu offenbaren. Ich habe Abschrift Ihres Antwortschreibens an die übrigen Mit- glieder des Adjuncten-Collegii gesendet und Jedem den Entwurf eines Zeitungs-Inserats beigelegt, wie ich wünsche, dass die Akademiker 14 zur frequenten Theilnahme an der Versammlung in Wiesbaden und unsrer dort in Aussicht stehenden Säcularfeier von uns aufgemuntert werden mögen. Ich gehe nun eifrig an das Einladungsprogramm, worin ich beson- ders darauf hinweisen werde, wie zur Zeit der Differenzen bei mei- nem Abzuge mit der Akademie aus Baiern Oken auf den Gedanken kam, die Akademie aus ihrem gleichsam esoterischen alten Zustande in den exoterischen der Versammlungen der Naturforscher und Aerzte zu versetzen, so dass die Akademie in dieser als in einer jugendlichen Gestalt und neuen zeitgemässen Metamorphose weiter fortleben solle. Damals musste ich vorziehen, das esoterische Produeiren von Schrif- ten vor der Hand isolirt weiter zu bilden, durfte mir aber dabei sagen, „dass die Zeit einst ihre Rechte in Oken’s Sinn und Geist weiter geltend machen werde“. Mit aufrichtigster Hochachtung und herzlichem Gruss an den an- dern Herrn Geschäftsführer Ew. Wohlgeboren ganz ergebenster (gez.) Dr. Nees v. Esenbeck. Das nachstehende Circular gab hierauf sämmtlichen Herren Adjuncten von der erlangten Genehmigung, mit beigelegter Abschrift des Schreibens der Herren Geschäftsführer, Kenntniss: An den Director und die Adjuncten der K. 1. C. Akademie, Herrn etc. Aus dem hier in Abschrift beiliegenden freundlichen Antwort- schreiben der zeitigen Herren Geschäftsführer der Versammlung der Naturforscher und Aerzte in Wiesbaden werden Sie mit Vergnügen ersehen, dass diese Versammlung durch ihre Leiter unsern Wünschen entgegenkommt und die zweite Säcularfeier der Kaiserl. Leopoldinisch- Carolinischen Akademie der Naturforscher nach der in meinem Äntrage 15 vom 4. Mai mit einigen allgemeinen Zügen bezeichneten Weise be- willigt, indem sie gemäss der Idee, welche uns bei unserem Wunsche leitete, im richligsten Verständniss unsrer Gesinnung die Aufnahme dieses gemeinschaftlichen Festes in ihre zweite öffentliche Sitzung am 21. September beantragen wird, — ein Antrag, an dessen allgemeiner Genehmigung zu zweifeln, keinem der Unsri- gen ziemt. In meiner dankbaren Erwiederung auf das gedachte Schreiben habe ich diese Ueberzeugung ausgedrückt, und lade nun Sie, hoch- geehrte Herren Collegen, ein, Ihrerseits nach Kräften dahin zu wir- ken, dass die beabsichtigte Feier im Kreise der Akademie nach Mög- lichkeit verbreitet und die Mitglieder zum Besuche der Versammlung angeregt werden. Ihre hülfreiche Unterstützung wird dieses Fest zur Ehre der Akademie, wie der mit uns wirkenden Versammlung der Naturforscher und Aerzte, ja des ganzen deutschen Vaterlands, aus dem Geiste der Wissenschaft in’s Leben treten lassen. Als Anzeige lege ich ein kurzes Zeitungs-Inserat ein und bitte, dasselbe in ein geeignetes Blatt Ihres Umkreises zu bringen, die aus- gelegten Insertionsgebühren aber mir zum Ersatz zu melden. Als Wunsch füge ich bei, dass jeder der Herren Adjuncten, welcher die- ses Inserat erhält, seinen Namen neben dem meinigen beifügen möge. Breslau, den 26. Juni 1852. Der Präsident der Akademie. Dr. Nees v. Esenbeck. Das oben erwähnte Zeitungs - Inserat lautete: An die Mitglieder der K. L. C. Akademie der Naturforscher. Das Präsidium hat beschlossen, die Feier des Eintritts der Akademie in das dritte Jahrhundert ihres fruchtreichen Lebens von dem 1. Ja- nuar, als dem eigentlichen Stiftungstage, in Erwägung der ungünstigen 16 Jahreszeit, bis zur Versammlung der Naturforscher und Aerzte in Wiesba- den zu verschieben und im Schoosse dieser Versammlung zu begehen. Nachdem uns nun von Seiten der zeitigen Geschäftsführer die Zusage eines entsprechenden Antrags an die Versammlung zu Theil geworden, fordern wir hierdurch die Mitglieder und Freunde der Akademie auf, sich zahlreich und theilnehmend vom 18. September d. J. an bei dieser Ver- sammlung, — in deren zweiter öffentlichen Sitzung, am 21. September, vielleicht schon das Fest unsrer Akademie stattfinden dürfte. — einzufinden. Breslau, den 26. Juni 1852. Das Präsidium der Akademie. Dr. Nees v. Esenbeck. So werden wir uns denn im nächsten September hoffentlich zahlreich in Wiesbaden begrüssen. Was dann aber weiter geschehen wird, könnten wir ruhig dem Genius anheimstellen, der die Geschichte macht und der nirgends augen- scheinlicher waltet, als bei der Feier eines Geburtstages, welcher durch seine Bedeutsamkeit in den Gemüthern der Feiernden Reli- gion wird. In meinem Schreiben an die Herren Geschäftsführer in Wiesbaden habe ich mir erlaubt, vorläufig drei Momente der unsrer Säcularfeier zu widmenden Sitzung hervorzuheben, welche wesentlich in allem Geschicht- lichen hervortreten und sich nur dem bestimmten Inhalte gemäss ver- schiedentlich entfalten. Diese dürfen hier nochmals so bezeichnet werden: 1) Das eigentlich geschichtliche Moment wird die von unse- rem Herrn Collegen Jäger angekündigte Gedächtnissrede bilden, in welcher die Geschichte der zweihundertjährigen Vergangenheit sich auf dem Hintergrund unserer, kaum erblichnen Gegenwart spiegeln mag. 17 2) Der Unterzeichnete wird hierauf (etwas abweichend von der oben S. 10. 2 angedeuleten Form,) seinen Blick noch einmal auf das Ruhende unsrer Gegenwart heften, der Mutterstadt Schwein- furt, die noch aus den Tagen des verwichenen Octobers bei uns, die wir dort einige Tage unter Betrachtungen über die Akademie zubrachten, im frischesten Andenken lebt, im Namen des Instituts einen Gruss, einen herzlichen Segenswunsch dar- bringen, und dabei auf die von Herrn Dr. Heyfelder gezeich- nete, von dem Bibliothekar der Akademie, Herrn Henry, litho- graphirte Vignelte hinweisen, die auf unserm Titelblatt die alte Wohnung des Stifters der Akademie, des damaligen Stadtphysi- kus Dr. Bausch, im Bilde der Gegenwart zeigt, in welcher sie jetzt zum städtischen Leihhause dient und wahrscheinlich bald der anrückenden Eisenbahn Platz machen wird. 3) Wie aber in aller Geschichte das Leben selbst nur als Zukunft, d.i. als die Aufgabe enthalten ist, in welcher der einzelne Mensch sich selbst in bewusster Thatbewegung erkennen und aus dieser seiner Erkenntniss hervor zugleich als sein Erschaf- fenes und als sein Schaffendes zur Selbstanschauung läutern soll, so wird sich auch für uns am Ende der Feier die ganze Wahrheit unsrer Zukunft in der concretesten Aufgabe durch die Frage vergegenwärtigen: in welcher Art und mit wel- chen Mitteln sollen wir unsre Zukunft ,so erbauen, dass wir in ihr uns unter uns und mit der Welt zu- frieden stellen? Die Beleuchtung der verschiedenen, hier hervortretenden Standpunkte und die Darlegung ihrer Verhält- nisse zu den ‚‚Mitteln und Wegen“. die wir in uns und ausser uns finden, hat unser Herr College Heyfelder sich zur Auf- gabe gemacht, woran sich dann für eine weitere Entscheidung und Vorlage an die Akademie 3 18 4) Vorschläge zu zweckmässigen Umänderungen: in: den alten Sta- tuten, so weit diese durch die Lösung der dritten Frage noth- wendig geworden sein könnten, anreihen dürften, mit welchen wir uns aber wohl auf’s nächste Jahr hinüber die Hände reichen werden. Es liegen übrigens schon Entwürfe verschiedener Art, theils im Geiste der alten Verfassung. z. B. in den Vorreden zu Band 22. 2. der Acta, $. LXXVII—XC, und Band 23.1. S. LXI—LXXI, theils in der Richtung auf grössere Gemein- nützigkeit und Popularität (s. die Beilage) vor, welche hinläng- lich das der Akademie von vielen Seiten zugelenkte Interesse bezeugen. Breslau, den 25. Juli 1852. Der Präsideni der Akademie. Dr. Nees v. Esenbeck. Beilage. Wie kann dem deutschen Vaterlande Theilnahme an dem Schicksale der Kaiserl. Leopoldinisch-Carolinischen Akademie der Naturforscher beigebracht werden’? Gewöhnlich glaubt man, die Akademien seien für die Gelehrten allein, und die Regierungen hätten die Verpflichtung, dieselben zu unterstützen. Manche haben es auch gethan, theils aus Liebe für die Wissenschaft, theils zur Parade. An den meisten Akademien hat die Nation wenig Theil genommen, und es dürfte eine interessante akademische Aufgabe sein, nachzuweisen, was die Akademien Europa’s auf die betreffenden Völker für Einfluss gehabt haben? Sokrates steht so hoch da, weil er zuerst die Wahrheit vom Himmel auf die Erde verpflanzte. > Die Kaiserliche Leopoldinisch - Carolinische Akademie der Naturfor- scher hat ausserordentliche Verdienste um die Wissenschaft. Sie war 19 keine der Akademien, welche von Höfen als Luxus -Sache hervorgingen, sie ward von Privatpersonen aus Eifer für die Wissenschaft gestiftet; sie hat ihren Beruf treulich erfüllt. Allein sie bedarf der Unterstützung einer Regierung. Warum erfreut sie sich nicht der Unterstützung des deutschen Volkes, für das sie gestiftet ist? Dies dürfte ebenfalls eine Aufgabe zu weiterer Ausführung sein. Dem Unterzeichneten scheint eine der Ursachen darin zu liegen, dass diese Akademie, wie dies bei den meisten derselben der Fall ist, nicht dem Beispiele des Sokrates gefolgt ist. Die Akademien arbeiten meist für die Schule, nicht für das Leben. So verdienstlich z.B. eine Monographie der zweiflügligen Insecten der Insel Sardinien ist, ebenso verdienstlich würde 2. B. auch die Untersuchung sein, zu welchen industriellen Zwecken sich das Gewinnen des Sauerstoffes aus dem Wasser anwenden lässt? Es soll auf keinen Fall behauptet werden, dass das Letztere für die Wissenschaft wichtiger ist, als das Erstere; allein, eine Akademie, welche eine so grosse Auswahl von Gelehrten aus den verschiedenarligsten Fächern der Wissenschaft besitzt, kann leicht Beides vereinigen. Gelehrte Forschungen, welche für die Industrie oder landwirthschaftliche Zwecke benutzt werden können, würden aber jedenfalls das Publikum mehr für die Akademie stimmen, als solche, welche lediglich für den Zweck der Schule berechnet sind. Es hat nicht an Akademien gefehlt, welche auch durch dergleichen Aufgaben sich ausgezeichnet haben, und darf nur an das Institut in Frank- reich erinnert werden; allein häufig sieht man solchen Aufgaben ebenfalls zu sehr die Schule an, natürlich, diese Aufgaben werden von den Akade- mikern grösstentheils selbst gegeben. Dies ist gewiss sehr vortheilhaft für die Wissenschaft, und es soll nicht etwa scheinen, als verständen sol- che Gelehrte nicht am besten, worauf es hie und da in dem betreffenden Felde der Wissenschaft ankommt; allein hier ist der Zweck, zu zeigen, wie die Nation mit in das Interesse der Akademie gezogen werden kann? Zu 20 diesem Behuf dürfte es nicht unzweckmässig sein, dass die Kais. Leopold.- Carol. Akademie sich erböte, sich auch mit Aufgaben zu beschäftigen, wel- che ihr von dem Publikum zur Erörterung und Nachforschung vorgelegt würden. Der Landwirth, der Fabrikant, der Baumeister und jeder Privat- mann weiss am besten, was ihm zur Erreichung seiner Zwecke fehlt. Der Gelehrte kennt diese Bedürfnisse nicht einmal, er wird durch solche Fra- gen selbst lernen. So wahr ist es, dass ein Ungelehrter mehr fragen kann, als zehn Gelehrte zu antworlen vermögen. Das Publikum wird sehr bald erfahren, was es einer solchen Akade- mie verdankt, und wird sie mehr unterstützen, als es ein oder der andere Hof im Stande ist. Der Pater Ventura sagt in einer seiner bewunder- ten Reden schon vor dem Jahre 1848: ,,Die Kirche ward sonst von den Fürsten unterstützt, jetzt wollen oder können sie nichts mehr thun, wir werden daher die Demagogie taufen.‘“ Lassen Sie uns diese Worte im besten Sinne auf die Akademie anwenden. Sobald das Volk von dem Nutzen der Akademie sich überzeugt haben wird, wird es derselben an der wirksamsten Unterstützung nicht fehlen. Die Akademie bedarf aber zu ihrem Bestehen nicht bloss der Gelehr- ten, sie bedarf auch der Mittel ihres Bestehens. Diese von den Gelehrten zu fordern, scheint vergeblich. Was könnten die Mitglieder der Akade- mie zusammenbringen? Der deutsche Gelehrte ist arm, da es hier nicht ist wie in England und Italien, wo gerade die Vornehmsten auch oft die Ge- lehrtesten sind, — was in Deutschland nur sehr selten vorkommt. Aber deshalb soll die Akademie nicht etwa für Sporteln arbeiten, wie sonst unsere Patrimonial-Richter feudalistischen Andenkens; und nicht jeder soll das Recht haben, nach seinem Gefallen die Akademie mit viel- leicht ganz müssigen Fragen zu behelligen, sondern dazu dürften nur diejenigen berechtigt sein, welche selbst für die Zwecke der Akademie thälig wären. Dies und zugleich der Fond für das Bestehen der Akademie liessen sich auf folgende Weise erreichen: 21 1) Es wird eine besondere Klasse von „Beförderern‘ der Aka- demie errichtet. 2) Jeder, welcher einen jährlicheir Beitrag von wenigstens 25 Thlrn. in die Kasse der Akademie zahlt, wird dadurch „‚Beförderer‘‘ derselben, so lange er zahlt. 3) Wer diese freiwillig übernommene Verpflichtung 10 Jahre lang fortgesetzt hat, bleibt lebenslänglich Beförderer, wenn er auch dann durch Verhältnisse sich genöthigt sehen sollte, diese Zahlung einzustellen. 4) Sobald sich 10 Beförderer der Akademie zw dieser Zahlung auf 10 Jahre verpflichtet haben, oder sobald durch höhere Zahlungen die jähr- liche Summe von 1500 Thalern gedeckt ist, wird die Klasse der „‚Beför- derer‘‘ oder Gönner der Akademie eröffnet, welche unter sich einen Schatzmeister zur Einzeichnung der Beiträge wählt. 5) Die Zahl der Gönner ist unbeschränkt. '6) Diese Klasse wählt einen der Adjuncten des Präsidenten zum Rechnungsführer über die Einnahmen und Ausgaben. 7) Der Präsident der Akademie, der Rechnungsführer, der Schatz- meister und zwei aus der Klasse der Beförderer zu wählende Mitglieder machen den Verwaltungsrath über den akademischen Fond aus. 8) Das eine dieser Mitglieder wird von den Adjuncten, das andere von den sämmtlichen Mitgliedern der Gönnerschaft gewählt. 9) Jedes Mitglied der Klasse der Beförderer hat das Recht, der Aka- demie Aufgaben für die Bearbeitung vorzulegen. 10) Jeder Deutsche hat das Recht, sich an ein der bekannt zu ma- chenden Mitglieder der Gönnerschaft zu wenden, um durch dieses seinen Wunsch bei der Akademie anzubringen. 11) Die Zulässigkeit der Prüfung eines solchen Gesuchs wird der Beurtheilung des betreffenden Gönners überlassen. 12) Findet dieser die zu veranlassende Erörterung angemessen, so legt er die Anfrage dem Präsidenten vor, welcher dann einen der Akademiker ersucht, sich der Bearbeitung der betreffenden Aufgabe zu unterziehen. 22 13) Glaubt der Präsident, dass die Akademie sich auf eine solche Eingabe nicht einzulassen brauche, so muss er das Gutachten von drei Adjuncten darüber einfordern, so dass im ersten Falle die drei ältesten Adjuncten zu urtheilen haben; im folgenden Falle wird der älteste ver- schont und den beiden folgenden der vierte zugeordnet, und so fort immer ein neuer genommen, bis der älteste wieder den beiden jüngsten zugeord- net wird. 14) Liefert der von dem Präsidenten ernannte Akademiker die von ihm als Ehrensache erwartete Arbeit nicht binnen der ihm gesetzten Frist ab, so überträgt sie der Präsident einem andern Akademiker u.s. w. | 15) In dem wohl selten vorkommenden Falle, dass eine solche Auf- gabe keiner Bearbeitung gewürdigt werden sollte, ist anzunehmen, dass die Aufgabe vor der Hand nicht zu lösen sei. 16) Uebrigens werden die bisherigen Arbeiten der Akademie und deren statutenmässige Wirksamkeit durch diese derselben gegebene Aus- dehnung nicht im Mindesten geändert. Sollte eine solche Erweiterung der Akademie Beifall finden, so wird es an Gönnern, mithin an dem erforderlichen Fond nicht fehlen. Zuvörderst dürfte sich der Herr Präsident dieserhalb an einige be- kannte Ehrenmänner wenden, um deren Urtheil zu vernehmen und deren Unterstützung zu erbitten, wozu u. A. der vormalige Handelsminister Herr Milde in Breslau vorgeschlagen worden. Matteo Tole *) Der Verfasser dieses Artikels, der Herr G. R. Dr. Neugebauer aus Breslau, ein werthes weltkundiges Mitglied der Akademie, tritt hier unter seinem „akademischen Namen‘ auf. 23 Das Florengebiet der Stadt Schweinfurt. Vorerinnerunse. Wi entnehmen diese, unsere Einladungsschrift der Sitte gemäss beglei- tende Dissertation aus der Einleitung zu einer gehaltreichen botanischen Arbeit, welche von den Herren Verfassern den während der September- tage des Jahres 1851 in Schweinfurt zur Conferenz versammelten Adjunc- ten zuerst als Ehrengabe im Manuscript überreicht wurde, und gewiss in den Augen der theilnehmenden Gönner und Freunde der Akademie, neben ihrem wissenschaftlichem Werthe, noch ein besonderes — wir möchten sagen: ein „Familien-Interesse‘ — durch die Erklärung derselben erhält, ,‚dass Beide in Dr. Fehr, dem Mitbegründer der Akademie und „zweiten Präsidenten derselben, ihren direeten mütterlichen „Ahnherrn verehren.“ Der Titel des gedachten Manuscriptes lautet: „Beiträge zur Flora von Schweinfurt, enthaltend eine syste- matische Aufzählung der in der Gegend von Schweinfurt wildwach- senden und kultivirten Phanerogamen und höheren Krypto- gamen, mit Angabe der Standorte und vorausgeschickter Darle- gung der physikalisch- geographischen Verhältnisse, — dem Prä- sidenten und den Adjuncten der Kaiserlich Leopoldinisch-Carolini- schen Akademie der Naturforscher ehrerbietigst gewidmet von Friedr. Emmert, k. Pfarrer zu Zell bei Schweinfurt, und Gottfried v. Segnitz, Cand. cam. zu Schweinfurt. 24 Die Versammlung erhält, fast gleichzeitig mit unsrer Einleitungs- schrift, diese wissenschaftliche Arbeit, vollständig und weiter ausgeführt, unter dem Titel: Flora von Schweinfurt, eine systematische Aufzählung der in der Gegend von Schweinfurt wildwachsenden und kultivirten Phane- rogamen und höheren Kryptogamen, mit Angabe der Standorte und ‘ Blüthezeit und kurzer Vorbemerkung über die physikalisch - geogno- “ stischen Verhältnisse. Ein Beitrag zur Jubelfeier der vor 200 Jah- ren zu Schweinfurt gegründeten Kaiserlichen Leopoldinisch - Caroli- nischen Akademie der Naturforscher, von Friedr. Emmert, k. Pfar- rer in Zell bei Schweinfurt, und Gottfried von Segnitz, Cand. Cameral. zu Schweinfurt. Schweinfurt bei G. J. Giegler, zur Festgabe durch die Presse unmittelbar aus der Hand der Herren Ver- fasser und gleichsam als eine theilweise zweite Auflage jenes Werks vom October 1851, aus welchem die Einleitung in diese unsre Gelegenheits- schrift übergegangen ist; dieser Umstand aber, von dem wir erst jetzt Kenntniss erhalten, konnte uns von der Mittheilung des zum Programm erkornen Stücks der Einleitung, und zwar in seiner damaligen Gestalt, um so weniger abhalten, als es vielmehr gerade mit zu dem oben hervorge- hobenen „‚Familienzuge‘“ gehört und zugleich den Fortschritt der nie müssigen Akademie auf’s anschaulichste durch die höhere Vollkommenheit bezeichnet, welche die vorliegende erste Auflage der Einleitung in der sie begleitenden zweiten erhalten hat. Nees v. Esenbeck. Wir gehen nun zu dem wörtlichen Texte der geehrten Herren Ver- fasser über. 25 Lage und Eintheilung. W:: zunächst das Florengebiet von Schweinfurt nach seiner Lage anbelangt, so kann es gar nicht unsere Absicht sein, dasselbe mit etwaigen natürlichen Linien, welche Höhenzüge, Flussthäler mit angrenzenden Nie- derungen und Gebirgsformationen bedingen, in gleichförmige Ueberein- stimmung zu bringen, da es im Gegentheil im Interesse des Botanikers liegt, möglichst verschiedenartige Theile eines grösseren geographischen Ganzen in die Grenzen seines Bereichs zu ziehen, um die Mannigfaltigkeit der Erzeugnisse, welche sich bei verschiedenartigen geognostischen, oro- graphischen, hydrographischen und überhaupt Kultur- und Bodenverhält- nissen herausstellt, repräsentirt zu sehen. Wir denken uns daher einen Bezirk, als dessen Mittelpunkt wir Schweinfurt bezeichnen, welcher sich durchschnittlich 4 bis 5 Stunden von diesem Mittelpunkte entfernt, ohne dass wir deshalb gemeint sein wollen, als hätten wir alles, was in diesen Rayon, unter dem wir den „ager Suinfurtensis‘‘ verstanden wissen wollen, fällt, so gründlich durch- forscht, dass wir ein abgeschlossenes Resultat übergeben könnten; im Gegentheile haben wir schon früher darauf aufmerksam gemacht, dass, nachdem das Feld der Flora Schweinfurt’s so lange brach und wüste gele- gen war, wir erst seit kaum zwei Jahren wieder angefangen haben, es zu bebauen, und dass daher gewiss noch gar Manches nachzutragen und zu berichtigen sein wird; aber dafür haben wir Sorge getragen, dass wenig- stens Alles, was wir aufführen, von uns selbst beobachtet ist, wie dies auch gar nicht anders sein kann, da uns weder irgend eine Vorarbeit, noch ein fremdes Herbarium zu Gebote stand, denn die Herbarien Wolff’s und Degner’s sind unsers Wissens theils zerstreut, theils existiren sie gar 4 26 nicht mehr. In Bezug auf seltenere und weniger verbreitete Pflanzen- Arten haben wir uns erlaubt, sogar noch einige entfernter liegende Punkte mit hereinzuziehen, dies aber bei der Aufführung derselben ausdrücklich bemerkt. Bei der mathematisch-geographischen Bestimmung der Lage Schwein- furt’s schicken wir voraus, dass unsere Beobachtungen in Schaad’s Schanze, am nordwestlichen Ende der Stadt gelegen, gemacht wurden, und dass dieser Punkt unter dem 30 Gr. 4 M. 56 S. nördlicher Breite und 27 Gr. 16 M. 18 S. östlicher Länge von Ferro liegt. Unser Gebiet würde sich nun gegen Süden, der Mainebene entlang, am linken Ufer dieses Flusses über die Orte Grafenrheinfeld, Kloster Heidenfeld und Hirschfeld bis unterhalb des Ludwigsbades bei Wipfeld erstrecken, von wo es sich dann an dem Abhange des dort das Mainthal verengernden Höhenzuges gegen Osten an der Gaibacher Kapelle und der dort befindlichen Konstitutionssäule vorüber, resp. diese Höhe überschrei- tend, nach Gerolzhofen wendet und in dessen Nähe den Steigerwald berührt, an dessen Abhange es sich bis nach Hassfurt und von da strom- abwärts wieder an seinen Ausgangspunkt zieht und so jenes Keuperhügel- land einschliesst, welches in sanft anschwellenden Erhebungen vom Rande des Muschelkalks bei Schweinfurt bis zur Vorterrasse des Steigerwaldes einen Gau von eben so schönen als fruchtbaren Feldern, Wiesen, Wein- bergen, Obstgärten, mit untermischten Waldstrecken und Mooren bildet, dessen botanische Bedeutsamkeit schon Fehr in einer herrlichen Schilde- rung dieser Gegend (s. seine Abhandlung: Anchora sacra vel Scorzonera, 1666,) hervorhebt, denn hierher gehören die durch ihren Pflanzenreichthum sich auszeichnenden Umgebungen von Grettstadt und Schwebheim. Gegen Osten beginnt ein zweites Gebiet am rechten Mainufer, wel- ches sich von den Orten Mainberg und Schonungen stromaufwärts bis an den Punkt zieht, wo oberhalb Hassfurts jener Zug von Keuperrücken mit mannigfaltigen Einsenkungen und Knoten, der sich von der schwäbischen Alp im Herdtfelde her nordwärts bis in unsere Gegend zieht und die Fran- 27 kenhöhe genannt wird, — den Main überschreitet und so die Fortsetzung des Steigerwaldes (eines Theiles dieser Frankenhöhe) unter dem Namen der Hassberge bildet, mit denen es bis zu ihrer Verflachung bei Königshofen im Grabfelde, wo sie mit dem Judenhügel enden, hinläuft. Von hier lehnt sich unser Gebiet in der Gegend von Münnerstadt an die Saale, und indem es an dieser bis Kissingen hinläuft und dann in gerader Richtung sich wieder gegen Schweinfurt wendet, schliesst es ein mehr waldhügeliges Land ein, dessen theilweise auffallende Beschaffenheit, — auf welche auch schon Walther in seiner topischen Geographie von Baiern, die wir überhaupt als eine Quelle, aus welcher wir mehrere unserer Angaben schöpften, hier nennen wollen, S. 241, aufmerksam gemacht hat, — uns weiter unten zu einer besonderen Betrachtung Veranlassung geben wird, und in dessen Kreis der Wohnort des einen Mitarbeiters: „Zell bei Schwein- furt‘“ fällt. Ein drittes Gebiet ist das eigentliche Thal des Muschelkalkplateau’s. in das der Main bei Schweinfurt eintritt; dasselbe wird in nordwestlicher und südöstlicher Richtung von den beiden bereits gezeichneten Landschaf- ten begrenzt, welche auf der einen Seite am Maine gegen Wipfeld zu und auf der anderen an den hügeligen Walddistrikten, die bis an die Saale hinübergreifen, die beiden Seiten eines sehr stumpfwinkligen Dreiecks bilden, das sich von den bezeichneten äussersten Grenzpunkten über Ramsthal, Gressthal gegen Arnstein und die Grenze des Gramschatzer Waldes hin mit Opferbaum, Heiligenthal und Wipfeld abschliesst und einen Bezirk von grösstentheils ausnehmender agrikoler Fruchtbarkeit umgrenzit. Klimatische Eigenthümlichkeiten. Jedes dieser drei Gebiete hat seine besonderen Eigenthümlichkeiten, die nicht bloss in der durch die verschiedene Beschaffenheit des Bodens bedingten Vertheilungsweise der Gewächse, auf die wir später kommen werden, begründet sind, sondern sogar die meteorologischen Er- » ” 28 scheinungen und das Klima sind in diesen drei verschiedenen Be- zirken wesentlich verschieden. Während sich der erste durch besondere Frühreife seiner Erzeug- nisse und Milde seines Klima’s auszeichnet, wodurch die hohe Kulturstufe möglich wird, auf welcher die weitbekannte Gärtnerei von Gochsheim und Sennfeld steht, gleicht der dritte Bezirk in dieser Beziehung dem übrigen grösseren Theile des ehemals würtembergischen Frankenlandes, der zweite unserer abgegrenzten Bezirke liefert aber, wenngleich kaum mehr als eine Stunde von dem ersten entfernt, seine Pflanzenprodukte um 14 Tage bis 3 Wochen später, und dieser Unterschied wird unter beson- deren Umständen noch auffallender, so dass es z. B. vorkommt, dass im ersten Bezirke die Hafererndte schon im Anfange des August’s beendigt ist, während im zweiten der November noch ungeerndtete Haferfelder sieht. Wenngleich das Klima hauptsächlich durch die absolute Höhe einer Gegend über dem Meeresspiegel, so wie die Polhöhe, Entfernung vom Meere und grössere oder geringere Bewaldung bedingt wird, so ist doch der Einfluss von der Nähe höherer Gebirge immer eben so unverkennbar, und gerade durch diesen, nämlich durch die Nähe der Rhöngebirge, deren Einfluss unser zweiter Bezirk vom Norden her ausgesetzt ist, während eben dieser Bezirk für die beiden übrigen auf dieser Seite eine Schutz- mauer bildet, wird der bezeichnete auffallende Unterschied hervorgerufen. Einleuchtend muss uns dies werden, wenn wir die absolute Höhe ver- schiedener hieher bezüglicher Punkte vergleichen. Während die mittlere Höhe des Mainspiegels bei Schweinfurt in bair. Fussen 730/01 über der Fläche des Mittelmeeres ist, liegt schon die Schaadsche Schanze innerhalb des obersten Rempart’s an dem Punkte, den wir oben bei der Angabe der Polhöhe bezeichneten, 802/01, und das Thal nach Zell zu an der Grenze zwischen beiden Orten 840/17. Dieses Thal ist aber der niedrigste Punkt des waldhügeligen Landes im zweiten Gebiete, und es erheben sich sowohl links von der fast 300 Fuss höheren Haardt, als rechts von dem Gehege aus, die Höhen unseres Gebiets noch sehr beträchtlich bis auf den 29 Fichtenbusch bei Weipoltshausen, welcher als die höchste Erhebung mit seiner waldigen Umgebung die oben erwähnte Schutzmauer des südlichen Bezirks bildet. Leider ist es uns nicht möglich, in der uns gegönnten kurzen Zeit auch eine Messung dieser Höhe und anderer wichtiger Punkte zu liefern *), jedoch wollen wir noch einige genaue Höhenmessungen hier bemerken, die wir der zuvorkommenden Güte der Eisenbahnbau - Section von Schweinfurt verdanken. Planie des Bahnhofs in der Richtung der unteren Linie 740,21 Hochwasserstand des Mains vom 29. März 1845... .... 