N 1 N x 5 . Ar * 5 f — — — 4 4 — 0 0 * 5 1 . = ER * + f * * * P — N 1 7 — — — \ * N. \ * 1 1 . ' > x — * 1 8 * a“ — B 0 5 A > 7 „ \ * 55 N N 5 N 9 N 8 en 1 \ = — * — . £ N * 2 / 2 a — 8 — A 1 7 * — 0 — . \ 2 I * 2 - \ > + 4 — \ N — e 8 gi * . x * 2 ed * } - * N A BR N Se — 0 7 Occonomiſche Kiturgeſcc für den deutſchen Landmann und die Jugend in den tte ten Schulen. 5 To Zweyter Theil. Von f 1 Heinrich Sander, ö Profeſſor am Gymnaſio illuſtri in Carlsruhe, der Geſellſchaft Naturforſchender Freunde in Berlin, und der Fuͤrſtlichen Anhaltiſchen deutſchen Geſellſchaft in Bernburg Ehrenmitglied. . zoniah basti ZN ns e. ai RICH Oft N NT # euere mit Vong, Kaiſerlichen Ne bewies | | u — Leipzig, 7792. bey Friedr. Gotth. Jacobaͤer und Sohn. | \ 1 m; 1 e 1 fr nl RENT * 0 an 5 3 U * Vorrede. 5 | Je muß dieſen zweyten Theil meiner oͤko⸗ nomiſchen Naturgeſchichte aus der Hand geben, ehe ich das Ultheil der Ken⸗ ner uͤber den erſten gehört habe. Um indeſſen ei⸗ nigermaßen zu lauſchen, was mir fuͤr ein Urtheil geſprochen werden duͤrfte, habe ich einige Stuͤcke vernuͤnftigen Landwirthen vorgeleſen, und ſie wurden begierig nach der Ausgabe dieſes ihnen vorzuͤglich beſtimmten Buches. Mit der Aus⸗ a 99 90 wahl Vorrede. f i 50 wahl der Thier, glaube ich, wird man Wen ſeyn koͤnnen. Ich habe mich immer erinnert, daß ich das Fremde und Ausländifche fo viel als möglich weglaſſen müßte. Weitlaͤuftige und ges naue Beſchreibungen der Thiere im Geſchmack der Naturforſcher habe ich nicht gegeben, weil ich überzeugt bin, daß der Bauer den Maylaͤfer, die Bremſe, den Johanniskaͤfer und den Regen⸗ wurm ohne dieſe gelehrte Huͤlfe gar wohl kennt. Indeſſen habe ich, beſonders in der Claſſe der Inſecten, allemal ſo viel zur Bezeichnung des Thierchens geſagt, als noͤthig iſt, um es zu er⸗ kennen, wenn es auch beym Bauren, und in ver⸗ ſchiedenen Gegenden von Teutſchland einen andern Namen haben follte, als ich ihm gegeben habe. Arzneymittel gegen die Krankheiten der Voͤgel x und andrer nuͤtzlicher Thiere habe ich hier fo we— nig, als im erſten Theil angefuͤhrt, weil ich zu den gewoͤhnlichen Arzneymitteln noch nicht genug Vertrauen habe, und gerne, als ein ehrlicher Mann, der nicht an allgemeines Wiſſen Anſpruch macht geſtehe, daß ich von den Krankheiten der 3 Vorrede. . 93 Thiere keine hinreichende Kenntniß habe. Wir 0 duͤrftige Gelehrte in Teutſchland haben leider! keine Landguͤter und Meyerhoͤfe, wo wir wie Cato, Varro und Columella leben, und der Natur uͤberall nachſchleichen koͤnnten. Nicht alle Artikel in dieſem Buch ſind gleich vollſtaͤndig. Das ſage ich ſelber, und weiß am beſten die Cr cken, die ich gerne noch ausgefuͤllt Hätte. Aber der billige Richter uͤberſchaue erſt das Feld, ehe er den Stab bricht! Die Naturkunde in Verbin⸗ dung mit der Landwirthſchaft iſt wahrlich ein Meer zum Austrinken, und die Obrigkeit, die Gewalt uͤber mich hat, ſpricht mich immer noch nicht von andern Schularbeiten los, ſo daß ich ganz und mit reinen Freuden für dieſe herrliche Wiſſenſchaft leben und arbeiten koͤnnte. Dabey mögen die Kunſtrichter nicht vergeſſen, daß ich zunaͤchſt fiir meine Mitbuͤrger am Rhein, an der Moſel, am Neckar, in Schwaben und den be⸗ . nachbarten Ereifen ſchreibe. Deswegen habe ich 3. B. in der Abhandlung von den Bienen, wo ich faſt ales Nutz iche, ſo weit meine Erkenntniß 98 reicht, Vorrede. reicht, zuſammendraͤngen wollte, nichts vom Rei⸗ ſen und Verfuͤhren der Bienen geſagt, das ſchon in den aͤlteſten Zeiten, und noch jetzt in Nieder ſachſen und Weſtphalen üblich iſt, bey uns aber gar nicht bekannt, und auch nicht thunlich, nicht noͤthig iſt. Man ſchreibe ein Buch von der Art in welchem Winkel von Teutſchland, als man will, es werden immer Materien ſeyn, die jener Gegend nuͤtzlich, und in andern Laͤndern uͤberfluͤſ⸗ ſig ſeyn werden. Ich will nur die Behandlung des Flugſandes, den Bau des Weins, und des Saas als einzelne Beyſpiele anführen. Wenn ich hie und da lebhaft, vielleicht für manchen Leſer zu umſtaͤndlich geſchrieben habe, ſo muß auch dieſer Umſtand nach mir und meinen Leſern beurtheilt werden. So oft mir das als Fehler angerechnet wird, denke ich an das, was Quintilian ſagt: Facile eſt remedium | Dekte atis, ſterilia nullo labore vincun- tur. Verſteht mich der Bauer, wenn ich ihm in der Schulſprache etwas auf eine trockne und todte Vorrede. öde Art beybringen will, und aͤngſtlich jedes Wort ſpare? Oft bin ich aber vorzuͤglich aus folgendem Grund umſtaͤndlich geweſen. Es ge⸗ ſchieht gar oft, daß allerley Menſchen auf dem Lande mir ihre Liebe und Zuneigung, die mix allemal unſehaͤtzbar iſt, dadurch bezeugen wollen, daß fie mir einige Nachrichten von gewohnlichen oder ſeltenen Erſcheinungen in der Natur mit⸗ theilen. Aber es iſt oft ganz unmoͤglich, Sinn in ihren Erzaͤhlungen zu finden, und ihre wahre Meynung zu erforſchen, weil ſie in ihrer Jugend nicht das Gluͤck hatten, mit den noͤthigen Kennt⸗ niſſen bereichert zu werden. Moͤchte ich dann ſo gluͤcklich ſeyn, und manchem Freund der Natur, der jenen Mangel in der Stille fuͤhlt, durch dieſe Arbeiten den wahren Weg, die Natur zu beobach⸗ ten und zu genießen, gezeigt haben! Moͤchte ich auch da, wo ich, weil ich nicht auf dem Lande leben darf, den Ausdruck, den der Bauer ver⸗ ſteht, nicht gefunden habe, doch einen wuͤrdigen Freund finden, der ihm das, was jener achtungs⸗ werthe Arbeiter im Staat wiſſen ſollte, in ſeine * 0 4 Sprache — te, e hat! 1 Vorrede. Sprache ͤberſetz, und ſeiner Foſſungskraft naͤher bringt! Und o moͤchte ich doch auch durch dieſe Schriften in manchem Herzen Empfindungen der N Liebe Gottes, von dem die ganze Natur redet, erwecken, und unverdorbene Seelen fruͤhe an die erhabenen Geſetze der Ordnung, der Weisheit | und der Wohlthaͤtigkeit gewoͤhnen! Wie wuͤrde | ich alsdann die ſtillen Morgenſtunden ſegnen, in welchen mein Geiſt, ehe er wieder durch das Ges klingel der Welt verſtimmt wurde, an dieſem Werk nie ohne den redlichen Wunſch, daß es zum Gluͤck meiner Bruͤder etwas beptrogen moͤch⸗ 7 Wer feier ſo denkt, wird mir nicht zumu⸗ then, daß ich jenen veraͤchtlichen Menſchen, die den Bauren gerne in der Dummheit erhalten wollen, nur eine Antwort geben ſoll. Soll er nichts von Gott und ſeinen Werken lernen? Jener erſte und wichtigſte Stand der menſchlichen Geſellſchaft, ohne welchen die Majeſtat ſelber eine Chimaͤre ſeyn wuͤrde? Das moͤgen diejenige ver⸗ ieee, Mi - Vorrede. 1 | theidigen, die auf den glaͤnzenderen Poſten im ‚Staat doch, fo erbaͤrmlich unwiſſend und träge find, daß fie freylich in kurzer Zeit von den un⸗ terſten Buͤrgern uͤbertroffen werden koͤnnten. Mir ſchlaͤgt das Herz mit kindiſcher Freude der Zeit entgegen, wo auch die groͤßte Claſſe meiner Mit⸗ unſterblichen ſo gebildet ſeyn wird, daß ſie ihre Menſchenwuͤrde fuͤhlen, und auch am Pflug ih- rer hoͤheren Beſtimmung mit Verlangen warten. Und koſtet es auch Mühe, in der Einfalt und Beſcheidenheit, die die Geſpielinn wahrer nuͤtzli⸗ cher Gelehrſamkeit iſt, auf Erden und in man⸗ chem teutſchen Lande insbeſondre, nicht zu ver⸗ kuͤmmern, ſo will ich doch, als vor dem Vater und Richter der Welt, in guten Thaten für an⸗ dre leben, und mich freuen, wenn ich Saamkerne ausgeſtreut habe, die leiſe in die Zukunft wachſen. Was ſind alle öffentliche und geheime Beurthei⸗ lungen, was find die lauteſten Lobſpruͤxche, was ſind die bitterſten Ausbruͤche des Neides und der Liebloſigkeit, was find die empfindlichſten Wir⸗ kungen der Unachtſamkeit und der Geringſchaͤtzung 5 von Vorrede. von andern Menschen, „ was ſind ſie, wenn der Herr der Natur uns aus dieſem niedern Lande wegruft, was ſind ſie gegen das Selbſtbewußt⸗ ſeyn, daß man nicht nur fuͤr ſich, 9 fab an⸗ N dre gelebt hat? 8 Sander. — V. 7 A) Ueberhaupt. \ 17) Reiſen. 11. Inhalt. Vierter Abſchnitt. Von den Voͤgeln. 9 | S. ı 1) Der Koͤrper. 1. 2) Kopf. 1. 3) Schnabel. 2. 40 Zunge. 2. 5) Augen. 2. 6) Naſen und Ohren. 2. 7) Luft im Körper. 3. 8) Wärme. 3. 9) Kropf. 3. 10) Bruſt 4. 11) Federn. 4. 12) Füße. 5. 13) Schwanz. 6. 14) Verdauung. 6. 15) Paarung. 7. 16) Ey. 9. N B) Von den Zausvögeln. i I. Saushahn und Senne. 8 14 II. Ente. 0 118 III. Die Gans. ; 19 IV. Taube. „ 22 ) Von andern wilden Vögeln. N 26 I. Raubvogel. | | 26 II. Andre kleinere Vogel. 1 . 1. Ihre Vertheilung. | 28 2. Ihr Nutzen. 29 3. Spechte, Raben, Elſtern, Heber, Staare ıc. 31. 4. Reiher, Storch, Kranich, Schnepfe. 32 5. Nebhuͤhner, Wachteln, Oroſſeln, Krammetsvoͤgel, Amſeln, Finken, Bachſtelzen, Maiſen. 33 6. Spatzen. 1 34 7. Schwalben. | 1 0 e Fuͤnfter f — Inhalt. Fünfter Abſchnitt. Von einigen Thieren auf dem 5 Lande und in dem Waſſer. S. 38 . Der Sroſch. „ II. Die Nröte. 1 40 III. Die Eidechſe. e e IV. Der Salamander. 42 V. Die Schlangen. | 43 Sechſter Abſchnitt. Von den Fischen. 12 47 A. Ueberhaupt. | 47 1) Kopf. 47. 2) Maul. 48. 3) Zähne. 48. 4) Au⸗ gen. 48. 5) a 48 6) Geſchmack 48. 7) Ohr. 48. 8) Gefühl. 48. Köroer. 50. 10) Graͤten. 50. 1) Schuppen. 50. N Kiehmen. st. 13) Kiehmwendeckel und Floſſen. 52. 14) Luftblaſe. 52. 150 Zortpflanzung. 53. 16) Menge der Eyer, 54 17) Ernährung. 55. 18) Lebensart und Alter. 55. B. Vom Sifhfang. 56. Werkzeuge. 56. Koͤder und Lockſpeiſe. 57. Vom Schlamm im Teich. 39 Vom Rohr und Schilf im Teich. 59. Zeit der N Keinigung: der Flußbeete. 60. Rechte Zeit zum Fangen. 61. c. Dom Verſetzen der Fiſche. 62. Vorſich tile he dabey. 63. Schaden der Waſſervoͤgel. 64. Der Hechte. 65. Der Blutegel. 65. Des Eiſes im Winter. 8 Der Fuͤchſe, Katzen, Ciſchottern. 66. D. Vom Siſchbehälter. f 66 E. Von den Schmerlen. 67 Siebenter Abſchnitt. Von den Inſecten. 68 . Naturgeſchichte der Inſecten. 68 1. Sie entſtehen alle aus Eyern. 68. m Sk Ener. 69. i 0 ich, aus der Faͤulniß. > tus 2 hen nd . — ee \ 5 Inhalt. . Aus dem Ey un die Raupe heraus 72. Eigen⸗ ſchaften. 72. zefräßigkeit. 72. Vertheilung auf die Pflanzen. 72. 1 5 ige ſind giftig. 73. Augen und Fuͤße. 74. Spinnkunſt. 74. Zeichnungen und Farben. 75. Todtenkopf. 75. Raͤupchen im Blatte. 55. | euch fende Raupen. 76. Sie verunftalten die Blätter „ der N e Proceffiongraupen, 77. Eßbare Raupen. | 77 3. Die Raupe wird zur Dattel oder Puppe. 78. Verſchiedene Arten. 29 Hornſchroͤter. 79. Zeit der Verpuppung. 80. Iſt nur Entwickelung. 81 4. Aus der Duppe kommt das ſchöne Inſect zum Vorſchein. Fuͤhlhoͤrner. 82. Kopf. 82. Men⸗ ge der We 83 Maul, Saugruͤſſel, Kinnladen. 84. Zunge des Schmetterlings. 83. Zaͤhes Leben. 85. ; Harte Haut. 86. Herz und Blut. 86. Einſchnitte. 9). Luftlöcher. 87 ü 8. Süße der Inſecten. 88. Schwanz 88. Stachel 89. 5 Bienenſtachel. 89 8 Fluͤgel der Inſecten. 92. iügetbechen 93. Staub auf ik, Fluͤgeln beſteht aus lauter Federn. 94 as der Inſecten. 95. Geſchlechtsloſe. 96. 0 Geſchlechtsunterſchid. 96. Paarung ſelber. 96. Men⸗ ge der Eyer. 97. Bluütregen. 98. Staubläuſe 99. Heuſchrecken. 99. Fliege. 100. Blattlaͤuſe. 100. Odbbſtraupen. / N 100 B. Allgemeine mittel gegen die Raupen. 1 10 1. Gegen die Ringelraupe. i 5 h | 0 1011 2. Gegen die Garten- und Waldraupent | 102 3. Gegen die Winterraupe, | 103 4. Gegen die Dornraupe. n 104 e " 5. Gegen - — IJInhalt. . 5. Gegen Tagvdgılraupen, | | S. 105 6. Gegen zwo Arten von Nachtvogeln. " 165 7. Ein Gartenbeet gegen die Raupen zu ſichern. 106 8. Gegen die Grasraupe auf den Wieſen. 1 10% 9. Gegen die Engerlinge und Mapkafer. 914 169 10. Gegen viele andre Eleine Käfer in den Haͤuſern und Lammern. 112. M ehlmieten. 114. Borkenkaͤ⸗ fer. 115 WK. Gegen die Erdffshe. 115. Sa den Erbſenkaͤfer. ; 117 12. Gegen den Kornwurm oder Kornrüſſektäfe. 118. Gegen die weiße Kornraupe. 120 13. Gegen die Ohrwuͤrme. se 1 14. Gegen Schaben und Motten. 125 15. Gegen die Werre oder Gartenkrebs. 126 16. Gegen die Bett- oder Hauswanzen. 5 127 17. Gegen die Roggenraupe. 129. und die Fruͤhlings⸗ roggenraupe. 130. und nl die Gerſtenmade. 130 18. Allgemeine Regeln 60 Lei e der Raupen. 130 c von einigen Inſecten insbeſondre. a 1. Die Biene. 135. Naturgeſchichte. 135. Bienen⸗ pflanzen. 138. Bienenſtand. 139. Strohkorb. 141. Sie haͤngen öfters an einem Menſchen an. 142. Mittel gegen den Stich der Biene. 143. Ankauf der Bienen. 144. Kunſtſtuͤcke mit den Bienen. 144. Vom Verruͤ⸗ cken der Körbe, 145. Vom Schwaͤrmen. 145. Vom Einfaſſen. 147. Von Nachſchwaͤrmen. 148. Von den kuͤnſtlichen Ablegern. 149. Von der Erndte des e, & 4, N Inhalt. 5 Honigs und des Wachſes. 152. Mittel, ſie aus einem Korb in den andern zu jagen. 154. Von Magazins bienen. 155. Vom Futter der Bienen im Winter 157. . hr Zuſtand im Winter. 158. Keine Künſteleyen an ihren Speiſen. 159. Nutzung des Honigs. 160. Sammlung des Wachſes. 163. Empfehlung des Meths. 765. Weiſelloſtgkeit. 167. Raubbienen. 168. Andre ſchaͤdliche Thigre, Vögel und Inſecten. 172. Ignnerliche Krankheiten. 15 174 A II. Die Ameiſen. 177. Naturgeſchichte. Br Ihre ſo⸗ genannten Eyer. 177. Fleiß im Eintragen. 178 Verſchiedene Arten. 180. Von der rothen Ameiſe. 180. Von der kleinen ſchwarzen. 181. Herumtragen ihrer Puppen nach dem Wind. 182. Schwaͤrmen der Amei⸗ ſen. 183. Nutzen oder Schaden. 185. Ihre Feinde. 186. Der Ameiſenlowe. ia m. Die Seidenranpe. 188. leicht der Seiden zucht fuͤr den Landmann. 188 Naturgeſchichte. 189. Mau eue e und Hecken. 190. Eyer. 192. Aus⸗ 1 3 bruͤten. 193. Wartung und Fuͤtterung der Raupen. 194. Verhuͤkung des Durchfalls. 195. Spinnhuͤtte. 1096. Coccon. 198. Ausſchluͤpfen der Seidenſchmet⸗ tterlinge. 200. Todten der andern Coccons. 201 1 Krebsbach. 204. Mauſern des Krebſes. 205. Krebs⸗ ſteine. 206. Erneuerung der Glieder. 208. Fort⸗ pflanzung. 208. Feinde der Krebſe. 209. Erhaltung ‘ IV. Der Webs. 203. Naturgeſchichte. 204. Vom der Krebſe. 210 5 Die ſpaniſchen Fliegen. l 1 Der Schnellkäfer. \ BER vn. Die geuer⸗ Schein - oder Jobanniskaſer. 214 vill. Das Seimchen oder die Grille. ö 215 X, Das Gallinſect, oder die Gallweſpe. 216 25 . Inhalt. X. Die Weſpe. 217. Weſpenneſt. 216. Die Sornifle. 2 219. XI. Die Bremſe. 221. Schafbremſe. 222. Die Vieh⸗ bremen. 223. Die OGchſenbreme. 213. Die Regenbreme. 223 XII. Die Sliegen. 224 Unterſchied von den Muͤcken. 224. Schmeisfliege. 225 Stubenfliege. 2:5. Mittel dagegen. 227 XIII. 3 Die Mücken. 227. Schnepfenfliege. 228. Pfer⸗ deſtecher. 229 Raubffliege. 229. Fliegende Pferde- und Schafiaus. 230 XIV. Die Todtenuhr, oder der Wandſchmid. 230 XV. Die Laus. 232. Kopflaus. 232. Filzlaus. 232 XVI. Der §loh. 236. Mittel dagegen. 1 XVII. Die Spinnen 238. daß ſie nicht giftig ſind. 238. Feldſpinnen. 239. Warum man ihr Ehergeſpinn⸗ fie nicht brauchen konne. 240 XVIII. Die Keller- oder Manereffel. © 242 Achter Abſchnitt. Von den Würmern. 243 x A. Ueberhaupt. 243 B. Der Regenwurm. ö 244 C. Die Darmwürmer. 245. Insbeſondre vom Band⸗ wurm. %% 247 D. Der Blutegel. 248. Naturgeſchichte. 248. Sein Nutzen in der Arzneykunſt. 249. In der Lands wirthſchaft. 250 E. Die Schnecken. 251. Naturgeſchichte 251. Scha⸗ den der Ackerſchnecke. 252. Mittel dagegen. 253 Die Egelſchnecke in den Lebern der Schafe. 254 G. Schnecken und Muſcheln in Fluͤſſen. 255. Von den ien = Thieren unter dem Vergroßerungsglas. 256 Von Won den Bige überhaupt N Vierter . 8 . eine andre Chose von Thieren ſind die Vögel, die ſich von den Vierfuͤßigen vorzuͤglich dadurch unterſcheiden, daß ihre Jungen nicht lebendig, fondern in Eyern eingeſchloſſen geboren werden. 1.) Ihr ganzer Koͤr per ift fo gebaut, daß fie mit Behendigkeit die Luft durchſchneiden, und fliegen koͤnnen. Vorne und hinten find fie ſpitzig, wie ein Schiff, und alle Voͤ⸗ gel ſind außerordentlich leicht, denn auch die groͤßten und dickſten ſcheinen nur ſo um ihrer Federn willen. 2.) im Kopf haben alle junge Voͤgel eine gelbe Haut zwiſchen den beyden Kinnladen, die nachher vertrocknet und ab⸗ fälle. Haſel⸗ und Auerhuͤhner haben eine rothe Haut uͤber den Augen; der welſche Hahn hat fleiſchichte Lap⸗ pen am Kopf und Hals; der Haushahn hat einen Kamm auf dem Kopf, der wird ihm, nachdem er ver⸗ Ger. Naturg. II. h. A ſchnitten 7 2 Von den Voͤgeln überhaupt. > ſchnitten worden ift, abgefchnitten, weil er ihm ſonſt uͤber die Augen herabwachſen wuͤrde; und damit ſein Kopf doch das gewohnte Anſehen behalten moͤge, pflanzt man ihm den Sporen vom Hinterfuß auf den Kopf. 3.) Der Schnabel beſteht aus einem Knochenſtuͤck, iſt mit kei⸗ nen Lippen uͤberzogen, iſt ganz beweglich, ſehr ſtark, 15 und iſt bey den Raubodgeln krumm, wie ein Haken; bey den Spechten, die Inſecten freſſen, pfriemenſoͤr⸗ mig; bey den kleineren von Saamkernen lebenden Voͤ⸗ geln iſt er, wie eine kurze und dicke Beißzange; bey den Waſſervoͤgeln hat er allerley Löcher zum Durchſchlag des Waſſers; und die, ſo in Suͤmpfen ihre Nahrung ſuchen, haben einen langen, geraden Schnabel, womit fie, wie mit einem Stecken die Moräfte unterſuchen. 5 4.) Nach der Figur des Schnabels richtet ſich auch die Geſtalt der Zunge, ſie iſt lang, kurz, fleiſchicht, hart, oder mit Zaͤhnen, mit Haͤaͤrchen beſetzt, damit die glat- ten Fiſchgen und die kleinen Fliegen nicht mehr entwiſchen koͤnnen. 5.) Die Augen des Vogels ſtehn ganz außen am Kopf, er kann eins ohne das andre gebrauchen, ſie find gegen die Dornen im Geſtraͤuche noch mit einer eige- nen durchſichtigen Haut verwahrt, und ſind ſehr ſcharf, wie ihr an den Raubvoͤtzeln ſeht, die in der größten Hör he alles erblicken, was zu ihrer Nahrung dient. 6.) Der Vogel hat zwar nur Naſenloͤcher an der Wurzel des Schnabels, aber die Geyer riechen doch überall das Aas, und eilen herbey. Beynahe noch ſtaͤrker, als das Auge, iſt das Ohr des Vogels. Die Voͤgel er wachen vom ſchwaͤchſten Laut. Sie haben kein aͤußres | Ohr, damit fie deſto beſſer fliegen können, aber in die f unter den Haaren verborgene Oeffnung fälle alles. n A Von den Vögeln überhaupt. 3 5 Entenfang und beym Auerhahnenfang muß man ſehr ſtille ſeyn; das Klatſchen der Peitſche kann einen ganzen Strich von wilden Enten verjagen. Das gilt beſonders auch von den Nachtvoͤgeln, Eulen ꝛc. Aber je ſchaͤrfer dieſe Sinne find, deſto ſchwaͤcher iſt der Geſchmack des Vogels, und Gefuͤhl koͤnnen ſie auch nur da haben, wo keine Federn ſitzen. 7) Der ganze Koͤrper des Vogels iſt voll zuft. Daher koͤnnen dle Nachtigallen, und andre oft ſo lange, und ſo heftig fort ſingen, ohne abzuſetzen und Athem zu ſchoͤpfen. Bey Gaͤnſen, Enten, Schwaͤnen zieht ſich die guftroͤhre mehr, als bey andern, in der Bruſt herum. Daher koͤmmt es, daß ſie ſich oft auf dem Waſſer ganz umſtuͤr⸗ zen, wenn ſie ihren Fraß aus der Tiefe holen, und ohne zu erſticken, lange ganz unter dem Waſſer ſeyn koͤnnen. 8.) Es iſt eine große Wohlthat Gottes fuͤr dieſe muntre „Thiere, daß ihr Blut außerordentlich warm iſt. Man kann die Wachteln im Winter ben ſich tragen, um ſich zu erwaͤrmen. Der Kreuzvogel niſtet im Chriſtmo⸗ mat, und bruͤtet nach dem Neujahr. Sie erfrieren in der heftigſten Kaͤlte nicht, ſo lange ſie nur noch etwas Nahrung finden. 9.) Am Hals haben die Voͤgel ei⸗ nen Kropf, d. b. eine laͤnglichte Blaſe im Schlund, in welcher die verſchluckten Körner durch die darin beſind. liche Waͤrme und Feuchtigkeit ſchon, ehe ſie in den Ma. gen kommen, halb aufgelöft und verdaut werden. Sie ‚füllen auch dieſe Proviantflaſche an, ehe die langen Winternaͤchte anfangen, und ehe fie ihre Reiſen antre⸗ ‚ten, Sie ſchuͤtteln auch die halbzermalmten Kerne wie⸗ der heraus, und ſpeiſen ihre Jungen damit, bis ihr Schnabel zum Verbeißen ok genug geworden iſt. 10.) — * * „ 4 Von den Doͤgeln uberhuößt. 10.) ey Beuſt iſt vorne durch ein langes und breites Bruſtbein ſo verwahrt, daß ſie nicht beſchaͤdigt werden koͤnnen, wenn ſie auch plotzlich im Flug zur Erde herab. ſchießen. Und an dieſem großen Bruſtbein, das ihr an jedem Huhn in der Schuͤſſel ſeben koͤnnt, ſitzt das dickſte und ſtaͤrkſte Fleiſch, wodurch fie die Flügel regie. ren; da haben die Adler, die Falken, und die großen Geyer auf den holen Gebirgen, die Sammer, Hafen und Rehboͤcke mit ſich in dle Luͤſte fuͤhren koͤnnen, ihre ſchreckliche Gewalt. i.) Die größten und die kleinſten Flügel beſtehen, außer wenigen Knochen, aus lauter Federn, die, wie Pflanzen in der Erde, durch ihre Wurzel mit dem Koͤrper des Vogels zuſammenhaͤngen, ſehr zahlreich, und einzeln betrachtet doch fehr leicht und ſo kuͤnſtlich unter einander verbunden find, daß keine Luft zwiſchen ihnen durchgehen kann, weil ſonſt der Vo⸗ gel nicht fliegen koͤnnte. Zwiſchen den großen Federn ſitzen überall am Körper des Vogels die feinen und klei⸗ neren Pflaumfedern, die zur Erwaͤrmung dienen. Die Waſſervoͤgel, und die in kalten Laͤndern haben des⸗ wegen mehr ſolche Federn erhalten, als andre Voͤgel. Die Eyder, eine Gans auf dem Meere an der mitter⸗ naͤchtlichen Grenze von Teutſchland, hat den ſchoͤnſten, weißeſten und weichſten Pflaum. Alle Voͤgel, die hoch. aufſteigen, oder auf den Felſenſpitzen der hoͤchſten Gebir⸗ ge wohnen ſollen, haben auch ganz befederte Fuͤße, das mit ihnen die Kaͤlte nicht ſchaden kann. Wenn ihr die Gaͤnſe ru pft, fo müßt ihr ihnen nicht zu viel Federn auf einmal nehmen, und fie nachher vor der Naͤſſe und Kaͤlte wohl bewahren. In den Rheinorten erſaufen zuweilen Gaͤnſe, oder 1 vielmehr an der Verkaͤl⸗ | tung, — ae — en K ip — 5 Von nden Vögeln 1 190 5 tung, wenn FERN Waſſersnoth koͤmmt, nachdem ſie kurz vorher gerupft worden ſind. Ihr ſeht auch, daß die Voͤgel ſich immer putzen, und mit dem Schnabel die Federn in Ordnung legen, weil auf die Stellung und Richtung des Gefieders bey ihren Bewegungen alles an⸗ kommt. Die Waſſervoͤgel insbeſondre drücken mit dem Schnabel die kleinen Oelblaͤschen von Zeit zu Zeit aus, die ſie uͤber dem Buͤrzel haben, und uͤberſtreichen damit ihre Federn, ſo oft fie im Wlaſſer ſtraͤubig gewor⸗ den ſind. Dadurch entſteht ein fetter Ueberzug, eine Art vom Leim auf den Federn, wodurch das Waſſer ab⸗ "gehalten wird, daß es nicht eindringen kann. Indeſſen dauret doch jede Feder in Wind, Staub und Wetter nur eine Zeitlang. Die meiſten Voͤgel (nur die Ca⸗ paunen thun es nicht mehr „) mauſern ſich im Herbſt, weil alsdann durch den Ueberfluß der Nahrung das Wachsthum der nachfolgenden Federn ſehr befoͤrdert wird. Ihr koͤnnt euch viel Vergnügen machen, wenn ihr auf | die verſchiedene Arten zu fliegen, auf die Geſchwindigkeit, auf die Hoͤhe, auf ihre Wendungen und Drehungen Acht geben wollt. Nur ſehr wenige Voͤgel ſind gerne in der Tiefe. Damit fie immer ſich im weiteſten Kreis umſe⸗ hen koͤnnen, ſteigen fie gerne in die Höhe, und ermüden. nicht. Die Kleinſten ſind auch unter ihnen die Aller⸗ lebhafteſten. 12.) An ihren Fuͤßen haben die, ſo immer klettern ſollen, zween Zeen vorne und zween hinten. Zum Gehen ſind drey Zeen vorne, und einer hinten be⸗ quemer. Die Knie ſtehen ruͤckwaͤrts, und bey den Waſſervoͤgeln ſtehen die Füße fo weit hinten am Körper, daß fie auf dem Land nicht ſchnell; nicht lange, nicht bequem damit gehen koͤnnen. Deſto beſſer koͤnnen fie 1 ſich 6 Von den Vögeln aberhaußt. Ki it im u Waſſer mit der Bruſt vorlehnen, und mit den Fuͤßen rudern. Dieſe find es auch, die eine Schwimm- haut zwiſchen den Zeen haben mußten, damit ſie ſich im Waſſer darauf ſtuͤtzen koͤnnen. 13.) Kein Vogel hat im Schwanz eine ungleiche Zahl von Federn. Sie brauchen ihn beſonders, wenn ſie ſich niederlaſſen wollen, um den Flug zu maͤßigen. 14.) Die Raubvoͤgel ver» dauen ihr Fleiſch ſehr ſchnell, weil ſie ſcharfe Saͤfte im Magen haben, daher verſchlucken fie es auch meiftens ganz. Die koͤrnerfreſſende Voͤgel haben einen harten, rauhen, unebnen Magen, wie ihr an jedem Huͤhnerma⸗ gen ſehen koͤnnt, und dieſe harte Stellen reiben ſich an | einander, und zermalmen, gleich einer Muͤhle „ die har⸗ ten Kerne. Dazu helfen ihnen auch die kleinen Sand⸗ ſteinchen und Kallſtückchen, die ſie von Zeit zu Zeit ver⸗ ſchlucken, und die man auch den Vögeln in den Käfig, und den Gaͤnſen, die gemaͤſtet werden ſollen, in den Trog ſtreuen muß, wenn ſie geſund bleiben ſollen. Da⸗ her muͤßt ihr euch auch in Acht nehmen, daß nichts ſchaͤdliches, nicht etwa Bley, Steinkitt, oder ſolche Dinge, die man zuweilen braucht, auf dem Hofe zer⸗ ſtreut werden, und liegen bleiben. Das Federvieh ver⸗ ſchlingt foſt alles, was es findet, und ſtirbt oft daran. Im Winter ziehen faſt alle die Voͤgel, die von Raupen leben, in waͤrmere Laͤnder. Andre ſuchen ihre Nahrung auf den Baͤumen, und ziehen die Eyer, die erſtarrten Puppen und Raupen der Inſecten hervor. Noch andre fallen in Winterſchlaf. Einige ſammlen ſich einen Bora rath, andre erhalten ſich von den Saamkernen der Stau⸗ den und Gefträuche, brechen die Tannzapfen auf, ſteh⸗ len Getreide ꝛc. ueberdaupe aber ing fie uns alsdann, | wenn \ * | 8 i Von den Vögeln überhaupt. u wenn tiefer Schnee alle Felder deckt, ein ruͤhrender Be⸗ weis von der allgemeinen Guͤte Gottes, der auch, wie uns ſein Sohn lehrte ‚ nicht einen einzigen Sperling uͤberſieht oder vergißt. 15.) Ihre Paarung geſchieht ſehr ſchnell, meiſt i im Fruͤhjahr, aber nicht eher, als bis ſchon Raupen genug vorhanden find, um die junge Brut zu ernähren. Männchen und Weibchen finden ſich ver⸗ mittelſt des Geſangs zuſammen, und die meiſten Gate tungen leben Paarweiſe in geſchloſſener Ehe. Weil ſie aber bey ihrer Lebensart die Eyer unmoͤglich bey ſich ſel⸗ ber ausbruͤten koͤnnen, fo bauen fie ein Neſt, und legen nie eher, als bis die warme Wohnung fuͤr die kleine Brut fertig iſt. In eurer Jugend habt ihr euch oft mit dieſen Haͤuschen beſchaͤfftigt, ihr kennt die Verſchie⸗ denheit des Bauzeugs, des Orts, der Figur, der Groͤße, die innre weiche Lage und den ſtarken Ueberzug außen. Saͤhen wir nicht tägtich ſo viele Vogelneſter, wir wuͤr⸗ den jedes fuͤr ein Wunder halten. Der kuͤnſtliche Bau⸗ meiſter hat kein andres Werkzeug dabey, als ſeinen Schnabel. Iſt einmal die Zeit der Liebe da, ſo iſt es unwiderſtehlicher innrer Trieb zu bauen, fie werden bey. nahe wuͤtend, wenn man unartig genug ſeyn kann, die erſte Grundlage des Neſts mehrmals zu zerreißen, oder ihnen den Stoff dazu wegzunehmen. Nur ſehr wenige Geſchlechter legen zuſammen in ein Neſt, damit nicht durch einen Zufall die ganze Gattung in Gefahr gerathe, | vertilgt zu werden. Die Haushuͤhner, die Rebhüh⸗ ner, die Trappen, und alle diejenigen, deren Jungen, ſobald ſie aus dem Ey kriechen, ſogleich gehen, der Mutter folgen koͤnnen, und ſelbſt ihr Futter ſuchen, alle dieſe machen nur ein ſchlechtes, kunſtloſes Neſt auf der A 4 plwatten | 2 * a U 8 Von den Voͤgeln uͤberhaupt. platten Erde. Hingegen alle Voͤgel, deren Jungen das Neft nicht eher entbehren koͤnnen, und es auch nicht eher verlaſſen, als bis fie felber fliegen, bauen das Neſt auf hohen Felſen, vertrauen es den Baumzweigen, bes ſchweren die Haͤuſer, Kirchthuͤrme, Mauren damit, oder ſuchen einen hohlen Baum, einen alten Menſchen⸗ ſchaͤdel, oder ſonſt eine ſichre, feſte, gegen Wind und Sturm gedeckte Stelle aus. Ihr koͤnnt in den Samm⸗ lungen natuͤrlicher Merkwuͤrdigkeiten einige Neſter und Abbildungen davon aus Aſien ſehen, an welchen der Vogel mit ſeinem Schnabel, gleich als waͤre er eine Nadel, genaͤht, ſich Zwirn aus allerley Faͤden gedreht, und wie ein Schneider mehrere Blaͤtter zuſammenge⸗ naͤht, oder mit dem Faden das Neſt an eine Gabel von Aeſten auf dem Baum befeſtigt hat. Lernet an den bruͤtenden Voͤgeln die Reinigkeit, die zur Geſundheit unentbehrlich iſt. Weder die Alten noch die Jungen beflecken das Neſt mit ihrem Koth. Jene lehren dieſe, den Unrath uͤber den Rand des Neſts hinabſallen zu laſſen. Wo die Stoͤrche bauen, da muͤßt ihr euch doch in Acht nehmen. Nach vielen Jahren wird durch die alljaͤhrliche Ausbeſſerungen des Neſts endlich fo viel Geſtraͤuche und Holz zuſammengetragen, daß es zuletzt fuͤr den Dachſtuhl zu ſchwer wird, oder daß ein Ungluͤck entſtehen kann, wenn ein ſtarker Sturmwind das Neſt herabwirft. Eine Art Maiſen in Böhmen, Schleſien, Polen ꝛc. macht ein beutelfoͤrmiges Neſt, bindet es an den aͤußerſten Zweig eines Baums, damit Katzen und Schlangen nicht zukommen koͤnnen, fährt im Flug hinein, und ſchwankt mit ihren Jungen in der Luft herum. Man ſammlet dieſe dene „ und 23825 ſie, weil ſie ſehr — 5 5 — r 1 8 — 8 — — 3 Von den Voͤgeln uberhaupt. 29: fr weich, und aus der Wolle der Pappeln, Weiden und Diſteln zuſammengeſetzt ſind, als Socken unter dem Fuß, oder als Kraͤuterſaͤcke zur Erwaͤrmung und Vertheilung der Geſchwulſten im Geſicht, am Backen, oder am Hals. Die jungen Elſtern ſollen, wie man ſagt, blind aus den Eyern kommen, und werden von den Raubvoͤgeln ſtark verfolgt, daher pr die Neſter der Elſtern von allen Seiten mit Dornen beſetzt. Doch ihr ſehet täglich dieſe merkwuͤrdige und liebenswuͤr⸗ dige Erſcheinungen in der Natur ſelber. 16.) Das vom Maͤnnchen befruchtete Ey, das bisher nichts war, als ein Dotter, reißt ſich von dem traubenfoͤrmigen Eyerſtock los, und bekommt kurz vorher, ehe es aus dem Leibe der Henne geht, feine kalkichte Schale. Da. zu hilft ohne Zweifel auch der verſchluckte Sand und Kalk, der ſonſt bey den Weibchen, wie beym andern Geſchlecht, mit dem Koth abgeführt wird. Daher les gen Vögel, die wenig Kalkmaterie bey ſich haben, zus, weilen ein Ey ohne Schale, das uͤbrigens vollkommen und gut iſt. Andre legen oft Eyer, die Buckeln und überflüßigen Kalk haben, aber ohne Schaden für die innren Theile. Farbe, Form, Figur und Groͤße iſt bey den Eyern ſehr verſchieden. Das größte Ey legt der Strauß in Afrika, es wiegt wohl zwoͤlf Pfund, ſo lange es voll iſt; das kleinſte, das nur wie eine Erbſe iſt, gehoͤrt dem ſchoͤnen Colibri in Amerika. Es iſt ein Vorurtheil, daß die Ener. der Haͤnſe und Enten fuͤr viele Speiſen zu rauh ſeyen. In Dänemark, Nor⸗ wegen, Schottland braucht man ſogar die Eher der See— voͤgel in der Hausholtung. Hingegen iſt es euren Kin⸗ dern ungeſund, wenn ſie an Oſtern die hartgekochten gi PU SER, 10 Von den Vögeln uͤberhaupt. En nachdem fie genug damit geſpielt haben, in Men⸗ ge verzehren. Unſre Haushennen fangen an zu legen, wenn fie drey Vierteljahre alt find; aber, weil alle Eyer, die eine Henne legen kann, ſchon mit ihr geboren werden, ſo iſt es begreiflich, daß eine Henne, die beym guten und reichlichem Futter auch im Winter legt, noth⸗ wendig deſto früher ganz aufhören muͤſſe. Sie legen öfters ohne vom Hahn getreten zu ſeyn. Oft treten fie ſich ſelber, oder haudern ſich im Staube herum, wenn ſie hitzig ſind. Darauf folgen die ſogenannten Wind⸗ eyer, die nicht ausgebruͤtet werden koͤnnen. Eyer mit zween Dotter ſollten auch zween junge Voͤgel geben, aber ſie wachſen beym Ausbruͤten meiſtens an einander, und kommen todt zur Welt. Hennen, die einmal anfangen, zween dotterichte Eyer zu legen, muͤßt ihr abſchaffen, ſie werfen nicht genug Nutzen ab. In jedem Ey iſt kein Troͤpſchen uͤberfluͤßig. Der junge Vogel liegt ſchon ganz darinn. Die andern Säfte dienen zu feiner Er⸗ nahrung, bis er aus der Schale hervorbricht, die zarten Bedeckungen halten die Fluͤßigkeiten beyſammen, und die aͤußre Schale bedeckt ſie; bey dem gefaͤrbten Flecken auf dem Dotter, der nach dem Treten des Hahns fichtbaren wird, als vorher, faͤngt das Klopfen des Herzens an, und es iſt unſtreitig eins der ſchoͤnſten Schauſpiele in der ganzen Natur, wenn man waͤhrend den 21 oder 24 Tagen der Bruͤtung von Zeit zu Zeit ein Ey oͤffnet, und der allmähligen Entwickelung des jungen Thiers zu⸗ ſieht. Die Waͤrme verduͤnnt die Saͤfte, und treibt ſie mit Huͤlfe der Luft, die oben im Ey iſt, in die Gefaͤße. Daher iſt es unartig, wenn die Buben oͤfters an das Den laufen, und das bruͤtende Paͤaͤrchen ſtoͤren. Die Warme | Von den Vögeln überhaupt. IT | Wärme muß ununterbrochen und gleichfoͤrmig ſeyn. Deswegen fangen fie auch nicht eher an zu brüten, oder ſich wirklich auf die Eyer zu ſetzen, bis fuͤr diesmal alle Eyer gelegt ſind. Weil nun dazu nichts, als Waͤrme noͤthig iſt, fo koͤnnt ihr leicht begreifen, daß der Men⸗ ſchenverſtand die Kunſt erfunden hat, Eyer von Huͤhnern und andern Voͤgeln mit unſrer Waͤrme im Koͤrper, mit dem Lampenſeuer in allerley Maſchinen, in eingeheizten Oefen dc. ſelber aus zubruͤten. Doch für euch iſt es wich tiger, zu wiſſen, wie ihr die Eyer lange friſch erhalten, und ihre Ausdüͤnſtung verhuͤten koͤnnt. Legt fie in einem Faͤßchen voll von trocknen Roggen auf die Spitze, und ſtellt das Faͤßchen in Keller, ſo erhalten ſie ſich lange ohne faul zu werden. Das iſt beſſer, als wenn ihr Aſche, oder Spreu, oder Saͤgemehl, oder geſchnittenes Stroh nehmt. Von allen dieſen Sachen bekommen die Eyer oft einen uͤbeln Geſchmack, wenn entweder dieſe Dinge ſelber, oder wenn der Keller, worinn ihr fie auf⸗ hebt, ſeucht if. Wollt ihr fie noch länger bewahren, ſo laßt Schoͤpſentalg uͤber dem Feuer ſchmelzen, taucht jedes Ey hinein, laßt das Fett ganz daruͤber lauſen, daß die ganze Schale den dünnen Ueberzug bekommt, fo werden dadurch alle Locher in der Schale verſchloſſen, und die Luft kann ſie nicht mehr beruͤhren. 17.) Noch ein wichtiger Umſtand in der Naturgeſchichte der Vögel ſind ihre Reiſen. Kaͤlte und Man gel der Nahrung treibt ſie beym Anfang des Winters aus einem Land in das andre. Die Lerchen, Krammetsvoͤgel, wilde Enten, Schneegaͤnſe „ und andre ſtreichen nur aus elner Gegend in die andre. Die Wachteln, die Kra⸗ niche, die Stoͤrche „die Trappen reiſen aus ein em SEN elta 12 Von den Voͤgeln uͤberhaupt. Welttheil in den andern, und richten ſich darinn nach 25 dem Wehen der Winde. Gewiſſe Winde geben ihnen das Zeichen zum Aufbruch, ſie verſammlen ſich, rufen ſich mit Geſchrey zuſammen, formiren eine gewiſſe Ge⸗ fait in ihrem Zug, treten die Reiſe meiſtens in der Nacht an, der ſtaͤrkſte Vogel fliegt voran, andre loͤſen ihn von Zeit zu Zeit ab, ſo ziehen ſie uͤber Land und Meer, und laſſen ſich da nieder, wo ſie Nahrung finden. Die Jungen kommen zuruͤck an den Ort, wo ſie aus⸗ gebruͤtet worden ſind, viele unter ihnen moͤgen auf dieſen Wanderungen unglücklich werden, und ſterben nach den Abſichten der Natur; aber in Sibirien, in Nord⸗ amerika, in Schottland, in Egypten, und uͤber⸗ haupt auf den Inſeln und Klippen am Meer kommen öfters ſolche Schwaͤrme von Zunvoͤgeln an, d aß die Baͤume brechen, und ganze Felder damit bedeckt werden. Ganze Voͤlker leben davon, koͤnnen mit Gewißheit auf ihre Ankunft rechnen, ſehen dieſe Anſtalt der Natur eben ſo an, wie ihr eure Erndte, und euren Herbſt, und beten, wenn die Zeit kommt, in den Kirchen zu Gott um dies Geſchenk, und um einen reichen Segen von Eyern und Vögeln fir ihr ſonſt duͤrftiges Land. Die weiſe Natur vertheilt auf dieſe Art ihre nuͤtzliche Thiere unter mehrere Nationen, und reinigt zugleich durch dieſe hungeige Thiere manches Land, z. B. Egypten von einem ſchaͤdlichen Ueberfluß an Froͤſchen, Kroͤten, Schlangen und Inſecten. Wenn vierfuͤßige Thiere, 3: B. Maͤuſe, oder wenn Inſecten, z. B. Heuſchrecken, aus einem Land in das andre reifen, fo find das oͤfters ſchreckliche Zuͤge; aber wenn Fiſche und Voͤgel wandern, p geſchieht dadurch viel Gutes fuͤr die Menſchenwelt. Oft ü — Von den Bögen überhaupt. u. 13 | er kommen auch i im Winter Waſſerodgel bey uns an, die man ſonſt auf unſern Teichen und Fluͤſſen nicht ſieht, weil oͤfters in kaͤlteren Laͤndern alle Baͤche und Seen mit Eis bedeckt ſind, wenn unſre Gewaͤſſer noch offen ſtehen, und den Voͤgeln ihre Fiſche anbieten. Unter den Schwalben ziehen einige Gattungen von uns, andre‘ fallen in Winterſchlaf, und verſenken ſich klumpenweiſe im Schilf am Waſſer, oder begraben ſich freywillig in den Loͤchern und Ritzen der Berge, und erwarten daſelbſt den Frühling, der auch für fie wieder Nahrung mitbringt. Daher fallen auch dieſen Schwalben, die im Winter ſchlafen „vor dem Anfang der Kälte die Federn nicht aus, die ſonſt alle Voͤgel um dieſelbige Zeit verlieren. — — RS denke, meine lieben Landleute, das Wenige, was ich euch im Allgemeinen von den Voͤgeln geſagt habe, wird hinreichend ſeyn, euch auch auf dieſen kleinen, aber ſchoͤnen Theil der Schoͤpfung aufmerkſam zu machen, und euch immer an die große und Dabey, unendlich füße Wahrheit zu erinnern, daß unſer Gott und Vater im Himmel allein weiſe und allein gut iſt. Ja, mein Herz freut ſich ſeiner Werke, meine Seele jauchzt ihm Lob und Anbetung zu. Herrlich iſt feine Welt, uner⸗ meßlich iſt ſein Reich, vor ſeinen Augen leben und freue ſich immer Millionen Geſchoͤpfe, der liebliche Geſang der Natur muͤſſe in unſer Herz dringen, und alle unfre Empfindungen muͤſſen Dank und Freude ſen;i?.iʃ = B) Bon BL == 14 Von den Hausvoͤgeln. Hühner. B) Von den Hausvögeln. 1. Der Haushahn und die Sri Dass eigentliche Vaterland die ſer Thiere ift Oftin- dien, fie gehören aber zu den wenigen Thieren, die mit dem Menſchen auf dem ganzen Erdboden herumkommen. g Man hat ſie auf dem Schiff, legt ihnen Eyer unter, und läßt fie brüren. Ihr geſundes Fleiſch, ihre ſtarke Vermehrung, und die vielen Eyer, die man von ihnen erhaͤlt, haben ihnen ohne Zweifel fruͤhe die Achtung des Mienſchen zugezogen. Wie das erſte, oder das wilde Huhn ausgeſehen hat, kann ich euch nicht ſagen. Jetzt ſind unter ihnen durch unſre Erziehung und Wartung unzaͤhliche Abaͤnderungen entſtanden, «ber für die kand⸗ wirthſchaft ift kein betraͤchtlicher Unterſchied unter ihnen. Am beſten iſt es, wenn ihr die erzieht, die auf dem Hofe ſelber aufgezogen werden. Sie gehoͤren wirklich zu den ſchoͤnen Voͤgeln, und ſind auch nahe verwandt mit dem praͤchtigen Faſan. Man wuͤrde das Gemiſche der Far⸗ ben an manchem Haushahn nicht genug bewundern koͤn⸗ nen, wenn er nicht ſo gewoͤhnlich waͤre. Indeſſen iſt es euch, als Landwirthen, nicht rathſam, mehr von dieſem Federvieh zu halten, als ihr ſelber fuͤr die Haushaltung, für Frauen und Kinder, in Krankheiten, Kindbetten ꝛc. noͤthig habt; und auch alsdann nicht mehrere, als iht mit dem geringen, abgaͤngigen Getreide, mit den Abfäle len von Gerſte, Haber ꝛc. ernaͤhren koͤnnt. Denn wenn ihr dieſen wirklich viel freſſenden Voͤgeln ein eigenes Maaß von Getreide beſtimmen wolltet, ſo wuͤrde euch jedes \ Bon den da igen Hubner. 15 jedes E ſehr theuer zu ſtehn kommen, und die Huͤhner wuͤrden euch mehr ſchaden, als nutzen. Dazu kommt, daß ſie auf dem Hofe, wo fie herumlaufen müſſen, ſchwer, und faſt niemals ganz von der Scheure, wo ſie im Getreide wuͤhlen und ſcharren, abzuhalten ſind. Sie beſuchen auch gerne die Miftftätte, und kratzen, be⸗ ſonders, wenn wieder friſcher Duͤnger aus dem Stall herausgezogen worden iſt, jedes Saamenkorn heraus, das etwa von den Pferden unverdaut weggegangen iſt. Aber dadurch verderben ſie den guten Miſt, und ſtreuen ihn im Hofe herum. Sie koͤnnen auch in den Gärten, in Blumenbeeten, durch ihre beſtaͤndige Gewohnheit, mit den Fuͤßen zu wühlen, viel Schaden anrichten, Doch muß ich von meinem Rath, nicht viele Hühner zu halten, weil ſonſt jedes Ey viel theurer, als auf dem Markt wird, in dem Fall, daß ihr nahe bey einer großen Stadt ſeyd „eine Ausnahme machen. Alsdann haltet Haushaͤhne, und gebt jedem ſechszehn bis achtzehn i nen. Nach vier Jahren ſchafft den alten Hahn ab, und erſetzt ſeine Stelle mit einem neuen. Fuͤttert die Hennen, die Eyer legen ſollen, auch mit Hanfſaamen, doch gebt ihnen nicht zu viel, dann kein fettes Thier zeugt viele Jungen. Entfernet von euren Huͤhnerhaͤuſern alle reißende Thiere, die ich euch oben genannt habe, und verkaufet das junge Gefluͤgel in der Stadt. Mehr als 15 Huͤhnereyer kann man nicht unterlegen, weil ſie nicht mehrere bedecken und erwärmen koͤnnen. Hühner» und Enteneyer legt nicht zuſammen unter eine Henne, weil die Enten oft acht Tage ſpaͤter auskriechen, und nach ar Tagen meiſt verlaſſen werden von den Hennen. Wenn ihr Saint Bruthennen haben koͤnnt, Jo koͤnnt ihr auch, Capaunen 16 Von den Hausvoͤgeln. Hahner. gpaunen zum Bruͤten zwingen, indem ihr ſie zahm ache und ſie am Abend in eine dunkle Kammer, im Anfang nur auf zwey oder drey Ever ſetzt, bis fie‘ ſiten bleiben. Wollen ſie keine Eyer annehmen, ſo rupft ih⸗ nen einige Federn aus an der Bruſt, und peirſcht fie ein wenig an dieſen halbentbloͤſten Stellen mit Neſſeln. Dacurd) en! ſteht bey ihnen eine innre Hitze, eine ſtarke Wallung im Blut, wie bey der Henne, und um dieſes heftige Brennen zu vertreiben, oder ſich Abkuhlung ges gen dieſe außerordentliche Waͤrme zu verſchaffen, fi itzen ſie gerne auf kalten Eyern, und theilen dieſen ihre Waͤrme mit. Wollt ihr das nicht, fo koͤnnt ihr fie auch trunken machen, indem ihr ſie mit Erbſen oder andern Früchten, in Branntewein eingeweicht, fuͤttert. Wenn fie einmal die untergelegten Eyer angenommen haben, ſo fuͤttert fie eben ſo, wie die Hennen, ſie bruͤten und verhalten ſich auch eben ſo, wie jene. Oft erwacht hernach in ſolchen Capaunen nach einem Jahr der Trieb zum Bruͤten um eben dieſe Zeit von ſich ſelbſt. Und aus eben dieſen Er⸗ fahrungen ſchließen wir mit Recht, daß ihr auch gluck⸗ zenden Hennen das Bruͤten gleich vertreiben koͤnnt, wenn ihr ſie nicht ſetzen wollt. Ihr duͤrft ſie naͤmlich nur mit dem gluͤhenden Bauch etlichemal in das Waſſer tauchen, fo geht die Hitze im Blut vorüber. Der größte Vor⸗ theil bey Erziehung junger Huͤhner iſt, daß die Kuͤchlein ſogleich felber freſſen, und daß man fie in kurzer Zeit fett, und viel mürber und größer. machen kann, wenn man den jungen Haͤhnen die Hoden, die Geilen, oder die Steine, wie ihr ſie nennt, und den Hennen den Eyer⸗ ſtock in der zarten Jugend ausſchneidet. So lieben es die ER „und wan in den Städten. Stopft \ Den den Hausvögen, Hahner. 17 Stopft man hernach folche verſchnittene Voͤgel mit einem Teig von allerley Mehl, ſo werden ſie, vorzuͤglich die Weibchen, die ohnehin unter allen Voͤgeln ein zaͤrteres Fleiſch haben, freylich in kurzer Zeit ſehr fett und ſchmack⸗ haft. Es giebt in der Gegend der volkreichſten Staͤdte ganze Doͤrfer, die ſich davon naͤhren. Capaunen werden am beſten von Welſchkorn, oder tuͤrkiſchem Wei⸗ zen fett. Ihr Schmalz muß in der Haushaltung wohl aufgehoben werden, es dient an vielen Speiſen und bey allerley Schaͤden und Zufaͤllen. Oft waͤchſt einem Hahn fon im dritten Jahr der Sporen fo ſtark, und wird fo ſpitzig, wie eine Nadel, daß er die Hennen damit ver. wundet. Sobald ihr das bemerkt, ſo ſchlachtet den Hahn, und ſtellt einen andern auf. Ein unangenehmer Umſtand bey den Hühnern iſt, daß ſie ihe Neſt gar oft an unbekannte Orte legen, auch öfters ein Ey hie und da einzeln fallen laſſen. Man findet ſie nicht alle, und viele werden nicht nur von Thieren, auch von Menſchen geſtohlen. Man Farn ihnen deswes gen auch in den Huͤhnerſtall Nefter von Stroh geflochten unter die Stan⸗ gen machen, die im Stall ringsum angenagelt ſeyn muͤſ. ſen. Daß man ihnen im Neſt, zum Zeichen fuͤr ſie, allemal ein Ey liegen laſſen muß iſt bekannt. Die Bluͤthe vom Ruͤſternbaum ſoll man fie nicht in der Nähe finden laſſen. Sie freffen fie, werden davon fett, legen aber hernach nicht mehr. Vor der Kaͤlte im Win⸗ ter muß man ſie ſehr in Acht nehmen, fie koͤnnen dieſe nicht vertragen, daher machen ſie gerne ihre Neſter in die Gegend der Kuͤche. Auf den Heuboden muͤßt ihr die. Hennen gar nicht kommen laſſen, ihre Federn und ihr Koth verunreinigen das Futter zum großen Schaden „ec, ai II. er B | aa 18 | Von den Haus voͤgeln. Enten. fuͤr das groͤßere Vieh. Die beſte Zeit, Bruthennen zu ſetzen, iſt die Zeit um Oſtern, und die zum Ver⸗ ſchneiden gleich nach Pfingſten, oder wenn die jungen Haͤhne zu kraͤhen anfangen. Die Hühner und Capau⸗ nen bekommen auch ſonderlich im Winter ihre Läufe, wogegen man ihnen zuweilen den Kopf mit Oel ein ſchmiert. Auch Pfeffer iſt ein gutes Mittel dagegen. Von den Truthuͤhnern, oder welſchen⸗ oder Kalekut⸗ huͤhnern will ich nichts ſagen, weil ſich ihre Erziehung noch weniger mit eurem a nuͤtzlicherem Hehe ver⸗ einigen laͤßt. II. Die Ente. Unter den vielen Entenarten ſtammt unſre RN Ente von der wilden ab, die bey uns Strichvogel iſt, und an verſchiedenen Orten, wo noch nicht alle Suͤmpfe, in we ſchen ſie Nahrung ſuchen, ausgetrocknet ſind, auf eine artige Art gefangen wird. — Man kann fogar zahme Enten dabey abrichten, und ſie folgen auf das ge⸗ nauſte dem Winke des Entenfaͤngers. Ueberhaupt laſ⸗ ſen ſich dieſe Thiere leicht locken und an ſich gewoͤhnen. Das thun ſchlechte Leute, und ſtehlen ſie auf dieſe Art ihren Herren. Man rechnet zehn Enten auf einen Ent⸗ vogel oder Erpelt. Man erkennt den Enterich an den gruͤnen Federn auf dem Kopf und am Hals, an der viel ſchwaͤcheren Stimme, und an ſeinem Voranſchwim⸗ men auf dem Waſſer. Er iſt ſehr geil, und tritt zuwei⸗ len auch Hennen. Die gemeinen Enten, die acht und zwanzig Tage bruͤten, ſind am beſten zu eſſen, die großen tuͤrkiſchen Enten muͤſſen 35 Tage bruͤten. Wenn beyde n drey Jahre alt fab, ſo muß man ihre Stelle mit Von den Hausvoͤgeln. Gaͤnſe. 19 mit Jungen erſetzen. Nehmt lieber graue, als weiße Enten. Jene ſind dauerhafter, und dieſe werden von den Werden und andern Raubvoͤgeln leicht erblickt und davon geführt. Wo in der Gegend des Hofs Waſſer genug iſt, daß die Enten ihrem natuͤrlichen Trieb folgen und eine gute Strecke ſchwimmen koͤnnen, da halte man Enten. Sie naͤhren ſich vom Unrath und von der E En⸗ tenſpeiſe oder Meerlinſen im Waſſer, ſuchen Wuͤrmer und andre kleine Waſſerthiere in der Tieſe, und verlan⸗ gen nur alsdann Getreide, wenn ſie dieſes nicht finden koͤnnen, man gewönne fie aber nicht daran. Wo man Traber vom Brannteweinbrennen und Bierbrauen 110 da kann man ſie noch wohlfeiler erhalten. Mehr al vierzehn Eyer bruͤtet eine Ente nicht aus, wiewohl gegen 30 Eyer legen; den jungen Enten giebt man in den erſten Tagen gehackte Eyer, Brodbroſamen, grobes Schrot, nachher aber müffen ſie ihren Unterhalt ſuchen, und ſie thun das mit einem bewundernswuͤrdigen Fleiß. Wo etwas verſchuͤttet wird, wo die geringfte Pfuͤtze iſt, da kommen ſie gleich herbey, und durchſuchen es bis af den Grund. e NN a III. Die Gans. Auch unſre zahme Gans iſt Haffelbige Tier, j das die wilde iſt. Dieſe find in noͤrdlichen Landern zu Hauſe, und kommen in großen Schwaͤrmen zu uns. Die Gans gehört überhaupt zu den Vögeln, die weit in- der Welt herumreiſen, und wegen ihres mannichfaltigen Nutzens verdient ſie alle Achtung. Man kennt den Ganſert an den laͤngeren Beinen, die Gansweibchen haben große berabhangende Baͤuche, weil ſie im Hornung immer voll N } | B 2 Eyer 20 Von den Hausvögeln. Gaͤnſe. Eyer ſind. Die vielen Abaͤnderungen in der Farbe ſind duch hier aus der Erziehung und Pflege der Menſchen entſtanden. Sie legen ſchon im Hornung, und bruͤten ur 1813 Eyer in 28 Tagen aus. Sind fie 5 ſo muß man beyde Geſchlechter abſchaffen, weil das Fleiſch zaͤhe und hart wird. Von der Peterſilie ſter⸗ ben die Gaͤnſe. Die jungen Gaͤnſe muͤſſen gleich grüs ne Raſenplaͤtze haben, wo fie junges Gras rupfen koͤn⸗ nen. Einige Sandmwirthe rathen, ihnen in den erſten drey Tagen gehackte Brennneſſeln unter hartgekochten Eyern zu geben. Sie werden beſonders matt, wenn im Anfang des Sommers die vielen großen Federkiele aus dem Koͤrper heraustreiben, und die Fluͤgel, wie man ſagt, ein Kreuz ſchließen wollen. Da fuͤttre man ſie beſonders am Morgen und am Abend mit Schrot und gruͤnem Futter. Gemeiniglich ſterben alsdann auch ſehr viele, weil ihr Koͤrper noch uͤberdies von Inſecten geplagt wird, wogegen eingeriebene Tobacksaſche gut ſeyn ſoll. Nach der Erndte finden fie auf den Stoppel⸗ feldern genug; zum Maſten nimmt man gerne lauter Gansweidchen, wiewohl andre die Ganſerte vorziehen; in ihren Stall ſtreue man ihnen oͤfters friſches Stroh zur Erhaltung der Federn, ſtampfe ihnen Rüben, und Geb, ſtenſchrot, andre nehmen Nudeln, Welſchkorn ꝛc. nach drey Wochen find fie fett genug für den Bratſpieß. Man rupft ihnen vor dem Maͤſten die Federn ab, die großen Kiele dienen bekanntermaßen zum Schreiben und zu muſikaliſchen Inſtrumenten, und die Pflaumfedern zu den Betten, weil wir in unſern Laͤndern mehr als die — 1 Leute in kaͤlteren, wo doch mehr Gaͤnſe ſind, und wo die ‚Säle effernger iſt, an Federbetten gewohnt ſind. Un. \ nennbar — \ * Von den Hausvoͤgeln. Sinfe nennbar iſt 10 Summe der Federn „ die alle Jahre nur zu dieſer Abſicht gebraucht werden. Wenn auf ein Ein⸗ ſchlaͤfriges Bett 48 5 Pfund gerechnet werden, ei gehören zweyhundert Gaͤnſe dazu. Eine Stadt, 200,000 Menſchen wohnen, braucht 40 Millionen Gaͤnſe zu ihren Schlafbetten. Ich muß euch aber vor den ſchweren, dicken, und allzuſehr angefuͤllten Federbetten warnen. Sie erhitzen zu ſehr, und hindern das Athmen. Auch muͤſſen die Federn vorher wohl ausgetrocknet ſeyn, ſonſt ſtinken ſie, wenn ſie im Bette erwaͤrmt werden. Wo die Zuchtgaͤnſe Nahrung < genug haben, da kann man ihnen auch jaͤhrlich die Federn zweymal abrupfen. In heißen Laͤndern, z. E. in Spanien, wo die Gaͤnſe ſelten, und die Federn theuer ſind, ſtopft man Wolle in die Ober⸗ und Unterbetten. Man kann auch zur Noth Enten» und Huͤhnerfedern dazu brauchen, doch iſt eine Matratze mit Heu ausgeſtopft noch beſſer. Es iſt rathſamer, die Kiele vorher von den Federn herabzuru⸗ pfen, als fie ganz zu zerhacken, weil ſonſt die Federn nach dem Einſtopfen auf einen Klumpen zuſammenfallen. Allein ſo nuͤtzlich dies Thier iſt, ſo iſt es doch nicht uͤber⸗ all zutraͤglich, ſie zu halten. Man wendet insgemein zu viel Getreide an ſie. Sie ſchaden auch den Fruchtfel⸗ dern, und wuͤhlen oft auf den Wieſen. Man kann ſie von den Aeckern abhalten, wenn man nur einen Bindfa⸗ den horizontal darum zieht, dann daruͤber ſchreiten ſie nicht. Fuͤr die Muͤller, die Waſſer, Wieſen, und viel abgängige Frucht haben, find fie zutroͤglicher, als für jeden Bauren. In Engelland gewinnen einige Ort⸗ ſchaſten, in deren Nachbarſchaft große Suͤmpfe und Pfützen ub viel Geld an den Gaͤnſen. Sie koͤnnen „ fie U 1 \ 1 22 Benden Baustnfn Tanten. 8 ſie fuͤnfmal rupfen, und verkaufen die Feber die ‚alten und die jungen Gaͤnſe in der Hauptſtadt, aber dieſe gute Gelegenheit hat man nicht überall, 3 IV. Die Taube. | Die unendlichen Spielarten der Tauben gehen uns hier nicht an, es fragt ſich nur, ob es in der Landwirth⸗ ſchaft rathſam ſey, die gemeine Feldtaube zu halten, oder ob der Schaden groͤßer iſt, als der Nutzen? Es iſt wahr, ſie vermehren ſich außerordentlich. Wenn keine Raubthiere in die Schläge kommen, wenn fie nicht all⸗ zuſehr von Raubvoͤgeln weggefangen werden, wenn es ihnen nicht an Nahrung fehlt, wenn das Taubenhaus warm, hoch, trocken und wohl verwahrt iſt, wenn keine Krankheiten einreißen, ſo entſtehn von einem Paar Tau⸗ ben in wenigen Jahren tauſend Tauben. Sie legen im⸗ mer zwey Eyer, es iſt allemal ein Paͤrchen, und manche Tauben hecken acht, auch zehnmal im Jahr. Das Fleiſch der jungen Tauben iſt wohlſchmeckend, und der ya iſt, weil er hitzig iſt, zum Treiben der Gewaͤchſe, ſonderlich auf Miſtbeeten ſehr gut zu brauchen. Es ſteckt ſoviel Oel darinn, weil ſie gerne fette Saamen freſſen, daß er ſich ſchon oft oben im Hauſe unvermerkt | entzündet bat. Um dieſer Gefahr willen muß man auch das Taubenhaus von Zeit zu Zeit ausputzen, und die Tauben gedeihen auch beſſer, wenn ſie reinlich gehalten werden. Sie verlangen auch Waſſer zum Baden und Saufen. Daher muß man ihnen im Winter, wenn der Bach im Ort, oder der See, der Teich, den fie ges wohnlich beſuchen, mit Eis bedeckt iſt, Loͤcher ſchlagen, dans ie ſich da ſammlen und trinken koͤnnen. Gegen die N. re Mi Von den Hausndgetn. Tauben. | 93 | bie Hauskaßen muß der Schlag wohl verwaßit fern, und wenn fie brüten, muß man ſie nicht oft ſtoͤren. Auch wenn man die Jungen in die Hand nimmt, um zu ſehen, ob ſie zum Eſſen reif ſind, muß man im Neſt ſo wenig, als moͤglich, verruͤcken, damit nicht die Eyer, oder die Jungen von den Alten verlaſſen werden. Aber, wenn man alles uͤberlegt, ſo kann man euch doch unmoͤg⸗ lich dieſe Thiere anrathen. Solltet ihr ſie immer ein⸗ ſperren, und im Sommer und Winter mit Getreide und Saͤmereyen erhalten muͤſſen, ſo wuͤrden die Tauben nicht geſund bleiben, und ihr begreiſt leicht, daß es gan⸗ ze Malter, ganze Erndten von den beſten Fruͤchten ko⸗ ſten wuͤrde, alle ihre Kroͤpfe zu füllen. Das muͤßt ihr reichen Herren uͤberlaſſen, die das Vergnuͤgen, ihre Au⸗ gen an den ſchoͤnen Farben und ſeltenen Arten der Tau⸗ ben zu weiden, fo theuer bezahlen koͤnnen. Wollt ihr ſie in den Sommermonaten auf das Feld fliegen laſſen, damit fie ſich ſelbſt erhalten, fo iſt wieder der Schaden, den ihr auf alten Aeckern, Feldern und Gärten leidet, und den ihr auch euren Mitbuͤrgern, die keine Tauben halten, und alſo gar keinen Nutzen davon haben, un⸗ vermeidlich verurſacht, viel zu groß, als daß ihr nicht felber in den darüber faſt von jeder Landespolicey gegebe⸗ nen Befehlen, daß die Tauben eingeſperrt, oder mit Abgabe belegt, oder von den Feldjaͤgern weggeſchoſſen werden ſollen, eine weiſe Sorgfalt fuͤr euren Nahrungs⸗ ſtand erkennen ſolltet. Dürfen die Tauben frey im Feld herumftiegen, ſo iſt keine Art von Getreide, Gar⸗ tenkraͤuter, Schoten⸗ und Huͤlſenfruͤchten, die fie nicht in der Erndte, vor der Erndte, in der Sommer und in der Winter ſaat angreifen. Sie freſſen das eben ausge⸗ | 4 freute 24 | Von Be Hausvögeln. Tauben. ſtreute Saatkorn weg, und zehenden euch an den Aehren, an den Schoten, an allen Saamenbehaͤl niſſen. Haber, Gerſte, Erbſen, Wicken, Linſen, Hanf, Maagſaamen, Heidekorn, Buchweizen, Hirſe, Ruͤbſaamen, Roggen, Weizen, keins von allen dieſen wird verſchont. Ihr dürfe, um euch davon zu überzeugen, nur in der Saat die Felder anſehen, ſie fliegen ſchaarenweiſe aus der gan⸗ zen Gegend herbey, und ſehet nur nach, was die jungen Tauben in den vollgeſtopften Kroͤpfen haben. Gute Landwirthe ſchaͤtzen den Verluſt an der ganzen Erndte des Jahrs, der durch die Tauben entſteht, auf einen Drittheil des ausgeſtreuten Saamens; denkt nun einmal nach, wenn das alles in euren Feldern geblieben, und ſich daſelbſt hätte vervielfaͤltigen koͤnnen? Daß oft nie⸗ mand uͤber den Schaden der Tauben klagt, daraus folgt nichts. Es ſind viele ſchaͤdliche Vorurtheile unter euch, die niemand bemerkt. Man kann auch niemanden eine Freude geſtatten auf Unkoſten des andern. Man befiehlt freylich, daß jeder, der Tauben hat, ſie waͤh⸗ rend der Saatzeit einſchließen und ernähren fol. Und durch dieſen Befehl wird mehr Schaden verhuͤtet, als durch ein erhoͤhtes Fluggeld wieder gewonnen werden kann, beſonders, da dies der herrſchaftlichen Caſſe, und nicht den Unterthanen zu Theil wird. Aber man weiß, wie ſchlecht der Befehl insgemein befolgt wird, und wenn man auch ſtrenge auf dem Einſperren der Tauben beftünde, fo wird die Abſicht doch nicht erreicht. Man ſaͤet beynahe immer etwas, dieſe Voͤgel finden immer et⸗ was zu ſtehlen, unvermeidlich bleiben öfters geſchnittne Fruͤchte lange auf dem Felde liegen, man kann auch nie fo eggen, daß alle Körner gleich mit re bedeckt würden, und Von den Hausvögeln. Tauben. 