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THE LIBRARY

CLASS O >

BOOK Ki 4

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Orientalistische Literaturzeitung

Monatsschrift für die Wissenschaft vom vorderen Orient

und seine Beziehungen

zum Kulturkreise des Mittelmeers

Herausgegeben

von

Felix E. Peiser

Einundzwanzigster Jahrgang 1918

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Leipzig J. ©. Hinrichs’sche Buchhandlung

ae

e een

Inhaltsverzeichnis Jahrgang 1918

Abhandlungen und Notizen.

Bondi, J. H.: Zu Sachau APO 4, 10 ;

Bork, F.: Zum Jahresrätsel der Achiqargeschichte

Ohristian, V.: Neuarabisch igr i

Dombart, Th.: Der Turmbau zu Babel

Erbt, W.: Die Chronologie des ersten nach- exilischen Jahrhunderts : a

Zu F. E. Peisers „Jesaja Kap. 99595

Eine Mond- und Sonnen-Finsternis im AT

Geller, S.: Das babylonische Neolitikum .

Hüsing, G.: Kaspisches IV . :

Zeichen -E| = = hir

Kaspisches V . .

Humbert, P.: Der Deltafurst So’ Jirku, A.: „Hebräische“ u Der assyrische Name des Benhadad IlI Kletzel, W.: e im Munde von Frauen

Landersdorfer, S.: Zur Etymologie von teal

era -Haupt, O. F.: Zur ae San- heribs . .

Madeja, B.: Das Ninlil- Tor zu Ninive ß Marstrander. O.: VAT 7478 Kol. III 30 fl.

Meissner, B.: Eine e Stele Assur- banipals 47) ; ;

sabru pan mašké :

Loxikographisches 1—3

Umma.

- Šamaš-ibni von Bit-Daküri

55 4. :

Peiser, F. B.: Jaudi . Perles, F.: Ergänzungen zu 1 den „Akkadischen Fremdwörtern“ ay Ge See g o

Zur Aussprache von =“).

Pokorny, J.: Ein neunmonatiges abe im Koltischen

Schmidkte, Fr.: Der Ort d. Ermordung Sanheribs

Schollmeyer, A.: Zur Serie harra = hubullu .

Schroeder, O.: Ein mündlich zu bestellender altbabylonischer Brief . ;

Zu den Königslisten von Assur.

Chronologische Miszellen :

Ueber die Glossen zi- ir (ma) und mar-ia-na (ma)

Zur Götterliste für den Schulgebrauch .

Reste der Sprache von

Ueber die ältesten Münzen

Schultz, Wolfg.: Iranisches bei Barde 0e

Ungnad, Kriegsberichterstattung 5 Ein merkwürdiges sumerisches Lebnwort . Sumerische ae

Nabu und Nimurta . Zur fünften Tafel der Serie AR-RA Wiedemann, A.: Trinken durch einen Schlauch

, „isruelitische“ Sklaven |

. 227. A.: Der Gottesbrief als Form un

Spalte 17 226 128 161

280

Besprechungen,

Aurich, Gust.: Hagios Nikolaos (C. Fries)

Bang, W.: Zu den türkischen Zeitbestimmungen (Heinr. Winkler) .

Baumgartner, W.: Die Klagelioder des Jeremia (M. Löhr)

Beiträge zur Religionswissenschaft Stockholm (Hans Rust)

Oassel, D.: Hebräisch-deutsches Wörterbuch (M. Löhr)

Dürr, L.: Ezechiels Vision von der Erscheinung Gottes (S. Landersdorfer) . .

Eichrodt, W.: Die Quellen der Genesis (M. b r

Bissfeldt, O.: Erstlinge und Zehnten im AT (M. Löhr) . :

Emin Pascha siehe Stuhlmann

Figulla, H. H. u. B. F. Weidner: Keilschrift- texte aus Boghazkéi 1. u. 2. H. (B. neun

Friedmann, M.: Sifra (S. Poznasski)

Geller, 8.: Die sumerisch-assyrische Serie Logal-e (0. Schroeder) .

Glück, H.: Die beiden „sasanidischen Drachen“ (O. Schroeder)

Gressmann, B.: Das Weihnachtsevangeliam (W. Erbt) . .

Grothe, W.: Türkisch-Asien u. a. Wirtschafts- werte (R. Hartmann)

Hall, H. R.: Catalogue of Egyptian Scarabs I (A. Wiedemann)

Hasenclever, Ad.: Geschichte Aegyptens im XIX. Jahrh. (M. Sobernheim) . . r

Hell, Jos.: Die Religion des Islam (H. Rust)

Hoernes, M.: Urgeschichte der bildenden Kunst (M. Pancritius).

Hopkins, W.: Epic Mythology (I. Scheftelowitz)

Horovitz, S.: Siphre (S. Poznański). . Horten, M.: Einführung in die türkische Sprache und Schrift (Fr. Schwally).

Hussey, Mary Inda: Sumerian ‘tablets in the Harvard Semitic Museum (W. Förtsch) Imhoff: Die türkische Heeresmacht (C. F. S e ybold) King, L.: A history of Babylon (B. Meissner) Klein, Otto: Sen griechischen; Wörterbuch

zu den vier kanonischen Evangelien (Br. Violet) Krause, P. R.: Die Türkei (Fr. Schwally) Kubitschek, Wilhelm: Zur Geschichte von Städten d. römischen Kaiserreichs(Arth.Mentz) Langer, Fritz: Intellektual-Mythologie (Carl Fries) . Merz, B.: D. Blutrache b. d. Israeliten (W. Caspari)

Messel, N.: Die Einbeitlichkeit der jüdischen Eschatologie (B. Violet). .

Mitteilungen des Seminars für Orient. Sprachen zu Berlin, 19. Jahrg. 2. Abt. (R. aca

20. Jabrg. 2. Abt. (R. Hartmunn) . .

4183132

284

297 .

143

145 191

IV

Spalte ; Moritz, B.: Der Sinaikult in heidnischer Zeit

(E. Brandenburg). 84 Pelästinajahrbuch, 12. Jahrg. (J. Herrmann) 85 Peez, O. v.: Ein türkischer Grossvezier aus Graz

(R. Hartmann) 244 Poebel, Arno: Historical and grammatical texts

(W. Förtsch) . A 236 Schlögl, N. J.: Iijob (l. Löw) 186 Schmidtke, F.: Asarhaddons Statthalterschaft

in Babylonien (O. Schroeder) . . 48 Schulmann, L.: Zur türkischen Agrarfrage (M. Löhr) 59 Söderblom, N.: Das Werden des Gottesglaubens

(Marie Pancritius) 291 Strack, H. L.: Jüdisches "Wörterbuch; "Jüdische

Texte (F. Perles) 196 Stuhlmann, Franz: Die "Tagebücher v von Emin

Pascha (E. Brandenburg) . 162 mn nen Die Weissagung des Abdias x.

( . ` seen, Fe Denkmäler Palästinas a. d. Zeit

Jesu (A. Allgeier) . . 50 Timme, P.: Tell el-Amarna vor d. deutschen

Ausgrabung (W. nen. 97

a B.: Die Stele des Bel- aran-beli-ussur

O. Schroeder) i 133 Die Reliefs Tiglatpilesers II (0. Schroeder) 282 Weindler, F.: Geburts- und Wochenbettdar-

stellungen (W. Wreszinski) . 242 Wessely, O.: Duodecim prophetarum minorum |

vers. Achmimicae, cod. Rainerianus ed. C. W.

(W. Spiegelberg) ; a ee 22

|

Verzeichnis der Rezensenten.

Allgeier, A. ; 50 Brandenburg, E. 98. 152 Caspari, W. 83 Erbt, VW . . . 134 Förtsch, Wos ae 4 . 180. 236 Fries, C. en ... . . 245 Hartmann, R .. 99. 145. 191. 244 ² 283 Herrmann, J. e 80 Laudersdorfer, S. deer Sees a AAL Löhr, M. oe ak te ee a 49. 59. 86. 145 Löw, F .. . 196 Meissner, B. i 18. 86 Mentz, Artbur 287 P ancritius, M. 104 Perles, F. . 196 Poznański, 8. 60. 61 Rust, H. 243 Scheftelowitz, I. 99

Schroeder, ... 48. 133. 185. 243 Schwally, Wie sce as fat an . 29. 57 Seybold, C. ff. pa 149 Sobernheim, M. 8 246

Spalte Spiegelberg, W. 22 Violet, B. 143 Wiedemann, A. 91 Winkler, Heinrich . . 286 Wreszinski, W. 97. 242 Sprechsaal. Caspari, W. 2 Förtsch, W.: Zu OLZ 1917 Sp. 50 31 Hol ma, H.: Zum Verständnis des Papyrus Sachau Nr. 8. ay 33 . 204 Humbert, P.: Zu OLZ 1917 Sp. 350 é 31 Kittel, R.: Zur Umschrift der biblischen Namen 59 Meissner, Br.: Berichtigung zu OLZ 1918 Sp. 299 Peiser, F. E.: Zu Sp. 62 Anm. I - 106 Zu OLZ Sp. 205 . 249 Poznanski, 8. Zu den Namen Bepteratog . 166

Altertumsberichte.

Aegypten 61. Griechenland 61. Italien 106. Russland 106.

Aus gelehrten Gesellschaften.

Vorderasiatische Gesellschaft 107. Academie des In- scriptions et Belles-Lettres 107. 249. Berliner Akademie der Wissenschaften 250.

Mitteilungen.

Fragmente der Res gestae Divi Augusti 61 Urkunden- bibliothek f. d. Geschichte des Islams 61. Er- werbung d. K. Musen z. Berlin 61. Seminar f. Orient. Sprachen 61. Institut f. Islam und ost- europäische Geschichte 106. Fondation de Goeje 155. Vereinbarung zwischen R. Asiatic Soo. und Soc. Asiatique 165. Archäologische Schule in Je- rusalem 251.

Personalien.

Bittner, Max 155. Chavannes, Ed. 107. Dalman, Gust. 61. Faik-Bei 31. Frech, Fr. 31. Gelzer, M., 251. Missis Grenfell 289. Hartmann, R. 204. Hoss, J. J. 107. Karabacek, Josef von 289. King, L. W. 107. Klausner, J. 204. W. 251. Kornemann 107. Legrain, G. Lehmann-Haupt, C. F. 251. Lütke, L. 204. Mann, O. 107. Mez, Adam 61. Radloff, W. 251. Reisner, G. A. 107. Schwab, Moïse 107. Steller, E. 204. Thierry, G. J. 204. Thiersch, Herm. 155. Wellhausen, J. 61. Winkler, Heinrich 251.

Zeitschriftenschau Am Schlusse jeder Nummer.

Orientalistische Literaturzeitung

Monatsschrift für die Wissenschaft vom vorderen Orient

und seine Beziehungen zum Kulturkreise des Mittelmeers Herausgegeben von Professor Dr. F. E. Peiser, Königsberg i. Pr., Goltz-Allee 11 Verlag der J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung, Leipzig

Blumengasse 2.

Manuskripte und Korrekturen nach Königsberg. Drucksachen nach Leipzig. J 21. Jahrgang Nr. 1 Jährlich 12 Nrn. Halbjabrapreia 6 Mk. anuar 1918

Inhalt. Besprechungen . . Sp. 18—31 vers. Achmimicae, cod. Rainerianus 5 | Abhandlungen und Notizen Sp. 1—17 Figulla, H. H., und E. F. Weidner: sd. C. Wessely (W. Spiegel

berg). : 22 Keilschrifttexte aus Boghazköi 1. Bondi, J. H.: Zu Sachau APO 4,10 17 j PPV

« ô . Erbt, W.: Die Chronologie des ersten Re cee u ZZ Förtsch, W.: Zu OLZ 1917 Sp. 50 31 nachexilischen Jabrhunderts . 6 | Horten, M.: Einführung in die tür- !] Humbert, P.: Zu OL 1917 Sp. 350 31

5 W.: 138 im Munde von kische Sprache und Schrift (Fr. | Personalien . zo. A rauen ee ge ee a, ar: Mar ten. ae Schwall -) 29 N i Schroeder, O.: Ein mündlich zu be- A | Zeitschrittenschau . . . 31—32

stellender altbabylonischer Brief 6 | Duodecim prophetarum minorum Zur Besprechung eingelaufen . 32

ss im Munde von Frauen. ja wie Jahwe selbst durch häufiges & seine

Von Wolfgang Kletzel Herablassung zu den Anbetern bekundet. Durch

i . ae se aah geo cue Folgeerscheinungen wird der Standes- Drivers Bemerkung“, ’2>x sei volltöniger un unterschied, der einmal in beiden Selbstbezeich- emphatischer als &, fand gelegentlich Beachtung, nungen gelegen war, schliesslich wieder auf-

unter anderen durch Sellin2, der die bedeutungs- gehoben, und nur noch die ihrer selbst nicht geschichtliche Konsequenz zog: `N indicat ani- | mehr sichere Gewohnheit wie auch eine unklare mum loquentis modestum vel demissum, „De Empfindung für Euphonie des Augenblicks tritt sei der Ausdruck einer gravitas. Freilich hat noch für etwas Abwechslung im Gebrauche Sellin den von ihm behaupteten Bedeutungs- beider Formen ein, bis die kürzere die vollere unterschied noch mit Gesetzmässigkeiten in der endgiltig überflügelt. Satzstellung desPronomens rechtfertigen wollen. ‚Unter d'e sonstigen gesellschaftlichen Unter- Sie sind widerlegt worden. Aber sein Versuch, schiede reiht sich der ein, der nach altorien- einen wenigstens zeitweiligen Bedeutungsunter- talischer Auffassung zwischen den beiden Ge- schied beider anzunehmen, verdient für sich |schlechtern besteht. Bisher galt der hadramau- Beachtung; er eignet sich zunächst zur An- tische Dialekt als der einzige semitische, welcher wendung in jedem Gespräche zwischen An- auch in der 1. Pers. sing. zwei Geschlechter gehörigen verschiedener sozialer Stände. Auch unterscheidet. Zur Vollkommenheit dieses Unter- abgesehen von einzelnen Gesprächen in welchen | schiedes gehört Ausschluss je der einen Form sich der soziale Abstand bemerklich macht,! vom Sprachgebrauch des anderen Geschlechts. wird ein durch Amt und Vermigenslage | Aber auch, wo die Regelung nicht so streng Bevorzugter oft mit gravitas von sich sogar durchgeführt ist und nur ein ziffernmassiges reden, ein Untergeordneter aber modeste. Es Uebergewicht des Gebrauchs der einen Selbst- sei ganz davon abgesehen, wie vor Jahwe selbst | bezeichnung durch Männer oder der anderen der König das unterwiirfige N wählen mag}, durch Frauen nachgewiesen werden kann, das l mit der Verdrängung der einen Form aus dem allgemeinen Sprachgebrauch naturgemäss wieder 3 Fast durchgeliends vermeiden die Beter in den * Wenigstens eine grundsätzliche Pataren san Ban Biss). mar die Saye finden Tendenz nach lautbarer Unterscheidung der Ge- sich in dem späten Psalm 119; Engel sagen Num. 2232 schlechter vorgelegen. Ja eben die Unfertigkeit und Dan. 1011 N, sonst 9 mal 5% (Jos. 514; Jde. 1311;

1 Journal of Philology 1881 XI 222 ff. ? De origine carminum 1892 S. 105 ff.

1. Reg. 2221; 2. Chr. 1820; Ez. 404; Sach. 19; Dan. ! Brockelmann, Grundriss der vergl. Gramm. der 928. 1012. 20). | N semit. Spr. 1908 Bd. 1 S. 297 f. 1

*

EN

der Erscheinung gestattet uns einen Einblick in das Werden solcher weitverbreiteter und vergleichsweise starrer Spracherscheinungen, wie die Unterscheidung der Geschlechter, der Pronomina, Flexionsbestandteile u. dergl. Männliche Wesen sagen: I. redend eingeführte Gattungstypen d 1 mal (Sach. 13, a und b). oN bmal (Ex. 13 15; Jes. 19 115 565; Joel 410; Prov. 26 10). II. Völkerschaften 8 mal ’;x Num. 20 10; Jos. 1714; Jde 1; 2. Sam. 19.4; Jes. 49,; Sach. 8 21; Thren. 31; es 1, Einzelne Personen: DIR Propheten (11)

34 m . Aelteste (Richter, Sippenvorst.) (22) 119 mal

III. Priester (Weisheitslehrer) (3) e 7 mal IV.. Könige (Fürsten, Prinzen) (9) 23 mal V. Kämpfer (9) 14 mal „RS

I. Propheten (15) 68 mal II. Aelteste (Richter, Sippenvorst.) (17) 54 mal III. Priester (Weisheitslehrer) (4) 34 mal IV. Könige (Fürsten, Prinzen) (23) 72 mal V. Kämpfer (7) 9 mal VI. sonstige Beamte a) höhere (10) 30 mal

b) niedere (4) Besondere Beachtung verdient aber die Be-

teiligung der redenden Frauen an dem Ge- brauch der beiden Pronomina. In ihrem Munde

ist nämlich ‘38 von vornherein etwas häufiger, als es dem allgemeinen Verhältnis der Ver- breitung beider Pronomina in der überlieferten Literatur entspräche?. Ergibt sich schon hieraus ein geringfügiges Uebergewicht von ‘8 im Munde der Frau, so verstärkt es sich, wenn die einzelnen Vorkomnisse klassifiziert werden.

I. Niedere Frauen: Nur Hagar (Gen. 16 8) sagt DIN, dagegen o 2. Sam. 14,; 1. Reg. 3173 Rut 121 (Na emi) 3; Cant1, und noch 11 mal

II. Angesehene Frauen sagen » 2. Sam. 20194; 2. Reg. 413; Hanna 1. Sam. 115.28 gegen 1 N 1. Sam. 126; Debora Jde. 5.5.

1 Ich halte in Thren. 3 mit Smend (Zeitschrift für alttestamentliche Wissenschaft 1888 S. 62 f.) und Steuer- nagel (Einleitung in das Alte Testament 1912 S. 757) den Redenden fiir die personifizierte Gemeinde.

? Es findet sich abgesehen von der Selbstbezeichnung Jahwes: 338 231 mal, „N 400 mal (Verhältnis 1: 1, 73), davon fem. „N 22 mal, d 40 mal (Verbältnis 1: 1,82).

® Diese drei sind typisch für Bescheidenheit.

* LXX bieten hier zwei Uebersetzungen, die ursprüng- lichere, ohne N, lautet: ’Howrnusvos 7ewindn ev t7 "ABA xal èv dav, si ektlınov, d L Ber oi nıorol ro Io.

In LXX fehlen beide in Coislianus, Vene- tus, 29. 121. Das zweite N fehlt noch in 15, 18, 19, 44, 64, 84, 108, 194 (Zählung nach Holmes-Parsons: Vetus Testamentum Graecum 1827).

Orientalistische Literaturseitung 1918 Nr. 1.

4

5 Frauen bei J 7 mal! gegen je 1 ’ıx (Gen. 1816; 27s); dazu vielleicht Rut, weil sie trotz unscheinbarer Jugend Heldin einer eigenen Erzählung ist(?) 3 mal D (Rut 210.185 3,) und aus demselben Grunde Jephtas Tochter (J de. 11 17).

Dies entspricht der vermuteten sozialen Ver- teilung der beiden Pronomina einigermassen, aber nicht dem behaupteten Unterschiede ihres Alters in der alttestamentlichen Literatur. Ausge- sprochen alte Stellen sagen , junge De. Wo aber -e in wirklich altem Zeugnisse vorliegt, muss die Einseitigkeit der Bezeugung auffallen. Das ist beim Jahwisten der Fall.

Noch mehr aber gibt zu denken, dass selbst

al | die gesellschaftlich höchststehenden Frauen

UN bevorzugen: so die ägyptische Prinzessin (Ex 25), Abigail (1. Sam. 2524.25.) Tamar (2. Sam. 1313), Isebel (1. Reg. 21;), Esther 4 mal (Esther 411.16, 74. 85). Diese Frauen gehören durch Gliigk oder Schicksal dem königlichen Stande an; nur in Batsebas Selbstbezeichnung überwiegt das Pronomen der Würde?.

Weibliches 9e verbleibt in der Hauptsache dem Jahwisten für die berühmten Ahnfrauen der vormosaischen Zeit, und ist wohl ein Mittel, das sich allmählich eingebürgert hat, ihre über das Mass von gewöhnlichen Frauen hinausgehende Bedeutung und Macht auszudrücken. Die durch Stellung und Energie hervorragende Abigail, Isebel und Esther sollten ebenso behandelt sein. Sie hätten allen Anspruch darauf, und doch geschieht dies nicht.

Die weiblichen Personifikationen sagen : Jerusalem 5 mal (Jes. 4921. 21; Mich. 7, Thren. 118. 21.) Ninive (Zeph. 215) Tyrus (Ez. 271), die pod 5 mal (Prov. 126. 812. 14. 17. 27.) mit einer Ausnahme (Num. 22503.)

In der Rede der Frauen ist Om, also früh- zeitiger beseitigt worden‘; darin äussert sich die gesellschaftliche Gedriicktheit der orienta-

1 Gen. 165; 2424; 2522; 2933: 301; 308; 882. Doch ist "938 in LXX nicht immer gut bezeugt. Gen. 165 om. Chrysostomus. Gen. 2424 om. sehr viele Kodices. Gen. 25 22 woe rovro Gen. 2988 uov .. 179 taxsivmay. Gen. 301 om. Theodoret Chrys. Gen. 30s om. 19 Gen. 3835 om. 31.

21.338 (1. Reg. 121): 3 „N (2. Sam. 115; 1. Reg. 218,20). 2. Sam. 115 om. LXX Ven. gleich Gen. 38 28; wohl stereotyp.

® Doch kommt der redenden Eselin des Bileam sicher eine ungewöhnliche Bedeutung zu. (Vgl. Gressmann: Schriften des Alten Testaments in Auswahl 1910 2. Ab- teilung Band 1, S. 60).

t Damit würde also die Bemerkung Brockelmanns (s. o.), dass ven allen semitischen Sprachen nur das Hadramautische bei dem Pronomen der 1. Pers. Sing. einen Unterschied nach dem Geschlecht kennt, nicht übereinstimmen.

5 Orlentalistische Literaturzeitung 1918 Nr. 1. 6

lischen Frauen im Zeitalter städtischer Lebens- weise. Dieser Umstand greift dem Alters- unterschiede, den das literarische Vorkommen der beiden Pronomina erkennen lässt, vor und durchkreuzt dadurch die in der Bildung begriffene Verteilung der beiden Formen auf zweierlei gesellschaftliche Schichten.

Ein mündlich zu bestellender,

altbabylonischer Brief. Von Otto Schroeder.

Ein Beispiel fiir einen altbabylonischen Brief, der zweifellos nicht zur Ablieferung an den Adressaten bestimmt war, sondern einem Boten als Unterlage fiir miindliche Bestellungen diente, ist das Täfelchen VAT 772, das ich VAS XVI Nr. 7 veröffentlichte. In 21 Zeilen sind drei kurze Briefe zusammengedrängt; Brief I = Z. 1—9, Brief II = Z. 10—14, Brief III Z. 15—21. Da die Angelegenheiten eng miteinander ver- woben sind, und zwar, wie aus dem Wortlaut hervorgeht, in nichtgerade erfreulicher Weise, ist es auch m. E. ausgeschlossen, dass den ver- schiedenen Adressaten das Täfelchen zur Ein- sichtnahme vorgelegt wurde; es kann nur dem Boten der somit als des Lesen kundig er- wiesen wäre zur Information mitgegeben worden sein.

Umschrift:

I. !a-na Ki-in-pi-* Marduk ?ki-bé-ma Sum- ma Amat-? Mera e-mi tk-ta-pi-ma *a-wa-tun: Sa i-na Babilim *a-wa-tum a- i- u a-ba-am te- e-im-3u gi· im · ra- am 72 Sikil kaspim áš-šú-mi-ia 8 gu-um-šú-ma a-na-ku gi· im ra- zd tu-a-pa-al.

II. Ya-na Ba-ma-tim !!ki-be-ma um- ma Amat- Mera - ma 12 · nu- um · mu a- na Ki- in pi Marduk 183-g7-2u ni-di a-hi itla ta-ra-ši-šú.

III. '5a-na ¢ Mera-na-sir ki-be-ma is um- ma “Nanna(r)-in-tuh-ma * ú-ul a-as-pu-ra-ku-ü is um- ma a-na-ku-u-ma 19 a-di 5 Sıkıl kaspim 20 f- li- ni-di a-hi 21 /a ta-ra-Si.

Uebersetzung:

I. Zu Kin-pi-Marduk sprich: So sagt Amat- Mer, der Schwiegervater (?): die Angelegenheit da in Babylon, ist die Angelegenheit seines Bruders , den ganzen „Betrag“, 2 Sekel Silber um meinetwillen........ ich; ganz sollst du sie erstatten!

II. Zu Bamätu sprich: So (sagt) Amat- Mer: Jetzt tritt unverzüglich hin zu Kin-pi-Marduk.

III. Zu Mer-nagir sprich: So (sagt) Nannar- intuß: Habe ich dir nicht geschrieben: Komm unverzüglich mit 5 Sekel Silber?!

Amat-Mer („Dienerin des Mer“) ist natürlich eine Frau; die Bezeichnung e-mi „Schwieger- vater“ in Z. 3 ist doch wohl Schreibfehler aus e-mi-tu „Schwiegermutter“. Die ziemlich ener- gische Dame hat mit ihrem Schwiegersohn Kin- pi-Marduk einen Streit wegen einer mir nicht ganz klaren Angelegenheit in Babylon, und verlangt in dieser Sache die Zahlung von 2 Sekel Silber. (Brief I). Um die Zahlung zu be- schleunigen, fordert sie Bamätu auf, dem Kin- pi-Marduk keine Ruhe zu lassen (Brief II). Gleichzeitig mahnt Nannar-intuh, vielleicht der Gatte der Amat- Mer ?, den Mer-näsir um 5 Sekel Silber (Brief III).

Beachte die Schreibung tk-ta-pi (KA) in Z. 8 und die hübsche Namensschreibung in Z. 11 Mera a, die vielleicht die spätere Lokalisierung des Briefes ermöglicht. Z. 17 bezeichnet das lange ú die Frage. Vgl. Delitzsch, Assyr. Gramm.? § 189. -

Die Chronologie des ersten nachexilischen Jahrhunderts.

Von Wilhelm Erbt.

Nach den Vorarbeiten Wincklers und unter sinngemässer Anwendung des Verfahrens Peisers, die Urgestalt eines geschlossenen Textes zu re- konstruieren, muss es gelingen, das Rätsel des Danielbuches zu lösen und die Chronologie des ersten nachexilischen Jahrhunderts zu gewinnen. Natürlich darf man bei dem Zu- stande des heutigen Textes, der teils in he- bräischer, teils in aramäischer Sprache vorliegt, der bald von Daniel erzählt, bald ihn, bald eine andere Person berichten lässt, der also deutlich die Merkmale an sich trägt, dass er durch scharf zufassendeHände wieder und wieder gegangen ist, nicht wagen, bis zu dem Urwort- laut vorzudringen. Vielmehr kann es sich nur darum handeln, die verschiedenen Stufen der Textgestaltung zu bezeichnen. Es lassen sich, um es kurz zu sagen, fünf Bearbeitungen des Danielbuches unterscheiden, die ich im folgenden Daniel I. II. III. IV. V. abkürze. Jede folgende setzt die vorangehende als ihre Grundlage voraus. Ich führe den Leser sofort zu dem Ergebnis meiner Untersuchung, anstatt dass ich mit ihm zusammen noch einmal die harte und weite Strasse bis zu ihrem endlichen Gewinn zurücklege, womöglich gar, um die Irr- wege und Absonderlichkeiten meiner Vorgänger zu bekämpfen oder Lob und Anerkennung zu spenden. Ich gebe zunächst eine schematische

ebersicht über den Entwickelungsgang des Danielbuches.

Orientalistische Literaturzeitung 1918 Nr. 1. 8

—— nn

a) Uebersicht über die Entwickelung der heutigen Textgestalt.

II. 121: „Daniel erlebte noch das erste Jahr des Königs Kores“.

Nabonids Traum, seine Deu- tung durch Daniel und sein Aus- schluss von der Herrschaft, ein Gottesgericht (331—434).

Belsazar, der Sohn des Königs, entweiht dieTempelgerate. Daniel deutet die Schrift, die hebräisch ursprünglich gelautet haben mag: „Weil du meine Ge- fässe entweihst, zerbricht dich der Perser.“

29 > wurde im Aramäischen entstellt über 93 3 = ND IND zu x Neo. Das Hiphil von bbp steckt in 9pm, eine Form von D5 und d in po, (Kap. 5).

„In derselben Nacht wurde Belsazar, der Königssohn, getötet, und Koreš erhielt die Herrschaft“. (Kap. 6). Er unterstellt das Reich zwei Ministern, einem guten und einem bösen (Haman-Mardochai- Motiv), Daniel und Kambyses. Dieser erhält Babel. Verleumdung Daniels, seine Errettung aus der Löwengrube. Koreš voll Hoch- achtung vor Daniels Gotte über- nimmt selbst die Regierung 92: „Im Jahre seines Regierungsan- tritts ....“ Ende 538 —.

CEE, ed

III. 629: „Daniel erging es wohl unter der Regierung des Persers Koreš.“

IV. „und unter der Regierung des Darius.“

V. Tilgung des Namens Kam- byses und Bearbeitung. Belsazar wird König der Chaldäer, Nebu- kadnezar sein Vater, Darius, der Meder, sein Nachfolger.

V. Bearbeitung für die Seleuki- denzeit unter Ein- fügung von Nebu- kadnezars Traum in seinem 2. Jahre. (Kap. 2).

I. Im 1. Jahre Nebukadnezars ( Jahr 3 Jojakims) kommt Daniel mit seinen beiden Freunden als Geisel nach Babel. Der König lässt die beiden Knaben er- ziehen (Kap. 1).

„Nebukadnezar starb, und Ewil-Me-

rodach, sein Sohn, ward König an seiner

Nabonid und Ewil-Merodach werden Nebukad-

nezar genannt.

Statt.“

Bei der Einweihung eines Götterbildes werden Daniel und seine beiden Freunde wegen Missachtung des Gottes angeklagt

und zum Feuertode verurteilt; sie bleiben aber unversehrt. Darauf spricht Ewil-Mero- dach in einem Edikt seine Hochachtung vor ihrem Gotte aus und befördert sie zu hohen Stellungen in a 31-30).

III. Im ersten Jahre des Kambyses Daniels Traum von den vier Welt- reichen: Lydien, Medien, Babylonien, Persien. Das vierte Tier hat drei Hörner, zwischen denen ein viertes aufschiesst: Kyros, Kam- byses, Smerdes und der ein neues Herrscherhaus begründende Darius, von dem III die Heilszeit er- wartet: „an diesem Horn waren Augen wie Men-

schenaugen“. (Kap. 7). 5

IV. fügt hinzu: „da kam einer, Menschen glich, mit den Wolken des Himmels heran. Dem wurde Macht, Ehre und Herrschaft ver- liehen.“

V. fügt die 10 Hörner hinzu und vollendet die Zeichnung des vierten Hornes: „ein Mund, der hochfahrende Dinge re- dete“ usw. Datierunng geändert: Erstes Jahr Belsazars.

der einem

III. Daniels Traum vom Kampfe

des Widders und Ziegenbocks (Kap. 8) im 3. Jahre des Kam- byses, eingeschaltet als Ueber- leitung zu Kap. 9.

Gegen den zweigehörnten Widder (Babylonien unter Nabonid und Belsazar), dessen höheres Horn zuletzt emporwächst, geht ein Ziegenbock an mit einem grossen Horn (Kyros), das auf dem Höhe- punkte seiner Macht abbricht. „Und hervorging ein anderes kleines Horn (Kambyses), das nach Süden hin (Aegypten) gross tat.

Auch gegen das Heer des Himmels

tat es gross, stürzte zu Boden von dem Heere des Himmels und trat sie mit Füssen. Auch gegen den Fürsten des Heeres tat (es) gross; ihm wurde das tägliche Opfer entzogen und die Stätte seines Heiligtums gestürzt. Zwei Heilige: 2300 Tage dauert die Aufhebung des Gottesdienstes.

Daniel ist eine Zeit lang krank, gesundet, kanndas Gesicht nicht verstehen.

V ändert im Gesicht und deutet das nicht verstandene (!) Gesicht durch Einführung Gabriels auf

. Persien und Griechenland, auf die

Seleukidenzeit (81526). Datierung geändert: 3.Jahr Königs Belsazars.

9 Orientalistische Literaturzeitung 1918 Nr. 1. 16

| III. I. (Fortsetzung).

vanr yn VAT ams paws [„Nebukadnezar starb, und König wurde mw ow many an Nein II. Ewil-Merodach, sein Sohn, an seiner Statt.“ ob dhe Kap. 92:

Me Den “BO OMEOS ‘DS an Mw ‘myo * deb wD omana AAI m menes, der über das Reich der row Oya Chaldäer König geworden war, „Im Jahre seines Regierungsantritts achtete in seinem ersten Regierungs-| zu füllen den ich in den Schriften auf die Zahl der Jahre, jahre ... .“ Trümmern Jeru- |von denen das Jahwewort an den Propheten salems 7OJahre.“ | Jeremia erging, zu füllen meinem Volke 70 Jahre.“

Gabriel erscheint: „Daniel, ich bin jetzt ausgegangen, um dich klar zu belehren“ wap y (Stichwort: 722).

pay mandy py o e nr) * oyw

„Im ersten Jabre des Darius | oywı masnò > aus dem Geschlecht des Achä-

Gabriel erscheint; Hinzu- fügung: „Merke auf das Wort, und du wirst das Gesicht ver- stehen.“ (Stichwort: UN b).

° „Siebenzig sind über dein Siebenheiten . Volk und die Stadt meines sind über dein Merah pin) cr ony

Heiligtumsverbängt,zubeenden | Volk und die „Siebenheiten sind über ‚dein Volk den Frevel, zu beseitigen die | Stadt meines Hei- verhängt, Schuld zu sühnen, ewige Gerech- Untat (des kleinen Hornes) .... | ligtums verhängt tigkeit herbeizuführen und [Schauung und] und einen Hochheiligen uf. Weissagung zu versiegeln“ (d. h. für erledigt salben.“ zu erklären).

Ps pam Y nmaa wn t nyw oyw Ta ey ebein magh d aan ssop Ose) yam mamba pp y ovis wp xan! oy mag wpm sym) Taa nas ow) Ow omy EAN OYN avo = ood avo asm) amo) na maw) sme pay! K „Wisse und verstehe: vom Ausgang des Befehls, Jerusalem wegzuführen, bis zu einem Fürsten sind sieben Siebenheiten: du wirst zurückkehren, und gebaut wird Markt und Graben, doch Bedrängnis sind die Zeiten. Und nach 62 Fristen wird beseitigt der Fürst, und die Stadt und das Heiligtum wird zerstören Volk des Ausrückenden. Und sein Ende ist wie eine Sturmflut; und bis zum Ende beschlossener Krieg. Eine Siebenheit lang wird er aufhören lassen Schlacht-

und Speiseopfer. Und er wird stark machen den Bund mit vielen am Ende.“ l IV: yon Dy „zwei Siebenheiten Siebenheiten“, von V als 70 Siebenheiten missver-

standen; er hat danach statt g o'ynwn eingesetzt. 41V: mad) Dub: „vom Ausgang des Befehls, rückgängig zu machen und Jerusalem zu bauen.“

IV: m pp: „bis zu einem fürstlichen Gesalbten.“

t: Du" DWY Dyvi: falsche Wiederholung der Zeile g durch einen Abschreiber, weist auf eine Handschrift mit 15 Buchstaben auf der Zeile.

© siehe c. | l i ;

b; ausgelassen, am Rande nachgetragen und dann in die folgende Zeile bei einer Abschrift eingesetzt. 15 pN pe rp: Glosse eines Lesers von IV, in Erinnerung an des „fürstlichen Gesalbten“ Schicksal: „der Gesalbte (wird beseitigt); und er hatte keine Schuld.“ Die Glosse nimmt Bezug, auf Jes. 53 9.

1: siehe h.

* V: pp: das Stichwort der Seleukidenzeit. ,

V hat die beiden letzten Sätze umgestellt, weil er den zweiten auf die Verbindung des Antiochos Epiphanes mit der hellenistischen Partei bezog; diese Verbindung aber geht der Aufhebung ;des Gottesdienstes voraus.

m V: yawn om. Die LXX las noch å» tm redes. á

an V: der Schluss gehört der Seleukidenzeit an: Cyw und cow.

IV bearbeitet Kap. 9 in der in den Anmerkungen c—n dargelegten Weise. l V bearbeitet Kap. 9 in der in den Anmerkungen c—n dargelegten Weise und gibt die

neue Datierung: m ym WÄNWTR2 wT AMR De.

11 Orientalistische Literaturzeitung 1918 Nr. 1. 12

IV. š Kap. 10: Im 33. Jahre des Königs Darius wird Daniel eine Offenbarung zuteil. Er hat vorher drei Wochen lang auf leckere Speise, Fleisch und Wein verzichtet. Den Anlass zu dieser Selbstkasteiung hat V. gestrichen. Die Zeitverhältnisse müssen ihn gegeben haben; diese Schilderung wird sich nicht mit der Lage in der Seleukidenzeit haben vereinbaren lassen. Wir hören jetzt nur, dass „von dem ersten Tage an, da er sich vorgesetzt hatte, Einsicht zu gewinnen und sich vor seinem Gotte zu demütigen, seine Worte Gehör fanden.“

Am 24. 1. erscheint ihm am Ufer des Tigris „ein linnengekleideter Mann, goldgegiirtet“ (MT ry Glosse zu DND LXX „in Byssus gekleidet, mit einem Byssusgürtel, und aus seiner Mitte Licht“). Zuerst niedergebrochen, dann aber von dem Manne aufgerichtet, hört er von ihm: „Der Perserfürst stand mir 21 Tage lang entgegen, da kam Michael[, einer der ersten Fürsten,] mir zu Hilfe, und (ibn liess ich) dort zurück neben dem Perserfürsten, und kam, dir Kunde zu geben, was deinem Volke begegnen wird am Ende der Tage.... Weisst du, warum ich dir erschienen bin? Gleich werde ich zurückkehren, um mit dem Perserfürsten zu streiten, und wenn ich ausziehe, ist der Griechenfürst erschienen.“

a „Und nun will ich dir Wahres verkünden“ (vgl. Winckler, Altor. Forschungen II S. 442 ff.).

map. 11: Drei Könige stehen da (Lydien, Medien, Babylonien Kap. 7), aber der vierte (Kyros) wird sich grössere Macht als alle erwerben. Und er steht da, ein streitbarer König, und beherrscht eine grosse Herrschaft [und handelt, wie es ihm gefällt]. Und es tritt aus seiner Wurzel ein Schössling (LXX) an seine Stelle, der verschwinden lässt das Jauchzen (mn; Glosse dazu: op wy „der bedrückt das Reich“). ?? Und Streitkräfte [der Ueber- schwemmung] werden vor ihm weggeschwemmt; und zerbrechen wird man auch ( Dittographie) den Fürsten des Bundes. Und nach einiger Zeit wird er zerbrochen, nicht im Zorn und nicht im Streit. Und es tritt an seine Stelle ein Verachteter, und nicht legt man auf ihn den Glanz der Herrschaft; und er kommt im Frieden und ergreift die Herrschaft durch (seine) Ver- stellungskiinste. * Und nachdem man sich gegen ihn (Hy) verbündet, wird Trug geübt. Und er zieht aus und wird stark mit wenigen Leuten.?“ [Im Frieden und] mit den Adligen der Hauptstadt wird er kommen und eignet sich an, was sich seine Väter und Ahnen nicht ange- eignet haben. Raub, Beute] und Besitz wird er an sie verteilen und wider die Unzugänglichen (Part. Pual 32) richtet er seine Pläne (1 Dittographie) * [bis zum Ende]. Und zur Zeit des Endes wird er wider (sie) stürmen mit [Wagen und Reitern und] vielen Schiffen. * Und Mel- dungen werden ihn erschrecken aus Norden, und er wird ausrücken in grossem Grimm, [viele zu verderben und zu vernichten]. * Und er wird seine Prachtzelte aufschlagen innerhalb der Meere; doch er kommt zu seinem Ende, * [und nicht ist ihm ein Helfer]. 12 1 In jener Zeit wird sich Michael, der grosse Fürst, erheben, und es wird eine Zeit der Drangsal sein, wie es keine gegeben, seit Menschen sind, und er wird retten dein Volk“.

8 Daniel hört, aber er versteht es nicht und spricht: O Herr, was ist das Ende von | alledem? °Er sprach: Geh, Daniel! Denn geheim und versiegelt sind die Worte bis zur Zeit des Endes. [!? Heil, wer ausharrt und erlebt 1335 Tage.] N ——— 2

V bearbeitet die Offenbarung für die Seleukidenzeit unter Aenderung der Datierung: 3. Jahr des Koreš.

Von a zu a reicht eine Strophe von 6 Versen zu 3 Hebungen.

b) Ausführungen zur Uebersicht. der gegenwärtige Text; denn er schöpfte aus

I. Für das Jahr 562, für das Jahr des|lebendiger Erinnerung und hatte nichts um- Regierungsantrittes (res Sarriti 1390 N3W)|zuwerfen, wie es der letzte Bearbeiter aus der Amel-Marduks, weist ein Schriftsteller nach, | Seleukidenzeit zu tun gezwungen war. Der dass die Zeit der Erfüllung der jüdischen Hoff- | Anfang des Buches zeigt deutlich die Tätigkeit nungen gekommen sei. Er geht von dem 3. dieser Hand. Wer sind Vers 2 die „sie“, die Jahre Jojakims 604 aus, das zugleich das 1. Nebukadnezar ins Land Sinear brachte? Man Nebukadnezars ist. Diese Gleichung muss er be- wird nach den folgenden Versen anzunehmen rücksichtigt haben; denn alle Zeitangaben im haben, dass im Urtext der Prinz Daniel mit Danielbuche beziehen sich ausnahmslos auf die | zwei Freunden von Jojakim im 1. Jahre Nebu- Regierungsjahre der Grosskönige. Gewiss wird |kadnezars, nach der Schlacht bei Karkemis und er diesen Zeitpunkt besser begründet haben als dem Riickzuge Nechos nach Babel vergeiselt

18

Orientalistisehe Literaturzeitung 1918 Nr, 1. 14 wurde (vgl. ein Beispiel bei Peiser Habakuk |die ersehnte neue Zeit anbrechen werde. Das MVG 03 S. 11). Dass der Bearbeiter aus der Hauptstück des Beweises blieb Kap. 9. Seleukidenzeit das 1. Jahr Nebukadnezars vor- Nur ein neuer Ausgangspunkt se Berech-

un hat, beweist die Fortsetzung, die er em ersten im 2. Kapitel gab: hier erzählt er einen Vorgang aus dem 2. Jahre Nebukadnezars. Er hat also die Gleichung 3. Jahr Jojakims = 1. Jahr Nebukadnezars missverstanden und die Angabe 2 Kön. 24 1 ff. falsch eingedeutet.

Gegen die Aussage im Jeremiabuche weist unser Schriftsteller nach, dass nicht 70 Jahre, sondern ,Siebenheiten“ von Jahren, „über sein Volk“ verhängt und dass, da die Zeit der Er- füllung gekommen, Schauung und Weissagung zu versiegeln, für erledigt zu erklären seien. Er lässt also den Engel Gabriel die im Jeremia- spruche überlieferten Konsonanten O'y3W mit anderen Vokalen: lesen, als sie vorher Daniel, der herkömmlichen Deutung folgend, gelesen hat. Wir kommen vom Jahre 604, dem ersten der Haft Daniels, wenn wir um Siebenheiten vorwärts gehen, tatsächlich auf das Jahr 562 als den angeblichen Beginn der neuen Zeit: 604—562 = 42 = 6 Siebenheiten. 42 ist die Unterweltzahl, bezeichnend für die Zeit einer Gefangenschaft.

Mit zwei erbaulichen Geschichten legitimierte Daniel I. seinen Prinzen als einen Mann, der ein massgebendes Urteil über Zukunftfragen abzugeben vermag. Ursprünglich bestand Daniel zusammen mit seinen beiden Freunden im Feuer- ofen die Probe (Winckler, Altor. Forschungen II S. 237). Diese Legende will nachweisen, dass der neue König Amel-Marduk vor dem Gotte Daniels Hochachtung besitze. Die Beförderung Daniels und seiner Freunde entspricht der Be- gnadigung Jojachins. So sucht Daniel I. die Gemüter in Spannung zu versetzen und für seinen Nachweis empfänglich zu machen, dass das Jahr 562 die grosse Wendung bedeute, dass alle noch vorhandenen Schwierigkeiten überwunden werden würden.

II. Diese kurze Schrift machte Daniel II. im Jahre 538 wieder zeitgemäss, nachdem Amel- Marduks Vorgehen keine weiteren Folgen ge- habt hatte. Kyros hatte zunächst seinen Sohn Kambyses vom Nisan bis Kislew 538 das König- tum Babel einnehmen lassen (Winckler KATS S. 114 nach Prašek und Peiser). Dann hatte er sich selbst den Titel eines Königs von Babel zuge- legt. In seinem ersten Regierungsjahre 537 (Esr. 11) erliess er als solcher das Edikt, das den Aufbau Jerusalems und die Abreise von

|

nung war zu wählen, wenn die Rechnung nach „Siebenheiten“ stimmen sollte. Als Ausgangs- punkt wählte Daniel II. das Jahr der Zerstörung Jerusalems 586. „Wann füllen sich die Jahre für die Trümmer Jerusalems?“ so formte er das alte Schlagwort um. Die alte Antwort: „nach Siebenheiten“ führte auf das Jahr 537 als Beginn der neuen Zeit: 586—537 = 49 = 7.7 = 7 Siebenheiten (zur Zahl „49 Jahre“ vgl. meinen Aufsatz: Das Jobel jahr OLZ 07 Sp.636f.).

Die erbaulichen Geschichten über den Helden des Buches vermehrte Daniel II. um die Legende von dem Ausschluss Nabonids von der Regierung und von der Entweihung der Tempelgeräte durch den Kronprinzen Belsazar, der während der Haft seines Vaters die Regierung geführt und den Widerstand gegen Kyros geleitet hatte. Hier sprach die Befriedigung über die endliche Nieder- lage der hierarchiefeindlichen Strömung in Ba- bylonien, die der Sieg des neuen Herrn besiegelt hatte. Endlich bewies er durch die Legende „Daniel in der Löwengrube“, dass der neue Herr Hochachtung vor dem Gotte Daniels be- sitze, und regte so die Hoffnung an, dass er sich seiner Sache annehmen werde. Ursprünglich berichtete die Legende wohl, wie das Reich Daniel und Kambyses, einem guten und einem bösen Minister, unterstellt wurde. Kambyses er- hielt den geschichtlichen Tatsachen entsprechend Babel und wurde bald abgesetzt. Erst der Be- arbeiter V führte die beliebte Dreizahl ein, tilgte den Namen des Kambyses und liess die Ver- Jeumder selbst in der Löwengrube enden. Die Legende vom Feuerofen kennt eine solche Be- strafung der Ankläger nicht.

III. Auch unter Darius haben sich ent- scheidende Ereignisse für Jerusalem abgespielt, wie uns noch die trümmerhafte Ueberlieferung erkennen lässt. Haggai und Sacharja regen im Anfang seiner Regierung zum Tempelbau an. Von seinem ersten Jahre datierte Daniel III. seine Neubearbeitung des Danielbuches.

Der Höhepunkt der Schrift blieb noch immer Kap. 9. Aber hier galt es die Zeitereignisse en Im ersten Jahre des Achämeniden Darius 521 endet unser Daniel jetzt seine Auf- zeichnungen. Von 586 führen ihn die über- kommenen sieben Siebenheiten auf das Jahr 537: vom Ausgang des Befehls, Jerusalem zu exilieren, bis zu einem Fürsten (Sesbasar Esr. 1) sind sieben Siebenheiten. Da ist Daniel, wie

Rückwanderern nach Judäa erlaubte. Vor dieser|so mancher Glaubensgenosse, zurückgekehrt,

Regierungshandlung, also im Regierungsantritts- ahre 538 des Königs gestaltete Daniel II. das

man hat die Stadt gebaut und befestigt. Doch es waren böse Zeiten für die Rückwanderer.

Danielbuch um, um nachzuweisen, dass jetzt Im Lande sass die altheimische Bewohnerschaft

15

(am ha’ares); sie hatte wohl den Neubau, die Verselbständigung der Heimat begrüsst, aber die Zugabe der Gäste aus dem Osten und ihrer Ansprüche war unerwünscht. Der neue Va- sallenstaat, von Parteigegensätzen zerrissen, ge- riet in die Kreise cer Grossmächte Persien und Aegypten und erlag. Nach 62 Jahren fand eine abermalige Zerstörung Jerusalems statt: 525, bevor Kambyses im Sommer dieses Jahres das Nilland unterwarf. Juda hatte wieder ein- mal auf den Pharao falsch gesetzt. Kambyses starb. Eine Siebenheit lang ruhte der Gottes- dienst. Das führt uns auf das Jahr 519/18.

In einem Gesichte, das Daniel III. vor Kap. 9 eingefügt hat, war die genaue Zahl der Tage angegeben, während deren der Gottesdienst ruhen sollte: 2300 Tage = 6 Jahre 3 Monate 20 Tage. Nach dem Hesekielbucbe. das vom 5. September 537 ab rechnet, ist die Kunde von Jerusalems Fall unter Kambyses am 5. X. 12 in Babylonien; die Stadt muss also etwa im Mai 525 gefallen sein. 2300 Tage später werden wir in den September 519 versetzt.

Orientalistische Literaturzeitung 1918 Nr. 1.

Esr. 36 3020, 311).

16

-

war. „Einen Hochheiligen zu salben“, so fügt Daniel III. als Zielangabe ein, die ibm den An- fang der neuen Zeit bezeichnet. Die Ereig- nisse des Jahres 515 ins rechte Licht zu setzen, dazu war die Neuausgabe der Schrift bestimmt.

Sie bedeutete zugleich eine erhebliche Text- bereicherung. Eingefügt wurde zunächst Daniels Traum von dem Kampfe des Widders und Ziegenbocks. Er sollte Kap. 9 motivieren. Nun erscheint die Aufklärung, die Gabriel Daniel über die Jeremiaweissagung gibt, als Lösung der Spannung, die ihm und dem Leser das Traumgesicht bereitet, das er im 3. Jahre des Kambyses 527 geschaut hat. Wir werden an- nehmen können, dass sich im Jahre 527 die entscheidende Wendung in der Politik Sesbasars, sein Abfall von Persien und sein Anschluss an Aegypten, vollzogen hat. In der Tat finden wir im Hesekielbuche drei Sprüche, Warnungen vor Aegypten, die Ende Mai, im September und Mitte November 527 geschrieben sind (29ı, Das Traumgesicht zeigt Daniel

berichtet: „Vom 1. Tage des 7. Monats . zweigehörnten Widder: Babylonien begannen sie Jahwe Brandopfer darzubringen mit seinen beiden Herrschern vor dem Unter- [ohne dass noch zum hekal Jahwes der Grund gange, mit dem mattgesetzten König Nabonid gelegt war].“ Hier hat uns der Chronist aus und dem den Staat leitenden Kronprinzen Bel- guter Quelle eine alte Nachricht erhalten. Der sazar, dem „zuletzt emporwachsenden höheren eingeklammerte Nebensatz stammt, wie der Aus-| Horn“. Dieser Widder wird von dem Ziegen- druck hékal Jahwe beweist, aus der Feder des bock mit dem einen grossen Horn niederge- Chronisten. Nach meiner Ansicht ist eine Dar- worfen: Persien unter Kyros nimmt und über- bringung von Opfern undenkbar, bevor nicht wältigt Babylonien. Kyros fällt schliesslich: der Grund zum Hause der Gottheit gelegt und | das grosse Horn bricht auf dem Höhepunkte ihr so wenigstens eine vorläufige Wohnstätte seiner Macht ab. Kambyses tritt an seine bereitet, „das Heiligtum in den gesetzmässigen | Stelle: dem Ziegenbock wächst ein anderes Zustand versetzt“ (an. 814) war. Nach Haggai kleines Horn. Er geht gegen Aegypten vor 210 ff. war dies im Jahre vorher, im Dezember und erledigt dabei Jerusalem. Dieses erscheint 520 in Angriff genommen worden. unter dem Bilde des Sternenheeres, Gott als

Daniel III. schloss: „Er wird stark machen sein Fürst.

den Bund mit vielen am Ende.“ Wann war! Daniel III. fügte endlich noch das 95 r ver-

nach ihm das Ende, die Fülle der Zeit? Es gesicht von den vier Weltreichen ein. i also

muss 70 Jahre nach der Zerstörung Jerusa- legte es in. das erste Jahr des Kambyses, lems gewesen sein: die Lesung D’y2w als qolin die Zeit, wo sich in dem Weltreiche -der

im Jeremiabuche wurde wieder aufgenommen | durch den Thronwechsel bedingte Umschwung statt „Siebenheiten“ bei Daniel I und II. Das der inneren Politik fühlbar zu machen be- versetzt uns in das Jahr 516/15. Im Jahre 516 gann. Die vier Weltreiche sind, wie zuerst

aber wurde nach Esr. 615 der Tempel vollendet, | Winckler (Altor. Forschungen II S. 440 fi.)

: F ieh, gesehen hat, Lydien, Medien, Babylonien und im Anfang 515 langte „Esra“ mit seinen Rück- è *

Persien. der Abschneidung seiner Flügel zuletzt Menschen-

wanderern und Tempeigeräten in Jerusalem an,

um die Verbältnisse zu orduen. Ich habe nach- hil l lich die Krö gewiesen, dass sich unter diesem Namen der verstand erhält, erinnert deutlich an die Krö- Familieeines Priestergeschlechtes (Neh. 121, 13)

der Hoheprister Jesua verbirgt. Jerusalem stand fortan unter einem Hohenpriester, der zugleich der höchste weltliche Beamte des Perserkönigs

1 Der 1. VII. begann im Jahre 619 am Abend des 16. Septembers.

susgestalt Herodots: es wird sich um alle Welt durchlaufende Anekdoten von dem nach Ver- lust seines Weltreiches zum Weisen geworde- nen König handeln, die auch im Danielbuch ihren Niederschlag gefunden haben: jeder wusste nach einer solchen Anspielung, was und wer gemeint war. Der Bär mit den drei Rippen

4

17

im Maule, der aufgefordert wird, viel Fleisch zu fressen, geht auf Medien, aut die Ueber- winder der Skythen, Assyrer und Kimmerier (oder Perser). Der Panther mit den vier Flü- geln und vier Köpfen bezeichnet das neubaby- lonische Reich mit seinen 8 Königen: Nabopo- lassar, Nebukadnezar, Amel-Marduk, Neriglissar, | Labasi-Marduk, Nabonid, Belsazar und Kam- byses. Davon sind vier (vier Köpfe), der 2., 3., 6. und 7., wie das Danielbuch selbst es zeigt, für das Judentum wichtigge worden. Zuletzt erhebt sich das starke Tier mit eisernen Zähnen, um alles zu fressen und zu zertreten. Es hat drei Hörner (Kyros, Kambyses, Smerdes), die von einem kleinen, neu aufsprossenden Horn verdrängt werden. Gemeint ist der ein neues Herrscherhaus begründende Darius. Das Horn hat Augen wie Menschenaugen, wurde also von Daniel III., wie zu erwarten ist, freundlich beurteilt.

(Schluss folgt.) |

Zu Sachau, APO 4,10. Von J. H. Bondi.

In der letzten (16.) Auflage von Gesenius’ Handwörterbuch wird zu e angeführt „äg. aram. j? APO (Sachau, Aramäische Papyrus und Ostraka) 4, 10“. Ich meine, diese Deutung von jp! kann nicht so ohne weiteres als ausge- macht gelten. Der Urheber dafür ist Halevy, s. die Angaben bei Annerler, Zur Geschichte der Juden von Elephantine Bern 1912, S. 143. Nimmt man, wie Sachau, der dem Richtigen recht nahe kam, getan hat, jp als „Taubenpaar“ und WM als „Turteltaube“ (nicht „Rind“), so lässt sich, unter Heranziehung des Sprachge- brauches der Misna, ein guter Sinn gewinnen. Hier ist p die feststehende Bezeichnung für ma” 933 oder an, die in bestimmten Fällen zu opfern sind, s. Levit. V, 7 und XY, 29 (doch nicht I, 14, was Sachau zitiert. Ein Traktat im Abteil Kodasim, der darüber handelt, führt danach den Namen Dp. Dann ist mn mit }D verbunden und gemeint ist „ein Paar Turteltauben“. In der Uebersetzung a. a. O. „Schafe, Rind, Ziege“ macht es einen ohnehin stutzig, dass „Rind“ zwischen den beiden Kleinviehsorten seinen Platz hätte. Die Stelle wäre nunmehr ein wertvoller Beleg für das hohe Alter des Sprachgebrauches der Mišna in diesem Falle wie auch ein Nachweis für die ursprüngliche Bezeichnung dieses Opfers, die danach Y jp hiess. Aehnliches wird für 73 93 gelten.

1 Der Wortlaut der Stelle ist: loo py WY WP jp NEN “yr:

Orientalistische Literaturzeitang 1918 Nr. 1.

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Besprechungen,

Keilschrifttexte aus Boghazkdi. 1. Heft. Auto- graphien v. H. H. Figulla u. E. F. Weidner. II. 88 8. 2. Heft. Autographien v. H. H. Figulla. 808. Folie. (30. Wissenschaftliche Veröffentlichung der Deutschen Orient-Gesellschaft.) Je M. 12 —: kart. M. 13 —; für Mitgl. d. DOG. M. 9.60 bzw. M. 10.60. Leipzig, J. C. Hinrichs, 1916. Bespr. von Bruno Meissner, Breslau.

Nach dem Tode Hugo Wincklers hat es die Deutsche Orient-Gesellschaft unternommen, die in Boghazköi gefundenen Inschriften, über deren Fundumstände und Inhalt er noch selbst mehrfach auch in dieser Zeitung (1906, 621ff.;

1910, 289 ff) berichtet hat, zu edieren und hat

mit dieser Aufgabe Weber betraut. Jetzt sind

die ersten zwei Hefte der Publikation in Auto- graphien der Herren Figulla und Weidner erschienen; das erste enthält semitische, das zweite hattische Texte. Während wir in dem

Verständnis der inder Landessprache abgefassten

Urkunden noch in den Anfängen stehen und

uns vorläufig noch kein rechtes Urteil über ihren

Wert erlauben können, muss man sagen, dass

die akkadischen ein ganz ungewöhnliches Inter-

esse beanspruchen. Wir lernen hier nicht nur äusserst wichtige Staatsvörträge und Briefe kennen, sondern erhalten auch so tiefe Einblicke in die Politik der vorderasiatischen Reiche und die persönlichen Beziehungen ihrer Herrscher- familien zueinander, wie wir sie auf altorienta- lischem Boden noch nicht kannten und auch

im klassischen Altertum wohl nur selten zur

Verfügung hatten. In dem Jahresbericht der

Schles. Gesellschaft für Vaterl. Kultur, 1917,

habe ich eine Inhaltsübersicht über diese Publi-

kation veröffentlicht, in der ich zusammen- zustellen versucht habe, was mir bei der ersten

Lektüre der Texte aufstiess. Indem ich die

Leser der OLZ darauf verweise, kann ich mich

hier kurz fassen und mich auf eine knappe Inhalts-

angabe und einige Bemerkungen beschränken.

Nr. 1 und sein Duplikat Nr. 2 enthält den

Vertrag des Subbiluliuma mit dem Mitanniprinzen

Mattiwaza, Nr. 3 ist das entsprechende Schrift-

stück Mattiwazas. In Nr. 4 schliesst Subbi-

luliuma einen Vertrag mit Tette von Nuhassi.

Subbiluliumas Sohn Mursil berichtet in der

gut erhaltenen Nr. 5 in 64 Paragraphen von

seinen Abmachungen mit Sunassura von Kis- wadna. —- Nr. 6 ist die Neuschrift eines zer- brochenen Vertrages des Mursil mit dem Rimi-

Sarma', dem König von Halab aus der Zeit

seines Sohnes Muwattallu. Nr. 7 enthält die

äusserst wichtige Rezension des Vertrages

Ramses' II. mit Hattusil, den wir bisher nur aus der

ägyptischen Uebersetzung kannten. Nr. 25 ist

ein Duplikat davon, das merkwürdiger Weise

1 Die Lesung der sweitenHälftedesN amens ist unsicher.

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an eine ganz andere Stelle hingeraten ist. Die ägyptische Version erlaubt uns vielfach, den nicht sonderlich gut erhaltenen akkadischen Text zu ergänzen. Nr. 8 endlich repräsentiert einen Vertrag Hattusils mit dem Amurrufiirsten

TER Em} d. i., wie Winckler sehr wahr-

scheinlich gemacht hat, Bentesina. Nr. 9 ent- hält geringe Reste eines Briefes, der wohl an [(m) Ha-at-tu-si-l]i gerichtet ist. Der Name des Schreibers, der auch ein König ist, fing vielleicht mit (m) Ri-am(?) . ... an, was aber wohl kaum zu (n) Ri-am-[ma-$e-3a] ergänzt werden kann. Nr. 10 ist ein hochpolitischer Brief Hattusils an den Sohn des Babylonierkönigs Kadašman-Turgu d. i. wohl Kadasman-Enlil II. Nr. 12 ist ein religiöser Text mit vielen Götternamen; vgl. z. B. Rs. 3 f.: „(ih / A-nu u (il) En- lil i- na S- me- e pu-uh-ra ti-· ul ü-pa-ah- Ba- ru [mi]-li-ik ma- a- tim u- ul t-ma-al-li-ku = Anu und Enlil veranstalten im Himmel keine Versammlung, geben nicht den Rat des Landes. Das na-as-Sa in Z. 5 neben imbara šuripa steht wohl für gewöhnliches nalga mit Assimilation des I an 3. Nr. 13 berichtet in barbarischem Akkadisch von den Beziehungen eines gewissen Katterhe zu Birija. Nr. 14 ist der schon von Winckler, Vorderasien im zweiten Jahrhdt. 61 zitierte Brief, in dem von der Lieferung von Eisen aus dem Lande Kiswadna erzählt wird. Schreiber und Adressat sind gewiss die Könige von Hatti und Aegypten. Aber während dieser nach Vs. 25 jedenfalls Ramses (/(m)]Ri-ia-ma-

Orientalistische Literaturzeitung 1918 Nr. 1.

der Schlacht ja besonders erwähnt wird, „die Stadt Kinza“ (Nr. 19, 10) und „Schwarze“ ((am.)Me-luh-ha- MES). Besonders merkwürdig ist ein Bericht über drei Heerhaufen, der leb- haft an die drei Heere in der Schlacht bei Kades erinnert, zumal das Land Amurru ja auch hier eine Rolle spielt; vgl. Nr. 15, 27 + 19, 6f.: J- en karadsé at-tu-šú(!) i-na libbi (mat) A- mur- ri i Sa-nu-u karäsfe u Sa- nu ii karase i- na (mat) Ta- mi · in ia = sein erstes Heer war im Lande Amurri, das zweite Heeſr war in . . . ], und das andere Heer war im Lande Taminta. Nr. 16 ist, wie schon der Name (m) Te- it-te zeigt, ein zweites Exemplar von Nr. 4, Nr.21 gehört inhaltlich eng mitNr.29 zusammen. Dieser Brief wurde wie jener zwischen zwei Damen ausgetauscht, vermutlich waren es wieder Naptera, die Königin von Aegypten, und Pudu- hipa vonHatti. DieBemerkung,dass dieSchreiberin wünsche, mit Riamasja (d. i. wohl Koseform von Ramses) zu ihrer „Schwester“ zu kommen, um ihr Wohlbefinden und das Wohlbefinden ihres Landes zu sehen (a-nu-ma as-sa-ra-ah [a- na- s kja-du (m)Ri-a-ma-as-ia [mu-ti-ia (2)] a- na a-laki a- na muh-hi-[ku-nu] a-na a- ma-ri dul ma- u- nu [u a- ma- ri / Sul-ma 3a mält- u- nu) verweist ihn in die Zeit der Unterhand- lungen eines Besuches beider Höfe. Schliesslich reiste doch nicht Ramses mit Naptera nach Jatti, sondern Hattusil machte sich in Ramses 34. Regierungsjahre nach Aegypten auf, um seinem Freunde seine Tochter (die den ägyptischen Namen Matnefrure erhielt) zuzuführen. Even-

a-ti-šá) ist, ist es mir nicht ganz sicher, ob sein tuell berichtete von der Heirat auch unsere Partner Hattusil ist. Auf der Rückseite Z. 5 ff. Nr. 22, wo Rs. 10 „eine Tochter des Königs

beklagt er sich nämlich darüber, dass er ihm, wie es sonst unter Königen üblich sei, zu seinem Regierungsantritt nicht schöne Geschenke, könig- liche Kleidung und wohlriechendes Oel zum Salben geschickt habe (a-na-ku Sarr-ut-ta aş- sa-bat [u at]-ta (am.) mar, Sip- ra la-a täs-pu-ra u pär-su 3a šarráni [ki-i Sarr]-ut-tu as-sa-pa-du- ni U Sarrant mi-ih-ru-3u [Sul-ma]-na-ti damkati Iu-bu-ul-sa 3a sarr-ut-ti [Samna] täba $4 na- ap- i- Si ei- Je- bi · lu · ni i- Si i at-ta u- ma an-ni-ta-ma la- a te- pu- uk), und das konnte er von Ramses, mit dem er sich noch im Kriegszustand befand, eigent- lich nicht verlangen. Nr. 15, die sich, wie ich mich überzeugt habe, direkt mit Nr. 19 zu- sammenfügt, wäre, wenn vollständig, vielleicht das interessanteste Stück der ganzen Sammlung.

mit sich zu seiner Ehe“ (märtu 3a Sarri it-ti- su a- na aššu-łi-š[ú]) erwähnt wird. Dass die Ehe des alternden Aegypterkönigs mit der jungen Hattiprinzessin auch noch mit Kindern gesegnet wurde, zeigt vielleicht Nr. 23, „die Abschrift der Korrespondenz, die stattfand zwischen Aegypten und Hatti“ (mi-Bi- ir Si- te- ir- ti zd ti- vu - S i i- na be- ri- it (mät) Mi- ig ri-· i i i-na be · ri· it (mat) Ha- at- ti). Hier wird die Geburt einer ägyptischen Prinzessin (mär-da I- en- it it ia- al- du a- na Sarri (mat) Mi- ri- i (sic) angezeigt, worauf man wohl in Hatti den Wunsch ausspricht, die kleine Prinzessin im eigenen Lande erziehen zu lassen und sie später einem auswärtigen Herrscher zur Frau zu geben (mar- tum an- ni- tum &4 - lu- du - ni I · xu hi- la- ad- un- na- Si- in i niit · ti · in-

Ich halte es für möglich, dass sie einen Bericht x g- [na] SA L- Safrr- ut-ti 3a mat. ti za - nſi · t/i).

über die Schlacht von Kades (das hier wie in den Amarnabriefen als Kinza erscheint) ent-

hält. Erwähnt werden der damals regierende &

„(m) Mu-ut-ta-al-li, der König von Hatti“ (Nr. 15, 14), „der König von Aegypten“ (Nr. 15, 15), „der König von Halab“ (Nr. 15 Rs. 14), der in

Nr. 24 ist ein interessanter Brief Ramses’ II. (der hier seinen vollen Titel Fa- ds. mu- a · ri- a ſa / te- ip- nu - ri- a zarru rabu Sar (mat) Mi- i- ri- i / mar (il) Ria (m) Ri- a- ma- Se- ma · u- i (ih A- ma-na) führt, an einen sonst unbekannten König von Mirä. Auf der Vs. wird die Affaire Urhi-

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Tesups, des Sohnes Muwattallis, der Hattusil weichen musste, behandelt, auf der Rückseite spricht sich Ramses sehr anerkennend über seinen neu geschlossenen Frieden mit Hattusil (fast mit den Worten des Vertrages) aus. Auf Nr. 26 wird das Land Alasia erwähnt. Nr. 27 enthält wohl auch (leider schlecht er- haltene) Reste eines Vertrages, worin eine [(m) Ha-an]-te-li, die Königin der Stadt Lu-uk .... (vgl. Z. 5 mit 12), ihr Sohn . . .. bi-še-ni (Z. 12) und ein verstorbener König (m) Li-is-ti-ip (Z. 11) vorkommen. Nr. 28 ist mit Ausnahme der Unterschrift (m) Ta- ai-ti- ia (am.)tup-sar is- fur = der Schreiber Tattiia hat (es) geschrieben hattisch abgefasst; es ist wohl ein Schreiben des Subbiluliuma an Biassili, der, wie wir aus Nr. 1 Rs. 21ff. wissen, ein Bruder des Matti- waza war. Nr. 29 enthält einen sehr herz- lichen Glückwunschbrief der Naptera an die Pudubipa anlässlich des Friedensschlusses ihrer beiderseitigen Gatten. In den Nummern 30—59 sind die fürdas Verständnisderhattischen Sprache so wichtigen Vokabulare veröffentlicht, die von Delitzsch und neuerdings von Weidner behandelt sind. Da des letzteren Publikation von mir in dieser Zeitung schon besprochen ist, kann ich darauf verweisen.

Es ist leider nicht grosse Aussicht vorhanden, dass die Zahl der akkadischen Texte noch sehr wächst. Der von Winckler MDOG 35, 44 er- wähnte Amurruvertrag, der Brief mit der Bitte, den ägyptischen Gelehrten Parimahũ zu senden, um einen Palast für den König Kuranta von Tarhuntas zu bauen (Winckler, Vorderasien im 2. Jahrt. 15), eventuell ein Brief Ramses’ II. an die Puduhipa (Winckler MDOG 35, 28), die wohl akkadisch geschrieben waren, finden sich in diesem Hefte noch nicht, aber gross wird ihre Zahl nicht sein. Um so umfangreicher sind die Texte in der Landessprache, die uns, wenn erst richtig verstanden, gewiss tiefe Einblicke in die einheimische Geschichte, Politik und Kultur

gewähren werden. Figulla hat im zweiten Hefte.

den Anfang mit der Publikation auch dieser Texte gemacht. Hierüber kann ich ohne ein- en re Studium keinen Bericht geben. Ich beschränke mich daher auf die Anfrage, warum F. neben einigen grossen Texten so viele kleine Fragmente gegeben hat, die sich vielleicht später an andere anschliessen werden. Fürs erste wird es sich empfehlen, möglichst umfangreiche, gut erhaltene, und womöglich historische Texte (Ver- träge usw.) zu publizieren, da diese der Ent- zifferung die geringsten Schwierigkeiten entge- genstellen werden. An den Herausgeber richte ich dieBitte,dieRegistrationsnummern wenigstens der im Berliner Museum befindlichen Inschritten bald bekannt zu geben, da sie sonst zu schwer aufrufinden sind.

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Die Edition ist gewiss recht gut, zumal die Tafeln meist deutlich geschrieben und wohl er- halten sind. Im folgenden erlaube ich mir nur noch einige Anfragen und Verbesserungsvor- schläge:

Nr. 1,25 ist: ak-ta-3d-ak(!) wohl ein Schreiber- fehler für: ak-ta-šá-ad(l). ib. Rs. 6 lies: eli- šú(!)-nu. Ist Nr. 4, I, 14 vielleicht: ki(l)-i- me-e zu lesen? ib. 20 lies: þab(l)-ba-a-ti. ib. IV, 8 ist die Stadt nach Nr. 1 Rs. 42: (al) Sa-ri-es(!)-3[&] zu lesen. Ist Nr. 5, I, 16: (am.) mu-un-na-ab-bi(!)-ti zu lesen? ib. 48 lies nach ib. 48: ar-ga-ma(!)-an(!)-na. Nr. 6, 14 erwartet man dasselbe Zeichen (uh(!)-tal-Isk) wie Z. 19 (ih-ti d. i. ihti). ib. Rs. 9 ist wohl bit(!)-ni zu lesen. Nr. 7, 4 wird das letzte Zeichen EE, nicht EE sein. ib. 16 möchte

ich das zweifelhafte Zeichen hinter: ah-hu-ü zu: iſt (- ti- ia / ergänzen. ib. 17. Das unsichere Zeichen ist nach dem ägyptischen Text sicher: eli. ib. 36 lies die unsicheren Spuren: ú Jum(!)- ma. ib. 37 ist mit Ebeling gewiss ir- da- ub zu lesen. Nr. 8, 17 ist al(!)-te-še-ir-šú wohl ein Schreibfehler für: um(!)-te-Se-ir-3u. Nr. 10, 45 lies wohl: i- na- an-din(). Nr. 11 Rs. 14 lies: ls-ir-hi-ig-eu(l)-nu-ti. Nr. 15, 26 + 19,6 lies: (EH II) ib. Z. 27 + 6 lies: at- tu -u (). Ist Nr. 22 Rs. 12: du-um-ka(!) zu lesen? Nr. 27, 12 ist vielleicht nach Z. b: (m) Ha-an-te-li SAL()-L[UGAL] d. i. Sarratu zu lesen.

Hoffen wir, dass die Edition einen flotten Fortgang nimmt. Wenn, wie versprochen; in Zukunft den hattischen Texten eine Umschrift beigegeben wird, dann wird mit der Mitarbeit der Sprachvergleicher ihr Verständnis gewiss bald erschlossen werden.

Duodecim prophetarum minorum versionis Ach- mimicae codex Rainerianus, ed. Carlelus Wessely. Cum VII tabulis luminis opera depictis. (Studien zur Paläographie u. Papyruskunde. Hrag. v. O. Wessely. 16.) XIII S. u. 308 8. in Autogr. gr. 4°. M. 30—. Leipzig, H. Haessel, 1915. Bespr. von W. Spiegel- berg, Strassburg i. E.

Der koptische Pergamentkodex mit den 12 kleinen Propheten im achmimischen Dialekt hat wie manche Bücher seine besonderen Schicksale gehabt. In dem Sinuthios-Kloster von Achmim (Panopolis) im Jahre 1885 vermutlich unver-

‘sehrt entdeckt, wurde er von den gewinnsüch-

tigen Findern zu Handelszwecken auseinander- gerissen. Wenn dabei auch der Buchtitel und manche Seite verloren ging oder schlimm be- schädigt wurde, so ist doch der grösste Teil später wiederzusammengekommen, dadieHändler ihre Beute glücklicherweise nicht in alle Welt verkauften sondern nur an zwei Stellen, in Kairo

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und Wien, absetzten. DieinAegypten verbliebenen in das Kairiner Museum gelangtenStücke wurden schon früh im Jahre 1886 nach der ersten unge- nauen Abschrift eines koptischen Priesters durch Gaston Maspero und dannetwa10 Jahre später nach dem Original in einer erheblich verbesserten aber keineswegs befriedigenden Gestalt, durch Urbain Bouriant veröffentlicht. Der grösste Teil der Handschrift, der in der berühmten Papyrusslg. des Erzberzogs Rainer in Wien landete, ist aber erst jetzt nach mehr als 30 Jahren in dervorliegenden Publikation aufGrund der Abschrift! des darüber weggestorbenen aus- gezeichneten Koptizisten Jacob Krall von dem unermüdlichen griechischen Papyrologen Carl Wessely der Wissenschaft zugänglich gemacht worden. Er hat, wie dankbar anerkannt werden muss, sich nicht darauf beschränkt, die Wiener Stücke neu herauszugeben, sondern hat die ganze

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setzungen sind häufig falsch oder doch ungenau, und sie versagen nicht selten gerade da, wo sie dem Theologen am wertvollsten! sein müssten, nämlich dann, wenn die achmimische Version ihre eigenen Wege geht. Daher müssen theo- logische Kreise dringend gewarnt werden, die lateinischen Uebersetzungen ohne Kontrolle durch einen Koptizisten zu benutzen.

Gehe ich nun zur Einzelkritik über, so sind Lesefehler sehr zahlreich. Dabei lasse ich es, wie gesagt, dahin gestellt, ob sie nicht manch- mal von dem koptischen Abschreiber herrühren. Doch lässt sich in einem Falle der Beweis zu Lasten des modernen Herausgebers erbringen. In Jon. 27 hat Wessely ein sinnloses nro wccic,

wo Bouriant richtiger m roweeic hat, das freilich nach den sonstigen Stellen in nroviei (sah. To eit) zu emendieren sein dürfte, falls nicht

Handschrift mit Einschluss der Kairiner Blätter der ebenfalls belegte achmim. Plural nrosiere

wieder herzustellen versucht. auch die von den kleinen Propheten vorhandenen sahidischen und boheirischen Versionen neben dem achmimischen Texte abgedruckt und dadurch dessen Studium wesentlich erleichtert. Die la- teinische Uebersetzung des achmimischen Textes soll ihn weiteren theologischen Kreisen zugäng- lich machen.

Da ich im folgenden manches zu tadeln, habe, möchte: ich zunächst mit einem Lob beginnen und hebe daher gern hervor, wie sehr ich den Fleiss des Herausgebers und den Wert seiner mühsamen Arbeit wiirdige. Sie hat uns die umfangreiche achmimische Handschrift so er- schlossen, dass sie mit Kritik benutzt werden kann. Die Lesungen und Ergänzungen sind ‚vielfach offenbar da, wo Kralls Arbeit fertig vorlag sehr gut, aber daneben finden sich im kopt. Text wie in den Uebersetzungen Fehler, die auf die koptischen Kenntnisse des Heraus- gebers, dessen wissenschaftliche Bedeutung ja auf einem ganz anderen Gebiete liegt, ein recht bedenkliches Licht werfen?. Zweifellos stehen manche fehlerhafte Lesungen so in der kopt. Handschrift, abe es wäre Sache des Heraus- gebers gewese, sie durch ein sic? kenntlich zu machen. So hat man nur zu oft den Ein- druck, dass er sie nicht bemerkt hat. Die Ueber-

* Sie wurde bereits von Steindorff für die Bear- beitung der Eliasapokalypse benutzt. Eine Angabe wäre sehr erwünscht gewesen, ob Wessely, der diese Abschrift in der Einleitung seiner Ausgabe erwähnt, überhaupt, und in welchen, Fällen er von Krall abgewichen ist.

* So zeigen auch die Bemerkungen in dem Vorwort | bish über das Alter des achmim. Dialektes, dass Wessely .

sich über die Schwierigkeit dieses Problems nicht klar geworden ist. * Das sollte

st.

Dabei hat W. (Lacau: Recueil 24 (1902) S. 2071) herzustellen

ist. Die folgende Fehlerliste gibt nur Stich- proben, die sich leicht erheblich vermehren lassen. So liest Wessely ? Hos. 216 onasaorte statt craasorte uje statt aeie 13! aawg st. nwo 14’ erar st. etas Joel 1! wusArAugr st. wwyArdur 2°° agwh st. Agwh Micha 18 eige st. eıpe wnetrar st. rer N 1!! acworg st. areworg 56 weeene st. nceene 6? ahadrge st. ahadae Jonas 2"! zerfre st. Keine „er warf“ 45 verbessere aa (n) er und M () no 48 liest W. clips statt enpi waornı st. np 4 um[gnT]K po Tre | Naum. 1* Wg sae st. oe woe apete st. woe aperte nenn St. neaan Hab. 1% eino st. qra 1:8 CUT st. CONT wie das Duplikat (Seite 175) hat i ib. Rcanc st. RCANT

1 Es ist merkwürdig, wie wenig die koptischen Texte er von den Septuagintaforschern verwertet worden

? Ich habe im folgenden die in der Druckerei

z. B. Hos. 27. 16 31, 10“ Amos 9 fehlende Type des durchstrichenen 9 durch einer über

Mich. 1°, 22° 47. 11 Naum. 21 Soph. 32° u. s. nicht fehlen. | den Hauchlaut gesetzten Punkt ersetzt.

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2! anar st. anak

3" thpe st. Tope (= peor)

Soph. 11 liest W. nod statt cov

In dex st. RN

ib. aipe st. N aipe

1 ist in eng n Nagseoy ein ma zu streichen

2* cenateno verbessere cenmatenac

21° mr po vo st. santgpore (cf. 2 8 santo pho)

2 Neige st. aeaoe

ist nach Sept. wohl Ine reo v zu lesen

3% SwntHne wohl in wentHme zu ver- bessern

Zach. 11¹ eee pHo st. eie Sp, der masc. Qualitativform zu cep r

1” watecdswne st. wateog wne

11‘ MeRNOTO st. NCRHOTO wie Z. 7 „der Messstrick

11 nerasıyeg st. nerorawej

13° fehlt hinter ond die Negation en

13“ 9$iitypnpopntere st. gaantyp- npochnreve, wie auch in der vorhergehenden Zeile richtig dasteht.

Wenn also der Herausgeber in vielen Fällen den Text, falls er wirklich solche Fehler auf- weist, ohne Aenderungen! wiedergegeben hat, so schlägt er auf der anderen Seite mehrfach Emendationen vor, wo die Handschrift ganz in Ordnung ist, so Abdias ye g enpecqxiove ei MAK don AOT gencane nrove! MARNA HATIK TO TE „wenn Diebe und Räuber Nachts zu dir kämen, wohin würdest du dich verstecken“. Wessely ändert lediglich nach der Sept. und dem boh. Texte nasnagarır und verbessert überdies auf grund des letzteren gntorgs, obgleich doch nro vgs ebenso gut möglich ist.

In Soph. 3!° emendiert Wessely ein gram- matisch unmögliches oNnernugine „in con- ditionibus?“, während das von ihm nicht ver- standene onnetenwi ne „mit dem was mir gehört“ zweifellos richtig ist.

Gar nicht selten umgeht Wessely dadurch eine Schwierigkeit, dass er an Stelle des ach- mimischen den boheirischen Text übersetzt.

So ist Amos 6' n TAPXKCH nerovns- Manos aha‘ „an der Spitze derer, welche man vertreiben wird“ (verb. unerosna) durch

1 Sie hätten in Fussnoten gegeben werden sollen.

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ee fog tae Sls ce a

„ab initio fortium (?)“ wiedergegeben, offenbar wegen des boh. cen TAPXH NIIZWpT.

Mich. aor òm oTcoe (verb. cone s. unten)! TETHARLAHEETETHFAAR „und plötz- lich werdet ihr gebeugt (gekrümmt) gehen“. Wessely „et subito non ambulabitis recti“ wie im sahid. und boheir. Text sowie in der Sept. dasteht.

Mich. 5“ nde novnicſe & oV co pre „wie Nebel auf Gras“ Wessely „quasi genus super gramen“ dem boh. Text entsprechend.

6’ Verbessere ne maacic NAWANT Apacı „wird mich der Herr bei sich aufnehmen?“, wo ne (= ene: an) Fragepartikel ist. Wessely „dominus suscipiet eum“ gegen Grammatik und Worterbuch.

615 ynaxwnt heisst „ich werde versuchen“ nicht „incipiam“ wie im boh. Texte steht.

In np on [80T ararac ze ATeecı ist ayees vielleicht eine achmim. Form. für A Neic: aric „gib her“?. Sicher ist nicht avaites zu ergänzen, wie Wessely auf Grund des sahid. und boheir. Textes vorschlägt. Ich möchte also unter allem Vorbehalt übersetzen „der Fürst sagte: Gib her! (und der Richter nimmt).“

Naum. 1'* hat sich Wessely durch den boh. Text verleiten lassen $naraore ATRREECE zu übersetzen „ponam sepulerum tuum“, während „ich werde sie in dein Grab legen“ dasteht.

Auch Hab. 3'° hat der boh. Text W. zu einer ganz unnötigen, noch dazu grammatisch unzulässigen ê Verbesserung verleitet. Derachm. Text ist in Ordnung, weicht allerdings von der Sept. ab. Es ist zu übersetzen „Der, welcher die Wasser eines Weges* zerstreut, kommt“.

So hat Wessely auch das mir unverständ- liche nan Soph. nach der Sept. und der boh. Version durch „super vestibula“ übersetzt, wofür erst der Beweis zu erbringen wäre. Vielleicht ist der Text nicht in Ordnung.

Zach. 1" steht im Achm. „und der Herr wird sich Zions erbarmen und Jerusalem lieben“ nicht ,et eliget Hierusalem“ wie in der Sept. und dem sahid. und boheir. Text.

! Welche interessante Folgerungen sich daraus hier und in zahlreichen anderen Fällen für den Septuaginta- text ergeben, der dem achmimischen Uebersetzer vorlag, soll hier nicht weiter untersucht werden. Das wird später einmal die Aufgabe der Septuagintaforschung sein.

* Nicht etwa „sie werden kommen“, was ATACI heissen müsste.

Es müsste mindestens NO n mit Artikel stehen. sie a QO Ade = ôðos auch Naum. 1°.

8* dunecne THPOT heisst „unter allen Zungen“ = naowy ræv yiwoowy (Sept.) nicht nde omnibus populis“ wie boh. (Hen nix oc THpov) dasteht. |

Konnte sich Wessely für den kopt. Text über- all auf die Abschrift von Krall stützen, so war er für die Uebersetzung wohl auschliesslich auf sich selbst angewiesen, undhier zeigt seine Arbeit erhebliche Mängel, wie sich ausser aus den vor- stehenden Ausführungen auch aus der im folgenden beliebig zusammengestellten Auswahl fehlerhafter Uebertragungen ergibt.

Hos. netade new THpoT „quae ne- cessaria sunt mihi“ (nicht iis), wie Sept. ravre doce poi xa Pnxés,

anqte „zu seiner Zeit“ = dv rig avtoĉ. Wessely „ex parte sua“ hat das Wort Te „Zeit“ nicht erkannt, das auch sahid. ge- legentlich! fiir + steht.

sic 147 ist wohl so zu lesen ao neras (oder

ale (nec)cras) n „und der (sein) Geruch wird sich verbreiten“. Mich. ist statt ce gewiss ge „ferner“

zu lesen und das eine der beiden folgenden a zu streichen.

sie

ib. 9 heisst p g enne sv „achtest du auf Böses“ ap ist 2. Pers. fem. des Praesens II im Fragesatz und of, falls die Lesung richtig ist, an = mit dem Suffix der 2. P. fem. Sing.

5“ Tes rere eres Ado NH Ye do vn do un sove Nawoe APET „80 dass niemand sich versammeln und niemand stehen kann“ ons un ovvaydn umdeis wnde v no ij. Wessely scheint das erste Glied für unübersetzbar zu halten.

58 verbessere tetaate Aaove (sic) ep NTOOTY „dass nicht einer ihm entrinnt“ xai uy Ñ 0 &Sasgovusvos Wessely „ut dividat“, wozu der kopt. Text keine Veranlassung gibt.

74 NQoOTeE ARIICWHT heisst nicht „dies ereationis“ sondern „der Tag des Sehens“ (èv nudog ozoničç) mit der im Achm. so häufigen Bedeutung von cwnt.

711 findet sich ein böser lapsus on n oov ang oo ve aannο⁰ atowxar „in diebus diei ignis (l. nor) sal vatus sum“. Obwohl die beiden Wörter hier, deutlich durch den letzten Vokal unterschieden, nebeneinander stehen, hat

1 Siehe s. B. Lemm: Koptische Miszellen no. 101.

Orientalistische Literaturzeitung 1918 Nr. 1.

Wessely sie nicht auseinandergehalten. Das erste Wort ist der Plural von ġo „Weg“, das

achm. oft belegt ist, und wohl nur infolge eines Versehens alter und moderner Abschreiber den Strich in dem anlautenden Konsonanten ge- legentlich eingebüsst hat. Rr ist das bekannte

Verbum „bauen“. Der Ausdruck „auf den Wegen“ gehört also zu dem vorhergehenden Satz (= v tats óðořç Sept.), und der neue beginnt erst danach „An dem Tage des Bauens“. Der folgende Text ist so schwerlich in Ordnung. o Na kann nicht das Verbum „heil sein“

sein, das achm. os ei heisst.

Abdias 1! weiss Wessely nichts mit aror anzufangen. Es steht für sahid. eovoN OG „eine Botschaft“ mit dem achm. Uebungen von w in OT. aAlcwrare arvor heisst also „ich hörte eine Botschaft“ = «x07v ņxoúņoa, wie auch im boh. Text aıcwreaa COV UII dasteht.

Naum. 3* hat Wessely die Konstruktion missverstanden und dabei seasote anscheinend als „sehr“ (= sah. Aare) gefasst, obwohl dieses Wort im Achm. senusa heisst. Der Satz ist so abzutrennen und zu übersetzen tTropnn ETHECWC AOF ETNTCOMMAT ALALO TETENNAT „die Hure, die schön ist und Anmut besitzt (araro = sah. Nad v), die gross ist (= sah. TETO mnog)“.

ist der Text wohl verderbt. Stelle etwa her -ynatov Tre (n)nnebare gp axor „ich lasse sie deine Frevel auf dich werfen“ xai Errigivw èni Bdcdvypoy.

Hab. toon onyx Noe ist vielleicht ganz in Ordnung, wenn man Torn- als st. estr. zu twne S. B. M. twosn betrachten darf. Der stat. pron. ist vielleicht Ten + Hab. 3!’, wo Wesselys Uebersetzung gramma- tisch unmöglich ist.

Ergänze eqte TYKACA Ig ple ag pri AKW eo

2' ist herzustellen ze dn ode ne ſlevnarlone ngs nernR aranacı „denn plötz- lich werden die aufstehen, welche ihn beissen“.

Die Wendung dn oveg ne „plötzlich“ ist auch an den anderen Stellen Micha (statt dnovege) nach Zach. 612 zu verbessern und ent- spricht sahid. on orucne. In cone (A): wene (S): am (B) steckt altes shnw „sich ereignen“.

Soph. xerare noethe „acervus agnarum ist unmöglich. Das Lamm heisst achm. 91h.

Nach Sept. würde gethe «Aw» bedeuten, wie ja auch der boh. Text gaaow „Salz“ übersetzt.

Zach. 2“ fehlt in der Uebersetzung atano „dass ich sehe“.

3t Die vorgeschlagene Ergänzung ergibt nicht die unten stehende Uebersetzung.

612 hat Wessely den Text falsch abgetrennt und infolgedessen missverstanden. Es ist zu lesen aor d nov eg ne (s. oben unter Hab. 2°) ine npie RWT AH „und plötzlich wird er erscheinen (aufgehen) und das Haus bauen“.

96 fehlt in der Uebersetzung der Schluss des Satzes „und die Verachtung (Uebermut) der Philister werde ich niederwerfen“.

101-2 hat Wessely das ovaeec nicht ver- standen und zu der folgenden Zeile gezogen. Es ist zu verbinden mar nod Oran

NTRATe oa Ac „er wird ... Kraut auf dem Felde zu essen (wörtl. „um es zu essen“) geben“.

13° hat ein Lesefehler Wessely zu einer sonderbaren Uebersetzung verleitet. wernet- XVvreve nei „haec sunt quibus male trac- tatus sum (xvdsvw)*, was grammatisch (net kann nur praesentische Bedeutung haben) und lexikalisch (yvdeve steht doch nicht in dem griech. Text) unzulässig ist. Wie schon der sahid. Text gas nenra bash mai lehrt, ist nei HETATTETE nei „diese sind es, welche man mir getan hat“ zu lesen.

14° hat gwe die Bedeutung „versperren“ = dupoaoosıy.

14"! fehlt „von jetzt an“ am Schluss des

Verses. - Ich fasse mein Urteil noch einmal zusammen: Eine fleissige Arbeit, die aber nur von Kennern der koptischen Sprache benutzt werden kann. Sie werden dem Verfasser dafür Dank wissen, dass er ihnen den umfangreichsten unter den achmimischen Texten so zugänglich gemacht hat, dass er für philologische Zwecke brauchbar ist, wenn auch im Einzelnen mancheszu wünschen übrig bleibt. Sie werden dabei auch des allzu früh verstorbenen Jakob Krall dankbargedenken, auf dessen Vorarbeiten der koptische Text im wesentlichen beruht.

Hortem, M.: Einführung in die türkische Sprache und Schrift. XI, 167S. gr.8°. M.4—; geb. M. 6 —. Halle, M. Niemeyer, 1916. Bespr. von Fr. Schwally, Königsberg i. Pr.

Das vorliegende Buch will eine Einführung in die vorhandenen Grammatiken und Konver- sationsbficher der türkischen Sprache sein, um alles, was dort allzu kurz behandelt sei, klarer und durchsichtiger zu machen. S. 1—20 be-

Orientalistische Literaturzeitung

1918 Nr. 1. %

schäftigen sich mit der Schrift, S. 21—69 mit der Formenlehre, S. 69—96 mit der Syntax und Stilistik; S. 96—167 enthalten Uebungen. Die Darstellung ist ausserordentlich weitläufig und verliert sich oft in nicht streng zur Sache gehörige Einzelheiten oder in spekulative Be- trachtungen von uferloser Weite. Damit im Zu- sammenhange entbehren die philologischen Dar- legungen oft dermethodischen Strenge und Exakt- heit. Die philosophischen Neigungen des Ver- fassers sind es wahrscheinlich auch, denen die unzweckmässige Auswahl der Uebungsbeispiele zur Last gelegt werden muss. Wenn er sagt, dass sich zur Vorbereitung auf schwierigere Texte vor allem die Sprüchwörter empfehlen, so ist genau das Gegenteil richtig. Man lese nur die umständliche Kommentierung, welche er S. 96—124 für notwendig gehalten hat. Dagegen sind die phraseologischen Zusammen- stellungen auf S. 69—96, S. 154 ff. sehr ver- dienstlich und dankenswert. Alles Uebrige scheint mir nach Anlage und Ausführung mehr oder weniger verfehlt zu sein.

Im Einzelnen hätte ich viel einzuwenden und zu berichtigen. Doch kann hier nur eine kleine Auswahl gegeben werden. Was S. 17 für original-türkisches Sprachgut ausgegeben wird, ist zum Teil arabischen, persischen oder griechischen Ursprungs. Die beiden Konditional- formen S. 20 unten werden S. 21 falsch erklärt und übersetzt, denn öjrensen heisst doch „wenn du lernen würdest“. S. 35 bei Erörterung der Aoristvokale ist völlig übersehen, dass alle mehr- silbigen Stämme die vierförmigen Endungen haben. Die Ausführung über die „Verschärfung von weichen Konsonanten“ S. 44 ist oberfläch- lich und schief. Die über die Entstehung des schwebenden Akzentes vorgetragene Theorie S. 43 f. entbehrt jeder Grundlage. In dem Ab- schnitt über das Verbum S. 51—64 ist vieles unklar und verworren; auch der über Partizip und Gerundium S. 129—148 bedeutet keine Förderung der Erkenntnis. S. 90 baš üstüne heisst nicht „auf dem Kopfe“ sondern „auf den Kopf“ (ergänze z. B. nehme ich die Verpflich- tung). S. 93 alyš veriš „Handel“ ist ebenso wenig originales Türkisch wie massā mattān originales Hebräisch, sondern beides aus dem Persischen übersetzt. Auch auf dem Gebiete des Arabischen, dem S. 23—29 ein eigener Abschnitt gewidmet ist warumnichtauch dem Persischen ? —, finden sich einige merkwürdige Behauptungen. S. 16: Eine Formel „assaläm aleka“ gibt es nicht, auch gegenüber einer einzelnen Person

ebraucht der Muslim aleikum, nicht aus Höf- ichkeit, sondern aus anderen Gründen. Der Plural von Serif „edel“ ist nicht Siräf S. 28, sondern asräf. Von Christen und Juden zu

31

Orientalistische Literaturzeitung 1918 Nr. 1.

sagen, dass sie ein heiliges Buch verehren, ist mindestens missverständlich. Von den Druck- fehlern sind mir folgende aufgefallen: S. 421. konsonantisch für konsonantig, S. 31 1. Infini-

tive für Infinitiva, S. 62 J. „AS, S. 67 l. kö-

türüm, S. 73 J. buna, S. 82 l. köj, gidip, S. 89 J. doghrusunu, S. 93 l. öile.

Sprechsaal.

Zu OLZ 1917 Sp. 50. Von Wilh. Förtsch.

Das UMBS IX Nr. 25 von Barton veröffentlichte, aber a. a. O., S. 8 von ihm falsch umschriebene und übersetzte Datum des Naram-sin habe ich OLZ 1917 Sp. 50 erklärt als: mu 4na-ra-am -4sin-o ka ide-erin- na-ka nibruki-Zu si-im-mi-REC 41 (?)-a(!) „Jahr, wo Naram-sin die Mündung des Kanals (genannt) E-erin („Zederngraben“) für Nippur anlegen (oder: nach Nippur verlegen) liess.“

Wie ich nunmehr nachträglich sehe, hat bereits Poebel, ZA 21 (1908), 223 A. 1 dieses damals noch nicht veröffentlichte Datum umschrieben und über- setzt: mu d-na-ra-am-d-sin-e ka ide-erin (?)-na-ka nibru-kl-Zu si-im-mi-sa-a(?) „Jahr, da N.-S. die Mündung des Kanals E-erina nach Nippur führte“.

Ich möchte auf diese, von Barton und mir übersehene Deutung Poebel’s nicht deswegen ausdrücklich hinweisen, weil sie sich mit der meinigen deckt, sondern, um das Uebersehene nachzuholen und zugleich um das vorletzte Zeichen in meiner Umschrift richtig zu stellen. Ich er- wartete natürlich DI (= sá), glaubte dies aber aus der Autographie nicht herauslesen zu dürfen. Das Zeichen ist indes doch, wie Poebel nach dem Original ohne Be- denken umschreibt, DI (= sá).

Zu OLZ 1917 350. Von Paul Humbert. Ob neu oder nicht (die von Meissner zitierten

Werke bleiben mir hier unerreichbar; das Zitat aus dem Lisan ist, meines Wissens, nie angeführt worden, und die

Bedeutung von d wird dadurch eine viel bestimmtere),

meine Erklärung von Amos 7, 14 behauptet nicht, dass es sich in diesem Passus sicher um Kaprifikation handelt, sondern stellt es nur in Frage. Die Sache ist nicht so ‚leicht, wie man glauben könnte. In Amos 7, 14 handelt es sich ja nicht um den gewöhnlichen Feigenbaum (Ficus carica), sondern um den Maulbeerfeigenbaum (Ficus Sycomorus). Kann man durch Zeugnisse der Alten oder der Botaniker beweisen, dass auch der Maulbeerfeigen- baum (opg) der Kaprifikation unterzogen wird?

Personalien. Das an der Universităt Kiel errichtete türk. Lekto- rat ist mit Faik-Bei aus Konstantinopel besetzt worden. Fritz Frech, Prof. der Geologie und Paläontologie an der Univ. Breslau erlag in einem Etappenlazarett schwerer Krankheit. Wir danken ihm wertvolle Arbeiten zur Geographie des Orients.

Zeitschriftenschau. ® „= Besprechung; der Besprecher stebt in (). Archiv für Anthropologie. 1917: XV 5. J. Irle, Die Religion der Herero.

Verlag u. Expedition: J. O. Hinriehs’sebe Buchhandlung, Verantwortlieber Herausgeber:

Archiv fiir Geschichte der Medizin. 1917: 3,4. F. Reinhard, Gynäkologie und Geburtshilfe der alt- ägyptischen Papyri lI. P. Richter, Ueber die altägyp- tische Vorlage zu Galens Schrift über die kraukhaften Geschwülste.

Deutsche Rundschau. 1917: Sept. B. L. Frhr. v. Mackay, Das asiatisehe Weltbild der Gegenwart und Zukunft. -- E. Banse, Ueber die Libysche Wüstenplatte.

Geographischer Anzeiger. 1917: 8. Oehlmann, Die Sinaihalbinsel und Syrien.

Klio. 1917: XV 1/2. Mitteilungen: L. Borchardt, Amerikanische Ausgrabungen in Medinet Habu im Jahre 1913. —G.Scholz, Die militärischen und politischen Folgen der Schlacht am Grauikus.

Zur Besprechung eingelaufen. * bereits weitergegeben.

Julius Ruska: Zur ältesten arabischen Algebra und Rechenkunst (Sitzber. d. Heidelberger A. d. W. Phil.-hist. Kl. Jahrg. 1917. 2. Abh.). Heidelberg 1917, Carl Winters Universitätsb.

; *Otto Hartig: Die Gründung dor Münchener Hofbibliothek

| durch Albrecht V. und Johann Jakob Fugger. (Abhdlgn.

d. k. Bayer. Akad. d. W. Phil.-pbil. u. hist. Kl. XXVIII. B. 3. Abh.). München, 1917. |

Kurt Sethe: Die neuentdeckte Sinai-Schrift und die Kat-

| stehung der semitischen Schrift. (Aus Nachr. v. d.

| K. Ges. d. W. Göttingen, Phil.-bist. Kl. 1917).

Martin Thilo: Die Chronologie des Alten Testaments. Hugo Klein's Verlag (Julius Pertz), Barmen, 1917. M. 6 —.

Johannes Flemming: Akten der Ephesinischen Synode

vom Jahre 449. Syrisch. (Abhdign. d. k. G. d. W.

| Göttingen. Phil.-Hist. Kl. N. F. Bd. XV, Nr. 1).

i Berlin. Weidmannsche B., 1917. M. 18 —.

Joseph S. Bloch: Kol Nidre und seine Entstehungs- geschichte. Wien, 1917, R. Löwith.

Carl Clemen: Religionsgeschichtliche Bibliographie. Jahr-

gang I und II, 1914/1915. B. G. Teubner, Leipzig.

| 1917. M. 3 —.

Hans Bauer: Islamische Ethik II. Von der Ehe. Das

| 12. Buch von Al Gazali's „Neubelebung der Religions- wissenschaften“. Halie a. S., Max Niemeyer, 1917. M. 3—.

Friedrich Hrozný: Die Sprache der Hethiter. II. Lieferung. (Boghazkéi-Studien, bry. v. Otto Weber. 2. H.). Leipzig, J. C Hinrichs'sche Buchh., 1917.

M. Horten: Die religiöse Gedankenwelt des Volkes im heutigen Islam. Lief. 1. Halle a. S., Max Niemeyer, 1917. M. 7—.

Verlag der J. C. Hinrichs sehen Buchhandlung in Leipzig.

Soeben erschienen:

Hommel, Eberhard: Untersuchungen zur he- bräischen Lautlehre, Erster Teil: Der

Akzent des Hebräischen nach den Zeugnissen der Dialekte und der alten Grammatiker. Mit Beiträgen zur Geschichte

der Phonetik. (XXX, 177 S.) gr. 8°. Etwa M. 9.50; geb. M. 11.50 (Beiträge zur Wiss. vom Alten Testament, Heft 23.)

Leipzig, Blomengasse 2. Druck von Max Schmersow, Kirchbaln N.-L. F. E. Peiser, Königsberg i. Pr., Golts-Allee 11.

Orientalistische

Literaturzeitung

Monatsschrift für die Wissenschaft vom vorderen Orient

und seine Beziehungen zum

Kulturkreise des Mittelmeers

Herausgegeben von Professor Dr. F. E. Peiser, Königsberg i. Pr., Goltz-Allee 11

Verlag der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung, Leipzig

Blumengasse 2.

21. Jahrgang Nr. 2

Manuskripte und Korrekturen nach Königsberg. Drucksachen nach Leipzig. Jährlich 12 Nro. Halbjabrspreis 6 Mk.