736.21 NialiesterWasserstand 2... u.a „ae. a 8. 127.01 Auf der Mainbrücke nächst der Kunstmühle ........ 747,03 An der Hauptkirche zu St. Johann ....... 2.2... 787.00 An der südlichen Ecke des Getreidemarkts (Fr. Schlund’s Backhaus yaseunlunssanntn Anl. -sekuaalal. 797,09 Pflasterhöhe unter dem Oberthore ... 2... 2.2.2... 799,93 Planie des Bahnhofs in der Richtung der projektirten oberenblinielausen ml lea auninfa 794,54 Gerne würden wir über die weiteren klimatischen Verhältnisse, den Luftdruck, die Windrichtung und das Wetter im Allgemeinen mehr berich- ten, wenn unsere Beobachtungen nicht noch zu jung wären, als dass sie genügen könnten; denn dass von den verschiedenartigen Einwirkungen der Luft, des Lichts, der Wärme, des Wassers und der eigentlichen klimatischen oder Witterungsbeschaffenheit das Gedeihen der Erzeugnisse des Pflan- zenreichs wesentlich bedingt wird, wird wohl Niemand bestreiten. Auch slauben wir hier noch erwähnen zu müssen, dass ein beachtenswerther Grund. warum in unserem Gebiete der oben erwähnte auffallende Unter- schied zwischen Früh- und Spätreife in den verschiedenen Bezirken statt- findet, darin zu suchen sein möchte, dass die Verhältnisse des Wärmegra- des eben so gut von der geographischen Lage, als von der physischen *) Diesen Mangel findet der Leser in dem nun vollendeten Werke selbst, S. 21—25, reichlich ausgeglichen. Die Red. 30 Beschaffenheit des Landes abhängen. Da sich nämlich nach den Gesetzen der Physik ein dichter Körper stärker, als ein minder dichter erwärmt, und da die Atmosphäre oder der uns umgebende Dunstkreis in der Nähe der Erdoberfläche dichter ist, als in den oberen Schichten, so wird es erklärlich, dass unser waldhügeliges zweites Gebiet ein rauheres Klima als das ebene und niedrige erste hat, in welchem letzteren sich noch dazu der dunkler gefärbte Ackerboden weit leichter erwärmt. Wenn wir übrigens weiter hierauf bezügliche Notizen einer späteren Zeit und längerer Beobachtung vorbehalten müssen, so sind wir doch im Stande, wenigstens einige An- gaben machen zu können, welche eine spätere Vervollständigung anzu- bahnen vermögen. Nach einer nicht ganz zweijährigen Beobachtung ist der mittlere Barometerstand in Zell 27” 6,05, und die mittlere Temperatur aus 646 aufeinander folgenden, bei Sonnenuntergang gemachten Beobachtungen + 4,77. Wenn dies gleich nicht das wahre Mittel der jährlichen Tem- peratur ist, weil die Beobachtungen nur Morgens geschahen, so ist doch wenigstens ein Anfang gemacht, der vervollständigt werden kann; aber in einer anderen Beziehung sind wir im Stande, ein richtiges Mittel zu lie- fern. Der Anfang der Traubenblüthe fällt nämlich nach 46-jährigen Beobachtungen, welche wir genau verzeichnet besitzen, im Durchschnitt auf den 18. Juni, während die früheste Blüthezeit in dieser Periode am 25. Mai und die späteste am 14. Juli war. Ehe wir nun aber noch von dem Einflusse des Wassers auf unser Florengebiet sprechen, wollen wir wenigstens noch erwähnen, dass unter- halb Schweinfurt, bei dem Hahnenbrunnen, eine sogenannte Wetterscheide ist, durch welche die Richtung der von Südwest heraufziehenden Gewitter in den meisten Fällen geändert wird, so wie auch, dass bei weitem die meisten Gewitter in der Richtung von Süden und Westen unser Gebiet berühren, und nun noch auf den Einfluss aufmerksam machen, den die sehr starke Bewaldung unsers zweiten Gebietes ausübt; denn mehr als 7, des ganzen Areals dieses Bezirks besteht aus waldigen Höhen und 31 Abhängen, während unser drittes Gebiet nur sehr spärliche Hölzer aufzu- weisen hat. Auch dieser Umstand muss daher noch zu den übrigen schon oben erwähnten Ursachen gezählt werden, welche in den nördlich und östlich von Schweinfurt gelegenen Gegenden eine um einige Grade niedrigere Temperatur und ein rauheres Klima als in den südlichen und westlichen Gegenden veranlassen, so wie eben dieses Verhältniss Ursache wird, dass dieses Gebiet auch feuchter als die mehr entwaldeten beiden übrigen ist, denn bekanntlich ist die Pflanzenwelt eine unerschöpfliche Quelle zur Tränkung der Luft mit Wasserdünsten, indem die Pflanzen das eingesogene überflüssige Wasser wieder durch ihre Ausdünstung der Luft zuführen. Wasser. Nun nehmen wir noch auf die hydrographischen Verhältnisse Rück- sicht und werden so alles das berühren, was in meteorologischer Bezie- hung für unsere Flora von Wichtigkeit ist. Der Hauptstrom unseres Gebietes, der Main, entquillt in der Centralgruppe des Fichtelgebirges aus der Seelohe an der Weissmannsleiter, einem am Ostgehänge des Ochsen- kopfs zwischen diesem und dem Schneeberge liegenden moorigen Thal- becken, in einer absoluten Höhe von 2741’ und fällt also, bis er zu uns nach Schweinfurt kommt, 3092’. Dieses Gefäll berechnet sich aber kei- nesweges in gleichem Durchschnittsverhältnisse auf alle Stromstrecken, denn während es gleich nach seinem Ursprunge 86° auf jede Meile beträgt, nimmt dies in solchem Maasse ab, dass zwischen Lichtenfels und Bamberg nur noch 16°, und zwischen Hassfurt und Schweinfurt gar nur noch 12/ auf die Meile treffen, und weiter abwärts wird, mit Ausnahme einiger Stromschnellen, wegen der vielen Krümmungen und des vielen Sandes und Schlammes, den der Strom mit sich führt, dieses Gefälle noch weit geringer. Dass aber auch dieser Umstand nicht ohne Einfluss auf Witterungsveränderung bleiben kann, ist leicht aus dem in unserm durch die in vielen Krümmungen sich langsam hinwindende Wasserströmung 32 verlängerten Flussthale sich häufig bildenden Nebel abzunehmen. Die Mündung des Main’s ist von seinem Ursprunge nur 68 Stunden entfernt, und doch durchläuft er eine Linie von 132 Stunden, woraus wir seine vielen Krümmungen erkennen können. Die Breite jener Mainebene, welche in der Regel alljährlich durch das Austreten dieses Flusses bewässert wird, ist zwar in unserem Gebiete sehr verschieden, doch immer so bedeutend, dass auch dieses Austreten bei Erwägung der Vegetation unserer Gegend berücksichtigt werden muss, und die hierher gehörenden Nebengewässer des Main’s müssen wir wenigstens nennen und ihre Lage angeben, weil auch sie hier in Betracht kommen. Sie sind: die Nassach, welche bei Hassfurt, die Steinach, welche bei Schonungen, der Höllenbach, welcher an den Mainleiten, der Marienbach, der bei Schweinfurt, und der Unkenbach, welcher bei Kloster Heidenfeld sich mit dem Maine vereinigt, wozu noch der Lauergrund gezählt werden muss, den wir bei Stadtlauringen und Massbach finden, so wie der Werngrund, welcher von seinem Ur- sprunge bei Pfersdorf an über Ober- und Niederwern bis unterhalb Wer- neck unser Gebiet berührt, und ebenso das Thal der fränkischen Saale, an welches sich unser Rayon in der Nähe Kissingens wenigstens anlehnt. Endlich können wir auch die stehenden Gewässer und Teiche nicht übergehen, an denen unser Gebiet und namentlich der erste der oben abgegrenzten Theile besonders reich ist. Es ist hier der nicht unbedeu- tende Sennfelder See zu nennen, der als ein wilder, d. h. nicht ab- zulassender See eine beträchtliche Tiefe und eine erhebliche Oberfläche hat und unterhalb Schweinfurt in den Main abläuft; dann die zum Theil sehr umfangreichen und zahlreichen Weiher bei Rheinfeld, Röthlein und vor allen Kloster Heidenfeld, welche alle von einem theils grösseren, theils kleineren Kreise von Moor- und Sumpfboden umgeben sind, und zuletzt die vielen Altwasser, welche der Main zum Theil seit Jahrhunder- ten gebildet und erhalten hat, welche aber auch zum Theil erst durch die 33 mannigfaltigen Mainkorrektionen und Durchstiche bei Grafenrheinfeld und Umgegend entstanden sind und in dem alten Flussbeite des Mains in der verschiedenartigsten Abwechselung und Umgebung sich finden. Geognostische Bodenbeschaffenheit. Aus allem hier Gesagten lässt sich aber auch zugleich ein Schluss machen, wie mannigfaltig die chemisch-geognostische Beschaf- fenheit unsers Bodens sein muss, und auf sie wollen wir nun noch hin- zuweisen versuchen. - Dass wir eine vollständige geognostische Beschreibung liefern wer- den, ist ebenso wenig möglich, als dies auch in unserer Absicht sein kann. Wir wollen uns lediglich auf Darstellung derjenigen Verhältnisse be- schränken, welche von entschiedenem Einflusse auf die Vegetation unsers Gebietes sind, und bemerken in dieser Beziehung im Allgemeinen, dass das Maingebiet um Schweinfurt zum schwäbisch - fränkischen Kessellande gehört, aus welchem sich die Flüsse auf allen Seiten erst ihre Pforten selbst durch die Wälle der Umhöhungen gebahnt haben, was bei dem Maine auf seiner Bahn durch’s Frankenland sehr oft, am unleugbarsten aber da, wo er die Rücken des Odenwaldes und Spessarts durchbrach, zu Tage liegt. Der Rücken, welcher das Main- und Neckarland oder das fränkische und schwäbische Kesselland trennt, ist die Frankenhöhe, und zwischen den nördlichsten Theilen derselben, dem Steigerwalde und den Hassbergen einerseits, dann den Vorterrassen der Rhön und des Spessarts und dem Buntsandsteingebirge des Odenwaldes ander- seits, liegt unser Plateau, das auf diese Weise zu sämmtlichen Formatio- nen der Trias der Geognosten in Beziehung steht. Dieses fränkische Kesselland bildet nämlich eine eigenthümliche Terrasse, deren Charakter zwischen Tafel- und Kesselland mitten inne liegt. Der Main, der nicht wie die Donau ein die Gebirgszüge begleiten- der, sondern ein dieselben durchbrechender Strom ist, dringt quer durch 5 34 eine Reihe von Höhenbildungen, die eben sö viele Gebirgsformationen sind, nämlich durch Keuper, Muschelkalk und Buntsandstein, und es kann aus diesem Grunde zwar von einem Maingebiete, aber nicht von einem Mainthale als orographischem Ganzen die Rede sein. Aus dem Jurakalk sehen wir unseren Strom hervorkommen, den er vom Fichtelgebirge aus durchfliesst, und in der Mainbiegung bei Lichtenfels, wo diese, auch Fran- kenjura genannte, Gebirgsformation ihre nordöstliche Abdachung erreicht, umfliesst er zum letztenmale sein Muttergestein und tritt in eine andere Formation des Flötzgebirges über, welche von den Geognosten Trias genannt wird, weil sie aus drei von unten nach oben in folgender Ord= nung aufeinander lagernden Gesteinen besteht: buntem Sandstein, Mu- schelkalk, Keuper. Den Büntsandstein werden wir in unserem Gebiete nur an seinem obersten Gliede, dem bunten Mergel mit Gyps, gewahr, welcher letztere mächtig entwickelt und von dem darüber lagernden Mu- schelkalk durch gewaltige Naturkräfte, die wir im Mainstrom repräsentirt sehen, entblösst ist. Es tritt dieser Gyps und Mergel. der den Auswa- schungen, denen Keuper und Muschelkalk weichen mussten, eniging, ebenso gut in den Niederungen von Hofheim und Königshofen, als in der ganzen Ebene von Grettstadt und Spiesheim hervor, und wird hier wie dort die Veranlassung der ausnehmenden Fruchtbarkeit dieser Bezirke. so wie er ein mächtiger Zeuge davon ist. dass der bunte Sandstein, in dessen Gliederung wir ihn hier annehmen müssen, die Unterlage des Muschel- kalks: bildet, wovon wir zum Ueberflusse auch in dem in der Gegend von Grettistadt vorkommenden Augitporphyr einen sprechenden Beweis finden. Erst im Saalthale:bei Kissingen und im Odenwalde und Spessart; wo er dem 'Ausflusse des Main’s im Wege stand, tritt er in Folge des gewaltsa- men’Durchbruches dieses Stroms völlig zu Tage, und müssen wir hier überhaupt bemerken, dass die vielen Durchbrüche des Main’s, wo er aus einem oberen Becken in ein tiefer liegendes ‚sich Bahn brach, die sprechendsten ‘Zeugen der geognostischen Beschaffenheit unseres Bo- dens: sind. | due «> ©) 35 Auf diesem jedenfalls den Untergrund ausmachenden Buntsandsteine bildet das Muschelkalkplateau, das durch sanft gewölbte Flächen und tiefe enge Thalfurchen da, wo sich die Gewässer Ausgänge schufen, überall leicht kenntlich ist, die weitere Auflagerung. Der Muschelkalk ist dieje- nige Gebirgsschicht, welche in unserem Florengebiete am meisten ver- breitet ist, und hat hier grösstentheils eine horizontale Richtung. Der Uebergang zum Muschelkalk wird durch einen grauen, an Versteinerungen reichen Kalkmergel vermittelt, welcher mit Dolomitschichten wechselt, von denen zwischen Grettstadt und Gochsheim mächtige Lager zu Tage kom- men. Es ist dieser Muschelkalk in unserer Gegend ein reiner, dichter, meist grauer, an Schaalthierversteinerungen reicher Kalkstein, welcher bisweilen auch rogensteinartig wird. und grösstentheils in bedeutender Mächtigkeit auftritt. Ostraciten, Ammoniten, Pectiniten, Terebratuliten, Enkriniten, Belemniten u. a. m. sind nicht selten vorkommende Versteine- rungen, und die auf diesem Gestein aufgelagerte und aus Dammerde und Lehm gebildete Ackerkrume ist fast durchschnittlich von besonders guter Ertragsfähigkeit. Es erstreckt sich diese Formation nicht:bloss über den grössten Theil des dritten von uns bezeichneten Florengebietes, sondern ist auch auf dem zweiten die vorherrschende, indem sie sich an den Höf- heimer Gau von Hassfurt bis Poppenlauer anschliesst, und sieht sich’selbst in dem ersten theilweise sehr sprechend repräsentirt, so dass wir sie''als die jedenfalls überwiegende bezeichnen müssen. Uebrigens hat der Main, nachdem er die Fortsätze der Frankenhöhe, den Steigerwald und die Hassberge durchbrochen resp. getrennt hatte und bei Schweinfurt in das Gebiet des Muschelkalks eingetreten war, nicht bloss den! Keuper, son- dern auch theilweise den Muschelkalk selbst — durch die hier einst’ auf- gestaute Wasserfluth, welche sicherlich bei Schweinfurt den geraden Abflussweg gegen Gmünden zu durch’s Wernthal suchte, — wegge- schwemmt. Denn erst nach Ueberwindung der entgegenstehenden Hin- dernisse fand der Main aus dem Gaue von Schweinfurt gewaltsam: seinen Ausweg, indem er wegen des bei Schweinfurt gegen das Wernthal hin % 36 gefundenen Widerstandes gezwungen wurde, zu verschiedenenmalen bei Rheinfeld, Wipfeld, Fahr, Escherndorf, Mainsondheim und zuletzt noch bei Hohenfeld durchzubrechen und sich von einem Thalbecken in das andere zu ergiessen, wodurch sich in diesen Niederungen nicht bloss höchst befruchtende Niederschläge des Wassers bildeten, sondern auch Seeen, Altwasser, Moore und selbst Sandflächen entstanden, während an den steilen Uferrändern durch den Fleiss der Anbauer die schönsten Wein- pflanzungen, von einem milden Klima und einer geschützten günstigen Lage noch gefördert, gediehen, wie solches alles die eben erwähnten Gegenden zur Genüge nachweisen. Namentlich giebt sich die Gegend um Grettstadt, Spiesheim, Alizheim und Herlheim durch das dort befind- liche Moor, welches theilweise zu Torf verwendet wird, als ehemaligen Seeboden zu erkennen und deutet auf Wasserstagnationen hin, welche hier Platz gegriffen hatten. Hier muss die Aufstauung des Wassers wegen des umfangreichen Thalbodens nicht bloss besonders bedeutend gewesen sein, sondern es muss auch noch längere Zeit ein Binnensee fortbestanden haben, bis dieser bei einem späteren, tieferen Maindurch- bruche bei Hirschfeld, in der Richtung, welche der Gretistadter und Spies- heimer Unkenbach, die sich bei Kloster Heidenfeld vereinigen, heute noch verfolgen, sich allmälig verlaufen, aber dabei jenen für den Botaniker so ergiebigen und immer noch sumpfigen Moorgrund hinterlassen hat, der auf der sogenannten Greitstadter Wiese und deren Umgebungen die Zier- den unserer Flora erzeugt. Theilweise ist nun aber auch in unserem Gebiete dieses Plateau des sekundären Muschelkalks noch von den Höhenbildungen des tertiären Keupers, als der obersten Form der Trias, überbaut. Diese Keuper- terrasse zieht sich bis an die Abdachung des Frankenjura bei Lichtenfels und Ebermannstadt, so dass die Höhenzüge, Wellenebenen und Thalflä- chen des Keupers vermittelnd zwischen die Plateaulandschaften des Mu- schel- und Jurakalks treten. Der Keuper, der im Steigerwalde und den 37 Hassbergen als Hauptformation erscheint, sitzt von Schweinfurt bis Kitzingen noch in schmalen Hügelstreifen auf dem Muschelkalke auf, und zeigt sich an verschiedenen Stellen als Keupersandstein, der z. B. bei Egenhausen, Kützberg, Kronungen und Waigelshausen weitberühmte Steinbrüche nährt. Es ist dies derselbe Sandstein, der auch in dem obe- ren Hassberge und vorzüglich in einem Zweige desselben, dem Bückel- berge bei Burgpreppach, vorkommt und sich als sandige Gegend über Sternberg, Sulzdorf und die Lederhecke bis Heldburg fortsetzt, wo er an das hereynische Gebirgs-System anschliesst. Ein solcher dünnschiefri- ger, aber grobkörniger, quarziger und sehr deutlich geschichteter Keu- persandstein findet sich auch bei dem Deutschhofe nächst Schweinfurt, in der Richtung nach Zell, und es liefert dieser Steinbruch den bei weitem grössten Theil des Baumaterials für die nahe Stadt. In diesem Sand- steine kommen zwar nur sparsame, aber höchst interessante Pflanzen- abdrücke vor, von welchen Emmert in seinem Mineralienkabinete Exem- plare ausgezeichneter und seltener Art aufzuweisen hat; ja, es glaubt derselbe sogar einzelne Fährtenabdrücke antediluvianischer Thiere hier bemerkt zu haben; doch fehlte es ihm nicht bloss an Gelegenheit, sie mit den vom Konsistorialrath Siekler bei Hildburghausen, vom Professor Rumpf bei Elfershausen und vom Pfarrer Vorbeck an der Saale bei Hammelburg aufgefundenen Fährtenabdrücken des Chirosaurus oder Chi- roterium vergleichen zu können, sondern es waren auch die Spuren durch die Gleichgiltigkeit und Unachtsamkeit der Steinbrecher so undeutlich und zweifelhaft geworden, dass dies hier lediglich um so mehr als Hypothese, welcher es zur Zeit noch an fester Begründung fehlt, erwähnt werden muss, als auch die oben genannten Auffinder den bunten Sandstein vor sich hatten und spätere Beobachtungen noch nicht angestellt werden konnten. Eine geographisch scharfe Grenze zwischen diesem Keuper und dem Muschelkalke lässt sich aber bei den oben weitläufiiger auseinanderge- 38 setzten Verhältnissen nicht ziehen, da wir nur jene Theile des Keuper- landes in unserem Gebiete behalten haben, welche dem Wasser und dessen Auswaschungen Widerstand zu leisten vermochten, so dass man auf das Dasein der einen oder anderen Gebirgsformation oft erst durch die‘ ausschliessenden Pflanzenerzeugnisse des Bodens aufmerksam ge- macht wird. Nun müssen wir aber auch noch des an den Hochheimer Gau an- grenzenden und sich über einen Theil desselben erstreckenden Basalts erwähnen, welcher sich völlig ungeschichtet oder wenigstens nur mit sehr schwachen Spuren von Schichtung bei Ostheim findet und bis in die Ge- gend von Unfinden und Hellingen erstreckt. Es ruht dieser Basalt auch auf einem Theile des dortigen Keuperrückens, welcher den Hassberg bil- det, und aus ihm besteht die kegelförmige, dunkelbewaldete Höhe, auf welcher die romantische Schlossruine Bramberg steht. Diese Gebirgsart, welche wahrscheinlich vulkanischer Entstehung ist und durch Emporheben im flüssigen oder halbflüssigen Zustande und nachher eingetretene Erstarrung entstanden zu sein scheint, verleugnet auch hier insofern ihren Charakter nicht, als sie auf den verschiedensten Gebirgsarten ruht und sie oft gangförmig. durchsetzt, wonach wir annehmen müssen, dass sie. sich zu derselben Zeit bildete, wie das hier mit ihr verbundene Flötzgebirge. Häufig sind diesem Basalte, der,auch den isolirten kegelförmigen Zeilberg bei Maroldsweisach einfach bedeckt, Olivinkrystalle eingemengt. Endlich erwähnen wir nun noch einer Formation, deren Auftreten in unserem. Gebiete höchst merkwürdig ist, und auf die wir oben schon ein- mal hingedeutet haben. Von dem Plateau des Muschelkalks, wie es sich unterhalb Schwein- furt über Wernek und weiter nach Würzburg erstreckt, ist ein Bezirk oberhalb Schweinfurt, gegen Nord -Nordost gelegen, sehr verschieden. 39 Es beginnt dieser Bezirk hinter dem Orte Zell, bei dem sogenannten Ger- lesberg, zieht sich über diesen am Kalchrangen und über den Jensingsgrund auf der einen und die Wimpoltshäuser Flur, so wie die Thomashöfer Höhe auf der anderen Seite bis über den Fichtenbusch, die Wildäcker und den alten Bauhof in den Lauergrund bei Massbach. Hier lässt uns die Flora nicht bloss, trotz dem, dass es die höchsten Punkte der Gegend sind, welche in diesen Kreis fallen, ganz reine Kalkpflanzen finden, welche wir auf den Keuperhöhen vergeblich suchen und auch auf dem Muschelkalk- plateau vermissen, sondern die ganze Gegend erscheint in einem eigenthüm- lichen Charakter. Die Thäler sind enger, die Höhen steiler; eingerissene Schluchten, fast verschlungene Thalwindungen durchziehen das Gebiet, welches auf seinen Höhen ganz wasserarm und allenthalben zur Klüftung und Höhlenbildung geneigt ist. Wir finden nicht selten Vertiefungen, sogenannte Pingen, in denen das Wasser schnell sickert, und oft in gros- ser Ferne, meist plötzlich in überraschender Fülle, wieder zu Tage tritt, so dass z. B. eine Wassermasse, welche im Thale von Wimpoltshausen gegen Zell zu, unterhalb des erstgenannten Ortes, bei den Frühjahrsgewäs- sern und anderen äusseren Veranlassungen so stark ist, dass sie ein Mühlrad treiben würde, nach einem Laufe von kaum 500 Schritten so spurlos verschwindet, dass der Rinnsal völlig trocken liegt. Diese Beob- achtung lässt sich jedes Jahr im Frühlinge und oft auch im Sommer und Herbste machen; erst wenn das Wasser die höchst wahrscheinlich hier vorhandenen unterirdischen Reservoirs gefüllt hat und sie überfluthet, kann (das dann überströmende Wasser weiter in’s Thal abwärts fliessen. Der Punkt, wo dieses Wasser, seiner grössten Quantität nach, hauptsäch- lich versickert, ist auch zu anderer Zeit bemerklich und auffalland; hier bleibt nämlich bei einem geringeren Schneefalle die Schneedecke nie lie- gen, sondern schmilzt in auffallender Schnelligkeit sogleich,‘ so wie auch hier selbst im höchsten Winter nach wenigen Tagen schon der grösste Schnee geschmolzen und versickert ist, so dass es gar nicht zu ferne liegt, hier den Eingang in ein etwa vorhandenes Höhlengebilde zu suchen. 40 Hier schliessen sich auch die periodischen Quellen — an anderen Orten Hungerbrunnen genannt, weil sie nur in nassen, also Theuerungsjahren fliessen, — an, wie wir dergleichen an dem jedem Schweinfurter bekannten Theuerbrünnlein an der Haardt, der Goldquelle in der Heerdgasse, dem Teufelsgraben an der Herrenwiese, den Binsau- Quellen nächst dem Gerlesberge, der Quelle am Bauamtstännig im Jen- singsgrunde, den periodischen Quellen im oberen Theile des Dorfes Zell, an dessen linkem Bergabhange, und den gleichfalls nur zu gewissen Zei- ten erscheinenden Quellen auf der Rös, so wie an mehreren anderen ebenso wenig regelmässigen Wasserergiessungen am Kalchrangen und jener Gegend zur Genüge aufzuweisen haben. Endlich müssen wir auch noch ausdrücklich bemerken, dass nach starken Gewilterregen fossile Knochenbreeccien, ganz ähnlich denen in der Zoolithenhöhle bei Gailenreuth, und Sintergebilde gefunden wurden, wel- che noch vorhanden sind, und dass sich die Fichte, welche in den übrigen Bezirken unseres Gebietes kaum oder nur spärlich erscheint, in diesem Theile desselben im grossartigsten Wuchse entfaltet. Dies Alles zwingt uns zu der Frage, ob wir hier nicht eine von den bisher beschriebenen Formen der Trias verschiedene Formation, welche Höhlenbildungen, Kalktuff und Diluvialgebilde enthält, vor uns haben? — und wäre die Entfernung von dem äussersten Juraabhange bei Lichtenfels nicht verhältnissmässig zu gross, so würden wir geneigt sein, diesen hier gemeinten Gebietstheil, der fast genau in derselben östlichen Länge liegt, für eine noch zu Tage stehende kleine Fortsetzung oder vielmehr für ein Promontorium dieses Frankenjura zu halten, ohne dass wir diese Behaup- tung in bestimmter Weise auszusprechen wagen und etwas mehr als eine solche Vermuthung vorbringen wollen, welche namentlich von dem einen Mitarbeiter an diesen Blättern ausgeht, dem diese Ansicht um deswillen so nahe liegt, weil seine Vorliebe für dieselbe noch aus der Zeit seiner 41 Universitäts- Studien stammt, wo er im Gebiete dieses Frankenjura viel und gerne verkehrte und damals so glücklich war, der Erste zu sein, der die nach ihm benannte „‚Emmertshöhle‘* bei Muggendorf (s. Heller’s Handbuch für Reisende im fränkischen Kreise S. 87; Walther’s topi- sche Geographie von Baiern S. 212, und Heller’s Muggendorf S. 53) untersuchte. Die Eindrücke jener Zeit sind, — als er in die hier beschriebene Gegend kam, der ausserordentlichen Aehnlickkeit beider wegen, — wieder so lebhaft in ihm aufgetaucht, dass sich ihm obige Ansicht gewaltsam aufdrängte. Kultur. Doch genug von der Orographie. Mit wenigen Worten wollen wir jetzt nur noch von der Kultur der Oberfläche unserer Gegend reden. Zahlen darüber, wie viele Morgen derselben zu Ackerfeld, Weinbergen, Obstgärten, Wiesen, Waldstrecken, Triften, Wegen, Flüssen, Bächen, Teichen und Mooren gehören, können wir nicht angeben, und Recherchen darüber würden einen längeren Zeitraum erfordern, als der ist, über den wir gegenwärlig zu gebieten haben. Wir müssen uns daher darauf beschränken, im Allgemeinen zu erwähnen, dass fast sämmtliches Ackerfeld unseres Gebietes, welches ungefähr die Hälfte des ganzen Areals einnehmen wird, zu den fruchtbar- sten Gegenden des gesegneten Frankenlandes gehört, und dass, obgleich in der Agrikultur noch unendlich viel verbessert werden könnte, der Boden doch sehr bereitwillig seine Erzeugnisse liefert, welche in Weizen, Korn, Gerste, Hafer, Raps, Mohn, Lein, Erbsen, Linsen, Wicken, Kartof- feln, Runkelrüben, Lucern, Esparcette, Doldenklee, Wein, den edelsten und mannigfaltigsten Obstsorten, Gemüsen aller Art, Hopfen und vielen anderen Feld- und Gartenerzeugnissen bestehen, die in unserm Verzeich- nisse an ihrem Platze jedesmal erwähnt sind. Die Wiesen sind mit 6 42 üppigen Futterkräutern überfüllt, auf den Triften nähren sich schöne Heerden, an den Ufern des Main’s und seiner Nebengewässer entwickelt sich eine reiche Fülle verschiedenartiger Gewächse, und an ihren steilen Rändern gedeiht der edle Weinstock. Die Moore und Teiche untersucht der Botaniker nicht unbefriedigt, so wie er sich auch an dem Anbau vieler officineller Gewächse in der Umgebung Schweinfurt’s, namentlich in Sennfeld, Gochsheim, Schwebheim und Rheinfeld, erfreut. Der Akademie übergeben am 21. October 1851. 