Oesterreichische Botanische Zeitschrift. (desterr. botanisches Wochenblatt.) a Gemeinnütziges Organ 1ir Botanik und Botaniker, Gärtner, Oekonomen, Forstmänner, Aerzte, Apotheker und Techniker. a —aBmu-— Redigirt und herausgegeben von Dr. Alex. Skofitz. ZZ... IvVv. yahrsans. 1874. WIEN. Verlag von C. Gerold. R I 11187 chi Is el 7 an. Bol si 0e Oesterreichische BOTANISCHE ZEITSCHRIFT. —»>a— (zemeinnütziges Organ für Botanik und Botaniker,bärtner,Oekonomen,Forstmänner, Aerzte, Apotheker und Techniker. Mit Origsinal-Beiträsen von Andorfer, Antoine, Artzt, Ascherson, Bochkoltz, Borbas, Celakovsky, (sato, Dedetek, Focke, Freyn, Gremblich, @rundl, Haberlandt, Halaesy, Hazslinszky, Heidenreich, Herpell, Hibsch, Hoeme, Holuby, Huter, Jaeger, Janka, Kanitz, Kemp, A. Kerner, J. Kerner, Knapp, Krenberger, Landerer, Mayer, Mikosch, Oborny, Pancic, Pantoesek, Plosel, Polak, Rauscher, Reichardt, Richter, Sauter, Schlosser, Siegmund, Strobl, Tauscher, Thümen, Treuinfels, Vechtritz, Val de Lievre, Vogl, Wiesbaur, Wiesner, Winkler. IR iu Redigirt AR NEW YoRr von er Aftır Ch D" Alexander Skofitz. "*"”= XIV. Jahrgang. (Mit 1 Lithographie und 1O Holzschnitt-Abbildungen.) Wien A874, Verlag von ©. Gerold. Hera ern ne u. Kilfand he Se a ? DR " { ROLE, is ı, nal mal # ’ 4 3 f 5 [7 name k at 1 Ai AR w* Dieh, EN A ‘ st 1 das 1 as Ri a ‘ R D ER: us N En A, “a. - - * A cdin > 4 Don s t x 4 „. 13 - 2 = i - s r N: 4 s x \ 22 . , ce 5 B $ aa ar ’ U ” P i £ . 4 es ’ ’ Desterreichische Botanische Zeitschrift, Gemeinnütziges Organ für Die österreichische Exemplare botanische Zeitschrift J Ü die freidurch die Posthe- erscheinr Botanik u nd Botaniker, zogen werdensollen, sind den Ersten jeden ee blos bei der Kedaktion Man pränumerirt auf selbe N; „ x Ye er er Rlerit =E EEE REN Prämie av sed° Gärtner, Oekonomen, Porsimänner, Aerzle, "zu pränumeriren. (5 Thir. 10 Ngr,) i Im Wege des ganzjährig, oder mit ! ıkor 1 ip Buchhandels übernimmt 4, ö.W.(2 Thlr.20 Ng.) Apotheke und Techniker. Pränumeration halbjährig. ©. Gerold's Sohn Inserate in Wien, die ganze Petitzeile N: 1 so wie alle übrigen 15 kr. öst. W. 7 . Buchhandlungen, XXIV. Jahrgang. WIEN. Jänner 1874. INHALT: Gallerie österr. Botaniker. — Micromeria (Saturea) Rodrigueziü. Von Freyn und Janka. — Vegetationsverhältnisse. Von Dr. Kerner. -- Scleranthus-Arten. Von Pantocsek. — Reise nach Sicilien. Von Strobl. — Zur Lflora des Illgebietes. Von Dr. Kemp, (Forlsetzung.) — Correspondenz. Von Huter, Uechtritz. — Personalnotizen. — Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — Literarisches. — Sammlungen. — Botanischer Tauschverein. — Pränumerations-Einladung. — Iuserate. m — - = o .. . . . Gallerie österreichischer Botaniker. LIBRARY August Kanitz. Er. GARDEN (Mit einem lithographirten Porträt.) „Aber unser Patriotismus kann nicht darin bestehen, dass wir Alles, was im Vaterlande geschieht, für gut und schön halten, vielmehr darin, dass wir mit den besten Kräften, mit der wärmsten uneigen- nützigen Liebe für das Aufblühen der Wissenschaft in unserem Vater- lande wirken“!). Mit diesen Worten schloss Professor Dr. August Kanitz seine erste Vorlesung an der neugegründeten Universität in Klausenburg im Jahre 1872. Sie enthalten klar den Gedanken, wie K. sich die Lösung der wissenschaftlichen Aufgabe in Ungarn vor- stellt; fern von jedem Optimismus wünscht er seinen Landsleuten in erster Linie guten Willen, Energie und Ausdauer. In welcher Weise er selbst dieser Anschauung in der That Ausdruck gegeben, darüber mögen die nachfolgenden Blätter berichten. August Kanitz wurde zu Lugos im Krassöer Komilate in Ungarn am 25. April 1843 geboren. In seinen ersten Kinderjahren !) Kanitz: Einige Probleme der allgemeinen Botanik, S. 13. Oesterr. botan, Zeitschrift. 1. Heft. 1874. 1 war er fast immer kränklich; wenn er gesund war, fiel er durch seine Lebhaftigkeit und Gutmüthigkeit auf. Der schwächliche Knabe machte seine erste grössere, fast zwei Tage erheischende Reise im Jahre 1848 nach den Herkulesbädern bei Mehadia, da man sich von den dortigen Schwefelbädern viel zur Kräftigung seiner Gesundheit versprach. Der Vater von August K. hatte eine bedeutende ärztliche Pra- xis und war sehr beschäftigt, dennoch nahm er den ersten Unterricht seines Sohnes in die Hand. Der kleine Knabe wurde schen frühzeitig zum Lernen angehalten, das Memoriren fiel ihm aber schwer. Trotz des starken Gedächtnisses konnte K. auch später kein ganzes Gedicht deklamiren. Für die Botanik hatte er in der fünften Gymnasialklasse zu Temesvär eine Leidenschaft gefasst, die er nimmer verloren. Im Sep- tember 1857 hatte er gesehen, wie Dr. Johann Heuffel noch einige Tage vor seinem Tode sein schönes Herbar in grosse Kisten ver- packen liess, um es an Dr. Ludwig Haynald, damals Bischof. von. Siebenbürgen, in Karlsburg abzusenden. Bald darauf geleitete er auch den verdienstvollen Botaniker zu Grabe. In Temesvär war eben Josef Woblfart, früher am Gymnasium in Schemnitz, angekommen und zum Vorstand der fünften Klasse bestimmt. Wohlfari war ein, über- aus begabter Mensch, von seltener Güte und einem unabhängigen Charakter, den er auch im Ordenskleide zu wahren trachtete. Er lehrte nebst anderen Lehrgegenständen auch Naturgeschichte. Im Spät- herbste botanisirie K. noch mit Wohlfart und lernte da auch die erste Graminee Dactylis glomerata kennen. Im Winter ordnete W ohl- farb »das: Gymnasialherbar, grösstentheils eine Schenkung des Julius Freiherrn v> Schröckinger-Neudeuburg, der Anfangs der fünf- ziger „Jahre,Sekretär bei der Finanzlandesdirektion in Temesvär war. Die Sammlung enthielt zumeist Küstenländer Phanerogamen. Viel mehr Belehrung boten aber dem Knaben die von Hermann Wagner her- ausgegebenen Herbarien. Im Sommer wurden höufig Exkursionen ge- macht, einmal kurz nach der Eröffnung der Eisenbahnstrecke Szege- din-Temesvär sogar nach dem eine Station von Temesvär entfernten Szakälhäza. Auch in den Ferien botanisirte K. fleissig und korre- spondirte hierüber mit Wohlfart. Im August 1859 war K. wieder in den Herkulesbädern von Mehadia, da wurde er mit dem Univer- sitätsprofessor Dr. Josef v. Gerenday aus Pest bekannt und unter- nahm mit ihm mehrere Ausflüge, darunter auch einen auf den Domogled. Die Exkursion, die übrigens nichts Neues bot, beschrieb er damals gleich und liess die Uebersetzung des ungarischen Manuskriptes auch später drucken ?). Das nächste Jahr war K. in Nagy Körös, wo er oft botanisirte und mit der Steppennatur Ungarns bekannt wurde, hier sah er auch die kilaftertiefen unabsehbaren Flugsandmassen mit ihrer armen Vege- talion. Die Resultate der hier gemachten Exkursionen waren nicht ?) Eine Exkursion auf den Domogled. Bonplandia X. 15% ff. 3 bedeutend, aber dennoch wünschte Neilreich nach der Durchsicht des Manuskriptes dessen Drucklegung?). In diesem Jahre sandte auch “K. einen kurzen Nachruf an Heuffel für die Flora in Regensburg *) und hatte auch Gelegenheit, einige Bände des Oesterr. botan. Wo- chenblattes und die komplete Suite der Verhandlungen der zoolo- gisch-botanischen Gesellschaft zu benützen. Diese Sammelwerke und Leunis’s Synopsis erhoben ihn über das Niveau der engen Schul- buchliteratur. Nach dem erlangten Zeugnisse der Reife bezog K. die Wiener Universität und liess sich dem bestimmten Wunsche seines Vaters entsprechend als Hörer der Medizin inskribiren. Der sorgsame Vater wünschte seinen Sohn einst als Nachfolger in der ärztlichen Praxis zu sehen. K. hörte auch fleissig die Kollegien, besonders Anatomie bei Hyrtl, Zoologie bei Kner und Pflanzenanatomie bei Unger. In den Vorlesungen Kner's wurde er mit dem Benediktinerpriester von den Schotten, Prof. Adalbert Nitzelberger, bekannt. In Unger’s Hörsaal, wo gleichfalls Beide zusammenkamen, bemerkte N. einmal, dass Reichardt hier seine Vorlesungen über Kryptogamen halte. Lange wünschte schon K. etwas Ausführliches über diese grosse Ab- theilung des Pflanzenreiches zu erfahren. Reichardi hatte zu den Vorlesungen gleich das Mikroskop mitgebracht und bei Gaslicht de- monstrirt, sein Vortrag war überaus interessant. Es waren damals in seinem Kolleg nur wenig Hörer, doch lauter solche, welche schon Etwas wussien. K. liess sich noch Ende Oktober nachträglich bei Reichardit inskribiren. Die medizinischen Studien waren aber im Vordergrund und erst spät Abends rannte K. aus der Gewehrfabrik von Hyril’s Sezirsaal in die Stadt, um die Vorlesungen Unger’s und Reichardt’s zu hören. K. halte schon früher einmal Prof. Fenzl’s Rath schriftlich er- beten und erhalten, auch der alte Lugoser Apotheker Franz Gal- liny empfahl ihn warm an Dr. Theodor Kotschy, dennoch wagte er es nicht, in das k. k. botanische Hofkabinet zu gehen. Die Herren waren von einem Nimbus umgeben, der dem jungen Mediziner un- nahbar erschien. Reichardt, damals selbst jung, ermuthigie ihn, und so ging K. in den botanischen Garten. Fenz| war eben mit dem Arrangiren von Novarapflanzen beschäftigt und begrüsste K. überaus liebenswürdig, dort sah er auclı damals den jetzigen Kustos am bo- tanischen Hofkabinet, Dr. Johann Peyritsch, mit dem er-aber erst mehrere Jahre später näher befreundet wurde. Seit dieser Zeit ging er öfters in das botanische Hoikabinet, Belehrung zu suchen, und er fand sie im vollsten Masse im Verkehr mit Fenzl, Reissek und °) Sertum florae territorii Nagy-Körösiensis. — Verhandlungen der zool.- botan. Gesellsch. 1862 S. 201 ff. Um diese Zeit fällt auch die Publikation von: Mairicaria Bayeri n. sp. M. Tud. Ert. (Ung. wissenschaftl. Journal) 1862, S. 321— 323. Vergl. übrigens auch Bot. Ztg. 1862 S. 191. | *) Nekrolog, Flora 1861, S. 271—272. — (Eigentlich die erste Notiz, welche K. überhaupt drucken liess). * 4 Reichardt. Da waren aber die Umstände solche geworden, die ihn fast unwillkürlich zur Handlung drängten. M. Fries aus Upsala war in Wien und wünschte für einen Freund in Schweden eine botani- sche Inauguraklissertalion, die in Pest vertheidigt wurde. Reichardt fragte K., ob er diese Dissertation kenne. K. bejahte es und machte auf mehrere andere Pester botanische Dissertationen aufmerksam, die eben nicht werthlos wären. Reichardt meinte, es wäre der Mühe werth, sie dem deutschen Publikum im Auszuge bekannt zu machen und empfahl die österr. botan. Zeitschrift zur Ausführung dieses Vor- habens. Dr. Alexander Skofitz nahm K. freundlich auf und war gern bereit, die Auszüge drucken zu lassen). Die ersten Beil. ‘ge waren noch nicht erschienen, als K. eines Samstages in der Bibliothek des k. k. botanischen Hofkabinets mit Genersich’s Florä scepusiensis beschäftigt von einer hohen, hagern, freundlich blickenden, eleganten Gestalt angesprochen wurde. Die Frage war: „Sie sprechen ungarisch, können Sie mir sagen, was dieses Buch enthält?“ Der Fragesteller war Oberlandesgerichtsrath Neilreich, das Buch Diöszegi und Fazekas Magyar Füveszkönyv (Ungarisches Botanisirbuch). Die kurze schriftliche Mittheilung, die K. Neilreich gab, legte dieser später der zoolog.-botanischen Gesell- schaft vor ®). Neilreich hatte damals jenen Druckbogen der Nachträge zu Maly’s Enumeratio korrigirt, welcher die Farne enthielt und ging mit dem Plane um, eine andere Arbeit zu beginnen, welche ihm für mehrere Jahre Beschäftigung böte. Beide gingen aus dem kalten Bibliothekssaal in das daransiossende Arbeitszimmer und besprachen sich. Neilreich war von der Literaturkenntniss K.’s überrascht und haite zu ihm grosses Verirauen gelasst, er entwickelte seinen Plan, eine Pflanzenaufzählung von Ungarn zu schreiben, verhehlte aber nicht seine Besorgnisse und besonders die Befürchtung, dass er wegen Unkenniniss der Sprache und botanischen Landesliteralur die Arbeit später aufgeben müsste. K. versicherte Neilreich seiner Mitwirkung und ı versprach auch mit Ausdauer bei der Hilfeleistung zu verharren. Beide ahnten es nicht, dass die Arbait so viele Jahre in Anspruch neh- men werde! Auch K. hatte sich die auf ihn entfallende Wirksamkeit viel leichter vorgestellt. Da mussie auf einmal die ganze Literatur aufsestöbert werden, und K. war selbst verwundert über die Masse des in und über Ungarn Geleisteten. Nachdem K. genöthigt war, jedes Buch für Neilreich durchzusehen, um ihn darüber zu orientiren, entschloss er sich, eine Geschichte der Botanik in Ungarn abzufassen. Die Arbeit erschien zuerst im 10. Jahrg. der Bonplandia, und waren in «dieser Zeitschrift die drei ersten Kapitel gedruckt, als Berthold Seemann am Ende des Jahres die von ihm nur mil grossen mate- 5) Beiträge zur Botanik Ungarns. Oest. bot. Zeitschr. XI. 404, XII. 24, 3, XII. 51. 6) Bemerkungen über einige ungarische botanische Werke. Verhandl. der zool.-bot. Gesellsch. 1862, 8. 97 ff. und separat 4 5. 8. 5 riellen Opfern aufrecht gehaltene Zeitschrift eingehen liess. K. halte sich siebenzig Separatabdrücke reservirt und liess dann die übrigen Bogen in derselben Druckerei auf eigene Kosten drucken ?). Das Büchlein wurde bald eines der theuersten, da fast Keine Exemplare in den Buchhandel gelangten. Auch der verst. Prof. v. Schlechtendal in Halle, dem K. für die botanische Zeitung ER Beiträge®) sandte, und in dessen Linnaea er einige hinterlassene Manuskripte Heuffel 's®) publizirte, bedauerte, dass diese Arbeit nur geringe Verbreitung land, und munterte K. zum Neuabdruck in der Linnaea auf. K. hatte in- dess eine ganz andere Anschauung über Geschichtsschreibung in der Wissenschaft erworben, es wurde ihm klar, dass das Gesammtimale- rial über die Leistungen in Ungarn nicht zu einem zusammenhän- genden Ganzen verarbeitet werden könne. Der Versuch einer Geschichte der ungarischen Botanik !0) bleibt für immer eine Ehrenrettung der ungarischen Botaniker und ist mit einer Sorgfalt und so sicheren Beherrschung des Stoffes geschrieben, dass man nie einen Jüngling von kaum 22 Jahren als Verfasser ver- muthet hätte. Allein nicht nur bei der Bearbeitung des botanischen Materials war K. Neilreich behilflich, sondern auch bei jener der geographi- schen und bei der Zusammenstellung der meteorologischen Verhält- nisse hatte K. mitgeholfen. K. hatte so nicht nur Neilreich zu unterstützen gestrebt, son- dern zugleich die im häufigen Verkehr mit Neilreich angeregten Ideen zu verwerthen gesucht; konnte er diess aber zweckmöässiger tun, als indem er die in Ungarn erschienenen Arbeiten ungarisch besprach ? Damals redigirte der im Oktober 1873 verstorbene Prof. der deutschen Sprache an der Universität in Pest, Dr. Mansuet An- selm Riedel, die „Kritikai lapok* (Kritische Blätter), welche bald (1863) der von Riedel in grösserem Massstabe angelegte „Kalauz a közmiveltseg es irodalom ter en“ (Führer auf dem Gebiete der all- gemeinen Bildung und der Literatur) ersetzte. In diesen beiden Zeit- ?) Geschichte der Botanik in Ungarn, Skizzen von August Kanitz. Ge- druckt in 70 Exemplaren. Hannover 1863. 199 S. 16. %) Botanische Notizen. Schlecht. und Mohl. Bot. Ztg. 1860, S. 190. — Beiträge zur Kenntniss der Flora Pannoniens, Daciens und Rumeliens. Fbend. 1863, S. 44—45. — Enumeratio Urticarum imperii regis Hungarici. Ebend. 1863, S. 54—55. »), Heuffel Fragmenta Monographiae Caricum in regnis Hungariae, Croa- tiae, Slavoniae magnoque Transsylvaniae principatu sponte nascentium. Lin- naea XXXI. 659—728 und besonders Halle 1863. 60 S. 8. — Heuffel: Junei et Luzulae generum species per Hungariam observatae a beato Heuffelio Dre. concinnatae. Manuscriptum post mortem auetoris publicatum ab A. K. Ebend. XXXI. 5. 189— 200. 10) Linnaea XXXIU. 5. 401—664 und als selbstständiges Buch, Halle 1865. 264 5. 8. 6 schriften erschienen zahlreiche Kritiken, Referate, kleinere Artikel!!), indess zwei ausführliche Arbeiten in der von Csengery redigirten „Budapesti Szemle“ (Pestofner Revue) gedruckt wurden 1?). Wie sehr auch K. in seiner Geschichte der Botanik dem wis- senschaftlichen Publikum gegenüber die Gesammileistungen in Un- garn vertheidigte, ebenso besiimmt trat er in den ungarischen Blät- tern auf. Es musste auf die Uebelstände rückhaltslos hingewiesen werden, es musste das offene Wort gesprochen werden, wenn auch Prival- briefe „Berücksichtigung“ wünschten. Man kann aber K nicht vorwerfen, dass er auch ein einziges Mal etwas Anderes vor Augen hatte, als die Wahrheit, und jeder unbefangene Leser wird zugeben müssen, dass K. in seinen Refe- raten niemals ungerecht war. Das war aber eben für diejenigen unbequem, die eine unberufene Rolle spielen wollten, und man kann sagen, dass K. obenso gefürchtet als gehasst war. Da die vermeint- lich Verletzten auch ihre Verbindungen hatten, : konnte es nicht aus- bleiben, dass sie K. Revanche zu geben trachteten, freilich nie in der Weise, dass sie die Unrichtigkeit des Referates nachwiesen. Als später der Kalauz eingeing (1865), schrieb K. keine ungarischen Referate mehr. Wie nachhaltig aber das dort Vorgebrachte wirkte, dafür spricht am klarsten der Umstand, dass man K. auch heute sein damaliges Auftreten in Ungarn nachträgt, freilich in der Weise, dass man ihn der Streitsucht zeiht, wo doch eben von Streit nicht die Rede sein kann, da Keiner es unternahm, K. zu antworten, obgleich im Kalauz sehr häufig Repliken erschienen. Im August 1862 machte K. einen Ausflug auf den Retyezät in Siebenburgen. In den Jahren 1862 bis 1864 hatie K. aus den Manuskripten des Nationalmuseums einen Theil von Paul Kitaibel’s Nachlass heraus- gegeben. Die Acrobrya amphibrya Hungariae 1?) und Additamenta ad floram hungaricam!*) sind komplete Textausgaben, nur hatte K. die Pflanzen auf Neilreich’s Anrathen nach dem Endlicher’schen Systeme angereiht. Die Reliquiae Kitaibelianae e Manuscriptis Musei nationalis Hun- garici 1?) enthalten Aufzählungen von Pflanzen, welche Kitaibel auf verschiedenen Reisen gesammelt. K. hatte nur Partien notirt, ohne die Absicht sie zu ediren, da er diess mit den gesammten Manuskripten auszuführen hoffte und diese Proben nur zur Information Neilreich’s u —— ar) ni lapok I. 292, 369, II. 90, 104, 124, 139, 174, 177. — Ka- lauz I. 7, 56, 63, II. 20, 37, 43, 60, 87, 40%, 119, 424, 152; 458, IM. 71. 12) A a alföld flo oraja (Die Flora des ungar. Tieflandes). Budapesti Szemle XVII. (1863) 234—242. — Kitaibel es hätrahagyott munkäi (Kitai- bel und seine hinterlassenen Schriften). Ebend. XVIN. (1863) 145—153. 13) Linnaea XXX, 5. 263— 232. 12) Ebend. S. 305—642 und selbstständig Halle 1864. 338 S. 8. 15, Verh. der zool.-bot. Ges. 1862. S. 589—606, 1863 S. 57—118, 505— 554 und selbstständig Wien 1862—1863. 139 S. 8. 7 gemacht wurden. Welch’ grossen Werth aber Neilreich auf diese Publikation legte, davon zeugen seine geschriebenen und gedruckten Aeusserungen 19). Als K. sich eine Uebersicht über die Wirksamkeit Kitaibel’s verschafft, hielt er über diesen um die vaterländische Naturforschung so überaus verdienten Mann einen Vortrag in einer Sitzung der kel. ungar. naturwissenschaftlichen Gesellschaft 7) und wurde auch bei .der 1863 in Pest abgehaltenen Naturforscherversammlung eingeladen, für den im Jahre 1864 zu publizirenden Bericht eine Biographie Ki- taibel’s zu schreiben 18), wie er zwei Jahre später für "die Berichte der Pressburger Naturforscherversammlung gleicher Aufforderung nach- kommend, die Biographie Endlicher’s abfasste !%). Als Mitglied der Pester Naturforscherversammlung hielt er auch einen Vortrag über den Speziesbegriff mit Berücksichtigung der Auffassung jener botan. Autoren, die in Ungarn gewirkt?0), 16) Allons enfants de la patrie Le Jour de la gloire est arrive. Die Manuskripte Kitaibel’s sind da. Sie stehen in einer Kiste im bota- nischen Garten, eine Masse von Material, das für viele Monate Beschäftigung gibt. Der Inhalt ist im Ganzen überall fragmentarisch, gleichwohl von höchstem Belange (Neilreich an K. Wien 4. April 1863). Ich danke Ihnen nochmals für die Reliquiae Kitaibelianae und die mir gemachte Widmung. Es ist dieses Werk bezüglich der Standorte unstreitig das wichtigste, was über die Flora Ungarns erschienen ist, und wird fortan eine reiche Quelle derselben bleiben. Sind Sie auch nicht der Verfasser, so bleibt Ihnen doch das Verdienst, dass Sie, obschon im jugendlichsten Alter, trotz aller Hindernisse und Schwierigkeiten in kurzer Zeit zu Stande brachten, was allen Professoren und Gelehrten durch 2 Menschenalter zu Tage zu fördern nicht gelang. In dem Maasse, als dieser gewiss gerechte Vorwurf alle Botaniker Ungarns trifft, in demselben Maasse trifft Sie das Lob (Neilr. an K. 11. Juli 1863). So viel steht fest, dass die Reliquiae Kitaibelianae die wichtigste und reichhal- tigste Quelle sind, sie enthalten die Hälfte aller Standorte, nur Schade, dass die Topographie so viele Schwierigkeiten bietet. Das Verdienst der Herausgabe bleibt Ihnen ungeschmälert, denn es hat geradezu moralichen Muth erfordert, sich einer so mühevollen Arbeit zu unterziehen, abgesehen von den Schwierigkeiten, die Manuskripte herauszubekommen (Neilreich an K. 10. August 1363 bei 30° R. im Schatten). — Vergl. noch Neilreich ungar. Aufzählung (p. VII): „Durch die Herausgabe eines grossen Theiles des handschriftlichen Nachlasses Kitaibel’s hat er das Zustandekommen der gegenwärtigen Aufzählung wesent- lich gefördert, für diese Veröffentlichung hat ihm aber sein Vaterland in erster Linie zu danken“ und — Ascherson Bot. Ztg. 1865, S. 365. 1?) Vgl. Note 12. = 13) Kitaibel Paäl eletrajza (Biographie Paul Kitaibel’s) Magyar orvosok es termeszetvizsgälök. IX. (1864) nagygyülesenek munkälatai S. XVI—XYVIL 19) Endlicher Istvan Laszlö eml&kezete (Nachruf an Stefan Ladislaus Endlicher) M. o. &s t. XI. (1866) nagygyülesenek munkälatai S. K—XYII. 20) A növeny-species fejlödesenek törteneteröl különös tekintettel Magyar- honra (Ueber die Entwicklung des botanischen Speziesbegriffs mit besonderer Berücksichtigung Ungarns). M. o. es t. IX. (1864) nagygyülcs munkaälatai. S. 298—303. ®. Noch eine Edition fällt in diese Zeit. K. hatte durch einen glück- lichen Zufall von Diöszegi'ss Sohn das Handexemplar des Magyar Füveszkönyv erhalten, in demselben waren die Nachträge bis Diöszegi's Tod von ihm selbst eigenhändig aufgenommen worden. Da damals wenig Aussichten für eine Gesammlflora Ungarns waren, gab K. diese Zusätze in einer besonderen Broschüre heraus, welche der Redakteur der ungarischen Apotheker - Zeitung als Beilage zu seinem Blatte veröffentlichte 2%). Dieser Zeitabschnitt fällt fast ganz bestimmt mit jenem der Ab- fassung von Neilreich’s Aufzählung ??) zusammen. K. imponirte Neilreich’s Autorität so sehr, dass er Alles, was er deutsch oder ungarisch drucken liess, früher Neilreich zeigte. Auf Neilreich’s Anregung hatte K. auch im August 1864 in Slavonien, und zwar im Veroviticer und Sirmier Komitat, sowie im damaligen Broder Grenzregimente botanisirt. K. halte einen kranken Freund nach Gleichenberg begleitet, bei dieser Gelegenheit das Hügel- land jenseits der Donau "gesehen, an mehreren Stellen der Murinsel Pflanzen gesammelt und dann auf der Drau sich nach Essek zur Ausführung seiner botanischen Ausflüge begeben. In Vinkovee war er mehrere Tage bei dem als Mykologen wohlbekannten Hauptmann Stefan Schulzer v. Müggenburg. Die Aufzählung slavonischer Pflanzen?) wurde unter Mitwir- kung von Schulzer für die Pilze, Juratzka für die Moose, Prof. Alex. Braun für die Charen und Dr. Reichardt für die übrigen Kryptogamen herausgegeben. Bei der Bearbeitung der Phanerogamen hatte Knapp’s Sammel- eifer besonders für die westlichen Komitate bedeutendes Material ge- liefert. Die Sammlungen K.’s vom Jahre 1864 und auch ein grosser Theil jener Knapp’s wurden von Neilreich revidirt. Ausser diesem Materiale wurden noch die gesammte Literatur, Kitaibel’s Manu- skripte im Nationalmuseum, ein sehr werthvolles Verzeichniss sirmi- ®ı) Els6ö függelek Diöszegi Magyar Füv6eszkönyvehez (Erstes Supplement zu Dioszesis ungarischem Botanisirbuche). Pesten 1863. 32 S. 8. 22) Neilreich sandte damals K. ein Dedicationsexemplar dieses für Un- garn so wichtigen Werkes in Begleitung eines Schreibens, welches am besten das Verhältniss beider Botaniker zu einander beleuchtet. Der Brief lautet: „Empfangen Sie hierinit aus freundlicher Hand ein Exemplar meines Werkes, an dessen Zustandekommen Sie so wesentlich beigetragen. Ich danke Ihnen herzlich für die wichtisen Dienste, die Sie mir dabei durch 3 Jahre mit grösster Zuvorkommenheit geleistet, für die vielen heiteren Stunden, die Sie mir geschenkt, und die besonders in dem für mich traurigen Winter 1863—1864 mir so sehr zum Troste und zur Aufheiterung gereichten. Sie waren Zeuge der vielen vorzugsweise in meinem körperlichen Leiden gegründeten Schwierigkeiten, unter denen ich das Werk zeschrieben habe, ein mir noch jetzt unbegreifliches Glück war es daher, dass wenigstens der Druck anstandslos vorüberging und meinerseits auch nicht um einen Tag verzögert wurde. Sie wissen ja, “dass ich a gezweitelt habe, ob ich das Ende meines Werkes noch erleben werde“ (Neileich an K. 5. Sept. 1865). 2?) Die bisher bekannten Pflanzen Slavoniens. Verh. der zool.-bot. Ges. r% S. 3—172 und selbstständig. Wien 1866. 172 8. 8. 9 scher Pflanzen von Prof. Pan&ie in Belgrad u. s. w. verwerthet. K. war bestrebt, diese Aufzählung möglichst fehlerfrei zu bearbeiten, und zweifelsohne ist sie auch eine der gewissenhaftesten der Neil- reich'schen Schule. Mit Johann Hunfalvy bekannt geworden, übernahm K. die Bearbeitung des pflanzengeographischen Theiles für dessen Physikali- sche Geographie von Ungarn (Magyarorszäg termeszeli viszonyai). Dieses bedeutende Werk, welches über hundert Bogen stark ist, ver- fasste Hunfalvy im Auftrage und auf Kosten der ungarischen Aka- demie der Wissenschaften. Die Abhandlung K.’s befindet sich im dritten Bande S. 611—720 und erschien auch separat ®*). Sie wurde mit grossem Aufwande von Zeit und Arbeit zu Stande gebracht. Der- jenige Theil, welcher die Eintheilung der pflanzengeographischen Ge- biete behandelte, erschien ein Jahr später im „Ausland“ deutsch). Im Nachworte zur deutschen Abhandlung wies auch K. auf die son- derbare Erscheinung hin, dass die Vertheilung der Pflanzengebiete mit jenen der Nationalitäten zusammenfiel?®). K. hatte dann noch mehrere kleinere Beiträge an das „Ausland“ anonym geliefert?) und auch Oskar Peschel einige Korrekturen zu dessen neuen geographi- schen Problemen mitgetheilt. Als Peschel in Folge eines Rufes als ordentlicher Professor der Erdiunde an die Universität Leipzig die Redaktion des „Auslandes“ zurücklegte, fand auch K. keinen Anlass mehr, Beiträge dem „Auslande“ zu senden. Im August 1867 ging K. zum Besuche der Weltausstellung nach Paris, hier wurde ihm die Ehre zu Theil, zu einem der Selkre- täre des Congres botanique international erwählt zu werden. In Paris wurde er mit mehreren Coryphäen bekannt, unter diesen seien er- wähnt: A. Brongniart, J. Decaisne, E. Spach, J. E. Planchon. A. de Candolle, Eugen Fournier, A. W. Eichler, mit dem er dann in näheren freundschaftlichen Verkehr trat, und H. A. Weddel, dem berühmten Durchforscher der Anden und Monographen der Urti- ceen und Cinchonen. Mit Letzterem war er am meisten im Musee d’histoire naturelle zusammen und mit dem Studium derselben Fa- milie der Urticeen beschäftigt. Von Paris ging er über Brüssel nach Holland. In Leiden im Rijksherbarium hatte er die ihn interessiren- den Urticeen und andere Familien untersucht, auch im Herbar des berühmten Verfassers der Synopsis florae germanicae W.D. J. Koch's — welches der Leidener Prof. Suringar käuflich erworben -- man- ches Kritische nachgesehen. Auf der Universitätsbibliothek in Leiden fand er viele interessante Manuskripte und den Briefwechsel des Carl ?*) A magyar tartomänyok növenyzeti viszonyai (Die Vegetationsverhält- nisse der ung. Provinzen). Pest 1865. 112 S. 8. 25) Uebersicht der pflanzengeographischen Verhältnisse Ungarns, Sieben- bürgens, Dalmatiens, Kroatiens und Slavoniens. Das Ausland 1867. S. 531—535. 26) Ebd. 5.5. 53 2?) Ebd. 1868, S. 334—335, 1869 S. 495—498. 10 i Clusius?®). Obgleich er einen grossen Theil des Materials bearbeitet, konnte er bisher die Zeit nicht gewinnen, dasselbe herauszugeben, was um so mehr zu bedauern ist, als dieses sehr interessante Auf- klärungen über die botanische Methode des sechzehnten Jahrhunderts liefern würde. Von Leiden reiste er nach Utrecht, dort wirkte damals der Direktor des in Leiden befindlichen Rijksherbarium Miquel als Professor an der Universität. K. konnte ihm erzählen, wie sehr ihn das Leidener Herbar und besonders dessen japanische Abtheilung angesprochen. Im Wiener botanischen Garten waren einige Pflanzen aus Samen, welche Maximovicz aus Japan gesandt, aufgegangen. K. hatte diese bestimmt und schon früher Miquel für seine Prolusio florae japonicae zugeschickt?%). Die japanischen Pflanzen 30) und die von Miquel aufgestellten Urticeen®)), welche damals nur in Utrecht zu sehen waren, gaben viel Stoff zur Unterhaltung, so dass die Paar Tage Aufenthalts in Utrecht überaus rasch verliefen. Die Rückreise nach Wien machte K. über Frankfurt a. M., wo die Naturforscher- versammlung tagte. K. nahm auch an einigen Sitzungen Theil und wurde hier unter Andern mit den Prof. H. Hoffmann aus Giessen, A. Wigand aus Marburg, F. Hildebrand, damals in Bonn, jetzt in Freiburg i./B., Bail in Danzig u. A. bekannt. In Wien angekommen, war er glücklich, seinem Gönner, dem Erzbischofe Dr. Ludwig v. Haynald, der eben bei der Delegation zur Erzielung des österr.- ungar. Ausgleiches anwesend war, danken zu können für den gros- sen Genuss, welchen ihm die Reise bot, und dessen grössere Aus- dehnung ihm ausschliesslich die Munifizenz des hohen Kirchenfürsten ermöglichte. Erzbischof Haynald hat K. seit dem ersten Zusammen- treffen bei der Naturforscherversammlung in Pest (1863) bis jetzt unverändert sein besonderes Wohlwollen bewahrt und sich ihm gegen- über als wahrer Freund: bewiesen. Die Erfahrungen, welche K. im Auslande gesammelt, brachten ihn nach und nach in andere Bahnen, es interessirte ihn mehr die exotische Flora und in erster Linie jene von Japan, auch Eichler forderte ihn zur Mitwirkung der Flora brasiliensis auf. Er übernahm endlich die kleinen Familien der Lobeliaceen, Campanulaceen, Halor- rhagidaceen und Gunneraceen zur Bearbeitung, welche auch dem- nächst zum Abschlusse kommen, und schrieb auch fleissig Referate 23) Vergl. Verhandl. der zoolog.-bot. Gesellsch. 1867, Sitzungsber. S. 107. Die damals vorgebrachten Angaben boten Reichardt den Schlüssel zur. Ab- fassung seiner interessanten Abhandlung: „Ueber das Haus, in welchem Carl Clusius während seines Aufenthaltes in Wien (1573—1588) wohnte“. Ebend. S. 977—986. 2°) Vergl. den Conspectus florae japonicae (374—392) am Schlusse der Prolusio. 0, Vgl. auch auf diese bezügliche Referate K.’s in Bot. Ztg. 1867, S. 412 ff., 1869 S. 341 ff. »1) Ueber die gesehenen Urticeen berichtete K. an Weddel, der die Bemerkungen in De Candolle’s Prodromus aufnahm, wie diess an verschie- denen Stellen ersichtlich. Vergl. übrigens u. A. DC. Prodr. XVI. 1. 235#8, 11 nebst einigen kleineren Mittheilungen für die öst. bot. Zeitschr., die Flora und die bot. Zeitung. Als die südslavische Akademie in Agram ihre ersten Bände publi- zirt hatte, glaubte K. die Zeit für gekommen, eine Aufzählung der bisher bekannten Pflanzen Bosniens zusammenzustellen. K. erhielt zu diesem Behufe auch manche wichtige handschriftliche Quelle aus Sendtner’s Manuskripten und ebenso die kritischen Pflanzen desselben Autors aus dem Münchener Herbarium, was mit dem Wiener Material ge- rade nicht unansehnlich war. K. ersuchte auch seinen Freund Prof. Ascherson in Berlin um Material, derselbe animirte den nord- deutschen Konsul in Serajevo, Dr. O. Blau, zum Botanisiren, Dr. Paul Ascherson schloss sich bald als Mitverfasser an K. und das Manuskript wuchs ganz bedeutend heran, als auch Knapp's Samm- lungen hinzutraten. Der erste Theil, die Dialypetalen enthaltend, wurde endlich 1869 der südslavischen Akademie vorgelegt, welche auch die Drucklegung beschloss, seitdem‘ harrt das Uebrige im Brouillon fertige Manuskript des Abschlusses 39). Im Jahre 1869 wurde die höhere landwirthschaftliche Lehran- stalt in Ung.-Altenburg von der ungarischen Regierung übernommen und K., dem inzwischen die Universität Tübingen auf Vorschlag Hugo v. Mohl’s die Doktorwürde der Naturwissenschaften ertheilt, zum ordentlichen Prof. der Naturgeschichte an obgenannter Lehranstalt ernannt. Nach Jahresfrist verliess er diesen Posten und erhielt vom verstorbenen Unterrichtsminister Baron Eötvös ein Reisestipendium, welches seinem Professorengehalte entsprach. Seine erste Aufgabe war das Studium der Einrichtung botanischer Gärten und Museen, die zweite seine weitere Ausbildung. Das Erstere wurde ihm so sehr nahe gelegt, dass, als er einmal nur einen Bericht über seine wissen- schaftlichen Arbeiten einsandte, ihm der erstgenannte Auftrag in Er- innerung gebracht wurde. K. musste in Wien bis Ende Jänner 1871 auf die Flüssigmachung des Geldes warten und ging zunächst nach Italien. Er besuchte da die Gärten und übrigen wissenschaftlichen Anstalten in Padua 3), Bologna, Florenz, Neapel, Rom, Pisa, Genua, Turin, Pavia und Mailand. In Florenz bot das Webb’sche Herbar unendlich viel für das Studium. Parlatore, Beccari und Caruel waren ebenso liebenswürdige als gelehrte Rathgeber. K. wurde auch mit dem berühmten Physiologen Moritz Schiff bekannt. Der Ausflug nach dem nahen San Donato mit seinen vom Fürsten Anatoll Demidoff, in’s Leben gerufenen grossartigen Parkanlagen und Glas- häusern machte einen so bedeutenden Eindruck, den selbst später die Kew-Gardens nicht ganz verwischen konnten. Die Vegetation Neapels hatte ihn entzückt, und die Exkursion auf den Vesuv, sowie nach 32) Enumeratio plantarum Bosniae, Croatiae turcicae (Krajna) Hercego- vinae, Rasciae, Montis Scodri (Crna gora) hucusque cognitarum auctoribus Dre. Paulo Ascherson et Dre. Augusto Kanitz. »%) Diese Reiseerinnerungen begann er in der Flora 1872 zu veröffent- lichen, doch konnte er sie aus Mangel an Zeit nicht fortsetzen. 1.2 Puzzuoli in Begleitung Vincenzo Pasquale’s, eines Sohnes des nea- politanischen Botanikers Prof. Pasquale liess ihn mit reicher Pflan- zenausbeute zurückkommen. Im Museum des botanischen Gartens befinden sich die Herbarien Tenore’s und Gussone’s. Die mit den Professoren Cesati, Pasquale, Licopoli, Gasco und Panceri verbrachten Tage eröffneten K. ganz neue Anschauungen über die Unterrichtsverhältnisse an den süditalienischen Universitäten. Die italienische Reise brachte K. zur Ueberzeugung, dass man von den Italienern noch immer etwas lernen könne. Ausser mit den obengenannten wurde K. noch bekannt, (resp. erneuerte die Bekannt- schaft) mit R. de Visiani und Saccardo in Padua, Bertoloni, dem Sohne in Bologna, Marcucci, Levier in Elorenz, Rolli in Rom, Steffatschek in San Donato, Del Ponte in Turin, Garo- vaglio und Gibelli in Pavia. K. kehrte über die Alpen zurück, doch nicht ohne Kerner, den er schon auf der Hinreise besucht, wieder aufzusuchen, es war schon nach Ostern, und da konnte er die Alpenpartie des Innsbrucker Gartens bewundern. In München, wo er vor der Reise nach Italien ein paar Tage blieb, um Eichler wieder zu sehen, wurde er mit Nägeli, Radlkofer, Schultes fil. und Engler bekannt. Nägeli erlaubte, dass K. für Erzbischof Hay- nald Pflanzen aus der Doublettensammlung des Museums im Tausche aussuchen könne, Schultes war mit unermüdlicher Bereitwilligkeit zum raschen Aussuchen bereit, und K. vermochte auf diese Weise sich einen genauen Einblick in die Einrichtungen des Münchner Her- bars zu verschaffen. In Erlangen fand K. überaus gut gehaltene Glas- häuser und das eigentliche Belegherbar zur Synopsis von Koch. Der damalige Prof. Gregor Koch hatte auch später die Urfica oblongata®*), sowie sämmtliche Urticeen des Herbars ihm zur Bearbeitung über- sandt. K. besuchte dann noch Giessen, wo er H. Hoffmann wieder sah, und Marburg, wo er mit Dr. Pfeffer bekannt wurde. Von da eilte er nach Bonn, wo er zehn Monate lang blieb, in Bonn hatte er unter Hanstein’s Anleitung sich ausschliesslich mikroskopischen Ar- beiten gewidmet und auch einige Kollegien gehört. Hanstein und Pfitzer erwiesen sich als ebenso ausgezeichnete Lehrer als liebens- würdige Freunde. Mit den Bonner Botanikern Andrä und Körnicke trat K. auch in freundschaftliche Beziehungen. In den Sommerferien machte K. einen Ausflug nach Süddeutsc hland und lernte so in Heidel- berg Hofmeister, in Karlsruhe Döll, in Würzburg Sachs kennen, bei einem andern Ausfluse nach Löwen (in Belgien) den Professor E. Martens. Schon im Sept. 1871 wurde ihm die Bearbeitung der von der et ostasialischen Expedition von ungarischer Seite milgebrachten Pflanzen durch den Direktor des Nationalmuseums Franz v. Pulszky angetragen. K. nahm diesen Antrag an, ging behufs Erreichung dieses Zweckes über #4) Ueber Urtica oblongata Koch nebst einigen Andeutungen über andere Nesselarten. Flora 1872. S. 17—25 mit einer Tafel und als selbstständige Bro- schüre. Regensburg 1872. 9 8. 4. 13 Belgien, wo er die botanischen Gärten von Lüttich, Brüssel und Gent besuchte, nach Leiden. In Leiden blieb er vom März bis zum Oktober 1872 und bearbeitete das Material. Von Leiden wurden mehrere Aus- flüge gemacht, besonders häufig an’s Meer, so wurde K. Gelegenheit geboten, die Befruchtung von Fucus platycarpus ganz nachzustudiren. Im Juli wurde das Rijksherbarium auf einen Monat geschlossen und diese Zeit dann zu einem mehrtägigen Ausfluge nach London ver- wendet. Im British Museum, im Herbar der Linnean Society und in dem des Kew-Garden wurden zuerst die zu vergleichenden Typen eingesehen, nachdem K. die für seine botanischen Arbeiten nöthigen Nachweise gemacht hatte, ging er an die Besichtigung der Gärten und übrigen botanischen Sammlungen. Im British Museum machte Trimen den liebenswürdigen Führer, im Kew-Garden-Herbarium hatte insbesondere Oliver mit seinen immensen Kenntnissen reich- lichen Rath ertheilt. Da waren auch die beiden Verfasser der Genera plantarum George Bentham und Sir Josef Dalton Hooker zuge- gen, die K. sehen und sprechen konnte. Die ostasiatische Sammlung des ungar. Nationalmuseums war von dem verstorbenen österr. Fregaitenarzt, Dr. Emanuel Weiss, ge- macht worden und bot für die Wissenschaft wenig Neues, so dass die Bearbeitung des Materials an und für sich kaum die Reise nach Leiden verlohnt hätte, doch zwei Umstande traten hinzu, welche den- noch den Aufenthalt nicht überflüssig machten. 1. hatte K. das gesammte Herbar der Flora Japans benützen können, welches Miquel immer nur stückweise sich zusenden liess, da war Manches zu verbessern, nachdem auch der grösste Theil der von Maximovicz neu aufgestellten Pflanzen durch den Autor selbst nach Leiden gelangt waren. Mit Maximovicz hatte K. schon vor Jahren Verbindungen angeknüpft, nun wurde aber ziemlich rege korre spondirt. 2. befand sich im Weiss’schen Herbarium eine kleine Samm- iung chinesischer Pflanzen, die nicht unwichtiges pflanzengeographi- sches Material boten. K. hatte während seines Aufenthaltes im Auslande sich zur Auf- gabe gemacht, möglichst viel aulzuarbeiten, um nöthigenfalls sich münd- lich Rath einholen zu können, aber die stylislische Schlussredaktion hatte er für die Heimat aufbewahrt. Nur kleinere Gelegenheitsarbeiten und einige Referate, in welche er freilich auch selbstständige Beobachtungen einwob, liess er während dieser Zeit drucken ®). 35) Siegfried Reissek. Bot. Ztg. 1871. S. 854. — Zum 28. Dez. 1871. Ebd. 1871. S. 877. — August Neilreich. Nachruf. Verh. d. bot. Vereins für Brandenburg. XIII. S. 149—1065. — Skofitzia Commelinacearum Genus. Aucto- ribus DDr. C. Hasskarl et A. Kanitz. Oesterr. botan. Zeitschr. XXI. (1872) S. 147 ff. — Anfrage wegen der Bastartfrucht des Lycopersicum esculentum und Caprieum amnuum. Ebd. S. 162. ff. — Ueber Lebendig-Gebären im Pflan- zenreiche. Briefliche Mittheilung an Emil Selenka, Niederländ. Archiv f. Zool. Bu. 3l.,4. Heft. 14 Im Oktober 1872 wurde die Universität in Klausenburg mit einer selbstständigen mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultät eröffnet. K. wurde zum ordentlichen Prof. der Botanik ernannt, legte auch am 31. Oktober den Diensteid ab und begann im Dez. 1872 die Kollegien?®). Da eröffnete sich nun K. eine Laufbahn, welche ihm nach den Idealen, die man z. B. in Deutschland an eine solche Stel- lung knüpft, behagen müsste. Man hätte glauben sollen, dass an der jüngsten Universität Europas auch die modernsten Ansichten zum Durchbruch kommen sollen, dem war aber nicht so, die Konstituirung des Senates brachte auch mit sich, dass derselbe gleich die Ange- legenheiten in die Hand nahm und so z. B. den Vorschlag des Rek- tors wegen Ernennung, des Gärtners vor der Beeidigung des Ordi- narius guthiess. Der Rektor betrachtete die Gärtnerstelle für eine Dienerstelle, indess sie im Staats-Budget mit gehörigem Verständniss als eine Beamtensielle angeführt war, und dieser Umstand machte es möglich, dass die vom Rektor Berde effektuirte Ernennung eines Mannes, der Pflanzenetiquetten zu schreiben nicht im Stande war, nicht die Billigung des Ministers fand, welcher die Fakultät aufforderte, ihre Vorschläge im Einvernehmen des Fachprofessors zu machen. Die Schwierigkeiten verschiedener Art wurden glücklich umgangen, so dass K. endlich am 1. Mai nach der Ernennung des von ihm vor- geschlagenen Gäriners an die ÖOrganisationsarbeiten gehen konnte. K. hatte noch im Herbste 1872 und im Frühjahre 1873 von einer Reihe botanischer Gärten Samen erbeien und diese wurden vorerst an reservirten Plätzen angebaut, dann wurden die vom siebenbürgi- schen Museum übernommenen lebenden Pflanzen katalogisirt und im Freien aufgestellt. Als auch diese Arbeiten gemacht waren, veran- lasste K. seinen Gärtner zur Vermessung des Theiles im siebenbür- gischen Musealgarten, welcher zum botanischen Garten bestimmt wurde. Dieser Theil liegt westlich von dem einstmaligen Musealge- bäude und wurde abgezäunt, innerhalb dieses Gartentheiles wurde ein 10 Meter langes Glashaus mit eisernem Satteldach von Mosen- thin in Leipzig und Wasserheizung, welche die Floragesellschaft in Köln beistellte, erbaut, ausserdem wurden zwei grosse, gemauerte Mistbeetkästen aufgeführt. Vom Museumverein wurde an die Univer- sität übergeben ein gemauertes Kalthaus, in welchem sich die Gärt- nerwohnung belindet, dasselbe wurde reparirt und wird hoffentlich einige Jahre gute Dienste leisten. Ausserdem wurde noch ein bau- fälliges hölzernes Warmhaus übernommen, als Ersatz für dieses wurde das neue Haus aufgebaut, welchem jedoc hım nächsten Jahre ein ähn- liches folgen soll. Der 'Gartengrund wurde riolirt und im nächsten Jahre werden die Rabatten für das System hergestellt und alle Pflan- zen (circa 2000 Spezies sind gut aufgegangen), welche heuer auf %) Einige Probleme der allgemeinen Botanik. Rede, gehalten bei der Eröff- nung der botanischen Vorlesungen an der neugegründeten Universität in Klausen- burg. (Aus dem ungar, Manuskripte übersetzt). Flora 1873, $. 337 und separat. Regensburg 1873. 13 8. 8. einem reservirten Platze gezogen wurden, nach den natürlichen Fa- milien vertheilt werden. Was das Herbar betrifft, so besteht es aus zwei Theilen, das Universitätsherbar wurde von K. begründet, Hauptprinzip bei diesem ist, dass die Gattungsrepräsentanten nach Möglichkeit vertreten seien. Den Stock dieser Sammlung bilden fast 3000 Typen, welche K. vom Rijksherbarium in Leiden zu diesem Zwecke erhalten, ausserdem Pflanzen, welche Parlatore sandte, und dann Pflanzen aus K.’s Her- bar. Die Pflanzen dieser Sammlung sind auf starkem, blauweissem Maschinenpapier mit vegeiabilischen Pergamenistreifen. aufgeklebt, die Umschlagbogen dieselben wie jene des Münchner Herbars, auf jedem Umschlagbogen ist eine verschiedenfarbige Etiqueite befestigt und bezeichnet den Welitheil, aus welchem die Pflanze herrührt. Die kleinen Herbarkästen entsprechen der Grösse und Form nach voll- ständig jenen des British Museum, nur dass die Londoner Kästen aus Mahagony und politirt, die kKlausenburger aus Tannenholz und weiss angestrichen sind. Vom siebenbürgischen Museum wurde eine ansehnliche Sammlung übernommen, sie enthält u. A. die Herbarien von Czetz, Kintzl, Landoz, Pävai, Wolff u. A., sie steht der Universität zur vollständigen Verfügung und K. ist auch Vorstand derselben, die Erhaltungs- und Aufstellungskosten werden aber vom Museumsverein gedeckt. K. erwirkte von dem Ausschusse dieses Vereins vorerst die Bewilligung von zwölf Kästen, die vollkommen denen der Universitätssammlung ähnlich sind, ebenso das nöthige Papier und Sublimat. Diese Sammlung ist gerade so arrangirt wie die der Universität, nur mit dem Unterschiede, dass sie nur Europäer enthält, die farbigen Eliqueiten der Musealsammlung entsprechen den Regionen in Nyman's Sylloge. Die Sammlungen waren bisher so arrangirt, dass jede besonders in jenem Zustande geordnet war, wie sie der Eigenthümer dem Museum überliess, in Zukunft werden sie in eine einzige Haupisammlung vereinigt werden. Bis jetzt wurde mehr als die Hälfte des Herbars vergiftet und die zwölf vom Museum beigestellten Kästen sind auch schon mit aufgeklebten und geordneten Pflanzen gefüllt. Neben diesen Sammlungen lebender und getrockneter Pflanzen hat K. auch eine Reihe von Drogen verschiedenster Art aus dem Ausland mitgebracht, ausserdem, entsprechend dem Vorgange an meh- reren deutschen Universitäten auch von allen Pflanzen, welche im Garten blühten, Weingeistpräparate hergestellt, die ausgezeichnet ge- lungen sind und auf sämmtliche Familientypen ausgedehnt werden sollen. So hat K. es auch versucht, alte, gepresste, aber sonst er- haltene Blüthen, besonders von sehr seltenen und in europäischen Gärten nicht kultivirten Pflanzen (wie z. B. Burmanniaceae, Aposta- siaceae etc.) aufzufrischen und in Weingeist zu konserviren, was auch mit nicht zu grossen Schwierigkeiten gelang. K. hatte gleich im Wintersemester das botanische Laboratorium eröffnet, die nöthigen Mikroskope und Apparate von Gundlach und 16 Leitz angeschafft. Voriges Jahr hatte er in beiden Semestern 8—10 Praktikanten. Der hohen Einsicht des jetzigen Unterrichtsministers August v. Trefort ist es zu verdanken, dass das Nöthigste an Büchern, Instru- menten und andern Lehrmitteln beschafft, sowie auch die Errichtung eines botanischen Gartens in Angriff genommen werden konnte. K. hat, in dieser Beziehung sein Vaterland kennend, dass nur die Erfolge den Mann machen, aus dem fast 11 Joch grossen Gar- ten nur einen etwa 3 Joch grossen Theil als botanischen Garten abgetrennt, doch wird er auch hier mit einer Gesammtdotation von 1000 Gulden (wovon 300 fl. für Institutszwecke unerlässlich nöthig sind) kaum etwas ausrichten können, wenn diese nicht erhöht wird. Das grösste Hinderniss für die botanische Lehrkanzel der Universität in Klausenburg ist der Mangel der nöthigen Räumlichkeit, so ist das botanische Laboratorium schon im zweiten Jahre auf K.'s Privatwoh- nung, so fehlt ein besonderer botanischer Hörsaal, ohne welchen ge- wisse Kollegien nicht gelesen, in welchem die auf die Vorlesungen bezüglichen Objekte auch ausser derselben benützt werden können, und welcher es ermöglichen würde, mehr Vorlesungen zu einer be- liebigen Zeit des Tages zu halten. K. hat durch seine Energie im ersten Jahre das Möglichste ge- leistet, denn er hat alle jene Institute, welche zum Studium der Bo- tanik erforderlich sind, nicht nur dem Namen nach, sondern in Wirk- lichkeit in’s Leben gerufen. Man kann von K., welcher nur seiner Wissenschaft lebt, er- warten, dass er auch ferner unerschüiterlich nur das eine Ziel vor Augen haben werde, seine Lehrkanzel zu heben und so das Aul- blühen der Botanik in Siebenbürgen zu befördern. Das zu fordern sind wir nach K.’s Vergangenheit berechtigt. Und so wünschen wir ihm auch in Zukunft die rege Unter- stützung seiner mächtigen Gönner, Gesundheit und frohen Muth zur Ausführung seiner Pläne, damit die Ungarn mit der Zeit stolz auf jene Warte der Wissenschaft, die im fernen Osten eine bedeutende kulturelle Mission zu erfüllen berufen ist, hinweisen können! —_ a — Mieromeria (Saturgja) Rodriguezä. Nov. spec. e sect. Piperella DC. prodr. Auct. J. Freyn et V. de Janka. Suffruticulosa, multicaulis. Caulis arcuato-adscendens, inferne plus minus longe ramosus; caulis, rami, folia, pedicelligque breviter pubescentes. Folia opposita, distincte peliolata, cordato-ovalia ob- tusa margine integerrima revolutaque supra deilutius subtus obscu- rius viridia, arcuato-nervata. Flores 2—6, in foliorum azxillis cy- 17 moso-fasciculati, pedunculus dimidiam folü laminam aequans vel saepius brevior; unius ejusdemque fasciculi flores inaequaliter pedi- cellati, erecti vel pro parte patentes, bracteolis subulatis suffulti. Bracteolae ciliatae tubi calycini dimidiam aequantes vel paulo breviores. Calyeis tubus e bası tumida cylindraceus, latitudine duplo longior, ciliato-nervatus 5-dentalus fauce intus barbatus. Dentes subulati, tubi dimidiam aequantes , ciliati, 2 superiores arcuato -recurei, 83 inferiores subrecli, corolla paulo breviores. Stamina sub labio superiore conniventia. Flor. Martio, Aprili. — Hab. in insulis Balearibus. In Menorca: „Varranco del Favarer prope Mahon ad rupes calcareas.“ — „In declivibus apricis vallis Son Blanc cum M. filiformi Benth.“ — „Varranco- de Algendar an Kalkfelsen.“* In Mallorca: „Bellver bei Palma* — „Stadtmauern von Palma“ ') (leg. Dr. Hegelmaier). Maasse: Der holzige Wurzelkopf 0°6 Ctm. stark, die Stämm- chen 6—24 Ctm. lang, 0°05 Cim. stark, die Blätter von 0'5 Ctm. Länge und 0:3 Ctm. Breite an bis 0°3 Ctm. Länge und 0'2 Ctm. Breite; der Blattstiel 0'1—0'75 Ctm.; der gemeinschaflliche Blüthen- stiel 0:3—0'2 Ctm.; die Kelchröhre 0°3—0°2 Ctm. (Nach den von ‘Hegelmaier freundlichst mi!getheilten Exemplaren). Die M. Rodriguezii steht der M. nervosa Benth. zunächst. Diese unterscheidet sich indessen durch kürzer gestielte, zugespilzt- eiförmige bis eilanzettliche, am Grunde nicht herzförmige Blätter, zot- tige Kelche, steife Tracht und gedrängtere Wirtel, welche bei M. Rodrigquezü meist um das 2—-4fache der Blattllänge von einander abstehen und sich nur an den obersten Asttheilen berühren und erst an den Spitzen überdecken. Durch ihre Tracht nähert sich. M. Rodri- guezıi einigermassen auch der M. fiiformis Benth., in deren Gesell- schaft sie öfter vorkommt. Allein diese Pflanze weicht durch fädliche Stengel und Aeste nur 1-, selten 2blüthige Wirtel, hängende Blüthen, eine viel schmälere (resp. längere), sparsam behaarte Kelchröhre, kürzere Blumenkrone und unterseits purpurne Blätter weit ab. Von den übrigen europäischen Verwandten der Section Pipe- rella DC. können die durch einen ganz andern Bau verschiedenen M. Juliana Benth. M. graeca Benth., M. ceristata Griseb., M. appro- ximata Rehb., M. parviflora Rehb.; M. longiflora Tod. und M. tenui- folia Reichb. (letztere nach der Beschreibung) nicht in Vergleich kommen. Von den habituell einigermassen ähnlichen Arten weichen jedoch !ab: M. hispida Boiss.-Heldr. (nach der Beschreibung) durch niedrigeren, gedrungeneren Wuchs, zugespitzt-eiflörmige Blätter und Steifhaarigkeit aller Theile; M. canescens Benth. durch dieselben Merkmale wie M. nervosa Benth., von welcher sie übrigens kaum verschieden ist; M. microphylla Benth. durch sehr kleine Blätter, e; Die auf letztgenanntem Orte vorkommende Pflanze ist durch niedri- geren, zierlicheren Wuchs und gedrängtere Wirtelstellung sehr auffallend und erinnert habituell sehr an M. mierophylla, von welcher sie jedoch die durch weiter unten angeführten Merkmale leicht zu unterscheiden ist. Ossterr. boten. Zeitschrift. 1. Heft 1874. 2 i8 welche den gemeinschaftlichen Blüthenstiel kaum überragen, eifür- mize Kelchzähne und eine andere Tracht (letzteres Meriimal trifft nur bei der bereits erwülhnten Form von den Stadimauern von Palma nicht zu); ihre Varieläi M. sphaciotica Boiss.-Heldr. noch durch drüsig haarige Blätter und feineren Bau; M. thymoides De Not. (nach der Bes: :hreibung) durch fast nervenlose, nach der Basis zu ver- schmälerte Blätter, kahle von den Blättern überragte Cymen, eiförmig- aufgeblasene Kelche und dreieckige, abstehende zurückgekrümmte untere Kele hzähne, endlich M. Piperella Benth. durch fast sitzende, breit-eifürmige untere und kleinere elliptische obere Blätter, lockere grossblütiige Cymen und Blüthen, welche so lang sind, als die Blätter. Von den habituell etwa noch in Betracht kommenden mediter- ranen und atlantischen Arten dieser Gruppe können der Beschrei- bung nach nur M. varia Benth., M. densiflora Benth., M. Forbesii Benth. und M. Teneriffae Benth. in Vergleich kommen. Von diesen unterscheiden sich M. varia und M. densiflora schon durch genäherte Wirtel, spitze, schmale Blätter, erstere auch durch fast sitzende Blü- thenbüschel, sehr kleine purpurne Kelche und eine verborgene Blu- menkrone, letztere durch Kahlheit aller Theile und längere Kelch- zähne, M. Forbesii durch fast sitzende, am Grunde abgerundete und die Blüthenbüschel überragende Blätter, gedrängte steis armblüthige Wirtel und kurze Kelchzähne; endlich M. Teneriffae durch holzige Aeste, sitzende, schmälere, spitze und kahle, am Rande nicht umge- rollte Blätter und sitzende Kelche. ir wollten diese interessante Art Herrn Dr. Hegelmaier wid- men, der dieselbe im heurigen Jahre auf den. oben verzeichneten Standorten gesammelt und als fraglich erkannt hat. Ueber dessen dringenden Vorschlag jedoch, und weil nach seiner Mittheilung der Florist der Balearen Don C. Jose Rodriguez diese Mieromeria zuerst als für neu vermulhele, möge sie also den Namen des Letzteren tragen. Pest, am 11. Dezember 1873. —essSe35—— Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen Ungarns und angrenzenden Siebenhürgens. Von A. Kerner. LXVI 1231. Veronica prostrata L. — Auf trockenen Wiesen und grasigen Plätzen in den Lücken der Niederwälder, auf den Terrassen felsiger Bergabhänge, an Rainen und Dämmen. Im mittelungar. Berg- lande bei Csenke und Gran, auf dem Piliserberge, nächst dem Leopoldi- felde, auf dem Schwabenberge, im Wolfsthale, bei Budaörs und ar“ 19 dem Spissberge bei Ofen, auf den Kalk- und Quarziiporphyrhügeln bei Stuhlweissenburg und auf trockenen Stellen am Rande des Ve- lencezer Sees, auf der Csepelinsel bei Schilling, auf der Kecskemeter Landhöhe bei P. Csörög nächst Waitzen, bei R. Palola, P. Szt. Mihäly, in grosser Menge auf den mit Pollinia und Stipa bestocklen Grasfluren entlang dem Rakosbache, auf dem Herminenfelde und im Stadtwäldehen bei Pest, bei Soroksar und Nagy Körös. Am Saume des Bihariagebirges bei Grosswardein. — Quarzitporphyr, Kalk, Dolomit, tert. diluv, u. alluv. Sandboden. 95—-755 Met. — (In der Botan. Zeitung XXX., 642 macht Ascherson auf eine Veronica aufmerksam, welche sich zu V. prostrata L. ähnlich verhält, „wie V. austriaca zu V. Teucrium L.“, under muthmasst, dass diese Pflanze mit V. multifida L. identisch sei. Diese Veronica erscheint in Visiani's Fl. dalın. il, 170 als „V. austriaca var. « capsula orbiculata, levissime emarginata* aufgeführt, ist auf den Bergen Dalmatiens und Bosniens ziemlich verbreitet und wurde im Jahre 1868 von Pichler auch in Montenegro auf dem Lovten gesammelt. Sie ist in der That ein sehr interessantes &lied aus der Formenreihe des Stammes Chamaedrys und bildet gewisser- massen die Ergänzung einer bisherigen Lücke in dieser Formenreihe. Die Muthmassung, dass diese Art, welche an anderer Stelle unter dem Namen V. orbieulata ausführlicher von mir beschrieben werden wird, mit V. multifida L. identisch sein könnte, kann ich nicht tbeilen. Instruktive kaukasische Exemplare der V. multifida L., welche ich verglichen, zeigen in allem und jedem die genaueste Uebereinstimmung mit der von Untersteiermark über den Karst, durch Kroatien, Süd- ungarn nach Siebenbürgen, dem südlichen Russland und dem Orient verbreiteten Pflanze, welche Reichenb. in Fl. germ. exsice. unter Nr. 1350 ganz richtig als V. multifida L. ausgegeben hat, die aber von vielen Autoren, namentlich auch von Ascherson irrthümlich für V. austriaca L. genommen wird. — Linne gibt seine V. multifida, welche er auf die „Veronica montana folio vario“ Buxbaum’s ber gründet hat, nur „in Armeniae, Iberiae graminosis* an und es war ihm eben noch nicht bekannt, dass dieselbe Pflanze auch im südöst- lichen Europa vorkomme. — Dass mit V. austriaca L., welchen Namen die meisten neueren Autoren irrthümlich auf V. multifida L. anwenden, die V. dentata Schmidt gemeint sei, geht aus Linne's Angaben mit Sicherheit hervor [Vergl. Nr. 1229]. — Hiemit berichtiget sich aber auch Ascherson’s Angabe, dass die oben gedachte V. orbiculata sich zu Veronica prostrata ähnlich verhalte, „wie V. austriaca L. zu V. Teuerium.“ — Nach meiner Auffassung der Nomenclatur dieser Gruppe von Ehrenpreisarten sollte es nämlich heissen „wie V. multifida L. zu V. austriaca L.“ 1232. Veronica pallens Host. — (V. incana W.K., non L.) — Auf der Debrecziner Landhöhe „in locis arenosis silvestribus Co- mitatus Szabolesensis et Szathmariensis* W.K. Pl. rar. p. 274. „In arenosis Vajvari; circa silvam in ditione Sz. Märtoni erdö; Szakoly.“ Kit. Ilinerar der Marmar. Reise p. 40. — (Von mir im Gebiete nicht selbst beobachtet. — Nach den im Host’schen Garten kultivirten DR 2 20 Exemplaren von den folgenden Arten durch die Sternhaare an der unteren Blattseite leicht zu unterscheiden. — Host schreibt in der Fl. austr. 1, 6 „Veronica incana differt a V. pallente tomento, totam plantam tegente, densiore candidioreque; peliolis foliorum radicalium longissimis; foliis caulinis in petiolum attenuatis, superioribus integer- rimis; bracteis longissimis et praecipue corollae laciniis facie pubes- cenlibus.“ — Dem wäre noch beizufügen, dass V. incana L. stumpfe, fast. ganzrandige oder mit sehr seichten entfernten Kerben berandete Blätter, V. pallens Host dagegen spitze, grobgesägte Blätter zeigt. — Wenn Y. neglecta Vahl En. 1., 59 und V. canescens Schrad. Com. de Ver. Nr. 3 mit Y. incana W.K. und demnach auch mit V. pallens Host identisch sind, wie Röm. et Schult. in Syst. veg. I., 92 be- haupten, so hätte diese Pflanze übrigens als den ältesten den Namen V. neglecta Vahl [1804] zu führen.) 1233. Veronica spicata L. — An grasigen Plätzen sonniger Bergrücken und Sandhügel und in den Lichtungen der Niederwälder. — Auf der Kecskem. Landhöhe, auf den mit Pollinia und Andropogon Ischaemum bestockten Grasfluren entlang dem Rakosbache und auf dem Herminenfelde bei Pest, bei Soroksar, Ecser, Monor, Pilis, .P. Peszer, Also Dabas, P. Sällosär bei Tatär Szt. György und auf dem Erdöhegy. In der Stuhlweissenburger Niederung, im Sande bei Keer; im Tapiogebiete bei Tapio Süly; in der Tiefebene bei Egyek; im Be- reiche des Bihariageb. bei Grosswardein, Vasköh, Campeni, Colesci, Criscioru, im Valea Liesa bei Halmadiu, bei Plescutia und Chisindia nächst Buteni. Der höchst gelegene im Gebiete beobachtete Standort, am südlichen Abfalle des Tomnatecu im Rezbänyaerzuge. — Trachyt, Schiefer, Kalk, tert. diluv. und alluv. Sand und sandiger Lehm. 75— 1130 Met. — (Syn. V. recta minima Clus. Hist. 347.) 1234. Veronica hybrida L. — An grasigen Plätzen sonniger trockener Bergabhänge, — Im mittelungar. Berglande auf dem Czigled bei Erlau; auf dem Nagy Gälya bei Solymos und auf dem Särhegy bei Gyöngyös in der Matra; in der Pilisgruppe auf dem Piliserberg, auf dem Geissberg ober dem Leopoldifelde, auf dem Schwabenberge und Adlersberge bei Ofen. — Auf lehmiger Erdirume, welche sich durch Verwitterung aus dem Trachyte und thonreichem Kalkgesteine herausgebildet hat. 95—750 Met. — (Syn. V. secunda erectior an- gustifolia Clus. — Unterscheidet sich von V. spicata L. durch die gesäglen [nicht gekerbten] dicklichen Stengelblätter, höheren oben in der Regel äsligen Stengel, gröbere Behaarung der Kelche, und schmälere spitzliche Zipfel der Krone. Aendert sehr in Betreff der Dichte der Behaarung und in Betreff der Blattbreite. Am Adiersberge bei Ofen sammelte ich Exemplare mit ganz schmalen fast kahlen Blättern und am Südabfalle des Piliserberges Exemplare, deren fast 2 Centim. breite, dicht rauhhaarige Blätter gegen die Spitze und Basis ganzrandig und nur in der Mitte der seitlichen Ränder gesägt sind. [V. menthaefolia Schott., R. et Sch. Syst. I, 94]. Es ist aber un- möglich, zwischen diesen breiter und schmälerblättrigen, stärker und schwächer behaarten Exemplaren eine Grenze zu finden und zu ziehen.) 21 1235. Veronica orchidea Grantz. — An grasigen Plätzen im Grunde der Niederwälder, am Saume der Weinberge, auf trockenen Bergwiesen. — Im mittelungar. Berglande auf dem Birka bei Erlau; auf dem Särhegy bei Gyöngyös in der Matra; bei Katalin und auf dem Nagyszäl bei Waitzen, bei Tö Almas; in der Pilisgruppe auf dem Geiss- berge bei Ofen und bei P. Szt. Kereszt am Fusse des Piliserberges; auf der Csepelinsel bei Schilling; im Bereiche des Bihariagebirges sehr verbreitet, auf dem tertiären Vorlande von Grosswardein über Lasuri und Venteri bis Belenyes; bei Campeni und Colesei nächst Vasköh; oberhalb Monesa gegen die Dinesa zu und auf den Hügeln bei Halmadiu im Thale der weissen Körös. — Trachyt, Liasschiefer, tert. u. diluv. Lehm und auf der lehmigen Bodenkrume über thon- reichen Kalksteinen. 95—570 Met. — (Syn. V. prima erectior lati- folia Clus. — V. hybrida M. B., non L.; V. crassifolia Kit., non Wierzb. — P. crassifolia Wierzb. wurde in dem hier behan- delten Florengebiete bisher nicht aufgefunden.) 1236. Veronica foliosa W. K. — An den Säumen der Nieder- wälder. Im mittelungar. Berglande auf dem Kis Eged bei Erlau; in der Matra bei Paräd; auf dem Nagyszäl bei Waitzen; bei Veresegyhäza, Gödöllö und Kerepes; in der Pilisgruppe im Wolfsthale zwischen Ofen und Budaörs; in der Stuhlweissenburger Niederung im Walde bei Keer; in der Niederung am Fusse der Matra zwischen Verpelet und Vecs; auf der Debreeziner Landh. zwischen Nyiregyhäza und Rac- Fehertö; nach Steffek bei $z. Imre im Vorlande des Bihariagebirges. — Trachyt, Kalk, tert. u. diluv. Lehm- und Sandboden. 95—630 Met. — (V. spuria L., zu welcher V. foliosa W.K. von Neilr. in Aulz. d. ung. u. slav. Pfl. 188 gezogen wird, kommt im Gebiete nicht vor.) 1237. Veronica Bachofenii Heuffel. — An felsigen Abhängen, insbesondere gerne an den Lehnen, welche das Rinnsal der Bergbäche besäumen. Im Bihariageb. in der Umgebung von Petrosa sehr häufig, namentlich durch das ganze Poienathal bis hinter die Schmelze am Fusse des Bohodei, im Pulsathale von der Felsenenge hinter dem Dorfe Petrosa bis zur Vereinigung des Pulsa- und Galbinathales und endlich en!lang dem Bache, welcher von der Tartaroda gegen Kisköh herabfliesst. — Sienit, Sandstein, selten auf Kalk. 330—650 Met. 1238. Veronica elatior Ehrh. pl. select. 31. — Auf feuchten Wiesen. Im Stromgelände der Donau und Theiss, bei Schilling und Ujfalü auf der Csepelinsel, zwischen T. Füred und Szolnok. Sehr verbreitet im Thale der weissen Körös, im Bereiche des Bihariage- birges bei Körösbänya, Halmadiu, Ciuei (Csuts), Buteni und Boros Sebes. — Tert. diluv. u. alluv. Lehm- und Sandboden. 75— 285 Met. — (Als Syn. sind hieherzusetzen: V. elatior Willd. Enum. h. berol. I, 17; Röm. et Schult. Syst. I, 89; Host Fl. aust. I, 4; V. maritima ö elatior Reichenb. Fl. germ. excurs. 372; V. serotina der meisten botanischen Gärten, [blüht in der That am spätesten unter den ver- wandten Arten]. — V. elatior unterscheidet sich von V. maritimaL. durch die flachen [nicht rinnigen und auch nicht bogig nach abwärts gekrümmten], an der Basis tief gespaltenen und daselbst im Umrisse 22 zugerundeten oder herzförmigen [nicht keilföürmig verschmäler.en] Blätter, die geraden dreieckigen [nicht aus breiter Basis plötzlich in eine lange, nach vorne gekrüminte Spitze zusammengezogenen] Blatt- zähne, kürzer gestielte Blüthen, demzufolge die Deckblättchen über den Kelch hinausragen, während die Deckblättchen der V. maritima L., wie auch Wahlenberg angibt, über die Kelche nicht vorragen. — Die Blätter sind so wie bei Y. maritima L. an beiden Seiten mit sehr kurzen gekrümmten Härchen bald mehr, bald weniger dicht be- sireut; an einem mir von Tauscher milgetheilten in einem Salicetum bei Ujfalü auf der Csepelinsel gesammelten Exemplare aber ist diese Bekleidung so dicht, dass die Blätter ganz aschgrau erscheinen.) 1239. Veronica maritimaL. — AnUfern und in Wassergräben, zwischen Röhricht, Buschweiden und hohen Uferstauden. Im Stromge- lände der Donau und Theiss und auf der Keeskemeter Landhöhe bei Ujfalü. auf der Csepelinsel, am Rakos bei Pest, in grosser Menge bei Also Nemethi und Säri. — Diluv. u. alluv. Lehm- und Sandboden, 75—150 Met. — (Die hier aufgeführte Pflanze stimmt mit der V. marifima Skandinaviens, welche doch ohne Zweifel Linne's V. mari- tima ist, vollständig überein, und ich glaube daher, dass dieser Name auch unbedingt für dieselbe in Anwendung zu bringen ist. Ja es würde sich sogar denjenigen, welche sämmtliche sumpfbewohnende ährige Ehrenpreisarten in eine Sammelspezies zusammenfassen wollen, aus mehreren Gründen sehr empfehlen, wenn sie dieser Samnmelspezies, nicht wie es gewöhnlich geschieht, den Namen „V. longifolia L. ampl.“, sondern den Namen „V. maritima L. ampl.“ voransetzen würden. Denn erstens führt Linne seine V. maritima in Spec. pl. vor seiner V. longifolia auf, und zweitens weiss man bei V. maritima Linne doch, was damit gemeint ist, während man ein gleiches von V. lon- gifolis L. durchaus nicht behaupten kann. Linne zitirt nämlich zu seiner V. longifolia nicht etwa „Lysimachia coeruleo flore* Clus. und „Lysimachia spicata coerulea* C. Bauhin, womit diese beiden Autoren jedenfalls eine sumnfbewohnende ährige Ehrenpreisart gemeint haben, sondern sonderbarerweise „Veronica prima erecta latifolia* Clus. und „Veronica spicata latifolia* C. Bauhin, womit ganz sicherlich jene Pflanze gemeint ist, welche alle neueren Autoren mit Crantz V. orchidea nennen. Linne definirt auch seine V. longifolia „folüis oppositis im Gegensatze zu seiner V. maritima, welcher er „folia terna* zuschreibt, was gleichfalls zu der Annahme berechtiget, dass er unter V. longifolia eine Pflanze gemeint habe, die vielleicht gar nicht in die Gruppe der sumpfbewohnenden ährigen Ehrenpreis- arten gehört. — Zum wenigsten scheint es daher angezeigt, von dem Namen V. longifolia Linn& Umgang zu nehmen und ihn nicht für die simmtliche sumnfbewohnende ährige Ehrenpreisarten umfassende Samnmelspezies in Anwendung zu bringen.) Veron'ca geniculata Host. Fl. aust. I, 5. — „In silvis humidis Comitatus Szabolesensis et Szathmarensis. Kitaibel.* Host. I. c. — Eine mir nur aus der Beschreibung bekannte Pflanze. — Reichenb. inFl. excurs. 371 eitirt dieselbe mit ? zu V. media Schrad.; Neilr. in Aufz. d. ung. u. siebenb. Pfl. 188 zu 23 seiner „V. lonaifolia* — Host stellt sie unmittelbar vor V. foliosa W.K., und der Beschreibung nach möchte ich dieselbe für V. olabrı Schrad. halten, welche Reichenb. in Exc. 371 als var. y der V. spuria L. aufführt, während er V. foliosa W.K. als var.ß zu V. spwria L. zieht. — In Wirklichkeit bilden V. media Schrad., Y. glabra Schrad. und V. villosa Schrad., welche von den Autoren bald zu V. spuria, bald zu V. maritima und V. lonyifolia ge- zogen, bald wieder unter dem Namen V. media zusammengefasst und neben V. spuria L. als Art hingestellt werden, eine Reihe von Formen, durch welche V. maritima L. und V. spuria L. verkettet sind. Da es anderseits aber auch durchaus nicht an Bindegliedern fehlt, welche sich zwischen V. spuria, V. spicata und V. incana L. stellen, so müssen konsequenter Weise entweder sämmtliche zwar unterscheidbare und über einen bestimmten Bezirk in zahl- reichen Individuen verbreitete aber sehr nahe verwandte Formen der reich- gliederisen Gruppe Spicatae in eine Sammelspezies zusammengefasst oder sämmtliche als gleichwerthig nebeneinander gestellt werden. ‚Inkonsequent und den thatsächlichen Verhältnissen nicht entsprechend ist es dagegen, wenn man nur zwei, drei oder vier Formen dieser Reihe herausgreift, diese als Spezies hinstellt und dann V. media, VW. elatior, V. pallens u. s. f. bald der einen, bald der andern dieser Spezies als Varietäten zuschlägt. 1240. Veronica serpyllifolia L. — An feuchten Stellen in Auen, an Flussufern, in den Furchen feuchter Aecker und wenig befahrener Feld- und Waldwege, auf dem austrocknenden Boden am Rande kleiner Tümpel und Lachen. — Im mittelungar. Berglande im Szep- asszonyvölgy bei Erlau; in der Matra bei Gyöngyös, auf dem Sze- chenyidomb bei Paräd und bei der Dallai Csarda; in der Pilisgruppe in dem kleinen Sumpfe hinter der Schlossruine Visegrad, bei Pomäsz und M. Einsiedel, auf dem Schwabenberge und zwischen Promontor und Budaörs bei Ofen; auf der Csepelinsel bei Ujfalü; im Bihariageb. von Grosswardein über das tertiäre Vorland bis Belenyes, bei Rez- banya und Peirosa, auf der Stanesa und Tataroca. — Auf Trachyt, Schiefer, Sandstein, tert. diluv. u. alluv. Lehm- und lehmigem Sand- boden und auf der lehmigen Bodenkrume, welche sich durch Ver- witierung aus thonreichen Kalksteinen herausgebildet hat. 95—640 Met, 1241. Veronica acinifolia L. — Auf bebautem Lande; im Ge- biete sehr selten. Im Vorlande des Bihariageb. nach Kit. in Add. 145 und nach Janka in Neilr. Nacht. 55 bei Pecze Szt. Märton und bei Püsnöki nächst Grosswardein; nach Heuffel Bot. Zeit. 1863 p. 45 in Weingärten bei Boros Jenö. — Diluv. Lehm. 95—200 Met. 1242. Veronica arvensis L. — Auf Wiesen und an grasigen Plätzen, an den Böschungen der Dämme, an den Seiten der Hobl- "wege, unter dem Buschwerk am Rande der Weinberge und auf be- bautem Lande. — Erlau, Paräd, Gyöngyös, Wailzen, Näna, Gran, Ofen, Pest, Stuhlweissenburg, Szöllös bei Grosswardein, Rezbänya. — Trachyt, Kalk, tert. diluv. u. alluv. Lehm- und sandiger Lehmboden, 95—750 Met. 1243. Veronica verna L. — Zwischen kurzem Grase an sonnigen Bergabhängen und Sandhügeln. Am Abhange des Csörhegy bei Bodony und am Fusse des Nagy Lipöt bei Paräd in der Matra; bei Näna, Gran, Set. Andrae, Ofen, Pest. Auf dem Piliserberge bis zur höchsten Kuppe. — Kalk, tert. u. Jdiluv. Lehm- und Sandboden. 95—750 Met. 24 1244. Veronica praecox All. — An grasigen Plätzen sonniger Bergabhänge und Sandhügel, seltener auf bebautem Lande. — Paräd, Wailzen, Csenke, Piliserberg, Olen, Teteny, Csepelinsel, R. Palota, Pest, Soroksar. — Trachyt, Kalk, tert. u. diluv. Lehm- u. Sandboden. 95—750 Met. 1245. Veronica triphylla L. Auf bebautem Lande, an grasigen Plätzen, an den Böschungen der Dämme und Hohlwege, auf Sand- hügeln. — Erlau, Gyöngyös, Parad, Näna, Waitzen, Gran, Ofen, Csepelinsel, Pest, Soroksar, Grosswardein. — Tert. u. diluv. Lehm- und Sandboden. 95—400 Met. 1246. Veronica Tournefortü Gmel. Fl. bad. I. 33 (1806). — V. persica Poir. Ene. VIII, 542, (1808); V. Buxbaumiü Ten. Fl. neap. I, 7 (1S11). — Auf bebautem Lande: In der Matra bei Paräd, P. Hajkai und Szanto; auf der Kecskem. Landhöhe in Gemüsegärten bei Pest und bei Nagy Körös; im Bereiche des Bihariageb. im Becken von Belenyes, in den Maisfeldern bei Vasköh, bei Criscioru und Pe- Irani. Ausserhalb unserem Gebiete in der Bakonygruppe, auf Aeckern bei Zirez. — Tert. diluv. u. alluv. Sand- und sandiger Lehmboden. 35—420 Met. — Da weder Kitaibel noch Sadler dieser sehr auf- fallenden Pflanze gedenken, so ist wohl anzunehmen, dass dieselbe -— wenigstens im Gebiete der Pester Flora — erst nach dem Jahre 1840 eingeschleppt wurde, also beiläufig zur selben Zeit, in welcher sie auch nach dem nördlichen Deutschland eingewandert ist. (Vergl. über die Wanderungen dieser Pflanze: Vatke in Verh. d. bot. Vereins der Prov. Brandenburg, XIV, 38.) 1247. Veronica polita Fries. — Auf bebautem Lande, an Schutistellen, Dämmen, Wegrändern, in den Ritzen alter Mauern im Gebiete sehr häufig. — Paräd, Gyüngyös, Waitzen, Näna, Gran, Set. Andrae, Ofen, Stuhlweissenburg, Pest, Nagy Körös, Grosswardein, Belenyes. — Trachyt, Kalk, tert. diluv. u. alluv. Lehm- und Sand- boden. 95—400 Met. — (Als Syn. ist hieherzuziehen V. agrestis Sadler und der meisten ungar. Floristen. Die echte V. agrestis L. habe ich in dem hier behandelten Gebiete vergeblich gesucht, und auch alles, was mir unter dem Namen „V. agrestis“ von daher einge- sendet wurde, war V. polita Fries.) 1245. Veronica hederifolia L. — Auf bebautem Lande, an den Böschungen der Dämme und Hohlwege, hie und da an alten Mauern, seltener auch in Wäldern und Holzschlägen. Auf dem Köporos bei® Gyöngyös in der Matra, bei Waitzen, P. Csörög, Näna, Gran, Set. Andrae, Ofen, Stuhlweissenburg, Pest, Soroksar, Grosswardein. Bele- nyes. — Tert., diluv. u. alluv. Lehm- und Sandboden. 95—400 Met. no ma IX ot Scleranthus-Arten. Von Josef Pantocsek. Wie viele andere Botaniker, versäumte auch ich nicht, der im Jahre 1872 in diesem Blatte p. 35 erschienenen Aufforderung Ludw. Reichenbach’s nachzukommen. — Ich glaubte solches umsomehr thun zu können, da ich diesem hochgefeierten Forscher ausser mitteleuro- päischen Arten auch ein leidliches Material aus der Hercegovina und Montenegro bieten konnte. Wie es vorauszusehen war, so ist das Ergebniss der Bestim- mung ein frappantes! — Dieses lasse ich nun hier in alphabetischer Reihenfolge mit genauer Angabe des Fundortes und des Sammlers folgen, da ja auch dieses zur richtigen Erkennung dieses verkannten Genus etwas beitragen könnte. 4. ”. 10. 11. Scleranthus anisochaitos Reichb. (als S. annuus L. &. laxus Neilr. bestimmt). Hohe Wand bei Wien, leg. Bayer. S. arenarius Schur! (als S. intermedius Kit.) Hatterheim, leg. C. B. Lehmann. S. Bjelagoranus Rehb.! nov. spec.! e gracilium familia. — Auf dem Berge Jastrebica in der Bjelagora (Hercegovina), leg. Pantocsek. S. bigaminus Rehb.! (als S. perennis L.) Lieben, leg. Opiz. S. Cettinjensis Rehb.! nov. spec.! e sedidentium familia. — Um Cettinje auf Feldern, leg. Pantocsek. S. collinus Hornung! (gut bestimmt!) Prag, leg. Opiz. S. curvibracteatus Rehb.! (als $. annuus L.) Prag, leg. Opiz. — Bei Billeki (Hercegovina), leg. Pantocsek. S. echinophorus Rehb.! Bei Trebinje und Billeki (Hercegovina), leg. Pantocsek. S. echinulifer Rehb.! (S. annuus L.) Tetschner Kreis, leg. Zlik. — Bei Rox unterhalb der Tatra im Komitate Zips, leg. Pan- tocsek. S. eugadinus Rechb.! Im Thale Peru£ica dol unterhalb der Alpe Kom (Montenegro), leg. Pantocsek. S. erlmagellus Rehb.! Jam in Helvetia inventa species seliden- tum! —— Allinbreg unterhalb des Berges Jastrebica in der Bjela- gora (Hercegovina), leg. Pantocsek. S. fastigiatus Hochst. (als S. perennis L.). — Bei Nymburis, leg. VSetetka; Teplitz, leg. Winkler; Münchengrätz (gut bestimmt), leg. Sekera; bei Brünn, leg. Bayer; Lomnitz, leg. Pluskal. S. Jastrebicanus Rehb.! nov. spec.! e sphaerocephalorum familia. Unterhalb der Alpe Jastrebica im Thale Medovdol in der Bjelagora (Hercegovina). S. juvencus Rehb.! (als S. perennis L.) Bei Niemes, leg. Schauta. S. micromeroides Rchb.! (als annuus L.) Bei Helemba im Komi- tate Hont, leg. Pantocsek. 28. 29. S. montenegrinus Reichb.! nov. spec.! e setidentium fami- lia. Bei Bio&e, im Thale Virusadol unterhalb der Alpe Crna Pla- nina und bei Kov£ice unterhalb der Alpe Mali Durmitor (Monte- negro), leg. Pantorsek. S. neglectus Rochel! Banat! S. Pantocsekü Rehb.! nova spec. eximia! ex affinitate gypsophilanti e familia laricifoliorum. — Auf.den Al- penweiden Biele Carini nächst der Alpe Kom (Montenegro), leg. Pantocsek. S. perennis L.! (gut bestimmt!) Bei Brody in Galizien, leg. Kloeber. S. polychaitos Reichb.! (als $. annuus L.) Bei Teplitz, leg. Winkler. S. pseudovertieillatus Rehb.! — Syn. S. vertieillatus Tausch. — Weil er nie einen verticillus hat! Bei Prag. leg. Tausch.! S. Reichardti Rehb.! (als S. neglectus Rochl.?) Host’scher Garten, Wien, leg. Bayer. S. seticens Rehb.! als S. annuus L.) Namur. leg. Lebaclou. S. subuncinatus Rehb. (als S. annuus L.) Bei Tetschen, leg. Ma- linsky; im Tarathale unterhalb der Alpe Kom (Montenegro), leg. Pantocsek. S. Tabernemontani Rchb.! Icon. Kräuterbuch p. 1217! (als S. annuus) Bei Lomnitz in Mähren, leg. Pluskal. S. uneinatus Schur! — Auf der Gropäta in Siebenbürgen, leg. Csato. S. uncinellus Rehb.! spec. nov.! ad uncinatos familia, ra- mulosorum habitu p’ima memorabilis! Im Thale Virnsadol unterhalb der Alpe Crna Planina in Montenegro, leg. Pantocsek. S. unculatus Rchb.! Species nova! ex uncinatorum fa- milia, gracilium familiae habitum referens. — Bei Stav- niki (Montenegro), leg. Pantocsek. S. unguwieulatus Rehb.! der Krallentragende! Spec. nova maxime memorabilis! ex uncinatorum familia. Im Thale Virusadol unterhalb der Alpe Craa Planina (Montenegro), leg. Pantocsek. S. venustus Rehb.! (als S. intermedius Kit. bestimmt). Okrüffel, leg. C. B. Lehmann. S. verecundus Rehb.! (als S. annuus L.) Im Thale Baznita bei Lubochna im Komitate Liptau, leg. Pantocsek. Pressburg, Dezember 1873. 27 Kurzer Bericht über meine Reise nach Sizilien. Von P. Gabriel Strobl. Vor Allem muss ich Herrn Prof. Kerner meinen innigsten Dank abstalten, dass er durch seine Bemühung eine Reise, deren Plan erst am 18. Juni gefasst wurde, und zu der mir die Mittel fast gänzlich fehlten, ermöglichte, dann auch allen Abonnenten, die theils in Vor- hinein ihren "Betrag einsandten, theils durch Versprechen der Ab- nahme mir eine Anleihe g garanlirten. So mit dem Nöthigen versehen, verliess ich am 29. Juni Abends Innsbruck, erreichte am 30. Juni Neapel und von hier aus das nahe Castella mare. Am 4. Juli erstieg ich den Monte San Angelo, den höchsten Punkt des Busens von Neapel, 4690 Fuss. Die Flora war im Höhen- punkte ihrer Entwicklung, die Cerastien, Campanulaceen, Compositen und Papilionaceen noch in Blüthe, Vieles zugleich in Blüthe und Frucht. Ich war ganz entzückt sowohl über die Flora, als auch über die wundervolle Aussicht über die beiden Golfe von Neapel und Sa- lerno, zwischen denen der Monte 8. Angelo sich emporhebt. Am nächsten Tage fuhr ich zurück nach Neapel und mit obligater See- krankheit hinüber nach Palermo. Am 4. Juli besuchte ich auf Anrathen des allzeit dienstfertigen Prof. Todaro, Direktor des an Pracht der Bäume und Blumen viel- leicht unübertroffenen bot. Gartens, die Bucht von Mondello, westlich von Palerıno. Ich ging dahin nordwärts vom Monte Pellegrino stets dem Strande entlang, am Heimwege aber ging ich durch den königl. Park Favorita südöstlich vom Pellegrino, umkreiste also diesen von Göthe so hochgerühmten Felskoloss. Er ist jedoch herrlicher in Be- zug auf seine Form, als in Bezug auf seine Flora, denn ich hatte ihn als den am leichtesten erreichbaren Palermitaner Berg schon im Frühjahre und anno 1872 erstiegen, wurde aber niemals besonders befriedigt. Die Strandflora bot manche interessante Funde, im Ganzen aber war sie von der Sitrandflora Oesterreichs und Frankreichs wenig verschieden, das Meiste leider durch die sizilianische Sonne schon zum Verdorren gebracht. Am 7. reiste ich von Palermo ab zum Haupiziele meiner Wün- sche, nach Castelbuono nelle Madonie. Der Weg von Termini längs der Nordküste bis Cefalu zeigte fast nichts als verdorrte Compositen oder Stoppelfelder und liess mich Schlimmes befürchten, auch die hohen Nebroden liessen sich von der Ferne entsetzlich dürr und vergilbt an. Doch von Cefalu aufwärts wurde es allmälig etwas grüner, ich sam- melie schöne Phalaris-Arten, Bromus, Gaudinia, Gastridium elc., sogar noch blühende Rosen. In Castelbuono, einer Landstadt von ca. 13000 Einwohnern, schlug ich mein Standquartier auf und verblieb daselbst 35 Tage. Dr. Mina Palumbo, prakt. Arzt, Gründer des bei 50 Faszikeln umfassenden Herbars der Nebroden, unterstützte mich in Allem und Jedem, zeigte mir seine gesammelten Schätze, seine selbstverfassien Werke über seltene Pflanzen der Nebroden, über die 23 Vögel und Lepidopteren der Nebroden etc. Ihm gebührt ein grosser An- theil am Gelingen meiner Unternehmungen, da er ausserdem auch mit Empfehlungen an die Hirten der Nebroden und an Bürger der übri- gen die Nebroden umlagernden Ortschaften mich versorgte. Ich be- suchte vor Allem die zwei höchsten Punkte der Nebroden, Monte San Salvatore — Pizzo di Palermo 5930 Fuss und den fast gleich hohen Pizzo Antenna circa 5910 Fuss. Den dritten und fast ebenso hohen Pizzo delle Case oder, wie die Sizilianer sagen, Pizzu di lu casu, besuchte ich nicht, da er von Strauchwerk ganz entblösst und daher schon ganz verödet war, während an den zwei erstgenannten die Buche in Strauchform fast bis zur Spitze geht und die. Flora am Rande dieser oft fast undurchdringlichen Haine noch so ziem- lich konservirt, ja in einigen tieferen Gruben, den „Fosse di Pa- lermo,* sogar noch im ersten Stadium ihrer Blüthen war. Die höchste Spitze dieser Berge zeigte seltsamer Weise neben der Draba olym- pica Sibt. die Herniaria glabra und Veronica praecox. Noch be- rühmter als dıese Höhen ist der zweimal besuchte Monte Scalone, Standort des Linum punctatum Presl, der Iberis humilis Presl, Cine- raria nebrodensis, des Dianthus contractus Jan., Cirsium niveum (Presl), Saponaria depressa Biv. und vieler anderen seltenen Arten. Ueberhaupt ist das ganze Madonien-Nebrodengebirge klassischer Bo- den und wenn auch nicht immer einziger, so doch Originalstandort sehr vieler Arten Ueria’s, Jan’s, Bivona’s, Presl’s, Gussone’s, Held- reich’s und Parlatore’s. Höchst interessant war auch der Gang zum Passo dell Botte, einem kalten Gebirgsbache, den im Gegensatze zu der meist verdorrten Umgebung zahlreiche im schönsten Blatt- und Blüthenschmucke prangende Pflanzen umstanden, wie die riesige Ade- nostyles hybrida DC., Heracleum cordatum Presl, Physospermum acteaefolium Presl, Laserpitium siculum, Rosa nebrodensis, Lobelia Bivonae Tin., Anthemis montana L. u. s. w. Auch die Eichen und Kastanienwälder, die von der Buchenregion bis gegen Castelbuono herabreichen und grosse Strecken bedecken, boten noch manche gut erhaltene Pflanze, aber an den Waldblössen und auf entholzten Strecken fanden sich in Unzahl die für den Süden so charakteristischen Stech- und Distelpflanzen, besonders Cytisus infestus (Presl) und Centaurea Caleitrapa L. Ausser diesen Höhen und der dazwischen liegenden grü- nen Ebene Piano della Battaglia, deren Graswuchs ganz an unsere Wie- sen mahnt, besuchte ich noch die gerade über Castelbuono liegenden Felsabhänge Jucca di Cava, Passoscuro, Russelli und die hochberühm- ten Felsen des 2 Stunden entfernten Isnello, wo Dianthus siculus Presl, D. graminifolius Presl, Helichrysum sasxatile Mor., H. nebro- dense Heldr., Helianthemum Barrelieri Ten., Silene fruticosa L., Cirsium stellatum W., Genista ephedrioides DC., G. aristata Presl. etc. theils noch in Blüthe, theils in Frucht, leider aber gar Vieles auch schon vertrocknet stand. Ueberhaupt wurde es gegen die letzte Zeit meines Aufenthaltes immer öder rings um Gastelbuono, und selbst auf den Höhen vernichteten ausser Frau Sonne auch noch die zahl- reichen Schal- und Ziegenheerden alles Grüne mit Ausnahme der 29 giftigen Bonannia resinifera Gss. und Euphorbia Myrsinites L. Ich war nunmehr gezwungen, die systematisch bewässerten Stellen aul- zusuchen und durchforschte die Umgebung der Mühlen von Dule und die wasserreichen Haselnusspflanzungen von Polizzi. An diesen schattigen und immerfort durchnässten Lokalitäten scheint die Sonne fast machtlos zu sein, und ich fand selbst noch am 1. und 2. August das Meiste grünend, allerdings vielfach nur Gemeines und Unkräuler. So war die den Nebroden bestimmte Zeit verflossen, und ich nahm Abschied von dem liebenswürdigsten aller Sizilianer, von Dr. Mina Palumbo. Ueber öde Hölien und durch eben so öde Thäler erreichte ich Gangi, Leonforte und von da per Eisenbahn Catania. Am nächsten Tag ritt ich hinauf durch die entsetzlich öd gewor- dene regione piemontese des Eina nach Nicolosi zum wohlbekannten Dr. Gemellaro, dem leider schon alt und schwach gewordenen „Wäüch- ter am Eina.“ Nicolosi liegt schon über 2000 Fuss, und ein wenig höher beginnt die zweite Region des Eina, die regione boscosa. Mein erster Gang galt der Serra” pizzuta, einem dichten Kastanienwalde, dessen Flora aber unter dem Gefrierpunkte steht, fast nichts als Fe- stuca elatior. Als neu für Sizilien entdeckte ich hier die Pimpinella anisoides Berl., auch die schon voriges Jahr gesammelte Calamintha aetnensis mihi fand ich hier und allerwärts in der Waldregion in Massen. Sie verbindet den Wuchs und die Perennität der alpina mit den Blüthen der Acynos und wurde daher von Gussone als Acynos, von Bertoloni fl. it. aber als alpina bestimmt. Der zweite Ausflug galt der 10'171 Fuss hohen Spitze. ich verwendete einen Tag zum Hin- und einen zum Rückgange. Die Waldregion — 6500 Fuss war noch ziemlich verödet, von meinem im April hier in Massen gesammelten Scleranthus aetnensis sah ich keine Spur mehr, ebenso von Alyssum compactum Nol., Taraxacum glaucescens MB., Viola aetnensis Ratf. etc. Nur die gemeine Pteris aquilina stand üppig unter den Kasta- nien und Eichen (Quercus apennina Lam., Ilex L. und congesta Presl). Ueber der Waldregion wurde es allmalig grüner und zwischen 7000 und 8000 Fuss stand ich im üppigsten Blumenflor, ja nur mit Mühe konnte ich die nöthigen Früchte erhaschen, selbst diese oft nicht. Da stand Tanacetum vulgare v. aelnicum Heldr., Senecio aetnensis, S. incisus Presl, Rumex aetnensis Presl, Anthemis aetnensis, (era- stium aetnaeum Jan., Robertia taraxacoides, Juniperus hemisphae- rica, Berberis aeinensis und noch andere leider nur mehr wenige Arten; denn der Aetna ist in der Hochregion ausserordentlich arten- arm, aber noch immerhin etwas reicher als der gleichhohe Pic von Teneriffa. Allmälig blieben die Genannten zurück, zuerst die Sträu- che, daun der kugellörmige Polster bildende Asfragalus siculus, zu- letzt auch Scleranthus marginatus Guss. v. aetnicola mihi, Anthemis aelnensis, Senecio aelnensis und Rumex aetnensis. Ich stand da in einer trostlosen, ungeheuren Wüste von schwarzen Lavablöcken und feinem Lavasande von 8500—10.171 Fuss! Doch wo Flora endet, bietet Pluto seine allerdings grausigen Reize auf, und der Abblick in den ewig brodelnden Kessel, der beim Volke casa di diavolo heisst, 30 das Schreiten über die unheimlich gelbgrünen Schwefelnecke, vor Allem aber die auch nur durch Pluto’s einstmalige Kraftanstrengung möglich gewordene, fast einzig dastehende Rundschau über ganz Tri- nacria und das unermessliche Meer entschädigt überreich für Flora’s sprödes Zurückweichen. Nach dem Krater der Spitze ist der grausigste Ort unstreitig das Val di Bove, ein wüster Schlund von 1 Meile Breite, auf 3 Sei- ten von hohen Lavafelsen umrungen, fast die ganze Oberfläche von schwarzen Lavaströmen übergossen, ein wahres Thal des Todes. Ich stieg hinein von der Ostseite, von Zaffarana aus, aber der Botaniker kam schlimm weg; nur an den Rändern boten sich mir einige Pflan- zen, wie Sorbus praemorsa Guss., Hieracium cerinitum Sibth., Poly- podium vulgare var. ovatum Tod., Luzula sicula Parl., die aber = L. Sieber: Tausch ist, und einige andere. Endlich wollte ich auch einen der so gepriesenen Eichenwälder des Aetna schauen und ging auf die Nordosiseite desselben in den Bosco Cerrita. Eine eigenthümliche Abart der Zerreiche, die Quercus Haliphleos Lam. mit tief fiedertheiligen Blättern bildet den Hauptbe- standtheil, ausserdem 0. congesta Presl, höher oben die stattliche Pinus nigricans Host., die weissrindige Betula aetnensis Raf., die aber nach Kerner — B. verrucosa Ehrh. ist, und endlich Fagus sil- vatica. Auch hier ist die Flora nur an Waldlichtungen etwas inter- essanter, besonders Adenocarpus Bivonü Presl, im Waldschatten aber wieder fast nur Festuca elatior, unter den Buchen stellenweise gar nichts als abgefallenes Laub. Wo die Wälder enden, beginnen wieder die Pölster von Astragalus siculus, Cerastium aetnaeum U. S. W., also ganz dieselbe Flora wie im Südosten, nur noch bedeutend artenärmer. So waren meine Exkursionen beendet, und ich kehrte nach Catania zurück, um das Universitätsberbar und die Aetnaliteratur zu studiren, worauf ich über Messina und Neapel wieder heimwärts eilte. Nächstes Jahr im März und April werde ich wieder Aetna und Nebroden bereisen, um besonders die Fussflora dieser klassischen Gebirge zu untersuchen, und so meine in Angriff genommene Flora des Aeina und der Nebroden zu vollenden Theilnehmer an meiner Ausbeute wollen sich bis Ende Februar melden, meine Adresse und die Bedingungen zur Theilnahme sind dieselben wie im Junihefle 1873 Innsbruck, 3. Dezember 1873. 31 Nachträge zur Flora des Illgebietes von Vorarlberg. Von Dr. Heinrich Kemp S. J (Fortsetzung.) Campanula pusilla Haenke. Am illufer bei Feldkirch nicht selten ; auf allen Kalkalpen gemein. 1.2.3. ** C. rotundifolia L. Gemein in den Niederungen. 1. ** c. Scheuchzeri Vill. Fast gemein aul' den mitllern und höhern Alpen. Da, Hr C. rapunculoides L. Häufig in den Niederungen: Felsenau, Tosters Biel. 5 C. Trachelium L. Gemein bis in die untern Alpen. 1.2. ** C. patulaL. Fas! gemein in den Niederungen: Tisis, Tosters etc. en C. persieifolia L. Häufig ebendort: Steinwald, Margarethenkopf etc. 4.4* ©. thyrsoidea L. Selten: Saminajoch, Arlberg an der Sirasse. 2.3. in ©. glomerata L. Gemein bis in die Alpen. 1.2. ** C. barbata L. Häufig auf den miitlern und höhern Alpen: Aelple, Drei Schwestern, Saminathal ete.; zuweilen in’s !llthal herabstei- gend: Maria-Ebene. 1.2. ** Vaccineae. Vaccinium Myrtillus L. Sehr häufig bis in die Alpen. 1.2. V. Vitis Idaea L. Steinwald (1500), Drei Schwestern, Gallina etc. RE Pal V. uliginosum L. Häufig auf den miltlern und höhern Alpen: Hoch Gerach, Hoher Fiaassen, Arlberg etc. 2.3. ** V. Oxycoccos L. Selten: Im östlichen Winkel der Galgenwiese bei Feldkirch. 1. ** Ericineae. Arctostaphylos officinalis Wimm. et Grab. Selten aufKalk: am Salerul im Gampertonihal; häufig auf dem Urgebirge des Rhätikon und Arlberg. 3. * Calluna vulgaris Salisb. Gemein bis in die Alpen. 1.2. ** Erica carnea L. Im untern Gebiet gemein bis in die Alpen. 1. 2. * zalea procumbens L. Oberes Samina- und Gampertonihal; oberes Garneratlial, Arlberg vom Wege gegen die Schindlerspitz. Page Hüad Rhododendron ferrugineum L. Selten auf Kalk, ist es gemein auf Urgestein, die für Kalkgebirge gemeine Form hirsutum L. dort vertrelend. R. intermedium Tausch. Häufig unter ersteren. (Vergl. Kerner: Kultur der Alpenpflanzen.) 2.3. * Pyrolaceae. Pyrola rotundifolia L. Gemein bis in die miltlern Alpen. 1.2. ° P. chlorantha Schwartz. Selten: im Walde zwischen Feldkirch. und Rankweil. 1. ** P. minor L. Nicht häufig: Maria-Ebene, Göfiser Wald. 1. ** P. secunda L. Gemein vom Thal bis in die Alpen. 1.2. ** Le 32 P. uniflora L. Nur einmal am Wege von Brand zum Lüner See ge- Mn de funden. 2. ** Monotropeae. Monotropa hypopitys L. Haus, | ‚m Walde von Göfis und Rankweil; vielfach als var. glabra. 1. Aquifoliaceae. Ilex Aquifolium L. Sehr häufig in den Wäldern des untern Gebietes. la er Oleaceae. Ligustrum vulgare L. Gemein in den Niederungen. 1. ** Fraxinus excelsior L. Häufig an den Abhängen bis in die grössern Alpenthäler. 1, 2. ** (Fortsetzung folgt.) uch a Correspondenz. Sexten in Tirol, am 18. Dezember 1873. Thomas Pichler kehrte glücklich von seiner Reise nach Klein- asien und Griechenland zurück und kann von seinen Sammlungen, die ich zu bewundern Gelegenheit halle, noch einige Centurien a 12 fl. abgeben. Er brachte auch eine Menge Samen mit. Darauf Reflektirende wollen sich direkt an Th. Pichler, Botaniker in Lienz, Tirol, wenden. Den Bericht über unsere Reise in die venezianischen Alpen werde ich später bringen und erwähne hier, dass mehrere Novitäten aufgebracht werden konnten, worunter ich jetzt nur er- wähne: Thlaspi Kerneri und Ranunculus polymorphus H. et P. R. Huter. Breslau, den 5. Dezember 1872 Nicht eine einfache Centurie, wie in meiner Besprechung von F. Schultz’s Herbarium normale irrthümlich mitgetheilt wurde, son- dern die betreffende Doppelcenturie gibt der Herausgeber als Aequi- valent für je 10 ihm für diese Sammlung gelieferte Spezies. F. Winter, der inzwischen Weissenburg verlassen hal, ist von der Mitherausgabe der Kollektion zurückgetreten, welche nunmehr wieder von F. Schultz allein edirt wird. — Die schlesische Flora ist im Verlaufe des letzten Jahres wieder um einige Arten bereichert worden. Orobanche pro- cera Koch (Orob. Cirsi Fr.) im Reussendorfer Forst bei Landshut auf Cirsium palustre von Höger gefunden. Fumaria acrocarpa Pe- termann (= Fumaria Schleicheri Soyer-Willem. teste Haussknecht), in der centralschlesischen Ackerebene südwärts von Breslau schon früher beobachtet, aber anfänglich mit der dort, wie es scheint, weit selteneren F. Vaillantii verwechselt, später aber für F. Wirtgeni Koch gehalten, welche nach Haussknecht davon verschieden ist und als Varielat zu F. officinalis gehört, übrigens aber auch um Breslau vorkommt. Fumaria acrocarpa wurde bisher beobachtet um Bres- lau bei Magnitz!! Koberwitz (Uechtritz, Engler), Wirrwitz (Heiden- 33 reich); ausserdem Oppeln von Grabowski und später auch von mir gefunden, aber nicht von der dort sehr häufigen F. Vaillantü unter- schieden und erst von Haussknecht richtig erkannt. — Stellaria crassi- folia Ehrh., Primkenauer Bruch bei Quaritz zwischen Gr. Glogau und Sprottau (Lothar Becker); Hieracium argutidens Nägeli Költschen- berg: F. Peck), Ranunculus radians Revel. (R. tridrophyllus ß. ano- malus Godron) Krittern bei Breslau!!, Falkenberg in ©. S. (J. Plosel), Libanotis montana var. L. sibirica C. A. Meyer auf den Dolomit- hügeln zwischen Imielin und Dzieckowitz bei Myslowitz (Fritze), zu- gleich mit Uebergängen zur Grundform. — Endlich ist auch, wie mir vor Kurzem mitgetheilt wurde, ein sicherer Standort für das inner- halb der eigentlichen Gebietsgrenze noch nicht gefundene Scolopen- drium vulgare Sm. gewonnen und zwar im Queisthale oberhalb Grei- fenberg, von wo lebende Stöcke an den hiesigen botanischen Garten eingesendet wurden. — Das erst einmal in den Sudeten und zwar von Ritschl auf den Saalwiesen bei Landeck beobachtete Hieracium aurantiacum X Pilosella wurde nun auch in zwei sehr ausgeprägten Individuen in der Kesselgrube des Riesengebirges von Trautmann aufgefunden, und Fick entdeckte einen neuen, hart an der böhmi- schen Grenze gelegenen Standort von Salix myrtilloides L. und S. aurita>< myrtilloides Wimm. rechts vom Wege von Friedland nach Merkelsdorf, in der Richtung auf die Rosenberge zu. Hieracium ri- phaeum m. wurde von Zimmermann im Melzergrunde beobachtet, aber auch auf dem schlesischen Abhange des Riesengebirges. R. v. Uechtritz. Personalnotizen. — August Em. Ritter von Reuss, Professor der Mineralo- gie an der Universität Wien, ist am 26. November, 64 Jahre alt, nach einem längeren Brustleiden gestorben. Durch seinen Tod verliert die Wissenschaft einen ebenso grossen Förderer ihrer Interessen, als wie die ihm näher Gestandenen, den wohlwollendsten und mittheilsamsten Freund zu betrauern haben. R. erwarb sich in Folge seiner minera- logischen, namentlich paläontologischen Forschungen einen glänzen- den Ruf unter den wissenschaftlichen Zeitgenossen; minder bekannt blieb seine Thätigkeit als Botaniker, die sich hauptsächlich in den letzten Jahren seines Lebens zu einer solchen Lieblingsbeschäftigung steigerle, dass er im Vereine mit seinen beiden Söhnen ein Herba- rium der europäischen Flora zusammenbrachte, welches unter allen derzeit bestehenden Privatsammlungen des Kontinents wohl den ersten Rang einnehmen dürfte. — Dr. Jul. Aug. Tauscher in Ercsi, wurde von der Komi- tats-Versammlung in Anerkennung seines Wirkens als Arzt während der Choleraepidemie, zum Komitats-Oberphysikus erwählt. Unbescha- det dieser seiner ärztlichen Thätigkeit wusste er die Zeit so gut zu verwerthen, dass er im vergangenen Sommer über 12.000 Pflanzen- exemplare sammeln und an seine Korrespondenten versenden konnte. Oesterr. botan. Zeitschrift. 1. Heft. 1874. 3 34 — William Jameson, Professor der Botanik in Quito, ist daselbst am 29. Juni gestorben. — Dr. Hubert Leitgeb, Professor der Botanik in Graz wurde von der kais. L. C. Akademie der Naturforscher als Mitglied aufge- nommen. Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissenscha f- ten am 23. Oltober überreichte Dr. J. Peyritsch eine Abhandlung, betitelt: „Beiträge zur Kenntniss der Laboulbenien.