Februar 1918

false Besprechungen . Sp. 48—59 Thomsen, P.: Denkmäler Palästinas . d. Zeit Jesu (A. Allgeier) 50 Eissfeldt, O.: Erstlinge und Zehnten s a u f = m, = Pricd AT sn TR: ee ae ae! riedmann ifra un 3 i à „pnag | Kittel, R: 2 Umschrift de ersten nachexilischen Jahrhunderts Horovitz, S.: Sipbre (S. Pozna tek hel biblischen Namen 5 59 er 33 | Krause, ie rkei (Schluss) . (F. Schwally) : . 57 | Altertumsberichte . 61 Hüsing, G.: Kaspisches IV 43 | Schmidtke, F.: Asarhaddons Statt- Mittellungen . ...... 61 Peiser, F. E.: Jaudi . 48 O res a 5 Babylonien Personalien . . . ..... Gf Schroeder, O.: Zu den Königslisten Zoitschriftenschau 62—64

41

von Assur

Schulmann, L.: Zur türkischen a Astar frage (M. Löhr). 59

en ee

Zur Besprechung eingelaufen

Die Chronologie des ersten nachexilischen

Jahrhunderts. Von Wilhelm Erbt.

(Schluss.)

IV. Winckler hat darauf hingewiesen, dass das fürstliche Hohepriestertum in Jerusalem nach kurzer Zeit, wie das weltliche Fürsten- tum im Jahre 525, verunglückt ist. Jojakim, den das Judithbuch in der Abwehr eines Heeres- zuges des Grosskönigs vorführt, ist der Hohe- priester gewesen, der sich in die Wirren der weltlichen Mächte hineinziehen liess. Auch sein Unternehmen hat im Danielbuche durch eine zeitgemässe Bearbeitung eine Beleuchtung er- halten: Daniel IV. Es galt die Unabhängig- keit des Hohenpriesters von der weltlichen Macht überhaupt zu erstreiten: ein Kirchenstaat sollte in Jerusalem entstehen, wie der mittelalterliche Staat der Päpste. Jahwegläubige sassen in allen Ländern des Morgenlandes. Im Gegen- satze zum geschlossenen weltlichen Stadtstaate erstrebte man eine Genossenschaft mit einem Be Oberhaupt in unabhängiger Stel- ung, in einem selbständigen Jerusalem, gewiss ein berauschender Gedanke, aber undurchführ- bar, eine Utopie: diesem Hohenpriester, der die Gleichberechtigung mit auswärtigen Mächten forderte, hätten deren Untertanen Abgabenzahlen müssen, ihnen wäre er die höchste Instanz ge- wesen; die Gleichberechtigung, die er forderte,

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hätte tatsächlich die Abhängigkeit der anderen bedeutet.

Jojakims Name ist fast, die Kunde von seinem Unternehmen ganz verschollen. Von dieser Tat wagte man nicht zu erzählen, durfte es nicht wagen, solange die Genossenschaft des Juden- tums in weltlichen Staaten lebte; nur im bisto- rischen Romane erzählte man sich heimlich von Judiths Tat und meinte doch Jojakim, bis man ihn. zuletzt in den Sorgen immer neuer Gegen- wart vergass. Die Ideale aber, für die er sich eingesetzt hatte, verkündet noch so mancher Spruch in unseren Prophetenbüchern. So schil- dert Jes. 2, Mich. 4 den Zion als den Mittel- punkt der „am Ausgange der Tage“ zum Frie- densreich gewordenen Welt.

Daniel IV. fügt dem Traum von den vier WeltreichendiefüntteGestaltein:einenMenschen- sohn, dem Macht, Ehre und Herrschaft gegeben wird. Er stellt das fünfte Reich dar, eine ewige, unvergängliche, nie zerstörte Macht. Hier erhalten wir das Losungswort, unter dem die Idee eines selbständigen Hohenpriestertums verkündigt wurde: der Hohepriester in Jeru- salem der Fleisch gewordene Menschensohn.

Den Spuren des Daniel IV. begegnen wir dann weiter in Kap. 9. Er gibt die Auslegung des Jeremiaspruches, die wir heute noch dort finden, nur dass der hebräische Text nach der Auffassung des Bearbeiters aus der Seleukiden- zeit die beiden entscheidenden Worte falsch

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punktiert hat: „Zwei Siebenheiten Siebenheiten sind über dein Volk verhängt“: 2-7-7 = 98 Jahre. Die ursprüngliche Lesart des Textes DYXY wurde von Daniel IV. einfach verdoppelt. Wir kommen damit, von 586 gerechnet, ins Jahr 488 als den Beginn der neuen Zeit. Ver- ändert ist dann noch ein Satz in den heutigen Wortlaut: „Vom Ausgang des Befehls, rückgängig zu machen und Jerusalem zu bauen, bis zu einem fürstlichen Gesalbten sind sieben Siebenheiten“. Auch diese Angabe führt uns vom Jahre 537 ins Jahr 488.

Die Erweiterung, die Daniel IV. dem Buche gebracht, haben uns die letzten Kapitel erhalten. Die jetzige Datierung stammt von dem letzten Bearbeiter. Daniel IV. kann nur nach Jahren des Darius datiert haben. Das eben festgestellte Jahr 488 ist das 34. des Darius. Zu vermuten ist daher, dass Kap. 10 ursprünglich das 33. Jahr des Darius hatte. Als der Bearbeiter Kyros einsetzte, musste er naturgemäss statt des 33. das 3. Jahr schreiben, da dieser nicht so lange regiert hat.

Daniel bringt drei Wochen in einer Selbstkastei- ung zu, die merkwürdig der Haltung der jüdischen Gemeinde von Elephantine nach der Zerstörung ihres Tempels entspricht. Auch diese fasten, salben sich nicht und trinken keinen Wein. An eine Zerstörung des jerusalemischen Tempels werden wir nicht zu denken haben. Merkwürdig stimmt zur Askese Daniels der Widerstand der Erscheinung gegen den Perserfürsten. Ich ver- mute, dass es sich bei der Zeitangabe (drei Sieben-

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An wendung derselben Vorstellung auf Jesus. Ich erinnere nur kurz an den Hebräer- brief, an die Tempelreinigung, an das Recht, Sünden zu vergeben, rreig soð usw. Die ganze Menschensohn-FragetrittineineneueBeleuchtung.

21 Jahre lang dauert der Widerstand gegen den Perserfürsten. Man wird annehmen müssen, dass Jojakim, seit 21 Jahren, ‚seit 509 Hoher- priester, bei seinem Amtsantritt des Vorrechts beraubt worden ist, das man „Esra“, seinem Vater Jesua, verlichen hatte, zugleich der höchste weltliche Beamte in Juda zu seint. Wieder wie in den Anfangszeiten Jesuas hat man ihm einen Statthalter zur Seite gestellt: der Streit zwischen Jesua und Serubabel, den Sacharja in seinem Nachtgesicht von den beiden Oelsöhnen zuschlich- ten versucht, ist wieder aufgelebt. Ist es nach der Ausschaltung der durch Serubabel vertre- tenen babylonischen Linie der Davididen zu einem Zusammengehen zwischen ihr und der durch Sesbasar vertretenen einheimischen Linie gekommen? Nachdem Serubabels Tod und die damit erfolgte Erledigung des Statthalterpostens Jesua den Weg freigemacht und er als „Esra“ des Chronisten sich bei Darius durchgesetzt hatte, war der Hohepriester zugleich der höchste weltliche Beamte in Jerusalem geworden. Haben sich die beiden feindlichen Linien wider den gemeinsamen Gegner vertragen, so berührt die Nennung der Selomit, der Tochter Serubabels, 1. Chron. 319 merkwürdig. Hat sie den Frieden stiften helfen? Ein Mesullam, der denselben Namen wie ihr Bruder führt, tritt „Esra“ nach

heiten Tage) wieder um eine versteckte Jahres- |der chronistischen Darstellung entgegen, als er

angabe handelt: 21 Jahre.

Wer ist nun der Gegner des Perserfürsten ? Wie dieser der Schutzgott Persiens ist, so muss auch die Erscheinung Daniels ein Schutzengel sein. Sie ist linnengekleidet, goldgegürtet; die LXX (O) schreibt statt Linnen und Gold Byssus; „in seiner Mitte Licht“. Sollte es der Schutz- engel des Hohenpriesters sein, der die Orakel- tasche auf der Brust trägt, kenntlich gemacht durch die gleiche Kleidung wie dieser? Diese Vermutung drängt sich um so mehr auf, wenn er „das Ebenbild (des) Menschensohnes“ ge- nannt wird. Es ist dieselbe Gestalt, die Daniel IV. als fünftes Traumbild den vier Tieren zu- gesellt hat (Dan. 713). Der Hohepriester ist seine Inkarnation. Und wenn in den Liedern vom Knechte Gottes das Schicksal Jojakims besungen sein sollte, wie ich annehme, so würden sie die mythushaltigen Sätze von der der Götter- welt angehörigen Gestalt des Menschensohnes auf seinen irdischen Vertreter anwenden. Die Beziehung, die ich hier zwischen Hohen- priester und Menschensohn aufdecke, ist von weittragender Bedeutung für die

die Entlassung der zum am ha' ares gehörigen Frauen fordert (Esr. 1015).

Jetzt ist Michael, d. h. Gott selbst, an die Stelle des Menschensohnengels gegen den Per- serfürsten getreten, während dieser Daniel die Gegenwart beleuchtet. Wir befinden uns am 24. Tage des Monats, 3 Tage nach den 3 Fasten- und Widerstandswochen. Das führt uns, wieder in Jahre umgerechnet, in das Frühjahr 486. „Gleich werde ich zurückkehren, um mit dem Perserfürsten zu streiten, nicht mehr Wider- stand zu leisten, sich passiv zu verhalten, sondern zu kämpfen! und wenn ich ausziehe, ist der Griechenfürst erschienen“. Diese Andeutungen beleuchten blitzartig die geschichtliche Lage. 490 war die Schlacht bei Maratlıon, das zweite Unternehmen der Perser gegen die Griechen war ergebnislos verlaufen. Im Frühjahr 489 war die Wahrheit trotz der mitgebrachten Ge- fangenen von Eretria überall bekannt; ‚Darius

1 Man beachte wohl den Unterschied: Hoherpriester und höchster weltlicher Beamter (Statthalter, Steuerer- heber) des Grosskönigs unabhängiger, absoluter Hoherpriester!

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rüstete mit noch grösserem Eifer zum Kriege wider Hellas. ... Ein grosses Getümmel war in Asien drei Jahre lang. Da empörten sich im vierten Jahre (487) die Aegypter“ (Herodot VII 1). Auch in Juda rechnete man mit einem Gegenangriff der Griechen. Schon OLZ 09 Sp. 161 habe ich auf die Hoffnung hingewiesen, die die Knecht- Jahwe-Lieder auf die „Inseln“ setzen.

Hat man von einem Einfluss des alten Orients auf Griechenland gesprochen, jetzt wird man die Rückwirkung der griechischen Verhältnisse auf das Morgenland, auf das Alte Testament zu untersuchen haben. Dort war an die Stelle der Könige und Tyrannen die Demokratie getreten: der die Polis repräsentierende eine Herr war durch die Genossenschaft der freien Bürger er- setzt. Diese Bewegung konnte nicht eindrucks- los am Judentum vorübergehen. Auch hier war durch den Eingriff Nebukadnezars das Königtum nach dem Ideale des Deuteronomiums gestürzt worden; ein genossenschaftlicher Zusammen- schluss war an die Stelle der Polis getreten.

Daniel erhält schliesslich von dem Engel den Aufschluss über „das Ende der Tage“ (Jes. 2). Die Geschichte der letzten 50 Jahre zieht an ihm vorüber, gleichsam eine Ausdeu- tung des Traumbildes von den 4 (5) Weltreichen. Die Ausscheidung der auf die persische Zeit gehenden Stellen ist bereits Winckler fast voll- ständig gelungen. Kyros, der Besieger der drei Weltherrscher, Kambyses, Smerdes und Darius werden nacheinander vorgeführt. Mit Darius kommt die Endzeit. Seine griechischen Feld- züge bringen ihn ins Verderben. Deutlich wird der Marathonfeldzug gegen die Unzugänglichen erwähnt, sein schlimmer Ausgang und die neuen Rüstungen, die eben beginnen. Die neue Heer- fahrt soll ihm den Tod bringen. Dass er daheim gestorben, hat Daniel IV. noch nicht erlebt.

Ein kleiner Zusatz am Ende soll die Schwan- kenden wieder festmachen. Befinden wir uns nach der Annahme des Verfassers am 24. Nisan 489, so führen uns 1335 Tage weiter in den Dezember 486. Ist dies der Tag gewesen, der die Hoffnungen neu belebte, den der Prophet, um den Eindruck zu verstärken, vorausgesagt haben sollte? Etwa der Tag, wo in Jerusalem die Nachricht von der tödlichen Erkrankung des Darius anlangte?

Noch zwei andere Glossen geben uns Auf- schluss über das Ende Jojakims. „Der Gesalbte (wird beseitigt), und er hatte keine Schuld“ notiert ein Leser, als Xerxes den Aufstand in Palästina und Aegypten niedergeworfen hatte. Und ein anderer schreibt zum Zukunftsbild des Engels: „Und er dringt in das Land der Zier, und zehntausende werden fallen, diese aber ge- rettet werden: Edom, Moab und die Häuptling-

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schaft der Ammoniter. Und er wird seine Hand gegen dieLänder ausstrecken, undLand Aegypten wird nicht zur Rettung sein. Und Macht hat er über die Gold- und Silberschätze und alle Kostbarkeiten Aegyptens („nachdem die Aufrührer bezwungen und Aegypten in eine noch viel härtere Knechtschaft gebracht, als es unter Darius war“ Herodot VII 7) und die Libyer und Kusiten in seinem Gefolge“. Dieser zweite Glossator zeigt uns, welche Stellung die Davididen, die im Lande der Ammoniter begütert waren (Winckler, Altor. Forschungen II S. 505 ff.), zu dem Unternehmen Jojakims eingenommen haben, die natürlich ge- geben war, wenn sie den persischen Statthalter zur Zeit Jojakims gestellt hatten. Sie standen auf der Seite der Perser, als Xerxes den Auf- stand 484 niederwarf. Der Glossator hätte auch die Geretteten am ha' ares nennen können; er gebraucht aber die Schlagworte seiner, der ho- henpriesterlichen Partei: Edom, Moab und die Häuptlingschaft der Ammoniter.

Diese Schlagworte begegnen uns wieder für die Gegner der Juden im Judithbuche mit seinem Hohenpriester Jojakim. Später tritt dafür das Schlagwort ,Samaritaner* ein (OLZ 09, Sp. 158). Unser Glossator und das Judithbuch mit seinem grotesken Kriegszuge vollenden den Beweis, dass der Aufstand Jojakims 486/84 stattfand. Man hat das Judithbuch, das ursprünglich, wie Winckler nachgewiesen hat (Altor. Forschungen II S. 266 ff.), eine frühere Zeit romanhaft be- handelte, auf das grosse Xerxes-Unternehmen umgearbeitet, das die Niederwerfung Palästinas und Aegyptens und den vergeblichen Zug gegen Griechenland („bis zum Gebiete der zwei Meere“ 112; vgl Daniel IV: „er wird seine Prachtzelte innerhalb der Meere On? vielleicht Dual aufschlagen“) umfasste.

V. Auch in der Seleukidenzeit ist das Daniel- buch wieder zeitgemäss gemacht worden. Neu eingefügt wurde Kap. 2: „Nebukadnezars Traum von den 5 Weltreichen.“ Natürlich ist dazu alter Stoff benutzt; die fünf Elemente Gold, Silber, Erz, Eisen und Ton dienen dazu, die Weltalter zu charakterisieren. Ueber die Beziehungen des Daniel V. zu den Tagen der Seleukiden ist genügend geschrieben worden. Ich begnüge mich bier mit dem Hinweis auf die Veränderung, die er mit den Datierungen vorgenommen hat. Die genaue Kenntnis der Namen der Grosskönige des Ostens war verloren gegangen, ihre Zeit zu fern gerückt; alles drängte dahin, gewisse Typen zu schaffen: Nebukadnezar, der Zerstörer Jeru- salems, den Gott aber demütigt und zur Aner- kennung seiner Macht und seiner Gläubigen zwingt, Belsazar, der übermütige Frevler, in dessen Tage Träume von Not und Qual, aber auch von Errettung fallen, der plötzlich gestürzt

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wird, Darius, unter dem der Tempel gebaut wurde und die Jeremiaweissagung sich erfüllte, die gerechte Sache über Verleumder triumphierte (Dan. 6 Esr. 5), und Kyros, der durch sein Edikt bekannt blieb, während dessen Regierung Daniel das letzte tröstliche Gesicht erlebte. Mit dieser Vereinfachung war der historische Roman schon vorangegangen; jede Neuausgabe dieser Bücher suchte die Erlebnisse der jüngsten Ver- gangenheit zu berücksichtigen, um den vertrauten Lesestoff anziehend zu erhalten.

VI. Den nachgewiesenen fünf Entwickelungs- stufen unseres heutigen Danielbuches ist eine Vorstufe vorangegangen. Peiser hat, wie schon erwähnt, das Buch Habakuk als die Schrift „eines Prinzen des jüdischen Königshauses“ erwiesen, „der als junger Knabe nach Niniveh kam und dort aufwuchs, der dem assyrischen Hofe nach assyrischem Brauch und Recht als Geisel überlassen werden musste. Der Knabe wurde erzogen, wie es in Niniveh Brauch war, lernte daher Schrift, Sprache und Literatur, den höfischen Ansprüchen entsprechend; für die von ASurbanipal gesammelte Bibliothek scheint er sogar ein lebhaftes Interesse besessen zu haben. Seinen offiziellen Namen kennen wir nicht; als sein Schriftstellername wird habaqûq angegeben, was ein gutassyrisches Pseudonym sein könnte, da hambagqfiqu der Name eines assyrischen Gar- tengewächses ist*. Die Nachweise, die Peiser beigebracht hat, sind so überzeugend, dass seine Klage über die Nichtbeachtung, die er gefunden, (OLZ 10, 1), wenig ruhmvoll für die deutsche Wissenschaft ist.

Wenn das Buch Habakuk immer wiederLeser und schliesslich Aufnahme im Kanon gefunden, so muss ihr Verfasser einen begründeten Ruf über seine Anonymität hinaus besessen haben. Ich frage, war sein hebräischer Name etwa Daniel? Dann wäre es begreiflich, wenn jeder- mann orientiert war, wenn ein Daniel am Hofe des Grosskönigs im Osten sich in ernster Zeit zum Worte meldete: jeder wusste, das ist unser königlicher Prophet, in aller Weisheit des Aus- lands erzogen, ein Mann, der entscheidend zu raten versteht; hört, was er uns heute zu sagen hat! Wir kommen mit unserer Vermutung zu einer Vorstufe der Legenden, die ursprünglich in Niniveh spielte.

Zugleich aber bekommen all diese Legenden plötzlich Farbe. Wenn man die Legende von dem braven Prinzen hört, der sich Pflanzenkost ausbittet, um sich nicht in der Fremde zu ver- unreinigen: „hambagüqu ist der Name eines assyrischen Gartengewächses“ und zugleich, werden wir hinzufügen, der assyrische Neckname des Königssohnes, der aus religiösen Bedenken Pflanzenkost ass. Und der Feuertod, der dem

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Prinzen vom Schicksal zugedacht scheint, vor dem er, nicht aber „die Frevler, die den Braven umringen“ (Hab. 14), bewahrt wurden, bekommt eine überraschende geschichtliche Bedeutung: Ninivehs Brand, der nach Berossus den letzten Assyrerkönig verschlang. „Auf meine Warte will ich steigen, treten zur Zinne, was er mir sagen wird“ (Hab. 2 1): so dichtet Habakuk, so handelt in der Legende Daniel, „der in dem Ober- gemach seines Hauses ein in der Richtung nach Jerusalem geöffnetes Fenster hat und dort täg- lich dreimal betet“. „Schreib ein Gesicht, und deutlich, auf die Tafeln, dass eilen kann, wer's liest“ (Hab. 2 2). Solche Gesichte schreibt auch der Held der Legende. Wir werden zu dei Annahme geführt, dass man das Prophetenbucb Habakuk schriftlich oder mündlich mit Legenden begleitete, etwa wie unser heutiges Jonabuch neben einem verlorenen Prophetenspruchbuch Jona einhergegangen sein wird. Sie gehörten zur Unterhaltung des Geschlechts um 590 und der Exulanten: die Erziehung des Prinzen am Hofe des Grosskönigs, seine wunderbare Rettung aus Feuersnot, sein Glaubensmut, seine Verach- tung der Götzen („Weh dem, der zum Holz spricht, erwache, erhebe dich, zum stummen Stein“ Hab. 2 19), seine Voraussicht der Zukunft (Hab. 16 ff.), bis sie endlich vom Jahre 562 ab in immer neuen Auflagen neues Leben und immer neue Bedeutung gewannen.

Zur Gewissheit aber wird meine Vermutung erhoben durch die Geschichte vom Bel und dem Drachen, die èx mgogytsiac ’Außaxovm stammen, die sogar den Propheten Habakuk als handelnde Person, in ihrer jetzigen Gestalt allerdings von Daniel selbst unterschieden, einführen. Der Zu- sammenhang zwischen Daniel und Habakuk ist selbst in der durch das viele Weitererzählen zerpflückten Form dieser Legenden nicht ver- gessen, und diese Legenden waren unter dem Sammelnamen „Prophetie Habakuks“ bekannt. So dürfte die Vermutung nicht zu kühn sein, dass sich unter dem Namen ‘dufaxovp viog ‘Inoov èx ins yvins Asvi ein Aufœrovu vios Imosıov èx tov uro Javed WA YA ITAN ppn versteckt.

Diesen Sohn Josias finden wir wieder in dem rätselhaften Sallum (1. Chron. 315), der von dem Bearbeiter des Jeremiabuches (Jer. 2211) mit dem König Jeh6’ahaz verselbigt wird, den König Necho absetzte und nach Aegypten brachte (2. Kön. 2333). Der Bearbeiter wusste noch, dass dieser Prinz Sallam ausser Landes gebracht, nicht mehr zurückgekehrt, sondern in der Fremde gestorben ist. Salem „der Unversehrte“, integer, wie zu punktieren ist, ist der Versuch, den fremden Namen des Prinzen WN) „Sein Leben schütze“, „geschütztes Leben“ hebräisch wiederzugeben.

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Ist aber Habakuk identisch mit Daniel, so wird man unserem Buche nicht mebr aus dem Umstande, dass Sirach es nicht erwähnt, einen Strick drehen diirfen, Die Prophetie Habakuk und Daniel erscheint bei ihm unter den „zwölf Propheten“, er hatte keine Veranlassung, noch Daniel als den dreizehnten zu nennen. Das grosse Ansehen des judäischen Prinzen beweist schliesslich seine Nennung neben Noah und Hiob in der nachexilischen Erörterung Hes. 14 12 fl., die die Legenden und wohl auch irgendeine Entwickelungsstufe unsers Buches voraussetzt.

c. Das Ergebnis.

662. Die Urgestalt des Danielbuchs als die volkstümliche Deutung der Wiedereinsetzung Jojakims durch Amel-Marduk.

537. Edixt des Kyros, beleuchtet von einer Neubearbeitung des Danielbuchs. 5. September: Anfangstermin der neuen Zeitrechnung Judäas

unter SeSbasar, wie sie im’ Hesekielbuche vor- liegt. Jaazanja aus der Priesterfamilie „Ezra“ Hoherpriester.

627. Beginn mit Aegypten.

625. Mai Zerstörung Jerusalems. Seru- babel persischer Statthalter.

620. Dezember Grundlegung des neuen Tem- pels. Jesua, der Sohn Jaazanjas, Hoherpriester.

519. September Wiederaufnahme des Gottes- dienstes. |

516. Vollendung des Tempelbaus. Serubabel ist inzwischen gestorben. Jesuas Reise an den

der Verhandlungen Sesbagars

Hof, erreicht seine Ernennung zum Statthalter.

Ordnung der Verhältnisse nach seiner Rück- kehr. Eine abermalige Neubearbeitung des Danielbuches beleuchtet die Vorgänge.

509. Jesua 7. Sein Sohn Jojakim Hoher- priester, neben ihm wieder ein persischer Statt- halter ernannt (Nachkomme SeSbasars?).

489. Frühjahr. Das Gerücht vom Misslingen der griechischen Expedition verbreitet sich, neue Rüstungen der Perser rufen eine grosse Erre- gung hervor.

487. Die Aegypter empören sich.

486. Frühjahr Jojakims Aufstand zur Her- stellung eines unabhängigen Hohenpriestertums. Eine Neubearbeitung des Danielbuches beleuchtet das Unternehmen.

484. Xerxes unterdrückt den Aufstand mit Hilfe des am ha areg und der einheimischen

Davididen.

Zu den Königslisten aus Assur. Von Otto Schroeder.

Die wichtigen Bruchstücke von Königslisten, die Weidner in MVAG 1915 Nr. 4 in aus-

Orientalistische Literaturzeitung 1918 Nr. 2.

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führlicher Bearbeitung mitteilen durfte und die er auch MDOG Nr. 58 kurz behandelte, werden in Kopie als Nr. 9ff. meiner in Vorbereitung befindlichen „Keilschrifttexte aus Assur ver- schiedenen Inhalts“ veröffentlicht werden. Da Weidner und ich unsere Abschriften wieder- holt miteinander verglichen und auch die Ori- ginale, soweit sie uns noch zugänglich waren, gemeinsam überprüft haben, wird die Textaus- gabe im allgemeinen den Text bieten, den man nach den Umschriften vermutet. Gleichwohl seien ein paar Bemerkungen gestattet.

Fragment A, jetzt VAT 11554, Nr. 15 meiner Ausgabe, ist auf der Vorderseite jetzt vollstän- diger lesbar:

Sand ſti vel HU 4A sur hi-pi Sandti wel Ri- im- A Sin Santi we.

Z. 2 HU, nicht TI(?); zum Namen vgl. VR 44, 10 c. d. Hu-me-me = Amiél-*Gu-la; s. auch Haupt, NE Nr. 51, 14. Demgemäss ist Hu-* A-sur = Amel-? A-Sur.

Z. 3. Vor Sandti™ ist nicht einfaches BI, das Weidner (a. a. O. S. 6) als 2/, deutet, sondern HI. BI = hi-pi erkennbar. In der Vor- lage war also die Zahl der Regierungsjahre nicht mehr leserlich; zu hs-pi vgl. Delitzsch, HWB S. 286a.

Z. 4. ist Re-im-4Sin sicher.

In dem gegenwärtigunauffindbaren Fragment B, Nr. 14 meiner Ausgabe, ist Z. 3 zweifellos richtig zu Tr /i- S ergänzt. Dagegen glaube ich nicht, dass es sich um den bekannten Irisu, Sohn Ilusumas handelt Nimmt man mit Weidner dies an, dann muss man auch gleich ihm den Ausweg beschreiten, anzunehmen, „dass das Fragment B nur eine Auswahl von Königsnamen, wiewohl unter Wahrung der zeitlichen Aufein- anderfolge, umfasst.“ Welchen praktischen oder wissenschaftlichen Wert hätte aber solch eine Auswahl gehabt? Diskrepanzen in den Zahlenangaben späterer Herrscher gerade mit Hinblick auf Irisu liessen sich bisher nicht zwang- los beseitigen; sollte es nicht am naheliegendsten sein, zwei Irisu anzusetzen? Irisu mar Ilusuma wäre = Iri3u I, der Irisu des Fragments B = Irisu Il. Dann kann man Fragment B ruhig als vollständige Liste ansehen. Unmittelbar nach Irisu bzw. dessen Nachfolger ist laut Frag- ment B ein Einschnitt zu machen; der Trennungs- strich hier wie auch zwei Zeilen weiter lässt sich kaum anders denn als Hinweis auf einen Dynastiewechsel oder eine Aenderung der Re- gierungsform deuten.

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MAN- ASur in Zeile 9 des gleichen Fragments | setzte l.

Orientalistische Literaturzeitung 1918 Nr. 2.

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Ist meine Uebersetzung richtig, dann

ist gemäss Briinnow Nr. 9954 Pusur-Asur zu ist sie eine nachherige Stütze für meine Deutung

lesen, wir haben also mindestens drei Herrscher dieses Namens zu unterscheiden.

Kaspisches IV:

Ga-sindi-katla, Lullu-me und Lullu- bi. Von G. Hüsing.

Wir haben im 2. Beitrage (OLZ 1917 Sp. 178) den Namen DUR U-katli-me als eine kaspische Genetivkonstruktion mit funktionellem Nomina- tiv der Sache besprochen und daran die Bemer- kung geknüpft, dass auch ein * DURU-Kurigalzu- me als eigentlicher, ursprünglicher Name dieser Stadt vorauszusetzen sein werde, einfach darum, weil sie als Gründung eines Königs Kurigalzu, also eines Kaspiers, zu gelten haben wird und der erstbehandelte Name in Verbindung mit Gasindi-katla wohl genügend zeigt, dass diese Namenformen als kaspische zur Welt kamen.

Dabei will ich zu Ga-Sindi-katla noch be- merken, dass das Elamische ein g und k (und q) nicht unterscheidet, was in gleicher Weise auch vom Kaspischen anzunehmen ist. Das Ga wird also akkadische Rechtschreibung, ent- sprechend akkadischer Aussprache sein, und derName wäredann etymologisch, zunächst ohne Rücksicht auf den Sinn, als Kan-Sim(a)-di-katla aufzufassen. Nach meinem vorigen Aufsatze (OLZ Sp. 208) wäre ka ursprünglich wohl kam, vor Dentalen kan, dessen n weiter auch assimiliert wird = Name, 3indi ursprüng- lich Sim(a)-di! „welcher gegeben hat“ (Sp. 209), und katla ist das Prädikat = der König. Dass der Ausdruck unseres Hülfs- verbums „sein“ im Elamischen immer grosse Schwierigkeit macht, sehen wir daraus, dass noch das Hözi der Achamaniden (Bag. III 79) das iranische äham (ich war) nicht übersetzen kann sondern es einfach übernimmt als am, während es kurz zuvor (Bag. III 65) das ira- nische ahati (den Konjunktiv im Sinne von „es möge sein“ mit Wunschbedeutung) nicht über- nimmt, sondern durch die iranische Imperativ- form astu ersetzt, die wir nur aus dem Hözi- texte kennen lernen?; es muss also die iranische Imperativform förmlich dem Hözi- Sprachschatze einverleibt worden sein, wenn man mit dieser Form eine andere des iranischen Textes über-

1 Der gleiche Bestandteil ist wohl das sindi in den Namen der Städte Up-sindi (Hup-sindi), östlich von DURU-Lulu-me und Par-sindi, offenbar südlicher ge- legen, beide genannt in den Annalen Assurnasirpals, Kol. II 69 und 73. Beide Namen halte ich für verkürzt, es fehlt das Prädikat bezw. Subjekt, wie in Sindi-Purijas das Objekt. .

* Uebereinstimmend mit awestischem und indischem astu gegenüber lat. esto, gow.

des kadasman wie des Sindi, und natürlich ist dann an Gasindikatla nichts weiter zu ergänzen, während „DUR U-Kurigalzu“ nach der Ergän- zung durch ein -me schreit, wenn manden Namen, den der kaspische König der Stadt gab, sich in kaspischer Form vergegenwärtigte; er steht völlig parallel dem DURU-katli-me.

Entsprechendes gilt aber doch wohl auch von dem Namen der Stadt DURU-Lulu-me, denn so muss der Name der Stadt doch ange- setzt werden, wenn bei Assurnäsirpal, Annal. II 44 hinter einander aufgeführt werden: „150 aläni Sa Larbusai, DURU-Lulumai, Bunisai, Bärai“. Von einer Stadt „Dür- Lulumai“ (Streck in ZA XV S. 280), die den Namen „die Festung der Lullu* in semitischer Sprachform führte, ist hier gar keine Rede, die Einwohner der Stadt (und ihres Gaues) sind die DURU-Lulu- m- ai, ein „der Luläer“ könnte nur in dem Lulu stecken, das durch das folgende me als im Ge- netiv stehend bezeichnet wird. Das wäre dann wohl möglich, aber durchaus nicht sicher, denn man würde ein DURU-Lullu-p-me erwarten.

Finden wir statt DURU ein alu, also Alu- Lulu-mé, womit in der „synchron. Geschichte“ I 31 die gleiche Stadt gemeint sein dürfte, so ist das me natürlich in gleicher Weise berech- tigt und zu erklären; nicht minder aber auch hinter mätu, also doch wohl auch dann, wenn wir alu oder matu als Determinative auffassen. Wenn wir bei Adad-nirari (3—5) auf ein umman Kašši, Quti, Lulumi u. Subari stossen, so ist vielleicht zu erwägen, ob nicht umman gar ein kaspisches Wort für „Volk“ sein mag. Es ist doch auffallend, wie vorzugsweise es vor den Namen von Völkern steht, deren Bekanntschaft den Assyrern durch kaspische Stämme vermittelt sein musste, und welcher Nationalität die Subari waren, bliebe auch noch festzustellen: der Ge- danke aber, das Wort für „Stadt“ human-ıs (im achamanidischen Hözi) mit umman in Ver- bindung zu bringen, liegt wohl nahe genug?. Auch „Volk“ müsste elamisch (vgl. kissum) ebenso als Sache behandelt werden wie etwa puhu (= Sippe); „das Lulu-Volk* müsste also umman Lulu-me heissen. Man hat geglaubt die Beobachtung machen zu können, dass dieFormen mit m aus assyrischem Munde stammen, während die Formen mit 6, wie Lulubi, Lulube, Lu-ul-

t Entsprechende Zustände dürften sich wohl auch bei anderen kaukasischen Sprachen herausstellen.

? Warum schreibt man denn stets um-ma-an (oder um-man) Manda, und nicht ummänäte? und warum ist das Wort fast ausschliesslich auf die Manda beschränkt? Ist hier nicht ein fremdes Wort an ummänu angeglichen, und zwar zunächst in der Schreibung?

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lu-bu-u, Lu-ul-lu-ba-a(-ti), Laulubum- KI!, Lulu- bim-K]l, Lulube-KI-im, Lulubi-KI, die babylo- nischen seien. Der Tatbestand ist nicht zu be- streiten, ebenso sicher ist das b das elamische Pluralsuffix, aber ein mundartlicher Wechsel zwischen 6 und m ist aus dem Befunde nicht ableitbar, vielmehr ist 5 eben das Suffix des persönlichen Plurals, m aber bekanntlich das Suffix der Sache, und beide begegnen natürlich, wie in den elamischen Texten, nebeneinander, nie aber in gleicher Bedeutung. (Das hat Scheil übersehen, und eine Menge Fehler bei ihm geht darauf zurück).

Ich denke mir, die Assyrer haben zuerst die Stadt DURU-Lulu-me kennen gelernt und daraus ihre Namenform gebildet, während die Akkader von alter Zeit her mit dem Volke der Lulubi zu tun hatten und daher bei dieser Form blieben. Einen Beleg dafür, dass keine assyrisch-mundartliche Form vorliegt, haben wir an Elli-pi, Elli-bi, wofür sich niemals ein * Elli-mi“ findet.

Ist in DURU-katli-me das me kaspisch, d. h. nicht südelamisch, so ist damit die Möglichkeit gegeben, dass es auch in Duru-Lulu-me kaspisch sein kann, aber nicht bewiesen, dass nun auch die ,Lulu-bi* überhaupt oder die Namenform im Besonderen kaspisch sein müssten. Ich ver- mute, dass das Volk woll der nordelamischen Gruppe zuzuzählen sein wird und dass ihr Name eigentlich Lalla-p hiess, während Lulubi eine südelamische Form sein wird, denn im anderen Falle würde der alte Lullu-König wohl nicht An-nu-ba-ni-ni heissen sondern eher * Hu-un-nu- ba-ni-ni. Es wäre aber auch möglich, dass nur die Dynastie nordelamisch gewesen wäre doch denke man auch an das matu Lu lu-i-ni in der chaldischen Inschriftvon Sidikän-Topzauä: der Name der Lulu reicht also ziemlich weit nach Norden.

Die Form Lul(hu würde an sich gar keine Schwierigkeiten machen, wenn wir nichtgenötigt wären mit der Frage abzurechnen, ob nicht daneben eine Form Lal( ha steht.

So überschreitet Assurnasirpal (Ann. II 62) im Lullu-Gebiete den Fluss Lal-lu-u, d. i. offen- bar „der Lall-ische“ in semitischer Sprachform, genau wie der Gott Kassü „der Kass-ische“ ist?. Lautet im letzteren Falle die einheimische Form Kasi-p-ar, so ıst zu bedenken, dass sie eben vom Plurale Kasi-p stammt; der Fluss würde also schliesslich auch Lalla-p-ar lauten können, wahrscheinlicher aber Lalla-r. Sein Nachbar ist der Etir, der sein fi (di!)-Zeichen

Vgl. Guiebum- KT iu Texte des Arad-Nannar (Vordas. Bibl. I 1 S. 150) = „Land der Qute“.

? Ist DURU-Lulu-me ursprünglich die Stadt des Gottes Lulu? (Vgl. Jastrow Rel. Bab. u. Ass. I 163).

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wohl einer graphischen Anlehnung an „e-di-ru“ (eteru) verdankt. Er scheint nämlich vom Eti- ni-Gebirge zu kommen und wird sich daher als Eti-r wohl neben den noch hypothetischen Lala-r stellen. Ein geographischer Begriff Lalar ist uns durch die neuelamischen Texte belegt, wo der König von Elam die Lallar-ippe besiegt; wir wissen nur nicht, ob sie nach einem Flusse oder nach einem Gebirge benannt sind!. Auch der bei Sarrukin dreimal begegnende Name der Stadt Lallu-Ugnu lässt die gleiche Frage offen, denn blau (ugnu) konnte ebensowohl ein Gebirge wie ein Fluss genannt werden, und von einem von beiden hat die Stadt doch wohl den Namen, der möglicher Weise auch die „Stadt Lallu am Ugnu-Flusse“ bedeuten könnte vgl. Halpu- Ugnu (neben Halpi) gleichfalls bei Sarrukin.

In den Annalen Assurnäsirpals (II 34) er- fahren wir, dass die Lullu (mtu Lulu!) den Berg Nisir, den Berg der Rettung in der baby- lonischen Flutsage, „Kinipa“ nannten. Das ist sprachlich sehr uneinleuchtend, denn das wäre eine persönliche Pluralform; das Wort könnte wohl nur ein Possessiv, abgeleitet von solchem Plurale sein, und würde dann, entsprechend Kasi-pa-r, vielmehr als * Kini-pa-r zu erwarten sein.

Diesen Berg suche ich heute wie vor20 Jahren in dem nordwestlichen Teile des Karadagh, der an den kleinen Zab abfällt; denn Bundis ist Bunäsi vgl. dazu ZA XV S. 267. Freilich ist es auch nicht gleich dem Passe von Babite wie Belck meinte, sondern der Pass von Bunasi ist eben dort anzusetzen, wo Billerbeck (San- dschak Suleimania) den von Babite suchte: es ist der Pass, der den „Kinipar“ vom übrigen Karadagh trennt. Der Pass von Babite aber ist derjenige, durch den man von Assyrien aus nach Ueberschreitung des kleinen Zab bei Altun- Köprü gelangte, beim heutigen Biban. Zwischen Babite und dem „Kinipar“ liegt also die Land- schaft Bara mit der Hauptstadt Tul-Bäri. Daher hatte Billerbeck (Sandsch. Sul. S.8) recht, wenn er Kiniparbarain Verbindungmit Kinipabrachte?: es ist wirklich Kinipar-Bära, und jenseit des Kinipar, dessen r also damit beglaubigt ist, lag die Stadt DURU-Lulu-me, offenbar an einem Nebenflusse des Turnad; letzterer entspringt östlich des Niꝭyi- Gebirges (nördlicher Chalchalan- Dagh, und bezog sein Wasser z. T. von Tokma- Dagh, in dem Billerbeck den „Kinipa“ erkennen wollte.

1 Ein urspriinglicher Stammes name könnte nur Lalla-ppe heissen; das r zwingt zur Annahme, dass hier eine Bevölkerung nach einem geographischen Begriffe benannt ist.

2 Damit nehme ich also zurtick, was ich OLZ 1901 Sp. 322 gegen Billerbeck schrieb.

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Damit kennen wir also Lullu am kleinen Zab, über den hinaus nach N. W. sie eben- falls gereicht haben können. Ihr Name ist be- stimmt in dem der Landschaft „Aolounvy“ bei Strabon (C. 736) wieder zu erkennen, den ich bereits OLZ 1907 Sp. 194 als Aosouniy erklärte. Ihre Lage ist leider nicht genau bestimmbar, doch gehört der Name vielleicht mit Ao/ße, einer Stadt in Adiabene, gleichfalls unbekannter Lage, zusammen!, und dann wird auch Ao/8nvos, Aoißaıoı zu lesen sein. Allerdings besteht auch die Möglichkeit, dass AoAß« und „Aolounvn“ gar nichts mit einander zu tun hätten: dass das Land hier nach der Stadt benannt wäre, ist mir sehr unwahrscheinlich, da ich in wy und vn Suffixe glaube annehmen zu sollen wie in Sipir-me-na.

Welcher Art der l-Laut im Namen Lulu ist, wissen wir natürlich nicht; er könnte ursprüng- lich ein r oder, vielleicht noch wahrscheinlicher, ein lateraler Zungenstosslaut gewesen sein aber schon zu Anubaninis Zeiten konnte man ein | schreiben, was also der geeignetste Ausdruck für den.Laut war. Nun hat W. M. Müller (Asien und Europa S. 395) die ägyptische Schrei- bung „Nu-n- ru“ für ein Land, das zwischen Mitani und Assur genannt wird, als „wohl Lullu, ein östliches Grenzland Assyriens“ auffassen wollen. Man möchte aber meinen, dass dann dieses Lullu-Land nicht östlich sondern westlich, genauer nordwestlich von Assyrien zu suchen sei. Dort liegt, nach Angabe Assurnäsirpals, vgl. KBI S. 92, zwischen Nirdun und Dirra genannt, ein Land Luluia. „Ich vermute, dass das nichts anderes als Lulu-Land bedeuten werde, denn aus diesen Gegenden dürften die Lullu wohl etwa kommen“ so schrieb ich vor 10 Jahren in OLZ (1907 Sp. 194), und ebenda Sp. 487 fanden sich dann die Worte „Damit erledigen sich Hüsings Deutungen von Luluta als Lullu-Land.“ Da die in Rede stehenden „Gegenbemerkungen“ von Maxi- milian Streck in der Geschichte der elamischen Forschung unvermeidlich wohl immer eine Rolle spielen werden, wie sie ihr Verfasser nicht er- wartet haben dürfte, so wollen wir in weiteren Beiträgen zwar die von ihm „erledigten“ Dinge _ weiter behandeln, dabei aber nicht mehr auf OLZ 1907 Sp. 486—495 zu sprechen kommen. Darum sei schon hier daran erinnert, dass die „Erledigung“ darin bestand, dassStreck bestritt, dass 1. südelamischem % ein nordelamisches a gegenüber stünde, 2. dass fürs Elamische ein Wort ti (ta, tu) = „Land“ anzusetzen sei. Da ich das Letztere nie behauptet habe und selbst

1 Streck bei Pauly-Wissowa unter Dolba, was er als syrisch dolbā = Pappel erklärt. :

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durchaus bestreiten miisste, so wollen wir an- nehmen, dass wir in seinem Texte statt „Wort“ zunächst das Wort „Suffix“ einsetzen dürfen. Mit diesen Vorbemerkungen hoffen wir also der Pflicht des Abrechnens mit bisherigen Meinungen Genüge geleistet zu haben, denn es ist mir nicht bekannt, dass innerhalb der letzten 10 Jahre ausser Streck sich jemand zu diesen Fragen geäussert hätte.

Jaudi. Von F. E. Peiser.

Hüsing hat in dem vorstehenden Artikel darauf hingewiesen, dass er schon vor zehn Jahren in der OLZ das ta von Luluta als länderbil- dendes Suffix aufgefasst habe. In diesem Zu- sammenhange möchte ich an MVAG V 73 (Jahr- gang 1900) erinnern, wo ich Anm. 1 schrieb, dass „Nichtsemiten das Land um Urusalım als Jau da bezeichneten“. Bald darauf habe ich in meinem Handexemplar als analoge Fälle bei- gefügt: Kas-da. Uras-tu, Ma-da, Amar-da (Mar- duk) und Apir-ti. Von diesen wird Ma-da, wie mir Hüsing schreibt, jedenfalls zu erreichen sein. *Kas-da ist natürlich der bekannte Ver- such, eine ursprüngliche Form für a u'? und b Kaldi zu Grunde zu legen. Was damals wohl alshalsbrecherischeVermutungangesehen werden konute, darf jetzt, dank den Arbeiten Hüsings, besser fundiert erscheinen. Darum sei die Stelle aus der Vergessenheit wieder hervorgezogen.

Besprechungen,

Schmidtke, Friedrich: Asarhaddons Statthalter-

schaft in Babylonien und seine Thronbestei- gung in Assyrien 681 v. Chr. (Altorientalische Texte u. Untersuchungen, hrsg. v. Bruno Meissner 12.) S. 73—138. gr. 8°. Der Band v. 4 Heften M. 15 —. Leiden, E. J. Brill, 1916. Bespr. von Otto Schroeder, Berlin-Lichterfelde.

Das Heft behandelt Vorgänge in Assyrien und Babylonien aus den Jahren 689—681, d. h. von der Eroberung und Zerstörung Babylons durch Sanherib bis zur Thronbesteigung Asar- haddons. Nach einer Zusammenstellung der Quellen (S. 77 f.) wird ein kurzer historischer Ueberblick gegeben (S. 79—86); zu den einer eingehenden Behandlung werten Punkten sind Excurse 7 an der Zahl beigefügt; auf ihnen liegt der Nachdruck.

Excurs I behandelt die Einsetzung Asar- haddons zum Statthalter von Babylonien, die vermutlich bereits 689 erfolgte und zeigt, dass A. damals nicht im Verdacht babylonfreund- licher Gesinnung stand. Etwa 688/687 erhielt A. den Ehrennamen ASur-etil(-slant)-mukin-aplu, dem wir auch auf einer seiner Königsinschriften (Messerschmidt Nr.53) begegnen. (S.87—90).

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Der Anfang des zerbrochenen Prismas B wird

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| schluss des Viehzehnten). 4. Bedeutung des

im Exc. II (S. 91—103) dank der neuen Texte | Ergebnisses unserer Untersuchung für den Ge-

(Prisma S und VA 3458) in weitem Umfange rekonstruiert und in Umschrift und Ueberset- zung geboten; Autographien der in Frage kom- menden Stücke des Prisma S und nach einer Copie Ungnads von VA 3458 finden sich auf S. 133—138. Exc.. III behandelt die In- trigen der Brüder Asarhaddons gegen diesen nach seiner Designierung zum Thronfolger. Vier Brüder sind keilinschriftlich mit Namen bekannt; vor A. galt Ardi-Ninlil als märu-rabü (S. 104—108). -- Die Ermordung Sanheribs, die am 20. Tebet 681 am Eingange des Mar- duktempels in Babylon stattfand, wurde wie Exe. IV (S. 109—113) ausgeführt wird er- möglicht durch die Teilnahme des Königs an der Grundsteinlegung von Esagila. Zu den Mördern gehörte sicher der oben genannte Ardi-Ninlil. Der Befehl zum Wiederaufbau Babylons wurde vermutlich noch von Sanherib gegeben und von A. sofort auszuführen be- gonnen. Ueber den Wiederaufbau handelt der Brief Harper Nr. 418, der in Umschrift und Uebersetzung mitgeteilt wird. (Exc. V, S.

samtaufriss der israelitisch-jüdischen Kultus- geschichte. Den Hauptumfang nimmt der 2. Abschnitt ein, der das Thema verfolgt von der Gesetzgebung des Jehovistischen Buches an durch das AT., über LXX, Apokryphen, Pseud- epigraphen, NT., Philo, 15 9 bis zur Mischna einschliesslich. Auf Einzelheiten kann hier nicht eingegangen werden. Schon bald zu Beginn der Lektüre, vgl. z. B. S. 29 A, merkt man, worauf die Untersuchung hinaus- laufen wird und dieses Resultat dürfte auch noch aus anderen Erwägungen zutreffend sein —: So unbedeutend, so sehr hinter den nach- exilischen Verhältnissen zurückstehend, wie das häufig dargestellt wird, war die Macht und der Einfluss der Priesterschaft vorm (so!) Exil keineswegs. Vielmehr werden wir auch in vorexilischer Zeit das Vorhandensein einer zahl- reichen und einflussreichen Priesterschaft an- zunehmen haben. Selbstverständlich bildet ein ausführliches Stellenregister den Beschluss des Buches,

113—115). Exc. VI (S. 115—123) bietet Thomsen, Peter: Denkmäler Palästinas aus der

eine Bearbeitung der an A. anlässlich der Thron- streitigkeiten ergangenen Orakel, die IVR61 veröffentlicht wurden.

Den Beschluss bildet eine Würdigung der Königinmutter Naki’a- Zakütu, die offenbar grossen Einfluss besessen hat vgl. die Briefe Harper Nr. 303, 368 u. a. m. und die Ernennung Asarhaddons zum Thronfolger veranlasst haben dürfte. Sie überlebte A. und erliess noch bei der Thronbesteigung ASurbänipals eine Prokla- mation; s. Harper Nr. 1239. (Exc. VII, S. 124—130).

Eissfeldt, Otte: Erstlinge und Zehnten im alten Testament. Ein Beitrag zur Geschichte des israeli- tisch-jüdischen Kultus. (Beiträge zur Wissenschaft v. AT., Heft 22.) VIII, 172 S. 8°. M. 6.50; geb. M. 7.50. Leipzig, J. C. Hinrichs, 1917. Bespr. v. Max Löhr, Königsberg i. Pr.

Eissfeld hat es in dieser dankenswerten, minutiösen Abhandlung unternommen, die For- derung Wellhausens (Prolegomena 1886) zu erfüllen und eine genaue Untersuchung zu geben über das Verhältnis von Wp, NWS”, OWDI, 7 monn zu einander, mit sorgsamer Unter- scheidung der verschiedenen Quellen und Zeiten bis zur Mischna herunter (soll hinunter heissen). Nach einer Uebersicht über die früheren Be- arbeitungen des Gegenstandes folgen vier Ab- schnitte: 1. Formelle Untersuchung der oben- genannten vier Begriffe. 2. Sachliche Unter- suchung. 3. Geschichtliche Entwickelung der vegetabilischen kultischen Abgaben (mit Ein-

Zeit Jesu. (Das Land der Bibel, Bd. II. Heft 1.) 898. 8°. M.—60 Leipzig, J. C. Hinrichs 1916. Bespr. v. Arthur Allgeier, Freiburg i. B Der Verfasser betont einleitend, wie un- sicher die meisten Angaben sind, welche die loca sacra des Heiligen Landes mit Bestimmt- heit identifizieren wollen. Solchen Unmöglich- keiten gegenüber beschränkt sich Thomsen darauf, die archäologischen Reste der herodia- nischen Zeit übersichtlich vorzuführen. Er be- handelt die Wasserleitungen, Strassen, Häfen (I); Städte, Burgen, Tempel, ‘Theater (II); Jerusa- lem (III), den Tempel (IV); Grabanlagen, Bild- hauerkunst, Münzen, Inschriften (V). Leider fehlt der sachkundigen Darstellung das Bild, das für populäre Zwecke doppelt wertvoll ist. Der Philologe vermisst namentlich Proben von Inschriften, die auch dem einfachen Leser einen raschen und leichten, dabei selbständigen und sicheren Blick in Kulturverhältnisse ermög- lichen. Dazu hätte sich etwa die Bilinguis auf dem Grabe der Königin Helena von Adiabene geeignet. Auch so bietet jedoch Thomsens Skizze eine willkommene Ergänzung zu Franz Delitzschs köstlichem Büchlein: Ein Tag in Capernaum, Leipzig 1871, das längst eine

Neugestaltung verdiente.

Sifra, der älteste Midrasoh zu Levitikus. Nach Handschriften neu hrsg. u. m. Anmerkgn. versehen v. weil. Lektor M. Friedmann. Ein v. dem mitten in seiner Arbeit abberufenen Verf. hinterlassenes Frag- ment. Text u. Anmerkgn. bis 3, 9. Mite. Vorwerte v. Prof. Dr. Porges. (Schriften, hrsg. v. der Gesell-

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schaft zur Förderg. der Wiss. des Judentums.) XV, 144 8. m. 1 Bildnis u. 2 Tafeln. gr. 8°. M. 3—. Breslau, M. und H. Marcus 1915 u.

Corpus Tannaiticum. Sectio III: Continens Veterum Doctorum ad Pentateuchum Interpretationes Halachicas. Pars III: Siphre d’be Rab. Fasc. 1: Siphre ad Numeros adjecto Siphre zutta. Cum variis lectionibus et adnota- tionibus ed. H.S. Horovitz. (Schriften, hrag. v. der Gesellschaft zur Förderg. der Wiss. des Judentums.) XXII, 340 S. gr. 8. M. 12 —. Leipzig, G. Fock, 1917. Bespr. von Samuel Poznanski, \Varschau.

Der wichtigste Zweig des talmudisch-midra- schischen Schrifttums ist die tannaitische Lite- ratur, d. h. diejenigen schriftlichen Denkmäler, welche die Ansichten und Meinungen der Ge- setzeslehrer der jüdischen Tradition bis zum Anfang des dritten Jahrbunderts in sich ent- halten. Diese Meinungen haben sich in zwei- facher Form erhalten: in Form von Lehrsätzen (Mischna, Tosefta und die in den beiden Tal- muden zerstreuten Borajtot) und in Form von Auslegungen zu den letzten vier Büchern des Pentateuch, die in den sogen. halachischen, rich- tiger tannaitischen Midraschim (Mechilta, Sifr&, Sifré), gesammelt vorliegen. Diese Midraschim wiederum existierten einst in zwei stark von- einander, sowohl hinsichtlich der Methode und der Terminologie als auch des Stoffes, abwei- chenden Rezensionen, wovon die eine aus der Schule Ismaels, die andere aus der Akibas her- vorgegangen ist. Von den gangbaren, vorhan- denen tannaitischen Midraschim gehört die Mechilta (zu Exodus) zur Schule Ismaels (wes- wegen ihr voller Name Mechilta de-Rabbi Ismael), der Sifrä (zu Lev.) zu der Akibas, vom Sifré endlich gehört die erste Abteilung (zu Num.) zur Schulelsmaels, die andere dagegen (zu Deut.) zu der Akibas. Die anderen Midraschim waren lange Zeit nur aus spärlichen Zitaten bekannt, in neuester Zeit aber fanden sich viele Frag- mente in den Schätzen der Geniza, sowie be- trächtliche Restein dem aus Jemen stammenden Sammelwerke Midrasch ha-Gadol (s. OLZ 1917, Sp. 110) und wurden danach rekonstruiert und ediert i. Eine Ausnahme bildet nur der Sıfrä aus der Schule Ismaels, von dem bisher nichts aufgefunden worden ist (doch vgl. Bacher, REJ

1 Grosse Verdienste um die Feststellung und Zu- weisung der einzelnen tannaitischen Midraschim zu einer der beiden Schulen, sowie um die Rekonstruierung der verloren gegangenen Midraschim hat sich besonders Hoff- mann erworben, zuerst durch seine Schrift Zur Einleitung in die balachischen Midraschim (Berlin !887) und dann durch seine Editionen der Mechilta de-Rabbi Simon b. Jochai zu Exodus (Fr. a. M. 1905) und des Midrasch Tannaim zu Deuteronomium (Berlin 1908—09). Eine ziemlich. vollständige Bibliographie der hierher gehörigen Literatur findet man in Stracks Artt. „Midrasch“ und „Talmud“ in der Herzog-Hauck‘schen Realenzyklopädie (s. Nachträge dazu im Ergiinzungsband, s. v.). Ueber das Verhältnis von Midrasch und Mischna s. zuletst die Abhandlung von Lauterbach, JQR, N. S. 6, 503 £.

Orientalistische Literaturzeitung 1918 Nr. 2.

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29, 79 ff. u. Marmorstein in d. Hoffmann-Fest- schrift).

Trotzdem nun die tannaitische Literatur (besonders die Mischna) in zahlreichen Auflagen erschienen ist, so fehlt es doch bis jetzt an einer streng wissenschaftlichen, allen Ansprüchen der modernen philologischen Kritik genügenden Aus- gabe. Die Berliner Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft des Judentums, die sich um diese Wissenschaft schon so grosse Verdienste erworben hat, beschloss nun die Herausgabe eines Corpus Tannaiticum, die eine solche wissen- schaftliche Edition der gesamten tannaitischen Literatur umfassen soll und betraute mit ihrer Bearbeitung namhafte Fachgelehrte. Zwei Werke aus dieser Literatur, nämlich der Anfang des Sifrä, hgg. als posthume Schrift des bekannten Herausgebers der Mechilta und des Sifré, M. Fried- mann, und der Sifré nebst Sifré zutta zu Numeri ed. S. Horovitz, liegen uns nunmehr vor.

Auf dem Titelblatte desSifrä und ebensowenig in der einleitenden biographischen Skizze von Porges (zu der noch eine vollständige Biblio- graphie der Schriften Friedmanns hinzugefügt ist) findet sich keine Erwähnung, dass diese Edition etwa einen Bestandteil des Corpus Tanna- iticum ausmachen sollte, und wenn sie es vielleicht ursprünglich bilden sollte, so haben die Ini- tiatoren jedenfalls den Plan des Corpus wesent- lich geändert, da dieser Sifr& sich in Form, Anlage und äusserlicher typographischer Aus- stattung von dem Sifré bedeutend unterscheidet. In Sifrä sind die Textvarianten und die erklä-

|renden Anmerkungen ineinander gemengt, was

die Uebersicht ungemein erschwert, wogegen sie im Sifré in richtiger Erkenntnis in zwei besondere Rubriken geschieden sind. Auch die Anmerkungen sind in Sifra viel zu ausführlich, enthalten oft Digressionen, die meistens entbehrlich sind (vgl. z. B. p. 52, s. v. N OY; p. 64, s. v. ND pn; p- 76, s. v. Y J am Ende; p. 119, s. v. Tub, wo die Ausführungen über Sadduzäer und Phari- säer mir unzutreffend zu sein scheinen, usw.), oder berübren Fragen, die eigentlich in eine Einleitung zum Sifrä gehören (vgl. z. B. p. 43, s. v. Man; p. 46, s. v. POS, wo von einem xon 2" die Rede ist, usw.): Dagegen sind nun die Anmerkungen im Sifr& ziemlich gedrängt

ı Hätte Friedmann die Beendigung seiner Edition erlebt, so hätte er sie ohne Zweifel mit einer ausfiibr- lichen Einleitung versehen, wie er dies bei Mechilta und Sifr& getan hat. In dem vorliegenden Fragmente findet sich nur eine Einleitung zu der an der Spitze des Sifra vorhandenen 13 Regeln des R. Ismael, die aber ungenügend ist. So ist z. B. eine der wichtigsten Fragen, nämlich die über die Abfassungszeit der den Regeln beigefügten Beispiele aus der Bibel gar nicht erörtert und nur nebenbei berührt (p. 27; vgl. zu dieser Frage meine Bemerkungen REJ 42, 135)

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und erstrecken sich nur auf das notwendigste, dafür aber manchmal zu knapp. Es sollten bei aller Kürze doch manche, auf den ersten Blick nicht ganz verständliche Redewendungen und Ausdrticke nicht ohne Erklärung bleiben (z. B. oa ens 24, 5; MP Iy nn 27,3; oxenoaw> om Sy Duenna 94, 12 etwa „ausgesaugt und auf ihren Betten hingestreckt“ usw). Ebenso sollten verschiedene seltene Fremdwörter hier erklärt werden, damit der Leser es nicht nötig habe Wörterbücher nachzuschlagen, wie z. B. NIOPEN 90, 8 (oxovrédda, scutella, Schüssel), pp 170,21 pn, uaxeAlov, macellum, Laden?) usw. In den weiteren Bänden des Corpus wird also die Mitte zwischen der Allzuausführlichkeit Friedmanns und der oft zu bemerkenden Allzu- knappheit Horovitz’s einzuhalten sein l.

Bei der Herstellungdes Texteskonnten sowohl Friedmann als auch Horovitz mehrere Hand- schriften benutzen. Bei der Ausgabe des Sifrä wurden zunächst zwei Handschriften der Vaticana zu Rate gezogen: ms. 31, aus dem Jahre 1073, u. ms. 66 mit superlinearer Punktation, und von beiden Handschriften ist je eine faksimilierte Seite beigegeben. Die zweite Handschrift er- weckt wegen ihrer Punktation, die dabei in ihrer äusseren Gestaltung mehr mit dem späteren, einfacheren System verwandt ist (vgl. G. Mar- goliouth, PSBA XV, 1903, 164 ff.), unser be- sonderes Interesse und wir legen der Gesellschaft sehr ans Herz, die ganze Handschrift faksimi- lieren zu lassen und recht bald herauszugeben. Diese Handschrift stammt aus dem Orient, da sich am Rande eine arab. Glosse findet

9 9 y'). Horovitz hatte ebenfalls drei

Handschriften zur Verfügung, die aber alle nur einen geringen Wert besitzen. Ausserdem aber benutzten beide zur Feststellung des Textes Parallelen und Zitate in der talmudisch-midra- schischen Literatur, sowie in späteren midra- schischen Sammelwerken, wie in Tobia b. Eliezers Lekah Tob, im Jalküt Schimeoni?, in dem ob. er-

1 Auf einzelne Anmerkungen Hororvitz’s kann hier nicht eingegangen werden, doch hätte z. B. bei C DD 92, 15 auf die Abhandlung Büchlers REJ 42, 211 ff. ver- wiesen werden sollen (in einer späten Midrasch-Kompi- lation, ms. Br. Mus. 1101“ kommt ein DO pD, ' vor, s. JQR, N. S. 7, 130), bei 120, 5 auf Saadjas 595 ED (ed. Harkavy, Stud. u. Mitt. 5, 171) usw. Es wäre auch zu erwägen, ob in den Anmerkungen nicht auf die Stellung der Halacha und ihre Entwickelung in der tannaitischen Literatur Rücksicht zu nehmen wäre.

? Friedmann scheint eine späte Ausgabe des Jalküt vor sich gehabt zu haben; so z. B. notiert er p. 42, s. v.

mb, eine La. WD (= cron |nd) anst. ord des Textes, während doch ed. Salonichi des Jalküt ebenfalls ypb hat, pen) dagegen ist eine durch

die Zensur verursachte Korrektur. Dafür hat er sehr

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wahnten Jemenitischen Midrasch ha-Gadol, dann noch alte handschriftliche und gedruckte Kom- mentare zum Sifrä resp. Sifré usw. Die Methode, die Friedmann bei der Herstellung seines Textes befolgt hat, ist uns, infolge des Mangels einer Einleitung, unbekannt, Horovitz dagegen nahm zur Grundlage die ed. pr.desSifrö(Venedig 1545) und bezeichnet Stellen, die bier augen- scheinlich fehlen (oft durch Homoioteleuta, s. z. B. 117, 22. 141, 2 usw.), durch Klammern ( X}. Beide aber verfuhren inkonsequent, denn sie haben manchmal die La., die sie selbst für falsch anerkennen, im Text, die richtige dagegen in den Varianten (s. z. B. Sifrä 36, 6 u. p. 56 inbezug auf das Wort 7521; Sifré 170, 14; 171,22, dann besonders 16, 11, wo das augen- scheinlich fehlende nach mp’ nach Babli Sota 15b ergänzt werden konnte). Ein Stück des Sifré (47,5—48,16) ist mit kleinen Typen ge- druckt, weil es ein späterer Zusatz ist, aber mit ebensolchen Typen sollte 69, 10—12 gedruckt werden, das ebenfalls späterer Zusatz ist, wie der Name des Amoräers Samuel b. Nahmäni beweist (vgl. Bacher, Ag. d. pal. Amoräer I, 484), dann vielleicht auch noch 180, 7 182, 24, das zwar gutes tannaitisches Gut enthält, aber eher zu einem Midrasch zu Deut. gehört und ihm entnommen zu sein scheint.

Die Einteilung des Sifrä ist in der vorlie- genden Ausgabe eine andere als in allen bis- herigen. In alter Zeit war er in neun grosse Abteilungen (DPD oder O02) oder in 80 kleine Abschnitte (FW] ) eingeteilt!. Jetzt ist er in 14 Abteilungen (O27 oder ep) eingeteilt, wovon jede in kleinere Abschnitte (]) und Kapitel (O’p”5) zerfällt, aber in ganz eigenar- tiger Weise. Die Abschnitte und Kapitel laufen unabhängig voneinander parallel einher, wobei

richtig in Erwägung gezogen, dass man bestrebt war die tannaitischen Midraschim, die eine ältere Stufe der Halacha darstellen, nach dem Talmud zu korrigieren (worauf besonders Geiger hingewiesen hat), und macht auf solche tendenziöse Aenderungen in s. Aumerkungen aufmerksam (s. z. B. p. 46, s. v. N; p. 51, s. v. 12);

p. 67, 8. v. OD); p. 104, s. v. RN; p. 116, s. v. Ne usw.). Ein Teil dieser Varianten stammt allerdings auch davon, dass der Talmud im Sifr andere Laa. vor sich hatte, s. Hoffmann, |. c., 33

ı S. über diese ältere Einteilung Hoffmann, l. c., 21 (vgl. auch Marmorstein, Midrash Haserot we- Yeserot Lond. 1917, p.3,n.7).In Num. r. 18, 17 heisst es: E72 nn" Op, in Hal. Gedolot “507 ‘$= Ende dagegen: Dam 24) owns Aan. Sollte hier ein Einfluss des Arabischen vorliegen und pan = N sein? (In der mittel- alterlichen Uebersetzungsliteratur steht dafür g Wogen; doch kommt, besonders bei Karäern, auch vor, so z. B. in Jesu‘as may THD, ed. Markon, p. 135. 144). In der tannaitischen Literatur bedeutet „137 als Ter- minus: Gottesrede, Offenbarungswort, s. Bacher, Die älteste Terminologie, p. 18. |

5b

die Kapitel nicht mit dem Anfange einer jeden Abteilung, sondern (von zwei Ausnahmen ab- gesehen) in der Mitte des ersten Abschnittes beginnen. Jeder Abschnitt und jedes Kapitel zerfällt wiederum in einzelne Paragraphen. Friedmann bat nun die Einteilung in Kapitel und Paragraphen ganz ausgelassen und die Ab- schnitte mit Ueberschriften versehen. Ich weiss nicht, ob er hier den Anweisungen irgendeiner Handschrift gefolgt ist!, denn in den beigefügten Tafeln finden wir z. B. in der aus ms. Vat. 31 (zu 24, 21—25, 6; die einzelnen Abteilungen werden hier XM genannt) die Einteilung nur in Kapitel (op und Paragraphen, so dass Kap. 1 der Agg. hier schon Kap. 2 entspricht, in der aus ms. Vat. 66 wiederum (zu 19, 11— 15) wird am Ende eines jeden Kapitels die Anzahl

der Paragraphen (mòn) angegeben?. Jedenfalls ist dadurch, dass Kapitel und Paragraphen in unserer Ausgabe nicht angegeben sind, das Auf- finden von Zitaten aus dem Sifrä sehr erschwert. Der Sifré ist nur in Paragraphen (N pe) ein- geteilt (ihre Zahl beträgt zu Num. 161) und diese Einteilung ist auch in ed. Horovitz beibehalten. Daneben war der Sifr& noch in Borajtot ein- geteilt (s. 49,8. 150,14 u. am Schluss; dann vgl. noch Einleitung, p. XIV), aber die betreffenden Angaben sind ganz rätselhaft und entziehen sich jeder Erklärung. Sehr zu bedauern ist, dass wie in allen bisherigen Ausgaben, auch in den unsrigen, Kapitel und Verse der Stichwörter nicht angegeben sind und dies wird bei den weiteren Bänden des Corpus zu vermeiden sein. Dafür sind Kapitel und Verse der im Textzitierten Bibelstellen angegeben, wiewohl sie hie und da im Sifrs fehlen (s. z. B. 1, 3. 2, 4. 21, 1. 72, 10 usw.).

Zu seiner Edition des gangbaren Sifré zu

t Abschn. 14 beginnt bei Friedmann (p. 26), den Handschriften gemäss, mit 3, 1, was richtiger ist als in den bisherigen Ausgaben, wo dieser Abschnitt mit 3, 3, also in der Mitte eines Themas, beginnt.

» Die Einteilung auf der uns vorliegenden faksimi- lierten Seite ist allerdings nicht ganz klar. Vor 19, 11, wo in den Agg. Kedoschim Abschn. 2 beginnt, heisst

es: 5 u ` (sic!) 3945 WD, was sich aber nur auf das vorhergehende beziehen kann, denn das darauffolgende

Kapitel hat nicht 9, sondern 16 Paragraphen. Damit stimmt nun, dass es am Anfang von 19, 15, wo in den

oe 9 . Agg. Kap. 4 beginnt, heisst: y 55 4 (sic!) pna. Es ist also 3945 in der ersten Unterschrift zu streichen und der Sifr& wäre auch hier in Kapitel und Abschnitte eingeteilt. Allerdings hat 19, 1—14 zu wenig Text für 4 Abschnitte und 4 Kapitel.

Der weiter unten zu erwähnende Sifr& zutta war in Abschnitte (my yp) eingeteilt, s 331, 1 u. 332, 24, wo am Rande von 36, 11 5) hu und am Rande von 35, 16 DP Twp. Wenn aber die Abschnitte so klein waren, wie konnte fast am Schluss von Numeri erst Abschn. 12 u. 13 gezählt werden? Es sei denn, dass mebrere Absehnitte eine Abteilung bildeten.

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Num., die, wie bereits erwähnt, aus der Schule Ismaels hervorgegangen ist, hat Horovitz die des „kleinen Sifr&* (xon DD; auch Yu HD „ww or, NU wow und dgl. benannt, s. Hoff- mann, l. c., 59 u. Jew. Enc., s. v.), der alle Merkmale eines tannaitischen Midrasch aus der Schule ‘Akibas aufweist, hinzugefügt. Dieser Midrasch lag noch in einer Handschrift ‘Azarja de Rossi (XVI. Jahrh.) vor, ist aber seitdem verschollen und war lange Zeit nur aus Zitaten, die besonders im Jalküt sehr reichlich vorhanden sind, bekannt (s. Brüll in d. Graetz-Jubelschrift, p. 180). Erst in neuester Zeit wurde ein kleines Fragment des Originals (zu 31,23—24 u. 35, 11—22) in der Geniza aufgefunden und von Schechter ediert (JQR VI, 657 ff.), und dann wurden beträchtliche Stücke wiederum im Midrasch ha-Gadol entdeckt. Auf Grund dieses Fragmentes und sämtlicher Anführungen wurde der Versuch einer Rekonstruktion alles Vor- handenen zuerst von B. Königsberger gemacht, der aber nicht über zwei Lieferungen hinaus- kam, dann eben von Horovitz (Der Sifre Sutta nach dem Jalkut: und anderen Quellen, Breslau

|1910; S.-A. aus MGWJ, Jahrg. 50—54), der

nun hier seine erste Edition nochmals wieder- holt und sie äusserlich der Edition des Sifré ganz angepasst hat, also ist auch hier die Bearbeitung in hebräischer Sprache und sind auch hier Var- ianten und Erklärungen getrennt usw.!. Wir würden es vorziehen, wenn Sifré und Sifré zutta in parallelen Kolumnen gegenübergestellt wären, wodurch das Studium der Unterschiede in Me- thode und Ausdrucksweise der beiden Schulen bedeutend erleichtert wäre (man stelle z. B. beide zu 6, 3 [p. 26. 240] gegeneinander) und empfehlen ein solches Verfahren bei der bald zu erwartenden Edition der beiden Mechiltas und des Sifr& zu Deuteronomium.

Bei einer Rekonstruktion eines alten Werkes, wie das unserige, ist selbstverständlich nie die Gewissheit vorhanden, dass die aufgenommenen Stücke wirklich in ihm enthalten waren, umso- mehr als eine der Hauptquellen, nämlich der Midrasch ha-Gadol nie seine Quellen nennt (im Gegensatz zu Jalküt. Es scheint mir also z. B. als sicher, dass der ganze Passus zu 14, 34 (p. 279) nicht aus dem Sifré zutta herrührt, da dieser Midrasch nur diejenigen Stellen der Numeri kommentiert, die auch Sifrê erklärt hat, hier aber ist gar keine Auslegung zu dem Abschnitt

! Stellen, die auch in Sifr& fast wörtlich vorkommen, sind hier mit kleinen Lettern gedruckt (248, 2—20; 266, 1—20; 267, 4—17 usw.). Es sind das ausschliesslich agadische Auslegungen, die die Redaktoren der beiden Schulen aus einer gemeinsamen Quelle geschöpft zu haben un Dasselbe ist aueh bei den beiden Mechiltas der Fall.

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über die Kundschafter enthalten. Andererseits waren im S. z. viele Auslegungen enthalten, die sich in Zitaten nicht erhalten haben, wie z. B. zu 25, 1 ff. 10ff.; 28, 9; 31, U ff. usw. (vgl. auch Einleitung, p. XX). Die erklärenden Bemerkungen Horovitz’s sind hier etwas aus- führlicher als bei denen zum Sifr&, aber auch hier hätten viele Stellen, und besonders einzelne unverständliche Ausdrücke, eineErklärung finden

sollen, wiez. B. das rätselhafte ,] Wm h (271 J. Z.), das nur in der Mechilta de-Rabbi Simon b. Jochai (ed. Hoffmann 75, 20) vorkommt und das dem Zusammenhange nach „sich quälen“ zu bedeuten scheint; yz’ 317, 3, das vielleicht „unnötige Worte häufen“ bedeutet und dgl.

Hatten wir auch so manches an den Editionen auszusetzen i, so muss man doch die Leistungen der Herausgeber, und ganz besonders die Horovitz's, als eine vorzügliche anerkennen. Seine Edition muss ganz speziell als ein grosser Schritt vor- wärts zum Verständnis der tannaitischen Lite- ratur, deren Wichtigkeit immer mehr anerkannt wird, betrachtet werden. Diese Edition wird nun auf dem Titelblatt als ein Bestandteil der dritten Abteilung des Corpus Tannaiticum, welche die tannaitischen Midraschim umfassen soll, bezeichnet. Die ersten zwei Abteilungen werden also wohl die Mischna und die Tosefta umfassen, wirzweifeln aber nicht, dass das Corpus wohl alles enthalten wird, was von den Tannaiten auf uns gekommen ist, also auch die in den beiden Tal- muden zerstreuten Borajtot, die Borajta über die Stiftshütte, die Weltchronik Seder “Olam, dann aber auch alle ihre agadischen Aussprüche, die ja an der Hand von Bachers klassischen Agada der Tannaiten so leicht zusammenzu- stellen ist?. Ausserdem aber wird das Corpus noch zwei Supplementbände enthalten müssen, und zwar eine ausführliche Einleitung in die tannaitische Literatur, zu der bisher nur Vor- arbeiten vorhanden sind, dann ein Wörterbuch zu dieser Literatur, das auch die verschiedensten Register (Eigennamen, Bibelstellen, Ortsnamen, halachische Termini, Realien usw. usw.)wird ent- halten müssen. Die Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaft des qudentums wird sich dadurch ein neues Ruhmesblatt auf dem Gebiete ihrer bisher so fruchtbaren Tätigkeit erwerben.

Krause, Paul R.: Die Türkei. (Aus Natur und Geistes- welt 469.) III, 136 S. kl 8°. Leipzig, B. G. Teubner, 1916. Bespr. von Fr. Sc hwally, Königsberg i. Pr.

Dieses inhaltreiche Bändchen behandelt S. 4—20 das Land, S. 20—36 die Bevölkerung,

1 Zum Sifré ed Horovitz vgl. noch meine hebr.

. Broschüre pnan wym (Warschau, 1917; S.-A. aus

der Hazefira). V Allerdings wäre auch noch die anonyme Agada zu untersuchen und festzustellen, was in ihr tannaitisches ist.

ll SD ˙ ˙ ſ ü Een rn ...mʒ⁊ꝛwñ(Ld iu³vçd ĩo—.:L0ͥ)ũ —........;ñ7x?é“⁵L —ͥ— —¾¼ ——

S. 36—62 die Geschichte, S. 62—75 Verfassung und Verwaltung, S. 75 113 das wirtschaftliche Leben, S. 115—135 die materielle und geistige Kultur, S. 135 die Beziehungen zu anderen Ländern. Der Verfasser, welcher 23 Jahre in der Türkei und davon sechs Jahre im türkischen Staatsdienst zugebracht hat, kann zu den besten Kennern des Landes gezählt werden. Da er von Beruf Bergingenieur ist, haben seine Aus- führungen über die geologischen und wirtschaft- lichen Verhältnisse besonderen Wert. Seine zahlreichen Ratschläge und Winke für den deut- schen Wirtschaftler, der sich in der Türkei zu betätigen wünscht, verdienen die ernsteste Be- achtung. Dass ihm auf historischem, philolo- gischem und theologischem Gebiete hier und da Irrtümer unterlaufen sind, ist bedauerlich, kann aber den Wert der trefflichen Arbeit als Ganzes nicht beeinträchtigen. S. 14 Hunde kommen gewiss in der Tiirkei als Haustiere vor, aber nicht bei Muhammedanern. Die Worte, Armoriter der Bibel“ S. 20 sind zu streichen. Die Sta- tistik über die Verbreitung der Juden S. 28 ist sehr mangelhaft, weder der grossen Judenkolo- nien in Palästina, Syrien, Mesopotamien noch Südarabien ist gedacht. Die Ausführung über den Titel Bey S. 34 ist widerspruchsvoll. S. 36 Die Verschleierung der Frau ist jedenfalls ein von der Religion sanktionierter Brauch, der so fest eingewurzelt ist, dass ihn die jungtürkische Regierung nicht abschaffen konnte. S. 56 Der Wert der Verfassung von 1876 wird stark über- schätzt, sie war eher ein coup de théatre, wie ein boshafter Diplomat sie einmal genannt hat. Es ist auch nicht wahr, dass Abdulhamid durch die Unterdrückung der Verfassung den Krieg mit Russland verschuldet hat (S. 55 f.). Viel- mehr wurde das Parlament erst aufgelöst, als der Feind schon dicht vor den Toren der Haupt- stadt stand, und es ist sogarnichtausgeschlossen, dass diese Auflösung unter russischem Drucke erfolgte. Was S. 53 u. über das Verhältnis des Präliminarfriedens von St. Stefano zum Berliner Vertrag gesagt wird, ist genau das GegenteildesRichtigen. Gerade auf demBerliner Kongress wurden die masslosen Forderungen der Russen bedeutend eingeschränkt. Die Angabe S. 116, dass bei den Mahlzeiten der Türken vor dem Auftragen jedes neuen Gerichtes eine rituelle Waschung vorgenommen würde, beruht auf mangelhafter Beobachtung. Das dem Ver- fasser rätselhafte Wort „Kaftan“ (S. 119 f.) ist zwar im jetzigen Osmanisch nicht mehrgebräuch- lich, war aber der älteren Sprache keineswegs fremd. Es stammt aus dem Persischen und ist durch Vermittelung der tatarischen Dialekte in die slawischen Sprachen und von da weiter in andere westeuropäische Sprachen eingedrungen.

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Das mohammedanische Glaubensbekenntnis ist | Konflikt, aus dem der Autor sich nur durch einzelne

S. 122, wie in populären Büchern gewöhnlich, fehlerhaft wiedergegeben. Die S. 124 laut ge- priesene Anhänglichkeit des Türken an seinen Lehrer ist ganz unverständlich, wenn man nicht weiss, dass hoga speziell den Religionslehrer bedeutet.

‘Schulman, Leon: Zur türkischen Agrarfrage, Pa- lästina und die Fellachenwirtschaft. (Archiv f. Wirtschaftsforschung im Orient. 2. ausserordentl. Veröffentlichung). XXVIII, 182 S. gr. 8°. M. 4.60; geb. M. 6—. Weimar, Gustav Kiepenheuer, 1916. Bespr. v. Max Löhr, Königsberg i. Pr.

Ein aktuelles Thema. Der Verfasser be- handelt im ersten Teil: Palästina als Wirt- schaftsgebiet, Geschichte, Bevölkerung, Ver- teilung des Grundeigentums und die Pacht- verhältnisse. Das innere Dorfwesen und der arabische Betrieb in der Gegenwart. duinen. Der zweite Teil hat zum Inhalt die Steuer- und Zollpolitik, die Steuern und die Einflüsse der Zollverbältnisse auf die Land- wirtschaft und die Verarbeitung der ländlichen Rohstoffe. Ein kurzer dritter Teil beschäftigt sich mit Religion, Volkscharakter und Volks- wirtschaft. Der Nachdruck ist auf den zweiten Teil gelegt, und, wie für jeden, der nur einiger- massen mit den Verhältnissen Bescheid weiss, von vornherein klar ist, laufen die Ausführun- gen des Verfasser’s in die Forderung aus nach einer gründlichen Reform des Steuerwesens und der Handelspolitik der türkischen Regie- Tung. Vielleicht kommt es dazu, inschalla! Allen Kennern und Freunden des schönen Landes wird das Buch eine sehr belehrende Lektüre sein.

Sprechsaal.

Zur Umschrift der biblischen Namen. Von Rudolf Kittel.

Diese Frage bedarf, wie es scheint, wieder einmal der Erwägung. „Da liesst (sic) man Ror, Nablus, Wadi, Bahr-el-Hule, Hauran, “Adschlun, Betseän, Derat, Taanak“ ... schreibt Thomsen im Dezemberbeft 1917 (Sp. 371) in einer Anzeige meiner „Geschichte des Volkes Israel“ I“. Ich frage mich: wie soll man eigentlich anders lesen? Thomsen aber meint augenscheinlich: Ror, Nablus, Wadi, Béts'an, Tad onak usw. Ich habe da, wo es mir nötig schien z. B. in meiner Schrift: „Ueber die Möglich- keit und Notwendigkeit einer neuen Ausgabe der he- bräischen Bibel“ nach Kräften auf richtige Wieder- gabe der Eigennamen gehalten. Anderwärts aber habe ich auch mit gutem Bedacht auf strenge Folgerichtigkeit verzichtet. Hätte mein Kritiker sich die Mühe genommen, die 1. Auflage des von ihm angezeigten Werkes einzu- sehen, so hätte er dort im Vorwort die Bemerkung ge- funden: ... „ich muss hier um ein billiges Urteil bitten Dasselbe gilt von der Transkription. Geschmack und Wissenschaftlichkeit kommen bei ihr in einen gewissen

Die Be-|

Inkonsequenzen ziehen kann.“ Man sieht daraus, dass ich als junger Anfänger für nötig hielt, mich zu ent- schuldigen. Auf meine alten Tage meinte ich den Satz weglassen zu können. Das dort Gesagte ist heute noch meine Meinung, nur dass ich inzwischen auch noch die Rücksicht auf den Setzer in meine Beweggründe auf- genommen habe'. So habe ich mir, ohne bisher von jemand darob zurechtgewiesen zu sein, die Praxis aus- gebildet, die geläufigen biblischen Namen, wo sie in einem grösseren Zusammenhang zum erstenmal vorkommen (so Taanak 119), Kiš neben Kis (58), nach Möglichkeit genau wiederzugeben, im weiteren Verlauf aber nach der überlieferten odar einer ihr nahestehenden Schreib- weise, und bei den arabischen die Quantität und die diakritischen Punkte nur da anzugeben, wo Missverständ- nisse möglich sind. So sind auch Schreibungen wie Betsean und Derät (als Abwehr von Betséan und Derat gemeint. Dass darin etwas Unvollkonmenes, weil Un- ebenes liegt, weiss ich längst. Aber wie soll man sich dazu in unserer Zeit der ins ungemessene steigenden Satzkosten helfen? Ich würde die Frage, wenn sie nur mich persönlich anginge, nicht berühren. Aber sie hat ein allgemeines Interesse für alle mit alttestament- lichen Stoffen Arbeitenden. Ich und die meisten anderen schreiben: Jakob oder allenfalls Jagob, Isaak oder Isaag, Betsean, Kis usw. Nach Thomsen miisste man wohl durch- weg schreiben: Ja aq Jishaq, Betse dn, Taenak?. Gewiss schön und gut aber höchst umständlich. Und sieht ausserdem viel gelehrter aus als es ist, was indes gewiss nicht die Meinung von Thomsen ist. Ich möchte darum nach wie vor vorschlagen, dass wir, vor allem bei den lieben alten Bekannten, Isaak oder Isaaq, Jakob oder Jagob, Betsean, Hauran usw., es beim alten lassen. Sehe ich mich bei anderen um, so finde ich bei Wellhausen in aller Seelenruhe Jojakim, Zadok usw. ohne jeden Punkt und jedes Lingezeichen, bei Kautzsch desgl. Sebulon, Bochim, Zadok, Jojakim neben Chorma, Chabab. Besonders erfreulich finde ich, dass Thomsen selbst, et tu Brute! ganz vernünftig auch Bethel, Bethsemes u. dgl. schreiben kann (Altertumsk. 104), und sogar sich zu Aseka versteigt, während schlechte Menschen wie ich in solchem Falle wenigstens Aseqa oder Azeqa und Hizqia schreiben würden. Und neben jenem Aseka steht dann wieder fröhlich Geser, Ziph, Sion u. dgl, Ebenso neben Fermen wie Lachis (mit ch) steht ruhig lammelek (86), neben Hauran Hamath und Harran (106), mit blossem H. Wozu also der Lärm? Den Notstand habe ich a. a. O. schon 1888 voll erkannt. Eine reinliche und folgerichtige Beseitigung ist ohne grosse Umständlichkeit, wie sie sich nur für spezifisch philologische, geographische und ähnliche Veröffent- lichungen empfiehlt, nicht wohl möglich. Ich danke für die wohlwollende Belehrung, dass solche Werke „peinlich genau“ sein müssten, muss sie mir aber von solchen ernstlich verbitten, die nicht selbst mit dem Beispiel vorangehen“.

1 Das vielfache Abspringen der oberen Punkte auf

A und U habe ich selbst am lebhaftesten bedauert. Aber es gehört ziemlich viel guter Wille dazu, so etwas dem Autor aufzuhalsen.

2 Obwohl er selbst, wenn auch nur teilweise und ohne jede Folgerichtigkeit, die biblischen Ortsnamen mehrfach in der hergebrachten Schreibung gibt, also z. B. Thaanach, aber auch Sion.

3 Auch in seinem Palästina usw.? 1917 schreibt er wieder jenes Aseka; Lachis und Sephela neben Beth- schemesch; Schema neben Schema !

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Altertums-Berichte. Aegypten.

An der Bucht von Abukir ist eine grosse alt- ägyptische Niederlassung entdeckt worden. Man vermutet, dass man es mit dem antiken Canopus, dem vor- alexandrinischen Handelsmittelpunkt des Landes, zu tun hat. Bis jetzt wurden ein Öffentliches Bad aus der Zeit der Ptolemiier, Bronzemünzen, einige Kunstgegenstände sowie eine chinesische Statue ausgegraben. Man kann aus diesem letzteren Funde auf das Bestehen von Handels- beziehungen zwischen Aegypten und China, zum mindesten auf indirekte, schliessen.

Griechenland.

In Griechenland waren die Franzosen wäbrend der Besetzungszeit dieses Gebietes archäologisch tätig. In Delphi haben sie nicht nur an der Ausgrabung des Apollotempels weitergearbeitet, sondern auch die Fıei- legung des sogenannten römischen Markts in Angriff genommen. Dabei sind bereits einige wichtige Funde zutage getreten.

In Philippi wurden das ehemalige Haupttor, durch das die Via Egnatia führte, und das Theater freigelegt; es soll die grössten attischen Theater an Umfang über- treffen und sich auch durch bauliche Eigentümlichkeiten auszeichnen. Am Abhang der Akropolis von Philippi fand man, ausser zahlreichen Kunstschätzen, auch einige geschichtlich wichtige Inschriften.

In Dion stiess man auf eine altmakedonische Stadt und konnte bereits ihren Umfang bestimmen.

Auf Gallipoli wurde die Nekropole von Eleus, der berühmten Kolonie des älteren Miltiades, östlich von Sedd-ül-Bahr lokalisiert.

Auf Delos gingen die Franzosen an die Ausgrabung des Kynthos und vor allem des dem Zeus und der Athene gewidmeten Heiligtums auf der Spitze des Heiligen Berges. In der Umgebung wurden einige kleinere Kultstätten, so ein Poseidontempel, entdeckt. Aehnliche Funde konnten auch auf Thasos gemacht werden. W.

Mitteilungen.

W. M. Ramsay ist es in Antiochaia in Pisidien ge- lungen, die Fragmente eines Denkmals mit den Res gestae Divi Augusti zu entdecken. Sie sollen für die rdmische Geschichte ausserordentlich wertvoll sein.

Die türkische Regierung hat die Gründung einer grossen Urkundenbibliothek für die Geschichte des Islams beschlossen. Sie wird in Konstantinopel untergebracht werden und alle Dokumente, gedruckte und handschriftliche, die für das betreffende Forschungsgebiet von Interesse sind, zusammentragen. Uebrigens sind vor kurzem wichtige Quellenwerke für die Kenntnis des 1. Jabrhunderts der mohammedanischen Zeitrechnung in Damaskus entdeckt worden. W.

Amtl. Ber. Kgl. Museen Berlin XXXIX 4. Erwerbung: Bronzefigur eines unägyptischen Gottes (Geschenk).

Das Scminar für Orientalische Sprachen zu Berlin hat einen Einführungskursus in das Georgische eröffnet. Am 1. Februar hatte eine Vorbesprechung dieser- halb stattgefunden.

Personalien.

J. Wellbausen in Göttingen ist gestorben.

Adam Mez, Ordinarius für orientalische Sprachen in Basel ist gestorben.

Gustav Dalman, der Vorstener des Evangelischen Instituts für Altertumswissenschaft des Heiligen Landes in Jerusalem, ist nach Greifswald berufen worden.

Der Aegyptologe George Legrain ist in Paris ge- storben.

Orientalistische Literaturzeitung 1918 Nr. 2.

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Zeitschriftenschau.

+ = Besprechung; der Besprecher steht in ().

Allgemeine Missionszeitschrift. 1917: Oktober. Mitteilung: Profeten des lslams in Westafrika.

Amtl. Ber. a.d. Kgl. Kunstsammlungen. 1917: XXXVIII, 6. O. Wulff, Neuerwerbungen mittelalterlicher byzantinischer Keramik. 7. W. Schubart, Ptolemaios Philopator und Dionysos. 9. W. F. Volbach, Einige Neuerwerbungen der früh- christlichen Epoche (darin zwei koptische Bronzelampen). 11. R. Zahn, Spätantike Silbergefässo'; zu dem Hono- riusschmucke und den durchbrochenen Goldarbeiten. 12. W. Schubart, Walburg, die Sybille; ein lateinischer Empfehlung»brief. R. Zahn, Zum Honoriusschmuck. XXXIX, 2. Hubert Schmidt: Frühgeschichtlicher Gold- schmuck. Erwerbungen: Aegypt. Abt: Sämtliche Platten der photographischen Expedition der Kaiser Wilhelmgesellschaft zur Erforschung der ägyptischen Darstellungen von Fremdvölkern.

Annal. du Serv. d. Antiquités de l'Egypte. 1915: B. 15. v. Bissing, Les tombeaux d’Assuan. J. Clédat, Fouilles à Cheikh Zouède. T. Smolenski, Les peuples septentrionaux de la mer sous Ramsès IT et Minéphtah. G. Daressy, Cylindre on bronce de l'ancien Empire. C. C. Edgar, A building of Merenptah at Mit Rahine; Some Greek inscriptions. G. Lefebure, Egypte chré- tienne § 6. G. Daressy, Trois stèles de la période bubastite; Une stèle de l'ancien Empire maintenant détruite; Un monument du tempsdes Hyksos A. Barsanti, Rapports sur les travaux exécutés au templo de Séti I à Gournah de 1910 à 1913; Rapport sur les travaux de consolidation exécutés a Kom Ombo pendant l'hiver de 1913/14. Ahmed Bei Kamal, Rapport sur les Fouilles exécutés dens la zone comprise entre Deirout, au nord, et Deir-el-Ganadlah, au sud; Le tombeau nouveau de Méir. G. Legrain, Le premier Prophète d'Amon Ap- ouaitou-mes; La litanie de Ouasit; La déesse Shahdidiit.

Archiv f. Wirtschaftsforsch. im Orient. 1917: 1. (Fortsetzung ans OLZ 1917 Sp. 317) *8. Jacob, Hilfs- buch für Vorlesungen über das Osmanisch-Türkische, 4. Teil (u.) M. R. Kaufmann, Türkische Erzählungen (R. Junge). *A. Nosrig. Die neue Türkei und ihre Führer (Sussnitzki). *S. Krause, Die Juden Mesopo- tamiens in Handel und Wandel (R. Junge). E. F v. *Kaurimsky, Das ottomanische Immobilarrecht (Nord). A. Ruppin, Syrien als Wirtschaftsgebiet (u.) *H, Grothe, Das Wirtschaftsleben der Türkei (u.) *G. Herlt, Die zukünftige Stellung der Pontusländer (u.) T. Canaan, Die Winte:saat in Palästina (R Junge). *O. Quelle, Die syrische Auswanderung (Tillmann). C. A Schaefer, Die türkische Salzausfubr nach Indien. J. 2 H. 2. Krause, die Wälder Kleinasiens. Herlt, Bemerkungen über Holzverwertung und Holzhandel in der Türkei mit besonderer Berücksichtigung von Korstanti- nopel. Jeussen, Ma: xistische Britiäge zum Problem der Wirtschaftsentwicklung und Wirtschaftsforschung im Orient. Schulman, Zur Seidenindustri» in Syrien. Brass, Aus der Tierwelt (R. Junge. Zeller, Das See- recht in den Assisen von Jerusalem nach der Handschrift Venedig (R. Junge). *Wendt, Schlesien und der Orient

ı Wenn Zahn den Namen Abalatos von bubylonisch uballit ableiten will, demgegenüber aber Lidzbarski in ihm einen arabischen Namen der Form gatalatu sehen will, so wird letzterer wohl Recht haben. Nur den Ge- gengrund L.'s gegen Zahn’s Annahme, dass babylonische Namen sich kaum bis ins IV. Jahrh. n. Chr. erhalten haben werden, kann ich nicht für durchschlagend halten. Wird doch in der arabischen Literatur der Baumeister Sin-immar erwähnt die genaue Stelle kann ich jetzt nicht angeben, da meine Augen mir längere Nachsuche noch nicht gestatten. F. E. P

63

Orientalistische Literaturzeitung 1918 Nr. 2.

—— —— . . —éẽ— ——— PP ——ä ͤ w uw'7— —— —— —ͤ—

(R. Junge). Henert, Was der deutsche Kaufmann und Unternehmer über die Türkei wissen soll (D. Trietsch). Schmidt, Auskunftsbuch für den Handel mit der Türkei D. Trietsch). *lrietsch, Baumkulturen in Syrien und alästina ; Spezialkulturen in Syrien und Palästina (H Till- mann). *Herlt, Die Molkerei in der Türkei (H. Tillmann). Journal Ariatique. 1917: Janv.-Fevr. R. Weill, La fin du moyen empire. E'gyp- tien. Compléments. 1. B. Chabot, Punica. La collection de la Toisen d’or. *A. Boissier, Seconde note sur la publication des textes divinatoires (assyro-babyloniennes) du British Museum (Ch. Virolleaud). G. Conteneau, Un bas-relief ussyrien du Musée du Louvre. M. Vernes, Utilisation religieuse des monuments mégalithiques par les anciens Hébreux: Galgala et le Sinai. à

Journal of the R. Asiatic Society. 1917: January. Th. G. Pinches, The Language of the Kassites. F. Legge, Forerunners and Rivals of Christianity, being Studies in Religious History from 330 B. C. to A. D. 330 (I. Kennedy). *Ramaprasad Chanda, The lndo-Aryan Races (A. B. Keith). *H. Schaeffer, The Social Legislation of the primitive Semites (T. G. Pin- ches). E. Naville, L'Archeologie de l'Ancien Testament (T. G. Pinches). In der Sitzung der R. A. S. vom 12. Dez. 1916 sprach A. Cowley über „Professor Hrozuy's Views on the Hittite Question“.

Proo. of the Soc. of Bibl. Arch. 1914: XXXVI, Nov. A. H. Sayce, Geographical Notes on the Hittite Hieroglyphic Inscriptions. R. N. Gedyun, An Omen Text dealing with Hauses. W. L. Nash, Notes on Some Egyptian Antiquities (XV). S. Langdon, An Acount of the Pre-Semitic Version of the Fall of Man. Dec. L. C. Hopkins, Chinese and Sumerian. E. J. Pilcher, Two Bronze Talismans. W. L. Nash, A Scarab and a Leaden Sling-bolt from Samaria. 8. Langdon, A seal of Nidaba, the Goddess of Vegetation. F. W. Read, Egyptian Koyal Accessions during the old Kingdom. . Warner, An Introduction to the Archaeology of Prehistoric Greece (A. H. Sayce).

1915: XXXVII, Jan. A. H. Sayce, The Inscriptions of Carchemish. L. W. King, Foundation- Inscriptions from the Royal Palace of Erech. L. C. Hopkins, Chinese and Sumerian. F. W. Read, Egyptian Royal Accessions during the old Kingdom. 8. Langdon, Philological Comments on K 45. Febr. (sieh OLZ 1915 Sp. 221). March. L. C. Hopkins, Chinese and Sumerian (cut.). G. Pinches, Notes on the Deification of Kings and Ances- tor-Worship, in Babylonia. M. Gaster, Samaritan Phy- lacteries and Amulets. °M. H. Gauthier, Le Livre des Rois d’Egypte (H. R. Hall). April a. May. (sieh OLZ 1916 Sp. 287 u. 318). ovember. A. H. Sayce, That Early Babylonian Histo- rical Legends. O. Bates, Semitic Traces in Marmarica. Ed. Naville, Hebraeo-Aegyptica III. S. Daiches, The Assyrian und Hebrew Words for „Beard of the Ear of Corn“. A. Cowley, Another Aramaic Papyrus of the Ptolemaic Period. E. Peet, A Further Note on the Egyptian Word for „Dragoman“. Dec. A. H. Sayce, Adm and Sargon in the Land of Hittites. A. H. Gardiner, Some Personifications I. S. Langdon, Some Corrections to ,An Account on the Pre-Semitic Version of the Fall of Man. Rec. d. tr. rel. à la phil. et à l'arch. 6g. et ass. 1914: III/IV. Richard Rusch, Hettitische Zahlzeichen, ihr Wert, ihre Bedeutung, ihr Alter. G. Maspero, Les monu- ments égyptiens du musée de Marseille. G. Legrain, Recherches sur la Famille dont fit partie Montou emhat. G. Maspero, Le protocole royal des Thinites sur la

Pierre de Palerme. H. Sottas, Etude sur la stele C 14 du Louvre. W. Spiegelberg, Der Königseid des demo- tiechen Papyrus Berlin 3080; Ein Denkstein aus Leon- topolis. A. B. Mercer, The Gorringe Collection of Egyptian antiquities. V. Scheil. Nouvelles notes d’épi- graphie et d'archéologie assyriennes. A. H. Gardiner, Notes on the Story of Sinuhe. P. Lacau, Textes reli- gieux. M. Ringelmann, Essai sur l'histoire du Génie rural en Phénicie et dans les colonies phéniciennes. 1915 / 16 1/IV: G. Maspero, Les monuments égyptiens du Musée de Marseille; Une origine pessible de la terminaison féminine en égyptien. —W. Spiegelberg, Koptische Miscellen. P. H. Boussac, Le culte de la déesse Bast dans l'Italie méridionale et particulièrement á Pompéi. G. Maspero, Le scribe royal dans l’ancienne Egypte. J. Clédat, Notes sur l'isthme de Suez; Les inscriptions de Saint- Simeon. H. Kees, Eine Liste memphitischer Götter in Tempel von Abydus. A. Grenfell, The Ka on Scarabs. J. Maspero, Sur quelques inscriptions grecques provenant du grand temple de Dendérah; A propos d'un bas-relief copte du Musée du Caire. G. Maspero, Un exemple saïte de la transcription Ria. G. Jéquier, Notes et remarques. V. Scheil, Nouvelles notes d’épi-

graphie et d’archeologie assyrienues. P. Lacau, Textes

religieux. G. Marpero, Une transcription en vövag du ©, 10 ©; Indroduction à l'Etude de la

phonétique égyptienne; Muxeptvoc. Zeitschrift d: deutschen morgen]. Ges. 1917:

H. 3/4. A. Hildebrandt, Weitere Bemerkungen zu dem Upanigads. K. Geldner, Zur Erklärung des Rigveda. J. Charpentier, Die ethnographische Stellung der Tocha- rer. Fr. Praetorius, Bemerkungen zu den šir hamm äalöt. H. Bauer, Semitische Sprachprobleme. H. Bauer, Kanaankische Miscellen. J. Jolly, Textkritische Bemer- kungen zum Kantiliya Arthasastra.

Zeitschrift d. Ges. f. Erdkunde Berlin. 1917: 5. Mitteilung über die Forschungsreise O. Niedermayers und E. Diez nach Nordpersien 1912 bis 1914. Mitt. über Biskra nach Monographie K. Heinkes. 6. C. Uhlig, Mesopotamien. 7/8. C. Uhlig, Mesopotamien (Forts.). C. Schoy, Erd- messungen bei den Arabern. Kleine Mitteilungen. Afrika (Französische Forschungen in Afrika).

nom de

Zur Besprechung eingelaufen.

* bereits weitergegeben.

*Zeitschrift für Kolonialsprachen. VIII, 2.

*K. Budde, Pas Rätsel von Micha 1.

R. Schütz, Die Vorgeschichte der johanneischen Formel: 6 Bede Aydım, Toriv.

*Eberhard Hommel, Untersuchungen zur hebräischen Laut- lehre. Erster Teil: Der Akzent des Hebräischen (Beitr. z. Wiss. vom AT., brg. v. R. Kittel H. 23). Leipzig, J. C. Hinrichs, 1917. M. 9.50; geb. M. 11.50.

Fr. Boll, Sternglaube und Sterndeutung (Aus Natur und

Geisteswelt 638). Leipzig, B. G. Teubner, 1918. Geb. M. 1,60.

*Carl Meinhof, Afrikanische Märchen (Die Märchen der Weltliteratur hrg. von Friedrich von der Leyen und Paul Zaunert). Jena, Eugen Diederichs, 1917. M. 3.60.

Walther Schroeder, Das Schutzgenossenwesen in Marokko. Verlag „Der Neue Orient“ G. w. b. H., Berlin, 1917.

Artur Wachsberger, Stilkritische Untersuchungen zur Wandmalerei Chinesisch-Turkestans (2. Sonderver- öffentlichung der Ostasiatischen Zeitschrift). Berlin, Oesterheld & Co., 1916. M. 8—.

Nr. 3/4 erscheint Anfang April.

