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Organisation,

Systematik und geographisches Verhältnifs

der

Infusionsthiercheru

Zwei Vorträge, in der Akademie der Wissenschaften zu Berlin gehalten in den Jahren 1828 und 1830

€. G. EHREXßERK.

Mit 8 Kupfertafeln in Folio.

Non fumum ex fulgore sed ex fumo dare lucem!

Berlin.

Gedruckt in der Druckerei der Königlichen Akademie der Wissenfchaften.

1830.

In Commitsion bei F. Dümmler.

Die

geographische Verbreitung der Infusionsthierchen in

Nord -Afrika und West -Asien, beobachtet auf

Hemprich und Ehrenbergs Reisen,

mitgetheilt

C. G. EHRENBERG.

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[Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 10. Januar 1823.]

u.

nter die wissenschaftlichen Aufgaben, welche ich mir bei meinen, auf Veranlassung und durch Unterstützung dieser Akademie mit Dr. Hemprich gemachten Reisen in Afrika und Arabien zu lösen vorgenommen hatte, ge- hört auch die der geographischen Verbreitung jener kleinsten Organismen, welche unter dem Namen der Infusionsthierchen bekannt sind, und ich wähle diese erste, bisher nie in andern Welttheilen aufmerksam beachtete Stufe der organischen Bildungen zum ersten zoologischen Gegenstande mei- ner Mitlheilungen. Im gewöhnlichen Leben hat man freilich für diese Thierchen, die man mit blofsem Auge nie, oder doch nie deutlich sieht, wenig Interesse, allein dies ist nur eine Folge der Unbekanntschaft mit den- selben. Das Interesse für sie wächst immer mehr, je specieller man ihre Existenz und Eigenthümlichkeiten ins Auge fafst. Schon Leuwenhoek berechnete, dafs in der männlichen Milch eines einzigen Fisches, in der niedrigst zu stellenden Zahl, sich mehr Lebendiges finde, als die'Gesammt- zahl der Menschen auf der Erde dreifsig mal genommen beträgt. Ich selbst erkenne Monaden, welche ein -j^ö bis "^o einer Linie im Durchmesser ha- ben, und so dicht gedrängt bei einander leben, dafs ihre Zwischenräume kaum gröfser sind als ihre Durchmesser. Es läfst sich leicht berechnen, wie viel ein einziges 2 Fufs tiefes Wassergefäfs mit längere Zeit ruhig stehen- dem Wasser, wie wir z. B. dergleichen zum Feuerlöschen bei den Woh- nungen sehen, deren unter den nöthigen Bedingungen enthalten müsse. Jede

A

3 9

2 Ehrenberg : die geographische f^erbreitung

Cubiklinie wird, nimmt man sie auch nur zu ^ ihres Raumes, mit Thierchen erfüllt, 500 Millionen, jeder Cubikzoll aber über 800,000 Millionen Thier- chen enthalten. Sind in jenen Wassergefäfsen 6 Cubikfufs Wasser, so be- stehen diese aus 1036S Cubikzollen, oder fast 18 Millionen Cubiklinien, und da in jeder einzelnen derselben 500 Millionen Thierchen leben, so enthält jener Raum 9000 Billionen lebendiger Wesen, und ein einziger davon unter das Microscop gebrachter, eine Cubiklinie grofser Tropfen enthält deren 500 Millionen, gerade soviel als es den nicht überschätzenden Berechnungen zu- folge, Menschen auf der ganzen Erde giebt. Man denkt sich nun die Zahlen der lebendigen Körper eines stagnirenden Grabens, man denkt sich mit die- sem Leben im Sommer dicht erfüllte Teiche und Seen, und endlich beachtet man, dafs zwei Drittheile der Oberfläche unseres Erdkörpers von Wasser bedeckt wird, welches, wie in der neuern Zeit die Beobachtungen des Capi- tains Scoresby wieder bestätigen, selbst als Ocean häufig fähig ist, die Ent- wicklung ähnlicher Organisationen zu begünstigen, so erhält man, auch bei höher angenommenen Gröfsen und Zwischenräumen dieser Thiere, ein Re- sultat, welches die Masse des organischen Lebens als unermcfshch und für den Ausdruck unerreichbar fühlen läfst, aber jenes unscheinbare, nur dem bewaffneten Auge des Naturforschers sichtbare, in zahlloser Menge ver- streute Leben erhält auch die Bedeutung, welche sie zu einem besonders würdigen Gegenstande einer wissenschaftlichen Forschung erhebt.

Die Wichtigkeit der Erforschung und fortdauernden Beachtung der Formen una Bedingungen dieser zahllosen Menge unserm gewöhnlichen Ge- sichtskreise unerreichbarer lebendiger Wesen, welche die Zahl der sichtbaren so unendlich übersteigt, wie die Sternenzahl der Milchstrafse des Himmels die dem gewöhnlichen Auge offen liegenden Sterne ins Unzählbare übertrifft, und deren Existenz für die Öconomie der Natur vom entschiedendsten und gröfsten Einflufs sein mufs, ist auch seit den ersten Zeiten der Entdeckung des Microscops eingesehen worden. Denkende Gelehrte, denen die Erklä- rung der Lebenserscheinungen, die Auffindung ihrer Bedingungen und die Feststellung des Begriffs des Lebens am Herzen lag, haben sich schon früh bemüht, das unter dem Schleier der Kleinheit verborgen wirkende riesen- hafte Leben ans Licht zu ziehen und genau zu beachten. In der neuesten Zeit ist man sogar vielseitig auf das Resultat gekommen, dafs hier wirklich die Werkstätte der bildenden Natur, der Anfang und das Ende aller Orga-

\

der Infusionsthierchen in Nord- Afrika und West- Asien. 3

nismen sei. Alles Organische soll in diese Monaden wieder zerfallen, ohne je zu sterben, und aus diesen unsichtbaren und unscheinbaren Infusorien soll sich durch Verschmelzen mehrerer zu gröfseren Formen allmälig alles Orga- nische bilden, selbst der Leib des Menschen soll ein Haufe solcher Mona- den sein.

Ohne mich dieser, nicht der Beobachtung, sondern der vorgreiffenden speculativen Philosophie angehörigen Meinung anzuschliefsen, habe ich mit dieser Einleitung und Erinnerung an bekannte Meinungen und Verhältnisse nur den Gesichtspunkt bezeichnen wollen, aus welchem, was ich vorzutragen gedenke, hervorgegangen, und es ergiebt sich aus derselben neben der all- gemeinen physiologischen Wichtigkeit des Gegenstandes, noch die besondre Wichtigkeit der Beantwortung der Frage:

,,Ob die Formen der Infusionsthierchen, welche bei uns die Gewässer , , ins Zahllose erfüllen, und demgemäfs den Urstoff der organischen „Schöpfungen bilden sollen, in allen Welttheilen dieselben sind, oder ,,ob mit der Verschiedenheit der grüfsern Naturkörper nach den Cli- ,,maten, auch eine Verschiedenheit der kleineren Lebensformen beob- achtet werde, welche letztere denn einen Zusammenhang mit den ,,ersteren haben könnten."

Je angelegentlicher ich mich demgemäfs mit dem angegebenen Gegen- stande beschäftigt habe, desto gröfser fand ich aber die Schwierigkeiten, zu befriedigenden Resultaten zu gelangen, welche besonders darin lagen, dafs ich immer mehr einsah, dafs die bisherigen systematischen Formbestimmun- gen der Infusorien viel zu wenig auf richtigen festen Grundsätzen beruhten. Dessenungeachtet habe ich die Beobachtungen fortgesetzt, und sie besonders auf zwei Gesichtspunkte gelenkt, indem ich auszumitteln strebte, erstlich: ,, Ob es in den heifsen Zonen Infusorien gebe, welche aller Widersprüche ,, einer scharfen Kritik ungeachtet, sich als besondere, nur diesen „Zonen angehörige Formen betrachten liefsen, und ob es ebenda Infuso- ,, rienformen gebe, welche allen Anforderungen einer strengen Kritik gnü- ,, gend, sich als den europäischen ganz gleich erweisen liefsen ; zweitens : ,,Ob in dem Thauwasser der afrikanischen Länder und Wüsten Infuso- „rien vorkämen, welche mit mehr Bestimmtheit als die unsrigen, einer- , , seits für eine plötzliche Entstehung aus Urstoffen, und andrerseits für „ein meteorisches Verhalten derselben sprächen.

A2

4 Ehrenberg : die geographische Verbreitung

Um Genauigkeit zu erreichen, hatte ich mich neben einem zusammen- gesetzten Microscop mit einem Glasmicrometer versehen, und habe alle beobachtete Formen sogleich unter dem Microscop gezeichnet und ihre wirk- liche Gröfse dabei angemerkt. Waren sie farbig, so habe ich sie sogleich in derselben Farbe colorirt.

Bevor ich nun zu den gewonnenen Resultaten übergehe, will ich zuerst auf einige Nachrichten aufmerksam machen, welche Gmelin und franzö- sische Gelehrte über das Verhalten der Infusorien in andern Welttheilen schon gegeben haben, die jedoch, wie sich erweisen wird, in unsicheren Thatsachen oder allgemeinen Ausdrücken bestehen und das wissenschaftliche Bedürfnifs nicht befriedigen.

Gmelin beschreibt im Systema Natura e zwei aufsereuropäische Infu- sorien, deren eine dem indischen, die andere dem atlantischen Ocean ange- höre. Diese beiden, der Gattung Vorticella zugeschriebenen Körper sind zwar schwerlich je zu entziffern, aber gewifs ist, dafs sie weder Vorticellen noch Infusorien sind.

Riche, ein junger thätiger Naturforscher, welcher mit d'Entreca- steau 1791 zur Aufsuchung Lapeyrouses in See ging und dann bald starb, theilte nach einer Bemerkung in Schweigger's Handbuche der Naturgesch. der skeletlosen Thiere p. 261. mit, dafs die Infusorien des Südoceans denen von Europa gleich wären, allein er scheint sie nicht so speciell beachtet zu haben, dafs er den Formen hätte systematische Namen beilegen können, we- nigstens sind diese nicht bekannt geworden, und somit sind seine Beobach- tungen nicht geeignet, etwas mehr festzustellen, als dafs es im Siklocean ebenfalls Infusorien gebe. Herrn Georg v. Cuviers sehr ehrenvolle Eloge des geistreichen und eifrigen jungen Naturforschers, findet sich im ersten Bande der Rapports des travaux de la sociale philomalique . Er war vor Antritt seiner Reise in Paris einer der Gründer und Secretair dieser gelehrten Ge- sellschaft gewesen, und hatte sich auch mit Infusorienbeobachtungen in Paris beschäftigt, die er der Gesellschaft vorgetragen hat, von denen aber nichts gedruckt ist.

Andere Nachrichten gleicher Art theilte B ose über seine in Nord-Ame- rika angestellten Beobachtungen im Jahre 1802 mit. Sie finden sich im Dictionnaire d'histoire naturelle par Deterville, und wurden in Carolina ge- macht. Der Verfasser dieser Nachricht spricht ebenfalls von den Infusorien

der I nfusionslhierchen in Nord- Afrika und West -Asien. 5

im Allgemeinen, nennt aber mir drei beobachtete Formen, und bei einer genaueren Kritik ergiebt sich, dafs eine derselben vielleicht (wie Bory de St. Vincent im Dict. Classicjiie arlicle Siliwella wohl richtig erkannt haben mag) eine flüchtig mit der Feder gezeichnete Larve eines Enlomostraci ist. Bosc nannte diese Form Cercaria cornuta, und Bory de St. Vincent hatte sie früher als eigene Infusorien -Gattung Silurella Boscii genannt und einen ähnlichen Irrthum begangen. Eine zweite amerikanische Form ist Vorti- cella doliolum Bosc. Auch die Charactere dieser Form lassen sich nicht an- geben. Die Figur ist, wie die erste, sehr flüchtig entworfen, und gar nicht geeignet, auf eine Schärfe der Beobachtungen hinzudeuten, wie sie jetzt nö- thig erscheint. Die dritte Form ist nicht gezeichnet, nur genannt als Roti- jere, und kann mithin eine Art der Gattung Rotifer, aber auch eine andere Gattung der Bäderthiere gewesen sein. Aus diesen wenig bestimmten und einigen noch unbestimmteren Beobachtungen zieht Herr Bosc pag. 186. jenes Buches das Bcsultat, dafs die kleinen Infusorien überall dieselben sein müs- sen, dafs aber die gröfseren in heifsen Erdstrichen ohne Zweifel oft ver- schieden sein mögen, wobei er sich auf seine Erfahrungen bezieht.

Auf ähnliche Weise spricht sich, ohne auf seine Vorgänger Bücksicht zu nehmen, Bory de St. Vincent im Dict, Classique ai'ticle Geographie pag. 254. aus. Er behauptet dieselben Navicula-, Cercaria- und Volvox- Arten während des französischen Feldzuges in Bufsland im Wasser des Nie- men und auf seinen Beisen in He de France gesehen zu haben, ohne jedoch eine dieser Formen mit systematischen Namen zu bezeichnen. Die Unzu- länglichkeit der Beisebeobachtungen scheint der Verfasser dieser Nachrichten durch Infusionsversuch« mit organischen Substanzen aus verschiedenen ent- fernten Landstrichen, die er in Paris angestellt hat, haben ergänzen zu wol- len. Es war aber von diesen nicht zu erwarten, dafs sie ein anderes Besultat, als die bekannten Pfeffer- und Zimmetaufgüsse u. s. w. schön ergeben hatten, liefern würden. Jedoch versichert Herr Bory, in jedem verschiedenen Auf- gusse eine Mehrzahl {un petit nombre) eigenthümlicher Thierarten entdeckt zu haben. Die Mittheilung der speciellen Ergebnisse ist bis jetzt noch nicht erfolgt, und jenes widerspricht meinen Erfahrungen über Infusorien ganz.

Es ist noch eine auf geographische Vertheilung der Infusorien Bezug habende Beobachtung zu erwähnen übrig, welche Chamisso auf Kotze- bue's Weltumseglung (1815) im hohen Meere in der Nähe der brasiliani-

6 Ehrenberg: die geographische Verbreitung

sehen Küste machte. Eysenhardt und Chamisso beschreiben (1820) das damals erkannte, das Meer grün färbende Thier als Paramaeciüm oceanicum. Die Form dieses Thieres pafst nicht übel zur Form der Cetraria viridis, in deren Nähe es wohl gehören mag. Die Gattung Paramaeciüm ist anders zu umschreiben, als es Müller that, und dann umfafst sie bestimmtere Formen, wozu diese nicht leicht gehören kann. Der gespaltene Hintertheil der Cerca- ria viridis bei Müller beruht auf optischer Täuschung, wie auch beim Bra- chionus uncinaliis, und stört daher die Vergleichung nicht. JV- -d. JVat. C. X.

Ich gehe nun zu den eigenen Erfahrungen über.

Infusorienbeobachtungen wurden von mir zuerst in der libyschen Wüste an allen den Orten wiederholt, wo wir Ruhetage machten zuerst in Dscheil el achterie bei Alexandrien. Diese ersten Beobachtungen, wovon ich nur Zeichnungen gemacht, und dabei die Maafse angegeben hatte, sind verloren gegangen, doch glaube ich, alle damals beobachtete Formen in Siwa wiedergefunden zu haben. In den Brunnen bei Abusir, in Schmeime, in Medsched, bei Kasr eschdaebie, in Wadi dachan und in Bir Audscherin fand ich in dem Wasser, welches wir tranken, zuweilen Monas atomus Müll. und Monas glaueoma, eine bisher nicht beschriebene Art. Aufser diesen, durch Verlust der Papiere unvollständigen, aber nicht gerade besonders ein- flufsvollen Beobachtungen, habe ich noch an einem Orte des adriatischen Meeres, und überdiefs an zehn andern, theils afrikanischen, theils arabi- schen Orten Beobachtungen angestellt, und davon Zeichnungen und schrift- liche Bemerkungen glücklich mitgebracht.

Wir beobachteten nämlich:

1 . Bei Cattaro im adriatischen Meere 1 Form.

2. Bei Alexandrien im Mittelmeere der libyschen Küste 3 Formen.

3. Bei Siwa in der Oase des Jupiter Ammon S

4. In Bulak bei Cahira in Ägypten in sumpfigem Nil-

wasser 6

5. In Sues am rothen Meere im Seewasser 2

6. In Tor am rothen Meere im Seewasser, in Brunnen-

wasser und in Aufgüssen 10 :

7. In Conferven, welche ich vom Sinai- Gebirge aus dem

Bache des Thaies Wadi Esle frisch nach Tor mit- nahm 18

der Infusionsthierchen in Nord -Afrika und West- Asien. 7

8. In Suckot in Nubien im stagnirenden Nilwasser 2 Formen.

9 . Auf der Nilinsel Argo in Dongala 3

10. In der Festung Dongala gedid (Neu-Dongala, dersel-

ben, zu deren Anlegung ich dem türkischen Gou- verneur den Plan entwerfen und zeichnen mufste) im Nilwasser 10

1 1 . Auf der Insel Massaua bei Habessinien im Meerwasser 1 Form.

64 Formen. Diese 64 beobachteten Formen reduciren sich systematisch auf 57 ver- schiedene Arten, welche, die einzige bei Cattaro ausgenommen, sämmtlich theils subtropischen, theils tropischen Gegenden angehören. Die 4 letzten Beobachtungspunkte, von Suckot an, gehören Erdstrichen jenseit des nörd- lichen Wendekreises gegen den Äquator hin an, und da die 28 in Tor am Sinai beobachteten Formen auch dem Wendekreise sehr nahe stehen, so gehören bei weitem die Mehrzahl, nämlich ^, mehr den tropischen Gegenden an. Der wissenschaftliche Werth dieser 57 Thierchen ist folgender: Ein Theil derselben sind bereits bekannte europäische Formen, über deren Identität ich nach wiederholter Vergleichung der Maafse, Zeichnungen und Beschreibungen mit den bei Berlin lebenden Thieren weiter keinen Zweifel haben kann. Solcher Formen sind 10, nämlich:

Anguillula fluviatilis.

{Vibrio fluviatilis Müll.)

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Closterium liinula Nitzsch. Kolpoda cucullus Müller. Monas atomns Müller.

termo Müller.

Paramaecium chrjsalis Müller. Rotifer vulgaris Schrank. Tracüelius lamella.

{Kolpoda lamella Müller.')

Vibrio rugula Müller. Vorticella corwallaria Müller.

Ein anderer Theil der Formen sind solche, welche zwar als europäi- sche Thierarten noch nicht bekannt sind, die ich aber selbst, theils bei mei-

8 Ehrenberg : die geographische Verbreitung

nen früheren Beobachtungen in Leipzig und Berlin, theils jetzt später wie- der in Berlin ebenfalls vorgefunden habe. Solcher Formen sind 4, nämlich:

Anguillula inflexa. nov. spec. Cocconema cistula. nov. Gen. Motjura adriatica. n. G. Navicula Jusiformis. n. sp.

Endlich giebt es eine Anzahl von Formen, welche schon beschrie- benen, oder mir bekannten europäischen Thierarten zwar nicht ganz gleich erscheinen, aber doch entweder ihnen nicht so entfernt stehen, oder von mir nicht so genügend beobachtet werden konnten, dafs ich für rathsam hielte, ihnen eigene, von jenen festgestellten verschiedene Namen zu geben. Ich ziehe vor, diese als europäische Formen, obwohl mit Vorbehalt des Wunsches der gelegentlich von Reisenden zu wiederholenden Vergleichung, anzuerkennen, und ihre Namen nur mit einem Fragezeichen zu versehen. Solcher Formen sind 8, nämlich:

Amblyura serpcntidus?

(Vibrio serpenlulus Müller.)

Cycloglena elegans. n. G. ? Diglena catellinai

(Ccrcaria catellina Müller.)

aurita. n. sp.?

Enchelys pupa Müller. ?

ICHTHYDIUM podlim ?

{Cercaria podura Müller.) Monocerca Ball US?

(Trichoda Ratlus Müller.)

Trichoda pjrum ?

(Kolpoda pjrum Müller.)

Diesen übersichtlichen Zusammenstellungen zufolge sind unter den 57 beobachteten Thierarten 22 europäische und 35 afrikanische, oder un- gefähr nur L der von mir in tropischen Gegenden beobachteten Infusorien- formen sind dieselben, welche wir in Europa, namentlich bei Berlin auch finden, dagegen aber sind 2j, wenn nicht jenen Gegenden ganz eigenthüm- bch, doch bis jetzt in Europa noch nicht aufgefunden worden.

der Infusionsthierchen in Nord -Afrika und JVesl- Asien. 9

Es ist im Übrigen bemerkenswert^ dafs unter den 57 Arten dieser Tbiere nur 7 Formen sind, welche aufsereuropäischen Gattungen angehö- ren, dafs sämmtlicbe 7 einzeln in eben so viel besondere Gattungen zu stel- len sind, und dafs ich auch von keiner derselben anderswo mehrere Arten beobachtet habe. Alle übrigen Formen lassen sich zu bekannten oder von mir vorgeschlagenen europäischen Gattungen bringen. Die 7 neuen afrika- nischen Gattungen habe ich mit den Namen

DISTIGMA,

DISOMA,

DISCOCEPHALUS,

HYDRIAS,

TYPHLINA,

ZOOBOTRYON und

ZOOCLADIUM bezeichnet.

Wenn besonders solche Gattungen der Naturkörper die Länder cha- rakterisiren, welche viele Arten in ihnen zählen, so ist es merkwürdig, dafs ich an keinem der einzelnen Beobachtungspunkte von irgend einer Gattung mehr als zwei Arten finden konnte, und dafs bei Übersicht der Gesammt- heit der Beobachtungen nur die Gattungen Trichoda und Cyclidium, jede vier Arten; alle übrigen aber weniger, die meisten nur eine Art lieferten, und wenn auch zum Theil der Grund dieses Verhaltens darin liegt, dafs ich, um die Schärfe der Beobachtungen zu befördern, geneigter bin die Formen zu trennen als zu vereinen, so bin ich doch eben so entfernt, die erkannten kleinen individuellen Abweichungen der Naturkörper von gewissen Haupt- formen, welche wir Arten nennen, als selbstständige Formen zu betrachten, und habe mir nur durch lang fortgesetzte Beobachtungen die mit Thatsachen zu belegende Überzeugung erworben, dafs die Formenzahl der existirenden Infusorien, selbst bei uns, noch bei weitem nicht erschöpft sei, dafs es viel- mehr nur noch an einer festen Basis zu ihrer Systematik fehle.

Ferner unterlasse ich nicht zu bemerken, dafs an keinem der als Be- obachtungspunkte angeführten Orte die angegebene Zahl der Infusorien den wahren Bestand der Formen in jenen Gegenden anzuzeigen geeignet sei. Oft konnte das Microscop nur ganz verstohlen aufgestellt werden, weil es die Aufmerksamkeit der Araber zu sehr auf sich zog, und wenn auch astrono-

B

i 0 Ehrenberg : die geographische Verbreitung

mische und geographische Beobachtungen durch dieselbe Neigung der cultur- losen Völker, die messingenen Instrumente, welche zu berühren und zu wie- gen ihnen verweigert wird, für Gold zu halten, gefährdet werden, so pflegt doch deren Zweck bei der Anwendung ihnen anschaulicher zu werden, als der des Microscopes es ist. Der Gedanke an Zauberei blieb allemal zurück, wo wir den Afrikanern die Wirkung des Instrumentes zeigten, und wir hat- ten oft Grund zur Vorsicht beim ernsten Gebrauch. An Orten, wo in dieser Hinsickt keine Störungen zu befürchten waren, gaben Mangel an Ob- dach bei starkem Winde , Reiseunruhe , Augenbeschwerden , anderweitige nicht zurückzustellende Beschäftigungen, ernstere Krankheiten, u. s. w. die Ursachen zur Abbrechung und Unterlassung solcher eine innere und äufsere Ruhe erfordernden Beobachtungen, so dafs ich überall die Überzeugung be- hielt, dafs länger fortgesetzte Beobachtungen bei gehöriger Ruhe eine noch weit gröfsere Zahl von Formen ergeben haben würden.

Wenn ich noch wagen darf, aus der verhältnifsmäfsig nicht ganz dazu geeigneten Zahl der Beobachtungen weitere Resultate zu ziehen, so wäre vielleicht deren eines, die Formen zu bezeichnen, welche die gröfste geo- graphische Verbreitung rücksichtlich der nördlichen Breitengrade hatten. Unter diesen zeichnen vier sich aus, nämlich :

Anguillula ßmnatilis.

(Vibrio fluviatilis Maller.')

Monas termo Müller. Monas glaucoma. n. sp. Paramaecium chrysalis Müller.

Anguiilula fluvialilis fand sich in der Oase des Jupiter Ammon und am Sinai •, Monas termo in der Oase des Jupiter Ammon und in Tor am rothen Meere, wo ich sie sowohl im stagnirenden Seewasser als izn Quellwasser des Sinaigebirges beobachtete. Monas glaucoma fand ich in der Oase des Jupiter Ammon und in Dongala. Paramaecium chrysalis fand sich in Bulak bei Cahira, auf der Insel Argo in Dongala und in der Festung Neu -Dongala. Es tritt hierbei besonders hervor, dafs die Mehrzahl dieser Formen, nämlich drei, auch in Europa allgemein verbreitet sind, während die vierte vielleicht nicht einmal durch recht wesentliche Charaktere von mir isolirt wird, was spätere Beobachtungen entscheiden müssen.

der Infitsionsthierchen in Nord- Afrika und TV est -Asien. 1 1

Eins der von mir verzeichneten Infusorien, welches sich im Mittel- meer bei Alexandrien seltner, aber im rothen Meer bei Sues häufig fand, ist durch seine Gröfse merkwürdig. Es gleicht einem Fuciis, und ist nicht sel- ten über ein Schuh grofs. Diese Gröfse gehört aber nicht eigentlich dem einzelnen Thiere, sondern der Verbindung mehrerer Tausend solcher Thiere, die an gallertartigen netzförmig verbundenen forlwachsenden Stielen sitzen. Die kleinen Thierchen, welche man leicht übersieht, sitzen in Trauben an den Spitzen der Zweige, und ihre Körper sind microscopisch wie die aller übrigen. Das Thierchen ist aus der Gruppe der Vorticellen, und ich habe es mit dem Namen Zoobotryon bezeichnet.

Hieran schliefse ich nun eine Beobachtung über das Verhalten der In- fusionen, die ich in Tor am Sinaigebirge machte. Obwohl es in unserem Plane lag, eine Reihe von Versuchen dieser Art in Afrika mit gröfserer Sorg- samkeit und im Zusammenhange anzustellen, so waren doch an Orten wo wir uns längere Zeit aufhielten, die Umstände nie so günstig, dafs wir es hätten planmäfsig ausführen können. Das Sammeln, Beobachten und Be- schreiben der gröfseren Naturkörper der Umgegend, was nicht der Infusorien halber vernachläfsigt werden konnte, sammt Kränklichkeiten und Krankhei- ten verhinderten überall die Ausführung des Entschlusses, obwohl ich zu- weilen schon die Gefäfse aufgestellt hatte. Nur einmal gelang es mir, aber ebenfalls mit Unterbrechung, eine Reihe von Versuchen zur Ausführung zu bringen, es war während meines Aufenthaltes in Tor am Sinai, wo ich auf meines Freundes Dr. Hempri ch's Rückkehr von Alexandrien zur Reise nach Habessinien vergeblich wartete, und volle Beschäftigung an Beobachtung der herrlichen Formen der Corallenthiere fand. Gegen das Ende Octobers hatte ich vier Gläser an einem abgesonderten Orte im Corallenhause des Griechen Nicola Barmili aufgestellt, sie enthielten Brunnenwasser, Seewasser, kalten schwarzen Pfefferaufgufs und kalten Zimmtaufgufs. An den ersten zwei Ta- gen konnte ich bei Untersuchung mehrerer Tropfen nichts Lebendiges in denselben finden. Am zweiten Tage war die Oberfläche aller Wässer etwas staubig. Am dritten Tage zeigten sich bei zwei Wässern unter dem Staube der Oberfläche Monas termo und Cjclidium g/aueoma? , es war im Brunnen - und Seewasser. Im Pfefferaufgufs waren dieselben Thiere, und überdies einzelne Kolpoda cucidlus. Im Zimmtaufgufs war nichts zu entdecken, und ich bemerke sogleich, dafs ich binnen den 1 1 Tagen, wo ich die Beobach-

B2

12 Eiip.enberg-: die geographische l Verbreitung

Hingen ununterbrochen fortsetzen konnte, im Zimrataufgufs nie Lebendiges beobachtet habe, doch bildeten sich Schimmelfäden an der staubigen Oberfläche.

Von den übrigen drei Gläsern gaben das Brunnenwasser und der Pfefferaufgufs ebenfalls in den 1 1 Tagen keine weiteren, als die bereits an- gegebenen Resultate, nur wurden im letzteren die Kolpoden immer häufiger, und die Monaden schienen abzunehmen.

Weit productiver als die zwei genannten war das Seewasser. Am vier- ten Tage erschien, aufser den Monaden und Cyclidien, Vibrio rugula ; am achten Tage kamen dazu : Slylonjchia cimex, Tracheluis lamella und Disorna vacillans. Eine Reise auf das Sinaigebirge, welche 12 Tage dauerte, unter- brach nun die Beobachtungen, und nach der Rückkehr, am 22ste" November, fand ich alle Gläser ausgetrocknet, bis auf das gröfsere des Seewassers, in welchem die Stjionjchia sich noch munter bewegte. Länger fortgesetzte Beobachtungen dieses Wassers zeigten keine neuen Formen, obwohl sein Verdunsten fast 2 Monate nöthig hatte.

Das Resultat dieser Beobachtungen ist, dafs in stagnirendem Brunnen- wasser und Pfefferaufgufs sich nur europäische Infusorienformen zeigten, im stagnirenden Seewasser aber auch eigenthümliche. Ferner: dafs, wie in Europa, so auch in Arabien, Monaden im stehenden Wasser zuerst er- scheinen.

Weitere Resultate wage ich aus meinen Beobachtungen nicht zu ziehen.

Die specielle Beschreibung der sämmtlichen systematisch geordneten Formen, welche ich beobachtete, behalte ich mir für die Sjmbolas physicas von mehien mit Dr. Hemprich gemachten Reisen vor und übergebe der Akademie nur das übersichtliche Verzeichnifs derselben.

Da durch Spallanzani's bekannte Versuche die Idee der Pansper- mie, oder doch des Schwebens der Infusorien in der Atmosphäre begünstigt erschien, und auch Gleichens Beobachtungen von lebenden Infusorien im Schnee, der in der Stube schmolz, auf ein wirkliches Vorhandensein dieser Thierkörper in der Atmosphäre schliefsen lassen konnten, da ferner durch Herrn Alexander von Humboldt's eben so geistreiche als gelehrte Zu- sammenstellungen noch eine ähnliche, aber neue Ansicht dadurch eröffnet wurde, dafs die Aufmerksamkeit auf die senkrecht aufsteigenden Strömungen der Atmosphäre hingeleitet wurde, durch welche zarte Naturkörper, theils

der Infiisionsthierchen in J\ 7ord- Afrika und JVest- Asien. 13 /\

lebend, theils todt aus den Ebenen, Sümpfen und Meeren bis zu einer Höhe von 18000 Fufs uQwillkührlich emporgetragen, und zum Theil auf den hnch- sten Spitzen der Gebilde abgesetzt werden, zum Theil wieder in entfernte Ebenen herabsinken, so ergiebt sich dadurch das Interesse jener anderen Reihe meiner Versuche, von der ich schon in der Einleitung gesprochen habe, und deren speciellere Resultate ich nun mittheilen will ; es sind die Untersuchungen über das Verhalten der Infusorien im frisch gefallenen Thau, welche ich mir um so mehr zur Pflicht gemacht hatte, da die Akademie die- selben uns speciell aufgetragen hatte.

Je mehr in unseren Gegenden allerlei Vorsichtsmafsregeln angewendet werden müssen, um nicht Feuchtigkeit und Infusorien, welche aus der näch- sten, überall mit Leben erfüllten, Umgebung stammen, als aus der Atmosphäre kommend anzusehen, und mithin falsche Resultate zu erhalten, desto ge- eigneter erschien uns die libysche Wüste zu Untersuchungen dieser Art. Der am Mittag durchglühte, alles Leben ertödtende Felsboden zeigte sich uns bei der Morgendämmerung, nicht selten dicht mit Thauperlen besät, und gab uns mit unseren ebenfalls bethauten Effecten von Holz, das Material und die Bedingungen zu scharfer Beobachtung im besten Verhältnifs.

Im Ganzen habe ich in der grofsen libyschen Wüste die Beobachtun- gen des Thaues an den Ruhepunkten sechsmal angestellt, und überdies noch dreimal in Dscheil el achterie bei Alexandrien. Ich untersuchte jedesmal 15 bis 20 Thautropfen, zuweilen mehr, ich zählte aber gewöhnlich nur bis 15. Nach dieser Zahl des Minimi, beträgt die Summe der von mir in Libyen be- obachteten Thautropfen 135, deren Resultat war, dafs ich nie ein einziges Infusorium erblickte.

Überdies habe ich während meines sechsjährigen Aufenthaltes am Nil und in Arabien noch mehrmals die Versuche wiederholt, und den Thau unter sehr verschiedenartigen Umgebungen beachtet. Während unserer Reise nach Dongala, stellte ich im Nil auf der Barke vor Theben mehrere Beobachtun- gen an. Von Theben südlich gab es scheinbar keinen Thau aus der Atmo- sphäre mehr, und obwohl ich in Dongala Infusorienbeobachtungen mit Nil- wasser öfter anstellte, so war doch jener Zweck nicht weiter zu verfolgen. Thautropfen, die sich an der Unterseite der Pflanzenblätter fanden, und welche vom Boden aufsteigende Wasserdämpfe anzeigten , beobachtete ich in Dongala am Nil wohl, hielt aber diese nicht für geeignet, das gewünschte

1 4 Ehrenbero : die geographische Verbreitung

Resultat zu geben. Später habe ich wiederholt Thau am rothen Meer durch das Mieroscop beobachtet, besonders in Dscherm el moie bei Ras Muham- med, auf unserer Reise von Sues nach Moileh. Eine sichere Bucht schützte daselbst vor dem Schaukeln der Meereswellen, und auf dem Schiffsholze bildete der Thau kleine Strömungen am Morgen. Dieselbe Beobachtungen wiederholte ich in Tor, wo wir uns am Lande ansiedelten. Nirgends habe ich auch hier weniger als 15, an manchen Orten viel mehr Tropfen beobach- tet, so dafs ich nicht zuviel zu sagen glaube, wenn ich die Zahl der Beob- achtungen auf 300 stelle. In all diesen Fällen aber habe ich niemals auch nur ein einziges lebendes Wesen gesehen.