* Der Verfasser schildert in derselben das Vorkommen und die Entwicklungsgeschichte dieser parasilischen Pilze. Bisher waren nur fünf Arten von Laboulbenien bekannt, von welchen drei auf Käfern beobachtet wurden. Es wurden neue Arten auf Laufkäfern, Staphylinen und Wasserkäfern aufgefun- den. Durch die Entwicklungsgeschichte, zumal den Befruchtungs- vorgang, schliessen sich die Laboulbenien den übrigen Ascomyceten an; die Befruchtung erfolgt durch Kontakt von zarten, fadenartigen Organen, nämlich von Pollinodien und Trichogyne. Die Pollinodien entwickeln sich an dem terminalen Theile der jugendlichen Pflanze auf eigenthümlichen, für die Art charakteristisch geformten Trägern; die Trichogyne endigt die Fruchtkörperanlage. Letztere ist bei eini- gen Arten ein mehrgliedriger zarter Faden, bei Laboulbenia muscae hingegen nur einzellig; bei allen Arten wird sie nach der Befruch- - tung abgeworfen. Erst nach der Befruchtung entwickelt sich der Fruchtkörper, welcher mit einem apicalen Porus sich öffnet und die Sporen entlässt. Diese entstehen in Ausstülpungen einer (oder meh- rerer?) Zelle einer Zellenreihe, deren oberes Ende früher die Tri- chogyne bildete. Gestaltung und Insertion des Pollinodträgers und seiner Anhangsgebilde, die Form des Mundbesatzes des Fruchtkörpers bieten die wichtigsten Merkmale zur Unterscheidung der Formen die- ser kleinen Pilzgruppe. —ae so 2.2 — Literarisches. — Eine „Enumeratio plantarum Hercegovinae et Montenegro* von Dr. Pantocsek wird demnächst als Beigabe zu dem Jahrbuche des naturhistorischen Vereines in Pressburg erscheinen. — Von De Candolle’s Prodromus ist der 17. und letzte Band erschienen. — I 0 — Sammlungen. — Die botanischen Sammlungen und die Bibliothek des ver- storbenen Bouget hat die Universität Heidelberg um 2500 fl. angekauft. _ Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Brandmayer mil Pflanzen aus Niederösterreich, Kärnten und Tirol. — Von Herrn Dr. Tauscher mit Pfl. aus Ungarnı. — Von Herrn Matz mit Pfl. aus Niederösterreich. — Von Herrn Eysn mit Pfl. aus Salzburg. — Von Herrn Dr. Rauscher mit Pfl. aus Oberösterreich. — Von Herrn P. Strobl mit Pfl. aus Tirol und Italien. Sendungen sind abgegangen an die Herren: Dr. Bremer, Machaneck, Uechtritz, Hohmayer und Vierhapper. Aus Schweden und Norwegen: Nostoc Zetterstedtü, Am- phoridium Mongeotü, Dieranum flayellare, Fontinalis dalecarlica, F. gracilis, Hookeria lucens, Hylocomium brevirostre, Hypnum Lind- bergiü, H.rivulare, Jungermannia catenulata, J. saxwicola, J. Taylori, Lejeunia serpyllifolia, Leskea paludosa, Madotheca rivularis, Mnium cinclidioides, Pterogonium gracile, Sarcoscyphus Funckiü, Sphagnum molluscum, S. rubellum, Webera annotina, eingesendet von Dr. Scheutz. Aus Niederösterreich: Crepis aurea, Helleborus niger, Hesperis tristis, Ononis repens, Thlaspi alpinum, Viola alpina. Aus Kärnten: Spiraea decumbens. Aus Tirol: Campanula spicata, Phyteuma comosum u. A. eing. von Brandmayer. Aus der Flora von Salzburg: Achilles atrata, A. Clavennae, Androsace Chamaejasme, Arabis alpina, Aronia rotundifolia, Biscu- tella laevigata, Campanula barbata, C. Scheuchzeri, Dentaria ennea- phyllos, Dryas octopetala, Erigeron alpinum, E. glabratum, Euphorbia alpigena, Gypsophila repens, Hieracium Jacquini, Hippocrepis comosa, Hutchinsia alpina, Kernera sawatilis, Laserpitium latifolium, Pin- guicula alpina, Primula Auricula, Rhododendron Chamaecistus, Rosa pomifera, Selaginella spinulosa, Soldanella alpina, Thlaspi alliaceum, Vieia sylvatica u. A. eingesendet von Eysn. Obige Arten können im Tausche, oder käuflich die Centurie zu 6 fl. abgegeben werden. Einladung zur Pränumeration auf den XXIV. Jahrgang (1874) der Vesterreichischen Botanischen Zeitschrift. (Öesterr. bolan. Wochenblatt.) Auf die „Oesterreichische botanische Zeitschrift,“ welche von dem hohen k. k. österreichischen und dem hohen k. ungarischen Ministerium für Kultus und Unterricht den Mittelschulen empfohlen wurde, pränumerirt man mit $fl.ö.W. (5 Rthlr. 10 Ngr.) auf den ganzen Jahrgang oder mit 4 fl. ö. W. (2 Thlr. 20 Ngr.) auf einen Semester und zwar auf Exemplare, die frei durch die Post bezogen werden sollen, nur bei der Redaktion: Wien, Neumann- gasse Nr. 7. IK 36 Alle Buchhandlungen des In- und Auslandes nehmen ebenfalls Pränumerationen an. Die Versendung an die Buchhandlungen hat die Verlagshandlung C. Gerold’s Sohn in Wien übernommen. Von den bereits erschienenen Jahrgängen können noch voll- ständige Exemplare gegen nachfolgende Preise bezogen werden: 1. Jahrgang 4 fl. (2 Thlr. 20 Ngr.) — 2. und 3. Jahrgang zu 1 fl. (20 Ngr.) — 8. bis 21. Jahrgang zu 3 fl. (2 Thlr.) — 22. Jahrgang 5 fl. (3 Thilr. 10 Ngr.) — 23. Jahrgang 8 fl. (5 Thilr. 10 Ngr.) Bei Abnahme sämmtlicher Jahrgänge von der Redaktion, 20 Procent Nachlass. Dr. Alexander Skofitz, Wieden, Neumanngasse Nr. 7. Inserate. In J. U. Kern’s Verlag (Marttieller) in Breslau ist soeben erschienen: Die Pilze Norddeutschlands, mil besonderer Berücksichtigung Schlesiens. Von Otto Weberbauer. Heft I. Mit 6 nach der Natur gezeichneten kolorirten Tafeln. Gross-(uerfolio, in Mappe. Preis: # Thlr. Verkäufliches Herbar. Der Unterzeichnete — im Besitze zweier Herbare — wünscht das Eine davon billig zu verkaufen. Das Herbar enthält 5600 Pflanzenspezies, wovon 5400 Phanerogamen, die einzelnen Spezies meist von mehreren Standorten. Die Pflanzen, darunter viele spanische, französische, schwedische, sowie englische, belgische und russische, liegen auf feinem weissen Papier, ®/, der- selben mit Papierstreifchen nett angeheftet. Die Pflanzen sind untergebracht in 36 starken Fascikeln, deren Decke mit grüner Leinwand überzogen und mit Goldschrift versehen sind. Ein Catalog liegt bei. ” Der Preis des Herbars ist loco Baden, Nied.-Oesterr. auf 500 fl. OÖ. W. angesetzt, durch Unterhandlung könnte auch ein etwas minderer Preis ver- einbart werden. Darauf Reflektirende wollen sich wegen Anfragen an den Herrn Dr. Skofitz, Herausgeber dieser Zeitschrift, Wieden, Neumanngasse 7, oder direkte an den Unterzeichneten wenden. Jos. A. Krenberger, Wien, Bräunerstrasse Nr. 9. 3. Stock. Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von O,. Gerold’s Sohn, Druck und Papier der ©. Ueberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer). Vesterreichische Botanische Zeitschrift. Gemeinnütziges Organ für Die österreichische Ezemplare tanische Zeitschrift . - diefreidureh die Post be- u erseleinr Bota nik und Botaniker, zogen werdensollen, sind den Ersten jeden Monats, bios bei der Redaktion Man pränumerirt auf selbe (Wieden, Neumang. Nr. 7) „pränumerirt auf selbe Gärtner, Qekonomen, Forsimänner, Aerzle, "zu pranumeriren. 6 Thir. 10 Ngr.) £ Im Wege des ganzjährig. oder mit ! rap ehnık Buchhandels übernimmt 411. 5.W.|2 Thlr.20 Ng.) Apotheker un Tr hniker. Pränumeration halbjährig. €. Gerold's Sohn Inserate in Wien, die ranze Petitzeile N: 2 so wie alle übrigen 15 kr. öst. W. rs - Buchhandlungen, XXIV. Jahrgang. WIEN, Februar 1874. INHALT: Aufbau des Trifolium. Von Dr. Celakovsky. — Vegetationsverbältnisse. VonDr. Kerner. — Zur Kenntniss der Ranunculaceen, Von Val de Lievre. — Seirpus supinus. Von Bochkoltz. — Scleranthus-Arten. Von Ho luby. - Zur Flora des Illgebietes. Von Dr. Kemp, (Fortsetzung.) — J. Dorner. Von Grundl. — Literaturberichte. Von J. W., Dr. Kerner. — Correspondenz. Von Wiesbauer, Winkler, Mayer. — Personalnotizen. — Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — Literarisches. — — Botanischer Tauschverein. — Berichtigung. Veber den Aufbau der Gattung Trifolium. Von Dr. Lad. Celakovsky. Bei einer vorgenommenen Durcharbeitung der Gattung, soweit sie durch das mir zu “ebote stehende Material ermöglicht war, fand sich, dass die bisherige Behandlung und Eintheilung der umfangreichen Gattung Trifolium, wie sie am besten Presl und Koch geliefert haben, im Hinblick auf die Gesammtheit der Arten noch nicht genügt, dass die bisher üblichen Sektionen noch vermehrt, theilweise anders gefasst und durch Beachtung aller morphologisch wichtigen Charaktere ge- nauer bestimmt werden müssen. Zur besseren Orienlirung übersehen wir zuerst das, was bisher im wissenschaitlichen Aufbau der Gattung geleistet worden ist. Linne theilte die Arten in seinen Species plantarum (nach Aus- schluss von Melilotus) in 4 Gruppen: i. Trifolia Lotoidea leguminibus polyspermis, 2. T. Lagopoda calycibus villosis, 3. T. Vesicaria caly- cibus inflatis ventricosis, 4. T. Lupulina vexillis corollae inflexis. Savi benülzte bereits (Observationes 1810) das Vorhandensein und den Mangel der Brakteen zur Entheilung und unterschied Bracteata und Ebracteata; die sonstige weitere Einiheilung nach Eigenschaften des Kelches war minder glücklich. Seringe stellte dann in De Can- Oesterr. botan. Zeitschrift. 2. Heft. 1874. 4 38 dolle's Prodromus (1825) 7 Sektionen auf, von denen drei, Trifolia- strum, Vesicastrum und Chronosemium im Wesentlichen den Linne’- schen Gruppen Lotoidea, Vesicaria und Lupulina entsprechen, während die Lagopoda Linne’s in 3 Sektionen: Jagopus spieis oblongis, Phle- astrum spicis ovato-conicis und Eutriphyllum capitulis ovatis unglück- lich genug abgetheilt sind und die Seition Lupinaster von den Lotoideis abgezweigt worden ist. Nur Trifoliastrum und Chronosemium sind (nach Ausschluss und respektive Einbeziehung weniger Arten) als natürliche Gruppen brauchbar, Vesicastrum und Lupinaster ent- halten sehr Heterogenes, die übrigen drei Gruppen waren aber so schwach, dass sie bei dem nächsten ernstlichen Versuche wieder zusammengezogen werden mussten. Reichenbach freilich (Flora ex- cursoria 1830) behielt sie nicht nur bei, obwohl er sie anders und zwar meist nach der Form der Kelchzähne abgränzte, sondern bildete noch eine vierte, ebenso unhaltbare, Brachydontium, dazu. Der Sektion Chronosemium gab er den Namen Lotophyllum, was darum zu erwähnen ist, weil als Jahr der Publikation desselben durch einen Druckfehler 1824 statt 1827 (lconographia exotica) citirk wurde, was manche Autoren bewog, Reichenbach's Namen dem von Seringe der vermeintlichen Priorität nach vorzuziehen. Die wichtigste Arbeit über die systematische Eintheilung von Trifolium gab dann 1832 in den Symbolae botanicae C. B. Presl, worin er 9 Sektionen aufstellte, die er freilich unnöthiger Weise als Gattungen behandelte. Als Sektionen fanden die von Presl neu aufgestellten Gruppen, obwohl noch nicht durchaus tadellos umgränzi und definirt, nämlich Paramesus, Mistylus, Galearia und Calycomorphum allgemeine Anerkennung, nur eine, Micranthemum, musste, als zu schwach begründet, wieder mit Trifolia- strum (Presl’s Amoria) zusammenfliessen. Die unhaltbaren drei Sektionen von Seringe fasste bereits Presl wieder unter Trifolium zusammen. In der Flora boreali-americana bildete 1833 Hooker eine neue Sektion Involucrarium (besser Involucraria), welche auch vorzugsweise aus amerikanischen Arten besteht, deren einige bei Seringe und Presl unter dem allzuweit aufgefassten Lupinaster standen, obwohl auch die europäische Gruppe Paramesus Presl mit ihr ver- bunden werden muss, wie ich zeigen werde. Koch erhielt (Synopsis 1837), ohne Presl’s Arbeit zu kennen, als Resultat fast dieselben Sektionen, gab aber bessere Charakteristiken und theilweise andere Namen (Lagopus, Vesicastrum, Fragifera, Trichocephalum). Die Presl’sche Gattung Trifolium, d. h. Koch’s Abtheilung Lagopus zer- legte Godron (Flore de France 1848) abermals in 2 Sektionen, Eutriphyllum und Lagopodium, erstere mit terminalen, letztere mit lateralen Köpfchen, was auf den ersten Blick Beifall finden könnte, aber bei näherer Betrachtung unzulässig erscheint, worüber später mehr. Schliesslich fügte Bertoloni (Flora italica 1850) den Gruppen von Seringe und Presl, denen er meist neue Namen gab und die er öfter durch nicht hingehörende Arten entstellte, noch eine neue zehnte Sektion, auf Trifolium uniflorum L. gegründet, hinzu, welche er ungebührlich Zupinaster nannte, während er der Sektion Lupinaster 39 Mönch, Presl, Koch den Namen Glyeyrrhizum gab. Der Verfasser gegenwärtigen Aufsatzes sieht sich genöthigt, T. uniflorum ebenfalls als Typus einer besonderen Sektion anzusehen, dieselbe aber besser, als Bertoloni gethan, zu charakterisiren und Cryptosciadium zu be- nennen, und ausserdem zwei neue Sektionen, Hemiphysa und Steno- semium einzuführen. Diese drei neuen Sektionen sollen im Vorhinein verantwortet werden. Sie sind nämlich hauptsächlich auf den Bau der Corolle gegründet, deren Fahne entweder ganz frei oder mit der Phalanx der übrigen stets mehr oder weniger verbundenen Blumen- blätter unterwärts zu einer Röhre verwachsen sein kann (Corolla eleutherosemia et gamosemia). T. uniflorum ist nämlich ausgezeichnet gamosemial, während die Gruppe Trifoliastrum (zu der Boissier die Art mit mehr Recht als Seringe und Presl zu T. lupinaster rechnet) vollkommen oder doch fast eleutherosemial ist. Hemiphysa und Stenosemium unterscheiden sich wieder durch ganz freie Fahnen von den gamosemialen Sektionen Galearia und Lagopus, von denen sie abgeirennt worden sind. Presl und neuestens auch Boissier (in Flora orientalis) haben zwar den zweifachen Corollenbau als Sektionsmerkmal immer berücksichtigt, allein gerade in der Angabe desselben manche Fehler begangen und die Arten, welche den neu abgetrennten Gruppen zu Grunde liegen, offenbar hierauf nicht untersucht, weil dieselben den von ihnen gegebenen Sektionscharakteren widersprechen. Es frägt sich nun, ob auf den besprochenen Bau der Corolle wirklich natürliche Gruppen gebildet werden können, ob es ein hinreichend wichtiges und für nahe verwandte Formen konstantes Merkmal abgibt. Man könnte namentlich einwenden, dass in den Sektionen Trifoliastrum und Chronosemium Arten mit völlig freier und mit kurz angewachsener Fahne vorkommen. Diess erklärt sich aber daraus, dass diess, wie man wohl annehmen darf, die bildungsfähigen Anfangstypen sind, von denen aus die Bildung der übrigen Sektionen ausgegangen ist, daher in den ersten, untersten Gruppen die Verwachsung der Fahne hin und wieder ihren Anfang nimmt. In jenen Sektionen, welche man als die nach gewissen Richtungen weiter fortgeschrittenen Bildungen betrachten kann, finden wir dann nur freie oder nur röhrig beträcht- lich verwachsene Fahnen der Corolle vor, und es ist der Corollenbau auch immer an andere Eigenthümlichkeiten gebunden, durch welche die nach der Corolle verschiedenen Sektionen auch anderweitig als gute natürliche Gruppen sich darstellen. Das gilt auch von den hier neu abgezweigten kleinen Gruppen. Cryptosciadium zeichnet sich nebenbei noch durch die nach der Blüthe spiralig eingerollten langen Blüthenstiele und langröhrigen Kelche aus, Hemiphysa durch die freien äusseren Blüthendeckblätter, die bei Galearia zu einer Hülle verwachsen sind, und Stenosemium durch zur Fruchtzeit häutig metamorphosirte und etwas aufgeblasene Kelche vor Lagopus. Ich gebe nunmehr die Gliederung der ganzen Gattung im Zu- sammenhange. 4 * 40 Genus Trifolium L. em. (part.) Sectiones: A) Deckblätter entwickelt. Kelch gleichmässig (nicht einseitig aufgeblasen). a) Aeusserste Deckblätter nicht verwachsen. «) Blumenblätter kurz benagelt, Fahne mit den übrigen Blumen- blättern gar nicht oder nur im unteren Theile kurz verwachsen. i. Chronosemium Ser. (Amarenus Presi), Lotophylium Rehb.) Blüthenstände deutlich blattwinkelständig, gestielt. Blüthen länger oder kürzer geslielt, von einander ziemlich entfernt. Deekblälter sehr kurz, Ispitzig, an den Rändern mit gefärbten Wimpern pinselartig besetzt. Kelche klein, önervig (ohne Commissura alrippen), Zähne gleich oder die 2 oberen kürzer. Blumenkrone gelb, selten roth, nach dem Ver- blühen trockenhäultig, rauschend. Fahne breit, zum Grunde mässig verschmälert, frei oder mit dem kurzen Nagel angewachsen. Hülse geslielt, isamig, aus dem Kelche hervorragend. Hieher: T. aureum Pollich (T. agrarium L. part. et Autt.), T. agrarium (L.) Pollich, T. procumbens (L.) Pollich, T. filiforme L. (micranthum \Vis.), T. badium Schreb., T. speciosum Willd. etc. Presl gibt, wie auch schon Reichenbach, die Blumenblätter sämmtlich frei an, was unrichtig ist. Bei allen Trifolien sind die Flügel mit dem Kiele mehr weniger verwachsen, und ist auch die Phalanx der Staubgefässe wenigstens mit dem unteren Theile denselben an- gewac hsen. Nach Boissier wäre die Fahne ganz frei, was jedoch nur von wenigen Arten gilt, bei den meisten wächst sie bereits mit ihrer Basis etwas an, am beträchtlichsten bei T. speciosum. Was den ge- stielten Fruchtknoten betrifft, so wäre sowohl hier wie in anderen Sektionen der Ausdruck Stiel unrichtig, wenn darunter eine Verlän- gerung des Blüthenbodens verstanden wird. Eine solche ist hier nicht vorhanden, sondern der Stiel ist der sehr verschmälerte untere Theil des Fruchtknotens selbst, denn die samenbergende Höhlung desselben setzt sich mit einem feinen Kanal in den Stiel hinab fort. Dieser Stiel würde also etwa dem Blattstiele der Carpelle entsprechen. Reichenbach scheint zuerst diesen Stiel für die Sektion hervorgehoben zu haben, nur glaubte er irrthümlich, dass er nur in dieser Sektion vorkomme. 2. Trifoliastrum Ser. (excl. spee.) (Amoria et Mieranthemum Presl). Blüthenstände deutlich blattwinkelständig, gestielt oder sitzend, mit kürzer oder länger gestielten Blüthen. Deckblätter Ispitzig oder häufig 2spitzig, einfach gewimpert. Kelch nicht aufgeblasen, meist 10rippig (mit Commissuralrippen) oder selbst 20rippig, selten 5rippig, ohne Commissuralrippen. Krone weiss oder roth, zur Blüthezeit kraulig, nachher trockenhäutig, rauschend; die Fahne mit kurzem breitem Nagel, ganz frei oder den übrigen Blumenblättern am Grunde ein 1) Presl sagt: nomen a persistentia petalorum desumtum, folglich ist der Name von ’aueoeivo schlecht gebildet und sollte Amarantus heissen. Wittstein leitet dagegen ab von ’auce«, Kanal, Wasserleitung!! 41 wenig angewachsen. Hülse 2—6samig, ungeschnäbelt, vorragend, seltener in Kelche eingeschlossen, sitzend, selten gestielt. Als Untergruppen lassen sich folgende annehmen: a) Fruchtknoten und Hülse gestielt. Deckblätter bisweilen sehr gross (so bei T. dasyphyllum, Parryi). Amerikanische Arten: T. dasyphyllum Torrey, T. Parryi Gray, T. nanum Torrey. b) (Loxospermum Hochst.) Hülse sitzend, lineal-länglich, mehr- samig, vorragend. Blüthenstand armblüthig (i—Öblüthig), Blülhen gross, mässig gestielt. Kelch 20nervig. — Hieher T. Schimperi Rich. a, (Amoria Presl) Hülse sitzend (bei allen mir zugänglichen Arten), 2—6samig, vorragend. Blüthenstand mehrblüthig. Blüthen mässig bis ziemlich lang gestielt, nach der Blüthe meistens herab- geschlagen. Kelch 1Onervig, selten Önervig. Hieher: T. hybridum L., repens L., Michelianum Savi etc. d) (Micranthemum Presl) Hülse sitzend, 2samig, im Kelche eingeschlossen. Köpfchen mehrblüthig, Blüthen sehr kurz gestielt bis fast sitzend. Kelche 10nervig. Hieher: T. suffocatum” L., T. glomeratum L., T. montanum L. Godron glaubte in dem LOrippigen Kelche einen durchgreifenden Unterschied dieser Sippe von Chronosemium gefunden zu haben, allein er übersah, dass T. hybridum, welches doch sicher zu Trifolia- strum gehört, keine Commissuralrippen am Kelch besitzt. Presl findet die Fahne in dieser Gruppe frei, Boissier aber verwachsen; — in der That kommen beiderlei Corollen vor, jedoch ist die Anwachsung stets gering, geringer noch als bei manchen Chronosemium-Arten, und niemals kommt es des kurzen Nagels wegen zur Bildung einer längeren Röhre. Loxospermum Hochst. und Micranthemum Presl lassen sich nicht einmal als besondere Sektionen, viel weniger als Gattungen betrachten. Hochstätier's Angabe, dass bei ersterem die Blumenblätter und die Staubgefässphalanx ganz frei sind, ist ebenso unrichtig, wie die gleiche Angabe mancher Autoren für Chronosemium; nur die Fahne ist da frei geblieben. Zu Micranthemum ist auch am passend- sten T. montanum zu stellen, wenn man nicht eine eigene Unter- gruppe dafür bilden will. Diese Art ist bei Presl ganz unpassend zu Trifolium, d. i Lagopus, bei Godron nebst den zwei anderen Mi- eranthemum- Ai ten nicht glücklicher zu Paramesus gewandert, nachdem sie Seringe und dann Koch gewiss richlig zu Trifoliastrum gestelit hatien. Mehrere amerikanische Arten (von denen mir die 3 obigen bekannt geworden) stehen durch den gestielten Fruchtknoten noch näher zu Chronosemium hin; für sie desswegen eine eigene Sektion zu bilden, wäre aber wohl kaum gerechtfertigt. £) Fahne ganz frei, wie die übrigen Blumenblätter langgenagelt. 3. Mistylus Presl (Vesicastrum Koch) Köpfchen scheinbar end- ständig (einzeln an der beblätterten Stengelaxe, in der Achsel des unteren zweier fast gegenständiger Blätter, gestielt, der Stiel in die verlängerte Richtung der Stengelaxe ge stellt), mit sitzenden Blüthen. Deckblätter gross, verlängert, vielnervig. Kelch nach der Blüthe mehr 42 weniger aufgeblasen, 20nervig, sammt der Blumenkrone schon zur Blüthezeit trockenhäulig, rauschend. Hülse sitzend, 2—4samig, vor- ragend, langgeschnabelt. Hieher: T. spumosum L., T. vesiculosum Savi, T. multistriatum Koch — nach Boissier auch mehrere orientalische Arten (siehe Fl. Orient.) Der Sektionsname Vesicastrum Ser. darf nicht auf diese Gruppe übertragen werden, wie es Koch gethan hat, denn Seringe charak- terisirt sein Vesicastrum mit folgenden Worten: calyx bilabiatus, labium inferius immutatum, superius post anthesin accrescens, — die Diagnose ist also den Arten von Galearia Presl entnommen, obgleich bei Seringe noch manches Andere, darunter auch die Mestylus-Arten, per nefas zu Vesicasirum gebracht ist. y) Fahne mit den übrigen Blumenblättern zu einer langen Röhre verwachsen. 4. Oryptosciadium m. (Lupinaster Bertol.) Blüthenstand deutlich blattwinkelständig, gestielt, armblüthig (1—3blüthig) aus langgestielten Blüthen, Blüthenstiele nach der Blüthe spiralig eingerollt. Kelch röhrig, 10rippig, nicht aufgeblasen. Hülse sitzend, lineallänglich, 6—7samig, hervorragend. Hieher T. uniflorum L. (wozu auch T. cryptoscias Gris. und nach Boissier auch T. Savianum Guss. gehört.) Seringe und Presl stellten die Art zu Lupinaster, Godron und Boissier jedenfalls richtiger zu Trifoliastrum, doch ist sie von beiden durch die röhrig-gamosemiale Blume verschieden. b) Aeusserste Deckblätter zu einer gezähnten oder vielspaltigen, seltener ganzrandigen Hülle verwachsen. 5. Lupinaster Münch (@Glycyrrhizum Bertol.) Blüthenstände doldig, langgestielt, deutlich blattwinkelständig, aus kurzgeslielten, ziemlich grossen Blüthen. Hülle sehr. kurz, aus einfachen verwachsenen Deckblättern, gezähnt. Kelch glockig, 5—10nervig, Blumen nach der Blüthe trockenhäulig. Fahne vollständig frei. Hülse länglich, gestielt, vorragend. — Nebenblätter und Hüllblätter ganzrandig. Hieher: T. lupinaster L., T. alpinum L. — nach Boissier auch T. polyphyllum A. Mayer. Soll die Sektion Lupinaster irgend welchen Sinn haben, so muss sie in der hier gegebenen engeren Begränzung gefasst werden und muss die Verwachsung der Deckblätter zu einer Hülle besonders gewürdigt werden. Lässt man dieses Merkmal fallen, wie es Seringe, Presl, Koch, Godron u. A. thaten, so bleibt kein deutliches Merkmal zur Unterscheidung von Trifoliastrum übrig, daher Godron ganz konsequent T. alpinum mit letzterem vereinigt hat. Presl hat darum auch verschiedene Trifoliastrum-Arten unter Lupinaster aufgenommen, ausserdem aber auch gegen den Wortlaut seiner Charakteristik Arten von Involucraria dahin gezogen. 6. Involucraria Hooker. Blüthenstände gestielt, deutlich blati- winkelständig, aus kurzgestielten oder sitzenden Blüthen. Hülle meist schirmförmig, aus hoch hinauf verwachsenen, meist gesägten oder 43 gespaltenen Deckblättern gebildet, daher vielspaltig, häutig mit grünen Nerven, seltener niedrig, ungetheilt. Kelch glockig, bisweilen häulig, 5—10nervig. Blume nach dem Blühen verwelkend und verschrumpfend. Fahne mit den übrigen Blumenblättern zu einer kürzeren oder län- geren, bisweilen aufgeblasenen Röhre verwachsen. Hülse gestielt oder sitzend, 2—mehrsamig. — Nebenblätter und Hüllblätter meist schlitzig- gesägt. Die Sektion zerfällt in zwei, oder wenn man die amerikanischen Arten alle gründlicher untersucht haben wird, vielleicht auch in meh- rere Unterabtheilungen, nämlich: a) Fruchtknoten länglich, gestielt, vorragend. — Dahin ameri- kanische Arten: T. involueratum Willd., T. physanthum Hook. et Arn., T. depauperatum Desv. — nach Torrey und Gray auch noch: T. microcephalum Pursh., T. variegatum Nult., T. fimbriatum Lindl. etc. b) (Paramesus Presl., Melilotea Bertol.) Fruchtknoten sitzend, oval, 2samig, eingeschlossen. — Hieher nur eine europäische und eine orientalische Art: T. strietum L. (W. Kit.), T. glanduliferum Boiss. Ausgezeichnet ist diese Sektion durch die Entwicklung der Hülle. Bei T. depauperatum ist zwar die Hülle nur kurz und aus einfachen Deckblättern entstanden, allein die Verwachsung geht doch so weit, dass die Hülle kaum noch gelappt, sondern fast ganzrandig erscheint. Meistens zeigen aber die im die Verwachsung eingehenden Deck- blätter einen gezähnten und geschlitzien Rand, wodurch die Hülle vielspaltig wird. Damit hängt auch die Gezähntheit und Geschlitztheit der Nebenblätter, wenigstens der oberen, bei denselben Arten zu- sammen, weil die Deckblätter eben durch Schwinden der Spreite aus den Nebenblättern metamorphosirt sind. Daher auch so häufig, beson- ders in der Sektion Trifoliastrum, zweispitzige, vorn ausgeschnittene Deckblätter vorkommen, welche sich durch unvollständige Verwach- sung beider Nebenblätter erklären. Bis in die Kelchbildung schreitet bisweilen, z. B. bei T. physanthum die Geschlitztheit der Stipular- theile fort, bei welcher Art die Kelchzähne theilweise 3- und 2spitzig auftreten. In Amerika ist diese Sektion sehr zahlreich und formreich vertreten, daher die Amerikaner die Hülle als Sektionscharakter früher und besser gewürdigt haben, während die europäischen Floristen in der hieher gehörigen Gruppe Paramesus die Hülle entweder ganz über- sahen, wie Presl, oder derart missachteten, dass sie auch hüllenlose Arten zu Paramesus rechneten. Eben in Folge der Geringschätzung dieses nebst der gamose- mialen Krone wesentlichsten Merkmales hat Godron Paramesus sehr übel behandelt, indem er Micranthemum aus der Sektion Trifoliastrum damit verband. Auch Boissier stellt unter Paramesus ein T. nervulo- sum Boiss. auf, welches unbehüllte Köpfchen haben soll und somit nicht hieher gehören kann, wenn anders Boissier's Angabe richtig ist. (Boissier sagt auch von den Köpfchen des T. modestum Boiss., sie seien hüllenlos, und doch sind da die Dechblätter zu einer allerdings niedrigen Hülle verwachsen.) Dass aber Paramesus zu Involueraria 44 gehört, kann nicht zweifelhaft sein, da nur der sitzende Fruchtknoten einen Unterschied abgibt, der aber wie auch in der Sektion Trifo- liastrum an und für sich zur Begründung einer eigenen Sektion wohl nicht hinreicht. Paramesus ist zwar älter als Involuceraria, hat aber einen weit engeren Begriff und muss daher dem weiteren Begriffe untergeordnet werden. Ausserdem ist Hooker’s Name sehr bezeich- nend, Presl’s aber, der anzeigen soll, dass die Gruppe nach des Autors Ansicht in der Mitte zwischen Melilotus und Trifolium Presl steht !), fast bedeutungslos. Noch muss ich bemerken, dass ich Involueraria gegenüber Lupinaster genauer durch die Verwachsung der Fahne mitbegrenze, während Hooker, sowie Torrey und Gray dieses Merkmal ausser Acht liessen. Von T. amplectens Toırey et Gray, T. cyathiferum Lindl. sagen die Letzteren ausdrücklich, die Fahne sei frei, daher diese Arten wahrscheinlich zu Lupinaster gehören werden, wenn sie nicht etwa eine eigene Gruppe ausmachen; die übrigen Arten, bei denen nichts weiter angegeben wird, müssen noch genauer unter- sucht werden. B. Deckblätter entwickelt. Kelch ungleichseitig, 2lippig, ober- wärts (auf der hinteren Seite) häutig, behaart, nach dem Verblühen blasig aufgetrieben und netzig-aderig, mit 2zähniger Oberlippe, un- krautig mit 3zähniger Unterlippe. 7. Hemiphysa m. (Vesicastrum Ser. part.). Köpfchen gestielt, deutlich blattwinkelständig, aus sitzenden Blüthen. Aeussere Deck- blätter gesondert. Fahne frei. Hülse oval, im Kelche eingeschlossen, 1—2samig. Hieher T. physodes Stev., T. tumens Stev. Presl und Boissier stellen diese Arten zur folgenden Sektion, jedoch im Widerspruch zu deren ausdrücklichem Charakter der gamo- semialen Krone. Ich hätte für Hemiphysa vielleicht den von Presl verschmähten, von Koch unrichtig gebrauchten Namen Vesicastrum verwenden können, allein dieser Name wäre dann zu vieldeutig. Für neue Begriffe sind neue Namen empfehlenswerther. 8. Galearia Presl (ex definitione) (Fragifera Koch, Vesicastrum Ser. part.). Aeussere Deckblätter oft sehr klein, nur am Grunde zu einer gelappten Hülle verwachsen. Fahne mit den übrigen Blumen- blättern röhrig verwachsen. — Sonst wie vorige Sektion. Hieher T. fragiferum L., T. resupinatum L., T. tomentosum L., T. modestum Boiss. — Nach Boissier auch noch T. bullatum. C. Deckblätter fehlend (gänzlich verkümmert). Blüthen gedrun- gen, sitzend. Hülse oval, 1samig, im Kelche verborgen. Dass die Deckblätter des dichten Standes der sitzenden Blüthen wegen in den noch übrigen Sektionen bloss verkümmert sind, beweisen Abnormitäten, wie Trif. pratense brachystylum Knaf, an welcher 1) Wittstein erklärt den Namen sonderbarer Weise damit, dass die Hülse aus dem Kelche hervorrage! 45 Form die Blüthenstiele verlängert und zugleich einige äussere Deck- blätter entwickelt sind. (Schluss folgt.) = —eoo9es - Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. Von A. Kerner. EXVIE 1249. Lindernia pyzidaria L. — Auf austrocknendem Schlamme an Flussufern. Im Stromgelände der Donau innerhalb des Gebietes bisher nur auf der Insel bei Helemba unterhalb Gran beobachtet. (Feichting. Eszterg. 283) — Alluv. 100 Meter. 1250. Limosella aquatica L. — Auf dem austrocknenden Schlamme an Flussufern und Teichrändern oft massenhaft und gewöhnlich in Gesellschaft des Seirpus aciceularis. — Im Stromgelände der Donau bei Gran, Pärkäny, Muszla, Näna, auf der Margaretheninsel bei Ofen, bei Ujfalü auf der Csepelinsel, bei Sorolsar unterhalb Pest; im Strom- gelände der Theiss von T. Füred über Szolnok bis Szegedin; an der schwarzen Körös zwischen Belenyes und Petrani. — Alluv. Sand- boden. 75—200 Meter. 1251. Orobanche gracilis Smith.— (0. eruenta Auct. germ.) — Im Gebiete selten. Im Bereiche des mittelung. Berglandes bei Dorogh nächst Gran, bei Ofen und dann auf der Csepelinsel bei Schilling. — Auf den Wurzeln niederer, strauchiger und halbstrauchiger Legumi- noson: Uytisus austriacus, Genista tinctoria, Dorycnium herbaceum. 95—330 Meter. 1252. Orobanche Epithymum DC. — Im mittelungar. Berglande bei Dorogh nächst Gran, bei P. Csaba und im Auwinkel bei Ofen. Im Bereiche des Bihariagebirges auf dem Bontoskö bei Petrani nächst Belenyes und am südlichen Abfalle des Vervul Biharii bei Rezbänya. — Auf Thymus-Arten. 100—1430 Meter. 1253. Orobanche curyophyllacea Smith. — (0. Galü Duby). — Die verbreite'ste aller Orobanche-Arten im westlichen Theile des hier behandelten Florengebietes und daselbst mitunter in riesigen Exemplaren anzutreffen. Im mittelung. Berglande auf dem Kis Eged- hegy und Hajduhegy bei Erlau; auf dem Särhegy bei Gyöngyös in der Matra; auf dem Nagyszäl bei Waitzen in der Umgebung des grossen Steinbruches; auf dem Kishegy bei Csev nächst Gran, bei Ofen, im Kammerwalde bei Promontor und am Südrande des Gebieles im Doboser Walde bei Moor. Auf der Kecskemeter Landhöhe auf den mit Pollinia bestockten Grasfluren entlang dem Rakosbache bei Pest. Im Bihariagebirge am Abhange der Margine bei Rezbänya. — Auf Galium-Arten und auf Asperula galioides. 35—1060 Meter. 46 1254. Orobanche Teucriü F. Schultz. — Am südlichen Abfall des Nagyszäl bei Wailzen und auf dem Kishegy in der Pilisgruppe des mittelungar Berglandes ; an beiden Standorten nur in wenigen Individuen. Auf Teuerium Chamaedrys. 250—560 Meter. 1255. Orobanche rubens Wallr. — Im mittelung. Bergl. auf den Ofner Bergen, zumal auf dem Adlersberg; dann auf der Kecskem. Landhöhe auf dem Rakos bei Pest. — Auf Medicago falcata, pro- strata und sativa. 95—400 Meter. 1256. Orobanche Kochii F. Schultz. — Im mittelungarischen Berglande. Von Vrabelyi auf dem kleinen Aegydiusberg bei Erlau, von Tauscher in dem Weingebirge bei Ercsi gesammelt und mir von (diesen Standorten mitgetheilt. 95—300 Meter. — Von mir selbst im Gebiete nicht beobachtet. 1257. Orobanche flava Mart. — Im Bihariagebirge und zwar am Fusse der Pietra Boghi im Valea pulsuluı östlich von Petrosa auf Petasites ofieinalis, dev dort ausgedehnte Bestände auf den Alluvio- nen des Baches bildet. 560 Meter. 1258. Orobanche pallidiflora Wimmer. — Nach Steffek (in Oest. bot. Zeitschr. XIV, 180), auf Wiesen bei dem Wolfswald nächst Grosswardein im Vorlande des Biharisgebirges. 1259. Orobanche elatior Sutton. — (O. stigmatodes Wimmer). — Bei Erlau. („Agria. Läng“). Reichb. Icon. XX, p. 100. 1260. Orobanche loricata Rehb. — „Bei Ofen. Läng.* Rchb. Fl. germ. excurs. 355. | 1261. Orobanche coerulescens Steph. — Am Rakos bei Pest auf Artemisia campestris. Im Juni 1871 von Borbäcs aufgefunden. (Borb. Pestmegye floräja. 49). Diluv. Sand. 95 Meter. 1262. Orobanche arenaria Borkh. — Im mittelung. Berglande auf dem Meszhegy bei Erlau; bei Tokod nächst Gran und bei Ofen; auf der Kecskemeter Landhöhe auf den Sandhügeln im Waldreviere zwischen Monor und Pilis und auf der Debreez. Landhöhe bei De- breezin. — Auf Artemisia campestris. 99—300 Meter. Orobanche ionantha. — Unter den in Ungarn gesammelten Orobanchen fand sich auch ein Exemplar einer noch nicht beschriebenen Art, welche ich seither auch an mehreren Punkten in den Thälern der Alpen auf Artemisia campestris auffand, und die ich insbesonders in der Nähe von Innsbruck auf den Angern der sogenannten „Höttinger Aue“ in allen Entwicklungsstufen beob- achten konnte. Leider fehlt von dem aus Ungarn mitgebrachten Exemplare die nähere Angabe des Standortes, doch ist dasselbe wahrscheinlich innerhalb des hier behandelten Gebietes von mir gesammelt worden. Ausser dem Bereiche unseres Florengebietes wurde diese bisher nicht unterschiedene, von den Samm- lern bald als „VO. arenaria“, bald als „O. coerulea“ bezeichnete Art in Ungarn von Dr. Krzisch im Neutraer Comitate und zwar im Adamower Walde im Juli 1853 aufgefunden; wenigstens besitze ich durch das „Wiener Tauschher- bar“ seiner Zeit mir zugekommene Exemplare mit der obigen Standortsangabe auf der beigeschlossenen Etiquette Krzisch’s. Auch aus der Schweiz und aus Frankreich liegen mir Exemplare dieser, wie es scheint, weitverbreiteten, zwi- schen ©. arenaria Borkh. und ©. purpurea Jacq. (= ©. coerulea Vill.) einzureihenden, von mir ©. sonantha genannten Art vor. — Sie unterscheidet sich von ©. arenaria Borkh. durch die eiförmigen spitzlichen ganzrandigen 47 Zipfel der Kronen-Unterlippe, die schwächere kürzere Bekleidung und dunklere Färbung der Krone und durch die nur auf die stumpfe Basis beschränkte Be- haarung der Antheren. Durch diese Merkmale stimmt sie mit ©. purpurea Jacq. (= Orob. coerulea Vill.) überein, unterscheidet sich aber von dieser wieder durch die längeren Kelchzipfel, welche der Kelchröhre an Länge gleich- kommen, und durch die fast gerade von der Basis gegen den Saum zu ganz allmälig erweiterte Kronenröhre und einen fast doppelt grösseren Durchmesser des Saumes. 1263. Orobanche purpurea Jacq. — (= O0. coerulea V ill.) — Im mittelungar. Berglande auf dem Ajnacskö im Gömörer Gomilale; bei Dorogh nächst Gran, bei Visegrad und am Eisenbahndamme ober- halb Gross Maros gegenüber von Dömös. Auf der Kecskemeter Land- höhe bei Pest nächst dem Jägerhause zwischen der Gubacs-Csarda und Soroksar. Im Vorlande des Bihariagebirges auf dem Köbanya- hegy bei Felixbad nächst Grosswardein. — Auf Achillea Milefolium und setacea. 95—500 Meter. — (O. purpurea Jacg. Enum. 108 und 252 [1762], Fl. austr. II. 42, t. 276 |1775] wird von einigen Aulo- ren als identisch mit der von Borkhausen in Röm. Neues Archiv, 6. [1794] aufgestellten O. arenaria, von Anderen dagegen als iden- tisch mit der von Villars in Fl. dauph. I. 406 [1787] aufgestellten 0. coerulea erklärt. Diejenigen, welche die Identität der 0. purpu- rea Jeq. mit O. arenaria Borkh. behaupten, halten sich an die im Texte der Fl. austr. IH. p. 42 enthaltene Stelle, wo von O0. purpu- rea gesagt wird: „labii inferioris laciniae obtusae, ... antherae pilosae.* Gewöhnlich wird nämlich in den Floren zur Unterscheidung der ©. arenaria und O. coerulea besonders hervorgehoben, dass er- stere stumpfe Zipfel der Unterlippe und kahle Aniheren, letztere spitze Zipfel der Unterlippe und behaarte Antheren besitze. — Was nun zunächst die Zipfel der Unterlippe anbelangt, so sind diese aller- dings bei O. arenaria und 0. coerulea sehr verschieden geformt, aber diese Verschiedenheit wird durch die Ausdrücke „stumpf“ und „spitz* nur schlecht ausgedrückt. Viel richtiger würde diese Ver- schiedenheit mit Worten dargestellt, wenn man die Zipfel der 0. arenaria: rundlich, etwas breiter als lang, vorne gestulzt, gekerbt, jene der O. purpurea: eiförmig oder länglich-eilör- mig, etwas länger als breit, stumpf, mit einem aufgesetz- ten Spitzchen oder mit einer stumpfen Spitze endigend, ganzrandig, beschreiben würde. — Wer nun Jacquin's Abbildung t. 276 ansieht, muss zugestehen, dass der Zuschnitt der Zipfel der Unterlippe ganz nd gar demjenigen der O. coerulea und nicht der O. arenaria gleicht; denn es sind thatsächlich diese Zipfel eiför- mig und länglich-eiförmig, ganzrandig, stumpflich, aber durchaus nicht gestulzt und gekerbt dargestell. — Was weiterhin die Antheren anbelangt, so ist die jüngst wieder von Reichenbach fil. in Icon. XX, p. 87 ausgesprochene Behauptung, dass O. coerulea Vill. niemals mit behaarten Antheren vorkomme, entschieden un- richtig. Reichb. pat., Koch, Gren. et Godr., Neilreich geben ganz richtig an, dass die Antheren an dem stumpfen Ende gebärtet vorkommen, und die Exemplare von 18 verschiedenen Standorten, 48 welche ich vorliegen habe, weisen mir sämmtlich Antheren, deren stumpfes Ende gebärtel ist, genau so, wie es auch Jacq. von seiner O. purpurea abbildete und S. 42 beschrieb [„antherae hine obtusis- simae et pilosae, illine acuminatae.“]. Der Unterschied in Betreff der Bekleidung der Antheren liegt demnach auch nicht in dem Fehlen oder Vorhandensein der Haare, sondern vielmehr darin, dass die An - theren der O. arenaria Borkh. immer vom stumpfen bis zum spitzen Ende längs der ganzen Naht zottig, jene der O. coerulea Vill. nur am stumpfen Ende gebärtet oder mitunter auch kahl sind. — Wenn man weiterhin die anderen Merkmale in Betracht zieht, durch welche sich O. arenaria und 0. coerulea unterscheiden, so wäre noch be- besonders hervorzuheben, dass O0. coerulea Vill. eine bogig ge- krümmie enge Rohre der Krone, welche sich von der Einfügungs- stelle der Staubfäden bis zum Schlunde nur um 2—3 "” erweitert und einen Kelch, dessen Zähne kürzer als die Kelchröhre sind, be- sitzt, während O. arenaria Borkh. eine fast gerade aufrecht ab- stehende weite Röhre der Krone, welche sich von der Einfügungs- stelle der Staubfäden bis zum Schlunde um 5 =" erweitert und einen Kelch, dessen Zähne länger als die Kelchröhre sind, aufweist. — Vergleicht man aber mit Rücksicht auf alle diese Unterscheidungs- merkmale die von Jacquin auf t. 276 gegebene Abbildung der O. purpurea, so wird man auch nicht mehr im geringsten zweifeln können, dass die dort dargestellte Orobanche die O. coerulea Vill. und nicht die 0. arenaria Borkh. darstellt. — Da aber Jacquin’s Name vor dem Villars’schen die Priorität hat, ist derselbe auch un- bedingt voranzustellen und ist der O. purpurea Jeq. der Name 0. coerulea Vill. als Synonym beizufügen.) 1264. Orobanche ramosa L. — Im Bihariagebirge bei Criscioru im Thale der schwarzen Körös, bei Sarkacs nächst Bontiesci (Bon- ezesd) im Thale der weissen Körös und zwischen Desna und Monesa. Im Vorlande des mittelungar. Berglandes bei Vörösegyhaz. — Auf Cannabis. Nicotiana, Solanum tuberosum. 95—600 Met. — Ausser- dem wird „O. ramosa“ in dem hier behandelten Florengebiete von Sadler in Fl. Com. Pest 261, von Kitaibel in Add. 146 „infra Potharaszt* und von Kanitz „in radice Cannabis sativae et Nico- tianae rusticae abunde ad Nagy Körös“ angegeben; doch dürften sich diese Standorisangaben auf die folgende Art beziehen. 1265. N Muteli F. Schultz in Mut. FI. fr. Il, 353, t. 43 et Suppl. t. 2, f.5. — Bei Erlau, bei Dorogli nächst Gran, auf der Csepelinsel bei Ujfalü, zwischen Czegled und Szolnok. — Auf Cannabis sativa und einmal auch auf Raphanus Raphanistrum. 75 — 5°0 Met. — (Unterscheidet sich von der sehr ähnlichen O. ramosa L. dadurch, dass der Rücken der Kronröhre von der Einschnürung über der Spitze des Fruchtknotens ab anfänglich gerade verlauft und erst über dem Schlund eine stärkere Wölbung zeigt, während der Rücken der Kronröhre der O. ramosa von der Einschnürung über der Spitze des Fruchtinotens ab gleichmässig sehr sanft gebogen erscheint. Die Falten an der Unterlippe der 0. Muteli sind viel mehr vorspringend 4 44 als jene der O. ramosa; die Zipfel der Unterlippe sind nicht ausge- z.hnelt wie bei dieser und sind meist spitzlich [nicht gestutzt]; der Saum der Krone ist schön violett gefärbt und nicht nur bläulich an- gehaucht wie jener der O. ramosa. — Von Gren. et Godr. wird in Fl. fr. II, 626 die O. nana No& in Reichb. Fl. exsice. Nr. 1352 als Synonym zu 0. Muteli und OÖ. nana gezogen. Von Reichb fil. werden dagegen O. nana No& und ©. Muteli F. Schultz in Icon. XX, 88, 89, t. 150, 151 als zwei verschiedene Arten aufgeführt und abgebildet. — Wenn man diese Abbildungen, welche Reichb. fil. a a. O0. von O. Mutelı und O. nana liefert, vergleicht, so möchte man allerdings beide für sehr wohl unterscheidbare Arten halten. In der That lässt sich aber kein einziger Unterschied zwischen beiden Pflan- zen auffinden, und was Rchb. fil. a. a. ©. von O. Muteli F. Schultz angibt, ist ebenso unrichtig, wie die dort über O. nana No& nieder- gelegten Bemerkungen. Reichb. fil. bildet nämlich die Blüihen der O0. Muteli F. Schultz viel zu gross ab und stellt sie sogar grösser dar als jene der O. /avandulacea, während sie, wie Gren. et Godr. ganz richtig hervorheben, um ein Drittel kleiner sind als diese. Der O. nana No& schreibt Reichb. fil. mit Visiani einen unverästeten Stengel zu, während doch alle von Reichb. pat. in der Fl. exsicc. ausgegebenen No&@schen Exemplare, welche ich zu sehen Gelegen- heit hatte, ebenso wie auch die No&@schen Originalexemplare im Her- bar der Innsbrucker Universität einen äsligen Stengel zeigen. — Erwähnenswerth scheint es mir auch, dass No& auf der Etiquette „Koch“ als Autor zu O. nana setzte, und dass dieser Name daher wahrscheinlich in brieflichen Mittheilungen Koch’s an No& zuerst gegeben wurde. — Wann diess geschehen, dürfte schwer zu ermit- teln sein. F. Schultz’s Name datirt aus dem Jahre 1834 und dürfte jedenfalls die Priorität für sich haben.) 1266. Lathraea squamaria L. — Unter Gebüsch an feuchten schattigen Orten besonders gerne in der Nähe von Quellen und Bä- chen. Im mittelungar. Berglande an der Nordseite des Piliserberges, im Thale bei P. Szt. Kereszt, auf dem Johannisberge, bei dem Sau- kopf ober dem Auwinkel nächst Ofen, auf dem Gerecsehegy zwi- schen Gran und Totis und in der Vertesgruppe im Walde bei Csoka. Nach Steffek in Auen bei Grosswardein und nach Kitaibel in Add. 146 in den Wäldern bei der Burgruine Solymos an der Maros an der Südostgrenze unseres Gebietes. — Auf Corylus, seltener auf Carpinus und Fagus. 300—755 Meter. — Im Tieflande nicht beobachtet. Beiträge zur Kenntniss der Ranunculaceen-Formen der Flora Tridentina. Von A. Val de Lievre. (Fortsetzung. Anemone alpina L. Weit verbreitet in der luftigen Region der Alpen tritt diese schöne Vertreterin des Anemonengeschlechtes in den mannigfaltigsten Gestalten auf. So variiri die Höhe des Stengels von der Basis bis zur Hülle von 5—25 Ctm., noch veränderlicher ist der Abstand von der Hülle bis zur Blüthe oder Frucht. Der Stiel der Wurzelblätter wech- selt von 10—120 "=, die Länge der Blattspreite von 30—140 "=, die Breite von 35—190 =", die Länge der Fiedern von 15-75 "=, ihre Breite von 10—35 "", die Breite der Fiederläppchen von 1—3 "", der Durchmesser der Blüthen von 38—62 ”®, die Länge der Peri- gonblätter von 16—30 ”® bei einer Breite von 6—14 "=, der Durch- messer des beschweiften Fruchtköpfchens von 90—140 "", Die im Ganzen stets dreizählig fiederschnitlig zusammengesetzten Wurzel- und Hüllblätter zeigen bald genäherte, bald entfernte, bald gegen- ständige, bald abwechselnde, bald stumpfliche, bald spitzige, bald anliegende, bald abstehende oder nach rückwärts gekrümmte Fiedern und Fiederläppchen. Die Zahl der Perigonblätter wechselt von 6 bis 9, ihre Gestalt ist elliptisch, oval, eiförmig, verkehrteiförmig, länglich, ihre Farbe geht vom reinen Weiss durch Schwefelgelb in ein ge- s.tligtes Gelb über, dabei ist häufig besonders auf der Rückseite ein mehr oder weniger deutlicher livider Anflug verbreitet. Die Beklei- dung der Pflanze, welche selten ganz kahl ist, ist mehr oder weniger abstehend weichhaarig, oft sogar zollig, nur an der Unterseite der auf der Oberseite kahlen Perigonblätter anliegend seidenhaarig. Bei dieser grossen Veränderlichkeit der Form ist es leicht be- greiflich, dass die vorzüglichsten Typen längst als eigene Arten auf- gestelli wurden. Da aber hiebei vorzugsweise nur einzelne Merkmale in's Auge gelasst wurden, wie z. B. die Farbe der Blume (Pulsatilla alba Lob., P. lutea C. Bauh., Anemone sulfurea L.), ihre Grösse (Anemone grandiflora Hopp.) oder die Gestalt der Blätter (Anemone myrrhidifolia Vill., A. apiüfolia Scop.), die verschiedenen Abände- rungen der einzelnen Pflanzentheile aber mannigfaltig kombinirt auf- treten, so reichten diese Arten zu einer scharfen Bestimmung der in der Natur vorkommenden mannigfaltigen Formen nicht aus, und da ihre spezifische Zusammengehörigkeit durch zahlreiche vermittelnde Uebergänge ausser Zweifel gesetzt ist, so wurden dieselben in der neueren Zeit grösstentheils unter Anemone alpina L. als Synonym aufgeführt, obwohl sie diess im strengen Sinne weder in Beziehung auf die viel weitere Begrenzung der Art nach untereinander sind, öl vielmehr recht gut unterscheidbaren Formen entsprechen, wenn sie auch nicht den ganzen Formenkreis erschöpfen. Zunächst auf die Vorkommnisse unseres Gebietes übergehend, genügen die von Reichenbach (Fl. exs. Nr. 4653, 4654) aufgestellten Unterscheidungen von Pulsatilla alba und Puls. Burseriana und bei letzterer von «. grandiflora und ß. lutea zur Bezeichnung der Haupttypen. 1. Die der Pulsatilla alba Reichb. (exsicc. Nr. 4653) mehr oder weniger entsprechenden Pflanzen gehören im Ganzen zu den selteneren Vorkommnissen des Gebietes; sie sind durch kleinere, 6—-Iblättrige, ganz weisse Blumen, oblonge, nach oben etwas spitz- lich verschmälerte Perigonblätter, kleinere Blätter mit genäherten Fiedern und Fiederläppchen charakterisirt. Letztere sind gewöhnlich länglich oder elliptisch, in eine stumpfe Spitze verlaufend (nicht scharf zugespitzt), gerade vorgestreckt (nicht nach aussen geschweift). Auf Alpenweiden, Kalk, 1300 — 1900 Meter. Judicarien: Alpe Doblino zwischen Val Marza und Val di Ledro, Pozzo di Stenico (Herb. Loss.); selten auf Alpenweiden des Bondon ober S. Anna. Exemplare von diesem Standorte haben wie alle Bondonexemplare der Spezies auf der Rückseite der äusseren Perigonblätter einen lividen Anflug. Die hier skizzirten Pflanzen haben viele Aehnlichkeit mit Exemplaren vom Brocken. 2. Der Pulsatilla Burseriana Rehb. (exsice. Nr. 4654) var. «. (Anemone grandiflora Hoppe) entsprechen am vollkommensten die auf den Alpenweiden des Bondon häufigen Formen. Sie gehören zu den schönsten und grössten der Art. Charakteristisch ist die Siebenzahl der Perigonblätter, die auf der Innenseite rein weiss sind. Auf der Rückseite gilt diess nur von den im innern Kreise stehenden 3 (Blu- men-) Blättern, während die im äusseren Kreise stehenden 3 (Kelch-) Blätter bläulichgrau (livid) gefärbt sind. Zwischen beiden Kreisen ist in der Regel noch ein siebentes Blatt eingeschoben, das auf der Rückseite halb weiss, halb livid gefärbt ist. Die bald länger, bald kürzer gestielten Wurzelblätter haben entfernt stehende, von unten nach oben an Grösse abnehmende, tief eingeschnittene Fiedern mit spitzen oder scharf zugespitzten Fieder- läppchen. Häufig sind die gegenüberstehenden Fiederabschnitte mit einander an der gemeinsamen Achse verwachsen, nach unten keil- förmig verschmälert und in den Ausschnitt des nächstfolgenden Paa- res der verwachsenen Fiederabschnitte eingekeilt, deren unterer oder hinterer Rand oft stark nach auswärts oder rückwärts geschweift ist. Auf diese Art entstehen Blattformen, welche mit den Blättern von Chaerophyllum Villarsii Aehnlichkeit haben. Nicht immer korrespon- diren aber die gegenüberstehenden Fiederabschnitte, sondern bisweilen rücken sie auf einer Seite der Fiederachse so weit herab, dass sie zu jenen der anderen Seite wechselständig erscheinen. — Die diesem Typus entsprechenden Formen sind auf den Alpenweiden und in der Region der Alpensträucher des Bondon und seiner nördlichen Aus- 32 läufer (Doss della Croce, S. Anna) häufig und reichen hier bis in die a Region herab. Kalk. 1600—1600 Meter. Von den zur Pulsatilla Burseriana Rehb. var. ß. gehörigen gelb blühenden Formen lassen sich recht gut eine Anemone sulfurea (L.?) und A. luteas (C. Bauh.?) unterscheiden. Die Blumen beider haben eine mittlere Grösse, bei ersterer von schwefelgelber, bei letz- terer von hochgelber, etwas in’s Orangefarbige oder Röthliche über- gehender Farbe. Die Forma sulfurea ist gewöhnlich niedriger, zarter, weniger behaart, die Perigonblätter oblong oder elliptisch-länglich, die Blätter mit entfernten Fiedern, gegenständigen Fiederabschnitten und abstekenden, spitzen oder zugespitzten Fiederläppchen. Bei der forma lutea sind die Perigonblätter eifürmig oder oval, breiter, abgerundet oder stumpf zugespitzt, die ganze Pflanze von weissen, weichen, vom Stengel und von Blüthenstielen abstehenden, an den Blättern und Hüll- blättern auf der Rückseite anliegenden Haaren rauh und grösser als die sulfurea. Die Fiedern der Blätter sind mehr genähert, gewöhn- lich sehr verlängert und tief eingeschniiten oder fiedertheilig, wo- durch das Blatt an Myrrhis odorata erinnert. Diese Form ist im Gebiete häufiger, so im Val di Non: Alpe Revo in Proves, Pin bei Cles (Herb. Loss). Seltener ist die sulfurea und scheint mehr ver- einzelt vorzukommen. Ich fand ein Exemplar auf dem Tonale zwi- schen dem Hospiz und der Cima Nalbiol, jedenfalls über 2200 Meter auf granitischem Boden. Auch die angegebenen Standorte im Val di Non gehören den Urgebirgsschiefern an. Diese Daten würden die Annahme mehrerer Botaniker, dass die gelbblühenden Formen auf Urgebirgsgesiein die weissblühenden Formen der Kalkgebirge ver- treten, "bestätigen. Welchen dieser beiden Formengruppen die von mir auf den Kalkbergen M. Pelles, Roen und Gazza bei vorgerückter Jahreszeit (August, September) im entwickelten Fruchtstadium gefun- denen Exemplare der Anemone alpina angehören mochten, vermag ich mit einiger Bestimmtheit nicht anzugeben. Doch besitze ich zwei Exemplare, welche zwar nicht von mir selbst gesammelt wurden, jedoch für eine Ausnahme von jenem Vertheilungsgesetz der gelb- und weissblühenden Formen einen Beleg liefern können. Eines der- selben, eine entschiedene A. sulfurea mit dem lividen Anflug auf der Rückseite der äusseren Perigonblätter, wurde von meinem Sohne auf dem Doss della Croce, einem Vorberge des Bondon gefunden. Das andere Exemplar, eine wahre A. lutea oder A. myrrhidifolia vom Typus der Nonsberger Exemplare verdanke ich der Güte des Herrn Regierungsrathes Karl v. Pichler, und wurde nach dessen An- gabe ebenfalls auf dem Bondon, also auf Kalkbergen gefunden. Eine ähnliche, noch bestimmtere Beobachtung machte ich ausser unserem Gebiete, indem ich A. sulfurea und A. lutea auf Alpenweiden des Schlern mit dolomitischer Unterlage fand. Allein dort ist eine solche Ausnahme weniger auffällig, da die gelbblühenden, gewöhnlich nie- drigen Formen der A. alpina auf den Weiden der Seisseralpe mit Porphyr- und Melophyrunterlage sehr verbreitet sind und ein Ueber- greifen der Verbreitung auf die angrenzenden Kalk- und Dolomit- 383 regionen des Schlern unter ähnlichen Verhältnissen bei kalkholden und kalkfeindlichen Formen öfter vorkommt. Auffallender ist die Aus- nahme vom Bondon, der mit Porphyr- und Schiefergebirgen in keiner Berührung steht. Trient, den 23. Dezember 1873. Seirpus supinus \L. &« 1. vulgaris, « 2. bicapitatus, « 9. biaristatus und ß seltaceosus. Von W. C. Bochkoltz. Diesen für unsere Lokalflora neuen Bürger fand ich am 5. August 1873 auf einer überschwemmt gewesenen Flurparzelle, eben erst be- ginnend seine Halme auszubreiten. Nur sehr vereinzelte Halme zeigten schon Blüthenbüschel, die mich sogleich etwas Neues für uns erkennen liessen. Ich kehrte mehreremal zurück, um die Pflanze in ihrer völligen Entwickelung zu studiren. Am 20. August fand ich unter massenhaften Pflanzen einen überaus kräftigen Stamm, dessen Halme mit Deckblatt bis 40 Genti- meter Länge halten, viel kräftiger wie diejenigen der anderen Pflanzen, und welche fast durchgängig mit zwei Blüthenbüscheln oder Knäueln versehen waren. Der eine der Knäuel war sitzend, wie bei allen sonstigen Pflanzen, der andere ragte auf einem Stielchen gerade über dem ersten hervor. Zu Hause beim Einlegen meiner kleinen Beute bemerkte ich ferner an einzelnen Halmen anderer Individuen ein zweites Deckblalt dicht unter dem Blüthenknäuel, senkrecht auf die Richtung des Halmes hervortretend, viel kürzer und dünner wie das Hauptdeckblatt. Ich etablire diese Formen wie folgt: « 1. vulgaris, wie alle Bücher sie beschreiben, «2. bicapitatus, & 3. biaristatus, beide wie eben gesagt, letztere aber nur spärlich und vereinzelt. Beide Formen @« 2 und « 5 sind keine Varietäten, sondern nur als zufällige Vorkommnisse, die aber gewiss nicht un- interessant sein mögen, zu betrachten. Am 23. September zur Stelle zurückkehrend fand ich noch eine höchst interessante Form, die ich mit ß filicaulis oder auch ß selace- osus etablire und bildet diese Form gewisslich eine berechtigte und schöne Varietät. Die Halme sind kaum halb so diek wie diejenigen von «, sınd schlank und büschelartig aufrecht, anstatt niederliegend wie bei «, so wie ich dieses bei Seirpus setaceus beobachtete, wenn dessen Individuen vereinzelt vorkommen. Die gracilen Halme (immer inklusive Hauptdeckblatt) hatten eine Länge bis 20 und 22 Centimeter; die Blüthenbüschel waren wie bei «. Die Pflanze im Habilus dem Oesterr. botan. Zeitschrift. 2 Heft. 1874 5 - D4 Seirpus setaceus ähnlich, ist aber bedeutend robuster, wesshalb ich ınich veranlasst glaubte, sie mit dem Ausdrucke setaceosus zu be- zeichnen. Diese Form fand sich in einem dichten Walde von Alisma Plan- tago, welches ganze Felder aber so dicht bestanden hatte, dass ich am 20. August mit dem Auge nicht in die Tiefe dringen konnte. Dieses war aber am 23. September ganz anders geworden. Alle Alisma waren abgedörrt und ich konnte nun mit Leichtigkeit durchblicken und fand zu vielen tausend Exemplaren, verbreitet in allen Alisma- Beständen diese Form 8. Die Halme bei « liegen wie bekannt zur Erde, im Kreise herum. Der diehte Wuchs von Alisma sowohl, wie Mangel an Luft und Licht veranlassten wohl die Pflanze, diese neue aufrechte Form anzunehmen. Und, aus der Erinnerung, sage ich noch dieses: «, auf freien Stellen wachsend, hatte eine schwach graugrüne Färbung, bei $ war die, Farbe ein frisches Grün, nicht merklich gelblichgrün zu nennen. Die oben besagte Flurparzelle bildet eine flache Mulde in einem -Mergel- oder Thonboden und war in Folge überreicher Regengüsse im Nachwinter und Vorsommer in einen kleinen See umgewandelt, dessen Ränder mit oben besagtem dichtem Wuchse von Alisma überzogen waren, während die Hauptmulde im Vorsommer gänzlich unter Wasser, keine speziellere Vegetation aufkommen liess. Erst die heissen Sommertage trockneten nach und nach alles Wasser weg. Am 5. August mag noch ein Restchen Wasser gestanden haben, aber die Masse der Wasser war fort; das Feld, freı von Hauptvegetation, produzirte nun in vielen tausend Individuen die Form «& nebst obigen Nebenformen. In der tieferen also feuchteren Mulde waren die Exem- plare mit Halmlänge bis zu 30 Gentimeter, nur an den höher liegenden mehr eingetrockneten Theilen gab es kleinere Individuen, wie man sie zum Herbar gerne sammelt. Die Pflanzen der Varietät ß in den Alisma-Beständen scheinen früher entwickelt gewesen zu sein, wie « auf den erst später vom überdeckenden Wasser befreiten Aeckern ; denn die am 23. September gesammelten Pflanzen von £ hatten schon reife, abfällige Samen, und waren manche Achrcehen an der Basis bereits kahl in Folge abgefallener Samen, was ich an keiner einzigen Pflanze von « bemerkte. Zum Schlusse noch diesen Umstand. Wie sehr versumpft die ganze Gegend war, zeigt sich in dem Umstande, dass am 23. Septem- ber noch keiner der Eigenthümer dieser vielen Ackerparzellen die- selben versucht hatte, dem Ackerbaue wieder zurückzugeben. Ob die Pflanze in trockeneren Jahren nicht verpllügt wird und wieder verschwindet? Trier, im Januar 1874. Scleranthus-Arten. Von J. L. Holuby. Soeben erhielt ich die durch Hrn. geh. Hofrathı Dr. L. Reichen- bach bestimmten Scleranthos meines Florengebietes, nebst einer sehr instruktiven Sammlung meist sächsischer Formen dieser Gallung. Indem ich dem hochverehrten Altmeister der Botanik sowohl für Bestim- mung meiner Seleranthus-Formen, sowie für die werthvolle Kollektion, die ich aus seiner Hand erhielt, meinen tiefsten Dank öffentlich aus- spreche, lasse ich das Verzeichniss aller durch Ihn bestimmten For- men hier folgen: 1. Scleranthus annuus L. Flora Sax. Auf Kartoffeläckern vorzüg- lich. (Rehb.) 2. S. Borborygius Rehb. e familia uncinatorum. Borborek-Borbryk oppidulum in Transsylvania pr. Karlsburg ad fl. Maros (Herb. gene 3: brumalis Rehb. Fl. — Hier und da unter Poa annua. Sept.— Dr (Rchb.) 4. S. cinereus Rehb. Auf mit Erbsen besäelen Aeckern bei Halu- zice im Trencsiner Komitate, in Gesellschaft mit S. pseudoverti- cillatus Rehb., jedoch viel seltener als leizterer. 20. Juli 1872. Löss. 800 Fuss. (leg. Hol.) 5. 5. elevemontanus Rehb. Clevenberg und Fl. Sax. Camenz. (Herb. Reichb.) 6. S. compactus Rehb. Auf steinigen unfruchtbaren Brachen „na Bochätovej“, nördlich von Ns. Podhrad im Trenesiner Komitate. 28. Mai 1872. Kalk. 980 Fuss. (leg. Hol.) S. concinnus Reichb. Auf steinigen unfruchtbaren Brachen „pri Mickovke* bei Ns. Podhrad im Trencsiner Komitate (eine kleinere Form). 28. Mai 1872. Kalk. 1000 Fuss und auf einem Kleefelde (Trifolium pratense) des Kesselthales Chumy häufig. 6. Juni 1872. Kalk. 780 Fuss. (leg. Hol.) 8. 8. dieranifolius Rehb. Am Abgrundsrande des Pagensprungs im Sienitgebirge des Plauen’schen Grundes bei Dresden. Juli. (eg. Reichb.) 9. S. Durandoi Rcehb. Auf schotterigen Wegen des Östrolucky’schen Parkes in Ns. Podhrad, selten und mit keinem anderen Sceleran- thus vermischt vorkommend. 9. Mai 1872. Alluvium. 690 Fuss. (leg. Hol.) 10. S. expansus Rehb. Auf Gerstenfeldern bei dem Eichenwäldchen „za Knazicami“, nördlich von Ns. Podhrad im Trencs. Komitate sehr häufig. 28. Mai 1872. Kalk. 900 Fuss. (leg. Hol.) 11. S. gypsophilanthus Reichb. Arlillerie-Exerzierplatz bei Dresden. (leg. Reichb.) 12. S. Havranus Reichb. Auf Brachen des Havran bei SobotySt im Nordwesten des Neutraer Komitates häufig. 13. Septemb. 1872. Wiener Sandstein. 1500 Fuss. (leg. Hol.) be} 5% S. Holubyi Rehb. Auf steinigen Brachen „na Hradiskäch*“ westl. von Ns. Podhrad im Trencs. Komitate sehr häufig. 6. Juni 1872. Kalk. 950 Fuss. (leg. Hol.) S. intermedius Kittel. Auf Brachen am Fusse des Kalkhügels Häjnica bei Styrtek im Trencsiner Komitate. 13. Mai 1872. 720 Fuss und in lichten Waldstellen am Nedzo bei Bzince im Neutraer Komitate, hier viel häufiger. 15. Mai 1872. Kalk. 1400 Fuss. (leg. Hol.) S. Knazicanus Rehb. Auf Brachen bei den Weinber gen Knazice nächst Ns. Podhrad. 28. Mai 1872. Kalk. 850 Fuss und auf Aeckern der nördl. Rodungen bei Ns. Podhrad, an beiden Standorten häufig. (leg. Hol.) S. laevigatus Rehb. Flora Saxon. Gegend von Meissen, römische Bosel. (Rehb.) S. leptochaetos Rchb. Fl. Sax. Nahe der Schanze an der Blumen- strasse. (leg. Rchb.) S. leucocarpus Rehb. Fl. Sax. Ligau bei Augustusbad auf Kar- toffeläckern. (leg. Rchb.) S. macilentus Rehb. Auf Stoppelfeldern des Kesselthales Chümy bei BoSäca im Trencsiner Komitate in Gesellschaft des viel häu- figeren S. seticeps Reichb. 18. August 1872. Kalk. 800 Fuss. (leg. Hol.) 5. macronemus Rehb. Naunhof bei Moritzburg in Sachsen. Lehm- boden. (Herb. Rehb.) S. paganus Rehb. Fl. Sax. Tolkewitz bei Dresden. August 1872, (leg. Rehb.) S. pietus Rehb. Flora Saxon. Wildenhain bei Grossenhain. (leg. Reichb.) S. polycarpus L. Ex Columnae Ecphrasi p. 294. Fl. Saxon. Dresdener Heide: Wolfshügel. August 1872. rarissimus! (leg. Reichb.) S. pseudoverticillatus Rehb. (S. vertieillatus Tsch. sed nunquam habuit vertieillum.) Stoppelfelder bei Wag-Neustadtl im Nord- westen des Neutraer Komitates. 20. August 1872, auf mit Linsen, Erbsen und Mohn besäeten Aeckern der BoSäcer Rodungen „Ka- menicne* auf Kalk (900 Fuss), bei Haluzice sehr häufig” auf Löss (800 Fuss) und zwischen Sommersaaten der Rodungen „pri Nadovi“ bei Ns. Podhrad im Trencsiner Komitate ebenfalls häufig. Juli 1872. (leg. Hol.) S. rusticus Rehb. Flora Sax. Uibigau bei Dresden, unter Kohlge- wächsen. Juli 1873. deg. Rchb.) S. serotinus Rehb. Auf bebautem Boden sparsaın. Belon? Okt., Nov. (leg. Rchb.) S. seticeps Reichb. Höchst gemein auf Aeckern bei Ns. Podhrad, Bosaca und Stvrtek, auch auf Ackerrändern, im Trencsiner Ko- mitate. Mai— August, auf Kalk und Löss. 700—1200 Fuss; an ähnlichen Lokalitäten auch bei Hrusove im Neutraer Komitale. (leg. Hol.) 57 28. S. soroanus Rehb. Auf Brachen bei Starä-Tura im Nordwesten des Neutraer Komitates. 2. Oktober 1872. Löss. 790 Fuss. (leg. Holuby.) 29. S. Sprengelü Rehb. (S. perennis Spr. Fl. Hal. non L.) Am Saal- ufer bei Halle auf Porphyr. (leg. Rehb.) 30. S. stenodus Rchb. Dresden bei Wilschdorf. (leg. Rchb.) 31. S. Tabernaemontani Rehb. (Tabernaem. Kräuterb. p. 1217, icon.!) Sächs. Erzgebirge und Thüringen. (Herb. Rchb.) 32. S. Tauscheri Rehb. Zwischen Getreide nächst der Kramer-Maas bei Pressburg 10. Juni 1872. (leg. Schneller.) 33. S. tenellus Rehb. Fl. Sax. Ohne nähere Standortsangabe (Herb. Reichb.) 34. S. tenuis Rehb. Flora Sax. zwischen Lohmen und Pirna. (Herb. Reichb.) 35. $. venustus Reichb. Auf Brachen der Abhänge zum Kesselthale Chümy bei BoSäca im Trencs. Kom. 17. Juli 1872. Kalk. 800 Fuss. (leg. Hol.) Ns. Podhrad, 20. Jänner 1874. — Nachträge zur Flora des Illgebietes von Vorarlberg. Von Dr. Heinrich Kemp >. ). (Fortsetzung.) Asclepiadeae. Cynanchum Vincetoxicum R. Br. Häufig besonders an Felsen bis in die niedern Alpen. 1.2. ** Apocyneae. Vinca minor L. Häufig besonders an trockenen Stellen aller Voralpen. Ai RX Gentianeae. Menyanthes trifoliata L. Häufig auf den Sumpfwiesen des Göfiser und Rankweiler Waldes und bei Satteins etc. 1. ** Gentiana lutea L. Sehr häufig auf allen mittlern und höhern Alpen. PR 3. ” G. pannonica Scop. Wurde einmal auf der Höhe des Quellenjoches im Montafon gefunden. 2. * @. punctata L. Zerstreut durch das Gebiet: Oberes Saminathal, Gampertonthal, Arlberg. 2. 3. ** G. asclepiadeaL. Häufig auf feuchten Wiesen und in den Bergwäldern des untern Gebietes. 1.2. ** G. Pneumonanthe L. Zerstreut im untern Ilthal: Letze, Tisis, Düns. > Qt an . aeaulis L. Häufig vom Thale bis in die Alpen: Vaduz, Maria-Ebene, Saminathal, Gallina, Lüner See, Schafberg u. s. w. 1.2.3. * . bavarica L. Selten: Drei Schwestern. 2. ** . brachyphylla Vill. „Klosterthal und Silvrettajoch* (Stocker), wurde auch im obern Gampertonthal nahe dem Rhätikonjoch gefunden. 23. . verna L. Gemein bis in die Alpen. 1.2.3. ** . aestiva R. et Sch. Gemein auf den höhern Alpenwiesen. 2. 3. ** . utrieulosa L. Zerstreut: Maria-Ebene, Schnifis ete. 1. ** . nivalis L. Häufig auf den höhern Kämmen und Abhängen: Oberes Samina- und Gampertonthal, Hocher Frassen etc. 2. 3. ** . campestris L. Häufig in den höhern Alpenthälern und Alpen: Drei Schwestern, Gampertonthal, Schafberg ete. 2. 3. ** . germanica Willd. Ebendort gemein. 2. 3. ** . obtusifolia Willd. Ebenso. 2.3. ** . eciliata L. Häufig vom Thal bis in die mittlern Alpen: Nlufer unter- halb Feldkirch, Vaduz, Amerlügen, Drei Schwestern. 1.2. ** Erythraea centaurium Pers. Häufig im untern Gebiet: Tosters, Tisis, Ardetzenberg etc. 1. ** E. pulchella Fries. Ebendort selten: Tisis. 1. ** na m ann. a2 amaan Convolvulaceae. Convolvulus sepium L. Häufig in den Niederungen. 1. ©. arvensis L. Häufig, besonders im Rheinthal. 1. ** Cuscuta europaea L. Nicht selten im untern Gebiet. 1.+ ©. epithymum L. Sehr häufig ebendort. 4. ** AIR TI Ri Boragineae. Echinospermum Lappula Lehm. Zerstreut im untern Gebiet: Am Wege von Frastanz nach Satteins, Illufer unterhalb Nofels, Vaduz an der Strasse. 1. * Uynoglossum offieinale L. Häufig im untern Ill- und im Rheinthale. 1 ** Anchusa offieinalis L. Häufig im Illthale, von Pattenen im Montafon bis zur Mündung, im sSilberthale und bei Schruns gegen den Gauenstein. 1. 2. * Symphytum offieinale L. Häufig am Illufer und im Rheinthal, 4. ** Cerinthe alpina Kit. Häufig im Samina- und Gampertonthal. 2. ** Echium vulgare L. Gemein in den Niederungen. 1. ** Lithospermum offieinale L. Häufig am Illufer unterhalb Feldkirch. 1. ** Myosotis palustris With. Gemein bis in die Alpen. 1. 2. ** M. sylvatica Hoflm. Ebenso. 1.2.3. ** M. intermedia Link. Häufig im untern Il- und im Rheinthal. 1. ** Solaneae. Solanum nigrum L. Häufig in den Niederungen. 1. ** 5. Dulcamara L. Häufig bis in die Alpenthäler: Ardetzenberg, Stein- wald, Saminathal etc, 1.2. ** 59 Physalis Alkekengi L. Zerstreut: Tosters, Vaduz, zwischen Schnilis und Thüringen. 1. ** Atropa Belladonna L. Häufig bis in die untern Alpenthäler. 1.2. * Verbasceae. Verbascum Schraderi Meyer. Zerstreut: Felsenau, Illufer unterhalb Feldkirch. 1. ** V. floccosum W. et K. „Feldkirch“ (Stocker); konnte nicht aufgefunden werden. ? V. Lychnitis L. Zerstreut: Vaduz, Nofels, Feldkirch, Nüziders, Schruns. Pe * V. nigrum L. Zerstreut: Vaduz, Tisis, Feldkirch (am Steinwald), Nen- zang etc. 1.” V. lanatum Schrad. u. Moenchii Schultz. „Feldkirch“ (Stocker) konnten nicht aufgefunden werden. ? Scrophularia nodosa L. Gemein in den Niederungen. 1. ** S. Ehrharti L. Häufig ebendort: Tosters, Illufer unterhalb Feldkirch Bar. or S. Neesii Wirtg. Bei Feldkirch an der Strasse nach Vaduz und der Nebenstrasse nach Tisis häufig. Die Uebereinstimmung mit den Coblenzer Exemplaren, sowohl dem Habitus, als der Beschreibung nach, unterliegt keinem Zweifel: foliis inferioribus erenatis, (non serralis) caule petiolisque lato-alatis, appendice staminodii trans- verse oblonga longitudine sua evidenter triplo-latiore.* 1. + Antirrhineae. Digitalis grandiflora Lam. Fällegatter, Saminathal, Gampertonthal. un D. lutea L. !m unteren Gebiet stellenweise häufig: Felsenau, Stein- wald, Westabhang des Ardetzenberges. 1. ** Linaria minor Desf. Häufig durch das Illthal von Pattenen bis zur Mündung. 1. ** L. alpina Mill. Sehr häufig auf allen Alpen und Alpenthälern bis in’s Hlthal hinabsteigend (unterhalb Nofels). 1. 2. * L. vulgaris Mill. Gemein in den Niederungen. 1. ** Erinus alpinus L. Häufig: Drei Schwestern, Gampertonthal ete. 2. 3. ** Veronica Anagallis L. Häufig in der Rheinebene bei Feldkirch. 1. ** V. Beccabunga L. Gemein in den Niederungen, 1. ** V. urticaefoliaL. Häufig bis in die Alpen, Steinwald, Saminathal etc. EBEN V. offieinalis L. Häufig: Tisiser Au, Letze, Frastanzer Au ete. 1. ** V. aphylla L. Sehr häufig auf den höheren Alpen. 2. 3. ** V. fruticulosa L. Auf den Alpen des nordöstl. Gebietes (Hoch Gerach bis Arlberg) hie und da. 2. 3. ** | V. saxatilis Jacq. Zerstreut auf den höheren Alpen. 2. 3. ** V. alpina L. Gemein auf allen Alpen, besonders auf Urscehiefern. RE RK: serpyllifolia L. Häufig in den Niederungen: Tisis, Tosters u. s. w. 1.25" V. arvensis L. Sehr häufig in der Rheinebene bei Feldkirch. 1. ** 60 V. agrestis L. Seltener in der Rheinebene. 1. V. Buxbaumii Ten. Um Feldkirch, sonst nicht Re V. hederaefolia L. Häufig in dem unteren Gebiet. 1. ** Örobancheae. Orobanche Scabiosae Koch. Drei Schwestern (auf Carduus defloratus), oberes Gampertonthal, Arlberg oberhalb Stuben. 2. 3. + 0. Epithymum DC. Einmal im Gampertonthal am Abhang des Gallina- kopfes (auf Thymus Serpyllum). 2. ** O. flava Mert. Im Gamperton- und Saminathal, auf der Alpe Sücke in Lichtenstein (auf Petasites niveus). 2. 3. ** OÖ. Salviae F. W. Im Gampertonthal (auf Salvia glutinosa). 1. + ©. minor Sutt. Häufig in der Gegend von Feldkirch, Gissingen, Tisis etc. (auf Trif. pratense). 1. O. ramosa Vill. Im unteren Illthal nicht selten: Bludesch etc. (auf Cannabis sativa). 9. * Lathraea squamaria L. Häufig im unteren Gebiet bis in die Seiten- thäler: Hlufer unterhalb Feldkirch, Tosters, Frastanz, Maria-Ebene, Saminathal. 1. ** rt Rhinanthaceae. Tozzia alpina L. Selten: Im Gerölle am Abhange des Berthümelberges im oberen Gampertonthal. 2. ** Melampyrum pratense L. Häufig in den Niederungen. 1. ** M. sylvaticum L. Häufig im unteren Gebiet bis in die Alpen: Fälle- galter, Amerlügen ete. 1. 2. ** Pedieularis Jacquini Koch. Fast gemein auf allen höheren Alpen. $: 3, ”* i P. rostrata L. „Montafoner Alpen“ (Rehst.). Konnte nicht aufgefun- den werden. ? PB palusivis L. Häufig in den Niederungen: Galgenwiese, Letze etc. DECHR P. foliosa L. Durch das ganze Gebiet auf höheren Alpen und mitt- leren Abhängen stellenweise häufig: Drei Schwestern, Gallina, Gampertonthal eier 2 1b BU P. reeutita L. Am Schlapinajoch im Gargellenthal und am Arlberg. aa P. versicolor Wahlb. Wird von Stocker „gegen die Lichtensteiner Alpen“ angegeben; fand sich auch an der Grenze des Ge- bietes auf dem hohen Freschen (nahe der Nob) in vielen Exem- plaren. 2. * P. vertieillata L. Nicht selten: Hoch Gerach, oberes Samina- und Gampertonthal, Lüner See. 2. 3. * Rhinanthus minor Ehrh. Gemein bis in die Alpen. 1. R. Alectorolophus Pollich. Häufig in den Niederungen. 1. R. alpinus Baumg. Gemein bis ins Thal herab. 1. 2. 3. ** Bartsia alpina L. Fast gemein in allen höheren Alpen 2. 3. * Euphrasia offieinalis L. Gemein bis in die höheren Alpen; als var, pratensis, nemorosa und alpestris. 1. 2. 3. * 2 Br co 61 E. minima Schleich. Nicht selten auf den mittleren und höheren Al- pen des ganzen Gebietes: Drei Schwestern, Gampertonthal, Ta- famont, Valläle-Alp etc. 2. 3. ** E. salisburgensis Funk. Gemein ebendort. 2. 3. * E. OdontitesL. Gemein im Rheinthal, wo sie bei Feldkirch in E. se- rotina übergeht. h; AR (Fortsetzung folgt.) ne — Josef Dorner. In der „Oesterr. botan. Zeitschrift“ Nr. 14 d. J., wurde unter den Personalnotizen der Bericht erstattet über zwei Botaniker, die in diesem Sommer in Pest gestorben sind, nämlich Julius v. Koväcs und August v. Kubinyi. Diesen beiden Todesfällen ist nun leider auch noch das Ableben eines Dritten beizufügen, der ebenfalls für die Bo- tanik in Ungarn so Manches geleistet hat, und daher gewiss es auch verdient, um ihm in dieser Zeitschrift einen kurzen Nachruf zu wid- men, und dieser ist der gewesene Professor der naturhistorischen Wissenschaften am evangelischen Obergymnasium in Pest, Josef Dorner. Im Jahre 1809 zu Raab in Ungarn geboren , seine philosophi- schen Studien in Oedenburg endigend, kam er behufs seiner weiteren Ausbildung nach Wien, wo er an der Universität und im Polytech- nikum in den Jahren 1831 und 1832 besonders die naturhistorischen Wissenschaften mit seltenem Fleisse und grosser Passion studirte. Seine Vorliebe zu diesen Naturwissenschaften,, besonders aber zur Botanik, bewog ihn auch dazu, dass er nach Beendigung seiner Universitätsstudien , alsogleich ganz Ungarn und so manche Länder Europa’s bereiste, um seine Kenntnisse in diesem Fache zu be- reichern. Im Jahre 1853 wurde er von der evang. Hauptschule zu Szarvas im Bekeser Komitat zum Professor der naturhistorischen Wis- senschaften, und von der ungar. wissenschaftlichen Akademie zum korrespondirenden Mitgliede gewählt, und oblag beidem Berufe mit grösstem Fleisse und Gewissenhaftigkeit. Dem zu Folge wurde er im Jahre 1860 vom Pester evang. Obergymnasium zum ord. Professor derselben Wissenschaften berufen, allwo er auch als solcher bis Ende des vorigen Schuljahres segensreich wirkte. Ein unheilbares Herz- übel verbitterte ihm zwar seine letzten Lebensjahre, hemmte aber seinen Fleiss und Eifer durchaus nicht. Er verblieb ein unermüdeter eifriger Lehrer und Sammler bis zu seinen letzten Tagen. Nach lan- sem Leiden verschied er am 9. Oktober 1873. Er war im strengsten Sinne des Wortes ein guter und biederer Mann, er stand mit vielen ausgezeichneten Bolanikern des In- und Auslandes in wissenschaft- licher Verbindung, und sein Name wird sich in der botan. Wissen- schaft durch die von Stur ihm zu Ehren aufgestellte Draba Dorneri erhalten. Friede seiner Asche! Ignaz Grundl. Wien, am 16. Dezember 1873. ———. 62 Literaturberichte. Innerer Zustand der Bäume nach. äusseren Verletzungen, besonders der Eichen- und Obstbäume. Ein Beitrag zur Morphologie derselben. Mit 56 Holzschnitten und einem Atlas von 410 lithographirten Tafeln in Folio. Von H. R. Göppert. Circa 100 Seiten Oktav. Aus dem Jahrbuche des schlesischen Forstvereines für 1872. Der rühmlichst bekannte Verfasser, Herr Prof. Dr. Göppert in Breslau, welcher neben seinen rein wissenschaftlichen botanischen Untersuchungen vielfach auch forstbotanische Arbeiten lieferte, berei- cherte durch vorliegende Abhandlung unsere Literatur in höchst dankenswerther Weise. Ueber äussere Verletzungen an Stämmen ist viel beobachtet und geschrieben worden, hingegen wurde den im Inneren verletzter Baumstämme vorkommenden "Veränderungen bis jetzt nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Verf. hat es nun unter- nommen, die Ueberwachsungen von Einschnitten in das Holz (In- schriften eic.), die Ueberwucherungen von aus Adventivknospen ent- standenen Aestchen, Ueberwallungen, Maserbildungen, Verwachsungen, Frostwirkungen im Holzkörper, Frostrisse etc. an Durchschnitten zu siudiren und gelangte dadurch zu sehr klaren Anschauungen über das Zustandekommen all dieser abnormen Bildungen, welche nicht nur für den Forstmann, sondern in mancher Beziehung auch für den Pflanzenanalomen von Interesse sein werden. Die Abhandlung ver- dient aber die Aufmerksamkeit aller jener, welche sich mit Baum- zucht beschäftigen, weil der Verf. die bei dem Studium der Bildungs- abweichungen gewonnenen Beobachtungen benützt, um lehrreiche Winke über Kultur von Holzgewächsen zu geben. Namentlich ist die Arbeit jedem Forstmanne zu empfehlen , da Prof. Göppert das be- rühmt gewordene Verfahren der Aufästung der Bäume von Courval einer eingehenden Kritik unterzieht und zu dem Ergebnisse kömmt, dass in der strikten Befolgung der Courval’schen Methode eine grosse Gefahr für die Zukunft unserer Eichenwälder liegt. VW: Lehrbuch der Klimatologie mit besonderer Rücksicht auf Land- und Forstwirthschaft. Von Dr. Jos. R. Lorenz und Dr. C. Rothe. Mit 14 lithogr. Tafeln und 48 Holzschn. Wien 1874. Braumüller. Es gilt zwar als abgebraucht, von einem neu erschienenen Buche zu sagen, es sei mit demselben „einem dringenden Bedürfniss abgeholfen worden.“ Dennoch kann ich nicht umhin, mit dieser Phrase das obengenannte Buch anzuzeigen. Wer sich mit pflanzengeogra- phischen Studien auch nur beiläufig abgegeben hat, weiss, wie misslich es bisher war, eines guten brauchbaren klimatologischen Handbuches bei diesen Studien entbehren zu müssen. Diesem Mangel ist nun durch das Lorenz-Rothe’sche Buch in vollkommen entsprechender Weise abgeholfen. Aber nicht nur die Pflanzengeographen werden dieses Buch mit Freude begrüssen, auch alle intelligenten Land- und Forst- wirthe werden dasselbe als ein unentbehrliches Handbuch in ihren 63 Bücherschrank stellen, und ich bin überzeugt, dass sich dasselbe in kürzester Zeit auch als ein treffliches Lehrbuch in allen höheren land- und forstwirthschaftlichen Schulen einbürgern wird. Die Me- teorologie und Klimatologie haben in den letzten Dezennien ausser- ordentliche Fortschritte gemacht. Die Ueberzeugung, dass alle klima- tischen Verhältnisse auf die Luftströmungen zurüc kzuführen sind, die mechanische Wärmetheorie u. s. f. haben eine gründliche Reform fast aller Kapitel der Meteorologie nothwendig gemacht. Die Zahl der Beobachtungsstationen hat sich zudem in erfreulicher Weise ausser- ordentlich vermehrt und neben einer Fülle von meteorologischen Be- obachtungen wurde auch eine grosse Anzahl ‘von Untersuchungen über die Beziehungen der klimatischen Elemente zu den biologischen Verhältnissen der Organismen bekannt gemacht. Diese zahlreichen neuen zerstreuten Delailarbeiten zusammengefasst, übersichtlich ge- ordnet und in klarer Weise dargestelli zu haben, ist aber eines der wesentlichen Verdienste des Lorentz-Rothe’schen Buches. In der ersten Abtheilung desselben werden zunächst die klimatischen Elemente be- handelt, in der zweiten Abtheilung das Klima, die klimatischen Zonen und die klimatischen Modificatoren innerhalb der Zonen besprochen und schliesslich eine Eintheilung in klimatische Gebiete versucht. In diesem letzten Abschnitte wird insbesondere eine klimatographische Uebersicht von Europa und eine detaillirte Schilderung der klimatischen Gebiete Oesterreich-Ungarns gegeben und werden dabei auch die pflan- zengeographischen Verhältnisse der einzelnen klimatischen Provinzen erörtert. Bei dem ausgiebigen Materiale, über welches der Klima- tolog heutzutage verfügt, liegt die Gefahr nahe, sich ab und zu in Details zu verlieren, welche Klippe die Verfasser aber sorgfältigst vermieden haben. Als ein nicht hoch genug anzuschlagender Vor- zug ist endlich noch die klare allgemein verständliche Sprache her- vorzuheben, durch welche sich die Lorentz-Rothe’sche Klimatologie in der vortheilhaftesten Weise von anderen der Neuzeit angehörenden die „Meteoration* behandelnden Schriften abhebt. Nur eines kann ich den Verfassern nicht verzeihen, und das ist: dass sie sich aus den Fesseln der „Wiener Fusse ,‚* „Pariser Linien* und „Reaumur’schen Grade“ nicht losgemacht und sich bei den bezüglichen Angaben nicht an jenes Mass gehalten haben, dem ja doch die Zukunft "gehört! — Wenn das Buch eine zweite Auflage erlebt, woran ich nicht zweille, so dürfte die Reduktion in das metrische Mass und in Celsius’sche Grade nicht zu umgehen sein. Die Ausstattung des Buches lässt nichts zu wünschen übrig. A. Kerner. — Correspondenz. Kalksburg in Niederösterr., am 10. Jänner 1874 Endlich haben wir seit 5. d. M. etwas Schnee, der aber schon wieder zu schwinden droht. Der Winter war also fast so lange grün, 64 wie voriges Jahr. Die Winterflora jedoch, wenn man sie so nennen soll, war heuer, verglichen mit der vorjährigen, eine sehr arme. Nur sehr wenige Pflanzen sah man heuer ein zweites Mal blühen. Ausser Primula vulgaris, die seit Anfang Oktober sehr vereinzelt anzutreffen war, weiss ich nur noch @Genista pilosa, Anemone Pulsatilla, Poten- tilla alba und Aronia rotundifolia anzugeben. Hingegen gab es vori- gen Winter eine reiche Dezember-Flora. Die stengellose Primel konnte man vom Ende September bis Neujahr in beliebiger Anzahl finden. Ja, am 3. Dezember 1872 ergaben sich als Resultat eines botanischen Ausfluges auf den nahen Gaisberg an 30 blühende Pflanzen. Darunter waren: Adonis vernalis, Aronia rotundifolia, Anemone Hepatica, Pulsatilla und pratensis, Cornus sanguinea, Cytisus ratisbonen- sis, Fragaria vesca, Genista pilosa, Helianthemum canum und vul- gare, Leontodon incanus, Linum tenuiflorum, Pimpinella Sazxifraga, Polygala Chamaebuxus und major, Potentilla alba und cinerea, Pri- mula acaulis, Seseli Hippomarathrum und Stipa pennata. Auch Viola odorata soll damals in einem Garten zu Kalksburg geblüht haben. Am meisten waren mir unter allen aufgezählten Pflanzen die vielen Exemplare der Stipa pennata aufgefallen. Da es nun eine zum zweiten Male blühende Graminee gab, suchte ich sogleich auch nach einer Cyperacee, und zwar nach Carex humilis, gynobasis und prae- cox; aber vergebens. Es ist eben merkwürdig, das manche Pflanzen, die, wie Cornus sanguinea, erst im Sommer zu blühen pflegen, doch im selben Jahre noch ein zweites Mal zur Blüthe gelangen können, während man an manchen Frühlingspflanzen, wie von Cornus mas, vergebens eine Herbstblüthe erwartet. Heute untersuchte ich einige Linum-Arten meines Herbars. Ein Anfangs Juni v. J. im Zalaer Komitate in Ungarn gesammeltes Linum lässt sich weder nach Rei- chenbach’s fl. exc., noch nach Koch’s Syn. bestimmen. Dasselbe hat ganz das Aussehen eines Linum catharticum, nur sind die oberen Blätter nicht gegenständig. Da es aber die unteren sind, wird man an L. maritimum denken, das ich nie gesehen habe. Die Diagnose, welche Koch (Syn. ed. 3. p. 109) von Linum maritimum L. gibt, passt in der That auch bis auf die Blätter und Farbe der Blumen auf meine Pflanze. Bei dieser aber sind die Blätter nicht dreinervig, wie bei L. maritimum, sondern nur einnervig und die Blumenfarbe ist weiss, wie bei L. catharticum, für das ich sie auch anfangs gehalten habe; aus diesem Grunde wurden leider auch nicht mehrere Exemplare ge- sammelt. Ist nun meine Pflanze auch nicht Linum maritimum L., so gehört sie doch mit diesem in die gleiche Abtheilung bei Koch, da sie drüsige Kelchränder hat. Diese Pflanze ist also keinesfalls bei Neilreich enthalten; sie ist somit für Ungarn neu, wenn sie nicht bereits anderswo entdeckt worden ist, seit Neilreich seine Arbeiten der Oeffentlichkeit übergeben hat. Dieselbe Pflanze habe ich auch aus Ragusa, wo sie P. Sodiro $. J. (jetzt Botanik-Professor in Quito) vor 10 Jahren gefunden und als nach Koch’s Synopsis unbestiimmbar mir mitgetheilt hat. Die dalmatinische Pflanze weicht von der unga- rischen nur darin etwas ab, dass ihre Blätter nicht so vollkommen 65 kahl sind, als an dem Linum von den Sandhügeln des Zalaer Ko- mitates. J. Wiesbaur 8. J. Giesmansdorf in Schlesien am 10. Jänner 1874. Meine Pflanzenkisten aus Spanien sind endlich alle angekommen, einige allerdings erst nach fünfmonatlichem Transporte. Mit den Be- stimmungen bin ich kaum halb fertig und wird sicher der Mai heran- kommen, ehe ich dieselben beendet haben werde. Dann werde ich aber auch gewiss mein Wort lösen und Ihnen meine Reiseerinnerungen für die botanische Zeitschrift senden. M. Winkler. CGarlsruhe in Baden, am 24. Jänner 1874. In dem Nachlasse meines Vaters (A. C. Mayer in Leitmeritz) befindet sich auch sein Herbarium. Dasselbe soll im Ganzen verkauft werden, ohne dass irgend etwas herausgenommen ist. Es ist,-bis auf die Ausbeute im letzten Jahre, ganz nach dem Decandolle’schen Sy- steme geordnet, die einzelnen Pflanzen-Exemplare liegen in weissem, geleimten Papier und sind an diesem durch Spangen befestigt, so dass sie ganz unversehrt abgenommen werden können. Es umfasst die Sammlung namentlich die deutsche und schweizer Flora, sowie auch vieles aus den nichtdeutschen Provinzen Oesterreichs (aus den deutschen selbstverständlich); im Ganzen dürfte sich die Anzahl der Exemplare auf 8000 belaufen. Dass Alles auf das sorgfältigste gesammelt, ge- trocknet und eingelegt ist, davon werden Sie nach den jährlichen Beiträgen, die er an den bot. Tauschverein geschickt hat, hinlänglich überzeugt sein. Carl Mayer, Studirender der Ingenieurschule am Polytechnikum in Carlsruhe. —esoe>2 — — Personalnotizen. — Pr. August Vogl, Professor der Botanik an der Polytechnik in Prag, ist zum Professor der Pharma kologie und Pharmakognosie an der Universität Wien ernannt worden. — August Conrad Mayer, pens. Güterinspektor ist am 4. Jänner in einem Älter von 72 Jahren in Leitmeritz an Altersschwäche ge- storben. — Dr. B. Godra ist als Regimentsarzt von Mitrovitz nach Ruma in Syrmien versetzt worden. — Dr. Eduard Strasburger wurde von der L. C. Akademie der Naturforscher als Mitglied aufgenommen. — Dr. Johann Friedrich Laurer, Professor in Greifswald, ist am 23. November v. J., 75 Jahre alt, in Folge eines Schlagflusses gestorben. Ein Nekrolog, ‚geschrieben von Dr. Minks, befindet sich in der „Flora“ 1873, Nr. 66 — Dr. Heinrich Wawra, Ritter v. Fernsee, Linienschiffsarzt, wurde durch Verleihung des Comthurkreuzes zweiter Klasse des herzogl. sachsen-erneslinischen Hausordens ausgezeichnet. esse a — Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — Die 46. Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte zu Wiesbaden. «(Sektion für Botanik und Pflanzen- physiologie.) Prof. Pringsheim (Berlin) gibt einen kurzen Umriss des Inhalts seiner Untersuchungen über die Sphacelarienreihe, welche er als genetische durch allmälige Sonderung in eine komplizirt ge- gliederte Sprossform herangebildete Entiwicklungsreihe auffasst. Prof. Ffeffer (Marburg) erklärt die (indirekte) Beziehung des Lichtes zur Rückbildung von Eiweissstoffen aus dem beim Keimen der Papilionaceen gebildeten Asparagin als Folge des geringeren Kohlen- und Wasser- stoffgehalts des letzteren, welcher eine vorherige Assimilation dieser Stoffe durch die junge Pflanze nothwendig macht. Dr. Askenasy (Heidelberg) spricht über das in zwei scharf gesonderte Perioden zerfallende Wachsthum der Fruchtstiele von Pellia epiphylla. Dr. Magnus (Berlin) im Anschluss an Prof. Pringsheim’s Vortrag und mit Hinweis auf die Vorgänge bei vielen Florideen über die Verzweigung der Sphacelarien, bei welcher er zwei Modalitäten unterscheidet. Dr. Uloth (Nauheim) legt durch kohlensaures Ammoniak auf trockenem Wege vollständig macerirtes Buchenholz vor. — A. Batalin (Peters- burg) behandelt die periodischen Bewegungen der Blätter, die er in drei Abtheilungen bringt; Prof. Pfeffer (Marburg) äussert sich theil- weise abweichend über diesen Gegenstand. Hierauf spricht Dr. Frank (Leipzig) über das Verhalten der Gonidien im Thallus einiger homöo- merer und heteromerer Krustenflechten; dieser besteht längere Zeit aus blossem vielverschlungenem Hyphengewebe, und erst nachträglich Ireten an zerstreuten Punkten desselben die Gonidien auf, deren jüngste Stadien sich in einem Falle als inlerstitielle und terminale Glieder der Hyphen selbst herausstellten, u allerdings der Schwen- dener’schen Ansicht direkt widerspricht. Dr. Geyler (Frankfurt) gibt eine kurze Mittheilung über die sog. Likieezn von Laurus cana- riensis, Stammsprossen, die schon vor ihrem Hervorbrechen vom Mycelium eines Pilzes inficirt sind. Dr. Sorauer bespricht die Milben- sucht der Birnblätter, gallenförmige Auftreibungen der Mesophylizellen, die nicht durch Pilze, ‘sondern durch den Stich von Phytoptus piri hervorgerufen werden. Dr. Ascherson (Berlin) theilt die 10 deutschen Atriplex-Arlen in die 3 Untergaltungen Dichospermum, Teutliopsis und Selerocalymma ein. Prof. "Pringsheim (Berlin) legt die Tafeln einer Arbeit über die Befruchtung der Saprolegnien vor und theilt mit, dass diese in einer Kopulation und einem davon getrennten Be- [ruchtungsakte der Befruchtungskugeln bestehe. Anologes glaubt Prof. 67 Pfitzer (Heidelberg) auch bei den Bacillariaceen gefunden zu haben. Prof. Hasskarl (Cleve) berichtet über Kultur und Qualität der China- rinde auf Java, Prof. Pfitzer (Heidelberg) über Versuche, welche er über die Geschwindigkeit der Wasserbewegung im Stamm dikotyler Holzgewächse angestellt hat, die sehr viel schneller geschieht, als bisher angegeben wurde. Prof. A. Braun (Berlin) spricht über die Bedeutung” der löffelförmigen Gebilde in der Blüthe von Fuchsia glo- bosa var. flore pleno, und gibt eine vorläufige Mittheilung seiner neuesten Untersuchungen über die Ordnung der Schuppen an den Fichtenzapfen. ss pa —— Literarisches. „Repertorium annuum Literaturae Botanicae periodicae. Cu- ravit J. A. Van Bemmelen.“ Tom. I. 1872. Harlem 1873. Verlag von Erven Loosjes. 223 Seiten in Gr. Okt. — Dieses Werk enthält eine über- sichtliche Zusammenstellung aller botanischen Arbeiten, welche im J. 1872 in periodischen Schriften veröffentlicht wurden oder als selbststän- dige Werke erschienen sind. Zu diesem Zwecke werden die einzelnen Publikationen, immer in alphabetischer Folge der Autoren, wenn sie bestimmte Arten oder Gruppen der Pflanzen behandeln, in einer An- ordnung nach Fächern und in systematischer Reihe nach den natür- lichen Familien angeführt, Floren werden nach den Ländern und andere Arbeiten und Artikel in entsprechenden Abtheilungen aufge- zählt, so dass das Ganze eine vortreffliche, durch Benützung verschie- dener Leitern noch deutlicher gemachte Uebersicht der botanischen Leistungen jenes Jahres bietet. Die Ausstattung des Buches ist eine glänzende. — Die Regensburger „Flora* sieht sich nun auch genöthigt, den jährlichen Pränumerationspreis in Folge „der allseitig eingetretenen Preiserhöhungen“ auf 8 fl. 45 kr. zu erhöhen. — Mit dem nunmehr erschienenen 3. Hefte des I. Bandes der „Flora Oberösterreichs von Dr. Johann Duftschmid* ist die erste Ab- theilung der Phanerogamen: die Monocotyledonen abgeschlossen. Nach dem sich gezeigten Verhältnisse werden von den weiteren drei, die Dycotyledonen behandelnden Bänden, der zweite Band in vier Heften, wovon das letzte bis einschlüssig zur Ordnung: Ambrosiaceae reicht, erscheinen. Im dritten Bande (fünf Hefie) werden die folgen- den Ordnungen mit Einschluss der Cruciferen behandelt; der vierte und letzte Band sammt Namen-Index wird aus drei Heften bestehen. Das ganze Werk in fünfzehn Heften a 60 kr. wird sonach 9 fl. kosten. Das sofortige baldige Erscheinen desselben ist jedoch von der Zahl der Pränumeranten, die es auch vom Museum Francisco-Carolinum in Linz unmittelbar beziehen können, abhängig. R. esse 68 Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Holuby mit Pflanzen aus Ungarn. -—— Von Hrn. Prof. Haussknecht mit Pfl. aus Weimar. — Von Hrn. Seidel mit Pfl. aus Sachsen, den Sudeten und Karpathen. Aus Siebenbürgen: Astragalus praecox, Carex transsilva- nica, Centaurea atropurpurea, Ü. trinervia, Cephularia corniculata, Crocus iridiflorus, eing. von Dr. Tauscher. Aus Ungarn: Acer austriacum, A. tartaricum, Achillea Neil- reichü, A. pectinata, Alsine Jacquini, Amygdalus nana, Anthyllis pholyphylla, Arabis petrogena, Arenaria frutescens, Astragalus asper, A. virgatus, Calepina Corvini, Carex schoenoides, Centaurea sol- stitialis, C. stenolepis, Ceratocephalus orthoceras, Chlora serotina, Cicer arietinum, Colchicum Bertoloni, Colutea arborescens, Cori- spermum nitidum, Crataegus intermedia, C. nigra, C. pentagyna, Crepis rigida, eingesendet von Dr. Tauscher. Aus Tirol: Campanula carnica, Carex baldense, Crocus vern. v. parviflorus, Cytisus purpureus, CO. radiatus, C. sessilifolius, Galium baldense, Helianthemum Fumana, Horminium pyrenaicum, Paeonia pubens, Poa supina, Potentilla micrantha, Primula Auricula, Ranun- culus Thora. — Aus Steiermark: Carex ferruginea.. — Aus Italien: Galium aetnicum, eingesendet von Strobl. Aus Oberösterreich: Calamintha Nepeta, Euphorbia verru- cosa, Falcaria Rivini, Hippophae rhamnoides, Linum hirsutum, Ononis repens, Sedum maximum, Thalictrum flexuosum, T. minus, Thypha minima u. a. eing. von Dr. Rauscher. Obige Arten können im Tausche oder käuflich die Centurie zu 6 fl. abgegeben werden. Im Tausche werden angenommen in 5 bis 15 Expl. alle in Pokorny’s „Naturgeschichte des Pflanzenreichs für Mittelschulen“ angeführte Arten. Pilzherbarien mit 100 bis 500 mikroskopisch geprüften Arten können die Centurie zu 8 fl. abgegeben werden. SI.SO 2 Berichtigung. Nachfolgende Druckfehler im Aufsatze der Nummer 12, Jahrgang 1873, „Eine Granitinsel* von Dr. Schiedermayr in Kirchdorf, wären zu berichtigen: Seite 362 Zeile 12 von unten, statt Wiensandstein lies: Wienersandstein, ee ee 5 „ Gerstnerkalk „ Grestnerkalk, 0; ia I. OBRR nn, Anzbang „ Arzberg, a — m 44. ‚unten „ Gerstnerkalk „ Grestnerkalk, N A -. „ fulvidenführende „ fukoidenführende, BA a 1 Up Zu I 10572 & „ Gerstnersandstein „ Grestnersandstein, er Mh > » Kohlengries » Kohlengrus, »„ 366 „ 45 „ oben „ Dirnbachthale » Dimbachthale, ni 419 ” » Dieffenbachthale .„ _Diessenbachthale. Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn. Druck und Papier der ©. Ueberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer). Vesterreichische Botanische Zeitschrift, Gemeinnütziges Organ für Die österreichische Exemplare botanische Zeitschrift er Botanik und Botaniker, Sr na zogen werdensollen, sind den Ersten jeden Monats. blos bei der Kedaktion Man pränumerirt auf selbe . A 1 nn er = r Wieden, Neumang. Nr. 7 pränumerirt auf selbe Gärtner, Qekonomen, Korsimänner, Aerzle, r Sranumerken. - (5 Thir. 10 Ngr.) ' 3 Im Wege des ganzjährig. oder mit ap . Buchhandels übernimmt 41.0.W.(2 Thlr.20 Ng.) Apotheker un Techniker. Pränumeration halbjährig. €. Geroid’s Sohn Inserate in Wien, die ranze »Petitzeile N: 3 ana aish alle, nBrigen 15 kr. öst, W. = [ Buchhandlungen, XXIV. Jahrgang. WIEN. März 1874. INHALT: Scleranthen des Aetna und Nebroden. Von Strobl. — Aufbau des Trifolium. Von Dr. Gela- kovsky. — Bereisung von Montenegro. Von Dr. Paneic. — Vegetationsverhältuisse. VonDr. Kerner. — Ueber Calamintha aetmensis. Von Uechtritz. — Zur Flora des lilgebietes. Von Dr. Kemp. (Fortsetzung.) — Literaturberichte. Von J. W., K. — Correspondenz. Von Jäger, Holuby, Dr. Landerer, - Personalnotizen. — Sammiungen. — Botanischer Tauschverein. — Inserat. nen Ueber die Scleranthen des Aetna und der Nebroden, Von P. Gabriel Strobl. Von hochverehrtem Herrn Dr. L. Reichenbach, Direktor des k. bot. Gartens in Dresden, angeeifert, wandte ich den Scleranthen des obigen Gebietes meine besondere Sorgfalt zuund bringe nun in einer kleinen floristischen Arbeit das bisherige Resultat meiner Forschungen. Ich theile die Arten in 2 Gruppen: 1. Einjährige mit schmalem Kelch- rande und 2. ausdauernde mit breitem Kelchrande, da diese Eintheilung für die wenigen, mitzutheilenden Arten mir hinreichend scheint. A. Einjährige, Schmal-Kelchrandige. Scleranthus aetnensis mihi consentiente Rehbch. annuus Guss. Prodromus et Synopsis florae siculae, aber nur in Bezug auf die Aetnapflanze. Einjährig, am Grunde vielästig, Aeste im Kreise ausgebreitet, niederliegend oder aufstrebend, ziemlich robust, bis 7 Centm. lang, kahl, mit 1 oder 2 flaumigen Leisten, alle oder wenigstens die stärkeren schon in der Jugend intensiv rothbraun. Blätter dunkelgrün, matt, lineallanzettlich pfriemlich, am Grunde beiderseits etwas hautrandig und kurz, aber stets deutlich eirca 2"”" lang gewimpert, Spitze stumpf- Oesterr. botan, Zeitschrift. 3. Heft. 1874. 0 lich, alle aufrecht abstehend, an der Spitze oft sichelförmig zurückgekrümmt. Blüthen an der Spitze der Aeste und Aestchen, seltener von der Mitte an, in diehtgedrängten, 5—7blüthigen Cymen, da die miltlere, einzelne Blüthe fast sitzt, die Gabeläste aber kurz sind und 2—3 Blüthen tragen und so alle zusammen einen dichten Knäuel (glomerulus) bilden. Die Kelche sind gut 3"" lang, wovon die Hälfte auf die Kelchzähne kommit und stets offen, die fruchtumschliessende, untere Hälfte weisslich grün, etwas dunkler als bei den übrigen dieser Gruppe, die Kelchzähne ziemlich weit aufrecht abstehend, etwas gebogen und daher oben etwas zu- sammenneigend, stumpflich, ohne Stachelspitze, grün, eilan- zettlich, weissgerandet, die weissen Ränder zusammen eiwa — !/; der Zahnbreite, Staubgefässe um die Hälfte kürzer als die Zähne und kahl, Staubkölbehen rothgelb. An Feldrändern, grasigen Abhängen und in lichten Wäldern, bes. Eichenwäldern des Aetna auf Lavasand sehr gemein zwischen 2500 und 6500, aber nur im Frühling, in den tieferen Regionen im April, in den höchsten bis Ende Mai, dann aber fast spurlos ver- schwunden. Wurde von Professor Reyer aus Graz auf den Monti rossi (2500) und im Bosco di Malpasso ob Nicolosi bei 4000‘, von mir im Bosco de’ Rinazzi hinter Nicolosi bis zur Schneegränze Ende April ganz heerdenweise, Ende Mai aber nur mehr an den höchsten Punkten bis 6500° angetroffen, auch von Professor Tornabene in Catania bei Milo und an anderen Punkten des Aetna im Frühling gesammelt! Gehört nach Rehbeh.’s Mittheilung in die Gruppe der ramulosi. Scleranthus venustus Reichenbach. determinavit ipse! annuus Guss. Prodr. und Synopsis florae siculae und Bertoloni flora italica, aber nur iheilweise. Einjährig, am Grunde vielästig, Aeste im Kreise niederliegend und aufstrebend, etwas schmächltiger als vorige, bis 7 Centm. lang, kahl mit 1 oder 2 flaumigen Leisten, grün, nur im Alter ockergelb oder schmutzig gelbbraun, Blätter grün, im Alter gleich der ganzen Pflanze ockergelb, am Grunde breit weisshäutig gerandet, ganz wimperlos oder nur mit wenigen, zerstreuten Wimperhaaren, ziemlich weit vom Stengel abstehend bis horizontal, Blüthenstand ähnlich wie bei aeinensis, aber die Aestchen länger, mehr gespreizi, die Blüthenknäuel fast über die ganze Pflanze ziemlich gleichmässig ver- theilt, ausser den Knäueln an der Spitze der Aeste und Aestchen oft auch noch seitenständige, durch Aborlirung des 2. Gabelastes blatt- winkelständig gewordene Blüthen; Kelche gewöhnlich 31/2 —4”" (an französischen Ex. nur 3”") lang, wovon 3/; auf die kelch- zähne kommen, die fruchtumschliessende Hälfte weissgrünlich, kahl, die Kelchzähne grün, lanzettlich, selten eilanzeitlich, mit sehr schmalen weissen Hauträndern, die zsm. !/, der Kelchbreite betragen, von einander abstehend, an der Spitze aber etwas zu- sammenneigend und die Spitzen daher etwas entenschnabelartig, mil winziger, nach einwärls gebogener Stachelspitze, die bei vorigem immer fehlt. Staubfäden halb so lang als die Kelchzähne, kahl. A Auf dürren, steinigen Bergabhängen, an Rändern der Bergsteige auf kalk- oder lehmigkalkigem Boden in den Nebroden Siziliens von 1000—1860 Meter sehr gemein (also circa 3200—5900 W. Fss.), von mir al ferro (1000) bei Cacacidebbi (1450), im Piano della battaglia (1700) und an den Rändern der „Fosse di Palermo“ bei 1860 Meter in Menge beobachtet und unter dem irrigen Namen /utescens Rchb. versendet. Vermuthlich gehört der von Gussone bei Castelbuono, Po-+ lizzi und Collesano angegebene „annuus L.