Verlag u. Expedition: J. ©. Ilinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig, Blumengasse 2. Druck von Max Schmersow. Kirchhain N-L, Verantwortiieher Herausgeber: F. E. Peiser, Königsberg l. Pr.. Goitr-Allee 11

Orientalistische Literaturzeitung

Monatsschrift für die Wissenschaft vom vorderen Orient

und seine Beziehungen zum Kulturkreise des Mittelmeers

Herausgegeben von Professor Dr. F. E. Peiser, Königsberg i. Pr., Goltz-Allee 11

Verlag der J. C. Hinrichs'schen Buchhandlung, Leipzig

2. Jahrgang Nr. 3/4

Blumengasse 2.

Manuskripte und Korrekturen nach Königsberg. Drucksachen nach Leipzig. Jährlich 12 Nro. Halbjahrspreis 6 Mk.

März/April 1918

Inhalt.

Abhandlungen und Notizon Sp. 65—83 Erbt, W.: Zu F. E. Peisers „Jesaja Kap. 9“ 2 78 ' Hüsing, G.: Zeichen -ET Shir 76 Jirku, A.: „Hebräische“ u. „israeli-

tische* Sklaven 81 Perles, F.: Ergänzungen zu den

„Akkadischen Fremdwörtern“ 65 Schroeder, O.: Chronologische

Miszellen . a? 25: 20 Ungnad,A.: Der GottashiefalaFovin - assyr. Kriegsberichterstattung 72

Besprechungen .

Cassel, D.: Hebräisch - deutsches Wörterbuch (M. Löhr) 86 Eichrodt, W.: Die Quellen d. Genesis (M. Löhr) 86 Grothe, W.: Türkisch- Asien u. 8. Wirt- schaftswerte (R. Hartmann) 99 Hall, H. R.: Catalogue of Egyptian Scarabs I (A. Wiedemann) 91 Hoernes, M.: Urgeschichte d. bilden- den Kunst (M. Paneritins) 104 Hopkins, W.: Epic Mythology (I. Scheftelowitz) . yy King, L.: A History of Babylon (B. Meissner) 86

Merz, E.: Die Blatrache: b. d. Isra- eliten (W. Caspari) . 83

. Sp. 83—106 Moritz, B.: Der Sinaikult in beidn.

Zeit (E. Brandenburg) 89 Palästinsjahrbuch, 12. Jg. (J. Horr- mann) . . 85 Timme, P.: Tell el- Amarna vor. d. deutschen Ausgrabung, m Wire: szinski) 97

Sprechsaal l 106 Peiser, F. E.: Zu Sp. 62 Anm. 1 106

Altertums berichte Mitteilungen ; = a Aus gelehrten Gesöllschaften - Porsensllfen Zeitschriftenschau . . « Zur Besprechung eingelaufen. .

=

Ergänzungen zu den „Akkadischen

Fremdwörtern“. Von Felix Perles.

Im Anschluss an Zimmern's! erstmalige

Sammlung des fast unübersehbaren Materials seien nachstehend einige Beiträge geboten. Die- selben sind der Bequemlichkeit halber alpha- betisch angeordnet. Nur bei einigen mehr begriff- lichen Entlehnungen, die am Schlusse besprochen werden, war eine lexikalische Einordnung nicht möglich.

x (talmudische Präposition)

Die im babylonischen Talmud geläufige Prä- position & (mit folgendem Dagesch)? „auf“ wurde

bisher als eine Abschleifung aus y erklärt. Der Ausfall des 5 hätte zwar seine Parallele im Neuarabischen 3, und die Abschleifung des Y zu &

ı Akkadische Fremdwörter als Beweis für babylonischen Kultureinfluss. Leipzig 1915, vgl. OLZ 1916, 312/13. Seitdem ist eine 2. Aufl. mit reich- lichen Wort- und Sachregistern erschienen.

? Trotzdem der Talmudtext unpunktiert überliefert ist, dürfen wir das durch die traditionelle Aussprache ge- botene Dagesch aus rein lautlichen Gründen als gesichert annehmen.

3 Vgl. z.B. Löhr, der vulgkrarabische Dialekt von

Jerusalem 8. ae § 191, 1. Auch in den Aram. Pap. aus

66

ey

ist im Mandäischen ! gerade auch für by zuweilen belegt. Trotzdem erscheint es mir näher liegend, unsere Präposition aus dem babylonischen ana zu erklären, woraus sich sowohl das X als auch die Assimilation des Konsonanten zwanglos er- klären würde. Auch im babylonischen wird ana manchmal mit dem folgenden Worte verschmolzen z. B. assum für ana sum?. Nun hat allerdings ana nicht die Bedeutung „auf“ sondern „in“

(auf die Frage wohin?), doch kommt die gleiche Vertauschung der Präpositionen uch: im Mandä-

ıschen vor, wo nicht nur by fiir 5 >, sondern auch (wenngleich weit seltener) > für 5y steht?. In einzelnen Fällen entspricht sogar das talmudische X in seiner Anwendung genau dem babylonischen

ana z. B. NY = ana libbi und “PNW „voriges

Jahr“, in dem wahrscheinlich 95 ana (oder sna), steckt, s. weiter unten s. v. Gegen die Annahme, dass X hier aus y abgeschliffen ist, sprieht auch die Tatsache, dass die Sprache des baby-

Elephantine (36, 3) ist 9319 vielleicht aus 935 by ent- standen (OLZ 1911, 500).

1 Nöldeke, Mand. Gram. 193.

* Weitere Beispiele": bei e eee

buch 94. Nöldeke 354. i 21

66

loniselren Talmuds die Präposition Wy (= syr. wah) besitzt, da ja sonst We zu erwarten wäre.

55x Das babylonische abullu „Stadttor“ liegt nicht nur im aram. N53 vor (Zimmern 14), sondern auch in den vielen mit 52x zusammen- gesetzten A Tlichen Ortsnamen, vgl. OLZ 1916,82.

me „Feind“. Jes. 66,5 OW On ON zeigt die Be-

deutung „Feind“, die sonst nur im Babylonischen belegt ist, s. Hommel-Festschrift II S. 128.

NTM IN An zwei Stellen des babylonischen Talmuds ! kommt NO’ N in der Bedeutung „Wellen des Meeres“ vor. Das bisher unerklärte? Wort entspricht genau dem babylonischen edi „Hoch- wasser“, „Flut“, von dem man auch (ob mit Recht?) das ATliche “x ableitet.

NDR

An einer Reihe von Stellen ist im Texte des AT Dy augenscheinlich von NY „Wahrheit“ vollkommen zu trennen und MYN zu lesen = amätu „Wort“, vgl. OLZ 1905, 126/26. Als Parallele zu der letzten dort angeführten Stelle (Dan. 9,18) ist Neh. 8, 13 137 5x „Dun rae)! ai n.

Wu Zu den von Zimmern angeführten Ab- leitungen von asirtu (S. 68) ist auch das süd-

arabische Afirat zu stellen (Hommel).

Dy Schon Jens en“ hat in dem anlautenden & von pw poda] den Rest einer Präposition en = babyl. ina vermutet und auf Mon = in(a) timali, itimäli hingewiesen. Dass in dem Worte das 5 Sattakda steckt, hat 13 Jahre später Pick® festgestellt, doch x nicht als Prä- osition, sondern als Hilfsvokal erklärt. Für je Richtigkeit der Auffassung als Präposition spricht die Tatsache, dass auch das talmudische NWD N „dieses Jahr“, „heuer“ sich ohne Schwierigkeit als ina + N NMw erklären lässt. Nur könnte man im Zweifel sein, ob beidemal

ı Sukka 51b. Baba Bathra 42. Schwerlich gehört hierher das vom Aruch herangezogene Targum zu Jer. $1, 40 N&HN WN (für mip TW), da dort weder die Be- ne passt, noch die Lesung sicher ist.

? So richtig Ms. München und aueh einzelne Drucke statt RO NONIN |

* Kohut s Ableitungsversuehe (Arach Compl. I 33a s. v.) bedürfen keiner Widerlegung.

4 ZA XI (1896) 352.

s OLZ XII (1909) 165 ff.

e Jor. Ma asor Scheni 55b im Gegensatz zu “PAYN enau wie ina šattim annitim im Ggs. zu saddagda andsberger aus Ungnad 242, 6 anführt.

also das

Orientalistische Literatarseitung 1918 Nr. 8/4.

—————— ———— ——

ina oder ana deliegt. Für ina spricht die überlieferte Vobaliastion mit i er für ana die Tatsache, dass gerade ana saddagis ! schon im Babylonischen belegt ist. Lands- berger a. a. O. spricht über die verschiedenen Formen und Bedeutungen des Wortes, das er mit sattaka, sattakam der neubabylonischen Königs- inschriften zusammenstellt. Zu seinem Nach- weis, dass Saddagda etc. nicht nur „im vorigen Jahr“ bedeutet, (die genaue Bedeutung ist noch zu ermitteln), ist es vielleicht von Interesse, dass auch "pnwx jo, wie schon Pick aufmerksam gemacht hat, an einer Stelle (Targ. Jer. zu Lev. 16, 21) „von früher“ bedeutet. Dieses "pnwxjo ist übrigens auch im Hinblick auf das von Lands- be mehrfach belegte ištu Saddagdim be- merkenswert.

mix"

y13%2 „Turban“ (Zimmern 36) ist im neu- hebräischen nicht belegt, sondern findet sich nur im Targ. Jer. zu Ex. 39, 28.

ma"

„Ehefrau“ (nur im babylónischen Talmud) ist sicher mit Peiser? als Übersetzung von ša ékalli zu erklären, womit die Babylonier die Frau des Königs bezeichneten.

“nm ann (Targ. Jer. zu Deut 15, 14 pinan awww mb, also Pa‘el) „reichlich spenden“ ist wohl

sicher Lehnwort aus dahddu. Die Form duhhudu bedeutet „strotsend, überfliessend machen“.

(OLZ 1903, 339).

rain Das an einer Midraschstelle® vorkommende n1297 als Name eines kleinen Tieres gehört sicher zu sirbäbu, das ein noch nicht genau bestimmtes Insekt bezeichnet, vielleicht „Heu- schrecke“ (OLZ 1905, 337).

MYD Ay) ist schon von Delitzsch (Prolegomena 80 ff.) als Lehnwort aus babyl. esse p. erklärt worden und fehlt auffallender Weise sowohl bei Zimmern als auch bei Gesenius-Buhl!®s. v. m> Der im Neuhebräischen wiederholt vor- kommende terminus }72)‘ zur Bezeichnung einer bestimmten Kategorie von Knechten oder Mägden ist wohl denomimiert von kidinnu „Schützling“, „Klient“, einem Ausdruck der babylonischen Rechtssprache. (OLZ 1906, 338).

1 Harper 804, 18, mir nur aus der Anführung bei Landsberger ZDMG 1915, 514 bekannt.

? OLZ 1905, 336.

> Posikta rabbati (ed. gar 160 b.

t Belege bei Levy NhWb II 2975.

n2 Neuhebräisch n> (Plural nin>) „Genossen- schaft“, „Klasse“, „Partei“! gehört wie das schon längst verglichene bibl. aram. N)>, syr.

Nas zu kinattu (OLZ 1903, 340).

“215 Aram. Pap. Eleph. 8, 13. 17 7215 mx ‘py (Ggs. INN MN py) ist aus läbiru entlehnt (OLZ 1911, 499). Die Entlehnung eines solchen Wortes findet ihre vollkommene Parallele in „antik“. oo Zu masku (Zimmern 48) gehört wohl auch dend, vgl. Halévy Revue Sém. XX (1912) 260/61. Auch andere Bezeichnungen für „Schlauch“ (d, p) sind aus dem Baby]. ent- lehnt, s. Zimmern 34,

nom Neuhebr. ) „Perle“ ist mit Peiser? als Entlehnung aus mâr galits zu erklären, das zwar bisher noch nicht belegt ist, doch durch das synonyme binüt tämti als babylonische Be- zeichnung der Perle wahrscheinlich gemacht wird.

“pwn Ezech 16, 4 ywnd nym xd gehört zu masd’u „einreiben“, das im Piel speziell vom Einreiben eines Kindes gebraucht wird (OLZ 1905, 129).

N55 2513 semi) 51) jüd.-aram. „Schutthaufen“ ist von *namlitu abzuleiten, vgl. JGR New Ser. II 106.

“nD) no) „Summe“ 1 Pap. Eleph. 13477 0 N8, 16) ist unverändert aus dem gleichbedeuten- den napharu übernommen, wie schon Sachau erkannte. l | "BD Ps. 35, 3 320) MIN PAN ist wohl 720) zu lesen von 3uküdu s. Hommel Festschrift II S. 130/31,

ie 729 ist mit Schorr nach sarräti (oder surråti) dabäbu zu erklären. Bei Annahme einer Entlehnung wäre allerdings Mw statt 770 zu erwarten. Ja Ausser , und 757) (Zimmern 48) ist vielleicht auch "39 als Lehnwort aus dem Baby- lonischen (pagru) zu erklären. Das Hebräische bietet keine befriedigende Ableitung. Die bei Ges-Buhl 16 633 a angegebenen Bedeutungen des Stammes in den verschiedenen semitischen

1 Belege bei Levy II 428 b ff. ? MVAG V (1900) Nr. 2, 8. 80. 3 MGWJ 53, 432.

Orientalistische ‘Literaturseitang 1918 Nr. 3/4.

70

Sprachen lassen sich weder zusammenreimen, noch als Grundlage zur Erklärung von 9 ver-

wenden, erhöhen also die Wahrscheinlichkeit, dass hier ein Lehnwort vorliegt.

DIE ON „Fasten“ ist nach einer noch unver- Offentlichten Vermutung Peiser's als altes Lehnwort aus gummu zu erklären, das allerdings bis jetzt nur in der Bedeutung „Durst“ (= nds) belegt ist. ny mòs „in Brand setzen“ (Am 5, 6. Sir 8, 10) gehört vielleicht, wenn auch natürlich nicht als Lehnwort, zu demselben Stamm, von dem babyl. sirshlu „Glut“ kommt. Allerdings steht die Be- deutung noch nicht ganz fest, da girihtu bisher nur in der Verbindung g. libbi belegt ist, wovon Zimmern (49) mit Recht das talmudische NH x25" ableitet. Wegen des Wechsels von 7 und

4 vgl. arab. A neben p, neben mi.

, row WR Die neuhebräische Bezeichnung des Neujahrs- festes als wN WR entstammt, wie schon längst bekannt, dem babylonischen rés Satii.

pp Neuhebr. ppn „Sumpf“, dazu auch aram.

NDP“ „Ufer“ sind sicher Lehnwörter aus rakkatu „Sumpf“ (MA 982b)?

Sow Jes. 47,2 53W ist vermutlich Supilu „weib- liche Scham“, s. OLZ 1905, 181.

mi Zu sédu (Zimmern 69) ist auch arab. daw

„Glücksdämon“ zu vergleichen, s. Hommel, Grundriss 150 Anm. (geh. zu 149 Anm. 5) 156.

mom Neuhebr. 7'019 „Ring“? ist aus šemiru „Fingerring“ entlehnt, das in aram. & 07), hebr.

u Jes. 3, 19 vorliegt (s. Zimmern 88).

WRT TO

M. Nedarim 3, 8 ws" “nw entspricht genau der babylonischen Bezeichnung der Menschen als salmät kakkadi „die Schwarzköpfigen“ *.

1 Analekten zur Textkritik des AT 77.

? Festschrift für A. Schwarz S. 309.

3 Pesikta ed. Buber 53b und Parallelen, s. Festschrift Schwarz S. 309.

Ebd. 309 und schon früher Feuchtwang (Monats- schr. f. Gesch. u. Wiss. d. Jud. 42, ge Auch in der ebd. 293 gebotenen Erklärung von N = uballit ist mir m enchirang zuvorgekommen (a. a. O. 49, 266). Gleichzeitig sei erwähnt, dass die Ableitung des aram. NB yw ly von äusupps (ebd. 309) sich schon bei Zimmern Akkad. Lehnwörter 36 findet,

11.

Dan. 3, 29 nbw ist nach S. Schiffer! aus sillatu „Empörung“ entlehnt (MA 764b.)

wp f Der Stamm ‘òw hat nichts mit D zu tun, sondern ist aus 3alämu entlehnt, s. OLZ 1916, 85.

3 UMP

M. Menachot 9, 2 (= Tos. 10, 5) mnv „Marken“, „Kerben“ gehört zu babyl. sindu „Mal“, das nach Ungnad aus šimtu entstanden ist 2, | o :

.Jüd.-aram. y syr. Pasa arab. as „Husten“ gehören wohl als Lehnwort zu dem gleichbedeutenden babyl. suálu*. Speziell der Zischlaut & gegenüber babyl. s spricht für Entlehnung. Die arabische Nominalform ent- spricht genau der babylonischen, doch ist das

ort natürlich erst aus dem Aramäischen über- nommen. Wegen des , statt des zu er-

wartenden & vgl. Fraenkel Aram. Fremdw.

597

aram. Sa 5an „vertrauen“ Lehnwort aus takälu?

Tan Ezech 39,, nn was vielleicht Nachbildung von gäbe santakkı V R 13, 36ff. Landsberger ZDMG 1915, 514 weist wegen des Ausdrucks auf Jensen ZA XXIV 113 hin.

<a npn Cant 4,4 Wohn, wofür der Midrasch und beide Talmude MSN gelesen haben müssen, ist der Plural von tilpanu „Bogen“.

| | | TPA

Neuhebr. aram. pn O Lehnwort aus ba- byl. takänu?

Noch mehr als alle entlehnten Wörter sind die aus Babylonien übernommenen Begriffe ein Beweis für den Kultureinfluss, den das Zwei- stromland seit dem 4. vorchristlichen Jahrtausend auf die Umwelt ausübte. Die beiden Werke von Alfred Jeremias haben darüber eine Fülle von Material gesammelt, das aber der Ergänzung speziell aus rabbinischen Quellen bedarf. So hat J. Löw an dieser Stelle® die babylonische

+ Mündliche Mitteilung, s. OLZ 1916, 82. * Schwarz-Festschrift 310 u. gleichzeitig Zimmern OLZ 1917, 102 Anm. 1. e Vgl. Löw Aram. Pflanzenn. 203/204 Anm. P Sm 4254. Lit. bei Neugebauer und Weidner. Ein astro- nomischer Beobachtungstext... (Sitz. Ber. der Kgl. Sächs. Ges. d. Wiss., Phil. Hist. Kl. 67. Bd. 1915, Heft 12) S. 45. * OLZ 1906, 183 Anm. 1 vgl. OLZ 1916, 82 (zu Ges. Buhl 880a) . = * ebd. 1912, 305/06.

Orientalistische Literaturzeitung 1918 Nr. 8/4.

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Anschauung vom „Sägen“ der Sonne am Fir- mament! in einer tannaitischen Quelle (2. Jahrh. n. Chr.) wiedergefunden. Oder wenn im Etana- . Gedicht die vom Meer umströmte Welt wie ein Mehlhaufen in einem runden Brotkorb erscheint, so findet sich die gleiche Vorstellung an ver- schiedenen Stellen der rabbinischen Literatur?. Auch die 7 Meere, die in babylonischen Texten nirgends ausdrücklich erwähnt sind und von Jeremias nur vermutet wurden, werden durch rabbinische Parallelen erwiesen3. Den 7 Mauern der Unterwelt entspechen die 0373 m myw. „die 7 Gemächer der Hölle“ “. Die Anschauung von den 7 Himmeln wirkt indirekt noch heute nach, wenn man sagt: „Im siebenten Himmel sein“. Die Anwendung des Ausdrucks in diesem: : Sinne ist zwar in den Quellen nicht direkt nach-

weisbar, doch gehen die DW yaw „die 7. Freuden“ des Midrasch“ vielleicht schon darauf zurück.

Der Gottesbrief —<O als Form assyrischer Kriegsberichterstattung. Von Arthur Ungnad. u

Der durch seine eingehenden Schilderungen ausgezeichnete Bericht Sargons über seinen 8. Feldzug® hat bekanntlich die Form eines Briefes an den Gott Ašur, die Götter und Göt- : tinnen der Stadt Assur und an Stadt und Be- völkerung selbst. Er entstammt zweifellos den deutschen Ausgrabungen am Assurtempel? und.. ist durch Diebstahl von dort nach Paris gelangt.

Soviel ich sehe, ist bisher die Frage noch nicht erörtert worden, ob wir es hier mit einer besonderen Stilform zu tun haben, oder ob diese Art des Berichtes einer Laune Sargons ent- sprungen ist. Das letztere wäre möglich, wenn sonst weiter keine Beispiele derartiger Gottes- briefe vorliegen. Solche Beispiele sind aber vorhanden. Hierher gehört zunächst das Frag- _ ment BM. 82—5—22, 534, das allerdings im Catalogue als ‘part of a prayer in the form of a litany’ auftritt. Langdon hat es deshalb in seinen Babylonian Liturgies als Nr. 169 . publiziert. Ein Blick auf den Sargontext ge- niigt, um zu sehen, dass wir hier ein gleichar- .

1 Vgl. indessen F. v. Luschan Zeitschr. f. Ethno- logie 1916, 426. l

? Jeremias HAOG 35 Anm. 6 ATAO °56, wo die Stellen in meinem Namen mitgeteilt.

* ATAO ?56 Anm. 4. Zu den dort angeführten Stellen ist noch MI yaw! b Aboda Zara 17a hinzuzufügen.

* b Sota 10b n. Par., worauf schon L. Blau (Jew Encycl. V 582 b) hinweist.

»In aggadischer Deutung fiir Airniy yaw Ps. 16, 11 (Midr. Tillim z. St. u. Par.). A

F. Thureau-Dangin, Une Relation de Ja huitième Campagne de Sargon. Paris 1912.

" ZDMG 1913 (LXVII), S. 175. |

je :

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tiges Literaturwerk vor uns haben. Ein Dupli- kat ist es jedoch nicht. Es sind nur Teile von Z. 1—14 und der letzten fünf Zeilen er- halten, die folgendermassen zu ergänzen sind: Vs. 1 la- na i a- zur a- bu ] ilanix

2 [bôli rabi-e a-Sib &-bur-sag-gal-kur-kur-

ra] 6-kur-ri-8u rabi-e

3 [a-dan-nis a-dan-nis ] lu-& Sulmu™ | “"ista-

4 [a-na ilâ - ni ““gimati ne- rati =“

5 [a-Si-bu-ut é-bur-sag-gal-kur-kur-rja ê- ur- ri- su- nu rabi-e

6 ſa-dan-nis a-dan-nis ] lu-ù Sulmu™

7 [a-na ila™-ni YeSimäti * | išta- rati =

8 [a-Si-bu-ut “*assfr é-kur-ri-] Su-nu rabi- e

9 [a-dan-nis a-dan-nis ] lu-ú Sulmu™

10 [a-na '3ulmanu-aSarid (?) Sang]ö el- 105 11 [pa- lih ilû-ti-ka rabi-ti ] u karâši(!)-[šú]!

12 [a-dan-niS a-dan- nis Sulmu!™l 7 ͤ e-te-[......

14 1 correer a ra šú at-.

Be Wiese 02225553 ] Sa ()! pit-hal-li 2 vacat(?) di-e-ki

3 [mel lišânu-rêšêti 1] pan ?2(?)-asur*- la-mur |

4 I i Sakin (?) mäti(?) a- naꝰ i g. Sur be i-ja] ü-Se-bi-la 4 5 [i-na li-i-mi !šam(?)-ši(?)-ili(?) e tur- ta-an-ni(?)5 na-su® Eine Uebersetzung ist wohl überflüssig. Dass wir kein Duplikat des Sargontextes vor uns haben, zeigen folgende Tatsachen:

1. Der Gruss an Stadt und Bevölkerung von Assur fehlt; er ist ja auch völlig überflüssig.

2. Der Feldzugsbericht beginnt Z. 13. Mag man nun e-te-/pu-us], e-te-[bir] oder was sonst passt ergänzen, eine Uebereinstimmung mit Sargon 6 ist nicht zu erzielen.

3. Der Name der „Exzellenz“, die den Brief überbringt, ist ein andrer als in Sargon 427.

4. Das Datum ist ein anderes. Leider ist so wenig davon erhalten, dass das Fragment nicht sicher zu datieren ist. Mit einiger Wahr-

1 So ist zweifellos zu lesen im Widerspruch zur Kopie. 2 Ausgabe TI, gewiss Irrtum für SI. ® Oder i-na eli (Sargon 427).

Die folgende Zeile ist zu tilgen; s. Langdon, Plate LXXIV.

5 So wohl trotz der Bemerkungen auf Plate LXXIV, wonach das Zeichen TUR (statt an-ui) vorliegen soll.

* So nach Plate LXXIV.

7 Etwas ähnliches scheint der Titel lisdénu réséti zu bedeuten. Die Zeile ist zu übersetzen: „Exzellenz P. lasse ich hiermit (den Brief) an Ašur, meinen Herrn,

überbringen.“

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scheinlichkeit lässt sich das Datum jedoch fest- stellen. Wir erkennen aus Sargon 427, dass die genannte Exzellenz Täb-Sär-ASur eine hohe Person ist, die das Eponymat zu bekleiden fähig war i. Ist unsere Lesung Pän-ASur-lämur richtig, so kann nur eine bestimmte Person in Betracht kommen, nämlich der Eponym des Jahres 776, der den Titel SA-KUR, d. i. wohl Sakin mati, führt:. Es handelt sich dann um einen Feldzug Salmanassars IV. Der Eponym wäre dann wohl der Turtan Samii-ili (780). Es läge somit ein Bericht über den Feldzug gegen Argistu I von Urartu vor3. Alles dies könnte als ziemlich sicher gelten, wenn eine Kollation des Textes die Emendationen von TI zu SI und TUR zu AN. NI (o. k.) bestätigt. Wir hätten dann hier einen Gottesbrief, der älter ist als Sargon.

Ein jüngerer Gottesbrief aus der Zeit Asar- haddon’s ist K 2862 + K 9662, den Winckler“ bearbeitet hat. Wie W. bereits aus dem Inhalt der Tafel schloss, kann Z. 1 nicht der Anfang sein: K 2852 usw. bildet vielmehr die zweite Tafel eines langen Berichtes®. So erklärt es sich, dass die Briefadresse fehlt; sie stand eben am Anfang der fehlenden 1. Tafel. Der Schluss zeigt aber deutlich die Form des Gottesbriefes, vgl. IV 11 ff

11 li-Sa-a-nu ri-Se-e-ti 'annanna

12 (vacat) a-na “"asur™ böli-ja ul-te-bi-la

13 1-en abel narkabti II *™"34 pit-bal UI *™"kal-lab™ di-e-ku.

Der Brief ist nur eine Kopie oder vielleicht eher ein Entwurf, ebenso wie der Sa assar- brief, da beide in Kujungik und nicht in Assur gefunden sind. Wahrscheinlich war es kurz vor Absendung des Asarhaddonbriefes noch nicht ausgemacht, welche Exzellenz ihn nach Assur bringen sollte. Später wurde die Eintragung des Namens in den ursprünglichen Entwurf vergessen.

Der Asarhaddonbrief steht nun an Ausführ- lichkeit dem Sargonbrief nicht nach. Es ist demnach sehr wahrscheinlich, dass diese „Gottes- briefe“ die offiziellen Berichte der assyrischen Könige über ihre einzelnen Feldzüge darstellen. Sie sind ja ad hoc gemacht und nicht nur Ein- leitung von Bauherichten. Dass diese Auf- fassung richtig ist, zeigt auch die Verlustliste, die allen drei erhaltenen „Gottesbriefen“ bei- gefügtist®. Wirdürfen deshalbannehmen,

ı T. war 717 Eponym. ? Weniger wahrscheinlich éa-kin. s Vgl. VS I 69. $ II 28 ff. Uebrigens ist dieser Text ebenso wie der Sargon- text vierspaltig. Kriegsgeschichtlich hochwichtig wegen dergeringen

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dass sich im Tempel Ehursag gal kurkura ein ganzes Archiv solcher Gottesbriefe befand, das die ausführlichste Chronik des assyrischen Staates darstellte. Ob dieses Archiv bei den deutschen Ausgra- bungen entdeckt worden ist? Man hat bisher nichts davon gehört. Existiert haben muss es, und zwar, wie dieSargon- tafel zeigt, bis zur Gegenwart und in erreichbarer Nähe. Die Bergung dieses Archivs wäre jedenfalls von unberechen- barer Bedeutung. Dass gerade der Tempel Ašur’s, des Nationalgottes, zum Kriegsarchiv ausersehen wurde, kann nicht befremden. Zeigen uns doch die assyrischen Königsin- schriften auf Schritt und Tritt, dass jeder Krieg als ein heiliger Krieg galt.

Chronologische Miszellen. Von Otto Schroeder. 1. Ein neues Datuw aus altbabylonischer Zeit, Auf einem in meinem Besitze befindlichen Kontrakte (OS 10) betreffend einen Grundstücks- kauf findet sich eine Jahrbezeichnung, die m. W. noch nirgendwo anders belegt ist. Sie lautet:

stu Bar-zag-gar. | mu ê Gimil-*Sin ù uru-ki U-za-Ar-pa-ra d mag En- lil làã mu-na-se-ta ú dd a · an in- dib- ha Zu Deutsch:

„ıMonat Nisan. Jahr: „Den Palast Gimil- Sin’s und die Stadt Uzarpara ‘eroberte er an einem Tage in der erhabenen, ihm verliehenen Kraft Enlils.“

Welcher Regierung das Jahresdatum an- gehört, ist weder aus dem Datum noch aus dem Wortlaut der Urkunde zu erschliessen. Die Schrift macht einen ziemlich altertümlichen Eindruck, was freilich wenig beweist, da der Fundort der Tafel mir nicht bekannt ist. Die Siegelabrollungen nennen !Gimil-MAR.TU 2tup-sar.

2. Tebetai oder Kanknai >}

Der Name des Monats “AB, vollständiger is A B. BA. E, wird im Assyrischen gewöhnlich

Höhe der Verluste: an beiden Stellen, wo die Zahlen erhalten sind, nur sechs Mann. Dass hier Schwindel vorliegt, ist wohl ausgeschlossen.

Vgl. Winckler, Altorientalische Forschungen II 8. 328, Anm. 1.

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Te- bi- tum) gelesen; demgemäss wurde der Name des limu für die Jahre 671 und 666 üblicherweise. Tebet-a-a umschrieben. Im Jahre 703 haben wir dagegen einen limu namens Tan- nun- a- a. Ein spätassyrisches Exemplar einer limu-Liste für die Jahre von 719 bis 662, das ich als Nr. 20 meiner „Keilschrifttexte aus Assur verschiedenen Inhalts“ veröffentliche, bietet nun nicht nur für 703, sondern auch für 671 und 666 die Lesung Ka-nun-a-a, liefert also einwandfrei die Gleichung AB = Kanünu.

Von den drei Trägern des Namens Kanünai ist der von 703 3akın Kak-zi, der von 671 sartin!, der von 666 šakin mat bitu esu ge- wesen; die abweichenden Angaben Forrer’s in MVAG 1915, 3 S. 34 sind danach zu be- richtigen.

Der Monat *™ AB scheint somit in Assyrien vorzugsweise als Kanünu, in Babylonien da- gegen als Tebeiu bezeichnet worden zu sein; syr. = palmyren. p gehen also auf as- syrische Monatsbenennung zurück.

Zeichen ET = hir. Von Georg Hüsing.

In der schon oft behandelten Inschrift des Sutruk-Nahhunte I auf der von Loftus gefun- denen grossen Stele (S.-N. C, = N.28 meiner Ausgabe) finden wir bekanntlich in Zeile 23 den König Pa-LA-iS-3a-an erwähnt, der in Z. 24 (wie auch sonst) Pa-hi-ir-is-Sa-an geschrieben wird. Daraus ergab sich, dass Zeichen La in Elam auch den Lautwerthirhatte, was sich offenbar daraus erklärt, dass es ein halbes HIR, oder richtiger, dass HIR ein doppeltes LA ist. Den Lautwert hir haben wir z. B, auch in der grossen Stele des Šilhak-Inšušinak (Scheil XCII, bei mir N. 54) in Zeile 6: E Nahhunte, temti pa- hir-ri, und er wird noch an mancher Stelle zu lesen sein, wo wir uns noch scheuen, diesen Lautwert anzunehmen. So z. B. in Bag istän, wo das karata lars leicht ein karata hirri sein könnte, nur dass diese Lesung uns z. Z. keinen weiteren Aufschluss über die wörtliche Be- deutung gäbe.

Einstweilen aber wollen wir die Frage an- hängig machen, ob dieser Lautwert nicht auch in babylonisch-assyrischen Texten gelegentlich auftrete und seine Entdeckung sich auch da nützlich erweisen könnte.

Wenn wir z. B. im Rassam-Cylinder (Kol. I, 107) ein Hir-me-in-tu lesen, so erhielten wir einen ägyptischen Namen Heri- Mentu, der neben Heri-Hör und etwa Zusvdng wohl einleuchtender

ı Vgl. Peiser MVAG VI 101 ff.

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wäre als ein „Lamentu“ i. Es ist ja derselbe Text, in dem (Kol. II, 22) Zeichen ur den Lautwert tan hat (in Tan-da-ma-ni-e), und der uns (in Kol. II, 114) den Tu-sa-me-il-ki für N- Sa- me- i- i zumutet. In letzterem Falle glaube ich lieber, dass der Schreiber ein fum (mit dem Lautwerte ep!) in tu umgesetzt hat, als dass er ein tu für pi (= tu) einsetzte. Ein Ep3amelki neben Pišamelki für Psametik wäre wohl einleuchtend genug, es wäre aber zugleich ein weiterer Beleg für elamischen Einfluss auf das Entstehen der Texte Assurbanapals; und dann dürften wir wohl vermuten, dass auch der Lautwert tan des Zeichens ur aus Elam stammte. Entsinnen wir uns ferner der Schrei- bung Pa-ni-in-tim-ri in Kol. VI, 41, wo statt tim zweifellos gir gelesen werden muss, so ist eine Verwechselung beider Zeichen in assyri- scher Schrift wohl geradezu unmöglich, in ba- bylonischer aber auch nicht wahrscheinlich: im Elamischen würde die Verwechselung weniger auffallen, und vermutlich ist eine elamische Zeichenform in tim verlesen worden. Man könnte sagen, dass ja doch eine elamische Götter- liste hier die Unterlage für den assyrischen Schreiber abgegeben haben werde, aber ägyp- tische Namen bezog man doch nicht aus ela- mischer Quelle. Dass aber damals elamische Schriftgelehrte in assyrische Dienste gerieten, ergibt sich wohl schon aus dem Berichte jenes Kudurru, der die Formen likrubub und slklık enthält. Die elamische Herkunft des Mannes und der Formen erkannte Jensen schon in KB II S. 158, wo er bereits anmerkte „Diese Wieder- holung eines Stammkonsonanten mag elamitisch sein“ was sich ja später wirklich so heraus stellte (Mém. T. N. 306 talli-li-3).

Im gleichen Rassamcylinder (Kol. VI, 46) werden die Götter und Göttinnen Elams nach Assur geführt mit ihrem Schmucke, ihrem Be- sitze und Geräte, mit ihren Sange und pu-uh- LA-li-e, was Jensen fragend mit „Tempeldiener“ übersetzt. Könnten wir hier pukhir lie lesen, so hätten wir uns der neuelamischen Sutruru- Stele zu erinnern, in der das Wort puhirri Amal auftritt, und zwar in Verbindung mit Priestertiteln. Dieser Teil der Lesung wäre also wohl befriedigend, es bliebe nur die Frage, was li-e wäre; vermutlich ist LI dann ein Ideo-

und e das phonetische Komplement: wer hilft hier weiter?

In einer mir vom Verfasser freundlichst übersandten Arbeit Augapfels, Babyl. Rechts- urkunden (Denkschriften der Wiener Akademie Bd. 59, Abh. 3) stosse ich auf S. 3 auf ein

Bit- T 1rte-eyri-nür-a‘, das auf S. 5 als

1 Bei Streck, Assurbanipal Bd. II S. 11 = Nmt, bei Jensen in KB II 8. 163 = „Li-ma-noth?“

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Bit |>} 1l-te-eh-La-a-a erscheint. Der Gründer dieses „Hauses“ wird also wohl Iltehhir heissen, und der Name wird elamisch sein: ,(Gott) Ilu ist der Helfer“, denn die Achamanidentexte des 6. Jahrhundert zeigen schon, dass elamisches a damals als e gesprochen wurde, wenn wir diese Fälle auch noch nicht in eine Regel fassen können. Das nür wird sich also wohl als schlecht geschriebenes a entpuppen. Hilprecht X N. 34 bietet in Z. 6 und 9 allerdings ein deutliches sabu-Zeichen. Nach einer Aufzeichnung, die ich mir vor langen Jahren gemacht habe, käme zu Kambujijas Zeiten bereits ein Il-te-ri-ha-na- na vor, ‚was ich z. Z. nicht nachprüfen kann.

Zu F. E. Peisers „Jesaja Kap. 9“, Von Wilhelm Erbt.

Zu dem prächtigen Funde F. E. Peisers zwei Anmerkungen:

1. Den Grundstock von Kap. 9 bildet das Sargonlied. Wen redet es an? Peiser ant- wortet, dass „am nächsten läge: Sargon selbst. Nur die Erwähnung des pp Ov könnte hier dagegen gehalten werden, so dass die Anrede an Jahwe zu denken wäre.“ Allein pw ist erst die Deutung eines Erklärers, der ausführ- lich 1026 zu Worte kommt. prin hat er aus ursprünglichem “m hergestellt. Dabei hat der Glossenstrich |, der die von Peiser aufgelöste Verbindung yy 2 JND xD 55 > bezeichnete, ihn zu dieser Umdeutung geführt. Er fasste | als 3. Der Vers ist also zu übersetzen:

Den Stab des Fronvogts zerbrachst du

wie beim Sieg. über Medien.

Die Meder werden erwähnt; denn in Medien wurden die Israeliten nach dem Fall Samarias angesiedelt. Bei dieser Fassung besteht nun kein Anstoss mehr, das Lied ganz auf Sar- gon zu beziehen, der sich ja besonders und oft seines Sieges über die Meder rühmt 15 B. KB II S. 43 „der die nie bezwungenen Meder unterwarf“.

2. Peiser hat gesehen, dass das Lied auf einen Davididen bezogen worden ist, der Aus- sicht hatte, das Königtum neu zu errichten. Die dazu benutzten Wendungen entstammen aber nicht der Lehrtätigkeit, sondern einem Prophetenspruch in Strophen von je 5 Zweihebern, der die Sendung dieses Davididen mit den Wendungen der „Bethlehemgeburtslegende“ feiert, die ich in anderm Zusammenhange in dieser Zeitschrift behandeln werde:

1595-45 a m p 1 Maggeph zeigt an, dass die beiden Worte eine

einzige Hebung bilden!

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a ND y 1 DYDD yo andy AnyD

Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn uns gegeben

auf dem Throne Davids,

ihn zu festigen durch Recht von nun an bis in Ewigkeit.

Jene Legende erzählte von dem geheimnis- voll geborenen Kinde, das nach einer Engel- weisung aufgefunden wird: daher ist j3 jN) nicht Dublette, sondern mit voller Absicht gesagt. Jene Legende nämlich lässt in der Fassung des Weihnachtsevangeliums das Kind von Hirten im alten Tammuz-Heiligtum der Stadt aufge- funden werden. Sie ziehen es gross als Pflege- kind‘; so wird es Herrscher ursprünglich von Ephrata. Unsere Strophe sprechen die Finder des Kindes. Sie versetzt uns in die Zeit Šeš- basars, der die Bethlehemgeburtslegende für sich hat wirken lassen, wie u. a. die Polemik Hes. 16 beweist.

So fehlt denn die Einleitung zu der assy- rischen Inschrift. Um sie herzustellen, haben

wir zunächst die Glosse ın2>nn”>y, die jetzt mit dem zu J gewordenen Glossenzeichen zu NOD gezogen ist: „Joch seines Königtums“. Ihr entspricht der assyrische Ausdruck nir be- lutia, galam Sarrutia. Diese Fassung der beiden Worte ist gesichert durch die Glosse wor- „Joch seiner Schulter“, die missverständlich auf Vers 3 zurückzuweisen und ihn zu deuten sucht, wie es ausführlich 10.27 geschieht. Nun hat Peiser in seiner Studie Zu Zakharja (OLZ 1901) auf „das Eiferbild“ aufmerksam gemacht, das einst in Jerusalem aufgestellt worden ist, und es als salam Sarruti eines assyrischen Königs gedeutet. Auch hier begegnet uns der Termi- nus NP, der von einem Glossator ausgedeutet worden ist zu dem Satze: „Der Eifer Jahwes Seba ot wird dies tun“. Das Eiferbild hiess ursprünglich, wie die erklärende Beischrift zu Hes. 8 MT zeigt, npon Sno „Bild des Eigentums“, „Hoheitszeichen“. Zu diesem Ausdruck ist dopo NED zu vergleichen: „Kaufbrief“, d. h. eine Urkunde über das Eigentum an einer Sache. Der Prophetismus nannte die steinerne Urkunde über das Eigentum des Grosskönigs oder seiner

Gottheit an dem Lande umdeutend mwpn Ind. Das Verbum der Glosse dy lässt noch erkennen, was von dem „Eiferbilde“ an unserer Stelle ausgesagt wurde: es muss von dem Verfertigen des Bildes, des königlichen Joches, des Joches

1 mpya Dublette, Glosse zu 92D. Vgl. zu dieser W endang die Schild

ziehung des babylonischen Weltschöpfers bei MVG 1916 8. 217.

der Er- immern

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auf der Schulter des Volkes, um mit dem Glossa- tor zu reden, gesprochen worden sein. Da bietet sich uns die Buchstabengruppe “NN pond an, die jetzt 17905 angeglichen ist. In ihr steckt die Form 7M»3N. Eine weitere Untersuchung, die wir gewiss von dem glücklichen Finder unserer Losung erwarten dürfen, wird zeigen müssen, ob sich Jes. 30; und 31, auf unsere Stelle beziehen. War ursprünglich von dem assyrischen Hoheitsbilde in Jerasalem die Rede, das Sargon aufstellen liess, als er im Zusammen- hange mit der Niederwerfung Asdods auch Juda zum Gehorsam zurückbringen musste, so ist ww NPN nicht Glosse, wie Peiser angenommen, sondern die ursprüngliche Einleitung zu dem von ihm nachgewiesenen assyrischen Texte, der den Namen der Bildsäule angab. Eine derartige Benennung von Bildsäulen erwähnt z. B. Gudea. Sargon, der ja auf die alte babylonische Vor- zeit zurückgriff, benennt Tore, Mauer und Wall seiner Stadt. mwyn nm endlich würde auf die Randkorrektur eines Abschreibers zurück- gehen, der in V. 6 N7 vor Man ausgelassen und es mit dem seinen Platz im Texte bezeich- nenden 117%») nachgetragen hatte; ein anderer Abschreiber zog diese Randverbesserung, N zu Nr umschreibend, um einen Zusammenhang zu gewinnen, an falscher Stelle in den Text. Wie eine spätere Zensur des Textes die erste assyrische Zeile, die ich vermutungsweise sadũ rabfi Bel ergänzen möchte, getilgt hat, so strich sie auch das anstössige „Eiferbild“ und deutete seinen Namen auf den messianischen König. Ich möchte also folgende Lösung vorschlagen:

mapon np o anyon» ww TPN folgt der assyrische Name

mion wn | Denn errichtet hast du das Hoheitszeichen, dessen Name genannt ist: „Grosser Berg Bel, usw. Dies die Namensinschrift.

Auf Peisers Wiederentdeckung des „Eiferbildes“ in Jerusalem kann nicht tatkräftig genug hingewiesen werden. Die Aufstellung des Königsbildes in der Haupt- stadt eines vom Grosskönig unterworfenen Herrschers bedeutet eine strengere Form der Abhängigkeit. Sie kommt in der hebräischen Unterscheidung von D und x) zum Ausdruck. Melek ist der Herr, den zum Besitzer seines Landes die Gottheit als Herr dieses Landes einsetzt, nasi’ der Mann, „der sich“, um z. B. mit der Kyros-Tonzylinderinschrift zu reden, „unter den Grosskönig gebeugt, seine Füsse ge- küsst, sich seiner Herrschaft gefreut hat und dessen Antlitz nun leuchtend geworden“, der

$1

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ein DD Nw) ist. Einem melek entspricht eine selbstindige Gottheit, die Gottheit des Bezirkes eines nasi’ ist der Vasall im Götterstaate der Gottheit, deren Statthalter der Grosskönig selbst ist. So hat Sedbasar als nasi’ des Kyros, und zwar in dessen Eigenschaft als gar Babili denn Palästina war an den Perser als ein Teil des babylonischen Reiches gefallen in Jeru- salem „chaldäische Bilder“ gehabt (Hes. 8, 23 1«:

“ww mw wbs) t, die der Bearbeiter 8; MT als das Eiterbild der vorexilischen Zeit erklärt. Der Dienst vor diesen Bildern erregt das Miss- fallen des Propheten; denn er degradiert Jahwe. Und bezeichnend ist es, dass er nach seinem 'Verfassungsentwurf, den er mit der Geschichte

der Jahre SeSbasars begründet, einen hb für das neuzugründende Jerusalem, nicht einen nasi’ erwartet (3732). Die stellen über den nasi’ in den ee 40—48 sind nicht echt. Hier versucht der Bearbeiter die von den politischen Verhältnissen seiner Zeit (ca. 205 v. Chr.) aufgezwungene Einrichtung des „Fürsten- tums“ mit einer selbständigen Verwaltung des Heiligtums derartig zu verbinden, dass Jahwe ein „souveräner“ Gott bleibt; er versucht die Folgen von dem jerusalemischen Tempel abzuwenden, die sich aus der tatsächlichen po- litischen Lage ergaben. Nicht die Macht des nasi’ wird, wie die Kommentare lehren, einge- schränkt, sondern der Tempelbezirk der Ober- hoheit des Grosskönigs entrückt.

_ „Mebräische« und „israelitische“ Sklaven. Von Anton Jirku.

Unter den wenigen Angaben, die im Alten Testamente über das Sklavenrecht enthalten sind, finden sich auch einige Bestimmungen über die Behandlung „hebräischer“ und „israeli- tischer Sklaven. Wir geben dieselben zwecks unserer folgenden Untersuchung so wieder, indem wir sie in zwei Gruppen einteilen:

A.

Ex. 21, 2 lesen wir: , Wenn du einen he- bräischen Sklaven kaufst, so soll er sechs Jahre lang dienen; im siebenten Jahre aber soll er unentgeltlich freigelassen werden“.

Inhaltlich deckt sich mit dieser Stelle Dt. 15, 12: „Wenn sich dir einer deiner Volks- genossen, ein Hebräer oder eine Hebräerin verkauft, so soll: er sechs Jahre dein Sklave sein, im siebenten Jahre aber sollst du ihn frei von dir ausziehen lassen“.

Auf diese beiden Vorschriften wird Jer. 34,9 ff. bezuggenommen, nach welcher Stelle unter Zedekia verfügt wird, dass jeder seine Sklaven,

1 Vgl. Zimmern MVG XXI S. 223 Anm. 4.

soweit es ein Hebräer oder eine Hebräerin sei, freilasse; die Einhaltung dieses Gebotes war scheinbar vernachlässigt worden.

Weiter lesen wir Lv. 25, 39: „Und wenn dein Bruder neben dir verarmt und sich dir verkauft, so sollst du ihn nicht Sklavendienst tun lassen“. ibd. „V. 46.b. „Ueber eure Brüder, die Israeliten, da darfst du nicht einer über den anderen mit Härte herrschen“. Dem entspricht Dt. 24, 7.a. „Wenn einer dabei ertappt wird, dass er einen seiner Volks- genossen, einen Israeliten, raubt und ihn ge- walttätig behandelt oder ihn verkauft, so soll ein solcher Dieb sterben“. (cf. Ex. 21, 16).

Zwischen den Vorschriften unter A. und denen unter B. besteht, obwohl sie sich auf die gleiche rechtliche Frage beziehen, ein Widerspruch. Unter A. heisst es, dass ein „Volksgenosse“ zwar Sklave werden kann, nach sechs Jahren aber freigelassen werden muss; unter B. hingegen wird jede Sklaverei von »Volksgenossen* rundweg abgelehnt. Diesen Widerspruch sucht man nun allgemein dadurch zu beseitigen, dass man die unter B. zusammen- gefassten Vorschriften als eine (jüngere) Milde- rung der unter A. genannten (älteren) Gesetze auffasst. Allgemein ist man der Ansicht, dass es sich bei allen diesen Gesetzen um „israeli- tische Volksgenossen“ handle.

Wir meinen nun, dass dieses Problem auf einem ganz anderen Wege gelöst werden muss, den uns die erst in jüngster Zeit aufgekommene Hebräer-Chabiru-Frage weist. In diesen unter A. und B. zusammengefassten Gesetzen finden wir nach unserem Dafürhalten die Erinnerung an eine geschichtliche Entwickelung, die wir erst in neuester Zeit richtig erkannt haben. Wir wissen heute des näheren können wir auf diese Frage hier nicht eingehen dass die Bezeichnung „Hebräer“ im Alten Testamen- te ein weiterer Begriff sein kann als „Israelit“, und dass wohl alle „Israeliten“ „Hebräer“ sind, nicht aber alle „Hebräer“ „Israeliten“. Unzwei- deutig tritt uns dieser Sachverhalt 1. Sa. 14, 21. 1. Sa. 13, 3 entgegen. (cf. Nu. 24, 24). Diese „He- bräer in weiterem Sinne“ dürften identisch sein mit den Chabiru der El-Amarna- Briefe und den ‘prj der ägyptischen Inschriften. (Literatur zu

ieser ganzen Frage bei Gesenius-Buhl. 16. S. 561 a). Nur muss man davon ausgehen, dass diese „Hebräer“ von allem Anfange an mit den „Israeliten“ in Verbindung waren. (Gegen Weinheimer, Hebräer und Israeliten. 1912). Von da aus wird uns der scheinbare Widerspruch zwischen den Gesetzen unter A. und B. Ñ eicht verständlich. Unter A. sind mit den Volksgenossen, die nur sechs Jahre lang

Sklaven sein dürfen, „Hebräer in weiterem Sinne“ gemeint, die sich als Stammverwandte im Gefolge der Israeliten befanden. (cf. Ex. 12, 38. Nu. 11, 4), während bei B. nur an „Israeliten“ gedacht ist. „Hebräer“ konnten Sklaven werden, mussten aber, da stammver- wandt, nach sechs Jahren freigelassen werden; bei „Israeliten“ wurde die Sklaverei stets verneint.

Besprechungen.

Merz, Pfr. Lic. Erwin: Die Blutrache bei den Is- raeliten. (Beiträge z. Wiss. v. A. Test. Heft 20.) 137 8. gr. 8°. M. 3.60; geb. M. 4.60. Leipzig, J. C. Hinrichs, 1916. Bespr. v. Wilh. Caspari, Breslau.

Die Studie enthält einen vorbereitenden all- gemeinen und einen ausführlichen, dem AT ewidmeten, Teil; sie lernt mit Erfolg von eismann, Procksch und den einschlägigen

Sonderarbeiten völkerkundlicher Rechtswissen-

schaft. Indem sie Verwechslungen, Unklar-

heiten, Machtsprüche der schulmässigen alt- testamentlichen Geschichtswissenschaft und

Archäologie richtig stellt, die untiberwindlich

schienen, erwirbt sie sich ein unbestreitbares

Verdienst um unsere Vorstellungen von den

gesellschaftlichen Voraussetzungen der Blut-

rache im vorstaatlichen Israel (BI). Das

Stellen-Material (BIL) ist reichhaltig verwertet,

die erzählenden Quellen sind mit Recht vor

den Gesetzen und Sittenpredigern bevorzugt und mit Glück wird mehr als einmal auf den Grund gegangen, um von dem systematisch durchge- führten Gesichtspunkte aus unsere Einsicht in einzelne Text-Abschnitte zu vertiefen. An-

1 ist die Erklärung, die S. 98 für den terschied vorgetragen wird, die das alte baby-

lonische und biblische Recht zwischen dem

Tages- und Nacht-Räuber macht; letzterem

wird ohne weiteres zugetraut, dass er bereit

ist, bis zu den äussersten Tätlichkeiten zu gehen, und entsprechend erscheint seine Tötung als gesetzlich freigegebene Notwehr. Geistreich ist die Verknüpfung der Volljährigkeitserklärung

(S. 72) mit Vollstreckungen der Blutrache;

zutreffend wird die ausserrechtliche Ursache

der Rechtlosigkeit von Witwen angegeben

S. 82 und zu begrüssen ist die Ablehnung des

Satzes, dass dem Könige ex officio das Blut-

recht vorbehalten worden sei (S. 80). Geist-

reich ist vor allem der Satz, auf den eigentlich die ganze rechtsgeschichtliche Entwickelung von der Blutrache zum staatlichen peinlichen

Rechte hin aufgebaut wird: Die Jahwereligion

(Abschn. III) hat die innerisraelitische Tötung

schon vor der staatlichen Zeit als direktes

Vergehen gegen Gott betrachtet und dafür eine

öffentliche Strafe vorgesehen. Zuerst glaubt

Orientalistische Literaturseitang 1918 Nr. 2 feli Litexsturseitang 1918 Nr. / /I. EAU

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man, durch diesen Satz in der Tat die Ratsel der israelitischen Blutrechtspflege lésen zu können. Doch hält der Satz wenig von dem, was er verspricht. Er kann so richtig sein, dass die alttestamentliche Rechtsgeschichte von ihm doch wenig Greifbares gewinnt. Mehr anregsam als haltbar scheint auch die Ver- wen des Glaubens an das Fortleben eines aedu ig Getöteten für Hi 19, 25 ff. Der umsichtige Abschnitt über die Motive der Blutrache S. 41 ff. rührt noch nicht an die psychologische Wurzel; es wird je länger, je weniger klar, dass die Ver eltungslehre weil der eine Stámm durch Mord eine Kraft eingebüsst habe, müsse auch der Stamm des Mörders um ein Mitglied verringert werden, eine Wurzel und nicht vielmehr eine primitive Theorie zur Rechtfertigung der Blutrache sein solle; es will doch scheinen, als führe das „Leidenschafts“-Motiv tiefer in ihre Quelle ein, indem etwa der Sterbende selbst den natür- lichen Wunsch hatte, den empfangenen Stoss mit gleicher Stärke heimzuzahlen, seine Aus- führung aber auf den N ächststehenden über- trägt, weil er sie nicht mehr leisten kann. EinesolcheletztwilligeUebertragungkonntedann leicht fingiert und eben dadurch Herkommen werden, die Fiktion aber würde von Vor- stellungen aus dem Gebiete der Totenversorgung leben, die sich in scharfem Gegensatze zu der angenommenen Abwehr der ungerächten Seele und ihrer Substanz durch die Diesseitigen befänden. Ein Abschn. V handelt von deute- ronomischen undspäterenKompromissenzwischen staatlichem Kriminalrecht und dem Sippenbann; auf diesen Abschnitt möchte ich meine Zu- stimmung nicht ausdehnen, ohne die Zurück- haltung hier begründen zu können. DieSprache ist nicht immer die übliche: Ersetzung, der Hinschied, auf etwas eintreten (mehrmals); andererseits blüht gelehrter Luxus, wie: Nation, Exzeptionalität, fabrizieren, Geste, novum, Abolition usw. In die Kunstausdrücke der Gesetze, die im Abschn. BI viel zu schaffen machen, würde eher eine Verteilung auf die zwei Sprachen, die das Hebräische gespeist haben, Licht bringen: Sofet, sar, horim gehören wohl dem Kananäischen an. Die kananäischen Einflüsse scheint mir Merz hinsichtlich der Stadtgemeinde, des Bundesbuches, wie auch des Königsgedankens zu unterschätzen. S. 40 liest man: Backschich. Joab (I Chr. 2, 16!) wird wie gewöhnlich als der älteste Sohn der Ceruja betrachtet, weil er am meisten hervor- tritt. Ihre Ehe soll eine normale Kaufehe sein (S. 25). Zu dem fiktiven Falle II. Sam. 14 wäre noch zu ergänzen, dass die zwei Brüder V 5f. nicht als Söhne eines Vaters bezeichnet werden.

Palästinsjahrbuch des deutschen evangelischen Instituts für Altertumswissenschaft des hei- ligen Landes zu Jerusalem. Im Auftrage des Stiftungsvorstandes herausg. von Prof. DDr. G. Dalman. 12. Jahrg. (1916). VIII, 121 S. m. 5 Tafeln u. 2 Karten. M. 3—; geb. M. 4—. Berlin, E. S. Mittler & Sohn, 1918. Bespr. v. J. Herrmann, Rostock.

Obwohl auch in diesem Berichtsjahre dem Institut keine Mitglieder zugesandt werden konnten, hat der Vorsteher die Arbeit desselben nicht ruhen lassen. Wiederum hat er in einer Reihe deutscher Städte Vorträge gehalten, nicht nur, um das Heilige Land besser bekannt zu machen und dadurch der Aufgabe des Instituts zu entsprechen, sondern auch um es in eine bessere Verbindung mit der heimatlichen Kirche und den Universitäten zu bringen. Ferner hat er den Denkmälern Palästinas auf deutschem Boden nachgeforscht, welche als Nachbildungen des heiligen Grabes von Jerusalem in nicht geringer Zahl noch vorhanden sind oder einst vorhanden waren, und zu diesem Zwecke ganz Deutschland bereist. Die Ergebnisse der dabei vorgenommenen Messungen und Zeichnungen der Denkmäler, sowie die aus Bibliotheken, Archiven, Pfarrämtern und Klöstern ermittelten Nachrichten über ihre Geschichte stellen ein wertvolles Material dar, das der Veröffent- lichung harrt. Das vorliegende Jahrbuch ent- hält aus der Feder des Vorstehers den Jahres- bericht und drei Vorträge, in denen Dalman in gewohnter Meisterschaft palästinakundliches Material dem Interesse eines weiteren Hörer- kreises nahebringt und dabei immer wieder zeigt, wie die Palästinakunde der Bibelforschung zu dienen vermag und zur Erklärung und zum Verständnis der Geschichte und geschichtlichen Bedeutung dieses merkwürdigen Gebiets des vorderen Orients bis auf unsere Tage beiträgt. So handelt er im ersten Vortrage über Palästina als Heerstrasse im Altertum und in der Gegen- wart, im zweiten über palästinische Wege und die Bedrohung Jerusalems nach Jes. 10, 28—32, im dritten über den Oelberg. Weiterhin teilt R. Hartmann in Ergänzung des Aufsatzes von B. Schmidt im vorigen Jahrgang des Jahrbuchs (S. 85—118) arabische Berichte über das Wunder des heiligen Feuers in der Grabeskirche in Uebersetzung mit. Endlich berichtet Sven Linder in einer vor allem botanisch lehrreichen Schilderung über einen Sommerritt im Lande Ephraim 1912. Möchte auch dieser Band das Interesse an der Palästinaforschung und an aller deutscher Arbeit in Palästina unter uns vertiefen und dem Institute neue Freunde ge- winnen, dessen Bedeutung nach dem Kriege sich voraussichtlich nur steigern wird.

Orientalistische Literaturzeitung 1918 Nr. 3/4.

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Eichrodt, Walther: Die Quellen der Genesis von Neuem untersucht. (Beihefte zur Zeitschrift f. d. atl. Wissenschaft 31). III, 156 8. gr. 8°. M. 5.60. Giessen, A. Töpelmann, 1916. Bespr. v. Max Löhr, Königsberg i. Pr.

Eichrodt's Arbeit ist eine ausführliche Aus- einandersetzung mit Eerdmans. Schon seine Heidelberger Lizentiatendissertation, Halle1915, zeigte, in welchen Bahnen sich die nunmehr vollständig vorliegende Arbeit bewegen würde. Es hatte sich bereits Holzinger in ZATW 1910 und 1911 mit dem vorliegenden Thema eingehend beschäftigt; daneben bieten aber Eichrodt's Ausführungen zahlreiche bemerkens- werte Einzelheiten. Das gilt besonders von seiner Bestreitung der Eerdmansschen Polytheis- mushypothese und der bei aller Anerkennung für bestimmte Verdienste Eerdmans’ doch ab- lehnenden Beurteilung seiner Genesiskomposi- tion. Wenn sich einer der alttestamentlichen Zunftgenossen beklagen darf, so ist es Ed. König. Seine Beurteilung der LXX ist doch bei weitem nicht so radikal abweisend oder geringschätzig, wie es Eichrodt nach seinem kurzen „Nachtrag am Schluss des Ganzen“ aufzufassen scheint.

Cassel, David: Hebräisch-Deutsches Wörterbuch. 360 8. gr.8°. M. 4—; geb. M. 4 80. Breslau, H. Handel, 1916. Be v. Max Löhr, Königsberg i. Pr.

Ein alter Bekannter aus meiner Schulzeit, der soweit ich mich durch Stichproben überzeugt habe, fleissig nachgebessert ist und darum unsern Sekundanern und Primanern noch immer mit Nutzen in die Hand gegeben werden mag. Für das spätere Studium reicht das Buch keinesfalls aus. Bedenklich sind verschiedene Namenerklärungen. So lobenswert es an sich ist, die Eigennamen zu deuten, sollte es dann wenigstens nach dem neuesten Stande der Wissenschaft geschehen, oder es sollte eine Bemerkung, wie „zweifelhaft“ oder „unerklärt“ o. dgl. hinzugesetzt werden. Man vgl. in dieser Hinsicht etwa Namen wie Bethlehem, Jerub- baal, Jerusalem u. v. a., auch z. B. was über

MY D gesagt wird.

King, Leonard W., Litt. D., F. 8. A.: A History of Babylon from the foundation of the monarchy to the Persian conquest. With Map, Plans and Illustra- tions. London, Chatto and Windus 1915. XXIV, 340 8. 8°. Bespr. von Bruno Meissner, Breslau.

Von Kings History of Babylonia and As- syria erschien 1910 der erste Teil, A History of Sumer and Akkad, jetzt führt er die Ge- schichte Babyloniens bis ans Ende. Nach einem einleitenden Kapitel über die Stellung

Babylons in der Geschichte des Altertums

gibt er (Kap. II) eine recht genaue Beschrei-

bung der Ruinen Babylons nach den Aus-

v

grabungen der Deutschen Orient Gesellschaft. ei einem Besuche derselben im Jahre 1901 hat er sie durch eigene Anschauung kennen gelernt, aber er muss auch, wenn ich recht sehe, bisher unpubliziertes, offizielles Material zu seiner Verfügung gehabt haben. Er spricht sich zwar in dem Vorwort, in dem er sonst alten Mitarbeitern dankt, über diesen Punkt nicht aus, aber manche detaillierten Pläne, Ab- bildungen und Beschreibungen, die er gibt, kann ich wenigstens in den Mitteilungen der DOG und in Koldeweys Buche, Das wieder- erstehende Babylon nicht finden. Jedenfalls kann dieses Kapitel unser besonderes Interesse beanspruchen, weil man hier mehr findet, als man vermutet. |

Was die Behandlung der eigentlichen Ge- schichte Babylons anbelangt (Kap. III—IX), so ist man etwas enttäuscht. Aber das ist nicht Kings Schuld, sondern liegt an den Quellen. Während die Geschichtsquellen für die Zeiten des Reiches von Sumer und Akkad teilweise recht reichlich fliessen, bleibt das für die spätere Epoche leider nicht so. Für die erste Zeit sind noch Datierungen von Narr jr unsere mageren, aber immerhin wertvollen Quellen, später hört auch das auf. Von aus- nehmender Wichtigkeit für die Geschichte der aufkommenden Macht Babylons ist eine von Clay gefundene und King zur Verfügung ge- stellte Datenliste der Könige von Larsa (S. 89), in der folgende Herrscher aufeinander folgen: 21 Jahre Naplanum, 28 Jahre Emisum, 35 Jahre Samum, 9 Jahre Zabaia, 27 Jahre Gun- gunum, 11 Jahre Abisare, 29 Jahre Sumuilum, 16 Jahre Nur-Adad, 7 (?) Jahre Sin-idinnam, 2 Jahre Sin-iribam, 6 (?) Jahre Sin-ikisam, 1 Jahr Sili-Adad, 12 Jahre Warad-Sin, 61 Jahre Rim-Sin, 12 (?) Jahre Hammurabi, 12 Jahre Samsuiluna = 289 Jahre. Diese Liste bringt viel Licht, aber auch viel neue Fragen. King löst die Schwierigkeiten, indem er annimmt, dass die Dynastien von Isin, Larsa und Babel im wesentlichen gleichzeitig regiert haben. Isbi-Ura von Isin setzt er von 2339—2308, Naplanum von Larsa von 2335—2315 und Suma-abum von Babel von 2225—2212 an. Besondere Schwierigkeiten ergeben sich noch für 61 jährige Regierung Rim-Sins. Es wird wohl nichts anderes übrig bleiben, als mit King anzunehmen, dass er durch Hammurapi zwar die Krone, aber nicht das Leben verlor, ja schliesslich seinen alten Gegner überlebte und später unter Samsuiluna wieder zur Macht gelangte.

Der Frage nach der Herkunft der West- semiten und der Darstellung der Kultur der Epoche Hammurapis sind Kap. IV und V ge-

Orientalistische Litera turzeitung 1918 Nr. 8/4.

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widmet. Schon unter Samsuiluna (Kap. 2 machte sich dann der Süden selbstständig un wurde nie mehr von den Königen der I. Dy- nastie unterworfen. Die glorreiche Hammura- idynastie wurde durch einen Einfall hattischer Horden über den Haufen geworfen. Wie lange diese in Babel herrschten, ist nicht sicher, wahrscheinlich werden aber auch Könige der meerländischen II. Dynastie zeitweise ganz Sumer und Akkad regiert haben. Dann er- folgte c. 1760 v. Chr. der grosse Einfall der Kassitan, die das unglückliche Land 576 Jahre lang besetzt hielten und immer weiter herunter brachten (Kap. VII). Die Kassitenkönige da- tieren ihre Urkunden nun nicht mehr nach her- vorragendenEreignissen ihrer Regierung, sondern, vielleicht nach ägyptischem Vorbi de, nach ihren Regierungsjahren. Somit ist uns für die Zukunft nun auch diese Geschichtsquelle ver- schlossen. Daher sind wir denn besonders für die erste Zeit über das neue Eroberervolk nur unvollkommen unterrichtet. Eine intimere Kenntnis der internationalen Beziehungen der Völker des ganzen vorderen Orients, der Ae- gypter, Kanaanäer, Hatti, Assyrer, Babylonier, schenkt uns die Amarnakorrespondenz, noch wichtiger in gleicher Richtung werden sich die gleichzeitigen oder sich zeitlich unmittelbar an- schliessenden Bogbazköiurkunden erweisen, wenn wir sie erst verstehen gelernt haben werden. Ein akkadisch geschriebener Brief Hattusils an den Sohn des Kadasman Turgu, also wahr- scheinlich KadaSman-Enlil II, hat sich schon chronologisch und historisch als äusserst wichtig erwiesen und lässt den Wunsch nach weiteren Urkunden rege werden. Inzwischen hatte sich der nördliche Rivale, Assur, immer weiter er- hoben, hatte die alte Hauptstadt Babel so mehrmals erobert und übte fast ständig eine unangenehme Kontrolle über das alte Südreich

aus.

Als (Kap. VIII) die Kassiten schliesslich i. J. 1185 v. Chr. durch die Elamiten ver- trieben wurden, waren auch die neuen Herrscher zu schwach, um irgendwelche dauernde Macht- stellung zu gewinnen. Verschiedene Dynasti- nen wechselten teilweise tiberraschend schnell ab, bis sich i. J. 729 v. Chr. der assyrische König Tiglatpileser als Pulu auf den baby- lonischen Thron setzte. Allerdings war auch jetzt noch nicht die Zeit der Ruhe für das unglückliche Land gekommen; Aufstände ein- heimischer Fürsten wechselten mit Eroberungen assyrischer Könige, und je nachdem wie diese 5 waren, gestaltete sich auch die Lage

es Landes. |

Erst nach Kandalanus Tode (Kap. IX) ging

die assyrische Herrschaft in Babylon endgül-

80 Orientalistische Literaturzeitung 1918 Nr. 8/4. 90

tig zu Ende. Nabopolassar, der chaldäische General, setzte sich ı. J. 625 v. Chr. auf den Thron von Babylon und führte das Reich einem neuen Aufschwunge entgegen. Unter seinem Sohne Nebukadnezar erlebte der Staat dann eine ungeheure Blüte, die sich besonders in seinen, im ganzen Lande aufgeführten Bauten dokumentiert. Die historische Ausbeute aus den zahllosen Inschriften Nebukadnezars und seiner Nachfolger ist aber ziemlich gleich Null. Dass schon am Ende von Nebukadnezars Re- ierung das Heer nicht mehr auf seiner alten She stand, scheint ein neuerdings von Scheil arr gale (auch von King S. 281 erwähnter) rief zu beweisen. So ging es denn nach Ne- bukadnezars Tode schnell mit Babels Macht bergab. Der Archäolog Nabonid, der lieber Grundsteine alter Tempel suchte oder seine Tochter zur Hauptpriesterin des Mondtempels von Ur (s. S. 281) machte, als sich um mili- tärische Angelegenheiten zu kiimmern, und der dem Aufkommen der persischen Weltmacht ab- solut kein Verständnis entgegenbrachte, war der denkbar schlechteste Herrscher in dieser rauhen Zeit. Daher fiel es auch Kyros so leicht, Stadt und Staat von Babel einzunehmen und zu einer Provinz seines Reiches zu machen. In einem Schlusskapitel (Kap. X) erörtert King in ruhiger Weise das Mass des Ein- flusses Babels auf Palästina und Griechenland.

Meritz, B.: Der Sinatkult in heidnischer Zeit. (Abhandlungen der Kgl. Ges. d. Wiss. zu Göttingen. Phil.-hist. Éi. N. F. 16. Bd. Nr. 2.) 64 8. Lex. 8°. M. 6—. Berlin, Weidmann, 1916. Brandenburg, z. Zt. Linderhof.

Die Arbeit beginnt mit einer geogräphischen Beschreibung der Sinai-Halbinsel, dann folgt die Aufzählung der archäologischen Funde.

1. Denkmäler, hauptsächlich bei Minen, der 1.—6., 11. u. 12., 18.—20. ägyptischen Dynastie.

2. Die „sinaitischen Inschriften“.

3. Das Sinai-Kloster, unter Justinian ge- gründet, Kloster und Kirche von Pharau usw.

Die Inschriften finden sich fast ausschliess- lich auf der Westseite des südlichen Teils der Halbinsel und zwar c. % von ihnen um das Massiv des Serbal verstreut, 4 am Gebel-Musa, dem heutigen Sinai, welch letztere der Ver- fasser untersucht hat. Besonders zahlreich sind sie an dem Wege an der Ostseite des Wadi, der zum Gebel Katerin führt, so dass man den Eindruck gewinnt, er sei eine alte Prozessions- strasse gewesen.

Wie Tuch und Beer begründet haben, handelt es sich um Gedenkinschriften von Pilgern“, die andern Erklärungen sind aus überzeugenden Gründen nicht stichhaltig; ihre Urheber tragen Namen aus der ältesten arabischen Literatur,

Bespr. von E.

wie sie auch in den Prophetenbiographien vor- kommen, und waren gebildete Leute, wie man das auch aus dem ductus ersehen kann. Sie stammten aus dem Higas, was sich aus den Ortsnamen und in den Inschriften ergibt. Der Zweck derselben war die Erinnerung an Wall- fahrten zum Sinai. Von c. 2600 sind nur fünf datiert, die älteste 149 n. Chr., die jüngste 253; sie drängen sich also in einer sehr kurzen Periode von c. 100 Jahren zusammen, aus welcher Tatsache der Verfasser drei Fragen formuliert:

1. War der Sinaï vor 150 kein Kultort? Weder in israelitischer Zeit noch jüdischer Tradition spielt der Sinai eine grosse Rolle, im NT wird er überhaupt mit Ausnahme einer Stelle nicht erwähnt; erst bei Strabo und Diodor finden sich Notizen, deren letztere Verfasser eingehend erörtert.

2. Warum wurde der Sinai c. 150 ein heiliger Ort? Verfasser meint, die Römische Regierung hätte wegen Unsicherheit die Pilger- fahrten aus dem Higas nach Petra verboten (wie heute die Franzosen den Tunesiern usw. die Pilgerfahrt nach Mekka öfters untersagt haben) deshalb kam der Sinai in Aufnahme, dessen Gebiet für Rom politisch und militärisch wertlos war. [Dagegen liesse sich doch ein- wenden, dass weder die Römer sonst so zart besorgt waren, noch alte religiöse Sitten sich ohne weiteres verbieten, resp. neue dekretieren lassen. |

3. Warum hören ein Jahrhundert hoe die Inschriften plétzlich auf? Das Christentum kam dort erst später auf, kann also nicht der Grund dafür sein. Verfasser meint, dass Petra’s Transithandel und die dort erhobenen Zölle Rom schadeten, weshalb Trajan Nabatäaannektierte,woraufdieHandelswege über Palmyra gelegt wurden. Es folgen dann längere Ausführungen über die politischen und sonstigen Verhältnisse dieser Gegenden, die an und für sich interessant sind, mit dem eigentlichen Thema aber nur sehr locker im Zusammenhang stehen. Ausserdem ist einzuwenden, dass das Aufhören von Handel noch nicht unbedingt das von Pilgerfahrten herbeiführen muss.

Das ist kurzderInhalt derArbeit. Ausserden bereits gemachten Einwänden wäre noch vor allen der zu erheben, dass vom eigentlichen Titel und Thema, dem Kult ausser einigen ganz kurzen Notizen bei Diodor, dass dort ein Mann und eine Frau den Dienst bei einem Altar mit unbekannter Inschrift versehen hätten, und bei Nilus von Byzans, dass man dort der Venus Menschen, resp. ein weisses Kamel, opfert hätte, nichts wesentliches mehr vorkommt. Wer diese „Venus“ = ‘Uzza, war, wie der

o

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Kult mit andern, vor allem mit dem Berg Sinai und seiner Tradition zusammenhing, das muss uns Verfasser vollkommen schuldig bleiben, da das vorhandene Material ihm keine weiteren Unterlagen gewährt. Wenn er die Arbeit etwa „Notizen über die geschichtlichen Verhältnisse der Sinai-Halbinsel und die dort gefundenen Inschriften“ genannt hätte, würde diese Bezeich- nung zutreffender sein als die von ihm ge- wählte, der der Inhalt durchaus nicht entspricht. So können wir zusammenfassend sagen, dass die vorliegende sehr umsichtige und zuverläs- sige Arbeit entschieden von grossem Interesse und vollem Werte für den Spezialforscher des in dem von mir vorgeschlagenen Titel bezeich- neten Gebietes ist; für die Religionsgeschichte, worauf aber der Titel hinzuweisen scheint, ist sie weniger von Bedeutung.

Hall, H. R.: Catalogue of Egyptian Scarabs, etc., in the British Museum. Volume I. Royal Scarabs, XXXVII, 310 S. m. 1518 Abbildgn. u. 1 Taf.. gr. 8°. London, British Museum 1913. Bespr. von A. Wiede- mann, Bonn.

Die politischen Verhältnisse haben es mit sich gebracht, dass mir erst jetzt das genannte Werk zugänglich wurde, welches in schöner Ausstattung den ersten Teil des Verzeichnisses der Skarabäen und verwandten Gegenstände des Britischen Museums enthält. Man wird das Buch mit oem Interesse zur Hand nehmen, da dieses Museum eine der grössten, wenn nicht die grösste Sammlung auf dem genannten Ge- biete besitzt. Diesen Reichtum verdankt es einmal der Tätigkeit der Museumsbehörden, welche stets auf die Erwerbung von Kleinalter- tümern grosses Gewicht legten. Dann aber auch sehr wesentlich der althergebrachten angel- sächsischen Freude am Sammeln von Skarabäen, welche es mit sich brachte, dass nach Abfahrt der englisch-amerikanischen Turistenschiffe in Luxor häufig alle Bestände an Skarabäen bei den Händlern ausverkauft waren. Das Sammeln der Reisenden erfolgte sportmässig und ohne jede Sachkenntnis, sie vermochten zwischen echten und falschen Skarabäen nicht zu scheiden, bevorzugten nur häufig letztere, da sie besser auszusehen und vollständiger erhalten zu sein pflegen?. Meist erlischt das Interesse an den auf der Reise erworbenen Stücken kurz nach der Heimkehr und finden dieselben dann nicht

2 In einem Vorworte gibt KAW Budge an, er habe die Beschreibungen Hall’s im Manuskript durchgesehen und mit den Originalen verglichen.

* Eine Reihe neuerer Skarabäen-Fälschungen aus Luxor findet sich in dem dilettantischen Buche von , Wakeling, Forged Egyptian Antiquities Taf. 8, doch ver- öffentlicht er dabei nur mindere Ware und fehlen wirklich gut ausgeführte Stücke.

Orientalistische Literaturzeitung 1918 Nr. 8/4.

selten den Weg in öffentliche Sammlungen, wobei naturgemäss eine Prüfung der Echtheit einzutreten hat.

Eine solche Untersuchung hat zweifelsohne vor der Veröffentlichung des vorliegenden Ver- zeichnisse stattgefunden. Der Verfasser wird die seiner Ansicht nach sicher unechten Stücke ausgeschieden haben, bei einigen aufgenommenen lässt er die Echtheit fraglich. Bei der Durch- sicht ist er jedoch allem Anscheine nach bei einer Reihe von Stücken allzu nachsichtig ge- wesen. In den Jahren 1880—2, in welchen das Skarabäensammeln sehr in Blüte stand, habe ich in Luxor die Bekanntschaft eines aus Qurna stammenden vorzüglich arbeitenden Fälschers, der besonders den häufig in einen Namensring eingeschlossenen Vornamen Thut- mosis III. sehr gut nachzuahmen wusste, gemacht und habe von ihm mehrfach Proben seiner Arbeit erworben. ErbenutztealsMaterialeinen weichen, fettigen Schiefer, den er aus Assuan zu erhalten behauptete, und eine Compositmasse. Nach Formung und Gravierung der Stücke wurden sie geglättet und roh gelassen oder mit einer tief eindringenden schwarzen Farbe behandelt oder gebrannt und glasiert.

Als Vorlage dienten neben echten Skarabäen die Königslisten von Murray und Bädeker, doch war er bestrebt, den einzelnen Zeichen einen monumentaleren Charakter zu geben wie den der hieroglyphischen Typen. Ich habe ihn be- obachtet, wie er stundenlang in Karnak, vor ` allem in der Inschrift Amenophis III an der Rückwand des grossen Hypostyls, Vorlagen für einzelne Schriftzeichen suchte. Trotzdem liefen ihm häufig neben den entsprechenden richtigen Formungen bestimmte Fehler unter, welche auch die übrigen Luxorer Fälscher gern begehen. Das Zeichen E erhält als Füllung statt der sinngemässen horizontal gestellten

Vierecke schräggestellte, das | hat vorn keine gerade Abschlusslinie, sondern eine gebogene, so dass es an [| erinnert, oder gewinnt die Gestalt eines mit der Spitze nach oben ge- richteten Messers 1. um leere Stellen aus- zufüllen wurden runde Bohrlöcher oder als Abschluss einherabhängender, seltenernachoben gerichteter Wasserpflanzenstengel mit kolben-

artiger Blüte! angebracht, usw. Mehrfachfinden sich derartige Erzeugnisse seiner Kunst, welche

1 Dieses Pflanzenbild, welches der Type ähnelt, aber keinen zurückgebogenen Stengel hat, geht offenbar auf die Pflanze zurück, welche bei den Frauendarstellungen in den Gräben zu Schöch Abd el-Qurna häufig scheinbar frei schwebend über deren Köpfen liegt.

sich teilweise mit den in meinen Händen be- findlichen Fälscherproben decken, unter den von dem Herausgeber nicht angezweifelten Stücken des Verzeichnisses. Bei anderen Stücken, welche zweifelhaft erscheinen, istdie Beurteilung schwer. Der Herausgeber hat in dankenswerter Weise den interessanteren Stücken Facsimiles beigefügt. Für die Wiedergabe hat er aber das jetzt leider nur allzu beliebte Zinkkliche ge- wählt, bei welchem das über die Inschrift ge- legte Netz die Zeichen vielfach verwischt er- scheinen und vor allem den mehr oder weniger scharfen und senkrechten Schnitt nicht ver- folgen lässt.

Das Werk beginnt mit einer Schilderung der in ihm verzeichneten Altertümerarten im allgemeinen; der Siegelcylinder, der Knopfsiegel, der auch aus Aegypten ausgefiihrten und im Auslande nachg ten Skarabäen, von denen letztere aber nicht mit verzeichnet worden sind, der skarabäenartigen Stücke, bei denen der Käferoberteil durch einen Negerkopf, Affen usw. ersetzt ist, der Perlen, der flachen Platten. Sie bilden für den Verfasser insofern eine Einheit, ale sie nach seiner Ansicht insgesamt als Siegel dienten, dienen konnten oder Siegel nach-

Orientalistische Literaturseitung 1918 Nr. 8/4.

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zielen. Anders liegt freilich die Frage, ob die Skarabäen überhaupt jemals als Siegel gedacht waren. Dass man sie als solche hätte benutzen können, bildet naturgemäss keinen Beweis für diese weitverbreitete Annahme, eine Darstellung oder Textangabe, welche eine solche Verwertung zeigte oder erwähnte, liegt nicht vor. Es spricht vielmehr bisher alles dafür, dass die Skarabäen ausschliesslich als Amulette galten.

Der Verfasser erörtert weiter die auf einer bei den Aegyptern althergebrachten falschen Deutung einer Naturerscheinung beruhende re- ligiöse Bedeutung des Skarabäuskäfers. Die Amulettwirkung seines Abbildes, welche im wesentlichen eine schützende war, wurde durch auf ihm angebrachte Inschriften, wie durch gute Wünsche und ähnliches, näher bestimmt, oder durch die Aufzeichnung von Namen und Bildern von Göttern verstärkt. Auch die Königs- namen dienten, da der Herrscher den Aegyptern als Gott galt, letzterem Zwecke. Diese Auf- fassung der Herrschernamen auf den Amuletten ist zweifelsohne richtig. Der Verfasser entzieht sich jedoch ebenso wie andere Skarabäenbe- arbeiter ihrer unmittelbaren Consequenz, wenn er in seinem Verzeichnisse Inschriften, welche

ahmten. Die Siegelnatur der bis in das mittlere an Königsnamen erinnern oder Teile von solchen

Reich hinein häufigen, später nur noch selten auftretenden Cylinder, welche er dann ein- ge bespricht, steht fest. Sie wurden über

ie mit einem Siegel zu versehende Fläche gerollt; zahlreiche mit ihrer Hülfe hergestellte Abdrücke sind besonders aus der ältesten Zeit erhalten. Eine Beziehung zu den gleichartigen babylonischen Cylindern, welche ich nicht be- zweifeln möchte, lehnt der Verfasser angesichts des hohen Alters des Vorkömmens der Form im Niltale ab.

Die Skarabiien waren nach Hall zunächst Amulette, seit der 11. astie hätten sie auch als Siegel gedient, seit der 18. Dynastie seien sie wiederum nur Amulette. Den Beweis für letztere Auffassung findet er darin, dass die damals üblichen Steingut-Skarabäen zu wenig hart zum Siegeln gewesen seien. Ein prak- tischer Versuch hätte ihm hier im Gegenteil | ezeigt, dass es nicht die mindeste Schwierig-

eit bereitet, mit einem derartigen Skarabäus auf dem von den Aegyptern als Siegelstoff ver- wendeten fettigen Ton, Wachs, weichen Gips einen vollkommen tadellosen Abdruck zu er-

2 Vgl. u. a. Nr. 638, 676, 816, 1604 (unrichtiges men); 1615, 1603 (falsches d); 63, 64 (runde Rohrlöcher); 638, 1603—4, 1615 (Füllpflanze). Weitere Fehler z. B. 1209, 1552, 1764 (z statt ra), 761 (#efa-Vogel statt sa-Gans). Soweit die Veröffentlichung erkennen lässt, findet sich auch 770 (mit den spitzen Flügelabschlüssen) und 1354 unter meinen Stücken.

geben, für diese Königsnamen erklärt. So sieht er beispielsweise in Ufeh, Huneb, Hur, Uf den König Hufu-Cheops, in Pepau Pepi, in Heper- ka den Vornamen Usertesen’ I, in Rä-men-Nesth und Rä-men-nefer einen Ersatz für Rä-men- heper, den Vornamen Thutmosis’ III, usw. Dem- gegenüber ist hervorzuheben, dass es überall

a, wo dem Namen eine Zauberwirkung zu- geschrieben wird, als unverbrüchliche Regel gilt, dass der zauberkräftige Name völlig genau wiedergegeben werden muss. Sobald eine Ver- stümmelung oder falsche Wiedergabe desselben eintritt, hat dieser Irrtum schwere Gefahren für den Zauberer im Gefolge. Im Niltale war dies nicht anders und so bleibt nur die An- nahme übrig, dass die genannten Stücke ent- weder überhaupt keinen Amulettwert baben sollten oder, was weitwahrscheinlichererscheint, dass sie aus der Reihe der Königskarabäen zu streichen sind und irgendwelche andere Zeichen- verbindungen wiedergeben.

Auf den auf ihnen aufgezeichneten Königs- namen beruht im wesentlichen der historische Wert der Skarabäen. Mit ihrer Hülfe kann man gegebenenfalls Funde datieren, sonst unbekannte Herrschernamen kennen lernen, neue icht- liche Tatsachen erschliessen. Für diese Be- deutung der Stücke werden von dem Verfasser eine Reihe von Beispielen aufgeführt, doch wird man bei einzelnen derselben den Schlüssen, welche er zieht (S. XXII), zweifelnd gegenüber-

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stehen können. So erscheint die Gleichheit des von Amenophis III angelegten Sees von T’aruha und des Birket Habu durch die völlig ver- schiedenen Ausmessungen beider Seen aus- geschlossen. In wie fern ein aus Sedeinga stammender Skarabäus aus der ersten Zeit Amenophis’ IV, der in der Titulatur diesen

König mit der Sonnenscheibe (dten) vergleicht,

darauf hinweisen soll, dass hier der Atenkult unter Amenophis III. begann, ist nicht er- kennbar. Am auffallendsten ist die Bemerkung, die Löwenjagden Amenophis’ III. hätten in Mesopotamien stattgefunden. Auf den Löwen- skarabäen des Königs ist hiervon nichts bemerkt, andere Denkmäler, welche auf diesen Tatort hinwiesen, sind mir unbekannt. Stünde die Angabe fest, so würde sie zeigen, dass der Herrscher während seiner zehn ersten Regierungs- jahre, doch wohl mehrfach, in Mesopotamien sich aufhielt und sich hier derart sicher fühlte, dass er Löwenjagden veranstaltete. Bei der bo; eit, welche die Beziehungen Ameno- phis’ III. zu Asien durch die El-Amarna-Briefe gewonnen haben, wäre es höchst wünschens- wert, wenn der Verfasser seine Beweise für eine derart wichtige, mir freilich sehr wenig wabrscheinliche Tatsache mitteilen wollte. In der Anbringung der Sonnenscheibe mit den beiden Uräusschlangen über dem Königsnamen (Nr. 2120) vermag ich keine unter Beeinflussung durch die Benennung des Hethiterkönigs als Sonne entstandene Bezeichnung des Pharao zu sehen, da eine solche der ägyptischen Auffassung widersprechen würde, derzufolge dieser der Sohn der Sonne und damit wie diese, aber nicht sie selbst ist. Es wird sich bei dem Zeichen um eine auch sonst häufige Abkürzung der an dieser Stelle gelegentlich auftretenden apotro- päischen geflügelten Sonnenscheibe handeln. Auf die Begründung der auffallenden Ansicht,

dass (| auf Skarabäen als Monogramm für Amon

benutzt werde (Nr. 429) wird man sehr gespannt sein.

Bei weitem am häufigsten sind unter den sogenannten Königskarabäen solche mit der Aufschrift Ra-men-heper, welche Zeichenver- bindung dem Vornamen Thutmosis’ II entspricht. Dieselben treten zuerst zurzeit dieses Königs auf, wurden dann aber noch nach Jahrhunderten her- eer Hall vermutet (S. XXX VJ), dies beruhe

arauf, dass man diesen Pharaonennamen fiir sehr michtig gehalten habe und er ein besonders volkstiimlicher Herrscher gewesen sei. Diebisher bekannte Ueberlieferung spricht nicht fiir diese Erklärung. Eine göttliche Verehrung des Königs nach seinem Tode wird nur in ganz vereinzelten Ausnahmefällen erwähnt, übereine Volkstümlich-

Orientalistische Literaturseitung 1918 Nr. 3/4.

keit in späterer Zeit fehlen Angaben. Das einzige Mal, in welchem er in einer Sage er- scheint, werden die Ereignisse nicht an seine Person angeknüpft, sondern an ein historisches Ereignis aus seiner Regierung und spielt dabei nicht er selbst, sondern sein zauberkräftiger Stab eine Rolle. So glaube ich denn auch weiterhin an meiner älteren Erklärung (A t. Geschichte S. 370) festhalten zu sollen, dass in zahlreichen Fällen die Gruppe Rä-men-heper. auf den Skarabäen überhaupt nichts mit dem Königsnamen zu tun hat. Man wird in ihr in

äterer Zeit die Vereinigung glückverheissender

eichen und Worte: „Sonne, Bestand, Werden,“ gesehen haben. Dies würde auch die bereits von Leemans (Description du Musée de Leide S. 117) beobachtete Verwertung der Gruppe

als Siegel für Papyri im Verlaufe der 19. Dy- nastie zwanglos erklären. | An die Ausführungen über die geschichtliche

Bedeutung der Skarabäen schliessen sich bei Hall solche über ihren künstlerischen Wert, über _ das für sie und die verwandten Gegenstände benutzte Material: Stein, Steingut, Edelmetall, Bronze, usw., über die Typen, in welchen die Cylinder und die Skarabäen ausgeführt worden sind. Hierbei werden für erstere 9 Klassen aufgestellt, für letztere 13 Hauptklassen, deren jede in eine Reihe von Unterabteilungen zerfällt. Hierauf folgen einige Bemerkungen über die Datierung der Skarabäen und die Mittel und Wege, um zu erkennen, ob man es bei den einzelnen Königskarabäen mit einem zeitge-

|nössischen Denkmale oder mit einer späteren

Verwertung des heiligen Namens zu tun hat.

Den Abschluss der Einleitung bildet eine Uebersicht der wichtigsten Literatur über die behandelten Denkmälerklassen. Hierbei werden ausschliesslich englische Schriften genannt, die in anderen Ländern herausgegebenen Werke, wie die von Dorow, Steinbüchel, Dubois, die in Betracht kommenden Tafeln von Leemans, usw. werden nicht aufgeführt. Nicht ganz so streng wird das Nationalitätsprinzip in den Literatur- angaben festgehalten, welche den Einzelstücken in dem Skarabäenverzeichnisse beigefügt sind. Hier erscheinen neben den an Zahl weit über- wiegenden Zitaten englischer Werke bisweilen auch auswärtige Gelehrte genannt, doch wäre es sehr wünschenswert gewesen, wenn dies in weit reichlicherem Masse geschehen wäre. So wäre es doch wohl, um nur einige Beispiele herauszugreifen, wichtig, bei dem Skarabäusüber Amenophis III. und die Prinzessin von Neharina (Nr. 1716) den ersten Herausgeber eines derart wichtigen Stückes (Brugsch, Ag. Zeitschr. 18 S. 81 ff.) zu nennen, bei dem Skarabäus mit Krokodil und Hand (Nr. 1264) auf die

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Bemerkungen von Schäfer (a. a. O. 39 S. 87 f.), welche diese Verbindung verständlich gemacht haben, zu verweisen. Ebenso hätte man er- warten müssen, bei der Besprechung des an einem Halsband getragenen Siegelcylinders (S. XI) die beste Behandlung dieser Darstellungen durch Borchardt (a. a. O. 35 S. 106), bei der Lesung des Zeichens die Arbeit von Spiegelberg (a. a. O. 37 S. 86) erwähnt zu finden.

Den grössten Teil des Werkes nimmt natur- gemäss das eingehende Verzeichnis der 2891 mit Königsnamen versehenen Skarabäen, usw. des Museums ein, welche naclı dem Vorwort ein Fünftel des Gesamtbestandes seines Skara- bäenbesitzes bilden. Zunächst führt dasselbe die Skarabäen und ihnen ähnliche Stücke selbst auf, dann die Siegelcylinder, die Siegelringe, antike Siegelabdrücke, Amulette in der Gestalt des königlichen Namensringes. Einige Nach- träge und ein Index zu dem Ganzen beschliessen den Band. Die Anordnung der Stücke erfolgt schematisch chronologisch nach dem Königs- namen; jüngere Stücke, welche ältere Königs- namen tragen, stehen bei letzterem. Jedes Stück wird kurz geschildert, die Inschrift wieder- gegeben und übersetzt, Alter, Grösse, etwaige

iteratur, Herkunft aus anderen Sammlungen, Inventarnummern angegeben, in zahlreichen Fällen die bereits erwähnten Kliches beigefügt. Eine Nachprüfung der Originale wird für einen deutschen Gelehrten auf lange Jahre hinaus ausgeschlossen sein. Soweit sich ohne eine solche ersehen lässt, scheinen die Schilderungen der einzelnen Stücke zuverlässig zu sein. Das Werk bringt damit ein reichhaltiges freilich nicht überall ohne Weiteres benutzbares Material für eine künftigezusammenfassende wissenschaft- liche Behandlung der Königskarabäen und ver- wandten Denkmälerklassen.

Timme, Paul: Tell el-Amarna vor der deutschen Ausgrabung im Jahre 1911. (31. Wissensch. Veröff. d. Deutsch. Orient-Ges.) 80 S. m. 66 Abb., 1 schwarzen Uebersichtsblatt, 1 farb. Karte in 8 Blatt. M. 60 —; geb. M. 68—. Leipzig, J. C. Hinrichs, 1917. Bespr. van Walter Wreszinski, Königsberg i. Pr.

Unter allen Grabungsstätten im Niltal nimmt das weite Gebiet eine Sonderstellung ein, das seit vielen Jahren unter dem Namen Tell el- Amarna in aller Munde ist. Es ist das sich auf beiden Nilufern ausdehnende Gelände der ephemeren Residenz des Königs Amenophis IV., der gleichermassen wegen seiner A ton- Verehrung wie einer Kunstrichtung halber bekannt ist, die man bisher fast allgemein gerade aus- schliesslich an seinen Namen geknüpft hat. Seit den Anfängen der Aegyptologie ist der

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Charakterköpfe in der ägyptischen Geschichte angesehen worden, und seiner Hauptstadt sowie der ihr zugehörigen Nekropole haben nicht wenige Forscher ihre Arbeit gewidmet. Die Gräber mit ihren Wandgemälden sind nach den Bemühungen vieler Vorgänger von N. de Garis Davies erschöpfend und vorzüglich herausge- geben worden, in den Stadtruinen haben Flinders Petrie, Barsanti u. a., besonders aber Raub- gräber sich betätigt, die Hauptarbeit aber ist noch zu leisten geblieben; offenbar hat sich an diese ungeheure, ebenso zeitraubende wie kost- spielige Aufgabe niemand herangewagt, so lockend es auch jedem erscheinen musste eine Stätte systematisch aufdecken zu können, die der Wissenschaft schon so ungewöhnlich viel und vielseitiges Material geliefert hat.

Wenn nun die DOG durch die bekannte Opferwilligkeit einesihrer hervorragendsten Mit-

lieder, dem die Forschungen auf altägyptischem

ebiet eine ernste Passion sind, in denStandgesetzt worden ist, das ganze umfangreiche Gebiet der alten Königsstadt von Grund auf zu durch- forschen, so musste die erste Aufgabe sein, sich eine möglichst genaue Uebersicht über alle für Ausgrabungen inbetrachtkommenden Stellen, ihre Lage, ihren Umfang, ihre zeitliche Zu- gehörigkeit usw. zu verschaffen.

Dieser nicht einfachen Arbeit hat sich Timme mit grosser Hingabe unterzogen. Was er an Einzelheiten auf der grossen, durch die Farben sehr übersichtlichen und schön gedruckten Karte gibt, erläutert er in dem knapp gefassten, mit bemerkenswerter Frische und gelegentlich gutem Humor geschriebenen Text. Er hat nicht nur die Siedelungsstätten der Lebenden und die Stätten der Toten festgelegt, auch das reiche Wegenetz zwischen den Ortsteilen und in die Wüste hinaus zu den Steinbrüchen, die Patrouillen wege um das ganze Stadtgebiet herum mit ihren Rastplätzen und Wachhäusern bat er verfolgt und sorgfältig aufgenommen. Dabei kam er zu manchen Feststellungen von Interesse, so z. B. bemerkte er mehrfach künstliche Wegauf- schüttungen besonders bei den Wegen nach den Steinbrüchen, durch die der Transport schwerer Werkstücke erheblich vereinfacht wurde, erzeigt eine gut erhaltene dolmenartige Schlafhütte von Steinbrucharbeitern, beschreibt die verschieden betriebenen Steinbrüche an der Hand guter Aufnahmen. Durch ihn lernt man auch die durch ihre Inschriften berühmten Alabaster- brüche von Hat-nub im Bilde kennen.

Diese wissenschaftlichen Resultate umrahmt eine Schilderung der heutigen Ortschaften und ihrer Bewohner sowie der mancherlei Abenteuer, die dem Verfasser bei seinem Aufenthalt zu-

„Ketzerkönig“ als einer der interessantesten | gestossen sind, so dass man das Buch nicht nur

~

99 Orientalistische Literaturzeitung 1918 Nr. 3/4. 100

der Hand legt. gewaltigen Fülle des Stoffes darauf verzichtet, Hoffentlich gestattet die Weltlage in abseh-|auf die Unterschiede zwischen der epischen

barer Zeit die Wiederaufnahme unserer Arbeit | Mythologie und der vedischen einzugehen.

an dieser Stelle, wo wir schon in den letzten Der erste Teil behandelt die „lower Mytho-

Jahren vor dem Kriege mit so grossem Erfolge

geschafft haben.

reich belehrt, sondern auch gut unterhalten aus sichtlich zusammengefasst, jedoch wegen der

logy“, die göttlichen Flüsse, Bäume, un Tiere. Interessant ist es, dass die Katze, die —ſ bei den heutigen Indern i und den meisten 5 en 7 7 5 5 1 9 Völkern als ein dämonisches, unheilvolles Tier schaftswerte. .) 80. M. 2.50. Frankfurt am Main ; M. Hendschel, 1916. Beep. von R. Hartmann, Kiel 5 wird, da 90 no. = 10 f. ein Grothe steht unter denen, die in Vorder- |r Topäum ist, durch we cles das = aus gegen : > b Feld wirtachaftlicher B das Eindringen der Dämonen gesichert ist. tätigang 8 icin seit are in Weitverbreitet ist die mythologische Vorstel- 2 22 2 _ erster Reihe. Schon seit Jahrzehnten entfaltet 1000000 er eine auf gute Kenntnis des Landes gestützte 3 Tätigkeit in diesem Sinn. Wohl ben diese Bestrebungen auch vor dem Krieg ein gewisses Echo gefunden, aber das Interesse blieb auf engere Kreise beschränkt. Jetzt mit dem Weltkrieg hat sich die Lage mit einem Schlage so verändert, dass der alte Vorkämpfer einer engeren Verbindung zwischen Deutschland und der Türkei vor einer unsachlichen Ueber- schätzung der wirtschaftlichen Vorteile, die sich aus dieser Verbindung ergeben können, warnen muss. Die Schrift, die die Probleme der Realisierung der wirtschaftlichen Werte des türkischen Gebiets mit unserer Hilfe nach allen Seiten kurz beleuchtet, ist zeitgemäss und gerade um ihrer sachgemäss vorsichtigen Haltung willen zu begrüssen. Sie kennt und schätzt Türkisch Asien als ein Wirtschaftsgebiet, sucht aber durch Warnung vor Ueberschätzung, vor Illu- sionen zu bewahren. Besonders dankenswert ist, dass Grothe im Eingang auch die geistigen Zeitströmungen, den Turanismus, möglichst sine ira et studio in die Rechnung einstellt. Der Verfasser der Schrift gehört eben zu denen, die den Wert, ja die Unentbehrlichkeit einer gewissen Kenntnis der geistigen Kultur des Orients auch für die wirtschaftliche Betätigung einsehen. Die kleine Schrift kann in unserer Zeit der nicht gerade sehr sachkundigen Flugschriften- literatur sehr nützlich wirken.

waltigen Schlange ruht. Gemäss dem altin- dischen Epos ist diese Schlange tausendköpfig (p. 23). In ganz Indonesien glaubt man, = eine Schlange die Trägerin der Erde sei, die durch ihre Bewegung Erdbeben hervorruft (Globus Bd. 42, 45; 65, 95 f. A. Bastian, Indo- nesien 4, 22). Bei mehreren anderen Völkern wird statt der Schlange ein gewaltiger Fisch angenommen, der auf seinem Rücken die Erde trägt, so in Burma (H. J. Wehrli, Beitrag zur Ethnologie der Chingpaw von Ober-Burma, Leiden 1904, 51), auf den Carolinen, (A. Ba- stian, die mikronesischen Kolonien 1899, 112), in Japan (B. H. Chamberlain, Things Japanese, London 1902, 127), bei den Buräten (Nordasien)? und den Arabern (Dieterici, Rechtsstreit zwischen Mensch und Tier p. 277, A. 8; der- selbe, Chrestomatie ottomane 1854, 58). Von den Arabern könnte diese Anschauung in Fir- düsis Sähnämeh ® und in die spätjüdische Schrift Pirgé de R. Eliezer c. 9 eingedrungen sein. Gemäss dem letzteren jüdischen Werk ruht die Grundlage der Erde zwischen den beiden Flossen des Leviatan‘. Aus dem Orient scheint diese Idee ins gnostische Christentum gelangt zu sein. So heisst es im St. Joan Apokryphon (Cod. Apokr. N. Test. ed. Philo p. 886): et transcendens subtus terram invenit, duos pisces iacentes super aquas . . . tenentes totam terram. ... ab occasu usquead solis ortum. Hierauf beruht der bei den Bogomilen herr- schende Glaube, dass unter der Erde zwei Fische auf den Wassern liegen, welche die ganze Erde halten. Auch in einer polnischen und ukrainischen Sage kommt diese Anschau- ung vor5. Woher stammt nun die indische, erst im Epos auftauchende Vorstellung?

ı H. v. Negelein, Traumschlüssel des Jagaddeva p. 210, W. Crooke, Natives of Northern India 1907, 198, 256 f. Deshalb lässt man keine Katze in das Zimmer einer Wöchnerin.

? D. Dänhardt, Natursagen 1907 1 73.

3 Vgl. v. Schack, Firdüsi 1865, 160.

* Ueber den Leviatan vgl. Scheftelowitz. Arch. f. R. W. Bd. 14, 6 ff. O. Dänhardt a. a. O. I 40, 49. 56.