25 und wenn die Tauben auch bey der Ausſaat nicht zuge⸗ gen ſind, ſo weiß man, daß ſie doch nachher den Haber, die Gerſte „und die Erbſen, wenn fie eben hervorkeim⸗ ten, aus der Erde gezogen, und das Keimchen verdorben haben. Die Koͤrner, die nicht gleich durch die Egge bedeckt werden, find deswegen nicht alle für die Erndte verloren. Wenn alſo die Tauben, wie einige meynen, auch nur dieſe freſſen, fo iſt das ſchon Verluſt genug. Das ſogenannte Fluggeld, das man den Taubenfreunden abnimmt, ſoll nach den Abſichten der Obrigkeit ein Mit⸗ tel ſeyn, dies Thier abzubringen, und euch ſeine Erzie⸗ hung, weil ſie dem ganzen Ackerbau ſchadet, zu erſchwe⸗ ren, „wiewohl es vielleicht auch in der Abſicht aufgekom⸗ men it, die Landesregierung wegen Verminderung des Zehendens wieder ſchadlos zu halten, wenn man gleich nicht laͤugnen kann, daß die Wildbahn, die die Herr⸗ ſchaft oͤfters unterhaͤlt und uͤberhand nehmen laßt, dem Unterthanen mehr Schaden zufügt, als das Taubenhal⸗ ten der Unterthanen der Herrſchaft ſchadet. Auch ſoll⸗ ten die, die die Tauben vertheidigen, ſich der liebloſen Ausrede ſchamen, die man doch oft hoͤrt, daß ihre Tauben mehr auf die Aecker des berüäch arten taube fliegen, als im Vaterland ſtehlen. Falſch iſt es auch, wenn man vorgiebt, die Tauben ſuchten nur die Wicken, und reinigten alſo das Getreide vom Unkraut. Sie freſſen lieber Weizen, Roggen, Gerſte, als Wicken, 1 wenigſtens unterſcheiden ſie auf dem Acker die verſchiede⸗ nen Koͤrner nicht. Eben ſo ſage man nicht, daß ſie in der Erndte nur die ausgefallnen Körner freſſen. Indem fie im Felde herumflattern, erſchuͤttern fie die Aehren, davon fallen gerade die ſchoͤnſten Koͤrner heraus. Un⸗ | 25 KAugbar 26 Von den Hausvoͤgeln. Tauben. laͤugbar iſt uͤbrigens noch der Schaden, den fie unter den Bohnen und Zuckererbſen anrichten. Sie ſchlupfen auch auf den Kornboden, wenn ſie eindringen koͤnnen, und insgemein vergeßt ihr bey den Tauben den Scha⸗ den, den fie auf den Dächern anrichten. Sind es Strohdaͤcher, ſo muͤſſen fie natuͤrlich in kurzer Zeit mit Taubenmiſt bedeckt ſeyn und faulen. Sind es Ziegel⸗ daͤcher, ſo werden doch auch dieſe endlich loͤchericht, der hitzige Miſt frißt ſie an, der Moͤrtel zwiſchen den Ziegeln faͤllt aus, und laͤßt dem Regen uͤberall Platz einzulaufen, und das Holzwerk zu verderben. Alſo iſt es wohl kei⸗ nem Zweifel mehr unterworfen, daß Tauben in Menge gehalten, dem Ackerbau, und das muß immer euer vor⸗ zuͤglichſtes Gewerbe ſeyn, ſchaden. Wer indeſſen an einem Ort lebt, wo man oft für ſich, für Freunde, und fuͤr kranke und alte Perſonen kein Fleiſch bekommen kann der halte ſich keine Feldfluͤchter, wie man fie nennt, auch keine kleine oder rare Arten, auch Feine Turteltau⸗ ben, ſondern etliche Paare großer, ſtarker Mondtau⸗ 1 von welchen man im Jahr wenigſtens 6 Paar Sung erwarten kann, verſtutze ihnen die Fluͤgel von Zeit zu Zeit, gebe en ihr Futter auf dem Hof, und mache ihnen ein Häuschen, das ſie freylich gegen die Stoßvoͤgel ſchuͤtzen, aber nicht von aller friſchen Luft ent⸗ fernen muß. C. Von andern wilden Voͤgeln. J. Von den Naubodgeln. 1. Unter den Raubvoͤgeln, die bey uns leben, ſind | die Adler und Geyer die größten, die Falken find et⸗ Te | ; | was * — eee . j 7 Ton den Raubvögeln. 227 was kleiner, die Weihen, Sperber und Neuntoͤdter find die kleinſten, aber auch die lebhafteſten, und die hitzigſten Verfolger andrer Voͤgel. Man kann ſie frey⸗ lich nicht wohl eſſen, ihr Fleiſch behält den Geſchmack ihres oft unreinen Fraßes, aber ſie reinigen das Land vom Ueberfluß andrer Thiere. Die (Zeyer freſſen auch jedes todte Aas, das fie finden, die Adler fangen ihre In Beute lebendig. Sie haben alle ein ſehr ſcharfes Ge⸗ ſicht, und einen feinen Geruch, und, damit ihrer nicht zu viel werden, legen ſie meiſtens nur vier Eyer. 2. Die Jager ſchießen ohne Gnade und Ma Unter. ſchied alle todt, die fie mit ihrem Rohr erreichen koͤnnen, weil ſie oft auch einen Hafen, ein Reb⸗ oder Haſelhuhn in ihr Neſt tragen. Aber rechnet dagegen, daß ſie auch Schlangen, Feldmaͤuſe, Ratten, Ottern, und andre kleinere Voͤgel freſſen, ſo werdet ihr ſelber einſehen, daß dieſe Voͤgel dem Lande mehr nutzen, als ſchaden. Frey⸗ lich muß der Fiſchhabicht da, wo ihr Enten habt, nicht geduldet werden, dann er ſtoͤßt, indem er Fiſche ſucht, auch auf 7 10 und wilde Enten. Wenn der Taubenhabicht und die Sperber beſonders oft ſich uͤber eurem Huͤhnerhauſe ſehen laſſen, fo dürft ihr fie freylich mit dem Feuerrohr erſchrecken. Nur ſollt ihr die Raubvoͤgel nicht deswegen, weil fie Raubvogel find, ohne Barmherzigkeit, und ohne Unterſchied zu machen, wo ihr ſie findet, ausrotten. 3. Eben das gilt auch von den Eulen. In der Daͤmmerung fliegen ſie aus, und fangen um eure Haͤu⸗ ſer, Scheuren und Felder Maͤuſe, und andre kleine ſaamenfreſſende Voͤgel weg. Im Wald fliegen ſie auch | an \ 0 28 Von den eleineren Vogel. 5 an 1 nebelichten Tagen aus, au ſaͤubern das Land. Mon weiß, daß ſie zum Theil im langen, hohen Gras ſitzen, und immer mit ihren halbgeſchloſſenen Augen beobachten, wo ſich eine Feldmaus ꝛc. ſehen laͤßt. Laßt ſie alſo leben, ſie freffe en nicht ein Korn in euren Haͤuſern, ihr koͤnnt vielmehr junge Eulen von Jugend auf zahm machen, ſo laufen ſie im Hof, im Holzſtall herum, und ſuchen die Ratten und die Maͤuſe u weit belle, als wir es ſelber thun koͤnnten. II. Von andern kleineren Voͤgeln. 1. Ihr duͤrft ſicher glauben, daß jedes Land eine be⸗ ſtimmte Zahl, und gewiſſe beſtimmte Gattungen von Voͤgeln aus der Hand des Schoͤpfers erhalten hat, von welchen keine überflüßig iſt, und keine ohne Schaden und Unordnung in irgend einem Theil der Naturhaus⸗ haltung untergehn, oder ganz ausgerottet werden kann. Ja es kommt vielleicht, wenn man alles genau pruͤſt, auf die kleineren Voͤgel in einem Lande mehr an, als “auf die vierfuͤßigen Thiere. Man weiß, daß wilde Voͤlker dies in ihren Gegenden beobachtet, und deswegen viele Voͤgel in Schutz genommen haben. Die Tuͤrken erlauben manchen, an dem Dach ihrer Kirchen ſich an. zubauen. Ihr findet in den Geſetzen, die Gott dem juͤdiſchen Volk gab, als es in ein fremdes Land zog, auch eins wegen der Schonung und Erhaltung der Bügel, und der Geſetzgeber redet unbeſtimmt, ihr koͤnnt ihn von allen, auch von Raubvoͤgeln, ohne Ausnahme verſtehn. ( 5 B. Mof. XXII. 6.7.) Er befiehlt nämlich, daß man aus einem Vogelneſt nur die Jungen, nicht Mutter und Jungen zugleich nehmen ſolle. Nimmt | 1 0 g man RR Von sen Heinerin Vögeln. 29 man den Jungen die Mutter, fo müßten fie in den mei: ſten Fällen doch ſterben. Hingegen kann die Mutter — ohne Junge leben, und eben dieſer Verluſt ihrer Kin. der wird ſie antreiben, von neuem Eyer zu legen, da⸗ durch wird die Gattung erhalten, und das will die Weisheit des Geſetzgebers. Ihr koͤnnt ſelbſt ſchließen, daß alſo in jedem Land auch die Voͤgel nicht ganz unwich⸗ tig und klein ſeyn muͤſſen, weil Gott ſelber bey der Ein⸗ richtung ſeines Staats darauf Ruͤckſicht nahm, und das Volk vor Fehlern warnte, die in einem Land, wo man vollig unbekannt war, und die wechſelſeitigen Verhaͤlt⸗ niffe der Thiere. gegen einander noch nicht kannte, gar leicht haͤtten begangen werden koͤnnen. Als die Euro- paͤer nach Amerika kamen, rottete man eine kleine Dohle aus, weil man fie beſchuldigte, fie ſchade den Erbſen. Die Dohle war weg, und man erndtete noch weniger. Erbſen. Endlich entdeckte man, daß die Dohlen nicht eine Erbſe, ſondern die Raupen des Erbſenkaͤfers weg gefreſſen hatten, und ließ nun wieder die Dohlen am Leben. Sehet da, wie kurzſichtig der Menſch iſt! Wie geſchwind wir uns uͤbereilen koͤnnen, wenn wir etwas in der Natur beſſer machen wollen! EM Da das iſt das Verdienſt ber been Vögel (was ich jetzt ſage, das gilt von allen Staaren, und von allen Voͤgeln, die ich euch oben genannt habe, als ich vom Gleichgewicht in der Natur geredet habe,) daß ſie unſre Gaͤrten, Fel der, Aecker, Wieſen, Waͤlder, Baͤume und Gewaͤſſer von Inſecten reinigen, die ſonſt noch in viel größerer Menge vorhanden waren, und uns alles abfreſſen wuͤrden. An Voͤgel fliegen nie, 5 5 nur * 30 Von den kleineren Vögeln. nur um zu fliegen. Sie füchen immer Ernährung, und a kommen, wenn 190 nur Acht geben wollt, nie zu ihrem Neſt zuruͤck, ohne einige Raupen i im Schnabel zu haben. Das geſchieht beſonders, wenn ſie Junge haben, im Fruͤhjahr, wo die Raupen am haͤufigſten vorkommen, und zu der Zeit, wo noch keine Saamkerne, keine Bee⸗ ren und Fruͤchte vorhanden ſind. Alle junge Voͤgel, auch diejenigen, ſo nachher men freſſen, werden doch mit Raupen aufgezogen. Der Vater und die Mutter bringen ihnen. Sie fliegen in einer Stunde mehr als zwanzigmal vom Neſt, und kommen nie leer zuruͤck. Man bet beobachtet, daß zween Spatzen zur Fütterung ihrer Jungen in einer Woche 3360 Raupen gebraucht haben. Denkt nun dazu, daß die Spatzen und viele andre kleinere Voͤgel vielmal hecken im Jahre, daß ſie allemal fuͤnf bis ſechs Junge haben, daß ſolche raupen. freſſende Vogel in der ganzen Gegend vertheilt find, daß die kleinſten Zaunkoͤnige und Maiſen noch mehrere Junge haben, als die Spatzen, daß dieſe vierzehn Stunden am Tage fuͤttern, und alſo noch mehr Raupen zerſtoͤren; daß man gar oft, wenn man die Verfolgungs⸗ befehle gegen die Spatzen und andre Voͤn el zu ſehr te mit Schaden die unmaͤßigſte Vermehrung der Raupen als die natuͤrlichſte Folge davon erfahren mußte, und froh war, wenn die Spatzen nur wiederkamen, und das Ungeziefer wieder wegfraßen. Das alles zu⸗ ſammengenommen wird euch uͤberzeugen, daß man keine einzige Vogelgattung ohne Einſchraͤnkung, ohne die hoͤchſte Nothwendigkeit, blos aus Langeweile, oder aus Muthwillen verfolgen darf. Jeder Vogel, der in Got⸗ tes Ha herumfliegt, bon: feine Geſchaͤffte, feine « Beſtim⸗ Von den kleineren Bögen. 31 Beſtimmung, und ſeinen Werth in der Welt. Die Raupen freſſen freylich zuweilen faſt alles ab, wiewohl wir Voͤgel haben, aber wir wuͤrden bey der erſtaunenden Vermehrung der Inſecten gar keine Bluͤthen, kein Obſt übrig behalten, wenn fie die Vogel nicht aller Orten auf⸗ ſuchten, und aus der Welt ſchafften. Dazu kommt noch, daß die Voͤgel viele Saamen von Nflanzen zwar verſchlucken, aber nicht allemal verdauen, fondern oft an einem andern Ort ausfäen, wo fie hernach deſto ſchneller aufgehen, weil ſie vorher gleichſam eingeweicht worden 3. Ihr hört, im Sommer und im Winter die Spechte an den Baͤumen klopfen. Da ſpalten fie die Rinde, und holen die Raupen vor, die hinten verborgen ſind. Der Rabe und die Kraͤhe freſſen das Aas, und ſuchen Raupen aus dem Boden heraus. Jene koͤnnen in der Jugend gegeſſen werden, und ihre Federn find u vielen Sachen gut. Die Dohlen und Heher freſſen im Sommer Kaͤfer und Froͤſche, gegen das Spaͤtjahr ſammlen ſie ſich einen Vorrath von allerley Früchten. Die Elſtern mußt ihr auf den Hof gewoͤhnen, fie fans gen die Maͤuſe in der Scheure, und laſſen ſich auf dm Fruchtboden einſperren. Gewoͤhnt fie dorthin, fonft - ſaugen fie auf dem Hofe Huͤhnereyer aus, worinn fie eine große Geſchicklichkeit haben. Der Wiedehopf, der in Italien gegeſſen wird, kommt bey uns ſelten vor, aber im Innern des Waldes lebt er ebenfalls von Inſecten, Ameifen ıc, Auch die Staare find in den Gärten ſehr nuͤtzlich, und reinigen ſie von Wuͤrmern und von Raupen, | | N 4, Von U 32 Von den Sumpfvog. Storch. Schnepf. 4. Von den hochbeinichten Voͤgeln oder Stelzen⸗ laͤufern haben wir in Teutſchland einige Gattungen Rei⸗ her, über die man gar nicht klagen kann, weil fie fich. meiſtens auf den Baͤumen am Waſſer ihr Neſt bauen, und von dort auf die Fiſche und Froͤſche herabſtuͤrzen. Ihre noch kleinen Jungen werden an vielen Orten ges. geſſen. Zu ihnen gehört der nuͤtzliche Storch, deſſen Leben in Holland durch Geſetze geſichert iſt. Aber mit dem Heft müßt ihr keinen Aberglauben treiben, der Storch kann keinen Brand verhuͤten, und feinen löfchen, er kann euch weder gluͤcklich noch ungluͤcklich machen. Biege ihm die Federn von einander, fo findet ihr eine iurgorde Haut. Mit . muͤſſen eure Kin⸗ der nicht ſchreiben, ſie ſind zu hart dazu. Was er in Egypten thut, wenn er dorthin kommt, nachdem die Ueberſchwemmung wieder abgenommen hat, das thut er bey uns im ganzen Sommer. Er frißt viele Schlangen und Froͤſche weg, dann er und ſeine Jungen ſind gefraͤßig. Unangenehm iſt es, daß unter feinem Neſt ſo viele Spatzenneſter gewoͤhnlich noch angebaut werden. Schon im Auguſt zieht er weg, aber Abreiſe und Ankunft ge— ſchieht in der Nacht, man ſieht ſie nicht ziehen und nicht kommen. In Gärten, die am Waſſer liegen, iſt es ſehr gut, einen Storch zu halten, der die ſchaͤdlichen Thiere wegfaͤngt, aber im Winter vertraͤgt er das wars me Zimmer ungern. Seltener find bey uns die Kra⸗ niche und die Schnepfen, die ſo viele Regenwuͤrmer auf dem Felde und in den Waͤldern aufleſen; ſie ſind zwar über einen großen Theil der Erde ausgebreitet, aber wir ſehen ſie nur im Fruͤhlinge und im Herbſte. Wenn ihr hoͤrt, daß die Koͤche der Herren fuͤr ihre Tafeln auch | | a x - * Won den kleineren Del 3 3 ‚un Auswurf dieſer Thiere bereiten, ſo ſehet vel daß der Menſch oft wunderlich handelt. Dieſer Koth iſt nicht ſchmackhafter, als der Koth andrer Thiere, aber weil es einmal Mode iſt, ihn zu eſſen, ſo miſcht man ſo viele andre Sachen dazu, daß es endlich ein fetter Biſ⸗ ſen wird. Aber er iſt ungeſund, weil die Gebärme die⸗ ſes Vogels immer voll Bandwuͤrmer ſitzen, die durch die Vorbereitung in der Kuͤche vielleicht nicht immer zer⸗ ſtoͤrt werden. Fuͤnfhundert Schnepfen werden in einem Jahr in mancher großen Stadt, z. B. in Berlin gegeſſen. Die Kybttzen find ſcheue Vögel, aber ihre gruͤnlichte Eyer mit ſchwarzen Punkten, beſonders die frifchen, ges hoͤren zu den Leckerbiſſen. Aber im Gebuͤſche, e den ebe ſind pe ſchwer zu Li 5. Die Reb hühner seiten ihr ganges Wölkchen mit großer Treue. Sie gehen allerdings auch in die Weinberge, im Winter kommen ſie oͤfters in die Gaͤrten, aber ſie ſchaden euch nicht. Den Geſang der Lerche, das einnehmende Trillern der Nachtigall, und den Wachtelſchlag im Getreide müffer ihr nie hören, ohne an den Schoͤpfer zu denken, deſſen Werk fo ein geſchick. tes, muntres, lebhaftes Thierchen iſt. Die Letzteren gehören zu den Strichvoͤgeln, und werden öfters von ſtarken Winden, beſonders am Meere, von ihrer Straße abgetrieben, und anderswo hingefuͤhrt, wie ſchon zur Zeit der Iſraeliten geſchehen iſt, als fie am rothen Meere waren. Die Droſſeln freſſen beſonders auch Heuſchrecken, die Krommetsvoͤgel fangen unter andern auch die vielen Spinnen weg, die im & paͤtjahr die lan⸗ gen Faͤden ziehen an Hecken, Zaͤunen, Wieſen, und die HOecNaturg. II. rh. C Amſeln * N ‚u 1 e 31 Von den kleineren Voͤgeln. Amſeln freſſen auch Wacholder und Hollunderbeeren. Alle Finken naͤhren ſich im Sommer von Inſecten, weiterhin von Saamen der Kirſchen, der Tannen, der Birken, aber im Winter zerſtoͤren fie viele tauſend In⸗ ſecteneyer, und verdienen, geſchont zu werden. Eben das gilt von den Ammern, Bachſtelzen, Zaunkoͤni⸗ gen und Maiſen. Wenn ißt dieſe Vögel im Winter auf den kahlen B Bäumen herumhuͤpfen ſeht, ſo fangt ſie nicht weg, freut euch daruͤber. Sie reinigen den Baum von Inſecteneyern, und thun euch den groͤßten Dienſt, indem ſie ſich erhalken wollen. Eure Buben koͤnnen Maiſenhuͤtten bauen, und Maiſenſchlaͤge ſtellen, dann, wenn fie in einem Wald auf hohen Bergen gar nicht ges oͤrt oder vermindert werden, ſo vermehren ſie ſich gan . ganz erſtaunlich, wie z. B. auf den Bergen bey Gerſpach in der Grafſchaft Eberſtein. Aber ſo wie eure Kinder dabey nicht alle Zeit mit Muͤßiggehn, und ihre Kleider mit Klettern auf die Baͤume verderben muͤſſen, wodurch fie ſich uͤberdies oft in Gefahr ſtuͤrzen, fo iſt es auch für eure Gaͤrten ein wahrer Schade, wenn wenige Kohl⸗ und Blaumaiſen mehr darinnen ſind. Deſto mehrere Raupen werden euch im Fruͤhjahr die Baͤume verwuͤſten, dete weniger Obſt werdet ier Gelpann t OR 6. Noch ib zween 1 7 Voͤgel, die Sperlinge und die Schwalben zuruͤck. Unſtreitig übertreiben ei» nige den Schaden, den die Spatzen am Getreide an⸗ richten ſollen. Es ſind Diebe, in Engelland klagen die Landwirthe weit mehr noch, als bey uns, und in Sach⸗ ſen, wo Spelz ohne Hacheln, nackte Gerſte, und fruͤhe Erbſen gebaut werden, ſtehlen ie gewaltig Dazu kommt, 0 4 . Vom Sperling. 337 | onen; daß ſie in den Scheuren und in 6 Fruchtbo⸗ den gar manches Korn rauben. Das koͤnnt ihr aber gar wohl verhüten „ wenn ihr eure Fruchtkaͤſten wohl verwahrt, im Nachſehen und Aufſuchen der kleinen Feh⸗ ler und Schaͤden am Gebäude; „ an Fenſtern, Gittern und Thuͤren, nicht nachlaͤßig ſeyd, und, wie es Pflicht iſt fuͤr einen guten Haus vater, euch nicht immer auf Kinder, Knechte und Maͤgde verlaßt, ſondern uͤberall mit eigenen Augen ſehet. Gegen den Raub, den ſie täglich im Felde begehen, helfen freylich die aufgeſtellten Schreckſtangen, die hoͤlzernen Klappern, die Stroh⸗ maͤnner und alle aͤhnliche Erfindungen gar nichts. Der Spatz ſieht das Schreckbild eine Zeitlang an, aber daß es todt und unbeweglich iſt, bemerkt er bald, und in kurzer Zeit ſetzt er ſich auf das todte Geſpenſt, das ihn vertreiben ſollte. Beſſer iſt es, wenn zuweilen mit ſtarken Schrotkoͤrnern in verſchiebenen Gegenden des Feldes unter ſie geſchoſſen wird. Die Befehle, alle Jahre eine gewiſſe Anzahl Spatzenkoͤpfe zu liefern, ha⸗ ben oft mehr dazu beygetragen, die Spatzen zu vermeh⸗ ren, als zu vermindern. Man hat aus Traͤgheit ihnen ſelber Gelegenheit gemacht, ſich zu vervielfaͤltigen, ſtatt daß man die große Menge derer, die dieſe ſehr geile Thiere von ſich ſelbſt alle Jahre erzeugen, wegfangen ſollte. Wenigſtens muͤſſen die fogenannren Spatzen⸗ haͤfen, die die Jungen dieſen Voͤgeln zu Gefallen an die Giebel der Haͤuſer haͤngen, in Ruͤckſicht fuͤr die Landwirthſchaft ſchlechterdings nicht geduldet werden. Aber nicht unbillig waͤre es, wenn die Obrigkeit euch zur Verfolgung dieſer Voͤgel durch kleine Belohnungen eben 0 e, wie den Jaͤgern Schußgeld bezahlt, 1909 ;r C2 | oder — N — 288 Vom Sperling. oder fuͤr die Klauen eines Raubthiers etwas gegeben wird. Indeſſen muͤßt ihr euch auch wieder ſagen laſſen, daß die Spatzen ebenfalls im Felde nuͤtzlich ſind. Sie ſu⸗ chen beſonders die Wickelraupen auf, die ſo ſchwer auszurotten ſind, weil ſie ſich einzeln in Blaͤttern und Bluͤthen auf halten, und nicht haufenweiſe beyſammen wohnen. Ferner freſſen fie die Nachtſchmetterlinge, die am Abend erſt anfangen zu fliegen. Von den Waͤn⸗ den der Gebaͤude, von den Staͤmmen und Zweigen der Baͤume leſen fie dieſe Inſecten ſorgfaͤltig herab, und weil es faſt lauter Weibchen find, fo verſchl linge der Spatz mit einem Biſſen eine ganze Brut von Jungen, ehe ſie geboren werden durfte. Man weiß, daß ſie auch Ger⸗ ſtenkaͤfer und Maykaͤfer freſſen. Auf dem Felde leſen ſie manchen Unkrautſaamen auf, der ſonſt unſre Felder verunreinigt haben wuͤrde. Unter den Kohlſchmetter⸗ lingen machen ſie im Auguſt ebenfalls manche Nieder⸗ lage. Alle werden nie aus den Gaͤrten vertilgt werden, aber mit den Spatzen vereinigen ſich zu dieſem Zweck die Gruͤnfinken, und ſo entſteht doch wenigſtens eine Verminderung unter jenen Inſecten. Die Natur ſchraͤnkt den Sperling auch ſelber wieder ein. Er wird nicht alt, feine Geilheit toͤdtet ihn in kurzer Zeit. Die Neuntödter, der Gukuk und andre groͤßere Voͤgel verfolgen ihn, und ſein Fleiſch kann ſelber von uns ge⸗ geſſen werden. Man darf nur beyde Geſchlechter beſon⸗ ders einſperren, an der Begattung hindern, mit Milch und mit Hirſe ernaͤhren, ſo werden ſie ſo fett und ſo ſchmackhaft wie junge Hübner, „die man zur m mahnte u. / wind N * ei eh 7. Eben i Die Schwube. 1 eee Eben das gilt auch von den Schwalben. In | ar und Italien werden ſie auf den Maͤrkten ver⸗ kauft, und gegeſſen. Sie fangen andre Inſecten im Flug weg, und koͤnnen überall. geduldet werden, nur nicht in der Nachbarſchaft von Bienenſtoͤcken. Am ui Ufer der Bäche, Teiche, Fluͤſſe find fie beſonders noͤthig, weil fie daſelbſt die Schnaken wegfangen, um derente willen man ſonſt nicht dort ſpatzieren oder ſich i im Schak⸗ ten niederſetzen koͤnnte. Alſo iſt es klein, wenn Leute, die ſchießen duͤrfen, ihre Geſchicklichkeit darinn zeigen wollen, daß ſie Schwalben im Flug wegſchießen Eins nen. Aber in das Innke der Haͤuſer ſelber laßt ſie nicht bauen. Ihr Unrath verderbt das Haus, und man meynt, daß durch die Schwalbenneſter Wanzen und andre beschwerliche nee cee und berbreiisg pn Fa han Kölns * 1 3 N 2 BE z P 2 * . Fuͤnfter 1111571217: 78 Fiuͤnfter Abschnitt. Von einigen Thieren auf dem Lande und im | Waſſer. | dhe wir zu den Fiſchen in das Woſſer 9210 muͤßt ihr euch noch eine kurze Zeit bey einigen zwar be⸗ kannten, aber nichts deſtoweniger ſehr merkwuͤrdigen Thieren aufhalten, nämlich beym Froſch, bey der Krdte, bey der Eidechſe und bey 8 Schlangen. f 1. Der Froſch hat einen glatten Lib mit einer ſchluͤpfrigen Haut, und ſonſt keine Bedeckung, aber er hat Springfuͤße zum Huͤpfen, erhabene und ſtark hervor⸗ ragende Augen, Naſen, Ohren, eine ſtarke Stimme, und haͤutet ſich etlichemal im Leben. Bey einigen ſitzt die Zunge verkehrt im Maul, ift vorne klebricht, getheilt, und wenn er nun Inſecten fangen will, ſchlaͤgt er fie her. aus, und ſpieſt ſie damit. Sie gehen aus dem Waſſer, verbergen ſich im Gras gegen die Sonnenwaͤrme und Raubvoͤgel, und fangen daſelbſt beſtaͤndig kleine In ſec⸗ ten, Fliegen, Muͤcken, Wuͤrmer, beſonders nach einem Regen; im Magen des Waſſerfroſchs hat man ſchon kleine Sperlinge, junge Enten und Waſſereidechſen ge⸗ funden. Das Maͤnnchen blaͤſt beym Quaken die Bla⸗ ſen oder Falten an der Kehle auf, daher entſteht das ſtarke Geſchrey, und wenn er die zunge mit Luft anfuͤllt, und dieſe Luft, wie er es recht ſehr gut kann, lange bes haͤlt, ſo ſchwillt ſein ganzer Koͤrper auf. Außerordent⸗ lich zaͤhe ift das Leben des Froſchs. Man kann ihnen 4 7 das Herz und alle Eingeweide aus dem Leibe fhneiden ſie leben doch noch. An den Süßen hat der Waſſer⸗ froſch hinten eine Schwimmhaut, und der Laubfroſch hat kleine, runde, fleiſchichte Knoͤpfchen, wodurch er ſich auf den glaͤtteſten Blaͤttern feſthalten kann. In heißen Ländern werden ſie viel groͤßer, als bey uns, und koͤnnen auch viel ſtaͤrker ſchrehen. Im Winter verkriecht ſich der Laub und der Waſſerfroſch in der Tiefe der Waſ⸗ ſergraͤben und der Pfuͤtzen. Sie erſtarren, bringen den ganzen Winter im Schlafe zu, und erwachen im Fruͤh⸗ jahr. Ein Froſch kann etwa 16 Jahre alt werden, aber erſt im vierten Jahr pflanzt er ſich fort. Beyde Geſchlechter hängen im Frühjahr lange und fefte an ein⸗ ander, das Weibchen legt eine ganze Kette weicher Eyer, die alle keine harte Schale haben, aber in einer gemein⸗ ſchaftlichen klebrigen Materie ſchwimmen. Das Maͤnn⸗ 9 chen befruchtet dieſe erſt, nachdem ſie aus Mutterleib ge⸗ fallen ſind, und hilft ſelber zu ihrer Ausfoͤrderung. Daraus werden die ſogenannte Mollenkdͤpfe, oder klei⸗ ne Fiſchgen, die erſt nach einiger Zeit Vorder⸗ und Hin⸗ terfuͤße bekommen, und den Fiſchſchwanz verlieren. Ihr koͤnnt ſolche junge Froͤſche in ein Glas ſetzen, und fie, fo lange fie noch nicht find, was fie ſeyn follen, mit Meerlinſen fuͤttern, fo koͤnnt ihr ihrer ſtufenweiſen Aus⸗ bildung viele Wochen zuſehen. Sind ſie aber einmal wahre Froͤſche, ſo freſſen ſie hernach nichts mehr, als Inſſcten, oder Fleiſch von andern Thieren. Daher ges hoͤren ſie allerdings zu den nuͤtzlichen Thieren, und müffen von euch eher geſchont als todtgeſchlagen werden. In Garten am Waſſer, worinn ſich Froͤſche aufhalten, iſt man viel weniger von Juſecten geplagt, als in andern. C 4 Sie N 40 Die Kroͤte. Sie verſchlingen fogar die gehoͤrnte große Holz» Waſſer⸗ und Erdkaͤfer, und werden Meiſter über andre hartſchaa⸗ lichte Inſecten. Ferner vertilgen fie die Heuſchrecken, Stuͤcke von Krebsſchalen kommen oft im Magen vor, und die Schnecken, die in Gaͤrten ſo viel Schaden an⸗ richten, ziehen ſie gar geſchickt aus ihrem Haͤuschen her⸗ aus ehne die Schale zu zerbrechen. Ueberdies iſt ihr Fleiſch, beſonders die Schenkel, ſehr geſund. Man er⸗ laubt es fogar den Kranken. Die eßbare Art von Froͤ⸗ ſchen iſt grau, und hat auf dem Ruͤcken eine queere Er⸗ hebung. Es iſt alſo ein un verantwortlicher Muthwillen von den Jungen, wenn ſie dies nuͤtzliche Thier, wo ſie es finden, quaͤlen und todtſchlagen. Ihr muͤſſet dieſer Bosheit ernſtlich ſteuren, und den Froſch, der wahr⸗ haftig zu eurem Beſten ſo gefraͤßig iſt, in Schutz neh⸗ men. b N ee u | II. Was der Froſch am Tage thut, das thut die Krdte in der Nacht. Sie liegt am Tage ſtill, verbirgt ſich an feuchten ſchattichten Oertern, kriecht in der Daͤm⸗ merung herum, und faͤngt Inſecten. Einige Landwir⸗ the beſchuldigen ſie, daß ſie oft ein Gartenſtuͤck ganz umwuͤhlen, und lange Furchen ziehen. Zu ihrer Ver⸗ theidigung laͤßt fie aus den Warzen einen weißen milch⸗ artigen Saft fließen, wenn ſie gedruͤckt wird, der zwar auf der Haut, im Auge oder an andern zarten Stellen eine Entzuͤndung verurſachen kann, aber gewiß nicht giſ⸗ tig iſt. Man hat vielmehr gefunden, daß man ſich in Krebsſchaͤden Linderung verſchaffen kann, wenn man die abgezogene Haut der Kroͤten aͤußerlich auflegt. Be⸗ ſtaͤndig riecht das Thier nach Knoblauch, und ſitzt auch gerne unter Pflanzen, die dieſen Geruch haben. Mit | . | EN ihren » * 4 Die eehte. e | | 41 ihren Argen die wirklich fehr ſchoͤn und helle nd, ſieht fie oft einen Spatz, eine Maus fo ſcharf an, und laͤßt ihren haͤßlichen Geruch aus dem Hals gerade an das Thier hingehen, daß ſie ganz davon betaͤubt werden, und ſich ihr gleichſam freywillig ergeben. Ihre Eyer ſollen ſie in das Waſſer legen, und im Winter ſchlafen fie eben fo, wie die Froͤſche. Auch Schnecken und Froͤ⸗ ſche frißt ſie. Weil ſie uns aber gar keinen Schaden thut, ſo verdient fir nicht, zur Luſt kodtgeſchlagen zu werden, und ſie hat auch ſchon an den Schlangen, Igeln und een ihre natürliche Feinden N * Ei IM: As dem Ewechſengeſchlecht gaben wir in Europa nur die kleinſte und unſchaͤdliche Gattungen. In allen heißen Laͤndern n fie häufiger, groͤßer, werden aber auch gegeſſen. In Egypten iſt die groͤßte und fuͤrchterlichſte Eidechſe, naͤmlich das Crocodil, das in der Bibel unter dem Namen Leviathan im Buche Hiob beſchrieben wird. Unſre gemeine Garteneidech⸗ fe ift ein ſehr behendes, muntres, und wirklich ſchoͤnes Thierchen. Sie legt weiche haͤutige Eyer auf den Gar⸗ tenboden, die öfters im Finſtern glaͤnzen, und darinn liegt das junge Thierchen gar ſchoͤn zuſammengewickelt. Man giebt ihnen, aber, wie ich faſt überzeugt bin, mit Unrecht Schuld, daß fie im Garten viele junge Pflan⸗ zen freſſen. Denn ihre Zunge ſcheint deswegen vom Schoͤpfer wie eine feine Pfrieme gebildet, und noch uͤber⸗ dies zu beyden Seiten mit ſpitz gen Zaͤhnen bewaffnet zu ſeyn, daß fie die kleinſten Inſecten damit ſpießen und erhaſchen ſollen. Daher laufen ſie ſo geſchwinde, krie⸗ chen immer in den Hecken und Gebuͤſchen herum, und C5 erwachen 42 | Die Eidechſe. Salamander. erwachen aus ihrem Winterſchlaf, ſobald ſich die erſten von jenen kleinen Thieren ſehen laſſen. Auch kleine Landſchnecken werden von den Eidechſen gefreſſen. Warum wollten wir ſie dann vertreten, ozer ohne alle Urſache ausrotten? Sie ſchaden euch nicht, fie ſchaffen aber Thierchen aus der Welt, die, wenn ſie gleich klein ſind, ſich doch ſo ſehr vermehren koͤnnten, daß alle Blaͤt⸗ ter davon wimmelten. Wir muͤſſen uns vielmehr dar⸗ uͤber freuen, daß Gott ſo viele Thiere in ſeiner großen Haushaltung ernaͤhrt, und einige laͤnger, andre kuͤrzer, ſo wie es ſeine Weisheit, die das Ganze beurtheilen kann, gut findet, das Gluck des Lebens genießen laſſen will. w. Der Salome ift auch eine Eidechſe, nur mit dem Unterſchied, daß er an den Zeen keine Naͤ⸗ 0 gel, und am Körper keine Schuppen hat. Daher dringt ihm, wenn er in Gefahr iſt, z. B. auf gluͤhenden Kohlen, einige Feuchtigkeit aus dem Leibe, wodurch er ſich retten will. Das hat man ſchrecklich uͤbertrieben, und endlich daraus dle Fabel gemacht, dieſe Thiere koͤnn⸗ ten im Feuer leben. Lange ohne Nahrung koͤnnen ſie ſeyn, und abgeſchnittene Glieder wachſen ihnen wieder. Man unterſcheidet die Erd⸗Waſſer, und die ſogenann⸗ ten Feuerſalamander, oder die Molche. Die letzte⸗ ren haben ſchoͤne gelbe und ſchwarze Farben, und ſitzen oft in Kellern, alten Gemaͤuren ꝛe. Es find völlig un⸗ ſchaͤdliche Thiere, die ebenfalls, ſo viel wir wiſſen, von ö Inſecten leben, Sonnenwaͤrme nicht lieben, und ſich da⸗ her beſonders, wenn es regnen will, ſehen laſſen. In Fiſchweihern hat man ſie nicht gerne, weil man auch Fiſchlaich in ihrem c 8 5 a will. Sie ſtreifen Der Salamander. Die Schlangen. 43 ſtteifen zuweilen die Haut ab, und glänzen alsdann gar vortreflich. Sitzen ſie irgendwo in einem Brunnen, ſo koͤnnt ihr das Waſſer doch trinken, dann ſie haben kein Gift bey ſich. Man hat ſie gezwungen, junge Huͤhner zu beißen, aber die Hühner blieben alle geſund. In- deſſen kann man ſie im Waſſer gleich tödten, wenn man ee uur, hinein wirft. W Oben, als ich vom Gift in der 90550 Aberfaniie abe, habe ich euch ſchon das Merfwürdigfte von den Schlangen geſagt. Ich kann alſo nun deſto kuͤrzer ſeyn. Dieſe Thiere haben weder Süße, nod) Stoffen, aber weil ihr Ruͤckgrad vom Kopf bis zum Schwanz lauter bewegliche Wirbel hat, und weil an ihrem ganzen Koͤrper keine wahre Knochen, nur Knorpel vorkommen, fo koͤnnen ſie ſchleichen, ſich kruoͤmmen, ſich zuſammen⸗ rollen, auf die Baͤume ſteigen, und oft ſehr geſchwinde ſich fortſchlaͤngen. Damit fie auf dem Boden die inn⸗ ren Theile nicht verletzen, ſind viele Ribben unten an der Bruſt und dem Bauch. Zum Erſatz der Fuͤße dienen die Schilder und Ringe unten am Bauch, die ſie im Schleichen aus einander ziehen und ſich darauf ſtuͤtzen. Sie haben ein ſchlechtes Geſicht, aber ſcharfes Gehör, und guten Geruch. Ihre Zunge hat meiftens zwo Spitzen, aber das iſt der Sitz ihres Gefuͤhls, ſie kann damit nicht ſtechen. Ihre Zaͤhne ſind alle ſpitzig, weil ſie nicht kauen, ſondern alles ganz verſchlingen. Ihre Kinnladen koͤnnen weit von einander gezogen werden, fo daß fie Thiere verſchlingen koͤnnen, die noch einmal fo dick, als ſie ſelber ſind. Einige koͤnnen ſich ein wenig in die Höhe richten, . nicht ganz aufrecht ſtehen. | Sie 44 " Die Schlangen. | Sie rollen ſich auch zuſammen, maͤchen hernach den Koͤrper ploͤtzlich ſteif, und fahren ſchnell auf ihre Beute zu. Außer den lebendiggebäͤhrenden Ottern legen die Schl angen eine Kette gaͤutiger Eyer, die man oft auf dem Felde findet. An Dorngebuͤſchen findet man oft ihren abgeſtreiften Balg vom Auge bis zum Schwanz. Im Winter ſieht man bey uns keine Schlange, ſie er⸗ ſtarren und ſchlafen. Verglichen mit den Schlangen in Aſien, Afrika und Amerika haben wir keine große, keine dicke, und keine ſchoͤne Sch! angen. Es giebt be⸗ ſondre Waſſerſch! angen, aber alle Schlangen koͤnnen eine Zeitlang im Waſſer leben, und retten ſich oft / hinein. Die wenigen Arten, die giftig find, haben das Gift nicht unter dem Schwanz, auch nicht unter der Zunge, ſondern es fließt durch zween beſondre Zähne in der obern Kinnlade, die beweglich und hohl find, fo oſt ſie beißen, in die Wunde, und wird binter dieſen Zähnen in einem eigenen Bläschen aus dem Blut abgeſondert, fo wie ans dre Saͤfte im thieriſchen Koͤrper. Seine Wirkungen bey Menſchen und Thieren ſind verſchieden, bey einigen töstet es im Augenblick. Wenn man ſich vorher die Haͤnde mit dem grünen Kraut von Liebſtoͤckel reibt, ſo kann man mit den gefährlichften Schlangen umgehen. Ausgemacht richtig iſt es, daß man Schlangengiſt ohne Schaden trinken kann, weil es nicht toͤdtet, wenn es nicht unmittelbar in das Blut fließt. Die Schlangen brauchen das Gift, ſich zu vertheidigen, und ihre Spei⸗ ſe zu erhaſchen und zu verdauen. Weil man es ihnen aber nicht anſehen kann, ob ſie giftig ſind oder nicht, wenn man nicht Unterricht und Erfahrung von ihnen hat, ſo iſt es freylich allemal der Klugheit gemaͤß, behutſam 8 „ —— \ \ Die Schung. 0 0 45 1 mit dieſen Thieren umzugehn. Wenn man ſie reizt, oder unvorſichtig tritt, ſo winden fie ſich im Augenblick zuſammen, und beißen nach ihrem Beleidiger. In den Steinritzen giebt es zuweilen große Schlangen auch bey uns. Sie winden ſich oft ſo feſt um den Fuß eines Menſchen, daß man Muͤhe hat, ſie wegzuſchleudern. Die Buben ſollen ſich in Acht nehmen, in das Meft der Baum ſchlangen zu ſtoßen, und es auseinander zu ſtoßen. Sie ſtuͤrzen ſich ſchnell vom Baum herab, zi⸗ 7 a? ſchen fo ſtark, als ſie koͤnnen, und jagen ihnen lange nach. Indeſſen haben wir in Teutſchland die Gattungen nicht, die ungereizt auf Menſchen losgehen, und wenn ſie todt ſind, ſo kaun man ſie ohne alle Furcht angreifen, meſſen, ihnen das Maul aufbrechen, den Bauch aufſchneiden ꝛc. Und weil ſie auch dadurch dem Lande nuͤtzlich werden, daß ſie im Walde und auf dem Felde Schnecken, Mäuse, Ratten, Eichhoͤrner, Eidechſen, Froͤſche, auch Maul⸗ wuͤrfe, Voͤgel, Scorpionen, ſpaniſche Fliegen, und viele andre Inſecten auffreſſen, ſo iſt es auch unbillig, wenn ihr jede Schlange, die ihr auf dem Felde findet, mit der Sichel verbaut, oder mit vislen Schlägen auf der Stelle toͤdtet. Das koͤnnt ihr ein, oder das andremal thun, um euch an dem todten Körper der Schlange von der Weisheit Gottes in ihrem Bau unterrichten zu laſſen. Aber alle Grauſamkeit gegen Thiere, die aus Langeweile, oder aus Unwiſſenheit, oder aus Vorurtheil, oder aus Gewohnheit, oder wirklich aus bittern, ſelbſtſuͤchtigen und gehaͤßigen Neigungen entſteht, muß unter Menſchen, die Chriſten heißen wollen, und einen Gott anbeten, der mit Wohlgefallen auf alles, was lebt, herabſieht, verbannt r Dafür if 1900 gesorgt, daß ſie ſich N 2 nicht 46 Die Schlangen. nicht zu ſehr nerd Sie freffen einander ſelber auf, und werden von den Stoͤrchen und andern Thieren verfolgt. Wir kennen unſre einheimiſche Gattungen, ihre Nahrung . ihre Verrichtungen und ihre Lebensart noch viel zu wenig, als daß wir ſie geradezu fuͤr uͤber⸗ fluͤßige oder gar für ſchaͤdliche Geſchoͤpfe erklaren koͤnnten. Man ißt ſie zum Theil in heißen Laͤndern, das Fleiſch unſrer Nattern giebt eine gute Kraftſuppe; die ge⸗ woͤhnlichſte Art bey uns iſt die ſogenannte Blindſchlei⸗ che, deren Biß nicht einmal den ſchwaͤchſten 3 hade, Sechſter Den den Sin =. Mn Sechster Abſchnitt. | Bon den Fiſchen. 1 \ SE führe euch jetzt, meine liebe Landleute, zu einer ſehr merkwuͤrdigen Claſſe von Geſchoͤpfen, die den größten Naturforſchern noch lange viele Mühe verurſa⸗ chen wird. Das ſind die Fiſche, ohne die ein großer Theil der Menſchen, beſonders die, ſo am Meere und in kalten und minder fruchtbaren Laͤndern wohnen, gar nicht leben koͤnnte. Ich will euch zuerſt die Merkwuͤrdigkeiten an einem Fifchförper kurz zeigen. Sodann will ich von der wilden Fiſcherey reden, weil doch die Wenigſten un⸗ ter euch im Stande waͤren, eine Anleitung, wie man kuͤnſtliche Fiſchteiche anlegen ſoll, zu benutzen. Und endlich werde ich euch einige Regeln ſagen, wornach ihr euch richten muͤſſet, wenn ihe mit gutem Erfolg Fiſch⸗ gattungen, die euch bisher gefehlt haben, aus andern Waſſern verſetzen, und bey u; een wollt. . A. ueberhaupt. Ein Fiſch iſt eigentlich nur Ein Stuͤck Fleiſch. Man kann keine Glieder an ihm untere ſcheiden, aber dieſer Klumpen iſt doch fo ſchoͤn, fo regel maͤßig gebaut, daß er immer im Gleichgewicht bleiben, und ſchwimmen kann, wie er will. 1) Die meiſten ha⸗ ben einen dicken, plumpen Kopf, worinn ſehr viele klei⸗ ne Knoͤchelgen ſind, die im Alter zuſammenwachſen, und alſo an der Zahl weniger werden. Es iſt daher nichts mehr, als ein leeres Spielwerk, wenn. ihr im Kopf eines De alle die Knochen finden wollt, die eine Aehnlich⸗ | | keit \ 48 | Von den Fiſchen. keit haben foffen mik den Werkzeugen bey der Kreuzigung unſers Erloͤſers. Auch der Bars hat mehr als go Kno⸗ chen im Kopf, wir wiſſen aber nicht, wozu ſie den Fi⸗ ſchen gegeben find. 2) Ihr Maul iſt beweglich, kann kleiner und groͤßer, vorgeſtreckt und zuruͤckgezogen wer⸗ den, je nachdem ſie etwas Großes oder Kleines, „in der Naͤhe, oder in der Ferne verſchlingen wollen. Die Gruͤndlinge, und andre, die von Wuͤrmern leben, haben gar ein ſpitziges Maul. 3) Bey den Fiſchen, die Zaͤhne haben, ſitzen ſie unordentlich und enge unter. einander, oft auch noch auf der Zunge, gehen oft bis in Schlund hinab, und dienen ihnen zum Feſthalten, und zum Zerreißen, wiewohl ſie die meiſten Speiſen ganz ver⸗ ſchlingen. Der Karpfe und alle feine Geſchlechtsver⸗ wandte, die Schleihe, die Naſe, der Weißfiſch ꝛc. haben keine Zaͤhne, weil ſie, indem ſie vom Schlamm leben, auch keine brauchen. 4) Alle Fiſche haben große, ſchoͤngezeichnete, und zum Theil glänzende Augen, das her ſehen ſie auch in der Nacht, daher jagen und rauben ſie immer fort, und ſchwimmen auch in der groͤßten Tiefe des Meers und der Stroͤme unaufhoͤrlich unter einander herum. 5) Man ſieht auf dem Knochen des Kopfs zwey Loͤcher, die man für die Naſe des Fiſchs anfiehr, weil man weiß, daß allerley ſtark oder unangenehm rie⸗ chende Dinge auf die Fiſche Eindruck machen, und ſie vertreiben oder toͤden. So ſterben Forellen auf der Stelle, wenn man nur wenig Kalk ins Waſſer ſtreut. Schwefel, Wacholder, Stinkholz, die Blätter von aller, ley Pflanzen, und die Abfaͤlle vom Erzpuchen oder Erz, waſchen jagen meiſtens die Fiſche aus dem Fluß weg. . ſoll auch Aderlaßblut nicht in einen fließenden 5 Strom Von den Fiſchen. 49 Strom geworfen werden. Daher ſollen Fabricanten, wenn ſie ihre mit Krapp oder Indig gefaͤrbten Zeuge auswaſchen muͤſſen, es nicht in einem Waſſer thun, wo Fiſche gefangen werden. Daher iſt es euch verboten, Hanf im fließenden Waſſer zu roͤſten, weil der ſtinkende Geruch von den verfaulten Hanfblaͤttern alle Fiſche ver. ſcheucht, und ihr ſelber durch großes Waſſer den Hanf in einer Nacht verlieren koͤnnt. 6) Der Geſchmack der Fi.ſche ſcheint nicht fo fein zu ſeyn. Bey vielen iſt faſt gar beine Zunge da, bey andern iſt es nur ein kurzer, -abgeftumpfter, harter Knorpel, (3. B. der Ruffolke,) oft iſt ſie unten angewachſen, oft ſind nur hie und da weiche Stellen im Munde ſtatt der Zunge, z. E. der Karpfe hat nur einen weichen, breiten, aber roͤthlichen Ugtergaum. Daher mag es auch zum Theil kommen, daß wenigſtens die Gefraͤßigſten beynahe alles, ohne Urnterſchied verſchlucken, oft den Angel, ein Stuͤck von Blech, das Bleyloth, die Mützen der Matroſen, Men⸗ ſcheukoth, kurz alles, was etwa vom Schiffe in das Meer falle, mit Heißhunger verſchlingen; und daß fie auch an der freyen Luft, außerhalb dem Waſſer, immer ſtumm ſind, und nicht den geringſten Laut hervorbringen koͤnnen. 7) Ohrenoͤffnungen und Ohrenknoͤchel⸗ chen hat man nun auch ſchon bey den meiſten Gattungen entdeckt; und wiewohl fie in einem andern Element leben als wir, fo koͤnnen fie doch auch unter dem Waſſer hoͤ⸗ ren. Ihr wißt auch, daß man beym Fiſchfang ſehr ftilte ſeyn muß. Denn zu dieſen Sinnen kommt noch 8) ein außerordentlich feines Gefuͤhl, das der Fiſch auf den Floſſen, in den Lippen, und in den Bartfaſern hat. Sie merken ſogar jedes Zittern im Waſſer. Wenn ; ‚Ger. Naturg. II. Th. D man ) Mn 50 Von den Fiſchen. ö man an dem Ufer, wo das Waſſer alles ausgefreſſen hat, nur wenig herumlauft, oder ſpringt, und huͤpft, fo pflanzt ſich die Er ſchuͤtterung bis auf die Fiſche fort, und im Augenblick verſtecken fie ſich in ihre Locher. 9) Die Figur des Koͤrpers iſt unendlich mannichfaltig. Der Aal iſt walzenfoͤrmig, andre ſind zweyſchneidig, meſſerfoͤrmig, bey einigen iſt der Unterleib ſcharf, bey andern iſt der Ruͤcken erhaben. Ueber dieſen Koͤrper lauft, wie ihr beſondees an den Schleihen ſehr deutlch ſehen koͤnnt, die e oder eine Nath, in wels cher alle Suppen! kleine Oeffnungen haben, durch wel. | che fie ohne Zweifel ihren Schleim ausſchwitzen, der ihnen is ein Rettungsmittel gegeben worden ift, und der zugleich viel dazu beytraͤgt, daß fie ſich deſto leichter wenden und drehen koͤnnen. Die meiſten Fiſche haben einen langen Schwanz, weil bey ihnen der After, verglichen mit andern Thieren, immer ziemlich nahe beym Kopfe ſteht, wiewohl ihn die Karpfen weiter hinten, als in der Mitte des Bauchs haben. 10) Außer einigen wenigen wahren Knochen hat der Fiſch im Fleiſch überall ſehr viele feine Graͤten, die unter ſich, fo viel man we⸗ nigſtens ſehen kann, keine Verbindung haben, bey klei⸗ nen Fiſchen, aber auch beym Aal, wie die feinſte Haare ſind, und ſo voll von thieriſchem Fett ſind, daß ihr ſie nicht ungenuͤtzt wegwerfen, ſondern entweder auf den Miſt. hauſen bringen, oder an den Leimſieder verkaufen muͤßt. 11) Das Letztere gilt auch von den Schuppen, mit wel⸗ chen der Koͤrper der meiſten Fiſche zierlich und ſehr Fünfte lich bedeckt iſt. inte dem Vergroͤßerungsglaſe ſieht man die vielen uͤbereinanderliegenden Blaͤttchen, aus welchen eine Schuppe zuſammengeſetzt iſt. Sie liegen unter 0 Von den ichen. 28 unter uns PR. einander, wie die Ziegel auf dem Dache, beym Hecht ſehr dicht, beym Aal weiter von einander, von den Karpfen hn ſie leicht ab, aber die Schleien muͤſſen vorher gebruͤht werden „ehe man ihnen die Schup⸗ pen abnehmen kann, weil bey ihnen jede Schuppe zwo kleine Wurzeln oder Stiele hat, wodurch ſie feſtſitzt. = — Ihre Groͤße, Menge und Figur iſt ſehr verſchieden, und gewahrt bey genauer Unterſuchung ein ſehr angenehmes N Schauſpiel. Ihre ſchoͤne Farben entſtehen von einem eigenen duͤnnen Haͤutgen, das ſie uͤberzieht, denn alle Schuppen ſind weiß „oder weißgrau, wenn ihr fie vom Koͤrper nehmt, und rein auswaſcht. Die Weisheit des Schoͤpſers gab dadurch dem Fiſch eine vortrefliche Be: 5 deckung, ohne daß er in der Kunſt, ſich zu drehen, nur das Geringſte verloren haͤtte. 12) Aber noch ein andres, 1 viel wichtigeres Glied für den Fiſch find die ſogenannten Fiſchohren, oder richtiger Kiehmen, jene unzaͤhlige Blutgefaͤße, die hinter dem Kopf in Hoͤhlen liegen, und mit einem beinichten, ſtarken Schild wohl bedeckt ſind. Sie ſind an gebogenen Graͤten feſt, es iſt wahrſcheinlich, daß auch Luftgefaͤße zwiſchen ihnen ſind, doch machen ſie ein ganz eigenes Glied aus, das, außer den Fiſchen, * fonft kein Thier hat. Aus der beſtaͤndigen Bewegung des Kiehmendeckels, wodurch ſie mit Huͤlfe des Mauls | immer Waſſer und Luft einnehmen und wieder auslaffen, ſchließt man mit Recht, daß fie die Stelle der zungen vertreten, und zum Leben unentbehrlich ſind. Der Fiſch 90 ſtirbt auch ſogleich ab, wenn man en durch ein Verband an dieſen Verrichtungen hindert. In der Küche ſieht man nach dieſen Blutgefaͤßen, um aus ihrer ſchoͤnen und hochrothen Farbe die Geſundheit des Fiſchs zu beur⸗ —— Mr D 2 . theilen. — 8 — 52 Von den Fiſchen. | theilen. Da niſteln ſich zur großen Plage der Fiſche allerley Wuͤrmer ein, und ſaugen ihnen das Blut aus. 13) Gleich wie unten am Kiehmendeckel eine Haut ſitzt, die ihm zum Erheben und Niederſinken hilft, fo hat der Fiſch noch mehrere Floſſen, oder doppelte Haͤute am Koͤrper, welche auf Knochen anfigen, durch die die darinn befindliche Graͤten ausgeſpannt, und in ihre Richtung gebracht werden koͤnnen. Daher iſt ihr Ort, und ihre Größe und Laͤnge eben fo wichtig, als ihre Zahl, und die Beſchaffenheit der darinn befindlichen Graͤten. Schneidet dem Jiſch nur eine ab, ſo kann er ſchon nicht mehr ſchwimmen, wie vorher. Die Bruſtfloſſen ſtoßen den Koͤrper fort, und tragen ihn; auf den Bauchfloſſen ruhen oder ſtehn fie in der Tiefe; die Mücken. und Sterzfloſſe hilft zur Geſchwindigkeit; und mit der Schwanzfloſſe ci er den Körper, wenn er will, ger rade fort, oder von einer Seite zur andern. Der Aal hat keine Bauchfloſſen, weil er einen kleinen fehnabelförs _ migen Kopf hat, und auf ſeinem ganzen Koͤrper ruhen kann. So ausgeruͤſtet kann der Fiſch überall ſchwim⸗ men, wenn das Waſſer nur nicht allzuſchwer iſt. Das todte Meer, das in der Bibel ſo oft genannt wird, heißt auch das Salzmeer, weil ſo viel Salz darinn aufgelöft ift, als nur möglich iſt, aber eben daher iſt auch kein lebendiges Weſen darinn. Und die Fiſche, die man hinein] ſetzt, legen ſich gleich auf den Rücken und ſterben. 14) Damit aber die Fiſche im Waſſer auch ſteigen und fallen konnten, fo haben fie es in ihrer Ge⸗ walt, ſich leichter und ſchwerer zu machen. Das ge ſchieht vermittelſt der Luftblaſe, die im Bauch, gerade unter dem Ruͤcken lige, und immer mit Luft angefuͤllt iſt. Druck | Von ben She. Ro‘ | Druckt er dieſe zuſammen, ſo wird er keiner aber ö ſchwerer, und ſinkt unter. In der Tiefe laßt der Druck des Bauchs nach, die Blaſe dehnt ſich aus, der Fiſch wird groͤßer, aber leichter „und kann le . ſo lan⸗ ge nur ſeine Blaſe nicht verletzt iſt. Im Meer ſind ei⸗ nige Fiſche, die keine Blaſe haben, und dieſe müſſen auch immer in der Tiefe bleiben. 15) Was die Fort: 10 pflanzung d der Fiſche betrifft, ſo kennt jeder Fi her die beyden Geſchlechter, wiewohl man ſie am Aeußeren des Koͤrpers nicht unterſcheiden kann, außer daß die Farben des Maͤnnchens immer ſchoͤner, höher und vielfacher find, als die Farben des Weibchens. Der Mil chert oder das Maͤnnchen traͤgt dieſen Namen, weil er die Milch oder den Saamen bey ſich führt, womit die Eyer be. fruchtet werden ſollen. Der Roͤgner iſt das Weibchen, weil es den Rogen, oder die kleinen runden und weichen Eyer im Koͤrper an der Seite der Gedaͤrme liegen hat. Der Aal macht davon eine Ausnahme „weil er fich be. gatten kann, und lebendige Jungen gebiert. Die andern alle ſuchen einander auf, wenn ihre Zeit zum Laichen iſt, ſchwimmen hinter einander, reiben ſich an einander, ver⸗ miſchen die Saamenmilch mit den Eyern, und uͤberlaſ. fen fie der Sonnenwaͤrme und dem Waſſer. Damit fie deſto eher ausgebrüfet, und deſto weniger von andern Fiſchen oder Waſſervogeln gefreſſen werden, ſuchen die alten Fiſche um dieſe Zeit das Ufer, und legen ihre Eyer in das ſeichtere Waſſer. Deswegen verlaͤßt der Lachs das Meer, und lauft zu uns in Rheinſtrom, und in noch viel kleinere Waſſer. Deswegen gehen die Karpfen aus dem Rhein, und laichen öfters in den kleinen Waͤſ⸗ ſerungsgraͤben auf den Wieſen. Nicht alle Eyer ſind d 1 . 54 Von den Fiſchen. zu gleicher geit! in Mutterleibe reif, daher laßt fie ouch das Weibchen nicht alle auf einmal herausfallen, und nicht alle auf einem Platz liegen. Daher erhält ſich jede f Gattung doch, wenn gleich immer ſehr viele Eyer von andern Naubfifchen gefreffen werden. Die Eyer der Fia.iſche haben allerdings auch ein Eyweiß, fie hängen aber noch uͤberdem in einer klebrigten Gallerte, damit ſie immer beyſammen bleiben, und an den Kraͤutern im Grund, an Steinen und andern harten Koͤrpern ihre Befruchtung erhalten koͤnnen. Die jungen Fiſche koͤnnen, weil fie ihre Zaͤhne aus dem Ey auf die Welt bringen, gleich nach der Geburt auf die daſelbſt befindliche kleine Waſſerthiere Jagd machen. 16) Die Menge der — Fiſcheyer iſt ganz unbeſchreiblich. Die Stockfiſche und Schollen im Meer haben Millionen. Viele hundert⸗ tauſend Lachſe werden alle Jahre in Schottland, En⸗ gellend, Irrland, Teutſchland, und in den noͤrdlichen Landern gefangen. Es giebt Gegenden im Meer, wo eine große Strecke davon zu gewiſſen Zeiten mit Fiſch ⸗ laich ganz bedeckt, und bis zu einer anſehnlichen Tiefe ganz damit erfuͤllt iſt. Auf jedes Hekings weibchen kann man wenigſtens 36000 Eyer rechnen. In den ruſſiſchen Strömen find fo viele große, und fo frucht. bare Fiſche, z. B. der Hauſen, daß man, wenn eine Menge von feinen Eyern bereits ausgehe worden iſt, die uͤbrigen Eyer aufſaͤngt, einſalzt, in Faͤſſer ſchlaͤgt, und durch das ganze Jahr, als ein Kekerbiſſen, auf dem Brodte verſpeiſt. Im Handel heißen dieſe e | ten Eher Caviar, und das Kayſerthum gewinnt viel Geld daran. Ihe werdet nun begreifen, daß ganze Nationen davon leben köſtnet „und daß bey ihnen noch | immer Ven den 6 Fiche. * 55 immer Fiſche genug übrig find „um auch andre Volken damit zu verſorgen. 17) Es war aber auch um ihrent⸗ willen ſelber noͤthig, fie fo aͤußerſt fruchtbar zu machen. Denn die meiſten Fiſche find Raubfiſche, und freſſen einander ſelber auf, z. E. der Hecht. Einige verſchlin⸗ gen ſogar den Laich von andern. Das thun auch einige | Inſecten „ die im Waſſer leben. Andre naͤhren ſich von Inſecten, Waſſerthierchen, Mücken, Fliegen ꝛc. Dieſe Fiſche ſchwimmen daher allezeit gegen den Strom, um Inſecten, die der Strom mit ſich führt, aufzufans gen. Die Karpfen find gerne im truͤben ſchmutzigen Waſſer, und nähren ſich vom Schlamm. Aber von den meiſten Fiſchgattungen wiſſen wir es noch nicht gewiß, ſo noͤthig es auch waͤre zu einer vernuͤuftigen Wartung. und Erziehung. Man vermuthet ſogar, daß fie nicht zu allen Jöhrsgelken einerley Nahrung zu ſich nehmen, weil fie nicht immer an einerley Köder oder Lockſpeiſe an⸗ beißen wollen. 18) Wir wiſſen beynahe eben fo wenig, 0 . von ihrer Lebensart, weil es ſchwer iſt, fie in ihrem Element zu beobachten. Daß viele Seefiſche aus dem Meere zu gewiffen Zeiten in ungeheurer Menge wegge hen, und zu uns kommen, habt ihr bereits gehoͤrt. Der Schoͤpfer vergroͤßert und vervie ſfalti gt dadurch ihre Nutz. barkeit. Andre hingegen bleiben ewig in der Tiefe des Meers, freſſen daſelbſt unaufhoͤrlich, und zehren den Ueberſluß von Schnecken, Muſcheln und andern Thieren auf. Auch in unſern ſuͤßen Waſſern verſteckt ſich die Grundel, die Forelle, die Barbe, der Aal, andre hingegen kommen am hellen Tage zum Vorſchein. Insgemein werden ſie ſehr alt, weil in ihrem Element nicht 5 viele ee vorgehen, als in der Luft. | S4 Es 56 iR en den dische. Es koͤnen Make in königlichen Fiſchteichen vorhan- den ſeyn, die beynahe ein Jahrhundert gelebt haben. Denn alles, was dieſe Thiere betrifft, iſt mit einer wei⸗ ſen Guͤte vom Schoͤpfer zum großen und bleibenden Nu⸗ gen für den Menſchen eingerichtet, Vom Fiſchfang. Ihr ſeht licht ein, daß man 1 dieſem Handwerk ſich ſelber auf W Art, Schaden und Muͤhe verurſachen, ſich aber auch die ganze Sache erleichtern kann. Es gehoͤrt eine maͤßige Kennt⸗ niß der Fiſche, des Waſſers, des Bodens und der Wit⸗ terung dazu. Aber manche Fiſcher wiſſen von dem allen nichts, haben oft das noͤthige Geraͤthe nicht, was Wun⸗ der, daß ſie dabey verarmen, indeß daß andre Fiſcher bey ihrem Gewerbe viel erwerben koͤnnen? In einer mondhellen ſtillen Sommernacht geht der Fiſchfang ins gemein wohl von ſtatten. Viele Menſchen muͤſſen nicht beyſammen ſeyn, je ſtiller, je beſſer. Kahn, Netz, Stangen, Hamen, Wartlaufen, und alle eure Werk⸗ zeuge muͤſſen ſo rein und ſauber ſeyn, als es moͤglich iſt, damit nicht ein fremder Geruch ſich im Waſſer verbreite. Bey der Fruͤhlingsfluth hängen ſich allerley Unreinigfeis - ten an das Garn, oder an die Reuſen. Dieſe muͤſſen beym Trocknen mit einem Wiſch abgenommen werden. Es iſt eine große Schwierigkeit bey der Kenntniß der Fiſche, daß die Fiſcher insgemein diejenigen Fiſche, die man nicht ißt, oder die man wenigſtens nicht liebt, wies der in das Waſſer werfen, wenn fie mit andern aufgezo⸗ gen werden. Aber, wenn ich fuͤr das Beſte des Fiſch⸗ fangs ſprechen ſoll, muß ich euch dieſe Gewohnheit doch empfehlen. Denn die ſchlechteren Gattungen muͤſſen * die #- Von zerrt 4 A . | die glatten oder beſſeren Fiſche fett chen. Bey fiche | laſſen ſich die Hechte leicht fangen, aber die Aale fie hen die weiße Farbe. Wenn Flachs im Waſſer liegt, ſo werden die Barben davon fett und wohlſchmeckend, wie Lachſe. Das koͤnnen ſich die Fiſcher zu Nutzen, machen, und fie dabey häufig fangen. Mit den Angeln zu ſiſchen ſcheint wohl die allerunſchaͤdlichſte Art zu ſeyn. So werden in Holland beſtaͤndig viele tauſend Fiſche gefangen. In Schweden find eine Art Würmer, die man am Strande des Meers im Sande findet, der ge⸗ woͤhnlichſte und der beſte Koͤder. Wir koͤnnen unſre Regenwuͤrmer eben ſo gut dazu brauchen, wenn es nur nicht ſo muͤhſam waͤre, ſie in Menge berbeyzuſchaffen. u Man hat auch allerley Saamen von beräubenden » Pflanzen vorgeſchlagen, um die Fiſche dadurch ſtarr oder halbtodt zu machen. Aber alle dieſe ſollen nicht als bLockſpeiſe gebraucht werden, weil es einmal beym Ver⸗ kauf der Fiſche, und in der eigenen Haushaltung unan⸗ genehm iſt, wenn die Fiſche ſchon halbtodt ſind, und hernach, weil manche Fiſche dadurch betaͤubt und getoͤd⸗ tet werden, die man doch nicht fangen kann. Man richtet auch insgemein nicht viel aus. Auf dem Rheinſtrom bey Schroͤkh nehmen die Fiſcher an ihr Netz ſtatt des Koͤders Kuchen von Maagſaamenoͤl, und fangen damit Karpfen und Weißfifche. Aber Hechte und alle Raubfiſche beißen nicht an. Kuchen von Nuß⸗ oͤl würden zu theuer feyn, und an dieſe beißen wiederum die Karpfen nicht an. So wie man Maiſen mit Mais - fen, und Enten mit Enten faͤngt, fo fänge man auch Lachſe mit einem andern Salmen oder Lachſe. Fangt den e im Netz, zieht ihm einen Strick durch die D 5 Kiehmen 1 5 IE 58 Von der 5 iſcherey. Kiehmen und das Maul, legt ihn nun in das Waſſe, und breitet um ihn her das Netz aus. Ihr koͤnnt vers ſichert ſeyn, daß ſich in kurzer Zeit viele andre um den Gefangenen herum ſammeln werden. Bey einigen iſt es der Geſchlechtstrieb, der ſie herbey führe, bey andern ſcheint es ein natuͤrliches Mitleiden zu ſeyn, wovon man bey gar vielen Thieren ſehr deutliche Proben bemerken kann. Eben dieſe Lachſe werden auch leicht da gefan⸗ gen, wo ſie bey ihrem Steigen im Strom uͤber Waſſer⸗ fälle," Wehre, Daͤmme ꝛc. und andre ſolche Hinderniffe wegſpringen muͤſſen. Sie koͤnnen ganz erſtaunende Spruͤnge machen, indem ſie den Schwanz einbeugen, und den ganzen Körper zuſammenkruͤmmen; man hoͤrt ſie öfters in der Nacht den Sprung etlichemal wieder⸗ holen, wenn er nicht gleich gelingen will; ſtellt man ih⸗ nen nun an ſolchen für fie ſehr beſchwerlichen Plaͤtzen tiefe Kähne oder Netze hin, fo fallen fie ſelbſt hinein, arbei⸗ ten ſich aber freylich oft wieder heraus. Daher iſt die Einrichtung, die man bey wilden Voͤlkern gefunden hat, wirklich nachahmungswertb). Man kann naͤmlich die Fiſchernetze und andre ſolche Fallen, oder Werkzeuge leicht fo einrichten, daß der Fiſch fein Ungluͤck ſelbſt durch eine Glocke ankuͤndigen muß, (wie ein Eymer auf Berg⸗ werken, und in großen Brunnenanſtalten, wenn er ge. fuͤllt heraufkommt,) die den Fiſcher herbeyruft „ der in⸗ deſſen etwas anders arbeiten kann, und mah muͤßig fein nen Schatten in das Waſſer werfen ſoll. In Schwe⸗ den hat man jetzt auch gelernt, Lachſe in Reuſen zu fan⸗ gen, und erſpart dadurch viel Holz zu andern Geräthen, wenn nur die Reuſen groß genug ſind. Eins der vor⸗ nehmſten Hinderniſſe der Fiſcherey in den Fluͤſen, Seen f f und Don der Fiber , JR und Teichen ia die althaſtarke Anhaͤufung des Schlamms 4 in den Tiefen. Die Karpfen ſtinken, wenn ſie gleich friſch gegeffen werden, nachdem ſie aus dieſem unreinen Waſſ er kommen, und das Netz ſtreicht uͤber den Moder weg, die Fiſche verſtecken ſich im tiefen Schlamm, und entgehen dem Netz. Wo Karpfenteiche beſonders angelegt find, da iſt es ſreylich gut, wenn man Miſtla⸗ che hinein leiten kann. Die Karpfen werden ſehr fett davon, weil ſie unter den Fiſchen das ſind, was die Schweine unter den vierfuͤßigen Thieren. Aber, man fange fie, wenn fie fett find, und fege fie wieder in rei⸗ nes, klares Waſſer, fo find fie in wenigen Tagen ſchmack⸗ haft, der widrige, moderichte Geſchmack, den auch die Karpfen haben, die in den Alt oder Nebenwaſſern des Rheins, und nicht im vollem Strom gefangen werden, hat ſich alsdann wieder verloren. Man muß alſo von Zeit zu Zeit den Unrath herauswerfen, um ſo mehr, da ihr dieſen alten, lange gelegenen, ganz durchgefaulten Schlamm vortreflich als Dünger in Gärten und Feldern brauchen koͤnnt. Man hat dazu eiſerne Karſte und Re⸗ chen, wodurch die Reinigung des Flußbettes ohne Muͤ⸗ he geſchieht. Eben fo ſchadet es dem Fiſchfang, wenn Rohr und Schilf zu fehr anwaͤchſt. Denn dieſe Pflanzen nehmen zuletzt, wenn man ſie nicht zur rechten Zeit zerbricht, den ganzen Teich oder See ein, daß man mit dem Netz nicht mehr zukommen kann, und unter dieſem Gebüfche verſtecken ſich wiederum die Fiſche, wenn man ſie fangen will, nebſtdem, daß ſich auch die Hechte und andre geſreßige Fiſche dieſer Schlupfwinkel bedienen, daſelbſt rauben, groß und ſchwer werden, und doch niche aus igrem unzugänglichen Grunde herausgezogen werden konnen. . 60 Von der Fiſcherey. . N koͤnnen. 5 einigen Gegenden von Teutſchland nuͤtzt man das Rohr zum Dachmachen „ wenigſtens iſt ein Rohrdach viel dauerhafter, als ein Strohdach. Oft wirft der Wind einen Baum oder andres Strauchwerk in das Waſſer. Bekanntermaßen fault das meiſte Holz im Waſſer langſam; wartet alſo nicht darauf, bis dies Hinderniß der Fiſcherey von ſelbſt wegfaͤllt. Einige Fiſcharten werden durch den faulen Geruch vertrieben, andre verſtecken ſich darunter, und rauben allzuſehr. 