* auch hieher, doch lässt sich ohne Originalexemplare in einer so vielfach verkannten und verwechselten Gruppe nichts Gewisses behaupten. Scleranthus hirsutus Presl. deliciae pragenses 1820 und flora sicula 1826. Meine Beschreibung stimmt zwar nicht ganz mit jener Presl’s, doch zweifle ich nicht an der Identität meiner Pflanze mit der Presl’s, vorzüglich wegen des Standortes, der Blüthezeit und weil Reichenbach mir ein nach seiner Versicherung von der Originalpflanze kaum unterscheidbares Exemplar übersandte. Gussone, Prodr. u. Synopsis florae siculae. ‘ Einjährig, mässig ästig, 2—3, höchstens 4 Centm. hoch, Aeste aufrecht oder aufsteigend, grün, fast nochmal so zart als die der vorigen, mit meist breiter, fast die Hälfie des Stengels einnehmender Flaumlinie, öfters aber auch mit 1 oder 2 schmalen flaumigen Leisten, Blätter grün, lineallanzettlich pfriemlich, am Grunde breit weiss häutig und meist spärlich gewimpert, Cymen endständig, seltener seitenständig, meist einen Ebenstrauss oder eine zusammengesetzte Scheindolde bil- dend, deren Hauptradien die Aeste sind, Kelch kaum 3"® lang, wovon ?/; auf die Kelchzähne kommen, der fruchtum- schliessende Theil weissgrün, Kelchzähne grün, ziemlich schmal weiss gerandet, die weissen Ränder zusammen — !/, der Zahn- breite, alle Kelchzähne lanzettlich, aufrecht abstehend, etwas gebogen und daher an der Spitze etwas zusammenneigend, stumpflich, meist mil winzigem, nach einwärts gerichteten Spitzchen. Staubgefässe nur halb so lang, als die Kelchzähne und kahl, nach Presl aber dem Kelche gleich lang und rauhhaarig, was ich nie so fand; letztere Eigenschaft fehlt wohl allen Scleranthen. Er gehört nach Reichenbach’s Mittheilung in die Gruppe der durch ihre Schlankheit und Zierlichkeit ausgezeichneten Polycarpi. Im untersten Gürtel der Hochregion des Aetna auf Lavasand und vulkanischem Gesteine, etwa zwischen 5500 und 7000‘, Presl in der Einleitung zur Flora sicula gibt eine Reihe von Pflanzen, darunter auch ihn, zwischen 6000 und 750)‘ an, doch greift er im Allgemeinen etwas zu hoch. Er wurde an der Südseite des Vulkans über den Wäldern von Nicolosi von mir häufig beobachtet, und dies ist gewiss auch der Standort Presl’s, da der Aetna fast nur von dieser Seite aus bestiegen wird. Er blüht im Juli und August, und ist also auch durch die Blüthezeit von dem fast gleich hoch gehenden aetnensis auffallend verschieden. Ausser diesem Originalstandorte notirte ich ihn 6* 12 noch auf der Ostseite des Aetna im Valle di Bove (6000) und etwas tiefer, Tornabene fand ihn im Vallone di Ulli. B. Ausdauernde, Breit-Kelchrandige. Scleranthus Stroblii Reichenbach in litteris. Ausdauernd, von kurzen, nur Blätter tragenden Stängeln und Aesten, etwas rasig, mehrstünglig, Stengel reichästig, niedergestreckt und aufsteigend, ganz kahl oder kaum mit einer Spur von einer flaumigen Leiste, Seitenäste ziemlich kurz, Blätter 6—8”" lang, linealisch, gekielt, tiefrinnig, im Habitus den Fichtennadeln sehr ähnlich, spitz oder stumpflich mit Stachelspitze, dunkelgrasgrün, langer als die Internodien, dem Stengel fast anliegend, aufrecht abstehend, in der oberen Hälfte etwas gekrümmt, an der Spitze der unfruchtbaren Aeste kleine Büschel bildend, je 2 gegenständige, durch eine eiwas über 1” lange weisshäulige Scheide mit einander verbunden, und nur ganz nahe der Scheide etwas häutig berandet, beiderseits nur 1”" lang mit ziemlich langen Wimperhaaren versehen, auch diese öfter fast fehlend. Blüthen an der Spitze der Stengel und Acste in kleinen, dichtgedrängten 4—6blüthigen Knäueln, Fruchtkelchganz auffallend breit, nämlich zum lang, wovon aber die Halfte auf die Kerchz the kommt und NVA breit, kahl, weissgrün, die Kelchzähne dunkelgrün, eiförmig lanzeltlich, breit weiss ge- randet, die Ränder zusammen ziemlich gleichbreit dem grünen Mittel- theile, alle gerade, weit abstehend, stumpf. Staubfädenkahl, kaum von halber Länge der Kelchzähne. Diese Pflanze ver- bindet die Glieder der vorigen Reihe mit denen der zweiten und wurde von mir etwa 300° über der obersten Gränze des Bosco Cerrita und Monte Cubania an der Nordseite des Aetna bei 7000° zwischen Senecio aetnensis Jan., Asiragalus siculus Bio und Saponaria de- pressa Bio sehr selten beobachtet. Reichenbach schrieb mir von ihr: „Ausgezeichnete, in allen Theilen verschiedene Art.” August. Scleranthus vulcanicus mihi; marginatus Gss. theilweise. Gussone selbst hält schon die Aeinapflanze für eine „insignis varielas* und für „ulterius observandus.“ Ich versandte sie als Se. marginatus Gss. v. aetnicola, da ich aber schon einen aetnensis aufsiellte, so glaube ich den noch nirgends mit einer Beschreibung publizirten Namen ändern zu sollen. Ausdauernd, reichstenglig, von kurzen, nur blättertragenden Stengeln und Aesten sehr dicht rasig, die Stengel im Kreise nieder- liegend oder aufsteigend, die ganze Pflanze meist nur 4—7 Gentm. br eitund 2—3 Centm. hoch, kleine, dichte, fast halbkugelige Pölster bildend, selten die Aeste mehr locker und zerstreut, in welchem Falle die Pflanze bis 11 Centm. Breite und bis 6 Gentm. Höhe erreicht. Stengel gewöhnlich grün, dichtbeblättert, mit einer fast halb stengelbreiten, sehr dichten, aber äusserst kurzen, fast mehligen Flaumlinie: die Blätter die Internodien gewöhnlich überragend, meist nur 4—6”” lang, 1”" breit, daher im Ver- 3 hältniss zu den 2 übrigen dieser Gruppe breitlineal, gekielt, aber nicht ge efurcht, flach, oder höchstens am Grunde etwas rinnig, dunkelgrün, stark seegrün, mit weissem, krustigem Rande, fast wie die Blätter einer Saxifraga aus der Gruppe Aizoon und ähnlich auch an der Basis ziemlich dieht gewimpert, dann gegen die Mitte oder fast bis gegen die Spitze ziemlich entfernt wimperig sägezähnig, Spitze meist stumpflich mit deutlicher Stachelspitze, die Scheide grossentheils weisshautig und ebenso das untere Drittel des Blattes breit dieklich häulig berandet, alle Blätter weit abstehend bis zurückgekrümmt, ähnlich wie bei Sazifr. caesia. Blüthen im obersten Drittel der Stengel und Aeste in zusammengesetzten Trugdolden, die mittelständige Ein- zelnblüthe fast sitzend, die unteren Gabeläste ziemlich lang, die obersten kurz, oder die untersten kurz, die obersten sehr kurz, letz- terer Fall an der oberen Verbreitungsgränze fast ausschliesslich; manchmal fehlt ein Gabelast, oder die Mittelblüthe und die Blüthen stehen dann ziemlich gleichmässig zerstreut, gewöhnlich aber bilden sie ziemlich gedrängte Ebensträusse. Kelch 31, pam lang, wovon ?/;, selten nur 7A auf die Kelchzähne kommen; nur die Mitiel- blüthe sehr üppiger Individuen sah ich bis 41/,”® lang, aber die Seitenäste trugen auch dann nur 33%/,—4”” lange Blüthen. Fruchtielch grünweiss, kahl oder etwas mehlig flaumig, die Kelchzähne breit- länglich, bis nahe zur Spitze ziemlich gleich breit, die Spitze stumpf- lich oder mit Stachelspitzchen, up Zähne aufrecht, an der Spitze zusammenneigend, der Kelch daher ganz oder fast ganz geschlossen, selten die Kelo hzähne bis 2”= von einander abstehend, alle breit weisshäutig gerandet, die Hautränder zusammen gleich dem grünen Mitteltheile. Staubfäden kahl, den Kelchzähnen fast gleichlang. Gewöhnlich und besonders gegen die obere Ver- breitungsgränze sind die Fruchtknoten und Kele hzähne, ja selbst die Hautränder derselben mehr oder minder karminroth überlaufen, oft nur Fruchtknoten und Hautrand, die Mitte der Kelchzähne aber grün, noch öfter aber nur die Hautränder karminroth. Alles übrige aber grün. Achnlich geht in dieser Region die Anthemis aeinensis Schouw. vom Weissen durch alle Mittelstufen ins Karminrothe und der Rumex scutatus v. aetnensis (Presl) vom Grünen in das Rothbraune über. Seler. vule. geht nach Rumex aetnensis Presl, Anthemis aet- nensis Schouw, Robertia taraxacoides und Senecio aetnensis (Jan.) im Lavasande des Aetna am höchsten, bis etwa 8300' und steigt nach meinen Beobachtungen hinab bis zur oberen Gränze des Astra- galus siculus, 7500‘; nac ch Philippi: „Ueber die Vegetation des Aeina* Linnaea 1832 findet er sich sogar noch bei 5000, jedenfalls hier selten; im obigen Höhengürtel an der Südseite des Vulkans aber ist er sehr häufig, jedoch wegen der Kleinheit und der dunklen Farbe seiner Pölsterchen, die von der dun\len Lavaasche sich nur wenig abheben, leicht zu übersehen. Er wurde ausserdem noch von Gussone und wahrscheinlich noch von anderen gefunden, aber mit marginatus identifizirt. N 1% Scleranthus marginatus Gussone Prodromus und Synopsis florae siculae aber mit Ausschluss der Aetnapflanze. Perennis Presl fl. sicula, nicht L., perennis ß repens Jan. Ausdauernd, ausserordentlich reich- stenglig, von kurzen, nur Blätter tragenden Stengeln und Aesien sehr dicht rasig, Stengel im Kreise niederliegend oder etwas auf- strebend, die durch sie gebildeten Pölster meist ziemlich dicht und flach den Boden überkleidend, ihr Durchmesser 9—20 Centm und darüber, Aeste dichtbeblättert, mit { oder 2 schmalen Flaumleisten, selten fast die Hälfte flaumhaarig, Blätter hell- grasgrün, 6—10”* lang, dicklich, etwas gekrümmt, den Aesten ziemlich anliegend bis aufrecht abstehend, an der Spitze der kleineren Aeste dichte, gekrümmte Büschel bildend, schmallineal, ?/3”” breit, hochgekielt, zu beiden Seiten des Kieles mit 1 oder 2 tiefen Furchen, innen der ganzen Länge nach tiefrinnig, den Fichtennadeln im Habitus sehr ähnlich, stumpf oder etwas spitzlich, selten mit Stachelspitze, kaum sichtbar weisskrustig berandet, an der Basis nebst den Scheiden breit weisshäutig, ebendaselbst ziemlich dicht gewimpert, dann bis zur Mitte oder bis gegen die Spitze hin entfernt wim- perig-sägezähnig. Blüthenstand wie beim vulcanieus, aber die Trugdolden (eymae) beginnen meist schon in der Mitte der Stengel und Aeste, die Mittelblüthe ist wieder fast sitzend, die unteren Gabel- äste sind bei grossen Individuen lang bis sehr lang, die obersten ziemlich kurz, bei kleinen Individuen aber schon die untersten ziem- lich kurz und daher der Blüthenstand ziemlich kompakt und dicht- knäulig. Beide Formen, die mit gelösten und die mit kopfblüthigen Cymen finden sich oft an demselben Standorte. Kelche 41,5 1/"”, wovon ?/, auf die Kelchzähne fallen, Fruchtkeleh grünweiss, kahl, die Kelchzähne grün, schmallänglich, breit weisshautrandig, der Hautrand gegen die Spitze etwas breiter werdend, so dass er hier die grüne Mitte an Breite sogar übertrifft, die Spitze selber etwas nach einwärts gebogen, alle Zähne aufrecht abstehend, kaum merklich an der Spitze zusammenneigend, der Kelch daher stets offen, die Öffnung beträgt gewöhnlich 11% —2?"®. Staubfäden fast so lang, als die Kelchzähne, kahl. Auf dürren Bergweiden der Nebroden zwischen 1000 und 1700 Metern, ca. 3200—5380 W.F., stellenweise in Menge. In der Pieta ob Polizzi (1000 Dr. Mina-Palumbo)!, im Piano Valieri (Gussone! 1600 M.), im Piano della Battaglia di Petralia an sterilen, lehmig kalkigen Abhängen circa in der Mitte dieser Hochebene bei 1700 M. von mir in grosser Menge angetroffen und vielfach versendet. Juni, Juli. Gehört nach Reichenbach „Vorläufiger Blick auf Seleranthus“ Bot. Zeitschr. 1872 in die Gruppe der marginati. NB. Nr. 1, 2, 3, 5 und 6 wurden von mir an die meisten grossen Herbarien, wie zu Wien, Berlin, Linz, Innsbruck ete. versendet. Innsbruck, am 21. Jänner 1874. —T en, „Do Ueber den Aufbau der Gattung Trifolium. Von Dr. Lad. Öelakovsky. (Schluss.) 9. Stenosemium m. Köpfchen pseudoterminal, fast sitzend. Blüthen alle gleichartig, fruchthar, nicht zurückgebogen. Kelch im Schlunde von einem Ringwulste geschlossen, 10rippig, zur Fruchtzeit zwischen den Rippen häulig, etwas aufgeblasen. Fahne schmal, völlig frei. Hieher nur T. striatum L. 10. Lagopus Koch (Trifolium Presl, Eutriphyllum Bertol., Lago- pus, Phleastrum und Eutriphyllum Seringe). Köpfchen bald gestielt, bald sitzend, deutlich blattwinkelständig oder scheinbar endständig (pseudoterminal). Blüthen alle gleichartig, fruchtbar, nicht zurückge- bogen. Kelch 10—20rippig (selten mehrrippig), im Schlunde von einem oft behaarten, wulstigen Ringe oder einem Haarkranze geschlossen, zur Fruchtzeit nicht häufig aufgeblasen. Fahne mit den übrigen Blu- menblättern röhrig-verwachsen. Diese grosse artenreiche Sektion lässt sich in folgende zwei Gruppen theilen, zwischen welchen aber Uebergänge bestehen. a) (Lagopodium Godr.) Köpfchen deutlich blattwinkelständig, in Mehrzahl am selben Stengel, von einander entfernt. Hieher z. B. T. arvense L., T. scabrum L., T. ligusticum Balb., T. dalmaticum Vis., T. trichopterum Pan&ic u. s. w. b) (Eutriphyllum Godr.) Köpfchen scheinbar endständig, an der Stengelaxe nur eines, in der Achsel des unteren zweier sehr genä- herter Hüllblätter entspringend, seltener noch ein zweites aus der Achsel des oberen Hüllblattes. Hieher die grosse Schaar aus der Verwandtschaft von Trifolhum pratense, Trif. medium, T. maritimum, T. stellatum, T. lappaceum u. (Se Wi Anfangs glaubte ich, dass Lagopus nach der lateralen und ter- minalen Stellung der Köpfchen am Stengel mit Godron in zwei Sek- tionen getheilt werden könne, allein eine nähere Untersuchung ergab, dass die Inflorescenzen überall in der Gattung Trifolium, wie auch bei den verwandten Galtungen und bei der grossen Mehrzahl der Papilionaceen nur lateral sind. Bekanntlich stehen in dem Falle, wo ein terminales Köpfchen vorhanden zu sein scheint, bald dicht unter demselben, bald tiefer meist 2 beinahe gegenständige Laubblätter (selten 3 oder nur 1), welche, wenn der Stiel des Köpfchens nur kurz ist, die bekannte Hülle des Köpfchens bilden. Die beschreibende Botanik spricht in diesem Falle ebenso von capitulis involueratis, wie wenn von den Köpfchen der Sektionen Involueraria und Galearia die Rede ist, obwohl beiderlei Hüllen eine sehr verschiedene morphologi- sche Bedeutung haben. Bei Involucraria sind es eben die verwachse- nen äussersten Deckblätter, bei Lagopus gehört die Hülle gar nicht dem Blüthenstande selbst an, ja nicht einmal der Blüthenstandaxe überhaupt, denn der Köpfchenstiel entspringt seitlich in der Achsel des unteren 6 der beiden Laubblätter, stellt sich aber in die verlängerte Richtung des Stengels und drückt das wahre Ende der Hauptaxe zur Seite. Beweise dessen sind folgende Beobachtungen: 1. Das obere der beiden Laub- beziehungsweise Hüllblätter ist bei näherer Betrachtung nicht auf der Axe des Blüthenköpfchens in- serirt, sondern auf einem meist verschwindend kurzen Internodium neben der Basis des Köpfchenstieles, die Nebenblätter dieses bisweilen nur ganz kleinen Blattes sind daher nicht um den Stiel herum- geschlagen, wie sonst immer die Nebenblätter um ihre Axe, son- dern sie kehren ihre zusammenneigenden Ränder gegen die Axe des Blüthenstandes. Dieses äusserst kurze Internodium bildet mit dem unteren Laubblatte einen Winkel, in dem der Köpfchenstiel steht, dieser ist aber lateral, und das unentwickelte Stengelglied ist die wahre Fortsetzung des Stengels und schliesst mit dem oberen Laub- hlatte : . In Ausnahmsfällen verlängert sich dieses letzte Internodium, wie man sehr schön an T. medium beobachten kann, bis zur Länge mehrerer Linien, und dann ist die blattwinkelständige Stellung der Inflorescenz noch evidenter. 3. Ebenso wenn ein zweites Köpfchen ausnahmsweise, bei man- chen Arten aber fast regelmässig sich ausbildet, streckt sich das Stengelglied unter dem oberen Laubblatte, oberhalb dessen (und zwar wieder in dessen Achsel) das zweite Köpfchen steht, ganz deutlich, und das sonst anscheinend terminale untere, grössere, früher auf- blühende Köpfchen stellt sich deutlich als blattwinkelständig dar. 4. Wöre, wenn zwei Köpfchen sich bilden, das obere wirklich terminal, enisprechend dem einzigen pseudoterminalen, und wäre das zum unteren Laubblatt deutlich achselstiindige akzessorisch, so müsste ersteres sich früher bilden und kräftiger sein, wovon das Gegentheil zu sehen ist. 5. Bei T. formosum d’Urville!) bilden sich regelmässig zwei langgestielte Köpfchen am Stengelende aus, von denen das untere deutlich in der Achsel des unteren Blattes enisprungen ist, das obere zwar terminal zu sein scheint, aber in seltenen Fällen, wo noch ein drittes Laubblatt und ein drittes Köpfchen gebildet wird, (so in Presl’s Symbolae tah. 33) sofort wieder lateral erscheint, aber gewiss auch seitlich gewesen ist, wenn sich ein drittes Köpfchen nicht gebildet hat. Wenn dagegen hin und wieder auch bei dieser Art nur ein EN angelegt wird, so scheint es wieder terminal zu sein. . Dass der Stiel der Köpfchen in der Gattung Trifolium über- haupt in Richtung seiner vorausgehenden Mutteraxe (des Stengels) einhält, und die Fortsetzung dieser Axe schief stellt, kann man auch !) Boissier begleitet das Vaterland Creta dieser Art mit einem Frage- zeichen, sich nur an Pres!’s zweifelhafte Angabe der Symbolae haltend, er hat also die von Straube neuerdings auf Creta gesammelten, als Trif. piliferum d’Urv. (?!) ausgegebenen Exemplare, weiche zu T. formosum gehören, nicht gesehen, ea bei vielen jener Arten beobachten, deren Stengel mehrere deutlich seitliche und durch verlängerte Stengelglieder auseinandergerückte Blüthenstände bildet (Arten von Lagopodium Godr.). Das letzte late- rale Köpfchen, über welchem der Stengel beschlossen wird, scheint auch da terminal zu sein (und die beschreibende Botanik hält es auch dafür), und ist dennoch auch seitlich. Diese Aufklärung der pseudoterminalen Blüthenstände wird übri- gens den Morphologen befriedigen, da auf diese Weise eine Aus- nahme von der bei Trifolium und den Papilionaceen überhaupt herr- schenden Regel wegfällt. Es darf jedoch nicht verschwiegen werden, dass in zwei Fällen die Seitenständigkeit der Köpfchen doch zweifelhaft sein könnte. $, 5’ Big. 1; Fig. 2. Fig. 3. Fig. 4. Fig. 5. Den ersten Fall habe ich bei Trif. pratense beobachtei. Wenn, wie so häufig, 2 Köpfchen ausgebildet sind, so möchte man das erste, grössere Köpfchen oft wirklich für endständig halten, weil das zweite Laubblait, in dessen Achsel das obere Köpfchen entspringt, an der Achse des ersten Köpfchens inserirt zu sein scheint (Fig. 3). Weil aber in anderen Fällen (besonders in der Var. brachystylum Knaf mit langgestielten Köpfchen) die Blüthenstände deutlich als blaltwin- kelständig und ihre Stiele von dem das obere Blatt tragenden kurzen Internodium gesondert beobachtet werden können (Fig. 1), so muss jene so täuschend te, ‚minale Bildung doch anders gedeutet werden, weil es doch undenkbar is!, dass derselbe Blüthenstand bei derselben Art einmal terminal und ein ke mal lateral sein könnte, und wirklich kommen gewisse intermediäre Bildungen einer anderen, mit der sonsligen Regel mehr konformen Deutung zu statten. Ich sah nämlich Exem- plare. an denen das Internodium zwischen beiden Hüllblättern ent- wickelt, oberwärts auch von dem Stiele des Köpfchens getrennt, aber mit dem weit grösseren unleren Theile demselben angewachsen war (Fig. 2). Die Fig. 3 erklärt sich nun durch Ve »rwachsung (Verein- wachsung) des ganzen Internodiums « ߣ mit dem Stiele des unteren Köpfchens, wobei der Vegetationspunkt zwischen beiden Blüthenstand- axen erlischt oder von ihnen verbraucht worden ist. Man findet auch weiter gehende Verwachsungen, welche durch Fig. 4 schematisch dar- gestellt sind, in welchen sogar die beiden Inflorescenzaxen ein Stück mit einander verwachsen sind. Dieses Verwachsen ist ebenfalls nicht anders möglich, als dass die beiden Achselsprosse den ganzen Stamm- scheitel zu ihrer Bildung verbrauchen, und nachdem so die Stengel- 78 spitze sich gewissermassen ungleich dichotom getheilt hat, vereint eine Strecke weiter wachsen. Etwas Aehnliches findet ja auch statt, wenn bei der Bildung eines mehrfächerigen Fruchtknotens mit cen- traler aber nicht axiler Placenta (z. B. bei Scrophularineen) die Car- pelle über dem von ihnen verbrauchten Vegetationspunkte der Blüthen- axe zusammensiossend, mit den Rändern vereint fortwachsen. Die Entwicklungsgeschichte, die an T. pratense ein interessantes Objekt vorfände, wird diese Vorstellung, wie ich nicht zweifle, bestätigen, weil unter der unausweichlichen Voraussetzung lateraler Köpfchen keine andere möglich ist. Als zweites Beispiel einer anscheinend echt terminalen Stellung des Köpfchens ist mir T. Cherleri !) bekannt geworden, welches aber stets nur ein Köpfehen an der Stengelspitze besitzt, dessen Basis meist 3 Blätter mit flach ausgebreiteten Nebenblattscheiden dicht an- liegen. Denken wir uns in Fig. 3 das Internodium «& $ sehr verkürzt und den Seitenspross S? hinweg, unterhalb der Blätter a, b noch ein Blatt c, so erhalten wir Fig. 5, durch welche die Verhältnisse der T. Cherleri versinnlicht werden. Auch hier wird der über dem Blatte «a erlöschende Axenscheitel von dem kräftigen, die Richtung des Sten- gels behauptenden Achselspross von b grösstentheils verbraucht und der geringe wie immer zur Seite gedrängte Rest später unkenntlich. Diess ist zwar vorläufig nur eine Hypothese, aber eine durch die Ana- logie mit den zahlreichen anderen Arten von Eutriphyllum Godr. wohl begründete , sie wird übrigens durch den Umstand bekräftigt, dass das oberste , auf eine Nebenblattscheide reduzirte Blatt « wie bei den übrigen einköpfigen Arten eine ganz schmale Insertion besitzt, während eine ebenso breite Insertion wie die von b und e zu er- warten wäre, wenn a wirklich der dieken Peripherie der Blüthen- standaxe entsprosst wäre. Godron’s Sektionen Lagopodium und Eutriphyllum sind in Folge der vorstehend mitgetheilten Untersuchungen nicht mehr haltbar und allenfalls nur als Untergruppen beizubehalten, obwohl die Grenze zwischen ihnen schwer zu ziehen ist. Denn auch bei den Lagopo- dium-Arten sind die letzten zwei Köpfchen oft sehr genähert. Bei Arten dieser Abtheilung, welche überhaupt nur wenige Köpfchen bilden, z. B. bei T. Bocconei, kommen auch schwächere Stengel mit nur 2 schon sehr genäherten Blüthenständen vor, die dann von einer Eutriphyllum-Art kaum noch verschieden sind. Wenn aber Trifolium siriatum von Godron und auch von Boissier zu den Arten mit deut- lich lateralen Köpfchen (Lagopodium) gestellt wird, so ist das ein entschiedener Missgriff, durch Unkenntniss des wahren morphologi- schen Sachverhaltes entstanden. Die Köpfchen an den achselständigen !) Der Kelch des T. Cherleri wird von Koch, Godron, Boissier als 20- nervig beschrieben, das ist er aber nur an der Basis, denn die zwischen die Dorsal- und Commissuralrippen interpolirten 10 Nerven theilen sich bald suc- cessiv in 3—4 Aeste, welche unter sehr spitzen Winkeln zum oberen Rande verlaufen, so dass der obere Theil des Kelches mehr als 40 Rippen zählt. Ye) Zweigen sind nämlich behüllt, folglich nieht terminal zu diesen Zwei- gen, "sondern nur pseudoter minal in des Wortes bereits erklärter Be- deutung; diese Zweige entsprechen daher nicht, wie jene Autoren glaubten, einer einfachen Inflorescenzaxe ll, welche j ja niemals bei den Papilionaceen Laubblätter erzeugt, sondern sind kurze Wiederholungs- sprosse des Stengels (also nach Braun’s Bezeichnung T’). Die W iderlegung terminaler Blüthenstände innerhalb der Gat- tung Trifolium (und zwar gilt das von Lagopus und Stenosemium Gesagte ebenso von Mistylus) schlägt auch die von Döll in der Flora von Baden gegebene originelle Eintheilung welche die termi- nale Inflorescenzbildung zur Voraussetzung hatte. Döll gibt zwei Hauptsektionen: 1. Pleurogenes. Alle Blüthenköpfchen entweder an seitlichen Stengeln (terminal oder lateral) oder an den Zweigen eines mittel- ständigen Stengels ohne Gipfelköpfchen (dahin T. pratense, T. mion- tanum, dann Arten von Galearia, Trifoliastrum und Lagopodium Godron). 2. Acrogenes. Ein Köpfchen gipfelstärdig, Mitteltrieb sich er- hebend und eimen Stengel mit einem Gipfelköpfchen bildend (dahin Eutriphyllum Godr. ex max. pte.). Der Hauptfehler dieser Auffassung besteht dahin, dass durchaus ungleichwerthige Sprosse parallelisirtt und zwischen gleichwerthigen nicht vorhandene Unterschiede gesucht werden. Zwischen T. arvense mit lateralen Köpfchen und T. medium mit vermeintlich terminalen Köpfchen wird ein Gegensatz gesetzt, der nach dem Obigen nicht existirt, dann aber wird der laterale Stengel mit scheinbar termina- lem Köpfchen des T. pratense der Infllorescenzaxe von Trifoliastrum, Lagopodium etc. gleichgestellt. Da es keine terminalen Köpfchen gibt, so ist klar, dass der laterale Stengel von Trif. pratense nicht in der Weise entstanden sein kann, dass der sonst nur die Inflorescenz bildende Seitenzweig,, z. B. von T. medium, zu einem beblätterten, mit dem Köpfchen "beschlossenen Stengel geworden wäre, sondern nur dadurch, dass der Mitteltrieb die Streckung und Inflorescenzbil- dung des Stengels einbüsste, welche nun den ursprünglichen Wieder- holungsaxen (Seitenstengeln) überlassen blieb. Daher ist es auch nicht gul, die Axen von T. pratense als I, II, III, IV zu bezeichnen, wäh- rend die 3axigen Arten, z.B. T. medium die Axen I, II, Ill besitzen, weil dann die Axen II und III von T. medium und die entsprechen- den Axen III und IV von T. pratense ungleiche Ziffern erhalten. Im Grunde kommen allen Trifolien dreierlei ganz verschiedene Axen zu: laubtragende I, Deckblätter und Blüthen tragende II und die Blüthen- axe bildende III. Da sich bei T. pratense und T. montanum die Axe I nachträglich in zwei verschiedene Axen differenzirt hat, so muss man diese, um die Conformität zu erhalten, etwa als I, und I, be- zeichnen. Von der Unnatürlichkeit der Döll’schen Gruppirung der Arten will ich gar nicht reden, sie springt von selbst in die Augen. Besser, wenigstens dem angenommenen Prinzipe nach richtig war Döll’s ältere 80 Eintheilung in der Rheinischen Flora, wo unter Pleurogenes nur die Arten mit lateralen Stengeln (T. pratense und T. montanum) und unter Acrogenes Arten mit mittelständigen Stengeln begriffen waren; — aber natürlich war diese Eintheilung ebenso wenig. Der berühmte, von mir hochgeehrte Verfasser hat die Axenverhältnisse für die Sy- stematik zu hoch angeschlagen , während sie nur die unterste Stufe der systematischen Skala über den Arten selbst einnehmen dürfen, da ganz nahe verwandte Arten in den Axenverhältnissen differiren und entferntere übereinstimmen können (naheverwandt z. B. die drei- axige Viola silvestris und die zweiaxige V. canina, entfernter Viola silvestris und die in derselben Weise 3axige V. biflora), und da so- gar (wie ich in der Oesterr. bot. Zeitschr. vom J. 1869) an Scabiosa silvatica, dann an Carex pilosa gezeigt habe) dieselbe Art nach Um- ständen vegetativ 2axig oder laxig auftreten kann. Formverhältnisse sind für die Systematik wichtiger, als Verhältnisse der Differenzirung der Axen. 11. Sect. Calycomorphum Presl (Trichocephalum Koch). Köpf- chen alle gestielt, deutlich blattwinkelständig. Aeussere Blüthen des Köpfehens wenige fruchtbar, kronentragend, nach dem Verblühen zurückgebogen, die inneren unfruchtbar, kronenlos, meist später sich entwickelnd, die äusseren mit dem Schopf der starkbehaarten Kelchzähne bedeckend. Kelch vielrippig, im Schlunde kahl und offen, etwas aufgeblasen. Fahne mit den übrigen Blumenblättern röhrig verwachsen. Hieher T. subterraneum L., T. globosum L. u. a. Arten (siehe Boiss. Fl. orient.). Wenn wir nun noch versuchen, den begrifflichen und muth- masslich auch genetischen Zusammenhang der Sektionen und somit den richtigen Aufbau der Gattung zu verfolgen, so müssen wir von den Sektionen Chronosemium und Trifoliastrum ausgehen, welche bei allseiliger Erwägung wegen ihrer mehr indifferenten, normalen Bildung die ersten Anfänge der Gattung und gleichsam den Grund- stock bilden, aus dem alle übrigen Sektionen hervorgesprossi sind. Viele Merkmale der ersten Sektionen weisen noch auf Melilotus hin, als diejenige Gattung, aus welcher oder nächst welcher sich Trifolum hervorgebildet haben muss: namentlich die meist länger gestielten, von freien Deckblättern gestützten, meist früher oder später zurück- gekrümmten Blüthen, die meist aus dem Kelche vorragende mehr- samige Hülse, die geringere Verwachsung der Blumenblätter, von denen die Fahne oft beinahe ganz frei bleibi. Chronosemium, als die ältere Gruppe, steht zweifelsohne noch näher zu Melilotus hin, näm- lich durch die noch meist von einander enifernt (traubig) stehenden Blüthen, durch den stets nur Örippigen kleinen Kelch, dem die Com- missuralrippen wie bei Melilotus fehlen, und selbst durch die bei Melilotus ebenfalls herrschende gelbe Blumenfarbe. Trifohastrum ent- fernt sich schon durch eine verkürzte Blüthenstandaxe und durch bereils fast immer 40nervige Kelche. Den Gipfelpunkt dieser Sektion S1 bildet jedenfalls die Abtheilung Mieranthemum durch die kurzen Blü- thienstiele und die ebenfalls verkürzte, im Kelche eingeschlossene Hülse. Zunächst schliesst sich an Trifoliastrum die Sektion Mistylus an, nur durch frühzeitig trockenhäulige Blumen, mehr weniger auf- geblasene Kelche, lange Ni gel der Blumenblätter, von denen die Fahne trotzdem frei bleibt, und die pseudoterminalen Blüthenständ» abwei- chend. — Die vierte Sektion Cryptosciadium steht dem Habitus und manchen Merkmalen nach zunächs! der Untergruppe Loxospermum, andererseits dem nordamerikanischen T. nanum, zeigt aber bereits den Fortschritt einer ausgezeichnet verwachsenblätterigen Blumen- krone. Von Trifoliastrum löst sich weiterhin ein eigenthümlicher Zweig ab, der sieh durch Verwachsung der äussersten Deckblüätter charakterisirt und alsbald in zwei weitere Aeste, Lupinaster und Involueraria spaltet. Dass sich dieser Zweig frühzeilig von niederen Anfängen abgetrennt hat, darauf deutet der meist noch langgestielte Fruchtlinoten und das nicht seltene Fehlen der Commissuralrippen des Kelches hin. Lupinaster ist die ältere Gruppe, sowohl nach der noch geringen Ausbildung der Hülle und der Länge der Blüthen- stiele, als durch das Freibleiben der Fahne und die trockenhäutige Be- schaffenheit der Blumenblätter. /nvolueraria ist weiter for igeschritten durch das allmälig immer beträchtlichere Verwachsen der Fahne, durch meist schon sitzende Blüthen und eine ausgezeichnete Ent- wickelung der Hülle. Bemerkenswerth ist, dass das Involucrum der amerikanischen Arten ebenso grosse Dimensionen annimmt, wie auch die freien Deckblätter mancher amerikanischer Arten von Trifolia- strum durch ihre Grösse sich auszeichnen. Die europüisch-asiatische Gruppe Paramesus steht höher durch den kurzen sitzenden Frucht- kinoten. Die Kelchbildung von Hemiphysa und Galearia ist so eigenthüm- lich, dass beide wohl als Abkömmlinge einer Stammform betrachtet werden können, doch hat sich Hemiphysa zunächst aus Trifoliastrum hervorgebildet, da ausser dem Kelche sonst im Wesentlichen Alles, auch der Habitus, gleich geblieben ist. Die fast sitzenden Blüthen und die eingeschlossene Hülse weisen jedoch auf eine höhere Gruppe von Trifoliastrum, etwa auf Micrantkemum hin, in dessen Nähe dieser Zweig sich abgesondert haben mag. Die drei letzten deckblatilosen Sektionen scheinen ebenfalls eine gemeinsame Wurzel gehabt zu haben, welche durch das gänzliche Schwinden der Deckblätter, dichten Stand der sitzenden Blüthen kurze, Isamige und eingeschlossene Hülse, fast stets vorhandene Ver- wachsung aller Blumenblätter charakterisirt ist. Stenosemium hängt durch die frei gebliebene Fahne noch näher mit Trifoliastrum und zwar ebenfalls mit dessen höchster Gruppe Mieranthemum zusammen, und ist als Uebergangsgruppe so sehr kärglich, mit Sicherheit nur durch eine Art vertreten. Durch Verwachsung der Fahne ist Lagopus hervorgegangen, Calycomorphum aber ist ein absonderlich umgebildeter Zweige, der keineswegs den Gipfelpunkt der Eniwickelung bezeic hnet, N 52 obgleich die Sektion, um den Zusammenhang von Stenosemium und Lagopus nicht zu unterbrechen, an das Ende gestellt wurde. Prag, im Jänner 1874. Anmerk. In der ersten Hälfte dieses Aufsatzes (Nr. 2) ist zu verbessern: S. 42. Z. 14 von unten statt A. Mayer: C. A. Meyer. S. 44. Z. 21 von oben statt un-: unterwärts. Nachschrift. Nachdem der Satz dieser Abhandlung bereits vollendet war und ich die Korrektur zurückgeschickt halte, wurde ich zufällig bald darauf, als ich in älteren Jahrgängen der „Botan. Zeitung“ eine Mittheilung von Irmisch über Monotropa suchte, gewahr, dass bereits Irmisch im J. 1849 in der genannten Zeitschrift einen Aufsatz: „Ueber die An- ordnung der Blüthenstände bei einigen Kleearten“ veröffentlicht hat, worin die pseudoterminalen Blüthenstände ebenfalls als lateral nach- gewiesen werden. Die Priorität dieses Nachweises gebührt also Irmisch; dass ich sie übersah, möge um so eher entschuldigt werden, als auch Döll und Ascherson (der in seiner vortrefflichen Flora sonst auf Irmisch’s morphologische Mittheilungen doch immer Rücksicht nimmt) von ihr keine Notiz genommen haben. Trotzdem glaube ich, dass die Art und Weise der hier gegebenen Darstellung auch nach jener älteren Mittheilung nicht ganz überflüssig war. Prag, am 16. Februar 1874. Der Verfasser. — —esses —- Botanische Bereisung von Montenegro im Jahre 1879. Von Prof. Dr. Jos. Pan£ic '). — — — — Auf meiner Hinreise wartete ich auf Sie in Triest zwei Tage und in Caltaro vier. Von Triest wollte ich einen Ausflug nach Venedig vornehmen; dort aber war die Cholera und dann hälte ich sollen bei meiner Zurückfahrt contumaciren. Desshalb besuchte ich Venedig nicht. In Cattaro, sowie in ganz Dalmatien war wenig im Juli zu machen, denn es herrschte eine beispiellose Dürre. Secale dalmaticum, Linaria dalmatica und Chamaepeuce strieta sollten mich einigermassen vertrösten für die vielen Herrlichkeiten, die bereits dürr waren (Ferula, Iris, Allium, Cistus); Seseli globiferum und S. Petteri blüheten noch nicht. Als Sie auch das zweite Dampfboot nicht brachte, ging ich an meine Hauplaufgabe, die Bereisung Montenegro’s. Nachdem ich mich in Cettinje orientirt, unternahm ich die erste kurze Excursion auf ', Ein Schreiben an Janka. ah) den Lovden und Sella. Da war auch das Meiste dürr. Ich bekam blos Sommerexemplare von Senecio Visianianus Papaf., Heliosperma Tomma- sinü, Potentilla speciosa und Prunus prostrata, — blühend waren blos Amphoricarpos Neumayeri, Chrysanthemum coronopifolium, Alsine Arduini und ein Hieracium — etwa piliferum? Hierauf trat ich meine längere Fahrt in die Brda an. Die Fahrt auf den Dormitor nahm volle 5 Tage in Anspruch. Vier weitere wurden verwendet, um zwei Spitzen zu besteigen. Der Dormitor ist ein prachtvolles Gebirg — Kalk — bei 12 Spitzen von 6 bis 7500', darunter die Alpenweiden mit unzähligen Seen — man zählte mir deren bis 25. Dass ich da nicht wenigstens 15 Tage verweilte wird Ihnen erst später klar werden. Ausser vielen alpinen Sachen interessirten mich am meisten Eryngium alpinum, Hladnikia Golaka, Ligusticum Se- quieri, Pedicularis leucodon, Onobrychis scardica, Achillea abrotanoi- des, Mulgedium Plumieri, Centaurea Kotschyana, Euphorbia capitulata, Iberis serrulata; — neu dürften sein ein Hieracium aus der Gruppe Accipitrina, ein Lotus involucratus und ein Carduus verwandt mit onopordioides. Von da wendete ich mich südlich dem Kom zu. Auf dem Javorje, einem höchst interessanten Gebirge, das wenigstens zwei Tage verdient hätte, erfreuten mich: Seutellaria alpina, Pimpinella Tragium, Gnaphalium fuscum, Trifolium noricum, ein Meum verwandt mit athamanticum und ein Peucedanum, welche beide zu nichts recht passen wollen. Von da stieg ich in das Thal der MoraCa herab. Hier lachten mich rechts und links unzählige Bergspitzen an, alle bei 4 bis 5000°; ich musste sie gehen lassen um weit ab in das Kloster Morata zu gelangen. Die paar Tage ergaben blos Anthriseus fumarioides, Epilobium Dodonaei, Vesicaria graeca, Adianihum Capillus Veneris und ein vielleicht neues Hieracium, wenn es nicht H. gymnocephalum Gris. in Pantocsek pl. nov. ist. Vom Kloster Mora@a wendete ich mich östlich zum Grenzorte Kolaschin, und von hier weiter die Tara auf- wärts zum Kom. Im Bereich der Tara sammelte ich Mulgedium Paneiei Vis., Cirsium appendiculosum Gris. und Geranium nodosum, auf einem Vorberge des Kom Campanula Pichleri Vis., Mulgedium Plumieri, einige prachtvolle Hieracia und eine Viola — etwa V. speciosa Pant. ? Unter dem Kom blieb ich blos 2 Tage; den einen benützte ich, um die zweithöchste Spilze zu besteigen. — Die höchste ist uner- steigbar und etwa 150° höher und völlig kahl. Das Interessanteste auf dieser Tour war: Linaria alpina, eine Pinguieula in Frucht, Primula longiflora, Aubrietia erubescens, Bunium alpinum, Jasione supina, Cerastium trigynum, zwei winzige Draba in Fruchtexemplaren, Asperula hirsuta; neu könnten sein: ein Phyteuma brevifolium, Va- leriana verwandt mit globulariaefolia, und eine rothblüthige Saponaria. Der kom ist nicht so grossartig wie der Dormitor; 5 bis 6 Zacken, die in einem flachen Bogen aneinander gereiht sind; der Kalk ist sehr klüftig, so dass er auf den höheren Spitzen den Pflanzen ge- ringen Anhalt bietet, keine Seen da, die Seiten sind zumeist schroff oder wenigstens stark abschüssig. Ich verliess den Kom mit schwerem Herzen, die Besteigung noch einiger Spitzen musste unterbleiben. 54 Nun wendete ich dem Osten den Rücken, und brauchte zwei sehr langweilige Tage, um über die Vasojeviti und BratonoZiei ins Thal der Morata und von da weiter in die Zela zu gelangen. Ein weiterer Tag führte mich zum Gornje blato, die nördliche Spitze des Sees von Seutari. — Ficus Carica, Celtis australis, Phylliraea media, Vitex agnus castus und Periploca graeca waren wohl interessant, hatten aber sonst nichts Nennenswerthes im Gefolge. Ich setzie mich in einen Kahn und fuhr vier Stunden auf dem See von Scutari nach Vir im Crmnitzer Bezirk. Die üblichen Hydrophyten, Carices, Junci, Seirpi, Nymphaea, Trapa, Potamogeton waren des Sammelns nicht werth, nur Cladium Mariscus, an Sandstellen Cyperus Monti, [0A olivaris und Fimbristylis dichotoma gewährten mir einiges Interesse. Von Vir besuchte ich die nächstgelegenen Weinberge. — Cistus villosus, Phlomis fruticosa, Convolvulus tenuissimus und Tumarix africana boten auch keine Früchte mehr, im Bereich der ÖOriswohnungen war viel /nula viscosa und graveolens, die erst im Aufblühen be- griffen waren, Euphorbia Chamaesyce, Erythraea spicata, Heliotropium supinum, spärlich Ammania verticillata. — Einen Tag verwendete ich, um den Sutorman, das südlichste Grenzgebirge Monienegro's zu “besteigen, — leider aber, wie ich es spät einsah, in Gesellschaft eines höchst ungeschickten Führers. Hier war Alles erst recht radikal aus- gedorrt; auf dem mali Lonac, einer felsigen Kuppe des Sutorman, traf ich nur Rudera von Oytisus Weldeni, Anthyllis aurea, Centaurea incompta, Ligusticum Sequieri, Delphinium peregrinum, Psoralea bituminosa u. A. Tief in der Nacht kehrte ich todtmüde nach Vir zurück. Zwei kurze Tagreisen führten mich über Reka nach Cettinje — den 2dten Tag nach meinem Antritt der Brdareise. Nun war mir nur noch eine, die nordöstliche Parthie von Montenegro unbekannt. Nach kurzer Rast schickte ich meine schwereren Sachen nach Cattaro, verabschiedete mich von meinen neuen Bekannten und begab mich über Ceklici nach Grahovo. Auf der zweitägigen Reise und um Grahovo sammelte ich Scilla autumnalis, Cyclamen hederaefolium, Alsine linifolia Vis., Centaurea divergens, Ü. crocea vielleicht neu, Silene trinervia, S. Reichenbachü, Phleum echinatum, Briza racemosa — interessant für diese Breite. Von da besuchte ich die Bijela gora. Auf dem Weg dahin wurden einige Exemplare des gelbblühenden Dianthus liburnicus var. Knappi eingelegt. Die Bijela gora, Vucju zub und der etwas abseitsliegende Orien waren ebenfalls total ausgedorrt; ich fand blos Arenaria gracilis, Micromeria Piperella, Reichardia macrophylla Vis. et Panc. und Avena compacta, zum Schlusse eine mir zweifelhafte Pinus-Art, wahrscheinlich P. leucodermis Ant. ohne die charakteristische Farbe der Astrinde. Nun war ich mit Montenegro fertig. Ich stieg über Krivoscije nach Risano hinunter, bestieg hier einen Kahn und war denselben Abend in Cattaro am Bord des Dampfbootes, das mich in 4 Tagen nach Triest brachte. In Triest suchte ich den Herrn Hofrath Tommasini auf; er war aber gerade nach Gürz abgereist. Den andern Tag bestieg ich den 85 Dampiwagen und war noch denselben Abend in Wien, einlogirt in der Maximilianstrasse in einem Hötel garni und zwar in einem dunklen Kabinet mit einem Bett auf der Erde — etwas sonderbar für Wien, aber einem Montenegro-Reisenden nicht ungewohnt. Die paar Tage, die ich in Wien verweilte, war ich von Früh bis zum Thorschluss in der Ausstellung. Den dritten Tag Abends war ich von dem vielen Schauen völlig“ geisteslahm; ich riss mich los und war den folgenden Abend in Bazias, Tags darauf in Belgrad, wo ich viele Briefe, aber keinen einzigen von meinem Freunde Janka antraf. Meine Sammlungen aus Triest liessen einen ganzen Monat auf sich warten, — nun sind sie da und werden fleissig studirt. Es ist vieles dürre Zeug darunter, Manches dürfte erst später durch auszusäende Samen einiges Interesse haben. Diess in möglichst kurzen Worten mein Reisebericht. — Nur Eines habe ich erreicht: ich bin nun vollständig in Montenegro orien- tirt. Dagegen blieben meine Ausbeuten im Verhältniss der veraus- gabten Summe — bei 1000 fl. — und der bedeutenden Strapatzen ziemlich im Rückstand. Die Hauptursachen davon sind einestheils die beispiellose Dürre des vergangenen Sommers, und anderentheils meine Unkenntniss des Landes und der Leute. Mein Gefolge bestand aus 4 Mann und 4 Pferden. — Einmal musste man wegen Wassermangels weiler, ein anderesmal fehlte es an Nahrungsmitteln; — hier und da war der Tabak ausgegangen, oder aber der andere Lebenswecker — der Branntwein. Ich ganz allein mit 4 unbeschäftigten Menschen und 4 hungrigen Thieren war selten im Stande, meinen Willen durch- zuführen. Wenn Sie mitgekommen wären, hätte sich die Sache viel günstiger gestaltel. Ich hätte sollen von den Dormitor-Seen meinen ganzen Tross nach Hause schicken, nach 15 Tagen konnten andere Pferde und Führer bestellt werden. Dasselbe gilt für den Kom. Das Alles weiss ich indessen erst jetzt — trop tard! — di Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. Von A. Kerner. LXVII. 1267. Orobanche Picridis F. Schultz. Auf Hügeln bei Hi- degküt in der Pilisgruppe des mittelungar. Berg) glandes. — Auf Pieris hieracioides. 220 Meter. — Von Borbäs im verflossenen Jahre (1873) aufgefunden. — (Ich schalte diese Art, deren Verkommen im hier behandelten Florengebiete mir erst nach der Ausgabe des letzten Heftes der „Oest. bot. Zeitschr.“ durch Borbäs bekannt geworden ist, hier noch nach Lathraea ein. Naturgemäss wäre dieselbe nach 1260. ©. lorieata Rehb.* aufzuführen.) Oesterr. botan. Zeitschrift. 3. Heft 1874 fü 56 1268. Melampyrum cristatum L. — An trockenen grasigen Plätzen im Grunde, am Rande und in den Lichtungen der Eichen- wälder. Im mittelung. Berglunde bei Paräd in der Matra; bei Csenke und Gross Maros; in der Pilisgruppe bei Visegrad und Sct. Andrae, auf dem Piliser Berg, auf der Slanitzka und dem Kopäszhegy, im Wolfstiale und auf dem Schwabenberg bei Ofen. Auf der Kecskem. Landhöhe in dem Waldreviere zwischen Monor und Pilis, auf der Puszta Peszer bei Alsö Dabas und bei Nagy Körös. — Im Vorlande des Bihariagebirges auf dem Köbänyahegy bei Felixbad nächst Gross- wardein. — Trachyt, Kalk, tert. und diluv. Lehm- und Sandboden. 95—500 Meter. 1269. Melampyrum arvense L. — An trockenen Plätzen in den Lichtungen der Niederwälder, an grasigen Bergabhängen, auf wüsten Sandhügeln, an steinigen Weinbergrändern, am häufigsten aber auf bebautem Lande unter den Cerealien. Im mittelungar. Berglande auf dem Silihegy bei Erlau; auf dem Särhegy bei Gyöngyös in der Matra; bei Csenke und Waitzen; auf dem Schwabenberge, Adlersberge, Spiss- berge und Blocksberge bei Ofen; in dem Weingebirge bei Stuhlweis- senburg; auf der Keecsiiemeter Landhöhe bei Pest, Soroksar, Monor, Pilis, Alsö Dabas, Tatär Szt. György; im Tapiogebiete bei Szt. Mär- ton Käla; auf der Debreeziner Landhöhe bei Bogät, Debreezin und zwischen Bököny und Nyiregyhäza. Im Bihariageb. auf dem tertiären Vorlande bei Grosswardein, Hollodu und Belenyes und im Thale der weissen Körös bei Halmadiu und Körösbanya. — Kalk, Dolomit, tert. und diluv. Sand- und sandiger Lehmboden. 95—380 Meter. — Auf dem Erdöhegy und den angrenzenden Sandhügeln bei Puszta Sällosär und P. Peszer zwischen Tatär Szt. György und Also Dabas fand ich in grosser Menge Individuen, welche (ohne verstümmell zu sein) aus den Achseln der unteren Blätter sehr verlängerte Aeste entwickel- ten, deren Stengel und Aeste mit sehr schmalen nur 2”” breiten Laubblitiern besetzt waren, und deren Deckblätter in einen schmal- linealen, allmälig in eine Spitze ausgezogenen Lappen endigten, die sich aber sonst von dem gewöhnlichen M. arvense L. in nichts unter- schieden und ohne Grenze in die breiterblättrigen Formen übergingen. Solche Individuen sehen dem M. eiliatum Boiss. et Heldr. habituell nicht unähnlich, die Bracteen sind aber nicht von steifen weissen Hirchen gewimpert und auch der Zuschnitt der Deckblätter, so wie die Frucht sind anders als an M. ciliatum.) 1270. Melampyrum barbatum W. K. — In den Blössen der Eichenniederwälder, an grasigen Berglehnen, auf wüsten Sandhügeln, an Weinbergrändern und Dämmen und auf bebautem Lande unter dem Getreide. Im mittelungar. Berglande auf den Hügeln bei Erlau; bei Verpelet, auf dem Särhegy bei Gyöngyös und bei Paräd in der Matra; bei Csenke, Näna, Helemba, Gross Maros und Wailzen im Donauthale; in der Pilisgruppe sehr häufig bei Visegräd und Set. An- drae, auf dem Schwabenberge, Adlersberge und Blocksberge bei Ofen, auf dem Vorlande der Pilisgruppe bei Hamsabek; auf der Kecskem. Landhöhe bei Pest, Czinkota, Peezel, Monor, Pilis, Nagy Körös; im 57 S7 Tapiogebiete bei Szt. Märton Käta; in der Tiefebene zwischen Czegleid und Szolnok; auf der Debrecziner Landhöhe bei Bogät; im Vorlande des Bihariageb. bei Grosswardein. — Traclıyl, Kalk, tert. diluv. und alluv. Lelim- und Sandboden. 75—450 Meter. 1271. Melampyrum pratense L. — Iın Grunde und am Rande der Laubwälder, im Gebiete selten. Im mittelungar. Berglande in der latra bei Paräd; in der Pilisgruppe auf de »herkö bei Gran, & Matra bei Paräd; in der Pilisgruppe auf dem Feherkö bei Gran, auf dem Kishegy und bei M. Einsiedel nächst Ofen. Jenseits der Grenzen unseres Gebietes in den Buchenwäldern bei Bakonybel. — Trachyt, Kalk, Sandstein. 250—650 Meter, 1272. Melampyrum silvaticum L. — Im moosigen Grunde der Wälder und an schalligen felsigen Abhängen im Bihariagebirge. Im Rezbänyaerzuge auf der Mıirgine; im Petrosaerzuge in den Schluch- ten unter dem Gipfel des Bohodei unter Krummlolz sehr häufig; am verbreitetsten aber auf dem Batrinapla'eau in der Umgebung der Eishöhle bei Scarisiöra, auf der Galinesa und an der Ostseite der Pietra Batrina; in den Schluchten an den Quellen der Szamos in der Umgebung der Oncesa und in der zerrissenen Randzone des Batrina- plateaus auf der Pietra Boghi und ober der Grube Reichenstein im Valea seca. In der Vulcangruppe auf dem Suprapietra poienile bei Vidra. — Porphyrit, Schiefer, mit Vorliebe aber im Gebiete auf Kalksubstrat. 660—1650 Meter. — Im Bihariageb. genau so weit verbreitet als die Fichte. Fehlt auf den Berggruppen, welche dem Rezbänyaer und Petrosaer Zuge des Bihariagebirges im Westen vor- gelagert sind, ebenso wie im Tieflande. — Die Angabe, dass M. silvaticum L. auf der Debreeziner Landhöhe zwischen Bököny und Nyiregyhäza vorkomme (Kit. Itin. der Marmar. Reise S. 41) ist jeden- falls unrichtig; ebenso ist mit „Melampyrum silvaticum“, welches Steffek (Oest. bot. Zeitschr. XIV, 180) im Szäldobagyer Walde bei Grosswardein angibt, gewiss eine andere Pflanze (vielleicht M. pra- tense L.) gemeint. — Sadler führt M. silvaticum L. (in der Flora com. pest. 263) „in nemoribus altioribus frequens* auf; ich habe jedoch in der Piliser Gruppe des mittelungar. Berglandes, welche mit Sadlers Angabe gemeint ist, M. silvaticum L. vergeblich ge- sucht und bezweifle auch die Richtigkeit von Sadler’s Angabe 1273. Melampyrum subalpinum Kerner. — Auf den Felster- rassen schattig-feuchter Bergabhänge. Im Bihariagebirge in der zer- rissenen Randzone des Batrinaplateaus, an den Abfällen der Pietra Boghi, auf der Pietra pulsului und Magura s&cca, an der Vereinigung des Galbina- und Pulsathales; in der Vulcangruppe auf dem Supra- pietra poienile bei Vidra. — Kali. — 520 —1200 Meter. 1274. Melampyrum nemorosum L. — Im Grunde und am Rande der Wälder. Im mittelungar. Berglande auf dem Hegyeskö bei Felsö Tarkäny; auf dem Kis Eged und Kutyahegy bei Erlau: auf dem Kis Gälya bei Solymos in der Matra; bei Csenke, Näna, Gross Marcos, Waitzen, Gödöllö; in der Pilisgruppe bei Visegrad und Set. Andrae, auf dem Kishegy bei Csev, auf dem Piliserberge, auf dem Linden- berge, im Auwinkel, auf dem Schwabenberge und im Wolfsthale bei 7 * 88 Ofen; auf der Debreeziner Landhöhe (mach Kit.) zwischen, Bököny und Nyiregyhäza. Im Bihariagebirge sehr verbreitet über das tertiäre Vorland von Grosswardein über Lasuri und Hollodu nach Belenyes; auf dem Vasköher Plateau zwischen Vasköh und Colesci und auf dem Vervul cerisilor, häufig in der Umgebung von Rezbänya vor der Höhle ober Fenatia, auf dem Dealul vetrilor, der Pietra lunga, Sta- nesa und am Abfalle der Pietra muncelului; auf dem Moma; bei Mo- nesa am Fusse des Plesiu; auf den tertiären Hügeln im Thale der weissen Körös bei Körösbänya; in der Hegyesgruppe auf der Chieiöra südöstlich von Buleni; in der Vulcangruppe in der Nähe des Wasser - falles bei Vidra im Aranyosthale. — Trachyt, Schiefer, Kalk, tert. und diluv. Lehm- und lehmiger Sandboden. 100—S20 Meter. — (Gleich den anderen Melampyr um-Arten ändert auch Melamp. nemo- rosum L. sehr in der Höhe des Stengels sowie in Betreff der Breite der Blätter. Es liegen mir aus dem hier behandelten Gebiete viel- äslige, bis zu 50 Cim. hohe Exemplare mit breiteiförmigen Blättern und anderseits schlanke, wenig ästige kaum 15 Ctm. hohe Exemplare mit langen, schmalen, lineal- lanzettlichen Blättern vor, zwischen denen aber eine scharfe Grenze nicht zu ziehen ist. Die Stengel sind bald ganz-, bald nur zweizeilig-, ebenso die Kelche bald an der ganzen Auss 'enfläche bald nur an den Rippen behaart. Aus der Gegend von Erlau und Solymos erhielt ich Exemplare mit schmalen Blättern und spärlicher auf die Rippen des Kelches beschränkter Behaarung, welche Exemplare dem M. subalpinum entfernt ähnlich sehen und mit dem- selben auch verwechselt wurden, die sich aber durch den ganz an- ders gestalteten Kelch, so wie durch die Form der Krone leicht und sicher von diesem unterscheiden lassen. Die Kelchröhre des M. nemo- rosum (sowohl der breit- als schmalblättrigen Exemplare) ist nämlich krautig, grün oder violett überlaufen, die Zähne des Kelches sind lanzettlich, in ein starres Dörnchen zugespitzt, abstehend und nach auswärts gebogen und zur Zeit der Fruchtreife durch spitze Einschnitte von einander getrennt, die Kelchzähne sind 5m, der ganze Kelch 7—Y"" lang, also wenig mehr als ein Drittel so lang als die Krone. Die Kelchröhre des M. subalpinum ist da- gegen nicht krautig, sondern dünnhäutig, weisslich, manchmal violett gefleckt oder "etwas violett überlaufen und von schmalen grü- nen Rippen, welche in die Kelchzipfel auslaufen, durchzogen. Die Kelchzipfel smd pfriemlich, gerade vorgestreckt, der Kron- röhre parallel und behalten diese Lage auch am Se hluss der Anthese. Zur Zeit der Fruchtreife sind die vorgestreckten borstlichen Kelch- zipfel durch gerundete oder gestulzte Ausschnitte getrennt und die Kelchröhre erscheint zu dieser Zeit ee trockenhäulig; die Kelehzähne sind 6”", der ganze Kelch 11—12”" Jang und er - reicht mit seinen borstlichen Spitze n die Mitte der Krone. — Die Kronenoberlippe des M. nemorosum ist über den Antheren stark aufgetrieben-gewölbt und dann nach vorne zu steil abschüssig, so zwar, dass diese absclrüssige Seite und der Rücken der Krone einen fast rechten Winkel bilden; die Kronenoberlippe des M. sub- 8) alpinum dagegen ist sanft gerundet und über den Antheren gleich- muüssig gewölbt.) 1275. Pedicularis palustris L. Auf Sumpfwiesen. In den Thä- lern und Thalweitungen im Bereiche des mittelungar. Berglandes bei Ebedi nächst Pärkäny in der Nähe der Granmündung, bei Krotendorf und nächst der Pulvermühle oberhalb Altofen; auf der Kecskemeter Landhöbe bei Soroksar und entlang dem Rakosbache bei Pest, zumal auf den mit Schoenus und Carex strieta bewachsenen Mooren; am Ostrande der Debreeziner Landhöhe in den Ecseder Sümpfen und am Saume des Bihariagebirges nach Kit. an der Pecze bei Gross- wardein. — Tert., diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden. 95— 130 Meter. 1276. Pedieularis Hacquetü Graf. — Auf Bergwiesen im Bi- hariageh. In der zerrissenen Randzone des Batrinaplateaus massen- haft bei der Stäna Galbina im Hintergrunde des Galbinathales und auf der Tartarodca bei Petrosa. — Kalk. 740—1280 Meter. — (Im Register zu Kerner's „Pflanzenleben der Donauländer“ ist diese Art irrthümlich als P. comosa L. aufgeführt.) 1277. Pedicularis limnogena Kern. — An Quellen und auf Mooren. Im Bihariageb. im Petrosaer Zuge auf dem Bohodei entlang dem Saumwege, auf welchem man den Kamm des Hochgebirges vom Poiena- thale aus erreicht, an allen quelligen Stellen, namentlich in der Umge- bung der „Fontina recce*, ferner auf dem Batrinaplateau zwischen der Stäna Oncesa und dem Eingang in die Geisterhöhle und im Valea Gropili und Isbucu auf den mit Riedgräsern bestockten quelligen Plätzen, welche dort die Sphagnum-Bestände der Hochmoore ein- fassen. — Porphyrit, Sandstein. 1200—1620 Meter. — (Die von mir nur im Herbste mit Früchten beobachtete, in der Oest. bot. Zeitschr. XI, 362 beschriebene Pflanze wurde seither durch Janka auch im letzten Stadium der Anthese gesammelt und deren Blüthen in Oest. bot. Zeitschr. XVIH, 265 beschrieben.) 1278. Rhinanthus minor Ehrh. — Auf Wiesen, zumal an feuch- ten Plätzen. Im mittelungar. Berglande zwischen Visegrad und Sat. Läszlöo, bei Näna und Sct. Andrae; bei der Pulvermühle ober Alt- ofen, auf dem Schwabenberge bei Ofen; auf der Csepelinsel; auf der Kecskem, Landhöhe bei R. Palota, Pest und Soroksar. Im Biharia- gebirge auf dem tertiären Vorlande bei Grosswardein; in der Plesiu- gruppe auf der Bratcoda ober Monesa; bei Petrosa auf der Tartaroca; im Aranyosthäle auf dem Plateau des Suprapietra poienile bei Vidra und sehr häufig auf den Sumpfwiesen bei Negra. — Im Gebiete sel- tener als die folgende Art. — Trachyt, Schiefer, Kalk, lert., diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden. 95—1250 Meter. 1279. Rhinanthus major Ehrh. — Auf Wiesen; im Gebiete sehr verbreitet. Im mittelungar. Berol. bei Noszvaj im Borsoder Comilate, bei dem Moeyoröskut nächsi Krlau; auf dem Nyesett vär alläs bei Solymos und bei Paräd in der Matra; bei Näna, Gross Maros, Waitzen, Sct. Andrae, Altofen; nächst dem Leopoldifelde und auf dem Schwa- benberge bei Ofen, im Kammerwalde zwischen Promontor und Buda- 90 örs; auf der Csepelinsel bei Ujfalu; auf der Kecskem. Landhöhe bei R. Palota, Pest Soroksar, Üllö, Alberti; im Bihariagebirge auf dem Köbänyahegy bei Grosswardein, auf den Wiesen bei Belenyes, bei Fenatia und auf der Pietra lunga bei Rezbänya; im Thale der weissen Körös häufig von Plescutia einwärts über Halmadiu bis Körösbänya. — Trachyt, Schiefer, Kalk, tert., diluv. und alluv. Lehm und Sand- boden. 95—820 Meter. 1280. Rhinanthus Alectorolophus Poll. — Im Gebiete sehr selten und von mir nur einmal auf einem mit Cerealien bebauten Felde zwischen Felixbad und Miclo Lasuri südlich von Grosswardein (wie es scheint, mit Getreidesamen eingeschleppt) beobachtet. — Tert. Lehmboden. 220 Meter. 1281. Rhinanthus alpinus Baumg. — Auf Wiesen im Biharia- gebirge. Im Rezbänyaer Zuge auf der Margine, dem Vervul Biharii und dem Dealul boulni; auf dem Petrosaerzuge an der Südseite des Cornul muntilor; auf dem Batrinaplateau auf der Pietra Batrina und auf der Tataroea. — Porphyrit, Schiefer, Kalk. 1100—1650 Meter, — esom as —— Notiz über Calamintha aetnensis Strobl. Von R. v. Uechtritz. Als ich in Nr. 1 des laufenden Jahrgangs der Oest. bot. Zeilsch. die Mittheilung von Herrn Strobl über seine am Aetna entdeckte Ca- Jamintha aeinensis las, erinnerte ich mich alsbald, eine ähnliche Pflanze aus Calabrien zu besitzen. Herr Strobl war auf meine Bitte so gülig, mir Exemplare seiner Art zu übersenden, und deren Vergleich mit meiner Herbarspflanze bewies in der That sofort die Identität beider. Diese letztere stammt von Aspromonte, wo sie vom sel. Berger ge- sammelt wurde; ein zweites Exemplar aus dem Apennin von Pistoja von Savi ist als Calamintha Acinos mitgelheilt. Das calabrische ist auf der Eliquette als Thymus apenninus Rehb. bezeichnet, ein Name, den ich nirgends finden konnte, und der daher auch kaum publizirt ist; vermuthlich wurde derselbe ursprünglich von Reichenbach in litt. an Günther, aus dessen Sammlung die Berger’schen Pflanzen stam- men. mitgetheilt. Mein seliger Vater hat die Bezeichnung in Cala- mintha apennina umgeändert, doch würde diess der Strobl’schen Benernung keinen Abbruch thun, da eine Publikation nicht erfolgt ist. Dagegen muss der Name Ü. aetnensis einem anderen weichen. Die Pflanze ist nämlich unbedenklich identisch mit C. granatensis Boiss. et Reut., wie sowohl die schöne Beschreibung der Autoren (Pugillus pl. nov. p. 94), als auch von Boissier erhaltene Original- exemplare von der Serrania de Ronda (Sierra de la Nieve) in Anda- lusien aul’s klarste darthun. Die letzteren sind, wohl in Folge des tieferen und fruchibareren Standorls etwas kräftiger, grossblättriger und z. Th. von etwas mehr aufrechtem Wuchs, aber im Uebrigen 91 finde ich nicht den geringsten Unterschied. C. aelnensis Strobl somit als Synonym von C. granatensis Boiss. el R. zu betrachten, deren Verbreitung sich also auch auf die Gebirge Italiens von Sizi- lien und Calabrien bis Toskana erstreckt; die Haltbarkeit der Art ist übrigens ohne jeden Zweifel. — Uebrigens fehlt auch die wahre €. alpina Lam. keineswegs auf Sizilien, ich besitze dieselbe aus den Gebirgen von Piszuta aus der Hand Todaro’s. Ausser anderen Cha- rakteren bietet die verschiedene Bekleidung des Kelches ein gutes diagnostisches Merkmal; bei €. alpina sind die Haare des Kelches länger, an der Spitze gerade oder fast gerade, bei C. granatensis dagegen viel kürzer und mehr oder weniger stark hakig einwärts gekrümmt, was bereils die Autoren der Art genügend hervorheben, die, abgesehen vom Habitus, der €. Acinos im Ganzen näher kommt. Breslau, 9. Februar 1874. — 0 — Nachträge zur Flora des Illgebietes von Vorarlberg. Von Dr. Heinrich Kemp 5. J. (Fortsetzung.) Labiatae. Mentha sylvestris L. Gemein in den Niederungen. 1. ** Y M. aquatica L. Häufig ebendort: Frastanzer Au, Lelze, Tisis etc. dx ar M. arvensis L. Zerstreut in der Rheinebene: Tisis, Nofels ete. 1. ** Lycopus europaeus L. Hier und da am Illufer, häufig im Rheinthal hei/Tisis. 1; #9 Salvia glutinosa L. Fast gemein bis in die Alpen. 1. 2. ** S. pratensis L. Gemein bis in die Alpen. 1. 2. ** Origanum vulgare L. Gemein in den Niederungen 1. Thymus Serpyllum L. Gemein bis in die höheren N EAU TAB is Calamintha alpina Lam. Sehr häufig bis in die Thäler. 1. 2. * C. grandiflora Mönch. „Bürs“ (Zimmerle). ? C. offieinalis Mönch. Nicht selten im unteren Gebiet: Felsenau, Mar- garethenkopf, Illufer unterhalb Feldkirch etc. 1. ** Clinopodium vulgare L. Gemein bis in die Alpen, 1. 2. ** Nepeta Cataria L. Selten: „Feldkirch“ (Stocker), „Bürs und Bludenz“ (Zimmerle) wurde am "Margarethenkopf gefunden. 4:78 Glechoma hederacea L. Gemein in den Niederungen. 1. ** Lamium purpureum L. Ebeuso. I. ** L. maculatum L. Häufig ebendort: Schaltenburg, Margarethenkopf, Ardelzenberg ete. 1. L. album L. Gemein ebendort. 1. ** 92 Galeobdolon luteum Huds. Häufig: Steinwald, Margarethenkopf ete. 1E are Galeopsis Ladanum L. Nicht sehr häufig im Rheinthal bei Tisis und Tosters, als var. vulgaris und angustifolia. 1. ** G. Tetrahit. L. Häufig durch das untere Hlthal und das Rheinthal Cheililisis).; 1,.°* G. versicolor Curt. Tisiser Au. 1. ** Stachys germanica L. Am Wege von Frastanz nach Satteins (Br u- hin und Stocker), findet sich auch an der Illbrücke bei Nofels in jedem Jahre, wo die betreffende Stelle nicht mit Reisig be- deckt ist. 1. * | S. alpina L. Nicht selten im unteren Gebiet: Waldrand des Aelple bei Feldkirch, Amerlügen, Saminathal, Gampertonthal. 1. ** S. sylvatica L. Gemein bis in die Alpen. 1. 2. ** S. palustris L. Häufig in den Niederungen: Frastanzer und Tisiser Au etc... 7 S. recta L. Fast gemein ebendort. 1. ** Betonica officinalis L. Gemein bis in die Alpen, als var. B. hirta und 2. stricta. 1. 2. *& Ballota nigra L. Häufig im unteren Ilthal und in der Rheinebene. 48 Br Prunella vulgaris L. Gemein bis in die unteren Alpen. 1. 2. P. grandiflora Jacq. Ebenso. 1. 2. ** Ajuga reptans L. Gemein in den Niederungen. 1. A. genevensis L. Nicht selten: Tosters, Bludesch, Christberg. 1. * A. pyramidalis L. Feldkirch (Stocker), wurde nicht gefnnden. ? Teucrium Chamaedrys L. Sehr häufig bis gemein. 1. 2. ** T. montanum L. Nicht so häufig: Felsenau bei Feldkirch, Margare- thenkopf etc. 1. ** ser di Verbenaceae. Verbena officinalis L. Gemein in den Niederungen. 1. ** Lentibularieae. Pinguicula alpina L. Nicht selten von den höheren Alpen bis in's Illthal: Drei Schwestern, Gallinakopf, Saminathal, Maria-Ebene eieH 14228 P. vulgaris L. Mit der Vorigen: Maria-Ebene, Galgenwiese etc. Au 2, FR Utrieularia vulgaris L. Nicht häufig in Gräben des Rheinthales: To- sters etc. 1. ** Primulaceae. Lysimachia vulgaris L. Gemein in den Sümpfen der Niederungen: Satteins, Frastanz, Letze, Tisis ete. 1. ** L. Nummularia L. Häufig im unteren Ill- und Rheinthal: Felsenau, Tisis, Tosters-ete. 1. 2* L. nemorum. L. Fast gemein im unteren Gebiet. 1. ** 93 Anagallis arvensis L. Nicht selten im Il- und Rheinthal. 1. ** Androsace helvetica Gaud. Häufig auf höheren Kümmen: Hoch Ge- rach, oberes Saminathal, oberes Gampertonthal ete. 2. 3. ** A. Chamaejasme Host. Gemein auf den mittleren und höheren Kalk- alpen, seltener auf Urgestein. 2. 3. ** A. obtusifolia All. Ziemlich selten auf den höheren Kalkalpen des Rhätikon: „Schweizer- und Druserthor* (Rehst.), fand sich auch am Saminajoch und Salerul, im oberen Gampertonthal und am Lüner See. 3, * Primula farinosa L. Gemein vom Thal bis in die höheren Alpen. EU Pike P. elatior Jeq. Gemein bis zur Schneegrenze. 1. 2. 3. ** P. offieinalis Jeq. Gemein bis in die niederen Alpen. 1. 2. ** P. Auricula L. Häufig auf Felsen der mittleren und höheren Alpen: Drei Schwestern, Saminathal, Gampertonthal, Lüner See cte. 2.3; ach P. integrifolia L. „Im oberen Saminathal* (Rehst.), findet sich nicht selten auf den höheren Alpen des ganzen Rhätikon: Lüner See gegen den Gaffel-Berg, Aa des Valzavenz im Gargellenthal, Garnera- und Fermontthal. unanella alpina L. Häufig er allen Alpen bis zur Schneegrenze. g, ach S. vusilla Hoppe. ‚Stellenweise auf den Kämmen des Urgebirges: Fer- montthal. 3. ** Cyelamen europaeum L. Häufig am Rande der Rheinebene bei Feld- kirch und im Lichtensteinischen: Vaduz, Westabhang des Ar- detzenberges, Steinwald. 1 Globulariaeae. Globularia vulgaris L. Zerstreut: „Vaduz“ (Bruhin); findet sich auch im Illthal zwischen Nenzing und Bludesch. 1. 2. * G. nudicaulis L. Maria- -Ebene, oberes Saminathal, Drei Schwestern, Arlberg setc.; 1.,,2,,3* G. cordifolia L. Hin und wieder im Rhein- und Ilthal: Waldrand des Aelple bei Tisis, Felsenau, Maria-Ebene etc. 1. 2. * Plantagineae. Plantago major L. Gemein in den Niederungen. 1. *’ P. media L. Gemein bis in die Alpen. 1. 2. ** P. lanceolata L. Ebenso. 1. 2. ** P. montana L. Nicht häufig auf den höheren und mittleren Alpen: Drei Schwestern, Gampertonthal etc. 2. 3. ** P. alpina L. Fast gemein, besonders auf den Kalkalpen. 2. 3. * Chenopodieae. Chenopodium hybridum L. Selten in den Niederungen: Westabhang des Ardetzenberges. 1. + C. album L. Gemein in den Niederungen. 1. ** 94 ©. polyspermum L. Häufig ebendort: Tosters, Tisis, Letze. 1. ** Blitum Bonus Henricus C. A. Meyer. Gemein bis in die Alpen. Bu Atriplex patula L. Häufig in der Rheinebene und hie und da am Ill- ufer bei Feldkirch. 1. ** Polygoneae. Rumex conglomeratus Murr. Häufig in der Rheinebene: Tisis, Tosters eich N R. obtusifolius L. Gemein in den Niederungen. 1. ** R. crispus L. Häufig ebendort. 1. ** R. alpinus L. Nicht selten an feuchten Stellen der höheren Alpen: oberes Saminathal, Gampertonthal, Gargellenthal im Montafon etc. 2. 3, ar R. scutatus L. Selten: bei Tisis 1. ** R. nivalis Hegetschw. Fast gemein auf den Abhängen und den Schutt- halden aller höheren Alpen. 2. 3. * R. arifolius All. Feldkirch (an einer Mauer des Illkanals), Nlufer unterhalb Nofels, Gampertonthal bei St. Rochus, Schruns, Silber- Ital21. 02,3% R. acetosa L. Gemein bis in die Alpen. 1. 2. 3. ** R. Acetosella L. Häufig bis in die Alpen. 1. 2. ** Oxyria digyna Camp. Auf den höchsten Kämmen mit Rumex alpinus: Salerul im Gampertonthal 3. * Polygonum Bistorta L. Stellenweise in der Rheinebene im untersten Ulthalena.ı# . viviparum L. Gemein auf allen Alpen. 2. 3. ** . Tapathifolium L. Sehr häufig in den Niederungen. 1. ** . Persicaria L. Mit der Vorigen. 1. ** . amphibium L. Hie und da in den Niederungen, z. B. bei der Tisiser Kirche. 1.,#* mite Schrnk. Wie die Vorige: Tisis, Strasse nach Vaduz. 1. ** Hydropiper L. In der Rheinebene nicht selten. 1. ** . aviculare L. Gemein in den Niederungen. 1. ** . Convolvulus L. Häufig in der Rheinebene und dem unteren Illthal. 1. ach N . dumetorum L. Auf dem Gauenstein bei Schruns. 2. ** Thymeleae. Daphne Mezereum L. Häufig bis in die Alpen: Ardetzenberg, Tosters 23 112185 [UN JRN 20; D. striata Tratt. Häufig auf allen höheren Alpen: Drei Schwestern, Gallinakopf, Gamperthonthal ete. 2. 3. * Santalaceae. Thesium pratense Ehrh. Häufig auf den mittleren und höheren Alpen, selten im Illthal: Rovia-Berg, Gampertonthal, Schafboden bei Geschurn.ete. 1.72.,8..# Th. alpinum L. Nlufer bei Nofels, gemein auf allen Alpenwiesen. ‚17 730585 Wonade Eleagneae. Hyppophae rhamnoides L. Gemein im Kiese der Ill. 1 * Aristolochieae. Asarum europaeum L. Selten: Maria-Ebene und Nordwestabhang des Ardetzenberges bei Feldkirch. 1. ** Empetreae. Empetrum nigrum L. Salerul im obern Gampertonthal und auf den Alpen des Montafon. 2. 3. * (Fortsetzung folgt.) — Literaturberichte. Botanische Wandtafeln. Die Lehre von der Gestalt der Zelle, der Gewebe und der Blüthe nebst den darauf bezüglichen Vor- gängen. Acht Blätter mit erläuterndem Text von Dr. W. Ahles. Ravensburg, Verlag von Eugen Ulmer, 1873. Vier Feinde der Landwirthschaft. Das Mutterkorn und der Rost des Getreides. Die Kartoffel- und Traubenkrankheit. Zugleich als Erläuterung der vier Wandtafeln der Pflanzenkrankheiten. Von Dr. W. Ahles. Ravensburg, E. Ulmer, 1874. Die Herausgabe beider Serien von Wandtafeln war ein glück- licher Gedanke des geschätzten Verfassers, denn wir litten bis jetzt offenbar Mangel an guten Abbildungen für jenen Theil des botanischen Unterrichtes, welcher sich mit der Erläuterung von Objekten zu be- schäfligen hat, die erst durch das Mikroskop gesehen werden können. Die Schwierigkeit, namentlich an Mittelschulen, am Mikroskope zu demonstriren, wird wohl allgemein zugegeben werden, und jeder Lehrer wird nach Abbildungen greifen müssen, um richtige Vor- stellungen über den Bau der Elementarorgane zu erwecken. Ist der Lehrer nicht ein gewandter Zeichner, der rasch ein richtiges Bild von Zellen, Strukturverhältnissen der Zellenwand etc. an der Tafel zu entwerfen vermag, so muss er wohl fertige Figurentafeln benützen. Die richtige Auswahl der Figuren in den zuerst angeführten acht Wandlafeln, das passende Format der Abbildungen, die Schärfe und Deutlichkeit der Zeichnungen, alles dies empfiehlt die angeführten Blätter auf das beste. Der erläuternde Text zu den botanischen Wand- tafeln erhöht die Brauchbarkeit derselben. Sie seien hiermit für Unterrichtszwecke bestens empfohlen, mit dem Bemerken, dass selbe 96 bereits in vielen Schulen des Auslandes und selbst auch in öster- reichischen als Lehrbehelfe dienen, wie den auf der Wiener Welt- ausstellung vertretenen Lehrmittelsammlungen der Mittelschulen und der land- und forstwirthschaftlichen Lehranstalten zu entnehmen war. Die zweite Serie von Wandtafeln ist gleich empfehlenswerth, sowohl was die Illustrationen als den begleitenden Text anlangt, wie die erste, nur eins haben wir auszusetzen, nämlich die Schwäche und theilweise Unrichtigkeit im Colorit. Bei unseren heutigen technischen Behelfen kann es wohl keine Schwierigkeiten machen, in dieser Rich- tung ohne nennenswerthe Preissteigerung, die Tafeln zu verbessern. Schliesslich wollen wir die Billigkeit dieser, wie aller Wandtafeln, welche aus dem Verlage der strebsamen Firma hervorgehen, ge- bührend betonen. Bidrag till kännedomen om sydligare Norges Desmidieer. — Beskrif- ning öfver en ny art af Slägtet Spirogyra af O. Nordstet. Lund 1873. 51 und 2 S. 40, jeder Abhandlung ist je eine Tafel beigegeben. Die erste Abhandlung gibt Beiträge zur Kenntniss der Desmi- diaceen des südlichen Norwegens. AufS. 3 und 4 führt der Verfasser die Lokalitäten nach den Aemtern geordnet an. Der Verfasser hat in diesem Gebiete 260 Arten beobachtet, worunter mehrere neue Varietäten und folgende neue Arten: Cosmarium isthmochondrum S. 12, Fig. 2. C. pseudonitidulum S. 16, Fig. 4. C. monochondrum S. 17, Fig. 6. C. obliquum S. 23, Fig. 8. Staurastrum inconspicuum S. 26, Fig. 11. S. geminatum S. 30, Fig. 13. S. terebrans S. 34, Fig. 16. S. arcuatum S. 36, Fig. 18. Penium minutissimum S. 46, Fig. 21. Desmidium quadratum S. 49, Fig. 24. Die übrigen Figuren zeigen die neuen Varietäten und Cosmarium praemorsum Brebisson. Wie schon auf dem Titelblatte ersichtlich, ist diesem Hefte noch ein Blatt mit einer Tafel angebunden: sie illustriren eine neue Art Spi- rogyra velata Nordst. Die als Exsiccat. auch in Rabenh. Alg. Eur. n. 22 72; Areschoug Alg. Scandinavic. n. 358 zu finden ist und deren Standort der Verfasser ins Rezensionsexemplar folgendermassen mit Bleistiftschrift eintrug: Hab. in fossis argillaceis ad Stehag Scaniae. Prodromus systematis naturalis regni vegetabilis etc. editore et pro parte auctore Alphonso De Gandolle. Pars XVII sistens ultimos Dicotyledo- nearum ordines, historiam, conclusionem atque indicem totius operis. Paris 1873. 493 S. 80. August Pyramus De Candolle hat im Jahre 1818 den ersten Band des Regni vegetabilis systema naturale publizirt, dem schon 1821 der zweite folgte, dennoch sah er gar bald ein, dass er die Arbeit in solchem Umfange nicht abschliessen kann und begann so die Ausgabe des Prodromus, die er auch bis zu den Compositen beendigte. Nur kleine Familien oder Galtungen liess er durch Seringe, de Gingins, Ott, Dunal, Choisy, Berlandier, Froelich, Bentham bear- beiten, die grösste Masse der Arbeit halte er selbst bewältigt. Als er aber immer mehr kränkelte, suchte er noch mehr Mitarbeiter, so seinen Sohn Alphonse, Dunal, Decaisne, Meissner, Moquin-Tandon, 9 Grisebach, Duby, Neas von Esenbeck. Mit diesen Kräften setzte Al- phonse DC. die Herausgabe des Prodromus fort, doch im Laufe der Zeit haben sich die Mitarbeiter noch vermehrt mit Boissier, Schlechten- dal, Schauer, Reuter, Hooker fil., Miquel, Andersson, Weddell, Müller Arg., Eichler, Duchartre, Bureau, Baillon, Wesmael, Parlatore, Regel, Graf zu Solms- Laubach, J. E. Planchon und Casimir De Candolle. Eine stattliche Reihe von Gelehrten besten Klanges und der Prodromus ein ihrer würdiges Werk. Sehr zu bedauern ist es nur, dass Bureau die Artocarpeen nicht bearbeiten konnte und so diese schwierige Familie auch heute noch nach den zerstreuten und ungleichmässigen Arbeiten verschiedener Autoren studirt werden muss. $. 307—311 gibt Alph. DC. die Uebersicht der Dikotyledonenfamilien, in der Rei- henfolge, welche ihnen nach den Bearbeitern zukommen; sie bietet uns den überaus lehrreichen Nachweis, dass eigentlich nur die vier Familien der Lennoaceen, Podostemaceen, Cytinaceen und Balanophoreen „familiae incertae sedis* sind. Im Prodromus wurden übrigens im Ganzen 214 Familien mit 5134 Gattungen und 58.975 Species beschrieben. Ueber den Inhalt des vorliegenden Bandes sei noch bemerkt, dass ausser den obgenannten vier Familien noch die Sarraceniaceen, Phy- tocreneen, Salvadoraceen, Cynocrambeen, Batidaceen, Nepenthaceen, Ulmaceen, Moraceen abgedruckt sind. Interessant ist es, dass der Monograph der Cytinaceen J. D. Hooker die Rafflesiaceen ganz ein- fach als Tribus zu jener zieht. Den Band schliesst ein completter Index der Gattungen sämmtlicher siebzehn Bände. Mit Vergnügen werden übrigens die Besitzer des Prodromus zur Kenntniss nehmen, dass auch der vierte Band von Buek’s Index demnächst erscheinen und so die Benützung des Prodromus noch bedeutend erleichtert wird. Die beiden De Candolle's haben durch das Zustandebringen dieses wichtigen Handbuchs sich ein so grosses Verdienst um die Verbreitung botanischer Kenntnisse erworben, wie kaum ein Anderer. Es würde sich wahrlich der Mühe verlohnen, wenn sich eine Reihe von Autoren verbände, um die Monokotyledonen in gleicher Weise zu bearbeiten, dies wäre eine würdige Aufgabe, an der auch österreichische Botaniker theilnehmen könnten, denn es ist fast unbegreiflich, dass Oesterreich mit seinen Jacquin’s, Endlicher’s, Fenzl’s etc. keinen einzigen Prodro- mus-Mitarbeiter aufzuweisen vermag. K. m Correspondenz. Wien, im Februar 1874. Ich beabsichtige im Frühjahre d. J. die Herausgabe einer von mir verfassten und mit kartographischen Beilagen illustrirten Bro- schüre unter dem Titel: „Führer auf der Kronprinz Rudolf-Bahn von der Donau bis Laibach*, welche den Zweck hat, Naturfreunde auf die so reichen Schönheiten dieser Bahn aufmerksam zu machen, den Fremdenverkehr auf derselben zu heben und dem Wanderer auf 98 seinen Touren als nützlicher Begleiter zu dienen. Abtheilung 1 wird die von der Bahn aus sichtbaren Objekte und Reiseeindrücke über- haupt behandeln; 2. Abtheilung wird die einzelnen Stationen, Ort- schaften, industriellen Etablissements, sonstigen Merkwürdigkeiten und Ausflüge in die Umgebung schildern, auf die empfehlenswerthen Gast- häuser hinweisen, Preise der Fahrgelegenheiten, Distanzen und, wo solche vorhanden, auch Fremdenführer und Taxen angeben. Trotz mehrmaliger Bereisung sämmtlicher Strecken und Umgebungen und Benützung der alpinen Literatur, reicht das gesammelte Material doch nicht hin, um ein getreues, möglichst umfassendes Bild der von der Rudolf-Bahn durchschnittenen und benachbarten Ländertheile liefern zu können. Ich erlaube mir sonach die höflichste Bitte zu stellen, mich in meiner schweren Aufgabe durch Einsendung einschlägiger topographischer, historischer, technischer und naturwissenschaftlicher Beiträge unterstützen zu wollen. Gustav Jäger, Eigenthümer u. Redakteur des „Tourist“, Salzgries 1%. Ns. Podhrad in Ungarn im Februar 1374. Es freut mich, Ihnen mittheilen zu können, dass sich bereits auch in Ungarn mehrere Botaniker für die, Vielen ohne Grund ver- hassten und dennoch so sehr interessanten Brombeeren zu interes- siren anfangen, so dass ich in der Hoffnung immer mehr bestärkt werde: dass wir in nicht gar zu ferner Zeit auch die ungarischen Brombeeren monographisch bearbeitet haben werden. So salı ich hübsche Sammlungen ungar. Brombeeren, die die Herren Borbäs und Simkovits aus Pest in verschiedenen Gegenden Mittel- und Südost- ungarns voriges Jahr mit vielem Fleisse gesammelt haben. Die inter- essanteste Brombeere war Rubus Pseudocaesius Lej. am Fülek im Neograder Komitate, die meines Wissens bisher an keinem anderen Orte Ungarns entdeckt wurde. Aus Pest sah ich wieder R. caesiusx< Idaeus und zwar die Form R. pseudoidaeus mit unterseils weiss- filzigen Blättern. J. L. Holuby. Athen, am 10. Februar 1874. Wäre nicht in den Tagen vom 22. und 23. Jänner und am 2. Februar Schnee gefallen, so hätten wir bis jetzt keinen Winter gehabt und nicht die seltene Erscheinung erlebt, dass alle Berge um Athen mit Schnee bedeckt waren, ebenso die Ebene, die bereits mit grüner Saat sich geschmückt hatte. Schnee im Winter gilt bei uns als das Vorzeichen eines fruchtbaren Jahres, obwohl derselbe meist nur 1 bis 2 Tage liegen bleibt und vor der Sonne bei einer Wärme von 200R. rasch schmilzt. Der mit dem Schnee zugleich eingetretene Frost hat übrigens keinen Schaden gebracht, nur die Blätter der Orangenbäume nehmen vorübergehend eine gelbe Farbe an. Landerer. a a F Personalnotizen. — Dr. Leopold Just, der Redakteur der „botanischen Jahres- berichte*, ist zum ausserord. Professor für Pflanzenphysiologie und Agrikulturchemie und zum Vorstand des physiologisch -chemischen Laboratoriums am Polytechnikum in Carlsruhe in Baden ernannt worden. — Dr. Anton Palliardi, Badearzt in Franzensbad in Böhmen, ist am 23. November v. J. gestorben. — Ein biographische Skizze des verst. Prof. August v. Reuss mit Anführung seiner zahlreichen Publikationen, verfasst von H. B. Geinitz, enthält die „Leopoldina* 1874, Heft IX. ————ssam sa — Sammlungen. Cladoniae austriacae. Unter diesem Titel hatte Dr. J. S. Poelsch, Stiftsarzt zu Kremsmünster, auf der Weltausstellung zu Wien 1873 in 2 Albums auf 40 Tafeln mit 325 Nummern eine Sammlung der äusserst formenreichen Flechtengattung Cladonia aus den verschiedenen Ländern der öst.-ungar. Monarchie exponirt, welche sich zu allen den bisherigen ähnlichen Sammlungen nicht nur ebenbürtig verhält, sondern sogar, was die Zahl der Exemplare an- belangt, die berühmte und grösste Sammlung dieser Art von Raben- horst: Cladoniae europaeae, Dresden 1860 und 1863, noch über- trifft. G. Ritter v. Frauenfeld schreibt in seinem Referate „über die organischen Naturwissenschaften und deren Objekte auf der Weltaus- stellung* (Wiener Abendpost 1873 Nr. 243 S. 1941 anerkennend über die oben genannte Sammlung, „dass sie nur ein jahrelanger, unermüdlicher Fleiss so umfassend zusammen zu bringen vermag.“ Die internationale Jury hat ihr die Fortschrittismedaille zu- erkannt. -— so ss —— Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Brandmayer mit Pflanzen aus Slavonien. — Von Herrn Prichoda mit Pfl. aus Niederösterreich und Istrien. Sendungen sind abgegangen an die Herren: Dr. Halacsy, Bo- hatsch, Dr. Ressmann, Dr. Scheutz, Dr. Rauscher. Aus Niederösterreich: Campanula bononiensis, Carex nutans, Cineraria campestris, COnidium venosum, Echinops Ritro, Galium pusillum, Glechoma hirsuta, Leucojum aestivum, Marrubium pere- grinum, Oenanthe silaifolia, Scirpus Michelianus, Scorzonera parvi- flora, Xanthium spinosum u. a. eingesendet von Matz. Aus Siebenbürgen: Danthonia provincialis, Diplotaxis inter- media, Euphorbia incana, E. transilvanica, Ferula silvatica, Hypericum elegans. — Aus Ungarn: Cytisus austriacus, C. Rochelü, Delphinium 100 orientale, Dianthus Armeria, D. diutinus, Draba lasiocarpa, Erophila majuscula, E. praecox, E. spathulata, E. verna, Eryngium planum, Erythraea linariaefolıa, Festuca amethystina, Galinsoga parviflora, Galium rubioides, Genista pubescens, G. virgata, Gypsophila pani- culata, Helleborus dumetorum, H. purpurascens, Hieracium echioid. v. arenarium, Inula cordata, I. ensifolia, I. germanica, I. Oculus Christi, eing. von Dr. Tauscher. Aus Sachsen: Atriplex rosea, Betula nana, Coronopus Ruellü, Gnaphalium nudum, Leersia oryzoides, Veronica peregrina, Xanthium riparium. — Aus den Sudeten: Cystopteris sudetica. — Aus der Tatra: Avena versicolor, Bupleurum ranunculoides, Chamaeorchis alpina, Erigeron uniflorus, Gentiana frigida, G@ nivalis, Gypsophila repens, Hieracium glaucum, Luzula spadicea, L. spicata, Möhringia muscosa, Poa laxa, Ranunculus a!pestris, Saxifraga aizoides, S. musc. intermedia, S. perdurans, Senecio carniolicus, Cystopteris alpina, C. sudetica, u. a. eing. von Seidel. Obige Arten können im Tausche oder käuflich die Centurie zu 6 fl. abgegeben werden. 50 Rubusformen aus der Flora von Oberungarn können um den Preis von 4 fl. abgegeben werden. Inserat. Pränumerat:ons-Einladung. „Der 'Tourist,“ einziges in Oesterreich--Ungarn bestehendes Organ für Natur- und Alpenireunde. Mit dem Beiblatte: „Das Alpenhorn für Interessen des Verkehrs, Handels und der Industrie. VI. Jahrgang, Jänner bis Dezember 1874. Für Wien: Für Auswärts: he mit Zu-. . „4 fl. 60 kr. | Ganzjährig franko. .. .5 fl. 10 kr. Halbjährigf stellung . „. .2 fl. 50 kr. | Halbjährig „ ....%2%f. 80 kr. A Exemplar. » 2.2 ...—f. 50 kr. | Ausland ganzj. ... .. 3 Thl. 40 Ser. Trotz der kontinuirlichen Steigerung der Erzeugungskosten haben wir keine Erhöhung des Abonnementspreises eintreten lassen, und es wird der Um- fang des Blattes dennoch drei Bogen per Monat betragen. Die Administration: Salzgries Nr. 14, in Wien. Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn, Druck und Papier der ©. UVeberrouter'schen Buchdruckerei (M. Salzer). Oesterreichische Botanische Zeitschrift, Gemeinnütziges Organ für ‘ Die österrelchische Exemplare botanische Zeitschrift . u die frei durcli die Posthe- erscheint Botanik und Botaniker, zogen werdensollen, sind den Ersten jeden Monats. blos bei der Redaktion Man pränumerirt auf selbe rer ar sce Gärtner, Oekonomen, Forsimänner, Aerzle, granameren: 6 Thir. 10 Ngr.) ‚ Im Wege des ganzjährig, oder mit ! ra ap Buchhandels übernimmt 4 fl. 5.W.(2 Thlr.20 Ng.) Apotheker und Techniker. Pränumeration halbjährig. €. Gerold’s Sohn Inserate in Wien, die ganze Petitzeile N® A so wie alle übrigen 15 kr. öst. W. 7 L Buchhandlungen, ad a: 7 IN a3 XXIV. Jahrgang. WIEN. April 1874. INHALT: Pflanzen der Venetianer Alpen. Von Dr. Kerner. — Hieracium calophyllum. Von Uechtritz. — Phytographische Studien. Von Wiesbaur. — Zur Kenntniss der Ranunculaceen. Von Val de Lievre. — Vegetationsverhältnisse. Von Dr. Kerner. — Standorte zur Flora von Nieder- österreich. Von Dr. Halacsy. — Zur Flora des Illgebietes. Von Dr. Kemp. (Fortsetzung.) — Literatur- berichte. Von H. W.R., A. H. — Correspondenz. Von Janka, Siegmund. Artzt. — Personalnotizen. — Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — Botanischer Tauschverein. — Inserate. m Ueber einige Pflanzen der Venetianer Alpen. Von A. Kerner. Es dürfte nicht leicht ein zweites Gebiet geben, welches bei gleichem Umfange eine eben so grosse Zahl endemischer Pflanzenarten aufzuweisen vermöchte, als das Gelände der Südalpen. Von Arten des südlichen Tirols und der angrenzenden Lombardei sind Saxifraga arachnoidea, S. Facchinü und S. Tombeanensis, Daphne petraea, Scabiosa vestina, Sempervivum dolomiticum, Androsace Hausmanni, Campanula Morettiana, Dentaria intermedia, Capsella pauciflora und Rhizobotrya brevicaulis häufig genannte Beispiele von endemischen Gewächsen, welche nur auf sehr beschränktem Terrain, oft nur auf einigen wenigen Bergen oder im Bereiche eines einzigen Thales vor- kommen. Noch grösser als im südlichen Tirol ist wohl die Zahl derlei endemischer Arten mitengumschriebenem Verbreitungsbezirk in Kärnthen, Krain und dem angrenzenden Küstenlande. Verhältnissmässig wenig war dagegen bisher aus den dazwischen liegenden Venetianer Alpen von endemischen Arten bekannt geworden, obschon sich mulhmassen liess, dass es auch dort an solchen Arten nicht fehlen werde und dass wahrscheinlich auch ein Theil der Krainer Pflanzen seinen Ver- breitungsbezirk gegen Westen und ein Theil der Tiroler Pflanzen seinen Verbreitungsbezirk nach Südosten in jenes zwischenliegende Oesterr. botan, Zeitschrift. 4. Heft. 1874. 8 102 Gebiet ausdehnen werde. Die in der letzten Zeit in jenes ziemlich schwierig zu begehende Terrain der Venetianer Alpen gerichteten Exkursionen von Huter und Porta haben denn auch diese Muth- massung gerechtferliget, und durch die genannten eifrigen Botaniker sind jüngst mehrere endemische Arten in jenem Gebiete entdeckt und ist das Vorkommen mehrerer zweifelhaften und wenig bekannten Pflanzenarten konstatirt worden. Zu den merkwürdigsten Funden ge- hört unstreitig Arenaria Huteri und Thlaspi Kerneri, welche ähnlich wie Wulfenia, Zahlbrucknera, Potentilla carniolica, Astrantia car- niolica, Campanula Zoisi, Gentiana Fröhlichü, Genista holopetala und noch manche andere Pflanzen in Kärnthen und Krain, auf einem ganz beschränkten Gebiete in den Venetianer Alpen endemisch vorzu- kommen scheinen. Es sei mir nun gestattet, hier auch noch einiger weiteren Arten jenes Gebietes zu gedenken, welche wohl gleichfalls als endemische zu bezeichnen sein werden, wenn ihre Verbreilung in den Südalpen vielleicht auch eine etwas weitere sein mag, als jene der Zahlbruck- nera, Wulfenia, Rhizobotrya und der anderen oben berührten Pflan- zenarten. 1. Polygala forojulensis. — Zunächst möchte icheiner Pflanze gedenken, welche Th. Pichler bei seinen wiederholten Reisen nach dem Süden schon vor Jahren aus den Venetianer Alpen mitbrachte, nämlich einer Polygala, welche an sonnigen Abhängen bei Venzone im Thale des Tagliamento heimisch ist. Sie wächst daselbst auf feinem Kalksand sehr häufig und meist gesellig mit Leontodon Beriniü, Dryas octopetala, Carex tenuis, Spiraea decumbens und Matthiola varia und wurde mir von dort zum ersten Male im Jahre 1865 zugesendet. Ich bezeichnete sie damals Polygala forojulensis und unter diesem Namen wurde sie auch später von Pichler an einige Subseribenten seiner Ausbeute versendet. Diese Polygala, jedenfalls eine Zierde der Venetianer Alpen reiht sich zwischen P. nicaeensis Risso und P. comosa Schkuhr. Mit ersterer stimmt sie durch die grossen fast kreisrunden, plötzlich in einen sehr kurzen Nagel zusammengezogenen Flügel, mit letzterer durch die kleinen mit äusserst schmalem häutigen Rande eingefassten Kapselfrüchte und durch die gedrängte Inflorescenz überein, unterscheidet sich aber von beiden durch die äusserst kurzen kaum Amm messenden Blüthenstielchen, welche (an den eben auf- knospenden Blüthen, kurz vor dem Abfallen der Bracteen) nur halb so lang, als die seitlichen Deckblätichen sind, während sie im gleichen Entwicklungsstadium sowohl an P. nicaeensis als auch an P. comosa den seitlichen Deckblättchen in der Länge gleichen. Von P. nicaeensis unterscheidet sich P. forojulensis überdiess durch die sehr gedrängte, wohl reichblüthige aber dabei kurze, auch zur Zeit der Fruchtreife nicht über 5 Centim. lange Traube, die länglichen, stumpfen, weissen, trockenhäutigen, nur von einem sehr zarten, grünen Mittelnerv durch- zogenen, kurzen Kelchblättchen, die fast doppelt kleineren, mit einem sehr schmalen durchscheinenden Saume berandeten Kapseln und doppelt kleinere Samen: von P. comosa durch die doppelt breiteren, fast 103 kreisrunden, in einen sehr kurzen Nagel plötzlich zusammengezogenen flügelförmigen Kelchblätter, grösseres Ausmass der drei kurzen Kelch- blättchen und durch die Kapsel, welche auffallend schmäler ist als die Flügel des Kelches. — Da die rosenrothen Blüthen der P. foro- Julensis K. sehr kurz gestielt sind, sehr gedrängt stehen und dabei die ansehnliche Grösse jener der P. nicaeensis erreichen, sehen die Blüthentrauben sehr voll aus, und es macht die Pflanze fast den Ein- druck einer verzwergten, eben im Aufblühen begriffenen Polygala major. \ 2. Hedysarum exaltatım. — Unter den im letzten Sommer von Huter und Porta in den Venetianer Alpen gesammelten Pflanzen befindet sich auch ein als „Hedysarum obscurum L.“ bezeichnetes, auf dem Monte Raut bei Pofabro (Dist. d’ Udine) auf Kalkfelsen bei 6000° am 23. Juli gesammeltes Hedysarum, das aber gewiss nicht das H. obscurum Linne's ist. Der Stengel dieses Hedysarum, für welches ich den Namen H. exaltatum in Vorschlag bringe, ist fast doppelt so hoch als jener der grössten und üppigsten Exemplare des H. obscurum L., welche ich jemals gesehen. Die Mehrzahl der Exem- plare ist 1/, Meter, ja einzelne sind bis zu 60 Centim. hoch; die Blättchen sind oberseits und unterseits von den vorspringenden parallel zum Rande verlaufenden Sekundärnerven gestreift und mit einer sehr kräftigen Stachelspitze geschmückt. Während H. obscurum L. höchstens zwei, gewöhnlich aber nur eine Blüthentraube entwickelt, deren Stiel beiläufig so lang als das zugehörige Blatt ist, und deren unterste Blüthen daher unmittelbar über das Laubwerk zu stehen kommen, entspringen an H. exaltatum aus den Achseln der 2—4 obersten Laubblätter eben so viele langgestielte Trauben, deren unterste Blüthen von dem Laubwerk mehrere Centimeter entfernt sind. Die Trauben sind sehr reichblüthig, die Blüthen aber kleiner als an H. obscurum L., und die Trauben des 4. exaltatum erscheinen daher auch länger und schmäler als jene des H. obscurum L. — Die Fahne und die Flügel des H. obscurum L. sind einfärbig, purpurroth, jene des H. exaltatum dagegen blass rosenroth mit sehr zierlichen dunklen Linien gestrichelt, welche sich vor der Spitze der Fahne und der Flügel gabeln und durch Schlingen mit einander verbinden. Die Blüthen des H. exaltatum erinnern so einigermassen an jene der Vicia silvatica. — Die Früchte des H. exaltatum sind mit kurzen, dichten Flaumhaaren bekleidet, in welch’ leizterem Merkmal übrigens kein durchgreifender Unterschied von H. obscurum L. liegt; denn wenn dieses letztere auch in der Regel kahle Hülsen zeigt, so findet man doch auch ein- zelne Exemplare desselben mit flaumigen Hülsen, ja in manchen Gegenden scheinen sogar diese vorherrschend zu sein, wie z. B. auf den niederösterr. Alpen und im Riesengebirge '). — Im Herbar der 1) Gren. und Godr. in Fl. fr. I, 503 beschreiben die Hülsen des 4. obscurum L. kahl, und alle Exempl., die ich aus Frankreich und aus der Schweiz gesehen, zeigen auch kahle Hülsen. Neilr. dagegen beschreibt die Hülsen des H. obscurum in Fl. N.-Oest. flaumhaarig, und älle auf dem Schneeberge und der Raxalpe in Nied.-Oest. von mir gesammelten Exempl. zeigen in der That * 8 104 Innsbrucker Universität findet sich H. exaltatum aus den piemontesi- schen ‚Alpen von Moris gesammelt, mit der Bezeichnung „Hedysarum “ (ohne spezifischen Namen), und es scheint demnach, dass diese Pflanze durch die südlichsten Vorposten der Alpen ziemlich weit ver- breitet ist. Ich sage hier ausdrücklich: die südlichsten; denn an zalıl- reichen Punkten der südlichen Alpen, wie z. B. am Mont Viso und am Schlern findet sich noch das gewöhnliche H. obscurum L. 3. Centaurea dichroantha. In Spec. pl. II, 2322 u. 2323 hat Willdenow zwei en unbekannten Vaterlandes, die eine unter dem Namen C. pubescens, die andere unter dem Namen C. sordida nach Exemplaren aus dem Berliner bot. Garten beschrieben. Aller Wahrscheilichkeit nach waren dieselben im Garten durch Kreuzung aus zwei anderen Arten entstanden. Ob aber beide von denselben Eltern, und von welchen Eltern sie abstammen, dürfte heute mit voller Sicherheit kaum mehr zu ermitteln sein, da Willd. selbst in dieser Beziehung keinerlei Andeutung gibt, seine Beschreibung nicht genau genug ist und die zwei im Willdenow’ schen Herbar in Berlin aufbewahrten Exemplare nur unvollkommene, von den im Garten kultivirten Individuen abgeschnittene Bruchstücke darstellen. — Von späteren Botanikern wurde EC. pubescens und sordida W. in der verschiedensten Weise gedeutet. DC. im Prodr. stellt C. pubescens W. in die Nähe der ©. ragusina und glaubt sie mit der in der Ber- berei vorkommenden ©. incana Desf. identifiziren zu können, während er C. sordida W. an die orientalische ©. thrinciaefolia anreiht, im Wesentlichen Willdenow’s Angaben über dieselbe wiederholt und noch die Bemerkung „an hybrida progenies ?* beisetzt. — DC. halte von ©. pubescens und C. sordida W. weder getrocknete noch lebende Exemplare gesehen. Nachträglich wurden im Gebiete des Karstes zwei Cenlaureen vereinzelt in Gesellschaft der ©. rupestris und ©. Scabiosa wachsend gefunden, welche Schiede und Koch mit Rücksicht auf ihre Merkmale und ihr Vorkommen als zwei hybride aus den eben genannten Siammeltern hervorgegangene Bildungen halten und mit ©. pubescens und C. sordida W. identifiziren zu können glaubten. Koch führt in der Syn. diese beiden muthmasslichen Hybriden als „C. sordida* auf und unterscheidet sie als zwei Varietäten, nämlich als var. & lutescens — Ü. pubescens W. und var. ß purpurascens = (. sordida W. — Was nun diese letztere anbelangt, so mag Koch immerhin richtig gedeutet haben; denn in der That stimmt das Exem- plar des Willdenow’schen Herbars Nr. 16645, welches auch ich verglichen habe, mit den auf dem Karste vereinzelt vorkommenden der Kombination: rupestris>< Scabiosa entsprechenden Pflanze ziemlich gut überein. Ob aber auch die C. pubescens Willd. Herb. Nr. 16644 behaarte Hülsen. An den Exempl. von den Schladminger Alpen in Steiermark finde ich die Hülsen theils kahl, theils behaart, theils nur an den Rändern ge- wimpert. Die mir vorliegenden Exempl. aus dem Riesengrunde des Riesenge- birges (J. Kablik) haben theils kahle, theils flaumige Hülsen. Im nördlichen und zentralen Tirol kommt H. obseurum L. nur kahlfrüchtig vor. 105 als ein aus den genannten Stammeltern hervorgegangener Bastart zu bezeichnen sei, lässt sich nicht mit gleicher Wahrscheinlichkeit be- haupten. Das von mir eingesehene Ex. des Willd.'schen Herbars Nr. 16644 steht der ©. Scabiosa näher, als die €. sordida W., und wenn selbes wirklich ein Bastart ist, so dürfte ©. Scabiosa jedenfalls auch als die eine Stammart anzusehen sein; ob aber als die zweite Stammart €. rupestris oder vielleicht irgend eine andere Art bethei- liget ist, wird wohl kaum jemand mit Sicherkeit zu entscheiden wagen. — Diese Ungewissheit in Betreff der ©. pubescens W. scheint auch Koch veranlasst zu haben, für die zwei am Karste vorkommenden sehr ähnlichen und von ihm als Varietäten einer Art aufgefassten Hybriden nicht den Namen der in Willd. Sp. pl. vor ©. sordida W. aufgeführten C©. pubescens voranzustellen, sondern gegen die Regeln der Nomenclatur den späteren Namen (©. sordida zu wählen, da dieser letztere Name mit Wahrscheinlichkeit wenigstens auf die eine dieser beiden Hybriden bezogen werden kann. — Dem Vorgange Koch’s folgend wurden die zwei muthmasslichen, der Kombination rupestris > Scabiosa entsprechenden Bastarte von den österreichischen Floristen seither als €. sordida W. determinirt und bezeichnet. während DC. die eine dieser Hybriden, die ihm von Graf zugesendet worden war, im Prodr. VI, 587 unter dem Namen ©. Grafiana beschreibt, Ber- toloni dieselbe Pflanze in der Fl. ital. IX, 457 unbegreiflicher Weise mit C©. spinulosa Rochel konfundirt und Nyman in Syll. 33 sie als C. pubescens W. aufführt. Schon im Jahre 1872, und neuerlich im abgelaufenen Jahre fanden nun Huter und Porta in den Venetianer Alpen im Bezirke Udine zwischen Cimolais und Barces, dann im Thale des Zelline bei Claut eine Centaurea in grosser Menge, welche sie als ©. sordida W. bestimmten und die auch unter diesem Namen in der Aufzählung der von den Genannten in Venetien gesammelten Pflanzen in der zweiten Spalte vorkommt. Diese Centaurea, obschon sie den auf dem Karste vorkommenden Bastarten aus C. Scabiosa und C. rupestris ähnlich sieht, ist aber doch gewiss nicht die Koch’sche CO. sordida W., und unterscheidet sich von dieser vor allem durch den Pappus der Frucht, welcher dem Achenium an Länge gleichkommt und dann durch das kurze kallöse Spitzchen der Blattzipfel. An ©. sordida W., Koch ist nämlich der Pappus kürzer als das Achenium und sind die Blattzipfel in eine dünne, granenarlige Spitze ausgezogen. Gerade in diesen beiden Merkmalen spricht sich aber die Betheiligung der durch kurzen Pappus und begrante Blattzipfel ausgezeichneten ©. rupestris als der einen Stammart der C. sordida W., Koch aus! — Obschon demnach die von Huter und Porta gesammelte Pflanze der ©. sordida W., Koch und auch der ©. rupestris habituell sehr ähnlich sieht, so kann sie doch mit diesen nicht identifizirt werden und ist auch auf keinen Fall ein der Kombination rupestris X Scabiosa entsprechender Bastart, was übrigens auch schon aus dem Grunde nicht wahrschein- lich war, weil dort, wo Huter und Porta die Pflanze auffanden, die C. rupestris fehlt. — Es steht diese Centaurea, für welche ich mit 106 Rücksicht auf die bald gelbe, bald lichtpurpurne Blüthenfarbe den Namen ©. dichroantha gewählt habe, der C. badensis Tratt. am nächsten und stimmt mit dieser insbesonders durch die nur an der Basis und in der Jugend etwas spinnwebigen, sonst aber kahlen, weder auf den Flächen noch an den Rändern rauhen Blätter überein. In Betreff dieser letzteren Centaurea (C. badensis Tratt.), welche nach meiner Auffassung von C©. Scabiosa L. spezifisch ver- schieden ist, sei hier noch erwähnt, dass dieselbe im südlichen Tirol sehr verbreitet ist und namentlich am Gardasee (beispielsweise an den steilen Kalkwänden zwischen Riva und dem Ponale) massenhaft vor- kommt. Sie findet sich dort, so wie auch im Etschthale auf den Kalk- bergen bei Salurn und Margreid häufig mit vielfach zertheilten, in schmale, lineale Zipfel aufgelösten Blättern und diese Exemplare wurden von Hausmann in Fl. von Tirol irrthümlich auch als €. sordida W. (Koch) aufgeführt. Es finden sich demnach in den südlichen Alpen drei für C. sor- dida gehaltene Pflanzen: 1. C. sordida Koch und wahrscheinlich auch W. — C. Grafiana DC., ein durch Kreuzung aus C©. rupestris und ©. Scabiosa entstandener Bastart, welcher nur vereinzelt dort angetroffen wird, wo die muthmasslichen Stammeltern zusammen vor- kommen (Gürz, Adelsberg, Triest, Fiume, Dalmatien); 2. ©. sordida Hut. u. Porta (non W., Koch)=(. dichroantha Kern. In den Ve- netianer Alpen; 3. ©. sördidä Hausm. (non W., Koch) =C. baden- sis Tratt. Südtirol: Etschthal, Sarcathal. Schliesslich sei nur noch bemerkt, dass ©. dichroantha im hie- sigen Univers.