Hopkins, E. Washburn: Epic Mythology. (Grund- riss der Indo-Arischen Philologie u. Altertumskunde. III. Bd. Heft 1 B.) 2778. Lex.8°. M. 18 —. Strass- burg 1915, K. J. Trübner. Bespr. von I. Schefte- lowitz, Cöln.

Hopkins gibt uns eine gründliche Darstel- lung von der in den beiden grossen altindischen Epen Mahäbhärata und 5 enthaltenen

ythologie. Mit Umsicht und Gewissenhaftig- keit hat er aus dem umfangreichen Material“ die wesentlichsten Züge geschickt und über-

101

Der folgende Abschnitt: „Spirits“ (p.29—52) gibt uns eine Darstellung von den Manen (Pretas, Pitrs) und Dämonen (Bhütas, Raksasas, Asuras). Den umfangreichsten Teil der Arbeit bildet die Behandlung der Götter. Die Götter des Epos sind ihrer Natur nach vielfach ver- schieden von denen der vedischen Periode; so ist im Epos Indra zum Teil mit dem Regen- gott Parjanya verschmolzen (p. 127 f.). Be- sonders gehört die Entwickelung der drei Haupt- gottheiten (Brahman, Visnu, Siva) der epischen Periode an (p. 189 ff.). Eine Parallele zur gött- lichen Verehrun des Schwertes M. Bh. 12, 166, 87 bietet Herodots Bericht (IV 62), dass die Skythen alljährlich dem Schwerte Opfer darbrachten. Gemeinorientalisch ist die Ver- götterung des Königtums, die in Indien zuerst im Epos klar vor Augen tritt (p. 64). Die Anschauung, dass die Ehen der Menschen bereits im Himmel vorherbestimmt werden (p. 66), findet sich auch im Judentum (Talm.

déd Quätän 18, Berésit Rabbä P. 68). Eben- so wie der Inder nicht gegen die Sonne hin seine Notdurft verrichten darf (M. Bh. 12, 193, 13 ff., 13, 104, 75), ist auch der Essäer darauf bedacht gewesen, dieses an einem Orte zu tun, wo kein Sonnenstrahl darauf fällt (Josephus, Bell. Jud. II 8. 9). Die Vorstellung, dass Sonne und Mond die Augen des Himmelsgottes seien (p. 84), ist urarisch (vgl. RV I 72,10; AV X 7, 35. Gobhila Gr III 8, 5; Hiranyakesin Gr I 2, 7, 13). Der Awesta betrachtet die Sonne als das Auge des Ahuramazda (Jasna 1, 11; 4, 16). Infolge dieser primitiven Auffassung scheint das indogermanische Wort für „Sonne“ (got. sauil, lat. sol, lit sdule,) im Altirischen die Bedeutung ‘Auge’ (súil) erhalten zu haben. Ebenso wie der Parsismus kennt das Epos die Feuerqualen der Hölle (p. 110f.). :

Der Glaube, dass die Sternenwelt der Auf- enthaltsort für die „Väter“ (Pitäras) ist, ja die Sterne mit den Seligen identifiziert werden p. 61), ist gleichfalls urarisch. Gemäss den

eden weilen die „Väter“ im dritten Himmel, wo sie einen leuchtenden Körper erhalten (RV X 14, 18; 56, 1; AV XVIII 3, 7. 7 Die unverheirateten Frommen sieht man als Lichter am ersten Himmel (AV XVIII 2, 47). In die Sternenwelt, die den mittleren Himmel bildet (AV XVIII 2, 48), kommen die Seelen der- jenigen, die viele gute Werke verrichtet haben. So werden diejenigen, die im Leben viel Opfer darbringen, nach ihrem Dahinscheiden zu Ge- stirnen (Maitr. S. I 8, 6). „Die Sterne sind die Lichter derGutestuenden, die in dieHimmels- welt gelangt sind“, heisst es Sat. Br. VI 6, 4, 8. Ebenso nennt Taitt. Samh. V 4, 1, 3 die Sterne „die Lichter der Guten“. „Dort

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oben werden die Geister derer, die Gutes getan haben, leuchtend erblickt“ (Apast. G. S. II, 9, 24, 13). Die Zurathnitra-Religion kennt fiir die Seligen gleichfalls drei Himmel, tiber denen noch ein vierter, nämlich die Wohnung des Ahuramazda, Garötmän, sich befindet. Der erste Himmel (Humata) ist die Sternenwelt, der zweite (Hüxta) ist die Mondwelt und der dritte Himmel (Huvar3ta) ist die Sonne (Ard. V. c. 7—10; 17, 27, Men i rat 7, 9—12, vgl. J. 1, 16; 4, 21; 7, 18; Had. N. 2, 15).

Jasna 36, 2 bezeichnet daher die Sonne als den héchsten Himmel.

Gemäss der älteren An- schauung geht die Seele des Frommen nach dem Tode in das nächste Feuer, von wo sie

in die Sternenwelt, dann in die Mondwelt und

schliesslich in die Sonnenwelt steigt, wo sie

verbleibt (Vend. 7, 52, Säyast 12, 5, Saddar c. 87, Bund. 30, 6). Nach mittelpersischer Vor- stellung erlangt der Selige je nach dem Grade seiner Frömmigkeit den einen oder andern Himmel. ligen wie die Sterne; die in der Mondwelt be- findlichen Seelen strahlen wie der Mond, während die in der Sonnenwelt weilenden Seligen wie die Sonne glänzen (Ard. V. c. 7—9, Dad. c. 34, 3). wohnenden Seligen erweisen sich den lebenden

In der Sternenwelt leuchten die Se-

Diese in den drei Himmelswelten Gläubigen als hilfreiche Geister (Bund. 4, 4).

Nach dem Erscheinen des Heilands (Saösyant) wird sich bei der Welterneuerung die oberste Himmelswelt zur Sternenwelt herabsenken, während die Erde zur Sternenwelt emporsteigt, sodass dann die Sternenwelt der

auernde Aufenthalt aller Gläubigen nach der Wieder- auferstehung sein wird (Dink IX 28, 3). Die Seelen der Frommen werden bei den Griechen, den Eingeborenen Polynesiens und Amerikas ebenfalls als Sterne gedacht (A. Dieterich, Nekyia p. 24, Tylor, Prim. Cult.5 II 69f.; Mac Culloch, Enoycl of Rel. and Ethics II 681 f., 686. W. Powell, Wandering in a wild country 1884, 171). Diese Vorstell , dass die Seelen der Gläubigen nach dem Tode in die Sternenwelt aufsteigen und zu Sternen werden, ist auch im israelitischen Glauben vor- handen gewesen. So heisst es im Deborah- Lied (Ri. 5, 20): „Vom Himmel herab stritt man für uns; die Sterne stritten von ihren Bahnen gegen Sisera“. Auch in der altindischen Religion stehen die Sterne, welche die „Väter“ sind, den Gläubigen im Kampfe bei. Eine rudimentäre Spur dieser Anschau- ung liegt im Vergleiche der Seligen mit hell- leuchtenden Sternen. Gemäss Dan. 12, 3 werden die Seligen in der messianischen Zeit leuchten wie der Glanz des Himmels, „die, welche viele zur Tugend angeleitet, wie die

108

Sterne für immer und ewig“ (vgl. auch Hen. 104, 2; 4 Esr. 7, 97; Bar. 51, 10; Matth. 13, 43). Persischer Einfluss scheint in Ass. Mos. 10, 9 und 1. Kor. 15. 41f. vorzuliegen. Er- stere Stelle lautet: „Und Gott wird Israel er- höhen und am Sternenhimmel schweben lassen, am Orte ihrer Wohnung“. Letztere Stelle unterscheidet ebenso wie der Parsismus Selige, die je nach ihren Verdiensten der Sonne, dem Monde oder den Sternen gleichen werden. Das Symbol des Liebesgottes Kämas ist der Fisch (M. Bh. 3, 281, 27: makaradhvajas), vgl. auch Kädambari 160, 8 (makaralänchanas und 198, 22 ff. (makaraketanas). Aehnlich heisst Kamas in jüngeren Texten minaketus, minadh- vajas, minalãnchanas, minänkas. Der Fisch des Liebesgottes symbolisiert die sexuelle Aus- schweifung, die Fruchtbarkeit (vgl. Th. Zachariae, Wiener ZIKM XVIII 299 ff., 291 ff., XXII 431 ff., Scheftelowitz, Arch. fRW. XIV 376 ff, 398, derselbe, Huhnopfer p. 12 f., R. Eisler, Der Fisch als Sexualaymbol in Ztschr „Imago“ 1914, 165 f., Ad. Abt, Apologie des Apulejus 1908, 67 ff.). Hierzu noch einige Belege: Nach Talmud Jömä 75a bedeutet dag Fisch auch ‘sexuelle Ausschweifung’. Während der jü- dischen Trauung in Jerusalem bringen Frauen zwei mit einem goldenen Faden zusammenge- bundene Fische in einer silbernen Schiissel, die sie auf die Erde neben dem Trauhimmel stellen. Hierauf tritt zunächst die Brdut und dann der Bräutigam dreimal darauf, wobei die Anwesenden ausrufen: Seid fruchtbar und habet Kinder. (M. Kazenelinbogen, Qöröt JeruSalajim, Wilna 1901 p. 149). Im Liebes- zauber Neu-Mecklenburgs spielt der Fisch leichfalls eine Rolle: Will ein Mann sich ein eib zugeneigt machen, so presst er Saft von Doman-Blättern in einen aufgeschlitzten Fisch, wickelt denselben in ein Blatt und brät ihn auf dem Feuer. Dann gibt er bei der nächsten günstigen Gelegenheit den Fisch dem Weibe zum Geschenk oder er sorgt auf eine unauf- fällige Weise dafür, dass jenes Weib denselben zu essen bekomme. Diese Zauberei bezeichnet man mit dem Ausdruck: „Man bereitet einen Fisch“ (P. G. Peekel, Religion und Zauberei auf dem mittleren Neu-Mecklenburg 1910, 127f.). Das Märchen, nach welchem der Genuss von Fischen bei weiblichen Wesen Schwangerschaft hervorruft, findet sich im Slavischen (de Gu- bernatis, Thiere p. 599, L. Frobenius, Zeitalter des Sonnengottes 1904, 256 f.), Lettischen, Is- ländischen, Dänischen, Deutschen und Albani- schen (vgl. Scheftelowitz, Huhnopfer p. 13 v. Hahn, Sammlung albanischer und griechischer Volksmärchen Nr. 22), ist jedoch nicht im Indischen zu belegen. Bei den Khasis (Indier)

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werden am Hochzeitstage drei über dem Rauch- fang des Herdes getrocknete Fische an die Dachstange des Hauses der Neuvermihlten an- gebunden (Ch. Lyall, Khasis, London 1907, 130). Das was also Hopkins (p. 167) nur als möglich hinstellt: „Between love and fish there is perhaps an aphrodisiacal connection“, erscheint durch diese Literaturangaben als er- wiesen. |

Hopkins zuverlässiges Werk, das den bisher im Grundriss erschienenen Einzedarstellungen ebenbürtig an die Seite zu stellen ist, ist nicht nur wertvoll für die Indologen, sondern vermag auch dem vergleichenden Religionsforscher viele Anregungen zu geben i.

Hoernes, M.: Urgeschichte der bildenden Kunst in Europa von den gen bis um 500 v. Chr. 2. durchaus umgearb. u. neu illustr. Aufl. XIV, 671 8. m. 1330 Abbildgn. Lex. 8°. M. 20 —; geb. M. 24 —. Wien 1915, A. Schroll & Co. Bespr. von Marie Pan- critius, Königsberg i. Pr.

Die vorliegende zweite Auflage eines rähmlich bekannten Werkes bietet einen grosszügigen Ueberblick von berufener Hand über die vor- geschichtliche Kultur; die vertiefte Darstellung einer ihrer Lebensäusserungen musste das Ge- samtbild ins Auge fassen. Aus der reichen Fülle neuen Materials und neuer Gesichts- punkte heben wir einiges heraus.

Dass die Plastik eine vorwiegend religiöse, die Zeichnung eine profane Kunstrichtung war (40 ff.), möchte ich nicht in Abrede stellen; allein der Freude am Kunstschaffen sind sicher beide entsprungen die in den Sand zeichnende Hand hat auch dem Lehm die vertrauten Formen abgewonnen und noch im Diluvium wurden beide Künste sakral, das zeigen die Rätsel der geschmückten Höhlen 2. Denn „der laienhaften Neigung, alles Erstaunliche in der Vorgeschichte mit Opfer und An- betung in Verbindung zu bringen“, geben die Tatsachen recht, und den gewaltigen und schöpferischen Einfluss der für den primitiven Menschen Glauben und Wissenschaft vereini- genden Religion bestätigt noch heute die fast alle Geräte der Viehzucht, des Ackerbaus und des häuslichen Lebens Hirtenstab, Halfter, Besen, Mühle usw. umgebende Fülle von Vorstellungen und Gebräuchen, deren jedesfalls kultliche Anfänge wie G. Wilke für Leiter,

1 Allerdings gibt es im M. Bh. auch manche Einzelheiten, die, wenn auch von Hopkins nicht verwertet, immerhin für den Religionsforscher von Wichtigkeit sind. Se habe ich OLZ 1917, 316 auf die auch in anderen Religionen vorhandene Vorstellung M. BH III 261, 13 ff. hingewiesen, dass die Seeligen im Himmel auf ihren Häuptern ent. ztickende Kränze tragen.

3 Vgl. F. Wiegers: Zeitschr. f. Ethnol. 1914. S. 867 f.

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Heu- und Mistgabel u. a. m. nachgewiesen hat! bis in das Asilien, ja bis in das Diluvium hinaufreichen.

Schon die diluviale „Wandkunst“ zeigt Menschen mit Tierköpfen, den Ursprung der Misch wesen der babylonischen Kunst und Kos- mogonie, deren Erklärung sich auf babyloni- schem Boden in dem stierhaarigen, das Wild schützenden, dem Jäger hindernd in den Weg tretenden Engidu bietet, einem mit allen Tier- abreichen tragenden und Tiere schützenden Wesen auch mit dem noch ganz in Tier- gestalt den Jäger bannenden Hubertushirsch auf einem Stamme gewachsenen Erzeugnis des Jägertums.

Die Vorherrschaft der weiblichen Gestalt in der Idolplastik der agrarischen Zeit, welche „aber auch aus der religionsgeschichtlichen Ueberlieferung alter Kulturvölker: der Baby- lonier nnd Aegypter, Griechen und Römer, Ger- manen und Slawen“ hervorgeht, betrachtet Verfasser als einen Nachklang „aus den Zeiten des unentwickelten Vaterbegriffs“ (54). Allein eine solche doch auch nur in grosser zeitlicher Ferne zu denkende Zeit ist lediglich die mit den an altertümlichen Menschenstämmen den Pygmäen gemachten Beobachtungen keines- wegs sich deckende Konstruktion einiger Eth- nologen. Vielmehr führen die Spuren des Mutterrechts in die Zeit des von der Frau ge- schaffenen, siegreich vorschreitenden Ackerbaus und der daran anknüpfenden religiösen Ideen. Sie führen zu dem Bodenbesitz der Frau und zu ihrem noch am Beginn der Geschichte be- stehenden Priesterinnentum; ich erinnere an Veleda und an die altbabylonische Datierung nach der Erwählung einer Grosspriesterin des Gottes Immer?

Mit Recht erkennt der Verfasser in der alt- orientalischen Kunst sowohl jagdlichen wie agrarischen Einfluss (S. 90 f). Jagdliche Tra- dition hat hier wohl überhaupt nicht aufgehört; und das von Asurbänipal der Jagdgöttin über vier erlegten Löwen gebrachte Trankopfer? ist vielleicht noch ein der höheren Religionsform angepasster Nachklang der bei Jägervölkern noch heute lebenden Vorstellung, dass der Geist des getöteten Tieres versöhnt werden müsse.

Was das Alter der babylonischen Kultur anbetrifft, so muss in Betracht gezogen werden, dass die nationale sumerische Kultur, wie H. Winckler richtig gesehen hat und die über die semitische Kleinstaaterei am Beginn der

1G. Wilke: Mannus 6 S. 33 ff

* Vorderasiat. Bibliothek I S. 228.

* M. Jastrow: Bildermappe „zur Religion Babylo- niens und Assyriens. Taf. 30 Nr. 91. Aehnlich opfert A3urnäsirpal über einem erlegten Büffel. Taf. 29 Nr. 90.

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Dr s%

Geschichte heriiberklingende Tradition von einem grossen Reiche von Sumer und Akkad be- stätigt!, eine durchaus vorgeschichtliehe war. ` Die sumerische Wappenform (zwischen zwei Tieren stehendes, mythisches Wesen) finden wir auf der an der Grenze des vierten vor- christlichen Jahrtausends errichteten Geierstele in hoher Entwickelung aber roher Ausfüh- rung eine uralte Kulturform in der unge- übten Hand des Eroberers. Die doch nur fragmentarischen und von der Bodenbeschaffen- heit abhängigen Ergebnisse der Ausgrabungen beweisen deshalb noch keinen Altersvorsprung ägyptischer Kultur von der Mesopotamiens.

Sprechsaal. Zu Sp. 62 Anm. 1.

Herr Professor Schwally war so liebens würdig, mir die folgenden Nachweise für zu geben: Aghani II 38—39, Ibn el Athir, Kamil I 287, Tabari I 85152.

| F. E. Peiser. ` Altertums-Berichte.

Italien. |

In Bari ist eine grosse römische Totonstätte suf- ` gedeckt worden, die nach der Ansicht italienischer Arch@- © ologen aus dem 1. Jahrhundert des Kaiserreichs stammt.

Aus den Ueberresten ist zu schliessen, dass hier beide i Formen der Leichenbestattung, das Begräbnis und die

Verbrennung, üblich waren. Die Asche der verbrannten Leichen wurde in Tonurnen und in sehr kostbaren Glas- vasen beigesetzt. P

Bei den Ausgrabungen in Pompeji sind in letzter Zeit einige hochbedeutsame Funde gemacht worden. So wurden unter anderem die ersten Häuser mit Balkonen festgestellt. W.

Russland.

Auf der Halbinsel Krim ist bei Eupatoria eine grosse Ruinenstadt entdeckt worden, über die Moissejew einen vorläufigen Bericht an die Archäologische Kom- mission nach Petersburg gesandt hat. Wahrscheinlich handelt cs sich dabei um das alte Eupatoria selbst, das bekanntlich eine Gründung des Königs Mithridates Eupa- tor war und in der griechischen Handels- und Kolonial- geschichte mehrfach erwähnt wird. So haben, wie wir . aus einer Rede des Demosthenes wissen, die Athener mit dieser nordpontischen Stadt einen Handelsvertrag zur Lieferung „bosporanischen“ Getreides abgeschlossen. Die Entdeckung des alten Eupatoria ist dem Historiker aber hauptsächlich deshalb von grösstem Interesse, weil die Ausgrabung vielleicht die so lange entbehrten Grundlagen für die Kenntnis der Frühgeschichte jener Küstengebiete am Schwarzen Meere bringt, über die uns bisher genauer Angaben fehlten. W.

Mitteilungen.

Infolge der Gründung des Instituts für Islam und osteuropäische Geschichte sollen in Leipzig drei neue Professuren geschaffen werden, eine für all- gemeine Islamistik, Politik und Wirtschaft, eine für ost- europäische Geschichte und eine für Balkanistik.

3 Vgl. Memnon II S. 174 Æ

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Aus gelehrten Sesellschaften.

In der Vorderasiatischen Gesellschaft Berlin sprach Frhr. v. Oppenheim über seine Grabungen in Tell Halaf (vgl. OLZ 1913 Sp. 279 f.).

Académie des Inscr. et Belles-Lettres. Séance du 28. September 1917: M. Pilet liest seine Schrift über die wissenschaftliche u. kunstgeschichtl. Expedition in Mesopotamien und Medien unter F. Fresnel in den Jahren 1851—1855.

Der Afrikaforscher Tilho ist nach 5jahrigem Aufent- halt in dem Gebiet zwischen dem Tschadsee und der Wüste und nach Erforschung der Hochländer von Tibesti und Kussi zurückgekehrt. (Geogr. Journ. 1918, Jan.)

Personalien.

Prof. O. Mann, der hochverdiente Forschungsreisende und Iranist ist gestorben.

Prof. Kornemann, Tübingen hat einen Ruf nach Breslau für alte Geschichte als Nachfolger Ottos an- genommen.

Moise Schwab, Bibliothekar an der Bibliotheque Nationale zu Paris ist im Alter von 78 Jahren gestorben.

Der Sinologe Ed. Chavannes ist gestorben.

Für die an der Universität Zürich neu errichtete Professur für lebende orientalische Sprachen und isla- mitische Kultur wurde Dr. Jean Jacques Hess aus Freiburg (Schweiz) gewählt..

rge A. Reisner ist zum Professor der Aegyp- telogie in Harvard ernannt worden. W. King ist zum Professor der assyrischen und babylonischen Archäologie an der Universität von London ernannt worden.

Zeitschriftenschau. ® «= Besprechung; der Besprecher steht in ().

Asiatio Review. 1917: July 2. J. Husik, A History of mediaeval Jewish Philo- sophy. Ol. Huart, Le livre de la Création et de l'histoire de Motahhar ben Tähir el-Magdisi (T. W. Arnold). H. R. Curzon, Visits to Monasteries in the Levant (I. C. W.). Where East and West meet. A Record of important Events of the Day. Aug. 15. Russian Central Asia. A brief Sketch of its History, Ethnology, and commercial Future, by the Editor. Where East and West meet. *V. Jabotinsky, Turkey and the war (H. C. W.). Meer Hassan Ali, Observa- tions on the Musulmans of India (T. W. Arnold).

Baessler-Archiv. 1917: VI. 3. A. Bernhardi, Chinesische Stempel. A. v. le Coq, Bemerkungen zur türkischen Falknerei. Ders., Eine Liste osttürkischer Pflanzennamen.

Berliner Philologische Woohenschrift. 1917: 40. *P. M. Meier, Griechische Texte aus Aegypten I. II (Zucker). *F. Haase, Literarkrit. Unters. zur orient.- apokryphen Evangelienlit. (Preuschen). 41/43. *Br. Meissner, Das Märchen vom weisen Achigar (Gustavs). *W. H. Roscher, Die Zahl 50 in Mythus, Kultus, Epos und Taktik der Hellenen und anderer Völ- ker, besonders der Semiten (Nestle).

B. Moritz, Bilder aus Palästina, Nord-Arabien und dem Sinai (Thomsen). 46. *C. J. Scharling, Ekklesiabegrebet hos Paulus og (Re Forhold til jödisk Religion og hellenistik Mystik

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Orientalistische Literaturzeitung 1918 Nr. 8/4.

108

à l'Institut Français d'archéologie orientale du Caire. G. Legrain, Notes sur le dien Montou. J. Maspero, Graeco-arabica. H. Munier, Recueil de manuscrite coptes de l'Ancien et du Nouveau Testament. F. W. Read, Nouvelles remarques sur la Pierre de Palerme. E. Vernier, Note à propos du Livre de M. Flinders Petrie: Arte et métiers dans l'ancienne Egypte. G. Wiet, Kindi et Maqrizi.

Ohristliche Welt. 1917: l XXXI, 39. Religionsgeschichtliche Parallelen, v. Wilhelm Bornemann. Das Heilige (Windelband, Otto): 3. kri- tische Bemerkungen.

Olassical Philology. 1916: 3. L. C. West, The Cost of Living in Roman F. Boll, Aus der Offenbarung Schaar Studien (S. J. Case).

Das Reich. 1917: Oktober. E. Wolfram, Mythenbildung um Alexander den GroBen.

Deutsch-Hvang. Monatsblätter. 1917:

H. 11 u. 12. O. Eberhard, Die Türkei als Islamstaat und Vormacht der islam. Welt.

Deutsche Literaturzeitung. 1917:

40. *J. Kolmodin, Traditions de Teazzega et Hazzega (F. Praetorius).

41. L. Wenger, Griechische Texte aus Aegypten. *W. Spiegelberg, Der ägyptische Mythos vom Sonnen- auge [Der Papyrus der Tierfabeln „Kufi“] (G. 1 42. L. Wenger, Griechische Texte aus A ten (Schluss). *H. Schmidt, Der Prophet Amos (O. Eissfeldt). *B. Meissner, Zur Geschichte des Chattireiches nach neuerschlossenen Urkunden des chattischen Staatsarchive (A. Ungnad). A. Rapp, Die Entwicklung unserer Orientpolitik (F. Giese).

43. J. Augapfel, Babylonische Rechtsurkunden aus der Regierungszeit Artaxerxes I und Darius II (B. Meissner). 47. 18. 1 Die sumerischen Parallelen zur biblischen Urgeschichte; Die sumerische Frage und die Bibel (O. Schroeder).

48/49. E. Bass, Die Merkmale der israelitischen Pro- phetie nach der traditionellen Auffassung des Talmud (E. Baneth).

Geographische Zeitschrift. 1917:

5. O. Maul, Die politischen Probleme des östlichen Mittelmeers. R. Hennig, Die Seefahrer-Epoche des Volkes Israel. (Ophir-Yoüfi bei Ibn Batuta, Hinterland der Sofalakünste). Weitere Nachrichten von Prof. Fritz Jäger aus dem Sst]. Damaraland.

6. O. Maull, Die politischen Probleme d. östl. Mittel- meers.

9. A. Dix, Die politisch-geographischen Probleme der F Neuigkeiten: Reg. Farrers Reisen in

ansu.

Göttingische gelehrte Anzeigen. 1917: August. N. Kahrstedt, Geschichte der Karthager von 218—146 (J. Kromayer).

Historische Zeitschrift. 1917: f 2. *E. Mahler, Handbuch der jüdischen Chronologie (G. Beer). *P. R. Krause, Die Türkei (A. Walter).

Hist. Vierteljahrsschrift. 1917: H. 3. *E. Molden, Die Orientpolitik Metternichs 1829— 1833 (E. Salzer).

Internationale kirchliche Zeitschrift. 1917. 2. A. Küry, Die armenische Kirche in der Türkei. *Bibliothek der Kirchenväter. XXII: Ausgewählte Akten persischer Märtyrer (A. K.). *H. Cremer, Biblisch- theologisches Wörterbuch derneutestamentlichen Gräzität, 10. Aufl. (G. Moog). Okt.-Dez. *E. Montet, Etudes orientales et religieuses (Kz).

Internationale Monatsschrift 1917: Sept. R. Stübe, Die Dichterin der neuen Türkei (Obalide Edib Hanym).

Egypt. is. Hellenistisch

109

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the verb N. Notes and News. *B. P. Grenfell

and A. 8. Hunt, The Oxyrhynchus papyri, Part X (F. G. Kenyon). *H.R. Hall, The ancient history of the near east from the earliest times to the battle of Sala- mis (F. W. Freiherr von Bissing) hierzu Bemerkungen von H. R. Hall und Arthur J. Evans). *Essays and studies, presented to William Ridgeway, edited by C. O. Quiggin (T. Eric Peet). Colin Campbell, The miaon] ous birth of Amon-hotep III and other egyptian studies (H. R. Hall). *Georges Legrain, Lougsor sans les Pharaons (A. M. Blackman). Nr. 4. Kurt Sethe, Hitherto unnoticed evidence regar- ding copper works of art of the oldest period of egyptian history. Leonard W. King, Some new examples of

tian influence at Niniveh. A. Lucas, The question of the use of bitumen or pitch by the ancient Egyptians in Mummification. Thomas Wbittemore, The Sawäma cemeteries; the ibis cemetery at Abydos: 1914. H. Juncker, The Austrian excavations, 1914. F. Ll. Griffith, Bibliography 1912—13—14; Ancient t. Notes and News. E. M. Walker, The hellenica Oxyrhynchia: its autorship and authority (A. S. Hunt). *Arthur E. P. Brome Weigall, The life and times uf Cleopatra, queen of Egypt (J. Grafton Milne). *R. A. Stewart Macalister, The Philistines (Maurice A. Canney ond H. R. Hall). E. A. Wallis Budge, Coptic mar- tyrdoms etc. in the dialect of Upper Egypt (S. Gaselee, der augenscheinlich berechtigte Ausstellungen an der Methode der Publication zu machen hat). *Somers Olarke, Christian antiquities in the Nile valley. A con- tribution towards the study of the ancient church (R. Weir Schultz). *Oric Bates, The eastern Libyans (T. Eric Peet). ;

Journal des Savants. 1917: Bept. L. Bréhier, La trans formation de l'empire byzan- tin sous les Héraclides. H. Deherain, Talleyrand et les chaires de langues turque et persane au Collège de France en 1805.

Journal für Ornithologie. 1917: LXV,3. H. Geyr von Schweppenburg, Ins Land der Tuareg.

Jüdische Monatshefte. 1917: August. I. Br., Taschlich. A. Neuwirth, Das jüdische Kriegsrecht und die Frau.

Keleti Ssemle. 1916/17: IVI, 1—3. H. Paasonen, Beiträge zur finnisch-samoje- dischen Lautgeschichte. W. Bang, Ueber die türkischen Namen einiger Grosskatzen. W. Pröhle, Vergleichun des Japanischen mit den uralischen Sprachen. *V. Thomsen, Turcica (O. Brockelmann). P. Pelliot, La version ouigoure de l'histoire des Princes Kalyanamkara et pas (W. Bang). *J. Szinnyei, Ungarische Sprachlehre (E. Lewy). E. Lewy, Mélanges. (u. a. merkwürdige, vielleicht zufällige Wortübereinstimmungen, wie mordw. top’o, pedli, vatrakS = deutsch Topfen, gr. Baía (Blutegel), B&rpayoc (Frosch)).

Korrespondenzblatt d. D. G. f. Anthropol. 1917:

d J. Kollmann, Zur Anthropologie der Juden. A. Wiedemann, Bild und Zauber im alten Aegypten (Vortrag in der Bonner Anthropol. Ges.).

Orientalistische Literaturzeitung 1918 Nr. 3/4.

110

Kunst-Gewerbeblatt. 1917: XXVIII, 17. P. Jessen: Reisestudien VIII. Baukunst in China.

Literarisches Zentralblatt. 1917: 36. „Wendland, Handbuch der Sozialethik, Die Kultur- probleme des Christentums (G. Heinz). 38. *Dunkmann, Religionsphilosophie; Mehlis, Einfüh- rung in die Religionsphilosophie; Pfordten, Von der Re- ligionsphilosophie; Oesterreich, Einführung in die Reli- gionspsychologie (Knöpfler). 39. N. J. Schlögl, Die heiligen Schriften des Alten Bundes herausgeg. III, 2: Das Buch Ijjob (E. König). H. Ehelolf, Ein Wortfolgeprinzip im Assyrisch-Baby- lonischen.

40. H. Zimmern, Ištar und Saltu, ein altakkadisches Lied 1. 41. *W. Bousset, Jesus der Herr (G. H-e.).

Mannus. 1917:

VIII 1—3. F. Netolitsky, Das Rätsel der Hirse.

Mitteilungen aus d. histor. Literat. 1917: N. F. V, 3. R. Kittel, Geschichte des Volkes Israel, 3. Aufl. (E. Herr). *C. Huart, Geschichte der Araber, ins Deutsche übers. v. S. Beck u. M. Ferber (H. Philipp).

Monatshefte fir Kunstwissenschaft. 1917: Juni. G. Supka, Buddhistische Spuren in der Völker- wanderungskunst. Juli. *G. Grausnitz, Der Wagen in der Religion; seine Würdigung in der Kunst (Kahns).

Monde Oriental. 1917: XI. 1. R. Ekblom, Beiträge zur Phonetik der serbischen Sprache. Festschrift für F. O. Andreas (n.) *Rocznik oryentalistyczny I 1914/15 (K. V. Zetterstéen).

Monatsschr. f. Gesch. u. Wiss. d. Judent. 1917: 3/6. A. Z. Idelsohn, Die Vortragszeichen der Samaritaner. J. N. Epstein, Die N PDop in den Halachot Gedolot. 8. Klein, Zur Geographie Palästinas in der Zeit der Mischna. Der gaonäische Kommentar zur Ordnung Tohoroth (S. Poznański). *P. Thomsen, Die Palästina- Literatur III (A. Sandler).

Neue Jahrbücher f. d. klass. Altertum. 1917: 11. 8/9. B. Ankermann, Die religionsgeschichtliche Be- deutung des Totemismus.

Neue kirchliche Zeitschrift. 1917: 11. Lundgreen, Pflanzen im Neuen Testamente.

Nordisk Tidskrift for Vetenskab eto. 1917: 2. K. Mantzius, Skuespilkunstens historie Bd. I—VI J. Olausen). B. Schnittger, Batevafolket i Bangveolo-

äsket. En öfversikt öfver E. von Rosens Rhodesia-

Kongo-Expedition.

Oriens Ohristianus. 1916: VI, 2. Allgeier, Die älteste Gestalt der Siebenschläfer- legende. Graf, Konsekration ausserhalb der Messe. Ein arab. Gebetsformular. Baumstark, Ausserkano- nische Evangeliensplitter auf einem frühchristlichen Klein- kunstdenkmal? Haase, Untersuchungen zur Chronik des Pseudo-Dionysios von Tell-Mahre. Banmstark, Ein frühbyzantisches Kreuzigungsmosaik in koptischer Replik. Rablfs, Zu den altabessinischen Königsin- schriften. Mitteilungen: Katalog christlich-arabischer Handschriften in Jerusalem (Graf). Fortsetzungen und Funde: Cod. syr. Philipps 1388 und seine ältesten Pire- kopenvermerke (Allgeier). Eine georgische Miniaturen- folge zum Markusevangelium (Baumstark). Ein Ori- ginaldokument zur „chaldzischen“ Kirchengeachichte des XVII. Jahrh. (Baumstark). Das Forschungsinstitut für Osten und Orientin Wien (Baumstark). Besprech : *Baumstark, Die Modestianischen und die Konstantinischen Bauten am Heiligen Grabe zu Jerusalem (Sauer). *Mitteilungen des Septuaginta-Unternehmens der Kgl. Ges. der Wissenschaften zu Göttingen I. II. (Baumstark). *Moberg, Buch der Strahlen. Die grössere Grammatik des Barhebräus. Erster Teil und Stellenregister (Rücker).

111

Petermanns Mitteilungen. 1917:

‚Sept. N. Krebs, Zur Verkehrsgeographie Rasciens. | XXXIV, 2/3.

F. Frech, Neue Forschungen über die Brüche und Gräben Ostafrikas. *E. Hanslik, Der nahe Orient; Indien und Ostasien (R. Kaindl).

Okt. E. v. Cholnoky, Albert Tafəls Reise in Tibet. A. Hettner, Russland. Eine geogr. Betrachtung von Volk, Staat, und Kultur 3. Aufl. (M. Friedrichsen). *E. Pittard, Les peuples des Balkans (A. Philippson).

Proo. of the Soc. of Bibi. Arch. 1916:

XXXVIII, Jan. A. H. Sayce,T he Land of Nod. A. L. B. Hardcastle, The Trials of a Candidate. From the Mandaean „Book of Souls“. F. W. Read, Egyptian Calendars of Lucky and Unlucky Days. G. Pinches, Two Late Tablets of Historical Interest. W. L. Nash, Notes on Some Egyptian Antiquities (XVII). S. Lang- don, Lexigraphical Notes.

Febr. A. H. Gardiner, Some Personifications II. 8. Langdon, Lexigraphical Notes. F. W. Read, Egyptian Calendars of Lucky and Unlucky Days. M. Gaster, Samaritan Phylacteries and Amulets. March. A. H. Gardiner, Some Personifications II. M. Gaster, Samaritan Phylacteries and Amulets. S. Langdon, A Tablet of Babylonian Wisdom. May. C. H. W. Johns, The Last Years of the Assyrian Monarchy. A. H. Gardiner, A Shawabti-Figure with interesting Names. The Evil Eye in Egypt. S. Lang- don, A Tablet of Babylonian Wisdom.

June. F. Legge, Sir Gaston Camille Charles Maspero C. H. W. Johns, Notes of the Chronology of the Neo-Babylonian Empire. W. T. Pilter, Some Groups of Arabian Personal Names borne by Israelites of the Mosaic Period. E. J. Pilcher, The Runes, and the Al- phabet of Ulfilas.

Nov. W. T. Pilter, Some Groups of Arabian Personal Names borne by Israelites of the Mosaic Period. A. H. Gardiner, Some Coptie Etymologies. M. Gaster, Samaritan Phylacteries and Amulets.

Dec. C. H. W. Johns, The Dynasty of Gutium. A. H. Sayce, The Northern Campaigns of Sargon of Akkad. M. Gaster, Samaritan Phylacteries and Amulets. Revue de l'Orient Chrétien. (1915—)1917:

I. F. Nau, Résumé de monographies syriaques. Fin: Jacques le Reclus, Romanus, Talia, Asia, Pantaléon, Can- dida, Sergis et Abraham de Cašcar. S. Grebant, Tra- duction du Qalémentos (Forts.). W. E. Crum, Discours de Pisenthius sur S. Onnophrius. texte copte. H. Guer- . rier, Un texte éthiopien du symbole de saint Athanase. 8. Grebaut, La lettre et la notice finales du Vieillard spirituel (äthiop. Text). Ders., Les manuscrits éthio- piens de M. É. Delorme (Forts.). E. Drioton, La disens- sion d'an moine anthropomorphite audien avec le patri- -arche Théophile d'Alexandrie. I. F. Nau, Une liste de chronographes (ms. syce. de Paris no 9). P. Dib, Lequel des Ibn al- Assal est l'auteur du Nomocanon? S. Gré- baut, Les miracles du saint enfant Cyriaque (Forts.). 8. Mercer, The Ethiopic Liturgy (u.) C. Palencia, Recti- fication de la mente, tratado de logica por Abusalt de Denia (n.) *Miscellanea de estudia y testos Arabes (F. Nau). ss Revue Oritique. 1917:

*A. Evans, Les Slaves de l’Adriatique et la route continentale de Constantinople. Traduit de l'Anglais (O. Pf.).

31. E. Cavaignac, Histoire de i’ Antiquité I. Javan (S. Reinach). A. Moret, L' administration locale sous ancien empire égyptien (A. C.).

36. *Fulcheri Carnotensis Historia hierosolymitana, hrsg. v. H. Hagenmeyer.

38. 39. A. M. Blackman, The Rock Tombs of Meir (E. Naville).

39. Dasselbe (Forts.).

r...

Verlag u. Expedition: J. O. Hinriehs’sehe Buchhandlung, Leipzig, Blumengasse 2. Druck von Max Schmereow, Kirchhain

Schweizerische Theolog. Zeitschrift. L. Köhler, Amos (Forts.). 5. L. Köhler, Amos (Schluss).

1917:

- a Zur Besprechung eingelaufen: (* bereits weitergegeben) Ä Hans Bonnet: Die ägyptische Tracht bis zum Ende des neuen Reiches (Untersuchgn. z. Gesch. u. Altertk. Aegyptens, hrsg. v. Sethe VII 2). Leipzig, J. C. Hinrichs, 1917. M. 18 —. Maurus Witzel, Keilinschriftliche Studien Heft 1. Leipzig, Otto Harrassowitz, 1918. M. 12 —. *Rud. Kittel: Geschichte des Volkes Israel. 2. Band. (Handbücher der Alten Geschichte.) 3. Auflage. Gotha, Friedrich Andreas Perthes, 1917. M. 20 —. O. Fischer: Orientalische und griechische Zablensymbolik. Leipzig, M. Altmann, 1918. 57 S. M. 1.50. *E. Unger: Die Reliefs Tiglatpilesars III (Publikationen d. K. Osman. Museen V). Konstantinopel 1917. 32 S. 6 Tafeln. 26 Piaster. | B. Funck: Der Iran. Unsere Brücke nach Indien u. Asien. Berlin, D. Reimer, 1917. 18 S. M. —.80. Dr. Moll: Der heilige Krieg. Berlin, D. Reimer, 1917. 32 S. 1 Karte. M. —.80. A. Frhr. v. Ow: Joseph von Aegypten u. Aseneth. Regensburg, Verlagsanstalt vorm. G. J. Manz, 1918. 168 S. M. 4,20. | E. Hanslick: Die Menschheit in 30 Weltbildern. Wien, Verlag Institut für Kulturforschung, 1917. M. 2.60. *Ahmed Muhieddin. Türkischer Sprachführer. Leipzi und Wien, Bibliographisches Institut, 1917. VI. 267 S. M. 3 —. | Mitteilungen des Seminars für Orientalische Sprache. Berlin. XX, 2*, 3. Berlin, G. Reimer, 1917. *Andreas E. Mader: Altchristliche Basiliken und Lokal- traditionen in Südjudäa. (Studien zur Geschichte uud Kuitur des Altertums VIII, 6/6). Ferdinand Schöningh, Paderborn, 1918. M. 14—. ö Paul Karge: Rephaim. Die Vorgeschichtliche Kultur Palästinas und Phöniziens (Collectanea Hierosoly- PETS I). Ferdinand Schöningh, Paderborn, 1918. M. 36 —.

Georg Reimer Verlag Berlin W. 10.

Grammatik der osmanisch- türkischen Sprache

von

Dr. Gotthold Well,

[Band I der Sammlung türkischer Lehrbücher für den Gebrauch im Seminar für orientalische Sprache zu Berlin.]

Preis geheftet M. 6 —, gebunden M. 7 —. ©

Trotz der grossen Fülle von türkischen Lehrbüchern, die in den letzten Jahren erschienen sind, fehlt eine zusammen- ns aufbauende Darstellung der osmanisch-türkischen

prache.

‚Sie will den vielen Türkisch Lernenden, die sich nicht nur einige oberflächliche Kenntnisse der Sprache aneignen wollten, ein Lern- oder Nachschlagebuch sein, denen, die auch noch nach dem ersten Anfängerunterricht, hörend, lesend oder schreibend, selbständig weiterzuarbeiten bestrebt sind, will sie in systematischer Form auch die Einzelheiten und Eigen- heiten der modernen osmanisch-türkischen Sprache erklären.

Die Grammatik erscheint als erster Teil der Sammlu türkischer Lehrbücher. Als zweiter Teil wird ein Uebungsbu ueram rommen; das als praktische Ergänzung der Grammatik gedacht ist.

Eine Auswahl aus den besten Prosaschriftstellern mit Er- klärungen und Wörterbuch ist als dritter Teil in Arbeit.

Weitere Bände werden nach Bedürfnis folgen. :

N. L.

Verantwortliebee Herausgeber: F. B. Peiser, Königsberg I. Pr., Golts-Alles 11.

rientalistische Literaturzeitung

Monatsschrift für die Wissenschaft vom vorderen Orient

und seine Beziehungen zum Kuliurkreise des Mittelmeers Herausgegeben von Professor Dr. F. E. Peiser, Königsberg i. Pr., Goltz-Allee 11

Verlag der J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung, Leipzig

21. Jahrgang Nr. 5/6 * (e und £

Blumengasse 2.

orrekturen nach Königsberg. Drucksachen nach Leipzig. Jährlich 12 Nrn. Halbjahrspreis 6 Mk.

Mai/Juni 1918

Inhalt. Abhandlungen und Netizen Sp. 115—133 Christian, V.: Neuarabisch ifr Fuss 4 ce u cee & 128 Marstrander, Oarl: VAT 7478 Kol. III 30ff.. . . . . . 128 Meissner, Bruno: Eine babylonische Stele Assarbanipals (7). . 119

gabätu pin mask6é .. . 124 Perles, Felix: Zur Aussprache von mn 129 Pokorny, J.: Kin neunmonatiges Jahr im Keltischen . . 130 Schroeder, Otto: Ueber die Glossen zi-· ir (ma) und mar- ia- nu( ma). 125

Schroeder, Otto: Zur Götterliste für den Schulgebrauch 127 Ungnad, A.: Ein merkwürdiges sumerisches Lehnwort . 116 Zumerische gebete

Besprechungen . . Sp. 133—154

Baumgartner, Walter: Die Klage- lieder des Jeremia (Max Löhr) 145 Dürr, Lorenz: Ezechiels Vision von der Erscheinung Gottes (S. Landers- dorfer) .. 2x 2 20. 141 Gressmann, A.: Weihnachts- evangelium (W. Erbt) . . 134

Imhoff: Die türkische Heeresmacht (C. F. Seybold) . . . . 149

Han dorhebunge.

Am 15. April verschied sanft nach langem Leiden

Herr Adolf Rost,

die Seele des Verlages der OLZ. Bis zuletzt tätig und interessiert musste er einer tückischen Krankheit erliegen, welche ihn zwar vielfach behindern, aber nicht lähmen

konnte.

Messel, N.: Die Einheitlichkeit der eee? Eschatologie (Bruno ile... 0 5 Gl 143

Mitteilungen des Seminars ftir Orien- talische Sprachen zu Berlin. 19. Jahrg. 2. Abt. (R. Hartmann) 145

Die Tagebücher von Emin Pascha (E. Brandenburg) . . . 152

Unger, E.: Die Stele des Bel-Haran- beli-ussur (0. Schroeder) . 133

Sprechsaal . » » 2: es 155 S. Poznariski, Za dem Namen

Bsọ%ełaños . . . 2... 155 Mittallungen . .... . . 155 Personalion . . | \ Zoitschriftenschau . . . 158—159

Zur Besprechung elngeleufen 159 160

Die OLZ, welche mit Beginn des 12. Jahrgangs, 1909, in seinen Verlag über-

gegangen war, hat durch seinen Einfluss und seine Tätigkeit viele Förderung erfahren, ihre Verbreitung und ihr Ansehen ist dauernd gestiegen, so dass die von ihm in der Januarnummer 1909 ausgesprochene Hoffnung wohl als erfüllt betrachtet werden kann.

Störend, wie in alle Lebenskreise griff der Weltkrieg in unsere Arbeit ein.

Dass die

OLZ regelmässig erscheinen und trotz aller Schwierigkeiten und Kosten durchhalten konnte, war lediglich durch das opferbereite Eingehen des Verlages auf die Wünsche des Herausgebers möglich. So steht die OLZ trauernd an der Bahre ihres zweiten Ver- legers und mit ihr trauert die gesamte Orientalistik, welche in Adolf Rost einen hoch- denkenden, verständnisvollen Pfleger verloren hat und ihm stets ein ehrenvolles Andenken

bewahren wird.

118

©

F. E. Peiser.

114

115

Orientalistische Literaturseitang 1918 Nr. 5/6.

116

Ein merkwürdiges sumerisches Lehnwort. | lage es, unnedukku von ü-ne-dug! „sage ihnen“

Von Arthur Ungnad.

In der altbabylonischen Briefliteratur be- gegnet bis jetzt viermal ein Wort unnedukku. Die Stellen sind: 1. Brief aus Bismaja! AJSL 32, S. 281, Z. 19 un-ne-du-uk bi-el-t-ja; 2. ebd. Z. 25 me-hi-ir u[n-ne]-du-ki-im; 3. UM? VII 5, Z. 16 me-hi-ir [u]n-ne-du-uk-ki-ja š[ú]-bi-lam; 4. VS XVI 199, Z. 14 um un-ne-du-uk-ki ta- am (!)-ma-ru (J.

Die Stellen lassen keinen Zweifel übrig, dass das Wort ein Synonymon von tuppu ist; vgl. besonders das häufige mehir tuppija Sübilum’ und tim oder kima tuppi tammaru‘. Da es im Gegensatz zu tuppu, das ja „Schriftstück“ im allgemeinen bedeutet, nur in Briefen begegnet, liegt es auf der Hand, in unnedukku ein Wort für „Brief“ zu vermuten. Es ist also der Bedeutung nach mehr mit se'puw5 als mit tuppu identisch.

Während aber ge pu ein echtsemitisches Wort sein dürfte 6, sieht unnedukku schon äusserlich nicht semitisch aus. Ein einfaches sumerisches Wort, dem es entlehnt sein könnte, lässt sich auch nicht ausfindig machen. Wir erinnern uns aber bei unnedug- sogleich an die Eingangs- formel sumerischer Briefe, wie Inventaire des Tablettes de Tello 1119:. Me-säg!-e na-bi-a® Al- la-mu ü-na-dug „was M. aufträgt, sage dem A.“ Wie schon Genouillac® erkannt hat, entspricht dieses ü-na-dug dem akkadischen kıbima; ge- nauer wäre wohl zu übersetzen „sage ihm (na)“. Selten findet sich statt ù-na-dug auch u-na-a-dug 11.

Es kann nun gewiss nicht fraglich sein, dass unser unnedukku dieser Eingangsformel sumerischer Briefe entlehnt ist, und zwar ist es die Substantivierung eines ganzen Satzes (Imperativ nebst Dativ des Pronomens und hervorhebendem Element «). Näher noch

1 Luckenbill, a. a. O., 8. 272, hat Wort und Be- deutung nicht erkannt.

3 University of Pennsylvania. The Univer- sity Museum.

> BB (Babylonische Briefe VAB VI) 109, 26; 124, 15; 178, 18 u. A.

BB 51, 13; 80, 9; 82, 20 u. ð.

s BB Glossar, S. 364; UM VII 80, 16; 97, 10.

vel. A (BB, 8. 215 Anm); Zimmern,

Akk. Fremdwörter, 8.19 möchte es für ein süd- semitisches Lehnwort halten. Der Plural gi-’-pt-tim (lies se'pétim ) a CT II 18, 13.

1 PA

® Vgl. hierzu Inv. I, p. 31.

° Inv. I, p. 3°.

10 Vgl. dafür auch Inv. 1058, Re. 1; 1170, 84, 4 (und Re. 7); Langdon, Liturgies, No. (ohne vorhergehendes na-bi-a

4; RTO

V. Z. 2

). 11 Langdon, BE XXXI, Pl. 8, Z. 21. 44; vgl. ZA |K. 2

XVIII S. 252, Re. 4.

a abzuleiten, aber es ist ebenso gut möglich, dass beim Uebergang aus der einen Sprache in die andere nicht peinlich genau übernommen wurde. Jedenfalls dürfte sich aus dem Dargelegten ergeben, dass das altakkadische Wort unne- dukku „Brief“ aus dem Sumerischen stammt und eigentlich „ein Sprich zu ihm“ bedeutet; es steht also etwa auf der gleichen Stufe wie unser Fremdwort „Rendez-vous“, das wir ja auch wie ein deutsches Substantiv deklinieren und mit Possessivpronomen verbinden können.

Sumerische Handerhebungsgebete. Von Arthur Ungnad. Die Liste sumerischer Lieder IVR 53 führte

ursprünglich 47 zu- il- la- oder Handerhebungs- gebete? mit ihren Anfangszeilen an. Erhalten

sind von diesen nur die ersten Worte bei den

Gebeten Nr. 1—9, die letzten Worte bei den Gebeten Nr. 33—38 und die vollen Zeilen bei den Gebeten Nr. 39—47. In seinen „Baby- lonian Liturgies“ (Paris 1913) veröffentlichte Langdon unter Nr. 103 den Text K 3276, den er als „Fragment of a list of liturgical psalms similar to IVR 563“ bezeichnete3. Man kann indes weiter gehen und sagen: die Rückseite von K 3276 ist ein Duplikat (?) von IVR 53, III 44 ff. Hinter Duplikat setzen wir ein Fragezeichen, weil es nicht ganz ausgeschlossen erscheint, dass K 3276 sogar ein Stiick der Tafel IVR 53 = K 2529 ist und sich direkt mit ihr verbinden lässt. Das lässt sich jedoch nur im Britischen Museum feststellen. Gegen die Annahme einer Zusammengehörigkeit beider Stücke spricht vielleicht die Vs. von K 3276, da Z. 3 mit IVR 53 I 32, II 21, Z. 6 mit IVR III 10, Z. 13 mit IVR 53 I 13 und Z. 18 mit IVR 53 III 28 identisch zu sein scheinen. Aber man muss auch berücksichtigen, dass in diesem Kataloge manche Liederanfänge mehr- mals begegnen, und so würden diese Ueberein- stimmungen auch nichts Bedenkliches haben, wenn die Vs. von K 3276 das fehlende Stück der Kol. II von IVR 53 darstellte.

Wie sich dies auch verhalten mag‘, wir

1 In Briefen m. W. noch nicht zu belegen. In noch älteren sumerischen Briefen steht na-e-a statt na-bi-a (e = bi = kibü) und dug-ga-na statt ü-na-dug (mit regel- recht nachgesetztem Dativpronomen). Vgl. Nikolskij No. 177 und 309. Danach ist auch AO 4238 (RA VI, 8. 139), Vs. I 6 / dug /- ga- n/a zu ergänzen. Dieses duggana ist seit der Zeit des Reiches von Akkad durch umnadug verdrängt worden.

Kol. IV 29.

3 S. 54; vgl. auch S. 105.

Dass Duplikate von K 2629 existiert haben, lehren (Bezold, Oat.) und 82—3—23, 5220 bei Langden, Liturgies Nr. 161.

117

haben jedenfalls in der Rs. von K 3276 eine willkommene Ergänzung des Katalogs der bis- her noch recht spärlich vertretenen sumerischen Handerhebungsgebete. Die beiden Texte er- gänzen sich wie folgt !:

K 2529: Gebet 1: ur-sag a-a dim-me-[ir-

e]-ne 5 2: alim- ma umun ämmer

K 3276: Sa Uu g. nu

Sa un en-lil

Sg, ue YY

Sa i" g-

: e- lum bar-sü I] an-ki-a : umun Se-ir-ma-al [ ] an-ki-a : alim-ma [umun | gir-ra : a-m[u(?)-un(?)

: kur- glal (ꝰ)-ta (ꝰ ... Ain Icir ) utu(?) mén : ù G. lau (?)-un (7)

ša gin Sa un gin

ša uu gin

Sa uu gamas

....]. gir-ra ša ""Samag 10: ſur-sag (?) a-mä]-rü? Sur-ra ša "adad 11: [mu- lu &- a tu-ra-zju-ta ša a marduk 12: [.... me (?) e ür-ür Sa la marduk 13: [mu- lu (?) & ta (ꝰ) 8'-de- zju(?)-ta Sa u nabů » 14: [amun P) ni-zu (?) in (ꝰ)-hu-Iluh-ha Sa "amurru Bemerkungen.

1. „Held, Vater der Götter“; bisher nicht bekannt.

2. „Gewichtiger, Herr [Mullil] (?)“. Die Er- gänzung von ſmu- ul- li /i ist unsicher. Das Gebet ist ebenso wie die beiden folgenden noch un- bekannt.

3. „Herr, du bist [... ].“

4. „Gewichtiger, Weiser (?)? von Himmel und Erde.“

5. „Herr, Herrscher von Himmel und Erde“. Dieses ist vielleicht, wie bereits vermutet ist, das „Handerhebungsgebet“ IVR 9, obwohl der Anfang ein wenig abweicht. Denn nicht nur bietet IVR 9 ù-mu-un statt umun und ner-gal statt 3e-ir-ma-al, sondern es fügt noch dim-me-

ir-e-ne vor an-ki-a ein, wofür im Katalog kein S

1 Die Verteilung der Zeilen ist in IVR 53 ungenau wiedergegeben. Da es sich um 47 Gebete handelt und Kol. IV nur 28 anführte, müssen in Kol. III bis zum Anfang von Kol. IV noch 19 gestanden haben. Die ge- nauere Verteilung der Zeilen lässt sich auch bier nur am Original feststellen.

* Zeichen TU, eigentlich guniertes TE, hatte wohl neben uru auch den Lautwert ru. Jedenfalls ist eine Les a-md-tu für abübu nicht empfehlenswert.

® Für die Lesung bar-sú vgl. Zimmern, Berichte ü. d. Verhandl. der sächs. Ges. der Wiss. 68, 5, S. 9.

Orientalistische Literaturzeitung 1918 Nr. 5/6.

118

Platz zu sein scheint. Da in IVR 9 der Folge- weiser mit unserm Gebet 6 übereinstimmt, ist die Identifizierung von Nr. 5 mit IVR 9 sehr verlockend. Aber vielleicht ist IVR 9 doch eher unser Gebet Nr. 7, falls dort zwischen ü-m[u-un] (?) und ner-gal nichts gestanden hat. Rätselhaft bleibt es dann, weshalb in IVR 9 die Reihenfolge eine andere ist.

6. „Gewichtiger, starker [Herr]“. IVR 9

41

7. „Herr (?), Herrscher“. Vielleicht IVR 9 I 1; s. zu Gebet Nr. 5.

8. „[Aus (?) dem grossen Berge. . . ], Šamaš, bist du“. Unbekannt. Dass Šamaš hier wie Enlil als „grosser Berg“ angeredet wird, ist wohl nicht wahrscheinlich; aher unsere Ergänzung des ta.

9. „Herr (?), starker |... . ]“.

10. „[Held (?)], grimmiger Zyklon“. So beginnt das Nergallied IV R 26, Nr. 1, das kein Su-il-la-, sondern ein er-Sa-hun!-ga-Lied ist. Unser Gebet ist an Adad gerichtet; es ist daher sehr wohl möglich, dass das erste Wort anders zu ergänzen ist. Ob IVR 28, Nr. 2 hierher gehört?

11. „[Herr], wenn du [in das Haus einziehst]“. Obwohl Langdon als erste Spur eher is als su bietet, kann es keinem Zweifel unterliegen, dass hier das als 3u-f-la bezeichnete Gebet BE 13420 gemeint ist, das Weissbach in seinen Miscellen unter Nr. XIII veröffentlicht und bearbeitet hat. Da dem Einzug Marduks ein Auszug Nabû’s gegenübersteht, haben wir Gebet Nr. 13 in der oben angegebenen Weise ergänzt. Die Ergänzung darf natürlich nicht als sicher be- trachtet werden.

12. „U... . , der alle Verordnungen (7)! in seiner Gewalt hält“. Die Ergänzung auf Grund von IVR 14, Nr. 3, einem Nabü-Liede, muss als sehr unsicher gelten.

13. „[Herr], wenn du [aus dem Hause aus- ziehest!“. Vgl. za Nr. 11.

14. „[Herr, die Furcht vor dir ist (?)] schreck- lich“. Unser Gebet ist an Amurru gerichtet. Deshalb ist es fraglich, ob K 5209 (Langdon, Liturgies Nr. 13), ein Adad-Gebet, zur Er- änzung herangezogen werden darf. Ich um- schreibe fu-luh-ha und nicht g‘u-lug'-ga, weil die Hauptgründe für die Schreibung 9 jetzt wegfallen; denn D. UD. ga ist statt lag lag ga vielmehr daddag-ga? und 500 5 statt lag - gi

vielmehr süg-g5? zu lesen.

Unbekannt.

1 Für þu-un = KU = nähu, s. Vok. Clay 148. * Vok. Assur bei Delitzsch, Glossar, S. 132 $ ZA XVII, S. 188, Anm. 5.

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Von Gebet Nr. 15— 19 lässt sich nicht sagen, an wen sie gerichtet sind. Die übrig bleibenden 42 Gebete verteilen sich folgendermassen: Anul, Enlil 2, Ea 1, Sin 3, Šamaš 2, Adad 1, Marduk 2, Nabü 1, Amurru 1, Nimurta 6, Nergal 1, Pap- sukkal 1, Nusku 3, Dumuzi 2, Ninlil 1, Bélit- ili 1, Ningal 2, Ištar 10, Nana 1.

Die bereits bei Nr. 10 erwähnten erdahunga- Gebete waren in IVR 53 nicht aufgeführt. Zum Teil sind sie in den er$emma-Liedern enthalten, von denen IVR 53 III im ganzen 40 aufzählt. Man beachte auch den Wechsel in der Be- zeichnung desselben Liedes bald als eräahunga, bald als er3emma!. Es gab aber gewiss be- deutend mehr ergahunga-Lieder als 40. Be- sondereKataloge existierten gleichfalls in Assur- banipals Bibliothek, sie sind aber, soviel ich sehe, bisher nicht als solche erkannt worden. Hierher gehört zunächst K 9618 (Langdon, Lit. Nr. 115)?, das zuerst [10] + 3, dann 2, und zuletzt noch 7 ersahunga-Liederanfänge bietet, ferner die Duplikate K 3482 und K 3141 (Langdon, Lit. Nr. 138. 139)3. Hier wurden

Orientalistische Literaturseitung 1918 Nr. 5/6.

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Gesicht, Augen, Ohren und Kopf- und Barthaar sind wie die ganze Stele nicht gerade fein, aber in richtigen Maassen und richtiger Perspek- tive modelliert, auch der Thorax, der z. B. bei Marduk-nadin-ah noch falsch in Vorderansicht gegeben war, ist hier richtig in Seitenansicht dargestellt. Das bis auf die Enkel herabfallende Gewand ist verhältnismässig einfach. Es be- steht aus einem durch einen Gürtel zusammen- gehaltenen Unterkleide!, das unten mit Franzen besetzt, weiter oben mit S-förmigen Borden verziert ist, und einem darüber geworfenen, ebenfalls mit einer Borde besetzten Mantel. Die Füsse sind zu schlecht erhalten, um über ihre Bekleidung Auskunft geben zu können. In der Hand hält er einen lotrechtin der Erdestehenden, mit Ringen (?) verzierten Stamm. Was dieser Stamm bedeutet ist mir noch unklar; jedenfalls kann er nicht den gewöhnlichen langen Stab, den König und Untertanen tragen (so z. B. auf dem Relief des Merodochbaladan), darstellen; denn diese Stäbe waren viel dünner und wurden naturgemäss auch nicht so gerade geträgen.

zuerst [x], dann 4 und zuletzt noch 16 er- Die Stellung Nebukadnezars, wie er im Wadi

Sahunga-Lieder verzeichnet. Diese Texte wollen wir bier nicht näher untersuchen. darauf hingewiesen, dass in K 3141 das erste Lied /me-e] di-ku+-ta me-e [di-kü-ta] in SBH Nr. 305 vorliegt, wo es (Rs. 10) ausdrücklich als er&ahunga-Lied bezeichnet ist.

Eine babylonische Stele Assurbanipals (?).

Von Bruno Meissner.

Unter den von King in seinen Boundary- Stones publizierten Grenzsteinen nimmt dieStele

Brissa „mit seinen reinen Händen eine Zeder

Es sei nur | fällt“ ist(trotz der schlechten Erhaltung)ähnlich.

Trotzdem wird hier eine analoge Darstellung nicht vorliegen; aber vielleicht handelt es sich doch um einen Baum, eventuell einen seiner Blätter beraubten Palmstamm. Leider ist auch der Gegenstand nicht klar, den der König in seiner erhobenen rechten Hand halt. King nennt ihn a short cylindrical object. Vielleicht ist es dasselbe noch unerklärte Emblem, das auch Merodachbaladan in der rechten Hand hält, das sich aber schon viel früher nachweisen lässt

Nr. XXXVII (Photogr. Reproduktion Pl. XCIIIf.) (s. Meissner, Plastik 77f.), es könnte aber aus mehrfachen Gründen unser besonderes auch ein kurzes Messer zur Bearbeitung des

Interesse in Anspruch.

Die oben abgerundete und von einem schmalen Rand (der nur unten etwas beschädigt ist) um- gebene Steintafel zeigt auf ihrer linken Hälfte die Gestalt eines nach rechts schauenden Königs. Auf dem Kopfe trägt er das Abzeichen der neubabylonischen Könige, die hohe, konische Krone® mit einem langherabwallenden Bande.

ı Vgl. Meek, BA X Nr. 16 (S. 32).

? Langdon, S. 66 „part of a penitential psalm’.

> Dass die Texte Duplikate sind, erkannte L. Aber sie sind nicht „a penitential psalm“.

* Za /kJu-u = TAR = dänu vgl. CT XII 14, 1 34.

Bearbeitet von Langdon, Lit., S. 124 ff.

° Der Oberteil der Krone ist etwas beschädigt und darum auf der Photographie nicht ganz sicher zu er- kennen, aber King a. a. O. 128 bestätigt in seiner Be- echreibung die conical headdress. Während die Kassiten- könige und ihre ersten Nachfolger eine Federkrone (s. King a. a. O. Pl. LIV) tragen, erscheint seit Merodach- baladan (Meyer, Sumerier u. Semiten Tf. I) die konische Krone, Bei diesem jst sie noch yerhiltnismAssig niedrig,

Baumstammes sein. Jedenfalls ist der Sion dieser Szene noch dunkel.

Rechts oben stehen drei Göttersymbole: der Halbmond für den Sin, die geflügelte Sonnenscheibe für den Šamaš und der Venus- stern für die Ištar. Die untere rechte Seite ist nachträglich künstslich geglättet und dabei alles, was dort stand, vernichtet. Nach King befand. sich dort aber nicht, wie man nach den anderen Grenzsteinen erwarten sollte, das Bild des belehnten Beamten, sondern vielmehr eine Inschrift, von der noch Reste erhalten sind. Wir haben also (wie auch die Inschrift zeigt)

doch wird sie später immer höher, wie die Kronen Assur- banipals als babylonischer Korbträger (Lehmann, Sa- massumukin Tf. I) und Nebukadnezars auf dem Relief im Wadi Brissa (Weissbach, Wadi Brissa Tf. V) zeigen.

ı Dass tatsächlich zwei Kleider vorliegen, zeigt der Gürtel, der nur vorn angedeutet ist, weil er hinten eben urch das Obergewand verdeckt ist,

191

keine Belehnungsurkunde vor uns, sondern einen königlichen Erlass.

Die Reste der Inschrift auf der Vorderseite sind leider so geringfügig, dass King auf ihre Entzifferung verzichtet bat; die Rückseite trägt folgende Inschrift:

. tp-Se-ti-1a damkäti ga- dis ip-pa-lis-ma

. a-ra-ku tmé i- ki-· za- an· ni ina a-mat iläni Jar tlans (il) Adad sunnu - ti- ra- am · ma

. (il) E-a ü-pat-ti-ra nak-bu-3u me ru- i

. nu- u- Su u hegallu ina mati ia i3-ku-un 6.1 GUR 54 KA! SE. BAR ana 1 šiķil kaspi 90 KA suluppi

7. [a]-na 1 skil kaspi 66(?) KA Samas3ammi a- na 1 Sikil kaspi |

8. 18 KA šaman li-e a- na 1 Hkil kaspi 5 ma- na šipâti

9. a- na 1 3ikil kaspi 1-en mana... 1 3ikil kaspi

10. [kalräanu (aban) rès dad-i sa ina ki-rib mati - iu ia-a- nu

11. 180 KA kardni ana 1 Sikil kaspi mahiru tna ki-rib mäti-ia

È

& U BO

. A-RA

re mes-ru-ü ina måti-ia is · xu un 1898 ER Akkadu(KI1)i-pis-tu ¿lâns ib - bal · kit su rabi-tu u (ii). .4 Jar ildni 1 A ses en foc oh udari..... ib · zi-· ma

Uebersetzung.

1. Meine schönen Taten sah er freundlich an,

2. Länge der Tage schenkte er mir. Auf Befehl der Götter

3. liess der König der Götter, Adad, den Regen wiederkehren?,

4. Ea spaltete seine Quelle, Reichtum,

5. Segen und Ueberfluss machte er in meinem Lande.

6. 1 Gur 54 Ka (234 Ka) Getreide für einen Sekel Silber, 1 Gur 90 Ka (= 270 Ka) Datteln

7. für einen Sekel Silber, 66 Ka Sesam für einen Sekel Silber,

8. 18 Ka lA-Oel für einen Sekel Silber, 5 Minen Wolle

9. für einen Sekel Silber, 1 Mine. .. für einen Sekel Silber, 10. vom Bergwein, der in meinem Lande nicht vorhanden ist,

ı King setzt hier und bei den folgenden Zahlen die alten se aus der Hammurapizeit ein, gewiss mit Frai denn wir befinden uns hier in neubabylonischer

it.

King liest s-sa-a-nu; die Photographie lässt meine Lesung zu.

e Die Zahl ist unsicher; vielleicht steht nur 19 KA da.

* Der Göttername ist leider nur undeutlich erhalten.

$ Es wäre möglich, dass uteramma eine schlechte Schreibung für utteramma wire; dann müsste man über-

Orientalistische Literaturseitung 1918 Nr. 6/6.

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11. 18(?) Ka Wein für einen Sekel Silber

war der Preis in meinem Lande.

T7 Reichtum in meinem Lande machte er.

18...... Akkad die Tat (den Willen?) der Gotter tiberschritt es

1111 die grosse und der Gott. j der König der Götter

ID EE E S er war und

I/ ae

Es erhebt sich nun die Frage, aus welcher Zeit die Stele stammt, und welchen König sie darstellt. Um die Antwort gleich vorwegzu- nehmen, sei bemerkt, dass mir ihre Zuweisung an Assurbanipal am wahrscheinlichsten zu sein scheint, und zwar aus folgenden Gründen:

1. Die Kleidung stimmt ziemlich genau mit der Assurbanipals als Korbträger überein (s. Lehmann, Samassumukin Tf. I.); vor allem die hohe Königsmütze und die runden Borden auf den unteren Teil des Gewandes. Auf die Aehnlichkeit der Kopf- und Haarfrisur sowie auf eine gewisse Aehnlichkeit der Gesichtszüge möchte ich weniger Wert legen, da hier doch viel Konvention vorwaltet.

2. Sodann möchte ich das Emblem der ge- flügelten Sonnenscheibe erwähnen, dasursprüng- lich gewiss ägyptischen Ursprungs über die Hethiter zuerst zu den Assyrern hingekommen ist. Hier ist es seit Tiglatpileser I (Paterson, Assyrian Sculpt. Pl. 63) die gewöhnliche Form des Symbols, während es in Babylonien zumeist als Scheibe mit vier- resp. sechszackigem Stern und Strahlenbiindeln dazwischen erscheint. Also wiirde die Anwendung dieser Form des Symbols auf assyrischen Einfluss deuten. Wenn es auch auf dem Grenzstein des Marduk-balatsu- ikbi! als geflügelte Sonnenscheibe erscheint, könnte das für die Bestimmung der Zeit von Wichtigkeit werden. Allerdings ist ja zu be- merken, dass die geflügelteSonnenscheibe wieder in der Achämenidenzeit ganz gewöhnlich ist.

3. Assurbanipal stellt sich auch in seinen Inschriften als besonderen Liebling der Götter dar und beschreibt den in seiner Regierung herrschenden Segen fast mit denselben Worten wie hier; vgl. Rassam-Zyl. I, 41 ff.: „Seit Assur, Sin usw. mich wohlwollend auf dem Thron des Vaters, meines Erzeugers, hatten Platz nehmen lassen, liess Adad seine Regengiisse los, öffnete Ea seine Quellen. . Während meiner Re- gierung triefte die Fülle, wurde Ueberfluss auf- gehäuft.“ Es scheint demnach hier eine be-

1 Dieser Marduk-balätsn-ikbi ist, wie King a: a. O. 115 f. nachgewiesen hat, nicht ein König, sondern ein Privatmann. (Sieh KB. IV, wo alles wesentliche steht. r).

setzen: Adad liess den Regen in übermässiger Weise fallen. | Peise

128

wusste Anlehnung an Assurbanipals Inschriften vorzuliegen.

4. Z. 13 ist zwar leider nicht gut erhalten und darum nicht sicher zu deuten, aber dennoch scheint mir eine Beziehung der Worte, Akkad hätte den Willen(?) der Götter überschritten, auf den Aufstand Samassumukins, des Bruders Assurbanipals, recht erwägenswert. Stimmt diese Annahme, so wäre die Stele in die Zeit nach 648 v. Chr., die Eroberung Babylons, zu setzen.

5. Schliesslich würde sich die Rasur des Namens auf der Stele gerade bei einem baby- lonfeindlichen Könige am ehesten erklären.

Nach diesen Indizien, von denen zwar keines allein entscheidend ist, die aber in ihrer Ge- samtheit doch überzeugend wirken, werden wir die Stele dem Könige Assurbanipal mit grosser Wabrscheinlichkeit zuzuweisen haben.

Zum Schluss noch ein Wort über die Preise der wichtigsten Waren, die der König für die damalige Zeit angibt. Natürlich will er seine Regierung als besonders gesegnete und billige Zeit hinstellen, wie ja auch Assurbanipal in seiner Prismainschrift I, 46 ff. von der Länge der Halme und der Grösse der Aehren spricht und (IX, 48ff.) von der Billigkeit der Kamele und Sklaven nach seinem arabischen Feldzuge. Daher wäre es immerhin möglich, dass seine An-

ben nicht der Wirklichkeit entsprechen.

chwenzner, Altbab. Wirtschaftsl. 24; 28 ff. hat nachgewiesen, dass die billigen Preise für Getreide, Oel und Wolle, die Sin-gaSid und Samsi-Adad in ihren Maximaltarifen vor- schrieben, in Wirklichkeit nie bezahlt wurden, wie andererseits dievon Hammurapi festgesetzten Löhne von Arbeitern und Sklaven fast nie er- reicht werden. Hier sind allerdings keine Maximalpreise vorgeschrieben, sondern nur wirkliche Warenpreise notiert. Deshalb liegt hier immerhin die Wahrscheinlichkeit einer wahrheitgetreuen Berichterstattung vor. Wir sind auch in der Lage, die Preise mit Angaben aus nicht viel späterer Zeit kontrollieren zu können, und müssen sagen, dass sie hier zwar recht billig, aber nicht unwahrscheinlich niedrig sind. In einem astronomischen Bericht aus dem 37. Jahre Nebukadnezars d. i. 567/66 v. Chr. (s. Neugebauer u. Weidner, E. astronom. Beobachtungstext, in den Ber. der Verhandl. der sächs. Gesellsch. d. Wissensch. 67,2) wird erwähnt, dass im Tebet des Jahres 566 v. Chr. 192 Ka Getreide (hier 234 Ka), 240 Ka Datteln (hier 270 Ka) einen Sekel, im Schebat 180 Ka Getreide, 240 Ka Datteln, 24 Ka Sesamöl (hier 60 Ka) ebenfalis einen Sekel gekostet haben. Das ist zwar teuerer, aber nicht abnorm teuerer als die hier erwähnten Preise.

Orientalistische Literaturzeitung 1918 Nr. 5/6.

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sabatu pan maské, Von Bruno Meissner.

Die Stelle Sanherib Pr. V, 47 ff ist eine alte crux interpretum: ellamu a ina (al) Halulẽ Sa kišâd (när)Diklat Sitkunu sidirta pan maš- ki-ia sabtü = vor mir stellten sie bei der Stadt Chalulé am Tigris die Schlachtreihe auf und nahmen die Vorderseite meiner.... Delitzsch verweist HW. 431 auf die tatsächlich ganz ähnlich lautende Stelle Asarhaddon Zerb. Pr. I, 19: ellamũ a ina irsiti Hanigalbat gimir kura- dégunu sirutt pân girriia sabte = vor mir er- griffen im Lande Chanigalbat alle ihre erhabenen Truppen die Vorderseite meines Zuges d. h. sie verlegten mir den Weg und schliesst aus der Vergleichung beider Stellen, dass masku = girru sei und also „Weg, Zug“ bedeute.

Dieselbe Redensart findet sich nun noch einmal bei Assurbanipal Pr. B V, 92, das bier durch ein von Scheil, Asarhaddon SS. 46—48 Bere Duplikat (s. Streck, Assurbanipal

I, 120; III, 833) ergänzt wird: (när)Ulai ana dannütisu iskun igbat pan maš-ki-e. Streck a. a. O. 833 übersetzt auch hier: Er nahm den Ulai zu seinem Stützpunkte (und) stellte sich (mir) entgegen. Indes ist aber diese Ueber- setzung kaum angängig, weil man dann zu- mindest wie bei Sanherib ma3-ki-ia erwarten würde; aber beide Prismen haben mas-xi-e. Diese Schreibung zeigt, dass wir es hier nicht mit einem Wort ma3ku, sondern mit mašků oder vielmehr maski = Tränke zu tun haben und dass Sanheribs Schreibung mas- xi- ia eine de- fektive für maskiia ist. Aber allen Zweifel behebt die Stelle Messerschmidt, Assur 20, 23, wo es vom Könige Sattuara heisst: néribé u mas- ra- ia igbat = die Pässe und meine Tränkplätze besetzte er. Im folgenden wird dann erzählt, dass die assyrischen Truppen sich trotz des Durstes und der Erschöpfung in den Kampf stürzten. Zu beachten ist, dass an allen Stellen der Feind seine Aufstellung am Flusse hat, und er somit die Tränkstellen besetzt hält. Wie gefährlich es ist, wenn das Heer seine Soldaten und Tiere nicht ordentlich tränken kann, zeigte sich bei Assurbanipals arabischem Feldzuge (VR. 9, 27 fl.), wo die Araber, als sie ihre Quellen von assyrischen Truppen besetzt fanden, ihren Kamelen den Bauch aufschlitzten, um mit deren Kotwasser ihren Durst zu stillen.

Die beiden fraglichen Stellen sind daher zu übersetzen:

1. Vor mir stellten sie bei der Stadt Cha- lule die Schlachtreihe auf und besetzten meine Tränkplätze.

2. Den Ulai machte er zu seinem Stütz- punkt, besetzte die Tränkplätze.

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Ueber die Glossen 3-ir(-ma) und mar-ia-nu(-ma) In den Briefen Rib-Addi’s. Von Otto Schroeder.

Der Ausdruck mariannu, dem Hugo Winck- ler seinen Aufsatz über „die Arier in den Ur-

kunden von Boghaz-köi* OLZ 1910, Sp. 289 ff. |

widmete, bezeichnet nach ihm die Adligen arischer Herkunft; er findet sich auch in ägyp- tischen Texten als mrjn und ist im Anschluss an C. F. Andreas mit dem ind. marya „Held“, „Mann“ zusammenzustellen!. Bisher scheint das. Wort nur im Pluralis belegbar zu sein: amelütu”® mar-ia-an-nu Bogh. I Nr. 1, 32. 36. 42. 54 bzw. amélilu™ ma-ri-an-nu Bogh. I Nr. 2, 13. 18. Für die Bedeutung der als mariannu bezeichneten Persönlichkeiten be- sonders charakteristisch ist Nr. 1, 42, wo fol- gende Rangordnung gegeben wird: 7 Su- ta- tar- ra ka-du märi-Su, amélatu™! mar · ia - an - ni - du,

age - S d. „S. nebst seinem Sohne, seinen mariannu s, seinen Brüdern , Danach

rangieren die m. unmittelbar hinter dem König und dem Kronprinzen, und noch vor den Brüdern des Königs. Diese Auffassung scheint mir näher zu liegen als die, „seinen Brüdern“ als Appo- sition zu „seinen mariannu's“ zu fassen.

In der Amarnatafel VAT 345 (VAS XI Nr. 56 = Knudtzon Nr. 108) lesen wir, dass die Söhne Abdi-Asirtas 13la-ku sisẽ Harri” ù narkabäti” ù '5na-ad-nu amẽlutu EE] AU 3i-ir-ma ii amêlútu™i wi-i-ma a- na (a- na) Su- ri i- na lu-xi .. .. d. h. „. . .. sie haben genommen Pferde des Königs und Wagen, und sie haben Sir ma- Leute und Offiziere gegeben an (an) das Land Suri als „Pfand“ ....“ wi- i-ma, der Pluralis zu i- e-u, ist längst als das ägyptische Wort für „Offizier“ erkannt; vgl. Ebeling, BA VIII 2 S. 78. Ranke, Keil- inschriftliches Material S. 19; ägypt. ww s. Erman, Glossar S. 28. Dagegen ist ein ägyp- tisches Aequivalent für Si-ir-ma meines Wissens bisher nicht ausfindig gemacht, und auch die Deutung des Wortes ist mehr oder weniger geraten. Knudtzon, BA IV S. 287 dachte an Wagenlenker, was dem Zusammenhang nach

nz gut passen würde. Vgl. auch Weber bei Kaudtzon VAB II S. 1206, wo noch auf einige zerstörte Stellen verwiesen wird. Ausgehen muss man bei der Deutung von dem Ideogramm, welches durch ši-ir-ma glossiert wird. Es scheint sich um eine gunu-Form des Zeichens ma zu handeln. Ihr begegnen wir abermals in VAT 346 (VAS XI Nr. 55 = Knudtzon Nr. 107). Dort heisst es in Knudtzons Be- arbeitung: .... ù “sd-na-né 30 ta- al ‘‘sisé

1 Vgl. auch Weidner, MDOG Nr. 58, S. 55 Anm. ).

Orientalistische Literaturzeitung 1918 Nr. 5/6.

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ka-du narkabäti 4?i-ba-šų comian EET “Snarkabta ia-nu-ma ana ia-Si Hu ia-nu sisd ba- na ia-ši ana a- la- xi a-na *5 (ana) * nukurts arri „So gib mir denn 30 Pferde nebst Wagen! 42 Sirma-Leute sind vorhanden, Wagen habe {aber) nicht, und Pferde habe ich nicht zum Ziehen gegen die Feinde des Königs“.

Inhaltlich wäre gegen diese Deutung zunächst nichts einzuwenden; die Beteuerung, dass Pferde und Wagen nicht zur Verfügung stehen, sowie die Bitte, solche zu schicken, findet sich oft genug. Und doch ist Knudtzons Auffassung anfechtbar: 1. In Zeile 43 soll narkabtu stehen; dazu bemerkt Knudtzon in VAB II S. 476 Anm.a: „Da steht ein Mar, wovon der untere der zwei ersten wagerechten Keile verwischt ist. Ein Gis (Is) ist kaum vorhergegangen.“ Vor dem m. E. deutlichen Mar ist tatsächlich man vgl. meine Autographie ein kleiner Raum, der für Gig nicht zureicht, wohl aber noch für ein schmalstes Zeichen Platz genug bietet; jedenfalls stand noch etwas vor Mar. Nun wird narkabtu in den Amarnatexten ausnahmslos mit dem Ideogramm Gis. Gigir! (Brünnow Nr. 10225) geschrieben, für dessen graphische Varianten man Nr. 194 meiner Zeichenliste in VAS XII vergleiche; Mar (bzw. Gig. Mar) fände sich einzig an dieser Stelle.

2. In Zeile 43 stört das -ma in ta-nu-ma; wenn die Worte wirklich heissen sollen „Wagen sind nicht in meinem Besitz“, dann hätte Rib- Addi vermutlich wie in Z. 44f. die Worte gestellt: ianu narkabtu ana iaši; das enklitische -ma zerreisst den Satz. |

Aber ist denn die in VAB II gegebene Lesung absolut sicher? Ich glaube, man kann die Stelle zwanglos auch anders auffassen, wenn man Mar einfach als mar liest und mit den drei folgenden Zeichen zum Worte mar-ia-nu- ma verbindet; der vorher am Zeilenanfang übrige Raum dürfte den schrägen Glossenkeil enthalten haben. Also: 42i-ba-3% amélitu? FEY 43 [A] mar-sa-nu-ma a-na ta-% ia-nu sise *4 4b - ia-S i »martannu’s sind vorhanden bei mir, aber Pferde habe ich nicht“ Vgl. VAT 344, 41 ff, wo Rib-Addi zwar um Pferde bittet, aber angibt, dass „in grösser Zahl Leute“ bei ihm sind.

Nun bliebe noch die Frage zu beantworten, warum Ma- guns einmal (VAT 346) durch mar- ia-nu-ma, ein anderes Mal (VAT 345) durch Si- ir- ma erklärt wird; -ma wird vermutlich in beiden Fällen als die hervorhebende Partikel abzutrennen sein. Ist Knudtzons Feststellung richtig, dass VAT 346 vor VAT 345 abgefasst

ı 8. Delitzsch, Sumerisches Glossar S. 80. s. v. gigir.

127

wurde, dann ist der Glossenwechsel begreiflich. Wenn auch mariannu in ägyptischen Texten belegt ist als mrjn, so war und blieb es doch ein Fremdwort; und der Briefschreiber mag, als er binnen Kurzem zum zweiten Male die mariannu’s erwähnen musste, die dem Pharao geläufigere ägyptische Bezeichnung eingesetzt haben, um einen etwaigen Irrtum in der Inter- pretation des früheren Briefes auszuschliessen.

Zur „Götterliste für den Schulgebrauch“. (MVAG 1916 S. 175 ff.) Von Otto Schroeder.

Am Schlusse meines „eine Götterliste für den Schulgebrauch“ betitelten Beitrages zur Hommelfestschrift (MVAG 1916) konnte ich noch nachträglich hinweisen auf das VAT 10229 oder

doch einer Tafel der gleichen Serie zugehörende |G

Stück VAT 10249. Der schlechte Erhaltungs- zustand dieses Fragments verbot damals die Mitveröffentlichung, für VAT 10249 vgl. man daher Nr. 47 meiner „Keilschrifttexte aus Assur verschiedenen Inhalts“. In dankenswerter Weise wird das Fragment ergänzt durch das ebenda Nr. 62 mitgeteilte Bruchstück VAT 11919, das zwar nicht der gleichen Serie angehört, wohl aber die genau gleiche Anordnung der Götter- namen bietet. Wenn somit auch weder die Angaben für die Lesung, noch die Buchstabie- rungen ergänzt werden, so wird doch die Reibe der Götternamen auf VAT 10249 vervollständigt. Sie lautet:

4 Asaru-lü-düg

4 Amar-ud

4Sar· pa · ni- lu (Var. tum)

Na- bi- um

4.40

Tad - me- ium

4. A- ra- az· tum

à K UD (lies: da- a- an) ‘MUS (lies: e- ra- ah

Dann folgt A und nach etwa zwei Zeilen der untere Tafelrand.

Z. 7 A-ra-ah-tum ist bisher nicht bekannt, vermutlich handelt es sich um die Gottheit des gleichnamigen Kanals. Z. 8 2 Mi-u3-Sar (Deimel, Pantheon Babylonicum Nr. 2222), die „Friseuse“ der Sarpanitu. Das Zeichen MI, welches sonst gi-ig-ga, gi-ik-ki, gig-gi-ga oder

Sol nieht doppoltes 4.Amar-ud, wie ich MVAG 1916 8. 181 angab.

Urientalistische Literaturzeitung 1918 Nr. 5/6.

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ähnlich buchstabiert wird (s. Christian, MVAG 1913, 1 S. 17, 18, 41 Brünnow Nr. 8911 f.), wird hier abweichend durch ig-gi-gu bezeichnet. Z. 10 ¿GAL erhält eine, bisher nicht ander- weitig belegte Lesung, die auf / ra- an endet; leider ist das voraufgehende Zeichen zu beschädigt, um etwas Sicheres ausmachen zu können. Z. 13f. ¿KUD ist da- a- an zu lesen. Z. 15 H Us, buchstabiert mu- zu /, hat die Lesung /3e-ra-Jah; vgl. VR 52, 19 Deimel Nr. 3121.

VAT 7478, Kol. ill 30 fl. Von Oarl Marstrander.

Erhalten ist nur:

Sum. Akk. Heth. GU-RI ()- 1. . -a U-.. 2... -g]a-a GU- J. . -ga-a e-ni- GU- . an-ni-id GU- Ra- a- dl GU- ni · ij p

Vgl. Weidner, Studien zur Heth. Sprachw. S. 67

Da die Themata ka-a- und e-wi- wie Hrozný

erwiesen hat, beide Hethitische Demonstrativ-

ronomina bilden, so ist in der Akkadischen palte . a, -ga-a in a-ga-a zu ergänzen,

Das neben e-ni-i stehende Heth. an-ns-is kann entweder in schwachbetonter Stellung aus e- ni- is entstanden sein (falls dieses rüng- liches e hat und nicht zuerst auf Heth. Boden aus *ei-no, *ei-ni entwickelt ist), oder aber auf einem ablautenden vorheth. *oni- beruhen.

Ein Sumerisches mit GÓ- anlautendes De-

monstrativpronomen war bisher nicht belegt.

Neuarab. igr „Fuss“, Von V. Ohristian.

Der modern arab. Ausdruck für „Fuss“, igr, wird gewöhnlich aus der schriftarab. Form rigl erklärt (so Bauer, „Das paläst, Arabisch“ 3. Aufl. S. 16; s. a. Dillmann, lex. S. 804 unter hec). Beachten wir jedoch die bei Bauer a. a. O. S. 58 aufgeführte Verkleinerungsform greijat „Füss- chen“, so wird klar, dass igr ein nach Art vom ism, ibn usw. mit Vorschlagsvokalgebildeteszwei- radikales Substantivum ist. Es leitet sich her von der Wurzel gr „gurgeln ) fliessen, laufen, rollen) rund sein“; igr also „der Läufer, Fuss“. Eine andere Bedeutungsentwicklung der Wurzel

gr liegt vor in * „Fremder“, hebr. M, nämlich „gurgeln, röcheln ) elend, bedrückt sein“. Daher „(bedrückt sein)) Schuts suchen; (bedrücken )) ungerecht sein“ 3: „in

129

Schutz, Klientel nehmen, Nachbar sein, gute

Nachbarschaft halten“; „> „Gewalttätigkeit, Tyrann; (bedrückt, rechtlos )) Fremder“. Hier-

her wohl auch der Ausdruck G, „(zu deinem Schutze )) deinet wegen“. Ferner ass. I „bedrücken ) befehden“ (hb. n II), m3 „befehden“, gar, girû „Bedrücker, Feind, Widersacher“; hb. 1) I „(bedrückt, recht los sein )) sich als Schützling oder Gast niederlassen“, m III „(bedrückt sein )) sich fürchten“. Schliesslich gehört zu dieser Be-

deutung der Wurzel gr wohl auch ix „(die

Bedrückte )) Sklavin“, und als Weiterbildung der Wurzel mit | arab. ya! „Diener, Arbeiter, Tagelöhner“, ass. agru, agarru ,Mietsklave“,

yl „(Diener sein )) um Lohn arbeiten; (zum

Diener machen )) in Lohn nehmen; vermieten;

3: mieten, sich (vermieten )) prostituieren“; .

y>! „Lohn, Wiedervergeltung, Geschenk“.

Zur Aussprache von r. Von Feliz Perles.

Vor kurzem hat M. Giidemann! die her- kömmliche Lesung 1111) in Zweifel gezogen und dafür 713° als die richtige Form nachzuweisen versucht. Als Hauptargument dient ihm die Tatsache, dass weder im biblischen noch im nachbiblischen Hebräisch der Hiphil von 77 bzw. Mn gebraucht wird, während der Piel der beiden Stämme im Neuhebräischen vorkommt. Trotz mancher Bedenken gegen Güdemanns Annahme? verdient dieselbe doch ernste Be- achtung. Als wichtige Stütze für dieselbe wäre die in den Aram. Papyri von Elephantine ge- läufige Form 17° anzuführen, die sich dann ohne Schwierigkeit als 11° d. i. als regelmässiges futarum apocopatum erklären liesse, während nicht recht ersichtlich ist, wie aus mm sich vy entwickeln konnte. Freilich bliebe dann immer noch die Abkürzung dh unerklärt. Da- gegen ist die von Theodoret überlieferte Aus- sprache Id fe keine Gegeninstanz. Denn z. B.

auch 5807 (I. Chr. 4, 16) ist in LXX durch Tau wiedergegeben.

* Freie Jüdische Lehrerstimme 1917, Nr.8/4, Sp. 37 ff.

* Vgl. S. Redisch ebd. Nr. 5/6, Sp. 73 ff.

Bo richtig A, während A in B lediglich Haplo- graphie ist, da vel vorangeht.

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Ein neun-monatiges Jahr im Keltischen, Von Julius Pokorny.

Die Frage, wieso man dazu kam, eine Woche von gerade neun Nächten in der arischen Vorzeit anzusetzen, war bisher noch nicht be- friedigend gelöst, da eine neuntägige Himmels- erscheinung wohl kaum festzustellen wire.

Georg Hiising hatte zwar vermutet, dass die neun-tägige Woche nach dem Muster eines neun-monatlichen Jahres gebildet worden sei, das wiederum auf die Dauer der Schwanger- schaft zurückzuführen wäre, allein so an- sprechend jene Vermutung auch war, so stand ihr doch die Tatssche entgegen, dass ein Jahr von neun Monaten in der arischen Welt an- scheinend nicht nachzuweisen war.

Mit um so grösserer Freude ist es zu be- grüssen, dass wir im keltischen Irland, das ja bekanntlich die neun-tägige Woche (nömad < *nev,m-etä) kennt, ein solches neunmonat- liches Jahr tatsächlich nachweisen können. Die betreffende, bisher unveröffent- lichte Stelle, findet sich im Book of Leinster (S. 319 a, b), einer Handschrift des 12. Jahr- hunderts (und in Rawlinson B 502, S. 147 a 39), muss jedoch, nach der Sprache zu ur- teilen, ursprünglich im 8. Jahrh. n. Chr. zuerst aufgezeichnet worden sein. Sie ist eingefügt in eine Genealogie, die die sagenhaften Stamm- väter des irischen Volkes der ‘Erainn (< *akroni, „die Erhabenen“?) behandelt.

Gabais Dari mac Dedad rígi con-erbaili dia ruc a ingen in mac (i. Noine). Atrubairt in drut ris, intan noberad a ingen mac, iss and atbelad. Co-rrabs comet aice furri. Aräide rostorrchestar Mac ind Oc (scilicet quidam dia- bolus) dia luid ind ingen tria mesca assin dún. Co-rragbatar na druid [for a broind] co cend nói mbliadan . i. nói mis fd nói, co rucad in mac i. noidiu nói-brethach . i. née mbretha ruc iarna gein fochetóir. Is amlaid rogénair co trilis fot da lám fair I co cassulcha. Marb tra Dáre mac Dedad intan rucad Noine.

„Dáre (< *Darios) der Sohn des Deda ergriff die Herrschaft bis er starb, als seine Tochter den Sohn (nämlich Noine) gebar. Der Druide hatte ihm verktindet, er würde sterben, sobald seine Tochter einen Sohn zur Welt brächte. Deshalb hielt er sie in Gewahrsam. Trotzdem aber schwängerte sie Mac ind ‘Oct,

2 Wörtlich: „Der Sohn der beiden jungen Leute“, eine Mythengestalt, deren ogon oner Charakter aus der keltischen Ueberlieferung schwer zu ergründen ist. Er ist besonders durch seine Zauberkunst, seine Liebesaben- teuer und seine wundervolle Musik bekannt. Auch soll er durch eine List seinen Vater Dagda, den Allvater und „guten Gott“ um sein Reich gebracht haben (vgl. Zeus und Kronos?) eine der zahllosen Verwechslungen von Vater und Sohn (Frita und Frätöna).

131

als das Mädchen im Rausche aus der Festung heraus ging. Die Druiden hielten ihren Leib neun Jahre lang, das heisst neun mal neun Monate in ihrer Gewalt, bis endlich doch ein Sohn geboren wurde, ein Knäblein nói- brethach, d. h. neun Sprüche (bretha) fällte er sofort nach seiner Geburt. Mit Locken, zwei Spannen lang, und gewelltem Barte kam er zur Welt. Sobald Noine geboren wurde, starb Däre der Sobn des Deda“.

Textlich auffällig ist die Ausdrucksweise, die von der Geburt „des“ Sohnes statt „eines Sohnes“ spricht. Der Name des Kindes Nöine (< *nevn-jo-s) welcher „der Sohn der Neunten“ bedeutet, lässt uns im Zusammenhange damit ver- muten, dass vorher neun Töchter zur Welt ge- bracht worden seien, und dass das „in Gewalt halten“ des Leibes nicht darin bestanden habe, dass die Geburt neun Jahre lang im Mutterleibe zurückgehalten worden sei, sondern dass neun- mal an Stelle „des“ Sohnes eine Tochter ge- boren wurde. Wir haben uns, wie aus den folgenden orientalischen Parallelen hervorgeht, die Sache offenbar so vorzustellen, dass eine Tochter die andere zur Welt bringt, bis dann die letzte den Sohn gebiert. Die obige Er- klärung von néi-brethach ist offenbar eine Glosse des Schreibers, der seine Vorlage nicht mehr verstand, denn néi-brethach kann auch „der neunmal geborene“ heissen, was ganz klar ist, wenn man bedenkt, dass er vorher acht- mal als Tochter zur Welt gekommen war.

Die Richtigkeit dieser Interpretation ergibt sich ganz deutlich, aus dem iranischen Mythos von Jama und Fretöna (Spiegel, Eran Altert. 637 f., Justi, Iran. Namenb. 390, Sacred Books of the East V 132, Hüsing, Beiträge zur Kyros- sage S. 23).

In diesem Mythos wird erzählt, dass der gute König Jama von dem bösen Dahäka ge- tötet wird. Einerseits wird nun Trötöna als Enkel des Jama bezeichnet, andererseits als dessen neunter Nachkomme durch seine Tochter Frnk; er ist also ebenso wie der irische Nóine gleichzeitig Enkel und. neunter Nach- komme des Königs. Dahäka träumt dann, dass er durch einen jungen Mann gestürzt werden wird; vergeblich ist aber sein Versuch, den Knaben TFréténa aufzufinden. Er wird schliesslich von ibm besiegt und unschädlich gemacht.

Dahäka entspricht nicht nur mythisch genau dem Astyages, sondern auch dem Namen nach. Im Avestischen heisst Astyages nämlich A33- dahäka; die Sache ist natürlich die, dass der Mythos infolge des Zusammenwerfens der Namen später auf den historischen Mederkönig und

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dessen Enkel Kyros übertragen wurde!. In der bekannten Version der Kyros-Sage ist also Kyros (Tretöna)? der Enkel des Dahäka und nicht der des Jama. Dieser Zwiespalt“ findet sich auch bei anderen Versionen der Kyros- Sage; so handelt es sich in der Sage von Ro- mulus ebenfalls um einen guten und bösen Herrscher (Numitor und Amulius), während in der Lug-Sage (vgl. Lessmann, Die Kyros-Sage) der böse Herrscher gleichzeitig der Grossvater des Knaben ist. Daraus folgt klar, dass es zwei Varianten der Sage gab: Eine, wo es zwei Brüder gab, von denen der Gute durch den Bösen getötet wurde, und eine andere, offenbar die ältere, wo nur ein einziger Herrscher vorkam, der, ähnlich wie es in einer Version der Jama-Geschichte angedeutet ist, ursprünglich gut war und erst später böse wurde; daraus hat man dann zwei verschiedene Gestalten ab- strahiert.

Die irische Sage von Däre, die von der iranischen Sage gleichzeitig Licht erhält und zurückgibt, stellt sich somit als Variante der Kyros-, bezw. Lug-Sage* dar und ist besonders deshalb wertvoll, weil sie uns aus altirischer Zeit die Geschichte von der Jugend des Gottes Lug erzählt, die bisher nur aus einem modernen irischen Märchen (O’ Donovan, Annals of the four Masters I 18f.) bekannt war. Es kann kein Zweifel obwalten, dass Nóine nur ein anderer Name für den Gott Lug ist, wie Däre für den Riesen Balor.

Die iranische Sage, wo der Enkel des Herrschers gleichzeitig durch neun Generationen’ von ihm getrennt ist, macht es uns ganz klar, wie wir das „in Gewalt halten“ der irischen Druiden aufzufassen haben, ebenso die neun Mütter des Heimdall, die ihn natürlich nicht alle zugleich, sondern gleichsam nur hinter- einander, eine durch die andere, geboren haben können. Die „neun Mütter“ sind somit als übertragener Ausdruck für „neun Ahnen-Mütter“ zu verstehen; zugleich aber ist es immer wieder unser Held, der neunmal als Tochter und erst das zehnte Mal als Sohn wiedergeboren wird. Wenn die irischen Druiden den Leib der Mutter „neun Jahre, das ist neun mal neun Monate“ in ihrer Gewalt halten, so haben wir uns vorzustellen, dass diese neun Jahre nicht hinter einander abliefen, dass vielmehr bei jedem

1 Vgl. Hüsing, Beiträge z. Kyrossage S. 12—17, OLZ 1913 8p. 97—101.

Diese Gleichung schon bei Ad. Bauer, Die Kyros- sage S. 20f.

Vgl. aber Hüsing, Beitr. S. 21—23, = OLZ 1903 Sp. 200 ff. Vgl. Lessmann, Kyrossage, 8. 13—18. 885 = Später 10 (= 9 + 1), vgl. Justi, Iran. Namenbuch

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Sprössling der Tochter immer nur für das Jahr der Schwangerschaft die Druiden ihren Zauber ausübten.

Es kann also gar kein Zweifel obwalten, dass das neun-monatige Jahr tatsächlich der „alt-arischen Kalenderrechnung“ angehört und dann doch wohl der Schwangerschafts-Periode entlehnt ist,

Besprechungen.

Unger, Eckhard: Die Stele des Bel-Harran-beli- ussur ein Denkmal der Zeit Salmanassars IV. Publikationen der Kaiserlich Osmanischen Museen III.)

it drei Tafeln. 168. gr.8°. 7 Piaster. Konstantinopel,

Druck von Ahmed Ihsan & Co. 1917. Bespr. von Otto Schroeder, Berlin-Liohterfelde.

Die jetzt im Konstantinopler Museum auf- bewahrte Alabasterstele des Palastvogts Bêl- Harrän-böl-usur (Inv.-Nr. 1326) ist bereits seit 1894 bekannt. Sie wurde damals in Tell Abta, westlich Mosul, entdeckt und alsbald durch Scheil publiziert. Die Stele enthält ausser einer 30-zeiligen Inschrift das Relief der nach links gewendeten Figur des Beamten, der sich im Gebet vor den symbolisch angedeuteten Göttern befindet.

Unger kann auf Grund eingehenden Studiums eine Reihe wertvoller Beobachtungen vorlegen. Neben epigraphischen Bemerkungen weist er nach, dass die angebliche Stadt “Kul- ba- ri (so KB IV S. 102) auf einer falschen Lesung beruht; Scheil ist mit seiner Lesung: ala tna mad- ba-ri „eine Stadt in der Steppe“ im Recht‘. Ferner wird gezeigt, dass die Stele in Zeile 9 einer Korrektur unterworfen wurde: ursprüng- liches Sul ma- nu- azared ist nachträglich in Tu- kulti"-apil-&-3ar-ra umgeändert worden. Bêl- Harrän-bel-ugur war also unter beiden Königen Salmanassar IV und Tiglatpilesar IV (nicht fin Palastvogt, nägir &kallı. Für 741 ist er unter diesem Titel als limu bezeugt. Der gleichnamige, aber als sakin Gusana bezeichnete limu des Jahres 727 kann unmöglich mit ihm gleichgesetzt werden. Unser Bél-Harrdn-bél-ugur war offen- bar schon in jungen Jahren Palastvogt unter Salmanassar IV, gab später sein Amt ab, wurde aber unter Tiglatpilesar IV erneut mit diesem Amte betraut; aus Dankbarkeit hat er den Namen dieses Königs in die Inschrift seiner Stele hineinkorrigieren lassen. Die Stele ist somit eine Probe der assyrischen Provinzkunst der Zeit Salmanassar IV.

Die Tafeln bieten eine Abbildung der ganzen Stele (nach Phot. Nr. 242), eine sehr dankens-

1 [Ich babe damals die Lesung Kul für ina mad versucht und vorgezogen, weil ich Anstoss an der Form madbar nahm; durch die Annahme, dass maddar Lehnwort im Assyrischen ist, wird der Austoss behoben. F. E. P.]

werte Kopie der Inschrift von der Hand Unger s, eine Reproduktion der korrigierten Inschriftstelle (nach Phot. Nr. 2654).

Gressmann, Hugo: Das Weihnachtsevangelium nach lel Cie und Geschichte untersucht. 46 S. gr. 8°. M. 1.20. Göttingen, Vandenhoeck u. Ruprecht 1914. Bespr. von W. Erbt, Neumünster.

