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lumismatisclie Zeitschrift.

Dritter Band.

Jahrgang 1871.

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FEB13 1968 &»IY Ol

Christian Wilhelm Huber.

Eine G-edächtnissrede gehalten in der feierlichen Jahres-

Sitzung der numismatischen Gesellschaft in Wien,

am 13. Jänner 1872.

Von Joseph Karabacek.

Hochansehnliche Versammlung! Am 1. De- cember 1871 hat der unerbittliche Tod uns einen treuen Freund , unsrer Wissenschaft einen ausge- zeichneten Förderer und unsrer Zeitschrift den Begründer und Erhalter entrissen.

Hub er ist nicht mehr

Tiefbetrübt über den entsetzlichen Schlag gebe ich Ihnen die geziemende Kunde davon, mit der Bitte, dem theuern Verblichenen in dieser feierlichen Versammlung warmgefühlte Worte der Erinnerung weihen zu dürfen.

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ChristianWilh elm Huber wurde geboren zu Wien am 26. Februar 1804. Seine erste sorg- fältige Erziehung im väterlichen Hause ward be- sonders durch den Umstand begünstigt, dass seine Eltern einer Erziehungsanstalt vorstanden. Als elfjähriger Knabe begann Christian die Studien an dem k. k. Gymnasium zu den Schotten in Wien, wo er sich alsbald durch regen Geist, gutes Gedächtniss und scharfen Witz vor allen seinen Mitschülern auszeichnete. Unter dem begünstigen- den Einfiuss des an jener hervorragenden Lehr- anstalt wirkenden berühmten Humanisten P. Franz Rohn schlug aber zugleich auch der keimende Wissensdrang nach fremden Sprachen in dem Jüngling feste Wurzeln. Und so brachte er schon nach den im Jahre 1821 mit Auszeichnung absol- virten Gymnasialstudien neben einem reichen Schatz humanistischen Wissens die Kenntniss der französischen, italienischen und englischen Sprache, die er später mit diplomatischer Meisterschaft handzuhaben Gelegenheit hatte , zur Hochschule hin.

Die Wiener Universitätsjahre mit ihren da- maligen als künftige Erwerbsquelle zunftmässig betriebenen juridisch-politischen Studien vermoch- ten aber nicht die Energie des sich selbst bestim- menden Geistes zu brechen : es ist wunderbar mit

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welcher Kraft und mit welchem Erfolg die Genia- lität des siebzehnjährigen Jünglings in den kurzen Mussestunden sich an die gleichzeitige Bezwingung von noch \ierundz wanzig Sprachen heranwagte.

Noch vor der Beendigung des Universitäts- quadrienniums beabsichtigte Huber den damaligen General-Consul Eitter v. Acerbi als Privatsecretär nach AlexancMen zu begleiten; allein ein Augen- übel zwang ihn schon von Triest aus wieder zurück nach Wien. Lange sollte sein Sehnen nach dem Oriente und die Hoffnung auf eine angemessene Verwerthung seines Wissens im Consulatdienst unerfüllt bleiben! Denn, den mit ausgezeichneten Erfolgen abgelegten Staatsprüfungen und einem erfolglosen Bittgesuch an den damaligen Staats - kanzler Fürsten Metternich, das er in täuschungs- voller Hingebung durch den Nachweis der Kennt- niss von dreissig Sprachen genügend unterstützt vermeinte, folgte im Jahre 1828 unerwartet sein Eintritt in den politischen Administrativ -Dienst bei der k. k. Landesregierung in Niederösterreich.

1831 wurde er bei der allgemeinen Hof- kammer angestellt und dem Handelsdepartement zugetheilt, wo er sich durch seine Leistungen die vollste Zufriedenheit der Vorgesetzten erwarb. Im Jahre 1836 endlich nach achtjährigem unbe- soldeten .Praktikantendienste ward Huber zum

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General-Consulats-Kanzler in Odessa ernannt, und schon 1839 folgte seine Beförderung zum wirk- lichen Consul in Galatz.

Auf diesem Posten brachte Huber in den fol- genden zehn Jahren die österreichischen Handels- und Schifffahrtsinteressen im Bereiche der untern Donau und der angrenzenden Küste des Schwarzen Meeres zu einer bis dahin noch nicht erzielten Geltung. Eine Reihe von Belobungs-Decreten und Dankadressen bezeugt den Erfolg seines Wirkens*

So gelang es ihm die Provinz Bulgarien den österreichischen Handelsunternehmungen zu er- schliessen, die Gründung österreichischer Handels- häuser daselbst zu betreiben und für deren tractat- m'ässigen Schutz die Errichtung der Consularämter in Varna, Tultscha, Rustschuk und Widdin mit Erfolg anzuregen. Eine besondere Aufmerksam- keit widmete er der österreichischen Handels- marine: durch seine Bemühung um die Aufrecht- haltung der Disciplin, wurde die Seegeltung der österreichischen Flagge gehoben. Auch förderte er die Interessen der Donaudampfschifffahrt und des Triester -Lloyd; wie er denn auch im Jahre 1846 durch persönliches Einschreiten die Abstel- lung der eingeschliechenen Missbr'äuche in den Xavigations -Zuständen an der Sulina-Mündung

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erwirkte. Durch die Anbahnung der Holzflössung auf der ßistritza und dem Sereth eröffnete er dem Holzreiehthum der Bukowina neue Absatzquellen; er förderte die Ausfuhr der siebenbürgischen Industrieerzeugnisse und den dortigen Mercantil- verkehr mit den Donauländern, wofür der Kron- städter Handelstand ihm wiederholt seinen Dank ausgedrückt und der Landtag in der am 17. Sep- tember 1847 in Klausenburg abgehaltenen Sitzung ihn einstimmig mit dem siebenbürgischen Indi- genat ausgezeichnet hat. Die unmittelbar darauf folgenden Ereignisse des Jahres 1848 vereitelten indess die Allerhöchste Genehmigung. Seine Be- schützung der katholischen Kirchen und Gemeinden Bulgariens wurde durch Ertheilung eines päpst- lichen Breve's dto. Rom 19. September 1847, an- erkannt.

Am 28. November 1849 endlich ward der Verewigte zum k.k. General-Consul in Alexandricn und am 11. Juni 1851 zürn General-Consul erster Classe für Aegypten mit dem Titel und Rang eines k. k. Ministerialrathes befördert. Seinem entschie- denen diplomatischen Talente gelang es in dieser angesehenen Stellung das volle Vertrauen und die Freundschaft des damaligen Vicekönigs von Aegypten, Abbäs Pascha, für sich zu erwerben und zur Hebung des österreichischen Einflusses zu

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verwerthen. Dem österreichischen Handel wurde dadurch eine Reihe von Concessionen erwirkt, die früher nur Engländern und Franzosen ertheilt worden waren. Auch bei den zwischen Abbäs Pascha und der hohen Pforte aus Anlass der Tan- simat-Frage und der Eisenbahnconcession ausge- brochenen Zwistigkeiten errang er sich durch sein tactvolles Verhalten die Anerkennung des Minister- Präsidenten Fürsten von Schwarzenberg und die Auszeichnung durch das Ritterkreuz des Franz Josephs-Ordens.

Schon früher wurde ihm für die unentgelt- liche Verwaltung des preussischen Consulats in Galatz der rothe Adler-Orden dritter Classe und im Jahre 1855 für die erfolgreiche Durchführung mehrerer Reclamationen baierischer Unterthanen gegen die aegyp tische Regierung das Ritterkreuz erster Classe des baierischen Verdienst- Ordens vom heiligen Michael verliehen. Auch die ver- schiedensten politischen und industriellen Vereine haben seinem amtlichen Wirken die verdiente Anerkennung gezollt, wie

1845 der Verein zur Ermunterung des Gewerbe- Geistes in Böhmen,

1 846 der niederösterreichische Gewerbe verein in Wien,

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1850 der deutsche National verein für Handel und Gewerbe in Leipzig, durch die Ernennung zu ihrem correspondirenden Mitgliede,

1854 die allgemeine Gesellschaft zur Beför- derung der Künste und Industrie in London, durch seine Wahl zum Vicepräsidenten, und

1861 der deutsche Verein in Kairo, durch die Wahl zum Ehrenmitgliede. .

Am 22. November 1858 wurde der geistvolle, rastlos thätige und im kräftigen Mannesalter stehende Staatsbeamte in den Ruhestand versetzt: in der Vollendung einer 30jährigen aufopfernden und ausgezeichneten Thätigkeit, und von einem Amte weg, das er mit raschem Ueberblick und seltener Geschäftsken ntniss geführt hat.

Lassen Sie uns nun, meine Herren, wo vor Ihnen das Bild des öffentlichen Wirkens des theuern Verblichenen im Dienste unsres Vaterlandes ent- rollt ist, einen Blick in dessen inneres Leben und seine geistige Tiefe werfen.

Es zerfällt in drei Abschnitte: diese zeigen uns Huber's G enialität als Linguist, Literat und Numismatik er.

Von frühester Jugend an sehen wir ihn in linguistische Forschungen sich vertiefen. Das mächtig in ihm lebende Gefühl für die Mutter-

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spräche Hess seinem fr ühgereiften Talente vor allem die Verfolgung der Gesetze ihres Baus und ihrer Entwicklung bis in die innersten Wurzeln als die nothwendige Bediu gung richtiger Erlernung empfinden. Ebenso gründlich drang Huber in den Organismus der beiden classischen Sprachen ein und erlernte ein seltenes Beispiel geistiger Spannkraft ! jeder Erholungund Ruhe entsagend, überdies noch Französisch, Italienisch, Spanisch und Portugiesisch ; Englisch, Holländisch, Dänisch, Schwedisch und Isländisch ; Hebräisch, Chaldäisch, Syrisch, Arabisch, Persisch und Türkisch. Nicht zufrieden damit, bemeisterte er aber auch die alten Dialekte dieser Sprachen, wie das Catalanische, Galicische, Valencianische, das Schottische, Nor- wegische, Sweo- und Mäsogothische. Angelsächsi- sche, Sächsische, Komanische, die Langue d'oui und Langue d'oc 1).

Die Resultate dieses seines linguistischen Wissens sind in gediegenen Abhandlungen und gelungenen (zum Theil metrischen) Übersetzun- gen niedergelegt, von denen manche bereits ge^ druckt sind, wie z. B. „Tasso's Befreiung, ein

i) Oesterreichische National-Encyklopädie, herausgegeben von Gräffer und Czikann, Wien 1835, II. B. p. 656 f. Der österreichi- sche Zuschauer, herausg. von J. S. Ebersberg, Wien 1838, p. 252. Const. von Wurzbach : Biographisches Lexicon des österreichischen Kaiserstaates, IX, p. 374.

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dramatisches Gedieht in fünf Aufzügen aus' dem Dänischen des B. S. Ingemann."

Solch eine umfassende Sprachgelehrsamkeit ward aber fast noch übertroffen durch eine merk- würdig tiefe Kenntniss der verschiedenen Natioiial- Literaturen. Die Schöpfungen des menschlichen Geistes vermittelst der Sprache, im Wechselver- hältniss zur Letztern zu erforschen, war durch eine individuelle Naturanlage bedingt: denn so frühzeitig wie das Sprachentalent sich entwickelt, hat auch die Poesie, deren Spur Huber eben bei fremden Nationen verfolgte, in seiner Brust selbst- st'ändige Wurzeln geschlagen.

Seine Dichtungen sind epischer und lyrischer Natur. Sie bekunden, wenn auch in der ersten Periode jugendliche Uebereilung, doch Richtigkeit des Urtheils, glühende Begeisterung für das Schöne und Edle, hinwieder auch die Satyre des politi- schen Denkers x).

Aus den geistvollen und gewandten Reise- schilderungen aber, als Ergebnisse von Wander- zügen durch fast alle Theile der Monarchie, durch Deutschland und die Schweiz, Frankreich, Italien

i) Dem durch die Censur unterdrückten literarischen Nachlass Huber'a wird hoffentlich noch die verdiente Publicität zu Theil werden.

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(besonders Rom und Neapel), später auch durch England und den Norden Europa's , tritt der Sinn für den Naturgenuss wie bei den alten Römern als ein entschiedenes Moment der geistigen Bildung hervor: in der Einsamkeit der freien Natur öffnet sich ihm eine von den Stürmen des socialen Lebens unberührte Welt. Ihre Gesetze sind unwandelbar, sie sind nicht' erschüttert wie die Gesetze des sittlichen Geistes. Die erhabene Einfachheit der Natur wird zum Ideal einer von freiem Selbstbewusstsein durchdrungenen Indivi- dualität. Scharf ausgeprägt wie diese in den Reise- schilderungen hervortritt, spiegelt sie sich wieder in dem geistigen Zusammenfinden Huber's mit Männern wie Bauernfeld, Feuchtersieben, Grill- parzer, Franz Liszt, Schwanthaler, Thorwaldsen und dem hochbegabten Erzherzog Maximilian von Oesterreich *).

Die geschilderte literarische Productivitäf Huber's welcher sich überdies noch Aufsätze über Volkspoesie, Cultur und Kunst, ferner Abhand- lungen historischen, national- ökonomischen und

') Als Kaiser von Mexico bat Maximilian seiner Bewunderung für den genialen Mann, zu gleicher Zeit wie für Grillparzer, durch Uebersendung des Commandern'- Kreuzes des Guadeloupe-Ordens Ausdruck verliehen. Auch die an den Verstorbenen gerichteten Briefe dieses Fürsten und seiner unglücklichen Gemahlin , geben Zcugniss von unverhohlener Anerkennung seiner hohen Geistesgaben.

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kritischen Inhalts anschlössen, währte sechs Jahre (1830—36) i). Dann folgte ein Stillstand frei- lich nur ein- Stillstand in dem Ergüsse einer tiefen und reichen poetischen Empfindung : der thatkräf- tige immer rastlose Mann fand sich nämlich mit einem Male durch die veränderte Lebensstellung auf einen Boden versetzt, wo sein enormes reales Wissen so recht eigentlich ihm den Wirkungskreis seines Lebens vorgezeichnet. Das aus der ruhigen und alltäglichen Gleichförmigkeit der Heimath plötzlich auf classische Erde entführte Gemüth, liess sich willig und mit edlem Enthusiasmus in ihre Fesseln schlagen.

Ich bin nun hier , meine Herren , bei jenem Lebensabschnitt Huber's angelangt , in dessen Schilderung wir den dahingeschiedenen Freund auf heimischem Gebiete treffen, wo wir ihn ganz als unser n Huber und wohl auch als unsern Meister begrüssen.

*j Viele der Arbeiten Huber's sind zerstreut gedruckt in der „Wiener Zeitschrift für Kunst und Literatur" anfänglich von Schikh, später von Withauer herausgegeben (1832 36), in der „Vesta" (1832—33) „Aglaja«, im „Morgenblatt" (1833) „Jugendfreund" (1833—35) in J. N. Vogel's „Wunderhorn" (1834) „Frauenlob" (1835) und „Ministrel" (1836), ferner in Kaltenbaeck's „Oesterreichi- sche Zeitschrift für Geschichte und Staatskunde" (1835 q6), im „Musenalmanach" (1836) „Wiener Gesellschafter", in den Blättern für Literatur, Kunst und Kritik und andern literarischen Unterneh- mungen.

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Huber's Neigung für die Numismatik trat schon während seiner Studienzeit hervor. Aber erst 1836, als Consulats-Kanzler in Odessa, begann er eine eigene Münzsammlung anzulegen, die durch das günstige Zusammentreffen eines drei- u nd zwanzigjährigen Aufenthalts im Oriente mit dem aus den reichsten Funden des asiatischen und aegyptischen Bodens erworbenen seltenen Scharfblick , später den verdienten Ruf der Berühmtheit erhielt. Huber befand sich in der glücklichen Lage als S amm 1 e r durch diese lang- jährige praktische Verwerthung seines ausgebrei- teten Wissens eine feste und gediegene Grundlage für die künftige numismatische Productivität sich zu schaffen.

Der Plan , welcher seiner Sammlung zu Grunde lag, bekundet durchwegs das wissenschaft- liche Bewusstsein und den feinen Kunstsinn ihres Bildners. Siebestand aus 7700 griechischen und römischen Münzen. Erstere( 6000 an der Zahl, zeichneten sich vorwiegend durch Seltenheit und gute Erhaltung sowie durch ihren künstleri- schen und wissenschaftlichen Werth aus; diese Abtheilung enthielt nicht weniger als 1206 Inedita, darunter 632 völlig unbekannte Stücke und 574 neue Stempelvarietäten.

XVII

Gestatten Sie mir aus diesem reichen numis- matischen Schatz nur einzelne Perlen herauszu- lesen: die beiden ausgezeichnet schönen Didrach- men von Kamarina 1), das prächtige Tetradrach- mon von Syrakus 2) , das unedirte Tetradrachmon von Chalcis 3). den aus einem oberaegyptischen Funde stammenden Gold-Stater von Athen4); den einzigen Gold-Stater von Cius (Prusias ad mare)3) ; das Unicum von Kolbasa Pisidiae 6) , die schönen cyprischen Münzen 7) und das merkwürdige seltene Tetradrachmon Alexanders des Grossen als Grün- ders von Alexandria 8).

Unter den römischen Münzen , deren Samm- lung nach den localen Verhältnissen nicht im Hauptplan des vorzugsweise aus Fundquellen schöpfenden Numismatikers liegen konnte, glänzt besonders jener berühmte und einzige Solidus Constantin's des Grossen, dessen Kehrseite die Umschrift RECTORTOTIVS ORBIS und den Kaiser mit dem Zodiacus in der Hand zeigt ?).

') Vergl. Huber's engl. Auctions-Katalog Nr. 84—85 50 £.). *) Katalog Nr. 119 (60 £f)\ 8) 1. c. Nr. 207 (16 j^.). *) 1. c. Nr. 378 (20 £.). *\ 1. c. Nr. 492 (60^.). •) 1. c. Nr. ß67 (8 £.). 7) 1. c. Nr. 696—704.

\i 1. c. Nr. 942 (50 £■), vgl- Numismatische Zeitschr. I. 69. ») In Nmnismatäc Chronicle, New Ser. 1862, Vol. II, PI. I, Nr. 7 abgebildet und p. 48 59 von Fred. W. Madden publicirt.

b

XV III

Der Zusarnmenfluss all' dieser Schätze hatte seine glücklichste Periode während Huber's Auf- enthalt in Aegypten bis 1858. Dieses Jahr, ver- hiingnissvoll dem Samml er . sollte gewinnbrin- gend werden der Wissenschaft. In einer un- glücklichen Stunde, wie der Verewigte oftmals klagte, fasste er den Entschluss sich von seiner treuen Gefährtin zu trennen. Es war dies der Zeit- punkt, wo der aus der angebornen Berufstätigkeit plötzlich herausgerissene Mann in einem Augen- blick der Seelenschwäche auch mit der übrigen Welt abgeschlossen zu haben vermeinte

Viel bab' ich im Leben erlebt und geseh'n, Viel Gutes, viel Uebles ist mir gescheh'n, Meine redlichsten Freunde: Kummer und Schmerz, Meine bittersten Feinde : i c h und mein Herz.

(Karl v. Holtei.J

1 >er Verkauf der Sammlung fand im Juni 186 2 statt *). Dieser von dem Verstorbenen oft bereute Sehritt Hess in ihm einen tiefen Schmerz zurück.

i) Der in englischer Sprache gedruckte, nun selten gewordene, Auetions-Katalog führt den Titel: „Catalogue of the unique Col- lection of Greek & Roman coins etc. of the honorable Imperial Court Cnunsellor C. G. Huber of Vienna," London 1862, 138 88. mit 1 Tafel. Dem Verfasser (Münzhändler Jos. Curt) lag ein von Huber eigenhändig geschriebener genaurer französischer Katalog (848 SS. 4°) vor. Ueber die englische Katalogisirung und Auction vergl. Huber's beachtenswertes Urtheil in der Numistü. Zeitschr. III, 284.

XIX

Während seiner damaligen Anwesenheit in England veröffentlichte Huber seine erste numis- matische Abhandlung „Essay on the Classification of ancient coins found in Egypt" '). Mit ihr hatte er sich selbst wieder gefunden und „aus dem Dunst- kreise der Tagesfragen auf das freie Gebiet des Wahren und Schönen gerettet".

Wie Huber's erste numismatische Publication, sind nun auch die meisten folgenden Ergebnisse der archaeoloo-ischen Forschungen während seines langjährigen Aufenthalts in Aegypten. Er benutzte ihn nicht nur vorzüglich zur Ansammlung und kritischen Prüfung der auf Aegypten bezughaften Münzen; sondern er veranstaltete auch mit grossen Kosten und Mühen Ausgrabungen anderer natio- naler Alterthümer bei Sakära in der Nekropolis des alten Memphis. Seine Verdienste um die Ent- deckung aegyptischer Denkmäler, die jetzt als •eine Zierde dem grossen vice-königlichen Museum in Buläk bei Kairo einverleibt sind 2) , fanden auch im Lande selbst Anerkennung: das Institut d'Egypte in Alexandrien hat ihn zu seinem Ehren- mitgliede gewählt (1852).

i) In Numisinatic Chronicle, New Series 1862 , Vol. II, p. 160 bis 177.

2) Vgl. Brugsch in der Zeitschr. d. Deutsch. Morgen'. Gesellsch. 1860. XIV B. p. 11 und 14.

XX

Es ist begreiflich , dass Huber in Folge einer solchen Vertrautheit mit der Geschichte undCultur des Landes , und wie Keiner durch ebenso glück- liche als grossartige Funde begünstigt vor allem und hauptsächlich seine Kräfte der Numismatik der Ptolemaeer widmete '). Seine bezüglichen Auf- sätze, in den Wiener Numismatischen Monatsheften begonnen 2) und in der Numismatischen Zeitschrift fortgesetzt 3), zeigen die ganze Meisterschaft und den Ueberblick in der G e sammtbehandlung dieses schwierigsten Stoffes, der schon früher in dem geistreichen Schiedehaus, in Lenormant, Poole, Six und unlängst auch in Feuardent Versucher gefunden.

Letzterer hat, trotz der erstaunlichen Fülle seines Materials, mit der o-leichen methodischen

i) Die von Huber sonst noch publicirten numismatischen Ar- beiten sind: „Münzen aus der Sammlung des Herrn C. W. Huber" (Berl. Blätter für Mzk. 1865, II, p. 180 ff.): „Die Münzen Alexanders des (hossen in der Münzsammlung Sr. Excell. des Freiherrn v. I'rokesch-Osten« (Wien.Num.Monatsh. 1868, IV, p. 1 ff.); „Unedirte üronzemünze in Tiberias Galilaeae unter Commodus geprägt" (Kam. Zeitschr. 1869, I, p. 401 ff.); ferner Rezensionen: Numism. Zeitschr. I. p. 349 ff, 360 ff., 485 ff.; IL B. p. 239 ff; III. p. 277 ff.

») Zur alten Numismatik Aegyptens: II. B. 1866 , pp. 201 bis 208; III. B. 1867, pp. 1-30, 69- 102 und 141—190; IV. B. 1868, pp. 97-144, 189—24(5.

i Münzen der Ptolemaeer in den Museen von München, Gotha und Berlin: I. 1869, pp. 1—30; Zur alt. Nura. Aegyptens: I. pp.2ül bis 246; II. B. 1870, pp. 389— 426.

XXI

Consequenz, mit der er die Errungenschaften (1 e u t s e h e n Forschergeistes ignorirt , Irrthümer aufgehäuft, von der unglücklichen Idee ausgehend: die Classification der Münzen einer Periode, der jedes schöpferische Genie abhanden gekommen, nach Porträtähnlichkeiten zu versuchen.

Huber hingegen stützt mit richtiger Methode seine Combinationen auf Beweisstücke d. h. auf solche Münzen „welche nach Bild und Schrift, oder vermöge anderer untrüglicher Kennzeichen mit voller Bestimmtheit zugetheilt werden und welche den Beweis für die Richtigkeit oder wenig- stens Wahrscheinlichkeit einer analogen Zuge- hörigkeit bei anderen Münzen liefern, die in Metall, Fabrik, Styl und Typen zwar mit den Beweis- stücken übereinstimmen, denen aber die besonderen Kriterien der letzteren fehlen .... Die sprechen- den Münzen haben für die stummen Zeugen- schaft abzulegen" ').

Wie nach dem Inhalte so auch nach der äussern Form, sind diese Aufsätze ausgezeichnet. Huber's Sprache ist frei, edel und an vielen Stellen von kraftvoller Schönheit: in ihr spricht der Dichter, aus ihr die strenge Wissenschaft. „Auf der Grund- lage einer so tiefen und so vielseitigen Bildung

*) Huber in den Wien. Nuni. Monatsh. III. p. 99

XXII

stand* nach dem Ausspruche eines Altmeisters unsrer Disciplin „seine Gelehrsamkeit so fest und sicher, dass er seine immer vorsichtigen und ruhi- gen Combinationen nie zu einer bedenklichen Höhe aufbaute. Und grade dadurch unterschied er sich von vielen unsrer Zeitgenossen".

Niemand aber wird mit der Wissenschaft mehr seinen vorzeitigen Tod betrauern, als Jene, die sich zugleich seines belehrenden Umgangs zu er- freuen hatten. Nie hat sich dabei seine Herzens- güte verleugnet, selbst dann nicht, wenn sie ver- kannt wurde: nie hat er bei Kränkungen auf Rache- gesonnen.

Edel gesinnt, treu seinen Freunden und treu seiner Wissenschaft bis zum letzten Augenblick, gieng er dahin! Aber auch wir wollen treu dem Andenken des Geschiedenen leben. Möge der bittere Gedanke an den unersetzlichen Verlust des Men- schen einen gelinden Trost darin finden, dass sein- Geist uns nicht ganz entrissen ist! Er wird in seiner Schöpfung fortleben; ihm gilt das Wort seines Lieblingsdichters Horaz :

Non omnis moriar multaque pars mei Vitabit Libitinam: usque ego postera Crescara laude recens.

XXIII

Vorwort.

Durch das plötzliche Ableben des Heraus- gebers der Numismatischen Zeitschrift. Herrn Ministerialrath Christian Wilhelm Huber, rnusste die Redaction zu ihrem lebhaften Bedauern eine unliebsame Verzögerung in der Herausgabe des zweiten Halbbandes (1871) ein- treten sehen. Indem sie nun denselben nach mehr- monatlicher Verspätung der Oeffentlichkeit über- giebt, hofft sie bei allen Freunden und Mitarbeitern der Zeitschrift in Berücksichtigung des betrübenden Anlasses jene Nachsicht zu finden, welche die Bezwingung einer Reihenfolge von schwierigen Verhältnissen erheischt. Es mag ihr daher gestattet sein hier vor allem mit dankbarer Anerkennung des bereitwilligen Entgegenkommens zu gedenken,

XXIV

mit dem die Hub ersehen Erben die endliche Herausgabe im Sinne des Erblassers und in wahr- haft würdiger Weise auf eigene Kosten ermöglicht haben.

Der nun vollendet vorliegende dritte und letzte Jahrgang von Huber's Numismatischer Zeit- schrift bildet einen Band von 41 Druckbogen mit Münzabbildungen auf XIII Tafeln und 37 Holz- schnitten nebst 33 selbstständigen Abhandlungen aus fast allen Gebieten der Münzkunde.

Die äussere Ausstattung betreffend, übergeben wir, Dank der Liberalität der Direction der k. k. Hof- und Staatsdruckerei, ein dem hohen Kufe dieser Anstalt entsprechendes Werk der Oeffent- lichkeit. Auch für diesen Band wurde, um in den epigraphischen Theilen den Münzoriginalen näher zu kommen und eine geschmackvolle Einheit zu erzielen, nebst zahlreichen Monogrammen und antiken Buchstabenformen ein möglichst voll- ständiges Alphabet der mittelalterlichen Münz- inschriften neu beigeschafft.

Der Schluss des vorliegenden Bandes mahnt uns an dieser Stelle nochmals des Mannes zu

XXV

gedenken, der aus reinster Begeisterung für die Wissenschaft ungescheut die schwersten Opfer dem Fortbestande seiner jungen Schöpfung brachte. Die glänzenden Namen der beitragenden Gelehrten dieses Bandes geben Zeugniss von dem ungeahnten Erfolg dieses opferwilligen Strebens.

Hubers Tod und die ihres Herausgebers beraubte Zeitschrift haben der Numismatischen Gesellschaft in Wien die Ehrenpflicht auferlegt, das weitere selbstständige Fortblühen der Zeitschrift mit allen ihren Mitteln zu unterstützen. Nach Beschluss der Generalversammlung vom 4. Febr. 1872 wird die Numismatische Zeitschrift nunmehr mit unverändertem Titel von der numis- matischen Gesellschaft herausgegeben und mit Bewilligung des hohen Finanzministeriums im Verlage der k. k. Hof- und Staatsdruckerei erscheinen.

Um die durch den Todesfall verursachte Störung in der regelmässigen Ausgabe der folgen- den Hefte auszugleichen, hat die Redaction be- schlossen in möglichst kurzer Frist den ganzen vierten Jahrgang (1872) zu publiciren.

XXVI

Schliesslich fühlen wir uns noch angenehm verpflichtet unsern geehrten Mitarbeitern unsem aufrichtigsten Dank zu sagen, indem wir die angelegentliche Bitte erneuern uns in der bisherigen Art auch noch ferner unterstützen zu wollen.

Wien, im October 1872.

Die Redaction.

XXVII

Inhalt des dritten Bandes.

A. NacJi der Reilienfolge der Artikel.

Seite

I. Dr. Fr. Imhoof- Blumer: Die Flügelgestalten der

Athena und Nike auf Münzen 1

II. v. P rokesch-Oste n: Suite des monnaies inedites

d'or et d'argent d'AIexandre le Grand 51

III. J. Friedlaen der : Die ersten griechischen Königs-

münzen Aegyptens 73

IV. H. C. Reich ardt: Drei merkwürdige Münzen der

Könige Agrippa I und II 83

V. Dr. A. v. Sallet: Berenike II und Kleopatra Selene. 9L

VI. Dr. A. v. Sallet: Fulvia Plautiana 97

VII. Dr. A. v. Sallet: Denar des Vaballath 101

VIII. Franz Trau: Neue Fälschungen römischer Münzen. 105

IX. Dr. E. v. Bergmann: Münzen der Indschuiden 143

X. W. T i e s e n h a u s e n : Ueber zwei in Russland gemachte

kufische Münzfunde 1(36

XI. Dr. A. Luschin : Die Agleier 193

XII. H. Dannenberg: Mittelaltermünzen von Hoorn . . . 209

XIII. H. Dannenberg: Unedirte Thaler 218

XIV. C. v. Wächter: Versuch einer systematischen Be-

schreibung der Venezianer Münzen nach ihren Typen 227 XV. Jos. v. Bergmann: Zwei Medaillen zur Erinnerung an die Orientreise Seiner Majestät des Kaisers Franz Joseph von Oesterreich 203

XXVIII

Seite

XVI. Dr. Fr. Imhoof - Blumer: Zur Münzkunde und

Palaeographie Boeotiens '->'2l

XVII. Dr. Fr. Imhoof -Blumer: Anaktorion Argos

Lepsimandos Tempelschlüssel auf Münzen 388

XVIII. Dr. A. v. Sali et: Satr;ipenmünzen mit griechischer Inschrift 419

XIX. E. M e r z b a c h e r : Satrapenmünzen mit aramaeischer

Schrift 427

XX. J. Friedlaender: Das Silphium 430

XXI. Prof.M. A. Levy: Die aramaeische Legende auf einer

Drachme athenischen Geprägs 133

XXII. L. Mayer: Mittheilungen über falsche in der Levante

angefertigte antike Münzen 435

XXIII. Prof. M. A. Levy: Eine unedirte Münze des naba-

thaeischen Königs Obodas 44r>

XXIV. Th. Mommsen: Zu den Münzen Agrippas I und II . 449 XXV. Th. Mommsen: Imperatortitel des Titus 45K

XXVI. J. Friedlaender: CONOB, die endlose Frage. . . 479 XXVII. P. Lambros: Unedirte Münzen und Bleibullen der

Despoten von Epirus !*•">

XXVIII. Dr. v. Raimann: Zur österreichischen Münzkunde

des XV Jahrhunderts 501

XXIX. Dr. A. Luschin: Der Münzfund von Lanische (Friau-

lisch-istrische Gepräge) 516

XXX. H. Dannenberg: Nachträge zu Bohl's Buche über

die Trierschen Münzen 546

XXXI. N. Dechant: Goldflorenus des Herzogs Johann I

von Lothringen 134G— 1389 557

XXXII. C. F. Trachsel: Uebersicht der freiherrlichen und

gräflichen Münzen von Schauenstein 560

XXXIII. C. v. Wächter: Versuch einer systematischen Be- schreibung der Venezianer-Münzen nach ihren Typen 564

XXIX

B. Nach numismatischer Eintheüung.

Alte Zeit. Griechen.

Seite

I. Dr. Fr. Imhoof-Blumer: Die Flügelgestalten der

Athena und Nike auf Münzen 1

XVI. Dr. Fr. Imhoof-Blumer: Zur Münzkunde und

Palaeographie Boeotiens 321

XVII. Dr. Fr. Imhoof-Blumer: Anuktorion Argos

Lepsimandos Tempelschlüssel auf Münzen 388

II. v. Prokesch-Osten: Suite des monnaies inedites

d'or et d'argent d'Alexandre le Grand 51

XVIII. Dr. A. v. Sallet: Satrapenmünzen mit griechischer

Inschrift 419

XX. Dr. J. Friedlaender: Das Silphium 430

XXII. L. Mayer: Mittheilungen über falsche in der Levante

angefertigte antike Münzen 43f>

III. Dr. J. Friedlaender: Die ersten griechischen

Königsmünzen Aegyptens 7.-5

IV. II. ('. Reichardt: Drei merkwürdige Münzen der

Könige Agrippa I und II 83

XXIV. Th. Mommsen: Zu den Münzen Agrippas I und II. 44!) V. Dr. A. v. Sallet: Berenike II und Kleopatra Selene 91 VI. Dr. A. v. Sallet: Fulvia Plautiana. 97

Aramaeisch, Nabathaeisch, Juden.

XIX. E. Merzbacher: Satrapenmünze mit aramaeischer

Schrift 427

XXI. Prof. M. A. L evy : Die aramaeische Legende auf einer

Drachme athenischen Geprägs 433

XXIII. Prof. M. A. Levy: Eine unedirte Münze des naba-

thaeischen Königs Obodas 44.">

IV. H. C. Reichardt: Drei merkwürdige Münzen der

Könige Agrippa I und II 83

XXIV. Th. Mommsen: Zu den Münzen Agrippas I und II . 419

XXX

Römer.

Seite

?XXV. Th. Mo mm s on : Imperatortitel des Titos 458

VIII. Fr. Trau: Neue Fälschungen römischer Münzen .... 10i") VII. Denar des Vaballath 101

XXVI. Dr. J. Friedlaender: CONOB, die endlose Frage. 479

Mittelalter. Orient.

IX. Dr. E. v. Bergmann: Münzen der Indschuiden .... 14:'> X. W. T ies enhausen : Ueber zwei in Russland ge- machte kufische Münzfunde 166

Occident.

XXVII. P. Lambros: Unedirte Münzen und Bleibullen der

Despoten von Epirus 485

XI. Dr. A. Luschin: Die Agleier 193

XXIX. Dr. A. L u s c h i n : Der Münzfund von Dänische (Friau-

lisch-istrische Gepräge) 516

XXVIII. Dr.R. v. Kaiman n: Zur österreichischen Münzkunde

des X ,' Jahrhunderts 501

XII. H. Dannenberg: Mittelaltermünzen von Hoorn ... 200 XXX. H. Dannenberg: Nachträge zu Bohl's Buche über

die Trierschen Münzen 54(>

XXXI. N. Dechant: Goldflorenus des Herzogs Johann I

von Lothringen 1346 - 1389 557

XXXIII. C.v. Wächter: Versuch einer systemati chen Be- schreibung der Venezianer Münzen nach ihren Typen 227, 561

Neue Zeit.

XIII. II. Dannenberg: Unedirte Thaler 218

XXXII. C, F. Trachsel: Uebersicht der freiherrlichen und

gräflichen Münzen von »Schauensteiu 560

XV. Jos. v. Bergmann: Zwei Medaillen zur Erinnerung an die Orientreise 8r. Majestät des Kaisers Franz Joseph von Oesterreieh 263

XXXI Numismatische Literatur.

Seite

1. G. W. Huber: Dr. A. v. Sallet, die Daten der alexan- drinischen Kaiscnnünzen 277

2. F. Kenner: J. Friedlaender , Medaglie Macedoniche

di Marco Bruto 2'.)S»

3. F.Kenner: A. Salinas, le monete delle antiche cittä di Sicilia 30^

4. F.Kenner: Norb. D ech an t, der Denar, Victoriat und reducirte As der römischen Republik .'»<"i

5. F.Kenner: A. Cav. Magrini, sopra cinquanta medaglie

di Valerio Belli 309

<;. Dr. A. Luschin: Th. Elze, die Münzen Bernhards Grafen von Anhalt, Herzogs von Sachsen 312

7. Franz Reber: Dr. A. Sa 11 et, die Künstlerinschriften auf griechischen Münzen 579

8. F. Kenner: Fr. Imho of-Blume r, Choix des monnaies grecques du Cabinet de Fr. Imhoof-Blumer 582

0. Dr.A. v. Sallet: C.Brambilla, Altre annotazioni numis- matiche 587

10. Dr. A. v. Sallet: Fr. Kenner, die Münzsammlung des Stiftes St. Florian in überösterreich 588

11. Dr. A. v. Sallet: E. Maggiore-Vergano, Rivista della numismatica 590

M i s c e 11 e n : The trial of the pyx. Oesterreichisch-ungarische Münzprägungen im Jahre 1870. Robert Graf v. Lich- nowsky und Werdenberg. Schemnitzer Jubel-Medaille. Jubiläums-Medaille der deutschen morgenländischen

Gesellschaft. Münzen der Pariser Commune 314

Theilstück einer alexandrinischen Silbermünze Neros (von J. Friedlaender). Fund von Nachprägungen römischer Consular - Denare in Ungarn. Münzfund bei Sirok in Ungarn. Ausprägungen Oesterreich-Ungarns im Jahre 1871. Die Münzen der Grafen von Genf. Medaillen-Concurs für die Wiener Weltausstellung 1873. Prof. N. Dechant. A. Brichaut. Das königl. Münz- kabinet in Berlin. f Prof. M. A. Levy 605

Sachregister 607

XXXII

Erklärung der Abbildungen auf den Tafeln und Holzschnitten des dritten Bandes.

Vier Tafeln mit Abbildungen falscher römischer Münzen zu Artikel VII, Seite 105—142.

Tafel I. 1 Familie Cornuficia. 2. Familie Statia. 3. Domitia. 4. Britannicus. 5. Domitia. 6. Marciana.

Tafel II. 1. Pescennius Niger. 2. Pescennius Niger. 3. Jota- pianus. 4. Pacatianus. 5. Cornelia Supera. 6. Proco- pius. 7. Sebastianus. 8. Julius Nepos. 9. Petron. Maximus. - 10. Eufemia.

Tafel III. 1. Balbinus. 2. Didius Julianus. 3. Helvius Pertinax. 4. Annia Faustina. 5. Tranqnillina. 6. Pegallianus. 7. Macrianus junior. 8. Aemilianus.

Tafel IV. 1. Aquilia Severa. 2. Maxentius. 3. Romulus. 4. Julianus Tyr. 5. Marfinianus. 6. Helena Const. 7. Ael. Flacilla. 8. Theodebaldus. 9. Nepotianus. 10. Theode- hatus.

Tafel V. Zu Artikel I. S. 1— 50. Die Erklärung der Münzabbildungen findet sich im Texte Seite 49 und .">U.

Tafel VI. Nr. 1—4. Zu Artikel XIII, 8.218. Unedirte Thaler: 1. Dickthaler Erichs II. v. Braunschweig. 2. Leichter Thaler des Johann Christian von Liegnitz. 3. Leichter halber Thaler desselben. 4. Thaler des Camillus von Correggio. Nr. 5— «5 zu Artikel XII, 8. 209. Mittelalter von Hoorn. 5. Schilling des Dietrich von Loef. 6. Goldgulden Wilhelms VII.

Tafel VII. Zu Artikel XI, 8. 193—208. Die Agleier:

1. Kärntnischer - Friesacher Denar. la. Aquilejischer- Friesacher Denar. 2— lf>. Aquilejische Patriarchen- Denare.

Tafel VIII. Zu Artikel III, S. 73—^2. Die Erklärung der Abbildun- gen im Text S. 80— «2.

XXXIII

Tafel IX. Zu Artikel XVI, S. 321-387. Zur Münzkunde und Palaeographie Boeotiens: 1. Haliartos, S. 334. 2. und 3. Haliartos, S. 335.

4. Mykalessos, S. 359. 5—10. Orchomenos, S. 362 ff.

11. Pharai, S. 372. 12. Plataia, S. 375.

Tafel X. Zu Artikel XVI, S. 321—387 :

13. Skolos (Schoinos), S. 377. 14—16. Tanagra, S. 380 f.

17-21. Thebai, S. 383 ff.

Zu Artikel XVII, S. 388—418:

22. Anaktorion, S. 389. 23. Argos, S. 396. 24. Argos,

5. 399. 25. Argos, S. 406. 26. Anaktorion, S. 409. 27. Lepsimandos. S. 409.

Tafel XI. Zu Artikel XXVII, S. 485— 500. Unedirte Münzen

und Bleibullen der Despoten von Epirus:

1. Bleibulle des Nikephorus , . S. 488. 2. Bleibulle der

Maria v. Kephalenia, S. 491. 3. Bleibulle des Nicolo,

S. 494. 4—8. Münzen des Despoten Johannes II,

S. 498 f.

Tafel XII. Zu Artikel XXVII. 9. 11. 12. 13. 14. 16. 17. 18. Münzen des Despoten Johannes II, S. 499 f.

Tafel XIII. Zu Artikel XXX. Nachträge zu Bohl's Buche über die Trierschen Münzen: 1. Denar des Adalbero, S. 547. - 2. Obol des Hillin, S. 548

3. Denar des Rudolf v. Wied, S. 549. 4. Denar Dietrich's II, S. 550. 5. Balduin v. Luxemburg, S. 551.

6. Cuno v. Falkenstein , S. 552. 7. und 8. Goldgulden Johannes II von Baden, S. 554. 9. Goldgulden Jakob II von Baden, S. 554. 10. Goldgulden Richards v. Voll- raths, S. 555. 11. Albus Jakobs II von Baden, S. 555.

12. und 13. Vergoldete Silbermedailen des Richard v. Vollraths, S. 556.

XXXIV

Holzschnitte *)•

Seite 83 Unicum des Königs Agrippa I.

r 89 Seltene Münze des Königs Agrippa II.

89 Unedirte Münze desselben Königs.

91 Bronzemünzc der Berenike II.

143 Dirhem des Indschniden Abu Ishäk.

167 Omaijadischer Dirhem von el-Dschezira.

168 Segment eines omaij. Dirhems mit dem Prägort el-'Aal.

181 Dirhem des Samaniden Ismail ben Ahmed.

182 Segment eines saman. Dirhems mit dem Prägort es-

Saghäniän.

183 Zwei Dirheme des Samaniden Ahmed ben Ismail.

190 Segment eines Samaniden -Dirhems mit dem Prägort

Bamiän.

371 Kehrseiten zweier Münzen von Pharai.

380 Zwei Didrachmen von Tanagra.

384 Zwei Didrachmen von Thebai.

* 421 Kupfermünze des Satrapen Orontas. ö 423 Silbermünze desselben Satrapen.

* 424 Silbermünze des Satrapen Spithridates: ** 424 Kupfermünze desselben Satrapen.

* 428 Kupfermünze des Satrapen Ariarathes I.

* 431 Das Silphinm.

433 Drachme athenischen Geprägs mit aramaeischer Legende.

445 Didrachmon des nabathaeischen Königs Obodas.

* 479 Solidus des Zeno.

501 Sechs österreichische Pfennige des XV Jahrhunderts.

557 Gohlflorenus des Herzogs Johann I v. Lothringen.

563 Seltener Kreuzer von Schauenstein.

* 593 Unedirtes alexandrinisches Didrachmon des Nero.

* n 594 Kleinste alexandrinische Kupfermünze (Nero).

') Die mit einem Sternchen bezeichneten Holzschnitte sind aus der Kuust- tchule des ausgezeichneten Xylographen Prof. W. Bürckner in Dresden.

XXXV

Mitarbeiter des dritten Bandes.

Bergmann, Dr. Joseph v., k. k. Regierungsrath a. D. in Graz. Bergmann, Dr. Ernst v., Custos des kais. Münz- und Antiken-

kabinets in Wien. Dannenberg, n., königl. Stadtgerichtsrath in Berlin. Dechant, Prof. Norbert, Custos der Münzsammlung des Stiftes

Schotten in Wien. Ernst, Carl, Secretär des k. k. Hauptmünzamtes in Wien. Friedlaender, Dr. Jul, Director des k. Münzkabinets in Berlin. f Huber, Christian Wilhelm, k. k. Ministerialrath, General-Consul

a. D. in Wien. Imhoof-Blumer, Dr. Fr., Cantonrath in Winterthur. Karabacek, Dr. Joseph, Docent an der Universität in Wien. Kenner, Di-. Friedr., Custos des kais. Münz- und Antikenkabinets

in Wien. Lambros, Paul, in Athen, f Levy, Dr. M. A. königl. Professor in Breslau. Luschin, Dr. Arnold, Docent an der Universität und Adjunct

am landschaftlichen Archiv in Graz. Mayer, Ludwig, in Nürnberg. Merzbacher, Eugen, Cand. phil. in Berlin.

Mommsen, Dr. Theodor, Prof. an der kön. Universität in Berlin. Prokesch-Osten, Anton Graf v., Exe. Feldzeugmeister, früherer

k. und k. Botschafter an der hohen Pforte, d. Z. in Graz. Raimann, Dr. v., k. k. Rathssecretär in St. Polten. Reber, Dr. Franz, Professor an der k. Universität in München. Reichardt, H. C. Reverend, in Alexandria (Aegypten). Sallet, Di-. Alfred von, Directorial- Assistent am königl. Münz-

kabinet in Berlin. Tiesenhausen, W., Collegienrath und Secretär der archaeolo-

gischen Commission bei der Akademie der Wissenschaften

in St. Petersburg. Trachsel, Dr. C. F., in Beilin. Trau, Franz, Kaufmann in Wien, f Wächter, Karl Edler v. Wachenhain, k. k. Generalmajor a. D.

in Linz.

I.

Die

Flügelgestalten der Athena und Nike auf Münzen.

Von

Dr. BV. Imhoof-Blumer.

(Hierzu Tafel V.)

Die Veranlassung zu der folgenden Untersuchung gab die nachstehende böotische Kupfermünze:

I. ÄL Grösse 4. Jugendlicher, mit der Löwenhaut bedeckter Herakleskopf rechtshin.

Rs. BolflTHN. Geflügelte Pallas rechtshin schreitend, in der erhobenen Rechten den Blitz, auf dem vor- gestreckten linken Arm die Aegis haltend. Links im Felde >^ ; rechts ein runder Schild.

Meine Sammlung ; in meiner zum Druck vor- bereiteten Choix de monnaies grecques, pl. II, 43. (Abgebildet Tafel V, Nr.l.)

Eine ähnliche, nur im Monogramm abweichende Münze ist in Leake's Num. Hellen. Em*. Gr. p. 29 beschrieben.

l

- j Dr. Fr. Imhoof üliimer : Die Flügelgestalten

Hieher gehören sicher auch zwei Stücke bei Mionnet, T. II, 103, 65 und Suppl. III, 508, 41 ; obgleich die Schwingen in der Beschreibung derselben nicht erwähnt werden, so lässt doch eine schlechte Abbildung in Pellerin's Kec. de med. des peuples et des villes , T. I, pl. XXIV, 1 1 , auf das wirkliche Vorhandensein dieser Attribute schliessen.

Die Darstellung der Kehrseite ist in mehr als einer Hinsicht seltsam, und, meines Wissens, einzig. Leake bezeichnet sie als 'A«S-v5vä Nfowj. Neuerdings ist aber mit Begründung behauptet worden, die griechische Kunst hätte die Atheua niemals, weder als Nike, noch in ihren übrigen Erscheinungen mit Flügeln gebildet. Es lohnt sich daher die Untersuchung, welche der beiden sich gegenüberstehenden Ansichten die wahrscheinlichere oder richtige sei.

Der letztere Satz ist in der trefflichen Arbeit R. Kekule's „Die Balustrade des Tempels der Athena-Nike in Athen, Leipzig 1869" p. 7 enthalten. Der gelehrte Ver- fasser weist überzeugend nach, wie Nike, welche zu Homer' s Zeiten dem Kreise der Kultusgötter noch fremd geblieben war, ihre Entstehung mehr der bildenden Kunst, als der Dichtung zu verdanken hatte. Ursprünglich erscheint sie als Dienerin und Gehülfin verschiedener Gottheiten, und als solche erhält sie Flügel und wird vervielfacht. Dass sie jedoch mit einer Gottheit selbst identisch sein konnte, darüber lassen z. B. für die Athena-Nike deutliche Zeugnisse keinen Zweifel. Mit der Zeit konnte diese junge. nicht eigentlich mythologische Nike, wie später die Eirene, die Bedeutung einer selbstständigen Gottheit erlangen (mit Attributen wie Kranz, Palmzweig, Tänien, Tropäum, Dreizack, Akrostolium etc.); aber dennoch scheint ihre häufigste Auffassung diejenige als Dienerin

der Athena und Nike auf Münzen.

und Genossin der Götter *), und ihr steter Begriff der symbolische Ausdruck des erlangten Sieges geblieben zu sein.

Kekule unterscheidet consequent zwischen einer Nike der Kunst und einer mythologischen Nike, die so zu sagen nur als Prädikat einer bestimmten Gottheit vorkomme, ohne die Gestalt derselben zu verändern. Er behauptet daher die konstante Beflügelung der Nike, die konstante Fltigellosigkeit der Athen a-Nike.

Freilich muss er selbst das Vorkommen beflügelter Athenafiguren in der etruskischen Kunst 2) anerkennen. Diesem Umstände scheint er indessen die Bedeutung abzusprechen, dass er einen Rückschluss auf ähnliche abnorme Erscheinungen in der griechischen Kunst gestatte. Und doch fehlt ihm vielleicht diese Bedeutung nicht ganz. Der Schluss aber, es habe in Griechenland überhaupt keine geflügelte Athena geben können , weil die einzige bezeugte Athena - Nike griechischer Kunst, nämlich die der attischen Akropolis, denn von der megarischen ist Nichts überliefert, flügellos war, ist jedenfalls für sich allein unwahrscheinlich. Ja, es gibt ausser der böotischen Münze noch andere numismatische Monumente, die ihn

i) Mit gefüllter Kanne, mit Herolds'ab etc.; am häufigsten selbst als Attribut, vereint mit der Athena, mit Zeus-Nikephoros, später auch mit andern Gottheiten und Personificationen.

8) Auf Vasen, Statuetten, Bronzespiegeln, Gemmen etc. E. Gerhard: Ueber die Metallspiegel der Etrusker, 1838, Taf. I, 1—9; Ueber die Gottheiten der Etrusker, 1847, Taf. IV, 1; Müllerund Wieseler, Denkm. der alten Kunst, II, 221 ; Bull, dell' instit. 1859

S. 81.

1*

■* Dr. Fr. Imhoof-];iumer: Die Flügelgestalten

ganz unwahrscheinlich machen. Ich gebe zunächst ihre Beschreibung :

II. N. Gr. 4. Jugendlicher Kopf rechtshin, mit der Haut eines Elephantenkopfes bedeckt.

Rs. ArAOoKAEoZ. Geflügelte Pallas rechtshin schrei- tend und kämpfend. Ihren Kopf ziert ein Helm ; in der erhobenen Rechten schwingt; sie den Speer, und schützt durch einen grossen ovalen »Schild den vorgestreckten linken Arm. Zu ihren Füssen sitzt eine Eule »).

Schöner Goldstater des Tyrannen Agathokles von Syrakus; ein Unicum des k. k. Münzkabinets zu Wien. Gew. 8, 45 Gr. (Abgeb. Taf. V Nr.2.)

III. AL. 6. Lorbeerbekränzter Jupiterkopf rechtshin.

Rs. BAZIAEHZ AHMHTPIoY OEoY 0IAAAEA4>oY NIKAToPoZ. Linkshin stehende geflügelte und behelmte Pallas, die gesenkte linke Hand an den Speer und den hinter ihr am Boden stehenden Schild lehnend; auf der vorgestreckten Rechten hält sie eine kleine Nike, welche, ihr zugewandt, einen Siegeskranz entgegenhält. Im Felde AP, oder IYI, etc.

3) Eckhel,Doct. nmn. vet. T. I, p. 261; Torremuzza, Tav. CI, 4; Tresor de num. et de glypt, pl. XXIII, 8, p. 2 und 47. Der Gewandstil ist sehr ähnlich demjenigen der kämpfenden Pallas auf Silbermünzen des Königs Pyrrhus; nur sind hier die gefältelten und je in zwei Spitzen auslaufenden, frei in der Luft schwebenden Enden des schmalen Obergewandes um beide Arme geschlungen, während auf den Pyrrhusmünzcn diese künstlich gefalteten Dra- perien . wie Flügel, hinter der Figur herflattern.

der Athena und Nike auf Münzen.

Kupfermünzen des Königs Demetrios II von Syrien *). (Ab geb. Taf. V Nr. 3.)

IV. Nu. 8. Lorbeerbekränzter Apollokopf linkshin.

Rs. BAZIAEHZ PPoYZIoY. Linksbin stehende, ge- flügelte und behelmte Pallas ; sie stützt die gesenkte linke Hand auf den hinter ihr stehenden , mit dem Medusenhaupt geschmückten Schild, und hält in der vorgestreckten Rechten einen Siegeskranz.

Kupfermünzen des Königs Prusias I oder II von Bithynien *). (Ab geb. Taf. V Nr. 4).

Ich füge noch bei :

IVa. ÄL 8. Gleich der vorhergehenden, aber ohne

Schulterflügel; dagegen befinden sich Schwingen

am Helme. Im Felde, Z 6) und berühre kurz ein paar weitere Beispiele behelmter, oder bewaifneter weiblicher Flügelgestalten. So soll auf Kupfermünzen der thrakischen Insel Nea 7), oder vielmehr der äolischen Stadt Neonteichos s), eine rechtshin schrei- tende behelmte Nike vorkommen, welche den Kranz in der Rechten, und über die linke Schulter einen Palmzweig hält. Achnlich, mit Helm, Palmzweig und Füllhorn erscheint

4) Meine Sammlung; ähnliche bei Mionnet, V, 60, 517 u. 518; Suppl. VIII, 46, 237—240; Duane, pl. XVI, 11; Tres. de num. pl. XLVI, 15, p. 101 etc.

5) Als Victoria bei Mionnet, II, 507, 35—40 beschrieben; Tres. de num. pl. XXIX, 1.

6) Mionnet II, 508, 47, aus der Samml. von Cousinery.

») Pellerin, Eec. III, 88, pl. CV, 1, und Mionnet, I, 432, 8. 8) Sestini, lett. cont. II, p. 74, 3 und 4; Mionnet, Suppl. VII, 39, 251.

('.

Dr. Fr. Imhoof-Blumer : Die FHigelgesfaltcn

Nike auf dem Panzer einer Kriegergestalt des Mus. Pio- Clementino »). Sodann ist ein Denar des Domitian bekannt, auf welchem eine geflügelte Pallas- Viktoria, mit Helm, Speer und Schild bewaffnet, linkshin schreitend dargestellt ist *o). Zum Schlüsse erwähne ich noch eines geschnittenen Steines der Galerie zu Florenz, mit einer weiblichen, behelmten Flügelgestalt, welche in den Händen ein Füll- horn, ein Steuerruder und zwei Aehren hält: ohne Zweifel ein blosses Phantasiegebilde , wie sich solche auf Steinen oft und in wunderlichster Form zeigen »*).

In welchen der aufgezählten verschiedenen Darstel- lungen ist Nike, in welchen Pallas zu erkennen?

Es ist unbestreitbar, und Kekule betont es eben- falls ausdrücklich, dass der Begriff der Göttin Nike ausschliesslich „Sieg" ist, Sieg im Kriege oder im fried- lichen Wettkampfe; dass Nike nur geschaffen ward um dieThatsache des erlangten vollendeten Sieges verständlich auszudrücken ; und sie diese Bedeutung stets beibehielt, wenn auch nicht blos als Vollenderin irdischer Kämpfe, sondern auch als Rettung bringende Schöpfungs- kraft der Natur, als eine Vollstreckerin der von den Sterb- lichen dargebrachten Opfer und als eine Dienerin der Götter «).

Hieraus scheint mir als einfache Folge sich zu ergeben, dass Nike nicht kämpfend gedacht werden kann. Ist

») Platner, p. 154.

io) C. 0. Müller, Denkm. II, 220; Cohen, Monn. imper. I, 178. ii) Eine ähnliche Gestaltung ist in Fr. Creuzer's Zur Gemmen- kunde, Taf. IV, 13 abgebildet.

13) E. Gerhard, lieber die Flügelgestalten der antiken Kunst. 1839, S. 201.

der Athena und Nike auf Münzen.

sie identisch mit einer Gottheit, wie bei Athena -Nike, so spricht aus ihr die Ruhe des anerkannten, vollendeten Sieges. Auch die Sieg bringenden Götter (yixYjfopoi) sind, und müssen ihrem Begriffe nach, mögen sie sitzen oder stehen, vollkommener Ruhe theilhaftig sein. Nike als selbstständiges Wesen, so tausendfach variirt auch die Künstler, sie in Bewegung, Haltung und Attributen dar- stellen, erscheint nie agressiv, ist nie kämpfende Kriegsgöttin.

Um dies zu beweisen, mag es am Platze sein, an der Hand derjenigen Gattung von Monumenten, deren Alter am sichersten bestimmbar ist, eine gedrängte Monographie über die Darstellungsweise der Nike zu geben. Sollte ich wirklich dazu gelangen, aus einer derartigen, absichtlich auf eine Denkmälerklasse abgegrenzten Untersuchung die erforderlichen Resultate zu gewinnen, so will ich diese höchstens für die Stempelschneiderei als unleugbar richtig hingestellt sein lassen: ich schliesse also gar nicht aus, dass das Ergebniss meiner einseitigen Untersuchung nicht hin und wieder durch andere methodische Forschungen modifizirt werden könnte, wie solche auf einigen der umfangreichen Gebiete monumentaler Kunst, so z. B. auf Vasen, möglich und wünschbar sind.

Da die späteren Begriffsnüancen der römischen Sieges- göttinnen hier nicht in Betracht fallen, so werde ich mich vorzugsweise nur an die ältere griechische Numismatik halten. Eine genaue chronologische Reihenfolge zu beob- achten, wird nicht möglich sein; immerhin lassen sich, durch die mehr oder weniger grosse Alterthümlichkeit der Gepräge und der Schriftformen ziemlich sichere Anhalts- punkte für die Geschichte der Entwicklung der Nike- gestaltung gewinnen.

Dr. Fr. [mhoof-Blumtsr: Die Flügelgestalten I.

Ohne Zweifel zu den ältesten Darstellungen gehören die über ein SiegeSgespann einherfliegenden Nikefiguren, welchen man ausschliesslich auf den zahlreichen Tetra- drachmen sicilischer Städte begegnet. Sie scheinen die Kämpfer Olympia' s am Ziele der Rennbahn zu empfangen, indem sie bald die Rosse, bald ihren Lenker bekränzen. Von dieser fliegenden Nike kenne ich folgende Varietäten:

1. Mit Chiton und flatterndem Himation bekleidet, in der L. einen Kranz haltend, die R. auf einen der Pferdeköpfe legend.

Tetradrachmon von Syrakus mit der Aufschrift : 2YPA905IO/V, Mionnet, Rec. des planches, LXI, 7, und meine Sammlung; ein anderes, mit dem gleichen Stempel der Kehrseite geprägt, hat um den Kopf: 5VfcAHO*IO/V ; m. Samml.

2. Ohne das Obergewand; mit beiden Händen hält sie einen mit langen Tänien geschmückten Siegeskranz.

Tetradr. von Syrakus mit : SVPA902IO/V ; Duc de Luynes, Choix de in6d. gr. pl. VI, 13, und m. Samml.

3. Sie hält mit beiden Händen eine einfach herab- hängende Tänie.

Tetradr. von Syrakus mit \AOI*0)IA*IV*; m. Samml.

4. Ungeflügelt, ebenfalls über den Rossen schwe- bend, und mit beiden Händen eine Tänia haltend.

Tetradr. von Syrakus mit XVPAK02IO/V ; m. Samml.

der Athena und Nike auf Münzen.

9

5. Geflügelt, wie gewohnt; sie hält eine einfache oder geperlte, herabhängende oder gewundene Tänie.

Tetradr. von Syrakus mit SVfcAKOSIO/V recht- oder rückläufig ; häufig.

6. Mit beiden Händen den Oelkranz einem der Pferde aufsetzend.

Tetradr. von Syrakus, mit SYfcAKO^IO *, ganz identisch mit dem 480 J. v. Chr. geschlagenen Damareteion »); Torremuzza, Auct. II, Tav. VII, 3, und m. Samml. Diese Münzen sind etwas jünger als die vorhergehenden Tetradrachmen.

7. Mit dem Kotinoszweig.

Tetradr. von Syrakus, mit Aufschrift wie 6 und SYPAK05IO/V;m. Samml.

8. Mit der Linken eines der Pferde bekränzend, in der Rechten gefranste Tänien haltend.

Tetradr. von Syrakus mit 5VI*AK02lO\A ; m. Samml.

9. Mit weitem, aber kurzem Oberkleid, einem modernen Mantelkragen ähnlich; in der Rechten ein Kranz.

Tetradr. von Syrakus mit 5YPAK05IO/V ; m. Samml.; 3 verschiedene Exemplare sehr schöner, noch etwas alterthümlicher Fabrik.

Wie bei Nr. 3, 5, 6 und 7, kommt Nike auf den zahl- reichen Tetradrachmen vor, welche im V. Jahrhundert v. Chr. zu Agrigent, Kamarina, Katana, Eryx, Gela, Himera, Leontion, Messana, Panormos, Segesta und Syrakus geprägt worden. In der Blüthezeit der Kunst, der Zeit der

»3) Mus. Hunter, T. LH, 10, und Luynes, Choix, pl. VIII, 1.

10

Dr. Fr. Irnhoof-Blumer : Die l'liigelgestaHen

berühmten Dekadrachmen, und von da an bis spät, erscheint sie am häufigsten mit dem Oelkranz oder dem Oelzweige A), ebenfalls die Eosse oder ihren Lenker bekränzend. Dieser ist meist ein bärtiger Mann; seine Stelle wird aber auch von Pallas (Kamarina), von Demeter (Segesta) und einmal von einer geflügelten männlichen Figur (Syrakus) ") eingenommen.

10. Mit Kranz in der einen, und Tänien in der andern Hand; (hier unter einem Seekrebs hinfliegend).

A KP A C

Tetradr. von Agrigent mit rrruiA ; A. Salinas,

Monete delle antiche cittä di Sicilia, pUV, 3 und 4 ; m. Samml.

11. Mit Kranz und Stab, über dem Siegesgespann.

Tetradr. mit panischer Aufschrift wie in L. Müller's Num. de l'anc. Afrique, II, 74, Nr. 2; m. Samml.

12. Mit Kranz und Heroldstab.

Tetradr. von Katana mit HPAKAEIAA5 und KATANAIHN; Torrem. XX, 1; Mus. Hunter, XV, 22; m. Samml. Tetradr. von Messana mit ME52ANIflN; Torrem. XLVI, 15, und m. Samml.

13. Mit Kranz und einer kleinen Tafel, welche den Namen des Stempelschneiders trägt.

Tetradr. von Katana: R. Rochette, lettre, pl. I, 8; Luynes, Choix, pl. VII, 4; von Himera:

14) Viele Beispiele in den bekannten Werken %on Car. Combe, Torrerauzza, R. Rochette, Luynes, Salinas etc.

'*) Torrem. LXX1II, 8, '.) und 10; Rochette, lettre au duc de Luynes, pl. II, 16 ; Luynes, Choix, pl. VII, 14.

der Athena und Nike auf Münzen.

11

Torrem. Auct. I, T. IV, 8; und m. Samml. von Syrakus: R. Rochette, pl. I, 6; Mus. Hunter, LIII, 3, und m. Samml.

IL

Etwas später als diese ältesten Darstellungen sind die folgenden, welche Nike im Begriffe zeigen, andere Figuren und Objekte zu bekränzen.

14. Den Stier mit Menschengesicht.

Tetradr. von Gela, mit der Aufschrift CEAA5: Mus. Hunter, T. XXVIII, 4 ; Torrem. Auct. I, T. IV, 1; von Katana mit KATA/VAI05: Luynes, Choix, pl. VI, 4; Silber- und Kupfermünzen kam- panischer Städte, Kyme, Neapolis, Nolaetc: Carelli, T. 72 und ff., 83 und ff.; Luynes, Choix, pl. I; R. Rochette, 1. c. pl. III; Sambon, Recherches, 1870, pl. X, XI, XII, 54, XIII.

15. Den stehenden Stier.

Diobolen und Obolen von Posidonia: m. Samml.

16. Eine libirende Frau.

Tetradr. von Segesta mit SErE2TAI0/V: A. Salinas, Periodico, Fir. 1870, tav. I, 1.

1 7. Die Stadtgöttin von Terina.

Didrachmon von Terina mit TEPINAIflN: Mil- lingen, Ancient Coins, pl. II, 3; R. Rochette, Memoires, pl. II, 15; Luynes, Choix, pl. IV, 17; Carelli, T. 178, 33.

1 8. Den Pallaskopf auf der Hauptseite von

Tetradrachmen von Thurium : m. Samml.

*-& Dr. Fr. Imhoof- Blumer: Die Flügelgcstalten

19. Den stossenden Stier.

Didr. und Diobolen von Thurium: Mus. Hunter, T. LX, 1; Carelli, T. 168; Fox, unedited Coins, pl. I, 16; m. Samml.

20. Einen Dreifuss.

Didr. von Kroton: Mus. Hunter, T. XXII, 4; m. Samml.

21. Ein freies, springendes oder ruhendes Pferd.

Punisch - sicilische Tetradr. : Müller, Num. de l'Afr. II, p. 74- 78, Nr. 2, 4, 7, 28, 33; m. Samml.

22. Einen Reiter.

Goldstateren und Didrachmen von Tarent: Mus. Hunter, T. LV, 12, LVI, 5-7; Carelli, T. 103, 13 undT. 110—113, u. a. m.

23. Den auf einem Delphin reitenden Taras.

Didr. von Tarent: Mus. Hunter, T. LV und LVI; Carelli, T. 110—114. Mitunter steht Nike auf der vorgestreckten Hand des Taras und bekränzt ihn : Carelli, T.104, 20; Luynes, Choix, pl. II, 16 u. IS; Sambon, 1. c. XVIII, u. a. m.

24. Den Herakles.

Didr. und Diobolen von Herakleia in Lukanien : Millingen, Considerations, pl. I, 4; Carelli, T. 161 und 162 ; Kupfermünzen von Uxentum: Carelli, T. 123; m. Samml.

25. Einen Löwen.

Didr. von Velia: Luynes, Choix, pl. III, 17; Carelli, T. 140, 52; m. Samml.

der Athena und Nike auf Münzen.

IS

26. Die Diana.

Kupfermünzen von Agyrium in Sicilien: Torrem. T. XI, 1-3; m. Samml.

27. Einen weiblichen Kopf phönizischen Charakters.

Kupfermünzen der Insel Kossura: Torrem. T. XCVI; m. Samml.

28. Einen Neptunkopf.

Kupfermünzen von Brundusium ; Carelli, T. 120; m. Samml.

29. Eine Prora.

Kupfermünzen der lykischen Stadt Phaseiis: Pellerin, Kec. II, pl. 69, 8; Rev. num. 1853, p. 95; m. Samml. i«).

Alle bis hieher aufgezeichneten Bilder der Nike, von denen die ältesten bis ins VI. Jahrhundert v. Chr. hinauf- reichen, lassen sie in untergeordneter Stellung, als blosse Nebenfigur erscheinen; und bis auf die letzte, rühren sie ausschliesslich nur aus Sicilien und Gross- Griechenland her. In Hellas und im fernem Osten tritt Nike ähnlich erst zu Alexander's Zeit auf, und dann immer als Vereinigung mit Zeus 17) und Athena «»), später auch mit Demeter <!»), und mit Personifikationen wie dem Taras 20),

l6) Die Kupfermünzen Nr. 24, 26—29, gehören späteren Zeiten an als die Silbermünzen.

|7i Häufig auf Münzen der Seleuciden, von Laodicea in Syrien.

|8) Auf den Satrapenmünzen von Side, auf Mzn. des Lysi- machus und der Seleuciden.

,9)üenna in Sicilien: Mion. Suppl., I, 385, 186; Fraccia, Giorn. di Sicilia 10. Juli 1866, p. 21. so) Vgl. Nr. 23.

14

Dr. Fr. ImhooMiluiner: Die Flügelgestaltcn

der Aetolia 21), den Stadtgöttinnen von Smyrna ^), Aradus as), Hieropolis in Kyrrhestike »*), dem Arion? **), der Roma ••), u. s. w. ; hier wird sie stets auf der Hand der Gottheiten getragen, auswärts oder einwärts schreitend wie der Sieg von der Gottheit ausgeht, oder sie krönt.

Ganz kleine Nikefiguren zeigen noch einige sikyo- nische Tetradrachmen Alexander's auf den beiden Thron- säulen des Zeus Aetophoros 27), und Goldstatere Alexan- der's auf dem Tropäumgestell 28), welches Nike trägt.

Durchgängig tragen alle die kleinen Siegesgöttinnen den Kranz, oder Kranz und Palmzweig; eine einzige Aus- nahme habe ich auf Kupfermünzen von Rhegium gefunden, wo Nike mit einem Tropäum erscheint 29).

III.

Unter den Darstellungen, welche Nike als selbst- ständigen Typus oder als Hauptfigur zeigen, habe ich zuerst zwei Bilder der flügellosen Nike, beide der

21) T. Combe, Mus. Brit. V, 23; Mion. S. III, pl. XV, 1 und 2; Luynes, Choix, pl. IX, 14; m. Samml.

22) Mion. S. VI, pl. V, 3; Leake, Num. Hell. As. Gr. p. 117.

23) Rev. num. 1850, pl. XI, 3, mit dem Kopfe des Alexander Bala.

24) T. Combe, T. XII, 18.

25) Brundusium : Carelli, T. 120. 28) Sardes: T. Combe, T. XI, 11.

27) Müller, Num. d'Alex. pl. I, 19; Nr. 864 und ff. C;it. Greau, pl. II, 1178; m. Samml. %

28) Müller, 1. c. pl. II, 18.

2») Carelli, T. 204, 33 und 34.

der Athena und Nike auf Münzeu.

15

ersten Hälfte des V. Jahrhunderts v. Ch. angehörend, zu konstatiren.

30. Im Doppelchiton stehend, und in der einen gesenk- ten Hand einen Oelzweig haltend; daneben AdSM.

Didr. von Terina : Millingen, anc. coins, pl. II, 2 ; Sambon, Recherches, 1870, pl. XXIII, 14.

31. Vor einem Vordertheil des Stieres mit Menschen- gesicht stehend und denselben bekränzend; dar- über *iAoni*o*.

Tetradr. von Gela, mit WOIOA3D: Torrem. T. XXXII, 1 ; F. Streber, Ueber den Stier, Taf. Nr. 6.

Gleichzeitig, und theilweise während der zweiten Hälfte desselben Jahrhunderts, wurden Münzen mit den folgenden geflügelten Nikegestalten geprägt.

32. Eilend; in der erhobenen Rechten hält sie den Kranz, den linken freien Arm schwingt sie rück- wärts.

Didr. von Elis, mit der Aufschrift FA; m. Samml. Choix, pl. II, 55.

33. Aehnlich; mit der linken Hand erfasst sie hinten den untern Theil ihres in viele parallele Falten fallenden Chitons ; ein Merkmal ihrer Eile.

Didr. und Drachme von Elis : m. Samml.

34. Aehnlich ; linke Hand und Vorderarm sind mit den Enden des Himations umwickelt.

Didr. von Elis mit ^: Cab. Allier, pl. VI, 16;

Arch. Zeitg. 1846, T. XLIII, 42; E. Curtius, knieende Figuren, Tfl., Nr. 7 ; m. Samml.

1(5

])r. Fr. Imhoof-Bhimer: Die Fliigelgestalten

35. Stehend in der vorgestreckten Rechten eine bis zum Boden herabhängende T an ie haltend, die linke Hand auf einen an der Spitze mit einer Palmette oder mit Laubwerk geschmückten S c e p t e r stützend.

AA

Didr. von Elis mit _ : Rev. num. 1852, pl. I,

3 ; Cat. Greau, pl. III, 1532.

36. Auf einer zweistufigen Basis sitzend; in der Rechten hält sie eine auf der rechten Schulter auf- liegende, lange, oben etwas rückwärts gebogene und in einen Blätterbüschel auslaufende Ruthe, welche mehr Aehnlichkeit mit dem Scepter von Nr. 35, als mit einem Kotinoszweige hat. Mit der linken, rückwärts gehaltenen Hand stützt sie sich auf den Sitz, unter welchem sich ein Oelzweig befindet.

Didr. von Elis mit FA ; Rev. num. 1 852, pl. I, 4 ; m. Samml.

37. Aehnlich, ohne die Ruthe, und die Rechte vor- gestreckt.

Didr. von Elis, Cat. Greau, pl. III, 1531.

38. Stehend, von vorn, mit weit ausgebreiteten Flügeln ; in den gleichmässig erhobenen Händen 0 e 1 z w ei g e haltend, welche sich über dem Kopfe in einen Bogen vereinigen.

Didr. von Terina, mit ^B^T; Luyncs, Choix, pl. IV, 15; Cat. Greau, pl. I, 659; Sambon, Recher- ches 1870, p.360, 2 mit NIKA; Num. Zeitsch.1870, S. 274; m. Samml.

der Athena und Nike auf Münzen.

17

39. Linkshin stehend, in jeder Hand einen Oelkranz haltend.

Tetrobolen von Terina mit TE^£ : m. S., Berl. Blätter 1869, p. 37. Sambon, 1. c, p. 301, 70 ohne

Aufschrift.

40. Aehnlich, mit Oelkranz und 0 e 1 z w e i g.

Didr. von Terina mit TEP^WA; Luynes, Choix pl. IV, 14; Sambon, pl. XXIII, 17.

41. Linkshin gehend oder eilend; sie hält in der einen, oder in jeder Hand, eine Tänia mit Fransen an den Enden.

Tetradr. von Katana mit KATA/VAIO/V: F. Streber, über den Stier, Nr. 7; Torrem. T. XXI, 4—7; mit KATA/VAIo$: Luynes, Choix, pl.VI, 4.

42. Schwebend; die linke Hand erfasst hinten den untern Theil des Chitons ; über den r. Arm fallen die in spitze Zipfel auslaufenden Enden des Himation, und die r. Hand hält ein, mit langen, gefransten und lebhaft in der Luft flatternden Tänien geschmücktes Akrostolium. Um die

Figur herum steht .

Silbermünzen von Himera mit W0IAH3MIH: m. S. Berl. Bl. 1869, T. LIII, 7; ähnlich bei Torrem. T. XXXV, 9.

43. Schwebend, in der Rechten Tänien, in der Linken den Heroldstab haltend.

Silberlitra von Kamarina; Torrem. Auct. I, T. II, 4 u. 5; m. S. Berl. Bl. 1869, T. LIII, (5.

2

* ~ In. Fi. Imüoof-Illumer : Die Flügelgestalton

44. Ohne Attribute über einen Schwan hinfliegend.

Silberlitren von Kamarina; Torrem. T. XVIII, 8 und 9; Luynes, Choix, pl. VI, 3; m. S. Aufschrift KAMAPI/VAIO/V.

45. Stehend; mit dem Siegeskranz in der Rechten, und die Linke im Himation verhüllt.

Didr. von Terina mit TEPIWAIO/V: m. Samml.

46. Stehend, mit dem Heroldstab in der Kochten, den linken Arm auf eine Säule stützend.

Didr. von Terina; Hunter, T. LVIII, 10: Carelli, T. 177, 18; m. S.

47. Stehend, in der Rechten den Hero 1 dstab, die Linke verhüllt; sie setzt den linken Fuss auf eine Basis.

Didr. von Terina mit TEPI/VAIO/V : Carelli, T. 177, 19; m. Samml.

Die zahlreichen späteren Didrachnien undTlieilmünzen von Terina, welche zwar nur bis in die erste Hälfte des IV. Jahrhunderts v. Chr. herabzureichen scheinen, führen fast ohne Ausnahme den Typus einer anmuthigen Flügelgestalt, deren Sitz eine Basis, ein Stuhl, eine umge- stürzte Urne oder ein Säulenkapitäl ist, und welche gewöhnlich als die Sirene Ligeia gedeutet wird. Dieser Bezeichnung widersprechen aber nicht nur die so eben unter Nr. 30, 38 u. a. angeführten älteren Münzen der Stadt, sondern auch die meisten der abwechselnden, vor- züglich nur der Nike zukommliehen Attribute der sitzenden Frau (Siegeskranz, Oelzweig, Heroldstab), sowie die einen Oelzweig oder Kranz tragende Nike auf den Diobolen

der Athcna und Nike .iuf Münzen.

19

Terina's 30). Offenbar sind alle diese stehenden, sitzenden und schwebenden Figuren identisch, und stellen daher die Siegesgottheit dar.

Geflügelt, mit Heroldstab und Siegeskranz in den Händen, sind Nymphen und Sirenen überhaupt nicht denkbar 3°a): will man aber Andeutungen auf das Grabmal der Ligeia finden , so sind solche nicht in den weiblichen Wesen, welche uns die Münzen von Terina vorführen, zu suchen, sondern einzig in den Wassergefässen, und in der Quelle oder dem Brunnen, welche auf denselben Monu- menten entweder als Sitz der Frau, oder neben derselben, oder auch auf ihrem Schosse vorkommen.

Auf welche Weise Nike in Terina verehrt wurde, scheint aus der Münze hervorzugehen, welche vor dem Kopfe der Hauptseite die Aufschrift TEPINAIflN trägt, während auf deren Kehrseite , vor einersitzenden flügel- losen Frau, welche eine Patera in der Hand hält und von einer kleinen fliegenden Nike (Nr. 17) bekränzt wird, TEPINA steht. Diese Frau ist also Terina, die vom Sieg gekrönte Stadtgöttin-, sie ist die Siegesgottheit selbst und daher identisch mit Nike. Während dem diese nämliche Nim Tsphcc in der Regel mit Beflügelung erscheint, so zer- setzt sie sich auf jenem höchst seltenen, der jüngsten Münzserie Terina's angehörigen Didrachmon , ausnahms- weise einmal in ihre beiden Auffassungen als Sieg und als Stadt göttin. Hieraus erklären sich aber die sonst

»") Gab. Allier, pl. I, 16, Garelli, T. 17!), 57—60.

30a) Nachträglich werde ich noch darauf aufmerksam gemacht, dass schon L. Stephani, im Compte rendu de Ia Commission imper. archeol. pour 1866, p. 50, die Zulässigkeit bestritten hat, die Flügel- frauen von Terina und Neapolis für Sirenen zu erklären.

2*

20

Dr. Fr. Imhoof- Blumer: Die Flügelgestaltcn

der Nike fremdartigen Attribute (Taube, Spielball), wie auch die häufige Andeutung des Ligeia- Denkmals, dessen sich die Stadt rühmte.

Uebereinstimmend mit dem Resultate dieser kurzen Betrachtung finde ich eine Anmerkung Dr. Jul. Friedlaender's in Kekules angeführter Schrift, sowie die Notiz desselben Gelehrten über den Münztypus von Terina in der Archäol. Zeitung 1869, T. XXIII, IG.

48. Der sitzenden Nike von Terina sind folgende Attribute gegeben :

a) Heroldstab: Mus. Hunter, Ti LVIII; Carelli, T. 178 und 179; .180, 67; m. Samml.

b) Heroldstab und Oelkranz : T. Combe, IV, 1 ; Luynes, Choix, pl. IV, 16j Carelli, T. 178, 29; m. Samml.

cj Heroldstab und Taube: m. Samml.

d) Heroldstab und Wassergefäss : T. Combe, T. IV, 2; R.Rochette, 1. auD. de L. pl.III, 29 ; Carelli, T. 1 78, 26 und 27; Sambon, Rech, pl, XXIII, 29.

e) Oelzweig: Mus. Hunter, T. LVIII, 7 ; Carelli, T. 177, 16; 179, 56; m. Samml.

f) Oelzweig und Taube; Millingen, Considerations, pl. I, 7.

g) Oelkranz: Mus. Hunter und Carelli; einige Exem- plare zeigen einen Granatapfel auf der Basis, ein Attribut der attischen 'A^rjvä Nfoj : Mus. Hunter, T. LVIII, 1; Carelli, T. 177, 15; m. Samml.

h) Oelkranz und Oelzweig: Carelli, T. 177, 17.

%) Oelkranz und Taube: Carelli, T. 178, 22; 179, 37

und 38; 180, 65 und 66 ; m. Samml. k) Tänien : Carelli, T. 1 79, 54 und 65.

der Athena und Nike auf Münzen.

21

l) Taube: Mionnet, Rec. de pl. LXV, 8; Carelli T.178 und 179.

m) Ball: Carelli, T. 177, 6.

nj Zwei Bälle oder rundliche Steinchen: Arch. Ztg.

1869, T. XXIII, 16. o) Stab oder Scepter, dessen oberes Ende mit einem

Knopf, oder einem kleinen Vogel geziert ist : Carelli,

T. 177, 1, 8 und 11; m. Samml.

49. Auf einem Wassergefäss oder einer Basis sitzend, und einen Oelzweig haltend.

Silberobolon von Neapolis in Kampanien, mit dem gehörnten Kopf des Flusses £EPEIOO£, Sebeto, auf der Hauptseite, und HEoPoHTE^ auf der Kehr- seite: Minervini, Saggio, T.I, 1 3; Arch. Ztg. 1853, T. LVIII, 14 und 15; Sambon, Rech. pl. X, 10 und 1 1 ; in. Samml.

50. Auf einem schmalen Sessel sitzend, hält sie mit der Rechten einen mitTänien geschmückten Sieges- kranz auf den Knieen.

Didr.vonTarent: Berl. Blätter, 1866, T. XXIX, 3.

Aus der letzten Zusammenstellung von Nr. 30 50, welche nur von Ende des VI. bis zu Anfang oder Mitte des IV. Jahrhunderts v. Chr. geprägte Münzen in sich schliesst, geht deutlich hervor, dass in diesem Zeiträume den Münz- stätten des Peloponnesos, Nordgriechenlands, Kleinasiens u. s. w. auch die Darstellung der selbstständigen Nike fremd geblieben ist, dieselbe dagegen den westlichen hellenischen Kolonien wiederum fast ausschliesslich eigen war.

22

Ijv. Fr. lmhoof Jilumvr: Die Flügel^cstalteii

Dieser Kegel steht aber, wie aus Nr. 32 37 ersicht- lich, ein Ausnahmefall gegenüber, welcher, gerade weil vereinzelt und die älteste elische Numismatik betreffend, der Muthmassung Kaum gibt, dass der Ursprung der Nikedarstellung auf Münzen dennoch nicht auf jene sicili- schen und italischen Kolonien, sondern auf eine der berühm- testen althellenischen Stätten, auf Olympia in Elis, zurück- zuführen sei.

Bekanntlich betheiligten sich die Griechen Sicilien's und Unteritalien's schon sehr früh, vom Ende des VII. Jahr- hunderts v. Chr. an , bei den Wettrennen mit Zwei- und Viergespannen, den Reiterrennen und anderen Festspielen, die zu Olympia abgehalten wurden. So findet man auch unter den Olympioniken Siciler, wie Parmenidas ausKama- rina (528 v. Chr.), Ischyros aus Himera (516 v. Chr.), Empedokles aus Agrigent (496 v. Chr.), Astylos aus Syra- kus (488, 484 und 480 v.Chr.), etc. Dass auchGelo, ehe er zur Tyrannis gelangte, einen Sieg mit dem Wagen davon- trug, (488 v. Chr.)., und seine Nachfolger als Herrscher von' Syrakus, fortfuhren an den Wettkämpfen regen Antheil zu nehmen, mag zur Genüge beweisen, welche Wichtigkeit man in Sicilien den olympischen Spielen beilegte. Hieraus lässt sich aber auch herleiten , wie die sicilischen Städte dazu gekommen, von frühester Zeit an, und Jahrhunderte lang ununterbrochen , auf ihre Münzen Siegesgespanne zu prägen. Anfänglich, d. h. auf dem ältesten syrakusanischen Gelde si) ist die Biga oder Quadriga im alleinigen Begleite

•i) Tetra, mit 2VPA und *VPA90*IO/V: Torrem. T.LXXVII 9 und 10; Mus. Hunter, T. LH, 11 und 12; Mion. Rec. de pl. XLVII, 1 ; in. Samml.

Oer Athena und Nike aul Münzen.

23

de* Pferdelenkers dargestellt; aber noch vor Gelo's Zeit 32) wird in Verbindung mit ihnen die fliegende Nike gebracht.

Den Anstoss zu dieser Neuerung kann nur das den fitesten Münzen von Elis eigene archaische Nikebild gege- ben haben. Es ist dieses, wie bereits angedeutet, die ein- zige vor Mitte des IV. Jahrhunderts im eigentlichen Griechenland vorkommende Nikegestalt, und zudem die älteste aller bekannten Münzdarstellungen des Sieges über- haupt; denn die frühesten elischen Drachmen und Di- drachmen, wie Nr. 32 und 33 scheinen in der That etwas älter zu sein, als die unter Nr. 1 6 aufgezählten sicilischen Tetradrachmen.

Wie aber geschichtlich ein reger Verkehr zwischen Sicilien und Elis beglaubigt ist s*a), so ergibt sich auch der Schluss auf ein solches Verhältniss der beiden Länder durch ihre Numismatik. Beide wählten, und dies gewiss nicht nur zufällig, für ihre Münzen Typen , welche auf die olym- pischen Wettkämpfe Bezug hatten : die sicilischen Städte das Siege sge spann, die Eleier das geflügelte Bild des Sieges selbst. Und dieses, in seiner Entstehung ältere Vorbild scheinen zuerst Syrakusss) und dann die anderen

M) Vgl. die Anmerkung zu Nike Nr. 6.

32a) S. J. H. Krause's „Olympia" und „Gymnastik und Ago- nitstik der Hellenen".

ss) In dieser Ansicht wird man unwillkürlich durch die Ver- gleichung der alterthümlichen Nikefiguren syrakusanischer Tetra- drachmen (Nr. 1) mit denjenigen der ältesten Münzen von Elis Nr. 32 und 33) bestärkt. Beide Darstellungen stimmen in ihren charakteristischen Einzelheiten auffallend überein. Auf der sicilischen Münze fliegt die Göttin nicht; sie eilt nur, aufrecht, mit auf beiden

24

\)t. Fr. Imhoof-Iiluiuer i Die Fliigelgestalten

Städte Sicilien's, zur Verdeutlichung- erlangter Siege in der Rennbahn, auf ihre Münzen als Nebenfigur herübergenom- raen und lange Zeit , nachdem die elische Nike durch andere Sinnbilder verdrängt worden, ausschliesslich beibe- halten zu haben.

Wenn aber die, meiner Ueberzeugung nach gegeu jeden begründeten Zweifel gesicherte Annahme, dass die Nike der elischen Münzen die älteste der uns überlieferten Münzdarstellungen des Sieges sei, als Thatsache wenig- stens für solange bestehen kann , als keine älteren Monu- mente zu unserer Kenntniss gelangen werden, so lässt sich daraus Gewinn zur Aufklärung- der Entstehungsgeschichte der Nike ziehen. Wenn die junge, zum ersten Mal bei Hesiod erwähnte Göttin spätestens im VI. Jahrhundert v. Chr. bildliche Gestaltung erlangte, und diese anscheinend zuerst von einem Orte ausgegangen ist, welcher durch seine periodischen Wettkämpfe von Alters her für ganz Griechen- land und seine Kolonien von hoher Bedeutung war , so kann mit grösserer Bestimmtheit als bisher geschlossen werden, dass Nike ihren Ursprung der Agonistik, dem Siege im friedlichen Kampfe , ihren sichtbaren Ausdruck aber der bildenden Kunst zu verdanken habe. Ob frühere Nikebilder beflügelt gewesen seien, oder ob die Kunst überhaupt von Anfang an der Göttin dieFittige als charak- teristisches Merkmal des Sieges verliehen habe, diese Fragen müssen, trotz bejahender Wahrscheinlichkeit, unge- löst dahingestellt bleiben. Mag auch Aglaophon von Thasos,

Seiten hin ausgebreiteten Fittigen. Ihr Chiton fällt in zahlreiche parallel laufende Falten herunter, und ihre Glieder, Arme wie Keine, sind auf's lebhafteste bewegt. Ganz so in Gestaltung, Habitus und Eile erscheint die Nike von Elis.

der Atliena und Nike auf Münzen.

25

der zur Zeit der Perserkriege blühte, die erste geflügelte Nike g e m a 1 1 haben, so wäre aus dieser ohnehin wenig sicheren Nachricht keineswegs zu schliessen, dass vorher die Bildhauerei und die Stempelschneiderei keine geflügel- ten Nikefiguren geformt hätten. Die elischen Münzen, und die Notwendigkeit, dass plastische Darstellungen der Malerei vorausgegangen seien, widersprechen entschieden einer solchen Ansicht und sichern zugleich um so grössere Wahrscheinlichkeit der andern Nachricht, dass Archermos von Chios, einer der ersten bekannten griechischen Mar- morbildner (ca. 600 —580 v. Chr.), die erste geflügelte Nike geliefert habe **). Die Genauigkeit dieses Zeugnisses schlösse keineswegs aus, dass die Göttin Ursprung und Verbreitung den griechischen Kampfspielen zu verdanken habe.

IV. In der zweiten Hälfte des IV. Jahrhunderts v. Chr., mit Alexander dem Grossen, tritt Nike plötzlich und häufig, zuerst auf den makedonischen Königsmünzen, dann allmä- lig auf dem Gelde der meisten griechischen Fürsten und Städte Europa's, Asien's und Afrika's auf. Sicilien und Grossgriechenland fahren natürlich fort, denselben Typus in alten und neuen Gestaltungen auf ihre Münzen zu setzen. Die nachstehende Uebersicht der verschiedenen Darstel- lungsweisen der Siegesgöttin ist den autonomen griechi- schen Münzen entnommen, welche mit ein paar vereinzelten Ausnahmen in dem Zeiträume von Alexander bis Augustus geprägt worden und auf uns gekommen sind. Alle Bilder sind geflügelt, und wo nichts Gegenteiliges bemerkt ist, mit dem einfachen oder doppelten Chiton bekleidet.

**) Sehol. Avistoph. Av. 575.

26 Dr. Fr. ImhooMUiimei-: Die Flügelgestalten

51. Stehend, den Siegeskranz und ein Gestell zur Errichtung des Tropäums in den Händen haltend.

Alexander d. Gr., X : Müller, Num. d'Alex. p. 3, pl. II. 14—18; Mion. Rec. de pl. LXX, 3; Cab. Allier, pl. V, 8 und 9; Luyues, Choix, pl. XIV, 2; Tresor de num. pl. XIII; m. S. Lysimachos, A : Müller, Die Mzn. des thrak. K. Lys. T. I, 4; Mion. Rec. de pl. LXIX, 6. Fhilippos III v. Maked. X : Tres. de num. pl. XVII, 8 und 9; m. S. Seleukos I v. Syr. X : Eckhel, num. vet. anecd. T. XV, 5. Kyrene, mit dem Bilde des Ptolemaios Soter, X: Finder und Friedlaendcr, Beiträge 1851, T. VIII, 5 und 6; Müller, Num. de l'Afrique, I, p. 53, 221, p. 137, 359; m. 8.

52. Stehend, mit Kranz und Palm zweig; auf den späteren Münzen erscheint sie meist gehend, eilend oder schwebend, und ihr Kranz ist mit kurzen oder langen Tänien geschmückt.

Alexander d. Gr. X: Cat. Allier, pl. V, 7; Tres. de num. pl. XVIII, 4. Mamertini, AL: Torrem. T. XLIX, 1, Auct. I, T. V, 5. Athen, /R und AL ; Mus. 1 lunter. T. IX, 9; Beule, mon. d'Athenes, p.323. T. Q. Flaminius, Makedonien, X: Mionnet, Suppl. III, p. 260, 706. Häufig auf den Münzen der Könige von Syrien, (Demetrius IL, Abg. Taf. V, Nr. 5), Armenien, Characene, Babylon (Timarchos), Farthien etc.: in den Werken Duane's, Mionnet's, im Tresor de num., in der Rev. num. 1866, pl. XI, 15 und 16, etc. Sodann auf Städtemünzen von Lysimachia AL; Farion 4V: 1 lunter, T. XU, 16; Dutens, Explic. pl. I. 7; Pergamos AL: Choiseul-

der Athcna und Nike auf Münzen.

27

Gouffier, II, pl. 5, 6; Tenedos A\: Choiseul, II, pl. 67, 24; Knidos &: Cat. Allier, pl. XVI, 2G; Stratonikea, ü; Taba AI; Apamea Syriae, jL: Pellerin, Rec. II, pl. 77, 17, 21u.22; Hunter, T. V, 16; Damascus AL: Pellerin, 1. c. pl. 78, 28 und 30^ u. s. w. Ebenso auf der Blume eines Balau- stiums stehend: Rhodos, Mus. Hunter, T. XLV, 9 ;

auf einem Elephantenkopf stehend: Juba II v. Mauritanien, Miom Suppl.' IX, pl. IX , , 3 ; Müller, num. de l'Afrique III, p. 106, Nr.' 65—69.

53. Stehend, in der Rechten den Kranz haltend, die Linke im Himation verhüllt.

Seleukidenmünzen; Kapua AL: T. Combe, pl. II, 12; J. Friedlaender, Osk. Mzn., T. III, 15; Elaeusa, Insel bei Kilikien, flL : Pellerin ; Panofka, Einfl. der Gottheiten auf Ortsnamen, II, T. II, 29

Sagalassos, M : Mionnet , Suppl. VII. pl. V, 1

Side, /R: Pellerin, Rec. II, pl. 71, 19 und 20 Mus. Hunter, T. XLIX, 8; Mionnet, Rec. de pl. LXXVI, 10; u. s. w.

54. Stehend, in der Rechten den Kranz, die Linke ohne Attribut und frei.

Seleukidenmünzen; Kavaros, Kg-, v. Thrakien, AL: Cadalvene, Rec. pl. I, 16; m. S. ; Molo, Kg. von Babylon, AL: Rev.num. 1860, pl. XII, 12; m. S. ;

u. s. w.

55. Stehend, mit Kranz und Scepter.

Hipponium &: Carelli, T. 187. 11—13; Se- leukos I, A : Luynes, Choix, pl.XV, 2 ; Antiochos I, Ar: Luynes, Choix, pl. XV, 3, Duane ; pl. III, 6.

28

Dr. Fr. rmhoof-Blumer : Die Fliigelgestalten

56. Stehend , mit A k r o s t o 1 i u m und T r o p ä u m- gestell.

Antigonos, Kg. von Asien, N: Mionnet, S. III, pl. XI, 1.

57. Auf einer Prora stehend, die Salpinx blasend, um den Sieg zu verkünden, und ein Tropä Hin- gest eil in der L. haltend.

Demetrios Poliorketes. N und M.: Eckhel, num. vet. an. t. VI, 9 ; Dutens, Explic. pl. IV, 3 ; Mionnet, rec. de pl. LXX, 11 ; m. S. 5.8. Auf einer Prora oder Basis sitzend; halbnackt und in der R. den Kranz haltend.

Morgantia Sicil. M: Torrein. T. LI, 2; Hunter. T. XXXVIII, 12.

59. Auf einer Prora stehend, mit Kranz und. Palm- zweig.

Asander, N: Visconti, Icon. gr. pl. 42, 8; Wiczay, Mus. Hed. T. XIX, 425—427; Sestini, Mus. Hcd. T. XV, 13 und 14: Köhler, med. gr. pl. VIII, 2 und 12; Berytos, FL: Pellerin, Rec. II, pl. 81, 10; Sidon, Ä: Pell. pl. 82, 20; Tripolis, &: Pell. pl. 82, 32; Hunter, T. LXI, 1; m. S.

60. Auf einer Prora stehen d, mit A k r o s t o 1 i u m und Palm zweig.

Rhodos, FL: Mion. S. VI, 603, 308 und 309? m. S.

61. Knieend, mit Stift und Hammer einen Helm au ein Tropäum befestigend.

Lampsakos, N : Borrell, Num.Chron. VI,pl. 155; wahrscheinlich zu Philipp's oder Alexanders Zeiten geprägt.

der Athcna und Nike auf Münzen.

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62. Stellend, halbnackt, mit Stift und Hammer ein T r o p ä u m herrichtend.

Agathokles, &: Torrem. T. CI; Mion. Rec. de pl. LXVIII, 3; Luynes, Choix, pl. XIII, 1 ; m. S. (Die Kehrseite a b g e b. T a f. V Nr. 6.)

63. Stehend, ohne Attribute, mit lebhafter Anstrengung ein Tropäum aufrich tend.

Antiochos, I : Tres. de num. pl. XXXVII, 3 ; m. S.

64. Stehend, ein T ropä umher richtend.

Tarent, AL: Millingen, Anc. Coins, pl. I, 17; Ca- relli, T. 119, 396; Fyrrhus, i£: Torrem. T. CHI, 8; Adada Pisid. fc: Wiczay, Mus. Hed. T. XXIII, 504; Millingen, 1. c. pl. V, 18.

65. Stehend, ein Tropäum bekränzend.

Kapua AL: J. Friedlaender, Osk. Mzn, T. II, 11 ; Carelli, T. 69, 9; Atella, FL: Osk. Mzn, T. IV, 3; Carelli, T. 70, 12; Tarent, te: Carelli, T. 119, 395; Sambon, pl. XVIII, 32; Lucania. AL: Sambon, pl. XXI, 38; Bruttium, FL: Sambon, pl. XXIV, 45; Rhodos, Ä : T. Combe, T. X, 9 ; Seleukos I, M. : Num. Chron. XIII, pl.II, 3 und 4 und 1870, p. 133.

66. Schwebend, in der R. einen Kranz, in der L. ein

mit Waffen geschmücktes Tropäum haltend.

Pyrrhus. N : Mion. Rec. de pl. LXXI, 6 und 7 ; R. Rochette, Mem. pl. I, 2; Tresor de num. pl. XXI, 16 18: Luynes, Choix, pl. XIII, 3 und 4; Cae- lium, fc: Carelli, T. 98, 12 und 13; Sambon, pl. XVI, 29; m. S. Hier erscheint Nike in grössterEile, mit bis über das Knie hinauf zurückgeschlagenem Kleide.

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J>r. Fr. Iinhoof-lilumer : Die Fliigelgestalten

67. Schwebend, mit Palm z w e i g und T r o p ä u in.

Syrakus, jft: Periodico 1868, T. IX, 4.

68. Eilend, mit beiden Händen ein auf der 1. Schulter aufliegendes Tropäum haltend.

Prusias, AL: Tres. de num. pl. XXIX, 2; m. S. (Abgeb. Taf. V Nr. 7).

69. Knieend, mit Heroldstab und Kranz.

'Mari um, iR: Luynes, pl. XI, 1 ; Rev. num. 1860, pl. I, 3 6; m S. Vor Alexander geprägt, und unbestimmt, ob eine Nikefigur.

70. Auf einem Thunfisch knieend, in der R. ein Akrostolium haltend, die L. verhüllt.

Kyzikos, El. : Rev. num. 1856, pl. II, 5. Dem Stil nach nicht lange vor Alexander geprägt ; ebenso die folgende.

7 1 . Auf einem Thunfisch knieend und einen K r a n /. haltend.

Kyzikos, EL: Cat. Th. Thomas, N. 1776.

72. Auf einer Keule knieend, halbnackt, den 1. Vorder-

arm verhüllt, mit der R. den letzten Buchstaben des Wortes HPAKAEIA schreibend.

Herakleia Bithyn. iR: Sestini, Lett. cont. t. VII, T. I, 16; F. Streber, Num. gr. T. III, 1.

73. Stehend, in der R. ein Akrostolium haltend, mit der Linken den Saum ihres Gewandes erfassend.

Himera, ^: Torrem. Auct. I, T. IV, 3; m. S.

74. Stehend, mit Akrostolium und P a 1 m z w e i g.

Arados, M: Mion.S. VIII, pl. XVIII, 1 ; m. S. Rhodos, ÄL: Mus. Hunter, T. XLV, 8 und 10; Korkyrate: Wiczay, Mus. Hed.T.XIII, 285; m. S.

der Atlicnn und Nike auf Münzen.

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75. Stehend, mit Kranz und Dreizack.

Boeotien, & und A\: Mus. Hunter, T. XIII, 11 und 14; T. Combe, T. VI, 8; Sestini, Mus. Hed. I. Add. II, 3; m. S. (Die Kehrseite ab geb. Tat. V Nr. 8). Kydonia, A\: Mionnet, II, 273, 130.

70. Behelmt, mit beiden Armen einen dahersprengen- den Reiter empfangend.

Tarent, A\: Cnrelli, T. 112, 1GG und 167; m. S.

77. In einem Wagen stehend, ein Zwei- oder Vier- gespann lenkend.

Sicilia, A\ : R. Rochette, Mein, pl. I, 9, 10 und 17 ; Salinas, Mon. delle citta di Sic. T. I, 1 4 und 6; Agrigent, A\: Torrem. T. IV, 10— 12; Mion. Rec. de pl.LXVII, I; Salinas, T. VIII, 10—14; m.S. Choix, pl. IX, 264. Gela, A\: Torrem. T. XXXII, 2 und Au ct. II, T. II, 2; Messana, j£: Hunter, pl. XXXVII, 11; Syrakus, N und A\; R. Rochette, Mem. pl. I? 14; Torr. T. LXXIV, 5; Periodico, 1868, T, IX, 8 und 9; Bert. Bl. 1869, T. LIV, 14; m. S.; Hiketas, A': Torrem. T. CH; Dutens, Explic. pl. IV, 6; m. S.; Hiero II, Ä\: Torrem. T.XCVIII undXCIX; Mionnet, Rec. de pl.LXVIII; m.S.; Gelo II, Ä\: Torrem. T.XCVII; Dutens, Ex- plic. pl. IV 5; Mion. Rec. de pl. LXVIII, 1 ; Luynes, Choix, pl. XIII, 12; Periodico 1868, T. IX, 6; m, S.; Philistis, A\: Torrem. T. CVI; Mion. Rec. pl. LXVIII, 8; Cat. Allier, pl. U, 1 ; R. Rochette, Mem. pl. I, 11 und 12; Luynes, Choix, pl. XIII, 11; Pe- riodico, 1868, T. IX, 1; m. S.; Kapua, fc: Mommsen-Blacas, pl. XVII, 9; Cales, Ai: T. Combe, T. II, 6; Luynes, Choix, pl. I, 10; Sambon,

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Dr. Fr. Tmhoof-Blumer: Die Klügelgestalten

pl. XII, 52; m. S. ; Teanum, A\: Luynes, Choix, ]>1. I, 16; J. Friedlaendcr, Osk. Mzn. T. I, 2; Sam- bon, pl. XII, 50 ; m. S. ; Bruttium, N : Neumann, pop. und reg. numi vet. I, T. I, 12; Carelli, T. 170, 6—8; m. S.; Athen, A\: Hunter, T. IX, 15; Beule, p.343; Kyrene, N: Mus.Hunter, T. XXIII, 9; Luynes, Choix, pl. X, 25; L. Müller, Nura. de l'Afrique, I, p. 50, 102; m. S.

78. In einer Quadriga mit Zeus, als dessen Wagen- lenkerin.

Kampanien, A\: Mommsen-Blacas, pl. XVII, 5; Sambon, pl. XIT, 45 und 46; m. S.

70. Stehend, in der L. einen Blitz haltend, und mit der R. eine der Spitzen desselben berührend.

Tarent, Au: Millingen, Anc. coins, T. I, 18; Areh. Ztg. 1861, p. 144.

80. Stehend, mit Blitz und Palm zweig.

Bruttium, N: Carelli, T. 170, 0.

81. Stehend, mit der vorgestreckten Rechten einen hohen Palm zweig aufrecht vor sich haltend.

Antiochus III? AL: Tres. de nura. pl. XL, 4; Syrakus, AL: m. S.

82. Gleich, aber den 1. Arm auf einen hinter ihr ste- henden Dreifuss gestützt.

Selenkos II, A, : m. S. Choix, pl. VI, 1 09.

83. Stehend, mit dem Kranz in der R. und die L. auf einen mit dem Abzeichen der Seleukiden, dem Anker, gezierten Schild gestützt.

Seleukos, AL: Duane, pl. III, 3; m. S

der Athen» und Nike auf Münzen.

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84. Stehend, mit dem Palmzvveig in der Linken, mit der R. den vor ihr stehenden König bekränzend.

Selenkos ^: m. S. Choix, pl. VI, 198.

85. Stehend, einen Palmzwcig? in derL., mit der R. den sitzenden Demos? bekränzend.

Athen, A\: Beule, Mon. d'Athenes, p. 320.

86. Stehend, die Italia bekränzend.

Samnium, M : J. Friedlaender, Osk. Mzn, T. X. 14—16; in. S.

87. Schwebend, mit beiden vorgestreckten Händen eine Tänie haltend.

Korinth, M: Mion. I, 319, 994; S. IV, 41, 253; m. S. Mionnet erwähnt ferner, I, 317, 970, eine ähnliche Nike, welche einen Dreifuss halten soll.

88. Schwebend, mit Kranz und Tänien.

Kyrene, ÄL: Müller I, p. 55, 236.

89. Stehend, mit Palmzweig und Tänien.

Antimachos, M : Mion. S. VIII, pl. XXI, 4 ; Num. Chron. 1869, T. VIII, 1 ; m. S.

90. Eilend, in der R. einen mit langen Tänien ge- schmückten Scepter haltend; die L. verhüllt.

Amyntas, M : Rev. num. 1845, pl. XII, 1 und 2 ; Arch. Ztg. 1846, T. XLI, 6; 1849, T.X, 6; m. S.

91. Gleich; aber ihr Haupt ist mit der Haut eines Ele- phantenkopfes bedeckt.

Amyntas, Kg. von Galatien, iR : m. S.

92. Halbnackt, vor einem hohen Palm zweig stehend, an welchen sie einen mit langen Tänien geschmück- ten Siegeskranz befestigt.

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Dr. Fr. Imhoof-Blumer; Dl« l-'liijjelgc-stftlteu

Kampanien, üt.: Dutens, Explic. pl. II7 (5; Mommsen-Blacas, pl. XVII, 2; Ascalum, A\. : J. Friedlaender, Osk. Mzn. T. VII, 3 und 4; Carelli, T. 93, 1-3 ;m. S.

93. Schwebend, in der rückwärts erhobenen R. T Uni e d, mit der L. einen über die Schulter gelegten Palm- zweig haltend.

Chabakta, FL: Hunter, T. XVII, 1; Amisus, Komana, etc. FL, m. S.

94. Stehend, mit beiden Händen einen Pal in zweig über dem Kopfe schwingend.

Berytos, FL: Pellerin, Rec. II, pl. 81. 9.

95. Enieend auf einem 0 p f c r t h i e r.

Abydos, Ar : Sestini, Stateri, T. VII, 16; Brit. Mus. Hiefür gilt die Bemerkung zu Nr. 70 und 71.

96. Knieend auf einem vor ihr liegenden 0 p f e r th i er ?, in der erhobenen Rechten einen Palmzweig 1ml tend.

Syrakus, FL: Torrem. T. LXXXI, 9—11; m. S.

9 7 . Stehend, mit P a t e r a und P a 1 in z w c i g.

Ryba, FL: Carelli, T. 95, 3 und 13; m. S.

98. Stehend, eine Blume in der R. haltend.

Leontion, FL: Torrem. Auct. I, T. V, 4; Hunter, T. XXXII, 21. Katana, FL: de Dominicis, Repert. II, 344, 4, mit PalmzWeig und Blume.

99. Stehend, mit der R. eine vor ihr stehende A m p h o r a bekriinzend, in der L. den Palm zweig haltend.

Athen, A\: Beule, p. 301.

der Athena und Nike auf Münzeu.

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100. Stehend, das Haupt mit der Mauerkrone ge- schmlickt. in den Händen Kranz und Palm- zweig haltend.

Demetrios II. v. Syrien, M\ Mion. S. VIII, 48, 249; _ Aretas, Kg. d. Nabatäer, AL: Rev. num. 1858, pl. XIV, 2.

101. Stehend, die E. auf einen vor ihr stehenden Anker oder Steuerruder gelegt, in der L. ein Füll- horn.

Alexander Bala, AL: Duane, pl.XIX, 4u. 5; Tres. de num. pl. L, 12; m. S. In Kr. 100 und 101 erscheinen, wie wir bei Terina gesehen, zugleich Nike und eine Stadtgöttin in einer Figur personi- ficirt. Die auf parthischen Tetradrachmen und anderen Münzen vorkommende Tyche , mit den Attributen von Kranz und Füllhorn, oder Palm- zweig und Füllhorn, ist wohl auch in diesem Doppelsinne aufzufassen.

102. Schwebend, mit der R. einen Kranz hinhaltend, mit der L. den Saum des Ge wände s erfassend.

Mesma, M: G. Fiorelli, Mon.ined 1845, T. II, 15.

103. Sitzend, mit Palmzweig.

Samnium, JR : Millingen, Syll. pl. I, 2 u. a. 0.

Zur Vervollständigung des vorstehenden Verzeichnis- ses der Nike-Figuren auf Münzen, und zum Zwecke allfäl- liger Studien über die Gesichtsbildung der Göttin, füge ich hier noch die mir bekannten, als Münztypen vorkommenden Nikeköpfc bei : a) Metapont, A\: NIKA vor dem Kopfe, welcher mit einem Diadem, und einem mit drei Sternen gezierten Reticulum geschmückt ist. Carelli, T. CLI, 61 ; m.S.

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Dr. Fr. Imhoof-Rluraer: Diu Fliigelgestalten

b) Mi NIKA vor dein Kopfe, dessen breites Diadem

mit einem Oelkranze geschmückt ist; m. S. und Carelli, T. CLV, 123; ähnlich Nr. 122 und 124.

c) R: NIKA am Halsabschnitt; der Kopf ist mit einem

aus aufwärts stehenden Blättern gebildeten Kranz geschmückt; m. 8., Choix, pl. VIII, 258, ähnlich Carelli, T. CLVII, 145.

d) ?L : NIKA unter dem nur mit Ohrgehänge ge-

schmückten Kopf; m. S. ; gleich , aber ohne Aufschrift bei Carelli, T. CLVIII, 159; Hunter, T. XXXVIII, 1.

e) Bruttium, M und ÄL: Diadem und kleine Schulterflügel ;

Carelli, T. CLXXI, 18—21; CLXXIII, 63—70; m. S.

f) AL; NIKA vor dem Kopfe mit Diadem, ohne Flügel:

Carelli, T. CLXXIII, 55—62; m. S.

g) Terina. Die weiblichen Köpfe der Münzen dieser

Stadt sind wahrscheinlich alle Nikeköpfe; Carelli, T. CLXXVII— CLXXX. Vgl. Nr. 47—48.

h) Dyrrachium, IL : mit Schulterflügeln ; T. Combe, T. V,

13; m. S. i) Anaktorion, M: AKTIAZ (vtxij) mit Diadem; m. S.

Choix, pl. I, 36.

kj Lampsakos, N : Brandig, Münzwesen, p. 410, aus dem Musee Luynes, Choix, pl. X, 18.

1) Klein- Asien, unbestimmt, El.: Brustbild; Brit. Mus. Sestini, Stateri, T. VII, 8.

m) Fulvia Pkryg. AL: mit Schulterflügeln ;Rev. num. 1853, p. 248, pl. X, 5.

der Athena und Nike auf Münzen.

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n) Philomelium Phryg. FL: mit Schulterflügeln und Palm- zweig; Pellerin, Eec. II. pl. XL VII, 83; m. S.

o) Juba I. Kg. v. Numidien, M: Bekränzt und beflügelt; Müller, Nura. de l'Afrique, III, p. 42, 52 ; m. S.

Soweit mir numismatische Sammlungen und Litera- tur 35) zugänglich waren, enthält die vorstehende Uebersicht alle auf autonomen griechischen Münzen erscheinenden Flügelgestalten, welche als Nike gedeutet werden können und müssen. Andere durch Münzen bekannte menschliche Flügelfiguren lassen keine Assimilation mit Athena oder Nike zu; die meisten derselben gehören der asiatischen Symbolik an, und wenige sind weiblichen Geschlechts. Zu den letzteren gehören :

Die Gorgo auf etruskischen Silbermünzen von Faesulae ? Luynes, Choix, pl. I, 5; Rev. num. 1859, pl. XV, 14; Mommsen-Blacas, pl. XVIII, 1 ; Sambon, Recherches, pl. III, 10 und 12.

Knieende weibl. Figur, welche in der R. einen Thun- fisch hält, und mit der L. den Saum des Kleides erfasst: Kyzikos, El.; Luynes, choix, pl. X, 8; Cat. Th. Thomas, Nr. 1774.

Obertheil derselben Figur, mit einem Fisch in der R. : Kyzikos, EL; Mionnet, S. IX, pl. X, 4; Cat. Allier, pl. XII, 6.

S5) Die Angabe aller Abbildungen, welche auf eine und die- selbe Gestaltung der Nike zu beziehen sind, erschien mir über- flüssig; auch verwies ich auf die oft unzuverlässigen und schlecht ausgeführten Zeichnungen in Sestini's und andern Werken nur dann , wenn ich die Richtigkeit der Abbildung durch Originale be- stätigt fand oder wusste.

Dr. Fr. Imhoof-Blumer : Die Kugelgestalten

Harpyen: Kleinasiatische Münzen, El. und M: Mil- lingen, Sylloge, pl. III. 39; v. Prokesch- Osten, Inedita, 1854, T. IV. 7; m. S.

Knieende Figur im Chiton, mit beiden Händen einen Diskos vor sich herhaltend. Unbestimmt ob wirklich weib- lich: Marium Cypr. iR: Luynes, Num. Cypr. pl.VII, 2 4; Kev. num. 1860, pl. I, 7 und 8; E. Curtius, knieende Figuren, 1869, T. I. 6; Mus. Hunter, T. LXVI, 19 (und 20 ohne Chiton).

Knieende Figur im Chiton, mit ausgestreckten Armen. M. M. S. Choix pl. V, 179.

Nemesis erscheint mit Beflügelung erst auf Münzen der Kaiserzeit, in Smyrna und anderen kleinasiatischen Städten.

Männliche Flüge Ige stalten auf Münzen :

Eroten, auf Münzen von Tarent (Millingen, anc. coins, pl. I, 16) Barium, Bruttium, Orra (v. auch mein Choix, pl. VIII, 262), Eryx, Aphrodisias, Nagidos, Antiochus VII, etc.

Stehende nackte Figur, von vorn, mit gesenkten Armen: Aspendos, iR: m. S., Choix, pl. V, 161.

Ein Wagenlenker. S. Anm. 15.

Eine knieende nackte Figur mit Eberkopf?, in der R. einen Thunfisch haltend: Kyzikos, El.: m. Samml. Choix. pl. III, 102.

Eine stehende nackte Figur, in jeder Hand einen Fisch haltend: Kyzikos, ü: Berl. Bl. 1866, T. XLIV, 1.

Talos: Phaistos, M: Mus. Hunter, T. XLIII, 3; Cat. Allier, pl. VII, 5.

der Athena und Nike auf .Münzen.