-Herbar unter den Schleicher’schen Pflanzen als „C. rupestris* mit der Standortsangabe „ex alp. Apuanis* liegt. — Ber- toloni sagt in der FI. ital. bei EC. rupestris: „habeo ex alpibus Apuanis ab Woodsio.* — Ob hiemit aber die echte C. rupestris L. oder vielleicht jene Pflanze, welche Schleicher für ©. rupestris gehalten hat (d. i. ©. dichr oantha) gemeint ist, vermag ich nicht zu entscheiden. Habituell sehen sich beide, wie schon oben bemerkt, allerdings sehr ähnlich; die verschiedene Länge des Pappus und die abweichende Gestalt der Endigungen der Blattzipfel gibt aber sichere Anhaltspunkte, um sie von einander zu unterscheiden. Hieracium calophyllum (n. sp.) Auctore R. de Uechtritz, Pulmonareum e gente Andryaloideorum orientalium. — Hypophyllopodum, plumoso-lanatum, excepta summa caulis parte cum inflorescentia. Rhizoma crassum, lignosum, obliquum, fibras validissimas emittens, subpluricaule, Ca ulis er ectus, robustus, elatus, 0'4—0'7 M. altus, sulcatus, fere usque ad inflorescentiam foliosus, infra dense albo-lanatus, versus apicem glabrescens, Folia firma, 107 obscure viridia, utrinque et in margine plus minus laxe molliterque plumoso-lanata; integerrima, rarius obsoletissime remote denticulata, subtus haud reticulato-venosa; basilaria marcescentia, caulina nume- rosa (8— 11) approximala, sensim decrescentia; inferiora magna, 0-1 M. longa, 0:03—0:04 M. lata, late lingulato-oblonga vel obovato-oblonga, e basi dilatata cordata amplexicaulia, apiculata; superiora minora, oblongo-lanceolata, acuminata, summa reducta, bracteaeformia, lanceolato-linearia vel linearia, glabriuscula. Inflorescentia discreta, corymboso-paniculata, ramis elongatis ereclis, 1—4cephalis, glabratis vel glaberrimis. Pedunculi medio- cres, erecti vel adscendentes, subsquamulosi, pilis tenuibus spar- sis glanduliferis, apice simulque levissime cano-floccosi (primo intuitu, praesertim in planta deflorata, laeviusculi, sed sub lente flocei stellipili facile recognoscendi!). Involucra medioeria, e basi lata fere truncata ovata, nigricantia, basi sparsim stellato-floc- cosa, immixtis pilis brevibus tenuiter glanduliferis nigris; squamis lineari-lanceolatis, obtusiusculis pilis longioribus destitutis, apice subbarbatulis, interioribus subaequalibus, intimis pallidioribns, glabris, extimis parvis patulis. Ligulae glabratae; Stylus e livido fuligineus (in floribus virgineis lutescens!). Achaenia magna, 0' ee 0005 M. longa, pappo vix vel paullo breviora, pallide testac Syn. H. montenegrinum Panic in litt. (1874). Habitat in rupestribus calcareis Dalmatiae meridionalis ad Kri- voscie prope Crkvica, alt. 3000 ped., Julio 1870 legit oculatiss. Pich- ler (sine nomine distributum; vidi specimen floriferum in colleetione splendidissima amici M. Winkler). Recenter communicavit cl. Pandie sub nomine supra laudato specimina pulchra florentia et fructifera, ab ipso 1873 mense Augusto in rupestribus calcareis ad Tusine (Mon- tenegro) lecta. Praeterea legit amicus Pandıc in monte Jastrebica (Bi- jelagora, Montenegro) ejusdem speciei specimina atypica pulata (caule primario laeso!) minus latifolia. Pulcherrima stirps ex affinitate Hier. Waldsteinii Tausch. CH. lanatum W. Kit.) et H. marmorei Vis. et Pan&., ab "bene distinceta. Differt ab H. Waldsteinii foliis basilaribus marcescentibus, foliis caulinis omnibus basi lata amplexicaulibus nee inferioribus in petiolum attenuatis, involucri squamis paullo minus acutis, imprimis vero achaeniis pallidis nec fusco-nigris; ab H. marmoreo, cui basi foliorum lata cordata amplexicauli achaeniisque pallidis propius acce- dit, foliis integerrimis vix denticulatis, inferioribus lingulato-oblongis, longioribus, inflorescenlia multo magis composita, paniculato-corym- bosa, ramis florigeris pilis longioribus destitutis, involucri squamis nigricanlibus, cum pedunculis tenuiter glanduloso -pilosis ligulisque subglabris; ab utroque recedit praeterea caule firmiore elatiore atque habitu proprio nec minus anthela vulgo magis composita. — Nomen meum illi H. montenegrini anteposui, quum ipse speciem vere nobi- lem jam sub eodem initio aestatis anni praeterlapsi 1873 in herbario amici Winkler distinxerim; tune vero unicum specimen absque achae- 108 niis maturis ante oculos habui nec igitur deseriptionem in lucem pro- ferre ausus sum. Phytographische Studien. Von J. Wiesbaur S. J. E Galium aureum Vis. in Ungarn. Galium aureum Vis. wird bei Neilreich weder in der Aufzäh- lung der Pflanzen Ungarns noch in den Nachträgen zur selben er- wähnt. Ich fand diese schöne Pflanze am letzten Mai 1873 auf dem Berge Bagony, südwestlich von Nagy-Kapornak im Zalaer Komitate. Sie wächst auf Sandboden (,„Löss*“) und begann eben erst mit Galium Mollugo L. zu blühen. Mit der Beschreibung, welche Visiani von @. aureum (Flora dalm. II. 6.) gibt. stimmt meine Pflanze sehr gut überein; ebenso mit den Exemplaren, welche Petter unter diesem Namen aus Dal- matien versandtet). Nur die kurze sammtige Behaarung („caulis... velutino-puberulus“ Visiani l. c.) fehlt bei meinen ungarischen Exemplaren. Die Pflanze von N. Kapornak wäre somit eine var. glaberrima. Eine Verwechslung ist wohl kaum möglich, da sich unsere Pflanze von allen verwandten durch die schönen goldgelben Blumen unterscheidet. Zunächst könnte man an ein @. ochroleucum denken. Die Pflanzen dieses Namens aber haben, wie sich mir um Kalksburg bei Wien zu beobachten Gelegenheit bietet, höchstens schwefel- gelbe, nie goldgelbe Blumen. Ausserdem unterscheidet sich unser G. aureum durch seine kürzeren, breiteren, weniger umgerollten Blätter von den meisten Formen des @. ochroleucum; von allen aber durch die ganz kahle Unterseite der Blätter und durch die durch- wegs zugespitzten Zipfel der goldgelben Blumenkronen. An meinen ungarischen Exemplaren wäre auch noch der unten ganz kahle Sten- gel als Unterschied hervorzuheben. Den von Visiani gut gewählten Namen glaube ich beibehalten zu müssen, obschon der berühmte Verfasser der Flora Dalmatiens (im Supplementum Fl. dalm. p. 101) ihn zurücknimmt und den jeden- falls älteren „Galium firmum Tausch. (Flora oder allgem. bot. Zte. 1831, XIV. Jahrg.) an seine Stelle gesetzt wissen will. Nach dem Gesetze der Priorität wäre diess allerdings richtig; aber sonderbar ist es, dass G. firmum ohne weitere Bemerkung als das ältere Sy- nonymum von G. aureum angeführt wird, da doch Tausch a. a. O. *), Etwas weniger übereinstimmend finde ich ein gleichfalls goldgelbes Galium, das P. Sodiro S. J. bei Ragusa gefunden hat. 109 S. 2221) seiner Pflanze ausdrücklich weisse Blumenkro- nen zuschreibt. Druckfehler scheint dieses nicht zu sein, da Nyman in der Syl- loge das @. firmum Tausch (zwischen @. Mollugo und @. nitidum) unter den weissblühenden (an 9. Stelle) anführt. @. aureum aber (in der 80. Nummer) zwischen @. verum und G. minutum unter die „Xanthogalia* weist. Wenn nun in der Flora kein Druckfehler ist, so kann Visiani nur durch die Beschreibung, welche Tausch von. seinem @. firmum gibt, und die wenigstens in den meisten Punkten mit der von @. aureum übereinstimmt, getäuscht worden sein. Dieser theilweisen Uebereinstimmung halber sollte der von Visiani so treffend gewählte Name nicht aufgegeben werden, da er ein in seiner Blumenfarbe so ausgezeichnetes” Galium bezeichnet. Wenigstens muss er so lange beibehalten werden, bis die Gleichartigkeit beider Pflanzen nachge- wiesen ist. Vorläufig geschieht unserer Pflanze eben so unrecht, wenn man sie mit Neilreich (Nachträge zu Maly’s Aufzählung S. 145) schlechthin für identisch mit @. frmum erklärt, als wenn man die gewiss nahe verwandten Galium firmum und G. aureum so weit von einander entfernt, wie es bei Nyman geschieht. Mit richtigem Takte scheint Maly zu handeln, wenn er (Enum. plant. phan. austr. imp. p. 162) beide neben einander stellt und sie an G. Mollugo, eine Art von sehr grossem Formenkreise, anreiht. Galium rupestre DC. (Prodr. W. 603) ist sicher synonym mit G. aureum Vis. und wurde der Decandolle’sche Name schon früher (1830) der Oeffentlichkeit übergeben, als diess Visiani (1842) mit seinem G. aureum gethan hat. Für die dalmatinische Pflanze mag auch die Benennung @. rupestre sehr bezeichnend sein, für die un- garische ist sie es keineswegs. Da aber ausserdem Visiani schon (1829 also) vor Decandolle mit demselben Name on, wie Neilreich a. a. ©. be- merkt, eine andere Pflanze bezeichnet hat, so verdient der von De- candolle gegebene keine weitere Berücksichtigung mehr. 1. Senecio intermedius (wiscosus — Literaturberichte. Die Pilze Nord-Deutschlands mit besonderer Berücksichtigung Schlesiens. Beschrieben von Otto Weberbauer. Heft 41. Mit 6 nach der Natur gezeichneten und kolorirten Tafeln. Breslau 1873. Querfolio. II und 10 pag., 6 Taf. Es ist kein Werk vorhanden, welches Abbildungen der grösseren Pilzformen Schlesiens enthielte; daher ist das Unternehmen Weberbauer’s als ein zeitgemässes zu bezeichnen. Die Tafeln des vorliegenden ersten Heftes sind simmtlich vollkommen korrekt gezeichnet und naturgetreu kolorirt, die Habitusfiguren werden durch Abbildungen von Schläuchen und Sporen vervollständigt. Die Ausführung im Farbendrucke (von Eduard Kornatzki) lässt nichts zu wünschen übrig. Der erklärende Text enthält genaue Beschreibungen der abgebildeten Arten mit An- gabe der einzelnen Masse (auch bei den Sporen und Schläuchen, von denen die Breite angeführt wird); ferner werden zitirt die wichligeren mykologischen Werke, die Synonyme und die Normal-Sammlungen getrockneter Pilze. Hierauf folgen Angaben über das Vorkommen jeder Art in Schlesien und, wo nöthig, auch Bemerkungen über Ge- niessbarkeit oder Schädlichkeit. Die im ersten Hefte behandelten 26 Arten gehören sämmtlich den Discomyceten an, was den Mykologen sehr erwünscht ist, denn aus dieser Pilzklasse, namentlich aus der Reihe der Pezizeen sind gute Abbildungen verhältnissmässig seltener. Dem en'sprechend gehören beinahe zwei Drittel der Arten des ersten Heftes (17) der Gattung Peziza an und drei davon sind neu, nämlich P. dolosa (p. 6, T. Ill, F. 6), P. rufo-fusca (@p. 7, T. II, F. 4) und P. Corium @. 7, T. UI, F. 7). Die übrigen abgebildeten und be- schriebenen Pilze vertheilen sich auf die Gattungen Verpa (I! Spezies), Helvella (ö Arten) und Morchella (3 Spezies). Wie aus dem Ober- wähnten ersichtlich ist, entspricht das vorliegende erste Heft der Pilze Nord-Deutschlands allen Anforderungen, welche man an eine gute Pilz-Iconographie zu stellen berechtigt ist. Wir wünschen daher, dass Weberbauer’s Werk entsprechend in der Publikation fortschreite und empfehlen es bestens der Aufmerksamkeit aller Mykologen. ib H!’WAR. „Uryptogamen-Flora, enthaltend die Abbildung und Beschreibung der vor- züglichsten Cryptogamen Deutschlands. 4. Theil: Flechten. Mit 520 Ab- bildungen auf 12 lithogr. Tafeln. Herausgegeben von Otto Müller und G. Pabst. Gera, C. B. Griesbach’s Verlag 1874.* gr. 4°, cart. 28 S. u. 12 Taf. (2 Thlr. 20 Gr) Das neue Jahr, welches auf dem Gebiete der Cryplogamen- literatur anscheinend ein fruchtbares zu werden verspricht, brachte auch obiges Werk. Von den Verf. zwar nur als eine Vorschule betrachtet und sich anlehnend an die ausführlicheren Werke von Rabenhorst und Körber wird dieses Buch auch dem Flechtenkenner gute Dienste leisten, indem es, unterstützt durch vorzügliche, sehr sauber ausgeführte Abbildungen, schnell auf die Gruppe, Gattung und selbst Art leitet. Gerade durch diese Abbildungen, auf welche auch die Verf. den Schwerpunkt gelegt haben und denen zum grösslen Theile die der Sporen in vergrössertem Massstabe beigefügt sind, ist das Werk besonders empfehlenswerth geworden, zumal wir an guten, brauchbaren Flechten-Abbildungen keinen Ueberfluss haben. Die No- menclalur ist nach dem neuesten Standpunkte, die Ausstallung wie die Korrektheit des Textes lusst kaum einen Wunsch übrig. Möchten die Verf. auch den folgenden Abtheilungen eine gleiche Sorgfalt zu- wenden! A. H. Correspondenz. St. Gothärd in Siebenbürgen, am 10. März 1874. Auf die Nachricht, dass Janthe lingulifolia Griseb. in meiner hiesigen Behausung blüht, eilte ich daher, um die Blüthenfarbe, von der ich mir keinen rechten Begriff machen konnte, genau zu be- schreiben. Grisebach waren nur die Blüthen bekannt; ich habe ihm zuerst Früchte mitgetheilt, die ich 1872 am Bosphorus sammelte, und die reichliche Samen gaben, welche vor einem Jahre zahlreich auf- gingen. Von meinen Exemplaren jedoch zeigt noch keines Anlage zur Blüthe. Das hier blühende rührt von meinem Freunde, dem k. K. Hofgärtner Maly her. Diess Exemplar nun weicht von der Grisebach’- schen Beschreibung durch die lange Blüthenähre ab, die von der Basis des Stengels beginnt und nun in kürzester Zeit 1'/, Schuh er- reichte. Die Specimina, welche Griseb. am Originalstandort in Blüthe und ich in Frucht sahen, trugen an der Spitze des Stengels 11%, — 2 Zell lange Blüthen- resp. Fruchtähren. — Die Form der Blumen- krone möchte ich mit jener einer Viola trieolor vergleichen; dabei ist die Grundfarbe schwärzlich- schmulzig-grüngelb, etwa olivengrün; das unterste Petalum ist tolal so gefärbt, die beiden seitlichen tragen halbmondförmige schwefelgelbe Flecken beiläufig in der Mitte; die beiden obersten Blumenblälter bis zur Mitte verwachsen, dann aus- einanderlahrend, durchlaufen bis 2/3 ihrer Länge 3 parallele schwach- wollige Purpurstreifen; unterhalb derselben unmittelbar ein eben sol- cher hufeisenfürmig aufwärtsgebogener Streifen, unter welchem die zwei steriien purpur- und weiss-langwolligen Filamente aufrecht stehen; gleich darunter die dem untersten Blumenblatt herab ange- schmiegten, an der inneren Seite antherentragenden weissen, wenig behaarten Filamente. Die Pflanze wurde mit schwacher Blattrosette in warmem, dunsligem Lokal gehalten. Diess mag das rasche Einpor- schiessen bewirkt haben. — Hier ist es noch ganz winterlich. Fort- dauernde Kälte vom Dezember an —25 bis —27° R., seit Mitte Fe- — 15 bis —16° R. Janka. 128 Reichenberg, am 40. März 1874. Ich mache Ihnen die Mittheilung, dass der Verein der Natur- freunde in Reichenberg für den Monat August zum Gedächtniss seines 25jährigen Bestandes eine Ausstellung beabsichtigt, welche Garten- produkte aller Art, sowie Geräthschaften zum Betrieb und zur Aus- schmückung für den Gartenbau zur Ansicht bringen soll, ja als Annex für unsere Gegend eine Landwirthschafts- und Forstwirth- schaftsausstellung in engeren Grenzen beigefügt werden soll. Ehren- diplome, silberne Medaillen, Geldpreise für bestimmte Leistungen sind als Preise und Anerkennung bestimmt. Alle Gartenfreunde, sowie auch Handelsgärtner werden zugelassen, und jene, welche sich dafür interessiren, sind gebeten, ihre geehrten Adressen zu weiteren Mit- theilungen dem „Verein“ bekannt zu geben. Wilh. Siegmund. Zwickau in Sachsen, am 5. März 1874. In Nr. 2 Ihrer bot. Zeitschr. "befindet sich eine Korrespondenz von J. Wiesbaur , worin derselbe anzeigt, dass er ein ungarisches Linum gefunden habe, welches mit keinem der von Koch und Rei- chenbach beschriebenen Linum- Arten übereinstimme. Da dasselbe ganz das Aussehen wie Linum catharticum hat, nur dass die oberen Blätter nicht gegenständig sind, so habe ich mitzutheilen, dass die von mir an drei Standorten Sachsens gesammelten Exemplare von Linum catharticum zu einem Drittel ebenfalls nicht mit der Diägnose übereinstimmen, aber dennoch dieser Spezies angehören. Die Ab- weichung besteht darin, dass die Blätter da, wo der Stamm sich das erste, zweite, auch dritte Mal in Aeste theilt, wechselständig stehen; die Blätter unten am Stamm und oben unter den Blüthenständen stehen normal. Da nun Linum catharticum in Beziehung auf die Blattstellung varirt, so wäre es ebenso gut möglich, dass auch die obersten Blätter einmal wechselständig stehen könnten, und jene un- garische Pflanze wäre dann nur L. catharticum, da sie keine andere Abweichung zeigt. Die dalmatinische Pflanze hingegen hat behaarte Blätter und ist daher doch wohl etwas Anderes. A. Artzt. —-—assa a — Personalnotizen. — Victor v. Janka wurde zum Juror bei der internationalen Gartenbau-Ausstellung in Florenz, welche vom 11. bis 25. Mai d. J. stattfindet, ernannt. — Dr. J. G. Kühn, Professor in Halle, und Dr.H. Th. Geyler, Docent in Frankfurt a. M. wurden von der L.C. Akademie der Natur- forscher als Mitglieder aufgenommen. — HOP — 129 Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — Schlesische Gesellschaft für Vaterländische Kultur. (Botanische Sektion.) In der Sitzung vom 4. Dezember 1873 hielt Langner einen Vortrag über abnorme Embryonen bei Legumi- nosen, insbesondere bei der Gattung Gleditschia; es wurden dicotyle Embryonen mit S-fürmig gebogenen, seltener ringförmig geschlossenen Cotyledonen und abnormer Lage des Würzelchens, ausserdem tri- und tetracotyle Embryonen, auch 2 mehr oder minder verwachsene Em- bryoneh in einem Samen beobachtet, ferner Doppelhülsen, aus zwei mehr oder weniger vollständig verwachsenen Carpellen entstanden. Präparate und Zeichnungen wurden vorgeleg!. Geheimrath Goeppert schlägt als Versammlungsort für die botanische Wanderversammlung im Jahre 1874, Camenz vor. In der Sitzung vom 18. Dezember verlas Prof. Cohn den Ne- krolog des am 3. August 1873 verstorbenen Apothekers Karl Lohmeyer. Derselbe war am 3. August 1799 in Mohrungen (Ost- preussen) als Sohn des dortigen Predigers geboren, wurde schon als Lehrling durch den Apotheker Buek in Frankfurt a.O. für die Botanik gewonnen, vollendete seine Studien an den Universitäten Berlin und Breslau, und erhielt im Jahre 1830 die Konzession zur Anlage einer Apotheke in Neisse. Lihmeyer war ein fleissiger Erforscher der hei- mischen Flora, im Verkehr mit Koch und Wimmer, später mit Milde und Spazier; er dehnte schon 1841 seine botanischen Exkursionen bis zu den damals noch völlig unbesuchten Centralkarpathen aus, und erstieg als einer der ersten den höchsten Gipfel, die Lomnitzer Spitze; 1842 veröffentlichte er den ersten Wegweiser in die Karpathen. Sein musterhaftes Herbarium vermachte Lohmeyer der Realschule zu Neisse. 1865 verkaufte L. die Apotheke in Neisse und siedelte nach Breslau über, im Verkehr mit Prof. Kohn wurde er zur Anfertigung botanischer Modelle angeregt, welche den morphologischen Aufbau der Blüthen und Früchte der heimischen Pilınzenfamilien, sowie die Entwickelungs- geschichte der Kryptogamen plastisch in natürlichen Farben wieder- gaben. Lohmeyer widmete sich dieser Aufgabe mit ungewöhnlicher Begabung und aufopfernder Hingebung, und brachte in vier Jahren eine grosse Sammlung von mehr als 300 Modellen zu Stande, welche jetzt eine Zierde des Pflanzenphysiologischen Instituts, dem er sie zum Geschenke machte, ist. Die letzten Lebensjahre Lohmeyers wurden durch Krankheit getrübt, am Morgen seines 74. Geburtstages endete der Tod seine schweren Leiden. Prof. Cohn hielt einen Vortrag über neuere Beobachtungen aus der Entwicklungsgeschichte der Bacterien. Vielfach behauptet wurde ein Zusammenhang der Bacterien mit Schimmelpilzen. Dem gegenüber hat Vortragender schon früher nachzuweisen gesucht, dass die Bacterien selbstständige Wesen seien, welche überhaupt gar keine nähere Verwandtschaft mit den Pilzen, sondern nur mit jener Abtheilung der Algen besitzen, die er als Schicosporeae, Andere als Phycochromaceae bezeichnen; die ge- sammte Organisation un Entwickelung der Bacterien ist der von 130 Chroococcaceen und ÖOscillarien analog. Eine in einer faulenden Infusion entdeckte neue Form, Myconostoc gregarium Cohn, welche auf der Oberfläche des Wassers schwimmende, zu Gallertmassen gehäufte Kureln bildet, in denen ein Bacterienfaden schlangenähnlich zusammen- gerollt ist, erinnert an die Nostoceen. Eine ebenfalls in faulender Infusion neu entdeckte Form, Cladothrix dichotoma Cohn, besteht aus farblosen Leptothrixfäden, die scheinbar in regelmässiger Wieder- holung gabelig verzweigt sind; eine genauere Untersuchung zeigt jedoch, dass hier eine falsche Dichotomie vorhanden ist, wie sie die Asthildung der Scytonemeae und Rivularieae kennzeichnet. Wirkliche Astbildung, wie bei den Pilzen, mangelt dagegen den Bacteriaceen. Endlich hob Vortragender das Vorkommen stark lichtbrechender ovaler Gonidien hervor, welche derselbe nunmehr als einen regel- mäüssigen Entwickelungszustand der Fadenbacterien (Bacillus) aner- kennen möchte, da er die Bildung solcher Köpfchen an einem oder an beiden Enden der bald längeren, bald kürzeren Bacterienfäden in sehr vielen Fällen beobachtet: dieselben scheinen eine besondere Widerstandsfähigkeit gegen höhere Temperaturen zu besitzen, in denen die Stäbehenbacterien (B. Terms) zu Grunde gehen; konstant finden sich Bacillen mit terminalen Gonidien (Köpfchenbacterien) im Lab- aufguss. In der Sitzung vom 15. Januar 1874 zeigte Lothar Becker 133 Pilzskizzen vor, die er in Australien (Victoria) angefertigt hatte, sowie die des leuchtenden Pilzes (Agaricus limpidus, var.) und des Hyme- nophallus indusiatus, beide auf Djava gezeichnet. Diese Skizzen sind lustrationen zu seiner „Beschreibung australischer Pilze.“ Dr. Schumann sprach über die Anatomie der Samenschale von Canna; die oberste Schicht ist eine Epidermis mit Spaltöffnungen, darunter eine gefärbte, über dieser eine gerbsäurehaltige Schicht; die Spaltöffnungen sind sehr gross und der Quere nach gestellt. In der Sitzung vom 29. Januar sprach Lothar Becker über seine im vergangenen Sommer im Auflrage der Schlesischen Gesellschaft in das Sprottebruch unternommene Exkursion. Er gedachte seiner wiederholt vergeblichen Bestrebungen, die von Mattuschka u. A. an- gegebenen Standorte der Osmunda, Struthiopteris und Himantoglossum um Parchau etc. wieder aufzufinden. Es gelang jedoch dem Förster Schulze in Teichvorwerk, dem er eine Beschreibung der Osmunda hinterlassen, nach Verlauf von 14 Tagen das Vorhandensein derselben im Parchauer Forste nachzuweisen. Nach einem kurzen Blick auf die Vegetation der Heide (Scelerotium Clavus wurde auf Heleocharis palustris bei Kl. Krichen, Scabiosa suaveolens bei Neudeck gefunden), entwarf derselbe eine Schilderung jenes Bruches. Seitdem dieses in den Besitz des Herzogs von Augustenburg gelangte, hal es eine grosse Veränderung erfahren, indem zahlreiche Gräben dasselbe trockener gelegt haben, wodurch die Ausbeutung der Torflager in grosser Aus- dehnung ermöglicht worden ist. Kolossal ist die Menge der Stämme, die in denselben begraben liegen: 5—14 Klafter Holz auf dem Morgen. An Stellen gehören sie Erlen, Birken, Weiden, Fichten, Kiefern — 131 an anderen Eichen, Buchen, Rüstern, Haselstauden an. In der Tiefe von 1 F. wurde die wohlerhaltene Puppe von Zygaena trifolii und Samen von Genista tinctoria (?) angetroffen. Der eingehenden Be- trachtung über die stufenweise Bildung der Torfsümpfe folgte eine Schilderung der Vegetation, worunter Stellaria erassifolia Ehrh. neu für Schlesien ist. Die interessantesten Stellen sind: Der Fuchsberg und seine Umgebung bei Magdalenen-Au (Quariz) mit Calama- grostis neglecta (auch anderwärts häufig), Carex limosa, dioeca, paradoxa, stricta, gracilis Wi., lipsiensis, disticha, ampullacea, Di- anthus superbus, Polygala amara, Sedum villosum, Betula pubescens, Ophioglossum, Limnochloe paueiflora; ferner der Nordrand bei Pudel, wo Iris sibirica, Triglochin maritimum, Carex tomentosa, Cirsium rivulare, Neottia, Sanicula, Astrantia, Polygala amara, Rubus saxa- tilis vorkommen. Arnica, die noch 1849 bei Cosel nicht selten war, ist fast verschwunden. Arctostaphylos charakterisirt die steinigen Waldhöhen um Primkenau, und ist auch auf den Dreigraben bei Neu- vorwerk (mit Geranium sanguineum und Anemone Pulsatilla) sowie am Quarizer Heidevorwerk anzutreffen, während die „weissen Berge“ bei Petersdorf wegen des Polysaccum Pisocarpium besuchenswerth sind. Sehr artenreich ist der Waldkomplex zwischen Petersdorf und dem Bober; er birgt unter Anderem in sich: Osmunda (1849 an zwei Stellen noch zahlreich), Lycopodium Selago, annotinum (in grosser Ausdehnung), Polypodium Dryopteris, Ledum, Elaphomyces granulatus, Polyporus Schweinizii, indurescens n. sp., Agaricus involutus. Schliess- lich ward der grossen Eiche bei Petersdorf gedacht, die schon vor 1849 auf Landkarten verzeichnet ward, sowie eines Baumes derselben Art in Nieder-Gläsersdorf von wohl 4'/, F. Durchmesser. Der Sekretär zeigte Exemplare von Azolla Caroliniana in Spiritus vor, welche er von Prof. Strassburger aus Jena erhalten; in den Lufthöhlen der Blätter finden sich Nostocschnüre. Ferner kam zum Vortrag ein Auf- satz, welchen der Obergärtner im Berliner botanischen Garten, Herr B. Stein über Reizbarkeit der Blätter von Aldrovanda ve- siculosa eingesendet hatte Bei einer am 12. August 1873 unter- nommenen Exkursion nach dem in der Nähe von Rybnik belegenen Niedobschützer Teich, welcher neben anderen schönen Wasserpflanzen auch blühende Aldrovanda vesiculosa in Masse beherbergte, beob- achtete derselbe an den der vollen Sonne ausgesetzien Pflänzchen viele Blätter mit geöffneter Spreite; andere, wie gewöhnlich, ge- schlossene Blätter halten kleinere Wasserthiere, Holzstückchen und Pflanzenreste eingeschlossen. Wurde nun die eine Fläche eines offenen Blattes mit einem Platindraht berührt, so klappte dieselbe längs der Mittelrippe sofort schnell zusammen, ganz ähnlich den Blättern von Dionaea; jedes offene Blatt zeigte diese bisher unbekannte Reizbar- keit. Eingeschlossene Stecknadeln fielen erst nach 18—24 Stunden aus den zusammengeklappten Blättern heraus. Die Reizbarkeit ver- minderte sich, als die Wassertemperatur von 30° R. herabsank; bei 10° R. fand sich kein offenes Blatt; beim Herausnehmen aus dem Wasser schliessen sich die Blätter sofort. 132 Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Karo mit Pflanzen aus Polen. — Von Herrn Dr. Godra mit Pfl. aus Syrmien. — Von Herrn Oborny mit Pfl. aus Mähren. Sendungen sind abgegangen an die Herren: Wiesbaur, Richter, Hans, Machanek, Staub, Vierhapper, Krenberger. Aus Slavonien: Asperula taurina, Crocus banaticus, ©. vittatus, eingesendet von Brandmayer. Aus Syrmien: Anthriscus trichosperma, Artemisia annua, Clematis integrifolia, Festuca heterophylla, Iris graminea, Rumex pulcher, Vicia pannonica u. a., eing. von Dr. Godra. Aus Istrien: Brizsa maxima, Erythraea spicata, Geranium argenteum, Hippocrepis unisiliquosa, Saxifraga aizoides, S. Aizoon, S. tenella. — Aus Niederösterreich: Astragalus asper, Erysimum austriacum, Leersia orizoides, Ranunculus illyricus, eing. von Prichoda. Aus Thüringen: Aira carioph. v. umbrosa, Bromus patulus, Carex contigua, Ü. longifolia, Üentaurea Pseudophrygia, Cirsium acaule X olerac., Crepis setosa, Epilobium parvifl. X hirsutum, Eru- castrum obtusangulum, Ervum gracile, Fumaria Vaillanti, v. um- brosa, Galium Wirtgeni, Gymnadenia odoratissima, Lathyrus Nissolia, Lolium perenne h Buchhandels übernimmt in. uw .(2 Thlr.20 Ng.) Apothekeı und le. hniker. Pränumeration halbjährig. ©. Geroild’s Sohn Inserate in Wien, die ganze Petitzeile N: 5 so wie alle übrigen 15 kr. öst, W. 7 ° Buchhandlungen, r 7 \Y . / XXIV. Jahrgang. WIEN. Mai 1874. INHALT: Floristische Mittheilungen. Von Uechtritz. — Phytographiscne Beiträge Von Dr. Cela- kovsky — Phytographische Mittheilungen. Von Pantocsek. — Zur Flora von Wien. Von Hibsch, — Srlerantlus-Arten. Von Hoeme. — Vegetätionsverhaltnisse. Von Dr. Kerner. — Zur Flora von Südböhmen. Von Dedecek. — ZurFlora deslilgebietes. Von Dr. Kemp. (Schluss.) — Literaturberichte, Von Dr. Vogl, Dr. H W.R. — Correspondenz. Von Wiesbaur, Huter, Plosel, Landerer. — Personalnotizen. - Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — Literarisches. — Sammlungen. — Botani- scher Tauschverein. — Inserate. mm = Floristische Mittheilungen zumeist dıe Flora Südspaniens betreffend. Von R. v. Uechtritz. Unter ‘den von meinen Freunden Fritze und M. Winkler auf ihrer vorjährigen botanischen Reise durch Süd- und Ostspanien ge- sammelten Pflanzen sind ausser vielen Seltenheiten auch einzelne No- vitaten vorhanden, obwohl die Reisenden fast durchwegs nur bereits bo'anisch mehr oder minder genügend durchforschte Gegenden be- sucht haben. So eine noch unbeschriebene Eruca von Sevilla (Eruca longirostris m.), die sich von E. sativa durch die zahlreichen schma- len Blatlabschnitte, den nicht vergrösserten Endlappen und nament- lich durch den langen, dem übrigen Theile der Schote an Länge gleichkommenden Griffelrest, durch letzteres Merkmal zugleich auch von den übrigen Arten der Gattung unterscheidet. Ferner ein vorläufig von mir als T. pseudopurpureus bezeich- neter Tetragonolobus, auf Wiesen bei Algesiras in Gesellschaft von T. conjugatus Lk. gesammelt, der bei übrigens völliger habitueller Uebereinstimmung mit T. purpureus ausser durch die konstant ge- zweiten Blüthen durch den Bau der Hülsen entschieden abweicht. Oesterr. botan. Zeitschrift. 5. Heft. 1874. 10 134 Dieselben sind nämlich merklich kürzer, zugleich aber sind die Flügel der Kanten viel breiter als die Hülse selbst und verschmälern sich nicht wie bei T. purpureus gegen die Spitze, sondern bleiben überall gleich breit, so dass sie die “Hülse überragen, welche getrocknet da- durch bei flüchtiger Betrachtung an der Spitze lief ausgerandel er- scheint. Bei T. RIES überragen die Flügel der Kanten die Hülse nicht; auch scheint diese Art vorzugsweise einblüthig vorzukommen, wiewohl in den Büchern die Blüthen als einzeln oder zu zweien stehend angegeben werden. Auf die Zahl der Blüthen ist übrigens ein besonderer diagnostischer Werth überhaupt nicht zu legen, da die Arten dieser Gattung in dieser Hinsicht etwas veränderlich sind; für einzelne Arten ist indessen die Zweizahl, für andere die Einzahl die normale, und die Abweichungen von dieser Regel zählen immer zu den Ausnahmen. So gehört der gewöhnliche T. ‚siliquosus normal zu den Arten mit einzeln stehenden Blüthen, und man kann um Breslau oft lange vergeblich nach Individuen mit paarig @ gestellten suchen, ob- schon diese Art hier auf dem Diluvialterrain des linken Oderufers stellenweise zu den Charakterpflanzen gehört und mitunter Wiesen, Weg- und Ackerränder zur Blüthezeit ganz gelb färbt. Weit häufiger beobachtete ich diese Anomalie auf den Bergwiesen des westl. Tirols, namentlich in der Umgebung von Nauders. Ein schmuckes Phagnalon, in Opuntia-Hecken bei Jerez ge- sammelt, vermag ich ebenfalls bei keiner beschriebenen Art unterzu- bringen und bezeichne es als Ph. viride. Von Ph. saxatile Cass., dem es noch am nächsten kommt, unterscheidet es sich ausser durch eine eigenthümliche Tracht durch den höheren Wuchs, durch die breiteren, sehr verlängerten und nach beiden Seiten hin gleichmässig lang verschmälerten, auf beiden Flächen kahlen und daher grünen, am Rande kaum umgerollten Blätter, ferner durch die kahlen, von Filz entblössten, gegen das Köpfe hen mit Hochblättern versehenen Blüthenstiele, dureh kleinere und zierlichere Köpfchen und durch die sehr stark nach aussen gekrümmten oder ganz zurückgeschlagenen äusseren Hüllblättchen. — Das Phagnalon viride ist eine elegante Pflanze, deren dicht weissfilzige Stengel und Aeste den einfärbig grünen, beiderseits vollkommen unbekleideten, im Verhällniss zu an- deren Arten grossen Blättern gegenüber auff.llig hervortreten. Sehr viel Interessantes befindet sich namentlich auch unter den von den Reisenden mitgebrachten Gramineen; ich erwähne vorläufig z: B. das für die spanische Flora neue Milium Montianum Parlatore aus dem Jenilthale der Sierra Nevada. Vielleicht gehört indessen das Milium scabrum des Prodr. Fl. hisp. aus den centralspanischen Ge- birgen ebenfalls zu dieser Art, nicht zur echten Pflanze dieses Namens, wie sie in Frankreich und den Niederlanden in Wäldern der tieferen Gegenden vorkommt. — Eine hübsche noch unbeschriebene Varietät des Brachypodium mucronatum Willk. (var. Winkleri m.) sammelte M. Winkler im Darrothale der Nevada; sie unterscheidet sich vom Typus der Art, wie ihn Willkomm im Prodr. fl. hisp. beschrieben hat, durch die gekrümmten, dicht zoitigen (nicht kahlen) Aehrchen. — Von be- sonderem Interesse waren mir in Fritze’s Kollektion zwei Exemplare des Agropyrum panormitanum Parl., var. hispanicum Boiss. Voyage, bei Guejar im Jenilthale in Hecken bei 4500 Fuss gesammelt. Die spanische Pflanze weicht ausser durch die im Prodr. fl. hisp. von Willkomm erwähnten Merkmale (Boiss. Originalbeschreibung kann ich leider nicht vergleichen) auch noch durch die Zahl der Aehrchen von der des östlicheren Südeuropa ab und ist vielleicht eine besondere Spezies. Der Typus der Art, der, wie zuerst von Janka nachgewiesen wurde, vollkommen identisch mit Triticum petraeum Vis. et Pant. ist, besitzt nach den von Todaro und Pan£ic mitgetheilten Exemplaren durchwegs eine ca. 1 Decim. lange, steif aufrechte, aus 6—8 Aehr- chen gebildete Aehre. Bei der Form der Sierra Nevada dagegen ist dieselbe weit länger (ungefähr 2 Decim. lang), aus 15—16 Aehrchen zusammengesetzt und zugleich schlanker, obschon keineswegs schlaf zu nennen. Bei dieser Gelegenheit sei noch erwähnt dass Triticum (Agro- pyrum) biflorum Brienoli von Fritze bereils im Sommer 1870 im kiese der Visp bei Visp in Ober-Wallis gefunden und mir ohne nü- here Bezeichnung mitgetheilt wurde. Nachdem ich selbst im J. 1858 dieses seltene Gras an felsigen Abhängen zwischen Hochfinstermünz und Nauders im westlichsten Tirol, hart an der Schweizer Grenze entdeckt (vergl. Oest. bot. Zischr. XV, p. 246), ist diess nunmehr der dritte überhaupt bekannt gewordene. Bei meiner Besprechung der ersten Doppelcenturie des Herb. normale von F. Schultz und F. Winter in Nr. 11 des vorigen Jahr- ganges dieser Zeitschrift habe ich vergessen zu erwähnen, dass die unter Nr. 28 als Ononis viscosa L von Nizza ausgegebenen, von Choulette gesammelten Exemplare nicht zur echten Art dieses Na- mens gehören, welche sich durch den Bau der Blätter und namentlich der Nebenblätter, durch die kleineren, nicht roth geaderten Blüthen, deren Fahne dagegen an der Spitze röthlich zu sein pflegt, durch die minder zusammengedrückten Hülsen und durch die blassen, nicht dunkelbraunen Samen leicht unterscheidet. Die erwähnte Pflanze von Nizza möchte ich nur für eine kleinere Form von Ononis Natrix L. halten, wenigstens weiss ich kein sicheres Unterscheidungsmerkmal von dieser zu finden. Unter den von Freund Pantic auf seiner vorjährigen Reise in Montenegro gesammelten Hieracien befinden sich ausnehmend interes- sante, ja sogar mehrere prächtige noch unbeschriebene Arten. Da Pan£ic später selbst über dieselben zu berichten gedenkt, so will ich hier nur zweier seiner Funde Erwähnung thun, die für mich von speziellem Werthe waren. Das Hier. Aschersonianum brachte P. vom Sutormangebirge zugleich mit H. stuppeum Reichb. mit; das einzige Exemplar seiner Kollektion ist dem von mir in der Oest. bot. Zischr. XXH, p. 78 und 79 beschriebenen, aus dem südlichen Bosnien ganz ähnlich, nur dass der Rand der unteren Blätter etwas stärker weich- haarig ist. Die Pflanze ist übrigens in mancher Hinsicht eine Mittel- art zwischen Hier. pilosissimum Friv. (H. olympiecum Boiss.) und H. 10,8 136 stuppeum Rehb., von dem erstern ist sie durch den kahlen Stengel, die längeren Blüthenstiele, elwas kleinere Köpfe, durch die einfürbig dunkeleri inen, spärlich drüsentragenden und nur schwach grauflocki- gen Hüllen, denen die für H. pilosissimum charakteristischen dichten und langen weissen, am Grunde :chwarzzwiebligen Haare fehlen, leicht zu unterscheiden, der Habitus ist aber sonst ziemlich der gleiche. Von gewissen breitblatirigen Formen des H. stuppeum, an welche das H. Aschersonianum ebenfalls etwas erinnert (der typischen ist es dagegen nicht ähnlichl), weicht es sofort durch den traubigen ein- fachen Blüthenstand, durch die dunkleren stumpfen, an der Spitze nicht verschmälerten Hüllblätter und durch die am Rande flachen, nicht wellig gekräuselten unteren Blätter ab, deren Randbekleidung aus ziemlich kurzen Weichhaaren, nicht aber aus verlängerten werg- artigen Borsten gebildet wird. Das H. Aschersonianum könnte übri- gens sehr wohl auch im südlichen Dalmatien gefunden werden und ist daher in Zukunft den dort Sammelnden zur Beacht ung zu em- pfellen. — Besonders überraschend war mir aber die Auffindung des H. Engleri (Oest. bot. Zischr. XXI, p. 29?) auf dem Gebirge Kom, von wo es Pan£ic als H. pallescens WK. mittheilte; das Substrat ist dort wie an dem einzigen bisher bekannt gewordenen Standorte, dem Kessel im Geseake der Sudeten, Glimmerschiefer. Die von mir ge- sehenen Montenegriner Exemplare sind durchwegs, Iheilweise freilich nur durch Feblse ‚hlagen des einen oder andern Köpfchenstieles, nur ein- köpfig und die Hüllen sind stärker grauflockig, daher minder schw.ürz- lich, als bei den Sudetenexemplaren, aber sonst ist nicht die geringste Differenz, namentlich sind auch die Hüllblälter eben so sehr verlängert- borstlich zugespitzt. — Dagegen ist zu bemerken, dass ich im Irrthume gewesen bin, als ich (Bot. Zig. 1872 p. 191) angab, dass H. silesiacum Krause in Bosnien vorkomme. Die von Dr. Blau im Seetzgebirge gesammelte Pflanze ist, wie ich mich nachträglich überzeugt habe, von der der Sudeten doch verschieden und vielmehr zu H. cernuum Friv. gehörig, für welches sie auch zuerst von Prof. Ascherson ganz richtig bestimmt wurde. Eine gewisse Verwandischaft besteht indessen zwischen beiden Arten. und gresse Individuen des H. cernuum, einer übrigens räthselhaft polymorphen Spezies, seen kleineren des H. si- lesiacum in der That sehr ähnlich. Breslau, am 15. März 1874. Nachschrift. Die Eruca longirostris m. hatte ich, als ich Vorstehendes nie- derschrieb, nur von einem Standorte (Dos Hermanos bei Sevilla) in Fritze’s Kollektion gesehen; sie scheint indessen in Andalusien und der Provinz Granada ziemlich verbreitet, denn in der später durch- gesehenen Cruciferensammlung Winkler’s fand sich die nämliche Pflanze ausser von jenem Standorte auch von Alora bei Malaga, von der Sierra Elvira und in einer abweichenden Form mit minder getheilten 137 Blättern auch aus der Umgebung von Granada selbst. Ueberhaupt ist die Pflanze, wie mich Winkler's Exemplare überzeugten, gleich E. sativa in der Zertheilung der Blätter etwas veränderlich, im Ganzen sind aber die Abschnitte derselben meist kleiner und schmäler als bei dieser Art. Wührend die Individuen der übrigen Standorte durchweg” noch nicht völlig entwickelte Schoten tragen, besitzt das von Gra- nada vollkommen reife; dieselben zeigen sehr bedeutende Differenzen von denen der E. sativa. Ausser der schon oben erwähnten, sehr konstant auftretenden Lunge des Schnabels sind die Schoten selbst kürzer, mit diekwandigen Klappen, welche nicht wie bei E. sativa unter einem stärkeren Drucke der Finger nachgeben. Vor Allem aber ist der Bau der Samen tolal verschieden; während nämlich dieselben bei E. sativa bei der Reife hell gelblichbraun, einfärbig und wie bei den übrigen Arten der Gattung. ungeflügelt sind, besitzt E. longi- rostris merklich kleinere, dunkel olivenfarbene, bei der Reife fast in's Grauschwarze spielende, am Rande beiderseits mit zwei genä- herien parallelen, halbmondförmig gebogenen schwarzen Streifen ge- bänderte, sehr deutlich geflügelte Samen, welche überdiess nicht wie bei E. sativa deutlich zweireihig, sondern durch Feblschlagen meist undeutlich einreihig angeordnet zu sein pflegen, wie bei E. stenocarpa Boiss. et Reuter, mit der die E. longirosiris auch in der Blattform mehr übereinstimmt. Ausser durch den der Schote an Länge gleichkommenden Griffelrest unterscheidet sich die südspanische Art von der erwähnten nordafrikanischen aber noch durch die breiteren Schoten und durch den sehr deutlich hervortretenden Längsnerv der Klappen, durch die dunklen, zweistreiligen und geflügelten Samen ?) etc. Die Bekleidung der Se hoten ist etwas veränderlich, indem die- selben bald ganz kahl, bald melır oder weniger zerstreut steilhaarig erscheinen. — Ob im südlichsten Theile Spaniens neben E. longi- rostris auck die echte E. sativa Lam. vorkommen mag, ist noch fraglich und bedarf jedenfalls weiterer Ermittlungen; in den Kollek- tionen meiner Freunde wenigstens fand ich diese Art von keinem Standorte vor. Ueber eine ausgezeichnete neue Spartina aus Nordspanien (8. cantabrica m.) werde ich nachstens ausführlicher Bericht geben. Breslau, 3. April 1874. *) E. stenocarpa kenne ich nur aus der Beschreibung der Autoren im Pugillus pl. nov. Africae bor. Hispaniaeque austr.; dort wird in Farbe und Form der Samen kein Unterschied von E#. sativa angegeben, sondern nur der ab- weichenden einreihigen Anordnung der Samen gedacht. — 138 Phytographische Beiträge. Von Dr. Lad. Celakovsky. IX. Hypericum transsilvanicum n. sp. (vel. subsp.) e sectione Euhyperico grege Drosocarpiorum Spach sive ex affıni- tate H. Richeri Vill. Planta glaberrima. Caulis e basi repente erectus, simplex, teres, inferiore dimi- dia parte lineis destitutus, superne obsolete bilineatus, summus evidenter compressus. Folia opposita, ovata, vel ovali-oblonga, medio latissima, ad basin angustata, basi rotundata subcordata non am- plexicauli sessilia, nunguam pellucido-, sed margine serialiter nigro- punctata et membrana tenui diaphana cincta, subtus pal- lidiora, vix glaucescentia, nervis lateralibus primarüs (in sicco) prominulis; suprema bina subfloralia trapezoidali-ovalia, an- gusta basi sessilia, margine membranaceo latiore, interdum facie nigro-punctata et rarissime pellucido-punectata. Bracteae lineares vel lanceolato-lineares, nigro-punctato-stria- tae, fimbriato-ciliatae, fimbrüs diametro bractea subaequalibus vel brevioribus, glandula nigra minutissima terminatis. Flores in cyma brevi, racemosa, laxa, saepe in pediculo 1—2- floro brevi aut elongato ex azillis foliorum supremorum, bracteolis 2 instructi, pedicellis (supra bracteolas) calycem subaequan- tibus. Sepala basi connala, margine non imbricata, ovali-lanceolata vel lineari-oblonga acuminata, facie punctis et striolis multiserialibus nigris ornata, margine integerrima vel hinc inde ad,finem utrin- que denticulis pauecis minimis glandula minutissima nigra vel nulla terminatis instructa. Petala calyce subtriplo longiora, lineato-nervata et ad basin usque nigro-punctata vel striolata, punctis concolori-pelluci- dis nullis. Stamina triadelpha, antherae glandula nigra terminatae. Ovarium vesiculis atris ovato-globosis conspersum. Synonyma: Hypericum Richeri Schur Enumer. (ex locis natalibus), H. maculatum Fuss Fl. transsilv. nec Allione. Habitat in Transsilvania in collibus apricis, in fruticosis circa 2000 ped. (Schur). Prope Cibinium (Hermannstadt) legit Wolff! Westen, Giresau (Fuss), Talmats, Kronstadt, Torda et Klausenburg (Schur). Stengel 1—1!/, Fuss hoch, am Grunde roth angelaufen. Blätter etwas starrer als bei H. Richeri, schwach fetischimmernd, oberseits sattgrün, unterseits blasser, jedoch nicht blaugrün wie bei H. Richeri, die mittleren 1—11/, Zoll lang. Der 1/,° breite Hautrand umzieht die oberen Blätter gleich einem hellen, weissen Saume, er ist bei 139 H. Richeri kaum angedeutet, bei H. Burseri weder so breit noch durchscheinend. Diesen Hautrand hat bereits Fuss, der überhaupt die beste Beschreibung gab, in die Diagnose aufgenommen. Blüthen etwas kleiner als bei H. Richeri und viel kleiner als bei H. Burseri. Be- merkenswerth ist, dass die Blumenblätter getrocknet eine lichtviolette Färbung annehmen. Steht zunächst dem H. Richeri Vill. (H. alpinum Kit.) und dem H. Burseri Spach (CH. maculatum Orsini apud Reichb. Icon. germ.). Ersteres unterscheidet sich durch Folgendes: der Stengel deutlicher linirt, Blätter, besonders die mittleren und oberen mit herzförmiger Basis stengelumfassend, mit kaum angedeutetem Haulrande, unterseits bläulichgrün, von kaum vorragenden, dem übrigen Adernetz kon- formen primären Seitennerven durchsetzt; die des obersten Paares herzförmig, spitzlich; die Kelch- und Deckblätter langgefranst, die ersteren breit eilanzetllich, mit den Rändern etwas deckend, deren zahlreiche Fransen halb so lang als die Breite des Kelehzipfels. Die Höhengrenze ist auch bei beiden \ sehr verschieden, da H. transsilvani- cum lichte Gebüsche der höheren Hügelregion um 2000 Fuss bewohnt, H. Richeri aber die höheren Alpen, in Siebenbürgen selbst nach Schur zwischen 5000 und 6000 Fuss, auch in Ungarn nach Kerner bei 1560—1770 Meter. In dieser niedrigen Lokation kommt ersteres überein mit H. umbellatum Kerner. Dieses hat nach Kerner doldig gehäufte, von dem obersten Blattpaare behüllte Blüthen, Deckblätter, deren Fransen die Breite derselben wenigstens um das Doppelte über- treffen, und vor Allem auch herzförmig umfassende, am Grunde sogar breiteste Blätter. Kerner hat das H. transsilvanicum für H. Burseri bestimmt (Oesterr. botan. Zeitschr. 1868. pag. 245). Allein diese den Pyrenäen angehörende Art unterscheidet sich durch ebenfalls breit herzförmig umlassende, grosse, stumpfere und selbst gerundete Blätter, deren Hautrand dicklich und viel schmäler ist, durch doppelt grössere Kelche und Korollen, durch Kelchzipfel, deren Fransen zwar kurz, zahnarlig. aber doch nieht so winzig g, dabei auch sehr zahlreich sind, in das unterste Drittel der Lange abwärts reichend, und niemals fehlen. Das Hypericum Rochelii Gris. et Schenk ist schon durch die Blattform von allen abweichend. Es ist noch darauf aufmerksam zu machen, dass es sich von allen bisher besprochenen Verwandten auch dadurch auszeichnet, dass seine Blumenblatter nur vorn wenige schwarze Drüsenpunkte besitzen, sonst aber von langgestreckteren, röthlichen, durchscheinenden Drüsenpunkten durchsetzt sind, ähnlich wie bei H. montanum. Das Hypericum maculatum All. gehört der Abbildung und Be- schreibung nach, dann nach dem Standorte Mont Cenis (nach Bertol.), wie auch nach dem Synonym H. maculalum Grantz zu H. quadran- gulum L. (Fries), obgleich von Allioni das H. androsaemoides Vill. irrthümlich dazu zilirt wird. 140 Unter den in Boissier’s Flora orientalis enthaltenen Arten würde nur das kaukasische H. Nordmanni Boiss. nach der Kelchbildung zu vergleichen sein, da dessen Kelchzipfel jederseits gegen die Spitze mit nur 2—3 kurzen, pfriemlichen, drüsenlosen Zähnchen besetzt sind. Jedoch kommen dieser Art ein erhaben linirter Stengel und stumpfe herzförmig stengelumfassende Blätter zu, auch sind die Zähn- chen ihres Kelches drüsenlos, die Zähnchen der siebenbürger Pflanze wie bei H. Richeri meist deutlich schwarzdrüsig geendigt. Dass das H. transsilvanieum ebensogut von H. Burseri wie von H. Richeri verschieden ist, dürfte aus dem Vorstehenden hin- reichend klar sein. Eine andere Frage wäre freilich die, ob nicht alle drei (wie auch wahrscheinlich H. umbellatum Kerner) als Racen zu einer Art gebracht werden sollten, da ihre Verwandischaft in der That gross ist. Hierüber Fönnte aber erst eine vorurtheilsfreie Beob- achtung der lebenden Pflanzen an ihren Standorten und Berücksich- tigung etwaiger Mittelformen vollkommene Auskunft geben. Mag nun die siebenbürgische Pflanze gleich den anderen Formen Art oder Race sein, jedenfalls verdient sie eine gesonderte Betrachtung. Für die Veränderlichkeit der relativen Länge der Kelchfransen, auf welche bei der Beurtheilung vorstehender Formen das meiste Gewicht gelegt werden dürfte, kann ich allerdings ein neues Beispiel anführen an Hypericum elegans Steph. var. ß. pectinatum; fimbriis calycinis superioribus elongatis, diametrum laciniae calycinae valde superan- tibus, apice subulatis, glandula nigra, minulissima vel nulla ter- minalis. Diese Varietät, die sich sonst von der Normalform nicht im geringsten unterse heidet, wurde von Hohenacker am Kaukasus beim Dorfe Maslow am Flusse Kuma 1843 gesammelt, doch deren abwei- chende Kelchbildung weder von Hohenacker noch von Boissier (Flora oriental. p. 805) beachtet. An der normalen Form sind bekanntlich die Kelchfransen kürzer als die Breite des Kelchblattes, theilweise auch ganz zu einer grösseren schwarzen Drüse umgewandelt; auch die Deckblätter in analoger Weise kürzer gefranst. me S9 97 > — Phytographische Mittheilungen. Von Joseph Pantocsek. I. In meinen „Adnotationes ad Floram et Faunam Hercegovinae Crnagorae et Dalma’iae“ vers.«umte ich bei einigen kritischen Pllanzen meine Erfahrungen über dieselben niederzuschreiben, solche will ich nun hier in ungebundener Reihenfolge mittheilen. 141 Gentiana crispata Vis. pag. 59 meiner Arbeit erwähne ich dieser ausgezeichneten Art, welche von Visiani im Jahre 1830 in der Botan. Zeitschr. Nr. 4 zuerst beschrieben wurde, deren weitere Be- schreibung und Abbildung in seiner Flora dalmatie all.pag. 2:8 tab. 24 zu finden ist. — Ferner treffen wir diese Art in Reichenbach’s Flora excursoria pag. 869, in Grisebach’s Genera et species Gencianaearum pag. 244—245 als Synonymon der Gentiana germanica W. und der Var. y. praecox (Syn. @. obtusifolia W., G. erispata Vis.); in Rei- chenbach’s fil. Icones flor. germ. XVII. als Lusus der @. obtusifolia W. £. pyramidalis (@G. pyramidalis N. v. E.). Weder Grisebach’s noch Reichenbach s fil. Ansicht kann ich bei- stimmen, sondern stehe ganz für Visiani ein, indem ich unsere Pflanze für eine ausgezeichnete Spezies halte. Die Gründe, die sich für die Ansicht, dass Genfiana erispata Vis. eine gute Art sei, aufführen lassen, wiren folsende: Erstens kam mir in den von mir bereisien Gegenden weder eine Gent. ger- manica W. noch obtusifolia W. unter; zweitens blüht unsere Pllanze, welche subalpine Thiler bewohnt, schon Ende Juni; drittens sind bei ihr die vbersten Stengelblätter und die Kelchzipfel sehr start ge- kraus', welches Merc 2 Stamina und 5 Griffel — vorherrschend ist. Abweichend kommen vor: 5 Kronenbl. 10 Stamina und 4 Griffel, oder u Mn Ba 4 r fe) x ni nıbeit der Der- minalblüthe, oder 5 a 8 E »„ 4 „3; zuw. find. man einen 3bl. Kelch, 6 in 11 ö iu A N Neben vierblüthigen finden wir auch dreiblütlige Inflorescenzen, nämlich eine 4gliedrige terminale Blüthe und zwei sehr rudimentäre seitenständige Blüthen. Auch seitenständige Blüthen sind viergliedrig. Die Vierzahl der Griffel ist vorherrschend. Primula elatior Jacq. kommt sowohl mit 6- als mit 4zähligen Blüthentheilen vor. Die Ramifikalion im weitesten Sinne tritt bei den meist be- kannten: Plantago lanceolata, desswegen polystachia genannt, an 175 Lolium perenne, Antoxanthum odoratum, an manchen Carex-Arten, an Apera spica venti und in gewisser Hinsicht an Poa trivialis auf. Ueber diese Form der Apera spica venti hat schon Pluskal im Ill. Jahrg. Nr. 38 des Bot. Wochenbl. berichtet, wo er schreibt: „Die Aestewucherung beschränkt sich grösstentheils auf die zwei untersten Rispenglieder, und ihre Ursache ist in der organischen Ausgleichung zu suchen.* Es ist nämlich zu erwähnen, dass jene Apera nur in Folge einer Beschädigung, z. B. eines Abschneidens oder Abmähens der Rispenspitze eine bei weitem überzählige Menge von Rispenästen an den unteren Internodien der Rispe entwickelt. Auch Plantago und Lolium sind als Liebhaber der Verästelung ihrer Inflorescenzen längst bekannt. Bei Lolium perenne habe ich nur noch Folgendes zu er- mitteln: die zusammengesetzte Aehre wird durch die Verästelung in eine zusammengesetzte Rispe verwandelt. Diese ist entweder regel- mässig, indem sie mit längeren Aesten anfängt (in einem Falle sind sie 3%, 2% 2% 41“ lang) und mit einer ziemlich grossen Anzahl Aehrchen (da 28) endet; oder die Rispe ist unterbrochen, denn sie fängt mit Aehren an (2), wird durch Achrchen (9) fortgesetzt, wieder von Aehren (2) unterbrochen und durch (13) Aehrchen geschlossen. Die untersten Aehren einer solchen Rispe pflegen kürzere und durch die oft hin und hergebogene Spindel nicht recht zweizeilig stehende Aehrchen zu tragen, wogegen die oberen einem normal entwickelten Blüthenstande des Lolium ganz ähnlich sind und nur durch ihre Kürze vom selben sich unterscheiden. An der vorliegenden Poa trivialis finde ich wieder ein bei Gräsern seltenes Beispiel einer Astentwickelung in der Blattachsel. Es sitzen nämlich am Gelenke des obersten Blattes, von dessen Scheide theilweise umhüllt, 4 Rispenäste, ungleicher Länge, aber so, dass der längste die Blattspitze erreicht, und der Reihe nach 4, 3, 2, 2, 2, 2, 1, 1, 1, 1, 4 Rispenästchen trägt und länger ist als der nächst- folgende längste Ast des ersten Rispengliedes. Jener Blattachsel- büschel ist dem des ersten Rispengliedes opponirt. Kann man da wohl annehmen, dass er sich bis an die Blattachsel verschoben hat, da zwischen ihm und dem folgenden ein 13“ langes Stengelglied sich ausdehnt? — Anthoxanthum odoratum pflegt wieder in Rispen mit von unten nach oben abnehmenden, Blüthenquirle tragenden Aesten aufzutreten, so dass an meinem Exemplar der Blüthenstand die Länge von 3% gun erreicht. An einem Waldgraben gegen Topelec bei Pisek fand ich eine Viola arenaria DC., die ich weiter nicht beachtet hätte, wäre eine ihrer Blüthen, von der Mannshöhe betrachtet, nicht grösser gewesen und dem Anscheine nach wie gefüllt. Bei näherer Betrachtung ergab sich aber, dass die Krone achtblätterig war, mit 2 unteren, 2 ge- bärteten mittleren und 4 oberen Blättchen. Der Sporn war doppelt. Von 10 Staubgefässen waren je 5 um einen Fruchtknoten geordnet. Das Ganze, gestützt vom 6blättrigen Kelch, stand an einem Schaft mit 2 übereinander wechselstehenden Vorblättern. Dieser Blüthen- schaft entspringt der Achsel eines Laubblattes und hat sonst dieselbe 176 Dicke und Länge wie ein anderer, aus der Achsel des nächstfolgen- den Blattes ausgehender Blüthenstiel, dessen Vorblätter aber opponirt sind. Diese ganze Erscheinung scheint eine Synanthie zu sein und ähnelt in gewissem Sinne Erscheinungen, die man an den Köpfchen des Chrysanthemum Leucanthemum anzutreffen pflegt, an dessen Schalt- ende 2 mit einander verwachsene und durch eine tiefe Furche an den abgeflachten Seiten getrennte Köpfchen mit ihren Scheibenblüthen ineinander übergehen. Diese letzte Erscheinung scheint eine schwach entwickelte, nur auf den Blüthenstand beschränkte Ausbänderung zu sein, die man sonst öfters im Pflanzenreiche zu sehen bekommt und auch in der Blumistik an Celosia cristata bewundert. Es liegen mir vor: eine ausgebänderte Carlina vulgaris, Antirrhinum majus, Calendula offi- cinalis, Abies excelsa und Robinia Pseudacacia. Bei Robinia und Abies sind es die Aeste, welche bei jener an 2“ Breite und mehrere Fuss Linge erreichen, mit unregelmässig zerstreuten Nebenblättern und Blättern besetzt sind und sich gegen die Spitze in einige seil- wärts gebogene Bänderchen zerreissen. Der fast ebenso breite Ast der Abies endet abgerundet-stumpf. Von Calendula besitze ich ein fein gerilltes Band mit spatelförmigen und oben mit lineal- lanzeit- lichen Blättern dicht besetzt, in der Mitte 15% und oben 1“ breit, eiwa 025 dick und mit einem fruchtbaren, über 2 Zoll breiten Blüthenstand beendet. Bei Antirrhinum ist das Band nur 3 breit und mit Blüthen reichlich besetzt. Die verbänderte Carlina vulgaris ist ein eigenthümliches Phänomen. Das Band, welches ich hlattlos er- hielt, erstreckt sich in eine Höhe von 3°5° und nimmt vom Grunde, dessen Breite 5“ beträgt, gegen die Spitze, wo es unter dem Köpl- chen 2 breit ist, an Breite zu und nur unmerklich an Dicke ab. Der Blüthenstand nun im Ganzen über 3° breit, windet sich in dieser geringen Ausdehnung (3°) hin und her in Form zweier und einer halben Welle, deren Windungen neben-, hinter- und übereinander zu stehen kommen, und deren wirkliche Länge ganze 3 Fuss be- trägt, während die Scheibe (ohne Strahl und Hülle) an 3—4“ Breite zusammengedrückt ist. Dadurch ist die Aehnlichkeit einer so ausge- bänderten Carlina mit einer Celosia slaunend gross. Eine cykadenartige Durchwachsung der Blüthe bemerkte ich an einer Rosa centifolia und glaube was Aehnliches vor mehr als 7 Jahren an Cydonia beobachte! zu haben. In der Mitte der Rosa-Blüthe erhebt sich das mit zahlreichen Blumenblättern und einzelnen Staubgefässen umgebene und mit vielen Griffeln beselzte Blüthenlager in die Höhe, um abermals in grüne Kelch-, gefärbte Blumenblätter und Staubgefässe überzugehen. Es sind wohl die Be- standtheile dieser zweiten der so über einander stehenden Blüten kleiner (bei der Beobachtung bildeten sie eine geschlossene Knospe), aber doch deutlich zu unterscheiden. Es bleiben nur noch die sog. Stauchlinge an Kiefern einer Er- wähnung würdig. Durch den Pflanzenparasiten Coceyx Buolliana, wie ich meine, entwickeln sich an den Astenden sowohl der Haunl- als 177 der Nebenaxen verkürzte Sprosse, durch ihre dichte Beblätterung von weitem bemerkbar. Die Larve jenes Wicklers bewohnt die mit rothbraunen harzreichen Schuppen bedeckten kurzen Endtriebe, so dass sie keiner Entwicklung weiter fähig sind und verkrüppeln. Da- durch aber wird der emporsteigende Saft anderseits verwendet, näm- lich zur Verdickung und Anschwellung des subterminalen Axengliedes und zur stärkeren Entwicklung der unmittelbar unter der verküm- merten Spitze liegenden und sich aus der gemeinschaftlichen Achsel der zu zwei stehenden Nadeln entwickelnden Aeste. Diese kommen da oft in einer Zahl von mehr als 20 vor, in Länge und Stärke verschieden, und mit einer oder 3—4 Knospen, welcher dasselbe Loos der Verkrüppelung harrt, beendet. Diese Aeste sind es nun, die in gewisser Hinsicht abnorm erscheinen. 1. Sind die Schuppen, aus deren Achseln ihre unteren Nadeln emportauchen, nadelförmig, ganz trocken-derb, lineal, mit breiter Basis sitzend, stark gekielt und an der Spitze einwärts gebogen. Gegen die Astspitze zu übergehen sie allmälig in am Rande trockenhäutige, den Blattschuppen ähnelnde Hochblätter. 2. An vielen Stauchlingen entwickeln sich diese Schuppen blattartig und erscheinen also als Nadeln, die sich durch ihre merk- liche Breite, ihre fast flache Oberseite und mehr noch dadurch von den Nadeln unterscheiden, dass sie einzeln auftreten, und auch keine Achselknospen zu entwickeln pflegen. 3. In beiden Fällen, ob nun aus der Achsel einer derben oder aber einer am Rande trocken- häutigen Schuppe entspringend, pflegen die Nadeln nicht zu zwei, wie es für Pinus silvestris charakteristisch ist, sondern in mehr Fällen zu drei gleichmässig entwickelten Nadeln aufzutreten, die so lang und inzwischen auch breiter sind als die gewöhnlichen Blätter- paare. Durch diese Abweichungen erscheinen solche Astspitzen der Pinus silvestris ganz fremdarlig. Pisek, im April 1874. Beiträge zur Kenntniss der Ranunculaceen-Formen der Flora Tridentina. Von A. Val de Liövre. (Fortsetzung.) Anemone trifolia L. Diese in ihren Unterscheidungsmerkmalen und habituell der Anemone nemorosa so nahe stehende Pflanze scheint eigentlich die Rolle einer südlichen Vertreterin derselben übernommen zu haben. Während letztere in unserem Gebiete sich auf höhere Standorte und kühlere Lagen zurückzieht, bevölkert erstere die buschigen Ab- 178 hänge der Hügel- und Bergregion. Die vorkommenden Abänder ungen sind nicht erheblich und wenig konstant. Wurzelblätter habe ich nicht beobachtet. Am meisten veränderlich sind die Grössendimensionen. So schwankt die Höhe des Stengels bis zur Blüthe von 81%,—35 Ctm., die Länge der Blättchen des dreizähligen Blattes von 20—65 Mm., bei einer Breite von 5—22 Mm. Die Länge der Blumenblätter von 10—18 Mm., ihre Breite von 3—10 Mm. Die Gestalt der Blätter ist lanzettlich oder eilanzettlich , spitz oder zugespitzt. Die Form der Blumenblätter geht von der schmalen, fast lineal-länglichen durch die elliptische in die breit-ovale über. Die Bekleidung betreffend ist der Stengel kahl oder anliegend behaart, die Blätter fast kahl, zerstreut behaart, oberseits mit anliegender Behaarung der Hauptner- ven, unterseits "kahl , glänzend, mit anliegend behaarten Nerven oder zerstreut behaart , oder rauhaarig, am Rande bewimpert. Die 2—3 Mm. lanzettlich-länglichen spitzen Früchtchen sind in der Ju- gend anliegend behaart, später abstehend rauhhaarig mit einem 1 Mm, langen, kahlen anfangs gekrümmten, später geraden Schnabel. Wenn auch durch zahlreiche Uebergänge verbunden und ohne scharfe Ab- gränzung lassen sich zwei sogleich in die Augen fallende Formen unterscheiden, nämlich: &) major oder nemorum begreift die in allen ihren Theilen grösseren Exemplare mit relativ breiteren Blättern und Blüthen von reinweisser Farbe bei lebhaftem, nur auf der Rückseite blasseren Grün des Laubes; liebt den leichten Schatten des Niederwaldes und humusreichen Boden. ß) minor oder purpurascens umfasst die kleineren zarteren Formen, mit schmäleren Blättern von mehr trübgrüner Färbung und schmalen, nach oben verschmälerten Perigonblättern. Letztere zeigen gewöhnlich auf der Rückseite mehr oder weniger Purpurfärbung, bald nur einen solchen Streifen längs des Mittelnerven, bald in weiterer Ausbreitung an einzelnen oder allen Perigonblättern. Gewöhnlich sind auch die Blattstiele und Blattränder, bisweilen auch die ganze Unter- seite der Blätter dunkelpurpurn angelaufen. Diese Form liebt mehr offene Plätze, aber nicht ganz freie Wiesenplätze, sondern den Rand des Niederwaldes oder die Gesellschaft von niederem Strauchwerk, wie Erica, Arctostaphylos. Sie erscheint als Parallelform zur var. purpurea der Anemone nemorosa und erinnert beim ersten Anblicke auffallend an diese Art. Uebrigens ist diese Form viel seltener als die forma major nur auf einzelne zerstreute Standorte beschränkt. Die Verbreitung dieser Art in unserm Gebiete erstreckt sich von der untern Hügelregion an bis in die niederen Alpen, 250—1350M., Kalk und Porphyr. Ich fand sie in der Gegend von Trient um Bondon unter Sardagna, im ganzen Gebiet des Kalisberg und der Maranza, auf Kalk, im Gebiet von Civezzano um Rio Farinella auf Porphyr, in der Hügelregion von S. Michel. Im Loss’schen Herbar finden sich Exemplare aus Val di Non von Cles, Rallo und Pontallo. Der höchste mir bekannte Standort auf der Maranza, Westabhang, 1350 M. Die forma & minor fand ich im Gebiete des Kalisberg, auf Bergwiesen 179 des Monte Vaceino, 600 M., im Gebiet der Maranza in der waldigen Bergregion des Chegul (6—900 M.) und auf lichten Stellen im Nie- derwald der Alpe Marzola (1200 M.). Hepatica triloba Chaix. Diese allbekannte, weitverbreitete, durch wenige, einfache, aber bestimmte und konstante Merkmale charakterisirte Art ist zwar unge- mein individuenreich, aber doch nur wenigen Formänderungen von untergeordnetem Belange unterworfen. Diese beziehen sich nur auf Unterschiede in Dimensionen, Bekleidung und Färbung, kommen aber so zufällig und oft vereinzelt vor, dass sich typische Formen auf dieser Grundlage nicht aufstellen lassen. So variirt die Länge des Schaftes von 40—150 Mm., der Blattstiele von 40—200 Mm., die Länge der Blätter von 15—40, ihre Breite von 30—85 Mm. Die Blätter sind in der Regel nur in der Jugend, besonders auf der Unter- seite vor ihrer Entfaltung anliegend seidenhaarig. Mit dem Alter ver- liert sich allmälig die Behaarung und sie sind dann meist ganz kahl oder bewimpert, auf der Oberseite immer, auf der Unterseite bisweilen grün, öfter braunroth oder purpurn. Nur selten finden sich Exemplare, deren beiderseits grüne Blätter auf der Oberfläche mit weissen Flecken regelmässig gezeichnet sind. Die Farbe der Blumen ist in überwiegender Mehrzahl blau. Abweichungen gehören zu seltenen Ausnahmen. Wer die liebliche Blüthen-Trikolore, welche der erwärmende Lenzhauch alljährlich aus Tausenden von Leberblümchen an den sonnigen Thal- geländen um Innsbruck hervorzaubert, zu bewundern Gelegenheit hatte, wird staunen, diese Farbenpracht im Süden des Landes, wo doch die Einwirkungen von Licht und Wärme weit intensiver sein sollten, zu vermissen. Es scheint fast, als ob hier die Pflanze alle Kräfte aul- bieten wollte, den Reflex des in unvergleichlich schöner Bläue über ihr sich wölbenden Aethers in allen Nuancen wiederzugeben. Nebstbei aber zeigt sich der Charakter der südlichen Vegetation an den kräf- tigeren und reichblüthigen Exemplaren. — Pollini (Flora Veronensis) erwähnt ausser der blaublüthigen Grundform als Varietäten ß flore albo, y flore rubro, ö flore pleno. Mir ist es unter den Tausenden von Exemplaren, die ich in einer langen Reihe von Jahren in hiesiger Gegend beobachten konnte, nur 3mal gelungen, Exemplare mit rein weissen Blumen, und auch diese nur vereinzelt zu finden, und zwar in der Bergregion des Kalisberg im Gebüsch ober Fontana santa, auf höheren Bergwiesen des Monte Vaccino am Waldrande, 5—700 M., und im Gebiete des Bondon im subalpinen Gebüsch der Alpe Vason. 1400 M. — Exemplare mit rothen Blumen habe ich nie gefunden, wenn man darunter nicht jene Violett- oder Lila-Nuancen des Blau, welche den Uebergang in’s Roth vermitteln und eben nicht selten sind, verstehen will. — Aehnliches gilt von der Pollini’schen var. flore pleno. Exemplare, wo die Normalzahl der 6 Perigonblätter um 1, 2, 3 Blätter überschritten wird, sind bei üppigerem Wuchse ebenfalls nicht selten. Von wirklich vollständig gefüllten Blumen ist mir ein einziges Exemplar zu Gesicht gekommen, welches mein Sohn im April 180 1872 auf dem Sattel zwischen dem M. Celva und Chegul, unweit des Weges von Roncogne nach Pove im Gebüsch unter Prunus spinosa entdeckte. Es hatte 2 Schäfte mit alten Blattresten, blassblaue Blumen, in denen alle Blüthentheile in je 50—60 Perigonblätter verwandelt waren, die von innen nach aussen an Grösse zunehmend, in konzen- trischen Reihen vertheilt waren. Eine solche abnorme Bildung dürfte aber wohl kaum den Anspruch machen, als Form oder gar Varietät betrachtet zu werden. Eher könnten die schon oben angedeuteten Pflanzen mit weissgefleckten Blättern als forma maculata hervorge- hoben werden. Ich fand sie in der höheren Bergregion des Kalisberg und der Maranza im Gebüsch. Kalk, 1100 M.; an ersterem Standorte im April mit blassblauen Blumen und vorjährigen Blättern, am letzteren Standorte im Mai blos Blattexemplare. Sehr schöne Blattexemplare dieser Form fand ich ausser unserem Gebiete auf dem Mittelgebirge von Völs am Fusse des Schlern in einem feuchten Thälchen unter schattigem Gebüsch im Spätsommer mit grossen, beiderseits dunkel- grün glänzenden Blättern, die mit weissen, längs der Blatinerven re- gelmässig gruppirten Flecken gezeichnet waren, und an ähnliche Zeichnungen mancher Begonien erinnern. Die Verbreitung dieser Hepatica in unserem Gebiete ist sehr allgemein. Sie liebt Gebüsche und Wald im Grunde und an den Rändern. In hiesiger Gegend fand ich sie im ganzen Gebiete des Kalisberg, der Maranza, des Bondon und Soprasasso, auf Kalk, Dolomit, Nonsberger Mergel und auf den Porphyrbergen im Bezirke Civezzano, von 200— 1550 M. (Alpe Vason am Bondon). Im Loss’schen Herbar befinden sich Exemplare aus Judicarien, von der Berg- und Hügelregion bei Stenico und Cilla, von letzterem Standorte ein weissblüthiges Exemplar. Trient, 14. Mai 1874. Berichtigung. Seite 112 Zeile 2 von oben: statt Sale lies: Sole Be a D) „ um. » am NEL EEE IE BER ENT: » Anisio „ Avisio ” = ABuR unten um! „.»am. nn — Beiträge zur Flora des südlichen Mährens, Von Prof. A. Oborny. 1. Der Pelzberg bei Mühlfraun. Der Sexenberg, insbesondere die nördliche, bewaldete Abdachung desselben verdient insoferne einige Beachtung, weil dieser bisher nur wenig oder gar nicht bekannte Standort mancher seltenen Pflanzenart über kurz oder lang seine Bewaldung und mit ihr die charakteristische 181 Flora verlieren wird. Seit ungefähr 10 Jahren wird der Pelzwald ausgeholzt und der gewonnene Boden für den Feldbau urbar gemacht. Gegenwärtig bestehen von diesem Gehölze nur noch die westlichen Partien, bepflanzt mit Pinus sylvestris, worunter nicht viel zu finden ist, das Laubholz der Abdachung ist bereits verschwunden und findet sich nur noch an den steilen Abhängen zur Thaja vor. Unter den mehr als 460 Pflanzenarten, die bei Gelegenheit der zahlreichen Ex- kursionen in den 4 letzten Jahren für diesen Standort nolirt wurden, verdienen folgende eine besondere Erwähnung: Achillea nobilis L., Achilles setacea Koch, Aconitum Anthora L., Alsine setacea M. u. K., Androsace elongataL. in kräftigen, viel- stengeligen Individuen, Avena pratensis L., Avena pubescens Huds., Carex flava L., Carex Michelü Host., Carex humilis Leys., Centaurea montana L., ß incana W. mit getheillen und ungetheilten Blättern, Dianthus Armeria L., Dictamnus Fraxinella Pers., Echium rubrum Jacg., noch vor einigen Jahren häufig, jeizt nur hie und da auf den angelegten Feldwegen oder zwischen Getreide, Ervum tetraspermum L., Euphorbia epithymoides Jacq., Gagea bohemica Schult, in kräftigen bis 6blüthigen Exemplaren ziemlich häufig, Gagea minima Schult, Gagea pusilla Schult wie @G. bohemica in kräftigen, vielblüthigen Individuen, zumal auf bebautem Boden, Gagea stenopetala Rehb., Hesperis tristis L., Hesperis maironalis L., ß runcinata Nir., Heli- chrysum arenarium Gärtn., Hieracium echioides Lumnitz, ß setigerum Koch, Hypericum montanum L., Hypochaeris maculata L., Inula sali- cinaL., Inula Oculus Christi L., Iris pumila L., auf dem eigentlichen Pelzwaldboden nahezu verschwunden, jedoch im Frauenholze noch häufig, Iris variegata L., gleichfalls nahezu verschwunden, nur hie und da auf Schutt in der Nähe des neuen Meierhofes zu finden, ob- gleich diese Pflanze ehedem hier sehr häufig war. Lepidium perfoliatum L., auf der nördlichen Abdachung des Pelzwaldes, auf sonnigen Stellen truppweise beisammen, Linaria genistifolia Mill., Lithospermum purpureo-coeruleum L., Myosurus minimus L., Orobanche arenaria Borkh. aul' Artemisia campestris in der Nähe des Frauenholzes, jedoch nur selten, Orobanche ceruenta Bertol., Potentilla alba L., Potentilla inclinata Vill., Potentilla rupe- stris L., Polygala major Jacq., Pulmonaria mollis Wolff, Pulmonaria azurea Bess., Quercus pubescens Willd., Ranunculus illyrieus L., Rosa pimpinellifolia L., Scabiosa suaveolens Desf., Sedum reflecum L., Serratula tinctoria L., Seseli Hippomarathrum L., Tetragonolobus siliquosus Roth., Thesium Linophyllum L., Trifolium ochroleueum Huds., Trifolium rubens L., Verbascum phoeniceum L., Veronica lati- folia L., Viburnum Lantana L. Znaim, im Mai 1874. ——essao — Oesterr. botun. Zeitschrift. 6, Heft 187&. 1: ww 182 Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. Von A. Kerner. LXXL 1304. Salvia nutans L.. — Auf Wiesen und grasigen Plätzen. Auf der Kecskem. Landhöhe bei Kecskemet; in der Tiefebene zwischen Abony und Czegled und nach Kit. auch im Bekeser Komitate. — Diluv. Lehm- und lehmiger Sandboden. 75—95 Met. 1305. Salvia silvestris L.. — Auf trockenen Wiesen und an grasigen Plätzen, an Rainen und Dämmen, an Weinbergsrändern, an den Seiten der Hohlwege, seltener auch an Wäldrändern. — Im mittelungar. Berglande bei Gross Maros, Gran, Sct. Andrae, Visegrad, Ofen; auf der Kecskem. Landhöhe bei R. Palota, Pest, Soroksar, Steinbruch, Ullö, Monor, Pilis, Nagy Körös; bei Jasz Apäti; in der Tiefebene bei Egyek und zwischen Czegled und Szolnok ; am Ostrande der Debrecziner Landhöhe bei Majteny; im Bereiche des Bihariageb. bei Grosswardein und Monesa. — Trachyt, Kalk, tert., diluv. u. alluv. Lehm- u. Sandboden. 75—410 Met. 1306. Salvia verticillata L. — An grasigen Plätzen an Dämmen, Rainen, Weinbergsrändern, Flussufern, auf wüstem Sandboden, an Schuttstellen in Dörfern und stellenweise auch auf bebautem Lande. Im mittelungar. Berglande auf dem Nagy Eged und Hajduhegy bei Erlau; bei Gross Maros, im Wollsthal, auf dem Schwabenberg und Adlersberg bei Ofen; auf der Kecskem. Landhöhe bei R. Palota, So- roksar, Monor; bei Jasz Apaäli; in der Tiefebene bei Egyek und Szol- nok; im Bihariageb. bei S. Marton nächst Grosswardein, auf dem Bontoskö bei Petrani, auf dem Timpul Balchului bei Petrosa, auf dem Dealul vetrilor und ober der Pietra lJunga bei Rezbänya, bei Fenalia, bei Körösbänya (hier stellenweise Ackerunkraut), bei Chisindia nächst Buteny. — Trachyt, Schiefer, Kalk, tert., diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden. 75—820 Met. 1307. Origanum vulgare L. — Im Grunde und am Rande lichter Wälder. — Im mittelung. Berglande auf dem Nagy Eged bei Erlau; auf dem Hegyes in der Matra; auf dem Nagyszäl bei Waitzen; auf dem Spitzkopf bei Gross Maros in der Magustagruppe; bei Visegrad, Sct. Andrae und P. Csaba, auf dem Piliserberge, Schwabenberge und Lindenberge, und auf den Abfällen des Blocksberges gegen die Donau bei Ofen in der Pilisgruppe; auf der Kecskem. Landhöhe bei Gödöllö, und in dem Waldreviere zwischen Monor und Pilis; auf der Debrecziner Landh. bei Debreezin und bei Ecsed; nach Kit. auch in der Tiefebene bei Egyek; im Bereiche des Bihariageb. sehr häufig von Grosswardein über das tert. Vorland bis Belenyes, bei Petrosa, Fenatia und Rezbänya; auf dem Moma und Vervul ceresilor, bei Monesa, Colesci, Vasköh, auf dem Gipfel des Plesiu, auf dem Dealul vultiucluiului bei Körösbänya, 183 auf den Hügeln bei Halmadiu und bei Chisindia nächst Buteni; im Gebiete des Aranyos im Valea Odincutia, bei der Eishöhle von Scari- siora und auf dem Suprapietra poienile bei Vidra. Der höchste im Gebiete beobachtete Standort auf der Pietra muncelului bei Rezbänya. — Porphyrit, Trachyt, Schiefer, Kalk, tert., diluv. u. alluv. Lehm- und lehmiger Sandboden. 90—1220 Met. 1308. Thymus Marschallianus W illd. — (Th.pannonicus Reichb. Excurs. 312 [1830], Griseb. et Schenk Iter hung. 329; non Allioni Fl. pedem. I, 20 [1785]!). — Auf Wiesen und grasigen Plätzen. Im mittelungar. Berglande am Fusse des Hoszusom bei Zsercz im Borsoder Komitate; auf dem Kis Eged und Nagy Eged bei Erlau; auf der Veronkaret bei Gyöngyös in der Malra; bei Gran, Sct. Andrae, P. Csaba und Ofen in der Pilisgruppe; auf der Csepelinsel; auf der Kecskem. Landhöhe sehr häufig auf den Grasfluren entlang dem Rakosbache bei R. Palota, Pest, Soroksar, Monor und Pilis; auf der Debrecziner Land- höhe bei Debreczin; am Rande des Bihariagebirges bei Grosswardein. — Trachyt, Kalk, tert., diluv. u. alluv. Sandboden. 95—500 Met. — Im Gebiete nirgends häufiger und üppiger als auf den Grasfluren bei Pest, wo die durch die Inflorescenz abgeschlossenen aufrechten schlanken Aeste, welche oft zu hunderten dicht gedrängt sich aus dem humus- reichen schwarzen Sandboden erheben, unterhalb der Inflorescenz 10 Internodien zeigen und eine Höhe von 35 Contimeter erreichen. 1309. Thymus lanuginosus Mill. — (Th. hirsutus M. B., Th. pannonicus vieler Autoren, aber nicht Allioni.) — Auf trockenen grasigen Plätzen an sonnigen Bergabhängen und auf Sandhügeln. Im mittelungar. Berglande bei Visegrad, Ofen, Budaörs, auf dem Cerithien- kalkplateau bei Teteny, bei Oräs im Weissenburger Komitate. Auf der Csepelinsel. — Trachyt, Kalk, diluv. Sand. 95—250 Met. 1310. Thymus Serpyllum L. part., Fries. — Auf Wiesen und grasigen Plätzen. Durch das Gebiet. Paräd, Gross Maros, Gran, Vise- grad, P. Csaba. Sct. Andrae, Ofen, Budaörs, Teteny, Veleneze, Waitzen, Pest, Steinbruch, Grosswardein, Belenyes, Vasköh, Rezbänya, Petrosa, Mone&sa, Körösbänya, Halmadiu, Slatina, Vidra. Insbesonders häufig auf den Bergen bei Ofen und im Bihariagebirge auf den Höhen bei Slatina in der Hegyesgruppe, dagegen seltener im Tieflande, wo Thymus Marschallianus W. vorherrscht. — Sienit, Porphyrit, Trachvt, Schiefer, Sandstein, Kalk, Dolomit, tert., diluv. u. alluv. Lehm- und Sandboden. 95—1120 Met. — (Kommt im Gebiete so wie Th. Marschallianus und Th. lanuginosus mit breiteren, relativ kürzeren, und schmäleren, relativ längeren Blättern vor. — Sadler scheint mit Th. augustifolius Fl. pest. ed. I sowohl schmalblättrige Exemplare des Th. Harschallianus W. als auch schmalblättrige Exemplare des Th. Serpylium L., Fries gemeint zu haben. 1311. Thymus nummularius M. B. — An grasigen Plätzen felsi- ger Bergrücken. Auf den höchsten Kämmen des Rezbänyaer- und Petrosaerzuges und an der Pietra Batrina des Bihariageb. Im Gebiete selten. — Porphyrit, Schiefer, Kalk. 1500—1845 Meter. ae 184 1312. Thymus montanus W. K. — An grasigen Plätzen an Waldrändern. Im mittelungarischen Berglande bei Paräd und auf dem Martalocz bei Solymos in der Matra; auf dem Nagyszäl bei Waitzen; auf dem Bugyihö: bei Kemeneze in der Magustagruppe; bei Szt. Lelek und Szt. Läszlö, Visegrad und Set. Andrae in der Pilisgruppe; auf der Kecskemeter Landhöhe (nach Kit. Itin. der Marm. Reise $. 38) bei Szakoly und am Abfalle der Bükgruppe an der Nordostigrenze unseres Gebietes bei Erdöd. — Trachyt, Kalk, diluv. Sand. 150— 750 Meter. 1313. Thymus alpestris Tausch. — (Th. pulegioides Koch var.) — Auf Wiesen und grasigen Plätzen sonniger Bergrücken. Im Rezbänyaerzuge des Bihariagebirges auf der Margine und dem Vervul Biharii; im Petrosaerzuge auf dem Bohodei. — Schiefer, Porphyrit. 1000—1650 Meter. 1314. Thymus comosus Heuffel. — An grasigen Plätzen trocke- ner, felsiger Bergabhänge. Im Bihariageb. auf dem Rezbänyaerzuge und auf dem Bontoskö bei Petrani. — Schiefer, Kalk. 250—1250 Met. 1315. Thymus marginatus. — Stengel liegend, unregelmässig verästet, verlängerte fädliche unterirdische Ausläufer treibend; Aeste an den unteren Gelenken wurzelnd, aufsteigend, vierkantig, an zwei Seiten kahl, an zwei Seiten mit weissen rückwärts gekrümmien Haa- ren dicht bekleidet; Blätter dünn, flach, etwas glänzend, gross, 0'8-- 1:5 Ctm. lang, 0'6—1'2 Ctm. breit, rundlich-eiförmig, an der Basis häufig gestutzt, ringsum von einem kallösen Nerv eingefasst, in wel- chen die von der unteren Hälfte des Mittelnervs entspringenden drei Paare Sekundärnerven einmünden. Der kallöse Rand, so wie die bis zur Vereinigungsstelle gleich dicken wenig gebogenen Nerven blasser als die Blattfläche, deutlich vorspringend. Der 2—4”” lange Blattstiel dicht, die Blatiflächen sehr spärlich mit langen, weissen, gegliederten Haaren besetzt. Die Inflorescenz eiförmig oder rundlich, nicht unter- brochen. Die Deckblätter den tiefer stehenden Laubblättern gleich- gestaltet. Blüthen kurzgestielt; Kelchröhre mit ungleich langen Här- chen bestreut, kallös berandet; die Kelchzähne aus diesem kallösen Rande entspringend, pfriemlich, von langen Haaren kammförmig ge- wimpert; die drei oberen Zähne 1'2””, die zwei unteren tiefer ent- springenden Zähne 2”” lang. Die Krone der androdynamischen Blüthen 9m der gynodynamischen Blüthen 7”” lang. Die Staubgefässe der androdynamischen Blüthen überragen die Krone um 2:5—3"””, also kaum um den dritten Theil der Kronenlänge. An grasigen Plätzen felsiger Bergrücken. In der zerrissenen Randzone des Bihariageb. auf der Pietra Galbina (hier häufig, ganze Sirecken überspinnend), Mogura seca. Pietra Boghi und Pietra Pul- sului bei Petrosa und auf der Pietra Muncelului und dem Dealul ve- trilor bei Rezbänya. — Kalk. 500-—1300 Meter. Der zunächst verwandte und auch habituell ähnliche Th. co- mosus Heuffel unterscheidet sich von Th. marginatus durch den Mangel unterirdischer Ausläufer, den stumpfkantigen, fast stielrunden, ringsum gleichmässig mit kurzen Härchen bekleideten Stengel und 185 die langen Staubgefässe, welche die Krone um die halbe Kronen- länge überragen. Der durch seine Wachsthumsweise, die Textur der Blätter und die Bekleidung des Stengels mit Th. marginatus über- einstimmende Th. montanus W. K. unterscheidet sich abgesehen von anderen Merkmalen sogleich durch die nicht kallös berandeten Blätter. — Durch diese Berandung stimmt Th. marginatus mit Th. comosus Heuffel überein und es bilden diese beiden eine eigene Gruppe in der Reihe der mit Th. Serpyllum L., Fries verwandten Arten, welche Gruppe im westlichen und nördlichen Europa nicht vertreten ist. — Es lassen sich nämlich die mit Th. Serpyllum verwandten Arten füglich in drei Gruppen theilen, von Welchen die erste (Hypho- dromae) sich durch gewebeläufige obsolele, an der frischen Pflanze nicht sichtbare*) Sekundärnerven und einen kielförmigen Mittelnerv auszeichnet (z. B. Th. bracteosus Vis., Th. acicularis W. K., Th. comptus Friv, Th. odoratissimus M. B., Th. angustifolius Schreb., non alior); die zweite (Camptodromae) sich durch bogenläu- fire, am Blattrande sich allmälig verschmälernde und endlich ver- lierende Sekundärnerven charakterisirt (z. B. Th. Serpyllum L. Fries; Th. Marschallianus W., Th. montanus W. K.); während die dritte (Marginatae) durch vorspringende, nicht verschmälerte, in den kallösen Blattrand endigende Sekundärnerven sich kennzeichnet. (In diese letzte Gruppe gehören Thymus comosus Heuffel und Thymus marginatus.) some Beiträge zur Laubmoos-Flora von Nordtirol. Von Dr. F, Sauter in Lienz. Die Phyllobryen sind bis jetzt in Tirol so spärlich behandelt worden, dass eine gedrängte Uebersicht der in einem Theile des- selben — im unteren Wipp- oder Silllhale — vorkommenden, welche der Verfasser dieser Zeilen während eines 10jährigen Aufenthaltes in Steinach zu sammeln Gelegenheit hatte, wohl einiges Interesse bieten dürfte. Das Gebiet, auf welchem nachstehende Beobachtungen gemacht wurden, umfasst das Hauptthal an den Ufern der Sill von Deutsch-Matrei bis über den Brenner nebst dessen Seitenthälern. Die Erhebung über die Meeresfläche in selbem reicht von 3000° bis über 10.000 Fuss. Laubwälder, Torfmoore und Teiche fehlen dem Gebiete, *, Auch an den getrockneten Blättern treten die Nerven (Fibrovasal- APR . . . a stränge) nicht hervor, es bilden sich aber bei dem Schrumpfen der austrocknen- den Blätter wulstförmige, die untere Blattfläche schräg durchziehende Längs- falten, wodurch die untere Fläche der getrockneten Blätter ein geripptes Ansehen erhält. 186 nur. über der Holzgrenze finden sich einzelne kleine Moore; zahl- reiche Gneissblöcke, Zeugen einstiger Gleischer, in den Thälern zer- streut, bieten einige dieser eigenthümlichen Funde. Die Hauptgesteins- art des Gebietes ist Thonschiefer längs des Haupt- und mehrerer Seitenthäler, stellenweise reichlich mit Kalkadern durchsetzt, am Nord- west- und Südwestrande des Gebietes und am Brenner schliesst sich Alpenkalk und in den tiefsten Falten einiger Thäler Centralgneiss an; Glimmerschiefer und Serpentin kommen beschränkter vor. I. Musei acrocarpi. Phascum cuspidatum Schreb. Brachäcker, Mauern u. s. w. mit var. piliferum. — bryoides Diks. Auf mit Humus bedeckten Felsblöcken bei Stei- nach selten. Die spärliche Artenzahl der M. cleistocarpi dürfte mit der hohen Lage des Gebietes zusammenhängen. Gymnostomum microstomum Hedw. An Wegrändern und Mauern, selten. — bicolor Br. eur. Padaster Alpe bei Trins auf Alpenkalk, 6000‘ (Prof. Kerner). — calcareum H. et H. Auf Tuff in Schmirn und Navis, bis 6000’. — rupestre Schwägr. Auf Schiefer des Haupt- und der Seitenthäler. y. compactum, Schiefer in Hinterdux. — curvirostrum Ehrh. Auf Tuff und kalkhältigem Schiefer, bis 7000 Fuss. y. pallidisetum, Schiefer bei Steinach. Anoectangium compactum Schl. An feuchten Schieferfelsen, v. 4000— 8000, nur steril. Weisia Wimmeriana Sendtn. Erdabsätze der Griesberg-Alpe (Brenner) 5500, Hummerspitze (Trins) 7000%. — viridula Brid. mit var. amblyodon und gymnostomoides an Mauern und Rainen u. s. w. — fugae Hdw. Quarzfelsen bei Steinach, Schiefer am Brenner, Gschnitz, am Duxerjoch, bis 7000‘. — compaceta Schl. Schieferfelsen der Hummerspitze, Glimmerschiefer im oberen Tharnthal (Navis) und Dornspitze (Brenner) circa 8000 Fuss. — crispula Hdw. Auf Schiefer und Gneiss, als atrata auf den höchsten Alpen. Weisia serrulata Fk. Schiefer am Duxerjoch, 7000 Fuss. Cynodontium gracilescens W. et M. Gneissblöcke im Vennthal, 4000’. y. inflexum, Duxerjoch auf Schiefer, 7000 Fuss. — polycarpum Ehrh. Auf Quarz, Schiefer und Gneiss, gemein. — virens Hdw. An feuchten Stellen, Bachufern der Bergwälder. f. Wahlenbergii, auf Alpen, Dichodontium pellucidum L. Wie vorige, von 4000—6000’. ß. fagimontanum. Trockener Waldboden am Steinacherberg, y. serratum. An feuchten Plätzen des Steinacherberges. 187 Trematodon brevicollis Hsch. An den Kämmen des Hühnerspiel (Prof. Kerner) und Dornspitze auf Glimmerschiefer, circa 8000 Fuss, spärlich. Dieranella Schreberi Hdw. An Wiesengräben bei Steinach, auf Fel- senboden in Obernberg und Navis. squarrosa Schrad. An quelligen Orten und Bächen der Voralpen und Alpen bis 6000 Fuss, selten fruct. z. B. Waldrast; kommt in einem Walde bei Patsch schon bei 2500 Fuss vor. varia Hdw. Mit ö. callistoma, überall. rufescens Turn. Auf Lehmboden bei Steinach sehr selten. subulata Hdw. Anf thonigem Boden, in Hohlwegen. curvata Hdw. Waldboden, Waldrast, 5000 Fuss. heteromalla Hdw. Auf lehmigem Boden der Wälder. Dicranum Starkü W. et M. Auf Schieferalpen, 6000—7000 Fuss. falcatum Hdw. Feuchte Thonschieferfelsen am Duxerjoch, 7000‘, ir, montanum Hdw. Auf moderndem Holze vom Thale in die Alpen, selten ce. fr. longifolium Hdw. Auf Gneissblöcken u. Schiefer: Steinach, Trins, Brenner c. fr. albicans Thed. Auf Glimmerschiefer: Tharnthal (Navis) 7000,, Brenner — steril. elongatum Schwgr. Auf Erde der Alpen, 6000—7000 Fuss, sel- ten c. fr. fuscescens Turn. In Bergwäldern und auf Haiden, ven 4500— 6000 Fuss, e. cirrhatum, feuchte Schieferfelsen: Gschnitz, Bren- ner, ca. 6000 Fuss. neglectum Jur. Auf Kalk: Trinser Padaster und Valsum (Bren- ner), 6000 Fuss. Mühlenbeckii Br. eur. Trockene Alpentriften: Kesselspitze, Blaser ete., 5000—6000° sehr selten c. fr. scoparium L. Haiden, Wälder etc., ö. paludosum, Sümpfe bei Steinach. majus Turn. Schattige Wälder am Brenner, 5000, steril. palustre Lapyl. Sumpfwiesen gemein; an einer Stelle bei Stei- nach c. fr. undulatum Br. eur. Trockene Wälder und Bergwiesen, reich- lich fruct. Dicranodontium longirostre W. et M. Feuchte Plätze auf Schiefer — und Quarz; £. luxurians Mol. Steril auf Quarz bei Steinach. aristatum Schpr. Steinacher Joch auf Schiefer, 6500‘, steril. Campylopus Schimperi Milde. ? Dornspitze, Glimmerschiefer, 8000‘, steril. Longipilus Schpr.? Trockene Triften am Hühnerspiel (Brenner) 7000‘, steril. Leucobryum glaucum L. Felsritzen auf quarzreichem Schiefer bei Steinach, steril. 188 Fissidens bryoides Hdw. Waldhoden, Erdbrüche. jlis Hdw. An Steinen. — incurvus W. et M. y. crassipes. Wiesengräben um Steinach. — rivulare Br. eur. An Kalksteinen der Brenner Therme, 4200‘. — adianthoides L. Feuchte Haiden der Voralpen, Waldplätze bis auf die Alpen (7000. Anodus Donianus Br. eur. An feuchten Tuff- und kalkhältigen Schieferfelsen im Haupt- und am Eingange der Seitenthäler, bis 4500 Fuss. Seligeria pusilla Hdw. An der Unterseite schatliger Schieferfelsen, Steinacher Padaster, 4000‘, selten. — fristieha Brid. An Kalkblöcken selten, z. B. Obernberg, 5000’. Stylostegtum caespiticium Schwer. Auf Glimmerschiefer: Hummer- spitze und Brenner, 8000‘, auf Feldspath: Knappenjoch in Navis, 6500 Fuss. Blindia acuta Diks. An Bachsteinen, quelligen Orten, von. 4000— 7000 Fuss; var. breviseta, feuchte Schieferfelsen am Duxerjoch, 7000 Fuss. Pottia cavifolia Ehrh., An alten Mauern, Erdbrüchen, gemein mit y. incana. — minutula Schwgr. Auf einer Mauer bei Steinach. — truncata L. Auf Brachäc kern, an Wegen, gemein, — lanceolata Diks. Auf Gneissblöcken bei Steinach. — Jatifolia Schwgr. Auf Glimmerschieferboden: Hummerspitze, Bla- ser, Dornspitze, 7000—8500 Fuss. Didymodon rubellus Roth. Ueberall im Gebiete bis auf die Alpen. ß. dentatus, Hummerspitze, 8000 Fuss. — rufus Mol. Glimmerschiefer: Hummerspitze, 8300‘, steril. Eucladium vertieillatum L. Auf Tuff bei Steinach, Schmirn, Brenner, Kt: I1g Distichium capillaceum L. Auf Hügeln, Felsen, Mauern bis 9000’. — inelinatum Hdw. Auf Tuffbrocken und kalkhältigem Schiefer vom Thale iu die Alpen. Ceratodon purpureus L. In verschiedenen Formen bis in die höchsten Alpen. Trichodon ceylindricus Hdw. Auf Waldboden, an Wegen des Haupt- und der Seitenthäler. Leptotrichum tortile Schrad. An Erdabhängen: Schmirn, Brenner. ß. pusillum, auf Lehmboden am Eingange nach Obernberg. — homomallum Hdw. Auf lehmigem Boden der Gebirgswälder. — flericaule Schwer. Auf Kalkblöcken bei Trins, steril; ß. densum, kalkhält. Schiefer am Steinacher Joch, 6000%, ce. fr. — glaucescens Hdw. In schattigen Klüften auf Schiefer: Steinach, Brenner, bis 6000. Trichostomum rigidulum Diks. An Mauern, Felsen u. s. w. in die Alpen; £. densum, an Bachsteinen; y. sonatum, Glimmerschiefer der Hummerspitze, 8000, 189 Trychostomum tophaceum Brid. Auf Tuff bei Matrei und an der Brenner- Therme. — crispulum Bruch. Waldblössen; var. viridulum, auf Kalkschotter am Steinacherberg. Desmatodon latifolius Hdw. Auf Schiefer und Kalk der Alpen von 5000—7000° mit ß. glacialis, y. brevicaulis an einer Mauer bei Steinach, 3300“. — systylius Br. eur. Hummerspitze bei Trins auf Glimmerschiefer- boden, 8000’. — cernuus Br. eur. An einer alten Strassenmauer bei Skafflach, Mauern des Schlosses bei Trins. Barbula rigida Schultz. An Mauern, trockenem Strassenkoth. — ambigua Br. eur. An alten Mauern bei Steinach, selten. — aloides Koch. An Mauern bei Trins. — unguiculata Hdw. An Mauern und Felsen. — fallax Hdw. Auf Kalk und Schiefer. — revoluta Schwgr. Auf Schiefer, selten. — convoluta Hdw. An Mauern und auf Schiefer-Detritus. — inclinata Schwer. Im Kies der Bäche der Seitenthäler, bis 5000‘, CHR — tortuosa L. Auf Waldboden, Kalk- und Schieferfelsen in die Alpen. — squarrosa de Not. Zwischen Glimmerschieferplatten der Hummer- spitze, 8000‘, steril. — fragilis Wils. Auf Kalkblöcken in Gschnitz, Brenner, 4000— 7000‘, steril. — muralis L. An Mauern und Felsen mit ß. incana. — subulata L. An Mauern und Felsen. — mucronifolia Schwgr. Auf Kalk und kalkhältigem Schiefer in Obernberg, Brenner von 4000—6000'. — aciphylla Br. eur. Auf feuchtem Boden der Seitenthäler, v. 4500— 8000 Fuss. — ruralis L. An Felsen und Mauern häufig; an Glimmerschiefer- felsen der Hochalpen in grossen, sterilen, hochrothen Polstern. Cinclidotus riparius Host. Auf Gneissblöcken der Sill und des Gschnitzer- baches hie und da reichlich fruchtend, an Mühlgängen. — fontinaloides Hdw. An der Mauer eines Mühlganges bei Trins, crTE Grimmia sphaerica Schpr. Dürre Kalkfelsen der Kesselspitze und Val- sum, 6000— 7000”. — conferta Fk. Auf Schieferalpen selten; an den Tharnthaler Köpfen auf Serpentinschiefer, ca. 9000’. — apocarpa L. Schiefer und Gneiss; in mehreren Formen, als ni- grescens Mol. auf Glimmerschieferplatten der höchsten Alpen — 10.000 Fuss. — crinita Brid. Schiefer am Brenner, 4000‘. — pulvinata L. Gneissblöcke bei Steinach und Trins. 190 Grimmia apiculata Hsch. Glimmerschieferfelsen der Hummerspitze und Habicht, 8000— 10.000‘, steril. — contorta Whlbg. Glimmerschiefer: Dornspitze, 8000‘, steril. — funalis Schwgr. Gneissblöcke bei Steinach und Trins. — Hartmanni Schpr. Häufig an Granitblöcken in Trins, Gschnitz, Brenner, steril. — elatior Br. eur. Gneissblöcke bei Trins, Gschnitz, Brenner, auch an Mauern. — Doniana Sm. Gneissblöcke bei Steinach und Trins. — ovata W. et M. Gneissblöcke bei Steinach, Brenner; £. affinis, y. eylindrica in den Schieferalpen. — commutata Hueb. Gneissblöcke bei Steinach und Trins. — alpestris Schl. Gneiss: Lapones und Griesbergalpe, 4000—6000'. — leucophaea Grev. Gneissblöcke bei Steinach und Trins. — elongata Kaulf. An nassen Schieferfelsen im Sandesthal (Gschnitz), 6000 Fuss. — gigantea Schpr. Feuchte Schieferfelsen bei Steinach, 4000°, Gider- gitz (Brenner) 8000“. Rhacomitrium patens Diks. Schiefer am Steinacherberg, 4500‘, La- ponesalpe. — aciculare L. An feuchten Schieferfelsen und Steinen, Lapones, Vals 4500—5500’. — protensum Al. Br. An Wasserfällen, Laponesalpe, Vals. — sudeticum Funk. Schiefer am Duxerjoch, Dornspitze, 6000— 8000 Fuss. — heterostichum Hdw. mit $. alopecurum auf Schiefer und Gneiss: Steinacherberg, Lapones. — fasciculare Schrad. Trockene Schieferfelsen: Lapones, Brenner, 4000— 7000’. — microcarpum Hdw. Gneiss: Trins, Granit: Brenner, 4000— 7500’. — lanuginosum Hdw. Granit: Vals, Brenner; in den Schieferalpen bis 8000‘, meist steril. — canescens Hdw. Auf Gneiss um Steinach, Gschnitz, Brenner, c. fr. y. cricoides. Auf dürren Plätzen. Hedwigia ciliata Diks. Gneiss und Granit des Haupi- und der Seiten- thäler. ß. leucophaea. An sonnigen Felsen. ö. viridis. An schattigen Stellen. Coscinodon pulvinatus Spreng. Gneissblöcke in Steinach, Trins; an Mauern in Gschnitz. Amphoridium Lapponicum Hdw. Nasse Schieferfelsen am Duxerjoche, c. fr., Brenner, 7000—8000'. — Mougeotii Br. eur. Schiefer und Gneiss am Steinacherjoche, Gschnitz, Brenner, von 5000—7000 Fuss in grossen sterilen Rasen. Ulota Hutchinsiae Sm. Gneissblöcke in Trins und Gschnitz. 191 Ulota curvifolia Wahlenbg. Hummerspitze auf Glimmerschieferplatten, 8000 Fuss. — crispa Hdw. und — crispula Bruch. An Fichten und Erlen. Orthotrichum obtusifolium Schrad. An Eschen und Lärchen. — affine Schrad. und — fastigiatum Bruch. An Eschen. — patens Bruch. An Zweigen. — tenellum Br. An Eschen und Erlen. — pumilum Sm. An Eschen. — fallax Schpr. An Eschen, Gesträuchen. — stramineum Hsch. An jungen Fichten, — alpestre Hsch. Auf Gneiss bei Trins, 3700 Fuss, Griesbergalpe, 5500 Fuss. — speciosum Nees. Alte Fichtenstücke am Brenner. — leiocarpum Br. eur. An Fichten, Birken, Erlen. — cupulatum Hoffm. Auf Gneiss: Steinach, Brenner. — Sturmü H. et H. Auf Quarz bei Steinach. — rupestre Schl. Gneissblöcke, Schieferfelsen. y. Sehlmeyeri. Auf Gneissblöcken. — Schubartianum Lor. Schiefer am Brenner, 6000’. — anomalum Hdw. Auf Gneiss und Schiefer in die Alpen. Tea pellucida L. Auf faulem Holze. Encalypta commutata N. et H. Schieferalpen, 6000—7000'. — vulgaris Hdw. An Mauern u. s. w. in die höchsten Alpen. — rhabdocarpa Schwgr. Auf Schieferalpen, 6000—8000’. — ciliata Hdw. In Felsspalten bis auf die Alpen. — apophysata N. et H. Dornspitze, Glimmerschiefer, 8000’. — streptocarpa Hdw. Auf trockenem Waldboden, an Mauern. Schistostega osmundacea Diks. In einer tief schattig. Felshöhle (Gneiss) beim Schlosse in Trins, steril. Dissodon Froelichianus Hdw. An feuchten Felsen und humösen Plätzen der Schieferalpen, 6000—8000. Tayloria serrata Hdw. Auf trockenem Boden der Bergwälder, von 4000—5000’, selten. ß- flagellaris. Auf mit Schafmist gedüngtem Grasboden der Hummerspitze, 8300, unter Gneissblöcken auf der Waldrast, 5000‘, ©. Ir. — splachnoides Schl. An quelligen Orten des Griesbergthales, Bren- ner, ca. 4500. Tetraplodon mnioides L. fil. Auf nacktem Boden: Duxerjoch, Stei- nacherjoch, 7000’. — urceolatus Br. eur. Auf Schiefer- und Glimmerschiefererde in dichten Rasen: Duxerjoch, Dornspitze, Tharnthal, 7000—8000°; auch auf Kalk am Trinser Padaster, 6000’. Splachnum sphaericum L. fill. Auf wenig zersetztem Kuhdünger der Bergwälder und Alpen, 4000—6000‘, selten fruct. 192 Physcomitrium sphaericum Schwgr. An Wegen bei Steinach. — pyriforme L. An Wiesen- und Sumpfgräben. Funaria calcarea Whlbg. Auf Kalkfelsen bei Trms, steril. hygrometrica L. Mauern, Brandstätten u. s. w. in die Alpen. Leptobryum pyriforme L. Auf Mauern und Gestein-Detritus, bis 6000 Fuss. Webera acuminata H. et H. Auf Erde und Felsen der Schieferalpen in mehreren Formen. polymorpha Br. eur. Auf Erde und Felsen der Schieferalpen. &. brachycarpa. Trockene Schieferfelsen am Duxerjoch, 7000%. elongata Diks. Auf Waldboden, in Hohlwegen bis in die Alpen. longicolla Sm. Schieferfelsspalten am Pentelstein, 6000‘. nutans Schreb. Auf Erde, lichtem Waldboden. y. bicolor. Schieferalpen. ö. sphagnetorum. Sumpfwiesen, in Rasen von Aulacomnium. cucullata Schwgr. In Schneegruben, am Rande der Gletscher, Dornspitze, . Vals, Tharnthal 8000—9000". cruda Schreb. Felsspalten, bis 9000. Schimperi C. Müll. Quellige Orte am Duxerjoch, 6500’. annotina Hdw. Auf Schotter bei Patsch. Ludwigii Spreng. Im Sand und Kies der Gletscherbäche, 6000— 8000 Fuss. carnea L. Auf zersetztem Thonschiefer in Schmirn, selten. albicans Whl. An feuchten Plätzen, auf Lehnfboden hie und da, cr! ß. glacialis. Im Glimmersande an Gletscherrändern. Bryum arcticum R. Br. An feuchten Glimmerschieferwänden der - merspitze, 8000‘. uliginosum Bruch. An Gräben bei Trins. pendulum Hsch. Auf Erde der Schieferalpen. ß. compactum. In Felsspalten. intermedium W. et M. An Mauern, selten. cirrhatum H. et H. Sumpfige Stellen der Schieferalpen. bimum Schreb. An quelligen und moorigen Stellen vom Thale in die Alpen. — pallescens Schl. An feuchten Stellen der Thäler. ß. boreale. In dichten Rasen auf Glimmerschiefer, ca. 8000’. alpinum L. In Schneegruben der Dornspitze, 7000’, steril. caespiticium L.. Auf Erde, an Mauern, in die Alpen. Funkii Schwgr. Auf Glimmerschiefer der Dornspitze, 7500 Fnss, steril. argenteum L. An Mauern, Felsen, bis 6000. capillare L. Auf Erde, an Mauern etc. ö. Ferchelü. In Felsspalten der Schieferalpen. pseudoftriquetrum Hdw. An quelligen und sumpfigen Stellen in die Alpen. pallens Sw. Auf feuchter Erde, Waldboden, in die Alpen. Duvali Voit. An Schneebächlein der Dornspitze, 7000°, steril. 