5 Und waͤre auch das Waſſer nicht ſehr fiſchreich, fo wäre es doch um des Holzes willen der Muͤhe werth, es aus dem Waſſer zu ziehen. Ein Landwirth muß auf alles aufmerkſam ſeyn. Der Holzſpan auf dem Boden ſoll dort nicht liegen bleiben, er gehoͤrt auf den Miſthau⸗ fen, dort wird er nuͤtzlich ſeyn. Daher befiehlt auch die Obrigkeit, daß von Zeit zu Zeit Muͤhlenbaͤche, Fluß⸗ betten, Teiche, Seen ꝛc. gereinigt werden ſollen. Weil aber die meiſten Fiſche bey uns zwi ſchen Oſtern und Johannistag laichen, ſo ſoll um dieſe Zeit das Waſſer im Fluß nicht abgeſchlagen werden. Es wäre eine ab. geſchmackte Forderung vom Muͤller, und ein dem Gan⸗ zen ſchaͤdlicher Befehl. Beunruhigen wir die Fiſche, wenn fie Junge machen follen, fo iſt Abnahme der Fiſche. rey die verdiente Strafe unſrer Unvorſichtigkeit. Beym Reinigen des Flußbettes und der Muͤhlgraͤben duͤrfen auch nicht alle Gewaͤchſe abgeriſſen oder ausgeſtochen werden. Die Waſſerpflanzen find von der Natur dazu beſtimmt, daß ſich die Fiſche daran reiben und ihre Eyer an ſie hinkleben ſollen. Das ſind gleichſam die Neſter der Fiſche, da hänge der Laich daran, beſonders gilt das vom Saamkraut, vom Faschina 5 | Au Von der Fier. “N Auch am Waſſermoos weiß man, daß ſich daran etli⸗ che Fiſche die Eyer herausreiben, Bike muß auch darauf Röckſicht genommen werden. Im Ganzen betrachtet, und an ſich iſt alles gut, was im Strom iſt. Daher duͤrft ihr nur den Ueberfluß, aber nicht alles wegſchaffen. Wenn die Klage über die Abnahme der Fiſcherey, de man faſt an allen Orten hört, wahr iſt, fo iſt unſtreitig die Thorheit, die Fiſche zu fangen, wenn fie laichen, groͤßtentheils Schuld daran. Wir bringen Milch und Rogen auf den Tiſch, und einer verſchlingt im Leſſel, was nach wenigen Monaten oder Wochen ein ganzes Dorf ernährt haben würde. Oft verſteht man den Fang nicht und will mit einerley! te& in allen, in den tiefſten wie in den niedrigſten Waſſern Fiche fangen. Oft gehen fo viele Holzfloͤſſe im Waſſer, daß die For rellen vertrieben werden. Oft ſind zu viele Raubfiſche da, oder es fallen von Zeit zu Zeit Unreinigkeiten in das Waſſer, die die Fiſche verjagen. Weun nur z. E. der Boden in den Schneidemuͤhlen nicht ſehr feſt iſt, fo fallen die Spaͤne zum Schaden der Fiſcherey in das Waſſer. Das gilt insbeſondre vom Saͤgemehl der Buchen und Eichen. Die ſchmackhaften oder großen Fiſche muͤſſen naturlich ſeltener werden, wenn man ſie immer in der Jugend wegfaͤngt. Die Menſchen ver. mehren ſich taͤglich, und die Zahl der Fiſcher, die ſich in dieſes Geſchenk der Natur theilen, wird an manchen Orten immer größer. Und doch daͤmmt man das Waf fer überall mehr und mehr ein, und manche Fiſchteiche ſind mit Fleiß ausgetrocknet worden. Es iſt ein ver⸗ nuͤnftiger Rath, den viele Landwirthe geben, daß man mehr Milcherte als Roͤgner eſſen, und alſo zuweilen die 4 gefan⸗ \ 62 Vom Berfigen der Sitte. gefangenen Weibchen wieder hineinſetzen ſollte. Und vielleicht haben viele unter euch Urſache zu glauben, daß ihnen Gott ſeinen Segen im Waſſer entzogen habe. Alles in der Natur koͤmmt von ihm, und es koſtet ihm | wahrlich nicht viel Mühe, es uns wieder zu entziehen. Es darf nur ein ſcharfer Wind wehen, wenn dem Weib⸗ chen eben von den unzaͤhligen Eyern der Bauch ſchwillt, | ſo gehen fie wieder in die Tiefe, behalten die Eyer, wer⸗ den krank, und ſterben an einer Sehens im Unker⸗ leibe. C. Vom Verſezen d der Fiſche. Weil die Fiſche immer ein betraͤchtliches Mittel der Nahrung fuͤr den Menſchen ſeyn werden, und fie ſich weit leichter „ 4 Is Thiere, Voͤgel und Pflanzen aus einer Gegend in die andre verſetzen laſſen, fo iſt es der Mühe werth, gute Arten aus andern Gegenden kommen zu laſſen, und ſie bey uns anzupflanzen. Freylich muß man dabey wiſſen, was fuͤr ein Waſſer, welchen Boden, welche Art von Grund der zu verſetzende Fiſch ſeiner Natur nach haben muß. Einige lieben den Kies, andre den Schlamm, | andre Mergel, einige wollen fließendes Waſſer, andre ſuchen das ſteh hende, noch andre kommen am beſten auf einem ſtark mit Kräutern beſetzten Grund fort. Daher kann man nicht uͤberall die kleinen ſchwarzen Bergforel. len haben. Daher hat man ſchon oft die kleinen Saͤlm⸗ linge aus dem Rhein mit unterlegten Pferden nach Wien und Paris geſchickt. Daher zahlte man an an. dern Orten die koſtbaren Aeſchen, die wir in der E 1 und in der Enz haben, ſehr gerne, wenn man fie nur bekommen koͤnnte. Da die Nahrung des Fiſchs im Waſſer ſelber haͤngt, oder wenigſtens darinn vorkommt, ſo 15 B ‘ Vom Serien d der voice. 63 fü müffen wir, wenn unfe Zöglinge gelingen ſollen, bie natürliche Beſchaffenheit des Waſſers vorher eben fo ges wiß wiffen, als ihr das Futter eines Vogels, oder einer Raupe wiſſen mußtet, wenn ihr die Thiere im Haus er⸗ ziehen wolltet. Wer ſich einen beträchtlicyen und gewiſ⸗ ſen Abſatz verſprechen kann, der haͤlt ſich einen eigenen Teich zum Laichen, und einen andern, wo fie fett werden ſollen. Im Fräh⸗ und Spaͤtjahr iſt die beſte Zeit zum Verſetzen. Denn von der Waͤrme und von den ſchwe⸗ ren Gewittern im Sommer ſtehen beſonders die, ſo ein zartes Leben haben, ſehr gerne ab. Aber freylich nicht gerade zu der Zeit, wo ſie krank ſind, ihre Schuppen wechſeln, oder ſehr von Laͤuſen unter den Schuppen und von Wuͤrmern geplagt werden, wiewohl ſie freylich von den Letztern nie ganz frey ſind. Es iſt gut, wenn man ſie verſetzen kann, kurz vorher, ehe ſie laichen. Allein eben alsdann iſt es ſchwer, ſie ohne Gefahr zu 5 verſenden. Wenn die Tonne auf dem Wagen, oder ſie ſelber in der Tonne ſtark herumgeworfen werden, wenn fie oft lange ſtille ſtehen, oder an ſehr heißen Tagen ver⸗ fuͤhrt, oder oft herausgenommen und in der Hand ge⸗ drückt werden, oder wenn das Faß zu voll iſt, daß ſie ſich die Koͤpfe oben anſchlagen, oder wenn fie Feine Luft auf der Reiſe bekommen, fo iſt zu befürchten, daß der Verſuch mißlingen moͤchte. Wenn man auch Fiſche zum Verkauf verfuͤhrt, ſo darf im Faß unten nicht ein. mal ein langer zugeſpitzter Zapfen ſeyn, ſie ſtoßen ſich ſonſt daran. Man nehme nur einen ſtumpfen kurzen Zapfen, und haͤnge die Tonne auf gruͤne Weidenruthen, oder ſtopſe fie wenigſtens damit aus. Sind ſie gluͤcklich an Ort und Stelle, fo muß man freylich um der Raub. | | ſſche 64 | Vom abe der Fiche. ſiſche willen auch ſchlechtere Arten hineinſezen. Und damit in kurzer Zeit die Brut im Fluß oder im Teich ſtark werde, kann man entweder vier Milck erte zu ei⸗ nem Roͤgner ſetzen; oder noch beſſer iſt es, wenn man auf folgende Art verfaͤhrt. Wenn ihr die Laichzeit von jeder Gattung eurer Fiſche wißt, ſo bemuͤht euch, das Maͤnnchen und Weibchen um dieſe Zeit zu bekommen. Streeichet zuerſt dem Roͤgner ſachte mit der Hand am Bauch herab, und kuͤtzelt es fo lange, bis es feine Eyer in ein Waſſerglas fallen laßt. Erweiſet nachher dem Milcherte eben dieſen Dienſt, und erſetzet durch eure Hand dem Fiſche das Reiben, das er ſich ſonſt an den Waſſerkieſeln verſchafft. Faßt auch die Milch des Männchens ſorgfaͤltig in das vorige Gl las, und fchütteft nun beydes, Eyer und Saamen, ſtark unter einander. Auf dieſe Art werden alle Eyer viel zuverlaͤßiger befruchs tet, als wenn es blos im Waſſer durch ein Ueberſpruͤgen geſchehen waͤre. Schuͤttet nun dieſe kuͤnſtlich, und doch ſo einfach geſchwaͤngerte Eyer in das Waſſer, in Teich, in einen großen Fiſchbehaͤlter, wo Sonnenwaͤrme iſt, und wartet einige Tage ab. Ihr werdet uͤber die Menge der jungen Fiſche, die da wimmeln werden, er⸗ ſtaunen. Iſt es in einem Strom, oder in Seen und Teichen, die man nicht ablaſſen kann, fo iſt es die b. fte Nutzung, wenn ihr fo viele Arten als möglich hineinſetzt. Alsdann aber nehmt euch noch vor einigen Feinden der Fiſche in Acht. Dem laich der beſten und der schlechten Fiſche ſchaden die zahmen und wilden Waſſerosgel, und ſogar auch die Froͤſche. Jene, Gaͤnſe, Enten, Schwaͤne, Taͤucher, Meven ꝛc. verſchlucken den Laich der Fiſche ee wenn er auf dem Waſſer ſchwimmt, oder 1 1 4 . \ 0 Von den Feinden der Fische. 5 65 5 oder a an den Waſſerpflanzen hängt. Oft gehen Eyer, die ſie an einem andern Ort verſchlungen haben, auf un⸗ ſerm Teich unverdaut wieder von ihnen. Daher entſte⸗ hen oft plotzlich Hechte oder andre Raubfiſche in einem. Teiche, in welchen man ſie gewiß nicht geſetzt, oder den man kurz zuvor um dieſer Freſſer willen rein ausgefiſcht hat. Daher iſt es noͤthig, daß man zu der Zeit, da die meiſten laichen, die Waſſervoͤgel zuweilen durch einen Buͤchſenſchuß von der Oberfläche des Waſſers verjage, Die Hechte und andre Raubfiſche darf man nicht zu groß werden laſſen, weil fie ſonſt unerſaͤttlich find, und eben nicht ſchmackhafter werden, wenn ſie ſehr groß wach⸗ fen, Sind Bl utegel im Grunde des Teichs, die ſich oͤfters in den Bauch der Fiſche einbeißen, und ihnen alles Blut ausſaugen, fo ſtreut von Zeit zu Zeit Kuͤchen⸗ ſalz auf den Boden, davon ſterben alle unſre Blutegel in ſuͤßen Waſſern. Wenn ihr bey einem Krämer die ſalzichte Brühe aus den Heringstonnen bekommen fönnt, fo ſchuͤttet fie hinein. Hperfchütter Aderlaßblut auf ein weißes Tuch in das Waſſer, ſo kommen die Blutegel alle hervor, haͤngen ſich unten an, und werden auf dieſe Art weggefangen und in die Höhe gezogen. Wenn im Winter die Flaͤche des Fluſſes oder des Teiches mit Eis bedeckt iſt, ſo muͤßt ihr ihnen Locher ſchlagen, und das mit dieſe nicht wieder uͤber Nacht zufrieren, Strohbuͤſchel bineinſtecken, damit immer friſche Luft durch die Halmen hineingehen kann. Wie noͤthig und angenehm dies den Fiſchen ſey, werdet ihr aus dem Eifer ſehen, womit ſie ſich gleich alle an dieſen Oeffnungen verſammlen. Aber wiederum iſt hier Aufmerkſamkeit noͤthig. Fuͤchſe, Krähen, Fiſchaare, auch ichen und wilde Katzen, Gec. Naturg. II. Th. und > 66 Von den Feinden der Fische. und die Diebe ſammlen ſich auch an dieſen Oeffnungen, und fangen die beſten Fiſche weg. Die Fiſchottern bauen an Seen und Fluͤſſen im Verborgenen, unter Pappeln und Weiden, in Felſenritzen, find ſehr gefraͤßig, gehen nie vom Waſſer weg, und koͤnnen ganze Teiche entvölkern. Im Anfang des Aprils findet man 34 Junge bey ihnen. Sie ſchwimmen ſehr ſchnell, laufen aber auch ſehr hurtig, und koͤnnen, als ein wahres vier⸗ fuͤßiges Thier, nie lange unter dem Waſſer bleiben, oh⸗ ne wieder an der Oberfläche zu aihmen. Am Tage ſieht man fie felten, fie ſetzen ſich aber zur Wehre, wenn man ſie überfäle, und beißen. An Forellenbaͤchen find fie gar gerne, da muß man ihnen Tellereiſen legen, um fie, ohne den ſchoͤnen braunen, oft ſchwarzen Balg zu verle⸗ tzen, zu fangen. In Kloͤſtern wird ihr Fleiſch waͤhrend der Faſtenzeit gegeſſen, viel koſtbarer aber iſt der Balg zu Muffen, Struͤmpfen und Verbraͤmungen, und die Haare zu Huͤten, daher man auch viele Otternbaͤlge aus Virginien zu uns bringt. Ein Naturforſcher hat einmal eine Otter ſo zahm gemacht, daß ſie ihm die Jiſchei in die Kuͤche brachte. D. Zuletzt noch ein Paar Worte vom Fichbehel⸗ ter. Es iſt beffer, eine ſteinerne Grube zu halten, die wohl mit Sandſteinen ausgemauret, oder von Backſtei⸗ nen aufgefuͤhrt iſt, als einen hoͤlzernen Kaſten. Fuͤnf Schuh muß die Grube wenigſtens haben, ſonſt friert das Waſſer ganz zu im Winter. Doch nicht tiefer, weil man ſonſt mit dem Hamen nicht wohl fifchen kann. Auch der Boden muß gepflaſtert werden. Denn, wenn er, Schlamm darinn becher ſo ſetzt ſich . nn der Vieoen Fiſchbehältern. 67 4 der Moraſt endlich den Fiſchen in die Kiehmen. Sie muͤſſen fo angelegt werden, daß man fie allemal im Spaͤt⸗ jahr bis auf den letzten Tropfen auslaufen und trocknen laſſen kann, ſonſt bekommen die Fiſche darinnen einen moderichten Geſchmack. Es waͤre eine große Unvorſich⸗ tigkeit, wenn man Hechte und Baͤrſche mit den Kar⸗ pfen in Einen Teich ſetzen wollte. Die Raubfiihe- muͤſſen beſonders aufg hoben und zuweilen mit Weißſiſchen gefuͤttert werden. In allen Fiſchbehaͤltern muß man von Zeit zu Zeit die kraͤnklichgewordenen, ehe fie vSllig ſterben, herausfiſchen, weil nicht alle die Einſchlſeßung im engen Raum vertragen koͤnnen. Auf fieye Luft und Eisgang im Winter muß man auch dabey wohl Acht geben. Den Karpfen kann man ſchimmlichtes Brod, ‚ Kleien, auch Traͤbern, und jede ſchmutzige Braͤhe hin. einwerfen. g . i | E. Ehe ich die Fiſche verlaſſe, muß ich euch noch erinnern, daß ihr überall, wo es moͤglich if, die ſoge⸗ nannten Meergrundeln, oder Schmerlen, in eine Schuͤſſel, Glas, oder älafhe mir Sand und Waſſer ſetzen, und aus ihren Bewegungen auf Veranderungen des Wetters ſchließen ſollt. Si: find hie und da in Sims pfen und Baͤchen, koſten euch faft nichts, leben viele Jahre, wachſen noch in der Flasche, und machen, wenn Regen und Ungewitter kommen will, das Waſſer gewiß truͤbe, indem ſie mit dem Kopf im Sand wühlen. Ver⸗ achtet dieſe einheimiſche Gabe der Natur nicht. Ein ſchwediſcher Koͤnig ließ dieſen dem Landmann ſehr wich. tigen Fiſch aus Teutſchland bringen, und ihn in den Seen ſeines Reichs pflanzen. , e ee e Senf es Von den Inſecten. : 2 1 —— Siebenter Abſchntt. 1355 en Den Juſeeten er r fommen zu den kleinen Geſchöpfen, die ich ſeit. her immer Inſecten genannt habe, und die ihr vielleicht jetzt, nachdem ihr ſie ſo oft nennen gehoͤrt habt, ſchon mehr eurer Aufmerkſamkeit werth haltet, als vor⸗ her. Glaubt ihr wohl, daß ich euch von dieſen Thieren, wenn ſie gleich insgemein verachtet werden, ein ganzes Jahr erzählen wollte? Ich, und es iſt wahrlich keine Demuth, wenn ich ſage, daß das, was ich von ihnen weiß. gegen das, was ich nicht weiß, gerade fo viel iſt, als ein Waſſertropfen in Vergleichung mit dem ganzen Rheinſtrom! Die Inſecten machen die zahlreichſte und mannichfaltigſte Claſſe aus. Und wir wiſſen noch lange die Lebensart von jeder Raupe nicht. Es fehlt uns nech manches aus der Geſchichte dieſer Thiere, wodurch wir uns Gutes verſchaffen, oder Schaden abwenden koͤnnten. Wir wollen beym Ey anfangen, und das Thierchen durch alle Veranderungen begleiten, bis es wieder Eyer legen kann. Darauf wollen wir die allgemeinen Mittel gegen die Raupen angeben. Und endlich mit einem naͤheren Unterricht von einigen beſonders nuͤtzlichen, oder vorzuͤg · lich ſchaͤdlichen Inſecten dieſen Abſchnitt beſchließen. A. Naturgeſchichte der Inſecten. 1. Alle dieſe kleine Thiere, meine liebe Landleute, entſtehen aus Eyern, die von einem Vater befruchtet, und von einer le gelegt worden ſind. Ihr koͤnnt, N und Von den Inſecten. Eyer⸗ 69 | und zwar am meiſten im Herbſt, die geflügelten Butter⸗ | voͤgel und viele andre haufenweiſe herumfliegen ſehen. Da ſind ſie damit beſchaͤffrigt, daß ſie ſich paaren, und u legen. Man kann euch die Zeugungsglieder bey den meiſten Inſecten zeigen. Wenn ihr nachſuchen wollt, findet ihr auf allen Stauden, Pflanzen und Baͤu⸗ men die Eyer angeklebt. Die Ringelraupe legt ſie in einem Creis um die Zweige der Baͤume herum. In den Bienenzellen, und bey den Freunden der Seiden⸗ raupen koͤnnt ihr ganz deutlich die Inſecteneyer ſehen. Die Eyer der Letzteren ſchickt einer dem andern auf der Poſt zu, ſie reiſen uͤber Land und Meer. Was aber von ihnen gilt, das gilt von allen, wenn ihr gleich nicht von allen die Eyer fehen, koͤnnt. Sie find theils zu klein, theils legen ſie ſie an verſteckte Oerter, in das Innerſte der Knoſpen, in die noch zuſammengerollten Blätter. der Blumen, ehe ſie entwickelt ſind, unter die Rinde der Baͤume in die Erde, in das Waſſer, in Miſt, in fau⸗ les Holz, in die Fruͤchte, ehe ſie ausgewachſen ſind, in die Gedaͤrme, und unter die Oberhaut der Thiere, zwi⸗ ſchen die beyden Haͤute der Blaͤtter, kurz, es iſt nichts in der ganzen Schoͤpfung, das nicht Inſecten tragen und ernaͤhren muͤßte. Dieſe Eyer ſtehen die heftigſte Kaͤlte aus, und erfrieren nicht. Denn die meiſten von ihnen Bleiben durch den ganzen Winter in der freyen Luft, und die Raupen ſchluͤpfen erſt im Fruͤhjahr aus. Wenn ihr in den erſten Fruͤhjahrstagen ſchon große Raupen fin⸗ det, fo find das die Wenigen, die als Raupen laͤnger, als Einen Sommer leben, und den Winter in einer Era ſtarrung zugebracht haben, z. B. die Engerlinge. Damit die Eyer von Wind, Sturm, Wetter, Schnee 2 7 g und 70 Von den Inſecten. Eyer. 7 li um und Eis nicht von den Blaͤttern und Zweigen abgeſpühlt werden, kleben die Muͤtter die Eyer mit einem ſehr zaͤ⸗ hen, braunen Leim an, uͤberziehen ſie oft mit Wolle, oder machen ein eigenes Haͤuschen aus Erde dazu, ver⸗ ſtecken ſie in die feinen Ritzen der Baͤume, oder reißen ſich ſelber Haare aus, und bedecken ſie damit. Wenn ſie das gethan haben, ſo bekuͤmmern ſie ſich auch weiter nicht um ihre Jungen, und uͤberlaſſen fie der Natur. — Ihr ſehet hieraus, daß es alſo ein großer Irethum iſt, wenn ihr glaubt, daß das ſogenannte Ungeziefer aus der Faufniß entſtehe, ohne vorläufige Paarung und Zeus gung, daß Raupen aus einem todten Koͤrper wachſen koͤnnten, ohne daß fie Vater und Mutter gehabt hätten, daß ihr Flöhe erzeugen koͤnntet, wenn ihr nur Saͤgeſpaͤne und Urin mit einander vermiſchen wollt. Alle dieſe Er⸗ ſcheinungen kommen kaͤglich vor, aber ihr ſehet nur die lebendigen Thiere, ihr ſehet die viel kleinere Eyer nicht, die vorher hineingelegt worden ſind. Viele faufend Maden bevoͤlkern oft einen Kaͤſe, weil ein Weibchen da war, das ſo viele Eyer hineinlegte. So wenig eine Pflanze wachſen kann, wenn kein Saame in der Erde äft, fo gewiß iſt, daß aus der bloßen Faͤulniß, d. h. aus der Zerſtoͤrung eines thieriſchen Koͤrpers, wobey die beſten Theile in feinen Duͤnſten davon fliegen, ohne daß ein fruchtbares Ey dazu kommt, kein lebendiges Thier entſtehen kann. Aber ſo wie euch allerley Gras und Unkraut im Topf aufgeht, und wenn ihr auch die Erde aus der Tiefe heraufholt, und fie ſorgfaͤltig reinigt, weil ſchon viele kleine, euch unſichtbare, Saamkerne im Bo⸗ den gelegen, oder aus der Luft hineingefallen ſind, eben fo wird oft ii im heißen Sommer Fleiſch, Wildpret, ein. gemachter Von den Inſccten. Eher. 71 gemachtes Obſt, Kaͤſe, Speck, Schinken ꝛc. ploͤtzlich mit Inſeeten ganz bedeckt, weil der Geruch dieſer Sa⸗ chen die Weibchen herlockte, und ihre Eyer in wenigen Stunden ausgebruͤtet ſind. Ihr ſeht an den Koͤpfen eurer kleinen Kinder, wie ſchnell die Faufe Großvater und Urgroßvater werden, und daß ein einziges Weibchen, das auf dem Kopfe zuruͤckbleibt, oder dem Kinde im Bett und im Spiel mit andern mitgetheilt wird, frucht⸗ bar genug iſt, wieder ein neues Volk unter der Oberhaut des Kopfs hervorzubringen. Laßt uns das als eine ſich⸗ re Regel annehmen: Alle Thiere haben ihre Eltern. Sie find nur ein Glied mehr in einer langen Reihe von Zeugungen, nicht das erſte Glied. Auf verfaulten Koͤrpeen, wenn ſie ſo verſchloſſen gehalten werden, daß auch das kleinſte Inſect nicht zukommen kann, ſieht man nichts Lebendiges. Wo Urin liegt, da kommen die Flöhe, und laſſen ihre Eyer zurück, weil ihre Jungen darinn Nahrung finden. Oft ſteckt der Saame der Wanzen ſchon in den Brettern, die man friſch von Baͤumen ſchneidet, um eine neue Bettfkärte davon zu machen. Was beſchweren wir uns daruͤber? Soll dann der unerſchoͤpfliche Reichthum der Natur nur um unſertwillen da ſeyn? Was haben wir für ein Recht, die ganze Welt allein fuͤr uns einzunehmen? Soll Gottes majeſtaͤtiſche Sonne auf niemand ſcheinen, als auf uns, und ſeine weite Erde nichts tragen, als was uns, uns Nahrung, Kleidung und Vergnuͤgen giebt? Die ganze Einrichtung der Natur zeugt gegen dieſen Menſchenſtolz. Laßt uns dankbar fuͤr unſre Vorzüge, aber eben deswegen nicht unerfaͤttlich ſeyn. Es iſt der Wille des Schoͤpfers, daß dieſe geſchafftige Glieder der Schoͤpfung überall Hinz kommen, und ſich alles unterwerfen ſollen. E 4 2. Aus 72 Von den Inſecten. Raupen. 2. Aus dieſen Eyern kommt das Inſect nicht ſo heraus, wie das Weibchen war, das die Eyer legte, ſondern i in einer ganz andern Geſtalt. Ein langgeſtreck⸗ tes, kriechendes, meiſt haarichtes, ungeflügelteg, mit 14. 16 Fuͤßen verſehenes Thier, das wir Raupe (und nicht Wurm) nennen; fo ſieht im Anfang das Inſect aus, Es ſind zwey ſehr verſchiedene Thiere, aber es iſt doch nur Ein und daſſelbige Thier. Der ſchoͤnſte Schmetter⸗ ling mit den praͤchtigſten Farben, und den ſchnellſten Flügeln iſt ſchon in der garſtigſten Raupe verborgen, | Dies Thier friſt beſtaͤndig, waͤchſt ſchnell, ſtreift etliche. mal ſeinen alten Balg ab, hat eine harte Haut zur Be. deckung, und Haare gegen die Naͤſſe, kann ſich aber, ſo lange es in dieſem Zuſtand iſt, nicht fortpflanzen, da⸗ her man auch der Raupe nicht anſehen kann, ob ſie kuͤnftig Männchen oder Weibchen ſeyn wird. Ihre Gefraͤßigkeit iſt bekanntermaßen außerordentlich groß. Einige zerſtoͤren in wenigen Tagen den ſchoͤnſten Garten. Bluͤthen, Laub, das Gras auf den Wieſen, die Baus me im Wald werden oft in wenigen Tagen ſchrecklich von ihnen zugerichtet. Wenn man Laub und Raupe ab⸗ waͤgt, findet man, daß einige in 24 Stunden 6 und mehrmal ſoviel freſſen, als ſie ſelber ſchwer ſind. Da⸗ her find fie gleichſam im ganzen Pflanzen und Thierreich vertheilt, d. h. jede Raupe hat ihre beſtimmte Speiſe, und auf dieſe ihr eigenthuͤmlich angewieſene Pflanze, an dieſen Ort wird das Ey der Raupe allemal von der Mutter, und keinen andern Ort gelegt Der Kohlſchmetterling klebt feine Eyer an den Kohl, und nicht an Sellery, oder Lauch, wiewohl er oft neben den Kohlpflanzen ſteht. Die Seidenraupe feift das Laub r i in Von den Inſecten. Raupen. 72 vom Maulbeerbaum, und nimmt nur im allerhoͤchſten Nothfall auch zattich. Doch find auch Raupen, die mit mehreren ähnlichen Pflanzen vorlieb nehmen. Auch die Wolfsmilch, die für uns giftig it, hat ihre Rau⸗ pen. Die Neſſeln ſind, wenn ſie einmal ganz ausge⸗ wmachſen, und alſo für vierfuͤßige Thiere ungenießbar ſind, bedeckt mit Raupen, und den hohen Baͤumen, die von a andern; Thieren Al mehr erreicht werben; können, hat die Weisheit des Schoͤpfers deſtomehr Raupen zu e⸗naͤh⸗ ren aufgetragen. Einige ſchaden dem Getreide; die Grasraupe macht die ſchoͤnſten Wieſen kahl, andre ſchaden der Fiſcherey, indem ſie die Fiſche in den Netzen 5 rein ausfreſſen, daß nur das Gerippe zyrückbleibt, die kleinſten Spectäjer und andre richten am Papier, in Buͤchern, in Gerichtsſtuben, in wichtigen Sammlungen großen Schaden an, die Seide, die Wolle, das leder, die Haare, das Holz iſt nicht frey von dieſen Thieren, es giebt ſogar Raupen, deren. Ausdünftung gift g iſt, fo daß Geſicht und Hals auflaufen, wenn man lange damit beſchaͤfftigt geweſen iſt, ihre Wohnungen auf den Bäumen zu zerſtoͤren; noch andre laſſen ihre Haare gehn, wenn man mit der Hand uͤber ſie faͤhrt, und dieſe in der Haut figengebf: ebene Haare erregen öfters eine Entzuͤn⸗ dung; in Irr land iſt eine große und ſchwere Raupe, die fuͤr Ochſen und Schweine ein ſchreckliches Gift hat; und wir in Teutſchland haben im Schilf eine Raupe, die dem Pferd, wenn es fie mit dem Schilf friſt, toͤdtlich iſt. Der Ohrwurm oder Ohrenmitzler hat keinen beſondern Hang, oder Luſt, in das Ohr einzukriechen. Indeſſen muß man ſich vor ihm, wenn man im Gras liegt, in Acht nehmen. Denn ſind ſie einmal darinn, E 5 N ſo — 74 Von den Inſecten. Raupen. | fo verurſachen ſie fuͤrchterliche Schmerzen, und koͤnnen nur durch eingegoſſenes Oel wieder herausgebracht wer⸗ den. Man weiß nicht gewiß, ob die Raupen Augen haben, mit ihrem feinen Gefühl von duft, Warme und Licht koͤnnten ſie ſich ohne Augen forthelfen „die meiſten freſſen in der Nacht mehr, als am Tage, daher ſehen ſie vielleicht am Tage nicht fo gut, als in der Nacht. Zum Klettern hat ihnen der Schöpfer 6, 10, 14, auch 16 Fuͤße gegeben, womit fie ſich auf dem glaͤtteſten Blatt, auf der ſchmalſten Flaͤche erhalten koͤnnen. An diefen Füßen ſitzen oft noch feine Haare, z. B. an den Vorder fuͤßen einiger Krebſe, und die Fuße wachſen ihnen wieder, wenn ſie beſchaͤdigt werden. Es iſt ein großes Werk Gottes, daß alle Raupen, ſo verſchieden auch ihre Nahrung ſeyn mag, daß doch alle eine gewiſſe Materie zum Spinnen haben, und daß alle die K Punſt verſtehn, wenigſtens Faͤden zu ziehen, und ein Gefpinnfle über ſich zu machen, die Kunſt, die die Seidenraupe und die Spinne im hoͤchſten Grad beſitzt. Sie brauchen dieſe feine Fäden als ein Vertheidigungsmittel, und laſſen ſich, ſobald ſie einen Feind in der Naͤhe ſpuͤren, gleich an ei⸗ nem Faden herab, werden unfühtbar, und ſteigen her⸗ nach an dem Faden wieder herauf. Der Faden iſt im Augenblick gezogen, it aͤußerſt fein, aber doch ſtark ger nug, entſteht aus fluͤßigen Saͤften, und erhaͤrtet doch gleich an der zuſt. Man darf auch nicht alle Raupen hart anrühren, oder auch die unbekannteſten auf der Hand herumkriechen laſſen, dann viele ſchwitzen aus einer Reihe von Warzen einen Mithfaft aus, oder ſpeyen durch eine Queerſpalte unter dem Kopf einen ſcharfen das Fleiſch e Salt von ſich. Das ſind einige von \ Von den Inſecten. Raupen. 5 vr den Weltheidigungemitten, die der Schöpfer dieſen Thieren gegeben hat. Sonſt ſind viele⸗ Raupen außer⸗ ordentlich ſchoͤn mit Zeichnungen, Stacheln, Dornen und Kolben geziert. Und mehr als ein Bild, das aus Farben entſteht, iſt auch der fogenanute Todtenk opf nicht. Man ſieht einige Aehnlichkeit mit einem Mena, ſchenſchaͤdel auf dem Kopf eines langen und dicken Nachtvogels, deſſen Raupe zuweilen im Hanf und | Kar toffelfeldern haͤufig vorkommt, groß und dick if ſich im Boden einſpinnt, oft aber wieder in vielen Jahren nicht gefunden wird. | Es bedeutet alfo Feine Peſt, kei⸗ nen Krieg, keine Seuche, kein Viehſterben, nichts von a dem, was der Aberglaube dabey gerra mt hat. hr ſeht nichts als ein Inſect, dergleichen viele faufend Stranger in der Welt ſind, jenes iſt auf dieſe Art, dieſes wieder auf eine andre Art gezeichnet. Wie ich euch ſchon mehrmals geſagt habe, Gott hat euch in ſei⸗ nen Offenbarungen nirgends befohlen, ſeinen Willen aus ſolchen Quellen zu ſtudieren. Eben ſo beweiſt es euch kein bevorſtehendes Ungluͤck, wenn ihr in den erſten Sommermonaten im Garten auf den Apfel⸗Birn- und andern Blättern ſchlangenſoͤrmige Züge häufig findet. Auch das find keine Prophezeihungen, daß Ottern und Schlangen euch in euren Kürten verfolgen ſollen. Es ſind die feinen Gänge, die ſich ein kleines Raͤupchen zwiſchen den Haͤuten des Blatts gemacht hat. Die Mutter legte ſein Ey an die untre Blattſeite in die feine Wolle des Blatts. Das Raͤupchen kriecht aus, graͤbt ſich gleich in das Blatt, lebt von dem Mark des Blatts, nagt fohr vorſichtig, daß nicht ein Riß im Blatt entſtehe, laßt auf dem Weg, den es ſchon gemacht hat, ſeinen Unrath | 76 Von den Inſecten. Raupen. auen zuruͤck, und hat in dieſer Einſamkeit feine Welt, ſein Weſen, bis es ausgewachſen iſt, und außerhalb! des Blatts, und ſeiner ausgegͤhlten Gänge zum vollkomm, nen Inſect wird. Ihr koͤnnt ihm zusehen, wie das Raupihen friſt und gräbt, fein Lebenslauf iſt acht Tage, feine ganze Reiſe ein Weg von drittehalb Zellen, Ihr duͤrft auch nicht dafür erſchrecken, wenn ihr irgendwo leuchtende Raupen findet. In der Natur haben gar viele todte und lebendige Dinge den angenehmen Glanz, | der leuchtet, und doch nicht zuͤndet, nicht erwärmt. , So wird manches Holz, wenn es halb faul iſt, feurig; ſo glänzt in Seeſtaͤdten oft in der Nacht der Fiſchmarkt un. vergleichlich wegen den vielen abgeſallnen Fiſchſchuppen. Ferner entſtehen öfters an den Zweigen und Blattern der Roſen, Eichen, Ulmen, Ruͤſtern, Eſpen ꝛc. aller ley Knoten, Ballen, Blaſen, Geſchwuͤrſte, Gallaͤpfel, Hoͤker, kettenfoͤrmig zuſammengedrehte Kugeln ꝛc. Aber auch das iſt keine boͤſe Vorbedeutung fuͤr euch. Das find lauter zufällige Verdrehungen und Verunſtaltungen der Pflanzen, die vom Stich der Inſecten entſtanden | find. Wenn Zweige und Blätter, die aus lauter Ge, faͤßen beſtehn, an fo vielen Orten von den Legeſtacheln der Inſecten verwundet werden, fo muß natürlich die Menge des Safts, der alsdann aus den zerrißnen Ge⸗ faͤßen fließt, die Haͤute der Zweige und Blätter ausein⸗ andertreiben, Blaſen, allerley eier und widernatuͤr⸗ liche Auswuͤchſe verurſachen. Die Blattlaͤuſe, deren Menge in kurzer Zeit ganz unuͤberſehlich iſt, tragen ſehr viel dazu bey. Die Gallinſeeten ſtechen ihre Eyer in ein Eichenblatt, der ausgetretene Saft treibt die beyden Haͤute von einander, und fo entſteht die kleine auf dem | Ä Blatte Von den Inſecten. Raupen. 77 Blatte feſtſi itende Kugel, die man Gallapfel nennt, und wovon ich euch unten meh erzählen werde. Oft ſieht man im Wald eine Menge Raupen, die man Proceſſionsraupen nennt, weil ſie mit vieler Ordnung, gleichſam i in gefchloffenen Gliedern von einem Kienbaum zum andern ziehen. Sie weichen alsdann nicht einmal einem queer uͤber ſie hinfahrenden Wagen aus, und ſcheinen einzeln zu ſchwach, ſich zu vertheidigen. Zus weilen kommt der ſogenannte Heerwurm, den der Poͤ⸗ bel ehemal s fuͤr eine viele Ellen lange Schlange gehalten e Aber es iſt wiederum nichts „ als eine Menge, oft eine Million geſellſchaftlich beyhſammen wohnender Raupen. Auf Pflaumbaͤumen, Eichen und Fichten halten ſich viele Raupen von der Art auf, und machen, ſobald ſie ausgeſchluͤpft ſind, gleich ein dickes Geſpinnſte von Seide und Blaͤttern über ſich, worunter fie im Winter ſicher beyſammen liegen, bis fie ſich im Bluͤthen⸗ monat zerſtreuen. a den ſeidenen Faͤden, die man nicht ſelten auf den Wieſen findet, laufen die Raupen aus ihrem gemeinfchaftlichen Neſt, und kehren auch wie⸗ der auf dieſen leichten Bruͤcken zuruͤck. Es find fo viele | Gattungen, daß man ſich einen ganzen Raupencalender von Monat zu Monat in jeder Gegend machen kann. Wir ſind faſt immer d gewoͤhnt, zu zertreten und aus zurotten; aber in Italien ißt man die Raupen von den Feuerſchroͤtern, man füttert fie groß, nimmt fie hernach aus, und ſpeiſt fie als einen wahren Leckerbiſſen. In Amerika macht man den Ruͤſſelkaͤfern, die vom Palmenmark leben, mit Fleiß Einſchnitte in den Baum, daß ſie kommen und die Eyer hineinlegen. Nach eini⸗ ger Zeit ſammlet man die dickgemaͤſteten Raupen, und bratet Von den Inſecten. Puppen. bratet fi am Spieß, wie Lerchen. Ich ſage euch das, ehe wir die Raupen verlaſſen, mit Vorbedacht, damit ihr euch immer mehr von Wehe len, und von dem narriſchen Gedanken: alle Menſchen an allen Orten der Welt muͤßten leben, een, trinken, und Kleider tragen, wie ihr, losmacht. Im aſiatiſchen Koͤn igreich ißt man | Spinneneyer mit Appetit. Ihr findet das ekelhaft? Im Geringſten nicht, und ihr habt ohne allen Zweifel mit den Kirſchen ſchon manches Eyſaͤckchen von Spin⸗ nen verſchlungen, ohne daß euch uͤbel wurde. Der Krebs, die Schn ecke, die Auſter ſehen noch viel fon» | derbarer und zum Theil gorſtiger aus, und wir eſſen fie doch. Gewohnheit und Erziehung verändern 11 hehe die Denkungsart des Menſchen. 35 Ehe die Raupen vollkommne Inſecten werden, die ſich fortpflanzen koͤnnen, fallen ſie in einen gewiſſen Schlaf, ziehen ſich zuſammen, werden ganz unkenntlich, und heißen alsdann Datteln oder Puppen. Ihr habt ohne allen Zweifel ſolche unkenntliche zufammenge: ſchrumpfte Raupen ſchon oft in der Erde liegen, oder am Dach, unter dem Geſimſe, in Mauerloͤchern, am, Reiſig, am Holz, an abgelegenen und einſamen Dertern, hängen geſehen. Man nennt fie in dieſem Zuftande, Puppen, weil die meiſten noch die Ringe haben, die fie als Raupen hatten, auch als Inſecten noch haben wer⸗ den, und deswegen beynahe ſo ausſehen, wie ein kleines Wiegenkind, oder wie die Spielpuppen der Kinder. Datteln heißen insbeſondre die, fo hochgelb, oder bey⸗ nahe ſo braun ausſehen, wie die Dattelkerne, oder wie die Srüchte der Palmen, Andre ſpinnen ſich ein, und 1 bereiten * Von den Infcten. Puppen. 79 bereiten ſich ein kuͤnſtliches Grab, das aus der feirflen Seide beſteht, wie ihr an den Seidenraupen ſeht. Andre kriechen in die Erde, und machen ſich ein Haͤus⸗ chen aus Sand und kleinen Steinchen. Andre huͤllen ſich in Blaͤtter ein, andre verſtecken ſich unter die Pflanzen, noch andre wickeln ſich in ihre eigene Haare, andre haͤn⸗ gen ſich nur mit dem Hintertheil auf; aber alle ſind als⸗ dann aͤußerſt ſchwach, ſcheinen todt zu ſeyn, ſind aber lebendig, bewegen ſich freywillig und bey jeder Beruͤh⸗ rung, koͤnnen waͤhrend dieſer letzten Entwickelung beſon⸗ ders die Näſſe nicht vertragen, waͤhlen ſich einen Ort, der nicht zu warm und nicht zu ſeucht iſt, und ſterben insgemein, wenn man das Geſpinnſte, oder das Haͤus⸗ chen, das fie ſich ſelbſt verfertigt haben, aufſchneidet, und ſie herausnimmt. Allemal begraben ſie ſich ſo, oder legen ſich ſon in ihr freywilliges Krankenbett, daß der Kopf gegen die ſchwaͤchere Stelle gerichtet iſt, damit ſie nach der Verwandlung deſto leichter herauskommen. So rauh auch das Häuschen öfters außen iſt, fo glatt und fein iſt es doch inwendig. Man muß die Weisheit des Schoͤpfers, die in den Seelen dieſer Thiere ſo viele, fo vielerley, und ſolche zweckmaͤßige Triebe und Geſchick⸗ lichkeiten zu legen wußte, hewundern. Ich will euch nur ein Beyſpiel von einem bekannten Inſect geben. Wenn die Raupe des Hornfchröters ſich zu ihrer Ver⸗ wandlung anſchickt, und alſo aufhoͤrt zu freſſen, ſo macht ſie ſich ihre Hoͤhle in der Erde ſo groß, daß ſie hernach, wenn fie Hornſchroͤter worden iſt, ihre ſogenannte Hoͤr⸗ ner gleich in der Erde legen kann, als wenn ſie die Gabe des Vorherfehens hätte! Als wenn fie wüßte, was in ihr vorgehen wird, was aus ihr werden fol! Sobald fie i | aus⸗ 80 Von den Inſceten. Puppen. aus ſchluͤpfen wollen, welches meiſtens am fruͤhen! More \ gen geſchieht, haben fie gleich etliche Tropfen von einem ſcharfen Saft in Bereitſchaft. Sie laſſen ſie von ſich, und dieſer Saft durchfrißt das Gewebe am lockerſten Ende, das Inſect bekommt Oeffnung, „ und dringt mit neuer Lebenskraft aus feinem bisherigen Gefaͤngniß here vor. Die Dauer dieſer Einſchließung iſt ſehr verſchie⸗ den. Einige bringen den ganzen Winter im Puppen⸗ zuſtand zu. Andre brauchen zu ihrer Enkwickelung vier⸗ zehn Tage, andre vier Wochen. Hat die Raupe ge⸗ kraͤnkelt, ſo wird auch das ausgebildete Inſect nicht ganz vollkommen werden. Von der Farbe der Raupen duͤrft ihr nicht auf die Farbe der Inſecten ſchließen. Die Neſſelraupe iſt ſchwarz, aber ſie verwandelt ſich in den L ſogenannten Admiral, der die ſchoͤnſte rothe Farbe hat. Hingegen giebt oft eine ſchoͤne Raupe einen wuͤſten, traue rigen, unſcheinbaren Schmetterling, wie ihr am Tod⸗ tenkopf ein Beyſpiel habt. Wenn an dem Toͤnnchen oder kleinen Puͤppchen allerley Ecken, Spitzen und Bus ckeln ſind, ſo kommen aus dieſen ſolche Inſecten, die am Tage fliegen. Iſt aber das Haͤuschen, dergleichen man öfters ungeſucht hie und da findet, rund, eben, oder ku⸗ gelfoͤrmig, ſo entſtehn daraus die chene Nachtooͤ⸗ gel, wohin die Schmetterlinge der Seidenraupen ges hören. Diejenigen Inſecten, fo Feine Fluͤgel bekommen, z. B. die Spinnen und die Krebſe, verpuppen ſich freylich, fo wie ich bisher geſagt habe, nicht. Sie zie. hen nur von Zeit zu Zeit ihre Haut ab, viel öfter, als die gefluͤgelten Inſecten, naͤhern ſich nach jedem Abſtrei⸗ fen der Haut ihrer vollkommnen Geſtalt immer mehr, und konnen fi ich auch nr 15 fortpflanzen, bis ſie das 1 — Von den Inſecten. Puppen. > 89. U nme Alter und ihre voͤllige Ausbildung erhalten | haben. Nur unfre Bettwanze macht hier eine Aus⸗ nahme. Alle andre Feld; ‚und Baumwanzen bekom. men Fluͤgel, ehe ſie Junge zeugen. Aber die Bert: wanze ſieht immer einer Raupe gleich, bekommt nie Fluͤgel, und pflanzt ſich doch fort. — Das erinnere euch wieder an die Mannichfaltigkeit der Natur; und was denkt ihr überhaupt bey dieſer Geſchichte der Rau⸗ pen? Es ſey Verwandlung, oder Entwicklung, welcher menſchliche Verſtand kann das begreifen? Aus der Rau⸗ pe wird in etlichen Wochen ein ſchoͤnes fliegendes Thier. chen. Welcher menſchliche Verſtand kann die Urſachen ergruͤnden, warum dieſe Thiere erſt durch ſo viele Ver⸗ aͤnderungen gehen, und nicht gleich ſo vollkommen gebo⸗ ren werden, wie die Voͤgel und die groͤßeren Thiere? Mauͤſſen wir es nicht geſtehn, daß Gott groͤßer, weiſer, tieſer iſt in allen ſeinen Wegen und Werken, als wir? Daß die ganze Natur ein Geheimniß für uns iſt, und daß Eigendünfel und Vermeſſenheit unter uns gar nicht bekannt ſeyn ſollte? Wir verſchwinden und werden ein Nichts, ſobald wir uns neben Gott binſtellen. Eine Raupe kann uns beſchaͤmen, und den ſtolzen Geiſt nie⸗ derbeugen. Laßt uns aber auch die Verwandlung dieſer Thiere von einer andern Seite anfehen. Eine Raupe kann uns auch troͤſten, und uns die beruhigendſte Hoff⸗ nung, die das Chriſtenthum giebt, beftätigen. Wir erwarten Auferſtehung und neues Leben für unſern bald verfaulten Leib im Grabe. Und was zweifeln wir dann noch? Kann die begrabene Raupe erweckt werden, und ſchoͤner wiederkommen, ſo wird die Allmacht Gottes auch an meinem zerſtreuten Staube thun koͤnnen, was ſeine Güte verſprochen, und fein Sohr uns verſichert hat. Oec. Naturg. II. Th. F 4. Die * U 85 unden deen Fühlhörnek opt. 4. Die ſchoͤnen Thiere nun, die alsdann zum Vot⸗ ſchein kommen, haben an ihrem kleinen Koͤrper eine Menge Glieder, ſie haben auch einige, die wir bey ans dern Gefchöpfen gar nicht finden. Alle Inſecten, die groͤßten und die kleinſten, haben, ſobald ſie aus | Puppe kommen, vorne am Kopf zween lange biegſame und bewegliche, Horklgk Fäden, die man Fuͤhlhoͤrne er nennt, weil ſie damit ihren Weg unterſuchen, wie mit einem Stabe, und weil man bemerkt hat, daß ſie in dieſen Theilen ein ſehr ſeines Gefuͤhl haben. Bey den Krebſen ſind dieſe Faͤden außerordentlich lang, bey den Spinnenmaͤnnchen ſitzen die Heck an dieſen Theilen, die Fuͤhlhoͤrner der Maykaͤfer haben am En⸗ de einen kleinen Buſch, der ans lauter feinen, dünnen Blättern beſteht, die fih, wenn das Thier ruht, zuſam⸗ menlegen, und, wenn der Maykaͤfer fliegen will, wie ein Faͤcher, ausbreiten. Bey den Maͤnnchen der May⸗ kaͤfer find dieſe aͤußerſt kuͤnſtliche Fuͤhlhornblaͤtter laͤnger und breiter, als an Weibchen. Wenn ihr mehrere Inſecten neben einander ſtellt, ſo werdet ihr dieſe Theile immer anders gebildet finden. Da, wo man glaubt, daß ſie nur die Laͤnge einer Linie, und die Dicke eines Haars hätten, da ſteht man unter dem Vergrößerungs. glas, daß z. E. die Fuͤhlhoͤrner der Ameiſen, der Weſ⸗ pen ꝛc. aus mehreren Gelenken, die ſtark mit Haaren beſetzt find, beſtehen. Wo ihr auch bey irgend einem Thier ſolche harte, hornartige Faͤden bemerkt, ſo wißt ihr gewiß, daß ihr ein Inſect vor euch habt. Sie figen allemal am Kopf, und ihr habt ſchon oft an Kaͤ. fern, Heuſchrecken ꝛc. geſehen, daß dieſe Thiere ihren Kopf viel haufiger, viel ſchneller, und viel mannichfal⸗ 1 tiger — N IE: Von den Inſecten. Augen. 83 tiger 2 koͤnnen, als andre. Sobald fie in der ge⸗ ringſten Gefahr ſind, ziehen ſie den Kopf unter das Bruſtſchild zurück, und verbergen ihre koſtbarſten Theile. Hingegen iſt eben dieſer Kopf bey Spinnen und Kreb⸗ ſen unbeweglich, weil er genau beſehen kein eigener Theil des Thiers iſt, ſondern mit Bruſt und Unterleib ein ein⸗ ziges Stü ausmacht. Die Augen der meiſten In⸗ ſecten ſind ein wahres Meiſterſtuͤck des Schoͤpfers. Weil ſie unbeweglich ſind, ſo iſt ihre Anzahl deſto groͤßer. Auf jeder Seite des Kopfs liegt bey den Stubenfliegen, Muͤcken, Bremſen, Waſſerjungfern ꝛc. eine hochge⸗ ſchliffene Halbkugel, die aus lauter einzelnen kleinen Spiegelflaͤchen, oder erhabenen und glaͤnzenden Punkten beſteht, und jedes kleine Stͤck von dieſem Netz iſt ein beſondres Auge. Eine Muͤcke hat 12000, mancher Kaͤfer mehr als dreytauſend, bey einem Schmetter⸗ ling hat man auf jeder Seite des Kopfs mehr als ſieb⸗ zehntauſend Augen gezaͤhlt. Hingegen haben die Spinnen nur 8 Augen, die Waſſerkaͤfer haben zwey oben, zwey unten, die Krebſe haben nur zwey Augen, aber ſie ſitzen auf kleinen Stielen, und koͤnnen nach allen Seiten bewegt werden. Jene ſehen indeſſen mit ihren vielen Augen, fo wie wir mit zwey Augen, ihre Speife, ihren Gatten ꝛc. und jedes andre Ding nur Einmal, ſie brauchten aber Augenkugeln, die um den ganzen Kopf herumgehen, wenn ſie ihre Feinde auf allen Seiten ſehen, und ihnen doch nicht allemal zum Raube werden ſollten. | Daher ſeht ihr, daß es fo ſchwer iſt, manches Inſect zu fangen, fie ſehen die Hand, die ſich ihnen nähert, auf allen Seiten. Auch ihr Geruch muß ſehr gut ſeyn, 8 ar riechen alles, was fuͤr ſie iſt, in einer großen F 2 Ent⸗ 84 | Von den Inſecten. Maul Nüſſel. | 1 ne wiewohl wir nicht wiſſen, durch welches | Glied fie riechen. Eben fo iſt es ungewiß, ob fie ein Gehör haben. Was das Maul dieſer Thiere betrifft, fo erinnert euch an das, was ich euch von der Gefräßige keit der MX aupen geſagt habe. Es ſind nur ſehr wenige Gattungen von Inſecten, die als Raupen, und auch als vollkommne Thiere viel Nahrung nehmen. Die meiſten andern ſpielen, wenn ſie der Puppenhuͤlſe entgan⸗ gen ſind, keine andre Rolle, als dieſe, ſie pflanzen ſich fort und ſterben. Andre, z. B. der Krebs, haben ein deutliches Maul unten an der Bruſt, unmittelbar hin⸗ ter dieſem Maul iſt der Magen, daher verdaut der Krebs natuͤrlich ſchnell, und frißt ſehr viel. Die Stubenfliege hat vorne am Kopf einen hohlen Ruͤſſel, den ſie ausſtrecken und verlaͤngern kaun. Sie laͤßt da⸗ | durch ein Troͤpfchen Feuchtigkeit auf ein Zuckerkoͤrnchen fallen, loͤſt es auf, und genieſt ſo, was ſie trocken nicht zu ſich nehmen konnte. Mit einem Saugruͤſſel von eben dieſer Art, der bald in Ruhe gelegt, bald gebraucht werden kann, ſaugt die Blattlaus die Pflanzen aus. Bey den Eichenblattlaͤuſen beſteht er aus mehreren Stuͤcken, die man wie ein Fernrohr in einander ſtecken kann. Bey den Ruͤſſelkaͤfern, wohin der Kornwurm und der Weinſticher gehört, behaͤlt er immer feine Laͤn⸗ ge, und iſt eben deswegen deſto ſchaͤdlicher. Statt des Saugruͤſſels haben andre Inſecten, z. B. der Horn⸗ oder Feuerſchroͤter zwo, 4, 6, 8 Kinnladen, die nicht ſo auf einander liegen, wie bey uns, bey den vier⸗ fuͤßigen Thieren, und den Vögeln, ſondern neben einan⸗ der, und auch beym Verſchneiden und Zermalmen der Speer gegen einander arbeiten. Denn, was man beym A 1. Von den Inſecten. Zühes eeben⸗ 85 beym Hornfchröter immer Hoͤꝛner nennt, das find wahre Kinnladen, inwendig mit Zaͤhnen beſetzt, die er zum Verſchroten des Weidenholzes braucht. Schön iſt die in ſich ſelbſt zuſammengerollte Zunge eines Butter⸗ vogels, die wie eine Uhrfeder auseinander gezogen wer⸗ den kann, und ſogleich durch ihre eigene Kraft wieder in ſich ſelbſt zuruckſpringt. Seht ihm zu, indem er im Flug ſich auf eine Blume herablaͤſt. In dem Augen⸗ blick verlängert ſich dieſe Zunge, und reicht bis in den tiefen Grund der Blumen. Ein Troͤpfchen Feuchtigkeit fließt auch hier aus, und miſcht ſich mit dem ſuͤßen 909 nigſaft, den die Blume hat. Dadurch wird das zaͤhe, klebrichte Weſen duͤnner, und der Schmetterling erhaͤlt ſeine Nahrung. So viele und fo mannichfaltige Glie⸗ der find allein am Kopf der Inſecten, und doch iſt kein Gehirn darinn. Statt deſſen haben ſie das Ruͤckmark, eine weiche Maſſe, gleich einer Roͤhre, wodurch die de⸗ benskraft in alle Theile gleich ſtark verbreitet wird, und ſo koͤnnt ihr euch ungefaͤhr vorſtellen, warum ſie ein viel zaͤheres und hartnaͤckigeres Leben haben, als andre Thiere. Einige Holzkaͤfer leben viele Wochen ohne Nahrung. Man kann den Raupen den Kopf abſchneiden, und der Koͤrper kriecht oft noch einige Tage fort. Der eib einer Weſpe bewegt ſich noch drey Tage nach der Trennung von der Bruſt. Wenn man die Hummeln in der Mit⸗ te entzweyſchneidet, fo ſaugen fie doch noch den vorgeleg⸗ ten Honig, indem er ihnen hinten wieder ausfließt. Man a Beyſpiele, daß fie ſich ohne Kopf noch begattet | baben. Es thut den Sammlern oft wehe, wenn die armen Thierchen auf den Nadeln fo lange leben, leiden, und im Kampfe mit dem Tode die Glieder „die man F gern 86 Von den Inſecten. Haut. Blut. gern erhalten moͤchte, durch ihre Verzuckungen ſelbſt be⸗ ſchaͤdigen. Aber man muß Oel, Feuer, Schwefel, Campher, und zuletzt die Grauſamkeit ſelbſt zu Hülfe nehmen, wenn man ſie toͤdten will. So gewiß iſt es, daß der Schoͤpfer auch dieſen Thieren befohlen hat, zu ſeyn und zu leben in der Welt! So gewiß iſt es, daß ſie nicht der Auswurf der Schoͤpfung, nicht Unrath und Ungeziefer auf Gottes Erdboden ſind! Der Schoͤpfer hat mit vieler Sorgfalt für ihre Erhaltung alles mögliche ges than. Weil ſie uͤberall hinkommen, uͤberall einkriechen, überall ſich durchbohren und einarbeiten ſollen, fo war ihnen eine harte Haut vorzuͤglich noͤthig. Sie haben keine Knochen, die weichen, die flüßigen, die zarten und empfindlichen Theile liegen alle inwendig, und ſind unter der knochenharten Bedeckung, die man oft bey Krebſen mit dem Hammer zerſchlagen muß, gegen alle Befchäs digungen geſichert. Unter dieſer Haut liegt das Herz der Inſecten, das oft nur eine große Pulsader mit eini⸗ gen Erweiterungen iſt. Die meiſten Inſecten haben weißes kaltes Blut, wie ihr z. B. an einer Laus ſehen koͤnnt, aber der Floh, die Cochenille, und noch einige wenige Arten haben rothes Blut. Bruſt und Unterleib machen oft ein Ganzes, ein einziges Stuͤck aus, aber bey den meiſten haͤngt das Hintertheil mit dem Bruſtſtuͤck durch einen feinen, duͤnnen Faden zuſammen, und in dieſen find alle Gefäße, die aus der Bruſt nach dem Bauch gehen muͤſſen. Ihr koͤnnt denken, wie fein und kuͤnſtlich dieſe Glieder gearbeitet find, da Inſecten vor⸗ handen ſind, die uͤberhaupt nicht dicker ſind, als die äußerſte Spitze eines Schweinhaars. Faſt bey allen die Spinne geen ) iſt der Rn leib in | Ringe je 5 } ) * N Ä 75 Bi 0 Von den dne Dinge am Körp. Luftl. gr Ringe getheilt, und hat Aids Einſchnitte. Nicht ohne Urſache, weil ſie ſich ſonſt nicht, nachdem es der Ort, ihre Geſchaͤffte, und die Umſtaͤnde erfordern, vera laͤngern und verkuͤrzen koͤnnten. Ihr ſeht an der Biene, wie fie den geſchmeidigen Körper öfters biegen und drehen müffen, wenn fie ihren Bau fortführen wollen. Beſeht dieſe Ringe am Inſectenkoͤrper genau, ſo findet ihr an jedem Ring auf jeder Seite ein Luftloch. Denn daß dieſe Oeffnungen bey Raupen und Inſecten die Stelle der Lungen vertreten, das beweiſen einmal die Gefäße, die hinter jedem doch liegen, und die Verſuche, die man darüber angeſtellt hat. Sie ſterden, wenn man ihnen alle, oder doch die oberſten und die unterſten, die die wichtigſten ſind, mit Oel, oder mit Butter verſchmiert. Meil es aber bey der Lebensart der Inſecten, und bey dem Aufenthalt, der vielen unter ihnen angewieſen iſt, nicht fehlen kann, daß nicht eins oder das andre von die⸗ fen Luftloͤchern mit Sandkoͤrnern verſtopft, oder von klei⸗ nen Staͤubchen verſchloſſen wird, ſo gab der Schoͤpfer den meiſten Inſecten 14, 16, und den Schmetterlingen auch noch an die Bruſt eigene Luftloͤcher. Schließer daraus auf den Werth, den dieſe Geſchoͤpfe in den Augen. des Herrn der Natur haben muͤſſen, und verachtet fie nicht. Es iſt eine Menge Glieder am kleinſten Körper, Mn noͤhig, und keins, daß fügt war, fehlt. | 1172 er, als ſechs Fuͤße Bat kein Inſeet, die eee haben acht, andre 14, die ſogenannten Tauſendfüͤße, oder Aſſeln, die im Garten unter Blu⸗ mentoͤpfen, und unter alten Brettern öfters vorkommen, Ae. fo oft fie ſich haͤuten, etliche Füße mehr, doch F 4 haben 88 Vonden Inſecten. Fuße. 4 haben ſie zuletzt nicht mehr, als 268 Füße. Bey den > Floͤhen und Heuſchrecken find die Hinterfüße länger, damit fie huͤpfen und ſpringen koͤnnen. Bey den Waſ⸗ ferfafern und andern Waſſerinſecten find die Hinterſuͤße, weil ſie als Ruderſtangen dienen ſollen, zweymal ſo lang, als der ganze Koͤrper, und ſind haaricht, damit das Thier mit dieſen Fuͤßen, als wie mit Kehrwiſchen „ den ganzen Koͤrper vom Schlamm reinigen kann. Der Krebs hat außer feinen vielen Füßen noch ein Naar Scheeren, die die Stelle der Hand vertreten, worinn die großen Seekrebſe eine gefaͤhrliche Gewalt haben. Inwendig ſind dieſe Zangen mit kleinen Zahnſpitzen be⸗ ſetzt. Wenn ihr Muͤcken, Spinnen und Fliegen an den Fenſtern, auf den Spiegelglaͤſern, und oben an der | Decke des Zimmers laufen ſeht, fo begreift ihr leicht, daß fie das nicht koͤnnten, wenn fie nicht an den Füßen einen ſchwammichten Ballen haͤtten, aus welchem ſie, ſo oft ſie auf glatte Koͤrper kommen, ein Oel ausdruͤcken koͤnnen, wodurch fie ſich an den ebenſten Flächen ankleben. Unter dem Vergroͤßerungsglas ſieht man dieſe Ballen unmoͤglich ohne Bewunderung ihres Urhebers. Ich würde gar nicht fertig werden, wenn ich euch nur die vors zuͤglichſten Merkwuͤrdigkeiten der Vorder- und Hinter⸗ füße an den bekannteſten Inſecten beſchreiben wollte. Der Fuß der Fliege ſieht unten aus, wie die feinften Kaͤmme der Wollkratzer. Die Biene hat an ihrem Fuß eine Buͤrſte, womit ſie den Blumenſtaub zuſam⸗ menwiſcht. An den Fuͤßen des Todtenkopfsſchmet⸗ terling ſind Haken, die wie der Schnabel eines Raub⸗ vogels ausſehen. Aber ich uͤberlaſſe das eurem eigenen 1 und euren W N ſo endigt - ſich Von den ee, Schwanz. Bienenſtach. 89 ſich der Schwanz der Inſecten auf mancherley Ait. Die Ohrwuͤrmer haben eine ſcharfe Klemme, deren vergroͤßerter Anblick kein unangenehmes Schauſpiel iſt. Der Krebs hat noch eigene Schwimmfuͤße daran, die ihren großen Nutzen haben. Er kann ſeinen Schwanz beym Schwimmen wie einen Faͤcher ausbreiten, er kann ihn aber auch unter den Koͤrper zuruͤckziehen, und ihn ſo bewegen, daß er hinter ſich gehen kann. Bey den Waſſerinſecten ſteht der Schwanz, ſo lange ſie im Waſſer ſind, immer heraus, und ſie holen wirklich durch den hinterſten Theil ihres teibs Athem. Wenn in der Gegend des Schwanzes das Inſect mit einem Stachel verſehen iſt, ſo dient er entweder bey dem Weibchen zum Euyerlegen, und ſieht aus, wie eine Scheide, wodurch 6 die Eyer in der ſchoͤnſten Ordnung herauskommen; oder er dient zur Vertheidigung. Der Bienenkoͤng inn und den Arbeitsbienen gehört der Seachel, damit fie ihren Korb oder Stock, ihre Sammlungen, und ihren ſchoͤnen Bau vertheidigen koͤnnen. Den (ohn ihres fruͤ⸗ hen, unermuͤdeten und gemeinnuͤtzigen Fleißes ſollen Hummeln, Raubbienen, Voͤgel, und andre hungrige Lesccker nicht wegfreſſen. Daher waffnete fie die Matur, aber die Maͤnnchen im Korbe, die nicht arbeiten, nur genießen und Junge machen wollen, haben dieſen Sta⸗ chel nicht, man kann fie ohne Furcht, geſtochen zu werden, haſchen. Der Bienenſtachel kommt euch ohne Zweifel fein vor. Aber das, was ihr ſeht hinten herausgehn, iſt noch nicht der Stachel ſelber. Es iſt nur die Scheide über ein viel ſchaͤrferes Werkzeug. In der Wunde, die wit der Scheide geſtochen wird, geht erſt der wahre Dolch aus dem Ueberzug heraus, und dringt tiefer in 8 5 das U co ‚Den den Inſecten. Bienenſſachel. m” das 8 keiſch. Funfzehn ſpitzige Widerhaken hat Biefer, Stachel an jeder Seite, und iſt uͤberdies hohl, damit aus einer Dlafı e im Leib eine Fluͤßigkeit, die doch nicht giftig iſt, in die Wunde fließen kann. Pal werdet ihr nun die Moͤglichkeit gar wohl einſehen, aß Pferde, Hunde, Menſchen, und. auch ſogar Federvi 0 5550 vielen Bienen, wenn fie gereizt werden, todtgeſtochen werden konnten. In heißen Tagen nehmt euch befonders in Acht, daß ihr fie nicht wütend macht, oder in ihrer Ge⸗ ſchaͤfftigkeit fie. Man hat Beyſpiele, daß ein ganzer Korb voll Bienen an einem vorzuͤglich warmen Som⸗ mertag ein Pferd mit aͤußerſter Wuth verfolgte, blog, weil es mit dem Schwanz an ihrem Korbe angeſtreift hatte. Es mag ſeyn, daß die Bluͤthe und der Saft gewiſſer Bäume die Bienen mehr erhitzt, als der Blu. menſtaub von andern Pflanzen. Man behauptet es wenigſtens von den Kaſtanienbaͤumen. Aber auch das lehrt euch jene kurze Beſchreibung des Bienenſta⸗ chels, daß man bey einem Bienenſtich nicht gleich in der erſten Empfindung des Schmerzens mit der Hand auf die verletzte Stelle ſchlagen ſoll, weil man natur lich, da⸗ durch den bewaffneten Doich nur deſto tiefer in Haut und Fleiſch druͤckt, und alſo beym Wiederausziehen von den Wiederhaken deſtomehr leiden muß. Es ſcheint auch, daß die Biene nur im aͤußerſten Nothfall ihren Stachel braucht. Gewoͤhnlich ſticht fie nur mit der Scheide, und zeigt, was ſie thun koͤnnte, ſie droht nur, ſie greift nicht gleich zum Schwerdt. Denn ihre Na⸗ turtriebe ſagen ihr, daß ſie ſelbſt in Gefahr kommt, an einer Zerreißung der Gedaͤrme zu ſterben, wenn ſie den Stachel, der an ihren Eingeweiden befeſtigt iſt, zu tief ele, I Von den Inſecten. Bienenſtachel. 