Gressmann bezeichnet das Weihnachtsevan- gelium richtig als Legende. Darin kommt die religionsgeschichtliche Schule mit meiner Auf- fassung der biblischen Erzählung überein. Aber ihr ist das Verständnis für die Bedeutung der

Legende versagt. Fragt man sie, was Legende

sei, so erhält man zwar eine poetisch klingende

Antwort, etwa „Uebermalung des historischen

Hintergrundes mit den Goldfarben märchenhafter

Phantasie“. Allein die Frage nach dem Zweck,

den die Schöpfer der Legende verfolgten, bleibt

unbeantwortet. Namenlose Kräfte lässt Gress- mann walten, „die volkstümliche Tradition“:

„Auf den Meister, den ‚man‘ ehren wollte, hat

‚man‘ alle die erhabenen Geschichten und schönen

Motive gehäuft, die ‚man‘ bereits kannte, natür-.

lich, wie es sich bei ‚guten Erzählern‘ von selbst

versteht, nicht in sinnloser Sammlung, sondern mit verständnisvoller Auswahl dessen, was für ihn bezeichnend ist.“

Gegen diese Träume stubengelehrter Phan- tasie gilt es nüchtern zu fragen, warum erzählte ‚man‘ Legenden? Die Jünger, die sich, mit Wellhausen zu reden, eines schönen Abends auf einsamer Stelle am See im Zusammensein mit dem Meister erinnerten, haben sich sicher nicht die Legende von der wunderbaren Speisung erzählt. Wir haben die Aufgabe des Geschichts- forschers vor uns und sollen nicht empfindsame Feuilletonisten sein.

Drei Gründe führten zur Legendenschöpfung: Die Not, sich selbst zu erbauen, der Zwang, sich zu verteidigen, der Drang, Anhänger zu werben. Indem die Jünger auf sich selbst ge- stellt waren, mussten sie sich mit allen ihnen aufsteigenden Bedenken und Zweifeln abfinden, die Sprache schaffen, in der sie zu sich selbst und zu den Glaubensgenossen von ihrem Erleben reden konnten; sie mussten sich gegen die Ein- würfe der Gegner wappnen und die Ausdrucks- formen finden, die der eignen Ueberzeugung die Umwelt gewinnen konnten. Jesus hat nicht „wie ein Magnet Geschichten und Motive an- gezogen“, sondern die auf sich gestellten Jünger haben aus dem geistigen Bestande heraus, über den sie als ehemalige Hörer ihres Meisters und als Kinder ihrer Zeit und ihres Landes ver- fügten, die Jesuslegende geschaffen: sie haben eine absichtsvolle Arbeit geleistet. Man merkt es der Legende noch heute an, wie sie zurecht-

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gebogen worden ist, sie ist kein Werk aus ist der augenblickliche Fürst Jerusalems einem Guss, wohl aber von eigenartigem Stim-| zur Beleuchtung der Gegenwart (Januar 530).

mungsgehalt und besonderer Haltung.

Dazu |Ich setze den Text, der aus sieben Strophen

kommt noch die Tatsache, dass sich deutlich von je fünf Versen mit 2 + 2 Hebungen be- zwei Geistesrichtungen feststellen lassen: steht, her:

über die von einer bestimmten Auffassung her- aus geschaffene Legende, die bereits eine feste, nicht mehr zu verrückende Gestalt, gewisser- massen kanonisches Ansehn gewonnen hatte, sind dem Geschichtsforscher deutlich erkenn- bar Hände gekommen, die sie in ein anderes Licht zusetzen versuchten. Der hellenistische Jüngerkreis am Mittelmeer, der sich um Petrus scharte, hat seine Vormachtstellung an die von Jakobus geleitete „Gottesge- meinde“ streng judaistischer Färbung verloren. Diesen geschichtlichen Vorgang habe ich in meiner Schrift „Jesus“ erwiesen.

Das Weihnachtsevangelium ist die eine grosse Schöpfung der Jakobuspartei neben der anderen Legende von der Auferstehung nach 40 Tagen, durch die die Jesuslegende der Helle- nisten umgedeutet werden sollte. Sie hat die Geburtslegende des Davidssohnes, die an Beth- lehem haftete, ursprünglich die Göttergeschichte des Stadtheiligtums aus uralten Tagen, auf die der bekannte Michaspruch anspielt, auf Jesus bezogen. So wurde er als Davidssohn aus- gegeben und ihm damit alles zugeeignet, was sich für die jüdische Hoffnung an diese Gestalt knüpfte. Dies geschah im Gegenaates zu der Legende der Hellenisten, die den Meister als Menschensohn gefeiert hatte, als die In- karnation des göttlichen Hohenpriesters,

Es war im siebenten Jahr, im fünften,

am zehnten des Monats, da erschienen bei mir

einige von den Aeltesten Israels!, Jahwe zu befragen,

und liessen sich vor mir nieder. Er

sprach zu mir:

enschensohn, 3 so spricht Jahwe zu

Jerusalem?:

201

162

Dein Vater war ein Ephratiter®, deine

Mutter Hittit. 4 Am Tage deiner Geburt!“ schnitt man

deine Nabelschnur nicht ab,

wurdest du weder mit Wasser gewaschen, noch mit Salz abgerieben,

noch in Windeln gewickelt; ö kein Auge erbarmte sich dein®,

Mitleid zu üben®; geworfen wurdest du aufs freie Feld’.

6 Da ging ich vorüber? und sah dich zappeln in deinem Blut. Ich sprach zu dir®: Lebe 7 und wachse? wie das Gewächs des Feldes! Und du wuchsest und wardst gross

1 Der Bearbeiter hat nach seinem auch sonst zu

der | beobachtenden Verfahren den Anfang des Propheten-

an dem himmlischen „Modell der Gotteswohnung“ spruches zweimal ale Einleitung längerer Auseinander-

waltet (Exod. 259), als den Josua ben Joseph redivivus, als der schon in nachexilischer Zeit der Hohepriester Jesua bei seiner („Esra“) Reformation aufgetreten war. Ich verweise vor- läufig auf meine Artikel zum Hesekiel- und Daniel- buche in dieser Zeitschrift. Wie das Prädikat „Menschensohn“ den Juden geläufig war, so war es auch der hellenistischen Welt mit ihrer Vorstellung von dem Urmenschen unmittelbar verständlich. Diese hellenistische Legende war unter ausdrücklicher Ablehnung der Idee einer Davidssohnschaft geschaffen worden (Mark. 1235-17).

Das Weihnachtsevangelium hat sich, wie Gressmann zeigt, mit der Petruslegende von dem Messias Jesus ben Joseph und der wegen des ältesten Christennamens of yenyogoüvrss (Mark. 13 35 ff.) = räv Nalmeaioy algsoı; stark betonten „Vaterstadt“ Nazareth abfinden müssen. Seinen unmittelbaren Vorläufer hat es in der Allegorie des Hesekielbuches Kap. 16. Dort verwendet der Prophet die Legende des im Lande einge- sessenen Zweiges der Davididen Sesbasar

setzungen über den Götzendienst benutzt (Kap. 14, 24). „Männer“: Leserzusatz.

Der Bearbeiter hat die Allegorie weiter auf das Thema „Götzendienst“ hin ausgesponnen unter dem Ge- sichtspunkt: „Halte Jerusalem ihre Greuel vor“.

8 Ein Glossator hat den Satz zusammengefasst: „Deine Herkunft ist aus dem Lande des Kanaaniters“. Infolge dessen ist das ursprüngliche Pen in MXN, dem yD entsprechend, verwandelt worden. pnr hat einen doppelten Klang: Hettiterin und Schrecken Es handelt sicb um eine Gestalt wie Rahab, Tehöm. Dieser Doppelklang „Ausländerin“ und „Ungeheuer“ ist vom Propheten beabsichtigt.

„Da du geboren wurdest“: erklärende Glosse zu „deiner Geburt“, das durch sie zuerst ans dem Text verdrängt, dann am Rande nachgetragen und endlich mit dem Glossenzeichen | = y in den Text zurückgebracht worden ist.

® „Dir eins von diesen Dingen zu tun“: erklärende Glosse.

° poy: Glosse, die im folgenden mehrfach als tiber-

flüssige Verdeutlichung erscheint.

' „So verachtete man dein Leben an dem Tage, da du geboren wurdest“: Randnotiz eines Lesers.

® „In deinem Blute“: Abschreiberversehen, aus dem unmittelbar Vorhergehenden wiederholt. Ebeneo ist der ganze Satz versehentlich wiederholt worden.

® Nach LXX. pry ist Motivwort (Tammuz in Beth- lehem s. u.). pn) erklärende Glosse zu 13).

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und kamst zur Reife!: die Brüste waren straff geworden,

und dein Haar sprosste; und du warst nackt?.

8 Da ging ich® vorüber® und sieh, die Zeit der Liebe war für dich da. So breitete ich meinen Fittich aus® und bedeckte deine Scham und schwur dir zu*, und du wardst mein. 9 Ich badete dich mit Wasser? und salbte dich mit Oel, 10 kleidete dich in buntes Gewand und be- schuhte dich mit Tachaschleder.

Ich band dir Byssus um und hüllte dich ın Schleier, 11 schmückte dich® und legte Spangen an deine Arme, eine Kette um deinen Hals, 12 einen Reif? an deine Nase, Ringe an deine Ohren und eine Krone® auf dein Haupt. 13 Feinmehl, Honig und Oel genossest du.

So warst du überaus schön und gelang- test zum Königtum®. 15 Doch da pochtest du auf deine Schöne 10 16 und nahmst von deinen Gewändern und bereitetest dir bunte Höhen '°. 17 Du nahmst die Gerate ii aus meinem Gold und Silber 12 und machtest dir Mannbilder 1°.

18 Du nahmst deine bunten Gewänder und hülltest sie ein 13.

1 omy Ww nach J. D. Michaelis.

„Und Biösse“: Glosse nach dem Folgenden.

® „Und sah dich“: Glosse nach V. 6. Die Beiwoh- nung findet statt wie im Buche Ruth in der “res acta- Erzählung“ Wincklers (Forschungen III 8. 77): Du hast deinen Fittich über deine Magd ausgebreitet (Ruth 39, vergl. auch 213 von Jahwe selbst gesagt).

„Ich ging einen Bund mit dir ein, Spruch Jahwes“: e eines Lesers.

® „Ich wusch dein Blut von dir ab“: verfehlte Deutung eines Lesers, der an Vers 6 denkt. Geschmack- los ist die Deutung Bertholets: „Wir haben an das Blut der Menstruierenden zu denken“. Die Beiwohnung ist ja eben vollzogen worden!

„Mit Schmuck“: verdeutlichende Glosse.

„Und ich legte“: wiederholende Glosse.

* He: ausschmückende Glosse eines Lesers. non 13a ist die kurz zusammenfassende Randnotiz eines

esers.

° Vers 14 ist der Zusatz des Bearbeiters, der die Frau mit den Völkern huren lässt.

18 Bearbeiterzusatz wie Nr. 4 folgt.

11 „Deiner Zier“: Glosse wie Nr. 3.

ı® „Die ich dir 3 erklärende Glosse.

18 „Mein Oel und meinen Weihrauch legtest du ihnen

19 Feinmehl, Oel und Honig, damit ich ‚dich genährt, das legtest du ihnen vor als lieblichen Geruch ! 20 und nahmst deine Söhne? 21 und gabst sie ihnen 33 und gedachtest nicht der Tage deiner Jugend.

Die Legende des Hesekielbuches berichtet von der bösen Kindheitder Urmutter, die schliess- lich das Gotteskind empfängt. Allein sie selbst vergisst ihre schlimme Jugendzeit und gibt ihren Buhlen ihre Söhne (Kronos-Rheia-Motiv). Hier bricht der Prophet naturgemäss ab; denn er hat sein Ziel erreicht, das Jerusalem seiner Zeit zu schildern, das auf Grund des Kyros- ediktes im Jahre 537 „von Fremden“, von den Landesbewohnern gegründet worden war, in dem sich die im Jahre 534 zurückgekehrten Exulanten, „das Gotteskind“, niedergelassen hatten, umin ihren Hoffnungen bitter enttäuscht zu werden: Gola und ‘am ha’areg konnten sich nicht vertragen.

Eine andere Gestalt der Legende ist uns aus der Urgestalt der Apokalypse vertraut, der Schrift, die die J akobuspartel aus ihrer

johanneischen Vergangenheit als Täufersekte

in das Christentum mitgebracht hat. Hier wird das von der Jungfrau geborene Gotteskind von dem Drachen bedroht, aber gerettet und an sicherem Orte gepflegt, bis es herangewachsen ist und als Gottesstreiter erscheint (Jesus 8. 150ff.).

Die Davidlegende liegt uns, wie Winckler gezeigt hat, in der Gestalt der Heroensage im Buche Ruth vor.

So wird es klar, dass auch der bethlehemi- tische Kindermord und die Verfolgung des Jesus- kindes zum Weihnachtsevangelium gehört. Seine Fortsetzung bei Lukas ist in der Absicht ge- geben, nachzuweisen, dass das Gesetz Moses

vor“: vervollständigende Glosse zum folgenden. Ebenso das folgende: „Mein Brot, das ich dir gegeben hatte“. Dieser Glossator vermisste die Anspielung auf Bethlehem.

1 „So war's, Spruch Jabhwes“: entrüstete Randbe- merkung eines Lesers.

® „Und deine Töchter, die du mir geboren“: er- gänzende Glosse. „Du hast sie für sie zum Frasse ge- schlachtet“: erklärende Glosse. „War's zu wenig mit deiner Hurerei !“: entrüstete Randbemerkung eines Lesers. Vers 21: „Du schlachtetest deine Söhne, indem du sie. verbranntest* Glosse eines Lesers, der an das Moloch- opfer denkt, der aber noch nicht die die Töchter ein- führende Glosse vorfand.

8 In Vers 24 greift der Bearbeiter ein, dem auch die folgende Ausführung gehört. Ein Glossator hat den wuchtigen Schluss durch die Wiederholung abgeschwächt: „da du nackt und bloss warst und zappelnd in deinem Blute warst“. Er fand bereits die erklärende Glosse vor: „Du hast sie geschlachtet“ und wollte den Gegen- satz schärfer betonen.

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schon in der ersten Kindheit des Helden genau beachtet worden ist: ,unter das Gesetz getan“ als Polemik gegen die Hellenisten, die behaupten, er werde „die mosaischen Sitten ändern“. Hier fiel vorläufig die Legende von der Verfolgung des Jesuskindes hin, die die unumgänglich not- wendige Voraussetzung der Hirtenlegende bildet. So klafft zwischen der Geschichte von der Ver- kündigung und von der Geburt eine unausge- füllte Lücke. Einen ersten Versuch, sie aus- zufüllen, bietet das Lukasevangelium mit seiner Erzählung von der Reise nach Bethlehem, sich eintragen zu lassen. Einen zweiten, gelunge- neren Versuch finden wir im Matthäusevange- lium. Dort hat man den die Braut schmückenden und krönenden Wanderer durch die Weisen aus dem Morgenland ersetzt. Die Schwierigkeiten entstanden aber, weil Joseph und Nazareth ge- gebene Grössen waren, mit denen zu rechnen war. Hier zeigt es sich klar, wie sich das Verfahren Gressmanns rächt, „die Sagenkränze in die ursprünglichen Einzelsagen zu zerlegen“. Das ist dieErbsünde der religionsgeschichtlichen Schule, hat die Teile in ihrer Hand, fehlt leider nur das geistige Band.

Ich setze die Motivreihe der Bethlehem- Ephrata-Geschichte her und kürze dabei ab: H Hesekiel, B Ruth, W Weihnachtsevangelium, A Apokalypse:

1. Die herzlosen Ureltern H, R, W

2. Das ausgesetzte Mädchen H, die kinder- lose Witwe, die Ausländerin 210 B, W, A.

3. Rettung durch den Wanderer H, der freundliche Landmann R, der Besuch des Engels

~~

4. Schwängerung durch den Wanderer H, durch den Trunkenen R, durch die Kraft des Höchsten W, die Schwangere A „Flügel- ausbreiten“ H, R, „Beschatten“ W.

5. Die Schmückung, Krönung und Speisung der Braut H, die Beschenkung mit Gerste und Heirat R, Ksyagırousvn bei Lukas, die Be- schenkung mit Gold, Weihrauch (vgl. den Glos- sator bei H) und Myrrhen bei Matthäus W, angetan mit der Sonne und auf dem Haupte ein Kranz von zwölf Sternen A.

6. H, die Geburt des Sohnes R, die Ge- burt Jesu W, die Geburt des Knaben A.

7. Die Mannbilder H, der Löser, der sofort ausgeschaltete Nebenbuhler R, der böse König W, der Drachen A.

8. Die Hingabe der Söhne H, R, der Kindermord W, die Vernichtung des Drittels der Himmelssterne A.

9. H, R, die Flucht des Jesuskindes W, die Entrückung des Knaben zu Gott A.

10. H, B, das Kind in Windeln in der Krippe W, der Knabe bei Gottes Thron A.

11. H, R, W, der Drache bedroht den Himmel A.

12. H, R, W, der vergebliche Kampf Michaels und der Engel gegen den Drachen A.

13. H, R, W, der Knabe fliegt auf den Flügeln des grossen Adlers in die Wüste an seinen Ort A.

14. H, R, die Botschaft des Engels an die Hirten W, A.

15. H, R, die Hirten finden danach das Kind W, A.

16. H, die Wartung des Kindes durch Naemi R, W, der Knabe wird gewartet 3 4 Zeiten A. |

17. H, R, W, der Knabe wird von der Erde behütet, als der Drache Wasser aus seinem Munde wie einen Fluss wirft A.

18. H, die Namensgebung des Kindes durch die Nachbarinnen (man erwartet pox der Pflegling) R, die Namensgebung (man erwartet sie von Symeon und Hanna) Jesu W, der Reiter auf weissem Ross heisst Treu (mx) A.

Von den 18 Motiven stellen 11, 12, 13, 17 nur Variationen von 7, 9, 10, der Anfein- dung des Kindes durch den Drachen dar. Von den übrigbleibenden 14 Motiven hat H 7, B 8, W 11, A8. Der Motivverlust erklärt sich bei Hesekiel durch die Verwendung des Stoffes zu einer bestimmte Verhältnisse berücksichtigenden Allegorie. R hat Nr. 1 durch eine besondere Vorgeschichte ersetzt und den Konkurrenten des Gatten nur nebenbei abgetan. Daher feblt die Motivreihe 8-15. Dafür aber ist Nr. 16 schlecht begründet. In W fehlt Nr. 1 und 2, wie es sich von selbst versteht; ein Marien- leben lag noch unter dem Gesichtskreise der Zeit. Nr. 5 und 6 sind schlecht begründet, da mit Joseph und Nazareth zu rechnen war, wie schon gezeigt wurde. Aus demselben Grunde wollte auch die Begründung von Nr. 10 nicht gelingen, Nr. 16 musste übersprungen werden und Nr. 18 ist ohne Zusammenhang. Bei A fehlt die ganze Urgeschichte (1—3); A fasst sich in der Schilderung der Wartung desKnaben kurz, sein ganzes Interesse gehört dem Drachen, bringt er doch den Stoff unter der Ueberschrift Wehe“.

'Nach den nachgewiesenen 14 Motiven kann man sich die uralte Göttergeschichte von Beth- lehem rekonstruieren, die die nachexilischen Davididen, die sogenannten Tobiaden, sich an- geeignet haben, aus der schliesslich unser Weih- nachtsevangelium geflossen ist. Bemerkenswert ist die Unterbrechung der Ueberlieferung durch das Auftreten der Makkabäer, die dem Stoffe

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die Ehrwürdigkeit uralter Vergangenheit zu- rückgeben musste und ihn den Parteikämpfen entzog. So haben wir es nicht nötig, mit Gress- mann nach einem „ägyptischen Urbilde* zu suchen, das nach Judäa etappenweise gewandert sein soll, um zuletzt von den Christen über- nommen zu werden. Bis aufwärts in dieAmarna- zeit lässt sich die Spur des Stoffes verfolgen (Bit-Ninib = Bethlehem, „Haus der Göttin La- hama“, O. Schroeder OLZ 15 Sp. 294 f.) und bis hinunter zu Hieronymus, der vom Tammuz- dienste in der heiligen Höhle der Stadt! zu erzählen weiss. Wenn sich Parallelen rings in der Alten Welt aufzeigen lassen, so stösst man eben auch hier wieder auf den grossen geistigen Zusammenhang, der für sie bezeichnend ist, so sehr ihn auch Gressmann zusammen mit der Er a Schule zu leugnen ver- sucht.

Zuletzt sei die Tatsache hervorgehoben, dass ` unser Stoff offen in der Apokalypse den astralen Hintergrund durchscheinen lässt. Aus den Motiven 5,7,8, 10folgeninteressante Gleichungen. Auch diese Feststellung wird der religionsge- schichtlichen Schule unbehaglich sein.

Dürr, Lorenz: Ezechiels Vision von der Er- scheinung Gottes (Ez. c. 1 u. 10) im Lichte der vorderasiatischen Altertumskunde. Mit 12 Abbildungen. XII, 76 S. gr. 8°. M. 3.60. Münster i. W., Aschen- dorff 1917. Bespr. von S. Landersdorfer, O. S. B., Scheyern bei München.

Eine sehr tüchtige Erstlingsarbeit, welche gleichzeitig als Programm des K. Neuen Gym- nasiums in Würzburg erschienen ist. Es besteht gar kein Zweifel, dass die rätselhafte Berufungs- vision des Propheten Ezechiel nur im Lichte der altorientalischen Altertumskunde allmählich in allen Einzelheiten verstanden werden kann. Was die Orientforschung für diesen Zweck bisher an Material bereitgestellt hat, bat der Verfasser mit anerkennenswerter Vollständigkeit zusammengetragen und verarbeitet, so dass das Verständnis des eigenartigen Abschnittes nicht unerheblich gefördert wird, wenn auch so manche Schwierigkeit nach wie vor bestehen bleibt. Alle Einzelheiten der Vision aufzuhellen wird vielleicht niemals gelingen.

Es sei mir gestattet, ein paar Bemerkungen und Nachträge anzufügen. Unter der im übrigen sehr reichlich herangezogenen Literatur vermisse ich die mir zufallig vorliegende Arbeit von L. Venetianer, Ezechiels Vision und das salo- monische Wasserbecken, Budapest 1906, welche

1 Der in A erwähnte „Ort des Knaben in der Wüste“ war in Bethlehem in der dortigen Höhle lokalisiert. Den 34 Zeiten entsprechen 49 Jahre. So alt ist nach der johanneischen Legende der Ohristus bei seinem Auf- treten (Joh. 857, Jesus 8. 152).

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nicht nur auf Grund kritischer Behandlung des Textes zu einer gänzlich verschiedenen Auffassung der Vision überhaupt kommt, die eine Würdigung wobl verdient hätte, sondern auch bemerkenswerteEinzelheiten zurErklärung selbst beiträgt. Als Erläuterung zu Jahves Erscheinung im Sturm führt Dürr S. 11 auch den berühmten Traum Gudeas an (Cyl. A col. IV Z. 14 f£), wo der Sturm zu den Füssen des Gottes Ningirsu liegt. Die Parallele ist in der Tat überraschend, so dass H. Radau, der in seinem Buche: The Creation Story of Genesis I a Sumerian Theogony and Cosmogony, Chi- cago 1902, S. 42 eine sehr dankenswerte Er- klärung der genannten Vision gibt, den Gott Ningirsu geradezu mit dem mn? qc indenti- fiziert. Was die S. 21 ff behandelten Kerub- gestalten anlangt, welche den Thron Gottes tragen, so möchte ich unter voller Anerkennung der Berechtigung sie aus der orientalischen Anschauung herauszuerklären, dochderMeinung Ausdruck verleihen, dass in letzter Linie der zugrunde liegende Gedanke der ist, dass die viergestaltigen Wesen als Vertreter der ge- samten lebenden Schöpfung den Thron Gottes zu tragen haben. Gerade der Hinweis auf den Thron Sanheribs in Lakis sowie die Darstellung auf den Grabreliefs der persischen Könige, wo der Thron des Herrschers von den Untertanen getragen wird, scheint mir diese Auffassun

nahe zu legen. Zu dem, was der Verf. S. 44 ff. über das Motiv des Adlers beibringt, möchte ich noch ergänzend hinweisen auf das, was ich über die göttliche Verehrung dieses Vogels in meiner Schrift: Die Götterliste des Mar Jacob von Sarug in seiner Homilie über den Fall der Götzenbilder, Programm des K. Gymnasiums Ettal 1914 S. 71 ff. zusammen- gestellt habe. Zu dem S. 59 behandelten Symbol des allsehenden und allwissenden Gottes, darin bestehend, dass der Kerubwagen und nach 10, 2 die Wesen selbst mit vielen Augen aus- gestattet sind, wire als Parallele noch zu er- wihnen eine Stelle aus einem altsumerischen Hymnus auf den Gott Adad (CT XV Z. 17 ff.), in welchem der Gott wiederholt als „Meister mit ringsblickendem Auge“ bezeichnet wird. Vgl. dazu Zimmern, Bab. Hymnen und Gebete, zweite Auswahl, Leipzig 1911, S. 7 (AO 14, 1). Endlich sei es mir gestattet, hier im Anschluss an S. 54 noch einmal auf die bereits in meiner oben erwähnten Schrift über die Götterliste des Mar Jacob von Sarug S. 95 aufgeworfene Frage zurückzukommen, ob sich der Vorwurf, den Mar Jacob in V. 90 der genannten Homilie gegen das auserwählte Volk erhebt, dass es sich sogar ein Götzenbild mit vier Gesichtern gemacht, etwa auf eine abgöttische Verehrung der von

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Ezechiel beschriebenen Kerubgestalten bezieht. Es fehlt uns freilich jegliche Unterlage für diese Annahme, denn die Bibel berichtet über ein Götzenbild mit vier Gesichtern, das von den Juden angebetet worden wäre, überhaupt kein Wort. Dass ausländische Gottheiten, die vierköpfig dargestellt wurden, etwa der Janus . oder der Eeuñc ergaxspalog oder er Bock von Mendes mit seinen vier Köpfen auf einem Halse (vgl. Burchardt, Zeitschr. f. Ag. 47 S. 114) in Palästina Eingang gefunden hätten, dafür fehlen alle Anhaltspunkte. Freilich bietet das uns bis jetzt vorliegende Material auch nicht den geringsten Hinweis darauf, dass bereits die Juden ähnlich wie später die christ- liche Kunst (vgl. W. Neuss, Das Buch Ezechiel in Theologie und Kunst, Münster 1912) versucht hätten, die merkwürdigen Gestalten in der Be- rufungsvision des Propheten in effigie dar- zustellen, noch weniger, dass man ihnen ab- 5 Verehrung dargebracht hätte. Denn er Tempel des Ezechiel, zu dessen Innen- ausstattung auch Kerube mit zwei (Menschen- und Löwen-)Gesichtern gehören (Ez. 41, 10) existierte in Wirklichkeit nicht. Aber ganz aus der Luft gegriffen kann Mar Jacob seine Beschuldigung auch nicht haben 1. Vorstehende Bemerkungen haben selbst- verständlich nicht den Zweck der tüchtigen Arbeit, deren Vorzüge ich riickhaltslos an- erkenne, irgendwie Eintrag zu tun. Sie sollen vielmehr einen Beweis bilden für die Wert- schätzung, die Ref. derselben entgegenbringt. Hoffentlich ist es dem Verfasser gegönnt, dieser seiner Erstlingsarbeit noch recht viele andere gleich tüchtige Leistungen auf dem an schwie- rigen Problemen so reichen Grenzgebiet zwischen der Bibel und der Geschichte des alten Orient folgen zu lassen.

Mossel, N.: Die Einheitlichkeit der Jüdischen Eschatologie. (Zeitschrift f. d. Alttest. Wissenschaft, Beiheft 30). IV, 188 8. gr. 8°. M. 6.50. Giessen, A. Töpelmann, 1915. Bespr. von B. Violet, Berlin.

Die Absicht dieses wertvollen Buches ist es, nachzuweisen, dass in der jüdischen Apo- kalyptik nicht, wie besonders Bousset meint, eine doppelte Eschatologie zu finden sei, nämlich eine nationale und irdische und andererseits eine übernationale und überirdische, welche letztere auch überall in ihrer vollen Entwickelung gehemmt und mit Ausnahme von Ansätzen nie rein und frei entwickelt worden sei. Dem frommen Juden habe die Hoffnung suf eine

Unterdessen ist es dem Ref. gelungen, hinter das Geheimnis dieser merkwürdigen Göttergestalt zu kommen und die Zusammenhänge mit den Keruben des Ezechiel aufzudecken, worüber er demnächst in einer eigenen Schrift berichten wird. [Korrekturzusatz.] |

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politische Wiederherstellung des jüdischen Staates nicht genügt, sondern er habe das Heil in etwas Höherem, in einem jenseitigen Dasein gesucht.

Messel ist im Gegenteil der Meinung, dies sei nicht festzustellen, weil „das Verlangen der einzelnen nach eigenem persönlichen Glück, nach Entschädigung für die Mühsale dieses Lebens, in der Teilnahme am allgemeinen Volks- glück der Messiaszeit ihre Befriedigung fand, zu welchem Glück die Auferstehung den schon gestorbenen Frommen den Zugang eröffnete“. Das Missverständnis sei durch die christliche Eschatologie entstanden. Aber auch diese, durch

jüdische Steine auferbaut, habe zunächst auf

der Erde, und zwar auf der palästinischen, ge- standen. Nach einiger Zeit erst sei es anders geworden, und dann sei der Bau in die Trans- zendenz, in den Himmel emporgehoben worden. Dem frühen Christentum, nıcht dem Judentum, habe diese bedeutungsvolle Tat angehört, den Antrieb dazu habe der Hellenismus gegeben.

Diese Frage ist der Faden, der sich durch das Buch zieht, es aber nicht in dem Masse bindet, dass das Interesse des Verfassers oder des Lesers dadurch von den Einzelheiten der Untersuchung ganz abgezogen wurde. Die Dar- stellung gliedert sich in die Abschuitte: „Der Heilsanbruch als Wunder, Naturkatastrophen in der Eschatologie, der Weltbrand, der neue Himmel und die neue Erde, Erneuerung der Schöpfung oder des Aeons, Verwandlung der Welt, „das Vergängliche“ in Apk. Bar., die Bedeutung von «is» (09W), dieser Olam und

der zukünftige Olam, das „Ende der Welt“ und ähnliche Ausdrücke, der Himmel als Schauplatz des messianischen Heils, das Paradies als Schau- platz des messianischen Heils, das himmlische Jerusalem, der Chiliasmus, „das Leben“ als ein Gut der Heilszeit, das ewige Leben, die Vernichtung des Todes, die Engelsgleichheit, die Verwandlung der Gerechten, die Dämonen und der Satan als Feinde Gottes, das eschato- logische Gericht“.

Die Einzeluntersuchung ist, soweit die sprachlichen Kenntnisse den Verfasser dazu befähigen (es fehlt ihm das Arabische, wohl auch das Aethiopische) sehr genau, wie mir z. B. der Abschnitt 16, „Leben als ein Gut der Heilszeit“, bewiesen hat. Aber gerade dort ergibt sich für mich aus der Prüfung der be- handelten Wörter Leben, Rettung usw., dass es sehr schwer ist, aus diesen schwebenden Begriffen ein ganz sicheres Urteil zu gewinnen, ob der Hauptgedanke Messels überall zutrifft. Doch bin ich zurzeit nicht in der Lage, darüber ein abschliessendes Urteil zu fällen, und be-

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halte es mir vor, bis ich meine Ausgaben der Apokalypsen des Esra und des Baruch ganz vollendet habe und auch meine Untersuchung über die Verwandtschaft dieser beiden Schriften herausgeben kann. Der Krieg, dem ein Neu- traler glücklich entnommen ist, hatuns Deutschen zu viele neue Aufgaben den alten hinzugefügt! Jedenfalls ist Messels Untersuchung sehr nützlich und wird bei späteren Forschungen genau zu beachten sein. Herrn Professor D. Marti gebührt der Dank für einen lesbaren deutschen Stil des Buches.

Dass Messel meine neue Einteilung der Esra-Apokalypse verwirft, tut mir leid. Schon Volkmar, Wellhausen und Gunkel haben die unbedingte Notwendigkeit derselben eingesehen, ich habe sie nur ausgeführt und werde mich durch Widerspruch kaum abhalten lassen, auch der Baruch-Apokalypse zu einer übersichtlichen Form zu verhelfen.

Baumgartner, Walter: Die Klagegedichte des Jeremia. (Beihefte zur Zeitschrift für die alttesta- mentl. Wissenschaft 32.) VIII, 92 8. 8. M. 5 —. Verlag von Alfred Töpelmann (vormals J. Ricker), Giessen 1917. Bespr. v. Max Löhr, Königsberg i.Pr. Baumgartner behandelt die sog. Klage- gedichte des Jeremias, c. 11, 18—20. 21—23. 15, 15—21. 17, 12—18. 18, 18—23. 20, 10—13 und anhangsweise einige damit verwandte Lieder c. 12, 1—6. 15, 10—12. 20, 7—9. 20, 14—18 und sucht nachzuweisen, erstens die Echtheit der Klagegedichte des Propheten, sowie deren Abhängigkeit von der Gattung der individuellen Klagelieder, wie sie im Psalter in ziemlich be- trächtlicher Zahl vorliegen. Im grossen und ee wird man den Ausfiihrungen des Ver- assers beistimmen kénnen, zumal bei dieser Behandlungsweise das ganze Problem unter einen neuen, beachtenswerten Gesichtspunkt lit ist; im einzelnen bleibt manches, auch

in prinzipieller Hinsicht, bedenklich.

Mitteilungen des Seminars fir Orientalische Sprachen an der Königlichen Friedrich-Wilhelms- Universität zu Berlin. Hrsg. von Geh. Ober-Reg.-Rat Prof. Dr. Eduard Sachau. 19. Jahrg. 2. Abt.: West- asiatische Studien. Red. v. Proff. Drs. M. Hartmann, G. Kampffmeyer u. F. Giese. V, IV, 179 8. Lex. 8°. M.6—. Berlin, G. Reimer, 1916. Bespr. v. R. Hart- mann, Kiel.

Der Band enthält ausser der Seminarchronik für 1915/16 drei Arbeiten.

Die erste ist eine Abhandlung von J. Sperber: Die Schreiben Muhammads an die Stämme Ara- biens (S. 1—93). Der Verfasser sucht die bei den arabischen Autoren, besonders bei Ibn Sa‘d überlieferten Briefe und Patente, die den Stämmen der Halbinsel gelten, für das Ver- ständnis des Lebenswerkes Muhammeds nutzbar

zu machen. Da die Schreiben, wie Sperber grossenteils im Anschluss an Wellhausen und Caetani zweifellos mit Recht urteilt, über- wiegend keine Fälschungen sein können, sind sie Geschichtsquellen ersten Rangs. Wenn sie auch naturgemäss kein so geschlossenes. Bild wie die alten biographischen Darstellungen geben, verdienen sie, da diese doch überwiegend von der Tendenz der Verherrlichung Muham- meds beherrscht sind, oft vor ihnen den Vorzug. So weiss die biographische Ueberlieferung z. B. zu erzählen, dass der Herrscher von Aila zu Muhammed nach Tabük gekommen sei, um sich ihm dort zu unterwerfen. Es sind uns nun zwei Schreiben an diesen Herrscher, den Juhanna b. Ru’ba, erhalten. Das eine stellt sich deutlich als eine Aufforderung zur Annahme des Islam bzw. zur Uebernahme der Gizja-Zahlung dar, das andere setzt die Unterwerfung offenbar voraus und ist ein Sicherheitsbrief, der den Bewohnern von Aila für den Fall guten Ver- haltens ausgestellt wird. Rechtglücklicherkennt Sperber, dass beide Schreiben trotz gewisser Aehnlichkeiten nicht verschiedene Ueberliefe- rungen eines und desselben Dokumentes sein können, sondern dass sie beide echt sind. Er nimmt an, dass Juhanna, nachdem er das erst- genannte erhalten, zu Muhammed gekommen sei, der ihm dann das zweite ausgestellt habe. Ich möchte fragen, ob nicht vielmehr die Schreiben den Huldigungsbesuch in das Gebiet der Legende verweisen. Das zweite Schreiben trägt nämlich wenn auch nicht in allen Ueberlieferungen eine Schlussbemerkung, die besagt, dass zwei Bevollmichtigte Muhammeds diesen Sicherheitsbrief ausgestellt haben. Wahr- scheinlicher als dass diese Bemerkung ein späterer Zusatz ist, scheint mir, dass sie von anderen weggelassen ist, vielleicht gerade mit Rücksicht auf die Erzählung von Juhannas per- sönlicher Huldigung, obwohl sich auch andere Gründe denken liessen. Ist das aber so, dann ist dessen Reise nach Tabük nicht historisch. Und dafür scheinen mir auch innere Gründe zu sprechen, wie sich andererseits ganz leicht begreift, dass diese Geschichte in maiorem prophetae gloriam entstanden ist.

Die von grosser Sorgfalt und historischer Gewissenhaftigkeit zeugende Arbeit Sperbers ist wirklich ein dankenswerter Beitrag zur Klärung unserer Kenntnis der Ausbreitung von Muhammeds Macht. Eine Reihe von Einzel- bemerkungen hat Referent in der Sonder- besprechung in „Der Islam“, VIII 149 ff. gegeben. Auf sie sowie vor allem auf die dort bereits erwähnten Nachträge von Th. Nöldeke in Lit. Zbl. 1916, Sp. 706 ff. möge hier verwiesen werden.

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Die zweite Arbeit „Geschichte der Könige von Kaffa“ von Fr. J. Biber (S. 94—123) teilt die einheimische Ueberlieferung von der Ge- schichte des südäthiopischen Reiches Kaffa im Kaffitscho-Text und Uebersetzung mit und sucht an deren Hand einen Ueberblick über die Ge- schichte des Reiches zu geben. Bemerkenswert sind gelegentliche Synchronismen mit der be- kannten Geschichte, wie die dunkle Kunde von den Kämpfen des Ahmed Grafi, dessen Macht die Abessinier schliesslich mit portugiesischer Hilfe brachen.

Auf weitaus das regste Interesse kann zumal gegenwärtig die dritte Arbeit rechnen, Martin Hartmanns Beiträge „Aus der neueren osmanischen Dichtung“ (S. 124—179). Es ist in den letzten Jahren manches Dankenswerte über die moderne türkischeLiteratur geschrieben worden. Dabei sind meist, wie z. B. in dem hübschen Werkchen von Hachtmann, Die tür- kische Literatur des zwanzigsten Jahrhunderts (Leipzig 1916), mit Recht besonders die Er- scheinungen hervorgehoben, die auch nach unserm Urteil wirklichen Wert haben. Auf diese Weise wird aber ein etwas einseitiges Bild der türkischen Moderne gewonnen. Denn die Os- manen selbst legen z. T. einen anderen Mass- stab an. Martin Hartmann, der uns schon in seinen „Unpolitischen Briefen“ (Leipzig 1910) zwar teilweise subjektive, aber gerade darum lebendige und in ihrer Art höchst wert- volle Einblicke in die literarischen Strömungen der jungen Türkei geschenkt hatte, veröffent- licht hier lose Mitteilungen, ganz überwiegend | aus osmanischen Quellen, die eine sehr wichtige Ergänzung zu Hachtmann darstellen. Er führt uns eine Reihe von dichterischen Persönlich- keiten vor, die von Hachtmann 2. T. gar nicht behandelt werden, deren Name aber, mögen sie auch nicht der neuesten Richtung angehören, in der heutigen Türkei einen guten Klang hat. Mit Recht will der Verfasser nicht wiederholen, was auch bei uns einigermassen bekannt ist: so fehlen, wie er eingangs bemerkt, Mehmed Emin und Riza Tewfik, ebenso auch z. B. Meh- med Akyf, Ahmed Hikmet und Chalide Edib, während Zija Gök Alp späterer Bebandlung vor- behalten bleibt. Besonders nützlich ist es, dass der Verfasser hier wie sonst Wert darauf legt, ein Bild von den teilweise in scharfem Gegen- satz zueinander stehenden literarischen Strö- mungen zu vermitteln. Hachtmann konnte darauf verzichten, da er das betonen wollte, was dem neutralen Beobachter wertvollerscheint. Nicht für ihn, wobl aber für den osmanischen Zeitgenossen spielt sich die Literaturgeschichte zu einem guten Teil im Kampf dieser Schul- richtungen ab. Und ihre Gegensätze sind gewiss

in der Entwicklung manches heutigen Schrift- stellers ein wesentlicher Faktor geworden. Darum ist ihre Kenntnis für ein tieferes Ver- ständnis der Erscheinungen der modernen tür- kischen Literatur doch nicht entbehrlich.

Unter den türkischen Quellen Martin Hart- manns steht obenan das Jahrbuch Newsal-i Milli 1330, das in der Tat reiches uns bisher unerreichbares Material, z. B. in biographischer Hinsicht in Fülle enthält. Eine andere Quelle, Büjük, ist dem Referenten leider nicht zu- gänglich, übrigens, falls er es nicht übersehen hat, leider auch nicht genau bibliographisch bestimmt!. Zeitschriften und auch mündliche Erkundigungen sind zur Ergäuzung verwertet.

Zum Inhalt seien nur einige kurze Be- merkungen gestattet. Man bedauert, dass Ja kub Kadri, den Hachtmann ganz besonderer Auf- merksamkeit empfohlen hat, S. 150 ff. so sehr kurz wegkommt. Er ist ganz entschieden eine der ausgeprägtesten Persönlichkeiten der heu- tigen Literatur der Osmanen. Er ist nicht in der Arena der Club-Händel gross geworden. Und wenn er sich ihnen auch nicht auf die Dauer fernhalten konnte, so geben sie doch keinesfalls einen ausreichenden Schlüssel zum Verständnis seiner Entwicklung. Für weiteres über ihn sei ein Verweis auf meinen demnächst in der „Welt des Islam“ erscheinenden Artikel gestattet?. Es ist schade, dass Martin Hartmann zu diesem geschickten Erzählertalent keine Stellung genommen hat. Nun, vielleicht tut er das einmal an anderer Stelle. |

Ein wirkliches Verdienst haben sich Martin Hartmann und Hachtmann erworben, indem sie beide unabhingig voneinander die Bedeutung des Lyrikers Ali Dschanib fiir uns entdeckt haben. Beider Ausführungen über ihn ergänzen sich in glücklichster Weise. Seine Gedichte gehören unstreitig zum Besten, was die neuere tiirkische Dichtung hervorgebracht hat, und sie werden, besonders in der metrischen Uebersetzung von Hachtmann, auch auf jeden abendländischen Leser starken Eindruck machen. Ali Dschanib wirkt z. B. in der „Strassenlaterne“ ganz im- pressionistisch; und zugleich scheint mir in ihm ein gutes Stück von einem Mystiker zu stecken. Das ganze eigene Empfinden findet er in der Natur wieder, die ihm der vollkommenste Ausdruck seines Gemütslebens wird. Sie ist der Spiegel seines inneren Ich, oder genauer, wie er selbst empfindet, sein Ich ist nur ein Teilchen von ibr. Am meisten zu Gemüt sprechend ist wohl das anmutige Gedicht „Der Schmetterling“, dann auch das von Martin

1 Korrekturzusatz: nachgetragen Jg. XX, S 86 Anm.1. 2 Korrektursusatz: inzwischen erschienen WJ. V, 264 ff.

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Hartmann übersetzte „Das Blatt“. Uebrigens scheint mir diese Gruppe von Gedichten, zu der seiner Art nach auch das andere „Die Frösche“ gehört, bei aller Anerkennung von Ali Dschanibs dichterischen Qualitäten und sprachlichen Verdiensten, eine gewisse Gleich- förmigkeit nicht bloss in der Stimmung, sondern bis in den Wortschatz hinein aufzuweisen. Wie sehr Ali Dschanib hier trotz seiner neuen Aus- drucksmittel auf dem Boden der gemein-isla- mischen Kulturentwicklung steht, mögen einige Beispiele zeigen. Schon bei dem Bias? 2 Ricky |

5.1 in der „Strassenlaterne“ denkt man un-

willkürlich, ob hier nicht, wenn auch dem Dichter vielleicht unbewusst, Süre 96 Pate ge- standen hat. Dass Sinn und Geist ganz anderer Art sind, versteht sich von selbst. Ein typisches Motiv der orientalischen Mystik aber ist, wie auch Martin Hartmann bemerkt, das Bild vom Schmetterling, der in das Licht fliegt; vgl. nur Horn, Geschichte der Persischen Literatur, S. 149; Jacob, Türkisches Hilfsbuch, 13, S. 66 Z. 11 und S. 75, 2.6. So ansprechend und dichterisch wahr diese Gedichte auch sind, so gross Ali Dschanibs Verdienste um die Jeñi Lisan, die „neue Sprache“ sein mögen, sie hätten ihn in ihrer Einseitigkeit noch nicht so hoch über seine Umwelt erhoben. Was das tut, ist, dass er doch nicht bloss in neuer Form jene im Osten nur zu verbreiteten schwermütigen Weisen singt, sondern dass er auch über eine Kraft, ja Glut des Herzens verfügt und volle Töne findet, um ihr Ausdruck zu verleihen. Und dieses Feuer packt ihn, wenn er an das nationale Traumbild, an Neu- Turan, denkt. Die v „Horizonte des Ostens“ oder der „Weg nach Turan sind wirklich ein neues Blatt in der osmanischen Dichtung und rechtfertigen die Erwartung, die Martin Hartmann und Hacht- mann, obwohl ihnen doch nur die paar wenigen Gedichte vorlagen, von Ali Dschanib hegen.

Natürlich kann hier von dem Inhaltsreichtum der ganzen Arbeit von Martin Hartmann auch nicht andeutungsweise ein Eindruck gegeben werden. Für jeden, der sich fiir die Entwicklung der tiirkischen Moderne interessiert, wird die Arbeit ein unentbehrliches Hilfsmittel sein.

Imhoff: Die rene Heoresmacht und ihre Ent- wicklung. (Der neue Orient, 10. Heft.) 18163 gr. 8°. M. Halle, Gebauer-Schwetschke 1916 Bespr. v. C. F. Seybold, Tübingen.

Ein guter Kenner des türkischen Heeres- wesens, der selbst länger an der Umbildung der Artillerie am goldenen Horn mitgewirkt hat, gibt uns allen einen willkommenen ge- drängten Ueberblick über die Entwickelung der

türkischen Heeresmacht, in einzelnen Ab-

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schnitten: Bis zum Anfang des 19. Jahrh. Die Janitscharen. Der heilige Krieg. Der Paschatitel und die drei Rossschweife. Beys und Effendis. Die Entwickelung der türkischen Heeresmacht vom Anfang des 19. Jahrh. an. Die Einteilung des aktiven türkischen Heeres im Mai 1914. Allgemeine Angaben. Die Stellung des türkischen Kriegsministers. Das neue türkische Wehrgesetz. Der Anzug. Dass dieser nur fast allzu kurzen Darstellung eine umfassendere, viel eingehendere folgen möge, wird allgemein als zeitgemäss erwünscht werden. Es seien daher einige Randbemerkungen zu der trefflichen Uebersicht gestattet. S. 7: Statt Seldschukken (Seldschucken) genügt Seld-

schuken (von Gen), wie für die Mamelucken eigentlich Mamlüken zu sagen wäre, für das volksetymologische Muselmänner Muselmanen, da es ja von musulmän (aus arabisch muslim, mit persischer Endung än), türkisch müslimän gesprochen, kommt. Erthogral l. Ertogrul

J alo. Das irrige Gelehrtenfiindlein (einer

falschen Volksetymologie gleichzustellen) des Verfassers des ‘Hest bihist, Idris von Bitlis, (gestorben 930 = 1523): Osman = Beinbrecher, wortiber vg]. Hammer, Gesch. d. osman. Reiches I 64, sollte nicht verallgemeinert werden, da ja die arabische Wurzel nicht Bein brechen,

sondern ein gebrochenes Bein (falsch) einrichten

heisst und „ua eine Trappe und Schlangenart bezeichnet (wie alle Lexica und Demiri zeigen).

„Akindji“ oder „Renner und Streiter“: saul

aqyngy ist nur einer, der vsi aqyn, (Raub-) Einfall, Razzia, macht; alaman in diesem letzten Sinn ist nicht mehr osmanisch, sondern älter und osttürkisch; vgl. zudem zu „Alaman“ „Al- gE Pe (Teilnehmer des Zuges, Kriegszug“) bei Pavet de Courteille, Dictionnaire turk- oriental p. 30 nur: „ul, „LI qui fait une excursion, qui pille“. S. 8,2 Tartaren l. Tataren; sirdar besser immer serdär. S. 8, 10 Osman II ist natürlich I zu lesen. Zum Lehens- wesen hätte auf P. A. v. Tischendorf, das Lehenswesen i in den moslemischen Staaten, i ins- besondere im Osmanischen Reich, Leipzig 1872 verwiesen sein können. Timarli selten für ge-

wöhnlich timargy ig ess (z) boas nur Hin- doglou, Dictionnaire u. z. B. ZDMG 15, 335, 10).

Benobetrimar 1. Benewbet timar: wu, Las

timar benewbet (Barbier de Meynard, Dict. I 316). S. 10 buluk l. bölük S. 11, 3. 7 Adjem oghlan l. ‘agami oglän; silihdar l. silahdar;

161

alufedji 1. ‘ülûfegî. Hammer I 589 muss die 2. Auflage (mir unzugänglich) der Geschichte in vier Bänden sein (wäre als solche zu mar- kieren!) Mosseliman l. Müssellemän die Steuer- freien. Sehmi ist nicht Name, sondern einer vom Stamm in (Mekka) Sahm; ilrehin 1. alrahim; „des Siegverleihenden“ fehlt arabisch. S. 13 des Artemis l. der; Mythridates(132—168 v.Chr.) (1. Mithridates) (132—163 v. Chr.). Beim Halb- mond dürfte noch an die biblischen CTY’

knvioxos, lunulae als Frauenschmuck erinnert und der arabisch-tiirkische Name JX (eigent-

lich der am Horizont erscheinende Neumond)

erwähnt sein (roter Halbmond gel Jo).

Vgl. auch A. Jeremias, Das Alte Testament ım Lichte des alten Orients. 3. A. 1916. S. 14 ist statt Sultan Tekesch zu lesen: Der Khwä- rizmsah Tukus 568—596 = 1172—1199. Der

heilige Krieg „Seir oder Djihad“: seir „4w heisst Marsch, Spaziergang, selten Kriegszug; heiliger Krieg, türkisch nur noch „I * ġazā (haza) neben Olg>. „Gesetzbücher der Mul- tekas“: es gibt nur das eine, grosse viel kommen- tierte, gedruckte, tibersetzte fast kanonische hanafitische Rechtsbuch Multaka’labhur(wortiber

vgl. Brockelmann, Gesch. 11432). S. 15, Schehid“ d. h. Glaubensheld: 1. Sehid = Glaubenszeuge,

Mürtyrer; Glaubensheld, -streiter wäre dla und 50 (türk. Sz). S. 18 Statt der Volks-

etymologie Paša = 1 „Fuss des Königs“ ist doch Zusammenhang mit bad g Kopf,

Haupt = Häuptling, chef vorzuziehen (vgl. Bar- bier de Meynard, Dictionnaire); haziret mit auf-

gesprengtem i ganz unnötig! w AS hazret.

S. 17 und 18 Suniten, sunitisch l. sunnit. S. 19: Ula eveli (- - ssanissi l. (rütbei) ula sinfi ewwel

- - sani(si) (ges) „U sa Js! 2 is! 5); Mütemais J. Mümajjiz ya. S. 20 „Leven- daskeri“ nach ihrem Standort genannt: wo soll der sein? etwa Levante? G ist vielmehr

persisch: frei ausschweifend, Vagabund, Aben-

teurer, Söldner. „Heiducken“: türkisch o

hajdûd (von den ungarischen Soldaten benannt). Kirdjali soll wie Daghly: Bergbewohnerheissen ??

Orientalistischo Literatarzeitang 1918 Nr. 5/6.

162

woher? yas wäre vielmehr: Land, campagne!

Es sind vielmehr die tapfern Bewohner von Stadt und Distrikt Kirdzali im obern Ardatal, westlich von Adrianopel, südöstlich von Philippopel (vgl. Samy Kamdsüla lim 3794). Sejmen ist L. aus L,, Sejbek dagegen Aus). 8.21: „Muallem Ischkendy“ (dieexerzierte

6 Hand): vielmehr mu‘allem ekingi „ss! A instruierte Elitetruppe! Asakiri mansuréi mo- bammedanije () l. ‘asakiri mangürei mohammedije

A= 1 ya 5 Lue, „Militärbefreiungs- steuer Bedel i askerijéh* vielmehr: bedeli ‘as- keri: plural: bedeläti ‘askerije. S. 211. Z. Aly: vielmehr ‘Ali Pasa Lal, dle, nicht das gewöhn- liche “Ali, wie (21 Mitte) Mehmed Aly =

„se dust, 8.22 ‘Abdul ‘Aziz in Paris 1867, nicht 1862! ichtiad Reserve l. ihtijät Ur; mustafiz Landsturm l. müstahfyz Ri; istik- jam Pionier l. istihkäm (askeri) u. a. S. 27 Balikesser I. Balikesri SY. S. 28: mit den Aushebungsbezirksorten Fatih und Selim- jeh sind jedenfalls gemeint die Bezirke der

Mehemed und Selim-Moschee oder der grossen Selimije Kaserne siidlich Skutari. S. 29 Asc-

hiret besser ‘Adiret (plur. ‘aSair) wa ( pus)

Nomadenstamm. S. 30 fehlt die türkische Be- zeichnung für „Kriegsminister“ serask(i)er pone 8. 32 kaki besser khaki, da vom persischen Sl» erdfarben. Der Fez heisst

tiirkisch fes my obwohl er von Fes in Marokko herkommt.

Die Tagebücher von Dr. Emin Pascha. Heraus- gegeben von Dr. Franz Stublmann. 6 Bände von je etwa 80 Bogen. M. 175 —. Braunschweig, G. Wester- mann, 1917. Bespr. von E. Brandenburg, z. Z. Linderhof.

Es liegt das 1. Heft des I. Bandes zur Be- ee vor, das nach einer 40 Seiten langen „Einführung“ Stuhlmanns, einigen dann folgenden Listen usw. den Anfang der Tagebticher vom Oktober 1875 bis Juli 1876 mit 57 Seiten enthält. Stuhlmann war zu dieser „Einführung“ nicht nur als Fachmann, sondern auch als früherer Reisegenosse Emins besonders berufen und hat sich, wie wir gleich vorausschicken wollen, dieser Aufgabe mit gewohnter Sorgfalt unterzogen. Im folgenden geben wir an der Hand des Inhaltes einen kurzen Ueberblick über denselben:

153

1. Das Material der Tagebücher und ihre Geschichte, von F. Stuhlmann. Er sagt, dass „wie durch ein Wunder“ die verstreuten Tagebücher E.’s nach seiner Ermordung in die Hände deutscher Behörden gelangt und voll- ständig vorhanden ‘sind. Die Manuskripte umfassen die Zeit von Oktober 1875—Oktober 1892, ihre Anzahl beträgt 1675. Er gibt sie in extenso unter Berücksichtigung schon früher erschienener Schriften E.'s.

2. Kurzer Ueberblick über die Ge- schichte und Entwickelung der Aequa- torial-Provinz bis zu deren Uebernahme durch Emin; von Stuhlmann. Stuhlmann stellt die Verbindung zwischen den historischen und den modernen, uns hier interessierenden Gebieten in anschaulicher Weise her; er beginnt in der Hälfte des 2. vorchristl. Jt. und bespricht die älteren Daten kürzer, die neueren ausführ- licher, womit er zugleich für den Nicht-Fach- mann die notwendige Grundlage zum vollen Verständnis der Tagebücher legt und letzteres sehr erleichtert.

3. Uebersicht der Völkerstämme der Umgegend der früheren Aequatorial- Provinz; v. Stuhlmann. Bildete der vorher

ehende Abschnitt die politische und historische asis für die Lektüre, so ist dieser das gleiche in ethnografischer Beziehung. Stuhlmann teilt die Bevölkerung ein in a) Nilo-Nigritier, b) Hamiten, c) Bantu, als Hauptstämme; jeder von ihnen dann mit mehreren Tnterabteilangen: Der ganze Abschnitt dient ausserdem noch zur Erläuterung der Stuhlmannschen, dem Bande beigegebenen Völkerkarte. Im Text der Tage- bticher selbst alle diese für den Laien not- wendigen Erklärungen zu bringen, wäre wohl kaum möglich gewesen, ohne das aber vieles für den Nicht-Fachmann ein leerer Name ge- blieben. Durch die einfachen und klaren Aus- führungen Stuhlmanns ist dieser Uebelstand be- seitigt.

4. Liste der im Nachlass E.s ge- fundenen arabischen Dokumente; v. Moritz u. Mielck. (S. 41—60). Diejenigen dieser 151 Dokumente, die einallgemeineresInteressehaben, sind den Tagebüchern beigefügt.

5. Veröffentlichungen von oder über E. von Hörcher. (S. 61—69). Dies Literatur- verzeichnis enthält: a) Briefe u. Reisebeschrei- bungen, b) Zoologische, c) Ethnologische Be- richte, d) Karten, e) Stanley’s u. Peters’ Ex- peditionen.

Es folgen nun, chronologisch geordnet, (S. 73—128), die ersten Tagebuchblätter E.’s, beginnend mit Oktober 1875 bis Juli 1876. Sie behandeln die Reisen nilaufwärtsbisChartum, von dort z. T. per Boot nach Kiri; dann die

Orientalistische Literaturseitung 1918 Nr. 5/6.

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erste Mission nach Uganda, Juni, Juli 76. Mitten im Text schliesst dann dies 1. Heft.—

Von dieser, sit venia verbo, „Kostprobe“ der Tagebücher wäre folgendes zu sagen: Ohne unnötiges Beiwerk, in lapidaren Sätzen, wie das bei Aufzeichnungen unterwegs nicht anders mög- lich ist, versetzt uns Emin sofort in medias res. E. ist nicht allein ein guter Beobachter, sondern auch Naturkenner und Freund; denn neben den grossen Tatsachen entgehen ihm nicht die kleinsten; keine Pflanze, kein winziger Käfer oder Detail der Tracht der Eingeborenen bleibt unbemerkt. Seine Art zu schildern, mit ein paar grossen, pastosen Strichen den Leser sofort in das Milieu zu versetzen ist erstaunlich. Hier nur eine kleine, herausgegriffene Probe: „Nach zwei Stunden Marsch gelangen wir an einen engen Pass, dann der Abstieg. Ja Schech Abd-el-Kader! Eine einzige Akazie steht im Grunde des erweiterten Tals, Kamelgerippe be- zeichnen die Strasse. Es herrscht ziemlich starker Ostwind, bei finsteren Wolken.“ (S. 75). Das leibt und lebt, wer einmal dort war, sieht die Gegend förmlich vor sich, und wer nicht dort war und nicht ganz fantasielos ist, muss es auch sehen können! Dabei wirkt die Fort- lassung alles „Allzu-Persönliches* durchaus angenehm, eines Fehlers so vieler Reiseschrift- steller, um ja die eigne Person auch ins rechte Licht zu rücken! Und doch, was kann man zwischen den Zeilen lesen: „Moskito-Paradies. Eine schlaflose Fiebernacht.“ Fünf Worte, aber wer das einmal selbst durchgemacht hat, weiss, was sie bedeuten. So wirkt bei E. selbst das Persönlichste, man verzeihe mir das Wortspiel, angenehm unpersönlich.

Ich kann nur sagen, dass ich diesen kurzen Teil der Tagebücher mit wirklichem Vergnügen gelesen habe, man glaubt manchmal gar keinen trockenen Reisebericht, sondern eine fesselnde Schilderung vor sich zu haben. Durch den so durchaus frischen und lebendigen Stil wirken selbst geologische, geographische oder sonstige trockene Daten nicht mehr derartig. Für den Fachmann werden die Tagebücher wohl „selbst- verständlich“ sein, d. h. dass er sie sich an- schafft, aber auch dem Fernerstehenden kann man sie empfehlen, denn soweit ich nach den wenigen Seiten urteilen kann, wird auch er aus ihnen reiche Anregung und Belehrung schöpfen können.

Volle Anerkennung gebührt dem Heraus- geber, dass er sie dem grösseren Publikum zugänglich gemacht hat, and ebenso dem Verlag für die einfache, aber durchaus gediegene Aus- stattung, die in Anbetracht der jetzigen Zustände doppelt zu würdigen ist.

Sprechsaal.

Zu dem Namen Beeledatog. OLZ 1917, 250.

Dieser ziemlich seltene Name, der im Hebräischen ‘5792 lautet, kommt in der Bibel nur bei zwei Zeitgenossen

des Königs David vor, und zwar bei dem Gileaditen Bar- zillai, der den König in seinem Kriege gegen Absalom unterstützt hat (2. Sam. 17, 27 usw.; vgl. auch Ezra 2, 61), dann bei dem Schwiegervater derMichal, der Tochter Sauls (2. Sam. 21, 8). Die Bedeutung des Namens kann m. E. nur von oma. Eisen, abgeleitet werden, also der Eiserne.

Wir finden auch sonst in der Bibel von Metallen abgeleitete Namen, wenn auch nur bei Frauen, und zwar NAYTI)

„die Eherne“ (Mutter des Königs Jojachin, 2. Kön. 24, 8) und IDY „Goldwasser“, die allerdings eine Edomiterin

gewesen ist (Gen. 36, 39; 1. Chr. 1, 50). Den Namen in ») Bar-Zillai „Sohn des Zillai“ zu zerlegen geht darum nicht an, nicht nur weil die weibliche Form Ber- zelia dagegen spräche, sondern noch darum weil *

keinen Sinn gibt und weil wir sonst in der Bibel keinen Namen mit 3 finden. Sogar die rein aramäischen Namen Hadad

und Tobal kommen in der Bibel unter den Formen THa (1. Kön. 15, 18 usw.) resp. „Rope (Jes. 7, 6; vgl. auch Ezra 4, 7) vor.

In der talmudischen Zeit kommt dieser Name meines Wissens gar nicht vor, aus dem Mittelalter ist nur ein Träger dieses Namens bekannt und zwar der berühmte Verfasser mehrerer Schriften, Jehuda b. Barzillai aus Barzelona, der am Ende des XI. und am Anfange des XII. Jahrh. geblüht hat (die Literatur über ihn in Jew Enc., s. v.; VII, 341). In der Neuzeit, und zwar in der ersten Hälfte des XIX. Jahrh., finden wir ihn merkwürdiger Weise nur bei kaukasischen Juden, in der Nähe von Derbend (s. Firkowitsch’ Epitapbiensammlung pan „N,

Reisebericht, S. 66 u. Tschornis Reisebericht D myoon, S. 350). Er muss aber auch in anderen Ländern verbreitet gewesen sein, denn wir begegnen ihm, wie Diergart selbst bemerkt, als Familiennamen bei italieni- schen Juden. Besonders bekannt ist Giuseppe Barzilai (geb. in Gradisca 1828), Rechtsanwalt in Triest und Verfasser mehrerer Schriften aus dem Gebiete der Bibel- wissenschaft und der Archäologie (e. Jew. Enc., 8. v.; II, 564). Samuel Posnanski.

Mitteilungen.

Fondation de Goeje: Als 4. Werk der Stiftung wird erscheinen: C. van Arendonk, Sur les origines de la dynastie Zaidite du Yemen. Von den 3 ersten Werken der Stiftung sind noch einige Exemplare käuflicb. Dem Professor A. J. Wensinck wird eine Unterstützung be- willigt zur Herausgabe eines Index alphabétique de la tradition musulmane.

Zwischen der R. Asiatic Society und der Société Asiatique ist eine Vereinbarung zum Zwecke der Zu- sammenarbeit abgeschlossen worden.

Personalien.

Maximilian Bittner, ord. Prof. der orientalischen Sprachen in Wien, starb im 49. Lebensjahre.

Prof. Hermann Thiersch, Freiburg i. B., wurde zum o. P. der klass. Archäologie in Göttingen ernannt.

Orientalistische Literaturzeitung 1918 Nr. 5/6.

156

Zeitschriftenschau. Besprechung; der Besprecher steht in ().

Archiv f. Sosialwiss. u. Sozialpol. 1917: 44,1. M. Weber, Die Wirtschaftsethik der Weltreli- gionen. Das antike Judentum. (Das soziologische Problem der Juden erklärt der Verf. aus dem Pariatum Israels unter den umliegenden Völkern.) (Forte. folgt.)

Berliner Philologische Wochenschrift. 1918: 3. *Fr. Delitzsch, Philologische Forderungen an die he- bräische Lexikographie (Gustavs). 4. *K. Sethe, Von Zahlen und Zahlworten bei den alten Aegyptern (Freih. v. Bissing). *Zeller, Das Seerecht in den Assisen von Jerusalem (Thomsen). 5. H. Zimmern, König Lipit-Iätars Vergöttlichung; Derselbe, Wort- und Sachregister zu Akkadische Fremd- wörter (Ebeling).

Biblische Zeitschrift. 1917: 2. 8. Euringer, Bemerkungen zur georgischen Ueber- setzung des Hohenliedes. F. Zorell, Das vierte ‘Ebed- 5 Js. 52, 13—53, 12. J. Hehn, Emaudgewv

. 1, 35.

3. F. Steinmetzer yyy = yw. J. Hehn, Zur

Sabbatfrage. A. Hudal, Textkritische und exegetische Bemerkungen zu Job. 25— 27.

Ohurch Missionary Review. 1917: Jan. R. Mac Innes, The Moslem world in the war. April. H. U. Weitbrecht, Mohammedanism and „the Disintegration of Islam“. June-July. O. J. Macdonald, African Notes (Rhodesia and the Old Testament u. a.). December. E. Stock, The book of the wars of the Lord (Num. XXI, 14). African Notes (Anglo-belgische Boun- dary Commission: zur Erforschung der Wasserscheide Zambesi-Congo 1911—1914. Wasserscheide Nil-Oongo. Musik in Afrika). *A. M. Hyamson, Palestine, The Rebirth of an ancient people (A. L. Williams). Deutsche Literaturzeitung. 1918: 2. *Scherrmann, Frühchristliehe Vorbereitungsgebete zur Taufe (Papyr. Berl. 13415) (0. Schmidt). 3. *Weidner, Studien zur hethitischen Sprachwissen- schaft 2. T. (O. Schröder). 4/6. P. Ehrenreich, Die Sonne im Mythos, hrsg. v. E. Siecke E. Fehrle). H. Meyer, Die Barundi (Oarl

Meinhof). Hxpositor. 1917 August. H. A. A. Kennedy, A new interpretation of

Paulinism (zu Morgan’s Ausführungen über den Zu- sammenhang des Paulus mit hellenistischer Religion und Philosophie). R. Harris, A new title for Jesus Christ („Ich bin der Tag“).

September. Kennedy, A new interpretation of Paulinism (Forts.). J. J. Still, The purpose and plan of the Book of Acts.

October. E. Barnes, Ezekiels Vision of a Resurrection. F. R.M. Hitchcock, The „servant“ in Isaiah and the New Testament.

November. A. Wright, The primary of Judas Iscariot.

Göttingische gelehrte Anzeigen. 1917:

Sept./Okt. U. v. Wilamowitz-Möllendorf, Die Ilias und Homer (P. Caner). Nov.-Dez. *Fr. Sarre und E. Mittwoch, Zeichnungen von Riza und Abassi (Littmann). *Aufsätze zar Kultur- und Sprachgeschichte vornehmlich des Oriente, Ernst Kuhn zum 70. Geburtstage gewidmet (Oldenberg).

Heiliges Land. 1917:

Okt. E. T., Kriegsfahrten im Lande der Bibel. S. Gatt, Gaza und seine Umgebung. A. Schm., Ein Volkefest im Damaskus. Nachrichten.

Literarisches Zentralblatt. 1917:

42, P. Thomsen, Die Palästina-Literatur (J. Herrmann).

167

Orientalistische Literaturzeitung 1918 Nr. 5/6.

158

44. *Schubmacher, Der Alexandriner Apollos (G. H- e.). C. J. Scharling, Ekklesia begrebet hos Paulus o

W. Haas, Die Seele des Orients (Oesterreich).

45. *E. Drerup, Die Griechen von heute (M.)

46. °W. Spiegelberg, Der ägyptische Mythos vom Sonnen- auge (Papyrus „Kufi“) (G. Roeder).

47. H. Schmidt, Der Prophet Amos (Fiebig).

48. Gunkel, Israel. Heldentum und Kriegs frömmigkeit im AT; Was bleibt vom AT? (J. Herrmann).

49. 8. Beck, Neupersische Konversationsgrammatik (F. B.). 1918: 3. Zimmern, H., König Lipit-Istars Vergöttlichung

Landersdorfer).

. *J. Flemming, Akten der Ephesinischen Synode vom Jahre 449 syrisch (G. Kr.). *Wirth, Vorderasien und Aegypten in historischer und politischer, kultureller und wirtschaftlicher Hinsicht Sehlde *Hasenclever, Ge- schichte Aegyptens im 19. Jahrh. v. 1798—1914 (Roeder).

Mitteilungen d. Sem. f. Or. Sprachen. 1916: XIX, 3. R. Prietze, Lieder fahrender Haussaschüler. E. Funke, Die Stellung der Haussasprache unter den Sprachen Togos. J. Bellon, Personen- und Ortsnamen der Tschi-Neger.

1917: XX, 2. O. Rescher, Algerisch-tunesische Briefe in Fakeimile und Transkription mit Anmerkungen. O. Rescher, Das kitäb „el-adab el-kebir“ des Ibn el- Mogaffa. O. Rescher, Bemerkungen zu et-Ta‘ âlibî’s Schriften. M. Hartmann, Aus der neueren Osmanischen Dichtung IL

XX, 3. R. Prietze, Predigten eines fahrenden Haussa- lehrers. C. Velten, Suaheli-Gedichte. A. Halbing, Scherbenfunde am Fusse des Kamerunberges u. ihre Be- ziehungen zum Jengukulte.

Museum. 1917:

Oktober. H. A. Naber, Meetkunde en Myssiek (D. H. rime *O. Weinreich, Triskaidekadische Studien (de ong).

November: W. Eichrodt, Die Quellen der Genesis von neuem untersucht (Bleeker). 8. M. Kul'bakin, Ser- bekij jazyk (N. van Wijk). A. J. Wensinck, Some Semitio Rites of Mourning and Religion (J. Goldziher).

Neue jüdische Monatshefte. 1917:

10. Dez. F. Sternberg, Die Juden als Träger europäischer Wirtschaftskultur in Palästina. A. Paquet, stina (H. Margulies).

Neue Orient. 1917:

I, 10. M. Hartmann, Das heilige Recht u. d. Gerichts- wesen i. d. Türkei. 8. Beek, Die Regierungsorgane d. türk. Reiches.

11/12. J. Horowitz, Die polit. Stellung d. ind. Muhamme- daner. M. Hartmann, Die Frage der Kunstausdrticke im Türkischen. Ahmed Schu‘aib, huquqi idäre „Ver- waltungsrecht“ I (M. Hartmann). S. Beck, D. Re- gierungsorgane d. türk. Reiches.

Revue Oritique. 1917:

42. *D. Sidersky, Etude sur la chronologie assyro-baby- lonienne (C. Fossey).

48. *G. Maspero, Etudes de mythologie et d'archéologie égyptiennes t. VIII (A. Moret). P. A. Benton, The sultanate of Bornu; *Snouck Hurgronje, Mohammedanism (R. Basset).

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Sokrates. 1917:

7/8. F. Preisigke, Fachwörter des öffentlichen Verwal- tangsdienstes Aegyptens (P. Viereck). K. Beth, Reli- gion und Magie bei den Naturvölkern (E. Samter).

Spectator. 1918:

15. Febr. L. v. Kohl, Abdul Hamid.

Theologisches Literaturblatt. 1917:

20. *8. Mowinckel, Statholderen Nehemia (O. Procksch). | M

Pala- |

dets forbold til joedisk religion og hellenistik mystik (Stocks).

21. *H. Schmidt, Der Prophet Amos (E. Er A P. Fiebig, Rosch baschanah (Neujahr). Text, Uebers. u. Erkl. (H. Laible). L. Brun, Jesu Evangelium. En historisk fremstilling (Stocks).

22. F. Feldmann, Israels Religion, Sitte und Kultur in der vormos. Zeit (Ed. König).

23. P. S. Landersdorfer, Die sumerischen Parallelen zur biblischen Urgeschichte (Ed. König).

24. *B. Meissner, Assyriologische Forschungen (Jirku). Landersdorfer, Die sumerische Frage und die Bibel Ed. König).

5. °W Caspari, Thronbesteigung und Thronfolge der israelitischen Könige (Jirku). N. Messel, Die Ein- heitlichkeit der jüdischen Eschatologie (Leipoldt).

Theologische Literaturzeitung. 1917:

18/19. O. Schroeder, Das Pantheon der Stadt Uruk in der Seleukidenzeit (B. Meissner). A. Fridrichsen, Hagios Qados, Ein Beitrag zu den Voruntersuchungen z. Christl. Begriffsgeschichte (A. Bertholet). —*M Fried- mann, Sifra, der Älteste Midrasch zu Leviticus (E. Bischoff). „Ch. Burrage, Nazareth and the Beginning of Christi- anity (Bultmann). J. K. Niedlich, Eine Geschichte des israelitischen Volkes für Schule und Haus 5 Moses ben Maimon, bgg. v. J. Guttmann Bd. 2. (Bischoff). Berger, Das Problem der Erkenntnis in der Religionsphilosophie Jehuda Hallewis.

22/23. *Salvatorelli, Introduzione Bibliografica alla Scienza delle Religioni (Bertholet). *Koschaker, Rechtsver- gleichende Studien zur Gesetzgebung Hammurapis (Meissner). *Molsen, David als religiöser und sittlicher Charakter (Meinhold). *Schulte, Beiträge zur Erklärung und Textkritik des Buches Tobias (Beer). *Klein, Syrisch-griechisches Wörterbuch zu den vier kanonischen Evangelien (Preuschen).

24/26. Urkunden des ägyptischen Altertums. Religiöse Urkunden Heft 3: H. Grapow, Ausgewählte Texte des Totenbuchs. (A. Wiedemann). *W. Baumgärtner, Die Klagegedichte des Jeremias (M. Löhr) A. Schlatter, Die hebräischen Namen bei Josephus (G. Beer). 0. Wulff, Die altchristliche Kunst (H. Lietzmann).

N. 26. Obbink. Het Bijbelsch Paradijsverhal en de Babylonische Bronnen (Ungnad). *Pedersen, Der Eid bei den Semiten (Bertholet). *Fiebig, Das Judentum von Jesus bis zur Gegenwart (Bischoff).

Theological Quarterly. 1917: XXI, 2. E. V. Haserodt, Treatise on Isaiah 53 (Er- klärung des „Servant“).

Theologische Rundschau. 1917: 7/8. Bousset, Die Religion der Mandäer. Beer, Ha- giographen. Mayer, Religionsphilosophie. Okt.-Nov. H. Gunkel, Formen der Hymnen. Windisch, Neues Testament. Leben und Lehre Jesu.

Teologisk Tijdsskrift. 1917: 2/3. J. Pedersen, Om Hans Tausens Oversaettelse af Mosebsgerne.

Welt des Islams. 1917:

H. 3. *H. Thorning, Beitrige zur Kenntnis des isla- mischen Vereinswesens auf Grund von Bast Madad et- Taufiq; ersch. in der Türkischen Bibliothek B. 16 (O. Rescher). *C. Huart, Geschichte der Araber [Histoire des Arabes, deutsch] übers. von S. Beck und M. Farber (O. Rescher). *Roloff, Die Orientpolitik Napoleons I; O. A. Schäfer, Die Entwicklung der Bagdadba npolitik ; *Blanckenhorn, Syrien und die deutsche Arbeit; *H. Mordtmann, Als ich die Türken pflegte win R. Marschall). *A. Ritter (Winterstetten), Berlin-Bagdad (E. R. Marschall); *Gallipoli (E. R. Marschall). *Mehmed

urad, tärichi ‘umimi , Weltgeschichte“ (M. Hartmann).

159

Orientalistische Literaturzeitung 1918 Nr. 5/6.

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Weltwirtschaftliches Archiv. 1918: 2. L., Sobulman, Handel und Verkehr in Syrien. Wirtschaftezeitung der Zentralmächte. 1917: Alfr. Tekin, Die türkische Bauernschaft im Kriege.

Wochenschrift f. klass. Philologie. 1917: 85/36. *O. Weinreich, Triskaidekadische Studien (W. H. Roscher). H. v. Mik, Afrika nach der arabischen Bearbeitung der Iswygagixy ignyno:is des Claudius Ptole- maeus von Muhammad ibn Musa al-Hwärizmi (H. Philipp). 87. °G. A. Harrer, Studies in the history of the Roman

rovince of Syria (H. Philipp).

/39. *A. Rehm, Griechische Windrosen (W. H. Roscher). 43. *W. H. Roscher, Die Zahl 60 in Mythus, Kultus, Epos und Taktik der Hellenen und Semiten (H. Steuding). *C, Wessely, Aus der Welt der Papyri (F. Zucker). 44/45. *F. Schwan, Die Menschenopfer bei den Griechen und Römern (W. Nestle). *H. Zimmern, Wort- und Sachregister zu: Akkadische Fremdwörter als Beweis für babylonischen Kultureinfluss (C. Fries).

47/48. *Robert von Pöhlmann, Griechische Geschichte, 6. Auflage (Fr. Cauer).

49. J. Sitzler, Die alexandrinischen Bibliothekare. 1918: 9/10. *W. Spiegelberg, Der ägyptische Mythus vom Sonnenauge (A. Wiedemann).

Ymer. 1917:

8/4. K. G. Lindblom, Tron den magiska kraften hos namn bland Kambanegrera i Ostafrika. *H. Philipp, Die historisch-geographischen Quelien in den etymologiae des Isidorus von Sevilla (A. Norlind).

Zeitschr. f. d. Alttest. Wissenschaft. 1917/18: 1/2. P. Lohmann, Die selbständigen lyrischen Abschnitte in Jes. 24—27. Hrsg. von O. Eissfoldt. M. Löhr, Jesaias-Studien III. K. Budde, Das Rätsel von Micha I. A. Jirku, Zur magischen Bedeutung der Kleidung in Israel. D. Völter, Die Herkunft Jahwes. E. Hertlein, Die Wolken des „Menschensohnes“ (Dan. 7, 13). |

Zeitschrift f. Ethnologie. 1917: ne I, J. Kollmann, Die Ungarn. Eine anthropologische

120.

Zeitschrift d. Ges. f. Erdkunde zu Berlin. 1917: 9/10. C. Uhlig, Mesopotamien (Schluss). *Frech, F., 8 in Armenien und Mesopotamien v. Diest).

l Zeitsohrift für Kolonialsprachen. 1918: 2. W. Schaar, Nama-Fabeln. C. Meinhof, Sprachstudien im ägyptischen Sudan. R. Godfrey, English Dictionary by A. Kropf (W. Bourquin). Zeitschrift für Politik. 1917: X 2. Georg Steindorff, Die Ostgrenze Aegyptens und der Suezkanal. James Greenfield, Das persische Problem.

Zeitschrift für katholische Theologie. 1918: 1. J. Linder, Textkritische und exegetische Studie zum Canticum Ezechiae (Js. 38, 9—20). Des heil. Irenäus Schrift „Zum Erweis der apostolischen Verkündigung“. Aus dem Armenischen übersetzt von 8. Weber(H.Bruders).

Zentralblatt der Bauverwaltung. 1917: XXXVII, 79. Brunnen in Konstantinopel (F. W. Virck, Regierungsbaumeister).

Zur Besprechung eingelaufen:

(* bereits weitergegeben)

Hane Bauer und Pontus Leander, Historische Gramma- tik der Hebräischen Sprache des Alten Testaments. Erster Band. Mit einem Beitrag von Paul Kahle. 3 Lieferung. Halle a. S., Max Niemeyer, 1918.

1

*Palistinajabrbuch, 13. Jahrg. (1917). Berlin 1917. E. 8. Mittler u. Sohn. M. 4—.

Verlag u. Expedition: J. O. Hinrichs’sebe Buchbandlung, Lei Verantwortlicher Hecansgebder: F.

Johannes Döller, Die Reinheits- und Speisegesetze des Alten Testaments in religionsgeschichtlicher Be- leuchtung. Münster 1917, Aschendorff. M. 7.80.

Eugen Petersen, Rhythmus (Abh. d. Kgl. G. d. W. Göttingen. Phil.-Hist. Kl. N. F. B. XVI Nr. b. Berlin, Weidmann, 1917. M. 8—.

*H. Oldenberg, Zur Geschichte der altindiechen Prosa. (Abh. d. Kgl. G. d. W. Göttingen. Phil.-Hist. Kl. N. F.B. XVI Nr. 6.) Berlin, Weidmann, 1917. M. 8 —.

*Micha Josef bin Gorion, 1. Die ersten Menschen und Tiere, jüd. en von der Urzeit; 2. Abraham, Isaak und Jakob, jüd. Patriarchengeschichten ; 3. Joseph und seine Brüder, ein altjüädischer Roman. Rütten & Loening, Frankfurt a. M. 1918. Jeder Band geb. M. 2.60.

J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung Leipzig

Demnächst erscheinen:

Beiträge zur Religionswissenschaft. Heraus- gegeben von derReligionswissenschaftlichen Gesellschaft in Stockholm. 2. Band (Jahr- gang 1914/15) Heft 2 (III u. S. 117—219) gr. 8°. Einzelpreis M. 6 Zweiter Band vollständig (III, 219 S.) M. 10—

Ebeling, Erich: Quellen zur Kenntnis der baby- lonischen Religion. l. (IV, 83 S.) gr. 80. M.5 (Mitteil. d. Vorderas. Gesellsch. 1918 [23. Jahrg 7, H. 1.) Orientallstische Studien. Fritz Hommel zum sechzigsten Geburtstag, am 31. Juli 1914, gewidmet von Freunden, Kollegen und Schülern. Zwei Bände. (VIII, 332 u. V, 392 S. mit zahlreichen Abbildungen im Texte und auf 10 Tafeln, nebst Bildnis Hommels in Heliogravüre ) gr. 8°. M. 45

(Band I M. 20—; Band II M 25 —) (Mitteil. d. Vorderas. Ges. 1916u.1917 [21.u. 22. Jahrg /

Publikationen der Görres-Gesellschaft.

Collectanea Hierosolymitana. I. Band.

Rephaim. Die vorgeschichtliche Kultur Palästinas und Phöniziens. Archäologische u. religions- geschichtliche Studien v. Dr. Paul Karge, Univ.-Prof. in Münster. Mit 67 Abbildungen. 755 S. gr. 8. br. M. 36 —; geb. M. 40

Mader, P. Dr. Andr., S. D. S., Altchristliche Basiliken und Lokaltraditionen In Südjudäa.

Archäologische und topographische Unter-

suchungen. (Studien zur Geschichte und Kultur d. Altertums. VIII. 5/6. Heft.) Mit 12 Figuren, 7 Tafeln u. einer Kartenskizze. 255 Seiten. gr. 8. br. M. 14

Durch die jüngste Entwicklongsgeschichte des Orients gewinnen diese beiden Werke an besonderer Bedeutung.

Verlag von Ferdinand Schöningh In Padorborn.

Biumengams 2. Druck von Max Schmersow, Kirchhain N-L. Königsberg i Pr., Gos Allee 11.

Orientalistische Literaturzeitung

Monatsschrift für die Wissenschaft vom vorderen Orient

und seine Beziehungen zum Kulturkreise des Mittelmeers Herausgegeben von Professor Dr. F. E. Peiser, Königsberg i. Pr., Goltz-Allee 11

Verlag der J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung, Leipzig

Blumengasse 2.

21. Jahrgang Nr. 7/8 Manuskripte und

Inhalt.

Abhandlungen und Notizen Sp. 161—180 = hubuliu .

Korrekturen nach Königsberg. Druckrachen nach Leipzig. Jährlich 12 Nrn. Halbjahrspreis 6 Mk.

Schmidtke, Fr.: mordung Sanheribs . ; Schollmeyer, A.: Zur Serie harra

Juli/August 1918

Der Ort der Er- 169

Mitt. Sem. Or. Spr. XX. Jahrg. 2. Abt. (R. Hartmann) . 191 Schlögl, N. J.: Ijjob (I. Löw). 186

Strack, H. L.: Jüdisches Wörterbuch;

5 Th.: Der Turmbau 161 Schroeder, Otto: Reste der Sprache Jüdische Texte (F. Perles) 196

a e von Hanigalbat ; . . 174

Erbt, Wilhelm: Eine Mond- und Ungnad, A.: Nabu und Nimurta 167 | Sprechsaal .. 204 Sonn enfinsternis im AT. . 176 W. Cc i. . 204

Landersdorfer, S.: Zur Etymolo- Besprechungen . - Sp. 180—204 H a a: Zum Verständnis gie von j 175 | Geller, Sammel: Die sumerisch- 4 p 8a ba Nr. 8 O04

; assyrische Serie Lugal-e (Otto e rn E.: Das Ninlil-Tor 16% Schroeder . . . . 185 | Personalien . » 2 2 . . 204 nive e 2 | Hussey, Mary Inda: Sumerian tablets :

Meiasner, Br.: Lexikographische in the Harvard Semitic Museum Zeitschriftenschau . 204—208

1—3 . ; g a Ge. IEG (Wilh. Förtsch) 180 | Zur Besprechung eingelaufen . 208

Der Turmbau zu Babel. Von Th. Dombart.

Herr Professor Robert Koldewey, der Leiter der Ausgrabungen in Babylon, fiillte die letzte Nummer (59) der „Mitt. d. Deutsch. Orient. Ges.“ (S. 1—38) mit einer Abhandlung über den babylonischen Turm. Die alte biblische Geschichte vom „Turmbau zu Babel“ ist jeder- mann bekannt in Wort und Bild (vergl. Hommel-Festschrift, Leipzig 1916 (S. 1 ff.). So hat die Frage nach der Gestalt jenes Riesen- baus je und je vielfaches Interesse getunden. In unserer Zeit aber, da es gelang, die Funda- mente des historischen Turms festzustellen und, ausser mit gelegentlichen Schilderungen eines Herodot, Diodor, Strabo, Kyranidentextes und Benjamin - von Tudela-Berichtes, vor allen Dingen nun mit einer seit 1876 bekannten, 1912 aber im Original wiedergefundenen keil- inschriftlichen genauen Bau-Vermessung zu- sammenzuhalten und so aus dem Bereich blosser Phantasie überzugehen zu Rekonstruktions- versuchen, die Aussicht haben, der einstigen Wirklichkeit bis zu einem ziemlichen Grad nahekommen zu können, da hat der Gegenstand allgemeines und kunsthistorisch entscheidendes Interesse. Deshalb ist es berechtigt, ja geboten, auch über den begrenzten Rahmen der Fach-

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zeitschriften hinaus, an der Lösung des Problems teilnehmen zu lassen und dadurch mit zu ver- hüten, dass ledigliche Vorschläge etwa für ge- sicherte endgültige Ergebnisse genommen und zu Unrecht in populären Kunstzeitschriften und Kunstgeschichten wiedergegeben werden.

So begrüssenswert Koldeweys Entschluss ist, in der Babelturmfrage, nach langem Ver- meiden einer persönlichen Stellungnahme seiner- seits dem Problem gegenüber, sich zu einer Rekonstruktion des Babelturms, des be- deutendsten Tempelturms (Zikkurratu) Ba- byloniens und Assyriens, herbeizulassen, so un- anerkannt ist zunächst die ganz neue spezielle Voraussetzung, die er seiner Rekonstruktion zugrundlegt, um den Zikkurrat-Typus festzu- stellen. Koldewey weiss das und ist natürlich so ehrlich, es selber auszusprechen (S. 19): „Meine Darlegungen verändern die Grundlage der bisherigen Betrachtungsweise, und wenn sie anerkannt werden, so werden gewiss die betreffenden Autoren (früherer Rekonstruktionen), Hommel, Thureau-Dangin, Scheil-Dieulafoy, Weissbach und Dombart, ihre Ansichten selber revidieren.“

SoweitKoldewey damit direkt derErwartung Ausdruck gibt, dass auch von mir, als dem Verfasser der jüngsten und umfassendsten Babelturmarbeit (, Zikkurrat und Pyramide“,

162

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München 1915 bei C. H. Beck), Stellung ge- nommen werde zu seinem Vorschlag, darf ich mich dem nicht entziehen und möchte daher einstweilen hier in Kürze das Hauptsächlichste aussprechen, um dann später in einer Fach- zeitschrift auf Einzelheiten eingehen zu können (Jahrb. d. Kais. Archäol. Instit. Berlin).

Koldeweys Vorschlag, die „sechs Papahäni (Heiligtümer) des Nuhar (Tempelturms)“ nicht, wie bisher angenommen, unten, und um den Turm herum anzuordnen, sondern um den beiden sechs Papahänigenannter Hof (Kisallu) zu einem Tempelkomplex zu gruppieren von 80 m x 80 m, halte ich für so unbedingt einleuchtend und glücklich, dass ich ihn mit Freuden als die Lösung schlechthin bezeichnen möchte. Das Vorbild, das Koldewey nachahmte, der „Esagilla“-Komplex im Süden des Turms, ausser- halb des Peribolos, bürgt für die absolute Be- rechtigung des Schemas. Dass Koldewey aus der Bezeichnung „sechs Heiligtiimer des Babel- turms“ folgern zu müssen glaubt, diese Tempel (Papahäni) hätten im engeren Zusammenhang mit dem Turm gestanden, als bisher allgemein und auch von mir angenommen wurde, dazu hat er nun zweifellos das Recht, solange nicht Gegenteiliges bewiesen werden kann. Zu graben wäre nur noch, genauer, innerhalb des Peribolos, östlich vom Turm. Und der Gedanke nun, diesen Sechs-Tempel-Komplex von 80 m =< 80 m über das Turm-Fundament von 90 m & 90 m zu halten und darauf den Vorschlag zu machen, diese Tempelgruppe auf die Höhe des Massivs zu plazieren, ist dann gewiss nicht fernliegend. Ich sprach selber, vor Jahren schon, Herrn Geheimrat Hommel gegenüber von der theo- retischen Möglichkeit ähnlicher Unterbringung der Tempelgruppe beim ersten Geschoss (90 m & 90 m) des Turmes, hatte aber praktische Bedenken, weil es mir mehr auf die Gestalt des Turmes ankam als auf die Unterbringung der Tempel.

Im Anschluss an Koldeweys Anregung je- doch möchte ich nun sagen, rein theoretisch: Oben, auf der Höhe des ersten Stocks (33 m) des Turms von 90 m * 90 m könnte ich mir Koldeweys Tempelgruppe als Krönung sehr wohl vorstellen, nur nicht als Originalschöpfung, sondern als Zustand einer späteren Zeit, etwa nachdem Alexander d. Gr. die oberen Stock- werke des halbzerfallenen Turmes abgetragen hatte, aber am beabsichtigten Wiederaufbau durch den Tod verhindert worden war. Damals könnte man, wie das ja oft genug ging, in dem Bestreben, wieder ein Benützbares zu schaffen, zugleich auch für das wohl ebenfalls damals schon zerfallene „Esagilla“, auf der ab- geräumten Plattform des 33 m hohen Babel-

Orientalistische Literatarze ung 1918 Nr. 7/8.

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turmstumpfes die Sechstempelanlage geschaffen haben, die einerseits mit „Esagilla“ soviel Aehnlichkeit hat und andererseits doch auch wieder die alte Idee eines Turmgipfelheiligtums von der ehemals dreifach so hohen Zikkurrat beibehalten zeigte. Diese immerhin noch mächtige Anlage einer absterbenden Grösse würde es dann gewesen sein, die der Schreiber des Keil- schrifttabletts meint, wenn er von den „sechs Heiligtümern des Nuhar“ spricht. Aber eine richtige Zikkurrat, oder der Original-Babel- turm, wäre das nimmer gewesen, sondern nur ein Turmstumpf mit Notbehelfkrönung.

Dass nun aber Koldewey den Vorschlag macht, den Tempel-Komplex nicht hier, auf der Plattform des Turmstumpfes, sondern auf dem siebenstufigen, 90 m hohen Turm des intakten Zustandes anzuordnen, also seinen Sechs Tempel-Komplex praktisch mit dem blauen Gipfelhaus „Schahuru“ des Keilschrifttextes, sowie dem voc u&yas (grossen Tempel) Herodots gleichzusetzen, das muss m. E. mit aller Be- stimmtheit abgelehnt werden. Denn ab- gesehen davon, dass ich »ņóç hier durchaus nicht aus Vorurteil, sondern, wenn auch taktisch unklug, in seinem, wie jedes Lexikon bestätigt, ursprünglichsten Sinn wiedergab, den auch die anschliessende Inventarschilderung (Thron und Tisch) nur gutheisst, im Gegensatz zum statuen- reichen Tempelkomplex des xatw vnos, des Unten-Tempels, wo also »ņóç in seiner er- weiterten Bedeutung verwendet ist, und ab- gesehen davon, dass das „Schahuru“ der Keil- inschrift eben nicht 80 m x 80 m, sondern nur 24 m x 21 m misst, würde die Sache nach Koldeweys Aufbauanordnung von vorn- herein einstürzen müssen, wie er selber zu- gibt (aber mit dem Hinweis auf den eben wirk- lich bezeugten Verfall z. Zt. Alexanders d. Gr.). Doch dass man nach mehr als 2000 jäh- riger Erfahrung im Zikkurratbau so etwas von vornherein Fehlerhaftes gemacht: habe, ist ausgeschlossen. Und der klotzige Würfel der Koldeweyschen Babelturm-Rekonstruktion ist nun und nimmer ein „Stufenbau“ im Sinne des Keilschrift-Tabletts, nun und nimmer als „Py- ramide“ anzusprechen wie bei Xenophon und Strabo, nun und nimmer als Abbild eines Bergkegels, wie es die alten Schilderungen wollen, nun und nimmer als „Zikkurrat“ in der Vulgär-Etymologie „hohe Spitze“. Ausser- dem muss Koldewey die wichtige, einzigartige Herodotschilderung der, Aufgangsrampezyklisch um alle Stockwerke herum“ unverwertet lassen und seine kiihnen Steiltreppen dafiir anordnen, wihrend die Herodotrampen sich mit den Stock- werkmessungen der Keil-Inschrift ohne weiteres vereinigen lassen.

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Orientalistische Literaturzeitung 1918 Nr. 7/8.

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Das Bedenkliche ist aber, dass Koldewey meint, methodischerweise“ sich gerade über diese Stockwerkabmessungen hinwegsetzen zu müssen, um seiner Hypothese die Bahn frei zu machen. Wenn die Ruine, wie Koldewey sie annimmt, noch alle Stockwerke der Höhe nach richtig messbar zeigte, so konnte der Verfall der Stockwerkquerschnitte nie so gross sein, dass sich die e gleich bis zum vierfach geringeren Wert schön regelmässig verringert haben konnten. Wenn aber, wie ich schon in meiner „Zikkurrat“ (S. 46/47) annahm, vielleicht der Teil der Keilinschrift, der die Masse des Turms genau gibt, ursprünglich von einer älteren Schilderung des Babelturms stammen sollte, so hätte Koldewey um so weniger ein Recht, die Baubestände zweier Perioden vermengend, die bei ihm zwischen Turmstumpf und Hochtempelkomplex eingeschalteten nur noch andeutungsweise gestuften Geschosse wohl ihrer alten Höhe nach anzuerkennen, ihre Querschnitt masse aber beiseitezuschieben und durch mehrfach vergrösserte zu ersetzen, 80 dass er oben statt des bezeugten Gipfelquer- schnitts von 24 m * 21 m eben 80 m * 80 m aufsetzen kann. Praktisch hätte aus Kolde- weys Babelturm auch deshalb nie der hypo- thetische „Ruinenzustand“ hervorgehen können, weil das oberste Geschoss der „Ruine“ in Koldeweys Tempelhof zu liegen käme, wo es doch nie hätte aufragen können.

Nein, hier ist die verhängnisvoll schwache Stelle, an der einst nicht nur der Originalturm tatsächlich schon im Bau hätte einstürzen müssen, sondern an der auch Koldeweys Babel- Turm-Rekonstruktion scheitern muss.

So imponierend also Koldeweys Lösung der Tempelgruppierung ist, so schade ist es, dass seine Turmgestaltung durchaus nicht den Typ einer Zikkurrat darstellt, sondern einen Bastard, den es so nie gab, sondern höchstens, dreimal so niedrig, als Zustand der Endzeit.

Unter diesen Umständen bieten die Er- gebnisse meiner Zikkurrat-Arbeit auch weiter- hin die bisher gesichertste Anschauung der alten Babeltürme.

Das Ninlil-Tor zu Ninive. Von E. Madeja.

Die RA (IX, 71f.) bringt einen Aufsatz von Francois Martin über die Stelle Kol. VII, 78f. des neuen achtseitigen Sanherib- Prismas, wo der Name des der Göttin Ninlil geweihten Tores angegeben wird: ,(O Ninlil), befestige die Regierung Sanheribs mit dem (d. h. im) Sternbild des Lastwagens!“ (ša Sin- ah -er-ba it-ti man -eal- ti erik-ki bin · ni

palt-34). Martin übersetzt erikku mit „Last- wagen“ (nach Meissner) und erklärt manzaltu als „la station astronomique dans laquelle se tiennent les dieux dans le ciel“. Es müsse sich in dem Namen des Tores also um ein Sternbild handeln. Nun werde zwar ein Sternbild erikku in Keilschrifttexten nirgends genannt, jedoch habe Meissner ZA XVII, 239 gezeigt, dass erikku das Ideogramm GIS. HAR. GID. DA habe. AR. GID. DA aber komme tatsächlich als Sternbildbezeichnung vor.

Ueber dieses MAR. GID. DA habe Kugler ausführlich gehandelt (Sternkunde und Stern- dienst in Babel I, 249 ff.), und zwar mit dem Ergebnis, dass die babylonischen Astronomen zwei erikku-Sternbilder kannten, ein zirkum-

olares, dasschonHommelmitunserem „Wagen“ identifizierte, und eines, das als „Monats- verkündiger“ diente. Es zeigte durch seinen heliakischen Aufgang den Beginn des Monats Ab an. Kuglers Beweis baut sich darauf auf, dass "WMAR.GID.DA im Astrolab Pinches erwähnt ist, dieses aber sei ein Verzeichnis der Monatsfixsterne. Ein solches Sternbild sei in der Nähe der Ekliptik zu suchen, und zwar näherhin in einem Teile unseres Löwen.

Martin ist nun der Meinung, dass in dem Namen unseres Tores an dieses letztere Sternbild gedacht sei, und erklärt ihn als eine Bitte an Ninlil, die Regierung Sanheribs im Sternbild des „Lastwagens“ zu befestigen. MAR.GID. DA wird nämlich auch Sternbild der Stadt Nippur genannt (s. Kugler, a. a. O.) und Ninlil sei eine Göttin von Nippur, der „Lastwagen“ daher als ihre Wohnung am Himmel aufzufassen. Der Sinn der Bitte sei also, sie solle die Re- gierung Sanheribs in ihr Haus aufnehmen, das heisst in ihre besondere Obhut nehmen.

Es dürfte jedoch nicht unmöglich sein, unter dem erikku-Sternbild, das Sanherib nennt, unsere Ursa maior zu verstehen. Wir brauchen uns nur zu erinnern, dass dieses Sternbild zur Zeit Sanheribs für die geographische Breite von Ninive zirkumpolar gewesen ist (vgl. Kugler a. a. O. 251 Note), weil der Pol damals nicht bei æ Ursae minoris lag, sondern etwa bei « Dracontis. Vermutlich ist er sogar das einzige vollständig zirkumpolare Sternbild gewesen. Von seinen 7 Sternen hat sich nämlich der siidlichste (8) bei der unteren Kulmination, bei welcher er seinen tiefsten Stand erreicht, immer noch mehr als 10° über den (mathematischen) Horizont erhoben, während bei den übrigen in Frage kommenden Sternbildern, Ursa minor und Draco, die südlichsten Sterne nur etwa über dem Horizont kulminierten. Da diese zudem lichtschwächer sind als 8 Ursae maioris, wurden sie bereits von der Atmosphäre verdunkelt.

167

Herr cand. phil. Schneider weist mich auf die Homerstelle Ilias XVIII 487 ff. hin, die den Wagen für Griechenland (das dieselbe geo- graphische Breite hat), geradezu als einziges Zirkumpolarsterubild bezeugt:

aoxtov F iv xai auasav Eniximow xcadréovory, n T avtot orpépstas xai “Roiwva do, oin d appoods gots ostomy *Qxeavoio.

Die Bitte Sanheribs wire dann also veran- lasst dadurch, dass der „Wagen“ nie vom Himmel verschwindet. Das wäre gleichsam das tertium comparationis. Der Name des Tores hätte den Sinn: Mache Sanheribs Regierung fest, d. h. dauernd, wie (itti) das Sternbild des Wagens.

Es besteht allerdings, wenn wir unter erikku die Ursa maior verstehen, kein gedanklicher Zusammenhang mehr zwischen dem Sternbild und der Göttin Ninlil; es ist nicht einzusehen, wieso gerade Ninlil die Regierung Sanheribs „im“ Sternbild des Lastwagens „fest machen“ soll. Aberdie Anrufung Ninlils dürfte hinreichend begründet sein durch den Umstand, dass das Tor nach einer ihr geweihten Ortschaft hinaus- führte (Kar-"Ninlil Z. 79). Zudem dürfte auch der von Martin hergestellte Zusammenhang nicht ganz sicher sein; denn in der Region des Löwen hat Bél-Marduk zu gebieten, nicht Ninlil (s. Kugler a. a. O.).

Uebrigens will E. F. Weidner überhaupt nur ein Sternbild”! AR. GID. DA gelten lassen, unsere Ursa maior. Das „Astrolab“ Pinches biete nämlich kein Verzeichnis von „Monats- verkündigern“ und ihren heliakischen Aufgängen, sondern eine Darstellung der drei Fixstern- sphären (E. F. Weidner, Handb. d. bab. Astro- nomie 64 ff.). Doch habe ich seinen Beweis hierfür nicht nachprüfen können.

Nabü und Nimurta. Von A. Ungnad.

Es ist bekannt, dass die babylonischen Liederdichter sich nicht gescheut haben, in neue Lieder ganze Stücke aus älteren einzufügen. Hierbei kommt es vor, dass Lieder exzerpiert wurden, die ursprünglich einer ganz andern Gottheit gewidmet waren. Solche Ueber- tragungen waren besonders dann leicht, wenn die in Frage kommenden Gottheiten wesens- ähnlich waren. Nabü und Nimurta sind sich besonders darin ähnlich, dass sie „Mittler-

estalten“ sind, sie sind beide die „wahren Söhne“ ihrer grossen Väter. So konnte man, nament- lich seitdem Nabüs Bedeutung durch die Er- hebung Babylons zur Reichshauptstadt gewaltig gestiegen war, unbedenklich Nimurtahymnen zum Preise Nabüs exzerpieren. Ein schönes

Beispiel dafür bietet Rm. 272 (Meek, BAX 1,

Orientalistische Literaturzeitung 1918 Nr. 7/8.