193 Bryum turbinatum Hdw. Auf feuchten Wiesen, selten. y. Schleicheri. In grossen, glänzenden sterilen Rasen, an quel- ligen Orten der Schieferalpen, 6000—7000°, auf feuchlem Sand- boden bei Trins, 3600. — roseum Dill. An feuchten Plätzen der Bergwälder, unter niedrigen Fichten, steril. (Fortsetzung folgt.) Literaturberichte. Beiträge zur Kenntniss der Milbengallen und Gallmilben von Dr. Frie- drich A. W. Thomas. Halle 1874 bei Gebauer und Schwetschke. Oktav. 27 Seiten. Obwohl die vorliegende Abhandlung einen Gegenstand bespricht, welcher vorzüglich den Entomologen interessirt, so wird doch auch der Botaniker manche beachtenswerthe Daten in ihr finden. Denn es werden in dem zu besprechenden Aufsatze verschiedene bisher unbe- rücksichtigt gebliebene Beziehungen zwischen Stellung und Natur der Pilanzenauswüchse (speziell der durch Milben erzeugten Gallen) einer- seits und den morphologischen Verhältnissen der Pflanze andererseits näher erörtert. Namentlich zeigt der Verfasser, dass der Spross als ein einheitliches Invasionsgebiet der Gallmilben zu betrachten sei, dass diese Thiere auf der Nährpflanze und zwar vorzugsweise an der In- nenseite der äusseren Knospenschuppen überwintern, dass die gallen- tragenden Blätter am Sprosse eine bestimmte Stellung einnehmen, endlich dass die Knospenlage die Stellung der Gallen wesentlich be- einflusst. Da sich in den botanischen Werken über Gallen nur ver- hältnissmässig wenige Daten finden, so schien es angezeigt, auf die Arbeit von Thomas kurz aufmerksam zu machen. Dr_ HH W.n. Im Verlage des Alhenäums erschien in Pest das zweite Heft der lcones seleetae hymenomycetum Hungariae, bearbeitet von Karl Kalchbrenner. Es handelt über 29 Agaricus-Spezies. Darunter sind 6 neue Schulzer'sche: A. drepanophyllus, nigrocinnamomeus, dulei- dulus, haemorrhoidarius, thraustus und mammillatus, 9 neue Kalch- brenner'sche: A. plebejus, piceus, punctulatus, illustris, paradoxus, helobius, atrovirens, lucorum, capreolarius und 14 alte meist Fries’- sche Arten, nämlich: A. carneo-albus, Bongardi, tricholoma, tephro- leucus, solstitialis, comosus, terrigenus, nudipes, centunculus, navi- dus, obturatus, vitellinus und hiuleus. Druck und Ausstattung der Tafeln ist ausgezeichnet, ja letztere noch mehr gelungen als die des ersten Heftes. Doch Text und Abbildungen beziehen sich bloss auf die äussere Form und Farbe der Sporocarpien, ohne den innern Bau 194 und das Mycelium der Pflanze zu berühren, was wohl auffallen muss in einer Zeit, in der sich die Mykologie zur Hauptaufgabe gestellt, die Entwickelung der verschiedenartigen Fruchtformen aus demselben Mycelium zu belauschen. Doch will diese Bemerkung nicht als Tadel gegen den Verfasser gelten, der die ihm präzise gestellte Aufgabe vollkommen gelöst hat. Ueberflüssig sind die Abbildußgen von A. ob- turatus und "hiuleus, denn sie existiren in Letell. Icones fungorum und das Synonym A. atrovirens Kalchbr., weil schon ein A. atro- rirens P. bekannt ist. Fr. A. Hazslinszky. = —esses —- Correspondenz. Hall in Tirol, am 14. Mai 1874. Gestern machte ich mit zweien meiner Schüler eine Exkursion auf die 4670 Fuss s. m. gelegene Thaureralpe, um mich zu über- zeugen, wie es nach einem Frühlingsschnee auf der Alpe aussieht. — Die Mähder dieser auf Kalkboden gelegenen Alpe sind im Sommer mit dem reichlichsten Blumenflor geschmückt. Ganz anders aber ge- staltet sich die Sache nach dem jetzigen Schneefall. Bis nur 3500’ ist die Gegend schneelos; mit dieser Höhe aber beginnt der Schnee massenweise zu liegen und mehrt sich bis zur Alpe hin so, dass er um dieselbe wohl die Höhe eines Fusses erreicht. Die Kälte aber, die im Thale nicht geringen Schaden besonders an Kernobst und Nuss- bäumen anrichtet, scheint dieser Region nicht viel anhaben zu können. Man salı zwar hin und wieder unter Sträuchern und Gebüschen blü- hende Anemone Hepatica, Sesleria etc., aber im Allgemeinen ist die Flora noch sehr beschränkt. Die Buchen, welche sich knapp unter der Alpe befinden, sehen noch aus, wie sie im Thale vor einigen Wochen aussahen, man merkt kaum eine Vergrösserung der Knospen. Die Grünerle und Zwergkiefer schmiegt sich, gebeugt von der nicht unbedeutenden Last des Schnees knapp an den wärmenden Boden und hebt sich nicht eher, als bis die Schneemasse abgeschmolzen ist, — ein Schutzmittel gegen die Kälte, das schon in der Lebensart dieser Pflanzen — als aufstrebende Sträucher — begründet ist. Die Vegetation der Bodendecke ist allenthalben mit Schnee bedeckt, so dass auch Frost ihr nicht viel anhaben kann. Das Nadelgehölz (zu- meist Rothlannen) hat den Charakter der sogen. Weltertannen, mit langen, gegen den Boden geneigten, dichten Aesten; diese Form schützt die Art am meisten gegen Kälte, indem die vom Schnee- fall betroffenen Bäume wie völlige Schneekegel aussehen, die nur an sehr wenig Stellen das Grün der Benadelung hervorsehen las- sen. Die Holzpflanzen dieser Gegend, sowie die Pflanzendecke die- ser Region sind durch einen Schneefall zur jetzigen Jahreszeit nicht nur nicht sehr gefährdet, sondern besitzen sogar in der Art ihrer 195 Lebensweise einen nicht unbedeutenden Vortheil vor den Thalpflanzen, der diesen bei etwas bedeutenderen Temperaturerniedrigungen nicht zu Gute kommt. P. Julius Gremblich. St. Goar am Rhein, am 29. April 1874. Jene Barbula, welche ich im Jahre 1872 bei Stromberg auf dem Hunsrücken aufgefunden habe, hat sich als Barbula cuneifolia herausgestellt. Es ist diess der erste für Deutschland bekannt ge- wordene Standort obigen Mooses. G. Herpell. ——u—— ce —— Personalnotizen. — Thomas Pichler hat auf Veranlassung Boissier's wieder eine botanische Reise nach der Türkei unternommen. — P. Gabriel Strobl ist kürzlich mit einer reichen Ausbeute aus Sizilien zurückgekehrt und wird im Juli neuerdings dahin abrei- sen, um insbesondere in der Ebene bei Catannia zu botanisiren. — F. Baron Thümen hat seinen bisherigen Wohnort, Teplitz in Böhmen, verlassen und ist nach Bayreuth in Baiern übersiedelt. — Dr. G. A. Herrich-Schäffer, vom Jahre 1861 bis 1871 Direktor der köünigl. bair. bot. Gesellsch. in Regensburg und Redak- teur der „Flora“, ist am 14. April im 75. Lebensjahre in Regensburg gestorben. — Josef Zimmeter, bot. Gärtner am bot. Garten der Inns- brucker Universität, ist am 17. Mai im Alter von 59 Jahren ge- storben. Derselbe hat sich um die Kenntniss der nordtirolischen Flora wesentliche Verdienste erworben (Vergl. Hausmann: Fl. von Tirol, II, S. 1167 und Kerner: Der botanische Garten in Innsbruck, $. 9). — Zimmeler wirkte am Innsbrucker bot. Garten seit dem Jahre 1842, also durch 32 Jahre. — A. Kerner bezeichnete eine von Zimmeter im Pusterthale entdeckte hybride Saxifraga mit dem Namen Sazifraga Zimmeteri. (Oest. bot. Zeitschr. 1870, S. 146 und Engler Monogr. der Saxif. S. 250.) Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind eingelangt: Von Herrn Dr. Ressmann mit Pflan- zen aus Kärnten. Von Hrn. Prof. Oborny mit Pfl. aus Mähren. Von Hrn. Herpell mit Pfl. aus dem Rheinthal. Sendungen sind abgegangen an die Herren: Dr. Focke, Dr. Schmidt, Lodny, Hoeme, Vierhapper, Dr. Rauscher. Aus Kärnten: Androsace lactea, Chamaeorchis alpina, Chon- drilla prenanthoides, Dianthus glacialis, Gentiana pumila, @. tenella, Leontodon pyrenaicus, Oxytropis triflora, Phaca australis u. a. ein- gesendet von Krenberger. 196 Aus Schlesien: Catabrosia aquatica, Carex paludosa, Elatine Alsinastrum, Helichrysum aurantiacum, Linaria Cymballaria, Lysi- machia thyrsiflora, Ribes nigrum, Silene gallica, Trientalis europaea, Utricularia vulgaris, Cystopteris fragilis u. a. einges. von Plosel. Aus dem Rheinthal: Amblystegium radicale, Barbula aloides, B. canescens, B. inermis, B. revoluta, B. squarrosa, B. vinealis, Brachythecium plumosum, Bryum bimum, B. cernuum, B. pallescens, Campylopus flexuosus, Dieranum fulvum, D.longifolium, Entosthodon ericetorum, Ephemerum serratum, Eurhynchium confertum, Fissidens Bloxami, F. crassipes, Grimmia commutala, G. orbicularis, Hypnum palustre, Mnium insigne, M.rostralum, Orthotrichum diaphanum. O. stramineum, Phascum curvicollum, Pleuridium alternifolium, Tricho- stomum convolutum, Ulota erispula, Webera nutans u. a. eing. von Herpell. Obige Pflanzen können im Tausche oder käuflich die Centurie zu 6 fl. abgegeben werden. Inserate. Herbarien zu verkaufen. Durch den Tod des Landesgerichts-Präsidenten i. P. Herrn Eduard Ritter von Josch sind seine beiden Herbarien verkäuflich geworden. Das Herbarium europäischer Phanerogamen und Filices enthält 6416 Spe- zies, gut geordnet und mit Katalog versehen. Das Herbar der Gartenpflanzen, geordnet nach Berger’'s Werk zur Be- stimmung der Gartenpflanzen, Erlangen 1855, umfasst 1827 Spezies. Da der Verstorbene auf seinen vielen Reisen in Oesterreich, Steiermark, Kärnten, Tirol und Krain, so wie in Istrien, dem Küstenlande und den quarne- rischen Inseln, Vieles selbst gesammelt und durch Kauf von Thomas Pichler, Rupert Huter und anderen Baikenden erworben, auch in beständiger Tausch- verbindung mit v. Tommasini, v. Pittoni, Baron Rastern und anderen Botanikern stand, sind in dem Herbare MR gute Exemplare und in Mehrzahl vorhanden. Wenn Lehranstalten oder Freunde der Botanik auf eine oder die andere Sammlung reflektiren, wollen sie sich an die Frau Witwe Caroline Edle von Josch in Graz, Zinzendorfgasse Nr. 21, wenden. Zu verkaufen. Eine Sammlung von 541 Phanerogamen-Arten aus der Nordamerikan. Union (darunter keine einzige europ. Spezies). Ferner: Eine grosse Anzahl Doubletten aus allen Theilen der Welt nach Auswahl des Käufers. Dr. K. Keck, Schwertberg, Oberösterreich. Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn. Druck und Papier der ©. Usberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer). Desterreichiscehe Botanische Zeitschrift. Gemeinnütziges Organ für Die österreichische Exemplare botanische Zeitschrift e 1 J diefreidurch die Post he- re Botanik und Botaniker, ram tee den Ersten jeden Monats, bios: befderiednktion Man pränumerirt auf selbe nen Gärtner, Oekonomen, Forsimänner, Aerzte, ii vrumerten. > (5 Thir. 10 Nas) Ä \ | 1 Im Wege des ganzjährig, oder mit \ np Tor ap Buchhandels übernimmt 4f.0.W.|/2 Thlr.20 Ng.) z polhekeı und Te hniker. Pränumeration halbjährig. €. Gerold’s Sohn Inserate in Wien, die ganze Petitzeile N° 7 so wie alle übrigen 15 kr. öst, W. ® ' Buchhandlungen, r E IX 4) W £} XXIV. Jahrgang. WIEN, Juli 1874, INHALT: laubmooslora von N.-Tirol. VonDr. Sauter. — Zur Flora von Niederösterreich. Von J. Kerner. — Zur Flora von Ungarn. Von Dr. Tauscher. — Zur Flora von Mähren. Von Oborny. — Vegetationsverhältnisse. Von Dr. Kerner. — Das Kalniker-Gebirge. Von Dr. Schlosser. — Cor- respondenz. Von Csato, Wiesbaur, Treuinfels. — Personalnolizen. — Vereine, Anstalten, Unter- nehmungen. — Botanischer Tauschverein. — Inserate. B Bley) — eiträge zur Laubmoos-Flora von Nordtirol. Von Dr. F. Sauter in Lienz. (Schluss) Zieria julacea Diks. Auf Kalk- und Schieferfelsen, z. B. Obernberg, 3700—6000'. Mnium cuspidatum Hdw. Unter feuchtem Gebüsch, in Hainen. — affine Bland. An quelligen Orten. — — y. Rugicum. An quelligen Orten der Voralpen, c. fr. — undulatum Hdw. An feuchten Plätzen, Gebüsch; in Hainen der Voralpen, 4500, nur steril. — rostratum Schrad. An Wegen unter Gebüsch. — serratum Schrad. In Wäldern, selten. — orthorrhynchum Brid. In Wiesengraben. In den Alpen, bis 6000%, in einer kompaklen, sterilen Form. — spinosum Voit. in Bergwäldern: Steinach, Brenner. — stellare Hdw. Gebüsch, an Rainen. — punctatum Hdw. An Waldbächen, in Hainen, bis 6000%. — subglobosum Br. eur. Schwammige Sümpfe: Laponesalpe, am Pentelstein, 6000‘, steril. Oesterr. botan. Zeitschrift. 7, Heft. 1874, 14 198 Cinclidium stygium Sw. Sumpfwiesen bei Trins und Laponesalpe, steril. Amblyodon dealbatus Diks. An nassen Felsen des Steinachberges, ca. 3600, selten. Catoscopium nigritum Hdw. An Kalktufffelsen und Brocken im Haupt- und den Seitenthälern; auf sumpfigen Stellen der Alpen, bis 6500’; am Blaser auf trockener Erde. Meesia uliginosa Hdw, Sumpfige Stellen, Lehmbrüche. ß- alpina. Auf Erde der Alpen, 8000°. — longiseta Hdw. Schwammige Sümpfe bei Steinach und Trins. — fristicha Funk. Schwammige Sümpfe in Gschnitz. Paludella squarrosa L. Sumpfige Stellen bei Trins, 3700 Fuss, in einem kleinen Alpenmoore der Alpe Truna bei Trins, 6000‘, nur steril. Aulacomnium androgynum L. In trockenen Waldblössen des Steinach- berges, 4500‘, steril. = palustre L. Sumpfwiesen, Gräben, hie und da c. fr. mit ö. poly- cephalum. e. alpestre. In den Alpen. — furgidum Wahlbg. Gräben der Laponesalpe. Oreas Martiana Hsch. Schieferfelsen: Hummerspitze Tharnthal, Hüh- nerspiel, 7000— 8000‘, meist steril. Bartramia ithyphylla Brid. Auf Erde und in Felsenritzen, in den Alpen. — pomiformis L. Auf Erde und Felsen mit var. crispa. — Halleriana Hdw. Schattige Schieferfelsen. — 0Oederi Sw. An Felsen in den Alpen in kompakten Rasen bis 8000 Fuss. Philonotis fontana L. Sumpfige Wiesen, Gräben. ß. alpina. Auf feuchten Stellen der Alpen und im Sande der Schneebäche bis 7000° y. falcata. In Voralpen. — caespitosa Wils. Griesbergalpe, an nassen Granitfelsen, 7000’. — calcarea Br. eur. An Quellen auf kalkhältigen Stellen. Timmia Megapolitana Hdw. Schattige Wälder: Steinar herberg, Bren- ner, auf trockenen Alpentriften: Valsum, 7000° e. fr. — austriaca Hdw. Mauern im Vennthale e. fr., auf Glimmerschiefer der höchsten Alpen. Atrichum undulatum L. Schatlige Orte, auf Lehmboden. Oligotrichum hereynicum Ehrh. "Auf trockenem Boden der Schiefer- alpen 5000—7000%. Pogonatum aloides Hdw. Auf lehmigem Boden. — urnigerum L. Auf lehmigem Boden. — alpinum L. Bergwälder, Alpenhaiden, 4000—6000°; var. Age nulatum. Duxerjoe h 7000% Polytrichum sexangulare Hdw. Am Rande der Gletscher: Vals, Gschnitz. — gracile Menz. Auf dürren Alpentriften, 5000—6000’. 199 — piliferum Schreb. Auf trockenem Waldboden, z. B. Steinacher- berg, 4000—5000‘, selten und steril. ß. Hoppei. Auf Erde am Duxerjoch, 7000’, ce. fr. — juniperinum Hdw. Auf Haideboden. — strietum Menz. Triften am Steinacherjoch, 5000—6000 Fuss, am Gleinser Moor, 5000’. — commune L. In Sphagneten im Thale, auf Alpentriften, 5000— 6000 Fuss. var. uliginosum. Laponesalpe. Diphyscium foliosum L. Auf trockenem Waldboden heerdenweise, aber selten. Buxbaumia indusiata Brid. Faule Fichtenstöcke, selten: z. B. Steinach. II. Museci pleurocarpi. Fontinalis antipyretica L. In Bächen bei Trins reichlich, aber steril. Neckera cerispa L. Auf Kalk und kalkreichem Schiefer, steril. — complanata L. An Gneissblöcken der Bergwälder bei Steinach. Leucodon sciuroides L. An Eschen und Felsen, steril. Antitrichia curtipendula L. Auf Schiefer und Gneiss, selten, ce. fr. Myurella julacea Vill. An feuchtem und schattigem Felsen und Boden von 4000— 8000‘, steril. — apiculata Hueb. Auf feuchter Erde der Hummerspitze, 8000, steril. Leskea policarpa Ehrh. An Baumwurzeln bei Steinach. — nervosa Schwgr. An Zäunen, Schieferfelsen, selten, c. fr. Anomodon rostratus Hdw. Auf Kalk der Kesselspitze bei Trins, 5000‘, steril. — longifolius Schleich. Auf Kalk: Kesselspitze, Brenner, 6000 Fuss, steril. — attenuatus Schreb. Auf Gneiss und Schiefer, steril. — viticulosus L. An Eschen im Thale steril, auf Gneiss in den Alpen, c. fr. Pseudoleskea atrovirens Diks. Auf Gneisshlöcken, meist steril; var. brachyclados. Auf Schiefer der Alpen bis 8000. — catenulata Brid. Auf Schiefer und Kalk, steril. . Heterocladium dimorphum Brid. Auf Waldboden und feuchten Steinen: Steinach, Brenner bis 5000. — heteropterum Br. In Ritzen der Kalkfelsen: Gschnitz, 5000’. Thuidium tamariscinum Hdw. An Planken, Rainen, steril. — delicatulum L. Auf Wiesen, steril. — abietinum L. An trockenen Plätzen steril, in die Alpen bis — 8000 Fuss. Pterigynandrum filiforme Timm. Auf Kalk- und Schieferfelsen, steril. ß. heteropterum. Auf Schiefer der Alpen, 8000’. Pterogonium gracile L. Auf Gneiss der Thäler — 5000 Fuss, auch &:.fr Lescuraea striata Schwgr. Unter Gebüsch der Voralpen: Gschnitz. ß. saxicola. Schiefer: Gschnitz, Brenner, ur ee 14 200 . Platygyrium repens Brid. An Wurzelstöcken und Aesten, selten. Cylindrothecium concinnum de Not. An Ufermauern, -Felsen, steril. Climacium dendroides Hdw. An Rainen, nassen Wiesen; seltener c. fr.; bis 5000“. Pylaisia polyantha Schreb. An morschen Aesten, Planken -etc. Isotheecium myurum Brid. Mit den Formen elongatum und circinnans auf Gneiss- und Schieferblöcken. y. robustum. Auf Gneiss bis 5000‘, ce. fr. Orthothecium intricatum Ha:tm. An feuchten schattigen Felsen auf Schiefer, Gneiss und Quarz bis 8000° steril; auf kalkhält. Schiefer am Steinacherberg, c. fr. — rufescens Diks. An nassen Kalkfelsen bis 6000 Fuss, selten, c. Ir. — chryseum Schwgr. Auf Glimmerschiefer: Hummerspitze, Dorn- spitze elc., ca. 8000‘ steril, am Trinser Padaster auch auf Kalk, 7090“. Homalothecium sericeum L. Auf Gneiss- und Kalkblöcken, steril. — Philippeanum Spruce. Auf Kalkblöcken bei Trins. Ptychodium plicatum Schleich. An Steinen und Gerölle, meist Kalk, 4000— 7000‘, auch ce. fr. Camptothecium luteseens Huds. An Steinen, Mauern, steril. — nitens Schreb. Sumpfwiesen bis 6000‘, hie und da c. fr. Brachythecium laetum Brid. Auf Glimmerschiefer der Alpen, 6000— 8000‘, steril. — salebrosum Hoffm. Auf faulem Holze, feuchten Wiesen in meh- reren Formen bis auf die Alpen, auch c. fr. — glareosum Br. eur. Auf Schoiter, Mauern, auch c. fr. — velutinum Dill. Auf Erde, Steinen, Holz. y. intricatum. Auf morschen Fichten. — trachypodium Brid. An Steinen unter Krummholz: Steinacherberg, 5000“. — refleeum W. et M. Auf morschem Holz der Bergwälder, 4000— 5000‘, auf Schieferplatten in Gschnitz. — Starkii Brid. Auf morschen Reisern: Steinacherberg, Brenner, 4U00— 5000“, — glaciale Br. eur. In Schneegruben: Dornspitze, Tharnthal auf Glimmerschieferboden, 7000—8000‘, e. fr. — rutabulum L. An Wiesengräben, quelligen Orten. y. flavescens. An Gräben. ö. robustum. In Hainen der Voralpen. — campestre B. eur. An Zäunen und Planken. — rivulare Br. eur. An Bachsteinen in Gschnitz, steril. — populeum Hdw. An Steinen. ß. longisetum. In Bergwäldern. | ö. petrophilum. Auf Gneissblöcken. \ — plumosum Sw. An Gneissblöcken: Lapones, Brenner. — cirrhosum Schwgr. Auf Kalk: Blaser 6000‘ Gschnitz, Brenner 5000 Fuss; auf Glimmerschiefer der höchsten Alpen; nur steril." 207 Die Forın graeillimum Mol. in Glimmerschiefer-Felsspalten, z. B. Dornspitze 8500". y. Funkü Schpr. Hummerspitze auf Glimmerschiefer, 8300’. Eurrhynchium strigosum Hoffn. Auf Felsen und Holz in Bergwäldern. striatulum Spruce. Kesselspitze, Kalk 5000 Fuss, Tharnthal, Glimmer 7000 Fuss, steril; var. cavernarum Mol. in Felsklüften: Tharnthal. siriatum Schreb. Auf Schieferblöcken am Steinacherberg, 4500’, steril, sehr selten. piliferum Schreb. Auf Waldboden, unter Gebüsch, selten, c. fr. scleropus Schpr. Auf kalkhälligem Schiefergerölle am Steinacher- berg, 4000“. praelongum L. An Wiesengräben, auf Mauern, steril. ö. filescens. In schattigen Kalk- und Schieferklüften. Schleicheri Brid. Auf kalkhälligem Schiefer am Steinacherberg, 4000 Fuss. Rhynchostegium confertum Diks. An lichten Waldplätzen: Steinach. murale Hdw. Auf Schiefer, Mauern, Aesten, y. Julaceum. An Bachsteinen in Schmirn. Megapolitanum Bland. An Gräben: Steinach, steril. ruseiforme Weis. An Wiesengräben. ö. prolixum und y. inundatum. An übe:ronnenen Bachsteinen, in Mühlgängen. Plagiothecium latebricola Wils. In tiefschalligen Hühlen unter Gneiss- blöcken bei Trins, steril. — pulchellum Hdw. In Felsspalten und auf der Erde der Alpen, 5000—7000°. nitidulum Whlbg. Auf morschem Holze der Wälder. silesiacum Sel. Auf faulem Holze der Wälder, selten. denticulatum L. Auf faulem Holz, in Felsspalten bis 6000%. ö. densum. Quarzfelsen bei Stemach. Schimperi Jur. et M. An feuchten Gneissblöcken der Wälder. undulatum L. Wälder in Gselnitz. sylvaticum L. Wälder. Amblystegium confervoides Brid. An Steinen und dürren Aesten. subtile Hdw. Auf Zweigen der Gebüsche. enerve Br. eur. Auf Holz und Steinen um Steinach. serpens L. Auf Steinen, faulem Holze ete. radicale Pal. Beauv. Auf Baumwurzeln bei Steinach. irriguum Wils. An Bachsteinen: Gschnitz, Padaster, steril. fluviatile Sw. An Bachsteinen: Laponesalpe, 5000‘, steril. riparium L. In Brunnentrögen, Rinnen: Steinach, Navis. ö. elongatum. Auf nassen Aeckern bei Trins. Hypnum Halleri L. fil. An Felsen (Schiefer und Kalk) bis in die Alpen. — Sommerfeltii Myr. An Steinen der Bergwälder, selten. elodes Spruce. Auf Holzwerk bei Steinach. — chrysophyllum Brid. An Steinen und Felsen bis in die Alpen. ) © Le) — stellatum Schreb. Sowohl an trockenen als an feuchten Wald- stellen bis 8000. — aduncum Hdw. An sumpfigen Orten, steril. — vernicosum Ldbg. An quelligen Orten, und moorigen Stellen der Alpen und Voralpen, steril. — Sendinerianum Schpr. In tiefen Sümpfen (in den Alpen) steril. — exannulatum Gümb. In Pfützen und an Gräben: Lapones, Gries- bergalpe, steril. — /fluitans Hdw. Gräben bei Trins, Lapones, steril. ß. submersum. Brenner und Hinterdux Therme. — revolvens Sw. Pfützen: Lapones und Griesberg, 4500— 6000’, steril. — uncinatum Hdw. Felsen und Baumstöcke (in den Alpen bis 8000 Fuss). — sulcatum Schpr. Auf Kalk und Glimmerschiefer, 5000—8000‘, steril. — falcatum Brid. In Sümpfen an Quellen. — commutatum Hdw. An Quellen auf kalkhältigen Steinen. ß. fluctuans. In Mühlgängen, an Bachsteinen. — filieinum L. Quellige Orte, Gräben. £. trichodes. In schattig feuchten Klüften. — rugosum Ehrh. Trockene Raine und Lerchenwiesen, nur steril, auf Glimmerschiefer bis 8000’. — incurvatum Schrad. An Steinen in Wäldern, selten. — fastigiatum Brid. An Kalkblöcken der Bergwälder und Alpen, 3500--5000°, c. fr. — hamulosum Br. eur. Feuchte Glimmerschieferfelsen: Dornspitze, Hummerspitze, 7000— 8000’, steril. — Sauteri Br. eur. Kalkfelsen: Steinacherberg, Padasteralpe, 3600— 5000 Fuss. — callichroum Brid. Hummerspitze, Glimmerschiefer, 8000 Fuss, steril. — Bambergeri Schpr. Auf Kalk und Glimmerschiefer der Alpen, 6000—8500°, steril. — Heufleri Jur. Glimmerschieferfelsen: Dorn- und Hummerspitze, Tharnthal, 7000—8000/, steril. — Vaucheri Lesq. Vennthal, Granit, steril. — cupressiforme L. Auf Erde, Steinen, Holz in mehreren Formen. e. longirostrum. Quarzfelsen bei Steinach, c. fr. — pratense Koch. Sumpfwiesen: Steinach, Obernberg, steril. — arcualum Ldbg. Nasse, lehmige Stellen, steril. — Haldanianum Grev. Auf faulem Holze der Voralpen: Steinach. — molluscum Hdw. An feuchten Felsen, c. fr. bis 8000’. — Crista castrensis L. In Wäldern, hie und da c. fr. — procerrimum Mdo. Kesselspitze, Kalk; Brenner, Glimmerschiefer, 7000—8000’‘, steril. — palustre L. An Steinen, Holz etc. ß, hamulosum. In Mühlgängen. 203 ö. subsphaerocarpon, an Gneissblöcken der Gebirgsbäche. molle Diks. An Bachsteinen: Lapones, Griesbergalpe, e. fr. Schimperianum Liz. Schneebächlein am Staffler See, Navis, 7500‘, steril. ochraceum Wils. An einem Wasserfall der Padasteralpe bei Trins, 5000‘, steril. cordifolium Hdw. Sümpfe am Steinacherberg, steril. giganteum Schpr. In Gräben bei Trins, Brenner Therme, steril. sarmentosum Whlbg. Nasse Stellen und Pfützen: Lapones, Gries- bergalpe, Gleinser Moor, 4500-6000‘, steril. cuspidatum L. Feuchte Wiesen, hie und da, c. fr. Schreberi Willd. Waldboden ete. bis 8000”. purum L. Waldboden, nur steril. stramineum Diks. Sumpfige Wiesen: Lapones, Waldrast, 4500 — 6000‘, steril. curvicaule Jur. Hummerspitze bei Trins, Kalk, 6000”. trifarium W. et M. Tiefe Simpfe bei Trins, steril. turgescens Schpr. In schwammigen Sümplen bei Trins, steril. scorpioides L. In tiefen Sümpfen bei Trins, steril. Hylocomium splendens Hdw. Wälder etc. — umbratum Ehrh. Unter Gebüsch: Gschnitz, Brenner. Oakesü Sull. An Steinen, in feuchten Hainen der Voralpen bis 7000‘ allgemein, am Steinacherberg und Waldrast, ce. fr. brevirostre Ehrh. Waldboden: Gschnitz, Brenner, steril. squarrosum L. Auf feuchten sumpfigen Wiesen der Thäler, sel- ten, c. fr. triqueirum L. Auf Wald- und Haideboden. subpinnatum Ldbg. Mit vorigen: Waldrast, Brenner. loreum L. Schattige Wälder in Gschnilz, selten. II. Andraeae. Andraea petrophila Ehrh. als =. sylveicola. An Gneissblöcken bei Trins. Waldrasi, 3600— 5000. var. squarrulosa, gracilis und pygmaea. Auf feuchtem Schiefer und Glimmerschiefer, 6000— 8000’. — rupestris L. An feuchten Schieferfelsen: Kirchdach, 7000‘. IV. Sphagnaceae." Sphagnum acutifolium Ehrh. Bergwälder in die Alpen, — 6000‘, fr: var. purpureum. Mit vorigem. fimbriatum Wils. An Waldbächen: Gschnitz, 4000‘. steril. Giergensohni Ldbg. In Gräben: Lapones, steril. cuspidatum Ehrh. In Gräben: Lapones, steril. squarrosum Pers. Wie voriges, steril. rigidum Hrim. Quellige Orte: Lapones, Waldrast, steril. molluscum Bruch. In Gräben: Lapones, steril. 204 | ; Sphagnum subsecundum Nees. In Pfülzen: Lapones und Griesbergalpe, 4000—6000°; steril. — cymbifolium Ehrh. Sumpfwiesen: Trins und Gschnitz, steril. Lienz, im April 1874. Beiträge zur Flora Niederösterreichs. Von J. Kerner. 1l. X Salic digenea 2 (viminalis > daphnoides.) J. Kerner. Amenta praecocia, sessilia, densiflora, pistilligera, oblonga vel eylindrica, ter — quater longiora quam latiora, in basi foliolis squa- maeformibus 3—6 fulta. — Squamae ovalae, acutiusculae, disco- lores, in basi infima ferrugineae, apicem versus alratae, longissime villosae. — Glandula tori linearis vel oblonga, flava, basin germi- nis superans. — Germen sessile, ovato-conicum, subcompressum, viride, pilis adpressis sparsis obsitum. — Stylus tenuis, elongatus. — Stigmata linearia erecto-patula vel rarissime extrorsum arcuata, siylum subaequantia. — Folia oblongo-lanceolata vel lineari-lan- ceolata, acuminata, undulata, serrata, sexies longiora quam latiora, supra glabra, vircdia et splendentia, subtus pallidiora, pilis argenteo- sericeis adpressis tecla, micantia. — Rami fragiles, juniores pube- scentes, adulti glabrata, obscure olivacei. Am. @ 20— 26”” Ig., 6:5—8”” lat., — Squam. 2”” lg. Gl. tori 0.5” Ig., — Germ. 2” Ig., — Styl., 12m” Ig., — Stigm. 0:5”” Ig., — Fol. 89—-109"® Ig., 12—20”® It. Diese Weide fand ich zuerst in Blättern am 18. Oktober 1873 in einem einzigen Strauche bei Krems auf einer Donauinsel, die nun durch einen in jüngster Zeit gebauten Steindamm mil dem Uler ver- bunden ist, in einem wenigstens zehnjührigen Auanfluge, welcher meist aus Weiden und zwar ausser der häufigsten Salz incana Schrank vorzüglich aus Suliw daphnoides Vill. und Salix viminalis L. bestehl. In ihrem Wachsthum, der an jenen der = Salie Wimmeri (incano X daphnoides) A. Kerner erinnert, liess sich schon aus der Ferne die Verwandischaft mit Salix daphnoides Vill. erkennen; bei näherer Besichtigung bestätigten auch die Blätter mit der kahlen glänzenden ‚Oberseite und mit deutlich gesägtem Rande die Annahme der Verwandtschaft mit Salöe daphnoides Vill.,; — die relativ grössere Länge der Blätter und die Bekleidung derselben auf der Unterseite mil geraden parallel mit den Fiedernerven erster Ordnung dicht auf der Blattfläche aufliegenden Haaren, welche das unter den Weiden 205 nur bei Salix viminalis L. und ihren Bastarten vorfindliche eigen- thümliche seidenartige Schimmern erzeugt, liess sogleich aber auch annehmen, dass diese Weide ein aus S. viminalis L. hervorgegangener Bastart sei. Es lag demnach nahe, in dieser Weide einen Bastart aus Salix daphnoides Vill. und Salix viminalis L. zu vermuthen, der spontan bisher noch nicht gefunden worden ist. In den ersten Tagen Aprils d. J, wo die neben dieser Weide in unmittelbarer Nähe stehenden Bäume der Salix daphnoides Vill. Jg und ® fast verblüht, die Blüthen der ebendort befindlichen Salix viminalis L. J und $ in der ersten Entwicklung waren, fanden sich die Kätzchen an dieser Weide gerade in schönster Blülhe, so dass auch die Blüthezeit dieser Weide zwischen jener der muthmasslichen Stammältern $. daphnoidos Vill. und S. viminalis L. die oben ausge- sprochene Vermuthung nur beslärkte. Die nähere Untersuchung der Fruchtblüthen, welche der Strauch in seinen Kätzchen hervorbrachte, bestäligte weiters die Vermuthung, so dass ich mich berechtigt halte, dem dieser Weide beigelegten, die Abstammung aus zwei verschiedenen Arten bezeichnenden Namen S. digenea die Formel (viminalis > daphnoides) beizusetzen. Beim Vergleiche dieser Weide mit ihren muthmasslichen Stamm- ältern ergibt sich Nachstehendes: Die Blätter sind relaliv länger und schmäler als jene der Salix daphnoides Vill., kürzer und breiter als jene der Salix viminalis L., in der Länge und Breite die Mitte zwischen beiden halltend, sie er- scheinen an der Oberseite ganz kahl und glänzend, wie jene der S. daphnoides Vill., an der Unterseite aber, wie oben erwähnt, be- haart und seidig schimmernd wie bei Saliw viminalis L., sie sind am Rande etwas wellig wie bei $. viminalis L., sind aber auch deutlich gesägt, jeder Sägezahn an der Spitze mit einer kleinen drusenarligen Verdiekung endigend, wie bei S. daphnoides Vill., und unterscheiden hiedurch diese Bastarlweide von der einen Stammart $. viminalis, bei der, wenn auch am Blattrande ausnahmsweise an einzelnen Stel- len drusige Verdickungen aufsitzen, doch niemals deutliche Sägezähne sich zeigen; — an den ausgewachsenen Blättern zeigen sich die Nerven auf der Oberseite im frischen Zustande etwas eingesenkt, wie bei S. viminalis L., im getrockneten Zustande oben vorspringend, wie an den Blättern der S. daphnoides Vill.; — die Kätzchen halten in der Form, in der Länge und Dicke die Mitte zwischen jenen der S. viminalis L. und jenen der S. daphnoides Vill, die Kätzchenschuppen ähneln mehr jenen der $. daphnoides Vill. und sind sehr zottig behaart, wie bei 3. viminalis L. und den gewöhnlichen Formen der S. daphnoides \Vill.; der Fruchtknoten ist wie bei beiden Stammältern sitzend, seine Form hält die Mitte zwischen den Formen jener der beiden Stamm- ältern, — er ist mit angedrückten seidigen Haaren bedeckt, diese Be- kleidung ist jedoch wieder so spärlich, dass die grüne Farbe des Fruchtknotens deutlich sichtbar ist und einerseits auf S. viminalis L., 206 welche behaarte Fruchtknoten hat, anderseils auf S. daphnoides \Vill., die kahle Fruchtknoten besitzt, hinweist; der verlängerte Griffel und die verlängerten Narben hat die neugefundene Weide mit beiden muthmasslichen Stammältern gemein, die Narben gleichen aber in der Form mehr jenen der S. daphnoides Vill. und nur ausnahmsweise finden sich in einem Kätzchen einige fädliche bogenförmig auswärtsgekrümmte Narben, wie bei $. vimi- nalis L. Schliesslich glaube ich nur noch erwähnen zu sollen, dass von Max Wichura im Jahre 1856 aus S. viminalis 2 mil S.daphnoides S ein Bastart künstlich erzeugt wurde. (Bastartbefruchtungen im Pllan- zenreiche, erläulert an den Bastarten der Weiden von Max Wichura; Breslau 1865, pag. 12.) Exemplare dieses künstlich erzeugten Bast- artes sah ich nicht; — sollte aber diese künstlich erzeugte Weide mit der aufgefundenen spontanen Weide übereinstimmen, so wäre. es mit dieser Weide derselbe Fall, wie bei X Salix Erdingeri (caprea > daphnoides J. Kerner), von der Wimmer in den „Salices europaeae, Breslau 1866“ pag. 195 sagt: „— postquam a Wichura arte progenila erat,].; Kernerkeiasdget ad: detectam descripsit* und ich könnte dann wie Wimmer ebendort pag. 204 sagen: „Habes igitur hic exemplum hybridae antea arte factae, deinde sponlaneae inventae! Krems, am 10. Juni 1874. — Zur Flora von Ungarn. Von Dr. Jul. Aug. Tauscher. Im Monate Dezember des vergangenen Jahres bekam ich von Freund Borbäs zwei Knollen der Tulipa Billetiana Jord., herrührend aus dem Kasanthale der unteren Donau, wo diese auf grasigen Fel- senplateaux und Abhängen vorkommt; — eine dritte Knolle entnahm ich von einem Blüthenexemplar, das ebenfalls Freund Borbäs mir gütigst mittheilte. Indem ich diese Pflanze gerne blühend sehen wollte, versetzte ich diese drei Knollen in ein Geschirr, signirte es mit den Namen und Standort und gab es ins Glashaus. Im Monate Jänner fingen alle drei Knollen zu treiben an und entwickelten sich allmälig. Anfangs Mai brachten zwei Exemplare Knospen, — das dritte ging in Folge star- ker Bewässerung zu Grunde, von diesen halte sich das Eine gegen den 10. Mai zn einer prachtvollen Blüthe der Tulipa Billetiana ent- wickelt, bei dem zweiten Exemplar entwickelte sich nur ein Blatt, welches bedeutend schmäler war und eine mehr seegrüne Farbe hatte und die Knospe einen ganz anderen Habitus — Allium-arligen — zeigte und bei mir gleich Zweifel erregte, ob dieses Exemplar ebenfalls eine Tulipa sei. 207 Den Zweiten dieses Monals, des Morgens, als ich die fragliche Pflanze besichtigte, war die Spatha der Knospe bereits gespalten und zeigte ein 7blüthiges Konvolut mit schön sattgelben Perigonen. — Tags darauf war eine Blüthe vollkommen entwickelt und sah derje- nigen einer Gagea arvensis Schult. nicht unähnlich. — Am dritten Tage waren schon drei Blüthen vollkommen entwickelt, und es löste sich das Räthsel, indem die Pflanze ein schön gelb blühendes Allium darstellte. Ich durchblätterte alle mir zu Gebote stehenden vaterländischen und siebenbürgischen Werke, leider fand ich nirgends eine so genaue Diagnose, laut welcher ich dieses Allium bestimmen könnte; — jelzt erst nahm ich mein Herbar zu Hilfe, wo ich ein Allium fand, welches mit meinem Exemplar genau übereinstimmte. Es stammt aus Spanien von felsigen Abhängen Bouchera St. Arragon, gesammelt den 2. Juni 1872 von Bordere, nämlich das Allium Moly L. Das Vorkommen dieses Allium in Ungarn war zweifelhaft. — Schultes in seiner Fl. austriaca I. pag. 549 erwähnt wohl selbes als einer ungarischen Pflanze, aber ohne nähere Standortsangabe, sich auf die Autorität Willd. und Person’s (Sp. II, 89) berufend. Rochel, Wierz- bicki und Heuffel nehmen es nicht auf. Neilreich in seiner Aufzählung der in Ungarn und Slavonien bisher beobachteten Gefässpflanzen sagt: „in Ungarn sicher nicht wildwachsend.“ In Siebenbürgen fand selbes Baumgarten an felsigen Abhängen der Alpen, wie es Schur in seiner Enumeratio Nr. 3587 aufführt; auch Duftschmid soll diese Pflanze am Kecskekö bei Karlsburg gefunden haben. Es wurde aber die Echtheit dieser siebenbürgischen Pflanze bestritten, indem man sie zu dem Grisebach’schen Allium zanthieum z08. Obzwar ich Allium xzanthicum Gris. nicht kenne und mir auch eine Beschreibung nicht zugänglich ist, aber nach genauer Verglei- chung des Allium aus dem Kasanthale mit oben erwähnten spanischen Exemplaren wäre ich nicht ungeneigt, diese Kasanthaler Pflanze für das typische Allium Moly L. zu halten und von jetzt an selbe als eine wahre Bürgerin unserer Flora aufzunehmen *). Auch zwei andere interessante Funde erwähne ich noch hier. Im vorigen Jahre machte ich einen botanischen Ausflug nach dem von hier unweit gelegenen Oräs-Kutyavärer Gebirgswalde, um in dessen Lichtungen die dort wachsende Läng’sche Varietät pube- scens der Genista tinctoria L. einzusammeln. Ich fand dort in Ge- sellschaft der Serratula radiata MB. und Erythraea linariaefolia Pers. das schöne Trifolium diffusum Ehrh. Das Vorkommen dieses Trifolium an diesem Standorte — Cerithienkalk — überraschte mich, *) Den 5. d. M. besuchte mich Freund Simkovics und sah auch dieses Allium blühend, er erwähnte, dass auch ihm am Standorte der Tulipa Bille- tiana manche schmal- und einblättrige Exemplare von dieser Pflanze auffielen, die zur Blüthezeit der Tulipa steril waren. Er ist willens, noch in diesem Mo- nate den Kasanthaler Standort aufzusuchen, und er hofft dort mehrere Exem- plare dieses Allium zu finden. 208 indem ich dieses bis jetzt nur an ebenen, sandig-grasigen Stellen und auf Flugsand fand, nie aber auf Hügeln oder Kalksubstrat. Dieses Trifolium kommt bei der Ercsier Puszta Rätz-Szent-Peter im Flug- sand vor; auf der Insel Csepel auf den Sandhügeln (homok- buczka’ s) bei Toköl, Sziget Szent-Miklos-Csepele, so auch am Pokolhegy bei Rätzkeve in grosser Anzahl vor; gewöhnlich in der Gesellschaft von Trifolium arvense, Syrenia angustifolia Andrz., Odontites lutea Pers., Artemisia campestris und anderer sandliebender Pflanzen. Herr Hofrichter Ignäcz Vlasies, der sich meist mit Gramineen des Somogyer Comilates beschäftigt, sendete mir anfangs Mai schöne lebende Exemplare der Daphne Cneorum. Diese Pflanze kommt in einer grösseren Anzahl in der Somogy vor, und zwar auf der zu dem Orte Mesztegnye gehörenden Puszta Libiez an der Basis der dortigen grossen Sandhügel im Flugsande und an grasigen Stellen; — blühend von Mitte April bis Mitte Mai. — Selbe ist dort unge- mein üppig, bis 25>—30 Ctm. hoch und buschige Bestände von 7— 8[_; Meter bildend. Ercsi in Ungarn, am 15. Juni 1874. — Beiträge zur Flora des südlichen Mährens. Von A. Oborny. 2. Das Thajathal bei Zuaim. Das Thajathal in der nächsten Umgebung von Znaim, das ist in der Strecke von Neunmühlen bis Joslowitz, erscheint nicht minder reichhaltig an interessanten Pflanzenvorkommnissen, als der im Juni- hefte besprochene Pelzberg. Nach mehrjährigen Untersuchungen wurden allerdings Alsine setacea, Echium rubrum, Hesperis tristis, Inula salicina, Iris variegata, Lepidium perfoliatum, Orobanche arenaria, Potentilla rupestris, Pulmonaria azurea, Ranunculus illiricus, Seseli Hippomarathrum, Trifolium ochroleucum und Verbascum phoeniceum nur auf obigem Standorte beobachtet, dagegen kommen neben zahl- reichen gemeineren Pflanzen und jenen, die im Junihefte angeführt worden sind, noch folgende Arten in diesem Theile des Thajathales und an den benachbarten Höhen vor, u. zw.: Actaea spicata, Ajuga Chamaepitys Schreb., Allium flavum, A. rotundum, A. sphaerocephalum, A. Scorodoprasum, A. vineale, Alyssum sawatile, Anemone sylvestris, Anthriscus trichosperma Rüm. et Schult., Aguilegia vulgaris, Arabis Turrita, Astrantia major, Biscutella laevigata, Berula angustifolia M. u. K., Bryonia alba, Bromus asper Murr., Carex stellulata Good., Cineraria campestris, Cirsium canum M. Bib., ©. oleraceum Scop., Clematis Vitalba und recta, Oytisus ratisbonensis DC., Erysimum cheiranthoides, Euphor- bia angulata Jacq., Genista procumbens W. et K., Hieracium sabau- 209 dum, Hier. umbellatum, H. Bauhini Schult., H. barbatum Tausch, Hyoseiamus pallidus Kit., Inula hirta, Lepigonum rubrum Fries, Lychnis diurna Sibth., Malva Alcea, Marrubium peregrinum, Myrio- phyllum spicatum, Nepeta Cataria, Orobanche Galü Duby, Orchis sambucina, Papaver dubium, Podospermum Jacquinianum Koch, Po- tentilla recta Jacq., Prunus Chamaecerasus Jacq., P. Mahaleb, P. insititia, Ranunculus divaricatus, R. fluitans, R. paueistamoides Tsch., Sambucus laciniata Mill., Seirpus Holoschoenus Pers., Sedum album, Salvia glutinosa, Sempervivum tectorum, Seseli coloratum Ehrh., 8. glaucum Jacq., Sisymbrium Columnae Jacq:, S. Loeseli, S. pannoni- cum Jacq., S. strietissimum, S. Thalianum Goy, Sorbus Aria Ehrh., S. torminalis Ehrh., Stachys germanica, Thlaspi alpestre, Viola tri- color y. sawattlis. Einer besonderen Erwähnung verdienen noch: 1. Althaea pallida W. et K. Auf steinigen und steilen Abhängen am linken Thajaufer bei Mühlfraun, an Feld- und Weinbergs- rändern um Tesswitz und Zuckerhandl, wie auch zwischen Schat- tau und Edelspitz; nicht zu häufig, jedoch auch nicht selten. Diese Pflanze ist neu für Mährens Flora. 2. Arabis brassicaeformis Wallr. An schalligen Orten am linken Thajaufer, am schönsten in der Salamanderschlucht. Aster pannonicus Jacq. Auf Wiesen um Urbau. Astragalus austriacus Jeq. An Rainen und sonnigen Stellen um Joslowilz, sowohl auf mährischem, sowie auch auf österreichi- schem Boden. 5. Astragalus excapus L. An Feldrainen und im Lehmboden um Mühlfraun, am sichersten in der Nähe des Bahnhofes aulzu- finden. 6. Cypripedium Calceolus L. In einer Schlucht des Neuwegberges bei Neunmühlen. 7. Echinops sphaerocephalus L. Am Karolinenberge bei Znaim und in der Granitzschlucht. 8. Glaucium corniculatum Curt. Zwischen Znaim und Tesswitz, so wie an Feldrainen und um Weinkeller bei Edelspitz. 9. Heliotropium europaeum L. Auf Aeckern, Brachen, in Weingär- ten, wüstem und steinigem Boden um Mühlfraun und Neu- schallersdorf. 10. Linum austriacum L. ‘Auf dem Pöltenberge und bei Altschal- lersdorf. 11. Nepeta nuda L. An Weinbergsrändern bei Altschallersdorf und Edelspitz, selten. 12. Papaver Argemone L. An Rainen, auf Feldern und Eisenbahn- dämmen um Edelspitz, wie auch auf dem Pöltenberge. 13. Primula elatior Jacq. Bisher nur in der An nächst Altschallers- dorf und da sehr vereinzelt. 14. Tordylium maximum L. Zwischen Gebüsch am Wege von Znaim zur Traussnitzmühle. 15. Tragus racemosus Desf. Am Feldwege von Znaim nach Tess- wilz. 16. Veronien longifolia L. Zwischen Ufergebüsch an der Thaja. 17. Vicia lathyroides L. An grasigen buschigen Stellen der Sala- manderschlucht, sehr vereinzelt und selten. 18. Viola arenaria L. An sandigen, trockenen Stellen um Poppitz und Konilz. Znaim, im Juni 1874. Mom —— Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. Von A. Kerner. LXXI. 1316. Calamintha Acinos (L.) — An steinigen Bergabhängen, auf Sandhügeln, im Geschiebe der Flussufer, an den Böschungen der Eisenbahndämme, seltener auf bebautem Lande. Im mittelungar. Berg- lande im Bajuszvölgy bei Erlau; im Thale Gergelhäza bei Bodony in der Matra; auf dem Nagyszäl bei Waitzen; in der Magustagruppe bei Gross-Maros; in der Pilisgruppe bei Gran, auf dem Ketagohegy bei Csev, beiSct. Andrae und Visegrad, im Auwinkel und im Wolfsthale,, auf dem Schwabenberge, Adlersberge, Spissberge und Bloksberge bei Ofen, auf der grossen Haide ober Teieny; auf der Kecskemeter Landhöhe bei R. Palota, Pest, Monor und Pilis; auf der Debrecziner Landhöhe bei Szakoly; im Bereiche des Bihariagebirges bei Gross- wardein, auf dem Bontoskö bei Petrani (hier gesellig mit C. rotundi- folia Pers.), bei Campeni und Vasköh, im Valea Liesa bei Halmadiu und auf den Trachyttuffbänken bei Chisindia nächst Buteni. — Trachyt, Kalk, Dolomit, diluv. und alluv. Sand. 95—630 Met. — Bei Erlau, in der Matra, und auf dem Bloksberge und Adlersberge bei Ofen auch ausdauernd beobachtet. 1317. Calamintha graveolens (M. B.) — Nach Bau mg. Fl. transs. I, 183, im Bihariagebirge in der Vulcangruppe und zwar auf dem Vulcanberg. — Kalk. 1318. Calamintha rotundifolia (P ers.) — An felsigen Bergab- hängen. Im Bihariagebirge auf dem Bontoskö bei Petrani nächst Belenyes und unterhalb der Ruine Desna. — Trachyltuff, Kalk. 180— 250 Met. — (Die beiden hier angegebenen Standorte bezeichnen zu- gleich die Nordgrenze dieser dem südöstlichen Europa angehörigen Pflanze. „Auf Kalkfelsen bei Rownye im Comit. Trentschin [Rochel]* wo sie Reichenb. in Excurs. 327 und nach ihm Neilr. in Aufz. d. ung. Pflanzen mit ? angibt, kommt sie nicht vor. Rochel hatte sie 211 im Banat aufgefunden, in seinem Garten in Rownye kultivirt und im Jahre 1808 in seinen Exsiecaten unter Nr. 8 als „Acynos rotundi- folius Pers. Cultus. ?}, Rownye“ ausgegeben. — Obwohl schon Rochel auf den Etiquetten diese Pflanze "ausdrücklich als ausdauernd bezeichnet, wurde doch später wiederholt die Vermuthung ausge- sprochen, dass ©. rotundifolia [Pers.] einjährig sei. Ich kann nun, nachdem ich diese Art seit 10 Jahren im Innsbrucker botanischen Garten kultiviere, auf das bestimmteste versichern, dass sie ausdauernd ist. — Ein ausgezeichnetes bisher nicht beachtetes Unterscheidungsmerkmal dieser Art von den zunächst stehenden Arten liegt in den stark vor- springenden bogenläufigen Nerven der unteren Blattseite.) 1319. Calamintha silvatica Bromf. — Am Rande und im Grunde lichter Gehölze. — Im mittelungar. Berglande in der Matra bei Paräd und bei Kis Lipöt bei Bodony; "auf den Bergen bei Waitzen; an der Südgrenze des Gebietes auf dem Nyerges bei Simontor nya; häufiger im Bihariagebirge, auf dem tertiären Vorlande zwischen Robogani und Hollodu; bei Fenatia und Rezbänya, auf dem Dealul vetrilor und im Valea mare und insbesonders im Thale der weissen Körös auf allen Hügeln um Körösbänya, im Valea Liesa bei Halmadiu, bei Monesa, Nadalbesci und in der Hegyesgruppe bei Slatina. — Trachyt, Schie- fer, Kalk, mit besonderer Vorliebe aber auf Sandstein. 170—820 Met. [Als Syn. ist hieher zu setzen C. offieinalis Host und Sadler Fl. com. pest. 246. Dagegen ist C. offieinalis Koch Syn. eine Sam- melspezies, welche (©. silvatica Bromf. und C. menthaefolia Host (non Gren. et Godr.); ©. officinalis Hausm. eine Sammelspezies, welche (€. silvatica Bromf., ©. nepetoides Jord. (= Ü. Nepeta Host, non L.— (. Einseleana F. Schultz) und ©. Nepeta (L.) [= €. obliqua Host] begreift, und endlich €. offieinalis Neilr. eine Sammelspezies, welche 1. C©. silvatica Bromf. [— C. offieinalis Host], 2. ©. men- thaefolia Host, 3. C. nepetoides Jord. [— C. Nepeta Host, nec. alior. — C. Einseleana F. Schultz], 4. C.subnuda W.K. und Host, 5. C©. Nepeta (L.), Koch. Gren. et Godr. [— C. obliqua Host] zusam- menfasst. — Bei der grossen Verwirrung, welche in Betreff der Arten dieser Galtung bei den Floristen herrscht, scheint es mir angezeigt, hier eine analytische Tabelle der in Betreff ihrer geographischen Ver- breitung sehr interessanten Calaminthen der österreichischen und unga- rischen Flora einzuschalten: 1. Blüthen gross, Krone über 3 Cent. lang; die Stiele der arm- blüthigen Cyme nur so lang als die Stiele der sie stützenden Blätter . . . . u... CO. grandiflora (L.) Blumenkrone höchstens 2 Centim. lang; die Stiele der Cyme 3. Blätter von grossen dreieckigen Sägezähnen grob gesägt. . Blätter von sehr kleinen, wenigen Zähnen gekerbt-gesägt . 4. Cymen zusammengezogen, die seitlichen Aeste der Cymen sehr verkürzt, dagegen die Blüthenstiele, welche von diesen länger als die Stiele der sie stützenden Blätter . . . e 2 2. Erügple -Siupfltuäu ans rat RE RP RR A 3 Früchte spitzlich . . . . . a RS nF er EINES: 4 7 [ep Ss < seitlichen Aesten ausgehen verlängert, immer länger als die sie tragenden Cymenäste; die Blüthenstiele sämmtlich gerade vorgestreckt und die Blüthen daher gebüschelt; Blumenkronen TOUhNAGLCHL a ner ie. um on na. ein Eh saamilee Meute ker Se... © Gymen langgestielt, die seitlichen Aeste der Cymen so lang als die von ihnen ausgehenden Blüthenstiele, die Blüthenstiele spreizend, die wiederholt dreigabeligen Cymen daher ausge- breitet, Blumenkronen hellblauviolelt . . 5 “n.0 Die primären seitlichen Aeste der Cymen kürzer oder hüch- stens so lang als die sie stützenden linealen Bracteen; Kelche etwas glänzend; die unteren Kelchzähne so lang als die Kelch- röhre, über die drei oberen deutlich hinausragend; Krone 16—19 Mm. lang, dreimal so lang als die Kelchröhre C. silvatica Bromf. Die primären seitlichen Aeste der Cymen doppelt so lang als die sie stützenden linealen Bracteen; Kelche glanzlos; die unte- ren Kelchzähne kürzer als die Kelchröhre, über die drei oberen wenig hinausragend, Krone 11—13 Mm. lang, 2'/, mal so lang als die Kelchröhre . . ©. menthaefolia Host (non Gr. et Godr.) . Blumenkrone 12—15 Mm. lang, 2'/, mal so lang als die Kelchröhre, die zwei unteren Kelchzähne über die oberen elwas vorragend C. nepetoides Jord. (= C. Einseleana F. Schultz.) Blumenkrone nur 5—6 Mm. lang, 1'/, mal so lang als die Kelchröhre, die zwei unteren Kelchzähne über die drei oberen breit-dreieckigen Zähne nicht vorragend . C. subnuda (W.K.) . Blumenkrone hellblauviolett, wenig mehr als 1 Centim. lang, plötzlich erweitert; Kelchröhre aussen auf den Nerven mit steifen abstehenden Haaren bestreut, der Kelchschlund behaart, aber die Schlundhaare nicht vorstehend, so dass man an dem Kelehschlund nach dem Abfallen der Krone keinen weissen Bart wahrnimmt; die Blätter stumpf, so wie die Stengel rauh- haarig C. adscendens Jord. (©. menthaefolia Gren. et God., non Host) Blumenkrone hellblauvioleit, 1 Centim. lang, allmälig erwei- tert; Kelchröhre aussen von sehr kurzen Härchen flaumig oder fast kahl, der Kelchschlund stark behaart und die Schlundhaare vorstehend, so dass der Kelchschlund nach dem Abfallen der Krone deutlich weiss gebärtet erscheint; die Blätter kurz, breit, spitz, so wie die Stengel flaumig - weich- haarig, „sencieiner fiber aaggersl «gi Kae ae er N Kelche behaart; Kelchzähne PERSRREN, spitz, fast so lang oder länger als die Kelchröhre . . . a 19 Kelche kahl; Kelchzähne dreieckig, kurz, 'stumpflich, 4 Simal kürzer als die Kelchröhre.. . . 2... ©. thymifolia (Scop.) Kelche mit sehr kurzen Härchen dic ht bekleidet; Kelchzähne kaum so lang als die Kelchröhre; Blätter fast kahl, dunkel Pnnkliri ). 0%. 72 00:00. ‚OrIganı [ala N ı1s. 213 Kelche mit abstehenden weissen borstlichen Härchen bestreut, Kelchzähne verlängert, lang vorgestreckt, länger als die Kelch- röhre, Blätter behaart, nicht punktirt . ©. Pulegium (Rochel.)] 1320. Clinopodium vulgare L. — In dem Gestäude der Wald- ränder und Waldlichtungen. Im mittelungarischen Berglande auf dem Nagy Eged bei Erlau; auf dem Hegyes in der Matra; auf dem Nagy- szäl bei Waitzen; bei Gross Maros in der Magustagruppe; auf dem Piliserberge und den Bergen bei Ofen in der Piliser uppe; im Vorlande der mittelungarischen Beregruppen bei Gödöllö und auf dem Löss- rücken bei- Gomba ; auf der Kecskem. Landhöhe in dem Waldreviere zwischen Monor und Pilis und in dem Walde der Puszta Peszer bei Alsö Dabas; im Bihariageb. auf dem tertiären Vorlande bei Gross- wardein, Szt. Märton, Lasuri und Hollodu; dann im Poienathal bei Petrosa, auf dem Dealul vetrilor und auf der Pietra lunga bei Rez- bänya, bei Colesci und Vasköh, zwischen Monesa und Desna und auf den tertiären Lehmhügeln bei Halmadiu. — Trachyt, Sienit, Schiefer, Kalk, tert. und diluv. "Lehm- und Sandboden. 95—820 Met. 1321. Melissa offieinalis L.— Im Grunde und am Rande schat- tiger Gehölze, insbesonders gerne in der Nähe von Quellen und Bach- rinnsalen. Im mittelungar. Berglande in der Pilisgruppe auf dem be- waldeten Bergrücken, welcher den Kishegy bei Csev mit dem Piliser- berge verbindet (hier häufig und zuverlässig wild); im Bihariageb. in der Nähe der Urspr ungsstelle des Mühlbaches bei Vaskoh, an beschat- teten Kalkfelsen bei Mondsa und bei $zt. Märton nächst Grosswardein. — Im Gebiete nur auf Kalksubstrat beobachtet. 150—700 Met. — (Bei Tö Almas im Tapiogebiete des Tieflandes, wo Kit. diese Pflanze im Itin. d. Marm. Reise S. 35 angibt, kommt sie wahrscheinlich nur kultivirt oder vielleicht verwildert, aber gewiss nicht wild vor.) 1322. Hyssopus officinalis Dim mittelungar. Berglande auf dem Nagy Eged und Hajduhegy bei Erlau nach Vrabelyi ganz einge- bürgert, wenn auch dort wahrscheinlich nicht ursprünglich wild. Nach Janka (Oest. bot. Zeitschr. 18567) auf Wiesen zwischen Degh und Enying an der Südwestgrenze des hier behandelten Gebietes mit weis- sen Blüthen. 1323. Nepeta Cataria L. — An Waldrändern, in Holzschlägen, an Zäunen und Hecken, Strassenrändern, Flussufern. — Bei Csenke in der Nähe der Granmündung, bei Ujfalü auf der Csepelinsel; nicht selten in den Waldrevieren der Kecskemeter Landhöhe, so nament- lich im Walde zwischen Monor und Pilis und auf der Pusta Peszer bei Also Dabas; im Bereiche des Bihariag. bei Grosswardein, Vasköh, Rieni, Criscioru, Fenatia. — Tert. diluv. und alluv. Lehm- und Sand- boden. 95—380 Met. 1324. Nepeta pannonica Jacq. — Am Saume und in den Lich- tungen der Hoch- und Niederwälder. Im mittelungar. Berglande auf dem Särhegy bei Gyöngyös in der Matra: auf dem Nagyszäl bei Waitzen; in der Pilisgruppe bei Visegrad, Gran, P. Csaba, P. Szänto, Csobanka, Sct. Andrae, im Wolfsthale und auf dem grossen und klei- nen Schwabenberge bei Ofen; auf der Kecskem. Landhöhe in dem Ossterr. botan. Zeitschrift. 7. Heft 1874. 15 214 Waldreviere zwischen Monor und Pilis, bei Eeser und im Tapiogebiete bei Szt. Märton Käta; im Bihariageb. auf dem tert. Vorlande bei Szöl- lös und Lasuri, auf dem Vasköher Kalkplateau bei Campeni und Colesci, in der Umgebung von Rezbänya und Fenatia; in der Plesiugruppe zwischen Nadalbesci und Monesa, im Thale der weissen Körös zwi- schen Halmadiu und Körösbanya und in der Hegyesgruppe bei Slatina. — Trachyt, Schiefer, Sandstein, Kalk, tert. und diluv. Sand- und Lehmboden. 95—815 Met. — Der höchstgelegene im Gebiete beob- achtete Standort an einem Buchenwaldrand auf dem Dealul vetrilor bei Rezbänya. — (Ob Nepeta pannonica L., so wie auch Nepeta nuda L. mit den gleichnamigen Arten Jacquin’s identisch sind, lässt sich mit Sicherheit kaum entscheiden und es empfiehlt sich daher in diesem Falle mit Reichenb. pat. [Excurs. 317] und mit Grisebach [Spieil. I, 131] bei diesen Arten Jacquin als Aulor aufzuführen, ebenso wie es vorzuziehen sein dürfte, auch zu N. violacea nicht L., sondern Vill. als Autor beizusetzen. — In Neilr. Aufz. d. ung. und slav. Pfl. S. 165 werden N. pannonica, N. nuda und N. violacea kumulirt, beziehungsweise alle drei als in dem von Neilreich behandelten Gebiete vorkommend angegeben, was aber unrichtig ist. Die nörd- liche Vegetationslinie der durch die Südalpen über den Karst nach Montenegro und Macedonien verbreiteten N. violacea berührt zwar bei Zakayl nächst Fiume nahezu das von Neilreich in dem ange- führten Werke behandelte Florengebiet, aber innerhalb der Grenzen dieses Florengebietes wurde N. violacea bisher nicht aufgefunden. Auch N. nuda, die sich aus alter Zeit noch in manchen botanischen Gärten bis auf den heutigen Tag unter dem irrigen Namen „N. uerai- nica“ kultivirt findet, wurde bisher weder in Ungarn noch in den an Ungarn westwärts angrenzenden Ländern wild wachsend beobachtet. Griseb. traf sie im Scardus zwischen 3000 und 4000° auf Kalkboden an Bächen wachsend an. Ich kenne diese Pflanze nur aus kultivirten Exemplaren, und auch Reichenb. pat. sagt in Excurs. 317: „ich erhielt sie noch nicht wild.“ Jacquin’s Abbildung und Beschreibung ist nach einer im botanischen Garten kultivirten Pflanze angefertigt und es ist mehr als zweifelhaft, dass diese Pflanze im Bereiche der österreichischen Flora wildwachsend aufgefunden worden war. In neuerer Zeit wenigstens wurde dieselbe in Oesterreich vergeblich ge- sucht. Neilreich und mit ihm viele andere Floristen hielten irrthüm- licher Weise die kleinblüthige gynodynamische Form der N. pannonica Jacg. für N. nuda Jacq. Es kommt aber sowohl N. nuda als auch N. pannonica mit androdynamischen grösseren und gynodynamischen kleineren Blüthen vor. — In dem hier behandelten Gebiete wurde Mer den drei eben berührten Arten nur N. pannonica Jacg. aufge- funden.) 1325. Nepeta parviflora M. B. — Auf dem Huünhalmi horga bei Alsö Szt. Ivany im Tolnaer Comitate und auf den Schanzen des Bolond vars bei Eresi, von Tauscher im Juni 1871 aufgelunden. — Diluv. sand. Lehmboden. 100 Met. 13 1326. Glechoma hederacea L. — An Flussufern und Dämmen, im Grunde der Wälder, zumal im Schatten von Weiden- und Pappel- gehölzen, an Hecken und Zäunen, in Obstgärten und auf bebaulem Lande. Im Inundationsgebiete der Donau bei Näna, Gran, Set. Andrae, Altofen; bei dem Stadtmaierhofe und im Leopoldifelde nächst Ofen; bei P. Csaba; auf der Keeskem. Landhöhe bei Waitzen, Pest, Monor, Pilis, Nagy-Körös; in der Tiefebene im Inundationsgebiele der Theiss sehr häufig bei T. Füred und Szolno\ ; im Bereiche des Bihariageb. bei Grosswardein, Rezbanya, Monesa und Reseirata. — Schiefer, tert. diluv. und alluv. Lehm- und lehmiger Sandboden. 95—S50 Met. 1327. Glechoma rigida (Rochel als var.) — Im Grunde und am Rande schattiger Hoch- und Niederwälder. Im millelungar. Berg- lande bei Erlau; in der Matra zwischen Szarvaskö und Felnemet ; auf dem Nagyszäl bei Wailzen; in der Magustagruppe bei Gross Maros; in der Pilisgruppe bei Visegrad, Sct. Andrae, Gran, Dorogh, P. Csaba, auf den Trachytbergen bei Szt. Läszlö, auf dem Gipfel des Dobogokö bei Dömös, auf dem Ketägohegy bei Gsev und auf dem Piliserberge, im Leopoldifelde und Auwinkel, auf dem Lindenberge und Johannisberge bei Ofen. Im Walde zwischen Kerepes und Gödöllö. — Fehlt im Tieflande. Dagegen sehr verbreitet im Bihariageb. in der zerrissenen Randzone des Batrinaplateaus vor dem Eingange in die Höhle ober Fenatia, auf der Standsa, Pietra lunga und Pielra mun- eelului und überhaupt auf allen waldigen Höhen zwischen Rezbänya und Petrosa. Im tert. Vorlande des Bihariageb. auf dem Köbänyahegy bei Grosswardein. — Liebt dunklen Humusbode. im Grunde der Laub- wälder und wurde von mir im Gebiete nur anf Kalk- und Trachyt- substrat beobachtet. 150-—1280 Met. — (Als Syn. ist hieherzuziehen Glechoma hirsuta W.K. pl. rar. hung. Il, p. 124 (1805). — @. hirsuta W. K. wurde nämlich von Rochel in seinen Exsicc. unter Nr. 93 schon im Jahre 1803 als „@. hederacea var. rigida“ vom Berge Strassov im Trentschiner Comitate ausgegeben. Der von Rochel ge- gebene Name „rigida* hat demnach die Priorität vor dem Namen „hirsuta®“, und vor leizterem geradeso den Vorzug wie der Name Draba lasiocarpa Rochel vor Draba Aizoon Wahlenberg.) 1328. Dracocephalum austriacum L. — An grasigen Plätzen sonniger Hügel. Auf der Kecskem. Landhöhe auf den vorherrschend mit Stipa bewachsenen Hügeln auf der Puszta Szt. Mihaly bei Palota und Föt nächst Pest und auf der Puszta Peszer bei Also Dabas. In der Stuhlweissenburger Niederung bei Täpe im Tolnaer Comitate und bei Csäkvär im Weissenb. Comitate. — Diluv. Sand. 95—130 Met. 1329. Melittis Melissophyllum L. — Im Grunde und am Rande lichter Hoch- und’ Niederwälder. Im mittelungar. Berglande auf dem Nagy Eged bei Erlau; bei Paräd in der Matra; auf dem Nagyszäl bei Waitzen; in der Magustagruppe auf dem Spitzkopf bei Gross Maros; in der Pilisgruppe bei Visegrad, Set. Andrae, Szt. Läszlö und (so- banka, auf dem Piliserberge (bis zu dessen höchster Kuppe), im Leo- poldifelde, Auwinkel und Wolfsthale und auf dem Schwabenberge bei Ofen. Im Bihariageb. im Walde gegenüber dem Hochofen bei Petrosa; 98 216 in der zerrissenen Randzone des Batrinaplateaus am Fusse der Pietra Boghi im Valea pulsului, auf der Tataroca und Pietra lunga bei Rez- banya und unter der Eishöhle bei Scarisiora im Valea Odincutia (hier der höchst gelegene von mir im Gebiete beobachtete Standord); im Thale der weissen Körös, aul dem Dealul vultiucluiului nächst Körös- banya; im Vorlande des Bihariagebirges im Wolfswalde bei Gross- wardein. — Sienit, Trachyt, Kalk, S Sandstein. — 160—1265 Met. — Fehlt im Tieflande. Das Kalniker Gebirge. Von Dr. J. C. Schlosser. Einleitung. In Betreff der Beschaffenheit des Bodens in orographischer und geologischer Beziehung ist Kroalien im Allgemeinen ein Bergland, welches durch die südöstlichen Ausläufer der Alpen gebildet und durch die Kulpa in 2 ziemlich gleich grosse Theile, einen nördlichen und einen südlichen geschieden wird, die aber in ihrer natürlichen Be- schaffenheit und geologischer Zusammensetzung und ihrer Vegetalions- formen sehr verschieden sind. — Denn während die zwischen dem rechten Kulpa-Ufer und dem Gestade des adrialischen Meeres liegen- den Antheile ausschliesslich der Karstformation angehören, waltet in dem nördlichen zwischen dem linken Kulpa-Ufer bis zum rechten Mur- und Drave-Ufer liegenden Antheile bei völligem Ausschlusse des Karstes die Tertiär- und Diluvialbildung vor. Wie allgemein bekannt ist, entsenden die Alpen 3 Hauptgebirgs- züge nach Kroatien. Der eine zwischen der Kulpa und Save ein- dringende ist ein Ausläufer der Krainerischen Alpen oder des soge- nannten Uskokengebirges; jener zwischen der Save und Drave nach Kroatien eindringe nde ist der östliche Ausläufer der Kuravanka-Alpen und endlich jener zwischen Drave und Mur nach der Murinsel einlau- fende Gebirgszug ist der letzte Ausgang der norischen Centralalpen. An den von den Kuravanka-Alpen nach Kroatien entsendelen Gebirgszügen werden wieder folgende Bergzüge unterschieden: 1. Das 3 Meilen lange Kostelgebirge, dessen höchste Spitze die Kunagora bei Pregrada mit 1703‘ Erhebung über die Meeresfläche. 2. Das 7 Meilen lange Ivans£icagebirge, dessen höchste Spitze „[vanstica* mit 3355‘ Strahintica mit 2678° und Susic bei Rudoboj mit 2541‘ über dem Meere und der Voralpenregion angehörend. 3. Das 4'/, Meilen lange Macelgebirge mit der höchsten Spitze St. en mit 1648‘ über dem Meere. Das niedrigste zwischen der Beduja und der Plitvica liegende Teplitzer Gebirge, dessen höchste Spitze „Oseta* nur mit 950° Höhe über der Meeresfläche angegeben wird. 217 5. Das 5 Meilen lange Kalniker Gebirge mit dem höchsten Rücken Bu? mit 2034‘. Das Reka-Bilogebirge, das als eine unmittelbare Fortsetzung des Kalnikar iebirges angesehen werden muss und das sich als eine 9 Meilen lange Hügel- und Be rokelte, indem es in Kroatien die Höhe von 900° nicht übersteigt, durch die St. Georger Militärgrenze nach Slavonien zieht, die Grenze zwischen dem Verovilicer und PoZeganer Komitate bildend seine höchste Erhöhung über die Meereslläche in dem Bergrücken Rust mit 2442° südöstlie Ih von Drenovee, Petrovoselo mit 2496‘ nordöstlich von Podgorje und Gizderovo-Brdo bei Orahovica mit 2498° erreicht und dessen unmittelbare Fortsetzung das Vrdnik- rn oder Fruska Gora angesehen werden muss. Das 5 Meilen lange "Aor amer Gebirge mit dem höchsten Rücken „Veliko-sljeme mil 3276‘, Malo-sljeme 3036° und dem Jakobs- berge mit 2712’ Meereshöhe und endlich 8. Das Moslavaner Gebirge, auch die Garicer Berge genannt, dessen höchste Spitze „ Obersterova Hunka“ oberhalb Gornje Jelenska mit 1530° Meereshöhe angegeben wird. Nach Voraussc hickung dieser allgemeinen orographischen Bemer- kungen wollen wir nun zur spezie Ilen Lösung unserer Aufgabe über- gehen und beginnen mit der Schilderung : I. Das Kalniker Gebirge in orographischer und geologischer Beziehung. Dieses im Quellengebiete der Lonja zwischen den Ortschaften Dolnje und Gornje Makovite und Grona beginnende und sich an die letzten nordöstlichen Ausläufer des Agramer Gebirges anschliessende, oder vielmehr von diesem in nordwestlicher Richtung durch die tiefe von der Agr en: Strasse beim Orte Mozdjenec beginnende und eine Strecke | ängs der neuen Varasdin-Kreutzer in südwestlicher Richtung verlaufende, dann aber bei der sogenannten Pasener Mühle an der alten Varasdin-Kreutzer Strasse im Quellengebiete der Lonja einmündende Thalschlucht geschiedene Gebirge zieht sich in einer Länge von 5 vollen Meilen am rechten Ufer des Bedujaflusses durch das Kreutzer Komitat und einen Theil der Kreutzer-Varasdiner Mili- tärgrenze bis in die Alluvialebene von Kopreunitz, wo es durch die Thalsohle der Bistra und Dugurieka (Kaprivnie a) einerseits und der Glogovnica andererseits begrenzi zwischen den Ortschaften Lepavina und Carvodar mittelst des so zu sagen zu einem Hügel herabge- drängten Bergrückens, über den die Kreutz- -Kopreunitzer Strasse führt und wo auc h die Aoram-Kanizaner Eisenbahn aus dem Flussgebiete der Save in jenes der Drave fast ohne jede Steigung übersetzt, mit dem 6. Eingangs gedachten Gebirgszuge, d. h. mit dem Reka-Bilo- gebirge zusammenhängt. — Es streicht demnach genau von WSW. gegen ONO., hat eine etwas divergirende Stellung gegen das Ivanseica- gebirge und nähert sich mehr der Streichlinie des Agramer (rebirges. Der Hauptstock dieses Gebirges besteht nach Angabe des Herrn Farkas- Vukotinovie (Jahrbuch der k. k. geologise hen Reichsanslalt, 4. Jahrg. 1855, IN. Quartal, S. 550) „aus Grauwacke, Sandstein und 318 Thonschiefer, aus dem sich schmale, meist schroff ausstehende Kalk- wände erheben. Der Kalkstein ist in seinen oberen Lagen vielfach zerklüftet, ziemlich unrein und matt, in den tieferen Lagen wird seine Struktur krystallinisch, marmorartig, die Petrefacten sind in Kalkspath umgewandelt und gänzlich unkenntlich. Die Farbe der oberen Kalke ist gewöhnlich grau, der mittleren roth oder rothbraun, der unteren aber dunkelgrau, weiss und röthlich gefleckt.* Mit dieser Angabe stimmt auch der Reichsgeologe Wolf, welcher im Sommer 1861 mit dem k. k. Bergrathe Fetlerle unter Anderen auch die geologischen Verhältnisse des Kalniker Gebirges durchzuforschen hatte und zu welchem Behufe er auch mehrere Tage daselbst ver- weilte, im Allgemeinen überein. (Siehe Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt, Jahrg. 1861 und 1862, XII. Bd. S. 229.) Die ältesten Gesteine, die hier auftreten, sind dunkle Schiefer und zum Theile feinkörnige graue Sandsteine mit Konglomeraten aus krystallinischen Gesteinen zusammengesetzt. Sie sind an mehreren Stellen von Diabasgesteinen durchbrochen und diess. ganz vorzüglich im Sattel (potivalo) zwischen Vajnovee und Ljubestica und nicht minder auch in dem aus der Thalschlucht „Vratno* kommenden Ka- mesnicabache. Als zunächst jüngere Gesteine erscheinen Hallstädter-Esino- Dolomite und Kalke, beide räumlich von einander getrennt durch einen Braunkohlensandstein, der den älteren Kern inselartig abschliesst. Die Grauwacke ist in der Nähe des Uebergangskalkes feinkörnig, kalkhaltig und grau, im Uebrigen ist sie braun, quarzig und faldspath- haltend. Sie wechsellagert mit Sandsteinen und Thonschiefer. Die Dolomite erscheinen in der Beduja bei Ljubescica, die Kalke dagegen in der Thalsohle der Kamesnica. Bei Vajnovec nördlich erscheinen röthliche] Kalke. Bruchstücke von röthlichen krinoiden Kalken findet man bei Apatovec; sie sind Glieder der Juraformation und bilden einen Haupttheil der Kalniker Felsen. Weisse Kalke von dichtem Gefüge und splitterigem Bruche liegen darüber. Sie zeigen Korallendurch- schnitte. Diese Gesteine bilden nun den Kern des Kalniker Gebirges, an welchen sich alsdann die Braunkohlen führenden Sandsteine, beson- ders in den Abhängen der Thalschlucht vom Dorfe Drenovec und Leskoveec, dann die Laitakalke mit Pecten latissimus und Ostrea cal- lifera, darüber die grauen und weissen, den Cerithienschichten zu parallelisirenden Mergel und endlich die Congerienschichten zonenförmig anlagern, die dann von Löss weitübergreifend bedeckt werden. Interessant ist das Vorkommen von Serpentin, der an mehreren Stellen, und zwar immer im Gebiete des rothen Uebergangkalkes anstehend gefunden wird. Beim Durchbruche des Serpentins wurde der Kalkstein vielfach verändert, zu schroffen Hörnern und Riffen erhoben und zertrümmert. Auf der Südseite der Kalniker Felsen wurden zwischen rothen Kalksteinlagern Geschiebe von Jaspis ge- funden. 219 Die Anwesenheit der Kreide ist durch grauen Mergel im Sattel von Sudovec gegen Grana erwiesen, welcher besonders beim Dorfe MozuJjenie zu Tage kommt. Auf der Nordseite der Kalniker Felsen liegen die gerundeten Berge der Grauwacke und des Thonschiefers, worin Gänge eines rothen Kalksteines auftreten, die rhombo@drisches Eisenerz enthalten. Der Thonschiefer ist diekschiefrig, bläulich, braunroth oder schwarz. — Die mächtigen Steinbrüche in Horvatovec liefern Grobkalk mit häufigen Cerithien - Conglomeı 'alen und auf dem Grobkalke liegen mächtige Sandsteinfelsen auf, die jedoch mit mächtigen mit Humus und Mergel reichlich durchdrungenen Sandschichten bedeckt und mit Reben bepflanzt sind, die den besten und kräftigsten der Teplitzer Weine liefern. In den Gebirgsbächen findet man Geschiebe von rothen, braunen, schwarzen und grünen, mitunter auch von reinen Quarzen, und nicht selten selbst wirklichen Hornstein, worunter sich Rollstücke eines gra- nilischen Gesteines vorfinden, so dass man anzunehmen berechtigt ist, dass das Kalniker Uebergangsgebirge auf Granit oder Gneis aufliege und dass dieses Grundgebirge irgendwo in einer der tiefen Schluchten durch Wasserrisse aufgedeckt ist. Il. Das Kalniker Gebirge in hydrographischer Beziehung. Das Kalkniker Gebirge sendet seinen, übrigens im Ganzen ge- nommen sehr geringen Wasserreichthum, seiner südlichen Abdachung der Save, jenen der nördlichen der Drave zu. — Viele der Quellen entspringen in ziemlicher Höhe und rauschen mit jähem Gefälle den waldigen Bergschluchten zu, hie und da eine vorspringende Klippe oder eine steile Felsenterrasse überspringend. Aber diese Wasser- adern sind dort, wo sie sich im wilden Sprunge hinabstürzen müssen, noch viel zu arm, um das Schauspiel eines imposanten Wasserfalles zu bieten. — Nach kurzem Verlaufe verlieren die Rinnsalen dieser Bäch- lein ihre steile Neigung, münden in die anliegenden Thalbecken aus und vereinigen sich, nachdem sie an der Mündung der Bergschluch- ten eine Masse von abgeschliffenem Steingerölle abgesetzt haben, zu an und für sich unbedeutenden Bächen, die alsdann in ihren lehmigen Diluvialstrassen meist träge und langsam dahinschleichen, was ganz besonders von jenen der südlichen Abdachung gilt. Aus dieser kurzen Schilderung ist also ‘ersichtlich, dass das Kalniker Gebirge in hydrographise her Beziehung nur wenig Interes- santes und auf die dortigen Vegelationsve srhältnisse Einflussnehmendes darbietet, indem es schon auf Grund seiner orographisch-geologischen Beschaffenheit an und für sich zu den wasserarmen Gegenden gehört; denn selbst die Lonja, welche doch zu den hierländigen Flüssen zweiten Ranges gehört, ist bei ihrem, in das Gebiet des Kalnik-Agra- mer Gebirges fallenden Ursprunges der Art wasserarm, dass ihr Bett nicht selten, besonders zur Sommerszeit, eine gute Strecke weit ganz trocken gelegt wird. — Diess gilt auch von dem Bache bei Sudovec, Rieka und Vujnovec. Der wasserreichste Bach muss wohl 220 die Kamesnica genannt werden, welche aus der tiefen Thalschlucht bei Vratno aus dem Gebirge hervortrilt, um durch das der Alluvial - und Diluvialformation angehörige Hügelland des Kreutzer Komitates der Lonja zuzueilen. Diesem zunächst steht der Bach bei Ljubes£ica, welcher aus der Thalschlucht zwischen dem Vrunilac und Ljubel her- vortretend, nach kurzem Laufe in die Rednja einmündet. Beinahe von derselben Bedeutung ist die eines dreifachen Ur- sprunges sich erfreuende Glogovnica, die dem Flussgebiete der Save angehört, sowie die Bistra und Duga-rieka (Koprivnica), welche beide dem Wasserbecken der Drave anheimfallen. Im Rayon des Kalniker Gebirges gibt es weder eigentliche Sümpfe noch Moore, denn die Sümpfe und Moräste der trägen Bistra im Gebiete der St. Georger Militärgrenze fallen nicht mehr in das Bereich dieses Gebirgszuges. — Dagegen weiset dieses Terrain zwei Salzquellen aus, nämlich die kochsalzhaltige Mineralwasserquelle beim Dorfe Slonja an der nördlichen, und den glaubersalzhaltigen alkalischen Säuerling nächst dem Dorfe Apatovec an der südlichen Abdachung des Gebirges. II. Umfang und Eintheilung des Terrains. Das Kalniker Gebirge erscheint von der königl. Freistadt Kreutz, oder noch besser von dem viel höher gelegenen benachbarten Orte Gjurgjie gesehen, als eine continuirliche, die natürliche Wasserscheide zwischen dem Thalgebiete der Save und jenem der Drave bildende Bergkette, deren Rücken sich in einer sanftgebogenen Wellenlinie in einer Ausdehnung von vollen 5 geographischen Meilen von WSW gegen ONO schlängelt und dessen Breite von den dasselbe von süd- licher Seite begrenzenden Diluvial- und Alluvialniederungen einerseits und bis zum rechten Ufer der Rednja, und vom Ludberg aus, wo die Rednja in die Niederungen des Draugebietes, in die fruchtbare Podra- vina tretend, einen mehr nördlichen Verlauf nimmt, bis zum Beginn dieser Niederungen andererseits, durchschnittlich auf 2 Meilen im Querdurchmesser angenommen werden kann, umfasst einen Flächen- raum von beiläufig 12 [_ ‚Meilen, in welchem drei gesonderte Regionen unterschieden werden, nämlich a) das eigentliche Gebirge, b) das dem Gebirge angrenzende Hügelland und c) die am rechten Rednja- Ufer und den Bächen Bistra, Gliboka und Duga-rieka einerseits und die an den der südlichen Abdachung eniströmenden Bächen anliegen- den Alluvial- und Diluvialniederungen andererseits. Die Berge sind durchgehends bis an den Rücken bewaldet, jedoch mit häufigen lichten Stellen unterbrochen, die durch Auftauchen massenhafter Kalksteinfelsen bedingt sind. Die südliche dem Save- becken zugewandte Seite dieses Gebirgszuges erscheint als ein mäch- tiger, aus dem mit Reben und Cerealien bebauten Berglande emporra- gender Bergwall, ohne besondere Ausläufer zu bilden ; dagegen präsentirt sich die dem Rednja- und Dravethale zugekehrte, ziemlich jäh ab- stürzende Seite von dem mächtigen Felsenkoloss „Vranilac“ gesehen, als ein schwer zu entwirrender Knäul von bewaldeten, hie und da 221 von aufstrebenden Felsenkämmen und grasigen Terrassen unterbroche- nen Bergrücken, indem sich von dem in erster Front stehenden Hauptgebirgszuge unzählige, theils mit diesem parallellaufende, theils in das angrenzende Hügelland allmälig hinabsinkende Gebirgsarme loslösen. In östlicher Richtung senken sich diese Berge immer mehr und mehr, bis sie in den Alluvial- und Diluvialniederungen am linken Ufer des Baches Bistra und Duga-rieka ihre niedrigste Lage finden. Merkwürdig sind in diesem Gebirge die tiefen, schauerlichen Schluchten, in denen sich die Gebirgswässer ihre Rinnsalen gegraben haben, die zumeist von schroffen Felsenmassen begrenzt werden. IV, Das Kalniker Gebirge in klimatischer Beziehung und seine Frühlingsflora. Das Kalniker Gebirge hat, wie überhaupt ganz Kroatien, im All- gemeinen genommen, ein sehr mildes, der Vegetation sehr günsliges Klima, was überdies durch seinen Verlauf von WSW gegen ONO, besonders an dessen südöstlicher Abdachung im hohen Grade e begünstigt wird. Daher pflegen sich auch die ersten Regungen der Vegetation sehr frühzeitig einzustellen und zwar an dessen südöstlicher Abdachung wenigstens um 20—30 Tage früher als an der nördlichen, was ge- wöhnlich schon in die erste Hälfte des Februar zu fallen pflegt. Denn sobald die Atmosphäre durch den Südwind nur einigermassen erwärmt fangen an die Baumknospen aus ihrem Winterschlafe zu erwachen und es erscheinen auch alsobald die ersten Frühlingsblumen und diess zwar im Hügellande und den Vorbergen schon dann, woselbst in den benachbarten Niederungen die Natur aus ihrem Winterschlafe noch nicht erwacht ist. — Kein Wunder also, dass die lebenslustigen, natur- freundlichen Bewohner der benachbarten Freistadt Kreutz schon in den ersten Tagen des kaum beginnenden Frühlings nach den Kalniker Bergen so gerne pilgern, um sich der ersten Frühlingsregungen zu erfreuen und die — Frühlingsluft mit vollen Zügen zu schlürfen!! — Denn wer sie einmal empfunden hat, die alljährlich wiederkehrenden Genüsse, die sich dem Naturfreunde in dem allmäligen Erwachen der Natur bieten, und wer von dem ersten Jubelschlage der Lerche, von den ersten Blüthen des Schneeglöckchens (Visibaba ili Padremak — Galanthus) und des frühlingverkündenden Crocus (Podlesak), die vielleicht dicht neben dem winterlichen Schnee ihre Köpfchen neugie- rig über den Boden erheben, bis zu den sanftschlagenden Tönen der Nachtigall im Fliederbusche, umgeben von der ganzen Pracht der Frühlingsvegetation, die in Ueppigkeit und Duft ihrer Entwicklung dasteht; wer sie belauscht hat, die Natur in ihrem geheimnissvollen Walten, wie sich Knospe auf Knospe entwickelt, ein Blatt sich um das andere reihet und Blüthen und Früchte, erst einzeln, dann in zahlreicher Menge das Auge durch ihren schimmernden Glanz erfrischen, und wer auch mit gefühlvollem Verständniss ihrem Erlöschen gefolgt, bis die winterliche Schneedecke‘ die Fluren wieder überzieht; wer 222 mit einem Worte mit wirklichem Sinn für die Natur und ihre Wunder als sorgsamer Beobachter der Entwickelung der Vegetation gefolgt ist, der wird die ganze eigenthümliche Schönheit, die gerade im Frühlings- und Herbstleben sich so mannigfaltig vorfinden, gewiss nicht verkennen und den Vorzug zu schätzen wissen, den uns der Frühling und Herbst so reichlich spenden und deren Gaben wir be- sonders im Kalniker Gebirge im vollen Masse geniessen können. Aber nicht bloss an der südlichen Berglehne, sondern selbst in den höher liegenden Hainen und Wäldern erwacht um diese Zeit das Pflanzenleben. Selbst im schneefreien Winter, oder falls. solcher vor- handen war, findet man, sobald die Schneedecke gewichen, selbst in dem Hochwalde einiges Grün, welches von den überwinternden Pflan- zen herrührt. — Häufige, ja selbst massenhaft den Waldboden und die Baumstämme überkleidende Moose (mahovi) bilden den grünen Rasen. Neben den Moosen sieht man überwinternde grüne Blätter von Farren (papratnjate) und Phanerogamen (javnocvietak), als von Polypodium (Oslad) von Asplenium- und Aspidium-Arten, (Slezenica i Preprat), vom Ruscus (Breberina), Hedera (Prstjen), Rubus (Kupina), Asarum (Kopitujak) u. s. w. als die ärmliche Winternahrung der Kal- niker Hasen und Rehe. Nicht lange und es erscheinen auch hier im tiefen Walde Grup- pen und ganze Heerden aufblühender Frühlingspflanzen. Es gesellen sich zu den oberwähnten, die es gleichfalls nicht verschmähen, im liefen Walde sich anzusiedeln, als wie z. B. die Hepatica triloba Haix., Daphne Mezereum, Scilla bifolia, Viola Riviniana Rehb., Co- rydalis eava Schweig., C. solida Sm., C. pumila Host und (©. fabacea Pers., Haequetia Epipactis DC., Anemone nemorosa, Isopyrum tha- lietroides, Erythronium Dens canis, Dentaria trifolia WK., Lathraea squamaria; an Waldbächen erscheinen das zarte Chrysosplenium alternifolium wit der kräftigen Caltha palustris und selbst Ranun- culus Ficaria findet sich ein auf Besuch bei seinen Zeitgenossen im hohen Walde. An mehr lichten und sonnigen Stellen zwischen Gebüsch sieht man Pulmonaria mollis Wolf, Viola ambigua WK., Viola odorata, V. hirta, nebst Carex praecox und Vinca minor in den Spalten der mächtigen Kalksteinfelsen, auf deren terrassenförmigen Vorsprüngen die schlanke Sesleria juncifolia Host, die blasse und zarte Carex alba und die fettblätterige mehlbestaubte gelbblühende Primula ciliata Moretti, eine Abart der in unseren Gärten und Töpfen so häufig ge- bauten Primula Auricula und im Gerölle der Kalksteinfelsen die Arabis alpina mit ihrer nächsten Verwandten der A. crispa und dem dünnblälierigen Hieracium sphaerophyllum Schloss. et Vukot. Aul Feldern und an Bachufern findet man massenhaft die Tussi- lago Farfara in Gesellschaft ihres nächsten Verwandten des Petasites offieinalis und P. hybridus und auf sonnigen Grashügeln ganze Grup- pen der niedlich zarten Draba verna. Hiezu gesellen sich noch an sonnigen Hecken, ja selbst im tiefen Walde die jetzt ihre Kätzchen entwickelnden Bäume und Sträucher, als: Coryllus Avellana, Alnus glutinosa und A. viridis nebst einer grösseren Anzahl von Salix- Arten. Diess sind ungefähr die ersten Frühlingsboten und der Schmuck des Kalniker Gebirges in den Monaten Februar und März. — Anfangs April oder spätestens um die Mitte desselben bringen einige schöne Tage mit warmen Regen volles Leben in die Natur und plötzlie h wird Alles, Feld, Wiesen und Wald mit schönem Grün und herrlichem Blüthenschmuck bekleidet und diess zwar in jener Menge, dass es nicht mehr möglich ist, diese Erstlinge des Frühlings einzeln herzu- zählen und man bemüssigt wird, solche nach ihren Gruppirungen zum schönen und harmonischen Ganzen zusammenzustellen, wodurch die Naturphysiognomie dieser so schönen, so interessanten Landschaft ge- kennzeichnet und zum vollen Ausdruck gebracht wird. V. Spezielle Vegetationsverhältnisse des Kalniker Gebirges. Zur Basis einer speziellen Aufzählung der Pflanzen-Formationen nehme ich folgende 3 Regionen, nämlich: 1. Die Niederungen mit ihren Auen, Wiesen und Hecken; 2. das Hügelland mit seinem Gul- turterrain, Weideplätzen und Gebüschen; und endlich 3. das eigent- liche Gebirge mit seinen Laubwäldern und kahlen Felsenmassen. — Denn sowohl die Niederungen als das eigentliche Gebirge haben ihre eigene, ganz eigenthümliche Flora und können als vollständige Gegen- sälze aufgestellt werden. Allenthalben sind hier die Naturgesetze klar und deutlich mit grossen Zügen geschrieben, so dass sie alsogleich aufgefasst und erkannt werden können. — Die Flora des Hügellandes oder vielmehr der Vorberge bildet hier ein für sich abgeschlosse- nes Ganze und gehört, wie "bereits gesagt, zumeist der Kulturflora an, indem höchstens an den freien Stellen und in den an den Feldwegen, Acker- und Weingartenrändern vorkommenden Gebüschen einige, wenn gleich wenige aber um so interessantere einheimische Naturkinder vorkommen und nur an den schroffen, oft felsigen, jeder Kultur un- zugänglichen Abhängen dringt die Flora der "Niederungen in diese Miltelregion, oder es steigt die Flora des eigentlichen "Gebirges an diese Stellen herab, so dass hier die Vegetation als ein herrliches Gemisch der beiden anderen Regionen erscheint. Diese Durchdrin- gung bewirkt alsdann eine grosse Buntheit und ein scheinbar gesetz- loses Zerstreuen der Hügelllora. Doch hat auch diese Hügelflora ihre Eigenthümlichkeiten und zwar insbesondere in den daselbst, wenn auch nur beschränkt, vorkommenden Wiesen- und Unkrautpflanzen des’Getreides und der Weingärten. Dagegen erscheint die Flora der zu dieser Region gehörigen Hutweiden und Haidegebüsche als sehr armselig und das schon aus dem Grunde, weil jedes nur halbwegs saftreicheres und geniessbares Pflänzchen durch die nimmersatten Schafe und durch die alles vernichtenden Ziegen, die hier in gros- sen Heerden weiden, unnachsichtlich und erbarmungslos vernichtet wird. — 1. Flora der Niederungen. In beschränkten Floragebieten wird deren Physiognomie nicht so sehr nach den allgemeinen Grundformen der Vegetation, als vielmehr nach den einzelnen Pflanzenformationen bestimmt und es handelt sich hierbei vor allem Anderen um das Auffinden der die Formation bil- denden Elemenie des gegebenen Floragebietes mit möglichster Berück- sichtigung ihrer Blüthenzeit. Hat man diess, dann müssen weiter das Nebeneinander-Bestehen und die Durchdringung gleichzeitig blühender Formationen, sowie auch andere zufällige Beimischungen festgestellt werden. — Ferner müssen die während der ganzen warmen Jahres- zeit nacheinander blühenden Formativnen angegeben werden und überdiess ist es nothwendig allgemeine und Lokalformalionen zu un- terscheiden. Alle gleichzeitig und successive erscheinenden, sich durchdrin- genden und deckenden Formationen sammt ihren wesentlichen oder zufälligen Beimischungen bilden die Gesammiflora eines gegebenen Standortes. (Fortsetzung folgt.) esse —- Correspondenz. Nagy-Enyed in Siebenbürgen, am 21. Mai 1874. Ornithogalum chloranthum Saut. fand ich am 10. d.M. auf den Saatfeldern neben dem oberen Theile der Stadt, zwischen Wintersaaten in felter lockerer Erde, zu Tausenden blühend, — auf einigen Grund- stücken traf ich sie sogar ausgejätet an, ich glaube dieses, da Schur in seiner Enum. diese Pflanze zwar als bei Hermannstadt in Gras- gärten wachsend angibt, Fuss aber in seiner Flora über dieselbe : „ulterius observanda“ schreibt, im Interesse der Flora Siebenbürgens veröffentlichen zu müssen. — Dr. Alexius v. Pävai, gewesener Sek- tionsgeolog des königl. ungar.-geologischen Instituts in Pest, auch als Botaniker bekannt, ist am 13. d. M. in Pest gestorben. Csato. Kalksburg, am 15. Juni 1874. Meine vermeintliche Viola suaris M. B. nach Prof. Kerner (Oest. botan. Zeilschr. 1874, 5. 168) Viola austriaca ist den diesjährigen Beobachtungen zu Folge von Maria-Brunn bis Baden verbreitet; sehr wahrscheinlich aber geht sie über beide Orte hinaus. Ein sehr schö- nes Veilchen der Föhrenwälder von Kalksburg hielt ich anfangs für die Waldform der vorigen, zu welcher es seiner blassblauen Blumen wegen sich verhält, wie /ris pallida zu I. germanica, sowohl 'betreffs der Farbe als der Blüthezeit. Da aber einerseits die Sommerblätter mehr Aehnlichkeit mit denen der V. alba und scotophylla als mit 225 . jenen der vermeintlichen V. suavis besitzen, und letztere im Schatten des Föhrenwaldes nächst dem Rodauner Schlosse gerade in ihrer charakteristischen blauvioletten Farbe fast massenhaft vorkommt, wenn auch etwas zu einer forma silvafica modificirt, so musste von obiger Ansicht Umgang genommen werden. Dieses schöne blassblaue Veil- chen für hybrid zu erklären, fehlt es noch an hinlänglichen Anhalts- punkten. Die Ermittlung dürfte um so schwerer sein, als an seinem Standorte auch alle anderen hiesigen wohlriechenden Veilchen (V. col- lina, alba, scotophylla, multicaulis und eine sehr zarte Form der V. odorata) sich einfinden. Unterdessen erlaube ich mir dafür den Namen Viola Kalksburgensis in Vorschlag zu bringen. — Ein fast gewiss hybrides Veilchen und zwar eine Viola alba X hirta fand ich im Mölker Walde zwischen Baden und Gaden. Es ist ausläufertrei- bend und hat weisse, violettbespornte Blumen, wie solche die um Kalksburg vorkommende Viola arenaria öfters hat. Sonst steht es morphologisch ganz zwischen Viola alba und hirta, in deren Gesell- schaft es auch efunden wurde. Ich empfehle dieses Veilchen Viola Badensis zu nennen. — Viola scotophylla ist, wenn auch weniger polymorph, so doch gewiss polychrom. Ausser weissen Kronblättern mil violetten Spornen und anderen bald helleren bald dunkleren, jedoch ganz violetten kommen auch sehr schöne violeite weissbe espornte Blumen an ihr vor. Ebenso wie die Kronen, wechseln in ihren Schat- tirungen auch die grünen Organe, welche an dieser Pflanze violett durchlaufen sind. Die häufigste Form der Viola scotophylla ist jene, welche Blumen hat von der Farbe der Viola Badensis. in deren Nähe jedoch Viola scotophylla nicht gefunden wurde. — Bald wird Limo- dorum blühen, jedoch nicht so zahlreich als voriges Jahr. J. Wiesbaur. $. J. Innsbruck, am 20. Juni 1874. Bezüglich des Cirsium Benacense (Heft 6, Seite 172) möchte ich noch nachtr äglich mittheilen, dass sich dasselbe im Herbar des weit bekannten Botanikers Huter (gegenwärtig in Sexten im Puster- thale) befindet, der mir mil lobenswerthester Bereitwilligkeit seine Cirsiensammlung behufs meiner Studien zur Verfügung stellte. Leo Treuinfels. Personalnotizen. — Johann von Csato, einer der emsigsten Botaniker Sieben- bürgens wurde von der Congregation zum Vizegespan des Unter- Albenser Komitates erwählt. — Dr. Barthol Godra, Regimentsarzt in Ruma in Syrmien ist im vorigen Monate gestorben. 226 — Dr. P. Ascherson ist von seiner Reise (Rohlfs’sche Expe- dition) wieder zurückgekehrt. — Hofrath M. Ritter von Tommasinis 80. Geburtsiag wurde am 8. Juni in Triest gefeiert. Von ganz Europa langten an den hoch- verdienten Nestor der Botaniker, der noch immer rastlos an der Er- forschung des Küstenlandes arbeitet, Glückswünsche an. Die Gesell- schaften von Nürnberg, Brünn, Offenbach, Moskau, Charkow, Königsberg, Reichenberg, Venedig ernannten ihn zu ihrem "Ehrenmitgliede, wäh- rend die Gesellschaften zu Regensburg, Graz, Chemnitz, Görz und Wien ihm Gratulationsschreiben zuschickten. Die landwirthschaftliche Gesellschaft in Triest ernannte ihn zum Präsidenten auf Lebenszeit, und liess ihm zu Ehren eine Denkmünze prägen. ——— mn He Te —— Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — In einer Sitzung der kaiserl. Akademie der Wissen- schaften in Wien am 12. März hielt Prof. Dr. Jos. Boehm einen Vortrag über Bildung von Stärke in den Keimblättern der Kresse, des Rettigs und des Leins. — Werden nach den Untersuchungen von Kraus entstärkte Pflanzen der genannten Arten dem Sonnenlichte ausgesetzt, so tritt in den Chlorophylkörnern derselben bereits nach 5 Minuten eine merkliche Menge von Stärke auf, welche allgemein für ein un- mittelbar. aus zerlegter Kohlensäure gebildetes Assimilationsprodukt gehalten wird, Prof. Boehm liefert den Nachweis, dass diese Ansicht eine irrige ist, und erklärt auf Grundlage seiner Versuche die ge- nannte Stärke für ein Umwandlungsprodukt von bereits in den Cotylen vorhandener Reservenahrung. — Die speziellen Beweise für die Rich- tigkeit ei Behauptung sind durch folgende Versuchsresultate ge- liefert : Es erfolgt in den Cotylen der genannten Pflanzen auch Stärkehildung im Dunkeln. 2. In den Cotylen der im Dunkeln oder im schwachen Tageslichte gezogenen Keimpflanzen von Lepidium sa- tivum und Raphanus sativus wird der Stärkegehalt allerdings sehr gesteigert, wenn die Keimpflänzchen rechtzeitig dem vollen Tages- oder direktem Sonnenlichte ausgesetzt werden; dies geschieht aber auch bei der Isolation der Pflänzchen in kohlensäurefreier Luft. 3. Die Cotylen von Keimpflanzen, welche auf feuchtem Filze in direktem Sonnenlichte über Kalilauge kultivirt werden, färben sich, rechtzeitig geerntet, mit Jod meist ganz schwarz. — Dass die Stärke in diesen Fällen nicht vielleicht durch Assimilation der: von den Versuchspflanzen exspi- rirten Kohlensäure (vor deren Absorption seitens der Kalilauge) gebildet werden konnte, wird dadurch bewiesen, dass die Rauchbildung, welche er folgt, wenn grüne Blätter mit einer Phosphorkugel auf Platindraht in reinem Wasserstoflgase eingeschlossen, dem vollen Tages- oder direktem Sonnenlichte ausgesetzl werden, alsogleich nach Einlass von 227 Kalilauge unterbleibt. 4. Keimblätter von Kress- und Rettigpflänzchen, welche man im diffusen Tageslichte, durch dessen Intensität sie aber erwiesenermassen zur Kohlensäurezerlegung nicht befähiget werden, gezogen hat, sind in gleichen Entwicklungsstadien viel stärkereicher als die im Dunkeln gezogenen Schwesterpflanzen. 5. Bei Gaslicht Fönnen grüne Pflanzen die Kohlensäure nicht zerlegen. — Keimblätter von Kresspflänzchen, welche bei Gaslieht kultivirt wurden, werden, rechtzeitig gesammelt, mit Jod ganz schwarz. Die hypocotylen Sten- gel der im Gaslichte gezogenen Pflänzchen zeigen keine Spur einer Vergeilung, ja sie sind im Gegentheile kürzer als bei gleich alten und bei annähernd gleicher Temper alur an einem südseiligen Fenster kultivirten. 6. Dass die Cotylen der im Lichte gezogenen Keimpflan- zen der Kresse und des Retligs stärkereicher sind als die der gleich- zeilig bei gleicher Temperatur im Dunkeln gezogenen, ist offenbar durch die hemmende Wirkung des Lichtes auf die Zellwandbildung bedingt. Bei den isolirten Pflanzen wird das aus dem vorhandenen Oele gebildete Kohlenhydrat in der Regel alsbald ganz oder theilweise als Baustoff verwendel, bei dem im Lichte gezogenen hingegen vor- läufig als Stärke deponirt. 7. So schwaches Licht, welches noch keine Chlorophylibildung veranlasst, bewirkt schon heliotropische Krümmung. Die Lichtintensität, unter deren andauernder Einwirkung sich Keim- pflanzen auf Kosten ihrer Reservestoffe habituell normal entwickeln können, ist geringer als die zur Zerlegung der Kohlensäure durch grüne Blätter erforderliche. In einer weiteren Sitzung am 26. März übersendete Herr Prof. Dr. Constantin Freih. von Ettingshausen in Graz eine Abhandlung, be- titelt: „Zur Entwicklungsgese hichte der Vegetation der Erde“. Die- selbe zerfällt in zwei Abschnitte. Der erste handelt von den tertiären Florenelementen im Allgemeineu und von der genetischen Beziehung derselben zu den Floren der Jetziwelt; der zweite von den Elemen- ten der Flora Europas. Thatsachen, welche die Untersuchung der in den Gesteinen aufbewahrten Ueberreste früherer Vegetationen, insbe- sondere Steiermarks, dem Verfasser lieferte, führten ihn zu folgenden Schlusssätzen: 1. Die jetztweltlichen Floren der Erde sind durch die Ele- mente der Tertiärflora mit einander verbunden. 2. Der Charakter einer natürlichen Flora ist durch die vorherrschende Ausbildung Eines Flo- renelements (des Hauptelements) bedingt. 3. An der Zusammensetzung der jetztweltlichen Floren sind auch noch andere (ausserwesentliche) Elemente betheiligt. 4. Das Erscheinen von Vegetationsgliedern, welche dem Charakter der Flora fremd sind, tritt je nach den klimatischen Bedingungen bald nur untergeordnet, bald aber in so reichlichem Masse” auf, dass dieser dadurch merklich beeinträchtigt wird. 5. Die vikarirenden Arten der jetztweltlichen Florengebiete sind einander entsprechende Glieder gleichnamiger Elemente. — ip Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind eingelangt: Von Herrn Marcheselti mil Pflanzen aus Istrien. — Von Herrn Dr. Rauscher mit Pfil. aus Oberösterreich. — Von Herrn Plosel mit Pfl. aus Schlesien. Sendungen sind abgegangen an die Herren: Prichoda, Oborny, Seidel, Flether, Purkyne, Lodny. Aus Istrien: Acer monspessulanum, Allium sazxatile, Alsine verna, Anemone montana, Artemisia camphorata, Astragalus Wul- feni, Avena argentea, Brachypodium distachyon, Carpinus duinen- sis, Centaurea splendens, Cicer arietinum, Coronilla scorpioides, Drypis spinosa, Echinops Ritro, Erica arborea, Eryngium mariti- mum, Erythronium Denscanis, Genista sericea, Helichrysum angusti- folium, Iberis divaricata, Kakile maritima, Koeleria phleoides, Lathyrus Cicera, L. Nissolia, Linum gallicum, L. maritimum, Medi- cago maculata, Molinia serotina, Plumbago europaea, Polycarpon tetraphyllum, Ptychotis ammoides, Rhamnus Alaternus, Satureja pygmaea, Scandix Pecten, Scler ochloa rigida, Scorpiurus subvillosa, Sesleria elongata, Statice cancellata, Teucrium Polium, Theligonum Cynocrambe, Tribulus terrestris, Trifolium nigrescens, T. pallidum, T. resupinatum, T. scabrum, T. stellatum, T. subterraneum, T. su- pinum, Trixago apula, T. latifolia, Valeriana tuberosa, Veronica Cymbalaria, Vieia bithynica u. a. eingesendet von Marcheselti. Obige Pflanzen können im Tausche oder käuflich die Genturie zu 6 fl. (A Thlr.) abgegeben werden. Inserat. Ausschreibung. An der k. k. Universität in Innsbruck ist die Stelle eines botanischen Gärtners zu besetzen. Der botanische Gärtner steht als k.k. Beamter in der zehnten Rangklasse, und ist mit dieser Stelle der Gehalt von 900 fl. ö. W. nebst der Aktivitätszulage von 200 fl. und dem gesetzlichen Quinquennal-Vorrückungs- rechte in die höheren Gehaltsstufen, dann freie Wohnung im botanischen Garten verbunden. Bewerber um diese Stelle wollen ihre mit dem Nachweise über ihr Alter, ihre bisherige Verwendung und ihre allgemeine und fachwissenschaftliche Bildung (Zeugniss über die an einem botanischen Garten zugebrachte Lehrzeit und über die gehörten botanischen Vorlesungen, sowie etwaige literarische Pu- blikationer) belegten, eigenhändig geschriebenen Gesuche bis 16. Juli bei der kalg: Statthalterei in Innsbruck einbringen. Nr. 9029. K.k. Statthalterei für Tirol und Vorarlberg. Innsbruck, am 25. Juni 1874. Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn. Druck und Papier der C, Ueberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer). Vesterreichische Botanische Zeitschrift, Gemeinnütziges Organ für 4 ei op hun E Exemplare otanische Zeitschr - diefreid die Post he- ar Botanik und Botaniker, 3.2. werdensollen, sind den Ersten jeden Monats, blos bei der Redaktion Man pränumerirt auf selbe f:;, . 5 lea } r (Wieden, Neumang. Nr. 7 „Präoumerirt auf selbe Gärtner, Oekonomen, Porsimänner, Aerzie, "zu pränumeriren. - (5 Thir. 10 Ngr.) Im Wege des ganzjährig, oder mit p ahnılan Buchhandels übernimmt ee Zur 209) Apotheker und Techniker. DER sehon halbjährig. €. Gerold’s Sohn Inserate in Wien, die ganze Petitzeile N° 8 so wie alle übrigen 15 kr. öst, W. — ' Buchhandlungen, XXIV. Jahrgang. WIEN. August 1874. INHALT: Aus dem pflanzenphys. Institute der Wiener Universität. Von Dr. Wiesner. — Novae plantarum species. Von Dr. Kerner. — Floristische Bemerkungen. Von Uechtritz. — Das Kalniker Gebirge. Von Dr. Schlosser. — Literaturberichte. Von W., R., Fy. — Correspondenz. Von Csato, Polak, Barbäs. Gremblich, Krenberger, Janka, Ascherson. — Personalnotizen. — Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — Botanischer Tauschverein. — Wohnungswechsel. — Inserate. Kleinere Arbeiten des pflanzenphysiologischen Institutes der Wiener Universität '). Mitgetheilt von Prof. Wiesner. B Ueber die Nachweisung der Cellulose im Korkgewebe. Von Gottlieb Haberlandt. So eingehend und erfolgreich einestheils von zahlreichen For- schern die Entwicklungsgeschichte sowie der anatomische Bau des Korkes untersucht worden, so unzulänglich und einander widerspre- chend sind anderestheils die verschiedenen Angaben, welche uns über das mikrochemische Verhalten dieses merkwürdigen Gewebes vorliegen. Nicht genug, dass die mannigfachen Reaktionen seiner Zellmembranen mitunter auf sehr verschiedene Weise gedeutet werden, auch diese 1) Die grösseren wissenschaftlichen Untersuchungen, welche im genannten, unter der Leitung des Gefertigten stehenden Institute ausgeführt werden, kom- men in den Sitzungsberichten der kais. Akademie der Wissenschaften zur Ver- öffentlichung. Die kleineren dort ausgeführten Arbeiten werden fortlaufend in diesen Blättern mitgetheilt werden. Wiesner. Oesterr. botan. Zeitschrift. 8. Heft. 1874. 16 250 Reaktionen selber sind durchaus nicht sammt und sonders unanfecht- bar. Doch am weitesten gehen vielleicht die Ansichten bezüglich des Vorkommens der Cellulose im Korkgewebe auseinander; denn während von Einigen angenommen wird, dass die Wand der Korkzelle ein besonderes chemisches Individuum, nämlich Suberin sei, wird letz- teres von Anderen als ein Gemenge von Cellulose mit gewissen feti- und wachsartigen Substanzen etc. angesehen ). Um diese Frage womöglich definitiv zu entscheiden, führte ich im pflanzenphysiologischen Institute der Universität eine Reihe dies- bezüglicher Versuche aus, deren Ergebniss ich im Nachfolgenden genauer miltheilen will. Doch möge hier vorerst noch ein kurzer historischer Ueberblick über den Stand der in Rede stehenden Frage Raum finden. Vor mehr als einem Vierteljahrhundert hat bereits H. v. Mohl ?) für alle pflanzlichen Gewebsformen ohne Ausnahme die Nachweis- barkeit der Cellulose behauptet und dargelegt. Er kochte dünne Ab- schnitte vom Kork der Korkeiche so lange in Kalilauge, bis die an- fänglich braune Färbung desselben wieder verschwunden war, worauf nach Zusatz von Jod und Schwefelsäure eine, wie er angibt, voll- kommene Bläuung der Zellmembranen eintrat. Ebenso zeigte er beim Kork des Feldahorns, des Hollunders und anderer Pflanzen, „dass seine Zellen aus Cellulose bestehen.