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Knieende Figur, mit Schulter- und Fersenfltigeln : Lykien, Ai Luynes, Num. Cypr. pl. II, 14, VI, 7 und 8; Curtius, Knieende Fig. 1869, T. I, 16; m. 8.

Figur mit bärtigem Doppelkopf und vier Flügeln, einen Diskos vor sich haltend: Marium, /R: Mus. Hunter, T. LXVI, 21 und 22.

Kronos, mit sechs Flügeln, stehend: Byblos, 3L: Binder und Friedlaender, Beitr. 1851, T.VI, 6; Rev. num. 1856, pl. XIII, 7 ; m. S. Choix, pl. VII, 224.

Knieende Figur mit vier Flügeln, und einem Attribut in jeder Hand: Malta, iE: Torrem. T. XCII, 2 9; Mus. Hunter, T. XXXVI, 23 und 24; Curtius, 1. c. Nr. 17; m. S.

Das Resultat dieser statistischen Uebersicht von Flügclgestalten auf Münzen ist einleuchtend. Unter mehr als hundert Beispielen, welche einem Zeiträume von über fünf Jahrhunderten angehören , befindet sich ausser den vier in Frage stehenden, der Athena ähnlichen Figuren, nicht eines, welches eine geflügelte, vollständig zum Streite gerüstete oder gar kämpfende weibliche Fitigelfigur dar- stellte. Nur ausnahmsweise trägt Nike einen Helm auf dem Kopfe (Neonteichos und Tarent Nr. 76), oder einen Schild als Abzeichen (Nr. 83), nicht als Waffe, in der Hand. Erscheinungen aber, wie die soeben angeführten, weisen überzeugend nach, dass in einer wirklich voll bewaffneten Flügelgestalt niemals eine Nike erkannt werden kann : einer entgegengesetzten Ansicht würden von vornherein die allgemeinen und die besonderen Auffassungen der Siegesgöttin und der ganze klare Begriff des Sieges, sowie endlich der gänzliche Mangel erforderlicher Zeugnisse

40 Dr_ fj-. Imhoof-Blumer i Die Flügelgestalten

durch Bildwerke und Schriftsteller, unabweisbar entgegen- treten. Es fragt sich somit nur noch, ob die betreffenden Münztypen zu ihrer Zeit als geflügelte Pallasbilder galten oder gelten konnten.

Abgesehen von den Flügeln, würde jede der vier Figuren unbedenklich für Äthena gehalten werden ; denn genau so, bis in jedes Detail ähnlich, kömmt sie auf ungefähr gleichzeitigen Münzen derselben Länder wirklich flügellos vor. (Nr. I, Taf. V Nr. 1, ausgenommen.) Es müssten nun ungemein triftige Gründe vorliegen, um für die geflügelte Darstellung diejenige Deutung, welche sich für die ungeflügelte in klarer Weise ergibt, zu ver- werfen. Solche Gründe sind aber nicht vorhanden. Offenbar haben wir es nur mit einer geflügelten Kriegs- göttin zu thun, welche zweimal als Streiterin, zweimal als Siegerin erscheint. Prüft man eingehend die ver- schiedenen für sie denkbaren Benennungen, so bleibt kaum ein anderer Name als Athena übrig; für Athena spricht namentlich, um von anderen Umständen abzusehen , ihre Haltung , Kleidung und Bewaffnung. Die bisherige Forschung über die Flügelgestalten der alten Kunst hat ergeben, dass der besondere Sinn der Beflügelung sich immer mit der besondern Individualität der betreffenden Gottheit in Einklang bringen lässt. Damit ist auch zum Voraus die Möglichkeit der Beflügelung einer Athena Nike, Promachos etc. ausgesprochen, insofern man diese Mög- lichkeit nur auf die Zeit der spätem griechischen Kunst- richtung beziehen will. Gegen eine solche Auffassung kann mit keinen Belegen gekämpft werden; für dieselbe aber sprechen deutlich die Darstellungen auf Münzen, sowie die Ansichten Eckhel's nebst einigen Zeugnissen

der Athena und Nike auf Münzen.

41

alter Schriftsteller, welche dieser grosse Kenner des Alter- thunis gesammelt hat 36).

Diese Folgerungen schliessen keineswegs aus, dass vor und während der höchsten Blüthezeit der Kunst die Athena-Nike nur ungeflügelt dargestellt worden sei. Allein ebensowenig, ich wiederhole es, lässt sich leugnen, dass spätere Athenabildungen ganz wohl mit Fittigen haben ausgestattet gewesen sein können. Und diesen späteren Zeiten gehören die in Frage stehenden Münzen unbedingt an : die zwei kämpfenden Figuren dem Ende des IV. Jahr- hunderts, die zwei ruhenden dem zweiten vor Chr. Eine aus dem eigentlichen Griechenland stammende geflügelte Athena, als Nike oder mit einem andern ihrer zahlreichen Prädikate bezeichnet, kann also vom Anfang der Dia- dochenzeit an, nichts Befremdendes mehr haben 3?).

Sehr bemerkenswerth, und den bis anhin geäusserten Ansichten ganz entsprechend, sind einige fernere Um-

36; Doct. nnm. vet. I, 261, II, 214 und III, 230. Die im T. II unter Athen beschriebenen Kupfermünzen mit dem Pallaskopf einerseits und einem Tropäum oder einer Eule auf der Kehrseite, sind von Pergamos in Mysien. Ch. Lenormant im Tresor de num. p.l 2, 15, die Flügelgestalt der Münzen des Demetrios II erklärend, sagt mit unvergleichlicher Oberflächlichkeit: „La figure de Pallas avec des ailes est celle de Pallas-Nike, ou Victoire, que l'on trouve sur les.medailles d'Athenes; und citirt dabei Eckhel, offenbar ohne die Beschreibung der fraglichen Münzen nur ange- sehen zu haben.

37) Viel merkwürdiger ist die Darstellung einer Artemis mit Beflügelung, auf dem Kypseloskasten. Da sie aber einer viel frühern Zeit angehört, so ist dieser Fall in keine Parallele mit dem Gegen- stand dieser Untersuchung zu ziehen. Hierüber und über die etrus- kischen Flügelgestalten vgl. Gerhard, Ucber die Flügelgestalten S. 195.

42

Dr. Fr. Imhoof-Blumor : Die l'liigelgestalten

stände. In jeder der , vier Münzserien, wo die geflügelte Athena vorkömmt, erscheint nämlich gleichzeitig auch ein Bild der geflügelten Siegesgöttin: so sind der böo- tischen Athena. die Nike Nr. 75 des gegebenen Verzeich- nisses, — derjenigen des Agathokles, Nr. 62, des Pra- sias, Nr. 68, und des Demetrios, Nr. 52 und 100 ent- gegenzustellen. Zudem wird auf Münzen der drei ersten Serien die sonst überall häufig dargestellte flügellose Athena gar nicht getroffen äs); sie ist also durch das ge- flügelte Bild ersetzt worden. Wenn von dieser Regel die Münzen des Demetrios-Nikator eine Ausnahme zu machen scheinen, so ist diese sehr leicht erklärlich durch die mehr als zehnjährige Unterbrechung der Regierung des Königs; in diesen Zeitraum fallen die Prägungen des Tryphon und der beiden Antiochos VI und VII ; je vor und nachher aber wird durch Demetrios eine der beiden verschiedenen Pal- lasfiguren zur Darstellung gebracht worden sein.

Von Wichtigkeit ist auch die Münze des Prusias sub. IVa, wo, statt der Schulterflügel, Schwingen am Helme der Athena angebracht sein sollen. Gewiss haben diese wie jene die gleiche Bedeutung; und durch diesen Wechsel, sowie durch die Darreichung des Siegeskranzes sind diese Pallasgestalten um so wahrscheinlicher zur Athena-Nike gestempelt.

38) Eine böotische Kupfermünze mit Pallas bei Mion. S. III, 507, 35, ist nach einem schlecht erhaltenen und überpiägten Original beschrieben, dessen Abbildungen bei Haym , Thes. Brit. I, T. XXII, 7 und bei Getaner, T. XV. 18, hinlänglich beweisen, dass weder der ersten noch der zweiten Prägung des Stückes ein Pallas- bild zu Grunde liegen konnte.

der Athens und Nike auf Münzen.

43

Vollends überzeugend für die Richtigkeit der bis- herigen Deutungen muss schliesslich die nähere Prüfung der einzelnen Darstellungen wirken.

Die geflügelte Kämpferin des schönen Agathokles Staters (Abgeb. Taf. V Nr. 2) scheint eine Pallas Pro- machos zu sein ='•»). Anlässlich ihrer Beschreibung sub. II ist die frappante Aehnlichkeit in Bewaffnung, Gewandung und Bewegung mit den Pyrrhusmünzen (Abgeb. Taf. V Nr. 9) hervorgehoben worden; die zu ihren Füssen sitzende Eule verscheucht vollständig jede Vorstellung einer an- deren Gottheit. Der Vogel einerseits, und anderseits das mit der Haut eines Elephantenkopfes bedeckte jugendliche Haupt, welches an die gleichzeitigen ägyptischen Münzen des Alexander Aegos erinnert39a), weisen nach dem ein- stimmigen Urtheile von Münzkundigen auf die siegreiche Schlacht hin, welche olO J. v. Chr. Agathokles den Kar- thagern in Afrika geliefert, und von welcher Diodor in seinem 20. Buch, 11, eine umständliche Beschreibung gibt. Agathokles liess, um seine kleinmüthig gewordenen Sol- daten anzufeuern, von verschiedenen Punkten der Schlacht- linie aus eine Menge Eulen auffliegen, welche sich auf Helme und Schilder der Krieger niederliessen, und, als gute Vorbedeutung und Siegesverheissung der Pallas, von dem Heere begrüsst, den Kampf wieder herstellten. Vgl. Eckhel, 1. c. I, 261. Diodor's Bericht und die

39; Diesem Bilde ähnlich ist dasjenige des schon erwähnten Denars Domitian's, für welches vielleicht auch etruskische Einflüsse geltend zu machen wären.

s»a) Auch die Darstellung auf der Kehrseite dieser Münzen stimmt mit derjenigen des syrakusanischen Staters überein, indem jene eine Pallas-Promachos ist, jedoch eine flügellose.

44

Dr. Fr. Tmhoof-Blumer: Die Fhigelgestalten

Münztypen scheinen sich gegenseitig- zu bestätigen: die Göttin ist hier die zum Siege verhelfende Athena Promach os.

Die beflügelte Göttin der Kupfermünzen desDemetrios Nikator (sub III, Taf. V Nr. 3), welche Mionnet fragend als Nemesis bezeichnet, unterscheidet sich, abgesehen von den Fittigen, einzig dadurch von der Pallas Nikephoros, welche auf den zahlreichen Tetradrachmen des Bruders des Demetrios, Antiochos VII*0), als Haupttypus vor- kömmt (die Kehrseite ab geb. Taf. V Nr. 10), dass die kleine Nikefigur bei der letztern von der Hand wegfliegt, um Sterblichen den Sieg zu bringen , bei der erstem aber ihre Herrin bekränzt, um diese als Nike zu kenn- zeichnen. An der Identität des Typus ist daher nicht zu zweifeln.

Die Athena der Münzen desPrusias(sub. IV und IV\. Taf.V Nr. 4) habe ich bereits als Athcna-Nike bezeichnet. Das, auf gleichartigen Münzen mit den Schulterflügeln ab- wechselnde Beizeichen der Helmflügel, ist ein ohnehin bekannter Schmuck einzelner Pallasköpfe, so auf Münzen von Herakleia in Lukanien n), von Metapont *2), von Ar- kesine auf Amorgos *3) u. s.w. Den Siegeskranz und

40) Duane, pl. XVI, 1—3, -XVIII, 12 und 13; Tresor de nuni. pl. XLIX, 5 und 6. Duane's Tafel VIII, G zeigt ein Tetradrachmon des Antiochos VII mit der gewöhnlichen Pallas-Nikephoros, an deren linken Schulter jedoch der obere Theil eines Flügels bemerk- bar ist. Ohne Zweifel beruht diese Angabe auf einer durch die tief herabhängende Crista des Helmes hervorgerufenen Täuschung.

*i) Mus. Hunter, XXIX, 16 ; m. S.

*») T. Combe, T. III, 17; Carelli, T. 156, 129; m. S.

4s) Meine S., ähnlich der Münze bei P. Lambros, Nop., rij? vr,>jrj-j 'Aftop/oö 1870, Nr. 20.

4 'S

der Atheiia und Nike auf Münzen. ^^

den Schild mit dem Medusenhaupt findet man bei einer sitzenden Pallas auf den Silbermünzen der Attalen vonPergamos **) (die Kehrseite ab geb. Taf. V Nr. 11), von welcher sich also die stehende bithynische nur durch den Zusatz von Schwingen und durch das Fehlen des Speers unterscheidet. Die letztere Thatsache mag bis jetzt hauptsächlich dazu beigetragen haben, die Figur als blosse Nike anzusehen. Sonst sind Pallasfiguren mit dem Kranz als Attribut selten; eine stehende kömmt bei Duane, pl. XVII, 6 und 7, auf Münzen des Alexander Zebina vor. Sie können ebenfalls als Darstellungen der Athena-Nike gelten.

Der Flügelgestalt der böotischen Münze (Taf.V Nr. 1) wage ich nicht ein ganz bestimmtes Prädikat beizulegen. In wesentlichen Einzelheiten weicht sie von den übrigen beflügelten Pallasfiguren nicht unbedeutend ab. Eine Kopf- bedeckung scheint der Göttin zu fehlen*5); ihre Flügel sind stark bewegt, und indem sie in der erhobenen Rechten den Blitz schwingt, schüttelt sie anderseits die über den linken Arm geschlagene Aegis. Der vorn in dichte Falten fallende Chiton und die ganze stürmische Haltung erinnern lebhaft an die Gestaltung verschiedener Blitze schleudern- der Pallasbilder, z. B. auf den Kupfermünzen von Syrakus, deren Kopfseite mit derjenigen unserer Münze ebenfalls

**) Visconti, Jcon. gr. pl. 43, 11 und 14; Mion. S. V, pl. IV, 2; m. S.

*5) So zeigt sie wenigstens Dardels Stieb, den ich hier wieder- gebe und an dessen Richtigkeit ich nicht zweifle. Das Original kann ich leider jetzt nicht untersuchen, noch untersuchen lassen, weil es in Gesellschaft von 300 anderen seltenen und inedirten Stücken meiner Sammlung die Belagerung von Paris ausgehalten und noch herrenlos sich dort befindet.

415

Dr. Fr. Imhoof-BIumei : I > i c l-'liigclgestalten

übereinstimmt '*•) ; auf Silbermünzen der makedonischen Könige Antigonos Gonatas 47) und Philipp V4«) und ganz besonders auf Silber- und'Kupfermünzen der lykiscben Stadt Phaseiis*9), auf welcher Pallas ganz gleich mit Blitz und Aegisj statt wie bei der häufigsten Darstellungsweise, mit Schild und Speer, oder mit Blitz und Schild, bewaffnet ist ; ferner noch auf Silbermünzen des baktrischen Königs Me nander (ab geb. Taf. V Nr. 12), abwechselnd mit Blitz und Aegis, und Blitz und Schild. Aus dem Gesagten geht so viel klar hervor, dass die Figur eine Athena ist, und zwar eine Art Promächos, wie eine ähnliche bereits der Stater des Agathokles mit gewöhnlicher Kriegsrüstung zeigte. Dass ihr Haupt hier nicht mit dem Helme ge- schmückt ist, kann jui einer Gottheit, die sich nur gött- licher Attribute zum Kampfe bedient, nicht befremden, üebrigens sind un behelmte Athenaköpfe durch Sta- tuen r'°) und Münzen gesichert. Auf schönen und seltenen Didrachmcn und Obolen des lukanischen Hcrakleia »») kömmt das mit Oelblättern geschmückte Haupt einer Athena., rings umgeben von der geschuppten, mit Schlangen um- säumten Aegis, vor. Die beiden Göttersymbole, Blitz und A e g i s, kommen, e i n z e 1 n, verschiedenen Gottheiten zu.

*«j Mus. Hunter, pl. 54, 17.

*7) Beitr. z. altern Mzkde., 1851 . T. V. 5 und m. S. Choix, pl. I, 80.

48) Mion. 8. 111, pl. XI, 3-, Num. Chron. 1861, pl. VI, 2; m. 8.

*•) Mus. Hunter, T. 43, 12; Mion. III, 442, 68 und 69, und 8. VII, 19, 79 und 80; Waddington, Rev. num. 1853, 95; m. 8.

so) De Clarac, Musee de Sculpture, T. III, 192, pl. 474 A, Nr. 899 E, in der Haltung gleich der behelmten auf pl. 471, Nr. 900.

51) Millingen, Consider. Suppl. pl. I, 5 und 6; Luynes, Choix, pl. III, 3; Minervini, Saggio, pl. II. 14—16; Sambon pl. XX, 22.

der Athen* and Nike auf Münzen.

47

z. B. der Wetterstrahl der Nike (Nr. 79 und 80 des Niken- verzeichnisses) und der Nemesis (Analeet. II, p. 211); die Acgis dem Apollo (Apollo Stroganoff, vgl. Otto Jahn, Aus der Alterthumswissenschaft, 18G8, p. 270, Taf. IV), und dem Ares (K. B. Stark, Ueber einen Ares Soter mit der Aegis und die Bedeutung der Letztem, 1864): vereint alter können sie nur bei Zeus und bei dessen Tochter Athens getroffen werden. ein Grund mehr, um in dem fraglichen Bilde keine andere Gottheit als die Athena, z. B. also keine Nemesis oder Enyo zu suchen, so sehr sich die letztere böotischen Kulten anpassen Hesse 52). Wel- cher besondern Auffassung die Figur entsprungen sei, bleibt noch eine schwer zu entscheidende Frage ; immerhin Hesse sich untersuchen, ob die Ansichten, welche Fr. Creu- zer in seiner Symbolik M) über den Begriff der MpxcioUr, äusserte, bei näherer Prüfung bestehen, und dieser Name als ein Prädikat der Athena (als Rächerin) gelten können ; und ob sodann auf dieser oder einer andern Basis ein durch den Münztypus bestätigter, der böotischen Religion eigentümlicher Athenakultus festzustellen möglich wäre 54).

Ein Wort noch über die Zeit der Prägung jener böotischen Münze.

Aus der Vergleichung ihres Stils mit demjenigen anderer Kupfermünzen ist mit ziemlicher Gewissheit zu schliessen, dass jene der Zeit des makedonischen Königs K a s s a n d c r angehört. Mit dessen Münzen hat sie in der That

52) K. 0. Müller, Orchomcnos zweite Aufl. p. 22!).

**) Dritte Aufl. III, 384 ; IV, 299 etc.

&ij G. Rathgeber, in der Encyclop. v. Brach und GJrubcr III, 4, p. 448 nennt die Pallas der böot. Münze kurzweg und ohne irgend welche Begründung, die Itonische Athena.

48

Dr. Fr. Imhoof-Blumer: Die Flügelgestalten

die bestechendste Aehnlichkeit. Nachdem Kassander die Familie des grossen Alexander vernichtet, und seine Herrschaft in Makedonien befestigt hatte, brach er im Jahre 316 v. Chr. nach Griechenland auf, und beschloss bei seinem Zuge durch Böotien, die zwanzig Jahre vorher durch Alexander grausam gezüchtigte und dem Boden gleich gemachte Stadt Theben wieder herzustellen. Er scheint dabei nicht allein von dem Gedanken geleitet gewesen zu sein, in der Kadmeia einen festen Platz mehr in Griechenland zu erwerben, sondern er mag auch seinem Hasse gegen Alexander und gegen dessen Andenken gefröhnt haben, dass er des Letztern grausames Verfahren in seinen Folgen wieder gut machen und somit deutlich missbilligen wollte. Es ist sehr wahrscheinlich, dass unsere Münze von den ersten Prägungen herrührt, welche nach dem Wiederaufbau der unglücklichen Stadt die Thebaner im Namen des böotischen Bundes wieder aufzu- nehmen Veranlassung gefunden hatten.

Obgleich das bei Betrachtung der agathokleischen Pallas - Promachos gewonnene Resultat den Versuch zu- lassen würde, die Wahl des auf der böotischen Münze angebrachten Typus in nähere Beziehung mit den erwähnten historischen Vorgängen zu bringen, so erscheint mir doch eine derartige Untersuchung für so lange unstatthaft, als der eigenthümliche Charakter der Pallasgestalt nicht als Rächerin, Vergelterin oder anders sicher bestimmt werden konnte.

Ich bescheide mich, vorläufig auf Münzen das nachgewiesen zu haben, was auch in anderen Denkmäler- klassen hat vorkommen können; nämlich, dass geflü-

der Athena und Nike aut' Münzen.

49

gelte Athenabilder der griechischen Kunst keines- wegs fremd waren 5*).

Erklärung der Abbildungen auf Tafel V mit Hinweisung auf

den Text.

A . Vier Münzen mit Darstellung der g e f 1 tt g e 1 1 e n Athena.

1. Bronzemünze von Boeotien (im Text mit I bezeichnet.)

2. Goldstater des Tyrannen Agathokles von Syrakus (im Text II.)

3. Kupfermünze des Königs Demetrios II von Syrien (im Text III.)

4. Kupfermünzen des Königs Prusias I oder II von Bithynien (im Text IV.)

B. Vier Darstellungen der Nike auf Münzen welche gleichzeitig mit den obigen Bildern der Athena, von den nämlichen Ländern und Fürsten geprägt worden sind.

5. Kupfermünze des Königs Demetrios II von Syrien (Im Nike-Verzeichniss Nr. 52.)

55) Nach Abschluss dieser Untersuchung finde ich in den Annali dell' Instituto 1866 p. 330 noch eine Kupfermünze von Bulis in Phokis angeführt, deren Beizeichen auf der Kehrseite von A. Postolacca folgendennassen beschrieben ist: Pallas d. gradiens pendentibus exhumero alis, d. hastam intorquet, sin. clypeuni praetendit. Nach der Abbildung welche von dieser Münze in den Monumenti, vol.VIIl, tav.XXXII, 15 gegeben ist, niuss entweder die Zeichnung oder die Beschreibung unrichtig sein, da auf der erstem keine Beflügelung der Pallas sichtbar ist.

4

50

J)r. Fr. Jmhoof-Ulumcr : Die l'lügelgestaltcn etc. etc.

6. Kehrseite" eines Tetradrachmons des Aga- thokle s Tyrannen von Syrakus. (Nike-Verzeich- niss Nr. 62.)

7. Bronzemiinze des Königs Prusias I oder II von Bithynien. (Nike-Verzeichniss Nr. 68.)

8. Kehrseite einer Silbermiinze von Boeotien. (Nike-Verzeichniss Nr. 75.)

C. Vier Darstellungen ungeflügelter Pallas- bilder deren Haltung, Gewandung oder Attribute jenen der geflügelten Göttin, (siehe oben A. 1 4) entsprechen.

9. Kehrseite einer Silbermiinze des Königs Pyrr hos von Epirus. (Siehe »S. 43).

10. Kehrseite eines Tetradrachmons des syrischen Königs Antiochos VII Evergetes, Bruders des Demetrios II Nikator. (S. 44.)

11. Kehrseite eines Tetradrachmons eines pergame- nischen Königs Eumenes. (S. 45.)

12. Kehrseite einer Silbermiinze des baktrischen Königs M e n a n d e r. (S. 46.)

51

IL

Suite des monnaies inedites d'or et d'argent d'Alexandre le Grand ').

Par Älr. le Baron de Frokescli-Osten.

Depuis ist, fin de l'annee 1868, epoque de la publi- cation d'une premiere Serie de medailles d'Alexandre le Grand qui se trouvent dans ma collection et ne se rencon- trentpas sur les tables de Müller, d'autres pieces semblables me sont parvenues. Leur nombre me parait justifier la publication de la presente suite. «Ten ai essaye le clas- sement, laissant Celles qui ra'ont paru incertaines ä l'etude de numisraates plus experimentes. Je ne pouvais que niarcher sur les traces de Mr. Müller dont l'excellent ouvrage sur la numismatique d'Alexandre le grand, monument d'erudition et d'un noble devouement pour la science, a fixe ä raidedel'histoire les grandes circonscrip- tions territoriales oü, ä des epoques egalement determinees

') Voyez v. Prokesch -Osten: Liste des Alexandres de ma collection qui ne se trouvent pas dans le Catalogue de Mr. L. Müller. Numismatische Zeitschrift. Jahrgang 1869, pag. 31 64.

4*

52

v. Prokesch-Osten : Suite des monnaies inedites

par lui, la monnaie du grand conquerant a pu etre frappee; il a specifie de meme, ä l'aide de signes distinctifs et de monogrammes , grand nombre d'ateliers d'emission et il nous a legue la täche de completer autant que possible ce qu'il avait commence avec un succes incontestable.

Je pense avec Müller que les monogrammes indiquent assez souvent le nom de la ville ou des villes qui se ser- vaient d'un atelier commun ; mais il est egalement indubi- table que les monogrammes indiquent aussi souvent les noms des magistrats qui presidaient aux monnaies. Nous voyons encore sur nombre de medailles presque toujours du meme style un meme monogramme associe aux mono- grammes ou signes de differentes localites, ce qui autorise ä presumer une Convention entre ces localites pour faire diriger et surveiller l'emission par un meme prepose. De teile nature me parait p. e. la serie de Müller Nr. 667 et celle de Nr. 735 je prends le monogramme commun comme indiquant le magistrat en question.

Ayant regle quelquefois ma Classification ä l'aide de monogrammes des autonomes en bronze , je crois devoir observer que j'ai toujours eu soin de choisir des AL ou contemporaines d' Alexandre ou qui precedent ou suivent de pres cette epoque.

Je me bornerai aujourdhui ä quelques remarques sur les State res. Mr. Müller, dans le §. 2 de son ouvrage, a releve que le casque de Pallas est tantot orne d'un serpent, tantot d'un griffon, quelquefois d'un Sphinx et que, plusrare- ment encore , il est sans ornement quelconque. Le celebre Numismate n'aecompagne ces indications d'aucune Obser- vation. II me parait ditficile d'admettre pour une monnaie dont le type normal etait evidemment prescrit par l'autorite

d'or et d'argent d'Alexandre le grand. «W

Royale, l'ornement du casque de la deesse tutelaire aban- donne au caprice du graveur. II faut supposer, ä ce que je pense, entre l'ornement et la localite de Immission un rap- port qui explique et justifie l'ornement. Or, nous savons que le Jupiter assis du revers sur les M d'Alexandre, frappees en Europe, representait Jupiter Bottiee, tandisque sur nombre d' M frappöes dans les pays orientaux ce Jupiter assis est ßvidemment Baal-Tarse. II est donc permis de supposer la tete de Pallas sur les stateres originairement copiee d'une statue de la deesse qui ne saurait etre que celle qui portait ä Pella le prenom d' Aleide. J'en conclus que les stateres ä serpent appartiennent ä l'Europe et aux pays d'Asie conquis tout d'abord ou en communication fröquente et reglee avec l'Europe. Je ne sais pas si je dois admettre la tete de Pallas avec le casque ä griffon egale- ment copiee d'une statue; il me suffit que le griffon, embleme sacre des Persans, nous renvoye aux contröes sous la domination de la Perse avant l'6poque d' Alexandre, savoir ä la partie Orientale de l'Asie inineure, ä la Cilicie, a la Phenicie et ä la Syrie. II y a effectivement une grande difference de style dans les stateres ä griffon compares ä eeux ä serpent. La tete de Pallas est plus ramassee, le profil moins grec, la chevelure plus abondante et moins dressee, le casque plus large, les panaches sont plus gros ; de meme la Victoire qui sur les stateres d'Europe est dans une pose calme et quelquefois severe, se voit sur ceux ä griffon presque toujours en mouvement, ses ailes sont plus tendues, sa tete est surmontee d'une touffe plus prononcee, la draperie est plus inquiete.

Quant aux stateres ä sphinx, le style les rapproche ä ceux de l'Asie mineure occidentale. Le profil de la tete de Pallas est noble et fin, la Victoire toujours marchant, le

54

v. Prokesch-Osten : Suite des monnaies iiu-ditcs

sceptre qu'elle porte est plus long et la fagon de le porter particuliere ä cette classe des stateres. Presque toutes les pieces nie sont venues de la Lycie, des ports de Pamphylie ou du golfe d'Issus. Cette provenance m'a mene ä l'hypo- these qu'un culte commun, ayant parmi ses symboles le Sphinx, pourrait avoir dispose un nombre de villes ä constater par ce Symbole leur union et ä recourir peut-etre pour frapper monnaie ä un atelier central etabli dans la capitale du culte commun. Or, il n'y a que Perga de Pamphylie qui repond ä ces conditions. Son ancien culte d'Artemis-Pergaea jouissait d'une grande veneration dans ces contrees; la deesse etait adoree sous le Symbole d'un eöne de pierre surmonte du modius et ses bronzes nous donnent le Sphinx ä modius, absolument semblable a celui des stateres en question. Je donne cette hypothese pour cc qu'elle est et jusqu'ä meilleure Information je classe ces stateres dans les pays plus haut mentionnes. La coYnci- dence des monogrammes les exemples n'en manquent pas me parait moins decisive que la difference du style.

Je constate, cependant, que ces indications generales sur le classement des stateres sont tout au plus la regle ; les exceptions n'en manquent pas. Ainsi p. e. parmi mes stateres d'Ace celui de l'annee 33 porte le serpent, tandis que tous ceux des annees qui precedent ou qui suivent jusqu'ä l'an 46 portent le griffon. Les stateres d'Aradus, de Sidon et de plusieurs villes de la Cilicie ont tantot le serpent , tantot le griffon. II est ä remarquer que parmi une vingtaine de stateres de Philippe III de ma collection, il n'y a que deux ä griffon et pas un seul ä Sphinx.

Les stateres le casque est sans ornement peuvent avoir ete frappes dans les stations militaires.

d'or et d'argent d'Alcxandre le Grand.

55

Mes Classification d'aujourdhui modifient en partie celles de l'annee 1868.

Constantinople, en Avril 1871.

I. Distatere.

dans le droitp

1. Macedonia. discobole

w ,. .„ , , dans le chaini) , , Renvoi am numerus de

fit*. Lieu d eiuission * . ' chaiiip a »...,, . . ..

a gaucne , .' Müller et Observation».

II. Stateres.

A, Le casque de Pallas ä serpent.

2. Macedonia. discobole

3. Amphipolis. torche y\

4. Ligue chalci- Lyre

dique.

5. Pelagonia. caducee

6. Pelagonia. caducee

E

0

7. Macedonia. pied de che-

val ou de bouc

8. Macedonia. gouvernail

IT

Variante ad stater

No. 30.

/\J ad stater No. 238.

ad tetradrachme

No. 207. ad stater No. 214 sans 0 ä l'avers.

ad drachme 277. Heracleum ?

Jsj[ ad stater No. 633. Voyez Müller die Münzen des Lysimachus. By- zantium No. 191.

56

v. Prokesch-Osten : Suite des monnaies indditt >

9.

Macedonia.

gouvernail

A

±

ad tetradrachme Nr. 636.

10.

Macedonia.

gouvernail

rr

ad stater 633.

11.

Macedonia.

gouvernail

Ml

ad tetradrachme

No. 748.

12.

Incerta.

TA

en monogramme ä Amphipolis, Pella , Thessalo- nique ; sur des drachmes de Phi- lippe III et de Lysimaque aux types d' Alexan- dre. Le style est plutöt de l'Asie, peut-etre Gabala.

13.

Maced. Thes-

sal. (Pelinna,

Diura.)

n

AI

ces monogrammes se trouvent sur desiUde Pelinna.

14.

Thessalia (Eretria?)

E

A

ad drachme No. 556.

15.

Graecia.

ad drachme No. 792.

16.

Cerynthus Euboeae.

Kl

ad drachme

No. 847.

d'or et d'argent d' Alexandre le Grand.

Ol

17. Cyzicus flambeau de

Mysiae. course

1 8. Lampsacus. ]g;

p. a. de cheval marin

ä

19. Myrhina,Cla- rfjfo

zomene. ^^

20. Clazomene. tete de belier

ä. g.

21. Clazomene. tete de belier

ä. dr.

22. Ephesus. abeille

23. Erythrae abeille

Joniae. O

24. Miletus et HP

Heraclea.

25. Phocaea. ß^

ad tetradrachme No. 916.

KA ad tetradrachme

No. 717.

ad tetradrachme

No. 998.

ad tetradrachme No. 998.

ad tetradrachme

No. 1018.

/f\ Le monogr. de Milet se trouve sur les medailles d'Erythree, de Pa- rium, de Phocaea, de Sinope , de Mallus— et meme en Grece sur TegeaetHistiaea.

Le monogr. J^. encore sur des tetradr. d'Antio- chus II et III et

58

v. l'i-.'kesch-Osten: Suite dos monnaies in^dites

26. Heraelea Joniae.

HP

27. Caria. double cri-

niere; bipenne

28. Asie mineure.

29.

Lycia.

AY

proue

30. Larissa ;$►

Syriae. ancre 1$

31. Stratonos 5T

Pyrgos. ^

32. Incerta.

33. Incerta.

34. Incerta. deux points

sur des ÄL de Ma- cedoine du temps plus bas. Voyez Mion. I, p. 454, No. 29.

ad tetradrachmc No. 1066.

ad drachme No. 1133.

]fl adtetradr.No.773. Les deux monogr. sur des medailles de Smyrne et de Cyzique.

I ad tetradrachmc No. 1275.

im monogr. sem- blable ä ^ se trouve ä Aradus et Tyrus.

ad tetradrachme No. 1466.

® ®

d'or et d'argcnt d'Alexandre le Grand.

59

B. Le casque de Pallas ä griffon,

35.

Incerta.

balaustium E

ad staterNo. 127. J'hesite de clas- ser raa medaille ä Traelium, ä cause du griffon. La fleur et les lettre« E Y se trouvent sur des A de Seleucia Ciliciae. La fleur avee EYKPATH5 sur des M de Rhodes.

36.

Cilicia.

branche

de

ad tetradrachme

laurier (sans

No. 559.

bandelette)

37.

Oilicia.

ad stater No. 770.

38.

Syrie.

IA| B

w

Les deux monogr. se rencontrent sur les Ä» de la Tetrapolis.

39.

Incerta.

Y

Le style indique la Syrie ou la Phenicie J).

i) Note ad Nr. 39. Le symbole resseiable a une pousse de palmier. II se trouve place sur le soinmet du seeptre de Jupiter, sur an nombre consider-

60

v. Prokesch-Osten : Suite des monnaies hu'dites

0. Le casque de Pallas ä sphinx.

40. Massicytes M ad tetradrachme

ou Myra. ^J No. 671. Le style

est decidement asiatique. Le se- cond monogr. me parait non pas celui d'une ville mais d'une reunion de villes.

D, Le casque de Pallas sans ornement.

41. Histiaea et £ voyez le monogr.

Abdera. griffon assis sur le No. 108 iE»

de Histiaea. Mion. Sup. IV. Le style indiquerait plutöt l'Asie; en ce cas Ton pourrait la classer ä Milet et Teos.

able de tetradr. d' Alexandre le grand de la IVmc et Vme classe. p. e. ä Ace (voyez Müller, Table I, Nr. 20), ä Sidon, sur les incer- taines de Müller Nr. 1551, 1552, 1576, 1599, 1656 etc. ainsi qne sur les Nr. 148, 164, 166, 170, 191, 193, 201 de ma liste de 1868. Toutes ees medailles appartiennent aux pays situes entre le golfe d'Issus et l'Egypte. Encore le Nr. 1517 de Müller (Egypte) moutre la pousse sur le sceptre. Dans le champ je ne Tai rencontree quo sur un tetradr. de Sidon publie en 1868 sous le Nr. 142. Est-ce an signe royal, comme la fleur de lys empruntee au symbolisme d'Orient on la voit souvent sur les sculptures, cachets etc. ? Est-ce un em- blerae de culte, comme la verge d'Aaron sur les sicles des Maca- bees? ou est-ce tont simplement la lettre ¥ indiquant une localite comme p. e. Wipadx, ^i'XXi?, ^u^iov etc. etc.

d'or et d'argent d'Alexandro le Grand.

61

III. Tetradrachmes.

in Licu

dcvant 1;

dY-inissioii

fignre

1 . Mende

Macedoniae.

2. Traelium

balau-

Macedoniae.

stium

3. Macedonia?

na

A

Olasse I.

dcvant la derriere la soiis le siege renvol et obser-

figure vations.

feuille de ad tetradr

lierre M

Nr. 244.

medaille bien conservöej le seul exem- plaire rencon- tre en qua- rante ans.

Olasse III,

4. Thebae bouclier Boeotiae. boeotien

ad tetradr.

No. 752

Classe IV.

5. Aptera heros ä Cretae. casque et

bouclier

6. Cyme K Aeolidis. vase ä une

anse

s

ad drachme

No. 905.

(52

v. Prokesch- Osten : Suite des monnaies inüditea

7. Myus et M

Miletus?

m

ou plutöt au groupe de 1306 ä 1310 de Cilicie.

8. Cilicia charrue (Soli?)

9. Hamath et ^

Sidon.

grappe

51 voyez Müller pag. 296 ad No. 1377.

Classe IV.

10.

Acroathon.

r

A

abeille

ad tetradrach. No. 160.

11.

Traelium.

balausti-

12.

Heraeleum.

tf

ad tetradrach. No. 222.

13.

Macedonia.

gouvernail

$

ad tetradrach. No. 636.

14.

Elyrus Cretae.

PI

EA

d'apres le style.

15.

Phaestus Cretae.

Hercule , la massue lcveecom-

battant l'hydre

voyez Mion.II, p.290No.252.

d'or et d'argcat d'Alexandrc le Grand.

63

16. Polyrhe- Bucra-

nium nium ä

Cretae. bande- lettes

1 7. Mytilene. y^

A

1 8. Incerta ^ Joniae vel ancre

Ciliciae.

d'aprös la forme du bu- crane.

d'apres les monogrammes et le style.

Les monogr. des tetradr. 18 et 19 se rencontrent surlesmedail- les de Smyrne et ceux du No.lOparticu- lierement ä Heraclea. Ce- pendant les monogr. ^ et ^ convien- draient egale- nient ä la Cili- cie et l'ancre indique pro- bablement Te- poqne Seleu- eide.

19. Heraclea ancre Joniae. fcf

64

v. Prokesch-Osten: Saite des

monnaies im

idites

20.

Cilicia. charrue

ad tetradrach.

placee

No. 1280.

horizon-

talement

21,

Phoenice.

n

ad tetradrach.

$

No. 1466.

22.

Incerta tete radiee

KY

ad tetradrach.

(Tarsus ? du soleil

No. 1542 ,

Kydnus?) d. f.

voyez Phil-

T

lippe II stater 265, Phil. III stater 116 et tetradr. 117, voyezMion.III Pisidia 108.

23.

Incerta. p^"

m

le monogr. J^ se trouve sur les medailles de Lysima- que, mais en- core sur Celles de Myrhina et d'Elaeusa.

24.

Incerta. ^

<§>

25.

Incerta. B

AI

d'or et d'argent d'Alexandrc le Grand.

65

26. Incerta. ancred'un (a l'ex- style par- ergue) ticulier I

27.

Incerta.

A

28.

Incerta.

29.

Incerta.

rF

30.

Nagidus?

N

d.une cou- ronne

31.

Phlius et Epidanrus?

4>

32.

Maronea.

0]

grappe

Classe V.

®

X

L'ancre a une forme diffe- rante de celle sur les niedail- les de Larissa Syriae.

voyez Phil. II didrach. 274.

style barbare.

ad tetradrach. No. 306. Classe I.

33. Mesembria. casque ä panache

w

ad tetradrach. No. 433.

34. Sicyon. Apollon ä taenia

colombe ad tetradrach. 6> No. 872.

60 35.

v. Prokesch-Ostcn : .Suite den m^niiaics Inddites

Aradus. palnüer

36. 37.

Aradus. Aradns.

39. Incerta.

40.

41.

42.

Heraclea Bithyniae.

Magnesia Joniae.

Magnesia Joniae.

palmier

palmier

38. Aradus. palmier

grappe

Classe VI.

HP

m

#

ä l'exergne

l'an 17 en

chiffrespheni-

ciens.

de l'annee 18.

de l'annee 60

en chiffres

grecs.

de l'annße 64

en chiffres

grecs.

AE

comparez

Philippe II

Müller No. 84

et 164.

Alexandre III

No. 1633.

K

Numismat.

massue

Zeitschr.1870

p. 293.

a l'exer-

gne Me-

andre

a l'exer-

gue Me-

andre

d'or et d'ar^ent d'Alexandre le Grand.

67

43.

44.

45. 46,

47.

Magnesia Joniae.

m

ä l'exer-

gue Meandre

Miletus. astre, lion dans le |$j fj\ ehamp

Miletus. astre, lion d. 1. eh. ft

m n

Miletus, astre, lion d. 1. eh.

m reit

Miletus. astre, lion

m

ff

48. Teos.

griffon a. g.

49. Samos. proue

B

50, Astypalea. lmrpa

51.

52.

Incerta Pi- sidiae vel Pamphyliae.

Apamea Phrygiae.

ad tetradrach. No. 1126 et 1127.

>$v ad tetradracli. a l'exer- No. 1172. gue AN

(tete du ad tetradracli. soleil en No. 1225. fontrem.)

An

68

v. Prokesch-Osten: Suite de monuriies Inldites

53.

Philome- lium.

0

4>

0

(ancre en contre- marque)

ad serie de No. 1178.

54.

Philome- lium.

Kr

(ancre en contre- marque)

ad tetradrach. No. 1191.

55.

Aspendus.

AZ

Kr

a l'exer

gue fer de

lance

ad tetradr. i No. 1215.

56.

Tarsus Ciliciae.

f

jlasse VII.

Le monogr. ff encore en A- carnanie;mai* de merae en Cilieie. Le style est asia- tique.

57.

Odessus.

ß

^

Didraclime.

58.

Macedonia,

Thracia et

Thessalia.

#

H

ad tetradr. No. 714.

.1 .1' rt rt'argent d'Alcxandre le Grand.

09

Drachmes.

No.

Llcil Demission

dans le chauip

sous le siege

rcnvoi et obscrvatlons.

59.

Amphipolis.

NC

torche

ad drachme No. 95 a.

60.

Amphipolis.

N( torche

ad drachme No. 95 a.

61.

Traelium.

N(flos

ad drachme No. 133.

62.

Traelium.

N(

l'exer- gue) flos

ad drachme No. 133.

63.

Traelium.

flos

ad drachme

No. 128.

64.

Macedonia.

feuille de lierre

ad drachme No. 245.

65.

Macedonia.

Tl

n

peutetre ad drachme No. 795. Tl tant ä Amphi- polis, qu'ä Aphytis et sur les incer- taines de Mace- doine; voyez en- core Philippe III.

^6.

Macedonia.

tete nue, ä. dr.

feuille de lierre

ad drachme No. 189.

67. Maronea.

70

68.

69.

v. Prokesch-Osten : Suite des mnnnaies iuc'dite.?

70.

Cardia et Sigeum.

Cardia et partie ante- tete de

Abdera. rieure de griffen

Hon

I«!

Cardia et p, a. (je ijon tßie je Abdera. pj griff(m

Müller No. 358 avec le titre royal.

71. Samothrace.

72. Thracia.

73. Graecia.

tete de Persee

74.

75.

Sig-enm. K eroigI

Magnesia Joniae.

76. Phocaea.

77. Cnidus

Rf

oissant

Fexer-

gue) Me- andre

ad StaterNo. 2ffi.

ad draclime No. 389.

voyez Müller Phi- lippe III No. 93 , 94.

voyez Müller Ly.si- maqne No. 397.

+

Cariac.

ad drachme

No. 990.

voyez Mion. III Ai No.214.

dv,r et d'argent d'Alexandre lc Grand.

71

78. Asie mi- neure.

M Le monogr. se trouve sur les me- dailles de Lam- psaque, de Colo- phon, de Teos etc. encore sur les premiers Selen - eides.

79.

Heraclea Joniae.

H

SO.

Heraclea Sintica.

#

31.

Larissa

±

Syriae.

ancre

82.

Incerta.

0

d. une couronne

83.

Incerta,

®

flos

84.

Incerta.

2E

85.

Incerta Macedoniae.

M

ad tetradraclune No. 1065.

(d. lechamp ad tetradraclune

ä dr.) No. 144.

massue

flfl ad tetradrachnie No. 1358.

(d.lechainp peut-etre Trae- ä. dr.) Kam et Heraclea. massue

/^ adMüllerNo.1622 et 1623.

*- v. Prokesch-Osteu ; Suite des mon. ämsdites. d'or et rVargent d'Alcxandre etc.

Trioboles.

86.

Aradus.

a

87.

Larissa

s

Syriae.

p. a. de cheval paissant.

73

III.

Die ersten griechischen Königsmünzen Aegyptens.

Von

«X. JBViedlaender.

(Hierzu Tafel VIII.)

Die ersten griechischen Königsmünzen Aegyptens sind in letzter Zeit mehrfach besprochen worden, auch hat Herr Generalconsul Huber meine ihm brieflich mitgetheilten und zu meiner Freude von ihm gebilligten Ansichten bereits in seinen vortrefflichen Aufsätzen zur Numismatik Aegyptens *) ausführlich dargelegt. Dass ich nun hier nochmals darauf zurückkomme, geschieht weil ich einige Münzen gefunden habe welche neue Glieder in der Kette der Beweise geben.

J) In den Wiener numismatischen Monatsheften IV S. 127 und Sonderabd. II S. 155.

74

J. Friedlaendcr : Die ersten griechischen

Schon Cousinery 2), und nach ihm Mionnet 3) und K. Ottfr. Müller *), hatte ausgesprochen dass die früher dem König- Alexander II von Epirus zugetheilten Silbermünzen nach Aegypten gehören. (Ein Tetradrachmon dieser Münz- art abgebildet auf Taf. VIII Nr. 3). Borrell fügte die wich- tige und entscheidende Nachricht hinzu dass ihm diese Münzen stets aus Aegypten zugegangen sind 5) und Schiedehaus bestätigte diese Fundnachricht «). In seiner zu Alexandria entstandnen Sammlung, welche er seiner Vaterstadt Osnabrück vermacht hat, befinden sich sieben Münzen dieser Art, Tetradrachmen und Theilstücke. Pinder hat in seinem Aufsatz über die Aera des Philippus die Meinung Cousinery's und Borrell'« abermals wieder- holt »).

Es ist wohl jetzt allgemein anerkannt dass diese Münzen nicht Alexander von Epirus gehören. Eckhel's Gründe dafür sei es mit tiefster Ehrfurcht ausgesprochen sind nicht überzeugend. Die Münzen haben keine Aehnlichkeit in den äusseren Kennzeichen mit denen des Pyrrhus, was man doch erwarten müsste ; sie haben nicht den Königstitel welchen Pyrrhus führt und welchen sein Sohn gewiss nicht fortgelassen hätte; der Typus der Vorderseite kommt bei Pyrrhus nicht vor. Hat auch

2) Magazin encyclopedique 1810 Febr. Wiederholt und ausge- führt in Vqyage eii Mac£doine I 24*5.

3) VI 8. -21 Aiini. und Suppi: IX S. tl Anm. *) Denkmäler Th. I Nr. 163.

5) Numismatic Chronicle VII S. 133.

6) In Grote's Münzstudien I S. 462.

') Pinder und Friedlaendcr Beiträge zur älteren Münzkunde I S. 219.

Königsmünzen Aegyptens.

<«')

Agathokles, der mütterliche Gross vater Alexanders II von EpirilS auf einer Goldmünze den Kopf der Africa mit der Elephantcnhaut s), so wissen wir auch warum der sicilischc König diesen Typus wählte, und diese Veranlassung hatte Alexander II nicht. Auch finden sich die Beizeichen und Monogramme unsrer Münze nicht wieder auf denen des Pyrrhus, auf dessen Münzen Beizeichen überhaupt nie derb hervortreten. Es bleibt also allein der Typus der Kehrseite welcher einem Typus des Pyrrhus ähnlich ist, allein dieser Typus ist ein so häufiger er findet sich z.B. in Thessalien, auf Münzen des Antigonus Gonatas u. s. w. dass er allein nicht nöthigt die Münzen für epirotisch zu halten.

Man könnte gegen die Zutheilung nach Aegypten einwenden, dass unsre Münzen die bekannten Kennzeichen der ptolemaeischen Münzen nicht haben; das ist wahr, allein daraus folgt nicht dass sie nicht aegyptisch sind, sondern es folgt nur dass diese Kennzeichen sich nicht v o m B e g i n n der ptolemaeischen Prägung herschreiben. Auch stehen diese ersten aegypti sehen Königsmünzen, unter Alexander in Aegypten geprägt keineswegs allein. Wir kennen von ihm auch Stater mit seinen gewöhnlichen Typen und dem Beizeichen des aegyptischen Gottes Kneph (Taf. VIII Nr. 1); zwei Exemplare, ich glaube die einzig bekannten, befinden sich jetzt im k.Münzkabinet zu Berlin. Sie beweisen dass Alexander in Aegypten geprägt hat, oder dass man nach seinem Tode dort mit seinen Typen geprägt hat0). Auch andre der Diadochen, in verschie-

8) Eckhel Doctrina I S. 261.

9) Vielleicht ist auch der Stater Alexanders des Grossen mit dein Beizeichen eines korinthischen Helms ohne Busch aegyptisch,

76

.T. Friedlaender: Die ersten griechischen

denen Ländern, haben zuerst mit Alexanders Typen geprägt, nur ihren Namen statt des seinigen beisetzend; so Lysimachus und Seleucus, und sogar noch der syrische König Alexander I hat, offenbar auf seinen Namen an- spielend, sich zuweilen mit dem Löwenfell dargestellt *•).

Es giebt auch noch ein andres Tetradrachmon welches den Kopf mit der Elephantenhaut und auf der Kehrseite den gewöhnlichen Typus der Tetradrachmen Alexanders hat. Eins der wenigen bekannten Exemplare hat einen Pegasus, andre haben einen Blitz als Beizeichen. Das erste ward in Cadalvene Recueil de medailles grecques S. 260 abgebildet (Taf. VIII Nr. 2), zwei Exemplare mit dem Blitz als Beizeichen befanden sich in der Huberschen Sammlung (Auctionskatalog Nr. 942 und 943), später sind noch einige andre bekannt worden *').

Und an diese Silbermünzen schliessen sich auch Bronzen. Zunächst eine von Mionnet VI, 29, 235 beschrie- bene deren Schwefelpaste mir vorliegt. Sie hat den näm- lichen Kopf mit der Elephantenhaut, und auf der Kehr- seite ebenfalls AAEZANAPoY und die stehende Nike (Taf. VIII Nr. 4), gleich den Statern xVlexanders. Ihr Bei- zeichen, der Anker, könnte zwar auf die beiden Seleuciden

denn dieser nämliche Helm findet sich als fast beständiges Bei- zeichen auf den aegyptischen Silbermünzen Alexanders.

i°) Ob auch in Bactrien mit Alexanders Namen geprägt ward steht dahin; es liegt eine Kupfermünze Alexanders mit den ge- wöhnlichen Typen vor welche auf einen viereckigen Schrötling geprägt ist, ähnlich denen der bactrischen Münzen. Herr St. G. R. Dannenbcrg hat die Vermuthung ausgesprochen, diese Münze sei bactrisch.

") Numism. Zeitschr. I S. 65.

77

Königsmiiiizcn Aegyptens. *

Alexander führen, allein auf deren Münzen kommt nicht der Kopf mit dem Elephantenfell vor, und es fehlt nie der Königstitel.

Ferner besitzt das königl. Münzkabine t eine Bronze- mtinze welche den Kopf Alexanders (ohneElephantenhaut) mit dem Ammonshorn und dem Diadem hat, auf der Kehr- seite AAEZAN. . und einen Adler mit ausgebreiteten Flügeln und das Monogramm fa (Taf. VIII Nr. 5).

Und ebenso giebt es kleine Bronzemünzen mit den- selben Typen, AAE, und TT oder R| (Taf. VIII Nr. 6).

Alle diese Münzen, Stater, Tetradrachmen und ihre Theilstücke, und Bronzemünzen hat also Alexander, oder Ptolemaeus Lagi als sein Statthalter für ihn geprägt. Man braucht nicht auf den jüngeren Alexander hinabzugehen ; Schiedehaus hat die Vermuthung, er sei hier dargestellt, mit treffenden Gründen, wie mir scheint, widerlegt i>).

An diese Münzen Alexanders des Grossen schliessen sich nun Gold- und Bronzemünzen welche ihnen völlig gleich in den Typen, und nur durch die Aufschrift TTToAEMAloY (ohne Titel) statt AAEZANAPoY von ihnen verschieden sind. Ein Stater der Pariser Sammlung ist im Auctionskatalog der Dupre sehen Sammlung bei Nr. 345 erwähnt, und ebenda ist ein Theilstück so beschrieben: Behelmter unbärtiger Kopf rechtshin (also Pallas). Rück- seite: TTToAEMAloY stehende Nike, in der Rechten den Kranz, in der Linken ein Feldzeichen (etendard), vor ihr ein Schild, im Felde EY und 4>E. N, 3. Das Gewicht ist

12j In Grote's Münzstudien a. a. 0. I 462.

78

J. Friedlaeader : Die ersten griechischen

nicht angegeben, es wird nur gesagt es sei ein Tlieilstiick des Staters 13).

Beide Goldstücke haben also die Typen der State* Alexanders, Pallaskopf und Nike welche das Gestell für die Trophäen hält. Denn nebenbei gesagt, dies ist es was Nike hält und was gewöhnlich für eine Segelstange gilt, deren Beziehung auf überseeische Siege doch gesucht wäre, während es recht bezeichnend für Alexander ist dass Nike nicht die Trophäe sondern das Gestell für immer neue Trophäen hält.

Genau den Kopf der Bronzemünzen Alexanders mit dem langen Haar, Animonshorn und dem auffallend niedrig auf der Stirn liegenden Diadem haben die Bronzemünzen welche Mionnet (VI 16, 139—143 und S. IX 10, 59—61) Ptolemaeus III. gab. Sie zeigen dieselbe auffallende Zier- lichkeit des Gepräges ohne die Eigenheiten der späteren ptolemaeischen Münzen, sie haben auch oft als Beizeichen denselben kleinen Helm wie die Tetradrachmen Alexanders. Mionnet hat ohne es zu wissen ihre Verwandtschaft mit den Silbermünzen Alexanders dadurch anerkannt dass er (S. III 426, 38) eine dieser Kupfermünzen zu Ptolemaeus von Epims gestellt hat, also nahe zu den Tetradrachmen die man Alexander II von Epirus gab und die wir jetzt Aegypten zurückgeben.

iS) Die Existenz des Theilstücks steht hiernach fest; die Ver- antwortung für die Existenz des Staters limss der Verfasser des Dupreschen Katalogs tragen. Denn sein Citat bezieht sich auf einen andern Stater, welcher ausser dem Namen des Ptolemaeus noch KYPANAIflN hat und vielleicht unter Magas geprägt ist. Dieser Stater ist längst bekannt, siehe Revue 1844 S. 325 und Pinder und Friedlaender Beiträge Tai'. VIII 5.

7<> Königsmunzen Aegyptens. * «■

Einige dieser Bronzemünzen haben nur TTToAEMAloY ohne den Titel, was bisher unbemerkt geblieben ist; es liegen mir Exemplare vor, welche völlig deutlich zeigen dass das Titelwort nicht etwa durch einen Zufall beim Prägen oder durch Abnutzung fehlt (Tai. VIII Nr. 7). Diese Kupfermünzen schliessen sich also an die vorerwähnten Goldmünzen welche den Titel nicht haben.

Auch ein Theil der bisher Ptolemaeus IX. zugeteiltem Münzen mit dem Kopf in der Elephantenhaut und einige ähnliche kleinere (Mionnet VI 29, 233) gehören in diese Epoche (Tat. VIII Nr. 8), auch sie haben das zierliche Gepräge und keins der Kennzeichen der späteren Ptolemaeer i*).

Wer die fünf Gattungen von Münzen: 1. die Silber- münzen Alexanders, 2. seine Bronzemünzen mit AAEZAN. ., 3. die kleinen mit AAE, 4. die Bronzemünzen mit TTTOAEMAloY oder TTToAEMAloY BAZIAEHZ und dem Kopf mit Ammonshorn und Diadem (bisher Ptolemaeus III) und endlich 5. die zierlichsten von den bisher Ptolemaeus IX zugetheilten mit dem Kopf in der Elephantenhaut, neben einander sieht, wird sich überzeugen dass sie alle einer Epoche angehören. Die Exemplare des königl. Münz- kabinets habe ich so geordnet, und Herr Huber hat dies »System als richtig anerkannt.

•*) Dieselben Typen kommen später mit völlig anderem weit roherem Gepräge vor, sogar mit dem Namen einer Cleopatra. Allein dies stört unsere Annahme nicht. In Aegypten sind bekanntlich die Typen unverändert beibehalten worden. So hat sich der Kopf in der Elephantenhaut, welcher ursprünglich der Alexanders war, zuletzt in einen weiblichen, in eine Africa verwandelt.

80

J. J'riedlaender : Die ersten griechischen

Sogar die Beizeichen auf diesen Münzgattungen stimmen:

A\. mit der Pallas Helm EY HP X A\ des Ptol. I mit den Typen

Alexanders <t>E EY

*L. früher Ptol. III zugetheilt Helm HP X 171

N,. früher Ptol. IX zugetheilt EY X ^

JV. und M des Ptol. I <DE EY tf X 171

Soweit kann ich aus den mir zufällig zugänglichen Münzen und Abdrücken die Uebereinstimmung der Bei- zeichen nachweisen, gewiss lässt sie sich an anderen Exemplaren weiter aufweisen.

Die ersten griechischen Königsmünzen Aegyptens lassen sich demnach so ordnen :

I. Alexander der Grosse.

1. Stater mit seinen gewöhnlichen Typen und dem Beizeichen des Widderkopfs des Kneph. Vielleicht auch der Stater mit dem Beizeichen des Helms. (Taf. VIII Nr. 1).

2. Tetradraehmon, der Kopf Alexanders mit Diadem, Ammonshorn und der Elephantenhaut, und die gewöhnliche Kehrseite der Tetradrachmen Alexan- ders, der sitzende Zeus Aetophoros. (Taf. VIII

Nr. 2).

3. Tetradrachmon und Theilstücke, derselbe Kopf und auf der Kehrseite Pallas Promachos; früher Alexander II von Epirus zugetheilt. (Taf. VIII Nr. 3\

Ol Königsinünzen Aegyptens. ox

4. Bronzemünze, derselbe Kopf, auf der Kehrseite Nike, gleich der des Staters Alexanders. (Taf. VIII Nr. 4).

5. Bronzemünze, der Kopf Alexanders mit Diadem und Ammonshorn (ohne Elephantenhaut) , auf der Kehrseite Adler. (Taf. VIII Nr. 5).

G. Kleine Bronzemünze, dieselben Typen, abgekürzte Aufschrift. (Taf. VIII Nr. 6).

II. Ptolemaeus Soter als Statthalter.

1. Stater und Theilstück mit den gewöhnlichen Typen der Stater Alexanders und der Aufschrift ITToAEMAloY.

2. Bronzemünze, Alexanders Kopf mit Diadem und Ammonshorn (ohne Elephantenhaut), auf der Kehr- seite Adler und TTToAEMÄIoY, also nur durch die Aufschrift von der vorhergehenden Nr. 5 verschie- den. (Taf. VIII Nr. 7).

III. Ptolemaeus Soter als Statthalter, mit seinem Bildniss aber mit der Kehrseite Alexanders.

1. Kleine Goldmünze, Viertelstater, mit Soters Kopf, auf der Kehrseite die Nike der Stater Alexanders und die Aufschrift TTTOAEMAloY ohne Titel. (Taf. VIII Nr. 9).

Alle haben den Namen ohne den Königstitel.

6

*^ J. Friedlaender: Die ersten griechischen Königsmünzen Aegyptens.

IV. Ptolemaeus Soter als König mit dem Kopfe

Alexanders.

1. Bronzemünze gleich der unter II 2 angeführten aber mit dem Königstitel.

2. Bronzemünze mit dem KopfAlexander's mit Diadem, Ammonshorn, derElephantenhaut und TTToAEMAloY BAZIAEfli:. (Taf. VIII Nr. 8).

V. Ptolemaeus Soter ohne Beziehung auf Alexander.

Die gewöhnlichen Gold- und Silbermünzen mit seinem Bildniss und Namen und mit dem Königstitel.

83

IV.

Drei merkwürdige Münzen der Könige Agrippa I und II.

Von H. C. Keichardt.

Im Pariser Münzkabinet befindet sich ein dürftig erhaltenes Unicum des Königs Agrippa I welches bisher noch nicht genügend erklärt worden ist. So viel mir bekannt, wurde diese Münze zuerst von Mionnet (V, 568, Sß) veröffentlicht.

Er beschreibt sie wie folgt:

A v. : BAC . ArPITTAC (sie) KAIC Cali-

gula ou Claude debout, la tete voilee, vetu de la toge et tenant une patere dans la main dr., tandis qu' Agrippa et son fils debout h ses cötes le couronnent.

6*

84

H. C. Eeichardt: Drei merkwürdige Münzen

Kev.: AHM.PnMAinN K . CYM . XI . AY (sie). Deuxmains jointes, le tout dans une couronne de diene ; k rexterieur de la cour. , la leg. circulaire ainsi coneue: KAHToN BAU . ArPITTA

(sie) . et une tete humaine en contremarque.

ä. 7y,.

Ihm folgt Lenormant Senior, der im Tresor Numisma- tique des rois Grecs pag. 126 dieselbe Münze vorführt. sich aber noch weiter vom Ziele der richtigen Ent- ziffrung und Erklärung entfernt, indem er sogar einige Buchstaben, welche Mionnet richtig gelesen hat, ganz will- kürlich weglässt. Seine Beschreibung lautet wie folgt :

Av.: BAC AmTTTTAC «DlAoKAICAP . Le roi Agrippa,

ami de Cesar. L'empereur, la tete voilee, sacrifiant et couronne par deux femmes, dont l'une parait etre la Victoire. Ke v. : Deux mains jointes dans une couronne : la legende disposee en deux ligneg des deux cötes de la couronne, laisse voir les mots suivants: AHM. PriMAIHN CVM . XI AT . . . KAHToN BAC ArPITTTTA .... Une tete imperiale en contre- marque. AL. 8.

De Saulcy, der sich viel mit jüdischen Münzen be- schäftigt und ein wenigstens in Frankreich epochemachen- des Buch über jüdische Numismatik geschrieben bat, über- geht unbegreiflicher Weise in seinem Werke alle jene Agrippa- Münzen welche römische Kaiserköpfe oder sonst einen Bezug auf den Imperator haben. Dieses Still- schweigen muss um so mehr befremden als de Saulcy in seiner Numismatique judaique doch den Münzen von Aelia Capitolina 15 Seiten (pag. 171 187) widmet, obgleich

der Könige Agrippa 1 und II.

85

nebenbei gesagt die unter der Regierung der römischen Kaiser für die von NichtJuden bewohnte römische Kolonie Aelia Capitolina geschlagenen Münzen gar nichts mehr mit der jüdischen Numismatik zu thun haben, sondern einfach nur römische Kolonialmünzen aus der Kaiserzeit sind. Die Agrippa-Münzen hingegen, obgleich sie auf dem Avers Kaiserköpfe aufweisen, gehören doch gewiss mit mehr Recht in die jüdische Numismatik, da sie, wie ihr Revers bezeugt, auf Befehl und unter der Herrschaft der beiden Könige Agrippa I und II geprägt wurden. Es ist daher unbegreiflich warum de Saulcy dieselben in seinem Werke gänzlich ignorirt. Vielleicht ist während seiner Reise im heiligen Lande keine dieser Münzen in seinen Besitz gekommen und er hat daher den jüdischen Ursprung derselben in Zweifel gezogen. Ist dies der Grund seines Stillschweigens, so erlaube ich mir zu bemerken dass ich während meines mehrjährigen Aufenthaltes in Palästina die meisten der in meiner Sammlung befindlichen fünfzehn Agrippa-Münzen mit römischen Kaiserköpfen in und um Jerusalem erworben habe. Besonders kommen daselbst die unter Domitian geschlagenen Stücke häufig vor. Nach dem Fundorte zu schliessen gehören diese Münzen der Provinz Judaea und nicht Chalcidene an. De Saulcy's Numismatique Judaique dürfte daher als Handbuch über jüdische Numismatik auf Vollständigkeit keinen Anspruch haben.

In dieser Hinsicht ist das englische Werk History of jewish Coinage von F. W. Madden , Custos am Britischen Museum, bisher unübertroffen. Dieser Gelehrte behandelt vollständig alle jüdischen Münzen die ihm bekannt waren, er giebt die Meinungen anderer Autoren und beleuchtet alles was diesem Zweige der Numismatik zur Erklärung

86

H. C. Reichard: I>rei merkwürdige Münzen

dient. Bei ihm findet man alle Agrippa-Münzen mit römi- schen Kaiserporträten vollständig behandelt und unter diesen auch eine Beschreibung- (p. 109) der in Frage stehenden Münze Agrippa's I. Schade dass Madden sich nur auf die Wiederholung der Lesung Lenormant's be- schränkt und jene Mionnet's nicht weiter berücksichtigt.

Schliesslich hat Cavedoni in seinen „Principali que- stioni" i) diese Münzen besprochen. Er bildet aus der Umschrift zwei abgesonderte Legenden. Die erste lautet ; CYM(/xa) XIA f[ov) AHM(o-j) PflMAinN und die zweite : BAC0?.sys) ArPinnA^^v crjv)KAHTON(>t;j.a). Schade dass dieser ausgezeichnete Numismatiker nur nach Lenormants Zeichnung arbeiten konnte, welche ihn, wie mir scheint, in die Irre leitete.

Um zu einer richtigeren Auffassung dieser Münze zu gelangen, suchte ich vor Allem mir einen Abdruck der- selben zu verschaffen. Durch die gütige Vermittlung eines Freundes erhielt ich von dem Vorstande des Pariser Münz- kabinets mit von mir dankbar anerkannter Bereitwilligkeit den gewünschten Abdruck in Siegellack, nach welchem ich mir einen vollständig gelungenen galvanoplastischen Abdruck anfertigte.

Nach letzterem ist die obige Abbildung ausgeführt worden.

Nach aufmerksamer, mit Hilfe eines guten Vergrösse- rungsglases verschärfter Prüfung meines Abdruckes ge- langte ich zur Ueberzeugung dass Mionnet wie Lenormant sich in der Lesung dieser Münze geirrt haben. Betrachten

*) Opuscoli religiosi, letterari e morali. Serie II Tom. V Fase. 14 Modena 1865 pag. 182.

der Könige Agrippa I und II.

87

wir zuerst nach obiger Zeichnung die Rückseite der Münze. Lenormant wie auch Madden haben hier übersehen dass die einzelnen Worte durch Punkte von einander getrennt sind. Sie haben das K (Kai) welches PflMAlO mit dem folgenden Worte verbindet, aber selbst zwischen zwei Punkten steht K , mithin ein Wort für sich sein soll, ganz weggelassen, obgleich sieh dieses Bindewort bei Mionnet vorfindet. In dem zunächst folgenden Worte erkenne ich anstatt des M zwei dicht nebeneinander stehende Lamda AA und lese somit die Inschrift der Kehrseite von den zwei ineinandergelegten rechten Händen beginnend und von Cavedoni's ZYMMAXIA ganz absehend : AHM . PHNIAIQ K CYAAoXI AY Dann folgt der als Contremarque aufge- schlagene Kaiserkopf. Diese Legende steht innerhalb des

Kranzes. Ausserhalb des Kranzes steht : BAU ArPITTA . .

KAHTON * A * Das letzte Wort ist durch den Einschlag des Nach stempeis zerstört worden und es ist davon deutlich nur ein A sichtbar. Dann folgt ein Punkt, welcher das A von dem folgenden BAC trennt. Dieses A folgt gleich nach KAHTON so dass dazwischen nur für einen einzigen Buch- staben Raum ist. Nun scheint mir aber dass dieser ausge- fallene Buchstab ein X war, indem man oberhalb des Nach- stempels von diesem X noch die Spuren seiner obern Hälfte bemerkt. Somit hätten wir XA mit einem Punkt XA worauf nichts weiter folgt. Ich erlaube mir dieses XA mit XAlpsiv zu ergänzen.

Zwischen ArP!TT(TT)A(N) und KAHTON ist für ein aus- gefallenes Wort Raum ; diese Lücke kann durch den Titel MErAN, der auf einer andern Münze dieses Königs vorkommt (Mion. V p. 568, 87) ausgefüllt werden. Die ganze Inschrift würde demnach in der von mir versuchten Auslegung also lauten: AHMo? PflMAICON Ksu ZYAAOXIraf AYroö BADXecc

88

II. C Reichardt: Drei merkwürdige Münzen

ArPITTAv ixiyciv KAHTON (für xX£?rov?)XAipav. „Das römische Volk und seine Cohorten (SuAXo^irai) *) begrüssen den grossen und erlauchten König Agrippa »).

Die Darstellungen auf der Vorder- und Rückseite scheinen die von mir versuchte Lesung zu rechtfertigen. Die zwei ineinander gefalteten rechten Hände sind das Symbol der Gemeinschaft des römischen Volkes mit seinem Kriegsheere. Beide durch den Senat repräsentirt, bestätig- ten auf dem römischen Forum mit einem Eide dem Könige Agrippa I den Besitz aller Länder des Herodes , wie Josephus (Antiq. XIX, 5, 1) berichtet.

Durch diese Nachricht des Josephus scheint auch die Vorderseite unserer Münze ihre Erklärung zu erhalten. Wir erblicken nämlich drei Figuren; rechts eine weibliche Figur die Roma, AHMOC PHMAIQN, links eine männliche Figur, einen römischen Krieger, die ^vkloyivai vorstellend, beide begrüssen die mittlere dritte Person, nämlich den König Agrippa und schwören ihm Treue mit aufgehobenen Händen. Die Aufschrift lautet: BACArPITTAC<t>IAoKAICAP.

Von Agrippa II befinden sich in meiner Sammlung noch folgende zwei bemerkenswerthe zum Theil unbekannte Stücke.

i) Bundesgenossen? Waffenbrüder?

Die Redaction.

3) Diese von dem Verfasser zu vertretende Lesung ist gewagt da xai'psw mit dem Dativ construirt wird. Vielleicht dürfte sich die Lesung durch eine elliptische Satzbildung erklären , wobei su^ovra: oder liyovot zu ergänzen wäre. Sie senden ihm das xai'p£tv> den üblichen Willkommgruss. Aber auch hier bliebe der Accusativ ohne Rechtfertigung. Eine unbedenkliche Lesung wird sich wohl erst nach Auffindung eines zweiten vollständigeren Exemplars ermitteln lassen. Die Redaction.

der Könige Agrippa I und II.

1. Unter Titus geschlagen.

89

A v. : AYToKP . TITOC . KAIC . C€B . Belorbeerter Kopf des Kaisers nach rechts.

Rev.: L.IA (Jahr 14) BAC . ArPITTTT . Nach rechts schrei- tende Victoria, einen Palmzweig über ihre Schulter und einen Kranz in der Rechten haltend. &. 6.

Eine Münze mit diesem Datum findet sich im Tresor PI. LXI, Nr. 7, sie ist aber von so schlechter Erhaltung dass Madden , obgleich er einen Abdruck der Münze vor sich hatte, Anstand nahm dieselbe in seine Liste der Agrippa-Mttnzen aufzunehmen. Mein Exemplar ist von ganz vorzüglicher Erhaltung. An der Existenz des Datums L.IA kann daher nicht mehr gezweifelt werden. Das Jahr 14 dieser Münze fällt nach Madden's Untersuchungen, 1. c. p. 127 auf das Jahr 74 n. Chr.

2. Unter Domitian geprägt.

Av.

AoMITIANOCKAICAP

Kaisers nach rechts.

Belorbeerter Kopf des

*/v' H. C. Reichardt: Drei merkw. Münzen der Könige Agrippa r u. II.

Rev.: 0>].YoT3 (Jahr 29)BA.ArPITTTTA. Victoria nach rechts, den linken Fuss auf einen Helm stützend, schreibt auf einen Schild. &. 5.

Das 20. Jahr Agrippa's fällt in das Jahr 89 n. Chr. Die* Aera dieser Münzen ist durch ein anderes, ebenfalls in meiner Sammlung befindliches Stück ermittelt worden. Das Beweisstück (Mion. V, 575, 128) ist im 12. Jahre des Consulats Domitians, 86 n. Chr. geschlagen, welches auf dem Revers als das 26. Jahr des Königs Agrippa bezeichnet ist. Demnach wäre der Anfang dieser Aera das 7. Jahr des Kaisers Nero nämlich das Jahr 60 n. Chr.

Ol

V.

Berenike II und Kleopatra Selene.

Von Dr. A.l€TBd von Sallet.

Hs.: (BAZIAIZZHZ) BEPENIk(HZ) Brustbild der Berenike II mit Diadem, rechtshin.

ßs.: BAZIAEHZ nToAEMAloY Adler auf dem Blitz

stehend, linksliin.

AL. 5, gute Arbeit.

Diese Münze befindet sich seit kurzem im Berliner kgl.

Münzkabinet und war bisher nur in einem Exemplar aus

dem Museum Hedervarianum bekannt und zwar in zwei

von einander abweichenden Beschreibungen bei Wiczay *)

und Sestini 2). Nach des Letzteren Beschreibung wieder-

*) Mus. Hedervar. Nr. 6375.

2) Mus. Hedervar III, cont. p. 4, Nr. 2.

92

Dr. Alfred \. .Sallet: Berenike IT

holt sie Mionnet i) und Huber 3). Die im Rollin'schen Katalog angeführte ähnliche Münze 3) darf nicht berück- sichtigt werden, da die Inschrift der Hauptseite als „legende retouchee" bezeichnet wird.

Abgesehen von der grossen Seltenheit hat aber unsere Münze noch ein weiteres Interesse: sie scheint Mionnet zu berichtigen und uns um eine Münzfürstin ärmer zu machen.

Eckhel *) beschreibt nach Vaillant eine Münze der Kleopatra Selene mit den Typen der oben beschriebenen Berenike und der Umschrift BAZIAIZZHZZHAHNHZ (sie) Rs. BAZIAEflZ TTTOAEMAIOY Ä. IL Mionnet wiederholt dieselbe aus der Pariser Sammlung, fügt noch zwei ähn- liche 5) mit verriebenem Namen der Königin hinzu und giebt endlich im Supplement eine gleiche Münze «) , aber mit ZEAHNHZ BAZIAIZZHZ und der Bemerkung, der Name sei früher falsch gelesen worden. Mionnets drei Schwefelpasten 7) der Münzen der Kleopatra Selene zeigen übereinstimmend mit zwei seiner Beschreibungen den Namen der Königin verrieben; die von ihm als deutlich beschriebene Münze aber zeigt in der Paste ebenfalls nur

i) Suppl. IX, 12, Nr. 65.

2) Zur alten Numismatik Aegyptens. Separatabdr. 229, Nr. 5. Wiener Num. M. H. IV, 245 Nr. 5.

3) Rollin III Nr. 8375. Auf der Rückseite steht noch EY; die Münze wird daher Euesperidae zugetheilt.

*) D. N. v. IV, 20.

5) VI, 28, Nr. 218—220.

«) Suppl. IX, 16, Nr. 81.

7) Die Nummern VI , 218—220. Die erste ist nach Visconti identisch mit der von Vaillant beschriebenen und die bei Visconti abgebildete.

und Kleopatra Selene- ""

Spuren, aber nicht deutliche Buchstaben der Narnens- inschrift; Stellung- derselben und Porträt stimmen auf das genaueste mit der abgebildeten Berenike tiberein.

Nach dem Material , welches mir vorliegt Nach- . richten über die Originale der drei Schwefelpasten sowie über die vierte Kleopatra Selene im Supplement Mionnets sind jetzt i) natürlich nicht zu erlangen scheint mir die Vermuthung gerechtfertigt , ' dass auch jene vier Pariser Münzen, welche der Kleopatra Selene zugeschrieben . weiden , der Berenike II angehören und demgemäss auch die Aufschrift BAZIAIZZHZ BEPENIKHZ tragen oder ge- tragen haben.

Es ist immer ein missliches Unternehmen, Mionnets Beschreibungen und Lesungen verbessern zu wollen ; die grosse Zuverlässigkeit und Geübtheit Mionnets ist oft genug gelobt worden und kann gegenüber so vielen weit weniger guten neueren Werken und Publicationen nicht genug gelobt werden, hier scheint mir aber aus manchen Gründen meine Vermuthung gerechtfertigt.

Abgesehen davon, dass schon der Beiname Selene allein , ohne den Namen Kleopatra , mit dem Königstitel verbunden, auffallend wäre, scheint auch die Fabrik der Pariser Münzen auf eine frühere Zeit, als die der Selene war, hinzudeuten. Die Porträts der Mionnet'schen Pasten der angeblichen Selenemünzen stimmen aber im Ausdruck des Gesichts und in der Haartracht es ist der bekannte gewellte Scheitel der zweiten Berenike mit der abge- bildeten sichern Berenikemüuze und mit den andern be- kannten Münzen dieser Königin mit abweichenden Rück- seiten genau überein.

J) D. b. damals, als der Artikel gegebrieben wurde.

94

Dr. Alfred v. s.illet: Berenike II

Die von Eckhel <) beschriebene in Wien befindliche (syrische) Münze der Kleopatra Selene :

Protome juvenilis hnmero alato seu Victoriae seu Cupidinis. Rs. : EAEN* flos loti cum astro. &'J IIT. (Mus. Caes.).

scheint sehr zweifelhaft. Man möchte eher an ein undeutliches Exemplar der gewöhnlichen Münze Antio- chus VII mit ähnlichen Typen denken. Jedenfalls ist bei dem fragmentarischen Zustand und der falschen Ortho- graphie der Legende die Bestimmung ganz unsicher 3).

«) D. N. V. III, 241.

*) Beschreibung dieser Münze mach dem Wiener Originale : iE. 4 Brustbild der geflügelten Nike rechtshin. Rs. : Symbolischer Kopfschmuck (Pschent) der aegyptischen Göttin Ilathor, gewöhnlich als Lotusblume bezeichnet; unter dem Monddiscus ein Stern; im Felde links gerad- läutig von unten mich oben zu lesen. EAEN- (das erste E sehwach), im Felde rechts Raum für eine einzeilige Inschrift, diese aber spurlos verschwunden; im äusseren Felde links das Zeichen Y. Diese Münze hat wie oben richtig bemerkt wird, grosse Aehn- lichkeit mit einer Reihe datirter Münzen des Königs Antiochus VII Evergetcs (Mion. V 75, G54 G7ö) ; sie unterscheidet sich aber von letztern schon dadurch dass auf diesen die dreizeilige aus viel kleinern Buchstaben bestehende Inschrift von oben nach unten lauft, während auf unsrer Münze, wie das ganz deutliche AEN zeigt, gerade das Umgekehrte der Fall ist. Auch wäre für eine drei- zeilige Legende gar kein Raum. Dem Antiochus VII gehört also die Münze nicht an. Noch weniger ist nach meiner Ansicht an eine Kleopatra Selene zu denken, denn abgesehen von der falschen Orthographie des Namens der Königin, müsste die Legende nach Analogie der Seleukidenmünzen also lauten: BAZIAIZZHZ KAEoTTATPAZ ZEAHNHZ welche Legende nach der Grösse und

und Kleopatra 6elcne. ^^

Bevor also nicht andere Münzen der Kleopatra Selene mit ganz deutlichen und sichern Umschriften vorkommen

Stellung- der Buchstaben AEN gar nicht unterzubringen wäre. Nach dem Königsbuche war die erste Gemahlin des Ptolemaeus Soterll eine Kleopatra, die vierte Königin dieses Namens. Dieser Hauptname durfte, wie Dr. v. Sallet richtig bemerkt, auf den Münzen nicht ausgelassen werden; der Beiname allein in Verbindung mit dem Königstitel wäre unstatthaft. Obige Münze gehört daher der Kleopatra IV Selene nicht an und es kann aus ihr ein Beweis für dae Vorhandensein von Münzen dieser Königin nicht geschöpft werden. Hier drängt sich, obgleich nicht zur Sache gehörig, die Frage auf, wohin also die Münze mit der für Selene nicht zulässigen Orthographie eigentlich gehöre? Ich muss in vorhinein um Entschuldigung meines Irrthums bitten, wenn ich bekenne dass ich bei dem AEN oder, wie Eckhel will, EAEN unwillkürlich an die kilikische Stadt Kelenderis dachte. Unter dieser Voraussetzung

wäre die zweizeilige Inschrift _. _. , was allerdings den Le- gendenraum der Münze ausfüllt. Wie käme aber eine autonome kilikische Stadt, ungeachtet ihrer zeitweiligen Abhängigkeit von fremden Despoten , zu den Münztypen des syrischen Königs Antiochus VII? Derselbe Typus der Kehrseite, Hathor-Pschent oder Lotusblume rindet sich auch auf zahlreichen datirten Erz- münzen der syrischen Königin Kleopatra mit ihrem Sohne Antiochus VIII.

Bemerkenswerth ist noch auf der oben abgebildeten Berenike- münze dass sie auf der Vorderseite den Namen und Titel der Königin und auf der Kehrseite die gewöhnliche Inschrift der Ptolemaeermünzen hat , ein Beweis dass sie eine in Alexandria geschlagne Landesmünze war und die Prägung von der königl. Regierung ausging. Dieselbe doppelte Legende findet sich auch auf der Berenikemünze mit dem Füllhorn als Typus der Kehrseite. Aehnliches sehen wir auf Münzen der Königinmutter und Regentin Kleopatra I. (Huber , zur alten Numismatik Aegyptens. Numism. Zeitsch. Bd. II, S. 419. Vergl. auch in derselben Abhandlung,

96

Dr. Alfred v. Nallet : Berenike rt und ICleopatra Selene.

oder die Richtigkeit der Mionnet'schen Lesung festgestellt wird, ist an der Existenz ihrer Münzen zu zweifeln und ist zu vermuthen, dass alle ihr zugeschriebenen aegyptischen Münzen der Gemahlin Ptolemaeus III Euergetes, Berenike II angehören.

Berenike IL Wiener Niim. Monatshefte 1868, I\rS. 242 ff. Taf. IV, 5 n. Separatabd. S. 220, Taf. V, 5). C. W. H.

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vi:

Fulvia Plautiana.

Von Dr. Alfred v. Sallet.

Zuerst wurde von Sabatier in der Petersburger Zeit- schrift i) , später in seiner Jconographie und dem Catalog seiner Sammlung eine Münze einer Kaiserin Fulvia Plau- tiana, geprägt in Thyatira Lydiae, publicirt :

Hs.: <J>OVA nAAYTIANA C€ Brustbild rechtsliin. Rs. : OYATCIPHNflN Adler mit ausgebreiteten Flügeln von vorn, den Kopf linkshin wendend. i£. 6. Eine Münze mit gleichen Typen und derselben Umschrift der Rückseite ist bei Cohen abgebildet, aber mit dieser Legende der Hauptseite : <t>OYA TTAAYTIANHC 2). Eine andere Münze der Art ist im Auctionscatalog Badeigts de Laborde (Paris 1869) s) enthalten, aber mit:

*) Memoires de la soc. imp. d'arch. etc. IV, 1850 p. 4 ff. »; Cohen III, Taf. VI, p. 221. Im Text steht, wohl irrig, TTAAYTIAN C€.

») Nr. 807.

7

98

Dr. Alfred von Sallet :

<t>OYAB TTAAYTIANA C€ und Contremarke, sonst mit den- selben Typen *).

Hierzu kommt eine neuerdings im Auctionseatalog Pericles Exereunetes (London 1871) 2) publicirte Münze vonAcrasus Lydiae.

Hs. : <t>OYA nAAYTIANH C- Female head to right. Rs.: AKPACinTHN- Diana of Ephesus between two stags. fc. 6 s).

Die Münze Sabatiers ist nach den Abbildungen der- selben nicht vorzüglich erhalten, namentlich ist das N durch einen Riss der Münze beschädigt. Die Münze aus der Auction Laborde habe ich selbst gesehen: das N schien mir nicht deutlich, auch das zweite A nicht; ich glaubte eher TTAAYTIAAA zu lesen. Die von Cohen abge- bildete Münze hat aber deutlich TTAAYTIANH, ebenso dar! man an dem TTAAYTIANH des Catalogs Exereunetes nicht zweifeln.

Diese Fulvia Plautiaua wird von Sabatier Gemahlin des Pescennius Niger genannt *), von Cohen wird sie

*) Mion. IV, 166, 957 hat eine ähnliche Münze derselben Stadt als Plautilla, jedoch mit <l>OYA * TTAAYT * A, also mit unvollstän- diger, durch Contremarke entstellter Umschrift.

*) Nr. 306.

3) Mionnet IV, 4, 17 hat dieselbe Münze als Plautilla; die Schwefelpaste zeigt, dass die Umschrift der Hauptseite am Ende undeutlich war.

*) Eckhers Ansicht über Plautiana und die zu erwähnenden Münzen derselben ist von Sabatier 1. c. nicht ganz richtig wieder- gegeben. Eckhcl D. N. V. VII, 153 sagt: fuere qui ex numis dietam (uxorem Pescennii) fuisse Pescenniam Plautianam adsererent. Vgl. auch D. N. V. VII, 163.

Fulvia Plfiutiana.

99

zwar hinter Niger aufgeführt, doch nur als gänzlich unbe- kannte, dem Niger nicht mit Sicherheit zuzutheilende Kaiserin.

Der Grund, die Fulvia Plautiana dem Pescennius Niger zur Gemahlin zu geben, ist folgender: Eckhel führt nach Baudelot eine Münze an mit der Umschrift TT€CK€NNIA TTAAYTIANA C€BACTH (Typen, Metall, Grösse und Rückseite werden nicht angegeben) und nach Baidini eine andere, schon von diesem für verfälscht erklärte lateinische Münze: PESCENNIA PLAVTIANA AVGVSTA Rs. : CONCORDIAPR- Die erste, griechische Münze dieser Pescennia Plautiana ist sonst gänzlich unbekannt, also äusserst bedenklich. Auf einer andern von Eckhel besprochenen und für falsch erklärten Münze der Wiener Sammlung steht: PESCENNIA PLAVTIANA AVGVSTA und auf der Rückseite in einem Kranze CLODALBINVS CAES AVG IMP S C* Nach der Intention dieses der richtigen Stellung der Kaisertitulaturen nach Art des Nenniger Inschriftenfälschers unkundigen Münzfälschers Wäre also wohl Clodius Albinus der Gemahl der Pescennia Plautiana.

Also: weil eine sehr zweifelhafte griechische und eine sicher falsche lateinische Münze mit dem Namen einer Pescennia Plautiana existiren und eine dritte sicher falsche derselben Kaiserin, welche den Namen des Clodius Albinus auf der Rückseite hat, soll die Fulvia Plautiana auf den Münzen von Thyatira (und Acrasus Lydiae) die Gemahlin des Pescennius Niger sein ! i).

J) Die für letztere Annahme nicht ungünstige Münze von Gabala mit: IOYCTAN 4>OYAOYIAN TTAAYT- ist nur aus

Harduin bekannt und desshalb ohne Autorität. Eckhel VII, 227.

7*

100

Dr. Alfred von S:\llet: Fulvia Plautiana.

Dies ist natürlich eine höchst künstliche und auf Sand gebaute Conjectur.

Selbst wenn, wie die Lesungen Sabatiers, Cohens und des Catalogs Exereunetes doch zu beweisen scheinen, die Münzen wirklich TTAAYTIANA oder TTAAYTIANH, und nicht etwa TTAAYTIAAA haben, ist diese Fulvia Plautiana keine neue Kaiserin, sondern kann absolut nur identisch, sein mit Fulvia Plautilla, der Gemahlin des Caracalla.

Diese war bekanntlich die Tochter des Fulvius Plautianus, dessen voller Name durch Schriftsteller und Inschriften ganz genau feststeht; folglich ist der Name Plautiana statt Plautilla auf den griechischen Münzen der von Rom weit entlegenen Städte Acrasus und Thyatira in Lydien einfach zu erklären, es ist nur eine andere viel- leichtfehlerhafte Orthographie oder Schreibung des Namens Plautilla, veranlasst durch das Cognomen ihres Vaters *); auch das Porträt bestätigt die Identität : es trägt die für Plautilla charakteristische einfache Haartracht.

Wir haben somit keinen Grund in der Fulvia Plautiana der Münzen von Acrasus und Thyatira auf die schwache Autorität falscher und völlig zweifelhafter Münzen der Pescennia Plautiana hin, die Gemahlin des Pescennius Niger zu erkennen.

J) Fehlerhafte Schreibungen lateinischer Namen auf griechi- schen Münzen der Kaiseizeit sind häufig. Bekannt sind z. B. die vielen offenbar unrichtigen Varianten des Namens der Soaemias.

101

VII. Denar des Vaballath.

Von 13r. Alfred von Sallet.

Im vorigen Bande der numismatischen Zeitschrift hat Herr Dr. Missong einen noch unedirten Denar des Vaballath mit dem Augustustitel publicirt:

Hs.: I(MC)VHABALATHVS AVG Kopf mit Krone rechts- hin.

R s. : IVENVS (oder IV€NVS wie auf der Abbildung steht) AVG Hercules rechtshin blickend, stehend, von vorn, die Rechte auf die Keule stützend in der Linken einen Apfel; das Löwenfell hängt über den linken Arm herab. Links im Felde Stern. Im Abschnitt zwei Punkte (?). Billondenar.

Für sehr wahrscheinlich halte ich Dr. Missongs Annahme, dass dies sinnlose IVCNVS AVG fehlerhaft statt IVVENTVS AVG steht, welche Umschrift sich bei einem ähn- lichen Herculestypus einer gewöhnlichen Münze des Clau- dius Gothicus findet. Auslassungen von Buchstaben, über-

102

Dr. Alfred v. Sallet: Denar

haupt fehlerhafte Umschriften sind in jener Zeit selbst bei römischen, so zu sagen offiziellen Münzen nicht ganz selten; bei einer in Hast und Eile und noch dazu fern von Rom, in Syrien, geschlagenen Münze eines ephemeren Usurpators aber sehr erklärlich und natürlich. Kommen doch schon in viel besserer Zeit, bei Pescennius Niger, aus demselben Grunde manche Fehler, Buchstabenver- stellungen u. s. w. in den Umschriften vor. Auch die von Dr. Missong p. 446 citirte Münze des Vaballath bei ßanduri (aus Mediobarbus) mag wohl eine ähnliche oder dieselbe verderbte Umschrift der Rückseite gehabt haben, soweit sich dies aus der nach Weise der damaligen Zeit ganz ungenauen Beschreibung jetzt feststellen lässt.

So sehr ich nun auch in der Hauptsache mich den Ausführungen Dr. Missongs anschliesse, so weiche ich doch in einigen Punkten von demselben ab. Dr. Missong stellt den von Cohen (Nr. 4) beschriebenen Denar des Vaballath :

Hs.: IM C VHABALATHVS AVG Kopf mit Krone rechts-

hin. Rs.: VENVS AVG Venus stehend linkshin, Helm und

Speer haltend auf den Schild gestützt.

in Frage und ist zu der Annahme geneigt, dass Cohen „den Hercules für eine Venus angesehen" und dass die von ihm beschriebene Münze mit VENVS AVG überhaupt nur ein undeutliches und daher irrig aufgefasstes und beschriebenes Exemplar des Denars mit Hercules und IVCNVS AVG sei.

Dieser schwere Vorwurf ist aber meines Erachtens völlig unbegründet, und es bedarf keiner directen Anfrage

des Yaballathus.

103

in Paris um dies zu beweisen. Die fragliche Münze mit der Venus ist bereits von Mionnet i) so beschrieben :

Rs. : V€NVS (sie) AVG Venus debout, tenant im cas que de la main droite et une lance transversale de la gauche ; ä terre, un bouclier.

Im Jahrgang 1846 der Eevue numismatique ist nun diese Münze der Pariser Sammlung auf Taf. XV Nr. 5 auch noch abgebildet.

Hs.: IM C VHABALATHVS AVG Kopf mit Krone rechts- inn.

Rs. : V€NVS AVG Venus genau wie Mionnets und

Cohens Beschreibung , links im Felde Stern. ÄL. (d. h. Billondenar.)

Die Venus-Rückseite des Vaballath steht also ganz fest, eine Verwechslung des Hercules mit der Venus und ihrer Attribute ist schon deshalb völlig unmöglich, weil die Venus den Helm in der Rechten, der Hercules aber den Apfel in der Linken hält. Ein Blick auf die Abbil- dungen der beiden Münzen in der Numismatischen Zeit- schrift und in der Revue wird Jeden überzeugen.

Der Hercules mit IV€NVS AVG ist also eine neue Rückseite, wahrscheinlich mit verstümmelter Umschrift statt IVVENTVS AVG.

Auch die Annahme, dass im Falle der Existenz obiger Venusmünze diese Rückseite ursprünglich zu einem sonst unbekannten Denar der Zenobia gehöre, die Münze somit hybrid sei, ist doch gewagt. Die Venus in jener Stellung

i) Med. romaines 1. Ausg. 1815, S. 317.

104

Dr. Alfred v. Sallet: Denar des Vaballathus.

kommt, wenn auch selten, doch bei Kaisern auch vor, wie Dr. Missong selbst zugiebt, und nicht nur bei kaiser- lichen Frauen.

Gewiss hat es auch lateinische Billondenare der Zenobia gegeben, aber die Rückseite desVaballath beweist dies nicht; man kann nur nach Analogie der Alexandriner die Existenz lateinischer Zenobiamünzen mit Sicherheit vermuthen.

105

VIII.

Neue Fälschungen römischer Münzen.

Von JBVanz Trau.

(Hierzu die Tafeln I, II, HI und IV.)

Im November vorigen Jahres kam in Wien beim MUnzhandel ein Ereigniss vor, welches unsere eifrigen Münzsammler in nicht geringe Aufregung versetzte und viel von sich reden machte. Es erschien nämlich ein als solid, bekannter Mtinzhändler *) mit einer reichhaltigen

*) Adolf Hess aus Giessen. Wir geben den Namen dieses Münzhändiers auf dessen ausdrückliches Verlangen. Herr Hess, an dessen Ehrenhaftigkeit zu zweifeln wir keinen Grund haben, hatte, wie er versichert, die ganze Sammlung in Udine von einem sichern Luigi C. angekauft. Dass er diesen Kauf bona fide abgeschlossen habe, erscheint um so glaubwürdiger als in Wien selbst gründ- liche und erfahrene Numismatiker durch die Meisterschaft, mit welcher der Mehrzahl nach diese Fälschungen ausgeführt sind, in dieselbe Täuschung verfielen. Abgesehen von der Bereitwillig- keit, mit welcher Herr Hess die hierorts verkauften und als unecht erkannten Münzen gegen llückstellung des vollen Kaufpreises wieder einlöste, liegt auch schon darin ein Beweis seiner Unbe-

106

Fr. Trau : Neue Fälschungen

gegen 5000 Exemplare zählenden Münzsammlung welche er stückweise und nach Partien im Kreise der hierortigen Münzsammler und Mitglieder der numismatischen Gesell- schaft nach freigestellter Besichtigung und Auswahl zu den im Münzhandel jetzt gangbaren Preisen zum Verkauf anbot. Am zahlreichsten waren in dieser Sammlung römische Kaisermünzen vertreten, sie enthielt überdies gegen 200 römische Familienmünzen, eine bedeutende Anzahl Mittelalter-Denare, eine Serie seltener italienischer Mittelalter-Münzen, eine Serie späterer italienischer und deutscher Medaillen. Die antike griechische Numismatik war in dieser Sammlung nicht vertreten. Die Partie der römischen Kaisermünzen, auf welche wir uns hier be- schränken, war reich an grossen Seltenheiten, wie Britan-

scholtenheit dass er der von Herrn Franz Trau in Antrag gebrachten Veröffentlichung der gefälschten Stücke entschieden beistimmte und zum Behufe der anzufertigenden Münzabbildungen und Be- schreibungen die ganze Sammlung ohne Rückhalt zur Benützung freistellte, was er gewiss unterlassen hätte, wenn der Versuch einer anderweitigen Verwerthung der Falsificate in seiner Absicht läge. Herr Hess der durch dieses Falschmünzer - Attentat ganz allein zu Schaden kommt, ist gegen den erwähnten Verkäufer bei dem Tri- bunale in Udine klagbar aufgetreten. Wir wünschen dass es ihm gelingen möge auf dem Rechtswege eine Vergütung seines erlittenen Schadens zu erlangen.

Herr Fr. Trau als erfahrener Numismatiker und Besitzer einer ausgewählten grossartigen Sammlung römischer Münzen hatte es nach dem Wunsche seiner numismatischen Freunde auf sich genom- men einen Theil dieser Falsificate (römische Familien- und Kaisei - münzen) zu beschreiben und in unsrer Zeitschrift mit vier Tafeln Münzabbildungen zu veröffentlichen. Die Beschreibung und Publi- cirung der in dieser Sammlung enthaltenen Serie italienischer Mittel- altermünzen hat Herr Carlo Kunz Director des Museo Bottacin in Padua übernommen. Die Redaction.

römischer Münzen.

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nicus, Annia Faustina, Tranquillina, Pacatianus, Jotapianus, Cornelia Supera, Regallianus, Martinianus, Sebastianus, Eufemia und andern Seltenheiten ersten Ranges, wie man sie einzeln wohl selten, beisammen aber nie in Privat- Sammlungen, und kaum in den grössten öffentlichen Münz- kabineten Europas vorfinden dürfte. Letzteres Bedenken verbunden mit kühlerer Betrachtung machte zuerst den Zweifel an der Echtheit der Münzen rege. Der Zweifel führte zur Erkenntniss der Wahrheit. Nach genauer Prü- fung ergaben sich leider die meisten Exemplare dieser reichhaltigen Sammlung als falsch. Die Fälschungen waren jedoch in der Mehrzahl von so künstlerischer Ausführung dass bei einigen Stücken nur durch genaue Vergleichung mit andern Falsificaten deren Unechtheit nachgewiesen werden konnte.

Nach den bei Anlegung meiner Sammlung durch eine Reihe von Jahren gemachten Erfahrungen nehme ich keinen Anstand die vorliegenden Falsificate in ihrer Gesammtheit als gefährlich und im Einzelnen als sehr gefährlich zu bezeichnen. Die Fälschungen erstrecken sich, mit Ausschluss der Griechen und Orientalen, über das ganze übrige Gebiet der Numismatik. Die Münzen sind aus allen drei Metallen Gold, Silber und Kupfer, letzteres nach seinen verschiedenen Mischungen, hergestellt. Sie sind theils mit eigens dazu angefertigten Stempeln geprägt, theils aus Modeln welche von wirklich vorhandenen echten Münzen genommen wurden gegossen, theils durch den Grabstichel aus gewöhnlichen echten Stücken zu seltenen und werthvollen Münzen retouchirt. Es sind bei diesem Vorgange alle bekannten technischen und chemischen Behelfe in Anwendung gekommen. Die Patina mit welcher die Bronzemünzen überzogen sind, ist von ganz täuschen-

108

Fr. Trau : Neue Fälschungen

der Art und als vollkommen gelungen zu bezeichnen, sie ist nicht schmierig und fettlich anzufühlen, sondern hart, ein- gedrungen und verschiedenfarbig nuancirt. Auch die echten selbstverständlich ganz gewöhnlichen Bronzemünzen, welche der Sammlung absichtlich beigemischt sind, haben denselben Fatina-Ueberzug, um das Auge des Beschauers daran zu gewöhnen und allen Münzen ein unter sich über- einstimmendes Aussehen zu geben, wie überhaupt die ganze Sammlung mit grosser Umsicht und Schlauheit zusammengestellt ist und voraussetzen lässt dass der Fälscher ein viel bewanderter Münzkenner ist.

Bei dem gegenwärtigen Stande der Münzkunde und nach den von jedem einsichtsvollen Sammler gemachten Erfahrungen haben die modernen Münzfälscher i falsi- ficatori moderni wie sie Sestini nennt ganz andre Auf- gaben zu lösen und Schwierigkeiten zu umgehen als es früher der Fall war. Becker arbeitete nur in edlen Metallen und sind seine Münzen an der Gleichförmigkeit der Manier und einer gewissen Steifheit, sowie an dem dunkleren Anhauche seiner Silberstücke leicht zu erkennen, der öfteren Vernachlässigung der Gewichtsverhältnisse nicht zu gedenken. Durch Beckersche Erzeugnisse darf heutigen Tages kein Numismatiker sich mehr täuschen lassen, da sie allgemein bekannt sind *). Die unter dem Namen Paduaner bekannten Fälschungen römischer Bronzemünzen können gegenwärtig als ganz ungefährlich bezeichnet werden. Anders ist es aber mit den aus dem Orient stam- menden unzähligen theils geprägten theils gegossenen

J) Steinbüchel , die Beckerschen falschen Münzstempel. Wien 1836. Vorzüglicher noch M. Pin der, die Beckerschen falschen Münzen. Berlin 1843.

römischer Münzen.

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und gravirten falschen Münzen welche seit mehr als einem Jahrhundert im Handel ihren Weg nach Europa fanden und noch immer finden, und deren sich vielleicht auch nicht ein einziges Münzkabinet ganz erwehren konnte. Athen, Syra, Smyrna, Aleppo, Bagdad, Ispahan und andre Städte leisteten und leisten noch immer theils in Erfindung nicht bestehender antiker Münzen, theils in Abgüssen nach vorhandenen Originalen Erstaunliches. Diese Fälschungen beschränken sich aber meist auf Griechen und deren Nebenvölker, auch fehlt es in der numismatischen Literatur nicht an Enthüllungen und Warnungen vor diesen schäd- lichen Parasiten.

Die hier beschriebenen Falsificate römischer Münzen sind wahrscheinlich in Udine angefertigt worden, und die Gleichmässigkeit der Manier, um nicht zu sagen des Styls, in der Ausführung lässt vermuthen, dass sie das Werk einer und derselben Hand sind. Gewissheit hierüber sowie über die Ausdehnung der Fälschungen zu erlangen, war mir bis jetzt nicht möglich. Wie mir Herr Hess mittheilte, hatte ihm derselbe Münzverkäufer (Luigi C*** in Udine) noch eine zweite Sammlung zum Kaufe en bloc angeboten, in welcher sich ebenfalls grosse Seltenheiten, darunter wie ihm erinnerlich ist ein Aureus des Uraneus Antoninus und ein Goldquinar des Severus Alexander, befanden. Da Herr Hess bei dem gegen den genannten Münzverkäufer zu Udine anhängig gemachten Processe zu seiner Beweis- führung die ganze von ihm angekaufte Sammlung vorzu- legen hat und daher dieselbe bei der Hand haben muss, durfte ich die Serie der römischen Münzen, welche er mir mit anerkennenswerther Bereitwilligkeit zum Behufe meiner Arbeit auf einige Wochen überlassen hatte , nicht länger zurückhalten; ich konnte daher meine Unter-

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Fr. Trau : Neue Fälschungen

suchung nicht auf alle in dieser Partie enthaltenen Falsi- ticate ausdehnen und musste mich auf das Nothwendige und Wichtigste beschränken. Andererseits durfte ich auch die Veröffentlichung in der Numismatischen Zeitschrift welcher der Kreis unsrer numismatischen Freunde mit Spannung entgegensieht, nicht länger hinausschieben, da durch die ohne Zweifel in mehreren Exemplaren ausge- führten Fälschungen auch andre Personen, ebenso wie es Herrn Hess betroffen hat, zu Schaden kommen können, durch diese rechtzeitige Warnung aber vielleicht ein Schaden verhindert werden kann.

Ich gebe mit Nachstehendem die genaue und gewissen- hafte Beschreibung von 39 falschen römischen Münzen, von welchen auf vier beigefügten Tafeln 34 Stück abge- bildet sind. Die Abbildungen sind von dem talentvollen Kupferstecher Herrn Eduard Kozeluch mit lobenswerther Treue ausgeführt, und glaube ich dass nach diesen Abbil- dungen und meiner Beschreibung jeder Münzfreund im Stande sein wird eine bezügliche ihm etwa vorkommende falsche Münze als solche zu erkennen. Nach der Beschrei- bung der einzelnen Stücke habe ich mit Berufung auf Cohen die Nummer der dort verzeichneten Originalmünze nebst deren von Cohen taxirtem Schätzungswerthe beige- setzt. Wo bei Cohen das Stück nicht vorkommt, habe ich den Preis der zunächst übereinstimmenden Münze notirt.

Familia Cornuficia.

S i 1 b e r - D e n a r.

A v. Kopf der Ceres mit einem Aehrenkranz geziert nach links gewendet.

romischer Münzen.

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Rev. Q CORNVFICIAVGVR IMP Cornuficius steht ver- schleiert nach links gekehrt und hält in der Rechten den Lituus, rückwärts Juno Sospita welche ihm einen Kranz aufsetzt.

(Taf. I Nr. 1).

Cohen XV Nr. 2 Fr. 400.

Dieses Stück ist von höchst mittelmässiger Ausführung und nur weil es geprägt zu sein scheint erwähnenswerth. Es ist ein Beitrag zu den häufigen Fälschungen welche von dieser seltenen Familie vorhanden sind. Auch ein Falsum der bei Cohen Nr. 1 verzeichneten Münze findet sich nebst mehreren andern falschen Familienmünzen unter den mir vorliegenden Falsificaten. Da jedoch die meisten dieser Stücke nur geschnitten und von minder guter Aus- führung sind, beschränke ich mich in meiner Beschreibung nur auf geprägte Falsificate oder auf solche ursprünglich echte Stücke, aufweichen die Fälschung mit dem Grab- stichel besonders täuschend ausgeführt erscheint.

Familia Statia.

Silber - Denar.

Av. Kopf des Jupiter nach rechts gewendet, hinter demselben der Dreizack.

Rev. MVRCVS IMP Trophäe, links eine knieende Frau, rechts ein mit der Toga bekleideter Mann, welcher in der Linken ein Parazonium hält und die rechte Hand der knieenden Gestalt entgegen- streckt.

(Taf. I Nr. 2).

Cohen XXXVIII Fr. 400.

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Fr. Trau: Neue Fälschungen

Geprägt, von sehr steifer Ausführung. Cohen bemerkt dass diese Münze immer von roher Arbeit vorkommt, die Steifheit der Figuren kann daher leicht für die wirkliche Fabrik angeschen werden und wurde auch wahrscheinlich hierzu benützt. Ueberhaupt verräth der Fälscher ein nicht gewöhnliches Verständnis« für Numismatik und manche seiner Falsificate können nur an der Gleichheit der Arbeit und der Manier der Behandlung nach strenger Prüfung als solche erkannt werden.

Britannicus

geb. 795 (42 n. Chr.) gest. 808 (55 n. Chr.)

Gross -Erz.

Av. TICLAVDIVS CAESAR AV6 F BRITANNICVS Blosser Kopf dieses Prinzen nach der linken Seite ge- kehrt.

Rev. S C Behelmter Mars nach links schreitend, hält in der Rechten eine Lanze, in der Linken einen Schild.

(Taf. I Nr. 4).

Variante von Cohen's Nr. 1 i) Fr. 1500.

!) Die Beschreibung bei Cohen stimmt nicht mit der Abbildung, •da auf der Tafel der Kopf des Prinzen nach links dargestellt ist, während Cohen in der Beschreibung des Exemplars aus dem Kab. des Mr. Prosper Dupre „buste nu ä droite" sagt. Ackerman ver- zeichnet auch ein Exemplar dieses Prinzen aus der Doctrina.Eckhcl führt aber keine Quelle an aus welcher er dieses Stück entnommen; wahrscheinlich nahm er es aus Katalog Magnani woselbst es auch abgebildet ist, diese Abbildung ist jedoch vollkommen gleich mit jener Cohen's und scheint somit von Britannicus kaum ein anderer Typus bekannt zu sein.

römischer Münzen.

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Diese Münze ist von vorzüglich feiner Ausführung, der Schrötling jedoch dünner als bei den echten Exem- plaren, auch sind der im Revers dargestellte Mars und die Buchstaben SC feiner ausgeführt als auf den Originalen auf welchen die Füsse des Mars kaum ausgeprägt sind. Die Schrift des Averses ist sehr correct gegeben, nur haben die Buchstaben wie auf allen Münzen dieser Fabrik durchwegs einen zarteren Charakter als auf den antiken Münzen jener Zeit. Die Haarpartien sind von ungewöhn- licher Feinheit, und obwohl auf dieses Stück ein beson- derer Fleiss verwendet wurde, kann man doch bei auf- merksamer Prüfung die Fälschung erkennen. Das mir vorliegende Exemplar ist mit einer glänzenden rothbraunen Patina überzogen und scheint aus einem Stempel geprägt worden zu sein.

Domitia

Gemahlin des Kaisers Domitian, vermählt 835 (82 n. Chr.) gest. 893 (150 n. Chr.).

S i 1 b e r - D e n a r.

Av. DOMITIA AVGVSTA IMP DOMIT Brustbild der Kaiserin nach rechts.

Rcv. CONCORDIA AVGVST Pfau nach rechts gewendet. Die Umschrift im Revers ist nach aussen ge- kehrt.

(Taf. I, Nr. 3.) Coli. Nr. 3, Fr. 120.

Diese Silbermünze scheint gegossen und. dann mit dem Stichel sorgfältig ausgearbeitet zu sein, so dass kein den Guss verrathendes Merkmal sichtbar ist. Die Buch-

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Fr. Trau: Neue Fälschungen

.staben sind sehr rund und manche verschwommen, auch der Rand ist verdächtig. Der Pfau im Revers ist sehr steif gehalten und roh in der Ausführung, gerade das Gegentheii von den echten Münzen.

Domitia

Mittel-Erz.

Av. DOMITIA AVG IMP CAES DIVI F DOMITIAN AVG

Brustbild nach rechts.

Rev. DIVI CAES MATER S C Ceres steht nach links ge- wendet und hält in der Rechten zwei Aehren, in der Linken eine nach unten gekehrte Lanze.

(Taf. I, Nr. 5.)

Coh. Nr. 11, Fr. 250.

Dieses Falsificat ist nur an der steifen Auffassung der Haarpartien zu erkennen, sowohl Schrift wie Darstel- lung des Reverses sind von so technischer Vollendung, dass sie jeden Numismatiker zu täuschen im Stande sind. Die Patina ist schwarzgrün und an einigen Stellen der Fläche des Averses leicht angefressen. Die Münze ist geprägt und wurde dazu ein alter Schrötling benützt; die Ränder sind tadellos.

Marciana

Tranjan's Schwester gest. 867 (114 n. Chr.).

Gross- Erz.

A v. DIVA AVGVSTA MARCIANA. Brustbild mit Diadem nach rechts.

römischer Münzen.

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Rev. CONSECRATIO S C Adler mit ausgebreiteten Flügeln nach links gewendet, sieht nach rechts und steht auf einem Scepter.

(Taf. I, Nr. 6.)

Coh. Nr. 10, Fr. 350.

Diese Münze ist von ziemlich roher Ausführung, gegossen und ciselirt. Der Haarputz und das Diadem verschwommen. Der Adler im Revers sehr roh, das dem Adler als Basis dienende Scepter der echten Münzen ist hier nur mit zwei Strichen angedeutet. Die braunrothe glänzende Patina ist ziemlich täuschend.

Didius Julianus

946 (193 n. Chr.).

Mittel-Bronze.

Av. IMP CAES M DID IVLIAN AVG Belorbeerter Kopf nach rechts.

R e v. PNI TR P COS S C Fortuna steht nach links gewen- det, hält in der Rechten ein Steuerruder (?) und in der Linken das Füllhorn. (Taf. III, Nr. 2.) Var. Coh. Nr. 13, Fr. 80.

Dieses geprägte Stück hat ein sehr steifes Aussehen, der Revers ist absichtlich beschädigt. Die Patina mit welcher die Münze überzogen, ist von schwärzlicher Farbe und vorzüglich. Die Buchstaben des Reverses sind voll- kommen symmetrisch eingetheilt, was ein modernes Ge- präge verräth. Die Darstellung der Fortuna ist plump und die Ausführung mangelhaft. Die absichtliche Beschädigung

8*

116

Fr. Trau : Neue Fälschungen

der Münze ist auf der trefflichen Abbildung getreu wieder- gegeben.

Manlia Scantill a

Gemahlin des Didius Julianus 946 (193 n. Chr.). Gross-Erz.

Av. MANLIA SCANTILLAAVG. Brustbild der Kaiserin nach rechts.

ßev. IVNO REGINA Die stehende Göttin nach links gewendet hält in der Rechten eine Schale, in der Linken ein Scepter; zu ihren Füssen der Pfau. Coh. Nr. 7, Fr. 50.

Gegossene Münze, sehr fein ciselirt , mit braunrother Patina überzogen. Der Avers ist, was den Kopf der Kaiserin anbelangt, von besonderer Feinheit und Genauig- keit, nur die Buchstaben haben eine zu breite Form. Der Revers ist bei weitem nachlässiger behandelt und sind sogar an manchen Stellen der Fläche die Gussblasen sicht- bar, ein Versehen, das auf allen mir von dieser Hand zu Gesicht gekommenen Münzen mit grosser Geschicklichkeit vermieden wurde. Da diese Münze nur ein Guss und auch nur theilweise täuschend nachgeahmt ist, gebe ich von ihr keine Abbildung.

Helv. Pertinax

946 (193 n. Chr.).

Mittel- Bronze.

Av. IMP CAES HELV PERTINAX AVG Brustbild des Kaisers mit dem Lorbeerkranz nach rechts.

römischer Münzen.

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Rev. AEO (sie) ITAS AVG TRP COS II SC Die stehende Aequitas nach links gewendet hält in der Rechten die Wage, in der Linken ein Füllhorn.

(Taf. III, Nr. 3.)

Var. Coh. Nr. 25, Fr. 80.

Dieses geprägte Stück ist von tadelloser Ausführung und gehört zu den vorzüglichsten Falsificaten. Die Revers- figur hat grosse Aehnlichkeit mit dem Revers der Münze des Did. Julianus (Taf. III, Nr. 2) sie ist aber deutlicher Und sorgfältiger ausgeführt.

Die Auffassung des Kopfes jedoch ist, was die Porträtähnlichkeit betrifft, eine vollständig mislungene; der Kopf gleicht vielmehr dem Did. Julianus, ein Umstand der dieses Stück sogleich als ein Falsum erkennen lässt. Das Eigenthümliche der Buchstaben ist vorzüglich gelun- gen. Die Patina ist graulich schwarz und glanzlos.

Pescennius Niger

gest. 947 (194 n. Chr.)

Silber-Denar.

Av. |MP CAES PESC NIGER IVSTVS AVG Belorbeerter Kopf nach rechts.

Rev. AETERNITAS AVG Halbmond mit sieben Sternen. (Taf. II, Nr. 1).

Var. Coh. Nr. 1, Fr. 250.

Derselbe Kaiser.

Av. IMP CAES C PESC NIGER IVST COS II Belorbeerter Kopf nach rechts.

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Fr. Trau: Neue Fälschungen

Rev. MONETA AVG Die Moneta stehend nach links gewendet in der Rechten die Wage , in der Linken ein Füllhorn. (Taf. II, Nr. 2.) Var. Coh. Nr. 36, Fr. 200.

Beide Münzen sind geprägt und die Stämpel sind offenbar für die sehr seltenen Münzen dieses Kaisers gemacht worden, welche Cohen mit dem Beisatze „beau style" bezeichnet. Das Exemplar Taf. II, Nr. 1 ist bedeu- tend kleiner im Schrötling, auch der Kopf des Kaisers ist viel kleiner als auf Nr. 2. Die Ausführung beider Münzen ist eine vorzügliche und leicht täuschende.

Aquilia Severa

Elagabals zweite Gemahlin 973 (220 n. Chr.;.

Mittel-Bronze.

A v. IVLIA AQVILIA SEVERA AVG Brustbild ohne Diadem

nach rechts. Rev. CONCORDIA S C. Concordia stehend nach links, hält in der Rechten eine Schale in der Linken ein Doppelfüllhorn; zu ihren Füssen links ein Altar.

(Taf. IV, Nr. 1.) Coh. Nr. 7, Fr. 30.