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Nr. 19), das aus der 1. Tafel des Werkes lu- gale ud melumbi neryal überarbeitet ist! und es ermöglicht, einige Zeilen der Nimurta-Dichtung zu ergänzen. Es ist im wesentlichen Lugale I 5f. = Rm. 272, 10 f., 17f. = Rm. 272, 6 f., I 11 f. = Rm. 272, 9f. Die betreffenden Zeilen von Lugale I sind demnach folgendermassen zu fassen:

5 [al-mä-rü mer-šä? nu-kus-ü ki-bal a(-a-zu

[te(?)-a(?)} | a-bu-bu sip-pu la? ni-hu Sa a-na mat nu- kur-tum (ša a-[bi-ka te-ti-th-hu-u-(?)] Zyklon, rastlose Viper, der du dem Feindes- lande [deines Vaters dich nahst(?)4],

7 [sjag me-Sü ti-na (ba-gub-[ba])

[a-sa]-ri-du šu a-na ta-ha-zi da- ap- nis iz- za-az-[zu]

Erster, der zum Kampfe ungestüm daher- tritt,

Ile šú azag]-ga r medda s e(?)-gal

| sen ] Sd ina ka-ti-3u el-li-tum me-[it-ta] na- S- e , der in seiner reinen Hand die Gotteswaffe trägt, | nu(?)] Se-ga Se-dim gir®-su-ub- lu (fa m/a]-yi-ri ki-ma Sei- im as-gi-da(?2)8 [Der die Häupter(?) der Un]botmässigen wie Gerste aberntet?.

Wie man sieht, ist die Uebereinstimmung nicht ganz wörtlich und auch die Reihenfolge der Zeilen ist nicht die gleiche. Dennoch kann es nicht zweifelhaft sein, dass der Verfasser des Nabf-Liedes das Werk Lugale für seine Zwecke ausgebeutet hat.

1 Geller, Die sumerisch-assyrische Serie lugal-e ud me-lam-bi nir-gal (Breslauer Dissertation 1916) scheint dies übersehen zu haben.

2 Zur Aussprache von MIR.DU s. Brüss. Vok. IV 44; Sibbu ist in dieser Bedeutung nicht „Gürtel“ (Geller), sondern ein gefährliches Tier, vielleicht „Viper“, vgl. auch KTAR III 97,9. Auch blosses MIR oder GIR bezeichnet dieses Tier und nicht „Gürtel“ (Delitzsch, Glossar, S. 186. 278), Als Schlangen wesen wird es durch die Schreibung MUS. MIR (CT XVI 19, 19) charakteri- siert. Wahrscheinlich ist mit Frank, Studien zur bab. Religion, 8. 272 (ebenso Holma, ZA 28, 156), besser sippu = DD „Cerastes“ zu lesen. Vgl. indes auch

Schreibungen wie si-ib-ba II R 19, 7b.

3 Oder lies la (a-)ni-hu?

Vgl. II R 19. 7. 8 b.

* Zur Aussprache vgl. Vok. C 136 (me- id-da) und Delitzsch, Glossar, S. 186 (me- id- tu).

6 Zeichen KIN; das zugefügte gu- ub bedeutet auch „einsammeln“ (esöpu); vgl. Delitzsch, Glossar, S. 248.

S0, nicht KUR wird das Original haben.

® So oder du dürfte das Original haben.

® Auch Rm. 272, 9 ist der Gott Subjekt des Relativ- satzes, nicht ein unerklärbares ‘they’ (Meek).

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Der Ort der Ermordung Sanheribs. Von Friedrich Schmidtke.

Orientalistische Literaturzeitung 1918 Nr. 7/8.

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I, 27) und sie dadurch fernzuhalten, ganz wie in Assyrien. Freilich werden sie nie Sed und lamassu genannt, doch da sie wie in Assyrien

In seinem Artikel „Die Ermordung San-|an den Toren standen und auch denselben

heribs* (OLZ 1917, Nr. 12) und „Archaeology and Sennacherib’s Murder“ (The Sunday School Times, Philadelphia 19. VIII. 1911) führt A. Ungnad alsHauptgrund, welcher gegen Babylon als Ort des Mordes spricht, an, dass bisher Sédus

Zweck hatten, so konnte der assyrische Chronist Assurbanipals leicht dafür die in Assyrien ge- läufigen Ausdrücke einsetzen, um seinen Lands- leuten die Oertlichkeit der Ermordung Sanheribs anschaulicher zu machen. Dass diese Stier-

und lamassus an den Eingängen babylonischer | und Schlangenbilder aus Bronze und nicht

Tempel nicht nachgewiesen sind. Doch bereits Hammurapi kennt solche: es sollen für ihn Fürbitte einlegen sédum lamassum ili éribit

Esagila ... (Cod. Hamm. XXV r, 48 ff.) Ferner zeigt uns Assurb. VI, 58, dass es in Elam Sitte war, 3ödus und lamassus an den Tempeln auf- zastellen, dorthin kann dieser Brauch aber wohl nur von Babylonien gekommen sein. Weiter fiihrt ein Tor von Esagila den Namen bib (ilu) lamassi rabi. (Nerigl. Nr. 1 (Langdon) I, 23, 29)!. Wenn die bisherigen Ausgrabungen in Babylon und anderen babylonischen Städten keine Sedus und lamassus zutage gefördert haben, so liegt das wohl daran, dass diese Städte nicht in plötz- lichen Katastrophen zugrunde gingen wie Ninive und Dür-Sarrukin, sondern nach dem Unter- gange des neubabylonischen Reiches noch jahr- hundertelang bewohnt waren, wodurch natürlich die Wahrscheinlichkeit der Erhaltung derartiger Stücke recht gering wird?.

Die Sedus und lamassus sind zunächst gute oder böse Dämonen, im guten Sinne „Schutz- götter“. Diese Bedeutung „Schutzgottheit“

vielmehr aus Stein waren, braucht uns nicht weiter zu verwundern, auch in Assyrien gab es lamassus (und wohl auch Sedus) aus Bronze. (Asarh. V, 52; KB II, 136.) Uebrigens scheuten auch die babylonischen Könige die Kosten für Skulpturen aus dem immerhin schwer zu be- schaffenden Stein nicht, es sei nur an den „Löwen von Babylon“ in der Hauptburg er- innert, wo noch zahlreiche Fragmente ähnlicher Stücke gefunden worden sind. (Koldewey, Das wiederersteh. Bab. S. 158.)

Den Hauptgrund für Babylon als den Ort des Mordes bildet aber noch immer die Stelle Assurb. IV, 70 ff., die so fest in den Zusammen- hang eingefügt ist, dass man nur schwer an eine Paranthese denken kann: Babylon wird erobert Samas-Sum-ukin stürzte sich ins Feuer von denen, die sich gefürchtet hatten, ihm zu folgen, entrann keiner die gefangenen Soldaten wurden niedergemetzelt „den Rest der Ueberlebenden bei dem Sédu und lamassu, wo man Sanherib, meinen Grossvater, nieder- gemetzelt hatte, damals zu seinem Totenopfer

liegt vor in dem Tornamen „IStar-lamassu-um- hieb ich diese Leute daselbst nieder. Ihre

mäni3u“ (Nebuk. Nr. 19 (Langdon), VII, 45), wohl auch in Nebuk. Nr. 9, 54 ff., wo „Erech seinen 3ödu, Eanna seinen wohlgesinnten la- massu“ zurückerhält, vielleicht ebenfalls in dem bereits angeführten Tornamen bab (ilu) lamassı rabi. In der Prozession der Ninkarrak schreitet ein gnädiger sédu und lamassu. (Keilschriftt. a. Assur rel. Inh. Nr. 16.) Als Schutzgötter bewachten sie die Eingänge der Paläste und Tempel. Nun ist aber nicht gesagt, dass sie immer gerade die aus Assyrien bekannte Form haben mussten und man konnte als šêdus und lamassus gewiss auch die „ehernen Stierbilder und Prachtschlangen“ bezeichnen, die Nebu- kadnezar allenthalben an den Eingängen seiner Bauten aufstellen lässt und die wohl auch ein Jahrhundert früher schon dort standen, um die Tore zu bewachen, „auf Böse und Feinde das Gift des Todes auszuspriihen“ (Nerigl. Nr. 1,

1 Vgl. dazu Streck, Assurbanipal S. 410.

* Da die babylonischen sédus und lamassus zudem allem Anschein nach nicht aus Stein, sondern aus Bronze waren (s. u.), so ist auch aas diesem Grunde kaum auf eine Erhaltung zu rechnen.

abgehauenen Gliedmassen liess ich Hunde, Schweine usw. fressen. Nachdem ich diese Handlungen ausgeführt...“ (reinigte ich die Stadt). Wäre die Hinrichtung in Ninive ge- schehen, so hätte Assurbanipal gewiss nicht vergessen, das eigens zu bemerken, sonst geschieht das immer; vgl. z. B. Col. IV, 136 f., V, 5 u. v. a.

Noch ein zweites ist nicht zu übersehen: Es werden in der angeführten Stelle Babylonier für die Ermordung Sanheribs verantwortlich gemacht. Das war aber doch nur möglich, wenn die Tat in Babylon stattgefunden hatte, denn dass die eigentlich Schuldigen die Söhne Sanheribs, mithin Assyrer gewesen waren, war ja kein Geheimnis. Den Schein eines Rechtes musste auch Assurbanipal zu wahren suchen, das ist aber undenkbar, wenn die Ermordung Sanheribs in Ninive stattgefunden hatte; vgl. auch Winckler F. I, 418.

Die Wucht dieser Tatsachen brachte denn auch Winckler zu der Deutung 790) = mn. Mag sie nun richtig oder falsch sein, jedenfalls ist auch aus der Erklärung 03) = 7703 kein

171

Schluss auf den Ort des Mordes zu ziehen. Nimrod-Ninib ist ebensowenig der Gott San- heribs, wie Marduk. Der Gott Sanheribs ist Assur und Ninibtempel gab es in vielen Städten.

Wenn die Niedermetzelung der Babylonier als ,kispu* bezeichnet wird, so ist damit wohl kaum ein wirkliches Opfer mit strengem Ritual gemeint. Der Sinn ist einfach: Wie sonst Speisen und Getränke für die Seelenruhe der Verstorbenen dargebracht werden, so soll jetzt die Seele Sanheribs durch den Tod seiner einstigen unversöhnlichen Feinde befriedigt werden und gleichsam noch im Jenseits ihre Rache kühlen können und dadurch in noch viel höherem Grade Ruhe finden als durch ein gewöhnliches kispu.

Sanherib scheint sich gegen das Ende seines Lebens der babylonischen Partei wieder ge- nähert zu haben, nur so ist seine Anwesenheit in Babylon, die Ermordung durch seine Söhne, die mit dieser Schwenkung seiner Politik nicht einverstanden waren, und der Aufstand in Assyrien zu erklären. Da Esagila damals noch in Trümmern lag, so muss das Opfer, bei welchem Sanherib seinen Tod fand, ein Opfer gewesen sein, wie es bei den feierlichen Grund- steinlegungen stattfand.

Man wird also an Babylon als dem Orte der Ermordung Sanheribs festhalten müssen.

Lexikographisches. Von Bruno Meissner. I. sÜSU.

Es war von vornherein ziemlich wahrschein- lich, dass das in aramäischen Dialekten sich findende, eine Silbermünze (= 1 Silberdenar) bezeichnende Wort xm dort nicht genuin sei; denn die im Tanchuma Mattoth (s. Lévy, Wörterb. s. v.) gegebene Ableitung von M = weichen, „die Om heissen so, weil sie von dem einen weichen und dem andern gegeben werden“, ist natürlich nur eine Spielerei. Auch die Er- klärung von Krauss, Talm. Arch. II, 407 als „das Schillernde“ dürfte nicht stichhaltig sein. Darum hat man schon lange vermutet, dass auch diesesWortmitso vielenandernKulturwörtern aus dem Akkadischen entlehnt sei, zumal die Grund- bedeutung von zen „teilen“ einer bestimmten Geldstückbezeichnung (vgl. z. B. pona) nicht ungünstig gegenüber steht, und Zimmern hat in seinen Akkadischen Fremdwörtern 21 t akkad.

1 Dass Zimmern ebendort S. 3 meine Bemühungen um die Fremdwörterfrage anerkennt, ist sehr freundlich von ihm, korrigieren möchte ich nur den dort ge- brauchten Ausdruck „neuerdings“ („wie gerade Jensen und neuerdings Meissner und Holma“). Ich habe mich um die Auffindung akkadischer Fremdwörter im

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züzu „wohl (Silber)stück od. ä.“ als Prototyp von aram. züsä statuiert. Das Unsichere an dieser Zusammenstellung war nur, dass wir bisher die genaue Bedeutung von akkad. süsu nicht kannten. zúgu findet sich schon in ganz alter Zeit als Eigenname (Ungnad, Akkad. Spr. 54), aber als Sinnwort kennen wir es nur aus einigen Vokabularnotizen. 92693, III 47

(CT XII I ff.) wird ((( mit der sumerischen

Aussprache ba-a unter anderem durch mi- i- lum = die Hälfte und su-ú-zi erklärt. Daraus schloss schon Delitzsch HW 252 wohl mit Recht, dass auch züru (vor allem wegen der Grund- bedeutung des Stammes 1) vermutlich „Hälfte“ bedeuten müsse. K. 4377, 9 (CT XVIII, 19) steht zu-u-zu unter einer Reihe von Synonymen (mi(!)-su(!); da-al-bu; da-ai-lum; sa-ri-rt; a- na- ku; (hi-bi)-tum; sal-la; zu-u-eu; ga- al- zu; at-ra- hi), deren Aequivalent zwar weggebrochen ist, das aber vermutlich ein glänzendes Metall (Silber oder Gold) war. Hieraus konnte man schliessen, dass gůzu voraussichtlich ein aus einem glänzenden Metall hergestelltes Halbstück

|bedeutete. Diese Vermutung wird aufs schönste

bestätigt durch ein, augenscheinlich der Nabnitu- Serie angehöriges Konstantinopler Vokabular (C. 4530), das Kol. III, 40 ff. folgende Angaben

macht: = ed-a- u += == M 8 -ET = si-ıl-tum 2 ME = gu-ú-zu

Wir lernen daraus also, dass zzu ein halbes Sekelstück war, so dass wir 2 mE nicht

nur mišil Sikli, sondern auch züzu lesen können.

2. nabalkattu.

Asarhaddon erobert die Stadt Memphis durch pil-Si nik-st na-bal-kat-ti (Berl. Asarh. Rs. 43). Nach dieser Stelle wird auch in der Bavian- inschrift Z. 45 pil-si()u na-bal-katl)-wi zu emendieren sein; es sind dies die Instrumente, durch die Babylon zu Fall gebracht wurde. Sm. 279, 12 (Meissner, Supplem. Aut. 18) wird /na/-bal-kat-tu unter mehreren Schutz- und Trutzwaffen (z. B. /a]-ri-tu; [k]a-ba-bu; [sir]- ia-am) genannt. Deshalb wird nabalkattu auch eine Angriffswaffe oder wenigstens einInstrument

Aramäischen seit dem Jahre 1889 (vgl. ZA IV, 267; WZKM IV 115; 118; 127 usw.) bemüht; eine seit 26 Jahren fortgesetzte Tätigkeit kann man nicht gut mit dem Worte „neuerdings“ bezeichnen.

ı Das =] wird wohl ein Editionsfebler für =] sein.

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bezeichnen, um eine feindliche Stadt zu er- obern. Der $ 125 von Hammurapis Gesetz zeigt aber, dass auch in ein Privathaus ver- mittelst piu und nadbalkattu ein Einbruch verübt werden kann. Leider ist der von Scheil DEP X 83 publizierte, von Ungnad als § 76 ge- zählte Darasranlı des Gesetzbuches nicht gut er- halten; aber auch hier werden nabalkatiu und palâšu nebeneinander erwähnt. Da nun nabal- kutu zweifellos die Bedeutung „übersteigen, hinübersteigen“ hat (z. B. CT XVI, 14, 54: ana ursia as sbbalkitunt = auf mein Dach mögen sie nicht hinübersteigen; Maklü II, 154: kima pitikti ana nabalkutiia = um mich wie eine Lehmmauer zu übersteigen), so bedeutet nabal- kattu „das Hinübersteigen, Einsteigen“ oder das Instrument zum Hinübersteigen d. i. „die Leiter“ (so vermutete schon Jensen bei Schrader, Sendschirli I, 43). Das Haus wird also durch ein Loch in der elenden Lehmmauer oder durch Einsteigen ausgeraubt, die feindliche Stadt durch Breschelegen und Leitern erobert. Eine Illustration der Einnahme einer Stadt durch pilšu und nabalkattu bietet das bei Layard, Mon. I, 20 publizierte Relief Assurnasirpals, wo rechts unten ein assyrischer Krieger mit seinem Schwerte ein grosses Loch in die Mauer der feindlichen Stadt gebohrt hat, während daneben ein anderer Soldat sie auf einer hohen Leiter übersteigt.

J. narkh.

Die Bedeutung „Zuflucht“ war für das Wort markitu schon seit langem erwiesen; s. Delitzsch HW 619. Daneben kommt auch die Form nirkitu(Thureau-Dangin, 8 camp. de Sargon Z. 255) vor. Das zu diesen Substantiven ge- hörige Verbum ist nunmehr auch in mehreren Formen nachgewiesen worden. In I, 2 bedeutet es „Zuflucht gewähren“; vgl. CH. VIII, 43: wardam .... balgam ... ina bitisu ir-ta-ki = einem entflohenen .... Sklaven. . . . hat er in seinem Hause Zuflucht gewährt. Nicht ganz klar ist die Bedeutung bei Knudtzon, Amarna Nr. 161, 32: fi- ir- ta- xi- i mi = du hast dich zurückgezogen (?). narkü (IV, 1) hat die Be- deutung „sich flüchten, seine Zuflucht nehmen“; vgl. Ebeling, Assur Nr. 31 Rs. 16: ana zikir Sumesunu na-ar-ki = auf die Nennung ihres Namens flüchte Das Ideogramm ist HA-A, das sonst = haläku, na’butu ist. Das neuer- dings von Clay, Yale University Coll. I, 85 ff.

ublizierte Vokabular bietet Kol. I, 13 folgende leichungen:

= G = YY d. i. Sa-ataku|-ku-t-a- II d. i. i- g ub = ha-la-ku; na- bu- lu; nar-ku-u!.

1 Korrekturzusatz: Vgl. jetzt auch Ungnad ZDMG 71, 126.

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Diese Schreibung beweist, dass als Stamm der Wurzel nicht 0 resp. X39, sondern `p^ an- zusetzen ist. Ob er mit arab. ) zusammen-

hangt, erscheint mir fiirs erste noch unsicher.

Zur Serie harra = hubullu. Von A. Schollm eyer.

Als weiteres Duplikat zur III. Tafel der Serie harra=hubullu ist ausser den von Meissner und Ungnad (OLZ 1915, 136; 1917, 73) be- sprochenen Texten das von Scheil, Recueil de travaux Vol. XXXVI (S. 12 des Separatabzuges) veröffentlichte Fragment zu nennen, das bereits von Scheil als Duplikat zu Rm. 367 erkannt wurde. Mit Kol. Il, Z. 41 nach der Zählung Meissners (MVAG 1913, 2 S. 18) setzt das anscheinend zweikolumnige Fragment ein und bricht mit Z. 58 des Textes ab.

Die bemerkenswerten Varianten und Ab- weichungen sind bereits von Scheil verzeichnet. In Z. 44 scheint [gis]-ha-8ur = sap-[pan-du]! zu sein, obwohl Scheil keine Ergänzung wagt. Beachtenswert ist ferner gis-kib-gal = ha-ab- [hu], das sonst auch kamesseru entspricht. In der vorletzten Zeile bietet das Duplikat [gis- ljam-ga[r = bu-tu-ut-tu]; vielleicht ist das un- sichere gar mit Meissner Kol. II, Z. 57 gal zu lesen.

Reste der Sprache von Hanigalbat? Von Otto Schroeder.

Neben den zahlreichen sumerisch-akkadischen Vokabularen haben sich eine geringe Anzahl von Vokabularbruchstücken erhalten, diezweifel- los Unsumerisches Sprachgut behandeln, ohne dass wir bisher in der Lage wären, dieses Sprachgut näher zu bestimmen. Ich erinnere an VR 20 Nr. 4, wo wir Z. 57—60 die

Gleichungen lesen:

ku = a-na-ku

li = at-ta

Se = Fu-

St = šú-a-tum f

(Vgl. dazu Delitzsch, Sumerische Grammati S. 24, Anm. 1). Etwas umfangreicher ist das Stück VR 27, 31 ff.; dort finden wir zunächst in Zeile 34—37 folgende Gleichungen:

= a-na-[ku] ku = at-ta la = Su-u li = šú-a-tum.

Man beachte, dass in beiden Stücken die An- ordnung der akkadischen Spalte die gleiche ist; es handelt sich um zwei verschiedene Sprachen;

1 Zu sappandu = Senf (sinapis ag vgl. Holma, Kleine Beiträge zum assyr. Lexikon 8. 78.

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die des zweiten Fragments lässt sich vielleicht bestimmen.

Hierzu ist die elfzeilige Inschrift des Agab- taha verwertbar, die Scheil in „Delegation en Perse, Mémoires Vol. II (Textes élamites-sémi- tiques I)“ S. 95f. und pl. 20 mitteilte. Sie stammt von einem Manne namens A-ga-ab-ta-ha, der unter Kastilias aus Hanigalbat entfloh und am Hofe dieses Königs Zuflucht fand; er nennt sich in seiner Inschrift mu-un-na-bi-it-tum Ha- lı-gal-ba-tu-ü „Hanigalbatäischer Flüchtling“, legt also merkwürdigerweise auf die Tatsache seiner Flucht aus dem Vaterlande gewissen Nachdruck, wie es etwa die französischen Ré- fugies taten.

Bei Besprechung unserer Inschrift sagt Winckler (OLZ 1901 Sp. 451 = Kritische Schriften II S. 97): „Merkwürdig ist die Schreibung Ha-li-gal-ba-tu-4. Mit Scheil muss man daraus zunächst die Lesung li des ni der gewöhnlichen Schreibung folgern, aber in Tel- Amarna wird es einmal mit na geschrieben, so dass wohl hier eine schlechte Schreibung oder ein Versehen anzunehmen ist.“ Da wir bisher nur die Schreibungen Ha-ni-gal-bat, Ha- na-kal-bat (VAT 333, 10 = VAS XI Nr. 146) fanden, ist eine Lesung mit I statt n einfach unmöglich, wenngleich man sich hin und her unter dem Einfluss des Agabtaha-Textes zu deren Annahme bewogen fühlte. Nun wäre noch eine dritte Möglichkeit da, dass es sich nicht um eine „schlechte“ Schreibung handelt, sondern dass der Inschriftschreiber sich be- sonders fein ausdrücken wollte; das scheint in der Tat so gewesen zu sein.

Man beachte nämlich, dass sich VR 27, 43 ff. für LI folgende akkadische Werte finden: :-na, a-na, 3a-a usw. Welcher Sprache dieses li angehört, sagt das Vokabular nicht; nichts schliesst daher die Annahme aus, dass es sich um ein Wort der Sprache von Hanigalbat handelt. Agabtaha, der „hanigalbatäische Flüchtling“ schreibt in seiner Inschrift Baby- lonisch, aber er erlaubt sich die Freiheit, ın ihr LI mit dem Lautwert ana zu benützen, weil das hanigalbatäische LI einem akkadischen ana entspricht. Wenn ein voller Beweis für meine Vermutung, dass VR 27 ein hanigal- batäisch-akkadisches Vokabular ist, hierdurch nicht geliefert ist, so mag man doch die Mög- lichkeit der Erklärung für später im Auge be- halten. |

Zur Etymologie von II. Von P. 8. Landersdorfer.

Bei Jakob von Sarug findet sich in der Homilie über den Fall der Götzenbilder (Martin,

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ZDMG 29, S. 145, Bedjan, Homiliae selectae Mar Jacobi Sarugensis, tom. 3, S. 795) Vers 62 der Ausdruck qasos Hui. Das Wort hel scheint sonst im Syrischen noch nicht belegt zu sein, wenigstens von den mir zu Gebote stehenden Lexica führt es Brun überhaupt nicht auf, während Brockelmann lediglich unsere Stelle zitiert. Aber auch die Etymologie des Wortes bietet Schwierigkeiten, da sich weder imSyrischen noch in den übrigen semitischen Sprachen eine entsprechende Wurzel zu finden scheint.

Die Bedeutung lässt sich leicht aus dem Zusammenhang festlegen. Schon der Zusatz . deutet darauf hin, dass es sich höchst- wahrscheinlich um ein Wasserbehältnis handelt. Da sich ferner die in Betracht kommende Stelle auf den heidnischen Kult von Mabug-Hierapolis bezieht und wir anderweitig wissen, (Lukian, de dea Syra 10 u. 32), dass im Kult der Atar- gatis der heilige Quellteich eine Hauptrolle spielt, kann kaum ein Zweifel darüber bestehen, dass mit C Ya] dieser heilige Teich gemeint ist (vgl. meine Schrift: Die Götterliste des Mar Jacob von Sarug in seiner Homilie über den Fall der Götzenbilder, S. 51 f.).

In Ermangelung einer befriedigenden semi- tischen Etymologie möchte ich die Vermutung aussprechen, dass IA sumerischen Ursprungs

ist. Zunächst möchte man an egä „Flut, Hoch- flut“ denken (Delitzsch, Sum. Glossar S. 30), aus a-gö-a (T Keely), wobei dann, da eine direkte Entlehnung aus dem Sumerischen doch kaum anzunehmen ist, das akkadische agû (Delitzsch, HWB S. 15) die Vermittlerrolle gespielt haben müsste. Doch hat diese Annahme wegen des a-Lautes einige Schwierigkeit, da nicht einzu- sehen ist, warum im Syrischen ein i-Laut daraus bätte werden sollen. Ich möchte darum eher an e(g) „Graben, Kanal“ denken, das als iku in das Akkadische übergegangen ist (Delitzsch, Glossar, S. 29), welch letzteres ohne Schwierigkeit in syrisch Hl wieder zu er- kennen ist.

Eine Mond- und Sonnenfinsternis im Alten Testament. Von Wilhelm Erbt.

Im Hesekielbuche steht eine Sammlung von Aussprüchen gegen den König von Aegypten. Jeder von ihnen wird durch ein Datum einge- leitet. Jeder von ihnen ist mit einer Deutung versehen worden, die ihn auf die Zeit Nebu- kadnezars bezieht. Bereits Winckler hat den Nachweis geführt, dass Apries und Amasis, die Pharaonen dieser Tage, nicht inBe-

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tracht kommen. Ihre Auseinandersetzung

hat viel später, um 570 stattgefunden. Die Rekonstruktion des ersten Aegypter- Spruches vom 12. X. 10 der Aera, die mit dem erbst 537 beginnt, führt, um es kurz zu sagen,

zu folgendem Ergebnis: 29 1(Es geschah) im zehnten Jahre, im zehnten, am 12. des Monats,

(da kam Jahwes Hand über mich,

und er sprach zu mir): Menschensohn!

3Sprich "zum Hause Israel:

30 280 sagt Jahwe: Jammert: Weh über den Tag! Denn nahe ist der Tag, sda fallen, die Aegypten stützen.

Im Frühling 527 begannen die Rüstungen des Kambyses gegen Amasis. Unser Prophet warnt die zurückgekehrten Exulanten in Jeru- salem vor dem Anschluss an Aegypten, den der Fürst SeSbasar von Israel zu vollziehen beabsichtigte. Eine zweite dringlichere Warnung ergeht wenig später im Herbst 527 (3020). In Aegypten scheinen die griechischen Söldner des Königs unzuverlässig geworden zu sein. Hero- dot erzählt von der Flucht des Halikarnassers Phanes zu Kambyses (III, 4). Unser Prophet weist seine Volksgenossen darauf hin, dass der Arm Pharaos gebrochen sei und nicht wieder die Kraft bekommen werde, das Schwert zu ergreifen. Er hält also Aegyptens Widerstands- kraft für gebrochen. Zwei Monate später wird die Warnung noch feierlicher und dringender. Der Prophet wendet das Gleichnis von dem Te assir-Baume im Paradiesgarten an, der ge- fällt wird. Derselben mythushaltigen Fabel hat er sich auch im Kap. 17 bedient; nur spielt hier die Wendung von dem Holzfaller herein a Matth. 310, vgl. meine Schrift Jesus

Das Datum des nächsten Spruches (32) hat der Bearbeiter zu ändern versucht. Ursprüng- lich ist der 1. XII. 11, während der Bearbeiter daraus den 1. X. 12 zu machen versucht hat. Das alte Datum ist nicht vergessen worden, sondern hat sich in einer Randglosse der Hand- schrift, auf die unsere Textgestalten zurück- gehen, erhalten. MT hat aus Bearbeitung und Randglosse den 1. XII. 12 komponiert (Beweis: er konnte 3217 nicht den 15. I. 12 folgen lassen), die LXX-Handschriften lesen teils den 1. X. 12, teils 1. XII. 11. Unser Prophet nimmt in dem Spruche das Bild vom Drachen auf, den Jahwe bekämpft:

Du bist wie der Drache [im Meer], du spru-

deltest mit deinen Nüstern,

Trübtest die Wasser [mit deinen Füssen],

rührtest seine Fluten auf. [So spricht Jahwe.)

Aber ich will über dich ausbreiten mein Netz [in der Gemeinde vieler Völker] und dich emporziehen [mit meinem Fangnetz]

und [dich werfen] ans Land [auf die Fläche des Feldes] dich schleudern (und mein Schwert fliegen lassen.)

Und ich will tränken das Land mit dem (Fluss deines Blutes).

Bei deinem Erlöschen wird der Mond sein Licht nicht leuchten lassen.

ZudeneinzelnenZeilenfolgendeAnmerkungen:

1. Der Bearbeiter setzt für den Drachen ein: „Jungleu der Völker du bist dahin.“ Der Einschub „im Meer“ ist aus der Randglosse „im Wasser“ entstanden.

2. „Mit deinen Füssen“ ist erläuternde Rand- glosse. Mit der Wendung „so spricht Jahwe“ will der Glossator den angeblichen Beginn der Jahwerede kennzeichnen.

3. „In der Gemeinde vieler Völker“ gehört dem Bearbeiter an. Dieser Einschub hat die folgende Verbform verunstaltet. „Mit meinem Fangnetz“: entstanden aus cm, das glossen- haft zur folgenden Zeile nachgetragen war und hier falsch eingetragen wurde.

4. „Ich will dich werfen auf die Fläche des Feldes“ ist erläuternde Glosse eines Lesers, der auch 295 ähnlich eingegriffen hat. Von ihm rühren dann wohl auch die Vögel des Himmels und die Tiere des Landes her, die ebenso 295 auftreten. Seine Erläuterung aber hat dieser Glossator aus Kap. 31 herüberge- nommen i, wo die Lebewesen als Schützlinge der Zeder ihr Recht haben. Auf die Glosse überhaupt kam er durch die Worte: „ich will fliegen lassen mein Schwert“. „n stand nachge- tragen am Rande oder bereits an falscher Stelle im Text eingetragen. Die Verbform von y führte auf die Vögel des Himmels. Der Be- arbeiter, der jene Worte des Urtextes im zehnten Verse ausdeutete, hat uns so in die Möglich- keit versetzt, sie wiederherzustellen, nachdem die in den Text gedrungene Glosse sie vernichtet hatte. Wahrscheinlich war die Textstelle über- haupt etwas verwischt. Zum Drachenkampf gehören Netz und Sichelschwert (vgl. meine Schrift MVAG 1912, 2 S. 125).

5. Auch diese Zeile hat in Vers 5 und im Schlusse von Vers 6 eine erläuternde Glosse erhalten: „Ich will dein Fleisch auf die Berge bringen und mitdeinem (Blute) die Täler füllen“, „und die Rinnsale sollen von dir voll werden“. Dabeiist ihr Schluss 79 ADS verunstaltet worden.

1 In dieser Weise, dass Wendungen aus dem einen in den anderen Spruch eingetragen wurden, sind die Orakel überhaupt aufgefüllt worden. So ist das Hinab- fahren in die Unterwelt in der Fabel von der Zeder aus 32 17 ff. herübergenommen.

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6. Der Bearbeiter fügte zunächst ein: Bei deinem Erlöschen „die Sonne, ich will sie ver- hüllen“, und der Mond wird sein Licht nicht leuchten lassen, „und ich will Finsternis über das Land bringen, ist Jahwes Spruch“. Während der Urtext eine Mondfinsternis bei dem Erlöschen des Drachen ankündigt, verwandelt der Bear- beiter durch seinen Einschub den himmlischen Vorgang in eine Sonnenfinsternis. Spätere Glossatoren machten dann aus dem Vorgang in der Gestirnwelt ein Unwetter: ich will die Sonne „mit Gewölk“ verhüllen bei deinem Erlöschen „will ich den Himmel verhüllen und seine Sterne schwärzen“ „alle Lichtträger am Himmel will ich deinetwegen schwärzen“.

Den durch unseren Spruch angekündigten Tod Pharaos feiert der Prophet am 15. I. (LXX) 12 seiner Aera (3217 ff.). Am Tage vorher muss also mit dem „Erlöschen des Drachen“ die Mond- finsternis stattgefunden haben. Diese Mond- finsternis ist die totale in der Nacht vom 16/17 September 526 (Ginzel, Handbuch der Chrono- logie II S. 537). Der 1. I. 12 unseres Propheten begann also mit dem „Neulicht“ nach dem Neu- monde am 1, 88. IX. für den Meridian von Greenwich. Um die Zeit der Mondfinsternis aber trat auch die Sonne in das Bild der Wage, und damit begann zugleich das Sternbild des Ophiuchus und Serpens, das die Babylonier als Drachen (UT.KA.GAB.A)fassten, zu, erlöschen“. Im Herbst 526 ist tatsachlich Amasis von Aegypten gestorben. Das Schicksal Psammetichs, seines Nachfolgers, interessierte ihn naturgemäss nicht mehr; denn da war das Schicksal Jerusalems, das er wenden wollte, solange es Zeit war, entschieden. Am 5. X. 12, also Ende Juni 525, hört er in Babylonien den Fall der Stadt.

Liegt der 15. I. 12 fest, so können wir uns ein ziemlich genaues Bild von der Zeitrechnung

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81: 5. V. 6 = ca. 10. Januar 531.

201: 10. V.7 = ca. 5. Januar 530.

291: 12. X. 10 = ca. 31. Mai 527.

3020: 7. I. 11 = ca. 22. Sept. 527.

311: 1. III. 11 = ca. 13. Nov. 527.

321: 1. XII.11 = ca. 5. Aug. 526.

3217: 15. I. 12 = 18. Sept. 526.

3321: 5. X. 12 = ca. 29 Juni 525 (also Ende Mai 525 Fall Jerusalems. Aus Daniel

814 lässt sich, wenn manEsr. 36 zu Hilfe nimmt, als Tag des Aufhörens des regelmässigen Opfers der 30. Mai 525 berechnen). Hes. 401: 10. I. 15 = ca. 10. IX. 523. Ab- schluss und Herausgabe des Urtextes, einer Sammlung von Sprüchen, die einen Ueberblick über die Geschichte des nachexilischen Jeru- salems geben und ein Programm für die bevor- stehende Zeit entwickeln, 190 + 40 Tage nach dem 10. IX. 523 = ca. 28. April 522 (am 5. April ergriff der Mager Gaumata die Herrschaft, »darauf starb Kambyses durch eigene Hand“). Der Bearbeiter, der das Hesekielbuch „nach Jahren unserer Gefangenschaft“, nach einer Aera datieren lässt, die mit dem Jahre 597 beginnt, lässt seine Sonnenfinsternis am 1. X. 12. statt- finden. Wir kommen so in das Jahr 586/85. In dieser Zeit hat am 28. Mai 585 die berühmte Sonnenfinsternis stattgefunden, die Thales von Milet nach Herodot I 74 vorausgesagt haben soll (Ginzel a. a. O. II S. 525) 1. Das Jahr 12 der vor- ausgesetzen Aera hätte darnach nach dem Neu- monde am 4, 71. IX. 586 begonnen, ein durch- aus möglicher Jahresanfang. Anderseits aber musste der Bearbeiter ein anderes Sternbild statt des Drachen wählen. Er fügte zu dem Drachen den „Jungleu der Völker“ und erzeugte so den ägyptischen Löwen mit der Schlange.

Besprechungen.

unseres Propheten machen. Uns sind zufälliger- Hussey, Mary Inda: Sumerian Tablets in the Har-

weise die babylonischen Schaltjahre von 537 ab vollständig bekannt (Ginzel a. a. O. I S. 133). Die Annahme liegt nicht fern, dass sie, da sie fiir die babylonischen Juden massgebend waren, auch fiir Jerusalem und unsern Propheten galten, die selbst wieder von der dortigen jiidischen Gemeinde abhängig waren. Schaltjahre waren mit einem Adar II 536, 533, 525, mit einem Elul II 537, 530, 527. Wir werden davon aus-

ehen müssen, dass die Einsetzung eines Elul II 75 im Jahre 537 deswegen notwendig war, weil|o der Tišri sonst mit dem Anfang August begonnen | Jruck-Tafeln.

hätte. Die Aera des Hesekielbuches beginnt daher mit dem Neulicht nach dem Neumond 3, 01. IX. 537. Die Daten des Hesekielbuches lassen sich dann nach babylonischer Rechnung dahin festlegen:

Hes. 11: 5. IV. 3 = ca. 15. Dezember 535.

vard Semitic Museum. Part I: Chiefly from the reigns of Lugalanda and Urukagina of Lagash. Copied with introduction and index of names of persons. (Harvard Semitic Series. Volume III.) VIII, 36 S. u. 81 Tafeln. 4°. 1912. Part II: From the time of the dynastie of Ur. Copied with synopsis of the contents of the tablets and indexes. (Harvard Semitic Series, Volume IV.) VIII. 48 S. u. 76 Tafeln. 4°. 1915. Geb. je M. 20 —. Leipzig, J. C. Hinrichs. Bespr. von Wilh. Förtsch, Hetzles bei Erlangen.

Zwei prächtige Bande! Der 1. Band enthält autographische und sechs Lichtdrucke, der Band 70 autographische und sechs Licht- Die Autographien sind vorzüg- lich ausgefallen, fast zu schön; gegen ihre Zu- verlässigkeit hege ich auf Grund verschiedener Stichproben, die sich durch Vergleich mit den Photos machen lassen, nicht die geringsten Be-

1 Doch vgl. Hüsing OLZ 15 Sp. 113.

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denken. Im 1. Band wird eine kurze Klassi- fizierung, im zweiten eine ausführliche Analyse der jeweils publizierten Texte gegeben. Im 2, Band finden sich Verzeichnisse der Personen-, Orts- und Baulichkeitennamen, während der erste sich mit einem Personennamenverzeichnis begnügt. Für letzteren wäre indes ein Ver- zeichnis der Baulichkeiten gar nicht so ohne. Ich möchte nur auf Nr. 41 hinweisen; da hätten wir gleich [B]a-gä, Ib-gal, Sa(g)-pa(d), [K]i-a-nag von Lagaš, Gi-ka-na, Nin-ni-gar-ra, Abzu, Es und Ib-kü-kuü. Ein Ortsnamenverzeichnis für den 1. Band würde nicht viel Mühe verursacht haben. Sehr vermisse ich in beiden Bänden Verzeichnisse der Götternamen; bei Behandlung derartiger alter Texte sollte von solchen nicht abgesehen werden. In I 41, II 54 und ähnlichen fordern die Göttergruppen zur Anlegung eines Verzeichnisses geradezu heraus.

Betrachten wir den 1. Band etwas näher! Nr. 1 verrät sich sofort als eine Tafel aus Fara, der Sintflutstadt Suruppak. Tafelform und Schriftduktus genügen zur Erkenntnis für den Eingeweihten; als ganz zwingender Beweis sei auf die mit 4S8U. KUR. R (Lesung un- bekannt; wohl eine weibliche Gottheit, da als 4Nin-lil [Deimel, Panth. babyl., Nr. 2857] erklärt) zusammengesetzten Personennamen *SU.KUR. RU-ur-sag, *SU.KUR.RU-dugüud "we, aSU. KUR. RU-še-gùb, 4SU.KUR.RU-kir, “SU. KUR.RU-nu-me hingewiesen. Der nur zum geringen Teil erhaltene Text stellt eine Per- sonenliste dar. Die übrigen Tafeln sind Wirt- schaftstexte aus dem Archiv der Fürsten Lugal- anda und Urukagina von Lagaš; aus dem Archiv von Enlitarzi findet sich nichts darunter. Nr. 2, 3 und 4 werden von Hussey als „general state- ments of monthly expenses“ bezeichnet. Die Schlussunterschriften 8 sind: Nr. 2: gü-an- šú 60 <5+4+10<3 + rt i Se gur-sag-gäl Se-ba se- gar lu-‘ba-u-ge-ne sa(g)-84(g) dam uru-ka-gi- na lugal lagask-ka en-ig-gal là-banda ganun ‘ba-u-ta e-ne-ba IV. „In Summe 330 gur-sag- gal 126 sila Gerste, Auszahlung an Gerste und Verausgabung an Gerste für die Leute der Göttin Ba-ú; Sä(g)-Sä(g), Gemahlin des Uru-ka- gi-na, des Königs von Lagas; En-ig-gal, der Intendant, hat es aus dem Speicher der Göttin Ba-u an dieselben ausbezahlt. 4. Jahr.“

Nr. 3: gi-an-Si 60x 5 4104424545 še gur-sag-gal 10 x 5 +3 + a ziz-babbar

10 + 4+ + g ziz-gú-nunuz Se-ba Se-gar ziz- gar åba-ú šá(g)-šá(g) dam uru-ka-gi-na lugal

lagas"!-ka itu amar-a-a-si(g)-ga en-ig-gal là- banda ganun sar-ta e-ne-ba II. Suku-durub (?)- ba V ba-an itu-da-ge XII ba-an „In Summe 342 gur-sag-gäl 90 sila Gerste, 50 gur-sag-gäl 78 sila weisser Emmer, 14 gur-sag-gäl 84 sila buntrötlicher(?) Emmer; Auszahlung an Gerste, Verausgabung an Gerste und Verausgabung an Emmer für die Göttin Ba-u; Sag(g)-Sa(g), Ge- mahlin des Uru-ka-gi-na, des Königs von Lagas; Monut Amar-a-a-si(g)-ga; En-ig-gal, der Inten- dant, hat es aus dem Gartenspeicher an sie (d. i. Leute der Göttin Ba-ú) ausbezahlt. 2. Jahr. Für die Kostgänger 5. Auszahlung; für die Monatslohnempfänger 12. Auszahlung.“ Nr.4:

Su-nigin 60 x 2 + 104+2+ : + 2 Se gur-sag-gal 5 2 734

Se-ba Se-gar lü-4ba-u-ge-ne-kam uru-ka-gi-na lugal lagas“'-ge ganun “ba-u-ta e-ne-ba V. „Ins- gesamt 132 gur-sag-gal 78 sila Gerste, Auszahlung an Gerste und Verausgabung an Gerste fiir die Leute der Göttin Ba-ù; Uru-ka-gi-na, der König von Lagaš, hat es aus dem Speicher der Göttin Ba-u an sie ausbezahlt.“ Nr. 5 Nr. 13 sind Auszahlungen an lü-Suku-durub (?)-ba-mes „Kostgänger“ und zwar wird in Nr. 5 die Aus- zahlung in Emmer (ziz-ba), in den übrigen in Gerste (Se-ba) geleistet; Nr. 15 u. Nr. 16: Se-ba igi-nu-dü Sa(g)-dub-hal(?) dba-ü; Nr. 17: Se-ba igi-nu-dü il Sa(g)-dub-hal (?) ü-rum ĉba-ú; Nr. 18: Se-ba igi-nu-dü il Sa(g)-dub-hal(?) é åba-ù-ka; Nr. 19: Se-ba e-kid-a-més; Nr. 20 Se-ba gim-dumu “ba-ü; Nr. 21 u. Nr. 22: Se-ba gim-dumu u-rum ba-4; Nr. 23: Se-ba gim-dumu é 4ba-u-ka; Nr. 24: Se-ba gim-dumu il igi-nu- Sa(g)-dub-hal(?) é “ba-u-ka; Nr. 25, Nr. 26, u. Nr. 27: Se-ba TUR.TUR-la-ne; Nr. 28: zi(d) šu-kû ú-rum ĉba-ú; Nr. 29; Se- ba šu-kû ab-ba “ba-u-ge-ne; Nr. 30 mit Nr. 36: se-gar ziz-gar sa-du(g) itu-da; Nr. 37: se ki-a gu(d)-udu; Nr. 39: gan ü-rum “ba-ü; Nr. 38 u. Nr. 40: gan Suku ki-a. Besondere Beachtung verdient Nr. 41. Es ist dies eine Opferliste aus dem 4. Jahre des Urukagina. Behandelt ist dieselbe bereits worden von mir in Rivista degli studi orientali, Vol. VII, 8.178 ff. und Religionsgesch. Studien I (MVAG 1914, 1), S. 96 ff. und 62 ff.; ferner von Landsberger, Der kultische Kalender I, S. 50 (48 ff.). Nr. 41 (ein Duplikat zu Allotte de la Fuye, Documents présargoniques, Nr. 45) enthält Opfergaben, welche am Se-kü-Fest der Göttin Nazi! von

1 Nach einer persönlichen Mitteilung Hommel's an mich ist die CT 29 pl. 46, 25 bei d NINA stehende (neubabylonisch geschriebene) Glosse nicht na-mas-se, sondern na-zi zu lesen; eine Göttin Nazi ist auch sonst bekannt, siehe Deimel, Panth. babyl., Nr. 2253f. Auch Zimmern, König Lipit-Iztar's Vergöttlichung, S. 40 A. 2 hegt Zweifel an der Glosse na-mas-se. Ich nehme d Nazi als vorläufige Lesung für d NINA an.

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dem Intendanten En-ig-gal verteilt worden sind ((nig-gis-tag-ga ezen Se-kü ‘nazi-ka-ka en-ig-gal | la-banda e-ha-la). Die Opferempfanger sind am 1. Tag: [*Nin-gir-su] vom [Bla-gà, ¿Ninni vom Ib-gal, ¿Nazi vom Sa(g)-pa(d), das Ki-a-nag von [Lagaš]; am 2. Tag: Nazi; am 3. Tag: ‘Nazi, d En-ki vom Gi-ka-na, Nin-gir-su von Nin-ni- gar-ra, *Nin-gün, @Dumu-zi von Abzu, @Pa-sag, @ES-ir-nun, @He-tür, @Nin-ur, @Nin-dub, @Ezinu, 4Dun-REC 230 von ES, Nin-subur, ¢Nin-a-su, dMes-an-du, das Ib-kü-ku, @Gä-tum-du(g), *Ninni, 4Lugal-uru™, das Ki-a-nag, Ur-tür. Von Nr. 42 Nr. 52 sagt Hussey lediglich „are hetero- genous character“. Nr. 42 handelt von Messun- gen; vgl. Obs. 1, 10—2, 7: 1 nig-dü dagal-bi I gi gid-da-bi I gi I ú I Su-bad su-si 1 nig-dü II kam-ma dagal-bi I gi gid-da-bi I gi I ú I Su-bad Su-si; Nr. 43: A-en-ra-gub-més; Nr. 44: Fisch- und Häutelieferung der Fischer der Göttin Ba-u; Nr. 45: Häutelieferungen an Amar- dezinu, den Gerber; Nr. 46: Getreidelieferung für Brauer; Nr. 47: úz ü-rum ĉba-ú; Nr. 48: Abrechnung über Bier; Nr. 49: Notiz über landwirtschaftliche Geräte; Nr. 50: Notiz über Saatgerste; Nr. 51 und Nr. 52: Notiz über Nutzpflanzen.

AnMonatsnamen der vorsargonischen Periode bieten die Texte nichts neues. Es sei lediglich auf itu ezen ab-& lagas™ (Nr. 17) für das ge-

wöhnliche itu ezen ab-é (siehe Landsberger,

a. a. O., S. 41) hingewiesen.

Im Verzeichnis der Personennamen könnte man natürlich manche Namen auf andere Weise wiedergeben als Hussey es tut. besser wäre, soll durchaus nicht gesagt sein; die Erforschung der sumerischen Namen ist noch nicht weit fortgeschritten. Die im fol- genden gemachten Verbesserungen bzw. Vor- schläge gründen sich fast durchweg auf Lesungen, welche erst nach Erscheinen des Bandes bekannt geworden sind, von der Verfasserin also noch nicht angewendet werden konnten. An-palil anstatt An-igi-gub, Babbar-palil anstatt Babbar- igi-gub, E-aim-dugüd wusen anstatt E-dHIm-gi(g) bn, Gan- gigir-sag anstatt Gan-ginar-sag, Gan-NAB anstatt Gan- An, Gim-NAB anstatt Gim- An, Gim-sil-sir-sir anstatt Gim-tar-sir-sir, Gigir-sag anstatt Ginar-sag, Nin-palil anstatt Nin-igi-gub, Nin-gan-[GAM] + GAM anstatt Nin-gan-gam, 4Nin-gir-su-palil anstatt Nin-gir- su- igi- gub, Nin-palil anstatt Nin-igi-gub, Sag-gigir-ba anstatt Sag-ginar-ba, Ur-gigir-sag anstatt Ur- ginar-sag, Ur-AMNin-güùn bzw. si anstatt Ur- Nin- dar. Zu streichen sind ‘Nina-8a(g)-pad und 4 Ninni-ib-gal, welche keine Personennamen, sondern Götternamen mit Tempelbezeichnung darstellen; siehe bereits oben. Die oben er- wähnten mit dem Namen der Gottheit SU.

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Ob dies aber|

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KUR. RU zusammengesetzten Personennamen finde ich nicht im Verzeichnis. Bei den Berufs- bezeichnungen, die von der Verfasserin in dankenswerter Weise den Personennamen bei- gefügt werden, lies sag-apin anstatt sag-engar (es findet sich auch, wenn ich mich recht er- innere, sag apin-na), nar anstatt lul (akkad. narü), Su-kü anstatt Su-ha, bulug-gaz anstatt dim-gaz, giStu-giStu-kar-ra bzw. giätü-kar-rä anstatt gistug-pi-kar-rä, aSgab anstatt sā, šu- a-du(g)-ga anstatt Su-ha-a du(g)-ga, bappir anstatt kaš + gar, kir-bil anstatt Sagan-bil, muhaldim anstatt mu, utùl anstatt lid + ku, gim ara anstatt gim-har, agrig anstatt igi-dub, ugulu anstatt pat, lä-banda anstatt nu-banda, isag anstatt pa-te-si. Zu streichen ist nig-en- na, S. 23 links Z. 1, welches keine Berufs- bezeichnung darstellt.

Eine Besprechung von Part I durch Ungnad siehe ZDMG 67, 177 f.

Während der 1. Band nur 52 Texte enthält, bringt der 2. Band 158 Texte. Letztere stammen ausschliesslich aus der Zeit der Könige von Ur und enthalten Abrechnungen der verschiedensten Art. Die von Hussey gegebenen Analysen der Texte halte ich im allgemeinen für richtig.

Auch aus diesem Band liesse sich ein ganz hübsches Verzeichnis der Götternamen anfertigen. Man beachte Nr. 54, worauf ich in meinem Aufsatz „Zwei altbabylonische Opferlisten“ (Hommel-Festschrift) hingewiesen habe. Als ein mit Nr. 54 zu vergleichender Text ist mir nur FH 5 (von mir a. a. O. behandelt) bekannt. Da FH 5 als Datum mu ‘amar-‘sin lugal trägt, so ist Hussey II 54 nicht weit davon anzusetzen. Hier eine kurze Bemerkung zu Weidner’s Auf- satz „Zur altbabylonischen Jahresbenennung“, OLZ 1912, Sp. 392 f. So sehr ich Weidner's Ansicht, „dass man zur Zeit der Dynastie von Ur das Jahr nach einem Ereignisse des vorher- gehenden benannte“, zustimme, so ist doch meines Erachtens der von ihm a. a. O. be- bandelte Text kein Beweis dafür. Das Zeichen SI nach mu in der Jahresbezeichnung ist nur ein Versehen des Schreibers, dem bereits hier mu SI. UR-bi-lum das Verbum ul ($I-UR) vor- schwebte.

Was die Eigennamen verzeichnisse betrifft, so sei bezüglich mancher anderer Lesungen auf das über den 1. Band (siehe oben) Gesagte hingewiesen. Anstatt Nin-dar-a (z. B. in Lu- 4Nin-dar-a) ist wohl ‘Nin-si-a zu lesen, da HUGUNU (REC 34) und SIGUNU (REC 48) in der späteren Zeit nicht mehr auseinander- zuhalten sind. Die Schreiber, welche die ar- chaischen Zeichenlisten in eine spätere Schrift-

1 Siehe Förtsch, ZA XXXI, 159f.

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art umschrieben, haben die beiden erwähnten Zeichen wohl vermengt!. Anstatt Tig-ab-ba doch besser Gü-ab-ba zu lesen. Nr. 15 Rs. 6 findet sich der Tempelname É-gi- -na-tùm, es ist wohl derselbe Name wie E-gi-na- ab-tim, VAB 1, S. 206 6, 2, 8. Bemerkt sei noch, dass für -gi-na-ab-tim auch die Schreibung E-gi-na-ab-tüm sich findet und dafür als Lesung Sutum; siehe Poebel, HT, S. 144. Interessant ist der Personenname Me-é- unt *!-ta, Nr. 49 Rs. 2,13. Ist vielleicht Isib-&-und *'-ta zu lesen und darf damit Iib-kul-äb i. ta (siehe OLZ 1915, 368 fl.) in Verbindung gebracht werden. Anstatt

bil und E-bil-¢Ga-tum-dug besser E-gibil und

-gibil-Gä-tum-dug, da die Bedeutung „Neuer Tempel“ vorliegt; vgl. Invent. des tabl. de Tello, Nr. 695 Rs. 4—5: “Ezinu &-gibil „Asnan vom Neuen Tempel“ und “Ezinu é-libir Asnan vom Alten Tempel“. Die Berufsbezeichnung gir lies Sagub oder Sakan (siehe Förtsch, ZA XXXI, 160 ff.) Sutug aber guda (s. Brüss. Vok. I 17; RA 10 p. 70). Auch gu-zu-lä treten auf. Die Bedeutung von gu- za-lá in den Keilschriften ist verschieden. Hier Nr. 4 (beachte den darauffolgenden engar) haben wir es wohl mit einer Person zu tun, die im landwirtschaftlichen Betrieb tätig ist. Vielleicht liegt eine phonetische Schreibung vor: gu-za-lä = kuzallu „Schafhirte“; zu kuzallu siehe Lands- berger, Der kultische Kalender, S. 89 u. A. 3, sowie die dort zitierte Literatur. Sabra ist wohl = 8äpiru.

Ungnad hat ZDMG 69, S. 446 auch Hussey, Part II eingehend besprochen; es erübrigt demnach, hier die dort angeführten Bemerkungen zu wiederholen. Die Annahme Ungnad’s a. a. O., S. 448 zu Nr. 60, dass anstatt gin-nita stets uku-us zu lesen sei, wird vielleicht richtig sein; vgl. über die in Betracht kommenden Zeichen (REC 91, 447 u. 448) die Ausführungen von V. Christian in seiner vorztiglichen Schrift

„Die Namen der assyrisch-babylonischen Keil- schriftzeichen“ (MVAG 1913, 1) S. 51f. Zur Bedeutung von uku- us siehe besonders Lands- berger, ZDMG 69, 494 f.

Geller, Samuel: Die sumerisob-assyrische Serie Lugal-e ud me-lam-bi nir- “gall (Altorientalische Texte und Untersuchungen I, 4 herausgegeben von Bruno Meissner.) gr. 8°. S. 257—361. Preis des Bandes von 4 Heften 15 M. Leiden, Buchhandlung und Druckerei vorm. E. J. Brill, 1917. Bespr. von Otto Schroeder, Berlin-Lichterfelde.

t Zur Frage, ob in dem Namen dNin-DAR-a für DAR die Lesung dar oder a 1 ist, vgl. auch W an habyl., Nr. 2

UL. UNG u 17 bereits Zimmern, ZA III 97 =. er er für UNÜ den Lautwert äb vermutet) die Lesung Kulab an; vgl. Zimmern, König Lipit-Iztar's Vergöttlichung, 8. 38, A. 1.

Orientalistische A _Orientalistische Litersturseitung 1918 Nr. 6. 123285 1918 Nr. 7/8.

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Seit 1903, wo in den MVAG Hroznys „Sumerisch- -babylonische Mythen von dem Gotte Ninrag (Ninib)“ erschienen, hat sich das Material nicht nur vervielfacht, auch die Sumerologie ist ein gut Stiick vorangekommen; aus diesen Griinden ist eine Neubearbeitung der Ninurta- Texte mit Freude zu begriissen. Von der mindestens 14 Tafeln umfassenden Dichtung ist wenigstens das Gerippe im allgemeinen bekannt; sie bestand aus zwei sehr verschie- denen Abteilungen, deren erste (Tafel I—1X) hymnologischen Charakter hatte, während der Schluss (Tafel X ff.) mit einer Reihe von Schicksalsbestimmungen an Steine ausgefüllt ist. Dieser Schlussteil rechtfertigt die Benennung als šimâti Ninurta „Schicksalsbestimmungen Ninurtas“. Die noch immer grossen Lücken darf man hoffen in Zukunft ausfüllen zu können, schon jetzt haben ja vornehmlich die Assurtexte viel neues Material beigebracht; da zum Glück die Anfangszeilen fast aller Tafeln bekannt sind (s. S. 274), wird man etwa neu auftauchende Fragmente besser einordnen können als früher. Die vorhandenen Abschriften der Ninurta- Serie sind nicht sehr alt, doch gelegentliche Anklänge an die Inschriften Gudeas (s. S. 335 f.) machen wahrscheinlich, dass die Entstehung der Dichtung in sehr alte Zeiten zu setzen ist; freilich kommt kaum Lagas als Entstehungsort in Frage, eher Nippur (S. 358), wo das Ganze an einem Feste des Ninurta iN eujahr?) auf- geführt wurde.

Welche Fortschritte die Sumerologie seit 1903, vornehmlich durch die Arbeiten von Thureau- Dangin und Delitzsch, gemacht bat, lehrt ein Vergleich zwischen den Um- schriften Hroznys und Gellers. Dass Geller alle Textvarianten sorgfältig gebucht hat, sei besonders hervorgehoben.

Die heiligen Schriften des Alten Bundes. III. Bd. Die poet.-didaktischen Bücher. 2. Teil: Das Buch Ijjob. Aus dem kritisch hergestellten hebr. Urtext ins Deutsche metrisch übers. a. erl. v. Dr. Nivard Joh. Schlögl. XII, 50, *22 S. gr. 4°. M.5—. Wien, Orion-Verlag, 1916. Bespr. v. I. Löw, Szeged.

Schlögl verlangt 8. VII: „Bevor man aus einer fremden Sprache ‚übersetzt, soll man deutsch gut versteben.“ Ich möchte seine Forderung ergänzen: bevor man aus dem He- bräischen übersetzt, soll man das Hebräische gut verstehen. Leider erfüllt sich diese Forderung bei Schlögl nicht. Er ist im Hebräischen nicht sattelfest genug, um einen schwierigen alttesta- mentlichen Text zu übersetzen, geschweige denn um ihn „kritisch herzustellen“. Das ist schon an seiner Psalmenübersetzung nachgewiesen worden (Torczyner, ggA 1916 Nr. 6, 305—338) und dieser Grundfehler beeinträchtigt auch den

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Wert seiner schönausgestatteten Hiob-Ueber- setzung. Man schlägt z. B. 23, 2 nicht mm vor, wenn man weiss, dass das Verbum nur im Niphal belegt ist, man ergänzt trotz Hos.

1, 19 dyn nicht durch myo, weil dies für sich schon grossen Sturm bedeutet. 26, 14 seiner „Wunder Donnerrede* will Schlögl den Sing. gegen die masoretische Emendation “Mma halten. Die masoretische Emendation fordert mit richtigem Sprachgefühl yma, Pl., denn 7123 bedeutet nur im Plural Wunder, wie

Nom (vgl. 1202], N., tar, ao, oh). So schon Dt. 3, 24. Jes. 63, 15. Ps. 20, 7. 106, 2. 145, 4. 12. 150, 2 und auch, was zu betonen ist, 90, 10. Schlagend erweist dies auch die Randbemerkung 1123 im hebr. Sirach 42, 17 zu ND). LXX übersetzen wörtlich

dvvausıs, das aber auch für MNd>5) gesetzt wird. Kotelmann, Ophtalmologie b. d. alt. Hebr. 329.

So, Man, heisst es im Hauptgebete, zweite Eulogie, mit bezug auf die Auferstehung:

Wen Sys, Herr der Wunder. Daher heisst diese Eulogie Mg jRH Ende, Gaon. ed. Harkavy 132. In diese Eulogie wurde die Er- wähnung des in Palästina immer wieder als Wunder begrüssten Regens eingeschaltet: mmn Dyw. Geiger j. Z. VII 263. Taan. 1, 1, Rabbinow. z. St., TBer III 7. Z. 1 ed. Zuck. und Kallner, Maim. Taan. 32, auch die arabischen Mischnahss. mit Maimüni’s Kommentar ungenau: nmn. In Gebet und älterem Midrasch ist

MN DD) stehende Redensart. So im Ein- schaltgebet zu Purim und Chanukka (S. R. Amram I 36). Mech. 41 b 4, 42 a 14, 44 a unt., 54 ab, Sifre II 306, 132 b. 337, 141 a. 339, 141 a Friedm. Daraus Targ. j. Ex. 15, 11. Num. 21, 14. 15. Dt. 1, 1. Ebenso 2. Cor. 12, 12 qnusiosg te xai tépacw xai dvvansıw. Vel. 2. Thess. 2,9. Zu vgl. ist auch virtutes, Be- deutungslehnwort aus «esrei, Wunder. De- brunner in der Andreas-Festschrift 1916, 18 f. Auch Javucow Mt. 21, 15. Der späteren mischnischen Zeit war der Ausdruck nicht mehr geläufig (Tossaf. Taan. 2a), so dass-ihn schon R. Jochanan erklären muss. Er beruft sich zur Erklärung auf Hiob 5, 9. 10, wo Wunder, rz, und Regen nebeneinander erscheinen, nicht auf 9, 10.

Die Freiheit, welche die Kirche dem Forscher dem MT gegenüber einräumt, wird gründlich ausgenützt. Aberzuannehmbaren Emendationen gehört mehr als Freiheit: dazu gehört feines Sprachgefühl und gründliche Sprachkenntnis,

die weiss, dass 28, 3 jax p mbon 925) nicht

heissen kann: an seinen Säumen sucht man nach Steinen. Wenn man 26, 4 De in “MND

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ergänzt, muss man wissen, dass es dann Dy

ohne Makkef heissen müsste. Siehe Baer zu Ps. 27, 4.

Die Emendationen, allerdings heute schon schwer zu überblicken, werden ab und zu ohne Quelle angeführt. Z. B. 27, 23b warpnn, das schon in Kittels AT verzeichnet ist. Eigene Emendationen Schlögls sind oft sehr bedenklich. Für ono 37, 9 wird Ds mn vorgeschlagen und frischweg übersetzt: aus den Speichern des Nordens. Ps. 144, 13 soll das belegen! Dabei wird auf Schiaparelli, Astr. im AT 64 ver- wiesen, dessen Vorschlag, in Nm, der Wurf- schaufel, ein Bild des grossen Bären zu sehen, sachlich jedenfalls ansprechender ist, wenn auch sein Dual *mizrajim, die beiden Wurfschaufeln d. i. der kleine und der grosse Bär, wenig Anklang finden dürfte.

Wer emendieren wıll, muss 1, 16 wissen,

dass der Plural nicht >g), sondern oD) lautet, dass es 33, 7b genauer p und f heissen müsste. “Ww zu 24,1. 34, 10, ebenso

das einzige im Buche vorkommende arg ver- druckte syrische Wort (zu 37, 21b), sind in verdächtiger Weise entstellt, während der deutsche Text fast fehlerfrei gesetzt ist (31, 2 lies Ein; zu 33, 21b statt).

Die Uebersetzung liest sich gut, doch scheint die des alten Delitzsch sowohl, als auch die Reuss’sche und die Steuernagel’sche stilistisch höher zu stehen. Es fehlen auch Flüchtigkeiten nicht.

1, 15 kann n 5 nicht heissen: nach Schwertrecht, sondern nur: mit der Schärfe des Schwertes (Hitzig), mit dem Schwert (Steuer- nagel), schwertstreichs (Frz. Del.). Ebenso un- richtig ist 03m 2, 3 „vergeblich“, statt ohne Grund. 40, 22 5m3 » meint nicht Weiden- bäche, sondern Bachweiden. 40, 21 nicht Lotos- blüte, sondern wie 22 Lotosstrauch, Zizyphus Lotus. Im allgemeinen übersetzt Schlögl nach Ehrlichs Emendationen. Ehrlich imponiert ihm offenbar durch tiefe Sprachkenntnis und selbstsicheres Auftreten. Ehrlichs Emendationen sind immer geistreich, sehr oft bestechend, aber nur ausnahmsweise überzeugend. Sie leiden am Mangel poetischen Verständnisses und an pilpulistischen und haggadischen Jugenderinne- rungen. 1, 19d soll any) die „Knechte“ be- deuten; „dass die Kinder auch getötet sind, wagt der Bote gar nicht zu sagen“. Das ist Haarspalterei. Die den verschiedenen Arbeits- abteilungen zugewiesenen Knechte sind schon V. 15. 16 und 17 getötet, während V. 18 nur die Kinder im Hause versammelt sein lässt. Die breitspurig wiederholende epische Dar- stellung bleibt nur bei dem Worte oy) statt

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des genaueren 03. Nur einmal folgt Schlögl seinem Gewährsmann nicht ins Haggadische: 32, 3 wo Ijjob euphemistisch für Gott stehen soll. Selbst wo Ehrlich dem talmudischen Sprachgebrauch folgend mx 27, 11 im tech- nischen Sinne der Entscheidung versteht, folgt ihm Schlögl und übersetzt: Ich erkläre euch der Hand Gottes verfallen.

34, 6 Dede für DWN nach Ehrlich; früher schon Chajes. N. J. Fischmann (Hiob. Komm. 1854) wollte: . Einzelnes: 21, 9 will Schögl

ww l. für ow’. Perles hat DDW vorgeschlagen

JQR 1911, 127. 3, 22 59 parallel zu nn und p, manche: 53. Im Jahrbuch Jerusalem

1916, 400 wird es mit AS] Todesstunde kom-

biniert. 9, 30 ist „bw nicht Schnee, sondern eine Seifenpflanze, darum die Emend. W ab- zuweisen. Aehnlich möchte ich fiir das parallel

zu WM stehende San? 25, 5 statt der unbefrie- digenden arab. Kombination auf m (mischn.,

Node talm., el syr., uhulu assyr., 55n targ. „waschen“) eine Seifenpflanze verweisen. Ein

Denom. davon wird in e (läutern, reinigen) vorliegen. S. die Anmerkung am Schlusse dieses Artikels. 21, 27 ıonnn wäre Jacobs Identi-

fikation mit -asoa (G !6 sv. Hoffmann-Festschrift 128) zu berücksichtigen gewesen. In by 20, 7 steckt nicht 57> (Ehrlich), sondern 533, die Steppenhexen Steppenläufer die spurlos verschwinden, wie Ps. 83, 14. Jes. 17, 13. 41,25 nn 525 wird MT richtig sein. Kann man sich dabei nicht beruhigen, so läge mm 925 näher als Ehrlichs nym 520 oder Chajes’ mnnn bnd.

Schlögl glaubt mit einiger Wahrscheinlichkeit schliessen zu dürfen, der Prophet Jeremias sei der Verfasser des Hiob. Ich will zu dieser Vermutung nicht Stellung nehmen, bedaure aber, dass Schlögl sie auf Seite XI mit der kabbalistischen Andeutung stützen möchte, dass N die Anfangsbuchstaben von NDN (Klage- lieder), Jirmeja und Baruk () enthält. Man muss doch manchmal auch etwas ungesagt lassen können!

Auf Schlögls Metrik und Strophik, die eine Grundlage seiner Textkritik bilden, gehe ich nicht ein. Merx hat 1871 seine Stichen- schemata ebenso genau herausgerechnet, wie jetzt Schlögl seine Stollen und Abgesänge. Schlögl setzt sich darüber mit Freunden und Gegnern in der Vorrede nicht ohne reiche statistische Tabellen über die Vier- und Fünf- heber auseinander. Die Herren werden sich gegenseitig schwerlich überzeugen. Von

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der alttestamentlichen Metrik und Strophik wird es noch lange heissen: adhuc sub iudice lis est.

Zu Hiob 25,5. Hebräisch (mischnisch) o TSvi V 68, 5 (LA bei Zuck. S. 104 >nxm?, bei Ps. Haj zu Nidda 9, 6 DNW, Gaon. Cassel

41b mN), angeführt j VII 37b, 27 (in Ms. Leyden zwischen den Zeilen ergänzt, Ratner 61), Sabb. 90a. Neben N) führt es Aruch aus Taan. 13a, MK 17b, Zebach. 88a, Nidda 66b an, wo vielfach die irrige LA bm dafür auftritt. Jos. Kara zu Jer. 2, 22.

Aram. 1. Talm. Doe Sabb. 90a, Nidda 62a. 66b, Maim. H. Cicith 2, 2. Nathan, Anon. WB zu Mišna u. Jad hahazaka (1905) S. 10, 25, aber S. 38 rns). Sabb. 50b (Hg. 87, 11). 110b Gitt. 69b, wo nicht Aloé, sondern unsere Pflanze gemeint ist.

2. Targ. xomN Hiob 9, 30 (angeführt Toratan

schel Risch. I 61), bei Aruch noms (daraus Nathan a. O. 38).

Assyrisch: uhulu Küchler, Ass. bab. Me- dizin 106. ZDMG 69, 95. .

In der Parallele zu Ho Hiob 9, 30 heisst es Turm, zu mM Ps. 73, 13: yrs; Jes. 1, 16 steht nebeneinander: 1217 97%, es ist also auch Hiob 25, 5 ein Ausdruck für waschen, reinigen zu erwarten. Diesen erkenne ich in .

Swe Fonck 30 ist 1. Salicornia fruticosa

L, Schwf. 41. 61. 2. Aizoon Hispanicum L, Immergriin, Post 327, eine am Sinai, dem toten Meere, bei Palmyra und Aleppo sehr verbreitete Pflanze, 3. Mesembrianthemum nodiflorum L Eiskraut Schwf. 30. 61. A. u. S. 78. Post 327 Dinsmore Nr. 714 Oken 1976 Leunis 8501, 1. Dies

M. wird b meinen, und zwar die Pflanze und die aus ihr bereitete Soda. Wenn es im Bileamsegen Num. 24, 6 heisst: „DONN die Gott gepflanzt“, so ist das weder in die, noch in Coe, (beides bei Kittel; Ges. 16 sv. „Palmen“ statt Eichen“) zu ändern, denn das weitausgebreitete Lager wird mit einer üppigen Eiskrautpflanzung ver- glichen. Ein Eiskraut, M. crystallinum L bedeckt z. B. am Kap und in Alicante in Spanien ganze Felspartien. Das Wort hat an dieser Stelle dieselbe Bedeutung, die wir aus dem Mischnischen kennen: Eiskraut. Wo es mit Myrrhe beisammen genannt wird, Prov. 7, 17! (auch hre Ps. 45, 9 HL 4, 14) ist das aus- ländische Aloeholz gemeint, dessen Sanskrit-

1 Jacob, Beduinenleben 52: „Die Verführerin im Salomonischen Spruchbuch rühmt sich ihr Lager mit Myrrhe, Aloë und Zimt durchduftet za haben.“ Aloö ist kein Parfüm; es muss auch bei Delitzsch in der Kautzsch’schen Bibel und Strack, an der Stelle Aloöhelz heissen.

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Name aghil durch das einheimische N wieder- gegeben wurde.

Mit dem aus dem semitischen entlehnten Namen der Aloö hängt das Wort nicht zu-

sammen, da , mischnisch y,, pal.-syr. se., talm. mx die oben, auf dem Dache

(Py was) wachsende Pflanze bezeichnete.

Das Wort als Alo& zu Griechen und Römern weitergewandert (Salmasius, Hom. hyl. iatr. 7). Ich hebe dies hervor, weil die Familie der Eis- kraut-Gewächse sich im System durch ihre fleischigsaftigen, sukkulenten Blätter neben die Kakteen stellt und die Kaktee Opuntia, der Feigenkaktus, bei der Einwanderung in den Orient wegen der Aehnlichkeit mit der Aloé (sabr) dort subbeir, sabir oder sabr benannt wurde (Dinsmore Nr. 711).

Mitteilungen des Seminars für Orientalische Sprachen an der Königlichen Friedrich-Wilhelms- Universität zu Berlin. Hrsg. von Ed. Sachau. Jg. XX. 2. Abt.: Westasiatische Studien. IV,2238. 8°. M. 6 —. Berlin, G. Reimer, 1917. Bespr. v. R. Hartmann, Kiel.

Den Beginn dieses Jahrganges machen 37

»Algerisch-tunesische Briefe in Faksimile und

Transkription [in arabischer Schrift] mit An-

merkungen von O. Rescher“ (S. 1—33 nebst

Tafeln), die an Nordafrikaner in deutscher

Kriegsgefangenschaft gerichtet sind. Zweifellos

können diese Zeitdokumente zum Einlesen in

die nordafrikanische Kursivschrift gute Dienste

Jeisten; und es ist sebr erfreulich, dass man

die günstigen Gelegenheiten, die die Gefangenen-

lager in dieser Hinsicht bieten, auch verwertet.

Die zweite Arbeit rührt von demselben Ver- fasser her: „Das kitäb »el-adab el-kebir« des Ibn el-Mogaffa“ (S. 35—82). Sie ist eine Uebersetzung des bereits früher von van Vloten ins Holländische und darnach von Destrée ins Französische übertragenen Textes nach der neuen Ausgabe von Zeki Pascha (Alexandrien 1330 = 1912). Es ist schade, dass Rescher'nicht überall van Vloten selbst vergleichen konnte; doch seine Arbeit wird ja dadurch kaum be- einträchtigt. Reschers Uebersetzung ist zweifel- los dankenswert. Die Arbeit ist mit Sorgfalt und Liebe zur Sache ausgeführt und kann im ganzen als gut geglückt bezeichnet werden. Die Schwierigkeit bei einer solchen Aufgabe ist eine doppelte. Der arabische Ausdruck ist so prägnant, dass die genaue Erfassung des Sinnes oft beträchtliche Mühe macht. Und wo diese überwunden ist, bleibt die Aufgabe, den Sinn in einer den Ton des Originals treffenden Weise wiederzugeben. Es mag fraglich sein, ob das letztere überhaupt restlos möglich ist.

diesen Versuch; und seine Wiedergabe wird häufig zu einer für mein Empfinden das ist freilich subjektiv gar zu breiten und schwer- fälligen Paraphrase. Dafür gibt er sich um so mehr Mühe im ganzen gewiss mit Erfolg den Sinn wirklich adäquat herauszuarbeiten. Zu diesem Ziel dienen auch die oft in Klammern beigefügten wörtlicheren Uebertragungen. Im einzelnen wird man natürlich nach subjektivem Geschmack dies oder jenes lieber anders haben. Einige in diesem Sinn gemeinte Bemerkungen mögen das erläutern.

Dass Rescher das Wort „Wäli“ beibehält, soll wohl durch Anm. 2 zu S. 40 begründet werden, dass es sowohl den Fürsten selbst, als den Beamten bezeichnen könne. Aber kann man das nicht auch im Deutschen etwa mit dem Wort „Machthaber“ ausdrücken? dh und sind offenbar synonym gebraucht, soweit das zweite nicht noch rein abstrakt im Sinn von „Machtstellung* vorkommt: richtig über- setzt von Rescher so 8 ult.; 9, 1 (des arabischen Originals, das ich im folgenden stets zitiere), mit „Herrschaft“ 75 ult., mit „Macht“ 80, 5. Zweifellos ist auch Au- 58 43, 7 als „Machthaber“ zu fassen, nicht wie Rescher es zu tun scheint „von der Umgebung des Fürsten“.

Ein anderer Begriff, der zu Bedenken Anlass gibt, ist wpe. Rescher übersetzt durchgehends „Religion“. Nun kommt es 113 ult. deutlich im Sinn von Tugend im Hinblick auf das Jenseits vor im Gegensatz zu Boys als Tugend

im Hinblick auf das Diesseits. Aber die Gegen- überstellung ist meist nicht so scharf. Rescher selbst sieht sich veranlasst, 62, 6 die Ueber- setzung „Religion“ durch ein beigefügtes „[Moral]* zu erläutern. Sein Empfinden hat ihn dabei gewiss nicht betrogen. Aehnlich wäre 42,9 G 50 wohl am besten als „moralisch“ auszudrücken. Ganz besonders aber möchte ich an der wichtigen Stelle 18, 8 o keines- falls mit „Religion“, sondern direkt mit „Recht“ wiedergeben: die folgende Definition spricht deutlich genug! Die drei Arten von Herrschaft sind die des Rechts, der Macht, der Willkür. Das ist nicht unwesentlich: die Schrift ist eben ganz und gar nicht religiös orientiert, und das ist für den Verfasser wohl charakteristisch. Eine Kleinigkeit zur Lexikographie: „3 As; US 3, 5 heisst nicht Verzicht „in der“ Welt, sondern „auf die“ Welt (vgl. Der Islam, VI, 45, Anm. 3). Das ist ganz deutlich 125, 6. lo ist 27, 2 gewiss nicht „Herr“, sondern „Freund“, „Gefährte“. . 37, 5f.

Rescher verzichtet wohl bewusst auf besser „besonnen“ „unbesonnen“ als „ver-

193

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194

nünftig“ „töricht“. Labs! und Udo! 35, 6| hat solche Punkte scharf herausgearbeitet. Aber

gibt Rescher wieder mit „besser [wörtl.: milder]“ und „passender [wörtl.: gerechter]“. Die „wört- liche“ Uebersetzung zumal des letzteren stimmt natürlich nicht. Adäquater wäre im ersten Fall „feiner“, im zweiten ist „angemessener“ wörtlich. So geht es doch auch nicht an, der richtigen Uebersetzung von xake at} 9, 4 mit Pflicht beizufügen „[Recht]!“: das heisst ja e nicht, sondern wäre a) (2.

Dafür, dass auch die weitschweifige Para- phrase ihre Gefahren in sich birgt, nur ein Beispiel: S. 34 f. ist gesagt, dass man einen Machthaber nicht durch Widerspruch auf den rechten Weg bringen werde, wohl aber dadurch, dass man ihn in denen seiner Ansichten, die man gut findet, bestärkt. Wenn Rescher nun übersetzt: „Dagegen wirst du es stets ver- mögen, ihm zu besserer Einsicht zu verhelfen“, verwischt er dadurch (beachte das Suffix von

h) den genaueren Sinn.

Diese Einzelheiten genügen wohl, um das | Interesse an der Arbeit Reschers darzutun, die im ganzen als durchaus sinngemäss und getreu gelten kann.

Nach ganz kurzen „Bemerkungen zu et- Ta aélibi’s Schriften“ ebenfalls von O. Rescher (S. 83—85) folgt als der Teil des Bandes, der wohl am meisten Interesse erwecken wird, die Fortsetzung von Martin Hartmanns Arbeit im vorhergehenden Jahrgang: ,Aus der neueren osmanischen Dichtung II“ (S. 86—149). Der ganze Teil eine Synthese soll später noch folgen ist Zija Gök Alp gewidmet. Der Dichter Zija ist obne Kenntnis des Denkers, des Kulturpolitikers Zija nicht zu verstehen. Darum halte ich es für ganz besonders wertvoll, dass Martin Hartmann uns in dessen Gedanken- welt einführt. Das geschieht mit ausgesprochener Sympathie, aber doch auch mit deutlicher Kritik: und wo dies beides zusammentrifft, können wir die beste und gerechteste Würdigung erwarten. Es ist äusserst lehrreich zu sehen, wie sich bei Zija in dem Bestreben, die ’usül- el-Akh auf Grund seiner soziologischen Ideen neu zu gestalten, die gesunden modernen Ge- sichtspunkte mit dem Ueberkommenen ausein- andersetzen; und besonders instruktiv ist es, dass die Pforte, durch die die verjüngenden Kräfte in das alte Gebäude eindringen sollen, der ‘asl des 'idschmä‘ ist, dessen Wichtigkeit für die Entwicklungsfähigkeit des Islam längst betont ist (vgl. Goldziher, Vorlesungen, S. 56). Es ist klar, dass Zija bei seinem Versuch viele Klippen zu umschiffen hat, und dass sich nicht alles sogleich restlos klärt. M. Hartmann

ebenso sicher ist, dass Zija hier ernste Gedanken- arbeit leistet, und dass er mit seinem Herzen bei der Arbeit ist. Ob sie fruchtbar werden wird oder ob es bei den etwas abstrakten Spekulationen sein Bewenden hat, muss die Zukunft zeigen. Dass Zija selbst die Kraft zu einer Erneuerung des Islam hat, möchte ich bezweifeln: so ernst er es mit dem Islam freilich einem etwas farblosen Islam nimmt, sein Herz gehört doch zuerst einer anderen Idee, für die der Islam mehr den Hintergrund abgibt. Wohl aber könnte sein Einfluss auf die junge Theologenwelt das Milieu schaffen, aus dem heraus eine Erneuerung der Religion des Islam ermöglicht wäre.

Die Idee, die Zija im Tiefsten auf der Seele brennt, ist die nationale Idee des Turanismus. Das tritt in seiner Tätigkeit als Volkserzieher, bei der man seine soziologische Orientierung ebenfalls auf Schritt und Tritt spürt, klar zu- tage. Denn unter den drei Gesichtspunkten seines Programms: Türkisierung, Islamisierung, Modernisierung, liegt der Schwerpunkt unver- kennbar auf dem ersten. Hier hat Zija eine grosse Aufgabe, und diese Aufgabe hat er auch schon ein gut Stück der Lösung näher geführt. Aber eben hier drohen m. E. der Entwicklung des Türkentums auch sehr ernste Gefahren. Der Nationalismus droht sich gewiss ent- gegen Zijas eigenem Wunsch zum Chauvi- nismus zu entfalten, der die Rechte der anderen Nationen nicht mehr sieht: und das ist in einem Staatswesen, das kein Nationalstadt, sondern ein Nationalitätenstaat ist, besonders bedenk- lich. Hier haben die Phantasiebilder, die ein L. Cahun entworfen hat, wohl verhängnisvoll gewirkt. Gewiss wollen wir, denen die Ergeb- nisse der Geschichtskonstruktionen eines Gobi- neau und eines H. St. Chamberlain vertraut sind, nicht zu rasch aburteilen; aber leider ist zu fürchten, dass bei den sich eben erst ihrer nationalen Kraft bewusst gewordenen Osmanlys die notwendigen Hemmungen, die geschichtlich geschultes Denken und Selbstkritik darstellen, etwas schwach sind. Bei Zija selbst wird der Ueberschwang glücklicherweise gezügelt durch ein starkes ethisches Empfinden, das in seinen Dichtungen oft zu imponierendem Ausdruck kommt.

Damit sind wir nun auch zu Zija dem Dichter gelangt. Seine ganze Poesie ist ge- tragen von dem nationalen Gedanken. Den tiefsten Eindruck von seiner dichterischen Per- sönlichkeit haben mir kurze Gedichte wie die von M. Hartmann S. 95 f. übersetzten gemacht. Es liegt freilich eine gewisse Inkongruenz darin, wenn man, wie hier geschieht, den Gedanken

195

des kategorischen Imperativs in das Gewand der Mystik kleidet; doch ist sie immerhin nicht so gar gross, da die sittliche Forderung durchaus autonom gedacht ist, man vergleiche das Gedicht Kendine Doghru (Kyzyl Elma (S. 90). Auf jeden Fall bewährt sich so Zija auch hier als Volkserzieher, wenn der dem Orientalen zunächst nicht so ganz naheliegende Gedanke der Pflicht ihm in der ihm so vertrauten und zusagenden Form der Mystik nahegebracht wird. Der tiefste Grund, aus dem die sittliche Forderung hervorgeht, ist freilich auch hier wieder und das mag nicht ganz unbedenklich erscheinen das nationale Bewusstsein.

Die wichtigste poetische Leistung Zijas ist ohne Frage das Masal, das dem ganzen Bändchen Kyzyl Elma den Titel gegeben hat. Was Martin Hartmann, S. 110 über dessen Form sagt, dürfte gewiss richtig sein, wenn wir auch aus diesen Versen den Rhythmus nicht heraus- hören: man vergleiche sie nur z. B. mit den ebenfalls elfsilbigen Versen in Mutakärib des Schahname, so empfindet man den ganzen Unter- schied der Sprachen! Aber die wahre dichte- rische Gestaltungskraft fehlt Zija vielleicht doch; ein ganzer Dichter hätte doch wohl die Vision S. 20 ff., die Tekin Alp wohlweislich unübersetzt gelassen hat, zu klarerer Anschau- lichkeit gestaltet. Aber wenn irgendwo, so liegt gerade in Kyzyl Elma das Schwergewicht auf dem Gedanklichen. Woher stammt eigent- lich der Name Kyzyl Elma „der rote“ oder eher (s. M. Hartmann, S. 91 Anm. 1} „goldene Apfel“ für das gelobte Land? Brockelmann hat uns Welt des Islam, V, 285 sehr dankens- werte Aufklärung über den Gebrauch in der älteren türkischen Literatur gegeben. Hierzu sei noch beigefügt, dass nach J. von Hammer, Geschichte des osmanischen Reiches, III, 475 (nach welcher Quelle?) der neue Sultan am Tage der Säbelumgürtung bei der feierlichen Begrüssung vor der Janitscharenkaserne die Worte aussprach: Kyzyl Elmada görüschürüsz, was v. Hammer, Des osmanischen Reiches Staatsverfassung, II, 195 übersetzt: „In Rom sehen wir uns wieder“. Wie kommt man dazu, den Mittelpunkt des Abendlandes als K. E. zu bezeichnen? Man könnte vielleicht darandenken, ob die Weltkugel, der Reichsapfel (vgl. Sittl in Jahrbücher f. klass. Philologie, Suppl.-Bd. XIV, S. 42 ff.) als Symbol des Weltreichs des Abendlandes den Grund dafür gegeben hätte, wenn man erwägt, dass diesesHerrschaftszeichen in der Hand von Kaiserstatuen den Orientalen vielfach aufgefallen ist und zu allerhand Speku- lationen Anlass gegeben hat (vgl. z. B. “Ali al-Harawi, Oxforder HS. fol. 69a = Ibn al- Wardi, ed. 1324, S. 63). Doch erscheint diese

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a a zZ ree ac SSNS

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Erklärung vorerst noch ziemlich gesucht. Und auch die andere Assoziation, die einem unwill- kürlich kommt, und die, wie ich höre, auch von anderer Seite schon erwogen wurde, die Er- innerung an die goldenen Aepfel der Hesperiden, wagt man, solange keine Zwischenglieder auf- gewiesen sind, doch als zu fernliegend kaum zur Erklärung heranzuziehen. Nun, wenn diese Fragen auch noch nicht gelöst sind, Zija Gök Alps Kyzyl Elma wird seine Wirkung üben und hat es schon getan: das Ideal von Kyzyl Elma hat durch ihn einen neuen Inhalt be- kommen und wird mit diesem weiter leben. Und wir danken es Martin Hartmann, dass er uns diesen Inhalt, wie er sich in Zijas ganzem Werk ausdrückt, so viel näher gebracht hat.

Den Schluss des Bandes macht Hermann Hahns Uebersetzung von zwei türkischen Gram- matiken, einer uzbekischen und einer kirgisi- schen, von Terentjew aus dem Russischen (S. 150—191 u. 192—223), die hochwillkommen ist, auf die näher einzugehen ich mir aber ver- sagen muss.

Strack, H. L.: Jüdisches Wörterbuch mit besonderer Berücksichtigung der gegenwärtig in Polen tiblichen Ausdrücke. XVI, 204 S. gr. 8. M. 5—; geb. M. 6 —. Leipzig, J. C. Hinrichs, 1916.

Jüdische Texte. Lesebuch zur Einführung in Denken, Leben und Sprache der osteuropäischen Juden. 56 S. 8°. M. 1.50. Ebd. 1917. Bespr. von F. Perles, Königsberg i. Pr.

Die vorliegenden zwei Veröffentlichungen haben nach ihrem Titel scheinbar keinen Anspruch auf eine Anzeige in dieser Zeitschrift. Doch bei näherer Prüfung stellen sich mannigfache Beziehungen zur Wissenschaft vom vorderen Orient heraus. Erschliessen sie doch weiteren Kreisen eine bisher unbekannte Welt, die, wenn auch nicht im geographischen, so doch im kulturellen Sinne dem Orient zuzuzählen ist, und bietet doch ausserdem das Jüdisch-Deutsche dem Orientalisten das Bild einer Sprache, die eine interessante Parallele zum Neupersischen darstellt. Hier wie dort ist eine arische Sprache unter religiösem Einfluss nicht nur in ihrem Wortschatz stark semitisiert worden, sondern hat auch die ihrem innersten Wesen fremde semitische Schrift übernommen und hat trotz alledem ihren Grundcharakter nicht eingebüsst !. Auch darin gleichen sich diegenannten Sprachen, dass die Verschmelzung zweier so verschieden- artiger Elemente einen plastischen Stil mit einer unendlichen Fülle von Ausdrucksmöglich- keiten geschaffen hat, und diese Aehnlichkeit ist um so bemerkenswerter, als dasJüdisch-Deutsche sich erst im letzten Jahrhundert zu einer Lite-

ı Ganz die gleiche Erseheinung tritt uns auch im Jüdisch-Spanischen entgegen, vgl. OL III (1900), 222ff.

197

ratursprache im höheren Sinne entwickelt hat.

Diese Sprache bezeichnen diejenigen, die sie sprechen, Kurzweg als jüdisch (jiddisch), weil sie sich in ihr am stärksten ihrer jüdischen Eigenart bewusst werden, und sie hat auch tatsächlich zwischen ihnen und ihrer Umgebung im Laufe der Jahrhunderte eine Mauer auf- gerichtet und damit je nachdem kulturhemmend oder kulturfördernd auf die Juden gewirkt. In Deutschland selbst, wo die Juden bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts sich aus- schliesslich ihrer bedienten, war sie der stärkste kulturhemmende Faktor, denn sie verhinderte den Anschluss der Juden an die allgemeine deutsche Bildung, und daraus erklärt sich ihre leidenschaftliche Bekämpfung durch. Moses Mendelssohn und seine Jünger, die das Judentum zur Höhe der modernen Kultur erheben wollten. In den Ländern des Ostens dagegen ist sie bis in unsere Tage so überraschend das auch vielen klingen mag entschieden kulturfördernd gewesen, denn sie verhinderte ein Herabsinken der Juden in die Tiefen slavischer Roheit und Unwissenheit und gab den Aermsten das Gefühl geistiger und moralischer Ueberlegenheit gegen- über ihren russischen (und teilweise auch pol- nischen) Peinigern.

Das „Jüdische“ verdiente also durchaus nicht die Missachtung, mit der man es bis zum Kriege hierzulande betrachtete, und die um so unbegreiflicher ist, als in ihm der älteste lebende deutsche Dialekt vorliegt. Denn nach seinem Grundstock ist es in lautlicher, grammatischer und lexikalischer Beziehung ein erstarrtes Mittel- hochdeutsch !, das die in Deutschland verfolgten Juden in der Zeit vom 11. bis zum 14. Jahr- hundert aus ihrer Heimat nach Polen trugen und bis heute in der Hauptsache treu bewahrt haben. Wohl ist der Wortschatz durch zahl- reiche Entlehnungen und Neubildungen aus dem Hebräischen und neuerdings auch aus dem Pol- nischen bereichert worden, doch lautlich undgram- matisch ist die Sprache im wesentlichen deutsch geblieben, und nur die Syntax unterlag in manchen Punkten hebräischem oder slavischem Einfluss. Selbst lexikalisch ist das deutsche Element das herrschende geblieben, indem nur etwa 30 Prozent aller Substantiva fremden Ursprungs sind. Selbst die zahlreichen von nichtdeutschen Stämmen abgeleiteten Adjektiva und Verba unterliegen den Gesetzen der deutschen Wortbildung.

Das Jüdisch-Deutsche ist zugleich der am

1 Vgl. Jacob Gerzon, Die jüdisch-deutsche Sprache. Eine grammatisch - lexikalische Untersuchung ihres deutschen Grundbestandes (Frankfurt a. M. 1902 Sapir, Notes on Judeo-German Phonology (1QR

N ew Ser. VI, 231 fl.).

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weitesten verbreitete deutsche Dialekt, da die in den letzten Jahrzehnten aus Osteuropa aus- gewanderten Juden ihre Sprache nicht nur nach Palästina, sondern auch über den Ozean nach den Vereinigten Staaten, Canada und Südafrika mitgenommen haben und dort wenigstens in der ersten Generation noch weiter sprechen, ja sogar literarisch pflegen. Was das für die deutsche Sprache in weltwirtschaftlicher Be- ziehung bedeutet, kann hier nicht ausgeführt werden.

Durch den Krieg ist mit einem Mal die Aufmerksamkeit auf die bis dahin viel ver- spottete, aber wenig gekannte Sprache gelenkt worden. Denn beim Einrücken der Verbündeten in Polen erwies sie sich bald als bequemes Ver- ständigungsmittel mit der dortigen jüdischen Bevölkerung, dessen Wert die deutschen Militär- und Zivilbehörden sofort richtig erkannten. Strack hat sich nun ein grosses nicht nur wissenschaftliches Verdienst erworben, wenn er zwei Hilfsmittel schuf, die ein tieferes Ein- dringen in die Sprache und in die Geisteswelt der Óstjuden ermöglichen und namentlich auch zum Verständnis geschriebener und gedruckter Texte anleiten.

Das Wörterbuch schliesst die mit der heutigen hochdentschen Sprache übereinstim- menden Wörter und Ausdrücke grundsätzlich aus!, bietet aber sonst mit annähernder Voll- ständigkeit den Wortschatz der gegenwärtig in Polen gesprochenen Sprache. Die Beschränkung auf diesen einen Dialekt war wohl durch prak- tische Rücksichten veranlasst, doch wäre ein Hinweis auf die anderen stark abweichenden Dialekte wenigstens in der Einleitung am Platze. Mit vollem Recht ist das Jüdisch-Deutsche hier mit hebräischen Typen gedruckt und daher das Wörterbuch nach dem hebräischen Alphabet angeordnet. Denn nur dadurch gewinnt man ein richtiges Bild von der Eigenart der Sprache und lernt auch Zeitungen und Bücher selbst- ständig lesen. Für eine Neuauflage möchten wir den Wunsch aussprechen, dass auch eine Tafel der Kurrentschrift beigefügt werde, da dieselbe zum Lesen von Briefen und Urkunden nötig ist. Eine dankenswerte Beigabe ist der dem Werke vorangeschickte Abriss der hebrä- ischen Laut- und Formenlehre, denn zum vollen Verständnis der gesprochenen und geschriebenen Sprache gehört auch einige Vertrautheit mit dem Hebräischen, speziell mit den Lautgesetzen

1 Allerdings ist auch eine beträchtliche Anzahl von Vokabeln aufgenommen, die weder in der Form noch in der Bedeutung vom Hochdeutschen abweichen, z. B.

E. | Aufsatz, ausbrechen, Ausdruck, ausdrücken, aushöhlen,

ausräumen, auswählen, Auszug, Einfall, Einfluss, über- fahren, Untertan.

199

und mit der Flexion der Substantiva. Nur hätte Strack gut getan, auch die unter den Juden üblichen verschiedenen Aussprachen zu verzeichnen i. Namentlich in den Jüdisch- Deutschen Texten, die in lateinischer Tran- skription gegeben sind, wirkt die wissenschaft- lich korrekte, doch dem Leben fremde Umschrift der hebräischen Wörter geradezu irreführend, wenn z. B. (S. 9 Z. 12) D durch sak statt durch sach wiedergegeben wird, oder (S. 11 Z. 25) MY durch zäröth statt durch zöres? oder S. 13 31% OY durch jom tob st. jontef.

Das Wörterbuch kennzeichnet die aus dem hebräischen und polnischen entlehnten Wörter gewöhnlich als solche, ist aber diesem Prinzip aus nicht ersichtlichen Gründen oft untreu ge- worden. So fehlt bei vielen polnischen Wörtern der Vermerk p., und zwar auch bei solchen, deren slavischer Ursprung äusserlich nicht ohne weiteres erkennbar ist, z. B. ly & p „Wurzel“ von korzen?, 013) „Docht“ von knot, ywor „brüllen“ von ryczeć. Die Uebereinstimmungen mit dem Mittelhochdeutschen und den lebenden

deutschen Dialekten sind leider nur ganz aus- |

nahmsweise verzeichnet. Vielleicht entschliesst sich Strack, sein Werk nach dieser Richtung hin zu ergänzen, was den wissenschaftlichen Wert des Wörterbuches noch bedeutend erhöhen würde. Eine wichtige Vorarbeit liegt in der erwähnten Arbeit von Gerzon vor, die 196 Substantiva, 139 Verba, 52 Adjektive und 37 sonstige Wörter und Ausdrücke aufzählt, indenen älteres deutsches Sprachgut aufbewahrt ist. Natürlich ist das nur ein kleiner Teil des ganzen Materials, und es müsste dazu ausserdem auch noch das ältere Jüdisch-Deutsch heran- gezogen werden‘. Von den noch heute ge- sprochenen oberdeutschen Mundarten weist namentlich das Bayerische ungewöhnlich viel Berührungen mit dem Jüdischdeutschen auf, wofür Referent an anderer Stelle® Belege bei- bringt.

Die Jüdisch-Deutschen Texte lassen

ı Wie soll sich der Anfänger sonst den ganz ver- schiedenen Lautwert der hebräischen Buchstaben im jüdischen (S. IV—V) und im hebräischen Alphabet (S. VII- VII)) erklären?

2 Beiläufig bemerkt, ist dieses Zurückweichen des Tones auf die vorletzte Silbe, die nicht nur bei den Ostjuden anzutreffen ist, auf den Einfluss der deutschen Sprache zurückzuführen.

Die Wiedergabe von poln. rg durch ~ ist auch sonst öfter belegt und entspricht, wie Strack S. X angibt, der ruthenischen Aussprache.

t Vgl. vor allem M. Grünbaum, Jüdisch-deutsche Chrestomathie (in lateinischer Umschrift) X, 587 8. Leipzig 1882. Enthält wertvolle Proben aus der älteren Literatur mii philologischen und literarhistorischen Er- läuterungen.

5 Beiträge z. Gesch. d. deutschen Sprache 43, 300 ff.

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ebenfalls die ältere Literatur vollkommen un- berücksichtigt, bieten aber gute Proben aus der lebenden Sprache. Sie beginnen mit dem denkwürdigen Aufruf, den bald nach Beginn des Krieges die Armeeoberleitung der Verbün- deten „An die Juden in Polen“ (px TR n W

p) richtete. Dieser Aufruf hat den Wert eines Dokumentes ebenso durch seinen Inhalt, indem darin den so lange Gequälten Recht und Freiheit verheissen wird, wie durch die blosse Tatsache, dass hier zam erstenmal von hoher Stelle das Jüdisch-Deutsche angewandt und so vor aller Welt in sein Recht eingesetzt wird. Darauf folgen mehrere aktuelle Zeitungsartikel, die zum Teil politische und religiöse Fragen behandeln, zum Teil auch Stimmungsbilder aus dem Leben und Leiden der Ostjuden geben. So wird uns das Schicksal jüdischer Vertrie- bener im Innern Russlands in seiner erschüt- ternden Tragik geschildert, während als freund- licheres Bild die Gestalt eines ehrwürdigen Rabbi erscheint, den weder die plündernden Kosaken noch die ins Haus einschlagenden Granaten im Talmudstudium stören. Der deutsche Hauptmann, der an der Spitze seiner Truppen in die eroberte Stadt einzieht, sieht vom Pferde aus den Greis in dem zerschossenen Haus über seinen Büchern sitzen. Ihn interes- siert eine solche Seelenruhe mitten in Schrecken und Vernichtung, und er begibt sich zum Rabbi. Es stellt sich heraus, dass der Hauptmann in Zivil Professor der orientalischen Sprachen und auch mit der Sprache des Talmuds vertraut ist, worauf ihm der Rabbi, als ob sich nichts zugetragen hätte, überglücklich die eben ge- fundene Erklärung einer dunklen Talmudstelle mitteilt. Diese und eine Reihe anderer Skizzen, darunter auch je eine von Schalom Asch und von dem grossen 1915 verstorbenen Er- zähler J. L. Perez, geben zugleich einen guten Begriff von dem hohen Stande, auf den die Jüdisch-Deutsche Sprache und Literatur sich neuerdings erhoben hat. Von dem Reichtum und der Vielseitigkeit des noch so jungen Schrifttums! kann man sich freilich danach noch keine Vorstellung machen. Da Strack in der Einleitung selbst in Aussicht stellt, seine Auswahl von Texten zu erweitern, möchten wir empfehlen, dann auch Proben aus der Lyrik, vor allem aus M. Rosenfelds „Liedern des Ghetto“, sowie volkskundliches Material (Sagen, Volkslieder und Sprichwörter? in grösserer

ı Vgl. M. Pines, Histoire de la littérature judeo- allemande (Paris1911). Dasselbe auch in jüdisch-deutscher Sprache (Warschau 1911) und in stark verkürzter hoch- deutscher Bearbeitung von Georg Hecht (Leipzig 1913).

? S. 50 ist bereits eine kleine Auswahl von Sprich- wörtern geboten.