“ Dafür nimmt bereits Schacht vom Periderm der Euphorbia antiquorum ?) die gänzliche Verkorkung der Zellwände an, und vermag im gewöhnlichen Bouteillenkork *) bloss „Spuren von Zellstoff* nachzuweisen. In beiden Fällen behan- delte er das Gewebe vorerst mit kochender Kalilauge. — Dippel’) verallgemeinert die Resultate ähnlicher Spezialbeobachtungen,, indem er vom Korkgewebe überhaupt Folgendes aussagt: „Die Zellhülle (Zellmembran) verkorkt schon sehr frühzeitig und so vollständig, dass der Zellstoff auch nach vorgängiger Behandlung mit Aetzkali nicht mehr, oder doch nur unvollständig nachgewiesen werden kann.“ — Wiesner®) endlich fand, dass die inneren Zellwandschichten des durch Chromsäure in seine Elementarbestandtheile zerlegten Kork- gewebes durch Jod und Schwefelsäure graublau gefärbt werden und schliesst daraus, dass diese Partieen der Zellwand noch Cellulose führen. Der gegenseitige Widerspruch, welcher zum Theile in diesen Angaben liegt, muss offenbar auf einen Mangel in der Methode zurückge- führt werden, die von den gedachten Forschern bei der beabsichtigten Iso- lirung der muthmasslich vorhandenen Cellulose angewendet wurde. 1) Vgl. Flückiger, Lehrbuch der Pharmakognosie des Pflanzenreiches. Ber- lin 1867, p. 336. — Husemann, die Pflanzenstofle etc. Berlin 1874, p. 1017. ®?, H. v. Mohl, Untersuchung der Frage: „Bildet die Cellulose die Grund- lage sämmtlicher veget. Membranen?“ Botanische Ztg. 1847, p. 497. 3) Schacht, Anatomie u. Physiologie der Gewächse, Berlin 1856, p- 288. A) LLCHD. 294. Dippel, das Mikroskop, Braunschweig 1872, II. Bd., p. 160. Wiesner, Einleitung in die technische Mikroskopie. Wien 1867, p. 120. 231 Ehe ich nun eine andere Methode aufsuchte, die zu einheitlicheren Resultaten führen sollte, prüfte ich wiederholend und in systemati- scher Reihenfolge die bisher gemachten Versuche. Dieselben galten vornehmlich dem gewöhnlichen Bouteillenkork von Quercus suber, doch wurden auch andere Korkgewebe berücksichtigt, wie das des Feldahorns, das Periderm des Hollunders und der Kartoffel. Ich versuchte die Entfernung der Korksubstanz aus den Gewe- ben zuerst mittelst eines der kräftigst oxydirenden Reagentien, der Chromsäure, von welcher bekannt ist "), dass sie im Holzgewebe die reine Cellulose mil Leichtigkeit zur Anschauung bringen hilft. Sie verursachte nun bei jedem der vorhin angeführten Korkgewebe eine alsbaldige Isolirung der einzelnen Zellen ?). Das Periderm der Kar- toffel, dessen Elemente übrigens auch anderen Reagentien gegenüber ihren Zusammenhang am zähesten bewahren, bildete die einzige Aus- nahme. Die der Cellulose charakteristische Blaufärbung durch Jod und Schwefelsäure oder Chlorzinkjodlösung war dagegen nur in einem Falle ganz deutlich bemerkbar, und zwar beim Periderm der Kartoffel, welches in den inneren Verdickungsschichten seiner Zell- wände das Vorhandensein von Zellstoff thatsächlich erkennen liess. Dieselben färbten sich nämlich himmelblau. Das zweite Oxydationsmittel. welches in Anwendung gebracht wurde, war Schultze’s Macerationsflüssigkeit, nämlich Salpetersäure und chlorsaures Kalium. Die Mischung bestand aus einer heissgesät- tisten Lösung des letzteren, welcher ein gleich grosses Quantum von der ersteren "zugesetzt wurde. Schnitte vom gewöhnlichen Bouteillen- kork, welche man darin kochte, nahmen eine weissliche Farbe an, und zerfielen, wenn man nicht rechtzeitig mit dem Erhitzen aufhörte, sehr bald in kleine Zellgruppen, oder selbst in einzelne Zellen. Das- selbe fand beim Korkgewebe des Feldahorns, beim Periderm des Hol- lunders und nach längerem Kochen auch bei jenem der Kartoffel statt. Allein auch diessmal gelang des Nachweis, dass Cellulose vor- handen, nur in einem einzigen Falle, nämlich beim Kork des Feld- ahorns: alles Uebrige wurde “durch Chlorzinkjodlösung intensiv gelb gefärbt, und das Periderm der Kartoffel nahm sogar eine rothbraune Färbung an. Dieser Versuch gab mir zugleich Gelegenheit die Richtigkeit einer Angabe zu prüfen, die meines ‚Wissens von Schacht?) herrührt, welche aber auch bei Dippel *), sowie in einer vor Kurzem erschie- 1) Kabsch, Untersuchungen über die chem. Beschaffenheit der Pflanzen- gewebe. Pringsheims Jahrb., III. Bd. p. 357. ff. Wiesner, Ueber die Zerstörung der Hölzer an der Atmosphäre. Sitzungsber. der kais. Akad. d. Wissensch. 49. Bd. Separatabdruck, p. 31. ”, Pollender, Die Chromsäure, ein Lösungsmittel für Pollenin und Cutin etc. Botanische Ztg. 1862, p- 405. >) Schacht, Anatomie und Physiologie der Gewebe, p. 294. *) Dippel, das Mikroskop, II. Bd., p. 160. = 16 * nenen Inauguraldissertation von Planeth !) wiederzufinden ist. Es sollen sich nämlich Schnitte vom gewöhnlichen Kork, sodann auch von an- deren Arten desselben durch das Kochen in der er wähnten Macera- tionsflüssigkeit zu einer harz- oder wachsarligen Masse umwandeln, die unter dem Mikroskope körnig erscheint und in Aether oder ab- solu!em Alkohol löslich ist. Ich habe nun diesen Versuch oftmals genug wiederholt, fand jedoch immer, dass bei dickeren Schnitten die halb isolirten Ze Ilen ganz leicht vom darunter liegenden unversehrten Gewebe getrennt werden konnten, dass ein einziger Blick in das Mi- kroskop keine körnige Masse, sondern ein leidlich wohlerhaltenes Zellgewebe erkennen liess, und dass endlich von einem Auflösen in Aether und Alkohol kaum eine Spur zu bemerken war. Die Aehn- lichkeit mit Harz oder Wachs erstreckte sich daher nicht einmal auf Konsistenz und Ausschen. Glaubte man aber durch längeres Kochen zu emem günstigeren Resultate zu gelangen, so war diess insoferne ein Irrthum, als die betreffenden Schnitte rasch zerfielen, und in der Flüssigkeit dann nur mehr isolirte Zellen und Zellhäufehen schweb- ten. Ich bin es übrigens den beiden vorhin genannten ausgezeich- neten Beobachtern schuldig, die Leser dieser Mittheilung freundlichst aufzufordern, es möchten 'sich dieselben durch eigene Versuche von der Richtigkeit oder Unrichtigkeit der in Rede stehenden Angabe überzeugen. Wahrend die Einwirkung der Oxydationsmittel in beiden Fällen so ziemlich von gleichem Erfolge begleitet war, und sich hauptsächlich durch eine rasche Isolirung der einzelnen Korkzellen charakterisirte, erlitten die angeführten Gewebe durch das Kochen in konzentrirter Kalilauge wesentlich andere Veränderungen. Ihre Elemente blieben zusammen- hängend, die Zellwände waren mehr oder weniger aufgequollen, und die Cellulosereaktion gelang nicht nur an dem Periderm der Kartoffel und des Hollunders, sondern auch — allerdings auf eine bloss un- vollständige Weise beim Kork der Korkeiche. Die Zellmembranen des letzteren fanhten), sich nämlich nach Zusatz von Chlorzinkjodlösung mehr oder weniger röthlich-violett. Nicht selten blieb aber auch diese Reaktion aus. : Es ist daher mit Hinsicht auf die soeben geschilderte nur halbe Wirksamkeit der angeführten Reagentien gar nicht zu verwundern, wenn die aus derlei Versuchen abgeleiteten Schlüsse das Vorhanden- sein der Cellulose in manchen Fällen wirklich zweifelhaft erscheinen lassen. Ich hoffte nun durch die kombinirte Einwirkung von einem der erwähnten Oxydationsmittei und von Kali ein günstigeres Resultat zu erzielen, und in der That gelangte ich zu einem solchen auf fol- gende Weise. Der betreffende Schnitt wurde in chlorsaurem Kalium und Salpetersäure gekocht, und dann noch vor seinem gänzlichen Zerfallen einige Augenblicke hindurch mit kochender Kalilauge be- handelt. Das Gewebe zertheilte sich nunmehr in zahlreiche gallert- *) Planeth, Die mikrochemische Analyse der vegetabilischen Zelle. Rostock 4873, p. 22. 233 artige Flocken von hellbräunlicher Farbe, die nach sorgfältigem Aus- waschen mit Wasser durch Chlorzinkjodlösung intensiv blau gefärbt, durch Kupferoxydammoniak hingegen gelöst wurden, und die man desshalb mit Recht als reine Cellulose ansprechen durfte. Ich würde die Löslichkeit in Kupferoxydammoniak nicht ausdrücklich betonen, hätte nicht Flückiger!) in seiner ausgezeichneten „Pharmakognosie des Pflanzenreiches“ eine Behauptung aufgestellt, der zu Folge die Blau- farbung als eine Reaklion des Suberins anzusehen wäre. Er sagt nämlich im angeführten Lehrbuche: „Durch Jodzinklösung oder Jod nach vorgängiger Behandlung mit Schwefelsäure nimmt es (das Suberin) erst nach" anhaltendem Kochen mit Kali eine blaue Färbung an, und löst oder verändert sich in Kupferoxydammoniak nicht.“ Letztere Be- obachtung ist in diesem Falle richtig, doch die Folgerung daraus dürfte wohl kaum gerechtfertigt erscheinen. Wir wenigstens werden aus der Unlöslichkeit in Kupferoxydammoniak nur darauf schliessen, dass durch alleiniges Kochen in Kalilauge die Korksubstanz nicht vollkommen aus dem Gewebe zu entfernen war, dass vielmehr gerade so viel zurück- blieb, um zwar einerseits die Einwirkung des Lösungsmittels auf Cellulose unmöglich zu machen, dass jedoch derselbe Rest auf der anderen Seile den Eintrilt der Farbenreaktion nicht zu hindern ver- mochte. Chromsäure und Kalilauge bildeten eine ebenso vortheilhafte Kombination, wie die im vorigen Absatz angegebene. Auch sie machte das verhältnissmässig reichliche Vorhandensein der Cellulose in jedem der unte ersuchten Korkgewebe vollkom- men unzweifelhaft. Um zu erklären, auf welche Art sich denn eigentlich die Ein- wirkung des Oxydationsmittels und die der Kalilauge kombiniren, möge hier das Verhalten der im Bouteillenkorke gruppenweise auf- tretenden Sklerenchymzellen gegenüber den angewendeten Reagentien kurz berührt werden. Dieselben sind, wie die Reaktion mit schwefel- saurem Anilin lehrte, stark verholzt?), und werden nach der Behandlung mit Chromsäure oder nach dem Kochen in chlorsaurem Kalium und Sal- petersäure durch Clorzinkjodlösung intensiv blau gefärbt. Die Kork- zellen jedoch, von denen sie umgeben sind, nehmen bloss eine gelb- liche Färbung an. Nach einwöchentlicher Behandlung mit Kalilauge bei gewöhnlicher Temperatur zeigten umgekehrt die Korkzellen eine allerdings nur schwache Cellulosereaktion, während die Sklerenchym- zellen ganz gelb erschienen. Es ist daher das Verhalten der Holz- und der Korksubstanz gegenüber den angeführten Reagentien ein verschiedenes: die erstere wird durch oxydirende Mittel, die letztere durch Kalilauge leichter in Auflösung gebracht. Nun aber erlaube ich mir noch einmal auf das Verhalten der Körk- gewebe bezüglich des Zusammenhanges ihrer einzelnen . Elemente aufmerksam zu machen. Oxydirende Mittel bewirken eine baldige 1) Flückiger, ].c. p. 336. ?) Wiesner, technische Mikroskopie, p. 120. 234 Isolirung der Zellen, lösen daher die Intercellularsubstanz rasch auf, Kalilauge hingegen ruft immer nur eine gewisse Lockerung des Zu- sammenhanges hervor. — Wenn ich ausserdem noch der Beobachtung Wiesner’s!) ‚ gedenke, dass die Interzellularsubstanz der Korkzellen Holz- substanz ist, weil sie durc'ı schweielsaures Anilin eine gelbe Färbung an- nimmt, so bedarf es wohl keiner weiteren Begr ündung, wenn ich das Zusammenwirken jener beiden Reagentien folgendermassen zu erklä- ren versuche: das Oxydationsmiitel löst die Intercellular- d.i. die Holzsubstanz, während die Auflösung der Kork- substanz durch Kalilauge erfolgt. Jetzt erst will ich eine Beobachtung anführen, welche dieser Erklärungsweise beinahe zu widersprechen scheint. Wenn man nämlich Sklerenchymzellen enthaltende Korkschnitte in Kalilauge kocht, so wird zwar der Zusammenhang der Korkzellen nicht aufgehoben, d. h. ihre Intercellularsubstanz wird nicht gelöst, wohl aber färben sich die Skleremcehymzellen nach Zusatz von Chlorzinkjodlösung blau. Doch ist man, wie mir scheint, daraus nur zu folgern berechtigt, dass die Holzsubstanz auch in Aetzkali löslich sei, wovon ich ja nirgends das Gegentheil behauptet habe. In anatomisch verschiedenarligen Partieen des Korkgewebes sind eben auch gewisse Nebenbedingungen ver- schieden, an die gerade das Eintreten der Auflösung jener Substanz in kochender Kalilauge geknüpft erscheint. Beim Kork des reldahorns gelang der Cellulosenachweis auch noch auf eine andere, ganz eigenthümliche Art. Wiesner?) zeigte nämlich, dass die oberen Zellschichten des vergrauten Holzes der Schindeldächer, sowie auch anderer Holzbauten, die atmosphärischen Einflüssen aller Art preisgegeben sind, aus chemisch reiner Cellulose bestehen; am Korke eines zweijährigen, von dem erwähnten Baume stammenden Zweiges, wurde nun die oberste vergraute Zellschichte durch sofortigen Zusatz von Chlorzinkjodlösung g gleichfalls blau gefärbt. Das Alter des betreffenden Korkes betrug wohl nicht mehr als sechs bis acht Monate. Es ist immerhin merkwürdig, wie derart durch den verhältnissmässıg kurz andauernden Einfluss der Atmosphärilien nicht weniger geleistet wird, als durch die genannten Reagentien, die doch zu den kräftigsten gehören, welcher wir uns überhaupt bedienen. 1\ el cH ?, Wiesner, Ueber die Zerstörung der Hölzer an der Atmosphäre. Sitzungs- berichte d. kais. Akad. d. Wissensch., 49. Bd. Separatabdruck, p. 10. Novae plantarum species. Auctore A. Kerner. Orobanche mierantha. Tota cerino-lutea, pilis glanduliferis adspersa, parvula, caule vir spithamaeo, spica densiflora, bracteis lanceolatis acutis, corollae tubum paululum superantibus, sepalis antice contiquis, subaequaliter bifidis, laciniüs elongatis, subulatis, tubum corollae subaequantibus, corolla 12—14”® longa, tubuloso-campanulata, dorso aequaliter eur- vata, labio superiore retuso, lobis patentibus, labü inferioris lobis aequalibus, obovatis vel ovalibus, denticulatis, acutis, staminibus in- fra limites tertü infimi tubi insertis, a basi ultra medium dense pilosis, superne cum stylo pilis glanduliferis parce adspersis, stig- mate profunde bilobo, lobis divergentibus, disco laevi, flavo. Odor nullus. Fl. Junio. Creseit in Cirsio arvensi; in Tirolia centr. ad Oenipontem ver- sus Schönberg. Die ganze Pflanze 12—20 Centim. hoch, wachsgelb; der Sten- gel einfach, im Verhältniss zu den kleinen Blüthen kräftig, dick, mit lanzettlichen Schuppen besetzt. Die Aehre zur Zeit der Blüthe dicht, 4—6 Ctm. lang, später etwas gelockert, bis zu 6—9 Ctm. verlängert. Die Deckblätter 10—13 "" lang, 45mm breit, eilanzettlich, spitz, die Kronröhre nur wenig überragend, so wie der Stengel mit drüsen- tragenden gegliederten "kurzen blassen Härchen bestreut. Die Kelch- zipfel 8— 9" Jang, etwas kürzer als die Kronröhre, getrennt, vorne sich berührend, breit eiförmig, zweinervig, bis zur Hälfte oder etwas über die Hälfte gespalten; die beiden Zipfel fast gleich gross, jeder in eine lange, pfriemliche Spitze vorgezogen, an der oberen Halfte drüsenhaarig; die Krone mit bleichen, drüsentragenden Härchen be- streut, wachsgelb, klein, 12— 14” lang, 4.5— 6” weit, röhrig-glockig, die Röhre 85— 11mm lang, am Rücken gleichmässig gekrümmt, an der unteren Seite ober der Einfügungsstelle der Staul bgefässe kaum merklich ausgebaucht, der Saum 4—5""” lang, die Oberlip ‚pe geslutzt, sehr seicht ausgerandet, mit anfänglich vorgestreckten, später abste- henden und am Schluss der Anthese sogar etwas zurückgeschlagenen, unregelmässig ausgebissen-gezähnten Lappen; die Unterlippe dreilappig, die Lappen vor gesirec kt, gleich gross, verkehrleilörmig, unregelmässig ausgebissen-gezähnt, spitz. Die Staubgefässe 2— mm über der Basis der Kronenröhre, also etwas unterhalb dem ersten Drittel der Kron- röhre eingefügt, 9—10”” lang, bogenförmig gekrümmt, aus 1:5” breiter Basis allmälig verse hmälert, bis über die Mitte dicht behaart und unterhalb der Antheren mit drüsentragenden Härchen besetzt. Jeder Pollenbehälter in ein kleines dem Rachen zugewendetes Spitz- chen allmälig zusammengezogen. Der Griffel stark gekrümmt, mit drüsentragenden Härchen beseizt, die Narben rundlich-eiförmig, durch 236 einen tiefen Spalt getrennt, auseinanderfahrend; die Narbenscheibe ochergelb. — Die Blüthen geruchlos. Mit Orob. lucorum A. Braun, 0. flava Mart. und O. Salviae F. Schultz zunächst verwandt, aber von allen dreien durch das geringere Ausmass aller Theile sogleich zu unterscheiden. Die eben genannten drei Orobanchen, welche in demselben Florengebiete wie O. micrantha angetroffen werden, erreichen nämlich eine Höhe von 20—40 Ctm., ihre Krone ist 10—2:"", die Deckblätter sind 15 — 20=m Jang. — Ueberdiess unterscheidet sich O. lucorum A. Braun, mit der sie in der Form der Kelchzipfel übereinkomint, durch die tief zweilappige Oberlippe, den weit geöffneten Rachen, halbkugelige, zusammenschliessende Narben mit rothbrauner Scheibe und durch die andere Farbe der Kronen; O0. flava Mart., welche in der Farbe der Kronen und Narben übereinkommt, durch die einnervigen, ganzen, selten mit einem Zahne versehenen Kelchblätter, deren Spitze über die halbe Länge der Kronröhre nicht hinausragt, durch höher einge- fügte Staubgefässe und durch die papillöse Narbenscheibe; O. Salviae F. Schultz endlich durch die einnervigen Kelchzipfel, durch die in zwei vorgestreckte Zipfel gespaltene Oberlippe und die halbkugeligen nicht spreizenden Narben. Die Orobanche-Arten, welche man bisher auf Cirsium arvense schmarotzend angetroffen hat: O. pallidiflora Wimmer, 0. Cirsii Fries, O. procera Koch weichen noch viel mehr ab als die eben verglichenen drei Arten, und lassen sich, abgesehen von anderen Merkmalen, sogleich durch die kahlen Staubfäden von ©. micrantha unterscheiden. Orobhanche ionantha. Ex sectione Phelipaea Desf., floribus bracteis 3 (exteriori lanceolata acuta, interioribus linearibus, subulatis) fultis; calyce circum circa clauso, quinque-dentato, dentibus subulatis, calycis tubum subaequantibus; corolla tubulosa subrecta, tubo ad insertio- nem filamentorum angustato, deinde sensim ampliato, dorso recto, supra faucem leniter fornicato, limbo amplo, intense violaceo, glan- duloso-eiliato, labii inferioris laciniis aequalibus, planis obovatis vel ovatis, apice breviter attenuatis, acutis; filamentis glaberrimis; an- theris ad suturam glabris, basi pilis confervoideis implexis barbatis. — Planta speciosa, pilis glanduliferis brevissimis adspersa et sub- farinacea. — Odor nullus. Fl. Jun. — Aug. Oreseit in Artemisia campestri, in convallibus alpinis in Tirolia (Fragenstein ad Zirl, Höttingeraue ad Oenipontem, Traut- son ad Matrei, Sprechenstein ad Sterzing), in Helvetia („O. coe- rulea“ Schleich. Exsice.); in Gallia centr. (Loire, Segly. Boreau Exsicc.) Syn. Orobanche arenaria Boreau Fl. du centre de la France II, 502, Philipaea ionantha Kern. Exsicc. Die ganze Pflanze ist 18—40 Ctm. hoch, der Stengel einfach, mit lanzettlichen, spitzen Schuppen besetzt, von einer unausgespro- 237 chenen, zwischen blassviolett und blassbraun schwankenden lividen Farbe, und so wie die Deckblätter, Kelche und Kronen mit sehr kur- zen drüsentragenden Härchen bestreut, welche der Pflanze ein fast mehlartig bestäubles Ansehen geben. Die Aehre zur Zeit der Anthese nicht sehr dicht, 6—10 Ctm. lang und 4—5 Ctm. breit, später stark gelockert, und nicht selten bis zu 18 Ctm. verlängert. Von den drei jede Blüthe stützenden Deckblältern erscheint das untere unpaarige 12—18”® lang, 3—6"" breit, lanzettlich oder eilanzettlich, spitz, kürzer als die Kronröhre, die beiden seitlichen 9—15"= lang und 1—1'5”” breit, lineal, pfriemlich zugespitzt. Der Kelch ist 11 15mm lang, verwachsenblättrig, rundum geschlossen, fünfspaltig, röhrig- glockig; die Röhre 5—7"® lang, die Zipfel nn zugespitzt, vorgestreckt, ungleich, der obige unpaarige einnervig, 4--5 "” lang, das mittlere Paar “dreinervig, 56 "m und das untere Paar dreinervig, 6— Ss" Jang. Selbst diese "untersten längsten Zipfel des Kelches sind kaum länger als dessen Röhre und halb so lang als die Krone. — Die Krone ist weisslic h, violett überlaufen, 25—30”® lang, röhrig, ziemlich gerade, der Rücken derselben nur über den Antheren etwas mehr gewölbt; die Röhre 18—22"” lang, an der Basis 3:5—45 ”" weit, an der Einfügungsstelle der Staubgefässe ein wenig verengert und von da ab dann gleichmässig erweitert, so dass sie am ee einen Durchmesser von S—11 "" zeigt. Der Saum dunkelviolett, 9mm Jang; die Oberlippe zweilappig, mit abstehenden und gegen den Schluss der Anthese etwas zurückgebogenen Lappen, die Unterlippe tief dreispaltig, die Lappen derselben 6_ zmm lang, 4” breit, also länger als breit, verkehrteiförmig oder eiförmig, spitz, ganzrandig, so wie die Lappen der Oberlippe von gegliederten, drüsentragenden Haaren gewimpert. Der äusserste Rand der Ober- und Unterlippe 11—15 "= von einander entfernt. Die Staubgefisse 4—5"” über der Basis der Kronröhre eingefügt; die Staubfäden 12—13”” lang, kahl, weiss, schwach Sförmig gebogen, an der Einfügungsstelle kallös verdickt; die Anther. en unter einer schwachen Wölbung der Kronröhre geborgen, weiss, eiförmig, jeder Pollenbehälter in eine Stachelspitze zusammen- gezogen, an seinem stumpfen Ende mit konfervenartigen Fäden ge- bärtet, durch welche alle vier Antheren verstrickt sind; die Nähte der Pollenbehälter aber kahl. Reiht sich zwischen Orob. arenaria Borkh. und O. purpurea Jacq.*) Von ersterer unterscheidet sie sich durch die eiförmigen oder verkehrteiförmigen, in ein kurzes Spitzchen zusammengezogenen Zipfel der Kronenunterlippe, die schwächere, kürzere Bekleidung, die dunkle Färbung des Kronensaumes und durch die nur auf die stumpfe Basis beschränkte Behaarung der Antheren. Von O. purpurea Jacgq. unterscheidet sie sich durch die längeren Kelchzipfel, welche der Kelchröhre an Länge gleichkommen oder diese etwas an Länge über- treffen, durch die fast gerade, von der Einfügungsstelle der Staub- *) Vergl. Oest. bot. Zeitschr. XXIV, p. #7. 238 “ gelässe gegen den Saum zu allmälig erweiterte Kronröhre und einen fast doppelt grösseren Durchmesser des Saumes. Wurde bisher theils für O. arenaria Borkh., theils für O. pur- purea Jacq. (CO. coerulea Vill.) gehalten und scheint im mittleren Europa zumal in den Thälern der Alpen weit verbreitet. ee soa-93 —— Floristische Bemerkungen. Von R. v. Uechtritz. Corydalis solida Sm. var. australis Hausmann (Fl. von Tyrol, l.p. 41 et 42). Diese wie es scheint wenig bekannte Pflanze, welche bereits in früheren Zeiten, als ich vom Autor zahlreiche Exemplare erhalten hatte, mein Interresse erregte, hat dasselbe neuerdings wie- der in erhöhter Weise in Anspruch genommen. Im Frühjahr 1872 gelang es mir nämlich, durch die Gefälligkeit meines damals gerade in Bozen sich aufhaltenden Freundes Dr. Sadebeck aus Berlin, sowohl eine Partie frischer Exemplare zur Untersuchung, als auch Knollen für den Garten zu erhalten, so dass ich die Pflanze seitdem alljähr- lich genauer beobachten konnte. — Die C. solida australis unter- scheidet sich von der typischen Form, wie sie nordwärts der Alpen- kette verbreitet ist, zumeist durch den verhältnissmässig längeren und zugleich schlankeren Sporn, der überdiess kurz vor dem Auf- blühen gewöhnlich aufwärts gerichtet ist, so dass die Blüthentrauben durch die in die Höhe gezogenen Sporne der obersten Blüthen kegel- füormig überragt werden. Ein anderer Unterschied ist nach Hausmann’s Angaben zuerst von dem seligen Koch aufgefunden worden : bei der C. solida australis verflacht sich nämlich die Platte des oberen Kron- blattes am Rande, während die Seitenränder der Platte bei ©. solida !ypica stets zurückgerollt sein sollen, eine Beobachtung, die Hausmann wenigstens für die "Bozner Pflanze an unzähligen Exemplaren zutrel- fend gefunden zu haben verbürgt. Auch ich habe das erwähnte Merkmal an meinem frischen Material der südtyroler Corydalis durch- weg bestätigt gefunden ; die in der Breslauer Gegend fehlende C. so- hida typica konnte ich mir dagegen leider ebensowenig wie Hausmann vergleichshalber lebend verschaffen. Da zudem die Blüthen aller von mir gesehenen Individuen weiss waren (entweder rein weiss oder, namentlich gegen das Abblühen hin, weisslich mit schwachem röth- lichen Anfluge) und mir auch Dr. Sadebeck versicherte, dass er um Botzen überall nur weissblühende Pflanzen beobachtet habe, so glaubte ich früher ernstlich an eine specifische Verschiedenheit von ©. solida. Später belehrte mich indessen Herr Professor Kerner, dass er beide Pflanzen in der Gultur gleichzeitig sorgfältig beoba« htet, indessen mil Ausnahme des längeren "und schlankeren Sporns der sädlichen Form eine konstante Differenz nicht vorgelunden babe. Namentlich wäre Kerner’s Mittheilungen zufolge die Richtung des Randes der Oberlippe keines- 239 wegs so beständig, wie dies Koch angegeben, ebensowenig sei die Blüthenfarbe konstant, indem in Südtyrol neben den allerdings dort vorherrschenden blassblühenden Individuen auch bisweilen solche von der Färbung der typischen ©. solida sich vorfänden. Darnach ist es wohl unzweifelhaft, dass die Tyroler Pflanze nur als eine interessante südliche Lokalform der C. solida anzusehen ist. Was ihre Verbreitung anbetrifft, so erstreckt sich dieselbe durch den grössten Theil des süd- lichen Tyrols, doch beschränkt sie sich nur auf die wärmeren Lagen namentlich auf die tieferen Gehänge der Hauptthäler, zumal des Etsch- landes von Trient bis Meran, wo diese übrigens auch noch bei Brixen beobachtete Pflanze noch se hr häufig ist, welche übrigens allem Anschein nach identisch mit der süditalienischen C. densiflora Presl sein dürfte. Allerdings besitze ich von dieser letzteren nur zwei bereits verblühte Exemplare aus Sicilien (von Boschi di Valdemone,, in Todaros Flora sicula exsice. unter Nr. 211 ausgegeben), die jedoch den im gleichen Entwicklungsstadium Tiroler Exemplaren vollständig gleichen und wie diese alsdann trotz Presl’s wohl mit Bezugnahme auf die blühende Pflanze niedergeschriebenen Bemerkung in der Flora sicula dl. p. 36): „a 0. digitata Pers. distinctissima* von C. solida typica wenig oder gar nicht unterscheidbar sind. Presl gibt übrigens die Blüthen der Nebrodenpflanze ausdrücklich als weiss an. Stellaria glacialis Lagger. Im Jahrg. XVIII der Oest. bot. Zig. (p. 242) ist von meinem seligen Freunde Dr. Lagger eine Stellaria aus den Alpen von Ober-Wallis unter obigem Namen als neue Art aufgestellt worden, die derselbe auch in getrockneten Exemplaren mehrfach an seine Korrespondenten vertheilt hat. Der Autor ver- gleicht die Pflanze mit St. crassifolia Ehrh. und unterscheidet sie durch die gewimperle Blattbasis, weisslich scariöse Deckblätter, ner- vigen Kelch, kürzere Blumenblätter und oberwärts fast doldentrau- bige Verästelung. Diese Charaktere garantiren nun allerdings die Verschiedenheit der Walliser Alpenpflanze von der nördlichen, tief- landbewohnenden St. erassifolia, allein es sind zugleich die näm- lichen, durch welche sich diese letztere von der überall gemeinen, von den Flächen bis in die Hochalpen aufsteigenden St. uliginosa Murray unterscheidet. In der That finde ich auch von Lagger ausge- gebene Originale seiner St. glacialis, die mit der gegebenen Diagnose im Einklang stehen, in keinem Stücke von der habituell ziemlich polymorphen St. uliginosa wesentlich verschieden, denn so derb- blätterige Exemplare mit kürzeren Iniernodien findet man auch an- derwärts, selbst in tieferen Lagen, an offeneren, minder feuchten und schattigen Stellen, zumal im Geröll der Bäche. Ich wüsste, auf- richtig gestanden, nicht einmal einen genügenden Anhalt zu finden, um die Pflanze als Varietät zu sondern, und so kann ich den Lag- gerschen Namen nur als einfaches Synonym von St. uliginosa be- trachten. Auffällig bleibt es immerhin, dass dem Autor die nahen Beziehungen seiner Pllanze zu dieser letzteren vollständig entgangen zu sein scheinen, wohingegen er sie, wie gesagt, mit der weil deut- licher verschiedenen St. erassifolia in Vergleichung gebracht hat. — 240 Dass auch St. linoides Tausch. (pl, select. et Flora 1836 p. 413) zu St. uliginosa gehört, ist schon von Celakvosky richtig erkannt worden; es ist eine kleinere, aufrechte und stärker glaucescirende, habituell entfernt an Sf. erassifolia erinnernde Form, bei welcher die seit- liehen Laubtriebe den Mitteltrieb noch nicht übergipfelt haben oder überhaupt sehr verkürzt bleiben. Man findet dieselbe nicht nur an Bächen des Riesengebirges, woher sie Tausch hatte, sondern auch an offenen, minder sumpfigen Orten in den Ebenen, namentlich an moosigen Stellen der Wiesenbächlein zwischen Sphagnumpolstern. Bypericum elegans Steph. In-Nr. 6 der diesjährigen bot. Zeit- schrift macht Herr J. Kerner die Entdeckung dieser seltenen Pflanze für die Flora Niederösterreichs bekannt und gibt zugleich eine Ueber- sicht der bisher bekannt gewordenen europäischen Verbreitung *), wobei er zu dem Schlusse kommt, dass diese Art zu denen mit südwestlicher Vegetalionslinie gehöre. Allein, ganz abgesehen davon, dass man bei einer keineswegs nordöstlichen, sondern im Wesent- lichen der pontisch-pannonischen Flora angehörigen Art, die im west- lichen Theile ihres Areals fast ganz die nämliche Verbreitung wie eine Anzahl anderer dem nämlichen Vegetationscentrum angehöriger Spezies (ex gr. Muscari tenuiflorum, Carex nutans etc.) zeigt, nicht füglich von einer rein südwestlichen Vegetationslinie sprechen kann, so wird die von Herrn Kerner bezeichnete Linie Banat—Plattensee— Stein a. D. — Erfurt — Hildesheim durch einen erst neuerdings be- kannt gewordenen, demselben unbekannt gebliebenen Standort we- sentlich alterirt, der ganz isolirt ausserhalb der in Deutschland schmal keilföürmig nach Nordwest vorgeschobenen Gesammtverbreitung ge- legen ist. In den Beitr. zur Flora der Pfalz von Dr. F. W. Schultz Gin Fl. 1871) wird nämlich das H. elegans auch auf Tertiärkalk bei Odernheim in Rheinhessen angegeben; dieses Vorkommen ist, wofern die Angabe nicht etwa auf einer Verwechslung beruht, wie gesagt, sehr auffällig, aber durchaus anolog dem mancher anderer im mittelrhei- nischen Terliärgebiete plötzlich wieder auftauchender Östpflanzen (z. B. Kochia arenaria, Jurinea Pollichü, Juncus atratus, Onosma are- narium). Die Vegetationslinie Rheinhessen — Hildesheim ist eine fast genau westliche, mit geringer Inclination zur Nordwestlinie; für die Strecke Odernheim— Stein a. D.— Plattensee—-Banat wird dagegen die Südwestlinie als Vegelationsgrenze beizubehalten sein. Alchemilla fissa Schummel, bisher noch von keinem sicheren Gewährsmanne in den ungarischen Karpathen angegeben, wurde im Sommer 1872 von Fritze am Chocs in der Gipfelregion entdeckt und mir kürzlich vom Finder in schönen Exemplaren milgetheilt. Durch diesen Fund wird die mehrfach und nicht ohne Grund angezweifelte einzige [rühere Angabe des sonst unverlässlichen Reuss (efr. Neilr. Fl. von Ungarn p. 323) wieder zu Ehren gebracht. Epilobium Krausei Uechtr. (n. sp.) (alsinefolium>— Correspondenz. Verespatak (Siebenbürgen), am 24. Juni 1874. Gestern fand ich zu meiner Freude das Lilium pyrenaicum (albanicum) auf den hiesigen Bergwiesen in schönster Blüthe und in riesigen Exemplaren, manche von 3 Fuss Höhe mit 10 Blüthen und mit Zwiebeln von Faustgrösse. Die Blüthen haben einen ange- nehmen Geruch wie Oenothera biennis, — ich sammelte bei 150 Stück, da sie in grosser Anzahl wächst. In einer Stunde reise ich zu dem schönen Basaltberge Detonata, morgen zu der Eishöhle bei Szkerisora und werde drei Tage verwenden zur Besichtigung seiner romanli- schen Umgebung, vielleicht werde ich glücklicher sein im Sammeln als Herr v. Janka im Jahre 1868, denn es steht Alles in schönster Blüthe, leider aber ist das Wetter sehr regnerisch und nebelig, was auf diesen Gebirgen in den ersten Sommermonaten etwas Gewöhn- liches ist. Csato. Bubene bei Prag, am 8. Juli 1874. Voriges Jahr habe ich an den bot. Tauschverein in Wien zahl- reiche Exemplare einer Fumaria abgegeben, die ich als Fumaria 252 Vaillantii Loisl. bezeichnet habe. Nachdem jedoch erst in der neue- sten Zeit die mit dieser Art vermengte Fumaria Schleicheri Soy, Will. in Böhmen richtig erkannt wurde, kann ich mit Sicherheit be- haupten, dass die seinerzeit von mir als F. Vaillantii ausgegebenen Pflanzen, wenn vielleicht nicht alle, — weil doch beide Arten bei uns vorkommen, — so doch die in der nächsten Umgebung Prags, namenlich meines Wohnorts, gesammelten zu F. Schleicheri und nicht zu F. Vaillantiü gehören. Soviel ich mich habe heuer über- zeugen können, ist F. Schleicheri um Prag bei weitem häufiger als F. Vaillantii, es dürften jedoch einige Pflanzen von dem Standorte „Kralup bei Prag“ herrühren, die als F. Vaillantii zufälliger Weise ganz richtig bestimmt sind. Ich glaube mit dem Vorhergesagten nichts Ueberflüssiges zu thun, wenn ich diejenigen Herren, die im Besitze der von mir gesammelten Pflanzen sind und es vielleicht unterlassen haben, die Art näher zu prüfen, auf die vorzunehmende Berichtigung aufmerksam mache, K, Poläk, Kis Terenne in Ungarn, am 9. Juli 1874, Im letzten Hefte S. 206 verbindet Herr Dr. Tauscher das Vor- kommen von Allium Moly in Ungarn mit meinem Namen. Es würde mich freuen, wenn die Sache, was meine Person anbetrifft, sich so verhielte, wie mein Freund es mitheilt, allein dem ist nicht so. Als ich am 16. April v. J. die an den schmalen Vorsprüngen der senk- rechten Kalkfelsen des Kasänthales gesammelten Exemplare von Tu- lipa Billetiana einlegte, brachen mir die Zwiebeln von 3 Exemplaren ab. Nun erinnere ich mich ganz gut, dass ich von diesen Zwiebeln zwei dem Obergärtner der Pest-Ofner Universität und nur Eine dem Dr. Tauscher zum Einsetzen übergab. Zwiebeln ohne blühende Stengel habe ich überhaupt weder gesucht noch mitgenommen. Wenn daher mein Freund Dr. Tauscher behauptet, von mir nebst der Zwiebel von jener Tulipa auch eine des Allium Moly erhalten zu haben, so kann diess nur auf einem Irrthum von seiner Seite beruhen, Ich selbst zweifle ebenso an dem Vorkommen des Allium Moly im Kasänthale, wie an dem von Crocus Pallasi (Oest. bot. Zeitschr. 1870 $, 317) bei Harsäany. Im Interesse der Wissenschaft und der Wahrheit fühle ich mich verpflichtet zu obiger Berichtigung, um so mehr, als es mein höchster Wunsch ist, dass unsere Flora von allen irrigen Daten möglichst rein bleibe, Ueber meine jüngsten Funde: Alsine Arduini (Vis.), A. Villarsiü Koch, Seutellaria alpina L., Rhinanthus angusti- folius Gmel., Lactuca hispida (MB.), Milium vernale MB., Valeria- nella turgida DC,., Anthriscus nemorosa MB., Vesicaria microcarpa Yis., Struthiopteris germanica Willd,, Viola rothomagensis Thuill, u, a. ein anderes Mal, V..Borbäs, Prof. Hall (Tirol), am 12. Juli 1874, Von ihrem Blatte erscheint jetzt fast keine Nummer, die nicht Notizen über Veilchenfunde enthielte. Das veranlasste mich auch, Ihnen 253 über das Auffinden einer hybriden Viola, welche der Kombination odorata X collina entspricht, zu berichten. Dieselbe traf ich Ende April heurigen Jahres in einigen Stücken im losen Kalkgerölle im Thaleinschnitte hinter der Thaurer-Schlossruine unter ihren Stamm- eltern, deren genaues Mittelding sie ist. An V. odorata schliesst sie sich vorzüglich durch die Ausläufer an, die eine nicht unbeträchtliche Länge besitzen, wenn sie gleich die Grösse der echten Viola odo- rata nicht erreichen; von YV. collina besitzt sie die Behaarung der Fransen der Nebenblätter, die jedoch lange nicht so dicht ist wie bei der genuinen collina. Die mittleren Fransen selbst erreichen weder an Länge den ganzen Querdurchmesser der Nebenblätter, noch sind sie so klein, wie bei V. odorata, sondern sie halten ziemlich genau die Mitte. Ebenso verhält es sich mit der Blüthenfarbe. — Dieselbe Pflanze wurde auch, so viel mir bekannt ist, von J. Kerner in Ober- österreich aufgefunden und wird bald von dieser Seite einen Namen erhalten. P. Julius Gremblich. Petroseny in Siebenbürgen, am 16. Juli 1874. Ich bin gestern von Päreng (Grenzgebirge mit der Walachei im Südosten) hieher zurückgekommen, — ich wollte die Potentilla Haynaldiana Janka nochmals aufsuchen und fand sie auch richtig. Indem ich ziemlich gutes Wetter hatte, nicht wie vor zwei Jahren diiehten Nebel und Regen, — konnte ich mir die Fundstelle der Po- tentilla richtig anmerken. Das Pärenggebirge bildet einen langen Gebirgsrücken, an welchem man, von Petroseny geschaut, drei Spitzen deutlich unterscheiden kann, — die mittlere zwar aus drei Kuppen gebildet, — sieht wie ein an der Spitze abgeschnittener Kegel aus, die zwei anderen bilden zwei Spitzen rechts und links, d. i. gegen Siebenbürgen und die Walachei, von welchen Spitzen dann das Ge- birge sich scharf herabsenkt. Wenn man also von Petroseny aus, wchin eine schöne an die Semmeringbahn erinnernde Gebirgsbahn führt, direkt die erste, d. i. die gegen Siebenbürgen gelegene Rand- spilze ersteigt, Irifft man oberhalb der Tannenwaldungen und noch ziemlich unterhalb der obgenannten Spitze kleine, einzelnstehende Felsenpartien (sonst glatte Weide). In den Spalten und Ritzen dieser Felsen wächst die Potentilla Haynaldiana in Gemeinschaft mit Sym- phyandra Wannisi. Ich konnte leider nur 40 Stück sammeln, denn sie wächst hier nur spärlich, dann überfiel mich ein Gewitter, und ich musste in die unteren Tannenwaldungen herabsteigen. Gestern erstieg ich die mittlere höchste Spitze (bei 7700 Fuss), fand manche interessante Pflanzen, aber keine Potent. Haynaldiana mehr. Sie ist also eine subalpine Art, und mir wäre recht erwünscht, noch andere Fundorte von ihr zu entdecken, denn an diesen wenigen Felspartien kann sie leicht ausgerottet werden. Vor 14 Tagen fand ich in Nagy Enyed in einer Au „holtmaros* genannt, fünf Stück Cynanchum la- zum B. aM.,von denen vier an ihren Spitzen mit einander verflochten waren, die ich auch nach Hause mitnahm. Diese Art ist für die Flora Siebenbürgens meines Wissens neu. Csato. [be [ar [5 Klagenfurt, am 48. Juli 1874. Ich unternahm zu Anfang d. M. eine kleine Exkursion in das Raiblthal, wohin mich fast alljährlich theils dessen Naturschönheit, theils die Fülle von Alpenpflanzen, die hier dem Botaniker geboten werden, zieht. Leider scheint auch heuer wieder das Wetter nicht günstig auf das Gedeihen der Pflanzen gewirkt zu haben. Manche Pflanze war durch die abnorme Maikälte in ihrer Entwicklung ge- hemmt, andere wieder durch die darauffolgende heisse Zeit frühzeitig verwelkt. So fand ich eine Polygala-Art, die ich für die von Prof. Kerner in einem früheren Hefte des heurigen Jahrganges der Oest. botan. Zeitschrift beschriebene Polygala forojulensis Kern. halte, in früheren Jahren bedeutend schöner entwickelt als heuer. Indessen sammelte ich Einiges davon, so gut ich es fand, und werde diese Ausbeute später an Professor Kerner zur Ansicht senden. Ausserdem fand ich das von mir schon in früheren Jahren im Gerölle hinter dem See aufgefundene Aethionema gracile DC. auch heuer dort — leider nur in sehr wenigen Exemplaren, da es nicht leicht ist, dieses zierliche Pflänzchen in dem Kalkgerölle zu entdecken. Es ist mir nicht bekannt, ob diese Aethionema-Spezies schon anderswo in Oesterreich aufgefunden worden sei. Löhr in seiner Enumeratio nennt Oberitalien und Piemont dessen Heimat. Da die Witterung günstig, die Luft sehr rein war, so reiste ich nach Villach und Bleiberg und bestieg von dort die wegen ihrer herrlichen Aussicht berühmte Villacher Alpe. Ich hatte diese Alpe schon vor drei Jahren bestiegen — aber da- mals nur das Vergnügen genossen, zu sehen, wie sich der Regen in einer Höhe von 6814° ausnimmt. Diessmal war ich glücklicher und konnte mich stundenlang an der wahrhaft prachtvollen Aussicht er- götzen. Der Besuch der Alpe ist durch die in den letzten Jahren dort eingeführte Aktien-Hölelwirthschaft sehr theuer, aber auch sehr lohnend. Die Flora der Villacher Alpe bietet manches Schöne und Interessante, ist aber zu bekannt, um eine Aufzählung der dort vor- kommenden Pflanzen zu rechiferligen. Jos. A. Krenberger. La Valette auf Malta, am 13. Juli 1874. Endlich kann ich einmal Nachricht von mir geben. — Ursprüng- lich hatte ich vor, nach der Ausstellung und dem bot. Kongresse in Florenz Süditalien zu bereisen und mich dann nach der Türkei zu wenden. Doch während der Ausstellung zeigte mir der englische Bo- taniker Duthie aus Edinburg eine von ihm gesammelte, noch nicht blühende Centaurea cerassifolia Bert., und von diesem Momente an setzte ich mir in den Kopf, diese Pflanze zu ihrer Blüthezeit auf Malta selbst zu besuchen. Und nun hätte ich diess erreicht; ich bin vorigen Dienstag hier angekommen und habe die Centaurea schon an mehreren Standorten in bester Blüthe angetroffen. Hierselbst fand ich bei dem tüchtigen Botaniker Dr. Gulia, der nächstens eine Flora der hiesigen Inseln herausgeben wird, die freundlichste Aufnahme, und auch andererseits bemühte man sich, mir den Aufenthalt hier so an- genehm als möglich zu machen. — Ueber meine italienischen Ex- 255 kursionen kann ich jetzt nicht viel sagen.“Von Neapel-Eboli aus suchte ich ins Innere von Lucanien und der Basilicata zu gelangen; diess gelang mir bloss zum Theile: ich musste nach kurzem Aufenthalte aus den Gegenden förmlich flüchten; Noth und drohende Haltung der räuberischen Bevölkerung zwangen mich dazu. In Catanea (Sizilien) traf ich mit Freund P. Strobl aus Innsbruck zusammen, der ein paar Tage vorher in der Ebene von Catanea von 3 Hirten mit Knitteln überfallen und ausgeraubt- wurde, obwohl er in geislicher Tracht war. Den Aetna habe ich ganz unbeanständet bestiegen. Morgen trete ich die Rückreise über Brindisi an, auf der ich mich bloss in der Nähe letzterer Stadt aufhalten werde, um Centaurea Centaurium zu sam- meln. Ende d. M. will ich in Siebenbürgen eintreffen, um die zahl- reichen lebenden Pflanzen, die ich mitnahm, zu versetzen, — Ich habe auf dieser Reise blos Eine neue Pflanze entdeckt bei Eboli, nicht weit von Neapel; und zwar ist diess eine ausgezeichnete Art, ein gelbblühender Dianthus, in die Reihe von D. capitatus und D. Car- thusianorum gehörig. Ein ganz merkwürdiger Fund! der aber mit D. Knappiü weiter nichts zu schaffen hat. Ich habe den Dianthus D. Guliae genamnt. Janka. Berlin, am 20. Juni 1874. Am 30. Mai bin ich nach mehr als halbjähriger Abwesenheit, und nachdem ich auch auf der Rückreise in Florenz während der Ausstellung einen nicht unbedenklichen Krankheitsanfall überstanden, glücklich hierher zurückgekehrt. Die Rohlfs’sche Expedition hat vom Aufbruch aus dem Nilthale von Siut (17. Dez. 1875) bis zur Rück- kehr nach demselben bei Esneh (31. März 1874) ungefähr 3'1/, Mo- nate in der libyschen Wüste zugebracht; davon entfallen für mich 14 Tage auf Erforschung der Oase Farafreh, etwa 11/, Monate auf die Oase Dachel und der Rest auf Wüstenmärsche; in der grossen Oase (Chargeh) verweilte die Expedition nur zwei Tage, gastfreund- lich aufgenommen von Dr. Schweinfurth, welcher daselbst von Ende Januar bis Ende April verweilte. Die botanische Ausbeute in der Wüste selbst war ungemein spärlich, was sich besonders beim Ver- gleich mit der reichhaltigen Wüstenvegetalion in den Umgebungen von Cairo und Sues herausstellte; mitten in der Wüste, d. h. mehr als eine halbe Tagereise von Oasen und Brunnen entfernt, fanden sich noch nicht 30 Pflanzenarten vor, welche nicht einmal alle allgemein verbreitet waren; so beobachtete ich nur auf der Strecke zwischen Siut und Farafreh Ephedra altissima und Calligonum comosum, zwi- schen Chargeh und Esneh Monsonia nivea und Schouwia Schim- peri. Die Oasenflora übertraf an Artenzahl meine Erwartungen, indem ich in der kleinen und dürftigen Oase Farafreh einige 90, in Dachel fast 200 wildwachsende Arten antraf, womit freilich die Vegetation dieser Jahreszeit nahezu erschöpft sein dürfte, da auch Dr. Schwein- furth, der in Chargeh noch etwa einen Monat länger verweilte, als ich in Dachel, nicht viele Arten mehr sammelte. Dagegen ist diese Flora ausserordentlich arm an eigenthümlichen Formen. Es 256 lässt sich in der Oasenflora leicht ein einheimischer und ein ein- gewanderter, an die menschliche Kultur gebundener Bestandtheil unterscheiden , welcher letztere an Artenzahl der weitaus über- wiegende ist. Der erstere setzt sich aus meist sehr verbreiteten Arten des Wüstengebietes, z. B. Maerua crassifolia, Calotropis procera, Haplophyllum tuberculatum, Sodada decidua, Francoeuria erispa, Bassia muricata, Rumez vesicarius, Rhabdotheca chon- drilloides, Trichodesma africanum zusammen; auffallend ist das häu- fige Vorkommen der zwerghaften Mimosee Prosopis Stephaniana in den libyschen Oasen, einer orientalischen Pflanze, welche im Nil- thal, selbst der Gegend von Alexandrien völlig fehlt. Dann finden sich einige Wasser- und Sumpfgewächse von kosmopolitischer oder wenigstens gerontogeischer Verbreitung mit Epilobium hirsutum, Apium graveolens, Gnaphalium luteo-album, Samolus Valerandi, endlich einige Halophyten, wie Suaeda monoeca, welche bis 4 Meter hohe, tannenähnliche Gebüsche bildet, Frankenia pulverulenta. Unter den Pflanzen des Kulturbodens sind Arten des Mediterrangebietes weitaus überwiegend; gerade die verbreitetsten und in grösster In- dividuenzahl auftretenden Arten geben der Flora der Aecker und Gärten einen durchaus europäischen Anstrich wie Erodium malacoi- des, Calendula sp., Anagallis arvensis in drei Farbenvarietäten, am häufigsten mit blauer Korolle, demnächst mit scharlachrother, endlich fleischroth blühend. Sehr auffällig und an das Vorkommen der Pro- sopis erinnernd ist das häufige Auftreten des orientalischen Dianthus Cyri in den Kulturen um Dachel und Chargch. Natürlich fehlt es auch nicht an einzelnen Typen aus der Flora des Nilthals, wie: Enar- throcarpus Iyratus, Silene villosa, Abutilon muticum, Lotus arabicus, Tephrosia Apollinea, Rhynchosia Memnonia, Erigeron aegypfiacus, Spitzelia coronopifolia, Euphorbia arguta, Andropogon annulatus; in-. dess an Individuenzahl, z. Th. auch an Verbreitung treten sie weit hinter die Arten der Mittelmeerflora zurück; zwei im Nilthal gemeine Arten, Coronopus niloticus u. Trigonella hamosa wurden in der Oase Dachel nur je an einer Stelle beobachtet und eine Anzahl der verbreitetsten und auffallendsten Arten des Nilbodens, wie Glinus lotoides, Cotula anthemoides und Crozophora plicata fehlen in den Oasen ganz. Diese Thatsachen scheinen zu dem Schlusse zu berechtigen, dass die ersten Ansiedler, welche die Oasen in Besitz nahmen und dort wahr- scheinlich die Kultur des Weizens, der Gerste und des Oelbaums ein- führten, nicht aus dem Nilthale, sondern von Nordwesten her, zunächst aus der Cyrenaica gekommen sind, ein pflanzengeographischer Schluss, welcher durch die historischen Aufklärungen über die Oasenbewoh- ner, die unser berühmte Landsmarn, Prof. Brugsch, in der Sitzung des aegyptlischen Instituts am 18. April d. J. aus den altägyptischen Monumenten gab, in überraschender Weise bestätigt wurde. Dagegen ist die jetzt in Dachel und Chargeh (nicht in Farafreh) in grösstem Massstabe betriebene Reiskultur erst im Mittelalter eingeführt, und glaube ich nicht zu irren, wenn ich dieser die Einführung einiger tropischer Wasserpflanzen, wie: Jussieua repens und Najas graminea zuschreibe. 257 Auffallend gering ist in einem so nahe dem Wendekreise gelegenen Gebiete die Anzahl tropischer Kosmopoliten, wie: Sida spinosa, Car- diospermum Halicaccabum und Boerhaavia diffusa. Dr. Schweinfurth und ich beabsichtigen unsere Ausbeute gemeinschaftlich zu bearbei- ten, und werde ich im Auftrage des Hofr. Dr. G. Rohlfs Sammlungen an die bedeutendsten Museen verabfolgen lassen. Schliesslich erwähne ich noch, dass ich am linken Nilufer oberhalb Esneh einige Exem- plare der bisher nur aus Abyssinien und von den Nilufern in Sen- naar und Nubien bekannte merkwürdige Rubiacee Theiodes octodon Rich. auffand, welche Pflanze möglicher Weise nur vorübergehend angeschwemmt ist, sich vielleicht aber auch wegen ihrer Kleinheit der Aufmerksamkeit der nicht zahlreichen Botaniker, die in Ober- Aegypten gesammelt haben, entzogen haben kann. P. Ascherson. Berlin, 15. Juli 1874. Herr Boissier schreibt mir soeben, dass Theiodes octodon schon vor mir in Oberägypten und zwar von ihm selbst 1845 bei Theben und von Kralik bei Farschut gesammelt wurde. Er identifizirt diese Pflanze mit Oldenlandia sabulosa DC. vom Senegal und Karamy- schewia hedystoides F. M. von Transkaukasien (Lenkoran), Lasistan und Syrien (Beirut) und würde somit das Vorkommen im Nilgebiete die Lücke zwischen dem westafrikanischen und vorderasiatischen Ver- breitungsbezirk ausfüllen helfen. P. Ascherson. —e 00. Personalnotizen. — Dr. Schweinfurth erhielt von der geographischen Ge- sellschaft in London für seine Forschungen in Afrika die goldene Medaille. — Franz Krasan, Prof. in Krainburg in Krain, ist als solcher an das Staatsgymnasium in Cilli in Steiermark übersetzt worden. — Josef Pantocsek wurde von der L. C. Akademie der Naturforscher zu ihrem Mitgliede gewählt. —- —esoa ss — Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — In einer Sitzung der kais. Akad. der Wissenschaften am 16. April in Wien legte Prof. Wiesner eine Abhandlung: „Ueber die Beziehungen des Lichtes zum Chlorophyll* vor. Die wichtigeren Er- gebnisse dieser Arbeit sind in Kürze folgende: Die am meisten leuch- tenden Strahlen des Lichtes besitzen unter allen Antheilen des Sonnen- spektrums nicht nur die höchste Assimilationskraft; sie sind es auch, 258 welche die Entstehung des Chlorophylis am raschesten bedingen und diesen Körper am kräftigsten zerstören. Dieser Satz ist theilweise eine Bestätigung von Untersuchungen Anderer. Alle Theile des sicht- baren Sonnenspektrums haben die Fähigkeit, Chlorophyll zu bilden und zu zerstören, wie denselben nach den Untersuchungen Anderer auch die Fähigkeit zukommt, die Assimilation der Kohlensäure und des Wassers im Chlorophylikorn zu bewerkstelligen. Nicht alle che- mischen Arbeiten im Chlorophylikorn werden, wie bis jetzt ange- nommen wurde, vorzugsweise durch die schwächer brechende Hälfte des Sonnenspektrums vollzogen; wohl gilt diess für die Assimilation der Kohlensäure, für die Entstehung und Zerstörung (Oxydation) des Chlorophylis im Lichte, nicht aber für die Zerstörung (Oxydation) des Xanthophylis im Lichte, welche vorzugsweise durch die Strahlen der stärker brechenden Hälfte des Spektrums, naınentlich durch die sog. chemischen Strahlen hervorgerufen wird. Die Helligkeit, bei welcher das Ergrünen beginnt, ist eine viel geringere als diejenige, bei welcher die Zerstörung des Chlorophylis anhebt. Die Helligkeiten, bei welcher das Chlorophyll zerstört wird, fallen, so weit sich diess durch Versuche feststellen lässt, mit jenen zusammen, bei welchen im Chlorophylikorn Kohlensäure und Wasser assimilirt werden. Hier- aus folgt, dass das Chlorophyll kein direktes Produkt der Assimilation ist, die Entstehung dieses Körpers vielmehr bereits organische Sub- stanz voraussetzt, und dass die Zerstörung (Oxydation) des Chloro- phylls in den Assimilationsprozess verwickelt ist. Chlorophyll- und Xanthophylllösungen bleiben im Dunkeln, selbst bei Gegenwart von gewöhnlichem (inaktivem) Sauerstoff unverändert. Im Lichte entfärben sich beide bei Sauerstoffzutritt. Es wurde im Widerspruche mit Tir- mirjaseff und in theilweiser Uebereinstimmung mit Gerland gefunden, dass die im Lichte vor sich gehende Verfärbung des Chlorophylis (und Xanthophylis) ein Oxydationsvorgang ist, welcher bei Gegen- wart von inaktivem Sauerstoff nur im Lichte stattfindet. — In Lö- sungsmitteln, welche, wie z. B. Terpentinöl, den absorbirten Sauer- stoff in Form von Ozon enthalten, wird das Chlorophyll auch im Dunkeln zerstört. Dass das Ergrünen vergeilter Pflanzentheile im Sonnenlichte langsamer als im diffusen erfolgt, ferner in zerstreutem Lichte erwachsene, intensiv grüne Pflanzen bei sehr greller Beleuch- tung blässer werden und erst bei mässiger Beleuchtung wieder ihre sattgrüne Färbung annehmen, ist lange bekannt, aber bis jetzt un- richtig erklärt worden. Diese Erscheinungen beruhen einfach darauf, dass bei hohen Lichtintensitäten mehr Chlorophyll zerstört als ge- bildet wird. In einer weiteren Sitzung am 11. Juni legte Prof. Wiesner eine Arbeit des Herrn Emil Schuhmacher aus Luzern: „Beiträge zur Morphologie und Biologie der Alkoholhefe* vor, welche im pflanzen- physiologischen Institute der Wiener Universität ausgeführt wurde. Reess hat bekanntlich vor einigen Jahren nachgewiesen, dass die Hefe sich nicht ausschliesslich durch Sprossung fortpflanzt, sondern dass bei Kultur der Hefe auf festen Substraten im feuchten Raume 259 durch endogene Bildung neue Zellen entstehen, welche von ihm als Ascosporen angesehen werden. Wenn sich diese Auffassung auch mit Recht bekämpfen lässt, so steht doch fest, dass sich die Hefe unter Umständen auch durch freie Zellbildung vermehrt, wodurch ein neues Kriterium für diesen Organismus gegeben ist. Die Resultate von Reess beziehen sich wohl auf Bier-, nicht aber auf Branntwein- hefe, welche letztere er als eine Kulturvarietät von Saccharomyces cerevisiae Meyen ansieht. Diese Aussage ist indess nur als eine Ver- muthung aufzufassen, da Reess über diese Hefeart keine eingehen- deren Versuche angestellt hat. Schumacher konstatirte, dass sich auf gewissen, im feuchten Raume lange haltbaren Substraten, nament- lich auf frischen, ausgeschnittenen Kartoffeln auch aus den Zellen der Branntweinhefe (Presshefe) die fragliche Ascus-Form erziehen lasse. Die „Ascosporen“ erscheinen in der Regel erst nach Wochen, während sie bei der Bierhefe schon nach einigen Tagen fertig ge- bildet sind. Die zweite Frage, mit deren Lösung sich Schumacher beschäftigte, betrifft die niedrigsten Temperaturen, welche die Hefe lebend zu ertragen vermag. Schon Cagniard-Latour und später Mel- sens haben dargethan, dass Hefe, welche einer Temperatur von —60° bis —91° C. ausgesetzt war, ihre Gährkraft nicht gänzlich eingebüsst hat. Da aber durch Versuche von Manassäin konstatirt wurde, dass auch todte Hefe eine — freilich nur begrenzte — Zuckermenge zur Vergährung bringen kann, so ist es nicht mehr erlaubt, aus den Ver- suchen der beiden erstgenannten Forscher zu folgern, dass Hefe die Einwirkung so niedriger Temperatur überlebt. Es ist vielmehr zur Entscheidung dieser Frage nothwendig, zu untersuchen, ob eine so weit abgekühlte Hefe noch fortpflanzungsfähig ist. Schuhmacher fand, dass selbst eine Hefe, welche der niedrigsten Temperatur ausgesetzt war, die er überhaupt erzielen konnte (—113° C.; durch Mischung fester Kohlensäure mit Aether unter der Lufipumpe) in Zuckerlö- sungen noch zur Sprossung zu bringen war. Es zeigt sich mithin neuerdings, welch’ resistenter Organismus die Hefe ist. Sie erträgt im trockenen Zustande durch Stunden hindurch eine Temperatur von 100° C. (Wiesner), durch kürzere Zeit hindurch in eben diesem Zu- stande sogar eine Erwärmung auf 130° (M. Manassein), und geht als Organismus noch nicht zu Grunde, wenn sie im normalen wasser- hältigen Zustande auf eine Temperatur, von —1130 C. und wahr- scheinlich noch darunter, gebracht wird. Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind eingelangt: Von Herrn Oborny mit Pflanzen aus Mähren. — Von Herrn Winkler mit Pfl. aus Spanien. Sendungen sind abgegangen an die Herren: Burian, Dr. Tau- scher, Brandmayer, Andorfer. 260 Aus Schlesien: Alnus autumnalis, Bidens minima, Cineraria rivularis, Comarum palustre, Nymphaea semiaperta, Potamogeton obtusifolius, P. pusillus, Primula elatior, Pyrola umbellata, Teesda- lia nudicaulis, Trifolium medium, Pteris aquil. v. lanuginosa u. a., eing. von Plosel. Aus Mähren: Anemone pratensis, A. Pulsatilla, Aquilegia vulgaris, Dictamnus Frazinella, Lonicera caprifolium, Reseda luteola u. a., eing. von Oborny. Obige Pflanzen können im Tausche oder käuflich die Centurie zu 6 fl. (4 Thlr.) abgegeben werden. Wohnungswechsel. Vom 13. August an wohne ich: V. Bez., Hartmanngasse Nr. 13, 2. Stock, Thür Nr, 9. Skofitz. ET — Inserate. Der Gefertigte wünscht mehrere Centurien gut getrockneter und instruc- tiver Zier- und zum ökonomischen oder technischen Zwecke kultivirte Pflanzen zu kaufen. Anträge wären gegen Einsendung des betreffenden Doubletten-Ver- zeichnisses und Angabe des Preises pr. Genturie zu übermitteln: Dr. Schlosser, Statthalterei-Rath und Landesprotomedicus in Agram, Meinen botanischen Freunden und Korrespondenten zur Nachricht, dass ich Zosice verlassen und nun bleibend in Czestochöw ansässig geworden, in- dem ich dort eine Apotheke gekauft. Etwaige Briefe und Sendungen bitte da- her unter dieser Adresse. Ferdinand Karo, Apotheker. Soeben erschien im Verlage von Hermann Davis in Jena: Untersuchungen über die Lebermoose. Von Dr. Hubert Leitgeb, Professor der Botanik in Graz. I. Heft: Blasia pusilla. gr.4. Mit 5 Tafeln. — 3 Thlr. 20 Ser. Hedakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn. Druck und Papier der C. Ueberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer). Vesterreichische Botanische Zeitschrift, Gemeinnütziges Organ für Die österreichische Exemplare botanische Zeitschrift ° & die freidurel die Post he- erscheint Botanik und Botaniker, zogen werden sollen, sind den Rrsten jeden Monats, blos bei der Redaktion Man pränumerirt auf selbe (Wieden, Neumang. Nr. 7) eo w. Gärtner, Öekonomen, Forsimänner, Aerzte, (5 Thlr. 10 Ngr.) Z Im Wege des anzjährier, oder mit N a ‚pp Buchhandels übernimmt dm ö.Ww.(2 Thlr.20 Ng.) Apotheker und Techniker. Pränumeration halbjährig. €. Gerold’s Sohn Inserate in Wien, die ganze Petitzeile N: 9 so wie alle übrigen 15 kr. öst, W. 7 Buchliandlungen, XXIV. Jahrgang. WIEN. September 1874. INHALT: Wanderfähigkeit der Bäume und Sträucher. Von Dr. Focke. — Aus dem pflanzenphys. lustitute der Wiener Universität. Von Dr. Wiesner. — Zur Flora von Niederösterreich. Von J. Kerner. — Das Kalniker Gebirge. Von Dr. Schlosser. — Literaturberichte. Von W., R. — Corre- spondenz, Von Strobl, Thümen. — Personalnotizen. — Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — Botanischer Tauscliverein. Die Wanderfähigkeit der Bäume und Sträucher. Von Dr. W. ©. Focke. Die Verbreitung der Gewächse wird in ausserordentlich zahl- reichen Fällen durch die besondere Beschaffenhe# ihrer Früchte und Samen erleichtert. Eine Uebersicht über die bekannten Verbreilungs- mittel der Pflanzen hat kürzlich Fr. Hildebrand in einer besonderen Schrift (die Verbreitungsmittel der Pflanzen, Leipzig 1873) zusammen- gestellt. Es dürfte indess der reiche Stoff damit noch lange nicht er- schöpft sein, und wird es hoffentlich ein gewisses Interesse gewähren, wenn die folgenden Zeilen vorläufig auf eirige Punkte aufmerksam machen, die von Hildebrand nicht berührt sind. Die Früchte der Bäume und Sträucher lassen sich im Allge- meinen in zwei grosse Klassen scheiden, in fleischige und nicht fleischige. Von den letzteren lassen sich wieder zwei Abiheilungen bilden, die flugbefähigten und ungeflügelten. Unter den Bäumen und Sträuchern mit nicht fliegenden Frucht- ständen, Früchten und Samen sind zunächst die Nussfrüchtier hervorzuheben, die wir als Balanocarpi bezeichnen können. Es ev- hören dahin die Früchle mit grossen, schweren, mehligen Samen, Oesterr. botan. Zeitschrift. 9. Heft. 1874 18 262 wie die Eichen, Buchen, Kastanien, Haselnüsse, Wallnüsse, Rosska- stanien, Mandeln. Unter den Produkten tropischer Gewächse sind es die Paranüsse, Elfenbeinnüsse, Coccosnüsse u. s. w., welche Beispiele dieser Fruchtform bieten. Offenbar enthalten solche Nussfrüchte eine reichliche Menge von Nahrungsstoff, sie werden daher eifrig von Thieren aufgesucht. Sie werden in der Regel von Bäumen hervorgebracht, die eine sehr lange Lebensdauer haben und im Laufe der Jahre eine ausserordent- liche Menge von Samen liefern. Nur aus sehr wenigen dieser Samen kann ein neuer Baum hervorgehen. Der Vortheil, den diese Samen durch ihre Grösse für ihre Verbreitung geniessen, liegt vorzüglich darin, dass sie durch Thiere verschleppt werden. Nagethiere sammeln sich Vorräthe von Eicheln und Nüssen, die keineswegs immer voll- ständig aufgezehrt werden; grössere Vögel, Eichhörnchen u. s. w. ver- schleppen solche Früchte und lassen gelegentlich einzelne wieder fallen; überhaupt gehen von derartigen Früchten gewiss sehr viele verloren, während sie von Thieren an einen Versteckplatz gebracht werden sollen. Offenbar ist für solche Baumfrüchte ihre Grösse und Nahrhaftigkeit ein Vortheil. Unter einer kräftigen Eiche bleiben Jahrhunderte lang alljährlich Tausende von Eicheln liegen; keine ‚einzige derselben hat Aussicht, zu einem Baume heranzuwachsen. Es werden aber alljähr- lich vielleicht auch mehrere tausend Eicheln dieses Baumes durch Thiere verschleppt und grossentheils verzehrt; von diesen Eicheln gehen aber auch einige Dutzend verloren und haben Aussicht, junge Bäume zu liefern. Es ist unter günstigen örtlichen Verhältnissen gar nicht schwer zu beobachten, wie junge Eichen bis in eine Entfernung von mehreren hundert Schritten von einem Eichengehölz oder einer ein- zelnen Eiche zahlreich aufspriessen; in grösseren Entfernungen werden sie seltener. Es ist zugleich klar, dass bei der durch Thiere bewirk- ten Aussaat ein Eichenwald sich eben so leicht, ja durchschnittlich leichter bergaufwärts verbreiten kann, als bergabwärts. Dagegen werden breite Flüsse, Meeresarme, Wüsten und Steppen ein entschie- denes Verbreitungshinderniss für derartige Pflanzen mit schwerem Sa- men sein. Eine Ausnahme machen natürlich solche Früchte, welche, wie die Coecosnüsse und Snychellennüsse, zugleich befähigt sind zu schwimmen. Abgesehen von derartigen besonderen Fällen werden wir annehmen müssen, dass die Nussfrüchtler stets zusammenhän- gende Verbreitungsbezirke gehabt haben, und wir werden finden, dass diess in hohem Masse noch heute der Fall ist Beiläufig — und im Gegensatze zu Hildebrand — sei hier noch erwähnt, dass auch die grossen nahrhaften Samen krautiger Pflanzen, z. B. von Zea, Helianthus annuus, mancher Disteln als ein Vorzug und nicht als ein Nachtheil für die Verbreitung betrachtet werden müssen. Eine zweite Gruppe von Holzgewächsen bilden die Flugsamer (Plerospermi). Diese Pflanzen sind vorzugweise auf die Verbreitung durch den Wind angewiesen, und ist es für diesen Zweck ohne Be- lang, ob die Flugvorrichtung am Samen, an der Frucht oder am 263 Fruchtstiel sich befindet. So sehr die Flugvorrichtungen bei Linden- und Ahornarten auch morphologisch verschieden sind, so dienen sie doch demselben Zwecke. Zu den Flugsamern im weitesten Sinne sind arıch die Pflanzen mit Blasenschoten zu rechnen, wie Colutea und Sta- phylaea, obgleich diese Fruchtformen vielleicht eben so sehr durch Thiere oder durch fliessendes Wasser, als durch den Wind verbreitet werden. Manche Flugsamen sind verhältnissmässig schwer und werden nicht sehr weit fliegen können; dahin gehören die Linden, Eschen, Ahorne, die meisten Tannen und Kiefern, ferner: Paliurus, Ptero- carya, Ptelea u. s. w. Zu einem weiteren Fluge sind die Samen von Carpinus, Ostrya, Betula, Alnus, Ulmus, Rhus Cotinus, Lirioden- dron u. Ss. w. befähigt, während die Tamarisken-, Weiden und Pappel- samen durch ihre grosse Leichtigkeit auch die beträchtlichste Flug- kraft besitzen. In Allgemeinen zeigen die flugsamigen Gewächse eine weit grössere Wanderfähigkeit als die Nussfrüchtler, wenigstens als die- jenigen, welche nicht schwimmen. Isolirte oder neugebildete Stand- orte, beweglicher Boden u. s. w. werden am leichtesten von den flugsamigen Gewächsen besiedelt. Im äussersten Norden, wo sich nur wenige Standorte für das Gedeihen von Bäumen und Sträuchern eig- nen, finden sich keine Nussfrüchtler mehr; flugsamige Nadelhölzer, Birken und Weiden sind an deren Stelle getreten. Ebenso ist es in den hohen Gebirgen, auf Felsen, an Flussufern, auf Sanddünen und Klippen am Meeresstrande. Allein die flugsamigen Bäume, namentlich die Nadelhölzer, bilden auch zusammenhängende Waldungen, die sich über weite Landstriche erstrecken. Untersuchen wir nun die Verbreitungsaussichten der flugsamigen Holzgewächse, so finden wir, dass die Arten von beschränkter Flug- fähigkeit, wie die Linden, Eschen, Ahorne und Nadelhölzer keinen besonders grossen Vortheil vor den nussfrüchtigen Arten voraushaben. Sie eignen sich im Ganzen mehr für ungleichmässige, wechselvolle Bodengestaltung, für koupirtes Terrain. Breite Flüsse, weite, für Baum- wuchs ungeeignele Niederungen werden schon ein wesentliches Hemm- niss ihrer Verbreitung werden. Die besser fliegenden Samen der Birken und Ulmen vermögen dagegen bereits Meeresarme von meh- reren Meilen Breite zu überschreiten, viel leichter aber Gebirge und Ebenen auf dem Lande, wo sie auch nach einem ein- oder mehrmaligen Niederfallen wieder aufgewirbelt werden können. Bei den Weiden und Pappeln ist endlich die Flugfähigkeit fast unbe- grenzt. Die Samen der Salicineen reifen in Europa meist im An- fang des Sommers, wo Stürme selten sind; sie pflegen auch ihre Keimkraft bald einzubüssen. Diese Umstände beschränken natürlich die Ausbreitung der Samen, die sonst eine ausserordenllich grosse sein würde. In Ländern mit wechselnden Windrichtungen haben die flug- samigen Pflanzen Aussicht, sich nach allen Richtungen hin zu ver- breiten. In den tropischen und subtropischen Gegenden, wo konstante Winde wehen, ist diess aber keineswegs der Fall. Flugsamige Pflan- 18* 264 zen können sich dort leicht von Osten nach Westen, aber schwer in umgekehrter Richtung verbreiten. Noch schwieriger ist es, vom Ae- quator aus mit Hilfe des Windes polwärts zu wandern. Dagegen ist es leicht, sich das Einwandern von flugsamigen Gewächsen aus den mittleren Breiten in die Tropen vorzustellen. Längs der Ostabhänge nordsüdlich streichender Gebirge und längs der Ostiküsten der Konli- nente konnten sie ohne Hinderniss in die tropischen Regionen ein- dringen. Dagegen muss ein Uebergang von der einen gemässigten Zone in die der anderen Halbkugel für diese Gewächse zu allen Zeiten ungemein schwierig gewesen sein, selbst wo Hochgebirge treffliche klimatische Zwischenstationen gewährt haben. Bei den allerleichtesten staubartigen Samen und namentlich bei den Sporen der Kryptogamen lässt sich allerdings eine Luftwanderung in umgekehrter Richtung denken. Gleich dem Passatstaube können sie mit dem Antipassat aus den Tropen in mittlere Breiten entführt werden. Die höheren Bäume gehören grössentheils entweder zu den Nussfrüchtlern oder zu den Flugsamern. Unter den kleineren Bäumen und namentlich im Untergebüsch der Wälder treffen wir dagegen vielfach auf Arten mit fleischigen Früchten. Von den Coniferen z. B. gehören die schlanken Tannen und Föhren meist zu den Flügel- samern, zum Theil auch zu den Nussfrüchtlern, die niedrigen Taxus- und Wachholder dagegen zu den Beerenfrüchtlern. Wir unterscheiden unter den Fleischfrüchten physiologisch drei verschiedene Gruppen, nämlich die Apfelfrüchte, welche sich durch weiche Kerne auszeich- nen, die Steinfrüchte mit grossen harten Samensteinen und die Bee- renfrüchte mit kleinen harten Steinen. Als Beispiele von Apfelfrüchten nennen wir die grossfrüchligen Pyrus- und Citrus-Arten, als Bei- spiele von Steinfrüchten die Pflaumen, Pfirsiche, Mispeln, Daiteln, wihrend Rhamnus, Ilex, Laurus, Morus, Rubus, Sorbus und die kleinfrüchtligen Prunus- Arten simmtlich zu den Beerenfrüchtlern ge- hören. Selbst die Feigen, Granatäpfel und Hagebutten müssen wir als grosse Beeren bezeichnen. Die gewohnte morphologische Eintheilung der Früchte wird somit durch die hier vorgeschlagene Unterschei- dungsweise vollständig ausser Acht gelassen. Die Fruchtbildung von Me a Pyrus und Sorbus ist bekanntich nur wenig verschieden, während andererseits Rhamnus, Morus und Prunus Padus morpho- logisch sehr wenig Gemeinsames zeigen. Es werden indess in der Natur dieselben Zwecke oft auf sehr verschiedenen Wegen erreicht; die funktionelle Bedeutung einer Frucht ist daher völlig unabhängig von ihrer morphologischen Bildung. Wir unterscheiden somit unter den Pflanzen mit fleischigen Früch- ten funktionell drei verschiedene Reihen: Apfelfrüchtler (Pomiferi), Steinfrüchtler (Pruniferi) und Beerenfrüchtler (Bacciferi). Die Apfelfrüchte haben als Verbreitungsmittel für die Pflanzen einen ähnlichen Werth wie die Nussfrüchte. Des geniessbaren Flei- sches wegen wird die Apfelfrucht verschleppt, so dass die zufällig liegen bleibenden Früchte sowohl als die verschmähten Kerne an 265 ziemlich entfernten Orten keimen können. Günstiger noch gestaltet sich diess Verhältniss für die Pllaumenfrüchte, deren harter Same un- geniessbar ist und daher stets liegen bleibt. Die kleinen Pflaumen- früchte werden von manchen Thieren mit dem Steine verschluckt und verhalten sich dann wie die Beerenfrüchte, deren Bau darauf berechnet ist, dass das weiche Fleisch verzehrt wird, während die harten Kerne den Darmkanal der Thiere unbeschädigt durchwandern. Die Exkremente, mit denen sie niederfallen, erleichtern nicht selten durch Erweichung der harten Samenschale den Vorgang der Keimung. Die Beerenfrüchtler finden sich am häufigsten unter und zwi- schen anderem Gehölz, in Waldungen, namentlich am Rande der- selben und in Lichtungen. Sie finden sich ferner auf Felsvorsprüngen und zwischen Steingeröll, auf Bergkuppen und Hügeln. So massenhaft aber auch manche Beerenfrüchtler auftreten, so pflegen sie siets eine gewisse Beziehung zu höheren Biumen und Sträuchern zu zeigen. Die Vaceinien wachsen nicht so frei in geschlossenen Massen, wie etwa Calluna, Erica, Rhododendron; sie lehnen sich stets an Ge- hölze oder Baumgruppen. Empetrum und Arctostaphylos finden sich, wo sie nicht unter Bäumen wachsen, meistens auf hügeligem Terrain, nicht auf den flachen Haiden. Juniperus-, Taxus-, Sorbus-, Ilex und Rhamnus-Arten treten häufig genug, ja massenhaft auf, bilden aber fast niemals geschlossene Bestände für sich, was doch bei anderen Holzarten immer hie und da vorkommt. Diese Eigenthümlichkeit in der Verbreitung der Beerenfrüchtler hängt offenbar damit zusammen, dass die Vügel, welche die Beeren vorzugsweise verzehren, in der Regel auf Bäumen sitzend ihre Ex- kremente fallen lassen. Manche Vögel setzen sich auch, namentlich in Ermangelung von Bäumen, auf Hügel, Steinhaufen, Felsspitzen u. s. w. Die Beeren der niedrigen Sträucher werden sicherlich nicht selten auch von Säugethieren gefressen und verbreitet, sie sind daher auch nicht so an die Bäume gebunden. Indess sind doch Beerenpllan- zen in Wiesen selten; Rubus Chamaemorus ist ein Beispiel einer krautigen, beerentragenden Wiesenpflanze, die vermuthlich vorzugs- weise durch Hirscharten (Rennthier) und Rinder verzehrt und ver- breitet wird, obgleich sie an ihre entlegenen Standorte durch Vögel verschleppt sein mag. Bei der Schnelligkeit, mit welcher Vögel weite Reisen zurück- legen, ist die Verbreitung der Samen von Beerenfrüchtlern ausser- ordentlich erleichtert. Zu den regelmässigen und willkürlichen Reisen der Vögel kommen dann noch die häufigen unabsichtlichen, welche durch Stürme veranlasst werden. Die Verbreitung von Beerenge- wächsen ist daher fast in unbegrenzter Weise möglich; eine Pflanze, die durch eine Vogelart an einen entfernten Standort verschleppt ist, kann schon einige Jahre später von dort durch eine andere Art noch viel weiter fortgeführt werden. Im Allgemeinen ist indess die Walır- scheinlichkeit einer so weiten Verschleppung nicht gross, vielmehr werden die Beerenpflanzen sich in ihrem Vorkommen gewiss vielfach von der Verbreitung einzelner Vogelarten abhängig zeigen. 266 Aus diesen Betrachtungen geht hervor, dass die Nussfrüchtler — mit Ausnahme der schwimmenden — stets ein zusammenhängendes Festlandsareal bewohnen müssen. Wo diess nicht der Fall ist, wird eine ehemalige Landverbindung zwischen den getrennten Wohnge- bieten oder eine vielleicht sehr frühe Uebertragung durch Menschen anzunehmen sein. In besonderen Fällen können Meeresströmungen ganze fruchttragende Bäume fortgeführt haben, und können nach der Strandung die Früchte durch Thiere verschleppt sein. Dass eine solche angespülte Frucht unmittelbar am Meeresstrande einen Baum liefern sollte, ist mindestens unwahrscheinlich. — Ziemlich ähnlich gestalten sich die Aussichten für Apfelfrüchte und grosse Pflaumen. Auch bei diesen scheint die Möglichkeit eines sprungweisen Wanderns ohne Beihilfe des Menschen sehr gering zu sein. Bei den Flugsamern ist bereits darauf hingewiesen worden, dass dieselben nur zum Theile eine wirklich bedeutende Wanderfähig- keit besitzen, und dass ausserdem in vielen Gegenden ihre Verbrei- tung durch herrschende Winde beschränkt oder in eine bestimmte Richtung gewiesen wird. Das Ueberspringen von Landstrecken, welche sich nicht für die betreffenden Baumarten eignen, ist den Flugsamern indess ungleich leichter gemacht, als den Nussfrüchtlern. Grössere Meeresarme können nur die allerleichtesten Samen, z. B. die der Salicineen und Tama- riscineen, überschreiten. Die mit solchen Samen ausgerüsteten Arten sind daher auch besonders zu sprungweisen Wanderungen befähigt. Weit grösser ist indessen natürlich die Wanderfähigkeit der Beeren- früchtler. Man darf übrigens bei diesen Untersuchungen nicht vergessen, dass bei allen auf Insektenbefruchtung angewiesenen Pflanzen die Möglichkeit einer Ansiedlung an fremden Standorten auch von der Anwesenheit entprechender Insekten abhängig ist. Auf entlegenen In- seln mit einer armen Flora finden die blüthenbesuchenden Insekten keine Nahrung, während den Blüthen umgekehrt die Möglichkeit der Befruchtung fehlt. Aus demselben Grunde ist die Uebertragung zwei- häusiger Gewächse auf entlegene Inseln schwierig. Ein Beispiel von den Vortheilen, welche die Beerenfrüchtler bei Besiedelung entlegener Standorte geniessen, liefern die Azoren und Madeira. Während wir sonst nussfrüchlige Eichen, Buchen und Kastanien oder flügelsamige Nadelhölzer und Birken die Hauptmasse der Waldungen bilden sehen, finden wir auf den einsamen Inseln des atlantischen Ozeans fast ausschliesslich beerentragende Bäume und Sträucher. Lorbeeren sind dort die herrschenden Waldbäume, neben denen sich beerenfrüchtige Bäume und Sträucher der verschiedensten Art vorfinden. Die einzigen Ausnahmen bilden ein paar Leguminosen, einige Arten mit feinen staubigen oder fliegenden Samen, wie Salix, Erica, Calluna, Menziesia, sowie einzelne Exemplare von Pittospo- rum, einer Galtlung, deren harzumflossene Samen muthmasslich durch Ankleben an den Vogelkörper verbreitet werden. Unter den fossilen Pflanzenabdrücken von San Jorge auf Madeira hat Heer allerdings 267 Ulmen- und Haselnussblätter zu finden geglaubt, allein Lowe hat darauf aufmerksam gemacht, dass beides Brombeerblätter seien. Lowe hat schwerlich daran gedacht, dass das ehemalige Vorkommen nuss- artiger Früchte auf Madeira an und für sich unwahrscheinlich sei; seine Beurtheilung der fraglichen Blätter ist daher gewiss nicht durch vorgefasste Meinungen beeinflusst gewesen. Bei Betrachtung der Heer'- schen Abbildung dürfte übrigens keinem Botaniker die Wahl zwischen Heer’s und zwischen Lowe’s Deutung schwer fallen; die dargestellten Blätter sind offenbar Rubus-Blättchen. Die Lorbeerhaine und die fast ausschliesslich beerenfrüchtigen Bäume und Sträucher der Azoren und Madeira’s beweisen, dass diese Inseln keine Bruchstücke eines ehemaligen Festlandes sind; weder ein Geologe noch ein Botaniker kann die Berechtigung einer Al- lantis-Hypothese in dem gewöhnlichen Sinne anerkennen. Es bleibt indess die Herkunft der krauligen Gewächse der atlanlischen Inseln zu erklären. Vorläufig wird man sich wohl mit der Annahme begnügen müssen, dass die ersten Samen auch dieser Pflanzen den Inseln durch Vögel zugeführt sind, in deren Gefieder oder an deren Füssen feinere Sämereien leicht haften bleiben können. Allerdings genügt auch diese Annahme noch nicht zur Erklärung aller einzelnen Thalsachen, so dass man schliesslich auch an eine Verbreitung durch die im Kropfe umgekommener Vögel vorhandenen Sämereien denken darf. Die Ver- breitung vieler Leguminosen wird auf diese oder eine ähnliche Weise erklärt werden müssen. — Ob die ersten Weiden- und Haidesamen durch den Wind oder durch Vögel auf die allanlischen Inseln gelangt sind, mag unerörtert bleiben. Die Vegetalion der Inseln St. Paul und Amsterdam, welche unter der den Azoren entsprechenden südlichen Breite liegen, mag in ihrer Armuth (6—10 Phanerogamen) als Bei- spiel dienen, um zu zeigen, was die beerenfressenden Vögel für die nordatlantischen Inseln geleistet haben. Es versteht sich von selbst, dass es vorzugsweise verschlagene Landvögel sein müssen, welche den entlegenen Inseln ihre Vegetation zuführen; schwimmende und tauchende Seevögel werden nicht leicht Sämereien mitbringen. Die Besiedelung der Inseln des atlantischen Ozeans ist nicht das Werk weniger Jahre oder Jahrhunderte gewesen; seltene Zu- fälle mögen daher im Laufe der Zeiten ihrer Flora allmälig eine Art nach der anderen zugeführt haben, aber als Vermittler aller dieser Zufälligkeiten werden wir uns vorzugsweise Vögel zu denken haben. Arten, die wir auf dem Festlande längst zu den untergegangenen, der Vorzeit angehörigen rechnen, sind auf den Inseln erhalten ge- blieben, z. B. Laurus canariensis und Viburnum rugosum, wulh- masslich gehören dahin auch alle anderen endemischen Arten der Inseln. Dafür sind aber diejenigen Pflanzenformen, welche gegen- wärtig auf dem Festlande die herrschenden geworden sind, wenig- stens vor Ankunft des Menschen nicht bis zu den Inseln vorge- drungen. Noch an eine andere, die einstige und ehemalige Verbreitung 268 der Pflanzen betreffende Thatsache mag hier erinnert werden. Die Pfianzen der südlichen gemässigten Zone, insbesondere diejenigen des Cap und Australiens, sind in ihrem Blüthenbau der Insektenthätigkeit eben so vollkommen angepasst, wie die Pflanzen der Tropen oder der nördlichen gemässigten Zone. Dagegen zeigt die Flora jener Länder eine sehr geringe Anpassung an die Wirbelthiere. Giftige Gewächse, Nuss-, Apfel-, Stein- und Beerenfrüchte sind selten, in Australien auch die stachligen Formen. Unter den wenigen vorhan- denen Beerenfrüchten gehört ein Theil offenbar ursprünglich tropi- schen Gebirgen oder selbst der nördlichen subtropischen Zone an. Südamerika zeigt nicht die gleiche Armuth an Beeren und Nuss- früchten, wie Südafrika und Australien, allein die beerentragenden Gattungen sind auch hier meistens dieselben wie in den tropischen Gebirgen Südamerikas oder selbst in Nordamerika (Fuchsia, Berberis, Empetrum). Man kann im Allgemeinen behaupten, dass das ausser- tropische Südamerika bessere Verbindungen mit anderen kühlen Ge- genden besitzt als Südafrika und Australien. Selbst die Inseln des südlichen Ozeans, welche Amerika näher liegen (Falklandinsel, Tristan d’Acunha), haben einige Beerenfrüchte (Empetrum, Rubus, Nertera) und zugleich eine etwas reichere Form erhalten, als die zwischen Afrika und Australien gelegenen Inseln. Diese Betrachtungen zeigen, dass die Beziehungen zwischen Pflanzen und Wirbelthieren auf der südlichen Halbkugel ausserhalb der Tropen noch weit weniger entwickelt sind als auf der nördlichen, Auch der Mensch kann sich nur kümmerlich erhalten, wenn er ge- zwungen ist, von Farrn und Marsileen zu leben. Je genauer man alle diese Verhältnisse erwägt, um so wahrscheinlicher wird es, dass die Entwicklung der Pflanzenwelt in den neueren geologischen Epo- chen wesentlich auf einer Anpassung an die Landwirbelthiere beruht. Die europäische Mioecänflora zeigt uns bereits diese Anpassung, die während der Kreide- und selbst während der Eocänperiode noch nicht vorhanden war. In Südafrika und namentlich in Australien und auf Neuseeland hat sich diese Anpassung noch nicht vollzogen. In anderen Gegenden, vielleicht in den Tropen, mag eine solche An- passung noch älteren Ursprungs sein als in Europa. Einer Wan- derung von Nussfrüchtlern und namentlich von Beerenfrüchtlern aus den tropischen Gebirgen nach Norden stellten sich natürlich nicht die Schwierigkeiten entgegen, wie einem gleicharligen Vordringen der Flugsamer. Wer es in Zukunft unternimmt, Untersuchungen über die Ver- breitung der Pflanzen in den verschiedenen Gegenden der Erde anzustellen, wird nicht umhin können, die Beziehungen zwischen Thier- und Pflanzenwelt eingehend zu würdigen. Die vorstehenden Betrachtungen eröffnen Blicke auf neue fruchtverheissende Aufgaben der Wissenschaft von der örtlichen Verbreitung der Pflanzen. Es gilt zunächst auf diesem unbetretenen Gebiete Wege zu bahnen. 3remen, am 1?2. Juli 1874. öße 269 Kleinere Arbeiten des pflanzenphysiologischen Institutes der Wiener Universität. Mitgetheilt von Prof. Wiesner. II. Ueber ein neues Vorkommen von Zwillingsspaltöffnungen. Von Karl Mikosch. Es ist hinlänglich bekannt, dass die Spaltöffnungen entweder mehr oder minder gleichmässig zwischen den Oberhautzellen der Epidermis auftreten oder in letzterer gruppenweise vorkommen. Die Spaltöffungsgruppen bilden wie bei den Blättern der Gramineen oder Coniferen Reihen, oder, wie diess beispielsweise an den Blättern der Saxifraga sarmentosa und an Begonienblättern beobachtet wurde, Inseln im spaltöffnungslosen Oberhautgewebe; endlich wurde in neue- rer Zeit die Auffindung gemacht, dass Spaltöffnungen auch paarweise auftreten können. Diese „Zwillingsspaltöffnungen“ wurden von Güm- bel!) entdeckt und später von Pfitzer?) und Zingeler?) genauer untersucht. Bis jetzt wurden diese paarweise auitretenden Spaltöff- nungen an den Blättern einiger Liliaceen, Gramineen, Cyperaceen und Begoniaceen aufgefunden. Ehe ich meine Beobachtungen über das Vorkommen und die Entstehung der Zwillingsspaltöffnungen an den Samenlappen des Hanfes (Cannabis sativa) mittheile, sei es mir zunächst erlaubt, um Missver- ständnissen vorzubeugen, anzuführen, dass die Schliesszellen der Zwil- lingsspaltöffnungen im Gewebe sich unmittelbar berühren, während in den Spaltöffnungsreihen und Spaltöffnungsinseln in der Regel mehr oder minder zahlreiche Epidermiszellen zwischen den eigentlichen Spaltöffnungen liegen, Die Oberhaut der Samenlappen des Hanfes ist zur Zeit der Sa- menreife noch vollkommen spaltöffnungsfrei. Sie besteht in diesem Stadium ihrer Entwicklung aus gleichförmigen, polyedrisch begrenzten, mit Aleuronkörnern erfüllten Zellen. Während der Keimung entwickeln sich, mag dieselbe am Lichte oder bei Ausschluss von Licht erfolgen, sowohl an der Ober- als Unterseite der Cotylen Spaltöffnungen, die theils einzeln, theils paar- weise auftreten. Es ist höchst bemerkenswerth, dass die Menge der sich ober- und unterseits an den Samenlappen entwickelnden Spalt- öffnungen davon abhängt, ob die ersteren ergrünen oder aus Mangel an Licht etioliren; denn an im Lichte erzogenen Cotylen fanden sich auf den Quadratmilliineter Oberhaut oberseits 19—21, unterseits 18— 1) Nova Acta A. C. L, Vol. XXV, p. 372. ?) Pringsheim’s Jahrb. VII. p. 525. ») Pringsheim’s Jahrb. IX. p. 140. 270 26 Spaltöffnungen vor, während an etiolirten Keimlingen für die gleiche Fläche oberseits 14—24, unterseits bloss 5—13 Spaltöffnungen zu finden waren. Die ersten Theilungen im Oberhautgewebe, welche zur Bildung von Spaltöffnungen führen, beginnen am zweiten Tage der Kei- mung; am dritten Tage, wenn bei genügender Beleuchtung ein Er- grünen der Coiylen bereits eingetreten ist, finden sich bereits fertig gebildete Stomata vor. Nach vollendeter Theilung einer Spaltöffnungs- Mutterzelle liegen die Schliesszellen an ihrer Innenseite noch dicht aneinander, die Athemhöhle ist nur als kleiner dreiseitiger Intercellu- larraum unterhalb der angelegten Spaltöffnung angedeutet, und erst später treten die unterhalb gelegenen Zellen des Parenchyms, von der nach abwärts gekehrten Kante des genannten Intercellularraumes an, auseinander und formiren die Athemhöhle. Am sechsten Tage sind alle Spaltöffnungen völlig ausgebildet. Die über grünem Paren- chym gelegenen zeigen eine offene Spalte; hingegen sind die Spalt- öffnungen etiolirter Keimlinge in der Regel gänzlich geschlossen und die die Spalte bildenden Zellwände s-förmig gekrümmt. Ich gehe nun zur Mittheilung meiner Beobachtungen be- treffs Entstehung der Zwillingsspaltöffnungen an den Cotylen des Hanfes über. Wie schon Pfiizer zeigte, so können die Zwillingsspaltöffnungen entweder dadurch enisiehen, dass zufällig zwei Spaltöffnungen neben einander angelegt werden, oder aber in der Weise, dass aus einer bestimmten Mutterzelle das Spaltöffnungspaar hervorgeht. Letzteres ist auch bei den Cotylen von Cannabis der Fall. Ich habe gefunden, dass eine bestimmte, einer gewöhnlichen Oberhautzelle äquivalente Zelle sich durch Zweitheilung vermehrt, und die so entstandenen Tochterzellen entweder durch gleichzeitige Zweitheilung eine Zwillingsspaltöffnung hervorbringen, oder aber, dass bloss eine der beiden Tochterzellen eine Spaltöffnung erzeugt, während die andere sich nicht weiter vermehrt. Diese Zelle unter- scheidet sich von den gewöhnlichen Oberhautzellen durch ihre ge- ringe Grösse. Diese „Zellen“ finden sich an den Cotylen oberseits reichli- cher vor, da unterseils mehr Zw illingsspaltöffnungen zur Entwicklung kommen. —esseo— 271 Beiträge zur Flora Niederösterreichs. Von J. Kerner. II. = Salic Trevirani Spr. sec. Wimmer p. p. (subviminalis< amygdalina). Fruchtknoten kall oder nur mit wenigen Haaren spärlich be- setzt, so dass die grüne Oberfläche deutlich hervortriti, geslielt, das Stieleien wenigstens so lang, meistens langer als die Honigdrüse, die Blatter auf der Unterseite kahl, höchstens nur in der ersten Ju- gend mit feinen Haaren spärlich bedecki, auf der Oberseite glänzend, unlerseils matl, blasser grün, öfters schwach blauli hgrün, flach, am Rande glatt und deutlich, wenn auch fein gesägt. Hieher: 8. Trevirani Spr. sec. Wimmer Sal. eur. p. p. S. un- dulata ß. lanceolata koch, S. hippophaefolia y. leiocarpa Koch. 274 Diese Gruppirung entspricht auch im Wesentlichen der von Wimmer in seiner Sal. eur. gegebenen Eintheilung der Bastarte vi- minalis-triandra, nur umfasst die oben unter b) aufgeführte undulata nicht bloss Wimmer’s S. hippophaefolia (Thuill), sondern auch die S. undulata «. Koch, welche Wimmer weder bei seiner S. Trevirani, noch bei seiner S. hippophaefolia zitirt und nach seiner von $. Tre- virani gegebenen Beschreibung unter S. Trevirani reiht. Dieses glaubie ich vorausschicken zu sollen, um für eine im Herbste 1871 in den Donauauen bei Krems gefundene und seither in allen Stadien der Blüthe und Frucht, sowie der Blattent- wicklung beobachtete, nach allen Merkmalen aus $. viminalis L. und S. amygdalina Koch entstandene Bastartweide den oben gebrauchten Namen < 8. Trevirani Spr. p. p. (subviminalis>< amygdalina) recht- fertigen zu können. Bei dieser Weide sind in den regelmässigen Frühlingsblüthen die Fruchtknoten kahl, nur mit wenigen, zersireuten Haaren spärlich be- deckt, gestielt, das Stielchen kaum länger als die Honigdrüse, die Blätter sind sehr deutlich fein gezähnt, flach, etwas geschweilt, am Rande nicht umgerollt, nur bei der Entwicklung unterseits sehr schwach seidig behaart, im ausgewachsenen Zustande bereits kahl und insbe- sondere im Alter oberseits sehr glänzend dunkelgrün, unterseits blässer bläulichgrün, sehr lang, schmal, allmälig in eine Spitze vorgezogen, im untersten Drititheil am breitesten und allmälig in den langen Blattstiel zusammengezogen. Sie würde nach der Länge des Fruchtknotenstieles zunächst zu Koch’s S. hippophaefolia y. leiocarpa, nach der Berandung der Blätter zunächst zu Koch’s S. undulata ß. lanceolata stehen, und passt unter Wimmer’s $. Trevirani Sal. eur. pag. 141 der Beschreibung nach, unterscheidet sich aber von der von Wimmer Coll. 251 ausge- gebenen $. Trevirani durch die wenn auch nur spärliche Behaarung der Fruchtknoten, längere und schmälere langgestielte Blätter, von der Coll. 249 ausgegebenen S. Trevirani (der sie in der Blattform am nächsten steht) durch eine geringere Behaarung der Frucht- knoten, durch noch mehr verlängerte und unterseits mehr blaugrüne Blätter. Nach meiner oben gegebenen Gruppirung der aus S$. vimi- nalis L. und S. amygdalina Koch entstandenen Bastarte ist sie als = Salix Trevirani (viminalis>< myrtilloides W.) S. humilis Willd. (Weigeliana>x oo Aus Niederösterreich: Aronia rotundifolia, Astragalus austriacus, A. sulcatus, Carex pendula, Chaerophyllum bulbosum, Cotoneaster vulgaris, Daphne cneorum, Dracocephalum austriacum, Euphorbia amygdaloides, E. epithymoides, E. verrucosa, Lavatera thuringiaca, Mercurialis ovata, Orchis variegata, Rosa gallica, Salıx mirabilis, Sorbus torminalis, Veratrum album, Veronica orchidea u. a. einges. von Wiesbaur. Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn, Druck und Papier der ©, Ueberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer). Oesterreichische Botanische Zeitschrift. Gemeinnütziges Organ für Die Anienzelchlsche. } Exemplare botanische Zeitschr s diefreid hı die Posthe- er erscheine Botanik und Botaniker, 3520 ersensahten.omö den Ersten jeden see blos bei der Redaktion Man pränumerirt auf selbe fi. £ ü Eee IB (Wibden, Nebmanı NED „Pränumerirt auf selbe Gärtner, Oekonomen, Forsimänner, Aerzte, run. 6 Thir. 10 Ngr.) a Im Wege des ganzjährig, oder mit ! rap n rn Buchhandels übernimmt Sa hir. 200g) Apotheker und Techniker. EEE halbjährig. €. Gerold’s Sohn Inserate in Wien, die ganze Petitzeile N: 10 so wie alle übrigen 15 kr. öst, W. E z D Buchhandlungen, r 4 Y - XXIV. Jahrgang, WIEN. Oktober 1874. INHALT: Reiseerinnerungen. Von Winkler. — Eine neue Cuscuta. Von Holuby. — Vegetations- Verhältnisse. Von Dr. Kerner. — Eucalypti-Anpflanzungen. Von Antoine. — Kryptogamen von Ns. Podhrad. Von Holuby. — Das Kalniker Gebirge. Von Dr. Schlosser. — Literaturberichte. Von H. — Correspondenz. Von Richter, Wiesbaur, Holuby, Huter. — Vereine, Anstalten, Unter- nehmungen. — Botanischer Tauschverein. — Inserate. Reiseerinnerungen an Spanien, Von Moritz Winkler. Im Sommer des Jahres 1872 hielt ich mich im Engadin auf und zufällige Gespräche über die Formen und Verschiedenheiten der euro- päischen Bergsysteme brachten mich zu dem Entschlusse, auch die spanischen Gebirge, speziell die Nevadaketle durch eigene Anschauung kennen zu lernen. Das treffliche Werk von Willkomm, „Zwei Jahre in Spanien und Portugal“, welches noch heute, obschon sich in 25 Jahren auch in Spanien grosse Veränderungen vollzogen haben, an klassischem Werth wenig verloren hat, gewährte mir eine irefl- liche Einsicht in die dortigen Verhältnisse; es fanden sich Reise- begleiter, und Alles war verabredet, als König Amadeus seinen Thron verliess, der carlistische Aufstand sich erhob und die politische Ver- wirrung hereinbrach. Einerseits schien es nun gewagt, gerade in einem Zeitpunkte allgemeiner Auflösung der staatlichen Bande eine Exkursion nach fremdem Lande zu unternehmen, andererseits sagte ich mir, dass eine Beendigung des Kampfes, nach bekannten historischen Vorgängen, sobald nicht zu erwarten sei, dass im Gegentheile die Lockerung der inneren Ordnung sich von Jahr zu Jahr vergrössern müsse, und Oesterr. botan. Zeitschrift. 10. Heft. 1874. 20 294 ein Hinausschieben auf unbestimmte Zeit, bei meinem vorgerückten Alter, einem Aufgeben des ganzen Planes gleich sei. Die letzteren Gründe, welche zugleich meinen Wünschen entsprachen, behielten die Oberhand; mein verehrter Freund und Reisegefährte, Herr Apothe- ker Fritze aus Rybnik, stimmte mir bei, und so fuhren wir in den ersten Tagen des Monates März 1873 von Breslau ab, zuerst nach Tübingen, wo wir in dem gastlichen Hause des Herrn Prof. Hegel- meier, welcher ursprünglich ebenfalls mit uns reisen sollte, später durch die Verhältnisse bestimmt, eimen anderen Plan fasste, einige frohe Tage verlebten. Es galt uns mit Recht als eine glückliche Vor- bedeutung, dass wir dort Herrn Staatsrath Willkomm persönlich ken- nen lernten, welcher mit seiner Tochter auf einer Reise nach den Balearen begriffen war, wodurch uns Gelegenheit wurde, in ange- nehmer Begleitung bis Taragona zu fahren und die ersten unsicheren Schritte in Spanien unter Führung eines Mannes zu ihun, der mit Land und Leuten volikommen vertraut, uns mit grösster Liebens- würdigkeit unter seine Obhut nahm. Es wurde die Verabredung ge- troffen, uns in Genf wieder zusammen zu finden, und wir benutzten die Zwischenzeit zu einer Exkursion nach Schaffhausen. Leider trat Regenwelter ein und hielt fünf Tage an, so dass wir kaum einen ganz kurzen Ausflug zum Rheinfall unternehmen konnten, in Genf aber fast ganz an das Zimmer gewiesen waren. Ausser Helleborus viridis, welchen wir vom Eisenbahnwagen aus bemerken konnten, so wie Galanthus nivalis und Anemone He- patica am Rheinfall zeigte sich kaum eine blühende Pflanze. Am Tage unserer Abreise von Genf klärte sich der Himmel auf, bei herrlichem Wetter durchfuhren wir die prächtigen, reich mit Buxus sempervirens bedeckten Höhen des Jura und eilten mit dem rasllosen Schnellzuge dem ersehnten Süden zu. Nach Ueberschreitung des Gebirges änderte sich das Landschaftsbild sehr bald, Maulbeer- bäume wurden sichtbar, welche eben ihre Knospen entfalteten, Man- deln und Aprikosen standen in Blüthe, zu ihnen gesellte sich später der Oelbaum, und um Marseille konnte man schon eine hübsche, bunte Vegetation beobachten. Unsere erste Unternehmung in Marseille war eine Kahnfahrt durch den geräumigen, wohlgeschützten und reich mit Schiffen er- füllten Hafen. Das Bild eines so buntbewegten Lebens, in dem die verschiedensten Völkerstämme mit einander in Verkehr treten, wo die Flaggen aller Nationen von gleichem Winde bewegt sich flatternd entfalten, und bald die geschwellten Segel, bald das geflügelte Dampf- rad schwerbelastete Riesenschiffe durch die rollenden Wogen treibt, erfüllt wohl jedes Menschen Brust immer aufs Neue mit freudigem Staunen und gerechter Bewunderung. — Der Tag war heiter und angenehm, 14% R. im Schalten, dabei ein leiser erfrischender Luft- hauch, muntere Gesellschaft im schaukelnden Kahne und die Hoffnung auf eine genussreiche Reise, solche Momente bannen die ernsten Seiten des Lebens und umkleiden die Welt mit den schimmernden Farben des Glückes. — Drei Tage blieben wir in Marseille, besuch- 295 ien die vielen eleganten Kaffeehäuser, die Sehenswürdigkeiten der Stadt und machten einige kurze bolanische Ausflüge, z. B. nach dem Monte Redon, an dessen Fusse wir unter anderen Asiragalus mons- peliensis, Iris lutescens, Phyllirea angustifolia, Koniga maritima, Ruscus aculeatus, Euphorbia serrata und an einer Hecke, vielleicht nur verwildert, Medicago arborea fanden. Den dritten Abend 9 Uhr bestiegen wir ein spanisches Dampf- schiff, welches uns nach Barcelona bringen sollte, der Wind wehie uns scharf entgegen und hemmte die Fahrt, die nur langsam von Statten ging; als der Morgen tagte, bemerkte man in der Ferne die Pyrenäen, erst die französise he, dann die spanische Küste behielten wir immer in Sicht, lustig spielten Delphine umher, und so fehlte es nicht an interessanter Abwechslung, unter welcher die Stunden des Tages rasch dahin schwanden. Anstatt 4 Uhr Nachmittag erreichten wir indess unser Ziel erst Nachts 11 Uhr, und da der Hafen längst geschlossen war, mussten wir uns noch eine zweite Nacht auf dem ziemlich schmutzigen Dampfer herumtreiben, ehe wir das Festland Spaniens betreten konnten. Die Formalitäten der Ausschiffung und die Zollvisitation wurden mit Hilfe des Herrn Staatsrathes Willkomm leicht überwunden, und in der Fonda de los quartros Nationes Quarlier ge- nommen. Es ist diess ein ganz gutes Gasthaus auf der Rambla, der schönsten Strasse von Barcelona, "belegen. Nächst Madrid ist Barcelona die volkreichste Stadt Spaniens und die einzige, welche sichtlich im Aufblühen begriffen ist. Handel und Industrie stehen im Flor, Fa- briken aller Art erheben ihre mächtigen Rauchfänge, sogar eine Fabrik für landwirthschaftliche Maschinen und Geräthe ist vorhanden, als ein sicheres Zeichen erhöhter und wohlgeleiteter Bodenkultur. Die Erwartungen, welche man sich in der Fantasie von einer spani- schen Stadt entwirft, werden in Barcelona nicht erfüllt, weder be- treffs alter Denkmale der Baukunst, noch bezüglich der eigenthüm- lichen Volkstrachten. Wohl bemerkt man bei der arbeitenden Klasse noch die rothe catalonische Zipfelmütze, wohl tragen die Frauen meist den schwarzen Schleier, und die Männer werfen kunstgerecht den Zipfel des Mantels über die Schulter, aber im Uebrigen herrscht durchaus die französische Tracht vor; Droschken, Omnibus, Pferdeeisen- bahn, Gasbeleuchtung, alles wie bei uns, selbst Bierbrauereien fehlen nicht, und man möchte sich eher in einer deutschen oder französi- schen, als in einer spanischen Stadt wähnen. Auch die gepriesene Schönheit spanischer Frauen bemüht man sich vergebens aufzufinden, auf ziemlich grossen Füssen bewegen sie sich ohne _Grazie, sind meist sehr korpulent, und den etwas plumpen Gesichtszügen fehlt die gei- stige Belebung. Ueberreich war das Militär vertreten, man hatte meh- rere Regimenter nach Barcelona dirigirt, um sie nach Cuba einzu- schiffen, als diess aber bewerkstelligt werden sollte, erklärten sie einfach, dass sie sich nicht einschiffen liessen, und bei der gänzlich gelockerten Disziplin blieb nichts übrig, als ihren Willen zu thun; an Exerzieren war ebenfalls nicht zu denken, und so bummelten sie denn truppweise auf den Strassen herum und trieben allerhand Kurz- 20 296 weil. In botanischer Beziehung ist der Monat März für das östlichste Spanien noch zu wenig ergiebig, und besonders war es in diesem Jahre ungewöhnlich kühl und regnerisch gewesen, so dass verhält- nissmässig nur wenige Pflanzen sich zur Blüthe entwickelt hatten. In Hecken vor der Stadt fand sich Fumaria capreolata L., an dem Hügel, auf welchem das Kastell liegt, eine überwinterte Centaurea aspera und ähnliche, nicht allein auf Spanien beschränkte Pflanzen, so dass man Zeit genug fand, sich des schönen Blickes über den Hafen zu erfreuen und der Thätigkeit, welche in demselben herrschte. Durch einen im Bau begriffenen Damm will man dem Meere einen Strich Landes abgewinnen, und es war mir interessant, dass man diess verhältnissmässig leicht mittelst gewaltiger Quadersteine aus- führte, welche am Ufer selbst aus zerkleinerten Kalkfelsen mit Zu- salz von cementarliger Masse in grosse Holzformen gegossen wurden, so dass einer genau die Dimension des anderen hatte und der Ver- band sich durch eingegossene Vertiefungen mit entsprechenden Er- höhungen des Nebensteines bequem herstellte. Den zweiten Nachmittag wurde eine Parlie nach dem Monte Tibidado unternommen, eine Eisenbahn führt nach Gracia, wo die wohlhabenden Kaufleute ihre Villen besitzen, umgeben mit sauber gehaltenen Gärten, in denen man eine grosse Anzahl fremder Ge- wächse bemerkt. Von Gracia steigt man aufwärts und erreicht in etwa 1'/, Stunden den 1600° hohen Gipfel des Berges. In Felsen- ritzen entwickelte sich Polygala rupestris Pourr., weiterhin auf einem Grasplatze Silene rubella L., auf Aeckern Hypecoum grandiflorum Bth. und Muscari comosum L., sowie zerstreut am Berge selbst: Bunias Erucago L., Coriaria myrtifolia L., Coris monspeliensis L., welche durch das ganze südliche Spanien verbreitet, mit seinen leb- haft rothen Blüthentrauben oft die ödesten Stellen in bunte Farben- pracht kleidet, ferner Erica arborea L., Erodium eicutarium L. und E. moschatum L., Helianthemum glutinosum Pers., Hippocrepis uni- siliquosa L., Lavandula Stoechas L., Medicago truncatula Gürtn., Ononis ramosissima DC., Paronychia argentea Lam., Passerina hir- sula L., Salvia verbenaca L., Ulex parviflorus Pourr., Uropetalum serolinum Ker. u.a. — War auch die Ausbeute nicht gerade sehr bedeutend, so genügte sie doch zu der Ueberzeugung, dass in spä- terer Zeit hier eine reiche und lohnende Vegetation zur Entfaltung kommen muss, und die köstlichste Fernsicht entschädigte reichlich für die Mühe der Wanderung. Im Osten erhoben sich die noch mit Schnee bedeckten Pyrenäen, hierauf folgten im Nordost und Nord die düsteren Bergzüge Calaloniens, hervorragend unter ihnen der wild zerklüftete Montserrat, gegen Westen dehnte sich in üppig grü- nem Frühlingsschmucke die reich kullivirte Vega aus, und den Süden erfüllte das wogende Meer, über welchem ein leichter Dunst ausge- breitet lag, der, dem Auge fast unbemerkt, Himmel und Wasserfläche Ta, so dass es schien, als schwebten die Schiffe hoch in den ‚üllen. 