Über die in der libyschen Wüste gemachten Beobachtungen hatten wir die Ehre, bereits im ersten unserer Berichte aus Afrika, der Akademie das allgemeine Resultat von Alexandrien aus mitzutheilen.

So wäre denn das Ergebnifs unserer Beobachtungen und dieses Vortrags :

1. Dafs weder in Afrika, noch in Arabien im atmosphärischen Thau Infu- sorien zu finden waren ;

2. dafs es in aufsereuropäischen Erdstrichen, namentlich in Afrika und Arabien, Infusorien giebt, welche den europäischen ganz ähnlich sind, dafs diese aber von den daselbst vorkommenden Formen nur ij an Zahl bilden, während \ den Gegenden eigenthümlich sind ;

3. endlich ergiebt sich, dafs die Formen -Eigenthümlichkeit der Infuso- rien nicht in eben dem Maafse gegen den Äquator hin zunimmt , wie die der gröfseren Organismen, sondern, dafs sich dieselben den cry- ptogamischen Pflanzenformen anschliefsen, ohne mit gewissen gröfseren organischen Körpern in einem bestimmten Verhältnifs zu stehen.

Anmerkung. Die Synonyme der folgenden Tabelle, welche mit Symb. bezeichnet sind, be- ziehen sich auf die Symbolas physicas. Die Namen mit grüfserer und durchschossener Schrift bezeichnen neue Gattungen und Arten.

der Infusionsthierchen in Nord - Afrika und Wfst~ Asien. 15

Tabelle I.

Verzeichnifs der in Nord -Afrika und West -Asien in den Jahren

1820 bis 1826 auf meiner mit Dr. Hemprich unternommenen

Reise beobachteten Infusorien.

CirÖfse nach Pariser Lintrn.

1. AMBLYURA serpenlulus? ") 0. . __, ,. _ . .

r \ Sinai ( Wadi Este)

(Vibrio serpenlulus Symb.) J

2. ANGUILLULA ßuviatilis. \ f Oase des Jupiter Ammon (Siwa) ^

(Vibr. fluviat. ijbic. ^/mi.)J\Sinai (Wadi Esle) -|g'

3

i in

"80

III

i in 4

(Enchelys micros. Symb.) J ^°"

inflexa. nov.spec. 1 _ ,

r \ Dongala

(Vibrio fluv. nilotie. Symb.) ) °

4. dongalann. n. sp. Dongala V"

5. Bacillaiua Cleopatrae. n. sp. Mittelmeer bei Alexandrien ig'"

6. Ptolemaei. n. sp. Mittelmeer bei Alexandrien -j^'"

7. BACTERIUM simplex. n. sp. Ägypten (Bulak) ^

8. triloculare. n. sp. Oase des Jupiter Ammon (Siwa)^'"

9. scintillans. n. sp. "J „. . /TTT ,; _ . .

1 > bmai (Wadi Esle)

fte/fj rnicros. Symb.) J

10. Closterium lunula Nitzsch. Sinai (Wadi Esle) 4s"

M ?.*^W n" SP- 1 Sinai (Wadi Esle) tf

(Bacillar. multistr. Symb.) J v ' >'

12. COCCONEMA c««i*/a. 1_. .,„,,.„,, , '.„

> Sinai (Wadi Esle) 4= - 4/

(Bacillaria cistula Symb.) J V ' 32 ^4

13. Cyclidium? inane. n. sp. Oase des Jupiter Ammon -4^"'

14. glaueoma? "1 f Sinai (Wadi Esle) jig'"

(Bursaria Ovulum Symb.) / (Tor am Sinai (in Pfefferaufgufs) jjg'"

15. lendiforme. n. sp. Dongala ^'"

16. planum, n. sp. Dongala -4='"

1 7. CYCLOGLENA elesans. n. sp.? 1 _ " „,

° r > Dongala X-l"

(Typhlina/urca Symb. n. 1 .) J n * 6

1 6 Ehrenberg : die geographische Verbreitung

IS. DIGLENA catellina?

iSymb.n.2.3. > Dongi na Müller'?) J

Gräfte Dach Pariser Linien.

(Typhi. furcaSymb. n. 2.3. ]■ Dongala -J/"

IG

Cerc. catellin

19. _ .aurita. n. sp.? |Dongala

(Typhlina canicula Symb.) ) ° 16

20. DISTIGMA Planaria. nov.Gen. Suckot in Nubien -^'"

21. DISOMA vacillans. n. G. Rothes Meer ^ - ^'"

22. DISCOCEPHALUS rotatorius.

n. G. Rothes Meer ■£"'

1 w 2

23. Echinella splendida. n. sp. Rothes Meer ganz

24. Enchelys pupa?

(Ench. fareimen Müller?) (Condylost. afrum Symb.)

1 ni

24

Oase des Jupiter Amnion (Siwa)

25. Fragilaria bipunetata. n. sp. 1 g. . j. £ ^ ^ _ ^m

(Bacillaria bip. Symb.) J ^ ' ' * 32 24

26. m~ultipunctata.YL.sr>.} _. . ,,TT ,.'x^", , ,"„,

\ f Sinai (Wadi Esle) J-'"

(Bacillaria multip. Symb.) J u

27. diophthalma. n. sp. "| _ , " . „,

1 \ > Rothes Meer 4J"

(Bacillaria dlophl. Symb.) ) öu

28. HYDRIAS cornigera. n. G. Oase des Jupiter Ammon (Siwa) -fa'"

29. ICHTHYDIUM Podural 1 _

, }■ Doneala -A '

(Dlurella Pod. [Bor/\ Symb.) J ° 24

30. Kolpoda cucidlus Müller. Tor am Sinai (in Pfefferaufgufs) -£%"

31. Lepadella emargina ta. n. sp. Sinai (Wadi Esle) 4/'*

32. Monas alomus Müller.

(Monas lens Symb.)

\ Ägypten (Bulak bei Cahira) .... ^"

33. glaucoma. n. sp. 1 fDongala

l.iO

(Volvox. glaucoma Symb.)) (.Oase des Jupiter Ammon (Siwa) -g^"

r/r

KDonga Oase (

34. termo Müller.

35. Monocerca Battus?

(Trichoda Ratlus Müller. Ratlulus sinaiticus Symb.)

Oase des Jupiter Ammon (Siwa) j^" Tor am Sinai (in Pfefferaufgufs) ^4"' Sinai (Wadi Esle) ^"

Sinai (Wadi Esle) .

\ rn 16

der Infusionsthierchen in Nord- Afrika und ltresl- Asien. 17

Grüfte nach Pariser Linieo.

36. MONURA Colurus. n. G.

} Adriatisch.es Meer bei Cattaro . . 4i "

(Colureila adriatica Sjmb.)

L."

38 inierrup«*. u. *?. . g^. ^j. ^ , , ,„

(Bu "

Ägypten |g

Dongala (in der Festung "j t „,

37. Navicula fustformis. n. sp. 1 ginai (Wadi Esl* , ,

(Baciliar.fusiform.Symb.)) v ' "

ifemy,/*. n. sp. j ^

Bacillaria mterr. Sjmb.) )

39. Paramaecium Chrysalis Müller.

(Burjar. Chrjs. [Borj] Sjmb.\ -J Dongala (in der Festung "* et Perilricha vacillans Sjmb.J Dongala (Insel ArgO J

40. ? sinaiticum. n. sp. Sinai (Wadi Esle) %{"

41. Pandorina hralina. n. sp. 1 ~. , » m

r \ Dongala ^

(Volvox globator Sjrnb.) J

42. Rotifer vulgaris Schrank? 1 o i * tv i l «

° \ Suckot in INubien -jg

(Rotifer brachjurus Sjmb.) )

43 erythraeus. n. sp. j g.^. j. ^ ^,

(an R. macrurus juvenu ?) J

44. STYLONYCHIA? eimex. n. sp. "|

Vr- Trichoda dmex MüiierV\ \ Tor im Rothen Meere -^ - -£4"'

Coccudina eimex Sjmb. J J

hehus fcnrib? 1 Rothes Meer <„,

G

(Kolpoda platjura Sjmb.

TL

46. Trichoda a«i«fica. n. sp. | g^ ^^ ^

(Condjiostoma as. Sjmb.) J

47 iVWm0«u™. n. sp. j ^ ^ Jupiter Ammon ^^ f;„

(Condjiostoma Nas. Sjmb.) J

48. aethiopica. n. sp. Dongala \-q"

ovata. n. sp. ) ■: /u 1 1 \ 1 m

s f AgJPten (Bulak) -£5

(Condjlost. ovatum Sjmb.) J "*

pyruml

(Kolpoda pjrum Sjmb.)

49.

_ pjrrum? j ginai (Wadi Esle> p ^

(Kolpoda pjrum Sjmb.) )

X-'"

60

w

80

51. TYPHLINA viridis, n. G. Ägypten

52. Vibrio /■«#«/« Müller. Tor am Sinai in Seewasser \

53. Vorticella ConvalUria Müller. 1 jÄgypten Tganz ^

Sr.cothumataet brevip. f"*-V]Dongala U«» & - Ja " T&

V^/ Urceolarialsraelitar. Sjmb.J) \ ° 64 7i

c

1 8 Ehrenberg : die geographische Verbreitung

54. Vorticella arabica. n. sp. Rothes Meer

55. parasilica. n. sp. Rothes Meer %],"

56. ZOOBOTRYON pellucidiis. n. G. Rothes Meer bei Sues und Mittel-

meer bei Alexandrien. ganz i' - 6" - '"

Leib V"

57. ZOOCLADIUM niveum. n.G. Massaua (Insel bei Habessinien)

ganz ... 5 - 3

derlnfiisionsthiercken in JS ord - Afrika und West- Asien.

19

Tabelle II.

Yerzeichnifs der afrikanisch -arabischen Infusorien nach den XI Beobachtungspunkten.

Adrialisches Meer bei Cattaro. Monura Colurus. n. sp.

n.

Mittelländisches Meer bei Alexandrien. Bacillaria Cleopatrae. n. sp.

Ptolemaei. n. sp.

Zoobotryon pellucidus. n. G.

m.

Oase des Jupiter Ammon bei Siwa. Anguxllula fluviatilis.

{Vibrio ßuvialilis Müller.) Bacterium triloculare. n. sp. Cyclidium inane. n. sp. Enchel ys p'upa? Müller. Hydrias cornigera. n. G. Monas glaucoma. n. sp.

termo Müller.

Trichoda Nasamonum. n. sp.

IV.

Bulak bei Cahira in Ägypten. Bacterium simplex. n. sp. Monas atomus Müller. Paramaecium Chrysalis Müller. Trichoda ovata. n. sp.

Typhlina viridis, n. G. Vorticella Convallaria Müller.

V.

Sues am rothen Meere. Vorticella parasitica.. n. sp. Zoobotryon pellucidus. n. G.

VI.

Tor am rotlien Meere. Cycliditjm glaucoma Müller. Disoma vacillans. n. G. Discocephalus rotatorius. n. G. Echinella splendida. n. sp. Fragilaria diophthalma. n. sp. Kolpoda cucullus Müller. Monas termo Müller. Stylonychia cimex. n. G. Tracheliüs lamella.

{Kolpoda lamella Müller.)

Vibrio rugula Müller. Vorticella arabica. n. sp.

vn.

Wadi Esle im Sinaigebirge.

(In Tor beobachtet im Wasser von aus Wadi

Esle mitgenommenen Conferven.)

Amblyura serpentulus.

{Vibrio serp. Müller).

C2

20

Ehrenberg: die geographische Verbreitung u.s.w.

AxGmt.i.VLxJIiwiatiüs.

(Vibrio fluv. Müller.)

Bacterium scintillans. n. sp. Closterium lunula Nitzsch.

multistrialum. n. sp.

Cocconema cistula. n. sp. Cyclidium glaucoma Müller. Fragilaria lipunclata. n. sp.

multipunc tatet, n. sp.

Lepadella emarginata. n. sp. Monas termo Müller. Monocerca Rattus?

(Trichoda Müller.)

N avicula fusiformis . n. sp.

inlemipta. n. sp.

Paramaeciüm sinailicum. n. sp. Rotifer erjthraeus. n. sp. Trichoda asialica. n. sp. pyruml

(Kolpoda pyrum Müller.)

IX.

Insel Argo in Dar Dongala in Nubien. Cyclidium lendiforme. n. sp. Paramaeciüm Chrysalis Müller. TRicnoDA aethiopica. n. sp.

X.

Kasr Dongala, Festung in Dar Dongala. Anguillula inflexa. n. sp.

dongalana. n. sp.

Cyclidium planum, n. sp. Cycloglena elegansl n. G. Diglena catellinal

(Cercaria catellina Müller.)

aurita. n. sp.

Ichthydium Podura.

{Cercaria Podura Müller.)

Monas glaucoma. n. sp. Paramaeciüm Chrysalis Müller. Pandorina hyalina, n. sp.

vm.

Sucliot in Nubien. Distigma planaria. n. G. Rotifer vulgaris Schrank.

XI.

Insel Massaua im rothen Meere bei Habessinien. Zoocladiüm niveum. n. sp.

■'•eiittiH—*—

Beiträge zur Kenntnifs der Organisation der Infusorien

und ihrer geographischen Verbreitung,

besonders in Sibirien.

Von

C. G. EHRENBERG.

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[Gelesen in der Akademie der Wissenschaften am 4. und 18. März 1830, mit Zusätzen gedruckt am 13. August.]

M,

.an ist in der neuesten Zeit geneigt gewesen, eine Grenze für die klein- sten materiellen Tkeilchen aller organischen und anorganischen Körper, welche die alten Philosophen Atomen nannten, innerhalb unsers, durch optische Instrumente vergröfserten Gesichtskreises festzustellen. Die zoolo- gischen Monaden, welche in absteigendem Vcrhältnifs ohngefähr bis zur Gröfse von einem ^^ Zoll, oder ^ bis ^ Linie bekannt waren, sind zuerst, ohne Einschränkung, das einfache Material des Thierreichs genannt worden, aus dessen Aneinanderfügen jedes Wachsen und Zeugen bestehe. Andere haben dieselbe Idee auf das Pflanzenreich ausgedehnt, und den neuesten Beobachtungen zufolge gab es freiwillig bewegte, aber von den zoologischen Monaden verschiedene, Atome oder Molecülen von der Gröfse eines j^-Q Zolles oder einer .^ Linie, welche bei sämmtlichen organischen und anorganischen Naturkörpern gleichartig zu finden seien. Die glücklich erläuternde Darstellungsweise der Chemiker nach Berzelius mag an diesem neuesten Streben grofsen Antheil haben. Robert Brown's, des verdienst- vollen englischen Botanikers letzte, darauf Bezug habende, von vielen an- gefochtene Beobachtungen sind bekannt, und werden schon durch ihre An- regung zur widerlegenden Beobachtung, wie der bekannte Schatz im Wein- berge, ihren Nutzen nicht verfehlen. Ich übergebe hiermit andere Beob- achtungen, welche jene, durch Robert Brown bei manchem vielleicht doch genäherte Idee wieder so weit in entgegengesetzter Richtung in die Ferne leiten, als sie sich zu nähern irgend geschienen. Seitdem ich nämlich im

22 Ehrenberg: Beiträge zur Kenntnifs der Organisation

Jahre 1820 durch direkte Beobachtungen zuerst deutlich nachwies, dafs die Pilze und Schimmel, deren Entstehung bis dahin dem Walten der gene ratio aequivoca oder primitiva ganz Preis gegeben war, wirklich keimende Saamen tragen ('), was zu erweisen weder die hypothesischen Bestimmungen nam- hafter Botaniker, noch Micheli's bekannte Versuche hinreichend waren, habe ich mich noch vielfach mit Betrachtung dieser und ähnlicher kleiner Organismen beschäftigt, und ich habe sogar auf meinen Beisen mich sehr angelegentlich bemüht, ihr Verhältnifs zur Gesammtmasse der Organismen in 3 Welttheilen auszumitteln, und in einer früheren Vorlesung hatte ich bereits die Ehre, der Akademie die Besultate der mit Dr. Hemprich in Afrika und Arabien gemachten, hierauf Bezug habenden Beobachtungen vorzulegen. Obwohl ich die Schwierigkeiten einer scharfen Beobachtung und systematischen Bestimmung dieser, durch Müller 's vortreffliche Vor- arbeiten bei weitem nicht erschöpften, durch die neueren zahlreichen Zu- sätze und systematischen Umänderungen aber mehr verworrenen als aufge- klärten Formen sehr grofs fand, so war mir doch die Basis aller organischen Bildungen, und selbst des Menschen, auf der die schaffende Natur noch immerfort ihre Werkstätte der materiellen Form -Entwicklung aufgeschlagen zu haben schien, und die sie, manchem Denker und Beobachter zufolge, selbst als lebendiges Material zur Zusammensetzung höherer Lebensformen zu benutzen schien, gar zu wichtig, als dafs ich es nicht für eine der Zeit und Mühe werthe Sache hätte halten sollen, die Geheimnisse des Lebens in diesen einfachsten Formen mit Aufopferung jener zu belauschen. Die Be- sultate meiner Beobachtungen sind glücklich und zahlreich. Herrn Baron Alexander von Humboldt's Beise nach den rassischen Provinzen bis an die chinesische Dzungarei, an welcher Theil zu nehmen ich die ehrenvolle und freundliche Aufforderung erhielt, und die mitten in einem verhängnifs- vollen Kriege von Sr. Majestät dem Kaiser von Pvufsland auf das liberalste begünstigt und von allen berührten russischen Behörden auf das thätigste unterstützt wurde , gab mir Gelegenheit , wieder einen sehr bedeutenden Theil der Erdoberfläche kennen zu lernen, und ich habe dabei nicht unter- lassen, auch auf die geographischen Verhältnisse der kleinsten Formen des organischen Lebens in jenen grofsen Länderstrecken meine Aufmerksamkeit

(') Nova Acta Acad. Leopold. Carol. X. Pars I. p. 157. 1820. De mycetogenesi epislola.

der Infusorien und ihrer geographischen Verbreitung. 23

unausgesetzt zu verwenden. Diese neuen zahlreichen Beobachtungen aber hatten nicht nur den Erfolg, dafs ich eine ansehnliche Menge noch unbe- kannter Formen entdeckte und eine Übersicht der gesuchten geographischen Verhältnisse wirklich erhielt, sondern sie hatten den noch weit einflufsreiche- ren Erfolg, dafs sie mich durch Vergleichung meiner früher in Afrika und Europa gemachten Beobachtungen auf die Spur des Formenwechsels dieser Körper leiteten. Das regelmäfsige Zusammenleben gewisser, bisher als ver- schiedene Gattungen ganz getrennter, Formen in den verschiedenartigsten geographischen Verhältnissen erweckte in mir die Idee des Formenwechsels eines und desselben Thieres, und meine auf diesen Gesichtspunkt hinge- lenkte Beobachtung bestätigte bald die gewonnene Ansicht. In der ver- trauensvollen Aussicht, bestimmte wichtige Resultate auf diesem Wege zu erlangen, beschäftigte ich mich nach meiner Rückkehr nach Berlin von Neuem mit Beobachtung der bisher, wohl auch der Feinheit und Schwie- rigkeit der Untei-suchungen halber, fast ganz unberücksichtigten allmähligen Entwicklung dieser kleinen Organismen, und nahm auch einen schon oft vergeblich geprüften Versuch wieder auf, durch gefärbte Nahrungsstoffe den innern Bau derselben anschaulich zu machen. Diese Untersuchungen waren im nächsten Zusammenhange mit meinen übrigen Arbeiten, und so begann ich denn eine Revision sämmtlicher bei Beriin lebender Infu- sorien, die mich zu den festen Gesetzen ihrer kaum geahneten organischen Ausbildung und Form - Entwicklung leitete, welche es möglich machen, diese Formen künftig mit weit mehr Schärfe zu bezeichnen, und die, wie ich hoffe, eine Dunkelheit aufhellen helfen, welche bisher zu um so gröfseren Irrthümern führte, je mehr man geneigt war, in sie die Basis der physiolo- gischen Systeme zu legen.

Da die Resultate meiner Beobachtungen mich nöthigen, einen ganz neuen Weg für die Systematik der Formen einzuschlagen, an deren Namen sich dieselben knüpfen, so würde ich unverständlich werden, wenn ich nicht die Hauptpunkte der früheren schon bekannten Systematik zuvor übersicht- lich und in Kürze beurtheilend anführen wollte. Ich gehe demnach zu einer geschichtlichen Einleitung über.

Das Studium der Infusionsthiere zerfällt in zwei sehr bestimmt ge- schiedene Perioden. Die erste war die vorbereitende Periode der reinen gemüthlichen Anschauung, und währte von der Entdeckung des Microscops

24 Ehuenbero: Beiträge zur Kenn tnifs der Organisation

bis zum Erscheinen der Systematik von Otto Friedrich Müller. Die Schriften dieser Periode führen zuweilen im Titel die Ausdrücke „Belusti- gungen" und „Ergötzungen," oder sie bewundern und rühmen die Kraft des Microscops, die künstliche Zusammensetzung unglaublich kleiner Naturkör- per und die Gröfse Gottes in diesen Erscheinungen, während die Gegen- stände der Beobachtung diesen Zwecken gewöhnlich untergeordnet sind. Die zweite Periode ist die systematisirende, welche mit Müller begann, und einen directen Gegensatz gegen die erstere bildet. Obwohl die Microscope seit langer Zeit sehr verbessert und noch mehr verbreitet sind, so ist doch in der letzteren Periode bis zum heutigen Tage unverhältnifsmäfsig wenig wissenschaftlich beobachtet, und noch weniger genaues Material dem über- nommenen zugefügt worden, aber desto mehr sind Speculationenund systema- tische Versuche auf die älteren Beobachtungen gegründet worden. Nitzsch ist der einzige neuere physiologische Beobachter der Infusorien unter den Deutschen geblieben, und seine von den Ausländern übersehenen scharf- sichtigen Untersuchungen über den Darmkanal und die Augen der Cercarien, und über den Formenwechsel der prismatischen Bacillarien, wurden zum Theil durch v.Baer bestätigt, welcher auch den, von Müller (p. SS.), schon cA&papilla lijalina und weiblichen Geschlechtstheil angegebenen, Mund desPa- ramaeciums als Saugnapf wieder erkannte. In Frankreich hat Dutrochet nur eine Form der Räderthierchen, aber nicht glücklich zu erläuteren versucht, Prevost und Dumas haben sich um die Kenntnifs der Verhältnisse, nicht aber um die Structur der Saamenthierchen verdient gemacht, und Duges hat nur die schon längst detaillirt beschriebene Organisation der Alchen -Vibrio- nen, durch gute Zeichnungen und Anatomieen vor Augen gelegt und bestä- tigt. In England beschränkten sich die physiologischen Infusorienbeobach- tungen ebenfalls auf die Structur der Alchen im Weitzen, welche Bauer und Home erläuterten.

Da die Beobachter vor 0. F. Müller keine feste Grenze für den Be- griff der Infusionsthierchen hatten, und zum Theil Larven höherer zweiflüg- licher, oder netzflüglicher Insecten und krebsartige Schaalthiere mit unter denselben beschrieben und abbildeten, so war es nicht befremdend, dafs sie im Allgemeinen von einem Darmkanal, Mund nnd Eierstock dieser Formen sprachen , und der erste Eindruck der microscopischen Erscheinungen, welcher einen Microcosmus, im Gegensatz der mit blofsen Augen sichtbaren

r- r

der Infusorien und ihrer geographischen /Verbreitung. 25

Welt festsetzte, beflügelte langezeit die erhitzte Phantasie einseitiger Beob- achter, und man bewunderte die Gefräßigkeit, List und Schärfe der Sinne der Infusionsthierchen mit vielen Einzelheiten ihrer Eingeweide, deren An- Wesenheit man später in Zweifel zog und gänzlich läugnete.

Buffon hielt die Saamenthierchen und Infusorien für struclurlose, blofs belebte Materie, und der umsichtige Linne verschmähte, weil er nicht im Besitz eines guten Microscops war, und wahrscheinlich auch, weil er die groben Mifsgriffe der Beobachter sah, fast alle Resultate des Microscops.

Otto Friedrich Müller, welcher gegen das Ende des 18"* Jahr- hunderts und das seines Lebens, vor nun 50 Jahren, zuerst eine systema- tische wissenschaftliche Betrachtung der Infusorien versuchte, schied zu- nächst alles Fremdartige von den Formen, welche ihm wirklich eine eigen- tümliche, bisher nicht geschiedene Gruppe der thierischen Wesen zu bilden schienen, jedoch war es ihm selbst unmöglich, eine festere Grenze für die- selbe festzustellen, als dafs er in der Vorrede zu seinem classischen Werke : Animalcula infusoria cet. p. II. erklärte, dafs er mit diesem Namen alle solche Wasserthiere verstehe, die er in den übrigen Ordnungen, besonders der 6"" Linneischen Thierklasse, welche die Würmer umfafste, nicht unterbringen könne, und hieran schlofs er die wirklichen wenigen Aufgufsthierchen, denen er keine Organisation zugesteht, deren lebendige Beweglichkeit sich aber zu der der Thiere gesellte. Eine strengere Bestimmung des Begriffs der Infu- sionsthiere hat Müller nicht gegeben. Dabei geht aus seiner sehr fleifsigen und wahrhaften Arbeit hervor, dafs es ihm im Kleinen, wie Linne im Grofsen erging, dafs er nämlich die Vorzüge des allseitig entwickelnden na- türlichen Systems erkannte, ohne in sich die Kraft zu dessen Ausführung zu fühlen. Müller sah die Wichtigkeit der Beachtung der inneren Structur der Infusorien und ihrer oft deutlichen grofsen Ausbildung ein, konnte es aber nicht über sich gewinnen, dieselbe zum Grunde einer systematischen Abtheilung und Übersicht zu benutzen. Mit Recht wundert man sich, wenn man in Müller's Werke liest, dafs er Thiere, deren Mundöffnung, Ver- dauungs- und Fortpflanzungsorgane, deren Augen sogar er umständlich be- schreibt, doch mit anderen in eine und dieselbe Gattung stellt, von denen er selbst sagt, dafs sie weder einen Darmkanal, noch die weitere höhere Aus- bildung des Körpers besitzen. Diese wichtigen Charaktere erzählt er nur nebenbei in der ausführlichen Beschreibung des Thieres. So stehen z. B.

D

26 Ehrenberg: Beiträge zur Kenntnifs der Organisation

die so hoch ausgebildeten Formen der Furcularien und Räderthiere mit den weit einfacheren Vorticellen , die auf spiralförmig zusammenschnellenden Fäden sitzen, in einer und derselben Gattung Vorlicella. Die Essig- und Flufs-Alchen, deren Darm und Lebendig- Gebähren er beschreibt, stehen mit den einfachsten Stabthierchen, an welchen er keine Spur von Organen und kaum eine Spur des Lebens erkannte, in derselben Gattung Vibrio, was noch widernatürlicher ist, als wenn man die Frösche, wegen gewisser un- läugbarer äufserer Formähnlichkeit, zu den Affen und Menschen gesellte. Ähnliche Beispiele geben die Gattungen Paramaecium, Kölpoda, Cercaria, aus deren letzteren allein der verdienstvolle Nitzsch schon im Jahre 1816, zwölf besondere Thiergattungen bildete, die der französische Gelehrte Bory de St. Vincent 1S22, ohne jene deutsche Arbeit zu kennen, ziemlich ebenso absonderte und noch vermehrte. Auf gleiche Weise verhält es sich mit der Gattung Trichoda und fast allen übrigen. Müller trennte zwar in der Vorrede zu seinem lateinischen Werke p. VII. die Infusorien, ohne äussere noch innere Organisation, von denen mit einer weiteren Avisbildung bestimmt ab, und nannte die zusammengesetzten Bullaria (wahrscheinlich der blasenartigen inneren Structur halber) , während die einfacheren den Namen Infusoria behalten sollten, allein er selbst hatte keine deutliche Vor- stellung von der Structur irgend einer dieser Formen, und spricht sich in der Vorrede p. XII. deutlich dahin aus, dafs er glaube, die Infusorien nähren sich nur vom Wasser, und dafs alle Beobachtungen, welche sich auf ein Ver- schlingen von Nahrung beziehen, obwohl er deren selbst gemacht habe, nur aus der strudelnden, durch die Wimpern der Vorticellen erzeugten, Wasser- bewegung, und aus einer Neigung zum Tasten und scheinbaren Nagen der Trichoden entstanden und auf Täuschung beruhe, dafs alle in den Strudel gezogenen Körperchen aus demselben wieder herausgeworfen werden, und er nie das wirkliche Verschlingen eines noch so kleinen Thiferchens oder Kör- perchens beobachtet habe. Aus diesem Grunde hielt Müller nicht für rath- sam, Beobachtungen von inneren Organen zur Basis für.seine Systematik zu benutzen, sondern er bediente sich nur der Verschiedenheiten des Äufseren zu Abtheilungen. Auch haben die späteren Schriftsteller den Namen Bulla- ria, gleich dem Autor desselben, gar nicht berücksichtigt, obwohl man die' beiden von Müller vorgezeichneten Abtheilungen mit anderen Grenzen umschrieben und anders benannt, wirklich eingeführt hat. So überliefs

der Infusorien und ihrer geographiscfien Verbreitung. 27

O. F. Müller, indem er 378 Arten von Infusorien feststellte, und diese nach dem Mangel oder dem Dasein äufserer Organe, und nach der Kör- perform in 2 gröfsere Gruppen (Familien) und in 1 7 Gattungen vertheilte, hei seinem Tode im Jahre 1785 diefs Feld der Wissenschaft den späteren Forschern.

Als Systematiker benutzten hierauf Gmelin, Lamarck und Cuvier das gegebene Material ohne eigene Beobachtungen, pafsten es, der erstere seinen litterarischen Sammlungen, die letzteren den ihren Systemen zum Grunde liegenden Ideen an, und trugen zur Befestigung und Verbreitung der neuen von L i n n e verschmähten Lehre mehr, als zu deren weiterer Aus- bildung bei.

Einige wenige zweifelhaft neue Formen fügten im Jahre 1S02 die französischen Gelehrten Girod Chantran und Bosc hinzu, aber einen neuen lebendigen Anstofs erhielt die junge Wissenschaft erst durch den ehr- würdigen Baier von Paula Schrank, welcher im Jahre 1S03 im dritten Theile der Fauna boica 6S neue Infusorienarten beschrieb, und die bekann- ten in 4 Gattungen mehr zertheilte, wie er es schon durch frühere Abhand- lungen vorbereitet hatte. Nicht in gleichem Maafse ward aber durch Schrank die anatomisch -physiologische Kenntnifs dieser Thierformen befördert, son- dern es leiteten ihn dieselben Principien, welche Müller befolgte, und die äufsere Form bildete überall den Hauptcharakter der Thiere, deren Structur und Entwicklungskreise ihm unbekannt blieben.

Treviranus Biologie 2. Th. nahm 1803 den Kampf der Partheieu über die generalio spontanea, welcher der scharfsichtige Müller anfangs ab- hold war, dann aber seine Stimme auch zuertheilte (Anim. infus. Praefatio adjinem.), lebhaft wieder auf, und entschied sich dafür, dafs besonders die Infusorien den Beweis liefern, dafs es Organismen gebe, welche nicht aus Eiern oder Keimen entstehen , und dafs jedes Individium der organischen lebenden Körper nach dem Tode in andere und namentlich diese infuso- rischen Lebensformen übergehe, dafs hingegen aus anorganischen Stoffen nie lebende Organismen hervorgingen. Dafs es im Allgemeinen eine un- zerstörbare lebensfähige Materie und Lebenskraft gehe, welche erstere, an sich formlos, auf äufsere Einflüsse unaufhörlich sich in wechselnde Formen gestalte. Diese mit eigenen Beobachtungen vermehrte Zusammenstellung der bisherigen Erfahrungen und Meinungen, mag wohl mit erweckend auf

D 2

28 Ehrenberg: Beiträge zur Kenntnijs der Organisation

die Ideen gewirkt haben, welche 2 Jahre später Oken in seinem Buche von der Zeugung weit bestimmter aussprach.

Oken erklärte im Jahre 1805, wie es schon Buffon that, die Infu- sorien geradehin für das Material aller organischen Körper, hielt sie aber nicht, wie Buffon, für blofse structurlos belebte Materie, sondern für wirkliche höchst einfache Thiere, und unterscheidet sich von Treviranus besonders darin, dafs er nicht die Infusorien als erste animalische Ent- wicklungsstufe der belebten formlosen Materie ansieht und dieser in den Schimmelformen eine erste vegetative Entwicklungsstufe zur Seite stellt, sondern er hält sie für die Materie aller organischen, sowohl animalischen als vegetaiblischen Körper selbst, welcher in ihrer Einfachheit die Form und Natur des Infusoriums zukomme, und so erklärt er denn alles Wachsen für einen Zusatz, alles Abnehmen für ein Entweichen von Infusorien. Diese Ansicht ist besonders deshalb nicht haltbar, weil der Grundsatz, dafs die Infusorien durch Vereinigung mehrerer Individuen neue Körper bildeten, von der Erfahrung nicht bestätigt wird. Zwar bilden sich durch willkühr- liche Vereinigung mehrerer Individuen zuweilen Haufen, aber diese Haufen lösen sich auch wieder in Individuen auf, und verschmelzen nicht weiter zu gröfseren Formen.

Im Jahre 1812 wurden Dutrochet's Beobachtungen über die Stru- ctur der Bäderthierchen in die Annales du Museum zu Paris, in den XTX. Band aufgenommen, und sie bildeten eine Zeit lang die Basis für die Systematik dieser Formen, obwohl sie mehr ideal als naturgemäfs sind, und Schaeffer's und Müller's Beobachtungen über mehrere Formen derselben nicht errei- chen. Sowohl Lamarck als Savigny, Cuvier und Schweigger schenkten ihnen Vertrauen. Nur wiesen die Systematiker die beabsichtigte Stellung zu den Mollusken zurück.