43 Die zweite Säcularfeier der Akademie zu Wiesbaden am 2]. September 1852. 2. Stellung der Akademie am 21. September. Di Versammlung der Naturforscher und Aerzte gewährte in ihrer ersten öffentlichen Sitzung am 18. September einstimmig die von dem Präsidenten (sehe oben S. 9) erbetene und von den Herren Geschäftsführern freund- lich befürwortete Feier des zweiten Säcularfesies der Akademie in ihrer Mitte, und trat dem Vorschlage, sie in der nächsten öffentlichen Versamm- lung am 21. September stattfinden zu lassen, bei; die Akademie, welche in der grossen Anzahl der Anwesenden *) zahlreich vertreten war, fühlte sich heimisch in dem schönen Kreise. Von den Herren Adjuncten waren zugegen: Herr Bergrath (Sectionsrath) Haidinger aus Wien, Herr Pro- fessor Dr. Heyfelder aus Erlangen, Herr Ober-Medizinalrath und Pro- fessor Dr. Jäger aus Stuttgart, Herr Professor Dr. Lehmann aus Ham- burg und Herr Professor Dr. Will aus Erlangen, dann der Bibliothekar *) Das Tageblatt der Versammlung zäblt im Ganzen 776. =? 4 der Akademie Herr Stadtrath Henry, Mitinhaber des lithographischen Instituts in Bonn, und Herr Buchhändler E. Weber, Inhaber des buch- händlerischen Geschäfts der Akademie, ebendaher; so dass also, ausser jenen engeren Repräsentanten des Instituts, die Akademie, mit Einschluss des Präsidenten, durch die drei verwaltenden Glieder ihres Geschäfts hier vollständig vertreten war. Es hatte sich aber inzwischen seit dem 25. Juli vollständig bewährt, was der Präsident an diesem Tage, nachdem er die Skizze seines, den H. H. Geschäftsführern damals vorgelegten Fest-Programms mitgetheilt hatte (sehe oben S. 16), hinzufügte: ,‚Was dann aber (im Verlaufe der „Feier) weiter geschehen wird, können wir ruhig dem Genius anheim- „stellen, der die Geschichte macht, und der nirgends augenscheinlicher „waltet, als bei der Feier eines Geburtstages, wie dieser, welcher durch „seine Bedeutsamkeit in den Gemüthern der Anwesenden Religion „wird.®* Denn schon waren der dritte und vierte Punkt des in Aussicht ge- stellten Programms, — die Frage nach der Dotirung und eventuellen Erweiterung der Akademie, auch wohl einer entsprechenden Aende- rung ihrer Statuten, — durch ein Ereigniss in die Ferne gerückt, wel- ches das ursprüngliche Ziel der Akademie, nämlich ihre Rückkehr zur gesicherten Stellung im Ganzen des deutschen Vaterlandes, — als die Pflicht der alten Lieb’ und Treue — so in den Vordergrund stellte, dass es zweckmässig schien, die Ideen der grössern Popularisirung der Aka- demie, der weitern Ausdehnung ihrer Thätigkeit, wie der dieser ange- messenen Fonds und der entsprechenden Verfassungsänderung oder son- stiger Massregeln, von der Feier selbst gänzlich auszuschliessen und diese blos auf die Rückblicke in die Vergangenheit und auf die Aussicht in die Zukunft zu beschränken. Dieses entscheidende, die politische Stellung der Akademie hoffent- lich um einen Schritt weiter fördernde Ereigniss besteht in einer Mitthei- lung, welche dem Präsidenten der Akademie und mehreren Mitgliedern 45 des Adjuncten-Kollegii zuerst durch den Adjuncten, Herrn Professor Fenzl aus Wien im Auftrage Sr. Excellenz des K. K. Oesterreichischen Herrn Ministers des Kultus und Unterrichts Grafen Leo von Thun, *) später aber auf eine Anfrage und Bitte des Präsidenten auch diesem selbst von dem Herrn Minister mittelst Schreibens vom 7. September 1852 auf directem Wege zukam und dahin lautet: „‚Dass Se. Excellenz die Erwar- „tung hegen dürfe, Se. Majestät der Kaiser werde allergnädigst bewilli- „gen, dass in dem Falle, als bei einer etwa eintretenden Neuwahl die „Existenz dieses von deutschen Kaisern aus dem Hause Oesterreich ge- „gründeten wissenschaftlichen Instituts in Frage gestellt würde, der bis- „„her von der Königl. Preussischen Regierung bewilligte Unterstützungs- „Beitrag, jährlich 1200 Thaler, von der Kaiserl. Oesterreichischen *) Schreiben des Herrn Professors Dr. Fenzl aus Wien von seiner Reise in Holland an Herrn Professor Dr. Lehmann in Hamburg. Vollmacht. „Von Sr. Excellenz dem Herrn Minister des Kultus und Unterrichts, Herrn Grafen Leo von Thun in Wien, Namens des K. K. österreichischen Gesammt-Ministe- riums mündlich beauftragt, ein verehrliches Präsidium der Acad. Leopold. Carol. Nat. Cur., nebst dem Adjuncten-Kollegium, von der Geneigtheit desselben in Kenntniss zu setzen: „Dass Oesterreich, im Falle Preussen die zur Herausgabe „der Acta Acad. L. ©. N. C. bisher verwilligte Geldsubvention verweigern, oder „an bestimmte Bedingungen ferner knüpfen sollte, gewilligt sei, dieselbe ohne „weitere Restrictionen fürder zu übernehmen,‘ habe ich die Ehre, mich, als Adjunct der Akademie, dieses schmeichelhaften und hocherfreulichen Auftrages zu entledigen und ihn zur Kenntniss des Gesammt-Kollegiums der Herren Adjuneten zu bringen. Zufällig verhindert, bei der von dem Herrn Präsidenten bei Gele- genheit der Jubelfeier der Akademie zusammenberufenen Versammlung der Adjuneten zu Wiesbaben zu erscheinen, ersuche ich Herrn Professer Dr. Leh- mann, als Adjuncten, meine Person zu vertreten, und ermächtige ihn hiermit, in meinem Namen gedachte Erklärung eines hohen österreichischen Ministeriums laut und öffentlich zu verlesen. Amsterdam, den 11. September 1852. (gez.) Eduard Fenzl.“ 46 „Regierung ohne Weiteres dargeboten werde, vorausgesetzt, dass nicht „inzwischen durch Veränderungen in den Statuten des fraglichen Instituts „der dermalige Sachverhalt ein anderer werde.‘ *) *) Wir lassen hier dieses wichtige Actenstück vollständig folgen, und schicken demselben die auf die erste Mittheilung von Seiten des Herrn Adjuncten Fenzl an Se. Excellenz den Herrn Minister gerichtete Anfrage des Präsidenten voraus. Schreiben des Präsidenten der K.L. C. Akademie an Se. Excellenz den K. K. Oester- reichischen Minister Herrn Grafen von Thun. Breslau, den 29. August 1852. Erlauchter Herr Graf! Gnädigster Herr Geheimer Staats - Minister! Der Professor Fenzl hat gegen einen der Adjuncten der K. L. C. Akademie eine Aeusserung aus dem Munde Ew. Excellenz ausgesprochen, die ich nicht für unwahr annehmen kann. Ihr Inhalt ging dahin, „dass die Kaiserlich Oesterreichische Regierung, „wenn Preussen den Zuschuss von 1200 Thalern zurückziehe, das alte Kaiserliche „Institut der Akademie nicht fallen lassen, sondern die 1200 Thaler zahlen werde, „selbst ohne die Bedingung, dass der zeilige Präsident ein Oesterreicher sein „müsse; sondern es werde eine solche Bewilligung nur überhaupt im Hinblick „auf Süddeutschland ertheilt werden.“ Diese erhabene Erklärung entspricht so vollkommen dem, was ich im Ein- gange meiner, Sr. Excellenz dem Herrn Bundes-Präsidial-Gesandten in Frank- furt a. M. durch Dr. Mappes überreichten Schrift, vom 19. April 1851, Ss. 3—8 (Nova Acta, Vol. XXIII. P.I. p. XVIIL—XXIV) als das Endziel meiner Bestrebun- gen in diesen Tagen meiner Verfolgung öffentlich erklärt habe, dass sie mir als die Stimme meines Berufs erscheint, der ich folgen werde, sobald sie mir nur etwas mehr, als eine blosse Stimme ist. Ich wage also an Ew. Excellenz, nicht ohne Zuversicht, die angelegentliche Bitte, entweder mich zu einer, in entsprechender Weise abgemessenen Aeusse- rung bei Gelegenheit der Versammlung der Akademie im September dieses Jah- res zu Wiesbaden gnädigst zu autorisiren, oder einen Andern aus der Akademie hiezu beliebigst zu bestellen. Ein geneigter Blick auf die oben angeführte Stelle meiner Schrift wird Ew. Excellenz überzeugen, dass meine Schritte in Bezug auf die Akademie nach meiner Entlassung aus dem preussischen Staatsdienste nur auf die Folgen gerich- tet waren, welche hieraus für dieses Institut hervorgingen. 47 Werfen wir, nachdem wir ein solches Wort aus dem k. k. öster- reichischen Staatsministerium vernommen haben, einen Blick auf die Lage der K. L. C. Akademie, mit welcher sie in das dritte Jahrhundert ihres Ich wünschte die Frage nach der Stellung der Akademie zu Deutschland in dem geeigneten Momente, wo diese noch durch die lokale Amtsentsetzung ihres Präsidenten in einem Staate Deutschlands für den ganzen übrigen Theil des deut- schen Reichs zweifelhaft geworden war, noch einmal anzuregen, um mein Verfahren danach einrichten zu können; denn ich fühle mich verpflichtet, den Charakter der Leopoldinisch-Carolinischen Akademie, als einer wesentlich deutschen, so lange ich kann, aufrecht zu erhalten, und lebte daher stets der Hoffnung, wo nicht vom hohen Bundestage im Ganzen, so doch von einer oder der andern Regierung des deutschen Bundes eine Zusage zu vernehmen, gleich der, womit Ew. Excellenz, wie ich mir schmeichle, die künftige Existenz der Akademie aus der blossen Zufälligkeit ihrer Bahn wieder zur allgemeinen Anerkennung und folglich zur Unterstützung von Seiten mehrerer deutscher Staaten, — folglich zur Sicherheit einer selbstständigen Wirksamkeit hinführen werden. Man hat mein Vorhaben hiebei missverstanden und vielleicht bloss deshalb nicht beachtet. Man hat eine lächerliche Feindseligkeit gegen den Preussischen Staat darin erblickt, wo ich doch lediglich nur die Aussicht auf eine andere Zukunft im Sinne hatte. Wenn der Preussische Herr Minister, indem er bei meiner Entsetzung vom Amte ein Motiv zum Grunde legte, welches mich mit dem Klerus in Konflikt bringt, mein Bleiben im Präsidium auch für Oesterreich und andere Staaten in Frage zu stellen gewusst hat, so kann dieses von nun an doch auf meinen Ent- schluss keinen weiteren Einfluss üben. Ich habe stets nur an die Akademie und an das Beste derselben, nie an mich selbst gedacht, und eben so wenig fragte ich: Ob die Akademie durch die Wahl meines Nachfolgers in Preussen oder in einem andern Staate residiren werde? aber danach fragte ich: Ob die alte deut- sche Akademie, mit schwerem Widerspruch gegen ihren geschichtlichen Lebens- gang, ihren Namen und ihr Streben, durch mein Abtreten vom Präsidium eine preussische Neuwahl treffen müsse, oder ob ich mit dem Bewusstsein schei- den könne, dass sie auch weiterhin in den deutschen Staaten Anerkennung ge- funden habe und damit selbst bei einer Neuwahl aus dem Kreise der preussi- schen Adjuncten, wenn diese eintrete, keine Beschränkung durch Zwang, sondern nur die Frucht der freien Einsicht erndten werde? Niemand kann verkennen, was Preussen für die Akademie gethan hat und noch thut, wie andererseits auch Jeder weiss, was das Oesterreichische Kaiserreich für dieses Institut gethan hat, oder 48 Bestehens eintritt, so müssen wir uns sagen: sie ist, als das alte Kaiser- liche Leopoldinisch -Carolinische Reichs- Institut von den beiden grössten Staaten Deutschlands anerkannt und mit 1200 Thalern jährlich ausge- stattet, — von Preussen de facto seit 34 Jahren, von Oesterreich mit Jemand muthwillig verkennen könnte, was etwa künftig von diesem Staate für dasselbe geschehen wird. Genehmigen Ew. Excellenz die Versicherung der ehrfurchtsvollsten Hoch- achtung, mit welcher ich beharre Ew. Excellenz unterthänigster (gez.) Dr. Nees von Esenbeck. Antwort Sr. Excellenz des Herrn Ministers Grafen von Thun. Wien, den 7. September 1852. Euer Wohlgeboren! In Erwiederung Ihres geehrten Schreibens vom 29. August laufenden Jahres habe ich die Ehre, Euer Wohlgeboren zu bestätigen, dass ich allerdings den Adjuneten der Leop. Carol. Akademie, den Prof. Fenzl ermächtigt habe, die zuversichtliche Erwartung auszusprechen, Se. Majestät der Kaiser von Oesterreich werde allergnädigst bewilligen, dass in dem Falle, als bei einer etwa eintreten- den Neuwahl die Existenz dieses von deutschen Kaisern aus dem Hause Oester- reich gegründeten wissenschaftlichen Instituts in Frage gestellt würde, der bis- her von der Königl. Preussischen Regierung bewilligte Unterstützungsbeitrag, jährlich 1200 Thaler, von der Kaiserlich Oesterreichischen Regierung ohne wei- tere Beschränkung dargeboten werde, vorausgesetzt, dass nicht inzwischen durch Veränderungen in den bisherigen Statuten des fraglichen Instituts der dermalige Sachverhalt ein anderer werde. Genehmigen Euer Wohlgeboren die Versicherung meiner vollkommenen Hochachtung, mit welcher zu verharren ich die Ehre habe Euer Wohlgeboren ergebener Diener Gf. Leo Thun. An den Herrn Präsidenten der Leopoldinisch- Carolinischen Akademie der Naturwissenschaften Dr. Nees von Esenbeck zu Breslau. 49 bestimmter Hinweisung auf ganz Süddeutschland und mit Anerkennung der Vaterschaft. Dürfen wir wohl annehmen, Preussen werde seine factische Unterstützung der Akademie an eine engherzige Bedingung knüpfen, blos um die Akademie im Lande zu behalten, dem sie unter der Voraussetzung eines solchen Zwangs die Ehre des auf sie gerichteten Aufwands nicht mehr in dem Maasse, wie früher, einbringen würde? Oder dürfen wir andererseits einer so deutlichen Erklärung Oesterreichs gegen- über noch zweifeln, ob dieses vorkommenden Falls sein Wort halten würde? Dürfen wir endlich Angesichts aller übrigen deutschen Staaten, bei der allgemein verbreiteten Bildung, bei der Liebe aller deutschen Für- sten und Regierungen zur Wissenschaft und bei dem herrschenden Bil- dungsstreben in allen Landen, gross wie klein, noch annehmen: dass sämmtliche deutsche Regierungen nach der ersten Anregung, sei’s eines permanenten verhältnissmässigen Unterstülzungsausschlags von 1200 Tha- lern jährlich für ganz Deutschland, sei’s nur einer Uebereinkunft meh- rerer kleinerer Staaten zur Aufbringung dieses Etats für die Zeit, welche die Akademie etwa durch den Sitz des Präsidenten in einem oder dem anderen der hiezu verbundenen Staaten zubringen wird, — oder auf an- dere Weise, — dürfen wir dem Bedenken Raum geben, dass die übrigen deutschen Staaten sich von dem Beispiele der beiden grössesten Mitstaa- ten abwenden und nicht vielmehr bereit sein werden, sich ihrem Vorgange anzuschliessen, wenn anders nur auf dem geeigneten Wege und von der rechten Stelle aus ein Gedanke dieser Art in Vorschlag gebracht wird? In dieser Mahnung an die ursprüngliche Stellung unsers Instituts zu dem gesammten Deutschland und zu den einzelnen Staaten des deutschen Reichs lag nun zunächst die Aufforderung für die Akademie, jeden Schritt zu vermeiden, der den bisherigen Gesichtspunkt für dieselbe auch nur im mindesten zu verrücken schiene, und es bedurfte nicht der ausdrückli- chen Warnung vor ändernden Schritten, welche von einigen abwesend gebliebenen Adjuncten an den Präsidenten einliefen, der sich ohnehin schon hinlänglich gegen jede ‚‚nicht durch wesentliche Momente auf dem 50 Wege zur sichern Vervollkommnung gebotene Statutenveränderung,‘“ so wie überhaupt gegen jede vorschnelle Abweichung von der bestehenden Organisation der Akademie, wie diese Namen haben möge, erklärt hatte. Im Bewussisein seiner Pflicht, der Akademie wo möglich auf ihrem historischen Boden eine ganz ungestörte Eniwickelung aller noch vorhan- denen Elemente zur Wiederbefestigung ihres erschütterien Grundes zu gestatten, gab daher der Präsident den in Wiesbaden anwesenden Adjunc- ten, welche eine bestimmte Aeusserung über die Lage der Akademie und sein persönliches Verhältniss zu derselben von ihm zu vernehmen wünsch- ten, am 23. September in Wiesbaden folgende Erklärung, welche nach der Versammlung mit dem Circularschreiben vom 28. October allen Adjuncien vorgelegt wurde: Erklärung des Präsidenten Dr. Nees v. Esenbeck an die in Wiesbaden anwesenden Adjuncien der Kaiserl. Leopold. Carol, Akademie, Es wird von mir eine Art Erklärung über meine Ansicht von meiner heutigen Stellung zur Akademie gewünscht. Diese meine Ansicht ist, dass, vom Augenblicke der mir zu Theil gewordenen k. k. österreichischen Eröffnung vom 7. September dieses Jahres an, diese Frage bis zu der gehofften Erklärung der hohen Bundes- versammlung oder einzelner deutschen Staaten über dieselbe, ganz aus dem Spiele zu lassen sei. Ich werde stillschweigend fortfahren, die Verwaltung zu führen, wie bisher, treu nach den Gesetzen der Akademie, fern von jeder andern Rücksicht, — wie ich bisher gethan. Meine Anhänglichkeit an den preussischen Staat und die Art, wie diese von dem jetzigen Herrn Minister aufgenommen wurde, gehört nicht hierher. Meine strenge Gesetzlichkeit in der Verwaltung der Akademie 51 ist der preussischen Regierung bekannt, und wird ihr immer mehr bekannt werden, wenn sie, wie sie bis jetzt gethan hat, fortfährt, die Akademie zu unterstützen und den bisherigen Geschäftsführer derselben seinen Mecha- nismus fortführen zu lassen, den er unstreitig am besten versteht. Die Frage über die Akademie mit dem Präsidenten anzufangen, hiesse mit einem Eingriff in die Verfassung der Akademie beginnen. Wer diese Sache recht erwägt, muss einsehen, dass dieses nicht der natürliche Gang ist. Ich wünsche, ich bitte, dass man vorläu- fig die Sache noch gehen lasse, und dass die Staaten die der Akademie eröffnete Aussicht erst für sich erwägen, die Herren Adjuncten aber nicht eine Erklärung über eine supponirte Missstellung meiner Person, die ich aus liefster Ueberzeugung negiren muss, von mir verlangen. Dass Preussen fortfahren werde, der Akademie die bisherigen Zu- schüsse zu leisten, glaube ich vor der Hand annehmen zu dürfen. Erst komme die Akademie in Frage. Bis diese Frage beantwor- tet sein wird, lasse man mich ruhig mithelfen, dass das Geschäft nicht stocke. Nachher — wird man ja weiter sehen. Auszumachen hatten wir hier nichts und haben daher auch nur beschlossen, nichts auszumachen oder zu beschliessen. Wiesbaden, den 23. September 1852. (gez.) Dr. Nees v. Esenbeck. Unter dieser momentanen Zurückführung der Akademie auf die rein staatlichen Mittel zur Forthülfe in ihrer alten Form konnte aber keines- wegs ein „‚grundsätzliches Ablehnen‘‘ aller in den Berathungen und Ent- würfen vom Jahr 1850 *) angeregten, später bei Gelegenheit der Ver- sammlung der Naturforscher und Aerzte in Gotha vom Jahr 1851 und der Schweinfurter Conferenz von demselben Jahre weiter erwogenen und von *) Uebersicht u. s. w. in der Vorrede zu Vol. XXI. P. II. der Nova Acta Acad. Nat. Cur. pag. XLIT— XC. Ss 52 vielen Seiten mit Interesse aufgenommenen Ideen zur Erweiterung und Bereicherung der Akademie aus andern Mitteln als denen des Staats, und überhaupt aus allgemeinerer Theilnahme und für gemeinnützige Zwecke gemeint sein, sondern die Akademie wird sich, so gewiss sie nur eine sichere Stellung im Leben des deutschen Volks zu erreichen im Stande ist, auch zu jenen weiteren Aufgaben berufen und in den Stand gesetzt sehen, die entsprechenden, grösseren Hülfsmittel zu Erfüllung derselben aus den Händen des theilnehmenden Volks zu gewinnen. So sind also auch die schon erwähnten Vorarbeiten für diesen Ge- sichtspunkt, wie insbesondere die auf Anregung der Schweinfurter Kon- ferenz mit Hinsicht auf die entsprechenden Verhandlungen der Gothaer Versammlung über das dem Andenken Oken’s votirte Denkmal von den Herren Adjuncten Heyfelder und Will ausgearbeiteten Gutachten zur weiteren Selbstfundirung der Akademie, und die von den Herren Adjune- ten Jäger und Lehmann, gleichfalls nach dem Vorschlage dieser Kon- ferenz entworfenen Erweiterungs- und Verbesserungsvorschläge zu den Statuten, hier keineswegs zu übergehen, sondern werden vielmehr durch ein zweites, für die neueste Geschichte der Akademie wichtiges, ja bedeu- tungsvolles Ereigniss, welches die kaum noch verflossenen Tage hervor- gerufen haben, in den Schluss unseres Berichts verwebt, welcher, mit diesem Inhalte zusammengefasst, den Stoff eines neuen Programms für Aufgaben des nächsten Jahres liefern wird. 53 3 Festrede bei der Jubelfeier der Kaiserlichen Leopoldinisch-Carolinischen Akademie der Naturforscher. Gehalten den 21. September 1852 in der zweiten öffentlichen Sitzung der Versammlung der Naturforscher und Aerzte Deutschlands zu Wiesbaden von dem Adjuneten der Akademie Dr. Georg von Jäger, Ober-Medizinalrath und Professor aus Stuttgart. Hochverehrte Versammlung! Durch das Wohlwollen der Herzoglich Nassauischen Regierung, durch das freundliche Entgegenkommen der zu Gotha für die diesjährige Ver- sammiung der Naturforscher und Aerzte Deutschlands ernannten Geschäfts- führer und durch den ehrenden Beschluss dieser hochverehrten Versamm- lung selbst ist der Kaiserlichen Leopoldinisch -Carolinischen Akademie der Naturforscher vergönnt, die Feier ihres 200jährigen Bestands in der Mitte dieser hochansehnlichen Versammlung zu begehen, welche so viele Gön- ner und Freunde der Naturwissenschaften in sich vereinigt und daher vor- zugsweise geeignet ist, die Lebenselemente der Akademie zu erfrischen, um ihr fröhliches Gedeihen zum Heile der Wissenschaft auf’s Neue für kommende Generationen zu sichern. 54 Indem ich zuerst den tiefgefühlten Dank im Namen der Beamten und Mitglieder der Akademie für diese Vergünstigung ausspreche, scheint es angemessen, die Akademie selbst in diese hochverehrte Versammlung durch eine geschichtliche Erinnerung an ihre Entstehung, ihre Entwicke- lung und ihre Leistungen einzuführen, wobei ich mich zugleich auf die ausführlichen Angaben beziehe, welche in der vor beinahe 100 Jahren 3 „ von Büchner *) herausgegebenen Geschichte der Akademie und in den einzelnen Bänden ihrer Schriften **) und sonst ***) mitgetheilten Nach- trägen enthalten sind. Nach der treffenden Bemerkung des jetzigen Präsidenten der Aka- demie in der Vorrede zu dem 23sten Bande der von ihm redigirten Reihe ihrer Schriften charakterisirt sich die Zeit nach dem westphälischen Frie- den von der Mitte des 17ten Jahrhunderts an durch ein merkwürdiges Associationsstreben zur Beförderung der Wissenschaften nicht bloss in Deutschland, sondern fast in allen Theilen Europa’s. Es hat sich dieselbe friedliche Entwicklung für Kunst und Wissenschaft nach Beendigung des 7jährigen Krieges und in noch viel ausgedehnterem Maassstabe in Folge der Wiederkehr des europäischen Friedens zu Anfange dieses Jahrhun- derts in der Menge von Vereinen wiederholt, welche fast für alle Zweige der Wissenschaft und Kunst und des industriellen Lebens sich gebildet haben. Ki 2) Academiae Saeri Romani Imperii Leopoldino -Carolinae Naturae Curiosorum historia con- scripta ab eiusdem Praeside Andrea Elia Buechnero. Hallae, Magdeburgicae Litteris et Impensis Ioh. Iust. Gebaueri. Anno MDCCLYV. 4 o Vergangenheit und Zukunft der Kaiserl. Leopold. Carol. Akademie der Naturforscher, von Dr. C. G. Nees v. Esenbeck, Präsident der Akademie. Aus dem I1sten Theile des 23sten Bandes besonders abgedruckt. Are no Beilage zu Nr. 55 der allgemeinen Zeitung vom 24. Febr. 1852. Darstellung der Entste- hung der Kaiserl. Leopold. Carol. Akademie der Naturforscher und Wünsche für ihre Erhal- tung und weitere Ausbildung. 55 Ihre Entstehung verdankt die Akademie vier Aerzten (Bausch, Fehr, Metzger und Wohlfarth), welche in der damaligen freien Reichsstadt Schweinfurt am 2. Januar 1652 (auf Anregung von Bausch) einen Verein gründeten, dem sie durch einen kühnen Griff den Namen Academia Naturae Curiosorum gaben, und in die zugleich entworfenen Statuten den Keim ihrer weiteren Entwickelung legten. Wir verdanken zwei Mitbürgern dieser Stadt (Herrn Pfarrer Emmert und Herrn v. Seg- nitz), welche durch die Uebergabe der von ihnen verfassten Flora von Schweinfurt dem Andenken der Stifter der Akademie ein würdiges Opfer gebracht haben, einige nähere Nachrichten über dieselbe, welche einer besonderen Beilage vorbehalten sind. *) Mit dem Wahlspruche: Nun- quam otiosus, welchen der Siegelring der Mitglieder trägt, wurde die Thätigkeit der einzelnen Mitglieder herausgefordert, indess in dem Ver- kehre unter denselben und in den Bekanntmachungen dieser Akademie mehr der Charakter eines Privatvereins unter der Leitung eines Präsiden- ten beibehalten wurde. Es konnte diesem dabei eine unabhängigere Stellung eingeräumt werden, als diess sonst gerade bei Privatvereinen der Fall ist, indem seine Wirksamkeit bloss auf die Förderung der wissen- schaftlichen Interessen der Gesellschaft gerichtet sein konnte, welche noch keiner Verwaltungs -Einrichtungen bedurfte. Unter Kaiser Leopold 1. (1677) erhielt die Akademie eine Erweiterung ihrer Gesetze und Privile- gien mit dem Namen Sacri Romani Imperü Academia Naturae Curioso- rum, welchem im Jahr 1687 der Beinamen Caesareo- Leopoldina hinzu- sefügt wurde. Vom Kaiser Carl VII. wurden 1742 die alten Privile- gien der Akademie bestätigt und sie führt seit dieser Zeit den Namen Leopoldino - Carolina. Die Akademie und ihr Präsident machten indess von den ertheilten Privilegien nur einen sehr mässigen Gebrauch. *) S. Beilage 1. 56 Durch die ihren Schriften bewilligte unbedingte Pressfreiheit und ein Privilegium für den Verlag derselben und gegen den Nachdruck war die Akademie zu einer unter unmittelbarem kaiserlichen Schutze stehenden Freistatt der Naturwissenschaften geworden, welche unter einem Präsi- denten und einem Kollegium von 12 bis 16 Adjuncten eine der bürger- lichen Verfassung der freien Reichsstädte einigermassen ähnliche Verfas- sung hatte. Die einzelnen Adjuncten wurden von dem Präsidenten ernannt und von dem Kollegium der Adjuncten bestätigt, von welchen einer als Direetor Ephemeridum die Herausgabe ihrer Schriften besorgte. Nach dem Tode des Präsidenten wurde sein Nachfolger durch die Adjuncten und aus ihrer Mitte für die Dauer seines Lebens gewählt. — Das Vermögen der Akademie bestand, ausser einem kleinen Stiftungs- Kapital, bloss *) in ihrer Bibliothek, welche bald durch Geschenke, bald durch den Austausch ihrer Schriften und einzelne Ankäufe einen nicht unbedeutenden Werth erlangt hatte, wie sich aus dem im Jahr 1700 er- schienenen Verzeichnisse derselben und dem ihm beigefügten Plane ihrer Aufstellung, sowie aus den Verzeichnissen der Geschenke ergibt, welche die einzelnen Bände der Acta enthalten. Da die Akademie mit ihrem Eigenthume dem Wohnsitze des Präsi- denten folgte, so war die Benutzung der Bibliothek für die ausserhalb des Wohnsitzes des Präsidenten wohnenden Mitglieder sehr erschwert. Wenn auch dieser Nachtheil jetzt, nachdem an vielen Orten Deutschlands öffent- liche Bibliotheken sich gebildet haben, weniger empfindlich sein mag, so ist,er dennoch sehr fühlbar, indem die Bibliothek der Akademie gerade an ausgezeichneten naturhistorischen Werken einen reicheren Vorrath, als *) Eine Naturalien- und Kunstsammlung, wie sie in früheren Zeiten gebildet worden war, ver- trug sich nicht mit dem wandernden Charakter des Instituts, und würde nur in der Reali- sirung der Idee eines National-Museums an einem bestimmten Orte eine Deutschlands wür- dige Entwickelung erhalten können, ohne Beeinträchtigung des für die Verbreitung der Kultur so wünschenswerthen Bestands einer grösseren Zahl kleinerer Museen. 