91 hineinſtͤßt. Daher ſagen einige Bienenvaͤter, daß jede Biene nur einmal in ihrem Leben ſteche, und ſelbſt Dafür mit dem ploͤtzlichen Tode beſtraft werde. Bekaunt iſt es ubrigens, daß fie gar keine Miene zu ſtechen oder zu verwunden machen, ſo lange man ſie ficht ſtoͤrt, oder nach einer von ihren ſtets regen und belebten Schweſtern ſchlaͤgt. Dann fo liebenswürdig find alle Anordnungen in der Natur, daß auch da, wo Macht zu ſchaden wäre, die gefaͤhrlichen Kraͤfte faſt immer ſchlummern muͤſſen, und daß uͤberall mehr Gutes geſchieht, als Boͤſes. Nehmt euch das zum Muſter eures Verhaltens. Ihr wißt, wir lernen Werke Gottes. Aber alle ſeine An⸗ ſtalten lehren uns ſeinen Willen. Wir ſehen an der ganzen Natur, daß ihm nichts gefallt, als was weiſe, gut, nützlich, vollkommen iſt, und zur Beſorderung der allgemeinen Gluͤckſeligkeit etwas beytraͤgt. Laßt uns dann immer nach eben dieſen Grundſaͤtzen har deln, und 1 den ſchwarzen Geiſt der Bosheit, wenn er irgendwo dieſe ſtille Huͤtten beunruhigen will, von unſern Grenzen ent⸗ fernen. Zuweilen füet einer dem andern Unkraut in das Feld. Einer maͤht dem Nachbar heimlich ſein Futter ab, und ſchuͤttelt das Obſt von den Baͤumen, ehe es ausgewachſen iſt. Boͤſe Buben ſtreuen o öfters in der | Nacht allerley ſchaͤdliche und verderbliche Sachen in die Gärten, oder ſägen junge Baͤume in der Mitte ab. Einer ſchaͤndet des andern Pferd am Schwanz, ſchlaͤgt des Nachbars Stier in das Auge, beſchaͤdigt ihn am Horn, oder ſonſt an einem Glied. Wie haͤßlich! wie menſchenfeindlich, und wie unanſtaͤndig für euch, die ihr, ſo oft ihr am fruͤhen Morgen in das Feld kommt, gleich zuerſt mit feoher dankbarer Empfindung gegen Gott alles ö das 92 Von den Inſecten. Fluͤgel. das unzahlige Gute und Schöne bemerken ſolltet, das in der vergangenen Nacht hervorgekommen, aus der Knoſ⸗ pe gebrochen, oder ſich immer mehr verſchoͤnert hat! In der Natur lebt und keimt alles, die Felder duften immer Fruͤhling, ſelbſt die Zerſtoͤrungen wirken auf neues Leben hin, und ihr wolltet verderben, was ihr nicht her⸗ vorbringen koͤnnt? Jene grimmige Thiere nachahmen, die die Nacht erwarten, um Schaden zu thun, und Blut und Knochen um ihr Lager zu verbreiten? Oder das Lamm zu freſſen, das neben ſeiner Mutter ſchuldlos ruht, und keinen Wolf befuͤrchtet? Ihr wolltet ſelber den Segen vermindern, der wie ein unermepliches Mer 5 eure Felder uͤberſtroͤmt? | DE 6. Noch ein ſehr ſchoͤnes Glied am Inſectenkoͤrper find die Fluͤgel, oder die haͤutigen Anſaͤtze am Körper, wodurch fie ſich in die Luft ſchwingen. Das Vergroͤße⸗ rungs alas zeigt den kuͤnſtlichen Bau des kleinſten Mot⸗ tenfluͤgels. Man ſieht, daß jeder, auch der dͤͤnnſte, Fluͤgel aus zwey Blaͤttern beſteht, daß die Rippen oder Sehnen, die darinnen laufen, wahre Roͤhren, oder hohle Canale find, in welchen der Saft ſich bewegte, als der Fluͤgel noch weich war, gerade wie die Blaͤtter der Pflan. zen zuſammengeſetzt find. Es gefiel dem Schöpfer, den meiſten Inſecten nach dem Puppenſtand Flügel zu geben, doch ſind auch einige ſehr zahlreiche und fruchtbare Ge⸗ ſchlechter, z. B. die Laus, die Spinne, der Scorpion, der Krebs, die Aſſel, die Weberknechte, die Mil⸗ ben ꝛc. die keine Fluͤgel haben. Mehr als vier Fluͤgel hat kein Inſect, und ihr koͤnnt denken, wenn die kurze Erzaͤhlung aller aͤußern role der Anſerten ſo lange währe, | | wie — Von den Inſecten. Fluͤgel. 93 wie üble innre Glieder werden dann dazu noͤthig ſeyn, dieſe alle in Bewegung zu ſetzen, und nach dem Willen des Thiers zu lenken! Ich will euch nicht mit den Vers ſchiedenheiten der Fluͤgel aufhalten, beſehet ſelber die großen und kleinen Inſecten, jeder Flügel hat ſeine eige⸗ ne Richtung und Zuſammenfaltung. Eben ſo ſind die Farben, die Punkte, die Streifen, die Baͤnder, die Einfaſſungen, der Saum, die Linien, die Augen, die Spiegel, die Flecken, womit die obre, und untre Flaͤche dieſer Fluͤgel gezeichnet und geziert iſt, unendlich und unzaͤhlich. Den Käfern gab der Schoͤpfer außer ihren wirklichen Fluͤgeln, die zur Bewegung helfen, noch be⸗ ſondre harte, horn» und lederartige Fluͤgeldecken, oder kleine gewoͤlbte Daͤcher, unter welchen ſich die weichen Unterfluͤgel, wenn die Inſecten ruhen, ganz vortreflich zuſammenlegen, wie ihr an einem Ohrwurm, und eben ſo ſchoͤne, aber wieder in andren Falten beym Waſſerkafer und bey der Heuſchrecke ſehen koͤnnt. Im Flug arbeiten dieſe Fluͤgeldecken gar nicht, die Thiere tragen ſie alsdann gerade in die Hoͤhe, aber ſobald ſie ſich niederlaſſen, um ihrer Beſtimmung gemäß Koth, Mo; raſt, Pfuͤtzen, faulende Körper und allerley Unrath durchzuſuchen, fo ſenken fith die Decken herab, und be. ſchuͤtzen den feinen, zarten und duͤnnen Flor, aus dem die Fluͤgel zuſammengeſetzt ſind. Bey den Schaben, Heuſchrecken, Grillen ꝛc. ſind dieſe Deckel nur halb fo groß, als die Fluͤgel, und mehr lederartig als h horn⸗ artig. Bey den eigentlichen Schmetterlingen, wovon einige in der Mirtagsfonne, andre in der Abendzeit, an⸗ dre in der Daͤmmerung und in mondhellen Nächten herum⸗ fliegen, 1 alle vier Fluͤgel gemeiniglich eine ſchoͤne, bunte, 5 ö m 94 Von den Inſecten. Fluͤgel. ’ N bunte, und unbeſchreiblich mannichfaltige Zeichnung. Es ſcheint nichts zu ſeyn, als ein gefärbter Staub, weil man die Flügel abwiſchen und abpinſeln kann. Aber eben dies feine Mehl, das an den Fingern kleben bleibt, iſt, wenn man es mit bewaffnetem Auge ſieht, eine un⸗ zaͤhliche Menge von lauter kleinen Federn, davon jede ihre Wurzel, ihre Fahne, ihren Stiel, ihre Zacken und Enden hat, und mit der Wurzel in einer eigenen Deffs nung ſteckt, und oben an ihren Enden ſo genau, ſo ſchoͤn und feſt mit andern Federn verbunden iſt, daß daraus, freylich auf eine fuͤr uns faſt ‚aibegteiiäge Art, die aller. praͤchtigſte Malerey entſteht. Man kann euch eine ein⸗ zige Feder, man kann euch vielerley Ei verſchiedenen Schmetterlingen, man kann euch die Menge dieſer Fe⸗ dern auf einem kleinen Abſchnitt des Ober⸗ oder Unter⸗ fluͤgels, man kann euch die Verſchiedenheit dieſer Federn am naͤmlichen Fluͤgel zwiſchen den Federn in der Mitte und im Umkreis, zwiſchen den Federn in der obern und in der untern Flaͤche, man kann euch beſonders ein ſorg⸗ faͤltig gereinigtes Stuͤck vom Schmetterlingsfluͤgel, und darinn die vielen Reihen von feinen Oeffnungen, worinn alle dieſe Federn von der Hand der Natur meiſterhaft angebracht waren, vor die Augen legen. Oft find dieſe Federn ſo klein, daß ein Haar ein Baum gegen ſie zu ſeyn ſcheint, und ſolcher kuͤnſtlichen Bedeckungen ſchafft der Schoͤpfer in jedem Jahr unzaͤhliche, und ſchenkt ſie weg an Geſchoͤpſe, die einen Augenblick leben, und mit ihrem praͤchtigen Putz ſterben! Die Nachtſchmetter⸗ linge, z. B. der Todtenkopf ſind mehr in Pelz, als in Federn gehuͤllt, damit fie von der kalten Nachtluft nicht beſchaͤdigt werden. Das ſage ich euch, damit ihr die * allge Von den Inſceten. Fortpflanzung. 95 allgemeine Vaterliebe Gottes zu ſeinen Creaturen immer an neuen Proben erkennen lernt, und im Vertrauen auf ihn immer feſter und unbewegl ae werdet. Iſts nicht in Gottes Buch geſchrieben, daß wir an 0 Blumen im Felde, an den Voͤgeln und Thieren den beſten Be⸗ weis fuͤr die Vorſehung finden koͤnnen? Wie wurdet ihr erſtaunen, wenn ihr in Holland, oder ſonſt bey einem reichen Mann eine Sammlung aſtatiſcher und ameri⸗ kaniſcher Schmetterlinge, die viel größer und feuriger, N bunter 1. als unſre, me koͤnntet! m Die eigentliche Abſicht, warum die Ine 901 aus der Puppe ſo ganz anders herauskommen, als ſie vorher waren, iſt die Fortpflanzung. Daher ſieht man alsdann bey ihnen Zeugungsglieder, bey den mei⸗ ſten einfache, bey den Krebſen und Spinnen gecgeilte, oder doppelte, die vorher nicht entwickelt waren. Nur unter den Bienen, Ameiſen und Weſpen iſt der groͤßte Theil des Volks ohne Geſchlecht, und zur ununterbroche⸗ nen Arbeit beſtimmt. Weil naͤmlich fuͤr dieſe Thiere die Zeit des Eintragens und des Sammlens ſo kurz iſt, und ſie in Regentagen und im Winter blos von ihrem vorigen Fleiß leben muͤſſen, fo konnten nicht alle gepaart werden. Die Befchäfftigung mit der jungen Brut hatte ihnen zu viele Zeit weggenommen, und ihre kleine Freyſtaaten leiden deswegen doch keinen Mangel an Ber voͤlkerung. Die Fruchtbarkeit der Koͤniginn, oder ei⸗ niger wenigen Weibchen erſetzt das alles reichlich, was jene nicht zur Summe der Vermehrung beytragen. Man rechnet die Eyer der Bienenkoͤniginn auf 4000, andre auf 12000, andre rechnen noch mehr, gewiß laͤßt a HN, es 96 Von den Inſecten. Fortpflanzung. „ es ſich nicht beſtimmen. Bey allen andern Geſchlechtern aber ſucht der Mann das Weib, und das Weib den Mann auf; und ſie finden einander, wiewohl oͤſters große Ungleichheit zwiſchen beyden Geſchlechtern iſt. Man kennt faſt immer das Weibchen an der vorzuͤglichen Größe und Dicke des Hinterleibs, die von den vielen Eyern entſteht, die ſchon mit ihm geboren werden, im dLeibe bis zum Halskragen hinaufgehen, und nur auf Befruchtung warten. Ihr ſeht die Paarung dieſer wirklich hitzigen Thiere oft unter euren Augen vorgehen. Einige begatten ſich im Flug, und haben eigene Werks zeuge dazu, das andre Geſchlecht ſo lange wechſelsweiſe feſtzuhalten, bis die Siebe abgekühlt if, z. B. die Waſ⸗ ſerjungfern. Bey andern iſt ein Druck, die geringſte Vereinigung, und nur eine halbe Minute nöthig, fo iſt eine ganze Welt ihrer Geburt nahe. Bey einigen ge⸗ ſchieht die Sache umſtaͤndlicher, z. E. die Spinne iſt voll verſteckter Wolluſt, aber ſie beißt nach dem Manne, wenn er ſich in der Abſicht meldet, ihr feine Liebe anzu⸗ bieten, und uͤberlaͤßt ſich nicht eher feinen Wuͤnſchen, als 6 nach langen Kaͤmpfen, und ſobald die ſehr kurze Minute der Begattung vorbey ift, fo muß der Liebhaber fich wie der entfernen, und traurig auf ſein einſames Geſpinnſte ſitzen, wenn er nicht die ſcharfen Zaͤhne ſeiner Gattiun erfahren will. Andre Männchen hingegen, und zwar die meiſten, ſchwelgen fo unmaͤßig im Genuß ihrer Weibchen, daß ihr Koͤrper ganz erſchoͤpft und kraftlos wird. Das iſt deswegen faſt immer der letzte Auftritt ihres Lebens. Sie werden aus der Puppe geboren, lieben, und werden geliebt, ſorgen für, eine zahlreiche g Rachkommenſchaft, und ſterben. Die Weibchen uͤber⸗ > f a Von den Inſecten. Fruchtbarkeit. 97 ie auch unter den Juſccten faſt immer ihre Män. aber ihr Aufenthalt auf der Welt iſt auch nur des. RN länger, damit ſie die mit Scbenskraft geſchwaͤn gerte Eyer an den Platz legen, an dem die Raupen kuͤnftig Futter finden koͤnnen. Und hier bemerkt ihr ohne Zwei- fel, daß der Faden dieſer Geſchichte, indem ich dies ſage, mit dem Anfange dieſes ganzen Abſchnitts zuſammen⸗ lauft, und Eins wird mit ihm. Ich habe die Geſchichte der Inſecten oben, bey ‚ihrer erſten Erſcheinung „beym Ey 1 und nun habe ich euch die Geſchichte des vollkommnen Inſects fo lange fortgefuͤhrt, bis ihr auf der hoͤchſten Stuffe dieſer kleinen Thiere, oder am Ende ihrer Laufbahn ſtandet, und das Thier im Begriff ſehet, jene Eher auszuſchütten. — Es giebt Jahr e, wo eine Gattung von Inſecten ſich außerordentlich vermehrt, die man vorher lange nicht geſehen har. Fragt mich nicht, wie das zugehe. Die Urſachen muͤſſen in den verborgenen Gegenden der Natur liegen, in ihren innern Einrichtungen, die uns noch Geheimniſſe find. Hinge— gen bleiben gewiſſe Arten von Inſecten immer ſelten, N die Liebhaber geben ſich oft viele Jahre vergebliche Muͤhe um ein rares Stuͤck. Was die Menge der Eyer, oder die Fruchtbarkeit der Inſecten betrifft, ſo iſt ſie zwar nicht in allen Jahren gleich groß, weil Näffe und Kaͤlte darinn einen Unterſchied machen koͤnnen, aber ſie iſt allemal außerordentlich, und wuͤrde den Erdboden überſchwemmen, wenn nicht außer den andern Thieren, die ich euch ſchon genannt habe, ganze Geſchlechter unter den Inſecten ſelber waͤren, die nichts anders thun, als Raupen födten, und Inſecten freſſen. So wie ſich die Fiſche unter onder ſelber verfolgen, ſo hat der Schoͤpſer Oec. Naturg. II. Th. G auch Nez 98 Von den Inſecten. Fruchtbarkeit. auch unter dieſen Thieren ein ewiges Kriegsfeuer anger zündet, Einige Inſecten ſind auch mehr als andre ge⸗ wiſſen Krankheiten ausgeſetzt; z. B. von hundert zärtlie chen Seidenraupen bleiben kaum 40 im Leben fo lange, bis fie ſich einſpinnen koͤnnen. Von den kleinen ſilber⸗ grauen Nachtinſect, das im Spaͤtjahr durch die offenen Fenſter gerade auf das (icht zufliegt, entſteht in drey Zeugungen mehr als eine Million Jungen. Auch ein 2 - \ # Krebsweibchen von mittlerer Große kann man mehr als 12000 Eyer legen. Ihr wißt ohne meine Erinne⸗ rung, daß die Grasraupen und Kohlſchmetterlinge wahre Landplagen für uns werden, wenn ihnen die Wit⸗ terung guͤnſtig iſt. Oft ſeht ihr im Sommer rothe Flecken oben auf ſtillſtehenden Waſſern. Denket dabey / nicht gleich aberglaͤubiſch an Schlachten und Blutver⸗ gießen. Es iſt nicht alles Menſchenblut, was roth iſt. Unterſucht dieſe Stellen genauer, ihr werdet finden, daß ſie nichts ſind, als eine unendliche M venge kleiner Inſec⸗ ten, die gemeinſchaftlich leben, oder es ſind ihre Eyer, die faul worden ſind, und durch ihre gaͤhrende Saͤfte dem Waſſer dieſe Farbe mitgetheilt haben. Eben ſo, wenn ihr vom Blutregen hoͤrt, oder ſeht, daß das Re⸗ genwaſſer an Kirchen oder andern Gebaͤuden eine rothe Materie herabſchwemmt, und allerley Streifen zuruͤck⸗ laͤßt, ſo entſteht auch dies gemeiniglich von unzaͤplichen Schmetterlingen, die eben ihre Eyer mit dieſem Saft uͤberziehen, und feſtkleben wollten, dabey aber vom Platz. regen | überfallen wurden. Auf Holzwegen und einſamen Fußpfaden im Walde findet ihr oft am frühen Morgen etwas ausgeſtreut, das wie ein ſchwarzes Pulver aus- ſieht, ſich bewegt, ſpringt, und chene als man noch | | mit > = Von den Inſecten. Fruchtbarkeit. 99 mit ber Natur nicht n war, fuͤr Zauberey gehalten g wurde. Aber tretet nur herzhaft darauf, es iſt, nichts, als eine ſehr zahlreiche Geſellſchaft von Staublaͤuſen, oder andern Inſecten, die entweder von ihrer naͤchtlichen Reiſe zuruͤckkommen, oder jetzt auswandern, um ihr Futter aufzuſuchen. Es iſt auch moͤglich, daß einige feine und leichte Inſecteneyer in der Luft ſchwimmen, und hernach auf Dinge herabfallen, zu welchen keine ſchwangre Inſectenmutter kommen konnte. Vielleicht koͤnnt ihr noch alte Greiſe ſprechen, die ſich des letzten Zugs, den die ungriſchen und ſiebenbuͤrgiſchen Heuſchre⸗ cken durch einen Theil von Teutſchland machten, noch erinnern koͤnnen. Sie zogen, wie eine dicke, breite Wol⸗ ke, von Ort zu Ort, verfinſterten, wenn ſie ſich erhoben, die Luft am hellen Tage, ließen ſich nieder, gleich einer ſtreifenden Armee, und verzehrten alles, was reif und unreif war, Korn, Hirſe, Weizen, Gerſte, Gras, und verſchonten kein Kraut auf dem Felde. Die Felder, auf welchen der Schwarm ſich eine Zeitlang gelagert hatte, ſahen wie verbrannt oder geſchoren aus. Wenn man auch ſchon Feuer auf ſie gab, ſo merkte man doch lange keine Verminderung. Die ſolgenden Glieder fehleffen ſich gleich wieder an, und fuͤllten die Luͤcken aus, die Schrot und Kugeln gemacht hatten. Man mußte ſie zuletzt, wenn Regen und Thau ihre Flügel fo gelaͤhmt batten, daß ſie ganz kraftlos an den Halmen biengen, mit Dreſchflegeln auf dem Felde niederſchlagen „oder Stroh uͤber ihnen anzuͤnden, oder ſie mit Beſen in gezo⸗ gene Waſſergraͤben werfen, und man war froh, daß man nur auch die Eyer dieſer ſchrecklichen Freſſer mit angezuͤndetem Stroh, a Wi Doragebüſchen auf ö dem U 100 Von den Inſecten. Fruchtbarkeit. dem Felde noch verbrennen konnte, ehe die Raupen aus⸗ ſchluͤpften. In Aſten und Afrika find dieſe fuͤrchterli⸗ che N is I Ihr leſet in der Bibel, daß Gott ſeinem Volk und den Feinden Iſraels damit 7 läßt, und vielleicht wäre dort die Plage unerträglich, wenn fie nicht zuletzt im Meere umkaͤmen. Es iſt auch eine Fliege bekannt worden, die lebendig⸗ gebaͤhrt, 20000 Junge auf einmal legt, aber auch nicht mehr, als einmal, ſie tiobt über dieſer Geburt. Außer dieſem Inſect bringen ich die Blattlaͤuſe, wenigſtens im Sommer, die einäugigen Waſſerfloͤhe, die Kel⸗ ler- und Waſſ erſchabe n, und noch einige andre Inſec⸗ ten lebendige Jungen, aber auch dieſe ſind, ſo wie die Eyerlegenden, mehr oder weniger fruchtbar. Indeſſen hat die Natur immer ſelber, wie ihr bereits oft gehört habt, fuͤr die Verminderung der groͤßten und der kleinſten Inſecten geſorgt. Von fuͤnf Ze eugungen koͤnnten 590 Millionen Blattlaͤuſe entſtehen, fie pflanzen ſich aber viel mehr, als nur fünfmal im Sommer fort; aber des. wegen ſind auch wenigſtens vier andre Gattungen von Inſecten gleichſam dazu beſtellt, unter dieſem kleinen Volk, das ſonſt alle Blätter einnehmen, und alle Baͤu⸗ me ſchaͤnden wuͤrde, Verwuͤſtungen anzurichten. Von den kleinen Obſtraupen, die im Spaͤtjahr ihre Eyer in die Zweige der Baͤume legen, hat manches Weibchen über vierhundert Eyer im Leib, und ein Schwede hat in ſeinem Obſtgarten nur allein in den drey letzten Mo. naten des Jahrs 28000 Weibchen gezaͤhlt, die ſeine Baͤume mit Eyern uͤberſchwemmt haben wuͤrden. Denn weil die Weibchen flügeflos ſind, ſo darf man nur die Bäume im Spätjahr mit Hanf oder Bafa ſtark um- N Von den Inſecten. Mitteldagegen. 1 101 | umbinben, und diefe Faͤden mit Theer beſchmieren, ſo bleiben die Weibchen, wenn ſie mit ihrem von befruchte⸗ ten Eyern fräc chtigen beibe aus der Erde kommen, im Verband haͤngen, Schließet aus dieſen Beyſpielen auf 0 die Fruchtbarkeit der übrigen Inſecten } und verachtet nicht laͤnger Ge ſchoͤpfe, die eben deswegen, weil ſie klein und der allgemeine Gegenſtand des Haſſes und der Ver. folgung ſind, ſich beynahe A Maas und Ziel W e dürfen, 3 B. Allgemeine Mittel g gegen die an Es it daher ſehr natürlich, daß man ſich zu allen Zeiten be. müuͤht hat, den Ueberfluß dieſer Thiere wegzuſchaffen, und ich will euch einige von den beſten und ſicherſten Mitteln dagegen an die Hand geben. Das muͤßt ihr aber nicht verlangen, daß die Raupen ganz ausgerottet und von euren Gaͤrten entfernt werden ſollen. Dazu würdet ihr viele Zeit und viele Koſten noͤthig haben, und am Ende doch nichts ausrichten. Seyd zufrieden, wenn ihr den Schaden der Raupen vermindern, und ih⸗ rer Vermehrung Grenzen ſetzen koͤnnt. Weil auch die Lebensart der Raupen ſelber ſehr verſchieden iſt, fo konnt ihr auch gegen eine nicht ſo verfahren, wie gegen die andre. Wir wollen alſo die ee N und Inſecten einzeln durchgehen. 1. An den Gartenbaͤumen ſitzt häufig die Ringel⸗ raupe. Sie iſt etwas rauch, groß wie ein kleiner Fin⸗ ger, in der Farbe theils hellbraun, theils himmelblau, und verwandelt ſich in einen Nachtvogel. Die Buben finden gar oft ihre Eher an den kleinen Zweigen der Baͤu⸗ me in breiten Ringen angeklebt. Solche 3 Zweige müffen 0 aleich 102 Von den Inſecten. Mittel dagegen. Ei abgefchnitten , und weil das Zertreten die harten Eyer nicht allemal toͤdtet, mit den Eyern verbrannt wer⸗ den. Haben die Eyer aber oben ſchon eine Oeffnung, ſo iſt dies vergeblich, weil alsdann die Raupen ſchon ausgekrochen ſind. Die Puppe und das vollkommne Inſect aufzuſuchen, iſt keine Sache fuͤr euch. Aber die Raupen koͤnnt ihr am Morgen und am Abend, beſonders bey kaltem und regneriſchen Wetter, auf den Baͤumen da, wo ſich der Baunz in viele Aeſte theilt, in einem ſtarken Geſpinnſte finden, und umbringen. Wenn fie ſich haͤuten, ſo kann man ſie mit einem Federwiſch in ei⸗ nen Topf mit Waſſer herabfegen. Aber am ſicherſten iſt es immer bey dieſen, und bey allen andern Arten, daß man ihre Eyer aufſucht, und ſich bemüht, die ver⸗ ſteckten Platze kennen zu lernen, an welche fie fie hinlegen. Denn ſind einmal die Raupen ausgekrochen, ſo iſt das Geſchaͤfft nicht nur viel muͤhſamer, als vorher, ſondern es iſt auch unmoͤglich, den Zweck in der Maaße zu errei⸗ chen, als vorher. Von den aͤußerſten, und von den hoͤchſten Zweigen der Baͤume kann man doch keine Rau. pen ableſen, und wenn der Baum ſchon in der Bluͤthe iſt, ſo iſt zu befuͤrchten, daß ihr beym Aufſuchen der Raupen viele zarte Blumen abwerfen, und alſo ſelber in der beſten Abſicht den Schaden vergrößern möchtet. 2. Alle Jahre ſieht man ſehr viele Garten⸗ a 5 Waldraupen mit ſteifen und ſtarken Haaren, und bunten Knoten am Leib. Sie leben einſam, und ſind als Raupen ſchwer zu vertilgen. Aber weil ſie ihre Eyer, nachdem ſie dieſelben in die Fugen der Baͤume, und an die Zaͤune gelegt hat, mit cp gelblichtbraunen Kasten | | 1 Von den Inſecten. Mit deldagegen. 18 dichte aberzieht, fo ka: in man fie daran erkenn Die Gärtner nennen fie Stamm oder € Schwammraupe. Die Raupen ſchlupfen im April aus, und werden durch den Wind an feinen Faͤden fortgeführt. Sie ſchaden beſonders den Kirſchen, Zwetſchen und Pflaumen. Auch den Linden, Weiden und Birnbaͤumen ſchaden fie, Doch ſieht man ſie nur etwa alle ſieben Jahre haͤuſig. Die Sperlinge, Nachtſchwalben, Fledermaͤuſe, und Regen, Hitze und Kaͤlte ſchraͤnken ſie ſehr ein. Einige nennen fie auch die buntkoͤpfige Waldraupe. Im Herbſt und im Spaͤtjahr unterſuchet alſo in dieſer Abſicht die Gaͤrten. Mit einem Meſſer in der Hand ſcharret die Ever herab, ſammlet fie in eine untergehaltene Schachtel, und verbrennt ſte im Feuer. Im Julius kriecht das Junſect gemeiniglich aus der Puppe, und man findet das Weibchen, das ein N e iſt, ſehr leicht an den Baͤumen, Waͤnden und Zaͤunen, wo man es s dann ſrey⸗ lich ungeſaͤumt vertilgen muß, 7 Die fogenannte Winterka upe kriecht im Herbſt aus dem Ey, uͤberſteht den Winter, als Raupe, und, verwandelt ſich im Sommer in einen weißen Nacht⸗ ſchmetterling, der aber gar leicht zu erkennen iſt, weil allein das Weibchen hinten am Ende des Koͤrpers einen Puͤſchel goldgelber Haare trägt, die fie ſich ſelber ausreißt, um damit ihre Eyer zu bedecken, wenn ſie ſie vorher auf einen Haufen zuſammengelegt hat. Die Eyer find ſchwer aufzuſuchen, dann an der untern Seite der Blaͤt⸗ ter uͤberzieht fie dieſelben mit Haaren. Zwiſchen den Blaͤttern der Baͤume ſpinnt ſich die Raupe ein, und verſteckt ſich auch dabey. Aber das traͤchtige Weibchen | g G 44 | | habe 15 104 Von den Inſecten. Mittel dagegen. habe ich gar oft, im Julius, im Wald und in den Gärten, wiewohl es ein Nachtſch metterling iſt, am hellen Tage in den Ritzen der Baumrinden berumkriechen geſe⸗ hen; und ſie verrathen ſich gleich durch die goldgelbe Farbe am Hintern. Man kann alſo dieſe vertreiben, und findet man fie nicht, fo findet man gewiß im Sep. tember die ausgekrochenen Raupen, die in Geſellſchaft leben, die Blätter nur unten benagen, und fobald fie anfangen abzufallen, ſo viel ihrer ſind, ſich nach den aͤußerſten Spitzen der Baͤume hinziehen, wo ſie unter einem ſtarken Geſpinnſte den Winter hinbringen. Man muß es ſich daher zum Geſchaͤfft machen, durch den gan. zen Winter oft in dieſer Abſicht feine Obſtbaͤume durch⸗ zuſehen, mit einer Zaumſcheere die Spitzen der Zweige, woran dergleichen Raupenneſter ſiud, abzuſchneiden, und | fie durch das Feuer gänzlich zu zerſtoͤren. 4. Auf den Kirſchen⸗ und Birnbäumen ſchadet bes ſonders eine gelblichtbraune Dornraupe, aus welcher ein ſchnellfliegender Tagvogel entſteht, der oben braun⸗ roth mit ſchwarzen Flecken, und unten rußfaͤrbigt iſt. Die Eyer ſind ſo klein, daß man ſie nicht findet. Die Puppe hänge einzeln hie und da. Das Weibchen koͤn⸗ nen wir in der Luft am hellen Tage nicht fangen. Es bleibt nichts uͤbrig, als daß man die Raupenneſter, die man an den Zweigen der Baͤume beyſammen antrifft, zerſtoͤre. Der Morgen und der Abend iſt dazu die be— quemſte Zeit, weil ſie ſtille ſitzen, und nicht freſſen, ſo lange die Witterung naß oder kalt iſt. Am beſten iſt es, wenn man ſolche mit Raupen beſetzte Zweige mit der Baumſcheere ee ‚ und unten ein weißes Tuch f aus- N) ausbreitet, damit man die abfallenden 1 1 ſehen kann. Denn durch das Schutteln mit der Hand fallen nur einige Raupen ab, andre halten ſich ſeſt, und man ſchadet oͤfters dem Baume. Hat man ſie auf dieſe Art geſammlet, fo muͤſſen fie zertreten, oder, aber nicht eher, als bis ſie in einen Brey geſtampf t worden ae in einen Teich geworfen würden en, Er l 5. Auch eine . von einem künftigen < Tagoo⸗ | gel, der weiße Fluͤgel mit ſchwarzen Adern hat, muß ausgerottet werden. Die Raupe hat auf dem Ruͤcken feine, und kurze gelbbraune, und auf den Seiten weiße Haare. Die Eyer werden im Herbſt auf die Blätter ‚gelegt / find kegel foͤrmig, werden aber nicht, leicht gefun⸗ den. Die gruͤn lichgelbe Puppe mit vielen ſchwarzen Punkten hängt häufig, aber einzeln an Zweigen „Wa⸗ͤn⸗ den, und Puppen, und kann, wo ſie ge funden wird, zerdrückt werden. Aber noch wirkſamer iſt es, die Raupen im Winter auf eben dieſe Art, wie ich bereits von andern geſagt habe, auszurotten. Sie kriechen vor dem Winter aus, und ehe die Blätter abfallen, uͤberſpinnen dieſe geſelſſchaftliche Raupen einige Blätter, befeſtigen den Stiel des Blatts an die Zweige, und le. ben ſo den Winter durch. Suchet alſo dieſe Neſter auf, ſchneidet ſie ab, und verbrennt ſie. Sind ſie einmal im Frühjahr wieder erwacht, ſo ſind ſie ſchon ſchwerer aus. ene Im Winter liegen ſie erſtarrt beyſammen. Im Sommer hingegen fallen fie bey der geringſten Be— ruͤhrung an einem feinen Faden, den fie auf der Stelle aus dem Leibe ziehen, und der auch ploͤtzlich erhaͤrtet, vom Baum, und haͤngen ſo lange an dieſem zarten Faden G5 | foft » J 105 Von den Inſecten. Mittel dagegen. faſt unſichtbar in der Luft, bis ſie wieder daran aufſtei⸗ gen. Es iſt auch eine andre ſchaͤdliche Gattung Raupen auf den Apfelbaͤumen, deren Puppe man aber gar leicht ungefähr zehn Tage vor dem Ende des Junius im Mooß an den Baͤumen unter den dicken Staͤmmen, oder da wo die Aeſte gespalten find, finden und Snrtüigen kann. 6. Zwo Arten von Nachtvoͤgeln freſſe 1 das Laub beſonders an den Gartenbaͤumen ſo ganz weg, daß ſie oft kahl und voͤllig entlaubt da ſtehn. Die Weibchen haben keine Fluͤgel, kriechen im Herbſt auf die Baͤume, legen ihre Eyer, dieſe ſchlupfen im Fruͤhjahr aus, ſreſſen das Laub der Baͤume, und verpuppen ſich in der Erde. Sie ſind vorzuͤglich haͤufig in dicken Gaͤrten, wo das Land wegen vielen Baͤumen ſehr ſeucht iſt. Eine von dieſen ſchaͤdlichen Gattungen iſt das Inſect, das ich euch oben als ein Beweis von der Fruchtbarkeit dieſer Thiere anführte; iſt daſſelbige, von dem ich euch ſagte, daß man die Weibchen nach den fidye:fien Erfahrungen aus Schweden in einem Verband des Baums aus Baſt, Matten, Wachetuch ꝛc., der hernach mit Theer uͤber⸗ ſchmiert wird, fangen Fönne, 7. Alle Mittel, die man euch Incl ein Gar⸗ tenland, oder ein Miſtbeet gegen Raupen zu ſchützen, nutzen nichts. Die meiſten werden von Leuten angege⸗ ben, die weder die Natur uͤberhaupt, noch die Geſchich⸗ te der Inſecten, die ſie vertreiben wollen, kennen. Ver⸗ ſucht es z. B. ob ihr etwas ausrichten koͤnnt, wenn ihr die Kraͤuter und Baͤume im Garten am Morgen mit ei⸗ nem heißen Waſſer, in welchem ihr die Nacht vorher Geniſtkraut eingeweicht he vermittelſt eines Stroh⸗ | wiſchs, 0 Bonden nfeten, mad 107 wiſchs 5 bt eines Beſens beſprengt. Man ſagt 1 ein Waſſer vertreibe die Raupen, und ſchade doch den Pflanzen nicht. Das zuverlaͤßigſte Mittel iſt immer dieſes: Suchet, daß ihr die Eyer der ſchaͤdlichen Rau⸗ pen kennen lernt, und rottet dieſe aus im Fruͤh⸗ oder Spaͤtjahr. Und wenn ihr dieſe nicht finden koͤnnt, ſo laßt durch Kinder ſo viele Raupen ableſen, als nur ohne allzugroßen Zeitverluſt, und mit moͤglichſter Schonung des Baums geſchehen kann. Das wird mehr helfen, als wenn ihr allerley ſchmierige, oͤlichte Sachen, z. E. Bretter und Holzſtuͤcke mit Terpentinoͤl beſchmiert, oder ſcharfe Waſſer, z. E. Heringslake ꝛc. anwendet. Ihr muͤßt euch aus der Naturgeſchichte der Inſecten erinnern, daß ſie vermoͤge ihrer ſcharfen Sinne das alles wohl zu unterſcheiden wiſſen, „ was ihnen gut iſt, und nicht. Dazu kommt, daß dergleichen Mittel gegen die Inſeeten gar oft auch den zarten Pflanzen Schaden thun. 8. Eine wahre Plage fuͤr die Wieſen iſt die Grasraupe. Sie iſt nur einen Zoll lang, aber, wenn ſie ſich vermehrt, ſo kann Theurung im Heu entſtehen fuͤr viele Meilen im Umkreis, und der Preis des Fut⸗ ters iſt durch fie ſchon fünfmal erhoͤht worden. In Teutſchland, ſonderlich Niederſachſen, Schweden, En⸗ gelland, auch in Amerika iſt ſie jetzt einheimiſch. An geſunde Graswurzeln legt ſie ihre Eyer niemals, 2 wenn kalte und ſehr ſtrenge Winter, dergleichen 17 und 1740 waren, die Graswur zeln jerflören, oder 18 f ſehr naſſe Jahre eintreten, oder wenn ausgetretene Fluͤſſe und Ueberſchwemmungen ſehr lange auf den Wieſen ſtehen bleiben, dann faulen viele Graswurzeln, dieſer Geruch ziehe TEN — / „ — 108 Don den Inſecten. Werres, zieht die Inſeckenmuͤtter her „und fo verbreitet ſich dies Thier immer mehr. Auf unſern Wieſen ſtehen vielerley Graͤſer. Die Raupe verſchont aber kein einziges, als das Wieſenfuchsſchwanzgras, das ohnehin zur Vieh⸗ zucht vortreflich iſt, und auch in dieſer Ruͤckſicht immer mehr angepflanzt zu werden verdient. Wo ihr die Grasraupe bemerkt, und ſie nicht gleich im Anfang wieder zu verm indern ſucht, da wird ſie euch nicht nur im ſelbigen Jahr, wo ſie das Gras abfriſt, ſchaden, ſie wird auch Gelegenheit geben, daß das Unkraut, deſſen Saamen immer im Boden liegt, aufſchießen kann, ſo⸗ bald naͤmlich das gute Gras weggefreſſen iſt. Man kann auf ſolche Wieſen Schweine ſchicken, die wuͤhlen die Raupen auf, aber ſie zerſtoͤren, freylich auch die Wurzeln. Man hat bemerkt, daß auch Kraͤhen auf dieſe Raupen Jagd machen, 0 verſcheuchet dieſe nicht von den Wieſen. Sie freſſen kein Gras. Um dem Boden die uͤble a ffenheit, die am Verſaulen der Wurzeln ſchuld iſt, zu benehmen, kann man im Herbſt einige Fuder Kalt oder Mergel auf der Wieſe verbrei⸗ ten, fo wird der Grund trockner, und der Kalkmergel zieht die Saͤure, die uͤberhaupt 50 Wieſe ſchaͤdlich iſt, an ſich. An das Aufſuchen der Eyer, oder der verpuppe ten Raupen iſt nicht zu denken. Sie ſind zu klein, und man wuͤrde das noch verſchonte Gras ſelber zertreten. je In Schweden zog man Gräben um die Wieſen, und ließ ſie mit Waſſer anlaufen. Wenn dann die Gras⸗ raupen weiter ziehen wollten, ſo fanden ſie im Waſſer ihren Tod. Weil aber immer wieder junge Brut genug zuruͤckbleibt, wenn nur einige ſich auf der Wieſe verwan⸗ | 120 ſo iſt es ch beſſer, Re man die Wieſe, wo möglich, a 8 ſobald 4 U * \ N Von den Inſecten. Mittel dagegen. 109 ſobald ſich das Uebel zeigt, ganz unter m feet; ſo e Jun ge und I unter gehn. e 9. Eine bach en ere Plage für die Baͤume in dan Gärten und in den Feldern find die überall bekannten Maykaͤfer. Sie paaren ſich bey uns am Ende des Mays gegen Abend, und gleich nach der Schwaͤngerung vergraͤbt ſich das Weibchen, das man an den kuͤrzeren Fuͤhlhoͤrnern vom Männchen unterſcheiden kann, in den Boden, und legt nach etlichen Tagen zwölf bis achtzehn Eyer, worauf es matt hervorkommt und ſtirbt. Aus jenen Eye kriechen die ſogenannten Engerlinge oder Brachwuͤrmer aus, die, wie man gewiß weiß, von den Wurzeln grüner Raſen leben, drey Jahre im Rau— penzuſtande bleiben, und anderthalb, auch zween Zolle groß werden koͤnnen. Vielleicht ſchaden fie im erſten Jahre nicht ſehr viel, aber im zweyten und drirten Jahre ſind die Freßwerkzeuge ſchon ſtark genug, um viel Unheil anzu ichten. Wenn der Winter kommt, verkriechen ſie ſich in Boden, und gehen deſto tiefer hinab, je lockrer und beſſer das Land iſt. Im dritten Spaͤtjahr machen ſie ſich unten in der Erde mit Hülfe ihres Schleims ein Gehäͤuſe aus Erde, und verwandeln ſich darinn in May⸗ kaͤfer „ erſcheinen im Fruͤhjahr, und freſſen die Baͤume uͤber der Erde ab, indeß daß andre Engerlinge den Pflanzen unter dem Boden ſchaden. Ganze Hecken, ſtarke Eichen, und große Caſtanienbaͤume werden von ihnen ganz kahl gefreſſen. In einigen Laͤndern, z. E. in Frankreich, ſollen die Raupen gar vier und mehrere Jahre im Boden leben, und alles, was auf den Feldern. iſt, zerſtoren. Im Gartenland iſt keine Pflanze, nicht 1 110 Von den Inſecten Mittel dagegen. der Sallat, nicht der Kohl, nicht die Ruͤben vor ihnen ſicher. Aber oft kommen ſie auch in die Getreidefelder, und nagen ſonderlich die Wurzeln des Roggens oder des Korns ganz ab. Ich vermuthe, daß nicht einmal alle Maykaͤfer (die vollkommnen Inſecten) am Ende des erſten Sommers ſterben. Vielleicht leben ſie auch als ausgebildete Thiere mehr als einen Sommer, und liegen fo, wie ihre Raupen, im Winterſchlaf. Denn ich habe ſie gar oft noch in der Weinleſe, waͤhrend dem Herbſt, in den Reben völlig munter und friſch gefunden, und gar oft ſehe ich ſchon im April Maykaͤfer herum⸗ fliegen. Ihr ſeht alſo aus dem vielfachen Schaden, den dies Inſect anrichten kann, daß man Urſache hat, darauf aufmerkſam zu ſeyn. Treibet oͤfters die Schweinheer⸗ den auf ſolche Felder, wo viele Engerlinge ſind, ſie ſuchen fie auf, und freffen fie bey Taufenden. Ob fie der Maulwurf friſt, zweifle ich noch. Aber das kann ich nicht genug ſagen, daß ihr die Voͤgel, die uns Gott gegeben hat, ſchonen ſollt. Auf den Baͤumen er⸗ haſcht zuweilen ein großer dreiſter Spatz einen Maykaͤ⸗ fer, und das mag im Ganzen, weil wir ſo viele Sper⸗ linge haben, doch etwas ausmachen. Eben fo muͤßt ihr, wenn ihr die Brachfelder und andre Aecker wieder um⸗ pfluͤgt, die ſchwarzen Kraͤhen, die ſich hinter euch ver⸗ ſammlen, niemals mit der Geißel wegjagen. Denn dieſe 0 Voͤgel kommen nicht, um euer Saatkorn zu ſtehlen, fondern um die Engerlinge, die euer Pflugeiſen mit den Schollen aus der Erde wirft, zu verzehren. Die Engerlinge koͤnnen die freye zuft nicht ertragen. Da⸗ her bohren ſie ſich gleich wieder mit dem Kopf in die Erde, und wollen ſich wieder verbergen. Die Kraͤhe 1 | weiß Von den Inſecten. Mittel dagegen. 111 weiß das durch ihre Naturtriebe, daher wagt fie es, und kemmt hart hinter den Pflug, erhaſcht die Engerlinge, und thut euch einen wahren und wichtigen Dienſt. Wo ſie auch irgendwo eine welkende Pflanze ſehen, da ſagt ihnen wiederum ihre Natur, daß unten an der Wurzel ein Engerling fist, fie hackt deswegen neben dem abge⸗ ſtorbenen Gewaͤchs in die Erde, und zieht den Zerſtoͤrer der Wurzeln hervor. Eben ſo werden ſie von den der dermaͤuſen gefreſſen. Auch hat ein Naturforſcher in Ungarn oͤſters um das Neſt einer kleinen Eulengattung viele zerſtreute Fluͤgeldecken von Maykalfern gefunden, und daraus mit allem Recht den Schluß gemacht, daß dies Eulenweibchen, das, wie alle Eulen ebenfalls um die Abendzeit, wenn die Maykaͤfer ſchwirren, herum. fliegt, ihre Jungen mit dieſen Käfern ernaͤhrt, ihnen aber vorher die Fluͤgeldecken, als welche den Jungen zu hart waͤren, abreißt, und ſie hinauswirft. Ihr ſeht alſo, daß die Guͤte des Schoͤpfers ſelber dieſen ſchaͤdlichen Thieren wieder Schranken geſetzt hat, und daß es eine wahre Wohlthat fuͤr euch iſt, wenn man euch jetzt mit dieſen Einrichtungen der Natur bekannt macht, deren Erforſchung viele Jahre, und den vereinigten Fleiß vie⸗ ler achtungswerther Männer gekoſtet hat. Wenn es aber doch zuweilen der Vorſehung Gottes, die ihren Seegen in der Natur uns armſeligen Geſchoͤpfen entziehen kann, wenn fie will, gefaͤllt, dieſem Thiere eine günflige Witterung zu feiner Ausbreitung zu ſchenken, fo muͤſſen wir allen Ernſt daran wenden, und die Maykaͤfer im ganzen Land, von einer Gegend zur andern, durch aufa gebotene Dorfer, von den Baͤumen ſchuͤtteln laſſen. So 8 es unſre Nachbarn in der Pfalz im Jahr 1752, Nuts 7 112 Von den Inſecten. Mittel dagegen. laͤuteten ein Zeichen mit der Glocke, verſammleten, weil es allgemeines Elend war, auch alle Leute, zahlten fuͤr N das Viertel Maykäf er zwoͤlf Kreuzer, und brachten in kurzer Zeit fo viel zufammen, daß man bald 600 Gul⸗ den ausbezahlt hafte. Setzt man aber dies Mittel etli⸗ che Jahre nach einander mit wahrem Eifer fort, ſo kann dadurch der Maykafer ziewlich eingeſchraͤnkt werden. Merkt man, daß die Engerlinge unter dem Boden zu ſehr uͤberhand nehmen, fo muß das Geireideland etliche⸗ mal im Jahre tief aufgepfluͤgt werden, und nach jedes⸗ maligen Aufpfluͤgen muͤſſen die Schweine hingeſchickt werden, damit ſie dieſe ſchaͤdliche Raupen wegfreſſen. Mit den geſammleten Maykaͤfern kann man noch die Fiſche im Waſſer maͤſten, wenn man ſie naͤmlich vorher in ſeſtgeſtanpften Gruben, die man in die Erde gemacht hat, mit hoͤlzernen Keulen zu einem Brey geſtoßen hat. Die Enten freffen auch einige davon, wenn man fie ih⸗ nen vorwirft, aber fangen koͤnnen ſie ſich freylich nicht, weil dieſe Voͤgel nicht auf die Baume fliegen. Unſre gemeine Huͤhner wollen ſie nicht freſſen, aber die Kale⸗ kuter oder Truthaͤhne und welſche Hennen fechten; fe wie man ihnen mae ar, 10. Gegen viele andre Eleine Käfer; 0 die in euren Haͤuſern und Vorrathskammern, an Holz, an Wolle und Leinwand, an dürren Gemuͤſen, an getrocknetem und gekochten Obſt, an Fettwaaren, am geraͤucherten Fleiſch, an trockenen und friſchen Saamen, an allen moͤglichen Sachen nagen, und oft viel verderben, kann ich euch freylich kein allgemeines Mittel geben. Die Thiere ſind ' " klein, ſo geſchmeidig, ſo geſchwind, und ſo unzaͤhlich, | | . Von den Inſecten. Mittel dagegen. 113 | daß wir ſie nirgends ganz abhalten koͤnnen. Wenn Oel. farben, oder Fett, oder char friechende Sachen, oder bittre Salben, oder Rauch von Schwefel und andern | beißenden, erfticfenden und betaͤubenden Dingen einige | vertreiben, ſo kommen wieder andre, denen die Mittel, die gegen die Vorigen geholfen haben, gerade angenehm und erwuͤnſcht find. Einige Bohrkaͤfer greifen das ſchaͤrfſt Pulver von Toback an, und legen ſerber ihre Euyer in eine Pil'e von Biſam, die man ſonſt um ihres ſtarken Geruchs willen zur Verjagung der Inſecten hin⸗ legt, wo man etwas Koſtbares erhalten will. Es geht euch Landleuten aber nicht allein ſo. Dieſe geſchaͤffti tige Thiere freſſen oft die Fol baute n Sachen auf, fie ver⸗ ſchonen die ſeltenſten Bücher, die ak Pflanzen, die ſchoͤnſten ausgeſtopften Voͤgel und Thiere nicht. Sie freſſen oft wichtige Urkunden, alte Schriften und Pa⸗ piere „die Krieg und Frieden veranlaſſen koͤnnen, in. kurzer Zeit ganz auf, und machen im Dunkeln mit ihren ſcharfen Zaͤhnen immer fort, ehe man ſie nur entdecken kann. Wir wuͤrden wahrlich reicher ſeyn an allerley Schätzen, und würden mehr wiſſen aus der Vorwelt, das nicht blos gelehrter Tand, oder unfruchebarer Wuſt waͤre, wenn nicht die kleinen Käfer, Schaben und Motten ſo manches geſchaͤndet oder ganz vernichtet haͤt⸗ | ten. Man hat freyiich Mittel, wodurch man ſich, we⸗ nigſtens auf einige Zeit, dieſe hungrige Gaͤſte vom Hals ſchaffen kann. Aber mit Queckſilber, mit Schwe⸗ feldampf, mit Campher, mit Alaun, mit Arſenik und dergleichen Dingen koͤnnt ihr nicht allemal umgehen, ohne euch großen Geſahren auszuſetzen. Man duldet doch aber allemal ein kleines Uebel lieber, als daß man Oec. Naturg. II. Th. H ſich, 114 Von den Inſecten. Mittel dagegen. ſich, oder die S. einigen, in Lebensgefahr flürze. Und ihr duͤrft ſicher glauben, daß es im Ganzen doch gut iſt, wenn alles, was todt, faul, angeſteckt, und halb verdor⸗ ben iſt, aufgefreſſen und in ſeinen erſten Stoff verwan⸗ delt wird. Alsdann entſteht in der Werkſtaͤtte der NMa⸗ tur wieder etwas Neues und Vollkommnes daraus, wie man zerbrochene Glasſtuͤcke wieder in Ofen Wiek oder den Moͤrtel von alten Gemaͤuren wieder zu gutem Kalk brennen kann. Von einigen Kaͤfern, die auch nicht viel größer find, als die ſchaͤdlichen, iſt der Nutzen ſicht⸗ bar. Einige freſſen die noch kleineren Milben, oder Mieten auf, gegen die wir gar nichts ots wuͤßten. Andre verſcharren den gefängften Unflath in den Boden, und legen ihre Eyer darein. Das kommt doch am Ende alles der Erde wieder zu ſtatten, und die | Oberflaͤche wird dadurch ſauber. Andre ſterben, wenn ihr das Zeug, oder den Koͤrper, an dem ſie nagen, plöglich den heißen Sonnenſtralen ausſetzt. Noch andre koͤnnen den Zug der Luft nicht ertragen, beſonders, wenn man es ſo einrichten kann, daß die Luft unmittelbar uͤber fie hinſtreicht. Es ſcheint, dieſe Thiere, die die Ver⸗ borgenheit, die einſame Stille und Ruhe lieben, werden dadurch beunruhigt und ſterben. In einem Lothe Weizen und andern Mehl find oft beynahe 700,000 kleine Milben. Dieſe verzehren es ganz, und machen es mufficht oder dumpficht im Geruch, weil ihre Eyer, ihre Haͤute und Schalen zuruͤckbleiben. Daher muß eine fleißige Hausmutter das Mehl recht trocken halten, und es oft ſieben. Dann das Inſect kann wegen Eee ſteiſen Haaren nicht durch das Sieb gehen. In 4 Waͤldern iſt ſeit einiger Zeit der ae häufiger, hei als 5 Von den Inſecten. Mittel dagegen. 115 als ſonſt. In einigen Gegenden von Teutſchland iſt er bereits eine Plage des Holzes geworden. Er greift aber nur das faule Holz an, kriecht als Raupe auf den Gipfel des Baums, ſetzt ſich zwiſchen das Holz und die Rinde, verzehrt daſelbſt den Saft, und zieht, immer unter der Rinde, in unordentlichen Gängen, die er ſelber ausfriſt, auf dem Baum, beſonders auf Nadelbaͤumen, herum. Der Baum, der auf dieſe Art feine Säfte verliert, ver⸗ trocknet, wird ganz bleich, und ſteht vollends ab. Nach⸗ dem ſich die Raupe endlich verwandelt hat, bohrt ſich der geflügelte Käfer ducch viele kleine Locher in der Rinde durch, und ha einen andern Baum, um feine Eyer hinzulegen. Die Policey des Waldes ſorgt daher, daß ſolche einmal angegriffene Bäume lieber gleich gefaͤllt werden, damit nicht durch die kranken Staͤmme Inſecten herbeygezogen werden, die auch den Geſunden ſchaden, und alles, was ihr zur Verhuͤtung dieſes ſehr ſchaͤdlichen Borkenkaͤfers beytragen koͤnnt, iſt, daß ihr und eure Kinder alle, auch die geringſcheinenden Beſchaͤdigungen und Verletzungen der Bäume im Wald ſorgfaͤleig ver⸗ meidet. Denn ein kleiner Schade, der an ſich vielleicht den Baum im Wachsthum nicht ſtoͤrte, lockt dieſe und andre Inſecten her, die ſich hernach immer mehr aus⸗ breiten, jemehr ſie Nahrung finden, daher man ſie be⸗ ſonders nach dem ſtrengen Winter 1739 und 1740, der in allen Waldungen viele Baͤume vernichtet hat, mehr als font bemerkte. 11. Schwerer noch, als die bisherigen Kaͤfer, ſind die kleinen Erdfloͤhe, die faſt gar kein Gartengewaͤchs verſchonen, z mene. Ihr ſolltet aber erſt die | 92 a / 116 Von den Inſecten. Mittel dagegen. Ra » Geſchichte dieſer kleine Thiere noch genauer bemerken, als man ſie bisher weiß, damit man hernach zuverlaͤßige — — Mittel gegen ſie erfinden koͤnnte. Man hat immer vor⸗ geſchlagen, Aſche auf die Beete zu ſtreuen, und es iſt 1 ſo lange Aſche da liegt, koͤnnen die Erdfloͤhe nicht ſchaden. Aber das Mittel muͤßte öfters wiederholt 1 Dann der Regen ſchlemmt die Aſche in die Erde, die Winde führen fie fort, und zu ihrer Wirkſam⸗ keit wird nothwens dig erfordert, daß ſie trocken ſey. Wenn der ganze Garten von Erdfldhen wimmelt, 7 ſitzen ſie doch im oder zwiſchen dem Gras nicht. Man kann deswegen, wenn man z. B. Blumenkohl vor ih⸗ nen bewahren will, im Grasgarten eine Stelle aufbre⸗ chen, den Platz duͤngen, und daſelbſt Blumenkohl an. pflanzen. Doch kann man es nicht laͤnger, als einige Jahre nach einander, auf eben derſelben Stelle thun. Die Erdfloͤhe merken endlich den neuen Kohlgarten, kommen und holen auch dort, was ihnen die Natur a laubt hat. Was ich vom Streuen mit Aſche geſagt habe, das gilt auch vom Streuen mit Kalk. Er ver⸗ liert bald alles Schaͤdliche für dieſe Käfer, „ weil Luft, Regen und Sonnenſchein auf ihn wirken koͤnnen. Die Pflanzen, deren Blaͤtter beſonders zart ſind, alle die man nicht im Schatten, nicht unter Baͤumen ziehen kann, alle die, die in Miſtbeeten gezogen, und hernach bey trockner Jahrszeit verſetzt werden muͤſſen, und nicht einige Wochen lang gegen die Sonne mit Geſtraͤuche bedeckt werden koͤnnen, werden gewiß von ihnen gefreſſen. Man kann ſie aber, wenn ſie im Sonnenſchein Trupp⸗ 171 weiſe auf den Blättern ſitzen, mit den Fingern zerdrücken. Ein geſchickter Mae ſchob zwiſchen die W . Von den Inſecten. Mittel dagegen. 11 der Blumenkohl oder Wirſingpflanzen alte Breter, oder Papiere mit altem dicken Truͤboͤl, oder Vogelleim, und ſtieß nun die Pflanzen von der aͤußern Seite ſo an, daß die Erdfloͤhe ſelber in ihre Gefangenschaft huͤpften, und in großer Menge in der klebrigen Materie haͤngen blieben. Man irrt ſich, wenn man meynt, daß ihre Eyer in die Miſterde gelegt wuͤrden. Die Weibchen legen ſie hinter die hohlen Schalen der Tannen und an⸗ drer Baͤume, ſchon im Januar hat man dort im feuch« | ten Wurmmehl kleine weiße Raupen entdeckt „aus Wels chen eine Art Erdfloͤhe oder Blattkaͤfer entſteht. Man kann alſo in den drey erſten Monaten des Jahrs von den Staͤmmen der Baͤume, Birken, Ellern, Tannen, Pappeln ꝛc. die Schale überall, wo fie locker iſt, mit der — Baumkratze abkratzen, und hernach die Staͤmme ſelber in ihren Ritzen und e mit beſondern Buͤrſten, die in heiße Laugen eingetaucht worden ſind „ reinigen. Die Blätter der Pappeln werden von einer Art Erd⸗ floͤhe oft fo aus zefreſſen und geſchaͤlt, daß nichts von der obern und untern Haut des Blatts mehr uͤbrig iſt, und daß die bloßen Gefaͤße oder Rippen des Blatts zuruͤck⸗ bleiben. Ein erfahrner Gärtner weicht die Saamen, 2 denen der Erdfloh beſonders gefährlich iſt, z. B. Ruͤben, Flachs, Kreſſe, Kohl ꝛc. erſt ein wenig in Waſſer, das eine Zeitlang über kleingeſchnittenem Knoblauch geſtanden hat, trocknet ihn ab, und ſaͤet ihn alsdann gleich. Vermuthlich werden die jungen Pflänzchen nicht angegriffen, weil der den Erdfldhen unangenehme Ge⸗ ruch des Knoblauchs noch eine Zeitlang daran haftet. Aus Amerika iſt durch Erbſen auf Schiffen der Erbſen⸗ eäfer, der dort die Leute g genoͤthigt hat, den Erbſenbau > H 3 an us Von den Inſecten. Mittel dagegen. an vielen Orten einzuſtellen, auch zu ung gekommen; 185 in der Gegend um Frankfurt und Hanau thut das kleine Thierchen ſchon großen Schaden. Sie paaren ſich gerade, wenn die Erbſen junge Schoten anſetzen, und legen ihre Eher faſt in jede junge Erbſe, die hernach von den Raupen chest. n werden. Sie verpuppen ſich in der Erbſe, und ſprengen endlich, wenn ſie Fluͤgel bekommen, und den Winter uͤberſtanden haben, ein klei⸗ nes innen losgenagtes Deckelſtuͤck ab. Wo ſie einmal find, da fie man ja feine eigene Erbſen nicht aus, laſſe andre aus reinen Gegenden kommen, und 355 auch dieſe vorher ſorgf altig aus. 12. Unter dem Namen Kornwurm, oder beſſer Kornraupe verſteht man zwo Gattungen Ruͤſſelkaͤfer, davon der eine roth, der andre ſchwarz, und auf Korn⸗ boͤden, und in Baͤckerlaͤden, Kornhäufern, auch in Kramlaͤden gefaͤhrlicher, als jener iſt. Man nennt ſie ſo, weil ſie einen langen hornichten hervorſtehenden Schnabel, oder ſcharfen Ruͤſſel haben, mit welchem ſie die Getreidekoͤrner ausfreſſen. Der Letztere iſt wenig groͤßer als ein Floh, ſein Mund iſt ſchmal, aber lang, auf dem Bruſtſchild hat er einige Punkte, pechſchwarz find feine Fluͤgeldeckel, aber, weil er keine Fluͤgel unter ihnen hat, kann er auch nicht von einem Boden auf den andern fliegen. Sie paaren ſich im Fruͤhjahr, und ſte⸗ chen die Eher in die Koͤrner. Die Raupen ſchluͤpfen bald aus, freſſen erft ihr Korn , ziehen hernach Faͤden, und kriechen an dieſen von einem Korn zum andern. Sie freſſen den ganzen Sommer, und erſt, wenn kalte | Naͤchte und Eisfröfte kommen, verlaſſen fie das Getreide, Ver ) ee wir x — 3 its dagegen 19 | verkriechen ſich in die Spalten der Mauren und Wände, und ſitzen unbeweglich dort, freſſen den ganzen Winter nichts, und verwandeln ſich im Frühjahr. Man hat berechnet, daß Ein Paar von dieſen Kornruͤſſelkaͤfern in fünf Monaten 6045 Junge gezeugt hat. Was Wunder, daß oft von ihnen in vier Wochen der dritte Theil des Weizenhaufens aufgezehrt worden iſt? Zuwei⸗ len ſterben, wenn die Witterung ſehr kalt wird, viele Tauſende von ihnen. Wenn man durch Sieben und Umſtechen des Getreides helſen will, in der Abſicht, das Inſect zu beunruhigen, daß es feine Ener nicht in die Korner legen ſoll, ſo muß dies im Fruͤhjahr und im Sommer geſchehen, wo ſie Eyer legen, im Winter nutzt es nicht, wie ihre Lebensgeſchichte zeigt. Wenn man auch das Getreide doͤrrte, oder die aͤußre Schale auf allerley Art erhaͤrten wollte, ſo iſt der Ruͤſſel dieſer Kaͤſer doch ſcharf genug durchzuſtechen. Und wenn ihr auch geraſpeltes Horn auf Kohlen werfen, oder Schwe⸗ feidampf auf dem Getreideboden veranſtalten wolltet, ſo koͤdtet das doch noch lange dieſe Inſecten nicht, wir muͤſſen ihren Geruch nicht nach unſrer Naſe beurtheilen, und nicht Mittel ergreifen, „ wobey Haus und Hof im Feuer aufgehen kann. In Engelland hat man oft den Boden auf eine kurze Zeit von dieſen Kaͤfern gereinigt, wenn man. friſches Heu ſtatt des Getreides auf den Fruchtkammern aufgehaͤuft hat. Die Raupen dieſer Nuͤſſelkaͤfer freſſen kein Heu, und gehen alſo davon, aber nach einem Jahr iſt ſchon der Geruch des Heues verflogen, und fie kommen wieder. Und eben das wuͤr⸗ de wahrſcheinlich der Erfolg ſeyn, wenn man Flachs⸗ ſaamen darauf ausbreiten wollte. Wer ſie nicht herbey⸗ | 24 JTDiehben 7 120 Vonden Inſeeten. Mittel dagegen. ziehen will, der huͤte ſich, unreifes und nicht genug ges trocknetes Gerreide in die Scheune, oder auf den Frucht⸗ boden zu bringen. Man weiß aber, daß dieſe Korn raupen am meiſten in dunkeln Winkeln die Fruͤchte an⸗ fallen, und dort ihre Eyer ausſchuͤtten. Daher iſt es gut, wenn man durch Fenſter ſo viel als moͤglich Licht in die Fruchtkammer zu leiten ſucht. Man glaubt auch, daß ſie von den Ameiſen verfolgt werden, (deswegen wäre es aber doch laͤcherlich, wenn man ſelber Ameiſen⸗ 5 haufen ausſtechen, und in das Haus tragen wollte,) und daß die Raupen im Sommer, wenn man einmal. alles Getreide wegnaͤhme, und fie dadurch entweder zu ſterben, oder wegzuziehen noͤthigte, den Hunger nicht uͤber acht Tage aushalten koͤnnen. Die Schlupfwinkel und Spalten in den Fruchtboͤden muͤſſen beſonders wohl ausgekehrt werden, weil man dort am erſten die Eyer vermuthen kann. Im Anfange des Winters, wenn ſie nach den Waͤnden kriechen wollen, kann man auch alte Töpfe, die außen rauh, vom Feuer angegriffen ſeyn koͤn, nen, aber inwendig ihre Glaͤtte haben muͤſſen, hinſtellen. Darein fallen die Raupen, gerathen in Winrerfchlaf, und koͤnnen um Weihnachten mit ſiedendem Waſſer ge⸗ toͤdtet werden. Wenn ihr da, wo euch die Kornrau⸗ pen viel ſreſſen, auch Toback baut, fo laßt den Frucht. boden reinigen, und trocknet einmal Tobacksblaͤtter darauf. Der betaͤubende Geruch dieſer Pflanze vertreibt faſt alle Inſecten, daher iſt ein Mann, der Toback raucht, auf ſeinem Zimmer immer viel weniger, als an⸗ dre deute, von Wanzen, Schnaken, Floͤhen, Grillen, Staubläufen ꝛc. geplagt. In Italien wirft man todte oder lebendige Krebſe auf den Kornhaufen und weiß „„ elne. ee ne an Von den Inſecten. Mittel dagegen. 121 aus Erfahrung, daß die Kornraupen alle in einigen Stunden ſchon anfangen davon zu gehen. Nach zween oder drey Tagen ſoll kein einziger mehr zu ſehen ſeyn. Verliert der todte Krebs ſeinen Geruch, , der bekannter⸗ maßen ganz unausſtehlich iſt, und alle Tauben i in kurzer Zeit aus einem Taubenhaus verjagt, ſo muß man wieder wa friſche Krebſe auf dea Fruchtboden ſetzen. Eben fo fell man die K Fohlraupen von den Kohlfeldern abhalten koͤn⸗ nen, wenn man einige todte Siredfe,i in dem Feld, ſobald die Pflänzchen wachſen, hie und da vergraͤbt, damit ſie | faulen und ſtinken. Andre haben vorgeſchlagen, die . Kornſchaufel öfters in aufgeloͤſten Salmiak, in unge⸗ loͤſchten Kalk zu tauchen, oder den Fruchtboden und alle Wande mit abgekochtem bittern Wermuth zu beſtrei⸗ chen. In Schweden ließ einer ſeine ganze Fruchtkam⸗ mer bis an das Dach mit einem Pfund Vitriol, das in kochendem Waſſer aufgeloͤſt war, een und die Kornraupen wurden gluͤcklich vertrieben. Man kann auch, ſobald man dieſe Juſecten merkt, das Getreide gleich auf Matten in die klare Sonne legen, es duͤnne ausbreiten, und oft umwerfen, beſonders an einem ſehr heißen Sommertag, fo werden durch die Hitze der Mit⸗ tagsſonne wohl hunderttauſend Raupen getoͤdtet. Man kann es auch auf eine Darre legen, die nicht einmal ſo heiß iſt, als unſre Oefen im Winter, ſo werden dadurch Eyer, Raupen und Kaͤfer getoͤdtet. Indeſſen laßt die Zugluft uͤber den Fruchtboden ſtreichen, und bringt das * Getreide wieder hinauf. Man kann auch die Fugen im Boden und in den Waͤnden mit Theer beſchmieren, und allerley kleine Gefäße mit Theer hinſetzen, darinnen fängt man die Raupen, wenn fie von dem Kornhaufen 25 13 15 # * 122 nn Mittel Sagegen. nach han Wänden gehn wollen. Doch das alfervorzüg« lichſte und durch viele Erfahrungen bewährte Mittel iſt, daß man den Boden ſehr rein mache, alle Fugen mit Kalk und Gyps verſtopfe, um die Winterwohnungen der Raupen zu verſchließen, uͤberdies noch den Boden mit heißem Waſſer, worinn Salz aufgeloͤſt worden iſt, ſorg⸗ faͤltig abwaſche, und nun friſches Getreide hinaufbringt, und wenn es anders der Ort und die Umſtaͤnde erlauben, unmittelbar uͤber dem Kornhaufen einen ſtrengen Durch⸗ zug der Luft mache. Die Erfahrung hat gelehet, daß in einem ſtarken Streichen der Luft kein Inſeet leben kann. Wo dieſe fo zukommt, daß fie fie felber und im- mer treffen kann, da ſterben ſie ſchaarenweiſe, und ihre Brut gedeiht nicht. Doch von dieſen und andern vor⸗ theilhaften Einrichtungen des Gebaͤudes will ich euch bey der Lehre vom Getreide mehr ſagen. Weil wir aber eben auf dem Fruchtboden find, fo lernet noch den weißen Kornwurm, oder die Raupen eines kleinen Nacht⸗ ſchmetterlings kennen, der grau iſt, beynahe wie eine Motte ausſieht, im Maymonat zuerſt ausfliegt, am Abend auf den Fruchtboden kommt, zwar nicht ſelber Korn friſt, aber ein Korn nach dem andern durchſticht, und ſein Ey hineinlegt. Begreiflich ſind die Eyer ſehr klein, daher find oft 50, 60 Eyer an einem Korn, oft aber nur zwey. Nach wenigen Tagen kommt eine kleine gelblichtweiße Raupe mit einem rothen Kopf, die Wei⸗ zen, Spelz, Gerſte und Haber angreift, erſt ihr Korn friſt, nachher aber Fäden zieht, und völlig ſich im Som⸗ mer und Winter eben ſo verhaͤlt, wie die Raupen des Kornruͤſſelkäͤfers. Im Fruͤhjahr entſteht aus den Puppen wieder ein Nachtſchmetterling und dieſer legt wieder . U Von den Inſecten. Mittel dagegen. 123 wieder Eyer. Die Raupen dieſer Art haben ſchon oft in Einem Sommer mehr als den zwanzigſten Theil des Haufens verzehrt, und wenn fie auch nicht fo viele Koͤr⸗ ner freſſen, ſo beißen ſie doch viele andre an, und zerſtoͤ⸗ ren das Keimchen, woraus das Wurzelchen haͤtte wach⸗ fen ſollen. Daher müßt ihr beſonders das zur Wieder, ausfaat beſtimmte Getreide vor dieſen Raupen bewahren. Es helfen aber gegen ſie alle die Mittel, die ich euch ge⸗ gen den Kornruüſſelkaͤfer empfohlen habe. In das Ruͤſſelkaͤfergeſchlecht gehören noch viele gefaͤhrliche Feinde unfrer Obſtfruͤchte, und beſonders auch der Weinſticher, der im Fruͤhjahr feine Eyer in die Augen oder Bluͤthenknoſpen des Weinſtocks ſticht, und in der e und Be des ae große Klage BR U ’ 13. Durch die Menge der Ohrwürmer der Ohr. mitzler wird das Obſt und vorzuͤglich die Huͤlſenfruͤchte gewaltig zerftört, Im Munde hat das Thier zween Zaͤhne zum Beißen, am Schwanz hat es mehr eine Zange mit ſcharfen Zaͤhnen, als eine Scheere zum Schneiden. Beſonders erkennt man das Maͤnnchen an den Zacken inwendig an dieſer unter dem Vergroͤßerungsglas ſehr ſchoͤnen Beißzange. Ehe das Inſect dieſe Geſtalt be⸗ kommt, veraͤndert die Raupe ihre Haut dreymal. Sie ſchaden aber als Raupen und als vollkommne Thiere. Die ſchoͤnen Blumen muß man öfters in den gefüllten Kelchen unterſuchen, und von dieſen gefraͤßigen Feinden reinigen. Man weiß, daß ein Ohrwurm oder Oh⸗ renklemmer, dem man, als er eben ſehr hungrig über den Tiſch lief, mit dem Meſſer gleich unter der Bruſt qucer darch den Unterleib abgeſchnitten hatte, ſich hurtig | ume 124 Von den Inſecten. Witteldagegen. umkehrte, und feine eigene Eingeweide auffraß „bis der Balg und die Klemme am Schwanz allein da waren. Sie verdauen fo ſchnell, als fie freſſen, und haben fo viele Reizbarkeit in ihrem Koͤrper, daß ſich der abgeſchnittne Bauch noch windet, und die Zange feſt zuſammendruͤckt. Sie halten ſich unter Steinen, in der Erde, in den Rinden gefällter Bäume auf, und man würde fie ganz gewiß vermindern, wenn man ſie in den erſten Winters monaten in den Ritzen, Spalten und andern Loͤchern der Baͤume, wo ſie ihre Eyer im März anlegen, aufſuchen wollte. Unterſucht in dieſer Abſicht auch alles uͤbrige Holzwerk im Garten. Ihr werdet immer viele kleine grau und braungeſprengte Motten, oder Muͤtter von ſchaͤdlichen Obſtinſecten finden, die ſich im Herbſt dahin verkriechen, und dort den Winter uͤberſtehen. Wo man ſchoͤne Nelken ziehen will, kann man die Ohrwürmer, die ſie ſonſt bis auf den Grund ausfreſſen, durch die — Aſche, die vom verbrannten Toback in den Pfeiſenkoͤpfen zurückbleibt, vertreiben. Auch ſoll das Waſſer, worinn man in der Kuͤche Kohl, Wirſing, Kohlrabi ꝛc. zum erſtenmal abgekocht hat, gut gegen fie ſeyn. Verirrt 9 ſich etwa dieſer Zangenkaͤfer einmal in des Ohr, fo duͤrft ihr nicht befuͤrchten, daß er ſogleich die Haute im Ohr durchbohren, und in das Gehirn kommen koͤnnte. Doch wird er allemal dem, der ihn im Gras, oder ſonſt irgendwo bekommen hat, ein quaͤlendes Jucken verurſa⸗ chen, und auf fein eigenes Zuruͤckgehen koͤnnt ihr nicht warten. Man weiß aber gewiß, daß ein Ohrmitzler gleich ſtirbt, wie die meiſten Inſecten, wenn man ihn in Oel legt. Spruͤtzt daher dem Patienten etwas Oel in das Ohr, ſo faͤllt das Inſect gleich todt heraus. En wa In 7 Und 1 Von den Inſecten. Mittel bahn 125 Und da ihr nun ein ſo leichtes und wohlfeiles Mittel bort, fo laßt ja keinen ungeſchickten Barbier in dem Fall ſeine Inſtrumente brauchen, oder hineinlangen, er koͤnnte das mit groͤßeres Ungluͤck anrichten, als das Inſeet ſelber. Man weiß auch ein ſehr artiges Mittel, die Ohrwuͤr— mer in den Gaͤrten „i fangen. Steckt allemal gegen Abend in die Erde zwiſchen den Blumen oder Baͤumen kleine Ruthen oder Staͤbchen ein. Oben auf dieſe legt die hohlen Klauen von Ochſen, Hammeln, oder auch nur Gucken, Teuten von ſtarkem Papier, oder auch Schneckenhaͤuschen, ſo daß die Oeffnung unterwaͤrts ge⸗ kehrt iſt. Weil nun die Ohrwuͤrmer die Kaͤlte und die Feuchtigkeit in der Nacht ſcheuen, ſo kriechen ſie | hinein, und wollen die Nacht in den Knochen, oder in den papiernen Hüllen zubringen. Am fruͤhen Morgen ſäammlet man die Teuten in einen Keſſel, ſchuͤttelt fie aus, und druͤckt ſie ſo lange, bis ſie todt ſind. Wenn ihr aber die Nelken im Zimmer habt, ſo ſtellt ſie auf eine Bank, und jeden Fuß der Bank in ein Gefäß mit Waſſer. Alsdann gehen ſie gewiß nicht daran, dann ſie muͤßten erſt durch das Waſſer, und ſie ſcheuen das Waſſer. 