Es folgten hierauf neue Versuche zur systematischen Anordnung der Infusorien. Im Jahre 1815 trennte Lamarck in seinem Werke : Hisloire naturelle des animaux sans verlebres, die Infusorien in 2 Thierklassen. Er entfernte die einfacheren, ohne Spur einer Organisation (wie er es sich irrig dachte), zu einer eigenen ersten (niedrigsten) Thierklasse, und die mit äu- fsern oder inncrn Organen versehenen stellte er als erste Ordnung in die zweite schon zusammengesetztere Thierklasse der Polypen. Diese Abthei- lungen, so richtig ihre philosophische Basis war, sind jedoch nicht weniger

der Infusorien und ihrer geographischen Verbreitung. 29

naturwidrig, als die von Müller. Einerseits hat Lamarck jene Thiere für einfach und structurlos gehalten, die es gar nicht sind, und andrerseits hat er hei den Unterabtheilungen nicht dieselbe Strenge in der Anwendung der philosophischen Grundsätze beibehalten, und nicht ebenfalls die sichtbare und von den Beobachtern bestätigte gröfsere oder geringere innere Organi- sation zur Basis derselben benutzt. Er stellte die Yorticellen u. s. w., deren gröfsere Einfachheit er zugesteht, in die Nähe der Brachionen, und wenn er auch durch Zweifel die Kauorgane der letzteren zu entfernen suchte, so blieben doch die grofsen Eier, welche noch andere Organe nothwendig machten. Um den Fehler der Inconsequenz gut zu machen, beging er den andern, und erklärte die Eier für Gemmen (IL p.33.), obwohl Corti das Ausschlüpfen der Jungen aus der Eischaale schon längst beschrieben und abgebildet hatte. Die zu den ferneren Abtheilungen gewählte äufsere Kör- perform sammt den äufseren Organen, leiteten zu denselben Irrthümern, welche Müller begangen hatte.

In gleichem Jahre erschien Oken's Handbuch der Naturgeschichte. Da findet man die Infusorien als die erste Ordnung der Geschlechtsthiere, oder der ersten Thierklasse, nach einem eigenen philosophischen Princip in viele Gattungen zerspalten, deren Eigenthümlichkeit nicht selten ideal ist. Besonderes Gewicht wird auch hier auf die generalin primitiva und die Ver- bindung kleinerer zu gröfseren Formen gelegt. Die philosophische ernste Consequenz hat der Natürlichkeit geschadet, aber die Organisation ist, so weit sie deutlich bekannt war, besser als von den früheren Systematikern beachtet worden. Einige Formen sind mit richtigem Vorgefühl zu neuen Gattungen erhoben worden, in andern Fällen ist dies weniger glücklich ge- schehen. Vibrio aceti ist, dem wissenschaftlichen Bedürfnifs gemäfs, von der Gattung Vibrio gesondert, und nur zu hoch, in die Gattung Gordius, gestellt worden. Eigene Beobachtungen von systematischem oder phvsiolo gischem Einflufs sind über diese Thiergruppe nicht daselbst mitgetheilt wor- den, und die Benutzung besonders des von Müller gegebenen Materials hat auch die Mehrzahl von dessen Irrthümern herbeigeführt.

Georg Cuvier, welcher in seinem bekannten classischen Werke: Le regne animal distribite d'apres son Organisation, im Jahre IS 17. vier grofse Ab- theilungen des Thierreichs annahm, theilte die Zoophyten, als die vierte einfachste Abtheilung, in 5 Klassen. Die fünfte Zoophyten -Klasse und die

30 Ehrenberg: Beiträge zur Kenntmjs der Organisation

letzte des ganzen Thierreichs bilden bei ihm die Infusorien. Diese werden in 2 Ordnungen getheilt, deren erste die noch mit vermuthlichem Darm- und andern inneren unbestimmten Organen versehenen Räderthierchen un- ter dem Namen Rotiferes umfafst. Cuvier ertheilt, Savigny's Bestätigung der Du t röchet sehen Beohachtungen zufolge, dieser Gruppe rücksichtlich des Darmkanals die Structur der Ascidien, als ob der Mund hinten im Grunde der Scheide (bei Tuhicolarid) läge, die Analöffnung aber sich vorn befände. Die Räderorgane hält er für vermuthliche Respirationsorgane. Die zweite Ordnung ist überschrieben : Infusoires homogenes, um sie als einen Sammelplatz der, wie er glaubt, proteischen und chaotischen Formen der übrigen Infusorien zu betrachten, über deren Wesen er sich nur zweifelhaft äufsert, denen er aber weder Eingeweide noch einen Mund zugesteht. Es sind dieselben Formen, von denen mir gelungen ist nachzuweisen, dafs alle eine Mehrzahl von Magen, einige bis 120 besitzen.

Je unsicherer die Basis war, auf welche bis dahin die Systematiker bauten, und je ungenügender mithin die systematischen Versuche, selbst für Combinationen ausgezeichneter Naturforscher ausfielen, desto wichtiger und dankenswerlher war der Beitrag zur Infusorienkunde von Nitzsch, Professor in Halle im Jahre 1816. Es wurde durch diese Untersuchungen festgestellt, dafs die Cercarien Müller's (eine Gattung von Infusionsthierchen), so ganz verschiedenartige Thiere umfasse, dafs dieselben von Nitzsch in 12 Gattungen vertheilt wurden. Dafs Wichtigste aber war, dafs bei den eigent- lichen Cercarien von ihm ein Darmkanal mit Mundöffnung und 3 schwarzen augenälmlichen Punkten, mit grofser Wahrscheinlichkeit nachgewiesen wurde. Auch bei Cerearia viridis (welche ich später als zur Gattung Euglena gehörig, bezeichnet habe), sah Nitzsch das Auge zuerst. Hieran schlössen sich nicht minder wichtige Beobachtungen über die bisher ganz verkannte Form der Bacillarien, wobei der sehr verdienstvolle Verfasser nur auf die weniger glückliche Idee verfiel, als gebe es pflanzliche und thierische Körper, die in eine und dieselbe naturhistorische Gattung gehörten. Vielfache eigene Erfah- rungen haben mir gezeigt, dafs die als unbeweglich, also pflanzlich, ange- sehenen Bacillarien sich ebenfalls bewegen und sich ganz an die Natur der übrigen anschliefsen, und dafs die ganz unbeweglichen nur abgestorben sind. Im Jahre 1810 und lS20theilte Schweigger, damals Professor in Kö- nigsberg, sehr interessante Zusammenstellungen und Beobachtungen über die

der Infusorien und ihrer geographischen Verbreitung. 3 1

niederen Thiere mit. In seinem Buche Beobachtungen über natur- historische Reisen sowohl, besonders in den dazu gefügten Tabellen, als auch in seinem Handbuche der Naturgeschichte der skeletlosen Thiere, trennt er die Klasse der Zoophyten, welche Lamarck's Polypen- klasse mit Zusatz der Infusorien entspricht (s. p. 236.), in 2 Ordnungen. Die erste enthalt Thiere, welche aus einer einfachen Substanz gebildet sind, die andere solche, welche aus wenigstens 2 verschiedenen Substanzen gebil- det werden, wie z. B. die Corallen. Jene erste Ordnung der homogenen Thiere theilt Schweigger in 6 Abtheilungen, von denen 4 von Müller's Infusorien erfüllt sind, während 2 den kleinen weichen und nackten Arm- polypen angehören. Fast sämmtliche Müllersche Infusorien gehören aber, wie bisher, als structurlos zu der ersten Abtheilung ; die zweite, welche für zusammengesetzte gliedlose Thierchen bestimmt ist, enthält nur die Essig- älchen, nach der sebon bekannt gewesenen, zuerst von Oken gewürdigten Struclur, nebst, den Cercarien, welche, wie sie Nitzsch kennen gelehrt hatte, Augen und Darmkanal zeigen. Die dritte Abtheilung enthält einige behaarte von ihm unrichtig beurtheilte Thierchen ohne Räderorgane, und die vierte Abtheilung umfafst die Räderthierchen mit den Schild führenden Brachionen.

Diesen Schweiggerschen Abtheilungen, woran sich im Handbuche eine ungemein fleifsige Zusammenstellung aller physiologischen Beobachtun- gen bis auf seine Zeit knüpft, liegt eine erfahrungsvolle Anschauung und eine physiologische Ansicht zum Grunde, mit welcher er, die Kenntnisse seiner Vorgänger benutzend, die wahre wissenschaftliche Ansicht dieser Thierfor- men förderte, obwohl er den wahren Bau der Infusorien bei weitem nicht erschöpfte, ja oft auch nicht ahnete. Rücksichtlich der Ernährung und Fortpflanzung sagt Schweigger p.245. des Handbuchs; „Infusorien be- stehen blofs aus Schleim ohne irgend ein inneres Organ. Die Ernährung kann daher nicht anders, als durch die Oberfläche geschehen. Dieselbe Er- nährungsweise haben auch die Infusoria vasculosa, ohne jedoch darauf be- schränkt zu sein. An einigen (Cercarien nämlich) sah Nitzsch eine Saug- mündung u. s. w." Rücksichtlich der Fortpflanzung sondert Schweigger die Entstehung der Infusorien von ihrer Vermehrung, als 2 geschiedene Be- griffe, ab, er sagt p. 267: „Infusorien sind organische Materie, welche bei Desorganisation thierischer, oder vegetabilischer Körper frei wird, je nach

32 Ehrenberg: Beiträge zur Kennlnijs der Organisation

dem Grade des in ihr befindlichen Lebens und der Art ihrer chemischen Mischung, kommt sie als Infusorium von dieser oder jener Gestalt zum Vor- schein. P. 275. desselhen Werkes nimmt er als Beobachter doch die Bildung organischer Körper aus Infusorien an. Über die Vermehrung sagt er p. 249 : ,, Ungekünstelt scheint jede Vermehrung der Infusorien als freiwillige Zer- stückelung betrachtet weiden zu können, entweder der äufseren Suhstanz, wie bei der Trennung der Paramaecien und Bacillarien, oder der inneren Sub- stanz, wie bei Vibrio und Volvox." (Hieraus erkennt man, wie wenig deutlich seine Idee in Betreff der Structur des Vibrio war). Die ovalen Körper in den Paramaecien hält Schweigger p. 250. ,, nicht für Eier (wie die frühern es thaten), weil keine Befruchtungsorgane da sind, sondern für zweifelhafte Körper, die nach dem Tode der Paramaecien als Infusorien andrer Art fort- leben." Ich werde zeigen, dafs die Körper, von d-enen Schweigger spricht, die Magen der Paramaecien sind.

Im Jahre 1820 vereinigte Goldfufs in seinem Handbuche der Zoo- logie die Essigale wieder mit den Vibrionen, und that demnach den Schritt wieder zurück, welchen man vorwärts gethan hatte, überdies bildete er nach den Abbildungen der früheren Beobachter einige neue Gattungen, und er- klärte mit Schweigger die Bläschen im Innern der Paramaecien und andern Infusorien für eigene zur Bildung jener Thiere gehörige Monaden, welche nach dem Tode jener ihr selbstständiges Leben lebten.

Ich erwähne noch die Ansichten und Arbeiten ausländischer Natur- forscher neuerer Zeit.

Matteo Losano beschrieb im Jahre 1823 eine grofse Zahl neuer italienischer Infusorienformen in den Abhandlungen der Akademie zu Turin im XXIX. Bande. Die Gattung Proleus, von welcher Müller zwei, und Schrank 4 Arten verzeichnet hatten, ward zu 69 Arten erweitert, und die Gattung Kolpoda, von der Müller 16 Arten beschrieb, und die seitdem nicht vermehrt, sondern durch Entfernen einiger Formen in andere Gat- tungen vermindert worden war, erweiterte Losana zu 64 Arten. Leider zeugen die ganz unbrauchbaren Abbildungen, dafs der Verfasser dieser Ar- beit jede ganz unbedeutende Formverschiedenheit für Art- Charakter hielt, und weder von der Entwicklung dieser Thiere, noch von ihrer Structur richtige Ansichten hatte.

der Infusorien und ihrer geographischen Verbreitung. J'J

Im Jahre 1S24 sprach Nitzsch sich im Artikel Brachionus in der En- cyelopädie von Ersch und Gruber dahin aus, dafs diese Infusorien in ihrer Structur den Entomostracis glichen, was einen Gegensatz gegen Savigny's Beobachtungen bildet, aber der Wahrheit mehr gemäfs ist.

Im Jahre 1825 erschien wieder ein eigentümlicher systematischer Versuch von Latreille, dem verdienstvollen Entomologen Frankreichs. Latreille theilt nicht mit Cuvier das ganze Thierreich in 4 Hauptreihen, sondern nur in 3. Der dritten Reihe, welche die niedrigsten Thiere uni- fafst, giebt er den Namen Acephala, kopflose Thiere, weil er meint, es fehle allen bisher als Entozoen, Echinodermen, Acalephen, Polypen und Infusorien verzeichneten Thieren, wenn auch von jenen einige hie und da Spuren von Nerven zeigten, doch ein eigentliches Hirnganglion. Er rech- net zu diesen auch die Ascidien. Diese Reihe der Acephalen theilt Latreille in 2 Racen, deren erste er, weil sie sich durch eigentliche Verdauungsorgane charakterisirt, Gastrica nennt.

Die Animalia gastrica werden in S, in 3 Verzweigungen geschiedene Klassen getheilt. Die achte Klasse, welche der dritten Verzweigung, oder den Pflanzenthieren angehört, hat 2 Ordnungen. Die erste enthält die Arm- polypen, wozu die Seefedern und eigentlichen Corallenpolypen gehören, und die zweite ist nur für Räderthierchen oder Infusorien bestimmt, welche einen Darmkanal haben sollen. Die Anordnung ist ganz der ähnlich, die Schweigger mit dem Namen Monohjla ciliala belegt hatte; Latreille nennt sie aber Trichosioma. Die übrigen Infusorien, welche nicht Räder- thiere sind, also bei weitem die Mehrzahl der Formen, trennt Latreille ganz ab und stellt sie als zweite Race der Acephalen an das Ende des Thier- reichs, mit dem Namen Agastrica (magenlose Thiere), und bezeichnet sie folgendermaafsen: „Diese Thiere sind sehr einfach; sie zeigen keine Spur eines Darmkanals, und daher auch weder Mund noch Analöffnung. Ihre Ernährung geschieht durch Aufsaugen mit der Haut. Man kann sie mit be- lebten und beweglichen Eiern vergleichen, oder mit Pflanzenzellen, welche einen thierischen Charakter tragen." Die Essig -Alchen und Cercarien wer- den rücksichtlich ihrer Ausbildung nicht beachtet, ebenso werden die vielen zerstreuten Beobachtungen über die Structur einzelner anderer Formen mit Stillschweigen übergangen. Bei den Thierchen, welche Herr Latreille

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EnRENBEftG: Beiträge zur Kenntnifs der Organisation

magcnlose Thiere (dgaslrica) nennt, sind, wie ich schon erwähnte, bis 120 Magen zu erkennen.

Zuletzt hat sich Herr Bory de St. Vincent der Systematik der In- fusorien sehr ausführlich, aber nicht eben glücklicher angenommen. Das neueste allgemeinere ist von ihm 1826 im Dictionnaire classiqiie mitgetheilt worden. Er zieht für die Infusionsthiere den schon öfter, auch von Müller, verworfenen Namen Microscopiqites vor, sieht sie als eine eigene zusammen- hängende Klasse der Zoophyten an, und theilt dieselben Thiere, welche Müller in 2 Familien und 17 Gattungen vertheilt hatte, ohne durch neue Beobachtungen ihre Anzahl bedeutend gemehrt zu haben, in 5 Ordnungen, 1 7 Familien und 82 Gattungen, je nach der Anwesenheit und Verschieden- heit der äufseren Organe und der Körperform. Von der ganzen Klasse giebt der, als fleifsiger Schriftsteller sehr bekannte Verfasser dieser Arbeit fol- gende Kennzeichen an, welche ich mit einigen Bemerkungen begleite :

Bory.

Infusorien (Microscopiques) sind : dem blofsen Auge unsichtbare, mehr oder weniger durchsichtige Thiere

ohne Glieder (jnembres)

an denen man bisher weder wahre Augen, noch selbst deren Spuren erkennen konnte

Sie können sich in allen Theilen oder in einzelnen Theilen zusammen- ziehen — haben sichtlich einen Tast- sinn —

ernähren sich nur durch Aufsau- gung -

Bemerkungen.

Nicht wenige Arten sind mit blofsem Äuge wirklich deutlich sichtbar.

Viele haben schwänz - und halsformige Kür- pertheile, auch andere äufsere Organe, die man kaum anders als Glieder nennen kann z. B. das männliche Organ im Nacken der Räderthiere, welches bei einigen doppelt ist, und die Räder- organe.

Viele besitzen deutliche Augen von 1 bis 12 an Zahl, meist mit rothem Pigment, meist 1, 2 und 4.

Die Ernährung ist wahrscheinlich nirgends durch Aufsaugen, Iäfst sich bei der Mehrzahl aber durch ein bestimmtes Schlingen mit ei- nem Munde nachweisen.

der Infiisorien und ihrer geographischen Verbreitung. 35

ihre Erzeugung scheint sich durch Die Fortpflanzung der Art geschieht wahr-

rru -i ] * ™n,f<s^ -rr^.« TT«: scheinlich nirgends durch Theilung oder Keime,

lheilune oder Auswerten von Kei- & . ,„.. '

° sondern diese dienen nur zur Vervielfältigung

men zu bedingen, wenn sie nicht aus dcr Ind;vl(luen. vielseitig läfst sich nachwei- den UrStoffen geschieht ; sen , dafs wirkliche befruchtete Eier gelegt

werden, und bei den kleineren, der Beobach- tung weniger zugänglichen Formen, spricht die Analogie vorläufig für dasselbe. sie leben nur im Wasser.

Es geht hieraus hervor, dafs Herr Bory de St. Vincent, wie die früheren Systematiker, eine innere Organisation dieser Körper entweder gar nicht annimmt, oder doch nicht für so bestimmt und richtig hält, dafs die Systematik sie speciell berücksichtigen müfste. Aus der grofsen Zahl seiner übrigen im Diclionnaire c/assiaiie verstreuten ganz speciellen Mittheilungen geht aber hervor, dafs er über dieselbe im Zweifel geblieben, indem er nur historisch zuweilen und auf Autorität andrer Beobachter ihrer Erwähnung thut. Bei der ersten und zweiten Ordnung, die 52 Gattungen, also beinah \ aller Formen umfassen, wird bemerkt, dafs weder ein Mund noch innere Organe existiren, bei den übrigen werden Mund und Darm zwar genannt, aber nie umständlich beschrieben, und beim Article Rotifere (Dict. class.) ergiebt sich, dafs der Verfasser die Räderorgane mit Lamarck irrig für den Rand einer grofsen Mundöffnung ansieht, und dafs er ein Herz anzunehmen geneigt ist, ja sogar als von ihm beobachtet angiebt, was offenbar nur durch Verwechslung des Eierstockes mit dem Darmkanal, und des letzteren mit einem Herzen entstanden sein kann, selbst wenn die Maxillen richtig erkannt worden wären. Hiermit hängt auch die sehr bestimmt ausgesprochene Idee zusammen, als gehöre das Räderorgan der Räderthierchen zu einem Respi- rationssystem, die von Cuvier zuerst, aber nur vermuthungsweise aufge- stellt worden war. Selbst die Existenz der grofsen Augen des Rotifer vulgaris bezweifelt Herr Bory nach p. 686. desselben Artikels.

Aus diesen kurzen Mittheilungen über die ausführliche Arbeit des Herrn Bory de St. Vincent geht hervor, dafs diese neuesten Bemühungen desselben über die ganze Gruppe der Infusorien ausschlicfslich auf systema- tische Zerlegung und neue Zusammenfügung der bekannten Müll ersehen Formen in Gattungen und Arten hinzielten, und, ohne sich auf neue Beob- achtungen über Structur und Entwicklung der Formen zu gründen, beson-

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36 Ehren beug: Beiträge zur Kcnntnifs der Organisation

dcrs den Zweck hatten, alle äufseren Formverschiedenheiten scharf zn son- dern, und so die Übersicht der Formen zu erleichtern. Dafs es hierbei zu einigen sonderbaren Irrthümern kommen mufste, und dafs Müllers Irrthü- mer dadurch noch schneidender hervortreten mufsten, war nicht zu verhin- dern; so finden wir denn auch Thiere, welche etwas gegessen haben, des- halb nicht blofs mit Müller für eine andere Thierart gehalten, sondern zu einer andern Thiergattung erhoben, als die Hungrigen derselben Art, denn sie hatten dadurch ein anderes Ansehen bekommen {Monas: Ophthalmoplarus). Bei andern bildet der durch Theilung geschiedene Vordertheil andere Arten und Galtungen, als der Hintertheil und das Ganze, jedes für sich. Die Jun- gen bilden, zuweilen selbst mehrfach, andere Gattungen, als die Alten einer und derselben Art, und die verschiedenen Verwandlungen eines und dessel- ben Thieres sind sogar in verschiedene Reiche der Natur gestellt worden {Vorticella } TJrceolaria u. s. w.). Dieses Unterlassen von Entwicklungs- und Structurbeobachtungen entschuldigt auch die Wiederholung der Müller- schen Infusorienabbildungen im Dictionnaire classiaue, obwohl sie für das Bedürfnifs einer neuern Systematik nicht mehr ausreichend sind.

Aus einem mehr physiologischen Gesichtspunkte, erhielt die Wissen- schaft in der neuesten Zeit Beiträge zur Kenntnifs der niedem Thiere vom Professor v. Baer aus Königsberg {Nova Acta Acad. Caes. Leop. Carol, X. 2. p. 702. 1826- 1827.), welche für die Infusorien rein syste- matisch sind, aber nicht ohne Einflufs blieben. Von Baer bemerkt p. 337: ,,Wer wollte wohl ernstlich läugnen, dafs auch die niedrigste Thierklasse „übereinstimmend mit den übrigen, nach der Organisation bestimmt werden „müsse? Da nun der erste wesentliche Schritt zu einer gröfseren organischen „Ausbildung des Thierleibes wohl ohne Zweifel in der Entwicklung des Ge- gensatzes einer inneren verdauenden Fläche und einer äufseren begrenzen- den Fläche besteht, so kann man L am arck wohl beipflichten, wenn er „das Fehlen einer verdauenden Höhle und einer Mundöffnung als Charakter „der ersten Thierklasse betrachtet." Nach diesem sehr einfachen und voll- kommenen richtigen Grundsatze heifst es weiter: „Allein man darf diese „erste Thierklasse, die auch die Benennung Infiisoria mit einer anderen, etwa Protozoa nach Goldfufs, vertauschen müfste, nicht so begrenzen „wie Müller seine Infusorien begrenzt hat." „Es scheint uns vielmehr, „dafs viele Hauptformen der niedern Thiere ihre Prototypen unter den

der Infusorien und ihrer gcogiaphischen Verbreitung. 37

„Infusorien finden. Da giebt es faden- und kugelförmige, kreisrunde und „län°lichflache." Nach p. 739. wird nun zuerst festgesetzt, dafs man unter- scheiden müsse, „verschiedene Organisationstypen von den verschiedenen „Stufen der Ausbildung des Tbierkörpers." Nachdem diese Idee durch Bei- spiele aus den verschiedenen Formen des Thierreichs erläutert worden, liest man p.746: „Es scheinen deutlich 4 Haupttypen sich zu offenbaren, der „Typus der in die Länge gezogenen gegliederten Thiere (der Längentypus), „der Typus der strahlenförmigen (der Flächentypus), der Typus der Mollus- cen (der Massen typus) und der,der Wirbelthiere. Die letzteren vereinigen „den gegliederten- und Molluskentypus in sich, in ihren animalischen und „vegetativen Formen. Ja man könnte im Kopfe noch eine Andeutung des strahlenförmigen Typus erkennen." Hieraufmacht Professor Baer auf die Ähnlichkeit seiner Gruppen der Thiere mit der von Guvier's Regne animal aufmerksam, und tadelt nur, dafs Cuvier an den gegliederten Thieren und den Mollusken aufser dem Typus ihrer Organisation, noch einen gewissen Grad der Ausbildung verlangt, und nennt diefs eine Forderung, die man nur an die einzelnen Klassen machen sollte, dessen Folge sei, dafs alle niedrig organisirte Thiere der strahligen Form anheim fallen, obgleich sehr viele nicht strahlig gebaut seien. Er erklärt sich ferner: „man darf von diesen „Prototypen nicht verlangen, dafs die Einzelheilen der Theile z. B. des „Darm- und Nervensystems so seien, wie auf höheren Stufen; dennDarm „und Nervensystem sind nicht immer da; wenn nur der allge- „meine Charakter sich erkennen läfst (pag. 747.)." So soll sich durch Lineola {Vibrio lineola), Vibrio {aeeti)} GordhiSj Nais, der Weg zu den Ringwürmern, Insecten und Krebsen finden; durch Cjclidium und Berenice zu denRhizostomen undLamarck's Stellenden; durch Bursaria endlich und Vorticella versatilis zu den Mollusken ; die Wirbelthiere sollen keinen Re- präsentanten des Typus bei den Infusorien haben. Hierauf hat denn Herr v. Baer die Gruppe der Infusorien ganz aufgelöst, indem ihre Formen als unvollkommene Vorbilder und Prototypen der übrigen Thierabtheilungen angesehen und ihnen zugesellt werden sollen.

Die Entwicklung dieser Ansichten zeugt überall von des Verf. bekann- ter geistreicher Beobachtung der Natur, aber am wenigsten glücklich waren gewifs die ebengenannten systematischen Ideen. Schwerlich dürfte die Wis- senschaft die niedersten, und am Ende alle Thiere nach dem Längentypus,

38 Ehrenberg: Beiträge zur Kenntnifs der Organisation

Flächentypus und Massentypus, was doch mit einfacheren Worten nurheifst, nach dem sie lang, breit oder dick sind je abtheilen, Dann- und Nerven- system als untergeordnet und Nebensache ansehen wollen, und anstatt die bei den Infusorien vielfach erkannten Spuren einer Organisation beobachtend zu verfolgen, und weiter in einen organischen Zusammenhang mit den durch sie bezeichneten Thierkörpern zu bringen, einer Idee zu Gefallen, die Beob- achtung für vollendet ansehen, die Organisation der Thiere aber für unvoll- ständig und rudimentarisch halten.

Weit wichtiger ist es gewifs, dafs Herr v. Baer die Aufmerksamkeit auf die Mundstelle des Paramaeciums leitete, obwohl er selbst, seiner philo- sophischen Ansichten halber, pag. 756. wieder irre daran wird, und dafs er von Neuem auf Eichhorn's Beobachtung der gröfseren Ausbildung von Trichoda Sol hinweist. Was aber die Vereinigung der mundlosen Acalephen mit den Infusorien betrifft, welche er vorschlägt, so würde ich nicht unbe- dingt dazu rathen. Wer viele Acalephen zu sehen Gelegenheit hatte, wie ich sie selbst gehabt habe, weifs aus Erfahrung, dafs man mehr verstümmelte findet, als vollständig erhaltene, die aber doch ebenso, wie die vollständigen, ihre Lebensthätigkeit fortsetzen. Demnach dürfte vielmehr anzurathen sein, solche Formen, welche bei sonst anwesenden verbindenden Charakcren et- was ihrer Familie wiederstrebendes an Einfachheit zeigen, als unvollkommen beobachtet anzusehen, und vielmehr zu einer genauem Beobachtung der- selben aufzufordern, als sich mit deren systematischen Stellung zu bemühen.

Mit ganz ähnlichen Ideen trat, fast gleichzeitig, aber doch um 1 Jahr später (denn v. Baer 's Abhandlung ward 1826 abgeliefert, wie die Vorrede zeigt) Dr. Leuckart auf, und seine kleine Schrift: Versuch einer natur- gemäfsen Eintheilung der Helminthen u. s. w. 1827. ist, wie jene interes- sante Arbeit des Prof. Baer, voll von nützlichen Einzelheiten und Beob- achtungen für die Erweiterung der Naturgeschichte. Die Idee der Proto- typen, welche man in dieser Bücksicht nicht glücklich nennen kann, herrscht in ihr ebenfalls, und pag. 41. findet man ihre Anwendung auf die Zerstö- rung der Infusoriengruppe, so wie auch pag. 40. die Metamorphose der In- fusorien in Conferven und andere Algen gebilligt, ja sogar in der Anmer- kung auf die Pilze übergetragen wird. Neues, was aus eigener Beobach- tung für diese Formen gegeben wäre, findet sich nicht, sondern Bory de St. Vincent's Arbeit über die Infusorien ist überall zum Grunde gelegt.

der Infusorien und ihrer geographischen Verbreitung. 39

Die besondere Beziehung der Arbeit auf die Eingeweidewürmer stellt eine Gruppe der Infusorien als Crypthelmintlien auf, wie schon zuerst Götze und dann von Olfers es vor längerer Zeit angeregt hatten, welche Idee von Leuckart jedoch auf neue Weise viel specieller ausgeführt wird (p. 17.).

An diese Schriften schliefst sich nun Reichenbachs Arbeit in seiner Ausgabe von Hemprichs Grandrifs der Naturgeschichte im Jahre 1829. Was jene systematisirenden Schriften vorgeschlagen hatten , wird durch Reichenbach in einem Lehrbuche der Naturgeschichte wirklich eingeführt. Die Gruppe der Infusorien wird völlig aufgelöst. Würmer heifsen die erste Thierklasse. Saamenthierchen und Blutkügelchen bilden die erste Familie der Vermcs Agami, und heifsen Protobii. Die zweite, dritte und vierte Fa- milie bilden die Entozoen. Die zweite Thierklasse ist überschrieben : Mol- lusca. Die erste Ordnung derselben enthält als Mollusca radiata: Corallen, Tubularien, Hydren, Actinien, Medusen und Echinodermen. Die zweite Ord- nung heifst Mollusca palliata} und umfafst Infusorien, Salpen, Ascidien, Testaceen, Cirrhopoden und Gasteropoden. Die Infusorien werden zum Theil unbedeckte Acephalen genannt. Proteus M. schliefst sich an Salpa und die Ascidien. Die Glockenpolypen (Vorlieella M.) sind weit getrennt, und bilden die erste Gruppe der Cephalopoden. Clio macht den Übergang von Vorticella zum Nautilus und Dintenfisch.

Zwischen die übrigen Formen der Müllerschen Infusorien tritt die zweite Oberabtheilung des Thierreichs, die der Gelenkthiere. Diese zer- fallen in Vielgel enkthiere (Poljmeria) und Kerbthiere (Insecta). Die erste Ordnung der Polymerien sind die Ringelthiere (Annulata), welche mit Vi- brio aceli anfangen, und durch Gordius zu Planaria und Lumbricus überge- hen. Cercaria, Nais} Nereis und Aphrodita bilden die vierte Familie der- selben Thierordnung. Die zweite Ordnung umfafst die Krebsthiere (Carci- noidea} Crustaced) welche mit den Räderthierchen (Rotlfer), als ihren nack- ten Formen anfangen, wozu Cypris, Cjtherina und Zoe gezogen werden.

Da diese Anordnungen nicht neue umständliche Beobachtungen einer ausgebildeten Structur der Infusorien aussprechen, sondern vielmehr die Idee der Prototypen verfolgen, so haben offenbar die angezeigten Schriften einen bedeutenden Einflufs auf diefs Handbuch ausgeübt, wodurch Hem- prichs Ansichten in ihrem Grunde verändert sind. Der grofse Fleifs des über mein Urtheil hinausragenden, mir befreundeten Botanikers ist, wie

40 Ehren berg: Beiträge zur Kenntnifs der Organisation

überall, so auch hier klar zu erkennen, aber Göthe sagt, dafs ihm Schiller einst geantwortet habe: Wie kann jemals Erfahrung gegeben werden, die einer Idee angemessen sein sollte? Morphol.I. p. 95.

Die neuesten Bereicherungen sind von Herrn Morren aus den Nie- derlanden, welcher in diesem Jahre aus der, von Bory de St. Vincent mit einigen Müll ersehen Infusorien gebildeten Gattung Leiodina 2 Gattun- gen gemacht hat, allein da die bekannteren der von ihm beschriebenen Thiere meiner Erfahrung nach Räderorgane, Darmkanal, Augen und Nerven besitzen, der Abhandlung zufolge aber von dem allen nichts, nicht einmal der Darmkanal erkannt wurde, so kann die Arbeit nicht von Einflufs auf die Systematik sein.

Eben so verhält es sich mit einer ganz erstaunenswerthen Menge neuer Infusorien von Herrn Losana in den Memorie di Turino im letzten XXX. Bande, wo wieder 50 Arten der Gattung Välvox, 77 Arten der Gat- tung Cyclidium, 28 Arten der Gattung Paramaecium und 26 Arten einer neuen Gattung Oplarium beschrieben uud abgebildet werden, von denen nur wenige der Wissenschaft zu Gute kommen dürften, da ihre Charaktere sich nur auf die äufsere Form gründen, welche wechselnd ist, und die Ab- bildungen ganz ungenügend sind. Bjdragen door van Hall caet. V. 2.

Somit glaube ich den jetzigen Stand der Kenntnisse in dieser Abthei- lung der Naturgeschichte im Wesentlichen bezeichnet, die vielseitigen Be- mühungen ausgezeichneter neuerer Gelehrten zur Aufhellung des Gegen- standes dargethan und eine Vergleichung des Neuen und Einflufsreichen mei- ner folgenden Beobachtungen übersichtlich und leicht gemacht zu haben

I.

Über die Ernährung und deren Organe bei den Infusorien nach neuen Beobachtungen.

Bisher stimmten die neuesten Schriftsteller und Beobachter darin über- ein, dafs die Infusorien durch Aufsaugung mit ihrer ganzen äufsern Fläche sich nährten und dafs wenige mit Mundöffnung versehene zusammengesetz- tere sich neben der allgemeinen Resorbtion durch einen eigenen inneren Apparat, aber nicht ausschliefslich durch diesen ernährten. Ich gehe nun

der Infusorien und ihrer geographischen Verbreitung. 4 1

zur Beschreibung der Ernährungsorgane der einfachsten Infusorien über,

und spreche zuerst den Satz aus :

„Alle wahren Infusorien, auch die kleinsten Monaden, „sind nicht structurloser Schleim, sondern organisirte, „wenigstens mit Mund und innerem Ernährungsapparat „deutlich versehene Thierkörper.

Beobachtungsmethode.