57 manche öffentliche Bibliothek besitzt. Es ist daher eine Einrichtung beabsichtigt, um die Bibliothek der Akademie ihren Mitgliedern zugängli- cher zu machen, als dies bisher der Fall war. Die haupisächlichste Wirksamkeit der Akademie bestand bis zum Schlusse des verflossenen Jahrhunderts in der Unterhaltung des wissen- schaftlichen Verkehrs unter ihren Mitgliedern, und in der Bekanntmachung ihrer Beobachtungen und einzelner wissenschaftlicher Untersuchungen. Ausser mehreren abgesonderten Abhandlungen erschienen in fort- laufender Reihe 90 Quartbände der Schriften der Akademie mit den sogar wiederholt bearbeiteten Inhaltsverzeichnissen. Die am Schlusse des vorigen Jahrhunderts eingetretenen Bewegun- gen der Zeit hemmten die Thätigkeit der Akademie, und sie erwachte erst auf’s Neue nach einem Zwischenraume von 26 Jahren unter dem damali- gen Präsidenten Professor v. Wendt in Erlangen, und der jetzige Präsi- dent Nees v. Esenbeck übernahm 1818 die Herausgabe einer neuen Reihe der Schriften der Akademie, deren Zahl bis heute auf 37 (jetzt 41) Quartbände gestiegen ist. Die dieser letzten Periode vorangegangenen Schriften der Akademie sind fast durchaus in lateinischer Sprache geschrieben. Es darf indess als eine Anerkennung ihres Inhalts und des Interesses, ihn auch dem Laien zugänglicher zu machen, angesehen werden, dass erst noch vor beinahe 100 Jahren eine deutsche Uebersetzung der ersten (von 1670 bis 1792 herausgegebenen) 20 Bände der Schriften der Akademie er- schienen ist *), da in dieser Zeit die Kenntniss der lateinischen Sprache unter Gelehrten nicht minder allgemein verbreitet war, als ihr Gebrauch bei wissenschaftlichen Abhandlungen. Er hat sich zum Theil bis in die neuesten Bände der Acten erhalten, indess in diese neben den in deut- scher auch einige in französischer Sprache geschriebene Abhandlungen *) Sie wurde verlegt zu Nürnberg von den W. N. Endtnerischen Konsorten und Engel- brecht’s Wittwe, und später von Felix Schwarzkopf vom Jahr 1755 bis 1771. 58 aufgenommen wurden. Der Inhalt der früheren Schriften der Akademie bestand grossentheils aus kurzen, häufig in Briefform verfassten Mitthei- lungen, zumal über einzelne, zufällig dargebotene Beobachtungen aus dem Gesammitgebiete der praktischen Medizin und der Naturwissenschaften. In der zuvor genannten deutschen Uebersetzung sind die ohnediess sparsamen Abhandlungen mathematisch -physikalischen Inhalts, sowie manche Mittheilungen unglaublichen Inhalts weggelassen, jedoch ist der damals noch in Ehren gehaltene Stein der Weisen und manche wunder- same Deutung und Abbildung, insbesondere von Missbildungen von Thie- ren und Pflanzen, nicht übergangen. Wenn daher in dieser Beziehung allerdings zuweilen eine weniger lebhafte Phantasie und eine schärfere Kritik dem ersten Beobachter zu wünschen gewesen wäre, so haben doch die auf mehrere Tausende sich belaufenden Beobachtungen über einzelne Krankheitsfälle und deren Behandlung, über Missbildungen und über die Anatomie des Menschen und der Hausthiere und einzelner Organe im ge- sunden und kranken Zustande einen bleibenden Werth, sowie einzelne naturhistorische und anatomische Untersuchungen über Thiere und Pflan- zen aus allen Klassen eine Menge jetzt noch brauchbarer Belege für die physiologische und pathologische, sowie für die vergleichende Anatomie gewähren. Das Interesse für letztere wurde hauptsächlich durch die aus andern Erdtheilen mitgebrachten Thiere angeregt, von welchen manche schon in der 2ten Hälfte des I7ten Jahrhunderts in dem Thiergarten zu Wien län- gere Zeit lebend erhalten wurden. Die Beobachtungen darüber wurden auch wohl in Verbindung mit den in den Schriften der Londoner und Pariser Akademie enthaltenen Untersuchungen in besonderen Werken *) gesammelt, in welchen die damalige Kenntniss der vergleichenden Anato- mie gleichsam in einzelnen Beispielen dargelegt ist. Wenn gleich die *) Dahin gehört die 1681 erschienene Anatome Animalium von Blasius, welcher 40 Jahre später das Thealrum anatomieum von Valentin folgte. 59 Botanik in der früheren Periode der Akademie mehr in Beziehung zu der Materia medica betrieben wurde, so bilden dennoch auch physiologische Fragen, z.B. über das Geschlecht und über den Schlaf- und Wach-Zustand der Pflanzen, den Inhalt mehrerer Abhandlungen zu Ende des 17ten Jahr- hunderts, und die zuerst in den Transactionen der Londoner Societät erschienene Anatomie der Pflanzen von Grew wurde in lateinischer Uebersetzung in die Schriften der deutschen Akademie aufgenommen. Die Mineralogie entbehrte damals noch einer festeren chemischen Grundlage, und wenn auch den Krystallformen hin und wieder grössere Aufmerksamkeit gewidmet ist, so fehlte es doch während des ersten Jahr- hunderts der Akademie an der messenden Schärfe der Beobachtungen, welche überdiess dem grösseren Theile der Mitglieder ferner lagen, als die in Menschen und Thieren vorkommenden steinartigen Konkremente, welche als pathologische Producte das Interesse des Arztes mehr in Anspruch nahmen, übrigens auch in einzelne Lehrbücher der Mineralogie jener Zeit aufgenommen wurden. *) Es finden sich daher auch nur selten genauere Angaben über die geognoslischen Verhältnisse einzelner Orte oder ganzer Länder, und die allerdings häufigeren Beobachtungen über fossile Pflanzen und Thiere stützen sich mehr auf die Aehnlichkeit im äusseren Ansehen, als auf ge- nauere Untersuchungen, für welche die Hilfsmittel fehlten oder nur in sehr beschränktem Maasse zu Gebote standen, während jetzt England, Frankreich und Deutschland ihre geologischen Gesellschaften haben, deren Mitglieder wir zum Theil in unsern Reihen begrüssen dürfen. Bedenkt man, mit welchen Schwierigkeiten die Naturforscher Deutschlands, insbesondere noch im Laufe des 17ten Jahrhunderts, zu *) In der von einem ungenannten Verfasser zu Paris im Jahre 1755 erschienenen Histoire naturelle eclaircie dans une de ses parties, l’Oryctologie, z. B. sind die Pierres, qui croissent dans les animaux et les vegetaux als eine besondere Klasse aufgeführt. 9 60 kämpfen hatten, nicht bloss für die Herbeischaffung der Naturproducte aus andern Theilen der Erde, sondern auch für die genaue Untersuchung und Darstellung durch Abbildungen, und bedenkt man auf der andern Seite den reichen Zufluss neuer Gegenstände aus Ländern, die erst in neuerer Zeit entdeckt oder durchforscht wurden, bedenkt man dabei, dass damals die Verbindung zwischen den Bezirken Eines Landes oft mehr erschwert war, als jetzt die Verbindung sogar zwischen den durch Meere geschiedenen Ländern, bedenkt man ferner die Vortheile, welche die Verbesserung der Instrumente für die Genauigkeit der Untersuchung, sowie die Photogra- phie, Lithographie und der Farbendruck für die Darstellung der unter- suchten Gegenstände gewährt, bedenkt man endlich die grossen Vortheile des jetzt so sehr erleichterten persönlichen und schriftlichen Verkehrs unter den Männern der Wissenschaft und die Möglichkeit der Benutzung der neuesten wissenschaftlichen Producte, welche durch den Buchhandel überhaupt und durch die ausgezeichnete und liberale Einrichtung des deutschen Buchhandels *) insbesondere vermittelt wird; so muss man den Muth und die Ausdauer der Männer bewundern, welche ohne diese Hilfs- mittel der Förderung der Wissenschaft sich hingaben, wenn es oft auch nur durch Auffassung einzelner Beobachtungen geschehen konnte. Uebersieht man in dieser Beziehung die Liste der 1500 Mitglieder, welche die Akademie seit ihrem Anfange zählt **), so ergibt sich, dass neben manchen Gönnern und Freunden der Naturwissenschaft aus allen *) Vergl. darüber: a) Justus Perthes Leben, 11. Bd. p. 94 u.f. b) Beilage zur Nr. 217 der allgemeinen Zeit. p. 4: .„‚Die Organisation des deutschen Buchhandels“. ’®) Die ersten 600 Mitglieder sind in der Geschichte der Akademie von Buchner, die später ernannten in den einzelnen Bänden der Acten aufgeführt; ihre Gesammtzahl betrug am 21. September 1852: 1605. +) +) Die Akademie wird als Zugabe zur zweiten Abiheilung dieses Bandes ein revidirtes und möglichst genaues Verzeichniss aller Mitglieder der Akademie von ihrer Stiftung bis zum Schluss dieses Bandes liefern. 61 Ständen bis gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts vorzüglich Aerzte der Akademie sich anschlossen, welche vermöge ihrer amtlichen Stellung als Physici einzelner Bezirke veranlasst waren, neben dem ärztlichen Berufe zugleich den physischen Verhältnissen der Bewohner überhaupt und den Bedingungen derselben ihre Aufmerksamkeit zuzuwenden, und durch diese Erfordernisse der Medizinalpolizei, sowie der in Deutschland zuerst mehr ausgebildeten gerichtlichen Arzneikunde wenigstens zeitweise auf die Beschäftigung mit den damit in Verbindung stehenden Zweigen der Naturwissenschaft geleitet wurden, mit welchen jetzt der Arzt bei der Stellung, die er bei den Schwurgerichtsverhandlungen einzunehmen hat, um so mehr vertraut sein muss. Andere Mitglieder hatten sich neben dem ärztlichen Berufe irgend ein Lieblingsstudium, z.B. die Botanik, gewählt, dessen Früchte sie in den Schriften der Akademie niederlegten. — Eine nähere Verbindung der Naturwissenschaft mit dem ärztlichen Berufe wurde selbst dadurch unter- halten, dass die Apotheken die allgemeinste Niederlage ausländischer Naturproducte waren und ihre Besitzer, reich geworden durch ihren Betrieb, nicht selten die ihnen dargebotene günstige Gelegenheit benutz- ten, mehr oder weniger ausgedehnte Sammlungen solcher Naturproducte anzulegen, wofür das bekannte Werk Sebas ein ehrenwerthes Zeugniss gibt. Selbst auf manchen Universitäten bestand die Einrichtung, dass ein Lehrer der practischen Medizin des Winters Anatomie oder Chemie und des Sommers Botanik vorzutragen hatte, oder dass derselbe Lehrer von der einen Lehrstelle zu der andern stiftungsmässig besser dotirten überging. Die entschiedenere Sonderung der einzelnen naturwissenschaftlichen Fächer für sich und von der praktischen Medizin erscheint eben deshalb weniger als eine Folge äusserer Einrichtungen, als der allmäligen Ausbildung und Ausdehnung der einzelnen Zweige der Naturwissen- schaft selbst, welche nicht leicht mehr durch einen einzelnen gewältigt M, a 62 werden konnten, sondern eine mehr spezielle Beschäftigung erfor- derten. *) Nichts desto weniger durfte der einzelne einem mehr praktischen Berufe Hingegebene den damit in Verbindung stehenden Zweigen der Naturwissenschaft nicht entfremdet werden. Dazu wird wesentlich bei- tragen, wenn dem auf eine mehr gesonderte Berufsthätigkeit Angewiese- nen jezuweilen Gelegenheit gegeben wird, sich an die frühern naturwis- senschaftlichen Studien zu erinnern oder ihrer Förderung einige Erho- lungsstunden zu widmen. Es sind in dieser Beziehung die Botanik und wohl auch die Petre- faktenkunde von manchen Aerzten vorzugsweise gepflegt worden, wofür auch schon die älteren Schriften der Akademie mehrfache Belege liefern. **) *) Die Zutheilung der einzelnen Fächer an verschiedene Lehrer geht daher aus der Aus- dehnung jedes einzelnen als ein Bedürfniss, namentlich für die Universitäten, hervor, wobei nur ihre Zertheilung in kleinere Zweige für den Lehrer und den Studirenden zu vermei- den ist, — um für Letzteren insbesondere die Zersplitterung seiner Zeit und den Verlust des natürlichen Zusammenhangs der einzelnen Fächer zu vermeiden. Auf der anderen Seite wird die zweckmässige Aufeinanderfolge des Studiums der einzelnen Fächer gerade wegen ihrer grösseren Ausdehnung für den Studirenden von um so grösserer Bedeutung, und ins- besondere ein bestimmterer Abschluss der sogenannten Hilfsfächer vor dem Beginne der vorzugsweise praktischen Fächer. Bei dem Studium der letzteren ist jedoch der Bedeutung jener fortwährend Rechnung zu tragen, theils um ihre praktische Anwendung in vielen Fällen zu sichern, theils um der vielleicht mehr ausschliesslichen praktischen Thätigkeit, welche die Laufbahn des Einzelnen mit sich bringen mag, die wünschenswerthe Erfrischung und wissenschaftliche Richtung zu erhalten. **) In Beziehung auf Paläontologie verdient die Bemerkung G. Cuvier's in seinen Recherches sur les ossemens fossiles, Tom.I. p. 118, angeführt zu werden, welche zur Erklärung so mancher über fossile Ueberreste in den Actis der Akademie enthaltenen Beobachtungen dient: L’Allemagne est sans contredit le pays de l’Europe, oü l’on a trouv& le plus d’os d’Elephans fossiles, non pas peut-&tre parce qu’elle en rec@le plus que les autres contrees, mais parce qu’il n’y a dans cet empire aucun canton sans quelqu’homme instruit et capable de receuillir et de faire connailre, ce qui s’y trouve d’interessant. 63 Mit dem Ende des 1Sten Jahrhunderts schliesst sich das erste Tau- send der Mitglieder der Akademie, von welchen jetzt nur wenige mehr unter den Lebenden sind, die meisten aber noch mehr oder weniger von den am Schlusse des vorigen Jahrhunderts eingetretenen politischen Ereignissen und den fast gleichzeitigen Bewegungen in der Wissenschaft berührt wurden. So wenig in mancher Beziehung die Zeitereignisse der Förderung der Wissenschaft günstig sein mochten, so begleitete denn doch die Revolution in Frankreich ein unerwarteter Aufschwung der Na- turwissenschaften. Die Umgestaltung der Chemie und die ihr bald sich anschliessende galvanische Elektricität führte auf eine Reihe von Ent- deckungen in den damit in mehr unmittelbarer Verbindung stehenden Fächern, sowie auf eine Rückwirkung auf die übrigen Theile der Natur- wissenschaft, welche zugleich durch die nach allen Seiten uniernommenen wissenschaftlichen Reisen einen reichen Zufluss an Material erhielten. Der thatsächlichen Erweiterung derselben gingen nicht nur die für einzelne Fächer unternommenen Sammelwerke der Literatur, sondern auch die von einzelnen Forschern unternommenen Versuche einer philo- sophischen Begründung des inneren Zusammenhangs der Natur und ihrer Erscheinungen zur Seite. Die Gestalt der Wissenschaft hatte sich somit in realer und idealer Hinsicht verändert, als nach einem Zwischenraume von 26 Jahren die Akademie unter der Leitung des jetzigen Präsidenten nach Anregung seines Vorgängers auf’s Neue im Jahre 1818 ihre Thä- tigkeit und zwar unter günstigen Auspicien begann. Bei dem Ueber- gange derselben in die Königlich Preussischen Staaten wurden ihre Sta- tuten und ihre freie selbstständige Stellung unter dem Protectorat des Monarchen selbst anerkannt, und durch namhafte Zuschüsse es möglich gemacht, den Schriften der Akademie mehr die Bedeutung der von stehenden Akademieen herausgegebenen Schriften zu verschaffen und sie in ihrer äusseren Ausstattung ihnen wenigstens gleich- zustellen. 64 Die Nova Acta enthalten neben den einzelnen Beobachtungen, mit welchen die Reihe ihrer Vorgänger begann, mehr oder weniger umfas- sende Untersuchungen über Gegenstände aus fast allen Gebieten der Naturwissenschaft. Da indess die Physik, die Chemie, Mineralogie und Geognosie, sowie die praktische Medizin, durch zahlreiche Zeitschriften vertreten sind, so konnte für die beschreibende Naturgeschichte hauptsächlich der wirbellosen Thiere und der Pflanzen, wie sie theils die Ergebnisse einzelner Reisen, theils die übersichtliche Darstellung einzelner Familien und Gattungen gewährte, mehr Raum gewonnen werden, sowie für die Untersuchungen über Phy- siologie und Pathologie des Menschen, der Thiere und der Pflanzen und die damit in Verbindung stehenden anatomischen und mikroskopischen Darstellungen, wozu noch die vielfachen Untersuchungen paläontologi- scher Gegenstände kommen. Die Acten blieben dabei ihrem ursprünglichen Charakter als Schrif- ten eines Privatvereins getreu, sofern darin vorzugsweise solche Beob- achtungen und Untersuchungen aufgenommen sind, zu welchen die Her- beischaffung des Materials auch dem einzelnen Forscher gelingen mochte. Dabei war jedoch die allgemeinere Verbreitung der Acta durch ihren ziemlich hohen Preis gehemmt, und es wird daher eine Einriehtung zu treffen versucht werden. durch welche sowohl die Erwerbung der voll- ständigen Acta, als der verschiedene Fächer betreffenden Abtheilungen *) *®) In dem 1sten, 1818 unter dem Präsidium von Wendt bearbeiteten Bande ist der Inhalt in die Abtheilungen: I. Botanik; II. Zoologie, worunter auch eine anatomische Abhandlung und eine Abhandlung über den fossilen Schädel eines Dachses begriffen ist; III. allgemeine Physik ; IV. Medizin, getheilt. In dem 2ten Bande ist jedoch diese Abtheilung nach Fächern nicht mehr beibehalten +), und dies ist auch in den folgenden Bänden nur insofern geschehen, als einzelne Bände ausschliesslich einem Fache, z. B. der Botanik, gewidmet sind. Wenn letztere überhaupt in den Actis mehr begünstigt scheinen sollte, so kann sich die Wissen- schaft nur zu dem Antheile Glück wünschen, welchen der Präsident selbst an den betref- fenden Abhandlungen genommen hat. Es dürfte indess die Einreihung der Abhandlungen in mehr getrennte Ablheilungen vielleicht dazu dienen, eine verhältnissmässig gleichförmi- 65 und auch einzelner Abhandlungen erleichtert wird, wie diess auch bisher schon ausnahmsweise geschehen ist. Indem die Herausgabe der Nova Acta, wie wir hoffen, für die Zukunft durch den Verschleiss derselben grossen Theils gesichert werden wird, werden die Unterstützungen, welche die hohen Regierungen und einzelne Gönner der Akademie ge- währen, theils zu reicherer Ausstattung der Acten selbst, theils zur För- derung von Untersuchungen, welche einen grösseren Aufwand an Zeit und Geld erfordern, theils für Preisaufgaben oder zu Reisestipendien ver- wendet werden können. Bei letzteren dürfte zugleich Bedacht darauf genommen werden, dass die Mitglieder der Akademie, sowie öffentliche Institute oder die betreffenden Regierungen sich durch Actien verhältniss- weise Ansprüche auf die Ergebnisse solcher Reisen erwerben können, auf eine Weise, welche, wie wir hoffen, auch die Theilnehmer für einzelne gere Berücksichtigung der verschiedenen Zweige der Naturwissenschaft zu veranlassen, wie sie pag. 44, $ 2. der Vorrede zu dem 23sten Bande der Nova Acta aufgeführt sind. Es dürften indess diese Abtheilungen bei der Ausführung der in Vorschlag gebrachten Maass- regel einige Modifikationen erleiden. Es ist nämlich die Mathematik und der mathematische Theil der Physik, sowie die Astronomie fast ganz in den neueren Bänden der Acta ver- schwunden und selbst die Chemie und Mineralogie nur durch wenige Abhandlungen reprä- sentirt. Es dürften daher vielleicht folgende Abtheilungen in Vorschlag zu bringen sein: I. Naturgeschichte: A. Zoologie; DB. Botanik; C. Mineralogie, mit Einschluss oder mit Bevorzugung der Geognosie und Paläontologie. II. Naturwissenschaft: A. Physik und Che- mie der unorganischen Körper; 2. Physik der organischen Körper: a) Anatomie, 5) Phy- siologie, €) Pathologie, mit vorzugsweiser Berücksichtigung der mehr bildliche Darstellungen erfordernden Physik der organischen Körper. Es dürfte dabei vielleicht auf die bei den Wanderversammlungen der deutschen Naturforscher und Aerzte als zweckmässig erfundene Abtheilung in Sectionen Rücksicht zu nehmen sein. 7) Nach dem Beispiel anderer akademischer Schriften, welche nicht etwa für jedes ihrer Gebiete besondere Hefte oder Bände liefern, musste auch unsere Akademie von diesem in der Theorie sehr ansprechenden Verfahren abweichen und die Ab- handlungen ohne systematische Anordnung so liefern, wie die Wichtigkeit ihres rechtzeitigen Erscheinens und die mögliche Ausführung der erforderlichen Tafeln gestattet. Die Redaction. 66 Abtheilungen befriedigen wird, wie dies einem während 25 Jahren zu Ess- lingen bestandenen Privatvereine gelungen ist, (worauf wir in dem letzten Abschnitt unsers Vorworts wieder zurückkommen werden. Zus. d. Red.) Wir haben es mit grossem Danke gegen den jetzigen Präsidenten zu erkennen, dass er sich den vielfachen Arbeiten, welche seine Stelle mit sich brachte und insbesondere der Redaction der Acta mit seltener Aufopferung seit mehr als 30 Jahren unterzogen hat; allein es kann dies nicht gerade unter allen Umständen ohne eine entsprechende Entschädi- gung erwartet werden. Dabei erfordert die Billigkeit, dass den Beamten der Akademie Gelegenheit gegeben werde, von ihrer Stelle abzutreten, wenn ihre eigenen Verhältnisse oder die Verhältnisse der Akademie dies wünschenswerth machen. Wenn es daher dem Geiste der Zeit und den Verhältnissen, welche bei dem Beginne der Akademie zu berücksichtigen waren, entsprechen mochte. den Präsidenten und sofort durch ihn die Adjuncten der Akademie auf Lebensdauer zu wählen, so dürfte im Kreise der Beamten derselben die Frage zur Erörterung kommen, ob es nicht den jetzigen Verhältnissen und Ansichten mehr zusagen würde, dass zu einer zeitweisen Erneuerung der Beamten Veranlassung gegeben werde, und dass die ökonomische und litterarische Verwaltung der Aka- demie überhaupt in bestimmten Zeitabschnitten an das Licht der Oeffent- lichkeit, namentlich unter Fachgenossen, trete, welche bei den Wander- Versammlungen der Naturforscher und Aerzte Deutschlands sich einfinden und damit Kunde geben, dass sie an den wissenschaftlichen Bestrebungen überhaupt und im deutschen Vaterlande insbesondere lebhaften Antheil nehmen. Durch den zeitweisen persönlichen Zusammentritt der Beamten der Akademie und durch die gleichzeitige Vereinigung eines grösseren Theils der ihr im In- und Auslande angehörigen Mitglieder dürfte wohl die allgemeine Theilnahme für ihre Zwecke vermehrt und diese durch den mündlichen Verkehr gefördert werden, indess auf der andern Seite wohl auch eine günstige Rückwirkung der Akademie auf diese wandernde Ver- sammlung zu erwarten sein dürfte. 67 Indem damit die Akademie ihre ursprüngliche Grundlage des freien Verkehrs unter ihren Mitgliedern festhält, wird sie ihre ursprüngliche Be- stimmung nur um so vollständiger neben den stehenden Akademieen erfül- len können, welche kurz nach ihrer bescheidenen Gründung und während ihres zeitweise etwas schwankenden Bestands im In- und Auslande zum Theil auf den Ruf der Regierungen sich gebildet haben. — Vergleichen wir die Verhältnisse der stehenden Akademieen und der Akademie der Naturforscher, so treten uns bei aller Aehnlichkeit der Zwecke denn doch einige wesentliche Unterschiede entgegen, welche bei der Frage ihres Nebeneinanderbestehens und ihrer gegenseitigen Ergänzung und somit ihres gleichzeitigen Bedürfnisses für die Förderung der Wissenschaft und der Naturwissenschaft insbesondere in’s Auge zu fassen sind. Die stehenden Akademieen umfassen in ihren verschiedenen Klassen, wie noch mehr die Universitäten in ihren verschiedenen Fakultäten und Lehrfächern, die verschiedensten Wissenszweige. Selbst in der mathematisch - physi- kalischen Klasse der stehenden Akademieen wird meist den eigentlich physikalischen Fächern (Physik, Chemie, Astronomie, Mechanik) vorzugs- weise Rechnung getragen und zwar mit Recht, weil die dazu erforderli- chen Hilfsmittel nur selten im Besitze des einzelnen Gelehrten in genü- gender Vollständigkeit sich befinden. Dasselbe gilt von den Arbeiten im Felde der Zoologie, Botanik und Mineralogie, welche die ausgedehnte Benutzung reicherer Sammlungen oder zoologischer und botanischer Gär- ten, oder von Seiten der betreffenden Regierungen den Besitz von Kolo- nieen oder die Anordnung grösserer Reiseunternehmungen oder die Ver- bindung mehrerer Regierungen für einen bestimmten Zweck bedürfen, wie z. B. für die Errichtung magnetischer Stationen in verschiedenen Theilen der Erde. *) *) Die neueren Bände der Acta enthalten indess die meteorologischen Beobachtungen, welche auf der Sternwarte zu Jena im Rinklange mit den andern meteorologischen Stationen ange- stellt worden sind, deren Errichtung Alex. v. Humboldt vorzüglich vermittelt hat. — 10 68 Die Akademie der Naturforscher stellt dagegen nur Eine Klasse der stehenden Akademieen oder vielmehr nur Eine Abtheilung derselben in Verbindung mit den dem Berufe des Arztes angehörigen Studien dar; sie ist ihrer ganzen Stellung nach vorzugsweise auf den Kreis von Wirksam- keit beschränkt, den sich der einzelne Naturforscher selbst schaffen kann. Wenn daher eigentlich erobernde Entdeckungen, welche der Wis- senschaft eine andere Gestalt geben, mehr aus dem Schoosse der stehen- den Akademieen oder der Universitäten hervorgegangen sind und hervor- gehen werden, so hat dagegen die Akademie der Naturforscher schon in ihrem Beginne mehr durch ihre Extension gewirkt, indem sie die in allen Theilen Deutschlands zerstreuten Kräfte für die Gewinnung einer that- sächlichen Grundlage der Wissenschaft durch einzelne Beobachtungen sammelte. Sie hat indess auch an intensiver Wirksamkeit und einer dem gediegenen Inhalte entsprechenden reicheren Ausstattung gewonnen, wie sich dies wohl aus der Vergleichung der früheren Reihen ihrer Schriften mit den unter dem jetzigen Präsidenten erschienenen erweisen liesse, wenn ich mir hier erlauben dürfte, diesen Beweis zu liefern, der uns bei’m Aufschlagen jedes einzelnen Bandes entgegentritt. Wenn wir auch zur Zeit einer Smithson’schen Stiftung so werden die Hilfsmittel für die Erreichung der Zwecke der Akademie denn doch durch die allgemeiner gewordene Ueberzeugung von ihrer Er Kb ) entbehren, Ebenso haben die Ergebnisse der Reisen mehrerer verdienstvoller Naturforscher, wie nament- lich Meyen’s, eine glänzende Aufnahme in den Acten gefunden, und die Herausgabe der im Jahr 1845 erschienenen topographischen und naturwissenschaftlichen Reise durch Java von Junghuhn hatte sich der besonderen Unterstützung der Akademie und ihres Präsi- denten zu erfreuen. Nach den im Eingange des 1sien Bandes der Smithsonian Contributions to knowledge, Washington 1848, pag. IV enthaltenen Notizen über diese Stiftung soll von dem jährlichen Einkommen derselben von beiläufig 80,100 Fl. die Hälfte für die Erweiterung und Verbrei- tung der Kenntnisse unter den Menschen mittelst Original -Untersuchungen und Bekanntma- o chungen, die andere Hälfte zur allmäligen Bildung einer Bibliothek und von Museen und einer Kunstsammlung verwendet werden. 