Geprägtes Stück von vorzüglicher antiker Auffassung, die schwarzgrüne Patina sehr gut aufgetragen, an manchen Stellen künstlich zerfressen. Der Schrötling ist etwas dünner als jener der echten Münzen und die Haarpar- tien des Kopfes haben einen modernen Styl; sonst ist dieses Falsificat zu den gefährlichsten zu zählen.

1 1 f)

römischer Münzen. -"■ J '

Annia Faustina

Elagabals dritte Gemahlin 974 (221 n. Chr.).

Gross-Bronze.

A v. ANNIA FAVSTINA AVGVSTA Brustbild der Kaiserin mit dem Diadem nach rechts.

Rev. CONCORDIA SC Elagabal und Annia Faustina stehen sich zugewendet und reichen sich die Hände. Im Felde unten ein Stern.

(Taf. III, Nr. 4.)

Coh. Nr. 3, Fr. 1000.

Dieses geprägte Stück ist eines der täuschendsten Falsificate, sowohl Schrötling wie Buchstaben, Typen und Patina sind so trefflich, dass es eine sehr genaue und kritische Untersuchung erfordert um die Fälschung zu erkennen. Die Abbildung (Taf. III, Nr. 4) gibt ein tref- fendes Bild dieses Falsificats welches mit einer matten schwarzgrtinen Patina überzogen ist. Die Reversseite ist am Rande etwas ausgebrochen, während die Vorderseite ganz unversehrt erscheint.

Balbinus

901 (238 n. .Chr.)

Mittel-Bronze.

Av. IMP CAES D CAEL BALBINVS AVG Belorbeertes Brustbild des Kaisers nach rechts, mit Harnisch und Paludament bekleidet.

1"0 Fr. Trau: Neue Fälschungen

Rev. VOTIS

DECENNA in einem Eichenkranze. (L) IBVS SC

(Taf. III, Nr. 1.)

Var. Coh. Nr. 33, Fr. 70.

Diese vorzüglich geprägte Münze hat einen fremd- artigen Charakter und erinnert an die Colonialmünzen jener Zeit. Das Brustbild stellt den Kaiser ohne Bart mit ganz jugendlichen Gesichtszügen dar, auch erscheint er auf diesem Falsum nicht so beleibt als wie alle echten Münzen ihn darstellen. Da Baibin den Thron als alter Mann mit Pupien bestieg und alle von ihm bekannten Münzen ihn alt darstellen, wird es gewiss jedem Numismatiker sofort auffallen, den Baibin jugendlich dargestellt zu sehen und wird dieses Falsum kaum zur Täuschung Veranlassung geben. Die Ausführung der Münze sowie die schwarzgrüne Patina gehören zu den vorzüglichsten. Zu bemerken bleibt noch, dass die von Cohen unter Nr. 33 verzeichnete Münze den Kaiser im Avers mit der Strahlenkrone darstellt.

Tranquillina

Gemahlin Gordians III 994 (241 n. Chr.).

Gross- Bronze.

Av. SABINA TRANQVILLINA AVG Brustbild mit Diadem nach rechts.

Rev. FELICITAS TEMPORVM (SC) Die stehende Göttin nach der linken Seite gewendet, hält (wie es scheint) einen Caduceus und ein Füllhorn.

(Taf. III, Nr. 5.)

Coh. Nr. 6, Fr. 2000.

römischer Münzen.

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Dieses Stück von minder schöner Ausführung- scheint aus einer Münze der Kaiserin Etruscilla geschnitten zu sein. Der Revers ist absichtlich beschädigt; obwohl die Münze mit vortrefflicher Patina überzogen ist, kann die Fälschung doch sehr leicht erkannt werden. Unsere voll- kommen gelungene Abbildung dieses Falsums macht jede weitere Beschreibung überflüssig.

Pacatianus

1001 (248 n. Chr.).

S i 1 b e r - D e n a r.

Av. IMPTI CL MAR PACATIANVS AVG Brustbild des Kaisers mit der Strahlenkrone nach rechts.

Rev. FORTVNA REDVX Die sitzende Fortuna nach links gewendet, hält in der Rechten ein Steuer- ruder in der Linken ein Doppelfüllhorn (?), unter ihrem Stuhle ein Rad.

(Taf. II, Nr. 4).

Coh. Nr. 5, Fr. 500.

Dieses Stück ist geschnitten und zwar wahrschein- lich aus einer Münze des Caracalla. Die Buchstaben des Averses sind ungleich, sonst aber sehr richtig und dem Charakter der Zeit angemessen; die Buchstaben des Reverses sind merklich grösser, doch deren Charakter vorzüglich. Das Brustbild des Kaisers ist stark mit dem Stichel gehoben und scharfkantig, während der Revers ziemlich abgenützt erscheint. Von dem Stuhle worauf die Fortuna sitzt, sowie von dem Füllhorn ist in Folge einer Ansätzung durch Säuren wenig Deutliches zu sehen. Die Münze zeigt auf Avers und Revers besonders an den Rän-

199

14i Fr. Trau.- Neue Fälschungen

(lern bei den Lettern und Kanten der Typen die Spuren einer grünspanartigen Patina und fühlt sich rauh an.

Jotapianus

1002 (249 n. Chr.).

S i 1 b e r - D e n a r.

Av. IMP MFR IOTAPIANVS A Brustbild mit der Strahlenkrone nach rechts, mit Paludament und Harnisch bekleidet.

Rev. VICTORIA AV€ (sie). Die nach links schreitende Victoria hält in der Rechten einen Kranz, in der Linken eine Palme. (Taf. II, Nr. 3.) Var. Coh. Nr. 1, Fr. 1000.

Diese Münze ist geprägt, die Ausführung ziemlich gut, jedoch ist das Metall viel zu feinhältig und der Schrötling zu dick. An der Vorderseite des Kopfes ist ein Ausgleiten des Stempels bemerkbar. Die Flächen sind sehr glatt und glänzend. Die Auffassung des Averses ist eine von der Abbildung bei Cohen verschiedene. Da mir ein echtes Exemplar dieses Kaisers nicht zu Gesicht ge- kommen, kann ich nur nach der Abbildung im Cohenschen Werke den Unterschied angeben.

Aemilianus

1006 (253 n. Chr.) 1007 (254 n. Chr.).

Mittel -Bronze.

Av. IMP AEMILIANVS PIUS F AVG Belorbeertes Brust- bild mit dem Paludamentum bekleidet , nach rechts gewendet.

römischer Münzen.

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Rcv. VOTIS

DECENNA in einem Lorbeerkränze. LIBVS SC

(Taf. III, Nr. 8).

Var. Coli. Nr. 57, Fr. 60 i).

Dieses ebenfalls geprägte Falsificat ist durch die eigenthümliche Auffassung des Kopfes charakterisirt. Das Gesicht ist vollkommen bartlos und jenem des Aemilian höchst unähnlich, man erkennt in demselben die nämliche Hand, welche den Baibin (Taf. III, Nr. 1) gravirt hat, was auf unsern Abbildungen leicht ersichtlich ist.

Die Ausführung ist, die Porträtverschiedenheit abge- rechnet, eine vorzügliche zu nennen, und besonders die ungezwungene Eintheilung der Buchstaben des Reverses sowie die Unregelmässigkeit der Buchstaben sind der Zeit vollkommen entsprechend. Die tadellose Patina mit welcher die Münze überzogen, ist von schwärzlich grüner Farbe.

Cornelia Supera

wahrscheinlich Gemahlin des Kaisers Aemilianns um 1000 (299 n.Chr.).

S i 1 b e r - D e n a r.

Av. C CORNEL SVPERA AVG Brustbild mit Diadem nach rechts gewendet, auf einem Halbmond.

Rev. PIETAS AVG Die verschleierte Pietas stehend nach links, hält in der Rechten einen undeut-

J) Das von Cohen beschriebene Exemplar befindet sich im kaiserl. Münzkabinet in Wien, es hat im Avers: IMPAEMILIANVS PIVS FEL AVG.

124

Fr. Trau: Neue Fälschungen

liehen Gegenstand (RäueherbUchse?) in der Linken ein Füllhorn.

(Taf. II, Nr. 5.)

Fehlt bei Cohen.

Dieses Falsificat ist aus einer Münze der Salonina verfertigt und die Keversfigur verstümmelt, so dass das Füllhorn und das Incensorium, wie sie auf den sehr häufigen Münzen der Salonina deutlich vorkommen, kaum wahrzu- nehmen sind. Das mir vorliegende Exemplar ist offenbar noch nicht ganz vollendet, und kann man noch an manchen Schriftstellen die Spuren des Stichels sehen, auch hat die Münze noch keine Versilberung und würde schon wegen ihres viel geringeren Feingehaltes kaum zu einerTäuschung gedient haben. Es ist demnach anzunehmen, dass dieses Stück nur aus Versehen von den Fälschern in den Handel gebracht wurde. Die Technik, nach der Anlage zu urtheilen, ist jedoch vorzüglich und würde nach einiger Detailausführung in ihrer Vollendung zu einem gefähr- lichen Falsum werden.

Quietus

1013 (260 n. Chr.).

B i 1 1 o n - D e n a r.

Av. IMP C FVL QVIETVS P F AVG Büste des Kaisers mit Strahlenkrone und dem Paludament nach rechts.

Kev. SPES PVBLICA Die mich links schreitende Spes hält in der Rechten eine Blume und hebt mit der linken Hand ihr Gewand. Coh. Nr. 11, Fr. 30.

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roiuifclit-r Munzen. J **

Diese Münze ist aus einem Stempel geprägt, jedoch ist die Ausführung zu mangelhaft, als dass ich es für nöthig fände davon eine Zeichnung zu geben. Die Buchstaben zeigen durch ihre Gleichmäßigkeit einen entschieden modernen Charakter , ausserdem ist der Kopf des Kaisers im Avers sowie die Spes im Revers von sehr steifer Auf- fassung. Das Metall ist jenem der Münzen des Quietus sehr unähnlich und die Flächen sind sehr glatt.

Ich bringe dieses Stück nur desshalb zur Kenntniss, weil ich durch meine Beschreibung auf alle von dieser Hand gefälschten Münzen aufmerksam zu machen beab- sichtige und weil aus derselben Quelle bessere Exemplare als die mir eben vorliegenden in den Münzliandel gebracht werden könnten.

Macrianus junior

1015 (202 n. Chr.).

B i 1 1 o n - D e n a r.

A v. IMP C FVLVM ACRI ANVS PF AVG Brustbild des Kaisers mit der Strahlenkrone nach rechts, mit Harnisch und Paludamentum bekleidet.

Rev. AEQVTAS (sie) AV6G Die stehende Aequitas nach links gewendet hält in der Rechten die Wage, in der Linken das Füllhorn. (Taf. III, Nr. 7.) Coh. Nr. 1, Fr. 80.

Dieses Stück ist geprägt von sehr steifer Auffassung, die Reversfigur ist verschwommen. Das Metall ist sehr kupferhältig, wodurch die Münze ein auffallend röthliches

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Fr. Trau : Neue Fälschungen

Ansehen erhielt. Man erkennt leicht dieselbe Hand welche das Falsificat der Münze des Regalliaa gemacht hat, nur ist dieser mit viel mehr Sorgfalt ausgeführt.

Regalliauus

1W6 (263 n. Chr.). Billon-Denar.

A v. IMP C P C REG ALLI AN VS A VG Brustbild des Kaisers mit der Strahlenkrone nach rechts, mit Harnisch und Paludament bekleidet.

Kcv. LIBERALITAS AVGG Die Libcrtas (sie) stehend nach links gewendet hält in der rechten Hand eine Mütze, in der linken einen mit der Spitze nach oben gerichteten Speer (sie).

(Taf. TU, Nr. 6).

Var. Coh. Nr. 3, Fr. 300 »).

Dieses geprägte Stück ist dem im Wiener Münzkabinet befindlichen Originale sowohl in Metall und Styl sehr unähnlich. Da jedoch kaum jeder Sammler Gelegenheit

*) Das von Cohen aus dem kaiscrl. Kabinet in Wien citirte Exemplar ist von vorzüglicher Erhaltung und ist die von Cohen angeführte Avers-Legende dahin zu ergänzen, dass nur noch ein Theil der Buchstaben VG sichtbar ist, da der Schrötling für den Stempel zu klein war und heisst die vollständige Legende IMPCPC REGALLIANVS AVG so wie auf den oben beschriebenen Falsificat. Ob nun der Fälscher von dem Wiener Exemplar Kennt- niss hatte , oder ob er zufällig um eine Varietät zu erzeugen diese mangelhafte Legende ergänzte bleibt dahin gestellt. Bemerkens- werth bleibt es immer, dass die von dieser Hand gefälschten Münzen meist den Abbildungen Cohen's entnommen sind.

römischer Münzen.

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haben dürfte ein Original von dieser höchst seltenen Münze zu sehen, erschien mir einige Beschreibung nicht überflüssig.

Vor Allem muss bemerkt werden dass alle Münzen dieses Kaisers aus andern damals cursirenden Münzen umgeprägt wurden (dasselbe gilt auch für die Münzen der Dryantilla welche allgemein für Regallian's Gemahlin gehal- ten wird). Durch dieses Umprägen erhielten die Münzen einen eigenthiimlichen Charakter, welcher auf unserem Falsificate nicht heraustritt; ferner sind die echten Münzen diesesKaisers von einer eigenthümlich rohen Auffassung, die Eintheilung der Buchstaben ist eine unregelmässige, auch sind die Münzen nicht vollkommen ausgeprägt, und wurden jedenfalls von unkundigen Münzarbeitern, wie man glaubt in Moesien angefertigt. Unser Falsiticat ist also gerade durch die Gleichmässigkeit der Buchstaben sowie durch den vollkommen abgerundeten Schrötling sofort erkennbar. Der Typus des Kopfes ist so ziemlich den echten Münzen nachgebildet, jedoch die Reversfigur ist viel detaillirter als auf den Originalen wo die Libertas fratzenhaft dargestellt erscheint.

Laelianus

1020 (2G7n. Chr.;.

B i 1 1 o n - D e n a r. A v. IMP C LAELIANVS PF AVG Geharnischtes Brustbild des Kaisers mit der Strahlenkrone nach rechts gewendet. Rev. VICTORIA AVG Nach links schreitende Victoria in der Rechten einen Kranz, in der Linken eine Palme.

Coh. Nr. ('», Fr. 30.

-* "* Fr. Trau : Neue Fälschungen

Dieses Stück ist aus einer Münze des Tetricus oder Victorianus geschnitten, sowohl der Avers wie der Revers gleichmässig mit dem Stichel behandelt und mit einer schwarzgrauen Patina überzogen. Dieses Falsificat von mangelhafter Ausführung ist hauptsächlich zu erkennen an dem flachen Kopf und den flachen Buchstaben sowohl im Avers als auch im Revers; da der Schrötling der Münze dem Fälscher wenig Metall zur Bearbeitung übrigliess, konnte die Ausführung nicht besser gemacht werden. Der auf den Münzen des Kaisers Laelian hervortretende eigen- tümlich barbarische Styl der Victoria ist in der Contur meisterhaft wiedergegeben. Auch von dieser Münze halte ich eine Abbildung für überflüssig,

Julianus Tyrannus

1037 (284 n. Chr.)

K 1 e i n - W e i s s k u p f e r in üiize.

Av. IMP C IVI AVR IVLIANVS P F AVG Brustbild des Kaisers mit der Strahlenkrone nach rechts, mit Harnisch und Paludament bekleidet.

Rev. FELICITAS TEMPORVM Die stehende Felicitas nach links gewendet hält in der Rechten einen langen Caduceus, in der Linken ein Füllhorn. Im Felde S— B. Im Abschnitte XXI.

(Taf. IV, Nr. 4.)

Coh. Nr. 2, Fr, 150.

Geprägtes Falsificat von guter Ausführung; auffallend ist die an der Kopfseite ersichtliche Ausgleitung des Stempels , ein beliebtes Kunststück der Münzfälscher,

römischer Münzen.

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ähnlich dem Doppclschlage auf der Münze des Jotapianus (Taf. II, Nr. 3). Der Sehrötimg des mir vorliegenden Fal- sums ist sehr dünn, sonst ist das Stück von täuschender Aehnlichkeit mit den sehr seltenen echten Münzen dieses Tyrannen. Die Patina ist von schwarzer glänzender Farbe.

Maximianus Herculeus.

1039 (286 n. Chr.) 1063 (310 n. Chr.).

K 1 e i n - B r o n z e (Q u i n ar).

A v. MAXIMIANVS PF AVG Mit dem Lorbeerkranze ge- schmücktes Brustbild des Kaisers , mit dem Kaisermantel bekleidet, hält in der Rechten ein Scepter, auf welchem ein Adler sichtbar ist.

Kev. VIRTVS AV6G Der Kaiser zu Pferd im Galopp nach rechts , einen Speer nach einem Feinde schleudernd, unter dem Pferde ein niedergestreck- ter Feind.

Var. Coh. Nr. 431, Fr. 50.

Sehr täuschend gefälschte Münze mit vortrefflicher schwarzgrüner Patina überzogen, an manchen Stellen roth- braune Flecken. Der Schrötling ist den echten Stücken dieser seltenen Münzgattung ganz ähnlich, auch ist der Avers vor- züglich, nur die Darstellung des Reverses lässt zu wünschen übrig, z. B. ist der Körper des Pferdes zu kurz und plump auch der Kaiser ist auf dem Revers undeutlich und es lässt sich daran der ciselirte Guss erkennen, obwohl die künstliche Patina sehr dicht aufgetragen ist. Da diese Fälschungsart minder gefährlich ist, hielt ich es nicht für nöthig, von diesem Stücke eine Zeichnung zu geben.

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Wr. Trau: Neue Fälschungen

Maxentius

1059 (306 n. Chr.) 1005 (312 n. Chr.).

Mittel-Bronze.

Av. IMP MAXENTIVS PF AVG Belorbeertcr Kopf des Kaisers nach reelits gewendet,

Rev. CONSERV VRB SVAE Viersäuliger Tempel mit be- kränztem Frontispice ; zn beiden Seiten des Giebeldaches Victbrien, Kränze haltend. Im Innern des Tempels sitzt die behelmte Roma nach links gewendet in der Rechten eine Kugel, in der Linken einen Speer haltend und den linken Fuss auf einen sitzenden niedergebeugten Gefan- genen stützend; vor ihr eine Victoria welche ihr Kranz und Palme darreicht.

Im Abschnitte TT. (Taf. IV, Nr. 2.)

Coh. Nr. 58, Fr. 1.

Dieses geprägte Stück ist wegen der genauen Aus- führung sehr interessant und bei dem Umstände dass die echten Münzen mit derselben Darstellung sehr häufig sind, ist anzunehmen dass der Fälscher auch gemeine Münzen anfertigte um das Auge mehr an die Täuschung zu gewöh- nen. Die eigenthümliche Behandlung der Haarpartien ist vollständig analog mit der auf der Münze des Britanniens (Taf. I, Nr. 4) und des Romulus (Taf. IV, Nr. 3); wir erkennen dieselbe Hand auch in den Falsificaten der Helena (Taf. IV, Nr. G) in der Retouche des Kopfes des Petron. Max. (Taf. II, Nr. 9) in der des Martinianus (Taf. IV, Nr. 5) sowie überhaupt alle mir vorliegenden

römischer Münzen.

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Falsificate einen uniformen Charakter haben, woraus sieh sehliessen lässt, dass alle aus einer Hand hervorgegangen sind, was leicht, begreiflieh ist, da dieses Gewerbe keinen Mitwisser duldet.

Ronmliis (Maxentii)

1061 oder 1062 (308 oder 30!» n. Chr.).

Mittel-Bronze.

Av. IMP MAXENTIVS DIVO ROMVLO NV FILIO Naktes Brustbild dieses Prinzen nach rechts gewendet,

Rev. AETERNAE MEMORIAE Tempel mit runder Kuppel worauf ein Adler; die beiden Thorflügel der Ein- gangspforte halb geöffnet.

Im Abschnitt MDPS.

(Taf. IV, Nr. 3.)

Var. Coh. Nr. 6, Fr. 20.

Dieses geprägte Falsuni ist in der Ausführung jenem des Maxentius (Taf. IV, Nr. 2) sehr ähnlich. Der Schröt- ling ist sehr dünn, die schwarze glänzende Patina vorzüg- lich. Charakteristisch sind die erfundenen Prägebuchstaben im Abschnitt (MDPS) sowie die Darstellung des Tempels ohne Säulen wie sie nur auf denKlein-Bronzemünzen dieses Prinzen vorzukommen pflegt.

Martinianus

1076 (323 n. Chr.).

K 1 e i n - B r o n z e.

Av. DNM MARTINIANVS PF AVG Brustbild des Kaisers mit der Strahlenkrone nach rechts gewendet, mit Harnisch und Paludament bekleidet.

9*

132

Fr. Trau: Neue Fälschungen.

Rev. IOVI CONSERVATORI Jupiter uakt stehend nach links gekehrt, hält in der Linken einen Speer und auf der Rechten eine Victoria, welche auf einer Kugel steht und ihm mit der Linken einen Kranz darreicht-, nächst seinem rechten Fusse steht ein Adler mit einem Kranz im Schnabel, nächst seinem linken Fusse sitzt ein Gefangener welcher seinen Kopf nach rückwärts wendet, Im

X

Felde rechts

Im Abschnitt SMNA.

(Taf. IV, Nr. 5.) Coh. Nr. 2, Fr. 200.

Dieses Falsum ist ans einer Münze des Licinius pater geschnitten, die Rückseite hat nur insofern eine Verän- derung erlitten, als stellenweise die Buchstaben nach- gebessert wurden um sie jenen der Kopfseite ähnlich zu inachen. Dieses Falsum ist weniger interessant da Fäl- schungen dieser Art schon häufig vorgekommen sind. Bei der grossen Aehnlichkcit beider Münzen wird Licinius wegen der Leichtigkeit der Umarbeitung zur Fälschung des Martinianus verwendet, sowie die Münzen des Gor- dianus Pius aus demselben Grunde zu Falsa der seltenern Münzen der beiden Gordiani Afric. von den Fälschern benützt werden. Bei unserem Exemplar sind die vorzüg- liche Ausführung und die vollendete Patina bemerkens- werth, nur wenn man mehrere Falsificate dieser Fabrik von verschiedenen Zeitperioden vor sich hat, kann man durch die Gleichheit ihrer Behandlung die Fälschung nachweisen.

römischer Münzen.

Helena

133

Chloii, mater Constantini Magni. 1001 (248 n. Chr.) gest. 1081 (328 n. Chr.).

Kl ein- Bronze.

Av. HELENA N F Brustbild der Kaiserin rechtshin gewendet.

Rev. Aclitspitziger grosser Stern in einem Lorbeer- kranze.

(Taf. IV, Nr. 6). Coli. Nr. 8, Fr. 100.

Vorzügliches Falsificat wahrscheinlich aus einer ge- wöhnlichen Münze der Fausta geschnitten; die Darstellung des Reverses ist sehr flach, die Patina womit die Münze überzogen ist tadellos von schwarzgrüner glanzloser Farbe. Ein ähnliches Stück der Fausta (Constantini) kam mir vor zwei Jahren zu, ich kaufte es als unzweifelhaft, allerdings hatte ich damals noch kein Exemplar~dieser gefährlichen Fälschung gesehen.

Nepotianus

1103 (350 n. Chr.).

Mittel-Bronze.

Av. ICS PO NEPOTIANVS AV6 Brustbild des Kaisers nach rechts gewendet, mit Harnisch und Palu- dament bekleidet.

Rev. IIHTAco REVIIIOI Der stehende Kaiser nach links gewendet hält in der Linken einen Speer und auf der Rechten eine Victoria, welche auf einer

134

* Jrr Fr. Trau: Neue Fälschungen

Kugel steht und mit der Linken einen Kranz emporhält.

Im Abschnitt PR. (Taf. IV, Nr. 9.) Fehlt bei Cohen.

Dieses gänzlich erfundene Falsificat ist eine Nach- ahmung der vorkommenden barbarischen Nachprägungen aus jener Münzperiode. Von Nepotian finde ich nirgends eine derartige Nachprägung verzeichnet, auch ist dieser Typus bei diesem Kaiser gar nicht bekannt. Die Münze ist von vorzüglicher Ausführung und besonders der Revers sehr täuschend gearbeitet. Charakteristisch ist dass im Avers der Name Nepotianus ganz deutlich zu lesen ist, während die Revers - Legende vollkommen sinnlos ist; wahrscheinlich absichtlich von dem Fälscher so gemacht, um die Zutheilung zu erleichtern wodurch er aber zugleich den deutlichsten Beweis der Fälschung selbst geliefert und sich unvorsichtigerweise dadurch mehr geschadet als ge- nützt hat. Es ist dies der einzige grobe Fehler den man diesem schlauen Fälscher nachweisen kann, die anderen erfundenen Falsificate sind mit sehr richtigem numis- matischen Verständnisse componirt. Die Münze hat eine sehr schöne braunrothe glänzende harte Patina.

Procopius

1118 (365 n. Chr.) 1119 (3(36 n. Chr.).

Silber-Siliqua.

Av. DN PROCOPIVS PF AVG Das mit dem Diadem ge- zierte Brustbild des Kaisers nach rechts, mit Harnisch und Paludament bekleidet.

römischer Münzen.

135

VOT

Rev. in einem Lorbeerkranze, im Abschnitt C A.

(Taf. II, Nr. 6.) Coh. Nr. 4, Fr. 150.

Diese geprägte Münze ist von guter Ausführung, nur sind die Buchstaben zu rund, auch ist derSchrötling dicker als bei den echten Münzen dieses Kaisers. Die Buchstaben im Abschnitt C A haben keine Punkte, obwohl diese bei den echten Exemplaren nie fehlen und zwar sind diese Funkte entweder vor jedem Buchstaben oder zwischen denselben angebracht.

Ael. Flacilla, Theodosii

1141 (381 n. Chr.).

Mittel-Bronze.

Av. AEL FLACILLA AVG Das mit einem Perlendiadem gezierte Brustbild dieser Kaiserin nach rechts.

Rev. (S)ALVS REIPVBLICAE Sitzende Victoria nach rechts gewendet, hält vor sich auf einer Basis einen Schild worauf sie das Monogramm Christi £ schreibt.

Im Abschnitt STR.

(Taf. IV, Nr. 7.)

Coh. Nr. 5, Fr. 6. Geprägtes Stück von vortrefflicher Ausführung, erinnert sehr an die auf Taf. IV, Nr. 2 abgebildete Münze des Maxentius. Dieses Stück hat eine vorzügliche schwarz- grüne Patina.

■i-OU Fr> Trau; Neue Fälschungen

Sebastianus

1165 (312 n. Chr.).

Silber-Siliqua.

Av. DN SEBASTIANVS PF AVG Das mit dem Diadem gezierte Brustbild des Kaisers nach rechts ge- wendet, mit Harnisch und Paludament bekleidet.

Rev. VICTORIA AVGG Die behelmte Roma auf einem Stuhle sitzend nach links gewendet hält in der Rechten eine Victoria auf einer Kugel, in der Linken eine mit der Spitze nach unten gekehrte Lanze.

Im Abschnitte KON.

(Taf. II Nr. 7.)

Coh. Nr. 1 Fr. 300.

Diese Münze wurde höchst wahrscheinlich aus einer minder seltenen Silbermünze des Kaisers Jovinus (Bruder des Sebastianus) geschnitten, der Revers scheint voll- kommen intact, nur im Avers wurden ähnliche Verände- rungen vorgenommen wie bei dem Aureus des Kaisers Petronius Maximus.

Die technische Ausführung des mir vorliegenden Falsificats ist keine besonders feine , die Buchstaben bei dem Namen Sebastianus sind sehr ungleich , wenn auch der Charakter derselben vosztiglich nachgeahmt ist. Die Abbildung (Taf. II Nr. 7) ist von grosser Genauigkeit, und macht jede weitere Beschreibung überflüssig. Ueber die Porträtähnlichkeit kann ich nicht urtheilen, da ich von diesem Kaiser dessen Münzen zu den grössten Seltenheiten zählen noch kein echtes Stück gesehen habe. Auf der von Cohen

römischer Münzen.

137

gegebenen Zeichnung ist der Kopf des Kaisers kleiner, auch sind dessen Gesichtszüge jünger und zarter als auf unserem Exemplar.

Petronhis Maximus

1208 (455 n. Chr.).

Solidus.

Av. DNPETRONIVS MAXIMVS PF AVG Das mit dem

Diadem gezierte Brustbild des Kaisers nach rechts , mit Harnisch und Paludament bekleidet.

Rev. VICTORIA AVGGG Der Kaiser stehend von vorne gesehen, mit dem rechten Fuss einen Drachen zertretend hält in der Rechten ein langes Kreuz, in der Linken eine Victoria mit Kreuz auf einer Kugel. Im Felde R— M.

Im Abschnitte CON0B.

(Taf. II Nr. 9.)

Cohen Nr. 1 Fr. 400.

Diese Goldmünze ist aus einer Münze Valentinians III geschnitten. Die Anfangsbuchstaben der Avers - Legende DN dann das PL (Placidius) sind geblieben, aus dem L wurde ein E und die weiteren Buchstaben wurden in tronius Maximus umgeändert. Der Schluss der Legende PF AVG ist original geblieben. Die echten Buchstaben sind sowohl im Avers als auch in dem ganz original ge- bliebenen Revers , leicht mit dem Stichel übergangen um der ganzen Münze einen gleichmässigen Charakter zu geben.

Diese Fälschung ist von ungemeiner Kunstfertigkeit und nur bei sehr genauer Prüfung zu erkennen. Da die

138

Fr. Trau: Neue Fälschungen

Porträt-Auffassung der Stempelsehneider jener Zeit eine ziemlich gleichartige und fabriksmässige war, kann das Bild des Valentinian III leicht auch zu einem Petronius Maximus verwendet werden.

Eufemia

Gemahlin des Anthemius 1220 (467 n. Chr.).

S olidus.

Av. DN AEL MARC EVFIMIAE AVG Das mit dem Perlen- diadem gezierte Brustbild der Kaiserin nach rechts.

Rev. VICTORIA AVGGG* Stehende Victoria nach links gewendet, hält in der Rechten ein langes Kreuz. (Taf. II Nr. 10.) Coh. Nr. 1 Fr. 1000.

Diese Münze wurde aus einem Goldstück und zwar wahrscheinlich aus einem Solidus des Kaisers Valentinian III geschnitten. Die Fälschung ist von grosser Geschicklich- keit, nur das Perlendiadem der Kaiserin im Avers liegt tiefer als die Präge, und lässt bei genauer Prüfung die Fälschung schon erkennen. Der Revers ist absichtlich etwas verwischt. Die Zeichnung (Taf. II Nr. 10) ist von vorzüglicher Ausführung und giebt ein genaues Bild dieses Falsificats.

Glycerius

122G (474 n. Chr.) 1227 (475 n. Chr.).

Halbe Silber-Siliqua.

Av. ON GLYCERIVS AVG Brustbild des Kaisers mit Diadem nach rechts gewendet.

römischer Münzen.

139

Rev. SALVS REIPVBLICAE Sitzende Victoria nach rechts; hält einen Schild auf einer Ciste und schreibt ? Im Abschnitte MV. Nicht bei Cohen.

Dieses durchaus erfundene Stück ist total geschnitten und beschnitten, doch ist die Ausführung eine vorzügliche zu nennen. Erst nach genauem Vergleich mit zweifellos echten Stücken dieses seltenen Kaisers im kaiserl. Münz- kabinet war es möglich das vorliegende Exemplar als sicheres Falsum zu bezeichnen. Da die Münze sehr klein und absichtlich beschnitten und beschädigt ist, wäre deren Zeichnung kaum so deutlich auszuführen um dem Leser ein genaues Bild dieses Falsums zu versinnlichen. Ich habe daher von demselben keine Abbildung gegeben.

Julius Nepos

1227 (474 n. Chr.) 1233 (480 n. Chr.).

Halbe Silber-Siliqua.

Av. DNIVLNEPOS PFAVG Das mit dem Diadem ge- zierte Brustbild des Kaisers nach rechts, mit Harnisch und Paludament bekleidet.

Rev. R M Stehender Krieger nach links gewendet den rechten Fuss auf einen Felsen gestützt, hält in der Rechten eine Lanze, in der Linken ein Füllhorn.

(Taf. II Nr. 8.)

Nicht bei Cohen.

Gänzlich erfundene Münze, der Typus des Reverses ist den ziemlich seltenen Silbermünzen des Kaisers Zeno

140

Fr. Trau: N'eue Fälschungen

entlehnt. Die Münze ist aus einem eigens dazu angefertigten Stempel geprägt, die Ausführung sehr täuschend, doch ist die Erfindung ziemlich plump und das Metall des mir vor- liegenden Exemplars ist von viel geringerem Feingehalte als die echten Silbermünzen dieses Kaisers.

Theodahatus

534—536 n. Chr.

Av. DN THEODAHATHVS (sie) REX Das Brustbild des Königs im Krönungsornate nach rechts.

Rev. VICTORIA PRICIPVM Victoria auf einem Schiffs- vordertheil rechtshin schreitend hält in der Rechten einen Kranz, in der Linken eine Palme.

Im Felde S C

(Taf. IV Nr. 10.)

Variante von Sabatier XVIII Nr. 24 Fr. 10.

Dieses Stück ist geprägt und mit einer glänzenden schwarzen Patina überzogen. Der Schrötling ist viel dünner als die echten Münzen Thodahats.

Theodefoaldus

Gothen-König 540 n. Chr. bis 541 n. Chr.

Bronze-Münze.

Av. INVICTA ROMA Behelmtes Brustbild der Roma

nach rechts.

Rev. DN

THEODE . . T , .

•».. «,..,* m einem Lorbeerkranz.

BALOVS

REX

(Taf. IV Nr. 8.) Nicht bei Sabatier.

römischer Münzen.

141

Vollkommen erfundenes Stück, Nachahmung einer ähnlichen Münze des Theodahatus. Dieses Falsum ist geprägt, von vorzüglicher Ausführung, mit schwärzlicher an manchen Stellen des Reverses glänzenden Patina tiber- zogen. "

Synoptische Tabelle der hier beschriebenen Falsificate in fünf Rubriken : J . Benennung der Münze.

2. Metall.

3. Art der Fälschung.

4. Tafel und Nummer der Abbildungen.

5. Numismatischer Werth nach Cohen's Schätzung der analogen echten Münzen.

Tafel Nr.

Cornuticia Statia Britannicus Domitia Domitia Marciana Did. Julianus Manlia Scantilla Pertinax

Pescennius Niger Pescennius Niger Aquilia Severa Annia Faustina Balbinus Tranquillina Pacatianus

;R geprägt /R geprägt AL geschnitten M gegossen AL geprägt AL gegossen Ai geprägt AL gegossen AL geprägt M geprägt JR geprägt A, geprägt AL geprägt AL geprägt AL geschnitten A\ geschnitten

I I I I I I III

II II IV III III

III 3

III 5 II 4

400 Fr.

400 1500 120 250 350

80

50

80 250 200

30 1000

70

2000

500

142

Fr. Trau: Neue Fälschungen römischer Münzen.

Jotapianus

A\

geprägt

II

3

1000

Aemilianus

A

geprägt

III

8

60

Cornelia Supern

ffi

geschnitten

II

5

400

Quietus

/Rbill

. geprägt

30

Macrianus jun.

^R

geprägt

III

7

30

Regallianus

M.

geprägt

III

6

300

Laelianus

M

geschnitten

30

Julianus Tyran.

ä

geprägt

IV

4

150

Maximian Hercul.

FL

gegossen

50

Maxentius

A

geprägt

IV

2

1

Romulus

A

geprägt

IV

3

20

Martinianus

A

geschnitten

IV

5

200

Helena Const. mater

&

geschnitten

IV

6

100

Nepotianus

A

geschnitten

IV

9

150

Procopius

A

geprägt

II

(•>

150

Aelia Flacilla

&

geprägt

IV

7

6

Sebastianus

/R

geschnitten

II

7

300

Petron. Maximus

Ar

geschnitten

II

9

400

Eufemia

#

geschnitten

II

10

1000

Glycerius

jR

geschnitten

150

Julius Nepos

;R

geprägt

II

8

120

Theodahatus

A

geprägt

IV

10

10

Theodebaldus

A

-*!

geprägt

IV

s

80

143

IX.

Münzen der Indschuiden,

Yen

l)r. IC. von Bergmann.

Das Todesjahr Abu Said's (f 736 d. H. 1336 n. Chr. G.), des letzten Ilchans, der das von Hulagu gegründete Reich einigermassen zusammenhielt, bezeichnet einen Wendepunkt in der Geschichte Persiens, welche fortan bis auf die Zeit Timur's herab, von einer ununterbrochenen Reihe innerer Kämpfe, Erbfolgestreitigkeiten und Aufstände ausgefüllt ist. Mit Recht haben daher die einheimischen Historiker dieses verhängnissvolle Jahr in Form eines Chronogramms mit dem Worte ij *) benannt, welches im

l) Die Buchstaben dieses Wortes geben nämlich nach ihrem numerischen Werthe das J. 736, welches überdiess als das Geburts- jahr Timurlenk's merkwürdig ist (v. Hammer, Gesch. der Osmanen. I, p. 210).

144

Dr. E. v. Bergmann : Münzen

Arabischen Zuflucht oder Asyl bedeutet, um damit auszu- drücken, dass in diesen Zeiten der rohen Gewalt und der Rechtsunsicherheit der Schwache sich genöthigt sah, zu seinem Schutze den Beistand des Starken zu suchen.

Die nun beginnende und reissend schnell sich voll- ziehende Auflösung des staatlichen Verbandes des Mongo- lenreiches bietet dieselbe Erscheinung, die zu fast allen Zeiten der mohammedanischen Geschichte sich an den Zerfall eines grossen Reiches knüpft, das pilzartige Auf- tauchen grösserer und kleinerer Dynastien, die von einem glücklichen Thronprätendenten oder Abenteurer gegründet, bald durch innere Streitigkeiten und Familienzwiste, bald durch einen übermächtigen Nachbar ein frühzeitiges Ende fanden und deren Existenz bei dem meistentheils geringen Umfange und der kurzen Dauer ihrer Macht oft so unbe- kannt oder so unberücksichtigt blieb, dass selbst manche der gleichzeitigen Geschichtschreiber ihrer gar nicht oder nur mit ein paar Worten gedenken.

Eine interessante Aufzählung der Dynastien, oder besser gesagt, der Männer, welche nach dem Tode Abu Said's der Herrschaft sich bemächtigten, findet sich in den Reiseberichten Ibn Batutah's *). Diese Liste, welche elf Namen umfasst, ist aber weitaus nicht vollständig, sondern lässt sich aus Mirchond bedeutend vermehren. Da der letztgenannte Historiker in diesem Theile seines grossen Geschichtswerkes schwer zugänglich ist und er und Ibn Batutah sich gegenseitig ergänzen, so halte ich es für nützlich, die betreffende Stelle nach einem Manuscripte der k. k. Hofbibliothek ») hier auszuheben, wobei ich die

'j Voyages d'Ibn Batutah, cd. Defremery t. II, p. 123 f. 2) Alter Fond, 29 ; fol. 287 r.

145

der Indschuiden- ^

bei Ibn Batutah bereits aufgeführten Namen übergehe, mit Ausnahme jener welche für unseren Zweck von besonderer Wichtigkeit sind :

(sie) 4f*\j(\ U1 K * ***i J^>i Jvi} J> ^ '</'£ *

W*i) &f (J^ ->'" Jt> £l $f^* LT** *&'* $

Von diesen 18 neu auftauchenden Dynastien sind bis- her nur einige wenige auch numismatisch nachgewiesen worden, so die Dschelairiden, die Thoghatimuriden und die Modhafferiden. Es ist daher ein glückliches Geschick zu nennen, dass die Sammlung orientalischer Münzen des k. Kabinetes eine Reihe von Dirhemen verwahrt, welche einer der oben aufgeführten Dynastien angehören, die bisher in der muhammedanischen Numismatik nicht vertreten war. Ehre Veröffentlichung dürfte nicht ohne Interesse sein.

In der angezogenen Liste Ibn Batutah's erscheint unter Nr. 10 der Sultan Abu Ishaq, der Schiraz, Isfahan und Fars an sich brachte, und dessen Länderbesitz eine Ausdehnung von 45 Tagmärschen hatte. Es ist derselbe Sultan, unter dessen Regierung Ibn Batutah Schiraz

') Ibn Batutah, unvollständiger, sagt nur; „in einem Theil ■von Chorasan."

10

146

Dr. E. v. Bergmann : Münzen

besuchte und den er bei der Schilderung- seines Aufent- haltes in letzterer Stadt mit seinem vollen Namen Al-Malik al fädhil Abu Ishaq ben Muhammed Schah «) Indschu nennt. Im weiteren Verlaufe seiner Erzählung gibt unser Reisender noch einige magere Nachrichten über die Familie und die Regierung dieses Abu Ishaq, die manche Unrichtigkeit enthalten. Glücklicherweise sind wir auf diese spärlichen Daten Ibn Batutah's nicht beschränkt; in anderen Quellenwerken finden sich genauere Aufschlüsse über die Genealogie und die Geschichte der Indschuiden, welcher der Beschreibung ihrer Münzen vorauszuschicken ich um so nothwendiger erachte, als diese Dynastie mit Ausnahme einzelner Notizen in Hammer's Geschichte der Ilchane bisher keine Beachtung gefunden hat und nahezu unbekannt geblieben ist.

Eine specielle Behandlung der Geschichte der Ind- schuiden findet sich im Dschihanärä oder „Weltsehmuck," einem universal-historischen Werke des Ahmed ben Muham- med ben Abdulghaifär al-Kazwini , das auf Blatt 1 7 des- Manuscriptes 2) der k. k. Hofbibliothek unter der Auf-

schrift : ys^\ -iJ^Ju ji js?'r ^>» in sehr gedrängter Darstellung mit unserer Dynastie sich befasst. Mehrfache zerstreute Angaben finden sich ferner in dem bereits citirten grossen Geschichtswerke Mirchond's. Diese Werke ermöglichen uns ein ziemlich genaues Resume der Geschichte der Indschuiden zu geben.

*) Irrig für Mahmud Schah.

2) N. F. 194; vgl. Flügel, die arab. pers. u.türk. Handschriften der k. k. Hofbibliothek Bd. II. p. 72.

der Indschuiden.

147

Was zunächst ihren Namen betrifft, so belehrt uns das Dschihanarä, dass Indschu in der mongolischen Sprache *) aUol LölcL ^}%\ also die Krongüter bedeute. Das Wort wird in sehr verschiedener Weise geschrieben, und finden sich die Formen: js^Jjsi-lj^Jjs^l ]^_ (Ibn Batutah) und

selbst js.s\ . Bei den Historikern 3) werden überdiess noch

die o\yc-\y\ j\kf£J) genannt; ersteres bezeichnet Per- sonen, welche dem persönlichen Dienste des Fürsten zuge- hören, letzteres hochgestellte Beamte von der unmittel- baren Umgebung des Herrschers.

Der erste Indschuide, der Bedeutung erlangte und als der Gründer der Dynastie betrachtet werden muss, ist Scharf-ed-din Mahmud ben Muhammed genannt ^-IkJ^

dessen genaue Genealogie des Dschihanarä gibt und dessen Geschlecht auf Chwadsche Abdallah Ansari , nach andern auf Abu Aijub Ansari zurückreicht. Er bekleidete die »Stelle eines Verwalters des Krongutes in Fars 3) (daher der Name der Dynastie) und war bis zum Jahre 736 Statt- halter dieser Provinz *), welchen Posten er durch die Ver- wendung und Freundschaft des berühmten Emir Dschuban erhalten hatte. Sein Besitz in Schiraz und Schebänkäreh war so bedeutend, dass er jedes Jahr eine Revenue von

J) Nach Quatremere hist. des Mongols I, p. 130 im charizmi- schen Dialekte.

3) Vgl. das Mathla' as-sa'adein v. Äbder-razzäq in den Not. et Extr. des manusc. du Roi t. XIV, p. 46.

•j Wie bedeutend dieselben waren, ergibt sich aus der Nach- richt, dass unter Ghazan 20.000 Feldmasse als reines Krongut, das mit Steuern nicht belastet war, in Fars ausgeschieden wurden; Gesch. d. Ilchane, II, p. 66.

*) Mirchond, fol. 283 o.

10*

148

Dr. E. v. Bergmann: Münzen

100 Tunian bezog <). Ausgezeichnet durch Beredsamkeit, Bildung und Verstandesschärfe , wusste er auch die Liebe und Verehrung der Emire zu gewinnen, so dass, wie im Dschihanärä gesagt wird, in schwierigen Angelegenheiten die Grossen Jran's sich an ihn wandten. Als er im J. 73(! durch Abu Said abgesetzt und Musafir Inaq (jLil^L*) an seine Stelle ernannt wurde, verband er sich mit mehre- ren Emiren 2) und suchte sich am Hofe selbst des Musafir Inaq zu bemächtigen. Der Verfolgte suchte Zuflucht im Palaste des Sultan's, der aber auch angegriffen wurde. Schon war es nahe daran, dass der Sultan den Gesuchten auslieferte, als die Einire Sijurghan ben Dschuban und Chwadsche Lulu noch rechtzeitig zu Hilfe kamen und die Rebellen zurücktrieben. Die aufständischen Emire fielen in die Hände Abu Said's und entgingen der über sie ver- hängten Todesstrafe nur durch die Intercession des Wezir's Ghaiath-ed-din. Sie wurden sämmtlich in feste Schlösser gefangen gesetzt; Muhammed Schah Indschu wurde in Thabarek (.il/da), dem Castelle Isfahan's eingekerkert. Alle Emire blieben bis zum Tode Abu Said's in Haft mit Ausnahme Mahmud Schah's, der an den Hof zurückkehren

i) Auch Ibn Batutah toi. p. 65 nagt, dass Schiraz eine der einträglichsten Städte sei. Der damalige Steuereinnehmer berechnete die täglichen Einkünfte auf 10.000 Dinare Silber oder "2500 Dinare in uiaghrebinischeuiJGolde. ^p s p^lp J^*>* «-^ L-""*' ^v^* ^

Unter Tunian, das verschiedene Bedeutungen hat, ist hier eine Summe von 10.000 Dinaren zu verstehen.

2) Nach Mirchond I. c. waren diese: jL» -Xt^., ry ^ -X«-*-

Jfil» ^-j1 -^e52-? J$ß~>J*-*\ iV *UjUaLi-

des Indschuiden.

149

durfte «). In diese Zeit fallen aller Wahrscheinlichkeit die Ereignisse, welche nach der Erzählung Ihn Batntah's 3) die Familie Mahmud Schah's nach dessen Absetzung trafen. Husein ben Emir Dschuban, welcher Gouverneur von Schiraz geworden war 3) f wollte vor dem Antritte einer Heise nach Irak, AbuTshaq und seine Brüder Rukn-ed-din*) und Ma'sud Beg, die Söhne Mahmud Schah's und deren Mutter Thäsch Chätun festnehmen und aus Schiraz fort- bringen lassen, um sie zur Herausgabe der väterlichen Reichthümer zu zwingen. Die Gefangenen wurden aber auf dem Marktplatze von Schiraz von den Einwohnern an welche Thäsch Chätun sich hilfeflehend wendete, befreit und Emir Husein mit seinem Anhange zur Flucht genöthigt. Letzterer kehrte mit einem starken Heere zurück und nahm die Stadt nach friedlichem Uebereinkommen wieder in Besitz. Nach der Freilassung Mahmud Schah's scheint dessen Familie nachTebriz zu ihm sich begeben zu haben, denn wir lesen im Dschihanärä und im Mirchond, dass die Söhne nach dem Tode ihres Vaters aus Tebriz flohen. Arpa-Chan, der Nachfolger x\bu Said's Hess nämlich als- bald nach seinem Regierungsantritte Mahmud Schah am J5. Redscheb d. J. 736 hinrichten unter dem Vorwande, dass dieser einen Sprössling aus dem Stamme Hulagu's

«) Mirchond ; tbl. 283 v.

2) 1. c. p. 65.

3) Ob dieser Husein ben Dschuban, der nach Mirchond fol. 281 v. unter Solinian Chan hingerichtet wurde, der unmittelbare Nachfolger des Musatir Inäq, lässt sich bei dem Schweigen der Quellen nicht entscheiden.

*) Dieser Rukn-ed-din wird nur von Ibn Batutah einmal ge- nannt; es könnte möglicherweise eine Verwechslung mit dem weiter unten erscheinenden Mahmud Schah hier vorliegen.

150

Dr. E. v. Bergmann: münzen

heinilich erziehen lasse t) wahrscheinlich aber aus dem Grunde, um sich seiner Reichthümer zu bemächtigen s). Die Söhne flohen wie bereits erwähnt aus Tebriz ; Masud Schah wandte sich nach Rum (Kleinasien) zum Scheich Hasan Buzurg, dem Dschelairiden , dessen i^li oder Stellvertreter er wurde 8), und welcher ihn nach dem Dschihanärä mit Bacht, der Tochter des Emir Dimeschk Chwadsche *), der Schwester der Dilschad Chätuii 5), ver- malte. Seine beiden Brüder Mahmud Schah und Abu Ishaq traten in den Dienst des Ali Padischah des mütterlichen Oheimes Abu Said's6). Wie Mirchond sagt, ereilte Arpa-

i) Die Stelle bei Mirchond f. 284 v. lautet: p~ULü! jjjj-*

2 ülp- Ojj\'i £ hj5^) ^ •^*si O*^ "-if^ "X*Ä*J ^^° ^^ ^** o\&~J>)[jt> ^j^j j\ iJj^J A\>l öjly. J>y ö^p- -iJ^U J^j i-fj~"\

3jj\ ^jli iX^y Vt j>j\i C^uy^' Kanin ist bekanntlich der Crösus der Orientalen. Ibn Batutah lässt irrig Mahmud Schah auf Befehl Abu Said's hingerichtet werden.

2) Das Mausoleum Mahmud Schah's in Schiraz wird wie auch ein von demselben erbautes Stationshaus in Jezduchas von Ibn Batutah erwähnt; 1. c. p. 51 und 79.

3) So Mirchond f. 284 v. Das Dschihanärä lässt ihn «jLo^ »Jju

werden.

4) Dimeschk Chwadsche, ein Sohn des Emir Dschuban, wurde von Abu Said, angeblich wegen verbotenen Umganges mit Weibern des königl. Harems, hingerichtet.

5) Abu Said hatte Dilschad nach seiner Vermählung mit Baghdad Chatun, der Tochter Emir Dschuban's geheirathet; da der Sultan letztere nachher vernachlässigte, wurde er von ihr aus Rache vergiftet. Scheich Hasan Buzurg heirathete Dilschad nach dem Tode Abu Said's ; vgl. Ibn Batutah, 1. c. p. 122 ff.

«) jjj 0IL2L Jld. üf Mirchond f. 282 v.

der Indschuiden.

151

Chan für dieses Blutvergiessen, bald die Strafe; nach einer Niederlage, die er durch Ali Padischah und dessen Schützling- Musa bei Karabagh erlitten, fiel er in Gefangen- schaft und wurde zur Blutrache den Söhnen Mahmud Schah' s ausgeliefert *). Die folgenden Kämpfe brachten den Indschuiden neue Vortheile. Ma'sud Schah Indschu wurde mit Schems-ed-din ZakariaWezir des Hasan Buzurg nach dessen Siege über Ali Padischah *). Von diesem Zeitpunkte an beginnen leider die Nachrichten über unsere Familie lückenhaft zu werden, wenngleich wir ihre Schick- sale in grossen Umrissen verfolgen können. Das Dschiha- närä sagt dass Hasan Buzurg den Ma'sud Schah mit Zustimmung des Baghi Basti, eines Sohnes Dschuban's 3), nach Schiraz sandte, giebt jedoch kein Jahr an,- Hamdallah Mustaufi bestätigt diese Nachricht*), da nach ihm Fars und Schebänkärch im Jahre 741 im Besitze des Dschelaleddin Mäsud Schah ben Mahmud Schah waren. Das Dschihanärä fügt der obigen Angabe nur kurz bei, dass Ma'sud Schah im J. 743 auf Befehl Baghi Basti's, der auf ihn eifersüchtig

i) Mirehond f. 285 r. AläjT ^U^" ^tj ^ \j o^ \tj\^

2) Mirehond f. 2S6 r. J^st^^U ^o\>j <-~*a-* ^r*=>- f^-A-^ Sl*\j> £ [,j>j ^jjJI ^p^i i»-\j>. j js^_\ &b, .yi jlL ^y ftUi (sie)

hier muss aber offenbar statt Mahmud Schah Macsud-Schah gelesen, den letzterer war in die Dienste des Dschelairiden getreten.

8) Mit jjjy und &\2>j~«i derselben Mutter entsprossen.

4) Hammer, -Geschichte der Ilchane, II, p. 321.

152

7">r. E. v. Bergmann : Münzen

zu werden begann , umgebracht wurde. Abu Ishaq hatte sich seinem Bruder angeschlossen, denn nach unserer Quelle war er zu eben dieser Zeit aufBefehlMa'sudSchah's mit einem Heere gegen Schebankareh gezogen. Auf die Nachricht vom Tode seines Bruders kehrte er sofort nach Schiraz zurück, vertrieb Baghi Basti und setzte sich auf den Thron; er schlug nun selbst Münze, und Hess das Kanzelgebet in eigenem Namen verrichten i). Seine Macht gewann bald Bedeutung, und Ibn Batutah, der wie bereits erwähnt, zur Zeit seiner Regierung Schiraz besuchte, gibt die Stärke der Armee Abu Ishaq's auf 50.000 Türken und Perser an, und bemerkt, dass die Einwohner Isfahan's, das also auch dessen Scepter gehorchte, die treuesten Unterthanen seien, während die Schirazer misstrauisch überwacht würden, und das Waffentragen ihnen bei Todes- strafe verboten sei. Kurze Zeit nach seinem Regierungs- antritte hatte Abu Ishaq einen Angriff des Melik Aschraf, eines Bruders des kleinen Hasan und Enkel Dschuban's zu bestehen. Derselbe wurde abgewiesen und Aschraf kehrte nach Iraq zurück 2). Es blieb aber nicht bei diesem einem Versuche. Als nämlich Aschraf und Baghi Basti vom Hofe Hasan's des Dschelairiden, dem sie sich ange-

*) Dschihanära : 2>y Jj£ j\j<JLi a.X.a,i jS\y j*s- Uj| i>\j>

Jy J}$>~ f\l

L> AJas»

Es sei hier bemerkt dass das Dschihanära Baghi Basti schreibt, während Mirchond diesen Dschubaniden^jL.jl ^L (so auch Ham- mer) nennt.

2) Mirchond toi. 2BS.j^\y )LJ ^ j\jC> j^sZ-1 j\ <Jj^>\ JÜ*

der Tndschuidcn.

153

schlössen hatten, in Folge ihrer Verdächtigung- durch Hasan den Kleinen fliehen mussten, unternahmen sie einen neuen Raubzug gegen Fars, wo sie plünderten und Aber- quh niederbrannten. Auf die Nachricht von diesen Vor- gängen, traf Abu Ishaq Anstalten zur Verteidigung von Schiraz; die Verbündeten waren nur mehr eine Station hiervon entfernt, als die Nachricht von der Ermordung des kleinen Hasan durch einen arabischen Gardisten eintraf (a. 745), die sie zurückrief *).

Von einem wenig erfolgreichen Versuche Abu Ishaq's seine Grenzen zu erweitern, erzählt Ihn Batutah. Er wandte sich zunächst gegen Jezd, welches er auch einnahm. Emir Modhaffer Schah, Sohn des Emir Mohammed Schah ben Modhaffer befestigte sich nun in einem Schlosse, 6 Meilen von Jezd gelegen, wo er sich mit ausserordentlicher Zähig- keit gegen Abu Ishaq vertheidigte, so dass letzterer schliesslich sich genöthigt sah, ein Uebereinkommen mit dem Gegner zu treffen, wornach die Chuthbah in des Indschuiden Namen verrichtet werden sollte, Modhaffer Schah aber in seinem früheren Länderbesitze verblieb.

Ueber die ferneren Schicksale Abu Ishaq's melden die Quellen äusserst wenig; wir erfahren nur, dass im J. 754 derselbe dem Emir Muhammed Modhaifer nicht Widerstand leisten konnte, sondern Schiraz verliess, und

*) Mivchond fol. '289 r. jl^w ilo- ^*H JsH y\j<*\ f? $

j£r* j\*\ j^j j\ jUiW ^.t -XJJu^j j[yCj La* fci^ \A ^^3 etc. J~ju ^«^ »-^,-^1 jll* utyj^ *-*-*\j>j^ wJl»- j\ jWj> Cr*2"*

154

Dr. E. v. Bergmann: Münzen

den Weg nach Schülistan einschlug *), um sich nach Kalai Sefid zu begeben.

Mubäriz-ed-din verblieb in dem Besitze seiner Erobe- rungen 2) und Abu Ishaq der sich wahrscheinlich noch einige Zeit in einem kleinen Theile von Fars behauptete, fiel schliesslich in die Hände seines Gegner's, der ihn am 21. Dschumadi I, d. J. 758 „in dem Meidan des Glückes von Schiraz, der einer seiner Schöpfungen war," hinrichten Hess »).

Abu Ishaq war jedenfalls eine bedeutende Persönlich- keit; das Dschihanärä rühmt seinen edlen und hochher- zigen Charakter und Ibn Batutah nennt ihn einen der aus- gezeichnetsten Herrscher seiner Zeit von schöner Erschei- nung und grosser Macht. Er erzählt wie Abu Ishaq mit dem Könige von Indien an Freigebigkeit zu wetteifern versuchte und erwähnt dessen grossartigen Bauten zu Schiraz. Und wie diese Stadt überhaupt im VIII. Jahrhun- dert der literarische Brennpunkt Persien's war und sich dadurch die ehrenvolle Bezeichnung „där-ul-ilm" „Statte

1) v. Quatremere, hist. des Mongols, p. 382 Note. Schulistan erhielt seinen Namen von den ,J*£», einem nomadischen Stamme Persien's, der gegen das J. 300 d. II. die Hälfte von Luristan in Besitz hatte, um d. J. 500 aber daraus vertrieben wurde. Die Lage Schulistans wird durch das noch heut zu Tage existirende Kalai Sefid bezeichnet, das als Stadt dieses Landes genannt wird. Schu- listan liegt demnach an der Grenze der Provinzen Fars und Chuzi- stan, im Westen von Schiraz. Ibn Batutah (II p. 88) nennt die Schul eine persische Tribus und rühmt ihre besondere Frömmigkeit.

2) Denn nach Mirchond gehörte im J. 75G Fars dem genannten Modhafferiden; vgl. Quatremere, hist. des Mongols I, p. 449.

s) Der Text des Dschihanärä lautet: & j\j& O^U-* öl.X.o^p

der Indschuiden-

155

der Wissenschaft'"' erwarb, so lebten auch am Hofe Abu Ishäq's Dichter und Gelehrte , unter ihnen Obeid Sakjani, der sich durch seine Hezeliat d. i. Possen und Schnurren bekannt machte «)<

Von diesem Abu Ishaq ben Mahmud Schah, dessen Geschichte wir vorstehend zu geben versucht haben, besitzt das kais. Münzkabinet eine Reihe von Dirhemen, 7 an der Zahl, welche in ihrem TypUs sehr den bekannten Münzen der Modhafferiden gleichen. Leider ist ihre Erhaltung mit Ausnahme eines einzigen Stückes eine derartige, dass die Randschriften mit dem Datum grösstentheils zerstört und nur die Legenden im Felde der Münzen erkennbar sind. Ich gebe im Folgenden die Beschreibung dieser Dirheme :

1. Av. aIN

innerhalb einer Einfassung von 12 Bögen.

1. unten: Us-

In den Segmenten : a1H ^ le J^y)

Rev.: *Dt Jej£U

oben: L*f links: ^Ifl-; unten: ÄjLä~-

i> (sie) Gr. 5, Gew. 3-25 Gr.

*) Hammer, Gesch. der Ilchane II, p. 205.

lob Dr. E. v. Bergmann: Münzen

2. Av. : wie vorher; über a!\ Ornament. Rev.: aIIIJpJ^M

oben: Äl«»; links: ^; rechts: <>w>-.

Gr. 4«/*, Gew. 3-4 Gr.

3. Av. wie Nr. 1.

In den Segmenten: aÜI—J^— Je— l>Uc-^*£-^»jj1

Rev.: aIHJsJ^U

oben: -^IiÄLj; links O; rechts Ow*" 5 linten: *»U«*-»j

Gr. 5, Gew. 3-25 Gr. vgl. die Abbildung.

4. Av.: AÜ1

±*

(sie) oben: aHJ-o; unten: aIc (sie) ; verwetzt.

Rev.: *ÜIJej£U

der Indsehuideu.

oben: k~*>; rechts: ,>*—••=*-; unten: a>U«^. Gr. 5, Gew. 3-02 Gr.

5. Av.: i\ All l

jL*fAÜ1

AÜ| J^j

oben: i-o; unten: aJlc; über: a!I Ornament.

In den Segmenten : aIII b- jUc.

Kev.: aW>J£U

aJ^JW

rechts : ,>w». ; unten : üuU*-*». Gr. 5, Gew. 3-12 Gr.

6. Av. : Symboluni. Rev.: aÜ! J^ J$X\

unten: ÄiU«.^.

Gr. 4y3; Gew. 3-25 Gr.

7. Av. : Symbolum.

links'? ^lo; unten: x>>~? verwetzt.

M -OUc^t

Rev.: J£U

Gr. 5, Gew. 3-55 Gr.

157

158

Dr. E. v. Bergmann : Münzen

Der Avers der vorstehend beschriebenen Dirheme bietet einige Varietäten; auf Nr. 1, 2 und 3 steht unter dem Symbolum noch ein Wort, welches ich ohne Bedenken U>- lese, so dass der Sinn ist: Muhammedus legatus Dei

in veritate. Dieses U>- findet sich noch einmal auf einem in der Revue Beige 1861, p. 52 publicirten Mudhafferiden- dirhem aus Schiraz v. J. 775. Daselbst wird es es als mot douteux U>- bezeichnet imd die Vermuthung ausgesprochen dass es einen laudativen Sinn habe. Auf Nr. 4 erscheint die Formel A-lc- *1H i-o in corrumpirter Schreibweise ; auf

ein deutliches J^> folgt ein wie aussehendes Wort, während unten die Buchstaben aIc stehen , so dass ich an- fänglich vermuthete hier ein abgekürztes ÄJ>c zu finden, wie es z. B. auf Ak-koyunli Münzen (Nova Suppl. p. 146, Rev. Beige, 1862 p. 97) vorkömmt. Auf Nr. 7 ist unter dem Symbolum ziemlich deutlich das Wort -x*>* zu

erkennen, wahrscheinlich a!1 JusU zu ergänzen '). Be- merkenswerth ist schliesslich, dass von den vier Raschidin Aly mit dem Epitheton aUI J^ ausgezeichnet ist »\ durch welches vielleicht eine versteckte Andeutung der Hinnei- gung der Indschuiden zum Schiitismus ausgedrückt werden soll und dass das Ja des Wortes J^ auf Nr. 3 durch zwei darüber gesetzte Punkte bezeichnet ist.

Auf dem Revers begegnen wir zu oberst dem Namen al-Mutawakkil alaallah, durch welchen unsere Dirheme

i) Auf einer Dschelairiden Münze, N. Suppl. p. 108. a) Ebenso auf Mudhafferidendirhemen, vgl. Iiev. Beige 1861, 53.

der Tndschuiden.

159

noch ein besonderes Interesse erhalten. Ich glaubte zuerst, in demselben ein allerdings ungewöhnliches Laqab Abu Jshaq's erkennen zu dürfen; aber das Schweigen der Quellen hierüber, die nicht unterlassen, die beiden Laqab Scharf- ad-din und Dschalal-ad-din von den historisch weniger bedeutenden Mahmud Schah und Masud Schah beizubringen, sowie hauptsächlich ein im Journ. Asiatique III, serie 1. 11, 1841, p. 3 17mit mehreren andern publicirter Dirhem, die ich ebenfalls den Indschui^en zutheile (dar- über unten weiteres), lassen eine solche ErkLärung als unannehmbar erscheinen. Während gewöhnlich auf den Münzen das Laqab al-Mutawakkil ala allah zu oberst steht und dann der Name Abu Jshaq's folgt, findet sich auf dem beregten Dirhem die folgende Anordnung der sonst gleichen Aufschriften: Jf^^y)

Wollte man nun das fragliche Laqab auf Abu Jshaq beziehen, so würde das Abgehen von der üblichen Aufein- anderfolge des Laqab's und der Kunja unbegreiflich erscheinen ; so heisst es z. B. auf Buiden-Dirhemen immer Rukn-ad-daula Abu Ali Bujeh nicht aber Abu Ali Rukn-ad- daula-Bujeh. Eine derartige Umsetzung des officiellen Namen's kann unmöglich etwa auf das Belieben des Stem- pelschneiders zurückgeführt werden; das Laqab al- Mutawakkil ala allah muss also eine von Abu Jshaq ver schiedene Person bezeichnen, und kann, da ein Regent dieses Namen's in der gleichzeitigen Geschichte sich nicht findet, nur einem der abbasidischen Schattenchalifen in Aegypten zugehören. Wir erfahren hierdurch, was die Quellen verschweigen, dass die Indschuiden ebenso wie

16()

Dr. E. v. J'ergniaunu.' Münzen

die Toghluqschahiden, die Mudhafferiden und die Sultane voii Bengalen formell das geistliche Supremat der Abba- siden anerkannten, eine Anerkennung die damals zur Mode geworden war, in unserem Falle aber wohl zumeist in BUcksicht auf das sunnitische Bekenntnis» der Unter- thanen Abu Jshaq's , namentlich der Einwohner von Schiraz und Tsfahan, welche dem Versuche Muhammed Chodabendeh's, den Schiitismus in seinem Reiche einzu- führen, so kräftigen und erfolgreichen Widerstand ent- gegensetzten i), geschah. Bei einem Blicke auf die Liste dieser abbasidischen Chalifen finden wir aber in den Jahren 743—758, in welche nothwendig die Prägung unserer Dirhemen fallen muss , keinen Chalifen gleichen Namen's ; al-Mutawakkil ala allah, der Nachfolger al-Mutadhidh's billali kann nicht in Betracht kommen, da sein Begierungs- antritt im J. 763, also 5 Jahre nach Abu Jshaqs Tode erfolgte. Es liegt demnach hier ein Widerspruch zwischen den Münzen und den historisch -beglaubigten Reihenfolge der aegyptischen Chalifen vor. Vergeblich habe ich bei den Historikern ein Lösung desselben gesucht, so dass nur eine auf Conjektur beruhende Erklärung erübrigt. Man könnte zunächst an den in der Chalifengeschichte nicht ohne Analogon dastehenden Fall denken, dass der auf den Dirhemen erscheinende al-Mutawakkil dieses Laqab nur auf kurze Zeit bei seinem Regierungsantritte angenommen habe, um dasselbe später gegen ein anderes zu vertauschen, in gleicher Weise wie al-Mutawakkil ala allah (232 247 d. H.) nach dem Zeugnisse Masudf s, ehe er sich so nannte, das Laqab al-Muntasir billah durch zwei Tage führte und dass dieses erste und anfängliche Laqab von Abu Jshaq.

l) lbn Batutah 1. B. p. 57 ft.

der ludschuiden.

161

auf seinen Stempeln beibehalten worden, wie ähnlich ziemlich gleichzeitig auf den Münzen Togluq-Schahs vom Jahre 742 sich noch der Name des im Jahre 740 abge- setzten al-Mustakfi billah findet *).

Eine solche Erklärung erscheint aber bei näherer Betrachtung nicht annehmbar; durch den unter Nr. 1 be- schriebenen Dirhem vom Jahre 752 (denn nur so kann das unvollständig erhaltene Datum ergänzt werden) ist nämlich ein sicherer Anhaltspunkt gegeben zur Ermittlung des- jenigen Chalifen, welchen wir in dem räthselhaften al- Mutawakkil zu erkennen haben; es ist al-Hakim II biamr allab, der v. J. 740 bis zum J. 753 regierte. Wenn wir nun selbst die Ausprägung jener Dirheme deren Datum zerstört ist, möglichst weit, also in das J. 743 zurückdatiren und annehmen , dass Abu Jshaq das anfängliche officielle Laqab des Chalifen auch fernerhin auf seinen Stempeln beibehalten habe, wofür allerdings kaum ein genügender •Grund abzusehen ist 2), so bleibt immerhin ein Zeitraum von fast drei Jahren (740—743), während welcher al-Hakim das Laqab al-Mutawakkil geführt haben müsste. In diesem Falle würde aber das Schweigen der Quellen hierüber ganz unbegreiflich sein. Viel wahrscheinlicher daher ist die Annahme, dass al-Hakim nicht im Beginne, sondern im Verlaufe seiner Regierung das nicht officielle Laqab al- Mutawakkil ala allah angenommen habe, und dass dieser

•) Das merkwürdigste Beispiel eines derartigen Anachronis- mus bieten die Münzen Ghaiathed-din Balban's, Dschelal-ed diu Firuz(f 695) etc., mit dem Namen des letzten bagdadischen Chalifen.

8)Conjekturen wie dass es inFolge der Unterlassung einer offi- ciellen Notificirung der Namensveränderung von Seite der Chalifen geschehen etc. sind unhaltbar.

11

162

Dr. E. T. Bergmann: Münzen

ungeschichtliche Namen dem geschichtlichen auf den Münzen Abu Jshaq's aus einem uns unbekannten Grunde substituirt worden sei. Ein ähnliches Faktum bietet der zu Harunia im J. 171 geprägte Dirhem, auf welchem Harun ar-Raschid als „al-Chalifa al-Merdhi erscheint »). Durch die wahrscheinliche Identität al-Hakim's und al-Mutawak- kil's ist zugleich eine Zeitgrenze für die übrigen Dirheme, deren Jahreszahl zerstört ist gegeben ; ihre Prägung kann nicht nach dem J. 753 stattgefunden haben. Wir wissen auch in der That, dass Abu Jshaq im J. 754 Schiraz vor Mubariz-ed-din räumen musste, und dahin aller Wahr- scheinlichkeit nach nicht mehr zurückkehrte.

Ein beachtenswerther Umstand ist , dass Abu Jshaq auf seinen Stempeln sich den Titel Sultan etc. nicht bei- legt, sondern mit der Setzung seines blossen Namens sich begnügt, obwohl er in keinem Suzerainitätsverhältniss zu irgend einem der damaligen Machthaber stand, der in diesem Falle auch auf den Müuzen genannt wäre. Ibn Ratutah nennt ihn wiederholt Sultan, Mirchond aber und das Dschihänärä bezeichnen ihn nur als den „Scheich Emir Abu Jshaq" ; nichtsdestoweniger könnte er aber doch den Sultanstitel geführt haben, da der grosse Hasan in denselben Quellen auch nur als „Scheich Emir" erscheint, auf seinen Münzen hingegen sich auch Sultan nennt 2).

Als Prägeorte finden sich Schiraz, Aberquh und Schebänkäreh. Aberquh, das auf einem Dirheme v. J. 752 steht, muss nach seiner gänzlichen Zerstörung durch Baghi

') Stickel, Handbuch I, p. 86. 2j Vgl. Rev. Beige 18G2, p. 92.

der lndschuiden.

163

Basti und Malik Aschraf im J. 744 wieder rasch aufgeblüht sein. Der interessanteste Prägeort ist unstreitig Schebän- käreh , der bisher meines Wissens nur auf einigen Timu- riden Münzen nachgewiesen wurde '), und über welchen hier einiges zu sagen nicht unpassend sein dürfte, wobei ich auf Quatremere, histoire des Mongols, I p. 440 fl. ver- weise. — Der Name Schebankäreh bezeichnet eine Provinz, die im Nozhah al-kulub folgendermassen begrenzt wird : „Sie stösst an Fars, Kerman und an das Meer von Fars und enthält sechs bewohnte Ortschaften und eine warme Region; zur Zeit der Seldschuken, heisst es weiter, über- stieg das Erträgniss ihrer Einkünfte mehr als 200 Tuman, gegenwärtig bringt sie 26 Tuman und 6000 Dinare ein. Die Hauptstadt besteht aus zwei Städten jL! Jg und olSjj Zerkau, welche einst Dörfer waren und erst unter seld- schukischer Herrschaft eine Stadt wurden. Die Entfernung Jg's von Schiraz beträgt 38 Parasangen." Jakut (vgl. Juynboll, Merasid IV, p. 203) sagt, dass Jg die persische Aussprache für *£\ sei, und bemerkt dass die Früchte von da nach der Insel Kisch ausgeführt werden.

-^

Bei Quseley, Travels II App. 471 wird Schebankäreh als ein Compositum aus schubän, pastor und käreh Hirten- land erklärt. Nach andern erhielt dieser Landstrich seinen Namen von den Schebankäreh (vgl. jl^JUI^j^lfl bei Ibn al-Athir) einem kurdischen Stamme, welcher in einer nicht mehr zu ermittelnden Zeit sich hier niedergelassen hat.

•) Nova Suppl. p. 327 daselbst jlSJlJj geschrieben; es findet sich übrigens auch die Form ^\5CiLl».

11*

164

Dr. E. v. Bergmann: Münzen

Mirchoncl spricht von Kriegen, welche die Türken von Schebänkäreh mit den Buiden bestanden ; den andringen- den Mongolen leistete Melik Mudhaffer-ed-din Schebän- käreh tapferen Widerstand bis zu seinem Tode; Tekad- schenek, der Feldherr Hulagu's beliess die Herrschaft den Nachkommen Modhaffer-ed-din's, welche sich bis zum Be- ginne des VIII. Jahrhundert behaupteten. Zum letzten Male wird Schebänkäreh in der Geschichte der Indschuiden und Modhafferiden genannt, von dieser Zeit verschwindet der Name, der erst unter den Mongolen in Aufnahme gekommen und sich daher bei Jakut nicht findet, wieder spurlos. Nach dem vorstehend Gesagten ist also unter dem Schebän- käreh der Münzen die Hauptstadt dieser Provinz, Idsch oder Ig zu verstehen, wie Sedschestan für Zerendsch etc. gebraucht wird.

Zum Schlüsse müssen wir bemerken, dass zwei Münzen, welche von Saulcy im Journ. asiat. III. ser. t. 1 1 a. 1841 p. 316 ff. edirt worden sind, wahrscheinlich den Indschuiden und zwar Abu Jshaq zugehören. Ich sage wahr- scheinlich, weil nach Saulcy's mir sehr zweifelhaft erschei- nender Lesung auf dem daselbst unter Nr. 4 aufgeführten Dirheme das Datum 79. . ? (vermuthlich 75. ?) stehen soll. Saulcy legt sie einem Mudhafferiden Prinzen , Abu Jshaq (788 795 in Sirdschan) bei , und bezieht das Laqab al- Mutawakkil ala allah auf den abbasidischen Chalifen gleichen Namens. Aber der Umstand, dass die Aufschriften des Avers wie des Revers mit unseren Dirhemen überein- stimmen (die Prägeorte scheinen zerstört zu sein) , sowie dass auch auf diesen Stücken der Sultanstitel fehlt , den sich die Mudhafferiden immer auf ihren Stempeln beilegen, gibt uns die Berechtigung, sie den Indschuiden zuzu-

der Indschuiden.

165

theilen i). Eine Revision dieser beiden Dirheme durch Herrn von Saulcy wäre sehr wünschenswerth ; wir hoffen übrigens, dass, vielleicht durch diese Zeilen veranlasst, demnächst eine grössere Zahl von Indschuiden-Prägen werde publicirt werden, die bisher in den Münzsamm- lungen unbeachtet und unerkannt geblieben sind.

i) Soret weist eine zu Schiraz? im J. 748 geprägte Münze dem Dschubaniden al-Aschraf zu •, da Schiraz aber damals im Besitze der Indschuiden war, so ist diese Zutheilung jedenfalls unrichtig-, bei der theilweisen Zerstörung des Stadtnamens erscheint übrigens die Lesung Schiraz fraglich. Rev. Beige, 1862 p. 91.

166

W. Tiesenhausen : l'eber zwei In Russland

X. Ueber zwei

in

Russland gemachte kufische Münzfunde.

Von "W. Tiesenhausen.

I.

Unter den der kaiserl. Archaeologischen Commission zu St. Petersburg in denüetzten Jahren aus verschiedenen Theilen Russlands eingeschickten und von mir unter- suchten Funden kufischer Silbermünzen sind die beiden folgenden durch ihre Reichhaltigkeit sowohl an seltenen, als auch an bisher unbekannt gewesenen Stücken einer besonderen Beachtung wertli.

Der eine derselben, der im Jahre 1867 in Glasow' sehen Kreise des Gouvernements Wjätka gemacht worden ist, befand sich in einem hohen silbernen Kruge und ent- hielt — ausser einem länglichen Silberbarren , zwei Sasaniden (Hormuzd IV, an. 9 und Chosroes II, a. 29) und zwei Ispehbeden (Churschid a. 102 und Omar a. 127) gegen 1500, grösstentheils sehr gut erhaltene Chalifen-

gemachte kufische Miinzfunde.

IGT

und Taheriden-Dirhems. Der grössere Tbeil dieser Münzen ist der schönen orientalischen Münzsammlung der kaiserl. Eremitage einverleibt, eine nicht unbeträchtliche Anzahl aber an das Asiatische Museum der kaiserl. Akademie der Wissenschaften (s. Me langes Asiatiques, t. VI, p. 143 150) und das Moskausche Museum abgegeben worden.

Die älteste kufische Münze des ganzen Fundes ist vom Jahre 80 d. H, (699 700 unserer Zeitrechnung), die jüngste vom Jahre 228 (= 842 843). Folgende darin befindliche Stücke sind, soviel ich weiss, bisher unbekannt gewesen :

I. Omeijaden.

1 2. Zwei, mit sehr ungeschickt ausgeführten Cha- rakteren und, wie mir scheint, in el-Djezira (ä/j*-0 geprägte Münzen, aus den Jahren 80 und 81 d. H. ; auf der letztern (s. die beigefügte Abbil- dung) ist das Jahr der Prägung also zu lesen:

u^*j (sie) _x>-j <Cj 3

3. El-Sus (u^Jl) a. 80. Mir sind nur noch Münzen dieser Stadt aus den Jahren 81, 90 und 94 bekannt.

4 7. Dimeschk a. 85 (mit einem Punkte unter dem ä» des Stadtnamens) und a. 108, 113 und 116 (diese drei Stücke haben geperlte Buchstaben, wie die gleich- zeitigen Goldmünzen.)

8. Harn ad an (sie! ü±+&) a. 93. Das von General Bartholomaei edirte Stück vom Jahre 94 (Troisieme lettre ä M. Soret, p. 5, Nr. 2) war, wenn ich nicht irre, bisher

168

W. Tifsenhausen : lieber zwei in Rassland

die einzige omeijadische Silbermünze , auf welche der Name Hamadan vorkommt.

9. Sorrak a. 94; die älteste Sorraker-Mttnze ist vom Jahre 90 (Tomberg, Num. Cuf.p.302, Nr. 14, a. tab. XIV).

10. Istachr a. 96. Wenn wir von der nur fragmen- tarisch erhaltenen Istachr-Münze des Stockholmer Museum* absehen, welche Prof. Stickel in das Jahr 88 verlegt (Z. d. deutsch, morg. Ges. IX, p. 250), so beginnt die Reihe der in dieser Stadt geprägten Omeijadenmünzen ebenfalls mit dem Jahre 90 (Mus. Cuf. Borg. II, pag. 3—5, tab.).

11. Suk-el-Ahwaz a. 96. Auch unter den bisher vorgekommenen omeijadischen Dirhems dieser Prägstätte gehört der älteste in das Jahr 90 (Frähn, Quinque Cent, p. 313; Gaillard, Description des monn. espagn. etc. p. 344 bis 345, Nr. 5731, Tab. XIV, Nr. 2; Bartholomaei lre lettre :\M. Soret, p.,16, Nr. 11.)

12. Ab er sehe hr a. 97, mit einem grossen Pttnete unter dem vor dem Worte iL* stehenden j>.

13. El-'Aal (J JUll)a. 97 (s. die Abbil- dung.)

Ob unter diesem JU1 das jUl! ö\lA\ d. h. die westlich von Baghdad gelegene und die vier Bezirke von el-Anbar, Badurja, Katraboll und Mesken umfassende auch unter dem Namen Sii jb bekannte Gebiet (s. Jakut's

Geogr. Wörterbuch s. v. JU11 und JUll Ö^V), oder etwas anderes zu verstehen sei muss ich ftir's erste unentschie- den lassen.

14—15. K er man, a. 100 und 101.

16. El-Kufaa. 102.

gemachte kulisehe Münzfunde. luif

17. El-Afrikijaa. 104.

18. El-Mubarekaa. 117.

II. Abbasiden.

19. Ardeschir Churre a. 134; es ist die älteste der uns bisher zugekommenen abbasidischen Münzen dieser Stadt, aus der uns schon Omeijaden-Dirhems mit den Jahren 90, 93, 95, 97 und 98 bekannt sind.

20. Dschondi Sabur a. 138. Der Name dieses Prägorts erscheint bekanntlich schon auf Omeijadenmünzen seit dem Jahre 80.

21. El-Muhammedija a. 154. Rev. j L^J lf L

22. Medinet- es -selam a. 158, mit Runter der letzten Zeile des Glaubenssymbols auf der Rückseite der Münze.

23. Sedjestan a. 166. Rev. Llil io aUI Jj-y J^st

24. El-Basra a. 167. Rev. IL^I Ifll^-Xyll ***&$

25. Arran a. 168. Rev. i^> aIII J^-y x><£- .cj>~ ^>

26. El- Jemama a. 168. Rev. J-o aÜI||J^^ j^-IL^-

^Ijusll^j^liuUil aJcaIJI. Auf der Vorderseite befinden

sich zwei grosse Punkte über der ersten Zeile des Glau- benssymbols. Eine andere Münze desselben Fundes, die

170

"SV. Tiesenhausen : l'cbcr zwei in Russland

ebenfalls in el-Jemama a. 168 geprägt ist, unterscheidet sich von der eben beschriebenen dadurch, dass der Name j£~ durch aIH ±s, und letzterer durch >-» y> , (nicht

_x.*«j ^y wie auf der Münze von el-Jemama a. 16!) in Frähn's Reeens. Nr. 114) ersetzt ist.

27. Kenn an a. 168. Da der Revers die Inschrift: t |i«-^>* üJbU II 1*»^ aJc I *M J^> aM Jyj -^ erhält, so ist zur Prägung dieser Münze augenscheinlich ein alter Avers-Stempel verwendet worden.

28. Medinet-es-selam a. 170. Rev. Jj-y p<^

p Ulli mit den seit jener Zeit erscheinenden zwei concen- trischcn Randinschriften.

29. Medinet Djey (j>. k*Sc) a. 171. Rev. ||UI I L>i^ll^-ol öjy>> ÄiJsLl bj*\\e (U>_j<dic .aÜI lo Lill J^jj^. .SJy. So getrennt wie hier erscheint das Wort .iljUl (ge- wöhnlich .iyLo) auf Münzen von el-Muhammedija aus den Jahren 170, 171, 179 und 191 (s. Reeens. Nr. 126, 129, 165 und Tornberg, Nuin. Cuf. Nr. 132, 138, 223). Aller Wahrscheinlichkeit nach bezieht es sich auf den Chalifen Harun und wird wohl in demselben Sinne aufzufassen sein, wie das Oj^ /&/ auf einer Kupfermünze aus Buchara vom Jahre 173 (Reeens. Nr. 141).

30. Med. es-selam a. 175. Rev. iyj^^ Uill \\Jyj J^- mit den zwei üblichen Randinschriften.

31. El-Mubareka a. 179. Rev. 11^ dM J^-y +«< ^*> x*p l^s-j. Das ^ neben dem Namen .x~p lässt kaum

remachte kufische Münzfundc.

171

daran zweifeln, dass es, als Abkürzung von X*> oder >^l-< sich auf den Träger jenes Namens, und nicht auf den Werth der Münze beziehe.

32. Med. es-selam a. 180. Rev. Llll Jyj x£- ?

^a*^ p^-^^r^ i>"x*sJL L^"0^ cA~\\ ^ J^ ü^«^ ^ ^ ^

33. Dimeschk a. 181. Rev. lf |Ia11| J^j j^s£.|

Dschafar ben Jahja ist natürlich der mächtige Barmekide, der auf den Münzen jener Zeit gewöhnlich nur unter dein Namen ^ä»^ (ohne Patronimicum) erscheint. Der in der ersten Zeile genannte Dschafar wird wohl eine andere Persönlichkeit, vielleicht der Statthalter von Damask, und Chaled ein Unterpräfekt, oder umgekehrt, gewesen sein. Uebrigens findet man den Namen jlo. auch auf einem Baghdader Dirhem vom Jahre 178 und auf einem Dinar des Jahres 187. Die Bezeichnung ^j£ auf Silbermünzen ist mir nur auf Prägen der Stadt el-Rey (= el-Muhamme- dija) aus den Jahren 179 und 180 vorgekommen (s. Torn- berg, Symbol. II, Nr. 25; Idem, Num. Cuf., Nr. 163; Frähn, Recens. Nr. 178; Nesselmann, Die 6rient. Münzen etc. p. 41, Nr. 114-115).

34. El-Muhammedija a. 183. Rev. aIIIII J^j x*£ L

35. Medinet Zerendsch (<^>j L*±c). Rev. Ji^. ||j.c

£ äS^j j, ju^ll ÄüsLl Lj 3 a-1© AÜ1 J-o aW Jj-y. Rem

Aly ben Bereke begegnen wir auch auf Zerendscher Münzen aus den Jahren 181, 182, 184, 185 und 186.

172

W. Tiesenhausen: Heber zwei in Russland

36. Afrikija oder el-Abbasija a. 183. (?) Rev. ^"J L*° ^ J^-y -^ 't ^Der der ersten Zeile ein sechs- armiger Zweig, wie wir ihn auf den ältesten omeijadischen Kupfermünzen antreffen.

37. El-Muhammedija a. 184. Rev. wie auf Nr. 34.

38. Medinet Zerendsch a. 186. Rev. lldH J^-y j^ jui^ll iuLlsU L^aJp dil Juo; über der ersten Zeile: 1p unter der letzten <S~» oder *%>.

39. Sanaa (Ulo;) a. 186. Rev. |Uyj|U^||(?) &>> j . .IUI. Vgl. Frähn, Recens. p. 25*, Nr. 199.

40. El-Muhammedija a. 187. Rev.ll.dil J^j -X^IL

41. Dimeschk a. 188. Rev. dJI J-o dl!

J

J^> J«si

42—43. Zwei Münzen aus Herat a. 193, von denen

eine auf dem Revers die Inschrift:

die andere:

dl

jj dll Jup L>4.UI -X^p enthält.

44. Maaden el-Schascli a. 194. Rev. I Llll Jj-y ji^

45. Medinet Merw ( ^y> L>m) a. 194. Rev. -X^J 11*11

j> dll juc||j4Ui -x^p JjjjjüyUI j^d\ *> j»\ lf ||dfll J^

J^2aSi Cr^U^ryl. Ueber dem ä im Namen J.*3*^ steht ein Punkt.

'omachte kutischo Münzfunde.

173

46. Medinet Ni bur a. 195. Rev. wie auf Nr. 45, und auch mit einem Punkte über dem J^aill.

47. He rat a. 196. Rev. J^ll [1*111 II Jy* Jlj^ll *11

48. Medinet Balch a. 197. Rev. ||*lll|| J^ J|jud|*ll c L>CüU ^11 ^

49. Medinet Nisabur, a. 198. Auf dem Avers, ausserhalb der Randsrhrift, über dem Worte ^jL*j , steht

*lll juff (vgl. Tornberg, Num. Cuf. p. 71, Nr. 270 und p. 308

Nr. 270 a.) Rev. ,jwUJ1p|| *M II Jyj || j^j| *1). In dem- selben Funde war auch ein Dirhem aus Nisabur vom Jahre 198, ohne jenen *M Juff.

50. Medinet Zerendsch a. 199. Avers unter dem Synib. das bekannte J^-41; Rev. wie auf Nr. 49.

51. Medinet Nisabur a. 199. Av. und Rev. wie

auf Nr. 50.

52. Medinet es-selam a. 203. Die Inschrift des Reverses: jy>\ j> *ill juff LyAil^ru^l ** y>\ \e *M Jj^j -x^t|i^

|^Jju4-ll -xvc J.? J.? 0<1^H beweist, dass er mit einem alten Stempel aus den Jahren 180 192 geprägt wor- den ist.

53. Fars a. 203. Auf dem Avers zuunterst: J^'^

Rev. Jj löjll^ruXl aj ^11^ *1H **^- D^lil||*lll Jj*>j .>«sd|*ll

tjCA, Jl ji wJlL> j\ j> Je j^^s-j* J> J^ ü4Ul||-H^ Die Münze ist also zu Ehren des bekannten Imam's Aly Ridha geprägt, von welchem uns bisher Münzen der Jahre 202

174

AV. Tiesenhausen : Ueber zwei in Kusslaiul

bis 204 aus Samarkand, Ispahan und el-Muhammcdija vorlagen. S. auch Nr. 55.

54. Sarmarkand a. 204. Av. Jy~4l Rev. ji^Li)

jUilll AÜlll Jy-j||. Das Wort }U1, das wohl mit dem a11

zu verbinden ist, also hier soviel als JU> aJJI bedeutet, erscheint auch auf einem von Frähn untersuchten Bagh- dader Dirhem vom Jahre 170 im Charkower Universitäts- Museum (Frähn's handschr. Nachlass, Bd. XI, p. 68) und auf Samarkander Münzen der Jahre 205 (s. Nr. 56) und 206 (Frähn, Nov. Suppl. p. 34, Nr. a, 1). S. auch Nr. 56.

55. Ispahan a. 205. Dieselben Legenden wie auf Nr. 53, mit dem Unterschiede, dass auf dem Revers unter der letzten Zeile noch ein ^ steht.

56. S a m a r k a n d a. 205. Av. und Rev. wie auf Nr. 54.

57. Medinet- es -sei am a. 211, mit dem einfachen Rev. AÜll Jy-y x£. hil.

58. Dimeschk a. 212. Rev. wie auf der vorher- gehenden Münze.

III. Tahiriden.

59. El-Muhammedija a. 206. Auf dem Avers, ausser dem gewöhnlichen Glaubenssymbol, zwei concentri- sche Randinschriften, von denen die eine, innere, den Namen des Prägorts und die Jahreszahl, die andere, äussere, aber folgende Legende: o j^Uall o Ju<p*. o j> J.^-

enthält *) Rev. J<.^\ II jjj! II Jj-y I x^ ILi. In demselben

i) VgL Frähn, Samml. klein. Abhandl. p. 124, Nr. 2, tab. I, Nr. 11, und Tornberg, Num. Cuf. p. 309, Nr. 315 a, Tab. XIV.

gemachte kufische Miinsfunde. liO

Funde befanden sicli auch Münzen aus el-Muhammedija, ebenfalls vom Jahre 206, denen auf dem Avers die äussere Randschrift fehlt, auf dem Felde aber, über dem Symbol, der Name J^ und unter der letzten Zeile i_?s£ ^ (in

den Mel. Asiat. VI, p. 148 steht wohl aus Versehen Js> j>) beigesetzt ist, wie auf den zwei el-Muhammedija-Münzen desselben Jahres bei Tornberg, Symbol. III, p. 14, Nr. 22 und Nesselmann, Die Orient. Münzen, p. 68, Nr. 240 und

p. 85.

60. Medinet Zerendsch a. 207. Rev. ,>CcMj.i <j^y^\ j* Ul JyjJ^Ul Ale! Die Segensformel aM

xs-\ ist mir sonst nicht vorgekommen; vielleicht ist aber nur durch ein Versehen des Stempelschneiders das dem c folgende Häkchen mit dem letzten Buchstaben verbunden

wir hätten dann aDI ajcl zu lesen, in demselben Sinne wie

das y,-s<ai Ali! &js\ auf Kupfermünzen. Der Ibn-el-Kausi

könnte ein Sohn jenes ^^ sein, der auf Zerendscher- Münzen aus den Jahren 190 (s. Tornberg Num. Cuf.p.307, Nr. 216, a, tab. XIV) und 192 (T. Ch. Tychsen, De defect. p. 81; Frähn, Samml. klein. Abhandl. p. 124) erscheint.

61. El-Muhammedija a. 209. Rev. I J^w JLx^lLli

üJ°||a1I1

62. Sarmarkand a. 210. Rev. wie auf Nr. 61.

63. Ispahan a. 210. Rev. .lUlllj^Jj^iU

64. Merw a. 215.

65. Ispahan a. 219.

66. Sarmarkand a. 224.

171)

W. Tiesenhausen : L'ebcr zwei in Uusslarul

07. Fars a. 224.

68. Komm(?) a. 225.

69. Merw a. 226, wie bei Tornberg, Symbol. IV, Nr. 56.

n.

Der zweite Fund, der im April des Jahres 1868 in der Stadt Murom (Gouvernement Wladimir) gemacht wor- den ist, enthielt gegen 2y2 Pud (= 73, 03 Wiener Pfund) kufischer Silbermünzen , unter denen sich etwa 14 Pfund zerbrochener Stücke befanden. Den Hauptbestandteil des Fundes bildeten 10,079 Samanidendirhenis, der Rest be- stand aus 818 sogenannten bulgarischen Nachbildungen samanid. Münzen, 140 Chalifen-, 4 Taherideu-, 18 SofiV riden-, 2 Sadjiden- und 16 Buweihidenmünzen. Im Ganzen also enthielt der Fund 11,077 Stücke von denen das älteste im Jahre 97 d. H. (== 715 716), das jüngste im Jahre 328 (= 939 940) geprägt ist. Die brauchbaren Exem- plare sind ebenfalls verschiedenen öffentlichen Münzsamm- lungen Russlands einverleibt worden (vgl. Mel. Asiat. To. VI, p. 187 194); eine Auswahl von 553 Doubletten erhielt das grossherzogl. oriental. Münzkabinet zu Jena.

Zu den bisher unbekannten Prägen rechne ich fol- gende Stücke:

I. Abbassiden.

1. Medinet -es -sei am a. 270 (883—4). Av unter dem Glaubenssymbol : <OJl J>(^0- Rev>: unter dem Glau- benssymbol: uHjl^ji ^ ^ 3.S**\

Ich brauche wohl kaum zu bemerken, das Oyj\\^j,-> der Titel des damaligen Veziers jJbie. j> -xdo ist, dem

gemachte kufische Miinzfundc.

177

wir auf Münzen desselben Jahres aus el-Basra, el-Ahwäz undSchträz und auf Münzen vom Jahre 271 aus Serrmenra, el-Mossul und Badghts begegnen . Vgl. auch Nr. 2.

2. Der Prägort ist nicht mehr zu erkennen ; das Jahr ■der Prägung ist 271 (884 5). Avers unten: ^>UI «x^>.ljjl

aÜI ^jjJ, der Vorname und Ehrentitel des zweiten Thron- erben und Bruders el-Mu'tamed's, Tal ha, der gewöhnlich unter dem Titel <0Jl> J^l , wie auf der vorhergehenden Münze erscheint.

Kevers: C^b^j^lK*^ .J*) JÜ>*M

3. Medinet-es-seläm, a. 273 (886 7). Unter- scheidet sich von dem von Bartholoinaei bekannt gemach- ten Baghdäder Dirhem desselben Jahres (3e lettre ä M. •Soret, Nr. 16) dadurch, dass auf dem Avers dem aÜL J^il

noch eine Zeile mit der Inschrift aU! ^jJ ^^>U11 vorangeht.

4. 8 c r r m e n r ä, a. 280 (893—4). Revers : M j^il

5. Tiflis, a. 297 (909—10). Avers: II j, u*,l*\\ j\ u*r*jd jy*\ Revers : a)H. jXj\,\

Dieselben Aufschriften wiederholen sich auf den fol- genden 14 Münzen.

6—7. el-Basra, a. 298 (910— 11) und 303(915— 6).

8. Fars, a. 299 (911—912).

9—10. el-Küfa, a. 300 (912—3) und 311 (923-4).

11. Wäsit, a. 308 (920—921).

12— 16. Schiräz, a. 312 (924—5), 315(927—8), -317 (929-930), 319 (931—2) und 320 (932).

12

178

W. Tiefenhausen : L'ebcr sweJ In ttus&land

17—18. Ispahän, a. 316 (928-!)) und 318 (930 bis 031);

19. Arradjan, a. 318 (930-931).

II. Soffariden.

20. 'Oman (öU«j), a. 295 (907— S). Avers unten: j^ ji^lU Revers: p 11*111* JüC\\

21. Sedjestän, ä. 321 (933). Avers unten: ^se>- y\

Revers: x*£- j> j^IIaM* ^>]}\

Diese Münze gehört, wie ich glaube, zu den Prägen der späteren oder zweiten Soffariden-Dynastie, die sich seit dem Jahre 310 Sedjestän's bemächtigt hatte (s. Hammer, Gesch. des osman. Reichs, Bd. IX, p. 262) und sich daselbst unter dem Namen der „Könige von Nim - vüz" einige Jahrhunderte hindurch behauptete. Der auf der Rückseite nach dem Chalifen genannte Ahmed ben Mohammed wird wohl der Vater des berühmten Chalef ben Ahmed i) sein, von dem wir Goldmünzen aus den

») Hinsichtlich (.'ha lefs Abstammung herrscht, wie schön Mirkhond bemerkt, einige Unsicherheit (vgl. Ilist. prior, reg. Persar. Viennae 1782, p. 3b\ 110); doch finde ich bei Ohondemir (j<Jt\ wou>», Teheran Ausg. v. J. 1271, p.tt.Y) folgende, sich

auf el-Isfizäri's OL*> f~j\j stützende Angabt!: ry _X«s>-! ^y cjÜLs*-

2.) s^J ^y, ^jut^- jI ^y oiL>- -y X^-. Auch in Frähn's band schriftlichem Nachlasse fBd. XXV, wo dieser zweiten Soffarbion- Dynastie unter dem Namen JuaIsLI ÄLjJ! Erwähnung geschieht .

wird nach dem f^yyh O^ Chälßf's Vater t^jils*. /j _x«s£. t j^>-1

iumachto kulisehe Jlünzfumle.

179

Jahren 331 (?), 334 (?), 355 und 375 besitzen (s. E. Thomas, Suppl. Contributions to the series of the coins ofGhazni, p. 151—153).

Räthselhaft ist das Erscheinen des Namens aIII» ^^H auf unserer Münze, da dieser Chalife erst im Jahre 322 zur Regierung gelangte. Es Hesse sich zwar annehmen, das* die Vorderseite, wie auf einem Baghdader Dirhem vom Jahre 302 (T.Ch.Tychsen in Comment. Gotting, Lp. 125, Nr. X), oder einem Samarkander Dirhem vom Jahre 310 (Tornberg, Symbol. IV ; Nr. 99), mit einem verjährten Stempel geprägt worden sei i), wenn uns nicht noch eine andere, in Medinet-es-seläm a. 320 geprägte Münze des- selben Chalifen vorläge (Tornberg, Num. Cuf. p. 114, Nr. 502), auf deren Vorderseite sich zugleich der Name seines Sohnes J.-oÄilyl mit dem Titel O^i^ .A^ £* ^e" findet. Er darf daher eine schon in den Jahren 320—321 statt gehabte Erhebung zu Gunsten des Rädhy-billäh vor- ausgesetzt werden, die vielleicht auch seine Einkerkerung zur Folge hatte. Auf diese Vermuthung hin erlaube ich mir den auf der Vorderseite unserer Sedjestänernüinze genannten Abü-Dja'far für den zweiten Sohn desselben Chalifen zu halten, dessen Abul Mahäsin (ed. Juynboll, II, p. V*n) unter dem Jahre 323 erwähnt.

22-23. Sedjestän, a. 323 (934—5) und 324 (935 bis 930). Avers und Revers wie auf Nr. 21.

') Eher könnte dies von den Münzen des Jahres 321 aus Badachschän (Fr ahn, im Bullet, histor. To. V, p. 121 und Torn- berg, Num. Cuf. p 214, Nr. 419) und Nisibin (S o r e t , Lettre ;*i M. Dorn, p 21, Nr. 27) gelten. Vgl. auch unten die Ferwaner-Münzf; v. J. 320.

12*

1 ^o

J-av-' W. Tieseuhausen: Ueber zwei in Russland

III. Samanideu.

a) Ismail ben Ahmed.

24. Enderäbe, a. 290 (902—3). Avers: Ueber dem Glaubenssymbol ein dem Stadtnamen £ ähnlich sehendes Wort ( A dem wir auch auf Balcher Dirhems vom Jahre 292 und 293 (Frähn, Recens. Nr. 41, 50; Tornberg Num. Cuf. p. 164, Nr. 67, und p. 166, Nr. 82), so wie auf einem Fils von Buchara aus dem Jahre 330 (Frähn, Rec. p. 91, Nr. 231) begegnen; vielleicht nur ein verschnörkeltes '<£ .

II e^

Revers: -x<s»l y J.*««^! <0Jl jrS.[\

25. Enderäbe, a. 291 (903—4). Unterscheidet sich von den bisher bekannten Enderäber Dirhems dieses Jahres durch Weglassung des ÄSjjJI J^ unter dem Glaubenssym- bol der Vorderseite.

26. el-Chottel, a. 293 (905— 6). Avers unten: ^Ll -X-l y. Revers: y ^*cJ\ JaIIL Ju-xll LU| J^w J Lx<^

El-Harith benAsad, dem wir auch auf der folgen- den Münze begegnen, erscheint auf Chotteler Dirhems aus den Jahren 292—294 (Frähn, Rec. Nr. 43, 54; Torn- berg, Symb. IV, Nr. 70 und Num. Cuf. Nr. 98).

Der auf der Rückseite genannte D j a'f a r b e n A h m e d über den die mir bekannten Geschichtsquellen schweigen wird wohl derselbe sein , der auch auf einem Chotteler Dirhem vom Jahre 312 erscheint (Frähn im Bullet, bist. V, 120).

gemachte kufische Miinzfunde. 181

27.EndidjäräghoderAbdendjärägh(£l>£juL)> a. 293 (905-0). S. den beifolgenden Holzschnitt. Avers unten : j J j> <1^~\ Revers unten: J^l^ J~*aJ||,)JJI ilÖl

Der Name des auf der Vorderseite genannten el-Haritb ben Asad, der, wie wir gesehen haben, auf den gleichzeitigen Chottelermünzen erwähnt wird, lässt nicht daran zweifeln, dass die Stadt in der unser Dirhem geprägt ist, zu dem Gebiete von el- Chottel gehört haben muss. In der That erwähnen Ibn Haukai, el-Istachri, el-Idrisi (s. Juynboll, Lexic. Geogr. Vol.V, p. 130, 132, 133) und Jäküt (Geogr. Wörterb. T.II, p. I VI, s. v. öys^T, und p. i . V, s. v. JJ*U) eines in der

Landschaft el-Chottel befindlichen Städtchen's c\>\dj^\y das wohl am gleichnamigen Zufluss des Djfhün lag. Vgl. auch Sprenger, Post- und Reiserouten, p. 45; Wüsten- feld in der Zeitschr. der morg. Ges. Bd. XVIII, p. 483; Barbier de Meynard, Dict. geogr. p. 185. Es ist, glaube ich, dieselbe Stadt, die bei Ibn Chordädbeh unter dem Namen Ö^Ujjul erscheint (s. Journ. Asiat. 6e serie, T. V, p. 38 und 246). Unter einer ähnlichen Benennung- erwähnt sie el-Ja'kubi (ed Juynboll, p. IV), der sie zu dem

Gebiete von Balch zählt, indem er sagt: ^ Jl* Äi.ju»^

(sie) dSj\ ^jJI w^^Lo (sie). Da el-Jakübi sein Werk zu Ende des IX. Jahrb. verfasst hat, so könnte der hier ge- nannte el-Harith ben Asad derselbe sein , der auf unseren Münzen erscheint.

182

W. Tiesenliausen : Ueber zwei in Russland

28. Ma'aden (ö-W), a. 293. Revers: .x^l j> J-**«»l

29. el-Ma'aden (0 J«H* ), a, 295 (907—8). Avers unten : aÜL ij^X\. Revers : x*>*\ j>. J***J\.

30. Balch (£), a. 295. Avers: äUU j&\. Kevers:

31. Ferwän (ö^>), a. 29G (908-9). Avers: ju&l ^üli Revers : -IJ 0 J^> Lx«>.l ^ J-***>\

Statt o\jj> könnte vielleicht auch j>jj> gelesen wer- den (besonders da das \ nur wenig- über die übrigen Buch- staben hervorragt), doch ziehe ich erstere Lesung vor, da die Mehrzahl der Samanidenmünzen in dem Muromschen Funde aus den östlichsten Landschaften des Samaniden- reichs stammen. Vgl. auch Dorn in den Mel. Asiat. VI. p. 190 1. Auf Ferwäner Prägen ist zuerst von E. Thomas (On the coins of the kings of Ghazni, p. 301 bis 306) aufmerksam gemacht worden.

Die Inschrift auf der letzten Zeile der Rückseite halte ich für zwei durch ein Viereck getrennten Hälften des- selben Wortes, dem wir auf der unter Nr. 34 beschriebenen Münze v. Ma'aden Pendjhir a. 299 begegnen.

b) Ahmed ben Ismail.

32. es-Saghäniän ( \^?5^ jUi^ll.), a. 297

(909 10). Revers: J**cJ j, x*A\\M> >&&!. Münzen aus es-Saghänian (einer Stadt in Mawerannahr) sind meines Wissens bisher noch nicht vorgekommen.

gemachte kufische Jlünzfunde.

183

m. Mcrw, a. 299 (91 1—912). Avers unten: V £ Revers: J-*^J j> x*>~\ LüJljjk^ill

34. Ma'adenPendjhtr, a. 299. 8. den beifolgenden Holzschnitt Nr. 1.

Avers: aUI^jJäII und darunter noch ein Schnörkel.

Umschrift : «~j aL-j jS5^'- ^-^ y J1* *-

Revers: Unter dem Glaubenssymbol: J~**J ^y x<p-\ v— -si ijSÜ. Umschrift: <Ll dL*j\ aU! Jyj x^l.

jkib ^^ftj aJj\ a-j

Vor einigen Jahren war der Archaeolog. Commission aus einem in Kiew gemachten Funde ein ähnlicher Dirhem zugekommen (s. den Holzschnitt Nr. 2), der leider am

Rande an einigen Stellen abgebrochen und überhaupt ab- geschliffen ist. Das ^^s£. Ija ^ÄJ ist übrigens deutlich er-

184

W. Tiesenhausen : Ueber zwei in Kussland

lullten; das darauf folgende Wort und der Anfang des- Wortes üj»o sind verloren gegangen. Auf der Rückseite vermissen wir unter dem Namen des Emirs Ahmed ben Isma'il die beiden Worte, die sich auf der Münze des Muromschen Fundes befinden; statt derselben sehen wir vier kleine Querstriche.

Bemerkeuswerth is das Wort ^,-iü , das auf diesen beiden Münzen, so viel weiss zum ersten Male, an die »Stelle des gewöhnlichen v_^-J> und des selteneren J^ tritt.

Wie die beiden Worte jj\ <-**.-£- (vielleicht ein meta- phorischer Ausdruck für Münze?) zu lesen sind, ist mir bisher räthselhaft. Ein <~~£- finden wir auch auf einem Dirhem von Nisabür aus dem Jahre 314 (Tornberg, Symbol. IV, Nr. 95). Vgl. oben die Ferwänermünze vom Jahre 296. Sollte das Wort mit dem <-*■>• auf Münzen von

Buchara aus den Jahren 345 350, oder dem v_^sL auf Münzen von el-Muhammedija aus den Jahren 178 und 180 verwandt sein.

Noch glaube ich darauf aufmerksam machen zu müssen, class auf der Münze des Muromschen Fundes, so- wohl in der Randschrift der Vorderseite, als in der letzten Zeile des Reverses unter dem Worte <-~st der Buchstabe

■9- und zwei Punkte zu sehen sind (auf dem Dirhem des Kiewer Fundes finden wir nur zwei Punkte unter dem w^* und dem Worte üy^)-

Die ältesten uns bekannten Münzen der durch ihre Silbergruben berühmten Stadt Pendjhir (ohne j-X**) sind aus dem Jahre 256 (Tornberg, Num. Cuf. p. 92, Nr. 381).

gemachte kufische Miinzfunde.

185

35. el-Ma'aden, a. 302 (914 5). Avers : j-^jV Revers : J~«<^l ^y j^p-I aÜU jjüill.

Der Abu Nasr erscheint auch auf gleichzeitigen Minzen von Balch (a. 299), Enderäbe (a. 297, 299, 300. 303), Pendjhir (a. 302) und Samarkand (a, 302). Frähn vermnthete, es sei der Vorname des Ah med ben Moham- med benJahja, dem wir auf Balcher Münzen aus den Jahren 295—297 begegnen (Bullet, hist. T. I, p. 3). Viel- leicht ist es der Statthalter von Chorasan <^*M j\ ^ j-^y^

Jüiü! , der später von Karätegfn , dem Statthalter von

Balch, bekriegt wurde (s. Abulfeda, ed. Reinaud, p. IV \

und Jäküt's Geogr. Wörterb. Bd. IV, p. \ . XV, s. v. Ja,).

c) Nasr ben Ahmed.

3(3 39. esch-Schäsch, a. 286 u. 287; Samarkand, a. 299.und Nlsäbür, a. 300. Revers : j^>.\ ^r^|hlll,jj£iU Diese vier Münzen sind ohne Zweifel mit alten Avers- Stempeln geprägt worden.

40. Nisäbür, a. 305(917—918). Avers: in einem kleinen Kreise das Glaubenssymbol, um welches die ge- wöhnlichen zwei Randlegenden laufen, und ausserhalb der äussern noch die Inschrift : lüTj aÜ! ^-s» , welche wir, etwas modificirt auch auf geschnittenen Steinen finden (s. Reinaud Descr. des monum. musulm T. II, p. 36—37). Revers: _x<>-l j> j~<a> Ulli jjüill *ül J^j\ x^- II *^ m^ der gewöhnlichen Umschrift: £\ &L>j\ aDI Jj-y J^ und ausserhalb derselben ebenfalls: US^ aUI^^. Auf Balcher

180

W. Ticsenhausen : L'eber zwei in KusMand

Dirhems vom Jahre 316 finden wir bloss a1)^~». (Adler , Mus. Cuf. p. 60, Nr. 44; Toniberg, Nmn," Cuf. p. 207, Nr. 370), während auf einem Fils von Buchära aus dem Jahre 358 und auf einem Buchärischen Dinar vom Jahre 359 nur aJJI steht (Fr ahn im Bullet, scient. T. II, p. 84).

41. Samarkand, a. 306(918^-9), Revers: 1 1^111 jJ^U

x+>-\ jj ^jsC, Die älteste uns bisher bekannte Münze dieses Jahjaben Ahmed ist vom Jahre 290, ebenfalls aus Samarkand (Tornberg in Zeitsehr. der deut. morg. des. Bd. XXII, p. 292, 705 und Antiquarisk Tidskrift, vol. III, p. 55, Tab. I); die jüngste vom Jahre 319 aus Nisäbür (Früh n in Bullet, histor. T. V, p. 119; Dorn in Mel. Asiat. T. VI, p. 194; s. auch Toniberg' Num. Cuf. p. 212, Nr. 400).

42. Ma'aden (J-X*r), a. 3Ö& Avers unten : *111 ^^ während auf einem anderen Maadener Dirhem vom Jahre 30ß aus demselben Funde aU SjjJM steht und ein drittes Exemplar keine dieser beiden Inschriften hat.

Revers: j^-l^^^ a111>jjüäI!

4;;. Ma'aden, a. 307 (919-920). Avers; a11 &4iH.

Revers: u* Lx^l u' j^ MkjjuiM.

44. Badachschän, a..'507. Revers: ^^.^ IaIII^XaII

45. Nisäbür, a. 308 (920—921). Avers und Revers unten o o.

4<>. Enderäbe, a. 309 (921—2). Avers unten: *

Revers oben; *£*!!, unten; .x«>-l ^y j~a> UüU >xliU

gemachte kutisclu- Münzfunde.

1-7

Sollte das f., dem wir auch auf Andaluser Dirhems vom Jahre 190 (Gaillard), Descr. p. 35Ö, Nr. 5792) und 229 (ibid. Nr. 5807) begegnen, eine Verkürzung- von ^sS.

sein (s. Nr. 31 und 34), oder von jLsi, das sich auf Ende- räber Münzen vom Jahre 298 (Frähn, Rec. Nr. 99; Toni- berg, Symbol. IV, Nr. 75) vorfindet, oder von i>j& welches auf einem Fils v. Buchara aus dem Jahre 211 zu sehen ist, (Frähn, Recens. p.16***, Nr.3). Anhängern der „Werthbezeichnungen" wäre ein einzeln stehendes 4- wohl

ein verkürztes v_//£ (chj£- **[>■>) oder u<a^-. Doch ein <£. dem jJlI zur Seite macht eine solche Deutung unmög- lich, gleichwie das '<d a11 auf einer Chotteler Münze vom Jahre 292 (Tornberg, Symbol. IV, Nr. 69, Tab. IX) den sprechendsten Beweis liefert, dass £ nicht als Werthzei-

ehen aufzufassen ist. £ äII und £ aU werden also wohl den zur Verherrlichung Allah's dienenden Ausdrücken

%X\ a!1 , x^\ a11 . äj«ll a11 u. a. entsprechen.

47. Enderäbe, a. 309. Avers unten: £ Revers:

48. Badachschän, a. 309. Avers: <dl ÄjAäIL Revers:

49. Enderäbe, a. 310 (922—923). Avers: ^ Revers : y, j x>>-\ ^y ^<ai Ldll^, Jüill

50. el-Chottel, a. 310. Avers: ±+->~\ y^kx^, der Name des damaligen Statthalters von el-Chotel. Bisher waren mir Chotteler -Münzen mit dem Namen dieses

188

"W. Tiesenhausen : Ueber zwei in Russland

Djafar ben Ahmed nur aus dem Jahre 312 bekannt (s. Frähn im Bullet, histor. T. V, p. 120; vgl. auch Mel. Asiat. T. VI, p. 190). Sollte auf dem Avers der beiden Chottel er -Münzen bei Tornberg, Num. Cuf. p. 204, Nr. 350 und 351, nicht auch j-<p~\ y> ^**;>- statt y> j~a>

j.+>-\ zu lesen sein? Vgl. 55. Revers: (?) j~<i> j aIIL „>JÜ*11

51. Ma'aden, a. 310 (sie - ^ j^s- ÄI^. ixw. Avers:.»» Revers : J^s-1 <y j~<ä> \^> jX&\.

52. Balch, a. 312 (924 5). Avers oben ein Punkt; unten zwei Punkte. Revers; •£=»• L\«>.| y j~ä Ulli* jXjÄ}

53. Ma'aden, a. 312. Revers: a*^1 j> j^l aJJL jXj&}

54. Nisäbür, a, 312. Revers: J^l jiJ-Ä||*ltt»">iiÜ

55. el -Chottel, a. 313 (925— 6. Avers: x^ijt^M*^ (vgl. Nr. 50). Revers: j^».l fry*» M»>>£äMi

56. el- Ma'aden, a. 313 (ohne Hundertzahl Ä1*>ü-X«\Ij _^p. JJJ) Avers: aU ä^^. Revers: p^^\ ^> ^^1*111* ^XiU

w-

57. Chottel (J-<£, ohne Artikel, also vielleicht j>"0 ä. 314 (926—7). Revers: j^l^^lUljJuili.

58. Ma'aden, a.315 (927—8. Revers wie auf Nr. 57.

59. Enderäbe, a.315 (Lr^-sic-^-c ->> -sic-Ä>j^l) Revers wie auf Nr 57.

gemachte kufische Münzfunde.