Bei den Räderthieren waren zwar die neuesten Beobachter darin über- einstimmend, dafs man ihnen innere Organe, und namentlich einen Darm- kanal, und zuweilen einen Eierstock zugesteht, allein noch sind die Mei- nungen widersdrechend rücksichtlich der Form, und Herr Borv de St. Vincent spricht nur zweifelhaft von derselben und ohne klare Ansicht. Herr Savigny, der feine Zergliederer der Ascidien, fand die Structur der Räderthiere, wahrscheinlich durch Du t röchet verleitet, analog der der Ascidien, und der ebenfalls trefflich beobachtende Nitzsch schliefst die Brachionen den Entomostracis an. Zufolge Savigny's Beobachtungen, welche Cuvier in seine Systematik des Thierreichs aufnahm und über die ganze Familie ausdehnte, liegt die Analöffnung vorn, der Mund im Innern einer sackförmigen Bekleidung des Körpers nach hinten. Die von Nitzsch beob- achtete Analogie der Enlomostraca würde dies umkehren. Baker und viele ältere Beobachter sprachen schon deutlich vom Darm rW Räderthiere, und Müller sah sogar seine Spur bei Paramaecium und Arten der Gattun« Leuc- ophra. Die Abbildungen jener älteren Beobachter entsprechen aber ihren bestimmten Ausdrücken nicht und zeugen von der Unklarheit des Beobach- teten. Feinere Infusorien erkannten alle Beobachter für belebten structur- losen Schleim, und einige bewiesen sogar dessen naturgemäfse Nothwen- digkeit.

Nach vieljährigen Beobachtungen dieser kleinen, für die Grundsätze der Physiologie, und da sie in so unbegreiflicher Menge vorhanden sind, wahrscheinlich für den Haushalt der Natur höchst wichtigen Thiere bin ich erst spät auf ein sehr nahe liegendes Büttel gekommen, durch welches es mir bald gelang, mit Sicherheit über den innern Bau derselben zu entscheiden, und dies Resultat ist es hauptsächlich, welches ich der Akademie vorzutragen die Ehre haben wollte. Ich habe durch Anwendung von färbenden orga-

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42 Ehrenberg : Beiträge zur Kenntnifs der Organisation

nischen Substanzen als Nahrungsmittel für die Infusorien bewirkt, dafs sich bei allen von O. F. Müller richtig verzeichneten Gattungen dieser Thier- gruppe ein deutliches zusammengesetztes Ernährungsorgan erkennen liefs. Zwar wurde schon in früherer Zeit, gleich Trembley's Versuchen mit Färbung der Armpolypen, auch mit diesen Thierchen von Gleichen ein Färbeversuch angestellt; dieser blieb aber mehr ein Scherz und ohne Erfolg für die Kenntnifs der Structur dieser Wesen. Schon vor 10 Jahren versuchte ich öfters durch Farbesubstanzen den Ernährungsapparat der In- fusorien kenntlich zu machen, es mifslang jedoch immer, weil ich nur me- tallische, erdige oder gekochte Farbesubstanzen wählte, welche entweder die Thiere bald tödteten, oder zu Nahrungsstoffen für dieselben nicht geeig- net waren. Ich wendete auch Indigo und Lackfarbe an, bedachte aber nicht, dafs zubereitete erkäufliche Farben dieser Art mit Bleiweifs versetzt zu sein pflegen. In der neueren Zeit fiel mir ein, dafs dieser Zusatz wohl das Hindernifs sein könnte, und ich stellte deshalb Versuche mit reiner In- digofarbe und reinem Karmin an. Dies gelang aufs Glücklichste. Im Zu- sehen verzehrten die gestielten Vorticellen diese Nahrung und füllten in we- nigen Minuten zu meiner Überraschung eine Anzahl runder kleiner Magen da- mit an, welche mir bis dahin nie deutlich geworden waren. So erkannte ich allmählich in kurzer Zeit bei allen Thierchen, welche mir Infusionen und Frühjahr reichlich boten, den Verlauf ganz bestimmter Ernährungsorgane. Es bedarf mithin, zu diesen Versuchen organischer Farbesubstanzen, welche sich nicht zu innig, nicht chemisch mit dem Wasser verbinden und die das eigentliche Element der Thiere, das meteorische Wasser, nicht verändern, sondern nur, als mechanisch beigemischte sehr feine Körperchen, trüben. Viele sogenannte Tuschfarben sind mit Bleiweifs (') versetzt, und werden darum von den Thierchen oft ganz, oft lange Zeit verschmäht. Reiner In- digo, Karmin und Saftgrün sind 3 sehr durchsichtige, im Microscop deutlich zu erkennende Farben, welche mir den oft geprüften Dienst nie versagen.

Rücksichtlich des Instruments ist zu bemerken, dafs ich ein Microscop von Chevallier besitze, und mit demselben diese Beobachtung leicht zur

(') Man erkennt Bleiweifsfarben dadurch sogleich, dafs man ein wenig aufgelöste Farbe auf ein Glastäfelchen bringt und etwas Wasser darüber ablaufen läfst. Das schwere Weifs bleibt als Bodensatz liegen.

der Infusorien und ihrer geographischen Verbreitung. 43

klaren Anschauung bringen kann. Nur bei einer Vergrößerung von 300 bis 400 mal im Durchmesser (die Chevallierschen Microscope für SO Rthlr. erlauben eine Vergrößerung von S00 mal im Durchmesser), erkennt man die Infusorien so deutlich, dafs ihre Structur mit Hülfe jener Methode ganz sichtbar wird. Mit geringern, obwohl klaren, oder mit unklaren Vergröfse- rungen habe ich mir oft fruchtlose Mühe gegeben, es andern deutlich zu machen, obwohl ich es selbst erkannte. Das unmittelbare Sonnenlicht mufs man vermeiden. Am Stiele festsitzende Glockenpolypen (Vorticellen) sind für die erste Beobachtung die besten Formen. Übung lehrt auch die beweg- lichsten Thierchen belauschen, indem man mit der Hand das Objectglas so bewegt, dafs ihr Lauf nie aus dem Gesichtsfelde geht. Ein Augenblick der Ruhe giebt bald ein fafsliches Bild, das man bis zur Klarheit sich wiederholt.

Aufser vielen systematischen Resultaten sind besonders folgende ana- tomische und physiologische von mir erlangt worden:

1 . Es existirt keine Aneignung fester oder gefärbter flüssiger Stoffe durch die allgemeine Körperbedeckung. Die allgemein angenommene Haulresorb- tion flüssiger ungefärbter Stoffe bei den Infusorien läfst sich weder factisch beweisen, noch jetzt mehr wahrscheinlich machen, da eine deutliche Auf- nahme fester Stoffe und Ernährung durch ein Schlingen mit einem Mund ihre Nothwendigkeit entfernt. Auch nach wochenlangem Aufenthalte meh- rerer Generationen in gefärbtem Wasser bleibt der Körper durchsichtig, während die Magensäcke im Innern von Nahrungsstoff strotzen.

2. Alle kleineren Infusorien, deren Gröfse nicht unter ^ einer Pariser Linie ist, also nicht durch Kleinheit sich der Kraft unserer optischen Instru- mente entzieht, zeigen, wie die gröfseren, unter günstigen Verhältnissen einen inneren mit Farbe angefüllten Ernährungsapparat. Bei den Monaden läfst sich ein Mund, oft mit Wimpern, unterscheiden, mit welchem 2 bis 6 Magen in Verbindung stehen. In Monas termo , deren Gröfse bis jJ^ - y^ Linie beträgt ('), erkannte ich noch 4 rund angefüllte Magen, und glaubte sogar auch zuweilen 6 zu sehen, welche ersteren noch nicht die Hälfte des Thier- chens nach hinten einnahmen. Ein solcher Magen der Monas termo ist dem- nach etwa Jgg einer Linie grofs. Wahrscheinlich hat sie einen Kranz von

(') Ich messe mit einem Glasmicrometer von Dollond, welches einen ,-5555 Zoll direct angieht.

F2

44 Ehrenberg: Beiträge zur Kenntnifs der Organisation

10 bis 20 Wimpern um den Mund, wie Monas pulvisculus und die übrigen gröfseren Monaden, und giebt man den einzelnen Farbetheilcben, womit sich die Magen allmälig füllen, auch keine grofse Zahl, so ist es doch aller Wahrscheinlichkeit gemäfs, dafs jeder sich durch eine Mehrzahl von Atomen füllt. Ist aber jeder Magen nur durch 3 Farben -Atome gefüllt, welche der sichtbaren Rundung wegen wenigstens anzunehmen sein müfsten, so giebt das schon einen Beweis für die Existenz von materiellen , frei im Wasser schwimmenden festen Theilchen, welche wir nicht läugnen können, die ^^hfi einer Linie, oder W^jöo eines Zolles im Durchmesser haben. Es ist ferner meinen Beobachtungen zufolge sehr wahrscheinlich, dafs die Gattung Monas und mehrere an sie angrenzende gar nicht als eigene Thierformen aufzustel- len sind, sondern dafs sie die Jugendzustände der Kolpoden, Paramaecien u. s. w. sind, die, wie die Rhizomorphen und Byssen der Pilze, oft, aufser einer Theilung, gar nicht zur Entwicklung kommen mögen. Ihre Entwicklung mag von der günstigen chemischen Beschaffenheit des Wassers u. s. w. ab- hängen. Ist aber diese, bis jetzt noch hypothetische, Behauptung nicht ge- gründet, oder nur auf einen Theil derselben anwendbar, giebt es also selbst- ständige Thiere so geringer Gröfse, so fordert die Analogie, dafs wir Eier- stöcke bei den Monaden annehmen, wie sie bei Kolpoda sind. Nun verhalten sich die Durchmesser der fadenförmigen netzartig verstrickten Fasern des Eierstockes der Kolpoda, welche die Eier enthalten, oder aus aneinander ge- reiheten Eiern bestehen, zum Mutterthiere, wie 40 zu 1, daher dürften wir junge Monaden zu suchen haben, welche ggoöö einer Linie oder 77^000 emes Zolles im Durchmesser haben und auch Magen besitzen. Ich übergehe die Wände dieser Monaden -Magen und spiele nicht weiter mit Zahlen, öffne nur das Gesichtsfeld in diese Tiefe des organischen Lebens.

Diefs von Monas termo. Monas lens von Müller hat diesen Namen nur in der Fastenzeit, wenn sie ganz nüchtern ist, hatte sie aber etwas ge- speist, so nannte sie Müller Monas atomus, und Bory de St. Vincent stellte die gesättigten in einen höheren Rang, in die Gattung Ophthalmoplanis, indem er den Magen als ein Auge bezeichnete. Die hungrigen liefs er in der Gattung Monas.

Bei den Gattungen Enchelys, Paramaecium, Kolpoda caet. existirt ein den ganzen Körper durchlaufender, mit vielen Blindsäcken versehener Darm- kanal in Form einer Traube, zuweilen gerade, zuweilen spiralförmig gekrümmt.

der Infusorien und ihrer geographischen Verbreitung. 45

Die Gattung Enchelys hat vom eine Öffnung mit Wimpern und die Anal- öffnung am entgegengesetzten Ende. Die Gattung Paramaecium hat den ebenfalls mit Wimpern besetzten Mund in der Mitte ihrer Körperlänge, und daneben nach hinten zu, nicht am Ende, die Auswurfsöffnung. Die Gattung Kolpoda besteht aus sehr verschiedenen Thieren. Kolpoda cucullus hat die Structur der Paramaecien. Kolpoda cucullulus hat eine schiefe grofse, von einer gewimperten Lippe überragte Mundöffnung, wodurch sie sich an die Formen der Gattung Trachelius von Schrank anschliefst, und, wie diese, ebenfalls eine hintere Auswurfsöffnung. Sie ist übrigens ein und dasselbe Thier mit Trichoda auranlia Müller, welche nur den Vorzug hat, dafs sie etwas Pomeranzenfarbiges zu sich genommen. Der abstechenden Farbe we- gen, sind bei der gesättigten die Wimpern deutlicher zu erkennen, daher hat sie Müller unterschieden, und Bory de St. Vincent aus ihr, mit an- deren sehr verschiedenen Thierarten, die Gattung Plagiotricha gebildet. Bei all den genannten Formen sind die Blindsäcke des Darmkanals , oder die Magen, bisher entweder mit Müller für Eier, oder mit Bory de St. Vin- cent für einen zweiten organischen Urstoff, oder mit Schweigger für in- nere zur Individualität des Thieres gehörige, nach dem Tode desselben aber frei werdende Monaden u. dergl. gehalten worden. Ich zählte solcher belie- big blau, roth, oder grün sich im Zusehen anfüllender Blindsäcke bei Para- maecium Chrjsalis und Aurelia 100 bis 200, und sah noch Raum für andere. Unangefüllt sind diese Blindsäcke, wegen farbloser Durchsichtigkeit, wegen fadenförmig zusammengezogener Form und kleinen Durchmessers nicht zu unterscheiden, jedoch kann sie das Thier auch mit Wasser füllen, und dann erscheinen sie als die farblosen Blasen, welche wohl die meisten bisher für Eier, oder verschluckte Monaden hielten. Ihre Veränderlichkeit in Zahl und Form, welche Schweigger über ihre Natur zweifelhaft machte, ist nun wohl zu begreiffen. Angefüllt mit festem Nahrungsstoffe erscheinen diese Magensäcke wie abgeschlossene Kugeln, indem der Verbindungskanal, welcher zum Darm geht, sich zuschnürt und durchsichtig wird. Auch sind die Ma- gensäcke einer willkührlichen Ausdehnung fähig, und füllen sich bei Raub- thieren daher zuweilen mit ganz unverhältnifsmäfsig grofsen Stäbchenthieren und dergl. Wird einer stärker ausgefüllt, so verhindert seine Erweiterung, dafs die benachbarten gefüllt werden, daher sieht man immer mehr Magen, wo dieselben kleiner und gleichförmiger erscheinen, weniger, wo einzelne gröfser

46 Ehrenberg: Beiträge zur Kenntnifs der Organisation

sind. Die Analöffnung erkennt man leicht und mit Überzeugung durch die Ausleerungen gesättigter Thiere.

Die Gattungen Trichoda, Leucophra} Kerona von Müller haben die- selbe Structur. Ihre Trennung von Bory de St. Vincent ist meist un- glücklich und naturwidrig. Nur die Stellung des Mundes und der Auswurfs- öffhung, nicht die vielen Abänderungen unterworfene Körperform giebt Charaktere, wo nicht verschiedenartige deutliche äufsere Organe zu Hülfe kommen. Bory 's Gattungen Ploesconia} Coccudina u. dergl. sind ganz mit Unrecht zu den Brachionen gestellt. Sie gehören zu den Polfgastricis.

Eine eigenthümliche Organisation haben die Vorticellen, welche auf spiralförmig zusammenschnellenden Fäden sitzen. Sie haben keine Öffnung in der Mitte ihres Wirbelorgans, wie man allgemein glaubte, sondern sie haben seitlich am obern Bande eine Grube, in der sich Mund und Analöff- nung befinden. Der Darm mit vielen (ich zählte bis 36) Blindsäcken ver- sehen , verläuft zirkeiförmig im Körper. Das Wirbelorgan besteht aus 2 Kreisen von Wimpern. Der Stiel hat bei vielen Arten einen inneren Spiral- faden, bei andern nicht, bei einigen ist er gerieft. Der Gattung Tickel von Oken, oder Opercularia von Goldfufs, welche man aus Eichhorn ent- nommen, liegt eine Täuschung zu Grunde. Sie haben keinen Deckel, son- dern der allen gestielten Vorticellen gemeinschaftliche mittlere Discus hebt sich nur bei ihnen mehr, weil sie den Mund weiter aufmachen, als andere, den man daher auch deutlicher sieht. Bei der Gattung Stentor {Vorticella polymorphe , stentorea), sah schon Müller den Verlauf des Darmkanals, er- kannte ihn aber nicht.

3. Aufser dem zusammengesetzten Ernährungsapparat sind diese kleine- ren Infusorien mit einer zelligen Masse erfüllt, welche Kolpoda eucidlus in Absätzen durch die Analöffnung auswirft, und die ich für einen Eierstock halten zu müssen glaube. Ich rechne zur Eierstockausscheidung auch das bekannte plötzliche Zerfliefsen der lebendigen Infusorien in einen feinkörni- gen Schleim. Der Tod der Coccus -Mütter giebt eine entfernte Analogie für diese Erscheinung, die nicht krankhaft sein kann.

4. Aus meinen Beobachtungen über die Entwicklung der Infusorien er- giebt sich, dafs dieselbe grofse Formverschiedenheiten bedingt, welche zwar einen festen Gyclus haben, bisher aber ganz unbeachtet blieben, und zu grofsen Irrthümern Anlafs gegeben haben. Ich habe mich überzeugt, dafs

der Inßisorien und ihrer geographischen Verbreitung. 47

12 Müll er sehe Arten der Gattung Forticeila, nur verschiedene Zustände eines und desselben dreizehnten Thieres sind, und aus diesen sind von La- raarck, Schrank und besonders Bory de St. Vincent sechs verschiedene Gattungen gebildet worden, nämlich die Gattungen Ecclissa, Rinella, Kero-

balana, Urceolaria, Craterina und Ophrydia, welches verschiedene Zustände der Vorticella corwallaria sind. Nur für die Gattung Ophrydia bleibt die zu- fällig mit hineingezogene, von den übrigen ganz abweichende Vorlicella ver- saiilis Müller, eine besondere Form. Aus diesen, jetzt nicht weiter auszu- führenden Mittheilungen ergiebt sich wohl schon hinlänglich, dafs die ganze Systematik der Infusionsthiere einer radicalen Reform bedarf.

Ich habe bisher nicht von den Räderlhierchen gesprochen, weil diese eine eigene natürliche Thierklasse zu bilden scheinen. Ihre Beobachtung hat mir ebenfalls vielen Stoff zu Mittheilungen von grofsem Interesse gege- ben, welche ich durch Erläuterung der Structur der gemeinen Hydatina senta (Vorlicella senta Müller), als Typus, übersichtlich machen will, wobei ich nur bemerke, dafs ich viele Resultate durch wirkliches Zerlegen dieser klei- nen selten Ar Linie grofsen Thierchen, mit dem Messer gewonnen habe, ob- wohl sich vieles schon mittelst der Durchsichtigkeit des Körpers, nur nicht so zur Überzeugung erkennen läfst.

I.

Muskularsystem der Hydatina senla.

Der Körper der Hydatina senta besteht aus einer doppelten durch- sichtigen Membran, einer nackten und weichen äufsern und einer innern. Die äufsere Haut ist einfach und mit der innern vermuthlich durch einen durchsichtigen, sehr dehnbaren Zellstoff verbunden, dessen Anwesenheit anzunehmen nothwendig erscheint, wegen der oft eintretenden Entfernung der beiden Membranen durch die Muskelwirkung, und ihrer erfolgenden gleichartigen Wiedervereinigung. An die innere Membran heften sich 4 Paar strahlenförmig, von den entgegengesetzten Enden des Thieres ausgehende Muskeln, welche deutlich bandförmig und gestreift sind, und sich mit erwei- terten Enden in der Mitte des Thieres anheften. Diese 8 Muskeln sind ihrer Lage nach :

Ein oberer Rückenmuskel, unterer

4S Ehrenberg: Beiträge zur Kennlnifs der Organisation

Ein oberer Bauchmuskel,

unterer

oberer rechter Seitenmuskel,

unterer

oberer linker Seitenmuskel,

unterer

Die 4 obern oder vordem Muskeln entspringen am breiten Kopftheile, zwischen den Scheiden der Räderorgane, so dafs der Rückenmuskel etwas mehr gegen die Mitte, die übrigen näher am Rande entspringen. Die 4 un- tern oder hintern Muskeln heften sich ans hintere Ende der Bauchhaut, da, wo die Schwanzzange hindurchgeht. Der Vereinigungspunkt der 4 Muskel- paare, wo sich ihre erweiterten Enden in der Längenrichtung an die Be- deckungen heften, ist zwischen dem vierten und fünften Zweigpaare des Rückengefäfses, genau in der Mitte des Thieres. Bei Eosphora Najas sind die Ansätze noch länger, und erstrecken sich vom zweiten Gefäfspaare bis zum sechsten, auch bei Rotifer und Philodina sind sie sehr lang. Uberdiefs gehören dem Muskelsystem noch 1 7 Scheiden für die Räderorgane, welche um den Mund im nicht völlig geschlossenen Kreise liegen, und mit deren Hülfe die Wimpern bewegt oder eingezogen werden. Es sind 9 äufsere und S innere. Auf ähnliche Weise wirken 2 Muskelscheiden, welche die beiden Glieder der Schwanzzange umhüllen. Sämmtliche Muskelscheiden sah ich deutlich durch feine Bänder, mit ihrem Grunde an die innere Kör- perhaut befestigt. Vier dicke und kurze Muskelparthieen, welche den freien Schlundkopf bilden, ein Kranzmuskel der Cloake und ein Muskelorgan als Saamenschneller, bcschliefsen die Reihe dieser Gebilde, soweit sie mir bis jetzt anschaulich wurde. Die Zangenbewegung der Schwanzzange scheint nur durch kräftiges Einziehen und Ausstrecken bewirkt zu werden. Aus- dehnung scheint Erschlaffung zu sein.

U.

Das Gefäfssystem der Hydalina sentit. Man erkennt ohne Schwierigkeit in diesem Thiere 9 Queerlinien, welche ebensoviel Körperringe zu bilden scheinen, wie wir sie bei den Glie- derwürmern zu sehen gewohnt sind. Bei schärferer andauernder Beobach- tung erkennt man, dafs diese Queerlinien nur der innern, nicht der äufsern

der Infusorien und ihrer geographischen Verbreitung. 49

Körperbedeckung angehören, und dafs sie einen Gefäfsdurchmesser haben. Ehe man sich noch zugesteht, dafs sie Gefäfse sind, ist man geneigt, sie für Queermuskeln zu halten. Die unverhältnifsmäfsige Zartheit des Durchmes- sers aber, gegen die Stärke und deutliche streifige Zusammensetzung der Längsmuskeln, denen sie entgegenwirken sollten; die grofse Entfernung der zarten Doppellinien von einander, und ihre Verbindung durch einen fei- nen Kanal in der Mitte des Rückens, welchen letzteren man durch die Mund- und Afterlage erkennt; der gröfsere Durchmesser derselben in der Nähe des Längskanals, und die Analogie anderer niederer Thiere, erlauben und nölhigen, in diesen Theilen ein Rückengefäfs mit 9 sich im rechten Win- kel entgegengesetzten Gefäfspaaren , zu erkennen. Zuweilen glaubte ich überdiefs deutliche Yerbindungskanäle der einzelnen Gefäfspaare zu sehen, doch wurden sie unsichtbar, wenn die Haut sich spannte, und sie blieben mir daher zweifelhaft. Jedoch ist es sehr wahrscheinlich, dafs eine noch weit gröfsere, sehr feine Gefäfsverzweigung statt findet. Die Saftbewegungen und der Herzschlag aber, welchen schon Corti bei den Räderthierchen und Brachionen gesehen zu haben meinte, beruhen auf Täuschung. Man sah den zitternden Kanal, welcher vom Munde zum Schlundkopfe geht, besonders bei der Familie der Zygotrochen, für ein Herz an. Ebenso kann die Beob- achtung Gruithuysen's, welcher Saftbewegung in Paramaecium Aurelia gesehen zu haben glaubt, nur Darmbewegung meinen. Kleine locale zitternde Bewegungen, bald hier bald da? habe ich oft bei Räderthierchen gesehen, halte sie aber für Muskelwirkungen. Einer eigenthümlichen rotirenden Be- wegung ist besonders die innere Darmhaut fähig, was ich auch bei Nais sah. Auch sah ich zuweilen ein Fluctuiren zwischen den Organen, in der freien Rauchhöhle und Wimpern an der Aufsenseite des Darrakanals.

HI.

Das Ernährungssystem der Hydatiaa, Der vollständige Darmkanal dieses Thieres besteht zuerst aus einem kugelförmigen muskulösen Schlundkopfe , an dem 2 gezahnte Kiefer be- festigt sind, uud dessen Öffnung vorn in der Milte der Räderorgane etwas gegen den Bauch befindlich ist. Ich zählte jederscits 6 zweispitzige Zähnchen, die linienförmig sind, und durch ein Band von 2 Wurzeln oder Fortsätzen festgehalten werden. Auf den Schlundkopf folgt ein deutlich verengerter

G

50 Ehrenberg: Beiträge zur Kenntnifs der Organisation

Schlund {Oesophagus), welcher in einen sogleich sehr verdickten Darm ohne Magen übergeht, und conisch abnehmend nach hinten sich verläuft. Bei geringer Nahrung ist der Darm runzlich. Der Mastdarm endet nicht frei nach aufsen, sondern in eine Cloake gemeinschaftlich mit dem Eiergange, und an der Stelle ihrer Einmündung ist ein Kranzmuskel (sphincter). Die äufsere Auswurfsöffnung ist auf dem Rücken des Thieres, dicht über dem achten Zweigpaare des Rückengefäfses. Diese Structur erleidet bei den eigentlichen Räderthieren, den Zjgotrochis nudis, die Ausnahme, dafs der Darm bei diesen einen mittleren, dünneren und spiralförmig gekrümmten Kanal zeigt, wenn er mit Farbe gefüllt wird. Auch ist die Einrichtung der Cloake so, dafs diese in eine Blase ausgedehnt werden kann, in der sich die Auswurfsstoffe noch einige Zeit verweilen. Der Sphincter ist ebenfalls durch seine Wirkung zu erkennen, doch zu durchsichtig, um sehr deutlich an sich erkannt zu werden. Die Zjgotrocha loricata sind den Poljlrochis ähnlich, nicht jenen, zeigen aber fast alle eine Strictur in der Mitte des Darmes, welche einen vordem Theil absondert, den man Magen nennen könnte. Über die Stelle der Analmündung und der Mündung des Eierkanals, belehren überall die Ausleerungen mit völliger Gewifsheit.

Zum Ernährungsapparat gehören wahrscheinlich noch 2 weifse drüsige Körper, welche am Anfange des Darmes 2 Ohren oder Hörner bilden, und die durch Farbe, Form und Anheftungsweise mit der Bauchspeicheldrüse (Pancreas) höherer Thiere mehr Ähnlichkeit haben, als mit den Gallenge- fäfsen und der Leber der niedern Thiere. Sie sind fest an dem Darm ge- heftet, und haben an ihrem vordem Ende noch ein dünnes Band, welches sie an die innere Körperhaut befestigt. Beim Zerlegen des Thieres bleiben sie am Darmkanale sitzen, nicht an der Bauchhaut. Sie für Nieren zu halten, würde eine vollkommenere Entwicklung des Gefäfssystems voraussetzen, die nicht beobachtet wird. Auch bei den Räderthieren, Rotifer vulgaris und Phi- lodina eijtlirophüialma, habe ich diese Organe bestätigt, und am gröfsten bei der Gattung JEuch/anis unter den Poljtrochis loricatis gefunden.

IV.

Geschlechtssystem. Alle Individuen sind deutlich hermaphroditisch, und besitzen die dop- pelten Generationsorgane in grofser Ausbildung. Die weiblichen Genera-

der Infusorien und ihrer geographischen Verbreitung. 5 1

tionsoi-gane bestehen aus einem im unbefruchteten Zustande, rundlichen oder viereckigen, auch herzförmigen drüsenartigen Eierstocke, welcher, wenn sich eine Mehrzahl von Eiern ausbildet, zweihörnig wird. Nie fand ich bei dieser Form mehr als 8 gröfsere Eier. Dieser Eierstock umgiebt, leberartig, die Mitte des Darmkanals, und endet nach hinten in einen mehr oder weni- ger langen Stiel, oder dünnen durchsichtigen Kanal, den Eiergang, welcher mit der Reife der Eier kürzer und dicker wird, und sich mit dem Darmkanal in die Cloake mündet. Ein Kranzmuskel, durch Färbung und Anschwellung kenntlich, umgiebt dicht hinter der Vereinigung den Eingang der Cloake. Hydatina legt Eier, und ich habe den Act des Legens beobachtet ; Rotijer vulgaris bringt auch lebendige Junge. Die Eier sind keine Gemmen, sondern haben deutlich dieselben 3 Substanzen, welche Herr Rudolphi bei den Eiern der Eingeweidewürmer erkannte, und für Chorion, Allantois und Am- mion hielt. Das Chorion platzt mit einem Queerrifs, und läfst das selbst- ständige Junge frei davon gehen. Bei Zerlegung von Individuen gelang es mir zuweilen den Eierstock unverletzt zu isoliren, und dann erkannte ich (siehe Tab. VII. fig. k-) die jungen Eier in der Substanz desselben sehr gut. Es schien mir bei einigen sogar in der Mitte noch ein dunklerer Fleck zu existiren, so dafs es noch unentschieden bleibt, ob die mittlere, in jener Figur angegebene Masse der Eyer Embryo selbst ist, oder ob sie Dottersub- stanz ist, in welcher sich dieser erst entwickelt. Die grofse Zusammen- setzung ist deutlich.

Die männlichen Generationsorgane bestehen aus zwei, vom Kopfe anfangenden, den ganzen Körper auf beiden Seiten durchlaufenden geschlän- gelten Saamenorganen, welche vorn breiter und etwas zackig, nach hinten rundlicher und schmäler sind. Sie enden in schlangenförmigen Windungen, dicht hinter der Mündung des Eierstocks, im Halse eines blasenförmigen Muskelorgans. Dieses blasenförmige Organ, welches ganz die Gestalt und Lage eines Uterus hat, aber beim Eierlegen gar keine Function übernimmt, zeichnet sich durch grofse Irritabilität aus, dehnt sich bald zu einer Blase aus und zieht sich rasch in einen drüsenähnlichen Körper zusammen. Sei- ner Lage und Eigenthümlichkeit gemäfs dürfte dieses Organ zum Einschnel- len des Saamens in den Eierstock bei der Selbstbefruchtung dienen und die- sen Thieren ganz eigenthümlich sein. Die Saamenorgane sind auch bei Ro- tifer und PhUodina deutlich, doch fehlt die irritable Blase, welche durch

G2

52 Ehrenberg: Beiträge zur Kemünifs der Organisation

ein griffeiförmiges, im Nacken befindliches Organ, das dann zur männlichen Befruchtung dienen würde, ersetzt zxi werden scheint. Die Analogie dieser Bildung ist bei den Mollusken deutlich, deren bekanntlich viele das männ- liche Zeugungsorgan im Nacken führen.

V.

Nervensystem der Hydatina. In der Mitte zwischen den Muskelscheiden der Räderorgane, um den Schlundkopf nach vorn liegen drüsenartige, unregelmäfsige, durch Farbe sich auszeichnende, zusammenhängende Körper. Aus einem obern, eiförmigen, gröfsern entspringt ein ziemlich dicker Strang, welcher schief im Nacken gegen das Rückengefäfs geht und sich daselbst, etwas vor dem zweiten Paare der Gefäfszweige, anheftet, aber nicht endet, sondern, ohne sich in einen bedeutenden Knoten zu verdicken, in fast gleicher Stärke wieder zurück- läuft. Zurückgekehrt nach der Gegend des Mundes und den drüsigen Kör- pern verliert er sich, nicht in dem gröfseren, von dem er ausgegangen, son- dern zwischen, oder in den kleineren benachbarten. Diese Nackenschlinge ist bei der Seitenlage des Thieres sehr deutlich zu sehen. Sie ist kein Mus- kelstrang, weil sie bei ihrem Ansatzpunkte an der Haut sich nicht wie die übrigen Muskeln ausbreitet, und weil sie bei Contraction der Kopfgegend, sich nicht verkürzt, sondern schlangenförmig gebogen, also passiv erscheint. Sie ist kein Gefäfs, weil bei der Dicke ihres Durchmessers entweder eine herzartige Pulsation, oder ein Strömen der im Innern sichtbaren trüben Substanz bemerkbar sein müfste. Diese Gründe und die bekannte vollkom- men übereinstimmende Analogie anderer niederer Thiere, berechtigen und nöthigen, diese deutlich vorliegenden Organe, für ein von kleineren umge- benes gröfseres Nervenganglion und eine Nervenschlinge des Nackens zu hal- ten. Vom Anheftungspunkte dieser Schlinge am Rückengefäfs sah ich noch 2 sehr feine Nervenfäden nach der Stirn gehen, wo bei andern Formen die- ser Familie, wie bei Rotifer vulgaris, Augen mit rothem Pigment befindlich sind. Bei vielen ist auch ein gröfseres rothes Auge an der Anheftungsstellc der Nervenschlinge im Nacken selbst (Eospliora Najas), und in diesem Falle bildet diese Schlinge einen doppelten Sehnerven. Auf der Bauchseite entspringt überdiefs aus dem Gehirn ein einfacher dünner Nervenfaden, welcher unverästet dicht an der Bauchbedeckung herabgeht, und um die

der Infusorien und ihrer geographischen Verbreitung. 53

inneren Muskelscheiden der Schwanzzange 3 Schlingen bildet, deren zwei vorderen 2 Gefäfsschlingen des Rückengefäfses entgegenkommen. Dieser Nerv ist wegen Nähe der Muskeln schwer zu sehen, jedoch von mir öfter deutlich gesondert erkannt worden. Sein Ursprung ist noch ungewifs.

II.

Anwendung der bcobachtelen Structur auf Systematik.

Nach diesen Erfahrungen habe ich versucht, aus der Masse der un- richtig gekannten Thiere, welche bisher mit dem Namen Infusionsthiere be- zeichnet waren, nach den allgemeinen Regeln der Naturgeschichte, und na- mentlich der Zoologie, 2 von einander geschiedene Klassen der Phytozoen zu bilden, in denen diese Thierformen nicht mehr nach der ganz unsicheren äüfseren Form , sondern nach der festeren Gesammtstructur ihres Wesens geordnet sind. Mangel an nachzuweisenden Gefäfsen bei sonst hinlänglich klarem Bau (grofser Paramaecien und ähnlicher Formen), mögen vorläufig die Polygastrica von den verwandten Entozoen u. s. w. scheiden, deren Gefäfse ziemlich klar erkannt worden sind. Die Gattung Euglena beweist übri- gens, dafs es auch bei den unvollkommneren, noch einer unmittelbaren Selbsltheilung unterworfenen Infusoi'ien Andeutungen von Augen, und mit- hin eines Nervensystems, giebt, was mit ihrem Tastsinn sich wohl vereinigt, und die Aufmerksamkeit der beobachtenden und systematisirenden Natur- forscher sehr verdient. Die Klasse der Räderthierchen erscheint mehr or- ganisirt, als die der Entozoen es ist. Ihre Augen sind regelmäfsiger Cha- rakter von bei weitem der Mehrzahl der Gattungen, und da dieselben auch bei den kleineren Formen noch erkannt werden, wo man das directe Auf- suchen des Nervensystems aufgeben mufs, so halte ich diesen Charakter für einen sehr günstigen zum Belaufe systematischer Anordnung und Erkennung. Von den Mollusken und Krebsen, welche ebenfalls Gefäfse und Nerven ha- ben, unterscheiden sich sämmtliche Infusorien, sowohl die Magenthierchen [Polygastrica), als die Räderthierchen (Rotaloria), durch den Mangel eines pulsirenden Herzens , oder eines Centralorgans für das Gefäfssystem ; von niedereren Formen aber unterscheiden sich die Räderthierchen, durch aus- gebildetere StructTir. Zahllose microscopische Untersuchungen, welche ich durch Tage und Nächte fortsetzte, haben mich in kurzer Zeit in den Stand

54 Eiirenbero: Beiträge zur Kenntnifs der Organisation

gebracht, sämmtliche bekannte Hauptformen, den gewonnenen Grundsätzen gemäfs, wieder zu prüfen, und das Resultat dieser Untersuchungen sind die hier folgenden 2 Tabellen, welche gewifs durch mehrseitige Theilnahme an den Untersuchungen sich bald ansehnlich vergröfseren , und der Natur- geschichte einen ihrer wesentlichen Theile im wissenschaftlichen Gewände zufügen werden.