69 Bedeutung für die Förderung der Wissenschaft sich vermehren ; sie wird selbst, wie wir hoffen, als ein Bedürfniss für die Staatsregierungen aner- kannt werden, wenn sie die Unterstützung der Akademie in manchen Fäl- len in Anspruch nehmen können, welche für ihre Erledigung spezielle Kenniniss erfordern, wie sie am ehesten unter den Spezialitäten einer grösseren und weit verbreiteten Gesellschaft zu finden sein dürften. Das erhabene Beispiel der Königlich Preussischen Regierung wird auch andere hohe Regierungen veranlassen, der Akademie nicht blos zeitweise, son- dern regelmässige Unterstützungen zukommen zu lassen. und ihr eine grössere Zahl von Gönnern zuführen, um die Erweiterung ihrer Wirksam- keit für die Wissenschaft und für die Lösung einzelner Aufgaben im allge- meinen Interesse möglich zu machen. *) Wenn wir indess der Liberalität vertrauen, mit welcher die Benutzung öffentlicher und Privat-Sammlunger und anderer wissenschaftlicher Hilfs- mittel im In- und Auslande jetzt gestattet wird, und die freie Verbindung in Anschlag nehmen, durch welche jetzt auch dem Einzelnen alle Länder und Meere der Erde geöffnet sind, so dürfen wir wohl für den reichen Zufluss an Material für die Arbeiten auch des einzelnen Naturforschers unbesorgt sein. Der politische Verband, welcher in einer früheren Periode der Akademie zwischen Deutschland und mehreren stammver- wandten Völkern bestand, hatte auch der Kaiserlichen Leopoldinisch-Caro- linischen Akademie eine grössere Zahl von Mitgliedern aus den betreffen- den Ländern zugeführt. Die Verwandtschaft der Sprache hat jedoch auch nach Lösung des politischen Verbandes die engere wissenschaftliche Ver- *) Solche zeitweise Unterstützungen haben Se. Majestät der König von Würtemberg wieder- holt gewährt, und auch die würtembergischen Stände haben ihre Geneigtheit zu namhaften Beiträgen für die Akademie ausgesprochen (Verhandlungen der würtembergischen Kammer der Abgeordneten vom 4. December 1851 [Bericht der Finanzkommission]). Sollten wir nicht ebenso auf die Theilnahme anderer Fürsten und Stände, oder der hohen Bundesver- sammlung, für das allgemeine deutsche Institut und voraus der Kaiserlich Oesterreichischen Regierung für das ursprünglich Kaiserliche Institut hoffen dürfen? 70 bindung erhalten; es hat sogar unsere literarische Nationalität die Grenzen Deutschlands weit überschritten. : Wir dürfen demnach wohl hoffen, dass diese als ein Verbindungsmittel zwischen entfernten Völkern zu gemeinsamer Förderung der Wissenschaft und der Naturwissenschaft insbesondere dienen werde. Es hat indess die Bedeutung, welche den Naturwissenschaften als formellem Bildungsmittel *) zukommt, und die Bedeutung mehr Anerkennung gefunden, welche die Fortschritte der ee ” Naturwissenschaft für den Fortschritt der Humanität **) überhaupt haben. Wir können darauf die Hoffnung auf die Theilnahme aller Gebildeten für die Förderung der Zwecke der durch historische Erinnerungen, wie durch ihre Leistungen altehrwürdigen Kaiserlichen Akademie der Naturforscher, als eines freien deutschen Instituts gründen. An ihren Fortbestand und ihre weitere Entwickelung glauben wir daher auch, gestützt auf die Erfah- rung von zwei Jahrhunderten, die Hoffnung knüpfen zu dürfen, dass sie diese Verbindung der Wissenschaft und Humanität festhalten, dass sie dem aufkeimenden Talente Schutz und Aufmunterung gewähren und in ihren Mitgliedern den innern Drang erhalten werde, aus dem Treiben des tägli- chen Lebens zuweilen wenigstens in die geheiligten Haine der Wissen- schaft sich zurückzuziehen, um hier im Umgange mit ihr und ihren Prie- stern zu weilen und in ihrer Weisheit Stärkung für die eigene Arbeit zu suchen. Die Opfer, welche der Einzelne auf ihrem Altare niederlegt, sollen nicht blos zur Erhaltung der leuchtenden Flamme der Wissenschaft ‘ *) Der Verfasser bezieht sich in dieser Hinsicht auf eine von ihm zur Feier des Geburtsfestes des Königs Wilhelm von Würtemberg 1841 gehaltene Rede, über den relativen Werth der Naturwissenschaften für die formelle Bildung der Jugend, so wie auf die von Professor Fries in Upsala erörterte Streitfrage: „Sind die Naturwis- senschaften ein Bildungsmittel?‘ aus dem Schwedischen übersetzt von Professor Hornschuch. 1844. ”**) Bei der Versammlung der Naturforscher und Aerzte Deutschlands in Aachen 1848 hat der Verfasser sich über dieses Verhältniss in einem Vortrage in der 2ten allgemeinen Sitzung ausgesprochen; sehe den amtlichen Bericht über diese Versammlung, p. 26. 71 dienen, sondern auch als Leuchte für die Erhaltung des eigenthümlichen Charakters der deutschen Naturforschung und für die Belebung des wis- senschaftlichen und gemüthlichen Verkehrs unter den Mitgliedern der Akademie selbst und mit den Gelehrten verschiedener Nationen. Wenn der Tempel der Wissenschaft so zugleich zum Tempel der Liebe zum Vaterlande und zur Ehre des Vaterlands und der geistigen Kultur überhaupt geweiht wird, wie könnten wir zweifeln, dass nicht Alle, welchen die Wissenschaft und das Vaterland theuer ist, dem freien Geiste huldigen werden, der, über die irdischen Interessen und Meinungen sich erhebend, ein Schutzgeist bleiben wird des reinen Strebens nach Wahr- heit, die in den Wundern der Natur in ewigem Lichte glänzt? Mögen seine Strahlen auch die Bahn der Naturforscher kommender Jahrhunderte erleuchten und sie des heutigen Tages sich freuen, an wel- chem wir dankbar unter den Augen so vieler Gönner und Freunde eine ‘neue Aera der Akademie beginnen, die in fruchtbarem Verkehre mit andern wissenschaftlichen Vereinen wachsen möge zur Förderung der Wissenschaft und Humanität, zur Ehre des Vaterlandes und zum Wohle der Menschheit! *) Dass dieser Vortrag in unveränderter Form dahier in der 2ten öffent- lichen Sitzung der 29sten Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte von Herrn Ober-Medizinalrath Dr. v. Jäger aus Stuttgart gehalten ' worden ist, bezeugt: Namens der Geschäftsführer Prof. Dr. Fresenius. Wiesbaden, den 24. September 1852. *) Der Verfasser bezieht sich hiebei auf einzelne Nachweisungen, welche in der Schrift: „L’influence de l’etude de la physique sur le bien-&tre de l’humanite. Discours a l’occa- sion de Ja r&ouverture solemnelle des cours, par M. Gloesener, Prof. a Liege. 1847.“ gegeben sind. 12 BeTrTame Zur Geschichte des Urhebers der Akademie, Dr. Laur. Bausch, ven Emmert wdl v Segnitz. M. M.d. A. *) D.. son. Laur. Bausch, Physikus in Schweinfurt, wurde daselbst gebo- ren am 30. September 1605, Abends 10 Uhr. Sein Vater war Dr. Laur. Bausch, Physikus in Schweinfurt, seine Mutter eine geborne Büttner. Im Jahre 1615 brachte ihn sein Vater auf das Gymnasium nach Schleu- singen, wo er 6 Jahre blieb. Nachher bei seinem Vater noch durch Pri- vatlehrer unterrichtet, ging er 1623 nach Jena, 1626 nach Marburg. Im Jahre 1628 reisete er nach Italien, wo er zwei Jahre lang in Padua ver- weilte und ein ganzes Jahr davon mit Ruhm Consiliarius der deutschen Nation der Medieiner war. Nach Beendigung des Consiliariats besuchte er Venedig, Ferrara, Bonnonia, Ankona, Loreto und Rom. Besonders in Rom machte er die Bekanntschaft der Gelehrten. Von Neapel ging er über Siena, Florenz und die Apenninen zurück nach Bonnonia und Vene- dig. Hier in Italien fing er an zu sammeln und brachte ein ausgezeich- netes Museum von alten Münzen, Naturalien, Kunstsachen und ausländi- schen Dingen zusammen, was Kenner mit Bewunderung erfüllt. Im Jahre 1630 ging er nach Altdorf, promovirte in Gegenwart seines Vaters und erhielt unter 6 Mitbewerbern den ersten Platz. Hierauf *) Und directe Nachkommen Fehr’s von mütterlicher Seite. Anm. der Red. 13 begann er zu Schweinfurt seine Praxis und verehelichte sich mit Anna Margaretha Prückner, Tochter des edlen Dr. Paul Prückner. Die Hochzeitfeier war am 9. November 1630. Eine einzige, ihm am 28. Sep- tember 1631 geborene Tochter, A. Marie, starb am 7. August 1637. Sonst lebte er glücklich 35 Jahre lang mit seiner Gattin. Im Jahre 1632 wurde er, anfänglich unter schwedischer Regierung, nachher unter der des Herzogs Bernhard von Sachsen-Weimar, Medicus ordinarius im Juliushospitale zu Würzburg. Als aber das Land wieder von dem Kaiser erobert worden, setzte er seine Praxis in Schweinfurt bei der herrschenden Pest mit grossem Segen fort. Im Jahre 1636, als sein Vater im August d. J. gestorben, übertrug ihm der Rath das von demselben bekleidete Physikat, und dieses Amt ver- waltete er bis an sein Ende. Die ihm von M. Caspar Heinisch gehal- tene Leichenpredigt erschien zu Nürnberg 1666. Die grosse Unvollkommenheit der Medizin bei sich erwägend, bere- dete er sich mit seinen Amtsgenossen, derselben förderlich zu werden durch Stiftung einer Akademie, deren Mitglieder sich verbinden sollten. jeder etwas auszuarbeiten, was zu besserer Bekanntschaft mit den Dingen der Schöpfung dienen könnte. Die Begründer hatten es damit anfänglich nur auf Schweinfurt und die Nachbarschaft abgesehen. Bald aber ging der Ruf davon auch nach aussen, und selbst im fernen Auslande wendete man der neuen Gesellschaft seine Theilnahme zu. Bausch wurde ihr Präses und führte die Vorstandschaft 13 Jahre. Nach dem Anführer der Argonauten wurde er Jason genannt. Diese Gesellschaft hat sich bis heute in der Academia Leopoldino- Carolina erhalten. Bausch diente mit gleicher Sorgfalt Arm und Reich, wohnte ferner Predigt und Betstunde bei, dichtete zu seiner Erholung fromme Gesänge, insbesondere das Lied: „„Wenn mein Stündlein vorhanden ist‘ u. s. w., das man dann vor der Predigt zu singen pflegte; dann: „.Sag, was hilft 14 alle Welt‘ u. s. w., welch letzteres bei seiner Leichenbestattung vor sei- ner Thüre zu singen von ihm verordnet war. Vier Jahre vor seinem Lebensende befiel ihn ein Husten, der ihm sehr die Kräfte raubte.. Vom 9. November 1664 an, nachdem Stechen im rechten Kinnbacken hinzugekommen, musste er das Lager hüten. Ein Jahr nachher traf ihn ein Schlagfluss. Am 18. November 1665, als er in ein anderes Bett gelegt worden, freute er sich darüber inniglich und sagte, er wolle nun dasselbe nicht mehr verlassen, sein Vater und seine Tochter seien darin gestorben. Nachmittags, da er etwas im Bette hinabgerückt, und man ihn wieder höher legen wollte, verschied er, treu besorgt bis an’s Ende von seiner Ehegattin und unter dem Zuspruch seines Beichti- gers, dann von Nachbarn und Freunden umstanden, sanft und getrost. Er hatte sein Alter auf 60 Jahre gebracht. Ein wahres Verdienst hat der fleissige Forscher sich auch um Schweinfurt durch seine grosse Chronik der Stadt Schweinfurt erworben, von welcher 3 Bände Eigenthum der Stadtbibliothek geworden sind und welche Mühlich und Hahn abdrucken liessen, indess ein vierter Band, „Appendix“ genannt, leider nicht in Schweinfurt verblieben, sondern, wie es scheint, in die Sammlung des jetzt auch verstorbenen Alterthumsfor- schers Heller in Bamberg gekommen ist. Seine Wittwe, Anna Margaretha geb. Prückner, starb den 15. Au- gust 1667 im $2sten Jahre ihres Alters (Leichenpredigt von M. Christoph Schmidt). In den ersten Zeiten ihrer Stiftung finde ich als eines der thätigsten Mitglieder der von Bausch und seinen Kollegen J. Mich. Fehr, Metz- ser und Wohlfahrt auf dem Rathhause zu Schweinfurt (und zwar auf dem jetzt stehenden, denn das alte, nicht wieder aufgebaute Rathhaus im Zwinger war schon 1569 abgebrannt) am 2. Januar 1652 gestifteten Naturforschergesellschaft den Professor Gg. Caspar Kirchmaier in Wit- tenberg. In seinem Denkschreiben an Dr. Joh. Mich. Fehr für die Ehre der nicht nachgesuchten Mitgliedschaft spricht er die Hoffnung aus, den 75, ihm ertheilten Namen Phosphorus Sol zu verdienen, und schickt zugleich eine Beschreibung des Phosphorus Smaragdinus mit ein. Das Schreiben ist vom 19. Juli 1677. Am 30. Juli 1681 schreibt er demselben Fehr, der unter dem Namen Argonauta Präses der Gesellschaft war, die Privi- legien seien vom Kaiser Leopold, trotz der ungarischen und türkischen Kämpfe, zu erwarten, zwar sei der Beschützer Montecuculi gestorben, dennoch werde er einen günstigen Erfolg erstreben. Apollo, den er in Berlin besucht, arbeite an einem botanischen Lexikon, Kunkel habe che- mische Wunder verheissen, Maglinbech habe ihm über einen neu ent- deckten Kometen aus Italien geschrieben. In einem Schreiben vom 22. April 1682 rühmt er die Thätigkeit der Gesellschaftsmitglieder zu Nürnberg. Fehr schrieb de anchora sacra sive de Scorzonera, dann de absyn- thio und Anderes. Ausserdem finden sich in der Sakristei-Bibliothek zu St. Johann in Schweinfurt ein Brief Fehr’s an Nestor (Georg Hieronymus Welsch) in Augsburg, mit einer Abhandlung de abortu, ein Schreiben Fehr’s an den Grafen Raimund Montecuculi in Wien um Uebernahme des Protectorats und dessen zusagende Erwiederung, dann Fehr’s Danksagung dafür, ein Zuruf des Dekans des medizinischen Kollegiums zu Nürnberg Dr. J. Gg. Volkamer, Nürnberg 1678, ein bis zum Jahre 1683 gehendes Ver- zeichniss der Patrone und Gönner der Gesellschaft, gegen 100 an der Zahl, ein Verzeichniss der Mitglieder, 113 an der Zahl. An der Spitze der Patrone steht Anselm Franz, Erzbischof zu Mainz. Patrone und Mitglieder fanden sich, ausser in Deutschland, auch in Italien, Spa- nien, England, Polen, Holland, Ostindien, Norwegen. der Schweiz, Frankreich. Sonst ist nichts Neues zur Geschichte der Gesellschaft vorhanden, was nicht auch in der Schrift: „„Vergangenheit und Zukunft der Kaiserl. Leopold. Carolinischen Akademie der Naturforscher, von Dr. C. G. Nees v. Esenbeck‘* enthalten wäre. 11 16 Die wirkliche Bestätigung der Gesellschaft von Seiten des Kaisers erfolgte am 3. August 1677, wobei sie die Benennung S. R. I. Academia Caesareo-Leopoldina erhielt, mit den bekannten Vorrechten u. s. w. Im Jahre 1742 erhielt sie vom Kaiser Carl VII. den Namen Leo- poldino - Carolina. Ein Legat von 6000 Fl. verschaffte ihr der Physikus Dr. Genssel zu Oedenburg. 1000 Thaler erhielt die Gesellschaft von dem k. Leib- Arzte Dr. Cothenius zu Berlin. Dabei hatte ihr Kapitalbesitz ein Ende. Das von Bausch gestiftete Stipendium, worüber der Stiftungsbrief am 11. Dezember 1643 übergeben ist, aber erst mit dem Bausch’schen Testamente am 20. Dezember 1665 publizirt wurde, — soll, nach dem Willen des Stifters, der jedesmalige Superintendent in Schweinfurt, neben dem Scholarchen (d. i. jetzt der Magistrat) nach ihrer Discretion jedesmal einem armen Studenten, der aber der Augsburgschen Konfession zugethan sein soll, konferiren. Der vidimirte Extract des Stiftungsbriefes befindet sich bei der Oberpfarrei zu Schweinfurt. Für die evangelischen Stadtprediger stiftete Laur. Bausch, aus An- lass des Friedensschlusses in Westphalen, das sogenannte Friedenslegat. 77 Nach dem Vortrage des Festredners fügte der Präsident noch Fol- gendes hinzu: 4. Worte des Präsidenten bei der zweiten Säcularfeier der Kais. Leop. Carol. Akademie der Naturforscher in der Versammlung der deutschen Naturforscher und Aerzte zu Wiesbaden am 21. September 1852. Ich bin seit 1818 Präsident der Akademie und war’s mit ganzer Seele und aus allen Kräften, — so darf und kann ich mir’s auch nicht versagen, nach der eigentlichen Festrede, die unser Jäger zur Feier des nun zu- rückgelegten zweiten Jahrhunderts der K. L. C. Akademie gesprochen hat, noch ein Wort aus dem eigenen vollen Herzen hinzuzufügen. Der Rück- blick auf ein Jahrhundert, oder gar auf zwei Jahrhunderte der Menschen- geschichte kann mit Recht ein göttlicher genannt werden in dem Maasse, wie das Wirken der Menschen in diesem Zeitraum als ein gemeinschaftlich vorbewusstes auftritt, d. h. nach einem vor Jahrhunderten ausgesproche- nen Ziel und Grundsatze seinen geschichtlichen Lauf verfolgte. Das ist der Gesichtspunct, aus welchem der Rückblick auf die Geschichte und den - Verlauf einer Association seine besondere Bedeutung gewinnt; es ist, als werde in die Zeit ein junger Gott geboren, der da schon weiss, was er will und was er soll, — was wir Anderen nicht wissen und erst erleben 18 müssen, — ein Geist, der seinen Willen vorbewusst vollbringt, durch ein Jahrhundert. Jetzt sind’s 200 Jahre, 8 Monate, 21 Tage, da sassen Bausch, Fehr und die Andern in dem Hause zu Schweinfurt, das Ihnen der Titel unseres Programms zeigt, und beriethen und beschlossen über einen Verein, der, wie sie sich deutlich genug ausdrückten, die Heilkunde auf Wahrheit, die Wahrheit auf Naturforschung gründen, den Augiasstall der Medizin von hohlen Theorieen reinigen und das Licht der Forschung in die trübe Autorität der medizinischen Tradition mit der Macht eines Stro- mes hereinleiten sollte, — einen Rhein- und Mainstrom des allbeleuch- tenden Lichts. Was sie wollten, hielten sie an die Vorlagen der Zeitbedingungen und prüften die Mittel, welche diese ihnen zu Gebot stellten. Das war ein Blick einer Menschenkorporation in die Zukunft Europa’s. Der Redner vor mir hat uns gezeigt, was Deutschland dieser Wil- lenskraft einverleibt und unterworfen hat. Wir können Summen und Bilancen ziehen zwischen dem Gedanken und dem Leben des Gedankens. Nur durch das fortkräftige Wollen ist der Gedanke mehr als Gedanke, — ist er lebendig in der Menschheit, ist er in menschlichen Gestalten ein Wesen, — ein Dasein. Blicken wir auf unser Stiftungshaus zurück! Sie sehen ihm die Last der Jahre an, wie mir. Es steht gebückt und grau da. Aber es bewahrt treu und fest die Pfänder des lebendigen Verkehrs, die in ihm bewahrt werden; es ist das Pfandhaus der Stadt Schweinfurt und gibt den Armen, die ihr Gut hinein legen, seine Zinsen. — Wir sind auch nur die Zinsen der Einlage, die unserer Väter Voraussicht einst hier niedergelegt hat. — Wenn wir nicht reiche Zinsen eines grossen Willensakts vom 1. Januar 1652 sind, so sind wir wenig oder nichts. — In diesem Augenblick vielleicht fällt das Haus unserer Geburt; die Eisenbahn stürzt es nieder und pflügt mit ihrer Schienen -Schaar seinen Grund. Giebts einen herrlicheren Moment für uns zu diesem Rückblick? 19 Ja, der Mensch hat sich seitdem einen schönen Theil der Natur unterworfen, wie ihm gebührt; er sendet den Dunst des Wassers vor sich her und bahnt seinen Weg und reitet auf seinem Rücken. Ihr Väter, — Bausch und Fehr, — und ihr Alle, die ich frage, ihr Alten sprecht, seid nicht allzu bescheiden, — sprecht, — habt ihr nicht mitarbeiten hel- fen, das Dampfross zu satteln und zu zügeln? Ich dank’ Euch im Namen dieser Versammlung. Ich bin Euer später Enkel und führe das Wort, das Ihr mir geliehen habt, und bringe Euch und Eurer Stadt mit ihrer frischen Jugend das Wort der Jetztzeit, das lautet: „Wir wollen schon sorgen, dass die Hundert Jahre nach uns noch grössere Herren der Natur sind.‘ Was mir dieses Wort einflüstert, darf ich Euch nicht verschweigen. Man ergreift einen Moment des Augenblicks im Bewustsein und legt von diesem aus eine bestimmte Richtung in die noch dunkle Babn der Zukunft. So nehm’ ich denn ein gewichtiges Wort auf, das mir von Hoher Stelle zugekommen und zur Mittheilung geeignet ist. Ein Weniges genüge zur Verständigung über die Bedeutung dieses Wortes. Die Gründer unserer Akademie gründeten ihr Werk, wie der Geist ihnen gebot, ohne Mittel und ohne etwa auf Aktien zu spekuliren. — „‚Ist’s von Gott, so wird’s bestehen, wo nicht, so wird es untergehen.“ So, ohne Geld und Gut, hat die Akademie gelebt bis in die neuere Zeit. Werke, wie die, die sie liefert, haben lange nichts weiter bedurft. Es ging vorwärts mit ihnen, es fand sich ein Verleger, der that das Uebrige. Aber einen Boden hatte die Akademie, auf dem sie stand, den des h. r. Reichs, — den hielt sie heilig, und war stark durch ihn. Ihr Fortschritt führte sie jedoch endlich in neuere Zeiten, in denen sie eines Guts be- durfte, das sie sich in den 200 Jahren noch nicht hatte erwerben können. Ihre Werke forderten Opfer an Geld. *) *) Was die Finanz- Angelegenheiten der Akademie betrifft, so ist die Decharge wegen des 80 Es fehlte aber auch nicht zum glücklichen Anfange an Mitteln, die ein intelligenter Staat gab und nur hinzusetzte: „,‚So lange ihr fortfahrt im rechten Naturfleisse“. Die Zuschüsse des Preussischen Staats von jähr- lichen 1200 Thalern zur Herausgabe der Acta dauern fort bis zu diesem Tage und werden. wie wir hoffen, nicht versiegen, so lange der deutschen Naturforscher Kraft nicht versiegt. Ausser dieser Thatsache lag aber die Zukunft der Akademie in ihrer Stellung zum Allgemeinen, was das ganze übrige Deutschland anbelangt, noch ohne Stimme vor uns. Die Akademie ist geduldet, sie ist begün- stigl, aber sie kann nicht sagen, dass sie einheimisch sei. Da kommt mir nun das Wort in die Gedanken, das ich als eine An- spielung auf unsere Zukunft betrachten möchte. Einer unsrer Kollegen theilt uns mit, dass der k. k. österreichische Staat der Akademie, wenn sie je des k. preussischen Geldzuschusses verlustig gehen sollte, die gleiche Unterstützung in Aussicht stelle. Auf meine pflichtmässige Anfrage hier- über erhielt ich von Sr. Excellenz, dem k.k. österreichischen Herrn Staats- Minister, Grafen Thun, unter’'m 7. September Folgendes: von dem preussischen Ministerium verliehenen Zuschusses bis zu Ende 1850 ertheilt. Im Jahre 1851 betrug die Einnahme ....... 1998 Thir. 20 Ser. 6 Pf. die Ausgabe ........ 2051 Thlr. 8 Sgr. 2 Pf. Bleibt also Vorschuss 52 Thlr. 17 Sgr. 8 Pf. Für das Jahr 1852 hat die Ausgabe bis 21. Septbr. betragen 1178 Thir. 2 Ser. 8 Pf. die. ‚Einnahmejnur) erst: I. A ER 567 Thlr. 16 Sgr. 6 Pf. mithin bliebe bis dato ein Vorschuss von ......22r220220. 610 Thir. 16 Ser. 2 PT. was sich in der Rechnung für das Jahr 1853 ausgleichen wird. In wenigen Wochen wird, als Supplement des 22sten Bandes der Nova Acta, Göp- pert's ..fossile Flora des Uebergangsgebirges‘‘ mit 44 Steindrucktafeln ausgegeben. Die Tafeln zum Supplement des 24sten Bandes der Nova Acta, über „‚Potentillen‘, sind ia der Lithographie vollendet und in der botanischen Section der Versammlung bereils von dem Verfasser des Werks, Herrn Professor Dr. Lehmann, vorgelegt worden. | „Ew. habe ich die Ehre, zu bestätigen, dass ich allerdings den Adjuncten der K. L. C. Akademie, Herrn Fenzl, ermächtigt habe, die zuversichtliche Erwartung auszusprechen, Se. Maj. der Kaiser von Oester- reich werde allergnädigst bewilligen, dass, in dem Falle, dass bei einer etwa eintreffenden Neuwahl die Existenz dieses von deutschen Kaisern aus dem Hause Oesterreich gegründeten Instituts in Frage gestellt werde, der bisher von der k. preussischen Regierung gewährte Unterstützungs- beitrag, jährlich 1200 Thaler, von der k. k. österreichischen Regierung dargebracht würde, vorausgesetzt, dass die Akademie nicht vorher wesent- lich alterirt werde.‘ — Sie werden, wie ich hoffe, in dieser erhabenen Mittheilung mit mir einen Schritt vorwärts für die Akademie auf vaterländischem Boden, oder doch einen Vorläufer desselben erblicken, in welchem einer der grössten deutschen Staaten für sich und die Mitstaaten seine aktive Theilnahme an dem Foribestande der Akademie, und zwar ohne jede beschränkende Bedingung, auf den Fall veränderter Verhältnisse verheisst, also die Sphäre der Akademie über jede, nicht deutsche Schranke hinaus aner- kennt. So gewiss nämlich nicht zu denken ist, dass der preussische Staat durch seine 32jährigen Hülfsleistungen, die er der Akademie gespendet, den hochfliegenden Aar der Naturforschung etwa habe für sich einfangen wollen, so gewiss dürfen wir erwarten, dass wir einer baldigen Berück- sichtigung der hier angeregten Frage bei der hohen Bundesversammlung, betreffend die Stellung der Akademie im ganzen Vaterlande, entgegense- hen dürfen, deren Resultat kein anderes sein kann, als eben das, was die k. k. österreichische Regierung in dem angeführten Schreiben gross- müthig verheissen und Preussen seit 1819 ebenso grossmüthig gewährt, dabei aber nur noch nicht für nöthig gefunden hat, eine nähere Bestimmung über seine Ansicht von dem bleibenden Verhältnisse der Akademie zur Gesammtheit des deutschen Reichs auszusprechen oder anzuregen. 82 Nach diesem Vortrage verlas der Präsident die Namen derer, welchen zum Andenken des heutigen Festes und zu srösserer Verherlichung desselben das Diplom der Akademie zuerkannt worden war, und legte die ausgesprochenen Dokumente neben der Tribüne nieder. Wir geben das Verzeichniss dieser Ernennungen hier vollständiger, als es am Tage des Festes selbst aus Mangel einiger Daten aufgestellt werden konnte, zugleich aber abgekürzt und in deutscher Sprache. Mit vollständigen Namen und Titeln findet man es in der Continuatio Catalogi zu diesem Bande. Namen der am 21. September 1852 zum Gedächtnisse der Jubelfeier aufgenommenen Mitglieder, in alphabetischer Ordnung. Matrikel - Zahl. 1586. Dr. G. Andral, Professor bei der medizinischen Fakultät zu Paris. (Akademischer Beinamen: Frank.) 1587. Heinrich Christian Beck, Pfarrer zu Schweinfurt, Minera- loge und praktischer Agronom, directer Nachkömmling Fehr’s. (Akad. Beinam. Metzger.) 1588. Dr. med. Braun zu Wiesbaden. zweiter Geschäftsführer der Versammlung der Naturforscher und Aerzte. (Akad. Beinam. Brown.) 1589. Dr. Ernst Brücke, Professor der Physiologie, Mitglied der Akademie der Wissenschaften zu Wien. (Akad. Beinam. Rudolph.) 1590. Anatol Nikolajewitsch, Fürst von Demidoff, Herr des Gebiets Nyne-Taguilsk im Uralgebirge, Mitglied des Insti- tuts von Frankreich. (Akad. Beinam. Fränklin.) 83 Matrikel- Zahl. 1591. 1592. 1593. 1594. 1595. 1596. 1597. 1598. 159. 1600. 1601. 1602. Friedrich Emmert, evangelischer Pfarrer zu Zell am See bei Schweinfurt, direeter Nachkömmling Fehr’s. (Akad. Beinam. Fehr.) Dr. Fresenius, Professor zu Wiesbaden, erster Geschäftsfüh- rer der Versammlung der Naturforscher und Aerzte vom Jahre 1852. (Akad. Beinam. Eliis.) Franz, Ritter von Fridau, Naturforscher zu Gräz. (Akad. Beinam. Scop.oli.) Dr. F. L. Fülleborn, Chef-Präsident des Appellationsgerichts zu Marienwerder. (Akad. Beinam. Röschlaub.) Fr. Goldenberg, Lehrer der Mathematik und Physik auf dem Gymnasium zu Saarbrücken. (Akad. Beinam. Steinhauer.) Dr. Carl Koch, Professor der Medizin zu Berlin. (Akad. Beinam. Ledebour.) Dr. Mappes, Physikus zu Frankfurt am Main. (Akad. Beinam. Senckenberg.) C. A. von Meyer, kaiserl. russischer Staatsrath, Mitglied der kaiserl. Akademie zu St. Petersburg und Direktor des akademi- schen Herbarii. (Akad. Beinam. Trinius.) Dr. A. Schenk, Professor der Botanik und Direktor des bota- nischen Gartens zu Würzburg. (Akad. Beinam. Heller.) Dr. Anton Schmidt, Privatdocent der Botanik zu Heidelberg. (Akad. Beinam. Vogel.) Dr. C. Sedillot, Professor der Chirurgie zu Strassburg. (Akad. Beinam. Heister.) Gottfried von Segnitz, Naturforscher und Cameralist zu Schweinfurt, direeter Nachkomme Fehr’s. (Akad. Beinam. Wohlfarth.) 12 84 Matrikel - Zahl. 1603. Dr. L. Seutin, Ober-Chirurg des Krankenhauses zu St. Peter und Professor der Chirurgie zu Brüssel. (Akad. Beinam. Scultetus.) 1604. Dr. Virchow, Professor der Medizin zu Würzburg. (Akad. Beinam. Döllinger.) 1605. Philipp Wirtgen, Lehrer an der höhern Bürgerschule zu Coblenz. (Akad. Beinam. Ehrhart.) 