297 Der letzte gemeinschaftliche Ausflug war nach Taragona ge- richtet, wo wir uns von unserem bisherigen Reisebegleiter, Herrn Staatsrath Willkomm und Herrn Prof. Hegelmaier verabschiedeten, welche nach Barcelona zurückkehrten, um von dort aus nach den Balearen überzuschiffen, während Freund Fritze und ich nach kurzem Aufenthalte in Taragona und Valencia uns nach dem äussersten We- sten Spaniens wendeten. — Taragona, die alte Hauplstadt des römi- schen Spaniens, zeigt noch die kolossalen Festungsmauern, welche einst zum Schutze derselben bestimmt waren, noch ragen die Säulen und Bogen des mächtigen Aquäduktes als Zeugen früherer Grösse empor, aber verschwunden ist die alte Herrlichkeit, der Hafen, wel- cher einst die Flotten und Handelsschiffe der römischen Weltmacht barg, ist versandet, und nur wenige kleine Schifferboote schaukeln auf demselben umher, die Stadt selbst macht einen betrübend elen- den Eindruck. Auf den Hügeln um die Stadt wächst Chamaerops humilis in ungeheurer Menge, auch Rosmarinus ist häufig, und auf den Wurzeln desselben fand ch (leider nur 1 Exemplar) von Oro- banche macrolepis Cass., an einer Hecke schlang sich Vinca ma- jor L. empor, ferner sammelte ich Stachys hirta L., Paronychia capitata Lam., so wie mehrere andere schon bei Barcelona beob- achtete Pflanzen. Grosses Interesse gewährt die Fahrt nach Valencia, weil man auf derselben in den vollen Süden hinein gelangt, schon bemerkt man Hecken aus Cactus oder Agave americana "gebildet, es finden sich Orangenhaine und endlich vereinzelte Dattelpalmen. Die Gegend steht in reicher Kultur, wird mit vielem Fleisse bearbeitet und durch staunenswerthe Bewässe :rungsanlagen zur Fruchtbarkeit gezwungen. Der fluthenreiche Ebro muss einen grossen Theil seines Wasserreich- Ihums den durstenden Feldern überlassen, nach allen Seiten führen Kanäle durch’s Land, welche die Vertheilüng bewirken, und wo des mangelnden Gefälles wegen diess nicht Ihunlich ist, sieht man tau- sende von Schöpfrädern in Thätigkeit, welche durch Esel oder Maul- thiere im Betriebe erhalten werden. So grosse Befriedigung auch Feld und Flur in dem Reisenden erweckt, so wenig fühlt man sich von Valencia selbst, der stolzen Stadt des Cyd, angezogen. Fast durchgängig krumme, enge und oft recht schmutzige, übelriechende Strassen, in denen die wenigen statt- lichen Gebäude kaum zur Geltung kommen, sehenswerth ist eigent- lich nur die Cathedrale und (was für Spanien charakteristisch ist) die Arena, in welcher die Stierkämpfe abgehalten werden. Letztere ist ein neues, massives, in riesigen Dimensionen aufgeführles Ge- bäude, welches für 16.000 oder wohl gar für 20.000 Zuschauer Raum bieten soll. Als wir in Valeneia ankamen, regnete es und regnete den ganzen nächsten Tag, was allerdings meine Stimmung nicht gerade erheiterte und wohl zu dem Unbehagen beigetragen haben mag, mit der ich die neue Umgebung betrachtete; da ja oft der erste Eindruck auf unsere spätere "Beurtheilung von entscheidendem Einflusse ist. 298 Wir hatten uns in einer sogen. Casa de pupillos eingemiethet, einem Privatgasthause, in welchem Fremde in Wohnung und Kost genom- men werden, die Wirthsleute waren äusserst freundlich und zuvor- kommend und thaten wirklich, was sie uns an den Augen absehen konnten, aber die Zimmer lagen auf ein finsieres, dumpfes Neben- gässchen hinaus, und die echt spanische Kost mit dem schlechten Oel und übermässigen Knoblauchduft wollte meinem Gaumen in kei- ner Weise behagen. Die Strassen waren den ganzen Tag mit einem tollen Lärme erfüllt, alles Verkäufliche wird in eigenthümlich sin- gender Manier mit lauter Stimme ausgerufen. Beim ersten Morgen- grauen erscheinen schellenbehangene Ziegenheerden, deren Inhaber die Freunde frischer Milch durch ihr Schreien benachrichtigen, dass sie nun ihren Bedarf direkt vom Euter weg entnehmen könnten, dann folgen Obst- und Gemüseverkäufer aller Art, deren heiseres Organ mit den Eseln, welche die ausgebolenen Waaren tragen, um die Wette kreischt, ein Mann bietet Holz- oder Blechwaare an und klappert dabei unaufhörlich mit denselben; so geht es den ganzen Tag fort, ein Jeder sucht den Andern durch höheres oder tieferes Gurgeln zu überbieten, und tritt endlich die Dunkelheit der Nacht herein, und man fühlt sich glücklich, diesem tollen Spektakel ent- ronnen zu sein, da tönen Guitarre und Mandoline, und hundert ver- schiedene Stimmen singen hundert verschiedene Melodien auf- und abwandelnd durcheinander, dass die Ohren schmerzen, und man das müde Haupt vergeblich in die Kissen vergräbt, um die Ruhe zu fin- den, deren man bedarf. — Das Mittagsmahl des ersten Tages mag auch noch erwähnt sein, da es mir noch deutlich in Erinnerung schwebt, und vielleicht irgend ein Gourmand Lust hat dasselbe zu wiederholen; erst kam Nudelsuppe, dick eingekocht, dass, wie man zu sagen pflegt, der Löffel darin stecken blieb, und überreich mit Knoblauch gewürzt, dann kleine, langbeinige Krebse, hierauf junge Aale, in einem Ozean von Knoblauchbrühe schwimmend, ferner Rost- braten fett in Oel gesotlen, dann das Lieblingsgericht der Spanier, Namens Buchero, bestehend aus Garbanzos — Kichererbsen — mit Speckschnitten und Stückchen Rindfleisch zusammengeschmort, und den Beschluss macht Spinat, aber nicht als Gemüse gekocht, sondern im rohen Zustande fein zerhackt und in Oel halbprasselig gebraten. Unsere Wirthin mochte wohl von dem Grundsatze ausgehen: wer Vieles bringt, wird manchem Hungrigen Etwas bringen, und sie hatte nicht Unrecht, denn die Garbanzos schmeckten mir wirklich ganz gut und der Nachtisch, welcher aufgetragen wurde, nicht minder. Er be- steht aus Früchten aller Art, wie sie gerade die Jahreszeit bietet, Orangen, japanische Mispeln, getrocknete Feigen, Rosinen und Man- deln, später treten dazu frische Feigen, Bananen, Weintrauben und sog. indische Feigen, auch frische Datteln aus dem Palmenhaine von Elche wurden uns vorgeselzt, welche zwar kleiner und weniger fein im Geschmacke sind, als die afrikanischen, aber doch eine angenehme Abwechslung bieten. Die Sehenswürdigkeiten der Stadt waren schnell abgeferligt, 299 auch der botanische Garten besucht, der früher seiner ganzen An- lage nach in sorglicher und wissenschaftlicher Pflege gestanden haben mag, wie aus der Reichhaltigkeit der vorhandenen älteren Bäume und Sträucher hevorgeht, der aber gegenwärlig sich in gänzlich ver- nachlässigtem Zustande befindet, wenigste ns in so weit, als der Haupt- zweck, dem botanischen Interesse zu dienen, kaum wahrgenommen werden kann. Der erste schöne Tag war einem Auslluge nach dem See Albulera gewidmet, einem weitgedehnten sumpfigen Terrain mit kleinen Wasserflächen, welches nur durch eine mässige Landzunge vom Meere getrennt ist, und in dessen Umgebung viel Reis ange- baut wird, mit dessen Aussaat man eben bese häftigt war. Auf dem Wege dorthin fanden wir Allium neapolitanum Cyr., Arum italicum und Lavatera arborea L., auf den Dünen am Sirande zeigte sich die Vegetation dürftig und der allgemeinen Flora der Mittelmeer- küsten entsprechend. Crepis bulbosa Tsch., Echium maritimum W. sp., Herniaria hirsuta L., Lotus ereticus L., Medicago littoralis Rhod. und M. marina L., Paronychia polygonifolia DC., Polycarpon_ alsi- naefolium DC. und in dem Wäldchen, welches sich auf der Land- zunge befindet: Anagallis parviflora Heg „ Coronilla glauca L., Cy- linus Hypoeistis L., Helianthemum Stoechas DC., Linum angustifolium Huds., Pistacia Lentiscus L., Trichonema Columnae und Valantia muralis L. Um alle Vergnügungen durchzukosten, halten wir uns zur Fahrt nach dem See, welche ungefähr eine Stunde Zeit be ansprucht, eine sog. Tarlana, gemielhet, ein Folterwerkzeug von wunderbarer Kon- struktion; es besteht aus einem hölzernen Kasten, dessen Boden nicht mit Pfosten, sondern nur mit Lalten verkleidet ist, über welche eine Decke aus Sparlogras gelegt ist, damit man nicht mit den Füssen hindurch fallen kann, darüber wölbt sich eine Plaue von wasser- diehtem Stoffe. Im Innern sind zwei seitliche Sitze angebracht, und das Ganze ruht ohne jede Federverbindung direkt auf einer Axe, die in zwei Rädern läuft. Da die Strasse möglichst schlecht war und ein Loch sich an das andere reihte, auch der Kutscher m schnellem Tempo dahinfuhr, mussten wir uns mit den Händen an die Sitze an- klammern und in einem Balanciren bleiben, um nicht an die Decke zu fliegen oder an den Boden zu fallen. Halbgerädert kamen wir an und dankten dem Himmel, aus diesem Marterkasien erlöst zu sein; aber wir hatten doch gelernt in einer Tarlana zu fahren und im Rückwege ging es schon bedeutend besser. Den nächsten Tag führte uns die Eisenbalın nach der Station Murviedro, dem alten Sagund. Hatte uns schon Taragona durch sein herabgekommenes Aussehen erschreckl \, so leistete Murviedro hierin noch unbeschreiblich mehr, dort fand sich doch noch ein passables Gast- haus, hier nur eine schmutzige, elende Fonda, wo man kaum einige Eier aufzutreiben vermochte. Spätere Erfahrungen haben allerdings den Beweis geliefert, dass es in Spanien noch viel schlechtere Wirths- häuser gibt als in Murviedro, aber damals fehlte mir noch der rich- tige Vergleichspunkt, und ich glaubte bereits an der untersten Stufe der 300 Möglichkeit angekommen zu sein. Es fand sich in dem Raume, wo die Gäste beherbergt wurden, noch ein Herd zum Kochen, es waren Teller, Messer und Gabeln vorhanden, selbst ein Tisch und einige Holzsessel, die Esel und Maulthiere verkehrten nicht gemeinschaftlich mit den Menschen, sondern mussten sich begnügen, in der Vorhalle zu bleiben, auch an Reinlichkeit fehlte es nicht, wenn es auch nur eine besondere Art derselben war. Am Fenster hing nämlich ein grauer Lappen, dessen Bedeutung mir anfänglich nicht klar war, als wir jedoch unsere in Oel gesoltenen Eier verzehrt hatten, kam er sofort zur Geltung; Teller, Messer und Gabeln wurden damit abgewaschen, hierauf kam auch der berusste Tiegel daran, später der Herd und zuletzt der gepflasterte Fussboden um denselben. Nachdem er diese Arbeit verrichtet hatte, wurde er leicht abgeschweift und wieder an’s Fenster zum Trocknen gehangen, um dem nächstfolgenden Gaste abermals Teller und Besteck zu reinigen. Ueber der Stadt auf einem felsigen Hügel liegt die alte Feste, mit einem noch ziemlich gut erhaltenen römischen Amphitheater, und ihre massiven Mauern scheinen der Ewigkeit zu trotzen. Hier war der erste Punkt in Spanien, wo uns eine reiche Ausbeute interessan- ter Pflanzen zu Theil wurde, so dass wir schwer beladen unseren Rückweg antraten; ich notirte: Aloe vulgaris L., Anthyllis tetra- phylla L., Arenaria montana L. B., Asparagus horridus L., Astra- galus sesameus L., Bellis microcephala Lg., Emex spinosa Gamb., Fumaria anatolica Bun., Helianthemum hirtum Pers., Lamarkia aurea Mnch., Lavatera maritima Gon., Lysimachia Linum stellatum L., Ononis sicula Guss., Orobus saxatilis L., Osyris alba L., Parietaria lusitanica L., Physalis somnifera L., Plantago albicans L.,. Plant. amplezicaulis L., Plant. argentea Chaix, P. Psyllium L., Psoralea bituminosa L., Rhamnus Iyeioides L., Ruta chalepensis L., Salvia clandestina L., Silene ambigua Guss., Sisymbrium Irio L., Stipa parviflora Desf., Tillaea muscosaL., Trichonema Bulbocodium Kern., Urospermum picroides Desf., Urtica balearica L., Vicia amphi- carpa Dorth. Mit dieser Partie war indess der Cyklus unserer Exkursionen um Valencia geschlossen, denn der nächste Tag brachte wieder anhalten- des Regenweltter. Nachdem die Pflanzen nothdürftig getrocknet waren, wurden die Reiserequisiten zusammengepackt und die lange Eisenbahn- tour nach Cadix angetreten. Der erste Theil der Fahrt bis Almanza ist überaus herrlich, die Maulbeerbäume hatten eben ihr hellgelbes Laub entwickelt, und diess trat zwischen den graugrünen Oelbäumen, den dunkelfarbigen fruchtbeladenen Orangenhainen und den üppigen, saftig grünen Saalfeldern zu einem köstlichen Frühlingsbilde zusammen, welches rechts von der Sierra mayor und links von ähnlichen, dü- steren, wildzerklüfteten Felsenbergen eingerahmt wurde. Wohl mag im Sommer der glühende Hauch der Sonne dieses Eden vernichten und in eine ausgebrannte Wüste verwandeln, aber in der Frühlings- zeit kann man sich kaum einen wohlthuenderen Anblick denken. Bei Almanza lenkt die Bahn in das Gebirge ein, und piltoreske An- 301 sichten treten an Stelle der üppigen Kulturflächen, bis man in nahe 2000 Fuss Höhe auf die castilische Hochebene gelangt. Hier waren die Saaten kaum weiter entwickelt, als um dieselbe Zeit in Deutsch- land, die Luft ziemlich rauh und die Gegend recht einförmig. Bald senkte die Nacht ihren dunklen Filtig herab und hinderte jeden Um- blick. Von Alcazar, wo die Eisenbahn sich verzweigt, sahen wir nichts, erst nachdem wir Manzanares passirt hatten und uns Valde- pennas näherten, graute der Tag; aber auch hier wurde die Auf- merksamkeit durch die landschaftliche Umgebung wenig gefesselt. Dasselbe kann von der Morenakette gesagt werden, ein Berg reiht sich an den anderen und einer gleicht dem anderen; keine Kegel, keine hervorragenden Spitzen, sondern ein ewiges Einerlei, auch be- züglich der Vegetation, welche nur aus niederem Gestrüpp besteht. Felsen und Wasser gehören zu den seltenen Ausnahmen, nur gegen die Kammhöhe ist eine kurze Strecke voll wilder Romantik. Nachdem man wieder in die Ebene eingetreten ist, fühlt man sofort den vollen Süden, sowohl an den diversen Wirkungen der Sonnenstrahlen, als indirekt an den umgebenden Vegetationsformen. Als das Gestirn des Tages sich zum Abschiede wendete, vergoldete es noch die Kuppeln und Thürme von Cordoba, welche Stadt eben erreicht wurde, gegen Mitternacht fuhren wir glücklich in Cadiz ein. Die erste Arbeit in Cadix bestand darin, dass wir einige Em- pfehlungsbriefe abgaben, auf der Post nach Neuigkeiten aus der Hei- mat frugen, die Cathedrale besuchten und durch die Strassen der Stadt flanirten; zwar sind sie schmal, oft so schmal, dass kein Wagen darin fahren kann, aber äusserst reinlich gehalten und mit freund- lichen hohen Häusern besetzt, auch von einigen hübschen mit Park- anlagen bedeckten Plätzen unterbrochen. Es ist die eleganteste Stadt, die mir in Spanien vor Augen gekommen ist; aber sie macht doch den Eindruck, als ob die Zeit ihrer Blüthe vorüber sei, und die Gegenwart mehr von der Vergangenkeit zehrte, als von der eigenen That, denn die Zahl der Schiffe im Hafen und der Verkehr auf den Strassen war nicht gerade bedeutend. Die Hauptexportprodukte sind Wein und Salz, welches letztere in der Nähe der Stadt zwischen Aguada-Puntales und S. Fernando aus Seewasser gewonnen wird. Haushohe spitze Haufen lagen, weissen Zelten ähnlich, auf den Flä- chen der Salinen, welche durch die sich entwickelnden Halophylen wie grünende Wiesen aussahen. Auf den Mauern um die Stadt wurzelte ein Umbilicus, dem U. pendulinus nahe verwandt, Capsella procumbens Fries, Campanula Erinus L., Lepigonum fimbriatum B.H. u.a. Auf den grossen Salz- steppen konnte man ausser Podospermum caleitrapifolium Koch und Orobanche tinctoria W. sp. kaum etwas Blühendes bemerken, da die eigentlichen Salzpflanzen sich noch in einem zu frühen Stadium der Entwicklung befanden. Eine Pflanze, die sich so schwer trocknet als Orobanche tinctoria, ist mir noch nicht vorgekommen, auch direkt den glühendsten Strahlen der Sonne ausgesetzt, mag sie nicht welken, sie bleibt frisch bis ihr Lebenslauf erfüllt ist. 302 Chiclana, ein Badeort und Sommeraufenthalt der feineren Welt, ungefähr zwei Stunden von Cadix gelegen, war der erste Punkt, den wir im botanischen Interesse aufsuchten, und hier hatte Flora ihr reiches Füllhorn über Feld und Flur ausgeschüttet; da galt es im Schweisse seines Angesichtes zu pflücken und zu graben, um die gesegnete Ernte rechtzeitig zu bergen. Schwerbeladen, aber auch glücklich im Bewusstsein, so viele seltene Pflanzen heimzutragen, wurde endlich der Rückweg angetreten und die nächsten Tage dem Trocknen gewidmet. Es fand sich: Alchemilla macrocarpa B. Rt., Anemone pal- mata L., Anthemis furcata Brodt. und A. maritima L., Anthoxan- thum Puelü Lec., Antirrhynum calycinum L., Avena neglecta Portt., Bellis annua L. und B. silvestris L., Biscutella microcarpa DC,, Briza minor L., Carex Linkii W. sp., Centaurea pullata und Cent. sphaerocephala L., Cerinthe major L., Convolvulus althaeoides L., Corrigiola telephioides Pourr., Erodium Jacquinianum F. M., Evax pygmaea Pers., Fedia cornucopiae Gärtn., Iris Xiphium L., Lathyrus sphaericus Retz., Leucojum trichophyllum Berth., Linaria pedunculata L. und L. viscosa Dum., Lithospermum apulum Vill., Medicago ci- liaris Willd., M. hispida Gärtn, Mesembrianthemum nodiflorum L., Moenchia octandra Gay., Nonnea nigricans DC., Paronychia echinata Lam., Plantago Bellardi All., Polycarpon tetraphyllum L., Polygala nicaeensis- Asso, Ranunculus flabellatus Desf., R. chacrophyllus L., R. parviflorus L., R. trilobus Desf., R. velutinus Ten., Reseda cris- pata Link., Serapias cordigera L., S. Lingua L., Trifolium stella- tum L., Triglochin Barrelieri L., Valantia hispida L. Die Halbinsel, auf welcher Cadix liegt, ist nur durch eine schmale Landzunge mit dem Festlande verbunden, so dass man an einigen Stellen rechts und links von Strasse und Eisenbahn das Meer über- blicken kann und die Brandung gegen das Ufer stürmen hört; da- durch erhielten die botanischen Spaziergänge, die wir mehrfach stun- denweit hinaus unternahmen, einen doppelten Reiz, und die wechselnde Szenerie lenkte oft genug die Aufmerksamkeit von den bescheidenen Pflänzchen ab, welche sich theils im Flugsande, theils am Meeresstrande oder auf fruchtbarerem Boden in der Nähe bewohnter Orte ange- siedelt halten ; ausser vielen bei Chiclana bereits gesammelten zeigte sich hier noch Astragahıs baeticus L., Linum angustifolium Huds., Lotus arenarius Brot., Malcolmia littorea DC., Ononis variegata L., Picridium gaditanum Wilk., Ranunculus muricatus L., Relama mo- nosperma Boiss., Scorpiurus vermiculata L. Es lag in unserer Absicht, uns in Cadix nur wenige Tage aufzuhalten und dann nach Xeres zu übersiedeln, weil sowohl das Trocknen der Pflanzen, als vorzunehmende Ausflüge in einer grös- seren, eng gebauten Stadt immer grössere Schwierigkeiten machen, auch Xeres fast in der Mitte zwischen Cadix und Sevilla gelegen, nach zwei Seiten täglich bequeme Eisenbahnverbindungen bietet, um fernere Punkte zu erreichen; aber wir fanden mehrere Deutsche als angenehme Gesellschafter, die Stadt selbst gefiel uns ausserordentlich, 303 und so hatte sich unsere Abreise nach Xeres länger hingezogen, als wir ursprünglich wollten. Endlich wurde sie ins Werk gesetzt, und wir hatten alle Ursache damit zufrieden zu sein; denn für botanische Zwecke liegt die Stadt äusserst günstig, in der Fonda von Xeres hat man ein gutes bequemes Logis, in welchem man kein gewohntes Be- dürfniss vermisst, saubere Betten, schmackhafte Kost, und auf dem flachen Dache des Hötels genügenden Raum und Sonne, um die zu trocknenden Pflanzen ausbreiten zu können. Leider blieb nur das Wetter immer noch unbeständig, Regenschauer und heftige Winde wollten nicht aufhören, aller Versicherungen der Eingeborenen ungeachtet, dass nun die Zeit beständiger Witterung herangekommen sei. Man sagte uns, dass Xeres 60.000 Einwohner zähle, doch möchte ich in Betracht des geringen Umfanges des Stadt einen Zweifel darüber hegen, aber jedenfalls ist es eine volkreiche Mittelstadt, welche durch den berühmten Weinbau in der Umgebung zu grossem Wohlstande gelangt ist und bedeutende Handelsfirmen ausgebildet hat. Die Hauptmenge des überaus starken und angenehm aromati- schen Weines geht als sog. Sherri nach England, und die Kellereien von Gonzales, Bias ete. sind ausserordentlich sehenswerth; in end- losen Lagerräumen liegt ein Riesenfass am anderen, und alle sind mit dem edelsten Traubensaft gefüllt, dessen älteste Jahrgänge noch tief in das vorige Jahrhundert zurück datiren. Hundert Böttcher sind beschäftigt mit Anfertigung kleiner Versandtfässer, und ausserdem sollen 300 Tagarbeiler zu den verschiedenen Verrichtungen der Pflege und des Versandtes in Thätigkeit sein. Sobald die Sonne höher tritt und der Weinstock seine Blätter entwickelt, wird in Xeres ein gros- ser Arbeitsmarkt abgehalten, um die für die Weinberge erforder- lichen Kräfte zu acquiriren, von allen Seiten strömen die arbeits- kräftigen Männer herbei, da die Arbeit bei der grossen Hitze des Hochsommers zwar schwer, aber auch lohnend ist; denn die Kon- kurrenz zwingt hohe Löhne zu bewilligen. Xeres hat zwei sehenswerthe Kirchen, von denen die Haupt- kirche in ihrem Aeusseren reich mit Ornamentik dekorirt ist, das Innere derselben soll ebenfalls kunstreich ausgeführt sein, doch konnte man nicht hinein gelangen, da sie reparalurbedürftig ist und ganz mit Gerüsten verkleidet war. Nicht minder hervorzuheben ist die Wasserleitung, welche in mächtigen eisernen Röhren das herrlichsie Quellwasser aus den Bergen von Ronda über 6 Meilen weit herbei- führt. Auf einer kleinen Anhöhe oberhalb der Stadt ist ein Reservoir angebracht, von mehreren 100 Fuss im Quadrat, innen und an den Seitenwänden wasserdicht verkleidet, eine grosse Anzahl starker Pfeiler tragen das Gewölbe, welches mehrere Fuss hoch mit Boden überschüttet und bepflanzt ist, um die äussere Wärme abzuhalten. Von hier aus vertheilt sich das Wasser über die ganze Stadt und füllt auf dem Hauptplatze ein mächtiges Bassin, um welches herum 8 stolze, schlanke Dattelpalmen sich erheben, die schon ein hohes Alter haben müssen; eine derselben war eingegangen, und man hatte kurz vorher aus einem Klostergarten ein eben so starkes Exemplar 304 hierher verpflanzt, welches wohl nicht so kräftig stand als die übri- gen, aber doch die Verpflanzung zu ertragen schien. (Fortsetzung folgt.) ———essar a— Eine neue Cuscuta. Von Jos. L. Holuby. Cuscuta Solani. Stengel stielrund, ästig, bis 1“ dick, gelb- lich bis purpurn; Deckblätter breiteiförmig, dünnhäutig, durchschei- nend; Blüthen sitzend, weiss oder blassrosa, in dichten kugligen Knäulen; Kronenröhre kuglig, etwas länger als der Saum, im In- nern schuppenlos, die Zipfel des Kronensaumes dicklich, stumpf, aufrecht abstehend; Kelchzipfel stumpf, so lang als die Kronen- röhre und an dieselbe eng anschliessend, bei der Fruchtreife über die Mitte der Kapsel reichend; Kelch nach dem Verblühen stark anschwellend, fleischig, undeutlich 5kantig; Staubfäden 5, über der Mitte der Kronenröhre eingefügt und nur wenig aus derselben hervorragend; Narben 2, fädlich; Kapsel kuglig, undeutllich vier- kantig. Auf Stengeln von Solanum tuberosum L. bei BoSäca im Trent- schiner Comilate. August, September. C. Solani sieht in der Tracht der C. major DC. sehr ähnlich, unterscheidet sich aber von dieser ebenso wie von ©. Schkuhriana Pfeiff. (C. major ß. nefrens Fr. nach Oelak. Prodr. Kv. Ceske& p. 305) sogleich durch den gänzlichen Mangel an Kronenschuppen und die kuglige nicht walzliche Kronenröhre. Ich erinnere mich, vor mehre- ren Jahren auch bei Lubina im Neutraer Komitale auf Solanum tu- berosum eine Cuscuta gesehen zu haben, doch habe ich sie nicht näher untersucht, da ich sie für ©. major DC. hielt. Es ist möglich, dass auch die Lubinaer Pflanze hierher gehöre. Ns. Podhrad, am 11. September 1874. —esSs992—— Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. Von A. Kerner. LXXI. 1330. Lamium amplexzicaule L. — Auf bebautem Lande, an Dämmen, seltener auch auf wüsten Sandflächen und Sandhügeln. — Erlau, Gran, St. Andrae, Ofen, Pest, Csepelinsel, Grosswardein. — Tert. diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden. 95-—500 Met. 305 1331. Lamium purpureum L. — An ähnlichen Standorten wie die vorhergehende Art. — Erlau, Waitzen, Gran, Ofen, Pest, Ujfalu, Nagy Körös, Grosswardein. 95—650 Meter. — Von Tauscher bei Ujlalı und von Grundel (Oesterr. botan. Zeitschr. XV, 12) auf dem Gerecsehegy bei Heregh nächst Gran auch mit weissen Blüthen be- obachtet. 1332. Lamium maculatum L. — Im Grunde und am Rande schattiger Gehölze, in Holzschlägen, auf schattigen Geröllhalden und Schuttstellen, an Zäunen und Weinbergsrändern. Im mittelung. Berg- lande bei Felsö Tärkäny, Erlau, Paraäd, Näna, Waitzen, P. Csaba, auf dem Piliserberg (bis zu dessen höchster Kuppe), auf dem Schwaben- berge und im Wolfsthale, im Leopoldifelde und Auwinkel und auf dem Johannisberg bei Ofen; im Bereiche des Bihariagebirges auf dem Batrinaplateau im Walde nächst dem Eingange zu der Geisterhöhle bei der Stäna Oncesa (hier der höchstgelegene im Gebiete beobach- tete Standort), dann auf der Pictra pulsului und auf dem Bontoskö bei Petrani; im Vorlande des Bihariagebirges in der Fasanerie bei Grosswardein. — Im Gebiete vor herrschend auf Kalk, ausserdem auch auf tert. diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden. 150— 1300 Met. — Im Tieflande nicht beobachtet. 1333. Lamium album L. — Im mittelung. Berglande bei Paräd in der Matra und auf den höchsten Erhebungen der Pilisgruppe bei P. Szt. Kereszt, Visegrad und Dömös. In der Pilisgruppe eine Pflanze des Waldschattens und dort gewöhnlich gesellig auf felsigen mit Laubholz bewaldeten Kuppen. Nirgends häufiger "als auf dem Gipfel des Dobogokö bei Dümüs. — Im Bereiche des Bihariagebirges in Obstgärten, an Zäunen, Strassenrändern und Schuttstellen von Gross- wardein über Bischofsbad und Miclo Lasuri und überhaupt über das ganze tertiäre Vorland verbreitet, dann auf Schutt in Rezbänya und Körösbanya und bei Vidra im Aranyosthale. — Trachyt, Schiefer, Kalk, tert. diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden, 220—650 Met. — Im Tieflande nicht beobachtet. 1334. Lamium Orvala L. — Nach Janka (Oest. bot. Zeitschr. XIV, 187) bei Szckelyhid am östlichen Rande des Tieflandes nahe der Grenze des hier behandelten Gebietes. — Szekelyhid bildet einen der Punkte, welcher in der nordwestlichen, ven Croatien in die Mar- maros ziehenden Vegetationslinie des Lamium Orvala liegt. 1335. Lamium Galeobdolon (L.). — Galeobdolon luteum Huds. — Im Grunde und am Rande schaltiger Haine, zumal an steinigen, zugleich aber auch humusreichen Stellen. Im mittelungar. Berglande auf dem Nagy Eged bei Erlau; bei Paräd und zwischen Felnemet und Szarvaskö in der Matra; auf dem Nagyszäl bei Waitzen; auf dem Kishegy bei Csev, auf dem Piliserberg, Johannisberg und Lin- denberg in der Pilisgruppe. Im Bereiche des Bihariagebirges bei dem Bischofsbad nächst Grosswardein und auf der Stanesa bei Rezbänya. — Von Kanitz auch im Tieflande und zwar auf der Kecskemeter 306 Landhöhe bei Nagy Körös angegeben. — Von mir im Gebiete nur auf Kalk beobachtet. Wenn die Angabe von Kanitz richtig ist, auch auf diluv. Sandboden. 95—950 Meter. — (Die mir aus dem Gebiete vorliegenden Exemplare gehören allerdings sämmtlich dem Lamium Galeobdolon L) —= Galeobdolon luteum "Huds. an; doch ist es mir kaum zweifelhaft, dass sich sowohl im miltelungar. Berglande, als auch im Bihariageb. neben @. luteum das @. montanum [Pers. var.] finden werde. Muthmasslich ist auch mit der von Sadler in der 2. Aufl. der Fl. Com. Pest. 253 bei @. luteum aufgeführten „var. foliis ovato-lanceolatis, inciso-serralis* nichts anderes als @. mon- Zfanum |[Pers. var.] gemeint. Ohne sichere Belege wage ich jedoch diese Art hier nicht als im Gebiete vorkommend aufzuführen.) 1336. Galeopsis angustifolia Ehrh. — Auf steinigen Plätzen und Geröllhalden, auf Kiesbetten an Flussufern, in Holzschlägen, an Dämmen und auf bebautem Lande. Im mittelungar. Berglande auf dem Nagy Galya in der Matra; bei Näna, Pärkäny, Gran, Sct. An- drae, Ofen; auf der Csepelinsel bei Ujfalu, bei P. Szt. Marton nächst Grosswardein. — Trachyt, Kalk, tert. und diluv. Schotter und Sand, 95—700 Meter. 1337. Galeopsis canescens Schultes. — An ähnlichen Stand- orten wie die vorhergehende Art. Bei Feketetö nächst Bodony und auf dem Särhegy bei Gyöneyös in der Matra; in Holzschlägen im Au- winkel und im Wolfsthale bei Ofen. — Trachyt, Kalk. 95—800 Met. — (Galeopsis Ladanum Sadler Fl. Com. Pest. 251 [exel. var. an- gustifoli@) ist wahrscheinlich hieherzuziehen. — G. Ladanum L. [= G. latifolia Hoffm.] wurde von mir im Gebiete nicht beobachtet. Auch was ich aus dem Gebiete als „G. Ladanum L.“ zugesendet erhalten habe, gehörte theils zu @. angustifolia Ehrh., theils zu G. canescens Schultes.) 1338. Galeopsis dubia Leers. — (@. ochroleuca Lam.) — Nach Sadler Fl. Com. Pest. ed. II, 251 „in arvis, inter segetes, in dumetis, ad sepes.* — Von mir im Gebiete nicht beobachtet. 1339. Galeopsis Tetrahit L. — An Waldrändern, in Holz- schlägen, in Auen, auf bebautem Lande, im Bihariagebirge gewöhn- lich auch um die Heuhütten und Heuschober auf den Bergwiesen. Im mittelungar. Berglande bei Paräd in der Matra; bei Visegrad, Sct. Andrae und Ofen. Auf der Csepelinsel bei Ujfalü und Schilling. Auf der Keeskem. Landhöhe zwischen Monor und Pilis und bei Nagy Körös. Im Bihariageb. bei Rezbänya auf dem Dealul vetrilor ober der Pietra lunga und im Aranyosthale bei Vidra. — Kalk, diluv. Sand- und sandiger Lehmboden. 95—1000 Met. 1340. Galeopsis pubescens Besser. — An ähnlichen Standorten wie die vorhergehende Art. Im mittelung. Berglande auf dem Kirä- lyut bei Felsö Tärkäny und in der Matra bei Paräd; in der Pilis- gruppe bei Hidegkut nächst Ofen. Auf der Kecskem. "Landh. in dem Waldreviere zwischen Monor und Pilis; im Bihariageb. bei Fenatia 307 und Mondsa. — Trachyt, Kalk, diluv. Lehm- und Sandboden. 95— 360 Meter. 1341. Galeopsis speciosa Mill. (1768) — (@. versicolor Curt. 1777) — Im Grunde und am Rande lichter Gehölze, in Holzschlägen, auf bebautem Lande. Auf der Csepelinsel bei Schilling; im Biharia- gebirge bei dem Eingange in die Geisterhöhle nächst der Stäna On- cesa auf dem Batrinaplateau; bei Negra im Aranyosthale, auf dem Plesiun und nächst dem Bischofsbad bei Grosswardein. — Trachyt, Schiefer, Kalk, tert. und diluv. Sand- und sandiger Lehmboden. 95 — 1300 Meter. 1342. Stachys germanica L. — An Waldrändern, auf Wald- blössen, auf Steinschutt, am Rande der Weinberge, an Strassenrän- dern und an wüsten Stellen in den Dörfern. Im mittelung. Berglande bei Ajnacskö, Erlau, Visegrad und Ofen. Auf der Csepelinsel bei Uj- falü. Auf der Kecskemeter Landhöhe in dem Waldreviere zwischen Monor und Pilis und bei Nagy Körös; in der Tiefebene bei Koka, Jäszbereny, Kömlö, T. Füred, Egyek; auf der Debrecziner Landhöhe bei Bogdäny; im Bereiche des Bihariageb. bei Bonikut nächst Gross- wardein und bei Vasköh. — Trachyt, Kalk, diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden. 75—480 Meter. 1343. Stachys lanata Jacq. — Nach Hildebr. (Verhandl. des zoolog.-botan. Vereins in Wien VI, 40) bei Vajta und Ker in der Stuhlweissenburger Niederung. (Von mir im Gebiete nicht beob- achtet.) 1344. Stachys alpina L. — Im Gestäude der Waldränder im Bihariagebirge. In der Randzone des Batrinaplateaus auf siebenbür- gischer Seite im Valea Odincutia und auf ungarischer Seite auf dem Vertopu und Cärligatu ober Valea seca, auf dem Dealu! vetrilor und unterhalb der Pietra lunga nächst Rezbänya; auf dem Yasköher Kalk- plateau in der Nähe der Eisengruben von Rescirata ober Monesa. — Vorherrschend auf Kalk, seltener über thonreichem Schiefergestein. 310—1245 Meter. 1345. Stachys silvatica L. — Im Gestäude der Waldränder, in Holzschlägen und insbesondere in der Nähe von Waldbächen. Im mittelungar. Berglande in der Mägustagruppe auf dem Spitzkopf bei Gross Maros; in der Pilisgruppe bei Dömös, Visegrad, Szt. Läszlö, Sct. Andrae, P. Csaba, auf dem Piliserberge, bei M. Einsiedel, im Wolfsthale und auf dem Schwabenberge bei Ofen. Auf der Kerskem. Landhöhe in dem Waldreviere zwischen Monor und Pilis; auf der Debrecziner Landhöhe bei Debreezin; im Bihariageb. hinter Rezbänya gegen die Pietra lunga und nächst dem Bischofsbade bei Grosswardein. — Trachyt, Schiefer, Kalk, tert. und diluv. Lehm- und Sandboden. 95—570 Meter. 1346. Stachys palustris L. — In Sümpfen, an Flussufern, am Rande von Wassergräben und an quelligen Plätzen in lichten Wäl- dern, mitunter auch auf feuchten Aeckern. Im mittelungar. Berglande selten; zwischen dem Paphegy und Hajduhegy bei Erlau; bei der Anna-Kapelle auf dem Särhegy bei Gyöngyös in der Matra; bei der 308 Pulvermühle oberhalb Altofen. Auf der Kecskem. Landhöhe entlang dem Rakosbache bei Pest und in den Eschenwäldern bei Alsö Ne- methi und Säri; auf der Debrecziner Landhöhe bei Debreezin, Vas- vari und in den Eeseder Sümpfen. Häufig in der Tiefebene entlang der Theiss von T. Füred über Szolnok nach Szegedin. Im Bereiche des Bihariagebirges als Ackerunkraut bei Fenatia nächst Rezbänya und in der Fasanerie nächst Grosswardein. — Trachyt, tert., diluv. und alluv. Lehm- und lehmiger Sandboden. 75—360 Met. Stachys arvensis L. — Wird von Steffek in der Oesterr. bot. Zeitschr. XIV, 179 bei Grosswardein angegeben, wo ich aber vergeblich nach derselben gesucht habe. — Da Steffek die bei Grosswardein als Ackerunkraut vorkom- mende Stachys annua in seiner Aufzählung der bei Grosswardein beobachteten Pflanzen nicht erwähnt, so zweifle ich nicht, dass er diese letztere Art für Stachys arvensis L. genommen habe. 1347. Stachys annua L. — Auf wüsten Sandhügeln und Sand- flächen und auf bebautem Lande. — Am Fusse des Nagy Egedhegy bei Erlau; bei Ofen und Pest; bei Ujfafü auf der Csepelinsel; bei Soroksar, Monor, Pilis, Nagy Körös auf der Kecskem. Landhöhe; bei Egyek in der Tiefebene und bei Grosswardein, Vasköh und Körösbänya im Bereiche des Bihariagebirges. ——- Schiefer, Kalk, tert., diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden. 75—315 Meter. 1348. Stachys recta L. — Auf Wiesen und an grasigen Plätzen. Im mittelungar. Berglande auf dem Särhegy bei Gyöngyös in der Matra, in der Pilisgruppe auf dem Ketagohegy bei Csev nächst Gran, im Auwinkel und auf dem Schwabenberge bei Ofen; häufig auf den Sandhügeln der Kecskemeter Landhöhe bei R. Palota, Pest, Soroksar, Pilis und Monor; auf der Debreeziner Landhöhe bei Debreezin; im Bihariagebirge auf dem Moma, bei Fenatia und Rezbänya, auf den tertiären Hügeln bei Hollodu, auf dem Bontoskö bei Petrani und bei Grosswardein. — Schiefer, Kalk, Dolomit, tert. und diluv. Sand- und sandiger Lehmboden. 95—445 Meter. 1349. Betonica offieinalis L. — Auf Wiesen und an grasigen Plätzen, auf Waldblössen und im Grunde lichter Hochwälder. — Im mittelungar. Berglande im Bajüsvölgy bei Erlau; in der Matra bei Paräd und auf dem Särhegy bei Gyöngyös; in der Pilisgruppe bei Visegrad, Szt. Läszlö und Sct. Andrae, auf dem Kishegy bei Csev nächst Gran, im Wolfsthale und auf dem Schwabenberge bei Ofen und bei Väl im Weissenburger Comitate; auf der Csepelinsel bei Makäd; auf der Kecskemeter Landhöhe auf den Grasfluren entlang dem Rakosbache bei Pest und in dem Waldreviere zwischen Monor und Pilis; im Bihariagebirge auf dem tert. Vorlande von Grosswar- dein über Felixbad, Bischofsbad und Lasuri nach Hollodu; in der Randzone des Batlrinaplateaus auf der Tataroda (hier der höchstge- legene im Gebiete beobachtete Standort) und ober der Pictra lunga bei Rezbänya; im Thale der schwarzen Körös bei Fenalia, Vasköh und Belenyes; in der Plesiugruppe auf dem Moma; in der Hegyes- gruppe auf der Chiciora südöstlich von Buteni; auf den tert. Hügeln im Thale der weissen Körös bei Körösbänya, Halmadiu und Pleseutia. 309 — Trachyt, Schiefer, Kalk, tert. und diluv. Lehm und Sand. 95— 1290 Meter. —e Ueber Eucalypti-Anpflanzungen. Von Fr. Antoine. In einem Briefe, welchen ich vor kurzer Zeit von Dr. R. Schom- burgk, Direktor des botanischen Gartens in Adelaide (Südaustralien), erhielt, rühmte derselbe die vorzüglichen Eigenschaften der Euca- Iypti-Anpflanzungen in Gegenden, wo ungesunde, mit Miasmen ver- pestete Luft herrscht. „Es ist ein Faktum“, sagt er, „dass diese Bäume die wunderbare Eigenschaft besitzen, die Lokalitäten in sani- tärer Beziehung vollkommen wohnlich zu machen. — Nach meinem Dafürhalten sollten diese Bäume in den wärmeren Gegenden der österreichischen Monarchie gedeihen können, da sie nur eine mäs- sige Wärme verlangen und da gut fortkommen, wo die Orange prosperirt.* Dieser Aeusserung zu Folge wäre Eucalyptus in den südli- cher gelegenen Theilen Tyrols oder in Dalmatien etc. mit Vortheil anzupflanzen. Der k. k. Hofgärtner Franz Maly (im k. k. Belvedere in Wien), welcher soeben von einer botan. Exkursion aus Dalmatien zurückge- kommen ist, fand in den Anlagen bei Pola, welche das Marine- Commando allenthalben vornimmt, E. globulus in vielen Exemplaren und in vorzüglicher Vegetationsentwicklung. Die Umgegend am dreiarmigen Ausflusse der Narenta in Dal- matien dürfte ein Gebiet sein, welches zur Probe einer Anpflanzung geeignet wäre, da diese Gegend durch die dort herrschenden Fieber gefürchtet ist. Abgesehen von der vorzüglichen Eigenschaft, die Luft zu ver- bessern, ist er auch der Schnellwüchsigkeit wegen hervorzuheben. Er ist sehr produktiv an Holz, welches, wenn es auch nicht in die erste Linie werthvoller Bauhölzer gestellt werden kann, dennoch hin- reichend gutes Brennholz abgibt. Ueberdiess ist noch des Arznei- mittels zu gedenken, welches aus einigen Arten (vorzugsweise aus E. globulus und E. amygdalinus) gewonnen wird und bei Fieber- kranken mit bestem Erfolge angewendet wurde. Es ist wohl kaum zu zweifeln, dass die Bäume, auf einer ihnen zusagenden Stelle ge- pflanzt, Eucalyptus Kino liefern würden. Dr. Schomburgk hielt über die Eigenschaften des „Gum trees“ in Beziehung auf die Luftverbesserung vor nicht langer Zeit einen ausführlichen Vortrag, welcher in einem der in Adelaide erscheinen- den Blätter seine weitere Verbreitung fand. Bei der ungewöhnlichen Kälte, welche im Februar dieses Jahres in Athen auftrat, wobei das Thermometer bis auf —4!/," R. sank Oesterr, botan. Zeitschrift. 10. Heft. 1874. 21 310 und mehrere Tage anhielt, wurden ausser E. globulus alle übrigen Eucalyptus-Arten bis auf den Grund getödtet. Eucalyptus globulus ist demnach zu den härtesten Arten dieser schönen Gattung zu rechnen. Dr. Schomburgk’s Angabe, dass Eucalyptus und Citrus gleiche Temperaturverhältnisse theilen, ist durch das oben angeführte Faktum gerechtfertigt, da auch die stärksten Orangenbäume in Athen und in anderen Gegenden Griechenlands durch diese seltene Kälteerscheinung fast bis an den Stamm zurückgefroren sind. Zur Kryptogamen -Flora von Ns. Podhrad. Von Jos. L. Holuby. Die Phanerogamen des südlichen Theiles des Trencsiner Komi- tates sind schon so ziemlich bekannt und lassen nur wenig neue Funde in Zukunft hoffen; dagegen ist aus unserer Gegend von Algen, Pilzen und Flechten so gut wie gar nichts veröffentlicht worden. So will ich denn gegenwärtig ein kleines Verzeichniss jener Algen, Pilze und Flechten geben, die ich in der Umgebung meines Wohn- ortes bisher gesammelt und meinem Herbarium einverleibt habe. Freilich kann ich nur wenig bieten, da ich mich vorzugsweise mit Phanerogamen befasst habe, aber dies Wenige ist verlässlich bestimmt, so dass man keine Fehler zu befürchten hat. Die Bestimmung der weiter unten aufgezählten Arten verdanke ich grösstentheils der Güte meines verehrten Freundes, Hrn. Prof. v. Hazslinszky. Algen. Batrachospermum moniliforme Roth. Im Ausflusse des Stwrieker Sum- pfes bei Bohuslavice auf Rohrhalmen, Holzstücken, Weidenwur- zeln, sehr häufig. Cladophora glomerata Ktzg. Sehr häufig in Bächen, Quellen, auch in der Waag. Closterium acerosum Ehrh. Häufig im Herbste am Grunde des Baches vor dem Podhrader Pfarrhause. Draparnaldia glomerata Ag. Auf untergetauchten Grasblättern und Hölzchen in einer Quelle bei BoSäca. Nostoc commune Ag. Höchst gemein auf trockenen Hügeln, Schotter- bänken, besonders häufig auf Wegen des Ostrolucky’schen Parkes zu Ns. Podhrad. Oedogonium tumidulum Ktzg. Auf faulenden Pflanzenstengeln im Bäch- lein unterhalb der grossen Wehre zwischen BoSäca und Ns. Pod- hrad, häufig. — fonticola A. Br. Auf untergetauchten Grasblättern in einer Quelle östl. vom Podhrader Schulhause. 311 Oscillaria Froehlichii Ktzg. In Wassertümpeln zwischen BoSäca und Ns. Podhrad. — viridis Ktzg. Auf nassem Schlamme des Bosäcka-Baches, stellen- weise häufig. Phormidium membranaceum Kizg. In quellenreichen Hanfgruben bei BoSäca „na Mo@äroch“, manchmal in grosser Menge sowohl am Grunde als auch oben auf dem Wasser schwimmend. — vulgare Ktzg. Ueberzieht im Herbste oft grosse Strecken in Hö- fen, an Häusern und Mauern, in feuchten, schattigen Winkeln. Spirogyra nitida Ktzg. Sehr häufig in Hanfgruben, stehenden Wässern, in Quellen. — quinina Ag. In stehenden Wässern bei der Podhrader Sägemühle. Sporotrichum roseum Lk. «. ollare Lk. Im Jänner 1871 sah ich die Wände einer Bauernwohnung in BoSäca ganz flockig von dieser rosafarbigen Alge. Obwohl die Wände oft abgekratzt und mit Kalk übertüncht wurden, kamen die centrifugalen Flecke von Neuem zum Vorschein. Dieses Jahr bemerke ich dieselbe Alge auch an feuchten Stellen im Innern der Podhrader Kirche. Synedra truncata Grun. Zwischen Vaucheria gemmata am Rande des BoSäcka-Baches, häufig. — Ulna Ehr. Zwischen Vaucheria caespitosa im Brunnen vor der Podhrader Kirche in grosser Menge. Ulothrix rivularis Ktzg. Am Bache vor dem Podhrader Pfarrhause. Vaucheria caespitosa Ag. Höchst gemein an Ufern des Mühlbaches sowohl in Ns. Podhrad als auch in BoSaca; dann in Bächen des M. Ljeskover Thales. — gemmata DC. Am nassen Schlamme des Baches unterhalb der grossen Wehre zwischen Ns. Podhrad und BoSäca. Zwischen ‚dieser Alge wächst eine Masse von Synedra truncata. Zygnema deciminum Ag. In Wassertümpeln unterhalb der grossen Wehre zwischen Bosäca und Ns. Podhrad. Unser Landvolk nennt alle grünen, im Wasser schwimmenden Algen „zZaboSkretiny“, und hält sie für einen aus dem Körper der Frösche ausgeworfenen Schleim. Pilze. Agaricus bombyeinus Schäff. Auf modernden Buchenstämmen im Walde Reselärovec. — campestris L. Im Spätsommer auf Brachen stellenweise, Wird hier „Pe&iarka“ genannt und fleissig gesucht. — deliquescens Bull. Auf Balken im Innern einer feuchten Bauern- wohnung zu Ns. Podhrad. Am 3. Jänner 1871 waren die Balken in das schöne Ozonium auricomum Lk. ganz gekleidet, das ab- gekratzt, immer wieder zum Vorschein kam. Die arme Bewoh- nerin dieser ungesunden Wohnung schickte mir dann am 27. März ein Tuch voll Pilze, die aus dem Ozonium herausgewachsen waren. Ich begab mich sogleich in die Wohnung und sah die Balken, obwohl sie schon stellenweise gereinigt wurden, von 1 Val 2 unzählbaren jungen, mit vielen dichtgedrängten Warzen gekrön- ten Pilzen wie besäet. Herr Fritze in Rybnik hatte die Güte, die Bestimmung dieses sonderbaren Pilzes zu besorgen. Die Balken, auf welchen diese Pilzart so üppig wuchs, sind aus Buchenholz. melleus Vahl. Sehr häufig in Wäldern. Wird hier „Väclavka“ genannt und sackweise von armen Leuten gesammelt, im Back- ofen gedörrt und bildet einen nicht unbedeutenden Theil der Nahrung der Aermeren während des Winters. Prunulus Scop. Auf Wiesen häufig. Heisst „Mäjovka*, duftet und schmeckt sehr angenehm und wird fleissig gesammelt. Die Stellen, wo diese Pilzart auf Wiesen wächst, sind von weitem an den dunkelgrünen, 1—2‘ breiten und oft mehrere Klafter langen, meist im Bogen gekrümmten Streifen Rasens kenntlich. Oft sind diese Rasenbogen kalbkreisförmig. An einer solchen Stelle kommt dann A. Prunulus viele Jahre nacheinander vor. Diese Pilzart wird bei uns nur frisch gesammelt genossen; ge- trocknet und für den Winter aufbewahrt wird sie nicht. stypticus Bull. Häufig in Wäldern an modernden Baumstrünken, seltener auf Obsibäumen. velutipes Curt. Auf faulendem Holze in einem Kuhstalle in Ns. Podhrad, nur einmal gefunden. Boletus cyanescens Bull. Ziemlich häufig auf Bergwiesen und deren buschigen Orten, auch in Wäldern. Heisst „Sihak* und wird gegessen. edulis Bull. Kommt in Buchen- und Eichenwäldern häufig vor („Dubäk), wird in grosser Menge gesammelt und sowohl frisch zur Speise bereitet, als auch in Oefen oder an der Sonne ge- trocknet und für den Winter aufbewalırt. Ersetzt den Bergbe- wohnern (Kopanitiari) so zu sagen die Fleischspeise. Im Gebirge gibt es wohl kein Bauernhaus, das nicht mit gedörrten Pilzen dieser Art versehen wäre. luteus L. („Masläk*) In Buchenwäldern, häufig. Wird meist nur frisch gesammelt zur Speise bereitet und nur selten gedörrt. Oyathus striatus Willd. Häufig an Zäunen. Exidia Auricula Judae Fr. Bisher nur auf alten Stämmen von Sam- bucus nigra im Ostrolucky’schen Parke zu Ns. Podhrad, auch hier sehr selten. Geaster hygrometricus Pers. Bisher nur auf trockenen siemigen Stellen im lichten Gebüsch der Babia Hora in den Bosäcer Rodungen, äusserst selten. Ich fand bisher nur zwei Stücke. Helvella esculenta Pers. („SmrZ oder Smr@ek*) In einem Obstearten ” g am Nordwestabhange des Kallkhügels BudiSovä, selten. Lycoperdon Bovista L. („Prashavä Huba oder Fukacka*). Häufig auf Bergwiesen. Wird vom Volke als Heilmittel gegen offene Wun- den gebraucht. — ezcipuliforme Scop. Auf morschen Baumstrünken im Walde Re- Selarovec, oft in Menge. 313 Morchella bohemica Krombh. In meinem Hausgarten und im Ostro- lucky’schen Parke unter Ribes-Sträuchen im Jahre 1871, sehr häufig. Peziza aurantiaca Fl. dan. Häufig in Wäldern, dann an Zäunen, auf faulenden Holzstückchen. Wird hier „Vranie ucho* (Krähenohr) genannt. Wird von Kindern als lieber Vorbote des Frühlings ge- sammelt und als Spielzeug verwendet. Phallus impudicus L. („Muchotravka* oder „Smrdutä Huba*). An Zäunen, nicht gemein, verräth sich aber durch seinen unerlräg- lichen Gestank. Polyporus adustus Fr. An Baumstrünken in ResSetärovec, häufig. — hispidus (Bull). Häufig auf alten Nussbäumen („Orechova Huba*). Wird im Spätsommer eifrig gesammelt und an Gärber verkauft. (S. auch Hazslinszky, Oest. bot Ztg. 1870, p. 77). — fomentarius Fr. („Hubän, Trud). In Wäldern an Buchen, häufig. Wird hier nur für Raucher zu Feuerschwamm bereitet, in Starä Tura (Neutraer Komitat) macht man aus diesem Schwamme Mützen, die dort getragen und zu Markte gebracht werden. — squamosus Fr. In Wäldern an morschen Baumstrünken, nicht selten; erreicht eine ansehnliche Grösse und wird auch, jedoch seltener, gegessen. — zonatus Fr. Häufig in Wäldern an morschen Baumstrünken. Thelephora purpurea Schum. An alten Buchen im Walde Resetärovec, ziemlich häufig. Trametes gibbosa Fr. An eichenen Querbalken unter der Brücke beim Podhrader Pfarrhause. Tuber eibarium Sibth. („Hubka*). Wird schon seit vielen Jahren von einem Bauer in den Wäldern der M. Ljeskover Rodungen unweit von der mährischen Grenze mit eigens dazu abgerich- teten Hunden gesucht. Man nennt ihn dort „Hubkär* (Trüffel- sucher). — albidum Caesalp. Sah ich zwar auf unserem Gebiete nicht, doch was mir über die zweierlei Trüffel, die im M. Ljeskover Thale vorkommen und gesammelt werden, berichtet wurde, unterliegt es keinem Zweifel, dass die „Bielä Hubka* nur diese Art sein kann. Auch in Lubina im Neutraer Komitate wurde vor mehre- ren Jahren in der Gemeinde-Baumschule diese Trüffelart ausge- graben. Ich besitze zwar keine Exemplare davon im Herbar, doch dürften sich einige entweder im Herbarium des Vereins für Naturkunde in Pressburg oder im Herbarium Schneller’s vor- finden, da ich mich recht gut erinnere, diese Lubinaer Trüffel nach Pressburg gebracht zu haben. Flechten. Anaptychia eiliaris Kbr. Massenhaft auf Bäumen, überall fruchtend. Biatora vernalis Kbr. In Wäldern auf der Erde. Cetraria islandica Ach. Häufig unter Wachholdergebüsch des Hügels Chümy, seltener auf schlechten Bergwiesen. 314 Cladonia fimbriata Hifm. var. ceratostelis Wallr. und var. eladocar- pis Flk. Auf dem Hügel Budisovä. — furcata Hffm. mit var. racemosa Fr. Auf dem Hügel BudiSova und Kamenitne, häufig. — gracilis Schär. mit var. hybrida. Nicht selten mit der vorigen. — pungens Flk. Hügel Chümy und im oberen Kamenine, zerstreut. — pyzidata Fr. Gemein. — rangiferina Hffm. Häufig auf mit Wachholder bewachsenen Kalk- hügeln. Collema furvum Ach. Zwischen Moosen bei dem Felsen Marttakova Skala. — multifidum Schär. Ebendort, beide häufig. Endocarpon miniatum Ach. Auf Kalkfelsen am nördlichen Abhange des Hügels Häjnica bei Stvrtek, nicht häufig (Im Neutr. Komit. auf Kalkfelsen bei Hrusove sehr häufig). Evernia prunastri Ach. Höchst gemein auf Wald- und Obstbäumen. Graphis scripta Ach. An Buchen, gemein. Imbricaria caperata DC. Auf Pflaumenbäumen. — physodes DC. Mit der vorigen. — sacatilis Kbr. Mit den vorigen, auch auf alten Schindeldächern. — tiliacea DC. Auf Pflaumenbäumen. Lecanora pallida Schreb. An Buchen, gemein. Leeidea enteroleuca Ach. Mit der vorigen. Nephroma laevigatum Ach. Auf dem Hügel BudiSovä. Parmelia pulverulenta Ach. Auf Erlen-, Pfllaumen-, Pappelbäumen and auf Schindeldächern, gemein. Peltigera aphthosa Hffm. In Wäldern. — canina Schär. Sehr häufig in Wäldern, auch auf alten Stroh- dächern. — venosa Hffm. Häufig in Hohlwegen der Wälder. Physeia parietina Kbr. Gemein. Polychidium muscicolum Sw. Zwischen Moosen im Walde Rese- tärovec. Ramalina calicaris Fr. Gemein auf Buchen. — farinacea Schär. Selten auf Pflaumenbäumen im Thale Chümy. — fraxinea Hffm. Sehr gemein auf Buchen- und Pflaumenbäumen, oft spannenlang und länger. Sphyridium fungiforme Schrad. In Wäldern auf der Erde, stellen- weise. Stereocaulon tomentosum Laur. Bisher nur an einer Stelle zwischen Cladonien auf dem Hügel Kameni@ne, auch da nur selten. Stieta pulmonaria Schär. Am Grunde alter Buchenstämme, dieselben manchmal weit überziehend, seltener auf Felsen. Diese Art, sowie die grösseren Peltigera-Arten werden „Plucnik“ genannt und als Volksheilmittel gegen Brustkrankheiten gebraucht. Symechoblastus flaccidus Kbr. Auf Felsen des Thales Re$etärovec. Thalloidima vesiculare Mass. Auf Kalkfelsen bei der Haluzicer Ruine. Dieselbe Flechte sammelte ich auf Felsen bei Rothenstein und Lednica, nördlich von Prusk&e im Trencsiner Komitate. Usnea florida Yr. Häufig auf Buchen und Pflaumenbäumen. Variolaria communis Ach. Auf Buchen, häufig. Das Kalniker Gebirge. Von Dr. J. ©. Schlosser. (Schluss.) Die Carex-Formation findet ihre Repräsentanten in der: Carex sylvatica, C. pilosa, C. bryzoides, CO. distans, C. digitata, C. vul- garis und ©. pallescens, die oft alle massenhaft auftreten; die Carex alba auf dem Felsen bei Vratno und C. ornithopoda auf jenem der Nordseite des Vranilac. — Auch Carex paniculata, C. elongata und C. maxima finden sich, besonders an Wegrändern und in Holz- schlägen ein. Die Ranunkel - Formation (Zabnjäce) wird durch Ranunculus lanuginosus, R. pilyanthemus, R. nemorosus, R. auricomus und im Hochgebirge selbst durch R. aconitifolius vertreten, welche jedoch nicht wie auf Wiesen massenhaft, sondern einzeln und zerstreut, wenn auch zahlreich, vorkommen. Stelienweise entwickelt sich mas- senhaft Dentaria enneaphyllos und an Waldbächen D. trifolia W.K., dagegen kommt D. bulbifera in allen Wäldern zerstreut vor. Lamium Orvala erscheint am Fusse der Felsen massenhaft und Rubus fruti- cosus durchdrängt alle Holzbestände. Ein wichtiges Formation bildendes Element sind Orobus niger und 0. vernus, denen sich O. variegatus Sm. und O. vieioides DC. nicht selten anschliessen. — Eine wichtige Rolle, besonders im ersten Frühlinge, spielt im Gebirge die Hyoseris foetida, deren Blätter ge- wöhnlich in Gesellschaft der Oxalis Acetosella, Asarum europaeum, Majanthemum bifolium und Asperula odorata das wesentlichste Grün des Waldbodens bilden. Die Gräser-Formation ist im eigentlichen Buchenwalde nur schwach vertreten. Von den echten Waldgräsern trifft man gewöhn- lich an: Melica ciliata, M. uniflora und M. nutans, zwar nur ver- einzelt, aber doch häufig, dagegen erscheinen Poa nemoralis, Festuca ovina, Bromus erectus und B. giganteus oft massenhaft und fast eben so zahlreich, aber nur an lichten Stellen und in Holzschlägen treten auf: Agrostis vulgaris und stolonifera, Aira caespitosa und Poa pratensis, ferner: Calamagrostis sylvatica, Holcus lanatus und H. mollis, nebst vielen anderen sonst den Wiesen angehörigen Rispen- gräsern. Wie aus diesem Allen zu ersehen, ist es schwer, in einem dichten Buchenwalde die stillen Bewohner desselben nach den auf- gestellten Formationen zusammenzustellen und aufzufassen, daher will ich auch am Schlusse dieser Abtheilung dieselben der leichteren 316 Auffassung wegen nach den Familien, zu denen sie gehören, an- führen und hierbei abermals die Reihenfolge meiner „Flora croatica* befolgen und werde also mit den Papilionaceen (Leptirnice) beginnen. Diese repräsentiren: Cytisus falcatus und C. elongatus, Trifolium rubens, Trif. alpestre und Trif. ochroleucum, Astragalus Oicer und A. glycyphyllos und endlich Vieia dumetorum, V. sylvatica und V. pisiformis. Besonders häufig erscheinen im Kalniker Gebirge Rubus-Arten (Malinjaki), und diese sind nebst dem schon oben besagten Rubus fruticosus noch R. Idaeus, R. cinereus, R. candicans und R. hir- sutus, zu denen sich noch Rosa arvensis nicht selten anschliesst, und deren überwinternde Blätter im Frühlinge beim völligen Abgange wintergrüner Pflanzen (Zimzelene bilje) das erste Grün des Waldes bilden. Ein weiteres Kontingent stellt die Familie (Pleme) der Ro- saceen (Ruzatice) durch: Potentilla rupestris, P. caulescens, P. hirta und P. recta. An lichten steinigen Stellen erscheint die grossblüthige Rosa gallica mit ihrer Zwillingsschwester, der Rosa pumila, und am Fusse der mächtigen Kalksteinfelsen erscheint das dickblätterige Se- dum maximum gleichsam als Wächter der kleinen Formen ihrer Familiengenossen, wie des Sedum repens, S. rupestre und des Sem- pervivum hirtum, ober ihm aus den Felsspalten üppig hervorsprossen. Delphinium Halteranum, der Familie der Ranunculaceen angehörend, findet man auf den mächtigen Felsen des Ljubelj in Gesellschaft des Aconitum Vulparia und Thalictrum aquilegifolium , und tiefer im Walde begegnet man nicht selten der Actaea spicata entweder noch im weissen Blüthenschmucke oder mit ihren glänzend schwarzen, in dichte Trauben gedrängten Beeren. Die Familie der Cruciferen (KrstaSice) liefert vor allen anderen die: Turritis glabra, Arabis turrita, A. incana, A. crispata, A. auri- culata, A. sagittata und A. hirsuta, letztere bis nun nur auf Felsen des Ljubelj gefunden, ferner: Erysimum crepidifolium, Alyssum Schlosseri, Lunaria rediviva und Thlaspi montanum. Eine ganz besondere Erscheinung ist die Viola suavis MB., die am Fusse des mächtigen Felsens, auf dem die Burgruine „Mali Kalnik* steht, getroffen wird, in Gesellschaft des Prunus Chamaecerasus und P. Mahaleb, die sich gleichsam als deren Beschützer präsentiren, wo sie unter ihrem Schutze üppig gedeiht. Ebendaselbst findet man am mächtigen Felsen den Rhus Cotinus und nicht minder das zarte He- lianthemum vineale. Eine wahre Zierde der Wälder und ganz vorzüglich der nack- ten Kalkfelsen sind die Repräsentanten der Caryophylleen (Klintevice), wie z. B. Tunica Sazifraga, Dianthus prolifecr und D. barbatus, Silene nemoralis, 8. italica, 8. infracta und $. viridiflora, Lychnis vespertina und L. diurna, und nicht minder die Moehringia flaccida und muscosa aus der Familie der Alsineen (MiSjakenje). Im Gerölle des eigentlichen Kalniker Felsenkolosses trifft man das in allen seinen Theilen rothschimmernde Geranium lucidum und nicht weit von ihm an lichten Stellen das @, sanguineum in Gesellschaft mit Seiler aqui- 317 legifolium und Laserpitium latifolium, und weiter im Walde an Bächen Chaerophyllum hirsutum und Ch. Villarsi. Zu den wenigen immergrünenden Pflanzen dieses Gebirges gehört der Dex aquifolium und die niedliche Pyrola secunda, welche letztere jedoch für diesen Antheil des Florengebietes bisher nur am Ljubelj gefunden wurde. Eine Hauptzierde dieser Wälder im ersten Frühlinge ist die aus den Wäldern der Niederungen selbst in das Hochgebirge in Massen aufsteigende Melitis Melissophyllum. Besonders interessant ist in diesen Buchenwäldern das Auf- treten des Verbascum lanatum, der Scrophularia vernalis und der Linaria genistifolia, alle drei aus der Familie der Scrophulariaceen (Strupnikovice), und von denen die letztere bis nun nur am Fusse der Felsen am „Kozjihrbet* gefunden wurde. Die artenreichste Familie unserer Flora, d. i. die der Compo- siten (Snevietke) stellt zum Kontingente dieser Gebirgswaldflora die Centaurea montana und C. strieta, Homogyne sylvestris, Senecio nemorosa und S. Doria, die Cineraria spathulaefolia, C. alpestris und ©. pratensis, Prenanthes purpurea, Anthemis tinctoria, Achillea tanacetifolia, Crepis praemorsa, das Hieracium pratensi>< minor zwischen den dort massen- haft vorkommenden muthmasslichen Aeltern. Bei Dobrä sah ich Ru- bus caesius X tomentosus OK. mit dreizähligen, oberseits spärlich behaarten Blättern und in einem Graben Berula angustifolia in Menge und noch immer blühend. Bei Sillein und Budatin, wo ich einige Stunden zubrachte, wurde am Eisenbahndamme Xanthium spinosum beobachtet, dessen Vorkommen in dieser Gegend wohl nicht alt sein dürfte; auf Strassenrändern blühte noch hie und da Carduus crispus und Centaurea stenolepis Kern. In Turoe Szt. Marton lernte ich in Prof. Gustav Derer einen eifrigen Botaniker kennen. Ich hoffe, dass er uns mit der Zeit die Schätze der Turöcer Flora aufdecken wird. Jos. L. Holuby. Sexten, am 22. September 1874. Die Herren Porta und Rigo sind glücklich mit ihren Samm- lungen Ende August nach Hause gekommen. Die Pflanzen sind augen- blicklich noch nicht in meinen Händen, um schon jetzt ein Urtheil darüber abgeben zu können. Meine Freunde sammelten, nach Porta’s flüchtigen Berichten um Ascoli und Monte Fiori Ende Mai; von Anfang Juni bis 7. Juli im Monte Gargano, von Hälfte Juli bis 18. August in der Majella-Kette. Die "Leiden und Anstrengungen waren enorm: 6 Tage konnte Rigo wegen eines Fussleidens in Gar- gano das Haus nicht verlassen; später bekam Porta angeschwollene Füsse wegen der Hitze; vom 20. bis 28. Juli wurden sie durch Ge- witter von den Bergen abgetrieben; die letzten zwei Nächte konnten sie vor Kälte auf dem Majella keinen Augenblick schlafen u. s. w. — Sobald die Pflanzen einigermassen durchmustert sein werden, werde ich darüber berichten; nach allem ist zu hoffen, dass die Pränume- ranten gut befriedigt werden können. Huter. ——uesoa so — Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — In einer Sitzung der kais. Akademie der Wissen- schaften am 9. Juli in Wien legte Prof. Dr. Zöller eine Abhandlung: „Ueber Ernährung und Stoffbildung der Pilze“ vor. Er knüpft seine Mittheilungen an die von ihm früher unternommenen Versuche, welche das Verhalten der organischen Säuren der chlorophyllfreien 322 Zelle (Pilzspore) gegenüber aufklären sollten. Diese Versuche halten ergeben, dass minimale Mengen von Pilzsporen, welchen in einer wässerigen Lösung, neben den Aschenbestandtheilen und Ammoniak, als einzige Kohlenstoffquelle organische Säuren (Essig- säure, Apfelsäure) dargeboten waren, sich zu einer ansehn- lichen Pilzmasse entwickelten und hierbei, unter Verminderung der organischen Säuren, die Endprodukte des pflanzlichen Stoffwechsels: Eiweissstoffe, lösliche (Fehling’sche Flüssigkeit reducirende) und unlösliche Kohlenhydrate, sowie erheblich Fett gebildet hatten. In der Apfelsäure-Nährstofflösung war nach Unterbrechung der Pilzvegetation Asparagin nachweisbar. Die neuen Versuche waren mit einer Nährstofflösung angestellt, welche 6°4 Grm. Salze in einem Liter Wasser enthielt; die Salze waren Ammoniumphosphat, Ammonium-, Kalium-, Natrium-, Magnesium- und Calciumacetat, nebst etwas Cal- ciumsulfat. Auch in diesen Versuchen entwickelten sich die Pilzsporen zuerst zu kleinen weissen Rasen, um später zu einer zusammenhän- genden Decke und zahlreichen in der Flüssigkeit schwimmenden Flocken sich auszubilden. Nach 36tägiger Vegetation (durchschnittlich Temp. 200 C.) wurden 2'107 Grm. Pilz-Trockensubstanz mit 516 Proz. Asche aus einem Liter Nährflüssigkeit erhalten. Bei der Analyse der rückständigen Nährflüssigkeit zeigten sich nur unbedeutende Aende- rungen im Gehalte an Phosphorsäure, Alkalien und alkalischen Erden, und auch die Ammoniakmenge hatte sich nicht sehr erheblich ver- mindert. Dagegen war der ganze Essigsäuregehalt der Lö- sung verschwunden. Wenn man von äusserst geringen Mengen flüchtiger, höchst unangenehm riechender Säuren absieht, so fand sich statt der Essigsäure nur Kohlensäure in der rückständigen Nähr- flüssigkeit. Letztere reagirte stark und bleibend alkalisch, sie zeigte nur mehr Spuren von Phosphorsäure und brauste mit Säuren auf; die Wandungen des Vegetationsgefässes waren dicht mit Calcium- carbonat überzogen. Die vorhandene Kohlensäure rührte von der Essigsäure her, denn es war Sorge getragen, dass nur voll- kommen von ihrer Kohlensäure befreite Luft in das Vegetationsgefäss treten konnte. Hinsichtlich der qualitativen Aenderung der Nährflüs- sigkeit ist anzuführen, dass die Reaktion der letzteren innerhalb der ersten 12 Tage sich nicht geändert habe und erst am 20. Tage eine schwach alkalische Beschaffenheit und an den Wandungen des Ge- füsses ein Anflug von Caleiumcarbonat sich bemerklich machte. Nach dieser Zeit nahm die alkalische Reaktion unter Ammoniakentwicklung bedeutend zu; es erfolgte ein starker Absatz von Calciumphosphat, und die Wandungen des Vegetationsgefässes überzogen sich dicht mit Calciumcarbonat. Die Ermittelung der Elementar - Zusammen- setzung bezog sich auf Pilze, welche eine verschieden lange Zeit vegetirt hatten. Es konnte hierbei konstatirt werden, dass die Pilze in der ersten Zeit ihres Wachsthums relativ an Kohlenstoff ärmer und an Stickstoff reicher sind, mit dem fortschreitenden Wachsthum sich dieses Verhältniss jedoch ändert. 100 Theile Pilz-Trockensubstanz enthielten: 323 T. 1. I. Nach A2tägiger Nach 24tägiger Nach 36tägiger Vegetation. Vegetation. Vegetation. Kohlenstoff . . . 1611 2426 38:91 Wasserstoff. . . 5:01 483 6°60 Stickstoff; 7 1708 72-40 325 480 Der Stickstoff verhält sich demnach zu Kohlenstoff wie I. I. IH. 1:67 1:75 1:80 Fasst man die Resultate der Versuche zusammen, so ergibt sich: 1. Die chlorophyllose Zelle (Pilzspore) hat die Fähigkeit, aus organischen Säuren (Essigsäure) im Vereine mit Ammoniak und den Aschenbestandtheilen der Gewächse die höheren Pflanzepstoffe: Eiweiss- körper, Fett, Kohlenhydrate zu bilden. 2. Bei dieser Bildung ver- schwindet die organische Säure vollständig; ihr Kohlenstoff findet sich zum Theil in organischer Form in der Pflanze, zum Theil als Kohlen- säure in der rückständigen Nährflüssigkeit. 3. Um 0'82 Grm. Koh- lenstoff zu assimiliren, mussten in der Nährflüssigkeit den Pilzen 3:608 Grm. Essigsäure mit 144 Grm. Kohlenstoff dargeboten sein; 0:62 Grm. Kohlenstoff nahmen hierbei die Form der Kohlensäure an. Ob die Umbildung der Essigsäure durch Oxydation und Spaltung gleichzeilig, oder durch Spaltungsvorgänge allein statt hatte, bleibt unentschieden, so wahrscheinlich auch die erstere Annahme ist. 4. Die Zusammensetzung der Pilze ändert sich mit der Dauer ihrer Wachsthumszeit; die Pilze von langer Vegetationszeit enthalten re- lativ mehr Kohlenstoff und weniger Stickstoff als die Pilze von kür- zerer Vegetationszeit. In einer weiteren Sitzung am 23. Juli legte Alfred Burgerstein, Assistent am pflanzen-physiolog. Institute der k. k. Wiener Univer- sität, eine Arbeit vor unter dem Titel: „Untersuchungen über das Vorkommen und die Entstehung des Holzstoffes in den Geweben der Pflanzen“, welche in dem genannten Institute von ihm ausgeführt wurde. Zur Nachweisung des -Holzstoffes in den Mem- branen vegelabilischer Gewebe benützte er das einzige für diesen Zweck bekannte posilive Reagens, welches bis jetzt in beschränkter Anwen- dung stand. Es ist diess das schwefelsaure Anilin, dessen Eigen- thümlichkeit das Holz zu färben von Runge und Hofmann entdeckt und von Wiesner in die Pflanzenanatomie eingeführt wurde. Mit diesem Reagens wurden die Gewebe der Pflanzen systematisch durch- untersucht und die Existenz oder Nichtexistenz des Holzstoffes in vielen bis jetzt zweifelhaften Fällen konstatirt. Unverholzt erwies sich das Gewebe der Algen, Pilze und mancher Flechten, sowie das Col- lenchym, das Cambium und die Siebröhren der Gefässpflanzen. Da- gegen zeigten sich bei letzteren alle anderen Gewebselemente mehr oder weniger verholzt. Mit Zuhilfenahme dieses Reagens konnte man auch Aufschluss erhalten über die Zeitfolge der Entstehung des Holz- stoffes in den verschiedenen Elementen eines Gewebes. Es stellte 324 sich beispielsweise heraus, dass im Gefässbündel zuerst und ausser- ordentlich früh die Gefässe verholzen, hierauf die Holzzellen und das Holzparenchym und sehr bald nach diesen die Bastzellen, und dass im Stamme der Pflanzen das Mark viel später als die Gefässbündel zu verholzen beginnt. _ ZZ Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Holuby mit Pflanzen aus Ungarn. — Von Herrn Poläk mit Pfl. aus Böhmen. Sendungen sind abgegangen an die Herren: Herpell, Uechtritz, Matz, Machanek. Aus Ungarn: Avena caryophyllea, Bromus squarrosus, Carex azillaris, Epipactis microphylla, Galium vero Mollugo, G. pusillum var. glabrum, Bieracium brachiatum, H. floribundum, H. haematodes, H. pratense, Scleranthus Durandoi, S. Holubyi, S. intermedius, S. Knazicanus, S. seticeps, Silene viridiflora, Sisymbrium strictissimum u. a. einges. von Holuby. Aus Böhmen: Bupleurum longifolium, Camelina microcarpa, Campanula bononiensis, Carex echinata, Ü. supina, Conringia per- foliata, Hypochoeris glabra var. Balbisü, Milium effusum, Panicum ciliare, Polygala Chamaebuzus, Potentilla canescens, Ranunculus ne- morosus, Thalictrum foetidum u. a. eing. von Polaäk. Obige Pflanzen können im Tausche oder käuflich die Centurie zu 6 fl. (4 Thlr.) abgegeben werden. Berichtigung. Seite 270 Zeile 3 von unten soll es statt „Zellen“ heissen: „Zwergzellen.“ Inserat. Im Verlage der Akademischen Buchhandlung in Upsala er- schien soeben und ist durch jede Buchhandlung zu beziehen: Hymenomycetes Europaei sıve Epicriseos systematis Mycologici. Editio altera. Seripsit Elias Fries. 8. 756 Seiten. — Preis 6 Thlr. Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von C. Gerold’s Sohn. Druck und Papier der ©, Ueberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer). Desterreichische Botanische Zeitschrift, Gemeinnütziges Organ für Die österreichische Exemplare botanische Zeitschrift [] 6 die freidureli die Post he- ersclieint Botanik und Botaniker, zogen werdensollen, sind den Ersten jeden Monats, blos bei der Redaktliou Man pränumerirt auf selbe f1;:„ 4 F „ a j (V. Bez., Schlossgasse Nr. 15) > Gärtner, Oekonomen, Forsimänner, Aerzte," zu pränumeriren. (5 Thir. 10 Ngr.) E Im Wege des ganzjährig, oder mit / a rap Buchhandels übernimmt 4n.8.W.(2 Thlr.20 Ng.) Apotheker und Techniker. Pränumeration halbjährig. €. Gerold’s Sohn Inserate in Wien, die ganze Petitzeile N: 11 so wie alle übrigen l5 kr. öst. W. = ' Buchhandlungen, XXIV. Jahrgang, WIEN, November 1874. INHALT: Artrecht der Salix dasyclados. Von Dr. Heidenreich, — Zur Flora N.-Oesterreichs Von J. Kerner. — Vegetätions-Verhältnisse. Von Dr. Kerner. — Zur Flora Mittelungarns. Von Dr.. Borbäs. —- Reiseerinnerungen. Von Winkler. — Literaturbericht. J. W. — Correspondenz. Von Gremblich, Andorfer. — Personalnotizen. — Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — Botanischer Tauschverein. — Inserate. Das Artrecht der Salöx dasyclados Wimmer. ($. longifolia Host.) Begründet von Dr. Heidenreich in Tilsit. Obwohl mein unvergesslicher Freund, der um die Salicologie hochverdiente Wimmer, diese Weide schon (Regensb. Flora 1849) als eigene wohl unterschiedene Form gekennzeichnet hatte, wurde sie dennoch von ähnlichen nicht immer unterschieden. Th. Hartig (Lehrbuch der forstlich angewandten Pflanzenkunde 1850) hielt sie für identisch mit Salix acuminata Koch (non Sm.), d.i. S. Capreax< viminalis; A. Kerner (Niederösterr. Weiden 1860) und ihm folgend G. H. Bauer (Ascherson Flora der Provinz Brandenburg 1864) für S. cinerea>X< viminalis zusammengeworfen. Wimmer, der ja einst auch von diesem Irr- thume befangen war, fertigt denselben in den Salices europaeae kurz ab: „sunt plantae diversissimae.* Von der Richtigkeit dieses Satzes werden die angeführten Salikologen auch bald sich überzeugen, wenn sie Gelegenheit erhalten, beide Formen, sowohl Salix dasyclados, als auch die genannten Bastarte der 8. viminalis, an ihren natürlichen Standorten zu beobachten. Da, wie ich vermuthe, schon Wimmer (Regensburger Flora 1849) die Verschiedenheit beider meisterhaft auseinandergesetzt hat, so beschränke ich mich hier darauf, die hauptsächlichsten Unterschiede kurz anzuführen, zumal die von diesen Autoren vertretene Ansicht einer derartigen Bastartabstam- mung der S. dasyclados durch dieselben Gründe widerlegt wird, welche gegen die hybride Abkunft derselben überhaupt und insbe- sondere gegen die von Wichura für sie angenommene ternäre Ver- bindung weiter unten näher erörtert werden. Der vorzugsweise Stand- ort an Flussufern fern von S. Caprea und $. cinerea, der kräftigere Wuchs, die frühere Blüthezeit, die häufige Bekleidung der ein- und zweijährigen Zweige mit weissem, resp. grauem, ja schwärzlichem, kurzem, dichtem Zottenhaar, die längeren auf der unteren Seite dünnweichhaarigen Blätter, die feisteren, wolligen Kätzchen, die rauh- haarig-filzigen aus eiförmigem Grunde kegelförmigen Fruchtknoten mit konstant sehr langem Griffel unterscheiden S. dasyelados zur Ge- nüge von S. Caprea>< viminalis, denen ein sammtartig-weichhaariger Ueberzug der jungen Zweige, auf der un- teren Seite gewöhnlich seidenartig-filzige Blätter, cylindrisch-pfriem- liche fast seidenartig-filzige Fruchtknoten mit mässig langem Griffel eigen sind. Dass S. dasyclados in den meisten Spezialfloren von den ge- nannten Bastarlen der S. viminalis bisher nicht unterschieden wurde, ist um so mehr zu bedauern, als dadurch die Kenntniss der geogra- phischen Verbreitung einer so herrlichen Art in ferne Zeiten ver- schoben ist. So wird in Folge dieser Nichtunterscheidung für die grosse Provinz Brandenburg in Ascherson’s Flora nicht ein einziger Standort angeführt, obwohl die Weide dort an Flussufern und in 329 Niederungen wenigstens des östlichen Theiles wahrscheinlich nicht vermisst wird. Ich selbst fand sie nicht weit von der Grenze der Provinz 1867 in der Nähe des Bahnhofes „Kreuz.“ Erfreulich dagegen ist, dass in der neuesten Auflage Garcke’s Flora von Nord- und Mittel- Deutschland 1871 S. longifolia Host als Spezies wohl unterschieden von den genannten Bastarten aufgeführt wird, wobei auch schon einige neue Standorte sich erwiesen haben, welche sich bald mehren würden, wenn die Aufmerksamkeit der Botaniker auf diese Weide gerichtet wird. Auch in Neilreich’s Schriften wird die Weide nicht unterschieden; die Angabe Berdau’s bei Krakau (Neilr. Nachtr. etc. p. 74) dürfte sich in der That auf $. dasyclados beziehen, da ich dieselbe gleichfalls in jener Gegend fand, auf meiner Reise in die Tatra 1867 nämlich beobachtete ich auf dem Wege von Krakau nach Neumarkt zwischen Glykosofa und Liewo am Wege angepflanzte Bäume dieser Spezies. Wichura unterscheidet zwar 8. dasyclados sehr wohl von den genannten Bastarten der S. viminalis, hält aber diese Weide für ter- näre Verbindung von S. Caprea, S. cinerea und S. viminalis und zwar unzweifelhaft (!) nach der Kombination S. (Caprea>< viminalis) 2 spont. X cinerea 5. Simmt- liche Versuche misslangen, sowie einer von mir 1861 nach der letz- teren Formel gemachter. Wichura hat seine Ansicht also nicht durch das Experiment bewiesen, sondern stützte sie nur auf die interme- diäre Form, welche S. dasyclados nach seiner Ansicht zwischen den vermeintlichen Stammeltern zeigt. Dabei hatte er aber nur die Weide Schlesiens in ihrer stets gleichen Gestalt vor Augen und berücksich- tigte nicht die grosse Variabilität, welche dieselbe bei ihrem häu- figen Vorkommen in Preussen zeigt. Hier findet sich bei den meisten Sträuchern kaum eine Andeutung von der Bekleidung der jungen Zweige mit Zottenhaar. Auch die Blätter sind hier im Allgemeinen viel schwächer bekleidet, auf der unteren Seite häufig grün, meist nur die oberen mit meergrünem Anfluge. Das Laub zeigt demnach in der Mehrzahl eine grüne, ja hellgrüne Farbe und hat nicht das dunkle graue Ansehen des schlesischen Strauches. Die schmalblättrige Form, welche in Schlesien gänzlich vermisst wird, ist hier die vor- herrschende, doch findet man auch die verschiedenste Gestalt der Blätter, oval-lanzeitliche, lanzettliche, lineale, bei unteren Blättern bisweilen verkehrteiförmige. Ich kultivire derartige Formen, welche von einander so wesentlich unterschieden erscheinen, dass es schwer ist, von der Identität der Art bei ihnen sich zu überzeugen, und man immer wieder in Versuchung geräth, sie wenigstens als Baslartver- bindungen der Salix dasyclados mit anderen Arten zu betrachten, welche Annahme bei weiterer Beobachtung man aber wieder aufzu- geben sich genöthigt sieht So wurde der von Patze (Fl. der Prov. 330 Preuss. 1848, p. 135) aufgestellte Bastart „S. viminali>< dasyclados; 8. holosericea Willd. (Sal. europ. p. 190) als S. longifolia einerea, wobei vielleicht noch $. viminalis einen Antheil haben soll. Ausser der mangelhaften Ausbildung der Reproduktionsorgane scheint das zerstreute Vorkommen und die geringe Zahl der Indi- viduen die Ansicht von der Bastartnatur der 8. dasyclados unter- stützt zu haben. Es waren anfänglich nur sehr zerstreute Standorte bekannt, nämlich die beiden genannten in Schlesien; nur den an der alten Oder scheinen Wichura und Wimmer selbst besucht zu haben, und hier fanden sich nicht zahlreiche Sträucher. Später kam dazu der Standort am Pregel bei Königsberg (Palze, Mayer, Elkan Flora d. Prov. Preussen, 1848 p. 135). So mochte man wohl voraussetzen, dass die Weide überhaupt nur zerstreut und vereinzelt vorkomme. Sie findet sich aber in Ostpreussen überall, wo überhaupt Feuchtig- keit liebende Weiden wachsen, in Niederungen, an Gräben, an Wald- rändern (Schilleningker, Tilsiter, Mouliner Wald) und an Flussufern sogar zahlreich. Liesse sich nicht aber vielleicht die grosse Zahl der Individuen an Flussufern dadurch erklären, dass die Weide dort durch Stecklinge verbreitet wurde? Wegen des raschen Wachsthums, in Bezug auf welches dieselbe alle anderen Weiden übertrifft, würde ihre Anpflanzung und Vervielfältigung durch Stecklinge auch loh- nender sein als die jeder anderen. Gleichwohl wird zur Erzielung von Stecklingen fast ausschliesslich S. fragilis L., S. alba und deren Zwischenform S. Russeliana Sm. benützt; diese findet man überall an Wegen als sogenannte „Kopfweiden“, deren nach wenigen Jahren abgehauene „Kopfhaare* anderweit verpflanzt werden. Wegen der- arliger allgemeiner Verwendung, welche diese Weiden von jeher gefunden haben, beobachtet man sie auch viel häufiger angepflanzt als spontan wachsend, in Folge dessen man auf die Vermuthung kam, dass diese Weilen in Europa ursprünglich nicht heimisch wären, zumal sie hinsichtlich ihrer Charaktere mit solchen übereinstimmen, welche im Süden zu Hause sind, von allen in Europa vorkommenden aber abweichen. In anderer Weise hat sich bisher die Kultur gegen- über der S. dasyclados verhalten. In unserer Provinz wenigstens, wo die Weide doch sonst häufig ist, fand ich sie nirgends an Wegen angepflanzt, um etwa als Kopfweide Stecklinge zu liefern; sie wächst vielmehr unbeachtet und ungekannt unter ihren Nachbarn an Fluss- ufern. Hier wird sie zwar durch die künstlichen Uferanpflanzungen getroffen, doch hat für diese die Bemerkung Wichura’s volle Geltung, dass durch Anpflanzen von Stecklingen das Zahlenverhältniss der Bastarte und Spezies nicht wesentlich gestört wird. Alljährlich näm- 334 lich wird im Frühling das Weidengebüsch an grösseren Strömen auf gewissen Strecken, welche in bestimmten Zeitabschnilten sich wieder- holen, bis an die Wurzel abgehauen und ohne Unterschied wieder an anderen Stellen der Ufer als Stecklinge und Faschinen verwendet. Es muss also die Weide schon ursprünglich im jetzigen Zahlenver- hältnisse zu ihren Nachbarn an den Flussufern vorhanden gewesen sein. Oder hat man sie vielleicht früher einmal von anderweit dorthin verpflanzt!? Woher hälte man sie aber zu diesem Behufe nehmen können? Auf dem Haideland an den Puszinen bei Tilsit z. B., wo sie nach dem Vorhandensein ihrer von Wichura vermutheten Stammeltern ursprünglich zu Hause sein müsste, würde man sie von den ähn- lichen dort besser gedeihenden Formen der an jener Lokalität viel häufigeren $. Caprea>=< S. viminalis &) schlug fehl und auch meine diessbezüglichen Versuche sowohl in Betreff der 5. stipularis, als auch der $. calodendron (s. oben) misslangen 336 und zeiglen nur die Möglichkeit der Darstellung einer Verbindung, wie Wimmer sie für $. stipularis annimmt. Bei der grossen Varia- bilität der S. dasyelados erscheint es aber von vornherein sehr unwahrscheinlich, dass die, so weit ich sie kenne, wenig variablen S. calodendron und S. stipularis Bastarterzeugnisse von jener sein sollen. Uebrigens habe ich hier zwei Sträucher am Memelufer ent- deckt, welche in Bezug auf Kätzchen und Blattform derart die Mitte halten zwischen $. dasyclados und S$. viminalis, dass ihre Baslart- abkunft von dieser höchst wahrscheinlich ist, namentlich da auch die späte Blüthezeit dafür spricht, welche erst beginnt, wenn die 5 Kätzchen der 8. dasyclados schon abfallen und auch die Mehrzahl der 5 Sträucher von S$. viminalis schon lange blüht; von Wimmer selbst wurden diese Sträucher als $. longifolia viminalis aner- kannt, und doch ist ein wesentlicher Unterschied zwischen ihnen und S. stipularis. Um eine etwa stattgefundene Einwanderung und deren Aus- gangspunkt auch nur irgend wahrscheinlich in Betreff der S. dasy- clados machen zu können, würde zunächst eine genaue Kenntniss der jetzigen Verbreitung nebst dem Zahlenverhältnisse erforderlich sein, welche aber zur Zeit noch gänzlich fehlt. Stellt man die bis- herigen Fundorte zusammen: Krakau (Berdau), Neumarkt (Heiden- reich), Donauinseln bei Wien (Host), Olsaufer bei Teschen (Mükusch), alte Oder bei Breslau (Krause), Popikau in Sachsen bei Grossenhain (Garcke Fl. von Nord- und Mitteldeutschl., 10. Aufl., 1871, p. 361), Posen (Ritschl), hier jedoch nur angepflanzt, Bahnhof Kreuz (Heiden- reich), Bromberg (Garcke 1. e.), Danzig (Klinsmann), Ostpreussen (Patze und Heidenreich) und erwägt man, dass die Weide von allen Gegenden am häufigsten in Ostpreussen gefunden wurde, so scheint im Gegensatz von Wimmer’s Vermuthung, dass England ihr Vater- land sei, ihr Verbreitungsbezirk vielmehr ein östlicher zu sein, welcher sich vielleicht noch weit in das russische Reich hineiner- strecken mag. Ist also S. dasyelados ursprünglich bei uns heimisch und lässt sich ihre Form, wie diess Wimmer selbst gesteht, durch den Kontakt irgend welcher hier bekannter Weiden nicht erklären, so heisst es den Thatsachen doch offenbar Gewalt anthun, wenn man sie dennoch für hybride halten will. Wenn Wimmer in den Salices europaeae dieser Vermuthung noch Raum gibt, so erkläre ich mir diess dadurch, dass dieses Werk, welches bereits 1848 begonnen wurde, schon abgeschlossen war, bevor er mit der Art und Weise der hiesigen Ver- breitung, welche in grellem Widerspruche mit dieser Ansicht steht, näher bekannt wurde; er hielt wohl an seine einmal gefasste Mei- nung um so fester, als diese auch mit seiner Deutung der $. calo- dendron und S. stipularis zusammenhängt. ze. 0. _—— 337 Beiträge zur Flora Niederösterreichs. Von J. Kerner. IV. Centaurea Kochii F. Schultz Herb. norm. Nr. 882. (Centaurea nigrescens Willd.; — Üentaurea nigrescens « trans- alpina Koch Syn.; — Centaurea transalpina Schleicher.) Centaurea Kochi F. Schultz wurde von meinem Bruder Dr. A. Kerner schon im Jahre 1867 (siehe Oesterr. bot. Zeitschr., XXU. Jahrg., pag. 51, Note) in Niederösterreich bei Rossatz in wenigen Exemplaren und von mir in diesem Jahre (1574) an dem mir von meinem Bruder angegebenen Standorte, sowie auch an einem zweiten Standorte bei Rossatz auf Bergwiesen an quelligen Stellen, an Letzterem ziemlich häufig gefunden. Willd., sowie Schult. Oest. Fl., Il. Ausg., p. 549 und Host Flor. austr., Il. p. 519 geben bereits Centaurea nigrescens W. in Oesterreich an; Neilreich in seiner Flora Niederösterreichs 1859, pag. 378 be- zweifelt aber dieses Vorkommen und sagt, dass die in Oesterreich angegebene C. nigrescens allem Anscheine nach die var. ß der (ent. Jacea L. (d. i. Neilreich's Centaurea Jacea l.. ß pectinata) sei — in Folge dessen Centaurea nigrescens aus der Flora Niederösterreichs gestrichen wurde. Durch den Fund der Centaurea Kochii F. Schultz werden aber die Angaben der älteren Auloren wieder bestätigt und hiedurch ein alter Bürger der niederösterr. Flora wieder neu eingeführt, — denn Centaurea Kochiü F. Schultz ist jene Pflanze, welche Koch in seiner Synops als Centaurea nigrescens « transalpina beschrieb und (mag auch zugegeben sein, dass |Neilreich, Flora von Niederösterreich, 1859, p- 378] im Willdenow’s Herbarium unter dem Namen Cent. nigrescens verschiedene Pflanzen unter einander gemengt sind und sich nicht so genau sagen lässt, was Centaurea nigrescens des Willdenow schen Herbars sei) — die Diagnose, welche Willdenow von seiner (entaurea nigrescens gibt, lässt keinen Zweifel, dass unter Centaurea nigrescens Willd. jene Pflanze, welche Koch in seiner Synops Centaurea nigre- scens nennt, beziehungsweise die bei derselben aufgeführten Formen & transalpina, ß vochinensis, y Candolü, — demnach auch Centaurea Kochü F. Schultz begriffen ist. Koch zilirt bei seiner Centaurea ni- grescens « transalpina (nun Cent. Kochä F. Schultz) die Uentaurea transalpina Schleicher als Synonym. — Ich glaubte auch hierin Koch folgen zu sollen, denn unter den Schleicher’schen Originalexemplaren der Centaurea transalpina im Innsbrucker Univers.-Herbar befinden sich, wie mir mein Bruder Dr. A. Kerner mittheilt, einige, deren grosse Anhängsel sich gegenseitig berühren oder decken, andere, deren sämmtliche Anhängsel sich nicht berühren und es ist daher anzunehmen, dass Schleicher beide Formen, welche Koch als Centaurea nigrescens « transalpina (nun ©. Kochii F. Schultz) und y Candoli (nun €. 338 transalpina der jüngeren Botaniker) aufführt, unter dem Namen @ent. transalpina zusammenfasste. Koch scheint nur Schleicher’sche Originalexemplare, deren sämmt- liche Anhängsel sich nicht berühren, vorliegen gehabt zu haben, da er nur diese als Centaurea transalpina Schleicher auffasst, dagegen die andere obenerwähnte Form, welche nun von den Botanikern als ©. transalpina Schleicher genannt wird, Centaurea nigrescens y Can- dolit nmeunt. Nach mir vorliegenden Exemplaren der Centaurea Kochü F. Schultz und der Centaurea transalpina (der jüngeren Botaniker, nicht Koch) dürften überhaupt beide nicht verschieden sein, denn, wenn auch die Mehrzahl der Exemplare der Cent. Kochü von Cent. transalpina Schl. der jüngeren Botaniker (C. nigrescens y Candolii Koch) durch die aus eiförmigem Grunde zylindrischen Köpfchen, durch Anhängsel, welche die Anthodialschuppen nicht ganz bedecken und welche das Anthodium nicht bloss in der Mitte, sondern auch gegen die Basis nicht einförmig braunschwarz. sondern schwarz und grün gefleckt er- scheinen lassen, sich unterscheiden, so finden sich Exemplare, bei welchen diese Merkmale weniger prägnant erscheinen und welche Centaurea Kochii F. Schultz mit Cent. transalpina der jüngeren Bo- taniker (Cent. nigrescens y Candolii Koch) verketten, was auch bereits Koch in der Synops erwähnt. Nach den wenigen Exemplaren, die mir vorliegen, wage ich aber keinen bestimmten Ausspruch. So viel steht aber fest, dass der Name Centaurea transalpina Schleicher nur dann in Anwendung gebracht werden kann, wenn die beiden von Koch Syn. aufgeführten Formen Centaurea nigrescens « transalpina (Cent. Kochiü F. Schultz) und y Candolii zusammenge- fasst werden, dass dann aber, wenn beide Formen auseinandergehalten werden, weder für die eine noch für die andere Form der Name C. transalpina in Anwendung gebracht werden darf und es dürfte ange- zeigt sein, denselben in diesem Falle ganz fallen zu lassen und für die eine von Koch Syn. Cent. nigrescens « transalpina genannte Form den bereits gangbaren Namen Cent. Kochi F. Schuliz — für die von Koch Syn. Öent. nigrescens y Candolii genannte Form den Namen Cent. Candolii zu gebrauchen und ich habe auch deshalb den Namen Cent. Kochü F. Schultz vorangeseizt. Schliesslich sei noch erwähnt, dass bei den auf den Bergwiesen bei Rossatz gefundenen Pflanzen die Achenien in der Regel pappus- los sind, dass aber mein Bruder (siehe seine Bemerkung am angef. Orte) an den von ihm im Jahre 1867 gefundenen Exemplaren theil- weise auch Achenien mit einzelnen Pappushaaren, mit halbem und ganzem Pappus beobachtete, und dass ich diese Beobachtung, wenn auch nur an sehr wenigen Achenien, auch bei den im Jahre 1874 an den Exemplaren, welche ich an den von meinem Bruder mir bezeichneten, als auch an dem neugefundenen Standorte gesammelt halte, neuer- dings machte. Krems, am 1. Oktober 1874. Die Vegetations-Verhältnisse des mittleren und östlichen Ungarns und angrenzenden Siebenbürgens. Yon A. Kerner. LXXI. 1350. Sideritis montana L. — An steinigen sonnigen Bergab- hängen, wüsten Sandhügeln, an Dämmen und auf bebaulem Lande. Im mittelungar. Berglande in der Magustagruppe bei Gross Maros; in der Pilisgruppe bei Visegrad, Gran, P. Csaba, Sct. Andrae, aul dem Piliserberge, im Wolfsthale, auf dem Schwabenberge, Adlers- berge, Spissberge und Blocksberge bei Olen und bei Buda Örs; bei Stuhlweissenburg; auf der Csepelinsel bei Ujfalü; auf der Kecskem. Landhöhe bei Pest, Soroksar, Monor und Pilis und in der Tiefebene aul dem Eisenbahndamme bei Szolnok. — Trachyt, Kalk, teri. und diluv. Lehm- und Sandboden. 75—750 Meter. — Im Bihariagebirge nicht beobachtet. 1351. Marrubium peregrinum L. — Auf Sandilächen und Sand- hügeln, an Strassenrändern, auf Viehweiden, zumal in der Umgebung der Pusztenhöfe und Pusztenbrunnen, auf. Schuttstellen und unkulti- virten Plätzen in den Dörfern, gewöhnlich in grosser Individuenzall und oft förmliche Bestände bildend. Im mittelungar. Berglande bei Näna, Gross Maros, Wailzen, Sct. Andrae, Visegrad, Gran, P. Csaba, an der Strasse zum Auwinkel und auf dem Blocksberge bei Olen; bei Ujfalü auf der Csepelinsel und bei Duna Földvär; sehr verbreitet über die Kecskemeter Landhöhe von P. Csörög über R. Palota, Pest, Soroksar, Cinkota, Isaszegh, Monor, Pilis, Nagy Körös. In der Tief- ebene bei Czegled, Szolnok, Kömlö, T. Füred, Egyek, Ujvaros, Gyula; auf der Debrecziner Landhöhe bei Nyir Bator und im Vorlande des Bihariagebirges bei Püspöki nächst Grosswardein. — Tert. diluv. und alluv. Sand- und sandiger Lehmboden. 75—450 Meter. — (Welche Pflanzenart Linne unter NM. peregrinum verstanden hat, ist bereils Gegenstand mehrfacher Erörterungen gewesen, und es gehen die Ansichten in dieser Frage ziemlich weit auseinander. — Den Namen „peregrinum* bat Linne augenscheinlich der Bauhin schen, von ihm auch in erster Linie zitirten Phrase „Marrubium album peregrinum“ entlehnt. Er akzeptirte auch weiterhin Bauhin’ s Unterse heidung eines „Marrubium album latifolium peregrinum“, welches er als die Hauptform [a], und eines „Harrubium album angustifolium pe- regrinum“, welches er in Spee. plant. ed. sec. p. 816 als var. ß. aufführt. — Unter „M. album latifolium peregrinum* Bauh. aber, auf welches Linne sein M. peregrinum [a] gegründet hat, begriff Bauhin, wie aus dessen Pinax p. 230 zu ersehen ist, zwei Arten: 1. Marrubium hispanicum Tab. —= M. candidum Dod. —= M. can- didum alterum hispanicum Lob. und 2. „NM. alterum pannonicum Clus. — Mit den ersteren Namen kann auf keinen Fall eine dem 340 südwestlichen Europa fehlende und dem südöstlichen Gebiete an- gehörige Art gemeint sein, sondern es beziehen sich obige Namen eni- weder auf das im mediterranen Florengebiete heimische, vom südli- chen Spanien über Italien, Dalmatien etc. verbreitete M. candidissimum L.*) oder auf das in Spanien häufige M. supinum L.**). — Die zweite Pflanze, welche Bauhin als „Marrubium album latifolium peregri- num“ aufführt, ist M. alterum pannonicum Clus., und über diese ist kein Zweifel möglich. Clusius sagt von diesem Marrubium in Rar. stirp. Fannon. Ausir. et vicin. prov. p. 590 und gleichlautend in Rar. plant. hist. IV. 34 „Adeo vulgare hoc genus est toto Viennensi agro, ut vinetorum agrorumque margines, Siccique et graminei campi eo abundent.* Clusius hatte daher jedenfalls ein um Wien allent- halben häufig vorkommendes Marrubium vor Augen. Geradezu mas- senhaft findet sich aber im Gebiete der Wiener Flora und zwar bis heute ‘noch in den Liniengräben, auf Viehtriften, Ackerrändern und wüsten Plätzen in allen Dörfern der südöstlichen Umgebung Wiens nur jenes Marrubium mit 5 gerade vorgestreckten Kelchzähnen, welches alle älteren Wiener Botaniker: Kramer, Jacquin, Schul- tes unbedenklich immer für M. peregrinum L. genommen haben, und welches von Jacquin in der Fl. austr. II. t. 160 trefflich abgebildet worden isi. Das M. alterum pannonicum Clus. auf eine andere als auf diese Art beziehen und mit Reichb. pat. behaupten zu wollen, Clusius habe jene Pflanze gemeint, welche später von Kit. M. re- motum benannt wurde, kann nur Floristen einfallen, welche mit den Verhältnissen der Wiener Flora ganz unbekannt sind. Es ist selbst nicht einmal wahrscheinlich, dass Clusius — wie Koch angenommen hat — neben dem M. peregrinum Jaegqg. auch noch das M. remotum Kit. unter seinem Marrubium alterum pannonicum miteinbegriffen habe. Aus der Clusius’schen Beschreibung ist darüber allerdings nicht klar zu werden, da gerade jene Merkmale, worauf es vor Allem ankom- men würde, im Texte nicht berücksichtiget sind; aber wenn man sich strenge an die Abbildung, welche von Clusius in den Rar. stirp. Pan., Austr. et vicin. prov. p. 589 gegeben wird, hält, so wird man auch Koch’s Annahme verwerfen müssen. Sämmtliche Kelche sind nämlich dort deutlich fünfzähnig gezeichnet, was wohl auf M. peregrinum, aber nicht auf M. remotum passt. Uebrigens ist M. re- motum Kit. eine bei Wien sehr seltene Erscheinung, M. peregrinum Jacq. dagegen, wie schon oben bemerkt, eine dort sehr häufige Pflanze, und wenn man alle diese Umstände erwägt, kann wohl kein Zweifel mehr darüber walten, dass Clusius unter seinem Marrubium *) Rehb. pat. nannte darum auch das M. candidissimum L.: M. pere- grinum Linne. Da aber unter dem Namen M. candidissimum im Linne’schen Herbar thatsächlich die der mediterranen angehörende Art liegt, so wird von Benth., Visiani und den meisten neueren Autoren auch diese für M. candi- dissimum L. genommen. *#) Asso hielt M. supinum L. für M. peregrinum L. und führt in sei- nem Syn. stirp. indig. Aragon. das M. supinum L. irrthümlich als M. pere- grinum L. auf. 341 alterum pannonicum nur jene Pflanze verstanden hat, welche Jacg. in der En. stirp. agri Vindob. und in der Fl. austr. als Marrubium peregrinum L. aufführt. — So viel geht also mit Sicherheit hervor, dass Bauhin unter seinem Marrubium album latifolium peregrinum neben einer im südwestlichen Europa heimischen Marrubium- Art auch in Marrubium alt. pannonicum Clus. verstanden hat, und da Linn‘ neben Bauhin ausdrücklich auch noch Clusius, be- EröhetEu were dessen Marrubium alt. pannonicum zu Sei- nem Marrubium peregrinum [a] zitirt, so ist kein Grund zu sehen, warum man auf diese Pflanze des Clusius nicht den Namen M. peregrinum L. in Anwendung bringen sollte. Ich halte darum auch das Vorgehen neue- rer Autoren, wornach der Name M. peregrinum L. ganz beiseite gelassen und für denselben M. ereticum Mill. substituirt wird, für unpassend. Allerdings gehört M. ereticum Mill. hieher, is! aber als Synonym dem M peregrinum L. beizufügen und zwar speziell dem von Linne als var. £. aufgeführten M. alt. angustifolium pere- grinum Bauh. Pin. 230 — Marrubium cereticum Dalech. Hist. 962, welches aber nebenbei bemerkt durchaus nicht die Bedeutung einer Varietät beanspruchen kann, da man ja an einem und demselben Exemplare des M. peregrinum L. immer alle möglichen Blattbreiten beobachten kann. Die zuerst zur Entwicklung kommenden Laubblätter des Hauptstammes sind immer eiförmig bis rundlich, die später ent- wickelten Laubblätter der Aeste dagegen länglich und lanzettlich. Zur Zeit der Blüthe sind dann häufig die älteren Blätter abgefallen; man sieht dann nur mehr schmale, länglich-lanzettliche Laubblätter an der blühenden Pflanze, zumal an den von den umfangreichen vielästigen Stauden abgeschnittenen, getrockneten und in Herbarien aufbewahrten Zweigen, und in vielen ‘Herbarien trifft man geradezu die Exemplare, welche in jüngeren Entwicklungsstadien gesammelt wurden als M. peregrinum latifolium, die Exemplare aber, “welche in späteren Entwicklungsstadien eingelegt wurden als M. peregrinum angustifolium aufbewahrt.) 1352. Marrubium remotum Kit. — An ähnlichen Standorten wie die vorhergehende Art und mit dieser gesellig vorkommend. Im mittelungar. Berglande bei Näna, Gran, Dorogh, Visegrad, P. Csaba und auf dem Piliserberge ober P. Szäntö; auf der Csepelinsel bei Ujfalü und in der Stuhlweissenburger Niederung; auf der keceskem. Landhöhe bei P. Csörög, Pest, zwischen Cinkota und K. Tarcsa, bei Monor und Pilis und in der Tiefebene zwischen Ujvaros und Teglas. — Tert., diluv. und alluv. Sand- und sandiger Lelimboden. 80— 250 Meter. — (Es wurde bereits früher [bei m. peregrinum L.] er- wähnt, dass Marrubium alterum pannonicum Clus. mit M. peregri- num L. und Jacgq. identisch ist, und dass Reichb. pat. im Unrechte ist, wenn er das M. remotum Kit. mit der Pflanze des Clusius iden- tifiziren will. Der Name „M. pannonicum Clus.* bei Reichenbach beruht also auf einer Verwechslung und ist schon aus diesem Grunde für das M. remotum Kit. zu vermeiden. Zudem ist aber dieser Name auch jünger als der Name M. remotum Kit. in Schult. Oesterr. Fl. Ossterr. botan. Zeitschrift. 11, Heft 137%. 23 342 II, 161 [1814] und letztere Bezeichnung ist daher unbedingt vorzu- ziehen“). Die von Neilreich in den Nachtr. zu d. Aulz. ungar. Pfl. Ss. 50—51 geäusserte Ansicht, dass Kiltaibel mit M. remotum_ breit- blätterige Exemplare des M. peregrinum L., Jacg. gemeint haben könnte, wird einerseits durch Originalexemplare Kitaibel's, anderer- seits aber auch dadurch, dass Kilaibel die in Ungarn so häufige Zwischenform zwischen M. peregrinum und M. vulgare gar nicht übersehen konnte und auch in Adldit. p. 538 wiederholt beiont, dass sein M. remotum zwischen M. vulgare und M. peregrinum nicht nur in Betreff der Laubblätter, sondern auch in den Blüthen die Mitte halte [„structura partium inter utrumque omnino intermedium“*], wider- legt. — Die von Reichardt in den Verh. der zool.