Rücksichtlich der Einrichtung beider Tabellen bemerke ich, dafs es meine Absicht war, auf ein Gesetz aufmerksam zu machen, welches die schaalentragenden Infusorien mit den nackten überall eng verbindet, und kaum erkannt worden ist. Man könnte nicht selten Schaalentragende Formen mit andern nackten, wegen vollständiger Übereinstimmung der äufseren und inneren Bildung, in eine und dieselbe Thiergattung stellen, ohne der Natur Gewalt an zu thun. Dennoch habe ich der leichten Erkennung des Charak- ters halber, denselben der Hauptabtheilung, den Ordnungen zugeschrieben. Geringer ist noch im Ganzen die Zahl der beobachteten gepanzerten Formen bei den Pnijgastricis, aber weniger ungleich ist sie mit der der nackten bei den Räderthierchen. Gehören die Bacillarien rücksichtlich des innern Baues wirklich zu den thierischen Formen, wofür vieles Äufsere spricht, so er- wächst durch sie der gepanzerten Bildung der Magenthierchen ein ansehn- liches Material. Bei den Navicidis sieht man zuweilen, aufser den bewegten Körperchen in den Spitzen und im Innern, einen vieltheiligen, freilich sehr kleinen Fufs aus der Längsspalte ragen, mit welchem sie sich fortschieben. Ein Queerschnitt theilt dieselben Thierchen nicht in 2, sondern in -4 Theile, indem dann die beiden Queertheile in der Längsspalte auseinander gehen. Ungeachtet vieler Details, welche ich über diese Gruppe gesammelt habe, gelang es aber doch noch nicht, sie zur Aufnahme von Nahrung zu bringen.

Was die systematische Behandlung der ganzen Klasse der Magen- thierchen (') anlangt, so ist sie vielleicht noch der Veränderung ausgesetzt. Ich habe nämlich die Zahl der Formen, vielleicht aus Unvollkommenheit meiner Beobachtung, in 2 gröfsere Gruppen sondern müssen. In der einen habe ich sowohl die Stelle, als die Öffnung und Umgebung des

( ' ) Magen, nicht Blinddärme, sind diese Anhänge des Darmes deshalb zu nennen, weil sie nicht zum Verdauungsprocefs vorbereitete Stoffe aufnehmen, sondern mit ganz rohen Stoffen unmittelbar gefüllt werden, und weil das Thierchen willkührlich bald den ersten, bald den letz- ten mit Übergehen der andern füllt.

der Infusorien und ihrer geographischen Verbreitung. bb

Mundes, und auch das Auswerfen der unverdauten Nahrungsstoffe, ganz deutlich beobachten können, wodurch ich eine klare Ansicht der Structur und einen festen Eintheilungsgrund erhallen habe. In der andern aber babe ich zwar die Stelle des Mundes und die Magen erkannt, allein icb habe nie die Auswurfsöffnung und den Act des Auswerfens sehen können. Es schien mir daher zweckmäfsiger, die letzteren, meist ibrer Kleinheit wegen sehr schwierig zu beobachtenden Formen, in einer ersten Abtheilung der Klasse abzusondern, und ich machte mir, der vergeblichen Beobachtung zufolge, von ihrer Structur die Idee, als wäre bei ihnen Mund und Aus- wurfsöffnung ein und dasselbe, oder als hinge die sichtbare Mehrzahl kleiner Magen mit dem Munde radienartig zusammen. Diese nenne ich denn Anen- tera, jene Mehrzahl aber, welche einen Darm (evregov im Sinne des Aristo- teles) deutlich führen, Enterodela. Die Jnentera habe ich nach der An- wesenheit äufserer Organe in 3 Familien gesondert, und Körperform und Verhältnifs der Organe benutzte ich zu Gattungscharacteren, wo sie fest er- schienen.

Die Enterodela, sowohl die nackten als gepanzerten, habe ich nach der relativenStellung der Mund- und Auswurfsöffnung in 4, wie ich glaube, sehr naturgemäfse Familien sondern können. Andere Körperverhältnisse und die Verhältnisse äufserer Organe benutzte ich zu Gattungscharacteren. Der Form allein habe icb aber bei diesen nirgends einen Einflufs gestattet.

Rücksichtlich der Klasse der Räderthierchen ist folgendes zu bemer- ken: Ich nenne die Klasse der Räderthierchen nicht Rotifera, dem bei fran- zösischen Naturforschern üblichen Namen Rotiferes gemäfs, sondern Rota- loria, weil der Name Rotifer schon seit dem Jahre 1803 als Gattungsname von Schrank verbraucht ist, und weil diefs der alte, durch Spallanzani und andere Italiener früher Zeit angewendete Name für die Vorticella ro- taloria oder Furcularia rediviva ist. Lamarck bildete bekanntlich mit dem französischen Namen Rotiferes eine Section, und Cuvier eine Ordnung der Infusionsthierchen , aus welcher letzteren Bory de St. Vincent zwei machte : Rotiferes und Crustodes. Deshalb hat auch der letztere Gelehrte den alten Gattungsnamen Rotifer des eigentlichen Räderthierchens durch den neuen Namen Esechielina ersetzen zu müssen geglaubt. Dieser Name aber, welcher vom Propheten He sekiel entlehnt ist, weil derselbe in seinen Vi- sionen die Cherubim mit 4 radförmigen Organen sah, scheint weder pas-

56 Ehrembeug: Beiträge zur Kenntnifs der Organisation

send, noch wegen des Vorrechtes des frühern zulässig. Monohyla rotatoria nannte schon Schweigger einzelne dieser Formen.

Die Klasse der Räderthicrchen, welche von der Klasse der saugenden Eingeweidewürmer und ihrer Verwandten (Suctoria) sich durch die Räder- organe sehr bestimmt unterscheidet, weshalb auch die gleichfalls mit Darm u. s. w. versehenen fibrio fluviatilis} aceti und glutinis vielleicht sogar zur Gattung Oxjuris zu ziehen sind , zerfällt zuerst wieder in die 2 , mehr künstlichen als natürlichen , aber die Bestimmung der Arten erleichternden Ordnungen, in Nackte und Gepanzerte (Nuda-Loricata. Der Name Crustodea für die letzt ern ist eine vox hjbrida, deshalb nicht anwendbar). Jede dieser Ordnungen zerfällt in 4 Familien nach der Natur der Räderor- gane, und in diesen geben die bisher ganz übersehenen (nur bei Rotifer von einigen Beobachtern angegebenen, zuletzt aber von Bory de St. Vincent in Zweifel gezogenen) meist roth gefärbten Augen sehr feste und auch nicht allzuschwierige Gattungscharaktere. Die Kauorgane habe ich nur seilen zur Unterscheidung der Gattungen benutzt, obwohl sie sehr charakteristisch zu sein scheinen und namentlich die Philodina aculeata von den übrigen Formen dieser Gattung trennen würden ; ihre Untersuchung ist aber schwierig und zerstört das Thier.

Es folgt nun der systematische Versuch selbst :

der Infusorien und ihrer geographischen Verbreitung. 57

PHYTOZOA.

Classis I.

POLYGASTRICA (*).

Animalia evertebrata apoda, nonnulla caudata; Vasa sanguinifera et Systema nerveuni nullibi conspicua. Oculorum rudimenta paucis. Os Omni- bus ciliis vibrantibus coronatnm nudumve ventriculis pluribus appendicula- tum aut canali alimentario perfecto polygastrico auctum. Pharynx non dis- cretus, inermis. Partus. Ovipara? (vivipara) et sponte dividua. (Utrum gem- mae sint, an ova vocanda interna propagula observationes olim decident.)

Ä. A?SESTERA.

Ore ventriculis pluribus appendiculato, ano discreto nullo (tubo intestinali nullo).

Ordo I. Nuda. ÖRDO II. Loricata.

FamiliaI. GYMNICA.

Corpore non ciliato, ore ciliato nudove.

Sectio I. MONADINA.

Ä) pullis internis nunquam conspicuis: cor- pore in binas aut quaternas partes sponte dividuo:

a) cauda nulla:

a) pellucida:

Monas termo Müller.

atomus Müll. = M. lens M.

guttula. nov. sp.

15 species.

ß) obscura (2):

(') Ich nehme in dieses Verzeichnifs nur solche Thierformen namentlich auf, deren Ernäh- rungsorgane ich durch Farbesubstanzen geprüft habe. Von den übrigen mir bekannten, wahr- scheinlich ebenso organisirten Arten, füge ich nur die Zahl hinzu, und die ungeprüften, oder widerstrebenden Gattungen erwähne ich in den Anmerkungen.

(2) Hieran schliefsen sich Trolvox. globulus, Volvox Morurn und die einfachen Vibrionen, de- ren Ernährungsapparat ich noch nicht, oder nicht deutlich ausgemittelt habe, auf folgende Weise:

H

58 Ehrenberg: Beiträge zur Kenntnifs der Organisation

Ordo I. Nuda. Ordo II Loricata.

FamiliaH EPITRICHA.

Corpore ciliato, ore ciliato nudove. Sectio IV. PERIDINAEA.

A) pullis internis conspicuis nullis:

a) ciliorum online transverso:

Peridinium eine tum. v^orlic. cineta Müll. puh<iscuhis . nov. sp. minor.

2 species.

ß) obscura: DOXOCOCCUS globulus. Vohox glol/. Malter.

3 species.

b) caudala:

BODO. nov. Gen. Monas punctum Gleichen.

k species. ?UROCENTRUM Nitzsch. Turbinella Bor/. Cercaria turbo M. an Vorticella?

1 species.

B) pullis internis conspicuis:

Pa^DORINA Morum Eory. "| . ..

' > an potius plantaer

sphaerula. nov. sp. J

2 species.

Sectio II. VIBRIONIA. Elongata, in se nunquam contracla.

a) corpore (llifonni cylindrico undatira llexili (in multas partes tiansverse dividuo): Vibrio badllus Müller.

Hneola Müller.

rugula Müller.

4 species.

b) corpore filiformi rigido spirali : SPIRILLUM volutans. Vibrio spirillum Müller. undula. Vibrio undula Müller.

2 species.

c) corpore oblongo, fusiformi aut filiformi (tereti aut triquetro nee quadrangulo) aperte un- dalim non llexili, nee spirali:

Bacteriüm. nov. Gen. Haec genera, Oscillatoriis valde affinia, ore nulriri nondum vidi. 11 species.

Sectio III. ASTASIAEA.

Elongata, enntractione poljmorpha ; Qongiludinaliter dieidua [Eugl. acus^\) a) oculorum rudimento nullo: ASTASIA euchlora. nov.

4-6 species.

)v. Gen.l

l t 0s

al. sp. J

h Omnibus distinetum. haematodes.

der Infusorien und ihrer geographischen Verbreitung. 59

OlWO I. Nucla. OiWO II. Lorkata.

b) ciliorum ordine longitudinali: ?Ctclidium glaucoma Müller (').

k species.

FAMILIA IE. PSEUDOPODIA. FAMILIA I.

Corpore proteo, processibus pediformlbus variabili.

Sectio V. AMOEßAEA. Sectio I. BACILLA.RIA.

cum lorica dividua (2).

Amoeba dijßuens. Proteus diffluens Midi.

radiosa. nov. sp.

processibus acutis radiatis. 2 species.

b) ocidorum rudimento distincto:

EUGLENA viridis. Cercaria viridis Müller. \

acus. T'ihrio acus Müller. \ Os Omnibus distinclum.

pleuronectes. Cercaria pleuronectes Müller. J

6 species. ,

(') Hieran schliefsen sich die Gonia und Vohoces , deren äufsere wirbelnde Behaarung deutlich ist, wie folgt:

c) ciliis ubrcjue sparsis : Pantotricuum volvox. nov. Gen.

1 species.

B) pullis internis conspieuis.

a) corpore compresso (quadrangulo):

GONIUM pectorale Müller.

2 species.

h) corpore globoso : Volvox globator Müller.

1 species.

(2) Da es scheint, als existirten keine den 2 ersten Familien der nackten Magenthiere ent- sprechende Formen hei den gepanzerten, so bilden die Pseudnpodia loricata die erste Familie dieser Ordnung, und den Anfang würden die Bacillarien gehen, deren äufsere Bewegungs- organe durch veränderliche, aus einer seitlichen Längsspalte hervorgeschobene kleine Papillen gebildet werden, welche an die proteischen Veränderungen der Difßugia erinnern. Obwohl sich meine fruchtbaren Untersuchungen dieser Section bis jetzt nur auf die Gattung Navicula beschränken, so erlaubt doch einerseits die Ähnlichkeit der Formen, andererseits fordert das von mir gegebene, sonst unverständliche geographische Verzeichnifs, die systematische Über- sicht derselben hier anzuschliefsen. Offenbar sind mehr Gründe, diese Körper für unvoll- kommen beobachtete Thiere, als für vollkommen beobachtete Pflanzen zu halten.

H2

60 Euren berg: Beiträge zur Kenntrüfs der Organisation

Ordo I. Nuda. Ordo II. Loricata.

Sectio II. ARCELLINA.

lorica non dividua.

a) lorica urceolata ('):

b) lorica scutellata: Arcella vulgaris, nov. Gen.

dentata. al. sp.

aculeata. al. sp.

3 species.

BACILLARIA.

J) lorica liivalvi quadrangula, dorso longiludinaliter dividua:

a) libera solitaria aut gregaria; NAVICULA;

b) libera concatenata catenulis polymorphes : BACILLARIA ;

c) libera fasciatim concatenata, nee polymorpha, dein diffraeta: Fragilaria ;

d) libera apoda radiata (flabelliformia) : Exilaria ;

e) affixa sessilia ; Synedra. nov. Gen.

y) affixa pedicellata saepe dichotoma, apice dilatata; GOMPHOKEMA;

g) affixa pedicellata saepe dichotoma, basi apiceque contraeta : Cocconema. nov. Gen.

/;) affixa pedicellata radiata (flabelliformia): EcHIiSELLA ;

B) lorica univalvi lereti, transverse in duas quatuorve partes dividua: Closterium;

In welchem Zusammenhange einige Seealgen: Gimdclla, Schiznnema, Micmmega caet. mit Navicula stehen, ist durch genauere Beobachtungen erst auszumitteln. In demselben Falle sind einige kleine Süßwasser -Algen. Die bisherigen Beobachtungen sind noch in ihren Syste- men zu befangen.

(') An diese Formen der Bacillarien schliefst sich Difflugia, bildet aber mit einer neuen Form durch einen physiologisch wichtigen Charakter (siehe oben) eine eigene Section der Familie unter dem Namen Arcellina, wie folgt:

a) lorica urceolata: Difflugia proteiformis Le Clere.

2 species.

b) siehe oben.

Von allen Formen dieser Familie ist es mir bisher nur gelungen, sämmtliche Arten der Gat- tung Arcella zur Aufnahme von Nahrung und ihre innern Ernährungsorgane zur Anschauung zu bringen. Vergl. Tab. I.

der Infusorien und ihrer geographischen Verbreitung.

üi

B. E1STER0DELA.

tubo Intestinal! perfecto (orc anoque tcrminato) polygastrico.

Ordo I. Nuda.

Ordo II LoHcata.

Familia IV.

ANOPISTHIA.

<AMIL

iah

S e c t ; o VI. VORTICELLINA.

A) corpore peJicellato, pedicello filiformi nudo (nee vaginato), saepe ramoso: a) pedicello in spiram contractili (sit v.v.): Yorticella convallaria Müller.

citrina Müller.

5 species. ä) pedicello in spiram non contractili:

Ore anoque contiguis in eadem fovea.

Sectio III. OPIIRYDINA.

Ä) corpore nudo pedicellato, pedicello fili-

Episttlis digilalis.

Vorl. digil. M.

formi vaginato:

c) in spiram contractili: Carchesium fasciculatum. Vorticella

fascic. Müller. nebuliferum. V. neb. M.

polypinum. V. poljp. M.

3 species.

anastalica. Vorl. anast. M.

3 species. B) corporis pedicello nullo:

a) ciliorum Corona simplici: Trichodina grandinella. Trichodagr. M.

b~) ciliorum Corona duplici: Stentor polymorphus Oken.

3-4 species.

2?) corpore gelatinainvoluto nee pedicellato: Ofhiiydium i'ersalile. Vorl. vers. M.

1 species. C) corpore vagina menibranacea incluso:

a) non pedicellato: Vaginicola crystallina, n. sp.

tineta. n. sp.

decumbens. n. sp.

3-6 species.

b) pedicellato: TlNTINNUS.

Familia V. ENANTIOTRETA.

Ore anoque oppositis terminalibus.

Sectio VII. ENCHELIA.

A) ore transverse truncato: d) corpore non ciliato: Enchelts pupa Müller = Euch, fareimen M. nebulosa Müller.

'2 species.

02 Ehrenberg: Beiträge zur Kenn tnifs der Organisation

Oiwo I. Nuda. Ordo II. Loricata.

b) corpore ciliato: Coleps hirtus Nitzsch. elongatus. n. sp.

3 species.

c) corpore setoso: Actinophrts Sol. Trichoda Sol Müll.

2 species.

B) ore obliquo (saepe ciliato): a) corpore non ciliato:

«) in Collum capitatmn non extensili : Trichoda carnium. E Trichoda pyro M .

3 species. VßlJRSARIA.

1 species.

ß) in Collum capitatum extensili: Lacrtmaria olor. Vibrio olor Müller. Lacrimaloria Bory.

2 species.

l>) corpore ciliato: Y.eucophuys patula. Trick, pat. 31.

piriformis, n. sp.

1spathula.Ench.spath.M.

3 species.

Familia VI. ALLOTRETA. Familia in.

Ore anove Lerminali. Sectio VIII. TRACHELINA. S e c t i o I V. ASPIDISCINA.

A) ore inermi infero: AsPIDlSCA LjnceUS. Trich. LyilC. M.

a) labio superiore praelongo (subae- 1 species.

quali, colli formam refercnte): Trachelius fasciola. Vibr.fasc. M.

anas. Trichoda anas M.

ambiguus. Trich. amb. M.

4 species. b) labio superiore brevi dilatato obliquo: Loxodes cucullulus. Kolpoda cucullulus M. rostrum. Kolp. roslrum M.

A species. B ore uncino suffulto, (infero): Glaucoma scinlillans. nov. G. 1 species.

der Infusorien und ihrer geographischen Verbreitung. 63

Ordo I. Nuda. Ordo II. Loricata.

Familia VII. KATOTRETA. Familia IV.

Nee ore, nee ano terminali. Sectio IX. KOLPODEA. Sectio V. EUPLOTA.

Nuda aut ciiiata. Euploea Charon. Trich. Char. M.

A) proboseide brevi inermi: 1 species.

a) corpore partim ciliato: ,r ,, -nr-n EuPloeae nonien aputl Lepidoptera non

Kolpoda cucullus Müller. T ... r. .

Ren Müller.

2 species. b) corpore ubique ciliato : turgido : Paramaecium Chrysalis Müller. Aurelia Müller.

2 species. B) proboseide nulla: Amphileptüs anser. Vibrio anser M. Meleagris. Kolpoda Meleagr. M.

suseeperunt Latreille et Godart; Ploescomam grammatici arcent.

2 species.

Sectio X. OXYTRICHINA. Setosa aut uncinota.

a) uncinis stylisque nullis: Oxttricha pellionclla Bory.

piscis. Trich. piscis M.

pullaster. Kerona pull. M.

4 species. i) uncini; styli nulli:

Kerona pustulata Müller.

1 species.

c) styli; uncini nulli:

Urosttla grandis. nov. Gen. Trichoda palens M. ?

2 species.

d) uncini stylique: Stylontchia Mytilus. Ker. Myt. M.

hislrio. Kerona histrio M .

2 species.

04

Ehrenberg: Beiträge zur Kenntnifs der Organisation

PHYT0Z0A.

Classis II.

ROTATORIA (1).

Animalia evertebrata radiata apoda saepe caudata, ciliis peciüiaribus rotairtia. Ganglia nervea pharyngea plura (cur non cerebalia?) ; annulus nerveus nuchalis et nervus abdominalis in maioribus conspicua. Saepissime oculij pigmento laete rubro. Canalis alimentarius distinctus simplex; ventri- culi species nonnullis, appendices coecae apud alia. Pharynx saepius raa- xillis armatus, nonnunquam dentigeris. Vas dorsale immobile (reticulatum-?) ramosum. Succi corporis pellucidi. Hermaphrodita. Ovipara et vivipara, nee sponte dividua.

ORDO I. Nuda.

Ordo II. Loricata.

Famima I. MONOTROCHA. *

Ciliorum Corona simplici integra:

Sectio I. ICHTHYDINA. Sectio I. STEPIIANOP1JSA.

2?) coeca: A) coeca:

u) dorso glabro: a) cauda simplici :

Iciithtdium Poditra. Cercar. Pod. 31. Monura colurus. nov. Gen.

(Furcocerca vox krbrida).

1 species.

b) dorso setoso: Chaetonotüs larus. Trich. larus 31. brevis. n. sp.

2 species.

1 species.

b) cauda furcata: Colurus uncinalus, Brachiomis unci- nat. 31. 'Colurclla vox hyhr'uhi). licuspidalus. n. sp.

2 species.

B) oculis duobus: Stephanops lamellaris. Brachionus la- mell. 31.

1-2 species.

(') Ich würde nicht dazu rathen, die Eingeweidewürmer, deren Structur nach diesen Beob- arhlungen einfacher als die der Räderlhierchen erscheinen könnte, als zu einer tieferen organi- schen Reihe gehörig anzusehen. Herrn Rudolphi's klassische Leohachlungen haben es schon

der Infusorieu und ihrer geographischen Verbreitung. 65

Ordo I. JSuda. Ordo IL Loricata.

Familia H. SCHIZOTROCHA.

Clliorum corona simplici laciniatim constricta variabili.

Sectio IL MEGALOTROCHAEA. Sectio IL FLOSCULARIA.

Ä) oculo unico: Ä) coeca:

MlCROCODON clav US. nov. Gen. a) gelatina corpus involvente :

1 species. et) organo rotatorio bilobo et

B) oculis quatuor: subquadrilobo:

Megalotrocha alba. nov. sp. Lacinülaria socialis Oken.

1 species. * species.

ß) organo rot. multifido:

Floscularia ornata. Floscul. Oken. ciliis longissimis eleganter ornata. 1 species.

b) vagina corporis membranacea: Melicekta ringens Schrank 1803.

Tubicolaria Lamarck 1815 (*). 1 species.

FabuxiaIH. polytrocha.

Quorum coronulis pluribus.

Sectio m. HYD ATINA. Sectio III. EUCHLANIDOTA.

Ä) coeca: A) coeca:

a) simplicia: Lepadella ovalis. Brachion. oval. M.

a) maxillae dentatae: ^ Bq1j

Hydatina senta. Vorticella senta 31. 1 spect-es.

so festgestellt, dafs diese Thiere eine sehr ausgebildete Structur besitzen, dafs hierüber kein Zwei- fel sein kann, wahrscheinlicher hat die Beobachtung sie hie und da noch weiter zu entwickeln.

(') Die Structur dieses ungemein niedlichen Thieres ist ganz anders, als sie durch Du- trochet angegeben ist. "Was Dutrochet und Savigny für After halten, ist der Mund, seitlich am Grunde des Räderorgans, und der letztere hat vielleicht gerade zu, umgekehrt wie- der, den After an der Basis des Schwanzes für den Mund gehalten. Ich habe das Thicrchen mit blauer Farbe genährt, und mich so vollkommen über beide Punkte überzeugt. Was Dutrochet für 2 gestielte Augen hielt, sind 2 männliche Glieder im Nacken und auf der Bauchseite hat es vorn am Anfange der Mundspalte 2 harte Spitzen, wie etwa Salpina (Bra- chionus mucronatus Müller) und ähnliche. Das Räderorgan ist einfach, vierlappig mit einer doppelten Reihe von Wimpern besetzt, in deren Zwischenräume die Speise zum Munde fortbe- wegt wird. Der Schlundkopf hat 2 Kiefer, deren jeder 3 Zähne trägt. Darm und Eierstock sind wie bei Hydatina. Der lange Schwanz ist ohne Zange, was die ganze Familie der SchUo- trocha charakterisirt.

I

66

Ehrewberg: Beiträge zur Kenntnifs der Organisation

ÖRDO I. Nuda.

Htdatina gibba. 2 species.

ß) maxillae inermes:

-j-) ore recto terminal!:

Enteroplea lacustris. nov. Gen.

1 species.

■J-) ore obliquo infero:

Pleurotrocha petromyzon. nov. Gen.

1 species.

b) composita: Zoobotrton pelliicidus. nov. Gen.

1 species.

2?) oculo unico:

a) frontal!: Furcularia gibba. n. sp.

._ gracilis. n. sp.

2 species.

b) dorsal! :

a) cauda setacea nee furcata: MonoCERCA Rattus. Trick. Rat. M.

Monocerca Borjr. bicornis. n. sp.

ÖRDO IL Loricata.

2 species.

ß) cauda simpllciter furcata:

-j-) clliis rotatorlls aequall- bus: Notommata lacimthüa. Vortic. laci- nul. M.

longiseta. Vort. longis. M.

aequalis. n. sp.

aurila. Vortic. aurita M.

. saccigera. n. sp.

. deeipiens. n. sp.

foreipata. n. sp.

felis. Vort. felis M.

2?) oculo iin!co:

a) lorica depressa:

a) cauda slmpllci: ÄIonosttla cornuta. Trich. com. M. , quadridentata. n. sp.

2 species.

ß) cauda furcata: Etjciilanis macrura. nov. Gen. dilatata. al. sp.

2 species.

b) lorica turgida aut angulosa:

a) cauda simplici:

Mastigocerga carinata. nov. Gen.

1 species.

ß) cauda furcata:

Salpina mucronata. Brachionus mu-

cronatus M. (l)

spinigera. n. sp.

venlralis. n. sp.

redunca. n. sp.

brevispina. n. sp.

5 species.

S species.

(') Der Kamm auf dem Rücken dieser und ähnlicher Formen veranlafste die irrige Mei- nung bei Müller und Bory de St. Vincent, dafs es zweischaalige R'äderthiere gebe.

der Infusorien und ihrer geographischen Verbreitung. 67

Ordo I. Nuda. Ordo IL Loricata.

■J-J-) ciliis rotatoriis inaequa- libus, partim longiori- bus, setaceis tentaculi- formibus: Scaridium longicaudum. Trichoda longicauda M.

1 species.

■y) cauda bis furcata: Dinocharis pocillum . Trick . pocd. M.

. letractis.

. paupera.

3 species.

C) oculis binis aut bis acervatis: C) oculis quatuor:

a) frontalibus simplieibus: Squamella bractea. Brach, bract. M. Diglena catellina. Cerc. catell. M. Squamella limulina Bory.

capAlata. n. sp. 1 species.

aurita. n. sp.

3 species.

b) dorsalibus simplieibus:

a) cauda simplici:

Rattülus lunaris Bory. Trick, luna- ris Bory.

1 species.

ß) cauda furcata:

Distemma foreipalum. Cerc.forc. M.

Jbrficula. n. sp.

seligerum. n. sp.

3 species.

c) dorsalibus acervatis: Theortjs vernalis. nov. Gen.

1 species.

D) oculis tribus:

a) uno dorsali, duobus frontalibus:

Eosphora Najas, nov. Gen.

1 species.

b) tribus dorsalibus: Norops dorsalis. nov. Gen.

1 species.

12

68

Ehrenberg: Beiträge zur Kenntnifs der Organisation

Ordo I. Nu da.

E) oculis pluribus in clrculum dispositis: Ctcloglena lupus. Cerc. lupus M.

Ordo II. Loricaia.

1 species.

FamiliaIV. zygotrocha.

Ciliorum coronulis binis.

Sectio IV. PHILODINAEA.

A) coeca:

Callidina elegans. nov. Gen.

1 species. £) oculis duobus:

a) frontalibus (ante Organa rotatoria):

a) cauda ler furcata: Rotifer vulgaris Schrank. tardigradus. n. sp.

maci'urus Schrank.

3 species.

ß) caudae quinque apicibus: Actinurus neplunius. n. G. (Schie- be!, Oken.)

1 species.

b) dorsalibus (pone org. rot.):

a) cauda simpliciter furcata:

Monolabis conica. nov. Gen.

1 species.

ß) cauda ter furcata : VmvOT>Y$kerjthrophthaIma. n. G. (J)

Sectio IV. BRACHION AEA. A) coeca: ?Noteus Bakeri. Brachion. Bak. M.

1 species. 2?) oculo unico:

a) cauda inilla:

Anuraea palea Bory. {Anurella vox

hjbridd). 1 species.

b) cauda furcata: Brachionus urceolaris Müller.

Bakeri. n. sp.

palea. n. sp.

3 species. C) oculis duobus: Pterodina palina. Brach, patin. M. Prohoskidia Bory. (Probo-

scidea et Proboscidia plantis et insectis sacra, Prohoskidia nefas). 1 species.

(') Zu den Infusorien hat man bisher auch immer noch die Gattungen Cercaria Nitzsch, Spermatozoon (Baer) und die Wasser- und Essig -Alchen gerechnet, welche ich mit dem eigenen Gattungsnamen Anguühda, schon nach Müller's Andeutung, bezeichnet habe. All diesen Thierformen fehlen aber das Wirbelvermögen und dessen Organe, während sie deutlich nicht zu den Po/jgastricis gehören, auch nicht durch Theilung sich zu vervielfältigen scheinen. Ich finde den schicklichsten Platz für dieselben bei den Entozoen, obwohl ich die Structur der Saamenthierchen mit vollkommener Klarheit noch nicht erkannt habe. Bei Cercaria ephemera sah ich, dafs die 2 seitlichen der 3 von Nitzsch erkannten Augenpunkte keine Augenspuren, sondern die spiralförmigen Anfänge der 2 Eierstöcke sind. Bei Anguilhda fliwiatilis bin ich im Zweifel geblieben, ob das Geschlechtsorgan des Männchens in einer Scheide befindlich ist,

der Infusorien und ihrer geographischen Verbreitung. 69

Ordo I. Nucla. Ordo IL Loricata.

Philodin a aculeata. al. sp. citrina. al sp.

3 species.

wie bei Oxyuris, deren ganzer Bau sich bei ihnen wiederholt. Sehr stark unterscheiden sich von den übrigen Vibrionen T'ibrio serpentulus und Vibrio gnrdius durch eine Saugwarze an der verdickten Schwanzspitze und Fühlfäden am Munde, die aber nicht wirbeln; daher bildete ich aus ihnen die Gattung Amblyura. Blutkügelchen sind keine Thiere.

Ferner sind mehrere von Herrn Bory de St. Vincent und andern Systematikern gegebene Gattungsnamen, welche ich nicht angeführt habe, nicht als ausgeschlossen anzusehen, sondern gehören Formen vorzugsweise an, deren bisherige Beobachtung noch nicht erlaubte, ihnen eine Stelle anzuweisen. Wer aber, anstatt Gattungen zu vermissen, die Artenzahl auf Kosten der Gattungen mehren wollte, kann das sehr leicht, wenn das Trennen der Formen nach physiologischen Principien bis zu seiner natürlichen Grenze mühsam ausgeführt sein wird.

70 Ehiienberg: Beiträge zur Kenntnijs der Organisation

III.

Geographische Verbreitung der Infusorien, besonders in Sibirien,

mit Rücksicht auf die verschiedenen Welttheile.

Nachdem ich die Infusorien mit bestimmteren Charakteren versehen und ihre Gattungen und Arten auf festere Regeln gebracht habe, ist es mehr als früher möglich, über die Verbreitung ihrer Formen auf der Erdoberfläche einige sicherere Resultate mitzutheilen. Ich hatte die Ehre der Akademie in einem früheren Vortrage anzuzeigen, dafs ich auf meinen Reisen in Afrika und Arabien mit Dr. Hemprich diese organischen Lebensformen nicht un- beachtet gelassen, und dafs unter den beobachteten 57 aufsereuropäischen, sub tropischen und tropischen Infus orienarten nur ein Drittheil ganz denen ähnlich sei, welche ich vorher bei Berlin, und mit demselben Microscop ebenda wieder nachher beobachtet habe. Zwei Drittheile der Zahl hielt ich aber für von den europäischen verschiedene Thiere. Zu diesem Resultate gesellte sich seit jener Zeit eine noch weit gröfsere Anzahl von mir meist im nördlichen Asien beobachteter Thierformen derselben Klassen. Herrn Alexander von Humboldt's Sommerreise durch Rufsland bis in den Norden des Uralgebirges, zu den Hochgebirgen des Altai und bis zum caspi- schen Meere, an welcher Theil zu nehmen ich das Glück hatte, war nicht so eilig, dafs es nicht möglich gewesen wäre, mit Ernst jene aus Erfahrungen entsprossene Ideen über Infusorien , deren Verfolgung mir als eine Pflicht vorschwebte, auf demselben einzig sichern Wege der Erfahrung weiter zu ent- wickeln. Durch glücklichen Zufall hatte ich mich schon seit längerer Zeit vor Antritt der letzten Reise an das bereits im Eingang erwähnte Cheval- liersche noch vorzüglichere Microscop, als jene waren, die ich in Afrika benutzte, gewöhnt. Ich hatte sehr feine Micrometer im Pistorschen Insti- tute zu Berlin anfertigen lassen, und hatte durch die Gefälligkeit des jungen sehr wissenschaftlichen Herrn Doctor Dickson aus London, ein Glasmicro- meter von Dollond erhalten, welches, worüber man erstaunt, auf noch nicht einer halben Linie Raum, 400 nebeneinander auf Glas eingeschnittene gleiche Theile eines in 10000 Theile zerlegten Zolles angiebt, wodurch es möglich wird, Infusorien, die -^^ Zoll Gröfse haben, sicher direct zu mes-

der Infusorien und direr geographischen Verbreitung. 7 1

sen, und noch weit kleinere richtig zu schätzen. Mit Hülfe der Pistorschen Micrometerschraube konnte ich todte und still liegende Infusorien bis auf jjijoj Zoll oder ^0 Linie direct messen, eine Gröfse der Feinheit, deren ich bei der Messung nie bedurfte. Diefs alles kam glücklich zu statten. Ich habe mich nun bemüht, aus diesen mechanischen Kunstwerken auf jener Reise für die Katurgeschichte, in Beziehung auf Infusorien, den möglichsten Nutzen zu ziehen. Nach meiner Rückkehr habe ich mit demselben Instru- mente und denselben Ilülfsmitteln die Infusorien bei Berlin von neuem sehr genau geprüft, und mit den auf meinen beiden Reisen gefertigten Zeichnun- gen, Messungen und Bemerkungen verglichen. Das Resultat dieser Arbeit ist es, welches ich hiermit vorlege. Zuerst aber spreche ich von den in Rufsland allein beobachteten Infusorien -Formen und ihrem Verhältnifs. Auf 22 verschiedenen Punkten bis zu den weit ausgedehnten südöstlichen Grenzen des grofsen rufsischen Reichs, war es mir wieder vergönnt, die Natur über ihre verborgensten Organismen zu befragen, möge es mir gelungen sein, als Dolmetscher derselben, ihre Antwort richtig verstanden und richtig übertragen zu haben.