189

60. Nisäbür, a. 310 (928-9). Revers: „JJLjXÜl

j^I

O'J'

t Ol.Enderäb (\_J;.x;l»), a. 316. Avers: ^^ ^y ,x»»-l, der uns bisher auf Balcher und Enderäber-MUnzen aus den Jahren 303—309 (Fr ahn, Recens. Nr. 158, 159, 166, 175, 182, 192; Idem Num. Cuf. Nr. 55 und Tom- berg, Num. Cuf. Nr. 250, 251, 259, 266, 276, 287) und auf Münzen von Nisäbür und Ma'aden, a. 306 (Fr ahn, Rec. Nr. 183. Tornberg in Zeitschr. der deut. morg. Ges. Bd. XXII, p. 291) und Badachschän a. 306 oder 316 (Stick el in derselben Zeitschr. Bd. IX, p. 252—3) be- gegnet ist.

62. el-Chottel, a, 317 (929-930). Revers : -X<^ <y j*^ j ^ >■£&

63. Ma'aden, a. 317. Revers wie auf Nr. 62.

64. Balch, a. 317. Revers wie auf Nr. G2.

65. Balch, a.318. (930—931). Revers wie aufNr.62.

66. Nisäbür, a. 319.(931—2). Avers unter: ^. Revers : Jt«=»l j> j~*> LjJlIL jXj\\.

67. Ferwän, a. 320. Revers: L^sJ^^^^u ' iaUI^I,!! ^•jSJlsQi Ueber ^jS^SX , der später auf Münzen v. Balch (a. 324^ 325, 326), Enderäbe (a. 334) und Ghazna (a. 359) erscheint, s. E. Thomas, Supplem. Contributions to the series of the kings of Ghazni, p. 141 147.

68. Nisäbür, a. 322(933—934). Avers unten: <-> Revers: Ju^l.v .^ Llil >>UiL

190

\v. Tieseubaiuen : L'eber zwri in Rastland

Gl). Enderäbe (sie *>jj&), a. 823 (934—935). Revers wie auf Nr. 68.

70. Nisäbür, a. 324 (935 -.936). Auf dem Avers unten zwei Punkte. Revers: £=»| -U=»^ yj^aülldW» ,j*>\)\

7 1 . E n d e r a 1> e, a . ."524. Avers unten : ym^*j>- (\^> &*$) Revers : ^S&J* x^A \j, j~<a> h aIH, ^^11.

72. Ualeh, a. .-J25 (9;->t> S):-57). Avers oben: .*., luiten : j*& y ->-y. Revers: yS^xl» j ^^>-\ ^*o» || a111> ^>UK

7.")— 7f>. X i sabür, a. 325. Avers oben: £=> (auf

einem andern Exemplar stellt J: auf einem dritten ist ein Punkt zu beiden Seiten der mittleren Zeile des Symbols). Revers : j.*r>-\ r/j**** !! ^ ^j^]^-

76. Samarkand, a. .')2t> (93?— 938). Avers unten: •y- Revers: j^ ^ ^^ai|LxlHi ^o\)\.

77. Bai ch, a. 326: Avers oben : ,\, unten :|L-^ y y-y ^Jt^jy. Revers: y&fäj Lx«>J y ^-ai aUI, ^>\J I.

7S. Samarkand, a. 32? (938— 93Ö). Avers unten : J-xc. Revers: j.*^! jj _r*ai|Lllli ^yi.

71). Baraiän i ^^ öUU) von der Jahreszahl ist

nur noch etwas wie (?) w~.> (also :}<)<>, 316 oder 326?) zu

seilen. Revers: x>>~\ y^^> , ohne Namen des Chalifen. Vgl. Ne ssel mann, Die orient. Münz. p. 102, Nr. 65.

gemachte kulischc .Münzfunde

IV. Buheiwidcii.

191

80. Taster min el-Ahväz, a. 320. Avers unten :

O^IUO;!^ ^LJl^L Revers: ii^jJI x^c- Llilj j£j\\.

81. Ts fall an (sie jk^k^h) a. (32)3. Avers: ^yj> Je- Revers: aüL ^(\J\).

82. Schir&z, a. 325; mit der bekannten Randinscli ritt

^*^\jj-d\j ibUJl^ ^y^l, wie auf der Schiräzer-MUnze vom Jahre 326 bei Torhberg, Num. Cuf. p. 249 250, Nr. 3 a.

St. Petersburg-.

192

Dr. Arnold Luschin:

XI.

Die Agleier.

Von Dr. Arnold Luschin.

(Hierzu Tafel VIT.)

Unter den Münzsorten welche in innerösterreichischen Urkunden des XIII XV Jahrh. erwähnt werden, nehmen die Gepräge der Aquilcjer Münzstätte einen hervorragen- den Platz ein. Als denarii Aquilejensis monetae in lateini- schen, als Agleier und später Friauler Pfenninge in deut- schen Aufzeichnungen benannt <), haben sie durch ihren ziemlich hohen Feingehalt und noch mehr durch eine ver- gleichsweise genaue Stückelung allmälig ein grosses Absatzgebiet sich erobert, welches vom Piavc und Taglia- mento bis in die Niederungen der Save und Drave reichte. Der zwitterhafte Charakter ihres Stammlandes, welches

<) In Urkunden des XIII— XV Jahrh. fand ich die Formen Aglier, Aglyer, Agleyr, Agleyer, Aglaier, Agloier, Agleyger, Agellaerer auch Aglayer silber, dann für die spätere Zeit Schilling Frioler, Friauler, Friawler, Vrawler munez.

DU A-leier. 1

von Romanen bewohnt dennoch auffallend viele deutsche Einwirkungen im Rechtsleben, in den Namen der Burgen und Adelsgeschlechter u. s. w. bewahrt hatte, kömmt auch bei den Agleiern zur Geltung. Obwohl von italienischen Stempelschneidern in Anlehnung an den in Oberitalien heimischen schüsseiförmigen Typus ausgemünzt, sollten sie dennoch nur eine freie Nachbildung kärntnischer Gepräge sein, und der Name Frixahenses lebt als offieielle Bezeichnung in friaulischen Urkunden zu einer Zeit no'ch fort, da er in seiner eigenen Heimat schon längst ver- klungen war.

In Folge der so eben geschilderten Thatsache haben die Italiener gewiss Recht, wenn sie die Agleier Pfenninge in den Kreis ihrer münzgcschiehtlichen Arbeiten ziehen, und wir können ihnen für die Leistungen eines Rubeis, Liruti, Carli-Rubbi, Gradenigo Fontanini, Fabrizzi, Muratori ('. Kunz u. s. w. *) nur dankbar sein. Andererseits ist aber auch der deutsche Forscher vielfach bemüssigt und dadurch berechtigt diese Pfennige in den Kreis seiner Untersuchungen zu ziehen, woferne ihm die Münzge- schichte kerndeutscher Lande wie Steiermark und Kärnten nicht völlig unverständlich bleiben soll.

Von diesem Gesichtspunkte aus ist auch die nach- folgende Arbeit zu beurtheilen. Sie wird im münzbeschrei- benden Theile fast nur untergeordnete Varietäten als stoff- lich neue bieten können, dagegen soll mit Zuhilfenahme des erhaltenen Urkundenvorraths, genauer Wägungen und wo es anging der Feuerprobe, der Versuch gemacht werden, die Werthverhältnisse zuverlässiger darzustellen, als dies tnsher von den Italienern geschehen war.

') Ein Verzeichniss der benützten Literatur folgt am Schlüsse.

18

194

Dr. Arnold Luschin :

I. Periode.

Vorgeschichte ( 1204).

Das Christenthum hatte in der römischen Colonie Aquileja schon frühzeitig- Eingang gefunden. Der Name des heil. Hermagoras eines unmittelbaren Jüngers des Evangelisten Markus wird uns für jene Gegenden als der des ersten Verkünders genannt, ausserdem eine Keine von Nachfolgern über welche nur spärliche Nachrichten vor- liegen. Seit dem Ende des IV. Jahrh. dürfte Aquileja schon erzbischöfliche Rechte besessen haben, die sich zunächst und hauptsächlich über Istrien, später auch über das daran stossende Gebiet und, wie Kubeis als möglich hinstellt, nördlich bis Trient ausgebreitet haben. Durch den der Kirchengeschichte wohl bekannten sogenannten „Drei Kapitel Streit" waren die Aquilejer Erzbischöfe seit der Mitte des VI. Jahrh. zu Schismatikern geworden, und dies führte nach dem Tode des Erzbischofs Severus zu einer zwiefältigen Wahl. Der schismatische Metropolit Johannes behauptete sich zu Aquileja während der recht- gläubige Candidianus nach dem nahe gelegenen Grado übersiedelte. Dieses erst im Laufe des VII. Jahrhundert beigelegte Schisma hatte aber die Folge, dass die Aqui- lejer Kirchenfürsten dem Titel Patriarch, der ihnen wahr- scheinlich von den gothischen Königen ebenso wie den übrigen istrischen Bischöfen verliehen worden war, nicht entsagten, sondern ihn fortführten. Dem rechtgläubigen Nachbar zu Grado blieb nun nichts übrig, als diesen Titel gleichfalls anzunehmen um nicht an Ansehen gegen- über dem schismatischen Collegen zu verlieren, und so> kam es, dass auch nach erfolgter Aussöhnung mit Rom in

Die Agleier. ' •';)

Aquileja und Grado die anderswo verschollenen Patriarchen Titel üblich blieben «),

Die allmälig eintretende Erweiterung der Metropolitan - grenzen musste seit dem die kirchlichen Verhältnisse in Deutschland durch Bonifacius geordnet worden waren, mit Notwendigkeit zu Conflicten führen. So kam es dass unter dem Patriarchen Paulinus II und dessen Nachfolger Urban ein heftiger Streit mit dem Erzbischofe Arn von Salzburg entbrannte welcher durch wiederholte kaiserliche Entscheidungen in den J. 811 und 819 derart geregelt wurde, dass der Drauflnss die Grenze beider Kirchen- sprengel bilden sollte 2).

Es kann dahin gestellt bleiben, was es mit dem per- sönlichen Ehrenvorzuge für eine Bewandtniss hatte, welchen die Synode von Mantua (826) dem Patriarchen Maxentiu* ertheilt haben soll, und den sogar Papst Johann XIX im J. 1028 ausdrücklich anerkannt habe, allein so viel steht fest, dass der friaulische Metropolit allmälig zu grosser Bedeutung in geistlichen und auch in weltlichen Dingen gelangt war. Es wäre somit an und für sich die Nachricht, dass Patriarch Popo im J. 1028 vom deutschen Könige Konrad II das Münzrecht für seine Kirche erwirkt habe gar nicht unglaubwürdig, zumal ihm schon mehrere deutsche

*) Seit dem XII. Jahrh. hatten rlie Patr. von Grado einen Pallast zu Venedig den sie häufig bewohnten. 1451 wurde dann dies Patriarchat Grado aufgelassen und der Bischof von Venedig zum Patriarchen der Lagunenkönigin durch P. Nicolaus IV erhoben. Vergl. Rubeis 540 ff.

2j Beiläufig sei hier bemerkt, dass wenigstens in der Steier- mark der Curs der Agleier Pfenninge eine Ausnahme abgerechnet, genau mit dem Diözesangebiete zusammenfiel.

13*

19C

Dr. Arnold Luschln :

Kirchenfürsten, sein Nachbar zu Salzburg, die Bischöfe von Augsburg- und Freising' u. s. w. in dieser Begnadigimg zuvorgekommen waren. Das Original dieser am 11, Sep- tember 1028 zu Imbshausen (Immideshirtou) ausgestellten Urkunde ist leider nicht erhalten, sondern wir kennen dieselbe nur mehr aus einer vom Notar Peter unterm 25. November 1195 beglaubigten Abschrift i).

Die Frage ob Patriarch Popo und seine unmittelbaren Nachfolger dies Münzrecht benutzt, ist namentlich in frühe- rer Zeit vielfach erörtert worden. Nachdem jedoch durch Carli-Rubbi dargethan worden, dass die Popo beigelegten Denare Augsburger Gepräge seien, weil das angebliche CIVITÄS ÄÜVILEGIÄ in der That CIVITKS ÄVGVSTÄ zu lesen sei, gewann die von diesem ge- lehrten Numismatiker vertretene Meinung die Oberhand, dass die Aquilejer Patriarchen erst seit Wolfker (1204 bis 1218) zu münzen begonnen hätten *). Carli-Rubbi gieng nämlich von der Ueberzeugung aus, dass nicht nur eine K. Otto I zugeschriebene Urkunde, welche schon 963 den Patriarchen Rodoald mit dem Münzregale begnadet,

*) Der vollständige Abdruck bei Liruti Della inoneta . p. 38, mit Weglassung der Beglaubigungsformeln bei (Rubeis; De nuni. patr. Aq. p. 13. Die wesentliche Stelle lautet . . concedimus . . sancteAquilejensi ecclesie etPoponi patriarobe. . licenciam monetani publicam infra civitatem Aquileje faciendi. Igitur denarios ipsiua monete ex puro argento firmiter preeipimus fieri et Vcronensis monete denariis equiparari , nisi prenominatu.s patiiarcha sua s]hhi- tanea voluntate velit meliorare. Habeant licentiain oimios regni nostri negotiatores in qualibet venali merce ipsos denarios aeeipere, si tarnen fderint simplices falsitate."

3) Zanetti Raccolta 11 p. 11-2 Nr. 122 und zumal Note a.

Die Agleier.

107

sondern auch jene Verleihung von 1028 grobe Fälschungen

seien ').

Was nun die Urkunde aus der Üttonenzeit anbelangt, so würde der Umstand, dass aus dem X. Jahrb. vergleichs- weisewenig' echte und eigentliche Münzprivilegien stammen, hinreichen, um uns zur grössten Vorsicht zu mahnen. Wir weiden daher dem verwerfenden Urtheile Carli - Rabbi'« völlig beipflichten können, welcher mit schneidender Ironie bemerkt, man habe ihm das „Original" dieser Münzrechts- verleihung samint den schon besprochenen Popo-Denaren in dem Archive eines wohlbekannten „höchst gelehrten .Subjects" seinerzeit vorgewiesen.

Schwieriger steht es unzweifelhaft mit der zweiten von Carli Rubbi vertretenen Behauptung, welche auch die Urkunde von 1028 für eine Fälschung erklärt. Es kann sich hier, wo das Original verloren gegangen ist, nur um den misslichen Beweis der Unechtheit aus innern Gründen handeln. Manche der von ihm erhobenen Einwände z. B. dass der Name des Kaisers die italienische Form Conradus statt der deutschen Chuonradus, jugalis G-islae statt conjugis habe, selbst der Fehler in der Indictionen-Rechnung und das ungewöhnliche „Data anno" . . . sind sicherlich auf Rechnung der Flüchtigkeit zu setzen, mit welcher die italienischen Notare bei Vidimirungen vorzugehen pflegten. Bedenklicher sind einige ungebräuchliche Redewendun- gen, zumal die Stelle welche von den Pfenningen verlangt,

•j a. a. 0. p. 112 und namentlich p. 238. Die Ansicht Rubbi's hat in jüngster Zeit Carlo Kunz: Denari e Sigillo die Volchero p. 1 wiederholt,, dagegen enthalten die Regestenwerke Böhmers (Nr. 1343) und Stumpf, Reichskanzler II, p. 161 keinen die Echt- heit der Urkunde bemängelnden Zusatz.

198

Dr. Arnold r,uschin:

dass sie simplices falsitate sein sollen i). Dennoch würden dieselben kaum ausreichen die Urkunde zu verdammen. Um so wichtiger ist darum die gleichfalls von Carli-Rubbi erhobene Thatsache,dass keine jener kaiserlichen Urkunden, welche der von Konrad dem Salier an die Kirche von Aquileja gemachten Schenkungen gedenken, irgendwie des Münzrechtes Erwähnung macht 2). Von keinem Belange erscheint mir hingegen , dass dies Privilegium aus keinem der alten bis ins XIV. Jahrb. zurückreichenden Urkunden- verzeicknisse des Patriarchats nachgewiesen werden kann, weil diese zumal was die altern Bestände betrifft, sehr summarisch abgefasst sind.

Bevor wir unsere Untersuchung abschliessen, ist es erforderlich zu erheben welche Daten für eine Münz geschiente Friauls aus der Zeit vor 1204 noch ausserdem erhalten sind.

Seit dem Jahre 1169 werden in den Urkunden der Patriarchen von Aquileja Friesacher Pfenninge, denarii Frisacenses, erwähnt, eine Münzsorte welche den italieni- schen Numismatikern nicht wenig Erklärungsversuche gekostet hat. Sie hatten einerseits nachgewiesen, dass die spätem Aquilejer Denare im Verkehre ebenfalls „Frie- sacher" Frexahenses, Frisacchi u. s. w. genannt worden seien, und waren andererseits überzeugt, dass man an

l) Ausserdem noch im Eingange: nostri esse juris s. matris ecclesie res pro viribus augere et auetas paeificare und gleich darauf, .notum sit Omnibus s. dei ecclesie utriusque fidelibus.

3) So die Urkunde Kg. Heinrich III vom J. 1040, ferner der grosse Freiheitsbrief K. Friedrich I vom J. 1180 . . . omnibus ad ducatum et regalia pertinentibus et hoc est placitis, collectis fodro districtionibus universis etc. . endlich das Diplom K. Heinrich VI vom J. 1193.

Die Agleier. 1^

eine eigene Aquilejer Münze vor der Zeit des Patriarchen YVolfker nicht denken dürfe. In diesem Irrkreise bewegten sie sich schon im vorigen Jahrhundert und aus demselben .sind sie trotz richtiger Anläufe noch heute nicht ge- kommen, i) weil sie zur Erklärung der Thatsache fast einzig die heimischen Quellen benützen wollten. An die einfache Lösung, dass in den Jahren vor und nach 1200 der Ausdruck Frisacensis denarius in Aquilejer Urkunden eine verschiedene Bedeutung habe, und somit zweierlei Münzen gemeint seien, scheint man zwar gedacht zu haben, dass aber jene unförmlichen Münzen, welche Lirutti (Taf. X, Nr. 103, 104) abgebildet hat, kärntnische Friesachcr seien, das wollte man nicht zugestehen, lieber schrieb man sie den Longobarden, den Bischöfen von Treviso, den Patriarchen von Grado u. s. w. zu. Selbst Kunz findet deren Zutheilung an die Friesacher Münz- stätte für unsicher, trotzdem dass dieselbe die allein rich- tige sein kann.

Seit dem Jahre 1130 hatten die Salzburger Erzbischöfe in der kärntnischen Stadt Friesach eine Münzstätte in Thätigkeit, deren Gepräge rasche und weite Verbreitung fanden. Der Umstand dass die Patriarchen nicht nur in Unter-Steiermark und Krain sondern auch in Kärnten südlich der Drau, lauter Gebiete wo die Friesacher viel cursirten, bedeutende Besitzungen hatten und den Kirchen- zehenten einhoben, machte sie gar bald mit dieser Mtinz- sorte bekannt und bewirkte, dass grössere Mengen der- selben nach Friaul drangen ; darum kann es also nicht im mindesten befremden, dass solche Münzsorten im Gebiete der Patriarchen häufig gefunden werden.

i) Vgl. a. a. 0. p. 210, Absatz 181 und dann die früher citirte Schrift von C. Kunz.

200

l)r. Arnold Luschin:

Es verdient übrigens bemerkt zu werden, dass die erste Urkunde in welcher ein Aquilejer Patriarch der Frie- sacher Pfenninge gedenkt, kärntnischen Boden betrifft «).

So spärlich die Aufzeichnungen über diese Münzsorte in Urkunden vor dem Jahre 1200 sind, so besitzen wir doch ein unverdächtiges Zeugniss aus jener Zeit, welches beweist, dass spätestens im letzten Viertel des XII. Jahrh. die Friesacher Pfenninge zur landläufigen Münze in Frianl gehörten. Das Stadtrecht von Cividale obschon nur in der erweiterten Fassung vom Jahre 1176 erhalten, die es dem Patriarchen Ulrich verdankt, beschränkt die Abgaben der ansässigen Kaufleute auf eine Anzahl denarios Frisacensis monetae, je nach der Grösse des benützten Baugrundes. Der Wortlaut dieser Urkunde gestattet sogar den Rück- schluss, dass schon zu Zeiten Peregrin I (f 1161) die Friesacher Pfenninge im Gebiete des Patriarchats gäng und gebe waren 2).

Das Hochstift Salzburg litt dazumal unter der kaiser- lichen Ungnade die seinen Erzbischof Adalbert III im Jahre 1177 zur Verzichtleistung drängte. Erst am 19. Nov. 1183 bestieg dieser vielgeprüfte Kirchenfürst seinen bischöflichen Sitz von neuem um ihn bis zu seinem Tode (7. April 1200) inne zu haben. In die zweite Hälfte seiner Regierung fällt eine Reform des Friesacher Typus:

i) Vom J. 1169 Petz Thes. Aned. III p. 68a

2) Alia etiam quae jam dictus antecessor noster de ipso foro instituit et privilegio suo coinmunivit inconvulsa esse decernimus, videlicet ut negotiatores ibi doraos habentes quisque pro uno passu de terra nostra quam oecupavit duos denarios Frisacensis monete singulis annis in purificatione s. Mariae nobis. . persolvat . Rubel? Monum. eccl. Aquil. col. 598.

Die Agleier

201

die .stummen Gepräge verschwinden und machen solchen Platz, welche durch ihre Umschrift die Münzstätte Fricsach zweifellos machen '). Die Darstellung- des Av. zeigt das verkleinerte aber noch immer roh gezeichnete Brustbild eines Bischofs mit Krummstab und Buch, die Rückseite den kreuzgeschmückten Giebel eines Kirchendaches zwischen zwei spitzbedachten Thürmen. Dergleichen Pfenninge im gewöhnlichen Leben phuntere (Pfundner) genannt, weil man deren 240 auf die feine Friesacher Mark rechnete 3), kommen häufig und mit vielen kleinen Verschiedenheiten vor. Trotzdem wird ein geübtes Auge sehr rasch zwei Hauptgruppen darin zu unterscheiden vermögen. Die Exemplare der einen (Nr. 1) stimmen voll- kommen zu der Prägweise der übrigen Friesacher, der Schrötling ist uneben oder flach, die Zeichnung des Av.. keck aber roh, die rückläufige Schrift ERIÄCEH^ICVJ, häufiger ERIÄCEH^I^ nur beim I etwas ausgebaucht und zwischen zwei einfachen Kreislinien angebracht. Tafel VII Nr. 1 Dm. 19—21 Mm. w. 1-1—1.21 Grm. Die zweite Gattung (Nr. la) hat die Ränder des Schrötlings mit- unter schon etwas schüsseiförmig aufgetrieben, die Zeich- nung des Brustbildes ist gestreckt mit feinen Umrisslinien aber steif, namentlich sind die Arme unter rechtem Winkel abgebogen, die Schrift wie oben verkehrt, stark verkünstelt und ausgebaucht : ERIHG6H^I^, läuft innerhalb feiner Perlenkreise. Auch sind im Revers unter dem Kirchengiebel drei Punkte angebracht, welche der andern Gattung fehlen.

>) Ich muss es mir vorbehalten dieBeweise für meine Behaup- tungen soweit sich diese auf Friesacher Pfenninge beziehen, dem- nächst an anderem Orte zu liefern.

'-) Urkunde vom Jahre 1216. Original im steierischen Landes- archive in Graz.

202

I>r. Arnold Luschin:

Dm. 22 Mm. w. 0-85, 114, 1-2 Grm. k. k. Münzkabinet Taf. VII Kr. la.

Fasst man alle angedeuteten Unterschiede zusammen, so kann es keinem Zweifel unterliegen, dass die so eben beschriebenen Gattungen zwei verschiedenen Münzstätten angehören i). Während die erste den ursprünglichen Friesacher Typus aufweist, erscheint die zweite nach der feineren Ausführung und der Gestalt des Schrötlings als ein Erzeugniss italienischer Stempelschneider. Man ist demnach vollkommen berechtigt diese Pfenninge für die ersten Erzeugnisse der Aquilejer Münzstätte zu erklären, zumal sie sich in der Darstellung an das folgende Stück anschliessen : 2.Av.:KQVILE(G)IÄ-P-

Rev. : Wie Nr. 1, doch ist unter dem Kirchengiebel nur ein feiner Punkt zu sehen.

Dm. 17—21 Mm. Gew. 0-97, 1-11, 1-17 Grm., in meiner Sammlung Taf. VII Nr. 2.

Der Zeitfolge nach schliesst sich Nr. 3 ein drittes Stück an:

3. Av. : Schrift zwischen einfachen Kreislinien 2)4*KQ. . . . GI7t-P- Der sitzende Patriach mit Krummst ab

*) Auch C. Kunz scheint dieser Ausicht zu sein, obgleich er sie nicht bestimmt ausgesprochen hat. Denari e Sigillo u. s. w. p. 1. lieber die sonderbaren Ansichten Carli's welcher auf diesen Stücken ASISIA las und Gradenigos Rathlosigkeit vgl. Zanetti a. a. 0. p.62.

2) Da ich erprobt habe wie wenig verlässlich im allgemeinen die bisher von den Agleier Pfenningen gelieferten Abbildungen sind (es ist z. B. bekannt, dass von F. Schweizer mehrere falsche oder unmögliche Agleier abgebildet wurden), so habe ich be- schlossen nur solche Münzen in den Text aufzunehmen, von deren

Die Asleicr.

203

und Buch, auf der Brust zu beiden Seiten des Palliums (?) je drei kleeblattförmig gestellte Funkte.

R e v. : Innerhalb des schüsseiförmig- aufgetriebenen äussern Randes ein doppelter Perlenkreis und darin ein von einem Bogengänge getragenes Kirchengebäude mit zwei Thürmen. Das Giebel- kreuz ist von dem Dache getrennt und schwebt frei zwischen den sonderbar gezeichneten Kup- pelbedachungen der Thürme.

Dm. 21 Mm. Gew. 1-19 Grm. hält nach dem Striche etwa 15 Loth fein.

Die Frage, welcher Zeit die drei verschiedenen Pfen- ninge angehören, zu beantworten ist schwierig, aber nicht unmöglich. In Aquileja und Salzburg regierten während der Zeit welche hier in Betracht kömmt folgende Kirchen- fürsten :

Aquileja.

Ulrich 1161-1182, 1 IV,

Gottfried 1182—1199,15 1,

Peregrin, . . . 8 II 1199-1204, 15 V Wolfger 1204—1218,23 1

Vorhandensein mich entweder der Augenschein oder sonst eint verlässliche Quelle überzeugt, die übrigen aber in die Anmerkungen zu verweisen.

Exemplare der von mir unter Nr. 3 beschriebenen Münzen sind auch bei EubeisT. I,Nr. 1 mit +KQ VILE GI7\ P Liruti T. II, Nr. 20 und Zanetti Bd. II, Taf. 2, Nr. 3 mit + Ä Q I L E GIK P bei Schweitzer mit RQVIIiG 6177 P abgebildet.

204

Dr. Arnole I.usiliin ;

Salzburg.

Albert, 1 XT, 1168—1177 resignirte

Conrad III, 1177-1183.

Albert abermals, 19 XI . 1183— 1200.7 II. Eberhard II. . . 20 IV, 1200-124G, 2 XII.

Die Friesacher Pfenninge welche der Nachmünzung als Vorbilder gedient haben, gehören wie man beinahe mit Sicherheit sagen kann erst der zweiten Regierungszeit Erzbischof Albrechts, also den Jahren 1183 1200 an. Der Gedanke dass diese Nachmünzen vom Patriarchen Ulrich ausgegangen seien, schliesst sich dadurch von selbst aus. Dagegen lässt sich innerhalb der Regierungszeit des Patriarchen Gottfried die Zeit zwischen 1190 1195 als diejenige angeben, in welcher die Patriarchen ihre Mttnz- rhätigkeit begannen. Es wird dies durch folgende Erwä- gung gerechtfertigt. Am 1. Juni 1195 hatten die Salzburger Erzbischöfe auf dem kaiserlichen Hoftage zu Mailand die gerichtliche Entscheidung erwirkt: quod nullus per totum archiepiscopatum Salzburgensem monetam cudere debcat in forma monete Salzburgensis nisi tantum monetarii archiepiscopi , und vom 25. November desselben Jahres datirt jene notarielle Ausfertigung in welcher uns das verdächtige Münzrechts-Privilegium König Konrad II für die Aquilejer überliefert wurde.

Gegen wen richtete sich nun die Entscheidung des kaiserlichen Hofgerichts? Vielleicht gegen die kärntnischen Herzoge, sicher gegen die aquileischen Nachmünzen (oben Nr. la ). Dass der Streich an seine Adresse gelangte, beweist, weil die Kanzlei der Patriarchen plötzlich auf das schon ganz verschollene Privilegium König Konrad II zurückgriff, oder aber was wahrscheinlicher ist, es geradezu

Dil- Agleier. -^J>

selbst fabricirte. Zur Vorlage lint man in diesem Falle eine echte Urkunde andern Inhalts benutzt, welche alsdann vernichtet wurde, ein Verfahren wie es beispielsweise auch bei der Fälschung- des österreichischen Freiheits- briefes von 1058 beobachtet worden ist I).

Durch die Vorweisung des königlichen Gnadenbriefes vermochten nun die Aquilejer Patriarchen die gegen ihre Münzberechtigung, etwa erhobenen Bedenken zu be- schwichtigen, was dagegen die Nachprägung anbelangt, so mussten sie sich, und sei es auch nur des lieben Friedens mit dem Nachbar wegen zu einigen Concessionen ver- stehen. Daher entstand jene von uns als Nr. 2 beschriebene Gattung, welche zwar den Friesacher Typus festhält, da- gegen durch die Aufschrift ÄQVILEGIÄP- den Vor- wurf einer vollkommenen Nachahmung, abwälzen kann. Man wird demnach dieser MUnzsorte die Zeit vom J. 1195 bis 1200 anzuweisen haben, weil auch das entsprechende Friesacher Gepräge nach dein Tode des Erzbischofs Albert ausser Gebrauch gekommen war.

Einer noch späteren Zeit gehört unser Nr. 3 an, weil es bereits alle Merkmale des Ueberganges zu den redenden Typen Wolfker's an sich trägt: den schussei- förmigen Schrötling das zierlichere Gepräge, das Anfangs-

^ Forsch, z. deutsch. Gesch.: IV p. 376 f'gde.Das vernichtete Dokument mochte vielleicht blos auf das Recht der Wechselbauk, welches gleichfalls moneta hiess, gelautet haben, in welchem Falle dann eine vergleichsweise geringe Interpolation der betreffenden Stelle genügte. Hiefür spräche sogar die auffallende Notariats- klausel: „Ego Petrus imperialis notarius ut vidi in authentico domini f'onradi invictissimi imperatoris ita transcripsi nil addens vel minuens quod sensum mutaret."

206

Dr. Arnold Luschin :

Kreuz 4* ja .sogar die drei Punkte zu beiden Seiten des Palliums. Man könnte darum zweifeln ob dies Stück nicht das erste vom genannten Patriarchen ausgehende Gepräge sei. Dennoch glaube ich an meiner Meinung festhalten zu sollen, welche schon früher ausgespro- chen i), dahin ging, dass die in Frage stehenden Pfen- ninge dem Patriarchen Peregrin II 1199 1204 zuzutheilen seien. Dabei fällt nicht nur ins Gewicht, dass von den redenden Münzen des Patriarchen Wolfker angefangen die Aquilejischen Kirchenfürsten regelmässig mit dem Kreuz- stab in der Rechten abgebildet werden, während das frag- liche Stück gleich den vorhergegangenen Typen Nr. 1 u. 2 noch den Krummstab zeigt, sondern vor allem der Umstand, dass es ein Görzer Nachgepräge giebt, welches nach den a. a. 0. beigebrachten Gründen der Zeit vor 1202 angehört.

Ueberblickt man die von mir auf Grund von Urkunden und Münzen gemachten Erwägungen so ergeben sich für die Vorgeschichte des Aquilejer Münzwesens, welche wil- der leichtern Abgrenzung wegen bis zur Thronbesteigung des Patriarchen Wolfker (—1204) ausdehnen, folgende Resultate :

1. Die Echtheit des Münzprivilegiums von 1028, das nicht mehr im Originale sondern blos in einer notariellen Beglaubigung vom J. 1195 erhalten ist, muss als höchst verdächtig bezeichnet werden. Vermuthlich dürfte im gedachten Jahre eine förmliche Fälschung min- destens die Interpolation einer echten Urkunde stattge- funden haben, um der Münzberechtigung der Patriarchen,

*) Wiener num. Monatshefte II p. 12—14 und p. 56.

Die Agleier.

207

welche durch einen kaiserlichen Urteilsspruch aus Anlas« der Nachahmung- von Salzhurger Geprägen in Zweifel gezogen worden war, die rechtliche Grundlage zu schaffen.

2. Spätestens seit der Regierung des Patriarchen Ulrich (11(>1 1182) waren die Friesacher Gepräge der Salzburgischen Erzbischöfe im Gebiete der Patriarchen als „Frisacenses, Frixahenses" zur gäng und geben Landes- münze geworden. Dieser Umstand erklärt ausreichend das häutige Vorkommen der ältesten Friesacher Typen in Friauler Münzfunden.

3. Schon aus den Zeiten des Patriarchen Gottfrid (1182 1109) lassen sich Aquilejer Münzen nachweisen und zwar:

a) Für die Zeit vor 1195 Pfenninge welche nach Dar- stellung und Inschrift mit den salzburgischen Frie- sachern übereinstimmen, und nur durch die sorg- fältigere Gravirung den italienischen Ursprung vcr- rathen (Nr. la).

b) Für die Jahre 1195—1199, weil inzwischen das Ver- bot der Nachahmung Salzburgischer Urstücke erflossen war, Pfenninge, welche unter Beibehaltung des frühe- ren Typus die Umschrift ERIHCeH^Icv durch KÜVIL-eGIÄ P ersetzten (Nr. 2).

4. Der so eben geschilderte Ursprung des Aquilejer Münzwesens erklärt uns den in spätem Friauler Urkunden zur Bezeichnung von Agleier Pfenningen beliebten techni- schenAusdruck : Frixachenses, Fresachenses, Frisacenses ').

i) Z.B. 1321, H.Mai Udine. Jacobus Zane cleFontebono quittirt den Boten des Erzbischof Friedrich von Salzburg den Empfang von 90 Mark Frisacensium nouorum Aquüegensis monete pro

208

Dr. Arnold I,usehin : Die Agleler.

Da nämlich von den Ausmünzungen der Aquilejer Pa- triarchen die ursprünglichen auf eine blosse Nachahmung der kärntnischen Münzsorte abzielten, so war es natürlich, dass der Friauler die grösseren Gepräge der heimischen Münzsorte ebenfalls als Friesacher zu bezeichnen lernte. Dabei blieb es auch, nachdem unter Patriarch Peregrin II (1199 1204) der Uebergang zum charakteristischen Schüssel -Typus der Agleier Pfenninge war angebahnt worden (Nr. 3). Die Erinnerung an die ursprünglich localc Bedeutung des Begriffes Friesacher trat aber alhnälig vollständig zurück, und seit dem Beginn des XIII. Jahrb. wird der Ausdruck Frisacensis in Friauler Urkunden in gleicher Weise für die grösste der ausgeprägten Münzen verwendet wie man die kleinsten Gepräge als „parvuli Veronenses'" bezeichnete.

solucione . . peeunie mihi debite. Salzburger Kammerb. II p. 42 im k. k. Staatsarchiv zu Wien. Andere Beispiele siehe Liruti Delhi inoneta p. 85.

209

XII.

Mittelaltermünzen von Hoorn.

Von

H. Dannenberg.

(Hierzu Tafel VI.)

1. Dietrich Loef (1366— 1390).

+DIDaRia' D' hOI.+ Infulirtes Brustbild. Rs. MOnGtTÄ : WISSanSI zwei gekreuzte Schlüssel, zwischen deren Barten ein Punkt (Taf. VI, Nr. 5.)

Dieser Schilling *) ist abgebildet in den Mttnzst. Bd.II, Taf. 36 Nr. 11, und daselbst 8. 928, sowie Bd. VII S. 93 von den Herren Grote, deCuvry undSettegast besprochen, alle dort gemachten Vorschläge aber, ihn den Holen von Wysse, dem Dietrich v. Seelbach oder Dietrich v. Heinsberg zuzusprechen, werden, kaum gemacht, aus gerechten Be- denken auch sofort wieder verworfen , und die Münze ist somit zur Zeit noch herrenlos. Anders wäre es wohl ergan- gen, wenn die genannten Forscher ihre Blicke etwas weiter

*) So bezeichnet Grote zuletzt diese Münze, während Bohl sie für einen halben Schilling ausgiebt, was auch Grote anfänglich (Münzstud. II, 928) gethan.

14

■^lU H. Daunenberg-

über die Trierschen Gränzen hinaus gerichtet hätten. Aller- dings giebt sich das vorliegende Gepräge als die genaues Nachahmung derer des Erzbischofs Balduin (1307 1354) und Bohemund v. Trier (1354—1362) zu erkennen, aber selbstverständlich braucht das Nachgepräge deshalb noch nicht in unmittelbarer Nähe und noch weniger im Gebiete des Erzstiftes selbst entstanden zu sein, wenn auch immer die S. 95 Bd. VII a. a. 0. angezogene Urkunde von 1341 über das Einschreiten gegen mehre im Trierschen angesessene Falschmünzer von edler Abkunft berichtet.

Wenn nun keiner der Geschlechts- und Ortsnamen in der Nähe von Trier zur Erklärung unsrer Münze taugt, deren Avers-Inschrift übrigens in den letzten Buchstaben hinter h 0 undeutlich ist, so muss man die Nachsuchungen etwas weiter ausdehnen, und stösst dann bald auf die Herrschaft Hoorn, wo, fast als Zeitgenosse des Erzbischofs Bohemund v. Trier, Dietrich Loef in Wessem unweit der Maas gemünzt hat. Von ihm sind bereits andere Gepräge, sowohl hier, als auch in Weert geschlagen bekannt i), und zwar führt er auf einigen, wie hier, den Namen Dietrich, auf anderen den Namen Loef allein. Die Umschrift Dideric de Hörn geht also ihn an, von den letzten beiden Buchstaben ist, von dem R nur der erste, von dem H nur der zweite Strich erhalten. Die Prägstätte Wessem erscheint auf seiner und den übrigen Hoorn'schen Münzen unter den Formen

i) v. d. Chijs (de munten der leencn van de voormalige Hertogdomraen Braband en Limburg) bringt von ihm: 1) von Wessem einen Löwengroschen mit DEDERIÖ D IiORK Rs. flßORETft I5ESMR' 2) von Weert einen Botdrager mit IiOVIÖVS (für Loef), sowie Löwengroscheu mit dem Namen Dietrich in den Formen DIR IG und ThEOD (Taf. XI, 2 und XXX, 2-4).

91 1

Mittelaltormunzen von Hoorn. " A x

Wesseem, Weshem, Vesmn undWesheum, wird aber (nach v. d. Chijs a. o. 0. S. 143) auch Wesheim, Wishem und Wischheim geschrieben, wodurch das uns beschäftigende Adjectivum Wissensis, wenn auch auf den wenigen bisher bekannten Münzen noch nicht beobachtet, genugsam erklärt ist. An dem Bischofsbilde auf dem Gepräge eines welt- lichen Herrn wird aber Niemand Anstoss nehmen, der die altern Münzen Norddeutschlands und der Niederlande auch nur oberflächlich kennt, und sei hier, statt anderer zahl- reicher Beispiele nur auf die Münze verwiesen, die Dietrichs Vorgänger, Wilhelm VI i) von Hoorn nach dem Muster und gleichfalls mit dem Bilde des Utrechter Bischofs Johann v. Arkel hat prägen lassen. Unser Dietrich ist also nur beim Herkommen seines Hauses verblieben. 2. Wilhelm VII (1390-1415.)

WeiilLMV-S« TCLT Z hOR Johannes der Täufer mit segnender Rechten und Kreuzstab.

Rs.: «AROMa- «T7t:D0V 0RDIS», in einer

Einfassung von drei Spitzbogen und drei Spitzen ein grosses Schild mit einem Rade, umgeben von drei kleinern Wappenschildern, nämlich mit Doppel- adler, mit einem getheilten Schilde und einem ge- spaltenen Schilde mit einem Löwen und fünf Hörnern (Goldgulden im hies. kgl. Museum, Taf. VI, Nr. 6).

Grössere Schwierigkeit als die vorige bietet diese Münze, welche dafür aber auch als einzige Hoorn'sche

*) v. d. Chijs u. a. 0. Taf. XI, 3. S. 137. Hier wird er an den 1415 gestorbenen Wilhelm gewiesen , der im Widerspruch mit den -vorausgeschickten geschichtlichen Nachrichten als der VI bezeich- net wird. Derartige Fehler sind, in diesem Abschnitte des Buches wenigstens, ziemlich häufig.

14*

212

H. Dannenberg

Goldmünze aus dem Mittelalter vom höchsten Interesse ist. Als Vorbild haben die Rheinischen Gulden gedient, nament- lich für die Hauptseite Werner v. Trier und für die Rück- seite Conrad II v. Mainz. Ersteres erhellt aus dem Namen Wilhelm oderH. S., welcher augenscheinlich zu möglichster Aehnlichkeit mit Werner verändert ist, daher auch Bohl, ihr früherer Besitzer, sie den Münzen dieses Erzbischofs angereiht hatte ; das Rad aber ist darauf berechnet, das Stück, wenn bei einer Zahlung die Rückseite obenauf zu liegen kam, als gutes Mainzer einzuschwärzen.

lieber den Münzherrn klärt uns die Umschrift genügend auf, sie bedeutet: Wilhelmus Altenensis et Hornensis (dominus). Altena war eine in Nord-Brabant gelegene Herrschaft, welche nach dem Tode ihres letzten Herrn Dietrich (1241) an Hoorn gelangte. Der Name Wilhelm kommt in der Hoorn'schen Stammtafel häufig vor, hier kann er sich , wenn wir die Zeit des bezeichneten Vor- bildes Werner von Trier (1388—1418) und Conrad II von Mainz (1390 1396) in Betracht nehmen, nur auf Wilhelm VII, den Neffen und Nachfolger Dietrichs Loef, oder allenfalls auf seinen Sohn und Nachfolger WilhelmVIII beziehen; Ersterer fiel 1415 bei Azincourt, Letzterer starb 1433. Nach ihnen tritt kein Wilhelm mehr auf.

Was die Rückseite anlangt, so sind die Wappen, mit Ausnahme des im unteren Winkel erscheinenden nur auf sklavische Nachahmung des Vorbildes zurückzuführen, es sind das Mainzer Rad zwischen den Geschlechtswappen der Erzbischöfe Friedrich III von Cöln (Sarwerden) und Werner von Trier (Falkenstein), während das unterste Schildchen sich möglichst genau an das auf dem gedachten Mainzer Gulden Conrads II erscheinende Pfalzbairische

Mittelaltermunzen von Hoorn.

213

Wappen anschliesst, und nur die Rauten durch die ähnlich ins Auge fallenden Hörner ersetzt sind. Dass deren Zahl, in späterer Zeit auf drei festgesetzt, hier grösser ist, findet seine Erklärung in der bekannten Thatsache, dass die Zahl, in welcher eine in der Mehrzahl vorkommende Wappenfigur dargestellt wurde, in jenen Zeiten der Willkür unterlag, wie denn auch bereits eine Hoorn'sche Münze des XIV. Jahrhunderts bekannt ist, welche ebenfalls fünf Hörner zeigt '). Auch der Löwe dieses Schildchens ist wohl nur von der erwähnten Mainzer Münze abgeschrieben, obwohl die Voranstellung des Titels von Altena, der sonst die Stelle hinter Hoorn einnimmt, glauben lassen könnte, dass das Wappen dieses Landestheils, welches mir übrigens unbekannt ist, den Ehrenplatz in dem Schilde einnehme. Die erstere Ansicht aber wird sehr wahrschein- lich, wenn wir erwägen, wie die meisten, besonders die benachbarten kleinen Dynasten, deren geringes Gebiet kaum eigene Münzen, geschweige denn so mannigfaltige, als sie uns hinterlassen, erfordert hat, das Münzen durch Nachahmung der beliebtesten Münzsorten betrieben haben, wie sie nicht blos die überall passenden Typen eines Kopfes, eines Kreuzes u. dgl., sondern auch indivi- duelle, namentlich fremde Wappen beibehielten, wie sie auch die Inschriften und besonders die Namen auf den Urstücken häufig in einer unmittelbar und unzweifelhaft auf Täuschung abzielenden Weise benutzten. So hat,

!) v. d. Chijs Taf.XIlI Nr. 4; sichtbar sind hier zwar auch nur drei Hörner, da diese aber in Einer Reihe stehen und nur die obere Hälfte des Schildes einnehmen, so ist kein Zweifel, dass in der untern verwischten Hälfte die beiden andern gestanden haben, die Stellung also 3, 2 war.

214

H. Dannenberg i

um nur bei Hoorn stehen zu bleiben, ein Wilhelm auf dem Rosebeker v. d. Chijs XI, 4 seinen Namen in MILh, ein anderer gar (v. d. Chijs XI, 5) in das ganz unver- ständliche III7TR verstümmelt, so haben die Hoorns von der Linie zuKessenich von den Namürschen Vorbildern das X171STI im Felde, von anderen aber das Wappen beibe- halten (v. d. Chijs Taf. XIII), so hat Maria v. Brimeu als Gräfin von Megen, um ihre Rosenobels als gute Engländer unter die Leute zu bringen und das ÖD W7TRD ihrer Um- schrift herzustellen, die Inschrift flßÄR-Ä-BPRID.ahl (principissa de Chimay) ö 0 D M 2E "K D L ö (ad legem) aDWÄRD-G-RGG-ÄRG gewählt (v. d. Chijs III 22), ja auf einer andern Art sich sogar nur durch das winzige flß7£RB bezeichnet und selbst das englische Wappen bei- behalten (v. d. Chijs III, 23), so hat ferner Johann v. Luxem- burg, der die Münz - Nachahmung in besonders grossem Style betrieben, seinen Namen, um ihn dem Englischen Edwardnäher zubringen, ÖIWÄRÖSund GDIWÄRÖS geschrieben, und selbst mit dieser einfachen Nachprägung noch nicht zufrieden, gleich unsrem Wilhelm, auch noch auf der Rückseite eine andere, sehr verbreitete Münze die von Kaiser Ludwig IV zu Aachen geschlagene, ohne alle und jede Aenderung mit ihrem „moneta Aquensis" einfach kopirt (Bl. f. Mtinzk. IV, Taf. XIII), so dass wirklich auf dieser Seite seine Münze von den Aachenern gar nicht zu unterscheiden ist. Lehrreiche Beispiele bieten uns auch die Dynasten von Rummen und von Rekheim, welche uns Nachahmungen der gangbarsten Sorten von Frankreich, Brabant, Flandern, Lothringen, Metz und Aachen hinter- lassen haben (v. d. Chijs a. a. 0. Taf. 23 27); das sinn- reichste Stück ist vielleicht der Cavalier d'or mit Johannes evang.et Ernoldus dns Rummen (a. a. 0. Taf. XXIII 1) dem

Mittelaltermünzen von Hoorn.

215

selbst der Heilige seinen Namen zur Deckung einer Fäl- schung hat leihen müssen.

Am stärksten blühte diese Industrie in der Maas- gegend , wo auf einem Raum von wenigen Quadratmeilen, von Hoorn im Norden bis Herstal im Süden, etwa 20 Münz- stätten in Thätigkeit waren (s. v. d. Chijs Bd. IX Karte), denen es natürlich darum zu thun sein musste, nicht sowohl die wenigen ihnen gehörenden unbedeutenden Ortschaften, als das Ausland mit ihrer Waare zu versorgen , daher sie dann auch nicht selten nach Mustern aus weit entlegenen Münzstätten, selbst böhmischen und spanischen (v.d. Chijs XXXIII Born und VIII, 1 Gronsveld) arbeiteten. Diese Thatsachen liefern uns vielleicht den Schlüssel zu dem Räthsel, welches der Prägort unsres Guldens enthält. Eine Oertlichkeit Doverdis oder Erdis wird man wohl vergeb- lich suchen, auch scheint der Punkt hinter dem V und der vor dem ö erstere Lesung zu verbieten und nur letztere zuzulassen. Enthält aber die Inschrift der Rückseite , wie es hiernach ausgemacht scheint, drei Worte, so ist das zweite DOV, wohl nichts anderes als ROV, nova, und liest man das V doppelt, so giebt diess VGRDIS, die bekannte Hoorn'sche Münzstätte Weert, die bei v.d. Chijs in den Formen WORT, LVIÖRDÖR und LdöRD (ftirWIÖRDÖRi) und VIGRD) und VöRDemSI vorkommt. Nach Vor- stehendem dürfte dieser Erklärungsversuch nicht zu gewagt erscheinen, es scheint mir diess DOV- GRDIS vielmehr ganz auf Einer Stufe zu stehen mit demThöO'D-VÄ'h'O T(3ft', womit sich Dirk Loef als Herrn V7Tn hOrne en AI TEfta bezeichnet (v. d. Chijs XXX 3, S. 137).

*) Auch dies correkte W I Q R D findet sich auf Münzen, die v. d. Chijs unbekannt geblieben sind.

216

H. Darme nberg:

Es leiten uns diese Betrachtungen auf den vielbe- sprochenen, aber auch nicht genügend erklärten Goldgulden des TrierschenErzbischofs Werner mitflßOn0TÄROV7I WöISSanSIS auf der Rückseite (Bohl S. 73 Nr. 12), der wohl manchem Leser schon bei Besprechung des Schillings von Dietrich eingefallen sein wird, wie er auch bei dieser Gelegenheit in den Münzstudien Erörterung gefunden hat. Bohl bemerkt , dass hier wahrscheinlich Wesaliensis gemeint sei, Andre haben an ein angebliches Dorf Weiss bei Trier, an Moselweiss u. s. w. gedacht (Münzstudien VII, 93). Keiner dieser Vermuthuugen aber ist es gelungen, sich bis zu einiger Wahrscheinlichkeit zu erheben, ja einem Ver- suche, auf Trierschem Gebiet eine andere Lösung zu suchen als Bohl es gethan hat, tritt, wie es a. a. 0. heisst, der Umstand entgegen, dass eine solche Lösung, wäre sie irgend zulässig, dem ortskundigen Bohl nicht entgangen sein würde. Seiner Annahme aber, dass Weissensis statt Wesaliensis geschrieben sein sollte, steht nicht nur die bedeutende Namensdifferenz bei sonstiger durchgängiger Correktheit der Umschriften auf dieser, wie auf den der- zeitigen Trierschen Münzen überhaupt, sondern auch die Fabrik dieses Guldens im Wege , welche von denen der sicher in Oberwesel geschlagenen ganz beträchtlich ab- weicht. Wie wäre es, wenn wir abermals eine Hoorn'sche Nachprägung, zuWessem ausgegangen annähmen? Die ganz Triersche Hauptseite bildet dafür kein Hinderniss. Denn ganz in derselben Weise hat Bernhard III, Herr zu Lippe auf einigen seiner Sterlinge sich selbst nicht genannt, viel- mehr das Bild und die Inschrift Heinricus rex des Engli- schen Musters beibehalten und sie als sein Gepräge nur durch die auf der Rückseite genannten Prägstätte Lemgo und Blomberg kenntlich gemacht (Mtinzstud. V, Taf. I, 10

Mittelaltermünzen von Hoorn.

217

und Taf. II, 14), so hat ferner Gottschalk II zu Pyrmont seine Sterlinge nur auf der Rückseite durch Benennung seiner Stadt Lugde bezeichnet, während die Hauptseite die des Schottischen Königs Alexander II auf das Getreueste wiedergiebt (Münzstud. V, Taf. 6 Nr. 3), und so hat endlich um auch Beispiele beizubringen, die in Zeit und Ort ganz verwandt sind, Graf Heinrich v. Kuinre mit dem Bilde und der Inschrift des Englischen Königs Henricus rex III theils auf der Rückseite seinen Namen Henricus comes, theils nur seine Münzstätte Civi Cunrencis verbunden (v. d. Chijs, Overyssel Taf. I, Nr. 2 und 3) und Walram von Born Goldgulden schlagen lassen, welche auf der Hauptseite sich von den Böhmischen Karls IV in Nichts unterscheiden, und auch auf der Rückseite nur den Münzherrn nennen, den böhmischen Löwen aber beibehalten (v.d. Chijs Taf.XXXIII). Was diese und andere Herren sich nach dieser Richtung hin erlaubt haben, warum sollen sich das nicht auch die Herren von Hoorn gestattet haben, zumal sie zur Prägung von Goldmünzen überhaupt schwerlich ein besseres Recht gehabt haben werden , als zu sokhen ganz allgemein ge- übten Nachprägungen, über welche im ganzen spätem Mittelalter so zahllose Klagen geführt werden.

Berlin.

218

II. Dannenberg

XIII. Unedirte Thaler *).

Von

H. Dannenberg.

(Hierzu Tafel VI.)

Braunschweig: Erich II 1540 1584.

**ERICVS+D*G— *D*BRV+E*L* Bärtiges Brustbild, im Harnisch, rechtshin.

Rs.- *EX*DVRIS* GLORIA* >ft Behelmtes vierfeldiges Wappen.

(Taf. VI, Nr. 1.)

Keiner der bisher beschriebenen Thaler ist diesem entfernt ähnlich und keiner liefert uns ein so gutes Bildniss dieses abentheuernden Fürsten, mit dem nach 93jähriger Dauer die Alt-Kalenbergische Linie erlosch. Man kann unsren Thaler wegen seines geringen Umfanges bei ver- hältnissmässiger Dicke dem gewöhnlichen Sprachgebrauche gemäss als Dickthaler bezeichnen.

i) Sämmtlich in meiner Sammlung.

Unedirte Thaler.

219

Liegnitz: Johann Christian, 1602 1639, allein seit 1621.

1. *D : G IOHAN CHRISTIAN DVX SILES . LIGNI ET BREG Geharnischtes Brustbild, rechtshin.

R s. : K MONETA * NOVA CRVCIB VRGENSIS 1 622

(Monogramm). Das geviertete Liegnitz - Briegische Wappen, mit drei Helmen geschmückt.

Leichter Thal er von feinem Silber (20, 25 Gr.) Taf. VI Nr. 2.

2. 5 D : GIOHAN- CHRIST- DVX SIL- LIGET-B- Geharnischtes Brustbild rechtshin.

Rs.: & MONETA NOVA ARGENT CRVCIBVR 1 622 Dasselbe Wappen, unten B— H. Leichter halber Thaler (10, 3 Grammes) Taf. VI

Nr. 3.

Dewerdeck (Sil. num. S. 347) bemerkt, dass unser Johann Christian in Kreuzburg eine Münze eingerichtet, und daselbst kleinere Sorten hat prägen lassen. Solche kleine Münzen, die er bis auf einen Dreigröscher weiter nicht beschreibt, kommen auch in Sammlungen und Münzver- zeichnissen vor, grössere Stücke aber sind Madai und wohl auch Schulthess entgangen, wenigstens erscheinen sie nicht in des Letzteren Auktionskataloge. Unser Thaler ist zwar in dem fürstl. Pless'schen Auktionskataloge (Berlin 1865) unter Nr. 1896 aufgeführt, jedoch nur ungenügend be- schrieben, der halbe Thaler dagegen freilich im Welzl v. Wellenheim'schen Verzeichnisse (II, 2 Nr. 7009) hin- reichend genau, wie seine Seltenheit und bisheriges Unbe-

220

H. Pannenberg

kanntsein es erforderte, beschrieben, doch schien auch bezüglich seiner eine nochmalige Erwähnung und Abbil- dung geboten, um ihn der Vergessenheit zu entreissen, welche so oft das Loos der in blossen Auktionskatalogen aufgeführten Münzen ist. Auffallend ist übrigens an unsren Münzen das geringe Gewicht, welches um etwa ein Viertel zu niedrig ist. In Verbindung mit dein eigenthümlich sorg- samen, wenn auch keineswegs künstlerisch gelungenenStem - pelschnitt der ersten Münze liess mich das glauben, dass wir es mit einer Probemünze zu thun haben, was sich auch insofern bestätigt hat, als sie nach der Strichprobe etwa 161öthig ist, während der zweite allerdings, wie gewöhn- liche Thaler, von 141öthigem Silber ist, und auch im Stem- pelschnitt mehr dem Hergebrachten folgt. Das geringe Gewicht mag übrigens auch unsre Stücke als Kippermünzen charakterisiren, die ausnahmsweise nicht an Gehalt, sondern an Gewicht verkürzt worden sind.

Schwarzburg: Günther XL, 1525 1552, allein seit 1537.

+ % GVNTERVS % CO % DE % SCH%D0 % IN%ARNS% 7%SVNDE% Der heilige Martin, nach rechts reitend, schneidet ein Stück seines Mantel für den am Wege sitzenden Bettler ab.

Rs.: MONEvARGENTvCOMvDOvDEvSWARC3v Das behelmte Wappen, mit dem Fahnen tragenden wilden Menschenpaar als Schildhalter, daneben oben 15— Z 7. (Thaler.)

Hält man sich nur an die Jahreszahl 1527, so muss man diesen Thaler eher Günther XXXIX, dem Bremer (1493

Unedirte Thaler.

221

bis 1531), als seinem Grossneffen Günther XL beilegen, denn Letzterer hat erst seit 1537, nach dem Tode seines zweiten Bruders Heinrich XXXIV allein regiert. Doch selbst dem weniger geübten Auge kann es nicht entgehen, dass der Charakter der Buchstaben auf der Hauptseite ein ganz anderer als der auf der Rückseite ist; ja die Haupt- seite stimmt auf das vollkommenste mit dem Thaler Günthers XL vom Jahre 1543 (Mad. 1881), während die Rückseite ganz die der Gemeinschaftsthaler der Brüder Günther XL, Heinrich XXXIII und Heinrich XXXIV von 1527 (Mad. 1880) ist, sie stammt aus demselben Stempel wie das schöne Exemplar dieses Thalers, welches sich im hiesigen kgl. Museum befindet, während die Hauptseite mit der des obengedachten Thalers von 1543, welcher in derselben Sammlung aufbewahrt wird, zwar nicht vollkommen identisch ist, doch aber so sehr ihr ähnelt, dass erst eine genaue Vergleichung die geringen Abweichungen erkennen lässt. Dabei darf freilich nicht unbemerkt bleiben, dass Madai auf dem Thaler von 1527 nicht SWÄRC3, sondern SCHWARC3 liest : Madai scheint aber ein Original dieser Münze nicht besessen zu haben, hat sie vielmehr nach seinem Texte, in welchem er Köhlers Münzbelust. Bd. XI Vorrede S. 32 anzieht, und dessen fehlerhaftes Wilhelmus in Gunterus verbessert, nur von daher übernommen, so dass es nahe liegt, gestützt auf das erwähnte Exemplar unsrer königlichen, sowie der k. k. Sammlung in Wien (Monn. en arg. 414) auch die Buchstaben C H in Schwarcz für eine irrige Lesung zu halten , und SW7IRC3 als allein richtig zu vermuthen. Auch dieser Um- stand, dass die Hauptseite den Namen Schwarzburg anders giebt als die Rückseite dient zur Bekräftigung der Annahme, dass wir es mit einem Zwitterthaler zu thun haben, was nicht

«*« H. Danneaberg: :

minder durch die Rostspuren erwiesen wird, welche der Stempel der älteren Rückseite zufolge genauer Betrachtung gehabt hat.

C o 1 m a r.

1. + MONETA NOVA + COLMARIENSLS Stadt- wappen, über demselben, 15X2-

Rs.: 4- DOMINE CONSERVA + NOS + IN + PACE Adler (**/a Thaler).

Aehnliche Münzen, nur nicht von diesem Jahre, sind bei Berstett und sonst zu finden.

Thann.

+ MONETA + NOVA + TANNENSIS I 5515 Stadtwappen.

Rs. : Ganz wie auf der vorigen Münze (^ Thaler). Mit dieser Jahreszahl noch nicht beschrieben.

Correggio: Camillus 1546 1598.

x MO x NO x CAM x x AVS x CO x CO x Ein

Geharnischter, die Rechte auf den Löwenschild stützend, unter dem Schilde SO 70.

Rs. : « x CONFIDENS x DNO x NON x MOVETVR x Löwe linkshin (Taf. VI Nr. 4).

Das Gepräge dieses Thalers ist vollständig das ge- wöhnliche Holländische, welches über ein Jahrhundert im Gebrauch war, und von Madai (2133 und 4722) mit den Jahreszahlen 157G bis 1685 angeführt wird. Es hat dasselbe auch nicht blos in den übrigen niederländischen Provinzen, sondern auch ausserhalb Nachahmungen hervorgerufen,

Unedirte Thaler.

223

deren eine besonders merkwürdige, von Friedrich Moritz de la Tour d'Auvergne mit dem Titel eines Fürsten von Orange (Princ. Aur.) in der Revue Beige IV Ser. Bd. II Tat". XIII Nr. 4 abgebildet ist. Unser Stück hat zwar in dem Worte CAM die beiden ersten Buchstaben sehr schwach und das M durch Doppelschlag etwas verdorben, immerhin aber deutlich genug, um jeden Zweifel auszuschliessen, und bietet also die Lesung der Umschrift Moneta novaCamilli Austriaci comitis Correggii keine Schwierigkeit. Der Münz- herr ist demnach Graf Camillus , Sohn Manfreds , der im J. 1551 mit seinen Brüdern Fabricius und Gibertus von Kaiser Karl V die Belehnung, und von dessen Nachfolger zum Lohne für geleistete kriegerische Dienste am 17. Mai 1559 das Münzrecht erhielt, das ihm am 30. December 1564 durch Maximilian II und am 3. März 1580 durch Rudolf II bestätigt wurde. Graf Camillus , später venetianischer Statthalter von Corfu, kämpfte 1571 in der Schlacht bei Lepanto mit, und beschloss sein thatenreiches Leben am 3. Juni 1605 zu Mailand. Seine Länder hinterliess er seinem mit der schönen Francisca Mellini gezeugten, durch nach- folgende Ehe legitimirten Sohne Syrus, welcher den Münz- saminlern bekannter ist, da er sein Münzrecht in grösserem Umfange ausgeübt , aber schliesslich wegen Missbrauchs verwirkt, auch sogar Land und Leute eingebttsst hat 1).

Von Camillus allein ist noch kein Thaler bekannt, sondern nur einer, den er in Gemeinschaft mit seinem Bruder Fabricius hat prägen lassen (Mad. 4602); über- haupt aber sind von Correggio nicht mehr als 6 Scudi in

i) Weiters bei Litta: Fainiglie celebre Italiane. Köhler Münz belust. XVII 202. Hirsch R. M. A. IV 190.

99 d

ilÄt H. Dannenberg :

unsrerLitteratur •) zu finden, nämlich ausser dem gedachten Gemeinschaftsthaler zwei anonyme und drei von Syrus. Auch im Gepräge ist unser Scudo eine ganz neue Erschei- nung: die übrigen, soweit sie den Namen ihrer Prägherren tragen, zeigen auch deren Bild, die beiden namenlosen aber, der eine das Wappen, der andere den heil. Quirinus, und beide auf der Rückseite den Reichsadler. Die Nach- ahmung eines fremden Musters, mit der das vorliegende Stück uns bekannt macht, ist bei den kleinen Fürsten Oberitaliens nicht ganz unerhört, und die Nachbildung des beliebten Holländischen Thalers um so eher entschuldbar, als Camillus den auf ihm erscheinenden Löwen im Wappen führte, und sonach gar nicht einmal zu einer groben Täu- schung, auf der solche Nachprägungen gewöhnlich beruhen, seine Zuflucht zu nehmen brauchte. Das eigentliche Familienwappen der Correggios bildete die weisse Binde im rothen Felde, aufweiche sie ihre angebliche Verwandt- schaft mit dem österreichischen Hause und den Beinamen Austriacus stützten. Als Kaiser Friedrich III ihnen den Grafentitel verlieh, vermehrte er ihr Wappen mit einem schwarzen Adler im goldenen Felde und zwei goldenen Löwen, mit goldener Lilie auf dem Kopfe, im blauen Felde 2)

Besondere Erwähnung verdient noch das SO 70 auf der Hauptseite, das wohl nicht anders gedeutet werden kann als : SOLDI 70. DieseWerthzahl kommt meinesWissens sonst nirgends vor. Die Werthbestimmungen nach Soldi,

<) Mad. 2056, 2057, 4602, 4603, 4604 und 5913.

2) Due leoni rampanti d'oro con giglio d'oro sul capo in campo Celeste (Litta a. a. 0.).

Unedirte Thaler.

225

welche ich auf den italienischen Scudi der altern Zeit ge- funden habe, sind folgende:

80 Soldi auf dem anonymen Correggio Madai 2057.

60 (Soldi?) Massa, Franz (Mad. 2000).

100 Mailand, Philipp III, 1605 und 1607

(Mad. 2507, Schulth. Auct. 5883). 120 Mantua, Wilhelm 1566—1587 (Schulth. 5907). 120 Franz IV (Mad. 4483).

120 Ferdinand, 1612 (Mad. 1986, Schulth.

5915). 110 Soldi 1616 (Mad. 1988).

160 (Soldi?) (Mad. 1991).

160 Carl I, 1629 (Schulthess 5926).

80 y3 Scudo, Mantua, Vincenz II (Mad. 4490).

80 y3 Carl I (Mad. 1994 Schulth.

5930).

80 »/, Carl II (Mad. 4497).

124 (Soldi) Venedig, Hier.Prioli, 1559—67 (Mad. 4553). 140 Nie. da Ponte, 1578— 85 (Mad. 2045).

160 (Mad. 6941).

124 Pasq. Cicogna, 1585— 95 (Mad.2046).

120 Mar. Grimani, 1595 1606 (Schweitzer

serie delle mon. e med. d'Aqu. e di Venezia 718). 124 (Soldi) Venedig, Mar. Grimani (Mad. 2047). 140 (Soldi?) Sabioneta, Scipio, 1609—70 (Mad. 4619).

Bei den Venetianern war der Ducato d'argento und die Giustina minore zu 124, der Scudo della croce zu 140 Soldi oder 7 Lire, die Giustina maggiore zu 160Soldi oder 8 Lire bestimmt. Ob aber auch im übrigen Italien ein so stetes Verhältniss bestanden hat?

15

22G

II. J>Aiinenl>erg: ['iiedirte Thaler.

Venedig. Aloisio Contarini, 1676 1683.

® ALOYSISVS CONTARE D.VX VENET « Blu- menkreuz, unten G. Z.

Rs.: SANGTVSMARCVS- VENET- Schild mit dem MarcusKhven unter ® 70 @.

Bei Schweitzer und Anderen finde ich nur den ent- sprechenden ganzen, nicht diesen halben Scudo della croce.

227

XIV.

Versuch einer systematischen Beschreibung

der

Venezianer Münzen nach ihren Typen.

(Fortsetzung von Seite 230 des IT. Bandes.)

Von Carl v. Wächter.

I. Abschnitt.

Uebersicht der in der Zecea von Venedig geschlagenen Mttnzgattungen mit der Angabe des Zeitraumes den sie beherrschten und der Dogen unter welchen sie gangbar waren. Die arabischen Ziffern hinter den Namen ver- weisen auf die nachfolgende Beschreibung der Typen. Abkürzungen: s. = selten, ss. = sehr selten, seh. = schüsseiförmig, fl. = flach.

Marciwcio (seh.) 1156—1423.

Vitale Michael .... 1

Loreuzo Tiepolo . .

. 1

(Lücke 1172—1178).

Jacopo Contarini . .

. 1

Orio Malipiero .... 1

Giovanni Dandolo . .

. 1

Enrico Dandolo .... 1

Pietro Gradenigo . .

. 1

Fietro Ziani 1

(Lücke 1310-1311).

Jacopo Tieopolo ... 1

Giovanni Soranzo . .

. 1

15*

228

C. v. Wächter: System. Beschreibung der

(Lücke 1249—1252). Francesco Dandolo . . 1

RenierZeno 1 (Lücke 1339— 1414).

Tomaso Mocenigo. Sämmtliche Marcucci sind s., die des Vitale Michiel ss.

ffitie Kupfermünze 1205—1268.

Pietro Ziani 5 (Lücke 1249—1252).

Jacopo Tiepolo .... 5 Renier Zeno 5

Denaro oder Piccolo 1173—1457.

Seb. Ziani, Piccolo 2, seh. s.

Bartolomeo Gradenigo

3, s.

Orio Malipiero, Denaro 3

Andrea Dandolo . .

3, s.

seh. s.

(Lücke 1354-1355).

Enrico Dandolo, Den. oder

Giovanni Gradenigo .

3, s.

Picc. genannt . . 3, seh.

Giovanni Dolfin . . .

3, s.

(Lücke 1205—1268).

Lorenzo Celsi . . . .

3, s.

Lorenzo Tiepolo . . ,3, s.

Marco Cornaro . . .

3, s.

Jacopo Contarini . . 3, s.

(Lücke 1368-1382).

Giovanni Dandolo . . 3, s.

Antonio Venier . . .

3, s.

Pietro Gradenigo . . 3, s.

Michele Steno . . . .

3, s.

Giovanni Soranzo . . 3, s.

Tomaso Mocenigo . .

30

Francesco Dandolo . 3, s.

Francesco Foscari

. 3

Piccolo 1400-1462.

Michele Steno .... 2G

Francesco Foscari 36

a, b.

Tomaso Mocenigo ... 29

Pasquale Malipiero .

. 39

Grosso oder Matupmie (1. Typus fl.) 1192—1356.

Enrico Dandolo ... 4, ss. Pietro Gradenigo . . 4 Pietro Ziani . . . .4 Jacopo Tiepolo ... 4

Marino Zorzi . . Giovanni Soranzo

Venezianer Münzen nach ihren Typen.

229

Marino Marosini . . 4, s. *) Francesco Dandolo . 4

Renier Zeno ... 4 Bartoloraeo Gradenigo 4

Lorenzo Tiepolo . . 4 Andrea Dandolo . . 4, s.

Jacopo Contarini . 4 (Lücke 1354—1355).

Giovanni Dandolo . 4 Giovanni Gradenigo . 4

Mezzo Grosso (I. Typus, fl.). Lorenzo Tiepolo 1268—1274 9

Grosso oder Mozzo (fl.).

Lorenzo Tiepolo 1268 1274 10

(Aehnlicli dem ganzen Grosso, jedoch mit fehlerhafter Umschrift. Wiegt nur 29 Gran).

Grosso oder Matapane (II. Typus, fl.) 1368—1400.

Andrea Contarini . 22

Antonio Venier, 22 und wie 3.Typus 23

Grosso von Kupfer.

Michele Steno 1400—1413 ... 27

Grosso oder Matapane (III. Typus, fl.) 1382-1471.

Antonio Venier .... 23 Francesco Foscari . . 23 Michele Steno .... 23 Pasq. Malipiero 37 wie 23 Tomaso Mocenigo . . .23 Cristoforo Moro 37 23

i) Nur mit M . MAVROC oder M . MAVROCEN . DVX.

230

C. v. Wächter: System. Beschreibung der

Grosso cmieeo semplice ( 'IO&VHANTI), einfacher seh. Grosso 1252—1327.

Renier Zeno . . . . 8, ss. (Lücke 1280— 1289). (Lücke 1268 1274). Pietro Gradenigo . . 8, ss.

Jacopo Contarini . . 8, ss. (Lücke 1310— 1 011). Giovanni Soranzo 8, -ss.

Grosso doppio eaueeo (seh.) 1249 1310.

Marino Morosini . . 7, ss. Jacopo Cantarini . . 7, ss. Renier Zeno. . . . 1, ss. (Lücke 1280— 1289). (Lücke 1268 . 1274). Pietro Gradenigo . . 7, ss.

Mezzmikio oder Mexao Grosso ') 1327 1471.

Francesco Dandolo . .14 Michele Steno . . . . 15 (Lücke 1339—1343). (Lücke 1413—1423).

Andrea Dandolo . . . 15 Francesco Foscari 33 wie 14 (Lücke 1354 1400). Pasquale Malipiero . . 37

Cristoforo Moro 37.

Qiiarteruolo oder Viertel Soldo 1192—1327.

Enrico Dandolo

. 5,

ss.

Lorenzo Tiepolo .

. 5

Jacopo Contarini .

ö,

ss

Jacopo Tiepolo .

. 5

Giovanni Dandolo

. 5

Marino Morosini

. 5

Pietro Gradenigo .

. 5

Renier Zeno . .

o,

s.

Marin Zorzi . . .

ss

Giovanni Soranzo 5.

•) Der erste Mezzo Grosso unter Lorenzo Tiepolo geprägt war von anderem Typus als diese Mezzanini, welche auch Mezzi Orosai genannt wurden. Vgl. Nr. 9.

VtiBMtanec Münzen uacli ihren Typen.

231

Quarteruolo dopplo 1268 1,310.

Lorenzo Tiepolo Jacopo Contarini

. 11, ss. Giovanni Dandolo .11, s. Pietro Gradenigo .

Soldo 1327—1722.

11 11

Francesco Dandolo . 1 3, s BartolomeoGradenigol3, 8 Andrea Dandolo . .13 (Lücke 1354— 1486). A. Barbadigo . 62 a, b, c L. Loredan . . 73 a und b (Lücke 1521—1539). Pietro Lando .... Francesco Dona . . (Lücke 1553—1554). Francesco Venier . . (Lücke 1556-1559). Girolamo Priuli . .

93 93

93

P. Loredan 109, a, b, c, d. Alois Mocenigo I, ähnlich 109 b, mit dopp. Kreuz. (Lücke 1577— 1606). , Leonardo Dona . . . 143 Marc. Memmo 147, a, b, c. Giovanni Bembo . . .149 (Lücke 1618—1659). Dom. Contarini II . 180, s. (Lücke 1675—1676). Alois Contarini . . 186, s. (Lücke 1684—1709).

105 G. Cornaro II 203, a, b, c.

Soldino 1343-1501.

Andrea Dandolo . . .16 Marino Falier 18 a, b, c ss. Giovanni Gradenigo . .19 Giovanni Dolfin ... .16 Lorenzo Celsi . . . .16 Marco Corner . . . .16 Andrea Contarini 20 u. 21 Michele Morosini . 21, ss. Antonio Venier . . 24, s. Michele Steno . 21 und 15

Tomaso Mocenigo 28 w. 21 Francesco Foscari . .21 Pasquale Malipiero . .21 Cristoforo Moro 40 wie 21

Nicolo Tron 46

Nicolo Marcello .... 46 (Lücke 1474—1478). Giovanni Mocenigo . .21 (Lücke 1485—1486). A. Barbadigo . 60, a, b, c.

232

C. v. Wächter: System. Beschreibung der

Leonardo Loredan . .77 Lorenzo Priuli . . . .77

(Lücke 1521 1523). Girolamo Priuli . . . 77

Andrea Gritti .... 84 (Lücke 1567—1578).

(Lücke 1538 1556). Nicolo da Ponte ... 77

Grossone I. und II. Typus.

Francesco Foscari 1423—1457 . . 31 und 32

Qiiattrlno 1423—1646.

Francesco Foscari . 34 i) Pasquale Malipiero 34, ss. Cristoforo Moro . . 43, ss.

Nicolo Tron 48

(Lücke 1473—1478), Giovanni Mocenigo (Lücke 1485—1486) Agostino Barbadigo Leonardo Loredan (Lücke 1521-1523). Andrea Gritti . . Pietro Lando . . Francesco Dona . 96, a, b. Francesco

56

63

66

87 92

Marc Antonio Trevisan 87 s.

Francesco Venier . .

87 s.

Lorenzo Priuli . . .

. 87

Girolamo Priuli . .

. 87

Pietro Loredan . . .

. 87

Alois Mocenigo 1 . .

. 87

Sebastian Venier . .

87, s.

Nicolo da Ponte . .

. 87

Pasquale Cicogna . .

. S7

Marino Griraani . .

. 87

(Lücke 1605—1612).

Marc Antonio Memmo

. 87

(Lücke 1615—1631).

Erizzo 87.

Bagattino (ganzer) 1457 1684.

Pasquale Malipiero . 38, s. Cristoforo Moro . 41, a, b. (Lücke 1471—1473). Nicolo Marcello 50 w.4t, b.

(Lücke 1474—1478).

G. Mocenigo . 58 w. 41, b.

(Lücke 1485—1486).

A. Barbadigo 64 w. 41, b.

i) Siehe auch Anhang- Nr. 358.

Venezianer Münzen nach ihren Typen.

23a

Leon. Loredan 74 w. 41, b. Antonio Griniani . . 41 b. Andrea Gritti 86 w. 41, b. P. Lando 91, a, b, c, d, e, f. Francesco Dona 98 w. 41, b. M. A. Trevisan98wie41, b. Franc. Venier 98 w. 41, b. (Lücke 1456—1459). Girolamo Priuli 98 w. 41, b. Pietro Loredan 98 w. 41, b. Alois Mocenigo I 98w.41,b. SebastianVenier98 w.41, 1). Nicolo da Ponte 98w.41, b. Pasq. Cicogna 131 w. 41, b. Marino Griniani 131 w. 41 , b.

Leonardo Dona 145 \v. 41 , b. Marc Antonio Memmo 145

wie 41, b.

Giov. Bembo 145 w. 41, b. (Lücke 1618). Antonio Priuli . . . .159 Francesco Contarini . 160 Giovanni Cornaro 1 41, b. Nicolo Contarini . .41, b. Francesco Erizzo . . 41, b. Francesco Molin .. . 41, b. (Lücke 1655—1656). Domenico Contarini II 41, b. Nicolo Sagredo . .41, b. Alois Contarini . . 41, b.

Mezzo Bagattino 1423—1521.

Francesco Foscari 35, a, b. (Lücke 1457 1462). Cristoforo Moro . . 42, s. (Lücke 1471—1476).

Andrea Vendramin . Giovanni Mocenigo . (Lücke 1485—1486). Agostino Barbadigo .

54 57

(^

Leonardo Loredan 75, a, b.

Bagattino üoppio.

Nicolo Tron . 1471— 1473 .

Marcello 1473—1559.

47 a, b.

Nicolo Marcello . . . .49 Marco Barbadigo . 59, ss.

Pietro Mocenigo . . 52, s. Agostino Barbadigo . . 49

AndreaVendramin 53, a, b. Leonardo Loredan 70 w. 49

Giovanni Mocenigo . .49 (Lücke 1521 1523).

234

C. v. Wächter: System. UeM-iireibung der

Andrea Gritti Pietro Lando . . Francesco Dona

41) Marc Antonio Trevisan 49 83 Francesco Venier . . .49 41) Lorenzo Priuli .... 4!)

. 51

(Lücke 1521'— 1523).

Andrea Gritti ....

51

. 51

Pietro Lando ....

. 51

Francesco Dona .

. 51

. 51

(Lücke 155;} -1554).

. 53

Francesco Venier . .

. 51

Lira Mocenigo 1471 1350.

Pietro Mocenigo . . (Lücke 1476-147S). Giovanni Mocenigo . (Lücke 1485—1486). Agostino Barbadigo . Leonardo Loredan

Lorenzo Priuli 51.

Lira Tron.

Nicolo Tron 1471—1473 .'*". . . ."44, 8.

Mezza JAra Tt%on.

Nicolo Tron 1471—147.') 45, s.

Da 72 (Silber).

Francesco Erizzo 1631—104(5. . . . 170 88.

Da trentadae { Zwei tt nddreissiyer ). Leonardo Loredan 1501 1521 . . . . 72 s.

lÄrazza oder da trenta (Billon) 1700 1707.

Giovanni Cornaro II .197 Francesco Loredan . .197 Alois Mocenigo III . . 197 Marco Foscarini

(Lücke 1732—1735). Alois Pisani . . . .197 Pietro Grimani . . .197

Alois Mocenigo IV Paolo Renier . . Lodovico Manin .

197 197

197 197

23^

Venezianer Münzen nach ihren Typen. uu<>

Da dieclotto (Achtzehner.) Giovanni Cornaro II 1709—1722 1 . . lÖS/i?.

Da sedlci (Sechszehner ) 1501. 1521.

Leonardo Loredan . 71, s. Antonio Griniani . 71, 88. Andrea Gritti 71.

Da quindicl (Fünfzehner) 1709-1707.

Giov. Cornaro II 199 a, b. Francesco Loredan 199 b.

Alois Mocenigo III . . 208 Marco Foscarini . . 199 b.

Carlo Ruzzini . . . 199 b. Alois Mocenigo IV . 199 b.

Alois Pisani . . . 199 b. Paolo Renier . , . 199 b.

Pietro Griniani . . 199 b. Lodovico Manin . . 199 b.

Da dodici (Zwölfer) 1631—1722.

Francesco Erizzo .171 Giovanni Pesaro . . .171 (Lücke 1646 1656). Domenico Contarini II 171

Bartucci Valier . . 171 s. (Lücke 1675 1709). Giovanni Cornaro II 171.

Da diecl (Zehner) 1709—1797.

Giovanni Cornaro II 200a, b. Francesco Loredan 209 b. Alois Mocenigo III . 209 b. Marco Foscarini . . 209 b.

Alois Mocenigo IV. . 209 b.

Paolo Renier . . . 209 b.

Lodovico Manin . . 209 b.

Da otto (Achter) 1501—1522.

Leonardo Loredan . 69, s. Andrea Gritti .... 69 Antonio Griniani . . 69, ss. (Lücke 1538— 1585),

Carlo Ruzzini . .

. 209 b.

Alois Pisani . .

. 209 b.

Pietro Griniani

. 209 b.

236

C. v. Wächter: System. Jieschreibung der

Pasquale Cicogna 1 20 w. G9 (Lücke 1595— 1631). Francesco Erizzo . .172 (Lücke 1646- 1656).

Bertucci Valier . . .172

Giovanni Pesaro . . .172

Domenico Contarini . 172

Giovanni Cornaro II .172

Da sei (Sechser). Francesco Dona 1545 1553 .

. 101

Da cinque (Fünfer) 1523—1707.

Andrea Gritti .... 80

(Lücke 1595—1631).

Pietro Lando . . . 80, 89

Francesco Erizzo .

. 174

Francesco Dona . . . 100

(Lücke 1646—1709).

Marc Ant. Trevisan 100 a, s.

Giovanni Cornaro II

. 201

Francesco Venier . 100 a.

Alois Mocenigo III .

. 201

Lorenzo Prinli . . . 100 a.

Carlo Ruzzini . . .

. 212

Girolamo Prinli . . 100 a.

201

Pietro Loredan . . 100 a.

Pietro Grimani . .

. 201

Alois Mocenigo I . 100 a,

Francesco Loredan .

. 201

(Lücke 1577-1578).

Marco Foscari . . .

201

Nicolo da Ponte . 100 a.

Alois Mocenigo IV

. 201

Pasquale Cicogna 100, 123

Paolo Renier . . .

. 201

Lodovico Manin 201 .

Da qnattro (Vierer) 1501—1675.

Leonardo Loredan 68 a, b. Antonio Grimani ... 68

Andrea Gritti . . . (Lücke 1538—1559) Girolamo Prinli . . (Lücke 1567—1585)

68

68

173

Pasquale cicogna 130 w. 68 (Lücke 1595—1631). Francesco Erizzo . (Lücke 1646-1656). Bertucci Valier . . Domenico Contarini

173 173

Venezianner Münzen nach ihren Typen.

237

Grossetto 1523—1538.

Andrea Gritti .... 70

Pietro Lando 79

Francesco Dona ... 79 Marc Antonio Trevisan . 79 Francesco Venier . . 79

Lorenzo Priuli . . . .79 Girolamo Priuli 106 wie 79 (Lücke 1567-1578). Nicolo da Ponte . . .79 (Lücke 1585—1618).

Antonio Priuli 79.

Da (lue oder rnezzo Grossetto ( Zweier )1523— 1585.

Andrea Gritti . . . 83

Pietro Lando 83

Francesco Dona ... 99 Marc Antonio Trevisan 99

Francesco Venier . . . 99 Lorenzo Priuli .... 83 Girolamo Priuli .... 83

(Lücke 1567-1578).

Nicolo da Ponte 83.

Gazzetta.

Andrea Gritti 1523—1538 . . .

Giovanni Cornaro 1709—1722. . .

Sesino 1539—1605.

Pietro Lando . . . . 94 s. Pietro Loredan «) ,

Francesco Dona . . .95 Alois Mocenigo I .

(Lücke 1553 1554). Sebastian Venier .

Francesco Venier ... 94 Nicolo da Ponte

Lorenzo Priuli .... 94 Pasquale Cicogna .

Girolamo Priuli .... 94 Marino Grimani 3)

82 202

94 94 94 94 94 94

') Von diesem Dogen giebt es auch Sesini auf deren Revers der Löwe nicht sitzend sondern aufgerichtet dargestellt ist. 2) Siehe auch Anhang Nr. 365.

238

('. v. Wächter: System. Beschreibung der

Bezxo oder Qnattn'uo Itkmco i486— 1623.

Agostino Barbadigo . . Gl (Urolamo Priuli . . 107, 85

Leonardo Loredan (>7 a, 1». (Lücke 1567 167$).

(Lücke 1521 1523). Nicolo da Ponte . . . 85

Andrea Gritti . . . . X5 (Lücke 15X0—1 5! >5).

Pietro Lando . . . 90, X5 Marino (Jrimani . . . 134 Francesco Dona . . 97, X5 Leonardo Dona . . . 134

Marc Antonio Trevisan 85 (Lücke 1012— 1615).

Francesco Venier . . . 85 Giovanni Beinbo . . . ISO

Lorenzo Priuli .... X5 (Lücke 1618). Antonio Priuli 155.

Da quaranta Saldi (f. Typus)* Alois Mocenigo I 1570— 1577 . . .111,88.

Da quaranta Sohlt (ff. Typus).

Alois Mocenigo I . . . . 1570 1577 112

Sebastian Venier .... 1577 157X . . . 114 a. b, s.

Da renti Sohl! ').

Alois Mocenigo I . . . . 1570 1577 I 13

Sebastian Venier .... 1577 157X . . . .113, ss.

Duvato antico (f. Typus, Silber) 1559 1605.

Oirolaino Priuli . . .102 (Lücke 1577— 157s,. Pietro Loredan . . .102 Nicolo da Ponte . . .102 Alois Mocenigo I . .102 (Lücke 15X5— 1595). Marino (Jriniani 132 und der Mozzo 133 ss.

*) Sind von gleichem Gepräge der Achtel Oiustina , wurden jedoch da 20 Soldi genannt.

Venezianer Münzet) n»oh ihn u Typen

239

Mexico Oucato mitico (L Typus , Silber) 1559—1567.

Girolanio Priuli . . 103 ss. Pietro Loredan . . . 103

Alois Mocenigo 103.

Quarto dt Dueato antico (L Typus, Silber) 1559-1577.

Girolanio Priuli . . 104 s. Pietro Loredan . . . 104 Alois Mocenigp l 104.

Ducato (TL Typus, Silber) 1059—1797.

Doiuenico Contarini .177 Nicolo Sagredo . 181 a? b. Alois -Contarini . . .177 Marc Antonio Giustinian 177 Francesco Morosini . . 177 Silvestro Valier . .177 Alois Mocenigo II . . 177 Giovanni Cornaro II . 177

Lodovico Manin 177.

Mexzo Duvato (IL Typus, Silber) 1659—1797.

Donienico Contarini . 178 Alois Mocenigo III . .178

Nicolo Sagredo . 182 a, b.

Alois Contarini . . .178

Marc Antonio Giustinian 178

Francesco Morosini . 178

Silvestro Valier . . .178

Alois Mocenigo II . . 178

Giovanni Cornaro II . 1 78

Lodovico Manin 1 78.

Alois Mocenigo III

. 177

Carlo Ruzzini . .

177 s.

Alois Pisani . .

. 177

Pietro Grimani .

. 177

Francesco Loredan

. 177

Marco Foscarini .

. 177

Alois Mocenigo IV

. 177

Paolo Renier . .

. . 177

Carlo Ruzzini . . .

. 178

Alois Pisani . . .

. 178

Pietro Grimani .

. 17S

Francesco Loredan .

. 178

Marco Foscarini . .

178 s.

Alois Mocenigo IV

. 178

Paolo Renier . . .

. 178

240

C. v. Wächter : System. Beschreibung der

«/* Ducato (IL Typus, Silber) 1659—1797,

Domenico Contarini . 179

Alois Mocenigo III.

. 179

Nicolo Sagredo . 182 a, b.

Carlo Rnzzini . . .

. 179

Alois Contarini . . .179

Alois Pisano . . .

179

Marc Antonio Giustinian ] 7'.)

Pietro Grimani . .

179

Francesco Morosini . . 179

Francesco Loredan .

179

Silvestro Valier . . .179

Marco Foscarini . .

179

Alois Mocenigo IL . .179

Alois Mocenigo IV. . .

179

Giovanni Cornaro IL . 179

Paolo Renier . . . .

179

Lodovico Manin 1 79.

'/8 Ducato (IL Typus, Silber).

Alois Pisani 1735—1741 .

,6 Ducato (IL Typus, Silber).

Alois Pisani 1735—1741

213 s.

214 ss.

Ducato di doppo Peso (IL Typus, Silher von, doppeltem GewicJite des Einfaclien).

Francesco Loredan .

1752 -1702

. 210 ss.

Giustina nmggiore (zu 160 Sohlt) 1578—1605.

Nicolo da Ponte . . .116 Pasquale Cicogna . .110 Marino Grimani 116.

Mezza Giustiua maggiore (zu 80 Soldi) 1578—1605.

Nicolo da Ponte 117 a, b, s. Pasquale Cicogna . .117 Marino Grimani 117.

Venezianer Münzen nach ihren Typen.

241

•/4 Glastina maggiore (zu 40 Soldi) 1578 1623.

Nicolo da Ponte . . 118 s. (Lücke 1605—1612). Pasqnale Cieogna . .118 Marc Antonio Memmo 118 Marino Grimani . . .118 (Lücke 1615— 1618). Antonio Priuli 118.

•/'s dl Giustitui maggiore (zu 20 Soldi) 1578—1646.

Nicolo da Ponte . . 119 s. Pasqnale Cieogna . . 119 Marino Grimani . . .119 Leonardo Dona . .119 s. Marc Antonio Memmo 119 Giovanni Bembo . . .119

(Lücke 1618). Antonio Priuli . . . .119 Franc. Contarini i) 119 ss. Giovanni Cornaro I. .119 (Lücke 1629—1631). Francesco Erizzo . .119

i/16 dl Olustina maggiore (oder zu 10 Soldi) 1578—1675.

Nicolo da Ponte . . .120 Pasqnale Cieogna . .120 Marino Grimani . . .120 Leonardo Dona . . 120 s. Marc Antonio Memmo 1 20 Giovanni Bembo . .120 Nicolo Dona . . . 120 ss. Antonio Priuli . . . 120 Francesco Contarini 120 s.

Giovanni Cornaro I .120 (Lücke 1629 16:51). Francesco Erizzo . .120 Francesco Molin . . . 120 Carlo Contarini . .120 ss. Francesco Corner . 120 ss. Bertucci Valier . . 120 Giovanni Pesaro . . .120 Domenico Contarini . 120

l) Befindet sich in der Sammlung des Cavafiere Bottacin.

IG

94.9

^•^•^ C. v. "Wächter: System. Beschreibung der

Vsa ^* Giustina maggiore 1585 1675.

Pasquale Cicogna . . 123 (Lücke 1G46— 1G55).

Marino Grraiani . . .123 Carlo Contarini . .123 ss.

Leonardo Dona . . .123 Francesco Corner . 123 ss.

(Lücke 1612— 1630). Bertucci Valier . . .123

Nicolo Contarini . 123 ss. Giovanni Pesaro . . . 123

Francesco Erizzo . .123 Domenico Contarini . 123

Da venti Bagattiwi.

(Kleinster Bruchtheil der Giustina maggiore.)

Pasquale Cicogna .... 1585—1595 .... 124 ss. Marino Grimani ... . 1595—1605 .... 124 s.

Scudo d'argento oder della Croce «).

Wurde unter allen Dogen von Nicolo da Ponte 1578 angefangen bis zu Ende der Republik 1797 unter Lodovico Manin immer mit gleichem Typus Nr. 121 geprägt.

Zur Unterscheidung der Scudi der gleichnamigen Dogen Alois Mocenigo II, III, IV und Giovanni Cornaro I, II nach ihren Siglen vergleiche man Alois Mocenigo II nach 188 Alois Mocenigo III nach 206 Alois Mocenigo IV nach 216 Giovanni Cornaro I nach 162 Giovanni Cornaro II nach 192.

Mezzo Scudo d'argento oder della Croce »).

DerMezzo Scudo wurde, ausgenommen unter Francesco Cornaro (reg. 20 Tage 1656), gleich dem ganzen Scudo

*) Sehr selten von Nicolo Dona, Carlo Contarini, Francesco Cornaro, Nicolo Sagredo.

2) Von den halben Scudi sind die des Marc Antonio Memmo, Giovanni Bembo, Nicolo Dona, Carlo Contarini, Francesco Cornaro, Nicolo Sagredo, Giovanni Pesaro und Marco Foscari selten.

Venezianer Münzen nach ihren Typen.

243

durch die Periode 1578 1797 nach dem einzigen Typus Nr. 122 ausgeprägt. Von den Siglen der Mocenigo's und Cornaro's gilt hier dasselbe, was soeben bei ihren ganzen Scudi erwähnt worden ist. Unter den halben Scudi ist der Ton Carlo Contarini besonders selten.

Quarto di Scudo d'argento oder della Croce 1615—1797.

Giovanni Bembo . 148 s. Nicolo Dona . . . 148 ss. Antonio Priuli . .148 Francesco Contarini 148 s. Giovanni Carnarol 148 Nicolo Contarini . 148 s. Francesco Erizzo . 148 Francesco Molin . 148 Carlo Contarini . . 148 ss. Francesco Cornaro 148 ss. Bertucci Valier . . 148 Giovanni Pesaro . 148 Domenico Contarini 148 Nicolo Sagredo . 148

Lodovico

«/8 Scudo d'argento oder

Francesco Erizzo . 169 Francesco Molin . 169 Carlo Contarini . .169 ss. Francesco Cornaro 169 ss. Bertucci Valier . .169 s. «Giovanni Pesaro .169 s.

Alois Contarini . . . 148 Marc Antonio Giustinian 148

Francesco Morosini

. 148

Silvestro Valier .

148 s.

Alois Mocenigo II

. 148

Giovanni Cornaro 11

. 148

Alois Mocenigo III

. 148

Carlo Ruzzini . .

. 148

Alois Pisani . .

. 148

Pietro Grimani .

. 148

Francesco Loredan

. 148

Marco Foscarini . .

148 s.

Alois Mocenigo IV

. 148

Paolo Renier . .

. 148

Manin 148.

della Croce 1631-

-1797.

Domenico Contarini

. 169

Nicolo Sagredo .

. 169 s.

Alois Contarini .

. 169

Marc Antonio Giustir

ianl69

FranCesco Morosini

. 169

Silvestro Valier .

. 169

16*

244

0. v. 'Wächter: System. Kesohreibung der

Francesco Loredan Marco Foscarini .

Alois Mocenigo IV Paolo Renier . . Lucio vi co Manin .

IG*)

169 169 169

169

Alois Mocenigo IL . . 190 Giovanni Cornaro II .169 (Lücke 1722— 1780).

Alois Pisani 169

(Lücke 1741—1752).

Heudo cVargento oder della Croce dl doppio Peso.

Francesco Molin 1646 1655 . . . .176 ss.

Giustina minore oder Dueato delle Galere 1585—1797.

Pasquale Cicogna 125 und 126 s. Marino Griniani . 126

Leonardo Dona ... 1 26 (Lücke 1612—1618). Antonio Priuli .... 126 Francesco Contarini 126 s. G. Cornaro I 163 wie 126 (Lücke 1629-1631). Francesco Erizzo . .126 Francesco Molin . . . 1 26 Carlo Contarini . 1 -Ji) zx. Francesco Corner . 126 ss. Bertucci Valier . . 12(5 Giovanni Pesaro . . .126 Domenico Contarini .127

Nicolo Sagredo . .12(5 s. Alois Contarini . . . 12C) Marcantonio Giustinian 12(5 Francesco Morosini . 126 Silvestro Valier . . 12(5 Alois Mocenigo II . . 12(5 G. Cornaron. 196 wie 126 Alois Mocenigo III . .12(5 Carlo Kuzzini . . . .126 Alois Pisani . . . . .126 Pietro Griniani . . .12(5 Francesco Loredan . .12(5 Marco Foscarini . . . 126 Alois Mocenigo IV . .126 Paolo Renier . . . .126 Lodovico Manin . .126 s.

*/z Giustina minore oder mezzo Dueato delle Galere 1585—1797.

. 127 Leonardo Dona . . .127 . 127 Marcantonio Memmo . 127

Pasquale Cicogna Marino Grimani .

Venezianer Münzen nach ihren Typen.

245

Giovanni Bembo . . .127 Nicolo Dona . .127 ss. Antonio Priuli . . . .127 Francesco Contarini 127 s. (Lücke 1624— 1630). Nicolo Contarini . 127 ss. Francesco Erizzo . .127 Francesco Molin . .127 Carlo Contarini . .127 ss. Francesco Cornaro 127 ss. Bertucci Valier . .127 ss. Giovanni Pesaro . . .127 Domenico Contarini . 127 Nicolo Sagredo . . .127

Alois Contarini . . .127 (Lücke 1684—1694). Silvestro Valier . . 127 s. Alois Mocenigo II . .127 Giovanni Cornaro II . 127 (Lücke 1722—1732). Carlo Ruzzini . . . .127 Alois Pisani .... 127 Pietro Grimani . .127 Francesco Loredan . .127 Marco Foscarini . . . 127 Alois Mocenigo IV . . 127 Paolo Renier . . . .127 Lodovico Manin . . .127

'/4 Giustina minore oder quarto dl Ducato delle Geilere 1585-1797.

Alois Contarini . . .167 (Lücke 1684—1694). Silvestro Valier

Pasquale Cicogna

. . 128

Francesco Erizzo

. . 167

Francesco Molin .

. . 167

Carlo Contarini .

. 167 ss.

Francesco Corner

. 167 ss.

Bertucci Valier .

. 167 s.

Giovanni Pesaro .

. . 167

Domenico Contarini . 167

Nicolo Sagredo .

. 167 s.

Lodovico

Alois Mocenigo II . Giovanni Cornaro II (Lücke 1722-1762). Marco Foscarini . . Alois Mocenigo IV . Paolo Renier . . . Manin 167.

167 ss.

. . 167

167

167 167

167

i/s di Giustina minore oder delle Galere 1631—1797.

Francesco Erizzo . .168 Carlo Contarini . . 168 s. Francesco Molin . . .168 Francesco Cornaro 168 ss.

6^*J C. v. Wächter; System. Beschreibung der

Bertucci Valier . . 168 s. Giovanni Cornaro IE .168

Giovanni Pesaro . . 168 s. (Lücke 1722—1741).

Domenico Contarini II 168 Pietro Grimani . . . 168

(Lücke 1675—1676). (Lücke 1752-1762).

Alois Contarini . . .168 Marco Foscarini . . . 168

(Lücke 1684—1700). Alois Mocenigo IV . . 168

Alois Mocenigo II . .168 Paolo Renier . . . .168

Lodovico Manin 168.

ZeccJiino d'argento 1606—1631.

Leonardo Dona 139 a; b, ss. Antonio Priuli . 139 b; SS. Marc Ant. Memmo 139 b, ss. (Lücke 1623—1 630). (Lücke 1615-1618). Nicolo Contarini . . 139 b.

Mezzo ZeccJiino d'argento 1606—1631.

Leonardo Dona . . 140 ss. Antonio Priuli . . 140 ss. Marc Ant. Memmo . 140 ss. (Lücke 1623—1630). (Lücke 1615—1618). Nicolo Contarini . . . 140

</4 ZeccJiino d'argento 1606 1631.

Leonardo Dona . . 141 ss. Antonio Priuli . 141 ss. Marcantonio Memmo 141 ss. (Lücke 1623 1630). (Lücke 1615-1618). Nicolo Contarini . . 141

Vs ZeccJiino d'argento «) 1606—1631.

Leonardo Dona . . 142 ss. Antonio Priuli . . 142 ss. Marc Ant. Memmo . 142 ss. (Lücke 1623—1630). (Lücke 1615—1618). Nicolo Contarini . 142 ss.

i) Die Münzen vom Gepräge Zecchino d'argento, welche mit den Namen anderer Dogen und zwar meistens vergoldet vorkommen, sind entweder Abschläge der Gold-Zccchinen oder vielleicht Probe- stücke, die nicht zur Ausführung gekommen sind, wie z. B. von

Venezianer Münzen nach ihren Typen.

247

Marchetto (von Kupfer, silberhaltig) 1612—1797.

Marcantonio Memmo

. 146

Marino Grimani . .

. 146

(Lücke 1615-1618).

Francesco Morosini

. 146

Antonio Priuli . .

. 146

Silvestro Valier . .

. 146

Francesco Contarini

. 146

Alois Mocenigo II .

. 192

Giovanni Cornaro I

. 165

Giovanni Cornaro II

. 204

Nicolo Contarini i) .

. 146

Alois Mocenigo III 207 wie

Francesco Erizzo .

. 146

146

Francesco Molin . .

. 146

Carlo Ruzzini . . .

. 146

Carlo Contarini . .

. 146

Alois Pisani . . .

. 146

Francesco Cornaro . 146 s.

Pietro Grimani . .

. 146

Bertuzzi Valier . .

. 146

Francesco Loredan

. 146

Giovanni Pesaro . .

. 146

Marco Foscarini . .

. 146

Domenico Contarini

. 146

Alois Mocenigo IV .

. 219

Nicolo Sagredo . .

. 146

Paolo Renier

. 146

Alois Contarini . .

.146

Lodovico Manin . .

. 146

Mezzo Marchetto (Kupfer, silberhaltig) 1618-1789.

Antonio Priuli . . . Francesco Contarini Giovanni Cornaro . Nicolo Contarini . . Francesco Erizzo Francesco Molin . .

158 Carlo Contarini .

158

158 (Lücke 1656).

165 Bertucci Valier . . .158

158 Giovanni Pesaro . . .158

158 Domenico Contarini . 158

158 (Lücke 1675—1676).

Alois Mocenigo II, Nicolo Sagredo, Silvestro Valier, Giovanni Cor- naro II, Domenico Contarini und ein y2 Zecchino d'argento von Marino Grimani.

i) Die Münzen dieses und der folgenden Dogen bis einschliess- lich des Silvestro Valier haben, obwohl vom gleichen Typus Nr. 146, verschiedene kleine Veränderungen im Gepräge.

■** C.v. Wächter: ■System. Beschreibung' der

Alois Contarini . . . 158 Carlo Ruzzini .... 158

MareAntonio Giustinian 158 Alois Pisani . . . .15$

(Lücke 1688 1700). (Lücke 1741—1752).

Alois Mocenigo II . . 192 Francesco Loredan . . 158

Giovanni Cornaro II . 204 (Lücke 1762—1779).

Alois Mocenigo III . . 207 Paolo Renier .... 158

Marchetto doppio (von Kupfer, silberhältiy ) 1618—1623.

Antonio Priuli . . . 156 s. (Lücke 1623—1625). Giovanni Corner I 166 wie 156.

Marchetto quadruplo (Kupfer, silberhaltig).

Antonio Priiüi .... 1618 1623 . . 1(56 wie 157 ss.

Marchetto und halber Marchetto.

(Vom Gepräge des Zecehino in Kupfer.)

Marc Antonio Giustinian . . . 1684—1688 . . . 187 ss.

Liretta (Silber) 1675—1722.

Nicolo Sagredo . . .183 Francesco Morosini . .183

Alois Contarini . . .183 Silvestro Valier . . .183

Marcantonio Giustinian 183 Alois Mocenigo II . .191

Giovanni Corner II 183, ohne Stern.

Memo Liretta (Silber) 1675—1722.

Nieolo Sagredo . . . 184 Francesco Morosini . . 185

Alois Contarini . . . 185 Silvestro Valier . . . 185

Marcantonio Giustinian 185 Alois Mocenigo II . .191

Giovanni Corner II 191.

Venezianer Münzen nach Ihren Typen.

249

O seil (f.

Antonio Grimani ....... 1521 152;) .... 78

Matapane in Gold,

Giacomo Tiepolo . 1208—1249, besondere Seltenheit-, 6.

Zecchino (Gold) ») 1280—1797.

Von Giovanni Dandolo 1280 ohne Unterbrechung unter allen Dogen Venedigs bis zu Ende der Republik 1797 geprägt nach dem Typus 12. Marin Faliero . . . . 17 Alois Mocenigo III . .206 Alois Mocenigo I . . 110 Alois Mocenigo IV . .217 Alois Mocenigo II . .189 Giovanni Corner I . .161 Giovanni Corner II, 199. DieZecchini dieser sieben Dogen tragen fehlerhafte Umschriften und sind sehr selten.

Mezzo Zecchino 1501—1797.

Leonardo Loredan . . 76 (Lücke 1570 1585)

Antonio Grimani . . .76 Pasquale Cicogna .

(Lücke 1523 1553). Marino Grimani . .

Marc Antonio Trevisan . 76 Leonardo Dona . .

Francesco Venier . . .76 Marcantoniö Memmo

(Lücke 1556-1559). (Lücke 1615—1618)

Girolamo Priuli .... 76 Antonio Priuli . .

Pietro Loredan .... 76 Francesco Contarini

. 76

76 s.

. 76

. 76

76 76

i) Besonders selten sind die Zecchini von Giovanni Dandolo, Pietro Gradenigo, Marin Zorzi, Bartolomeo Gradenigo, Toraaso Mocenigo , Sebastian Venier , Carlo Contarini , Pasquale Malipiero, Cristoforo Moro , Giovanni Mocenigo , Agostino Barbadigo , Mario Barbadigo, Nicolo Dona, Francesco Contarini, Francesco Corner, Michele Morosini und Kaiser Franz von Oesterreich.

250

C. v. Wächter : System. Beschreibung der

Giovanni Corner I . .

. 76

Francesco Morosini .

. 76

Nicolo Contarini . .

. 76

Silvestro Valier . . .

. 76

Francesco Erizzo . .

. 76

Alois Mocenigo II .

. 189

Francesco Molin . .

. 76

(Lücke 1709—1722).

(Lücke 1655—1656).

Alois Mocenigo III .

. 206

Francesco Corner . 76 ss.

Carlo Ruzzini . . .

. 76

Bertucci Valier . . .

76

Alois Pisani ....

76

Giovanni Pesaro . .

. 76

Pietro Grimani . . .

. 76

Domenico Contarini .

. 76

Francesco Loredan .

. 76

Nicolo Sagredo . . .

. 76

Marco Foscari . ,

. 76

(Lücke 1676-1684).

Alois Mocenigo IV .

217

Marc Antonio Giustinian 76

Paolo Renier ...

76

Lodovico Manin 76.

Viertel Zecchino (Gold) i) 1567—1797.

Pietro Loredan . . 108, s.

Francesco Erizzo .

. 108

(Lücke 1570—1578).

Francesco Molin . .

. 108

Nicolo da Ponte 115 w

'.108

Carlo Contarini . .108 ss.

Pasquale Cicogna .

108

Francesco Corner . 108 ss.

Marino Grimani . .

108

Bertucci Valier . .

108

Leonardo Dona . .

108

Giovanni Pesaro . .

108

Marc Antonio Memmo

108

Dominico Contarini .

. 108

Giovanni Benibo .

108

Nicolo Sagredo . . 359 ss.

Nicolo Dona . . 108 ss.

Alois Contarini . .

108

Antonio Priuli . . .

108

(Lücke 1684—1688).

Francesco Contarini .

108

Francesco Morosini 360 ss.

(Lücke 1624-1630).

Silvestro Valier . .

108

Nicolo Contarini . . .

108

Alois Mocenigo II .

189

i) Einige dieser kleinen Münzen haben in der Umschrift des Averses nur den Namen und Zunamen des Dogen z B. MARIN GRIMAN, BERTVC- VAL'IER

Venezianer Münzen nach ihren Typen.

251

Giovanni Corner II . . 193 Francesco Loredan. . 108 Alois Mocenigo III . . 206 Marco Foscari . . . .108 Carlo Kuzzini . . . 108 s. Alois Mocenigo IV . . 108 Pietro Grimani . . . 108 Paolo Kenier .... 108 Lodovico Manin 108.

Scudo d'oro (Gold) 1523—1595.

Andrea Gritti .... 81 (Lücke 1553 1554). Pietro Lando .... 81 Francesco Venier . . 81 Francesco Dona ... 81 (Lücke 1556 1585). Pasquale Cicogna 81.

Memta Doppia *j 1623—1797.

Francesco Contarini . 81 Pietro Grimani ... 81

Giovanni Corner I . . 81 Francesco Loredan . . 81

(Lücke 1629—1709). Marco Foscarini ... 81

Giovanni Corner II . . 81 (Lücke 1763— 1779).

(Lücke 1722-1741). Paolo Renier .... 81

Lodovico Manin 81.

Doppia oder doppio Scudo d'oro 1618—1797.

Antonio Priuli . . . .152

(Lücke 1676—1735).

Francesco Contarini 152 ss.

Alois Pisani . . .

152

Giovanni Corner I . .152

(Lücke 1741—1752).

Nicolo Contarini . . .152

Francesco Loredan

. 152

(Lücke 1631 1656).

Marco Foscarini . .

152

Bertucci Valier . . .152

Alois Mocenigo IV .

152

(Lücke 1658—1675).

Paolo Renier . . .

152

Nicolo Sagredo . . .152

Lodovico Manin . .

152

*) Als das Gewicht dieses Scudo d'oro verdoppelt wurde, nannte man denselben Mezza Doppia.

252

C. v. Wächter: System, l'.eschreibung der

Mezzo Scudo (Voro 1523— 15»6.

Andrea Gritti . . .81 s. Francesco Dona ... Hl (Lücke 1538—1545). (Lücke 1553—1554).

Francesco Venier 81.

Quarto di Doppia *) 1732—1797.

Carlo Ruzzini . . . 211 s. Marco Foscarini 211 od. 81

Alois Pisani . 211 oder 81 Alois Mocenigo IV 211 od.81

(Lücke 1741—1752). Paolo Renier . 211 oder 81

Franc. Loredan 211 od. 81 LodovicoManin 211 od. 81

Ducato d'oro (Gold) 1606—1629.

Leonardo Dona 136 a, b, c. Antonio Priuli . . . .153 (Lücke 1612—1618). (Lücke 1623—1625).

Nieolo Dona . . 136 a, ss. Giovanni Corner I . 136 a.

Mezzo Ducato d'oro (Gold). Leonardo Dona 1606—1612 137

Ducato d'oro doppio (Gold). Leonardo Dona 1606—1612 . . . 138 ss.

Zecchino doppio mit dem Typus des Marcello

(Gold).

Antonio Priuli 1618-1623 151

Da 20 Zecchini.

Francesco Molin 1646 1655 175

Lodovico Manin 1789—1797 222

i) Als das Gewicht des Scudo d'Oro verdoppelt wurde, be- Äiinn man den mezzo Scudo d'oro Quart o di D oppia zu nennen.

Venezianer Münzen nach Ihren Typen. *vV

Da 6 Zecchini.

Francesco Morosini . . . .1688—1694. . . . .1*8

Da clodici Zecchini.

Giovanni Corner II . . . .1709 1722 195

Francesco Molin 1646—1655 175

Da 3 Zecchini, Carlo Ruzzini 1732-1735 210

Da 15 Zecchini.

Pietro Grimaui 1741—1752 215

Da 10 Zecchini.

Alois Mocenigo IV . . . .1763—1778 218

Paolo Renier 1779—1789 . . . wie 218

Lodovico Manin 1789 1797 . . . wie 218

Da 40 Zecchini.

Paolo Renier .1779—1789. . . .220

Da 18 Zecchini.

Paolo Renier 1779—1789 221

Da cento Zecchini.

Lodovico Manin 1789—1797. ... 222

Da cinquanta Zecchini.

Lodovico Manin 1789—1797 222

Da cinque Zecchini.

Lodovico Manin 1789-1797 222

9'"S4

*<"" C. v. 'Wächter : System, ücschreibung der

Da qtiattro Zecchini.

Lodovico Manin 1789—1797 222

Da venti cinque Zecchini.

Lodovico Manin 1789—1797 222

Da 16 Zecchini.

Francesco Molin 1G4G 1655 175

Zecchino doppio.

Giovanni Corner II . . . .1709-1722 194

Marchetto in ovo.

Giovanni Corner II . 1709—1722 . 205. Im Gewicht von einfacher und doppelter Zecchine. Besondere Selten-

heit.

Name und Gattung

der Münzen, welche die Republik Venedig für ihre überseeischen Länderbesitzungen und die Terra ferma schlagen Hess.

Tornese oder Vessillifero (I. Typus).

aj Für Dalmatien und Albanien, vom Jahre 1410,

Nr. 223. Von besonderer Seltenheit. b) Für die venezianische Levante: Andrea Dan dolo, Jahr 1350 Marco Corner 255 oder 363 255 ss. Andrea Contarini . 255 ss. Marino Falier . . 255 ss. Michele Morosini . . 255 Giovanni Gradenigo .255 Antonio Venier 255 und 364 Giovanni Dolfin . . . 255 Michele Steno .... 255 Lorenzo Celsi .... 255 Tomaso Mocenigo . . 255 Francesco Foscari 255.

Venezianer Münzen nach ihren Typen. äDO

Tomese oder Vessillifero (IL Typus)

für die Levante.

Francesco Foscari . . 250 Cristoforo Moro . . 256 8.

Tornesello oder Tomess e- Vessillifero (III, Typus)

für die Levante.

Agostino Barbadigo . 257 Andrea Gritti .... 257

Leonardo Loredan . . 257 Pietro Lando .... 257

Antonio Grimani . . . 257 Francesco Venier . . 257

Pietro Loredan 257.

Da quattro Tornesi.

Anonym für C an dia 339

Da 30 Tornesi (I, Typus).

Antonio Priuli, mit lateinischer Schrift ; für die Levante 259

Da 30 Tornesi (IL Typus).

Antonio Priuli, mit griechischer Umschrift; für die Levante 260

Giovanni Corner I 1625, mit griechischer Umschrift; für die Levante 261

Da 32 Tornesi.

Antonio Priuli , 1618, mit griechischer Umschrift, für die Levante 262

Da 60 Tornesi oder 4 Soldi.

Antonio Priuli, 1618, für die Levante 263

Giovanni Corner I, 1625, für die Levante 265

^»'0 Q. T. Wächter: System. Beschreibung der

Da 15 Tornesi oder 1 Soldo.

Antonio Priull, 1618, für die Levante 264

Giovanni Corner I, 1625, für die Levante 260

Piastv a.

Francesco Contarini 1623 für die Levante .... 267 88.

Real e.

Francesco Contarini, 1623 für die Levante . . . 26$ ss. Francesco Erizzo, 1645 für die Levante . . . . 26!»

Leone Morosini.

Für die Levante: F. Morosini 1688 . 270 ss. A. Mocenigo II 1700 270 s. Silvestro Valierl694,274 ss. Giovanni Corner 1709 270 Alois Mocenigo II, 1706 für Dalmatien und Albanien . 230

Menno Leone.

Francesco Morosini, für die Levante 271 ss.

Silvestro Valier, für die Levante 275 ss.

Alois Mocenigo II, für Dalmatien und Albanien . . 231 s.

Quarto dl Leone.

Für die Levante : Francesco Morosini 272 ss. Alois Mocenigo II . 272 ss. Silvestro Valier . . 276 ss. Giovanni Corner . 272 ss. Alois Mocenigo II, 1706 für Dalmatien und Albanien 232 ss.

'/s Leo n e.

Francesco Morosini, für die Levante 273 ss.

Silvestro Valier, für die Levante 277 ss.

Alois Mocenigo II, 1706 für Dalmatien und Albanien 232 s.

9^7

Venezianer Münzen nach ihren Typen. u\j %

Gazzetta.

Vom Jahre 1690, 1706, 1730 für Dalmatien u. Albanien 227

Per le Isole e l'armata für die Levante 278

Per l'armata e per la Morea 1688 für die Levante . . 280 Per Corfu, Cefalonia e Zante, 1730 für die Levante . 282

Von Francesco Molin, 1647 für Candia 294

Vom Jahre 1658 für Candia 299

Anonyme Gazetta da dne Soldi 323

Li r et t a.