-bot. Gesellsch. in Wien XI, 342 ausgesprochene Mulhmassung, dass M. remotum kit. ein Bastart aus M. peregrinum und M. vulgare sein dürfte, ist mit Rücksicht auf die Merkmale dieser Pflanze sehr gerechtferligt, aber die Stütze, welche diese Annahme in dem seltenen Vorkommen des M. remotum kit. zwischen den mutlımasslichen Stammeltern haben soll, ist unhaltbar. Bei Wien ist M. remotum allerdings eine grosse Seltenheit und dort gewöhnlich nur vereinzelt zwischen M. peregrinum L. anzulreffen, in Ungarn dagegen ist M. remotum Kit. nicht nur weit verbreitet, sondern dort, wo selbes auftritt, gewöhn- lich auch sehr haufig, es ist daselbst auch an Orten zu finden, wo die eine mulhmassliche Stammart weit und breit fehlt, meist zwar mit M. peregrinum vergesellschaftet, mitunter aber über M. peregri- num an Individuenzahl vorherrschend und hie und da ganze Strecken bedeckend und sich durch keimfahige Samen reichlich fortpflanzend. Ich halte M. remotum Kit. für einen zur Art gewordenen Baslart und habe diese Planze auch in meiner Abhandlung „Können aus Bastarten Arten werden?“ in der Oest. bot. Zeitschr. XX1 [1871], 5. 40 unter jenen Pflanzen aufgeführt, welche für die Ansicht, dass aus Baslarlen unter gewissen Umständen Arten werden können, sprechen.) 1353. Marrubium vulgare L. — Auf Viehtriften, an Dämmen und Flussulern, an Strassenrändern und auf Schultstellen in der Nahe bewohnter Orte. Erlau, Waitzen, Näna, Visegrad, Gran, P. Szänto, P. Csörög, Pest, Cinkota, Kis Tarcsa, Monor, Pilis, Nagy körös, Koöka, Czegled, Szulnok, Ujväros, Tegläs, Nyir Bätor, Grosswardein, Rez- bänya. — Schiefer, Trachyt, tert., diluv. und alluv. Sand- und Lehm- boden. 75—460 Meter. 1354. Ballota nigra L. — Im Grunde der Laubwälder und in Holzschlägen in der Niederung, an Hecken, unter Gebüsch an den Seiten der Hohlwege, auf wüsten Plätzen und Schuttstellen in der *) Der Name M. paniculatum Desrousseaux in Lam. Encyel. II, 716 welcher von einigen Autoren für dieses Marrubium vorangestellt wird, wäre zwar noch älter als M. remotum Kit., aber es ist nach Benth. in DC. Prodr. XII, 452 zweifelhaft, ob sich derselbe wirklich auf jene Pflanze bezieht, welche Kitaibel M. remotum genannt hat, und es wird von deınselben daher am zweckmässigsten ganz Umgang zu nehmen sein. 343 Nähe bewohnter Orte. Erlau, Waitzen, Gross Maros, Näna, Gran, Visegrad, Sct. Andrae, Ofen, Pest, Monor, Pilis, P. Peszer bei Also- Dabas, Nagy Körös, Egyek, Szolnok, Grosswardein, Rieni, Vaskoh, Fenalia. — Tert., diluv. und alluv. Lehm- und Sandboden. 75— 355 Meter. 1355. Leonurus Cardiaca L. — Im Grunde der Laubwälder und in Holzschlägen in der Niederung, häufiger im Gestäude der Flussufer und an wüsten Plätzen, Zäunen und Schuttstellen in der Nähe be- wohnter Orte. Erlau, Waitzen, Gran, Ofen, Pest, Monor, Pilis, Gross- wardein, Rezbänya. — Tert. diluv. und alluv. Lehm- und Sand- boden. 95—460 Meter. — (In den kleinen an die Bauerngehöfte der Romanen im Bihariagebirge angrenzenden Gärtchen fand ich diese Pflanze auch als Volksheilmittel kultivirt, und sie wurde mir dort als „Erba negra* bezeichnet. Die höchst gelegene beobachtete Kulturstätte im Gebiete ober Negra im Aranyostlale nolirle ich mit 1158 Meter.) 1356. Chaiturus Marrubiastrum (L.).. — An Strassenrändern und an Schuttstellen in der Nähe bewohnter Orte, vorzüglich aber auf dem austrocknenden Schlamme im Ufergelände der Flüsse in der Niederung. In den Thälern des mittelungar. Berglandes bei Paräd, Dorogh und Näna nächst Gran, Sct. Andrae, M. Einsiedel nächst Öfen, hier aber überall ziemlich selten, dagegen häufig in den Thä- lern des Bihariagebirges bei Belenyes, Vasiöh, Campeni nächst Rez- bänya, Criscioru, Buteni, Chisindia, Slalina.. Am häufigsten in der Tiefebene im Inundationsgebiete der Donau und Theiss auf der Use- pelinsel und von T. Földvär über Szolnok nach Szegedin. Nach Kit. auch am ÖOstrande der Debreeziner Landhöhe zwischen Majteny und Erdöd. — Tert., diluv. und alluv. Lehmboden. 75—380 Met. 1357. Phlomis tuberosa L. — Auf Wiesen und an grasigen Plätzen am Rande der Aecker und Weinberge, an Strassenrändern, Hecken und Dammböschungen, fast immer in der Nahe bewohnter Orte und bebauten Landes. Im mitltelungar. Berglande auf dem Haj- duhegy bei Erlau; auf dem grossen Wachberge bei Gran, in grösster Menge in der von Gran nach Ofen ziehenden Thalmulde bei P. Csaba, P. Szäantö, Vörösvär und Altofen; ferner bei Set. Andrae und Kroten- dorf, im Leopoldifelde und am Fuss des Adlersberges bei Ölen; auf der Kecsiem. Landhöhe zwischen Monor und Pilis; in der Tiefebene bei Kömlö; auf der Debrecziner Landhöhe in den Ecsedi Läp und im Vorlande des Bihariagebirges bei Boniküt nächst Grosswardein. — Kalk, tert., diluv. und alluv. Lehm- und lehmiger Sandboden. 90— 410 Meter. ’ U er Zur Flora von Mittel-Ungarn. Von Dr. V. Borbas. Als ich von der banatischen und siebenbürgischen Reise zu- rückgekehrt war, reiste ich am 8. September nach Ipoly-Litke im ai 344 Neogräder Komilate. Die Wiesen, welche an Carex-Arten reich sind, waren schon abgemäht und abgeweidet, ich konnte nur am Ufer des Fekete-tö6 (Schwarzteich) Chrysanthemum serotinum L. sammeln; es wächst hier im Mai auch Carex Buekii Wimmer (Carex banatica Heuff). Am 24. Juli des vorigen Jahres fand ich im Kopaszhegy (kahlen Berg) bei Litke eine Centaurea, die ich als Cent. Scabiosa einlegte, weil der obere Theil des Stengels verletzt war, und ich sammle die Monstrositäten gern. Bei der späteren Determinirung meiner Centaureen sah ich, dass obige Pflanze C. spinulosa Rochel ist. Am 12. Juli dieses Jahres ging ich mit meinem Bruder in Kis Terenne (eoltus Neogräd) auf den Templomhegy (Kirchenberg), dessen Lage und Flora an den Blocksberg (mons sancti Gerardi Budae) erinnert. Es wächst hier massenhaft Marrubium pannonicum Clus., Silene di- chotoma und S. longiflora, und sah ich auch Blüthenköpfe, noch unentwickelt, von Cent. spinulosa Rochel, die hier auch massenhaft vorkommt, und die ich später auch in Blüthe sammeln konnte. Jetzt wurde ich aufmerksam auf die Verbreitung dieser Centaurea, und was ich von dem Flusse Eipel (Ipoly) bis Kis Terenne, nach dem Exemplare des Herrn Vrabelyi bis Sirok (cottus Heves), bis Zabar (coltus Gömör) und Erlau sah, ist alles ©. spinulosa, diese Abart, welche im Banate die Stammform ganz ausschliesst. Nicht so verbrei- tet ist in Mittelungarn die Carex brevicollis DC. (rynchocarpa Heuff.), die im Banate an vielen Orten auch häufig ist. Ich sammelte diese Art am 30. Mai 1871 in nt bei Visegrad als C. pilosa Scop. in wenigen Exemplaren, am 17. und f8. Mai 1872 aber fanden wir mit meinem Freunde no dieselbe an mehreren Plätzen mas- senhaft. Am Naszäli-Berg bei Waitzen fanden wir keine davon. Im- Herbar des Prof. Fillinger sah ich einige indeterminirte Carices, wo ich die ©. brevieollis gleich erkannte. Er wusste aber nicht, wo er sie gesammelt hatte, doch botanisirte er nur in der Gegend von Erlau. Ich schrieb gleich dem Herrn Vrabelyi, ob er diese Carex nicht auch im Herbar habe, da er mit Fillinger manchmal Exkur- sionen machte. Nach der zweiten Durchforschung der Carex-Arten schrieb mir mein guter Bekannter Vrabelyi, dass der Standori der ©. brevieollis DC. bekannt sei, da er Exemplare derselben von dem Szarvasköer Sc hlossberge zwischen Carex Michelä Host fand. Szarvaskö ist also bis jetzt der nördlichste Standort der C. brevi- collis. Von Kis-Terenne reiste ich am 11. September durch die Wäl- der nach Zabar und beobachtete bei dieser Reise Filago apiculata Sm. ad margines agrorum ad pag. Bärna, Senecio silvatieus (in silvis de Bärna, auch in caeduis montis Karancs) und Jasione mon- tana supra pag. Cered. Bei Zabar ad rivulos kommt häufig Leersia oryzoides vor, doch war sie jetzt schon abgemäht. Mehrmals habe ich schon gehört, dass die Leute bei Pösvär gegen Brustkrankheilen „pemetefü* (Marrubium) sammeln, so liess ich hier meinen Kut- scher halten und fand wohl M. peregrinum massenhaft, M. vulgare jedoch nicht sehr häufig. Als ich aber für mein Herbar Xanthium spinosum, Stumarium, Onopordon Acanthium u. a. einlegte, sah ich 345 ein sehr auffallendes Marrubium. Ich halte dieses für einen Bastart; die Blätter wie beim M. pannonicum, die Kelchzähne wie beim M. vulgare, doch in geringerer Anzahl, — eine wahre Mittellorm zwi- schen den genannten Arten, und da es in der Tracht und den we- sentlichen Charakteren dem M. vulgare näher steht, muss es M. vulgare peregrinum heissen. Es unterscheidet sich von dem M. peregrino>< peregrinum unter dem Namen M. intermedium, doch fehlt es in ad- ditamentis ad Fl. Hungar. Im Herbar der Pestofner Universität ist ein Exemplar von J. Sändor unter dem Namen M. remotum Kit. In Erlau habe ich bei Hrn. Vrabelyi einige Genera durchsehend, Fuma- ria Schleicheri Soy. Will. und F. Vaillantiü Loiss. von vielen Stand- orten Mitielungarns zusammengemischt gefunden. Bei Samos Ujfalu (cottus Neogräd) in lapidosis umbrosis montis Sätor fand ich: Aspi- dıum Filix mas c. umbrosum Milde, Rosa pyrenaica Gouan, in apri- cis: Alsine hybrida Jord., Herniaria glabra L. — Sagina subulata, Filago apieulata sind im Neogräder Komitate häufig, im Pester Ko- milate sehr selten oder gar nicht. Die ersten Blätter von Tulipa Bilettiana Jord, sind schmal, ähnlich jenen der Gagea lutea Schult., doch nach der Zwiebel ist die Tulipa nicht Allium. Ipoly-Litke, am 13. Sept. 1874. = —eo992 —- Reiseerinnerungen an Spanien. Von Moritz Winkler. Ein erster Ausflug in die Umgebung bereicherte unsere Sanım- lung durch Anagallis linifolia L., Anthemis fuscata Brot., Campa- nula Erinus L., Centranthus macrosyphon Boiss., Cynoglossum elan- destinum Desf., Daucus muricatus L., Erodium Chium Willd., E. malacoides W.sp., E. involueratum W.sp., Lathyrus Aphaca L., Lath. Ochrus L., Linaria spartea Link., Malca nicaeensis All.. Melilotus compacta Salzım., Rubia peregrina L., Sclerochloa rigida Link., Scro- phularia sambueifolia L., welche durch ihre ansehnlichen hochrothen Blüthen unter allen europäischen Arten hervorragt. Zwischen dem Strassenpflaster hatte sich Perideraea aurea und Alternanthera Achy- 346 ranthes L. angesiedelt, doch war letztere noch in jugendlicher Ent- wicklung. Eine andere Exkürsion brachte Conyza viridis v. Uechtr., Hedysarum spinosissimum ei capitatum L., Jasminum fruticans L., Koniga Iybiea R. Br., Melandrium macrocarpum B. Rb., Mercurialis tomentosa L., Papaver ern L., Torilis nodosa L. und Urtica membranacea Pourr. Wäre das Welter zum Sammeln und Trocknen der Pflanzen günstiger gewesen, so würde die Ausbeute eine noch bedeutend lohnendere geworden sein. Ohne unser Standquartier in Xeres aufzugeben, benützten wir die Österfeiertage zu einem Ausfluge nach Sevilla, um diese Stadi voll Wunder, die wir gewöhnt sind, schon von Kindheit an als ein unerreichbares Traumbild, als ein Mähr chen aus 1001 Nacht mit phan- taslischen Bildern zu umkleiden, nun mit eigenen Augen zu schauen. Wie verschieden ist doch das Ideal, welches die Jugend sich träumt, und die reale Wirklichkeit, wenn sie der alternde Fuss betritt! Ich habe keine Wunder in Sevilla gesehen, und die Stadt als solche hat mich kalt gelassen. Krumme, meist schmale Strassen, wenige auffallende Paläste, sondern meist ein- bis zweislöckige schmucklose Häuser; die Promenaden staubig und theilweise verwildert, der viel besungene Guadalquivir ohne erhebliche Breite, mit ir übem Wasser erfüllt, auf dessen Wellen sich einige altersschwache Schiffe melancholisch schau- keiten. Die Stadt erschien menschenleer, nur die Kirchen waren des Ösierfestes wegen überfüllt, daher ertönte auch kein fröhlicher Ge- sang, keine Gluthaugen funkelten ne ugierig auf den Fremdling herab, nur die ewig treue Sonne versengte uns mit ihren brennenden Strahlen. Aber wir haben ihr tapfer geirotzt ‚und viel des Schönen gesehen, welches die einstige Hauptstadi der Almohaden in ihren Mauern bir gt. Eine hübsche und bei der Hitze des Südens wohlthätige Ein- richtung, welche man in den meisten spanischen Städten findet, ist der innere Hof der Gebäude, und diese inneren Höfe, welche man meist von der Strasse aus schen kann, sind in Sevilla ganz besonders zierlich und luxuriös. Das äussere grosse Thor des Hauses ist weit geöffnet, das innere meist durch eine sehr zierlich gearbeitete eiserne Thüre geschlossen, so dass man bequem in den Hof blicken kann, welcher mit bunten Thonplalten oder Marmorfliesen bedeckt und mil prächtig blühenden Gewächsen erfüllt ist, in deren Mitte sehr oft ein kleiner Springbrunnen erfrischende Kühle schafft. Von Sehenswürdigkeiten nahmen wir zuerst die Kathedrale in Augenschein, ein herrliches gothisches Bauwerk von 420 Fuss Länge und 260 Fuss Breite, welches durch mächtige Säulen in fünf Schiffe gelrennt ist und durch einfache und solide Grossarligkeil noch viel mehr imponiren würde, wenn man nicht mitten hinein den Chor ge- baut hätte, der den Totaleindruck stört, und dessen Baustyl und Ueberladung die ganze Harmonie hinwegnimmt. Kostbare Bilder, von Murillo und seiner Schule, sind seitlich der grossen mil alter Glas- malerei bedeckten Fenster angebracht, aber ihre Beleuchtung ist so mangelhaft, dass man nicht im Stande ist die Schönheit derselben zu 347 würdigen. In der Kirche zeigt man das Grabmal Ferdinand des Hei- ligen, sowie seines Sohnes "Alphons und der Königin Beatrice, und in einer Nebenkapelle werden eine Unzahl allerlei kostbarer Kirchen- geräthe aufbewahrt. Leider wird man durch polizeiwidrige Beltelei unaufhörlich verfolgt; ein altes Weib drang uns bis in die grosse Kapelle nach, wo ein Priester Gebete las, eine Art Kuslos in Hemd- ärmeln und eine Cigarette im Munde erklärte dazu die verschiedenen Gegenstände, und ebenso ungenirt sprach unser Führer dazwischen, ohne sich nur irgend um den Priester zu kümmern. Eine ernste Betrachtung, zu welcher das erhabene Bauwerk wohl jedes Menschenherz aufrichten müsste, konnte unter solchen Umständen natürlich nicht Platz greifen, und jede Illusion wird voll- ständig vernichtet. — Aus der Kathedrale ging es in die Bilder- galerie, wo einzelne herrliche Murillos das Auge fesseln, auch eine andere Gemäldes ammlung neuerer Meister war gerade geöffnel, in der sich eine Anzalıl recht tüchtiger Bilder befand. Nächst der Kathedrale ist es der maurische Königspalast Alca- zar, welcher die Aufmerksamkeit des Fremden in hohem Grad» in Anspruch zu nelımen berechtigt ist. Es war der erste derarlige Pa- last, den ich zu sehen Gelegenheit hatte, und ich muss sagen, dass er mir ausserordentlich imponirte. Er ist in den letzten Jahren von der Regierung mit grossem Kostenaufwande restaurirt worden, und wenn auch äusserlich durch spätere Anbauten Manches verunziert ist, so macht das Innere einen ganz originellen, von den sonstigen Bau- stylen total verschiedenen Eindruck. Die Wände der Gemächer sind theilweise einige Fuss hoch mit glasirten, buntlarbigen Thonplatten, oberhalb aber mit rundlich verschieden gemustertem Gypssluck be- deckt, die Muster treten etwa 1 Linie hoch aus der Fläche hervor und bringen dadurch Licht und Schatten in die prachtvoll bunten Farben, mit denen das Ganze übertüncht ist. Die höchste Sorgfalt ist auf die Decken verwendet, und besonders die Decke im Saale der Gesandten besteht aus einer hohen Wölbung, von der in glänzender, nur überladen reicher Vergoldung tausende von tropfsteinarligen Ge- bilden herabglänzen. Thüren, Fenster und Fensterladen sind mit Mo- saik verkleidet, zu welcher die edelsten Holzarten, Elfenbem und Perlmutter verwendet sind. Die Sorgfalt der Ausführung ist bewunde- rungswürdig. Zeit und Geld muss in verschwenderischer Fülle zu Gebote gestanden haben, um die unzähligen kostbaren Details zu einem grossen Ganzen zu verschmelzen. Der Garten ist nicht so wohl erhalten, als man es wohl wünschen möchte, die Wasserkünste sind theilweise verfallen, und die gerühmte Blüthenpracht war mehr als mässig. Ein stattliches Gebäude ist der Palast des Herzogs von Orleans, und der umfangreiche daranstossende Garten hat hübsche Palmen und grosse schaitige Bäume. Um die Stadt herum bemerkten wir keine Pflanze, die etwa besonderes Interesse erregt hätte, dagegen bot sich auf einem Aus- fluge nach dos Hermanas, einer Eisenbahnstation etwa 2 Meilen von 348 Sevilla entfernt, eine reizende Fülle seltener Gewächse. Die Umge- bung ist noch ziemlich waldreich, sowohl Laub- als Nadelholz wech- seln miteinander ab, jedoch ist der Wuchs ein recht dürftiger. Gleich beim Eintritt in den Wald stand Pieridium intermedium Schlz., Bi- serrula Pelecinus L., Hippocrepis eiliata W., weiter hinein Avena Crepaniana Guss., Galium murale L., Ophrys lutea Gass., Orobanche speciosa DC., Orob. Mutelii F. Schlz., Polygala monspeliaca L., und nun folgte jedem Schritt ein reizendes Blümchen nach dem ander n: Allium roseum L., Anchusa calcarata Boiss., Anthyllis tetraphyllaL., Biscutella auriculata L., Briza major L., Cistus albidus L,; Cyno- glossum arundanum Boiss., Eruca longir ostr is v. Uechtr., Ervum Er- vilia L., Hedysarum coronarium L., Iberis pectinala Boiss., Lathyrus Cicera L., Linaria amelthystea H. L. ß. albiflora, Lonicera etrusca Santi,. Lychnis corsica Lois., Malcolmia erosa DC., Medicago obscura Rech., M. tornata W., Omphalodes linifolia Mnch., Prolongoa pecti- nata Boiss., Quercus coccifera L., Qu. Ilex L., Salvia viridis L., Stipa tortilis Dsf., Tamus communis L., Teuerium fruticans L., The- sium humile L., Valerianella divaricata Lg., V. coronata DC., Vieia lutea L., V. atropurpurea Dsf., V. cordata Wulf. ete. Unter dem Eifer des Sammelns hatten wir die Richtung gänz- lich verloren und geriethen immer mehr auf absolute irrpfade, aber wir achteten weder auf das Abkommen vom Wege, noch Hunger und Durst, bis endlich die erschöpften Kräfte uns ernüchterten. Aber was nun thun, wohin den Schritt wenden? wo lag die zu erreichende Eisenbahnstation? Mit versengender Gluth strahlte die Sonne auf uns hernieder, kein Tropfen Wasser, kein Bissen Brot, keine menschliche Seele, die uns hätte Auskunft geben können. Wohl 2 Stunden irrten wir so hin und her, bis endlich ein Haus sichtbar war, auf welches wir nun unsere eiligen Schritte lenkten; ein Trunk Wasser war das Ersie, was wir begehrten und erhielten, hierauf erkundigten wir uns nach der nächsten Eisenbahnstation, hörten, dass wir 2%, Stunden davon entfernt waren, und der Inwohner des Hauses war so freund- lich uns wohl eine Stunde weit zu begleiten, um uns so weil zu führen, bis der Weg nicht mehr zu fehlen war. Aus Erkenntlichkeit boten wir ihm ein gutes Doureur an, aber er wies es mit stolzen Worten zurück, und wir dachten bese hämt an unsere guten deutschen Landsleute , die in ähnlichem Falle wahrscheinlich mehr verlangt hätten. Nach zwölfstündiger ras!loser Wanderung erreichten wir end- lich die Station, wo wir gerade noch Zeit gewannen, einen kleinen Imbiss zu uns zu nehmen, dann den Eisenbahnwagen zu besteigen, um Nachts 11 Uhr wieder in unserem Standquartier Xeres anzu- langen. Mehrere Tage bedurften wir zum Präpariren unserer Pflanzen, konnten auch des wieder eingetretenen unbeständigen Wetlers wegen nur ganz in der Nähe der Stadt heru uvagiren, machten aber dann noch zwei weitere Ausflüge nach Puerta St. Maria, einem Hafenorte an der Cadixer Bucht gelegen, wo uns wiederum eine lohnende Aus- beute nicht entging. Avena Dufourü B. Br., Cynara humilis L., He- 349 lianthemum qguttatum Pers., Lagurus ovatus L., Lythrum Gräfferi Ten., Melilotus parviflora Dsf., Ophrys Speculum Link., Orobanche barbata Poir, Plantago Loefflingii L., Ranunculus palustris L., Rham- nus oleoides L., Rumex bucephalophorus L, Rumex intermedius DC., Sideritis angustifolia Lam., Statice macroclada Boiss., S. sinuata L., Statice ferulacea L., Suaeda fruticosa Forsk., Valerianella trun- cata Botlık. Nach kurzem Verweilen in Cadix bestiegen wir das Dampfschiff, um nach Algeciras zu gelangen, wo wir wiederum einen längeren Aufenthalt zu nehmen die Absicht hatten. Nicht lange währte die Fahrt, als unser Blick die afrikanische Küste begrüsste; von Jugend auf gewöhnt, mit der Idee an Afrika zugleich unerträgliche Hitze und wasserlose Wüste zu verbinden, war es allerdings ein wunder- barer Kontrast, dass wir das Atlasgebirge noch mit Schnee bedeckt sahen, dass die Wogen des altlantichen Ozeans uns umbrausten und ein kalter, heftiger Wind uns den spritzenden Schaum der Wellen ins Gesicht warf. Nach etwa 10stündiger Bewegung landeten wir in Algeciras, dessen Lage eine ganz ausgezeichnete ist. Der Hafen, welcher etwa 2 Quadratmeilen umfassen mag, wird auf einer Seite durch Gibraltar begrenzt, welches man ganz deutlich vor seinen Blicken hat, so dass man fast die einzelnen Häuser zu erkennen ver- mag, links davon reiht sich der ca. 1300 Fuss hohe Monte Carbonero oberhalb St. Roque an, weiterhin folgt dann die Sierra Palma, die Sierra Luna und Sierra Tarifa, bis die Höhenzüge mit dem Punto Carnero sich wieder ans Meer schliessen, über welches hinweg man den Blick über die afrikanische Küste frei hat. Ungefähr 500 Schritte vor Algeciras zieht sich im Meere ein Felsenriff hin, welches stets vom Schaume der Brandung umspült ist; im Dunkeln, wo die Gas- beleuchtung in Gibraltar flimmernde Streifen darauf sendet, wo die Leuchtthürme durch intermittirende Flammen wie Irrlichter funkeln und das dumpfe Murmeln der Wogen an's Ohr schlägt, glaubt man wirklich in einem Feengarten zu weilen. Es war uns von Xeres aus eine Empfehlung an einen gewissen Don Miguel übergeben worden, den wir uns am nächsten Tage aufsuchten, um uns über die Umgebung, Preise der Führer und Reit- pferde zu orientiren. Der Mann sah aus wie ein wohlgenährter Ross- arzt, schien auch, wie uns seine Reden und seine Beurtheilung der Pflanzen bekundete, bisweilen Kuren an Menschen vorzunehmen, ob- wohl seine medizinischen Kenntnisse kaum über den Gebrauch von Baldrian und Kamillenthee hinaus ragen mochten; war übrigens ein stolzer Spanier, der sich uns sofort als Guarda Major der Provinz Cadix vorstellte, eine Würde, die ich nicht ganz zu begreifen vermochte, über welche er uns jedoch seine betreffenden grossbesiegelten Di- plome vor Augen legte. Er erklärte uns sofort, dass er es sich zur Elıre schätze, selbst unser Führer zu sein, auch für gute Pferde sorgen wolle, wofür wir per Tag und Ross zwei Duros (4'/, Silber- gulden) zu zahlen hätten. Das war allerdings ein ziemlich hoher Preis, aber um eines so gewandten Führers willen gingen wir darauf 350 ein und verabredeten gleich für den nächsten Tag eine Partie nach der Sierra Luna, einem Theile der Sierra Tarifa. Auf unsere Anfrage in Betreff seiner eigenen Bemühungen erwiederte er immer nur, dass es ihm eine Ehre sei, uns zu begleiten. Der nächste Morgen brach mit trübem Himmel an, und kaum waren wir eine halbe Stunde geritten, als der Regen sich über uns ergoss, und wir bald bis zur Haut durchnässt waren. Diess störte wohl die Freude sehr, aber es verhinderte uns nicht, die Partie glücklich zu Ende zu führen. Erst kamen wir über eine hügelige baumleere Steppe, dann in einen Wald von uralten Kork- eichen, auf deren Rinde Davallia canariensis schmarotzte, später führte unser Weg an einem Garten vorüber, in welchem Orangen mit reicher Fruchtfülle zwischen Kirschbäumen standen, die mit Blüthen- schnee bedeckt waren, und höher hinauf durchritten wir eine kleine Schlucht, welche ganz mit 15—20 Fuss hohen Sträuchern von Rhodo- dendron boeticum Boiss. und Erica arborea bewachsen war; alles Erscheinungen voll Reiz und Neuheit für einen Bewohner der nörd- licheren Zone. Hier wurde nun Frühstück gehalten, und unser freund- licher Führer bewies dabei eine ungewöhnliche Fertigkeit. Ein Korb mit Wein und Esswaaren, den wir in der Ueberzeugung mitgenommen halten, dass er mindestens für zwei Tage ausreichend sei, leerie sich zu unserem Schrecken binnen einer halben Stunde. Don Miguel spielte den Wirth und bedachte sich zuerst auf das reichlichste, gab den Rosselenkern ebenfalls ganz ungewöhnliche Portionen an Trank und Speise, war aber doch so gütig, uns auch ein bescheidenes Theil zu überweisen, was wir natürlich dankend annahmen, da wir die Ueber- zeugung gewonnen halten, den übrigen Theil des Tages hungern und dürsten zu müssen. Wir wussen nicht, sollten wir uns über diese Frechheit ärgern oder darüber lachen, zogen aber doch das Letztere vor und setzten dann zu Fuss unsere Partie bis zum Gipfel der Sierra Luna fort. Auf der Höhe, die vielleicht 2500—3000 Fuss be- tragen mag, war die Vegetation noch kaum erwacht und fast nur Avena albinervis Boiss. zu finden; dagegen sammelten wir an tiefer gelegenen Stellen Davallia canariensis Sw., Selaginella denticulala Spring., Avena sulcata Gay, Carex divulsa Good., Cistus populi- folius L., Erica australis L., Genista eriocarpa Kze., @. linifolia L., G. gibraltarica DC., @. tridentata L., Helianihemum tuberaria Mill., H. lasianthum Pr esl, Luzula Forsteri DG., Polygala juniperina Cav. und Simethis bicolor Kunth. Durchnässt und von Frost geschüttelt ritten wir Abends 8 Uhr wieder in Algeciras ein. Einige Tage später unternahmen wir eine neue Exkursion nach der Sierra Palma, ebenfalls in Begleitung Don Miguel’s, aul der uns das Wetter noch schlimmer mitspielte, als auf der ersten, denn einem schwülen Morgen folgten heflige Gewitter mit starken Regengüssen und Hagelschauer, so dass die Ausbeute, aller Mühe ungeachtet, nicht so reich ausfiel, als die prächtige Vegelalion vorausselzen liess, ich nahm mit: Anthozanthum ovatum Lag., Asplenium lanceolatum Huds., Bellium cordifolium Kze., Cistus crispus L., Festuca caerulescens 351 Dsf., Helianthemum formosum Dunal, Lithospermum prostratum Guss., Melica pyramidalis Bert., Pedicularis lusitanica Link., Ranunculus ophioglossifolius Vill.. Rhamnus Alaternus L, Sarothamnus Wel- witschii Boiss., Seilla monophylla Link. und Sedum brevifolium DC. Vorsichtig gemacht durch die Erfahrungen auf der ersten Partie, behielten wir vom Frühstück eine Flasche Wein zurück, um nach beendeter Fusstour wenigstens einige Erfrischung zu haben, als wir aber zum Ausgangspunkt zurückkehrten, hatte der Ariero sie bis auf den leizten Tropfen geleert, und Freund Miguel vertheidigte ihn gegen uns noch damit, dass er meinte: Wasser sei nicht in der Nahe gewesen, und da hätte er doch seinen Durst löschen müssen. Der Mann fing uns an sehr unangenehm zu werden, und nur der Umstand, dass wir noch eine Parlie nach St. Roque mit ihm verab- redet hatten, veranlasste uns, Wort zu halten, später liessen wir ihn liegen und machten die Exkursionen auf eigene Faust; aber nun fing seine Unverschämtheit im Fordern an. Zuerst beanspruchte er auch für sein Pferd, mit dem er uns begleitet hatte, pro Tag 2 Duros, dann schickte er durch seinen Sohn einen Zettel, auf welchem er 5 Duros begehrte, den nächsten Tag verlangte er wiederum 2 Duros, die wir ihm, um den Menschen los zu werden, auch noch schickten; als er aber nach einigen Tagen schriftlich auseinandersetzte, dass die Strapazen, welche er ausgestanden, und die Versäumnisse, die er gehabt, lange noch nicht ersetzt seien, und uns aufforderte ihm heute wenigstens nochmals 3 Duros zu schicken, erklärten wir kurz- weg, dass wir keinen Pfennig mehr zahlen würden, er möge uns verklagen, was er jedoch unterliess. (Fortsetzung folgt.) Literaturberichte. Die botanischen Gärten, ihre Aufgabe in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Von A. Kerner. Innsbruck, 1874. 42 8. 8. Es ist auch unter den Fachgenossen seit geraumer Zeit kein Geheimniss mehr, in welch’ traurigem und unwürdigem Zu- stande sich gegenwärtig zahlreiche botanische Gärten befinden. Sie stehen mit ihrer äusseren Erse heinung beilaufig noch auf dem Stand- punkte, welchen die botanischen Gärten am Ende des letzten Jahr- hunderts eingenommen halten, unterscheiden sich aber in durchaus nicht vortheilhafter Weise von diesen dadurch, dass die in ihnen kul- tivirten Arten zum guten Theile falsch determinirt, beziehungsweise mit unrichtigen Namen auf den beigefügten Etiqueiten bezeichnet sind. Die Samen, welche von derlei bot. Gärten nach althergebrachter Gepflogenheit zum Tausche ausgeboten und versandt werden, sind na- türlich gleichfalls mit falschen Namen bezeichnet, wodurch dann der Schlendrian auch noch in andere Gärten ver pflanzt wird.“ Diese Stelle ist der anzuzeigenden Schrift unseres hochverdienten vaterländischen Botanikers entnommen. Wir glauben die Wichtigkeit und Zeitgemäss- 352 heit des im Titel präzisirten Themas nicht schlagender als durch die oben angeführten eigenen Worte des Autors darlegen zu können. So wichtig die Frage ist, so treffend hat sie Kerner gelöst, und so an- ziehend ist die Form, welche er wählte, um den Leser bis an’s Ende am Geeenstande zu fe:seln. Eine kurze Skizze der Geschichte der Bo- tanik leitet uns auf die Entstehung und Entwicklung der bot. Gärten und eine ausführlichere Darlegung der gegenwärtigen Entwicklungs- epoche führt uns auf die Mängel der meisten botanischen Gärten der Gegenwart. Nicht mit Unrec ht hebt beispielsweise der Verf. hervor, dass viele Gärten dadurch vernachlässigt wurden, dass ihre Leiter die durch den gesammten Aufschwung der Naturwissenschaften in neue- rer Zeit zur Blüthe gelangte anatomisch-physiologische Richtung ein- schlugen und mit solchem Eifer verfolgten, dass ihnen die Führung der botanischen Gärten als eine lästige Bürde erschien. Die Gründe für das Zurückbleiben der Gärten, die uns der Verfasser vorführt, liegen noch auf anderen Seiten. Wir wollen in dieser Anzeige nicht in Details eingehen und heben nur noch hervor, dass Kerner’s Schrift nicht nur — und zwar mit einer Mässigung, wie sie von dieser Seite nur zu erwarten war — die Mängel der gegenwärtigen Gärten darlegt, sondern auch die Zielpunkte bezeichnet, welche diese wissen- schaftlichen Institute behufs_ zeitgemässer Reform in's Auge zu fassen haben. Wir empfehlen die Lektüre dieser trefflichen Schrift allen jenen auf das angelegentlichste, welche an botanischen Gärten Inter- esse nehmen, also nicht nur Botanikern. Auch die der obersten Un- terrichtsbehörde angehörigen Männer, welche auf die finanziellen Ver- hältnisse dieser für jede Richtung des botanischen Studiums wichtigen Institute Einfluss haben, mögen in dieser Schrift Belehrung finden, um durch Eintreten für die Geruhung der nöthigen materiellen Mittel unseren bolanischen Gärten zu neuem Aufschwunge zu verhelfen. En e —e — Correspondenz. Hall (Tirol), am 8. Oktober 1874. Vom 28. September bis 1. Oktober 1. J. war ich zu St. Michael im Walde, um dort in der Seelsorge Aushilfe zu leisten; ich be- nützte hierbei jede freie Zeit, um mich in der Gegend, die mir nicht unbekannt, näher umzuse hen; schon früher hatte ich dort zahlreiche Exemplare der Salix angustifolia am Standorte, wo sie A. und J. Kerner zu ihrem Herbarium österr. Weiden sammelten, geholt und versandt; auch traf ich dort manche für unsere Gegend interessante Pflanze, wie Cörsium palustre X oleraceum etc. Nun fiel mir in den Wäldern auch die grosse Menge von Sorbus Aria und S. aucuparia auf, und ich suchte wohl etwa vier Stunden herum, um die Hybride zu finden, bis ich sie endlich auch in einem kleinen, zwar nicht blü- henden, aber doch sehr wohl ausgesprochenen Sträuchchen fand. Die 353 wenigen Exemplare, die ich abnahm, gleichen auf’s Haar einem Exemplare der $. hybrida, die ich in A. Kerner’s Herbar sah, und die in der Gegend von Partenkirchen in Südbaiern gesammelt wurde. — Gegen die sog. Mulderalpe hin traf ich auch noch Sorbus Aria Chamaemespilus, die am Hallersalzberge, bei den Zirler Bergmähdern, auf den Alpen bei Telfs, Mieming, Obsteig etc. überhaupt nicht selten ist, und die ich schon oft mit vollkommenen vor Reife strolzen- den Früchten sammelte. P. Julius Gremblich. Langenlois in Nieder-Oesterr., am 17. Oktober 1874. Ich sende Ihnen meine beurige Ausbeute an Pflanzen. Es ist diess die 29. Sendung seit Gründung Ihrer Tauschanstalt, und wird die Gesammtzahl der seither eingeschic kten Exemplare 16.000 über- schreiten; gewiss nicht wenig für einen Theilnehmer, dessen Beruls- geschäfte selbst fast seine ganze Zeit in Anspruch nehmen. Leider gestatten mir die vorgerückten Jahre nicht mehr, Bergpartien oder grössere Exkursionen zu unternehmen, doch soll dessenungeachtet die Liebe zur Botanik nie ganz erkalten. Gross und freudig waren die Hoffnungen, welche die hiesigen Weinhauer im Frühlınge in das Erträgniss des Weinstockes ihrer einzigen Nahrungsquelle, setzien; war doch der Winter gelinde und hinreie hend feucht gewesen, und als die Frühlingswärme im März die starre Rebe zu neuem Leben erweckte, so zeigte sich ein Antrieb so voll und üppig, wie er nur in seltenen Jahren erscheint. Allein diese schönen Erwartungen soll- ten leider nur zu sehr enttäuscht werden; nachdem schon in den letzten Tagen des April die Temperatur bedeutend gesunken war, brachten die Nächte des 6. und 7. Mai heftige Fröste mit eänzlicher Zerstörung der entwickelten Triebe. Gross war der Schaden und traurig die Aussicht für die Winzer, nachdem auch das Erträgniss des vorigen Jahres ein ziemlich geringes gewesen. Endlich begann ein neuer Antrieb, und nun zeigte es sich, dass zur Zeit der Nacht- fröste doch noch viele Fruchtaugen unentwickelt waren und jetzt frische Träubchen bildeten. Hinreichende Feuchtigkeit und anhaltende Wärme vereinigten sich im Verlaufe des Sommers, und der ausge- zeichnet schöne Monat September trug dazu bei, dass das heurige Weinprodukt ein vorzügliches wurde, wenn auch die Menge nur miltel genannt werden kann. Jos. Andorfer. Personalnotizen. C. de Marchesetti unternimmt demnächst eine Reise nach Östindien. — G. F. Matthew zu St. John in Canada wünscht bot. Tausch- verbindungen anzuknüpfen. — Dr. Alois Pokorny feierte am 18. Oktober sein 25jähriges Jubiläum als Lehrer und erhielt bei dieser Gelegenheit zahlreiche 354 Beweise freundlicher Erinnerung und Theilnahme nicht allein von seinen Kollegen und Schülern, sondern auch von seinen botanischen Freunden und Verehrern, von letzteren mit desto grösserem Anrecht, als der Beginn seiner glänzenden botanischen Thätigkeit noch meh- rere Jahre vor jener als Lehrer zurückdatirt, Vereine, Anstalten, Unternehmungen. — Die 47. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte fand vom 18. bis 24. September in Breslau statt. In der Sitzung der botanischen Sektion am 22. Sept. hielt unter dem Vorsitze des Prof. Hasskarl aus Cleve Prof. Dr. Just aus Karlsruhe einen Vor- trag über die Wirkungen höherer Temperaturen auf die Keimfähigkeit der Samen von Tr ifolium pratense. Die betreffenden Untersuchungen hat Herr Just gemeinsam mit einem seiner Schüler, Herrn Wang, ausgeführt. Aus einer ersten Reihe von Versuchen ergab sich, dass die Samen von Trifolium pratense unter sonst der Keimung günstigen Bedingungen bei einer Temperatur von 390 C. nicht mehr keimen. Eine zweite Reihe von Versuchen untersuchte die Wirkung höherer Temperaturen auf solche Samen, die sich in einer dunstgesätligten Atmosphäre befanden. Samen, die unter diesen Verhältnissen einer Erwärmung auf 75° C. ausgesetzt waren, büssten ihre Keimfähigkeit vollkommen ein. Es kommt übrigens hierbei auf die Dauer der Tem- peraturwirkung an. Solche Samen z. B., die durch 48 Stunden eine Temperatur von 509 C. ertragen hatten, keimten nachher nicht mehr. Bei 750 C. hingegen genügte zur Tödtung der Samen eine Slunde. Eine dritte Versuchsreihe beschäftigte sich mit der Frage, wie sich die Samen verhalten, wenn ihnen bei der Erwärmung zugleich ihr Wassergehalt entzogen wird. Es ergab sich, dass solehe Samen erst bei 1200 C. getödtet wurden, während sie Temperaturen unter 120° C. ertrugen, ohne die Keimfähigkeit zu verlieren. Solche Samen, die der höheren Temperatur ausgesetzt waren, keimien nachher stets langsamer, als solche, die irgend eine niedere Temperatur erlragen hatten. Interessant ist die Thatsache, dass Samen, die z. B. einer Temperatur von 1000 C. ausgesetzt waren, nachher noch keimten, wenn man ihnen das entzogene Wasser sehr vorsichlig wiedergab, dass sie hingegen nicht mehr keimten, wenn sie schnell befeuchtet wurden. Dies entspricht ähnlichen Vorgängen, die man an erfrorenen Pflanzen beobachtet. Ferner legt Prof. Just den ersten Band des bo- tanischen Jahresberichtes vor, eines referirenden Organes über die Fortschritte auf dem Gesammtgebiete der Botanik. Der von Prof. Just begründete und herausgegebene Jahresbericht wird von zahlreichen Mitarbeitern bearbeitet; es erscheint jährlich ein Band, der die Literatur des Vorjahres umfasst. Prof. Dr. Körber spricht gegen die Schwende- ner’sche Flechtentheorie, mit welcher nach seiner Ansicht die Liche- 355 nologen nicht einverstanden sein könnten. Von Parasilismus könne schon deswegen hier keine Rede sein, weil die Hyphen, welche die Gonidien umspinnen, letztere durchaus nicht verändern. Vortragender hat alle Flechtenspezies seiner Sammlung auf ihre Gonidien untersucht und ist auch mit Bornet in Verbindung getreten. Es ist kein Zweifel, dass die Zeichnungen des letzteren Forschers richlig sind, aber die Deutung ist unrichtlig. Die Flechten sind keine Pilze; mindestens die Hälfte der Flechten hat gar keine Hyphen, so z. B. die meisten Krusten- flechten. Die für Algen angesehenen Elemente können nicht von den Algologen in Anspruch genommen werden, sondern sie sind freige- wordene Fleehtengonidien oder Entwicklungszustände von Flechten. Es gibt Flechten, welche mehrere Formen von Gonidien besitzen, was doch sehr auffallend ist. Die Versuche von Reess beweisen nichts, denn die Nostoe-Kügelchen sind nur die gonidischen Bruten einer Gällert- Flechte. Man kennt die Keimung der Flechtensporen nicht nur in Ge- stalt von Hyphen, sondern sie bilden auch direct bei einigen Gattungen Gonidien. Die Flechten sind über den Algen und Pilzen stehende Thallophyten, welche die Typen dieser beiden Klassen vereinigen, ohne dass aber Parasitismus vorhanden ist. Prof. Kny (Berlin) trat gegen- über den Ausführungen des Prof. Körber für die Schwendener’sche Flechten-Theorie ein. Dieselbe beruhe auf durchaus sicheren Grund- lagen. Auf der einen Seite zeigen die von den Hyphen umschlossenen Gonidien ihre wahre Algen-Natur darin, dass sie unter Bedingungen, welche ihnen selbst günstig, dem Pilz aber verderblich sind, zu selbst- ständiger Entwicklung als Alge und in vielen Fällen zur Fruktifikation gebracht wurden; andererseits haben Reess und Treub durch Aussaat von Flechtensporen auf die geeigneten Algen-Spezies sicher erkennbare Anfänge von Flechten-Tihallus erzeugt. Von besonderer Wichtigkeit für die Beurtheilung der S« hwendener‘ schen Theorie sei die Art der Verbindung zwischen Gonidien und Hyphen, worüber die sorgfältigen Untersue hungen von Bornet vorliegen. Die Abschnürung der Gonidien von Hyphenzweigen, welche Schwendener in seinen ersten Arbeiten noch annimmt, sei von keinem späteren Beobachter konstalirt worden. Vortragender "hatte im Sommer 1873 bei einem mehrwöchentlichen Aufenthalt auf der Insel Jersey Gelegenheit, die Entwicklung der Thallusenden der auf den dorligen Granilfelsen häufigen Lichina cun- finis zu beobachten. Es ist ihm dabei zweifellos geworden, dass jede der drei Lagen des Thallus (Rinde, Gonidienschicht und Mark) sich am Scheitel selbstständig fortbilden, ähnlich, wie Dermatogen, Pe- riblem und Plerom am Scheitel des typischen Phanerogamen- -Stammes. Die Gonidien der Lichina confinis werden von der gesellig mit ihr vorkommenden Rivularia nitida geliefert. — die nächste Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte wird im September k. J. in Graz abgehalten werden. Der steier- märkische Landtag hat bereits 5000 fl. zum würdigen Empfange der Gäste volirt. I oe 356 Botanischer Tauschverein in Wien. Sendungen sind eingetroffen: Von Herrn Marchesetti mit Pflanzen aus Istrien und Krain. — Von Herrn Oborny mit Pfl. aus Mähren. — Von Herrn Andorfer mit Pfl. aus Niederösterreich. Sendungen sind abgegangen an die Herren: Dr. Keck, Dr. Lerch, Waiss, Keller. Aus Istrien und Krain: Androsace villosa, Aster Tripolium, Astrantia carniolica, Bupleurum tenuissimum, Coronilla cretica, Ga- lium purpureum, Hypericum Richeri, Myrtus communis, Salix retusa, Satureja montana, Scabiosa silenifolia, Sideritis romana, Thesium divaricatum u. a. eing. von Marchesetti. Aus Ungarn: Bryum pseudotriquetrum, Comptothecium lute- scens, Eurrhynchium praelongum, Homalia trichomanoides, Homalo- thecium sericeum, Hypnum commutatum, H. purum, H. Schreberi, Isothecium Myurum, Madotheca laevigata, Neckera crispa, Rhacomi- trium canescens, Thamnium Alopecurum einges. von Holuby. Aus Niederösterreich: Acorus Calamus, Alyssum sasxatile, Mentha sativa v. ballotaefolia, Orlaya grandiflora, Prunus insititia, Pyrus nivalis. — Polypodium calcareum u. a. eing. von Andorfer. Obige Pflanzen können im Tausche oder käuflich die Centurie zu 6 fl. (4 Thlr.) abgegeben werden. Wohnungswechsel. Ich wohne jetzt: V. Bez., Schlossgasse Nr. 15. Skofitz. Inserat. Im Verlage der Akademischen Buchhandlung in Upsala er- schien soeben und ist durch jede Buchhandlung zu beziehen: Hymenomycetes Europaei sıve Epicriseos systematis Mycologici. Editio altera. Seripsit Elias Fries. 8. 756 Seiten. — Preis 6 Thlr. Redakteur und Herausgeber Dr. Alexander Skofitz. — Verlag von ©. Gerold’s Sohn, Druck und Papier der ©. Veberreuter'schen Buchdruckerei (M. Salzer). Vesterreichische Botanische Zeitschrift. Gemeinnütziges Organ » für efalehe Zeiehennire dilenahenere otanische Zei ir - J 5 iefreidurch die Posthe- es erscheint Botanik und Botaniker, Er era ein den Ersten jeden Monats, blos bei der Redaktion Man pränumerirt auf selbe f1:;„ F “ n (V. Bez., Schlossgasse Nr. 15) „Pränumerirt auf selbe Gärtner, Oekonomen, Porsimänner, Aerzte," Arnumeriron. (5 Thir. 10 Ngr.) Im Wege des anzjährig, oder mit 7 hnı Buchhandels übernimmt Rn. Apotheker und Techniker. eihagcals ühafnlı halbjährig. ©. Gerold’s Sohn Inserates in Wien, die ganze Petitzeile N°® 19 so wie alle übrigen 15 kr. öst, W. = ° Buchliandlungen, XXIV. Jahrgang. WIEN, Dezember 1874. INHALT: Ucber die Cupula und den Cupularfruchtknoten. Von Dr. Celakovsky. (Mit 5 Abbild.) — Salix Fenzliana, Von J. Kerner. — Alpenrosen d. R. Eurhodendron. Von Gremblich. — Zur Flora von Mähren. Von Oborny. — Vegetations-Verhältnisse. Von Dr. Kern er. — Reiseerinnerungen. Von Winkler. — Literaturbericht. Von Dr. R. — Correspondenz. Von Dr. Rauscher, Dr. Kerner Dr. Celakovsky, Uechtritz. — Personalnotizen, — Botanischer Tauschverein. — Inserate. WIEN, am 1. Dezember 1874. Mit dem heutigen Hefte vollende ich den 24. Jahrgang dieser Zeitschrift, um mit der nächsten Nummer eine neue Jahresserie zu beginnen, welche ein volles Vierteljahrhundert meiner Thätigkeit als Redakteur und Herausgeber derselben zum Abschlusse bringen soll. Fünfundzwanzig Jahre — sie zählen in dem Leben eines Men- schen viel, zumal wenn sie die besten desselben umfassen. Wohl Jenem, dem sie als Ergebniss all der Bestrebungen, Mühen und Sor- gen neben so manchen Enttäuschungen wenigstens das Bewusstsein zurücklassen, dass sie keine für die Gesammtheit verlorenen ge- wesen sind. Ueberblicke ich die lange Reihe meiner Journalbände, deren jeder Originalbeiträge von 40 bis 50 Botanikern enthält und die wissenschaftlichen Errungenschaften der jeweiligen Epoche reflektirt, so kann ich mich kaum dem genugthuenden Gefühle entschlagen, dass ich nicht vergebens für die Interessen der Botanik eingetreten bin. Freilich sieht man es diesen Bänden nicht an, welcher vollster Hingebung und Opferwilligkeit es meinerseits bedurfte, um sie zu jener stattlichen ununterbrochenen Folge zu führen, die sie nun in Wirklichkeit repräsentiren. Haben sich auch im Laufe der Jahre die Lebenskräfte gemin- dert, ist auch die einstige Agilität eine schwächere geworden, meine Oesterr. botan, Zeitschrift. 12. Heft. 1874. 24 358 Liebe für meine Schöpfung ist dieselbe geblieben, und mit derselben rückhaltlosen Hingebung und Opferwilligkeit wie bisher will ich auch ferners mein bestes Sein dem Weiterschreiten derselben widmen. Indem ich allen Jenen, die mir bisnun als Mitarbeiter, oft viele Jahre hindurch treu zur Seite standen, meinen innigsten Dank dar- bringe und Jener vergessen will, die mir die ohnedem schwierige Bahn zu verleiden sich bestrebten, erlaube ich mir zur Pränumeration auf den XXV. Jahrgang (1875) höflichst einzuladen. Auf die „Oesterreichische botanische Zeitschrift,“ welche von dem hohen k. k. österreichischen und dem hohen k. ungarischen Ministerium für Kultus und Unterricht den Mittelschulen empfohlen wurde, pränumerirt man mit 8fl. ö.W. (5 Rthlr. 10 Ngr.) auf den ganzen Jahrgang oder mit 4 fl. ö. W. (2 Thlr. 20 Ngr.) auf einen Semester und zwar auf Exemplare, die frei durch die Post bezogen werden sollen, nur bei der Redaktion: Wien, V. Schloss- gasse Nr. 15. Alle Buchhandlungen des In- und Auslandes nehmen ebenfalls Pränumeraltionen an. Die Versendung an die Buchhandlungen hat die Verlagshandlung C. Gerold's Sohn in Wien übernommen. Von den bereits erschienenen Jahrgängen können noch voll- ständige Exemplare gegen nachfolgende Preise bezogen werden: 1. Jahrgang 4 fl. (2 Thlr. 20 Ngr.) — 2. und 3. Jahrgang zu 1 fl. (20 Ngr.) — 8. bis 22. Jahrgang zu 2 fl. (1 Thlr. 10 Ngr.) — 23. Jahr- gang 5 fl. (3 Thir. 10 Ngr.) — 24. Jahrgang 8 fl. (5 Thlr. 10 Ngr.) Bei Abnahme sämmtlicher Jahrgänge von der Redaktion, 20 Procent Nachlass. Dkofitz. (V. Schlossgasse 15.) Ueber die Cupula und den Cupularfruchtknoten. Von Dr. Lad. Celakovsky. Unter dem Cupularfruchtknoten verstehe ich den nach der Ansicht der neueren Morphologie grösstentheils von der hohlgewor- denen Axe gebildeten, meistens unterständigen Fruchtknoten. Die Bezeichnung unterständig ist indessen ungenau und fällt auch nicht ganz mit dem Begriffe des Cupularfruchtknotens zusammen, weil einerseits auch reine Öapellarfruchtknoten unterständig, d. h. unterhalb der von einer freien Cupula getragenen Blüthenkreise si- tuirt sein können, und weil es andererseits auch einen oberstän- digen Cupularfruchtknoten gibt, wofür nämlich der die Staubgefässe bis nahe zur Narbe tragende Fruchtknoten von Nymphaea erklärt werden muss. Dass die von den Carpellen freie, nur die übrigen Blüthenkreise tragende Blüthencupula (z. B. der Amygdaleen) dieselbe Bildung ist, wie jene, welche den Cupularfruchtknoten aufbauen hilft, ist allge- mein anerkannt, so dass im Allgemeinen das, was von der einen 399 gilt, auch von der anderen gelten wird. Ueber ihre morphologische Natur waren und sind theilweise noch heute die Ansichten getheilt. Die herrschende Ansicht, von Schleiden aufgestellt, von Payer, Hof- meister, Sachs u. A. angenommen, betrachtet die ganze Cupula als ein reines Axengebilde, welches die Blüthenkreise frei an seinem oberen Rande trägt. Demnach soll auch der „unterständige* Frucht- knoten, mit Ausnahme der die Griffel oder Narben tragenden Decke, rein axil sein. Schleiden und Payer hielten auch die wandständigen Placenten und Scheidewände eines solchen Fruchtknotens für axil; nachdem diese Ansicht durch Vergrünungen gründlich widerlegt war, so stellte man sich vor, dass die Placenten an der hohlen Axe hinab, d. h. im morphologischen Sinne hinanlaufen. Die ältere Ansicht von der Cupula, dass sie durch Verwachsung aller Blüthenkreise vom Kelche bis zu den Staubgefässen, beziehungs- weise bis auf die Carpelle gebildet sei, ist gegenwärtig fast allge- mein, angeblich auf Grund der Entwicklungsgeschichte, aufgegeben, doch wurde sie neuerdings wieder von Köhne*) ebenfalls auf Grund der Entwicklungsgeschichte aufgenommen, woraus zu sehen, dass die angeblich aus den entwicklungsgeschichtlichen Daten sich erge- benden Deutungen gar häufig durch anderweitige Analogien und Be- obachtungen anderer Art bedingt zu sein pflegen. Vor Köhne hat auch van Tieghem**), von der anatomischen Struktur ausgehend, die appendiculäre Natur der Cupula behauptet. Wenn z. B. in der Cu- pula von Spiraea zwei aus der centralen Axe ausgehende Gefüss- bündelkreise verlaufen, welche zum Kelche und zur Corolle abgehen, während die Staubgefässe ihre Bündel von diesen zwei Bündelkreisen abgezweigt erhalten, so schliesst van Tieghem hieraus, dass die Cu- pula durch Verwachsung von Kelch und Krone entstanden sei, und dass die Staubgefässe keine selbstständigen Blätter, sondern seitliche (Blatt-)Sprossungen aus den Kelch- und Corollenblättern seien. In der Compositenblüthe wäre nach dieser Argumentation nur ein selbst- sländiger Blattkreis vorhanden, weil die Gupula des Fruchtknotens nur einen Gefässbündelkreis besitzt, der in die Corolle abgeht, und von dem sich die Bündel der Carpelle und der Staubgefässe ab- zweigen. Diese Vorstellung ist so wunderlich (wie auch manche andere auf den Gefässbündelverlauf gestützte morphologische An- schauungen dieses Autors), dass sie kaum einer ausführlichen Wider- legung bedarf. Es genügt, zu konstatiren, dass van Tieghem’s Grund- irrthum darin besteht, dass er überall die Gefüssbündel als das Primäre, Bestimmende, und die morphologischen Grundgebilde, Axe und Blatt, als von ihnen gänzlich bestimmt, ja durch sie allein existirend an- nimmt, während gerade umgekehrt diese das Frühere, Bestimmende sind, und die Gefässbündel, welche keine morphologische, sondern rein physiologische Bedeutung als Leitbündel besitzen, in ihrem Ver- *) E. Köhne: Ueber Blüthenentwicklung bei den Compositen. 1869. *%*) Recherches sur la structure du pistil. Annales des sc. natur. 5. Ser. tom. 9. 1368. ve 360 laufe und ihrer Ausbildung nach den Entstehungsverhältnissen von Axe und Blatt sich richten. Uebrigens hat der genannte Autor ganz übersehen, dass die Gefässbündel der Phanerogamen in der Regel gemeinsame oder blatteigene sind, indem der Stamm keine anderen Gefässbündel zu besitzen pflegt, als jene, die in die Blätter aus- biegen, so dass aus dem Gefässbündelverlaufe der Cupula für die Blatt- oder Axennatur derselben gar nichts gefolgert werden kann. Köhne geht dagegen von der Analogie jener verwachsenblättri- gen Blüthenkreise aus, die gleich anfangs als ein ungetheiltes Ganzes in die Erschemung treten (wie die Fruchtknotenanlage der Primula- ceen u. Ss. w.). Nach dieser Analogie könne die Cupula (zunächst der Compositen) als das gemeinsame Basalstück jener Blüthenkreise be- trachtet werden, die sich von ihr später absondern. Hierbei vergleicht der Autor das gemeinsame Basalstück dem Unterblatte eines sich entwickelnden Laubblattes (nach Eichler’s Terminologie), die freien Theile aber dem Oberblatte. Demnach würde auch der Cupularfrucht- knoten zu innerst von den Carpellen und zwar von den mit den übrigen Blüthenkreisen verwachsenen Unterblatttheilen derselben ge- bildet sein, wofür besonders die Thatsache der Antholysen in’s Treffen geführt wird, dass in Antholysen zuletzt der Cupularfruchtkoten als freier reiner Carpellarfruchtknoten auftritt, und dass zwischen beiden verschiedene Mittelformen vorkommen, was sich natürlicher so er- klären lasse, dass der stels carpelläre Fruchtknoten, welcher normal mit den äusseren Kreisen verwachsen ist, in den Antholysen von ihnen frei wird, als durch die Annahme, dass der axile Fruchtknoten durch einen Blattfruchtknoten ersetzt würde. Köhne gelangt so zu dem Resultate: „Es ist demnach die Ansicht gar nicht so verwerf- lich, dass wenigstens die Carpelle an der Bildung der unterständigen Fruchtknoten betheiligt sind; wenn diess aber der Fall ist, so müssen nothwendig auch die vorausgehenden Blüthenkreise eine Verwachsung mit der Fruchtknotenwand eingegangen sein.“ Das von den Antholysen hergenommene Argument ist aller- dings treffend, und die Richtigkeit des Satzes, dass die Carpelle am unterständigen Fruchtknoten nicht nur mit Griffel und Narbe, sondern auch mit dem Övartheile sich betheiligen, soll auch von mir noch genauer nachgewiesen werden; aber die Folgerung, dass auch die vorausgehenden Blüthenkreise eine Verwachsung eingegan- gen sind, ergibt sich nicht nolliwendig daraus, ja sie ist entschieden unrichlig. Vorerst ist darauf aufmerksam zu machen, dass gerade die Compositen kein ganz günstiges Objekt zur Lösung der Cupulafrage darbieten, weil die Verwachsung der Corollenblätter untereinander und mit den Staubblättern stattfindet, wobei es schwierig ist, die verwachsenblättrige Anlage der Corolle, wenn eine solche da ist, von der möglicher Weise doch verschiedenen echten Cupula zu unter- scheiden. Köhne hält, wie mir scheint mit Recht, den Ringwall, der bei der Bildung der Compositenblülhe (so wie auch bei Valerianeen und Dipsaceen) zuerst entsteht, für den Primordialring der Corolle, 361 welcher auch die Anlage der Staubgefässe in sich enthalten könnte. Dafür spricht die viel tiefere Insertion des später auftretenden Kelch- rudiments und selbst die Stellung der Staubblaltanlagen, besonders bei Valerianeen (Centranthus nach Payer), so wie ferner der Um- stand, dass sonst immer wenigstens der Kelch, oft auch die Corolle früher angelegt werden, bevor die Aushöhlung der Cupula unter ihnen anfängt. Dass aber die Carpellaranlagen der Compositen in dem Primordialringe der Corolle bereits enthalten wären, ist wohl nicht zuzugestehen. Die Breite des Ringes wird nämlich durch die Blumen- blattzipfel und vollends die Staubblattanlagen gänzlich absorbirt, so dass für die Carpelle nur durch basales intercalares Wachsthum des Ringes unterhalb der Staubblattanlagen Platz wird, daher auch die Carpelle in fast senkrechter Richtung gegen die steil abfallende in- nere Wand der Böschung entstehen. Die Zone der Carpelle ist also erst nachträglich entstanden, und diese können nicht gleich in dem sich erhebenden Primor dialringe enthalten gewesen sein, "sondern sind als neue Sprossungen aus der Basis des Ringes zu betrachten. Würde diese Zone der Corollen- und Staubblattbasis angehören, so würden Blätter auf Blättern entstanden sein, was unmöglich ist. Diese Zone ist daher sicher axil, wenn auch die erste ringfür mige Erhebung dem Corollenprimordium entsprechen mag. Noch deutlicher ist diess in jenen Fällen, wo zahlreichere Staubgefässkreise an der Cupula ent- stehen, wie bei Rosaceen, Cacteen und Verwandten. Wie künstlich und schwerfällig würde ferner die Vorstellung der Blattnatur der Cupula bei Rosa mit gesonderten, in verschiedenen Höhen am Cupu- larring und an der centralen Axe inserirten Carpellen. Auch würde die Cupula von Ficus, die doch unzweifelhaft die gleiche Bildung ist wie die von Rosa, konsequent ebenfalls für appendieulär erklärt werden müssen, was zu der Absurdität führen würde, dass die Blüthen von Ficus auf Blattgebilden entsprängen. Einen sehr triftigen Einwurf gegen die Theorie der Verwach- sung aller Blüthenkreise untereinander gibt ferner die ungleiche Aus- bildung der von der Cupula frei sich ablösenden Blatttheile. Wären alle Blüthenkreise ver wachsen, so müssten die am oberen Rande der Cupula frei werdenden Theile aller Kreise ungefähr gleichwerthig, d. h. es müssten die Blätter der aufeinander folgenden Kreise nur mit den Spitzen gesondert sein. Das ist aber nicht der Fall. Die Blumen- blätter und Staubgefässe einer epigynen Blüthe sind ebenso vollständig frei entwickelt, wie die von nächstverwandten hypogynen Gattungen (man vergleiche z. B. Vaccinien und echte Ericaceen), während die freien Carpellartheile, auf die Griffel oder Narben beschränkt, viel unvollständiger sind, als die Carpelle der oberständigen Fruchtknoten. Köhne wendet zwar Eichler’s entwicklungsgeschichtliche Unterschei- dung von Oberblatt (Anlage der Blattspreite und des Blatistieles) und Unterblatt (Blattscheide nebst Nebenblättern) gleichmässig auf die Blu- menblätter, Staubblätter und Fruchtblätter des unterständigen Frucht- knotens an, indem er die nach seiner Ansicht freien Theile der Blumenblätter und Staubblätter ebenso wie die freien Theile der Car- 362 pellartheile mit dem Öberblatie, die seiner Vorstellung nach ver- wachsen bleibenden Theile aller mit dem Unterblatte vergleicht. Diess ist jedoch nicht richtig. Einmal ist die Entwicklungsgeschichte voll- ständiger Laubblätter nicht ohne weiters auf die Blüthenblätter an- wendbar, welche je nach dem Gange der Metamorphose bald blossen Scheidenblättern (z. B. bei Ranunculaceen), bald Spreitenblättern ent- sprechen. Wenn nun die Blüthenblätter Spreitenblätter sind, so ent- spricht der Staubfaden sammt Staubbeutel allerdings einem ganzen Oberblatte, aber keineswegs auch die Griffel, welche nur die Spitzen des Oberblattes sind, zu dem auch der Ovartheil gehört, wie Ver- grünungen, z. B. sehr schön bei Dietamnus, lehren. Endlich wären auch die Discusbildungen der epigynen Blüthe nach der obigen Auffassung der Cupula nicht gut zu begreifen. Wenı es auch richtig ist, dass der Discus meistens kein einfaches Axen- gebilde ist, sondern einer Anschwellung der Basis der Carpelle, bis- weilen auch der Staubgefässe seinen Ursprung verdankt, so entsteht doch der Discus immer eben an der Basis dıeser Blätter. Die Basis der Griffel würde aber, wenn die Carpelle mit den Staubblättern verwachsen wären, keineswegs der Basis, sondern einem hochgelege- nen Theile des ganzen Carpells entsprechen, und für derartige Discus- bildungen gibt es in hypogynen Blüthen keine Analogien. Bei den Com- positen insbesondere ist übrigens der Discus schwerlich ein Appendix der Carpelle, da er in manchen Gattungen (Heliopsis nach Payer) in Form von 5 mit den Staubblättern alternirenden Höckern auftrilt. Die Ansicht, dass die Cupula rein appendiculär, d. h. aus ver- wachsenen Blattkreisen hervorgegangen sei, kann vor der morpholo- gischen Kritik nicht bestehen. Sehen wir nun zu, ob die ausschliess- lich axile Natur dieses Gebildes besser begründet ist. Auch gegen diese Auffassung sprechen mehrere Gründe, und zwar: 1. Wenn die Cupula rein axil ist, so ist nicht zu begreifen, wie in Vergrünungen der Cupularfruchtknoten in einen Blattfrucht- knoten übergehen könne, noch weniger, dass in demselben Grade, als der untere Axentheil abnimmt, der obere Blatttheil zunimmt. Ein- fach erklärt sich aber diese Erscheinung, wenn auch im Cupular- fruchtknoten das Ovarium von Carpellen gebildet ist, welche mit dem übrigen Theile der Cupula verwachsen sind, aber in dem Maasse oberwärts mehr und mehr frei werden, als die Cupula niedriger und niedriger wird und endlich gänzlich unterbleibt, was eben in Vergrü- nungen stattfindet. 2. Auch gegen diese zweite Ansicht muss wieder die ungleiche Ausbildung der freien Carpellartheile und der übrigen Blüthenkreise, zumal der Staubblätter und der Corolle geltend gemacht werden. Es wäre doch sehr sonderbar, wenn die Fruchtblätter eines Cupular- fruchtknotens in ihrem Wachsthum so sehr zurückbleiben sollten, dass sie sich nur auf die Griffelbildung beschränkten, während die übri- gen Blüthenkreise wie in der hypogynen Blüthe ihre Blätter voll- ständig ausbilden. Wäre die Cupula rein axil, so sollte man nur halbunterständige Fruchtknöten erwarten, die dann im Verhältniss 363 zum oberständigen Fruchtknoten nächst verwandter Gattungen sehr gestreckt ausfallen müssten. Vergleicht man aber Vaceinien und echte Ericaceen, dann Pomaceen und Myrtaceen mit den Amygdaleen und echten Rosaceen oder Nuphar mit Nymphaea und mit Euryale, so findet man Cupular- und Carpellarfruchtknoten von entsprechender Grösse. 3. Köhne hat darauf hingewiesen, dass im Fruchtknoten der Compositen keine Wandplacenten, wohl aber zwei nicht erhabene Nähte, nur durch die Zellform vom benachbarten Parenchym ver- schieden, den Carpellarrändern entsprechend verlaufen, welche keine Erklärung finden, wenn nicht die innere Wand des Fruchtknotens als von den verwachsenen Carpellen selbst gebildet angenommen wird. 4. Da die Eichen, wie ich in einem in der „Flora* heuer erschie- nenen Aufsatze über die morphologische Bedeutung derselben nach- weise, in allen Fällen Sprossungen oder Ausgliederungen der Car- pellarblätter sind und zwar entweder ihres Blattkörpers oder ihrer den Axenscheitel mehr weniger überziehenden Blattsohle, so genügt es in solchen Füllen, wo die Eichen terminal oder an einer centralen Placenta auftreten, nicht, herablaufende Blattränder anzunehmen, son- dern es muss die eigentliche Basis der Carpelle wie beim Carpellar- fruchtknoten an der centralen Blüthenaxe selbst liegen. Dieses Ar- gument setzt aber zur völligen Würdigung den vorerwähnten Aufsatz voraus. Aus den gegen beide gegentheiligen Ansichten von der Cupula vorgebrachten Gründen folgt nunmehr schon die richtige Deutung, nach welcher die Cupula des Cupularfruchtknotens zwar ein axiles, aber innen mit den vollständig bis zur Fruchtknotenbasis ausgebilde- ten Carpellen verwachsenes Gebilde ist, welches die übrigen Blüthen- kreise, wenigstens die Corolle und Staubblätter frei entwickelt auf seinem Gipfel trägt. Sehen wir nun zu, ob und wie diese Deutung mit der Entwicklungs- geschichte in Einklang zu bringen ist, und wie überhaupt das Ver- wachsen vorzustellen sei. Es versteht sich von selbst, dass kier kein nachträgliches Verwachsen fertiger Theile, sondern ein gemeinsames Wachsthum, ein Vereinwachsthum stattfindet. Die Carpelle eines Cupularfruchtknotens entstehen allgemein, wenn die Cupula noch sehr niedrig und flach ist, bisweilen sogar noch früher, bevor sie sich überhaupt zu vertiefen anfängt, so dass ihre obere Basis frühzeitig an der centralen Axe selbst liegt. Selbst in solchen seltenen Fällen, wo die Carpelle höher auf bereits mehrvertiefter Cupula entstehen, zeigen die bald bis zum Grunde derselben herablaufenden Placenten (z. B. bei Irideen), dass die Carpelle ihre Basis bald an der Cupula nach abwärts verbreitern, so dass auch dann die Carpelle sehr bald auf den Grund der Cupula reichen. Wenn dann diese noch bedeutend wachsend sich streckt, so muss diesem Wachthum folgend auch das Carpell mitwachsen, aber nur auf seiner vorderen der centralen Axe zagekehrten Seite, während das Wachsthum der rückwärtigen Seite durch das in entgegengesetzter Richtung vor sich gehende Wachs- 364 thum der Cupula gehemmt wird, und während zwischenliegende La- mellen alle Uebergänge zwischen dem Minimum und Maximum des Wachsthums beider Seiten aufweisen werden. Auf diese Weise wird, wie ein Blick auf die halbschematische Fig. 1. erläutert, die vordere Basis x wie beim Carpellarfruchtknoten am Ende der centralen Axe bleiben, während die rückwärtige Basis durch die Cupula hoch empor- gehoben wird. Die Verwachsung kann also auch als Verschiebung und Hemmung der Rückseite der Carpelle durch die Cupula aufgefasst werden. In solcher Weise lässt sich die Entwicklungsgeschichte mit der gegebenen Deutung wohl vereinigen, nach welcher sich jetzt alle übrigen Erscheinungen der Cupularbildungen sehr wohl erklären; nämlich die ungleiche Entwicklung der freien Carpellartheile und der übrigen Blüthentheile, die Bildung des Discus auf der Cupula, die Bildung nicht erhabener, sondern bloss durch die Zellform angedeu- teter Nähte, die den Carpellarrändern entsprechen, die Bildung eines freien Carpellarfruchtknotens, wenn die Cupula in Vergrünungen weg- fällt, sowie endlich der ununterbrochene Zusammenhang der Carpelle des unterständigen Fruchtknotens mit der centralen Placenta. Die un- mittelbare Verfolgung dieser bisher nur erschlossenen Verwachsungs- weise bleibt noch Aufgabe einer histologisch-entwicklungsgeschicht- lichen Untersuchung. Eine direkte Bestätigung dieser Auffassung wäre weiters gege- ben, wenn die Blüthenblätter Achselknospen bilden würden. Denn es müssten die Achselknospen, die stets am Blattgrunde stehen, wenn die Deutung richtig ist, theilweise auf der Cupula, theilweise, nämlich die den Carpellen angehörenden am Grunde derselben stehen. In der Blüthe selbst ist freilich ein solcher Nachweis unmöglich, da in Ver- 365 grünungen, in denen solche Achselknospen auftreten könnten, die bloss der metamorphosirten Blüthe eigene Gupularbildung immer be- reits längst unterblieben ist. Es kann aber auf die vollständige Ana- logie, die zwischen den Cupularbildungen der Blüthe und manchen monokotylen Zwiebeln herrscht, hingewiesen werden. Besonders lehr- reich ist die Zwiebel von Erythronium dens canis, deren Durch- schnitt im nicht blühenden Zustande Fig. 4 zeigt. Die nicht blühende Zwiebel besteht aus einem scheidigen Laub- blatte L und zwei bis drei Niederblättern N, welche Blätter zwar nicht genau, aber doch ungefähr alterniren. Der Scheide des Laub- blattes ist das nach innen zunächst folgende Niederblatt N, innen angewachsen, hoch hinauf mit seiner dickeren Rückseite, minder hoch auf der Ventralseite und ebenso ist dem ersten Niederblatte das zweite niedrigere Niederblatt N, und diesem bisweilen, wie in der Fig. 4, ein dickes N; eingewachsen; das letztere aber nur auf der Rückseite, auf der Ventralseite frei bis zum Grunde der Zwiebel- höhlung reichend. Indessen wird dieser eigenthümliche Zwiebelkörper nicht allein von den Zwiebelblättern gebildet, denn das Laubblatt hat eine Achselknospe K, welche hoch oben in der Bucht zwischen der Rückseite des Laubblattes und der anscheinend mit ihr verwachsenen Ventralseite des ersten Niederblattes steht. Diese Knospe beweist, dass hier eine peripherische Erhebung der Axe unterhalb der Knospe zwischen dem Laub- und Niederblatte stattgefunden hat. Auch die Achselknospe des ersten Niederblattes steht öfter noch hoch auf der Zwiebelcupula (wie man sagen könnte) inserirt, die Achselknospe des zweiten Niederblattes dagegen schon ganz tief im Grunde der Cupula, kaum mehr emporgehoben. Hier kann kein Zweifel sein, dass das Blatt N, einem die Knospe k tragenden Achsentheile angewachsen ist und mit der Basis seiner Innenseite bis auf den Grund des hohlen Zwiebelkörpers bis zur centralen Axe hinabreicht, weil hier diese Basis durch die Knospe k, bezeichnet ist. Hiermit ist denn das wirkliche Vorkommen derartiger Verwach- sungen zwischen Axe und Blatt in den Cupularbildungen, zu denen der Zwiebelkörper von Erythronium gerechnet werden muss, ge- radezu demonstrirt. Denke man sich statt einzelner alternirender Blätter alternirende Blattkreise oder Cyklen, z. B. nach ?/, gestellt, so würden hoch oben auf der Cupula 5 Laubblätter mit ihren Ach- selknospen stehen, dann würden 2 bis 3 Kreise von Niederblättern folgen, deren Achselknospen innen an der Cupula immer etwas tie- fer stünden; der innerste Kreis würde die Höhlung der Cupula aus- kleiden: es wäre das ein der epigynen Blüthe sehr ähnlich gebautes Gebilde. Ein solches Verwachsen des innersten Blattkreises (oder auch mehrerer alternirender Kreise, wenn die Blätter untereinander frei, schmal und von einander entfernt sind) findet auch auf der freien, vom Fruchtknoten getrennten Cupula statt. Daselbst sind es die in- nersten Staubgefässe, die der Cupula anwachsen, was man in vielen Fällen an den deutlich vorspringenden Spuren unterhalb der freien 366 Staubfadentheile und aus der relativen Kürze dieser freien Theile ah- nehmen kann. So sind die innersten Staubgefässe bei Amygdaleen und bei Spiraea weit kürzer als die äusseren und auch viel kürzer als die innersten Staubgefässe jener Rosaceen, die eine niedrige Cu- pula haben, z. B. der Dryadeen. Auch der oberständige Fruchtknoten von Nymphaea ist, was schon die Entwicklungsgeschichte lehrt, kein reiner Carpellarfrucht- knoten, dem die Staubgefässe einfach angewachsen wären, aber ebensowenig sind seine Fächer in die die Staubgefässe tragende Axe einfach eingelieft, wie es den Anschein hat, sondern auch hier wächst die sich erhebende Cupula mit den Carpellen gemein- sam fort. Schleiden selbst, der Begründer der Lehre von der reinen Axeı:natur der unterständigen Fruchtknoten, hat doch in einem Falle, nämlich bei den Pomaceen, die Verwachsung der Cupula mit den Carpellen angenommen, und zwar aus dem Grunde, weil die Carpelle nach innen, also untereinander bis zur Basis der Cupula meistens frei bleiben. Es ist aber klar, dass das Verhältniss der Carpelle zur Cupula dadurch nicht alterirt wird, mögen die Carpelle untereinander frei oder verwachsen sein. Payer hat diese Inkonsequenz Schleiden’s eingesehen und, da er an der reinen Axennatur des unterständigen Fruchtknotens festhielt, so hat er den Fruchtknoten der Pomaceen konsequent nicht durch Verwachsung, sondern durch Herablaufen der mit der Mediane hoch oben auf der Cupula inserirten Frucht- knoten erklärt. Wir müssen im Gegentheile nach dem Vorausge- schickten jene Inkonsequenz in der Weise verbessern, dass wir einen jeden „unterständigen* Fruchtknoten als einen mit der Cupula ver- wachsenen Carpellarfruchtknoten ansehen. Ich habe bisher, um die uns beschäftigende Frage nicht im Voraus zu sehr zu kompliziren, von dem äussersten Kreise, also im Allgemeinen vom Kelche der epigynen und perigynen Blüthe nicht gesprochen. Wird der Kelch wie die Corolle von der Cupula einfach emporgehoben, oder verwächst er mit der Cupula in derselben Weise äusserlich, wie die Carpelle innerlich? Nach der Ausbildung der freien Kelchtheile und nach der Vergleichung dieser mit dem Kelche vergrünter Blüthen derselben Art lässt sich schliessen, dass Beides vorkommt. Bei den Rosaceen, namentlich deutlich bei Rosa, sind die Kelchblätter vollständig mit Scheiden- und Spreitentheil entwickelt, und in Vergrünungen, denen die Cupula gänzlich mangelt, zeigen sie sich auch kaum verändert. Irgend eine Verwachsung mit der Cupula ist hier nicht anzunehmen, die Kelchblätter werden zur Gänze em- porgehoben. Zwar ist die Cupula, wie auch jedes centrale Stengel- glied, ebenfalls von den Blattspuren der Kelchblätter berindet oder bemäntelt vorzustellen, allein diese Berindung ist doch sehr verschie- den von der Verwachsung der Carpelle an die Cupula; bei diesen liegt die organische Blatibasis einerseits am Grunde der Cupula, und was mit dieser gemeinsam wächst, ist das sonst frei ausgegliederte Blatt, bei jenen liegt die Basis beider Seiten am oberen Rande der 367 Cupula, und was mit der Cupula mitwächst, ist nur die zu unbe- stimmter Länge auswachsende äussere Blattspur. Fig. 3 veranschau- licht den Cupularfruchtknoten der Pomaceen, sie stimmt durchaus zu der von Schleiden gegebenen Deutung. Anders verhält sich die Sache bei Umbelliferen, Vaccinien, wohl auch bei Compositen, Valerianeen und Verwandten, kurz bei Pflanzen mit sehr kurzem oder rudimentärem Kelchrande. Vergleicht man die Blüthen der Vaceinium-Arten mit der Blüthe hypogyner Ericaceen, so muss die Kürze der den unterständigen Cupularfruchtknoten krö- nenden Kelchzähne gegenüber dem wohlausgebildeten Kelche der Eri- caceen auffallen, und darf man wohl annehmen, dass die Kelchblätter bei jenen wie die Carpelle mit der Cupula vereint wachsen, daher die freien Theile wirklich nur die Spitzen oder freien Zähne der Kelchblätter vorstellen. Für Umbelliferen sind Vergrünungen bekannt, in denen die Kelchblätter so lange als unbedeutende Zähnchen mit breitester Basis zu sehen sind, als der Fruchtknoten cupular bleibt, sobald er aber frei carpellar geworden, erscheinen sie als gewöhn- liche zur Basis verschmälerte Blätter. Für solche epigyne Blüthen wird also das Schema der Fig. 2 Geltung haben. Auch die rudi- mentären, daher in der Entwicklung so verspäteten Kelchblätter der Compositen, Valerianeen und Dipsaceen wachsen wohl, Vergrünungen nach zu schliessen, gemeinsam mit der Cupula fort, nachdem sich ihre erste Spur erhoben hat, aus der die trichom- oder fielerblätt- chenartigen Pappustheile, welchen Köhne sehr mit Recht die Geltung selbstständiger Blätter gegen Hofmeister abspricht, hervorwachsen. Mit Hilfe der richtigen Auffassung des Cupularfruchtknotens lässt sich nunmehr auch die bisher mehrfach unrichtig begriffene weib- liche Blüthe von Viscum album naturgemäss erklären. Schleiden be- trachtete sie bekanntlich als ein nacktes Eichen, als die unbehüllte, obzwar ein Perigon (von Carpellen war damals noch nichts bekannt) tragende Spitze des Blüthenstiels*). Auch Hanstein sieht das Auf- treten der Embryosäcke im soliden Fruchtknoten als „Binrensonde- rung“ in der Blüthenaxe an. Hofmeister dagegen gibt an, dass zwischen der Anlage der Carpelle eine kleine zellige Erhebung vor- handen ist, die er als terminales Eichen deutet, mit dem die Carpelle aber frühzeitig innigst verschmelzen. Sachs äussert sich über den Fruchtknoten der Loranthaceen nicht bestimmt genug, so dass mir nicht klar ist, ob er Hanstein’s Ansicht beipflichtet, oder ob ihm die weiter zu besprechende Ansicht van Tieghem’s vorschwebte. Er sagt: „Bei den Loranthaceen kommt es überhaupt nicht mehr zur Bildung einer äusserlich begrenzten, abgegliederten Samenknospe: hier hört das Ende der Blüthenaxe auf fortzuwachsen, sobald die Carpelle an- *) Schleiden hat von seinem Standpunkte aus die Loranthaceen ganz korrekt als Gymnospermen aufgefasst, denn wenn der Keimsack im Blüthen- stiel selbst entsteht und das Eichen eine Knospe ist, so ist hier allerdings eine Art nackten Eichens vorhanden, da weder Perigon noch Carpelle eine Hülle um dasselbe bilden. 368 gelegt sind, die untereinander so verwachsen, dass von einer Frucht- knotenhöhle kaum noch die Rede sein kann; nur die Entstehung der Embryosäcke in dem axilen Theil *) des Gewebes des unterständigen Fruchtknotens zeigt, dass diese Stelle der Samenknospe entspricht.“ — Eine seiner Deutung der Cupula konforme Erklärung der weib- lichen Mistelblüthe gab van Tieghem, seinem Principe gemäss, aber- mals vom Gefässbündelverlauf ausgehend. Das Gefässbündelsystem des Blüthenstieles gibt nach ihm am Grunde der Blüthe 8 zum Theile sich noch theilende Bündel für die Perigonblätter ab; sechs übrigbleibende Bündel gruppiren sich in zwei den Carpellen entsprechende Systeme, wobei ein gefässbündelloser, geometrisch axiler Gewebekern bleibt. Mit der Abgabe der Carpellarbündel erlischt nach van Tieghem’s Deu- tung die Axe, und die grösste obere Partie des homogenen Frucht- knotengewebes besteht aus den verwachsenen Perigonblättern und Carpellen. Ein eigentliches Eichen gibt es auch nach diesem Forscher nicht; die Keimsäcke entstehen unmittelbar im Gewebe der verwach- senen Carpelle. Hofmeister’s positive Angabe, dass zwischen den Carpellanlagen anfänglich eine zellige Erhebung vorhanden ist, lässt sich nicht in Zweifel ziehen, aber freilich kann es bezweifelt werden, ob seine Deutung jenes Höckers richtig ist. Wäre derselbe ein Rudiment des Eichens, so müsste eine nachträgliche Verwachsung statlfinden, wie zwischen den Narben der Asclepiadeen. Dagegen aber wendet van Tieghem ein, dass anatomisch keine Spur einer solchen Verwachsung zu sehen ist, indem das Zellgewebe in regelmässigen Zellreihen von der zweilappigen Narbe bis an die Basis der Blüthe sich erstreckt. Demnach könnte jener Höcker nur eine kleine Scheitelpartie der Axe gewesen sein, welche später bei der ‚Verbreiterung der Carpelle von imen derart verbraucht wird, dass sie endlich zusammentreffen, um dann vereint weiter zu wachsen. Eine erneute genaue histologisch-ent- wicklungsgeschichtliche Untersuchung hätte aber vor Allem sicher fest- zustellen, ob eine nachträgliche Verwachsung anfänglich freier Theile stattfindet oder nicht. Unter der vorläufigen Annahme, dass diess nicht geschieht, ergibt sich folgende Deutung des Fruchtknotens von Viscum. In Uebereinstimmung mit anderen unterständigen Cupular- fruchtknoten hört das Centrum der Blüthenaxe bald auf zu wachsen, die Peripherie derselben erhebt sich aber als Cupula, gleichzeitig mit den bereits angelegten Carpellen vereint wachsend, wobei auch diese bald mit einander ebenso verwachsen, was Fig. 5 veranschaulichen soll. In dieser totalen Verwachsung beider Fruchtblätter **) bestünde denn ”) Der Ausdruck axil könnte auch nur im geometrischen Sinne, nicht im morphologischen, gemeint sein, was zu dem Vorausgeschickten besser passen würde. »“*) Eine ähnliche totale Verwachsung oder Verschmelzung findet übrı- gens auch in der männlichen Blüthe von Xanthium statt, woselbst ein Frucht- knotenrudiment vorhanden ist. Nach Köhne erhebt sich m der Mitte der- Blüthe „scheinbar ein einziger Höcker, welcher beim weiteren Wachsthum ganz die 369 auch der einzige Unterschied von jedem gewöhnlichen unterständigen Fruchtknoten. Durch diese Verwachsung wäre aber die Ausgliede- rung eines Eichens unmöglich gemacht, wesshalb die Keimsäcke in den Carpellen selbst entstehen müssten, welche dann auch auf eine Mehrzahl unterdrückter Eichen hindeuten könnten. Auf keinen Fall wäre aber eine unmittelbare Verwachsung der Carpelle mit dem Perigone, nach van Tieghem’s Vorstellung, zulässig. Sollte aber nachgewiesen werden, dass eine nachträgliche Ver- wachsung jenes Höckers mit den Car pellanlagen dennoch stattfindet, dann könnte allerdings dieser Höcker die erste Anlage eines nack- ten Eichens sein, und in diesem Falle würde der Fruchtknoten von Viscum demjenigen mancher Coniferen*) nahe kommen, bei denen der Nucleus mit dem Grunde der Fruchtknotenwandung mehr weni- ger hoch hinauf verwachsen ist, z. B. bei Pinus, Podocarpus. Die Analogie wäre besonders gross mit einem Coniferenfruchtknoten, der überdiess von einem Discus (integumentum externum der Gymno- spermisten) überzogen ist, wie z. B. der von Podocarpus, welcher sich nur durch die ein anatropes Eichen nachahmende Umkehrung, den Mangel eines oberständigen Perigons und den stets frei bleibenden Scheitel des Nucleus von dem Fruchtknoten von Viscum unterschei- den würde. Die Embryosäcke, sämmtlich einem Eichen angehörend, würden dann um so entschiedener auf eine nähere Verwandtschaft der Loranthaceen mit den Coniferen hindeuten. Die Ansicht, dass im Cupularfruchtknoten, insbesondere dem untersländigen, die Carpelle mit der Cupula verwachsen sind, findet sich bereits von De Candolle in der Organographie vegetale ausge- sprochen, jedoch nahm De Candolle an, dass in allen Fällen auch der Kelch mit der Cupula verwachse, und glaubte, dass die Ver- wachsung der Cupula innen nur mit den CGarpellen, nicht aber auch mit anderen Blättern, wie mit den Staubblättern der perigynen Blüthe stattfinde. Die betreffende Stelle in dem genannten Werke **) ist zu charakteristisch, als dass ich sie nicht wieder in Erinnerung bringen sollte: „Es ereignet sich allgemein, dass der Torus, wenn er mit dem Kelche und dem Fruchtknoten verwachsen ist, zwischen den- selben in der ganzen Länge, in welcher sie einander berühren, Ver- wachsung zu bewirken strebt; man sagt alsdann, das Ovarium sei mit dem Kelche verwachsen. Diese Verwachsung der beiden am wei- testen von einander entfernten Organe kann nur dadurch bewerk- Form eines gewöhnlichen Griffels annimmt und sich an der Spitze mit Haaren bekleidet, nur dass er nicht in zwei Schenkel gespalten ist. — Der beschrie- bene Theil ist jedenfalls als aus zwei innig verwachsenen Fruchtblättern ent- aranden zu betrachten und nicht etwa als eine Verlängerung der Blüthenaxe.“ Ich setze voraus, dass der Leser theils durch die prachtvolle Arbeit ehitrars über die Coniferen und Gnetaceen, theils durch meinen in der „Flora“ d. J. enthaltenen Aufsatz über die „samenknospe“ zur Ueberzeugung gelangt ist, dass die sog. „nackten Samen“ der Coniferen in Wahrheit nar ben- lose Fruchtknoten sind. **) Organographie vegetale (Deutsche Uebersetzung von Meissner, I. Band, pag. 431). 370 stelligt werden, dass sich ein jedes derselben mit dem dazwischen liegenden Organe (dem Torus) verbindet. Der Torus, der in deın ganzen Theile, wo die Verwachsung stattfindet, auf eine dünne La- melle reduzirt ist, entwickelt sich oberhalb, da wo der Kelchrand frei wird, bald bildet er eine diesem Kelchrande angewachsene La- melle, die sich alsdann etwas in eine Röhre verlängert, wie man es bei mehreren Rubiaceen, z. B. bei Gardenia sieht* — u. s. w. De Candolle trug, wie zu sehen, seine Anschauung nach dem Stand- punkte seiner Zeit nur dogmatisch vor, ohne genauere Begründung und noch ohne Kenntniss der Entwicklungsgeschichte, ohne sich auch darüber zu äussern, wie man sich die Verwachsung vorzustellen habe; daher es begreiflich wird, dass später, als durch die Entwick- lungsgeschichte eine nachträgliche Verwachsung getrennter Theile widerlegt war, der Gedanke an eine Verwachsung überhaupt vor- schnell aufgegeben wurde. Immerhin war aber De Candolle’s Ansicht im Ganzen richtig und weit scharfsinniger als die frühere Annahme der Verwachsung aller konsekutiven Blüthenkreise oder als die spä- tere Auffassung des unterständigen Fruchtknotens als eines blossen hohlen Axengebildes. Erklärung der halbschematischen Figuren. (Die axilen [caulomatischen] Theile sind schraflirt.) Figur 4. Durchschnitt einer jungen Compositenblüthe, x der erlöschende Gipfel der centralen Axe. Durchschnitt einer Umbelliferenblüthe. Durchschnitt einer Pomaceenblüthe. Durchschnitt einer Zwiebel von Erythronium dens canis: L das Laub- blatt, N,, N,, N, die konsekutiven, scheidigen Niederblätter, K die Achselknospe des Laubblattes, K,, K, die Achselknospen der Nieder- blätter N, und N,. »„ 5. Durchschnitt der Blüthe von Viscum, x der erlöschende Gipfel der centralen Axe. S 08°) ———es92. 2. — = Salixlenzliana(superretusa>glabraA.Kerner) in Fruchtblüthen. Von J. Kerner. Bei einer im August des Jahres 1871 vom Vorder-Stoder aus unternommenen Besteigung des Worscheneck in Oberöster- reich (8722° hoch) sammelte ich oberhalb der Lagelsbergalpe etwa 5000° hoch) eine grössere Anzahl Exemplare der Salix retusa L. und der dort zwergig wachsenden Salix glabra Scop., ohne bei dem unter heftigem Regen und Hagel erfolgten Einsammeln die ein- zelnen Exemplare näher zu untersuchen. Bei der später behufs des Einlegens und Trocknens vorgenom- menen Durchsicht des Gesammelten fand ich unter der ziemlich grossen 371 Anzahl von Exemplaren der genannten zwei Weiden Ein Fruchl- kätzchen tragendes Exemplar, das weder Salix retusa L. noch Salix glabra Scop. ist, aber Merkmale beider Weidenarten an sich trägt und schon der äusseren Tracht nach als ein Bastart dieser Weiden sich darstellt. Zwischen Salx retusa L. und Salix glabra Scop. ist bereits ein Bastart bekannt, nämlich die von meinem Bruder, Dr. A. Kerner, in seinen „Niederösterreichischen Weiden“ (Verhandlungen der k. k. z00l. bot. Gesellschaft, Jahrgang 1860) beschriebene < Salıx Fenz- liana (superretusa X glabra). Da aber dieser Bastart bisher nur in Staubblüthen und nur einmal in Einem Exemplare, nämlich in Niederösterreich „in der Krummholzregion am westlichen Abfalle des hohen Schneeberges bei 5500°* gefunden wurde, halte ich nicht ohne Werth, das Auffinden dieser seltenen Bastarlweide nun auch in Fruchtblüthen bekannt zu geben *). Das von mir gefundene Exemplar dieser Bastartweide ist zwer- gig, der Stamm dem Boden aulliegend, derb, knorrig, verzweigt, — die jüngeren Zweige sind mit einer häutigen, gelbbraunen, glän- zenden Rinde bedeckt, mahnen einerseits durch das Knorrige und das Aufliegen am Boden an Salix retusa L., anderseits durch das Vor- schlagen des Gelb in der Farbe ihrer Rinde, sowie dadurch, dass sie, bei verhältnissmässiger Kürze ziemlich dick — verhältnissmässig dicker als bei Salix retusa L. — erscheinen. an Salix glabra Scop. Die Blätter sind verkehrteiförmig, stumpf, in einen sehr kurzen (wie Salix retusa L.), dicken (wie Sr glabra Scop.) Blattstiel verschmälert, 14— 24" lang, 8—14”” breit, zeigen die Form einer grossblättrigen Salix retusa L., sie sind aber im ganzen Umfange gesägt, wie Salix glabra Scop., unterscheiden sich hiedurch von allen Formen der Salix retusa L. — selbst von der Salix Kitaibeliana Willd. der Karpathen —; sie sind kahl, oberseits dunkelgrün, glänzend, unterseits mallgrün mit etwas bläulicher Tour, malınen hiedurch an Salix glabra Sc op., werden aber im Verwelken nicht schwarz, wie Salix glabra Scop., halten aber auch hiebei nicht die den verwelkten Blättern der Salix retusa L. eigene lichtgelbbraune Farbe, sondern werden dunkelbraun. Auf beiden Seiten des Blattes treten die Nerven deutlich vor. Wie ich schon bei Beschreibung der <.Salix retusoides, des Bastarts aus Salix retusa L. mit Salix Myrsinites 1. Jacquiniana Koch (Ver- handlungen der k. k. zool. bot. Gesellschaft in Wien, 1862, p. 1223) besonders hervorgehoben habe, laufen bei Salix retusa L. die Seiten- nerven in Winkeln von 20—30° ab und gegen die Blattspitze zu, so dass man das Blatt parallelnervig bezeichnen kann. Bei Salix glabra Scop. hingegen ist die Richtung der Seitennerven gegen die seitlichen Ränder des Blattes gerichtet. Die Nervatur der Blälter der vorliegenden *) Durch das Auffinden dieser Bastartweide in Ober-Oesterreich ist auch die Flora dieses Landes um einen neuen Bürger vermehrt. 372 Bastartweide gleicht nun in der Abzweigung der Seitennerven von dem Hauptnerve mehr der Nervatur der Blätter von Salie glabra Scop., — die Seitennerven biegen aber am Rande der Blätter in einer starken Krümmung gegen die Spitze des Bogens, wie dieses bei Salix glabra Scop. nicht der Fall ist; die Zahl der Seitennerven auf jeder Seite des Mittelnerves ist 7—8, bei Salix retusa L. 4—6,! bei Salix glabra Scop. 10—16. Die Kätzchen brechen mit den Blättern hervor; — die Kätz- chen mit Fruchtblüthen befinden sich am Ende kurzer beblätterter Aestchen, die Blätter, 3—4 an der Zahl, sind den Blättern der anderen Zweige gleichgestaltet und wie dieselben, wenn auch etwas schwächer, gesägt. Die Kätzchen sind ziemlich reichblüthig, kurz und obwohl nahe der Fruchtreife nicht verlängert, nicht locker und unterscheiden sich daher einerseits von den armblüthigen Kätzchen der Saliz retusa L., anderseits von den gegen die Fruchtreife sich verlängernden und lockeren Kätzchen der Salix glabra Scop., — stimmen in der Reich- blüthigkeit mit jenen der Salix glabra Scop., in dem gedrängten Blüthenstande mit Salix retusa L. überein. Die Kätzchenspindel ist mit wenigen zerstreuten, langen Haaren besetzt. Die Kätzchenschuppen sind eirund, grün, kahl — nur einige wenige sehr spärlich an ihrem oberen Rande behaart. Der Fruchtknoten ist kahl, aus eiförmigem Grunde kegelförmig verlängert in einen mittelmässig langen Griffel, der gleichlange, ab- stehende, zweilappige, dickliche Narben trägt, vorgezogen; der Frucht- knotenstiel ist kurz, so lang, als die längliche, abgestutzte, innere Honigdrüse. (Eine äussere Honigdrüse ist bei dieser @ Bastartweide — wie bei $. retusa © und S.glabra SJ und @ — nicht vorhanden, während die g Bastartweide — wie Salix retusa 9 — einen zwei-. drüsigen Torus hat.) Im Vergleiche zu Salix retusa L. und Salix glabra Scop. er- scheint der Fruchtknoten, wenn er auch in der Form sich mehr jenem der $. glabra Scop. nähert, doch etwas kürzer und dicker — der- selbe ist an den der Fruchtreife nahen Kätzchen (nur solche liegen vor) kürzer gestielt, als bei Salz glabra Scop. im selben Stadium der Entwicklung —, der Griffel ist länger als bei Salix retusa L., weit kürzer als bei Salix glabra Scop., — die Narben gleichen mehr jenen der Salix retusa L. Krems, am 1. November 1874. —n 090 »2-— 313 Die Formenreihe der Alpenrosen der Rotte Eurhododendron DC. in Tirol, Von P. Julius Gremblich. Die Zahl der in Oesterreich vorkommenden hybriden Pflanzen betrug nach A. Kerner Oest. bot. Zeitschr. XV, Nr. 7 schon im Jahre 1865 in runder Zahl 300, eine Zahl, die inzwischen wieder bedeu- tend gesteigert wurde. Unter diesen Bastarten befinden sich nicht nur solche, die genau die Mitte zwischen den Stammeltern halten, sondern auch nicht wenige goneoklinische, besonders bei den Gat- tungen Salix, Cirsium, Primula, Hieracium etc. Leider gibt es auch manche, die nur getauft wurden, nicht aber zugleich auch das Pa- thengeschenk einer Beschreibung erhielten, wie z. B. Primula Venzoi, Pedicularis veneta etc. Wenn es auch wahr ist, dass es eine Menge solcher Hybriden gibt, die fast nur durch habituelle, nicht leicht durch Worte wiedergebbare Definitionen unterschieden werden können; so gibt es doch andererseits eine Reihe von Bastarten, bei denen ge- wisse Eigenthümlichkeiten der Stammarten ein Eingehen in die ver- wickelten Grade der Verwandtschaft mit nicht grossen Schwierig- keiten gestalten, wie z. B. die Grössen- und Spaltungsverhällnisse der Laub- und Deckblätter der Cirsien, die Punktirung der Unterseite der Blätter der Alpenrosen etc. Um bei meiner Gruppe eine grössere Genauigkeit, ich möchte fast sagen, eine Kontrole über den Werth der einzelnen Formen zu haben, konstruirte ich mir im Voraus eine malhemalische Skizze, welche mich aus den Zahlenverhältnissen der vermeintlichen Stamm- arten die betreffenden der hybriden Formen lehrte, und deren Ueber- einstimmen mit der Natur mich nur im Glauben an die richtige Deu- tung der betreffenden Formen bestärkte. An unseren Pflanzen sind die grössten Unterschiede jedenfalls in der Bekleidung der Unterseite der Blätter, der Berandung der- selben und am Kelche gelegen, welche Eigenschaften wir auch, be- sonders die erste, als geeignet schienen zur Feststellung der Formen. Das im Allgemeinen sehr verhasste „Haarklieben“ füllt hier weg, da die Haare der Berandung wegen des leichten Abfallens besonders bei den hybriden Formen nur einen sehr relativen Werth zur Deu- tung der Formen besitzen können. Vor Allem machte ich mich an eine genaue Zählung der Drü- sen auf der Unterseite der Blätter und fand, dass sich die Zahl der- selben nach zahlreichen, für die Augen nicht wenig anstrengenden Messungen bei Rh. ferrugineum auf einer Fläche von 9U] ”” durch- schnittlich auf 139 beläuft, während sie bei Rh. hirsutum auf gleichem Raume sich auf 11 beziffert. Hielte nun ein Bastart genau die Mitte zwischen diesen beiden Alpenrosenarten, so würde derselbe auf oben angegebenem Raume 75 Drüsen tragen. Von den goneoklinischen Bastarten träfe es dem Rh. ferrugineum näher verwandten 107, dem Oesterr. botan. Zeitschrift. 12. Heft. 187% 25 374 Rh. hirsutum näheren 43 Drüsen auf je 9U]””, Ganz ein ähnliches Verhältniss zeigen auch die Längen der Kelchzipfel, welche um so leichter zur Distinguirung benützt werden können, als die Breite fast bei allen Formen gleich ist. In der folgenden Tabelle stellte ich die aus Messungen gewon- nenen Resultate zusammen. Feh. super- Feh. sub- : . B Rh. ferr. Rh. hirsu- Rh. ferrugineum ferr.x = Fer X | Kirasıt, a Ge hirs, Bm Zahl der Drüsen auf 120—180 90—120 70—80 30—50 6—- 15 977 Mm. Länge der Kelchzipfel 0°5 0:75—1 15 2—2'25 | 2°5—3°5 in Mm. Im Nachfolgenden will ich noch die einzelnen Formen, wie sie sich in Tirol vorfinden, besprechen. Um über die allgemeine geogra- phische Verbreitung mich genau einzulassen, fehlen mir einige diess- bezügliche Werke. Rhododendron ferrugineum (.. sp. p. 562). Die Blätter sind verkehrteiförmig, elliptisch oder lanzettlich, meist mit einer etwas entfernten, fast verschwindenden Einkerbung versehen, auf der Unterseite bei alten Blättern wegen der zahl- reichen Drüsen vollständig rostbraun; die Kelchzipfel sind ausserordentlich klein, breiter als lang; das Roth der Blüthen ist im Allgemeinen bedeutend tiefer als an Rh. hirsutum. — Diese Pflanze kommt bei uns vorzüglich auf moorigem oder schieferigem Boden in den Alpen besonders an Abhängen vor, wo oft häufig unter ihrem Schatten selbst Sphagnum-Arten, besonders Sph. acutifolium aber auch Sph. rigidum wuchern. Thalabwärts steigt diese Pflanze am tiefsten um Bozen herum, indem sie dort bis 660 Meter, in Nord- tirol aber bis 760 Meter vorkommt, während sie wieder am Hoch- eder bei Telfs in einzelnen kleinen Büschen noch bei 2350 Meter vorkommt. Als merkwürdige Formen verdienen aufgeführt zu werden: a) Die weissblühenden*) welche sich bei uns nicht selten vorfinden, wie z. B. an einer Stelle am Patscherkofl bei Innsbruck, dann noch im Schmirn, bei Schwaz, im Vinstgau, woher sie schon Hausmann aufführt. b) Die gefüllten, bei denen die Staubblätter in Blumenblätter umgewandelt erscheinen; solche finden sich nach Hausmann am Glun- getzer bei Innsbruck, vor, dann noch bei Trafoi, wo sie A. Kerner in ausgezeichneten Exemplaren fand. (Oesterr. botan. Zeitschr. 1865, pag. 9.) *) Nach E. Berger „Bestimmung der Gartenpflanzen“ p. 386 werden in Gärten ausser weissen auch bunte Formen gezüchtet, welche ich jedoch bei uns nie zu Gesichte bekam. 375 Rhododendron halense — Rhod. superferrugineum>< hirsutum. Diese Form steht der vorausgehenden am nächsten und zeigt wie die folgenden unverkennbar die Einwirkung von Rh. ferrugineum, indem die grösste Breite des Blattes vor die Mitte desselben, also näher dem Blattstiele fällt. Ein deutlicher Beweis der Betheiligung von Rh. hirsutum sind die immerhin sehr leicht abfälligen einzelnen Haare am Rande der Blätter. — Dass übrigens diese wie die beiden folgenden Formen wirklich hybrid seien“), darauf deutet schon der Umstand hin, dass die meisten Kapseln verkümmern, oder die sehr kleinen Samen, wenn welche entwickelt werden, taub sind; die oben angegebenen Zahlenverhältnisse können in dieser Hinsicht nur be- stärken, so wie auch die Art und Weise des Vorkommens, indem die vermeintlich hybriden Formen nur in der Nähe der Stammeltern und zwar vorzüglich dort, wo eine von beiden Stammarten seltener ist, vorkommen. — Die Farbe der Unterseite der Blätter von Rh. halense erinnert noch sehr stark an die von Rh. ferrugineum, jedoch die einzelnen Haare am Blattrande geben Zeugniss der Betheiligung von Rh. hirsutum an der Bildung dieser Form, und die Anzahl der Drüsen auf der Unterseite der Blätter und die Masszahlen der Kelch- zipfel lassen keinen Zweifel über die rechte Deutung derselben aul- kommen. Diese Form fand ich mit Rh. ferrugineum und den folgen- den an den nach Norden abfallenden Abhängen des elwa mit seiner Sohle 1730 Meter s. m. gelegenen Pfeissthales hinter dem Haller Sälzberge, Ende Juni in einigen blühenden Sträuchern. Rhododendron intermedium Tausch. (Regensb. botan. Zeitschr. v. 19. p. 36) —= Rh. ferrugineum> hirsutum entspricht, besonders, da Tausch auch unter diesem Namen zwei verschiedene Pflanzen verstanden zu haben scheint. Um jedoch Verwirrungen zu vermeiden, möge dieser Name auf die Kombination Rh. ferrugineum> a 0 ae Sur Ber Eee Uechtritz, Ru 'olfv. — Floristische Bender el oil re Bas — — Floristische Mittheilungen, zumeist die Flora Shdkpanien‘ betreffend . 133 — — Hieracium calophyllum . . . » - 3 ir NE — — Notiz über Calamintha aethnensis Strobl Bu - 30 Val de Lievre, Anton. — Beiträge zur Kenntniss der Karte lagech der Flora Tridentina . . . ee ei ne ST EEE 50, 110, 477 Vogl, Dr. A. E. — ik ratukorienie ee be ae neuen te, A Wiesbaur, J. — :Litöräturberichte 4.12. „U. 90. Ser pe — — Phytographische Studien... . » . 108 Wiesner, Dr. J. — Kleinere Arbeiten 4 Sitdnzensinihe Tnsesıkte der Wiener Universität . . .... en 9 DI OOHG — — Literaturberichte . . .. . AR ee OR IE Winkler, Moritz. — en an En Eee 2 III. Correspondenzen. Aus Athen -von Dr. Landerer . - . „.. „il armnlemniis, ic „ Bayreuth in Baiern von Br. Thumb, ee AIR 287 399 Seite Berne VOnLUr. ASCHETSON „4 5 ns, ee a aa ” er) ” br) ” ” Breslau van DECHEniiz ee ee ae Sa net, Bryan, har AR BebpnernsBohkmen. von Polak .. ae sin ar aan Barlssaie in. Baden von Mayar-.ıia) 4 m en ae Falkenberg in’ Schlesien von Plosel ... +»... 2: 2 2.0.2.0. ....I464 Giesmansdorf in Schlesien von Winkler . ». 2.2... en ET Balsınu roh vonuGgnembliehr. nu... 08%. # 017% u» 02, 2196252, 358 ImsbrucktvonDrakternersn Ale ae ine aan 2 en m Innsbruck von Strobl RE Mars deli el Tele ae 3 65 Ve Pin, AR A Innsbruck von Treuinfels ..... ne ee ee. ee Kalksburg in Niederösterreich von W ehr >. 63,, 160,228, 00 Bis Berenne’ in. Ungarn: von;Dr. Borbas 4... 5... 2... 2208 Klagenfurt von Krenberger . ... a See ar 1a A Langenlois in Niederösterreich von er a Ban valeitar auf Maltasvonelanilkan an. oa BrANOBeITHKauschen., szene ie ie ae ae ee Re ee Nagy Enyed in Siebenbürgen von Csatö ... .. . 2 2... =. .22% NNS., Podhrad.in: Ungarn von; Holuby' .., „os >00... 02-1 ...2.208 324 ErasvonsBRichter una cl a ae a a 0a len BD Petroseny in Siebenbürgen von Csatd 2 ale aha ae ee Prag von Dr. Celakovsky ee le ens een ee ge ee ee Reichenberg in Böhmen von Siegmund ...... 0... .2.2..428 sesten an. Diral.von Huter:. N. . # . „ent 50.0 38 A013 BraGoarzamı klein, von Herpall;is... 2.0042: 200 Se uw Dee Str Gothard in Siebenbürgen: von Janka". .. . ... 05.0 200 2010 Nerespatak in, Siebenbürgen’ von Gsat6 „u... 8: an a a Re er e e e ae DROIEKAUNIAFSACHSEN, VORHÄTT ZU ES 2 5 a ee ee a ee IV. Stehende Rubriken. Personalnotizen . » . . .33, 65, 99, 128, 162, 195, 225, 257, 288, 353, 395 Vereine, Anstalten, Unternehmungen . 34, 66, 129, 162, 226, 257, 289, 321, 354 BER AIScleS. 229 In ae ee HT RN na ea ZELTE 1272) PR Er Eu £ srl Eee Botanischer Tauschverein in Wien 35, 68, 99, 133, 163, 195, 228, : ... 34, 99, 163 3 Een iA 4,10. Er a = rd rs ), une Serra a7 ur EL ur kaswnn 3014 ii noise ni moi ; + Sieh er WW mtanldof wi trobantarnhi- BER >... ET HT 3 run Amsafh kıay era B, ; i ir Eu j 10V Mn Br .; DEM En} | T now urn 4 # ’ er i _ Khi “ me I ru Ent > ”. 2 Dr . a. w; u A { a Win: N 3 5185 00295 u