Die Gesammtzahl der von mir beobachteten rufsischen Infusorien be- trägt nach systematischer Reduction der sämmtliclien Formen 113 selbststän- dige Arten. Die beobachtete Formenzahl verhält sich wie folgt :

a) Europäische Beobachtungspunkte:

I. St. Petersburg an der Newa 23 Formen.

n. Saratof an der Wolga 6

HI. Kurotschkinskischer See bei Astrachan (in Salzwasser von daher, welches in Astrachan in Flaschen aufbewahrt war, beobachtet) 1 Form.

IV. Sakmara Flufs westlich von Orenburg (Conferven von da- her in Uralsk untersucht) 1

31 Formen. b) Asiatische Beobachtungspunkte:

V. Uralsk am Uralflusse 7 Formen.

VI. Orenburg am Uralflusse 3

VII. Hezkaja Saschtschita bei Orenburg (aus Salzwasser der

Steppe ; in Orenburg beobachtet) 6

72 Eürenberg: Beiträge zur Kenntnifs der Organisation

VOT. Soimonofskoi im Uralgebirge (') in der Kupfergmbe ... 3 Formen.

IX. Kyschtym im Uralgebirge (mit Conferven des Sumpf-

wassers) 2

X. Catharinenburg im Uralgebirge an der Iset (aus dem

Flusse, aus Sümpfen und aus dem See Scbartasch). . 26

XL Psishne Tagil im Uralgebirge am Flufse Tagil 1 Form.

XII. Bogoslofsk im nördlichen Uralgebirge am Flufse Turja . 6 Formen.

XIII. Petropawlofsk östlich vom Ural in der sibirischen Steppe

(aus Conferven des Salzwassers eines Steppensees). . 3

XIV. Troizk östlich vom Ural in der sibirischen Steppe (aus

Conferven einer salzigen Lache) 1 Form.

XV. Tobolsk am Irtysch und Tobol in der sibirischen Ebene 21 Formen.

XVI. Barnaul in Sibirien am Obi S

XVII. Platofskische Steppe zwischen Barnaul und dem Koli-

waner See 1 Form.

XVIII. Smeinogorsk im Altaigebirge 12 Formen.

XIX. Koliwan am Flüfschen Belaja (mit Conferven beobach-

tet in Smeinogorsk) 1 Form.

XX. Buchtarma im Altaigebirge am Irtysch . . «. 6 Formen.

XXI. Prochodnoi-Alpe des Altai bei Riddersk (mit Confer-

ven, die ich vom Kamme der Alpe mitgenommen

hatte, in Riddersk beobachtet) 2 .

XXH. Syrjanowskoi im Altai 9

117 Formen.

Summa 148 Formen.

113 Species.

Nimmt man die Bergkette des Uralgebirges und an deren südlichem

Ende den Uralflufs als natürliche Grenzen von Asien und Europa an, und

rechnet man die unmittelbaren Grenzbewohner schon zu Asien, so gehören

von diesen 113 Infusorienarten 31 nach Europa, während 82 zu Asien zu

rechnen sind. Von allen wurden, mit Wiederholung einzelner Formen, in

St. Petersburg 23 Arten-, in der astrachanischen Steppe mit dem Bett der

(') An den Punkten, wo nicht Salzwasser ausdrücklich genannt wird, ist allemal Süßwasser eh verstehen.

der Infusorien und ihrer geographischen Verbreitung.

73

Wolga und des Uralflufses 24 Arten; auf der Bergkette des Ural 37 Arten; auf der Fläche von Sibirien 33 Arten und im Altaigebirge, nicht fern von den Grenzen des chinesischen Gebiets, 22 Arten beobachtet.

Systematisch betrachtet, gehören die 113 russischen Infusorienarten 51 Gattungen an. Es sind unter ihnen aus der ersten Phytozoenklasse (den Poljgastricis) 95 Arten, welche zu 39 Gattungen gehören, aus der zweiten Phytozoenklasse, oder den Räderthierchen , sind unter ihnen 18 Arten, welche zu 1 2 Gattungen gehören. Ich habe dabei noch die Gattung Jnguil- lula, von der ich in Rufsland 3 Arten beobachtete, mit hinzu gerechnet, weil viele gerade diese allein als Infusionsthierchen kennen, obwohl ich sie im System zu den Entozoen gewiesen habe. Bei den systematischen Ver- gleichungen werde ich Jngidllula weiter mit rechnen, aber da sie weder zu den Poljgastricis noch zu den Räderthierchen gehören, immer auszeichnen. Übereinstimmend in Maafs und Körperform und mithin ganz, oder sehr wahrscheinlich ganz gleich mit in Berlin vorkommenden, oder von Müller abgebildeten und sonst bekannten mitteleuropäischen Infusorien, sind fol- gende Formen Rufslands :

POLYGASTRICA, 55 Arten:

AcTINOPHRTS Sol.

Amoeba diffluens. Arcella vulgaris. Aspidisca Lynceus. Bacterium tremulans.

Monas?

Carciiesium fascicidatum. Closterium cornu.

. lunula.

trabecula.

Cocconema cistula? Coleps hirtus. Cyclidium glaucoma. Difflugia proteiformis . Doxococcus glohulus. pulvisculus.

Exilauia panduriformis . flahellum.

EuGLENA OCUS?

Fragilaria pectinalis. Glaucoma scintillans. Gomphokema discolor. Kerona puslulala. Kolpoda cucidlus.

Ren.

Loxodes cucullulus.

cucidlio.

Leucophrys Ifluida. Monas atomus. guttata .

_ EncJwljs? _ termo.

K

74 Ehrenberg: Beiträge zur Kenntnifs der Organisation

Monas mica. Trachelius falx.

uva. lamella.

Navicula fulva. trichophorus?

gracilis. Trichoda paramaecium.

ulna. Trichodina grandinella.

Oxytricha lepus. Vibrio rugula.

pullaster. lineola.

Pandorina Morum. Vorticella convallaria. Paramaecium Aurelia. et) campanuiata.

Chrjsalis. /3) piriformis.

Spirillum volutans. microstoma.

Trachelius fasciola. Urocentrum turbo.

anas.

ROTATORIA, 11 Arten:

Anuraea palea. Lepadella? triptera.

Braciiionus urceolaris. Monostyla cornuta?

Colurus uncinatus. Monura colurus.

Diglena catellina? Rotifer vulgaris.

capitata? Salpina bicarinala?

Eosphora Najas?

Zu diesen würden sonst 3 Anguillula- Arten gehört haben, welche ich gleichzeitig beobachtete, und die sämmtlich auch in Berlin vorkommen.

Die Summe der mit den mitteleuropäischen übereinstimmenden russi- schen Infusorien beträgt demnach 66, mit den Alchen (Anguillula) 69, was von der Gesammtzahl mehr als ^, oder fast 2j ist. Die übrigen 44 in Mittel- europa noch nicht verzeichneten gehören ebenfalls, wie die afrikanischen, gröfstentheils bekannten, oder von mir aufgefundenen europäischen Gattun- gen an. Neue Gattungen ganz unbekannter Formen, als Frucht dieser Reise waren folgende 5 :

ARCELLA, EOSPHORA,

ASTASLA, TRICHODISCUS.

BODO, Seitdem ich aber diese Gattungen characterisirt habe, sind mir auch bei Berlin, theils dieselben Formen vorgekommen, theils habe ich doch

der Infusorien und ihrer geographischen Verbreitung. 75

andere Arten derselben Gattungen hier aufgefunden. Das erstere ist der Fall bei den sehr ausgezeichneten Formen Eosphora und Arcella, von denen ich letztere zuerst in Tobolsk sah, jetzt aber in 3 Arten hier gefunden habe. (Herr Doctor Leo in Berlin hat, wie er mir sagt, auch mehrere dieser For- men und vor mir bei Berlin beobachtet, sie unter dem Gattungsnamen Dif- flugia beschrieben und der naturforschenden Gesellschaft übergeben, welcher Aufsatz noch nicht gedruckt ist.) Bei den drei übrigen ist das letztere der Fall, so dafs von allen Gattungen keine jenen Ländern ganz eigenthümliche übrig geblieben ist.

Die Zahl der beobachteten Arten verhält sich zu der Zahl der Gat- tungen, wie folgt:

Von 27 Gattungen wurde 1 Art beobachtet.

9

wurden

2 Arten

6

»»

•n

3

3

ii

4

1

Gattung

6

1

7

1

M

?i

8

Die 4 sich durch Formenmenge auszeichnenden Gattungen sind sämmt- lich aus den Poljgastricis, nämlich :

TRACHELIUS mit 6 Arten. NAVICULA 7 BACTERIUM 8 MONAS „13

Von der letztern Gattung wurden 1 0 Arten in Asien, 3 in Petersburg beobachtet.

Unter den Räderthierchen scheint sich die Gattung Hydatina in Sibi- rien am meisten zu entwickeln. Ich zählte 3, sämmtlich neue Arten. Doch beobachtete ich damals das Auge noch nicht aufmerksam, worein ich jetzt die Gattungscharaktere lege, und mein Urtheil gründet sich daher auf die durch meine Zeichnung festgestellte, ganz mit jener Gattung übereinstimmende Form und Structur. Die Gattung Diglena gab 2 Arten, bei denen derselbe Zweifel bleibt, die aber selbst mit unsern Arten übereinzustimmen scheinen. Bei Berlin ist die Gattung Notommata am reichsten an Arten.

K2

76 Eh ren berg: Beiträge zur Kenntnifs der Organisation

Rücksichtlich der östlichen Längenverbreitung zeichnen sich folgende in Berlin und am Altai beobachtete Formen besonders aus :

Magentliierchen, 16: Räderthierchen, 6:

Closterium lunula. (Anguillula ßuviatilis.)

Coleps hirtus. Anukaea palea.

Kolpoda cucullus. Diglena catellina?

Leitcopürts ? Jluida . capitata ?

Loxodes cucidlulus. Monostyla cornuta? cucullio. Rotifer vulgaris.

Monas atomus.

mica.

termo.

Navicula fusiformis. gracilis.

OxYTRICHA lepilS.

Paramaecium Aurelia. Trichodina grandinella. Trichodiscus Sol. Vibrio rugzda.

Infusorienformen, die 1) St. Petersburg und Bogoslofsk fast im 60"" Breitengrade, und 2) den Sinai im 2Sslen, mit Dongala bis zum 19"° Breiten- grade gemeinsam bevölkern, sind :

Magentliierchen, 4: Räderthierchen, keine.

Ctclidiuai glaucoma. Kolpoda cucullus. Paramaecium Chrysalis. Traghelius lamella.

Infusorienformen, welche Berlin, der Altai und die Breite des Sinai bis Dongala gemein haben, sind :

Magentliierchen, 4: Räderthierchen, 3:

Closterium lunula. (Anguillula ßuviatilis.)

Kolpoda cucullus. Diglena catellina?

Monas termo. Rotifer vulgaris. Navicula fusiformis.

der Infusorien und ihrer geographischen Verbreitung. 77

Von Formen, welche an allen geographischen Extremen meiner Be- obachtung, nämlich 1) am Sinai bis Dongala, 2) in Berlin, 3) in St. Peters- burg und Bogoslofsk und 4) am Altai gleichzeitig waren, und die mithin die Frage lösen könnten, ob es ganz allgemein verbreitete Infusorien, gleich- sam Weltbürger unter ihnen giebt, ist bis jetzt erfahrungsgemäfs allerdings eine, aber nur eine zu nennen :

KOLPODA CUCUUUS.

Diese hiermit vorgetragenen Zahlenresultate sind, schon wegen un- gleicher, oft sehr geringer Beobachtungsmengen an den verschiedenen Orten, keineswegs als feste Principien aufzunehmen, sie sollen nur dazu dienen, zu klarem Bewufstsein über das zu gelangen, was wir wirklich über die Ver- breitung der Infusorien durch Erfahrung wissen, und einen Maafsstab abge- ben, zu erkennen, wie weit poetische Hypothesen diefs erweitert haben, oder später erweitern.

An diese Beobachtungen, welche auf einer grofsen Ausdehnung der Erdoberfläche mit möglicher Sorgfalt angestellt wurden, schliefse ich noch eine kleine Zahl anderer, die zwar in den genannten Zahlen mit begriffen waren, die aber ein besonderes Interesse gewähren dürften. Es sind Be- obachtungen über das Vorkommen der kleinsten Thierkörper in finstern Schachten unter der Erde.

Da auf der B.eise im Ural und Altai Herr v. Humboldt alle wichti- geren Erzgruben befuhr, so benutzte ich in seiner Begleitung diese Gelegen- heit, aus den tiefern Punkten derselben stehendes Wasser, nasse Schimmel- massen und schleimige Überzüge der Zimmerung in gereinigten stark ausge- trockneten Glasfläschchen zur Beobachtung von Infusorien mitzunehmen, die ich dann sogleich zu Tage mit dem Microscop untersuchte. Mehrere Male wa- ren meine Bemühungen umsonst. Ich fand in den aus der Tiefe mit solcher Vorsicht genommenen Feuchtigkeiten, dafs sie nicht am Gestänge und in den Schachten unmittelbar von oben herab gelaufen sein konnten, mehrmals keine Infusorien, zweimal aber fand ich deren in ziemlicher Zahl, und da- von einmal unter Verhältnissen, die bei völligem Abschlufs des Tageslichts in 56 Saschenen (Lachter) Tiefe mir die Überzeugung liefsen, als wären sie nicht vielleicht am selben Tage mit dem Wasser von oben hinab gedrungen, sondern als wären sie am Orte selbst wohnhaft und erzeugt worden. Diese beiden fruchtbaren Beobachtungspunkte waren : die Silbergrube von Smei-

78 Ehuenbeug: Beiträge zur Kennlnijs der Organisation

nogorsk im Altai, und die Kupfergrube von Soimonofskoi im Ural. Die erstere lieferte mir in der angegebenen gröfsern Tiefe 4 Infusorienarten, welche sämmtlich bekannte Formen waren, die ich aber an demselben Punkte über der Erde nicht beobachtet habe, nämlich:

(Anguillula. fluviatilis).

KOLFODA CUClllluS.

Loxodes ciicidlulns.

cucullio.

Die letztere Grube gab mir, bei geringerer Tiefe von nur 6 Saschenen (Lachter), drei andere, nämlich:

Monas atomus.

Endlieljs.

termo.

Es ist zu bemerken, dafs unter diesen Formen wieder Kolpoda cucuUus angetroffen wird, und dafs sämmtliche Formen sehr verbreitet sind.

Das Gesammtresultat meiner bisherigen Beobachtungen über Infuso- rien möchte ich schliefslich in Folgendem übersichtlich zusammenfassen :

1 . Alle Infusorien sind organisirte, und zum Theil, wahrscheinlich alle, hoch organisirte Thiere.

2. Die Infusorien bilden 2 ganz natürliche Thierklassen nach ihrer Stru- elur, lassen sich nach der Structur wissenschaftlich abtheilen, und er- lauben keine Vereinigung ihrer Formen mit gröfseren Thieren, so ähn- lich sie auch oft erscheinen.

3. Die Existenz von Infusorien ist in 4 Welttheilen und im Meere nach- gewiesen, und sie bilden die Hauptzahl, vielleicht die Hauptmasse der thierisch belebten Organismen auf der Erde.

4. Einzelne Arten sind in den entferntesten Erdgegenden dieselben.

5. Die geographische Verbreitung der Infusorien auf der Erde folgt den schon bei andern Naturkörpern erkannten Gesetzen. Nach Süden hin giebt es in andern Weltgegenden stellvertretende abweichende Formen mehr, als nach Westen und Osten, aber sie fehlen nirgends, auch be- trifft die climatische Verschiedenheit der Form nicht blofs die gröfseren.

6. Das Salzwasser der sibirischen Steppenseen zeigt keine auffallend ab- weichenden eigenthümlichen Infusorienformen.

der Infusorien und ihrer geographisclien Verbreitung. 79

7. Das Meerwasser nährt andere und gröfsere Formen als das Flufswas- ser, viele aber sind dieselben ; bei keiner übersteigt die Körpergröfse eine Linie.

S. Im Wasserdunst der Atmosphäre, der sich als Regen und Thau nie- derschlägt, beobachtete ich nie, auch wohl sonst nie jemand mit Sicherheit lebende Infusorien.

9. In den Tiefen der Erde, wo atmosphärische Luft, aber wohl kaum ein Minimum von reflectirtem Licht Zutritt hat, finden sich Familien derselben Infusorien, wie auf der Oberfläche.

10. Die directen Beobachtungen für die generalio primitiva mangeln, wie es nun scheint, sämmtlich der nöthigen Schärfe. Dieselben Beob- achter, welche das plötzliche Entstehen der kleinsten Organismen aus Urstoffen gesehen zu haben meinen, haben die sehr zusammengesetzte Structur dieser Organismen ganz übersehen. Ein arges Mifsverhält- nifs ist hier nicht zu verkennen, und die Täuschung liegt am Tage. Das Mifsverhältnifs mag weniger der Übereilung der Beobachter zur Last fallen, als der Unzulänglichkeit der benutzten Instrumente, oder dem Mangel an Übung in deren Gebrauch. Beobachtungen über das Entstehen krebsartiger Thiere und Insecten aus Urstoffen, sind die Nachklänge einer veralteten Zeit, wo die Raujien aus den Blättern wuchsen.

11. Die Idee, als hinge der Mensch, wenn auch nur zum Theil vom Wil- len ihn zusammensetzender Infusorien ab, wird durch die Beobach- tung beseitigt, dafs die Infusorien sich ihre Nahrung suchen müs- sen, Eier legen, und sich nie bleibend und wachsend verbinden.

12. Die Entwicklung aller von mir hinlänglich beobachteten Infusorien- formen ist cyclisch, ganz bestimmt, nur zuweilen sehr formenreich, daher täuschend und genau zu beachten.

13. Die Resultate meiner Beobachtungen erinnern lebhaft an den alten physiologischen Satz : Omne vivum ex ovo. Nie sah ich nämlich bei 12 jähriger angestrengter Beobachtung das plötzliche Entstehen eines ausgebildeten Infusoriums aus Schleim oder Pflanzenzellen, wohl aber unzählige Male das Gebähren der Eier und das Ausschlüpfen der Jun- gen aus den gröfseren von diesen. Auf solche Erfahrungen gestützt bin ich der Meinung, dafs diese Thiere durch Generatio primitiva

80 Euhenbekg: Beiträge zur Kenntnijs der Organisation

nicht gebildet werden, sondern aus Eiern entstehen. Ob nun die freien Eier nur zum Theil das Product des Gebährens, zum Theil aber das Product einer Generatio primitiva sind, ist noch nicht reif zur Entscheidung.

14. Die activen Bewegungen und Contractionen bei Pflanzen und ihren Theilen, besonders bei Algen, sollten, wenn sie auch infusorielle, oder thierische Bewegungen genannt würden, nicht die Idee von Thier- heit erwecken. Innere Ernährungsorgane und nachzuweisende be- stimmte Mundöffnung, zur Aufnahme selbst fester Stoffe, scheiden die scheinbar einfachsten Thiere von den Pflanzen. Nie, auf viel- fache Versuche, habe ich einen beweglichen Algensaamen die geringste feste Nahrung zu sich nehmen gesehen, und so unterscheidet sieb die fruchtstreuende Alge von der sie umschwärmenden Monade, wie der Baum vom Vogel.

15. Endlich lenke ich darauf die Aufmerksamkeit, dafs die Erfahrung eine Unergründlichkeit der organischen Schöpfungen dem kleinsten Räume zugewendet zeigt, wie die Sternen- welt dem gröfsten, deren nicht naturgemäfse Grenzen die optischen Hülfsmittel ziehen. Bis an das Walten der Urstoffe mögen sich Hypothesen wagen, der Erfahrung kann es noch nicht vorliegen. Die Milchstrafse der klein- sten Organisation geht durch die Gattungen Monas, Vi- brio, Baclerium, Bodo.

der Infusorien und ihrer geographisclien Verbreitung. 8 1

Tabelle I.

Verzeichnifs der in Rufsland im Jahre 1829 auf Herrn A. v. Humboldts Reise beobachteten Infusorien.

Gröfse nach Pariser Linien.

1. ACTEXOPHRYS Sol.

TÖO" 75

\ Catharinenburg

2. Amoeba dißuens. Hcatharinenburg -fg - f/'

{Proteus difßuens Müller, hg^^f f ,

Anuba Müllen Bory.) J l ■ib

}

ä a t> dPT t a ; n / Catharinenburg

7. ARCELLA vulgaris, nov. Gen. -{ , , , °

L lobolsk

{Tiichoda Sol Müller.)

(Proteus difßuens Müller, l") c » f J" "'"

3. ANGUILLULA ßuviatilis. L°.°S A jung \rf

J wbmeinogorskj L -%

(Vibrio Anguill.fl. Müll.)\\c .. 7 , , .„,

v ) (Smeinojorsk alt *~"

4. inflexa. nov.spec. Petropawlofsk lg"

5. reclicauda. n. sp. Ilezkaja Saschtschita 4'"

6. Anüiiaea ^rt/eß

(Brachionus Müller. V SmeÜlOgOrsk l£'

Anurella Bory.)

_J_ i m

1U0" 40

_I_ 1 in 100 " 20

8. ASPIDISCA Lynceus. "1 /Catharinenburg ffe " 7s'"

(Trichoda Lynceus Müller.)) Ujralsk -£."!

9. ASTASIA haematodes. n. G. Platofskische Steppe -^"

1 0 ' ' viridis, al. sp. Syrjanofskoi ^ - J-'"

\ 1 . BACTERIUM cylindric. n. G. Ilezkaja Saschtschita £»

12. deses. \ . .

t byrianoiskoi -rjr'

(Enchel/s deses Müller.) J J ' 10u

13. Enclielys. al. sp. Petersburg ^'"

14. fuscum. al. sp. Catharinenburg -^"

15. Monas, al. sp. Ilezkaja Saschtschita ^'"

16. punctum, al. sp. Petersburg 3j6"3jl"'

fTobolsk, 5^'"

17. . termo. al. sp. \ , , ,„

v iPetersburg £&

L

8?

18, 19, 20, 21, 22, 23. 24.

25. 26.

27.

28. 29.

30.

31. 32. 33. 34. 35.

36.

37. 3S. 39. 40. 41. 42.

43.

Ehrenberg: Beiträge zur Kenntnifs der Organisation

Gröfie oacl» * Pariser Linien.

BACTERIÜM tremulans. al.sp. Petersburg ^U"

Bacillaria elongata. n. sp. Tobolsk -i'"

BODO didymus. n. G. Catharinenburg suö~ 6~oo'"

viridis, al. sp. Smei'nogorsk -J-"

vorlicellaris. al. sp. Catharinenburg -^J"

Bhachionus wcenlaris Müller. Tobolsk -^ - -^"

CARCHESIUM fascicidatum. \ c . _ ' , ". _ ,

} bakmara, rluls bei Urenbure. .. 4i

(J'orticella fascic. Müller.) J O 36

Closterium cornu. n. sp. Catharinenburg -±~"

. ._,. . f Catharinenbure. -A'"

lumda Nitzsch. { 0 . ö i"

L bmeinogorsk \

, Irabecula. n. sp. Tobolsk U"

COCCONEMA cistula. n. G. Catharinenburg jij- J/"

Coleps hatiis Nitzsch. ~l f Bogoslofsk -^'"

(Diceratellu hirta Bor/.) J iSyrjanofsk -^"

Colurus uncinalus. "i f r> i r 1 im

I I Bogoslofsk 4-'"

(Brachinnus Müller. J"W-> i r i . „.

Cerella Bory.) j (PetrOpawlofsk #"

Cyclidium slaucoma Müller. Petersbure ttt-tV"

margaritaceum. n.sp. Catharinenburg 125T00'"

Difflugia proleifoiniis. Le Clerc. Tobolsk J-'"

D1GLENA capita ta. n. G. Buchtarma J-6'"

caleüinal n. G. "| 0 , '

> bmeinogorsk -}-'"

(Cerraria ca/ellina Müller.) J a z0

doxococcus gmaus. j --^

(Vohox globulüs Müller.) J ' 7-

j inaequalis. n. sp. Catharinenburg J^J"

pulvisculus. n.sp. Catharinenburg _1--J_'"

fr o Ua luo

Exilaria j'labe llum. n. sp. Saratof J^"

panduriformis. n. sp. Catharinenburg -^'"

EOSPHORA Najas* h. G. Tobolsk . . . : ig-

EUGLENA acus. 1 . ,

? Catharinenbure -»V

(/^'4nb acuj Müller.) J D 40

f Saratof 4:'"

^ragilaria angusta. n. sp. j_ , ., y,„

der Infusorien und ihrer geographischen Verbreitung.

S3

Gröfse n.ir 1j Pariser Linieu.

44.

45.

46.

47. 48. 49. 50. 51. 52. 53. 54. 55.

Fragilaria bipunctata. n. sp. pectinalis Lyngbye.

. Scolaris, n. sp.

{

Catharinenburg -L-

Saratof

Catharinenburg

Saratof

m

i in

48 1 in

GL AUC OMA sc *'«*///« ras. n.G. Gompiionema dcscolor. n. sp.

rotundatum. n. sp.

Iclavatum. n. sp.

Iconslrictum. n. sp.

Gonium hjralinum. n. sp. HYD ATINA llaticauda. n. sp.

lleptocerca. n. sp.

. ? terminalis. n. sp.

Petersburg. Troizk Saratof. . .

Orenburg

l

"60"

1 III 48 1 m 40 j in 50

i-"'

20 1 w '64

Catharinenburg -X'"

24

56. Kerona pustulata Müller.

57. Kolfoda cucullus Müller.

Smeinogorsk (l einzelne Kugel X^) J

Tobolsk

Tobolsk

Bososlofsk

D

{Catharinenburg Petersburg X

Tobolsk

Smeinogorsk

Uralsk

Petersburg :

l in

V"

58. 59. 60.

61. 62.

Ren Müller.

Lepadella Itriptera. n. sp. Leucophrys ? fluida Müller.

LOXODES CUCulhduS.

(Kolpnda cucullul. Müller.) I

i-'" 24

X'" 30 l" III 30

III 24 _i_ IUI 100 " 75

\J" ' ' 100

JJH " ' 100

144" "75

Petersburg XJ"

Bogoslofsk XJ"

X'"

36

cucullio.

(Kolpoda cucullio Müller.')

{

Barnaul

'Syrjanofskoi X-'"

Smeinogorsk X

Ilezkaja Saschtschita

63. Monas atomus Müll. = M. lens M.

64. 65.

66.

encheljs. n. sp. erubescens. n. sp.

gultula. n. sp.

Smeinogorsk

Barnaul ,

Soimonofskoi ,

Ilezkaja Saschtschita X

i iou

Kurotschkinskischer See bei As-

iii

"60

JJH

80

1 Hl 75

jjii 500 1 '"

5U0

///

Soimonofskoi

trachan Petersburg .

L2

im

' * 144

X- <-'" iSÜ " 192

84

Ehrenberg: Beiträge zur Kenntniß der Organisation

Gröfse nach Pariier Linien.

67. Monas hyalina, n. sp.

500" J84"Z40

68. 69. 70. 71.

72.

73.

74. 75. 76.

77. 78. 79.

Kolpoda. n. sp. «z/W/ Müller. ovalis. n. sp. poljloma. n. sp.

terrao Müller.

f Petersburg

iToboisk ::. .&

Smeinogorsk J^'"

Buchtarma -po'"

Barnaul tf

Petersburg -£'"

Koliwan

Catbarinenburg

' soo

1_ 1— '"

■/ooo" fsoo

' ' 1000

umbra. n. sp.

uva Müller.

volvooc. n. sp.

Monosttla comula?

(Triclioda cornuta Müller.

1 lünaris. n. sp

MONURA colurus. n. G.

NavigÜLA. a) laeves:

fulva

Soimonofskoi

[ Petersburg ^m"

Syrjanofskoi Jfe4"

1 "'

SbO

Smeinogorsk

Petersburg Är&"

> Smeinogorsk -Jj"'

Tobolsk JL'"

Tobolsk JL'"

80. 81.

82. 83. 84.

1 JCatharinenburg -JL'"

(Bacillan'a fulva Nitzsch.)) (.Buchtarma X'"

Catharinenburg -r----ad"

ö l^^ 100

Syrjanofskoi J~"

L_ i'"

gracilis. n. sp.

Smeinogorsk . Barnaul

ulna.

(Bacillaria ulna Nitzsch.} \ ß) striatae:

i- Catharinenburg v J

60 50

_X 1 '"

43 ' '36

X'"

' ' 10

Barnaul X"'

00

Bucbtarma J^'"

Uralsk ,V"

Orenburg X.X

.fusiformis. n. sp. . gibba. n. sp. . turgida. n. sp.

i>«r. subaequalis. Orenburg - JA'

Catharinenburg

o l j_"/

50 " 10

Tobolsk */"

■56

Orenbur« X.X'"

der Infusorien und ihrer geographischen Verbreitung. 85

Grüfte iiji li Pariser Linien.

85. Navicula uncinata. n. sp. Orenburg J$!

86. Oxytricha Lepus Bory. Syrjanofskoi £'"

87' * Uralsk J>

,}

(Kerona pullaster Müller.) J ' 4S

88. Pandoiuna Morum Bory? Kyschtym ^4"tV"

on -D v /• TVT-ii / Syrjanofskoi J^'"

S9. Paramaecium Aurelia Muller. ■{ -r, , ". ,„

L Petersburg J-s'"

„• _, .. ,„ .■, f Petersburg -h-H"

90 Chrysahs Müller. { ; f 12 »

17 t Bogoslofsk Jj

91. comj>ressum. n. sp. Uralsk Jg*'

92. ovatum. n. sp. Petersburg -J^'"

93. Rotifeu vulgaris Scbrank. Riddersk h~H"

94. SALPINA hicarinata. n. G. Tobolsk ^o'"

95. SPIRILLUM volutans. 1 _ , ,,„

, f Petersbure: ^ - JL'"

(^irrä spirillum Müller.) J ° la2 S6

96. SPIRODISCUS fulvus. n.G. Syrjanofskoi ^'"

97. Trachelius anas. 1

^ Petersburg J/"

(e^/finb onaj Müller.) } ° U

98. _____ ^r/jc Scbrank. Petersburg .X'"

99. fasciola. "^JCatharinenburg ~to~~h~~H"

KCa, JlUn

{Vibrio Müller.) J LUralsk -±'"

JJl

iuo

36

100. ?globuliferus.n.sj). Tobolsk J^'"

i Petersbur« -J i-

(Kolpoda lamella Müller.) J °' 75 48

102.

trichophorus. n.sp. Tobolsk -X

100 103. Trichoda ? Paramaecium. n. sp.lf Petersburg xi"ii"

(<r/r. Enchei. seminulum M.)j (.Catbarinenburg -4jw

104. Trichodina grandinella. ~\ _,. . ,

, 6 l Riddersk «... JL'"

(Trichoda grandin. Müller.) J a6

105. comosa. n. sp. Petersburg X'"

106 /^ 1 Barnaul JL<»

{Vorticel. stellina Müller.) J i4

1 07. trichodiscus soi. n. g. ( %scht.ym -U"

L Barnaul

30

86

Ehrenberg: Beiträge zur Kenntnijs der Organisation

108. Vibrio amblyoxys. n. sp.

109. lineola Müller.

110.

rugula Müller.

111. Vorticella Convallaria Müll. a) campanulata.

112

113. Urocentrum turbo Nitzsch.

(Turbinella Bor/.)

Gröfse oacl»

Parisei Linien.

. ' ,

Tobolsk 5V"

i "'

300

f Barnaul. -&"

Uralsk ^'"

Pelropawlofsk

Petersburg.

j,

36

V"

4S

Nisbne Tagil Körper

p) piriformis.

microstoma. n. sp.

{Catharinenburg Petersburg. . . .

Bogoslofsk

' ' 80 1 "'

"so 1 V" 43 " 46

1 m ' ' "96

| Tobolsk £"

der Infusorien und ihrer geographischen Verbreitung.

37

Tabelle II.

\erzeichnifs der russischen Infusorien nach den XXII Beobachtungspunkten.

(Geordnet nach der geographischen Breite der Orte von Süden nach Norden.)

Kurotsclikinshischer See bei Astrachan.

46° N.B. 66°Ö.L.?

(Es wurde Salzwasser dieses Sees beobachtet,

welches in Astrachan längere Zeit in Flaschen

aufbewahrt worden war.)

Monas erubesecns. n. sp.

n.

Buchtarma am Altai and Irtysch.

49° N.B. 101° Ü.L.

Bacillaria elongata. n. sp. DIGLENA capitata, n. sp.? Monas mica Müllei\ Navicula julva. ________ gracilis. n. sp.

fusiformis. n. sp.

_ ventricosa. n. sp.

III.

Sjrjanofskoi im Altaigebirge, Astasia viridis, n. sp. BACTERIUM deses. Coleps hirtus Nitzsch. LOXODES cucullulus. Monas umbra. n. sp. Navicula gracilis. n. sp.

Oxytriciia lepiis Boiy. Paramaecium Aurelia Müller. SPIRODISCUS fulvus. n. sp.

IV.

Prochodnoi- Alpe bei Riddersk im Altai.

(Aus Conferven von der Alpe; beobachtet

in Riddersk.)