Vom Jahre 1664 für Dalmatien und Albanien .... 224 Anonyme Liretta IN TE CONFIDO ...... 324

Mezza IÄretta.

Anonyme mezza Liretta IN . TE . CONFIDO . . . 325

Da otto.

Vom Jahre 1664 für Dalmatien und Albanien .... 225

Da quattro.

Vom Jahre 1664 für Dalmatien und Albanien .... 226

S ol d o.

Vom Jahre 1690, 1706, 1730 für Dalmatien u. Albanien 228

Für Cattaro 1638 (für Albanien) 249

Per le Isole e par l'armata v. J. 1688, für die Levante 279

Per l'armata e la Morea, für die Levante 281

Für Corfu, Zante Cefalonia, für die Levante .... 283

Von Francesco Molin, 1647 für Candia 295

Vom Jahre 1658 für Candia 300

17

u'Jv Qt v_ -Wächter: System. Beschreibung der

Mezzo Soldo. Vom Jahre 1690 für Dalmatien und Albanien . . . 229 s. Für Cattaro (für Albanien) ..." 250

Galeazza.

Alois Pisani vom Jahre 1736 für Dalmatien und Albanien

a, b, 233, 234 s. Mezza Galeazza. Vom Jahre 1736, für Dalmatien und Albanien . . . 235 Si

1 ji Galeazza. Vom Jahre 1736 für Dalmatien und Albanien . . 236 ss.

Bagattino.

Von Sebenico 1485 (Dalmatien) .......... 237

Zara 1491 * ... 238

Trau 1492 239

Spalato 1491 . . 240

Lesina 1493 241

Antivari 1490, für Albanien 254 ss.

Treviso 1492, für die Terra fernia veneta . . . 359 Francesco Foacari, 1443 für Padua und Verona 310 AgostinoBarbadigo, 1491 311 L. Loredan, (1501—1521) 312

Anonymer Bagattino 336 und 337

Mezzo Bagattino. Anonymer halber Bagattino 338

Grossetto.

Für die Seefahrer nach der Levante von A. Barbadigo 258

Von Cattaro ; Jahr 1423 für Albanien 242

Scutari 1423 253

Venezianer Münzen nach ihren Typen.

Mezzo Grossetto.

259

Cattaro vom Jahre 1548 für Albanien I. Typus . . 243

* 1567 IL '„ .244

n '% , 1597 III. „. . .245

1627 -IV. . .246

Quattrino.

Von Cattaro I. Typus 1451 für Albanien 247

n n Ö 1648 248

Für Bergamo 1589 Terra ferma veneta . . , . .313 Kavenna 1442 ., . . . . . . 314

Eovigo 1442 315

Anonyme Qnattrini 334 und 335

Follare,

Von Cattaro 1569, Albanien ' 251, a.

Doppio Follare.

Vielleicht für Cattaro ? (Im Museum von Turin) 251 b, ss.

Tallero (I. Typus).

Von Francesco Loredan 1756 für die Levante . . 284 s. Marco Foscarini ... 284

Alois Mocenigo IV ... 285

Mezzo Tallero (I. Typus).

Von Francesco Loredan, für die Levante wie der Ganze 284 Marco Foscarini 284 s. Alois Mocenigo IV 284 (Durchmesser 33 Mm.)

17*

260

C. v. Wächter: System. Beschreibung der

Quarto dl Tallero (I. Typus).

Von Francesco Loredan, für die Levante, wie der Ganze 284s Marco Foscarini ,, ,, 284

.. Alois Mocenigo IV ,, .. ,, 284

(Durchmesser 28 Mm.)

Tallero (IL Typus).

Von Alois Mocenigo IV, für die Levante 285

Paolo Renier ..... 285 Lodovico Manin 285

Mezzo Tallero (IL Typus).

Paolo Renier, für die Levante 280

Lodovico Manin, für die Levante 280

Quarto dl Tallero (II. Typus).

Paolo Renier, für die Levante .... 288

Lodovico Manin, für die Levante 288

di Tallero (IL Typus).

Paolo Renier, für die Levante 287

Lodovico Manin, für die Levante 287

Verpero.

Das einzige bisher bekannt gewordene Exemplar dieser Münze besitzt das Medaillen - Kabiuet der National- Bibliothek in Paris. »Siehe 289.

Soldini 21/* Vom Jahre 1632 für Candia 290

961

Venezianer Münzen nach ihren Typen. ~K' A

Moneta Grimani.

Von .Giovanni Grimani, 1646 ; für Candia .... 296 88.

Soldino.

Vom Jahre 1632 für Candia 291

Anonymer Soldino 326 a, b, c, d.

Gazzetta cloppia.

Von Francesco Erizzo, 1645; für Candia .... 292 Francesco Molin, 1647; 293

Ossiäionale.

Da dieci Lire für Candia 297

Da Lire cinque ,, 298

Garzia.

1553 von Marc Antonio Trevisan,

für Cypern

. 301 ss.

Francesco Venier

7? V

. 304 s.

Lorenzo Priuli

n v

. 305 s.

Girolamo Priuli

» "

. 306 ss.

Pietro Loredan

n n

. 307 s.

Garzia Quaärupla.

1568 von Pietro Loredan, für Cypern ..... 302 ss.

Bisante ossiäionale.

Vom Jahre 1570 für Cypern 303 ss.

Da X

Vom Jahre 1571 für Cypern 308

262

C. v. Wächter: System. Beschreib, d. Vcncz M. nach ihren Typen.

Anonyme Münzen.

Anonymer Viertel Zecchino vom Typus des Da duc , 316

Da cinque Soldi , . . 317

Lirone da venti Soldi 318

Lirone da dieci Gazzette 319

Da quattro Gazzette 320 "

Da tre Gazzette 321

Da due Gazzette . 322

Bezzo 327

Bezzone doppio 328, 330, 340

Bezzone zu 6 Bagattini 329, 331, 332, 333, a, b, c, d, 341

Quarto di Seudo 252

Hiezu noch die vorerwähnten Münzen 323, 324, 325, 326,

335, 336, 337, 338, 339,

Münzen und ZeicJwn

deren Namen und Werth unbekannt sind.

342, 343, 344, 345, 346, 347, 348, 349, 350, 354, 355, 356, 357.

Ternare.

Nr. 351, 352, 353.

26;;

XV. Zwei Medaillen

zur

Erinnerung an die Orient-Reise Sr. Majestät des Kaisers Franz Joseph von Oesterreich

im Spätherbste 18(59.

Von Dr. Joseph v. Bergmann.

I.

Medaille auf den Besuch des heiligen Grabes in Jerusalem.

Av.: FRANCISCVS IOSEPHVS I D ei G-ratia AVSTEIAE IMPERATOR ET HVNGARIAE REX- APOST -olicus. Das wohlgetroffene belor- beerte Porträt des Kaisers. Unten: I*osephus TAVTENHAYN.

R e v. : S ACRVM REDEMTORIS SEPVLCRVM POST- CRVCIATAS EXPEDITIONES -OMNIVM IM- PERATORVM OCCIDENTALIVM PRIMVS- INVISIT- Im Felde die vor dem Throne stehende

^v)'i l)r. Joseph v. Bergmann: Zwei Medaillen zur Erinnerung an die

Religion mit dem Sterne des Glaubens auf dem Haupte, welche in der erhobenen Rechten das Kreuz und in der gesenkten Linken das Evangelium hält; zu jeder Seite derselben kniet ein Engel; jener zur Rechten (von der Medaille aus gesehen) legt die österreichische Kaiser- krone am Fusse des Kreuzes nieder, dieser zur Linken mit gekreuzten Armen ist das Sinnbild der Andacht.

Im Abschnitte: IX-NOV-MDCCCLXiX. Dm. 75. Mm., Gewicht: 6i*/16 Lth.

IL

Medaille auf die E r ö f f n u n g des S u e z - C a n a 1 s. Av. : Gleich der Medaille I.

Rev.: Im Felde: Aegypten, personificirt in weiblicher festlich geschmückter Gestalt, auf einer Sphinx ruhend, zeigt mit der Rechten auf drei Pyramiden des Landes und hält in der Linken eine Rolle, gleichsam den Plan des Suez-Canals, zur Linken gewahrt man das österreichische Schiff, auf welchem der Kaiser die Fahrt durch den Canal eröffnete.

Im Abschnitte in drei Zeilen : AD VENT VS AVGVSTI IN AEGYPTVM OB- APERIVNDAM-FOSSAM- «) SVEZIANAM MDCCCLXIX.

Dm. wie die Medaille I. Gewicht: 6i*/16 Lth.

J) Da das uns geläufige Wort Canalis, welches Manche hier vermissen, im Lateinischen nur eine Röhre, Wasserrinne bezeichnet

Orientreise Sr. Maj. des Kaisers Franz Joseph von Oesterreich. &yj<~r

Beide Medaillen wurden auf Anordnung Sr. Exe. des k. k. Oberstkämmerers F. Z. M. Franz Grafen v. Crenne- ville von dem talentreichen Kammermedailleur Tauten- hayn angefertigt.

Wir erachten es als unsere Aufgabe, den Freunden der Med ai Heilkunde von dieser denkwürdigen Orient- Reise eine quellensichere Uebersicht »), welche zugleich die Darstellungen auf beiden Medaillen beleuchten soll, zu bieten und im Anschlüsse die Richtigkeit der Umschrift auf der Kehrseite der Medaille I. in Betreff der Besuches des heiligen Landes und des heiligen Grabes von Seite abendländischer Kaiser zur Zeit der Kreuz- züge in den Jahren 1148 und 1229 nachzuweisen.

Der Kaiser fuhr mit zahlreichen Gefolge am 25. October Abends auf der Eisenbahn von Pest nach Bazias, der End- station der österreichischen Südostbahn, und gelangte von da am 26. Morgens nach'Ruscuk und weiter auf der Eisenbahn nach Varna. Hier schiffte der Kaiser sich am 27. Abends 9 Uhr auf der türkischen Yacht „Sultanieh" nach Constan-

wurde das Wort Fossa, das nicht nur einen einfachen Graben,, sondern auch bei Classikern einen Canal und besonders im Plural Can alanlagen bedeutet, gewählt, so bei Sueton, Tacitus und Pomponius Mela. Bei jenem (Claud. cap. 1.) sind Fossae Drusianac die Canäle , welche in den Jahren 12 und 11 vor Christi Geburt an der rechten Seite des Rheins von Drusus gegraben wurden. Nach Taciti Annal. II 8 konnte man durch eine Fossa Drusiana aus dem Rhein in den Zuydersee und in den Ocean gelangen. Nach Mela II r 5, ist die Fossa Mariana der Canal an der östlichen Mündung der Rhone, von Marius angelegt um den Schiffen das Einlaufen zu erleichtern.

!) Dudik: Kaiserreise nach dem Oriente. Wien, in der k. k. Hof- und Staatsdruckerei 1870. VI und 342 S. in 4°.

2Ö6

Dr. Joseph v. Bergmann : Zwei Medaillen zur Erinnerung au die

tinopel ein, ankerte daselbst am 28. um 6 Uhr, und ward am Bord des Schiffes von Sultan Abd-ul-Aziz als kaiserlicher Gast feierlich empfangen.

Nachdem der Kaiser die Merkwürdigkeiten StambuFs gesehen und mit dem Sultan die Fahrt in die reizenden Gewässer des Bosporus gemacht hatte, verliess er am 1. November Abends 9 Uhr die kaiserliche Residenz auf der österreichischen Yacht „Greif" fuhr durch dasMannara- Meer und den Hellespont und landete am 3. um 9 Uhr im Piräus, wo der König Georgios ihn feierlich empfing.

Nach Besichtigung der classischen Denkmäler Athens setzte der Kaiser die Seereise nach Syrien fort wo der „Greif" am 7. Nachts auf der Rhede von Jaffa (Joppe) vor Anker ging.

A. DerKai serin Jerusalem.

Der Kaiser war der Erste , welcher am 8. gegen halb 10 Uhr den Boden des heiligen Landes betrat. Vor der Stadt ward ein Lager bezogen, wo die Karawane nach Jerusalem sich sammelte. Um halb 11 Uhr begann in grosser Karawane, an die sich auch die aus den nächst- gelegenen Gegenden entbotenen Beduinen Scheichs und Drusen - Häuptlinge angeschlossen hatten, der Ritt. Das Nachtlager ward bei Abu-Gosch unter Gezeiten genommen. Am 9. um 8 Uhr zog die Karawane gen Jerusalem. Vor der heiligen Stadt war ein Triumphbogen errichtet, bei dem der* Kaiser vom Pferde stieg, niederkniete, den Boden küsste und minutenlang in Andacht versunken blieb. Die ganze zahlreiche Versammlung lag auf den Knien und selbst die türkische Begleitung stieg von ihren Pferden und Todtenstillc herrschte, während derKaisör betete. (S.Dudik, S. 180 fl.).

Orientreise Sr. Maj. des Kaisers Franz Joseph von Ocsterrcich.

267

Vor demJaffa-Thore stieg der kaiserliche Pilger aber- mals vom Pferde um zu Fuss den Einzug in die Stadt zu halten. Der Weihbischof Vincenzo de Braeco an der Spitze des katholischen Clerus bewillkommnete den Monarchen, reichte ihm das Kreuz zum Kusse und eröffnete die feier- liche Procession. Der Kaiser ging unter dem Baldachine zitr Grabeskirche. Glockengeläute und Kanonendonner ver- kündigten, dass nach 640 Jahren wieder einmal ein abendländischer Kaiser zur heiligen Stätte wallte. Beim Eintritte in die Grabeskirche küsste er kniend den Stein, auf welchem der Leichnam des Gekreuzigten gesalbt wurde, und trat dann, er allein in die eigentliche enge Capelle des heiligen Grabes (deren zweite Abtheilung das eigentliche, in den Urfels eingehauene heilige Grab des Erlösers einschliesst), während das Te Deum feierlich abgesungen wurde. Hierauf ward der Kaiser auf den Calvarienberg geführt und kam nach 4 Uhr in seine Residenz im österreichischen Pilgerhaus. Später besuchte er den Oelberg, das Thal Josaphat, Absolons Grab, das Dorf und die Quelle Siloa.

An den nächstfolgenden Tagen wurden die Wohl- thätigkeitsanstalten und Merkwürdigkeiten Jerusalems be- sucht, darunter der Berg Moria, des Kalifen Omars Moschee, der Kreuzweg (via dolorosa).

Wir bemerken noch, dass während des Aufenthalte s in Palästina an Se. Majestät als „K ö n i g v o n J e r u s a 1 e m" vom Patriarchen das Recht übertragen wurde den Orden vom heiligen Grabe nach eigenem Ermessen zu verleihen *).

!) Das Königreich Jerusalem gieng unter im Jahre 1291. Der Titel eines Königs von Jerusalem kam durch Erbschaft an das Haus Lothringen Vaudemont. Noch Kaiser Franzi führte

268

Dr. Joseph V, Bergmann: Zwei Medaillen zur Erinnerung an die

Am 13. halb 11 Uhr ward die Abreise von Jerusalem angetreten, gegen 4 Uhr kam die Karawane ins Lager von Bamleh, wo sie Übernachtete, und am 14. nach dreistün- digem Kitte erfolgte die Ankunft in Jaffa, von wo der „Greif" um halb 3 Uhr nach Port-Said abfuhr.

B. Die feierliche Eröffnung des Suez-Kanals.

Der Kaiser empfieng am 15. November bei der Ein- fahrt in den Hafen von Port- Said am Bord seinen Bot- schafter an der osmanischen Pforte F. Z. M. Freiherrn von Prokesch-Osten nebst dem kaiserlichen und königlichen Consular-Corps , und als der Anker geworfen war, kam der Vice-König von Aegypten mit grossem Gefolge an Bord um den Kaiser zu bewillkommen, auch Abd-el-Kader, der grosse Araber-Häuptling, ward am Bord empfangen.

Am nördlichen Ende der Mündung des Kanalhafens, dessen Quai den Namen „Franz Joseph" erhielt, ward um 3 Uhr die Weihe des Suez-Kanals zwischen den Fahnen aller Nationen unter Kanonen-Salven und Musik von Monsignore Ciurcia, apostolischem Vicar für Aegypten vorgenommen, die Festrede hielt der Convertite Monsi- gnore Bauer, apostolischer Proto-Notarius. Ein Te Deum und die übliche Benediction schlössen die Feierlichkeit.

Am 17. begann das Einweihungsgeschwader von 36 Schiffen, die in vier Gruppen sich theilten, die feierliche Fahrt durch den Kanal, welcher seinem bei weitem grösseren Theile nach im Fingsande gebaut ist, in einer düsteren Wüsten-Landschaft.

denselben auf seinen Münzen, s. Thaler - Kabinet von Ritter und Schulthess-Kechberg. Bd. I, Nr. 464— 471, aber nicht mehr seine Nachfolger, Kaiser Joseph II etc.

ortq

Orientreisc Sr. Maj. des Kaisers Franz Joseph von Oesterreich. -w

Uni 5*/g Uhr Abends warf der „Greif" im See Timsah, an welchem Ismailia liegt, die Anker aus, von aegypti- schen Landbatterien salutirt ; Abends ward Ismailia diese Wunderschöpfung in der Wüste, illuminirt, in der Ferne unter Trommeln und Pfeifen ein Volksfest gefeiert.

Am 18. einpfieng der Kaiser die österreichische Colonie, die an 800 Seelen zählt, und machte, vom Vice- Könige geführt, eine Fahrt in das Innere der 1862 fächer- artig angelegten Stadt von 4500 Einwohnern.

Am 19., dem Festtage der heil. Elisabeth, einpfieng der Kaiser nach der heil. Messe die Glückwünsche der Minister für die Kaiserin, worauf um 12 Uhr Ismailia ver- lassen und schon um 4*/8 Uhr beim Südleuchtthurm der Bitterseen geankert wurde

Am 20. ward schon um lls/4 Uhr die Fahrt bis Suez am Busen des rothen Meeres zurückgelegt. Die ganze Länge dieses maritimen Kanals, welcher den Occident mit dem fernen Oriente verbindet, beträgt 83 See- das ist etwa 21 deutsche Meilen, der erste Spatenstich ward am 26. April 1859 durch Herrn Ferdinand Lesseps geführt, die Baukosten belaufen sich auf 404 Millionen Francs.

Da nach der Landung in Suez die Festlichkeiten zu Ende waren, begab sich der Kaiser mittelst der Eisenbahn nach Cairo und, vom Vice-König feierlich empfangen und nach dem Feenschlosse Gesneh begleitet , besuchte er am 21. die hervorragendsten der 400 Moscheen der Stadt, die Citadelle mit ihren Kasernen und Militär - Etablisse- ments, das grosse Todtenfeld und besichtigte den Obelisk des berühmten Sonnentempels von Heliopolis, und am folgenden Tage den Marstall.

6 i\J Dr. Joseph v. Bergmann: Zwei Medaillen zur Erinnerung an dio

Der 23. November ward gewidmet dem Besuche des in seinem Kern noch ursaracenischen Alt-Cairo, der grossen Moschee, der Bazars, des neuen aegyptischen Museums (seit 1858), durch welches den Kaiser dessen zweiter Vorstand, der gelehrte Aegyptologc Herr Professor Brugsch, als sachkundigster Erklärer begleitete.. Am 24. ward eine Excursion zu den Ueberresten der alten Pharaonenstadt Memphis vorgenommen , das Serapeum, die Gräber der Apisstiere, die merkwürdige Todtenkammer des Ti, Baumeisters für Ober- und Unter- Aegypten und Schatzmeisters wurden des Besuches gewürdigt, worauf der Kaiser zu Pferd sich in die libysche Wüste zu den grossen Pyramiden begab, deren höchste von 422 Fuss, (nämlich die des Pharaonen Cheops um 3600 v. Chr.), er bestieg und dann in die Grabeskammern im Inneren der- selben eintrat.

Am 25. erfolgte mittels eines Separatzuges auf der Eisenbahn die Fahrt von Cairo nach Alexandria, und am 26. nach dem Abschiede vom Khedive, dem kaiser- lichen Botschafter Freiherrn v. Prokesch-Osten und dem Consular-Personale um 3'/3 Uhr die Abfahrt auf dem „Greif", welcher am 30. um 2 Uhr Früh in.Corfii an- langte, und von dort Nachmittags 4 Uhr gegen Triest abfuhr. Ein furchtbarer Sturm verfolgte die Yacht, alle betraten am 3. December Früh freudigen Herzens den heimischen Boden. Der Kaiser begrüsste die Kaiserin, welche am 5. um 2 Uhr auf demselben „Greif" nach Ancona gegen Rom abreiste, worauf der Kaiser Abends Triest verliess und den folgenden Morgen wieder in seine Residenz einkehrte.

Orientreise Si.Maj. des Kaiseis Franz Joseph von Oesterreich. äi!

C. Abenländische Kaiser in Palästina und Jerusalem.

Jerusalem wurde im ersten Kreuzzuge im Jahre 1099 erobert und Gottfried von Bouillon, Herzog von Nieder- Lothringen , von den kreuzfahrenden Herren am 23. Juli zum ersten Könige von Jerusalem erwählt, wo er auch am 18. August des folgenden Jahres 1100 starb.

Als man im Jahre 1144 nach dem Falle von Edessa in Syrien, einer Vormauer von Jerusalem, auch den Verlust dieser heiligen Stadt und der übrigen Besitzungen befürch- tete, wurden auf Ermahnung des Papstes Eugen III und vom Feuereifer des heiligen Bernhard von Clairvaux be- geistert, Kaiser Konrad III aus dem schwäbischen Hause der Hohenstaufen, und König Ludwig VII von Frankreich, als die ersten Herrscher der abendländischen Christenheit bewogen das Kreuz zu nehmen.

Wir begleiten zu unserem Zwecke in aller Kürze nur die Kreuzfahrt des Kaisers , welcher aus dem Lager von Regensburg mit den edelsten Fürsten Deutschlands, seinen Zug eröffnete. Von diesen seien namentlich bezeichnet: seine Halbbrüder, der gelehrte Otto Bischof von Freisingen und Heinrich (Jasomirgott) Markgraf in Oesterreich und Herzog in Bayern, Ottokar V, Markgraf von Steiermark, Bernhard Herzog von Kärnten (f in Palästina am 25. März 1148) Wladislaw II Herzog von Böhmen, der alte Herzog Weif VI, und sein (d. i. des Kaisers) jugendlicher Neffe Friedrich III, Herzog von Schwaben, der als Kaiser Friedrich I, im Jahre 1152 seinem Oheim auf dem Throne

272

Dr. Joseph v. Borgmann: Zwei Medaillon zur Erinnerung an die

nachfolgte *). Diesen schioss sich eine reiche Anzahl von Rischöfen, Grafen, Herren und Rittern an.

Zu Anfang Mai 1147 fuhr der Kaiser auf der Donau nach unserer Ostmark und schlug sein Lager bei Ardagger auf, wo er die zu Land nachziehenden zahllosen Schaareu kampflustigen Volkes am Tage vor Christi Himmelfahrt (28. Mai) erwartete. Das Pfingstfest (8. Juni) feierten die Wallbrüder unweit der Fischa. Der Heereszug rückte von da über die Lcitha durch Ungarn, Bulgarien und über Konstantinopel unter grossen Mühseligkeiten und Schwie-

') Verwandtschaft dieser Begleiter mit dem Kaiser und dessen Neffen. Agnes, Kaiser Heinrich' s IV Tochter, war in erster Ehe mit Friedrich von Büren, erstem Herzog von Schwaben (die früheren Herzoge nannten sich von Alemannien), bis 1105 ver- mählt, war die Mutter König .Konrads III, und in zweiter Ehe, (1. Mai 1106 in Melk) mit Leopold IV, Markgrafen in Oesterreicb, die Mutter des Bischofs Otto von Freisingen, und dessen Bruders Heinrichs ( Jasomirgott) Markgrafen in Oesterreicb und von 1142— 1156 Herzogs von Baiern, der, nachdem er dem Weifen Heinrich dem Löwen Baiern abgetreten hatte , von Kaiser Friedrich I, welcher durch seine Mutter Judith den Weifen und den Babenbergern gleich nah verwandt war, zum erblichen Herzog von Oesterreicb erhoben wurde. Gertrud, eine der fünf Töchter des Markgrafen Leopold IV, war Gemahlin W 1 a d i s 1 a w s II, Herzogs von Böhmen, den Kaiser Friedrich I, für seine Person zum König von Böhmen erhöhte. Ottokar V, Markgraf in Steiermark, 1145 mit Kunigunde Gräfin von Vohburg vermählt, ward mit Herzog- Friedrich, der im Jahre 1149 die Gräfin Adelheid von Vohburg ge- chelicht hatte, verschwägert und dessen Sohn Ottokar VI von dem- selben Kaiser Friedrich am 29. Juni 1180 zum ersten Herzog von Steiermark erhoben, nach dessen kinderlosem Tode (8. Mai 1192) dieses Land an Leopold VI, Herzog von Oesterreicb kam. Beach- tungswerthe wohl gegliederte Kette der Verwandtschaft und der Rangserhöhungen !

97*-*

Orientreise Sr. Maj. des Kaisera Franz Joseph von Oesterreith. i u

rigkeiten durch das byzantinische Reich und Kleinasien nach Palästina.

Der Kaiser gelangte erst im April 1148 nachPtolemais (Akkon oder St. Jean d'Acre), wo er die Osterwoche feierte, hielt wenige Tage darauf seinen Einzug in Jeru- salem, wallfahrtete zu allen heiligen Stätten und durch- reiste das ganze Königreich Jerusalem , belagerte vergeb- lich Askalon. Hunger, Seuche, Uneinigkeit und Treulosig- keit ausser den Kämpfen mit dem Feinde hatten im Kreuz- heere furchtbar gewüthet, so dass der Kaiser und der König Ludwig VII von Frankreich das Königreich in einem schwächeren Zustande, als sie es betreten hatten, ver- lassen mussten.

Am G. September fuhr der Kaiser mit seinen beiden Halbbrüdern, seinem Neifen Friedrich und vielen geist- lichen und weltlichen Fürsten und Herren von Akkon nach Griechenland ab und verweilte eine Zeitlang bei dem Kaiser Manuel, kam dann aus einem illyrischen Hafen nach Pola, von da nach Aquileja und Salzburg, wo er das Pfingstfest (22. Mai) feierte, nach der Heimat zurück, sein Neffe nahm seinen Weg nach Bulgarien und Ungarn und gelangte nach dem Osterfeste (3. April) in sein Herzog- thum Schwaben um mit Strenge den Landfrieden herzu- stellen. Diess war .der zweite Kreuzzug.

I.

Als der Sultan Saladin im Jahre 1187 den Christen Jerusalem wieder entrissen hatte, flammte die Begeiste- rung im Abendlande hoch auf, in welcher die Herrscher der drei europäischen Hauptreiche, nämlich Kaiser Friedrich I, der vor 40 Jahren mit seinem Oheime

18"

^'4 Dr. Joseph v. Bergmann: Zwei Medaillen zur Erinnerung an die

Kaiser Konrad III (f 1152) das heilige Land besucht hatte, Philipp August König von Frankreich und Richard Löwenherz König von England sich entschlossen persön- lich ihre Heere gegen die Ungläubigen zu führen.

Nachdem er seinem Sohne Heinrich VI im Jahre 1188 auf der Reichsversammlung zu Regensburg die Regierung des Reiches übergeben hatte, unternahm er um seinen heiligen Eifer zu bethätigen den Kreuzzug, zu welchem er bessere Vorbereitungen als die bisherigen Anführer ge- troffen hatte.

Auch er zog von Regensburg nach Wien , wo Herzog Leopold VI, sein Vetter, mit grossen Ehren ihn empfieng und sich ihm anschloss, dann weiter gegen Pressburg, wo er die nachziehenden Kreuzfahrer mit dem grossen Heere vereinigte und das Pfingstfest (28. Mai) feierte, hierauf gieng der Heerzug durch Ungarn, Serbien und Bulgarien nach Adrianopel, schloss mit dem Freundschaft heucheln- den Kaiser Isaak II Frieden, setzte bei Gallipoli über das Meer, siegte über die Türken, eroberte nach der Schlacht bei Ikonium am 18. Mai diese Stadt und schloss mit dem Sultan Frieden.

Bald (am 10. Juni) sollte den Kaiser in den Wellen des Flusses Saleph (Kalykadnus) unerwartet der Tod ereilen. Nach Einigen ertrank er in demselben badend als er sich von der Hitze des Tages abkühlen wollte ; nach Anderen wurde er, als er den voranziehenden Lastthieren, welche den Weg sperrten, durch den Strom reitend voreilen wollte , von dessen reissenden Wellen verschlun- gen. So war es ihm nicht gegönnt die heilige Stadt zum zweiten Male zu betreten. Nach Raumers Geschichte der Hohenstaufen (1823) Bd. II, 437 ruhen seine irdischen

Orientreiso Sr. Maj. des Kaisers Franz Joseph von Oosterreich. 6iD

Reste zu Tyrus, nach Dr. Wilkens Geschichte der Kreuz- züge, Thl. IV, 143 bestattete sein zweiter Sohn Herzog Friedrich von Schwaben den Leichnam in Antiochia vor dem Altare in St. Peters Münster zur Erde. Dies ist der dritte Kreuzzug.

Des so eben genannten Kaisers gleichnamiger Enkel Kaiser Friedrich II und schon nach seines Vaters, des Kaisers Heinrich VI Tode (1197) Erbkönig von Sicilien, vermählte sich in zweiter Ehe im November 1225 mit der Prinzessin Jolantha, Tochter Johanns von Brienne, Königs von Jerusalem, nannte nach Raumer Bd. HI, 396 sich König von Jerusalem und ward als solcher im gelobten Lande im Jahre 1226 anerkannt. Er stellte diesen Titel sogar dem eines Königs von Sicilien voran und Hess sein Reichssiegel hienach abändern , wesshalb er Streitigkeiten mit seinem Schwiegervater hatte.

Nach längerer Verzögerung trat er, mit dem Banne beladen, im August 1228 aus dem Hafen von Brundusium die Meeresfahrt an, landete in Syrien, ward in Ptolemais am 7. September glänzend empfangen, kam nach Jaffa und gewann hohe Achtung bei den Musulmanen. Am 18. Fe- bruar 1229 schloss er Frieden mit dem Sultan von Damascus Kamel kraft dessen dem Kaiser die Stadt Jeru- salem mit Ausschluss der Moschee des Chalifen Omar, Bethlehem, Nazareth etc. verblieben.

Am 17. März, 42 Jahre nach der Eroberung der Stadt durch Saladin, hielt der Kaiser seinen feierlichen Einzug in Jerusalem und wallfahrtete alsogleich zu dem Grabe des Erlösers. Am Morgen des folgenden Tages, Sonntag Okuli begab er in kaiserlichem Schmucke sich in die Kirche des heiligen Grabes, nahm die Krone von Jerusalem vom Altare

18*

276

Dr. Joseph v. Bergmann: Zwei Medaillen zur Erinnerung etc. etc.

und setzte sie mit eigener Hand auf sein Haupt, weil jeder Priester, so lange der Kaiser in der Stadt weilte, wegen des Interdikts, womit der Patriareh Gerold Jerusalem und insbesondere das heilige Grab belegt hatte, die Weihe versagte. Schon am nächsten frühen Morgen nach zwei- tägigem Verweilen begab er sich wieder nach Jaffa und von da am 24. nach Ptolemais. Mit Verrath bedroht, ver- liess er am 1. Mai in aller Stille diese Stadt und kehrte, von dem Deutschmeister Hermann von Salza begleitet, nach Apulien zurück. Dies war der fünfte Kreuzzug.

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Numismatische Literatur.

1. Dr. Alfred von Sallet: Die Daten der alexandri- nischen Kaisermünzen. Berlin (Weidmannsche Buch- handlung) 1870, 8. 102 S.

Dr. Alfred von Sallet, Directorial-Assistent des königl. Münzkabinets zu Berlin, hat durch seine theils in selbst- ständigen Ausgaben theils in wissenschaftlichen Zeit- schriften veröffentlichten numismatischen Abhandlungen die Aufmerksamkeit des miinzkundigen Publikums auf sich gezogen. Durch die Gediegenheit seiner Arbeiten hat er auch die ihm zu Theil gewordene Anerkennung unbestritten verdient. Abgesehen von seinem entschiednen Berufe zur Numismatik erfreut sich Dr. von Sallet noch überdies der hoch anzuschlagenden Begünstigung seine Studien an einem Museum pflegen zu können, welches vermöge seines ungemein reichen und ausgewählten Materials und vermöge seiner einsichtsvollen bewährten Leitung gegenwärtig an der Spitze der numismatischen Sammlungen Deutschlands steht. Der kritische Ernst freier Forschung mit welchem der Verfasser der vorliegenden Schrift sein Thema behan- delt, entspricht dem realwissenschaftlichen Höhenpunkte welchen die Münzkunde von Eckhel's Genius geleitet in

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Numismatische Literatur.

unsern Tagen erreicht hat. Der Verfasser bezeichnet als Zweck seiner Arbeit den Versuch festzustellen welche Jahreszahlen auf Alexandrinern wirklich sicher beglaubigt und welche zweifelhaft sind. Die historische Wichtigkeit dieser Feststellung ist bei einer fast ununterbrochnen, drei Jahrhunderte der römischen Kaisergeschichte umfassenden Münzreihe um so mehr in die Augen springend, als nicht selten die Daten und Aufschriften dieser Münzen dort als verlässliche Zeugen auftreten, wo andere historische Quellen uns im Stiche lassen. Die alexandrinischen Kaiser- münzen haben es weder ihrer ungemein grossen Anzahl noch, als Erzeugnisse unfreier aegyptischer Plastik, etwaigen Vorzügen der Fabrik, sondern zunächst nur ihrem historischen Interesse zu danken.dass sie von vielen und dar- unter von ausgezeichneten Numismatikern als Gegenstand eingehender Forschung behandelt wurden. An der Spitze dieser Forschungen stehen Zoega's Nummi Aegyptii Imperatorii, aus dem Jahre 1787, „das noch immer klassische und zugleich das älteste wirklich wissenschaft- liche Specialwerk über Alexandriner." Von dieser Grund- lage ausgehend unterzieht der Verfasser die vorzüglichsten zur Literatur der alexandrinischen Kaisermünzen gehörigen Specialwerke einer kritischen Durchsicht und gelangt nach streng wissenschaftlicher Prüfung der auf diesen Münzen befindlichen Jahreszahlen zu sicheren, oft überraschenden Resultaten, durch welche viele bisher unbemerkt gebliebne Irrthümer nachgewiesen und auf numismatischem Wege berichtigt werden.

Da Dr. v. Sallet Mitarbeiter der Numismatischen Zeitschrift ist , lasse ich hier , um jeden Schein einer Parteilichkeit zu vermeiden, die seiner vortrefflichen Arbeit mit vollem Rechte gebührende Anerkennung auf

Numismatische Literatur.

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sich beruhen. Eine Schrift, die für die numismatische Literatur als ein Gewinn bezeichnet werden darf, vertritt sich selbst am besten durch ihren inneren Werth.

Ich erlaube mir bei dieser Gelegenheit über das Material dieses Zweiges der Münzkunde Einiges von dem mitzutheilen, was ich in Aegypten, wo ich Alexandriner mit Vorliebe sammelte, entweder selbst wahrzunehmen, oder von andern zu erfahren in der Lage war. Während der Mamluken- Wirthschaft, zur Zeit gefährdeter Sicherheit der Person und des Eigenthums, lieferte Aegypten für Münzsammler nur eine dürftige Ausbeute. Antiquarische Ausgrabungen fanden keine statt, nur was zufällig nach Abfluss der Nilüberschwemmung bei Bestellung des Bodens von der Oberfläche aufgelesen ward, kam gelegenheitlich in die Hände der damals in Aegypten spärlich angesiedelten oder reisenden Europäer. Die meisten dieser Münzen wurden in der salpeterhältigen Humusschichte des Nilthals gefunden, sie waren daher stark oxydirt und verwittert. Zeugniss hiervon giebt in den europäischen Museen die schlechte Erhaltung fast aller noch im vorigen Jahrhundert gesam- melten Alexandriner. Anders kam es jedoch nach Vertrei- bung der Mamluken unter Mehmed Ali's Kegierung, wo Sicherheit im Lande herrschte und der europäische Alter- thumsfreund aus Aegyptens unerschöpflichen Fundgruben seine Sammellust ungestört befriedigen konnte. Unter den zahlreichen Denkmälern altaegyptischer Cultur, welche damals nach Europa, besonders nach Paris und London wanderten, fanden auch Münzen, Ptolemaeer und Alexan- driner, ihren Weg dahin. Die reiche Alexandriner- Sammlung in Turin stammt aus jener Zeit. In Cairo und Alexandria etablirte sich bald der Münzhandel als förmliches Geschäft. Jeder der in Aegypten Münzen sammelte , wird sich noch

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Numismatische Literatur.

des redseligen alten Toscaners Giacomo Fernandez erinnern, der den Münz- und Antikenhandel durch beinahe ein halbes Jahrhundert in Cairo schwunghaft betrieb. Fernandez war der Vertrauensmann aller in der Nähe eines Kom (des Schutt hügels einer altaegyptischen Stadt) angesiedelten Fellah , welche ihre Funde , besonders Bronzestatuetten, geschnittene Steine und Münzen regel- mässig an ihn ablieferten. In Sakhära, der Nekropolis des alten Memphis , hatte er sich zum Behufe seiner Ausgra- bungen ein kleines, von Fremden oft als Hospiz benutztes Wohnhaus erbaut. Die an Ptolemaeern und Alexandrinern sehr reichhaltige Rüppellsche Münzsammlung zu Frankfurt am Main stammt grösstentheils von Fernandez her *).

Später betrieben in Cairo auch der Araber Chamis, der Italiener Raimondo Odeschalchi u. a. den Münzhandel. Die reichhaltigste Ausbeute an Alexandrinern erfolgte jedoch seit den Fünfzigerjahren. Um das Jahr 1854 wurde im Weichbilde des alten Memphis ein grosser Fund von Potinmünzen gemacht. Diese Münzen reichten von Hadrian bis Diocletian und waren von tadelloser Erhaltung, oft mit Stempelglanz. Der Vorrath muss ungewöhnlich ergiebig gewesen sein, denn der Verkauf aus erster Hand wurde jahrelang fortgesetzt und immer in bedeutenden Partien und durch dieselben Personen betrieben, ein Beweis, dass die Münzen aus einer und derselben Fundgrube stammten. Die Verkäufer waren Fellah aus dem Dorfe Mitrehene,

*) Auch der im Belvedere in Wien aufgestellte grosse aegyp- tische Sarkophag ist von Fernandez welcher dieses merkwürdige Denkmal uralter Cultur der kaiserlichen Antiken-Sammlung , mit anerkennenswerther Uneigennützigkeit einfach gegen Vergütung der Ausgrabungs- und Transportkosten überliess.

Numismatische Literatur. i01

dessen armselige Lehmhütten auf den Schutthügeln des allen Memphis erbaut sind und in dessen Nähe, nach den umherliegenden Säulentrümmern , umgestürzten Kolossen und andern monumentalen Ueberresten zu schliessen, sich wahrscheinlich der grosse Phtahtempel befand. Der Münzfund war vielleicht ein vergrabener Tempelschatz, und die Fundstelle, welche selbstverständlich von den betheiligten Fellah sehr geheim gehalten wird, wäre demnach im Mittelpunkte von Memphis zu suchen, denn Mitrehene liegt eine starke Wegstunde vom Nilufer bei Bedreschein und ebenso weit von der Gräberstadt bei Sakhara entfernt und zwischen diesen beiden Dörfern lag, wie die Ueberreste bezeugen, die uralte Hauptstadt Memphis. Die gedachten Verkäufer erschienen fast jede Woche mit neuen Münzen, welche, nachdem ich meine Auswahl getroffen hatte , den Turnus bei Schiedehaus, Reichardt und einigen minder eifrigen Münzsammlern machten. Wie man vernimmt, soll diese Quelle noch immer nicht versiegt sein. Die werthvollen Erwerbungen seltener, zum Theil unedirter Alexandriner, welche das Berliner Münzkabinet in neuerer Zeit gemacht hat, kommen, wie mir scheint, grösstentheils aus derselben Quelle , die sich vor andern Fundorten durch die tadellose Erhaltung der Exemplare auszeichnet. Fast gleichzeitig ergaben sich in Folge eifriger Nachforschung auch im Nildelta neue Funde von Alexandrinern, Potinmünzen in der Minderzahl, häufig aber Kupfermünzen, darunter schöne Bronzemedaillone mit rothbrauner Patina, wie sie nur an ganz trocknen Fundstellen vorkommt. Die meisten Kupferstücke sind aber stark oxydirt. Ich habe wahrgenommen, dass Potin- münzen vorzüglich im Schutte jener Städte gefunden werden, deren Bevölkerung eine einheimische war, während

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Numismatische Literatur.

Kupfer- und Silbermünzen dort vorkommen, wo die Bevöl- kerung vorherrschend aus eingewanderten Griechen bestand. Kupfermünzen von Augustus und den ersten Imperatoren findet man zumeist in Alexandria. Die Nomosmünzen, welche ebenfalls in Alexandria und sonst in keiner andern Stadt Aegyptens geprägt worden sind, fand ich, obgleich sehr selten, stets mit andern Kupfermünzen derselben Grösse und Gattung gemischt. Auffallender Weise erhielt ich die Nomosmünzen nie aus den Gauen, deren Namen sie trugen, ein Beweis mehr, dass diese geographischen Münzen mit Darstellungen des Nomencults, gleich jenen mit astrologischen, mythischen und andern Darstellungen, für den allgemeinen Landesverkehr bestimmt und gleich den übrigen Kaisermünzen ein Erzeugniss der Hauptpräg- stätte Alexandria waren. Die Nomen Hadrians erhielt ich in vollkommener Erhaltung meist aus der Landschaft Fayum, dem Nomos Arsinoites. Unter den vielen Tausenden von Alexandrinern, die inAegypten durch meine Hände gingen, fand ich nebst zahlreichen Exemplaren, die sich durch ihre besonders schöne Fabrik auszeichneten, auch sehr viele Seltenheiten und Inedita. Unter den 1531 Alexandri- nern meiner Sammlung waren 316 bei Mionnet nicht verzeichnete Stücke und 81 Münzen mit Namen und Localcultdarstellungen von 39 verschiednen Nomen. Die ganze Partie meiner Alexandriner mit geringer Ausnahme war von bester Erhaltung beinahe zur Hälfte mit Stempel- glanz 1). Die Alexandriner, welche seit den letzten Decennicn

*) Ich bedauere noch immer auf das Schmerzlichste dass ich mich aufRath des Arztes, wegen zunehmender Schwäche meiner Augen, in einer unglücklichen Stunde entschliessen konnte mich von meiner schönen und reichhaltigen Münzsammlung zu trennen,

Numismatische Literatur.

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aus Aegypten bezogen werden und unmittelbar aus Funden stammen, haben ausser ihrer bessern Erhaltung noch den grossen Vorzug, dass sie echt sind und von der Nachhilfe des Grabstichels verschont blieben , was bei den Alexan- drinern, wie sie im Münzhandel früherer Zeit vorkamen, keineswegs der Fall ist. Schlecht erhaltene Stücke sind leichter zu fälschen als Exemplare mit deutlichem Gepräge. Die lebhafte Nachfrage nach Seltenheiten reizte die Gewinnsucht der Münzfälscher. Aus ganz gewöhnlichen Stücken entstanden die seltensten Kaiser und Kaiserinnen. In älteren Sammlungen , welche die Reihenfolge ihrer Alexandriner nicht durch Entfernung der schlechten Exem- plare und durch Einlegung von Münzen aus den neueren Funden gereinigt und aufgefrischt haben, finden sich nur zu oft Stücke, an denen die Nachhilfe des Grabstichels nicht zu verkennen ist. Es ist kaum zu begreifen, wie oft selbst ausgezeichnete Numismatiker durch gefälschte Alexandriner getäuscht werden konnten, während doch gegenwärtig, wo freilich der Vergleich mit den echten Exemplaren derselben Gattung sehr erleichtert ist, bei gehöriger Aufmerksamkeit auf die in die Augen springende Verschiedenheit des Metalls zu gewissen Zeitabschnitten und bei Beachtung anderer Kriterien handwerksmässige Falsificate leicht erkannt werden. Wurde jedoch die Fäl- schung von einer Meisterhand ausgeführt, so unterscheidet sich die gefälschte Münze von der echten freilich nur durch esoterische Kennzeichen, ich möchte sagen nur durch den Hauch des Alterthums, welcher, gleich dem Blüthenstaube

welche mir während meines vieljährigen Aufenthaltes im Orient eine treue Gefährtin war, schweigsam und doch so beredt und geistig anregend.

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Numismatische Literatur.

der Blume, über die unentweihte Antike ausgegossen ist und an dessen Nachahmung eben jede Meisterschaft der Fälschung Schiffbruch leidet.

In Betreff der vom Verfasser gelobten englischen Münzauctions-Kataloge kann ich nicht unerwähnt lassen, dass die ihnen zu Grunde liegende cumulative Versteigerung mehrerer in „Lots" zusammengeschachtelter, oft gar nicht zusammengehöriger Münzen eine von niedrigem Krämer- geist dictirte, die Wissenschaft entehrende Gewohnheit ist. Die Verkaufskataloge werden mit Umgehung der in den meisten Fällen vorliegenden, wenn noch so brauchbaren handschriftlichen Verzeichnisse der Eigenthümer, von den sich darum bewerbenden Münzhändlern nach dem Schlen- drian der „Lots" abgefasst. Die übermässige Honorirung dieses aufgedrungenen Schlendrians fällt zu Lasten des Eigentümers der Sammlung, wodurch, besonders wenn dieser kein Engländer ist, die enormen Auctions-Spesen bis zur förmlichen Ausschindung vermehrt werden. Diese Kataloge sind aber wegen ihrer summarischen Abfassung für den wissenschaftlichen Gebrauch, trotz ihrer Genauigkeit, nicht genug handsam , weil es ohne Vertrautheit mit den englischen Auctions - Schlagwörtern nicht leicht ist bei Aufsuchung einer Münze das Zusammengehörige heraus zu finden. Die französischen Münzkataloge und wohl auch manche deutsche sind in dieser Beziehung viel brauchbarer und jedenfalls minder trivial. Der antike Theil des Wellen- heims chen Katalogs wurde , wenn ich nicht irre , von Achilles Postolacca verfasst und ist meines Erachtens ein brauchbares Handbuch.

In den nachfolgenden Bemerkungen zu den Daten der alexandrinischen Kaisermünzen beziehe ich mich öfters auf

Numismatische Literatur.

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Münzen meiner Sammlung, wobei ich die bezogene Nummer meines handschriftlichen Katalogs und die darunter ge- setzte Nummer des englischen Auctions- Katalogs ersichtlich mache.

M. Antonius.

Zu den angeblich in Alexandria geprägten Münzen dieses Triumvirs gehört auch nachbeschriebnes sehr roh gearbeitetes Stück des München er Mtinzkabinets.

/Ei. Gr. 4. Behelmtes, unbärtiges, wie es scheint männ- liches Brustbild rechtshin, auf der Schulter eine Keule tragend. Der Helm hat die Form einer bauchigen Pickelhaube.

A

Rs. BÄM HZ Stehende Keule (?) von deren Basis sternartig drei Streifen auslaufen. Wahrscheinlich dieselbe Münze, welche Mionnet nach Töchon in Suppl. IX, 25, 1 beschreibt, doch ist der Gegenstand auf der Kehrseite kein Akrostolium.

Diese und die andere dem M.Antonius zugeschriebene Münze (Mion. VI, 45, ]) werden meines Wissens nie in Aegypteri gefunden. Sie sind keine Alexandriner, wie schon die fremdartige , auf gleichzeitigen Münzen der Kleopatra nicht vorkommende Buchstabenform der Auf- schrift zeigt *). M.Antonius hat neben der herrschsüchtigen Königin Kleopatra in Alexandria ein Münzrecht nicht ausgeübt.

ij Vergleiche auch Sestini: Lett. Tom. VIII p. 132 und S andern. Tom. II p. 8. 9.

286

Numismatische Literatur.

August u s.

Friedlaender (Berl. Bl. f. Münzk. II, 1865, S. 277 ff.) hat die Möglichkeit des Jahres 46 auf alexandrinischen Münzen des Augustus nachgewiesen. Frühere Daten als K (20), welcher Buchstabe, obgleich er ohne das L steht, hier ein Datum bedeuten soll, werden vom Verfasser mit vollem Grund als sehr unsicher bezeichnet. Beide Jahreszahlen sind die Gränzen der datirten Augustusmünzen.

L i v i a.

Die bei Mionnet (VI 50, 44) der Livia zugeschriebene Erzmünze mit LA, dem angeblich vierten Jahre desTiberius, da Augustus erst in seinem 23. Regierungsjahre nach Aegypten kam , wird auch und vielleicht mit mehr Berechtigung der Donitilla Vespasiani zugetheilt, gleich der ganz ähnlichen Münze mit LE (Mion. VI. 85, 350).

Eine bei Mionnet nicht verzeichnete kleine Bronze- münze, Gr. 2*/fJ meiner Samml. Nr. ~ zeigt das schöne Brustbild der Julia Tochter des Augustus, und auf der Rückseite den Halbmond ohne Datum. Die Präge ist alexandrinisch.

T i b e r i u s.

Die in meinem Auctions-Kataloge Nr. 1031 (hand- schriftlicher Katal. Nr. 4451) bei Tiberius aufgeführte AL 2, hat auf der Vorderseite den Kopf des Augustus mit der »Strahlenkrone, auf der Rückseite deutlich LB und Halb- mond. In Wellenheim's Katal. Nr. 7331 ein ähnliches Stück unter Augustus. Das höchste Datum LKA deutlich auf einer stark silberhaltigen Potinmünze meiner Sammlung Nr. -||g-, Umschrift und Kopf ähnlich wie bei Mion. VI

Numismatische Literatur.

287

53, 75. Eine ähnliche Potin mit L K A bei Reichardt. Die Potinmünzen des Tiberius haben den stärksten Silber - gehalr.

M e s s a 1 i n a.

Eine Potin mit deutlichem LA; m. Samml. Nr. ^-.

A g r i p p i n a j u n i o r.

;& 5. ArPITTTIINA C B. Bekränzter Kopf der jungem Agrippina rechtshin.

Rs. L IE Korb mit Aehren und Mohnblumen gefüllt, zwischen zwei brennenden Fackeln. M. Samml. Nr. -^j~-. L I E das letzte mögliche Jahr des Claudius. Vgl. Eckhel IV, 51.

Nero.

Die Vermuthung dass L A und L B irrig statt L I A und L IB gelesen wurden, ist vollkommen gegründet; unter den zahllosen Potinmünzen Neros , die mir in Aegypten vorgekommen, fand ich nie dessen zwei erste Jahre. Die Bronzemünzen Neros sind ziemlich selten. Bei Mionnet scheint öfters ÄL für Pot. eingetragen zu sein.

Octavia.

Die Bemerkung dass L A und L A häufig verwechselt werden, ist vollkommen richtig.

Vespasianus.

Auf den Münzen Vespasians steht für L 0 gewöhnlich L €NAT.

288

Numismatische Literatur.

Titus.

Die Nachricht von des Kaisers im September 834 U. C. erfolgtem Tode dürfte bei den im mittelländischen Meere um jene Jahreszeit vorherrschenden Südostwinden von Brundusium wahrscheinlich nicht vor Ende October in Alexandria eingetroffen sein, demnach konnte eine Aus- nmnzung mit L A bereits in vollem Gang gewesen sein. Der Typus des Isiskopfes findet sich auch bei Titus, auf einem ÄL 8, in. Samml. Nr. *~, jedoch mit L A. Sehr interessant sind des Verfassers Bemerkungen über zwei Titusmünzen im Berliner Münzkabinet,

Domitianus.

Die Potinmünzen Domitians sind selten und dessen Erzmünzen meist aus feinerem Metall und sorgfältig gearbeitet. Die durch Friedlaenders numismatischen Genius entdeckten Nomennitinzen Domitians (s. Num. Zeitsch. Bd. I., S. 395) verleihen den Alexandrinerprägen dieses Kaisers ein besonderes Interesse. Eine sachkundige Prüfung dieser Münzreihe dürfte auch in andern Müuzkabineten überraschende Resultate ans Licht fördern, wie dies in Berlin der Fall war. Die Nomenmünzen Domitians liefern übrigens einen neuerlichen Beweis wenn es dessen noch bedürfte dass die Nomenmünzen nur in Alexandria und nicht auch gleichzeitig in verschiedenen Städten Aegyptens geprägt worden sind.

Traj anus.

Ein merkwürdiges Ineditum der Berliner Sammlung, Pot. 6, mit den Köpfen Trajans und Hadrians, bei ersterem L B.

Numismatische Literatur. J

H a d r i a nn s.

Auf Potinmünzen der ersten Jahre Hadrians zeigt das Bild unverkennbar den Kopf Trajans. Vielleicht hatten die Stempelschneider noch keinen sichern Porträtkopf Hadrians, nach welchem sie arbeiten konnten, oder was wahrschein- licher ist, das Münzamt in Alexandria hatte den Auftrag, den aus Trajans Zeit tibriggebliebnen Stempel vorrath für die neuen Regierungsprägen herzurichten und zu ver- brauchen. Die schöne Fabrik der Hadrianschen Zeit beginnt mit L A-

8 a b i n a.

Ein empfehlenswerther Beitrag zur numismatischen Kritik. Das Exemplar meiner Sammlung Nr. -^- ÄL 8 mit der Victoria hat ebenfalls L S wie bei Mionnet VI, 203, 1349. Die Potinmünzen der Sabina gehören r/x\ den schönsten Prägen der Alexandriner.

A e 1 i u s.

Die von Mionnet, VI, 207, 1381 aus demMus.Theupoli angeführte Münze, angeblich vom dritten Consulat, befindet sich jetzt im Wiener M. Kab. und ist nicht AL sondern Potin, hat auch nicht YTTAT. T, sondern ein nicht ganz deutliches B, welches als V verlesen wurde. Diese Münze ist daher ein Beweis nicht gegen sondern für des Verfassers Bedenken hinsichtlich des bei Zoega beschriebnen Unicums mit L T.

Antoninus Pius, Faustina senior, M. Aure- lius, Faustina junior, Commodus sind vortreffliche Artikel.

19

290

Numismatische Literatur

L u c i 1 1 a.

Die bei Mionnet nach dem Mus. Theup. registrirten zwei Stücke angeblich mit L I und L AOACKATOY befinden sich nicht im Wiener M. Kab., wahrscheinlich wurden sie als verdächtig ausgeschieden. Des Verfassers Beanständigung ist jedenfalls wohl begründet.

C r i s p i n a.

L KB auf einer von Reichardt in Num. Chron. 1861 veröffentlichten Potinmünze.

Pertinax.

Pot.6. AVT KAI n CAOYIOC TTCPTINAZ C€ Belorbeerter Kopf des Kaisers n. r.

ß s. LA Victoria einen Kranz haltend, linkshin schreitend. M. Samml. Nr. |g*..

Caracalla.

Die aus dem Auctionskatalog meiner Sammlung Nr. 1111 angeführte Münze mit L 0 ist unzweifelhaft ein echter Caracalla. Hier die Beschreibung dieser als unedirt bezeichneten Münze nach Angabe meines handschriftlichen Katalogs Nr. 5186.

AYT K M (AYP) C€ (ANTCON)INOC C€B Brustbild Caracallas mit Lorbeerkranz und Paludament n. r.

Es. TTA(P)MA(Z)BP(€) Victoria linkshin schreitend, Kranz und Palmzweig haltend, im Felde L 0. Pot. Gr. 6.

Das CGoviipog der Hauptseite und die Ehrennamen Parthicus Maximus Britannicus der Kehrseite beweisen

9Q1

Numismatische Literatur. ü«/x

dass die Münze ganz sicher Caracalla angehört. Im Datum sind L und 0 ganz deutlich, es ist aber sehr wahrscheinlich dass vor dem 0 ein I (10) stand und nun nicht mehr erkennbar ist, da die Münze stellenweise durch Oxyd gelitten hat,

Septimius Severus wurde 193 n. Chr. von den ger- manischen Legionen als Imperator ausgerufen. Caracalla folgte 211 in Gemeinschaft mit Geta seinem Vater in der Regierung. Den Ehrennamen Britanniens erhielt Caracalla im J. 210, den Namen Germanicus im J. 213. Da nun in der Umschrift das TCP fehlt, müsste die Münze nach 210, aber vor 213 geprägt worden sein, womit das Datum ganz gut stimmt. L 10 nach den Jahren des Sept. Severus gezählt fällt auf das J. 212 n. Chr. also nach Getas Ermordung, aber vor Caracallas Besuch in Alexandria. Wollte man das Datum von 198 zu zählen beginnen, in welchem Jahre Caracalla auf seinen römischen Münzen schon als Augustus erscheint, so würde L 0 auf 207 fallen als Caracalla noch nicht Britanniens hiess, L 10 hinwieder würde auf das Jahr 217 fallen, in welchem Jahre Caracalla nach einer Regierung von sechs Jahren und einigen Monaten bei Edessa ermordet wurde. Die Bemerkung Mionnet's (VI, pag. 352, note b) dass der Name CGOYHPOC auf allen Potin- münzen Caracallas fehle, wird durch das C€ auf obiger Münze widerlegt.

Die zweite aus meiner Sammlung Nr. -^- ange- führte ebenfalls unedirte Münze ist :

R*. 9y8. AYT K M AYP C€ ANTON Bärtiger Kopf

Caracallas mit Lorbeerkranz und Paludament.

Rs. L KA Der Kaiser zu Pferd.

19*

292

Numismatische Literatur.

Die von Reichardt in Num. Chron. 1861 publicirte Erzmünze Gr. 10 hat auch das C€ und L Kr 1). Beide aus derselben Fundquelle stammende Bronzemünzen sind sichere Caracalla mit Jahren des Sept. Severus.

Die von Mionnet mit Fragezeichen bei Caracalla aufgeführten Stücke gehören gewiss nicht diesem Kaiser und von den bei Mionnet dem Caracalla als sicher zugeschriebnen Münzen scheinen die Stücke VI 355, 2483—2487, dann Suppl. IX 108, 484 ihm ebenfalls nicht zu gehören. Im Wiener M. Kab. liegen bei Caracalla aus dem Mus. Theup. drei Stücke. Das erste, Potin 6, mit L Z (Mion. VI 355, 2485) hat sich nach genauer Prüfung als ein gewöhnlicher Gordianus III (Mion. VI 416, 297* '>) herausgestellt. Auf der zweiten Potimnünze mit L IA(Mion. VI 355, 2487) sind Namensaufschrift und Bild unkennt- lich, daher nicht beweiskräftig. Ob es mit den drei andern nach Arigoni, Pocock und dem Pariser M. Kab. aufgeführten wie es scheint, dürftig erhaltenen Potinstücken besser bestellt sei, steht in der Frage. Das dritte Stück des Mus. Theup. endlich (Mion. VI 256, 2489) ist ein gut erhaltenes AL 9i/ä, mit C€ (welche Initialen in Mionnets Beschreibung wegblieben) und L KA mithin ein sichrer Caracalla und ein Beweis für die Datirung nach Jahren des Sept. Severus.

Die ganz sichern Alexandriner Caracallas haben nach meiner Meinung nur Jahre des Sept. Severus, auch darf in der Namensaufschrift das C€ nicht fehlen. Bei allen übrigen diesem Kaiser zugemutheten Stücken erlaube ich mir die

') Die fünf Caracalla der Reichhardtschen Sammlung haben alle das C oder C€. darunter eine Pot. mit L 10 und dem Ehren- namen BPET.

Numismatische Literatur.

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Richtigkeit der Bestimmung zu bezweifeln. Dies sei besonders von den Stücken mit Daten unter L gesagt. Wir wissen wie schwer es fällt den Kopf Elagabals von jenem des jugendlichen Caracalla zu unterscheiden. Die ganz sicheren Caracalla- Alexandriner beschränken sich somit auf eine sehr geringe Zahl. Diese grosse Seltenheit ist befremdend gegenüber der grossen Menge Caracalla- münzen mit welchen die übrigen Provinzial- und Colonial- städte bedacht sind. Caracalla hatte gegen die Bewohner Alexandrias den schändlichsten Verrath geübt , den je ein rachsüchtiger Despot gegen seine eignen Unterthanen ausführte *). Die unvertilgbare Erinnerung an diese Gräuelthat nährte das Entsetzen vor dem blutdürstigen Autokrator und die Scheu auch nur mit dessen Münzbilde in Berührung zu kommen. Vielleicht wurden die Caracalla- münzen unter der Regierung Elagabals gegen Münzen des letztern umgetauscht und sofort eingeschmolzen, wobei das Münzamt ein gutes Geschäft machte, weil Caracallas Potin besser ist als jenes Elagabals.

Plan ti IIa.

Das Unicum der Plautilla wurde vor einigen zwanzig Jahren von Dr. Schiedehaus , der damals noch nicht Numismatik betrieb, seinem Landsmanne Herrn Pastor Lodtmann mit andern Alexandrinern aus Aegypten nach Osnabrück eingesendet. Nachdem Schiedehaus bald darauf selbst begonnen hatte seine gegenwärtig in Osnabrück befindliche Sammlung Ptolemaeer und Alexandriner an- zulegen, war er bemüht die Plautilla-Münze welche er deren jetzigem Besitzer um den unbedeutenden Ankaufs-

i) Herodianos IV, 8—9.

294

Numismatische Literatur.

preis abgelassen hatte, wieder zurück zu erwerben , was ihm aber nicht gelang.

G e t a.

Aeusserst selten. Auf den wenigen Exemplaren die ich gesehen, war sonderbarer Weise auch bei sonst guter Erhaltung die Zahl nach dem L unsichtbar, als wäre sie absichtlich ausgemerzt worden.

0 r b i a n a.

Der Verfasser sagt: „Wo Sestini das Datum L B hergenommen hat, weiss ich nicht, es ist vorläufig zu bezweifeln."

Eckhel, Doctr. IV 87, führt das Jahr B der Orbiana aus der Sammlung St. Florian an, nicht nach Autopsie, sondern nach dem MSC-Katalog der ihm, wie er selbst bemerkt, vorlag (IV, 28). Diese Orbiana ist aber durch Ueberarbeitung der Umschrift der Vorderseite aus einer Julia Paula hergestellt worden. Sestini hat das Jahr wohl aus Eckhel, ohne diesen zu nennen, abgeschrieben, womit sich die Frage beantwortet, wo er das L B hergenommen habe *).

!) Ich verdanke obige wörtlich wiedergegebne Mittheilung der Gefälligkeit des Herrn Dr. Fr. Kenner, ersten Custos am Wiener kaiserl. Münz- und Antiken-Kabinet, durch dessen eben vollendete umfassende Arbeit über die Münzsammlung des Stiftes St. Florian die numismatische Literatur eine erfreuliche Bereicherung zu ge- wärtigen hat. Die Münze zeigt, wie Dr. Kenner richtig bemerkt, den Kopf der Julia Com. Paula. Der Graveur nahm ihn für den Kopf der Orbiana und hat unter dieser Voraussetzung die unleserliche Umschrift auf den Namen der letzteren Kaiserin gefälscht, denn sonst hätte er wahrscheinlich die ursprüngliche Legende mit dem

Numismatische Literatur.

295

Vortrefflich gearbeitet und mit scharfsinnigen Bemer- kungen ausgestattet sind Annia Faustina, Gor dianus Africanus I und II *), Balbinus, Philippus I, Otacilia Se vera (in meiner Sammlung zwei Stücke mit L Z), Philippus II, Volusianus, Aemilianus, Gal- lienus, Macrianus. Der Verurtheilung des angeblichen Macrianus senior stimme ich vollkommen bei.

Claudius Gothicus.

Die Nachweisung der historischen Unmöglichkeit des auf einer Münze dieses Kaisers vorkommenden L ist abermals ein Beweis der gewissenhaften Kritik, mit welcher der Verfasser sein Thema behandelt.

Die Artikel Aurelianus, Vaballathus Atheno- dorusund Zenobia sind interessante Beiträge zu Dr. v. Sallet's im Jahre 1866 veröffentlichten Schrift „Die Fürsten von Palmyra" und zu desselben Verfassers vor- trefflichem Aufsatze „Die Münzen des Vaballathus und der Zenobia" in unserer Num. Zeitschrift Bd. II, 1870, S. 31 bis 48. Was aus den bis jetzt bekannten Münzen auf numismatischem Wege für die Geschichte der palmyreni- schen Fürstenfamilie zu gewinnen war, hat der Verfasser mit Scharfsinn und richtiger Kritik ausgesprochen. Er hat durch lobenswerthe Lösung seiner Aufgabe den Gegen- stand erschöpft. Wenn Herr Oberdick in Neisse als Philolog in seiner Recension über von Sallet's „Fürsten von Palmyra" von der Münzkunde ganz Umgang nimmt und

Grabstichel wieder hergestellt, da eine Julia Paula mit L B wenig- stens eben so selten ist als eine Orbiana. Sallet's Zweifel über das Datum L B bei Orbiana ist demnach gerechtfertigt.

!) Die Münzen ohne CEM haben immer das Brustbild eines jugendlichen Kaisers.

296

Numismatische Literatur.

einseitige Bemerkungen macht, wie z. B. seine Verdächti- gung der Echtheit der wohlbekannten Vaballathusmünzen, so trifft des Tadels Pfeil nicht den Gegner sondern den Schützen selbst. Solche Fehlschüsse beweisen eben wieder wie nützlich ja nothwendig es für Philologen undArchaeo- logen sei, sich mit der Numismatik vortraut zu machen. Im Gegensatze zu der absprechenden Kritik des genannten Philologen gereicht es mir zur wahren Genugthuung das für Dr. v. Sallet sehr ehrenvolle Urtheil eines ausgezeich- neten Gelehrten anführen zu können der sich als Franzose mit der Anerkennung der Verdienste eines deutschen Gelehrten gewiss nicht übereilt haben wird *). Die Stelle lautet: „Cette enumeration de titres, tous ecrits en abrege a beaueoup excite la curiosit6 des numismatistes , depuis le P. Hardouin et le president Bouhier jusq'aux savants de nos jours; c'etait im petit probleme numismatique que ehaque generation se transmettait, et dont la Solution definitive n'a et6 trouvee que par M. de Sallet." (Hier folgt die Auslegung der Vaballathus - Münzinschriften wie sie Sallet giebt). „Cette Interpretation nie paralt excellente; eile est confirmee , quant au titre qui aurait pu parattre le plus contestable, celui de consulaire par la decouverte que nous avons faite du meme titre porte par Odainath (PI. Nr. 23) ; il resulte pour moi, de cette co'mcidence, que Vaballath a simplement inscrit sur ses monnaies la liste des titres romains portes par son pere, et j'en conclus, a l'appui de ce que j'ai dit pröcedemment, qu'Odainath n'a jamais ete appele Auguste, mais Imperator, Dux,

*) De Vogüe: Inscriptions semitiques. Paris, 18G9, p. 32 ff.

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Numismatische Literatur.

Maximianus.

L IB mit der reclitshin schreitenden Victoria. Meine Sammlung Nr. ||^-.

Galer ius Maximianus, Caesar.

L A mit der Spes. M. Samml. Nr. Ä

lzOo

D o m i t i u s D o m i t i a n u s.

Zum Schluss eine vortreffliche Abhandlung, wie über- haupt die Artikel über die spätem Kaiser mit besonderer Vorliebe gearbeitet sind. Bei den Alexandrinern des Dom. Domitianus stossen wir eben wieder auf einen jener numis- matischen Widersprüche, zu deren Erklärung die vor- handenen Behelfe nicht ausreichen. Fest stehen nur seine in Alexandria geprägten römischen Münzen mit ALE im Abschnitt. Sie fallen in die Zeit Diocletians. Seine griechi- schen Alexandriner mit der Strahlenkrone hingegen weisen nach Metall, Grösse (6) und Fabrik auf eine bedeutend frühere Periode, auf die Zeit Galliens zurück. Das aus dem Mus. Theup. stammende gut erhaltene und unbezweifelt echte Exemplar im Wiener Münzkabinet ist bei Mionnet (VI, 467, 3410) beschrieben. Der Porträtkopf dieser Potinmünze gleicht auf das genaueste dem sichern Porträtkopfe dieses Kaisers auf den römischen Kupfermünzen mit ALE. Die Identität der Person steht daher ausser Zweifel und zwischen den Prägungen dieser zwei Münzgattungen konnte kein bedeutender Zeitraum liegen. Auf eine Präge der Diocletianschen Zeit weiset abgesehen von der Porträt- ähnlichkeit nur noch die Einfachheit der abgeth eilten Inschrift AoMITI ANoC C€B. Das Exemplar meiner

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Numismatische Literatur.

Sammlung Nr. -^j- Pot. 5</3 mit dem Serapiskopfe und dem angezweifelten L A ist zwar echt, aber dürftig erhalten, daher nicht beweiskräftig. Noch weniger Vertrauen ver- dient, wie mir scheint, das Exemplar der Sammlung St. Florian, Pot. Gr. 5, welches auf der Vorderseite das lorbeerbekränzte Brustbild dieses Kaisers und auf der Kehrseite bei L B den Kopf des Serapis mit Lorbeerkranz und verziertem Modius zeigt. Die Inschrift hingegen AoMIT(l)ANoC C€B ist offenbar mit dem Grabstichel Über- arbeitet und verdächtigt die ganze Münze. Auch mahnt der Serapiskopf an Prototypen einer weit frühern Zeit. (Das Schledehaussche Stück mit dem Lorbeerkranz ist mir nicht mehr erinnerlich.) *) Aus dem Ganzen tritt des Verfassers Ansicht als glänzend gerechtfertigt hervor. Es handelt sich hier nur von einem und demselben Domitianus welcher zur Zeit Diocletians und Maximians vielleicht von diesen anerkannt, vielleicht auch als Gegenkaiser eine kurze Zeit eines nicht genau zu bestimmenden Jahres in Aegypten geherrscht hat. Zur Erklärung des Widerspruchs zwischen der spätem Regierungszeit und der scheinbar früheren Ausprägung der Münzen findet sich wohl keine bessere Auskunft als jene welche Sallet giebt. Domitian hat, da die gänzliche Entwerthung der Alexandriner-Potinwährung nicht länger fortbestehen konnte und nachdem die Ein- führung einer allgemein giltigen römischen Kupferwährung eine Notwendigkeit geworden, noch einen letzten Versuch gemacht, dem von ihm regierten Aegypten durch Ausbrin-

*) Der kleine Domitian mit dem Lorbeerkränze ist kein Theil- stück des grössern mit der Strahlenkrone, denn von den alexan- drinisclien Potinmünzen giebt es keine Theilstücke , diese kommen nur bei den alexandiinischen ßronzemiinzen vor.

Numismatische Literatur.

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gung einer besseren griechischen Potin Währung, noch einen Schein von Autonomie zu erhalten. Dieser Versuch war also der Schlussstein der Alexandriner.

Auch wir schliessen hier unsre ohnehin langathmige Besprechung indem wir dem Verfasser nochmals zu seiner vollkommen gelungenen Arbeit Glück wünschen. Die vor- liegende Schrift kann mit voller Berechtigung Sammlern und Ordnern Alexandrinischer Kaisermünzen als verläss- licher Wegweiser bestens empfohlen werden. Aher auch für die römische Kaisergeschichte findet sich in dieser Schrift auf numismatischem Wege vieles nachgewiesen und festgestellt, was man aus andern historischen Quellen schwerlich heraus finden würde.

C. W. Huber.

2. J. Friedlaender : Medaglie Macedoniche di Marco

Bruto. Roma 1870. Mit sechs Holzschnitten. (Aus dem

Bulletino dell' Instituto di corrispondenza archeologica.

Jahrgang 1870, p. 193—201.)

In dieser kleinen Abhandlung hat der in den Tiefen unserer Wissenschaft heimische Meister eine Reihe von Münzen klar gelegt welche in mehrfacher Beziehung- wichtig ist. Die Münzen sind zwar alle schon bekannt, die unrichtige Zutheilung gerade der wichtigsten Stücke ver- hinderte aber den Zusammenhang auch der andern deutlich wahrzunehmen. Man vermuthete bisher wohl , dass die Goldmünzen mit KOZHN, Stateren macedonischen Ge- wichtes, unter dem Proconsulat des Brutus dessen Mono- gramm sie hin und wieder tragen in Macedonien geschlagen

500

Numismatische Literatur.

seien; gleiches setzte Fr.Lenormant von den Tetradrachmen des Quaestors Aesillas voraus, welche auf denselhen Fuss geschlagen mit lateinischen Magistratnamen den Namen des Landes in griechischer Aufschrift verbinden und auf der Vorderseite nicht wie jener glaubte den Kopf der Libertas, sondern nach Friedlaenders Bemerkung jenen Alexanders des Grossen mit den Ammonshörnern tragen, zugleich zeigen sie auf der Rückseite die sella curulis, die Urne und eine Keule.

Dieselben Symbole ohne Keule kehren nun auf einer Bronzemünze mit dem Buchstaben Q wieder, welche vorne einen unbekränzten Porträtkopf zeigt. Sestini hatte das jetzt im Berliner Kabinete befindliche Exemplar mit der erfundenen Aufschrift S CATO und LA begabt und nach Cyrenaica gelegt, worin ihm wenngleich mit Bedenken Mionnet bezüglich des Pariser Exemplares folgte. Nach Friedlaenders Untersuchung ist der Porträtkopf kein anderer als jener des M. Brutus, die Münze selbst den unter Augustus in Thessalonica geschlagenen Geldstücken sehr ähnlich und sicher eine macedonische Präge; sie tritt ergänzend zu den genannten Tetradrachmen des Aesillas. Auf einer anderen Bronzemünze mit ähnlichem Kopfe erscheint um diesen die Inschrift PRINCIPI FELIX (colonia), nicht wie Florez las PRINCIPI LEG IX; die Rückseite stellt einen mit Ochsen bespannten Pflug und die Aufschrift VE (Monogramm) TEP (Monogramm) MVR (duumviri) COLONiae IVLiae dar. Florez gab sie der Colonie Julia Baeticae in Spanien, Mionnet nahm diese Bestimmung gegen Eckhels Einwendungen an, Sestini endlich erklärte sie für eine Fälschung nach einer Münze von Parium. Auch diese Münze hat Friedlaender geprüft und als eine echte macedo- nische Präge, wahrscheinlich in Dium geschlagen, erfunden.

Numismatische Literat ur.

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Der Kopf ist auch hier jener des Brutus; als dieser im Jahre 42 von Athen gegen Thessalien reiste, mag- er Dium berührt und zugelassen haben, dass ihm die Stadt auf der aus diesem Anlasse geprägten Münze den Titel prineipi beilegte, da er ja auch , Caesar nachahmend sein Porträt auf Gold und Silberdenare setzte, ohne aber dass der Senat ihn wie seiner Zeit den Caesar dazu ermächtigt hätte.

Wie diese Neubestimmungen lehren, übte Brutus nicht blos in Rom das Mttnzrecht in Gold und Silber aus sondern auch in der Provinz Macedonien und zwar in allen Metallen; hier aber setzte er sein Porträt nur auf die Kupferstücke, in Gold und Silber nahm er Rücksicht auf die Erinnerungen des Landes. Das macedonische Gewicht, der Kopf Alexanders auf den Tetradrachmen, theilweise auch die griechische Aufschrift sind Zeichen, dass er der Präge in Edelmetall obwohl sie von ihm ausgieng den Anschein einer autonomen Landespräge Hess, offenbar um in so gefährlicher Zeit die Gesinnung der Macedonier zu gewinnen. Die Münzen dieser Reihe sind selbstverständlich vor der Schlacht bei Philippi (42 v. Chr.) geprägt.

Endlich schreibt der Vf. eine Bronzemünze des Julius Caesar und eine desAugustus der macedonischen Präge zu; erstere ist unter Caesars dritter Dictatur (4G 45) von seinem Präfecten C. Clovius geschlagen und zeigt den Kopf der Victoria auf der einen, die Minerva mit Tropaeum Schild und Schlange auf der andern Seite. Die andere, welche Cavedoni für ein aegyptisches Produkt hielt, ist vom Praetor Oppius geschlagen und weist den aus Caesars und Augustus' Münzen bekannten Venuskopf und die Victoria mit Palme und grosser Schale auf.

Daran schliessen sich endlich die in Thessalonica und Pella geprägten Münzen des Octavian und des

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Numismatische Literatur.

Antonius mit griechischen Legenden, welche diesen den Titel imperator beilegen und in die Zeit nach der Schlacht von Philipp? gehören. Es wurde also schon vor des Brutus Proconsulat von J. Caesar, nach demselben von M. Anton und Octavian das Münzrecht in Maccdonien ausgeübt, jedoch nur in Kupfer, nicht auch in Edelmetall, was das Charakteristische in der Präge des Brutus ist.

Mit dem beherzigenswerthen Winke dass man nach Analogie der ersten der neubestimmten Münzen das Porträt des Cassius auf kleinasiatischen Münzen finden dürfte, schliesst der Verfasser seine verdienstliche Studie ; dass sie neben dem Schmuck klarer und bündiger Darlegung mit mustergiltigen Abbildungen ausgestattet ist, daran sind wir von ihm zu sehr gewöhnt, um diese noch besonders rühmen zu müssen. F. Kenner.

3. A. Salinas : Le monete delle antiche cittä di Sicilia primo fascicolo (Palermo Stabilimento tipografico di Franc. Lao 1871. Für Deutschland hat den Verlag allein S. Calvary et Comp. Specialgeschäft für Philologie und Naturwissenschaft. Berlin, Oberwasserstrasse 11).

Der Verfasser wünscht mit dem Werke dessen erstes Heft vor uns liegt die fühlbare Lücke zu ergänzen, welche in der numismatischen Literatur von Sicilien besteht, da das an sich an vielen Gebrechen leidende Werk des Fürsten Torremuzza schon lange veraltet ist. Der Plan des Verfassers besteht darin die dreifache Zahl der von Torremuzza bekannt gegebenen Münzen auf ungefähr lbO Tafeln mitzutheilen und den Text so einzurichten, dass der erste Theil der Beschreibung der Münzen nebst Angaben

Numismatische Literatur.

303

über Provenienz Gewicht und Seltenheit, der zweite die Erläuterungen enthält.

Vierzehn Jahre selbstständiger Forschungen und Studien in den Museen von Athen Bologna Berlin Dresden Florenz London Mailand München Neapel Paris Parma Rom Turin Wien und in vielen Privatsammlungen haben dem Verfasser ein vollständiges und ausgezeichnetes Matcriale zugeführt. Schon dieser Umstand allein zeigt von dem Umfange seiner Vorbereitung und da er in Deutschland selbst seine wissenschaftliche Ausbildung erlangte, so steht ein Werk zu erwarten, welchem die Methode und Gründlichkeit der deutschen Gelehrten und die Vertrautheit mit den Ergebnissen ihrer Forschungen auf dem Gesammt- gebiete der classischenArchaeologie zu Gute kommt, damit verbindet sich ein durch Uebung von früher Jugend auf geschärfter Blick und eine genaue Kenntniss der Topogra- phie und Literatur des Landes welches der Gegenstand der Arbeit ist. Der seltenen Gunst des Zusammentreffens so vieler fördernder Momente hat sich eine Abtheilung von Münzen zu erfreuen welche ihrer freilich sehr bedarf. Nicht blos durch ihre Schönheit sind sie die Lieblinge der Numismatiker und man darf heutzutage sagen der gebildeten Welt geworden , sondern sie sind überaus lehrreich auch in andern Beziehungen, die in älterer Zeit nicht oder zu wenig gewürdigt wurden : für die politische Geschichte durch den fortwährenden Kampf zwischen republicanischer und monarchischer Staatsform, für die Handelsgeschichte durch die überaus verbreiteten Verbin- dungen welche sie verrathen, für die Geschichte des Geldes endlich, indem sie den Uebergang der alteiuhei- mischen Kupfergeld- in die griechischen Silbergeldsysteme verfolgen lassen, während dieser in Griechenland und

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Numismatische Literatur.

Unteritalien nicht mehr erkannt werden kann, sondern bereits als vollzogene Tliatsache uns entgegentritt, in Mittelitalien hingegen in viel jüngerer Zeit vor sich geht. Durch diesen Uebergang und die mannigfachen Reductionen kommt es dass die schönsten Münzen des Alterthuins zugleich die schwierigsten Probleme darbieten.

Das erste Heft enthält vorläufig nur einen Tlieil der Vorrede, welche sich eingehend mit der Kritik des Werkes von Torremuzza beschäftigt. Frei von einem missverstan- denen Patriotismus werden die Mängel desselben dargelegt: die häufigen unrichtigen Lesungen, die Systemlosigkeit, die Unverlässlichkeit der Zeichnungen , Eigenschaften, welche zum grösseren Theile jener Zeit, nicht dem Verfasser zur Last fallen.

Dem ersten Hefte liegen als Probe die Tafeln I und VT II bei, von G. Ciaccio gezeichnet, von Stanghi und Fr. di Bartolo gestochen; sie gehören zu den Schönsten, was wir von numismatischen Illustrationen gesehen haben, und reproduciren den Charakter der Münzen mit Geist und Geschmack ohne süsslich verschönernde „Correkturen" wie ohne Trockenheit und Aengstlichkeit.

Wir wünschen dem prächtigen Werke welches dem Andenken der Mutter des Verfassers gewidmet zugleich ein Denkmal kindlicher Pietät ist, einen raschen und ungehinderten Fortgang.

Gleichzeitig erwähnen wir einer kleineren Abhandlung desselben Verfassers , welche unter dem Titel : Di (lue monete della regina Filistide donate al B. Museo di Palermo, im Periodico diNumismatica e »Sfragistica (anno I, Fase V) erschienen ist. Luynes und Mommsen hatten die

Numismatische Literatur.

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Zeit der Königin auf die Epoche der Regierung des K. Hieronymos angesetzt (214 213) welcher nach Gelo's Tode (216) und der Ermordung Hicro's II (214) ausser seinen eigenen Münzen solche auch auf die eben genannten Könige und auf Philistis habe schlagen lassen. Dagegen spricht sich Salinas mit Recht aus, indem Hieronymos nur 13 Monate regierte, eine Zeit, die viel zu kurz ist, um die grosse Menge der Münzen , die ihr zugetheilt werden zu fertigen , namentlich jene der Philistis weisen durch die Mannigfaltigkeit der Stämpel und Beizeichen auf eine längere Prägeperiode hin. Der Verfasser theilt sie daher der Epoche Hiero's II zu, welcher 54 Jahre regierte. Der Kopf stellt nach seiner begründeten Vermuthung nicht die Demeter sondern die Königin selbst dar; die verschiedenen Lebensalter, in der sie nach andern abgebildet sein soll, erklären sich nur aus den verschiedenen Stufen der Voll- kommenheit der Arbeit und der Künstler, welche die Stämpel schnitten. Den Namen <bt\«rrtötwv vfyufffA« n bei Hesichius endlich erklärt er als Bezeichnung eines neuen Fusses, der zum ersten Male in den Münzen mit der Königin Porträt eingeführt worden sei; sie sind 16 Litren- stücke und erhielten nach dem Gepräge vom Volke den Namen der Königin.

Sehr wichtig ist die Mittheilung zweier unbekannter Silbermünzen die nach Hieronymos Tode bis zur römischen Occupation (213—212) von der republikanischen Partei, welche damals ans Ruder gelangte, geschlagen wurden und als die letzten autonomen syrakusanischen Silberstücke gelten müssen. In einem etwas rohen Style zeigen sie republikanische Typen, welche auf ältere Stücke von Gelon II und Hieronymos aufgeprägt wurden, unter ihnen eine Nachbildung der berühmten Statue des Jupiter

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Numismatische Literatur.

Imperator in Syrakus. Die beigegebene Tafel von den schon genannten Künstlern stellt unter andern diese Ueberprägungen und ihre Originale in trefflicher Weise dar. Fr. Kenner.

4. Norbert Dechant, Professor am k. k. Schott engym- nasinm und Custos der stiftlichen Münzsammlung. Der Denar Victoriat und reducierte As der römischen Republik. (Separatabdruck aus dem Jahresberichte 1871 des k. k. Obergymnasiums zu den Schotten in Wien.) Wien 1871, Selbstverlag des Verfassers. IV und 80 S.

II Tafeln.

Kurz vor dem Schlüsse des vorliegenden Doppel- heftes der Zeitschrift kommt uns die ebengenannte jüngste Erscheinung auf dem Gebiete der numismatischen Literatur zu, auf welche unsere Leser aufmerksam zu machen wir nicht umhin können.

Ihre Absicht ist, aus den grossen Werken von Monnn- sen und Baron d'Ailly sowie aus den einschlägigen Studien von Borghesi Hultsch und Cohen die wichtigsten Punkte der neueren Literatur über das Münzwesen der römischen Republik in ein Compendium zusammenzustellen, welches zunächst für einen jugendlichen Leserkreis bestimmt in gleicher Weise das Studium der Klassiker wie die Bedürf- nisse des angehenden Münzsammlers im Auge hat; doch bietet es auch für den Fachmann eine übersichtliche Zusammenstellung der vorzüglichsten Fragen, aufweiche die Forschung in diesem Gebiete gestossen ist. Bei der Kostspieligkeit und dem Umfange jener genannten Quel-

Numismatische Literatur.

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lenwerke die sich nicht häufig in Privatbibliotheken rinden kann ein Schriftchen nur willkommen sein , welches eine schnelle Orientirung über den dermaligen Stand der Streit- fragen und die bisher erlangten Resultate gestattet.

Diesem praktischen Gesichtspunkte entspricht neben der klaren schlichten Darstellung der Theorie des römisch- republikanischen Münzwesens vorzüglich die Erklärung der wichtigsten einschlägigen Belegstellen aus den grie- chischen und römischen Klassikern und die Beigabe von übersichtlichen Verzeichnissen, wie: der Beizeichen auf den sogenannten Konsularmünzen (97 an Zahl, S. 21), der Buchstaben von Münzstätten (S.24) der praenomina (S. 27), cognomina und nomina (S. 31), der gentes (S. 32), ferner der Monogramme Ligaturen und Abbreviaturen (S. 34 und Taf. I), die Darstellung der Rechnung in Sesterzen (S. 41) und die Reduktion des Werthes der Silbermtinzen in drei Währungen, der österreichischen, süddeutschen und der französischen nach Franken (S. 51). Auch sind an den be- treffenden Stellen synoptische Tafeln über den Bestand der Sammlung des Stiftes Schotten (Consular -Silber S. 52, reducirtes Consular -Kupfer S. 77) eingerückt. Endlich bildet eine chronologische Uebersicht der Präge-Epochen und der in der Schrift berührten geschichtlichen Begeben- heiten den Schluss.

Für den Fachmann wichtiger sind die ' Ergebnisse eigener Untersuchungen, welche der Verfasser in der Schrift mittheilt; durch sie verliert diese den kompilato- rischen Charakter und erhält das Gepräge einer selbst- ständigen Bearbeitung. Wir heben vorzüglich zwei Punkte in dieser Richtung hervor, die Recension der von Luynes und d'Ailly angenommenen ältesten römischen Silberpräge

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Numismatische Literatur.

in der Zeit vor der Schwerkupferepoche und den Fort- schritt der Reduktionen des römischen As. Erstere Ansicht verwirft der Verfasser mit Recht, indem er im Einzelnen die Belegstellen prüft, die keineswegs seine Annahme unterstützen, und indem er die Ungereimtheit der Hypo- these in andren Beziehungen darstellt. Was den zweiten Punkt betrifft, nehmen Mommsen und Hultsch als erste Stufe der Reduktionen des As den Trientalfuss, als zweite den Sextantarfuss an, während d'Ailly nach dem libralen einen semilibralen ansetzt, den trientalen in Abrede stellt und dafür einen quadrantalen aufnimmt. Zur Begründung seiner Ansicht theilt er ein überaus reiches Materiale mit, das früherhin unbekannt war. Aus letzterem, namentlich den vielen Wägungen ergiebt sich mit Notwendigkeit, dass in der That ein semilibraler und ein quadrantaler Fuss bestanden habe; von beiden ist der erstere ohne Zweifel auf Grund eines speciellen Gesetzes eingeführt worden da die Kupfermünze damals noch Werthgeld war und umsoweniger seine Reduktion der blossen Willkür überlassen bleiben konnte, dies zumal nicht in einem Staate, welcher so genau auf das Recht hielt als der römische. Dagegen scheint der quadrantale Fuss nicht ein legaler sondern nur factisch bestehender gewesen zu sein; gesetzliche Normirung war zur Zeit seines Aufkommens nicht mehr nothwendig weil damals das Kupfergeld schon zur Scheidemünze herabzusinken begann. Zu dieser Ansicht gelangt der Verfasser der in Rede stehenden Abhandlung indem er lediglich die in den Münzgewichten ausgesprochenen Thatsachen , welche er eingehend nach- weist, acceptirt. Aus demselben Grunde hält er aber auch gegen d'Ailly den trientalen Fuss aufrecht und theilt diesem, nicht dem libralen oder semilibralen die Multiple des As zu.

Numismatische Literatur. vkjv

Wir sehen in dieser Aufnahme der stichhältigen Resultate aus d'Aillys Werke in die betreffende Frage einen entschiedenen Fortschritt zu ihrer Lösung und empfehlen aus diesem Grunde das vorliegende Schriftchen der Aufmerksamkeit der Fachmänner nicht weniger als jener der jugendlichen Leser, an die es sich zunächst richtet. Fr. Kenner.

5. A. Cav. Magrini: Sopra cinquanta medaglie di

Vallerio Belli. Venezia 1871. (Aus den Atti del reale

Instituto Veneto di scienze lettere ed arti. Serie III Vol.XVI)

36 S. und 2 Tff.

Seit langer Zeit mit einer grösseren Arbeit über das Leben und die Werke des Valerio Belli beschäftigt, gelangte der Verfasser zu der wichtigen Entdeckung dass eine ansehnliche Reihe von Medaillen in den Sammlungen zu Venedig Wien Berlin und Paris aus Stämpeln herrühre, welche dieser bedeutendste der italienischen Graveure des XV. Jahrhundertes gearbeitet hat.

Die Geschichte dieser Entdeckung und ihre Begrün- dung sowie Andeutungen über Tendenz und Entstehen der Arbeiten Belli 's bilden den vorzüglichen Inhalt der Ab- handlung. In einem Artikel der Ersch und Gruber'schen Encyclopaedie über den Meister findet sich ein von dem Nürnberger Rothscholtz (XVIII Jahrhundert) offenbar nach den Originalen selbst gearbeitetes mageres Verzeichniss von 50 Medaillen Belli's; es stimmt mit einem etwas genaueren aber viel älteren der Ambrosianischen Bibliothek in Mailand (signirt R. 99 P. Sup. und zuerst vom Grafen

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Numismatische Literatur.

Giov. de Schio copiert), ferner mit einer Notiz in dem vom Grafen Raczinski veröffentlichten Werke Les arts en Portugal in vorzüglicher Weise zusammen. Diese erwähnt einer Begegnung des portugiesischen Malers Francesco da Olanda mit Valerio Belli in Rom, wobei letzterer dem lange nicht gesehenen Freunde 50 Medaillen seiner Arbeit gezeigt habe, unter welchen jene auf Artemisia und auf Virgilius die vorzüglichsten gewesen wären. Auch das ambrosianische Verzeichniss nennt dieselbe Zahl und die- selben Rückseiten , welche die Angaben von Rothscholtz wie spärlich auch immer sie sein mögen, aufführen.

Die Vergleichung dieser Quellen welche völlig unab- hängig von einander sind sprach für ihre Verlässlichkeit und nachdem der Verfasser damit festen Grund erreicht hatte, sendete erCopien der Verzeichnisse an verschiedene Museen in Italien, sodann an jene von Deutschland und Frankreich; er gelangte dadurch in den Besitz von Abgüssen jener fünfzig Medaillen deren Stämpel in den Quellen verzeichnet sind. Ref. kennt davon 29 im k. k. Kabinete vorhandene Stücke und musste sich sofort tiber- zeugen, dass sie in der That einer und derselben Künstler- hand entsprungen sind. Ihr Kunstwerth entspricht den grossen Lobeserhebungen, welche Francesco da Olanda und Vasari ihnen widmeten und kommt den der antiken Münzen ziemlich nahe, obwohl der Charakter ein durchaus selbst- ständiger ist. Es sind lauter geistreiche Arbeiten voll Adel und Feinheit in den Formen, leicht und sicher, aber mit Sorgfalt ausgeführt. Sie bilden in zwei Grössen angefertigt eine längere ikonographische Reihe hervorragender Männer und Frauen des Alterthums, Herren, Feldherren und Dichter, wie sie jene Zeit in Suiten zusammenzustellen liebte. Sehr

Numismatische Literatur.

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wahrscheinlich haben bei einzelnen noch jetzt nachweisbare Vorbilder in antiken Münzen den Künstler unterstützt, die meisten sind aber von selbstständiger Erfindung. Belli erfreute sich hiebei der Führung der als Philologen und Sammler hervorragenden Freunde und Gönner Giorgio Trissino, Pietro Bembo und Giorgio Lascaris, namentlich der Beihilfe des letzteren wird das Ueberwiegen von Medaillen mit Aufschriften in den damals noch ziemlich neuen und unbekannten griechischen Lapidarbuchstaben und die in der Wahl passender Kückseiten sich verrathende Vertrautheit mit den Classikern zugeschrieben werden müssen.

Die ihrer Zeit so sehr anerkannten Leistungen geriethen, da der Künstler seinen Namen nicht beisetzte, in Vergessenheit, die Abgüsse aus denStämpeln circulirten wohl fort und fort, wurden aber ein laut redendes Zeugniss für ihren Werth als antike Münzen betrachtet als welche Gronovius einige von ihnen aufnahm, und von kritischen Numismatikern des XVIII. Jahrhunderts als bewusste Fälschungen behandelt, obwohl eine solche Absicht dem Künstler gewiss ferne gelegen hat. Möglicher Weise aber gaben seine Arbeiten zu den als „Paduaner" bekannten Fälschungen den Anlass; der eine der Paduaner Giovanni Cavino lebte wenigstens gegen Ende der Epoche Belli's.

Möge es dem Verfasser, der sich schon durch die genannte Brochüre ein hervorragendes Verdienst um die italienische Kunstgeschichte erworben hat, gelingen die noch fehlenden Medaillen es waren nach Belli's Testament 150 Stämpel von ihm geschnitten worden

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Numismatische Literatur.

aufzufinden und das versprochene Werk in nicht zu ferner Zeit zum Nutzen der Wissenschaft erscheinen zu lassen.

Fr. Kenner.

6. Th. Elze; Die Münzen Bernhards Grafen von

Anhalt, Herzogs von Sachsen. 1. Heft. Berlin 1870,

Mittler 4°, 34 pp und 8 Tafeln.

Mit Freuden müssen wir den Versuch des Verfassers der mittelalterlichen Numismatik neue Zwecke und Ziele abzugewinnen, begrüssen. Die auf Tafel I sorgfältig gezeichneten Bracteaten werden nämlich auf den folgenden Tafeln abermals getreu aber in vierfacher Vergrössenmg vorgeführt. Dadurch erhält man, weil Einzelheiten der Darstellung , welche wegen ihrer Kleinheit dem Total- Eindrucke weichen mussten, nunmehr ebenfalls zur Gel- tung kommen, Abbildungen, welche von dem Forscher mittelalterlicher Trachtenkunde in gleicher Weise, wie bisher die Siegel, Grabsteine u. s. w. als Quelle benützt werden können. In der That versucht auch der Verfasser selbst die Erklärung einzelner Kleidungsstücke unter Beziehung auf entsprechende Stellen des Nibelungenliedes zu geben. Den Einwand, dass durch ein gleiches Vorgehen in andern Fällen die Mtinzwerke ungebührlich vertheuert werden würden, können wir nicht gelten lassen, da es meistens genügen dürfte, nur eine oder die andere Münze, vielleicht sogar nur einzelne Theile derselben vergrössert wiederzugeben, und andererseits der wahre Numismatiker auch Opfer nicht scheuen darf, um seiner Wissenschaft jenen Rang zu erstreiten, der ihr gebührt.

Numismatische Literatur.

313

Die Ausstattung des Werkchens, das eine Art Jnbel- schrift auf das 700-jährige Bestehen des Hauses Anhalt bildet, ist glänzend und reichlich. Die „palaeographisch genaue Beschreibung der Münzen" auf welche der Ver- fasser ein grosses Gewicht legt, ist unseres Bedttnkens mitunter etwas zu schleppend. Sehr beachtenswerth ist auch die Zusammenstellung bisher ungedeuteter Siglen und Verzierungen auf S. 16 und 17.

Dr. A. Luschin.

314

Miscellen.

MISCELLEN.

The trial of the pyx. Am 18. Juli 1871 wurde in der Gold- schuiiedhalle zu London in altherkömmlicher Weise die Unter- suchung der Münzbüchse vorgenommen. Es ist dies das Behält- niss, in welches der Münzmeister gesetzlich verpflichtet ist von jeder, während der Ausmünzungsperiode geprägten Münzsortc eine gewisse Anzahl Stücke zu hinterlegen. Das zur Untersuchung dieser Büchse eingesetzte Gericht erinnert an die im heiligen römischen Reiche zeitweilig abgehaltenen Münzpr obations- tage, wo dieFahrbüc hsen der verschiedenen münzberechtigten Obrigkeiten durch die Wardeine der deutschen Münzkreise geprüft wurden. In England besteht das Institut des Trial of the pyx seit den ältesten Zeiten. Man glaubt es sei durch Heinreicb II (1154 bis 1189) eingeführt worden, und Sir Thomas Egerton, Solicitor und Attorney General sowie Lord Keeper unter Elisabeth und nachmals Lordkanzler unter Jakob I spricht in seinen Schriften von dem alten und ehrwürdigen Gerichte über die Münzbüchse. Die Jury besteht aus angesehenen Mitgliedern der Goldschmiedgenossen- schaft, welcher früher oft der König in Person präsidirte.

Die englische Ausmünzungsacte von 1870 ordnet an, dass jähr- lich einmal solch ein Gericht gehalten werde. Das vorletzte hatte sich im Februar 1870 versammelt.

Auch diesjahr ging die Ceremonie in feierlicher Weise vor sich. Den Vorsitz führte der Remembrancer der Königin Mr.W.H. Walton in voller Amtstracht; es waren ferner der Münzmeisters-Deputirte

Miscellen.

315

Mr. C. W. Fremantle und der Wardein des Standarddepartements Mr.W.H. Chisholm, dann zehn Jurors aus derGoldschmiedcompany zugegen, welche vorerst vereidigt wurden.

Von den in der Ausniünzungsperiode vom 5. April 1870 bis 80. Juni 1871 geprägten 0,344.597 jg. in Goldmünzen und 471.042^*. in Silberraünzen enthielt die Büchse 8012^. Goldstücke (Sovereigns und Halbsovereigns) und 179 £ 16 S. 3 & in Silbermünzen (Florins, Shillings, Sixpence, Maunday moneys zu 4, 3, 2 Pence und lPenny;.

DasVerdict der Geschworenen war nach der amtlichen London Gazette ein für die Münzbeamten und das Publikum höchst befriedi- gendes, da alle Münzstücke im vorschriftsmässigen Gewichte und Feinhalte befunden wurden.

Ein feierliches Diner mit den landesüblichen Toasten auf Königin, Heer und Marine, Lordkanzler, Jury u. s. w. schloss sich der Ceremonie an. C. Ernst.

Oesterreichisch ungarische Münzprägungen im Jahre 1870. In den

österreichisch -ungarischen Münzstätten zu Wien, Kremnitz und Oarlsburg sind im Laufe des Jahres 1870 nachstehende Münzen ge- prägt worden:

In Wien:

Zweiguldenstücke 168.723 Stück mit fl. 337.446-

Einguldenstücke 3,097.035 ., 3,097.035-

Viertelguldenstücke 7.956 1.989-

20 kr. Scheidemünzstücke ....29,821.875 „5,964.375- 10 kr. Scheidemünzstücke ....34,878.309 3,487.830-90

Levantiner Thaler 92.870 195.475-60

Vierfache Dukaten 12.010 ,, 230.592-

Einfache Dukaten 254.950 1,223.760-

Franz Josephs d'or = 20 Francs 25.265 204.646-50 Halbe Franz Josephs d'or=10 Fr. 7.440 n 30.132- Zusammen. .68,366.433 Stück mit fl.14,773.282-

316

Miseellen.

68,366.433 Stück mit fl. 14,773.282- In Kremnitz und Carlsburg: *)

Einguldenstücke 1,821.609 1,821.609-

20 kr. Scheidemünz stücke 11,304.948 ., 2,260.989*60

10 kr. Scheidemünzstücke 23,543.186 2,354.318.60

Ungarische einfache Dukaten 70.999 340.795.3O

Ungarische Franz Josephs d'or 171.198 1,383,178.70

Ung. halbe Franz Josephs d'or 129.405 ., 522.131. 55

Zusammen . . 37,041.345 Stück mit fl. 8,683.022.65

Im Ganzen daher. .105,407.778 Stück mit fl. 23,456.404 65

C. Ernst.

Robert Graf von Lichnowsky und Werdenberg, Domdechant zu Olmütz, auch in numismatischen Kreisen bekannt durch die Publi- cation „Des fürstlichen Hochstiftes Olmütz Münzen und Medaillen" (Kremsier, 1865) hat zu seiner am 24. Mai d. J. abgehaltenen 25jährigen Priiuiz - Jubelfeier eine Medaille prägen lassen, deren Beschreibung wir hier mittheilen.

Av.: * ROBERTVS MARIA COM DE LICHNOWSKI ET WERDENBERG MET ECCL OLOM PRIM PRAEL ET DECAN Auf einem Maltheserkreuz auf- liegend und umgeben von einer Ordenskette mit Kreuz ist der Wappenschild, das Wappen selbst gespalten, vorne im rothen goldbrodirten Feld zwei verschlungene Weinreben, deren Trauben nach oben, hinten wieder im Roth eine Kirchenfahne mit drei Lätzen; in der Mitte des Schildes oben die Grafenkrone , rechts davon die Mitra, links das Pastorale; das Ganze überragt vom grünen Bischofshute. Re v. : S . VENCESLAUS . CAPI - TVL . OLOM . PATRON VS Der Heilige in voller Rüstung nach vorne stehend, in der

i) Das Münzamt in Carlsburg ist im Mai 1871 aufgehoben worden.

317

Kochten die Standarte, in der Linken den Schild hal- tend. Im Abschnitt in zwei Zeilen : 24 . MAII . MDCCCLXXI|XXV . PR . A . EXPL (= XXV Presby- teratns annis expletis). ./R. Dm. 29 Mm., Gew. 8-8G Grm. Sehr nettes Gepräge.

N. Dechant.

Schemnitzer Jubilaeums- Medaille. Ende 1870 ist in Schemnitz das Erinnerungsfest an die durch die Kaiserin Maria Theresia vor 100 Jahren daselbst erfolgte Gründung der berühmten Berg- und Forstakademie begangen worden.

Wenn, sagt Professor G. Faller in dem zu dieser Feier ver- fassten Gedenkbuche *), die Lebensjahre vom Tage der Geburt und nicht vom Tage der Taufe gezählt werden, so hätte die Schemnitzer Akademie das Fest ihres 100jährigen Bestandes schon im Jahre 1863 begehen sollen, denn in dem entsprechenden Jahre wurde die erste Lehrkanzel für Chemie und zwei Jahre später jene für die mathe- matischen Wissenschaften gegründet und auf diese Weise das Fundament für den weiteren Aufbau einer Bergakademie gelegt.

Die Anstalt wurde anfänglich nur praktische Bergschule ge- nannt, sie trug aber schon seit Gründung der ersten Lehrkanzel den Charakter einer höheren Montanlehranstalt an sich. Rang und Namen einer wirklichen Akademie erhielt sie im Jahre 1770.

Während dieser 100jährigen Periode hat die freie königliche Bergstadt Schemnitz als Sitz der Berg- und Forstakademie Tausende von Studirenden aus Nah und Fern in ihren Mauern beherbergt, welche später als Naturforscher, Geologen, Berg-Hütten- und Mün/.- männer nicht nur in allen Ländern Europas, sondern auch in fremden Welttheilen gewirkt haben, und die Akademie darf mit Stolz auf diese Resultate und die Geschichte ihrer Entwicklung zurückblicken.

1) Schemnitz 1871 bei August Joerges.

33 8

Miscellen.

Zur Erinnerung an die 100jährige Jubelteier hat das Fest- comite eine Medaille prägen lassen, zu welcher die Stempel von Professor Carl Radnitzky geschnitten wurden.

Av.: A MARIA THERESIA HUNG : REGE METALLICO- RUM ACADEMIA Arabeske. Das Brustbild der Kaiserin im Witwenschleier nach rechts, über einem von einem Lorbeer- und Oelzweig gebildeten Halbkranze. Darunter C. RADNITZKY.

Rev.: SCHEMNICII CONDITA 1770-PRLMUM SECULUM CELEBRAT 1870 Arabeske. Sitzende weibliche Figur, den Bergbau vorstellend, in der Rechten ein aufgeschlage- nes Buch mit Kristallabbildungen, in der erhobenen Linken ein Grubenlicht. Im Hintergrunde die Schemnitzer Berge mit Schacht- und Hüttengebäuden. Im Abschnitt zwei Gnomen das Schemnitzer Stadtwappen haltend und in der andern Hand Schlägel und Eisen schwingend. Grösse 70 Mm. In Gold, Silber und Bronze.

C. Ernst.

Jubel-Medaille der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. Zur

Feier des 25jährigen Bestehens dieser Gesellschaft am 2. October 1870 wurde auf Veranlassung und Kosten mehrerer Mitglieder für dieselben eine Medaille geprägr.

Auf der Vorderseite sehen wir unter einem Pahubaum auf den Löwen ruhend eine mächtige Mannesgestalt, das Sinnbild des alten Orients wie im Erwachen sich aufrichten. Sein von einem Genius enthülltes Antlitz wendet er dem Lichte zu, mit welchem die deutsche Wissensch aft, eine eichenbekränzte Germania, mit Macht vorschreitend, sich ihm naht. Der einfache Sinn des Bildes Hesse sich in folgendes Distichon fassen, welches ursprünglich zur Umschrift des Ganzen bestimmt war:

Licht und lebendiges Wort kam einst den Deutschen vom Aufgang; Dankend erstatten sie heut', was sie em- pfingen, zurück.

Miscellen.

319

Im Abschnitt links: T GROSSE INV , rechts: KVLLRICH FEC Die Rückseite enthält in einer lOzeiligen Inschrift die Wid- mung an die vier Gründer der Gesellschaft:

DEN

ERSTEN

GESCHÄFTSFÜHRERN

DER DEUTSCHEN

MORGENLÄNDISCHEN

GESELLSCHAFT

BROCKHAUS

FLEISCHER

POTT

RÖDIGER

Umschrift: * DARMSTADT DEN 2. OCTOBER 1845

LEIPZIG DEN 2. OCTOBER 1870.

Dm. 56. Mm. iE. Der Entwurf zur Medaille rührt von Prof. Theodor Grosse in Dresden, die musterhafte Ausführung der Stempel von dem königl. Preuss. Hof- und ersten Münz -Medailleur W. Kullrich in Berlin her. Dr. J. K.

Münze der Pariser Commune. Die ersten Silbermünzen der gegenwärtigen französischen Republik wurden mit den von Oudine gravirten Stempeln geprägt , welche auch für die französischen Münzen der Jahre 1850 1851 und zum Theil von 1849 dienten; bekanntlich zeigen diese im Avers einen Frauenkopf mit der Um- schrift REPUBLIQVE * FRANQAISE , im Revers einen Kranz aus Lorbeer- und Eichenzweigen worin Werthangabe und Jahrzahl und um denselben die Worte LIBERTE EGALITE FRATERNITE Ein zweiter Reversstempel hat Werthangabe und Jahreszahl in einem anderen grösser gezeichneten Kranze ohne Umschrift. Von beiden Sorten wurden Fünf- und Zwei - Frankenstücke mit den Jahreszahlen 1870 und 1871 ausgemünzt, unter denen jene mit dem Münzbuchstaben K hervorzuheben sind, weil sie während der Pariser Belagerung und zur Zeit der Herrschaft der Commune in Bordeaux geschlagen wurden wo die Münze vordem Jahre lang unthätig war.

320

lliscellen.

Auch die Pariser Commune Hess während ihrer ephemeren Herrschaft Fünf - Frankenstücke schlagen, wozu sie sich jedoch nicht der oben genannten Stempel, sondern jener der Jahre 1848 und 1849 (Herculesstempel) bediente, welche denen der ersten französischen Republik nachgebildet waren.

Av.: <*. LIBERTE EGALITE FRATERNITE Hercules zwi- schen zwei weiblichen Figuren, im Abschnitte * Dnpre*.

Rev.: REPUBLIQÜE FRANgAISE * In einem Kranze aus Lorbeer- und Eichenzweigen 5 | FRANCS | 1871 unten am Rande zwischen Dreizack tB (dem Different des commun. Münzmeisters) und einem Anker der Münzbuchstabe A (Paris). Randschrift in erhabener Präge: ***** DIEU * PROTEGE * LA * FRANCE. E. f.

Berichtigung.

In Band II ist zu verbessern :

Seite 867 Zeile i v. o. lies HPAKAEOlZ. statt HPAKAEOT * Dieser durch Undeutlichkeit des Münzabdruckes veranlasste Fehler ist hiernach auch auf der Abbildung Taf. XII Nr. 5 zu be- richtigen. Die am Ende des deutlich zu lesenden örAKAlN angebrachten Striche gehören zu dem aus- gebliebnen 2' dem Endbuchstaben von Hr AixAfcOT 2--

_ 269 10 v. u- lies Vase statt Wage.

^3>£8&&-

419

XVIII.

Satrapenmünzen mit griechischer Inschrift.

Von Dr. Alfred v. Sallet.

Der folgende kleine Aufsatz ist, wenn er auch zwei noch unbekannte Münzen bringt, nur ein geringes Supple- ment zu den vortrefflichen Arbeiten Waddington's über persisch-griechische Satrapenmünzen und einem ebenso interessanten und lehrreichen Artikel von Rauch über eine Münze des Satrapen Spithridates *). Leider sind wir hier in Berlin nicht so glücklich, oft durch directe Verbindungen mit dem Orient unbekannte und neue asiatische Münzen zu erwerben, aber bisweilen spielt uns bei einiger Auf- merksamkeit der Zufall doch manches Interessante in die Hände.

I. Orontas, Satrap von Mysien und Jonien.

Die bereits von Mionnet ungenau beschriebene, voni Sestini und, durch diesen verleitet, von Koehne der

i) Berliner Blätter f. Münzk. V (1869) 29.

27*

420

Dr. Alfred v. Sallet: Satrapenmünzcn

taurischen Chersonesus irrig zugetheilte Silbermünze 2) mit dem knieenden Krieger und dem halben geflügelten Eber von Clazomenae nebst der Umschrift OPONTA s) hat Waddington 4) mit Hülfe einer andern bis dahin noch unbekannten Silbermünze mit Pallaskopf und dem halben Seepferd von Lampsacus dem von Schriftstellern mehrfach erwähnten Orontas, Satrapen von Mysien und Jonien, der etwa bis zur Mitte des IV. Jahrhunderts v. Chr. regierte, mit der höchsten Wahrscheinlichkeit zugetheilt.

2) Sestini (Lett. di cont. IX Taf. III, 1) bildet diese Münze sogar mit der Inschrift S3X neben dem Krieger ab, angeblich ans der kgl. Samftilnng in München. Waddington hat sich in München bei dem verstorbenen Streber nach dieser Münze erkundigt und die Antwort erhalten dass ein solches Stück nicht vorhanden und auch in den Katalogen nicht verzeichnet ist. Waddington meint daher mit Hecht, dass Sestini in gewohnter Weise ein falsches Citat gegeben und sich das ^3X hinzuphantasirt habe. Eine ähn- liche Bemerkung zeigte mir Herr Direktor Friedlaender in seinem unabhängig von Waddington's Aufsatz geschriebenen Repertorium s. v. Chersonesus. Auffallend ist allerdings die genaue Ueber- einstiinmung des knieenden Kriegers auf den Orontasmiinzen und den schönen Kupfermünzen von Chersonesus.

11 s. Artemis mit Fackel in der Quadriga rechtshin.

Rs. XEP knieender Krieger, wie auf den Orontasmünzen, mit deutlichem Bart, ohne Häkchen auf dem Helm.

Die Figur des knieenden Kriegers oder Heros ob es, wie Koehne meint Odysseus oder, nach früherer Ansicht, Achilles ist, bleibt unentschieden ist auf beiden Münzen so ähnlich, als ob die Stempel von einer Hand geschnitten wären.

3) So, nicht OPONT.

*) Melanges des numismatique II (1867; p. 19. Der Aufsatz erschien zuerst in der Revue numism. 1863, 235.

J.91

mit griechischer Inscürift. ,*'1

Dass diese schon an und für sich kaum zu bezwei- felnde Zutheilung die allein richtige ist, wird bewiesen durch eine so viel ich weiss noch gänzlich unbekannte kleine Kupfermünze, welche sich unter einer dem köngl. Münzkabinet zu Berlin eingesandten grossen Zahl von unbestimmten griechischen Münzen fand :

M/je ^S

Hs. Kopf eines Perserkönigs mit derMitra, rechtshin.

Es. . .ONTA Das halbe geflügelte Seepferd wie auf den Münzen von Lampsacus 5), rechtshin. iE. fast 1, dick »).

Dass die Inschrift nur zu OPONTA, und nicht anders ergänzt werden muss, beweist die angeführte Silbermünze bei Waddington 7):

Hs. Pallaskopf linkshin.

Rs. OPONTA Das halbe geflügelte Seepferd von Lampsacus, rechtshin.

A. 3. Gew. 313 Grm.

Dass die vorliegende kleine, recht gut gearbeitete Kupfermünze nur einem Perser angehören kann, beweist

5) Dasselbe Seepferd kommt allerdings auch bei andern aber minder bedeutenden Städten auf den Münzen vor.

6) Das Gewicht wird nicht angegeben, weil die Wägung von Kupfermünzen zu keinem .Resultat führt.

f) 1. c. Taf. III, 4.

422

Dr. Alfred v. Sallet: Satrapenmünzeu

der mit dem allbekannten persischen Kopfschmuck ge- zierte Königs- oder Dynastenkopf der Hauptseite. Hier- durch werden also alle etwaigen Zweifel an Waddington's Deutung der Münzen, welche nur die Inschrift OPONTA, aber keinen Perserkopf zeigen, vollständig beseitigt.

In einem früheren Aufsatze hat Waddington ») mit ziemlicher Gewissheit erwiesen, dass ähnliche Köpfe auf einer aufschriftlosen und zwei mit BAZIA und BAZIAEn(Z) bezeichneten Münzen Königs- , nicht Satrapenköpfe , und zwar Bildnisse des Artaxerxes Mnemon sind. Auch auf unserer Münze möchte ich bei der grossen Uebereinstim- mung mit jenen ») den Kopf trotz der Aufschrift. OPONTA auf der Rückseite nicht für den des Orontas , sondern für den des Perserkönigs Artaxerxes Mnemon halten. Die eine jener von Waddiugton behandelten Münzen aus dem Museum Hunter von Combe bereits richtig Lampsacus zugetheilt zeigt sogar die ganz gleichen Typen; viel- leicht gehört auch sie, obgleich aufschriftslos, dem Satrapen Orontas an :

H s. Bärtiger Kopf des Perserkönigs mit Mitra linkshin.

Rs. Halbes geflügeltes Seepferd rechtshin. N. Stater. 8-43 10).

Die höchst seltene vonKoehne n) und Waddington 12) abgebildete und beschriebene Silbermünze des Orontas,

8) Mel. 1 (1861) p. 96. Zuerst in der Revue nurnisin. 1861, 15.

9) Waddington 1. c. Taf. VII 3—5.

i°) So ist das Gewicht dieses Unicuras beiBrandis, Münzwesen p. 427 angegeben.

ii) Memoires etc. 1848 Taf. XII, 36. 12) Mel. II Taf. III, 5.

mit griechischer Inschrift.