14. Wenn ich euch nur das Vornehmſte aus der Naturgeſchichte der Schaben oder Motten ſagen wollte, ihr wuͤrdet es kaum glauben, mit welchem Fleiß der Schoͤpfer für das Leben und den Wohlſtand der kleinſten Geſchoͤpfe geſorgt hat. Indeſſen zernagt uns dos Thier, ſo lange es Raupe iſt, die Haare der Pelze, eder die Faſern der Wolle am Tuch. Weil es ein aͤußerſt ſchwaches und zaͤrtliches Thierchen iſt, ſo baut es ſich auf dem Boden des Tuchs, oder des Pelzes ſelber eine Woh⸗ N 126 Von den Inſecten. Mittel dagegen. Wohnung, die vorne und hinten offen iſt, ein leichtes Obdach, das aus vielen Faͤden vermittelſt einer klebrich⸗ ten Materie zuſammengeſetzt iſt. Und unter dieſer Huͤlle, die eben fo kuͤnſtlich als vergaͤnglich iſt, zernagt das kleine Thierchen alles, was es rings um ſich herum erreichen kann. Iſt nichts mehr in der Naͤhe zu ihrer Ernaͤhrung, ſo bricht die Schabe das Zelt ab, und ſchlaͤgt es anderswo wieder auf, bis ſie endlich ausge⸗ wachſen ift, und ihre Fluͤgel bekommt. Der Schaden, den unſre Schaben in Europa anrichten, iſt Kleinigkeit gegen das Ungluͤck, das von großen Schaben in heißen Landern entſteht, die nichts verſchonen, und beſonders alles, was von Leder iſt, begierig auffreſſen. Am beſten iſt es, wenn man Pelze und andre Waaren von Zeit zu Zeit ausklopft, in die freye Luft haͤngt, und den Son⸗ nenſtralen ausſetzt. Waͤrme, Luft und Unruhe koͤnnen fie nicht vertragen. Sie ſterben, wenn fie öfters ver⸗ jagt und beunruhigt werden. Von den Heuſchrecken habe ich ſchon geredet. Nur muß ich noch hi nzuſcche N, daß man in Afrika und Aſien die Heuſchrecken ißt, eben ſo wie wir Krebſe oder Froͤſche eſſen. Johannes der Taͤufer aß ſie nach der Nachricht, die Matthaͤus von ihm giebt; der Araber ladet ſeinen Gaſt auf eine Schuͤſſel Heuſchrecken ein; und ſelbſt Europäer mi ffen geſtehen, daß ſie gut ſind, und verdienen 9955 den Markt gebracht zu werden. e 15. Eine ſchäͤdliche Gaktung in dieſem Geſchlecht iſt die Werre, oder der Erdkrebs, Reutwurm ꝛe⸗ Mit den Vorderfuͤßen kratzen ſie die Erde los, und gehen in der Erde hinter ſich und vor ſich. Sie fliegen nicht, und 9 1 | . N 1 3 5 N ; x ' Von den Inſecten. Mittel dagegen. 127 und brauchen die zarten Fluͤgel wahrſcheinlich zum Ge⸗ fühl, In den Gaͤrten beißen ſie alle Gewaͤchſe, ſon⸗ derlich den Kohl, die Zwiebeln, die Tulpen an, ſo daß fie faulen muͤſſen. Auch weiß man, daß ſie mit ihrem ſcharfen Gebiß dem Getreide nachſtellen. Wo die Sonne immer ſcheint, da machen fie ſich ein Neſt in der Erde, das eine kleine harte Höhle in der Tiefe von drey Zollen vorſtelt. In der Mitte des Julius kriechen fie aus den Eyern, wenn dieſe nicht aufgeſucht und zerſtoͤrt werden. Man ſieht aber in einem Topf, daß ſie ſich ſelbſt unter einander freſſen, wenn ihrer mehrere zuſam⸗ menkommen. In Baumoͤl und Weingeiſt ſterben die Werren auf der Stelle. Da, wo ſie am meiſten ſcha⸗ den, mache man am Anfange des Herbſts Gruben, fülle ‚fie mit Pferdemiſt an, bedecke fie wieder, und öffne fie nicht eher, als im Beißjaße, fd wird man alsdann ganze Neſter finden, und Junge und Alte beyfammen | haben. 16. Die Bettwanzen richten eben keinen ant N Schaden an, aber ihr Geſtank ift den meiſten Menſchen Waribglich. Es ſind in der Natur mehr als hundert Gattungen, aber keine ſtinkt fo haͤßlich, als die bekannte Hauswanze. Zum Gluͤck für uns laufen fie nur in der Nacht herum, und find am Tage in ihren Lechern. Die Wanzen auf den Baͤumen und Feldern haben zum Theil eine ſehr ſchoͤne hochrothe Farbe, und ſtinken nicht. Die Bettwanzen lieben ohne Zweifel die Ausdünftuns gen und die Unreinigfeiten von Menſchen und von Thies ren; man hat aber unzaͤhlig viele Mittel, wirkſame und ur gegen fie vorgeſchlagen. Das natürlichfte Mittel ide ſechs oder acht große Baumwanzen die man 128 Von den Inſeeten. Mittel dagegen. | man einige Wochen in die Rammer, oder in die Bett. ſtaͤtte, die mit Wanzen angefuͤllt iſt, verſchlleßt. Sie ſuchen unfehlbar die Bettwanzen auf, und vertilg zen fie, Die Natur hat ihnen dieſen Feind ſelber eatgegengeſitzt. | Man behauptet auch, daß ſich nicht eine ei inzige Wanze in einer Bettſtaͤtte aus Erlenholz aufhalte. Ferner kann man die Fugen der Bettſtaͤtte mit dem Kraut, das wilde Kreſſe heißt, verſtopfen. In einem Zimmer, wo Toback geraucht wird, find fie ſelten. Will man die Naͤgel, Zapfen, Ritzen und Löcher der Bettſtaͤtte von Zeit zu Zeit mit Baͤumdl uͤberſtreich en, ſo werden ſie dadurch ganz gewiß vertrieben. Mit der Bruͤhe von durchſtochenen gtuͤnen Wallnuͤſſen beſtreiche man die Waͤnde und ihre Ritzen, ſo ſterben die Wanzen gewiß. Niſten fie ſich im Umhang ein, ſo ſchuͤttelt dieſen alle Tage aus, nehmt ihn ab, und breitet ihn aus in der Mittags ſonne, noch beffer iſt es aber, wenn ihr gar kei. nen Umhang braucht, weil eure Ausduͤnſtungen, die ſich alle im Umhang ſammlen, dem Thier beſtaͤndig zur Speiſe dienen. Weil man aber oft alle Mittel umſonſt verſucht, fo iſt auch hier wiederum das Queckſilber ein unrügliches, aber ein geſaͤhrliches Mittel. Und eben fo denke ich vom Gruͤnſpan, womit manche die Veit⸗ ſtaͤtten uͤberſtreichen. Mit Kalmusſtengeln vertrei⸗ ben ſie die Zuckerbecker. Breiten ſich dieſe Inſecten ſo ſtark aus, daß ſie im Stubenboden in allen Ritzen und Spalten ſtecken, fo iſt es rathſam, eine Zeitlang Maiſen im Zimmer herumlaufen zu laſſen. Dieſe ſuchen die ſtinkende Thiere ſorgfaͤltig auf, und freffen fie in kurzer Zeit. Ich achte ſonſt richt auf die Mondsveränderuns gen, und ſchaue gar nicht in der Abſi cht i in den Calender, 1 wenn . f 22 ER Wenden duften. Miel dagegen. 129 wenn ich irgend ein Geſchaͤſt im menſchlichen Leben vor⸗ nehmen will, weil ich überzeugt bin, daß das era, wag man ſich ehemals vom Einfluß des Monds einbildete, Thorheit und Vorurtheil iſt. Indeſſen will ich euch far gen, was mir erfahrne und ſonſt kluge Hausmuͤtter ge⸗ ſagt haben. Sie hatten es ſich zum Geſetz ie im zunehmenden Mond nicht zu waſchen, die Betten nicht in die Sonne zu legen, ſie nicht abzuziehen, und friſche Leinwand aufzulegen, auch keine Bodenreinigung zu veranſtalten, nicht die Mauren weiß machen zu laſſen, das Geſchirre zu ſcheuren, oder irgend ein haͤusliches Ge⸗ ſchaͤfft von der Art vorzunehmen, weil ſie und ihre Vor⸗ fahren aus Erfahrung wiffen wollten, daß fie weit mehr Wanzen, Flöhe, Laͤuſe, Muͤcken ꝛc. im Haus haͤtten, wenn ſie efo etwas beym Wachſen des Monds thun ließen. Da dies Mittel nicht aberglaͤubiſch iſt, fo koͤnnt ihr euch diefe Zeit merken, und eure Haushaltung ebenfalls fo einrichten. Geſetzt, wir koͤnnten es nicht erklaren. — Laßt euch dadurch nicht irre machen. Ich ſtudiere die Natur mit allem Ernſt, aber ich bin der Erſte, der euch gerne geſteht, daß wir eigentlich nichts wiſſen, jemehe wir wiſſen, daß wir nichts vollkommen begreifen, wenn wir gleich lange nachdenken, und daß wir nichts erklaͤren koͤnnen, weil wir immer nur das, was geſchieht, ſehen, aber die Kräfte ſelber und ihre > en nie erblicken koͤnnen. 17. Das Korn, oder der Roggen iſt noch auf dem Felde der Beſchaͤdigung von zween Nachtſchmetterlingen, oder Phalaͤnen ausgeſetzt. Die eigentliche Roggen⸗ raupe kriecht aus einem Ey, das die Mutter an den oec. Naturg. II. Th. bi Halm \ zo Von den Inſecten. Mittel dagegen. Halm ſel elber gelegt hat. Sie fri iſtd daſelbſt das Korn aus, kriecht hernach heraus, und verſteckt ſich im Winter in der Erde. Nothwendig muß die Aehre verdorren, und man erkennt die aus gefceſſenen gleich an der weigen Farbe Noch ſchaͤdlicher aber iſt die Fruͤhlingsroggeuraupe, die doch Gottlob! in Teutſchland ſelten iſt. Dieſe liegt am Tage in der. Erde, und kriecht am Abend an den Stengeln in die Hoͤhe. Sie beiſt faſt alle Koͤrner an, und geht von einem Halm zum andern. Man muß den Sommerroggen ſehr früh ſaͤen, wenn dieſe Raupe nicht ſehr ſchaden ſoll. Das Koͤnigreich Schweden iſt beſon. ders mit dieſem Inſect geplagt, und weil ſie beynahe von Gerſte leben, fo iſt auch dort die Gerſtenmade eine wahre Geißel des Landes. Die Raupe ſelber iſt ſehr klein, aber ſie friſt das Gerſtenkorn ganz aus, und laͤßt nichts zurück, als ihren Koth. Man har ſchon oft den jaͤhrlichen Verluſt an Gerſte auf mehr als hunderttau⸗ ſend Ducaten geſchaͤtzt, denn man muß annehmen, daß dieſe Made das zehnte Korn friſt. Lernet daran wieder, daß die Natur gar viele Mittel hat, unſre Glückſeligkeit zu zerſtoͤren, und daß wir die mächtigen und alles aus. richtenden Geſchoͤpfe gar nicht ſind, die wir oft ſeyn wollen, weil wir gegen dieſe kleine Thiere nicht KERPEN koͤnnen. \ 19. Das find ungefähr die wichtigfien Women | der Inſecten, mit welchen wir immer ſtreiten muͤſſen. Ich muß aber, ehe ich dieſe Materie verlaſſe, noch einie ge allgemeine Regeln hinzuſetzen, die ſich auf alle die be. ſondern Mittel beziehen, die ich euch bey den einzelnen Raupenarten vorgeſchlagen habe. a) Wenn ihr die Raupen i im Feld, in den Garten, oder auf den Baͤu⸗ a men 7 1 rn — Von den Inſecten. Mittel dagegen. 13x men vertilgen wollt, ſo iſt es nicht genug, wenn ihr es allein thut. Alle Nachbarn, wo moͤglich, alle „die Theil an einem großen Stuͤck Feld haben, muͤſſen es mit einander an Einem Tage thun, und gleich am folgen⸗ den Tage muͤßt ihr die Arbeit in einer andern Gegend vornehmen. Sonſt macht ihr euch vergebliche Muͤhe. Die Raupen kriechen oft von einem Gewaͤchs, von einem Baum zum andern, und die Inſectenweibchen fliegen aus des Nachbars Garten auf eure Bäume, über Nacht wimmelt es wieder von Inſecten in eurem Gebiet. b) Wenn die Obrigkeit verlangt, daß ihr auch die Baue me an ben Öffentlichen Landſtraßen, und die Alleen von Raupenneſtern reinigen ſollt, ſo verſaͤumet das ja nicht. Sonſt bekommt ihr wieder Obſtraupen, Schmetterlinge und Nachtvoͤgel in ungeheurer Menge von dieſen Bäumen. Man hat laͤngſt die richtige Bemerkung gemacht, daß dieſe Baͤume, beſonders da, wo man ſehr viele Alleen anlegt, eine wahre Pflanzſchule und Werkſtaͤtte der In. ſecten ſind, weil die Baͤume weniger als andre beunru⸗ higt werden dürfen, und unter dem Schutz beſondrer Geſetze ſtehen. c) Von den hoͤchſten und außerſten Zweigen der Bäume kann man auch zuweilen die Raus pen mit Waſſerſpruͤtzen herabwerfen. Denn Naͤſſe koͤnnen nur aͤußerſt wenige Inſecten vertragen, und die Gewalt, womit das Waſſer hingeſpruͤtzt werden kann, wirft ſie von den Blaͤttern herab. Aber eben deswegen muͤßt ihr das Mittel, wo es noͤthig iſt, und wo man es brauchen kann, entweder vor der Bluͤthezeit des Baums anwenden, oder nachdem er verbluͤht hat, weil ſonſt zu befürchten iſt, daß ihr den Baumbluͤthen ſelber Schaden zufügen moͤchtet. d) Ihr habt gehört, daß ſehr viele 440 8 | von f 132 Von den Inſecten. ittel dagegen. von den ſchaͤdlichen Raupen von Nachtſchmetterlingen entſtehen. Ihr wißt auch, daß ſehr viele von dieſen Geſchoͤpfen, ſowohl Männchen als Weibchen, am Abend, wenn wir etwa die Fenſter oͤffnen, nach dem Licht fliegen, und ſich oft die Fluͤgel verbrennen. Es ſey nun, daß ſie das in der Hitze der Wolluſt thun, oder d daß es ihnen nach dem Bau ihrer Augen ein Vergnügen iſt, nach dem Licht hinzuſchwaͤrmen, ſo koͤnnen wir doch in man⸗ chen Faͤllen von dieſer Gewohnheit der Inſecten Gebrauch machen. Zuͤndet naͤmlich am Abend mit geböriger Vor- ſicht auf den Wieſen, oder in den Gaͤrten im Spätjahr ein Flammenfeuer auf einem freyen offenen Platz an, fo werdet ihr die Inſectenmuͤtter ſchaarenweiſe hinein. ſtuͤrzen und ſich felbft verbrennen ſehen. Aber indem ein Weibchen feinen Tod findet, iſt es ſovlel, als wenn ihr etliche hundert Eyer zerſtoͤrt haͤttet. Man kann auch in Zimmern, wo viele Wanzen oder Fliegen und andre Inſecten getoͤdtet werden ſollen, wenn alle Fenſter und 9 eitzen wohl verſchloſſen, auf gluͤhenden Kohlen ſpani⸗ ſchen Pfeffer verbrennen. Es muß aber niemand da⸗ bey bleiben, und wenn man nach acht Tagen wieder hinein geht, muß man gleich die Fenſter aufmachen. e) So oft ihr aber mit der Raupenjagd beſchaͤfftigt ſeyd, fo toͤdtet deswegen nicht alles Lebendige, was euch vors kommt, ſondern nur die Raupen, um derentwillen die Sache veranſtaltet wird. Das iſt insgemein euer Feh⸗ ler, daß ihr das Gute, das Schaͤdliche, und das Min. derſchaͤdliche nicht genug unterſcheidet, und den Schul⸗ digen mit dem Unſchuldigen abſtraft. Die Eidechſen, die Weſpen, die Ameiſen, die kleinen Voͤgelneſter, die | Fröfche, die Kröten, bie Regenwuͤrmer ꝛc. und die Spin. nen, Von den Inſecten. Mittel dagegen. 133 nen, wenn ihr ſie beym Raupenſuchen in ihren Wohnun⸗ gen antrefft, muͤßt ihr leben laſſen, ſonſt ſtoͤrt ihr auf euren Feldern die ganze Ordnung der Natur. Die Weſpen freflen euch freylich zuweilen eine Biene aber fie freſſen auch die Erdfloͤhe. Die Spinnen freſſen nicht ſelber das füße Obſt, oder die Traubenbeeren, for bald fie reif find, fie ſpannen ihre ſeidene Netze nur des« wegen uͤberall auf, damit ſie die kleinen Muͤcken und Fliegen, die ſich immer beym reifwerdenden Obſt aufs halten, und daran faugen, fangen und aus der Welt ſchaffen. Wenn ihr nun dieſen allen im Zorn den Tod ſchwoͤrt, und wollt unbarmherzig alles toͤdten, was euch in die Haͤnde faͤllt, ſo wird euch die Erfahrung mit eurem Schaden lehren, daß ihr als Thoren gehandelt, und den Rath der Naturforſcher haͤttet annehmen ſollen. Die kleineren Käfer freſſen immer noch kleinere. Wenn in den Saamen des Tannzapfen eine Raupe ſitzt, fo hat 1 ſchon wieder ein andres Inſeet Befehl, ihre Eyer wieder in dieſe Raupen zu legen, damit ſie nicht allen Tannen⸗ oder Fichtenſaamen auffreſſen. Und eben ſo hat der Schoͤpfer nicht umſonſt der Ameiſe befohlen, unaufhoͤr⸗ lich am Baum auf und abzulaufen. Der ſuͤße Saft, den fie mit heißer Begierde von den Blättern zuſammen⸗ ſuchen, darf auch nicht ohne Nachtheil des Baums auf dem Laube liegen bleiben. Und ſchon die ewige Erſchuͤt⸗ terung der ſchwaͤchſten Zweige und der ſchoͤnſten Bluͤthen, die unſtreitig durch die Inſecten geſchieht, iſt eine Ab ſicht der Natur, und eine wichtige Wohlthat für die Ge. waͤchſe. f) Wegen dem Verbrennen der Raupen. eyer und Raupenneſter muß ich euch auch erinnern, auf eure Geſundheit Ruͤckſicht zu nehmen. Es kommen N 33 Au- 11 134 Von den Inſecten. Mittel dagegen: zuweilen Raupengattungen vor, beſonders ſehr haarichte und dicke, auf den Eichen und Fichten, die, wenn man fie von den Bäumen herabkratzen will, ihre Haare, wie einen feinen Staub, von ihrem Koͤrper ausfliegen laſſen. Das iſt ein natuͤrliches Mittel der Vertheidigung fuͤr dieſe ſonſt wehrloſe Thiere. Es kann aber, wenn ſolche Haare dem Menſchen in die Augen fliegen, eine heftige Entzuͤndung entſtehen. Ja, wenn man auch die Rau⸗ peneyer und ihre Neſter ſammt den Raupen wirklich ſchon in das Feuer geworfen hat, ſo iſt es nicht gut, wenn ihr nahe dazu ſteht, oder wenn eure Kinder mit bloßen Fuͤßen um das Feuer herumlaufen. Das Gift, das einige Raupen bey ſich haben, wird nun der Luft mitge⸗ theilt, wird durch die Hitze beſonders fluͤchtig und wir⸗ kend, und eure Haut ſchluckt ſehr leicht ſoviel davon ein, daß eine Geſchwulſt am ganzen Koͤrper entſtehen kann. Noch mehr, ſogar das, was von den Haͤutungen, vom Geſpinnſte und vom Unrath der Raupen auf dem Baum zuruͤckbleibt, muß noch i im Winter mit vieler Vorſichtig⸗ keit abgekratzt Werde damit man nicht unvermerkt eini⸗ ges davon mit der Luft einſauge. Doch das ſey genug von den Mitteln gegen die Raupen. Uebet daran euren Verſtand, und erfindet euch ſelber neue Vorſichtigkeits⸗ regeln, die beſonders in dem Lande, das ihr bewohnt, leicht zu beobachten ſind. Und wenn euch auch ein In⸗ ſect, das ich nicht beſonders genannt habe, großen Schaden thun ſollte, fo beurtheilt es nach der Naturge⸗ ſchichte der bekannteren Arten, widerſteht ihm gleich im Anfang, gebt auf ſeine Verwandlung Acht, ſuchet feine. Eyer auf, und verhuͤtet ihre Ausbreitung.) C. *) Damit die gelehrten Naturforſcher, oder etwa auch einer meiner, Zuhoͤrer im Lande, ſich in den Namen der ge⸗ — 7 0 C. Von einigen 5 e | I. Von den Bienen. Da ich euch ſchon hie und da etwas von der Biene oder Imme geſagt habe ‚und unmoͤglich wegen der Menge der Sachen alles ſagen kann, ſo will ich nur einige Anmerkungen uͤber dieſe nuͤtzliche Thiere und ihre Erziehung machen. Die Honig ſamm⸗ lende Biene gehoͤrt in ein Swap ; wohin wohl 60 Arten gerechnet werden. Den ſogenannten Weiſel müßt ihr kuͤnftighin die Koͤniginn, oder die Bienenmut⸗ ter nennen. Sie iſt die einzige Frau im ganzen Staat, von ihr ſtammen alle, alles richtet ſich nach ihr, der Wohlſtand und die ganze Hoffnung des Stocks oder Korbs ruht auf ihr. Doch hat man auch Beyſpiele, daß die Koͤniginn Jahre lang. gefehlt hat ohne Nachtheil für das Volk. An ihren Fuͤhlhoͤrnern find 10 Gelenke. Sie hat auch einen Stachel, ſticht aber ſelten damit, a damit genannten Raupen deſtoweniger irren konne, ſetze ich noch die ſyſtematiſchen Namen, die ſonſt hier uͤber⸗ fluͤßig find, her. N. 1. Phal. neuſtria L. N. 2. Pha- laena difpar L. N. 3. Phal. Chryforrhoea L. N. 4. Larva Papil. Polychlor. L. N. 5. Larva Papil, Cratae- gi L. N. 6. Phal. brumata L. und Ph. defoliaria L. N. 8. Phal. graminis IL. N. 9. Scarabeus Melolontha L. N. 10; Dermeſtes, Stinus, Blatta &c. E. N. 11. Chry- ' ſomela L. N. 12. Phal, Granella und Curculio frumen- tarius und granarius L. N. 13. Forficula auricularia L. N. 14, Blatta E. N. T5. Gryllus Gryllotalpa L. N. 16. Limex ledtularius L. N. 17. Phalaena nictitans, Phal. ſecalis, Mufca Frit L. Man vergleiche H. Prof Beck⸗ manns in Gottingen Grundſätze der deutſchen Landwirthſchaft, und unter vielen andern oͤconomi⸗ ſchen Schriften Berl. Magazin III. J. 1766. St. 1. p. I rc. 1 um den Korb herum. So glaubt man insgemein, und 136 Von den Inſecten. Bienen. damit ſie nicht in Gefahr kommt „daran zu ſterben, wie die Arbeitsbienen. Die Drohnen oder Männchen ha. ben an ihren Süptpörnern 11 Gelenke, und die Geſchlechts⸗ loſe haben 15. Jene tragen nicht ein, wenn ſie auch | ſchon ausfliegen, find meiſtens muͤßig, bringen die Zeit mit Freſſen und mit der Zeugung der Jungen zu. Des⸗ wegen werden ſie aber auch, wenn ſie ihre Beſtimmung | erreicht haben, von den Arbeitsbienen herausgeſtoßen, todtgeſtochen, und liegen alsdann, wie zerſtreute Leichen, fl doch haben die unermuͤdeteſten Beobachter noch nie eine wahre Paarung oder Begattung geſehen, und Koͤnigin⸗ nen, bey welchen keine Maͤnnchen, nur Arbeitsbienen waren, haben doch fruchtbare Eyer fuͤr ſich allein legen koͤnnen, woraus man wenigſtens ſchließen muß, daß wir noch nicht voͤllig zuverlaͤßig wiſſen, wozu die Droh⸗ nen oder Hummeln im Stocke ſind. Zahlreich ſind ſie oft, dieſe ſogenannte Waſſerbienen. In Schwe⸗ den toͤdtete einer am Ende des Julius in Einer Woche in Einem Stocke, der vorher zweymal geſchwaͤrmt hatte, 6120 Drohnen, und ließ noch viele uͤbrig. Der ganze uͤbrige Theil der Bienen aber, oder alle Geſchlechtsloſe tragen vom Februar an bis in den November ein, ſuchen den Blumenſtaub und den Honig nicht von allen, aber von ſehr vielen gelben, oͤlreichen und ſtarkriechenden, Garten⸗Wieſen⸗Feld⸗ und Baumbluͤthen, von einigen als von ihrer Nahrung, von andern mit Wolluſt, von andern nur im Nothfall oder im Mangel beßrer Pflanzen zuſammen, fangen mit der Heidelbeere und mit der Haſelnußſtaude an, und hoͤren mit dem Borretſch auf. Si egen vom ae age bis in die fpäten - Abende Von den Inſecten. Birnen 137 Abende unaufhörlich hin und her, und ſcheuen nur Re. 5 genwetter, und Naͤſſe, wodurch ihre Fluͤgel gelaͤhmt, und ihre Nahrung verdorben wird. An ihren Fuͤßen haben fie haarichte Bürften, fegen damit den Blumen. ſtaub zuſammen, machen mit Huͤlfe des Mundes kleine 5 Kuͤgelchen daraus, ſtecken dieſe noch in der Blume mit Huͤlfe der vorderen Fuͤße in eine Vertiefung, die ſte in den Hinterfuͤßen haben, waͤlzen ſich oft ganz unter den ſtaͤubenden Fäden in der Tiefe der Blumen herum, daß ſie mit dem farbigten Mehl ganz bedeckt werden, und fliegen mit ihrer Beute nach Haus. Mit einem braͤun⸗ lichten Wachſe, das ſie von den Knoſpen der Birken und andrer Baͤume holen, werden alle Riſſe und Deffs nungen am Korbe oder am Stock verſtrichen. Zum Honig ſaugen haben ſie einen ſehr feinen und kuͤnſtlichen Ruͤſſel, den ſie nach Beſchafſenhelt der Blumen verlaͤn⸗ gern oder verkuͤrzen koͤnnen, der Honigſaft ſammlet ſich im Leibe in einer eigenen Blase, „und man kann nicht anders denken, als daß dieſer füße Saft wieder von ihnen weggeht, nachdem er den Weg durch ihren Körper ges macht hat. Vielleicht ſchmelzen auch, wenn der Stock vollgebaut iſt, die Wachsbaͤlle ſelber, und werden durch die Waͤrme zum Honig. Dieſe Geſchlechtsloſe ſind es nun auch, die vermutl blich aus den Blumenſtaubkoͤrnchen, die ſie Millionenweiſe zuſammentragen, und die ich euch bey den Pflanzen kennen lehren werde, die ſogenannten Waben, die aus den ſchoͤnſten regelmäßigen ſechsecke. ten Eellen beſtehen, das Bienenbrod und das Wachs verfertigen. Von der Lindenbluͤthe ſammlen ſie den weißeſten, den ſchmackhafteſten und den reinſten Honig. Der gelbe kommt von Klee, Kornblumen, Rüben | a, und “ a u EC * [4 w RER f i | N 1 N v i V. 3 High - 4 u 1 1 > * 1 * 7 i 7 . 1 138 Von den Inſecten. Bienen. und Cich orien. Im Getier wenn die Hitze ſehr groß iſt, tragen ſie braunen Honig ein von Buchweizen und Heidekorn, und wenn fie nach dem Herbſt nichts mehr finden, als die gemeinſte Heide, ſo wird er endlich roͤthlich. Von vielen Blumen ſpuͤhlt der Regen den Honigſaft ab, aber aus den Blumenblaͤttern der Balſa⸗ minen ſchwitzt ſo viel aus, daß daraus ein wirklich har⸗ 25 ter heller Zucker wird. Sie ech die Cellen theils in der Abſicht, ihre Bienenraupen „die keine Fuͤße haben, und von den Alten ernaͤhrt werden muͤſſen, darinn aufs zuziehen, theils ihren Honig darinn für den Winter auf- zuheben. Alle Cellen find ſich gleich, in jeder liegt nur ein Ey, das von der Koͤniginn hineingebracht wird, für jede Raupe wird Nahrung hineingelegt, jede Celle iſt ſo lange mit einem duͤnnen Deckel verſchloſſen, bis ſich die Raupe verwandelt hat; von jeder Brut entſteht regel⸗ mäßig Eine Bienenkoͤniginn, und diefe wohnt in einem viel groͤßeren und ausgezeichnetem Häuschen, fo wie auch ſchon die Raupen der Maͤnnchen größere Zellen haben. Wie ſie bauen, das weiß man nicht, dann die Thiere laſſen ſich nicht gerne beobachten, wiewohl fie ſich in eis nem klug eingerichteten Bienenhaus leicht an Menſchen gewoͤhnen. Auch einen glaͤſernen Korb verſchmieren ſie gleich, und weil fie fich vor der Kälte, Naͤſſe und vieler⸗ ley Feinden zu fuͤrchten haben, ſo verſchmieren ſie endlich doch auch die kleinſte Oeffnung, die man ſich gerne offen behalten möchte. Daher kommt es auch, daß man ſo viele widerſprechende Nachrichten hat, und daß faſt jedes Bienenbuch nur in der Gegend wahr und brauchbar iſt, wo es geſchrieben worden iſt. Auf unſern landwirth⸗ e Hoͤfen, wo Ackerbau und Viehzucht das vor⸗ Be Von den Inſecten. Bienen. 139 | vornehmſte Gewerbe iſt, und bleiben muß, iſt die Bie⸗ nenzucht, weil ſie ohne recht ſehr viele Wartung zu ha⸗ ben, nicht im Großen getrieben werden, nicht vortheil⸗ haft „und nur den auf dem Lande lebenden Staͤnden von Menſchen, die zur Gaͤrtnerey und aͤhnlichen Beſchaͤffti⸗ gungen Zeit haben, ernſtlich anzurathen. Manche Frau auf dem Lande koͤnnte als Wittwe mit einem guten Bienenſtande ihre Haushaltung fortfuͤhren. Es giebt freylich Sander und Gegenden, wo die Bienenzucht das vorzuͤglichſte Geſchaͤffte ſeyn muß, aber bey uns haͤlt ſie nie jenen reicheren Erndten das Gleichgewicht. Doch waͤre es freylich ſchicklicher, ſtatt des unfruchtba« ren Gebuͤſches, womit man oft große Platze beſetzt, nuͤtzliche Bienenpflanzen anzubauen. Auf dem platten Land, wo das Fruͤhjahr nicht zu ſpaͤt, das Spaͤtjahr nicht zu früh, und der Regen nicht zu häufig iſt, kann man Bienen halten. In unſerm Land, wo fo viele Kaſtanien, Magſaamen, Kohl, Quendel, Linden, Himbeeren, Buchen, Hanf, weißer Klee, Nuͤſſe, Ruͤ⸗ ben, Pappeln ꝛc gebaut werden, ſchickt ſich faſt jede Ge⸗ gend, die hohen Berge ausgenommen, dazu. Buch⸗ weizen, Borretſch, Sahlweide ꝛc. kann und ſollte man ihrentwegen anbauen. Die maͤnnlichen Weiden, die im Maͤrz und April gelbe Käßchen haben, geben den Bienen ein fehr reiches Futter. In einem kleinen Gar⸗ ten ſteht ein Bienenhaus am beſten, fie lieben es, wenn N | ein kleines Waſſer dabey ſeyn kann, wo kein Flußwaſſer iſt, da muß man ihnen kleine Waſſertoͤpfe in den Boden graben, woran ſie ſich ſammlen; nur keine Suͤmpfe und Moraͤſte darneben, dann alles, was die Luft um ſie Perm kalt Aa „das nimmt ihnen die Zeit zum Ein⸗ 05 tragen. 140 Von den Inſecten. Bienen. tragen. Auch muß ſie der Rauch vom Kamin, und der Mehlſtaub einer naheliegenden Muͤhle nicht treffen. Sie leiden von beyden, und der Honig muß anfangen, in Gahrung zu gerathen, wenn immer feines Mehl in die Waben faͤllt. Wenn man ihnen allerley Straͤucher oder Baͤume in die Nähe zu ihrer Wohnung pflanzt, fo: fine den ſie auch etwas an regneriſchen Tagen, die Alten und Schwachen haben auch etwas, und ſie haͤngen ſich oͤfters gleich da an, wenn ſie ſchwaͤrmen wollen. Die Morgen⸗ wenigſtens die Mittagsſonne müſſen fie ungehindert has ben koͤnnen, aber gegen Norden ſollen ſie durch eine Mauer, oder durch Bretter geſchuͤtzt ſeyÿn. Denn in der Wildniß tragen ſie in hohle Baͤume, oder in die Spalten der hohen Felſen, und ſuchen Waͤrme und Schutz. Iſt einmal eine Krankheit unter ihnen eingeriſſen, ſo iſt das Uebel ſchwer zu helfen, und faſt immer wird man die Urſache im Bienenſtand ſuchen muͤſſen. Damit ſich nicht etwa ein Thier, oder ſonſt ein Unfall den Bie⸗ nen naͤhern koͤnne, ſo gebt ihnen an der Mittagsſeite eine geflochtene oder durchloͤcherte Thuͤre, und faßt das ganze Haus, auch um der kleinen Kinder willen, mit einem ſtarken Zaun ein. Ueber drey Jahr ſollen die Bienen nicht alt werden. Sonſt verengern ſich von den abgeſtreiften Haͤuten der Bienenraupen die Cellen ſo ſehr, daß fie weder Honig noch Wachs hineinlegen koͤn. nen. Die gewoͤhnlichſte und die aͤlteſte Art, Bienen zu halten, ſind geflochtene Körbe aus Roggenſtroh, . | oder aus Binſen und Weidenruthen, die ihr ſelber in Geſtalt eines abgekuͤrzten Kegels flechten, und mit ge⸗ ſchaͤlten Weiden verbinden koͤnnt. Bleibet bey dieſen, dann ſie werden im Sommer W ſo ſehr von den * | nen⸗ 5 = Von den Infeeten. Dienen. 144 nenſtralen erhitzt, wie die von Glas, br chen nicht ſo leicht, koſten nicht ſoviel, und ſchuͤten beſſer gegen die Kälte. Gut iſt es, wenn man ihnen oben einen gewoͤlb⸗ ten Deckel giebt, der ſich abnehmen laͤßt. Die ge⸗ woͤhnlichen Körbe find aber alle zu groß. Wenn fle ei⸗ nen Schuh im Umkreis haben, und fuͤnfviertel Ellen boch ſind, ſo ſind ſie uͤberaus groß genug. Sonſt koſtet es die Bienen zu viele Zeit, ſolche ungeheure Koͤrbe anzubauen, und es iſt ſelten Volk genug da, ihn zu füllen, daher ſie ſelber verdruͤßlich werden, und nur langſam eintragen. So wie ihr am neuen Korb außen alle Oeff⸗ nungen mit Leim verſtopfen müßt, damit nicht die Bie⸗ nen gezwungen find, fie mit Honig zu verfehmieren, fo glaͤttet auch inwendig den Korb forgfältig, und ſengt die Spitzen der Strohhalmen über einem Flammenfeuer ab. Man weiß, daß die Bienen, wenn dies vergeſſen wor. den, ſich erſt ſelber die Muͤhe geben, dieſe ſtechende Spi⸗ tzen abzubeißen, aber wer ſollte nicht dem Fleiß der Thiere dieſe Arbeit erſparen? Wollt ihr den Korb vorher mit etwas einſchmieren, ſo nehmt nichts dazu, als das Kraut Liebſtoͤckel, das ihnen ſehr angenehm iſt. Steht der Korb ſo, daß er irgend einmal von Sonne, Regen, Wind und Schnee getroffen werden kann, ſo muß der Honig grieſicht werden, und dann kreftehn in kurzer Zeit Milben darinn. Die 3 oder 4 hölzerne Stäbchen, die man inwendig queer hinelnſteckt, damit ſie ihre Waben daran kleben, ſind zwar nicht unumgaͤng⸗ lich noͤthig, aber der Korb wird doch deſto ſeſter. Es verſteht ſich von ſelbſt, daß jede Unreinigkeit, jeder fremde Geruch, der im Korb waͤre, das Einziehen und Bauen der ee verhindern kann. Behaltet dieſe 15 uͤlteſte 1 ı 142 Von den Inſeeten. Bienen. aͤlteſte Art, Bienen in Koͤrben zu haben, bey, die Stöcke, die man in einigen Laͤndern an ihrer Stelle hat, find bey weitem nicht fo zutraͤglich. Zuweilen geſchieht es, daß ſich das Volk der Bienen an einen Menſchen, oder an ein Thier haͤngt. Es ſieht fürchterlich aus, und iſt doch nicht gefaͤhrlich, wenn nur das Thier ſtille hält, wenn nur der Menſch ſich nicht wehren will. Man era zaͤhlt aus der griechiſchen Welt, daß in jenen ſchoͤnen Thaͤlern und auf den blumenreichſten Hügeln ein Bienen. ſchwarm fi) zuweilen an ſchlummernde Kinder angehaͤngt habe, aber man weiſſagte daraus viel Gutes, man er⸗ wartete ſogleich, daß das Kind eine bonigſüße Beredt⸗ ſamkeit bekommen wuͤrde. Indeſſen iſt es ein bloßer Zufall, und bedeutet an ſich nichts. Damit aber kein Ungluͤck entſteht, fo bringt den Menſchen, oder das Thier, an den der Schwarm der Bienen ſich angehaͤngt hat, ſogleich in einen dun teln Ort, Stall, Keller, e pen ꝛc. und laßt nur durch eine kleine Oeffnung Licht ein⸗ fallen. Die Bienen, als Inſecten, die die Helle lieben, ziehen, ſobald ſie ſich eingeſchloſſen ſehen, ſogleich nach dem licht zu, und ſuchen wieder die freye Luft. Man kann ſie auch mit einen Federwiſch herabkehren. Wem fein Leben lieb iſt, der huͤte ſich, einen Korb aufzuheben, oder ihn gar umzuſtoßen. Kann die Beleidigung einer einzigen Biene den ganzen Staat in Harniſch jagen, wieviel ſehrecklicher muß der Zorn und die wuͤtende Rach⸗ begierde ſeyn, wenn ploͤtzlich Aufruhr und Verwirrung im Wohnhaus ſelber entſteht, und der Fleiß eines ganzen Sommers in Gefahr geraͤth vernichtet zu werden! Sie ſcheinen alsdann erſt um ihr eigenes Ungluͤck unbekuͤm⸗ mert zu ſeyn. Sie denken im erſten Anfall der Hitze | A Bi x Von den Zuſeten. Bienen 143 | nich daran, den Schaden wieder gut zu machen. Das kleine Geſchoͤpf ſamml et ſeine Kraͤfte, fuͤhit einen edeln 5 Trotz, und geht fogleich von den Truͤmmern feines Volks 5 weg, um den Verwegenen aufzuſuchen, der vor ſeinem ſtillen und verborgenen Fleiß keine Achtung hatte. Die geſtochene Stelle muß man mit einem Loͤffel voll unge⸗ | löfchten. Kalk reiben, fo vergeht der Schmerz, und die i Geſchwulſt ſetzt ſich, wenn man nur kaltes Waſſer dar: auf ſtreicht. Man kann auch Bienenhonig, oder kuͤhle 0 Gartenerde, auch Ohrenſchmalz ꝛc. auflegen. Man kann auch von ihnen geſtochen werden, oder gar eine Biene in Hals bekommen, wenn man aus einer Brun⸗ nenroͤhre trinkt im Sommer, in welche ſie ſich oft hin⸗ einzuſetzen pflegen. Damit nicht ſchaͤdliche Thiere, ſon⸗ der! ich kleine Maͤuſe, in der Nacht in den Korb kommen koͤnnen, wird das Flugloch unten im Korb mit einer blechernen und wohl durchloͤcherten Scheibe verwahrt. Indeſſen muß man doch zuweilen nachſehen, ob nicht durch Zufall, oder durch Muthwillen und Bosheit von andern Leuten fremde und ſchaͤdliche Sachen in den Bie. nenkorb gerathen ſind. Schnecken, Kaͤfer, und andre | Körper ſtechen die Bienen todt, und ſuchen ſie hinaus-. zuſchaffen aus dem Korbe. Sind fie ihnen zu ſchwer, oder zu groß, fo überziehen fie das ſtinkende Aas mit einem feſten Gewoͤlbe von klebrichtem Wachs, damit der ſaulende Geruch eingeſchloſſen bleibe, und nicht ihre ganze Wohnung verpeſte. Sehet doch, und bewundert die Weisheit Gottes, die jedem Thier gerade ſo viele, und fo mannichfaltige Triebe zu geben wußte, als ihm noͤthig find! Wenn ihr Bienen kaufen muͤßt, ſo kauft ſie im Fruͤhjahr, und ſtellt fie gleich an den Ort hin, | wo 144 Von den Inſecten. Bienen. wo ſie bleiben ſollen. Gut iſt es, wenn ſie vorher noch nicht ausgeflogen waren. Sonſt ſind ſie ſchon an jenen Ort gewoͤhnt, und fliegen oft wieder eine Stunde Wegs zuruck. Denn alle junge Thiere lieben den Ort, wo fie geboren worden ſind, und die erſten Schoͤnheiten der Natur genoſſen haben, mit einer ſtarken Anhaͤnglichkeit, und behalten oft unausloſchliche Eindrücke davon. Der Verkaͤufer muß dafuͤr ſtehen, daß im Korb ein Weiſel, oder eine Koͤniginn ſey, dann ehe ſie ausfliegen, koͤnnt ihr das nicht wiſſen. Wenn einer zu euch kommt, und mit den Bienen allerley Runftftücke machen will, ſie z. B. aus einer Gaſſe in die andre locken, daß ſie ihm nach⸗ fliegen muͤſſen, als wenn er ihnen befehlen koͤnnte; fo dürft ihr ſicher glauben, daß die ganze Kunſt dieſes Landlaͤufers, der euch um ſeines Muͤßiggangs willen euer Geld abnehmen will, darinn beſtehet: Er hat die Koͤni⸗ ginn des Stocks in der Hand, und fuͤr dieſe iſt, wie ihr wißt, das ganze Volk, das ſonſt ſehr furchtſam iſt, aufs zaͤrtlichſte bekuͤmmert. Daher verlaſſen ſie ihn ſo lange nicht, bis er ihnen ihre Mutter und Regentinn wieder gegeben hat. Sie fliegen ihm nach aus blindem Trieb, nicht aus Gehorſam und Ehrerbietung fuͤr ſeine Stimme, für fein Pfeifen, oder was er ſonſt für Blendwerk macht, ſondern halb aus Todesangſt und Verzweiflung, und halb aus Zorn und Grimm. Wer gewohnt iſt, mit Bienen umzugehen, und weiß im Korb den Ort gleich zu finden, wo die Bienenkoͤniginn ſich insgemein auf⸗ haͤlt, der kann ſie auch gar leicht fangen, und ihr Seide oder Roßhaar an den Fuß binden. Ein Engellaͤnder, mit Namen Wildmann, hatte es durch viele Uebung ſo weit gebracht, daß ibm die Bienen auf die Augen W | Ä 4 7 + 5 * 7 Von den Infeeten. Bienen. 145 ſaßen, und an feinem Kinn einen lebendigen Bart mach⸗ ten, den er tragen konnte, wohin er wollte. Wenn ihr um mehrerer Nahrung willen für gut findet, die Koͤrbe an einen andern Ort zu ruͤcken, fo ſchiebt den Korb alle zween Tage etwas weiter im Garten herab. So koͤnnt ihr lange fortfahren, bis ihr ihn da habt, wo ihr ihn haben wollt. Thut ihr es aber auf einmal, fo fahren viele von den Bienen auf dem Felde, wenn ſie nach Hauſe kommen, auf den alten Platz, und, wenn ſie dann ihren Korb nicht mehr finden, verfliegen ſie, und werden entweder Raubbienen, oder fallen den Voͤgeln in den Schrabel. Für euren Korb find fie aber allem verloren, und ſobald nicht Volk genug da iſt, ſobald aus Mangel der Cellen lee: er Platz im Korb entſteht, ſobald merkt man auch ſchaͤdliche Inſecten, den ſogenannten Bienenwolf darinn. Man ſagt, die Bienen ſchwaͤr⸗ men, wenn eine Anzahl junger Bienen ſich zwiſchen May und Ausgang des Julius mit einer Koͤniginn trennt, 5 und einen neuen Stock anfangen will. Es beweiſt alle. mal ſoviel, daß die Erzeugung und Erziehung der Jun⸗ gen recht gut von ſtatren gegangen iſt. Damit man die junge Colonie nicht verliere, ſo muß man aufmerkſam ſeyn, ſobald man ſieht, daß fie nicht emſig arbeiten, im⸗ mer um den Korb herumfliegen, und wie ein Bart, oder wie eine Traube, Biene an Biene, vor dem Flugloch liegen, wiewohl ſie oͤfters viele Wochen da liegen, und doch nicht abziehen. Man ſagt, die junge Koͤniginn ſchwirre drey Tage vorher alle Viertelſtunde, als wenn fie den Schwarm dadurch auffordern wollte. Nicht allemal erhebt ſich die Wolke am hellen oder heißen Mite tag. Sie ſchwaͤrmen auch oft in der Nacht, und han. Oec. Naturg. II. Th. K 1 gen i , RT 1649 * 146 Von den Inſecten. Bienen. gen ſich da hin, wo die Koͤniginn, die immer in der Mitte iſt, hingeht. Gemeiniglich waͤhlen fie: einen Strauch, oder einen Baumzwei eig nicht weit von dem vorigen Ort. Ein Theil davon kommt oͤfters wieder, beſonders wenn fie niedergefallen ſind. Haͤngen fie aber einmal an, ſo ziehen ſie ſelten wieder weg, und laſſen ſich mit einem Wiſch, auch mit der Hand in einen neuen, und ſchon vorher auf den Fall rein erhaltenen Korb ſamm⸗ len, auch vom Zweig herabſchuͤtteln, wenn man nur bald fo gluͤcktch iſt, die Koͤniginn in Korb zu bekommen. Faßt ihr ſie jn einen Korb, in welchem vorher Bienen abgeſtanden Ind, fo gehen fie morgen gewiß wieder her⸗ aus. Damit keine gedruͤckt, geklemmt, geſchlagen, im Gras getreten, oder gar getoͤdtet werde, fo muͤffen fo wenige Leute nahe dabey ſeyn, als moͤglich. Die Un⸗ ruhe der Kinder kann den ganzen Schwarm reizen, daß ſie toben, und Menſchen toͤdten. Die Geraͤthſchaften des Bienenvaters kennt ihr. Eine florne Kappe mit Augen von Meſſingdrath geflochten. Damit nicht durch das oͤftere Wechſeln des Standes die Bienen irre ge⸗ macht, und immer einige verloren werden, ſo tragt den wiedergefaßten Schwarm in ſeinem Korb gleich an ſeinen beſtimmten Platz, und wickelt ihn nicht erſt vorher mit Leinwand ein. Wenn etwa zween Bienenſchwaͤrme zugleich ausfliegen, und ſich unter einander mengen, fo gebt euch keine Muͤhe, ſie von einander abzuſondern. Wenn ſie das ſelber thun, ſo werden ſie ſich auch in einem großen Korb mit einander vertragen. Schwerer iſt es, den Schwarm zu faſſen, der ſich an einen hohen Baum, oder an einen ſchwachen Zweig, auf welchen niemand klettern kann, geſetzt bar In dieſem Fall ſetzt man | * den N Von den Inſecten. Bienen. 147 den Korb auf eine bohe Stange in einen eiſernen Ring, der ſich drehen laͤßt. Nun haͤlt einer den Korb unter, ind der andre ſchuͤttelt wieder mit einer hohen Stange Schwarm in den Korb herab. Doch ſteigen die Bienen nie ſo hoch, ſo lange ſie nicht durch Windſtoß, oder ſonſt durch irgend etwas in Taumel gebracht, oder betaͤubt worden find, Die Kälte der Nacht treibt fie auch insgemein von den Giebeln der Haͤuſer, oder von den Wipfeln der Bäume herab, und kommen ſie nicht, 0 raͤuchert man ſie herunter mit brennenden Lunten, die man auf Stangen gebunden dem Schwarm unterhält. Denn der Rauch wirkt bey Inſecten auf einen, oder auf mehrere Sinne bis zur Betaͤubung. Mit feinem Sand werfe man niemals unter ſie, ſie werden raſend, und zerſtreuen ſich leicht. Kann man von oben herab mit eingetauchten Beſen Waſſer auf fie ſpruͤtzen, fo treibt fie der feine Regen weiter herab, aber oft 75 1 fie in dem Fall wieder in den alten Korb zuruͤck, als wenn ſie vom Regen getroffen wuͤrden, und das will man auch nicht immer. Das Trommeln und Klingen mit kupfernen Becken, oder aͤhnlichen Metallen kann bey der ganzen Sache nichts gut machen, und nichts verderben. Wir wiſſen ja noch nicht einmal gewiß, ob die Inſecten hoͤren. Unſre Vorfahren nahmen dergleichen helltoͤnende Werk⸗ zeuge gleich zur Hand, um die Nachbarn aufzubieten, und es der ganzen Gegend zu verkuͤndig gen, wenn etwa der Schwarm ſich weit entfernen wollte. Der vor kur. zem eingefaßte Schwarm kann nicht ſchon im erſten Jahr wieder ſchwaͤrmen. Das Volk wird nicht zahlreich gem nug, kann nicht genug noch vor dem Winter eintragen, und will alsdann ernaͤhrt ſeyn. Man vereinigt alſo in | | \ K 2 dieſem 148 Von den Inſecten. Bienen. dieſem Fall einen oder m ehrere ſchwache Schwaͤrme z. zu dem ſtaͤrkſten Korb, und betaͤubt die alten und die neuen Bewohner des Stocks ſo lange durch eingeblaſenen Rauch, bis ſie einander dulden, und im Frieden leben. In Schleſten und in der Lauſnitz geſchieht das oft, wie es aber alsdann mit den Koͤniginnen geht, ob eine abgeſetzt wird, oder freywillig mit ihrem bezwungenen Volk die Majeſtaͤt niederlegt, oder ob fie etwa umgebracht wird, oder geduldig den Winter uͤberſteht, und im Frühjahr wieder ihre Rechte behauptet, und mit neuem Heere aus» zieht, das weiß ich nicht. Es iſt auch nicht gut, wenn der Korb, der ſchon einmal geſchwaͤrmt hat, noch einmal ſchwaͤrmt, man ſucht ihnen ſieber mehr Raum zu geben, wenn man kann, etwa durch einen Strohkranz, den man unter den Korb gelegt, und in den Fugen mit Leim verſchmiert hat. Ob fie gerade allemal deswegen ſchwaͤr⸗ men, weil ſie nicht Platz genug haben, iſt noch nicht ausgemacht. Man kann ſie auch auf folgende Art noͤ⸗ thigen, im Korb zu bleiben. Liegen fie oft vor, fo kehrt den Korb um, ſtopft das Flugloch hinten zu, ſchneidet vorne ein neues in den Korb, ſo fliegen ſie nun hieraus, und bauen den Raum an, den ſie vorher nicht achteten. Wer in dieſen und andern Faͤllen viel mit Bienen umgeht, kann das Tobackrauchen mit Nutzen anwenden. Wenn man bey einer Arbeit von ihnen nicht geftört ſeyn will, verjagt man fie am beſten mit Tobacks⸗ rauch. Die Waſſerſpruͤtzen, die man gegen fie vorge⸗ ſchlagen hat, thun ihnen ſchon zu viel Gewalt an. Ei⸗ nige Bienenvaͤter behaupten, kein Korb muͤſſe ſchwaͤrmen, | und es geſchehe auch nicht, wenn man ihnen nur Platz genug gebe. Andre R rathen, die Schwarme zu Von den Inſecten. Bienen. 149 zu befördern, und zwar fo frühe als möglich im Jahr, fobald Bienenpflanzen blühen, Der Bienenvater hat davon den Vortheil, daß er einen ſtarken Stock theilen kann, wie er will, und daß er nicht immer in Gefahr ſeyn muß, durch das ungewiſſe Abfliegen die beſten Schwaͤrme zu verlieren. Man hat naͤmlich in neueren Zeiten, da man in der Naturkunde, und alſo auch in der Kenntniß der Bienen einige Schritte weiter gekom⸗ men iſt, die Kunſt wieder erfunden, Ableger zu machen, junge Ren. zu ziehen, wenn und wie viel man will, oder die Bienen in Umſtaͤnde zu ſetzen, wo fie genothigt find, ſich aus ganz gemeinen Bieneneyern eine Koͤniginn zu erzeugen. Nehmt, wenn ihr das thun wollt, einen ſtarkbeſetzten Korb, nach Pfingſten, bey heiterm Sonnenſchein, um Mittag, wenn die aller⸗ meiſten Bienen auf dem Felde find, von feinem Platz weg, ſchneidet einige Zolle ins Gevierte von den Tafeln los, wo noch verſchloßne Cellen mit ihren Raupen in⸗ wendig anfitzen, ſetzt dieſes Stück in einen neuen Korb auf die Staͤbe feſt, ſetzt auch eine Handvoll Bienen dazu, und bringt nun den neuen Korb an die Stelle des alten, den ihr im Garten an eine ganz andre Seite ſetzen, und mit Rauch beruhigen muͤßt. Wenn dann die Arbeits. bienen vom Feld kommen, fahren fie mit dem gewöhnliee chen Eifer in den Korb hinein, als waͤre er ihre alte Wohnung, ſchießen aber mit Geſumſe wieder heraus, legen ihre Beute zuſammen auf einen Haufen, und ſammlen ſich vor dem Flugloch. Wenn aber die Kuͤhle der Nacht koͤmmt, entſchließen ſie ſich doch alle, laden wieder auf, gehn hinein, laſſen es ſich gefallen, ſich ſo beraubt zu ſehen, und nach wenigen Tagen fliegen ſie N aus 10 Von den Inſecten. Bienen. aus diesem Korb ſo regelmaͤßig aus, und tragen ſo fleißig ein, als wenn es ein alter und gewoͤhnlicher Korb waͤre. Auch die Bienen, die im alten Korb geblieben ſind, erhalten ſich des herausgeſchnf ttenen Stuͤcks ungeachtet. Dazu kommt nun die unlaͤugbare Erfahrung, daß man in einem folchen Bienenableger, wiewohl man ſich ſorgfaͤltig in Acht genommen hat, keine Weiſelcelle (als welche birnfoͤrmig, groͤßer als die andern, nicht ſechsecket, und alſo wohl zu erkennen iſt,) im ausgeſchnit⸗ tenen Stuͤcke der Waben oder Scheiben in den neuen Stock zu tragen, und auch unter den hineingeſetzten Bienen keine Koͤniginn mit zu verpflanzen, daß man doch ſchon nach acht Tagen oben im Korb ein Weiſel⸗ haͤuschen, und nach zehn Tagen eine ſchon ausgekrochene Koͤniginn mehr als einmal geſehen und gefunden hat. Sie erhalten alſo eine Mutter, eine Anführerinn, wo man glauben ſollte, daß blos Arbeitsbienen entſtehen wuͤrden, und der Stock gedeiht auf dieſe Art recht gut, ſo unwahrſcheinlich es auch iſt. Die Sache iſt gewiß, aber erklaͤren kann man es nicht. Iſt es etwa nicht wahr, daß der Unterſchied zwiſchen der Bienenmutter, zwiſchen den Drohnen und den Arbeitsbienen ſo groß iſt, wie man insgemein geglaubt hat? Sind etwa die Ge⸗ ſchlechtsloſen alle wahre Weibchen, aber nur verdeckt, | und unentwickelt, doch von der Natur allemal fo gebildet, daß fie alle unter gewiſſen Umſtaͤnden Königinnen und fruchtbare Muͤtter werden koͤnnen? Geſetzt, daß ſie alle Eyerſtoͤcke und weibliche Geburtsglieder Hätten, um im Fall der Noth, wo ihr ganzes Volk verwaift wäre, und ohne Anfuͤhrerinn herumſchweiſte, an ihren Platz zu treten, und ſelbſt FASO des Korbs zu werden, 20 VCC warum Von den Zuſeten. Bienen. ox warum entwickeln ſich dann dieſe Glieder im vollen Korb nur bey Einer? Allemal nur bey einer Einzigen? Sind die andern Keime, die bey Tauſenden in den Arbeits bie⸗ nen liegen, zu gar keiner Abſicht beſtimmt? Verſchwen⸗ det dann etwa der große Schöpfer das, was uns das Koſtbarſte zu ſeyn ſcheint, deswegen in ſolcher Menge, damit wir daran lernen ſollen, daß Schaffen und Leben austheilen fär ihn nicht ſchwer iſt? Fehlt es dann etwa im gewoͤhnlichen Korb an Platz und Raum? Oder iſt es 5 Mangel. der Nahrung, daß Millionen Keime ſich nie aufſchließen, und Millionen Weſen, die ſeyn koͤnnten, und ſchon beynahe waren, nur ſchlummerten, und des belebenden T Tages warteten, ſich nie aus ihren geheimen Feſſeln losarbeiten koͤnnen? Iſt etwa im neuen Korbe eine verſchiedene Ernährung, und ſollte Mangel oder Fülle „oder irgend eine Miſchung der Speiſen ſoviel Ein fluß auf Keime und Glieder haben, daß ein Thier und ein Ey dadurch etwas anders x wird, als es vorher war? Aber die Geheimniſſe häufen ſich. Wir wiſſen den Urſorung! der neuen Rönigian nicht, und wiſſen wir dann, wie es zugeht, daß die Neuerzeugte fruchtbar iſt, ſobald fir aus der Puppe koͤmmt? Daß fie Eyer legen, und ihren Stock bevoͤlkern kann, wiewohl man ihr kein Männchen gegeben hat? Daß der neue Korb ſich eine Zeitlang blos mit einer Koͤniginn und einem kleinen Hau⸗ fen. arbeitender Bienen erhalten kann? Was follen wir ſagen? Iſt jedes Ey beſtimmt, unter gewiſſen Umſtaͤn⸗ den ein koͤnigliches Ey zu ſeyn? Oder iſt auch unter den Eyern jener drenfache Unterſchisd, den man bisher unter den Wienen feiber für allgemein, für herrſchend und un⸗ dene angeſehen hat? Legen die Arbeitsbienen K 4 wirklich 152 Von den guete Bienen. wirklich Drohneneyer Und werden aus Weiſeleyern bey ſchlechter Nahrung, wie einige behaupten, Arbeits bienen? Nehmt ein Stuͤck von einer Bruttafel, das nicht groͤßer iſt, als ein Zoll, ſo bekommt ihr doch eine Koͤniginn. Laßt uns lieber unſre Unwiſſenheit geſtehn. Die Natur demuͤthigt durch ihre Prachtſtuͤcke den Stolz des Menſchen. Wenn ſie ſich auf dem guͤldenen Thron in ihrer Majeſtaͤt zeigt, dann verſchwinden wir, und werden nichts. Dann ſtrauchelt der Verſtand des groͤß⸗ ten unter allen Menſchen, und die Probe der wahren Weisheit iſt das Geſtaͤndniß, daß man noch lunge in der Schule der Natur ſtudieren muͤſſe. Um den Honig und das Wachs von den Bienen zu erhalten, hatte man ehemals die Gewohnheit, gegen den Winter jeden Korb, der zur Erndte des Honigs beſtimmt war, zu ſchlachten „indem man naͤmlich alle Bienen durch hineingelaſſenen Schweſelrauch toͤdtete. Weil aber doch gar leicht auch die Koͤrbe, von welchen man im Fruͤhjahr Schwaͤrme erwartet, oder Ableger machen will, im Winter oder noch im Fruͤhjahr ein Un⸗ gluͤck treffen kann, ſo iſt es rathſamer, nicht ſo viele Bienen auf einmal zu tödten, um ſo mehr, da man ſeine Abſichten erreichen kann, ohne ſolche greuliche Nie⸗ derlagen unter ihnen arksusichten, Regel iſt es, daß weder Honig noch Waben aͤlter als zwey Jahre werden ſoll, weil ſie ſonſt ſchwarz werden und verderben. Oft wird ein Korb, der im Fruͤhjahr ſchwer war, nachher f wieder leicht, wenn die Bienen nicht Honigpflanzen in allen Monaten finden. Sie freſſen als dann ſelber wie⸗ Mer was fie vorher W Man zeidelt ſie alſo, 1%% \ fie ſchon wieder einige Wochen ausgeflogen ſind, mit einem krummen Meſſer, das mit einem Handgriff ge⸗ fuͤhrt werden muß, ſo wie die Tafeln ringsherum am — Korbe anſitzen, ein maͤßiges Stuͤck von den Tafeln her⸗ aus, läßt ihnen ſoviel, daß fie zu leben haben, und, ſchenkt ihnen allen das Leben, wenn man fie nur vorher durch Rauch weggejagt, oder in die Hoͤhe getrieben hat. Wolltet ihr das vor dem Winter thun ‚, fo würdet ihr ihnen leicht zu viel nehmen, ſie wuͤrden dadurch alles verlieren, womit ſie ſich im Winter erhalten wollten, ihr würdet alſo genoͤthigt ſeyn, fie zu füttern, und wenn das geſchehen muß, ſo iſt beynahe der Nutzen der Bienen⸗ zucht ſchon verloren. Denn fie freſſen, wie alle Thiere, wenn ſie gefüttert werden, zweymal ſo viel, als wenn ſie von ihrem eigenen Gut leben muͤßten. Der Sommer "müßte ſehr heiß, ſehr lang, ſehr gut geweſen, und der Korb ſehr volkreich ſeyn, wenn ihr ſie zweymal im Fruͤhjahr und im Spaͤtjahr berauben koͤnntet. Fuͤr die Erzeugung der Jungen iſt es beſſer, wenn ſie nicht oft beunruhigt werden. Und weil ihr nie wiſſen koͤnnt, ob ein gelinder oder ein ſtrenger, ein langer oder ein vor⸗ übergehender Winter folgen wird, fo müßt ihr eure Bienen nie in Gefahr ſetzen, zu verhungern. Viel. mehr iſt es billig, daß ihr auch hier menſchlich und ver⸗ ſchonend handelt. Das fleißige Volk trägt das alles fuͤr ſich zuſammen, damit es im Winter nicht darben muͤſſe. Gebt eurem Kinde den ſuͤßen Honig, aber gebt hm auch dabey nebſt den Etmunterungen zum Fleiß der Biene die Lehre, daß man ein rauhes und gehaͤßiges Herz verrathe, ſobald man gegen das geringſte Thier 5 grob Von den a. Bienen. 153 bl h. man ſchneidet, am beſten im Frühjahr) nachdem \ * a. BI N 54 Von den Inſecten. Bienen. grob oder unbarmherzig handeln konne. 0 a euch deswegen auch beym Beſchneiden, daß ihr keine Brut. tafeln, keine verſchloſſene Raupencellen, die ihr im Fruͤh⸗ jahr ollemal antreffen werdet, mit den Honigſcheiben herausſchneider. Auch hier iſt es gut, den Korb umzu⸗ kehren, und das Volk an ein neugeſchnittnes Flugloch zu gewoͤhnen, damit fie den durch das Ausſchneiden entſtan⸗ denen leeren Raum ſogleich wieder anbauen, Bey die⸗ ſer Art der Nutzung bekommt ihr freyl ich das letzte Troͤpf⸗ Fa; chen im Korbe nicht, aber ihr erhaltet eure Bienen für die Zukunft „und ſpart euch das unangenehme Geſchaͤfft, fie im Winter zu futtern. Man hat auch alleriey Mittel vorgeſchlagen, um die Bi enen aus dem vollen Korb in einen andern, leeren Korb zu bringen, damit man deſto f beſſer zukommen, und allen Honig nehmen koͤnnte. Allein oft wollen ſie ihre alte Wohnung nicht verlaſſen, man mag anfangen, was man will. Im Garten waͤchſt ein weißer runder Schwamm, wie eine Kugel, man nennt ihn Boviſt, er zerplatzt, wenn er zeitig iſt; 5 dieſen Schwamm nehmen einige, er ocknen ihn, ehe er zerſpringt, u und raͤuchern damit. Die Bienen werden davon ganz berauſcht, und laſſen ſich behandeln, als wenn es gar nicht mehr die vorigen Thiere waͤren. Sie erholen ſich freylich nach einer ar. wieder, in⸗ deſſe en hat man doch bemerkt, d 5 dies Mittel fie allemal fuͤr acht d Tage ſchwaͤcht und 5 Man muß es alſo nur im hoͤchſten Nothfall, z. B. wenn ſchwache Koͤrbe mit einander verbunden werden muͤſſen, brauchen. Ei⸗ nige binden den neuen Korb auf den alten, verſtopfen je⸗ den Ausweg, und ſchlagen nun mit einer kleinen Ruthe auf den alten Korb, als wie auf eine Trommel und wollen 1 | Von den Inſecten. Bienen. | 155 wollen die Bienen durch dieſe Erſchuͤtterung noͤthigen, herauszugehn. Zuweilen laſſen fie ſich heraustrommeln, aber oft find. fie, wie betäubt, bleiben alle an ihrer Stelle figen, und machen nicht die geringfte Bewegung. Noch gekuͤnſtelter und unbrauchbarer iſt das Mittel, das ein ſonſt beruͤhmter Franzoſe vorgeſchlagen hat, die Bienen zu baden, oder ie mit Waſſer aus einem, Korb in den andern zu jagen. Wie ihr es aber thun wollt, | thut es nur wenigſtens fo früh vor dem Herbſt, daß die 10 ausgetriebenen Bienen noch im Stande ſind, einen hin⸗ reichenden Vorrath fuͤr den Winter einzutragen. Sonſt habt ihr zwar viel Honig und Wachs bekommen, weil ihr den Korb ganz ausleeren konntet, aber ihr muͤßt im Winter vielleicht gerade ſoviel wieder zur Erhaltung der Bienen hergeben, als ihr gewonnen habt. Die Erfin⸗ dung der Coloniekoͤrbe oder Magazinbienen gehoͤrt urſpruͤnglich den Engellaͤndern, in Teutſchland iſt fie an verſchiedenen Orten verbeſſert worden. Man hat naͤm⸗ lich nachgedacht, ob man nicht eine Einrichtung machen koͤnnte, wodurch die Bienen das Schwaͤrmen ſelber ver⸗ gaͤßen, wobey ſie eintragen koͤnnten, ſo viel und ſo lange als ſie wollten, und man alſo e gezwungen ſehn wuͤrde, fie im Winter zu fuͤttern, ferner eine Einrich⸗ tung, wodurch man die Bienen gewoͤhnte, den alten und gefüllten Korb nach einiger Zeit ſelber zu verlaſſen, und alſo dem Bienenvater das Zeideln, Raͤuchern, Betaͤuben und Umbringen zu erſparen. Man kann meiſtens auf alle dieſe Vortheile rechnen, wenn man ſich mehrere Koͤrbe von gleicher Größe und Hoͤhe anſchafft, und vor dem Flugloch einige kleine Staͤbe anbringt, oder das VBumenhaus, mit einer hien Sole, von Drath 65 156 Von den Inſecten. Bienen. | / Drath umgiebt, fo daß bey ſtuͤrmiſcher Witterung alles, nur das Flugloch nicht, verſchloſſen bleibt. An der Hinterſeite muß eine Klappe mit einem Schieber ſeyn, die in der Folge ihren Nutzen hat. Den Anfang der Anlage macht man damit, daß man einen Schwarm von Bienen in einen von jenen Koͤrben faͤngt, ihn hin⸗ ſetzt, und ihn von den Bienen im erſten Jahre anfuͤllen laͤßt. Im naͤchſten Fruͤhjahr ſchiebt man unter dieſen Korb einen neuen und leeren Korb, verſtopft das Flug. loch am obern, und laͤßt ihnen die hintre Klappe offen, daß ſie auf dieſem Weg aus dem vollen Korb in den lee ren herabbauen, und auch dieſen anfüllen koͤnnen. Im dritten Jahr ſetzt man auch den zweyten Korb wieder auf einen neuen, verfaͤhrt eben ſo, und nimmt nun den oberſten oder erſten Korb weg, als reine Nutzung, ohne eine Biene zu toͤdten. So lange muß man aber warten, ehe man von dieſer Einrichtung baaren Gewinn ziehen kann. Im Anfang iſt ſie freylich koſtbar, aber man kann hernach viele Jahre fortfahren, und ſie bezahlt ſich wieder. Zuweilen finden ſich auch beym Zuſchieben eis nige Schwier igkeiten, bis die Scheibe mit Meffi ingfaden | durchgefägt iſt. Im Cleviſchen findet man ſtatt der Magazinkoͤrbe hölzerne Kaſten aus vier Brettern zuſam⸗ mengenagelt ſehr gut, die ich jedem, der Luſt hat, abge⸗ bildet zeigen kann. Wahr iſt es, auch Magazinbie⸗ nen haben zuweilen geſchwaͤrmt, wiewohl es ihnen auf dieſe Art an Raum nicht fehlen kann. f Indeſſen bleibt immer ſehr viel Vergnuͤgen bey dieſer Einrichtung. Iſt einmal das Bienenhaus errichtet, ſo hat man faſt gar nichts damit zu thun, und die Koͤrbe werden außeror⸗ dentlich ſchwer, e es nicht gut iſt, wenn man ſie oft 1 Von den Inſeeten. Bienen. 157 oft era um ihr Gewicht 15 pruͤfen. Wenn das Beſchneiden der Koͤrbe dadurch verhuͤtet werden kann, wie es dann wirklich verhuͤtet wird, ſo iſt ſchon das allemal ein großer Vortheil. e es wird dieſen Thieren ſehr ſchwer, das in der Mitte berausgefihnittne | Stuͤck wieder zu erfegen, und die luͤcke zu ergänzen, Man merkt deutlich, daß es ihnen mehr Muͤhe macht, als wenn ſie einen ganz neuen Korb anbauen ſollten. Und wie iſt es moͤglich, einen Korb zu zeideln, ohne daß immer einige Blenen zerſchnitten werden? Wenn einige Bienenwaͤrter behaupten, ein Stock ſey gewiß krank, ſobald man ihn im Winter fuͤttern muß, ſo irren ſie darinn. Wenn ein ſchlechtes Bienen⸗ jahr eingetreten iſt, wenn oft Naͤſſe und Regenwetter viele Wochen angehalten haben, wenn im Fruͤhjahr lange keine Blumen hervorkamen, fo muͤſſen auch die fleißig. ſten und geſundeſten Bienen im Winter mit Nahrung verſehen werden, wenn ſie nicht alle ſterben ſollen. Und der Honig iſt an ſich nicht alle Jahre von gleicher Guͤte. Eben fo muß man ihnen im Frühjahr fo lange etwas ges ben, bis etwa die frühen Aepfelbaͤume ganz in der Bluͤ. ‚ehe ſtehen. Wer ihnen Honig geben will, der gieße et. was Waſſer dazu, ſonſt wird der Honig in der freyen duft koͤrnicht, und für die kleinen Freßwerkzeuge un. brauchbar. Damit die Bienen ihn deſto beſſer wegle⸗ cken koͤnnen, gebe man ihnen dieſen verduͤnnten Honig auf einem flachen hoͤlzernen Teller, und lege kleine hol. zerne Stäbe hinein, damit fie auf dieſen laufen und zu⸗ kommen koͤnnen. Rein muß er ſeyn „ fonft nehmen fie ihn niche, die Sinne der Thiere, und beſonders der In⸗ \ ſecten 158 Von den Inſecten. Bienen ſecten ſind in der Wahl und in de! Unterscheidung „ Speiſen oft viel feiner und ſchaͤrſer, als unfre, Man kann ihnen auch Wachscellen mit Honig aus einem an. dern Stock geben, und ſie kleben dieſe zuweilen im Korb ſelber fo feſt an, als wenn fie darinn gebaut worden waͤ⸗ ren. Weil aber diefe Fütterung viel zu koſtbar waͤre, fo bemüht euch vorzuͤglich füße und faftreiche Birnen, z. E. die Honigbirnen, im Garten zu ziehen, kocht dieſe, wenn ſie vollkommen reif ſind, ein, als wenn ihr ſie zum Muß fuͤr euch und eure Kinder brauchen wollt, und gebt es den Bienen im Winter eben fo auf jenem hoͤlzernen Teller. Auf dieſe Art kann man auch einen ſchwachen Korb, der ſich im Winter nicht ſelber erhalten kann, ohne große Koſten fortbringen, und es iſt wenigſtens immer . als das, was je gethan und gerathen haben. In der Ab nr die Bienen zu zwingen, daß ſie eben ſo, wie andre Thiere, und auch Inſecten, in den Winterſchlaf fallen, und nichts mehr freſſen ſollten, hat man ſie tief in die Erde begraben, oder an eiskalte Oerter ſtellen wollen. Möglich iſt es, aber man hat ſei⸗ ne Abſicht nicht erreicht. Einige Stoͤcke find in der Tiefe der Grube ungluͤcklich geweſen, und todt herausge⸗ 5 zogen worden. Andre haben im Schoos der Erde, weil man ſie tief vergrub, wohl zuſchuͤttete, und mit N und Holz verdeckte, noch mehr Waͤrme genoſſen, als fie über der Erde würden gehabt haben, und haben alſo natuͤrlich noch mehr von ihrem Vorrath aufgezehrt, als ſie ſonſt gethan haͤtten. Es ſcheint nicht die Abſicht der Natur zu ſeyn, daß auch die geſellſchaftlichen Bie⸗ nen im Winter erſtarren ſollen. Die wilden und einſa⸗ mer lebenden Bienen moͤgen durch den a dazu ge en W Von den Inſceten. Bienen. . 