Rotifer vulgaris Schrank. TRICHODINA grandinella.

V.

Smeinogorsk {Schlangenberg) im Altai- Gebirge. (Die mit * bezeichneten sind aus der Tiefe des Bergwerks.)

»ANGUILLULA fluviatilis. Anuraea palea Bory. BODO viridis, nov. Gen. DIGLENA catellma. Gonium hjalinum. n. sp. *Kolpoda cucullus Müller. *LOXODES cucullulus.

* eucullio.

Monas Kolpoda. n. sp.

uva Müller.

MONOSTYLA comuta. Navicula gracilis. n. sp.

88 Eürenberg: Beiträge zur Kenntnijs der Organisation

VI.

Koliwanski Sabod im Altai.

(Steinschleifern am Fliifschen Belaja reka.

Aus Conferven.)

Closterium lunula Nitzsch. Monas termo Müller.

VII.

Uralsk am Uralflusse. Aspidisca Ljnceus.

(Trichoda Müller.)

Kolpoda cucullulus Müller.

N avicula fusiformis. n. sp.

Üxytricha pullaster.

(Kerona Müller.)

Paramaecium compressum. n. sp.

Trachelius fasciola.

(Vibrio Müller.)

Vibrio rugula Müller. VIII.

Saratqf an der Wolga. Amoeba dijfluens.

(Proteus Müller.)

Exilaria ßabellum. n. sp. Fragilaria angusta. n. sp.

pectinalis Lyngbye.

. scalaris. n. sp.

Gompüonema rotundatum. n. sp.

rx.

Ilezkaja Saschtschita bei Orenburg. (Im Salzwasser.)

Anguillula recticauda. n. sp. BAGTERIUM monas. n. G. cjlindricum. al. sp.

DOXOCOCCUS ghbulus.

(Volvox Müller.)

LOXODES cucullulus.

(Kolpoda Müller.

Monas atomus Müller.

X.

Orenburg am Uralflusse. Navicula gib La. n. sp.

uncinata. n. sp.

lurgida. n. sp.

XI.

Sakmarqflufs bei Orenburg. (An Conferven.)

Carchesium fasciculalum.

(Forticeila Müller.)

xn.

Platqfskische Steppe zwischen Barnaul und Koliwan im östlichen Sibirien.

ASTASIA haematodes. n. G.

xm.

Kyschtjm im südlichen Uralgebirge. Pakdorina Morum Bory. TRICHÜDISCÜS Sei. n. G.

XIV.

Soimonqfskoi im südlichen Uralgebirge. (Aus einer 6 Saschenen tiefen Kuufergrube.)

*Monas atomus Müller.

* enchelys. n. sp.

*_ termo Müller.

der Infusorien und ihrer geographischen Verbreitung.

89

XV.

Troizk im südwestlichen Sibirien am Vi. (Aus salzigem Wasser der Steppe.)

Gomphonema discolor. n. sp. XVI.

Barnaul im östlichen Sibirien am Obi. Leucophrys Ifluida Müller. Monas alomus Müller.

ovalis. n. sp.

Navicula gracilis. n. sp.

fusiformis. n. sp.

Trichodina stellina.

(Vorticella Müller.)

TRICHODISCUS Sol. n. G. Vibrio rugula Müller.

XVII.

Petropawlqfsk im westlichen Sibirien

am Ischim.

(Aus salzigem Wasser der Steppe.)

Anguillula inflexa. n. sp. Colurus uncinatus.

(Brachionus Müller.)

Vibrio lineola Müller. XVIII.

Catharinenburg a. d. Iset im Uralgebirge.

(Aus der Iset, dem See Schartasch und

aus Sumpfwasser.)

ACTINOPHRYS Sol.

(Trichoda Müller.)

Amoeba dijjluens.

{Proteus Müller.)

ARCELLA vulgaris, n. G. ASPIDISCA Ljnceus.

(Trichoda Müller.)

BACTERIUM ?fuscum. n. G. BODO didymus. n. G.

■vorticellaris. al. sp.

Closterium lunula Nitzsch. COCCONEMA vernäh. Cyclidium? margaritaceum. n. sp. DOXOCOCCUS^m/^/äch/^^. n.G.

inaecjualis. al. sp.

Exilaria panduriformis. n. sp. Fragilaria bipunctata. n. sp.

scalaris. n. sp.

Gomphonema constrictum. n. sp. Kerona pustulata Müller. Monas lermo Müller. Navicula julva.

(Bacillaria Nitzsch.)

gracilis. n. sp.

turgida. n. sp.

velox. n. sp.

ulna.

(Bacillaria Nitzsch.)

Trachelius fasciola.

(Vibrio Müller.)

Trichoda ? Paramaecium. n. sp. Vorticella Convallaiia Müller.

XIX.

Nishne Tagil im nördlichen Uralgebirge am Tagil.

Vorticella Convallaria Müller. XX.

Tobolsk im nordwestlichen Sibirien am Irtysch und Tobol.

Anguillula ßuviaülts.

(Vibrio Müller.)

M

90

Ehrenberg: Beiträge zur Kenntnifs der Organisation

ARCELLA vulgaris, n. G. BACTERIUM Monas, n. G. Brachionus urconlaris Müller. Closterium trabecula. n. sp. Colurus uncinatus. Difflugia proteiformis Le Clerc. EOSPHORA Najast n. G. Fr\gilaria angusla. n. sp. HYDATINA tleptocerca. n. sp.

tlaticauda. n. sp.

Kolpoda cucullus Müller. Monas hjalina. n. sp. MONOSTYLA llunaris. n. G. MONURA Colurus. n. G.

Navicula tursida. n.

sp.

Salpina Ibicarinata. n. sp.

Trachelius globuliferus. n. sp.

trichophorus. n. sp.

Vibrio ambljoorjs. n. sp. Urocentrum turbo Nitzsch.

XXL

Bogoslofik im nördlichen Uralgcbirge

an der Turia.

Nahe am 60ste" Breitengrade.

Coleps hirlus Nitzsch. Colurus uncinatus.

(Brachionus Müller.)

H YD ATINA ttermindlis. n. sp. Lepadella Itriptera. n. sp.

Paramaecium Chrjsalis Müller. Vorticella microstoma. n. sp.

xxn.

Petersburg. 60°N.B. 48°Ö.L. (Die verzeichneten Thierchen fanden sich theils im Newa -Wasser, theils zwischen Conferven des Sumpfwassers, theils in Aufgüssen, welche ich mit verschiedenen Vegetabilien bereitete; eine andere Anzahl erhielt ich durch die Güte des bekannten Physiologen Hrn. Dr. P ander und des Hrn. Dr. Weif se, welche mit wichtigen wissenschaftlichen Untersuchungen über das Verhallen der Infusorien in den Infusionen beschäftigt waren und mir die Ansicht derselben

freundlich überliefsen.)

BACTERIUM encheljs. n. G. Monas hjalina. n. sp.

punctum, al. sp.

. termö. al. sp.

tremulans. al. sp.

umbra. n. sp. volvox. n. sp.

Ctclidiüm glaucoma Müller. GLAUCOMA scintillans. Kerona pustulata Müller. Kolpoda cucullus Müller.

Ren Müller

Monas guttula. n. sp.

Paramaecium Aurelia Müller.

, Chrysalis Müller.

n. G. ovalum. n. sp.

SPIRILLUM volutans.

(Vibrio spirillum Müller.)

Trachelius anas.

(Trichoda Müller.)

der Infusorien und ihrer geographischen Verbreitung. 9 1

Trachelius falx Schrank. TRICHODINA comosa. n. G.

lamella. Vibrio rugtda Müller.

(Kolpoda Müller.) Vorticella Convallaria Müller. Trichoda? Paramaecium. n. sp. ß) pyriformis.

Anmerkung: Ich habe in diese Verzeichnisse alle solche Körper aufgenommen , welche die microscopisch beobachtenden Zoologen bisher für Infusorien hielten, obwohl eine Anzahl Gattungen noch nicht in den von mir beigefügten Versuch eines Systems der Infusorien aufgenommen werden konnte. Hoffentlich wird diese Arbeit noch andere Beobachter an- regen, auf gleichem Wege fortzubauen, wodurch die noch vorhandenen Fragzeichen und Zweifel bald verschwinden werden.

Die Gattungen Trichodiscus und Spirodiscus, von denen in den systematischen Tabellen nicht die Rede ist, sind riicksichtlich ihrer Structur noch dunkel, doch gehört die erstere, welche auch bei Berlin vorkömmt, wahrscheinlich in die Nähe von Actinophrys, und die letztere in die Nähe von Spirillum. Beide werde ich in einem weiteren Beitrage .zur Naturgeschichte Rufslands, den ich mitzutlieilen gedenke, nebst den übrigen neuen Formen speciell charakterisiren; eine kurze vorläufige Diagnose liegt in den Namen.

Im Übrigen liefern vorläufig dieselben 2 systematischen Tabellen im kleinsten Räume die bündigste Erläuterung der neuen und alten Gattungsnamen. Die Gattungen Astasia und Euglena sind bereits in Poggendorf's Annalen der Physik und Chemie, XVIII. Band, k'e' Stück 1830. von mir umständlicher angezeigt worden.

Nachtrag.

Während des Druckes der Abhandlung haben die fortgesetzten Beobachtungen noch fol- gendes ergeben:

1. Die Lücke, welche im System der Rolatoria Polytrocha loricala zwischen den Formen mit 1 Auge (Salpina) und denen mit 4 Augen (Squamcüa) fühlbar war, wenn man sie mit den Polytrochis nudis verglich, hat angefangen sich zu füllen. Ich habe nämlich das als Lepadella? iriplera fraglich verzeichnete Thierchen von Neuem beobachten

M2

92 Ehrenberg: Beiträge zur Kenntnifs der Organisation

tonnen und bei ihm 2 kleine Stirnaugen entdeckt, welche es aus der augenlosen Gattung Lepaclella entfernen. Ich nenne es daher künftig: METOPIDIA triplera, und stelle es zwischen Salpina und Squamella.

2. Ich hatte Gelegenheit, eine sonderbare neue Form der Gattung Vaginicola zu beobachten, welche aus mehreren sehr kleinen Individuen zusammengesetzt ist und frei im YV asser schwimmt. Ich nenne sie vorläufig Vagnicola socialis. Grüfse eines Individuums «j'".

3. Ich bemerke, dafs ich Cyclidium margarilaceum, aus Catharinenburg im Ural, nun auch bei Berlin gesehen, und mich sowohl von seinen Wimpern, als Ernährungsorganen überzeugt habe. Das Fragzeichen ist daher nicht weiter beizubehalten.

der Infusorien und ihrer geographischen Verbreitung. 93

Erläuterung der Kupfertafeln.

Diese Abbildungen sollen besonders zur anschaulichen vergleichenden Darstellung des organischen Ernährungssystems der verschiedenen polygastrischen Infusorienformen dienen. Nur als Anhang wurde die Organisation der Räderthierchen betrachtet, und die Slc Tafel wurde später zugefügt, weil die einfiufsreichen Beobachtungen später vollendet wurden. Alle Thiere sind in dem Zustande dargestellt, in welchem sie erscheinen, wenn man ihnen Farbe- substanzen als Nahrung gegeben, daher das Blau Indigo-, das Roth Karmin-, das Grün Saft- grüngenufs anzeigt. Im natürlichen Zustande sind sie sämmtlich fast farblos. Die rothen ein- zelnen Punkte bei den Thieren der 7"'n Tafel zeigen aber nicht Ernährungsorgane, sondern die natürliche Färbung ihrer Augen an, welche durch den Genufs verschiedenfarbiger Speisen nicht verändert, und nach Tab. VIT. Fig. 1. c. bei den Jungen im Mutterleibe schon erkannt wird. Überall ist auf die verschiedenen Entwicklungsstufen der Thiere, so weit der Raum, welcher besonders die Übersicht befördern sollte, es gestattete, Rücksicht genommen, aber die 3te, 5" und 7le Tafel sind besonders auch der cyclischen Entwicklung einzelner Thiere gewidmet.

Sämmllichc Figuren sind von mir selbst gezeichnet, und nicht willkührlich oder plan- los vergröfsert dargestellt, sondern gerade in der Gröfse abgemessen, welche das Microscop gab. Nur auf der ls"° Tafel sind einige sehr kleine Thierchen nach SOOmaliger Vergrüfserung des Durchmessers gezeichnet, und das findet sich angezeigt, alle übrigen sind es nach SSOmali- ger Vergrüfserung desselben ohne weitere Bemerkung. Demgemäfs sollte das Bild der Hyda- tina senta der s"B Tafel, welche \ Linie grofs und 3S0 mal vergrüfsert ist, noch nicht völlig k Zoll grofs sein.

Das menschliche Auge sieht nicht immer dieselben Gegenstände in derselben Gröfse. Manche Personen sehen sie immer etwas größer als andere, selbst beide Augen einer und der- selben Person zeigen Unterschiede, und auch ein und dasselbe Auge sieht etwas anders zu an- dern Zeiten. Dieser Umstand bringt bei microscopischen Gegenständen Verwirrung, wo er nicht berücksichtigt wird. Daher ist es nöthig, obwohl es bisher in sehr wenigen Fällen ge- schah, die Gegenstände selbst mit einem (am besten einem Glas-) Micronieter, dessen Ver- hältnifs ein für allemal bekannt ist, zu messen. Diefs Maafs, da es durch das Auge gleichzeitig gesehen und verglichen wird, schneidet den durch jene Veränderlichkeit entspringenden Zweifel und Irrthum für die Gröfsen vollständig ab, aber es bessert nicht das Sehen des- selben Gegenstandes in verschiedener Gröfse. Um mithin sänimtliche Figuren in relativ rich- tiger Gröfse nebeneinander zu haben, sollte man sich des Mittels bedienen, dieselben auf einen und denselben Maafsstab zu reduciren. Da mein Auge nicht allzugrofse Variationen zeigt, so habe ich diese Reduction unterlassen und die Figuren gerade so gegeben, wie ich sie sah, nur habe ich ihr wirkliches Maafs, nämlich immer ihre höchste, mit dem Micrometer gemessene Gröfse dabei angezeigt, welche Angabe demnach wichtig und als Begulator zu betrachten ist.

94 Ehr eh berg: Beiträge zur Kenntnifs der Organisation

Tafel I.

I"' Gruppe. Die Sclllufs- Monade, Monas termo Müller mit blauem Farbestoff gefüllt, bei 800 maliger Vergrüfserung des Durchmessers gesehen. Wäre das Tliierchen jA;: Linie grofs und 1000 mal vergröfsert, so würde es eine Linie grofs erscheinen.

Die Messung dieser Tliierchen ergab , ' - mfc; Linie. Deutlich erkennt man

o « 1500 J000

noch im Ilintertheile des Leibes 1 bis 4 und bis 6 Punkte von blauer Farbe, welche sich, vergleicht man die übrigen gröfseren und deutlicheren Infusorien, ohne alle Gefahr des Irrthums für Magen erkennen lassen. Dabei sieht man den Vordertheil des Tliierclicns noch leer. Es gieht noch eine andere Art von Monaden, welche dieselbe Gröfse hat, die ich aber nie zur Aufnahme von Nahrung bringen konnte. Jene lebt in vegetabilischen, diese in thierischen oder Pilzaufgüssen gewöhnlicher. Vielleicht gehen sie nicht gern von einer Nahrung zur andern sehr verschiedenen über. Ich trenne die andere Form einstweilen als Monas crepusculum, Dämme- rungs-Monade, deren Thierheit ich nicht beweisen kann. Von beiden leben oft ungefähr 500 Millionen in einem Tropfen.

IIIe Gruppe. Die Atomen -Monade, Monas atamus Müller, deren Gröfse nur ,4s' be- trägt und die, wie die folgende, nur 3S0 mal vergröfsert ist. Lei dieser sieht man schon deutlich die scharf umgrenzten mit (1.) blauer und (2.) rother Farbe gefüll- ten Behalter. Einige sind in der Mitte mehr oder weniger zusammengeschnürt und im Begriff sich durch Theilung zu vervielfältigen. Einige Individuen sind leer und diese gehörten sonst nach Müller einer andern Art, der Monas lens, an. Die Jun- gen der Kolpoda cucullus lassen sich von dieser Form durch kein mir bekanntes Mittel unterscheiden. Sie gehört zu den Monaden die in einer ihrer Entwicklungs- stufen sich aneinander hängen und traubenlörmig erseheinen, sich aber allemal wie- der auflösen. Monas iwa Müller unterscheide ich durch andre Charactere.

III" Gruppe. Die Tropfen-Monade, Monas guttula (l.) blau und (2.) roth genährt, ist fast noch einmal so grofs als vorige und kugelrund. Wegen ihrer Gröfse und Durch- sichtigkeit wird sie viel deutlicher. Sie dreht sich um ihre Längsaxe und hat immer den von den farbigen Punkten ahgewendeten Theil im Schwimmen vorn. Da sieht man auch kleine Wirbel im Wasser, da ist also ein wahrer Mund mit Wimpern zu suchen, den ich jedoch nicht so deutlich an sich erkannte, dafs ich ihn hätte in der Zeichnung angeben können. Bei der Staub-Monade Monas puhnsculus ist ein be- wimperter Mund deutlich zu erkennen. Die Wirkung zeigt, dafs er bei den klei- neren Formen ebenfalls da sein mufs. Ich sah sie nie traubenförmig.

IV,e Gruppe. Das bläuliche Scheibeilthierchen, Cyclidium glaucorna Müller. Die grö- fseren Individuen A. sind S00 mal vergröfsert, die kleineren B. 380 mal, einige sind blau, andere sind roth genährt. Einige a. sind im Begriff sich zu theilen. Die breiteren schwimmen auf dem Rücken, oder dem Bauche, die schmäleren sieht man von der Seite, einige halb gewendet. Man unterscheidet bei der Seitenlage und wenn das Wasser mit Farbestoff erfüllt ist, den sie bewegen, deutlich einen Kranz von Wimpern (vergl. c. und d. der Blauen). Der Strudel und die Mundöffnung ist vorn und unten, aber letztere nicht selbst zu erkennen, nur in der Wirkung.

der Infusorien und üirer geographischen Verbreitung. 95

Wie Fig. A. d. bei den Rothen und B.* bei den Blauen erscheinen sie beim Ein- trocknen des Wassers im Tode.

V,s Gruppe. Das schmelzende Wechselthierchen, Amneba difßuens, ist schon sehr grofs im Verliältnils zu jenem. Sie haben keine bestimmte Gestalt, sondern ändern die- selbe willkührlich. In seiner gröfsten Zusammenziehung bildet es eine gallertige Kugel (Fig. V.l.). Fig.V. 2. ist dasselbe Thier und V. 5. wieder dasselbe, ausgedehnt. Bei V. 2.* sieht man einen hellen Fleck, den Mund ohne Wimpern, der sich bald erweitert bald zusammenzieht. Zu Fig. 3. und 4. wählte ich beobachtete Formen welche durch genolsne Navicula ulna und graci/is deutlich zeigen, dafs sie auch grofse Körper überwältigen und verzehren. Beide Figuren sind nach demselben Thiere genommen; bei 4.* ist die Mundüffnung deutlich. 1. 2. und 5. haben In- digo verzehrt und zeigen ihre polygastrischc Structur, die in 3. und i. durch unver- bältnifsmäfsige Erweiterung einzelner Magen nicht deutlich werden konnte.

VI,e Gruppe. Das gewöhnliche Kapselthierchen, Arcella vulgaris. Der strahlenartig feingeriefte Schild und der willkührlich bald in 2 bald in 7 Fortsätze verlängerte veränderliche crystallhelle Leib ist in Fig. 1. sichtbar und * halte ich für die durch- scheinende Mundüffnung; 2. ist ein Junges; 3. ist die Seitenlage. Die blauen Flecke zeigen die Mehrzahl der Magen an. Ich habe viel gröfsere Individuen be- obachtet und bis 20 Magen gezählt. Seit dem Drucke der systematischen Tabelle fand ich auch eine zweite Art der eigentlichen Gattung Difßugia bei Berlin, welche sich durch eine hintere Spitze an ihrer Hülse und bedeutendere Gröfse auszeichnet, ich nenne sie: das spitzige Schmelzthierchen, Difßugia acuminata. Farbige Nahrung verschmäht sie auch.

VIItc Gruppe. Das thierische Haarthierchen, Trülwda camium, eine neue Art; eine der verschiedenen Thierformen, welche Müller Kolpoda pyrüfn nannte. Deutlich sieht man bei A. * den gewimperten seitlichen Mund, welcher durch die Wasser- wirbel Farbetheilchen einzieht, und ihm entgegengesetzt bei * die Auswurfsöff- nung. Die helle Queerlinie derselben Figur deutet auf bevorstehende Queer- Theilung hin, die bei a. und b. schon weiter vorgerückt und daneben vollendet ist. Die kleineren sind Junge, welche man zwischen den Alten sieht. Manchmal zeigen sie Längsfalten wie bei B., besonders wenn das Wasser zu mangeln anfängt und man neues hinzuthut. Nach der Müllerschen Methode würde man diese dann für Paramaecien halten müssen. Die Figur B. * zeigt ein vertrocknetes Thierchen im Tode, wo die Wimpern sehr deutlich werden.

Tafel II. I"° Gruppe Das puppenförmige Flaschenthierchen, Encheijs pupa und zugleich En-

chelys fareimen von Müller, je nachdem es jung oder alt, hungrig oder genährt ist. Die Figuren 4. 6. 7. 8. 9. sind offenbar die letztere Art, während 1. 2. 3. und 5. zur ersteren gehören. In den Figuren 9. 10. - 14. habe ich die Beobachtung des Verschlingens eines Loxodes cucullulus mitgetheilt, welches das langgestreckte Thier plötzlich in ein eiförmiges umwandelt. Die gewimperte grofse ganz

4

96 Ehrenbeug: Beitrage zur Kenntnifs der Organisation

vordere Mundöffnung ist bei allen sichtbar. Das Auswerfen verdauter Nahrung zeigt Fig. 3., und in Fig. 15. ist der Darmkanal dargestellt, wie man sich ihn durch mühsame Beobachtung der gröfseren Formen allmälig deutlich machen kann. Der gewimperten Mundöffnung ist die nackte Analöffnung entgegengesetzt, vor welcher eine Cloaken-ähnliche Erweiterung des Darmes gesehen wird. Die Ma- gen bilden mit dem Darme eine Traube. Die übrigen ungewissen Dunkelheiten des Körpers sind, der Analogie nach, die den Darm umhüllende Eierstockmasse.

II" Gruppe. Das weile Wimuerthierchen, Leucophrys patula. Diese ziemlich grofse J Infusorienform ist sehr dazu geeignet, eine deutliche Ansicht des Darmkanals die-

ser Tliierchen zu geben, nur darf sie nicht, wie man es oft findet, sich schon mit grünem Schleim oder andern halb durchsichtigen Dingen unregelmäfsig gefüllt ha- ben. Fig. 1. ist nach der Natur gezeichnet, und beim Drehen des Thieres erschie- nen allmälig die übrigen Tbeile des Darmkanals, wie sie in Fig. 6. gezeichnet sind; bei * ist die Analöffnung. Ein unregelmäfsig natürlich bunt genährtes Thier ist Fig. 2., welches noch nicht viel Indigo verzehrt halte. Ein ganz mit Indigo gesät- tigtes Thier ist Fig. 3. Es hat 51 gefüllte Magen und die Ausleerung zeigt die Analstelle. Fig. A. ist dasselbe Thier in der Theilung, welche Queertheilung ist. Fig. 5. ein solcher frei schwimmender Theil, wodurch die Veränderlichkeit der Körpergestalt wieder anschaulich wird. Da der Name Leucopliro unrichtig ge- bildet ist, und deshalb von einigen (Goldfufs) Leucnphora geschrieben wird, was gegen die Absicht des Gründers scheint, so habe ich für gut gehalten, obige Endung anzuwenden.

III" Gruppe. Das biniförmige Wimperthierclieil, Leucophrys pyriformis, eine neue Art, die wahrscheinlich auch unter Knlpoda pyrutn Müller gehört hat. Die Körper- behaarung ist in Längs-Reihen gestellt, wie auch bei der vorigen. Oft ziehen die Tliierchen sie ein, oder legen sie an den Körper an (2. 3. 9. 10.) und erscheinen dann glatt wie Trichoda carnium, giebt man ihnen aber etwas Indigo in den Tropfen, so erscheinen sie sogleich alle wie Fig. 7. In 5. und 6. ist die Theilung dargestellt. Fig. S. zeigt die Ausleerungsstelle. Die kleinen Pfeile welche hier und da bei den Figuren stehen, zeigen die durch das Wirbeln der Tliierchen er- zeugten Wasserströmungen und ihre Richtung an. Die seitliche Mundöffnung hat gröfsere Wimpern.

IV" Gruppe. Das gewöhnliche Sonnenthierchen, Actinophrys So/; Trichoda Soi Mül- ler. Auf die grofse Mundöffnung dieses Thierchens hat schon Eichhorn auf- merksam gemacht, und sein Verschlingen gröfserer Thiere zu umständlich bewun- dert. Es hat einen deutlichen fleischigen Rüssel, den es bald mehr bald weniger vorschiebt, wie in Fig. 1. S. 4. angegeben ist, oft sieht man nur seine Stelle (wie in Fig. 3. und 5.) deutlich, und diese zieht sich zuweilen rasch zusammen (Fig. 7.) bis zu einer kleinen Queerspalte. Kehrt das Tliierchen seinen Rüssel vom Auge weg oder ihm zu, so täuscht man sich leicht. Die Theilung ist Queertheilung (Fig. 6.). Ich zählte bis 20 Magen bei ihm. Oft sah ich es an Kerona pustu/uta geheftet, die es am Schwimmen hinderte, bis sie still stand und starb. Sie schien dieselbe mit dem Rüssel auszusaugen.

der Infusorien und ihrer geographischen Verbreitung. 97

Tafel III.

Dieses Blatt ist ganz der Darstellung der Entwicklung des gewöhnlichen Busen- thierchens, der Knlpoda cucullus gewidmet. Fig. 1. ist ein ausgeschiedener Eierstock, wie ich ihn nach dem beobachteten Acte des Ausscheidens frei im Wasser liegen sah. Das Mut- terthier, welches im Gebähract begriffen ist, findet sich darüber als Fig. 14. a. Die weitere Entwicklung der Eiermasse habe ich noch nicht beobachten können, aber die kleinsten For- men der Kolpnda cucullus, deren Entwicklung zu gröfsern ich beobachtet habe, finden sich unter den Figurengruppen 2. 3. 4. Fast möchte ich glauben, dafs ich auch die frühesten Stufen schon oft gesehen habe, und sie nur für Arten der Gattung Monas halten mufste, weil ich sie nicht ungezwungen in Zusammenhang mit den Formen der Kolpoda bringen konnte. Jene kleinsten bei denen kein Zweifel übrig bleibt waren von der Gröfse einer ■A-j Linie. Bei mehreren von ihnen sieht man Wimpern in der Mitte des Körpers an seiner etwas concaven Seite, die sogleich ganz deutlich werden, wenn das Wasser durch Farbe ge- trübt wird und ihr Nahrungstrieb Stoff erhält. Die mit * bezeichneten Figuren derselben obern Gruppen sind nach auf das Glas angetrockneten Thierchen gezeichnet. Bei 4.* ist eins laufend oder tastend dargestellt. Die übrigen theils blau, theils roth, theils grün genährten Gruppen zeigen den mehr erwachsenen Zustand in seiner allmäligen Entwicklung an. Die breitern Formen liegen auf der Seile, die schmäleren kehren dem Auge, mehr oder weniger gewendet, den Bücken oder den Bauch zu. Das Individuum, welches in der Mitte der Tafel mit * bezeichnet ist, zeigt den ausgebildeten ganz unverletzten Zustand des Thieres an. Im Grunde seines busenförmigen Ausschnitts erkennt man eine längliche hellere Stelle, welche den Mund bezeichnet, und die das Thierchen bald öffnen bald schliefsen kann. Diese ganze Gegend ist mit Wimpern besetzt, welche dem Bücken fehlen. Das Individuum der 7len Gruppe, wel- ches der Zahl am nächsten steht, zeigt mit dem untersten der 6Un Gruppe und dem obersten der 5,en so wie mit Fig. H.a. und b. die Afterspalte unterhalb der Mundöffnung in verschiedenen Graden der Bestimmtheit. Der zungenförmige Theil in der Mitte ist die Scheidewand der bei- den Öffnungen. Der helle Fleck im Grunde der ersten ist überall der Mund. Die zweite Spalte ist bei vielen nicht sichtbar, wegen ihrer Zusammenziehung. In der mittleren Figur der 7"" Gruppe ist der Act des Auswerfens dargestellt. Figur * der 7ten Gruppe ist dasselbe Thier, dessen Gebähren oben angegeben ist, kurz vor dem Gebähren. Fig. l4. a. zeigt dasselbe Indi- viduum im Act des Gebährens und Fig. l4. b. nach vollendetem Acte, wo es wieder so munter mit den andern schwamm und im Wasser wirbelte, wie vorher. Die Figuren 9. 10. und 13. stellen andere durch wiederholten Gebähract veränderte lebendige Individuen derselben Thier- art vor, welche zeigen, wie wenig die Körperform geeignet ist, zur Unterscheidung dieser Thierchen zu dienen. Fig. 12. ist noch jung, und vorn scharf abgestutzt, wohl eine Mifsbildung. Der Durchmesser der einzelnen körnigen Fibern des ausgeschiedenen Eierstocks betrug rjSr~ Linie, folglich verhält sich derselbe zum Mutterthier, welches Jfa Linie lang war, wie 40 zu 1. Somit wäre denn der Cyclus einer Art- Entwicklung eines Infusbriums fast vollständig beob- achtet und festgestellt. Etwas Geduld und Zeit wird die Beobachtung bald vollenden.

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98 Eiikenbeiu: : Beiträge zur Kennini fs der Organisation

Tafel IV.

V" Gruppe. Das flimmernde Perlenthierchen, Glaucoma scintillans. Eine neue Thier- gallung, vielleicht dieselbe, an welcher Gleichen seine Versuche machte. Es ist crystallhell und wahrscheinlich oft für Cjclidium slaucoma gehalten, welches viel kleiner ist, vielleicht seihst von Müll er damit verwechselt worden. In ste- hendem Wasser ist es sehr häufig. Eine bewegliche Borste unter der fast mitten am Bauche befindliche Mundöffnung, welche oscillirt, giebt ganz die Erscheinung eines Herzschlags. Die ziemlich grofsen Magen bringen ein interessantes Ansehn hervor. Es hat einen kleinen Piüssel und pflanzt sich auch (Fig. 4. und 5.) durch Queertheilung fort. Ein Junges aus dem Ei scheint Fig. 9- zu sein, weil es zu klein ist, um aus Theilung entstanden zu sein. Fig. 10. drängt sich zwischen 2 härteren. Körpern durch. Die Afteröffnung ist am Ende des Körpers.

II" Gruppe. Das nymplienartige Längenthiercüen, Paramaeäum chrysalis Müller. Dies hat mir die gröfste Zahl von Magen sehen lassen, indem ich bis 120 gezählt habe, und doch noch Raum genug für andere sah. Im klaren Wasser sieht man die Behaarung, welche in regelmäfsigen Reihen steht, nicht, aber bei Zuthun von Farbe wird sie augenblicklich sichtbar. Daher hat man unrecht gethan, die haari- gen Formen von den glatten abzusondern. Der Rüssel bildet eine längliche Halb- kugel, ilie in Fig. 2. deutlich ist. Die Auswurfsstelle ist bei Fig. 6. zu sehen.

III" Gruppe. Das liaubeuförmige Lippentliierchen, Loxodes cucuiiuius, Knipoda cucuii. Müller. Lo.iodes bezeichnet eigentlich das Schiefe des durch die gewimperte Lippe gebildeten Yorderrandes. Das Thierchen ist übrigens unbehaart. Es ist eins der gemeinsten, und besonders durch seine Längstheilung, wie in den Fi- guren 6. 7. 10. 11. dargestellt ist, auffallend und leicht zuerkennen. Die ganze obere Reihe der Figuren zeigt einfache Thierchen in verschiedenen Bewegungen und Lagen. Die schmalen sind von der Seite gesehen, die breiten von oben oder unten. Die ganze untere Reihe ist der vierfachen Theilung derselben gewidmet. Fig. 5. 6. 7. 10. 11. 12. zeigen verschiedene Perioden der Längstheilung von hinten nach vorn. Fig. S. und 9. sind zwei ganz gesonderte Theile. Fig. 1 i. stellt ein in der Längstheilung von vorn nach hinten begriffenes Individuum vor. Fig. 13. zeigt eine von vorn und von hinten gleichzeitig eintretende Theilung, und Fig. 15. eine bevorstehende Queertheilung. Fig. 16. ist Fig. 17. von der Seite gesehen. Fig. 17. zeigt oben bei * den Mund, unten bei * die Stelle der Analöffnung. Im Innern erkennt manjcinc verschluckte Navicula. Fig. 21. sucht sich Nahrung dnreh Wirbeln.

IV" Gruppe. Das binclenfü-Fmige Halslhierchen, Tmchellus fasciola. Die Stelle der Mundöffnung ist feine Längsspalte, wohin bei Fig. y. der Stern zeigt. Fig. 2. 3. 5. 6. sind Seitenansichten. Es vermehrt sich durch Queertheilung und Längs- theilung. Fig. 7.. ist das Hinterstück eines durch Queertheilung gespaltenen Indi- viduums. Fig. S. ist ein in der Queertheilung von hinten nach vorn begriffenes Individuum. Dieses Thierchen gehört vielleicht richtiger noch zur Gattung AmphiUpius , da der After nicht ganz am Ende ist. Trachclius lamella ist viel-

der Infusorien und ihrer geographischen Verbreitung. 9 9

leicht das Junge aus dem Ei von dieser Form. Im getrübten Wasser sieht man es behaart. V" Gruppe. Das gansförmige Halsthierchen, die Wassergans, Trachelius anas, Tri- choda anas Müller. Der ganze Körper ist behaart, die Härchen stehen in Längs- reihen. Die cvlindrische Kürperform unterscheidet es leicht vom vorigen, welches unten flach ist. Wenn es den Hals so bewegt, wie Fig. 2. der vorigen Gruppe, so hat es, wie Müller annahm, einige Ähnlichkeit mit der Figur einer Gans. Bei Fig. 6. und 7. ist Mund und After deutlich zu sehen, bei den übrigen erkennt man die Cloake als helleren Raum. Der halsfürmige Vorderlheil, welcher an seiner Basis, bei Fig. 7.*, die Mundspalte trägt, ist eigentlich eine Oberlippe. Der Körper zeigt, aufser den mit Farbe gefüllten, noch viele mit blofsem Wasser ge- füllte, blasenähnliche Magen.