423

wahrscheinlich in Clazomenae geprägt, besitzt das Berliner kgl. Münzkabinct seit kurzer Zeit <s). Es ist ein vorzüg- liches Exemplar und weicht von den vorhandenen Abbil- dungen und Beschreibungen ein wenig ab, so dass eine möglichst genaue Zeichnung und Beschreibung unseres Exemplars willkommen ist:

Hs. Knieender Krieger linkshin mit Schild und kurzem, an beiden Enden mit einer Spitze ver- sehenen Speer. Der Helm hat Ohrklappen und oben, zum Anhängen, ein stark gebogenes Häkchen. Unter dem linken Schenkel T.

Rs. OPONTA Halber geflügelter Eber rechtshin. Spuren des Quadratum incusum. JR.-S. 2-78 Grm. ").

Ob der Krieger bärtig ist oder nicht , scheint mir unsicher. Das T bemerkt auch Koehne auf dem Peters- burger Exemplar, auf seiner Abbildung hat es der Zeichner aber übersehen. Eine Spur von Gewand, wie der Zeichner ■der Waddington'schen Abbildung sie anzudeuten scheint, ist nicht vorhanden. Der Styl der Münze ist gut und recht lebendig. Die Beziehung der Rückseite auf Clazomenae ist wahrscheinlich, da ein ganz ähnlicher halber geflügelter Eber das bekannte Wappen von Clazomenae ist.

13) Sie stammt aus der prachtvollen Sammlung des verstor- benen Consuls Michanovic in Thessalonich. <*) Waddington's Exemplar wiegt 2-79.

424

Dr. Alfred v. Sallet : Satrapenmünzon

II. Spithridates, Satrap von Jonien und Lydien.

Eine Silbermiinzc dieses Satrapen , welcher zur Zeit Alexanders des Grossen lebte, hat Rauch aus seiner Samm- lung- publicirt *$). Die dort gegebene Abbildung ist nicht recht gelungen ; Herr von Rauch, der Besitzer der Münze, hat mir gestattet sie von Neuem zu zeichnen :

Hs. Bärtiger Königskopf mit. Mitra, linkshin.

Rs. ZPIOP-. Halbes geflügeltes Seepferd rechtshin. iR. 4 beschädigt, 2-5 Grm.

Das Berliner kgl. Münzkabinet besitzt seit einigen Jahren eine wohl noch unbekannte kleine Kupfermünze desselben Satrapen :

Hs. Bärtiger Königskopf mit Mitra rechtshiiu Rs. EPI Halbes Pferd rechtshin.

i5j Berliner Blätter für Münzkunde V (1869) 29. Dem früheren' Spithridates, einem Unterfeldhcrrn des Pharnabazus (Rauch 1. c.) darf man die Münze wohl nicht zuschreiben. Weniger aus dem von Rauch angegebenen Grunde, dass ein Unterfcldherr nicht sein Bild auf Münzen hätte setzen dürfen, sondern eher dcsshalb, weil der Styl und die Ausprägung einer Kupfermünze auf spätere Zeit zu deuten scheint.

mit griechischer Inschrift. ^'"

Ranch nimmt an, dass die Silbennunze mit dem Typus des halben Seepferdes in Lampsacus geprägt sei. Aller- dings ist der Typus das bekannte Wappen dieser Stadt und Rauch's Ansicht, dass Spithridates, obgleich bei Arrian nur als Satrap von Jonien und Lydien erwähnt, doch auch Lampsacus besessen und dort gemünzt habe, wird jeden- falls die richtige sein. Die Kupfermünze wage ich keiner Stadt mit Sicherheit zuzutheilen; man könnte bei dem halben Pferd an Cyme in Aeolis denken. Die Arbeit der Kupfermünze ist recht sauber und elegant. Ob der darge- stellte Kopf der des prägenden Satrapen selbst oder der des Perserkönigs also Darius Cadomannus ist, bleibt fraglich. Ich möchte auch hier analog den Münzen des Orontas und denen mit BAZIA etc. eher den Königskopf darin sehen, aber freilich lässt sich weder das eine noch das andre mit Bestimmtheit behaupten.

Die hier publicirten oder besprochenen griechischen Satrapenmünzen bilden folgende Reihen :

Lampsacns.

1. Königskopf, wahrscheinlich Artaxerxes Mnemon. Rs. Halbes Seepferd.

N. Waddington.

2. Pallaskopf.

Rs. OPONTA Halbes Seepferd. /R. Waddington.

3. Königskopf, Artaxerxes Mnemon oder Orontas. Rs. . .ONTA Halbes Seepferd.

■SL. Berlin ").

'<*) Vielleicht in dieselbe Reihe gehört eine andere kleine Kupfermünze des Berliner Museums: Weiblicher (?) Kopf mit Mitra

4Zu Dr. Alfred v. Sallet: Satrapenmünzen mit griech. Inschriften:

4. Königskopf, Darms Codomannus oder Spithridates.

Bs. 2T»IOP..

iR. v. Bauch.

Inbestimmte Stadt, wohl nicht Lampsacns.

5. Königskopf, Darius Codomannus oder Spithridates.

Bs. mi Halbes Pferd. iY,. Berlin.

flazomenae (?)

6. Knieender Krieger, T.

Bs. OPONTA Halber geflügelter Eber.

Ä\. Petersburg, Waddington, Berlin.

rechtshin. Rs. Halbes geflügeltes Seepferd, rechtshin. Herr Director Dr. Friedlaender macht mich auf die Aehnlichkeit des Kopfes mit dem Kopfe auf den Münzen der Amastris aufmerksam. Auf andere mehr oder weniger ähuliche Münzen hier näher einzugehen, würde zu weit führen.

427

XIX. Satrapenmünze mit aramaeischer Schrift.

Von Eugen Merzbacher.

Waddington *) hat zuerst auf Silbermünzen, die wahr- scheinlich theils in Sinope theils in einer pontischen Stadt (Gaziura?) geprägt wurden, den Namen mm« gelesen und sie Ariarathes I, der in der Zeit von ungefähr 350 bis 322 v. Chr. Satrap oder Dynast von Kappadocien war 3), zuge- wiesen. Diese Entzifferung und Zutheilung ist wohl als gesichert zu betrachten, zumal da auch Blau's Lesung 3), der auf diesen Silbermünzen Ariodat las, nur wenig oder vielmehr gar nicht davon abweicht.

i) Rcv. Num. 18G1 p. 2 und 5.

2) Diod. XVIII. 16, fragm. Hb. XXXI. 3 ; Lucian Macrob 13 ; vgl. Clinton, F. H. III. 431.

3) De num. Achaemen. p. 7.

^■ÄO Eugen Merzbacher : Satrapenmünze

Im königl. Münzkabinet zu Berlin befindet sich eine Kupfermünze, die wohl von demselben Ariarathes geprägt wurde. Sie zeigt folgende Typen :

Persisch gekleideter Bogenschütze, zielend, rechtshin.

Rev. [nhl^N* Ziegenbock? rechtshin. AL. 2*/,.

Auf einem anderen Exemplar, welches sich in der Sammlung des Herrn Imhoof befindet, las derselbe, wie mir Herr Dr. v. Sallet mittheilt: »[nhi'iK? Ariorat?" Durch diese Lesung wurde ich zu obiger Entzifferung geführt. Das b ist aber auf dem vorliegenden Exemplar deutlich zu lesen and erkennt man auch auf der Imhoof sehen Münze dem Abdruck nach zu urtheilen, welchen ich der Güte des Herrn Imhoof verdanke Spuren desselben oberhalb des Horns.

Wenn es nun zwar keinem Zweifel unterliegen wird, dass diese Münzen von einem persischen Satrapen, wahrscheinlich Ariarathes I, geprägt wurden, so bleibt doch noch fraglich, welcher Gegend sie zu zuweisen seien; denn es ist keineswegs ausgemacht, dass die Satrapen nur in ihren Satrapieen hätten prägen dürfen. Im Gegen- theil finden wir, dass dieselben häufig auch in Gegenden Münzen schlagen Hessen, die nie unter ihrer Verwaltung standen, besonders dann, wie es scheint, wenn sie vom Grosskönig mit einer ausserordentlichen Mission betraut waren. So prägte, um nur ein Beispiel anzuführen, Tiribazus, Satrap von Westarmenien, als ausserordentlicher Befehlshaber der persischen Truppen, die gegen Euagoras

mit aruin.tcischer Schrift.

429

von Cypern 386—80 kämpften, Münzen in Cilicien, wahr- scheinlich in Nagidus i).

Ein ähnliches Verhältniss .scheint auch bei der Emission dieser Münzen obgewaltet zu haben , die ihrem Stil und ihrer Fabrik nach, wie Herr Director Friedlaender glaubt, nicht wohl nach Cappadocien gehören. Jedenfalls müssen sie in einer Gegend geschlagen sein, in welcher aramaeische Schrift und Sprache gang und gäbe war.

Der Schriftcharakter unserer Münzen ist, wie Wad- dington «) bemerkte, ähnlich dem welcher auch auf den aramaeischen Papyrus erseheint. Bei den Kupfermünzen tritt dies noch etwas entschiedener hervor. Man vergleiche besonders die Buchstaben tf und •> auf der Münze des hiesigen Museums mit den entsprechenden Buchstaben der Tabelle bei Vogüe s).

ij Waddington Rev. Num. 18G0 p. 433 ff. Die in dieser Zeit- schrift, 1870 S. 338 veröffentlichte kleine Silbermünze des Tiribazus wird vernmthlich ebenfalls in Cilicien und nicht in Armenien, wo man keine semitische Sprache sprach geprägt sein.

a) Rev. Num. 1861 p. 21 : „un aiphabet homogene, pareil ä celtii des papyrus arameens recneillies en Egypte."

3) Rev. archeologique 1865 T. XI pl. VIII col. 4 und 5. Die beiden vorletzten Buchstaben unserer Münze sind auf beiden Exemplaren leider nicht ganz deutlich, ich glaube aber mich nicht zu täuschen, wenn ich -p lese.

430

J. Friedlaeuder: Das .Silphium.

XX. Das Silphium.

Endlich ist auch die alte Frage gelöst, welcher Pflanze das von den klassischen Schriftstellern oft genannte und auf den Münzen der Cyrenaica dargestellte Silphium entspricht. Diese Frage ist von grossem Interesse, da be- kanntlich auf dem Handel mit dem Produkt dieser Pflanze der Reichthum jenes Landes beruhte, von welchem noch heut so viele schöne Gold- und Silbermtinzen mit dem Bilde des Silphiums zeugen, das gleichsam zum Wappen geworden war. Aus den Schriftstellern weiss man dass die Pflanze im südlichen wenig bewohnten Theile des Landes wild wuchs, und dass ihre Cultur nie gelang. Die dicke Wurzel wurde in Scheiben geschnitten; der Milchsaft, getrocknet* und mit Mehl vermischt, bildete das geschätzte Gewürz und Heilmittel, welches hoch im Preise stand. Diese kostbaren Pflanzen wurden allmählig durch Einfälle barba- rischer Nomaden vernichtet , sie ' verminderten sich so schnell dass schon unter Nero's Regierung eine Pflanze als grosse Seltenheit nach Rom gebracht wurde.

Die bisherigen Nachforschungen in jenen Gegenden das Silphium wieder zu finden, gaben kein Resultat; man

J. Friedlaender: Da» Silpliiuni.

431

glaubte es in Laserpicium oder in Ferula zu erkennen, allein diese Pflanzen haben mit dem Silphium weder Aehn- lichkeit im Aeusseren noch in den Eigenschaften.

In der Uebersicht Über die Verhandlungen der Kopen- hagener Akademie 1869 hat Oersted einen Artikel gegeben, welcher in Virchow's Zeitschrift für Ethnologie III. Jahr- gang 3. Heft von Ascherson übersetzt und mit Abbildungen begleitet ist. Wir erfahren daraus, dass man Ausschluss über das Silphium der näheren Kenntniss der Pflanze ver- dankt welche die Asa foetida giebt. Die Alten kannten auch schon die Pflanze der Asa foetida und nannten sie medisches Silphium zum Unterschied von cyrena ei- schen Silphium. Schon aus dieser Namensgleichheit Hess sich schliessen dass beide Pflanzen verwandt sein müssen.

Nun hat ein englischer Botaniker Falconer im nörd- lichen Kaschmir ein hohes Dolden - Gewächs gefunden welches eine Art Asa foetida liefert und von ihm unter dem Namen Narthex beschrieben und abgebildet ist. Diese Abbildung entspricht gena u cVe m Silphium de r Münzen, so dass unzweifel- haft die ausgestorbne cyre- naeische Pflanze eine nah- verwandte war.

i So ist nun wieder ein neuer Beweis für die alte Er- fahrung gefunden, dass Naturgegenstände auf griechischen Münzen mit der bewunderungswürdigsten Wahrheit und

432

J. Friedlaender: Das Silphium.

Karaktcristik dargestellt sind. Die Aelinlickheit der kascli- mirischen Pflanze, welche Falconer ohne vom Silphium zv wissen abgebildet hat, mit dem Bilde der Münzen ist .schlagend. Oersted hat das Verdienst sie bemerkt zu haben.

Gewisse Münzen von Cyrene, welche man früher irrig Cardia zutheilte, stellen vielleicht eine herzförmige Frucht dar; mit den Früchten der kaschmirischen Pflanze stimmt diese Darstellung nicht überein, was sich dadurch erklären wird dass das cyrenaeische Silphium eine andre Gattung desselben Geschlechts war.

Berlin- J. Friedlaender.

433

XXI.

Die aramäische Legende auf einer Drachme athenischen Geprägs.

Von Prof. Dr. Mi. A. Levy.

Joh. Brandis führt in seinem trefflichen Werke „das Münz- Mass- und Gewichtswesen in Vorderasien bis auf Alexander den Grossen" [Berlin 1866] S. 378, Anm. 3 eine nach altern athenischen Münzen (mit der Eule und AOE) nachgeahmte an , welche die aramäischen Buchstaben

P L,^ L, (i^n2? Belib?) hätte. Nach seiner Angabe befände sich diese Münze im Kabinet des Grafen Melchior de Vogüe. Vor längeren Jahren wurde mir der beifolgende Gutta- percha-Abdruck von dem sei. Burgon im britischen Münz- kabinet zugesandt und zweifle ich nicht, dass dies die von Brandis erwähnte Münze sei. Aber die Legende ist nicht n^O^? sondern

„Münze des Bit" (Belittos?).

28

J.JM

*'J^ Levy: Aram. Legende auf einer Drachme athen. Gepi

Ich halte es für meine Pflicht diese Berichtigung- hier mitzuth eilen ; vielleicht ebnet sie den Weg- den rechten Namen zu finden. Ohnehin ist die Legende auch in palaeo- graphischer Beziehung von hohem Werthe, da sie uns die Form des aramäischen Teth aus ziemlich alter Zeit (frühe- stens aus dem 5. Jahrhundert vor. Chr.) kennen lehrt; denn meines Wissens ist bis jetzt kein Monument zu Tage geför- dert worden , das uns die genannte Form aus hohem Alterthum aufgezeigt hätte.

Breslau.

435

XXII. Mittheilungen

über

falsche in der Levante angefertigte antike Münzen.

Von Louis Mayer.

Die meisten der bisher bekannt gewordenen in der Levante angefertigten falschen antiken Münzen stammen ausSmyrna. Ein inSmyrna etablirt gewesener Goldarbeiter welcher ein ebenso erfahrener Münzkenner als ausgezeich- neter Stempelschneider war, betrieb durch eine lange Reihe von Jahren die Kunst der Falschmünzerei im Bereich der Antike mit solcher Meisterschaft, dass selbst die geübtesten Numismatiker sich durch seine Erzeugnisse täuschen Hessen: Als Goldarbeiter befasste er sich, wie es in der Levante üblich ist, auch mit dem Münzhandel. Er hatte an der Küste wie im Innern Kleinasiens eine ausgebreitete Bekanntschaft. Die Finder der Münzen,

28*

436

Louis Mayer: Mitthoilungeu über falsche

meist Bauern, brachten ihm aus nah und fern die gefundnen Stücke zum Ankauf, und er kaufte die Münzen entweder für eigne Rechnung um sie wieder an die Sammler zu ver- kaufen , oder er vermittelte gegen Provision den direkten Verkehr zwischen Finder und Sammler. Bekanntlich war Smyrna in früheren Jahren der fast einzige Markt für kleinasiatische Münzen. Auf diese Weise giengen viele Tausende von echten Stücken durch die Hände dieses- Goldarbeiters, und durch langjährige Uebung verbunden mit seinem angebornen Talente gelang es ihm sich den Styl der Antike und die Technik der alten Stempelschneider vollständig eigen zu machen. Er beachtete nicht nur die äussern numismatischen Kennzeichen der echten Münzen und die Regeln antiker Plastik, er war auch darauf bedacht das Gewicht der von ihm erfundenen oder gefälschten Stücke genau mit dein Gewichtssystem der antiken Münzen in Uebereinstimmung zu bringen.» Um die Täuschung zu vollenden bediente er sich zur Anfertigung der falschen Gold- und Silbermünzen antiker Metalle z. B. schlecht erhaltener Stücke Philipps und Alexanders die er zum Metallwerthe kaufen konnte, schmolz dieselben ein und brachte die nach Regulirung des Gewichtes gehörig vor- bereiteten Schrötlinge unter den Prägstock. Er verstand es auch die Falsificate mit einer künstlichen Patina zu versehen, so dass, wie bereits erwähnt wurde, selbst geübte Kenner der Antike durch seine Fälschungen irre geführt wurden.

Die am schwersten zu erkennenden und daher ge- fährlichsten Münzfälschungen sind die in Gold ausgeführten, weil Gold der Oxydirung nicht unterliegt und 2000jährige Stücke mit Stempelglanz oft gerade so aussehen als ob sie

4.Q7 in der Levante angefertigte antike Münzen. "*c'

eben aus der Präge gekommen wären. Auf dieses Metall verlegte sich dalier unser Smyrnaer- Becker mit Vorliebe. Wir wollen hier auf einige der aus der gedachten Quelle stammenden falschen Goldstücke aufmerksam machen. Selbstverständlich sprechen wir hier nur von solchen falschen griechischen Münzen die ganz neu erfunden und aus eigens dazu geschnittenen Stempeln geprägt sind.

Kurze Zeit nachdem der grosse Tetradrachmenfund von Amyntas König vonGalatien gemacht worden war i), tauchten kleine Goldstücke dieses Königs im Gewichte von Grm. 1-34 bis 1-40 auf. Es waren dieselben aus zweierlei Stempeln geprägt, nämlich:

1. Av. Behelmter Pallaskopf nach rechts.

Rev. BAZIAEnZ AMYNToY Geflügelte Nike nach links schreitend, in der ausgestreckten Rechten ein mit dem königlichen Diadem geschmücktes Scepter haltend.

2. Vor- und Rückseite der vorigen Münze ähnlich, nur mit dem Unterschiede dass das Haupt der Nike mit der Kopfhaut und dem Rüssel eines Elephanten bedeckt ist. .

Die tüchtigsten Numismatiker Smyrnas, wie "Borrell, "Whitthall, Gariri, Iwanoff, erwarben diese Stücke als unzweifelhaft echt, und Freiherr v. Prokesch- Osten publi- cirte eines derselben mit Abbildung in Gerhard's Denk-

l) Beschrieben von Burgon in Numismatic Chronicle Vol. VIII S. 69 96 und von Duc de Luynes in Revue numismatique Jahrg. 1845 S. 253—265. Bei Mionnet völlig unbekannt.

438

Louis Mayer: Mittheilungni über falsche

mal er und Forschungen n. s. w. Jahrg. 1849 October-IIeft Tafel X Nr. 6.

VonSmyrna aus gelangten diese Stücke nach Europa, und mag es nur wenige Museen und Privatsammlungen geben, welche nicht Exemplare davon besässen. Es hat sich indessen später bis zur überzeugenden Gewissheit herausgestellt dass diese Stücke falsch und in Smyrna fabricirt worden sind.

Das gute Geschäft welches mit den kleinen Gold- Amyntas gemacht worden war *) , gab Veranlassung es auch mit gefälschten Statern dieses Königs zu versuchen, von denen damals nur ein einziges Exemplar im Pariser Münzkabinet bekannt war. Indessen missglückte diese Speculation und es fanden nur wenige Stücke zu sehr massigen Preisen Käufer s).

Höchst wahrscheinlich stammen aus derselben Fabrik welche die goldenen Amyntas verfertigte, auch die falschen Goldstücke von E p h e s u s.

Es kommen dieselben in drei Grössen und Prägungen vor:

1. Im Gewicht von Grm. 8-30 bis 8-40.

2) Die ersten Stücke welche zum Vorschein kamen, wurden bis zu Frcs. 200 bezahlt, allmälig sank der Preis bis auf Frcs. 50.

3) In dem mit unerhört seltenen und Staunen erregenden Münzen reichlich ausgestatteten Auctionskataloge weiland H. P. BorrelPs vom Jahre 1852 erscheinen von Amyntas ausser <J echten Silber - Tetradrachmen auch ein Goldstater und 3 Hekta welche zweifellos falsch sind und auch als falsch erkannt wurden. DerAmyntas-Schwindel hat übrigens auch die echten Münzen dieses. Königs verdächtigt und entwerthet. C. W. II.

J.QQ In der Levante angefertigte antike Münzen. Tüt

Av. E0EZION Fliegende Biene. Das Ganze in einem Perlenkreise.

Rev. Vierfach getheiltes vertieftes Viereck.

2. Im Gew. von Grm. 4-10 bis 4-20. Av. Biene mit E<1>.

Rev. Vierfach getheiltes gesenktes Viereck.

3. Im Gew. von Grm. 1-30 bis 1-40. Av. und Rev. Dem vorigen ähnlich.

Nr. 2 wurde von Freiherrn v. Prokesch-Osten (Inedita Wien 1854 S. 52) publicirt. J. Brandis führt in seinem Werke: Münz-;Maass- und Gewichtswesen etc. Berlin 1866, auf Seite 413 die vorgenannten Stücke mit an, scheint also an deren Echtheit nicht gezweifelt zu haben. Vier Exemplare desselben Fabricats verschiedener Grösse kommen bereits im Borrellschen Auctionskataloge vom Jahre 1852 unter Nr. 470 473 vor; der geringe Erlös von nur Frcs. 40 für die grössern und Frcs. 25 für die kleinern Exemplare giebt den deutlichen Beweis dass schon bei jener Borrell'schen Münzauction in London diese Stücke nicht für echt gehalten wurden 4).

Gleichzeitig mit den Goldstücken von Ephesus kamen auch von Abdera Thraciae kleine bis dahin unbe-

*) Die Gewichtsabstufungen der ganzen, halben undSechstel- Stater sind mit grosser Genauigkeit eingehalten. Freilich drängt sich die Frage auf wie der alterthümliche Typus mit dem Quadratum incusum zu dem makedonischen Münzfusse Alexanders und der Diadochen komme?

*4U L,ouis Mayer: Mittheilungen über falsche

kannte Goldmünzen im Gew. von Grm. 2-90 bis 3-10 zum Vorschein.

Es waren zwei verschiedene Prägen von denen je eine im Borellschen Auctionskataloge 1852 unter Nr. 467 und 468 aufgeführt erscheint, nämlich:

Nr. 467. Av. Grösse 3. Greif auf einem Fische stehend, nach links.

Rev. Schwach eingesenktes Quadrat in vier Theile getheilt.

Nr. 468. Av. Dem vorigen ähnlich, aber mit dem den Tetradrachmen entlehnten bekannten Magi- stratsnamen KAAAIAAMAZ.

Rev. wie Nr. 467.

Diese Stücke sind in London ohne Zweifel als unecht erkannt worden, weil sie beim Verkaufe nur Frs. 31 und 39 erzielten. Brandis hielt sie für echt und führt sie a. a. 0. Seite 517 bei Abdera auf 5).

Nachdem die vorgenannten Goldmünzen in Umlauf gesetzt waren, trat in derSmyrnaerFabricatiou eine Pause

5) Um dieselbe Zeit erhielt ich aus Smyrna eine kleine nach Naxos oder Teos Joniae zugetheilte Goldmünze (Gr. 1) im Gewichte von Grm. 1-10

A v. Weintraube. Rohe Arbeit.

Eev. Gesenktes Viereck in vier Theile getheilt.

Ich hielt diese kleine Goldmünze für echt und nahm sie daher in meinen Katalog auf. Nach gewonnener besserer Ueberzeugung halte ich sie jetzt ebenfalls für einErzeugniss der Smyrnaer Falsch- münzer. C. W. H.

iu der Lc-vante angefertigte antike Münzen. 441

ein. Erst im Jahre 1855, nachdem Fellows sein Werk über alt-lykische Münzen (Coins of ancient Lycia before the reign of Alexander. London. 1855), damals noch ein sehr wenig bebautes Feld, publicirt hatte, wurde die Aufmerk- samkeit der Fälscher auf diese Serie gelenkt, hauptsäch- lich wohl desshalb weil man bei diesen Stücken auf enorm hohe Preise hielt. Da man bis zu jener Zeit noch keine lykischen Goldmünzen kannte, so waren es diese an welchen man sich zunächst versuchte. Das erste Exemplar welches in den Handel kam, war ein mit vollendeter Meisterschaft verfertigtes Goldmünzchen , Grösse 1 , Gew. 1-15 Grm.

Av. Haut eines Löwenkopfes von vorn. Rev. MEPE Dreibein.

Aehnlich der Silbermünze bei Fellows, Taf.III Nr. 9.

Die zweite lykische Goldmünze welche zum Vorschein kam, war eine fast allzu genaue Nachbildung der Kupfer- münze von Perekle, bei Fellows Taf. VI Nr. 9.

Av. Pankopf. Rev. Lykische Inschrift. Dreibein.

Diese beiden falschen Goldmünzen fanden jedoch nur sehr wenige Käufer. Als aber in den Jahren 1864 67 die grössern Funde lykischer Silber münzen gemacht wurden, waren der Smyrnaer Nachahmungen so viele und darunter so gelungene dass es einer sehr eingehenden Prüfung und grosser Sachkenntniss bedurfte um nicht falsches für echtes zu erwerben. Wir sprechen hier nur von geprägten Münzen. Aus Lykien selbst kamen zu

**« Louis Mayer: Mittheilungen über falsche

jener Zeit eine Masse falscher Münzen die aber alle ge- gossen und desshalb leicht zu erkennen waren.

Zu warnen ist ferner vor vier sehr schön gearbeiteten falschen Tetradrachmen von Ephesus, Chios, Rhodus und Saraos, welche aus hierzu geschnittenen Stempeln geprägt und schon vor vielen Jahren höchst wahrscheinlich in Smyrna fabricirt worden sind, da sie dort häufig vor- kommen «).

Ein andrer Herd für Falschmünzerei bestand früher und besteht ohne Zweifel noch jetzt in Makedonien.

Von Salonich (Seres?) kommen häufig falsche Tetra- drachmen von Amphipolis, Chalcis,Aenus, von den Königen Antigonus I, Perseus und Audoleon , dann Octodrachmen der alt - persischen Grosskönige, Münzen von Cilicien (Satrapen) und endlich Maccdonien zweite Provinz. Ein grosser Theil dieser Münzen ist aus antikem Silber Philipps und Alexanders geprägt und gut gearbeitet.

Auf der Insel Metelin (Mytilene) hat man versucht Silbermünzen von Cilicien, meist Satrapen, nachzubilden, hat aber damit kein Glück gemacht, da die Falsificate leicht erkennbar waren.

Die Insel Syra ist von Alters her dafür bekannt dass auf derselben vielfach antike Münzen nachgebildet und auch gar nicht existirende erfunden wurden, so z. B. eine kleine Silbermünze von der Insel Skyros welche in C.W. Huber's englischem Auctionskatalog unter Nr. 471 vor-

6) Die falschen Goldstücke von Rhodus sind bekannt. Die echten sind äusserst selten und schwer zu erkennen.

In der Levante angefertigte antike Münzen. -r-rc*

kommt '<), und eine ähnliche derselben Insel in Kupfer. Ferner eine Serie Silbermünzen von Syra selbst, und endlich Silbermünzen von den grössern Städten Macedo- niens.

Aus Syrien namentlich aus Alcppo wo die Falsch- münzerei seit vielen Jahren betrieben wird, stammen zahl- reiche Fälschungen der Könige von Syrien, derParthischen Könige und sogar Nachbildungen werthloser Tetradracbmen Alexanders und Athens. Da aber alle von dort kommenden Münzen nach Originalen gegossen und desshalb leicht als falsch erkennbar sind, so verdienen sie keine weitere Beachtung.

In letzter Zeit kam aus Aleppo eine Partie griechi- scher Münzen zum Verkaufe nach Deutschland unter welchen sich mehrere Falsificate von sehr seltenen und werth vollen Stücken befinden. Diese Fälschungen wurden sehr täuschend, wahrscheinlich durch Guss nach echten

*) Ich erwarb diese kleine Silbermünze vor mehr als dreissig Jahren in Konstantinopel zusammen mit andern gewöhnlichen Kupfer- und Silbermünzen um ein geringes. Die anspruchslose kleine Silbermünze (Grösse 2) war so einfach und täuschend gearbeitet dass ich sie für echt hielt; hier deren Beschreibung:

Av. Behelmter Pallaskopf nach rechts.

B e v. XKYPfl Boeotischer Schild, darunter Schwert; das Ganze in gesenkter Rundung. Der Revers hat einen schwachen Doppelschlag, der ohne Zweifel absichtlich angebracht wurde.

Später überzeugte ich mich von der Unechtheit dieser Münze und es geschah nur aus Versehen dass sie ans meiner Sammlung nicht ausgeschieden wurde und somit im Auctionskataloge erschien. Dumersan,Medailles inedites ou nouvellement expliquees, Paris 1832. S. 7 publicirte von Scyrus eine ähnliche, nicht minder falsche

444

L. Mayer; Mittheilungen über falsche Münzen etc.

Originalen und Nachbesserung mittels des Grabstichels mit Beachtung der Gewichtsübereinstimmung ausgeführt. Es sind darunter gelungene Falsificate von den schönen und seltenen Tetradrachmen der jonischen Städte Heraklea, Lebedus, Magnesia und Smyrna, sowie auch von der äusserst seltenen früher nach Syra, jetzt nach Tripolis zu- getheilten Tetradrachme mit den Dioskuren und der Auf- schrift 0EHN . KABEIPflN . ZYPIflN .

Nürnberg.

Silbermünze und erklärte sie mit mehr Phantasie als numismatischer Ueberzeugung. In dem bärtigen linkshin schauenden Kopf seines Exemplars sieht er den Theseuskopf, in dem bocotischen Schild und dem dolchartigen Schwert der Rückseite erkennt er die Waffen Achills. Von Sy.Opog, Insel und Stadt (Strabo IX, 430), sind noch keine Münzen gefunden worden.

C W. H.

445

XXIII.

Eine unedirte Münze des nabathaeischen Königs Obodas.

Von r»rof. Dr. IM. A. JLevy.

Unter die glücklichen Funde der neuem Zeit auf numismatischen Gebiete ist sicherlich die stattliche Reihe nabathäischer Könige zu zählen , die wir der glücklichen Divinationsgabe und dem reichen Wissen des verewigten Herzogs Albert de Luynes verdanken. Seine grundlegenden Arbeiten hat in würdiger Weise der Graf Melchior de Vogtte (s. Revue Numismatique, nouvelle Serie, T. III. 1868, p. 153 sq.) weiter gefördert, ebensowohl durch Herbei- schaffen neuen Materials, als auch durch nochmalige Unter- suchung der frühem Forschungen. Jenes Material erwarb sich der verdienstvolle Archaeologe auf seiner Reise nach dem Haurän, die auch eine reiche Ausbeute nabathäischer

44(5

I'rof. Dr. M A. Levy : Eine uncdirte Münze

Inschriften gegeben hat J). Durch diese und die genannten Münzen sind wir im Stande ein ganzes Stück fast ganz unbekannter Geschichte mit ziemlicher Sicherheit zu con- struiren. Wir finden, wenn wir de Vogüe folgen, eine Reihe nabathäischer Könige von den Zeiten Pompeius' bis zum Anfang des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts. Den Reigen eröffnet Hareth (oder, wie er in der Landessprache hiess: Harethath) von 95 50 v. Chr., darauf folgt Malchus (oder Malku) etwa von 50 28. Es mtisste nun nach geschichtlichen Daten der König Obodas folgen , unter dessen Regierung die bekannte Expedition von Aelius Gallus fällt, welche Syllaeus, der vertraute und schlaue Ratbgeber des Königs, scheitern machte. Eben derselbe veranlasste auch den schwachen König zu einem Kriege mit Herodes dem Grossen , wie dies Alles Josephus (Antiquit. XVI, 7 i'g.) des Weitern erzählt.

Von diesem Könige Obodas besitzen wir bis jetzt keine Münze, während das Vorhandensein der nachfolgenden nabathäischen Könige sich durch die ehernen Monumente belegen lässt. Ich glaube nun diese Lücke durch eine Münze ausfüllen zu können. Sie ist mir mittelst eines Staniol- Abdrucks durch die Güte des Herrn Dr. Mordtmann in Constantinopcl zugekommen.

Die Art und Weise des Abdrucks räth zur grössten Vorsicht, um mit Bestimmtheit die Zutheilung an den genannten König auszusprechen, da gerade das Wort, worin wir den Namen desselben vermuthen nicht sehr deutlich ist; nur die Autopsie der Münze selbst kann grössere Gewissheit verschaffen.

i) S. das Werk: Syrie centrale, Inscriptions Semitiques pur le Comte M. de Vogüe, Paris 1868, p. 89 fg.

des nabnthüischen Königs Obodas.

447

Der Typus unserer Münze ist ganz gleich dem des Aretas bei de Vogüe a. a. 0. PI. V. Nr. 3 (vgl. de Luynes, Rev. num. 1858, pl. XIV, Nr. 1).

Av. Ohne Legende, Kopf des Königs nach rechts ge- wendet.

Rev. Füllhorn, mit einem Bande umwunden; ringsherum

[ij an: ihn k:6» mr „Der König Obodas, König der Nabathäer." Im Felde ganz deutlich:

rbn nw „im dritten Jahre" (Jahr drei)

Silbermünze *).

Der Name 1-py und noch häutiger iva? (möglicher- weise ist dieser auch in unserer Legende zu lesen, der kleine Hacken am obern Ende des Buchstaben, mag das Jod andeuten) ist unter Nabathäern, die, wie die Denkmäler derselben lehren , sich der aramäischen Sprache bedient haben, obgleich sie meistenteils arabische Namen führten, nicht selten ; ebenso bekannt ist der Stat. emphat. bei asbn und so ist der ganze Titel gleich dem des Aretas, von dem früher die Rede war. Regierte nun Obodas von 30 7 vor Chr., so ist unsere Münze im dritten Jahre seiner Regierung geschlagen, aus dem Jahre 28 oder 27 vor Chr.

Breslau.

Nachschrift. Das unerwartete Ableben des berühmten Entdeckers der Obodas - Münze zwingt uns zu dessen vor- stehender Ausführung einige Bemerkungen nachzutragen. Die Autopsie der Münze, welche uns durch die Güte ihres

') Das Gewicht ist mir nicht bekannt.

448

l>r. M. Levy : Eine unedirte Münze des nabath. Könige Obodas.

der Wissenschaft allezeit dienstfertigen Eigentümers, des Prinzen Ernst zu Winclischgrätz im Original e vor- liegt, setzt ebenso die Zuth eilung an Obodas, wie den eminenten Scharfsinn Levy's ausser allen Zweifel. Nur hat die Kehrseite kein Füllhorn , mit welchem der unsagbar schlechte Abdruck das Auge wohl zu täuschen vermochte ; sondern wie auf den ptolemaeischen Münzen einen nach links gewandten Adler, aber ohne Blitz in den Fängen. Einen gleichen Adlertypus bietet die bei Langlois, Num. des Arab. PL I Nr. 10 abgebildete jüngere Kupfermünze der Königin Chulda, Gemahlin des Aretas Philodemus. Die Umschrift der Kehrseite unsrer Münze aber lautet:

Der Königsname ist also voll geschrieben n'nr, and von dem i^m fehlt kein Buchstab. Das vortrefflich erhal- tene Stück wiegt 6*76 Grm., ist somit ein nach pt"ble- ma ei schein Münzfusse geprägtes Didrachmon. Es wurde im Jahre 1867 in der Nähe Jerusalems aus den Händen eines Felläh's von dem Prinzen erworben und schmückt als ein Unicum dessen grossartige Sammlung.

Dr. Karabacek.

449

XXIV.

Zu den Münzen Agrippas i und II.

(Numismatische Zeitschrift III, 83 fg.).

Von Th. jVIommsen.

Die Mittheilungen des Herrn Reichardt über die selte- nen und schwierigen Münzen der jüdischen Könige Agrippa I und II sind anregend, so wenig auch die von dem Verfasser des Artikels versuchten zum Theil schon von der Redaction mit Recht abgewiesenen Erklärungen, eine wissenschaftliche Prüfung aushalten.

Auf dem Mionnet'schen Abdrucke des bis jetzt einzigen Exemplars der merkwürdigen Bundesmünze Agrippas I liest Herr Reichardt die Aufschrift der Rückseite folgen - dermassen :

//»'ABAC Ar//TTA ////// KAHToN ///HM PHIVI AICO K CYM IX AY

29

450

Th. Momnisen: Zu den Münzen

Die Anfänge der beiden im Kreise geschriebenen Inschriftzeilen sind äusserlich nicht erkennbar. Danach wurde es mir wahrscheinlich, dass auf der Münze gestan- den hat:

[OiX]fa ßoca(iXsuK) 'Af^O^a [npbc, T7]y <juv]xXt)TOV

[xai xbv ö]tJ{x(ov) Pü)jj,aia)(v) x(ocl) aujj.([xa^ia)

und die eigene Betrachtung des im hiesigen Münzkabinct aufbewahrten Abdruckes schien dieser Lesung günstig zu sein. Ich meine sogar über dem Nachstempel die oberen Reste von 4>| deutlich wahrgenommen zu haben, worauf dann Platz bleibt für A vor der folgenden Spur von I und dem deutlichen A. Hinsichtlich der Zahl der nachher ergänzten Buchstaben ist zu beachten, dass die Inschrift nach dem System der willkürlichen Wortkürzung geschrieben ist, also zum Beispiel ttpfo; r/]v durch TT T ausgedrückt sein konnte. CYM mit folgendem Punct ist zweifellos und Mionnets scharfes und unbefangenes Auge bewährt sich auch hier; das wunderliche CYAAoXI ist dem Augenschein zuwider. In CYM aber kann wohl nichts sich verbergen als au^|xa^ia. Die beiden verschlungenen Hände des Ge- präges lassen keinen Zweifel darüber, dass die Inschrift den Bundesvertrag des Königs Agrippa mit dem römischen Volke oder, römisch ausgedrückt, seine Aufnahme anter die reges socii et amici senatus populique Bomani betrifft; und dafür ist der technische griechische Ausdruck cpt'Xo? xai aufi.[i.a)(o; xou S^jxou (Dio 39, 12. 53, 25. 59, 24. Strab. 12, 2, 11 p. 540). Von den vier folgenden Buchstaben, XI AY nach Mionnet, XI AY nach Reichardt, ist der dritte sicher ein A; der vierte schien mir eher Y als Y. Was in dieser Abkürzung sich verbirgt, weiss ich nicht.

4.Ö1

Agrippas I und II. ^' '

Unter allen numismatischen Kreuzen sind die Jahr- zahlen auf den Münzen Agrippas II eines der peinlichsten; um so mehr ist es wUnsehenswerth zunächst die Reihe möglichst zu vervollständigen und die Lesung zu sichern. Wir sind in dieser Beziehung Herrn Reichardt wesent- lich zum Danke verpflichtet. Im Ganzen liegt die Frage jetzt also. Die bekannte zweisprachige Münze, die auf der einen Seite Domitian als cos. XII, auf der andern den König Agrippa mit der Beischrift Itou? xr' nennt (Madden hist of the jewish coinage p. 113) ist durch die lateinische Aufschrift sicher fixirt auf 86 n. Chr. und führt also für Agrippas erstes Jahr auf 61 n. Chr. - Eine zweite Münze des Agrippa ist, wie besonders nach Maddens Auseinandersetzung (S. 117 fg.) nicht bezweifelt werden kann, mit einer doppelten Aera bezeichnet, und zwar mit der Formel Ixou; at' tou xal c' : sie ist ferner unter Nero geschlagen, da die Stadt Caesarea Philippi (das alte Paneas) auf ihr Neronias heisst. Ohne Zweifel ist eine dieser beiden Aeren dieselbe, welche auf jener Münze vom Jahr 86 wiederkehrt; es kann dies aber nicht die erste sein , da die Münze dann unter Vespasian fallen würde. Also ist dieselbe im sechsten Jahre jener ersterörterten vom Jahre 61 n. Chr. laufenden Aera, das ist im Jahre 66 geschlagen. Demnach läuft diejenige Rechnung, welche auf der Münze von Neronias an erster Stelle steht, vom J. 56 n. Chr.

Aus den von Josephus über Agrippa II erhaltenen Nachrichten ergeben sich für denselben zwei andere Jahr- zählungen. Agrippa folgte zuerst dem im achten Jahre des Claudius, also 24 Jan. 48/9, verstorbenen Bruder seines Vaters, demHerodes von Chalkis in diesem Fürstenthum nach

29*

4ö9

^'J6d Th. Mommsen : Zu den Münzen

(Josepbus ant. 20, 5, 2; bell. 2, 12, 1); sodann empfing- er, nachdem er Chalkis vier Jahre verwaltet hatte, von Claudius, nachdem dieser sein zwölftes Regierungsjahr vollendet hatte, also nach dem 24. Jan. 53, ein anderes und grösseres Gebiet, dasjenige von Caesarea Philippi nebst den angrenzenden Landschaften (Josephus ant. 20r 7, 1; bell. 2, 12, 8), das dann von Nero kurz nach dessen Thronbesteigung (12. October 54) noch erweitert ward (Josephus ant. 20, 8, 4; bell. 2, 13, 2). Danach würde seine Regierung überhaupt etwa vom Jahre 49, seine Regierung in Caesarea etwa vom Jahre 53 zählen. In der That hat Josephus nach einer dieser Aeren datirt, wenn er (bell. 2, 14, 4) den jüdischen Krieg beginnen lässt ocoösxdxo) fjLsv Itsi tyj? Nspcovo: rjcjj-ovia?, sircaxat- osxaTto rfj<; tou ' A^piizita ßaai\eiac , 'ApYejxtofou [ir^oz. Wenn im Mai 66 das 17. Königsjahr des Agrippa lief, so bringt dies den Anfang seiner Regierung auf das Jahr 50 ; offenbar ist also der Antritt der Regierung überhaupt gemeint, und auch die obigeu Daten lassen sich so auf- fassen, dass Agrippa im Anfang des Jahres 50 in Chalkis, im Laufe des Jahres 53 in Caesarea zur Regierung ge- langte; so dass der bedenkliche Ausweg, den Clinton einschlug (fasti Rom. zu dem Jahre (j(y), bei Josephus £-iaxaiO£xdTO) in öxTioxatöexaTw zu ändern, nicht erfor- derlich ist. Also zählte man Agrippas Regierung vom J. 50 ab und konnte sie in Caesarea auch von 53 zählen. Für die Anfange aber von 56 und von 61 bietet unsere histo- rische Kunde keine Anknüpfung. Man darf die erste der- selben nicht mit der von Nero im Anfang seiner Regierung* dem Agrippa gewährten Gebietserweiterung verknüpfen, da diese die Stadt Caesarea Paneas nicht betraf, sondern diese bereits vorher unter Agrippa stand. Wir müssen uns

Agrippa» I und II.

453

Bescheiden die historischen Anknüpfungen dieser beiden von Agrippa auf seinen Münzen gebrauchten Acren nicht zu kennen. Vermuthen mag- man etwa, dass die Namens- änderung- von Caesarea in Neronias im Jahre 56 erfolgt ist und dass Agrippa erst im Jahre 61 den Königstitel erhalten hat; obwohl die letztere Annahme ihre Schwierig- keiten hat, nicht blos weil Josephus die fiaaiketa des Agrippa von Jahr 50 ab zählt, sondern auch weil sein Vorgänger in Chalkis ebenfalls den Königstitel' ge- führt hat.

Wenden wir uns nun zu den ziemlich zahlreichen Münzen Agrippas, die mit einem Regierungsjahr bezeichnet sind, so ist das Resultat der bisherigen Ermittelungen, in Kürze zusammengefasst, folgendes. Es sind, abgesehen von den undatirten und den wenigen mit Jahrzahl, aber ohne Kaisernamen, ferner von der schon erwähnten Münze aus Neros Zeit mit doppelter Jahrzahl, bis jetzt nachge- wiesen Münzen ausAgrippas Jahr 14 vonVespasian, Titus und Domitian; aus dem Jahr 18 von Vespasian; aus dem Jahr 19 von Titus und Domitian; aus den Jahren 24 und 25 von Domitian ; aus dem Jahre 26 vonVespasian, Titus und Domitian ; aus dem Jahre 27 von Vespasian und Domitian ; aus dem Jahre 29 von Vespasian, Titus und Domitian ; aus dem Jahre 35 von Domitian. Vollständig ist die Reihe schwerlich , da beispielsweise erst durch Herrn Reichardt die Münze Titus 14 gesichert und die Domitian 29 hinzu- gefügt worden ist. Auf allen diesen Münzen heisst Vespasian beständig äuxoxpd-iop Ouearaatavo? Kaiaap Ssßaato;, Titus beständig ocuToxponriop Tito? Kaiaccp Seßaarefc, Domitian auf denen von 14. 19. 24 (zum Theil). 26 (so weit sie den Namen des Kaisers griechisch

454

Th. Mommsen: Zu den Münzen

ausclrüeken). 27. 29 (?) Ao,u.sTiavo? kafoap, auf einfgen von 24 und denen von 25 Aofxsxtavo; Kafaap Cepfxavfxdi;, auf denen von 35 autoxpattop Aojjuxtavo? Kafaap Tspfia- v./o? oder ähnlich, auf der zweisprachigen Münze von 2(5 dagegen imfp.J Ca(esar) d(ivi) Ves('pasiani) f(ilius) Dom(ittanus) Äu(güstus) Ger(manicus) co(n)s(ul) Xlt

Zur Erklärung dieser seltsamen Daten hat Madden (S. 123. 125) die Zählung der Jahre Agrippas von 50 und 53 ab herangezogen. Nach der ersten dieser Rechnungen würden die Münzen Vespasian 26. 27. 29 auf die J. n. Chr. 75. 76. 78 kommen, wofür sie passen, während, wenn man die bei der Münze Domitian 26 zu Grunde liegende Zählung auch auf sie anwendet, sie in den J. 86. 87. 89, also unter Domitian geschlagen sein müssten, wo vielmehr divus Vespasianus zu schreiben gewesen sein würde. Die Münzen des Titas mit 26 und 29 bringt Madden nach der zweiten Rechnung, die vom Jahre 53 ausgeht, unter Annahme eines in den September fallenden Neujahrs, auf die Jahre 78/9 und 81/2. Indess dieser Ausweg ist an sich schon mehr gewandt als befriedigend, und er ist unbedingt abgeschnitten, nachdem die Madden bekannte, aber von ihm als nicht genügend beglaubigt bei Seite gelas- sene Lesung der Münze Titus 14 durch Herrn Reiehardt festgestellt worden ist. In der That wird man sich alles eher gefallen lassen dürfen, als dass Agrippa auf diesen seinen Münzen seine Regierungsjahre nach vierverschiedenen An- fängen gezählt haben soll. Wer dieselben unbefangen betrach - tet und die vollkommene Aehnlichkeit der mit den gleichen Regierungsjahren bezeichneten Stücke, wie billig, berück- sichtigt, wird nicht in Abrede stellen, dass das Jahr 26

455

Agrippas T und 11.

unmöglich auf den Münzen Vespasians vom Jalire 50, auf denen des Titus vom Jahre 53 , auf denen Domitians vom Jalire 61 gezählt sein kann. Dass wir von den drei Jahren 14. 26. 29 Münzen aller drei Flavier haben, von mehreren anderen Jahren Münzen von zweien, zu denen die des dritten sich vielleicht noch finden werden, spricht vielmehr sehr entschieden dafür, dass die Regierungsjahre Agrippas auf allen diesen Münzen nach einem und demselben System gezählt sind; und dies kann dann nur dasjenige sein, für das die zweisprachige Münze vom Jalire 26 das Jahr 61 als Ausgangspunct bezeichnet. Schon Eckhel, dem freilich das Material nur unvollständig vorlag, hat mit seinem unvergleichlich richtigen Blicke sich für diesen Weg entschieden; man wird Maddens System verlassen und zu dem Eckhels zurückkehren müssen.

Zunächst die Münzen Domitians ordnen sich also sehr einfach. Die von 14 und 19 fallen in seine Caesarcnzeit n.Chr. 74 und 79; die von 24 und 25, auf denen der Name Germanicus erscheint, in die Jahre 84. 85, was dazu gut passt, dass Domitian diesen Titel im Jahre 84 an- nahm; die späteste vom Jahre 35 in das Jahr 95, das letzte vor seinem Todesjahr. Dass ein guter Theil auch derjenigen Münzen, die unzweifelhaft nach Domitians Thronbesteigung geschlagen sind, ihm den Titel autoxpatoop nicht geben und er vielleicht auf keiner Ssßaaro; heisst, sind aller- dings arge Verstösse gegen die officielle Titulatur, in ihrer Art vollkommen eben so arg als wenn heute jemand einen Kaiser mit Hoheit anredet; aber sie sind eben da und beweisen nur, dass man in Galilaea mit dem Reiche dieser Welt durchaus nicht auf dem Laufenden war. Damit ist denn auch der Schlüssel gefunden für die Münzen von Vespasian und Titus. Jene sind für 14 und 18, das ist

456

Th. Mommseu; V.w den Münzen

n. Chr. 74 und 78, in der Ordnung-. Die von 26. 27. 20. kann man nur, wie schon Eckhel sah, auffassen als ge- schlagen nach Vespasians Tode mit Ignorirung der Apo- theose. In der That, wer im Jahre 87 den Domitian betiteln konnte Ao|j.£Ttavo? Kaiaap, konnte füglich auch den divus Vespasianus vom Himmel wieder auf die Erde versetzen. Die Münze des Titus aus Agrippas Jahr 1!) fällt in das seiner Thronbesteigung 79 und ist also regel- recht ; von denen aus Agrippas Jahren 26 und 29, also aus der Zeit Domitians, gilt, was von den gleichartigen Münzen Vespasians gesagt ward. Viel auffallender ist freilich die Münze des aoioxpaKop Tito? Kaiaap Ee8aar<fc aus Agrippas Jahr 14, also aus dem Jahre 74; hier wird nicht der hochselige Kaiser als Majestät titulirt , sondern der lebendige Kronprinz, was denn doch noch in ganz anderer Weise bedenklich war. Zu entschuldigen ist das nicht, aber doch am Ende wohl zu begreifen. Titus hat schon als Caesar nicht blos materiell , sondern auch formell eine Stellung gehabt wie kein anderer der Caesaren; insbesondere führt er den Imperatortitel zwar nicht als Pränomen wie der Vater, aber doch selbst auf römischen Reichsmünzen zuweilen unter den Namen (T. imp. Caesar- T.Caesar imp. Vespasianus) : und auch wo dies nicht der Fall ist, steht derselbe durchaus an der Spitze der Amtsprädicate und offenbar, wie auch die Bezeichnung designatus Imperator auf seinen frühesten Münzen ergiebt, in anderer Weise, als wie ihn zum Beispiel Tiberius bei Lebzeiten Augustus geführt hat. Dass die gali- laeischen Schriftgelehrten den Mit-Imperator, der jenen all- gewaltigen Namen zwar auch, nur nicht an erster Stelle führte, ohne die feine Distinction zu fassen, für einen zweiten Augustus nahmen, ist am Ende so wunderbar

Agrippas I und II.

457

nicht; und Agrippa, der im jüdischen Krieg unter Titus gedient hatte, mag- leicht und gern von der in der Thal irregulären Macht seines Feldherrn sich übertriebene Vor- stellungen gemacht haben. Sollten diese Annahmen sich l»ei weiterer Prüfung bestätigen, so sind diese galilaei- schen Münzen sowohl für die Stellung des Titus zu Ves- pasian wie überhaupt für die Bildungsverhältnisse jener entlegenen Landschaft in hohem Grade belehrend.

Berlin.

408 Tl;. Hemmsen: Imperator-

XXV. Imperatortitel des Titus.

Von Tli. Mommsen.

Es mag gestattet sein an den vorhergehenden Artikel eine Zusammenstellung dessen zu knüpfen, was die Münzen und Inschriften über den Imperatortitel des Titus ergeben. Die monarchische Gewall fand bei den Römern, tnsbesonders seit dem Umgestalte^ man könnte vielleicht sagen, dem Begründer der römischen Monarchie, dem Kaiser Vespasianus ihren formalen Ausdruck in der Führung des Imperatortitels, nicht in dessen älterer Geltung, sondern in der jetzt daneben autkommenden, wonach derselbe Bestandtheil des Namens war, in dem, was Sueton (Caes. 76) das praenomen imperatoris nennt. Es ist für die richtige Auffassung der römischen Monarchie von der äussersten Wichtigkeit gerade in dem praktisch wie theoretisch entscheidenden Fall des Titus den Gebrauch dieses Titels mit grösster Genauigkeit festzustellen; und dies sollen diese Blätter nicht leisten, aber veranlassen.

Titel dos Tltus.

459

Sie enthalten Betrachtungen eines Historikers über numis- matische Fragen und Bedenken über mancherlei Angaben, welche die Verfertiger der Münzkataloge bei ihrer so nützlichen wie anerkennenswerthen Arbeit hingeschrieben haben, wohl ohne sich viel dabei zu denken. Das Denken ohne Sehen hilft nicht weit; aber das Sehen ohne Denken reicht auch nicht immer aus. Vielleicht kommt man Hand in Hand am besten vorwärts.

Zunächst lehren bekanntlich die berühmten Münzen vom Jahre 71 (Cohen Vesp. 255:250 Add. 55), dass Titas damals imperätor designatiis war. Dass er noch in diesem Jahre selbst und nicht erst im folgenden Imperator ward, beweist die Münze Cohen Vesp. 473, die den Titel IMP-mit dem COS 'DES* II verbindet. Damit stimmt auch was Philoslratos von Titus sagt (vita Apoll. 7, 30): dvappvjdsls'Ss auioxpdtcop sv ttq Pw|J.7] xal dptatsuov dSwodsl? toutcov d-jr/jsi jisv (zurück nach Koni zum Triumph) lao{AOtpYJaü>v ttjc apyffi tü> liaxpl. Der Epoche vor der Ertheilung der Imperatorwürde gehören zunächst alle diejenigen Münzen an, welche auf der Vorderseite den Kopf Vespasians mit entsprechender Aufschrift zeigen, auf der Rückseite die beiden Söhne nicht in Brustbildern, sondern sitzend, stehend oder reitend mit den Aufschriften:

CAESARES VESPfasiani) N (Vesp 15; add. 39). Mü(usti) FILI

j(äua) ET DOM(itianu.s) & (Vesp. 470; vgl. add. 89). {^(aesares)

TITVS ET DOMITIAN^ N (Vesp. 191, add. 33); ,R CAESARES Pm(cipes) (Vesp.187. 189. 190 add. 34); IVENf^y oder ähnlich M (Vesp. 471. 472)

*"U Th. Mommscn : Imperator-

TITVS ET DOMITIANVS PRIN- N (Vesp. 185) /R (Vesp. 186. (cipzs) IVVENTVTIS *) 188).

Diese Münzen sind vermuthlich von allen des Titus die ältesten und gewiss sämmtlich Ende 69 oder im J. 70 geschlagen, welches letztere Jahr die einzige von ihnen, die datirt ist (AL 407), angiebt. Ihnen zunächst schliessen sich diejenigen an, die auf der Vorderseite den Kopf Vespasians mit entsprechender Aufschrift zeigen, auf der Rückseite bald die Brustbilder der Söhne, bald diese stehend mit den Aufschriften:

CAESAR AV6 F COS, CAESAR N (Cohen I, 335, 3) ; A\ (das. AVGFPR •). Nr. 4); Ä (das. Nr. 9).

CAESAR AVG-F-DES- IMP-, & (Vesp.255. 256; add.65). AV6 F COS DES HER-

oder ähnlich.

Die ersteren gehören in das Jahr 70, auf jeden Fall vor den 1. März 71, an dem Domitian wahrscheinlich sein erstes Consulat angetreten hat; die letzteren, wie schon bemerkt, in die erste Hälfte des Jahres 71. Diesen schliessen sich weiter die Münzen an mit dem Kopf Vespasians auf der Vorderseite, auf der Rückseite den Figuren oder den Köpfen der Söhne und der Aufschrift LIBERI IMPAVG- VESPASIANI (Ä: Vesp. 113. 114. 115; Vcsp. Tit. Dom. 1. 8); sie tragen die Daten der Jahre 70

i) Die Lesung- PRINC IVN (Cohen add. zu Vesp. 186) braucht nicht Steinpelfehler zu sein ; prince'ps iuniorum, statt prmeeps iuventutis ist zwar meines Wissens sonst nicht zu belegen, aber untadelhaft.

■) Die Variante TCAES AVGFCOS, D'CAES AVGF PR Cohen I, 33G , 11) ist schlecht beglaubigt, an sich übrigens unbedenklich.

Titel des Titiis.

401

und 71, sind aber wohl säramtlich ephesischer Prägung,

meistenteils mit dem entsprechenden Monogramme be- zeichnet.

Da der Titel Imperator von Titus, wie wir sehen werden, als durchaus fester geführt worden ist und selbst bei dem kürzesten Ausdruck des Namens nicht zu fehlen pflegt, so ist die Frage berechtigt, ob die im Ganzen genommen sehr wenigen Münzen des Titus, auf denen er fehlt, nicht eben- falls in die Zeit gehören, wo er noch nicht Imperator war. Es sind dies nach dem Cohen'schen Verzeichniss dieGold- und Silbermünzen Vesp. 184. Titus 4. 5. 10. 11 app. 24 *) und die kupfernen 155. 244. 252. 306. app. 26. Für die letzteren trifft die Vermuthung nicht zu , da nach den Consulardaten Nr. 244 in die Jahre 72 oder 73, Nr. 155. 252. 306. app. 26 in die Jahre 77 oder 78 fallen. Wohl aber kann für sie die erstem richtig sein; die Gold- und Silbermünzen mit ANNONA AV6 (Nr. 4. 5) und CERES AVGVST (Nr. 10. 11) so wie den Denar mit der Triumphal- procession app. 24, alle einfach bezeichnet mit T* CAESAR VESPASIANVS, hindert nichts in diese frühe Zeit zu setzen. Nur die Silbermünze Vesp. 184, welche auf der Rückseite Titus im Triumphalwagen mit der Beischrift T* CAESAR zeigt, kann, da Vespasian sich auf derselben Censor nennt, nicht vor 73 '*) gesetzt werden. Indess ist diese noch in anderer Hinsicht auffallend. Offenbar hat man, nachdem

3) Die Münze wahrscheinlich ephesischer Prägung Cohen Xr. 13 mit TCAES IMPVESPF PONTRPOT lasse ich bei Seite, schon darum, weil es nicht sicher ist, ob Imperator oder impe- ratoris aufzulösen ist.

*) Es lässt sich zeigen, dass Vespasian und Titus ihre Censur erst im Jahre 73 begannen, nicht schon 72.

462

'i'li. Horamsem Imperator-

Vespasian dem Titue eine beschränkte Mitregentschaft eingeräumt hatte, vermieden, was vorher häufig gesche- hen war, den Vater und den Sohn auf den Münzen zusam- men darzustellen ; vollkommene Gleichheit wäre ebenso anstössig gewesen wie scharfe Bezeichnung des Rang- unterschiedes *). Ob die anomale Münze bei genauer Prü- fung sich ausweisen wird als ausserhalb Rom geschlagen, werden unsere numismatischen Genossen uns sagen; sollte aber auch dies nicht der Fall sein und diese Ausnahme bestehen bleiben, so möchte immer, besonders mit Rück- sicht auf die unten darzulegende t Thatsache , dass die Münzen kaiserlicher Prägung die officielle Titulatur weit strenger einhalten als die senatorischen, es wahrscheinlich sein, dass die Gold- und Silbermünzen mit ANNONA AVG und CERES AVG VST im Jahre 70 oder Anfang 71 geschlagen sind.

Wenden wir uns nun zu den Münzen des Titas als Imperator, so sind vor allen Dingen die Gold- und Silber- münzen kaiserlicher und die Kupfermünzen senatorischer Prägung zu unterscheiden. Die Münzen kaiserlicher Prä- gung nennen den Titus als Mitregenten regelmässig T. Caesar imp. Vespasianus; es sind dies bei Cohen die Nummern Vesp. Titus Dom. 6; Titus 3. 14— IG. 18—20. 22— 26. 28— 33. 37. 38. 41. 44. 46-48. 53—66. 113 bis 118. 120 (vgl. add.) 21. 123—125. 127. 131—136. add. 3 10. 21 23. Kaum eine Ausnahme machen die Münzen

5) Allerdings gilt dasselbe auch, im Ganzen wenigstens, von Domitian, der doch niemals Mitregent gewesen ist. Aber wahr- scheinlich ist dies wieder nur geschehen , um die verschiedene Stellung der beiden Brüder nicht allzu auffällig hervortreten zu lassen.

Titel des Titus.

463

42. 43, wo IMP auf der Vorderseite desswegen fehlt, weil auf der Rückseite IMP* XIII steht •). Dagegen auf deu gleichartigen Münzen 41 add. 6 steht auf der Vorderseite T- CAESAR IMP- VESPASIANVS, auf der Rückseite IMP- VIII. Also die offizielle Titulatur behandelt die Bezeichnung imperator frei Titus sowohl wie bei Vcspasian nicht als Amtsprädicat, sondern als Bestandteil des Namens und lässt bei beiden neben dem Imperatornamen noch dieselbe Bezeichnung in der Aemterreihe zu. Der Unterschied be- steht nur darin, dass Vespasian diesen Namen an erster Stelle, also das eigentliche praenomen imperatoris ftthrt, Titus dagegen an dritter.

Die eben bezeichnete Titulatur erscheint auf den Gold- und Silbermünzen in durchaus festem Gebrauch wenigstens vom Jahre 74 an, in welchem die datirten Münzen 14. 62. 63 geschlagen sind, bis zum Tode Vespasians am 24. Juni 79. Ob für die ersten Jahre nach Ertheilung des Imperatortitels das gleiche gilt, ist fraglich. In diese Epoche gehören einestheils die folgenden Gold- münzen auf denen Titus neben dem Vater und zum Theil auch dem Bruder genannt ist :

1. X. (Cohen I, 335, 6). Kabinet Jarry. IMP. VESPA AVG. P. M. TRI. P. II COS. INI Kopf Yespasians.

Rs. CAE. DVM. ET Tl. CAES IMP. VESPAS Kopf des Titus und Domitian.

Die Datirung COS. Uli ergiebt das Jahr 72, die TRI. P. II das Jahr 1 . Juli 70/1 ; vermuthlich ist letztere Dati-

•) Auch bei Vespasian kommt es vor, wie Eckhel VI, 362 tref- fend bemerkt, dass wegen der Aufschrift der Eückseite IMP. XIX im Kaisertitel selbst zuweilen IMP fehlt (Cohen 1, 281, 96—104).

464

Th. Mommsen: Imperator.

rung irrig, zumal da Titus erst im Laufe des Jahres 71 Imperator ward. Die Aufschrift ist auch sonst sehr fehler- haft, da DVM für DOM, Tl für T gesetzt ist und der jüngere Bruder vor dem älteren steht.

2. N. (Cohen I, 334, 1) Pariser Kabinet.' IMP. CAES

VESP. AVG. P. M. Kopf Vespasians.

Rs. IMP. CAES. VESP. AVG. P. TRI. P. COS- II Kopf des Titus.

Vom Jahre 72 oder 73, da Titus COS. II lieisst.

3. X. (Cohen I, 334, 3). Wiener Kabinet. Vorder-

seite nicht angegeben.

Rs. IMP. T. CAES. VESPAS. AVG. F. TR. P. II COS. II

Kopf des Titus.

Zwischen 1. Juli 72/3.

4. X. (Cohen I, 334, 2) Caylus.

Vorderseite wie Nr. 2.

Rs. IMP. CAES. VESP. . . . COS. III Kopf des Titus. Vom Jahre 74, wenn die Lesung richtig ist.

5. N. (Coli. I, 334,4). Kabinet Blacas. IMP. CAESAR

VESPASIANVS AV Kopf Vespasians.

Rs. IMP. T. Fl. AV. I Kopf des Titus.

Anderntheils gehören in diese Epoche eine Reihe von Gold- und Silbermünzen des Titus allein , auf welchen er bezeichnet ist als IMPERATOR T. CAESAR AVGVSTI F (Nr. 7. 12. 50. 51. 52 app. 1) oder IMPERATOR T. CAESAR (Nr. <;. 49) oder IMP. T. CAESAR VESPASIANVS (Nr. 45 app. 2); die beiden einzigen datirten von. diesen (Nr. 0. 49) sind vom J. 74.

Titel des Titus.

465

Alle diese Münzen scheinen in die Jahre 72 und 73 und Anfang 74 zu fallen und stimmen mit Ausnahme der einen zuerst verzeichneten darin überein, dass sie dem Titus den Imperatortitel als praenomen geben 7); womit denn weiter wohl zusammenhängt, dass eine Anzahl der- selben Vespasian und Titus zusammen nennen. (S. 461.462). Es fragt sich, ob das praenomen imperatoris, das auf der Mehrzahl dieser Münzen auftritt, dem Titus in diesen Jahren in der That von Kechtswegen zugekommen und ihm später entzogen ist oder ob diese ganze Reihe darauf zurückzuführen ist, dass die Urheber dieser Stempel sich über die officielle Titulatur irrten.

Für jene Annahme kann man den allerdings auffallen- den Umstand geltend machen, dass, während die Titulatur T. CAESAR IMP. VESPASIANVS für die Jahre 74—79 fast Jahr für Jahr zu belegen ist, sie neben Titus cos. II nie ge- funden wird und überhaupt mit Ausnahme des einen S. 463 aufgeführten Goldstückes keine mit Sicherheit den Jahren 72. 73 zuzuweisende Münze die späterhin officielle Nomen- clatur des Titus aufweist. Dennoch ist die Annahme einer derartigen Degradirung des Titus an sich so wenig glaub- lich, dass es mehr für sich hat die sämmtlichen hier zu- sammengestellten Münzaufschriften als incorrect zu be- trachten. Vermuthlich war es nie Vespasians Absicht sich seinen Sohn in Hinsicht des Imperatortitels völlig gleich-

7) Einige derselben (Nr. 6. 7. adcl. J) scheinen sogar auf den ersten Blick den Titus Augustus zu nennen, da zu der Aufschrift der Vorderseite auf der Rückseite AVG hinzutritt. Aber die Ver- gleichung der analogen Münzen Vespasians (Cohen I, 272, 7 10j widerlegt diesen Schein, so dass es nicht nöthig ist auf die eben- falls dagegen sprechende Stellung der Aufschrift oder gar auf die sachlichen Gründe dagegen einzugehen.

30

■*0U Th. Mommsen: Tmperator-

zustellen; es mag aber bei dessen Ertheilung dies nicht gleich scharf ausgedrückt worden sein und so das Publicum sich Anfangs getäuscht haben, bis späterhin eine genauere Declaration ergieng. Es kommt hinzu, dass eine sehr beträchtliche Zahl dieser Münzen ausserhalb Rom geschlagen ist. Es wird diess unter den Münzen Ves- pasians und Titus bei Nr. 5, von den Münzen des Titus bei allen mit Ausnahme von Kr. 6 und 49 angegeben und bei weiterer Prüfung mag es sich noch bei anderen her- ausstellen , wie denn die Fehlerhaftigkeit der Aufschrift des Jarryschen Goldstückes kaum mit römischer Prägung vereinbar ist.

Von Wichtigkeit für diese Frage sind auch die alexan- drinischen Münzen. Nach Sallets sorgfältiger Zusammen- stellung s) giebt es von Titus, abgesehen von den mit dem Augustustitel versehenen sicher nach Vespasians Tod lal- lenden , Münzen mit den Jahrzahlen des auf denselben zugleich genannten Vaters 2—9, das ist aus den Jahren 29. Aug. 69/70 bis 29. Aug. 76/77, aufweichen er TtToc fyl&ftioc, Ousa-rcaatavö? Kaiaap heisst, ohne dass die imperatorische Bezeichnung darauf sich fände 9). Ausserdem giebt es Münzen mit derselben Bezeichnung, aber mit vor- gesetztem aotoxpaicop und den Jahrzahlcn 1 und 2, welche

8) Daten der alexandrinischen Kaisermünzen S. 23.

9) Auffallend bleibt es, dass es also an Münzen des Caesar Titus aus «den beiden letzten Jahren Vespasians 29. Aug. 77/8 und 29. Aug. 78 24 Juni 79 mangelt ; wie denn auch von Vespasian Münzen des letzten Jahres fehlen. Sollte Vespasians Regierungs- antritt, der in Rom allerdings auf den 1. Juli 69 fixirt ward, in Alexandrea so datirt worden sein, dass sein erstes Jahr vielmehr 29. Aug. 69/70 gewesen ist? Für unsere Untersuchung übrigens ist dies gleichgültig.

Titel des Titus.

467

liier nur die des Titus selbst sein können. Dass dies die Jahre seiner Mitherrschaft sind, nicht die seiner Alleinherr- schaft, hat Eckhel (IV, 58) wegen des Fehlens des Titels ^SjSaaToc angenommen, ich meine mit Recht, obwohl Sallet zweifelt. Danach dürften diese Münzen in die zweite Hälfte des Jahres 71 gehören und unmittelbar nach Ertheilung des Imperatortitels, theils kurz vor, theils nicht lange nach dem 29. August 71 geschlagen sein k>), unter der Voraussetzung der alexandrinischen Münzmeister, die sich aber bald als irrig erwies, dass dem Titus mit dem Titel Imperator die volle Mitherrschaft übertragen sei. Ist diese Auffassung richtig, so bestätigen diese Münzen, dass das jpraenomen imperatoris dem Titus bei Lebzeiten des Vaters zwar nicht zugestanden hat, aber dass anfangs selbst die Behörden die Ertheilung des Imperatornamens als Er- theilung des praenomen auffassten. Auch die Ver- gleichung der Colonialmünzen wäre wünschenswerth ; auf diesem Gebiete aber haben die Numismatiker, abgesehen von Müllers bei allen seinen Mängeln bahnbrechendem Werke, uns Historikern die Pforten noch nicht geöffnet.

In auffallendem Gegensatz zu dieser Titulatur der kaiserlichen Münzstätte steht die der senatorischen. Eine einzige Bronzemünze, giebt dem Titus den Imperator-

10) Die seltsame a. a. 0. S. 24 von Sallet behandelte Münze, die auf der einen Seile die Aufschrift trägt AYT. TIT. OAAYI. OYEZTTAZIAN KAIZ. A, auf der andern die <DAAYI. OYEZTTAZIANOZ KAIZ, gehört auch in diese Reihe und würde danach kurz vor den 29. Aug. 71 fallen. Die Rückseite bleibt räthselhaft; nach meiner Meinung ist Domitian gemeint und wusste der Münzmeister, als sie geschlagen ward, noch nicht, dass der zweite Caesar Augusti f. das Cognomen von der Mutter, nicht vom Vater entlehnt hatte.

30*

468

Th. >Iommseu : Imperator-

titel als Namensbestandtheil; es ist dies die schon mehr- fach erwähnte neuerlich von Sallet (a. a. 0. S. 26), verificirte Vesp. 473 vom Jahre 71, welche auf der Vorder- seite die Aufschrift trägt IMP. CAES. VESPASIAN AVG. P. M. TR. P. COS. III, auf der Kückseite neben S C die Auf- schrift T. IMP. CAESAR COS DES« II, CAESAR DOMIT. COS DES- II, zugleich, wie schon bemerkt ward (S.459), die älteste unter allen den Titus Imperator nennenden und die einzige Kupfermünze, welche den Namen des Imperator Titus mit dem Vespasians verbindet. Dagegen schon auf den Domitian als cos. des. II bezeichnenden, also sicher im Jahre 72 geschlagenen Münzen Nr, 151 153 so wie auf allen späteren bei Lebzeiten Vespasians geprägten, mit Ausnahme der sehr sparsamen den Imperatortitel weg- lassenden (S. 461), heisst Titus entweder T. Caesar Vespa&ianus Imperator oder T. Vespasianus imperator.

Diese Titulatur ist constant ; dass der Zusatz Augnsti filius auf den sicher vor 77 geschlagenen Münzen niemals erscheint, sondern erst neben cos. VI, also im Jahre 77 oder 78 gefunden wird, ist von geringer Bedeutung.

Hier also steht der Imperatortitel nach dem Namen und unter den Aemtern. Folgerecht erscheint die Bezeich- nung hier niemals zweimal, auch da nicht, wo die Iteration angegeben wird, was übrigens nur in dem Jahre 72 und Anfang 73 geschieht J1). Nur insofern ist in dieser Titu-

ii) Imp. 111 erscheint häufig neben tr. pot. 11 cos. IL imp. Uli nicht selten neben tr. pot. II cos. II, einmal (Nr. 241) neben tr. pot. 111 cos. II, welche nach dem 1. Juli 73 geschla- gen ist. Nie steht die imperatorische Iterationszahl auf den mit censor bezeichneten Münzen, die in der zweiten Hälfte des J. 73 beginnen, oder auf späteren.

Titel des Titus.

469

latur von der sonstigen Ordnung abgewichen, als der Imperatortitel, welchem sonst nach der offiziellen Regel in der Amtsreihe die dritte Stelle hinter dem Pontificat und der tribunicischen Gewalt zukommt, hier ohne Ausnahme an der ersten steht.

Als Resultat ergiebt sich, dass dem Titus die Impe- ratorbenennung von dei'kaiserlichen Regierung als Namens- bestandtheil, also in dem jüngeren Werth als Kennzeichen der Monarchie, von der senatorischen dagegen nur als Feldherrnauszeichnung , also in dem altern auch der Republik bekannten Werth zugetheilt worden ist. Eigent- liche politische Opposition wird man in diesem Verfahren des Senats schwerlich suchen dürfen; vielmehr beruht die Differenz wohl darauf, dass, als Titus Imperator ward, nicht zugleich officiell kundgegeben wurde, in welchem Sinne diess gemeint sei und, während die kaiserlichen Beamten und das Publicum überhaupt darin die Ertheilung des Imperatornamens , das heisst die Mitregentschaft erkannten, der Senat vielmehr darin nichts sah oder sehen wollte als die Ertheilung des für den siegreichen Feldherrn altherkömmlichen Ehrentitels, und auch später, nachdem der Wille Vespasians deutlich kundgegeben war, bei dieser Auffassung beharrte. Aber merkwürdig genug ist diese Verschiedenheit, wenigstens als Kennzeichen des caesa- risch-senatorischen Doppelregiments.

Halten wir mit den Münzen die Inschriften zusammen, so finden sich die auf jenen hervortretenden Verschieden- heiten darauf wieder, jedoch herrscht begreiflicher Weise auf diesen meist von Privaten herrührenden Denkmälern weit grössere Mannichfaltigkeit. Im Einzelnen ist Folgendes zu bemerken:

470

Th. Mommsen : Imperatov-

1. Vor 71 heisst Titus so wenig auf den Inschriften Imperator wie auf den Münzen, insbesondere auf dem Militärdiplom vom 6. März 70 (Cardinali dipl. IV) Caesar Aug. f. Vespasianus.

2. Das vorgesetzte Imperator finde ich auf vier Inschriften, einer von Herculaneum mit trib. p. cos. II cen. . . , also vom Ende 73 (I. R. N. 2401); einer von Sestino mit tribu. pot. II, imperat. IUI, cos. II desig. III censori, also aus derselben Zeit (Buliett. dell' Inst. 1856, 141); einem Meilenstein aus Klein- armenien vom Jahr 75 (C. I. L. III, 307) ; und einem por- tugiesischen Stein aus der ersten Hälfte des Jahres 79 (C. I. L. II, 2477). Die zweite und die vierte Inschrift haben die Bezeichnung imp. sowohl als praenomcn wie unter den Titeln, und auch auf der ersten kann die letztere ursprünglich gestanden haben. Für die Jahre 75 und 79 ist der Gebrauch des Imperator an erster Stelle wolil ohne Zweifel abusiv; ob für die beiden ersten Steine das- selbe gilt oder dies die derzeitige offizielle Titulatur war. ist, wie oben bemerkt ward, zweifelhaft, ersteres aber wahrscheinlicher.

3. Das zwischengesetzte imperator findet sich, wie auf den kaiserlichen Münzen, so auf der nicht weiter datirten stadt-römischen Inschrift Grut. 113, 5, wo Titus T. Caesar Aug. f. imp. Vespasianus genannt wird, und in etwas anderer Weise auf der spanischen II, 3732 : [Caesa?-] T. imp. Vespasianus, Aug(usti) Vespasknn

f., wo offenbar der Gegensatz zwischen Caesar und Augustus die ungewöhnliche Wortstellung herbeigeführt hat.

Titei des Titus.

471

4. Das nachgesetzte imperator finde ich auf zwei stadtrömischen Inschriften Mazochi 107=Orelli743 12) und Cardinali mern. Rom. 3, 74 vom Jahre 72 und einer dritten spanischen Orelli 751 = C. I. L. II, 3250 aus der zweiten Hälfte des Jahres 76. Es steht auch hier immer unmittel- bar hinter dem Namen vor allen übrigen Aemtern.

5. Die abgekürzte Rede, wo Titus Imperator neben und im Gegensatze zu im/p. Vespasianus gesetzt wird (so z. B. Orelli-Henzen 2008. 6777. 7318), ist beiden offiziellen Titulaturen gleichmässig conform.

Flir die Vollständigkeit dieser Zusammenstellung kann ich nicht einstehen ; für den gegenwärtigen Zweck aber wird sie genügen und im Wesentlichen bestätigen, was aus den Münzen sich ergab.

Mit dem Tode des Vaters am 24. Juni 79 nahm der bisherige Mitregent wie die volle Kaisergewalt so deren formale Abzeichen an, den Augustustitel und das prae- nomen imperator is vor allen, sodann die Titulaturen pontifex maximus und pater patriae. Sein Name lautet seitdem regelmässig imp. T. Caesar Vespasianus Augustus. Zuweilen, insbesonders auf den Consecrations- mtinzen des Vaters , tritt divi Vespasiani filius nach Caesar hinzu, wo dann Vespasianus weggelassen zu werden pflegt (Vesp.300. 301; Titus 195. 204. 224. 264). Mitunter fehlt auch ohne diesen Grund Vespasianus (app. 40); auf andern Münzen fehlt Caesar (Nr. 276. app. 11 13. 48), oder Augustus (app. 50), welches

1«) Der Text dieser Inschrift steht bei Orelli interpolirt; das jetzt in Vicenza befindliche und dort von mir abgeschriebene Ori- ginal hat imp. III an der richtigen Stelle.

** « " Th. Mommsen: Imperator-

letztere freilich befremdet und der Richtigstellung bedarf. Auf kleinen Kupferstücken soll auch blos imp. Titus stehen (Nr. 277 279). Im Ganzen genommen hat auf diesen zwischen- dem 24. Juni 79 und dem 13. Sept. 81 geprägten Münzen die Titulatur nichts, was von der gewöhnlichen kaiserlichen wesentlich abwiche. Die Stellung des Namens Caesar an dritter Stelle statt an der zweiten entfernt sich zwar sowohl von der Gewohnheit Vespasians wie von der der späteren Kaiser; aber es scheint dies blos darauf zu beruhen, dass Titus nicht, wie sonst die früheren Kaiser pflegten , sein ursprüngliches praenomen abwarf, sondern vielmehr dies neben dem 'praenomen imperatoris als sein Distinctiv beibehielt. Da er also zwei praenomina führte, stellte er grammatisch folgerecht beide dem Cognomen voran, während bei Vespasian und Domi- tian, die kein persönliches praenomen führten, Caesar an die zweite Stelle trat. Hier haben also sprachliche, nicht politische Rücksichten die Titulatur bestimmt.

Ich verzeichne schliesslich diejenigen Titusmünzen des Cohenschen Katalogs, die so, wie sie beschrieben werden , entweder mit zweifellosen Thatsachen in Wider- spruch stehen oder mindestens dem Alterthumsforscher be- gründetes Bedenken erwecken. Wenn die leider von dem numismatischen Dilettantismus wie von dem buchgelehrten Pedantismus nur zu oft vernachlässigte Nothwendigkeit des Ineinandergreifens geschichtlich-antiquarischer und numismatischer Forschung in diesen Blättern mehrfach nachdrücklich hervorgehoben worden ist, so berechtigt dies zu der Hoffnung, dass die Bitte um Verificirung und Belehrung, die hier ein Geschichtsforscher an die Münz- gelehrten richtet, an rechter Stelle stehen und nicht ohne Autwort bleiben wird. Gewiss nicht für alle, aber doch

Titel des Titus.

473

für manche der hier zusammengestellten Bedenken wird abermalige und einsichtige Betrachtung der Originale die Lösung geben.

1. Vespasian 299 (I, 305). Pariser Kabinet.

i&. IMP. CAES. VESPASIAN. AVG. P. M. TR. P. P. P.

COS. III Kopf Vespasians.

Rs. IMP DOMITIAN. AVG. F. COS. DESIG- II

S. C Titus und Domitian stehend.

Die Münze gleicht in allen Stücken den Nummern 255. 256, nur dass für Titus Aufschrift das hier sinnlose IMP.... DOMITIAN eintritt.

2. Vesp., Titus und Dom. 2 (I, 335). Kabmet Blacas. N. IMP. CAES. VESP. AVG. Kopf Vespasians.

Bs. CAESAR AVG. F. COS.; CAESAR AVG. TR. P.

Köpfe von Titus und Domitian.

Die tribunicische Gewalt kommt Domitian nicht zu, noch weniger im Jahre 70 die Benennung Caesar Augustus. Man erwartet die bekannte Aufschrift AVG. F. PR statt AVG. TR. P.

3. Vesp., Titus und Domitian 5 (I, 335).

iR. IMP. CAESAR VESPASIANVS AVG. Kopf Ves-

pasians.

Rs. CAESAR AVG. F. COS. VI CENS. TR. P. Köpfe von Titus und Domitian.

Die Münze entspricht den bekannten daselbst Nr. 3. 4, nur dass für Domitians Aufschrift CAESAR AVG. F. PR. hier das sinnlose VI CENS TR. P. auftritt.

4.7.1

** * ■* Th. Nommsen: Imperator-

4. Daselbst 7 (I, 335) Mionnet.

h\ Vorderseite unbekannt.

Rs. IMP. VESPAS. CAE. DOM RES Köpfe

von Titus und Domitian.

5. Daselbst 10 (I, 336).

& IMP. CAES. VESPASIAN AVG. P. M. T. P. P. P.

COS- II D. III Kopf Vespasians.

Rs. IMP. T. VES. COS. DESIGN. D. CAESAR AVG. F. COS. DESIGN. Köpfe von Titus und Domitian.

Cohen selbst bezeichnet die Aufschrift dieser Münze als an verschiedenen Stellen verfälscht; so wie sie liegt; ist sie unmöglich.

6. Domitilla 2 (I, 339) Sammlung Nomopliüe. FL. MEMORIAE DOMITILLAE. S. P. Q. R. Biga.

Rs. IMP. T. CAES. DIVI VESP. F. AVG. P. M. TR. P. P. P. COS. Villi, S. C

Das „nouveau fait d'histoire", das Herr Cohen hieraus entwickelt, „savoir quo Titus auraitete nomine consul pour la neuvieme fois en 834 et que Tun de ses deux collegues mentionnes dans les fastes, Silva ou Pollion, ne serait entre en fonetions qu'apres sa mort" ist wohl neu aber gewiss kein „fait d'histoire". Dass die Consuln Silva und Pollio bereits vier Monate vor Titus Tod durch andere ersetzt waren, ist auf Grund der Arvalacten allen, die wirklich ,,dans les fastes" nachzusehen pflegen, längst bekannt.

Titel des Titus.

475

Uebrigens kommt auf den Tag des Rücktritts hier gar nichts an, sondern es fragt sich allein, ob sie am 1. Jan. als Ordinarien antraten oder nicht; und diese Frage kann nur bejaht werden, da die alten Verzeichnisse, die mit sehr seltenen Ausnahmen nur die Ordinarien nennen , sie für 81 aufführen (z. B. der Chronograph von 354: Silva et Pollione) und die Arvalacten am 3. und 15. Jan. 81 nach ihnen datiren. Ohne Zweifel ist die Münzaufschrift also in irgend einer Weise verfälscht oder falsch gelesen und Titas neuntes Consulat unhistorisch.

7. Titus 35 (I, 345) Wiener Kabmet.

M. T. CAESAR IMP. VESPASIANVS Kopf des Titus.

Rs. COS. VII I Schiffs prora.

Die Vorderseite giebt dem Titus die Nomenclätur, die er bei Vespasians Lebzeiten führte; das achte Consulat trat er an am 1. Jan. 80; Vorder- und Rückseite stimmen also nicht.

8. Titus 57 (I, 343). Parisei' Kabmet.

M. T. CAES. IMP. VESP. CENS. Kopf des Titus.

Rs. PONTIF. MAXIM. Sitzende Figur.

Die Vorderseite gehört dem Titus, die Rückseite dem Vespasian (Cohen I, 289, 163).

9. Titus 67 (Cohen I, 349). Pariser Kabinet.

IMP. TITVS CAES. VESPASIAN. AVG. P. M. Kopl des Titus.

Rs. PRINCEPS IVVENTVTIS Ziege im Lorbeerkranz

~***) Th. Mommsen: Tmperator-

Der Revers gehört wohl Domitian (Coh. I, 412, 221). Dasselbe gilt von den ähnlichen Münzen Cohen I, 290, 173 undl, 411, 204.

10. Titus 68 (Cohen I, 350).

T. CAESAR VESPASIANVS Kopf des Titus.

Rs. TR. P. COS. VI! DES. VIII P. P. Donnerkeil auf dem curulischen Sessel.

Dass neben dem erst nach Vespasians Tode ange- nommenen Titel pate?' patriae die Haupttitel Imperator, Augustus, pontifex maximus fehlen, ist sehr austössig.

11. Titus 154 (I, 358). Wiener Kabinet.

/£. T. CAES. VESPASIAN. IMP. PON. TR. P. COS. VII

Kopf des Titus.

Rs. CAES. DOMITIAN. COS. DES. II, S. C Domitian zu Pferde.

Die Rückseite ist vom Jahre 72; die Vorderseite würde auf die erste Hälfte 79 passen, ist aber insofern bedenklich, als Kupfermünzen des Caesar Titus mit COS VII sonst fehlen.

12. Titus 191 (I, 364). Pariser Kabinet.

R,. IMP. T. CAESAR VESPASIAN. AVG. P. M. TR. P.

P. P. COS. III Kopf des Titus.

Rs. IVD. CAP, S. C Palmbaum und Gefangene.

Die unschuldige Datirung bei Cohen vde J. C. 74u übersieht, dass die Münze dem Titus die mit dem 24. Sept. 79 beginnende Titulatur giebt, die freilich COS VII oder VIII fordert.

Titel des Titus.

477

13. Titus 210 (I, 366). Pariser Kabinet.

TL. T. CAESAR IMP. PONT Kopf des Titus.

Rs. PON. MAX. TR. POT. P. P. COS- V CENS Cadu- ceus.

Vorderseite des Titus, Eückscite Vespasians (I; 313, 365).

14. Titus 272 (1, 375). Kabinet Herpin.

TL. T. CAESAR DIVI. VESPASIAN. IMP. F AVG. P M.

TR. P. P. P. Kopf des Titus.

Rs. S C Jupitertempel. IMP mttsste vor T stehen und hinter VESPASIAN fehlen.

15. Titus 273 (I, 375). Pariser Kabinet.

TL. IMP. CAES. T. VESP. AVS. GERM. Kopf des

Titus. Rs. S C Eber.

Der Titus Germanicus ist wohl mehr als fraglich.

1 6. Titus app. 31 (7, 74). Kabinette Ckedeau und Sarcus.

TL. T, CAES. VESP. AVG. P. M. TR. P. COS. V. Kopf

des Titus.

Rs. GENI P. R, S C Genius stehend.

Die Datirung „de J. C. 76" ist wieder nah. Die Kaisertitel fordern IMP vor dem Namen und COS Vil oder VIII ; die Aufschi ift i^t vermuthlich zu Anfang wie zu Ende defect. Wenn Nr. 32 wirklich vmeme legende" hat, sc gilt davon natürlich dasselbe; aber da diese „de J. C. 80u heisst, so wird hier wohl mehr verwirrt sein.

478

Th. Mommsen: Impn 'aiortitel dos Titas.

17. Doinitian 519 (I, 450). Pariser Kabinet.

&. IMP. CAES. DIVI. VESP. F. DONIIT. AVG GERM.

|. . . . Kopf Domitians.

Rs. TITVS AVG. DOMITIAN, S. C Titus und

Domitian stehend.

Der Stempel der Vorderseite fällt in die Zeit nach Titus Tod; was auf der Rückseite gestanden haben mag, vermag ich nicht zu errathen.

Berlin.

- -c--<a^Äa^>o

479

XXVI.

CONOB.

die

endlose I?1 r ei

& o.

So nennt sie mit Recht der Graf Camillo Branibill a zu Pavia in seinen gelehrten und interessanten Altre annotazioni numismatiche, wo er einen Solid üS des Zeno publiciert hat dessen Kehrseite hier getreu kopiert ist, die Vorderseite ist die gewöhn- liche. Er liest die Buchstaben welche theils im Abschnitt stehen theils sich wider die Regel rechts hinaufziehen, CONOBRV, und glaubt dass durch OBRV die alte Erklärung: OB bedeute immer obryzum, bestätigt werde.

Allein es liegt kein zwingender Grund vor, OB und RV für ein Wort zu halten. Sowie Bram- billa selbst richtig CON von OBRV trennt, kann man auch OB von RV trennen, man hat dann das hergebrachte CON und OB, und die gewöhnliche Sigle der Prägstätte RaVenna. Häufig steht sie auf den Soliden der unmittelbaren Vor-

480

J. Friedlaeuder : CONOB

ganger Zeno's im Felde, hier steht sie einmal im Abschnitt; ebenso steht RV im Abschnitt einer Silbermünze Zeno's, während es auf einer andern im Felde getrennt zu Seiten der dargestellten Figur steht. Ob im Abschnitt, ob im Felde, RV bedeutet immer Ravenna, wie RMRoma, MDMediolanum. Die auffallend unsymmetrische Stellung der Buchstaben CONOBRV BRVD stehen im Gegensatz zu der übrigen Umschrift so gedrängt dass sie fast in einander ragen während sonst immer die Symmetrie bei diesen Aufschriften im Abschnitt streng beobachtet ist, lässt glauben dass zu- erst nur CONOB gestanden, und dass der .Stempelschneider die Sigle der Prägstätte RV nachträglich eingeschoben hat; hätte er gleich CONOBRV schreiben wollen , würde er an richtiger Stelle begonnen haben *). Auch wäre obry eine ungewöhnliche Abkürzung, da der Regel nach in der Sylbe, nicht mit der Sylbe abgebrochen wird.

So ist, glaube ich, erwiesen dass OB und RV keines- wegs ein Wort sein müssen. Auch OBS hat man für ein Wort gehalten, und hat es dann als Beweis dafür angeführt dass OB immer obsignatus bedeute, ohne auf die Reihe

*) Vielleicht erklärt sich das RV noch einfacher. Die Solidi dieser Zeit haben oft, und grade die des Zeno fast ohne Ausnahme, am Ende von AVGGG einen griechischen Zahlbuchstaben zur Be- zeichnung der Officin, deren es mehrere in jeder Prägstätte gab, oder der Emission. Vielleicht ist das V ein A, so dass AVGGGA zu lesen ist. (Die Verschiedenheit der Form des A von der des A in AVGGG hindert nicht , diese griechischen Zahlzeichen weichen oft von den nebenstehenden lateinischen Buchstaben in der Form etwas ab.) Dann bleibt noch R, derselbe Buchstab R steht auf einem andern Solidus des Zeno im Felde (Sabatier Monnaies byzantines Tafel VII 18), und bedeutet vielleicht auch Rom oder Ravenna. Also auch so würde sich das OBRV erklären lassen.

4,S1

die endlose Frage. .

OB OBS OBT OBQ zu achten, aus welcher sich ergiebt dass OBS 72 Secunda (officina) bedeutet. Ebenso wenig als OBS ein Wort ist, ebenso wenig- als CONOBRV ein Wort ist, ebenso wenig braucht OBRV ein Wort zu sein.

Auch an sich ist es nicht glaublich dass OB immer obryzum bedeute, so gebräuchlich dies Wort auch später Ward. Es steht durch zahllose Münzen fest dass OB keine Abkürzung ist, sondern ein Ganzes und Abgeschlossenes. Wäre es eine Abkürzung, so würde doch gewiss auf manchen unter so viel Tausenden von immer verschiedenen Gold- münzen, und besonders auf den grossen Goldmedaillons wo der weite Raum des Abschnitts lange Aufschriften gestattete, das Wort obryzum ausgeschrieben, oder doch wenigstens der dritte Buchstab zuweilen hinzugefügt worden sein. Allein er findet sich nie ; folgt auf OB noch ein Buchstab wie in TROBS ANOBA, so ist es ein Zahlbuchstab gleich OB, S ist secunda officina, A ist 4, wie die Reihen dieser Buchstaben auf den Soliden unwiderleglich zeigen. Dieser auf zahllosen Münzen beruhenden Regel dass OB keine Abkürzung sondern ein Ganzes ist, würde die Münze des Grafen Brambilla einzig und allein widersprechen. Da liegt es wohl nahe, für diese einzige Ausnahme von der feststehenden Regel eine andre Erklärung anzunehmen.

Und ferner, wie sehr spricht gegen obryzum, dass sich statt OB. auch LXXII findet, und zwar an derselben Stelle des Feldes an welche in der ersten Zeit auch das OB gestellt wurde ; daraus ergiebt sich doch dass OB den nämlichen Sinn hat wie LXXII, dass es also nicht obryzum bedeutet. Dann beginnt OB genau in dem Jahre 367 wo das Gesetz gegeben ward OB Solidi aus dem Pfunde zu prägen; der Zusammenhang der Zahl OB mit dem Gesetze

31

4ö-5 j. Friedlaerider : COSOB

ist also erwiesen; das Wort obryzum kommt in dem Gesetze nicht vor und datiert überhaupt wohl erst aus späterer Zeit. Endlich, wie der Solidus durch LXXII und OB als j/73 des Goldpfundes bezeichnet ward (und dann alle Goldmünzen, als nach dieser Währung- geprägt) ebenso wurden Silbermünzen durch XCV1 und durch |_X als »/„ und alsy60 des Silberpfundes, undBillonmünzen bald lateinisch durch XXI bald griechisch mit KA bezeichnet. Also waren Zahlzeichen wie OB gebräuchlich , aber für obryzum liegt kein Analogon vor. Und es ist an sich wahrscheinlicher dass man die Goldwährung auf den Münzen angiebt, als dass man 400 Jajire hindurch die nüchterne Nachricht: reines Metall auf jedes einzelne Stück gesetzt haben sollte.

In dem Aufsatz der Beiträge zur älteren Münzkunde sind die bis zu seinem Erscheinen gemachten Einwendun- gen gegen die Erklärung des OB durch 72, widerlegt worden; einige der späteren habe ich in den Berliner Blättern für Münzkunde I, S. 209 besprochen, und will die kurzen Angaben hier wiederholen.

In dem fleissigen Werke des Herrn Cohen über die römischen Kaisermünzen, heisst es Theil VI Seite 112 : die Buchstaben OB im Felde der Kehrseite der obigen seltenen Münze und einer gleichen von Valens könnten nicht Zahlzeichen sein, also auch nicht den Werth, */1t des Goldpfundes, bezeichnen, weil auf den Münzen der Könige von Syrien, Bithynien und anderen griechischen, niemals Zahlzeichen, welche eine Zahl bilden, getrennt im Felde stünden.

Allein jeder Blick auf alexandrinische Kaisermünzen zeigt, dass Zahlzeichen welche eine Zahl bilden, sehr oft getrennt stehen, z. B. L ' das achtzehnte Regierungs-

die endlose Frage.

483

jähr, getrennt durch irgend eine Figur, genau wie OB auf der obigen Münze. Dieser neue Grund gegen die Erklärung des OB durch 72 fällt also auch fort.

Wir hatten die seltenen Goldmünzen Constantins des Grossen und seiner Söhne, welche LXXII ebenfalls im Felde haben, beigebracht. Herr Cohen sagt: wenn OB dieselbe Bedeutung wie LXXII hätte, würde LXXII auch so getrennt stehen. Man könnte hierauf erwidern: die Art wie die Zahl gestellt ist, ob getrennt oder zusammen, sei gleichgültig. Allein ein Blick auf die Münzen mit LXXII zeigt sogar den Grund, warum LXXII nicht getrennt steht: nämlich auf der einen Seite der Figur steht LXXII, und auf der anderen ist ein Stern oder das Monogramm Christi. Man konnte also die LXXII nicht getrennt schreiben, der Raum und die Symmetrie gestatteten es nicht.

Wer ohne Vorurtheil diese Zusammenstellung be- trachtet :

LXXII 0

SMAN CONS CONOB CONOB

t

OBXX

kann wohl nicht bezweifeln, dass LXXII und OB immer die- selbe Bedeutung haben.

Und demnach bedarf die letzte Vermutlrung des Hrn. Cohen, OB, wenn es im Felde stehe, bezeichne eine noch unbekannte Stadt, wohl keiner ernstlichen Wider- legung.

Dann hat Herr Sabatier in seinem Werke über die byzantinischen Münzen zwar die Erklärung durch 72 an-

31*

484

J. Friedlaenchr : CONOB die endlose Fragt.

genommen, allein obwohl sie darauf beruht dass CONOB nur auf G o 1 d münzen steht, glaubt er dass es Silbermünzen mit CONOB giebt. Eine grosse Anzahl solcher Beispiele von angeblichen Silbermünzen mit CONOB ist bereits in den Beiträgen als auf Weissgold -Münzen, auf falschen, auf modernen Silberabgüssen von Goldmünzen, auf irriger Lesung schlecht erhaltener Silbermünzen, oder endlich auf irrigen Citaten beruhend aufs eingehendste und schla- gendste abgewiesen worden, nicht ohne die Geduld der Leser auf harte Proben zu setzen. Aber diese Hydraköpfe der Silbermünzen mit CONOB wachsen immer neu, und im Dunkeln kann mau sie nicht bekämpfen, ich meine: ohne die identischen Exemplare zu untersuchen. Ich habe brieflich aufgefordert mir eine solche Silbermünze mit CONOB zur Ansicht zu senden oder einen Abdruck, allein man hat nicht geantwortet. Demnach ist es gewiss erlaubt, vorläufig an der Existenz solcher Münzen auch ferner zu zweifeln und die darauf gegründeten Einwände unbeachtet zu lassen.

Berlin.

J. Friedlaender.

485

XXVII. Unedirte Münzen

und

Bleibullen der Despoten von Epirus.

Von

IPaul Lambros.

(Hierzu Tafel XI und XII.)

Als die Kreuzfahrer nach der Eroberung des byzan- tinischen Reichs sich in dasselbe theilten , stiftete Michael Angelos Komnenos Dukas das griechische Despotat in Epirus, welches im Laufe der Zeit vergrössert und berühmt geworden Aetolien, Naupaktia, Doris, Parnassis, Phthiotis, Akarnanien, Epirus und einen Theil von Thessalien umfasste. Sein Nachfolger Michael II (1237—1271) theilte die Herrschaft gegen sein Lebensende unter seine zwei Söhne Nikephoros und Joannes den Bastard, indem er dem erstem Epirus, Akarnanien, Aetolien und die Insel Leukas, dem letztern Thessalien mit Phthiotis, damals unter dem Gemeinnamen Gross-Vlachien bekannt, und die Gegenden um den Parnass hinterliess.

486

Paul Lambros: Unedirte Münzen und

Nikephoros.

(1271—1296).

Nikephoros, der ältere Sohn Michaels II, welcher seinem Vater nachfolgte und über Epirus seit dem Jahre 1271 herrschte, wurde von den byzantinischen Kaisern scheel angesehen, weil diese das epirotische Despotat als ihrer eigenen Macht gefährlich erkannten und daher dessen Untergang wünschten.

Kaiser Andronikos Palaeologos besoldete eine geuue- sische Flotte von sechzig Galeeren, welchen er noch zehn pferdeführende Schiffe hinzufügte, und gab den Befehl nach dem Busen von Arta zu segeln; er schickte aber auch zu Land 14000 Reiter und 30000 Mann zu Fuss; welche die Burg Joannina belagerten. Als Nikephoros erfuhr dass eine so grosse Macht ihn zu Land und zu Wasser umzingle, schloss er einen Bund mit Florenz dem Fürsten von Achaia und mitRiccardo Grafen von Kephallenia. Zur Sicherstel- luug des Vertrags gab er dem erstem seinen Sohn Thomas, dem zweiten seine Tochter Maria als Geisel. Nachdem er mit deren Hülfe die kaiserlichen Heere besiegt hatte (1294) und von der Gefahr befreit worden, kehrten die Bundes- genossen in ihre Staaten zurück. Florenz Hess, sobald er in Clarenza ankam, den Sohn des Despoten frei ; Riccardo hingegen sendete nach seiner Heimkehr Maria nicht zurück, wie er es hätte thun sollen, sondern bewog sie durch Kunstgriffe seinem ältesten Sohne Giovanni ihre Hand zu reichen. Nach Vollzug der Hochzeit sendete Graf Riccardo an Mariens Vater zwei Franziskanerraönche um einerseits bei ihm die vertragswidrige That zu rechtfertigen, welche er ausgeführt habe, weil er grossen Wunsch hegte

AR1

Iilcibullcn der Despoten von ICpirus. ^ J '

sich mit ihm zu verschwägern, andererseits aber um ihm die Versicherung- kund zu geben, dass der Graf sich in Zukunft allen seinen Befehlen untergeben und ihm jedweden möglichen Beistand zum Schutz des Landes und seiner Rechte leisten werde.

Nikephoros gerieth wohl in Zorn als er diesen Vor- gang erfuhr, da er aber einsah, dass das Geschehene nicht wieder zu ändern sei, musste er die auf solche Weise geschlossene Ehe gut heissen, indem er nur von Riccardo forderte dass die Neuvermählten nach Arta entsendet würden, um dort bei ihm fortwährend zu wohnen. Nach- dem der Graf eingewilligt hatte, begab sich Giovanni mit Maria zu Nikephoros nach Arta wo er glänzend empfangen wurde und fortan verblieb *).

Auf diese Weise verschwägerten sich die Despoten vonEpirus mit den Franken Ursini Grafen von Kephallenia und Zante.

Der Despot Nikephoros starb im Jahre 1296 2) und hinterliess als Nachfolger imDespotat seinen Sohn Thomas.

Münzen des Nikephoros habe ich bisher nicht auffinden können, besitze aber in meiner Sammlung nachbeschriebene Bleibulle desselben.

1. Das Brustbild der heiligen Jungfrau von vorn mit dem Nimbus um das Haupt, die Hände erhoben, auf der Brust in einem Heiligenscheine das Bild des Erlösers; im Felde M-P-^GY. Das Ganze in einem Kreise.

i) Vgl. Livre de la conqueste v. 7443, 7521 u. f. '») Hopf, Geschichte Griechenlands in Ersch und Grubers Encyclopädie, erste Section, Th. 85, S. 334, 356.

4oo Paul Larabros: Unedirte Münzen und ,

fy. In fünf Zeilen : +

C<t>PAriC

CCBACT8

NIKH<DOP8

TÖA8K

Blei (Abgebildet Taf. XI Nr. 1) *\

Thomas.

(1296— 1318).

Der Despot Thoraas war der letzte Nachkomme der in Epirus berühmten Familie der Angeli. Da er beim Tode seines Vaters erst acht Jahre alt *) mithin unmündig war, wurde er von seiner Mutter Anna Palaeologina, einer ver- ständigen und in der Verwaltung sehr erfahrenen Frau,

3) Ueber die Münzen Michaels II Despoten von Epirus und über eine Bleibulle desselben siehe meine Abhandlungen in der Ilavöwpa, Bd.V, S. 137 und in dem Chronicon Galaxidii (ed. Sathas . S. 229.

*) Hopf sagt a. a. 0. 8. 355, dass Thomas beim Tode seines Vaters (1296) fünf Jahre alt war, S. 364 aber sagt er, dass derselbe erst 1304 fünf Jahre alt gewesen sei. Diese zwei Angaben wider- sprechen sich und Hopf lässt unentschieden welche von beiden man als die richtige anerkennen soll. Nach der ersteren Annahme wäre Thomas, als er ihm Jahre 1292 dem Fürsten Florenz als Geisel überliefert wurde, kaum ein Jahr alt gewesen, er müsste mithin nach Achaia mit seiner Amme gesendet worden sein, was ganz unwahrscheinlich ist. Nach dem Livre de la conqueste verhalten sich die Daten, welche Hopf aus unbekanntem Grunde nicht ange- nommen hat, folgenderweise: der Feldzug Philipp 's gegen Thomas begann im Jahre 1303 (S. 472), und damals war Thomas über fünf- zehn Jahre alt (458). Im Jahre 1292 also war er vier und im Jahre 1296, als sein Vater starb, acht Jahre alt.

-IftQ

Bleibullen der Despoten von Epirus. ,u"

bevormundet. Indessen setzte Graf Giovanni seinen Auf- enthalt in Arta bis 1303 fort, in welchem Jahre die Ermordung Riccardo's erfolgte , worauf Giovanni Arta verliess und bei seiner muthmasslichen Ankunft in Kephallenia sofort als Erbe die Grafschaft s) in Besitz nahm.

Nikephoros hatte noch bei seinen Lebzeiten im Jahre 1294 seine zweite Tochter Thamar mit Philipp von Tarent, Sohn des Königs von Neapel Karl II, vermählt und ihm als Mitgift vier der stärksten Festungen des J)espotats nebst einer jährlichen Rente von 100.000 Hypernern abge- treten. Philipp aber der diese Ehe nur aus Eigennutz geschlossen hatte, beobachtete gegen seine Gemahlin kein gebührliches Betragen und zwang sie die Lehren der orthodoxen Kirche zu verläugnen und die der römischen anzunehmen. Seine Gleichgültigkeit gegen seine Gattin wuchs je mehr seine früheren Ansichten auf neue Erwer- bungen in Epirus sich verringerten, so dass die Eheleute um das Jahr 1303 in offenen Zwist geriethen. Als Anna dieses schändliche Betragen Philipp's sah und ob seiner täglich freundlicher sich gestaltenden Beziehungen zu den in Epirus lebenden römisch-katholischen Albanesen in Furcht gerieth, erkannte sie, um sich zu sichern die Ober-

*) Liv. de la conq. S. 806. Hopf (a. a. 0. s. S. 351 und 421) ver- setzt die Ermordung Kiccardo's in das Jahr 1304-, aber der gelehrte und scharfsinnige Komanos, der auch andere dunkle Stellen der Geschichte jener Zeit beleuchtete, weist mit grosser Klarheit nach, dass diese Ermordung vor Ablauf des Jahres 1303 Statt gefunden habe. Siehe hierüber TpanavoS SwpSvjc S. 176 Anm. 4, und S. 180, welche vortreffliche Quelle ich bei Verfassung dieses gedrängten historischen Berichtes über die Despoten von Epirus vorzugsweise benutzt habe.

490

Paul Lambros : Unedirte Münzen and

herrlichkeit des byzantinischen Kaisers über Epirus an, undschlossmit diesem ein Freundschafts-Bündniss, welches später durch die Vermählung des jungen Thomas mit der Tochter Michaers IX Palaeologos 6) noch fester geknüpft wurde.

König Karl von Neapel, welcher hinwieder behauptete dass das Recht der Oberhoheit wohl seinem Sohne Philipp angehöre und dass Thomas demselben den Lehnseid zu leisten habe, erklärte der Despina Anna den Krieg und entsandte; 300 Mann zu Fuss und 200 Reiter unter dem Befehle Raimund' s de Candolle. Zugleich befahl er seinen Lehensleuten, dem Fürsten von Achaia Philipp vonSavoyen und dem Grafen von Kephallenia Giovanni mit ihrer Heeresmacht als Bundesgenossen gegen Epirus mitzu- ziehen. Giovanni welcher in diesem Falle die Lehenspflicht mehr als die verwandtschaftlichen Bande berücksichtigte, nahm keinen Anstand das Schwert zu ziehen um die Schwiegermutter und den Schwager zu bekriegen. Aber der Feldzug endete zum Schaden der Angreifer, welche in elendem Zustande und beschämt heimkehrten, wobei sie Giovanni beschuldigten, dass er trotz seiner genauen Kenntniss derOertlichkeiten nichts auszurichten im Stande gewesen sei. Auch nach diesem Feldzuge verbrachte Giovanni seine Tage in steten Zwistigkeiten und Fehden, bis zu seinem wahrscheinlich im Jahre 131 7 erfolgten Tode. Er hinterliess drei Söhne und eine Tochter, Namens Nicolo, Joannes, Guido und Margaretha »). Der älteste von ihnen Nicolo, machte der von seinem Vater ererbten Fehde mit seinem Oheim Thomas dadurch ein Ende dass er diesen

6) Livre de la conq. S. 322—32-4. Hopf; ebendas. S. 304. ') Hopf, ». a. 0. S. 402, 420—421.

B)eibul|en der Despoten von Epirus. *•' *

Despoten von Epirus mit eigener Hand ermordete (1318), unter dem Vorwand dass sich dieser geweigert hätte, seine Schwester Maria, Gemahlin Giovanni's, an dem väterlichen Erbe Antheil nehmen zu lassen 8).

Derselben Maria, Tochter des Despoten Nikephoros und Gemahlin Giovanni's Grafen von Kephallenia, gehört folgende Bleibulle meiner Sammlung:

2. Das Brustbild der heiligen Jungfrau nach rechts, den Nimbus um das Haupt und die Hände erhoben. Im Felde M-P 0V; das Ganze in einem Kreise.

fy. In fünf Zeilen + CCOX OIC ATNH M€ THN C€

RA«; HN MA PIAN

Das Ganze in einem Kreise.

Blei. (Abgebildet Taf. XI Nr. 2).

Nicolo.

(1318—1323).

Nach Ermordung des kinderlos gebliebenen Despoten Thomas, ward das Despotat von Epirus einerseits getheilt, andererseits wurde es eine Beute des Usurpators Nicolo. Die Provinz Joannina ward nämlich nach dem eigenen Willen der Einwohner, dem Reiche des Kaisers Andronikos Palaeologos einverleibt. Die meisten der übrigen Städte des Despotats hingegen geriethen in die Gewalt des

8) Gregoras, VIII, 6. Ducange, Hist. de Const. Yl, 27. Retuandini, De Zacynthi antiquitatibus, S. 241.

492

Paul Lnmbros : L'nedirte Münzen und

Meuchelmörders, Grafen Nicolo, der seinen Verbrechen eine zweite Schändlichkeit hinzufügte, indem er Anna, die Witwe seines von ihm ermordeten Oheims zur Frau nahm. Da er nun auch seine Herrschaft über die usurpirten epirotischen Provinzen befestigen wollte, leistete er dem Kaiser Andronikos den Huldigungseid, wegen welcher Bereitwilligkeit ihm der Kaiser nicht nur seine Frevel völlig verzieh, sondern ihn noch überdies mit der Despoten- würde beehrte 9).

Auf Grund der Besitznahme von Epirus und seiner Verschwägerung mit den Palaeologen, hielt sich Nicolo für den rechtmässigen Erben des Hauses der Angeli. Im Vertrauen auf seine eigene Macht und nachdem er zu den Griechen freundlichere Beziehungen angebahnt hatte, weigerte er sich dem Bailo des Peloponnesos Frederico Trogisio auch für Epirus den Lehnseid zu leisten. Der Befehl zu diesem Lehenseide war ihm im Jahre 1319 von Seite Kobert's König von Neapel und dessen Bruders Philipp von Tarent zugekommen, denn Nicolo war als Graf von Kephallenia Vasall der Gebiete von Neapel und Tarent. Da sich nun einmal der Schwerpunkt der Interessen und Absichten des listigen Despoten vom Abendlande zum Morgenlande gewendet hatte , zauderte er nicht , um seine eigene Herrschaft zu befestigen und um die Gunst der Epiroten zu gewinnen, die Lehren des griechischen Ritus anzunehmen. Da er aber Verträge und Eide stets geringer achtete als den Eigennutz, hielt er das Bündniss mit den Byzantinern, welche ihm auch im Jahre 1320 die Festung Atta eingeräumt hatten, nur in so lange aufrecht als seine

öj Acta et diplomata Patriarchatus Constantinopolitani. Bd. I, S. 171. Romanos, Toariavo? Zo^£>jg, S. 122—124.

Iihibullen der Despoten von Epirus.

493

Gemahlin Anna lebte ; nach Anna' s Tode jedoch verliess er die Griechen und wendete sich wieder zum Abendlande, indem er um die Gunst Venedig's buhlte. Nach vielen Opfern und noch mehr Versprechungen erlangte er von Venedig eine Hilfstruppe von 400 Bewaffneten sowie auch das nöthige Geld um, wie er hoffte alle früher von Thomas beherrschten Bezirke und vor Allem das noch von den Byzantinern besetzte Joannina wieder Zugewinnen i°). Er zog mit einer bedeutenden Kriegsmacht gegen Joannina und die umliegenden kleinen Festungen deren er auch bald Herr wurde. Das stark befestigte Joannina musste aber förmlich belagert und eng eingeschlossen werden da die Einwohner aus Hass gegen den Despoten als einen Meuchelmörder und Blutschänder tapfer widerstanden. Während der Belagerung fand sein jüngerer Bruder Joannes die erwünschte Gelegenheit, um sich an Stelle des Despoten die Herrschaften anzueignen.

Joannes gelobte dem Kaiser, er würde Joannina nur als Kapitän und Vasall des Königs von Gottes Gnaden verwalten und somit ein Vertheidiger der kaiserlichen Kechte sein. Nachdem dieser Antrag Gehör gefunden, trat Joannes offen gegen Nicolo auf, und um den Erfolg zu beschleunigen ermordete er ihn im Jahre 1323, indem er seine Hände mit dem Bruderblute befleckte, sowie dieser früher die seinigen mit dem Blute des Oheims befleckt hatte n).

Münzen des Despoten Nicolo sind noch nicht aufge- funden worden, ich fand aber eine schöne und werthvolle

io) Hopf, a. a. 0. S. 404 und 420. 1J) Gregoras, XI, 3.

494

Paul T.ambros : Uncclirtc Münzen und

Bleibulle desselben, welche sowie jene seiner Mutter Maria ein Unicum ist und sich in meiner Sammlung befindet. Diese zwei Bleibullen erwarb ich gleichzeitig; beide sind einander in Hinsicht des Styls und ihrer Oxydirnng ganz ähnlich, und somit bestätigt die Zntheilung der einen die der andern. Hier die Beschreibung der erstem.

3. 0 AHOC NIKOAAO Das Brustbild des heiligen Nikolaus von vorn, den Nimbus um das Haupt; das Ganze in einem Perlenkreise. fy. In fünf Zeilen * C <t> P A T TT€<t>YKA NIKOAA8 A€CTTO TOY Das Ganze in einem Perlenkreise. Blei. (Abgebildet Taf. XI Nr. 3)

Joannes II.

(1323—1335).

Nachdem Joannes II seinen Bruder Nicolo ermordet hatte, nahm er die von Letzterem beherrschten Länder in Besitz, nämlich Epirus und die nächsten Inseln , und da er die Oberhoheit des Kaisers Andronikos anerkannte wurde er mit der Despotenwürde bekleidet »«).

Er verschwägerte sich auch mit der kaiserlichen Familie, indem er eine andere Anna Palaeologina, Tochter des Protovestiarius Andronikos, der 1326 zum Herrn von Belgrad ernannt ward, heirathete ia). Ausserdem trat noch

•*j Acta et diplomata Patr. Const. Bd. I, S. 171.