201 Orientalistische Literaturzeitung 1918 Nr. 7/8. 202

Anzahl) mitzuteilen. Auch wäre neben den/S eo) abzuleiten. Allerdings ist noch der Texten in Umschrift die Mitteilung einiger Weg festzustellen, auf dem das Wort zu den hebräisch gedruckter Texte wünschenswert. polnischen Juden gewandert ist. In Süd- und Denn die 8.7 „zur Uebung“ mitgeteilten zehu | Westdeutschland ist dafür bis heute das schon Zeilen reichen für diesen Zweck nicht aus. 1544 belegte! wrx (oren) gebräuchlich, das Trotz mancher Ausstellungen im einzelnen | man bisher von orare abgeleitet hat. So nahe freut sich Referent, dem Verfasser für seine auch diese lautlich und be rifflich einwandfreie Leistung im ganzen volle Anerkennung aus. Erklärung liegt, erheben sich doch ernste Be- sprechen zu können, und so mögen auch die denken dar en Derartige Entlehnungen fanden nachstehenden Ergänzungen und Berichtigungen nur bei Worten atatt die de Juden 52 -hier a nur als ue des Interesses Umgebung häufig hörten. Nan: ist: orare 5 wee en Ne . weder als Verbum noch in irgendeiner Ableitung a jemals in einen deutschen Dialekt übergegangen, 10a fehlt INYO OIN „stärken“ (das Herz), so dass es unverständlich bliebe, woher die wohl Nachbildung von >25 “yo. 18b fehlt Juden überhaupt das Wort kennen gelernt haben. WAYN „Henkel“, „Handgriff“. 23b n Ich vermute daher, dass das Wort von hora MIN ist nicht Anfang eines Pentateuch- abzuleiten ist. Mit hora wurde und wird bis abschnittes, der am Simchat Thora-Feste heute die kirchliche Gebetszeit bezeichnet, nach vorgelesen wird, sondern eines für diesen Tag|der die ganze Zeiteinteilung erfolgte. Noch bestimmten Gebetes. 24a ps hat nichts heute hört man in katholiscne.. Gegenden Aus- mit „puffen“ zu tun, sondern gehört zu bayr. drücke wie „hora läuten“, „Aura singen“. Die (Schm. I 212) bafeln „schlummern“, wie schon | Juden konnten daher mitgutem Rechtein Verbum Gerzon 115 richtig angibt. 26 b ND xma | davon bilden, mit dem sie ikr an bestimmte warm bedeutet nicht „der die Lichtstrahlen Stunden gebundenes Pflichtgebet bezeichneten. schafft“, sondern „die Leuchten des Feuers“. Der Abfall des anlautenden h hat seine Ana- 27 a : ist nicht, Geringschätzung“, sondern ver ef das hg an 1 00 a ange u 2 i und im mhd. öre, ôr (bayr. noch heute or Faber, „Aufhebung 848 po u. igt, Der Jüdische Dheiak" (Niruberg 168 sprünglich nicht „der von uns Getrennte“, 8 16) führt xx als lat. Bezeichnung nn sondern „nicht bei uns!“ d. h. nicht treffe uns an, womit auch nn hora . gleiches! Es ist also nur das aramäische Ae-| 53a mn steht nicht nur für „hohl“, sondern quivalent des gleichbedeutenden hebräischen 8 . m alle 31 5 Sy xd, das Strack 90 b richtig erklärt. Auch ebenen Beispiele gehören zu diesem Worte!. das bekannte Vay), 2%) (mebbich, nebbech) 57a s. v. moon „Richt.“ J. „Josua“. 65 b „leider“ ist nach Grünbaum! aus nie bei euch u Deut. 1, 20 1. 21, 20. eae 25 entstanden und eine genaue Nachbildung des ren „blinken“. 71a s. v. npin fehlt die noch heute gebräuchlichen, auf Thren. 1, 12 Bedeutung „Präsumption“.— 79b fehlt Ayıyı% zurückgehenden obe & 2. 38a wn ist nicht „Kreisel“ 4. 85 b Pd (meretrix) ist eine „Unwissender in bezug auf jüdisch Religiöses“ | Femininbildung von Ons, der nach Gen. 9, 22 sondern „Uebertreter des Religionsgesetzes in als Urbild aller Schamlosigkeit galt, vgl. die seiner ganzen Lebensführung“. 39 b fehlt verschiedenen rabbinischen Deutungen seiner WN D] „Entblössung des Hauptes“. 40 a Tat in Jewish Encyclopedia VI 186a. Von s. v. Warn J PDOP „gleichen“. 40a fehlt cn ist auch das obszöne Verbum j>yox>D ab- powsyyrony „Vitriol* = bayr. (Schm. I 889) | geleitet, s. Anthropophyteia VIII (1911) 39—40. Galizenstein, davon mit volksetymologischer | 90b Z. 6 v. u. puy? l. werd. 92a nimmt) 55 der 1 1 1. numb. 97a wp l. ddp (es ist das aram. stein, dessen Träger der grösste lebende ost, part. pass); ebd. you’ I. be. 103a jüdische Bildhauer. 45a YNNI (daw nen) myn i ak en psn). Das ` in unvokali- „beten“ kommt nicht von devovere, sondern ist * >? Ds : ; sierten Texten ist nur mat. lect. 103b die

2 Ld 8 ee js mit Goldziher’ von türk. es (aus arab. Erklärung von erw als Vater des Bräutigams

1 Jüdischdeutsche Chrestomathie 394 Anm. 8.

3 Sowohl Grünbaum als auch Strack haben irr- tümlich oD dy N. Auch indy No ist nur alter Fehler für yon yd. .

8 ® Ben Chananja X (1867) Nr. 12. Ausserord. Beilage .8.

ı ZfhB 1872, 127.

? Schm. I 132 ff.

3 So schon richtig Gerzon 122 Nr. 27.

t+ Vgl. Schm. I 667.

Der Uebergang von m in n vor dem Dental wie in Jontef aus 31 OY-

en nn

203

oder der Braut ist irreführend. Mit Inn» be- zeichnen sich gegenseitig solche Personen, deren Kinder einander geheiratet haben. 190a fehlt „pn „aktuell“. 114b s. v. p wäre auch RNY „vervollkommnet“ anzuführen. 116b s.v. nm) „Festtag“ l. „Fasttag“. 121b mb20 ist „Fähigkeit zu dulden“. ebd. fehlt 5'0, die stehende Abkürzung für "> RD, womit ein Levit bezeichnet wird, und woraus der Fami- lienname Segal, -Segel entstanden ist. 129b fehlt y „Omer zählen“! und yoy „das kleine beim Omer-Zählen gebrauchte Gebetbuch“. 132a nia nwy |. mma. 140a fehlt das von }y°) gebildete Verbum pw gefangen

nehmen“. ebd. byyyb9 ist nicht „kleine Brezel“ sondern wie bayr. Plesl (Schm. I 464) „flacher Kuchen“. 152a V'] ist nicht „allzu

gefühlvoll“, sondern „zerstreut. 154b L/PHD YH ist nicht „verzweifelt“, sondern

„zweifelnd“. 157b fehlt 7239) 75 (gewöhn- lich 727) “YH ausgesprochen) „Fortpflanzung der Art“ (nach Gen. 1, 28 n p). 162a Z. 6 v. u. Pry l. ww. 174b Z. 9 whyp l. whup. 176a w mp ist „Unehrerbietig- keit“. Die Bedeutung „barhäuptig“ für mbps wen ist durch Verwechslung mit wx 1532 im Munde des Volkes entstanden. 189a Z. 1 v. u. Jes. 26 1. 26, 19. 191b Z. 8,v. u. pbwy 1. pabww. 193b pw, mow 1. Tw, mow. Für Tw wäre auch die Lesung PẸ (Part. Peal von YW) möglich, so Levy NhWb IV 546a. —- 194b aN ow „schlürfen, langsam gehen“ ist nicht polnisch, sondern entspricht bayr. (II 530) herumschlappen „schleppend gehen“. 195 a „Schlemihl“ wird zwar gewöhnlich mit dem Num. 1, 6 vorkommenden Eigennamen oed z zusammengebracht, doch viel ein- leuchtender ist die Ableitung von dy Nu „der nichts taugt“ 2. 196 b pysmw (eine Be- wegung mit den Lippen machen) gehört nicht zu schmatzen, sondern zu bayr. (II 562) schmutzen, schmutzeln (lächeln, innere Freude oder Behaglichkeit im Gesicht bemerkbar werden lassen). Der Schmutzer (das Lächeln), vgl. J. Perles, Beitr. z. Gesch. d. hebr. u. aram. Stud. 128, wo das Wort bereits im deutschen Makre Dardeke nachgewiesen wird. 197b yyy 1. TMM). 197b s. v. mW fehlt die

1 Die von den Rabbinen nach Lev. 23, 15—16 an- geordnete Zählung der Tage vom 2. Passahtage (dem Tage der Darbringung des py) bis zum Wochenfeste.

2 So Torezyner, ZDMG 50, 557, der diese Ableitung als bekannt voraussetzt.

Orientalistische Literaturzeitung 1918 Nr. 7/8.

204

Bedeutung „Totenstarre“. 201 a s. v. N fehlt das Diminutivum 5y ‘23m „kleine Bibel“

vgl. das 201 b angeführte oy „Psalmen“ büchlein“.

Sprechsaal.

In meinen Beitrag zur Hommel-Festschrift hat sich ein störendes Druckversehen eingeschlichen, das ich hier berichtigen möchte. S. 17 Z. 1 ist Tehom statt Jahwe zu lesen. j Wilh. Caspari.

„Zum Verständnis des Pap. Sachau Nr. 8.“

In meiner kleinen Schrift „Zum Verständnis des Pap. Sachau Nr.8“ (1915; Oefversigt af Finska Vetenskaps- Societetens Förhandlingar Bd. LVII, 1914—1915, B Nr. 5) ist mir auf S. 2 ein fatales Versehen passiert, indem ich irrtümlich gr. opnv „Keil“ mit „Kiel“ übersetzte. Meine Zusammenstellung von opnv mit assyr. supinnu, aram. NND ist daher natürlich aufzugeben.

Harri Holma.

Personalien.

Richard Hartmann, Prof. a. d. Univ. Kiel, ist auf den neugegründeten Lehrstuhl für Islamkunde nach Leipzig berufen worden.

Der hebr. Schriftsteller und Redakteur des „Haschi- loach“, Dr. Josef Klausner, wurde vom Professorenrat der Odessaer Frauenuniversität zum Dozenten für jüdische Geschichte und Orientkunde ernannt.

Dr. Leonh. Lütke, Mitarbeiter am Göttinger Septua- gintawerk, ist an der Westfront verwundet und gestorben.

G. J. Thierry, a. o. Prof. der Assyriologie in Leiden, ist dort zum Ordinarius ernannt worden.

Erich Steller, wissenschaftlicher Hilfsarbeiter bei der ägyptischen Abteilung der Königlichen Museen in Berlin, ist gefallen.

Zeitschriftenschau. ® Besprechung; der Besprecher steht in ().

Allg. Evang.-Luth. Kirchenzeitung. 1918: 4. J. Haussleiter, Die apokalyptischen Reiter I. 5. J. Haussleiter, Die apokaliptischen Reiter (Forts.).

Amtl. Ber. a. d. Kgl. Kunstsammlungen. 1918: XXXIX 5. Borchardt, Sphinxzeichnung eines Agyptischen Bildhauers 6. Wolfgang Fritz Volbach, Ein palästinensisches Amulett. 7. W. Schubart, Ein Privatbrief aus Alexandreia (mit Erzählung von einem Wettkampf vor Caracalla). Er- werbung der ägypt. Abt.: 25 kleine Altertümer, meist Terrakotten römischer Zeit.

Ancient Egypt. 1914: I. To our Readers; Engelbach, The Jewellery of Riqqeh; Newberry, Egyptian Nome Ensigns; Eckenstein, Moon Cult in Sinai; Bissing, Three Steles at Graz; Petrie, Egyptian beliefs in a future life; The mysterious Zét; For reconsideration; Periodicals; Reviews; Notes and news; Egyptian research students association; The portraits. II. Brunton, Work at Lahun; Thompson, Byzantine table of fractions; Gardiner, Egyptian ethics; Hamada u. Chiba Egyptology in Japan; Petrie, The earliest inscriptions; Periodicals, Zeitschrift; Reviews; Notes and news; Egyptian Research students association. Tomb of Menna, Portraits. III. Petrie, The treasure of Lahun; Engelbach, Hara- geh 1913/4; Naville, Excavations at Abydos; Spiegelberg, Hieratic ostraca; Bissing, Silversmith's models; Petrie,

205

Egypt in Africa I; Petrie, The new law on antiquities: Periodicals usw.

IV. Sayce, Biscuit ware of the Sudan; Newberry, Udymu and the Palermo stone; Murray, Stele of Apa Teleme; Petrie, Egypt in Africa II; Periodicals usw.

1915; I. Whymper, Birds in ancient Egyptian art; Quibell, Excavations at Saqqara; Thompson, Part of a Coptic sermon; Petrie, The metals in Egypt; Periodicals usw. II. Gardiner, A Cretan statue; Amsden, Skulls of the 12. Dyn.; Offord, Alexandrian archaeology; Petrie, The stone age in Egypt; Petrie, More of the earliest Inscrip- tions; Reviews; Periodicals usw.

Ill. Newberry, Ta Tehenu-Vlive Land; Seligman, Mul- tiple souls in Africa; Milne, Leaden tokens; Petrie, The stone age in Egypt; Petrie, The Boat names in Egypt; Periodicals uaw.

IV. Lythgoe, Discoveries at Lisht; Bunt, A third cen- tury statuette; Bates, Archaic burials in Libya; Petrie, University College Museum; Periodicals usw.

1916: I. Murray, Egypt in the Grail romance; Offord French and Italian Egyptology; Grenfell, The Grenfell scarabe; Petrie, The end of the Hittites; Periodicals usw. II. Mercer, The Gorringe collection; Seligmann, An early figure of Taurt; Murray, Egypt in the Grail ro- mance; Petrie, The queenly title 22 Dyn; Periodicals usw. III. Butcher, Early forms of the cross [mit Zusatz von Petrie]; Clarke u. Broadwood Cutting Granite; Petrie, New Portions of the annals; Murray Temple of Rameses Abydus; Reviews uew.

IV. Sir Gaston Maspero [Nachruf]; Read, King Zet 23. Dyn.; Petrie, Funeral figures; Offord, Egyptology in France; Mackay, Origin of polychrom borders; Stannus, A cemetery Portal aud plans; Reviews usw.

Arch. f. d. Gesch. d. Naturw. u. d. Technik. 1918: VIII, 4—6. Horowitz, Ueber ein neueres deutsches Reichspatent und eine Konstruktion von Heron von Alexandrien. Wiedemann-Hanser, Byzantinische und arabische akustische Instrumente. Würschmidt, Ein ttirkisch-arabisches Quadrant-Astrolab.

Deutsche Literaturzeitung. 1918: 6. O. Eissfeldt, Erstlinge und Zehnten im AT (J. Meinhold). O. Klein, Syrisch- griechisches Wörterbuch zu den vier kanonischen Evangelien (H. Gressmann). 7. *P. Thomsen, Palästina und seine Kultur in fünf Jahrtausenden, 2. Aufl. (M. Löhr). 8/9. *K. Sethe, Der Nominalsatz im Aegyptischen und optischen (Spiegelberg). 11. H. Gunkel, Die Propheten (O. Eissfeldt). 12/13. Konrad, A., Das Weltbild in der Bibel (C. Holzhey). Hd da. Nord. Tidsskr. f. Literaturforskning. 1917: 3. J. L. Heiberg, Graeske sundheds regler.

Geografisk Tidskrift. 1917: 4. O. Olufsen, Russisk Turkestan. J. A. Davidsson, Dobrudscha i Fortid og Nutid. *V. Piquet, Le Maroc (0. Olufsen). Hessische Landeszeitung. 1918:

18. I. Bericht über P. Jensens Vortrag „Wer war Mu- hamed?“. (Der Vortrag zeigt in dankenswerter Weise eine Reihe von bisher unbekannt gebliebenen Motiven und Motivketten auf, zieht aber aus der Uebereinstimmung dieser mit den biblischeu und babylonischen den zu weit gehender Schluss auf die absolute Ungeschichtlichkeit Mohammeds und des von ihm Berichteten. Ich habe seit vielen Jahren den Nachweis versucht, dass der Islam aus dem Kreise von Judenchristen hervorgegangen sei, und dass in Mohammed zwei Persönlichkeiten aus- einander zu halten seien, eia diesen Kreisen ent- stammender Prediger und ein in irgendwelcher Beziehung zum byzantinischen Kulturkreise stehender Soldat. Zu einer Veröffentlichung reichte das magere Material nicht aus, aber ich freue mich, die Skepsis Jensena bei der Kritik der von den Arabisten etwas zu gläubig über-

Orientalistische Literaturzeitung 1918 Nr. 7/8.

206

nommenen arabischen Tradition sich bewähren zu sehen. Wenn ich also seine Schlussfolgerungen nicht annehmen kann, da bei ihm die sagenkritische Methode, die literar- kritische und die historische zu sehr durcheinander geht, so begrüsse ich seine Anregungen doch als dankenswert und würde ihnen gerne nachgehen, wenn mein Gesund- heitszustand es mir erlaubte. F. E. P.) Hibbert Journal. 1918: January. M. J. Landa, The restoration of Palestine. C. G. Montefiore, The Old Testament and its ethical teaching. E. J. Price, Paul and Plato. Historisch-politisohe Blätter. 1918: H. 2. O. Hipp, Die Kapitulationen und die deutsch- türkischen Verträge. Historisches Jahrbuch. 1917: 3. M. W. Peitz, Martin I. und Maximus Confessor (Pa- tricius Gregor, Präfekt von Afrika, Mitte des 7. Jh. n. Chr.).

Internat. Monatsschrift. 1918: 4. H. Gunkel, Märchen im AT? 5. L. Borchardt, Wie wurden für die altägyptische Geschichte die zeitlich festen Punkte gewonnen? H. Gunkel, Märchen im Alten Testament (Schluss).

Journal of Egyptian Archaeology. 1916:

Vol. II. Nr. 1. J. P. Mahaffy, Cleopatra VI. F. Ll. Griffith, A new monument from Coptos. T. Eric Peet, A remarkable burial custom of the old kingdom. Arthur E. P. B. Weigall, An ancient egyptian funeral ceremony; dazu Bemerkung von F. Li. Griffith. Ayl- ward M. Blackman, An indirect reference to Sesostris III's syrian campaign in the tomb-chapel of Dhwty-Htp at El-Bersheh. G. P. G. Sobhy, The pronunciation of coptic in the church of Egypt. Bibliography of 1913—14: S. Gaselee, Christian Egypt. Notes and News. *E. A. Wallis Budge, Egyptian sculptures in the British Museum (Edouard Naville). H. R. Hall, Aegean archaeology (D. G. Hogarth). E. A. Wallis Budge, A short history of the egyptian people; “the literature of the ancient Egyptians (A. H. Sayce, der sich herausnimmt, von dem Mangel an gesundem Menschenverstand (lack of common-sense) in Deutschland, d. h. bei den deutschen Aegyptologen, zu sprechen. Da Sayce gleichzeitig Budges Bücher über den grünen Klee lobt, so kann der eingeweihte Leser sich selbst die Schlüsse ziehen. D. R.) *Erhard Biedermann, Studien zur ägyptischen Verwaltungsgeschichte in ptolemäisch- römischer Zeit (J. G. Milne). A. Smythe Palmer, The Samson-saga and its place in comparative religion; *Journal of Manchester egyptian and oriental society 1913—14 (L. W. King). *Camille Lagier, l Egypte monumentale et pittoresque (F. G. Walker). *M. W. Blackden, The ritual of the mystery of the jadgement of the soul (H. R. Hall). No. 2. D. G. Hogarth, Alexander in Egypt and some consequences. Alan H. Gardiner, The nature and developement of the egyptian hieroglyphic writing. H. R. Hall, Lettere of Champollion le jeune and of Seyffarth to Sir William Gell. T. Eric Peet, The art of the predynastic period. Bibliography Graeco-Roman Egypt. A. Papyri (1913—14) by H. Idris Bell. B. In- scriptions (1914) by Marcus N. Tod. C. Miscellaneous (1913—14) by F. Li. Griffith. Notes and News. *Carchomish. Report on the excavations at Djerabis on behalf of the British Museum, conducted by C. Leonard Woolley and T. E. Lawrence. Part I: Introductory, by D. G. Hogarth (Edouard Naville). *J. G. Frazer, The golden bough, Vol. I u. II. 3. Edition (Alan H. Gar- diner). *René Dussaud, Les civilisations préhelléniques dans le bassin de la Mer Egée 2. éd. (Ronald M. Bnr- rowr). J. L. Myres, The dawn of history (H. R. Hall). *W. M. Flinders Petrie, Amulets illustrated by the egyptian collection in University College, London (P. E. Newberry).

207

No. 3. H. R. Hall, Letters to Sir William Gell from Henry Salt, [Sir] J. G. Wilkinson, and Baron von Bunsen. L. W. King, Royal tombs in Mesopotamia and Egypt: a comparison suggested by some recent discoveries. T. Eric Peet, The great tomb robberies of the Ramesside age. Papyri Mayer A and B. C. G. Seligman, An undescribed type of building in the eastern province of the Anglo-egyptian Sudan. Notes and News. *William M. Nesbit, Sumerian records from Drehem (L. W. King). *Robert Koldewey, The excavations at Babylon (translated by Agnes S. Johns) (A. W. A. Leeper). H. R. Hall, Catalogue of egyptian scarabs, etc., in the British Museum (T. E. Peet. *Aylward M. Black- mann, The rock-tombs of Meir, Part I.; 'the temple of Dendür (H. R. Hall). No. 4. Edouard Naville, Did Menephtah invade Syria? G. A. Wainwright, The excavations of Balabish: Preleminary notice. T. Eric Peet, The great tomb robberies of the Ramesside age. Papyri Mayer A and B. 11. Papyrus Mayer B. Oric Bates, The name Osisir. A. E. Cowley, Notes on Hebrew papyrus fragments from Oxyrhynchus. S. Margoliouth, Notes on Syriac papyrus fragments from Oxyrhynchus, Alice Grenfell, The scarab collection of Queens college, Oxford. H. M. Tirard, The soldiers of Ancient Egypt. F. Ll. Griffith, Bibliographig 1914—1910: Ancient Egypt. Notes and News. *P. M. Sykes, A history of Persia (J. Wells). *G. Ellioth Smith, The migrations of early culture. On the significance of the geographical distri- bution of the practice of the Mummification. A study of the migrations of peoples and the spread of certain customs and beliefs (W. H. Rivers). *D. G. Hogarth, The ancient Kast (L. W. King). *Nina de Garis Davies and Alan H. Gardiner, The tomb of Amenemhét(T. E Poet). *A. van Hoonacker, Une communauté Judéo-Araméenne à Elepbantine (A. Lukyn Williams). A. E. P. Brome Weigall, Egypt-from 1798 to 1914 (F. G. Walker). Recueil de travaux relatifs à la philologie et à l'arché- ologie égyptiennes et assyriennes (Josef Offord). Literarisches Zentralblatt. 1918: b. Gunkel, Die Propheten (J. H.). 8. *Gunkel, Esther (Herrmann). *Wachstein, Die In- schriften des alten Judenfriedbofs in Wien (S. Krauss). Meinhof, C., Eine Studienfahrt nach Kordofan (Ober- hummer). *Afrika nach der arabischen Bearbeitung der Tewypagixn Spnynaıs des Claudius Ptolomaeus von Muhammad ibn Müsä al-Hwärizmi hrsg., übers. und erklärt von Hans v. Mzik (Brockelmann). *Bonnet, Die ägyptische Tracht (Roeder). 16. Kellermann, Der ethische Monotheismus der Pro- pheten und seine soziologische Würdigung (E. Herr). Mitteilungen d. K. K. Geogr. Ges. Wien. 1917: 8/9. Th. Langenmaier, Alte Kenntnis und Kartographie der zentralafrikanischen Seenregion (Fichna). K. Heinke, Monographie der algerischen Oase Biskra (F.). Monde Oriental. 1917: XI, 2. P. Leander, Astabq'u e ot ’enta za-Sem‘6n am- dawi, nach Handschr. in Uppsala u. Berlin herausgegeben. O. Rescher, Et-Ta’ä-lıbi: Man gäba “anhu ’l-mntrib, übersetzt. P. Thomsen, Die Palistina-Literatur III (K. V. Zetterstéen). Berichte d. Forschungsinstituts f. Osten u. Orient in Wien. 1, 2 (K. V. Zetterstéen). C. Contenau, Umma sous la dynastie d' Ur (P. Leander). W. Gesenius, Hobräisches und Aramäisches Hand- wörterbuch. 16. Aufl. (P. Leander).

Nordisk Missions-Tidsskrift. 1918: 1. A. Nielsen, Koranen og Biblen. Norsk Teolog. Tidsskrift. 1917:

Mars Juni. S. Mowinckel, Gudsforestillingens ophav. Referat av Söderbloms bok: „Gudstrons uppkomst“. 8. Michelet, Fra Mose til profeterne. Forberedelsen for Kristus i Israels religions historie (E. Stave). *S.

Orientalistische Literaturseitung 1918 Nr. 7/8.

208

Mowinckel, Statholderen Nehemia (F. Buhl). *H. Mos- beck, Essaeismen. Et Bidrag til Senjödedommens Re- ligions historie (C. A. Bugge). A. Friedrichsen, Hagios- Qado’. Ein Beitrag zu den Voruntersuchungen zur christlichen Begriffsgeschichte (S. Mowinckel). Sept.—Dez. S. Michelet, Om literaer komposition i de gammeltestamentlige skrifter. 8. Mowinckel, Tronstig- ningssalmerne og Jahves tronstigningsfest. Preussische Jahrbücher. 1917: Okt. W. Heinze, Internationale jüdische Beziehungen. Nov. E. Daniels, Türk. Bahnbauten während des Krieges. Revue Oritique. 1917: 44. G. de Sanktis, Storia dei Romani, III: l’etä delle guerre puniche (M. Besnier). 45. *Rerum Aethiopicarum Scriptores Occidentales ine- diti curante C. Beccari, T. XIV, XV (enth. Dokumente betr. die äthiopische Mission im 17. und 18. Jahrh.) (J. B. Chabot). *Bulletin of the School of Oriental Studies (F. P). *J.M.Zujovitch, Les Serbes (F. Bertrand). 48. *E. Montet, Etudes Orientales et religieuses (M. G. D.). 49/30. *J. Clédat, Le monastère et la nécropole de Boouit, t. II, 1 (A. Moret). Theologisches Literaturblatt. 1918: 1918: 1. Thomsen, Die römischen Meilensteine der Provinzen Syria, Arabia und Palästina (Leipoldt). 2. König Ed., Kanon und Apokryphen (Caspari). 3. Gunkel, Die Propheten (W. Caspari). 5. *Kittel, Geschichte des Volkes Israel (Procksch). *Bertholet, Altes Testament und Kriegsfrömmigkeit (Procksch). Theologische Literaturzeitung. 1918: 1. *Landersdorfer, Die sumerische Frage und die Bibel (Ungnad). *Landersdorfer, Die sumerischen Parallelen zur biblischen Urgeschichte (Ungnad). *Cossmann, Die Entwickelung des Gerichtsgedankens bei den alttestam. Propheten (Gressmann). *Liber Geneseos ed. G. Hoberg (Holzinger). Kaerst, Geschichte des Hellenismus (Schwartz). Schaeder, Religion und Vernunft (Troeltsch). *Procksch, Petrus (Bultmann). 2/3. Augapfel, Babylonische Rechtsurkunden (Ungnad). *Scheftelowitz, Das stellvertretende Huhnopfer (Bischoff). Murillo, El Génesis (Bertholet). Nau- mann, Untersuchungen über den apokryphen Jeremias- brief (Beer). *Krieg und AT (Schuster). 4/5. Neubauer, Bibelwissenschaftliche Irrungen (Ed. önig). *Venetianer, Asaf Judaeus (Bischoff).

Zur Besprechung eingelaufen:

(* bereits weitergegeben)

Michael Huber, Im Reiche der Pharaonen. 2 Bände. Freiburg i. Br., Herdersche Verlagsh. M. 7,50, in Pappband M. 10 —.

Orientalistische Studien Fritz Hommel zum 60. Geburtst. gewidm. 2. Bd. (Mitt. d. Vorderas. Ges. 1917. 22. Jahrg.). Leipzig, J. C. Hinrichs'sche B. 1918. M. 25—.

Kaiserliche Osmanische Museen, Katalog der Babylonischen und Assyrischen Sammlung III: Eckhard Unger, Ge- rite. Konstantinopel, Druck von Ahmed Ihsan & Co., 1918.

Alfons Szwedzinski, Die Sprache. Hauptzüge der Sprach- wissenschaft auf neuer Grundlage. Berlin 1917, R. Trenkel. M. 5 —.

Paul Mickley, Arculf. Eines Pilgers Reise nach dem heiligen Lande (um 670). 2. Teil (Das Land der Bibel Bd. II H. 3 u. 4). Leipzig, J. C. Hinrichs’sche B., 1917. M. 1,20.

Bruno Meissner, Ein Entwurf zu einem neubabylonischen Gesetzbuch (SB. d. K. Pr. Ak. d. W. 1918 XV). M. 1 —.

Franz Boll, Antike Beobachtungen farbiger Sterne (Abh. d. K. Bayr. Ak d. W. 1918. XXX. Bd. 1. Abh. München, 1918.

Verlag u. Expedition: J. C. Hinrichs’sehe Buchhandlung, Leipzig, Blumengasse 2. Druck von Max Schmersow, Kirchhain N.-L. P 1.

Verantwortlicher Herausgeber:

.I. Peiser, Königsberg I. Pr., Goh Alles 1

Orientalistische Literaturzeitung

Monatsschrift für die Wissenschaft vom vorderen Orient

und seine Beziehungen zum Kulturkreise des Mittelmeers Herausgegeben von Professor Dr. F. E. Peiser, Königsberg i. Pr., Goltz-Allee 11

Verlag der J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung, Leipzig

Blumengasse 2.

21. Jahrgang Nr. 9/10 Warte una

Besprechungen Anrich, Gustav: (Carl Fries) .

Inhalt. Abhandlungen u. Notizen Sp. 209—236

Bork, Ferdinand: Zum Jahresrätsel der Achigargeschichte . 226 Geller, Samuel: Das babylonische Neolithikum 209

Korrekturen nach Königsberg. Drucksachen nach er Jäbrlich 12 Nen. Halbjahrrprein 6 Mk.

Glick, Heinrich: Die beiden „Basani- dischen Drachen“ (O. a taba 24

Hasenclever, Adolf: Geschichte Ae-

Septbr./Okt. 1918

Weindler, F.: Geburts- und Wochen- bettdarstellongen ee W res- zinski). . . 242

Sprechsaal , . 249 F. E. Peiser, Zu OLZ Sp. 205 249

Hagios Nikolaos 245

Humbert, P.: : Der Deltafürst So’ 224 gyptens im XIX. Jahrh. (Moritz Aus gelehrtan Gesellschaften . 248

Meissner, Bruno: Umma . 219 Sobernheim) . a 246 | Mitteilungen . . . =. . . . 251 : Samaég-ibni von | Hell, Josef: Die Religion des Islam

Bit-Dakari. . `. . 220 (Hans Rust) . . . 243 | Personalien . . . . 261

Schultz, Wolfgang: Iranisches bei Peez, C. v.: Ein türkischer Gross- Zeitschriftenschau . 251— 255 Berossos . 227 vezier aus Graz (R. Hartmann) 244

Ungnad, Arthur: Zur fünften Tafel . 2224

der Serie HAR-RA .

Poebel, Arno: Historical and gram- watical texts (Wilh. Förtsch) 236

Zur Besprechung elngelaufen 255 256

Das babylonische Neolithikum

und sein Verhältnis zur historischen Zeit. Von Samuel Geller.

Soviel Kraft und Mühe man auch der Er- forschung der historisch beleuchteten Kultur des vorderasiatischen Zweistromlandes nach vielen Seiten hin gewidmet hat und noch widmet, so wenig ist andererseits bisher die Prähistorie dieses Gebietes gepflegt worden.

Wohl sind bei den meisten Ausgrabungen in Babylonien und auch bei solchen in Assy- rien in den untersten Kulturschichten auch Reste neolithischer Art gefunden und dann in den betreffenden Veröffentlichungen auch kurz erwähnt, sogar teilweise abgebildet worden; aber schon eine ausreichend klare Feststellung darüber, in welchem Verhältnisse die neolithi- schen Gegenstände nach den Fundumständen zu den anderen Kulturresten des betreffenden Ruinenplatzes, zumal den unmittelbar anliegen- den, standen, fehlt recht oft, und dadurch wird der Wert dieser Funde nicht selten sehr beein- trächtigt. Da nun ausserdem auch der Umfang des Materials noch ziemlich gering ist, so ist es bislang unmöglich, irgend tiefere und ge- nauere Einsicht in das babylonische Neolithi- kum zu gewinnen, vor allem noch unmöglich, Typengruppen zu ordnen und, darauf fussend,

209

zunächst eine relative, dann eine absolute Chronologie aufzubauen. Dagegen lassen sich einige Tatsachen über das Ende des Neolithi- kums, seinen Uebergang in eine aeneolithische Periode, über die Fortdauer neolithischer Kul- turart innerhalb derselben und damit über deren Hineinragen in die historische Zeit fest- stellen, und eben die hier angedeuteten Fragen sollen uns im folgenden beschäftigen’.

1 Als Quellen kommen hierbei eine grössere Anzahl kurzer in Zeitschriften und selbständigen Werken zer- streuter Notizen und Berichte über neolithische, aeneo- lithische Funde und solche vou neulithischem Charakter, aber aus noch späterer Zeit stammend, in Betracht, die zum grossen Teil auf die Forschungen Rawlinsons, Layards, de Sarzec’a de Morgans, zurückgehen. Aus neuerer Zeit kommen neben Garstangs Berichten über Sakje-Geuzi (Annals of Archaeulogy aud Anthro- pologie I, 1908), die allerdiogs nur ein Nachbargebiet Babyloniens betreffen, vor allem die Grabungsberichte der Deutschen Orient-Gesellschaft sowohl über die For- schungen in verschiedenen südbabylonischen Ruinen- stätten als in Babylon selbst (MDUG XV, 9. 11. 13., XVI. 21. 26 f.) in Betracht; eine hierher gehörende Be- merkung betrifft auch neolitbische Funde in Assur (MDOG XXI, 18). Mehreres, was uns interessiert, ist ferner bei den Ausgrabungen der University of Penn- silvania in Nippur zutage gekommen.

Was das Britische Museum 1887 an neolithischen Gegenständen aus Babylonien besass es sind Beil- chen, die Layard 1851 bei Mugajjar ausgegraben hatte beschrieb Otto Schoetensack damals in ZE XIX, 126f. Ueber eine kleine Privatsamminng assyrischer

210

211

Es ist, nicht zum geringsten Teile infolge der vielfach unzureichenden Beachtung der Fundumstände, nur bei wenigen mesopotami- schen Steingeräten wirklich sicher, dass sie einem wirklich reinen Neolithikum angehören. Dennoch ist nicht daran zu zweifeln, dass auch im Zweistromland den Perioden, in denen Me- tallbearbeitung bekannt war, ein reines Neoli- thikum voranging. Ja, auch ein Paläolithi- kum darf man gewiss voraussetzen, da ein solches für andere Teile Vorderasiens, z. B. für Syrien, sicher nachgewiesen ist; dort in Gestalt des sogenannten unteren und oberen Capsien, zweier Stufen, die dem westeuropäi- schen Aurignacien bezw. Solutréen und dem Magdalénien parallel laufen.

Der Anfang des Neolithikums ist zwar über- all noch in ein gewisses Dunkel gehüllt, wenn auch für Europa der berühmte Hiatus zwischen Paläolithikum und Neolithikum jetzt nicht mebr besteht, ganz besonders aber natürlich in dem hier zur Rede stehenden Teile des Orientes, wo ja das ganze Neolithikum von

Anfang bis Ende noch kein rechtes Licht emp-

fangen hat.

Zwar glaubte Montelius nach den Ergeb- nissen von J. de Morgans Ausgrabungen in Susa (Elam) den Beginn der jüngeren Steinzeit im Orient in die Zeit um 18000 v. Chr. Geb. ansetzen zu können. Fortgesetzte Untersu- chungen haben jedoch diese Berechnung wieder umgestossen und dafür eine andere Tatsache erwiesen: das hohe Alter und die lange Dauer der „Kupfersteinzeit“, der, äneolithischen Pe- riode, im nahen Morgenlande. Schon auf dem Urboden des Tell von Susa fanden sich nämlich in den Resten einer kleinen ummauerten Stadt und in ungefähr tausend Gräbern einer gleich- zeitigen Nekropole ausser zahlreichen Funden steinzeitlichen Charakters und einer bemalten Keramik, die mit den noch zu behandelnden von Garstang iu Sakje-Gruzi aufgedeckten neolithischen Gefässen grosse Aehnlichkeit auf- weist, auch bereits Gegenstände aus Kupfer: in den männlichen Gräbern oft eine Beilklinge,

Steinartefakte berichtete im gleichen Jahre Rud. Virchow in Berlin anlässlich einer Sitzung der Ethno- logischen Gesellschaft (ZE XIX. 456 fl.). Dazu kommen einige bekannt gewordene lüinzelfuude.

Eine Behandlung von Stücken, die zu dem bisher aufgezählten Material gehören, findet sich bei Perrot und Chipiez, Histoire de lart II, 718, und King, : Oy of Sumer and Akkad 373 f. Zu einer kurzen Sctulderungy der mesopotamischen letzten prähistorischen und ersten hietorischen Zeit fassen «as hie dahin vor- bandere Wissen Obermaier in seinem grossen Werke „Der Mensch aller Zeiten“ 1, ö25 fl. und Hoerves im II Bande seiner „Kultur der Urzeit (1912)“ 20 fl. zu- sammen.

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in den weiblichen eine polierte Scheibe (Spiegel) aus gleichem Metall, ausserdem Schminktöpf- chen und anderes. Aber auch in den höheren Schichten des Hügels, die mehr Metall auf- weisen, sind Steinwerkzeuge noch sehr häufig. Und so zeigt uns zwar auch diese reiche Fund- stelle nichts über den zeitlichen Anfang und kulturellen Ursprung des Neolithikums und über dessen Dauer; gibt uns aber das Zeugnis dafür, dass die Ausläufer der jüngeren Stein- zeit tief in die Metallzeit hineinreichen, und legt damit die Frage nahe, ob sich diese Aus- läufer nicht etwa in historischen Perioden er- kennen und verfolgen lassen. Die Ruinen- orte Farah, Surghul, Warka, Mugajjar und Telloh sollen uns diese Frage beantworten. Zunächst aber seien die wenigen sicher rein- steinzeitlichen oder bisher als rein-steinzeitlich geltenden Funde durchmustert. Einerseits be- sitzen wir nämlich zweifellos eine Anzahl rein- neolithischer Funde, die die Existenz eines reinen Neolithikums vollkommen sichern. An- dererseits lassen sich bei vielen der bisher gern der Steinzeit zugesprochenen Fundstücke gewichtige Gründe beibringen, die für eine An- setzung in eine äneolithische oder spätere Pe- riode sprechen. Bei vielen andern solchen ist die Zugehörigkeit zur Kupfer- oder Bronzezeit sogar ganz ausser Zweifel gesetzt.

Zu den Steingeräten, von denen nähere Fundumstände, also auch etwa die Chronologie stützende Begleitfunde nicht bekannt sind, ziblen als ältest-bekannte 4 kleine 1851 von Layard bei Mugajjar gefundene Beilchen. Es sind wohl die im Guide to the british An- tiquitis, second Edition unter den Nummern 222/126 und 223/212 aufgeführten Stücke Zwei von ihnen bestelien aus Nephrit, die zwei anderen aus Jadeit. Die Dimensionen sind durchgängig sehr gering; so beträgt die Länge 5,2 cm bzw. 4,9 cm, bzw. 4,9 em, bzw. 2,9 cm. Nur das eine Nepbritbeil hat eine ganz enge Durchbohrung. Alle4 Exemplare zeigen breiten Nacken, ziemlich flachen Querschnitt und nach der Schneide hin geringe Verbreiterung. Sie sehen alle den ältesten weit verbreiteten, schmalen, undurchbohrten und meist auch so kleinen Kupferbeilen recht ähnlich, und es ist durchaus nicht unmöglich, dass sie einer Zeit angehören, in der bereits jene flachen Kupfer- äxte die Grundform des Beiles darstellten.

Aehnlich verhält es sich mit den aus der Sammlung Blaus bekannt gewordenen Stücken, die der Mehrzahl nach aus der Gegend von Arbela (Arba’ilu) stamnıen. Hier ist zunächst eine kleine Hangeplatte aus Nephrit zu nennen, deren Bedeutung trotz aller Erörterungen bei Virchow (Z.E XIX, 456 ff.) ıätselhaft bleibt

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und hinsichtlich deren es ausserdem überhaupt als fraglich hingestellt werden muss, ob sie wirklich ein grosses Alter hat. Wichtiger sind aber 4 kleine Beilchen, allesamt den oben besprochenen ähnlich. Eines von ihnen ist in der Hauptsache grün, daneben schwarz ge- bändert und soll wahrscheinlich aus Jaspis be- stehen, ein anderes hat braune Färbung, ist auffallend flach und hat wohl Diabas zum Material; die zwei übrigen bestehen aus grünem Nephrit, und zwar das grössere aus dunkel- grünem, das kleinere, besonders zierliche, aus hellgrünem; dies letztere zeigt auf der einen Flachseite nahe dem Nacken ein ganz kleines Griibchen, das von Virchow vermutungsweise als Spur eines Bohrversuches gedeutet wurde. (Gerade dieses zuletzt genannte Exemplar sieht wieder ganz genau wie ein Kupferflachbeil aus: gauz ebener Nacken, schmaler rechteckiger Querschnitt, scharfe Kanten begrenzen Nacken und Seitenflächen, und selbst die Schneide setzt mit Kante gegen die Flachseiten ab. Zu dieser Sammlung gehört ferner noch ein doppelt- durchbohrter Serpentinzylinder mit allerhand Zeichnungsspuren. Virchow wusste damals nicht, als was er dieses Stück ansehen sollte; es ist jedoch ganz zweiffellos, dass wir es mit einem gauz gewöhnlichen babylonischen Siegel- zylinder zu tun haben; denn noch erkennt man ganz deutlich Spuren von 4 menschlichen Fi- guren, deren lange, in Windungen um den Leib gelegte und unten in Fransen endende Gewan- dung zum Teil noch mühelos erkennbar ist. Ob dieser Zylinder irgend in die Zeit der zu- gleich publizierten Steinbeilchen gehört, ist freilich ganz unsicher; schon sein erster Be- sitzer glaubte übrigens, er stamme aus Ninive, also von ganz anderem Orte als die übrigen Stücke der Sammlung.

Spuren einer ‚vielleicht wirklich noch neo- lithischen Ansiedlung fanden sich im Stadt- gebiet von Babylon bei den Ausgrabungen der D.O.G. Besonders wurden auf dem Platze der späteren Südburg Nebukadnezars Steinartefacte gefunden. Und zwar handelt es sich um eine Anzahl durchlochter, meistens rundlicher Steine mit ringsumlaufender Einkerbung, also gewiss um Keulenknäufe (abgebildet Koldewey, das wiedererstehende Babylon 254), ferner um eine grössere Menge kleiner Sägen aus Silex oder Obsidian, ein kleines geschliffenes Beil und mehrere Kernstücke. Alle diese Gegenstände werden von Koldewey fälschlich paläolithisch genannt; sowohl das geschliffene Beil als die Keulen sind typisch neolithisch. Auch eine einzige Pfeilspitze wurde hier gefunden. Von den Topfwaren hält Koldewey einige Töpfe aus Glimmerschiefer mit flachem Kalottenboden

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möglicherweise für prähistorisch, was mit neo- lithisch ziemlich gleichbedeutend wäre.

Eine richtige ausgedehnte neolithische Kul- turschicht hat Garstang in Sakje-Geuzi in Nord-Syrien, also auf assyrischem Boden bei seinen Ausgrabungen im Jahre 1908 festgestellt (publiziert in Annals of Archaeology and An- thropology 1/1908). Hier fanden sich Scherben mit gradliniger wenig tiefer Strichornamentik: Parallelschraffierungen, Dreieck-Sparrenmuster. Die Gefässe zeichnen sich meistenteils durch grosse Breite und geringe Höhe aus; an einzelnen Merkmalen sind aufzuzählen breite Standflächen, ausladende, meist fast gerade, selten etwas ge- schweifte Wände, kein Hals, keine Henkel. Die Ornamentierung beschränkt sich teils auf die obere Hälfte der Gefässe, teils reicht sie bis zum Boden hinab. Wohl nie fehlt ein in ver- schiedenen Mustern hergestelltes Band, das sich nahe dem oberen Rande horizontal um das ganze Gefäss zieht. Ebenfalls noch in diese neolithi- sche Schicht gehören zahlreiche braun und gelb bemalte Scherben. An Steinobjekten begegnen hier grosse und kleine Späne und Scheibenstücke aus Feuerstein oder Obsidian, die teils als Messer teils als Schaber gedient haben können; zwei spitze Späne könnte man als Pfeilspitzen an- sprechen. Auch einen wenig schönen Spinn- wirtel bildet Garstang ab. An Knochen- geräten sind pfriemenartige und einige ganz un- bestimmbare, weil nur in Bruchstücken erhaltene Gegenstände zu nennen.

Für die Kenntnis der äneolithischen Zeit Babyloniens besitzen wir weit umfangreicheres Materia]. Es sind hier neben dem schon be- sprochenen ältesten Susa vor allem Farah und Surghul, daneben Warka, Mugajjar und Telloh von Wichtigkeit. Diese Ruinenstätten nun geben uns zugleich Aufschluss über das Verhältnis des Aeneolithikums zur historischen Zeit.

In Farah' finden sich schon in den obersten Schichten der Ruinenmasse Messer und Sägen aus Silex und Obsidian, Steinbeile, andere Ge- räte aus Stein und Knochen; ausserdem aber, wenngleich selten, unförmige Bronzestücke, so- wie kleine Kupfer- oder Bronzegeräte. Man wird allerdings geneigt sein, die Angabe MDOG XV (Nov. 1902), dass sich Bronze finde, als unsicher und unwahrscheinlich anzusehen und allein Kupfer anzunehmen. Ausserdem fand man hier flache Schalen, Kelchbecher, eiförmige Töpfe; häufig ist ein grösseres Gefäss mit Tülle A Henkel. Daneben kamen schon Siegelzylinder- abdrücke vor, und die auch an anderen Orten beobachteten Tonrohrbrunnen. Auch Gräber aus

1 Die folgenden Schilderungen sind MDOG XV, XVI und Zehnpfund, Babylonien in seinen wichtigsten Ruinenstätten 1910 [AO. XI. 3. 4.] entnommen.

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dieser Zeit wurden untersucht. Die Skelette lagen ohne Sarg und hatten als Schmuck Hals- bänder aus Achat- und Lasurperlen, Kettchen ausMuscheln, Korallen, Perlmutter, Bergkrystall bei sich. Der Kulturzustand, der uns in all den hier aufgezählten Funden entgegentritt, d. h. eine frühe Kupferseit, war der lett den die unter Farahs Schutthiigeln begrabene Stadt erreichte. Es ist daher sehr wichtig und be- achtenswert, dass bereits aus dieser Kultur- periode in Farah Tontafeln mit Inschriften ge- funden worden sind. Leider ist aber in den Berichten der D.O.G. (XV, p. 11. 13.), die diese Tatsache zur Kenntnis bringen, nichts über den Inhalt der Inschriften mitgeteilt.

Wenn wir nun die Benennung einer Zeit als einer historischen vom Vorhandensein schriftlicher Denkmäler abhängig machen, 80 müssen wir auf Grund der Funde aus Farah zu dem Schlusse kommen, dass hier, also wohl überbaupt in Babylonien, die historische Zeit bereits in früher Kupferperiode beginnt, also relativ bald nach dem Ende des reinen Neoli- thikums.

Den Satz bestätigen zunächst die beiden, ebenfalls südbabylonischen Ruinenorte Surghul und El-Hibba. Letzteres reicht bis in etwas spätere Zeit als Surghul, dieses hat nach K olde- wey schon Jahrbunderte vor Gudea unbenutzt und verlassen gelegen, um dann zu Gudeas Zeit vielleicht(!) fiir ganz voriibergehend wieder als Begräbnisort gebraucht zu werden. Doch ist diese letztere Annahme recht unsicher.

„Den hier in sehr grosser Zahl beigesetzten Toten wurden Gegenstände aus dem Leben bei- gegeben, Frauen ihr Schmuck, Männern ihre Waffen oder Geräte, Kindern ihr Spielzeug. Das Material ist teils Stein teils Metall. Er- halten sind ein paar massiv goldene Ohrringe, zu Klumpen geschmolzene Metallstücke, wohl eher Kupfer als Bronze, durchbohrte Muscheln und tönerne Spinnwirtel“ 1. Dazu kommen sogen. „Bronzenägel“ (Koldewey), die aber wohl aus Kupfer bestehen werden, und Meissel. Ein mit eingeschlagenen Zeichen versebener Metallmeissel zeigt noch die Spuren der den Kopf verbrei- ternden Hammerschläge. An Waffen finden sich Steinäxte und Pfeilspitzen von Feuerstein, die Pfeilspitzen von trapezförmigem Querschnitt sind zu scharfer oder sägeförmiger Schneide durch Absprengen zugeschärft. Oftmals erhalten und gewichtige Zeugen einer uralten Zeit sind Steine, die zum Schleifen oder zum Kornreiben gedient haben dürften. Sie sind meist rundlich oder zylinderförmig, passen in die Hand und haben nur an einer Schmalseite die durch den Gebrauch

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'Zehnpfund p. 44

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geschliffene Fläche. Auch Siegelzylinder sind erhalten, so einer mit eigentümlichen Vogel- darstellungen. `

Jedem Toten wurde Speise und Trank in verschiedenförmigen Gefässen mitgegeben. Sie sind der Mehrzahl nach bereits mit Hilfe der Töpferscheibe hergestellt. Zu den Ausnahmen gehören Gefässe, die zur Getreideaufbewahrung dienten.

Wichtig ist für uns, dass sich unter dieser reichen Keramik auch sowohl steinerne als tönerne Gefässe mit Inschriften fanden, und dass bereits in diesem Kulturkomplex beschriebene Nagelzylinder, die man in die Wände der Toten- kammern steckte, nicht selten waren. Unter anderen plastischen Kunsterzeugnissen fand man ein Fragment eines weiblichen Idoles und einen kleinen menschlichen Kopf, dessen nach alt- babylonischer Weise weit vorstehende Nase an der Unterfläche die eingedrückten Nasenlöcher zeigt, und an der auch Augen und Ohren noch kenntlich sind. Zu jedem Grabe fast in Surghul und El-Hibba gehört endlich ein solcher Ton- röhrenbrunnen, wie sie für Farah so charak- teristisch sind. Ein Vergleich der Funde in Farah mit denen aus Surghul zeigt auffallende Aebnlichkeiten. Hier wie dort jene Röhren- brunnen, hier wie dort Steingeräte aus Flint, Obsidian, Serpentin und anderem Material in grosserZahl, hier wie dort Schmuck aus Muscheln und Steinperlen, gleichartige Keramik an beiden Orten, hier wie dort endlich ein erstes noch ganz seltenes Auftreten von Metall, von den Findern

zumeist für Bronze gehalten, in Wirklichkeit

wahrscheinlich Kupfer oder doch ganz zinn- arme Bronze.

Diese beiden Ruinenstätten repräsentieren also die frühe äneolithische Kulturperiode. Be- reits in dieser fernen Zeit wurde demnach im Zweistromland die babylonische Schrift benutzt, und zwar nicht etwa nur zu heiligen oder po- litisch wichtigen Inschriften, sondern zur Be- schriftung von Dingen des gemeinen Lebens, wie Töpfe, Nagelzylinder, kleine Tontäfelchen, also genau wie später. Endlich weisen noch die Ruinenorte Jöcha und Bismaja den gleichen Tatbestand auf (s. MDOG XVI). Auch hier wurden nämlich Inschriften eine auf einem alten Türangelstein, dazu zwei Tontafeln zusammen mit Feuersteingeräten, und zwar solchen aus einer scheinbar fast noch voll neo- lithischen Zeit gefunden. Besonders die letztere Fundstätte trägt nach Andrae ein dem Kultur- stande in Farah sehr ähnliches Gepräge. Su darf denn der Satz als wohl begründet gelten, dass das alte Babylonien bereits in früher äneo- lithischer Kulturperiode am Eingang zur histo- rischen Zeit stand,

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Die in Surghul gefundene menschliche Figur mit der grossen spitzen Nase erinnert uns na- türlich an jene Profile, die wir aus dem Fa- milienrelief des Ur-Nina, der ihn darstellenden Muschelplatte, den sogenannten Blau’schen Denkmälern undein’genanderenältesten Funden, besonders aus Telloh, kennen. Es wird gewiss die Endzeit von Farah und Surghul der Zeit des Ur-Nina nicht fernstehen. Schon immer

hat man aber die Zeit der ältesten Herrscher.

von Lagaš um viele Jahrhunderte, ja womöglich bis um Jahrtausende vor Gudea angesetzt, und tatsächlich ist die Kultur zur Zeit des Gudea um ein beträchtliches Stück fortentwickelt. Seit jenen alten Zeiten wird nämlich allmählich, abgesehen von den sehr grossen Fortschritten in der plastischen Kunst, das Metall immer häufiger, und die Zeit des Gudea darf man wohl schon als Bronzezeit bezeichnen, obwohl auch damals noch reines Kupfer neben der Bronze verarbeitet wurde, wie die Funde lehren. So ist z. B. von Gudea selbst eine kleine rein kupferne Statuette erhalten.

Ueber das Verhältnis der Kupfer- und der Bronzezeit in Babylonien zueinander, die Dauer der ersteren und den Uebergang von der einen zur anderen, lässt sich sonst noch nichts Be- stimmteres sagen, da in den Veröffentlichungen sehr oft die gleichen Funde bald als kupfern, bald als aus Bronze bestehend beschrieben werden. Oft wird auch Kupfer da vorliegen, wo alle Veröffentlichungen in der Bezeichnung alsBronze übereinstimmen. Hier müsste mann erst ein- mal sämtliche in Betracht kommenden Funde auf ihre Metallart hin gründlich untersuchen.

Das immer häufiger werdende Metall drängte zwar die neolitlischen Steingeräte zurück, ver- drängte sie aber keineswegs. Im Gegenteil blieben Steinwerkzeuge noch auffallend lange in allgemeinem Gebrauch. In spätere Zeit als die Reste aus Farah und Surghul gehören, dies beweisend, zunächst dieFundkomplexeausWarka und Mugajjar, die schon zu Rawlinsons Beute zählen und zuerst von ihm (Rawl. I 119—122), sodann von Perrot-Chipiez (II, 710) be- sprochen worden sind. Es handelt sich hier um Steingeräte, Metallgeräte und Keramik; Messer, Aexte, Hämmer d. h. Aexte von eleganterer Form und mit verdicktem hinteren Bahnende —, Hacken, Nägel aus Stein fanden sich zusammen mit Geräten aus Kupfer, Bronze, Blei. Im einzelnen lässt sich vielleicht sagen, dass diejenigen von den Gräbern, die Rawlin- son bespricht und deren Beigaben im wesent- lichen neolithischer Art sind, so jedoch, dass in fast jedem bereits ein Stück Bronze oder Kupfer sich findet, einer älteren Periode zuge- hören, als jene andere Gruppe, in der sich

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Stein- und Metallgeräte, z. B. zwei Spangen, der Zahl nach nahezu die Wage halten.

Einer abermals etwas späteren Zeit mögen die im Tell Sifr in der Nähe von Senkereh (Larsa) gefundenen Kupfergeräte zuzusprechen sein, die auch lange als Bronzegegenstände an- gesehen wurden, jetzt aber von Hoernes als kupfern angegeben werden (Hoernes, Kultur II, 21f.).

Zur Zeit Gudeas ist dann bereits Bronze in verbreitetem Gebrauche. Steinverarbeitung ist in dieser Zeit gewiss schon verhältnismässig zurückgetreten, aber doch lange nicht ver- schwunden. Steinkeulen sind auch damals und in noch späteren Perioden sehr häufig; auch schöne, ja beschriftete Streitäxte waren in Gebrauch (Obermaier I, 6). Sogar lite- rarische Zengnisse für die Fortdauer der Stein— bearbeitung zu Messern und Waffen fehlen uns nicht. So erzählt die in der Tafel-Serie Lugal-e ud me-lam-bi nir-gäl erhaltene Festdichtung, die höchstwahrscheinlich zur Zeit des Gudea oder wenig später entstand, wiederholt von Be- arbeitung gewisser Steinarten zu Waffen. Da- bei werden die einzelnen Steinarten kurz be- schrieben; vom Feuerstein (surru) wird z. B. treffend gesagt, dass er aussen eine harte Kruste habe, im Bruch aber glänze und (bei Bearbei- tung) „mit Horn retouchiert“ werde (X, Rs. 5ff. i. Noch genauer unterrichtet uns über die termini der Feuersteinzubereitung das Vocabular CT II, 13, 17—19 (38130), in welchem doch wohl die Ausdrücke für das erste Zerschlagen des Feuersteinknollens (Salaku sa surrum), das feinere Spalten des Feuersteins (Salatu ša surrum) und „das Spalten des Feuersteins mittelst eines Hornes“ (Saldtu ša karni), d. i. das Retouchieren aufgezählt werden. Wir haben also hier eine literarische Kunde, die uns diejenige Behand- lung des Feuersteins auch für Babylonien be- stätigt, die man für Europa längst aus der Natur der Funde erschlossen hat. Es ist ein litera- risches Zeugnis über ein neolithisches Hand- werk aus der Zeit, da dieses noch im Schwunge war. Zäher noch als im Gebrauch des profanen Lebenshielten sich Steingeräte, besonders Messer, offenbar im Zusammenhang des Kultus. So wird von den Priestern der IStar berichtet, dass sie Dolch, Messer und Feuersteinmesser (gurtu) tragen (Harper BA 428 (435 = A B VI Ira- Mythus), und aus Ex. 4, 25 und Jos. 5, 2. 3. ergibt sich, dass man auch in Israel noch ver- haltuismassig spät Steinmesser zum Vollzug der beiligen Handlung der Beschneidung anwandte.

! Siehe m. Arbeit: Die sumerisch-assyrische Serie

Lugal-e ud me-lam-bi nir-gal. Altorientalische Texte und Untersuchungen I, 4.

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Ein Rückblick auf unsere Betrachtungen (Reisner, Hymn. Nr. 81, 4), aber auch: ki-

zeigt uns folgende Resultate:

Das reine Neolithikum, dessen Existenz ge- sichert ist, gehört auch in Babylonien noch ganz der Prähistorie an; aber schon auf die Frühzeit der langen äneolithischen Periode fällt der erste Dämmerschein des nahenden histori- schen Tageslichtes; denn schon in früh-äneoli- tischer Zeit erscheinen die ersten beschriebenen Denkmäler.

Je mehr Babylonien ins Licht der Geschichte tritt, desto mehr nimmt das Metall, erst Kupfer, dann Bronze, überhand, desto mehr tritt der Stein zurück. Gleichwohl ist aber seine Be- arbeitung zu Gudeas Zeit noch wohl bekannt und vermag er sich zumal in kultischem Zu- sammenhange noch lang im Gebrauch zu er- halten.

Soviel ist sicher, dass Babylonien hinsicht- lich der Verbindung von historischer Zeit und neolithischer Kulturart eine sehr beachtenswerte Sonderstellung im europäisch-vorderasiatischen Kulturkreise einnimmt.

Umma. Von Bruno Meissner.

Hrozný hat bekanntlich ZA. XX 421 ff.

gezeigt, dass die alte Stadt >] {> CE] nach CT XII, 28 Vs. 5b sumerisch wahrscheinlich: umma, weniger wahrscheinlich: alma zu lesen sei. Vor einiger Zeit sind mir zwei Vokabulare zu Gesicht gekommen, ein vierspaltiges und ein dreispaltiges, die sich als Duplikate von CT XII, 28 erweisen. Diese Texte werfen neues Licht auf die Lesung des Ideogramms, deshalb setze ich beide Stellen her. Die vierspaltige lautet:

E ET ye (E = II d. i. gi-i3-na-gar- dis-Se-ku? fi- is Die dreispaltige lautet: um- mi = | ye’ ( Danach können wir die fragliche Zeile fast vollkommen wiederherstellen:

um- mi = J = CE] = gi-ı5-na-gar-diS- Se-ku = i- is

Wir sehen also, dass die ideographisch ge-

schriebene Stadt ET tJ Ey sumerisch: un-

mi/a, semitisch: kis... ausgesprochen wurde.

Wenn man bedenkt, dass der Stadtname Af

g>] Ey : ki-e-3 (CT XVI, 36, 3), ki-e-si

Nicht ganz deutlich, aber vollkommen sicher

? In der Zeichenerklärung ist CE} übergegangen.

3 Teilweise weggebrochen. CT XII, 28, 5b: ma.

is-sa (Weissbach, ZDMG 1899, 666) aus- gesprochen wurde, liegt hier die Ergänzung: ki-is-[sa] sehr nahe. Demnach scheint es, als

ob der Verfasser unseres Vokabulars | <q]

( und Al tJ (E für identisch und beides für Ideogramme der Stadt Kés, Kes, Kissa gehalten habe. Das stimmt aber nicht zu unseren sonstigen Kenntnissen, da in den

alten Texten: GIS-UH und: UD-UH streng auseinandergehalten werden und auch die geo- graphische Liste IV R. 36, I, 11 f. beide Stadt- namen hintereinander erwähnt. Wie sind diese Widersprüche zu lösen?

Samas-ibni von Bit-Däkäri. Von Bruno Meissner.

Der kleine, ziemlich unmittelbar an das Stadtgebiet von Borsippa anstossende Aramäer- staat von Bit-Däküri! hat von jeher in feind- lichen Beziehungen zu den grossen Nachbar- städten Borsippa und Babylon gestanden. Be- sonders in Zeiten politischer Wirren veranstaltete er nicht nur Einfälle in die reiche Umgegend, sondern machte sich sogar unter Umständen zum Herrn des ganzen Bezirkes.

Die Aramäer, die nach der von King, Chron. II, 80 ff. publizierten Chronik während der Re- gierung des Königs Nabü-mukin-apli (996 960) lange Jahre jeden Verkehr zwischen Babylon und dem wohl von ihnen besetzten Borsippa hinderten, so dass nicht einmal das Neujahrs- fest in der vorgeschriebenen Weise gefeiert werden konnte?, werden den geographischen Verhältnissen entsprechend gewiss in der Haupt- sache Dakuräer gewesen sein.

Der kraftvolle Salmanassar besiegte auf seinem babylonischen Feldzuge den Dakuräer- fürsten Adin, eroberte seine beiden Städte Ba- käni und Enzudi ®, und stiftete Ordnung; aber ähnliche chaotische Zustände wie früher herrschten wieder zur Zeit des Königs Nabü- sum-iskun (762—747), der wie es scheint, sogar dakuräischer Abkunft war‘. Babylonier, Bor-

Dass dem so ist, zeigt nicht nur der Inhalt der im folgenden mitgeteilten Inschriften, sondern auch der archäologische Befund. Rw. IH, 105 stammt aus Birs (Winckler AOF. I, 258) und YBC, 2151 (Clay YOS. I 60) soll stammen von „Tel Kbaled a few miles to the southeast of Hilla, near the present course of the Eu- phrates“.

? Kol. III, 4 ff.

8 Salm. Bal. VI, 6 ff.

* Der betreffende Text, Rm. III, 105 ist publiziert von Strong JRAS. 1892, 305 ff. u. Winckler AOF. I, 254 ff. Ueber die Zeit der Abfassung der Inschrift, über die Winckler noch im unklaren war, vgl. Weidner, Stud. zur bab.-assyr. Chron. 103f. Die dakuräische Abkunft

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sippäer, Chaldäer, Aramäer und Dilbatäer lagen miteinander andauernd im Streite, und speziell in Borsippa veranstalteteein Würdenträger Nabû- Sum-iddin gegen den Bürgermeister Nabü-Sum- ibni, wohl einen geborenen Assyrer!, einen Putsch, der aber glücklich abgeschlagen warde.

Unter Nabonassar (747—734) fiel dann Bor- sippa direkt von Babylon ab, und bei der Schlacht, die der König ihm lieferte, werden ihm gewiss hauptsächlich Dakuräer gegenüber gestanden haben?.

Dem starken Tiglatpileser zahlte der Daku-

räerscheich Balasu ohne Murren Tribut?, aber &

als Sargon mit Merodachbaladan zu kämpfen hatte, nahmen die Dakuräer anfangs eine zweifel- hafte Haltung an‘, schlugen sich dann aber mit den anderen aramäischen Nomaden offen auf die Seite der Feinde Assurs 5. Die assurfreund-

lichen Bürger von Sippar, Nippur, Babylon |

und Borsippa wurden in der Festung Dür-Jakin eingekerkert und ihre Grundstücke von den Nomaden weggenommen. Erst nach der Besiegung Merodachbaladans und dem Falle von Dür-Jakin wurden die Leute befreit und erhielten ihre Güter zurück 6,

Nach der Zerstörung Babylons durch San- herib bekamen die Dakuräer wieder Oberwasser. Da erschien der Dakuräerkönig Samas-ibni mit seinen Horden auf dem Plan und „nabm den Babyloniern und Borsippäern ihre Felder mit Gewalt weg“ 7. Als Asarhaddon Babylon wieder aufbaute, musste er natürlich scharf gegen diesen Samas-ibni vorgehen: er „warf Bit-Däküri im Chaldäerlande, den Feind Babylons, nieder, nahm seinen König Samas-ibni, den verruchten Böse- wicht, der den Namen des Herrn der Herren (Marduk) nicht fürchtete, gefangen“ und „setzte Nabü-(u)Sallim, den Sohn des Balasu (jedenfalls einen Sprossen jenes Scheichs aus Tiglatpilesers Zeit), auf den Thron, um ihm untertänig zu sein“8. Die Ländereien erhielten ihre früheren Besitzer zurück. Nabü-uSallim erwies sich in der Folge wirklich als ein ziemlich treu er- gebener Diener seines Herrn. Wir besitzen mehrere Briefe von ihm, in denen er sogar so assyrienfreundlich ist, dass er in der Gruss-

des Königs, von dessen palü gesprochen wird, scheiut I, 16b zu beweisen.

Das bedeutet wohl: mdr (m) Assur (I, 22b).

2? Bab. Chron. I. 6 fl.

3 Thont. 26.

* Darüber berichtet der Brief Harper, Lettr. Nr.540.

e Khors. 122 ff.

Khors. 134 ff.

7 Asarh. II, 46 f.

e Asarh. II, 42 ff.

» Harper, Lettr. Nr. 258; 750, der aber schlecht erhalten ist.

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formel den Gott Assur vor Šamaš und Marduk stellt. In dem einen!, der wohl bald nach Samas-ibnis Gefangennahme geschrieben ist, berichtet er an seinen Herrn, dass ,zur Zeit des Samas-ibni, ihres Königs (?), mehrere Fa- milien geflohen sind und sich in Bit-Amükäni niedergelassen haben mögen (?)*?. Auch in einem andern Falle benimmt er sich wenigstens korrekt. Ninurta-[ab-iddin(?)], Asarhaddons Gesandter(?), schreibt an den König, er babe zwei Beamte des Nabü-uSallim von Bit-Däküri mit viel Geld getroffen, wofür sie Pferde er- werben wollten. Auf den Auftrag des Königs, amas-uSallim solle ihm (dem Gesandten) die Werkmeister, Offiziere und Soldaten des Šamaš- ibni, die geflohen waren, sich jetzt aber beim neuen Herrscher befanden, ausliefern, geht der Dakuräer aber nicht ein; er mochte wissen; dass diese Leute in Assyrien kein guter Empfang erwartete. Er gebrauchte darum die Ausrede, ohne einen gesiegelten Befehl des Königs, den der Gesandte augenscheinlich nicht bei sich hatte, und ohne die Anwesenheit eines königlichen Trabanten werde er die Leute nicht ausliefern s. So wahrte er wenigstens die äussere Form. Ein anderer Brief, in dem Nabü-uSallim mdr (m) Dakuru d. i. der Bit-Dakuräer erwähnt wird‘, ist leider zu sehr zerstört, um etwas daraus entnehmen zu können».

Dafür dass Asarhaddon die annektierten Ländereien wirklich den alten Besitzern heraus- gab, dafür haben wir noch einen direkten Beweis in einem Grenzstein aus der Zeit Samas-Sum- ukins® Wir erfahren daraus, dass Asarhaddon

ma. a. O. Nr. 208. Sprache wie Schrift sind un- beholfen. Ich glaube, dass Z. 8: (< d. i. šarri für <<<,

Z. 12: a für J, Z. 13: rib für Xy}, Re. Z. 4: pur für Ef, Z. 5: šum für = zu lesen ist.

? a a. O. Z. 7 fr.: ina ü-mu-MES ša (m. il) Šamaš- ib ni sarri(?)-su-nu (am.)kin-na-a-ta ki-i ih-li-ku-’ ina Bit- A-muk-kan-na li- ta- ab-

3 Harper, Lettr. Nr. 336, 3 ff: (m)Ahe-sa-a .... bit ü (m. tl) Bel. id. (am.) mu- tir te- e- mu sa (m il) Nabu - u- Sal- lim 81 (Gl) Bit-(m) Da- xu- ru kaspu ma- du ina kati-su-nu na- u · i · ni i- da- bu · bu um · ma ni-il-lak(?) sisé ni-mah-ha-ra Sarru be- li lu-u i- di a- na eli (am.) um- ma · nu (am.)sak& ü (am. ) gabẽ hal. xu- i- iu ša (m. il) Šamaš- ib-ni ša ina pa-an (m. il) Nabu-u-sal-lim sa Sarru be-li is pu- ra ki-i ak-ba-as-su ul i- man- gur - ma ul i- nam . di-na um- ma ša la un- xu Sarri ü ša la (am.) mutir pu- te ul a · nam- dax - xa.

Harper, Lettr. Nr. 1363, 11.

Unsicher ist, ob der in den Anfragen an Ian Sonnengott erwähnte Nabii-ugallim (Knudtzon, Geb. Nr. 46; 48; 72; 118; Klauber, Pol.-rel. Texte Nr. 26; 29) dieselbe Persönlichkeit ist wie unser Nabũ-usallim, trotzdem auch ein Balasu daneben erwähnt wird.

Winckler AOF. I, 497 ff. = CT. X, ö f. = King, Bound. St. Nr. X.

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dem MuSézib-Marduk seine Felder in Bit-Ha’rahu und Bit-Nürea, die er in den Wirren verloren hatte, zurückerstattete, leider aber vergessen batte ihm sein königliches Siegel gegen Wider- klage zu geben. Daher müssen wohl gegen seinen Sohn Adad-ibni Ansprüche an die Län- dereien von anderer Seite erhoben worden sein. König Sama$-Ssum-ukin, zu dem der Besitzer seine Zuflucht nahm, befragte nun seinen Va- sallen Nabü-usallim von Bit-Däküri, wie es sich mit den Besitztiteln verhielte, und als dessen Antwort günstig ausfiel, erhielt Adad-ibni im 9, Jahre des Samas-Sum-ukin das gewünschte königliche Siegel. Bis dahin mindestens muss also Nabü-uSallim auch sein Ländchen regiert haben.

Sein Vorgänger Samas-ibni war inzwischen in die Gefangenschaft nach Assyrien abgeführt worden und vermutlich längst gestorben. Aber er sollte nicht einmal im Grabe Ruhe finden. Babylon hatte sich nach Kandalanus Tode i. J. 626 unter Nabopolassar selbständig gemacht, und ASsur-etil-lläni war in grossen Nöten. Da erinnerte er sich wieder der historischen Feind- schaft von Bit-Däküri gegen Babylon und Bor- sippa und suchte vermutlich diesen Stamm gegen den neuen Machthaber aufzureizen. Um die Dakuräer für sich und seine Politik einzunehmen und ihren alten Selbständigkeitsgelüsten zu schmeicheln, kam er auf die sonderbare Idee, ihnen die Leiche ihres alten Königs Sama$-ibni zurückzuschicken und sie in der Heimat prunk- voll beerdigen zu lassen. Die Inschrift seines Mausoleums ist uns noch erhalten und lautet!: „Grabmal des Samas-ibni, des Dakuräers, den Assur-etil-ilani, der König von Assyrien, be- gnadigt, aus [Assyrlien? nach Bit-Däkür, seinem Lande, gebracht und in einem Grabmal in der Festung (?) ohne Widerrede hat beerdigen lassen“ usw. Diese Idee erscheint uns reichlich absurd, aber der geängstigte König suchte sich auf alle möglichste Weise zu helfen und verfiel auf die sonderbarsten Mittel. So schenkte er ja auch sehr vielen seiner Offiziere „Felder, Gärten und Leute“ in grossen Massen zu steuer- freiem Besitz, um sie an seine Person zu fesseln 3. Aber auch dadurch brachte er nur die Staats- einnahmen herunter und rettete sich doch nicht vor dem Verderben.

Clay YOS I Nr. 43. Ich verdanke die Benutzung ds Buches der Güte Ungnads.

? Ich glaube, dass so anstatt Clays: /sad]-e ergänzt werden muss. Man vergleiche z. B. die Schreibung: (mat) Assur in 2. 1.

® Johns, Deeds Nr. 649 ff.

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Zur fünften Tafel der Serie HAR.RA.' Von A. Ungnad.

Der von Meissner? zusammengestellte Text der b. Tafel der Serie HAR.RA = hubullu wird durch das Frgm. 79, 7—8, 1703 um mehrere Zeilen ergänzt, was bisher übersehen worden ist. 79, 7—8, 170, Z. 10 eutspricht I 52 des Meissnerschen Textest, Die Ideo- gramme sind leider fast völlig zerstört. Das Fragment zeigt, dass in Z. 11 = SU-lum und

Z. 12 = SU-bu sumerische oder pseudosume- rische Lehnwörter vorliegen. Hierzu passt das phonetische I.. .]-bil-lum (Meissner I 53) gut, während Meissners Ergänzung /[kaJ-ar-du-pu (154) zu SU-bu nicht recht passt. Da in Kol. II 40 bei Behandlung des Lastwagens vor manzazu und sikkat manzagi das Lehnwort giri- gubu steht, wird auch 154 [GIS.GIR.GUB = g]e-ri-yub-bu zu lesen sein.

Z. 13 von 79, 7—8, 170 sind die Spuren als man-za-zu zu fassen. Ob in Z. 7 za-ru-[u] zu lesen ist und in Z. 8 man-ga-zu im Sinne von manzaz zaré® steht? Dann wäre zarü neben harů ein Teil des Wagens’. In Z. 5 unseres Fragments ergänze man kar-[nu]®.

Der Deltafürst So’ in Hosea V, 11. Von Paul Humbert.

Die Uebersetzung der letzten Worte von Hosea V, 11 ist bekanntlich ziemlich schwierig. Was bedeutet u G20 Dein 2? Gewöhn- lich nimmt man 1% als = MY, aber der Ge- danke bleibt dann sehr unbestimmt und der Vorwurf sehr unklar. Duhm korrigiert W in MYL, was einen guten Sinn verschafft; nur müsste man in diesem Falle annehmen, dass Israels Verbündete proleptisch „Feind“ genannt wären.

Die LXX las wohl NW statt W: ote JO

NOQEVETS QL OiCW Twv pataiwv, und desgleichen

1 Vgl. auch OLZ 1917, Sp. 73.

? Assyriologische Forschungen I, S. 18 ff.

® Meissner, Supplement, S. 26 (hinten).

4 Also 1 51 /as-kup)-pu; I 52 /sa]-as-su; letzteres Wort wohl V R 65. 33b, wo Bunene als a-Si-bi sa-as-si (Var. Sa-as-su) beze'chnet wird: es ist also der Sitz des Wagenlenkers. Langdons Uebersetzung (VAB 4, 260) „der da thront in der Sonne“ befriedigt nicht. Die Pflanze (sam) sa-as-su Boissier, Choix II 60: 3 hat ihren Namen wohl von der Aehnlichkeit mit einem Wagen- sassu.

® Man beachte das erhaltene GIGIR in Z. 4. 5.

Meissner I 50 vielleicht II za-rij-e zu ergänzen.

7 Das wäre bedeutsam für die ZA XXXI 261 be- rührten Fragen. Wie mir Weidner mitteilt, steht in dem su. a. O. angeführten nnpublizierten Text za-ri-i.

e Vgl. besonders die „Hörner“ aus elmesu am Wagen der IStar: Gilg. VI 11.

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die Peschitto: Hay» jlo Shai top Id. wahrscheinlich der Targum: yon) I pw pen ana (Ausg. P. de Lagarde). Die Konsonanten des letzten Wortes stimmen also nicht tiberein im MT und in den Versionen.

Peisers treffliche Vermutung, dass wir hier ein Fremdwort haben, scheint also durch dies Schwanken der Ueberlieferung wohl begriindet. (Peiser: Hosea, Leipzig 1914, S. 20. 21). Nur möchte ich, anstatt seiner assyrischen, eine ägyptische Herleitung vorschlagen.

Qa. Hölscher: Die Profeten. Leipzig 1914.

S. 213 und n. 3).

Das Vorhandensein des Fürsten So’ in Hosea V, 11 würde allerdings Stützen im Kontexte selber finden: spricht nicht der Prophet in der- selben Rede von Verbindungen seitens Israel mit den Assyrern und mit dem rätselhaften 3} m (vgl. v. 13 und X, 6)?

Nach meiner Vermutung hätten wir also in Hosea V, 8—14 denselben Tatbestand wie VII, 11 und XII, 2: die Gegenüberstellung der beiden Pole der auswärtigen Politik des Nord-

Aus 2. K. 17, 4 vernehmen wir, dass der reiches: Assur und Aegypten und die Oppo- letzte israélitische König, Hosea, sich unter sition der beiden Parteien die damals um die

Salmanassar IV. (zwischen 727 und 724) in verräterische Verhandlungen mit einem ägyp- tischen Fürsten namens So’ verleiten liess. (NO; nach Ginsburg: "P NID "ND N IN). Dieser Name wird in den meisten Handschriften der LXX durch Swe wiedergegeben (im Vati- canus: Inywg; bei Lucian: Adochedex tov Ai- Fiona tov xaroıxouvre èv Aixunto, vgl. La- garde z St.) und ist wohl durch „Sewe“ (NIE) umzuschreiben. Derselbe Name findet sich

auch in Sargons Annalen zum Jahre 720 in der Form Sibu. Nach Alts Urteil wird die

Oberhand in Samarien rangen.

Zum Jahresrätsel der Achigargeschichte. Von Ferdinand Bork.

In dem Büchlein B. Meissners über den weisen Achigar (Der Alte Orient 16, 2, Leipzig, J. C. Hinrichs, 1917) findet sich ein Rätsel, dessen arabische Fassung folgender-

massen lautet: „Was bedeutet ein Palast, den ein Baumeister aus 8736 Steinen erbaut hat und die er durch 365 Ziegel verband; darin sind zwölf Biiume gepflanzt, jeder Baum hat dreissig Aeste und jeder Ast zwei

Gleichsetzung der beiden durch die Gleichheit | Trauben, eiue weisse und eine schwarze?“ (a, a. O.

der Rolle in der die so Benannten auftreten (im AT als Verbündeter des aufständischen Hosea; bei Sargon als Bundesgenosse des re-

S. 11). Die Lösung soll sein dasJahr. Wie kommt diese aber zustande? Anscheinend sind zwei

bellischen Hanun.von Gaza) ausser Zweifel verschiedene Fassungen notdürftig durch die gestellt (vgl. Alt: Israel und Aegypten, 365 Ziegel miteinander „verbunden“ worden.

Leipzig 1909, 8. 57; vgl. Breasted: Ge-| ner Deutsch v. Ranke. zerlegt es in 12 Monate zu 30 Tagen mit je

schichte Aegyptens. 2. Aufl., Berlin 1911, S. 402. 403).

Die eine, die das Jahr als @arten schildert,

zwei Tageshälften, d. h. sie kennt ein Jahr von

Wäre es vielleicht erlaubt w des MT’s und 360; nicht 365, Tagen.

Nw der LXX als eine Entstellung oder, besser gesagt, als eine phonetische Wiedergabe des fremden Namens jenes ägyptischen Fürsten anzunehmen? Die Schuld der Verschiedenheit des anlautenden Sibilanten würde an der pho- netisch-ungefähren Wiedergabe ins Hebräische liegen (NID, NW, W).

Erhebt man dagegen den Einwand, dass die Wirksamkeit des Propheten Hosea zu dieser Zeit schon aufgehört habe, was man gewöhnlich aus dem Fehlen jeder Anspielung in seinem Buche auf den syrisch-ephraimitischen Krieg (735) schliesst, so mag man mit manchen For- schern antworten, dass der Schluss ein gewagter ist, erstens wegen der kleinen Zahl der uns erhaltenen Reden des Hosea, und zweitens weil bei Jesaja selbst ein so wichtiges und gleich- zeitiges Ereignis wie Samarias Untergang nirgends erwähnt wird (vgl. Alt: op. eit. S. 53 n. 1; Procksch: Die kleinen prophetischen

Die 365 Ziegel erweisen sich schon durch die sonderbare Begründung, dass sie zum Ver- binden der 8736 Steine dienen sollen, als nicht ursprünglich. Sie mögen der Rest einer Fassung sein, die das Jahr als ein aus 365 Ziegeln er- bautes Haus schildern will.

Eine dritte Fassung, die das Jahr als Ar- chitekturstück beschreibt, bietet der syrische Text: „Es gibt eine Säule (2), darüber sind zwölf Zedern, an jeder Zeder befinden sich 30 Räder(?) und an jedem Rade zwei Stricke(?), ein weisser und ein schwarzer“ (a. a. O. S. 15). Es handelt sich wohl um einen altiranischen Palast, dessen Säulen aus Stein sind, während Architrave und Dach aus Holz bestehen. Die Räder und Stricke sind in Wahrbeit die Rosetten und Fransen, die sich an und unter den Balken befinden. Ich verweise auf Dieulafoy, L’art antique de la Perse Bd. III, Abb. 115 S. 86, wo ein alt- persischer Baldachin abgebildet ist. Von dieser Darstellung bietet die beigegebene Abbildung

Schriften vor dem Exil. Calw. 1910, S. 20; leine Einzelheit.

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Einzelheit eines altpersischen Baldachins: Balken, Rosetten und Fransenwerk.

Die vierte Fassung endlich beschreibt einen Palast, der aus 8736 Steinen erbaut sein soll. Will man diese Zahl verstehen, so muss man einen ähnlichen inneren Aufbau des Rätsels voraussetzen wie bei Fassung eins und drei. In der Tat ist 8736 ein Produkt, dass sich in die Faktoren 12 x 52 x 7 x2 zerlegen lässt, näm- lich: 12 Jahre des Zyklus, 52 Jahrwochen, 7 Wochentage und 2 Tageshälften.

Da die durch die Fassungen eins und drei gebotenen Tageshälften sicher sind, so versuche ich den Faktor 12 auf den Zyklus zu deuten, da die nochmalige Teilung des Tages in Doppel- stunden ausgeschlossen erscheint. Ebenso aus- geschlossen ist die Teilung des Jahres in 12 Monate, da ja die 52 Jahrwochen vorliegen.

Die Lösung der vierten Fassung ist also nicht das Jahr, sondern der Jahreszyklus von 12 Jahren, der gemeinhin als der ost- asiatische bezeichnet wird, der aber nach den Forschungen Chavannes’ tatsächlich erst von den Turkvölkern in Tschina eingeführt wurde, die ihn ihrerseits von Iran übernommen baben dürften.

Iranisches bei Berossos. Von Wolfgang Schultz.

Nicht alles, was man als Pariser Mode oder echt englischen Stoff einkaufte, ja das Wenigste davon, stammte aus Frankreich oder Albion, und die echt „chaldäischen* Ueberlieferungen des Berossos tragen wohl auch zu einem wesent- lichen Teile falsche Signatur. Den Zeus nannte er Belos, den Herakles Sandes, die Aphrodite Anaitis usw. meint Agathias (de reb. Justin. II 62 P = FHG II 498, 2). Und das wird sein Richtiges haben; manche Uebertragung von Namen und Mythen mag übrigens schon in seinen Quellen ihm vorgelegen haben.

Unverkennbar iranisches Gut hat die be- rosianische Sibylle, der die berühmte Drei- heit Zerovanus, Titan, Iapetosthes (l. Iapetos; das Wort ist aus einem Janetog und einer v. lansdns oder layns zusammen geschweisst) zugehört. Zerovanus = Zrwan ist völlig klar. Titan ist die phrygische Form zu gr. Terror, aw. Frowona, ai. Trattana (G. Hüsing, Iran. Ueber]. S. 612). Den Japetos oder Tapet kennen

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wir ausser als den Vater des Prometheus auch als den dritten Sohn des biblischen Fluthelden. Eine abweichende Stelle des Alexander Poly- histor (ebd. 502, 10) berichtet, dass nach der berosianischen Sibylle gleich auf die Flut Ti- tanus und Prometheus folgten, die mit Saturnus (= Zerovanus) Krieg führten (vgl. Abydenus FHG IV 282, 6). Dass hier bloss der Tape- tionides an die Stelle des Japetos gesetzt ist, scheint mir unzweifelhaft. Aber ist diese Brüder-Dreiheit wirklich erst ein spätes Durch- einander von Iranischem (Zrwan), Phrygischem (Titan) und entweder Hellenischem (lapetos) oder Pelastischem (Iapet), etwa gar aus der Tora geschöpftem? Insbesondere den Einfluss der biblischen Ueberlieferung scheint denn doch die Fortsetzung der Geschichte von diesen drei Brüdern auszuschliessen. Ihre Schwester Ast- likia stiftet zwischen ihnen Frieden. Die beiden Jüngeren treten nach erfolglosem Kampfe zwar die Herrschaft an Zerovanus ab, verbünden sich aber, seine Nachkommenschaft zu töten und lassen von erlesenen Titanen, d. h. Söhnen des Trita, die Geburt der Frauen des Zerovanus überwachen. Wieder ist es Astlikia, die, nachdem schon zwei Kinder getötet sind, „einige“ Titanen dazu bewegt, die übrigen Kinder es wäre mit einem, dem dritten, genug auf den Olympos zu retten. Nun ist Astlik gut armenisch und, wenn mit Titanen verbunden, entweder selber phrygisch oder für eine ent- sprechende phrygische Gestalt eingesetzt. Also müssen wir fragen, wo sonst noch Titanen ein

|Kind töten, während ein weibliches Wesen um

seine Rettung bemüht ist. Die Lage ist ja recht eigenartig: sonst verfolgt der Tyrann die Kinder seines bereits beseitigten Nebenbuhlers (Reichs- gründer-Sage, Kuros-Sage); hier verfolgen die Nebenbuhler die Kinder des noch nicht be- seitigten Tyrannen. Ist dieser etwa nicht zu Hause, wie wir es von Chronos und den ihm entsprechenden Gestalten aus den Märchen so reichlich gewohnt sind? So dürftig die Argaben des Moses von Chorene sind, es scheint doch, dass sie zur or- pbischen Ueberlieferung von Dionysos recht gut passen, die auch gleich noch angibt, wer dem Kinde (es ist hier nur von einem, dem letzten, die Rede) eigentlich nachstellte. Wir folgen der Erzählung des Firmicus Maternus (de errore prof. relig. VI = Abel, Orphica p. 232 f., fr. 200), berücksichtigen aber auch die

l.|anderen, zugehörigen Bruchstücke aus Proklos,

Klemens, Nikolaos (Abel, ebd. fr. 190—192, 195—200, 202—205, 207, 278). Der kretische König Zeus (Minos?) bat von- einer unrecht- mässigen Mutter einen Sohn namens Dionysos, den er sorgsamer pflegt, als es sich schickt.

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Hera, seine rechtmässige Gattin, stellt dem Kinde nach. Als der Vater, da er die heim- liche Erbitterung seiner Gemahlin kannte, nur sehr ungern verreiste, übergab er dem Knaben Thron und Scepter und bestellte die Koureten unter der Führung der Athena, der Schwester des Dionysos, zu seinen Wächtern. Doch gelingt es der Hera mit den Titanen (indem sie die Koureten besticht?) durch Spielzeug und einen künstlich ersonnenen Spiegel den Knaben vom Throne weg und in den Hinterhalt zu locken, wo ihn die Titanen ergreifen, schlachten, in 7 (also 9!) Teile zerstücken, in einem Dreifuss- becken kochen und verzehren. Athena kann aber noch im letzten Augenblicke das ungeteilte Herz retten. Angelockt vom Dufte des ge- bratenen Fleisches kommt Zeus herzu, erfährt von Athena den Hergang, bestraft die Titanen (und Hera?), formt einen Dionysos aus Lehm, setzt ihm das Herz in die Brust und errichtet über diesem Bildwerke ein Grabmal, zu dessen Wächter er den Seilenos bestellt dem es nun, ähnlich wie dem von Minos zu gleichem Zwecke bestellten Polyidos, gelingen sollte, den Dionysos (= Glaukos) wieder zu beleben. Eine andere Fassung lässt den Apollon entgegen dem Auftrage des Zeus die Glieder des Dionysos auf den Parnassos bestatten (— wurde durch diese Bestattung die Sterblichkeit der Menschen entschieden? vgl. Mitra Sp. 37 und 136).

Das deutsche Märchen vom Machandelboom (KHM Nr. 47) hat mit all dem auffallende Be- rührungen; leider weiss ich keine räumlichen und zeitlichen Bindeglieder. Die Titanen fehlen, Zeus nimmt unwissentlich am Mahle teil (vgl. dass er bei Klemens Alex. Cohort. p. 5; Abel, ebd. p. 252 fr. 200 „angelockt von dem Dufte des Fleisches* herzu kömmt). Nicht die Titanen werden bestraft, sondern Hera, nicht von Zeus sondern vom Vogel, nicht mit dem Blitze sondern mit dem Mühlsteine. Statt des Herzens bewahrt Athena-Marlenichen die Knochen und fügt sie auch selber zusammen (statt Apollon bei Proklos in Plat, Tim. III 200, Abel ebd. p. 234 fr. 202—204, oder statt Zeus bei Fir- micus a. a. O.). Der Truhe, in der der Knabe nach Aepfeln langt, entsprechen „Zapfen, Kreisel und Gliederpuppen und schöne, goldene Aepfel der hellstimmigen Hesperiden“ (Klemens Alex. Cohort p. 5; Abel, ebd. p. 230 fr. 196)

Die armenische (phrygische) Sage von Zrwan wird jetzt verständlicher. Die Brüder von Zrwan-Dionysos sind selber die Titanen, d. h. die Söhne des (Zeus)-Tritos. Sie wollen ihren jungen Stiefbruder der Herrschaft berauben, zugleich aber auch ihren Vater der Nach- kommenschaft. Die Rettung auf den Olympos wird hier von der Beisetzung auf den Olympos abgelöst, und Astlik ist Tritonis-Athana, die Schwester der Tritonen-Titanen. Beachtung verdient in solchem Zusammenhange die Stelle des Proklos (ebd. fr. 206), dass dem Menschen titanische Kräfte inne wohnen, damit er sterblich sei und dem Schicksal unterliege, dionysische aber wegen der Wiedergeburt. Das hat nur Sinn, wenn eben von den Titanen, die Stücke des Dionysos sich einverleibt haben, und die Zeus gelegentlich der Bestrafung in entlegene Länder an die Grenzen von Mitgard-Hwa- nirabom „verbannt“, die Geschlechter der Menschen herstammen sollten, wenn also eine Liste der Titanen zugleich eine Völkerliste war. Eine solche sind aber auch die Namen der Söhne des Noah, die ihren Vater, während er im Rausche liegt, verschneiden, d. h. der Nachkommenschaft berauben, wie Zeus den Kronos, als er unter den Wipfeln der Eichen vom Mete berauscht eingeschlafen ist. Auch hier besitzen wir zur biblischen Ueberlieferung in der orphischen, die ihrerseits wohl wieder phrygisch ist (Kronos = Zrwan), eine besser erhaltene Parallele.

Am nächsten liegt jetzt der Vergleich mit den Völkern, die in den Namen der Söhne des Froitöna dargestellt sind: Salm (Sar- matier), Tur (Turanier), Iraj (Iranier). Die beiden älteren Brüder. stammen von anderer (déwischer?) Mutter und beschweren sich beim Vater über die Verteilung der Herrschaft, bei der sie den jüngeren Bruder bevorzugt glauben. Er begibt sich, um sie zu versühnen, zu ihnen, und sie töten ihn. Von einem richtigen Zer- stücken ist freilich nicht die Rede; allein sein Haupt senden sie dem Vater (die überbringende Schwester fehlt). Später ersteht dem Iraj ein Rächer, da eine seiner Frauen (vom Haupte befruchtet?) eine Tochter gebiert, von welcher nach neun Müttern (im 9. Geschlechte) Ma- noscipra abstammt. Er residiert in Babel, und die an ihm haftende Sage ist also man sieht und insbesondere der Spiegel, in den er schaut es jetzt deutlich „babylonisch“. Es lebe (vgl. Narkissos), wodurch er sich in die ganze | Berossos samt allen seinen Sibyllen! gegliederte Welt verliert (Proklos in Plat. Tim. Auch sonst ist an arischen Dreivölker-Tafeln III 163 F; Abel, ebd. p. 230 fr. 195). Glaukos, kein Mangel. Wir erinnern bloss an die drei der Sohn des Minos, läuft nicht einer Puppe, Söhne des Röstahm mit Tahmina (Keltine), der sondern einer Fliege oder Biene nach und| Tochter des Geryones-Täriün, von denen sich versinkt auch nicht in einen Spiegel, sondern die drei Stämme oder Stände der Saken her- in ein Honigfass. leiten, eine Erzählung, die mit der Geschichte

ä —— —— .— —— —ͤ —— 1 ... —ö

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von den Söhnen des Froitöna auch noch durch den Kampf des Vaters mit den Söhnen (dem Sohne; vgl. Hildebrand und Hadubrand) ver- knüpft ist. Und da lohnt noch ein rascher Blick auf Adams Söhne: Qajin ist Ackerbauer, aber ursprünglicher offenbar der Vertreter eines missachteten Schmiedevolkes (Tubal, der Schmied, weist auf die Tabaren), Habel ist Schaf hirte, aber ursprünglich doch wohl der Ackerbauer (vgl. Jubal, seinen zu Tubal reimenden Namen); Set endlich ist Priester, Schriftgelehrter, Weiser. Spätere Sage spinnt dann den Gedanken „von den ungleichen Kindern Evas“ als Stammvätern der Stände noch weiter aus in Manchem der Rigsbula vergleichbar. Aber er fand auch noch auf die Söhne des Set Anwendung. Er allein ist im Gegensatze zu Iubal (Habel) und Tubal (Qajin), die Hawä unter dem Einflusse des Bösen empfangen hat, ein Sohn, der dem Adam gleicht (Gen. IV 1 u. V 3). Er hat wieder sieben Söhne, die ‘4Adoyeretg (Epiphan. h. 40, 7), die sieben doro der Poimandres- Gnosis (Reitzenstein S. 332), mit denen wir die sieben Titanen-Paare der Orphiker und die Verbannung der Titanen an die Grenzen der Erde unmittelbar vergleichen können. Sie ent- sprechen den sieben KarSawaren der späteren iranischen Ueberlieferung und bevölkern die- selben. Nun sind aber neun Karsaware allein das Alte und Richtige, und ihre neun Heilande werden uns auch noch mit Namen genannt, (Mitra Sp. 256). Davon entfällt einer auf Hwanirabom in der Mitte, und acht gehören an die Ränder, wie auch Mibra als mittelster Weltwächter acht Helfer hat (Jast 10, 45). Wir haben dabei an die Wassermenschen (1), Erdmenschen (2), Brustohren (3), Brustäugler (4), Einfüssler (5), Flügelmenschen (6), ge— schwänzten (7) und behaarten (8) Waldmenschen

des Bundahisn (Spiegel, EA 1 513) zu denken,

welche die Rapdwelten besiedelt haben müssen und zu denen auch in der Tat der die äussersten Gegenden durchwandernde Held kémmt (Mitra Sp. 84). Ueber den Ursprung dieser Wesen unterrichtet uns Bundahisn XXIII, wo Affen (= 7) und Bären (= 8) davon hergeleitet werden, dass Jama und Jami von einander getrennt Kinder zeugten, u. z. mit den Déwas. Dasselbe be- richtet bekanntlich auch die spätere jüdische Ueberlieferung von Adam und Hawä. Für Set lernen wir, dass er in jenen Quellen, die ihn zum Vater der AAJoyersis machen, der “dios, d. h. der in seinem Glanze bereits verdunkelte, in die Wildnis verstossene Jama hséta ist, ein Beiname, an den Set doch gar zu auffallend anklingt, als dass solcher Anklang nicht seine Wirkung auch dann hätte zeitigen müssen, wenn der biblische Sct und ee ursprünglich

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nichts mit einander zu tun gehabt hätten. Die wunderbare Brut des Set und seiner Schwester Azura (vgl. Cumont TM I 132, 7; Joh. Antioch. FHG IV 540), des Jama und der Jami, des Adam und der Adama (Hawa) hat auch in Indien ihre Entsprechung. Atman ist ursprüng- lich wie Mrtija und Mrtijana und alle diese ersten Paare Zwitter, spaltet sich aber alsbald und verfolgt nun seine andere Hälfte, die sich vor ihm als Kuh, Pferd, Esel, Ziege, Schaf bis hinab zur Ameise verbirgt. Er begattet sie in allen diesen Gestalten, und so entstehen die Tiere (Brhadäranjaka-Upanisad I 4, 3-4; vgl. Mitra Sp. 110 f.). Dieser Auf- fassung des Vorganges als eines schöpferischen steht die mazdaistische ziemlich schroff gegen- über. Für sie sind die im Ehebruche gezeugten Mischwesen mit dem Bösen Ungeziefer (hrafstra); wie die Regel am treulosen Weibe eine Folge ihres Verkehres mit dem Bösen ist und die Unreinheit hinweg nimmt, so muss die verun- reinigte Adama-Aramatis durch die Flut ge- reinigt werden, welche die Unreinheit der hrafstras hinweg spült. Der Bundahisn III schildert anschaulich, wie die hrafstras die ganze Welt so bedeckten, dass nicht einmal der Raum einer Nadelspitze von ihnen frei blieb und der reclitschaffene Mann und das einzig geschaffene Rind ıhnen erlagen. Nach VII (wobei wir Jast 19 ergänzend berücksichtigen) bewirkt dann Tistrija durch Besiegung des Apawarta in drei- nächtigem Kampfe das Ueberströmen des Woru- kaSa-Sees und damit einen neun Nächte währenden Regen mit Tropfen stierkopfgross, menschenkopfgross, faustgross, handgross, gross und klein, eine Flut, welche aile hratstras tötet und das Gift ihrer Fäulnis ins Meer schwemmt, das davon salzig ist. Jetzt erst ist die Erde

|wieder gereinigt und es kann aus Gajomartans

Samen der Baum spriessen, dem das zweite, nachsintflutliche Menschenpaar, eine deutliche Wiederholung des ersten, entspringt.

Es ist nun eine bemerkenswerte Erscheinung, dass wir die ausführlichste Schilderung des Aussehens der vorsinflutlichen, missratenen Schöpfungen des Apromanjus mit dem Weibe in der „babylonischen“ Schöpfungsgeschichte des Berossos (und nicht mehr bloss bei seiner Sibylle), sowie bei Empedokles finden.

Berossos berichtet (FHG 11 497, 4): Es gab eine Zeit, da alles Dunkel und Wasser war, worin wunderbare Wesen, jedes von besonderer Gestalt, lebendig wurden. Es enstanden nämlich Menschen mit zwei Flügeln, etliche auch mit vier Flügeln und zwei Gesichtern, ferner solche, die zwar einen Körper aber zwei Köpfe hatten, einen männlichen und einen weiblichen, und doppelte Geschlechtsteile, männlich und weib-

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lich, sodann andere Menschen mit Ziegenbeinen und Hörnern, mit Pferdefüssen, ja solche, deren Hinterteile zwar Pferde, die aber vorne Menschen waren, also an Gestalt Pferdekentauren. Es wurden auch lebendig Menschen mit Stierköpfen, Hunde mit vier Körpern, deren Hinterteile in Fische ausliefen, Pferde mit Hundeköpfen, Menschen und andere Wesen, die Pferdeköpfe und Pferdeleiber hatten, aber Fischschwänze, und andere Wesen mit den verschiedensten Tiergestalten, ausserdem Fische, Kriechtiere, Schlangen und anderes Getier in Menge, alle wunderbar durch einander gewürfeltes Aussehen (und ihre Bilder befinden sich im Tempel des Belos). Ueber sie alle herrschte ein Weib

namens Omoröka, was Chaldäisch @adar3, in

hellenischer Uebersetzung Meer (Sataooa) und seinem Zahlenwerte nach gleich Selene ist. Da kam Belos, spaltete dieses Weib mitten entzwei, machte die eine Hälfte zur Erde, die andere zum Himmel und beseitigte das Getier auf ihr (das soll allegorische Naturdeutung sein). Denn als alles noch nass und bloss das Getier ent- standen war, hieb dieser Gott sein eigenes Haupt ab, und die anderen Götter mengten das hervor strömende Blut mit der Erde und bildeten die Menschen, die daher Verstand und Anteil am göttlichen Denken haben. Nach einer anderen Fassung hieb Belos das Dunkel mitten entzwei, trennte dadurch Erde und Himmel von einander und richtete die Weltordnung ein. Das Getier konnte die Kraft des Lichtes nicht aushalten und verendete. Da Belos das Land

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däische“ Name nicht Omorka sein sondern Oxa’, so dass auch nur dieses keilschriftlich zu suchen wäre. Viel wert ist aber der Name in der Schreibung, wie er heute vorliegt, nicht; denn das Schriftbild wurde offenbar von Oea- Aaooe beeinflusst. Das Gaur in OLZ 1909 Sp. 292 ist R. Eislers Erfindung und beruht, wie alles übrige in diesem Aufsatze „Zur Text- gestaltung des vierten Berossosfragmentes“ auf der falschen Voraussetzung, dass es mit dem einen Isopsephon noch nicht genug sei. Da die Tiämat doch schliesslich, wie längst erkannt, hier gemeint sein muss, wird man wohl am besten annehmen, dass irgendein Umschreibungs-

versuch gerade dieses Namens (etwa 0.

zugrunde liegt, auf dessen Aussprache man eher umgekehrt Schlüsse aus der Schreibung machen könnte, wenn sie besser erhalten wäre. Es handelt sich also zwar wohl um eine baby- lonische Glosse, aber nicht deshalb auch schon um einen babylonischen Mythos, und das wollen wir noch deutlicher machen durch Empedokles und die pythagoräische Ueberlieferung.

Aus dem Siihneliede des Empedokles stellen wir zusammen (Diels FVS? J 190 f.) fr. 58: Ver- einzelt irrten die Glieder umher, fr. 57 (ebd.): Ihr (der Erde) entsprossten viele Köpfe ohne Hälse, nackte Arme irrten hin und her sonder Schultern, und Augen schweiften umher der Stirnen bar. fr. 59 (ebd.): Doch als der eine Gott mit dem anderen (die Liebe mit dem Streite) in grösserem Umfange handgemein wurde, da

öde aber fruchtbar sah, befahl er einem der fielen die Glieder zusammen, wie gerade die

Götter, der ihm den Kopf abnahm, mit dem abfliessenden Blute die Erde zu mengen und "Menschen sowie Tiere, welche dieLuft vertragen, zu bilden.