85 = 3. Die Demidofischen Preise. Zum Schlusse der Säcularfeier, welcher diese Blätter gewidmet sind, haben wir nun noch des uns von der Hand eines erhabenen Mitgliedes verliehenen Geschenks zur Aufstellung von drei Preisen aus den drei Gebieten der Naturgeschichte zu erwähnen, indem wir hier einen Abdruck des Schreibens des Fürsten von Demidoff vom 25. Oct. 1852, welches als Stiftungsurkunde dient, liefern, und nur dieses voraussenden, dass der um die gesammte Naturkunde durch grossartige literarische Werke und prak- tische Leistungen sehr verdiente russische Fürst Anatol von Demidoff, welchem bei Gelegenheit der zweiten Säcularfeier der Akademie in Wies- baden am 21. September (sehe oben S. 82) das Diplom der Akademie zuerkannt worden, sich durch die Vorschläge unsers Kollegen, des Herrn Geheimen Raths Dr. Neigebaur (Marco Polo, a.a.0. S. 18) für den Gedanken interessirt hatte, der Akademie durch Bildung eines Kreises von „Beförderern‘‘, deren Jeder jährlich 25 Thaler an eine dazu organi- sirte Kasse entrichten und sich wenigstens auf 10 Jahre zu dieser Steuer verbindlich machen würde, sichre Fonds zu begründen (s. oben S. 21). Er hatte daher beschlossen, seinen Eintritt in das Institut mit der Zusage eines solchen jährlichen Beitrags zu verbinden, bei dessen Bekanntmachung sich die beste Gelegenheit finden werde, die ganze Idee nochmals anzu- regen und dadurch, wie sich erwarten liess, bei den Gönnern der Natur- und Heilkunde unter den Grossen und Reichen Nachfolge zu erwecken. Als aber die veränderten Verhältnisse die Verfolgung aller Umgestaltungs- 86 pläne bei der Säcularfeier widerriethen, änderte auch der Fürst Seinen Plan und gründete, statt des beabsichtigten Jahresbeitrags, auf drei Jahre, vom Jahre 1853 anfangend, drei aufeinander folgende Preise aus der Botanik, Zoologie und Mineralogie, welche von der Akademie ausge- schrieben und an dem hohen Geburtsfeste Ihrer Majestät der Kaiserin Alexandra von Russland (dem 17. Juni n. St.), nach eingeholter Erlaubniss, zuerkannt werden sollen. Das Schreiben, welches diese Stiftung in Vorschlag bringt und fun- dirt, lautet also: Breslau, den 25. October 1852. Herr Präsident! Mein Sekretair, Herr A. Gallet de Kulture, hat Ihnen mein Bedauern zu erkennen gegeben, dass ich durch mein Unwohlsein verhin- dert wurde, Ihnen persönlich für das schmeichelhafte Entgegenkommen meinen Dank abzustatten, mit welchem die Akademie mich zum Mitgliede ernannt hat. Er hat Ihnen zu gleicher Zeit meine Absicht zu erkennen gegeben, auf die Zeit von 10 Jahren die jährliche Summe von 25 Thalern beizutragen, auf den Fall, dass die Reorganisation der Akademie zur Aus- führung kommen sollte. Ich erfahre eben durch den Ritter Neigebaur, unsern verehrten Kollegen, dass die von ihm vorgeschlagene Reorganisation auf unbestimmte Zeit verschoben ist. Unter diesen Umständen will ich nicht, dass diese meine Absicht erfolglos bleibe, daher, Herr Präsident, will ich Folgendes ihun. Statt der 250 Thaler, die ich als meinen 1Qjährigen Beitrag zum Behuf der Reorganisation anwenden wollte, will ich die Summe von 600 Thalern zur Begründung von drei Preisen bestimmen, jeden zu 200 Thalern, deren Vertheilung in den Jahren 1853, 1854 und 1855 stattfinden soll. Diese Preise sollen für die drei Zweige der Naturwis- senschaften verwandt werden. Der erste, 200 Thaler, im Jahre 1853 für die Botanik; der zweite, 200 Thaler, im Jahre 1854 für die Zoologie, 87 und der dritte, 200 Thaler, im Jahre 1855 für die Geologie und Minera- logie. Diese Preise sollen an dem denkwürdigen Geburtstage Ihrer Majestät der Kaiserin Alexandra von Russland, meiner erhabenen Monarchin, vertheilt werden. Ich zweifle nicht, dass die Akademie die Gesinnungen, die mich bei dieser Veranlassung leiten, anerkennen und durch ihre gleichgesinnte Mitwirkung dieselben unterstützen wird, und in dieser Erwartung bitte ich Sie, Herr Präsident, auf’s Neue die Versicherung der Gesinnungen der ausgezeichnetsten Hochachtung anzunehmen. (gez.) Demidoff. Dem Herrn Nees von Esenbeck, Präsidenten der Kaiserlichen Leopoldinisch- Carolinischen Akademie etc. zu Breslau. Der Präsident erstattete von diesem Schreiben an Ihre Majestät sei- nen ehrerbietigsten Bericht und webte in denselben die Wünsche, die der Stifter ihm für die Akademie eingeflösst, ja zur Pflicht gemacht hat. Ihro Majestät der Kaiserin Alexandra von Russland. Ew. Kaiserlichen Majestät verfehle ich nicht, allerunterthänigst zu melden, dass die Kaiserliche Leopoldinisch - Carolinische Akademie zu Breslau durch das beiliegende, an den Unterzeichneten gerichtete Schrei- ben des Fürsten Anatol von Demidoff vom 25. October drei Preise zur Vertheilung an dem hohen Geburtstage Ew. Kaiserlichen Majestät für 88 die Jahre 1853, 1854 und 1855 zugesichert erhalten hat. Die Akade- mie freut sich über diese neue Veranlassung, in dem Vaterlande Ew. Kai- serlichen Majestät die Erinnerung eines so erfreulichen Tages feierlich begehen zu können; ich aber wage hierbei noch, die Bestimmung der Fragepunkte für die drei Preisaufgaben in die Hände Allerhöchst Ew. Kai- serlichen Majestät niederzulegen, um die Gegenstände der Preise entwe- der zur hohen Freude der Akademie Allerhöchst Selbst zu bestimmen, oder auf den wohlthätigen Stifter dieser verdienstlichen Anstalt im Kreise der Akademie zu übertragen. Breslau, den 4. Dezember 1852. Ew. Kaiserlichen Majestät unterthänigster der Präsident der K. L. C. Akademie (gez.) Dr. Nees v. Esenbeck. 89 6. Bereicherungs- und Erweiterungs-Gedanken, als Zugabe zu den Nachrichten über den Verlauf der zweiten Säcularfeier der Akademie. Di. Zeit hat uns die Frage nach der Fundirung, Erweiterung und zeit- gemässeren Umgestaltung der Akademie schon zweimal aus dem Mund und aus den Händen genommen. Das erstemal, nachdem uns der Verlauf des Jahres 1849 die Aus- sichten auf das Emporblühen der Akademie im neuen Leben des deutschen Reichs anders gezeigt hatte, als man kurz vorher sich soweit vorspiegeln konnte, um darauf Entwürfe zu gründen, gleich dem, den der Direktor der Ephemeriden, Herr Professor Dr. Kieser, in Uebereinstimmung mit dem Präsidenten, am 10. October 1849 entwrf, und dem Adjuncten - Kolle- gium zur Prüfung und eventuellen Anerkennung vorlegen zu dürfen glaubte, — wobei die Frage: ob etwas zur Habilitirung und festen Neu- Begründung unsers Instituts im Herzen Deutschlands zu versuchen sei, wenn sich dazu die Gegenheit darbiete, als einmüthig von Allen bejaht, vorausgesetzt wurde. 90 Dieser ‚‚Entwurf einer Reorganisation der K. L. €. Akademie der Naturforscher“ wurde am 6. April 1850 bei der Akademie zur Ruhe gelegt. *) Zum zweitenmal tauchte die Frage nach der Fundirung und zeitge- mässen Umgestaltung der Akademie der Naturforscher unter uns auf, als der Präsident unter den Entwickelungen der Jahre 1849 und 1850 die Existenz der Akademie in ihrer ihm zur Pflicht gewordenen Verfassung und Stellung gefährdet und sich veranlasst sah, die Mahnung an die am 6. April 1850 zur Ruhe gelegte Stellung der alten Akademie zur Gesammtheit des deutschen Reichs inmitten der ungünstigsten Situation, die sich entwickelt hatte, auf seine Hand und auf eigne Gefahr, sowohl bei den einzelnen deutschen Staaten für sich und in der Einheit der hohen Bundesversammlung, als bei allen deutschen Mitbürgern durch eine „Adresse und Bitte‘ noch einmal in Anregung zu bringen. **) Wenn in dem am 6. April 1850 zur Ruhe gelegten Entwurfe die Frage nach der zeitgemässen Umgestaltung der Verfassung der Akademie auf einem heiteren Abendhimmel der Geschichte ruhig hervorzutreten schien, so stand dagegen hier die „‚Fundirungsfrage‘“‘, der Gedanke an einen „.Zwang des Bedürfnisses‘‘ mit allen seinen Variationen und Wider- sprüchen im Vordergrunde. *) Man sehe Vol. XXII. P. II. der Nova Acta p. XLII-XC: „Uebersicht der Berathungen und eventuellen Beschlüsse im Kreise des Adjuncten-Kollegii, betreffend den Plan einer auf den Grund der Kaiserl. Leopold. Carol. Akademie zu errichtenden freien deutschen Central- Akademie für das deutsche Reich und einer damit zu verbindenden allgemeinen Hoch- schule,“ (auch in einzelnen Abdrücken bei der Akademie vertheilt), und Vol. XXI. P.1. Vorwort. Abschnitt Ill u. IV, p. XLVIII-LXX. ’*) Nova Acta. Vol. XXIII. P.I. Vorwort, p. XVII-XXIV, vom April 1851. 91 Die Saat aber, die in ein intelligentes Zeitalter fällt, trägt immer Segen, und wir freuen uns auch dieser Tage, von denen man sagen kann, dass sie am 21. September 1852 zu Wiesbaden in Erwartung des Morgenroths zur Ruhe gingen. Die Zeit vom 19. April 1851 bis zu diesem Feste hiess uns die Mittel und Wege betrachten, durch welche ein Organismus, wie die Aka- demie, sich selbst erhalten, Nahrung und Lebenskräfte erwerben und empfangen, sich als ein Geschöpf der lebendigen reifen Menschheit bewähren und von dieser in Liebe als ihr wohlgebildetes Kind anerkannt, gepflegt und in Ehren grossgezogen werden müsse, um sich dann selbst im Guten weiter zu fördern und wieder Andere ihrer Art zu erzeugen und zu erziehen. Die Betrachtung der Mittel und Wege zur Existenz ist darum, weil sie vom Aeussern nach Innen geht, nicht ‚‚unedler‘‘ und darum nicht von niedrer Art, weil sie rührig ist. Es war also ganz gut, dass uns das Schicksal auch dahin führte, die Wege und die Gaben der Popularität zu beleuchten und Vorschläge, wie die von unserm Kollegen Neigebaur ausgeführten (s. oben S. 18), zu beherzigen. Weil, wer sich selbst nicht verlässt, nie ganz verlassen ist, ist gerade ein Sol- cher auch empfänglich und dankbar für jede Gabe zum Guten, die ihm aus gutem Grunde gegeben wird, und es würde die grösste Beschränktheit einer Gegenpartei verrathen, wenn Jemand der Akademie einen Vorwurf daraus machen wollte, dass sie nicht blos das, was ihr vom Staat gereicht wird, dankbar annimmt und nach Vorschrift verbraucht, sondern auch wei- tere Aufgaben ergreift und die Mittel, sie zu vollbringen, auf geeignete Weise zu finden sucht, ohne gerade den Staat immer mit oft unerfüllbaren Ansprüchen zu bestürmen. So trat denn, als bei der Versammlung der Naturforscher und Aerzte — dieser jugendlichen Schwester der Akademie der Naturforscher *) — in 2), S. oben Sw2nae8: 13 92 Gotha, am 18. September 1851 ihrem Gründer, dem kurz vorher verstor- benen Professor Oken, Adjuncten der Akademie, ein ehernes Denkmal auf dem Marktplatze der Stadt Jena votirt wurde, der Vorschlag aus dem Kreise der Adjuncten hervor, die votirte Summe für das eherne Denk- mal Oken’s in eine Fundationsstiftung für die lebendige Akademie, der er angehörte, zu verwandeln, — und die Konferenz mehrerer Mit- glieder des Adjuncten -Kollegii mit dem Präsidenten, welche vom 20-22. October desselben Jahres in Schweinfurt stattfand, brachte nicht nur diese Idee in ihrem Kreise zu weiterer Berathung, sondern drei würdige Kollegen, die Herren Adjuncten Heyfelder *), Will und Kastner, übernahmen auch die Aufgabe, die Frage: wie die Akademie dazu beitragen könne, ihr Wirken auf möglichst sicher gestellte Fonds zu gründen und zweckmässig zu vermehren? gründlich in Erwägung zu zie- hen und bei der bevorstehenden Säcularfeier der Akademie in Wiesbaden darüber vor der Versammlung Vortrag zu halten. Wie aber die Vermehrung und Selbsterwerbung von Fonds nur zur ı besseren und sicheren Erreichung ihrer vorliegenden Zwecke oder für neue, erweiterte Aufgaben wünschenswerth sein könnte, so konnte die Erwägung solcher Hülfsmittel auch nicht ohne die nähere Betrachtung des zweiten Puncts, nämlich der den jetzigen Kreis der akademischen Wirksamkeit zeitgemäss erweiternden, ausbildenden und verjüngenden Aufgaben herbeigeführt werden. Es übernahmen daher in unserer Konferenz, mit gleicher Beziehung auf die bevorstehende Säcularfeier in Wiesbaden, die Herren Adjuncten Jäger und Lehmann die Prüfung der Aufgaben der Akademie und der zweckmässigen Umgestaltung oder *) Welcher auch schon in Gotha zum Berichterstatter über diesen Punct der damaligen Bera- thung bei der Versammlung der Naturforscher und Aerzte des nächsten Jahres in Wiesba- den ernannt worden war. 93 “ Erweiterung derselben, aus‘ welcher unter Mitwirkung der Herren Adjuncten Kastner, Heyfelder und Will eine Skizze neuer Satzun- gen für die Akademie hervorging. Der 21. September, oder vielmehr der 7. September in seinem Verhältnisse zum 2Isten, haben auch diese gutachtlichen Vorarbeiten, soweit sie bestimmt waren, bei der Versammlung in Wiesbaden zu ver- lauten, wie wir gesehen haben, zum Schweigen gebracht. Zugleich ist aber auch schon in der neuen, mit der Feier in Wies- baden beginnenden Aera eine thatsächliche Erweiterung der akademischen Aufgaben — die Demidoff-Stiftung *) — eingetreten, und diese neue Wirklichkeit weckte die ruhende Betrachtung, die in Wiesbaden nicht stumm geblieben war, hier an dieser Stelle zum Wort auf, damit sie den theoretischen, — gleichsam den Gedanken-Theil zu unserer Ankündigung der neuen Aufgabe, oder das eigentliche Programm in dem Eingange zum Preisprogramm bilde. Wir lassen demnach, indem wir zuvor nochmals den Neigebaur’- schen Entwurf von S. 18 in Erinnerung bringen, die eben erwähnten Gutachten hier folgen, nämlich: *) Die Akademie hat zwar bereits eine Stiftung, die Cothenius’sche, vom Jahr 1789, +) für Preisaufgaben, die aber mit der Unthätigkeit der Akademie durch das Erlöschen des deut- schen Reichs nach kurzer Wirksamkeit, wovon uns Hufeland’s gekrönte Schrift: „über die Skrophelkrankheit“ ein liebes Andenken zurückliess, ebenfalls erlosch und nachmals einer erneuten literarischen Thätigkeit, wenigstens für die nächste Zeit, nachsteben musste. (Sehe Vol. XXI. P. II. Vorrede, p. LXXVI, und Vol. XXI. P.I. Vorrede, p. XXXIV.) +) Das Testament des Geh. Raths C. A. Cothenius zu Berlin, Dir. ephem. der Akademie, wurde am 25. August 1783 errichtet. Er starb am 5. Januar 1789, und der Präsident von Delius stellte am 10. October desselben Jahres in seiner: Notitia legati ete. die erste Preisaufgabe: Evolvatur et determinetur vera notio, et cura morborum primarum viarum. 94 1) Heyfelder, Will und Kastner: Anträge und Vor- schläge zu dem beabsichtigten Denkmal für Oken zu Jena. 2) Jäger und Lehmann: Satzungen der K. L. ©. Akademie der Naturforscher. 3) Steudel’s (von Jäger mitgetheilter) Entwurf der Sta- tuten für eine von der Akademie der Naturforscher zu gründende Bank zur Beförderung der Naturgeschichte. g 95 1. Heyfelder, Kastner und Will: Anträge und Vorschläge zu dem beabsichtigten Denkmale für Oken zu Jena. Den Herren Adjuncten ist der Vorschlag nicht unbekannt, welcher in der zweiten öffentlichen Sitzung der Naturforscher- Versammlung in Gotha (conf. Tageblatt der 28. Vers. d. Naturforscher u. Aerzte. Nr. 3. S. 18) durch unsern Kollegen Heyfelder gleichzeitig im Namen zweier ande- rer Kollegen (Kastner und Will) gemacht wurde, und der zum Zweck hatte, unserer Akademie eine grössere Wirksamkeit und eine grössere Selbsiständigkeit zu verschaffen. In Folge dessen ward in jener öffentlichen Sitzung beschlossen, dass die anwesenden Mitglieder aus dem Adjuncten -Kollegium (Kieser und Heyfelder), unter Zuziehung eines Dritten, diesen Vorschlag in Bera- thung nehmen sollten, um über die weitere Ausführung dieses Vorschlags geeignete Vorarbeiten und Vorlagen zu machen. Diese Kommission, zu welcher Herr Geh. Rath Professor Dr. Huschke als drittes Mitglied bei- gezogen war, einigte sich dahin, dass erst die Adjuncten - Versammlung zu Schweinfurt abzuwarten sei, um mit Berücksichtigung der dort statt- 96 gefundenen Berathung alsdann bestimmte Anträge und Vorschläge zu machen. Als demgemäss dieser Gegenstand in Schweinfurt zur Sprache kam, so verstand es sich gewissermassen von selbst, dass von Seiten des Prä- sidenten Nees von Esenbeck der Kollege Heyfelder aufgefordert wurde, dem von ihm im Namen der zwei andern Erlanger Kollegen mitgestellten Antrage die nöthigen Erläuterungen zu geben. Derselbe war dazu bereit, aber unter dem Vorbehalte, dies erst nach stattgehabter Berathung mit den zwei andern Antragstellern zu ihun. Unterm 28. Octo- ber, präs. den 1. November d. J., hat er dem Präsidenten das nachfol- gende Dokument zugehen lassen. Schon bei der Aufforderung zur Subscription zu einem Denkmal für Oken, welche die Herren Kieser, Huschke und Theile unter dem l. September d. J. erliessen, drängte sich uns der Gedanke auf, ob für einen Naturforscher und Denker, wie Oken, ein Standbild auf dem Jena- schen Marktplatze entspreche, oder ob es nicht würdiger sei, durch Sub- scriplion ein wissenschaftliches Institut zu begründen, welches den Namen Oken trage. Zum Andenken Blumenbach’s wurde ein Reisestipen- dium für junge Naturforscher, zum Andenken Eitelwein’s ein Stipen- dium für Bau-Eleven geschaffen. Indem durch solche Institute jüngeren aufstrebenden Talenten die Mittel zur Ausbildung und Forschung geboten werden, wirken sie durch alle Zeiten fort und werden dadurch lebende Denkmäler. Wenn wir in unserem Antrage vom 15. September den Wunsch aussprechen, dass durch Verlängerung der Bahn der Subscription, durch 97 jährliche Beiträge ein selbstständiges Dasein der Kaiserlichen Leopoldi- nisch-Carolinischen Akademie der Naturforscher begründet werden möge, so war hierbei der Gedanke mit bestimmend, dass durch Gewinnung neuer Hülfsquellen für die Akademie auch ein grösserer Wirkungskreis für sie gewonnen werden möge. Bis jetzt musste die Wirksamkeit der K. L. C. Akademie der Natur- forscher sich auf die Veröffentlichung der Nova Acta beschränken, welche unter der Direction des gegenwärtigen Präsidenten in einer Weise aus- gestattet sind, dass sie vermöge ihrer innerlichen und äusserlichen Gedie- genheit unbedingt auf gleicher Stufe mit den Abhandlungen der Pariser Akademie der Wissenschaften und der Londoner Societät stehen. Ohne die Munificenz der Königl. Preussischen Regierung, von der die K.L. €. Akademie seit einem Menschenalter alljährlich mindestens 1200 Thaler empfing, und ohne die Zuschüsse, welche ihr von Zeit zu Zeit aus dem Würtembergischen Kabinet u. s. w. zugeflossen, wäre es unmöglich gewesen, in der angedeuteten Zeit 36 *) grosse Quartbände mit vielen Kupfertafeln über naturhistorische Gegenstände zu veröffentlichen. und viele ausgezeichnete Abhandlungen hätten nicht vor das wissenschaftliche Publikum gebracht werden können. Dass auch in der Folge unserer Akademie diese Unterstützungen bleiben, müssen wir im Interesse unserer Wissenschaft wünschen und hoffen. Allein die Thätigkeit einer Akademie für Naturwissenschaften sollte sich nicht allein auf die Veröffentlichung von Abhandlungen aus dem Gebiete der Naturwissenschaften zu beschränken haben; ihr sollten auch die Mittel nicht fehlen, Preisfragen zu stellen, wissenschaftliche Gegen- *) Jetzt schon 41. Anm. der Red. 98 stände mündlich zu diskutiren und Unterstützungen zu naturwissenschaft- lichen Untersuchungen zu gewähren, die entweder weite Reisen in ent- fernte Gegenden nöthig machen oder einen grösseren Aufwand materieller Kräfte fordern. Gerade hierdurch wird es der Pariser Akademie der Wissenschaften und der Medizin möglich, einen so entschiedenen, för- dernden Einfluss auf den Gang der Wissenschaften, besonders der Natur- und Heilkunde, auszuüben. Unser Antrag hat keinen andern Zweck, als dass man sich vereinige, zum Andenken Oken’s, der für Naturwissenschaften so viel und so Grosses geleistet, auf dem Wege der Subscription die Mittel zu schaffen, welche zur Erreichung des angedeuteten Zieles nöthig sind. Gelingt es uns, eine Summe zu erhalten. um Preisfragen und Reise- Stipendien zu begründen, so wollen wir diese zum Andenken an unsern dahingeschiedenen Freund, Kollegen und Lehrer, Oken’sche Preise und Oken’sche Stipendien nennen. In solcher Weise wird der Name Oken’s mehr verherrlicht und lebendiger, innerlicher in der Wissenschaft fort- wirken, als wenn nur eine eherne Büste auf dem Markt zu Jena an ihn erinnert. Dürfen wir nicht verkennen, dass der Glanz unserer Akademie allein von der ausgezeichneten Redaktion der Nova Acta durch den gegenwär- tigen Präsidenten ausgeht, der keine Opfer dabei gescheut und nur durch das Interesse der Wissenschaft geleitet, so Grosses leisten konnte. so dürfen wir uns auch nicht verhehlen, dass, wenn die Akademie einen grösseren Wirkungskreis hätte, der Vorstand auch so gestellt sein müsste, dass er dieser seine vollen und ganzen Kräfte widmen könnte. „Sollte der jetzige Präsident abtreten, so wüsste ich nicht einen einzigen Mann, der seine Stelle ausfüllen könnte,‘ — so schrieb wenige 99 Tage vor seinem Tode an ein Mitglied des Adjuncten-Kollegiums Oken, für den in und ausser Deutschland Beiträge zur Errichtung eines ehernen Denkmals gesammelt werden. — In den Zeiten, in welchen wir leben, richten auf die denkenden Häupter sich die Blicke, und die Welt wird bewegt, wenn eines dieser Häupter verschwindet. Wir trauern um den Mann von Talent, und die Welt um den Mann von Genie. Wenn das Adjuncten-Kollegium sich an den Bundestag und an sämmtliche deutsche Regierungen mit der Bitte um Gewährung der Fonds zur neuen Begründung und Erweiterung der K. L. C. Akademie der Naturforscher wenden möchte, so wäre das eine Wiederholung und Unterstützung der früheren Bestrebungen des Präsidenten und des Director ephemeridum, und wir dürfen der Hoffnung uns hingeben, dass unsere Bitten billige Berücksichtigung finden möchten. Aber auch Alle, die sich Freunde und Gönner der Naturwissen- schaften und Medizin nennen, sollen für die selbstständige Stellung der Akademie nach Kräften mitwirken. Vor Allen erwarten wir das von den Mitgliedern der K. L. ©. Akademie in Deutschland, dass sie nach dem Beispiele anderer gelehrter Gesellschaften und Körperschaften einen jährlichen Beitrag zahlen, welcher in seiner Totalität die Mittel gewährte, die nöthig sind, um ein Theil dessen zu erreichen, was wir als Ziel unseres Strebens hingestellt haben. Nach dem Beispiel des Vereins für die Staatsarzneikunde in Baden, des ärztlichen Vereins und des naturhistorischen Vereins in Würtemberg, wo jedes Mitglied für den abgegebenen Beitrag ein Exemplar der von dem gedachten Verein veröffentlichten Zeitschriften erhält, möchte es möglich erscheinen, dass jedes Mitglied gegen einen Beitrag von 6 bis 8 Thalern zu der Kasse der Akademie ein Exemplar der Nova Acta 14 100 erhielte, wodurch zugleich der weiteren Bekanntwerdung dieses Werkes und der Anregung zum Studium der Naturwissenschaften ein bedeutender Vorschub geleistet werden dürfte. Erlangen, den 7. November 1851. (gez.) Will. Kastner. Heyfelder. 101 2, Jäger und Lehmann: Entwurf zu Satzungen der Kaiserlichen Leopoldinisch -Garolinischen Akademie der Naturforscher. 1. Die Kaiserliche Leopoldinisch-Carolinische Akademie der Natur- forscher besteht aus ordentlichen und Ehren-Mitgliedern in und ausser Deutschland in nicht limitirter Zahl, aus eilf Adjuncten, einem Director ephemeridum und einem Präsidenten. 2. Als Mitglieder werden nur Männer der Wissenschaft aufgenom- men. Sie zahlen einen jährlichen Beitrag von sechs Thalern und erhal- ten dafür die Nova Acta. Vom Präsidenten können sie zu Kommissionen für bestimmte Zwecke beigezogen und mit speziellen wissenschaftlichen Aufträgen betraut werden. 3. Gönner der Naturwissenschaften können als Ehren -Mitglieder ernannt werden, wenn sie in irgend einer Weise die Zwecke der Akade- mie fördernd sich gezeigt haben. 4. Die Adjuncten werden aus den Mitgliedern vom Präsidenten gewählt und durch Zustimmung des Adjuncten-Kollegiums per maiora bestätigt. Ihre Zahl ist eilf und mit dem Director ephemeridum, weleher a w 102 aus dem Kreise der Adjuncten vom Präsidenten gewählt und durch vota maiora der Adjuncten bestätigt wird, zwölf. d. Soviel als möglich sollen die Adjuncien aus den verschie- densten Gegenden Deutschlands gewählt und bei der Wahl auch die verschiedenen Zweige der Natur- und Heilwissenschaft berücksichtigt werden. 6. Der Director ephemeridum ist der Stellvertreter des Präsidenten und besorgt die Herausgabe der Acta. 7. Der Präsident wird durch die Adjuncten durch Stimmenmehr- heit gewählt. Sein Präsidium währt sechs Jahre, nach welcher Zeit eine neue Wahl stattfindet, in der der abtretende Präsident wieder gewählt werden kann. 8. Der Präsident kann ein Honorar von 500 Fl., und wenn er die Herausgabe der Acta leitet, von 800 Fl. in Anspruch nehmen. Geschieht dies aber durch den Director ephemeridum, so soll dieser eine Remune- ration von 400 Fl. erhalten. Für Regie können 200 Fl. verrechnet werden. 9. Der Präsident beruft alle drei Jahre die Adjuncten zu einer Sitzung, die wo möglich in Frankfurt a. M. oder an dem Versammlungs- Orte deutscher Naturforscher und Aerzte, und zwar unmittelbar vor oder nach derselben, stattfinden soll. 10. Die bei der Versammlung nicht anwesenden Adjuncten kön- nen ihre Vota über bereits vorliegende Gegenstände schriftlich abgeben, oder auch ihre Stimme einem der anwesenden Adjuncten übertragen. Mehr als einen der fehlenden Adjuncten darf keiner der anwesenden Adjuncten vertreten. 103 11. Bei jeder Zusammenkunft findet Rechnungsvorlage durch den Präsidenten statt. 12. Die Bibliothek der Akademie sei permanent in Frankfurt a. M. aufgestellt, wozu das Senckenbergische Institut oder die städtische Bibliothek sich am ersten eignen dürfte. 13. Jedes Mitglied ist verpflichtet, die von ihm publicirten Werke der Bibliothek einzuverleiben. 14. Ein Katalog werde angefertigt, gedruckt und an die Mitglieder der Akademie vertheilt, alljährliche Nachträge in den Actis gegeben. 15. Die Verwaltung der Bibliothek werde einem Bibliothekar übertragen, der nöthigenfalls ein Honorar von 400 Fl. dafür anspre- chen kann. 16. Die Kosten für die Acta, für die Honorare u. s. w. werden theils durch die Beiträge der Mitglieder, theils durch die Zuschüsse von Gönnern und Regierungen, theils durch den Verkauf der Nova Acta gedeckt. 17. Gestattet es die Kasse, so werden von der Akademie natur- historische Reisen veranlasst und unterstützt, an welchen Jeder durch Aktien sich betheiligen kann. Eine solche Reise -Unternehmung wird durch eine besondere Kommission geleitet, die der Präsident niedersetzt. Man sehe in dem folgenden Artikel (Nr. 3.) das Gutachten des Herrn Dr. Steudel über die Gründung einer naturhistorischen Bank. 18. Ebenso sollen zu naturwissenschaftlichen Untersuchungen Geld-Unterstützungen gewährt und auch Preisfragen gestellt werden. 104 19. Die Anträge zu Nr. 17 und 18 werden vom Präsidenten dem Adjuncten-Kollegium vorgelegt und können von jedem Mitgliede der Akademie ausgehen. Hamburg, Stuttgart und Erlangen den 24. November 1851. Dr. Lehmann. Dr. G. Jäger. Dr. Kastner. Dr. Will. Dr. Heyfelder. 