59 8 gezwungen ſeyn. Sdenigſtens werden unfre Bienen in Koͤrben nach allen Er fahrungen nur (ehr wenige Wochen ganz ſtill, und das geſchieht nur in den allerkaͤlteſten Winterwochen, kurz vor und bald nach Weihnachten. Da ſich nun gegen die natürlichen Triebe der Thiere nichts erzwingen läßt, fo find das alles unnuͤtze und ver⸗ - geblihe Kuͤnſteleyen. Bringt eher, wenn ihr etwas thun wollt, die Bienenſtoͤcke im Winter in eine kalte dunkle Kur, wo ein Durchzug der Luft iſt. An. einem Platz von der Art ſollen ſie am wenigſten ſreſſen. In Siebenbürgen wird der Bienenſtand mit Dornen und anderm Geſtraͤuche bedeckt, und nun mag Schnee darauf fallen, er ſchadet nicht. Eben fo wenig werdet ihr doch das glauben, was einige Bienenvaͤter vorgeben, > daß ſie allerley Geheimniſſe wuͤßten, den Bienen einiges in ihrem Futter beyzubringen, wodurch ſie im Sommer fleißiger und fruchtbarer, und im Winter ſchlaͤfriger wuͤrden, und den Apperit verloren. Wenn auch das Letzte nicht unmoͤglich waͤre, ſo wollte ich doch fuͤr ſolche Dinge nicht ein Wort verlieren, weil ich ja befürchten muͤßte, durch giftige, betäubende und andre fluͤchtig⸗ wirkende Wurzeln, u. d. g. dem Leben meiner Bienen zu ſchaden. Das Erſtere aber iſt offenbare Windbeutes ley. Wie wollen wir die ſiunlichen Triebe der Thiere verftärfen? Ihr Fleiß iſt kein Werk der Ueberlegung. Die Biene ſammlet nicht Honig und Wachs aus vera nuͤnftigen Gruͤnden. Sie weiß nicht, daß die Geſchenke, die ſie uns macht, viel Einfluß in den Lauf der Welt haben, und viele Menſchenhaͤnde beſchaͤfftigen. Sie ſammlet fuͤr ſich „und ſorgt dabey nicht fuͤr mich, dann ſie weiß nichts von mir. Ich babe es blos den Einrich⸗ bungen 166 Von den Infeeten. Bienen. tungen des Schoͤpfers zu danken, nicht der Bienenkoͤni⸗ ginn, daß ich Honig eſſen kann. Was ſie thut, das thut ſie aus Hunger. Aber dieſer Naturtrieb iſt ſchon ſo ſtark, als er nur ſeyn kann, in der Biene. Er jagt ſie den ganzen Tag auf dem Felde herum, wir brauchen fie nicht erſt zu erhitzen, fo wie wir uns zuweilen mit Wein, Branntewein, Chocolade, oder andern ftärfenden Sachen wieder aufhelfen wollen, weil wir ſchon lange unſre Natur geſchwaͤcht, und ihre urſpruͤngliche Staͤrke vernichtet haben. Ich halte mich oft mit Vorſatz bey einer an ſich laͤcherlichen Meynung auf, weil ich euch gern gewöhnen möchte, über alles nachzudenken, und fo: alle Vorurtheile, die bey euch herrſchend ſind, zu pruͤfen. Man gewinnt von den Bienen Honig und Wachs, und beydes iſt wichtig. Ehe man vor etwa ſechs Jahr⸗ hunderten das Zuckerrohr in Oſtindien fand, und ehe man hernach dieſe Pflanze, aus welcher wir jetzt den ſuͤßen Saft erhalten, der ſo lange gekocht und gelaͤutert wird, bis der harte trockne Zucker herauskommt, nach der neuen Welt, oder nach Amerika verpflanzte, brauche te man überall in der Küche und auf der Apotheke, wo man etwas verfüßen wollte, Bienenhonig. Damals verſtanden die teutſchen Bauren die Bienenzucht auch beſſer, als jetzt. Nach Luthers Kirchenverbeſſerung verdorrte dieſer Zweig der Landwirthſchaft in einigen Gegenden voͤllig. Weil die vielen Gebraͤuche in den Kirchen abgeſchafft waren, ſo brauchte man auch nicht mehr ſoviel Wachs, die Buͤrger bekamen manchen Acker wieder, den vorher die Pfaffen und die Moͤnche an ſich 4 geriffen hatten, eig eh und legten ſich nun mit N / Von den Inſecten. Bienen. 161 größerem Eifer auf das freylich viel wichtigere Geſchaͤfft des Ackerbaues. Wer indeſſen noch Honig zum Eſſen haben will, und man ſollte immer etwas Honig in jeder | Haushaltung haben wegen Krankheiten, Wunden ze. der hebt die gelben und reinen Waben oder Tafeln in einem ſteinernen Geſchirr an einem kuͤhlen Ort, ſo wie ſie ſind, auf. Man muß Brodkrummen, Weintrau⸗ benkerne ꝛc. und alles, was eine Gaͤhrung oder Saͤure erregen koͤnnte, aufs genauſte entfernen. Oder man ſtellt die honigreichſten Tafeln etwas ſchief an eine Wand gelehnt, und faßt unten in ein Gefaͤß den ſogenannten Jungfernhonig auf, d. h. den, der rein, unverfaͤlſcht, klar und ungetruͤbt von ſich ſelber ausflieſt, und deſſen bloßer Anblick ſchon geſaͤllt, und Appetit erregt. Man kann auch die Scheiben oft durchſchneiden, und ſie in einem blechernen Gefäß, deffen Boden durchloͤchert iſt, austropfen laſſen. Man bekommt zuweilen nur wenige Scheiben, die allein die Muͤhe nicht lohnen, etwas da⸗ mit vorzunehmen. In dieſem Fall ſchafft nur erſt den reinen Honig heraus, damit er nicht in Gaͤhrung gerathe. Alsdann nehmt große ſteinerne Töpfe, (noch beffer iſt zu dieſen Scheiben und zum reinen Honig das braune Steinguth,) legt eine Wachstaſel oder Scheibe hinein, ſtreut Salpeter daruͤber, oben auf dies Salz legt wieder eine Scheibe, uͤberſtreut dieſe wieder mit Sobre, wech⸗ ſelt auf dieſe Art ſchichtenweiſe ab, ſo koͤnnt ihr die Ta⸗ feln lange aufbehalten, bis ihr genug habt, um das Ue⸗ brige aus den innerſten Cellen herauszubringen. Man kann ſie in dieſer Abſicht entweder preſſen, wie man Trauben und Obſt bis auf den letzten Tropfen auspreßt. Oder man kann ſie klein reiben uͤber einem Sieb, oder ec. Naturg. II. & L Durch⸗ 162 Von den Inſecten. Bienen. Durchſchlag. Oder man kann ſie ſchmelzen über dem Feuer, und wenn alles geschmolzen iſt, es an einen kuͤh⸗ len Ort hinſtellen. Beym Erkalten ſcheiden ſich die bey⸗ den Materien, die ſeither auf das Innigſte mit einander verbunden waren. Das Wachs, als ein wahres Fett aus dem Pflanze enreiche, iſt leichter, und ſchwimmt oben, beſonders wenn man nach dem Kochen etwas Waſſer in die Pfanne gefchätier hat. Der Honig iſt ungleich ſchwerer, und ſinkt, weil er auch viele erdichte Theile hat, zu Boden. Ich habe alten Honig geſehen, der mehr koͤrnicht und trocken als flüßig war, aus dem man keine Faͤden, ſondern eine dicke Maſſe aufziehen konnte, der die tiefſte braunſchwarze Farbe hatte, und eben wegen feinem Austrocknen nicht mehr zu eſſen war. Ein Ho nig, der noch aͤlter iſt, wird zuletzt ganz ſteinhart, und klingt im Gefaͤße. Wenn ihr den Honig beſonders in 74 fein Geſchirre gegoſſen habt, fo duͤrft ihr ihn fo wenig, als andre eingemachte Sachen, Johannisbeeren, Him⸗ beeren, Kirſchen ꝛc. ſo lange er warm iſt, in den Keller ſtellen. Sonſt nimmt er gleich einen ſonderbaren Ge⸗ ſchmack von den Duͤnſten, die im Keller ſind, an, und verliert ihn nicht mehr. Setzt ihn erſt, wenn er kalt iſt in Keller, und ſehet nach einigen Tagen, ob fich die noch uͤbrigen Wachstheilchen davon geſchieden haben. Wenn ſie oben ſchwimmen, ſo nehmt ſie herab, und brauchet das im Winter, als Bienenfutter. — 2 Wenn man alles Wachs aus den ausgeſeimten, oder vom Honig befreyten Tafeln erhalten will, ſo muß man wirklich eine ſtarke Preſſe haben, und viel Kraft anwenden. Das ſogenannte Bienenbrod, eine gelbe wachs⸗ \ 9 6 Von den Inſecten. Bienen. 163 i wachsartige Materie, die ſeſt und hart iſt, auch bitter ſchmeckt, und in einigen Cellen vorkommt, ohne daß wir zunaͤchſt die Abſicht der Natur Nabe wiſſen, wird mit zu den Wachstafeln genommen. Die Scheiben an den Seiten des Korbs ſind insgemein die reinſten, dieſe werden zum Honig beſtimmt. Aber alle andre Schei⸗ ben werden hernach mit dieſen in Stuͤcke zerbrochen, in Saͤcke geworfen „ in warmes Waſſer getaucht, unter die Preſſe genommen, und auf dieſe wiederholte Art von allem Honig gereinigt. Zwo eiſerne Platten „die jeder Schmidt machen kann, und die Jahrhunderte dauren, find für den . eine gute Preſſe. Wenn nun nichts mehr, als das groͤdere Wachs im Sacke iſt, ſo wirft man die Wachen in einen Waſſerkeſſel, und kocht ſie. Aber hier iſt es nun, wo man bey der Be⸗ reitung des Wachſes die größte Sorgfalt anwenden muß, daß es nicht anbrenne. Man ruͤhrt es daher beſtaͤndig herum, um zu verhuͤten, daß nicht ein Koͤrnchen am Rande des Keſſels kleben bleibe, und ſich verkohle. Der Wachsbleicher ſieht beym Einkauf des gelben Wachſes zuerſt darauf, und zahlt kaum den zehenten Theil dafuͤr, wenn er es verbrannt findet. Man kann dergleichen Wachs mit der groͤßten Muͤhe doch nicht bleichen, und es deswegen kaum zum Wiren von allerhand Sachen brauchen. Aus Polen kommt viel Wachs, aber das iſt faſt eine allgemeine Klage, daß es beym erſten Ko⸗ chen ſchon verdorben wird. Das gekochte Wachs wird in einen Sack gegoſſen, damit Wachs und Waſſer mit geg einander in ein unten fiehendes Gefäß ausrinnen koͤnne. Der grobe und erdichte Theil des Wachſes, der nicht ſchmelzen konnte, bleibt im Sack zuruͤcke. Sind die 5 N L 2 Wachs⸗ ö * 164 Von den Inſecten. Dienen. Wachsftücke unten feſt geworden, und ehe auf dem Waſſer, ſo werden ſie wieder gekocht, und nachher in große innen wohl glaſirte Schalen gegoſſen, wo ſie erkalten, den Model der Schale behalten, und in dieſer Geſtalt verkauft werden. Damit dieſe Wachsſtuͤcke nicht ankleben an der Schale, wird die innre Flaͤche der Ge⸗ faͤße mit Baumoͤl uͤberſtrichen. Sobald fie kalt find, ſtuͤrzt man nur die Schale um, das Wachs fälle heraus, und iſt nun Kaufmannsgut. Die ſogenannten Wachs⸗ keulen, oder das, was nach dem erſten Kochen im Sack bleibt, wird noch einmal gekocht, gepreßt, ge⸗ ſchlagen, aber mit den ſtaͤrkſten Preſſen bringt man doch nicht alles Wachs heraus. Wo man viele hat, ver kauft man ſie an eigene Leute, die ſie von Zeit zu Zeit ſammlen, ohne zu ſagen, wozu ſie brauchbar find. Laßt euch aber darinn von den Juden, die oft faſt gar nichts dafuͤr geben wollen, nicht betruͤgen. Vielleicht kann man ſie bey der Duͤngung auf dem Felde und in den Gaͤrten brauchen. Weil man nun aber keine gelbe Lichter, ſondern weiße Wachskerzen haben will, ſo geht alsdann mit dem Wachs noch eine ganz neue, und lang⸗ wierige Arbeit, naͤmlich das Bleichen vor, da man es an der Luft mit Huͤlfe des öfteren Benetzens mit Waſſer und einer vielfachen Zertheilung in kleine Stuͤcke vom allzuvielem Fett oder brennbarem Weſen befreyt, und es ſo nach und nach weiß macht, ehe man Lichter daraus macht. Dann, wollte man die Lichter erſt bleichen, ſo koͤnnte man ihnen zwar eine weiße Oberflaͤche geben, aber in allen Punkten, inwendig und durchaus weiß könnte man fie nicht machen. Doch da verlieren wir uns in das Gebiete der . und Handwerker. 5 5 4 Wir 1 7 A * * . Von den Juſecten. Bienen. 165 Wir kehren zur Wgeſchichee und dandwirthſchaft zuruck. Außer Honig und Wachs erhalten wir noch von den Bienen den Meth, oder Meet. Das iſt ein ſehr lieb⸗ ' liches Getränke, und entſteht aus dem Waſſer, das man zum Aus waſchen der Honigtafeln gebraucht hat. Wenn man naͤmlich den Sack mit den Wachstafeln wieder in warmes Waſſer geſteckt, und unter die Preſſe gebracht bat, ſo geht das Waſſer mit etwas Honig vermiſcht, heraus, Pes Trank gaͤhrt, und nimmt eine weingelbe Farbe an. Je aͤlter er iſt, deſto beffer iſt er. Man verkauft ihn in der Kaußgitz in Faͤſſern, viele, die die Kunſt, Meth zu machen, recht verſtehn, ziehen ihn dem Wein vor, mon kann ſich auch darinn berauſchen. In Polen wird ſehr viel Meth getrunken. Man nimmt mehr oder wenig Honig, je nachdem man den Meth ſuͤß haben will, gieſt Waſſer daran, kocht ihn, ver⸗ ſchaͤumt ihn, und laͤßt auch viel oder wenig Hopfen, je nachdem man ſtarken oder ſchwachen Meth haben will, in einem Beutel mitkochen. Sobald er kalt ge⸗ worden iſt, thut man Hefen dazu, füllt ihn hernach auf Bouteillen, laͤßt n ſtoßen, und pfropft ihn hernach zu, ſo iſt er fertig. Wenn er ſtark und gut ee iſt, bleibt er zehn und mehrere Jahre gut. Ein ſchlechter Mieth iſt widerlich, ſuͤß, dick, truͤbe, und ſteigt in Kopf, aber man hat im Cleviſchen Lande Meth, der gar nicht mehr nach Honig ſchmeckt, ſondern einen fehr angeneh⸗ men und gewuͤrzhaften Geſchmack hat, und die Klarheit und Farbe des Rheinweins. Vergleicht man mehrere Arten von Meth mit einander, z. E. Meth aus dem gebe von den Inſeln im griechiſchen Meere, 462 | und me.‘ 166 Von den Inſecten. Bienen. . und im ſuͤdlichen Frankreich, fo übertrifft der teutſche Meth dieſe alle, und es ſcheint, daß der Honig in 10 Teutſchland dazu beſonders gut iſt. Wer ihn recht rein und lieblich haben will, der muß gar nichts von fremden Sachen, und keine Gewuͤrze dazu thun, ſondern nur rei⸗ nes Waſſer, und klaren Honig, von jedem ſo viel neh⸗ men, als er ihn ſchwach oder ſtark haben will. Es kommt nur auf das genugſame Kochen und Gaͤhren an, ſo entwickeln ſich darinn die Saͤfte aller der Blumen und Kraͤuter, aus welchen ihn die emſigen Bienen zufam« mengetragen haben. Ein ſehr verdienter Kirchenvorſte⸗ her im Cleviſchen verſichert, daß er bereits drey Jahre keinen andern Trank zu ſich genommen, als Meth, wobey ihm aller Wein ſehr gleichguͤltig geworden. Ich weiß es, daß dieſer Trank unter euch, meine liebe Land⸗ leute, kaum dem Namen nach bekannt iſt, aber eben deswegen erzaͤhle ich euch davon, damit ihr doch einmal anfangen moͤchtet, den Werth ſo vieler einheimiſchen und wohlfeilen Gaben Gottes, wie es Pflicht iſt „ gebührend zu ſchaͤzen. Saget doch nie, daß es euch ſchwer werde, euch und die Eurigen zu erhalten. Murret nie mit ei⸗ nem Herzen voll Undank, wenn ihr von den Reichthuͤ⸗ mern andrer Laͤnder hoͤret. Wir leben im ſchoͤnen und geſegneten Teutſchland. Es ſind noch gar viele Dinge um und neben uns, die wir nicht benutzen. Fraget bey geſcheuten und erfahrnen Leuten, wie ihr eure Umſtaͤnde verbeſſern koͤnnt. Nehmt gute Vorſchlaͤge an, 908 bleibet nicht immer beym Alten. Eure Vaͤter waren brave, gute Leute, ihre Aſche ſey uns heilig, ihre redliche Einfalt ſey unſer Muſter, und ihr Andenken ſey uns lieb! Aber alles wußten ſie doch nicht, der Menſch muß 908 immer . . 7 N f ri 4 f „ 5 7 U 2 t \ I Von den Inſecten. Bienen. 167° immer Meute immer weiter fortruͤcken, Gott hat uns ja Wißbegierde in die Seele gegeben, die Natur iſt noch lange nicht erſchoͤoſt, wie die Zweige immer mehrere tragen, jemehr man ſie ee und Fruͤchte abpfluͤckt, wie ein Knabe immer mehr lernt, je fleißiger ihr ihn in die Schule ſchickt, ſo kann man alle Gaben der Natur auf immer mannichfalkigere Art zu Rathe ziehen, wenn man nur ſeinen Verſtand anſtrengen mag, und nicht im mer denkt: Ich will bey dem bleiben, was ich bisher gewußt habe. Der Menſch iſt zur ewigen Arbeit, zum beſtaͤndigen Suchen und Forſchen von feinem gütigen e beſti mmt. Wir fen ſchon ge am Bienenhauſse „ und koͤn⸗ nen es noch nicht verlaſſen. So gewiß iſt es, daß alles in der Natur viele Seiten hat, und daß das Kleinſte fuͤr uns unerſchoͤpflich iſt! Die regelmaͤßige Haushaltung der Bienen wird zuweilen auch, wie jede andre, durch allerley Ungluͤcksfaͤlle geſtoͤrt und beunruhiget. Das groͤßte Ungluͤck, das ſie treffen kann, if der Verluſt des Weiſels, oder der Koͤniginn. Wenn ſie ihnen durch den Tod, oder ſonſt durch einen andern Zufall genommen worden iſt, ſo merkt man gleich viele Unruhe an ihnen. Sie fliegen nicht aus, fie haben keinen Muth, Feine Luſt, der Schwarm trennt ſich nicht gerade allemal, aber es iſt ein Stillſtand in der Arbeit, und ein Zeitverluſt, der uns und den Bienen nicht gleichguͤltig ſeyn kann. Sie gleichen alsdann einem Volk, das keine Geſetze, keinen Anfuͤhrer und keinen Befehlshaber hat. Nach dem, was ich euch oben von den drey verſchiedenen Arten der Bienen geſagt habe, laͤßt ſich vermuthen, daß fie 0 | ſich 94 168 Von den Inſecten. Bienen. ſich in dieſem betruͤbten Fall ſelber wieder eine Koͤniginn erzeugen, ohne daß wir ſagen koͤnnen, wie? Allein in der Landwirchſchaft kann man den Wohlſtand eines gan⸗ zen Korbs darauf nicht ankommen laſſen. Erſcheint gerade um dieſe Zeit noch ein Nachſchwarm, ſo nehmt dieſem die Koͤniginn, und ſetzt fie im Anfang in ein klei⸗ nes Schaͤchtelein, oder in ein Kaͤſtchen, das auf einer Seite mit Meſſing umflochten, oder gegittert iſt, damit fie von den Bienen ſelber ernaͤhrt werde. Nach etli⸗ chen Tagen laßt ſie am Abend unter ſie fliegen, und daͤmpft die Bienen mit Rauch. Man kann auch in dem Fall den Korb etliche Tage zuſchieben, wenn dern Fall im Frühjahr iſt, und nicht im Sommer oder im Herbſt, wo die Hitze zu groß iſt. Ihr habt oben gehoͤrt, daß man im Nothfall einen Korb mit dem andern ver binden koͤnne. Auch dadurch kann dem weiſelloſen \ 9 2 Volk geholfen werden. Doch freylich am beſten durch die neue Erfindung der Ableger, wo man ſie singen kann, eine Koͤniginn zu erzeugen. Der Fleiß der Bienen wird 9105 oͤfters we gierige ö Freſſer, durch die ſogenannten Raubbienen geſcoͤrt. So nennt man fremde Bienen, die ſchaarenweiſe an unſern Korb kommen, Honig und Wachs holen, und das in einem Tage fo oft wiederholen, daß endlich unfer Korb leer werden muß. Man irrt zuverlaͤßig, wenn man ſich einbildet, die Raubbiene waͤre eine eigene von der eintragenden Biene verſchiedene Gattung. Es iſt ein und daſſelbige Thier, nur mit dem Unterſchied: Die Raubbiene iſt faul, baut nicht, ſtiehlt andern, und lebt vom Raube. Die e Biene iſt uner⸗ müͤdet, | 1 Von den Inſeeten. Bienen. 165 muͤdet, lebt regelmäßig, holt ſich alles, was ſie braucht, 0 ſelber von den Blumen, und ernaͤhrt ſich muͤhſam. Jene gehen beladen aus dem Korb, dieſe kommen mit der ſuͤßen Saft in den Korb, und kommen leer heraus. Die Raubbienen kommen auch insgemein nicht weit her. In der Nachbarſchaft riechen ſie den Bienenſtand, und beſonders, wenn beym Zeideln, oder Ausladen und Vereinigen der Koͤrbe, oder ſonſt bey irgend einer Arbeit Honig und Wachs um den Korb herum verſtreut worden iſt. Sie riechen das, kommen herbey, holen erſt das weg, was verſchmiert worden iſt, werden aber nach und nach immer dreiſter, und gehen endlich ſelber in den Korb hinein. Die erſte Raubbiene weiß, was ſie wagt. Es entſteht ein heftiges Zanken, ein wuͤtendes Geſumſe, der fremde Gaſt erregt einen allgemeinen Zorn, beyde Parthien werden immer ſtaͤrker, der Auflauf, das Getuͤmmel und das mannichfaltige Kaͤmpfen dieſer klei⸗ nen Streiter waͤhrt ſo lange, bis der ſtaͤrkere Theil Meiſter wird, und der ſchwaͤchere Theil entweder mit Schimpf zuruͤckgetrieben wird, oder, wenn es der ange⸗ griffne Korb iſt, den Lohn ſeines Fleißes den Raͤubern uͤberlaſſen muß. Man weiß, daß ſieben und zwanzig ‚Körbe hinter einander ausgeleert wurdep. In den mei⸗ ſten Faͤllen iſt es ein kleiner unbemerkter Umſtand am Bienenhaus, und an den Koͤrben, wodurch das ganze Ungluͤck verhuͤtet werden koͤnnte. Man hat vielleicht einen ausgenommenen Korb im Garten ſtehen laſſen, in der Abſicht, daß er von den eintragenden Bienen aus⸗ geleckt werden ſollte. Aber dieſer noch uͤbrige Honig zog fremde Bienen herbey, die nachher ſchwer zu ver— treiben ſind. Oſt iſt das 1 15 zu groß, das ohnehin 95 hie 70 Von den Inſecten. Bienen. auch um andrer Feinde willen nicht! zu ſehr krweltert werden darf. Oder der Korb hat einige Ritzen bekom⸗ 10 men, wodurch die ungebetenen Gaͤſte einſchleichen koͤnnen. EI en wirft ſich das Bret, auf dem die Körbe ſtehen, durch die Abwechſelung der Warme und Kälte, der Tro. ckenheit und der Mäffe, und die Körbe ſchließen alsdann nicht mehr genau an, an ihrem Standort. Man muß auch den angegriffenen Korb von feiner; alten Stelle, fo wie ich oben geſagt habe, wegruͤcken. Einige Schritte verwirren oͤfters ſchon die Raubbienen, und blenden ſie. Oſt kommt ſogar aus meinem eigenen Bienenſtand eine Bande Raͤuber, und faͤllt den andern Theil meiner Koͤrbe an. In dieſem Fall muͤſſen beyde Bienenhaͤuſer ver⸗ ruͤckt werden, oder, wenn das nicht moͤglich iſt, ſo muß ein Theil der Koͤrbe eine Zeitlang verſchloſſen bleiben. Wenn man wiſſen will, woher die Raubbienen kom⸗ men, fo ſtreue man nur Aſche auf die ſtreitenden Bienen, beſonders auf die Angreifer und Raͤuber, gehe ihnen als. dann nach, und laſſe ſich das Innre einiger benachbarten Bieneuſtoͤcke weiſen. Man wird die Aſche ganz deut⸗ lich darinn wahrnehmen, und man hat gewonnen, ſobald man nur einmal die Richtung ihres Flugs, und die Seite weiß, von welcher unſre Feinde herkommen. Auch der Eigeuthuͤmer der Raubbienen hat keinen Vor⸗ theil davon. Seine Bienen werden, wenn ihnen ſolche Beraubungen geſtattet werden, faul und nachlaͤßig, ihre Koͤrbe füllen ſich auf dieſe Art doch nicht, und im Wins ter wollen ſie, eben ſo wie im Sommer, in ihrer Ge⸗ maͤchlichkeit gefüttert werden. Mit Mehl muß man nicht unter fie werfen. Es fliegt auf die ſtehlenden und auf die eintragenden Bienen. Beyde bringen es in den e | a i Korb, Von den Inſecten. Bienen. 171 Kerb, und vn geraͤth der Honig in Gaͤhrung. Man Ar Woeſchenthe ſie lieber mit 1 „ und ſchlage mit Be⸗ fenreiſig nach ihnen, wobey wan freylich nicht verhuͤten kann, daß man nicht auch zuweilen eine einheimiſche Biene treffen wird. Man hat auch gefunden, daß es gegen die Raubbienen gut iſt, das Flugloch mit einer Roͤhre zu verwahren. Man ſteckt eine gebogene Rohre von Holz feſt in das Flugloch, eine Roͤhre, die gerade ſo weit offen iſt, daß eine einzige Biene auf einmal durchgehen kann. Die rechtmaͤßigen Beſitzer des Korbs gehen unerſchrocken auch durch dieſen Canal in den Korb, aber die fremden Bienen werden dadurch irre, und mer⸗ ken, daß ſie inwendig von den gereizten Bienen empfan⸗ gen, und, weil ſie nun nicht mehr in Menge anruͤcken konnen, eine nach der andern hingerichtet werden wuͤrden. Doch, wenn unſer Stock angegriffen wird zu einer Zeit, wo er noch jung und ſchwach iſt, ſo hilft oft das alles nicht. Alsdann iſt es Zeit, auf die Einfangung und Vergiftung der Raͤuber ernſtlich bedacht zu ſeyn. Nehmt alſo den vollen Korb weg, und ſetzt einen leeren hin. Verſtreichet dieſen inwendig mit etwas Honig, vermiſcht mit ſauren Hefen. Das iſt Gift fuͤr ſie, ſie ſaugen es aber doch, tragen einiges davon nach Haus, und vergif⸗ ten ihren eigenen Staat. Doch oft iſt es nicht die Na. tur, die Bosheit und der ſchwarze Neid andrer Men ſchen iſt oft die Urſache von den Raubbienen. Wenn man auf allerley krummen und verſteckten Wegen von ſeinem Bienenhaus an bis zum andern Bienenſtand hie und da an Mauren, Pfoſten, Thuͤren, Baͤumen, oder was ſonſt im Weg ſteht, Honig hinſtreicht, und das etliche Tage nach einander thut, ſo kann man dadurch | die 0 172 Von den Jenn Bienen. \ die Bienen seinen ‚daß fie, nachdem fie ah anges ſchmierten Honig geleckt haben, endlich da einfallen, wo er aufhoͤrt, und den fremden Korb ſelber angreifen. Aber ich hoffe, daß jeder unter euch ſolche niedertraͤchtige Mittel, ſich zu bereichern, verabſcheuen werde. Zur Landwirthſchaft gehoͤrt oͤffentliche Sicherheit, und Ruhe, und ihr muͤßt dieſe durch wechſelſeitiges Gutmeynen, durch oſſenherzige Redlichkeit, und nachbarliche Treue befoͤrdern. Die Bienenkoͤrbe muͤſſen aber auch gegen einige Vo. gel geſichert ſehn. Der Immenfreſſer faͤngt mit ſei⸗ nem langen Schnabel, und mit der faferichten Zunge Bienen, aber auch Muͤcken, Heuſchrecken und Fliegen. Sein Neſt iſt in der Erde, ein Loch mit Mooß ausgefüllt. Wo ein Bienenſtand gedeihen ſoll, da duͤrfen nicht viele Stoͤrche in der Nähe ſeyn. Denn, wenn dieſe auf den Wieſen gehen, wo die Bienen in den Blumen ſitzen, fangen ſie ſie dutzendweiſe mit ihrem langen Schnabel weg. Man kann zuſehen, wie der Storch, ohne ſich viele Mühe zu geben, eine nach der andern verſchlingt, und man hat bey niedergeſchoſſenen Stoͤrchen den Kropf ganz voll Bienen gefunden. Eben ſo muͤſſen die Schwalbenneſter in der Gegend des Bienenhauſes ohne Verſchonen zerſtoͤrt werden. Denn die Schwal⸗ ben fangen die Bienen im Flug weg. So wie die Biene um ihrer Blumen willen niedrig fliegen muß, ſo fliegt auch die Schwalbe eben ſo, und ſchnappt ſie weg, indem ſie beladen nach Hauſe eilt. Man beſchuldige auch die Spechte, die Maiſen und Bachſtelzen diefee | Feindſchaft gegen die Bienen. Unter den vierfüßigen Thieren P Don den Snfiten, Bienen. 173 M Tieren hat man beſonders die Ratten und die Maͤuſe zu fuͤrchten. Die letzteren ſchl uͤpfen, beſonders im Winter durch das Flugloch hinein, und ſreſſen den Bienen Honig und Waben. Ein Bienenwaͤrter hatte dagegen die Gewohnheit, bey Anfang der langen Win⸗ ternaͤchte allemal ein kleines Steinchen in das Flugloch zu ſtecken. Allein die Maus ſtoͤßt das ſehr leicht entwe⸗ der heraus, oder tiefer in den Korb hinein. Nehmt lieber einen blechernen Schieber, der durchloͤchert iſt, und verwahrt damit die Oeffnung. So kann doch auch immer noch friſche Luft in den Korb. Damit keine Hatten binauffönnen, iſt es beſſer, daß die Körbe nicht auf Baͤnken ſtehen, ſondern auf ſtarken, glatten und runden Saͤulen, an deren obern Ende ein Bret angena⸗ N gelt iſt. Ein Schwede „Der die Bienenzucht ſehr gut verſteht, laͤßt bas Bret etwas vorwaͤrts geneigt aufna⸗ geln, und zween Zapfen i in Jöcher vor den Korb ſchlagen, damit er feſter ſtehe. Niemals muͤßt ihr einen leeren Bienenkorb auf dem Bret ſtehen laſſen, weil ſich die Katzen hineinlegen, und ſo lange noch Ein Katzenhaar im Korbe iſt, ſo geht gewiß keine Biene in den Korb. Froͤſche und Kroͤten muͤſſen auch nicht häufig in den Nachbarſchaft der Bienen W Sie fangen ſie weg, indem fie unter dem Gras verborgen ſitzen. Es find. freylich viele Bienen in einem Korb, aber man muß doch nicht glauben, daß ein geringer Verluſt von einigen wenigen nichts zu bedeuten habe. Denn alles, Be geſchieht und geſchehen foll, geſchieht nur durch die Men⸗ ge. Unmoͤglich kann man da Nutzen erwarten, wo man nur wenige Koͤrbe, und in den Koͤrben wenige Dies nen hat. Die legen haben auch ihre eigene Laufe, ihre“ 174 Von den Inſecten. Bienen. ihre eigene Milben, ihre Motten, und zu dieſen allen koͤmmt noch ein ſchaͤdliches Inſect, der Immenwolf. Das Inſect, das unter dem Namen des Todtenkopfs bekannt iſt, koͤmmt auch zuweilen in das Bienenhaus, beſonders, wenn Hanfaͤcker, oder Grundbirnenfelder in der Naͤhe ſind. Vielleicht wollen dieſe den Honig wegfreſſen. Man muß auch die Weſpen und Hum⸗ meln dazu rechnen. Dieſe freſſen von vielen Buͤſchen, z. E. von den Stachelbeeren, den Honig weg, und 1 ſelber Jagd auf die Bienen. Man hat bemerkt, daß ſie gerade aus allen den Blumen Honig ſammlen, die auch von den Bienen beſucht werden. Man kann fie, wenn fie auf den Buͤſchen ſitzen, mit einer langen Pappierſcheere zerſchneiden. Ein Schwede pflanzte Stachel beerbuͤſche in Gaͤrten, auf Angern und Wei⸗ den, nicht nur zur Nahrung für die Bienen, ſondern Ah zur Lockſpeiſe für die Weſpen und Hummeln, in damit er dieſe im erſten Frühjahr ausrotten konnte. Denn, nachdem ſie einmal verbluͤht haben, ſuchen dieſe beyde Geſchlechter von Inſecten ihre Nahrung auf hohen Bäumen, wo es unmoͤglich iſt, fie zu vertilgen. Weil auch viele Bienen von den Spinnen gefreſſen werden, ſo muß man dieſe am Morgen und Abend wegfangen. Wenn wir aber auch alle auswörtſ e Feinde abhal⸗ ten koͤnnten, ſo ue doch zuweilen im Inwendigen des Bienenſtaats Krankheiten, deren Urſachen ſchwer aufzuſuchen, und deren Zufälle faſt nicht zu heben ſind. Man nennt es die Faulbrut, eine andre Krankheit iſt die Tollheit, noch eine andre der Durchlauf. Ich weiß nicht, ob der Weihe eines alten en in a der Von den Inſecten. Bienen. 175 der Natur gegruͤndet iſt, oder nicht. Die kranken Bienen ſollen den ſuͤßen Saft aus den Feigen ſaugen, und ſich damit helfen. Man duͤrſe alſo nur etliche Feigenbaͤume in den Garten ſetzen, wiewohl freylich hernach die Feigen nicht fo füße ſchmecken. In den meiſten Fällen wird die Lage, oder irgend ein kleiner Umſtand am Bienenhaus daran Schuld haben. Ich will euch deswegen noch einige Regeln geben. Die Koͤrbe dürfen dem Winde nicht zu ſehr ausgeſetzt ſeyn. Daß er ſie nicht herabwirft, das kann zwar durch An⸗ binden verhuͤtet werden, aber der Windſtoß ſelber ſcha⸗ det der jungen Brut und dem innren Bau. Esiſt gut, wenn Baͤume und Buͤſche nicht weit von den Koͤrben ſtehen. Ein Schwede pflanzte drey Eſpen oder Tannen gerade vor die Koͤrbe, und die Bienen ſetzten ſich in ihre dichte Aeſte, wenn ſie ſchwaͤrmen wollten. Kann man dieſe nicht haben, ſo ſind auch Wacholderſtoͤcke und Liebſtoͤckel ſehr dienlich. Es iſt folſch, wenn einige meynen, man koͤnne den Korb, in welchen der Schwarm gefaßt werden ſoll, auch mit Brennneſſeln einreiben. Sie gehen wieder heraus, und wenn es erſt nach drey oder vier Tagen geſchieht, und fliegen fort. Wollen die Bienen in den erſten ſchoͤnen Tagen des Februars und Maͤrzes ausfliegen, ſo hindert ihr ſie nicht. Es ſchadet ihnen nichts, wenn auch nachher groͤßre Kälte und Schnee ſie zwingt, ſich wieder eine Zeitlang im Korbe inne zu halten. Den Schnee, der vor und am Bienenhauſe liegt, koͤnnt ihr wegſchaſſen, damit die Erde daſelbſt bald erwaͤrmt werde, und gruͤnen und bluͤhen koͤnne. Wenn die Bienen im Frühjahr lebhaft e und im Winter nichts gelitten haben, ſo babe ihr 176 Von den Inſecten. Bienen ihr viel gewonnen. Aber eben deswegen muͤßt ihr auch verhüten, daß nicht im Winter das Flugloch von Eis, Schnee und andern Unreinigkeiten verſtopft werde. Ger ſchieht das, fo häufen ſich die verſchloſſenen Duͤnſte im Korbe ſo ſehr, daß die Bienen erſticken muͤſſen. In Schweden ſteckt man Stroh und Tannenreißig um die Koͤrbe, aber das Schneegeſtoͤber draͤngt ſich doch oft durch, ſchmelzt von der Waͤrme im Bienenſtock, gef riert nachher wieder, und verſchlieſt die Oeffnung. Die Schwierigkeiten ſind freylich mannichfaltig, indeſſen müßt ihr euch nicht abſchrecken laſſen, oder gar gleich ſagen, euer Land ſey zu mager, in eurem Gebiet faͤnden die Bienen nichts e. In Schweden iſt die Natur bey weitem nicht fo verſchwenderiſch, fo reich und ſo ſchoͤn, wie bey uns, und doch gewinnen dort viele Leute große Summen durch die Bienenzucht. Die Waldbeeren und der Faulbaum geben in Waͤldern und Gebuͤſchen den allermeiſten Honig. Ihr muͤßt, wenn ihr Bienen haltet, nicht immer nur den rothen Klee ausſaͤen. Die⸗ ſer nuͤtzt ihnen faſt gar nichts, der weiße Klee iſt eine Bienenpflanze. Man kann ein Bienenhaus fo geraͤu⸗ mig machen, daß man ſeine Bienen immer von hinten regiert, und außerdem, daß man dort ſichrer iſt, iſt es den Bienen auch nicht angenehm, wenn man oft oder lange vor fie hintritt. An der Ruͤckenſeite von jedem Bienenkaſten kann man eine Oeffnung zum Beobachten anbringen, die man leicht mit irgend etwas verſtopfen, und wieder öffnen kann. Wenn man da, wo man Magazinbienen haͤlt, jedem Bienenkorb oder Kaſten ein beſondres Standbret giebt, und in das Bret, das her⸗ nach 5 jeder Erhoͤhung der Körbe, daffelbige bleibt, ein 1 Von den Anfeeten. Bienen. 177 f ein dreyecketes Loch aushauen laͤßt, ſo braucht man nicht dem Korb oder dem Kaſten ſelber ein Flugloch zu geben. Dieſes Flugloch, das niedriger iſt, als der Korb, da ſonſt die gewoͤhnlichen hoͤher ſind, iſt den Bienen ſebr bequem, wenn fie ihren Unrath, Abfall, ſchaͤdliche In⸗ ſecten, oder ihre Todten aus dem Korbe wegſchaffen wollen. Sie brauchen nicht vorher alles erſt in die Hoͤhe zu ſchleppen, wie ſonſt. Weil auch durch dieſes unten angebrachte Flugloch die Luft im Winter beſtaͤndig zus kommen kann, ſo bekommen die Bienen, die ſo wohnen, nicht ſo viele Krankheiten, als die, deren Flugloch oben, oder in der Mitte iſt. Weil alles durch dieſes Loch ab— fallen kann, ſo ſieht man beſſer daran, was den Bienen fehlt. Man darf auch, wenn man ſie einſchließen, oder voͤllig frey ausfliegen laſſen will, nur ein wenig am Bie⸗ nenkaſten ſchieben, oder ruͤcken, ſo erreicht man ſeine Abſicht. Wenn man auch einige. Rörbemit dem Stand⸗ bret in die Queere ſtellt, ſo daß ſie nach Oſten gerichtet ſind, ſo ſind ſie dadurch vor der heißen Mittagsſonne be⸗ wahrt, und man kann beſſer ſehen, wie die Bienen ab und zugehen. Sie arbeiten auch deſto fleißiger, je we: niger Queerſtoͤcke in ihren Wohnungen angebracht find, - Doch wir haben lange genug von den Bienen geſprochen. sah uns zu den Ameiſen fortgehen. ah II. Unter den Ameiſen find, „ fo viel man wei, auch die allermeiſten ohne Geſchlecht, und dieſe ſind auch ungefluͤgelt, dieſe laufen herum, tragen berbey, ſamm⸗ len ein, vertheidigen die Eyer, und erziehen die Jungen. Wenn die Eyer gelegt ſind, ſo werden Maͤnnchen und Weibchen von den geſchlechtsloſen Ameiſen verjagt. Dee. Naturg. II. Th. M Sie We 178 Von den Inſeeten. Ameiſen. * Sie fliegen weg, fallen in das Waſſer, einige werden von Voͤgeln geſreſſen, und andre kommen in kurzer Zeit auf andre Art um. Daher ſieht man zuweilen gefluͤgelte Ameiſen in Menge, und nachher wieder lange Feine, Die groͤß eren unter ihnen ſind die Weibchen, die kleine⸗ ren ſind Maͤnnchen. Sie wohnen gemeinſchaftlich, haben auch ihre Geſetze, ihre Zeichenfprache unter einan⸗ der, und handeln alle zu einem gewiſſen Zweck hin. Sie leiden es oft nicht, daß ein andres Ameiſenvolk fin nen Haufen nahe bey ihnen anlegt. Schuͤttet man gar zween⸗ Haufen zuſammen, und in einander, fo entſteht ein heftiger Kampf. Im Fruͤhjahr ſchlupfen die Eyer us, die Raͤupehen bekommen, wenn ſie ſich verpuppen wollen, ein zartes weißfeidenes Geſpinnſt über ſich, der. gleichen kleine Koͤrper findet man bey Tauſenden in einem Stock, man nennt fie Ameiſeneyer, und fuͤttert die Nachtigallen damit, aber es ſind die Larven, oder die Puppen der Ameiſen. Sobald man mit einem Stock den Ameiſenhauſen aufwuͤhlt, find die Fluͤgel⸗ und Ge⸗ ſchlechtsloſen Ameiſen gleich fehr beſchaͤfftigt, alle dieſe kleine Puppchen zu fluͤchten, und vor dem Ungluͤck zu bewahren. Sie nehmen fie zwiſchen die Zaͤhne, und tragen ſie fort, wobey man nicht nur uͤber ihre emſige Geſchaͤfftigkeit, noch mehr aber uͤber ihre Vorſicht und Behutſamkeit, daß ſie ihren weichen Jungen keinen Schaden thun, erſtaunen muß. Sie tragen überhaupt mit großem Fleiß alles, was fuͤr ſie iſt, zuſammen, Brod, Weizen, Fruͤchte, Obſt, Zucker ꝛc. Ein Stroh⸗ halm iſt fuͤr dieſe Thiere eine Laſt, ein kleines Sand⸗ ſteinchen iſt für fie ein hoher Berg, aber tauſendmal ho⸗ len ſie alles , was e entfallen iſt, und werden nicht f Von den Inſecten. Ameiſen. 179 nicht muͤde, den Berg wieder hinaufzuklettern, von dem fie eben herabgleiteten. Sie legen oft die Buͤrde nieder, bleiben figen darneben, und ruhen aus. Einige holen in der Ferne, und ſchweifen in der ganzen Gegend umher. Andre gehen ihnen entgegen, und nehmen jenen den Ge⸗ winn ab. Sie loͤſen ſich unter einander ab, und theifen gemeinſchaftlich alle Geſchaͤffte. Es hält oft ſchwer, bis fie einen Getreidehaufen, ein Zuckerſtuͤck, eine Schale voll eingemachten Obſts ꝛc. finden, aber hat es erſt nur Eine entdeckt, ſo iſt man cher, daß der ganze Amel ſen⸗ ſtaat nachfolgen wird. Jene verkuͤndigt mit einer ung freylich nicht hoͤrbaren Stimme, was ſie entdeckt hat, und das fleißige Volk bricht auf, und begleitet ſeinen Fuͤhrer. Von den harztragenden Baͤumen tragen ſie die kleinſten öpfehe „die wir an der Rinde des Sta mis und der Zweige kaum bemerken koͤn nen, zu⸗ ſammen in ihre Wohnung, und brauchen es entweder zur Nahrung, oder vielleicht blos um des Wohlgeruchs willen, damit keine Krankheit in dem engen Platz ein reißen moͤge. Bald nach dem Herbſt iſt ihre Nahrung und ihr Eingeſammletes verzehrt, ſie fallen alsdann in einen ſtarren Winterſchlaf „ und erwachen erſt im Fruͤh⸗ jahr. Die heftigſte Kalte toͤdtet fie nicht. Aber gewiß iſt, daß ſie im Winter nicht wachen. Daher haben ſie auch nicht noͤthig, an den Getreidekoͤrnern das Keimchen abzubeißen, damit es nicht ausſchlage in ihrem Stocke, wie man geſagt hat, welches aber ohne Waſſer an ſich nicht moͤglich wäre. Wenn fie Korn oder etwas anders ſammlen, fo geſchieht es entweder zur Ernährung im Sommer, und an ſtarken Regentagen, oder es ſind Werkzeuge und Sachen zu ihrem Bauweſen. Die M 2 . groͤßten 180 Von den Inſecten. Ameiſen. groͤßten ſind die fenen Huͤgelameiſen. 0 Hernach findet man große und kleine ſchwarze Ameiſen. Man unterſcheidet noch die rothen und die gelben Ameiſen, in Oſtindien ſind auch weiße, und alle ſind in ihren Wohnungen und Einrichtungen ſehr verſchieden. Im Munde am Kopf haben ſie eine gedoppelte Saͤge, die mit Zaͤhnen beſetzt iſt. Die Augen ſitzen bey ihnen ſo weit hinten, daß fie auch das, was über i ihnen iſt, ſehr bequem ſehen koͤnnen. Im Leibe hahen ſie einen Beutel, woraus ſie einen ſcharfen und fluͤchtigriechenden Saft ziemlich weit wegſpruͤtzen koͤnnen. Die rothe Ameiſe hat einen Stachel zum Verwunden, die andern ſollen kei. nen haben. Im Sommer wird ihr Gebaͤude in der Erde hoͤher angelegt, um zur Luft und Sonnenwaͤrme zu kom⸗ men, im Winter graben fie ſich einige Schuhe tief in die Erde ein. Mit den Saͤgen am Munde und mit den Haken an den Füßen bauen fie aus Erde viele kleine runde Cellen, die durch glatte Canale mit einander verbunden ſind. Reinlichkeit iſt eine Haupteigenſchaft diefer Thiere. ; Die todten Ameiſen werden von ihnen felber herausge⸗ tragen. Man behauptet, daß die Königinn der gelben Ameiſen fünfmal größer ſey, als ihre Unterthanen, (es find aber bey den Ameiſen mehrere Weibchen, wie man ſieht, wenn man den großen gefluͤgelten Ameiſen den Bauch aufſſchneidet,) und daß die arbeitenden Ameiſen den verpuppten Jungen, wenn ſie ihre Verwandlung uͤberſtanden haben, mit ihren Kopfſaͤgen das feine Ge⸗ ſpinnſt ſelber öffneten, und ihnen fo gleichſam in das Leben helfen. So viel iſt gewiß, daß ſie dieſe kleine Brut forgfältig auf den Wall, den fie aus Erdtheilchen, Stroh und Schutt auſgefühe W ; herauſbringen, 8 Mi Von den Inſecten. Ameiſen. 18 ſo lange die Sonne ſtark ſcheint, wiewohl nicht unmittel. bar in die Sonnenſtralen. Sobald aber kuͤhle Abend. luft weht, oder ſobald ihr feines Gefuͤhl ihnen Regen und Sturmwind prophezeiht, ſo laden ſie gleich wieder auf, und verſtecken dieſe Puͤppchen wieder in der Tiefe ihrer Wohnung. Trifft irgendwo nur Eine Ameiſe eine todte Fliege an, die ſie allein nicht fortbringen kann, ſo eilt ſie erſt leer zu ihres Gleichen, aber bald kommt ſie mit mehreren wieder, und dieſe alle ſchleppen ſie fort. Die Pferdameiſen find ſehr groß, laufen beſtaͤndig herum, ſtechen aber nicht. Dieſe find im Stande hoͤl⸗ zerne Bretter durchzunagen, und ſich einen Weg durch Balken zu bahnen, nur damit fie zu einem Gefäß kom⸗ men, worinn Zucker verwahrt iſt. Die mittelmaͤßig große rothe Ameiſe legt ihre Haufen im Gehoͤlze an, und dieſe iſt es, aus deren Wohnung, wenn fie aufges wühlt wird, ein vortreflicher ſaurer, aber lieblicher Ges ruch aufſteigt. Daher werden dieſe aufgekauft, und ihr Sauer wird in der Wundarzneykunſt gebraucht. Dieſe ſind es auch, die ſonderlich von Wacholderbuͤſchen das Harz zuſommentragen, das man ihnen nehmen, zum Siegellack brauchen, und im Haufe als ein ſehr ange⸗ nehm riechendes Pulver, um die Luſt zu reinigen, an⸗ zͤnden kaun. Die kleine ſchwarze Ameiſe baut fi) eine Wohnung aus Sand, bedekkt ſich aber mit Gras, graͤbt uͤberall auf, öffnet ſich uͤberall Gänge, und lauft beſtaͤndig auf den Baͤumen herum, daher find fie den Gärtnern ſehr verhaßt, aber ohne Urſache. Auf den Bäumen, thun die Ameiſen keinen Schaden, fie lecken nur den ſuͤßen Saft weg, den die Blattläuse von fich geben, und der aus ſo vielen von andern Inſecten dem 5 M 3 | Baume | 182 Von den Inſecten. Ameiſen. Baume beygebrachten Wunden ausſchwitzt. Wir in Europa haben nicht Urſache, ſehr uͤber die bey uns ein⸗ 1 heimiſche Ameiſen zu klagen. Aber in Oft» und Weſt⸗ indien ſind ſie viel groͤßer, zahlreicher, und machen eine wahre Landplage aus. Sie holen dort den ausgeſaͤeten Saamen aus dem Felde, und ſtehlen das reiſe Getreide aus den Aehren. Auf den Zuckerpflanzungen thun ſie großen Schaden, und wiſſen, aller menſchlichen Sorg⸗ falt ungeachtet, ſogar in die Vorrathskammern von Zucker einzudringen. Daher hat auch der weiſe Schoͤ⸗ pfer in eben dieſe kaͤnder einige vierfuͤßige Thiere geſetzt, die in der Nacht, wenn die Ameiſen in ihren Löchern verſammlet find, mit ihrer feinen Naſe in den Wäldern von einem Ameiſengebaͤude zum andern laufen, mit ihren ſcharfen Klauen die Schalen oben aufreißen, und mit ihrer bewundernswuͤrdigen Zunge ganze Schaaren von Ameiſen freſſen. Wenn man oͤfters im Hauſen ſchwarzer Ameiſen nachſieht, wird man finden, daß ſie ihre Eyer be eſtändig vor Regen und ſtarkem Nordwinde verwahren. In den heißeſten Stunden des Tags ſind ſie allemal auf der noͤrdlichen Seite des Hügels beyſam⸗ men. Wenn hingegen ſtarker Regen mit Nordwind kommen will, ſo bringen ſie die Eyer allemal auf die Suͤdſeite, und wenn das Regenwetter voruͤber iſt, brin⸗ gen ſie ſie wieder an die vorige Stelle. Wenn Oſtwind weht, und anhaltender Landregen fällt, bringen fie die Eyer auf die Weſtſeite des Huͤgels, und vergraben ſie noch überdies fo tief in der Erde, daß der Regen nicht dis zu den Eyern eindringen kann. Wer ihre Eyer oder Puppen auffuchen will, um junge Voͤgel damit zu füttern, muß das merken, man hat es auch bey dieſer Gelegen; | heit j Yon den Infeten. Aineiſen. 183 heit entdeckt. | Durch den ganzen Sommer wechſeln ſte ab mit ihren Eyern, ſobald aber im September die Taͤge nicht mehr ſehr warm, und die Naͤchte ſchon kalt ſind, ſo halten ſie ihre junge Brut beſtaͤndig auf der Mittags. ſeite. Mit innrer Ueberzeugung werdet ihr an dieſen merkwuͤrdigen Trieben der Ameiſen die Weisheit Gottes, und ſeine unaufhoͤrliche Sorgfalt fuͤr alle Geſchoͤpfe er⸗ kennen muͤſſen. Der Körper der Ameiſen iſt mit ſehe duͤnnen und ſeidenen Haaren bedeckt. Die Haut am Kopf und an der Bruſt iſt noch überdies hart, wie Horn, und dient dem Thierchen zur Beſchützung. Etwas ganz eigenes an den Ameiſen iſt die ſenkrecht ſtehende kleine Schuppe zwiſchen der Bruſt und dem Hinterleibe. Da⸗ mit ſie deſto beſſer klettern und ſteigen koͤnnen, endigt ſich das letzte Gelenk ihres Fußes in zwo ſpitzige und ge⸗ woͤlbte Klauen. Der Stachel, den die Weibchen und die Geſchlechtsloſen haben, iſt hohl, und ein ſcharfer beißender Saft fließt dadurch. Wenn man aber nur Umſchlaͤge, in Oel getaucht, darauf legt, ſo vergeht das Jucken und die Geſchwulſt. Die kunst lichen Gewoͤlbe werden von den Arbeitern im A Ameiſenhaufen nur deswe⸗ gen aufgefuͤhrt, damit die Maͤnnchen und Weibchen ſich deſto bequemer darinn begatten koͤnnen. Die Natur will, daß die Ameiſen ein ganzes Jahr im unvollkomm⸗ nen Zuſtande bleiben, ohne Zweifel deswegen, damit ſie ſich nicht allzugeſchwind und zu ſtark verbreiten moͤgen. Nach dem, was ich euch von dem Schickſal geſagt habe, das die gefluͤgelte Ameiſen, ſobald fie im Stock uͤber⸗ flüßig geworden find, zuletzt trifft, muͤßt ihr die Erzaͤh⸗ lungen von den Schwaͤrmen der Ameiſen, die hie und da zuweilen er ſcheinen „ und wie Wolken die Luft verfin⸗ M 4 ern, 184 Von den Anfecten, Ameiſen. ſtern, beurtheilen. Bey den Bienen fliegen die Jun⸗ gen aus, und laſſen den ältern Bienen Platz im Korbe. Aus dem Ameiſenhaufen fliegen die Eltern aus, und die ganze Wohnung bleibt den Jungen. Jene reifen b aus, um ſich irgendwo anzubauen. Dieſe werden von ihren Sclaven ausgeſtoßen, und nirgends wieder aufge⸗ nommen. Die wahren Eyer der Ameiſen ſind ſo klein, daß der Durchmeſſer von 90 ſolchen Eyern 1 nicht Daumenlaͤnge hat. Wenn das Ameiſenraͤupchen Puppe wird, wird es wieder, wie es im Ey war, fluͤßig wie Waſſer. Seine Glieder ſehen alle ſo weiß aus, wie geronnene Milch. Und ohne Zweifel iſt dieſer huͤlf, loſe Zuſtand die Urſache, warum der Schöpfer die Ge. ſchlechtsloſen Ameiſen ihnen zu Pflegern und Erziehern beſtellen mußte. Das Waſſer ſcheuen dieſe, doch gras ben ſie ſich auch tiefer in die Erde ein, wenn die Ober⸗ flaͤche der Erde ganz austrocknet, und wiederum, wenn ſie einige Tage gar keine Feuchtigkeit gehabt haben, bringen ſie ihre Jungen ſelber an die feuchten Stellen. Man will auch geſehen haben, daß ſich der ganze Schwarm der Ameiſen in einem Haufen über die Eyer — legt, als wenn ſie ſie erwaͤrmen wollten. Alles, was ſie in den Stock tragen, hat die Abſicht, fi e gegen die Kälte zu beſchuͤtzen, die fie zwar nicht toͤdtet, aber aller Munterkeit beraubt, und einſchlaͤfert. Man kann ſie daher im Sommer zwingen, in Winterſchlaf zu fallen, wenn man ſie lange in Eisgruben verſchließt. Am Fuß eines Baums hinter dicken und großen Wurzeln, die das Regenwaſſer aufhalten, legen ſie gerne ihre Wohnung an. Ihr Leben iſt auß zaͤhe und dauerhaft, und ihre zaͤrtliche Triebe ig die Jungen bören nur mit dem — eee ganz 5 4 0 > ie „ = r 13 \ Von den Inſecten. Amneiſen. 185 "hang Tode auf, Denn man hat gefehen, daß ent. zweygeſchnittene Ameiſen doch noch acht und mehrere Jungen weggetragen haben. Ihr Geruch iſt ſehr fü 155 und das iſt wahrſcheinlich auch ihr Fuͤhrer auf den krum⸗ men Wegen, auf welchen fie Beute ſuchen. Sie freſſen auch andre Inſecten, die fie todt oder matt antreffen. Sie freſſen Maykaͤſer auf, und verwandeln Froͤſche, Eidechſen, Schlangen und Voͤgel in wenigen Tagen ing leere Beingerippe. Sonder bar iſt es, daß alle Amei⸗ ſen, die zu einem Stocke gehoͤren, ſich unter einander ien, dulden, lieben und unterſtüͤtzen. Aber jede andre, die ſich in einen fremden Haufen wagt, wird gleich ausgeſtoßen, mit Hitze verfolgt, und endlich in Stuͤcke zerriſſen. Die Natur hat ihnen eine unglaubli⸗ che Staͤrke in den kleinen Körper gegeben. Sie ſchlep⸗ pen eine Laſt, die viermal ſchwerer iſt, als ſie ſelber. Der Schaden, den ſie im Felde und in den Gaͤrten an⸗ richten, iſt nicht ſo groß, als man insgemein vorgiebt. Sie nuͤtzen vielmehr dadurch, daß ſie manche Raupe von den Gewaͤchſen herabziehen, und todt beißen, und ſelbſt die Kornwuͤrmer, wie ihr oben gehoͤrt habt, durch ſie vertilgt werden koͤnnen. Wo ſie ſich aber an Blumen⸗ ſtoͤcken, oder an ſaftigen Früchten gar zu haͤufig einfinden, da lege man ein Bein von einem Braten, an welchem noch etwas Fleiſch haͤngen muß, hin. Sogleich werden ſich die Ametſen an dem Bein einfinden, und es abnaz gen. Nehmt nun das e ſtreift fie ab in ein Ge. ſchirr, das halb mit Waſſer gefuͤllt iſt, und laßt ſie darinn ertrinken. Unterdeſſen legt das Bein wieder an den vorigen Ort, und i dieſen Verſuch. Die 19925 hält fie auch ſelber im Zaum. Durch die Naͤſſe M S und $ * 186 Von den Inſecten. Ameiſenloͤve. und Kalte find fie ſchon ſehr eingeſchraͤnkt. Die Spe ech⸗ te, die Wiedehopfen, die Huͤhner, und ma ie Ameiſe nlöwen verfolgen fi. Es iſt der Mühe werth, daß ihr die Letzteren genauer kennen lernet. Wir haben faſt uͤberall in Teutſchland eine Fliege, oder ein ſechsfuͤßiges, gefluͤgeltes Inſect, deſſen Raupe, fo lange ſie Raupe iſt, einem Kellerwurm gleich ſieht, und Amei⸗ ſenloͤwe, oder auch Ameiſenfuchs genannt wird, weil dieſe Raupe mit beſondrer Liſt die Ameiſen faͤngt, wie ein Lowe, die Säfte ausſaugt, und den leeren Balg wegwirft. Die Mütter dieſer Thiere legen die Eyer in trocknen Sand, die Raupe erſcheint, und bringt am Kopf ein gelbbraunes langes Zangengebiß mit, das, wie eine Scheere, über einander liegt, und ſcharfe ſichelfoͤr⸗ mige Spitzen hat. Mit dieſen Werkzeugen bewaffnet macht nun der Ameiſenlowe an einem Ort, wo ihn der Regen nicht treffen kann, an der Seite eines Waldes, oder nicht weit von ſolchen Baͤumen, auf welchen, weil fie viele Blattlaͤuſe haben, Ameiſen immer hin und her laufen, eine kuͤnſtliche trichterfoͤrmige Grube, woben er feinen ſpitzigen Hinterleib wie eine Pflugſchoar, und ſeinen breiten Kopf wie eine Schaufel braucht, und ſo lange immer ruͤckwaͤrts und in krummen Schneckenlinien herumgeht, bis er viel Sand herausgeworfen, und ſich eine bequeme, jaͤhe und abſchuͤßige Grube gemacht hat. Alsdann ſetzt er ſich unten in die Grube, verbirgt ſich ganz, ſtreckt nur den Kopf und die Freßzangen heraus, und lauert, bis eine Ameiſe in ihrem Lauf am Rand der Grube herabgleitet. Sobald der Ameiſenldwe an den abrollenden Sandkoͤrnchen merkt, daß eine Ameiſe vorhanden iſt, erſchuͤttert er gleich die Grube, und wirſt | RR ’ Von den In teten. Ameſſenlowe. 187 witdem Kopf noch mehr Sand in die Hoͤhe, ſo daß die Ameiſe ganz herabſtuͤrzen muß. Wenn fie dann ganz vom Sande bedeckt hinabgeſunken iſt, ſticht er ſie durch, ſaugt den Saft aus, ſpeyt den leeren Balg weg, trägt mit dem Kopf kleine Steinchen, und was ihm ſonſt ſeine Grube verderben koͤnnte, in die Höhe, wirft es heraus, und beſſert die Grube aus. Wenn man dieſe Thiere in eine große Schuͤſſel mit Sand ſetzt, und ihnen von Zeit zu Zeit eine Ameiſe, eine Muͤcke, eine Fliege, oder ſonſt ein Inſect hinabwirft, ſo kann man mit Vergnuͤgen ihre Geſchicklichkeit im Graben und Freſſen bemerken. Auf dieſe Art rottet der Ameiſenloͤwe viele Ameiſen aus, lebt aber auch oft lange ohne Nahrung, verbirgt ſich im Winter, ſpinnt ſich mit klebrichten Faͤden viele Sandkoͤrnchen in eine runde Sandkugel zuſammen, ver⸗ puppt ſich darinn in den heißen Semmermoenaten, liegt etwa vier Wochen tief unten im Sand, unter Steinen oder Baumwurzeln, koͤmmt bernach als ein Iuſect mit vier Flügeln heraus, das dem Ameiſenloͤwen gar nicht aͤhnlich iſt, und legt wieder Eper. So weiſe hat die Natur bey uns fuͤr die Verminderung der Ameifen ge⸗ ſorgt, und erreicht in Europa durch ein Inſect eth nißmaͤßig eben das, wozu fie in heißen Laͤndern große Thiere braucht. Vergeſſet dieſes auffallende Exempel der Weisheit und Guͤte Gottes nicht, und wenn ihr den Fleiß der Ameiſen in der Natur ſeht, fo denket an das, was Salomo in Gottes Wort geſagt hat: Gehe hin, du Fauler, zur Ameiſe, und lerne von ihr, deine Be⸗ ſtimmung in Gottes ſchoͤner Welt erfüllen. Viele unter euch ſind Tag und Nacht geſchaͤfftig, doch koͤnnt ihr nicht ſparſam genug mit der Zeit umgehen. Ihe Einne z. B. vn 188 Von den Inſecten. Seidenraupen. . | in andern Endern ſehen, daß auch die Hirten, wenn fie g mit dem Vieh auf die Weide gehen ‚ nicht müßig And, ie Rae St truͤmpfe ſtricken. m. Unter den nüß en Anfaceen hat die Biene 1 den erſten, und die Seidenraupe den zweyten Pag. Es iſt freylich noch nicht lange, daß man angefangen hat, dies Thierchen als einen nuͤtzlichen und einträglichen Zweig in der Landwirthſchaft anzuſehen, und zu erziehen. Die Raupe, und die Pflanze, von welcher fie friſt, iſt in Aſien zu Haufe, kam aus China nach Italien, und wurde von dort aus beynahe durch ganz Europa verbreitet. Der Baum und die Raupe kamen auch ſogar in den noͤrdlichen Landern, beffer fort, als man er— | warten fellte. Man weiß, daß in Schweden in ernſt⸗ lich kalten Wintern alle Obſtbaͤume erfreren find, aber den Maulbeerbaͤumen geſchah kein Schaden. Euch Landleuten wollte ich freylich nicht rathen, daß ihr viel Geld auf ſeidene Kleider, Muͤtzen, Kappen, Halstuͤ⸗ cher ꝛc. verwenden ſolltet. Sie find für eure Beſchaͤffti⸗ gungen zu koſtbar, zerreißen leicht, und erwaͤrmen euch nicht genug, wenn ihr faſt immer im Schweis ſeyd. Behaltet lieber euren Hanf, Flachs, Wolle, Baum⸗ wolle, und macht euch aus Vermiſchung dieſer Pflanzen Kleider, wie ſie euer Stand, und eure Lebensart erfor⸗ dert. Denn es iſt in der That lächerlich, wenn einige unter euch meynen, ſich durch reiche Kleider dem Herren⸗ ſtand zu nähern. Die wirklich großen Herren kleiden ſich oft ſehr gemein, das Kleid macht den Mann nicht ö aus, jeden ſoll, ſelbſt nach der Anweiſung der Bibel, | innerhalb den Graͤnzen bleiben, die ihm feine Beſtim⸗ n | | mung > Von den Inſteten. Seidenraupen. 189 mung in der Welt vorſchreibt, und da einmal in der menſchlichen Geſellſchaft verſchiedene Stände und Drd: — - nungen ſeyn muͤſſen, ſo muß die unterſte Claſſe im Volk nicht glauben, daß gerade das Beſte, das Edelſte, das Schoͤnſte und das Koftbarfte in der Natur für fie vor. handen ſey. Indeſſen giebt es Gegenden, wo der Feld⸗ bau und die Viehzucht den Landwirthen fo viele Zeit übrig laſſen, daß fie für andrer Leute VBeduͤrfniſſe Sei⸗ denraupen halten, und zum Verkauf Seide ziehen koͤnnen. Denn Seide wird immer in Teutſchland eine theure Waare bleiben, weil in der Maaße, als die Sei⸗ denzucht fi) ausbreitet und zunimmt, auch ihr Vir brauch immer groͤßer, mannichfaltiger und allgemeiner wird. Daher hat die Obrigkeit Recht, wenn ſie euch von Zeit zu Zeit dazu aufmuntert, und ihr habt die Sorgfalt des Landesherrn fir Bäume, Eyer und Rau. pen als einen Beweis ſeiner Liebe zu euch anzuſehen. Vielleicht meynt ihr, daß das eine Kleinigkeit, und mehr Spielerey, als ein nuͤtzliches Gewerbe ſey. Aber ihr irrt. Die Raupe iſt klein, aber das Inſect iſt fruchtbar, und wo man viele Hunderttauſende erzieht, wo man eigene Haͤuſer, eigene Leute, eigene Baumſtuͤcke d zu beſtimmt hat, da koͤmmt in Kurzem viel Gewinn heraus. In Aſien bezahlen die Unterthanen dem Kaiſer alle Abgaben in Seide, und in Europa, in Frankreich „Italien, Schweiz sc, find viele tauſend Menſchenhaͤnde beſtaͤndig mit Gewinnung und Verarbeitung der Seide beſchaͤff⸗ tigt. Schwer iſt es auch nicht, Seidenraupen zu halten. Wenn man etliche Vorſichtigkeitsregeln bemerkt, und ſich die Muͤhe, weil ſie gemeiniglich nicht lange währt, nicht abſchrecken laͤßt, ſo koͤmmt man leicht zum Zwecke. 190 Von den Inſecten. Seidenraupen. Zwecke. Wenn mehrere zuſammentreten, und ſich in die Geſchaͤffte theilen, wenn einer die Einſammlung des Laubs, der andre die Fuͤtterung der ganz jungen Rau⸗ pen, der dritte die Schonung und Pflege der Kranken und ſich haͤutelnden Raupen uͤbernimmt, wenn der vierte die letzte Wartung der zum Einſpinnen bald reifgeworde⸗ nen Raupen beſorgt, ſo geht die Arbeit, wenn ſie auch ſehr umſtaͤndlich getrieben wird, doch leicht von Statten. Man kann ſogar die ungluͤcklichen Menſchen, die die Natur nicht ganz ausgebildet, aber doch gezeichnet, ver⸗ ſtuͤmmelt, oder ſonſt einiger von den gewoͤhnlichen Gluͤck⸗ ſeligkeiten des Lebens beraubt hat, wenigſtens zur Pflege der Raupen, zur Abſonderung der friſch Ausgekrochenen von den Halberwachſenen, und zur Wegſchaffung der Unreinigkeiten, die ſich von ſo ſehr gefraͤßigen Thieren innerhalb 24 Stunden haͤufen, anſtellen, und ihnen auf dieſe Art Geiegenheit geben, auch bey den Fehlern und REN ibres Körpers das Ihrige, ſoviel die noch uͤbrigen Kraͤſte erlauben, zum Wohlſtand des Menſchengeſchiechts beyzutragen. Von der Größe und Geſundheit der Raupe haͤngt die Guͤte und die Menge der Seide ab, und alles, was die Raupe betrifft, beruht groͤßtentheils auf ihrer Ernährung. Daher muß die erſte Sorge bey der Seidenzucht auf die Erziehung der Maulbeerbaͤume, als deren Laub das naluͤrliche Futter der Seidenraupen iſt, gerichtet ſeyn. Dann die Blätter von Neſſeln, Lattich, Ulmen, Feigen, Ci. chorien ꝛc. geben nur magre, blaſſe Raupen, und ſchlech⸗ te, bruͤchige Faͤden. Wir eſſen die Fruͤchte vom ſchwarzen Maulbeerbaum. Die Seidenraupe frift auch die Blaͤtter des ſchwarzen und des rothen Maul 2 Von den Inſecten. Seidenraupen. 