13i Gregoras XI, 6. Cantacuzcnus, I, 43 und II. 32.

^ . 40">

Hlcibullen der Despoten von Epirus. T<w

Joannes zu den Lehren der anatomischen Kirche über, und adoptirte den den Epiroten ehrenwerthen Beinamen der Angeli wodurch er vor seinen Unterthanen, deren Anhäng- lichkeit er erwerben wollte, als der rechtmässige Nach- folger der griechischen Despoten, aufzutreten beabsich- tigte '*). Um aber auch öffentliche Beweise seiner ortho- doxen Religiosität zu geben, restaurirte und verschönerte er die in Arta befindliche Kirche der Paregorizza, in deren Innern und über deren Hauptthor er seinen noch heute leserlichen Namen Joannes Komnenos Despot anbringen Hess **).

Das Haus der Angiovinen (Anjou) das niemals seinen ungerechten Ansprüchen auf Epirus entsagt und sich ver- gebens bemüht hatte, den Despoten Nicolo zu unterwerfen, hoffte nun seine Absicht durch den neuen Despoten zu erreichen. Demnach versuchte Philipp von Tarent alle Mittel um Joannes zu zwingen, ihm den Huldigungseid zu leisten. Joannes widerstand aber den Forderungen Philipps und bestrebte sich auf jede mögliche Weise das Despotat Epirus ganz unabhängig von jedem fränkischen Einflüsse zu machen. Die nächste Folge war dass im Januar des Jahres 1325 Graf Giovanni von Gravina, Bruder des Königs Robert und Philipp7« von Tarent, mit einer bedeutenden Flotte und zahlreichen Truppen von Brindisi auslief und nach dem Peloponnes segelte, um die fränkische Herrschaft über das Ftirstenthuin Achaia zu sichern. Der Admiral landete zuerst an Kephalenia und Zante, welche Inseln er auch leicht eroberte. Despot Joannes aber entgieng der Aufmerksamkeit des Eroberers, flüchtete nach Epirus und

»*) Hopf, a. a. 0. S. 421, 429.

15) Aravantinos, Xpovo^oocytec r?j?$ Tfoetpou, Bd. I, S. 113.

49«

Paul Lambroo : Unedirte Münzen uad

befestigte sich in Arta, wo er dem Grafen von Gravina Widerstand leisten konnte. Nachdem nun dieser sich ge- zwungen sah unverrichteter Dinge nach Clarenza abzu- ziehen, gelang es Joannes seine verlorenen Inseln wieder in Besitz zu nehmen i6).

Als im Jahre 132H Andronikos der Jüngere den Thron von Konstantinopel bestieg, nahm er dem Despoten Joannes die Verwaltung vonJoannina ab und sandte einen andern Statthalter dahin. Joannes aber nahm diese Belei- digung übel auf und wurde dem Kaiser abtrünnig; es gelang ihm auch die Einwohner von Joannina in soweit aufzureizen, dass sie sich gegen den kaiserlichen Statt- halter empörten und sich dem Despoten Joannes unter- warfen, welchen sie als unumschränkten Herrscher ihrer Stadt anerkannten »»).

Wie oben erwähnt wurde, hatte Philipp von Tarent mit seiner Gemahlin der epirotischen Thamar mehrere Besitzthümer in Epirus als Mitgift erhalten , welche gleich- falls in die Gewalt des Despoten Joannes gefallen waren. Um nun wieder zu seinem Eigenthum zu gelangen traf Philipp mit dem Gemahl seiner Tochter Beatrix, Walter von Brienne, dem Sohne und rechtmässigen Nachfolger des gleichnamigen Herzogs von Athen, im August 1331 ein Uebereinkommen, dem zufolge Walter in Epirus einzufallen und Joannina anzugreifen hatte, wofür er den dritten Thcil der zu machenden Eroberungen erhalten sollte. Walter fand sich umsomehr zu diesem Vertrag bereit, als er bei glück- lichem Erfolge hoffen durfte auch sein väterliches Erbe,

i«) Hopf, a. a. 0. S. 421, 423. 17) Acta et diplora. 1, S. 171.

Bleibullen der Despoten von Epirus. 4J7

das von den Kataloniern besetzte Herzogthum Athen wieder zurückzuerobern. Nach Eröffnung des Feldzugs eroberte Walter in kurzer Frist Leukas, Vonitsa und viele andere Städte des Despotats und schritt im verhindert zur Belagerung von Arta. Da Joannes kaum Widerstand leisten konnte, sah er sich genöthigt Philipp als Oberherrn anzu- erkennen. In dieser Absicht sandte er den Ritter Nicolo Kassidi aus Kephallenia nach Neapel um statt seiner dem König Robert den Lehnseid zu leisten. Der König verzieh sofort dem Joannes und anerkannte ihn als rechtmässigen Nachfolger der Angeli, Despoten von Epirus «s).

Joannes, der in der Folge darauf bedacht war, den Verlust von Leukas und Vonitsa durch neue Erwerbungen zu ersetzen, benutzte den im Jahre 1333 erfolgten Tod Stephan's Gavrielopulo, des Herrn eines Theiles von Thessalien, um sich Stagus, Trickala, Phanari, Damassi, Elasson und einige andere kleine Städte anzueignen. Er blieb aber nur kurze Zeit in deren Besitz, denn Kaiser Andronikos vertrieb die Besatzungen des Despoten und unterwarf sich alle von diesem besetzten Ortschaften *»). Bald darauf büsste Joannes auch für die an seinem Bruder Nicolo begangene Frevelthat. Seine eigene Gemahlin Anna, sei es weil sie einen ähnlichen Anschlag von ihrem Gatten befürchtete oder aus Herrschbegierde, vergiftete ihn im Jahre 1335 30). Anna übernahm- sofort die Herrschaft und regierte das Despotat als Vormünderin ihres unmündigen Sohnes Nikephoros welcher als er Mann geworden, sich

i8) Hopf, a. a. 0. S. 429. >9) Cantacuzenus, II, 28.

so) Gregoras, XI. 33. Siehe auch Romanos, Tpar. Zw&£.. 229 ff.

32

493

Paul Lambros : I'nedirte Münzen und

durch grosse Tapferkeit und Kühnheit auszeichnete. Aber die spätem Ereignisse gehören nicht mehr in unsern Bereich.

Während seines zwölfjährigen. Despotats in Epirus, Aetolien und Akarnanien, und in seiner Eigenschaft als Graf von Kephallenia und Zante brachte der hochmüthige und ehrsüchtige Joannes alle mit seiner Würde verbundenen Vorrechte zur Geltung und somit auch das Recht der Münz- prägung. In Verlauf vieler Jahre gelang es mir meine Sammlung von fränkischen Münzen mit nicht wenigen unter sich verschiedenen Tornesi des Despoten Joannes zu be- reichern, welche sehr selten und bis jetzt noch unedirt und in der Numismatik unbekannt sind. Ich beeile mich daher dieselben im Interesse der Wissenschaft und der mit dem Mittelalter sich befassenden Münzfreunde hier zu ver- öffentlichen. Die in meiner Sammlung aufbewahrten Münzen des genannten epirotischen Despoten sind nach dem Münz- fusse der Tornesi der Herzoge von Athen und der Prinzen von Achaia geschlagen :

4. + IOhS D6SP0TVS Kreuz. R/. D6 ÄRTK C7TSTRV Thurm.

Billon. (Taf. XI Nr. 4).

5. + IOhS- D6SPOTVS Kreuz.

IV. DG 7IRTÄ CKSTRV Thurm zwischen den Buchstaben I und 0. Billon. (Taf. XI Nr. 5).

6. + IOhS D6SP0TVS Kreuz.

IV- D6 ÄRTft C7ÜSTRV Thurm zwischen den Buchstaben I und 0 ; unterhalb des Thurmes ein Punkt. Billon.

Bleibullen der Despoten von Epirus. '"«'

7. 4- IOhS- D6SPOTVS- Kreuz.

fy. D6 ÄT7T 67ÜSTRV (sie) Tlmrm zwischen den Buchstaben I und 0; unterhalb des Thurmes ein Punkt. Billon.

8. + IOhS D6SP0TVS Kreuz.

f^. D6 ÄRTA CÄSTR Thurm zwischen den Buchstaben I und 0. Billon. (Taf. XI Nr. 8).

9. * IOhS D6SP0TVS Kreuz.

^. D6 ARTÄ RBÄSR (sie) Thurm zwischen den Buchstaben I und 0. Billon. (Taf. XII Nr. 9).

10. IOhS- DGSPOTVS Kreuz.

Yjc. ÄRTÄ dftSTRV Thurm; im Felde rechts B. Billon.

11. IOhS- DÖSPOTVS Kreuz.

ty. 7TRTÄ- GCKSTR Thurm; im Felde rechts B.

Billon. (Taf. XII Nr. 11).

12. IOhS DGSPOTVS Kreuz.

^. Do KRT7t CftSTRV Thurm; im Felde rechts £1.

Billon. (Taf. XII Nr. 12).

13. IOhS- DQSPOTVS Kreuz.

fy. DO HRTIS (sie) dÄS Thurm; im Felde links 8f.

Billon. (Taf. XII Nr. 13).

32*

'JW Paul Lambros: Unedirte Münzen von Epirus.

14. IOhS D6SP0TVS Kreuz.

fy. D6 ÄRTK CKSTRV Thurm; im Felde links GL

Billon. (Taf. XII Nr. 14).

15. * I-OVS DGVPOTVS (sie) Kreuz.

fy. D6ÄRTK C TIS TR Thurm; im Felde links G, rechts ein Punkt. Billon.

16. +IORS-(sic) D6SPOTVS- Kreuz.

fy. D67IRT7I- CÄSTRV Thurm; im Felde links 0; rechts ein behelmtes und nach links gewandtes Köpfchen ; unterhalb des Thurmes eine rosetten- artige Verzierung.

Billon. (Taf XII Nr. 16).

17. 4- IOhS D6SP0TVS Kreuz.

IV. 7TRT7I C(7ISTRV Thurm; auf beiden Seiten im Felde ,\

Billon. (Taf. XII Nr. 17).

18. + IOhS- DÖSPOTVS- Kreuz.

1^. Unleserliche Inschrift. Thurm; darunter ein Halbmond.

Billon. (Taf. XII Nr, 18).

Athen im Juli 1871.

501

XXVIII. Zur österr. Münzkunde des XV. Jahrhunderts.

Von Dr. v. Raimann.

Unter den österreichischen mittelalterlichen Münzen kommen in grosser Zahl einseitige Pfenninge vor, die in einer Kleeblatt - Einfassung einen unten abgerundeten Schild mit einem Kreuze zeigen, welcher von einzelnen Buchstaben umgeben ist.

502

Dr. v. Baimann : Zur österueiehischen

Diese Buchstaben sind meistens W-H-L <) oder W-H-T^ zuweilen auch W-H-P ») W-H-E *) W-H-K ») W-H-T •) W-7£ 7) oder W-L 8). Sie gelten gewöhnlich als die ältesten Wiener Stadtmünzen. Die Grösse ist 13 15 Mm,, das durchschnittliche Gewicht 0.45 Grm. So zweifellos aber auch der darauf befindliche Schild das Wappen darstellt, welches die Stadt Wien um die Mitte des XIV Jahrhunderts zu führen begann 9), so wenig konnte bisher nachgewiesen werden ob sie wirklich städtische Münzen sind, und in welcher Zeit sie geprägt wurden.

Ersteres wurde als sicher angenommen und der Buch- stabe W auf Wien gedeutet; in den anderen Buchstaben sah man gewöhnlich 10) die Anfangsbuchstaben der Namen

i) Eig. Sammlung; Appels Repertorium zur Münzkunde IV B. S. 1028 Nr. 3774. Wellenheims Münzkatalog II B. Nr. 11158—69. Mader, Kritische Beiträge zur Münzkunde Prag 1803 13 II B. 8,95, kais. Kabinet.

2) Eigene Sammlung: Appel 1. c. Nr. 3773. Wellenheim 1. c. Nr. 11172 83, Mader 1. c. Primisser inHormayer's Geschichte Wien's I.Jahrgang, III. S.236, Abb.Taf. I n. 18 u. Taf.II n. 11. AGrenser. Wappen der Stadt Wien 1866. 8. Abb. 3. Dr. Lind, das Wappen der Stadt Wien in den Mittheilungen der Central Comm. für Baudenkma ic 1866 S. XII. Feil in Tschisclika's Gesch. Wien's Stuttg. 1847 S. 213 etc. kais. Kabinet.

3) Appel 1. c. Nr. 3774. *) Wellenheim Nr. 11171. 5) Mader 1. c.

ß) Archiv für Geschichte XXXIII S. 27.

') Wellenheim Nr. 11184 ; hingegen versichert Mader 1. c. nie solche mit "K gesehen zu haben.

») Wellenheim 11170.

») Dr. Lind 1. c. S. XI ff.

*<>) So Appel 1. c, Wellenheim 1. c. Primisser 1. c.Feil 1. c. S. 22<> Dr. Lind 1. c. S. XII, Grenser 1. c. S. 9 etc.

Münzkunde des XV Jahrhunderts.

5o:;

der Mtinzmeister Leopold von der Hoclistrasse n) Niclas von Essling (richtiger Eslarn) 12) Hans von Tirna 18) Rudolf Angerfelder »»*) etc. und vertheilte somit diese Münzen in einen Zeitraum von beiläufig 140 Jahren.

Anlass zu dieser Auslegung mag einerseits die Bestimmung gegeben haben welche Albrecht V traf, das« zur Erkennung unter welchem Münzmeister ein Pfennig geschlagen wurde, derselbe sein Zeichen darauf setzen solle 15), andrerseits eine von Rauch «) veröffentlichte Urkunde Herzog Albrecht III vom 26. Juni 1375, mittelst welcher angeblich den Wienern die Prägung einer Summe Geldes zur Tilgung von Schulden gestattet wurde. Zu dieser Zeit war Hans von Tirna (oder wie ihn - die Urkunden

H) Münzmeister in den Jahren 1275— 85. Siehe Hormayr Gesch. Wien's Urk. CCXL1I , Fontes rer. Austr. X Urk. XXVI Fischer's Klosterneuburg II B. Wien 1815, Urk. XCIII; Kurz: Ottokar und Albrecht Linz 1816 II B. Beil XI; Tschischka 1. c. S. 121, Lind 1. c. S. XII.

12) Münzmeister 1326 Tschischka 1. c. S. 273.

is) Münzmeister 1354—77 Fontes r. A. X B. Urk. CCCLXII, CCCLXXX Huber Austria ex archivis Mellicens. ill. fol. 1722 S. 83. Jahrb. des Ver. für Landesk. v. Niederösterreich II B. S. 330. Blätter dess. Verein III Jahrg. 1869 Nr. 8 und 9 Reg 17. Steyrer comment. pro hist. Alberti 1725 fol. S. 379. Zeitschrift für Literatur und Kunst 1848 S. 247. Tschischka 1. c. S. 220 und 273 Dr. Lind 1. c. S.XI etc.

ii) Münzmeister 1400, dann 1414, 15, 18, Fontes r. A. XXVIII, Urk. DLXXV, Anmerk. Berichte und Mitth. des Wr. Alterth. Ver. III B. S. 251 Blätter des Ver. für Landesk. 1870 Reg. 176. Karajan Beiträge zur Gesch. der landesf. Münze Wien's 1838 S.28. Schlager Wiener Skizzen I B. 1835 S. 164; ders. alterth. Ueberl. 1853 S.122.

lä) S. Karajan, 1. c. S. 18—19; Feil in Tschischka's Gesch. Wien's S. 220.

16) rer. Austriacarum scriptores, Wien 1794 III B. S. 127

504

l>r. v. Uaimanu : Zur österreichischen

nennen „Jans" von Tirna) Münzmeister in Wien; auf ihn bezog man die Pfennige mit W-H-T welche die häufigsten sind, und meinte wohl dass ähnliche Bestattungen sowohl früher als auch später ertheilt worden sein dürften, wonach man Münzmeister suchte, auf deren Namen die übrigen vorkommenden Buchstaben passten.

Allein hat denn wirklich die erwähnte Urkunde j enen Sinn, welchen Eauch durch die ihr gegebene Ueberschrift : Albertus IIIAustriae Dux Urbi ac civibus Vindobonensibus facultatem tribuit, ad eludenda contracta debita certam nummorum sunnnam cudendi, ihr beilegt, und welchen sohin spätere Schriftsteller so z. B. Hormayer 17) Feil ,s) Dr. Lind 1Ö), annahmen?

Ich glaube dass diess verneint, und die Urkunde dahin verstanden werden müsse, dass der Stadt Wien gestattet werde, eine Umlage zur Tilgung ihrer Schulden von den Bürgern einzuheben. Diess geht sowohl aus der Stelle:

Vnd paten vns vleissiglich daz wir In gunnen vnd erlauben wollten auf sich selber und auf die gmain der egenanten unser Purger ain genant Summ gelt ze legen mit der Sy sich selber vnd die Stat von solher geltschuld vnd von den scheden ledigen möchten sowie aus dem Schlusssatze: Doch mit dem beschaiden, daz aim jeglichen angeslagen vnd ange- legt werde als vil Im nach seiner hob gepürei an derselben Summe gelts an alle geuaer vnd arg eilst.

«) Gesch. Wien's I Jahrg. II B. Urk. Buch S. LI.

i8) 1. c. S. 218. i«) 1. c. S XII.

Münzkunde des XV Jahrhunderts.

505

Darumb gerieten wir ernstlich der gmain vnsrer burger zu Wienn Reichen vnd armen gemainklich vnd gegleichem bcsunderlich, daz Sy mit dem Vorbe- scheiden ans lag vnd der Aufrichtung des gelts den obgenanten Burgermaister , llichter vnd Bäte völgig vnd gehorsam sein on alle widerred etc., als auch aus andern gleichzeitigen Urkunden worin der Ausdruck auf sich slahen in dein oben angedeuteten Sinne gebraucht wird ^°).

Damit fällt dieser vermeintliche älteste urkundliche Nachweis des Wiener Pfennigrechtes und bleibt als älteste Urkunde über dasselbe jene Kaiser Friedrichs III vom 28 October 1484 übrig, worin er der Stadt Wien gestattet auf der herzoglichen Münze 600 Mark Silber ohne Entrich- tung eines Schlagschatzes, wenn sie aber mehr ausmün- zen wolle nur gegen Entrichtung des Schlagschatzes zu prägen, jedoch nach Korn„ Gepräge und Aufzahl des Landesfürsten 21). Denn die in der Antwort desselben an die niederösterr. Landschaft vom ß. August 1460 22) dann in einem kaiserlichen Befehle antlen Münzmeister Nicolaus

3<)) Z. B. in Birk's Urkunden Auszügen z. Gesch. Friedrichs III. Archiv f. ö. Gesch. X B. Reg 31 vom 20/7 1453 wo dem Abte von ►St. Paul gestattet wird 1300A. auf sich und des Gotteshauses Leute und Holden zu schlagen.

21) erw. in Primisser's Abb. 1. c. S. 225, Tschischka 1. c. S. 221, Lind 1. c. S. XVI, Bergmann in der Num. Zeitschrift I. Jahrg. 1869, S. 172 ; diese Münzen sind vielleicht jene Pfennige die in Appel IV, S. 1029 n. 3782 dann bei Wellenheim Nr. 11152 55 vorkommen deren Avers vollkommen mit dem Siegel Friedrich III v. Jahre 1464 bei Sava C. Coon. 1871 S. 31 Fig. 20 stimmt.

sä) Fontes r. A. VII S. 213 Rauch Anh. S. 57.

Dr. v. Raim.mii: Zur österreichischen

Teschler **) erwähnte Urkunde war keine Münzrechts- Verleilmng' an die Stadt Wien, sondern die "Wiederherstel- lung der nach dem Jahre 1450 den Wiener Hausgenossen entzogenen **) Rechte bei der Ausprägung der landes- fürstlichen Münze.

Begründet schon der Abgang urkundlicher Zeugnisse für das städtische Münzrecht, in jener Zeit, welcher man die erwähnten Pfennige zuweisen will, Bedenken gegen diese Zuweisung, die übrigens insbesondere was Leopold von der Hochstrasse anbelangt, schon mehrseitig ange- fochten wurde "), stehen derselben noch andere Bedenken im Wege. Vor Allem der Umstand, dass die Pfennige untereinander so gleichartig in der Prägeweise und , was die überwiegende Anzahl betrifft, auch im Gehalte sind, dass es nicht denkbar wäre, sie seien innerhalb eines so langen Zeitraumes geprägt worden und sich gleich ge- blieben, während die landesfürstliche Münze sich in beiden Richtungen so bedeutend veränderte 2<5). Nicht minder stimmt ihre Prägeweise durchaus nicht mit jenen Münzen,

23) Vom 24. Oetober 1460 in Birk's Reg. Archiv X Reg. 428. a*) Priuaisser 1. c. S. 225, Ranch 1. c. S. 46. *5) Dr. Lind 1. c. S. XII Anmerk. 7. Dr. Luschin im Archiv f. ö. Gesch. XLI B. S. 286.

36) Siehe die Abh. F.Blumberger's über den Gehalt des österr. Pfennigs im XIV. Jahrh. Archiv für österr. Gesch. Quellen VIII, S. 121 ff.; Dr. H.F. Sailer Niederösterr. Münzwerthe im XIV. Jahrh. in den Bl des Vereins für Landeskunde von Niederösterr. III. ISij'.t »S.lll ff. Dr. Luschin zur österr. Münzkunde des XIII undXIV Jahrh. im Archiv f. ö. G. XLI 8. 241 ff.; ders. Oesterr. Münzwerthe des XIII und XIV Jahrh. in der Xumismat. Zeitschrift I, 1869, S. 457 ff. Dr. Hubor Unters, über die älteste Münzgcsehichte Oesterreichs im XIII und XIV Jahrh. im A. f. ö. G. XLIV S. 513 ff.

Münzkunde des XV Jahrhundert?.

507

welche zweifellos dem XIII. *<) oder jenen welche den ersten Jahrzehenten des XIV. Jahrhunderts angehören s»). Ersteres deutet darauf hin , dass sie innerhalb eines viel kürzeren Zeitraumes, letzteres dass sie zu einer andern und zwar späteren Zeit geprägt wurden.

Von entscheidender Bedeutung für unsere Frage halte ich eine Aufzeichnung, welche zum Jahre 1460 im Copey- buch der gemainen Stat Wien ••) vorkömmt, folgenden Inhalts: Anno domini LXmo an Sambstag vor dos Keyligen Kreiocztag Exaltacionis (13. Sept. 1460) ist das Beruffen von der Milnss wegen beschehen.

Es gepewut der aller durchleuchtigist Fürst vnd Herr, her Fridreich Romischer Kaiser, zu edlen Zeiten merer des Reichs zu Ungarn , Dcdmacien , Croacien &Kunig, Herzog zu Oesterreich, zu Steyr etc. vnser genedigister Herr. Als seiner Gnaden Hawsgenossen hie zu Wienn ein newe toeisse Milnss Jecz angefengi habent, ze münssen mit dem Krewcz der Stat schilt, ye sechs Schilling für ein guidein, vngrischen guidein oder ducaten vnd für ainen Beinischen guidein fünf t- halben Schilling phenning , das nu hinfür menigklich den guidein edso geh vnd nem für sechs Schilling phenning derselben newen weissen milnss so sein

27) Dr. Luschin 1. c. im A. XL1 nri 1— (5. 27. 28. Primisser 1. c. 5. 6. 10. 11 Mader 1. c. Tab. I n. 5. 6. 10 etc.

88) Dr. Luschin 1. c. nri 37. 38.

29j Herausgegeben von Dr. H. Zeibig in den Fontes rer. Austr. zweite Abtheil, VII B. die zitirte Stelle ist S. 219.

5( >8

Dr. Vi Ii.iimami: Zur österreichischen

K. G. um nagsten vor der hat stallen lassen 30) und Kunig Albrechts 31) imä Kunig Lasslas seliger ge- dechtnus weisse milnss 32) amen für drey Helb- ling etc.

Welches sind nun diese von den Hausgenossen Wien' s mit dem Kreuze, der Stadt Schild, geprägten weissen Pfennige 33)? Es muss wohl von ihnen noch eine bedeutende Zahl vorhanden sein» da sie gewiss in grosser Menge geprägt wurden, weil sie bestimmt waren die massenweise im Umlaufe befindlichen geringhaltigen Münzen zu beseiti- gen, wie aus derselben Aufzeichnung, dann aus den über die Münzverbesserung gepflogenen Verhandlungen der Regierung mit der Landschaft und den Vertretern der

so) Erwähnt im Copeyb. S. 206 in der Antwort der kais. Räthe vom 31 Mai 1460, dann in Rauch's Anhang S. 47. 48. Die Pfennige sollten Glöthig sein einer gleich vier alten schwarzen Pfennigen und ein alter Kreuzer für einen neuen Pfennig.

si) Wohl jene zahlreicher Pfennige mit TTi-B-d welche bei Mader 1. c. Tab. I n. 12, 13, Appel II S. 944. n. 40. 41, S. 94(3 n. 48, Primisser 1. c. Tab. I n. 20, Wellenheim G689— 6701 etc. vor- kommen

3~) Ohne Zweifel dieselben Pfennige von welchen nach dem Patente vom 11. April 1456 (abgedruckt in Kurz Geschichte Kaiser Friedrich IV Wien 1812 II B. S. 231; im Archiv f. ö. G. XXVII B. 8. 119 Reg. LXXXVIII etc.) für einen ein weisser Pfennig und von den schwarzen Wiener Pfennigen 3 für 2 Pfennige genommen werden sollten.

38) Rauch, Anhang S. 5". 58 erwähnt diese neuen Pfennige und sagt dass dieselben 5 löthig sein sollten der Gulden 6 Schilling Pfennige gelten solle; ebenso Bhk's Regesten 1. c. Reg. 421 vom 16. October 1460.

Ö09

Münzkunde des XV Jaiii-lnni.liTt.--

Stadt Wien, aus gleichzeitigen Petitionen »*), sowie insbe- sondere auch aus dem Vorschlage der kaiserlichen Räthe vom 31. Mai 14(50, dahin gehend es möge zu diesem Behüte eine Summe von etlichen 1000 Pfund im selben Werthe selbst mit Schaden gegen geringhaltige Münze ausgegeben werden, hervorgeht 35).

Ich wüsste unter allen Münzen welche das Wiener Wappen aufweisen keine andern als die in Frage stehen- den, denn die übrigen bekannten Pfennige mit diesem Wappen gehören nach den darauf ersichtlichen Jahres- zahlen oder ihren sonstigen Merkmalen jedenfalls einer viel späteren Zeit an se).

Für die eben aufgestellte Behauptung sprechen aber überdiess noch andere gewichtige Momente und zwar: 1. Typus und Prägeweise 2. der Gehalt 3. die Ergebnisse der Münzfunde ; endlich lassen sich auch damit 4. die auf den Pfennigen befindlichen Buchstaben in Uebereinstim- mung bringen.

»*) Ausschreiben der Landleute zu Gtmdersdorf vom 5. März 1460 über die Münze die nicht nach den Briefen gehandelt wird.Chmel Materialien zur Oest. Geschichte II B. S. 194 Urk. CLX; Antwort des Kaisers vom 23. März 14G0 „di gering nmms von menigem endten sey . . . . so überswinklich ckomenu Chmel 1. c. S. 198. Petition vom 15. April 1460 „dt geringen mänsu 4Q vnmesslich vilgeslagen" Fo. Vll S. 199; Petition vom 17. April 1460: „wann nu der geringen m'dnss das land vol ist" Fo. VII S. 200; Vor- stellung der Stadt Wien an die kais. Räthe vom 28. Mai 1460. Fo.VIII S. 203; Antwort der kais. Räthe hierauf vom 31. Mai 1460 ebenda 8. 206.

33; Fo. r.A. VII S, ?0ß; ausdrücklich bestätigt die Ausprägung in grosser Zahl, Rauch Anhang S. 58.

36) Siehe z. B. Appel 1. c. IV, S. 3795 ff.; Wellenheim 1. c. Nr. 11188 ff, Dr. Missong in den Wr. Xum. Monatsh. IV S.83 ff. etc.

510

1 ']-. v. Itniiuaim t Zur österreichischen

1. Typus und Prägeweise stimmen vollkommen mit den österreichischen Pfennigen aus den ersten Jahrzehenten des XV Jahrhunderts , so mit jenen der Herzoge Wilhelm und Albert mit W-Ä; jenen mit tthR und L-R, erstere von Leopold und Albert oder, wie zweifellos Letztere, von Ladislaus Posthumus; besonders aber mit jenen Kaiser Friedrich III welche die Buchstaben F-I-P etc. ent- halten 3-). (Vgl, die vorstehenden Abbildungen).

Sie alle zeigen die gleichartige Vorstellung, den Wappenschild zwischen zwei oder drei Buchstaben in einer 3bogigen Einfassung. Namentlich stimmt die Form des Kreuzsehildes auf unsern Pfennigen unten abgerundet mit jener der zuletzt erwähnten Pfennige, eine Form welche die Wiener »Siegel aus der Mitte des XIV Jahrhun- derts noch nicht kennen sondern erst jene vom Ende des XIV. und vom XV. Jahrhunderte «•)'.

2. Der Gehalt stimmt gleichfalls mit den Angaben der Urkunden, denn unsere Pfennige sind in der Regel 5 bis 61öthig, denselben Gehalt müssen aber auch jene Pfennige mit dem Wiener Wappen nach der mehr erwähnten Auf- zeichnung im Copeybuche im Zusammenhange mit den in den Anmerkungen 30 und 33 aufgeführten Belegen gehabt haben. Wohl kommen auch geringhaltigere Stücke vor, allein einerseits wurde damals keine so grosse Sorgfalt

3?) Abbildungen und Beschreibungen dieser Münzen bei Mader 1. c. 8, 75 ff., Tab. I n. 12—21, Tab. II n. 24—30. Primisser 1. c. Abb. 19. 20. 22. 23; Appel 1. c. II S.945 ff. Wellenheim 1. c.Nr.6673 und ff insbes. Nr. 6742 und ff.

38) Dr. Lind 1. c. Abb. 6. 8. 9.

"S1 1

Münzkunde de* XV Jahrhunderts. </i.i

auf die Ausmünzung verwendet, andrerseits kamen oft Falschmimzungen vor s»).

Auch wurde ohne Zweifel der Gehalt bald wieder verringert, veranlasst, wie wenigstens die Urkunden ver- sichern, durch das böse Beispiel der Nachbarn „Hertzog Ludwig von Pairn vnd ander Fürsten vnd Stett der von Halss, der von Salzpurkh, der von Passau" etc.*0) welchen Herzog Albrecht in Oberösterreich folgte 41), und Kaiser Friedrich III „damit er, sein Land und Leute nicht grossen Schaden leiden," wie er wenigstens angiebt , folgen musste **).

3. Die Funde weisen nach dass unsere Pfennige stets mit solchen des XV Jahrhunderts gefunden werden. So in Weisskirchen 1836 *») Pfennige mit W-H-T mit solchen

"aj So erscheint im Archive für Oest. G. XXXI ß. in den Kegesten aus dem Archive von Freistadt, S. 316 Reg. vom 6. Nov. 1433 ein Friedrich Kramer sammt Hausfrau Elsbeth welche mit falschen Wr. Pfennigen zu Freistadt ergriffen wurden.

Bei Schlager Wr. Skizzen IV B. S. 232 Beil XIX kommt ein Falschmünzer Andre Ernstpranner 146Ü vor, etc.

4») Rauch Anhang S. 45.

4i) Siehe die Urkunden bei Chmel 1. c. S. 159 CXXVIII vom 13. Juli 1458 welche die Ausprägung von 71öthigen Groschen, ebenda S. 170. CXXXVII vom 20. Mai 1459 welche jene von 31öthi- gen Kreuzern und 21/3löthigen Schwarzpfennigen, dann ebenda S. 181. CXLVIII vom 7. October 1459 welche die Ausprägung von 31öthigen Kreuzern und llöthigen Schwarzpfenuigen anordnet.

*3) S. Antwort des Kaisers an die Landschaft, vom 23. März 1460 Chmel 1. c. II S.197: Vorstellung der Stadt Wien an denKaiser vom 8. Februar 1461 Fo. VII. S. 227; Verhandlungen des Landtags zu St. Polten vom Jahre 1461, Rauch Anhang S. 62; Antwort des Kaisers an die Landschaft vom Jahre 1462 Chmel 1. c. II S.272 Urk. CCXI und Fo. VII S. 368 (dort vom Jahre 1464) etc.

43) Verz. der Fundmünzeu Wien 1845, S. 46.

o19

t?4*1 Dr. v. Kaimanji : Zur österreichischen

Herzog Sigmund's von Tirol; in Ernstbrunn 1837 **) Pfen- nige mit W-H-T mit Dukaten Sigmund's von Ungarn, Mathias Corvinus, Denaren Ladislaus Posthnmus, Kaiser Friedrich III etc.; in Kaindorf 1856, Denare* mit H-L und H-T mit 'solchen Kaiser Friedrich III »*) in Stockeran 1862 46) Pfennige mit W-N-T mit solchen mit L-R, 6 H, Sigmund's von Tirol etc.; in Ips 1862 *?) ein Pfennig mit W mit Pfennigen mit W-K, E-R-H, L-R; L-7T, baierisclien des XV Jahrhunders; in Radiow 1864 Pfennige mit W-H-T mit solchen von Znaim das 1463 Münzrecht erhielt, König Wladislans II, Jodok's von Mähren (wohl richtiger Pfennige von Iglau) 4s) ; in Wien bei Demolirung der Biberbastei gleichfalls mit Pfennigen des XV Jahrhun- derts *»).

4. Aber auch die Buchstaben welche darauf vor- kommen, lassen sich in passender Weise deuten, obwohl hierauf weniger Werth zu legen ist, da die damals ge- prägten Pfennige namentlich jene Friedrich III, die ver- schiedenartigsten Buchstaben aufweisen, die sich oft gar nicht erklären lassen.

Die Buchstaben W-H dürften wohl Wien's Haus- genossen bedeuten, wie dieselben auch Dr. J. v. Bergmann auf Wiener Münzen einer etwas späteren Zeit auslegt 50).

44) Ebenda 8. 69.

*S) Mitth. der Central Cormn. 1856. S. 46.

4«) Archiv XXXIII S. 27.

47, Ebenda XXXIII S. 24 und C. Coram. 1863, S. 111.

45) Archiv f. ö. G. XXXVIII B. S. 261 und Mitth. der Ccntral- ('omm. 1865, S. LXXXI.

49) Archiv 1. c. S. 139.

50) In der Numism. Zeitschrift, I Jahrgang S. 162.

Münzkunde des X\' Jahrhunderts. vxv

Von den andern Buchstaben kommen am häufigsten T und h vor. Ersterer passt auf den Münzmeister Niclas Teschler, welcher in den Jahren 1456—1462 51) letzterer auf den Münzmeister Valentin Liephart, welcher in den Jahren 1455, 1463, 1469 urkundlich nachweisbar ist 5a).

Die Buchstaben H. E. K. P passen auf keinen Münz- nieister aus der Mitte des XV Jahrhunderts. Wenn daher nicht vielleicht undeutliche Exemplare irrig gelesen wurden &s) oder ein Irrthum des Stempelschneiders, oder unbefugte Nachprägung, bei welcher eine absichtliche oder zufällige Verwechslung einzelner Buchstaben statt- fand54) vorliegen, mtissten diese Buchstaben etwas anderes als den Namen des MUnzmeisters bedeuten etwa jenen des Münzpächters wie Mader in Ansehung der Pfennige Kaiser Friedrich III meinte 55).

5i) 1456: Tschischka 1. c. S. 273; 1457: Ber. und Mitth. des Wr. Alterth. Ver. I B., S. 244 und 253; 1460: Archiv f. ö. G. X B., S.238 Reg. 428; 1461: Fo.VII S.228, 232, 291; 1462: Archiv XI B. Urk. XVI. S. 161.

5«) 1455: Ber. und Mitth. des Wr. Alterth. Ver. VIII B. Nr. 434 S. LXXI. 1463 Rauch Anhang S. 122.

1469 Schlager Wr. Skizzen IV B. S. 232 Beil XIX.

5s) Was nicht unwahrscheinlich ist da im kais. Kabinete diese Pfennige nur mit dem Buchstaben W-H-T und W-H-L vor- kommen.

**) Auf solche Nachprägungen deuten die Verhandlungen der Landtage zu Tuln und Hedersdorf hin welche in Rauch' s Anhang 8. 115 dann in Fo. VII S. 377 ff. (vom 13. Dec. 1463) vorkommen sowie die Antwort des Kaisers ebenda S. 384 und der Landtags- abschied vom 22. Juli 1464 S.402 ff. in welchen es heisst dass keine auswendige Münze auf den Wr. Schlag gemünzt weiden soll.

55) 1. c. S. 94.

33

514

Dr. v. Ilaimann: Zur österreichische!

Nicht unmöglich wäre es, dass das in der Antwort der kaiserlichen Räthe an der Stadt Wien vom 31. Mai 1460 56) erwähnte Projekt zur Ausführung kam, und jene, welche vom Kaiser Friedrich III das Recht zu Münzen erhalten hatten, im Einverständnisse mit den Wiener Haus- genossen oder auch ohne dasselbe nach dem gleichartigen Typus prägten, und nur ihr Zeichen darauf setzten, wor- nach z. B. P. Pösing oder Pemkircher, E Ellerbach etc. bedeuten könnten 57).

Die Resultate unserer Untersuchung sind daher folgende :

1. Die Pfennige mit W-H-T, W-H-L 11. s. w. und dem Wiener Wappen sind nicht dem XIII oder XIV Jahr- hunderte, sondern im Jahre 1460 und wahrscheinlich auch in den nächst folgenden Jahren geprägt.

2. Sie sind keine Münzen der Stadt Wien sondern in Wien geprägte landesfürstliche.

3. Die auf denselben befindlichen Buchstaben be- deuten mit höchster Wahrscheinlichkeit Wien's Hausge- nossen und den Namen des Münzmeisters, vielleicht auch jenen des Münzpächters oder eines mit Münzrecht Be- gabte«.

Ist meine Ansicht welche ich vorstehend zu begrün- den versuchte, richtig, geht allerdings der Nimbus des höheren Alters der Wiener Pfennige und der bisher geltend gemachte Beweis für die frühe Ausübung des Pfennigrechtes von Seite der Stadt Wien verloren, wie in

5«; Fo. VII 8. 200.

") s. Rauch Anhang S. 47.

Münzkunde des XV Jahrhunderts.

515

ähnlicher Weise vor Kurzem der laiidesftlrstlichen Wiener Münze die bisher als älteste geltende Belegstelle für ihre Existenz entzogen worden ist *$), doch würde ich mir hier- über keinen Vorwurf machen, da ja in jeder Wissenschaft vor Allem nach dem Erforschen der Wahrheit gestrebt werden muss , wenn auch dadurch vorgefasste Meinungen und durch lange Zeit festgehaltene Ansichten sich als irrig erweisen.

St. Polten.

58) s. Dr. Luschin's Aufsatz : Die Pettau-Friesacher Gepräge in der Numism. Zeitschrift 1870, S. 496 wo in der Antnerk. bemerkt wird, dass es im Originale der von Fröhlich (Diplom, sacra ducatus Styriae I, S. 154) beigebrachten Urkunde der Markgräfin Chune- gundis v. Steiermark 1166, XIVKal. Oct. nichtDenariiViennensis sonder „Uiscaheusis" monete heisst.

33'

516

Dr. Arnold Luschfci: Der Münz-

XXIX. Der Münzfund von Umsehe.

(Friaulisch-istrische Gepräge.)

Von Dr. Arnold. Luschin.

Im Herbste 1870 wurde, wie das Laibacher Tagblatt vom 30. December v. J. mittheilte zu Lanische, dem alten in Urkunden viel genannten Harland, nicht weit von der dortigen Filialkirche ein Münzfund gemacht. Bei Planirung eines Ackers auf welchem eine Getreideharfe errichtet werden sollte, stiessen nämlich mehrere Bauern auf einen mit alten silbernen Münzen vollgefüllten Topf. Leider ging es wie gewöhnlich, der Schatz wurde schnell verschleppt. Xnr der Rest desselben aus etwa 220 Stücken bestehend kam durch einen Landmann nach Laibach und wurde dort in mehreren Läden zum Ankaufe vorgewiesen. Glücklicher- weise gelangte wenigstens der grösste Theil dieser Pfennige in den Besitz des krainischen Landesmuseums, und ich war durch die zuvorkommende Bereitwilligkeit des Bürgermeisters von Laibach, Herrn Karl Deschman und einiger gleich zu nennender Herren in der Lage 212 Stücke genau untersuchen zu können.

fand von l.anische.

51

Die Mehrzahl der Pfennige zeigte (nicht bedeutende; Spuren des abnützenden Umlaufs, auch waren viele Stücke mit grünem Kost überzogen, welcher jedoch gerne und rein absprang, wenn man ihn mit einem Messer vorsichtig zertheilte. Zu erwähnen wäre noch, dass ausser einigen Bruchstücken zwei bis drei durch eine Scheere zer- schnittene Pfennige und zwar sämmtlich dem Triester Bischof Arlongus (Typus 7) angehörig, vorhanden waren.

Auifallend und für die Geschichte des Geldumlaufs in Krain nicht unwesentlich ist die Thatsache, dass im be- kannt gewordenen Funde weder ein Friesacher- noch ein Venetianer-Gepräge vorkam, einen einzigen Matapan (Grosso) des Dogen Renier Zeno ausgenommen. Mit Berücksichtigung der Währungsangaben gleichzeitiger Urkunden gelangt man so zu dem Schlüsse, dass in den Achtziger Jahren des XIII. Jahrhunderts Erstere den Kurs in Krain bereits eingebüsst, Letztere noch nicht gewonnen hatten, und dass der friaulisch-istrische Typus damals den dortigen Markt beherrschte, ein Verhältniss welches frei- lich nicht lange dauerte und schon in den nächsten fünfzig Jahren stark verschoben war.

Im Nachstehenden gebe ich eine Uebersicht der unter- suchten Stücke und bemerke , dass die mit * bezeichneten zwar ebenfalls aus demselben Funde stammen, mir jedoch theilweise durch Vermittelung Sr. Durchlaucht des Prinzen Ernst zu Windischgrätz, meines Bruders Paul sowie der Herren Anton Guaiz und Alfredßudesch zugekommen sind, denen ich hiemit gleichfalls meinen Dank für die bewie- sene gütige Unterstützung ausgesprochen haben will.

518

Dr. Arnold Lusciiiu: Der Müut-

Vorderseite

Rückseite

I. Patriarchen von Aquileja.

Berthold 1218-1251.

Schweitzer Nr. 1. Welzl IL 1. Nr. 9432.

Brustbild der Mutter Gottes.

Sitzender Patriarch mit

Kreuzstab und Buch. B6RTO.— IiD VSP

+ CIVITKS -HQVI- L66IK-

Gregor 1250-1269.

a. Schweitzer Nr. 1,

Stehende Figur des Patri- archen in geistlicher Klei- dung, mit starkem Barte. In den Händen ein ge- schlossenes Buch.

GReGORr -eLec-

TVS- GRGGORr - eiiGG-

TVw

Eine Lilie.

+ -CIVITÄ<x>ÄQVILe-

^civiTÄ^Äaviiie-

ß. Welzl Nr. 9435. 1. Stempel. Schweitzer Nr. 5.

Darstellung wie bei Nr. 2.

Der stehende Patriarch in langem geistlichen Ge- wände und derH. Herma-

fund von Lanisclie-

519

Anzahl einer

Art

Gewicht

0-95, 0-96

0-86 0-96

Anzahl einer Gattung

520

Dr. Arnold Luschin : Der Münz-

Vorderseite

Rückseite

goras im Biscliofs-Ornate einen Kreuzstab haltend.

GR6GORK

eLec-

CIVI GIK

aviLe-

2. Stempel. Schweitzer Nr. 4.

Darstellung wie bei Nr. 21 Darstellung wie oben, nur hat der Patriarch klei- nen Bart und ein aufge- schlagenes Buch.

■6#e<30R>-- €L6C-

TVS-

•6ReGORi----eiiec-

TVS-

•GRGGORt— 6L€G-

TVS-

GR660RI-— 6L6G-

TVS- derberer Schnitt, grössere Schrifr

•CIVITK^Ä avi- L6GIÄ-

CIVIT7TS7? - QVIL6- GIÄ

CIVITÄ^K QVI L6GIK

CIVITÄ<^K QVIL6- GIÄ

7. Schweitzer Nr. 2. Welzl Nr. 9438.

Sitzender Patriarch mit Kreuzstab und Buch.

•GR6GO RIV'-PK-

Lilie zwischen vier Rös- chen.

•KQVI-LeGIft-

fluid von Lanische.

»21

Anzahl einer Art

Gewicht

Anzahl einer Gattnng

1

0-96

1

4*)

0-88, 0 89, 0-90, 0-97

1

0-87

2*)

0-95, 1-1

1

0-88

10 Stücke zusammen 9-6.

8 ;

einzeln: 0-75, 0-80, 0-9%

12

12*)

0-94, 0-H/%, 1-01, l**/v 1-03, 1-04

522

Dr. Arnold Luschiu: Der Münz-

Vorder seite

Rückseite

10 11 12 13

14 15 16

17

18 19

20

d. Schweitzer Nr. 6. Welzl 9439.

Wie oben.

GR6G0— RIV'PÄ- GR6GO— RIV'-PK- •GReGO-RIV'-PÄ- •GR6GO -RIV'-PÄ

Kreuz mit Kleestängeln und Sternchen in den Winkeln.

•äüvi-lggik-

•KÜVI LGGITi- •ÄQVI L6GI3v •ÄQVI-L,eGIÄ-

s. Schweitzer Nr. 8. Welzl 9436.

Wie oben.

a) die Schrift beginnt beim Buche oben.

•GR6GO RIV'-PÄ •GRGGO RIV'-PÄ •GR6G0 RIV'-PK •GR6GO RIV'PÄ GR6GO RIV'-PK GR6GO RIV'-PÄ-

b) die Schrift beginnt beim Stabe unten.

•GReGO-RIV'PÄ-

Stehender Adler.

>ÄÜVI L6GIÄ-« •KQVIL 6GIK-« ■ÄQVI-— LeeiK" ÄQVI--Ii6GIÄ-<

'äqvi- -heeiTi-'

■KQVI L€GIH-

•ÄÜVI-LGGIK

«0 2 Stücke gleicher Art, wurden meiner Sammlung entnommen. b) Unterscheidet sich von allen übrigen Arten dadurch, dass O Das Untergewicht gegenüber den Münzen der vorhergehen-

fmul vc. ii Lauische.

523

Anzahl einer Art

Gewicht

Anzahl einer Gattung

zusammen : \

15 Stücke = 15-04 ]

10 = 9-8 /

a)

2

einzeln: 0-88, 103 \

15

7

0-95, 0-96, 0-9V3, 1-00, 1-041

5*)

0-92, !•*/„ 1-05 \

1

1-12 )

je 10 Stück = 9-79, 9-29, 9-17 \ 0-s5/3, 0-87, 0-»y3, 0-96, 0-«%, /

17*)

l-oo/s, l-oi, 1-02, 1-03 /

3

1-00, 1-01, 1-1 f

2

0-88, 0-98 \

b)

1

0-97 /

33

1

0-87

8

0-78, 0-85, 0-87, 0-90, 0-91, 0-92, 0-93,1

0-94 l

c)

1

1-03 1

der Punkt neben anstatt unter dem Abkürzungszeichen ' steht, den Arten Nr. 14—18 betrug schon bei 5 Stücken 0-7—0-75 Grm.

524

Dr. Arnold Lusehin : Der Münz-

Vorderseite

Rückseite

Raimund della Torre 1273—1299.

ct.. Schweitzer Nr.

2. Welzl Nr. 9445.

Sitzender Patriarch wie

Thurm.

oben.

21

•RÄIMO NDV'PK-

•ÄÜVILe— G6HSIS-

22

•RÄIMO HDV'PÄ-

TtaVILG— G6HSIS-

23

•RTHMO HDV'PK-

KQVIL6 66HSIS

24

•RKIMO— HDV'PÄ

ÄÜVILe-GGHSIS

25

RÄIMO NDVTK

•KaviLe- G6HSIS

ß. Schweitzer Nr.

5. Welzl Nr. 9441.

Sitzende Muttergottes.

Adler.

26

xRMMOx- HDV'PKx

xKQVILex xG6H- SISx

7. Schweitzer Nr.

1. Welzl Nr. 9443.

Sitzender Patriarch wie ge-

Gekreuzte Lilienstäbe.

wöhnlich.

27

RKIMV HDVTK

*-ÄQVIL6GeHSIS

28

Wie Nr. 27 aber viel klei- nere Buchstaben.

fund von Lauische.

525

Anzahl einer Art

Gewicht

Anzahl einer Gattung

28*)

2

5

1*) 2

8*)

7*)

zusammen : 10 Stück = 9-54,

5 = 4-88, 5-00 einzeln: 0-77, Ö*?»&, 0-92, 0-m/8, 0-96, O»y4,0-98, 0-»»/a, l-oo/8,l-02,

l-03/a; 1-5/,

1.00, 1-02

zusammen: 4-80

einzeln: 0-88, 0-91, 0-96, 0-98, 1-04 '

0-96

0-87, 0-88

zusammengew. 5 Stück = 5-12 einzeln: 0-99, 1-00, 1-01, 1-02, 1-03, 1-04, 1-05

5 Stück = 5-37 0-73 Bruchstück 1-00, 1-03, 1-09, 1-10, 1-11, 1-12

1-14

38

526

Dr. Arnold Luschin : Der MÜHE-

Vorderseite

Rückseite

II. Bischöfe von Triest.

Volricos 1237—1253.

«. De Rubeis T. V. Nr. 2 Welzl 11138.

Der sitzende Bischof mit

Stadtmauer mit Thurm.

Krummstab und Buch.

29

VÖLRI GVS6P

+ CIVITKST6R6eS-

TVM'

30

VOLRI-CVS6P-

+ -CIVITÄST€ReeS-

TVM-

ß. Liruti T. VIII Nr. 75 Welzl 11139.

Wie oben.

Auf einem Altar die Lanze des heiligen Sergius zwi- schen zwei Sternen.

31

•vo;lri— CVS 6P-

4-GIVITÄ^TeR-

G6WTVM

32

VOLRI-— cvsep

+ CIVITft^TeR-

Snlisvacanz 1254.

Der heilige Justus.

Kirche.

33

.SHNTVS--IVSTVS-

+ CIVITKV2T6R-

fund von Iranisch ('

52 7

Anzahl einer Art

Gewicht

Anzahl einer Gattung

1

1*)

0-83 1-17

0-75, 0-8, 0-85

2*)

1-08, 0-97

0-88, l:0

528

Dr. Arnold Luschiii : Der Min.z-

Vorderseite

Rückseite

34

•SÄHTVS-— IVSTVS-

+ CIVITa^T6R-

35

•SMTVS- -IVSTVS

4-CIVITK^TeR-

Arlongus 1262—1282.

a. Liruti T. VII, Nr. 77, nicht bei Welzl.

Bischof wie oben.

Sechsseitiger Stern.

m

•ÄRLOH GVS6P-

+ CIVITÄ^ T6R- Ge^TVM-

37

•ÄRLOH-GVS-€P

+ CIVITÄ^» T6R-

66WTVM

ß. Liruti T. VIII, Nr.

79, nicht bei Welzl.

Wie oben.

Taube mit Oelzweig.

38

•ÄRIiOH--GV^-6P-

+civiTs:^TeRGe^-

TVM

39

•KRLOH-GV^-eP-

+CIVITÄ^T6RGe^- TVM

40

ÄRLON GV^-GP

+CIVITÄ^T6RGecn-

TVM

41

y. Liruti T. VIII, Nr. 80, Welzl 11144.

Stern ober einem Halb- mond.

+ CIVITKW TGR- Ge^TVM

Wie oben.

•KRLOH-— -evw-ep

fund von Lantsche.

529

Anzahl einer Art

Gewicht

Anzahl einer Gattung

1*)

1-03

)

3

0-85, 0-86, 0-97 2 Bruchstücke

1

8

2*)

1-09, 1-1

|

3

1

1-1

?

3*)

0-98, 1-00, 1-14,

j

9

0-89, 0-m/8, 0-95, 0-96, 0-98,

1-

«h >

12

1

0-87 (NB. 10 Stück, zusammen

9-85) )

1

1-12

34

530

Dr. Arnold Luschin : Der Münz-

Vord

b r s ei t e

Rückseite

42

•KRLON-

-Gvw-ep

+CIVITÄt/2T€RGe^-

TVM

43

•ÄRLOH-

ev^-ep

+ C I V I T K ^ T6R- GG^TVM

44

ÄRLOH-

-GV^-ep-

+CIVITÄt/2T€RGe^- TVM

45

•ÄRLOH-

-evsep

+GIVITÄ^TeRG6^-

TVM

46

KRLOH-

6VW2-6P-

+CIVITK^T6RGe^-

TVM

47

.HRLOH-

-GV^ep

+CIVITKW2TeRGe^-

TVM doch über beiden Spitzen des Mondes und der obersten des Sterns je ein Punkt.

o. Liru

ti T. VIII, Nr.

78, nicht bei Welzl.

Wie oben.

Achtblättrige Rosette.

48

•KRLON

-Gvsep-

HhCIVITK^ T6R- GG^TVM

c. LirntiT. VIII, N

r. 76, Welzl 11145.

Wie oben.

Osterlamni.

49

•KRLON

- Gvs-ep-

+ C I V I T K c/a T6R-

50

•KRLON-

-Gvs-ep-

+ CIVITÄ^T6R- GG^TVM

fund von l.anische.

531

Anzahl einer Art

Gewicht

Anzahl einer Gattung

10*)

1

14 1 5

0-87/8,0-89,0-»5/8,0-96, 0-97, 1-03, l-o*/a\ 1-12

I 0-94, 0-96, 0-9»/4, 1-00, 1-01, 1-04,1-05

) 1-06, 1-12, 1-14

0.96

o-92, o-»y8, i-»y2

1-01

Je 10 Stücke zusammen = 9-85, 10-19

0-86

34

0-77, 0-91, 0-93 und ein Bruchstück 0-76, 0-87

532

Dr. Arnold Luschin : Der Münz-

Vorderseite

Rückseite

51

•ÄRLOH GVS-6-P

*CI VI TÄU3 T 6 R-

C. Liruti T. VIII, Nr. 81, Welzl Nr. 11146.

Brustbild eines Heiligen.

Tempel auf einem Berge.

52

oftRLOHGVSSEPIS-

oGIVITÄS g T6R-

COPISS

GeSTV'o

53

oÄRIiOHGVSSEPIS-

CIVITKS § T6RG6S-

COPISS

TVo

54

KRLOHGVS °o EPIS-

oGIVITÄS§TeRG6S-

COPIS3

TVo

III. Görz.

Albert II. nach der Thcilung 1271—1304.

Schweitzer Nr. VI, Welzl Nr. 9092.

Löwe.

Sechsblättrige Rose

55

+ ftLBERTVS * CO-

+ GORICIE * DE

MES:

LVOHHE:

IV. Krain.

Bernhard II., Herzog von Kärnthcn, 1203—1256.

LelevelT. XXI, Nr. 11.

56

Der stehende Herzog in der

Der heilige Petrus zwi-

Rechten einen Spiegel (?),

schen zwei Thürmen

in der Linken eine Lilie.

stehend.

B6RHÄR DVSDVX

CIVITÄS- TÄIBKC

funrt von Lanische.

533

Anzahl

einet-

Art

Gewicht

Anzahl einer Gattung

1

0-87, (5 Stücke zusammen =

4-37 |

7

4*)

1-02, 1-04, 1-05, 1-11

3*)

1-00, 1-10

8

1

1-03

1

1.03

1

1

0-76

1

""^ Dr. Arnold Luschin: Der Münz

57

V. Venedig.

Renier Zeno 1252-1268.

Matapan, Schweitzer Nr. 5.

Doge uud der H. Marcus eine Fahne haltend.

•RK-CeHO- -SM- V6H6TI neben der Fahnenstange DVK

Christus auf dem Throne.

TUT- xc

Der Münzfund von Lanische bietet nach vorstehender Aufzählung 21 bereits bekannte Haupttypen in 57 Varie- täten, von welchen allerdings manche noch nicht veröffent- licht gewesen sein dürften. Die Bedeutung die ihm zukömmt, ist daher für den Münzsammler viel geringer als für den Forscher, welchem die Art der Zusammensetzung deutliche Winke für die chronologische Anreihung der friaulisch- istrischen Gepräge gewährt.

Was den Zeitpunkt der Vergrabung anbelangt , so kann er ziemlich genau zwischen die Jahre 1282 1287 verlegt werden. Wir besitzen nämlich in der Chronik des Julianus nicht unwichtige Nachrichten über das Aquilejer Münzwesen im letzten Viertel des XIII. Jahrhunderts, welche hier umsomehr zur Anwendung kommen müssen, als die Hauptsache des Fundes aus Aglejern besteht. Für die Regierungsdauer des Patriarchen Raimund verzeichnet

fund von Lanisehe,

535

Anzahl einer Art

Gewicht

Anzahl einer Gattung

2-18

1

nun diese Quelle einen viermaligen Münzwechsel , dem auch in der That die bisher bekannten vier Denar-Typen völlig entsprechen. Da nun im Funde nur drei dieser Typen vertreten sind, die dritte Münzveränderung aber im Jahre 1281, die letzte 1287 stattfand, so liegt es sehr nahe, dass die Vergrabung zwischen diesen beiden Jahren erfolgt sei ; damit stimmt, dass nach den Regierungs - Jahren der betreffenden Mlinz-Herren keines der Stücke nach dem Jahre 1282 geschlagen sein muss. An kleinen Fehden mangelte es dazumal in Krain nicht, und eine solche mag die nächste Ursache zur Verscharrung des Schatzes ge- wesen sein.

Bei Anreihung der Haupt-Typen wurde der Versuch gemacht, die muthmassliche Zeitfolge der einzelnen Ge- präge wieder herzustellen, ein Versuch, welcher, was die Agleier anbelangt zum Theile erst an anderm Orte gerecht-

536

Dr. Arnold Luschin: Der Miinz-

fertigt werden wird. Was dagegen dieTriestiner Arlongus- Denare betrifft, so ist die Gattung t (Nr. 52 54) sicherlich das jüngste der im Funde vertretenen bischöflichen Gepräge, da es sich durch den flachern und schwerern Schrötling ganz sichtlich an den 1281 aufgekommenen Agleier Fuss (Nr. 27, 28) anzuschliessen sucht und die geringste Abnützung zeigt. Ausserdem unterscheidet es sich von allen früheren Geprägen nicht nur durch einen völlig abweichenden Avers, sondern auch durch das Wieder- erscheinen stehender S in beiden Umschriften.

Man erhält hiedurch ein Kennzeichen, dessen Bedeu- tung durch den Umstand erhöht wird, dass der Gebrauch stehender oder liegender S-Formen (S oder tc) auf Agleier undTriester Münzen ganz augenscheinlich parallel ging. So findet sich auf denMünzen der Patriarchen Wolfger und Ber- thold 1204 1251 immer nur das stehende S angewendet (s. oben Nr. 1). Es verschwindet auf den Geprägen Gregor's (Nr. 2—8) 1251—1269, um unter Raimund 1273 1299 wieder aufzutauchen. (Nr. 21—28.)

Viel bedeutsamer ist dieser Wechsel in der Buch- stabenform bei den Triestiner Denaren, welche den ganzen Verlauf: das allmälige Eindringen des liegenden tft, seine ausschliessliche Herrschaft und sein Wiederverschwinden' zeigen. Das eine der Volricus-Gepräge (Nr. 29) hat noch beiderseits S, das andere (Nr. 31) nur mehr auf der Vor- derseite. Auf dem Reverse dagegen begegnen wir hier zuerst dem m in CIVIT7W TGRGe^TVM, einer Schreibweise, die fortan durch etwa 30 Jahre mit Zähig- keit beobachtet wird.DaVolricus von 1237 1253 regierte, so ist es desto wahrscheinlicher, dass die den Pfenningen des Patriarchen Berthold (f 1251) im Schrift-Charakter völlig entsprechende Münzsorte Nr. 29 mit diesen gleich-

fund von Lanische.

537

zeitig, die Gattung Nr. 31 , 32 aber erst nach 1251 ent- standen sei, weil auch bei den Aquilejern der analoge Wechsel zur selben Zeit sich vollzieht. In weiterer Ent- wiekelung sehen wir bei den Denaren, welche der Sedis- vacanz von 1254 zugeschrieben werden (Nr. 33 35) und dem frühesten Arlongns - Gepräge (Nr. 36 , 37) die stehenden S in der Avers-Umschrift noch festgehalten, bei den folgenden (Nr. 38 47) dagegen schon aufgegeben. Der Typus mit dem Sterne und Halbmonde, welcher zu den Jüngern Münzen des Fundes zählt, da er die zweit- häufigste Gattung ist, bezeichnet den Beginn der Rückkehr, indem ein Exemplar auf 33 andere (Nr. 45) -AR LOH GVS-6P zeigt. Die Typen Nr. 48, und 49—51, welche dieselbe Schreibweise beibehalten, vermitteln endlich den Uebergang zum jüngsten Gepräge (Nr. 52 54), bei welchem das stehende S wieder ausschliesslich vorkömmt.

Soviel über die Principien, nach welchen eine chro- nologische Anreihung der Triester Denare versucht wurde. Urkundliche Behelfe zur Münzgeschichte dieses Bisthums sind leider nur sehr vereinzelt zugänglich.

Weit wichtiger als diese, sind die Ergebnisse über Gewicht und Gehalt der untersuchten Münzsorten; denn es ist bei Mittelalter-Münzen in der Regel wenig mit dem Gewichte einzelner Exemplare gewonnen, weil die Stücke nur al marco ausgebracht wurden. Es entschied daher das Durchschnittsgewicht, und diess ist mit ein Grund, wesshalb man grössere Zahlungen lieber zu wog, als zu- zählte, und warum das Aussaigern schwerwichtiger Pfen- ninge so streng bedroht war.

Die Münzen des Fundes von Lanische wurden nun alle einzeln, und wo es anging innerhalb der betreifenden Gattung in Partien von 10 oder mindestens 5 Stücken

538

I>i\ Arnold Luschin : Dir .Münz

gewogen. Dabei wurde in der Zusammenstellung der Gruppen jede Absichtlichkeit vermieden, allein des Resul- tat war trotzdem, bei starker Differenz der Einzelgewichte, eine sichtliche Annäherung an ein Durchschnittsgewicht, wie aus folgender Tabelle hervorgeht:

Nr. der Beschrei- bung

Anzahl der

gewogenen

Stücke

Gcsanimt- Ge wicht

Durch- schnitts- Ge wicht

Einzelgewicht

höchstes

geringstes

A q u i 1

Dja

9

10

9-6

0-96

1-04

0-75

10-13 j

15

10

15-04 9-08

1-002 0 98

1 ,,

( ) SS

(

10

9-17

9-17

j

14—20 {

' 10

9-29

9-29

\ 1-03

0-7S

t

10

9-79

9-79

1

f

10

9-54

0-954

j

21—25 |

5

4-88

0-966

\ 1-03

0-77

5

512

1-024

\

26

5

5-00

100

1-05

1-00

27

5

5-37

1-074

1-03

1-12

95

91-88

0-969

1-12

0-75

T r i e s

t:

38—40

10

9-65

0-985

114

087

31-47 j

10

10

9-85 1U-19

0-985 1-019

1-14

0-87

49-53

5

4-37

0-876

0-93

0-76

35

34-26

0-977

1-14

0-75

Um das Durchschnitts -Gewicht der verschiedenen Münzgattungen des Fundes, welche sicherlich im Verkehre schlechtweg als Agleier gingen zu erforschen, wurden aus der Masse 100 Pfenninge ohne Wahl herausgezählt, in zehn gleiche Häufchen aufgetheilt und sodann gewogen.

.fund von Lanischc.

539

Die zehn Partien Gewichte betrugen: 9-35, 9-38, 9-40, 9-55, 9-56, 9-65, 9-66, 9-66, 9-86 und 9-91, zusammen also 100 Pfennige === 95-98 Gramm. Das Durchschnittsgewicht würde somit einschliesslich eines massigen durch den Umlauf verursachten Gewichtsverlustes, für 10 Pfennige == 9-598, für einen Pfennig 0-9598 , rund 0-96 betragen.

Mit diesen Resultaten ist allerdings nur da's beiläufige Gewicht ermittelt. Der Gefälligkeit des Herrn Münzwar- deins W. verdanke ich einige Feuerproben, welche eine weitergehende Untersuchung gestatten. Ein Aquilejer Denar Gregor' s mit der Lilie zwischen vier Röschen (s. oben Nr. 9) hielt 0-833 fein. Das ermittelte Durch- schnittsgewicht von 10 Stücken dieser Gattung 9-6 Gramm zu Grunde gelegt, würde die Zahlmark von 160 Pfennigen 9-6 X 16 = 153.6 Gramme gewogen und 153-6 X 0-833 = 127-8488 rund 128 Gramm Feinsilber enthalten haben.

Ein zweiter Typus Gregors (mit dem Adler Nr. 14 20) erwies sich als bedeutend feiner 0-897 dafür ist das Par- tiengewicht 9- 17, 9-29, 9-79 von dreissig gewogenen Stücken etwas geringer. Die durschnittliche Schwere von 9-42 für 10 Pfennige angenommen wiegt die Zahlmark 9-42 X 16 = 150-72 bei einem Feingehalte von 150-72 X 0-897 = 134-19584 rund 134-2 Gramm.

Eine Gehalts-Verminderung (0-820) zeigt das Gepräge der Raimund Denare mit dem Thurme, welches im Jahre 1274 zur Ausgabe gelangte. (Nr. 21 25). Das Durch- schnittsgewicht 0-96 Gramm für den Pfennig angenom- men berechnet sich die Zahlmark auf 0-96 X 160 = 153-6 X 0-820 = 125-952 rund 126 Gramm fein.

Unter den Triester Münzen steht der Arlongus Denar mit dem Osterlamm (Nr. 49 51) im Feingehalte zu höchst

540

Dr. Arnold Luschin: Der Miinz-

0-900 gegen zwei andere Feuerproben von 0-800 bis 0-826. Da jedoch das Gewicht dieser Münzgattung, mindestens was die Exemplare des Fundes von Lanische betrifft, be- deutend geringer als jenes der andern Pfennige war, so verschwindet die Wirkung jener Ungleichheit im Gehalte so ziemlich. Das ermittelte Gewicht von 4.37 für 5 Stücke als Basis der Berechnung angenommen, würde die Zahl- mark = 4-37 X 20 = 139-44 Gramme gewogen, und 139-44 X 0.900 = 125-496 rund 126 Gramme Feinsilber enthalten haben. Mit diesem Resultate stimmt der Metall- werth der häufigen Pfennige mit Stern und Halbmond. Das Durchschnittsgewicht derselben stellt sich fast genau auf 1 Gramm, der Feingehalt um ein volles Zehntel gerin- ger auf 0-800. Trotzdem liefern auch diese Faktoren ein Resultat , welches den bereits gewonnenen sehr nahe kommt: 160 X 1 160 Gramme X 0.800 == 128 Gramme feinen Silbers.

Das unsicherste Ergebniss niuss rücksichtlich der Sedisvacanz Denare verzeichnet werden (Nr. 33 35) welche 0-826 fein befunden wurden. Ein Durchschnitts- Gewicht von 0-912 für den Pfennig angenommen, würde sich die Zahlmark auf 0-912 X 160 = 146-02 X 0.826 = 120-61252 rund 121 Gramm stellen.

Man wird überhaupt in jedem Falle die soeben ent- wickelten Resultate nur unter gewissen Einschränkungen benützen können, weil bei denselben weder das Reraedium in Gehalt und Gewicht, noch die Grösse der durch den Verkehr bedingten Abnützung in Rechnung gezogen sind i).

») Auch das ist zu berücksichtigen, dass die Feuerprobe aus technischen Gründen in der Kegel nur auf einige Tauaendtheile genau ausfällt.

fund von Lanische.

541

Wie bedeutend diese beiden Faktoren waren kann aus folgendem Beispiele ersehen werden. Im Münz vertrage vom 10. März, 1330, dem ersten aquileischen in welchem umfassende Verfügungen über die Feuerprobe vorkommen, verordnet Patriarch Pagan della Torre: Die. Pfennige sollten geprägt werden: de uneiis quinque et quarteriis tribus et dimidio boni et puri argenti pro quolibet marcho ; de qua moneta debent esse in quolibet marcho solidi xvii numero et pondere . . . . quod si essent denarii quatuor p lus aut quatuor minus, c onprob entur boni denarii . . . und rücksichtlich der Feuerprobe . . quod ipse Thomasius et socii teneantur . . facere . . sazium in igne de uno quarterio uncie quod est grana 144 pro quarterio, et debeant r edder e pro quarterio de argento pre- dicto grana 105 et tres tertiarios grani et dimidium, et si reperientur gratia duo plus vel minus appro- bentur boni denarii . . . (Carli Rubbi Delle monete, I p. 260 ff.).

Ganz abgesehen von den vier Schillingen Berner, welche die Münzmeister von jeder vermünzten Mark dem Patriarchen zu entrichten hatten, sollten 216, mit dem Remedium 212 220 Pfennige aus der rauhen Mark (238-5 Gramme) ausgebracht werden. Es schwankt dem- nach das gesetzlich angenommene Durchschnittsgewicht des Pfennigs von 1-1 Gramm, zwischen 1:08 1-12 Grm. i).

Vergleichsweise noch bedeutendere Abweichungen waren rücksichtlich des Gehalts erlaubt. Der Vorschrift gemäss sollte die Mark zu 11 »/8 Loth fein = 0-742 oder zu 1152 x 0-742 = 855 Caratti ausgebracht werden, mit-

i) 238-5 : 216 = 1-1 5 238-."> : 220 = 1-08 ; 238-5 : 212 = 1-12.

542

Dr. Arnold Luschin: Der Münz-

hin 248-5 X 0-742 -= 176-96 Gramme Feinsilbers ent- halten. Die Feuerprobe von */4 Unze=y2 Lth. = 144 Grani rauh angeordnet, hätte nun ein Korn von 1057/8 Grani Schwere ergeben sollen, wenn nicht ein Remedium von 2 Grani auf oder ab, per */4 Unze gestattet gewesen wäre. Dies ergibt 2 Caratti auf die Unze oder 16 Caratti (bei- nahe 0-014) auf die rauhe Mark. Pfennige von vorschrifts- mässig 1-1 Gr, Gewicht und 0-782 = 855 Grani Feingehalt wurden dem entsprechend auch bei 1-08 1.12 Gr. Schwere und 0-728—0-756 (839—871 Grani) Feingehalt gntge- heissen, und der rauhen Mark von 176.96 Gramm Fein- gehalt war mithin ein Spielraum zwischen 173-72 und 180-1 Gramm verstattet.

Reducirt man diese Resultate auf die Zahlmark, so ergibt sich ein vorgeschriebener Feingehalt von 131-08 Gramm , welcher mit dem Remedium zwischen etwa 128-4 133-76 Gramm schwanken durfte. Freilich sollten dergleichen Abgänge durch das mechanische Mittel ausgeglichen werden, dass der folgende Guss das Mehr- oder Mindergewicht, den zu geringen oder zu hohen Fein- gehalt einbringen sollte, allein durch diese Vorschrift, wenn sie überhaupt praktisch wurde, mussten die Ungleich- heiten eher gesteigert als behoben werden.

Die erfahrungsgemässe Thatsache, dass der Gehalt der Münzen im Mittelalter sich zu verschlechtern pflegte, lasst sich für die Aquilejer Gepräge sogar urkundlich fest- stellen. Nur sechs Jahre nach dem soeben geschilderten Miinzvertrage, sollte der Florentiner Dyno Denare prägen: „de unciis 43/± argenti Venetorum grossorum pro marclat, de qua moneta debeni xviii solidi ponderare rnarchant unamu während das Gewichts-Remedium gleichzeitig von

fund von Lanisthe

543

4 auf 6 Denare erhöht wurde «). Dies berechtigt wohl zu dem Rückschlüsse , dass auch für die vorhergehenden Zeiten eine allmälige Abnahme des Feingehalts zu be- haupten sei, mit andern Worten, dass der innere Werth der Pfenninge im Allgemeinen desto bedeutender sein müsse, je weiter sie gegen den Beginn des XIII. Jahrhun- derts hinaufrücken 2).

Es kann nicht die Aufgabe eines Fundberichtes sein nachzuweisen, um wie viel die durch Wage und Feuerprobe ermittelten innernWerthe der Zahlmark aufgebessert werden müssen, um den, von den Patriarchen beabsichtigten Münz- fuss wieder herzustellen. Dies würde zu weit abführen, und muss daher auf selbstständige Arbeiten verspart werden. Dagegen will ich zum Schlüsse noch auf einen bisher wenig erforschten Umstand aufmerksam machen, der viel- leicht zu berücksichtigen ist, die Frage: Was verstand man im Mittelalter unter reinem Silber (argentum purum, exa- minatum, coctum, lötigs silber?) Grote behauptet, leider ohne jede Belegstelle, die höchste Feinheit des Silbers die man damals habe herstellen können, sei die von 15 Loth ge- wesen 3). Dem entgegen erzählt Praun, beziehungsweise Klotzsch *), dass man in Sachsen schon während des XIII. und XIV. Jahrhunderts eine Silber-Brandmark auf 15 Loth 3 Quint fein gebracht habe, und ebenso ist Muffat der

i) Aus dem handschriftlichen Nachlasse Fabrizio's durch Prof. A. Wölfin Udine.

3) Vgl. auch w. o. die Feuerproben an den Denaren Gregors und Raimund's.

3j Münzstudien 7. Heft p. 19.

*) Gründliche Nachricht vom Münzwesen, 3. Aufl. 1784, p. C>, Anm.

544

Dr. Arnold Luschin: Der Münz-

Ansicht: dass mit den früher angeführten Ausdrücken die 16 löthige Mark geraeint sei *). Nun ist allerdings nach der eingeholten Ansicht von Fachleuten, das Verfahren: Silber mittelst der Treibherde zu raffiniren, ein uraltes, dennoch gibt Karmarsch selbst für die Gegenwart die praktische Unmöglichkeit zu, ganz feines Silber durch hüttenmännischen Process im Grossen zu erzeugen 2). Mir hat sich schon lange die Ueberzeugung aufgedrängt, dass jene in den mittelalterlichen Münzgesetzen , minde- stens unserer Gegenden, geforderte Reinheit des Silbers keine chemische, sondern nur eine annähernde war, welche den Feingehalt von 17 Loth kaum überschritten haben dürfte. Ich schliesse solches zumal daraus, weil unter 21 Feuerproben , welche an verschiedenen Friesacher Oeprägen, die von c. 1190 1290 gemacht wurden, kein einziger Pfennig über 147/8 Loth (0.92G) fein be- funden worden ist, obwohl der noch 1286 gesetz- lich vorgeschrieben, lölöthige Gehalt erst 1334 auf 14 Loth herabgesetzt wurde s).

') Beitr. zur Gesch. des bayr. Münz wesens in Abhandlung1, der k. bayr. Akad. derWiss., ULClasse, XI. Bd., S. 209 f.

*) . . die praktische Unmöglichkeit, bei den hüttenmännischen Operationen im Grossen die Metalle im Zustande völliger Reinheit darzustellen , wesshalb denn das sogenannte feine Münzsilber stets noch einen kleinen Antheil Kupfer enthält und z. B. die hannover- schen feinen Thaler mit 15 Loth IG Grän oder (15% Loth), die Bremer 36-Groten-Stücke mit 15 Loth 14 Grän (15y9 Loth) Fein- gehalt ausgeprägt sind." Technik des Münzwesens S. 15. Erst in neuester Zeit ist es der Röslerischen Scheideanstalt In Frankfurt gelungen beliebige Quantitäten Silbers ohne besondere Kosten bei- nahe chemisch rein herzustellen." Vgl. Münzstudien VII, p. 477 ff.

8) „. . . addito uno lotone cupri ad purum marcam argenti u Kleinniayrn Unparth. Abhandl. §. 320 und 322.

fand von Iranische.

Ö4Ö

Bestätigt sich diese Vermuthung und ein end- gültiger Beweis ist vielleicht durch die spätem Agleier Pfennige zu liefern für welche nicht allein die Münzungs- Vorschriften, sondern auch die Protokolle über die amtlich gepflogenen Prüfungen erhalten sind so dürfte ein neuer Factor zur Richtigstellung der Werth-Verhältnisse beider Edelmetalle während des Mittelalters nachgewiesen sein. Bei der eben gelieferten Untersuchung dagegen müssten die auf Grund moderner Feuerproben und Wägungen ermittelten inneren Werthe der Zahlmark eine entspre- chende Vermehrung etwa um Vi« erfahren.

Graz.

35

540

H. Danneuberg: Nachträge zu Hohl'

XXX. Nachträge

zu

Bohl's Buche über die Trierschen Münzen.

Von

H- Dannenberg. (Hierzu Tafel XIII.)

Unter allen deutschen Ländern giebt es keines, welches eine so lange Münzreihe aufzuweisen hätte, als Trier. Ausser diesem Vorzuge geniesst Trier aber auch den, dass seine Münzschätze in dem verewigten Bohl einen Sammler und Bearbeiter gefunden haben, von solchem Eifer und solchen Verdiensten, wie nur wenige andere Theile unsres Vaterlandes. Sein Buch erschien bekanntlich i. J.l 823 unter dem Titel: „Die Trierschen Münzen", chronologisch geordnet und beschrieben"; i. J. 1837 fügte er die Abbil- dungen hinzu, und änderte in deren Beschreibung einige früher aufgestellte Ansichten, von deren Unhaltbarkeit er sich überzeugt hatte. Inzwischen konnte es , bei allem Sammlerfleisse nicht ausbleiben, dass neu hinzuströmen- der Stoff das Verlangen nach einer neuen Ausgabe weckte. Bohl gedachte sie zu besorgen. Aber, wie es scheint, ist

Uu'-hc über die Tru-rschen Münzen.

547

es keinem MUnzforscher beschieden, die Unvollkommen- heiten und Unvollständigkeiten seiner Schriften in einer neuen Ausgabe selbst zu beseitigen und so musste auch unser Bohl seine irdische Laufbahn beschliessen, ehe er sein Ziel erreicht hatte. Nur der Anfang der zweiten Aus- gabe, mit Erzbischof Bruno (f 1124) endigend, als Manu- skript gedruckt (Coblenz 1 847) ist uns als Beweis seines lebendigen Strebens geblieben. Seine Sammlung ist nach seinem Tode dem hiesigen kgl. Museum einverleibt worden. Sie enthält begreiflicherweise mehre Stücke, welche in seinem Buche fehlen , und, da vorläufig wohl für Vollen- dung der neuen Ausgabe keine Aussicht ist, so schien es mir nicht ohne Nutzen, die bedeutendsten dieser Stücke, unter Weglassung blosser interesseloser Abarten, dagegen unter Anschluss einiger werthvoller Münzen meiner eigenen Sammlung als Ergänzung des Bohl'schen Werkes zu ver- öffentlichen. Dabei habe ich zu bemerken, dass ich selbst die Absicht hege, die ältesten deutschen Münzen bis zum Ausgange des fränkischen Kaiserhauses zu beschreiben, und aus diesem Grunde meine gegenwärtige Arbeit erst -mit dem Schlüsse dieses Zeitabschnittes beginne, wie ich sie andrerseits mit dem Mittelalter schliesse.

Adalbero (v. Montreuil) 1130—1152.

H'EL + OTR'CIEP Brustbild mit Bischofsstab linkshin.

Es. PÄ(I?)PETRVS, der Heilige mit zwei Schlüs- seln, deren Barte die Buchstaben P uud E bilden, die Linke segnend erhoben.

(K. Mus. und meine' Samml.). Taf. XIII Nr. 1

i) In der Abbildung steht unrichtig A.

35*

548

II. Dann«nberg: Nachträge zu Bohl'

Die Ausprägung- dieses Denars ist so mangelhaft, dass es mehrer Exemplare bedarf, um die wahre Lesung herzustellen. Sie scheint zu lauten : KDELPERO archiepiscopus; das D ist nämlich dem K angehängt, und das 4- dürfte für ■£, die bekannte Sigle für PER stehen. Auf der Rückseite ist das X in PÄX nicht zu erkennen, ist vielmehr wie I gestaltet. Die Münze scheint, obwohl die Umschrift abweicht, übereinstimmend mit der aus Neller aufgenommenen, Bohl Nr. 2S. 23, doch kann ich dies nicht feststellen, da ich Nellers Buch nicht zur Hand habe. Die erste Münze aber, die Bohl unter Adalbero aufführt, gehört sicher nicht hieher, ihre Inschrift, nach Bohl ÄLCVEI.VIR lautet nach bisher bekannt gewordenen bessern Exemplaren (s. Mem. St. Pet. Bd. III Taf. XI Nr. 7) S-EVCHÄRIVS (rückläufig). Die Münze ist ein Jahrhundert älter. Bohl selbst war bei Veröffentlichung seines Nachtrags schon bis zu Zweifeln gekommen.

Von unsrem Denar scheint es auch Exemplare ohne Umschrift auf der Rückseite und mit einem Sterne über jeder Schulter des Heiligen zu geben, die mir vorliegenden sind aber so schlecht geprägt, dass sie sich einer Beschrei- bung entziehen. Von diesem Gepräge bewahrt aber das kgl. Museum einen Obol, den ältesten also in derTrierschen Reihe.

Hill in (v. Fallemaigne) 1152— 11 Gl).

HI LIM V (S) i) Brustbild mit Bischofsstab.

Rs. (T)REVERZweithürmiges Gebäude. (K. Museum). Taf. XIII Nr. 2.

i) S, nicht S, wie in der Zeichnung.

Isuclib iilicr die Trierscheii Münzen.

549

Bohl konnte von dieser sehr seltenen Münze nur ein unvollständiges Exemplar bringen, das ihn an der Rich- tigkeit seiner Zutheilung zweifeln Hess. Wir sehen mit ihr den neuen Typus, zu welchem Adalbero nur den Ueber- garig vermittelt, vollständig entwickelt: ein kleiner Schröt- ling, mit scharfem hohen Rande, Bischofsbild und Gebäude; so bleibt er im Wesentlichen ein Jahrhundert hindurch, mit einer einzigen , unter Johann zu gedenkenden Ausnahme.

Arnold I 1169-1183.

Seine Gepräge hat Bohl anfangs mit denen des zweiten Arnold (1242 1289) zusammengeworfen, im Nachtrage aber gesondert. Für diese Sonderung sind die Münzen seines Vorgängers Hillin ebenso wichtig, als die seines Nachfolgers

Rudolf (v. Wied) 1183-1189.

RVDOLBVS infulirtes Brustbild mit Bischofs- stab linkshin.

Rs. ÄLBÄPORTÄ zweithürmiges Gebäude. Sehr scharfer Rand.

(In meiner Sammlung) *)♦ Taf. XIII Nr. 3.

Bohl führt diesen Denar (S. 11) unter Ludolf (994 bis 1008) auf, indem er unrichtig liVDOLBVS als Umschrift angiebt. Seine Exemplare waren allerdings weniger deutlich. Er bemerkt dabei , dass ein an der Süd- seite Triers gelegenes Thor, jetzt die Alt-Pforte, früherhin Alb - Pforte genannt wurde. Wahrscheinlich erscheint

i) Vergl. Lelewel Taf. XIX, 2, der auch LVDOLPVS statt RVDOLBVS hat.

550

H. Ilannenlserg: Nachträge zu Bohl's

sie auch auf vielen andern , mit einem ähnlichen Gebäude bezeichneten Trierschen Münzen.

Johann I, 1190—1212.

Von ihm ist zuerst in Köhne's Zeitschr. Bd. I Taf. III Nr. 12 ein Denar beigebracht. Wenn allenfalls der Umstand dass seine Rückseite ausnahmsweise nicht ein Gebäude, sondern das Bild des Schutzheiligen darstellt, an seiner Trierschen Herkunft zweifeln lassen könnte, wie denn auch Robert (monn. des eveques de Toul S. 44) ihn als ein Gepräge des Bischofs Johann's I v. Toul (1296 1305) aufführt, so wird doch solcher Zweifel gehoben und zu Gunsten von Trier entschieden durch die beigefügte Mit- theilung, dass dieser Denar aus dem Funde von Charmes stammt, der nur Münzen aus den Jahren 1167 1212 enthalten habe.

Dietrich II, Graf v. Wied, 1212—1242.

+ T60D RICI5X Der Erzbischof, mit Krumm- stab und Buch, sitzend.

Rs. CQHBLVM Dreithürmiges Gebäude,

im Portale des mittleren Thurmes ein Schlüssel.

(Nach einem Staniolabdruck aus der Sammlung

d. H. Westermann in Bielefeld?) Taf. XIII Nr. 4.

Alle Gepräge dieses Erzbischofs und jeder Sammler weiss, wie häufig sie vorkommen tragen die oft freilich verstümmelte Bezeichnung der Trierschen Münzstätte, so dass dieser Coblenzer eine neue und interessante Erschei- nung ist *). Er ist den Geprägen des Kölner Engelbert I

•) Neuerdings ist in den Münzstud. VII 8. 90 eine andre Coblenzer Münze von ihm veröffentlicht.

üuchc über die Trierschon Münzen.

551

(Cappe, Cöln Taf. X Nr. 169) zum Verwechseln ähnlich. Auch den Aachnern Friedrichs II mit den Titeln rex und Cesar (Cappe I Taf. 9, 142 u. 143, II Taf. 25 Nr. 292) ist er nahe verwandt.

Bai du in von Luxemburg 1307 1354.

B; D' LV Der Erzbischof mit Stab und Buch.

Rs. M OH QTA Schwert.

(K. Museum). Taf. XIII Nr. 5.

Eine der merkwürdigsten Münzen, Nachahmung der Lothringer. Die Inschrift der Hauptseite kann, da in den Lothringischen und andren Bisthümern, an die man denken möchte, kein Bischof mit einem Namen auf B vorkommt, wohl nicht anders gedeutet werden, als: Balduin de Lucemborg. Wie Balduin, des Kaisers Bruder, der erste war, welcher sein Geschlechtswappen auf die Münzen gesetzt, so hat er also auch zuerst sein Geschlecht genannt. Jenes ist im späteren Mittelalter Gebrauch, dies sehr selten. Grote sagt darüber (Münzstudien Bd. VII S. 64) bei Beschreibung eines Raderalbus des Siegburger Abtes Wilhelm v. Lülsdorf: „Der Geschlechtsname des Abts auf der Münze ist eine in diesem Zeitalter seltene Erscheinung, die sich ausser in Ltittich und Utrecht, auch in Münster (bei den Bischöfen Heinrich v. Mörss und Erich v. Sachsen (Mzst. I S. 270 und 286) und in Essen (den Aebtissinen Elisabeth v. Nassau und Sophie v. Gleichen, das. III S.453, 458), sowie auf den Münzen des Patriarchen von Aglei, Ludwig v. Teck, und mancher Ordensmeister, der preussi- schen : Heinrich v. Plauen und Johann v. Tiefen (Vossberg Preuss. MM. S. 141, 190), der lievländischen: Walthers v. Plettenberg und seiner Nachfolger (Z.f. M.II, 257, 267,

''*'- H. Dannenberg! Nachtrage zu isohl's

277, 279, 289) und der meisten des Johanniter - Ordens findet". Hier ist nur Raoul de Couey Bischof von Metz vergessen. Wir müssen unser Münzchen noch darauf betrachten, dass es sich als Nachprägung der Lothringer darstellt. Desshalb darf man jedoch wohl Balduin nicht einer unerlaubten Münzspekulation bezüchtigen, wie sie in älteren Zeiten allerdings ein beliebtes Bereicherungs- mittel grosser und namentlich kleiner Herren abgab ; das Münzchen ist auch dafür zu gering und zu selten. Eher wäre wohl an einen Münzvertrag mit Lothringen zu denken, wie solche, von Wenzel I. von Luxemburg mit Balduins Nachfolgern, sowohl Bohemund II als Cuno geschlossen worden sind (Bl. f. Mzk. IV S. 101 und 102).

Cuno v. Falkenstein, 1362—1388.

aORO : HRÖ PS:TR3V6(- Unter einem gothischen Bogen der heil. Petrus, mit Schlüssel und Buch sitzend, zu seinen Füssen zwei Löwen mit Einem Kopfe.

Rs. +woneTH:m:aonBLvanaiH:Dei:G

Das Trier-Cölnische Wappen in einer Einfassung von sechs Bogen.

CK. Museum) Taf. XIII Nr. (j.

Von ausserordentlich schöner Arbeit, und ganz ab- weichend von allen andern Trierschcn Münzen.

Werner v. Falkenstein, 1388 14ls.

HOXiaTTLf— aOVQIiömS', unter einem Bogen St. Petrus in halber Figur, mit Schlüssel und Buch, über dem Falkensteinischen Schilde.

Ruche über die Trlersohen Münzen

553

Rs. *roone(TK§novK§aovei<Gittsis, im

Dreipass gespaltener Schild mit den Trier-Falken- steinischen Wappen.

(Goldgulden, in meiner Sammlung).

Dieser Goldgulden ist ganz ähnlich dem Bohl'schen S. 75 Nr. 18, nur zeigt sich in beiden 0 der Hauptseite und in dem ersten 0 der Rückseite ein menschliches Gesicht, wie auf Bohls Nr. 5 S. 71 und dem Groschen des Jadocus von Luxemburg. Ich führe ihn nur an zur ferneren Bestätigung von Bohl's Meinung, dass diese anonymen Goldgulden keine Zwittermünzen sind.

Otto, Graf v. Ziegenhain, 1418-1430.

OTTOmS 7TRaPr*TR' Der Erzbischof mit segnender Rechten und Krummstab.

Rs. MOnöT7T*nOVÄ*KVRe7I*OVan' Der gespaltene Trier-Ziegenhainische Wappenschild, im Dreipass.

Goldgulden. (K. Museum).

Die Stadt Offenbach, früher Münzenbergisch, gehörte zu den Falkensteinischen Familiengütern, und gelangte mit dem Tode des Trierschen Werner, als letzten Grafen von Falkenstein, an die beiden Töchter seiner Schwester, der Gräfin Solms, die Gräfinnen von Sayn und Isenburg- Büdingen. Es ist hiernach nicht abzusehen, wie Otto in Offenbach hat münzen lassen können. Durch die Annahme der Benutzung eines alten Stempels lässt sich aber das Räthsel nicht lösen, denn die Offenbacher Werners haben das Wort aurea nicht und überhaupt ein durchaus anderes Gepräge.

554

II. Dannenberg: Nachträge zu Bohl's

Johann II, Markgraf von Baden, 1456 1503.

1. iohis7 aLöar 0T*aonF-*TR' Auf

langem Kreuze das geviertete Trier - Badische Wappen.

Rs. * MOnöT7t*ROV7t,*7tVRG(Ä*ÖOV', die Wappen von Mainz , Pfalz - Baiern und Köln (mit Mörsischem Herzschildchen) kleeblatt- artig gestellt, in der Mitte ein Punkt, zwischen den beiden ersten Wappen ein Kreuzchen als Münzzeichen.

Goldgulden. (Meine Sammlung) Taf.XIIINr. 7.

2. * ioiv ahaa* - öt aonF r Der

Erlöser auf gothi schein Throne sitzend, mit segnen- der Rechten und Buch, zu seinen Füssen der Triersche Schild mit badischem Mittelschildchen.

Rs. +Mormnov7t$ÄVRG(7r$aover**, in

den Winkeln eines Blumenkreuzes die Wappen von Trier-Baden (wie auf der Hauptseite), Mainz, Pfalz-Baiern und Köln-Hessen.

Goldgulden. (K. Museum) Taf. XIII Nr. 8.

Johann wurde erst im Jahre 1464 zum Erzbischof konsekrirt. Beide Goldgulden sind also vorher geschlagen, und zwar der erste, welcher das Wappen des Kölner Erz- bischofs Dietrich trägt, vor 1463, der andre, welcher schon auf seinen Nachfolger Hermann v.Hcssen hinweist, zwischen 1463 und 1464. Bisher kannte man von diesem Herrn mit dem Titel electus et confirmatus nur Silbermünzen.

Jakob II, Markgraf von Baden, 1503 1511.

1. •MOn«nOV— 7TVRÖ/70Z*, wie auf der vorigen Münze.

Buche über die Trierschcn Münzen.

ooo

Rs. ^IÄÖOB'^- OOP' WE> ^TRöVe'Das geviertete Trier-Badische Wappen imDreipass, in dessen Winkeln die Schildchen von Mainz, Köln und Baiern.

Goldgulden. (Meine Sammlung) Taf. XIII Nr. 9.

Die erste Goldmünze dieses Erzbischofs mit confir- matus. Die Jahreszahl 1502 ist deutlich, beruht aber auf einem Stempelfehler, da Jacob erst im folgenden Jahre zur Regierung gelangt ist.

2. $IÄ<IOB'7r— *aPI' •TRÖV— GT Der heil. Petrus mit Kreuzstab und Schlüssel über dem gevierteten Trier-Badischen Schilde.

Rs. + GROssvs*RGn07s'*i*aoftBL<varr*

1101 In den Winkeln eines Blumenkreuzes die Wappen von Mainz, Trier, Baiern und Köln» Albus. (K. Museum) Taf. XIII Nr. 11.

Die Hauptseite wie auf dem Albus seines Vorgängers Johann (Bohl S. 112, Nr. 13) und des halben Raderalbus Jakobs (Bohl S. 116 Nr. 3), der auch eine ähnliche Rück- seite hat.

Richard Greiifenklau von Vollraths, 1511 1531.

1. *oMOno7IVR RaXT 1511* Der Heiland mit segnender Rechten und Buch, thronend, zu seinen Füssen das Trier-Greiffenklausche Wappen.

Rs. •RIÜIiÄ' ÖLÖdTV öaaii' TR', das geviertete Wappen von Trier, Greifenklau, Ippel- brunn und Trier, in einem Dreipasse, in dessen Winkeln die Wappen von Mainz, Köln und Baiern.

Goldgulden. (In meiner Sammlung) Taf. XIII

Nr. 10.

556

H. Panneiibcrg .- Nachträge zu Iiohl's nuche über Triertc-he Mxn.

Dies ist der dritte Goldgulden dieses Erzbischofs, die beiden ersten habe ich in Köhnes Zeitschr. N, F. S. 108 veröffentlicht. Sie sind sämmtlich sehr selten, Bohl kannte keinen bei Herausgabe seines Werkes, und hat auch später nur einen einzigen in seiner Sammlung besessen.

2. RICHARDV8 * D * G * ARCHIfiPVS.fi TRE

g A g /& g 33 Brustbild im Barett, links hin.

Es. MONETAgNOVA* ANNO*DVI*/5ZZ Das

geviertete Trier - Grciffenklau - Ippelbrunnsche Wappen, wie vorher.

Vergoldete Silbermedaille. (In meiner Samm- lung) Taf. XIII Nr. 12.

3. RICHARDaARaEPSaTREVERaADaVIYVM aEXa Aehnliches Brustbild.

Rs. AWOaDNIaMaDa XXIII Das geviertete Trier- Greiffenklauische Wappen.

Vergoldete Silbermedaille. (Koni gl. Museum). Taf. XIII Nr. 13.

Die älteste bei Bohl beschriebene Triersche Medaille ist vom Erzbischof Jakob III, 1580.

Berlin.

557

XXXT.

Goldflorenus des Herzogs Johann I. v. Lothringen

1346-1380.

Von Norbert Decliant.

Av. +LOSSR— IGft'DI5X Die bekannte Florenen- Lilie.

Rev. S-IOHÄ HNESB und ein Krönchen. Der heil. Johannes Baptista mit Heiligenschein im härenen Gewände, stehejid, in der Linken den Kreuzstab haltend, die Rechte vor sich hin- streckend. Am Rande beiderseits Perlenkreis. Dm. 20 '/o Mm. Gew. 3-51 Grm. (also um O02 Grm. schwerer als ein k. k. Mttnzdukate) Sammlung des Stiftes zu den Schotten in Wien.

558

Norbert Dcchani : Güldflorcnus des Herzogs

Es ist Thatsache, dass sowohl in Italien, als auch ausserhalb desselben der Florenentypus beliebt war und häufig nachgebildet wurde i). Doch steht es in gleicher Weise fest, dass der Zeitraum dieser Nachbildungen der eigentlichen Florenen, mit der Lilie, nur bis etwa 1370 reicht »). Saulcy kannte in seinen Recherches sur les mon- naies des ducs hereditates de Lorraine, Metz 1841 nicht eine einzige Goldflorene und sagt S. 104, dass erst Herzog Renatus II 1473 1508 Goldmünzen habe prägen lassen.

Ihm scheint diese Behauptung A. Barthelemy in seinem Manuel completdeNumismatique du moyen äge et moderne p. 292 nachgeschrieben zu haben. Aber in seinen Reclier- ches sur les monnaies des comtes et ducs de Bar, Paris, 1843 S.34 (Taf.IV Nr. 11) führt Saulcy einen Goldgulden nach dem Florentiner-Typus an, vom Grafen und darnach Herzog von Bar, Robert 1352 1411, dessen Emission höchst wahrscheinlich ziemlich gleichzeitig war mit der unseres Lothringischen Goldguldens.

Herr C. Robert publieierte im Jahrgang 1861 der Revue numismatique, S.321. abgeb. Taf.XIV Nr. 15 einen dem unsrigen sehr ähnlichen Goldgulden, nur ist daselbst entweder die Zeichnung nicht genau oder es lag demselben wirklich ein anderer Stempel vor, so dass die Vorführung unseres Stückes nicht als ganz überflüssig erscheint. Auf diesem steht deutlich LOSSR ' 10 R1 was zu gelten hat als Abkürzung für LOSSR IQRgiae, oder des Adjectivs, auf enus oder ensis ausgehend; ferner ist

!j Vgl. Orsini, Storia delle monete della repubblica Fiorentina, Firenze 1760 Tav. I e. II.

2) Siehe Nuraismat. Zeitschrift, Wien, Jahrgang 1870 S. 213.

Johann I von Lothringen.

■>:m

das Krönchen auf unserem Rev. durchbrochen, auch das zweite H in Johannes hat den Bindestrich, das X sieht nach der Zeichnung des H. Robert wie ein Andreaskreuz aus, Dm. und Gew. fehlen daselbst gänzlich, weil ihm eben nur ein Abdruck zu Gebote stand.

Wenn wir nun einerseits festhalten an dem angege- benen Maximal-Termin 1370, anderseits berücksichtigen den Goldgulden des Grafen und Herzogs Robert von Bar (1352 1411) so dürfte wohl unsere anonyme Goldflorene Niemand anderem zuzuweisen sein als dem Herzog- Johann I, der seinem Vater, Herzog Rudolph (1329 1346) als 7jähriges Kind auf dem Throne von Lothringen folgte, bis er nach einer von seiner Mutter Marie von Blois, und nach ihr von einem Grafen von Würtemberg geführten Regentschaft grossjährig geworden war. Uebrigens schreibt auch H. Robert seinen Goldgulden demselben Herzog Johann I zu.

560

C. F. Trachsel : Uefcersicht der freiherrliclien und

XXXII. Uebersicht

der

freiherrlichen und gräflichen Münzen von Schauenstein.

Von C. F". Trachsel.

Das Schloss Seh au en stein, das zerfallene Stamm- haus der Freiherren gleichen Namens von welchen jetzt die katholische Linie von B uo 1- Schauenstein sich herschreibt, liegt in der Nähe von Summa -Prada, einem kleinen zu Kätzis gehörenden Ort, im Hochgericht T h u s i s i). Merkwürdigerweise prägte die jüngere Schauen steinische Linie zu Haldenstein früher als die ältere zu Tamins und Reiche nau.

Tamins, ein ansehnliches Dorf im Hochgericht Rhäzüns macht mit Reichenau ein Gericht aus.

') M. Lutz, Geographisch - statistisches Handlexikon der Schweiz: Aarau 1822.

of»1

gräflichen Münzen von Schauenstein.. u"1

R e i c h e n a u verdankt seinen Ursprung einem Bischof von Chur. Im XIII. Jahrhundert stand schon auf da- durch Vereinigung des Vorder- und Hinter-Rheins gebildete Landspitze ein Wacktthurm, welcher in der romanischen Sprache La Punt i. e., die Spitze, genannt wurde und 7A\ der Burg Hohentrins gehörte. Nach der Feuers- brunst, welche diese zerstörte, baute der Bischof von Chur aus der Familie von He wen bei La Punt eine Burg, die er „Reichen au'/ nach der gleichnamigen Insel im Bodensee nannte, mit deren Aebten die Bischöfe von Chur damals im engen Verhältnisse standen.

Im Verlauf der Zeit ging die Herrschaft Reichen au auf verschiedene Familien über, bis sie im Jahre 1792 von den Grafen von Buol-Schauenstein an die Herren Bavier und von Tscharner in Chur verkauft wurde. Der Letztere verlegte die von ihm in Jen ins gegründete Erziehungsanstalt in das geräumige Schloss.

Wegen anderer Einzeluheiten bezüglich auf die Familie von Schauenstein und ihre Münzen verweise ich auf die vortreffliche Abhandlung Bergmann's U e b e r die Münzen Graubünden's" *).

Der Zweck der vorliegenden Arbeit ist nur zu ergänzen was uns der gelehrte Direktor des Wiener Kabinets in so anziehender Form geliefert hat.

Die verschiedenen Münzsorten der Herren von Schauenstein vor und nach der Erhebung in den Grafen- stand sind, mit Angabe der Jahre, so genau wie meine

*) Sitzungsberichte der phil. historischen Classe der Wiener Akademie. 1851.

36

562

C F. Trachsel: Ueberskht der freih<Trlichm aud

darauf bezüglichen Studien es mir anzugeben gestatten folgende :

1. Pfenninge oder Deniers ohne Jahreszahl.

2. Zweideniersstttcke ohne Jahr u. mit 1740.

3. Bluzger von 1718 bis 1725.

4. Halbe Kreuzer von 1731 1732 und 1740.

5. Kreuzer von 1723—1740.

6. Zweikreuz er stücke von 1724.

7. Dreikreuzer stücke von 1740.

8. Fünfkreuzerstücke von 1731. Fehlen bei GL Meyer v. Knonau.

9. S e c h s k r e u z e r s t ü c^ e von 1 731 . Nach Angabe von Gerold Meyer v. Knonau.

10. D r e i s s i g k r e u z e r s t ü c k e von 1 731 .

11. Dukaten von 1724, 1727, 1733 und 1748.

Von diesen Münzen besitze ich mehr als zwanzig ver- schiedene Typen und Jahrgänge, welche mich in den Stand setzten, das vorstehende Verzeichniss zu vervoll- ständigen.

Dass auch Fünfzehnkreuzer stücke geprägt wurden darf man wohl vermuthen, da diese Münzgattung zur Vervollständigung der Serie gehörte.

Von Thalern fand ich aber nirgends eine Spur.

Der älteste von Gerold Meyer von Knonau verzeich- nete Bluzger ist von 1719. Die Notiz, dass ein älterer Jahrgang nämlich 1718 existirt verdanke ich der Freund- lichkeit des in allen Fächern der Numismatik so bewan- derten Herrn Dr. Arnold Luschin in Graz. Die Münz-

grSfilthen Münzen von Schaucnstein.

563

periode erstreckt sich folglich auf die Zeit von 1718 bis 1748.

Zum Schlüsse gebe ich eine Beschreibung des seltenen Kreuzers von 1740, dessen Original sich im Besitze des Herrn Kreisrichters Franz Bar dt zu Schwedt befindet.

Hs. THFR- -CD- SCHAU- ohne inneren Kreis. Brustbild des geharnischten Grafen mit Perrücke und Feldbinde von der rechten Gesichtsseite. Unter dem Arme H, als Monogramm des Stem- pelschneiders Haag.

Rev. Ohne Umschrift. Der gekrönte Doppeladler mit runden Scheinen, Scepter und Schwert in den Krallen und dem mit Fürstenhut bedeckten Schauensteinischen Wappen mit den Forellen in einem spanischen Schildchen auf der Brust. Neben der Krone die Werthangabe 1 K. Unten die Jahreszahl 17—40.

Dm. 16r/3 Mm., Gew. 0-69 Grm.

Berlin.

36'

OO^ä: c. v. "Wächter: System. Beschreibung dei

XXXIII. Versuch einer systematischen Beschreibung

der

Venezianer Münzen nach ihren Typen.

Von

Carl v. Wächter. (Fortsetzung von Seite 262.)

Gold- und Silber g ewichte. Legirungen.

Das kleinste Gewicht, dessen man sich für Gold und Silber in Venedig- bediente, war der Gran; das Grösste die Mark. Diese entsprach 13y5 Loth Wiener Silbergewichts oder 4963-65 Holländer As und wurde eingetheilt in 80ncie, 32 Quarti, 192 Denari, 1152 Caratti oder 4608 Grani (mit- hin 1 Oncia == 144 Carratti, 1 Caratto = 4 Gran).

Das Markgewicht von Venedig entsprach 7s/4 Unzen von Bologna.

8'/8 Unzen von Genua.

8s/4 Unzen von Neapel.

8 Unzen 10 Denare von Florenz.

8 Unzen von Fcrrara.

8 Unzen von Genf u. s. w.

5(lö

' Venezianer Münzen nach ihren Typen.

Reines Gold und Silber (oro e argento puro) welches keinen fremden Stoff in sieb enthielt, wurde Feingold, oder Feinsilber genannt. Wenn dann dem Edelmetalle, aus welchem die Münze erzeugt wurde, nämlich dem ersteren Silber, dem letzteren Kupfer beigemengt wurde, war es gebräuchlich um die Mischung zu bezeichnen die Zahl der Caratti des niederem Stoffes, welcher die Mark enthielt, anzugeben. Man sagte daher wenn eine Münz- gattung z. B. 50, 100, 200 Caratti per Mark Beimengung hatte, diese Münze habe eine „Verschlechterung" von 50, 100, 200 Mark u. s. w. Wenn dagegen die Menge des niederem jene des edleren Metalles überwog und z. B. 800 Caratti Kupfer als Legirung beigemischt waren, so sagte man die Münze enthalte 352 (oder, wenn die Bei- mengung 1000 Caratti betrug, 152) Caratti Feinsilber.

Das Probirgewicht für Gold wurde in 24 Caratti ab- getheilt, daher das Gold zu 24 Caratti, „Feingold" war. Der Caratto war in Halbe, Viertel, Achtel, Sechzehntel und Zweiunddreissigstel abgetheilt, so dass jeder Caratto in 32 gleiche Theile zerfiel. Wenn nun gesagt wurde, „das Gold ist zu 20 Caratti", so verstand man darunter, dass dasselbe */,» Theile also i/a Legirung in sich enthielt, was 168 Caratti der Venezianer Mark ent- spricht.

Das Probirgewicht des Silbers zerfiel in 12 Theile, welche man Denari nannte. Jeder Denaro war in 24 Gran und jeder Gran in Halbe, Viertel, Achtel u. s. w. unter- getheilt. Die Legirung des Silbers erhielt den Namen von diesen Gewichten, so dass wenn gesagt wurde „das Silber sei zu 11 Denari und 12 Gran" damit bezeichnet war, dass es durch die Mengung mit Kupfer 12 Gran seiner

566

C. v. Wächter: System. Beschreibung der

Güte verloren hatte, also i/24 Legirung im Gewicht habe. Da nun 12 Denari" je zu 24 Grau = 228 Gran betragen, so waren 12 Gran = i/24 dieses Ganzen, was nach der Rechnung von 48 Caratti Verschlechterung per Mark, dem Venezianer Gewichte entsprach.

Nominal - Werthe.

Die Münzeu der Republik Venedig unterscheiden sich in vier Hauptclassen und zwar in Gold-, Silber-, Kupfer- münzen und Stücken von Kupfer, mit einer Beimischung von Silber in geringerer oder grösser Menge (Billon) :

1. B i 1 1 o n. Zu den Billonmünzen gehören der S o 1 d o i) und mezzo Soldo, ferner die Stücke zu 5, 10, 15 und 30 Soldi.

2. Kupfer. Von Kupfer ist nur der Bezzone im Werthe von 1 */8 Soldo.

3. Silber. Die Silbermünzen sind der Ducato a nti co (I. Typus), der Halbe, Viertel Ducato und die Münzen zu 40 Soldi.

Die Giustina, wovon es Halbe, Viertel, Achtel, Sechzehntel und Zweiunddreissigstel gab, im Werthe von 11 Lire.

*) Dem Ansehen nach sollte man die Soldi (von Maretich „Marchetti" genannt) für wirkliche Kupfermünzen halten und in der That findet man sie auch in den Münzverzeichnissen so aufgeführt. Allein dies ist irrig. An mehreren Stücken vorgenommene Feuer- proben ergaben einen gleichmässigen Feingehalt von 0-080 Silber. Die Soldi sind ungefähr in derselben Legirung wie die bäueri- schen Silberkreuzer ausgebracht.

Venezianer ."»Hinzen nach ihren Typen. •)<><

Der Sc iidd d'argento della Croce (auch Duca- ton genannt) galt 12 Lire 8 Soldi. Von diesem Gepräge i^iebt es auch Halbe, Viertel und Achtel.

Der Ducato d'A r g e nt o (IITypus auch D u c at e 1 1 o genannt) im Werthe von 8 Lire auch als Halber und Viertel Ducato im Werthe von 4 und 2 Lire vorkommend. Nur vom Dogen Alois Pisani giebt es auch Achtel und Sechzehntel dieses Geprägs.

4. Gold. Die zwei gewöhnlichen Goldmünzen waren der Zecchino und die Doppia. Der Erstere galt 22, die Letztere 37 Lire.

Mehrere andere grössere Goldmünzen darunter einige vom Stempel des Ducato d'argento und Scudo und von der Feinheit des Zecchino, sind im entsprechenden Ver- hältniss zu Letzterm geschlagen worden.

II. Abschnitt.

Die Typen.

(IX— XII. Jahrhundert.)

Denari.

Die ältesten Venezianer Münzen welche in Urkunden erwähnt werden sind die Danari, auch Danari esmerati, purgati oder Danari d'argento fino e puro (gereinigte Denari) genannt. Doch war deren Metall nicht chemisch

568

C. v 'Wächter: System. Beschreibung der

rein, vielmehr passirte -in jener Zeit als Peinsilber jedes Gemenge, welches per Mark nicht mehr als 40 Caratti Legirung enthielt.

Diesem Gehalte entsprachen dann jene Danari von welchen die Venezianer laut eines von Dandolo 983 abge- schlossenen Vertrags an Otto II jährlich 50 Lire zu zahlen hatten.

Das Gewicht der Danari genannten Münzen war ver- schieden. Wie sogleich gezeigt werden wird gab es wahr- scheinlich zwei Gattungen deren eine dem halben Mai- länder Denar entsprechend 16, deren zweite gar nur 8 Grani gewogen haben dürfte »).

Soldi cli Denari,

Eine Urkunde von 1084 enthält zum ersten Mal den Ausdruck der solidi denariorum 2). Unzweifelhaft be- zeichnete ursprünglich dieser Ausdruck eine blosse Kec h- nungsmünze und zwar zum Werthe von 12 Danari, da man wie auch im übrigen Italien an der karolingischen

i) In dem sogenanten„Memoriale communis" einem venetianischen Codex, welcher 1282 angelegt die Gerechtsame jener Privaten ent- hält, die im venetianischen Gebiete Salinen, Sümpfe, Gewässer, Fischereien oder Jagdbarkeit besassen, finden sich die obigen Benennungen: Anno Domini Millesimo septuagesimo Primo Mense Januario Indictione X. Manifestus sum ego Petrus Foscari, Filius Dominici Foscari cum meis Heredibus, qui reeepi a te Johanne Cap incollo et tuis heredibus Libras denariorum exmeratorum centum de Veneciis, quas mihi dedisti et prestisti in meis necessi- tatibus u. s. w.

3) Flaminino Cornaro de re numm. ecclesiae venetae III p. 64. „Solvere debeam videlicet denariorum solidos quinque".

Venezianer Münzen nach ihren Typen.

569

Eintheilung des MUnzpftindes fest hielt. Weil aber bekannt- lich in späterer Zeit der Soldo in vier Theile Danari Quartaroli oder Quattrini eingetheilt wurde, so drängt sich die Vermuthung auf, dass bereits 10. und 11. Jahr- hundert die venezianischen Soldi zweierlei gewesen seien, und zwar: Soldi, die mit der Formel Solidi Denariorum, und solche, welche schlechtweg als Solidi bezeichnet erscheinen. Thatsächlich werden in einer Urkunde von 1053 Solidi veneziarumMonete, und nicht Solidi Denariorum erwähnt «).

In diesem Falle dürfte dann der Soldo di Danari jener gewesen sein, der aus 12 Denari ä 16 Grani im Gewichte bestanden, also aus Münzen, welche um die Hälfte leichter waren , . als die Mailänder Denari während der Soldo di Venezia 32 Gran wog und im Werth 4 Denari zu 8 Gran gleich kam.

Deiiari piecoli.

Diese Vermuthung findet ihre Bestätigung darin, dass die in den Urkunden des XI. Jahrhunderts vorkommende Benennung: Moneta piecola, die alleinige war, womit zwischen den Denaren zu 8 Gran deren 4 einen Soldo Semplice, und denen zu 16 Gran, wovon 12 einen Soldo Grande ausmachten, der Unterschied bezeichnet werden konnte. Seit dem Vicedogen Orseolo scheint die Sitte auf- gekommen zu sein, den Namen des Dogen auf die Klein- münzen zu setzen, mindestens berichtet Dandolo zum Jahr 1031 von demselben: Hie Monetam parvam sub eins nomine exeudi fecit, was nicht bedeuten kann, dass man erst in diesem Jahre Kleinmünze zu schlagen begonnen

') Abbate Brunacci De re num., Patav. p. 3.

"«U C. v. Wächter: System. Beschreibung der

habe, nachdem schon viel früher (1006) im Testamente des Dogen Pietro Orseolo der librarum nostrae monetae dena- riorum also der Lire di Danari Veneti gedacht wird *).

1. Vitale II. Michiel. 1156-1172.

Marcuccio.

Denari piecoli diVenezia waren schon im Jahre 1140 unter dem Namen Marcucci oder Marchetti bekannt und behielten denselben bis zum heutigen Tage a). Der Mar- cuccio des Vitale II. Michael ist schüsselförmig:

A v. + V M I C H I D V X H L In der Mitte ein Kreuz - chen mit je einem Punkte in den Winkeln. (Convex). Rev. * S-M;RCVS-Vra der heilige Marcus bis halben Leibe mit dem Heiligen-Schein. (Concav.) Denar, ähnlich dem des Kaisers Heinrich IV; gering- hältig, Dm. 14 Mm.

Diese Benennung hat ihren Ursprung theils von S -MAR CVS womit jede Venezianer Münze bezeichnet

*) Carli delle monete ed istituzione dellc zecche d'Italia I p. 339. „In nomine sanetae et individuae Trinitatis etc. concedo omni Venetiae mihi snbdito populo mille ducentarum quinquaginta librarum nostrae monetae denariorum parvorum ad solatium totius u. s. w. , ferner Carli a. a. 0. p. 400 zum Jahre 1080 .... quod reeepi . . denariis bonae nostrae monetae libras centum. . . ."Es wäre irrig hier den Ausdruck moneta nostra auf Münzen zu beziehen , welche mit dem Namen des Dogen bezeichnet waren, er ist vielmehr in dem allgemeineren Sinne zu nehmen, in welchem jeder Venezianer die Münze seines Vaterlandes als nostra benannte.

2) üghelli Tom V. p. 329.

fSTI

Venezianer Münzen nach ihren Typen. *-" ■*■

war, tbeils auch von der kleinen Gestalt der erwähnten Denari, und ist aus einem Erbzins-Vertrage des Bischofs Genzio von Concordia mit den Bewohnern von Porto Gruaro bekannt: „Per unumquemque annum et per unumquemque massarium negotiatorem in predicto Porta habitantem persolvat Verdorum unum argenti, et repletim homines ibi habitantes persolvant quatuor Marcutios vene- ticoru mdenariorum ut libere negotia sua. ..."