105 3. Steudel: Ueber naturhistorische Reisen und die Mittel, sie allen Naturforschern nützlich zu machen, mit Bezug auf den naturhistorischen Reiseverein in Esslingen. Der eventuelle Entwurf neuer Statuten für die Akademie vom Jahr 1850 hat den Plan aufgenommen: die Thätigkeit und Wirksamkeit der Akade- mie durch Veranstaltung von Reisen und durch Sammlungen von Natur- gegenständen in den zu durchforschenden Ländern zu erweitern und zu erhöhen. Es wird sich aber nicht allein davon handeln, dass die zu sam- melnden Naturalien in einem National-Museum gesammelt und aufbewahrt werden. Die Theilnahme der Akademie und ihrer einzelnen Mitglieder wird für ein solches Reise-Institut erst dann in vollem Umfange gewon- nen werden, wenn die von den Reisenden gemachten Sammlungen nicht sowohl dazu bestimmt sind, in einzelnen Museen gleichsam als Seltenhei- ten oder Unica zu paradiren, sondern wenn solche auf eine Art gesammelt werden, dass sie unter die Freunde der Naturgeschichte und der speciel- len Zweige derselben ausgetheilt werden können. Zu Tausenden liegen noch Naturgegenstände aller Art in den grossen Sammlungen der Welt- städte, ohne dass sie jemals das forschende Auge eines Kenners der Natur betrachtet hat. Nicht so die Gegenstände, welche in den Händen einzel- ner Naturforscher sich befinden. Diese treten von allen Seiten erläutert hervor und verbreiten Klarheit und Licht über dunkle und unbekannte Stellen unsrer Kenntnisse. 106 Diese Ansichten scheinen der ostindischen Compagnie vorgeleuchtet zu haben, als sie den hochherzigen Entschluss fasste, die Doubletten des reichen, in dem Wallich’schen Katalog verzeichneten Herbars an die vor- züglichsten botanischen Institute und an einzelne verdiente Botaniker abzugeben, und als Ausfluss derselben müssen auch die Bestimmungen der Organisation des Leidner Reichsherbars betrachtet werden, nach wel- chen der Direktor dafür zu sorgen hat, dass die freie Benutzung der Sammlung und durch Tauschverbindungen die Erwerbung des nöthigen Materials, besonders den Bearbeitern von Monographien, so viel als mög- lich erleichtert werde. Diese Ansichten sind es auch, welche die Gründer des naturhistori- schen Reisevereins leiteten, als sie vor mehr als einem Viertel - Jahrhun- dert den Versuch wagten, diese Idee wenigstens in Beziehung auf Botanik in’s Leben zu führen. Die Ausführung gelang über alle Erwartung gut. In einer Reihe von 25 Jahren sind theils durch unmittelbar vom Vereine ausgesandte, theils durch andere Reisende, mit welchen er in Verbindung trat, theils durch die auf Herrn Hofenacker vom Vereine übergegan- gene Geschäftsführung in botanischer Hinsicht untersucht worden, @) in Europa: Tyrol, das österreichische Litorale, Dalmatien, Sardinien, Grie- chenland, die Pyrenäen, Norwegen; 5) in Asien: die Küste von Klein- Asien, Kaukasien. das nördliche und südliche Persien, Syrien, mehrere Provinzen von Ostindien; c) in Afrika: Algier, Aegypten, Nubien, Aethiopien, Abyssinien, die Spitze von Südafrika; d) in Nordamerika: hauptsächlich die Staaten Ohio, Missouri, Illinois, Labrador; in Südame- rika: Surinam, Brasilien, Chili; so wie endlich e) ein kleiner Theil von Neuholland. Auf diese Art kam eine sehr grosse Anzahl von Pflanzen in viele Herbarien von Liebhabern der Pflanzenkunde in allen kultivirten Staaten, welche man früher nur in den Sammlungen der grossen Museen zu suchen und zu finden — letzteres oft vergebens — hoffen konnte. 107 Auch die Versuche, die Ausbeute auf andere Zweige der Naturge- schichte auszudehnen, sind günstig ausgefallen und namentlich sind mine- ralogische Sammlungen aus Norwegen und zoologische aus Abyssinien eingesandt worden, und es wurde wenigstens der Beweis geliefert, dass ein solcher Verein die Gesammtheit der Naturwissenschaften zum Vorwurfe seiner Thätigkeit mit bestem Erfolge machen kann. Eine Anstalt, welche, wenn sie ihre Aufgabe richtig in’s Auge fasst und mit Eifer, Sachkenntniss und Treue geleitet wird, so tief, ermunternd und wohlthätig auf Erweiterung und Verbreitung des Sinns für das Stu- dium der Naturwissenschaften einwirkt, kann nicht wohl in den Händen von Einzelnen bleiben und darf nicht von dem Leben einiger wenigen abhängig gemacht werden; ihre Dauer muss durch die Theilnahme einer unsterblichen Gesellschaft, welche in den nächsten Tagen ihr 200jähriges Jubiläum feiert, auch für die kommenden Jahrhunderte gesichert werden. Die Gründung derselben wird das würdigste und die reichsten Früchte tragende Denkmal unserer Jubelfeier und ein monumentum aere peren- nius sein. Eine nähere Begründung der Nothwendigkeit eines solchen Reise- Instituts und der Entwurf der Statuten dazu wird hiermit der Versamu- lung vorgelegt. Entwurf der Statuten einer von der Kaiserlichen Leopoldinisch -Garolinischen Akademie der Naturforscher zu gründenden Bank zur Beförderung der Naturgeschichte. $ 1. Zweck der Bank-Gesellschaft. Dieser ist: Vereinigung von Beförderern, Gönnern und Freunden der Naturgeschichte zur Gründung eines Fonds, aus welchem die Kosten 15 108 von Reisen und andern Veranstaltungen bestritten werden, vermittelst welcher 1) die Kenniniss der Natur überhaupt in ihrem ganzen Umfange erweitert; 2) die Verbreitung des Sinns für das Studium der Naturgeschichte allgemeiner gemacht; 3) die durch die Kenntniss der Natur auf die menschliche Gesell- schaft zurückfallenden Vortheile und Annehmlichkeiten des Lebens in öko- nomischer, technischer, ärztlicher und ästhetischer Beziehung erhöht; 4) die Naturgegenstände selbst für Naturalien - Sammlungen, insbe- sondre für Monographen einzelner Zweige und für alle Liebhaber der verschiedenen Naturproducte zugänglicher gemacht, und in gehöriger Menge und in instructiven Exemplaren mit möglichst mässigen Kosten angeschafft werden, und endlich 5) die Ausbildung jüngerer fähiger Naturforscher zu höhern und umfassenden Kenntnissen auf Reisen erleichtert werden kann. $ 2. Bildung des nöthigen Bank-Fonds. Alle Mitglieder der Akademie, alle Gesellschaften für naturhistorische Zwecke, alle Directionen von öffentlichen Sammlungen, so wie alle hohen und vielvermögenden Gönner und Freunde der Naturgeschichte des In- und Auslandes werden durch ein von der Akademie auszugebendes Pro- sramm und in ihrem Namen eingeladen, der unter ihrer besondern Obhut stehenden Gesellschafts- Abtheilung des „‚allgemeinen naturhistorischen Reise - Vereins‘“ beizutreten. Der Fond wird gebildet: a) durch Kapital - Beiträge ; b) durch jährliche Beiträge; c) durch freiwillige, unbestimmte, der Gesellschaft zur Errei- chung ihrer Zwecke übergebene Beiträge. 109 Nach diesen verschiedenen Beiträgen erhält man verschiedene Klas- sen von Mitgliedern, nämlich: a) Kapital- Actionaire, ‚‚ordentliche Mitglieder‘; b) Jahres - Actionaire, „‚ausserordentliche Mitglieder‘‘ ; c) „„Ehrenmitglieder‘‘. $ 3. Rechte und Pflichten der Mitglieder des Vereins. Die ordentlichen und ausserordentlichen Mitglieder des Vereins haben an allen statutenmässigen Rechten und Vortheilen Antheil, sind dagegen den Statuten des Vereins unbedingt verpflichtet. Die Kenntniss davon erhält man durch ein gedrucktes Exemplar der Verfas- sung des Vereins. Die sämmtlichen Mitglieder halten es für ihre Pflicht, nach ihren Ver- hältnissen und Kräften dazu beizutragen, das Wohl, den Bestand und die Erweiterung des Vereins zu befördern und ihm namentlich vielvermögende, seine Zwecke kräftig befördernde Mitglieder zu gewinnen und auf jede Gelegenheit aufmerksam zu machen, welche derselbe zur Beförderung seiner Zwecke benützen kann. Dagegen wird der Verein innerhalb der Grenzen seiner organischen Bestimmungen den — namentlich auch auf spezielle Zweige der Wissen- schaft sich beziehenden — Wünschen eines jeden Mitgliedes entgegen zu kommen, sich zur angelegentlichen Sorge machen. Ehrenmitgliedern können durch den Beschluss der Gesellschaft auch die Rechte der ordentlichen Mitglieder ertheilt werden. Jeder Kapital-Actionair schiesst der Gesellschaft zur Errei- chung ihrer Zwecke ein Kapital von wenigstens 200 Flor. (114 Thalern 8 gGr.) vor, als den Beitrag einer einfachen Kapital- Actie. Ein solches dem Vereine anvertrautes Kapital kann nur am Ende einer Rechnungs- Periode ($ II. 2.) und nach vorangegangener /,-jährigen Aufkündi- gung zurückgefordert werden. Hat die Gesellschaft Gewinn oder 110 Verlust, so erhält oder leidet der Actionair seinen verhältnissmässigen Antheil ($ 7). Der Actionair erhält an Interessen $ Prozent aus seinem Kapital. Er kann jedoch die Zinsen nicht in baarem Gelde verlangen, sondern nur im Werthe von gesammelten Naturalien, welche ihm in den von der Direction bestimmten Preisen angerechnet werden. Reichen diese Interes- sen zur Befriedigung seiner Wünsche am Antheile der Ausbeute nicht zu, so steht es ihm frei, mit einigen Jahres-Actien noch beizutreten, und erhat hiebei die Rechte der ausserordentlichen Mitglieder. l) Der Kapital-Actionair hat das Recht, bei allen Bestimmungen über das Interesse des Vereins, welche durch Stimmenmehrheit entschie- den werden, seine Stimme abzugeben, wobei der Besitz von einer, zwei, drei Actien für eine entsprechende Anzahl Stimmen gezählt wird. Jedoch kann ein Actionair, wenn gleich mit einer unbeschränkten Anzahl von Actien sich betheiligen, doch nicht mehr als 10 Stimmen in sich vereini- sen. Solche Gegenstände sind namentlich: a) Etwa zweckmässig scheinende Aenderungen in der Verfassung und in den Gesetzen des Vereins, welche jedoch nicht durch die einfache Majorität, sondern nur durch ‘, der Stimmen beschlos- sen werden können. b) Die Wahl der zu bereisenden Gegenden und die Art der Aus- führung der Reisen, wobei die Stimmenmehrheit entscheidet. Ueber die zu bereisenden Gegenden müssen von der Direction Vorschläge gemacht sein. Nur Stimmen -Einheit kann auch gegen die Ansicht der Direction eine zu bereisende Gegend beschliessen. c) Vorschläge von Männern, welche zur Ausführung von Reisen vorzüglich geeignet scheinen. Aus den vorgeschlagenen Indi- viduen wird die Direction die am tauglichsten scheinenden der Aufsichtsbehörde zur Bestätigung vorschlagen. 111 2) Die ausserordentlichen Mitglieder machen sich zu einem jährlichen Beitrage an die Kasse verbindlich, welcher entweder zu Anfang des Jahres oder einer Rechnungsperiode vorausbezahlt wird. Eine ein- fache Jahres - Actie beträgt 15 Fl. (8 Thlr. 4 gGr.); es steht aber frei, deren 2 mit 30 Fl. oder 3 mit 45 Fl. u. s. f. zu nehmen. Man macht sich zu einem solchen Beitrage wenigstens auf drei aufeinander folgende Jahre verbindlich, welche Verbindlichkeit nur durch den Tod früher erlischt. An Gewinn oder Verlust nehmen die ausserordentlichen Mitglieder nur insofern Antheil, als sie ihren Antheil an den Sammlungen zu mög- lichst wohlfeilen Preisen erhalten, und im Falle des Verunglückens einer Unternehmung auch weniger, möglicherweise nichts, erhalten. Zu einer den freiwilligen Jahresbeitrag überschreitenden Nachzah- lung kann ein Jahres-Actionair nicht angehalten werden. Stimmrecht erhalten die Jahres - Actionaire nur alsdann, wenn sie sich für die Dauer ihres Lebens oder auf 10 aufeinander folgende Jahre anheischig machen. Je zwei Jahres- Actien geben eine Stimme, aber mehr als 10 Stimmen können nicht in einer Person vereinigt sein. 3) Die Ehrenmitglieder haben keine weiteren Verbindlichkei- ten, als dass von ihnen vorausgesetzt wird, dass sie das Wohl des Vereins im Allgemeinen befördern helfen. Sie haben das Recht, ihre Ansichten, Vorschläge und Wünsche dem Vereine mitzutheilen, welcher für die Erfüllung derselben innerhalb der Grenzen der Statuten möglichst Sorge tragen wird. 4) Im Falle die Früchte eines Unternehmens weiter, als zur Befrie- digung der Actionaire nothwendig ist, ausreichen, werden solche, und zwar um 7, höher, als sie den Actionairen berechnet worden sind, an etwaige weitere Liebhaber verkauft. Besondere Wünsche von Käufern können nur insofern berücksichtiget werden, als sie nicht mit denen der Actionaire in Kollision kommen. 112 $ 4 Konstituirung der Gesellschaft. Centralpunkt derselben. Mitglied des Vereins kann unter den bisherigen Bestimmungen jeder Freund der Naturgeschichte aus allen Ständen und Klassen der mensch- lichen Gesellschaft und aus allen Theilen der Erde werden. Sobald durch die Einzeichnungen solider Männer ein Kapitalfond von 20,000 Gul- den (11,428 Thlr. 4 gGr.) gesichert ist, oder sobald wenigstens eine Summe von 3000 Fl. (1714 Thlr. 8 gGr.) ganz disponibel auf drei aufeinander folgende Jahre gesichert ist, so wird die Gesellschaft als kon- slituirt betrachtet. Als Centralpunkt derselben wird entweder der Sitz des Präsidenten der Akademie, oder der der beiden gewählten Directoren des Reisevereins betrachtet. $ 5. Weitere Organisation des Vereins. Die Geschäfte des Vereins werden geführt 1) durch eine Oberaufsichtis-Behörde. Diese ist der Ausschuss (die Adjuneten) der Akademie; 2) durch zwei oder nöthigen Falls drei Directoren; 3) durch einen oder mehrere Sekretaire und Rechnungs- führer; 4) durch Agenten der Gesellschaft im Auslande. I. Der Geschäftskreis der Aufsichtsbehörde ist folgender: 1) Prüfung des von der Direction alljährlich abzustattenden Rechen- schaftsberichts. 2) Prüfung der von dem Rechnungsführer abzulegenden Jahresrech- nungen, welche sie, nachdem sie durch einen Rechnungsverständigen revidirt sein werden, legalisiren wird. 113 3) Prüfung der Plane der vorzunehmenden Reisen und der Instructio- nen für die Reisenden. 4) Bestätigung (oder Verwerfung) der von der Direction vorge- schlagenen Sekretaire und der Bedingungen der Anstellung derselben, so wie der zu Agenten vorgeschlagenen Personen. 5) Ersetzung der etwa frei werdenden Stellen der Directoren, unter Zugrundlegung der desfalls geäusserien Wünsche der Vereins -Mit- glieder. 6) Prüfung der etwa gegen die Verwaltungs -Mitglieder erhobenen Beschwerden. Finden sich solche gegründet, so wird die nöthige Ab- hülfe, erforderlichen Falls durch eine gerichtliche Untersuchung, eingelei- tet werden. Eine solche aber kann in Beziehung auf Verhältnisse zum Vereine nur allein von der Aufsichts-Behörde, nie von einzelnen Mitglie- dern eingeleitet werden. 7) Den Aussprüchen der Oberaufsichts-Behörde sind die Directoren, so wie die Beamten und Mitglieder unterworfen. Eine Appellation an die ganze Akademie findet nur dann statt, wenn wenigstens 7, der Mitglieder des Vereins mit der Entscheidung nicht zufrieden sind. Die Akademie entscheidet in letzter Instanz. Nur gemeine Verbrechen, welche zugleich den Ausschluss aus dem Vereine zur Folge haben, kommen vor die gewöhnlichen Gerichtsstellen. IH. Von der Direction. Zunächst werden sämmtliche Geschäfte des Vereins durch zwei Directoren besorgt, welche durch sämmtliche Mitglieder des Vereins, oder, wenn sie das Wahlrecht an die Adjuncten der Akademie übertragen wollen, durch diese gewählt werden. Speziell sind die Geschäfte der Direction folgende: l) Da eine Versammlung der auf der ganzen Erde zerstreuten Mit- glieder nicht wohl möglich ist, so repräsentirt die Direclion den Willen 114 der Vereinsmitglieder. Ihr liegt daher zuerst ob: Sorgfällige Zusammen- stellung und Prüfung der Wünsche und Vorschläge sämmtlicher Vereins- Mitglieder. Alle sich auf das Interesse der Gesellschaft beziehenden Briefe, Schriften, Acten, Gelder werden daher an die Direction des allge- meinen naturhistorischen Reise - Vereins adressirt. 2) Nach den laut gewordenen Wünschen der Gesellschaft oder, im Falle solche fehlen, nach eigner Ansicht, entwirft daher die Direction die Pläne der in jeder Zeitperiode zu unternehmenden Reisen, mit einer ungefähren Uebersicht der Vortheile, so wie der Kosten derselben, und theilt diese der Aufsichtsbehörde zur Prüfung, Aenderung, Genehmigung oder Verwerfung mit. 3) Die Prüfung, Wahl, Instruirung der Reisenden, Abschliessung der Akkorde mit den Reisenden legt die Directiion der Aufsichtsbehörde zur Bestätigung vor. 4) Genaue Aufsicht über die ganze Rechnungs- und Amtsführung der Rechner und Sekretaire; alle /, Jahre, oder zu unbestimmten kürzern Zeiten, Untersuchung der Kasse unter Vergleichung mit dem Journale; schickliche Verwahrung der etwa überschüssigen Gelder. 5) Besorgung der nöthigen öffentlichen Bekanntmachungen über die Unternehmungen des Reise-Vereins, Nachrichten an die Mitglieder über den Fortgang derselben, Mittheilungen von den Reisenden u. s. f. Inso- fern es die vorhandenen Materialien erlauben, wird die Direction die Her- ausgabe eines fortlaufenden Intelligenzblattes für die Mitglieder des Ver- eins besorgen, durch welches dieselben in beständiger genauer Kenntniss über die gesammien Verhältnisse des Vereins erhalten werden; oder sie wird ein Blatt bestimmen, in welchem solche zu finden sind. 6) Berechnung der Kosten der einzelnen Reisen und darauf gegrün- dete Bestimmung der Preise der eingesammelten Naturalien, woraus sich ergibt, was jedes Mitglied, vermöge seiner pekuniairen Leistungen, anzusprechen hat. Ausser der allgemeinen Jahresrechnung umfasst daher eine eigene abgesonderte Rechnung die Kosten jeder einzelnen 115 Unternehmung, wornach die verschiedenen Antheile der Mitglieder genau bestimmt werden. 7) Sorge für die richtige Bestimmung der eingesendeten Gegen- stände. Insofern: die Directoren nicht im Stande sind, solche selbst zu übernehmen, werden sich dieselben mit andern Naturforschern in Verbin- dung setzen und erstere namentlich den Mitgliedern des Vereins, welche solches wünschen, übertragen. 8) Führung eines Verzeichnisses über die durch die Reisenden ge- sammelten Gegenstände und Anlegung einer Vereins-Naturaliensammlung, in welche auch die Rariora und Semel lecta kommen. Sorge für deren Anordnung und Erhaltung. 9) Ueber den Gesammtzustand des Vereins hat die Direction alljähr- lich mit den Rechnungen einen umfassenden Bericht zu erstatten, welchen sie der Aufsichtsbehörde, so wie alle der Prüfung und Entscheidung der- selben unterliegenden Gegenstände, zu schicklicher Zeit vorzulegen hat. Auf welche Art sich die Directoren in diese Geschäfte theilen, bleibt ihrer individuellen Neigung und Uebereinkunft überlassen, jedoch sind sie für alle dem Directorium gemeinschaftlich zukommende Geschäfte auch gemeinschaftlich verantwortlich. Il. Von dem Sekretair und Rechnungsführer. Es wird von dem Umfange des Geschäfts abhängen, ob Sekretair und Rechnungsführer in einer Person werden vereinigt bleiben können. Der Geschäftskreis ist: 1) Führung der Rechnungen. Ueber sämmtliche Einnahmen und Ausgaben ist ein genaues Tagebuch zu führen; alle Belege hiezu sind sorgfältig zu sammeln und in Ordnung aufzubewahren. Ein monatlicher Auszug ist dem Directorium vorzulegen, und am Ende des Jahres die allgemeine Rechnung zu stellen. 16 116 2) Aus dieser allgemeinen Rechnung ist sodann für jede Unterneh- mung wieder eine spezielle Rechnung auszuziehen, um aus den Kosten derselben berechnen zu können, was jeder einzelne Theilhaber anzuspre- chen hat, wozu dient: 3) die Führung eines Buches, in welchem alle Mitglieder nach Namen, Stand, Wohnort einzutragen und ihre Leistungen an Beiträgen, Ansprüche, Guthaben, Schulden und Zusendungen genau und ordnungs- mässig verzeichnet sind. 4) Besorgung der Korrespondenz nach den Aufträgen der Direction, von welcher die wichtigern Briefe unterzeichnet werden. Alle Briefe müssen kopirt werden. 5) Sammlung aller auf die Geschäfte des Vereins sich beziehenden Briefe, Verhandlungen, Acten u. s. w., und Führung und Ordnung der sich dadurch bildenden Registratur. 6) Führung des Inventars über das allmälig sich vergrössernde Ver- mögen des Vereins an Naturalien, Büchern, Utensilien und insbesondere des Reserve-Fonds ($ 7). 7) Vertheilung der Sammlungen an die einzelnen Mitglieder nach vorangegangener Berechnung der Ansprüche derselben und der Geneh- migung durch das Directorium. Sorge für gehörige und sichere Ver- packung und Versendung. IV. Von den Agenten. Da sich der Wirkungskreis des Vereins auch auf das Ausland er- streckt, so wird es oft nothwendig und vortheilhaft sein, als Mittelsperso- nen zwischen den ausländischen Mitgliedern und dem Sitze des Vereins Agenten zu gewinnen. Die Direction stellt solche unter Genehmigung der Aufsichtsbehörde zwar an, übernimmt aber den auswärtigen Mitglie- dern gegenüber keine Verbindlichkeit, denn es bleibt diesen überlassen, 117 sich in dieser Beziehung zu sichern. Der Agent erhält für seine Bemü- hung gewisse (d) Prozente der eingesandten Gelder. 6 6. Verhältnisse der Angestellten an dem Reise-Verein. a) Die Aufsichtsbehörde, — also die Kaiserl. Leopoldinisch-Oaroli- nische Akademie der Naturforscher — oder eine jede unter verändertem Namen dieselben Zwecke verfolgende, ebenso fest gegründete Gesell- schaft — bleibt als eine unsterbliche moralische Person, auch beim Wech- sel der einzelnen Personen, stets dieselbe. b) Die Directoren werden vertragsmässig auf eine bestimmte Zeit oder auf die Dauer des Vereins angestellt. Sie sind innerhalb dieser Zeit nur dann entlassbar, wenn sie nach dem Ausspruche der Vereinsmitglie- der zur Förderung und Führung ihres Geschäfts nicht tauglich sind. Aus rein politischen Rücksichten können sie nur gegen Entschädigung mit Beibehaltung von 7, ihres Gehalts entlassen werden. Eine Appellation an eine weitere Behörde findet nicht statt. c) Die Sekretaire und Rechnungsführer werden ebenfalls vertrags- mässig auf eine bestimmte Zeit oder die Dauer des Vereins angestellt. Sie können aber auf den Antrag der Directoren in Uebereinstimmung mit der Aufsichtsbehörde wegen Unbrauchbarkeit, noch mehr wegen Verun- treuung entlassen werden, und eine Appellatiion an eine andere Stelle findet nicht statt. Die Aufhebung oder auch nur zeitweise Suspendirung des Vereins gibt keine Ansprüche auf Entschädigung, wenn dadurch die Geschäfte der Beamten aufhören oder unterbrochen werden. In einem solchen unglücklichen Falle werden die Vereinsmitglieder allen ihren etwaigen Einfluss geltend machen, um den Entlassenen wie- der einen Erwerb zu verschaffen. 118 $ 7. Sicherung des Fonds und der Ansprüche der Gesellschaft. Die grösste Garantie muss der Charakter der zu wählenden Beamten geben, da es ausser der menschlichen Macht liegt, alle und jede Verun- treuungen zu verhüten. Den Directoren gegenüber hat die Aufsichts- Behörde die Sorge für die gewissenhafte Verwaltung des Fonds. Sie wird Veruntreuungen durch Einsicht und Prüfung der Rechnungen bald bemerken. Sie hat daher auch das Recht, jeder Zeit sich diese vorlegen zu lassen und durch einen Rechnungsverständigen sich klare Einsicht zu verschaffen. Der Rechner hat eine verhältnissmässige, durch die Direction zu bestimmende Kaution zu stellen. Da der Rechner monatlich seinen Kas- senbericht zu stellen, und die Direction diesen mit den Rechnungen zu vergleichen hat, so sind bedeutende Unterschläge um so weniger zu be- fürchten, als die Direction die Verbindlichkeit hat, für sichere Unterbrin- gung aller nicht für die täglichen Ausgaben nothwendigen Fonds die gewissenhafteste Sorge zu tragen. Für die Kapitalbeiträge erhalten die Actionaire Schuldscheine, wel- che von den Directoren unterzeichnet und von der Aufsichts- Behörde beglaubiget sind. Für die Jahresbeiträge stellt das Sekretariat Quittungen aus, die von einem oder beiden Direcioren mitunterzeichnet sind. *) =) Allgemeiner Naturhistorischer RBeise- Verein, unter der Leitung der Kaiserlichen Leopoldinisch -Carolinischen Akademie der Naturforscher. Zu den Zwecken dieses Vereins hat Henri. NS 3 (dieses s/Gesellschafti na. fl ) ein Kapital von... ....... Gulden (........ .. Thalern) der Direction des Vereins übergeben, um damit statutenmässig zu verfahren. Den Antheil an den Früchten des Vereins erhält derselbe seiner (dieselbe ihrer) Bestimmung gemäss an ...............-.. im Werthe der mit 5 Prozent 119 Hinsichtlich der Reisenden und der von ihnen gemachten Sendungen muss durch sorgfältige Benutzung solider Lebens- und Waaren - Ver- sicherungs-Anstalten mit einer in menschlichen Dingen überhaupt mög- lichen Sicherheit einem Verluste vorgebeugt werden. Einige Sicherheit vor Verlust gewährt endlich noch voraussichtlich bald der sogleich zu erwähnende Reservefond. $ 8. Vom Reserve-Fond und vom Gewinn und Verlust der Actionaire. Da im Allgemeinen die Kosten einer Unternehmung durch die Resul- tate derselben gedeckt werden müssen, so könnte von Gewinn oder Ver- lust eigentlich nicht, sondern mehr nur von günstiger oder ungünstiger Ausbeute die Rede sein. Da aber die Kapital- Actionaire in dem Falle, wenn eine Unternehmung so unglücklich ausfällt, dass die Früchte der- verinteressirten Kapital-Summe, welche am Ende einer Rechnungs-Periode nach vorange- gangener Y, jähriger Aufkündigung zurückbezahlt wird. Aufsichts - Behörde: (L. S.) Die Direction des Reise - Vereins Der Präsident der K. Leop. Carol. NND ine en. Akademie, N. N. NEUN In eek (L. S.) Dershechner>N. Nine. NEN dens He 185 NVOnMdENB RE NER ist der Jahresbeitrag zu den Zwecken des Naturhistorischen Reise-Vereins mit ....... Actien, im Betrage von .......... I Re Thalern) bezahlt worden, und es wird dafür von den Früchten der Reise der statutenmässige Antheil nach dem ausgedrückten Wunsche InH3.: (Pflanzen, Sämereien, zoologischen Gegenständen u. s. f.) abgeliefert werden. Direction des Reise-Vereins Sekretariat des Reise-Vereins N-aNLEin. 042..$, : NEIN ind gr. 808.8: NER SMInD an N. N. den 185 120 selben gänzlich verloren gehen und also weder die Jahres - Interessen, noch die Jahres - Beiträge der Actionaire zur Deckung der Kosten hinrei- chen, auch Verlust an ihrem Kapital erleiden würden, so erfordert die Vorsicht, dass bei glücklichen Unternehmungen ein Theil des Werths der Ausbeute zur Bildung eines Reservefonds verwendet werde. Zu diesem Reservefond werden so lange gewisse Prozente verwendet, bis derselbe /ı des Werths der Kapitalbeiträge erreicht haben wird. Sobald dieses geschehen ist, erhalten die Kapital-Actionaire eine bei jedem Rechnungs- Abschluss zu bestimmende Dividende. Von dieser fliesst aber /, in die allgemeine Kasse der Akademie als Beitrag zur Erreichung ihrer Zwecke. Bei Verlust am Kapital-Fond wird dieser immer aus dem Reserve- Fond ersetzt, und die Austheilung einer Dividende erfolgt erst, nachdem der Kapital-Fond in seiner gesetzlichen Integrität hergestellt ist. Uebrigens ist der Reserve-Fond Eigenthum der Kapital-Actionaire, an welche er auch, im Falle dass die Gesellschaft sich auflöst, nach Verhältniss der Forderungen vertheilt wird. Tritt ein Kapital - Actionair aus zu einer Zeit, wo der Reserve-Fond seine Vollständigkeit nicht hat, so hat er kei- nen Anspruch an denselben zu machen; im entgegengesetzten Falle wird ihm sein verhältnissmässiger Antheil berechnet. $ 9. Vertheilung der Früchte der Reisen. Die Ansprüche der Theilnehmer an die Ausbeute der Reise - Unter- nehmungen stehen ganz im Verhältnisse mit den dem Vereine anvertrau- ten Beiträgen, und dieses vorausgesetzt, wird die Vertheilung nach dem Grundsatze der Gleichheit der Rechte besorgt. Da aber der Hauptzweck des Vereins darin besteht, den einzelnen Naturforschern die Gegenstände ihrer speziellen Forschungen und Untersuchungen möglichst vollständig in die Hände zu liefern, so werden die speziellen Wünsche so viel wie möglich und bei Kollisionen nach dem Grundsatze der Gleichheit der Rechte befriediget werden. Es ist Sache der Direction, in solchen Fällen 121 diesem Grundsatze gemäss die Vertheilung und die Berücksichtigung spe- zieller Wünsche in Einklang zu bringen. Bestimmt wird aber, dass die Wünsche blosser Käufer gegen die der regelmässigen Vereinsmitglieder zurückstehen müssen. $ 10. Verwaltungskosten. a) Die Aufsichtsbehörde übernimmt die Sorge für das Wohl des Vereins ohne Anspruch auf Belohnung, und es ist hier blos von dem Ersatze der mit diesen Geschäften verbundenen Auslagen die Rede, wel- che unten in Berechnung kommen. (S. unten: g.) b) Der den Directoren zugewiesene Geschäftskreis erfordert eine bedeutende Anstrengung und beinahe die volle Thätigkeit derselben. Mehr mit den Kräften des Vereins, als mit dem Geschäfts - Umfange der- selben übereinstimmend, sind die unten angenommenen Belohnungen, sowohl der Directoren als der übrigen Angestellten des Vereins, und sie sind hier weniger als fester Anhaltspunct ausgesetzt, als vielmehr nur als Annahmen, auf welche eine Berechnung des Oekonomischen des Vereins gegründet wird. c) Für jetzt wird nur ein Sekretair und Rechnungsführer neben den Directoren angenommen, welcher in dem für den Verein zu miethen- den Lokale freie Wohnung, und für die Amtswohnung frei Holz und Licht neben der unten bestimmten fixen Belohnung erhält. d) Ein Diener für die Directoren und den Sekretair ist unentbehr- lich, besonders auch als Gehülfe bei dem Geschäfte der Austheilung und Verpackung. e) Im Falle sich die Reisenden eine Belohnung an Geld ausbedin- gen, wird wohl auch diese als billig erscheinen, wenngleich sich viele junge Naturforscher finden werden, welche mit den Reisegeldern und einem Antheile an den Früchten der Reise sich begnügen. 