10 Maulbeerbaums, doch iſt der weiße ihre eigentliche Nahrung, wiewohl man fie in Sicilien mehr mit dem Laub des ſchwarzen fuͤttert. An der ungleichen Figur der Blätter ſieht man, daß durch die häufige Pftanzung dieſes Baums allerley Spielarten unter ihnen entſtanden find, unter welchen die verzuͤglichſte zum Seidenbau noch erſt durch richtig angeſtellte Verſu che beſtimmt wer; den muß. In etwas kalten Gegenden muß man den Baum, wenn er erſt vier oder fuͤnf Jahre alt iſt, an der Wurzel mit Laub gegen die Winterkaͤlte ſchuͤtzen, beſonders, wenn man merkt, daß der Baum kraͤnkelt, daß fi) Schwaͤmme oder Steinflechten an ihm anſetzen. Sobald er hingegen ſein gehoͤriges Alter erreicht, leidet ei nicht mehr von der Kälte, als andre Bäume, und es iſt ihm, wenn auch die Kälte frühe anfaͤnge, wie man aus Erfahrung weiß, gut, wenn er ſeines $aubs um der Seidenraupen willen beraubt worden iſt. Denn fo lange ein Baum noch alle ſeine Blaͤtter hat, ſo lange kommt durch dieſe noch immer ſehr viel Waſſer in ihn, das bey einer fruͤhen kalten Nacht zu Eis werden, und die Gefäße zerſprengen kann. Wenn dieſe Baͤume bei) euch fortkommen ſollen, ſo muͤßt ihr ſie an offne, freye, beſonnte Plaͤtze ſetzen, und ihnen eher einen fandigen, als einen fetten Standort anweiſen. Damit ihr immer fuͤr die ſpaͤt ausgekrochenen Raupen zartes und junges Laub, hingegen für die Erwachſenen ſtarke, dicke Blaͤt⸗ ter haben koͤnnt, ſo muͤßt ihr auch einige Baͤume unter der Scheere halten, und Hecken aus ihnen ziehen, die den Vortheil mit dem Nutzen vereinigen, daß ſie bald grün werden, und im erſten Frühjahr ungemein zarte, | feine, ſeidenartige Blätter treiben. Baͤume und Hecken, | ee iR 192 Von den Inſecten Seidenraupen. die im magern, ſandichten Boden aus Saamen gezogen werden, dauren am laͤngſten, und ihr Laub erhaͤlt den Geſchmack, und alles, was die Raupe durch ihre Mas turtriebe davon erwartet. Will man ſie ſchnell groß haben, ſo muß man Ableger und das Pfropfen zu Huͤlfe nehinen. Die gepfropften Bäume geben freylich viel ung großes Laub, aber ſie ſind ſchwaͤcher, und die Seide von den wilden Baͤumen iſt ſchoͤner. Wenn wir nicht gerade in den Sommermonaten, im Heu- und Erndte⸗ monat, wo die Raupen die meiſte Nahrung brauchen, den meiſten Regen haͤtten, ſo wuͤrden wir die Seiden⸗ raupen, wie in Aſten geſchieht, auf die Bäume ſetzen, und in der freyen Luft erziehen koͤnnen. Mit 40 knochen⸗ artigen Haken an jedem Fuß halten, ſie ſich feſt. Aber dieſe Raupen ſterben, wenn ſie naß werden, und ſelbſt beregnetes Futter iſt ihnen unangenehm, und ungeſund. Daher bleibt fuͤr ganz Teutſchland, und fuͤr den groͤßten Theil von Europa nichts anders übrig, als die Noth⸗ wendigkeit, die Seidenraupen in den Häufern aus Eyern zu erziehen, und ſie wider Naͤſſe, Kaͤlte, Winde, und andre ſchaͤdliche und gefährliche Zufaͤlle zu beſchuͤtzen. In Nordamerika iſt auch ein rother Maulbeerbaum, und dort leben auf ihm wilde Seidenraupen, und ſpin⸗ nen ohne Wartung. Die Eyer der Seidenſpinner ſind fein, graulicht, ſind ein wenig eingedruͤckt, gewaltig hart, und werden von den Muͤttern mit einem zaͤhen Leim an Pappier, an die Deckel der Schachteln, an Bretter, an alles, was man ihnen giebt, hingelegt. Man ließ ſie ehemals aus Italien und Frankreich kom⸗ men, jetzt kann man ſie auch in Teutſchland kaufen. Wer nur einmal nicht ganz ungluͤcklich geweſen iſt mit | | der | Von den Inſecten. Seidenraupen. 193 der Zucht der Raupen, der bekommt ſelber Eyer fuͤr das folgende Jahr in Menge. Man hebt ſie an einem kal⸗ ten Ort auf, ſie ee auch im Eiskeller nicht, und dauren viele Jahre. Im Frühjahr muß man doch nicht zu ſehr eilen, fie ausjchlüpfen zu laſſen. Ehe man Laub genug hat, bringe man ſie nicht in die Waͤrme. Denn alle Raupen find gefraͤßig, und verlangen beſon. ders in ihrer erſten Jugend einen Ueberfluß von Nahrung. Man kann die Eher in eine Schachtel zwiſchen zwey Kuͤſſen neben einem mäßig geheizten Ofen legen. Wenn aber das Fruͤhjahr ſchon einige Wochen währe, ſo iſt das, wenigſtens in unſern Gegenden, nicht noͤthig. Die Sonnenwaͤrme bruͤtet ſie aus, legt ſie aber ſreylich nicht in die brennende Mittagsſonne, ſonſt werden alle Säfte verzehrt. Kommen auch einige rothe Raupen, ſo werft ſie nur gleich weg, weil ſie kraͤnklich ſind. Die guten und geſunden Seidenraupen ſind ſch warzbraͤun⸗ lich mit einigen weißen Flecken, ſehr klein und zart. Ihr koͤnnt die Eyer auch unter die Bettdecke ſtecken, man kann fie auch mit der Flamme einer Lampe allmaͤhlich er⸗ waͤrmen. Die jungen Raͤupchen muͤſſen fo wenig als moͤglich mit den Fingern angeruͤhrt werden. Sie leiden von dem geringſten Druck, und jedes Thier, das in ſei⸗ ner erſten Jugend im Wachsthum gehindert wird, iſt dadurch, eben ſo wie die jungen Pflanzen, fuͤr das ganze Leben verdorben. Legt ihnen alſo, ſobald ſie ausgekro⸗ chen ſind, zartes Laub in die Schachtel, legt auch etwa ein durchloͤchertes Papier unter das Laub, und tragt ſie auf dieſe Art von ihrer Wiege weg. Die Chineſer brauchen dazu viele kleine ſeidene oder leinene Netze in Rahmen eingefaßt, worauf man das Laub ſtreuen kann. Oec. Naturg. I. Ch. N Ber — 1 u N 1 1 94 Von den Inſecten. Seidenraupen. | Bey der ganzen übrigen Wartung muß die Sorge fuͤr die Reinlichkeit eure erſte und vornehmſte Bemuͤhung ſeyn. Ihr Koth muß oft weggeſchafft werden. Die zernagten Ueberbleibſel der Blätter, die todten Raupen, und die abgeſtreiften Baͤlge von den Haͤutungen dürfen nicht lange auf bem langen und ſchmalen Bret bleiben, worauf die Raupen wachſen ſollen. Sonſt entſtehen unter ihnen Krankheiten, fie leiden von ihrem eigenen Miſt. Man kann die Bretter, wie die Stuffen an ei⸗ ner Treppe uͤber einander legen, nur muß das obre Bret immer etwas ſchmaͤler, als das untre ſeyn, damit die fallende Raupen ſich halten Finnen. Se älter fie werden, je weißer werden ſie, je groͤßer und dicker ſie ſind, deſto gefeäßiger werden fir auch. Sie haͤuten ſich viermal, und von einer Haͤutung zur andern vergehen kaum ſechs oder acht Tage. Wollt ihr dicke Raupen haben, die viele und gute Seide ſpinnen ſollen, ſo muͤßt ihr ihnen nur das Futter nicht ſparſam geben, und nie ganz aus⸗ gehn 1 0 Sie freſſen gerne alle Tage zweymal ſo viel, als ſie ſchwer ſind, und noch mehr. Man muß ihnen wenigftens alle zwo Stunden geben, oder fünfmal am Tage. Einige legen ganze Zweige hin, aber beſſer iſt es für die Bäume und fuͤr die Raupen, wenn man ſie mit lauter einzeln abgepfluͤckten ‚Blättern fuͤttert. Falſch iſt es, daß man gar keinen Rauch in den Zim⸗ 8 mern der Seidenraupen machen duͤrfe. Man kann mehr mit Nutzen, als mit Schaden für fie Toback rau⸗ chen bey den Seidenraupen, Sie riechen nicht alles, was uns wohlriecht, oder ſtinkt. Sie koͤnnen auch in Haͤuſern ſeyn, wo ein laͤrmendes Handwerk getrieben | wird. Man weiß jetzt gewiß, daß der Por hi und 15 Von den Jurte Seitenraunen, 195 und. Kannen che ihnen nicht ſchaden, weil es uͤber⸗ 1% haupt noch zweifel haft iſt, ob Inſecten ein Gehoͤr haben? Eben fo iſt es unnoͤthig, bey Gewittern die Fenſter forge faltig zu verſchließen, damit nicht der Schein des Blitzes durch das Zimmer ſtreiche. Wenn ſie bey Donnerwet⸗ tern leiden, ſo mag das eher von der Veraͤnderung kom⸗ men, die alsdann in der Luft vorgeht, und das Uebel wird faſt immer nur die treffen, die, weil fie gerade in der Hautung begriffen ſind, ohnehin ſchwaͤchlich ſind, und wenig vertragen koͤnnen. Dick darf freylich der Rauch „den man, um ihre boͤſe Duͤnſte zu vertreiben, zuweilen macht, nie ſeyn. Dann ihr wißt, daß allen Inſecten zu ihrem Leben und Geſundheit die zuft unent⸗ behrlich iſt. Es darf alſo auch nie ein fettiger, oͤlichter Dampf ſeyn, der iſt nicht nur den Thieren, er iſt auch euch ſchaͤdlich. Zu kalt und zu warm darf das Zimmer nie werden. Wer es verſteht, mit dem Waͤrmemeſſer umzugehn, der haͤnge dieſes Gl las in ſeine Seidenrau⸗ penſtube, und erkundige ſich, wie es nach der Abthei⸗ lung, die dabey angebracht iſt, in ſeinem Wohnort ſtei⸗ gen oder fallen muß. Die gefaͤhrlichſte Krankheit unter dieſen Raupen iſt ein Durchfall im Leibe, der zuverläßig blos von naſſen Blättern, womit die Raupen geſuͤttert worden find, entſteht. Wenn ihr daßer Regenwetter kommen ſeht, und fuͤr den, der viele Seidenraupen haͤlt, iſt es der Muͤhe werth, auf alle die kleine Anzei⸗ gen des Regens, die man etwa in der Landwirthſchaft hat, zu achten; ſo ſorget unverzuͤglich dafuͤr, daß noch Laub in Menge abgebrochen werde. In dieſem Fall, wenn man anhaltenden Landregen vermuthen muß, wäre es vielleicht gut, ganze Zweige abzubrechen, und dieſe N 2 belaubte 17 — 196 Von den Jufeten. Seibenrarben. 5 belaubte Schoͤßlinge, damit fie nicht verdorren, entweder in hoͤlzerne Geſchirre mit naſſer Erde, oder in Waſſer⸗ gefaͤße zu ſetzen. Daher iſt es auch gut, wenn die Maulbeerbaͤume und Hecken nicht zu weit vom Hauſe entfernt find. Hat man viel abgepfluͤcktes Saub im Vor. rath, fo kann man es auch in einem Sack von Leinwand im friſchen Keller uͤber Nacht aufhaͤngen. Denn wenn ihr es auf den Boden ſelber legen wolltet, koͤnnte es leicht feucht werden. Kann man aber auch kein andres, als naſſes Laub haben, ſo gebe man ihnen lieber dies, als daß man ſie hungern laſſe. Nehmt aber das Laub vor⸗ her, breitet es auf dem Boden, oder auf einem großen Tiſch in einem leinenen Tuch aus, ſchlagt die andre Haͤlfte des Tuchs daruͤber, und klopft nun mit geballter Fauſt darauf, oder uͤberfahrt dieſe Blätter unter dem Tuch etlichemal mit einer Rolle, oder mit dem Walzholz aus der Kuͤche, damit ſich das meiſte von den Feuchtig⸗ keiten, die die Blätter durch ihre Gefäße eingeſogen ha. ben, wieder in das Tuch ziehen moͤge. Laßt euch dieſe Muͤhe nicht verdrießen, nach fuͤnf bis ſechs Wochen iſt das ganze Geſchaͤfft voruͤber, die Raupen ſpinnen ſich wenige Tage nach der letzten Haͤutung ein. Von den Raupen, die am Halſe ganz weiß werden, am Körper durchſichtig ſind, wie helles Glas, und die nicht mehr lange an einander wegfreſſen, unruhig ſind, und hie und da herumlaufen, kann man mit Gewißheit erwarten, daß ſie ſich bald einſpinnen werden. Auch hier uͤberlaſſe man die Raupen meiſtens ſich ſelber. Sie verlangen dazu keine beſondre Waͤrme, nur eine Art von Spinn⸗ huͤtte, oder Gelegenheit, ſich zu verpuppen, muͤßt ihr en machen, ſonſt kriechen fi ie davon, und verlieren ſich. 1 an * H 2 1 Y 95 . a 1 Von den Inſecten. Seidenraupen. 197 Man ſchlaͤgt deswegen über den Tifchen, worauf fie leben, N hoͤlzerne Staͤnder, leichte Geruͤſte von ſchmalen Stans gen, oder duͤnnen durchl oͤcherten Brettern auf, und ſtopft dieſe mit dem gewoͤhnlichen Beſenreißig, oder mit Ru⸗ then von Birken voll. Man kann auch Heidekraut, und trockne, halb aus einander gerollte Nabe ſpaͤne in die verſchiedenen Stockwerke hineinſtecken. Sobald die Raupen das bemerken, kriechen ſie an dieſer Spinnhuͤtte auf und nieder, und ſuchen ſo lange hin und her, bis ſie einen bequemen Platz zu ihrer Verwandlung gefunden haben. Laßt euch dadurch nicht irre machen, wenn eine oder die andre Raupe, die ſchon oben war, wieder her⸗ abgeht „und noch einmal zu freſſen anfängt. Ich habe das oft geſehen, und es iſt gut für cuch. Je länger, und jemehr die Raupen freſſen, deſtomehr Seide ſpinnen fie nachher. Wenn eure Raupen ſich bald alle einſpin⸗ nen wollen, ſo muͤßt ihr auch an jedem Morgen Acht geben, ob nicht einige von ihnen auf dem Boden liegen, oder ſonſt in Winkeln herumkriechen. Denn das Thier wird um dieſe Zeit unruh g, lauft uͤberall hin, und falle öfters „wenn der Rand des Brets nicht ſehr hoch iſt, und wenn der Tiſch keinen Kranz hat, in der Nacht herab. Es taugt aber auch nichts, wenn ihr die Rau⸗ pen voreilig in die Spinnhuͤtte ſetzen wolltet, ehe ſie ſel⸗ ber Luſt haben, hinaufzuſteigen. War es der jungen Raupe ſchon ſchaͤdlich, wenn ſie mit den Fingern ange⸗ faßt wurde, ſo iſt es der ſich einſpinnenden Raupe noch viel ſchaͤdlicher. Zuſehen koͤnnt ihr, und ſollt dabey bie Weisheit Gottes, die einem unvernünftigen Thiere fols che Geſchicllchteiten in die Seele zu legen wußte, be⸗ wundern. Das Aeußre des Geſpinnſts giebt die ſoge⸗ N nannte 198 Von den Inſeeten. Seidenraupen. nannte Floretſeide, und muß nachher befonders ge. ſammlet und aufgehoben werden. Hinter dieſer liegt die innre dichte Seide, das iſt ein einziger, ganzer, immer fortlaufender, in Form eines kleinen an beyden Seiten geſchloſſenen Beutels zuſammengewickelter Faden, der 900 Schuh lang, auch noch größer iſt, wenn die Raupe vorher ausgewachſen iſt, keine Krankheit gehabt, und keinen Mangel gelitten har. Die Raupe zieht dieſen Faden, wie ihr im Anfange, ſo lange das Geſpinnſte noch durchſichtig iſt, beobachten koͤnnt, durch eine Art von Zieheiſen, unten am Kopf, worinn zwey Locher find. Durch beyde Locher ſpinnt fie Faden, faßt aber mit dem | erſten Paar Füße gleich 15 Fäden, dreht ſie mit den daran beit findlichen Fingern oder Haken zuſammen, und laßt ſie ſo mit einander fortlaufen. Spalten wir nun in Gedanken dieſen duͤnnen Seid benfaben wieder, fo iſt er eigentlich 1800 Schuh lang. In Holland hat man ſchon Seidenfaͤden 4390 Fuß lang gehabt. Dieſe ſchoͤ⸗ ne Art von Suppe heißt Coccon, und ein ſchoͤner, voll⸗ kommner Coccon iſt insgemein drittehalb Gran ſchwer. Wer unter euch verſteht, wie es zugehe, daß ein Troͤpf⸗ chen klebrigter Feuchtigkeit, ſobald es an die Luft kommt, hart wird, und ſolche ſeine Faͤden bilden kann? So hart wird es, daß wir es durch keine Flüͤßigkeit mehr aufloſen koͤnnen. In der Mitte wird das Geſpinnſt am dichte. ſten, und unmittelbar uͤber der Puppe liegt noch ein haͤu⸗ tiges Weſen, das man bey uns insgemein wegwirft, aber in Italien macht man kuͤnſtlich die todte Blumen aus dieſen Seidenraupenbaͤlgen. Von dieſen Coccons nun dürfe ihr, wenn ihr an der Seide gewinnen wollt, die wenigſten ausſchlupfen laſſen. Sie liegen meiſtens 15 Von den Inſer ten. Seidenraupen. 109 eh Wochen, oft auch einige Tage mehr, im Puppen⸗ zuſtand, alsdann kommen, gemeiniglich am frühen Morgen, vermittelt eines rothbraunen ſcharfen Safts, der das Geſpinnſte an an einer Seite durchfriſt, ſchmutzig⸗ graue Nachtſchmetterlinge heraus, die ſich mit einander paaren, Eyer legen, und ſterben. Um alſo einige wer. nige Puppen zur Zucht zu beſtimmen, ſucht man die ſchoͤnſten, die groͤßten und feſteſten Coccons heraus. Dann von dieſen laͤßt ſich erwarten, daß man ſtarke Maͤnnchen und vollkommne Weibchen erhalten werde. Es iſt gut, wenn man eben ſo viele maͤnnliche Puppen, als Weibchen zuruͤcklegt, damit fie Paarweiſe ſich fort⸗ pflanzen koͤnnen. Die weiblichen Coccons ſind allemal größer und feſter, man kann fie au ö daran erkennen, daß fie an beyden Enden ſtumpf find, da hingegen die Maͤnnerpuppen an einem Ei ſpiclg find, Nehmt lieber weiße und Seladongruͤne Puppen, als gelbe. Es ſind freylich nur Spielarten, und der Unterſchied iſt klein an den Flügeln der ausgebildeten Inſerten, aber in der Fabrik hat man die weiße Seide lieber, weil man nicht ſo viele Muͤhe hat, ſie zu bl leichen, als bey der gelben. Sind ſie ausgeſucht, ſo laßt ſie nur in einer durchloͤcherten Schachtel, gegen alle ſchädliche Thiere, oder andre Zufaͤlle wohl verwahrt, liegen, und beunru⸗ higt ſie i in ihrem huͤlfloſen Zuſtande fo wenig als moͤglich. Da ringen ſie, wie alle Inſecten, um neues Leben, und find daher ſchwaͤchlich, zärtlich, weich, und nehmen jeden Eindruck an. Man kann auch einen Floretfaden durch den Coccon durchziehen, alle andre daran aufreihen, und ſie ſo haͤngend ihre Ausbildung erwarten laſſen. Aber dabey mußt ihr euch in Acht nehmen, daß ihr nur oben N 4 . das 200 Von den Inſecten. Seidenraupen. das Geſpinnſte durchſtecht, und die Puppe ſelber im Se ringſten nicht verletzet. Ihr braucht aber nicht viele auskriechen zu laſſen. Gegen fuͤnfhundert Ener bekommt man oft von einem Weibchen, und funſzig Paare geben ein halbes Loth Eyer. Man rechnet, daß man für 40 bis so Pfunde Geſpinnſt im folgenden Jahr zwey Lott 5 | Eyer haben muͤſſe, weil gar viele Raupen ſterben. Wenn fie aus der Puppe kommen, habt ihr gar dabey kein andres Geſchaͤfft, als daß ihr Maͤnnchen und Weib⸗ chen gleich auf ein reines Papier in einer Schachtel ſetzt, damit fie daſelbſt machen koͤnnen, was ſie die Natur lehrt. Das Weihchen bringt einen dicken Bauch voll Eyer ſchon mit aus dem Coccon. Das Maͤnnchen iſt kleiner, erregt ein Summen mit den Fuͤhlhoͤrnern, und faͤhrt ungeduldig herum, bis es ſich hinterwaͤrts, eben ſo, wie die Hunde, mit ſeiner Gattinn vereinigen kann. Dann nur allein dazu wird es neu geboren. Für Laub, und jedes andre Ding in der Welt hat der Mann nun keinen Sinn mehr. Seine Beſtimmung iſt, jene Eyer zu befruchten. Dies Geſchaͤfft iſt mit einer gaͤnzlichen Erſchoͤpfung ſeines Koͤrpers verbunden. Er verliert alle Saͤfte, indem er Vater einer zahlreichen Nachkommen. ſchaft wird, koͤmmt aͤußerſt matt vom Weibchen, legt ſich hin, und ſtirbt. Das kaum geſchwaͤngerte Weib chen faͤngt ſogleich an, ſeine Buͤrde von ſich zu geben. Hat es ſchon vorher einige Eyer, vielleicht aus Geilheit, vielleicht weil fie der aufgetriebene Leib kaum alle faſſen kann, fallen laſſen, ſo menget dieſe nicht zu den nach der Paarung gelegten Eyern, weil ſie nicht allemal aus: ſchlupfen. Man ſollte fie, weil fie opne Zuthun des Manns erſchienen ſind, ganz für unftuchtbar halten, aber | Sue hr u," LM Von den Inſerten. e Seidenraupen. 20¹ aber man hat ſichre Behſpiele „ daß auch ſolche Eyer, die nichts vom maͤnnlichen Saamen empfangen haben, Raupen brachten, die freylich immer etwas kleiner und ſchwaͤchlicher waren, als die von gewoͤhnlichen Eyern. Ihr koͤnnt fie leicht an der Farbe erkennen. Die vom Weibchen zu früh gelegte Eyer behalten ihre erſte gelblich» te Farbe. Die befruchteten Eyer leiden, ſobald ſie jene belebende Feuchtigkeit eingezogen haben, allerley Veraͤn⸗ derungen in der Farbe, werden braͤunlicht, und endlich blaͤulicht. Man kann ſie auch im Wein probieren. Die, ſo unterſinken, find gut, die, welche oben ſchwim⸗ men, muͤſſen weggeworfen werden. Die ausgemergel⸗ ten Männchen, und die ausgeleerten Weibchen konnen beyde den Haushuͤhnern vorgeworfen werden. Die Eyer koͤnnen auf dem Papier, worauf ſie gelegt worden find, aufgehoben werden. Oder, wenn ihr fie, nach⸗ dem fie ganz hart und blau geworden find, herabmachen wollt, fo hebt fie in einem Glaſe, das nicht allzuſehr verſtopft iſt, auf. Sie dauren, wie ich euch oben ſchon geſagt habe, viele Jahre. Damit euch aber nicht alle Coccons ven den auskriechenden Nachtſchmetterlingen durchgebiſſen, und alſo die Seidenfaͤden zwar nicht ganz verdorben, abc doch in lauter kleine Stückchen verſchnit⸗ ten werden, ſo muͤſſen die andern Puppen alle, außer den Wenigen, die zur Zucht beſtimmt ſind, geroͤdtet werden, ehe ſie erwachen, und Fluͤgel bekommen. Sie ſterben, wenn man ſie in kochendes Waſſer wirft, und mit Ruthen herumtreibt, allein dadurch geht ſchon viel Seide, die an den Ruthen hängen bleibt, verloren, und es iſt zu befuͤrchten, daß ihr die Seide allzuſehr kocht, ſo | w man fie in der age faſt nicht Wehe brauchen kann. N 5 Noch 202 Von den Inſecten. Seidenraupen. | Noch leichter iſt es, wenn ihr ſie in den Backofen ſteckt, nachdem das Brod herausgenommen worden iſt. So⸗ bald die Hitze in die Raupen dringt, werſen ſich die Coccons herum, ſobald ſie todt ſind, liegen ſie wieder ganz ruhig da. Allein hier iſt die vorige Gefahr wieder. Iſt die Hitze im Backofen noch zu ſtark, fo werden fie bruͤchig und muͤrbe. Daher iſt die Toͤdtung der Pup⸗ pen durch ein Dampfbad immer das ficherſte Mittel. Werft in einen Keſſel mit Waffer etwas Oel und einige Hände voll Salz, macht Feuer unten, ſtellt den Korb mit Coccons auf zwey Hoͤlzer, die ihr ins Kreuz legt, deckt uͤber das alles eine Decke von Wolle, daß der Dampf nicht davon gehen kann, ſo dringt der heiße Dunſt in die Coccons, und toͤdtet ſie ohne Nachtheil fuͤr die Seide. Und hier iſt es, wo die Landwirihſchaft ihre Hand von der Seide zuruͤckziehen muß. Verkauft die Coccons Pfundweiſe an eine Seidenmanufaktur, und fangt im Fruͤhjahr die Erziehung der Raupen wieder an. Fuͤr halberwachſene Kinder, die lernen koͤnnen, mit et⸗ was Feinem fein fieber, kann es im Winter noch eine angenehme Beſchaͤfftigung ſeyn, die gerötteten Coca, 900 cons abzuhaſpeln. Wenn man kleine, und wohlgeglaͤt⸗ tete Haſpel dazu hat, ſo darf man nur etliche Coccons in einem kleinen Gefäß mit heißem Waſſer auſquellen laſſen, die aͤußre Seide wegziehen, und vor ſichtig, ſo 5 an jedem einzelnen Faden, der ſich unter dem Finger anbie. tet, in die Höhe ziehen, bis man das wahre Ende des Sauprfaten gefunden hat. Nehme diefe Faden von 2, 3, 4 x. Coccons zuſammen, befeſtigt fie am Haſpel, behaltet die Coecons immer im warmen Waſſer, und haſpelt nun ab. Aft die N ‚a geweſe „ war lin 12 n Infekt. Seidenrauven. 203 5 ur war fie ausgewachſen , fo reißt die Seide nicht ein einzi⸗ ä gesmal ab, und wenn ihr auch noch fo ſchnell abwindet. Aber, wie geſagt, im Großen und Allgemeinen iſt dies kein Geſchaͤfft mehr fuͤr den Landwirth. Sehet lieber zu, ob ihr nicht zweymal im Jahr Seidenraupen halten könnt. In unſerm Land, da wir ſo viele warme Som⸗ mer, fo oft ein ſehr zeitiges Fruͤhjahr, und gar oft einen, langen und ſchoͤnen Nachſommer haben, ſollte es keinem fleißigen Landwirth ſchwer fallen, auch fuͤr die zweyte Brut Futter anzuſchaffen. Das Beyſpiel eurer Lands⸗ leute in andern Gegenden von T Teutſchland muͤſſe euch da⸗ zu auffordern. Im Herzogthum Magdeburg und in der Grafſchaft Mannsfeld (Magdeburgifcher Hoheit) ſind allein im Jahr 1770 von 247, 588 Maulbeerbaͤu⸗ men 3959 Pfund Seidengeſpinnſte gewonnen worden. | Nur müßt ihr da, wo ihr dieſe nüglichen Raupen erzie⸗ hen wollt, alle Ameiſen, Vogel, und Maͤuſe forgfältig abhalten. Dieſe letzteren ſreſſen Raupen und Coccons. Auch muͤßt ihr, wenn ihr die Fenſter oͤſſnet, duͤnne Netze oder ſonſt ein Abhaltungsmittel an den Fenſtern anbringen, damit nicht einige von denjenigen Inſecten herbenfliegen, die ihre Eyer in andre Raupen Rae und fie dadurch todten. 8 IV. Das einzige Inſect, das in e ge⸗ geſſen wird, iſt der Krebs, deſſen Bildung außerordent⸗ lich viel Sonderbares hat. Seine Kinnladen find horn⸗ artig, ſechs fadenfoͤrmige Freßſpitzen liegen e die Sippe iſt haͤuticht und dreyfach, unter den Augen hat er vier Fuͤhlhoͤrner, aber nuͤr zwey bewegliche auf kleinen Stielen ruhende Augen, zu 4 Paar Füße gab ihm der | Schoͤpfer, — 204 Von den Infeeten. grebe. je? Schöpfer, Damit er bey feinem Gang N bey ſeiner debensart ſich deſto leichter erhalten koͤnnte, zwey Schee⸗ ren, die ihm, wie Haͤnde, oder wie Beißzangen dienen, die Nahrung in der Ferne ergreifen, und ſie in das Maul, das dem Krebs an der Bruſt ſitzt, hineinſtecken malen. Er braucht dieſe Scheren auch ſtatt der Waf⸗ fen, denn er hat nirgends, auch nicht einmal am Schwanz, das geringſte Mittel zu ſeiner Vertheidigung. Daher iſt auch der ganze Koͤrper mit einer harten kalkich⸗ ten Schale überzogen, die feinen Gang freylich et vas traͤge und ſchwerfaͤllig machen muß. Weil er aber, um hinter ſich zu gehen, mit dem Schwanze nothwendig allerley Bewegungen machen muß, und weil er bem Schwimmen und Tragen der Eher den Schwanz nicht entbehren kann, ſo iſt der Schwanz fleiſchichter, als bey andern Inſecten, iſt gegliedert, kann ſogar unter den Leib zurückgezogen werden, und hat am Rande noch eige⸗ ne kurze Füße, die zum Schwimmen und zum Tragen der Eyer helfen muͤſſen. Im Meere, und in den heißen Ländern ſind noch gar viele merkwuͤrdige Gattungen von Krebſen, die fuͤr die Ernaͤhrung des Menſchen ſelber ſehr wichtig ſind. Weil ihr ſie aber doch in eurem Leben ; nicht ſehen werdet, fo will ich euch nur etwas von unferm Flußkrebs ſagen. Man unterſcheidet ihn von allen Geſchlechtsverwandten an feinem glatten Ruͤckenſchild, an den Seitenzaͤhnen des Ruͤſſels, und an dem einfachen Zahn, der oben an der Wurzel deſſelben iſt. Sein Aufenthalt ſind die Fluͤſſe und Teiche. Ein guter Krebsbach muß fließendes, klares Waſſer, und loͤche⸗ richtes Ufer haben. Wo viele Steine und Vertieſungen ſind, da find fie gerne. Das Letztere iſt theils wegen & > N j ö 1 75 ſeiner er — x RR 2 8 2 = a ea N Von den nem Krebse. 205 ſeiner Nahrung, ches wegen ſeiner Schwache beym Mauſern noͤthig. Die Krebſe ziehen aus dieſen Löchern allerley kleine Waſſerwuͤrmer, kleine Fiſche, todte Froͤſche, und andre lebendige und todte Thiere heraus. Bey jedem Aas, das im Waſſer entſteht, oder hineingeworfen wird, ſammlen fie ſich, und maͤſten ſich damit. Man fänge ſie auch mit Lockſpeiſe von Aas, doch friſt auch einer den andern ſelber auf. Sie gehoͤren alſo zu den nuͤtzlichen Thieren, indem fie-für die Reinigkeit und Geſundheit des Waſſers ſorgen. Man nennt di jenige Zeit, in welcher der Krebs ſeine vorige harte Schale ablegt, und eine neue bekommt, die Mauſe, oder das Mauſern des Thiers. Es iſt das naͤmliche, was die Haͤutung der andern Inſecten iſt, nur mit dem Unterſchied, daß das Thier weit mehr dabey leidet, als ein Vogel, dem die Federn vom Leibe fallen. Alle Jahre berfter dieſe harte Schale, die vorher fo genau anſchloß, oben, an den Fuͤſ⸗ ſen, am Rand, und wird ſo ganz abgezogen, daß ſogar die Scheeren und die Fuͤhlhoͤrner neugekleidet zu ſeyn ſcheinen. Seyn muß es, weil ſonſt das Thier, wenn die vorige Schale zu (ehe erhaͤrtete, dadurch in ſeinen Bewegungen gehindert wuͤrde. Die weiche Materie, aus welcher eine neue Schale entſtehen foll, haͤuft ſich in den Sommermonaten unter der vorigen an, und nörhige endlich die alte Schale, zu weichen und Plaz zu machen. Der Krebs weiß, daß ihm eine harte Arbeit bevorſteht, N bis die vorige Decke abgeftreift iſt, daher fücht er fie an einem einſamen Ort abzulegen, faſtet, hungert, und viele ſterben doch unter dieſer Arbeit. Die Mauſe dau⸗ ret ungefaͤhr 28 Tage, ſo lange waͤhrt es, bis die neue . die im Anfang nich mehr als eine zarte, duͤnne Haut 206 Von den Inſecten. Krebse. a Haut iſt, erhaͤrtet, und zum pa geworben iſt. Weil der Hrebs fo lange Webrles iſt, bis das geſchehen iſt, ſo verbirgt er ſich um dieſe Zeit in den Löcher en, und zwi⸗ ſchen den Steinen, und doch werden viele in Diefem Zu ⸗ ſtande von ihren Feinden gefreffen. Auch von den See⸗ krebſen weiß man, daß man um dieſe Zeit Muͤhe hat, fie zu bekommen. Man behauptet, daß der Krebs, fo eit ſich feine Schale verjuͤnge, auch einen neuen Magen bekomme, und daß er, um nicht zu verhungern, waͤh⸗ rend der Zeit, in welcher er ſich ruhig halten und verſteckt ſeyn muß, den alten Magen ſelber auffreffe. Gefraͤßg iſt das Thier. Denn fein Magen liegt unmittelbar hin⸗ ter dem Maul, und er verdaut ſehr ſchnell. Um eben dieſe Zeit der Mauſe, und ſonſt weder vorher, noch nachher, findet man im Krebs, aber nicht im Magen, die ſogenannte Krebsſteine, (denn Krebsaugen ſollte man 0 a nennen,) ein kleines, hartes rundes Stüde chen Kalk, deſſen Nutzen, Abſicht und Entſtehung uns noch EN 1700 gewiß bekannt worden iſt. Ob aus dies ſem Steinchen die neue Schale entſtehen ſoll, oder ob es ſich wieder aufloͤſt, und in das Blut zuruͤckgeht, weiß man nicht. Vielleicht ſind es die erdichten Theile der alten Schale, die ſich wieder aufgeloͤſt haben, und durch die Haut wieder in das Blut zuruͤckgetreten ſind. Die Weisheit des Schoͤpfers veranſtaltete das, damit die all. zu harte Schale dadurch wieder zum weichen Knorpel wuͤrde, und ſich alſo viel leichter abſtreiſen ließe. Wen nigſtens iſt die e Haut allemal weicher, als die faſt knoͤcherne Schale des vollkommnen Krebſes. Die Apotheker bekommen ſie in Menge aus den Landern, wo man große und kleine Krebſe, und alſo auch Steine * Von den Jnſceten. Krebse. 207 von verſchiedener Große in ſolchem Ueberfluß hat, daß man ſie mit Keulen in Moͤrſern zum Brey reibt, und dieſe Maſſe „ nachdem man ſie vorher um der Steine willen durch einen Durchſchlag laufen ließ, in das Waſ. ſer ſchuͤttet „damit Fiſche ſich damit ernähren. Wird der Krebs an der noch weichen und zarten Schale, die wie ein Klumpen Gallerte ausſieht, im Gerin affen. ver⸗ wundet, gequetſcht oder gezwickt, fo entſteht ein Aus⸗ wuchs, eine Verhaͤrtung, ein Knoten, der zwar d Wunde ausfuͤllt, aber fo lange vom Krebs getragen werden muß, bis er ſich wieder haͤutet. Nicht nur die Stahlblaue Farbe der äußern harten Schale, auch das rothe Häutchen unter der Schale, das ſchon wieder der Anfang zu einer neuen Bedeckung iſt, verwandelt ſich beym Kochen in ein angenehmes und hohes Roth. Es geſchieht das auch bey ungekochten Krebſen, wenn man ſtarke Säuren auftröpfelt, die bekanntermaßen die mei⸗ ſten Farben zerſtoͤren, oder doch veraͤndern. Man kann die Krebſe gelb färben, wenn man fehr viele Säure zus gieſt. Das kann ich aber unmoͤglich anders, als eine unmenſchliche Grauſamkeit nennen, wenn man die Krebſe lebendig abſiedet. Immer glaube ich an den Vers: „Der ſchonet keines Menſchen, der keines Thieres y„ſchont. “ Sie muͤſſen ohne Zweifel fterben, wenn man fie da, wo der Ruͤckenſchild nicht ſeſt anliegt, da wo ihre Lungengefaͤße find, ſtark druͤckt. Wenn ihr zuweilen Krebſe fangt, deren Scheeren oder Füße nicht gleiche Länge haben, fo iſt das ein Zeichen, daß dieſen Fluß⸗ krebſen eins von dieſen Gliedern abgebrochen, oder auge geriſſen war, und wieder gewachſen if. Denn dieſe Kraft liegt in der Natur des Krebſen. Verlorne Glie⸗ e DRG 208. Von den Infieten, Se der erneuren ſich wieder, und zwar in kurzer Zeit, bla ders wenn ihm der Fuß im vierten Gelenke, alfo nahe am Körper ab gebrochen wird. Ja, man will ſogar beobachtet haben, daß der Krebs, wenn ihm ein Fuß im zweyten oder dritten Gelenk abgebrochen wird, das noch vorhandene Stuͤck des Fußes ſelber abbricht, und d egwirft, damit der neue Fuß aus dem vierten Gelenke deſto ſchneller wachſen koͤnne. Oft kneipen die Krebſe mit den Scheer en fo feſte, daß fie die eingebißne Ehen re am Glied eines Menſchen, oder an jedem andern er— griffenen Körper zuruͤcklaſſen, und ohne Scheere davon gehn muͤſſen, aber ſie waͤchſt ihnen bald wieder. Weil ſie gar oft mit einander ſtreiten, ſo verlieren ſie oft ihre Scheeren, und bekommen ſie wieder. An der Zahl der kleinen Schwimmfuͤße unten am Schwanz kann man die Geſchlechter unterſcheiden. Das Maͤnnchen hat nur drey, das Weibchen fünf Paare. Auch iſt das Weibchen uns ten am Schwanz da, wo das Maͤnnchen zwey doppelt gegen einander ſtehende Zacken hat, ganz glatt. Die Zeugungsglieder und die Eyerſtoͤcke ſind gedoppelt, daher gehoͤrt der Krebs, wo er ſich ausbreiten darf, zu den ſehr fruchtbaren Thieren. Das Weibchen empfaͤngt die Befruchtung um die Zeit des Herbſtes, indem es auf dem Ruͤcken liegt, hat nachher, wenn es geſotten wird, rothe Klumpen im Leibe, und unten eine eigene Oeffnung, wodurch die Eyer aus dem Leibe gehen, am Schwanz noch eine Zeitlang anhängen, und von der Mutter, weil fie fie wegen der harten Schale nicht alle im Innwendi⸗ gen des Leibs beherbergen kann, daſelbſt ausgebruͤtet werden. Doch wiſſen wir noch nicht gewiß, ob die Mutter ſie ſo lange trägt, bis die; jungen Krebſe aus⸗ er | | ſchluͤpfen, Von den Inſecten. Krebſe. 209 ſchluͤpfen, oder ob fi e die ausgetragenen Eyer endlich vom Schwanze in das Waſſer am Ufer, an die Faͤſergen der Baumwurzeln fallen laͤtzt? Zuweilen faͤngt man Krebs⸗ muͤtter, die am Schwanze Eyer und einige ausgekro⸗ chene Jungen haben. Gebt auf dieſen Umſtand Ach⸗ tung, es iſt der Mühe wereh zu wiſſen, ob dieſe Erſchei⸗ nung Regel der Matur bey den Krebſen, oder ob ſie nur Ausnahme if. Man behauptet, daß die jungen Krebſe das Schwimmen im Waſſer erſt nur mit großer Schuͤchternheit verſuchten, und der Mutter wieder unter den Schwanz kroͤchen, ſobald irgendwo Gefahr fuͤr ſie iſt. Wie haben mehrere Weibchen im Thierreich, die ihre Jungen auch noch einige Zeit nach der Geburt, wenn ſie ſich noch nicht ſelber wehren koͤnnen, wieder annehmen, mit ihnen die Flucht ergreifen „ oder ſich mit ihnen ver⸗ kriechen. Bey dieſen Thieren ſtirbt die gebe des Vaters und der Mutter zu ihren Jungen nie ganz ab. Es iſt ein Funke von dem immerwaͤhrenden Feuer der Liebe, das der gütige Hauch des Schoͤpfers in der Bruſt menſch⸗ licher Eltern für ihre Kinder angezuͤndet hat. Man bes hauptet auch, daß ein Krebs drey, und zuweilen noch mehrere Weibchen habe, und fie ſorgfaͤltig beſchuͤtze. Die jungen Krebſe ſind erſt nur ſo groß, wie ein Na⸗ delknopf, ſie haben aber ſchon ihre zarte Schale, die an der Luft und im Waſſer immer haͤrter wird. Unter der Bruſt haben ſie oͤfters Blutegel und ſelten iſt ihr Fleiſch ganz rein von Fadenwürmern daher man eben ſo gar viele Krebſe nicht effen muß. Im Frühjahr ı muß man keine fangen, da haben ſie noch mit ihren Jungen zu thun, man ſchadet alſo der Vermehrung ſelber, und man findet doch nichts Gutes bey ihnen, ſie ſind inwendig ec. Naturg. II. Th. O faſt 20 Den en Jus gate Krebse. faſt hohl. In Teichen, wo man Karpfen hält, muß man ſie nicht aufkommen laſſen. Weil ſie eben ſo, wie jene Fiſche immer gern im Schlamm wuͤhlen, fo thun ſie den Karpfen oͤfters Schaden. Hat man in der Haus⸗ haltung Frebſe, fo muß man nach ihnen ſehen, ſobald ſich das Wetter aͤndert, und beſonders nach einem Ge⸗ witter. Denn um dieſe Zeit findet man oft, daß ſie 8 abgeſtanden find, Im Waſſer verbergen fie ſich als bann ohne Zweifel, aber außer demſelben ſterben fie, ſo wenig wir auch einfehen koͤnnen, wie dies Thier unter fein ner ſteinharten Schale ſo ein feines Gefuͤhl haben kann. Will men fie erhalten, ſo ſetze man fie in ein ſehr geraͤu⸗ miges hoͤtzernes Gefäß, lege unten Sand hin, werſe Neſſeln auf ſie, und feße fie an einen Fühlen Ort, in Keller, aber wenigſtens ſo eingeſchloſſen, daß ſie nicht davon kriechen koͤnnen. Man weiß zwar gewiß, daß fie in ſolchen Gefäßen einige Monate lang ohne Nahrung leben 1 „und, weil fie wenig ausduͤnſten, am Ge⸗ wicht nichts verloren haben. Man hat ſie ſogar noch lebendig, in Steine eingeſchloſſen, angetroffen. Aber es iſt doch hart, wenn man ſie ganz ohne Nahrung ſitzen laͤßt. Man fuͤttre fie mit Kleyen, Bier, Milch, mit abgaͤngigem Fleiſch, mit Lebern und Lungen vom Horn⸗ vieh ꝛc. In einem tiefen Jaß, das nicht mehr zum Wein gut iſt, halten ſie ſich beſſer, als in platten und niedrigen Geſchirren. Wenn in Fiſchteichen die Froͤſche Schaden thun, weil fie den Laich freſſen, und in der Brutzeit die matten Fiſche felber anfallen, ſo ſetze man nur Klebſe hinein. Dieſe werden in kurzer Zeit d die Froͤche era haben. Ki | a ' v. E Von den Inſeeten. Spaniſche Fliegen. 2rr ; I . Es ſind unter den unzaͤhlbaren Inſecten noch einige zuruck, mit we ſchen ich euch bekannt machen muß. Dahin gehören zuerſt die ſogenannten fpanit chen Flie⸗ gen, oder beſſer, die goldgruͤne Kaͤfer mit ſchwarzen Fuͤhlgoͤrnern und ſchwarzen Fuͤßen, die wegen ihren ſchar⸗ fen Eäften in der Arzneywiſſenſchaft als das ſtaͤrkſte | Blaſenziehende Mittel gebraucht, in der Sonne gedörrt, 0 klein geftoßen, und als ein freſſendes Pulver auf die Haut gelegt werden. Wir brauchen ſie nicht z u kaufen, ſie kommen im May und Junius haufenweiſe auf den Reinweiden, Eichen, Springen, Hollundern und Fliedern häufig ver. Sie freſſen das Laub, oft auch die Bluͤthen dieſer Bäume und Sträucher ab. Die vollkommne Inſecten und die Raupen verrathen ſich ſchon von weitem durch einen ganz eigenen, aber aͤußerſt widrigen Geruch. Die Igel freſſen fie ehne Schaben, aber die Hunde ſterben, wenn man ihnen nur wenig davon eingiebt, unter den ſchrecklichſten Verzuckungen. Die arabifchen Aerzte, die ehemals in Spanien die Ges lehrſamkeit beynahe allein hatten, haben zuerſt angefan⸗ gen, dieſe Gattung aus dem Geſchlecht der Maywurm⸗ kaͤfer zu brauchen, aber alle vierzig Arten, die dahin gehören, haben die nämliche Kraft, wiewohl in un: glei⸗ cher Staͤrke, bey ſich. Man braucht ihnen auch den Kopf nicht abzureißen, er wirkt in unſern Körper eben fo, wie der übrige Leib des Inſtets. In der Mittags⸗ hitze ſieht man ſie nicht. Man glaubt, daß ſie ſich unten an der Wurzel der Baͤume in die Erde verfriechen, oder ſie verſtecken ſich vielleicht nur unter dem Laub. In der Morgen⸗ und Abenddaͤmmerung koͤnnen ſie nicht gut flie. gen. Daher darf man alsdann nur Leinwand unter den 2 Bäumen * [4 212 Von den Inſecten. Schnellkaͤfer. . | Bäumen ausbreiten, und ſchüͤtteln, ſo fallen ſie ab. In 707 Sicilien kommen ſie zuweilen ſchaarenweiſe angeflogen. Die Bauren ſammlen fie, und gewinnen viel damit. Man ſoll ſie auch in der Faͤrbekunſt bey einigen Tuͤchern brauchen koͤnnen. In ihren Fluͤgeldecken findet ſich et⸗ was, aber ſehr wenig Gold, das ſich nur mit vieler Muͤhe herausziehen läßt. Lernet an dieſem Beyſpiel, daß wir noch lange nicht den Nutzen von allen Inſecten einſehen, noch lange aus der unergruͤndlichen Quelle der Natur ſchoͤpfen muͤſſen, in unſern Unterſuchungen nie; mals muͤde werden, und den kleinſten Kaͤfer in der Schoͤpfung nicht verachten duͤrfen. VI. Ihr hoͤret zuweilen in der Nacht, beſonders im Winter, daß etwas im Zimmer toͤnt. Haͤngt etwa irgendwo an der Wand eine Geige, oder habt ihr ein Clavier in der Stube, ſo ſchlagen zuweilen einige Sai⸗ ten an, oft hoͤrt man mehrere Toͤne nach einander, als wenn ein Kind mit den Fingern das Inſtrument beruͤhr⸗ te. Erſchrecket nicht daruͤber, es ſind keine Geiſter, 2 und keine Geſpenſter, es geht auch Bier alles ſehr natuͤr⸗ | lich zu. Am Tage habt ihr das Zimmer eingewaͤrmt. Die unſichtbaren Feuertheilchen, die aus dem Ofen in die Luft im Zimmer giengen, theilten ſich auch den Gais ten mit. Nun wird die Stube in der Nacht wieder kalt. — Die Kaͤlte zieht alle Koͤrper zuſammen. Die Feuer⸗ theile muͤſſen auch aus den Saiten herausgehen, und ge. hen an den kaͤlteſten Ort, alſo nach dem Fenſter hin. Das kann nun aber aus ſolchen zitternden und feſten Koͤrpern, wie die Saiten ſind, nicht ohne einen Schall geſchehen. Gar oft iſt alſo das Toͤnen, wovon wir hier — Fe * N | reden, blos die Folge eines ſehr bekannten und allgemei, nen Geſetzes in der Natur. Aber ein andersmal iſt ir, gend ein großes oder kleines Thier daran ſchuld. Bald. 5 machen die Katzen bald machen die Maͤuſe das Ge⸗ raͤuſch. Oder es entſteht von Inſecten, nicht von Stubenfliegen, dann dieſe ſitzen in der Nacht meiſtens ruhig an Einem Ort, und erwarten die Ankunft des Lichts wieder. Aber vielleicht kennt ihr den Schnell⸗ oder Springkaͤfer, der ſich gerne in den Wohnzimmern aufhält, ſchwarz, laͤnglicht und ſchmal iſt. Er heißt fo, weil er ſich, wenn er auf den Ruͤcken gelegt wird, in die Hoͤhe ſchnellen, und wieder auf die Fuͤße herabfallen kann. Dazu hat er an der Bruſt einen Stachel, oder eine hornartige Spitze, die er aus einer Hoͤhle des Unter⸗ leibs, in welche dieſer Stachel gerade paßt, herausziehen = kann. Wenn er nun auf den Ruͤcken fällt, wie ihm das geſchehen kann, wenn er im Finſtern auf dem offene ſtehenden Clavier zwiſchen den Saiten durchfaͤllt, fo kruͤmmt er ſich zuſammen, ſtoͤßt ſeinen Koͤrper gegen den hervorragenden Stachel, und ſpringt wohl eine Elle hoch auf. Nun find ihrer öfters mehrere beyhſammen, und erregen nn wiederholtes Aufſpringen ein ziemliches Getoͤſe. Seine Raupe lebt im Holz, der Käfer hat Von den Inſecten. Schnellkafer. 213 aber eine ee Gewalt. Er ermuͤdet nicht, wenn man ihn achtzig und mehrmal hintereinander immer wie⸗ der auf den Ruͤcken legt, und ihn dadurch zwingt, ſich in die Hoͤhe zu werfen. Macht euren Kindern dieſes angenehme Schauſpiel, vergleichet in ihrer Gegenwart die Kunſtwerke der Menſchen mit den Meiſterſtuͤcken der Natur, und lehret ſie dabey den Gott kennen, der die ganze Geſchiche, die Lebensart, alle Umſtaͤnde, und alls Ne noͤgliche — | 29% ur . 1 BEN) / | ji 7 N 214 Von den Inſect. Schein oder Johannisk. moͤgliche Gefahren kennt, in die ein gemeines und ver⸗ achtetes 7 kommen kann, und der ihm deswegen Mittel gab, wodurch es ſich in den meiften Fällen retten kann. Wenn die Schildfröte auf dem Nücken liegt, iſt fie beynahe ſchon gefangen. Tauſend Gattungen von Thieren, und wir ſelber haben dieſe Kraft, dieſe Kunſt nicht. en? der Schöpfer war gegen fie auf andre Art freygebig. Die Naturgeſchichte zeigt un überall, daß 5 Gott frey handelt, und in ſeiner Welt' alles mit dem großen und unendlichen Verſtand einrichtete „ den wir nie ergruͤnden werden. VII. Zu den ſanften Schoͤnheiten der Inſecten ge⸗ Ya ren auch die Feuer: oder S Scheinkaͤfer, die man im Sommer nach Sonnenuntergang in den Hecken, Wach⸗ holderſtauden, 15 unter den Pflanzen ſchimmern ſieht. E Maͤ nuch en leuchtet nur aus zwey Punkten an den letzten Bauchringen, fliege aber in der Luft herum. Das Weibchen hingegen hat zwar Fluͤgeldecken, aber keine Fluͤgel, es wirft aber, fo wie noch mehrere andre Inſec⸗ ten, ſonderlich um die Zeit der Begattung einen hellen Schein von ſich, der dem Feuer einer gluͤhenden Kohle gleich kommt, und in einem Glas, wie ein Licht aus⸗ ſieht. Sein ganzer Hinterleib leuchtet, der Glanz ent⸗ ſteht ohne Zweifel von Saͤften, die ihm der Schöpfer. zum Erſatz der Fluͤgel gegeben hat. Es wird dadurch dem Maͤnnchen ſichtbar, es iſt ein bequemes Mittel, das Männchen zur Begattung herbeyzulocken. Weil es nur e nicht feat, „ und ſich in warmen n 5 ſchon / 9 . j 2 f — 1 e Es ſind kleine runde Kaͤferchen, deren flacher halbrunden Bau ſtſchild an den a faſt bedeckt. Das Ve Von den Inſecten. Hausgrille. 2¹5 ; 5 Johannistag ſthen laͤßt, ſo bat man ihm den Namen Johanmniswurm gegeben. Im heißen Som mer 1781 habe ich ſie im Carlsruher Schloßgarten noch in der Mitte des Septembers in der Nacht leuchten ge⸗ ſehen. Es naͤhrt ſich auch vom Gras und ſeinen Wur⸗ ein. In Italien und andern heißen Weltgegenden ‚find fo viele geflügelte Feuerkaͤfer, daß, wenn fie oft in der Nacht durch das geringſte Geraͤuſch aufgejagt, aus einem Baum herausfliegen, der ganze Baum nicht an⸗ ders bet als wenn er im Feuer ſtuͤnde. 0 Vull. Das Heimchen, oder die Grille, auch ire, gehöre in das Geflecht der Heuſchrecken, hat 5 einen gelblichtgrauen Koͤrper, breite Vorderfuͤße, und lange Hinterfuͤße zum Springen. Aus den Morgenlaͤn⸗ dern iſt dies Thierchen zu uns gekommen, ehemals wuß⸗ — te man nichts davon. Es friſt allerley Fleiſch, und | Rande mit den Fluͤgeln beſonders in der Nacht, um dis Zeit, da es ſich begatten will. Auch muß es die Waͤr⸗ me ſehr lieben, weil es ſich immer am warmen Comin, nahe bey der Feuermauer aufhält, und ehe Regenwetter koͤmmt, allemal anfaͤngt zu ſchwirren. Wer es uͤber⸗ ſchleichen will, muß ſehr leiſe zu ihm hinkommen. Es ſchwirrt aber auch noch fort, und wenn man ihm ſchon den Kopf abgeriſſen hat. Weil ſie gerne friſche Moͤh⸗ ren eſſen, ſo reibe man dieſe auf dem Reibeiſen, oder ſchaba ſt ie, thue Weizenmehl und Arſenik darunter, fo ſterben fie davon. Oder man fange einige Feldgrillen, und ſetze dieſe in das Haus, a werden unſte Grillen 8 vertrieben. u | Daten is — * 1 5 216 Von den Inſecten. Gallweſpe. IX. Daß die meiſten Verunſtaltungen der Pflanzen von Inſecten ent ſteben, habe ich euch oben geſagt. Gallweſpe oder Gallinſect heißt das Geſchlecht von Inſecten, dem wir die Galläpfel zu danken haben, die man da, wo man ſchwarze Farbe haben will, brauchen kann. Man kennt ſie an den gefpaltenen Kinnladen im Munde, und an dem ſcharfen Hinterleib, in welchem, aber nur bey den Weibchen ein Stachel liegt, der ſich oft zeigt, oft aber verborgen iſt, und der ſich ungemein ſchoͤn aufwinden oder ausſtrecken kann. Wenn nun die Paarung vorbey iſt, ſo ſticht das Weibchen mit dieſem Stachel in allerley Theile der Pflanzen, in Knoſpen, Rinde, und Haut der Blätter hinein, und legt die Eyer in die gebohrte Wunde. Auf den Eichen, Weiden, Kofen „Feigen, auf vielen andern Pflanzen findet ihr im Sommer ſolche Blaſen, Auswuͤchſe, Geſchwuͤlſte ꝛc. Denn ſobald eine Pflanze irgendwo verletzt iſt, fo dringt aller Saft, der in den durchgeſtochenen Roͤhren enthal⸗ ten war, au dieſen Ort, dehnt das Gewebe der Rinde, oder die Haͤute des Blatts aus, und bildet daſelbſt die ſogenannten Gallen, die man mit kleinen runden Aepfeln vergleichen kann. Erſt liegt das Ey darinn, nachher findet man darinn die aus dem Ey gekrochene Raupe, die ganz weich und ohne Fuͤße iſt, weil ſie unter dieſer Bedeckung keine rauhe Haut, und in dieſer engen Woh⸗ nung keine Fuͤße zum Kriechen oder Feſthalten noͤthig hat. Dieſe Raupe lebt von den Säften des Gallapfels, und wenn dieſe verzehrt find, fo iſt fie auch ihrer Verwand. lung nahe. Sie verpuppt ſich noch innerhalb der Galle, und beiſt ſich hernach durch ein kleines Loch, das man immer an den Seiten des Aae findet, heraus, und fie i . Von den Inſecten. Welpen. 217 fliege davon. Nachher hat die Galle keinen fe ſten Zu- ſammenhang mehr mit der Pflanze, fälle ab, verdunſtet, verſchrumpft, und fault im Wald. Die Gallweſpe, die auf! den Eichen ſitzt, verurſacht insbeſondre die ſchwar. zen Gallaͤpfel. Sie iſt häufig i in Teutſchland und Eu⸗ ropa, aber man kauft demungeachtet noch immer viele Gallaͤpfel im Morgenland, weil jene zur Tinte, zum Faͤrben, zur a „und a allen en kraͤf ſtiger | 225 | N. Auch unter 905 Weſpen ſollen ehe ſo, wie bey Fi den Bienen und Ameifen, Männchen, Weibchen, und Geſchlechtsloſe ſeyn. Sie bauen wenigſtens auch ſehr kuͤnſtliche Cellen, und legen fie bald an der freyen Luft, bald unter der Erde, bald im Holz unter dem Dachwerk eines Hauſes an. Gemeiniglich bekommt die Wohnung die a eines Korbes, oder eines kleinen runden Kuͤr⸗ biſſes. Sie wird aber ganz uͤberbaut, ſo daß man ein Stuͤck wegbrechen muß, wenn man die ſchoͤne innre Ab⸗ theilung, die Stockwerke über einander, und die vielen ‚Säulen darzwiſchen ſehen will. Zunge oder Nüffel ha. ben fie nicht, aber mit ihren gezaͤhnten Kinnladen gras ben fie überall hinein, bohren ſich tief in die Erde, und ſchneiden kleine Holzſplitterchen von eichenen Gartenzaͤu⸗ nen, von Fenſterrahmen, Spaliergelaͤndern, Dachlatten ꝛc. weg, hacken dieſe noch kleiner, laſſen etliche, Saft⸗ troͤpfchen darauf fallen, und kneten alles in einen Teig zuſammen, mit welchem ſie Gaſſen, Daͤcher, Eingaͤnge und Ausgaͤnge bauen und woͤlben koͤnnen nach Belieben. Wenn fie es an einen Baumzweig haͤngen, fo wird es allemal ſo angebracht, daß der Regen auswendig von der Ei N Seite abfließen kann. Es ift ein Gebaͤude r aus 0 ' 218 Won den Irſecten. Westen. 5 aus lauter Pepierdläctern zuſammengeſetzt, und bat doch Feſtigkeit und Dauer. Man kann mit Recht ein voll» , kommen ausgebautes Weſpenneſt einer Stadt mit vielen Gaſſen vergleichen. Jede Reihe von Cellen, jede Gaſſe, oder Stockwerk hat ein eigenes Dach, und die Saͤulen, oder die Pfeiler darzwiſchen, die ihn tragen muͤſſen, ſind oben und unten breit ausgeſchweift, damit das Gehaͤude deſto feſter ſtehe. Wo die Cellen der gemeinen Weſpen hinkommen, da ſtehen zwo Cellen in der Breite, und ihre Figur it auch ſechsecket. Die gemeine Weſpe haͤlt ſich gerne nahe bey den Haͤuſern, bey den Kuͤchen und Fleiſchkammern, bey Bienenk erben, bey Obſtgaͤrten auf, richtet viele Verwuͤſtungen unter den Fliegen an, ſclehl' aber auch den Honig der Bienen, friſt immer am beſten und ſuͤßeſten Obſt, und fol zuweilen auch Fleisch holen, und es in ihren Cellen verhacken. Falſch iſt es, daß ſie in ihren Wohnungen einander von acht Tagen zu acht Tagen mit der Wache abtöfen ſollen. Die erſte Weſpe, die am frühen Morgen erwacht, ſchwingt ihre Fluͤgel, und ſogleich erwachen auch alle, und fangen ihre Arbeit wieder an. Denn auß er ihrer eigenen Ernaͤh⸗ rung muͤſſen ſie noch fuͤr die Jungen ſorgen, deren Eyer von den Müttern des Weſpenſtocks in die Cellen gelegt worden ſind. Die Raupen, die daraus entſtehen, wer⸗ den dick und groß, haben keine Fuͤße, und werden von den ältern Weſpen theils mit Honig, theils mit andern Inſecten ernaͤhrt. Endlich wird die Celle verbaut, und darinn wird die Raupe zur vollkommnen Weſpe, die endlich durchbricht und ausfliegt. So viel man ſonſt von der innern Haus haltung dieſer Thiere weiß, jo geſchieht die Begattung der Maͤnnchen mit den jungen Muttern 7 mE 1 a am Von den Inſeeten, Horniſſen. 219 Moͤͤttern am Ende des Sommers, um die Herbſtzeit. Die älteren Mütter und Männchen erben alle in Win: ter, oder werden vielleicht auch von den andern Einwoh⸗ nern umgebracht. Die befruchteten Mütter aber übers ſtehn den Winter, legen im Fruͤhjahr Eyer, und pflan⸗ zen ſich auf dieſe Art fort. Der Schöpfer gab ihnen auch einen Stachel, der zwar nicht ſichtbar iſt, aber ſehr ſchnell herausgeſtoßen werden, und eine beträchtliche Wunde machen kann. Das dient zu ihrer Vertheidie gung, eben ſo wie ihnen das s zäh, faſt unzerſtoͤrbare schen wohl zu ſtatten kommt. In den Haͤuſern find fie alſo nicht ſchaͤdlich, ſie fangen vielmehr die Laſt der Fliegen weg. Aber freylich freſſen ſie oft die Obſtbaͤume faſt ab, und thun auch an den Trauben Schaden. Doch leben die meiſten nur ein Jahr, und viele werden auch von den Voͤgeln gefangen. Die Baurenregel, daß man von dem Jahre, wo man viele Weſpen 1 viel Gutes er⸗ warten duͤrfe, iſt richtig. Denn, wenn die Witterung nicht warm, und nicht uͤberall viel Obſt iſt, fliegen ſie nicht ſehr herum. Schaͤdlicher, insbeſondre fuͤr die Bie⸗ nen ſind die Horniſſen, die eine wahre, aber groͤßere und an Bruſt und Bauch anders gezeichnete Weſpen⸗ art ſind. Ihre Cellen ſindet man meiſtens in hohlen Baͤumen „ oder auch unter den Wurzeln der Baͤume in der Erde. Sie ſind viel groͤßer, als die Wohaungen der gemeinen Weſpen aber das Thier iſt bey weitem nicht ſo fruchtbar, wie jene. Man kann auch Weſpen und Horniſſen in langhaͤlſigen Glaͤſern mit Syrup, Honig, „oder Zuckerwaſſer in Menge wegfangen. Um ihrer Jagd willen gab der Schoͤpfer den Weſpen und den ren halbmondförmige Augen, und weil fie haufen. 5 — 220 Von den Inſecten. Ihre Neſter. | haufenweiſe beyfammen leben, und in ber Nacht nicht ausfliegen, ſo konnte ihr Koͤrper glatt ſeyn. Die Split⸗ terchen, die ſie vom Holz abfreſſen, ſind aͤußerſt duͤnne Streifchen, wie ſie ſeyn muͤſſen, wenn ſie ein ſo feines Papier machen wollen. Von den Weidenpfaͤhlen, wo⸗ mit man junge Baͤume im Garten verſieht, ſchneiden ſie öfters die aͤußerſten zarten Spitzen der trocknen Rinde herab, kratzen es zuſammen, und nehmen es im Munde mit. Wo fie auch vermoderte Holz faͤſerchen finden, da ſammlen ſie dieſe zu ihrer Wohnung. Wenn ſie ſolche Materialien genug geſammlet haben, ſo nehmen ſie von dem zaͤhen Safte, der den Eichen aus den langen Spal⸗ ten der Rinde kerabfließt, auch von dem ſchaumichten Saft, der ſich auf den abgekoͤpften Welden häufig fin⸗ det, wenn . treiben, ſo viel mit, als ſie brau⸗ chen, und bauen zu Haufe damit. Das iſt gleichſam der Mörtel, der alles verbindet, und jener Jorrath von Holzfaͤſerchen iſt der Sand, oder die Steine. Beym Bauen druͤcken ſie mit ihrem Gebiß, und mit den beyden oberſten Gelenken der Vorderfuͤße, die wie zwey gegen einander gef:&te Knie wirken, immer gegen die Materie, und geben ihr dadurch die Form, die fig haben ſoll. Von ganz friſchem und gutem Holz wird man nicht leicht ſehen, daß ſie Streifchen abſchneiden. Daher hat ein 1 Weſpenneſt immer die graue Farbe von allem muͤrben Holz. Es iſt ihnen zu hart, wenn es nicht vorher oft naß, und wieder trocken geworden iſt, ſo wie wir Hanf und Flachs auch nicht ſpalten koͤnnen, wenn er nicht vor⸗ her gerottet worden iſt. So lange die Fenſterlaͤden und Spalierrahmen mit Farben uͤberſtrichen ſind, ſchneiden ſie auch nichts davon. Auch bey dieſen künſtlichen Ge⸗ m | ä ö Von Sen guſeren Bremen. 221 ſchoͤpfen mußt ihr, meine lieben kandleute, nicht blos an den Schaden denken, den fie euch zuweilen zufügen. Sehet ihre ruhige und einträchtige Staaten mit Nach⸗ denken an, und erhebt euch bey allem, was ihr in der Natur ſehet und hoͤret, zu dem guten und liebenswuͤrdi⸗ gen Urheber der Natur. Wenn ich nicht immer zu an⸗ dern Thieren forteilen müßte, fo wollte ich euch bey jedem einzelnen Inſect noch gar viele Proben von der Weisheit und Guͤte Gottes fagen, und ich daͤchte, wir Fönnten ih⸗ rer nie uͤberdruͤßig werden. Alles, was der Menſch ler⸗ nen kann, was iſt es, wenn er ſeinen ee nicht in 1 Werken kennt und liebt? 5 Xl. Eine große Plage für das Vieh iſt das Ge⸗ ſchlecht der Bremſen, die eigentlich kein Maul, nur drey Punkte haben, und innerhalb einen Saugrüſſel. Die verſchiedenen Arten ſtellen den Pferden, Ochſen und Schafen nach, und ſtechen ihnen mit dem egeſtachel die Euyer in die Haut. Das Rindvieh kennt die Bremſe, die ihm nachſtellt, am Ton, wird wild, ſobald es ſie herbeyfliegen ſieht, ſpringt oft vom Wagen und Pflug weg, ſtreckt die Schwaͤnze in die Hoͤhe, und zerbricht alles. Die Bremſe laͤßt aber geſchwind ihr klebrichtes Ey durch das Haar des Ochſen in ſeine Haut fallen, daſelbſt bruͤtet es die Waͤrme aus, die Raupe iſt klein, weich, ohne Fuͤße, friſt ſich in die Haut des Thiers ein, und naͤhrt ſich von den Saͤften des Ochſen. Dazu hat fie zwey hakenfoͤrmige Kinnladen, die freylich fo beſchaf. ſen ſind, daß das Nagen und Freffen dieſer Raupen den Thieren große Plage verurſachen muß. Die Pferde bekommen ai Eyer öfters in den Maſtdarm, oft ſitzt | ihnen h nt Bi] U ‘a \ — Ir * . — 222 Von den Inſecten. Bremſen. 15 ihnen die Bremſe in den Koͤthen der Vorderfüße, das Pferd ſtampft, wird ſtaͤttig, und gehe nicht von der Stelle, bis die Bremſe weggejagt iſt, oder ſelber forte fliegt. Oft traͤgt der Ochs dieſen innerlichen Feind als Raupe oder als Puppe durch den ganzen Wlater durch, das Thier wird ganz mager davon, und bekommt oft am Hals und Ruͤcken Beulen, nebſtdem daß der Gerber nachher für die durchloͤcherte Haut nicht ſoviel bezahlt, als für eine ganze und unbeſchaͤdigte Haut. Auch unter der Haut verpuppt ſich die Raupe, wird ganz hart, eye foͤemig, und wenn fie endl ich Fluͤgel bekommen hat, oͤff. net In fich das Loch wieder, wodurch ſich die Raupe ein. gefreſſen hat, und fliegt davon. Auch das rothe Wild im Wat wird von dieſem Inſect geſtochen. Selten vertraut dieſe Gattung den Pferden ihre Eyer an, weil bey jenem Thier die Haare zu dichte an einander liegen. Es iſt eine andre Gattung, die in die Naſenloͤcher der Pferde koͤmmt, und von dort aus oͤfters in Hals der Pferde fortkriecht. Nach beruͤchtigter iſt die Schafe bremſe, die ihre Eyer ebenfalls in die N der Schafe leg gt, und ſie da ſeſtklebt. Kaum fin die Rau⸗ pen ausgekrochen, ſo kriechen ſie in dem Innern der Naſe fort, bis fie zu den Höhlungen kommen, die dieſe Thiere in den Stirnknochen haben. In dem daſelbſt befindlichen Schleim en fie ihre fette Nahrung, leben und werden groß. Weil ſie aber in den Stirnhoͤhlen keine Minute ruhig find, ſondern immer eine andre Lage annehmen, ſo ſtoßen ſie auch unaufhoͤrlich mit ihren Ha⸗ ken an die Nerven in jenen Häuten, und machen dadurch nothwendig dem Thier die allerheftigſten Schmerzen. Eine oder 0 zwo e kann das Schaf geduldig 1160 7 0 tragen. N 4 hi \ Von den Zuſcten. Diehbremen. 