Tafel V.

Diese ganze Tafel ist besonders der Darstellung der Structur und Entwicklung des glockenartigen Wirbelthierchens, Fortiäeflä Corwailaria Müller gewidmet, welches eins von denen ist, deren unbekannte Entwicklungsgeschichte am meisten Irrthümer veranlafst hat, indem man aus seinen verschiedenen Lebensformen 6 eigene Gattungen gebildet hat, deren einige sogar in anderen Naturreichen, als die andern, untergebracht wurden. Die 3 obersten Gruppen der Tafel zeigen den Kreislauf der Art und Entwicklung von einem dem Eistande nicht sehr entfernten Punkte bis zur Vollendung an. Die Gruppe a. 1. zeigt Pünktchen von jJjp Linie Gröfse, die um einige alte Individuen und deren Wurzeln versammelt sind und zit- tern, aber nicht fortgehen, daher wahrscheinlich schon an viel feineren unsichtbaren Stielchen sitzen. Dieselben Thicrchen erscheinen nach einiger Zeit wie Fig. a. 2., und zeigen da schon deutliche Stiele und Köpfchen, sogar erkennt man bei den letztern einen Wirbel im Wasser. Schrank führte diese jungen schon etwas deutlichen Thierchen als Vorticella monadica und eigene Thierart auf. Ich sah sie nie spiralförmig zusammenschnellen, wie die Alten. Etwas später erscheinen sie wie die 3 kleinen Vorticellen bei ** in Fig. a, 3., und dann schnellen sie schon ihren Spiralfaden. Die gröfseren Individuen sind alte, hängen aber dabei doch mit einer Art von Wurzeln zusammen. Hätte ich noch den Act des Ausstofsens des Eierstockes der Er- wachsenen beobachten können, so wäre der Cyclus beinah geschlossen. Aus Wurzelfasern der Allen sah ich nie keulenförmige Junge oder Knospen treiben. Die Wurzeln scheinen der mit dem Thiere heranwachsende netzförmige Eierstock zu sein, wie ich ihn bei Kol/wda beob- achtet habe. Die Stiele der Wirbelthierchen könnten also fortwachsende Stiele gestielter Eier sein. Die Wurzelfasern der zusammengesetzten kleinen Ascidien, Botryllen und dergl. scheinen mir ganz andrer Natur zu sein. Da sieht man keulenförmige Knospen und vollkommne Thiere an derselben Wuzel sitzen.

Aufser dieser eigentlichen Fortpflanzung, in deren Kreis vielleicht einige Formen der Gattung Bodo, als freigewordene gestielte Junge gehören könnten, haben die Wirbelthierchen eine dreifache Vermehrungsweise, deren jede andere, eigenthümliche, Formen bedingt. Die erste ist die Längstheilung. Sie wird in den Figuren a. 4. bis «. 12. anschaulich, welche das Fortrücken der Theilung zeigen. Fig. 9. ist doppelt, einmal im ausgereckten Zustande, einmal

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100 Ehrenbero: Beiträge zur Kenntnijs der Organisation

im spiralförmig zusammenschnellendcn. Ist die Theilung schon ganz vollendet, wie in Fig. 10., so entsteht am Hinterlheil des Körpers eine Falte, aus welcher, vorher nicht bemerkbare, neue Wimpern treten, die gekrümmt und stärker, als die vorderen sind. Von ihnen bis zum Stiel erstreckt sich ein tonischer Hintertheil. In diesem Zustande tritt die völlige Trennung ein. Eins der Thierchcn dreht sich dann plötzlich sehr schnell um seine Längsaxe, wodurch es vom Stiele abreilst und nun als Lamarcks neue Gattung Urceolaria (siehe Fig. 12.) frei davon schwimmt. Haben beide sich losgedreht, so bleibt der Stiel allein zurück, der keine Contractio- nen mehr zeigt, und den ich nie wieder neue Thiere treiben sah (Fig. 13.). Die weitere Form-Entwicklung der Urceolaria ist in den Figuren l4. bis 3t. dargestellt. Gewöhnlich schwimmt das frei gewordene Thierchen mit dem Ende, welches früher Hintertheil war, nach vorn gerichtet. Hatte es nun die vordere bei der Bewegung nach hinten gewendete, Mundge- gend etwas mehr zusammengezogen, und deren Wimpern eingezogen, während es sich mit dem hinteren Theile fortbewegt, so nannte Schrank die Form, als eigene Galtung, Ecclissa (siehe a. 15. a. 16. a. 17.). War dieselbe Form nach hinten (was eigentlich vorn ist) nicht ver- engert, hatte sie aber die conische Basis vorgetrieben, so nannte Bory de St. Vincent dieses Wärzchen (welches beim Schwimmen vorn war, eigentlich aber den dem Stiele früher zu- nächst gestandenen Hintertheil bezeichnet) eine Nase und das Thierchen als eigene Galtung: Rinella (siehe a. 1 1.). Halte das Thierchen seine vorderen Wimpern eingezogen, eine glocken- förmige Gestalt angenommen, und hinten oder vorn wirklich nur 2 oder scheinbar nur J Wim- pern aus geslreckt, so nannte Bory de St. Vincent es wieder als eine neue Galtung: Keroba- lana (19.-20.). Hatte es alle Wimpern und auch den spitzen Hintertheil eingezogen, so nannte derselbe das Thierchen als eigene Gattung: Craterina (21.-22.). War es hinten abgerundet, ohne Wimpern, und wirbelte es vorn mit seinen Wimpern, so bildeten diese Formen die Gat- tung Urceolaria (23. - 25.).

Aufser diesen und vielen andern Veränderungen des Aufseren, strerkt sich nun dieselbe Form noch in die Länge und wird walzenförmig, so dafs sie leicht für eine Art der Gattung Enchel/s gehallen werden kann (Fig. 26.-31.). In diesem gestreckten Zustande pflegt sie sich noch einmal der Qtieere nach zu theilen, dessen Streben in Fig. 27. dargestellt ist. Fig. 28. schwimmt um einen harten Körper.

Die dritte Art der individuellen Vermehrung ist in den Figuren .32. - 44. dargestellt. Es ist eine wahre Knospenbildung wie bei den Armpolypen, Hydra. In Fig. 35. ist die Knospe zum Ablösen reif, wie in der Gruppe a. 3. Fig.*, und ist nun, sobald sie frei ist, eine Form der Gattung Ophrydia von Bory de St. Vincent, welche sich sehr rasch im Wasser herum- schnellt und allmälig in die Formen 40. 43. 44. 4l. und 42. übergeht, die sich der Urceolarien- Bildung immer mehr nähern. Fig. 45. zeigt ein Thierchen im Tode durch Erhitzung, wo die vordere Scheibe blasenartig ausgetrieben ist.

In all den andern genannten Zuständen ist das Thierchen von gleicher Munterkeit.

Das Glockenthierchen hat überdies neuerlich wieder zu der wunderlichen Meinung geführt, als besitze es wohl eine Zauberkraft, wie die, welche man der Klapperschlange zu- schreibt (*), davon ist aber keine Spur zu finden. Geringe Vergröfserungen, bei denen man den Leib des Thierchens sehr klar, die Wimperorgane aber gar nicht sieht, haben die sonder-

(*) Agftrdb über die Zaubcikraft der Infnsoiicn Nor. Act. Acad. Caes. Leop. Carl. X. 1S20. p. 1-7.

der Infusorien und ihrer geographischen Verbreitung. 101

bare Täuschung verursacht; ein Beweis dafs Klarheit der Microscope die Wirkung der Ver- gröfserung nicht ersetzt. Das Thierchen macht mit einem doppelten Kreise von Wimpern, welcher am Rande der vordem abgestutzten Flüche befindlich ist, einen beständigen Wirbel im Wasser, der, sobald fremde Körperchen im Wasser schwimmen, die mit bewegt werden, höchst interessant zu sehen ist. Besonders deutlich wird er bei farbigen Trübungen des Was- sers. Dieser Wirbel dient offenbar zunächst, um Nahrungsstoffe anzuziehen. Undeutliche Vergröfserung haben die Idee festgestellt, als besitze das Glockenthierchen meist nur 2 oder h enlgegengesetzte Wimpern. Diese Täuschung kommt daher, weil die sehr feinen Wimpern einzeln schwer zu sehen sind, zumal wenn sie bewegt werden; dagegen sieht man, wenn das Thierchen horizontal liegt, mithin beide Wimpern -Kreise vertikal stehen, und dem Auge als eine Queerlinie erscheinen, mehr solcher W impern in den Enden dieser Queerlinie, wo die Krümmung der Kreise liegt, und diese scheinbare Annäherung gröfserer Mengen von Wimpern giebt jenes Bild von l oder 2 Wimpern bei kleiner Vergröfserung. Wo man 2 zu sehen glaubte, gehört gewöhnlich eine dem Innern Kreise, die andere dem äufsern an; wo man eine einfache sah, deckten sich die beiden Kreise. An Fig. 4. 1. wird man sich diefs deutlicher machen können. Die Mundöffnung der Glockenthierchen liegt nicht vorn in der Mitte der Wirbel- kreise, wie in einem Trichter, sondern an der Seite zwischen den beiden Wimperkreisen, und die Mitte ist geschlossen. Von dieser seitlichen Mundöffnung geht ein mit vielen gestielten Magen versebener Darmkanal, mehr oder weniger cirkelförmig, durch den Körper und endet sich dicht neben dem Munde in derselben Grube. Dafs beide Öffnungen nebeneinander, aber geschieden liegen, erkannte ich daraus, dafs das Thierchen beim Auswerfen oft nicht aufhört zu wirbeln und Nahrung einzunehmen. Um die Ernährungsorgane anschaulicher zu machen, wählte ich die Darstellung der gröfsern Vorticella citrina. Die Mundöffnung ist in 4.4. mit * bezeichnet, in b. 5. ist der Act des Auswerfens und der Verlauf des Darmes zu sehen. In b.6. ist die Kerobalanen-Form dieser Art, wie In 4.5. die Urceolaricn-Form dargestellt. Dasselbe wiederholt sich bei allen Arten der Gattung. Nährung durch Farbe ist bei diesen, fast in allen mit einer Haut überzogenen vegetabilischen Aufgüssen häufigen, Thierchen am leichtesten und am genugthuendsten zu erreichen.

Tafel FI.

Is,e Gruppe. Das blasige Kl'allenthierchen, Kerona pustulata Müller. Es ist in ver- schiedenen Lebenszuständen und Bewegungen dargestellt. Fig. 7. ist ein Junges wel ches nicht aus Theilung, vielleicht aber noch aus Gemmenbildung stammen konnte. Fig. 3. und 12. sind in der Queerthcilung begriffen. Flg. 5. bildet eine Gemme. Fig. 2. tasten und klettern, Fig. 10. excernlrt. Fig. 4. zerfliefst zum Theil, ohne seine Munterkeit zu verlieren und zeigt wie verschiedenartige Körper-Formen dadurch entstehen können, deren ich auch eine grofse Anzahl beobachtet habe. Ich halte dies Zerfliefsen für ein Absondern des Eierstocks samt dem Körpertheil. Fig. 13. ist ein einzelner selbstständiger Theil nach der Quecrtheilung. Sie schwimmen oft auf dem Rücken, dann kehren sie den Mund, als eine vordere und untere grofse Längsspalte dem beobachtenden Auge zu, und man sieht deutlich an der linken Mundseite 5 krallenartige Haken. Kehren sie den Rücken nach oben, so sieht

102 En rekberg: Beiträge zur Kenntnifs der Organisation

man diese undeutlicher, oder erkennt sie nicht; in ihrem Mangel oder Dasein liegt das Unterscheidungszeichen der Gattungen Oxjlricha und Kerona. Fig. 1. nimmt Nahrung durch Wirbeln ein, und giebt die Normalform des Thieres. Ist O.xj- tricha pelliontlla, das häutige Heclielthierchen, vielleicht das Junge aus dem Ei von diesem?

II" Gruppe. Das Nachenthierehen : der Charon, Eupioea Charon, Trichoda Charon Müller, Ploesconia Charon Bory. Das Thierchen ist auf dem Rücken mit einem crystallhcllen Schilde hedeckt und schwimmt gewöhnlich auf dem Rücken. Unten hat es eine doppelte Reihe von Haken, die es als Füfse oder Krallen braucht. Hinten hat es 5 etwas stärkere und längere Borsten, vorn auch einige, die aber feiner sind. Der Mund wird durch eine sehr grofse seitliche gewimperte Längs- spalte gebildet, die auf der rechten Seite liegt und in deren Mitte die kleinere eigentliche Schlundöffnung ist, dicht an ihrem Ende nach hinten ist die Afteröff- nung ebenfalls seitlich. Fig. 10. ist ein auf dem Bauche und Fig. 11. und 12. sind 2 auf dem Rücken liegende wirbelnde Thiere. Neben einer, noch nicht beobachte- ten, Eierstock- Ausscheidung, pflanzt es sich durch Längstheilung Fig. 7. 9. IS. und durch Queertheilung Fig. 11. 13. fort. Die Figuren 3. 4. 5. 6. und 15. 17. 1.9. stel- len die kleinsten von mir beobachteten Jugendzustände dar, die nur aus Eiern kom- men konnten. Fig. 20. macht die Auswurfsstelle bemerklich. Fig. 2. 3. und 16. klettern. Rücksichtlich des Namens bemerke ich noch : Ploesconia ist unrichtig gebildet und Eupioea ist, obwohl die französischen Entomologen den Fabricius- schen Gattungsnamen nicht fortführten, doch, da ihn ü chsen heim er anerkennt, unsicher und daher von mir nicht glücklich gewählt worden. Man könnte ihn in Euplotes umwandeln.

III" Gruppe. Das grüne Allgenthierchen, Euglena viridis. Cercaria viridis Müller. Es ist das Thierchen, welches am häufigsten im Frühjahr die Oberfläche des stehenden Wassers schön grün färbt, wobei es in Berlin gewöhnlich von der grünen Staub- monade Monas puhisculus und dem grünen Spindelthierchen Astasia eu- chlora begleitet wird. Nach Müller und mehreren andern Beobachtern soll es finen gespaltenen Hinterthcil haben, das ist aber eine optische Täuschung durch Schwingen des Schwanzes vom Thierchen veranlafst. Es ist sehr biegsam, und erscheint in den verschiedensten Formen. Wenn es stehen bleibt und stirbt sieht man es gewöhnlich als Kugel, wenn es schwimmt als spindelförmiges Fischchen, sonst in den Figuren 7. 12. 16. und vielen andern. Vorn hat es eine Mundstelle mit Wimpern, die einen Wirbel erregen Fig. 5. 7. S. 11. 13. Das Auge ist immer sehr deutlich und schön roth. Ich habe es, wie alle stark grün gefärbten Thierchen, nie deutlich zur Aufnahme von Nahrung bringen können. Zuweilen erscheinen bei blauer Nahrung sehr kleine blaue Pünktchen im Innern, aber nie ganz deutlich. Einmal sah ich bei rother Fütterung einen ziemlich grofscn roth gefüllten Magen Fig. 12. Die Versuche sind mir aber nie sehr zur Überzeugung gelungen. Ich habe auch nie eine Theilung, oder Fortpflanzung anderer Art, beobachtet, wohl aber sehr kleine Individuen Fig. 1. - 4., welche Eier verrathen. Eine Längsthei-

der Infusorien und ihrer geographischen Verbreitung. 1 03

hing sah ich erst vor Kurzem wiederholt bei dem nadelförniigen Allgen- thierchen, Euglena actis, Vibrio acus Müller.

rV,p Gruppe. Das gewundene Allgenthierchen, Euglena spirogyra, eine bisher ganz un- bekannte Form. Es ist cylindrisch, kann sich aber bandförmig machen. Vorn ist an der Mundstelle ein deutlicher Einschnitt. Im Innern sind spiralförmige gewun- dene Reihen kleiner Körnchen und gröfsere Eingeweide. Es wirbelt im Wasser, bat zuweilen sehr kleine zweifelhafte Magen gefüllt, aber bedarf noch einer wei- tern Prüfung.

V" Gruppe. Das Schollenartige Allgenthierchen, Euglena pleurtinectes, Cercaria pleuro- neeles Müller. Das Auge war bei dieser Form noch nicht erkannt worden, ist aber sehr bestimmt. Fig, 2. und 5. sind von der Seite gesehen, Fig. 4. ist ein Jun- ges. Die weifsen Blasen im Innern mögen Magen sein, denn sie sind veränderlich. Die Ernährungsorgane, welche durch Farbestoff sichtbar wurden, sind aber viel kleinere Behälter. Vielleicht liebt es diese Farben nicht. Zuweilen erscheint es gestreift: Fig. 1. und 3. Der Einschnitt am Vordertheil ist ein Mund, welcher Wir- bel macht. Fig. i. ist ein Junges, das wohl nur aus Eiern stammen kann. Ich fand vor Kurzem bei Berlin zwischen Conferven noch eine dieser sehr ähnliche viel gröfsere neue Art, das langschwänzige Allgenthierchen, Euglena longicauda, dessen fadenförmiger Hintertheil so lang, als der Leib ist, mit welchem es 4; Linie grofs ist. Die Augen und der Mangel beobachteter Theilung bestimmten mich frü- her bei diesen Thierchen eine noch gröfsere Entwicklung anzunehmen, als ich jetzt es möchte. Ich sah sie daher in früheren Miltheilungen fraglich für die kleinste Stufe der Räderthierchen an, allein seit ich bei Kuglena acus die Theilung beob- achtete, bin ich nicht mehr geneigt jener Ansicht zu folgen, sondern rechne sie zu den darmlosen Magenthierchen (Polygasirica anentera).

Tafel VII.

Auf dieser Tafel sollte die Structur der Klasse der Räderthierchen durch die Haupt- formen derselben, besonders und ausschliefblich rücksichtlich der Ernährungsorgane dargestellt werden. Zu den Symbölis pliysicis hatte ich schon vor mehr als 2 Jahren die Entwicklung und Structur einiger Räderthierchen (Megaln/roclia, Lacinularia und andre) in Kupfer stechen lassen, noch eh ich die Farbenversuche anstellte, und diese habe ich nicht wiederholen wollen. Ich habe deshalb hier andere Thiere gewählt, aber solche vorgezogen, welche gewöhnlicher vor- kommen und leichter zu prüfen sind. Die erste und zweite Gruppe enthalten doppelrä- derige Thiere (Zygotracha) die dritte und vierte vielräderige (Polylrocha) , woran sich das Wasserälchen schliefst. I"" Gruppe. Das eigentliche, gewöhnliche Räderthierchen, liotifer vulgaris von

Schrank, Venticella mtalnria von Müller, Furcularia rediviva von Lamarck genannt. Auf diefs Thierchen beziehen sich die wunderbaren Wiederbelebungs-. versuche nach vieljährigem Tode, von denen viele Handbücher erzählen, die sich aber nicht bestätigen. Wer mit mir den Organismus dieser Thierchen verfolgt, wird auch den Grund des Mangels an Bestätigung leichter einsehen, als an ihm

104 Eh rem berg: Beiträge zur Kenntnifs der Organisation

zweifeln. Fig. La. ist ein auf dem Rücken liegendes kriecliendes Thierchen. Bei * ist sein gewimperter Mund mit einem hakenförmigen Forlsatze, den es bald mehr nach oben, bald mehr nach unten kehrt. Das zweite Sternchen bezeichnet das äufsere männliche Organ im Nacken. Die 2 rothen Punkte sind 2 auf dem Rücken des rüsselartigen Stirntheils befindliche durchscheinende Augen mit rothem Pig- ment. Die Streifung des Körpers wird durch die durchscheinenden Muskellagen veranlafst. Über dem männlichen Organe auf der Bauchfläche sieht man die Spu- ren der beiden eingezogenen Räderorgane, weiter nach hinten den Schlundkopf, dessen beide Zähne man sogar unterscheidet, dann folgt ein bandförmiger, wenig ausgezeichneter Darm, welcher über 9 grofsen Eiern hingeht und in der Mitte ei- nen fadenförmigen mit blauer Nahrung ausgefüllten Kanal zeigt, der sich hinten in eine blasenförmige Cloake erweitert. Der Körper endet mit einem aus- und einschiebbaren Schwanztheile, welcher 3 Paar gabelförmige Spitzen hat, von de- nen aber gewöhnlich nur 2 Paar zum Vorschein kommen, während das dritte Paar zum Ansaugen und Festhalten dient. Fig. 1.6. ist dasselbe Thierchen im zusam- mengezogenen Zustande und indem es durch Ausleerung die Ausgangsöffnung des Darmkanals bemerklich macht. Fig. I.e. ist ein auf dem Rücken schwimmendes Räilertbierchen mit entwickelten Räderorganen. In seinem Leibe erkennt man 2 dem Auskriechen nahe, vollständig ausgebildete Junge, welche sogar schon das rothe Pigment der Augen haben, und deren beweglicher Schlundkopf sehr deut- lich ist. Das Thierchen hat seinen Darmkanal mit Carmin gefüllt. Fig. l.d. ist eine öfter zu beobachtende Stellung dieser Thierchen, welche der Selbstbefruch- tung halber angenommen zu werden scheint. Eine Verbindung von 2 Thierchen sah ich nie. Fig. I.e. ist ein reifes ausgeschiedenes Ei, worin man den Schlundkopf des Embryo ebenfalls deutlich erkennt. 11" Gruppe. Das klare Rückenauge, Philodina erythrophthalma, eine bisher mit den Rä- derthierchen verwechselte, ganz eigene neue Thicrgattung, welche die Augen nicht vorn, auf dem rüsselförmigen Stirntheil, sondern auf dem Rücken, hinter dem männlichen Organe, trägt. Es gieht mehrere Arten dieser Gattung bei Berlin, deren eine grofse weiche Stacheln hat und eine andere schön gelb gefärbt ist. Sie leben sämmtlich zwischen Conferven im Thiergarten ziemlich häufig und lassen sich sehr lange in Gläsern erhalten. Fig. 2. a. ist ein auf dem Bauche schwim- mendes Thierchen, 2. b. schwimmt auf dem Rücken, I.e. Hegt auf dem Rücken und wirbelt, wobei die Mundstelle deutlich wird. Die Augen scheinen durch. Bei Fig. 2. a. und 2. c. ist das männliche Organ zu sehen, bei 2. d. ist eine Eigruppe gezeichnet, wie man sie gewöhnlich findet, und ein Junges verläfst eben die Ei- schaale, wobei es schon die Hälfte der Länge der Mutter hat. Diefs ist also der Entwicklungscyclus. Im Übrigen sind die Organe wie beim Rädei thierchen. Die Möglichkeit der wiederholten Prüfung dieser Form zu einer Zeit, wo sie schwierig zu haben waren, verdanke ich der wissenschaftlichen Theilnahmc und der gütigen Mittheilung des Herrn Regierungsraths von Bärensprung.

ni" Gruppe. Nackte vielräderige Räderthierchen, Rotatoria poiytrocha nuda. Das durchsichtige Dreiauge, Eosphora Najas. Diefs ist wieder eine noch ganz

der Infusorien und ihrer geographischen Verbreitung. 105

unbekannte Form, welche bei Berlin im Thiergarten nicht selten unter Conferven lebt und leicht mit dem hellen Kt'JStallthierchen, Bydatina senla, verwechselt wird, aber einen längeren verdünnten Hintertheil und 3 rothe Augen hat. Ich habe dasselbe Thierchen in Tobolsk in Sibirien beobachtet und habe schon da das Riickenauge deutlich erkannt. Die beiden Stirnaugen habe ich erst hier entdeckt. Die zusammengesetzte Structur dieses Thierchens erklärt sich am besten durch die folgende Ste Tafel, und ich bemerke nur, dafs die Ansatzpunkte der S Muskeln bei dieser Art viel länger ausgedehnt sind. Die mehrfachen Räderorgane der Stirn, die drüsigen Ohren des Darmkanals, die geschlängelten Saamenorgane mit der Mus- kelblase und die Gehirnmasse, sind mit dem Eierstock leicht,zu erkennen. Fig. 3^i. ist ein jüngeres mit Karmin genährtes Thierchen. Fig. 3. a. läfst die Auswurfs- stelle erkennen. IV" Gruppe. Gepanzerte vielräderige Räderthierchen, Rotaioria poijtrocha loricata.

Das eiförmige Schüppchen, Lepadc/Ia ovalis, Brachionus ovalis von Müller, Mytilina Iepidura von Bory de St. Vincent. Das Thierchen befindet sich in einer sehr durchsichtigen, festeren Schaale wie die Schildkröte, und kann Kopf und Schwanz in dieselbe zurückziehen. Die Öffnungen der Schaale sind auf der Bauchseite tief ausgeschweift, auf der Rückenseite glatt abgestutzt, und die vordere Seile ist breiter als die hintere. Die Form des Thierchens ist zusammengedrückt, und es ist, von der Seite gesehen, sehr dünn, während alle früher verzeichneten Formen rund waren. Ich mache noch auf das mehrtheilige Räderorgan, den sicht- baren gelblichen Schlundkopf, die zum Theil sehr grofsen Eier und auf den durch Farbestoff gefüllten Darmkanal aufmerksam. In Fig. 4. a. und 4. b. sind die beiden Theile, in welche sich der Darm scheidet, gesondert zu erkennen, in Fig. 4. c. entleert sich eben der Magen in den Dickdarm, und in Fig. 4. b. entleert sich der Dickdarm nach aufsen. V" Gruppe. Das Flufs - Alehen, Anguülula flueiatilis, Fibrio flueiatilis Müller. Völliger Mangel eines Räderorgans bei deutlicher vorderer Mundöffnung und doch den Räderthieren gleich ausgebildeter einfacher Darmkanal scheiden diefs Thierchen von den beiden hier abgehandelten Thierklassen. Darm und Eierstock beim Weibchen (5. a.) und Saamenorgan, Darm und Penis beim Männchen (5. &.) sind deutlich zu erkennen. Ich hatte es mit Karmin genährt. Seine Structur ist ganz der der Gattung Oxyuris bei den Entozoen ähnlich, nur freilich lebt es nicht in der Regel im Leibe der Thiere. Ich habe auch sein Häuten beobachtet, wie ich dasselbe bei Ascaris in Egypten gesehen. Das männliche Organ ist bei Fig. 5. b. * am hintern Körpertheil zu sehen, ob es aber in einer Scheide eingeschlossen ist, wie bei Oxyuris, liefs sich nicht entscheiden. Daher habe ich vorläufig die von Müller schon angedeutete Gattung Anguillula gebildet, in welcher es mit den übrigen übereinstimmenden frei lebenden Formen sich abgesondert in der Nähe von Oxyuris und Ascaris aufhalten mag. Ob man die Eingeweidewürmer immer- fort a potiori Entozoa (Eingeweidewürmer) nennen will, wenn auch frei lebende Thiere darunter stehen, oder Saugwürmer (Suctnria) oder anders, ist, da kein Name je vollständig passen wird, von keiner wissenschaftlichen Wichtigkeit und wahr-

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Ehrenberg: Beiträge zur Kenntnifs der Organisation

scheinlich läfst uns der hochverdiente Gründer der Entozoen- Klasse, HerrRu- dolphi, seinen alten geläufigen Namen mit seiner erneuerten Autorität.

Tafel VIII. Zergliederung des hellen Krystallthierchens, Hydatina senta,

(Vorticella senta Müller.)

a. bedeutet apertura analis, die Auswurfsöffnung;

ann. n. « annulus nerveus, Nervenschlinge im Nacken;

b. oes. « bulbus oesophagi, der Schlundkopf;

c. « cauda, die Schwanzzange;

citia rot. « die Wimpern der Wirheiorgane, deren jedes 6 enthält;

cl. « clnaca, Darmstelle hinter der Vereinigung des Darmkanals und Eierleiters;

dentes « ein Kiefer mit den 6 scheinbar zweispitzigen Zähnen;

g. n. « ganglion nerueum, Nervenknötchen;

SSSS' " ganglia oesaphagea, grofse Schlund-Nervenknoten;

g* « ganglion principale, Haupt -Nervenknoten;

gl. u g/andulae digestwae, die ohrcnförmigen Darmdrüsen (Pancreas ?) ;

i. n intestinum, der Darmkanal;

lig. rot. « ligamenta organorum rotatoriorum, Vereinigungsstelle der Anheftungsbänder

der Raderorgane;

m. c. « musculus caudae, Schwanzmuskel ;

mand. et mandibulae, die Kauorgane;

rn. dors. a. « musculus dorsalis anterior, der vordere Rückenmuskel ; in. dors. p. « « « posterior, der hintere «

m. lat. d. a. « musculus lateralis deiter anterior, vorderer rechter Seitenmuskel ; rn. lat. d. p. « « « « posterior, hinterer « "

m. lat. s. a. « musculus lateralis sinister anterior, vorderer linker Seitenmuskel ; m. lat. s. p. « « « « posterior, hinterer >< «

m. vent. a. « musculus ventralis anterior, vorderer Bauchmuskel ; m. vent. p. « « « posterior, hinterer «

t?!. ej. « musculus ejaculatorius, Saamen- Schnellmuskel;

m. rot. « musculi rotatorii, Muskel der Räderorgane;

n. r. « nervi recurrentes, rücklaufende Nerven;

n. v, « nervus ventralis, Bauch -Nervenfaden;

ovarium, Eierstock;

ovd. u oviduetus, Eierleiter;

org. rot. « Organa rotatoria, Räderorgane ;

oes. « Oesophagus, Schlund;

sph. « sphineter, Kranzmuskel der Cloake;

/. « festes, männliche Saamenorgane;

*

der Infusorien und ihrer geographischen Verbreitung. 107

tun. ext. bedeutet tunica externa, äufsere häutige Körperbedeckung ; tun. int. « tunica interna, innere häutige Körperbedeckung;

vas d. « vas dorsale, Rückengefäfs;

<i locus inserendorum vasorum sperma/icorum, Einmündungssteile der männli-

chen Saainengefäfse in die Muskelblase; j-\ (musculorum longitudinalium inserlorum limi/es, Anheftungsgrenze derLäng«-

•fj muskeln;

1-9 " rami vasis dorsalis transeersi, Queerzweige des Rückengefäfses.

Fig. I. und II. sind von der Seite gesehen, Fig. III. vom Rücken, wobei die dem Rückengefäfs parallel laufenden Falten oder Gefäfsverzweigungen angegeben sind. Eine grofse Ähnlichkeit des Gefäfsverlaufs mit dem der Ascidien macht sehr geneigt, auch diese Gefäfs- spuren wirklich für Gefäfse zu erkennen, obsehon bei starker Spannung der Haut sie ganz zu verschwinden scheinen. Fig. II. ist mit ideal weggelassenem Darme und Eierstocke gezeichnet, um den Verlauf der Muskeln und übrigen Organe deutlicher werden zu lassen. Die fremden Körper im Darmkanale der Fig. I. und III. sind verschluckte Navicula fufoa und N. gracilis, die zuweilen den ganzen Darm füllen. Fig. A. JB. E. F. sind in der ruhigen günstigen Körperlage des durchsichtigen Thieres gezeichnet und dann auf anatomischem Wege frei gesehen und be- stätigt worden, C. und D. sind nach Präparaten gezeichnet, welche ich mir mit Druck des Thierchens durch ein Glimmerblättchen zur Ansicht brachte, wodurch man die Kauorgane sehr leicht erkennt, doch bleibt das Erlangen ihrer günstigsten Lage dem Zufall überlassen, welcher durch öftere Wiederholung sich erzwingen läfst. Fig. C. ist ein natürlich zusammengezogenes Thierchen. Fig. H. ist ein mit dem Messer abgelöster noch wirbelnder Kopf. Fig. AT. ist ein Thierchen mit abgeschnittenem Ilintertheil, wobei der Eierstock und ein Theil des Darmes sichtbar wurden. Ich brachte etwas Indigofarbe an diesen Darmtheil und sah dann ihn ganz mit Wimpern besetzt, die einen Wirbel erregten. Fig. L. ist ein Thierchen mit abgeschnitte- nem Vordertheil, wobei der Schlundkopf nicht verletzt war, was die Freiheit der Organe im Innern des Körpers anschaulich macht.

Im Allgemeinen bemerke ich noch, dafs ich abweichende Meinungen sachverständiger Forscher über die Deutung der Organe, welche ich zur Anschauung brachte, nicht nur nicht scheue, sondern sofern sie sich auf nüchterne Gründe stützen, angelegentlich wünsche. Meine eigenen Gründe für meine Ansichten habe ich mitgetheilt und vor Übereilung habe ich mich soviel als möglich gehütet, so zart auch die Gegenstände waren. Ein unbetretener Pfad wird nicht mit einem Gange glatt getreten. Ich selbst finde, zu bessern, zu glätten und zu mehren noch unübersehbaren Stoff und immer neue Mittel, und was ich gab ist nur ein Auszug weit zahlreicherer Beobachtungen, die meine Freunde kennen. Noch vor Kurzem gelang es mir die Kauorgane der Hjdatina senta, welche ich möglichst deutlich beobachtet zu haben glaubte, noch weit klarer darzustellen. Der scheinbar geringfügige Umstand, dafs ich anstatt eines grö- fseren Glimmerblättchens ein kleineres anwendete, welches sich noch enger anschlofs zeigte mir, dafs ich bis dahin den Zahnfleisch -artigen Überzug der Zähne mit als zur Substanz der Zähne gehörig angesehen hatte. Durch Entfernung desselben auf die angegebene Weise läfst sich deutlich erkennen, dafs die Zähne einfache, harte, vorn nicht ausgerandete, sondern stumpfspitzige Körperchen sind, welche in ihrer Vereinigung jederseits wie die Finger einer

108 Ehrenberg: Beiträge zur Kenntnifs der Infusionsthierchen.

Hand erscheinen. Seit Anwendung dieser Methode sehe ich auch nicht mehr 6, sondern 5 Zähne in jedem Kiefer. In der Abbildung ist das Zahnfleisch mit gezeichnet und mitbin sind die Zähne nicht so deutlich gezeichnet, als ich sie jetzt kenne.

So schliefse ich denn diese Mitlheilung, nicht ohne das Gefühl, dafs ich die erkannten Tiefen der organischen Schöpfungen noch lange nicht ergründen konnte. Sie aufgeschlossen zu haben sei mir Entschuldigung für verwendete Kraft und Zeit. Mögen frische seelenvolle Blicke sich weiter in sie vertiefen und eifrig sammeln was die Natur, nicht zwecklos, in Dunkel und Kleinheit verbirgt.

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