122 f) Sowohl die Sicherheit der Reisenden auss als die Sicherung der Resultate der Reise für den erhalb Europa’s an sich, Fall des Verunglückens des einen erfordert, dass zwei Reisende die Unternehmung gemeinschaft- lich machen, wobei sie sich in die Geschäfte des sich gegenseitig unterstützen. 9) Bei der Berechnung der Kosten sind the Sammelns theilen und ils die Erfahrungen des Reisevereins, theils die von andern Reisenden zum Grunde gelegt, und ebenso bei den angenommenen Früchten der Reisen und dem Werthe der Sammlungen. Es stellen sich demnach die Kosten und deren Dek- kung auf folgende Art: Zwei Reisende ausserhalb Europa’s, 2.3000. 81: 7723 Son 6000 FI Ein Reisender innerhalb Europa’s, oder in nicht sehr entfernten kultivirten Gegenden). ur wenn ee 1500 FI. Ausrüstung der Reisenden mit einigen physikalischen Instrumenten, Ba- rometern, Thermometern, Magne- Ten (ILHSCWEL san Aa ee 300 Fl. Belohnung von zwei Directoren, 2,800 File. Men Re 1600 FI. Belohnung eines Sekretairs ....... 600 FI. Belohnung eines Dieners. ........ 300 Fl. Interessen aus 20,000 Fl. Kapital... 1000 Fi. Hausmiethe, Holz, Licht u. s. w..... S00 Fl. Frachten, Porto, Assekuranzen ..... 600 Fl. Zufällige, unvorhergesehene Kosten .. 200 Fl. 12,600 Fl . (3428 Thlr. 16 gGr.) (857 Thlr. 4 gGr.) (171 Thlr. 12 gGr.) (914 Thlr. 12 gGr.) (343 Thlr. — gGr.) (171 Thlr. 12 gGr.) (571 Thlr. 12 gGr.) (285 Thlr. 12 gGr.) (343 Thlr. — gGr.) (114 Thlr. 8 gGr.) . (7200 Thlr. 16 gGr.) 123 $ 11. Deckung der Kosten. Für einen fleissigen und geübten botanischen Sammler ist es nicht schwer, innerhalb eines Jahres in einer pflanzenreichen Gegend 30,000 Pflanzen - Exemplare zu sammeln *) und zu trocknen. Es werden also von zwei Sammlern, besonders wenn sie durch einen Führer und Beglei- ter unterstützt sind, sehr leicht 60,000 Pflanzen- Exemplare innerhalb eines Jahres gesammelt, und daneben können sie noch gar wohl andere naturhistorische, (zoologische, mineralogische) Gegenstände sammeln. Man darf den Werth einer Centurie solcher Pflanzen wohl auf 15 Fl. (8 Thlr. 12 gGr.) berechnen, ein Preis, welcher billiger ist, als er je von Samm- lern, welche auf Spekulation, oder auch unterstüzt von Gesellschaften, ge- reist sind, gestellt worden ist. Nimmt man nun an, dass die Zahl der gesammelten Arten 600 beträgt, so müsste der Verein auf 100 Theil- nehmer rechnen, von welchen jeder 600 Arten abnimmt; wodurch dann 9000 Fl. (5143 Thlr.) gedeckt sein würden. Der Reisende in Europa kann in einem Jahre leicht 400 Arten je in 100 Exemplaren sammeln, was wiederum, die Centurie nur zu 10 Fl. berechnet, 4000 Fl. ertragen würde; so dass die obigen Auslagen schon allein durch die getrockneten Pflanzen im glücklichen Falle gedeckt werden können. Allein der Werth der mineralogischen und zoologischen Sammlungen, der von lebenden Pflanzen, Sämereien, von eihnographischen Merkwürdigkeiten, Alterthü- mern u. S. f.. welehe gleichzeitig gesammelt werden können, darf wohl annähernd ebenso hoch angeschlagen werden. Nach den bisherigen Erfahrungen des Reisevereins, dessen Verbindungen nicht in dem gross- artigen Maassstabe verbreitet waren, als solches bei den von der Theil- nahme der Akademie geleiteten Einladungen zu erwarten ist, sind die hier gemachten Voraussetzungen in keinem Falle zu hoch gestellt **), während *) Schreiber dieses sammelte innerhalb weniger Wochen auf den Alpen, wo noch so vieles Gewöhnliche vorkommt, an 5000 Exemplare. **) Schon der botanische Reise- Verein war im Stande, dem von seinen Reisen im südlichen 17 124 auf der andern Seite bei den berechneten Kosten noch sehr viele Erspar- nisse eintreten können, indem es namentlich nicht nothwendig sein wird, in solche Gegenden, wo bereits europäische Kultur ist, eigene Reisende auszusenden, sondern die dort Ansässigen für die Zwecke des Vereins benützt werden können. Sollten übrigens ja diese Berechnungen das eine oder das anderemal sich als unzureichend zeigen, so müssten die Antheile an den Sammlungen das einemal etwas höher berechnet werden, als in anderen Fällen. $ 12. Austritt und Ausschluss einzelner Mitglieder aus dem Verein. Der Austritt aus der Gesellschaft steht jedem Mitgliede frei, doch kann dieses nie in der Mitte, sondern nur am Schlusse einer Rechnungs- Periode geschehen. Wer seinen Austritt aus der Gesellschaft angezeigt hat, kann den weiteren Berathungen nicht mehr anwohnen. Der Kapital- Actionair zeigt mit Aufkündigung seines Kapitals seinen Austritt an, wenn er nicht — was ihm frei steht — in die Klasse der Jahres - Actionaire übertritt. Bei Todesfällen können die Rechte eines Actionairs auf einen Dritten übergetragen werden. Kapitalforderungen dürfen, wenn die Kasse nicht Ueberfluss hat, erst am Ende einer Rechnungs-Periode zurück- verlangt werden. Die Jahres - Actionaire treten aus, wenn sie nach Verfluss der drei ersten Jahre ihren Austritt anzeigen und aufhören, ihre Beiträge zu lei- sten. Einmal eingelegte Actienbeiträge können unter keinen Umständen zurückgefordert werden. Bei’m Austritt durch den Tod erhalten die Erben die Ansprüche auf das Guthaben an Naturalien; die etwa gewünschte Ersetzung gegen Geld kann die Direction nach Umständen gewähren oder abschlagen. Afrika zurückgekommenen Herrn Ecklon für die dort gemachten botanischen Sammlungen eine Summe von 20,000 Fl. zu bieten. Die Unterhandlung zerschlug sich aber, da der spezielle Verkauf von dem Reisenden vorgezogen wurde, 125 $ 13. Auflösung des Vereins. Diese erfolgt, wenn so viele Kapital- und Jahres-Actionaire zurück- treten, dass die Zwecke der Gesellschaft nicht mehr erreicht und die Ver- bindlichkeiten nicht weiter geleistet werden können. Tritt dieser Fall ein, was nicht unvorhergesehen sich ereignen kann, da nur auf das Ende einer Rechnungsperiode Kapitalien zurückgefordert werden können ($ 3.), so hat die Direction nach vorheriger Kommunikation mit der Aufsichts- Behörde den bleibenden Mitgliedern des Vereins eine Uebersicht der Ver- hältnisse nach ihrem ganzen Umfange mitzutheilen und sie zu einer Erklä- rung aufzufordern: Ob sie durch erneuerte Kapital- und Actien - Beiträge den Bestand der Gesellschaft sichern, oder die Auflösung geschehen las- sen wollen? Nach Berichtigung aller Verbindlichkeiten des Vereins wer- den die Kapital-Actien, je nach dem aus abgelegter und geprüfter Rechnung sich ergebenden Stande mit verhältnissmässigem Gewinn oder Verlust zurückbezahlt; wobei nur noch zu bemerken, dass nicht nur der Reserve- Fond, sondern auch das sämmtliche weitere Vermögen des Vereins an Utensilien, Sammlungen u. s. f. vollständiges Eigenthum der noch vor- handenen Actionaire ist, von welchen es übrigens abhängt. ob sie diesen Theil nicht der Akademie überlassen wollen. Schluss- Wort. Der Entwurf vorstehender Statuten ist von dem Wunsche und der vielleicht zu kühnen Idee ausgegangen, dass die neue Gestaltung der Aka- demie zu einer höhern Wirksamkeit auch ihre ökonomischen Verhältnisse dahin führen werde, dass das Bestehen der Akademie in Zukunft durch die Theilnahme und das Zusammenwirken der Mitglieder selbst die sicher- ste und festeste Grundlage erhalten werde. Unser verehrter Präsident suchte vor einigen Jahren seinen Plan einer Verjüngung und erweiterten Wirksamkeit der Akademie auf die Unterstützungen und die Theilnahme 126 der einzelnen Theile des zu einem Reiche vereinigten Deutschlands zu gründen. Die schöne Idee des einigen Deutschlands ist an der Politik der getrennten Einzeln - Staaten gescheiter. Es sei nun die Aufgabe der Akademie, ein vereintes Deutschland wenigstens im Reiche der Naturwis- senschaften zu gründen, das, unbekümmert und unberührt von aller poli- tischen Gestaltung Deutschlands, einen und denselben Zweck verfolgt: die Förderung der Wissenschaft und mittelbar somit des materiellen Wohls des ganzen deutschen Vaterlands und allmälig aller mit ihm zu diesem Zwecke vereinigten Völker. Kann die Akademie auch die Theilnahme und Unter- stützung der einzelnen Regierungen gewinnen, so wird dieses um so dankbarer anerkannt werden, je mächtiger und umfangreicher sodann die vorgeselzten Zwecke verfolgt und erreicht werden können. Möge die Akademie einen Krystallisationspunct bilden, an welchen sich jede schwä- chere oder mächtigere Kraft, jede aufkeimende Regung und Liebe, jede Treue und freudiges Wirken der Freunde des grossen unerschöpflichen Reichs der Natur anschliesst, möge sie ein Institut werden, welches den Beweis liefert, dass durch friedliches Zusammenwirken Aller im Felde der Wissenschaften das Grösste, das Unmöglichscheinende geleistet werden kann! Aus ihr erwachse ein mächtiger, beglückender, unverwelklicher Lebensbaum, an dessen Früchten man erkennen kann, dass die Wissen- schaften es sind, welche am nächsten geeignet sind, das Endziel alles Lebens auf Erden, eine „friedliche Verbindung aller Völker,‘“ vorzuberei- ten, und wenn ein Blick in die Zukunft erlaubt ist — das goldene Zeii- alter eines ewigen Friedens herbeizuführen! 127 An diese Idee schliesse sich eine andere. die uns das Ausland sendet, — wenn es für Ideen ein Ausland gibt, — und die wir hier zu unserer Aufgabe machen, ihrer hohen Wichtigkeit wegen als die unsrige empfeh- len, und unsererseits nach besten Kräften zu befördern versprechen. Wir theilen hier das Programm des neuen Vereins in deutscher Sprache mit, und fordern unsere Mitglieder auf, sich eifrig dabei zu betheiligen. 4, Gründung der meteorologischen Gesellschaft Frankreichs. Paris, den 17. August 1852. Von den drei grossen, die gesammtie Physik der Erde bildenden Zweigen sind in Frankreich bisher nur Geographie und Geologie dahin gelangt, sich jede einen Mittelpunct zu schaffen, wo mittelst einer weit ausgedehnten Oeffentlichkeit alle Thatsachen, alle Lehren, die aus dem Studium dieser Wissenschaften hervorgehen können, sich vereinigen, um wieder davon ausstrahlen zu können. Die Meteorologie, zwischen beide gestellt, und ihnen als natürliches Band dienend, ermangelt allein noch dieses mächtigen Mittels der Bewegung und des Fortschritts. Wie viel Personen in Frankreich ergeben sich dessen ungeachtet mit Eifer und Beharrlichkeit meteorologischen Beobachtungen! Wie viele, für die Wissenschaft köstliche Resultate verdankt man nicht ihren gedul- digen Nachforschungen! Die Agrikultur, die Grundlage alles Reichthums, ist unstreitig von der Meteorologie abhängig. Die Vertheilung der Winde, die regelmässi- 128 gen oder unregelmässigen Bewegungen der Temperatur, die Menge und Vertheilung des Regens, die verschiedenen Substanzen, die er aufgelöst enthält, die Veränderungen in den Verhältnissen der Verdunstung und der atmosphärischen Feuchtigkeit, und der unterirdische Lauf des Sickerwas- sers sind Grundlagen, welche einen mächtigen Einfluss auf die Beschaf- fenheit und Fülle der Producte des Bodens ausüben. Eine aufmerksame Beobachtung dieser zahlreichen Phänomene hat schon in einer Menge von Fällen zu Resultaten geführt, die für die Praxis höchst wichtig waren. So weiss man, um nur ein Beispiel anzuführen, dass die hydrometrische Kommission in Lyon nach einigen Jahren des Studiums nicht allein mehrere Tage zuvor das Wachsen der Saöne anzei- gen konnte, sondern dass sie sogar mit einer bemerkenswerthen Genauig- keit die Höhe vorhersagen konnte, die der Fluss erreichen würde. Denkt man an die wunderbare, von Tag zu Tage grössere Geschwindigkeit, welche die Verbindungen erlangen, so lassen sich leicht die unermess- lichen Dienste vorhersehen, welche dergleichen Benachrichtigungen von nun an der Agrikultur und der Industrie zu leisten bestimmt sind. Diese Wohlthaten der Wissenschaft werden sich nicht auf die Gren- zen einer Gegend beschränken. In Kurzem wird ganz Europa von me- tallischen Fäden durchfurcht sein, welche die Entfernungen verschwinden lassen werden, und welche gestalten werden, die atmosphärischen Er- scheinungen, sobald sie entstehen, auch zu verkündigen, und so ihre ent- ferntesten Wirkungen vorherzusehen. Ist es nöthig, neben diesen directen und unmittelbaren Resultaten meteorologischer Beobachtungen an die Beziehungen zu erinnern, welche diese Wissenschaft eng mit der botanischen Geographie und mit den ver- schiedenen Zweigen der Physik des Erdballs verknüpfen? Muss man end- lich noch ihre beständigen Anwendungen auf die Gesundheitslehre und also ihren Einfluss auf das Wohlbefinden und die Gesundheit der Bevöl- 129 kerungen hervorheben? *) Der Ackerbauer, der Arzt, der Ingenieur, der Geologe und der Naturforscher schöpfen wechselweise aus dieser schon jetzt an köstlichen Resultaten fruchtbaren Quelle, — die Zukunft ver- spricht noch glänzendere. Schon seit langer Zeit haben solche Gedanken, auf die näher einzu- gehen überflüssig wäre, ernste Geister beschäftigt. Die Redakteure des Annuaire meteorologique hatten bereits einen glücklichen Anfang gemacht, und ihre hingebende Arbeit ist nicht ohne Resultate geblieben. In der Idee, ihr Werk fortzusetzen und weiter auszudehnen, haben mehrere Freunde der Physik und Naturgeschichte, denen ihre Hülfe anzubieten sich die Redakteure des Annuaire sogleich beeilt haben, an die Schöpfung einer meteorologischen Gesellschaft gedacht, als eines gemeinsamen Mit- telpuncts, wo alle wohl beobachteten Thatsachen veröffentlicht und anein- ander gereiht würden, und welche zu gleicher Zeit als Band für alle Gelehrte, welche sich mühsamen meteorologischen Untersuchungen wid- men, dienen würde. In der Ueberzeugung, dass der Augenblick zur Verwirklichung die- ser nützlichen Idee gekommen ist, und gestärkt durch den fast einstimmi- gen Beifall der Meister der Wissenschaft und namentlich derer, die der Physik der Erde im 19ten Jahrhundert den stärksten Anstoss gege- ben haben, wünschten die Unterzeichner dieses Aufsatzes zunächst, sich auf die Rathschläge aufgeklärter und praktischer Gelehrten zu stützen, denen sie ihren Plan mitgetheilt haben. In einer, zu diesem Zweck am letzten 29. Juli in dem Lokal der geologischen Gesellschaft Frankreichs abgehaltenen Versammlung **) *) Ich erlaube mir, hier an eine kleine Schrift, welche ich in Wiesbaden herausgab, zu erin- nern: „Die Staatsheilkunde, oder der Kampf gegen die Epidemieen. Der 29. Versamm- lung der Aerzte und Naturforscher zu Wiesbaden als ein Zeichen seiner Hochachtung und seines herzlichen Dankes gewidmet von Dr. Nees von Esenbeck. Wiesbaden bei Chr. W. Kreidel. 1852. 8.“ N. x. E. **) Einer der Gründer des Annuaire meleorologique Frankreichs, Herr Martins, gegenwärtig 130 haben uns die berühmten Physiker und die geschickten Ingenieure, wel- che so gütig waren, unserer Einladung Folge zu leisten, denen wir daher auch den warmen Antheil zeigen konnten, den überall unsere ersten Eröff- nungen hervorgerufen haben, lebhaft ermuntert, bei unserem beginnenden Werke zu verharren, und uns beauftragt, in ihrem und unserem Namen einen Aufruf an den Eifer und die Sympathieen aller derer zu erlassen, die sich für die Fortschritte der Meteorologie und der Physik des Erdballs interessiren. Unter den freien wissenschaftlichen Gesellschaften ist eine schon durch ihre Arbeiten berühmt, und ihr Gedeihen zeugt für die Weisheit ihrer Statuten. Die Mitglieder der vorbereitenden Versammlung des 29. Juli sind einstimmig der Meinung gewesen, dass die Beitrittsbedin- gungen der geologischen Gesellschaft Frankreichs naturgemäss auf die unsrige angewendet werden könnten. Gemäss den Bestimmungen ihrer Statuten bezahlen die Mitglieder dieser Gesellschaft eine Ernennungsge- bühr von 20 Franken, und einen jährlichen Beitrag von 30 Franken. Sie erhalten die periodischen Bülletins der Arbeiten der Gesellschaft, und haben das Recht auf die Benutzung ihrer Bibliothek, ihrer Sammlun- gen u. S. w. Die meteorologische Gesellschaft bittet ihre Freunde, auf dieselben Bedingungen sich zu unterzeichnen und hofft, gleich von ihrer Gründung an, auf die Mittel, denselben ähnliche Vortheile durch die Ausdehnung ihrer Hülfsquellen, die wesentlich von der Zahl der Unterschriften abhängt, verschaffen zu können. Auswärtige Mitglieder werden den National-Mitgliedern gleich- gestellt. in Montpellier, wo er in der medizinischen Fakultät den Lehrstuhl der Botanik einnimmt, hat zu seinem grossen Bedauern dieser vorbereitenden Versammlung nicht beiwohnen können. 131 Beitritts- Erklärungen zur meteorologischen Gesellschaft Frankreichs müssen unter einem Umschlage, welcher an einen der Unterzeichneten adressirt ist, an den Vice -Präsidenten der geologischen Gesellschaft Frankreichs, Herrn Ch. S.-C. Deville, im Lokal dieser Gesellschaft, No. 24, Rue du Vieux-Colombier, gerichtet werden. (gez.) Dr. Abbadie. Dr. Ad. Berigny. A. Bravais. Ch. S.-C. Deville. J. Haeghens. Unterschriften. Abbadie (Ant. D’), korrespondirendes Mitglied des Instituts. Abria, Dekan der Fakultät der Wissenschaften zu Bordeaux. Adam (Ach.), Mitglied der Societ& d’agriculture in Boulogne - sur-Mer. Archiac de Saint-Simon (D’). Babihet, Mitglied des Instituts. Barral, vormaliger Repetent an der polytechnischen Schule, Director des Jour- nal d’agrieulture pratique. Baudement, Professor am Institut national agronomique. Beau (J. B.), in Versailles. Beche (Sir Henry de la), Korrespondent des Instituts, Mitglied der königlichen Societät in London. Becquerel (Edm.), Professor am Institut national agronomique. Belgrand, Ingenieur en Chef der Brücken und Wege. Belin, Mitglied der ärztlichen Jury des Departements Seine -et-Oise. Berigny (Dr. Ad.), einer der Gründer des Annuaire meteorologique de la France. Bernard (J.), Director der Glashütte in Bagneaux (Seine-et-Marne), Bertrand de Doue. Boitel, Professor am Institut national agronomique. Boubee (N.), Director der Reforme agricole. Bouchardat, Professor der Gesundheitslehre an der medieinischen Fakultät in Paris. 18 132 Bouland (Dr.), Aufsichtsarzt der Mineralquellen in Enghien. Boutron, Mitglied der medicinischen Akademie und im Gesundheitsrath. Bravais (A.), Professor an der polytechnischen Schule. Breguet, Künstler im Längenbüreau. Brimont (Ed. de), Schatzmeister der geologischen Gesellschaft Frankreichs. Brongniart, Mitglied des Instituts. Chevandier (Eugene), Mitglied der Central- Ackerbaugesellschaft. Combes, Mitglied des Instituts, General-Inspector der Bergwerke. Coquand (H.), Professor an der Fakultät der Wissenschaften zu Besangon. Daubr&e, Bergwerks-Ingenieur, Professor an der Fakultät der Wissenschaf- ten zu Strassburg. Dausse, Ingenieur en Chef der Brücken und Wege. Daussy, Ingenieur hydrographe en Chef, Mitglied des Längenbüreau's. Decaisne, Mitglied des Instituts. Delessert (Franz), Mitglied des Instituts. Desplace de Charmasse, zu Mesvres, bei Autun. Despretz, Mitglied des Instituts. Deville (Charles Sainte-Claire), Vice-Präsident der geologischen Gesellschaft Frankreichs. Deville (H. Sainte-Claire), Lehrer der Rhetorik an der Normalschule. Don, Ingenieur en Chef des Brücken- und Chausseebaues. Dumas, Mitglied des Instituts. Elie de Beaumont, Mitglied des Instituts, General-Inspector der Bergwerke. Faure, Apotheker in Bordeaux: Filhol, Professor an der medicinischen Sekundairschule zu Toulouse. Fournet, Professor an der Fakultät der Wissenschaften zu Lyon, Sekretair der hydrometrischen Kommission. Gasparin (de), Mitglied des Instituts, General-Kommissair am nationalen Ackerbau -Institut. Goupil (Dr. J.), Korrespondent der medieinischen Akademie. Goujon, Eleve der Astronomie am Observatorium zu Paris. Gras (Seipion), Ober-Ingenieur der Bergwerke. Gruner, Ober-Ingenieur der Bergwerke, Director der Bergwerksschule zu St. Etienne. 133 Haeghens, einer der Gründer des Annuaire meteorologique de la France am National -Institut des Ackerbaues. Hericart de Thury, Mitglied des Instituts. Jussieu (de), Mitglied des Instituts. Laugier, Mitglied des Instituts. Leblanc (F.), Repetitor an der polytechnischen Schule. Lecogq (H.), Professor der Naturgeschichte zu Clermont-Ferrand. Lemoine (L.), Civil- Ingenieur. Lewy, Dr. Liais (Emmanuel), aus Cherbourg. Lortet (Dr.), Präsident der hydrometrischen Gesellschaft des Rhonebeckens. Maille, aus Villeneuve -sur-Yonne. Martins (Ch.), einer der Gründer des Annuaire met6orologique de la France, Professor an der medicinischen Fakultät zu Montpellier. Masson, Professor der Physik am Lyceum Louis-le-Grand. Mathieu (Ch.), Eleve der Astronomie am Observatorium in Paris. Maurin, Repetitor am National-Institut des Ackerbaues. Me&liand (Virgile), zu Nogent-le-Rotrou. Mignon (Dr.), zu Puyseaux (Seine -et-Marne). Milne Edwards, Mitglied des Instituts. Natalis Guillot (Dr.), Arzt am Hospital Necker. Nell de Br&aute, Korrespondent des Instituts. Noble (Dr.), korrespondirendes Mitglied der medieinischen Akademie, Oberarzt am Hospiz zu Versailles. Orbigny (Ch. de), naturwissenschaftlicher Gehülfe am Museum der Natur- geschichte. Payen, Mitglied des Instituts, beständiger Sekretair der Central- Ackerbau- gesellschaft. Perrey, Professor an der Fakultät der Wissenschaften zu Dijon. Person, Dekan der Fakultät der Wissenschaften zu Besangon. Pigeon, Bergwerks- Ingenieur. Plantamour, Director des Genfer Observatoriums. Pouillet, Mitglied des Instituts. Quetelet, Director des Observatoriums zu Brüssel. 134 Renou, ehemaliger Zögling der polytechnischen Schule. Ritter, Ingenieur des Brücken- und Chausseebaues. Rive (de la), zu Genf, korrespondirendes Mitglied des Instituts. Roquette (de la), General-Sekretair der geographischen Gesellschaft. Roys (de), ehemaliger Zögling der polytechnischen Schule. Sainthilley, Kapitain der Infanterie an der Militairschule von la Fleche. Saintyves (Dr.), Arzt der Epidemien zu Melun. Tabareau, Professor an der Fakultät der Wissenschaften zu Lyon. Tardieu (Dr. Ambr.), Mitglied des berathenden Komite’'s der öffentlichen Gesundheitspflege. Tcehihatchef (Pierre de), zu St. Petersburg. Tessan (Dortet de), Ingenieur Hydrographe. - Valz, Director des Observatoriums in Marseille. Verneuil (de), Vicepräsident der geologischen Gesellschaft. Villeneuve (H. de), Bergwerks-Ingenieur. Walferdin. Wertheim, Mitglied der kaiserlichen Akademie in Wien. BE I 135 1. Schluss. Wir können unsere, an sich schon reichhaltige Vorrede zu dieser ersten Abtheilung des XXIV. Bandes unserer Acta mit der erfreulichen Nachricht schliessen, dass Ihre Majestät, die Kaiserin Alexandra von Russland auf den oben S. 87 mitgetheilten Bericht des Präsidenten über die von dem Fürsten Demidoff angetragenen Preis-Fragen zur Feier Ihres Geburtstages und die darin ausgedrückten Wünsche in gnädigster Weise entschieden, und das Nähere darüber hinlänglich zu bestimmen geruht hat, um die Akademie in den Stand zu setzen, nach dem Willen Allerhöchst Ihrer Majestät der Kaiserin mit Sr. Durchlaucht dem Fürsten Demidoff, als Preis- Spender, die Organisation der Demidoff’s-Stiftung in’s Leben rufen und die Modalitäten zu Bestimmung u. s. w. der Preisfragen anordnen zu können. Ein von dem Präsidium der Akademie zu erlassendes Programm wird die zu stellenden Preisfragen veröffentlichen. Vorläufig ist nur dieses hier beizufügen: Nach dem Stiftungsbriefe vom 25. October 1852 (Vorrede S. 86) sollte die erste Preisaufgabe für das Jahr 1853 bestimmt werden. Da 136 aber diese an sich schon kurze Frist durch die nöthigen Einleitungen schon so weit verstrichen ist, dass sie für einen Zweck, wie dieser, nicht mehr ausreicht, so muss die erste Preis-Ertheilung auf das Jahr 1854 verlegt und hierauf schon jetzt, mit Bezug auf die Stiftungs-Urkunde, in | zuversichtlich vorausgesetzter Bewilligung des Durchlauchtigen Stifters, | aufmerksam gemacht werden. Breslau, den 18. Februar 1853. Der Präsident der Akademie, Dr. Nees von Esenbeck. 137 Schreiben Ihrer Majestät der Kaiserin Alexandra von Russland an den Präsidenten der Akademie. Mein Herr! Ihr, unter dem 4. Dezember a. p. an Ihre Majestät die Kai- serin gerichtetes, Schreiben, wegen der von dem Herrn etc. Demidoff in drei Terminen bestimmten, von der Kai- serlichen Leopoldinisch-Carolinischen Akademie zu Breslau, auf den Tag der Geburtsfeier Ihrer Majestät zu veranstal- tenden, Preisvertheilung, hatte ich das Glück, meiner Aller- gnädigsten Monarchin vor die Augen zu bringen. Ihre Kai- serliche Majestät geruhten, dem Inhalt desselben Allerhöchst- deren besondere Aufmerksamkeit zu schenken, jedoch mit dankender Anerkennung der freundlichen Gesinnung obiger Akademie, den Wunsch derselben, in Betreff der Preisgegen- stände, insofern zu genehmigen, als Ihre Majestät deren Wahl dem Preis-Spender, Herrn etc. Demidoff, im Kreise der Akademie, Allergnädigst überlassen. 138 Indem ich es mir zur angenehmen Pflicht anrechne, Sie, mein Herr, von dieser Allerhöchsten Resolution zu benach- richtigen, ersuche ich Sie, die Versicherung meiner voll- kommensten Hochachtung und Ergebenheit genehmigen zu wollen. Hoffmann, Staats- Sekretair Sr. Maj. des Kaisers. St. Petersburg, den 23. Januar 1853. Nr. 27. Dem Herrn Dr. Nees von Esenbeck, Präsidenten der Kaiserl. Leopold. Carol. Akademie etc. ICH r IN dc Nuhr, IM % {n r £ v = - { z / r vn f % ‘ ö D) I Ei ei j) i 4 j ee = = Im