223 55 tragen. Wenn aber viele beyſammen fieen, fo werden b die Schafe Narren, wie der Schaͤfer im Spruͤchwort ſagt, d. h. ſie laufen im Creiſe herum, und bekommen, ſo ſtill und friedſam fie ſonſt find, die heftigſten Anfälle von Raſerey und Schwindel. Die Haͤmmel ſpringen in die Hoͤe „ und ſtoßen mit dem Kopf zu wicberbeltene malen gegen die haͤrteſte Dinge, gegen Baͤume und Steine an. Die Bremſenraupen verpuppen ſich auch im Stirnbein, dc hernach heraus, trocknen ſich, und fliegen davon. Als Bremſen ſcheinen ſie keine Nahrung zu ſich zu nehmen. Es entſteht oft von dieſen 5 Thieren eine Faͤulniß im Schafkopf, und am beſten iſt es, wenn man die Schafe, die am meiſten damit geplagt find, ſchlachtet. Von dieſen Bremſen muͤßt i ihe noch die Viehbremen unterſcheiden. Die Bremſen hatten keinen Ruͤſſel, die Viehbremen haben einen haͤutigen Ruͤſſel, und ih einen eigenen Saugruͤſſel, und an ihrem großen Kopf auch große bunte Augen. Ihre Raupen 5 findet man im April auf der Erde, auf Wieſen und an dern feuchten Grasplaͤtzen. Sie ſind lang, weißgelblicht, mit einem Ipieigen Kopf, und naͤhren ſich von le wurzeln. Im Junius fliegen fie aus, ſtechen ſehr en pfindlich in die Haut der Menſchen und der Thiere, 0 | faugen ſehr geſchwind das Blut aus. Man weiß, daß es insbeſondre die Weibchen thun. Es gehoͤren aber neunzehn Arten in das Geſchlecht. Die Ochſenbreme, die aber auch die Pferde ſticht, hat gruͤne Augen; eine andre Gattung hat vier wellenſoͤrmige Binden über den Augen, und heißt deswegen die Regenbreme, weil ſie beſonders bey ſchwuͤlem Wetter, wenn Regenwolken und Gemitter in der ie PR beſonders gierig iſt, Blut zu 224 „Von den Inſerten. Fliegen. Hr zu enge Laßt uns darüber nicht murren, daß der Schoͤpfer auch dieſe Thiere in das Leben gerufen hat. Sein iſt die Welt, er iſt Herr und Hausvater in der Natur, allmaͤchtig iſt er, und kann ſchaffen, was Er will. Was wollen wir, arme Geſchoͤpfe, die ſelber nur leben, ſo lange ſein gnaͤdiger Wille es erlaubt, andern Kreaturen neben uns das Leben misgoͤnnen, und daruͤber | neidiſch und verdruͤßlich werden, wenn er gerne gegen un zaͤhlig viele Arten von Sebenbigen guͤtig iſt? Uebrigens koͤnnt ihr, wenn ihr im Felde bemerkt, daß euer Vieh ſolche Eyer bekommen hat, nach einigen Tagen auf dem Ruͤcken die Stelle ſuchen, aufſchneiden, die Raupe her⸗ auswerfen, und die Wunde mit einer Salbe anfallen XII. Aus dem Geſchlecht der Fliegen antes wir beynahe ſchon 130 Arten. Es find bekannte, verachtete, verfolgte Thiere, und an ihrem Koͤrper ſind ſo viele Merkwuͤrdigkeiten und Schönheiten, Sie haben vorne am Kopf einen weichen, fleiſchichten, biegſamen Ruͤſſel, den fie auch zuruͤckziehen koͤnnen, und find. dadurch von den eigentlichen Mücken unterſchieden, deren Saugrüuͤſſel | aus fünf zugefpisten Borſten beſteht, die in einer bieg⸗ ſamen Scheide oder Roͤhre liegen, zweyſchneidig find, und herausgehen, wenn ſie ſtechen wollen. Unter den Fliegen ſind beſonders die, ſo an den Fuͤhlhoͤrnern noch Federn und eigene Federbuͤſche haben, unter dem Ver. groͤßerungsglas ein ſehr ſchoͤner Anblick. Und der Schoͤpfer gab dieſen praͤchtigen Aufſatz einigen Fliegen, die von todten Koͤrpern leben! Diejenige, die in Miſt⸗ pfuͤtzen, heimlichen Abtritten, faulen Waſſern ꝛc. leben muͤſſen, haben einen wollichten Koͤrper, damit die Un⸗ a 1 reinig · | Von den Inſecten. Stubenfliegen. | 225 reinigkeiten ihren Leib nicht unmittelbar berühren. An⸗ dre legen ihre Eher in Unrath, in Sand, nahe an oder in das Waſſer, in friſches und ſtinkendes Fleiſch, einige auch auf, Pflanzen „ wo ihre Jungen Blattlaͤuſe freſſen. Faſt bey allen Gattungen iſt die Fruchtbarkeit außerore | dentlic groß. Das Speichelkaͤſtchen im Zimmer wim⸗ melt zuweilen von den Raupen der Stuben fliegen, als welche eben ſo, wie die Jungen aller andern Fliegen, ohne Fuͤße ſind. Die Weibchen haben hinten keinen Bohrer, nur einen Legeſtachel, um ihre Eher an den ihnen von der Natur angewieſenen Platz zu bringen. Einige lezen ihre Eyer wieder in andre Raupen, woraus Schmetterlinge werden ſollten, dieſe werden aber von ihren fremden Gaͤſten aufgeft eſſen. Auch in die Kohl. wurzeln kommen Ener von Fl iegen, und die Raupen freſſen das Wü: zeichen aus, ehe es wachen, kann. Eine Gattung mit roſtfaͤrbigen Augen und nervichten Fluͤgeln haͤlt ſich insbeſondre gern in den Vorrathskammern und Weinkellern auf. Die Schmeisfliege, die ihre Eyer in alles Fleiſch legt, beſonders ſobald der ſtinkende Ge⸗ ruch davon aufſteigt, iſt von der Gattung, die im faulen Kaͤſe und im Dünger vorkoͤmmt, ſehr verſchieden. Alle Fliegen haben ein zaͤhes geben. Wenn ſie in Suppe, Waſſer, Wein, Milch ꝛc. erſauft worden find, % und ganz todt zu ſeyn ſcheinen, ſo leben fie doch in war⸗ mer Aſche wieder auf. Man wird nie von den Fliegen | geſtochen, die Muͤcken find es, die uns plagen. Jene kleben nur an unſrer Haut, ſo wie ſie im Winter an der Wand ſtillſtzen. Durch ihren Ruͤſſel, den fie verläne gern koͤnnen, flieft oft ein Troͤpfchen Feuchtigkeit, wo⸗ durch fie allerley, 5 B. ein Kanten Zucker auflöfen Oec. Maturg. II. Th. P — konnen. 226 Von den Inſccten. Stubenſliegen. können. Das vielfache Auge einer Stubenfliege iſt in ihrem Leben und nach dem Tode ein ganz vortrefilcher Anblick unter dem Vergrößerungsglafe, Im Leben ſoll⸗ fe man glauben, daß der ganze Kopf mit lauter glaͤnzen⸗ den Edelſteinen beſebt ſey, und nach dem Tode, wenn die Säfte verdunſtet find, und man nur die obre Haut beſehen kann, erſcheint die e Abtheilung in kleine negförmige Flächen, deren Feinheit unnachahmlich iſt. Auf jeder Seite des Kopfs find wenigſtens zwey⸗ kauſend Augen oder Spiegelflaͤchen. Ihr ſehet auch, daß fie beſtaͤndig bemuͤht find, das Auge, das ihnen alle Gefahren zeigt, zu reinigen, es im Rauch, Regen und Nebel helle zu erhalten, und den Staub abzuwiſchen. Dazu helfen ihnen die vielen Haare, die an den Fuͤßen ſitzen, ſo wie die ſchwammichten mit Oel erfuͤllten Ballen, die ſie daran haben, ihnen das Laufen am Fenſter, auf dem haͤngenden Spiegel, an der Decke des Zimmers, und uͤber jede andre glatte Flaͤche erleichtern. Nicht al⸗ lein ihr Auswurf, ſondern die Ueberbleibſel von den oͤlich⸗ ten Troͤpfchen, die ſie aus jenen Ballen, wenn ſie ſich irgendwo halten wollen, ausfließen laſſen, dieſe ſind es, wodurch der Spiegel, das Fenſterglas, und jedes andre polirte oder metallene Gefaͤß ſo ſehr beſchmutzt wird, wenn es der Fleiß der Hauswirthinn nicht von Zeit zu Zeit reinigt. Da jede Fliegenmutter im Sommer viermal, und jedesmal go Eyer legt, und die meiſten von dieſen Jungen im naͤmlichen Sommer wieder Junge machen, ſo hat ein geſchickter Mann, H. von Gleichen die Nachkommen einer einzigen Fliege in Einem Jahre | auf mehr als zwo Millionen berechnet. Aber Menſchen, Voͤgel und Spinnen vermindern ſie. e ſich. die N — 1 . Von den Inſecten. Mücken. 227 f die Fliegen im Zimmer allzuſehr, ſo ſuchet das Lein⸗ | kraut, das an den Straßen waͤchſt. Legt es auf einen Teller, gieſt etwas Milch darauf, und ſetzt es auf den Ofen. Die Kräfte der Pflanze theilen ſich der Mich mit, und die Fliegen ſterben, ſobald ſie dieſe Milch ſaugen. Ihr koͤnnt das ohne Schaden thun, denn, wenn auch eine innerlich ſchon vergiftete Fliege noch in eine Speiſe oder Trank vor ihrem Tode fallen ſollte, ſo iſt doch dadurch die Speiſe ſelber für euch nicht vergiftet. Ihr habt oben gehoͤrt, daß die Gifte ausgetheilt ſind, daß kein einziges allgemein iſt in der ganzen Natur. Auch kann man ſie durch den Rauch von angeſtecktem Kampher ſicher toͤdten. Macht aber vorher die Fenſter wohl zu, und bleibet nicht ſelber im Zimmer über Nacht. XII. Daß 5 eigentlichen Muͤcken von dieſen =. verſchieden find, „ babe ich fihon geſagt. Die Muͤcken ſchwaͤrmen gerne am Waſſer, weil fie ihre Eyer an die Wurzeln der Bäume und Waſſerpflanzen ankleben. Die Raupen, die davon enkſtehen, holen durch zwo befranzte Roͤhren am Schwanz, indem fie ſich mit dem Kopf abwaͤrts neigen, um ſich von allerley klei⸗ nen Waſſerthieren zu naͤhren, Odem, ſind nur acht Tage im Puppenzuſtand, und werden häufig von aller⸗ | Hand Waſſerthieren weggefangen. Wenn man den Fluͤ. gel einer Waſſermuͤcke vergroͤßert, ſo ſpielt er mit allen Regenbogenfarben, und hat eine ſchoͤne, gefaltete Eins faſſung von kleinen Federchen. Das Getöne entſtehe von einer ſchnellen Bewegung der Flügel am deibe. In ſtehenden Waſſergefaͤßen kann man, ſonderlich auf dem Schiff „ die Menge der Mücken ſehen, die da heraus; P 2 kommt, 228 Von den Inſecten. Mücken. kommt, aber eine Begattung wird man ſelten erblicken. | Sie begatten fi meiſtens in der Luft, und fliegen mit einander fort, das Geſicht gegen einander gekehrt, und mit in einander geſchlungenen Fuͤßen. Es wahrt aber nicht einmal ſo lange, als bey den Fliegen. Im Win⸗ ter freſſen ſie eben ſo, wie die Fliegen, auch nichts, balten ſi h in Kellern und Steinkluͤften auf, und ſchla⸗ fen, bis die Zeit wieder kommt, wo fie, die ftehende Waſſer wieder mit ihrer Brut bevoͤlkern koͤnnen. Wir kennen ſieben Arten davon, die Singmuͤcke iſt aſchgr au, und hat am Hinterleib acht gelbbraune Binden. Sie werden häufig von den Voͤgeln weggefreſſen, und find in unſern Landern eben kein großes Uebel. Aber in Ame⸗ rika ſtechen ſie den Leuten das Geſicht voll rother Flecken, und vermehren ſich ſo erſtaunlich, daß man am Abend Rauch vor den Haͤuſern machen muß, um ſie zu vertrei⸗ ben. Ganz unnuͤtze find fie auch nicht für uns, dann ſie dienen den Fiſchen, Krebſen und nuͤtzlichen Waſſervoͤ⸗ geln zur Speiſe. Freylich entſtehen bey Leuten von einer zarten Haut oͤfters Knoten durch ihren Saugeſtachel. Man wird aber allemal, und dies gilt auch von den Viehbremen, nur von den weiblichen Mücken geſto. chen. Die Weibchen brauchen vielleicht mehr Saft fuͤr ihre Eyer, oder die Maͤnnchen haben den heftigen Trieb nicht nach fremden Blut. Das Weibchen iſt lang, und hat einen dicken Bauch. Das Maͤnnchen iſt mager und zart. Kann man fie aus den Schlafzimmern nicht abhalten, ſo raͤuchere man oͤfters mit Wermuth und Wachholderbeeren, dadurch werben fie vertrieben. Noch ein andres Thier iſt die Schnepfenfliege, die ſehr lange Hinterfuͤße bar, und meiſtens auf. Blumen ſich au De Ä | 2 * | Den den Inſect. Pferdeſtch Raubflecge. 229 Doch ſaugt fie und ihre Geſchlechts verwandten oft auch andren Fliegenarten den Saft aus. Ihr ſeht alſo, daß der Schoͤpfer ſelber gegen die ſtarke Vermehrung dieſer kleinen Thiere Anſtalt gemacht hat. Von den Pferdeſtechern, die gern oft ſtechen, und immer wieder kommen, kennen wir ſchon dreyzehn Arten, „ aber ihre Lebensart und Verwandlung iſt noch wenig bekannt. Sie haben meiſtens einen gebogenen, aus Gelenken zu. ſammengeſetzten Stachel unter dem Maul, eine von dies ſen Stechfliegen iſt grau, ſieht der Stubenfliege ſehr aͤhnlich, und ſticht Menſchen und Vieh jede heftig, fo daß die Thiere öfters zu ſtampfen anfangen. Man wird von ihnen vorzuͤglich, wenn ſich das Wetter aͤndert, geplagt. Das alles beweiſt ench die Nothwendigkeit, auf den Stall eurer Thiere wohl Acht zu haben, und ihn wo moͤglich fo anzulegen, daß er, wie ein Keller, im ume kuͤhl, und im Winter warm ſey. Wenn ihr auch Welſchkorn, Ruͤben, Kraut, oder ſonſt etwas vom Felde nach Hauſe bringt, und wieder hinausfahren wollt, ſo ſpannt doch das Vieh ſo lange aus, bis der 2 Karren abgeladen iſt. Die armen Thiere werden geplagt, und zerreißen euch öfters voll Ungeduld das Geſchirre. Es giebt auch eine Raubfliege, die wie eine Horniſſe ausſieht, deren Raupe auch in der Erde lebt, und ſich von Pflanzenwurzeln naͤhrt. Ihr Saugruͤſſel ii horn. artig, gerade ausgeſtreckt, und hat drey Borſten. Doch ſaugt ſie damit nicht nur das Blut von groͤßeren Thieren, ſondern fie uͤberfaͤllt auch allerley andre Inſecten. Der Leib hat weiße Haare, iſt ſchmal und lang, und dieſe Inſecten tragen, wenn fie ruhen, die Flügel auf dem Ruͤcken. Mit wenigen Worten muß ich auch noch der vo 3. fliegenden 230 Von den Inſect. Lausfliege. Todtenuhr. fliegenden Pferdelaus, oder Lausfliege eee Weil ihr kurzer ſteifer Saugruͤſſel vorne eine ſcharfe Borſte hat, ſo koͤnnen ſie damit ſehr empfindlich ſtechen, und den Thieren das Blut ausſaugen. Eine Art davon haͤngt ſich mit den vielen Krallen am Fuß ſo feſt an die Haut der Pferde an, daß ſie ſich eher entzweyreißen, als abnehmen laſſen. Von dieſer bekommt man nie die \ Raupe zu ſehen, ſtatt des Eyes erſcheint gleich die Pup⸗ pe. Eine andre Gattung legt ihre Eyer in die Wolle der Schafe, die ſonſt von Inſecten befreyt iſt, die Rau⸗ 1 pe naͤhrt ſich dort vom Schweis der Wolle, und ver⸗ puppt ſich auch dort. Aber die Wolle wird dadurch im Wachsthum gehindert, wird knoticht, endlich gruͤnlicht, f verdirbt am lebendigen Koͤrper, und faͤllt von ſich ſebſt ab. XIV. Zu den Thorheiten „ die der Aberglaube er⸗ funden hat, gehoͤrt auch die wunderliche Meynung, daß jemand im Haufe ſterben müßte, ſobald man das bes kannte Klopfen befonders in der Nacht, in hölzernen Waͤnden hoͤrt, das dem Schlag einer Uhr gleich koͤmmt. Dieſes Klopfen in der Wand entſteht von einem kleinen Thierchen, dem man deswegen den fuͤrchterlichen Namen Todtenuhr, oder beſſer Wandſchmid, Wandklopfer und Holzlaus gegeben hat. Es kat ungefähr die Größe einer Laus, hat ſechs Fuͤße zum Schelllauſen, zwey gelbe en iſt etwas länglicht, und hat an den Seiten der Bauchringe große Flecken. Mit ſeinen zan⸗ genaͤhnlichen Kinnladen nagt es ein Splitterchen Holz ab, ſetzt ſich darauf, und ſchlaͤgt auf einem andern Stuͤckchen Holz beftändig und taktmaͤßig. Man muß auch Buͤcher, getrocknete Kräuter und ſolche Dinge ſehr vor Von den Inſecten. Todtenuhr. 231 vor dieſem Thierchen hüten, Wenn die Wände des Zimmers mit papiernen Tapeten, wie jetzt die Mode iſt, überzogen find, fo ſitzt es gar gerne hinter dieſen Tapeten, und nagt an dem vielen Kleiſter, den man zur Verfer⸗ tigung des Papiers gebraucht hat. Man hört das Thierchen nicht immer, nicht im ganzen Jahr ſchlagen. Vielleicht rufen ſie alſo einander dadurch zu, und reizen ſich zur Begattung. Syn nördlichen Ländern, wo man mehr hölzerne Häufer hat, als bey uns, find dieſe Thie⸗ re viel gewoͤhnlicher, auch auf den Schiffen hört man fie immer klopfen, weil fie daſelbſt Holz und Eßwaaren ge⸗ nug finden. Am Tage klopft es vermuthlich auch, aber im gewöhnlichen Gang der haͤuslichen Geſchaͤffte hören das die, ſo im Hauſe ſind, nicht. Wer hingegen in der Racht krank iſt, oder bey Kranken wacht, oder ſonſt nicht ſchlafen kann, der hört öfters das Uhraͤhnliche Schlagen die ſes Thlerchens, und weil man lange nicht wußte, was es iſt, und woher es koͤmmt, fo. bildete man ſich in der Einſamkeit, die ohnehin die furchtſame Einbildung noch mehr erregt, ein, daß bereits an der Todtenbahre, in welcher wir verfanlen ſollen, gearbeitet werde. Seit dem man mehr gemauerte und uͤbertuͤnch⸗ te, als getaͤfelte Wände hat, find dieſe Thiere ſeltner ge. worden. Es mag ſeyn, daß wir auch zuweilen das Arbeiten, Wuͤhlen, Nagen und Klopfen im Holz von andern Inſeeten hoͤren, aber was es auch ſey, daß nur keiner unter euch der Natur den Schimpf anthue ; und ihre kleine muntre Geſchoͤpfe für Boten des Todes anſe, he! Unſer Leben beruht auf dem Willen Gottes, unfer- Sterben haͤngt allein von ihm ab, warum ſollten wir uns dann u ein ehem ae Geſchoͤpf, das ſich im N 4 ver h aa l \ 1 232 867 ben Inſetten. Ser. | en Winkel freut, wenn es an einem Spaͤn⸗ chen nagen kann, und deſſen Geſichtskreis ſich gar nicht weiter erſtreckt, in Angft | jagen laſſen? Wer die Natur der Dinge kennt, muß ſich mehr freuen als fürchten, Ueberall iſt Gott und die Werke ſeiner Guͤte. Nicht der Teufel, nicht Kobolde, nicht Geſpenſter, und Al⸗ fanzereyen des Pabſtthums, und der duͤmmſten Unwjj, ſerheit! XV. Faſt jedes Thier hat ſeine eigene Gattung Laͤuſe. Keines iſt frey von dieſen kleinen Gaͤſten, ſelbſt der Wallfiſch im Meere nicht, die Voͤgel haben am mei⸗ ſten, und einige Thiere haben mehrere Gattungen an ſich. Das, womit unſre Kopflaus in die Haut ſticht, iſt ein feiner Saugruͤſſel, ſteif wie eine Pfrieme, ſcharf, und kaum den 25 Theil einer Linie lang. Sie hat nur zwey Augen, aber an ihren ſechs Gangfuͤßen hat ſie vorne ſcharfe Klauen, womit ſie die Haare umfaßt, wenn fie auf dem Kopf herumlauft, und zugleich ſehr empfindlich in die Haut eingreifen kann. Die Kopf: laus iſt graͤßer, laͤnger, dunkler, geſchwinder. Die Kleider : oder Filz» oder Schamlaus iſt dicker, Eür zer, langſamer, und halbdurchſichtig mit ſchwarzen Streifen. Ihre Vermehrung iſt nicht nur außerordent⸗ lich, ſie iſt fuͤrchterlich. Menſchen und Thiere koͤnnen von ihnen aufgefreffen werden. Man rechnet nicht zus viel, wenn man annimmt, daß von zwey Weibchen in acht Wochen zehntauſend Laͤuſe entſtehen koͤnnen. Sie begatten ſich, wenn ſie kaum einige Stunden geboren 1 find, und eben fo ſchnell kriechen auch die jungen Laufe aus ihren Niſſen, oder Eyern. Daher kann ein Kopf, den man eben gereinigt hat, über Nacht wieder bevoͤ kert werden. 1 lief. x Von den Inſecten. Kopfläuſe. 233 werden. Kinder, Enkel und Urenkel folgen bal d 2 1 einander, und wohnen oft beyſam men. Im Sommer geſchieht die Vermehrung wegen der Waͤrme und ſtarken Ausduͤnſtung der Haare noch ſchneller „als im Winter, oder auf unbedeckten Koͤpfen. Regen und Spulwuͤr⸗ mer vermehren ſich auch ſchnell, aber die Läufe brauchen nicht einmal ſo viele Zeit zur zweyten und dritten Zeu⸗ gung. Sie ſterben freylich auch eben fo ſchnell, weil ſie ſich gleich nach der Geburt fortpflanzen durften, aber wenn auch Millionen von ihren Eyern in der zuft verlo⸗ ren gehen, oder durch die Bürfte weggenommen werden, ſo bleiben doch noch immer viele Tauſende übrig. Sie plagen die Kinder mehr, als die Erwachſenen, weil die Koͤpfe der Kinder ſtaͤrker ausduͤnſten, weil ihre Saͤfte noch füßer und angenehmer ſind, und weil ſie ſich alſo bey ihnen beffer ernähren konnen, als bey aͤltern Men. ſchen. Man hat wirklich Beyſpiele, daß ſie den Bett. lern, die im Schmutz verdarben, Locher in das Fleiſch gefreſſen, und ihnen eine unfägiiche Marter verſchafft haben. In dieſem Fall hilft es auch beynahe nichts mehr, wenn man mit dem von Laͤuſen wimmelnden Koͤr⸗ per in das Waſſer ſpringt. Ihr wißt ſchon aus der aͤlteſten Geſchichte der Menſchen, daß ſie in Egypten als eine wahre Landesplage angeſehen wurden. Man weiß, daß manche Kopflaͤuſe aus der Naſe geſchneuzt haben. Da, wo fie ſich einmal eingeniſtelt haben, dringen fie nad) und nad) überall bin. Man hat fie in geöffneten Geſchwuͤren unter den Schultern, in Kröpfen, in Hoͤckern gefunden. Merkwuͤrdig iſt es, daß die Laͤuſe des menſchlichen Koͤrpers ſich auf keinem andern Koͤrper auf⸗ halten und fortpflanzen wollen. Sie ſterben gleich, 5 a wenn 2 — 234 Von . Fützlauſe. wenn man ſie auf ein andres Thier verſetzt, 5 wenn ſie zu unſrer Natur gehoͤrten. Aber eben ſo ſterben auch die Laufe andrer Thiere gleich, wenn man fie an uns ſezt. Sobald der Menſch todt iſt, laufen Laͤuſe und Flöhe von ihm weg, weil ſie an kalten Koͤrpern nicht ſitzen koͤnnen. Man glaubte ſonſt, daß die menſchlichen Laͤuſe ſich an allen Voͤlkern in allen Welttheilen gleich waͤren, aber jetzt weiß man, daß auf den Caraibiſchen Inſeln die Laͤuſe, die die Negers an ſich haben, auch etwas von MR ſchwarzen Farbe annehmen. In Griechenland batte man ehemals die Feigen im Verdacht, daß ſie die Laͤuſe vermehrten. Man glaubte, ein berühmter Mann Plato, der dieſe Frucht ſehr gerne gegeſſen, fen deswe⸗ gen an der Laͤuſekrankheit geſtorben. Aus dem Saamen der Feigen Finnen keine Laͤuſe entſtehen, aber weil Feigen die Saͤfte im Körper ſehr erweichen, und ſehr nahrhaft ſind, ſo vermehren ſie die Aus duͤnſtung, und koͤnnen dadurch die Vermehrung der Lauf: befoͤrdern. Doch in Teutſchland wird niemand ſo leicht in Gefahr kommen, zu viele Feigen zu eſſen. — Ob die Filz⸗ laͤuſe eine eigene Gattung ſind, oder nur eine Spielart, iſt noch nicht ausgemacht. Cie find zuweilen größer, als die Kopflaͤuſe, und koͤnnen ſchreckliche Verwuͤſtun⸗ gen am Leibe anrichten. An den Geburtsgliedern freſſen fie große Locher hinein. Bey den Augen freſſen fie Haut, Fleiſch, Blutgefaͤße, alles fo auf, daß oft die Knochen der Augenhoͤhle blos da liegen. Man kann ſie, ehe man es meynt, in ſchlechten Wirthshaͤuſern und ſchmutzigen Betten erben. Auch weiß man, daß fie bey wolluͤſtigen Vermischungen von einem Koͤrper zum andern uͤbergan⸗ gen find. Im dager, wo viel Volk auf einem engen ae Raum r Von den Infeeten, Filzläuſc. 235 Raum beyſammen liegt, find, immer erſtaunlich viele Filzlaͤuſe, ‚ und man behauptet, daß die Laͤuſe in die 6 ſem Lager immer ein ganz anders Anſehen gehabt haͤtten, als die Laͤuſe der Feinde. Queckſilber iſt freylich das beſte Mittel gegen dieſe beſchwerliche Thiere. Daher haben die Capueciner und andre Moͤnche, die immer einer: ley Kleidung tragen müͤſſen, immer etwas von dieſem giftigen Metall bey ſich. Dann das Baden im kalten Waſſer, das Doͤrren der Kleider im Backofen, hilft oft nicht mehr, und mit eingeriebenen Terpentinöfe kann ich zwar einige toͤdten, aber die ganze Brut wird dadurch nicht erſtickt. Doch ich will euch noch ein viel ficheres Mittel empfehlen. Befleißigt euch der allerhoͤchſten Reinlichkeit, und gewoͤhnet eure Kinder von frühen Jah⸗ ren dazu. Waſchet öfters Kopf, Hals, Bruſt, Hände, N Füße, und badet im warmen Sommer den ganzen Leib im fließenden Waſſer, entweder am Abend, oder am fruhen Morgen. Haltet eure Haare in der Ordnung, und gehet nie aus, ohne daß ihr euch gefämmt und ges reinigt habt. Wendet allen Fleiß daran, eure Kinder in den erſten Jahren oft von dieſen Inſecten zu reinigen, und fordert von ihnen, daß ſie ihre Kleider von den er⸗ fen Jahren an fauber halten, und ſich nicht uberall in Koth und Staub herumwaͤlzen ſollen. Setzet ihnen im Hauſe keine Mutzen, und am wenigſten dicke Pelzkappen auf. Es ſchadet ihnen nicht, und hilft vielmehr zur Geſundheit, wenn ſie auch in der freyen Luft mit offenem Kopf herumgehen. Man erzieht nun Prinzen, und bie, vornehmſten Kinder von beyderley Geſchlecht ſo, und hat eingeſehen, daß es unnoͤthig iſt, die Kinder, die oh⸗ Bein mehr natuͤrliche Waͤrme, el wir hebe, beftändig in 236 Von den Juſtcten Fb. | in K Kleider ein zuhͤllen. Gebt ihnen aufs boͤchſte einen dünnen, leichten Strohhut, und lehret ſie, dieſe ſelber in leeren Stunden zu flechten. Schonet ihre Haare, und waſcht fie ihnen öfters mit kaltem Brunnenwaſſer. Das durch wird dieſe natuͤrliche Decke des Kopfs am beſten erhalten, und die Schweisloͤcher, wodurch fie ausduͤn⸗ ſten müffen, bleiben immer offen. ine allzuforgfältige Verwahrung des Kopfs macht ihn ſchwaͤchlich, und zieht allerley Fluͤſſe, Zahnweh, Kopfwehe, geſchwollne Ba. cken ꝛc. herbey. Die weite Welt, und Gottes friſche und geſunde Luft iſt das Element des Menſchen. Wer ſich frühe daran gewoͤhnt, der lebt 5 wohl barinn, wie ein Fiſch im Waſſer. e e | XVI. Nicht fo fruchtbar, wie die Laus, te oder der Floh. Unter dem Vergroͤßerungsglas hat er einen kleinen Kopf, ſein rundes glaͤnzeubes Auge iſt aus vielen andern zuſammengeſetzt, unten am Kopf ſind die vorderſten Füße eingelenkt, zwiſchen denſelben ſteht ein kleiner borſtenfoͤrmiger Ruͤſſel, womit er Blut ausſaugt, und, weil er umgebogen iſt, auch eine krumme Wunde macht. Der Leib beſteht aus ſchuppenfoͤrmigen Abſaͤtzen, die auf dem Ruͤcken ſteife hinter ſich ſtehende Haare ha⸗ ben, womit er ſich hilft, wenn er durch eine enge Oeff. nung durchkriechen will. Die hinterſten Fuͤße ſind be⸗ ſonders lang, und dieſe find es, womit er huͤpfen und fo weit ſortſpringen kann. Außer dem Stechen mit dem Saugrüffel verurſacht er auch durch die Haare, womit ſeine Fuͤße unten beſetzt ſind, ein beſchwerliches Kuͤtzeln. Das Maͤnnchen iſt am Hinterleibe etwas gekruͤmmt, beym Weibchen lauft dieſer Theil gerade aus. Nicht eben * * Von 128 Infeten. Flöhe. 237 ER in e Woche, aber im Staube, in unrei⸗ nen und uͤbelriechenden Oertern iſt der liebſte Aufenthalt des Flohs. Dahin legt er kleine, laͤnglichtrunde weiß. lichte Eyer, aus welchen nach wenigen Tagen cine gelbe Raupe oder Made mit ſchwarzem Vorkopf koͤmmt, die ſich auch im Staube, in ungehobelten Bretern, oder in alten Strohmatratzen verwandelt. Am⸗Schwanze bat dieſe Raupe zwey Hoͤrner, aber keine Fuͤße. Sie bes wegt ſich blos vermitte if zwo ſtumpfer Spitzen, die ſie am Kopfe hat. Zur ganzen Verwandlung gehören im Sommer vier, im Winter ſechs Wochen. Bey der Paarung hat man geſehen, daß das Weibchen N Männchen auf den Ruͤcken ſteigt, weil es gegen die Na⸗ tur andrer Weibchen einen aufwaͤrts gekruͤmmten Hinter. leib hat. Nach der Begattung und dem Eyerlegen wer⸗ den beyde Geſchlechter immer kleiner, ſchwärzer, kraft. loſer, und ſterben nach wenigen Tagen. In heißen Laͤudern find die Menſchen weit mehr von den Floͤhen geplagt, als bey uns. Dort iſt eine Art, die ſich ſo in das Fleiſch einbeiſt, daß man ſie mit dem Meſſer aus den Fußſohlen herausſchneiden muß. Man vertreibt ſie am beſten mit ſtarken Schnupftoback, es ſcheint, daß * viele Inſecten blos von dieſem Geruch ſterben. Man kann ſich die Hand zuweilen mit St. Omertobak reiben, oder noch beſſer iſt es gegen die Flöhe, wenn man einen Sack, worinn vorher ſolcher Toback lange aufbehalten geweſen iſt, zu ſeiner Lagerſtaͤtte machen, oder ihn we⸗ nigſtens irgendwo am Bette anbringen kann. Auch muß man oͤfters unter der Bettſtaͤtte nachſehen, und allen Staub, und die Unreinigkeiten, die ſich dort ſammlen, wegbringen laſſen. Aber wie geſagt, auch von den 6 Floͤhen | 238 Von den Inſecten. Spinnen: 5 Floͤhen leiden wir in Europa lange nicht, was man in Alta, Afrika und Amerika von ihnen ausſteht. XVII. Von den Spinnen habe ich ſchon hie und da einiges beygebracht. Fuͤrchtet dieſe Thiere nicht, aber verachtet fie auch nicht. Salomo ſagt: Sie wirkt ſehr kuͤnſtlich mit ihren Werkzeugen, und iſt auch in den Pallaͤſten der Könige. (Spruͤche X XX, 28.) Am Kopf ſitzen allemal acht Augen in verſchiedenen Reihen. Zwey ſtarke ſichelfoͤrmige Zähne zum Nagen haben alle Spin⸗ nen, und die großen konnen damit ſtark kneipen. Kopf und Bruſt find verwachſen, aber der Hinterleib iſt ver⸗ ſchieden gebilden Mit acht Fuͤßen laufen ſie meiſtens ſehr ſchnell. In die Wunde, die ſie mit ihren Zangen machen, flieſt durch eine Ritze an der Seite ein Tropfen, der eine Entzuͤndung verurſachen kann, aber Giſt iſt es nicht. Es haben auch nicht alle Spinnen dieſe Oeff⸗ nung, viele verwunden nur. In Europa weiß man mit Gewißheit nicht, daß eine giftig iſt. Auch in Kamt⸗ ſchatka, einem Land zwiſchen Aſien und Amerika, wer⸗ 55 die Spinnen ohne Schaden von aberglaubiſchen | Weibern, die gerne Mütter ſeyn wollen, gegeſſen. Am Aſter hat die Spinne fünf Warzen mit unendlich vielen f und ſehr feinen Lochern. Aus allen diefen zieht fie, wenn ſie ſpinnt, ihre feinen und kuͤnſtlichen Faͤden, und druckt die Fäden mit dem Hinterleib zuſammen. Mit dem Vergroͤßerungsglas ſieht man auf jeder Warze taufend Oeffnungen. Aus jeder koͤmmt ein Faden, alſo beſtünde jeder Spinnefaden aus 5000 kleineren. Andre wollen gar ſechs Warzen, und alſo 6000 Oeffnungen, 6000 Faden zu Einem annehmen. Es ſcheint, „daß die Zahl en | 0 2 Von den Inſecten. Spinnen. in | der Warzen bey den Gattungen verſchieden ſey. viel iſt gewiß, daß man 36060 Faden vom en gewebe zuſammennehinen muß, bis nur der feinſte Sei⸗ denfaden herauskoͤmmt, den man zum Naͤhen gebrauchen kann. Die Kunſt, mit der fie ſpinnen, laßt ſich beſſer ſehen, „als beſchreiben. Sonderbar iſt es, daß dieſe Faͤden aus einer im Leibe noch fluͤßigen Materie in der zuft gleich hart werden, und ſich nachher nicht ſchmelzen, nicht aufloͤſen, nicht weich kochen laſſen. Das Gewebe brennt auch nicht, wenn keine andre Unreinigkeiten Lara innen find. Die aͤußerſten Fäden am Gewebe find alle⸗ MR dicker als die innren, um der Feſtigkeit willen. Immer hängt es etwas ſchief, damit die Fliegen nicht oben weg, oder unten durchfliegen. Mit den Fuͤßen holt ſie den Faden, dreht ihn zuſammen, zieht ihn ſo lang, als er ſeyn ſoll, und mit dem Hintern druͤckt fie ihn da an, wo er feſtſitzen ſoll. Das radſoͤrmige Gewebe der Kreuzſpinnen ſcheint das ſchoͤnſte und kuͤnſtlichſte zu ſeyn. Die Haus und Winkelſpinnen find noch | geſchickter, als die Feidſpinnen die nur ein verworre⸗ nes Garn im Gras, in Hecken und Stauden machen. Alle überfpinnen ihren Raub, es giebt auch einige, die ohne Gewebe auf Mauren und Baͤumen ſitzen, und ihren Raub durch einen Sprung einholen. Niemals wird man zwo Spinnen in Einem Gewebe antreſſen, fie les ben alle einſam, haſſen einander, freſſen einander ſelber auf, wenn man fie zuſammen einſchließt, und misgoͤnnen einander die Beute. Dieſe beſteht in Muͤcken, Fliegen, Schnaken, und andern kleinen Inſeeten. Sie find das ber der Welt ſehr nuͤtzlich, und verdienen es gar nicht, er man auf jede tritt, und fie überall ausrottet. Das mit 7 . 240 Von den Juſeeten. Sinnen. mit ſie ſich nicht zu ſehr ausbreiten, hat der Schoͤpfer die a Einrichtung gemacht, daß nicht nur die erwachſenen Spinnen immer mit einander ſtreiten, ſondern ſie freſſen auch ihre Jungen ſelber auf, ſobald ſie aus den Eyern, die die Mutter doch ſorgfaͤltig g verpflegt hat, ausgekrochen ſind. Von der Begattung der Spinnen habe ich ſchon oben geſagt, daß fie ſehr ſchnell, nach vielen laͤcherlichen Vorbereitungen, und, wie es ſcheint, doch ohne wahre Liebe, verrichtet wird. Die runden Eyer umſpinnt das Weibchen, und haͤngt ſie entweder in die Ecke des Gewe⸗ bes, oder befeſtigt ſie an ſich ſelber, gleichſam in einem ſeidenen Saͤckchen hinten am Leib, und ſchleppt ſie beſtaͤn⸗ dig herum. Man kann die jungen Spinnen, die oft in großer Menge vorhanden ſind, nur an der Groͤße und Farbe unterſcheiden. Jede entwiſcht gleich nach der Ge⸗ burt der gefraͤßigen Mutter, wenn ſie noch kann, und faͤngt gleich ihr eigenes Geſpinnſte an. Sie leben gegen | vier Jahre, find aber nicht frühe zur Fortpflanzung fähig. Sie erhalten ihre bunten und dunkeln Farben erſt, nach⸗ dem ſie ſich zweymal gehaͤutet haben. Es iſt wahrſchein⸗ lich, daß der ſogenannte fliegende Sommer, oder die langen weißen Faͤden, die man im Spaͤtjahr auf den Feldern und Wieſen ſieht, von reiſenden Feldſpinnen herkommen. Im Alter koͤnnen ſie nicht mehr ſpinnen, auch nicht mehr fo geſchickt über Spiegel, Glas, Porcel⸗ lan und andre glatte Koͤrper weglaufen, weil das Oel in den ſchwammichten Ballen der Fuͤße abnimmt und ver⸗ trocknet. Alle Spinnen koͤnnen lange hungern, ſie ſchrumpfen endlich ganz zuſammen, und werden feſt. Die Kreuzſpinne iſt bey uns die groͤßte, und iſt wirklich auch ſchoͤn gezeichnet. Sie bat auf einem röthlichbrau⸗ ner e en \ — Von den Inſecten. Spinnen. 241 nen 1 Hirter leibe weiße Punkte und Flecken in Form ds Kreuzes. Sorgfaͤltige Naturforſcher haben nun auch ein vorher unbekanntes Geſchlecht von Waſſerſpinnen entdeckt. Wenn man etwas vom Spinnengewebe bey⸗ ſammen hat, und es vom Staube reinigt, fo kann man es brauchen, das Blut zu ſtillen. Weil das Geſpinnſte, womit ſie die Eyer gegen andre Inſecten verwahren, ſtaͤrker iſt, als das uͤbrige Gewebe, fo verſuchte man es einmal in Frankreich, dieſe Materie zu waſchen, mit Seife, Gummi und Salpeter zu kochen, zu trocknen, und mit feinen Werkzeugen zu ſpinnen, und zu bearbei⸗ ten. Die Seide der Spinnen war ſtaͤrker und feiner, als die Seide der Seidenraupen, zu einem Paar Manns⸗ ſtrümpfe brauchte man nur ſechs Loch, die von gewoͤhnli⸗ cher Seide wiegen vierzehn oder ſechs zehn Loth, es ſtar⸗ ben auch nicht ſo viele Spinnen, als Seidenraupen an Krankheiten ſterben, allein die Spinnen fraßen einan⸗ f der ſelber auf, man bekommt die Seide nur von den. Weibchen, man mußte fie muͤhſam fuͤttern mit Fliegen und den blutigen Enden von ausgeriſſenen Vogelfedern, man mußte ſie in papiernen Käftchen, bedeckt mit durch⸗ em Papier füttern, und wenn 2304 Seidenraupen Ein Pfund Seide geben, ſo brauchte man 27648 Spin⸗ nen, bis man Ein Pfund Spinnenſeide bekommen koͤnnte. Wir müffen uns alſo mit dem Nutzen begnügen, den die Spinnen der Welt im Ganzen dadurch leiſten, daß ſie ſo viele kleine Inſecten, gegen die wir vergeblich ftreiten würden, vom Obſt, von den Baumfrüchten, und beſonders von den Traubengelaͤndern, auch die Wanzen im Haus, wegfreſſen. Oec. Naturg. II. Ch. | Q XVIII. 3 Me * 4 Ne 242 Von den Inſecten. Mauereſſel. — * ; ug „. 18 5 4 9 XVIII. Zuletzt noch mit wenigen Worten vom Kellereſel, oder Kelleraſſel. Man nennt dieſes Thier auch Mauereſſel, weil es ſich in Kellern und an feuchten Mauren aufhält. Der Körper iſt eyfoͤrmig und geglie⸗ dert, es hat 14 Fuͤße, der Schwanz iſt ſtumpf, bey hefs tigen, Beruͤhrungen kugelt es ſich ganz zuſammen, und fällt herab, feine Kinnladen find gezaͤhnelt „vermuthlich lebt es von Pflanzen, oder auch von dem Maurenbe⸗ ſchlag an den Haͤuſern, worinn viel Salpeterfeuchtigkeit iſt. Das Thier hat einen unangenehmen Geruch, und einen ſalzigen Geſchmack. Man verſchreibt daher die Mauereſſelcur, als ein harntreibendes Mittel, braucht ſie uͤberhaupt da, wo man im Unterleib Oeffnung ma⸗ chen, und die Saͤfte vom Kopf ableiten will, und deen ſie beſonders in der a — 1 7 es Bir Von den Würmern. 243 1 a | Acker Abschnitt Von den Wuͤrmern. Be | Sc laͤnger wir uns bey den Inſecten aufgehalten haben, deſto fete werden wir uns mit den Wuͤrmern beſchaͤfftigen. Nicht, als wenn in dieſer Claſſe die Na⸗ tur nicht praͤchtig, nicht groß, nicht reichhaltig waͤre! Nicht, als wenn unter dem Gewuͤrme nicht eben fo viele nuͤtzliche und ſchaͤdliche Thiere wären, als unter den In⸗ ſecten! Die Natur hat vielmehr unter dieſen meiſt kleinen und verborgenen Thieren die allergroͤßten Wunder aufge⸗ ſtellt. In dieſer Claſſe nehmen wir alle diejenigen Thiere zuſammen, die nicht unter andre Namen und An⸗ ordnungen gebracht werden koͤnnen, die aber unter ſich ſo ſehr verſchieden, und ſo mapnichfaltig, bunt, und unausſprechlich ſonderbar gebildet ſind, daß man faſt nichts im Allgemeinen mit Gewißheit von ihnen ſagen kann. Hier kommen Geſchoͤpfe vor, von welchen man beym erſten Anblick nicht glauben ſollte, daß ſie auch Thiere waͤren. Thiere, denen alle die Theile, die man ſonſt am thieriſchen Körper für weſentlich haͤlt, fehlen, Thiere, die mehr von der Natur und Eigenſchaften der Gewaͤchſe an ſich haben, als ſich nach unſern Begriffen mit den Kennzeichen eines Thiers vereinigen laͤßt. Thiere, die die ſchaͤrfſten Glaͤſer, das geuͤbteſte Auge, den hellſten Verſtand, und den geduldigſten Fleiß erfor⸗ e wenn man ey unterfuchen will, und die doch) nach Q 2 \ allen — 244 Von den Würmern. Regenwurm. 5 allen Unterſuchungen immer noch Geheimniſſe fuͤr den Menſchen ſeyn werden. Weil aber die meiſten Wuͤr⸗ mer im Meere wohnen, und euch alſo in ihrer Entfer⸗ nung von euch ziemlich gleichgültig ſeyn koͤnnen, und weil ein andrer Theil dieſer Thiere im ſuͤßen Waſſer ver⸗ ſteckt, und für unſre natuͤrliche Augen zu klein, zu fein, zu unmerklich iſt, ſo will ich euch nur von einigen Wuͤrmern, die ihr alle kennt, Nachricht geben, und die großen und unerfehöpflichen Merkwürdigkeiten der übrigen Gewuͤrme nur denjenigen unter euch erzählen, oder unter dem Vergroͤß erungsglas zeigen, die ſich in der Kenntniß der Natur durch vorzuͤglichen Eifer und Fleiß ruͤhmlich von andern unterſcheiden. B. Der Regenwurm. Sein Körper it 100 wie eine Roͤhre oder Walze, aus Ringen, oder Gelenken zu⸗ ſammengeſetzt, hat keine Fuͤhlfaͤden vorne am Kopf, aber rothes Blut, und acht Paarweiſe geſtellte Reihen von Borſten, die er aber verbergen, d. h. in ſeinen Koͤrper zuruͤckziehen, und nach Belieben wieder, alle oder nur einige, herausſtoßen kann. Dieſe Borſten oder feine Stacheln dienen ihm, wie Fuͤße, und helfen ihm, in der Erde zu bohren und vor ſich und hinter ſich zu kriechen. Man nennt ihn auch den gemeinen Erd⸗ wurm, weil er immer in der ſchwarzen Gartenerde, und auf Wieſen, aber nie in Kalk, Letten oder Sand vor⸗ kommt. Mit einem ruͤſſelfoͤrmigen Mund nagt er an den zarten Blaͤttern der Gartenpflanzen, Kohl, Salat ꝛc. Selbſt in den Gaͤngen im Garten ziehen ſie zuweilen Strohhalme immer tiefer in die Erde hinab. Sonnen⸗ bite kann er nicht vertragen, er ſtirbt auch wenn man ihn bt Von den Wuͤrmern Regenwurm. 245 ihn in Waſſer und Milch wirft. In der Mitte des Koͤrpers merkt man etwas, das Geburtsgliedern gleich ſieht, und man weiß mit Gewißheit, daß ſie in der Nacht auf der Oberflaͤche des Bodens ſind, aus ihren LKoͤchern hervorkommen, und ſich mit einander paaren. Sie legen hernach irgendwo in kuͤhle Erde, unter den Schatten der Kraͤuter kleine Eyer, in welchen der junge Regenwurm ganz vortreflich zuſammengerollt liegt. Jedes einzelne Stuͤck kann wieder ein ganzer Regen⸗ wurm werden. Daher vervielfaͤltigen fie ſich oft, wenn man ſie nur mit der Hacke zerreißt. Zuweilen kommen ſie auch im Menſchenkoͤrper vor. In den Fluͤſſen und in der See ſind noch viele Gattungen , die ohne Zweifel den Fiſchen zur Sprife dienen, dann fie find die beſte Lockſpeiſe am Angel. Der Schaden, den unſre Regen⸗ wuͤrmer thun koͤnnen, ift ſehr klein, es wäre dann, daß ſie die Beete von jungen Baͤumchen verwuͤſteten. In dem Fall kann man ſie in der Nacht, wenn ſie uͤber der Erde ſind, mit einer Leuchte ſammlen, in einen Topf werfen, und ſie den Enten zerquetſcht zum Freſſen hinge⸗ ben. Der Maulwurf jagt ihnen beſtaͤndig nach. Er⸗ meordet alſo nicht jeden Wurm, der euch im Garten in die Hand kommt. Betrachtet vielmehr dies einfache Kunſtſtuͤck d des Schoͤpfers, und geſteht, daß ihr nicht begreift, wie er in einer ſo duͤnnen und beweglichen u | ſo viele Glieder ringen konnte. C. Ein 9 Heer von a favenfbemigen Wuͤrmern wohnt in den Gedaͤrmen und im Magen der Menſchen und der Thiere. Vorzuͤglich ſind die Kinder, die Voͤgel, die Fiſche und die Sroſche damit geplagt, 23 In * 7 » ’ 246 Von den Würmern. Darmwuͤrmer. In den Kiehmen der Fiſche ſitzen gar oft Waſſ erfaden⸗ wuͤrmer, und ſaugen ihnen das Blut aus. Die klei⸗ nen Kinder haben faſt immer Spulwuͤrmer, die wie ein runder Faden ausſehen, vorne drey Warzen haben, und einen borſtenfoͤrmigen Schwanz. Es iſt gar kein Wunder, daß von dieſen und andern Darmwuͤrmern öfters greuliche Schmerzen, und gar oft tödtlihe Krank⸗ beiten entſtehen. Dann man entdeckt mit Huͤlfe des MPergroͤßerungsglaſes immer mehrere von den ſchrecklichen Werkzeugen, womit ſich dieſe Thiere an der innern Haut der Gedaͤrme des Menſchen oder der Thiere anſaugen, anbeißen, oder doch feſthalten. Einige haben einen ſtachlichten Ruͤſſel, den fie mit bewundernswuͤrdiger Fer⸗ tigkeit zuruͤckziehen und herausſtrecken koͤnnen. Sie nähren ſich theils vom Milchſaft, theils vom Schleim, der die Gedaͤrme uͤberzieht. Wie dieſe Wuͤrmer in den thieriſchen Koͤrper kommen, kann euch jetzt noch kein Naturfor il cher, kein Arzt mit Gewißheit ſagen. Es iſt ſehr ungewiß, ob ſie uͤberhaupt außer den Gedaͤrmen der Thiere, an andern Orten, in der Erde, oder im Waſſer vorhanden ſind. Das Allerſonderbarſte iſt, daß = mon viele davon ſchon gar oft bey Kindern gefunden hat, die noch nichts von allem, was auf Erden iſt, zu ſich genommen hatten, als Muttermilch. An dem faulen⸗ den Geruch, der bey Kranken oft aus dem Halſe koͤmmt, merkt man, daß ſie zuweilen im Koͤrper ſterben und fau⸗ len. Die faulen Wurmfieber find auch meiſtens toͤdtlich. Zuweilen kriechen ſie aus dem Maul und aus der Naſe heraus. Ueber die große Menge von Würmern, die oft einem Kinde, und in kurzer Zeit mehrmals, abgeht, 15 duͤrft ihr euch nicht wundern. Sind fi fi e einmal in einem 8 | „ Koͤrper — 7 0 Von den Wuͤrmern. Bandwurm. 247 Körper einheimiſch geworden, ſo vermehren ſie ſich bald ganz unglaublich. Die meiſten legen ohne. Zweifel Eyer, ich habe i in Berlin einen Darmwurm geſehen, der fo voll Eyer ſteckte, daß man fie ihm unter dem Vergroͤße⸗ rungsglaſe herausdruͤcken konnte, und vielleicht find die meiſten von dieſen Thieren Weibchen, die fuͤr ſich alleit, ohne von einem Männchen befruchtet zu ſeyn, Junge hervorbringen koͤnnen. Einer der gefaͤhrlichſten unter dieſen Wuͤrmern iſt der Bandwurm, den man auch außer den Gedaͤrmen der Menſchen, Pferde, Hunde, Katzen, Maͤuſe, Fiſche ꝛc. wahrſcheinlich vergeblich ſuchen wird. Mit ſeinen drey Saugwarzen am Kopf nimmt er uns und dieſen Thieren die koſtbaren Tropfen des Milchſafts, der uns eigentlich ernähren follte, weg. Er heißt fo, weil er einen plattgedruckten Körper hat, und einem wahren Band gleich ſieht. Sonſt beſteht der Körper aus in einander gefuͤgten Gliedern, wovon jedes, wenn ſie von einander getrennt werden, ein eigener Bandwurm werden kann. Daher „ wenn ihr etwas am Hiaterleibe grübeln merkt, und findet, daß der Bandwurm aus dem leibe herausgehen will, fo reißet ihn ja nicht entzwey, ſonſt wird das Uebel verlängert und vergrößert, Der empfindlichfte Reiz wird beſon⸗ ders am frühen. Morgen durch ſie erregt, wenn ſie keine Nahrung mehr finden, aber ſchon das immerwaͤhrende Hin- und Herkriechen muß Schmerzen machen. Wenn aber einige von feinen Eyern im Leibe ausgebruͤtet wer⸗ den, und ins Blut gehen, ſo duͤrfen wir gewiß glauben, daß Myriaden von ſolchen Eyern mit dem Koth abge⸗ hen und zerſtoͤrt werden. Zuweilen werden fie viele Ellen lang, und gehen ab, wie ein zuſammengerollter Knaul⸗ A faden. 1 \ , 248 Von den Würmern. Bandwurm. faden. In Frankreich hatte man einmal einen Band⸗ wurm, der 1080 Zoll, oder 27 Ruthen lang war. Ihr koͤnat leicht denken, daß Menſchen und Menſchenfreunde ſchon lange ihren Verſtand, Vermoͤgen und viel Geld daran gewendet haben, ein zuverlaͤßiges Mittel gegen dieſen innerlichen Feind der Menſchheit zu entdecken, und man hat Gottlob! nicht ganz umſonſt gearbeitet. Man verſchreibt dagegen insbeſondre die Wurzel des großen Farrenkrauts, das uͤberall in Gaͤrten und Waͤldern waͤchſt. Wer alſo unter euch von dieſen oder andern Wuͤrmern geplagt iſt, der ſuche die Huͤlfe des Arzts, und uͤbrigens ſeyd beym Genuß der Fiſche vor⸗ ſichtig. Es iſt zwar ein Unterſchied zwiſchen den Band wuͤrmern der Fiſche, und denen in andern Thieren, aber doch iſt dieſe Krankheit in Landern, wo viele Fiſche gegeſſen werden, viel gewoͤhnlicher, als in andern. Sie ſitzen oͤfters im Fleiſch der Fiſche, und die Naturforſcher ſtreiten noch daruͤber, ob dieſes in der That fuͤrchterliche Thier durch das Kochen der Fiſche im heißen Waſſer allemal getoͤdtet werde oder nicht? D. Ein viel nuͤtzlicheres Thierchen iſt der Blutegel, der in vielen Seen und Teichen, ſobald nur Blut auf einer Leinwand hineingeworfen wird, gefangen werden kann. Der Wurm iſt laͤnglicht, aber an Kopf und Schwanz platt. Im Maul hat er drey Zaͤhne, die in einem Dreyeck ſtehen, und zum Einbeißen helfen. Seine beyden Ende laſſen ſich kreis foͤrmig ausdehnen, er ſaugt ſich dadurch aller Orten feſt, und bewegt ſich damit fort. Einige Arten bringen lebendige Jungen, andre legen ihre Eyer an die Waſſerpflanzen. Durch den ganzen Roͤrper läuft nur Ein binten umgekrümumtes Gefäß, die . | De 1 i k Von den Würmern. Blutegel. 249 Blutegel ſpeyen daher ihren Unrath wieder durch den Mund weg, und von einigen weiß man, daß ſie auch ihre Eyer auf dieſe Art ausſpeyen. Mit drey Zaͤhnen im Maul faugen fie den Fiſchen und Waſſervoͤgeln das Blut aus, dagegen habe ich euch ſchon oben bey den Fi⸗ ſchen ein bewaͤhrtes Mittel empfohlen. Weil nun dieſe kleine Wuͤrmer auch beſonders gerne Menſchenblut ſau⸗ gen, und dem Kranken dabey keinen Schmerzen machen, fo hat man ſie ſchon lange mit großem Nutzen an den Stellen des Körpers angeſetzt, wo man oͤfters in Krank⸗ heiten Blut weglaufen laſſen ſollte, und doch mit dem ‚gewöhnlichen Werkzeug des Wundarzts nicht wohl bey⸗ kommen kann. Man laͤßt ſie z. E. in der fallenden Sucht an den Schlaͤfen, am Hals, hinter den Ohren, und mit ſehr gutem Erfolg; ferner bey unaufhoͤrlichem Zahnwehe am Zahnfleiſch, an den Afteradern, wenn das geronnene Blut nicht mehr durchbrechen und fließen kann, ferner im Augenwehe, im Podagra, und beſon⸗ ders an Kindern, die dem Wundarzt nicht feſthalten wuͤrden, ſich einbeißen. Mit der groͤßten Begierde ſaugen fie alsdann das Blut aus den Adern, ſchwellen auf, werden oft Fingersdicke, und laſſen nicht eher nach, bis ſie ſoviel in ſich gezogen haben, als ihre weiche dehn⸗ bare Haut faſſen kann. Ein einziger Blutegel kann freylich keine große Veraͤnderung im kranken Leibe machen, er braucht etwa eine Unze oder zwey Lothe zu feiner Saͤt. tigung. Aber man kann ſo viele anſetzen, als man braucht, und zum Nachlaſſen und Aufboͤren kann man ſie zwingen, ſobald man will. Streut nur ein wenig Salz über fie, oder blaſet nur einen Mund voll Tabacks⸗ rauch uͤber ſie hin, ſo fallen ſie gleich ab. Ihr habt RL 25 alſo | 20 Von den Würmern. — alſo allerdings Urſache, dieſe verachtete Würmer im dach als eine wahre Wohl that Gottes anzuſehen. Aber ihr koͤnnt die Blutegel auch noch in der Landwirthſchaft recht ſehr gut brauchen. Sie ſagen euch die zukuͤnftige Witterung beſſer, als alle Wetterglaͤſer, die die Gelehr⸗ ten erfunden haben, und die ſo oft betruͤgen, vorher. Setzt einige in ein Glas, oder auch in eine Bouteille an das Fenſter, und gebt ihnen im Sommer alle acht Tage, im Winter alle vierzehn Tage friſches Waſſer. Fuͤttert ſie mit Aderlaßblut, oder mit dem Blut der Thiere, die in der Haushaltung geſchlachtet werden, und beobachtet ihr Verhalten. Bey heiterm Wetter liegen ſie ſtill am Boden in ſchoͤnen Windungen zuſammengerollt. Wenn Regen koͤmmt, fo ſteigen fie an die Oberfläche, und blei⸗ ben da, bis die Wolken wieder dem Sonnenſchein Platz machen. Vor heftigen Winden rennt der Blutegel herum, und thut das ſo lange, bis der Wind wieder aufhört. Wenn Donnerwetter am Himmel ſtehen, fo leidet der Wurm ſehr, wie man an den krampfhaften Verzuckungen ſieht, und haͤlt ſich uͤber dem Waſſer auf. Wenn die Kaͤlte bis zum Gefrieren ſteigt, ſo pflegt der Wurm feiner Ruhe, und liegt, wie beym heitern Wet⸗ ter, unten. Behaltet dieſes leichte Mittel, die Veraͤn⸗ derungen in der Luft vorher zu wiſſen. Die Haut dess Thierchens hat das feinſte und untruͤglichſte Gefühl. Aber tauſendmal kommt in der Landwirthſchaft viel dar⸗ auf an, zu welcher Zeit, mit welcher Witterung dieſe oder jene Geſchaͤffte beſorgt werden. So oſt ihr ſaͤen, ſchneiden, Heu machen, Schaaſe ſcheeren, Obſt brechen, Laub faimfen; in das Holz fahren, Thiere verſchneiden, und andre ähnliche Dinge vornehmen wollt, fo ſraget 9 | Wi N 1 — \ x Von den Würmern. Schnecken. 251 Ä et den Blutegel um Rath. Man kant ſie ſo, wie ich geſagt habe, viele Jahre erhalten. Die Koſten und die Mühe dabey bedeuten nichts, fie find nicht fo zerbrechlich, 2 wie die Glasroͤhren, fie find viel fichrer, als einige Fiſche, und ihr duͤrft nur einige Wochen aufmerkſam auf ſie ſeyn, ſo ſeyd ihr mit dieſen Erſcheinungen bekannt, und werdet euch ſein Verhalten allemal erklären koͤnnen. E. Zu den Wuͤrmern, die ſchon mehrere Glieder haben, gehört das Geſchlecht der Schnecken. Auf ihren ſogenannten Hoͤrnern oder Fuͤhlfaͤden hat ſie Augen, die ſie drehen kann, wie ſie will. Einige kriechen nackend auf der Erde herum, und kleben ſich uͤberall mit ihrem Schleim an. Andre ſind durch eine Haut an ein ſchoͤnes gedrehtes Haͤuschen von Kalk befeſtigt, das aus lauter Blaͤttchen beſteht. Den Anfang dazu bringen fie mie, aus dem Ey, und vergroͤßern es nachher, ſo wie ſie ſel⸗ ber wachſen, durch den Schleim, der aus ihrem Körper: ſchwitzt. Im Winter bauen fie vorne einen Deckel, und verſchließen ſich hinter demſelben, fallen in Schlaf, und verkriechen ſich in der Erde. Es giebt Waſſer⸗Erd⸗ Feld⸗ Wald⸗ und Gartenſchnecken. Die wenigſten koͤnnen die Sonnenwaͤrme vertragen, und lieben meiſtens den Schatten der Pflanzen. Sie paaren ſich mit eins ander, und indem zwo Schnecken an einander haͤngen, werden beyde geſchwaͤngert. Die Weinbergsſchnecke wird allein gegeſſen, weil die andern zu klein ſind, und außer ihrem Eingeweide ſaſt gar kein Fleiſch haben. Man kann eigene Schneckenberge anlegen, und ſie mit Pflanzen, Blättern, Kleyen, Schwaͤmmen, Pilzen ꝛc. mäften, daß ſie ſehr fett werden. In Kloͤſtern werden viele gemaͤſtet. Doch koͤnnen ſie auch, als Thiere vom 55 kalten 1) A 252 Von den Würmern. Schnecken. kalten und weißem Blut uͤber ein Jahr ohne Nahrung | leben. Wenn man ihnen den Kopf mit den Fuͤhlfaͤden abſchneid a waͤchſt er wieder nach, wie ich ſelber geſehen habe. Im Wald und Feld werden viele von Eidechſen und Kaͤſern gefreſſen. Mit einer fcharfen und rauhen Sippe ſchaden fie öfters den zarten Knoſpen und Blaͤttern der Obſtbaͤume, des Kohls, des Salats, den Wurzeln, u. d. g. Wer ihre Eyer aufſuchen will, um fie zu zer⸗ ſtoͤren, der ſuche ſie an der untern Seite der Blaͤtter, an Steinen, in Fiſchteichen, ſie ſind hell und durchſichtig, 4 5 eine ganze Kette hänge immer an einander. Die kleine Ackerſchnecke verheert oft in fetter guter Garten. erde und im guten Fruchtland alles moͤgliche, und wird zur Landplage. Im ſandichten, duͤrren Boden koͤmmt ſie nicht fort. Aber in den beſten Feldern macht fie für den Winter Gänge in die Erde, uͤbertuͤncht dieſe mit Schleim, hoͤhlt fie oft über einen Schuh tief aus, und doch wird das Thier, wenn es ſich auch fett gefreſſen hat, aufs hoͤchſte ſo groß, wie eine mittelmaͤßige Bohne. Wenn der Froſt eindringt, geht ſie immer tiefer in die Erde, aus welcher fie durch Regen und Ueberſchwem. mungen wieder herausgejagt wird. Spuͤlt aber der Re⸗ gen die Eyer aus den Gängen im Boden, fo ſind ſie im Sonnenſchein bald ausgebruͤtet. Oft iſt im Hornung ſchon die zweyte Brut da, und die erſte lebt oft noch. Saͤet man im Spaͤtjahr den Roggen und Weizen ſehr fruͤh, ſo iſt er im Fruͤhjahr ziemlich ſicher vor dieſen klei⸗ nen Raͤubern. Aber man hat Beyſpiele, daß ſie im Herbſt den Landmann noͤthigten, die Winterfrucht zum zweytenmal auszuſaͤen, und ſie fraſſen fie doch auch zum zweytenmal ab. Gerade, wenn das Korn, wie man een | * Eu x a er Von den Würmern. Schnecken 2573 ſpticht, in der Milch iſt, üb eben aufgehn will, macht die Schnecke mit ihrer ſcharſen Lefze eine Oeffnung dar⸗ ein, und ſaugt es aus. Nur an der Gerſte finden ſie keinen Geſchmack. Weil man bemerkte, daß ſie ſich meiſtens hinter den großen Erdſchollen und unzerbroche⸗ nen Kloͤſen aufhalten, und dort Schutz und Schirm ge. gen Sonnenſchein und duft ſuchen ſo iſt es ſehr rathſam, das Feld, auf dem man ſie ſpuͤrt, ſo viel als moͤglich zu ebnen und wohl zu eggen. Da ſie ferner gerade die friſch . aufgegangenen Gewaͤchſe angreifen, fo ſtreue man klein geſtoßenen Kalk, Gyps, Aſche ꝛc. darüber, fie werden dadurch vertrieben, nebſtdem, daß dadurch der Boden | mehr gute Erdtheile empfängt, Man muß aber diefe Sachen beym Anfang der Nacht darüber fireuen, weil ſie nur vor und nach Sonnenuntergang zum Vorſchein komen. Man kann auch die Stoppeln verbrennen, und den Schafßirten auf ſolchen Feldern feinen Pferch eine Zeitlang halten laſſen. Es iſt ein Ungluͤck fuͤr uns, daß Schweine, Kraͤhen, Elſtern, Raben, Enten und Kalekuterpäbne keine einzige von dieſen Schnecken freſ⸗ ſen. In Engelland, wo man ger viel von dieſen Thies ren leidet, faͤhrt man ſtark, oͤfters und mehrere Jahre hinter einander mit hoͤlzernen oder ſteinernen Walzen, die ihr oft Blochern nennt, uͤber das Feld her. Und die Erfahrung hat gelehrt, daß bey der gewaltigen Ver. mehrung dieſer Thiere dieſes Mittel das allerſicherſte iſt, auf einmal viele Tauſende zu zermalmen. Nur muß es aus dem oben angeführten Grund am Ende des Tages und am fruͤhen Morgen geſchehen, und es iſt nicht genug, wenn nur Einer es thut. Alle Nachbarn, alle Eigen, 1760 un in der ganzen Gegend muͤſſen auf Befehl der Obrigkeit | 254 Von den Wire. egeſcnece. Obrigkeit zu gleicher Zeit ibr Feld mit allem Ernft wal⸗ zen laſſen, ſonſt kriechen ſie gleich wieder von einem Acker auf den andern. Sind euch die Schnecken im Kraut⸗ garten beſchwerlich, ſo legt ein altes Stuͤck ſtinkenden Kaͤſes in einem ſchlechten Geſchirr an eine Ecke des Gar⸗ * 4 tens. Sogleich ſammlen ſich alle Schnecken dabey, weil ſie einen ſehr ſcharfen Geruch haben „da kann man ſie dann ſehr leicht toͤdten. | F. Der Egel, oder die ſogenannte Gelen 5 Verſtopfung in den Eingeweiden, und zuletzt eine Waſ⸗ kommt allein in den Daͤrmen der Thiere, beſon ders in 5 den Lebern der Schafe vor. Es entſteht davon eine ſerſucht, bey welcher die Schafe freylich nicht fett werden koͤnnen. Der Wurm iſt eyfoͤrmig, platt, braͤunlicht, hat einen Ruͤſſel, den er ausſtrecken kann, und traͤgt ins⸗ gemein Eyer bey ſich. So wenig wir die Entſtehungs⸗ art dieſer Thiere gewiß wiſſen, ſo iſt es doch ein guter Rath, daß man die Schafe nicht aus faulen Waſſern ſaufen laſſen, und ihnen Salz, ſo viel als moͤglich, zu lecken gehen ſoll. / G. In unſern kleinen und großen Fluͤſſen kommen noch viele andre a und Muſchelthiere in weiß fen und blauen Schalen vor. Dieſe dienen entweder den Fiſchen im Waſſer, oder, wenn ſie am Strande liegen, den Raubvoͤgeln und Waſſervoͤgeln zur Speiſe. Mit ihren Schalen ſpielen die Kinder, die Mahler brauchen ſie zu ihren Farben, wenn ihr viele beyſammen haͤttet, konntet ihr Kalk daraus brennen. Mit Mörtel aus Muſchelkalk ſind in Amerika viele Haͤuſer gebaut worden. Im Meere iſt von dieſen Schalen und Muſcheln eine unendliche Menge. Ihr habt einige davon De mir ge. | ſehen, Mr We Den den Würmern. 1 Shatthiere. 255 | Er ſchen, und ih habt mit Recht die Groͤße des Schoͤpſers in ihrem verſchiebenen Bau, und in ihren prächtigen Farben bewundert. Einige von dieſen Thieren ſtopfen jede Oeffnung, die durch Fiſche oder durch andre Zufaͤlle in ihrem Haͤuschen entſtanden iſt, gleich wieder mit einem runden Koͤrper von Kalk zu. Das find die ſchoͤnen n und glänzenden Perlen, die man im Meere und in eis. nigen Fluͤſſen findet. Viele Schalen haben inwendig eine Materie, die auf einem weißen Grund mit allen Regenbogenfarben ſpielt. Das iſt das ſogenannke 15 Perlenmutter, womit man Meflerhäfte und andre Sachen einlegt. Aber ich wuͤrde gar kein Ende finden koͤnnen, wenn ich euch die Schaͤtze des Meers, nur ſo weit ſie uns bekannt ſind, aufſchließen wollte. Die Matur hat uͤberall lebendige Weſen. Der Staat Gottes iſt ganz unendlich volkreich. Wir wiſſen ſchon ſehr viel, und wiſſen doch noch faſt nichts. So wie die Menge der Sterne am Himmel keine Grenzen zu haben ſcheint, ſo iſt auch das Thierreich ganz unermeßlich. Ihr wuͤr⸗ det es kaum glauben, was ich euch davon ſagen koͤnnte. Und wenn ich euch gar im Eſſigtropfen ein ganzes Heer von kleinen Aalen, oder in etlichen Weizen: oder Gere ſtenkoͤrnern, die ich in Waſſer eingeweicht habe, eine ganze Fluth von lebendigen und ſtets geſchaͤfftigen Thieren | zeigte! — Wenn ihr mich dann fragtet, wo dieſe alle herkaͤmen, was fie in der Welt ſollen, ob ihr ganzes Leben mit dem vertrockneten Regentropfen auch ein Ende habe, ob ſie auch Sinne haͤtten, und ſich fortpflanzten? Kur, Dann müßte ich euch geſtehn, daß dies Geheimniſſe in der Natur ſind, daß hier eine neue Welt anfange, daß ich bazu nichts ſagen koͤnne, als: Gott iſt unendlich, Gott 35 Beſchluß. Gott iſt groß, Gott iſt gut, Gott iſt weiſe, aber ich bin ein armer kurzſichtiger Menſch, der ſeine Werke nicht 8 verſteht, und ſeine verborgene Wege nicht wandeln kat „ Meine Zunge ermuͤdet, und doch falle ich nur von ihm, wie ein Unmuͤndiger. Ihr habt bisher etwas von Ka | Herrlichkeit der Natur gehoͤrt. Laßt nun auch eure Ges ſaͤnge, eure Pſalmen und boblieder hoͤren, und preiſet mit mir den Gott, der allein Ehre,? Dank und Anbetung von uns allen verdient. Freuet euch uͤber ſeine Werke, jauchzet über feine Größe, ſinget von ſeiner Freygebigkeit, Rund hoffet in Ewigkeit auf feine Guͤte! Misfaͤllt euch oft das Puppenſpiel der Welt, begegnet ihr überall den Thorheiten der Menſchen, ſehet ihr oft das Eitle und zeere in fo vielen menſchlichen Beſtrebungen, fuͤhlet ihr die Muͤhe dieſes Lebens, und die Laſt eures Berufs, ver⸗ langt ihr Verſicherungen von eurer kuͤnftigen Gluͤckſelig⸗ keit, und wuͤnſcht ihr geſunde und ſtarke Speiſe fuͤr eu⸗ ren unſterblichen Geiſt, ſo beſchaͤfftigt euch mit den Offenbarungen Gottes, und labet euch mit ſeinen Wor⸗ ten und Werken. | Es iſt Zeit, daß wir die ſichtbare und a Welt der Thiere verlaſſen, und in das eben ſo ſchoͤne, liebliche und fruchtbare Reich der Gewaͤchſe uͤbergehn. Ende des zweyten Theils. nr