Zugleich mit den Marcucci werden hier auch Verdoni erwähnt i). Indessen ist zu bemerken, dass diese kleinen Denari auch Quartaroli oder Quattrini genannt wurden, weil sie den vierten Theil eines Soldo bildeten. So erwähnt sie der Geschichtschreiber Dandolo im Jahre 1264 2) bei Beschreibung des ersten Baues der Rialto - Brücke zur Zeit des Dogen Renerio Zeno: „Civitas quoque Rivoaltina, quae mediatione canalis hactenus divisa fuerat, nunc ex lignei pontis constructione unita est, et appellatus est pons ille de moneta, quia, priusquam factus esset, transeuntes monetam unam, vocatam Quartarolum, valoris quartae partis unius denarii Veneti nautis exsolvebant."

Hieraus ist zu entnehmen, dass Danaro piccolo, Quartarolo und Marcuccio ein und dieselbe Münzgattung waren. Auch die in einer Chronik von Venedig mit dem Namen Moneta redonda bezeichnete Münze dürfte hierher gehören, da sie schüsseiförmig war. Die alte Münze mit der Umschrift: „Christus Dominus imperat" soll der „Denaro grande di Venezia", die Hälfte des „Soldo

*) S. darüber die Ausführungen unter Nr. 3. *) Her. ital. Sc. T. XII. pag. 372.

572

C. v. Wächter: System. Beschreibung der

ordinario", und das Doppelte im Werthe des Danaro piccolo gewesen sein.

In Ermanglung des Danaro piccolo kam auch jener mit dem Namen Heinrichs in den Verkehr, welcher 8 Gr. im Gewicht hatte.

2. Sebastian Ziani. 1172—1187.

Danaro Piccolo.

.Die Form dieses Danars ist schüsselförmig.

Av. 4-C/2EB- DVX- In der Mitte ein durch vier Dreiecke gebildetes Kreuzchen. (Convex.)

EeT. 4«w-A\ÄRCVW Kreuz wie oben. (Concav.) Dm. 15. Mm.

Diese Münze wiegt 6 Gran und ist der Danaro piccolo oder Quartarolo di Venezia. Ihre Legirung ist bedeutend und erreicht das Gewicht von nahezu 400 Caratti in einer Mark, daher bei diesem Danaro nicht mehr als 41/!ä Gran innerer Gehalt gerechnet werden kann.

3. Orio Malipiero (Mastropiero.) 1177—1192.

Danaro Piccolo (fälschlich Verdone.)

Schon weiter oben wurde des Verdone gedacht. Carli Kubbi i) hält ihn fttr eine Münze von legirtem Silber,

*) a. a. 0. p. 401.

Yen« ziancr Münze nach Ihren Typen»

573

welche von einer Grünspandecke wie mit einem grünen Firniss überzogen sei, und daher den Namen habe. Er beschreibt auch einen solchen Verdone von Aurio Mastro- piero, 1178, welcher sowohl im convexen, als im coneaven Theile in der Mitte das gewöhnliche Kreuzchen hat.

Av. AVRIO (oder AVR) DVX-

Rev. t/5MARCVc/5

Somit wäre der Verdone, da das beschriebene Stück ein Danaro Piccolo ist, diesem an Werthe gleich. Dass die Herleitung der Bezeichnung Verdone von dem zufälligen Vorhandensein der Patina ungenügend sei, leuchtet ein. Viel mehr liegt eine Verstümmlung des mittelalterlichen Ferto, auch Verdona gleich j/4, zu Grunde und wir haben daher zumal an der betreffenden Stelle der bestimmende Beisatz argenti vorkömmt es nur mit einem ferto argenti gleich einer halben Mark Silbers zu thun, einem Ausdrucke der in mittelalterlichen Urkunden unzählige Male erscheint.

Die Danari piecoli dienten im Verkehre zur Aus- gleichung. Bald begann man, nachdem die alten Denare aus dem Umlaufe verschwunden waren nach Soldi di Danari piecoli (die Solidi parvulorum) zu rechnen. Damals entsprachen zwölf dieser Münzchen dem Soldo, 3 wurden auf den Quattrino gerechnet, die einzelnen Stücke aber wegen ihrer Kleinheit Piecoli und daher später Bagattini genannt.

Nach einer Notiz des Sanudo i) wurden die Bagattini oder Piecoli im Jahre 1281 fast aus reinem Kupfer geprägt,

i) Ker. Ital. Script. T. XXII. pag. 574. anno 1282.

574

C. v. AVarhter : System. Beschreibung der

indem aus einer Mark welche 6ya Unzen Kupfers und nur 4*/2 Unzen Silbers enthielt 3 Lire, 5 Soldi und 4 Danari piecoli ausgebracht wurden. Der Feingehalt war im Ganzen 216, das Gewicht 936 Caratti. Das Gewicht nach Grani jeder einzelnen Münze war 54S/49 und der Fein- gehalt l5/9.

Gehalt und Gewicht dieser sogenannten Piecoli hat oft gewechselt. Es kann daher nicht behauptet werden, dass die so eben besprochenen Piecoli von 1282 denen der früheren Jahrhunderte gleich gewesen seien. Vielmehr lässt sich auch bei ihnen das Gesetz des allmähligen Ver- falles nachweisen i).

Diese Bagattini oder Piecoli hat man im XII. Jahr- hundert auch Danari minuti genannt.

Eine Urkunde des Paduaner Domkapitel Archivs von 1218 erwähnt z. B. „Danarios decem et octo Venetorum menutorum", obwohl dieselben in Venedig allgemeiner Danari Minori genannt wurden, und Brunaeci (p. 37) citirt zum Jahre 1245 das Uebereinkommen „Solidos centum denariorum Vencciae Minorum" zu zahlen.

i) Das folgende, zwar undatirte aber jedenfalls in die Zeit vor 1282 gehörige, Münzpatent ist hiermit zn vergleichen : „Denari parvi fieri seeundinn scriptum Massariorum ; scriptum autem est: Sex uncie e dimidia minus uno grosso de pondere de raine, uncia una et dimidia & grosso uno de peso de argento de grosso (!) Fiant denarii, qui vadant solidi octo et denariis duo per unciam, qui summabunt libras tres etsolidos quinque et denarios quatuor pro Marca; et sie ibunt alii novi , qui fuerint bactuti : nee aliter fieri possunt denarii parvi stando in capitali commune. Erunt deteriores, quam primi solidi quinque Denarii, duo ad Grossum per Marca." Carli delle monete cd istituziono delle Zecche d'Italia, pag. 402.

Venezianer Münzen nacli Ihren Typen.

575

Nach dem bisher Gesagten lässt sich für das IX., X. und XI. Jahrhundert folgende Tabelle zusammenstellen :

Gewicht Gran

Ver- - schlechte- rung per

Mark

- r

Innerer

Feingehalt

Gran

Neuntes Jahrhundert. Danaro

Zehntes und elftes Jahrhundert. Soldo di Danari

10

8

12 6

120

120

288 288

147/83 circa

1728/i3

286*/, t »

3336 V„

77*4

28'/,i

573V, , n

143V, i n

9

4«/2 ri - 108

18 180

90 360

1

Lira di Danari

Lira di Soldi

Danaro piccolo oder Quartarolo

Soldi di Danari piccoli

Lira di Soldi

Lira di Danari piccoli

Zwölftes Jahrhundert.

Danaro

Danaro piccolo e Quartarolo . . Soldo di Danari

Soldo di Danari piccoli

Lira di Danari

Lira di Danari piccoli

Lira di Soldi

Die Münzstätten von Verona und Aquileja entlehnten den Gebrauch der Danari piccoli (denarii parvuli) den Venezianern. Es ist bekannt, dass dann die Erzeugnisse der Ersteren für Tirol in soferne von grösster Bedeutung wurden, als das „Pfund Berner" die Rechnungseinheit bildete «).

i) Ein Mehreres darüber bietet die in dieser Zeitschr. I. Bd. p. 149 ff. besprochene Abhandlung des P. J. Ladurner.

57 G

C. v. Wächter: System. Beschreibung der

Aureola.

. Einige venetianische Geschichtschreiber glau bten dass unter dem Dogen Aurio Mastropiero oder Malipiero in Venedig eine Münze geprägt worden sei, die man vom Namen des Dogen abgeleitet, Au ria, Aureola genannt habe «).

Man bezog sich dabei auch auf die in Urkunden vor- kommenden Strafandrohungen von z. ß. Quinque libras Auri.

In dieser Weise enthalten Sanudo, die Chronica Delfina, die Corona Venetorum des Matteo di Corato und noch mehrere Andere Notizen «).

Allein aus diesen Schriftstellern der älteren und neueren Zeit ist nur so viel ersichtlich, dass Aurio eine besondere Münze prägen Hess, deren Identität aber um so schwerer festzustellen ist, als sich die Angaben bezüglich ihres Werthes widersprechen. Gewiss ist, dass mit ihr nicht jene Müuzgattung gemeint sein konnte, in der die Geldstrafen bemessen wurden, da die venetianische Straf- androhung offenbar den analogen Sanktionen in den deutschen Kaiser Urkunden entsprach, in welchen unter Libra auri sicherlich nur die Zahlung einer bestimmten Summe in Gold gemeint ist s).

i) Vite de üogi & Rer. Ital. T. XX p. 521.

») So z. B. in einem anonymen Ms. der Ambrosiana, welches die Ausführungen der Chronik des Dogen Dandolo zu widerlegen sucht: Percussus est Nummus dictus Aureus, diuque in usu urbis fuit, quorum singuli quinam Libram valerent (Carli p. 405).

8) Noch heutzutage (1870) haben die hierzulande verbreiteten Bauernkalender die (freilich unwirksame) Privilegiumsklausel „bei Strafe von 10 Mark löthigen Goldes, keinen andern (Bauernkalender) in Steiermark einzuführen".

r-,77 Venezianer Münzen nach ihren Typen. '

4. Enrico Dandolo 1192—1205.

Matapane oder Grosso.

Ungefähr um das Jahr 1194 Hess Doge Heinrich Dandolo eine Münze prägen, die er mit dem Namen Matapan oder Grosso benannte: „Subsequenter Dux argenteam monetam ; vulgariter dictam Grossi Veneziani, vel Matapani cum Imagine Jesu Christi in thronb ab uno latere, et ab alio cum figura sancti Marci et dücis, valoris viginti sex parvulorum fieri decretavit *), Marino Sanudo dagegen verlegt den Ursprung dieser Münze in das Jahr 1194 »).

I, Typus.

Av. Der thronende Heiland; zu seinen Seiten "IC— xc.

Rev. Doge und der heilige Marcus nach vorwärts gekehrt stehend, halten die Fahnenstange. Längs derselben: DVX- Umschrift: S-M- VENETIH-DANDOL-

Es hält schwer das Gewicht dieser Münze genau zu bestimmen, da wie Sanudo erwähnt, die Grossi schon zur Zeit des Dogen Nicolo Tron (1471 1473) ausser Umlauf gesetzt wurden, weil sie zu sehr beschnitten waren. Doch kommen wohl noch Stücke vor, die bei tadelloser Erhal- tung und 20 Mm. im Dm. sogar mehr als 44 Gran wiegen.

Im Gehalte dagegen sind sie unbedeutend schlechter: während in Venedig die gesetzlich erlaubte Legirung des

i) Rer. Ital. Ss. Tom. XII, p. 316. a) Vgl. Rubbi p. 406.

87

578

('. v. 'Wächter: System. Beschreibung der Venezianer Mzn. etc.

Feinsilbers auf 40 Caratti pro Mark, festgesetzt war, enthalten sie 44 Caratti Beimengung. Es beläuft sich somit ihr innerer Feingehalt auf 42«/M Gran.

Da erwiesen ermassen der Soldo 12 Piccoli und der Matapane 26, also 2i/6 Soldi galt, so miisste folgerichtig der Soldo beiläufig 19>4/23 Gran Feingehalt gehabt haben. Eine auf diese Berechnung hin angestellte Untersuchung ergab aber für den Soldo über 18 Gran Feingehalt und somit den Beleg für die Richtigkeit, wenn dem Matapan eine Legirung von 44 Caratti zugesprochen wird. Es ist übrigens auch der Vermuthung Raum gegeben worden, dass ursprünglich der Grosso das Doppelte des Soldo, also wie in jeder andern Stadt 24 Piccoli gegolten habe: Das wäre dann eben der Mitteldurchschnitt zwischen den Fein- gehalten des Soldo di Danari piccoli wie wir ihn für das XI. und XII. Jahrhundert mit 28»/,, und 18 ermittelt haben •).

i) Es mag hier nicht unerwähnt bleiben, dass man sich in Venedig zu Ende des XII. Jahrhunderts sowohl für Gold als Silber des cölnischen Gewichts bediente. Dies beweist der zwischen Balduin und Emerio Dandolo im Jahre 1201 wegen Beförderung der Truppen in's heilige Land abgeschlossene Vertrag, worin der Doge sagt: „Propter quae nobis dare debetis octuaginta quinque millia marcarum puri Argenti ad pondus Coloniae, quo utitur Terra nostra." (Vite etc. S. 532 von Sanudo angeführt. Carli a. a. 0. 408).

-- ca i i&tt ■•

579

Numismatische Literatur.

7. Dr. Alfred von Sallet, Direktorial-Assistent des k.

Münzkabinets zu Berlin : Die Künstlerinschriften auf

griechischen Münzen. Berlin, bei Weidmann. 1871.

-55 pp.

Man kann mit Recht beklagen, dass bis jetzt die Kunstarchaeologie an der Numismatik zu geringen Antheil hatte oder nahm. Ob diess den Archaeologen zur Last zu legen, welchen das Münzgebiet unter den in ihr Fach ein- schlägigen Disciplinen immer am fernsten stand, oder den Numismatikern, welche bei ihrem die Aufmerksamkeit auf die Kunst weit überwiegenden Raritäts- und antiquarischen Interesse der Kunstwissenschaft die Handreichung ver- weigerten, ist schwer vielleicht aber dahin zu. entscheiden, dass die Schuld wohl Beiden zukommen dürfte. Ist es doch kaum von Brunn ernstlich geschehen, dem antiken Stempelschnitt die entsprechende Stelle im Gebiet der antiken Kunst anzuweisen, und auch nach dem Erscheinen seiner epochemachenden Künstlergeschichte blieb die Numismatik mit Ausnahme einiger allerdings sehr glück- licher Entdeckungen auf das antiquarische Gebiet be- schränkt.

37*

580

Numismatische Literatur.

In obengenannter Schrift besitzen wir nun wieder eine archaeologische Arbeit von zwar geringem Umfang, aber grossem Werthe, weil sie den gewählten Stoff nach den sorgfältigsten Untersuchungen mit Verlässigkeit und methodischer Kritik behandelt. Die Vorarbeiten von Raoul- Rochette haben als zu weit gehend dadurch zwar reduzi- rende aber dafür auch sichernde Säuberung, und der Abschnitt über die griechischen Münzstempelschneider im zweiten Bande von Brunn's Künstlergeschichte nicht unbe- deutende Ergänzungen gefunden, denen wohl schwerlich, trotz der Aufforderung hiezu von Seite des Verfassers, noch viel beizufügen sein wird.

Die Zahl der sich selbst nennenden Stempelschneider erscheint allerdings nun ziemlich gering, das Gebiet der Künstlerinschriften auf griechischen Münzen überhaupt weder räumlich noch zeitlich gross. In Hinsicht auf die Geographie derselben finden sich nämlich Stempelschneider nur in Sicilien und in einigen Städten Lucaniens, auf einigen kretischen, einer klazomenischen und .v i e 1 1 e i c h t auf einer macedonischen und einer syrischen Königsmünze genannt; und in chronologischer Beziehung beschränkt sich das Vorkommen solcher Namen auf die Periode des Uebergangsstyles und die Zeit der höchsten Kunstblüthe, so dass nur wenige über diesen Zeitraum herabreichen. Von dem künstlerischen Sinne der Griechen aber giebt die Beschränkung hinsichtlich des Metalles denn es sind nur eine Bronzemünze und zwei Goldmünzen mit Künstler- inschriften auf uns gekommen Zeugniss ; denn da sie in dem Silber das künstlerisch entsprechendste Münzmetall erkennen mussten, haben sie auch ihre besten Arbeiten diesem gewidmet, und ihre Namen fast ausschliessend an Silbermünzen verewigt.

Numismatische Literatur.

581

Von den Künstlernamen selbst bezeichnet der Ver- fasser nur 24 als in dieser Beziehung sieher, wenn auch der Abkürzung- wegen nicht immer in ihrer vollen Gestalt herzustellen, und 16 als zweifelhaft, während er einer Anzahl von weiteren Namen eine entschieden andere Deutung als Götter- oder Magistratsnamen giebt. In einer Frage, wie diese , wo neben der Namenform fast nur die Lage und die Grösse der Schrift entscheidet, du blos an zwei Münzen die Künstlerinschrift durch das beigefügte unzweideutige EflOEI sich selbst als solche ankündigt, kann- es nur beruhigen, wenn sich nicht, wie bei Raoul- Rochette, jenes missliche Streben nach Vergrösserung der Namenreihe, sondern Genügsamkeit mit dem Gesicher- ten fifidet, und wir nehmen es gerne mit in den Kauf, wenn durch rigorose Kritik vielleicht der eine oder andere Stempelschneidername verloren gegangen sein sollte. Der Betroffene mag sich dann bei sich selbst beklagen und den Verlust seiner Stelle in der Reihe der Künstlernamen sich selbst zuschreiben, da er durch eine kenntlichere und bezeichnendere Chiffrirung sich der zum Theil sonst unver- dienten Vergessenheit hätte entziehen können.

Wegen einzelner Behauptungen mit dem Verfasser eine Lanze zu brechen, wird wohl kaum möglich sein, denn es könnten nur einigen in blossen Vermuthungen aufge- stellten Möglichkeiten wieder Möglichkeiten gegenüber- gestellt werden. Höchstens in Bezug auf den Stempel- schneider Hippokrates auf Tetradrachmen von Rhegium, von welchem der Verfasser glaubt, dass er „vielleicht" Kratesippos geheissen, möchte ich glauben, dass diese letztere Lesung nicht blos „vielleicht" die richtigere, sondern wenn auch das 5 nicht genau auf der Linie des innO steht— wohl mehr als wahrscheinlich sei, indem die

582

Numismatische Literatur.

grössere Geläufigkeit des Namens Hippokrates der deut- lichen Schreibweise der in der Mitte gebrochenen Bustro-

phedoninschrift ^ippo kaum das Gleichgewicht halten

dürfte.

Verhält sich übrigens auch die Numismatik in ihrer

gewöhnlichen Bedeutung kalt gegen die vorliegende

Arbeit, so wird sie die Archaeologie der Numismatik wie

die Kunstarchaelogie im Allgemeinen zu schätzen wissen.

München.

Franz Reber.

8. Choix des monnaies grecques du Cabinet de

Fr. Imhoof-Blumer. Winterthur 1871 (IX Tafeln und

3 S. Tafelregister.)

Neben der Sammlung des Herrn Grafen v. Prokesch- Osten ist jene des Herrn Imhoof-Blumer in Winterthur wohl die bedeutendste Privat - Sammlung alt - griechischer Münzen in Europa. Sie war bisher nur einem sehr kleinen •Kreise von Fachgenossen bekannt, erlangte aber durch das was von ihr verlautete sehr schnell einen ausgezeich- neten Ruf. Man wusste von den günstigen Lebensverhält- nissen und der engen Verbindung ihres Begründers mit dem Pariser Mtinzmarkte, auf welchem sich in den jüngsten Jahren so viel bedeutendes aus allen Ländern der alten Welt zusammenfand, nicht weniger aber auch von der tüchtigen wissenschaftlichen wie praktischen Ausbildung, welche der Eigenthümer in der Numismatik wie in den einschlägigen Fächern sich erworben hatte. Alle diese

Ni:;uu>matische Literatur.

583

Umstände waren eben sowohl Bürgschaften einer erfolg- reichen Thätigkcit, als in ihnen auch die stille Aufforderung lag, die Erfolge selbst durch Veröffentlichung für die Wissenschaft allgemein nutzbar zu machen.

Schon vor zwei Jahren war die Absicht des Eigen- thümers dieser Aufforderung zu entsprechen zur Ausführung gekommen, indem er eine Auswahl der wichtigsten seiner Münzen veranstaltete und mit einem wissenschaftlichen Commentare versah. Das in französischer Sprache abge- fasste Msc. war schon nach Paris gesendet, die Vorberei- tungen des Druckes aber wurden durch den Krieg von 1870 und 1871 unterbrochen. Es schien nun dem Autor wünschenswerth dem Werke einige Zusätze und Abände- rungen beizufügen, die inzwischen nothwendig geworden waren, wodurch das Erscheinen des Textes wesentlich verzögert werden dürfte.

Damit aber die Benützung seiner Sammlung schon jetzt möglich werde, entschloss sich Herr Imhoof- Blumer die Tafeln mit den Abbildungen der ausgewählten Münzen, abgesondert, dem Texte vorauszuschicken und ihnen nichts weiter als ein Verzeichniss der abgebildeten Stücke mit einigen wenigen und sehr kurzen Bemerkungen beizu- geben. Es ist dies für die Leser der numismatischen Zeit- schrift umsomehr erwünscht als der Herausgeber in seinen jüngsten Arbeiten, welche in derselben erschienen sind, sich auf jene Tafeln im Voraus bezieht.

Die letzteren, neun an Zahl, enthalten 268 Münz- abbildungen, von welchen eine Byblus Syriae (Nr. 224) ihr Original der Sammlung Luynes, vier andere Aeolii 113, Nesiope Lesbi 114, Myra Lyciae 151, Phaseiis

584

Numismatische Literatur

Lyciae 153 die Originale der königl. Sammlung in München entlehnt haben ; es war deren Aufnahme durch eine für den Text nothwendige Vergleichung mit entspre- chenden Stücken der Sammlung des Herausgebers ge- boten. Der letzteren gehören alle übrigen Stücke an; wir finden darunter eines in Gold (Cius Bith.), fünf Elektron (lauter Statern von Kyzikos), dann 161 Silber- und 96 Kupfermünzen. Die Mehrzahl (203 Stück) gehört autono- men griechischen Städten und Inseln an. unter diesen fallen die meisten auf das eigentliche Griechenland (6(3 Stück") und auf Kleinasien mit Cypern (101 Stück). Dagegen von Königsmünzen finden sich 32, von kaiserl. Colonialkupfer nur 24 Stücke.

Alle diese Münzen sind Inedita und entweder noch vollständig unbekannt oder sie bieten völlig neue, lehr- reiche und merkwürdige Varietäten; fügen wir noch hinzu, dass die überwiegende Menge in die Epoche des strengen und des schönen Stiles gehört, in welche die Blttthe grie- chischen Lebens fällt und deren Münzen je mehr ihrer bekannt werden umsomehr eine neue sehr reiche Quelle für die Archaeologie zu werden scheinen, ferner dass sämmtliche mitgetheilten Stücke von vorzüglicher Schärfe und Erhaltung sind , wie es denn überhaupt ein seltener Vorzug der Sammlung ist, dass der Eigenthümer nur best- erhaltene Stücke in sie aufgenommen hat: so wird man Werth und Bedeutung derselben und die vorliegende Auswahl zu würdigen wissen.

Allerdings wird dieser Werth erst durch den gelehrten Commentar des Besitzers, den wir mit warmer Theilnahme und mit grossen Hoffnungen erwarten, vollständig klar hervortreten. Doch sei uns vergönnt, vorläufig nach den

Numismatische Literatur.

585

Bemerkungen des Herausgebers im Tafelregister auf einige wenige Stücke hinzuweisen, auf welche letzterer selbst und mit Recht einen grösseren Werth zu legen scheint.

Wir nennen zunächst die Münzen von zwei neuen Städten Skamandria Troadis (110), (zu Pyrnus Cariae cf. Mionnet III 375) und Posidium Carparthi (143), die in der numismatischen Geographie bisher fehlten, und einen neuen Künstlernamen auf einer Silbermünze vonHeraclea Lucaniae (254). Unter der grossen Menge von Varietäten heben wir die ballspielende Larisa auf einer Münze der gleichnamigen Stadt (24), den erschreckten Pegasus, eine köstliche, über- aus lebendige Thierfigur (Korinth 48), den Schlüssel der Priesterin im Heraeon von Argos (64), das von einer Bremse gestochene Pferd (Erythrae 118), die beiden Styrax von Selge (169) das Menschenangesicht auf der Schale einer Krabbe (Agrigentum 263), den Namen NIKA auf dem Halsabschnitt des Kopfes dieser Göttin (Meta- pontum 258) hervor. Ein sehr glücklicher, in der Ausführung freilich nur bei einer so reichen Sammlung möglicher Gedanke war es, Reihen von Münzen derselben Gattung zusammen zu stellen, sei es um im Allgemeinen die uner- schöpfliche Menge von leichten Variationen eines und desselben Gepräges zu zeigen, sei es um die Entwicklung eines Götterideales durch verschiedene Kunstepochen hin- durch nachzuweisen; ersteres wird in einer Reihe kleiner arkadischer Silberstücke strengen Stiles (71 81), letzteres in elf knydischen Silbermünzen (127 137) mit verschie- denen Aphroditeköpfen offenbar.

Dass der Herausgeber beträchtliche Geldopfer nicht gescheut hat, um die Publication in einer der Sammlung würdigen Weise herzustellen , davon geben die Tafeln

586

Numismatische Literatur.

selbst den lautesten Beweis, deren wir zum Schlüsse noch gedenken müssen. Die Abbildungen sind von dem durch seine Leistungen auf dem Gebiete der numismatischen Illustration rühmlich bekannten Herrn L. Dardel in Paris durchaus nach den Originalien selbst gearbeitet. Was die Zeichnung betrifft, verrathen sie bekanntlich eine sehr grosse Genauigkeit und beweisen ein durch aufmerksames jahrelanges Studium erworbenes Verständnis« und sorg- sames Eingehen in den verschiedenen Charakter der Kunstepochen; man vergleiche z. B. die Frische und Leben- digkeit der strengen Zeit und dagegen den lahmen Stil späteren Colonialkupfers. Namentlich in kleinen Münzen, wo diese Schwierigkeiten durch die Dimensionen gestei- gert werden, zeigt sich die Virtuosität einer sehr sorg- fältig gebildeten Hand.

Was diese anerkannten Vorzüge zwar nicht störend, aber doch merklich beeinträchtigt, ist das Bestreben nach Schärfe und Bestimmtheit der Zeichnung und nach einem gewählten Vortrage. Durch das eine geräth Herrn Dardels Hand nicht selten zu etwas schneidigen Contouren, zumal an den Profilen von Köpfen und Brustbildern, die nicht immer zu rechtfertigen gelingen dürfte ; durch das andere wird der ursprünglich sicher vollkommenere Eindruck der Zeichnung abgeschwächt , es geht ein gleichmässig eleganter Zug durch alle Abbildungen, namentlich das Relief wird, wo die Ausführung weiter in das Detail ein- geht, etwas flau und Verblasen. Niemand wird läugneu, dass die auf der letzten Tafel zusammengestellten Cimelien der Sammlung sehr angenehme sich einschmeichelnde Bildchen gewähren, und dass Nebendinge, wie Haare, Helme, Kränze u. dgl. vorzüglich gelungen sind. Die

Numismatische Mtei atur.

587

nackten Gesicht- und Körpertheile aber freilich alsu die allerschwierigsten Partien erreichen nicht immer das Feuer und die markige Kraft der Originale noch geben sie eine Vorstellung jener vielen pikanten Eigenthttmlich- keiteii, mit welchen die kühne und gewandte Technik des antiken Stempelschnittes uns so häufig überrascht.

Mit diesem Urtheile wollen wir der Begabung des Meisters nicht zu nahe treten, er bleibt doch einer der ersten unter den jetzt lebenden Illustratoren; einerseits liegt was wir bemerkten in der nationalen Anschauungs- weise des Franzosen begründet, andererseits glauben wir, liege, wie jede specielle Befähigung eben desshalb, weil sie eine specielle ist, ihre bestimmten Schranken hat, die Stärke des Herrn Dardel nicht so sehr in der vollständigen Ausführung des Reliefs als vielmehr in der fein empfun- denen Contourenzeichnung und sehr sparsamer Angabe der Modellirung. Fr. Kenner.

9. Brambilla C. : Altre annotazioni numismatiche. Pavia 1870. 107 S. 4°.

Mit vorzüglichen theils photographisch, theils von Herrn Carlo Kunz (Conservator des Museo Bottacin in Padua) ausgeführten Abbildungen, enthält

1 . Beschreibung eines in Zeccone bei Pavia gemachten Fundes von Goldmünzen von Galla Placidia, Marcianus, ßomulus Augustus (mit Brustbild von vorn und VICTORIA AV6G6, stehende Victoria mit Kreuz). Basiliscus; also den Zeitraum von 421 477 umfassend;

° Numismatische Literatur

2. Eine längere Abhandlung- über einen auf Tafel II, 1 , abgebildeten Solidus des Zeno mit CONOBRY im Abschnitt der Rückseite. Diese merkwürdige Münze wird, wie ich höre, von anderer Seite nächstens ausführlich besprochen werden *). Dr. A. v. S.

10. Kenner Friedrich, Custos des k. k. Münzkabinett, die Münzsammlung des Stiftes St. Florian in Ober- österreich, nebst einer die Geschichte der Samm- lung betreffenden Einleitung von Josef Gaisberger,

regulirtem Chorherrn von St. Florian. Wien 1871, XXVIII u. 221 S. nebst VII Taf. u. eingedr. Holzschn. 4°.

Die ausgezeichnete, gegen 12.000 antike Münzen enthaltende Sammlung des Stiftes St. Florian besteht in ihrem Hauptinhalt aus der 1747 angekauften Sammlung des aus Venedig gebürtigen Gelehrten- und Dichters Apostolo Zeno, wurde aber fortwährend vermehrt. Bereits der verstorbene Arneth bereitete eine Publication der interessantesten Stücke dieser Sammlung vor und Hess von dem vortrefflichen, ebenfalls verstorbenen Künstler Schindler Tafeln dazu radiren. Dr. Kenner giebt uns nun in seinem diese Tafeln begleitenden Text einen ebenso sachkundigen als eingehenden Commentar. Aus der grossen Menge der seltenen, zum Theil unedirten Münzen will ich nur einiges besonders wichtige hervorheben: Istrus, Severus und Domna. Serdica, Caralla, Rs. kleine geflügelte Figur, die Tatze eines stehenden Löwen fassend, von Kenner für einen Heilgott erklärt, der dem Löwen einen Dorn auszieht. Ich möchte doch lieber einen Amor mit

i) Siehe Seite 479 ff. Die Red.

Numismatische Literatur.

589

Pfeil in dem FigUrchen erkennen. Philippopolis Thraciae, Hadrian , mit dem Flussgott Hebros : EBPOC Chnlcedon und Byzanz mit dem Kopfe des Königs Rhoemetalies, Zeitgenossen des Augustus. Ballaeus, die äusserst seltene Silbermünze. Epirus, die bereits von Arneth publicirtc schöne Bronzemilnze mit dem Taubenorakel von Dodona. Corinth, Medaillon des Antinous (griechisch) mit dem Namen seines auch auf andern Münzen mit TOIC AXAIOIC vorkommenden Priesters Hostilius Marcellus >) ; Praesus Cretae : bogenschiessender jugendlicher Heros rechtshin. Es* PPAI£, tliegende Taube rechtshin im vertieften Quadrat .11 ö. 11-48. Diese höchst wichtige früher nur inschriftlos bekannte Münze hat Dumersan irrig nach Stymphalos gegeben und in der Darstellung Heraeles und einen stymphalischen Vogel erkennen wollen. Paerisades, König von Bosporus , der äusserst seltene Stater mit den Typen des Lysimachus. Jasus Cariae mit dem Kopfe des IAC0C Olympos Cariae, Tranquillina; die erste Kaisermünze der Stadt. Mopsus Ciliciae mit dem stehenden Kaiser Claudius ; eine ähnliche Münze wird von Mionnet irrig als moderner Stempel bezeichnet. Tarsus, Septimius Severus mit perso- nificirten Provinzen: Cilicia, Isauria, Caria, Lycaonia. Gangra Paphlagoniae, Caracalla, eine für die Numismatik neue Stadt. Nicaea Cilbiani Lydiae, Caracalla mit N€IKA€flN KlABIANflN. Aelia Capitolina, Decins, mit COL AEL KAP COMModiana PiaFelix. RaphiaJudaeae mit weib- lich e m Kopf und Umschrift des Severus Alexander.

i) Hierbei wird Mionnet „ein ehrenwerther Compilator" genannt. Das ist für den ausgezeichneten Mann, dem wir nicht genug dank- bar sein können, doch zu wenig Ehre. Geirrt hat sich Mionnet frei- lich oft, wie jeder andere.

590

Numismatische Literatur.

Dies ganz unerhörte Factum scheint mir trotz der Warnung des Verfassers auf Täuschung zu beruhen. Sabina Hadriani ist als Umschrift correct, aber niemals könnte um den Kopf einer Kaiserin einfach nur der Name ihres Mannes im Genitiv stehen. Alexanders Kopf auf Münzen dieser Gegenden hat bisweilen einen fast weib- lichen Character.

Unter den Alexandrinischen Kaisermünzen sind einige recht interessante, genau beschriebene Fälschungen be- merken swerth. Unter den römischen Münzen verdienen ein goldener Macrinus, ein Unieum, und ein Silbermedaillon des Vetranio besonders hervorgehoben zu werden.

Möchte der Verfasser, der uns durch Publication dieser vortrefflichen Sammlung einen so grossen Dienst erwiesen hat, doch bald auch die Schätze der kaiserlichen Sammlung in Wien in ähnlicher Weise durch Beschreibung und Abbildung erläutern!

Dr. A. v. S.

11. Maggiore-Vergano E. : Rivista della numisma-

tica. Vol. I. Asti 1865. Ein etwa 400 Seiten starker Band

mit vielen gut ausgeführten Abbildungen.

Die antike Numismatik betreffen folgende Aufsätze :

1. Moneta Romana impressa nell' Apulia riguardante

la battaglia d'Ascoli rivinta sopra re Pirro, von Cavedoni.

Die Ansicht, dass die bekannte römisch - campanische

Didrachme mit ROMANO, stehender Victoria und A in

Numismatische Literatur.

591

Apulien geprägt sei, ist eine kühne Hypothese des gelehrten Cavedoni, die auch durch die angeführten Münzen von Asculum mit ähnlichem Victoriatypus noch nicht sicher bewiesen wird.

2. Moneta inedita di Acalissus (Licia) vonA. Fabretti. Eine Bronzemünze von Gordian III im Tnriner Museuni, mit Fortuna und AKAAICCCCON. Eine andere Münze dieser Stadt, auch von Gordian III, aber mit einem Reiter auf der Rückseite, beschreibt Leake in seinen Numismata hellenica.

3. Corso libero di Numismatica aperto da Carlo Gonsalez in Firenze.

4. Disamina del' ragguaglio numismatico di aleuni ripostigli di denari Romani scoperti nella Spagna dal ciliar. Prof. T. Mommsen, von Cavedoni.

5. Moneta di Tirinto von D. Promis. Diese Münzen sind bekanntlich jetzt häufiger geworden.

('). Medaglione di Marc' Aurelio Cesare, von D. Promis. Ein schönes Bronzemedaillon mit sitzender Minerva. Die Umschrift der Hs. muss an einer Stelle verlesen sein: TR PA COS II ist unmöglich, statt des A muss eine Zahl stehen.

7. Disquisizioni intorno all' etä precisa di aleune monete della Mesia Inferiore portanti i nomi de' Presidi Romani etc., von Cavedoni. Cavedoni setzt die Münzen von Marcianopolis mit dem Namen des Flavius Ulpianus in die Jahre 206 211 n. Chr., die des Faustinianus 211 und später, die Münzen des Aurelins Gallus von Nicopolis und Marcianopolis in das Jahr 202.

ü92

Numismatische Literatur

' 8. Descrizione e dichiarazione di una singolarissima moneta di Seleucia della Siria con tipo doppio e doppie epigrafi, von Cavedoni. Feiner mehrere Recensioncn, darunter von Cavedoni über die Berl. Bl. f. Münzk. 1863 und einen NecrologCavedoni's. Das erste Heft des zwei- ten Bandes, 1867, enthält leider keine die antike Numis- matik betreffenden Aufsätze, doch S. 178 eine Recension des achten Heftes der Berliner Blätter für Münzkunde.

Dr. A. v. S.

MISCELLEN.

593

Theilstück einer alexandrinischen SilbermUnze Neros. (Aus einer brieflichen Mittheilung an den Herausgeber) Dass die alexan- drinischen Silbermünzen der Kaiser die Fortsetzung der ptole- maeischen Tetradrachmen sind, wird durch ein unlängst für das k. Münzkabinet erworbenes Theilstück bestätigt; so viel ich weiss, kannte man bisher keine Theilstücke. Es ist ein Nero, welcher, nach seiner Grösse von iya Centime tern Durchmesser und nach seinem Gewicht, die Hälfte der gewöhnlichen Silbermünzen ist, also das Didrachmon zu den Tetradrachmen. Die Tetradrachmen schwanken im Gewicht, wie es bei so schlechtem Metall natürlich ist; 14-276 Gramm ist das Vollgewicht des ptolemaeischen Tetra- drachmons, das neue Didrachmon wiegt 6-72. Es hat auf der Vor- derseite NEP KAAV KÄIZ (ZEA TEP AVT) um den lorbeer- bekränzten Kopf des Nero, rechtshin; auf der Kehrseite steht in zwei graden seitlichen Zeilen EATTIZ neben der linkshin schrei- tenden Spes, unten vor ihr A im Felde.

Am Schlüsse der alexandrinischen Prägung kehrt ebenfalls ein Tetradrachmon und ein Didrachmon wieder, falls die Münzen damals noch diese Namen führten. Herr Dr. v. Sallet erinnert bei

38

594

Misecller..

dieser Münze des Nero an die Alexandriner des Domitius Doinitianus, welche auch zwei verschiedene Grössen haben-, auf den grösseren ist der Kaiser strahlenbekränzt, auf den kleineren lorbeerbekränzt, die grösseren werden also Tetradrachmen, die kleineren Didrachinen sein. Es ist nicht zu bezweifeln, dass beide Münzen von dem nämlichen Doinitianus sind, und dass sie sich wie 1 : Va verhalten.

Eine andere Münze des Nero, ebenfalls unlängst in das k. Münzkabinet gekommen ist die kleinste aller alexandrinischen die ich je gesehen, sie hat nämlich Durchmesser von 5 Millimetern. Auf der Vorderseite steht NEP KAA KAI... im Kreise um ein €, auf der Kehrseite ist eine aufgerichtete, weibliche (etwas dicke) Sehlange mit dem blumenförmigen Zierrat auf dem Haupt; ob in ihren Windungen, wie sonst, das Sistrum steckt ist nicht deutlich. Die Abkürzung KAA ist ungewöhnlich und erklärt sich nur durch die Enge des Raums ; ebenso ungewöhnlich ist das deutlich €, welches doch wohl nichts als das Jahr '5 bedeutet obgleich der Zahlbuchstab in dieser Zeit eher E zu sein pflegt.

Ich war sogar auf den Gedanken verfallen , das I auf kleinen Alexandrinern des Augustus, welches ohne L allein in der Mitte des Feldes steht, von einem Kranze umgeben, mit diesem in Verbindung zu bringen. Und dabei konnte mau daran erinnern, dass grade unter Nero auch auf römischen Münzen eine Werthzahl vorkommt. Gewissen kupfernen Asses mit lor beer bekränztem Kaiserkopf entsprechen an Grösse andere von gelbem Erz mit strahlen bekränzten Kaiserkopf, und diese letzteren haben die Zahl II, zwei Asses.

J. Friedlaender.

595

Fund von Nachprägungen römischer Consular Denare in Ungarn.

Im verflossenen Sommer fand ein Bauer in der Nähe von Sillein in der Trcntschiner Gespaimschaft beim Ausroden eines Baumes an der Wurzel einen kleinen Topf mit beiläufig 100 Silbermünzen, theils römische Consular-Denare, theils Nachprägungen derselben. Leider kamen 60 - 70 Stück davon in fremde Hände und nur der Best, 30 Stücke, zu meiner Untersuchung. Bei der Seltenheit der- artiger Münzfunde glaube ich selbst die wenigen geretteten Exemplare hier bekannt geben zu sollen '),

1. Postumia (Cohen 8). Originalstempel, z. g. e. *1, (ähnlich Cohen 8). Unverändert, im Abschnitt

SISSAV Perlenrand, g. e. *2, Cornelia (ähnlich Cohen 25).

Av. Jupiterkopf, unter dem Auge ein Bin- gelchen.

Eev. Unverändert, unten RAVISCI s. g. e. 2). *5, ., (ähnlich Cohen 25).

Av. Wie vorher.

Bev. Unverändert, unten RAVIT, s. g. e. *17, Boscia (ähnlich Cohen 1).

Av. Unverändert, hinten Zweig, unten €• Bev. Kopflose weibliche Figur linkshin, eine Schlange fütternd 3) , unten undeutliche Schriftzüge MINV? z. g. e, nur ein Stück s. g. e.

*1, Crepusia (ähnlich Cohen 1).

Av. Bomakopf mit Flügelhelm. Der Band besteht aus Perlen und Strichen.

i) Von den mit * bezeichneten Typen habe ich je ein Stück für meine Sammlung erworben. Die vor den Familiennamen stehenden Ziffern bezeichnen die Zahl der von mir untersuchten Exemplare.

") Ein ähnliches Nachgepräge ist abgebildet bei Arneth, Zwölf röm. Ml). Dipl- P- 72. Dr. J. K.

J) Mädchen den Drachen fütternd: die lanuvinische Jungfrauenpiobo. Vgl. Mommscn Gesch. d. Köm. Mzw. p. 644. Dr. J. K.

38*

öJÖ Miscellen.

Rev. Reiter mit langem Barte und geschwun- gener Lanze; unter dem Pferde in einer länglichen Tafel AV oder AP vertieft geprägt. Z. g. e.

•1, Crepusia (ähnlich Cohen 1). Wie vorher, nur statt des Romakopfes ein weiblicher Kopf.

*1, Papia (ähnlich Cohen 1).

Av. Romakopf mit Flügelhelm.

Rev. Unverändert, jedoch ohne Schrift und mit einem Granatapfel (?) als Beizeichen.

o.e.

*1, (ähnlich Cohen 1).

Av. Kopf der lanuvinisohen Juno mit Zie- genfell.

Rev. Wie vorher, z. g. e. Gr. 20 Mm. Durchschnittsgewicht 3-60 Grm. feines Silber.

Die Originale sind leicht zu erkennen. Grössere Abweichun- gen von denselben sind nur an den Nachgeprägen der Crepusia (Romakopf statt des weiblichen Kopfes) und der Papia (Romakopf statt des Kopfes der Juno mit Ziegenfell) bemerkbar. Diese Ab- weichungen dürften mehr der Willkür des Stempelschneiders als der Vorlage zweier uns noch unbekannter Originale zugeschrieben werden, um so gewisser, als man ja schon im J. R. 640, also vor der Ausprägung der Crepusia und Papia, den Romakopf wegzu- lassen und durch verschiedene andere Götterköpfe zu substituiren begann. Diese Nachprägungen müssen daher nach dem J. R. 640 stattgefunden haben: wahrscheinlich in der Mitte des ersten christ- lichen Jahrhunderts *).

J. Neudeck.

i) Ueber die Aravieker oder Eravisker und die PrSge*eil der oben beschrie- benen Denare vgl. Mommsen, 1. c. p. G9ß. l>r. J. K.

597

Münzfund bei Sirok in Ungarn. Im .Sommer 1871 wurde bei den im Heveser Comitate zwei Meilen wrstlich von Erlau zunächst dem Dorfe Sirok gelegenen Festungsruinen in einer durch Regenwasser ausgespülten Erdfurche eine grössere Menge alttürkischer Silber- münzen gefunden. Den wie immer gefälligen Bemühungen des Herrn Ignaz v. Doböczky verdanke ich die Kenntniss von 23 Stücken. Mit einer einzigen Ausnahme einer in der Krim -fi

geprägten kleinen M von 0-34 Grm. des Chän's Ghäzi Giräi 990 bis 1005 (1588 1596) sind sie sämmtlich meist durch den Umlauf arg beschädigte türkische Asper, und zwar aus der Zeit Muräd's III 982—1003 (1574—1595) und dessen Nachfolger's Muhammed III f 1012(1603) mit den Prägstätten: Konstantinopel, Haleb (Aleppo), Serez in Macedonien, i_^X-j! Usküb (Scopi) von Muräd III und den

bisher unbekannten Münzstätten i^Jjuj Sin üb (Sinope), gleich- falls von Muräd III, und ^L«1j Beligräd (Belgrad) von Muham- med III. Diese aus den verschiedensten Theilen des weiten osma- nischen Reichs und der heerespflichtigen Krim zusammengewür- felten Münzchen kamen wohl in den Herbsttagen des Jahres 1596 in die erwähnte Fundstelle, denn damals hauste in jener Gegend das osmanische Heer, dem auch im September desselben Jahres unter Mitwirkung der Horden Ghäzi Giräi's und in Anwesenheit des Sultan's Muhammed III Erlau in die Hände fiel.

Dr. J. K.

Ausprägungen Oesterreich-Ungarns im Jahre 1871.

1. Bei dem k. k. Hauptmünzamte Wien.

Silberniünzen: Doppelgulden . . . .102.384 Stück gleich fl. 204.768-

Gulden 5,446.521 „5,446.521-

Viertelgulden ... 114.192 28.548-

Maria Theresia-Thaler 10.900 22.942-66

Silberscheidemünzen: zu 10 kr. ..1,700.080 170.008-

598

Miscellen.

Goldmünzen: einfache Dukaten 669.960 Stück mit fl. 3,215-808-

vierfache Dukaten 18.856 362.035-2„

20 Franksstücke ä 8-10 33.790 273-699-

10 Franksstücke ä 4-05 6-665 - 26-993-,,,

Zusammen. .8,103.348 Stück mit fl. 9,751.323-,0

2. Bei dem königl. ung. Münzamte Kremnitz.

Silbermünzen: Gulden 2,444.984 Stück ~iit fl. 2.444.984-

Silberscheidemünzen: ä 20 kr.\ .. . 334.507 ., 66-901-4,,

ä 10 kr 1,421.771 n 142-177-10

Goldmünzen: 20 Franksstücke . . 75.575 ,, 612.157-50

10 .. 111.142 450.125-10

Zusammen.. 4,387.979 Stück mit fl. 3,716.345-1(.

3. Bei dem königl. ung. Münzamte Carlsburg.

Silbermünzen : Gulden 242.750 Stück mit fl. 242.750-

Silberscheidemünze: ä 10 kr 3,382-790 ., 338.279-

Goldmünzen: 20 Franksstücke .. 77-547 ,, 628.130-70

Zusammen.. 3,703.087 Stück mit fl. l,209.159-7O

Dieses Münzamt ist im Mai 1871 als Prägestätte aufgelassen worden.

Hauptübersicht der Münzprägungen Oesterreich-Ungarns im Jahre 1871.

Silbermünzen : Doppelgulden .. . 102.384 Stück mit fl. 204.768-

Gulden 8,134.255 8,134.255-

Viertelgulden . . . 114.192 28.548-

Maria Theresia-Thaler 10-900 22-942-,,5

Silberscheidemünze : zu 20 kr 334.507 ., ' 66.901 -4o

zu 10 kr 6,504.641 p .. 650.464-10

Goldmünzen : Dukaten 669.960 3,215.808-

Vierf. Dukaten 18.856 362.035-30

20 Franksstücke . . 186.912 l,513.987-ä0

10 .. 117.807 477.118-35

Summe. .16,194.414 Stück mit fl. 14,C76.827-9a

591»

Ausserdem wurden im Jahre 1871 bei dem k. k. Hauptmünz- amte zu Wien 4986 Medaillen 127 in Gold, 2817 in Silber und 2042 in Kupfer theils als Nachgepräge, theils als Neuprägungen erzeugt. Die letztern sind :

1. Zum 80jährigen Geburtsfeste des Dichters Grillparzer in Gold, Silber und Kupfer (Radnitzky).

2. Preis der landwirthschaftlichen Gesellschaft in Graz in Gold Silber und Kupfer (Jauner).

3. Preis der Versicherungs - Gesellschaft Donau zu Wien in Silber und Kupfer (Radnitzky).

4. Zur Erinnerung an den 100jährigen Geburtstag des Wund- arztes Lorinser in Gold, Silber und Kupfer (Tautenhayn).

5. Preis der landwirthschaftlichen Gesellschaft in Klausenburg in Gold, Silber und Kupfer (Gaul).

G. Preis der Industrie -Ausstellung in der Brühl bei Mödling (für Hunde) in Silber und Kupfer (unbekannt).

7. Auf den ungarischen Gelehrten Toldy Ferencz in Gold, Silber und Kupfer (Radnitzky).

8. Zur Erinnerung an die Eröffnung des Silberbergwerkes der Kscheutzer Gewerkschaft in Böhmen , aus dem ersten gewonnenen Silber geprägt (unbekannt).

9. Auf die Eröffnung des k. k. Museums für Kunst und Industrie in Silber und Kupfer (Radnitzky).

10. Preis der Industrie - Ausstellung zu Triest in Silber und Kupfer (Radnitzky).

11. Dienstzeichen für die ungarische Nordostbahn in Silber (Fried).

Endlich wurden daselbst für mehrere Eisenbahnbau -Unter- nehmungen circa 10.000 kupferne Zahlmarken (sogenanntes Baraken- geld) mit verschiedenen Emblemen und Werthbezeichnungen geprägt. C. Ernst.

(500

Miscellen.

Die Münzen der Grafen von Genf. Bei der im Jahrgang 187t) dieser Zeitschrift, S. 503 ff., veröffentlichten Abhandlung über die Münzen der Grafen von Genf entgieng mir ein Stück, welches im Jahr 1854 in Annecy gefunden und von Herrn E. Serand in der „Association florimontane d' Annecy" 1855 veröffentlicht worden ist.

Es ist dies ein von den beschriebenen Exemplaren ganz ab- weichendes Gepräge und dem Grafen Peter zugehörig.

Av. + P0TRVS. . .GS Im Perlenkreise das Wappen in viereckigem Schilde.

Rev. "i" GG.. . . (JH- Im Perlenkreise ein Kreuz. Dm. 13 Mm. Gew. 0-61 Grm.

Es dürfte dieses Stück den gleichen Werth repräsentirt haben, wie die S. 508 unter Nr. 2 beschriebene Münze des Grafen Amadeas III.

Alb. Sattler.

Medaillen -Concurs für die Wiener Weltausstellung 1873. Der von

dem General-Director der Wiener Weltausstellung am 30. November v.J. veröffentlichten Einladung zur Betheiligung an diesem Concurse haben neunzehn Künstler des In- und Auslandes Folge geleistet. Noch im April soll eine aus zwölf Mitgliedern bestehende Jury darüber ihr Urtheil fällen. Ohne demselben vorzugreifen, wollen wir uns doch mit Rücksicht auf den die Cülturinteressen unsres Staates berührenden Gegenstand des Richterspruchs, in diesen, sonst nur gelehrten archaeologisch-numismatischen Forschungen gewidmeten Blättern einige Bemerkungen erlauben.

Es ist ein öffentliches Geheimniss, dass man an massgebender Stelle anfänglich zu Gunsten des Auslandes jedem Concurse abgeneigt war. Wir haben nun allen Grund uns über die glückliche Beseitigung dieser autokratischen Anwandlung zu freuen, umso- mehr, als wir jetzt Gelegenheit haben die banalen Missgeburten des so vielfach gepriesenen und vielleicht auch in Aussicht gehabten französischen Stempel-Esprit's kostenfrei anzustaunen. Wenn uns

601

nun auch eine billige Erwägung' mit schonungsvollem Stillschweigen über die gänzlich misslungencn ausländischen Modelle des Monar- chen-Bildnisses hinwcgleitet; so mag es wenigstens gestattet sein vorläufig einige Revers- oder Schattenseiten der Concursmodelle zu beleuchten.

Wir lassen dabei Frankreich recht gerne an der Spitze mar- schiren und erwähnen vor allem aus den eingesandten Arbeiten des Herrn Gustave Deloye in Paris die köstliche, wenngleich unfreiwillige, Parodie der Prometheus-Sage auf seinen Modellen 17 und 18, wo der kaiserliche Adler nach der Leber des Kunstgenius lechzt. Unübertroffen an Originalität ist der Velocipedist der Fortschritts -Medaille 29, einer Compagnie- Arbeit zweier Wiener Graveure. Diese lassen hier den Kunstgenius auf einem durch einen Strang an die Kreislinie (!) der Medaille gebundenen Rade reiten. Da fährt der Genius plötzlich mit einem Winzermesser nach rück- wärts, durchschneidet den hemmenden Strick, worauf das Rad zu rollen beginnt und den armen Teufel rädert. Also ein Fortschritt im Selbstmorde ; bedauernswerthcr Concurrenz-Genius !

Es ist offenbar nur die Macht der allgemeinen Kunstrichtung, welche hier die abgeschmacktesten Ideen „für guten Geschmack" Zeugniss geben lässt (Gruppe V). Ein Künstler indess, Pieroni in Lucca, macht eine Ausnahme. Er greift tief zurück in die Zeiten der griechischen Mythe und empfiehlt, weil er selber keinen Geschmack hat, den Ausstellern von 1873 den guten „Geschmack" des Paris.

Doch genug. Die Betrachtung der Concurs-Arbeiten ist für den Freund der Medaillenkunde betrübend. Sie offenbart ihm in .erschreckender Weise den Niedergang eines Kunstzweiges, der leider schon vor hundert Jahren seine schönste Blüthe in Oester- reich verlebt hat. Die classischen Werke von Richter, Donner, Vestner, Widemann, Toda, Würth, Krafft u. s. w. scheinen unsrer Generation in Vergessenheit gerathen zu sein; wenigstens finden wir kaum als kargen Ersatz für die versiegte Schöpfungskraft ein ehrenwerthes Nachstreben durch das Studium dieser technisch vollendeten Meisterwerke. Dass wir hier ausschliesslich einer österreichischen Kunstepoche gedenken, geschieht nur dess- halb, weil wir mit dem daran geknüpften Vorwurf ganz besonders

602

die Jüngern Kräfte unsrer Graveurschule getroffen meinen, mit Aus- nahme des Karamcrmedailleurs Herrn Joseph Tauten hayn der in diesem Concurse vor allen andern Preisbewerbern zur Freude sei es gesagt achtungsvoll genannt werden muss. Das gelungene Porträt des Kaisers (Nr. 12), die anmuthige Gruppirung der Reversfiguren auf der Medaille für Kunst (Nr. 2G) und Fort- schritt (Nr. 3G) zeugen von unzweifelhaftem Talente und glück- lichem Streben. Nur beiläufig gesagt, sehen wir nicht a'-, wie auf der Kunstmedaille die angedeutete sicilisch-arabische Inschriftenborte des Krönungsmantels des heiligen römischen Reichs deutscher Nation in den Gewand-Saum der Austria kömmt.

Ungeachtet der grossen Zahl der eingesendeten Modelle (60) erscheint uns das Resultat des Concurscs im Ganzen kläglich. Die bedeutendsten deutschen Künstler, der vortreffliche Kullrich in Berlin, der berühmte Voigt in München u. A. sind ferne geblieben. Andere hinwieder haben durchaus nicht den Erwartungen ent- sprochen, die ein dienstbarer Local- Patriotismus gehegt. So z. B. Charles Wiener in Brüssel, in Gravirungen architektonischer Vor- würfe geschickt, in der selbstständigen Composition unzulänglich.

Nicht leicht mag daher der Jury das Urtheil werden, schon desshalb nicht, weil sie über einen viel zu schweren Apparat ver- fügt. Zwölf Mitglieder die cur hie? zum Theil aus Corpora- tionen gewählt, die dem Medaillenfache eben nicht nahe stehen! Wenn nun bei dieser Wahl eine Corporation , die der Medaillen- Wissenschaft ihr Bestehen verdankt gänzlich ignorirt wurde, so wird dies, hoffen wir, ihr unbeirrtes Urtheil in diesen Blättern seinerzeit abzugeben, nicht behindern. Dr. J. K.

Prof. N. Dechant. Se. Majestät der Kaiser hat mit EntSchliessung vom 6. Jänner 1872 unserem geehrten Mitarbeiter Herrn Professor Dechant in Anerkennung seiner wissenschaftlichen Thätigkeit auf dem Gebiete der Numismatik die goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft verliehen. Dr. J. K.

Miseellen. UU.'J

Das königliche Münzkabinet in Berlin. Unter diesem Titel er- schien vor Kurzem eine Broschüre (95 Seiten) aus der Feder des Herrn Director Dr. Friedlaen der , die den Besuchern der ge- nannten Anstalt als Leitfaden zu dienen bestimmt ist. Das Büchlein gewährt in der einleitenden Entstehungsgeschichte einen interes- santen Einblick in das erst nur langsame , in neuerer Zeit aber so überraschend schnelle Aufblühen dieser königlichen Sammlung. Bekanntlich war der grosse Kurfürst der eigentliche Begründer des- Münzkabinets. Obwohl derselbe seine Schöpfung persönlich pflegte und seine Nachfolger, besonders Friedrich der Grosse, sowie unter Andern auch der berühmte Numismatiker und Staatsmann Ezechiel Spanheim (f 1710) für die Bereicherung der Sammhing wirkten, umfasste sie im J. 1840 doch erst nur 26.500 antike, darunter 6.500 griechische Münzen. Seitdem, also nach 30 Jahren, hat sie sich ver- doppelt. Unter den jetzigen 60.000 antiken Münzen theilen sich die griechischen und römischen in die Hälften. Nicht minder rasch wuchs durch Ankäufe ganzer Sammlungen die Abtheilung der mittelalterlichen und neueren Münzen auf mehr als 80.000 Stücke an. Die energische und thätige Leitung dieser Anstalt darf sich eines beispiellosen Erfolges rühmen.

Die antiken Münzen sind nach dem vortrefflichen Eckherschen geographischen System geordnet, von dem abweichend nur die Münzen der westlichen und östlichen Reichshälften seit Arcadius und Honorius getrennt wurden. Die mittelalterlichen und neuern Münzen sind erst unlängst nach einem neuen sehr praktischen System geordnet worden. Es fordert gerechtes Staunen, wenn man weiss, in welch' kurzer Zeit nur wenige Hände diese Riesenarbeit durchgeführt haben. Die für die Besucher in drei Schautischen aus- gelegten Münzen aller Zeiten sind zu einigen grossen geographischen Gruppen vereinigt, welche zugleich das numismatisch verwandte umfassen ; jede dieser Gruppen ist aber wieder für sich in chrono- logische und kunsthistorische Keinen gebracht, welche deu Entwick- lungsgang der Prägekunst veranschaulichen. Die von Meisterhand entworfene Uebersicht der Zusammenstellung möge hier zur Nach- ahmung empfohlen sein :

A. Hellas und die hellenischen Kolonien in Kleinasien.

I. Die Anlange der Prägung, in Aegina und anderen Inseln des aegaeischen Meeres, in Hellas und in Kleinasien.

T)04

Miscellen.

IL Die alterthümlichen Münzen der Inseln, des Peloponnes, von Athen, Boeotien, Phocis, Epirus und Thessalien, von Kleinasien und Afrika.

III. Die Münzen des vollkommenen Styls in derselben Folge.

IV. Einige Münzen dieser Länder aus der Epoche der sinkenden Kunst.

B. Der Norden Griechenlands.

I. Die Anfänge der Prägung.

IL Die alterthümlichen Münzen.

III. Die Münzen des vollkommenen Styls.

IV. Die Münzen der macedonischen Könige bis zur Herr- schaft der Römer, dann die Münzen der Diadochen und einiger kleinasiatischer Könige.

0. Sicilien und Grossgriechenland.

An die sicilischen, in drei chronologische Abthei- lungen gesonderten, schliessen sich die Königsmiinzen Sicüiens. An die grossgriechischen einige nord- italische, einige der griechischen Kolonien in Gallien und Hispanien, Proben der barbarischen .Münzen von Hispanien, Gallien und Britannien, der keltischen Münzen Deutschlands.

D. Persien und die semitischen Völker.

E. Einige unter den römischen Kaisern in Griechenland und

Kleinasien geprägte Münzen.

F. Römische Münzen.

I. Das italische und römische Schwergeld. IL Die Münzen der Republik.

III. Die der Kaiserzeit.

IV. Schaumünzen, Medaillons.

G. Uebersicht der mittelalterlichen und neueren Münzen und eine Auswahl von Medaillen.

Misccllei).

605

Den Schluss der Ausstellung bildet eine Auswahl von den so- genannten Cinquecento Medaillen , an welchen Meisterschöpfungen der italienischen Ciselierkunst das königliche Münzkabinet einen Staunens werthen Reichthum besitzt. Möge ihm, gleich den übrigen »Schätzen, das Büchlein verständnissvolle Bewunderer zuführen.

Or. J. K.

A. Brichaut. Der sehr eitrige Controleur der Brüsseler Münze. Herr August Brichaut beabsichtigt im Vereine mit Ch. van Peteghem unter dem Titel „Souvenirs numismatiques de la Revolution Francaise (1870—1871)" eine umfassende Beschreibung aller in Frankreich seit der Kriegserklärung an Deutschland bis zur Zeit der Pariser - Commune fabrizirten Medaillen, Jetons u. s.w. zu publiciren. Wir glauben, dass selbst die Freunde solcher Specia- litäten überrascht sein werden , einen einzigen grossen Wahnsinn tausendmal vervielfältigt zu sehen. Schon diese Menge von numisma- tischen Ephemeriden wird nicht verfehlen ein allgemeineres Interesse zu erwecken. Dr, J. K.

f Prof. M. A. Levy. Es obliegt uns die traurige Pflicht diesen Band mit der Klage um den Verlust eines berühmten Gelehrten und Mitarbeiters zu beschliessen. Am 22. Februar 1872 Früh 3 Uhr verschied in Folge eines Herzschlags in Breslau der königl. Prof. Dr. M. A. Levy. Er hatte, den 11. März 1817 in Altona geboren, noch nicht das 55. Lebensjahr vollendet. Levy erhielt auf dem Gymnasium zu Braunschweig seine Vorbildung, studirte bis 1840 in Berlin und kam, nachdem er in Leipzig promovirt hatte, nach Breslau. Er gehörte zu den Männern, die von einer ihre Lebensstellung weit überragenden Bedeutung sind. Ursprünglich für die Laufbahn eines jüdischen Theologen bestimmt, neigte sich sein Studiengang bald mehr dem Lehrfache und der gelehrten Forschung zu. In beiden Richtungen knüpfen sich die gleichen Erfolge an Levy's Wirken. In Breslau hat er gemeinschaftlich mit Dr. A. Geiger die erste syste- matisch organisirte , der freisinnigen Richtung huldigende jüdische Religionsschule gegründet, an welcher er bis an sein Ende als Mit- director und Lehrer thätig war. Während dieser trotz zarter Körper-

606

Constitution unermüdlichen Hingebung an seine Berufspflichten entfaltete er in geräuschloser Stille eine umfassende literarische Thätigkeit, die ihm seinen europäischen Euf verschaffte. Sie er- streckte sich fast über das ganze grosse Gebiet der semitischen Inschriftenkunde. Besonders wichtig und verdienstlich sind seine in den Jahren 1856 18^4 erschienenen „Phönizischen Studien," worin er beinahe die gesammte phönizische Inschriftenkunde bear- beitet hat. Seiner Entzifferung der nabathaeischen Inschriften von Petra, Haurän und der Sinai-Halbinsel (1860) verdankt man vorzugs- weise die Begründung ihres aramaeischen Charakters. Wie alle diese Arbeiten, so geben auch seine Erklärungen der Siegel und Gemmen mit aramaeischen, phönizischen, althebräischen, himjarischen, naba- thäischen und altassyrischen Inschriften (1869) einen Beweis von glänzendem Scharfsinn und bedeutendem epigraphischen Talente. Im Jahre 1864 gab er auch ein phönizisches Wörterbuch heraus. Ferner erschienen von ihm Beiträge zu einzelnen Theilen der hebräischen Grammatik und Literatur, sowie geschätzte Schriften im pädagogischen Fache.

Obwohl nicht im eigentlichen Sinne Numismatiker, hat sich Levy- doch auch um unsere Wissenschaft bedeutende Verdienste erworben. Eine tüchtige philologische Bildung, unterstützt von einem meist glücklichen Scharfsinn in der Entzifferung schwieriger Legenden lässt so manche numismatische Mängel, wie sie z. B. in seiner „Geschichte der jüdischen Münzen" hervortreten in müderem Lichte erscheinen. Hauptsächlich ein Entzifferer, hat Levy d«s ihm von der Numismatik gebotene Inschriften- Material meisterhaft zu den wichtigsten und weitgehendsten linguistischen und schrift- geschichtlichen Schlüssen zu benützen verstanden, wie z.B. in seinen „Beiträgen zur aramäischen Münzkunde Erän's" (1867).

Als abgesagter Feind aller literarischen Camaraderie oder Eeclame und gegen den beschränkten Horizont eines die „kleinen" Denkmäler mit vornehmer Ignoranz beurtheilenden philologischen Starrsinns, hat Levy sich und seinen weitgreifenden, mühevollen Forschungen eine bleibende Geltung gesichert. Die Wissenschaft wird ihn ebenso schmerzlich vermissen wie Alle die irgendwie zu ihm in Beziehung gestanden haben. Dr. J. K.

607

Sach-Register des dritten Bandes.

-^S>££2*&-

A.

Aal, ommaijad. Mstätte 168. Abbasiden, Chalifen . MM .

ders. beschr. 169 ff, 176 ff. Abdendschärägh s. Endi-

dschärägh.

A b d e r a, Thraciae, falsche N

von, 439 f. A b e rkü h, Mstätte derlndschui-

den 157, 162. A b e r s c h e h r, omaijad. M.stätte

16S. Abu Nasr auf samanid. Dirh.

185. Acrasus Lydiae, B. M. derFul-

via Plautilla das. geschl. 98, 100. A d a 1 b e r o, Ezb. v. Trier, Denar

dess. 547. Adler, auf aegypt. MM. 81.

mit ausgebreit. Flügeln 97, 115

auf einer Tempelkuppel 131

auf einem nabath. Didr.448. Aegypten, die ersten griecli.

Königs-MM. daselbst 73 ff. lieihe ders. 80. A e hr e, dargest. auf dem Schilde orchomenischer MM. und als Symbol 361—365, 369 auf MM. v. Pharai 373.

Aehren kränz, als Mtypus v. Orchomenus 365 von Her- mione 368.

Aemilianus, Kaiser, falsche Br.-M. dess. 122.

Aera, doppelte auf MM. Agrip- pa's II 451 ihr Beginn 451 andere unter Agrippa II 451 f.

Aetolischer Bund dess. M. Systeme 417.

Aequitas, stehend dargest 117, 125.

Africa, Kopf ders. mit Löwen- haut auf MM. 75.

Afrikija, Münzhof der Oraaija- den 169 der Abbasiden 172.

Agathokles, Goldm. dess. beschr. 4, 49 M.typus dess. 75.

Agleier- (Aquilejer-) MM. be- handelt wo? 192 ff. versch. Benennungen ders. 192. Curs ders. im Mittelalter 192, s. Aquileja.

A g r i g e n t, Tetradr. von, 10. Agrippa I und II. MM. ders. 83, 449 ff.

608

Sach-Register.

Agrippa I, die Legende einer M. erklärt 450 dessen Bun- desvertrag mit den Kömern symbolisirt 450.

II, MM. dess. unter Titus 89 unter Domitian 89. Ueber die Daten seiner MM. 451 f.

A g r i p p i n a jun.. alexandr. K.M.

ders. 287. Ahmed b. Ismail, Samanide,

MM. dess. 182 ff.

b. Muhammed , auf einem Sof- fariden Dirh. 178.

A h w ä z, abb. MM. das. gepr. 177. Albert' II, von Görz, M. dess.

532. A 1 e p p o , Fabriksherd für falsche antik. MM. 443 f.

Alexander d. Gr. , uned. MM. dess. 51 ff. Darstellungen auf seinen MM. 52, 77. —Präg- stätten 55 ff. Beizeichen seiner MM. beschr. 55 ff. Monogramme 52 prägte in Aegypten 75 seine M.typen nach seinem Tode in Aegypt. fortgebraucht 75. Reihe seiner aegypt. MM. 80. sein Bildniss mit dem des Ptole- maeus Soter 81. Sein Kopf mit Elephantenhaut verwandelt 79 mit Diadem und Ammons- horn 80, 81.

I von Syrien, dessen Kopf mit Löwenfell, dargest. 76.

Amyntas, König v. Galatien, falsche Gold-MM. dess. beschr. 437.

Anaktorion, St. in Akarna- nien; die ältesten MM. der*, mit F 388 ff., 412. M. mit Tempelschlüssel 409.

Andronikos, Kaiser, bekriegt den Desp. Nikephorus von Epirus 486.

An halt, s. Bernhard.

Anker, als M. beizeichen 76.

Annia Faustina -e. lauatina.

Anthedon, St, in Boeotien, s. Restitutionen.

Antonius, M., angebl. alexan- drin. K. M. dess. 285.

Apollo- Lykios, Kopf dess. auf MM. v. Argos 401—405.

Rhodischer, Kopf dess. auf MM. v. Lepsimandos und Karien 409 ff.

A q u i 1 e j a, Vorgesch. (bis 1204

194 M.recht verliehen an

195 Zutheilung der MM. von, 202 ff. MM. der Patriarchen von, 518 f. Gewicht der MM. von 538.

A q u i 1 i a Severa s. Severa. Aramaeische Schrift auf Sa- trapen-MM. 427 ff. auf einer Drachme athenischen Geprägs 433 f. älteste Form des Teth (ü) aus dem V. Jahrdt. v. Chr. 434.

Ardeschir Churre: abbas. M.hof 169.

Argos, St. in Argolis; Restitu- tion der Thyrea irrig zuge- schriebenen MM. 392 405 argivische M.typen, 400, 404 MM. mit Tempelschlüssel als Typus 406 ff.

A r i a r a t h e s , Satrap v. Kappa - docien, MM. dess. 427 ff.

A rlongus Bisch, v. Triest MM. dess. 528.

Arnold I, Ezb. v. Trier, seine MM. 549.

Arrän, abbas. Prägstätte, 169.

Arradschän, abbas. Dirh. das. gepr. 178.

Arta, M.stätte der Despoten v. Epirus 498 ff.

Artaxerxes Mnemon, Bildniss dess. auf MM. 422.

Artemis mit Fackel in d. Qua- driga 420.

As, der röm. , behandelt woV 3U6 f.

Sach-Register-

(309

A s a f o 6 ti d a s. Silphinm.

A s p 1 e d o n , St. in Boeotien s. Restitutionen.

Athena, als Flügelgestalt auf MM. 1 ff. Kopf clers. auf boeotischen Bundes-MM. 325 auf MM. v. Anaktorion 389,409.

Nike (Siegesgöttin) 3.

Promachos, geflügelt, auf boeot. Bundes-MM. 325.

Athenisches Gepräge mit

aramaeischer Legende 433. A u r e o 1 a, venet. M.gattung 576.

Badachschän, saman. M. statte

186 f. Baden, s. Johann II, Jakob II. Badghis, abbas. M.hof, 177. Bagdad s. Medinet es-Seläm. B albin u s , Kais, falsche Br.-M.

119. Balch, abbas. M.stätte 173,

saman. 182, 188 f. 190. B alduin v. Trier, M. dess. 551. Bamiän, saman. M.hof 190. Basra, abbas. MM. das. gepr.

169, 177. Beizeichen auf Alex. MM.

beschr. 55 ff. Belgrad, türk. Prägstätte 597. B e 1 i 1 1 o s , aramaeischer Name

auf einer Drachme athen. Gepr.

433. Belli, Vallerio, dessen Medaillen

besprochen wo? 309 f. Berenike II, Br.-M. ders. 91. Bernhard von Anhalt, dess.

MM. bespr. wo? 312 ff II,Hzg. v. Kärnten, MM. dess.

für Krain 532. Berth old , Patr. v. Aquil eja,

M. dess. 518. Biene fliegend, 439. Blei bullen des Nikephorus,

Despot, v. Epirus 487 f. der

Maria, Tochter desNikcph. 491

der Maria, Mutter des Desp. Nicolo 494.

Blitz als M.typus von Mykales- sos 358.

B o e o t i s m e n s. Dialektformen .

Bogenschütze, dargest. auf MM. wo? 428.

Boiotia, Br.-M. von, 1, 49 Bundes-MM. 322 ff. - deren Prägstätte 413 MM. persisch- babyl. Währung 415 ff.

Braunschweig, s. Erich.

Brittanicus, gefälschte Br.-M. dess. 112.

Brutus, dess. macedon. Goldst. besprochen wo? 299.

Buchstaben, einzelne als M.typen den Ortsnamen be- zeichnend: B 323 A 332

B 334 ff. 9 348 F 348 A (?) 358 H 371 - © 371 0 (?) 384 © 384 ff. A 397 ff.

einzeln, als Werthzeichen o. als Symbol auf MM.: H 395 ff.

A, E, T 397 0 400 T in der Dreizahl 406, 408.

Bullen s. Bleibullen.

B u n d e s - M. Agrippa's I, 449.

Bunde s-Vertrag Agrippa's I mit

den Römern durch eine Br.-M.

symbolisirt 450. Burgon, Thomas, 328, 336, 380,

392 413 433. Bursian,'Dr.C. 355, 373,378,

393. B u w a i h i d e n, MM. ders. beschr.

191.

e.

Cadalvene, E. de, 337, 389.

Caesarea Philippi (Paneas) auf M. Agrippa's Neronias ge- nannt 451.

39

GIG

Sach-Kogister.

am i 1 1 u s v.Corrcggio, Thal. 222. C ar a o all a , alexandr. Br.-M.

dess. 290 f. Carlsburg, M.amt 318, 598. Cavedoni, Coel., 415. Ceres, Kopf ders. 110 stehend

114. Chaironeia, St. in Boeotien,

MM. 326. C h a 1 e d , Eigenname auf abbas.

M. 171. Chalifen MM. ders. beschr.

167 ff. Xa.lx.oZ s. Tritemorien. Chi „X in einem Kreise", archai- sche Form des Theta 326. C h i o s, falsche Tetradr. v. 442. Chottel, saman. M.hof. 180,

187 f. 189. Chronologische Bestimmun- gen von boeot. MM. 323, 331,

343, 350, 362, 366-368, 386,

412, 413, 415. Cilicien MM. das. .eepr. von

Tiribazus, 8atr. v. "VYestarine-

nien 428. Clazomenae, Satrap. M. gepr.

in, 423, 426 halber geflüg.

Eber von 420. Colmar, Thaler v., 222. Commune von Paris, M. ders.

319. C o n c o r d i a stehend 1 18. CONOB, Bedeutung dess.479ff.

nur auf Gold-MM. 484. Consonantenwechsel im

Namen Haliartos und in andern

Namen 339, 341. Cornelia, röm. Fam., Nachge- präge eines Denars ders. 595. Supera, Gemahlin des K.

Aemilianus , falsch. Denar 123. Cornuficia, röm. Fam. falsch.

Denar beschr. 110. Correggio s. Camillus. C r e p u s i a, röm. Fam. Nachgepr.

eines Denars ders. 595 f. C u n o , Ezb. v. Trier, M. dess. 552.

Daldis, St. in Lydien; eine ihr irrig zugeth. M. 333.

Damaskus s. Dimeschk.

Dandolo, Enrico, Doge., MM. dess. 577 f.

Delgado, A., 337.

De Hon, Ort in Boeotien; die denis. irrig zugeth. MM. 326 bis 334.

Delphin mit reitendem Tarasl2.

Delta (A) als Typus korinth. und leukad. MM. noch uner- klärt 332 D arch. Form auf einer orchomcn. M. 367.

Dcmete r, Kopf ders. als M.- Typus von Boiotia 417- Kultus in Hermione 368.

D e m e t r i u s II v. Syrien , M. dess. 4.

Denar, der römische behandelt wo? 306.

Despoten s. Epirus.

AI als M.aufschrift einer unbe- kannten boeot. Stadt 331.

Diadochen, ihre M.typen 75 f.

Dialektformen aeolische und boeotische 327, 329—331, 341, 356, 360, 366.

D i a n a v. Ephesus dargest. 13, 98.

Didius Julianus s. Julianus.

Didrachmen aegin. Systems keine anepigraphischenvon Boiotia 323 mit Aufschrift von Boiotia 323 Di ... . 326 Haliartos 334 Orchomenos 364, 367 Pharai 371 Tanagra380 ff. Thebai 384 ff.

Dietrich Ezb. v. Trier, Cob- lenzer-M. dess. 550.

L o e f, s. Hoorn.

Digamma (F) auf MM. von Elis , Oiniadai und Anaktorion 348, 389, 412.

Dimeschk, abbas. M das. gepr. 171 f. 174.

Sach-Register.

Gll

Dionysia, als boeot. Stadt

nicht nachweisbar 328, 333. Dionysos, Kopf dess. als M.-

typns v. Thebai 383 Kultus

in Skolos 378. Diota als M.typus v. Boiotia

324 ff. Di... 326, 333

Haliartos 335 ff. Orchomenos

364 367 - Pharai 373

Thebai 385 ff. Aipxatat (9rtfiou) s. Thebai. Dolden-Gewächs s. Silphimn. D o m i t i a, Kais, gefälscht. Denar

ders. 113 desgl. Br.-M. 114. Domitian, auf jüd.MM 89, 451,

453 seine Titeln auf MM.

Agrippa's II, 453 f. Keihen-

folge dieser MM. 455. Doppelstate r Alexander's d.

Gr. beschr. 55. Drachmen aegin. Systems von

Boiotia, 323 Di ... . 326

Haliartos 335 Pharai 372

Tanagra 379. Dreifuss, 12 als M.typus v.

Orchomenos 369 Argos

402 ff. Incerta 384, 411

auf einer falsch, lyk. Gold-M.

441. Dreizack, dargest. auf dem

Schilde Haliartischer MM. 335. Drei zahl von Weizenkörnern

auf orchomen. MM. 363. von Schildhälften auf The-

bacischen MM. 364, 383.

von T auf peloponnesischen MM. 397, 406, 408.

Dschafar b. Achmed, Statt- halter auf sam. MM. 180, 187.

b. Jahja , der Barmekide , auf abbas. M. 171.

Dschei (Isfahän), abbas. Münz- stätte 170.

D s c h e z i r a, oraaijad. M.hof, 167.

1) s c h o n di S ä b ü r, abbas. Präg- stätte 169.

D u m e r s a n, Marion, 328.

E.

E Laute und ihre Verwandlungen im boeot. Dialekt, 329 ff.

Eber, halber geflügelter, dar- gest. 420, 423.

Eck hei, Jos. von 344, 352.

Ei X ein ov s. Hilesion.

Eleon s. Heieon.

Eleutherai, St. in Boeot. 328.

Elephantenhaut, Kopf der Africa mit, 75 Königs- kopf mit, 76 Kopf der Nike mit, 437.

Elis, MM. v. 15 f. 348, 389, 409 s. Restitutionen.

Elyros, St. auf Kreta, M. 352.

Ender ab s. das folg.

Enderabe, saman. M.hof 180, 186 f., 188, 189, 190.

E n d i d s c h ä r ä g h sam. M. statte. 181.

Ephesus, falsche Gold-MM. v, 438 f. falsche Tetradr. 442.

Epheublatt, Symbol des Dio- nysoskults auf MM. von Orcho- menos 363 Skolos oder Schoinos 377 ff. Thebai 386.

Epidauros, St. in Argolis, MM. 400.

Epirus, Alexander II v., die ihm zugeth. M nach Aegypten gehörig 74 solche MM. ab- gebildet wo? 74 MM. der Despoten von, 485 ff. Stif- tung des Despotats von, 485 Umfang dess. 485 Theilung 491 Nikephoros, dess. Gesch. 486 Bleibulle dess. 487 f. Desp. Thomas, seine Geschichte 488 Bleibulle der Maria, Tochter Nikephor's 491 Desp. Nicolo, Gesch. dess. 491 ff. Bleibulle seiner Mutter Maria 494 Desp. Johannes, seine Gesch. 494 ff. MM. dess. Beschr. 498 ff.

39*

612

Sach-Kegister.

'Epx&f*ev°s> ältere Form für Orchomenos 341. 360.

Erich II von Braunschweig. Dickthal. 218.

EPlflN CApi uv), s. Thelpusa.

Erythrai, 8t. in Boeotien, hat nicht gepr. 334, 359.

Eta (H, H) archaische Formen auf Inschriften u. MM. 345, 410.

Evdcapo<; und "Ydwpog, Namen eines Boeotarchen u. eines städ- tischen Archonten auf MM. v. Orchomenos 365—368, 413.

Eufemia, Gemahlin des Anthe- mius, falsch. Solidus, 138.

Eule, dargest. 433.

F.

F s. Digamma.

Fälschungen röm. MM. nach- gewies. 105 ff. mittelalterl. MM. 106 griech. 435 ff. von MM. von Haliartos 337 Mithridates III, 339 Ismene 352 Tanagra 381.

Fal coner, Botaniker, Ent- decker des Silphiums in Kasch- mir 431.

Falken stein s. Cuno, Werner.

Fallemaigne s. Hillin.

Falsifikate s. Fälschungen.

Färs, abbas. M.stätte 173, 177 Tahirid. Dirh. von 176.

Faustina, Annia, falsche B. M. 119.

Felicitas, stehend, 120, 128.

Ferwän, sam. M.hof 182, 189.

F 1 a c i 1 1 a , Aelia, Kaiserin, falsch. B. M. 135.

Florenentypus 558.

Florian, Stift St., dessen M.- sammlung beschrieb, wo? 588 f.

Flügelgestalten der Athena u. Nike auf MM. 1 ff.

Fortuna stehend 115 - sitzend 121.

Fox, C. K., 337,399.

Frau, sitzend mit Helm in der Hand als M.typus v. Thebai 383.

Friau lisch -istrische M.typen in Krain, wann ? 517.

Friedlaender, Dr. Jul., 389, 412.

Friesach, M.stätte der Salz- burg. Erzbischöfe 199.

Fund, kufischer MM. im Glas- gow'schen Kreis 166 in der Stadt Murom 176 von Lani- sche 516 ff. von Nachpräg, röm. Consular-Denare 595 bei Sirok 597.

GK

Gela, Tetradr. von, 15. Genf, M. der Grafen von, 600. Glasow 'scher Kreis, M.fund

daselbst 166. G 1 y c e r i u s , Kaiser,falsche halbe

Silb. Siliqua 138. Gregor, Patr. v. Aquileja, MM.

dess. 518. Greif auf einem Fisch stehend

auf falsch. N von Abdera

Thraciae 440. G ö r z , MM. von, 532. Günther XL von Schwarzburg,

Thaler 220.

H.

ö , H Formen des phönizischen Chet 345 des Spiritus asper s. v. des Eta s. v. irrig als Theta gedeutet 344—348, 394 als Hauchzeichen auf MM. von Haliartos 334 ff. Argos 348, 394—403 Seleu- kos 411.

5 als Symbol auf argivischen MM. 395.

Hände, zwei sich fassend, auf einer M. Agrippa's 83.

Halbmond mit 7 Sternen, dar- gest. 117.

Sach-Kegister.

613

Ha leb s. Aleppo.

Haliartos, St. in Boeotien, MM. ders. 325, 334, 411, 413, 414 falsche Didrachmen 337 Ge- schichte der St. 350 chrono- logische Bestimmung ihrer MM. 351.

Hamadän, ouiaijad. M.stätte 167.

Hariartos, ältere Form von Haliartos, bei Steph. Byz. 342 auf MM. 355, 341.

H arith b. Asad auf saman. MM. 180.

Hauch zeichen s. Spiritus asper.

Hausgenossen Wien's 512.

Helena, Mutter Const. d. Gr., falsche B. M. 133.

Helcon, St. in Boeotien 334,

373 s. Restitutionen. Helm, als Beizeichen 80 als

Attribut einer Frau 383 als M.typus v. Argos 399 ff. H e m i o b o 1 e n aegin. Systems von Boiotia 322— 324 Orcho- menos 362—364 - Pharaif?)

374 Tanagra 382 Thebai 383, 385.

Hera, Kopf ders. als M.typus von Orchomenos 369 Plataia

375 Argos 403—406. Herakult nachweisbar für Or- chomenos 369 Symbol dess. auf argiv. MM. 395, 403.

Herapriesterin zu Argos als Tempelschliesserinnen 406 409.

Herakles s. Hercules.

Herat, abbas. M.hof 172 f.

Hercules, 12 Kopf dess. auf MM. 1 als M.typus v. Boiotia 325 von Di . ! . . 333 von Thebai 374, 386 stehend auf einem Denar des Vaballath, 101 auf MM. v. Thebai, einen Pfeil abschiessend 384 den Bogen prüfend 385 als Drei-

fussräuber 341 Kultus dess. in Siphai 377.

Hermes, dargest. auf einer M. des M. Aurel von Tanagra 382.

Heros s. Krieger.

Heuzey, Leon, 390.

Hilesion, St. in Boeotien, MM. 353, 356,

H i 1 1 i n , Erzb. v. Trier, Obol dess. 548.

Hirne ra, MM. von, 17.

Hippotai, St. in Boeotien, 357.

Hl ZIVI E . . . Boeotarchenname auf MM. 432, 347, 354

Hoorn, M.M. von, beschr. 209 ff.

Huber, C. W., Ansicht dess. über die griech. Königs-MM. Aegyptens 73 über die An- ordnung ders. 79.

H y 1 e, St. in Boeotien, s. Restitu- tionen.

I.

Imhoof-Blumer, Dr. Fr., MM.

aus dess. Sammlung publizirt

wo? 582 f. Imperator- Titel des Titus, be- handelt 456, 458 ff. Indschuiden, pers. Dynastie,

Bedeutung des Namens 147

ihre Geschichte 147 ff. ihre

MM. 155 f. Inschriften, griechische, 329

ff., 345—349, 360, 407—408,

411 der Schlangensäule 349,

390. Is fah an buweih. M.hof 191, s.

Ispahän. Ismail b. Ahmed, Saman. Emir,

MM. dess. 180 ff. Ismene, Dorf in Boeotien. hat

nie gepr. 351—355 seine

Lage 354 ff. I s m e n i e r , poetischer Ausdruck

für „Thebaner" 355. I s o s , St. in Boeotien, 357.

614

Sach-Registcr.

Ispabän abbas. M.hof 174, 178

tahir. Dirh von, 175 ff. s.

Isfahän. Ispehbeden, MM. ders. ge-

funden, wo? 166. Istach r (Persepolis) omaijad

M.stätte 168. Italienische MM. gefälscht,

106.

J.

Jakob II, Erzb. v. Trier, Goldg.

dess. 554. Jemäma, abbas. MM. das. gepr.

169. Joannina, Provinz des Despo-

tats v. Epirus 491. Johann, Desp. v. Epirus, Gesch.

dess. 494 ff. MM. dess. be-

schr. 498 ff.

I, Hzg. von Lothringen, Goldg. dess. 557.

I, Ezb. v. Trier, Denar 550.

II, Goldg. 554.

J o n i e n, MM.des Orontas,Satrap. von, 419 ff. des Spithridates 424.

Jotapian, Kaiser, falscher De- nar 122.

Jubel- Medaille der deutsche morgenl. Gesellsch. 318.

Julianus, Didius, gefälschte B. M. dess. 115.

Tyrannus, falsche B. M. 128. Julius Nepos s. Nepos. Juno Sospita, 111.

Regina, stehend 116. Jupiter, 111 Kopf dess. 4

stehend 132 s. Zeus.

K.

Kallidainas, Magistratsname auf falsch. N, von Abdera Thraciae 400.

Kamarina, Silberlitravon, 17 f. Kantharos s. Diota. Kapp ad oeie n , MM. des Ario- rathes Satr. von, 427 ff.

Kaschmir, Fundort des Sil - phiums, 431.

Katana, Tetradr. von, 17.

Kermän, omaijad. M.stätte, 168 abbas. M. das.- 170.

Keule, dargest. auf dem Schilde thebäischer MM. 386 als Symbol auf MM. von Boiotia 325 als M.typus von Pharai(?> 374 Thebai 386.

Kiepert, H., 355, 378.

Kleopatra Selene, die ihr zugeschr. M M. der Berenike II gehörig 91 ff. bisher keine MM. ders. bekannt, 96.

Kneph s. Widderkopf.

Köcher als M.typus von Argos 403 ff.

Koehne, B. von, 338 ff.

Komm, tahirid. M.stätte 176.

Kopai, St. inBoeotien, MM. 357.

Koph (9) auf MM. von Korinth 332 Koroneia 348.

Koroneia, St. in Boeotien, MM. 348, 358.

Krain, Geldumlauf das. im XIII. Jahrh. 517 Bernhard II M. dess. 532.

Kremnitz, M.amt 318, 598,

Krieger, stehend 139.

oder Heros, kniecnd 420, 423.

Krug, einhenkeliger, als M.typus einer unbest. M. 376.

Künstlernamen auf altgr. MJM .. angez. 579 f.

Küfa, omaijad. M.hof 168 abbas. 177.

Kufische MM. in Russland ge- funden und beschr. 166.

Kupfermünzen von Boiotia 325, 351, 370, 418 Haliartos- 336 Lebadia 336 Orcho- menos 336, 369 ff. Pharai

Sach- Register.

G15

374 Plataia 336, 375 Tanagra 336, 382 Thespiai 336 Thebai mit Magistrats- namen 374, 386.

L.

L a e 1 i a n u s , Kais, falscher Bill.-

Denar 127. Lambdas. Eho. Lampsacus, dess. M.typus mit dem halben geflügelten See- pferd 421, 425. L a n i s c h e (Harland) s. Fund. L a r y m na, St. in Boeotien , hat

nicht gepr. 358. Leake, W. M. 328, 329, 373,

378, 392. Lebadia, St. in Boeotien, MM.

336, 358. Legenden s. M.aufschriften. Lenormand, Ch. 415 fF. Lepsimandos, St. in Karien, M. 409 dem delisch-attischen Bunde tributpflichtig 411. Leukas, St. in Akarnanien,

MM. 332, 353, 391. Levante, Fälschungen antiker

MM. das. 435 ff. Libertas, stehend, 126. Liegnitz, Johann Christ, von, ganzer und halber Thaler dess. 219. Löwenfell den Königskopf be- deckend wo? 76. Löwenkopfhaut auf falscher

N von Mere Lyciae. Lokrer, Ozolische, haben nicht

gepr. 418. Lothringen s. Johann I. Luxemburgs. Balduin. Luynes, Herzog von, 333. L y d i e n , MM. des Spithridates,

Satrapen von, 424. Lysimachus, seine M.typen 76.

M.

M a c e d o n i e n Falschmünzereien

das. 442 s. Salonich. Macrianus jun., falscher BiD.-

Denar 125. Ma'den, saman. M.hof 182, 185,

186, 188 f.

Pendschhir, saman. Münz- stätte 183.

Magistratsnamen auf Di- drachmen von Boiotia 356, 413 Orchomenos 365—368 auf K. MM. von Thebai 374, 386 - auf MM. von Argos 398 bis 405, 414 Lepsimandos 409.

Mailand s. Mediolanum.

M a 1 i p i e r o, Orio, Doge, M. 572 f.

Manlia Scantilla s. Scantilla.

Marc ia na, Schwester Trajans, gefälschte Br.-M. 114.

Maria, Tochter des Desp. Ni- kephor, Bleibulle ders. 491.

Mutter Nicolo's, des Desp. v. Epirus , Bleibulle ders. 494.

Mars, behelmt. 112. Martinianus, Kaiser, falsche

Br.-M. 131. M a u s i 1 s. Mossul. M a x e n t i u s, Kaiser, falsche Br.-

M. 130. M a x i m i a n u s , Kaiser , falscher

Br.-Quinar, 129 alexandrin.

Br.-M. 297.

Galerius, alexandr. Br.-M. 297. MD, Sigle der Prägstätte Medio- lanum, 480.

Medinet es-Seläm, abbas. MM. das. gepr. 169, 170 f., 173, 174, 176 f.

Mediolanum, Sigle der Münz- stätte von, 480.

Mere Lyciae, falsche N von, 441 .

Merw, abbas. M.hof 172 tahir. Dirhem von, 175 f. saman. Münzstätte 183.

C1C

Sach-Kegister.

Michael II, Despot v. Epirus, MM. dess. u. eineBlcibulle 488.

Mionnet, dessen Zuverlässig- keit 93, 289.

M i 1 1 e 1 a 1 1 e r-MM. gefälscht 1( >G.

Mondsichel als Symbol auf MM. von Boiotia, 325.

Moncta, stehend dargest. 118.

Monogramme, ihre Bedeutung auf Alexander-MM. 52 als M. typen: (Hermioue) 368, 414 OE (Thebai) 383 <A (Ar^os) 397 verschiedener Städte 368, 409 ">) im Felde von MM. A/ und W (Anak- torion) 391, 409 4> 325 & 403, 404 X 405.

M o n t r e u i 1 s. Adalbero.

Mossul, abbas. M.hof, 177.

Mubäreka, omaijad. M.stätte 169 abbas. M.hof 170.

Müller, Ludw. 396 ff. 408.

M ü n z a u f s c h r i f t e n als Adjec- tiva im Nominativ, von Boiotia 324 Haliartos 324, 340 Thebai 324, 340, 384. Thespiai 324, 341 anderer Städte 341.

büchse in England, 314.

concordat von sechs boeot. Städten 413.

Fälschungen nachgewiesen, 105 -- Arten ders. 107 in neuester Zeit, 109 s. Fäl- schungen.

Münzfund, s. Fund.

fuss, ptolemaeischer, bei den Nabathäern 448.

m e i 8 1 e r in Wien 503.

probations-TaginEngland314. M ünzen, anepigraphische , von

Boiotia 322 ff, 411 Orchom. 362 Tanagra 382 ohne Ortsbezeichnung, v.Thebai 374, 386 - Argos 398 ff, 402 ff, 406. Muhammedija, abbas. MM. das.gepr. 169, 171 f. Tahirid. M. 174 f.

Murom, Stadt, M.fund das. 176. Mykalessos, St. in Boeotien.

MM. 358 ff. Mysien, MM. des Satr.-Orontas,

419 ff.

IV-

Nabathäisclies Didrachmon beschr. 447 f.

Nasr b. Ahmed, Saman. Emir, MM. dess. 185 ff.

Naxos (? oder Teos Joniae) falsche A7, 440.

N e a p o 1 i s Campaniae , Obolen 21.

Nepos, Julius, falsche halbe Silber-Siliqua 139.

Nepotianus, gefälschte Br.-M. dess. 133.

Neptunkopf, 13.

Nero, Theilstück einer alexandr. iR dess. 593 f. kleinste alexandr. ÄL dess. 594.

Neronias, Name von Caesarea Philippi 451 auf den unter Nero geschl. MM. Agrippa's 451 diese Namensänderung wann erfolgt ? 453

N i c o 1 o, Despot v. Epirus, Gesch. dess. 491 ff.

Nike, die verschied. Darstellun- gen ders. auf MM. 1 ff. 77 81 geflügelt 437 flügellos 14 f. eilend, geflügelt 15 sitzend 16 mit verschiedenen Attributen auf autonomen MM. 26 ff alsM.typus von Boiotia 415 ff. mit der Elephanten- haut bedeckt 437 s. Victoria.

Nikephoros, Despot v. Epirus, Bleibulle dess. 487 ff.

Nimrüz, Könige von, Titel einer Soffar. Dynastie 178.

Nisabür, abbas. M.hof 173 saman. M.stätte 185 f, 188 f, 190.

Sach-Register.

617

O.

OB, Bedeutung dess. auf röin. MM. 481 ff.

Obodas, nabatli. König, Di- drachm. dess. 445 ff.

Ob ölen aegin. Systems vou Boiotia 323, 325 Haliartos 335 Mykalessos 358 Or- chomenos 362 Pharai 372 ff

Tanagra 381 ff Thebai 386. Oesterreicb, zur M.kunde des

XV. Jahrhdts. 501 ff. Aus- prägungen das. 315, 597 zwei Medaillen des K. Franz Joseph 263.

Oiniadai, Stadt in Arkanien, MM. 348, 389.

0 m aij a d en , MM. ders. bescbr. 167 ff.

Oman, soffar. M. statte 178.

Omikron (0) archaische Form auf MM. von Boiotia 323 Lyttos 324 unter'talischer Städte 324.

0 n c h e s t i o s s. Poseiden.

Orchomenos, St. in Boeotien (s. TpxojMvds) MM. 336, 359 370 Erklärung der M.typen 360 ff. chronologische Be- stimmung der MM. 366—368

städtische und Bundes-MM. 367 Herakult 369.

St. in Arkadien, MM. 369 »»),

370. Oropos, St. in Boeotien oder

Attika, MM. 370. 0 r o n t as, Satrap.-MM. dess. 419. Orteliu s,328. Otto, Ezb. v. Trier, Goldg. dess.

553.

Pacatianus, Kaiser, falscher

Denar 121. Pallas köpf auf aegypt. MM.

77, 80 auf Satrapen-MM. 421

auf falschen N des Kaisers Amyntas 437 auf falsch. M von Skyros, 443 geflügelt 4 f. s. Athena.

Promachos, 80 f.

Pan, Kopf dess. auf einer falsch.

lyk. N, 441. Paneas s. Caesarea. Papia, röm. Fam., Naohgepr.

eines Denars ders. 596. Paris s. Commune. P e g a s o s als M.typus von Anak-

torion 389, 409 Kopf dess.

auf MM. v. Korinth und Leukas

331 ff. Pelekania, St. in Boeotien,

s. Restitutionen. P e r s i c h-babylonische Währung

in Boeotien 416 ff. in Aeto-

lien, Akarnanien, Epiros etc.

417. Pertinax, Helv., gefälsch. Br.

M. 116 - alex. B. M. 290. Pescennius Niger, gefälschte

M.M. dess. 117. P e t r o n i u s Maximus , falsch.

Solidus 137. Pfau, dargest. 113, 116. Pferd, verschieden dargest. 12

als M.typus von Orchomenos 360, 363, 365, 367 Thelpusa 400 Kopf dess. auf MM. von Tanagra 381 ff. Vordertheil dess. als M.typus v. Tanagra 381 ff. Prokonnesos (?) 376

halbes, 424.

P f e r'd ewct t rennen zu Tana- gra 381.

Pietas, stehend 123.

Pharai, St. in Boeotien, MM. 348, 371 ff. Lage ders. 373.

Phemiai, St. in Boeotien, 372.

Phi (0, (D, <P) dessen Formen auf boeot MM. und Inschriften 345, 348, 371.

Phile morion. St. in Boeotien, 372.

618

Sach-Register.

P h o i n i k i s , St. in Boeotien, 372. Plakia, St. in Mysien, MM.

375 ff. Plataia, St. in Boeotien, MM.

336, 375. Plautiana, Fnlvia, s. Plautilla.

Pcscennia, zweifelhafte MM. clers. 99, 100.

P 1 a u t i 1 1 a , Fulvia, ihre Herkunft 100 —wessen Gemahlin? 98 ihre MM. fälschl. einer Fulv. Plautiana zugeschr. 97 ff. fehlerhafte Orthographie ihres Namens auf Colonie-MM. 97, 98, 100.

Poseidon, dargest. auf MM. des boeot. Bundes 325, 415.

Onchestios, auf MM. von Hali- artos 335, 343.

P o s t u m i a , Denar der Farn., 595.

Potniai, St. in Boeotien, hat nicht gepr. 376.

Procopius, Kaiser, falsch. Silb. Siliqua 134.

Prokesch-Osten, Graf A. von, 333, 337, 374, 380, 384, 389, 397, 399, 406.

Prokonnesos. Insel bei My- sien, MM. 375 ff.

Prora, die, dargest. 13.

Ptolemaeische MM. , ihre Kennzeichen 75.

Ptolemaeus Soter, münzt als Statthalter 81 sein Bildniss mit dem Alexander's d. Gr. 81 als König, MM. 82.

9 s. Koph.

Q u a d r a t u m incusum, auf falsch. N von Ephesus 439 auf falsch. N v. Abdera Thraciae 400 auf falsch. N von Teos Joniae oder Naxos 400.

Quietus, Kaiser, falscher De- nar, 124.

Ifc.

Rad, Attribut der Fortuna, 121

als M.typus von Boiotia, 323 Orchomenos 364 Tanagra 380 ff

Raimund della Torre, Patriarch, MM. dess. 524.

Ravenna, Sigla der Prägstätte von, 479.

Regallianus, Kaiser, falsch. Bill.-Denar, 126.

Reiter, dargest. 12 (Kaiser) im Gallop 129.

Restitutionen irrig bestimm- ter MM., im Allgemeinen 321 ff.

speciell nach :

Alvona Liburniae statt Thisbe in Boeotien 387.

Anaktorion statt Elis 389 ff., 412.

Argos in Argolis statt Cha- risia in Arkad. 405.

Argos in Argolis statt Kory- dalla in Lykien 402.

Argos in Argolis statt Lake- daimon 414.

Argos in Argolis statt Pan- tikapaion 403.

Argosiu Argolis statt Thes- piai 402.

Argos in Argolis statt Thy- rea 392—405.

Argos in Argolis statt Ti- ryns 397.

Athen statt Thebai 383.

Di ... . statt Delion undDio- nysia 326—331.

Elea in Thesprotien statt Heieon 334.

Elyros auf Kreta statt Ismene 352.

Eretria auf Euboea statt Or- chomenos 361, 370.

Erythrai in Jonien stattEry- thrai in Boeotien 334..

Haliartos statt Anthedon 325, 336.

Sach-Kcgistcr.

619

Haliartos statt Thcbai 383.

Hermione in Argolis statt Eresos auf Lesbos 368.

Hermione in Argolis statt Orchomenos 368, 414.

Hüesion statt Ismene 353 ff.

Kallatia in Moesien statt Hyle 351.

Keos statt Thebai 383.

Korinth statt Delion 321 ff.

Orchomenos in Arkacl. statt Orchomenos in Boeot. 370.

Orchomenos in Boeot. statt Erythrai in Boeot. 334, 359.

Orchomenos in Boeot. statt Tanagra 379.

Pella in Macedon. statt Pe'le- kania 371.

Pharai statt Thebai 383.

Plakaia in Mysien(?) statt Plataia 376.

Prokonnesos (?) statt Plataia 376.

Salamis Insel statt Larymna 358.

Sparadokos Kg. der Odrysen statt Aspledon 325.

Temnos in Aeolis statt De- lion 334.

Temnos in Aeolis statt Ta- nagra 379.

Thebai statt Chaironeia 326.

Thebai statt Larymna 358.

Thebai statt Pharai 374.

(?) statt Lebadia 358.

(?) statt Oropos 371.

Thelpusa statt Erai Jon. und Thuiia Mess. 399 ff. Rho, sein Wechsel mit Lanibda im Namen Haliartos 341 in andern Namen 342.

Rho das, falsche Tetradr. von, 442.

Richard, Ezb. v. Trier, Goldg.

555, yilbermed. 556. R M Sigle für Roma 480. Römische MM. ge fälscht 105 ff.

Roma, behelmt, sitzend 136 im Tempel sitzend 130 be- helmtes Brustbild ders. 140.

Stadt, Sigle der Prägstätte von 480.

R omni us (Maxentii) falsche Br.- M. 131.

Roscia, röm. Fam., Nachgepr. eines Denars ders. 595.

R u d o 1 f v. Wied, Erzb. v. Trier, Denar dess. 549.

R V, Sigle für Ravenna 479.

Saghäniän, saman. M.hof, 182. S al g a n e u s , St. in Boeotien, 377. Salmos, irrig für Ahnon, 377. S a 1 o n i c h , Fabriksort für falsche

griech. MM. 442. Samaniden, MM. ders. beschr.,

180 ff. S a m a r k a n d , abbas. M.hof, 174

Tahirid. 175 saman. 185

ff., 190. S am o s , falsche Tetradr. von,

442. Sanaa, in Südarabien, abbas.

M.hof, 172. Sasaniden MM. gefunden 166. Satrapen MM. mit griech.

Schrift, 419 ff. mit aramaei-

scher 427. Scantilla, Manlia, falsch. B.-M.

ders. 116. Sc hasch, abbas. M. statte 172

saman. 185. Schauenstein, die MM. der

Grafen v., 560 ff. Schebänkäreh, M. statte der

Jndschuiden 156, 162 f. S Chemnitz , Jubilaeumsmed.

317. Schiffs pro ra als M.typus von

Tanagra 382 s. Prora. Schild, boeotischer, als Typus

boeot. Bundes- u. Städte - MM.

620

Saeh-Register.

Mit der Aehre auf MM. von Orchomenos 343, 364, 369 mit dein Dreizack auf MM. von

. Haliartos 335, 343 mit der Keule auf MM. von Thebai 343, 386 als Symbol auf boeot. Bundes-MM. 325 auf falschen iR von Skyros 443.

Schild, boeotischer, als M.typus von Elyros, Salamis, Leukas, Thyrreion 353

Schildausschnitt, mit Ini- tialen von Ortsnamen ausge- füllt — auf MM. v. Haliartos 335 Plmrai 371 Tanagra 379 ff.

S c h i 1 d h ä i f t e n , Anwendung ders. zur Bezeichnung von ., halben" Obolen auf MM. von Boiotia 323 ff., 362 Koroncia 323, 362 Tanagra 323, 362, 382 Thebai 323, 362, 385 Thespiai 323, 362.

drei, zur Bezeichnung von Tri- temorien (?) auf MM. von Thebai 364,383.

Schiräz, M. statte derJndschui- den 156, 162 abbas. M.hof 177 _ buwaih. 191,

Schlüssel der Herapriesterin- nen zu Argos, als M.typus 406 409 des Apollotempels zu Aktion 409 auf Vasenbildern und Grabsteinen 4C6.

Schoinos, St. in Boeotien, M. 377 Lage ders. 378 - Fluss 378.

Schwarzburg s. Günther.

Sebastian us, Kaiser, falsche 'Siliqua 136.

S e d s c h e s t a n , abbas. MM. das. 109 soffarid. MM. 179.

Seepferd, halbes geflügeltes, 421 f., 424.

Segeste, Tetradr. von, 11.

Seleucus, seine M. typen 76.

Scrrmenra, abbas. M.hof, 177.

Sestini, Domenico, irrige nu- mism. Beschreibungen und Be- stimmungen dess. 325, 326, 351, 359, 374, 376, 379, 387.

Severa, Aquilia, falsche Br. M. ders. 118.

S i c i 1 i e n , antike MM. von, an- gezeigt wo? 302 f.

Sidai, St. in Boeotien, 377.

Siegeskranz als Attribut von Pferden auf MM. v. Tanagra 381.

S i g m a {X) irrig für Ny (N) ge- lesen auf MM. v. Haliartos 32H, 340.

,— (X, Sj X) gleichzeitige For- men auf MM. von Thespiai 3-11.

Silberbarren mit MM. gefun- den, wo? 166.

Silphium, dess. Herkunft be- sprochen, 430 f.

Sinüb (Sinope) ttirk. Prägstätte 597.

Skolos, St. in Boeotien, M. ? 377 Lage ders. 378 Dio- nysoskult 378.

Skyros, Insel, falsche /R von 442 f.

Smyrna, Fabriksort für falsche antike MM. 435.

S o f f a r i d e n , MM. der , beschr. 178.

S o 1 d i als Werthbestimmung, auf welchen MM.? 225.

S olidu s, der 72. Theil des röm. Goldpfundes 482.

Sorrak, omaijad. M. statte, 168.

S o u t z o , A., 353.

S p e s , schreitend dargest. 124.

S-pir i tu s asp er , H, H, r-) Formen dess. 342, 344—348, 394 willkürliche Anwendung dess. 342, 347, 353, 356 Verbindung des?, mit K, 9, ©,

P (für x> ^> ?) ai'f Inschriften 346 s. Eta und H.

Sach-Register.

621

S pithridates, Satrap, MM.

dess. 424. S t ate r Alexander's d.Gr. beschr.

55. S t a t i a , Farn. , falscher Denar

ders. 111. S t e r n, achtspitzig im Lorbeer- kranz 133 als M.typus von

Orchomenos 369 Thebai 385. Sterne mit Halbmond , dargest.

117. Steuerruder, Attribut der

Fortuna, 121. Stier, mit Menschengesicht 1 1

stehend 11 stossend 12

als M.typus von Plataia und

Plakia 375. Streitaxt als Symbol auf MM.

v. Thebai 386. S ü k e 1 - A h w a z , omaijad. M.-

stättel68. S ü s, omaijad. M.hof, 167. Symbole religiösen Charakters

auf MM. 395, 400, 408. S y r a, Insel, Fabriksort für falsche

antike MM. 442. Syrakus, Tetradr. von, 8 f.

T.

Tahir b. Muhammed auf einem

soffar. Dirhem 178. T a h i r i d e n, MM. ders. be sehr

174 f. T a 1 h a , tahir. Prinz , auf abbas.

Dirhem genannt 177. Tanagra, St. in Boeotien, MM.

336, 379—382. Tau (T, A> TTT) als M.typen

397, 406, 408. Tempel, viersäulig, 130 mit

runder Kuppel 131. Tempelschlüssel s. Schlüss.

und Herapriesterinnen. Teos Joniae (? oder Naxos)

falsche N von, 400.

Terina, MM. von, 11, 15 ff.

Tetartemorien aegin. Syst. von Boiotia 323 Haliartos 325 - Hilesion 353 Myka- lessos 359 Orchomenos 362 Skolos odor Schoinos 377 Tanagra 382 Thebai 385 ff.

Teth (ß) aramaeisches, älteste Form dess. nachgewies. 434.

Tetradrachmen von Thebai, eine Anomalie 414, 416 ff.

Thann, halber Thaler von, 222.

Thebai, St. in Boeotien, genannt Qrßa,. Aipxaiai 330, 354 'Iff|/.>jvo0 nöXig 354 ff. MM. 383 ff. 414.

Thelp usa, St. in Arkadien, M. 400.

Theodahatns, falsche Br.-M. dess, 140.

Theo de bald us, Gothenkönig, falsche Br.-M. 140.

Thespiai, St. in Boeotien, MM. 336, 341, 387.

Theta(0, ®, E, ^, H, 0, 9) Formen dess. auf MM. und In- schriften 345, 449, 394.

Thisbe, St. in Boeotien, hat nicht gepr. 387.

Thomas, Desp. v. Epirus, Ge- schichte dess. 488 f.

Thyatria Lydiae, Br.-M. der Fulvia Plautilla das. gepr. 97, 100.

Thyrea, St. in Argolis, hat keine Ansprüche auf MM. 392 bis 405 Geschichte der St. und der Thyreatis 392—394.

Tiflis, abbas. M.hof 177.

Tiribazus, Satrap von Westar- menien, prägte MM. in Cilicien 429.

Titus, Kaiser, auf jüd. MM. 89, 453 _ seine Titel auf MM. Agrippa's II, 453, Imperator- titel dess. 456 , 458 ff. dess. MM. vor der Ertheilung der

622

JSach-Kegister.

Imperatorwürde 459 ff. die Zeit seiner Imperatorwerdung durch MM. bestimmt 459 älteste MM. dess. 460 Chro- nologische Keihenfolge seiner MM.460 Datirung ders. ohne Imperatortitel, 461 seine Imperator - MM. verzeichnet 462 ff. seine Münzen mit dem Imperatortitel als Praenomen

465 dessen alexandr. MM.

466 Titel dess. auf MM. der senatorischen M. statte 467 f.— zweifache Bedeutung seines Imperatortitels 469 seine Titeln auf Inschriften 469 f. Titulaturen dess. nach dem Tod«- seines Vaters 471 f. Verzeichniss zweifelhafter Titus-MM. aus Cohen 472 ff.

Tom an s. Tumän.

Tranquillina, Gemahlin Gor- dianus III, falsch. Br.-M. 120.

Trier, MM. von, beschr. 546 ff.

Tri est, MM. der Bischöfe von, 526 der Sedisvacanz 526 - Gewicht der MM. v. 538.

Triobolen aegin. Systems von

Boiotia, 324 Di 326

Haliartos 335 Orchomenos 365 Pharai 372 Thebai 386.

Triteinorien aegin. Systems von Boiotia 323 Orchomenos 364 Thebai 364, 384.

Trophäe, dargest. 111.

Tumän, pers. Bezeichnung einer Geldsumme 148.

Tuster minel-Ahwäz, buwaihid M.hof 191.

TJ.

Udine, Fabriksort falcher MM.

109. üsküb (Scopi) türk. Prägstätte

597.

Vaballath, Denar dess. 101 Denar mit Venusbild 102 f.

Venedig, MM. v., System, beschr. 227 ff. 504 ff. halber Scudo von A. Contarini 226 Miinzgattungen von, 227 ff. Gold- und Silbergewichte 564

Legirungen 56 t - Probir- gewichte 565 Nom'nalwerth 566 Typen der MM. 567 ff.

Matapan Zenos 534. Venus auf einem Denar des

Vaballath 102 ff. Vespasian, Titeln dess. auf

MM. Agrippas 453. Victoria, auf jüd. MM. 89 f.

schreitend 122, 127 sitzend

135, 139 - stehend 138 auf

einem Schiffsvordertheil steh

140. Victoriat, der röm., behandelt

wo? 306. Vierecks. Quadratum. Vitale II, Doge, M. 570. V o 1 1 ra th s s. Richard. Volricus, Bisch, v. Triest, M.

dess. 526.

W ä h r u n g , persisch - babylo- nische, s. Persisch.

Warren, Leicester 412—414.

Wäsit, abbas. M.hof 177.

Weintraube als M. typen von Ililesion 353, 357 Skolos oder Schoinos 377 Thebai 386 als Symbol auf einem Didr. von Tanagra 381 auf MM. von Prokonnesus 376 ;mf falschen A' vonNaxos oder Teos Joniae 440.

Weizenkorn als M.typus von Orchomenos 360, 364 Hälften

Sach-Uegister.

G23

dess. zur Bezeichnung von halben Obolen 323, 362 Dreizahl dcrs. zur Bez. von Tritemoricn (?) 364.

Werner, Ezb. v. Trier, Goldg. dess. 552.

Widderkopf des Kneph als Beizeichen 80.

Wied s. Rudolph, Dietrich.

Wien, angebl. Stadt-MM. von, 502 f. ihre rechte Zutheilung 514 M.meister von, 503, 505

Pfennigrecht von, älteste Urkunde darüber, 505 Wappen von, auf Pfennigen, welcher Zeit? 509 Haus- genossen 512 Münzamt 315, 597 Medaillen das. gepr. 599

Medaillen-Concurs 600. Wilhelm VII, s. Hoorn. Windischgrätz, Prinz E. zu,

besitzt ein Unicum des nabath. Königs Obodäs 448. Witte, J. de 338 ff.

Wolf und Theile dess. als Münz- typen von Argos 398 405.

Y.

Y A 0 P 0 s. ESdwpof.

Zeitrechnung s. Aera. Zeno, Kaiser, Solidus dess. 479. Zerendsch, abbas. M.hof 171,

172, 173 Tahirid. 175. Zeus, 80 Kopf als M.typus

von Boiotia 96. Zi anj, Seb., Doge, M. 572. Ziege als Typus einer unbest.M.

333 Kopf ders. als M.typus

von Elyros 352. Ziegenbock, dargest. wo ? 428. Ziegenhain s. Otto.

Nuiriism. Zeitscli.l87i.

Taf. I.

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Numism. ZeitscK .1871.

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Numism. Zeilseh. 1871 .

Taf. M.

Kozeluch Jet. &> sc .

Numism . Zeitsch.1871 .

TafI7

Xniiiism. Ztitsch.1871.

Taf.V.

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Numism. Zeitsch .1871

Tat. VE.

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NumLsru.Zeitsch.1871.

TafAW.

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Ftolemaeus I .

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Numisin. Zeitsch.1871

Taf.XL. *

Numisni. Zeitsch. 1871.

TafXlf.

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Numism. Zeitsch. 1871.

Taf. XIII.

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