Wir sehen: Berossos hatte verschiedene Fassungen vor sich, und unsere Auszüge haben uns, scheint es, leider nicht gerade die glück- lichsten erhalten; denn es ist ganz selbstver- ständlich und wird überdies noch später durch verwandte Mythen beglaubigt werden, dass nicht dem Haupte (und Körper) des Belos, sondern dem des Urwesens das Blut entströmt. Auch der Name Omoröka (Synkellos) ist zu verbessern. Wie schon Scaliger sah, gibt bloss Ouoọxa = 301 = Zsinvn die geforderte Isopsephie, und dass der Name nur so richtig ist, bezeugt auch der Pariser Zauberpapyrus f. 1417 mit seinem pooxe spscysyad feel. Drexler in Roschers Lexi- kon II 1 Sp. 1584 ff). Eine Omorka wird man aber schwerlich mehr gerne mit der ummu riga KP VI 303 und 307 keilschriftlich belegen wollen, die auch keine Ziige an sich hat, welche sie mit der Gestalt bei Berossos sonst ver-

knüpfen könnten. Endlich soll doch der „chal-

einzelnen einander trafen, und auch viel anderes ausserdem entspross da, sich aneinander reihend, fr. 61 (ebd. I 191): Da wuchsen viele Geschöpfe hervor mit doppeltem Gesichte und doppelter Brust, Geschöpfe vorn Männer, hinten Ochsen tauchten auf, andere umgekehrt Männerleiber mit Ochsenköpfen, Mischgeschöpfe, hier männer- dort frauengestaltig, mit beschatteten Scham- teilen versehen. Die Uebereinstimmung mit Berossos ist schier wörtlich. Obwohl bisher noch niemand den Empedokles in Babels Bann- kreise befangen sah, könnte man nun doch ge- rade durch solche Uebereinstimmung baby- lonischen Einfluss auf ihn eben jetzt für be- wiesen halten und etwa bloss suchen, wer ihm solche Weisheit vermittelt habe. Das findet sich aber leicht; war doch Pytlıagoras angeblich in Babylon, nach Abydenos (fr. 6 FHG IV 282; vgl. Il 505), der wohl den Berossos benützte! Aber merkwürdig bleibt doch, dass auch die Ansichten des Empedokles von der Beschaffen- heit der Zeugung (der männliche Samen ist warm, der weibliche kalt fr. 65, 67), die ganz ähnlich übrigens auch bei Parmenides wiederkehren,

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mit Bundahisn XVI überein stimmen, und dass das pythagoräische, auch von Empedokles über- lieferte Verbot des Bohnenessens, über das ich Memnon III 93—96 ausführlicher gehandelt habe, uns durch eine mit der Weltschöpfung bei Berossos und Bundahisn III überein stimmende Stelle aus dem von Porphyrios ver- fassten Leben des Pythagoras (p. 40, 20 N) klar wird: Man sagt, er (Pythagoras) habe das (Bohnen Essen) verboten, da, als der erste Anfang und Ursprung des All verwirrt und vielerlei zu Hauf getragen, zu Hauf gesäet und zu Hauf faul ward, in der Erde alsbald der Ursprung und die Ausscheidung sich vollzog, wobei zugleich die Tiere entstanden und die Pflanzen zum Vorscheine kamen, dann aber aus eben jener Fäulnis die Menschen sich bildeten und die Bohne sprosste. Das ist der Zustand, den Empedokles in seinem Sühneliede schilderte; aus der Fäulnis erwuchs die Bohne, aus der Pflanze, wie der Bundahisn lehrt, das erste Menschenpaar. EinZigeunermärchen beiH. Wis- locki, Die transsylvanischen Zigeuner S. 1 (Nr.1) enthält am Schlusse noch einen lehrreichen Nach- klang dieser Gedanken: „Da kam ein grosser Stier heran und trug den Teufel mit sich fort. Und vom grossen Baume fiel Fleisch auf die Erde, und aus den Blättern des grossen Baumes sprangen Menschen hervor. So erschuf Gott unsere Welt und die Menschen“. Ausführlicher wird ebenda S. 9 (Nr. 7) erzählt: Die Menschen leben in einem von einer Mauer umgrenzten Paradiese (wara) und werfen durch 1000 Jahre jedes Neujahr einen geschmückten Ochsen in den Fluss. Da kömmt ein schwarzer Mann (Asromanjus) und rät ihnen, den Ochsen selber zu schlachten und zu essen. Das tun sie, und alsbald sind alle Ochsen aufgegessen, die Leute durchbrechen die Mauer und ziehen in die Welt (Besiedlung der KarSaware). Die zurück gebliebenen liegen elend am Boden; denn das ganze Land verdorrt und es fehlt auch an Samen für die neue Saat (vgl. Bundahisn IX: Der erste Angriff des Anromanjuš gegen die Pflanzen bestand darin, dass er sie verdorren machte). Da erscheint einem Frommen des Landes aus dem Flusse ein Greis (wer denkt da nicht an Oannes), der ihn auf den Grund des Wassers zu einer Wiese führt, wo der Baum steht, der allerlei Samen trägt. Unter der Bedingung, dass die Menschen fromm sein und künftig den Ochsen opfern werden, erhält der Fromme die Samen und besiedelt mit ihnen die Welt.

Der iranische Ursprung der Weltschöpfung bei Berossos dürfte jetzt hinreichend erhärtet sein; der Name Belos ist das einzige Unarische in ihr, und sicherlich kein Gegengrund. Da

Omorka erst ins „Chaldäische* mit *Famap übersetzt wird, hielt man den Namen eben nicht für „chaldäisch*. Es ist nun eine wesent- liche Stütze für alles bisher Dargelegte, dass er aus dem Iranischen zwanglos zu deuten ist: a-marka heisst „Ohne-Tod“ (vgl. «-Iavarog). Das Wort ist zwar erst im späteren awestischen Schrifttume belegt (s. Ch. Bartholomae, Altiran. Wörterbuch Sp. 142), aber marka „Tod“ um so besser. Jetzt stellt sich auch das uaoxe eoecxsyad des Pariser Zauberpapyrus nicht etwa als Verstümmelung eines Omorka dar, sondern als Ueberlieferung von selbständigem Werte: Ereskigal wird als der „Tod“ bezeichnet; sie ist unmittelbar zu vergleichen mit dem ai. Daimon Marka. Das Wesen jedoch, aus dessen Blute alle späteren hervorgehen, konnte man wohl ganz im eigentliche Sinne als das Un- sterbliche bezeichnen. (Schluss folgt.)

Besprechungen.

Poebel, Arno: 1. Historicaland Grammatical Texts. (University of Pennsylvanıa. The university museum. Publications of the babylonian section. Vol. V). CXXV Tafeln. 2. Historical Texts. (idem. Vol. IV, No. ]) 242 S. 3. Grammatical Texts. (idem. Vol. VI, No. 1) 122 8. Philadelphia. Published by the university museum. 1914. Bespr. von Wilh. Förtsch, Hetzles.

Dieses Werk, das der Verfasser, wie er

OLZ 1915, 106 A. 1 mitteilt, unter dem Gesamt-

titel „Historical and Grammatical Texts chiefly

from Nippur“ erscheinen lassen wollte, wurde bei Kriegsausbruch vom Universitätsmuseum in

‚Philadelphia in den drei vorliegenden Bänden

unter getrennten Titeln veröffentlicht. Nicht einmal die vorletzte Korrektur Poebel’s samt dem darin eingearbeiteten Material ist mehr benutzt worden. Hoffentlich wird es dem Ver- fasser bald ermöglicht, die Naclıträge zu bringen.

Das Werk gehört zu den bedeutsamsten assyriologischen Veröffentlichungen der letzten Jahre und es wäre wohl niemand zur Publi- kation und Bearbeitung der zum Teil sehr schwierigen Texte besser geeignet gewesen als Poebel, der in verschiedenen Gebieten der As- syriologie, vor allem in der Erforschung des Sumerischen mit an erster Stelle steht. Voll Spannung muss man den im Vorwort zu HGT versprochenen weiteren Uebersetzungen ent- gegensehen.

HGT enthält 158 autographierte Texte und 40 Tafeln mit Photographien von Texten; erstere wie letztere sind sehr schön ausgefallen!. Die Texte stammen zum grössten Teil aus Nippur. Nr. 1 stellt einen sumerischen Bericht in poe-

1 In einer Besprechung gerade dieses Werkes Ver-

sehen und dergl. aufzählen zu wollen, wäre eine Unbillig- keit gegen den Vorfasser; vgl. die einleitenden Sätze.

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tischer Form dar über die Schöpfung, über Gründung von Städten vor der Flut und über die Flut; der Text, dessen Anfang leider fehlt, ist HT, p. 7—70 zum Gegenstand einer aus- führlichen Abhandlung gemacht, die den Titel führt „A new creation and deluge text“. Als Erschaffer der Menschen treten auf die Gott- heiten Anu, Ellil, Enki und Ninhursag. Von ihnen heisst es Kol.1, 14: sag-gi(g)-ga mu- un-dim-es „die Schwarzköpfigen haben sie ge- schaffen“. Gegründet worden sind die Städte Eridu, BAd-NAGAR + DIS, Larak, Sippar und Suruppak. Aus der Schilderung der Flut sei hervorgehoben Kol. 5, 3—4: ü-7-äm gö-7-am a-ma-ru kalam-ma ba-ür „sieben Tage und sieben Nächte wütete die Sturmflut im Lande“. Der die Flut Ueberlebende, dem das Attribut lugal „König“ beigelegt wird, heisst Ziugiddu. Da die Tafel keine Datierung trägt, so lassen sich über ihre Entstehungszeit nur Vermutungen aus dem Schriftduktus und dem Sprachcharakter aufstellen. Von den historischen Texten sind wohl die wichtigsten Nr. 2, 3, 4 und 5, die in „New lists of kings“ HT, p. 71—140 verarbeitet sind. Einen auch nur einigermassen entspre- chenden Ueberblick über diese interessante Ab- handlung zu geben, verbietet der zur Verfügung stehende Raum; Einzelheiten herauszugreifen, wäre bei der Wichtigkeit der Materie unan- gebracht. Nr. 6 und 7: „A history of the Tummal of Ninlil at Nippur“ HT, p. 141—147. Das Tummal ist wohl ein bestimmter Stadtteil von Nippur oder ein Teil des heiligen Bezirkes dieser Stadt. mal wird Nr. 7 Rs. 16 das Eginabtum erwähnt (hier E-gi-na-ab-dul=UL] geschrieben, dagegen VAB 1, S. 206 b 2,8 E-gi-na-ab-tüm), In dem Vokabular Nr. 106 VI 21 wird für E-gi-na-ab- du als akkad. Lesung Sutumm und als sumeri- sche sutum angegeben. Nr. 8—14: In- schriftenbruchstücke; vgl. Nr. 9 Rs. II: isag ki-en-gi ki-uri. Nr. 15—17 erzählen, we- nigstens zum Teil, vom ZQ; vgl. Nr. 15, dessen Vs. mit Lugal-ban-d[a] beginnt, Rs. 14: musen me-en, Nr. 16 Rs. 14 und Nr. 17,7: Im- dugüd ™™, Dazu gehören wohl auch Nr. 18 und 19. Nr. 20 und als Duplikat dazu Nr.21: historisches Epos, welches von Ereignissen aus der Zeit des Lugal-banda und des Dumu-zi berichtet (Eroberung und Zerstörung von HA- All, usw.); siehe HT, p. 117, 122, 227 u. A. 4, 233 u. A. 4. Nr. 22 24: sumerische Ver- sion von IStar’s Höllenfahrt; Nr. 23 erzählt bis zum Eintritt in das vierte Tor der Unterwelt. Vgl. zu diesen Texten Zimmern, Lipit-Istar, S. 35 u. A. 2; Geller, OLZ 1917, 41. Nr. 25 u. 26: sumerische Epen, wohl an IStar; vgl.

Nr. 27: ein Bruchstück wohl von einem Epos; vgl. II 8: en Gis-bi(I)-glin-mes]. Nr. 29 (dazu Nr. 28): Inschrift des En-Sakus-anna, welche von einem Krieg dieses Königs mit Enbi-Istar, der Gefangennahme des letzteren und der Zer- störung von Kiš berichtet; behandelt HT, p. 149—156. Nr. 30: Inschrift eines Isakku von Nippur. Nr. 31: Weihinschrift des Išakku E-igi-nim-PA-& von Adab an die Göttin Mah auf einem Weihgegenstand; siehe HT, p. 28 A.1 (Schluss). Nr. 32: Siegelzylinderinschrift des Amar-zabalam an den Gott Su-mah!. Nr. 33: Bruchstück von der Siegelzylinder(?)- Inschrift eines sangu. Nr. 34: Kopien von Inschriften der Könige Lugal-zaggisi, Sarru- kin, Rimu$ und Manistusu; dieselben waren im Tempel E-kur zu Nippur aufgestellt und sind teils sumerisch-akkadisch, teils akkadisch ab- gefasst. Die Originalinschrift zu Nr. 34 Kol.26ff. bildet die leider nur als Bruchstück erhaltene Nr. 35. Was Nr. 36, Kopien von Inschriften des Rimus und Manistusu betrifft, so ist dazu, wie Meissner, OLZ 1915, 173f. gezeigt hat, ein auch von ihm ebenda publiziertes Inschriften- fragment ein Bruchstück des Originals von Rs. II ab. Nr. 37 ist Bruchstück von Kopien von Inschriften des Naram-Sin, Nr. 38 enthält ein Datum des Sargali-Sarri und Nr. 39 ist ein Bruchstück einer Vaseninschrift des Dudu. Behandelt sind Nr. 34— 39 in „Inscriptions of kings of Agade“ HT, p. 171—242. Nr. 40: Bruchstück einer Inschrift des Ur-Engur. Nr. 41: Inschrift des Sul-gi? auf einem bronzenen

Als eines der Gebäude des Tum- | Gegenstand. Jahresdaten bringen Nr. 43—63,

69, 71, 72, 77—92, 94—99; das Bruchstück einer Datenliste stellt Nr. 70 dar. Nr. 64—68 und 74—%6 sind Hymnen zum Preis der alt- babylonischen Könige (siehe Zimmern, a. a. O., S. 2 u. A. 2) Idin-Dagan (64, 65), Isme-Dagan (66), Lipit-Istar (67), Ur-Ninurta (68; siehe HT, p. 137 A. 9), [..... )-Ellil (74; nach Poebel, OLZ 1915, 129 aus der Zeit der Dynastie von Isin; siebe HT, p. 49; GT, p. 103, 105, 112, 113), Lugal-anna-mundu (75; Duplikat zu BE VI 2 Nr. 130; siehe HT, p. 135 A. 9 u. 28 A. 1; GT, p. 111) und [...... } (76; siehe HT, p. 30)3. Verschiedene Hinweise auf einige

Die Inschrift lautet: dSu-mah lugal-a-niamar- zabalam sil-Su-dü den-lil dumu-sag an-ge nam- ti(l)-la-ni-sü nam-ti(l) dam-dumu-na-Sü a-mua- na-ru „dem Gott Su-mah, seinem König, hat Amar-zaba- lam, der Sil-Su-dü des Ellil, des Hauptsohnes des Anu, für sein Leben und das Leben der Frau seines Sohnes (dies) geweiht“.

2 Zu dieser Lesung des Namens DUN-gi siehe Zimmern, a. a. O., S. 31 u. A. 3.

3 Nr. 76 VII 5—19 lautet: é-an-na-šú mu- ni - in- tu(r)-tu(r) bar-babbar-ra mu- na-te dür za-gin- na Su- ni-zü mu- un-gar bär-dnin-men-na-s U

Nr. 26 Rs. 30: ninni zi-mu sum-ma-ab. mu-na-te aga guskin sag-gä-na mi- ni-in-gi-en

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dieser Texte, besonders auf Nr. 67, beiZimmern, |sumerischen Lesung für PA.KAB.DU nur a. a. O. passim. Nr. 73: Tonnagelinschrift|[...]-ig erhalten; I 30: PA. SE = [i-8]i-in; des Damik-ilisu. Vs. II 5—11 (= Rs. 2—7):|IV 18: E. NUN = [...]-an; IV 21: E.GI. pad Ba) irsi-in na mu-du bäd-ba dami NA AB. DU = Su-tu-um siehe bereits oben ee get MINUTIA MU-DIIM Ale BTOSSE bei Nr. 6 u. 7; E.INIDABA = [...]-ra-a siehe Mauer von Isin baute er, der Mauer Name ist: Förtsch, ZA 31. 164 f. Nr. 117 und 122 Damik-ilisu ist der Günstling des Gottes Nin-| woh] Duplikate. Nr. 132 teilweise Duplikat urta“. Nr. 93, entweder zur Zeit Yammurabis eu 2 R 38 und CT 19 pl. 4; siehe Meissner, 2 4 3 un 1 75 a Ohrif SS T, Deutsche Literaturzeitung 1915, 641 u. Ehelolf, nledergescbrieben, ist eine Abschrift eines Teiles Wortfolgeprinzip, S. 43 u. A. 1. Nr. 133 und

der Gesetze Hammurabi's; darunter Gesetze, 134 bilden das 13. u. 14 Fragment der dritten welche in die grosse Lücke des Textes auf der | m ri 5 u Stel im Dousre aae , u en nen

von Poebel, OLZ 1915, 161 ff, 193 ff., 225 ff., 257 ff. 18. Nr. = > 9 a on har

-- Nr. 100: ein Erbstreit in der Regierungs- ; : BR

zeit Samsu-iluna's, behandelt von Schorr, WZKM ee er i Vs on 29, 74 ff, als „Ein Anwendungsfall der inspectio | 149 Vs. 14. 15: LUL „„ e d LUL ventris im altbabylonischen Recht“; vgl. dazu GAL = naur-aal-Iu-um: also LUL Sänger“ Walther, Das altbabylonische Gerichtswesen, 1 i Hir fn lesen). Nr. 142:

8. 161 a a Nr. 101: Kopie einer sumerischen grammatischer Text, behandelt GT, p. 57 ff. Inschrift des Samsu-iluna über die Erbauung Nr. 144—147: Zusammensetzungen mit lü. der Mauer von Sippar und die Wiederherstellung Nr. 148 Vs. 15 ff.: Uebersetzungen von a-rá.

des Tempels E-babbar; behandelt von Poebel, Nr. 150 u. 151: grammatische Texte, behandelt

OLZ 1915, 100 fl, 129 ff. GT, p. 60 ff. u. 29 ff. Nr. 154: Namentafel; Von den Texten HGT 102, welch letztere I 11: dNanna(r)-gu-gäl = Sin-a-Sa-ri-id, II

Tafel aus der kassitischen Zeit stammend die 7-9: #Sin-re'ü/ri-me-ni/ri-zu-Su, VI 5: A mar- Kopie einer ältern Tafel darstellt (siehe Poebel, a Da-mu = Pur-"Da-mu. Nr. 155 enthält OLZ 1915, 77 f), und den folgenden gehören Namen von Fürsten: "Lipit-IStar, "Idin-Dagan, die meisten zu dem „Nippur-Vokabular,“ dessen "Išme-Dagan u. s.w. Nr. 156, wo Vs. 4—5 Zusammenstellung bis in die Zeit der Dynastie | ¿šaru in der Bedeutung „Mann“ und Rs. 3 UD von Ur oder in eine noch frühere Zeit zuriick-| mit dem semitischen Lautwert % in (um-ma) geht. Der sumerische Teil ist bereits von den | šu-ú-ma vorkommt, gehört etwa der Zeit der Sumerern zum Gebrauch in ihren Schulen au- Dynastie von Ur an (siehe Poebel, OLZ 1915, gelegt werden, die Semiten haben später die 77 u. A. 1). Nr. 157, wozu das kleine Uebersetzungen hinzugefügt; siehe Poebel, OLZ | Fragment Nr. 158 gehört, ist eine Uebungs- 1915, 78 u. A. 1. Wie diese Tafeln für den tafel: Vs. I bringt eine Aufzählung von ver- weiteren Ausbau der Assyriologie verwertet schiedenen Istar-Heiligtümern in verschiedenen werden können, zeigt z. B. Ungnad’s Aufsatz Städten Babyloniens, Vs. II ist ein Stück aus „Lexikalisches“, ZA 31, 38 u. 248 ff. Hier sei nur einem akkadischen epischen Text und die Rs. der eine oder andere Hinweis gegeben. Nr. 102 wieder eine andere Textgattung; siehe Zimmern, VI 56: mul = kaukabu. Nr. 104 II 17: bei Lipit-Istar, S. 37 ff.; Poebel. GT, p. 15, 43 und LAGAB + SIG (IGIGUNU) ist nur ein Teil des OLZ 1915, 130 f.

letzten Zeichens der sumerischen Lesung er- In HT ist noch hinzuweisen auf die historische halten; wir dürfen wohl nach CT 12 pl. 26, Untersuchung „The events of Eannadu’s reign“ 36b a-gär annehmen und dies mit Clay, p. 157—169, worin hauptsächlich über die Miscellaneous inscriptions, Nr. 53, 65 als ugarum | zeitliche Folge der Ereignisse unter der Re-

deuten. Zu Nr. 102 IV 15 und Nr. 104 III | gierungszeit dieses ISakku von Lagaš gehandelt 27: sila = mesertum siehe Poebel, OLZ 1915, | wird.

76 A. 1. Nr. 105: I 17 ist leider von der Der „Grammatical Texts“ betitelte Band KERNE enthält drei Monographien aus dem Gebiet der &-dnin-dür-Sü mu-na-te dnin-dür me-te-gäl an- sumerischen Grammatik: 1. The noun-gouverned ki ä-gäl 6-kur-ra „in das E-an-na trat er: dem complex in sumerian, 2. The personal pronoun

strahlenden hi. Gemach nahte er sich, einen glänzenden |. e i Szepter legte er ihm (dem vorher genannten Gott) in In Sumerian und 3. The ORA A verb. 2

die 5 a 0 der Göttin no In dem über den von einem Substantiv er sich, eine goldene Göttermütze setzte er ihr aufs : Abschnit Haupt. Dem Tempel der Göttin Nin-dür nahte er sich: 5 2 ae Göttin Nin-dür, ausgezeichnet im Himmel und anf] werden Zuerst aie ausseric EN Vy Cranmeraneen

Er deu, mächtig im E-kur-ra“. (morphological changes) besprochen, welche bei

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Verbindung eines oder mehrerer Substantiva mit grammatikalischen Elementen eintreten; hierauf die Reihenfolge, in der die verschiedenen modi- fizierenden Elemente in einem solehen Komplex hinter das regierende Substantiv treten (the sequence of the modifying elements). „Mor- phologische Veränderungen“ finden sich sowohl am Ende des modifizierten Substantivs!, als auch am Anfang des modifizierenden Elements’. Das regierende Substantiv steht natiirlich an der Spitze des Wortkomplexes, den es regiert; die modifizierenden Elemente folgen ihm in einer bestimmten Reihe. Für diese Reihenfolge stellt Poebel folgendes Schema auf: Regierendes Nomen + beschreibendes Adjektiv / beschreibender Genetiv + Possessivpronomen / possessiver Gen. + Demonstrativpronomen / Interrogativprono- men / indefinites Pr. + Pluralement + Dimen- sionalelement®. |

Für die Untersuchung über die Personal- pronomina ist der Text HGT 152 von grösster

1 Beachte besonders die abfallbaren (verklingenden) Endkonsonanten, welche vor Konsonanten und am Schluss eines Komplexes abfallen, vor Vokalen aber sich halten z. B. mamu(d) „Traum“, hierzu ma-mu-zu „dein T.“: 8a-ma-mu-da-ka <8a-mamu(d)-a(k)-a „im T.“; 6-lugal-la <6-lugal-a(k) „das Haus des Königs“: é-lugal-la-ka <6-lugal-a(k)-a „im H. d. K“; an- ki-bi <an-ki-bi(d) „Himmel und Erde“: an-ki-bi-da <an-ki-bi(d)-a(k) „des H. und der E.“. Ferner die Verdoppelung von nicht abfallbaren Endkonsonanten bei manchen Nominibus z. B. dingir-ra-ni (neben dingir- a-ni) „sein Gott“, numun-na-ni (neben numun- a-ni) „seine Nachkommeuschaft“; aber nur 6-gal-la- ni „sein Palast“ und nin-a-ni „seine Herrin“ (wohl gall, nin’).

2 Wenn das modifizierende Element mit einem Vokal beginnt und das regierende Nomen auf einen solchen endigt z. B. <lu-e „der Mann“ (dagegen lü-e „dieser M.“). Als Beispiele für das Lokativelement a vgl. kadingirrakl „in B.“: girsuki-a in G.“ und upiki-a „in U.“; jedoch uru-ma <uru-mu-a „in meiner Stadt“ und ebenso uru-za <uru-zu-a „in deiner S.“, uru-na <urn-ni-a „in seiner S.“ (daneben auch uru-ni-a), ü-ba <ü-bi-a „damals“ (daneben auch ü-bi-a). Das Genetivelement a(k) und die Possessivsuffixe a-ni und a-ne-ne verlieren nach einem Vokal ihr a; z. B. dumu-ni <dumu-a-ni „sein Sohn“, SA-uru-ka <S&A-uru-alk)-a „in der Stadt“; aber die Possessivsuffixe werden bei folgendem a(k) zu mà, za, a-na und ba.

s Beispiele: lugal-kala(g)-ga-sü „zu dem mächtigen König“, lugal-nig-gi(n)-na-5ü <lugal- nig-gi(n) -a(k)-3u „zum König des Rechts“ (die- selbe Stellung in der Reihe wie der beschreibende Genetiv nimmt auch der beschreibende Relativsatz ein, z. B. lü-é-bi-mu- un-dũ-a-zü „zu dem Mann, der jenen Tempel erbaut hat“), 6-mah-mu-3ü „zu meinem erhabenen Tempel“, 6-gir-suki-ka-ni Cé-gir- su kl.a(k)-a-ni „sein Tempel von Girsu“, 6-mah-lugal- la-8u <6-mah-lugal-a(k)-$Süu „zum erhabenen Tempel des Königs“, dingir-gal-gal-an-ki-bi-da-ge-ne <dingir-gal-gal-an-ki-bi(d)-a(k)-e-ne „die grossen Götter von Himmel und Erde“, 6-gal-lugal-urim ki-ma-ka-ka < 6-gal-lugal-urimk!-a(k)-a(k)-a „im Palast des: Königs von Ur“.

Orieutalistische Literaturzeitung 1918 Nr. 9/10.

Wichtigkeit; er gibt nämlich ausser Beispielen von Demonstrativpronomina eine Anzahl solcher von Personalpronomina. Nach Umschrift und Uebersetzung desselben bringt Poebel in hoch- willkommener Weise die Formen der Personal- pronomina in extenso: Nominativ (alleinstehend: einfache und erweiterte Formen; enklitisch: einfache Formen nach dem Verbum [einerseits beim Präsens-Futur, anderseits beim intransitiven Permansiv] und nach dem Nomen, erweiterte Formen mit Verbum und mit Nomen; infigiert - beim Praeteritum und beim aktiven Permansiv), Genetiv (alleinstehend und enklitisch), Lokativ (alleinstehend) und Dativ (alleinstehend und infigiert). Daran schliesst sich eine ausführliche Analyse der Personalpronomina.

Die in dem Abschnitt über das sumerische Verbum vorgebrachten Ansichten hat Poebel in seinem Aufsatz „Das Verbum im Sumerischen“ ZA 21, 216 ff. bereits in ihren Grundzügen ausgesprochen. Bekanntlich nimmt Poebel an, dass die sogenannten Verbalpräfixe zur Be- zeichnung der Tempora und der Aktionsarten des Verbums dienen. Ob bzw. inwieweit diese Annahme zu Recht besteht, darüber begegnen uns bei den Assyriologen die verschiedensten Ansichten. Nicht zu leugnen ist indes, dass Poebel durch seine geistreichen und gehalt- vollen Ausführungen dieser Annahme einen sehr hohen Grad der Wahrscheinlichkeit zu verleihen imstande ist. Aufjeden Fall hat der Sumerologe die Pflicht, Poebel's grammatische Unter- suchungen, die mit zu dem Besten gehören, was über sumerische Sprache geschrieben worden ist, zum Gegenstand eingehenden Studiums zu machen.

Weindler, F.: Geburts- und Wochenbetts-Dar- stellungen auf altägyptischen Tempelreliefs. Ein Beitrag zur prähistorischen Urgeburtshilfe an der Hand von 16 Originalaufnahmen in Lichtdruck und 12 Abb. im Text. III, 41 S. Lex. 8°. M. 7 —. München, Beck 1915. Bespr. von Walter Wreszinski, Königs- berg i. Pr.

Den Hauptinhalt der Abhandlung bildet die Erklärung der Bilderserien aus den Geburts- häusern von Derelbahri, Luxor und Philae, die in guten Lichtdrucken wiedergegeben sind. Zur Ergänzung bat der Verfasser Darstellungen aus Dendera und Erment, sowie etliche lite- rarische Notizen herangezogen, aber er zeigt sich bei alledem und noch mehr bei den zahl- reichen Exkursen als völliger Dilettant. Als solchen erweist ihn übrigens schon gleich der famose Untertitel, denn welcher mit dem ägyp- tischen Altertum auch nur halbwegs Vertraute würde so naiv sein, aus diesen Bilderreihen, die einer mythischen Fiktion Ausdruck ver- leihen, und deren älteste aus der Mitte des

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2. Jahrtausends stammt, „einen Beitrag zur prähistorischen Urgeburtshilfe* zu verfassen.

Auf Einzelheiten einzugehen, erübrigt sich unter diesen Umständen.

Hell, Joseph: Die Religion des Islam. I: Von Mohammed bis Ghazali. Aus den Grundwerken übers. u. eingeleitet. XIX, 154 S. 8°. M.4—; geb. M. 5.20. Jena, Diederichs, 1916. Bespr. von Hans Rust, Königsberg i. Pr.

Der Erlanger Semitist bietet hier dem Re- ligionsgeschichtler eine lehrreiche Auswahl islamischer Quellen in deutscher Uebersetzung, wodurch die meisten dieser Quellen für weitere Kreise überhaupt erst zugänglich und verwertbar geworden sind. Eine knappe Einleitung gibt einen orientierenden Ueberblick über die Ge- schichte der muslimischen Theologie und die Stellung der mitgeteilten Quellenstücke inner- halb derselben. Anmerkungen enthalten weitere Erläuterungen. Doch möchte ich einige Wünsche aussprechen, welche vielleicht bei der Her- stellung des 2. Bandes oder einer 2. Auflage berücksichtigt werden können. Die Auswahl der lehrreichsten Koranstellen ist gewiss schwie- rig; aber ein Kapitel etwa unter der Ueber- schrift „Der Prophet“ trüge zur Vollständigkeit bei, ohne dass das Buch stark anzuschwellen brauchte; denn gerade der Abschnitt über den Koran enthält sehr viel weisses Papier. Ein Auszug aus den Hadithsammlungen wäre trotz ihrer anerkannten Unechtheit von hohem Wert, da dieselben wenigstens im sunnitischen Islam auktoritative Gültigkeit besitzen. Endlich wäre vielleicht eine Probe des mu tazilitischen Denkens sowie ein Stichwortregister erwünscht.

Die beiden „sasanidischen“ (Grundlagen zur seldschukischen

Glück, Heinrich: Drachenreliefs. Skulptur). Mit fünf Tafeln. (Publikationen der Kaiser- lich Osmanischen Museen IV.) 64 S. gr. 80. 12 Piaster. Konstantinopel, Selbstverlag der Kais. Osm. Museen, 1917. Bespr. von Otto Schroeder, Berlin-Lichterfelde.

Die beiden in graublauen Marmor geschnit- tenen Reliefs, denen vorliegende Publikation gewidmet ist, sind seit 1889 bekannt, wo Strzy- gowski sie bei einem Konstantinopler Antiken-

händler entdeckte. Seit 1916 befinden sie sich im

Osman. Museum (Nr. 1163. 1164). Dargestellt

sind auf dem Reliefpaar als antithetische Gruppe

zwei Fabelwesen: pfauenschwänzige Drachen, wie sie sich öfters auf Seidenstoffen und bei

Metallplastiken finden. Das Relief ist ziemlich

tief in den Stein eingeschnitten ohne nennens-

werte Verflachung der Modellierung. Daher hebt sich das Bild wirkungsvoll hell von dem tiefliegenden und somit dunkel erscheinenden

Untergrund ab, eine Wirkung, die offenbar be-

absichtigt war. Die Platten dienten nämlich

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halb der Türöffnung einer Mauer. Ueber Herkunft und Entstehungszeit der Bildwerke war mangels einer Beischrift bisher nichts Sicheres bekannt; gewöhnlich wurden sie für sasanidisch gehalten. Auf Grund eingehender Prüfung von Material, Technik und Bild ent- scheidet sich Glück dahin, dass die Drachen- reliefs seldschukischen Ursprungs sind und ver- mutlich aus Konia von einem Bauwerk der Zeit des Ala-eddin (um 1220) stammen. Die Tafeln am Schluss des Heftes bringen Abbildungen der beiden Reliefs sowie von parallelen Dar- stellungen.

Peez, Carl von: Ein türkischer Grossvezier aus Graz. Ein türkisch-deutsches Kulturbild aus dem 16. Jahrhundert. (S.-A. aus der Reichspost.) 42 S. mit 1 Abb. gr. 8°. M. 85. Wien, Manz 1916. Bespr. von R. Hartmann, Kiel.

Was Ahmed Pascha, der 1579/80 unter Muräd III. sechs Monate Grossvezier war, der Ehre einer besonderen Biographie teilhaftig werden lässt, ist eben der Umstand, dass er aus Graz stammt. Da von ihm selbst nicht allzuviel zu berichten ist, so werden auch, soweit die Quellen das erlauben, seine Kinder, sein Schwiegersohn Cigalazäde, seine Enkel, ja auch seine viel bedeutenderen Schwiegereltern vorgeführt.

Der Verfasser behandelt seinen Stoff mit grossem Fleiss und unverkennbarerLiebe. Wenn ihm auch türkische Dinge etwas fern zu liegen scheinen und die Darstellung oft etwas an die Naivität älterer, zeitgenössischer Berichte an- klingt, so hat er doch das Verdienst, den Lesern eine unschätzbare Quelle, des trefflichen Bot- schaftspredigers Gerlach Tagebuch, nahe zu bringen, das eigentlich selbst längst eine Wieder- belebung verdient hätte. Eben diese Quelle gewährt einen überraschenden Einblick in das Schicksal der abendländischen, besonders der deutschen Renegaten in der türkischen Haupt- stadt.

Schon Jahrhunderte vorher waren gelegentlich Deutsche in das Gebiet des Islam verschlagen worden. Teils waren sie als Gefangene’nach dem Osten gekommen. Teils war es die Not oder Aben- teurerlust, die sie, wie heute in die französische Fremdenlegion, einst in den Dienst eines mus- limischen Herrn trieb. So konnte die Fama schon den ägyptischen Mamlükensultän Lägin, wenn auch gewiss ohne Grund, zum Deutschen stempeln. So ist in Wahrheit der wackere bayrische Reitersmann Johann Schiltperger nach der Schlacht von Nikopolis im Gefolge Bäjezids geritten, und als über den ein Grösserer kam, hinter Timur. Das mag noch öfter vor- gekommen sein, wenn es auch den andern nicht

als architektonischer Schmuck vermutlich ober- |wie ihm vergönnt war, der Heimat wieder-

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gegeben, die Abenteuer der Fahrt zu erzählen. Erst als der Islam unmittelbarer Grenznachbar des Deutschen Reiches ward, ging die Zahl dieser Verschlagenen in die Hunderte. Selt- same Schicksale lässt Gerlachs Bericht, den v. Peez hier mit Recht viel zu Wort kommen lässt, erkennen und ahnen. Grosse Herren waren da- runter, wie der Grossvezier aus Graz; zahllos mag die Menge derer sein, die auch am Goldenen Horn das grosse Gliick nicht fanden und spurlos untergingen. Merkwiirdige Gestalten waren gewiss genug dabei, wie der merkwiirdigste unter allen, von denen wir wissen, der auch von v. Peez erwähnte Heidelberger Theologe Adam Neusser, den später ein Lessing einer Ehrenrettung wert erachtete. |

Anrich, Gustav: Hagios Nikolaos. Der heilige Niko- laos in der griechischen Kirche. Texte u. Untersuchgn. 2. Band. Prolegomena, Untersuchungen, Indices. Mit Unterstützung der Cunitz-Stiftung in Strassburg. (XII, 592 S.) gr. 8°. M. 24—; geb. M. 26—. Leipzig, B. G. Teubner, 1917. Bespr. von C. Fries, Berlin.

Der erste die Texte enthaltende Band erschien

1913 und wurde hier angekündigt. Der durch

seine Forschungen über das antike Mysterien-

wesen bekannte Verfasser hat sich mit aller

Energie auf die byzantinische Forschung ge-

worfen, von der man mit Aeschylus sagen kann:

qr Sahacoa, tis viv xatacféoe. Uebrigens ist der Verfasser mit der Drucklegung seines

Werkes auch ein Opfer des Weltkrieges ge-

worden, das Buch erschien wegen technischer

Schwierigkeiten ein Jahr zu spät. Die Prole-

gomena besprechen die Viten und Enkomien

des Heiligen in bezug auf Handschriften, Quellen und Ausgaben mit umfänglicher Akribie. Den grössten Raum nehmen die „Untersuchungen“ ein. Zunächst wird Nikolaos von Sion be- handelt und das Element des Wunderbaren und die religiöse Eigenart der Vita festgestellt.

Dann folgt Nikolaos von Myra, dessen Viten

und Preisungen, Wundersammlungen und wirk-

liche Geschichtein extenso dargestellt sind. Noch eingehender wird Nikolaos von Myra besprochen, dessen Wunder dem Mythologen gewiss etliche

Anregungen bieten, Beiträge zu der anerkannten

Tatsache, dass in der Kirchenlegende ein gut

Teil antiker Sage eingekapselt erhalten ist,

Es handelt sich bei dem Werke wieder um ein

Specimen des unvergleichlichen deutschen

Forschergeistes, der auch hier mit eiserner

Energie jedes Hindernis forträumt und mit

wahrer Andacht zum Subtilen und Einzelnen

das Ganze um so sicherer fundiert. Die Be- urteilung eines solchen Werks ist nur wenigen oder nur dem möglich, der die ganze hier ge- leistete Riesenarbeit „noch einmal denkt“, jedenfalls wird man dem Verfasser einen un-

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endlichen Fleiss und eine gewaltige Gelehrsam- keit nicht absprechen können. Die von ihm aufgeworfene Frage, „ob die Ergebnisse der aufgewandten Mühe entsprechen“, wird man ohne weiteres bejahen und das Märchen von der „Wissenschaft des nicht Wissenswerten“, das man vor einiger Zeit auftischen zu müssen glaubte, auf einen möglichst engen Bezirk zu- sammenschrumpfen lassen, Aurich dagegen für die um die byzantinische Hagiographie erwor- benen Verdienste wärmsten Dank wissen, zumal auch die Theologie, die Kulturgeschichte und christliche Archäologie hier reiche Ernten halten können.

Hasenelever, Adolf: Geschichte Aegyptens im XIX. Jahrhundert. 1798—1914. (XV, 497 S. m. 1 Karte.) gr. 8°. M. 15—; geb. M. 16.50. Halle, M. Niemeyer 1917. Bespr. von Moritz Sobernheim, Berlin.

In der Einleitung bezeichnet der Verfasser es als seine Absicht, uns eine Darstellung der politischen Entwicklung des Pharaonen-Landes unter Muhammed Ali und der von ihm be- gründeten Dynastie bis zu unseren Tagen zu geben. Diese Aufgabe, die politische Ent- wicklung zu schildern (der Titel des Buches ist irreführend) hat er in vorzüglicher Weise gelöst. Wie wir sehen, beschreibt er weniger die Geschicke des Landes und die geschichtlichen Ereignisse, sondern geht mehr auf die Ein- wirkung der europäischen Mächte, sowie auf die Beziehungen Aegyptens zum Sultan als Oberlehnsherrn ein. Sein Material ist reich- haltig. Er hat nicht nur die offiziellen Akten, sondern auch Briefe und Tagebücher der Staats- männer zugezogen, verzichtet aber von vorn- herein auf orientalische Quellen, die, soweit sie in Zeitungen und Privatkorrespondenzen vorhanden sind, noch der Untersuchung harren. Was sonst in diesem Augenblicke vielleicht am meisten interessiert, ist die Rolle, die England in der Geschichte Aegyptens gespielt hat. Wir sehen, wie klar und zielbewusst dieses Reich sein Augenmerk auf das Nilland gerichtet hat, nachdem es durch die napoleonische Expedition mit den europäischen Staaten in unmittelbare Berührung gekommen ist. Englands Einfluss und Frankreichs Unentschlossenheit und Schwäche sind zum grössten Teil Schuld daran, dass Muhammed Ali, der Begründer der Dynastie, am Ende seines Lebens die Pläne nicht hat ausführen können, die er in zielbewusster energischer Weise mehr als 30 Jahre verfolgt hatte. Allerdings zieht nach unserer Auffassung der Verfasser nicht genügend in betracht, dass die Verwaltung von Syrien durch seinen Sohn Ibrahim Pascha, wenn sie auch in mancher Be- ziehung zu der damaligen türkischen Miss-

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wirtschaft einen Fortschritt bedeutete, die Syrer ebenso wenig befriedigt, und seine Herr- schaft infolge dauernder kleiner Aufstände niemals dort feste Wurzeln gefasst hat. Die Hauptgründe dafür sind wohl der harte Steuer- druck, der auch die Aermsten traf, die ge- waltsame Rekrutenaushebung, die willkürlich ohne Schonung betrieben wurde, die Versorgung des Heeres durch Getreide, das man der Be- völkerung entzog, die Konfiskation von Last- tieren und Vieh ohne System und gerechte Entschädigung. Auch die allgemeine Ent- waffuung bat sicherlich Hass erregt, daher die dauernden Aufstände in Palästina und im No- sairier Gebirge. Uebrigens kann ein endgiltiges Urteil über Ibrahim Paschas Verwaltung noch nicht abgegeben werden, da wichtige Berichte über diese Zeit unveröffentlicht in der Bibli- othek von Cambridge liegen. Immerhin ist es aber sicher, dass, wenn er es erreicht hätte, die Einwohner Syriens und Palästinas zu ge- winnen, seine Stellung doit eine viel festere gewesen ware. Was Muhammed Ali anlangt,

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über das Taubenschiessen in den Dörfern an die englische Regierung ergangen, weil damit eine grosse Belästigung der Einwohner und Schädigung ihrer Felder verbunden war. Des- halb hatte zu Beginn des Jahres 1906 die englische Regierung den Offizieren das Tauben- schiessen ein für allemal streng untersagt. Es bat sich später ausserdem herausgestellt, dass der englische Offizier nicht an den Folgen der der Misshandlung seitens der Fellachen, sondern an denen eines Sonnenstiches gestorben ist. Nicht unerbittliche Strenge, sondern Gerechtigkeit war geboten. Ein gerechtes Urteil hätte das Land beruhigt, und es hätte sicherlich einen grossen Eindruck auf die Araber gemacht, wenn auch die englischen Offiziere zu einer, wenn auch verhältnismässig leichten Strafe wegen Uebertretung des Schiessverbotes herangezogen worden wären. Das Land atmete erleichtert beim Weggange Cromer's auf, der, wie der Verfasser mit Recht sagt, eigentlich nur über den Vorteil Englands wachte. Die Baumwolle, deren Anbau in wenig volkswirtschaftlicher

so hat er zweifellos, wie auch der Verfasser | Weise die Pflege des Getreidebaues immer

zugibt, seine Kräfte nicht richtig eingeschätzt. Aegypten und Syrien verarmten unter ihm und verloren infolge der dauernden Kriege kostbares Menschenmaterial. Mit Recht betont der Ver- fasser, dass, da Nachkommen der kriegstüchtigen Mameluken und nicht die ägyptischen Ein- geborenen als Offiziere verwendet wurden, die Armee damals bedeutend höher einzuschätzen ist, als in späteren Zeiten. Wie Muhammed Alı von Frankreich im entscheidenden Moment im Stiche gelassen wurde, so wiederholte es sich auch mit Ismael Pascha, sowie dem jetzt regierenden Khediven Abbas II. Ausführlich schildert der Verfasser, wie der Letztgenannte bestrebt war, sich selbständig zu machen und wie bei jeder Gelegenheit Lord Cromer ihn zu demütigen suchte, und hier möchte ich noch ergänzen, dass, als im Jahre 1894 der Khedive Kritik an dem zweiten Sudanesen-Bataillon übte, es wiederum der französische General- konsul Marquis de Reverseaux war, der, anstatt ihn zu bestärken, ihn zum Nachgeben gegen den allgewaltigen englischen Generalkonsul über- redete. Maher Pascha der damalige Unterstaats- sekräter im Kriegsministerium war sicherlich kein Engländer-Freund, und der Posten des Gouverneurs von Port-Said, den er erhielt, wurde wie eine Verbannung aufgefasst.

Lord Cromer's Abgang von Aegypten rührte m. E. zum Teil von der Denschawi-Angelegenheit her. Die Härte des Gerichtsurteils war um so schlimmer, als sich die englischen Offiziere vollkommen im Unrecht befanden. Seit Jahren waren bewegliche Klagen seitens der Fellachen

mehr verdrängte, durfte nicht einmal im Lande verarbeitet werden, so dass einen grossen Teil der Gewinne die Fabrikanten in Manchester herauszogen.

Sir Eldin Gorst war allerdings nicht der geeignete Mann zur Beherrschung Aczyptens. Schwäche kann der Orientale niemals vertragen. Das Attentat auf Butrus Pascha war doch wohl eine Folge der Denschawi-Angelegenheit und hat äusserlich wenigstens keine so grosse Er- regung in Kairo erzeugt. Lord Cromer hat nicht verstanden, die Tüchtigkeit des Khediven, den der Verfasser wohl nicht mit Recht als nunmehrigen Entente-Freund hinstellt, (wenig- stens lässt sein letzter Besuch im Oktober 1917 in Konstantinopel und sein Besuch im deutschen Hauptquartier 1918 nicht darauf schliessen) für das Land heranzuziehen. Beleidigt durch das hochfahrende Benehmen des Engländers, hat sich der Khedive nur noch seinen eigenen landwirtschaftlichen Interessen gewidmet, und, wenn er sich zur Zeit, als Sır Eldin Gorst Generalkonsul war, mehr den Regierungsge- schäften zugewendet hat, fand er unter dem harten Regiment Lord Kitchener’s kaum mehr Gelegenheit dazu. Für die Franzosen wäre es ein leichtes gewesen, ihren grossen Einfluss und ihre Beliebtheit in Aegypten zu behalten, wenn sie noch im Jahre 1882 eine entschlossene und weitherzige Politik getrieben und nicht Aegypten an die Engländer verraten hätten.

Wir müssen dem Verfasser danken, dass er in interessanter, fliessender Weise an einem Musterbeispiel gezeigt hat, wie zielbe wusst und

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für die Freiheit der Völker gefährlich die englische Politik im XIX. Jahrhundert gewesen ist (s. auch das umfangreiche, ausgezeichnete Kapitel über den Verlust und die Wieder- gewinnung des Sudans). Seine Schilderung, gestützt auf reiches Quellenmaterial ist durchaus überzeugend, und, wo er von früheren Autoren abweicht, können wir uns seinem Urteil stets anschliessen.

Sprechsaal.

Zu OLZ 1918 Sp. 205.

Herr Prof. P. Jensen bittet festzustellen, dass er nach dem Referat über seinen Vortrag nicht von ab- soluter Ungeschichtlichkeit Mohammeds und des ven ihm Berichteten gerprochen habe, sondern das nach ihm, wie die Vorgeschichte, so die Geschichte Mohammeds nach der arabischen Ueberlieferung nur in der Haupt- sache ungeschichtlich sei; es werde eine entsagungs- volle Arbeit der Zukunft sein, das wirklich Geschicht- liche davon reinlich auszuscheiden.

Hierzu bemerke ich, dass sich die ungenaue Fassung meiner Bemerkung darans erklärt, dass ich wegen des Zustandes meines rechten Auges damals von dem Referat nur durch Vorlesen Kenntnis nehmen und auf Grurd davon meinen Zusatz diktieren konnte. Ich bedauere, mich dabei nicht ganz korrekt ausgedrückt zu haben. Ich bätte auch, wie ich bei dieser Gelegenheit hinzu- fügen will, ausdrücklich darauf hinweisen sollen, dass nach Jensen, der die altarabische Sage, wie die sagen- haften Ueborlieferungen der Geschichte Muhammeds grossenteils auf unsere, hebräische Bibel zurückführe, die Uebereinstimmung mit babylonischen Parallelen lediglich sekundär, da durch die Bibel vermittelt, sei.

Jensen teilt mir mit, dass auch er jadenchristlichen ag a des Islams in Erwägung ziehe, wie er es auch in kürzlich gedruckten Leitsätzen und Tabellen! aus- gesprochen habe. Dieses Zusammentreffen mit lange von mir gehegten Ideen freut mich sehr.

F. E. Peiser.

Rus gelehrten Gesellschaften.

Acad. des Insor. et Belles-Lettres. Séance du 12. Oc- tobre 1917: Th. Reinach signale à propos de la corre- spondance, un curieux et symptomatique mémoire d'un professeur allemand, le Dr. Peiser, sur le IXe chapitre d’Isaie. Cet erudit soutient que le chapitre en question est le démarquage d’un pamphlet composé a la gloire du roi d’Assyrie Sargon, le destructeur de Samarie, par un prophète jérusalémite gagné à la cause de l'ennemi national.

Unter den Inschriftenfunden von Khamissa (Algier) befindet sich eine heidnische Grabinschrift, die eine Paalmstelle entbält.

Séance du 19. Octobre 1917: Tilho legt die Ergeb- nisse seiner wissenschaftlichen Forschungen zwischen Tschad und Nil vor. ~ In den Sitzungen der Académie des Inscriptions et Belles-Lettres vom 13. Mai, 13. und 20. Juli 1917 verlas Pottier einen Bericht Dieulafoys über seine Ausgrabungen in der Hassan-Moscheezu Rabat (Marokko) im Jahre 1914/15. Dieulafoy berichtet darin zunächst über die Ausgrabungen und gibt dann eine detaillierte Beschreibung der Baulich-

ı Wer war Muhammed? Leitsätze und Tabellen zu einem Kolleg über „Muhammed und das Judentum, Ge- schichte und Sage“. Ein Entwurf. Sommersemester 1918. Ale Manuskript gedruckt.

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a ESS ů—ÄUE ni

250

keiten der Moschee, welche 12—15000 Menschen fassen konnte. Die Einzelheiten der Bauweise lehnen sich streng an die Tradition an, welche in ihren Grundlagen auf die ägyptische und akkadische Baukunst zurück- zuführen sei. Zu gleicher Zeit habe man sich bemüht, dem Ganzen unter Benutzung gewisser Typen des la- teinischen Okzidents das Aussehen einer Festung zu geben. Die Arbeiten an der Moschee seien im Jahre 586, die am Miuaret im Jahre 593 (= 1197 n. Chr.) begonnen worden.

In der Sitzung vom 20. Mai teilte Scheil mit, dass St. Langdon im Museum der Universität Pennsylvania die zweite Tafel des Gilgamesch-Epos entdeckt habe.

In der Sitzung vom 22. Juni besprach Moret eine neuentdeckte ägyptische Inschrift und wies auf ihre Be- ziehungen zu einem anderen Texte hin, der von einem grossen Prozesse handelt. Ein Eigentümer, der unter Ramses II. durch ein gerichtliches Urteil seiner Güter für verlustig erklärt worden war, erlangt sein Eigentum wieder durch einen Schiedsspruch der Statue des Königs Ahmes I., der damals etwa 300 Jahre tot war und einst das strittige Besitztum angelegt hatte.

Am 27. Juli analysierte M. Schwab einen grossen Papyrus aus Kairo, der sich im Besitze von Th. Reinach befindet. Der Papyrus besteht aus sieben Abschnitten, die auf damals in Fostat (Vorstadt von Kairo) verban- delte Prozesse Bezug haben. Fünf dieser Abschnitte sind hebräisch abgefasst, zwei in arabischer Sprache; aber geschrieben in hebräischen Charukteren. Der eine davon erwähnt mehrfach als Zeitgenossen den Patriarchen sämtlicher jüdischen Gemeinden und ermöglicht dadurch die genaue Datierung des Dokuments. Von besonderem Interesse sind die Namen von bisher unbekanuten Per- sönlichkeiten und von ägyptischen und asiatischen Lo- kalitäten, die seither vom Erdboden verschwunden sind. Palßograpbisch wichtig sei die Schrift des Textes, die ein kurioses Mittelding zwischen Quadrat- und Kursivschrift darstelle.

Am 10. August besprach Fr. Cumont eine griechische Inschrift, die zu Rom im Tempel der syrischen Götter auf dem Janiculus entdeckt worden ist. Die rätselhaften Verse dieser Weihschrift scheinen zu berichten, dass ein gewisser Gaionas, der sich „Richter der Gastmäler“ nennt, nahe dem Heiligtum einen Teich für die heiligen Fische angelegt habe, die für die liturgischen Mahlzeiten bestimmt waren. Die Teilnahme an diesen Mahlzeiten sicherte, so glaubte man, den Mysten eine göttliche Unsterblichkeit.

Am 7. Dezember verlas H. de Villefosse einen Bericht über seine Ausgrabungen in der Basilika neben der St. Monika-Kirche in Kartbago.

Am 14. Dezember berichtete Th. Reinach auf Grund einer Mitteilung von Mariani, dem Leiter der italienischen Ausgrabungen in der Cyrenaica, das daselbst kürzlich eine Statue des Eros mit dem Bogen entdeckt worden sei.

Am 28. Dezember sprach Scheil über den Fischmarkt zu Larsa auf Grund von Texten aus der Hammurapi-Zeit. Die Dokumente lebreu uns die Namen ven 18 Fischarten, die teils stück-, teils körbeweise verkauft wurden.

(Nach der Revue critique und dem

Journal des Savants.) W.

In der Juli-Sitzung der Berliner Akademie der Wissenschaften legte Wilamowitz-Moellenderf eine Arbeit über „Dichterfragmente aus der Papyrussammlung der königlichen Museen“ vor. Unter einer Anzahl kleinerer Sticke, meist aus dem 3. Jahrh. v. Chr., ragen hervor echte Verse des Tyrtaios, ein Stück einer auf den Einfall der Galater bezüglichen Elegie und eine Homer-Glosse, die ein aus unserem Torte verschwundenes unbekanntes Wort in der Odyssee bringt; daneben Verse des Anti- machos. W.

251

Mitteilungen.

Die britische Akademie der Wisseuschafton errichtet in Jerusalem eino Archäologenschule, die speziell der Heranbildung tüchtiger Archäologen dienen soll. Man will vornehmlich die Erforschung altjüdischer, kanaani- tischer, griechisch-römischer, byzantinischer, arabischer und mittelalterlicher Altertümer pflegen. Für Mesopo- tamien ist die Schaffung eines ähnlichen Institutes geplant. W

Personalien.

Heinrich Winkler in Breslau ist zum ordentlichen Honorarprofessor für vergleichende Sprachwissenschuft ernannt worden.

Matthias Gelzer, ord. Professor der alten Ge- schichte, ist von Greifswald nach Strassburg,

C. F. Lehmann-Haupt als Ordinarius für alte Geschichte nach Innsbruck,

Walter Kolbe als Nachfolger Gelzers nach Greifs- wald beruten worden.

W. Radloff ist 81 Jahre alt in Petersburg gestorben.

Zeitschriftenschau. -= Besprechung; der Beaprecher steht in (). American Journal of Archaeology. 1917: January-March. A. L. Frothingham, Ancient orientation unveiied. General Meeting of the Archaeological In-

stitute of America, December 27—29, 1916 (Vorträge: | (

G. L. Robinsou, Where archaeological investigation left off in Palestina and Assyria; C. C. Torrey, The Art of the Hairdresser in Ancient Babylonia). Archaeological News, 1916 (July-December) Bruchstücke der „Höllen- fahrt der Ištar“ in suuerischer Sprache“. Hethitische Tonfunde in Syrivn u. a).

Amtl. Ber. a. d. Kgl. Kunstsammlungen. 1918: XXXIX. 8 Sp. 180: Möller, Eine neue demotische Er- zählung.

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Archives d’Etudes Orientales. 1916:

2. J. Kolmodin, Traditions de Tsazzega et Hazzega. Traduction francaise.

Archiv fiir Urkundenforschung. 1916:

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Orientalistische Literaturseitung 1918 Nr. 9/10.

252

auf Grund der in Palästina gemachten Ausgrabungen

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Gottes (Ez. c. 1 u. 10) im Lichte der Vorderasiatischen Altertumskunde (H. Gressmann).

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265

—— un En a Se ey

L'expédition scientifique et artistique de Mésopotamie et de Médie (1851—55).

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Theologisches Literaturblatt. 1918: 6. *Ed. König, Das Deuteronomium (W. Caspari). 7. *M. Thilo, Die Chronologie des Alten Testamentes (W. Caspari) 9. *Loofs, Wer war Jesus Christus? (Bachmann). *Ubbink, Het eewige Leben bij Panlus (Stocks).

Theologische Literaturzeitung. 1918: 6/7. “Streck, Seleucia und Ktesiphon (Meissner). *Haury, Das Eleusische Fest urspriinglich identisch mit dem Laubhüttenfest der Juden (Bischoff). Eichrodt, Die Quellen der Genesis (Holzinger). Wiener, The Date of the Exodus (Holzinger). Mowinckel, Ezra dem Skriftlälde (Buhl). Schwaab, Historische Ein- führung in das Achtzehngebet (Beer). 8/9. *Boll, Sternglaube und Sterndeutung (Baudissin). Fischer, Der Ursprung des Judentums im Lichte alttestamentlicher Zahlensymbolik (König). -*Gunkel, | Esther (Bertholet). Bass. Die Merkmale der israel. Prophetie nach dertradit. Auffassung des Talmud (Bischoff).

Theologische Quartalschrift. 1917/18: 1. A. Miller, Ein neuer Sündenfalls-Siegelzylinder? E. Sellin, Gilgal. Ein Beitrag zur Geschichte der Ein- wanderung Israels in Palästina; W. Baumgartner, Die Klagegedichte des Jeremia (RieBler).

Zur Besprechung eingelaufen:

(* bereits weitergegeben)

*Archiv für Wirtschaftsforschung im Orient II 3/4. 1917.

*Kurt Hassert, Das TürkischeReich. Politisch,geographisch und wirtschaftlich Tübingen, J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), 1818. M. 9 —.

Achmed Emin, Die Türkei (Perthes’ kleine Völker- und Länderkunde zum Gebrauch im praktischen Leben. 5. B.). Gotha, Friedrich Andreas Perthes A. G., 1918. M. 4 —.

Moritz Freier, Luthers Busspsalmen und Psalter. Kri- tische Untersuchung nach jüdischen und lateinischen Quellen. (Beiträge zur Wissenschaft vom Alten Testament. hrsg. v. Rudolf Kittel. H. 24.) Leipzig. J. C. Hinrichs'sche B., 1918. M. 5—.

* Rudolf Kittel. Kriege in biblischen Landen Friedrich Andreas Perthes, Gotha, 1918. M. 3—. Richard Förster, Briefe von J. J. Reieke. Nachtrag.

Oriontalistische Literuturzeitung 1918 Nr. 9/10.

256

XXXIV. B. No IV.) Leipzig. B. G. Teubner. 1917. M. 2,36.

‘Franz Lexa, Das Verhältnis der Existenz der Seele und des Leibes bei den Aeyyptern des alten Reiches (Auszug aus einer grösseren Abhdlg., die in, Tschechi- scher Akademie der Wissenschaften“ erscheinen wird).

Zeitschrift für Kolonialsprachen. VIII 3.

Le Monde Oriental XI 3, XII 1.

*Georg L. Lesczyuiski, „Hikajat“. Persische Schourren. Aus dem Persischen übersetzt und mit Anmerkungen versehen. 1918, Verlag „der neue Orient“. Berlin.

Hans von Mžik, Was ist Orient? 1918, Gerold u. Co., Wien.

M. Horten, Die religiöse Gedankenwelt des Volkes im heutigen Islam. Lieferung II. Halle a. S., Verl. v. Max Niemeyer, 1918. M. 7 —. |

*Karl Woermann, Geschichte der Kunst aller Zeiten und Völker. 2. Aufl. 3. Bd. Leipzig u. Wien, Biblio- graphisches Institut, 1918. M. 18 —.

8. H. Ribbach, Vier Bilder des Padmasambhava und seiner Gefolgschaft (Mitt. aus dem Museum für Völkerkunde in Hamburg V = 6 Beiheft zum Jahr- buch der Hamburgischen Wissenschaftl. Anstalten XXXIV 1916). Hamburg, 1917.

*Abbdign. zur Semitischen Religionskunde und Sprach- wissenschaft, Wolf Wilhelm Grafen von Baudissin überreicht (= Beihefte zur Zeitschrift für die AT Wissenschaft 33). Alfred Tölpelmann, Giessen, 1918. M. 22 —.

Wilhelm Schubart, Einführung in die Papyruskunde. Berlin, Weidmannsche B., 1918. M. 16 —.

Verlag der J. C. Hinrichs’sehen Buchhandlung in Leipzig Das Land der Bibel

Gemeinverständliche Hefte zur Palästinakunde

Im Auftrage des Deutschen Vereins zur Er- forschung Palästinas herausgegeben von Professor D. Dr. G. Hölscher Bisher erschienen:

I, 1. Schwöbel, Dr. V., Die Landesnatur Pa-

lästinas. 1. Teil. 56 S. 2. Procksch, Dr. O., Die Völker Altpalästinas. 41 8.

3. Schwöbel, Dr. V., Die Landesnatur Pa- lästinas. 2. Teil. 52 S.

4. Hartmann, Dr. R., Palästina unter den Arabern 632—1516. 53 S.

5. Killermann, Dr. S., Die Blumen des hei- ligen Landes. Botanische Auslese einer Frühlingsfahrt durch Syrien und Palästina. 1. Teil. 44 S. m. 6 Abb. auf Taf.

6. 2. Teil. 35 S. m. 4 Abb. auf Taf.

I. Band vollständig (= Heft 1—6) 1915. M. 3.60

II, 1. Thomsen, D. P., Denkmäler Palästinas

aus der Zeit Jesu. 39 8.

2. Mickley, Paul, Arculf. Eines Pilgers Reise nach dem heiligen Lande (um 670) 1. Teil. 42 S. Mit 4 Grundr. u. 2 Abb.

3/4. 2. Teil. 64 S.

5. Guthe, D. Dr.H., Die griechisch-römischen

Städte des Ostjordanlandes. 44 8.

(Abhdign. d. Phil. Hist. Kl. d. Kg! Sächs. G. d. W.| Preis jedes Heftes 60 Pf. und Teuerungszuschlag.

Verlag u. Expedition: J. C. Hinrichs’seho Ruchbaudlung, Leipzig, Blamengasse 2. Druck von Max Schmersow, Kirchhalo N.-I. Varantwortlieher Herausgeber: F. B. Pelser, Königsberg I. Pr., Goltz-Allen 11.

Orientalistische Literaturzeitung

Monatsschrift für die Wissenschaft vom vorderen Orient

und seine Beziehungen zum Kulturkreise des Mittelmeers Herausgegeben von Professor Dr. F. E. Peiser, Königsberg i. Pr., Goltz-Allee 11

Verlag der J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung, Leipzig

Blumengasse 2.

21. Jahrgang Nr. 11/12

Inhalt. Abhandlungen u. Notizan Sp. 257—282

Hüsing, Georg: Kaspisches V: lata = Eheweib? . . . . . . 264 Jirku, Anton: Der assyrische Name des Königs Benhadad III. von Da- mas kus. 42279 Lehmann-Haupt, C. F.: Zur Er- mordung Sanheribs . 273 Meissner, Bruno: Lexikographi- sches: 4. silir kunukki 272 Schroeder, Otto: Ueber die ältesten Münzen 276 Schultz, Wolfgang: Iranisches bei Berossos (Schluss) 257

einen Schlauch Besprechungen

Klein, Otto:

Iranisches bei Berossos. Von Wolfgang Schultz.

(Schluss). '

Die Sage von Omorka-Ohnetod lässt sich aber auch über Iran hinaus verfolgen i, wobei ibr (bei Berossos doch ziemlich verkümmerter) Bestand deutlicher wird und auch neues Licht fällt auf die nordische Sage von Ymir. Aus Niflheim kömmt Eis, aus Muspelheim Feuer, beides begegnet einander in Ginnungagap und es entsteht aus der genau die Mitte haltenden Mischung der Zwitter Ymir (auch Aur-gelmir, „der gewaltige Brüller“; vgl. den Born Hwer- gelmir und zu Ymir den Hymir). Das ist, ins Grosse übertragen, die Vorstellung von der Zeugung bei Empedokles und im Bundahisn (S. o.), und auch Omorka ist mannweiblich, da sie allein Wesen zeugen kann und spiter in Himmel und Erde geteilt wird, die stets als Elternpaar aufgefasst wurden. Bald nach Ymir entsteht die Kuh Audumla, deren vier Milch- ströme den Riesen nähren; sie entspricht der Ziege Heidrün (zu der wieder Heidrekr reimen würde) und dem Hirsche Eikbyrnir, von dessen Geweih der Born Hwergelmir gespeist wird,

1 Selbst bis Japan; vgl. Ukemoči im Nihongi (S. 70

Florenz). | 257

Manuskripte und Korrekturen nach Königsberg. Drucksachen nach Leipzig. Jährlich 12 Nrn. Halbjabrspreis 6 Mk.

Wiedemann, A.: Trinken durch

Bang, W.: Zu den türkischen Zeit- bestimmungen (Heinrich Winkler)

Beiträge zur Religionswissenschaft, brsg. v. d. religionswiss. Ges. in Stockholm II, 1 (Hans Rust) 290

Syrisch - griechisches Wörterbuch zu den vierkanonischen Evangelien (Bruno Violet).

Kubitschek, Wilhelm: Zur Geschichte

von Städten des römischen Kaiser-

reichs (Arthur Mentz)

Nov./Dez. 1918

Langer, Fritz: Intellektual-Mythologie

. 280 (Carl Fries) . 297

= Söderblom, N.: Das Werden des en Gottesglaubens (Marie Pancri- tius). 291

Theis, Johannes: Die Weissagung des Abdias (J. Hehn) . 283

Unger, Eckhard: Die Reliefs Tiglat- pilesers III. aus Nimrud (Otto Schroeder) . . 282

Berichtigung (Bruno Meissner) 299 Personalien ....... 208 Zeitschriftenschau . 299—304

286

284

287

so dass dieser Hirsch vor Ymir da gewesen

wäre, da von Hwergelmir die Eliwägar stammen, aus denen das Eis zur Bildung Ymirs sich schichtete. Man wird also annelimen dürfen, dass Riese und Horntier zugleich entstehen, dass eines am andern hängt, wie dies für Gajo- martan und das einzig geschaffene Rind in Iran überliefert ist. Den Vergleich zwischen der nordischen und der iranischen Sage hat zuerst Martin Haug (Gött. Anz. 1853 S. 1960) gezogen. Schlafend gerät Ymir in Schweiss, unter seinem linken Arme wachsen Mann und Weib, ein Fuss zeugt mit dem andern einen sechsköpfigen Sohn. Zwitterbildung und Mehrköpfigkeit er- wälınen aber auch Berossos und Empedokles als Merkzeichen der ersten, missglückten Schöpfungen des Urwesens, und schon Jakob Grimm verglich die Schöpfung der Hawä aus des schlafenden Adam Rippe. Bei Berossos tritt Bel ganz unvermittelt auf, in der Edda sind Woden, Wili, We (sonst lautet die Dreiheit

ohne Stabreim auch Odinn, Hoenir, Loki) die Söhne des Borr und der Bestla; einen wesensgleichen Buri als Stammvater leckt die Kuh aus dem Eise sehr unwahrscheinlich, da so eher Ymir selber nach anderer Fassung entstanden sein könnte. Da aber die Erzählung auch bloss 258

259

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260

den Ursprung der Menschen und Riesen be- |(Askru.Embla),zuder wir von Porphyrios und aus

richten will, können die Götter gerne schon längst da sein. Wie Ymir getötet wird, erfahren wir nicht; auch Berossos berichtet nichts der- gleichen von Omorka, es sei denn, dass man die Köpfung des Belos als von ihr entlehnt ansieht. Ein weiterer Grund dafür, der zu dem hierüber bereits Bemerkten hinzu käme, ist jetzt, dass auch bei Ymir der Kopf ganz besonders wichtig ist; aus ihm gehen die wesent- lichsten Bestandteile des neuen Weltbaues hervor. Aus dem toten Körper des Ymir läuft so viel Blut, dass darin das ganze Geschlecht der bösen Reifriesen ertrinkt; es waren ihrer also doch bereits eine erhebliche Menge, und die Edda erwähnt eben davon bloss Mann- Weib und Sechskopf. Dem steht gegenüber, dass nach der einen Fassung bei Berossos Belos das Getier der Omorka bloss einfach „beseitigt“, ein Ausdruck, der auch zuträfe, wenn es im Blute der Omorkaertrunken wire; nach der anderen Fassung vermag das Getier das Licht nicht zu ertragen. Immerhin ist wenigstens bei Ymir noch unver- kennbar deutlich, dass eine Flutsage vorliegt. | Das bemerkte schon K. Simrock, Handbuch der deutschen Mythologie S. 163. Von einem „Auf- bauschen“ zur Flutsage, wie H. Usener, Sint- flutsagen S. 3 meint, kann dabei keine Rede sein, da alle irgend wesentlichen Züge da sind: das böse Geschlecht der Riesen (wie in Gen. VI); Ymirs Blut (aus dem das Meer entsteht), das diese Geschöpfe vertilgt; Ber-gelmir (vgl. Og) und sein Weib, die sich im Einbaume! (ludr; ahd. lüdara Wiege) retten. Wenn man nicht verlangt, dass jede Flutsage gerade so aussehen muss wie die „kanonischen“, dann liegt hier eben eine vor. Es fehlt jedoch an dieser Stelle der Zug, den der Bundahisn, z. T. auch Por- phyrios und schliesslich auch die spätere jüdische Sage vom faulenden Meeresfürsten erhalten hat, nämlich dass das Meer infolge des in ihm unter- gegangenen Riesengeschlechtes salzig wurde. Er steht aber bei Ymir an falscher Stelle, sofern gleich anfangs die Entstehung des Riesen selber aus den Giftströmen hergeleitet wird. Wie bei Berossos folgt auch in der Edda auf die Flut die Neuordnung der Welt, ein Zug, der auch in anderen Flutsagen immer wieder- kehrt. Dass der der Köpfung entgegen Sehende noch Anordnungen trifft, wie sein Blut nützlich zu verwenden sei, erinnert an zahlreiche Sagen, in denen der verendende weise Unhold seinem Mörder noch Lehren über den Gebrauch seiner Körperteile gibt. Es folgt die Verbannung der Riesen-Titanen an die Ränder der Erde und das Entstehen der Menschen aus den beiden Bäumen

vgl. Wilkine-Sega Kap. 20.

dem Bundahisn lernen, dass es ein Doppelbaum gewesen sein muss, der aus dem Samen oder Aase desErmordeten hervor wuchs. Dem Samen entspricht bei Omorka das Blut, das mit dem Lehme vermischt wird, wie auch Askr und Embla am Meeresstrande, also dort erwachsen, wo sich Ymirs Blut mit dem Sande mischt. Noch näher dem Porphyrios steht die eddische Meinung, dass die Zwerge wie Maden in der Erde, Ymirs Fleische, wuchsen, aber erst von den Göttern Verstand erhielten. Sie stehen hier deutlich an Stelle der Menschen selber und bilden übrigens auch Menschen (Woluspa 10), wie Hephaistos. Beachtung verdient auch, dass bei Berossos die Menschen aus Lehm nach der einen Fassung deshalb Anteil am göttlichen Denken besitzen und Verstand, weil ihnen das Blut aus dem Haupte des Gottes beigemischt ist; das erinnert an die orphische Lehre von den titanischen und dionysischen Kräften im Menschen (s. o.).

Wie Ymir ist auch Adam ursprünglich Zwitter. Beide sind mit Phanes, Agdistis, Prajäpatis, aber auch mit Tuisto (vgl. Mitra Sp. 154), Mannus und dem indischen Manus, dem Sohne des Wiwaswän, zu vergleichen, der in Iran Jama (geminus) heisst und ebenfalls Träger einer Flut- sage (Widéwdat II) ist. Wie einen indischen Jama gibt es aber auch einen iranischen Manus, von dem eben ManoS¢ipra stammt, der in Babylon herrschte, ganz wie die Söhne des Xisuthros die berosianische Sibylle sagt: Zrwan, Titan, Japet nach Babylon ziehen sollen. Jama ist Herrscher im Totenreiche, und dasselbe ist Minos. Sein Sohn Glaukos war schon vorbin neben Dionysos, den „kleinen Zeus“ zu stellen; ein kleiner Zeus ist aber auch Deukalion seinem Namen nach (Usener), und es stimmt also sehr gut, wenn auch Deukalion Sohn des Minos ist und der Pasiphae (Ilias XIII 450 ff, Odysseia XIX 178 ff.). Bei Apollodoros ist Deukalion auch Sohn des Prometheus, seine Tochter heisst Protogeneia; bei Pherekydes zeugt Prometheus selber mit Pyrrha die Protogeneia. Also ist Protogeneia Pandora (vgl. über diese Real-Enz. d. kl. Altertumswissensch. IA Sp. 66 und 72) und in allen Fassungen, welche den Helden allein die Flut überdauern lassen, auch Pyrrha. Das sieht man recht gut bei Manuš; denn Ida entsteht im Borne aus Butter, Milch, Molke und Matte, und Mitra-Waruna machen auf sie ihren Anspruch geltend, indess sie sich dem Manus gibt. Eine ältere indische Fassung dieser Gestalt ist Usas, die Tochter des Prajäpatis (Hillebrandt, Ved. Myth. II 52). Neben der Pandora steht ein Pandoros in der valentinia-

nischen Gnosis, neben der Ušās ein Rudra-Ourion

261

(Hillebr. II 205 f.), und zu vergleichen ist in der schon angeführten Erzählung bei Firmicus Maternus, wie zu dem neuen Dionysos Zeus den Lehm, Athena das gerettete Herz und Seilenos-Polyidos (vgl. bei Pandora den Hephai- stos) das Leben beisteuert. Eine kretische Flut- sage ist also gar nicht zu umgehen, und sie muss an Minos und dem Minos-Sohne gehaftet haben. Da die Wasser der Flut auch sonst heiss sind und vom Ofen Gottes oder Noahs ausgehen, haben wir anzunehmen, dass die Flut dem brodelnden Dreifussbecken, das Zeus im Zorne umstiess, entquoll. Ein Nachhall davon ist auch noch bei Nonnos, Dionysiaka VI 229 fl., erhalten; dort entfacht Zeus aus Zorn über die Zerstückung des Dionysos durch die Titanen einen Sinbrand, den er mit der Flut löscht. Mehr Gewicht hat Ovidius, Met. I 151 ff; der Molosser Knabe, den Lykaon dem Zeus vorsetzt, ist offen sichtlich Dionysos. Der erzürnte Gott tilgt das sündige Geschlecht der aus dem Blute der Giganten entstandenen Menschen durch die Flut hinweg und verwandelt den Lykaon in einen Wolf. Daneben steht die Verwandlung des vor der Flut fliehenden Geschlechtes der Giganten (Turmbauer; vgl. Memnon II 112ff. und meine Einleitung in das Popol Wuh S. 95) in Affen; ein Gegenstück dazu, das auf Ymirs Flut Bezug haben muss, ist, dass Hymir (Edda S. 26 Gering) der Affensohn gescholten wird.

So weit diese Dinge auch abseits von der Omorka des Berossos zu führen scheinen es ist doch erst auf diese Weise möglich, all-

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262

Pusur-Bel) hat keinen Namen, und sonstige Anhaltspunkte sind bloss der Ausgang und das Ziel der Fahrt. Vor der Flut vergräbt Xisuthros auf den Befehl des Kronos in der Sonnenstadt Sippara (aus d als Bücherstadt gedeutet) alle Bücher, in die er Anfang, Mitte, Ende der Dinge aufgezeichnet hat. Das ist ein Zug, der keil- schriftlich völlig fehlt, wohl aber von Set, dem Erfinder der Schrift, ganz ähnlich überliefert ist. Sein Geschlecht zeichnet das ganze Wissen auf Lehm gegen den Sinbrand, auf Stein gegen die Sinflut auf (Josephus Flavius, Antiqu. I 70; vgl. Reitzenstein, Poimandres S. 183), darin genau dem Tahmo-rupis entsprechend (Windisch- mann, Zoroastrische Studd. S. 208), der eben- falls als Erfinder der Schrift gilt; die Dewas haben sie ihn gelehrt, und er besitzt als eine Art Kulturbringer (wie Prometheus) reiche Be- ziehungen zu Jama und dem Salomo der Legende. Wir bleiben also mit der Einleitung der Flut- sage des Berossos genau im selben Kreise, in dem wir uns auch schon vorhin bei der Er- läuterung der Weisheit seiner Sibylle bewegten. Und andererseits fehlt der keilschriftlichen Flut- sage ebenso wie der biblischen völlig diese Verknüpfung von Flut und Kulturbringer, dieser (Gedanke, dass die Kultur von den Déwas stamme und eine Verderbnis des Menschengeschlechtes sei. Ziel der Fahrt ist das korduäische ! Gebirge in „Armenien“; ein Felsen dortselbst wird als Ueberrest der Arche ausgelegt; den Asphalt, den man von ihm bricht, benützen die Einwohner der Gegend zur Abwehr von Krankheiten. Da-

seitig zu erhärten, dass an ihr wirklich eine|mit ist die Sage örtlich mit noch grösserer

Flutsage haftete, und zu zeigen, wie trotz aller grund legenden Unterschiede, die zuerst hervor treten, bei genauer Betrachtung der innige Zusammenhang deutlich wird, der sie mit anderen Flutsagen verbindet, von denen jeder zugibt, dass sie der zweiten „eigentlichen“ Flut, der babylonisch-biblischen, wirklich nahe ver- wandt sind. Es wurden also nicht bloss Brücken zwischen den Völkern sondern auch zwischen den Fassungen geschlagen, so dass jetzt schon auch ein besseres Urteil über den berühmten Bericht des Berossos möglich ist, der von der Flut handelt, die Ksisupros, der Sohn des Ardates überdauerte. Ist der Name Omorka bei Berossos iranisches Gut, dann ist es jetzt auch schon nicht mehr sicher, ob die Namen der Söhne des Xisuthros wirklich erst der Sibylle zukommen. Babylonische Namen solcher Söline kennen wir nicht, die biblischen sind nicht vorauszusetzen, und wir müssen die gebotenen so nehmen, wie sie sind. Dem A& würde bei Berossos Kronos entsprechen; aber der ganze „babylonische Apparat“ der durch einander und gegen einander wirkenden Götterfehlt, derSteuermann (Keilschr.

Bestimmtheit festgelegt als die indische, die auf dem Himälaja den „Schiffsankerplatz“ nennt, oder die hellenische mit ihrem Parnassos. Der Anschluss der 3 Brüder und ihrer Schwester Astlik an Berossos wird dadurch noch enger, die ganze Erzählung rückt immer entschiedener von der keilschriftlichen Flutsage ab, welche das Schiff an einem Berge Nisir (Mimus?) am linken Ufer des unteren Zab in Lullu-Land? landen lässt. Es bleibt also bloss der Name Zs00v9g0s- Sisythrus übrig. Buttmann (Mythologus1192 im Jahre 1828 erschienen, also vor Entdeckung des Keilschrifttextes geschrieben!) hat ihn aus dem Aevaalımva tov Ixvdse der Flutsage bei Lukianos, de dea Syria 12 (z. St. vgl. OLZ 1913 Sp.128f.) heraus zu lesen gesucht, und H. Usener, Sintflutsagen S. 48,. meint, man habe in dem *Sisythes dann wohl den Namen des Vaters zu erkennen. Das ist aber recht hart, und eine

Ararat im Targum (zu Gen. 8,4) mp genannt! Vgl. zur ganzen Frage Sanda, Unters. zur Kunde des alten Orients (MVAG 1902, 2 S. 14 fl.).

2 Vgl. Ungnad-Gressmann, Gilgame3-Ges. S. 70 und neuerlich Hüsing in OLZ 1918 Sp. 46. |

263

Konjektur solcher Art kann natürlich nicht

„beweisen“ (wie Gressmann a. a. O. S. 216 meint), dass die Sage des syrischen Hierapolis aus Babylon stammt, zumal auch gegen die babylonische Herkunft des Namens Xisuthros Bedenken walten. Erwägt man vollends den Skuten-Einfall in Bambyke, dann wird Butt- manns Vorschlag wohl noch fragwürdiger. Also bleibt sein *Sisythes eben besser ganz aus dem

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nach einem Berge Arartu geht, also die biblische Flutsage eine Ortssage ist; deren Fahrtziel wir doch in einem „Armenien“ suchen müssen, wenn es auch nicht das Armenien ist, in dessen Berge Masis man es später suchte. Da scheint es hart, Noah ohne Weiteres von Utnapistim herzuleiten. Allein ich erwähne das nur, um zu zeigen, dass ich an diesen Fragen nicht sorglos vorbei gegangen bin. Sie können nicht

Spiele. Das überlieferte ZecovFgo¢ nun soll auf alle zugleich erledigt werden, sondern nur eine

ein *Hasis-atra zurück gehen, das aber keil- schriftlich nicht bezeugt ist. UTnapistim heisst im Texte bloss atra hasts, eine Bezeichnung, die er mit Adapa teilt und mit dem Adlerjungen, das seinen Vater vor der Nachtschlange warnt. Ob sie ein richtiger Name ist, scheint da doch recht zweifelhaft, und ob man solch einen „Schlaukopf“ auch zu einem „Kopfschlau“ machen dürfe, noch mehr. Man hätte die Namen sicherlich nicht zum Stimmengezwungen, wenn man nicht von der babylonischen Herkunft der Flutsage des Berossos schon durch den Titel seines Werkes so völlig überzeugt gewesen wäre. Jetzt, wo die Gründe gegen solches Vorurteil wohl hinreichend ausführlich dargelegt sind, wird man allen Anlass haben, das Ver- fahren von damals etwas kühler zu überprüfen. Mir scheint die Deutung von icovò os aus hasisatra nicht nur gezwungen, sondern schon der Versuch, den Namen gerade babylonisch zu deuten, wo doch der Inhalt der Erzählung dazu keinen Anhalt bietet, höchst willkürlich. Lässt man aber die eingebürgerte Annahme, wie sie es verdient, fallen, dann ist Sisythrus wieder eine gleichberechtigte Form, neben der sich Zicovò os aus der Verschreibung von <in$ erklärt.

Ueberblicken wir das Ergebnis: für Iran ist ein unerwarteter Zuwachs zu verzeichnen, für die Bibel und die mythenhaltigen Keilschrift- texte, in die man aus den vermeintlich unmittel- bar zugehörigen Fassungen ohnedies nicht sonderlichesLicht zu bringen wusste, kein irgend nennenswerter Verlust. Aber neue Fragen tauchen immerhin auf. Schon Fritz Röck ist in seiner Besprechung von Gorions Sagen der Juden im Mitra Sp. 49—55 so tief in das iranische Sagengut hineingeraten, dass es ihm schwer zu entscheiden schien, ob dieser iranische Einschlag „schon in der Bibel oder erst in den hagadischen Erläuterungen zu ihr am Werke ist“. Einen ähnlichen Eindruck mag mancher Leser auch bei der obigen Untersuchung öfter

ewonnen haben, obwohl ich mich möglichst arauf beschränkte, die fülschlich zwischen Berossos und den babylonischen Fassungen ge- sponnenen Fäden zu zerschneiden. Ist es doch auffallend genug, dass auch die Fahrt der Arche

nach der anderen, und es wäre mir eine Freude, wenn sich für diesesMal zunächst der Versuch be- währte, über Berossos mehr Klarheit zu schaffen.

Kaspisches V: lata = Eheweib?

Von Georg Hising'.

Da ich an verschiedenen Orten bereits den Stoff fiir die beiden kaspischen Lautgesetze zusammen getragen habe (z. B. Memnon IV S. 28 f.), will ich sie für diesmal anfänglich als bewiesen ansehen und einmal den Versuch machen, ob wir mit ihrer Annahme nicht noch weiteren zugehörigen Wortstoff uns erschliessen können. Man vergesse nicht, dass ich bier bemüht bin, sozusagen die Grundzüge der Gram- matik einer Sprache zu gewinnen, von der wir bisher doch wohl keinen einzigen Text besitzen, obgleich ich nicht zweifeln kann, dass wir noch welche finden werden. Nur das Interesse des Historikers treibt bier dazu, einen Einblick in die verwandschaftlichen Verhältnisse dieser „unbekannten“ Sprache zu erlangen. Man er- innere sich also der ersten Entzifferungsver- suche an den Keilschrifttexten von Persepolis und Bagistan, die eben notwendig waren, sonst hätten wir heute keine Keilschriftforschung; und die Lage war damals doch wesentlich aus- drucksvoller alsheutegegenüber dem Kaspischen. Was aber bisher über diese Sprache geschrieben worden ist, beweist doch, dassdasausgesprochene Bedürfnis vorliegt, sie endlich sprachwissen- schaftlich „einreiben“ zu können; die bisherigen missglückten Versuche sind also wohl die beste Rechtfertigung für meine Bemühungen, die na- türlich sich ihre Methode durch den Stoff und den Sachverhalt müssen vorschreiben lassen. Die beste Methode ist unstreitig diejenige, die uns dem Ziele näher führt. i

Die beiden „Lautgesetze“ lauten also:

1. Südelamischem altem u, das in jüngerer Sprachform als i auftritt, entspricht nordela- misches a.

2. Südelamischem r entspricht kaspisches |.

Dabei gilt 1 natürlich auch für das Kaspische

1 Da die Korrektur des Autors nicht eingetroffen ist, drucken wir den Aufsate nach eigener Verbesserung der Druckfehler ab. D. R.

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als eine nordelamische Mundart; ob wir für 2 auch werden eineEinschränkung machen können, um welche r es sich handelt oder ob das Gesetz für alle r gelte, ist noch nicht aus- zumachen.

Wir haben wohl zum mindesten das Recht, wenn nicht die Pflicht, die eben heraus ge- stellten Lautgesetze versuchsweise auch auf solche elamische Wörter anzuwenden, deren kaspische Gegenstücke uns nicht bekannt sind.

Dabei kann man „Gegenstücke“ zunächst in zweierlei Sinne verstehen: der Bedeutung und der Form (oder Etymologie) nach. Im ersteren Falle könnte man durch Konstruieren der kaspischen Form eines elamischen Wortes vielleicht ein Erzeugnis gewinnen, das zwar immer noch nicht einem überlieferten Worte ganz ent- spräche, ihm aber doch eo nabe käme, dass die noch bleibenden Unterschiede zur Ermittelung weiterer Laut- gesetze führen könnten, wenn man den Eindruck lat, dass doch oflenbar das gleiche Wort vorliege oder eine Ableitung vom gleichen Stamme. Wir könnten aber auch auf Gegenstücke der Form nach stossen, die wir bisher in anderer Bedeutung angesetzt haben, und dann ist zu erwägen, dass ja unsere Uebersetzungen fast alle „geraten“ sind, so dass die formelle „Gleichheit“ unter Berücksichtigung der Lautgesetze uns vielleicht ein genaueres Bestimmen der Bedeutung ermöglicht. Auf alle Fälle aber nıuss aus derartigen Versuchen etwas zu lernen sein, es werden neue Möglichkeiten, an die man sonst nicht denkt, in den Bereich der sinnlichen Greifbarkeit, durch Sehen und Klang, gerückt, die als Vergleichsunterlagen für etwa entsprechende Wörter auch anderer kaukasischer Sprachen, alter wie heutiger, dienen können; auch kann man nicht vorher wissen, ob dadurch nicht manche unserer heutigen Voraussetzungen in ein anderes Licht gerückt, vielleieht gar unmöglich gemacht werden.

Treten wir mit solchem Gedanken einmal an das elamische Wort rutu = „Gattin“ heran.

Das Wort begegnet uns bereits im Friedens- vertrage des Naram-Sin (Rückseite Kol. 4) in der Verbindung rulu niri (= deine Gattin). Dabei fällt auf, dass das Wort noch beide u hat, während für nu-ri schon ni-ri geschrieben wird. Letztere Schreibung finden wir aber auch in rika statt ruka, in Na-hi-ti für Na- hu-te (Nabhunte), dürfen uns also über das i in so früher Zeit nicht wundern. Der Vertrag ist in direkter Rede gehalten, wie schon das erste Wort Hapti (= „Höret!“), und weiterhin der Satz piti-r Naram-Sin-irra piti-r uri (der Feind des Naram-Sin [soll] mein Feind [sein]) zeigen. An der Bedeutung von rulu niri Scheil übersetzt la femme niri (das letztere Wort allein bei ihm kursiv), wusste also 1911 noch nicht, was niri ist! kann also kein Zweifel sein; gemeint scheint die Gattin des Naram-Sin.

Auffällig könnte nur erscheinen, dass in einem Texte, der bereits i statt u schreibt, ge- rade rutu doch seine u behalten hat. Aber auch das steht nicht allein, denn. wir finden im Bronzetexte des Silhak-Insugnak (N. 45 meiner „Quellen“ IV Zeile 2) auch rutu in Beziehung

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u nn nn. eu nn nn .. G e

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auf die Nahhunte-utu, ebenda (in IX) in Be- ziehung auf Kiri-risa als göttliche Gattin, in XII aber ani rutu mu-k-ne (etwa das „das Weib [des Frevlers am Texte] soll nicht niederkommen), wo nicht Ehrfürchtiges gemeint ist. Man hat also rutu in erbabener Rede in hohem Sinne beibehalten, sonst sagt man vitu oder vielmehr schon riti, wie der Plural riti-pe (M 51) zeigt.

Hier liegt also der Fall vor, dass älterem u ein jüngeres i entspricht, dass also im Kaspischen als a erscheinen müsste, und dem r würde natürlich ein l entsprechen. Das Wort rütu würde also kaspisch nach den beiden Laut- gesetzen *läta laren müssen. Belegt ist es nicht.

Scheil (in Tome III S. 64) schrieb 1901: „Bien mieux, rulu est certainement le mot sé- mitique rwtu, ruttu, féminin de ra rua, rac. y7, qui a précisément le sens de „compagne, amie“. Es wäre doch wohl verwunderlich, wenn gerade dieses Wort ein semitisches Lehn- wort wäre, während es doch die Wörter für Vater, Mutter, Sobn, Tochter, Bruder, Schwester nicht sind, und da ausser der ausgesprochenen Semitomanie, mit der Scheil das Elamische be- bandelt hat, nicht der geringste Anlass vorliegt, das Wort für semitisch zu halten, so gehe ich darauf natürlich auch nicht weiter ein. Jede letzte Möglichkeit einer semitischen Etymologie verschwindet sowieso, wenn meine weiteren Vergleiche sich bewähren.

Ich habe natürlich sofort an das lykische lada erinnert, denn trotz der scheinbaren Grösse der Entfernung und des Abstandes des Ly- kischen vom Elamischen finden wir ja auch sonst, dassin den heutigen kaukasischen Sprachen derartige Wörter übereinstimmen, auch wo die Grammatik es nicht tut, wenigstens äusserlich nicht. Es ist gerade eine Eigentümlichkeit der heutigen Kaukasus-Sprachen, dass die, Formen“ auch dort ganz verschieden erscheinen, wo innerlich der gleiche Aufbau vorliegt, so dass auch innerlich nahe verwandte Sprachen äusser- lich stark voneinander verschieden sind. Ein wesentlicher Grund ist der, dass die Sprache mit Prä-, In- und Suffixen arbeitet; sobald diese verschieden sind, entstehen natürlich ganz an- dere „Formen“, die eben eigentlich gar keine Formen im Sinne der arischen und semitischen Sprachen sind, und sie fallen um so verschie- dener aus, je lautärmer die Stämme sind, Da es sich aber hier um eine unveräusserliche Eigentümlichkeit handelt, müssen wir natürlich auch für die altkaukasischen Sprachen voraus- setzen, dass sie infolge der Verschiedenheit der Suffixe äusserlich viel verschiedener ge- wesen sind als die arischen oder semi- tischen Sprachen. Daran zu erinnern dürfte zeitgemäss sein, da gegenüber dem berechtigten

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Bestreben, die altkaukasischen Sprachen nun auch zu einer Einheit zusammenzufassen, aus der Verkennung dieser Eigenart immer wieder Missverständnisse erwachsen, so dass man auf Grund äusserlichster Aehnlichkeiten lieber versucht, einzelne von ihnen zu arischen oder semitischenSprachen zu stempeln, ohne auch nur zu erwägen, wie leicht bei der reichen Mannig- faltigkeit der Suffixe bei Berührung mit anderen Sprachstämmen ein äusserer Ausgleich an die Formen dieser erfolgen konnte und wieungemein triigerisch schon dadurch die „sichersten“ Gleichungen werden.

Obgleich also das Chatdische seinem Aeusseren nach sehr wenig wie eine Verwandte des Elamischen aussieht, ist es doch recht be- achtenswert, dass in dieser Sprache das Wort für Weib lutu lautet, also förmlich eine Zwischen- form zwischen südelamischem rutu und dem er- schlossenen kaspischen *lata darstellt. Dabei ist aber zu beachten, dass wir Anlass haben, das l für älter zu halten als das südelamische r; die jüngeren /-Laute scheinen auf laterale Zungenstosslaute zurückzugehen, also nicht die Fortsetzung alter /-Laute zu sein, und zwar ist diese Annahme so gut wie beweisbar i. Ich vermute aber, dass wir das gleiche auch für das chaldische ? wie für das ihm doch wohl entsprechende kaspische werden anzunehmen haben, so dass dem kaukasischen Sprachstamme die /-Laute von Hause aus gefehlt haben würden.

Ich finde nämlich bei Roderich von Erckert als awarisches Wort für „Eheweib“ ein thladz angegeben, d. h. nach seiner Umschrift, mit einem der lateralen Stosslaute, Es ist wohl nicht wahrscheinlich, dass das ein anderes Wort wäre als unser rutu, riti, lutu?, lata, lada.

Von den altkaukasischen Sprachen grenzt westlich an das Chaldische das Mitani. Hier wird das Wort für Eheweib a3-fi geschrieben, mit jenem as-Zeichen, das auch rum oder gelesen werden kann. An einen sprachlichen Zusammenhang mit assürisch aššatu zu denken war sicher verfehlt, und höchstens könnte man annehmen, dass das Wort um dieses Anklanges willen im Mitani mit dem a3-Zeichen statt mit dem gewöhnlichen ru-Zeichen geschrieben worden wäre. (So Bork, Mitanisprache S. 79, der auf das im Orient übliche Streben hinweist, die Schreibung so einzurichten, dass der Text für Angehörige verschiedener Sprachen möglichst

1 Ob damit der georgische Ausdruck für „weiblich“, deda, ebenfalls zusammenhänge, kann ich noch nicht beurteilen. Es würde darauf ankommen, ob in thlads mehr das Weibliche oder mehr die Ehe betont sei, denn im Lakischen (Kasikumükischen) soll las = Ehemann“ sein („der mit einem Weibe Versehene?“)

Vgl. meine Quellen zur Gesch. Elams S. 91 f.

leicht verständlich wird.) Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit der Lesung, deren Er- schliessen wir gerade Bork zu danken haben: das Mitani hat den Laut o, und es wäre leicht möglich, dass man im Unterschiede von ru als ro verwendet hätte. Bork liest rüti, was durchaus möglich ist, da das Zeichen eben auch langes ru ausdrücken könnte, verweist aber auch auf die weitere, mir hier nicht wahrschein- liche Möglichkeit, dass asti aus älterem *rti, riu entstanden wäre unter dem Einflusse der- selben Bevölkerungsschicht, die im Babylonischen ein r in $ veränderte. Schon 1892 hatte Jensen in ZA VII S. 180f. auf u3-gu, vermutlich = urgu (für urku) aufmerksam gemacht, das sich in einem El-Amarnabriefe, also aus der Mitani- Zeit, findet. Es ist der 315. Brief bei Knudtzon 1, geschrieben von Bu-Ba’al von der Stadt Jursa, offenbar aus dem phoinikischen Gebiete oder dessen nächster Nachbarschaft. Ich würde vorziehen, röfi zu lesen, weil der ursprüngliche Vokal der ersten Silbe wohl ein a war; doch sei hier gleich angemerkt, dass das a$s-Zeichen auch den Laut rz hat, so dass man zur Not auch riti lesen könnte.

Mit dem Mitani aber sind wir bereits an der syrischen Grenze, d. h. in alter Zeit, an der hettitischen, und es ist wohl anzunehmen, dass das Hettitische wieder in engeren Be- ziehungen zum Lykischen stand. Wie das hettitische Wort für „Eheweib“ hiess, ist noch nicht bekannt. Der erste Arzawa-Brief schreibt das Wort ideographisch, aber in Zeile 13 folgt dem Ideogramme DAM ein an-ni, so dass man als letzten Vokal wohl ein a annehmen muss. Es liegt also nahe, dieselbe Form einzusetzen, die wir für das Kaspische erschlossen haben und ,*latannt“ zu lesen, wenn noch westlich vom Hettitischen die Form lada im Lykischen auftaucht.

Zur Vermeidung von Missverständnissen will ich hier einfügen, dass im Südelamischen das Suffix des persönlichen Subjektes im Singular, wenn das Wort im Deutschen den „bestimmten Artikel“ haben würde, ein r ist. „Die Gattin“ heisst also rutu- , riti-r, „die Schwester“ Suru-r, „der Vater“ = atia-r, die Mutter = amma-r, „der Bruder“ = ike-r. Diesem r scheint mir im Kaspischen ein $ zu entsprechen, es würde also „die Gattin“ = lata-s, „die Schwester“ = Sala-3, „der Vater“ = atta-š usw. sein. Die Suffixe des Objektes stehen unmittel- bar vor der Verbalform, ja, wenn diese das Infix -ma- enthält, sogar unmittelbar vor diesem, d. h. hinter dem Verbalstamme; sie sind also für gewöhnlich von dem Worte getrennt, zu

1 Vgl. dazu Otto Weber bei Knudtson, 2. Teil S. 1361.

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dem sie gehören, bilden ,wiederaufnehmende“ Partikel, und wir bezeichnen sie dann als Ob- jektive“. Doch finden sich auch Fälle, in denen sie unmittelbar dem funktionellen Objekte folgen, z. B. beim Pronomen 4 = „ich“, u-n = „mich“, nu „du“, nu-n = „dich“, e = „er, sie“, en (in) = „ihn (sie)*, ebenso nuku-n = „uns“, num-(u)-n = euch“, ap-(u)-n = „sie“. Die „Ob- jektivformen* lauten also eigentlich rutu-n, Suru-n, atta-n und so weiter, und dürften im Kaspischen wohl genau so gelautet haben. Ob ein Gleiches auch für sächliche Objekte gilt, vermag ich noch nicht mit Bestimmtheit zu sagen, denn muru-n, liku-n und andere könnten auch aus *muru-m, *liku-m verschliffen und letztere aus muru-me, liku-me (lik(a)-u-me?) ver- kürzt sein. Im Chaldischen ist bekanntlich das entsprechende persönliche Subjektsuffix als še geschrieben, wahrscheinlich aber als z (stimm- haftes s) gesprochen worden. Die Schreibung ist ja assürisch, also wird 3 ein s meinen, und das wenig glaubwürdige e (vgl. freilich elamisch re [geschrieben rs] neben r) könnte leicht den Stimmton ausdrücken die Entscheidung wird davon abhängen, ob assyrisches z ein stimm- haftes s oder eine Affrikata ist, doch ist auch zu beachten, dass dieAssürer einauslautendes stimmhaftes s überhaupt nicht zum schriftlichen Ausdrucke bringen konnten, da die entsprechenden Zeichen auch scharfes und schärfstes s bedeuten. Ueber den chaldischen Ausdruck des Objektes t wage ich lieber noch kein Urteil, so lange uns die neugefundenen Texte vorenthalten bleiben. Im Mitani (Bork S. 12) finden wir wieder $ als Subjektssuffix, n als das des Objektes, beides bei Personen. Doch ist oft die eigent- liche Konstruktion noch ganz unklar, auch wo der Sinn unzweifelhaft ist. Diese Suffixe haben aber nach der Art ihrer Verwendung mit den arischen „Endungen“ nichts zu tun, wie Bork (ebenda) bereits betont hat; es kann also von „Formen“ nicht gut die Rede sein, geschweige denn von „Kasus“, obgleich der äussere Eindruck ein ganz entsprechender ist wie in den arischen Sprachen. Es könnte uns in diesen Sprachen auch begegnen, dass das „Suffix“ vor dem Objekte stündel

„Der Vater“ würde also voraussichtlich auch im Kaspischen, wie im Chaldischen und im Mitani atta-š (atta-z) lauten, und die Objektiv- form dazu atta-n. Das ist geradezu gemein- kaukasisch und wohl auch „urkaukasisch“, und wenn die „Formen“ im Hettitischen ebenso lauten, so ist das kein Gewicht in die Wag- schale desIndogermanismus, und eine Entlehnnng aus arischen Sprachen ist wohl ausgeschlossen,

1 ne (geschrieben ni)?

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wenn man das Elamische berücksichtigt, das um 2600 bereits im Friedens vertrage mit Naram- Sin verwendet wurde.

Jedenfalls aber können wir gespannt sein, welcher Ausdruck für „Eheweib“ sich einmal aus den hettitischen Texten entpuppen wird! Wenn das Wort Lata (oder ähnlich) lautet, dann wird es sich wohl nicht empfehlen, sich nach einer arischen Etymologie für lykisches lada umzusetzen. Hroznf, Die Sprache der Hethiter S. 40 A. 1 verweist auf Bernecker, Slav. etym. Wörterbuch I S. 682 f. für ein slavisches Wort lada, mit dem er das lykische zusammen stellen möchte. Auch auf diese Fragen, vielleicht sogar auf das slavische Wort, wird allmählich neues Licht fallen. Bedauerlich ist es, dass unsere drawidische Forschung noch 80 rückständig und von so wenigen vertreten ist. Gustav Opperts Tod dürfte da manche Hoffnungen be- graben haben. Im Brahui (vgl. Borks „Vor- arbeiten! zu einem Brahui- Wörterbuch“ S. 6) heisst „Gattin“ arwat. Bork trennt ab ar- wat, da are (ari?) = Gatte. Nach Caldwell heisst im Tamil „ein Weib“ oru-ttt, wobei tti das Suffix für, eine“, dagegen or(mwyun = „ein Mann“ 2; im Gönd ist är = „ein Weib“, im Telugu dlu-u. Das Brahui könnte einen auf den Gedanken bringen, dass oru-ti aus orutt-ti entstanden, die anderen Formen aber sehr stark verschliffen wären. Ein orut könnte zu elam. rutu zu stellen sein, nachdem wir doch heute wissen, dass das drawidische Personalpronomen geradezu mit dem elamischen übereinstimmt; auch erinnere ich an die nicht mehr zu bestreitende Verwandt- schaft des „drawidischen“ Wortschatzes mit dem kaukasischen, für die ich im Memnon IV (1910) S. 40 18 besonders bezeichnende Wörter zu- sammengestellt habe. Indessen, mit solchen „Lesefrüchten“ aus Grammatiken und Wörter- büchern lässt sich nur unter besonders günstigen Bedingungen etwas anfangen, nicht aber im obigen Falle des arwat. Hier ist ein tiefes Eindringen in das Wesen der Sprache, ihre Möglichkeiten und Unmöglichkeiten, sowie in den Lesestoff erforderlich, wie es der Historiker sich immer nur in wenigen Sprachen wird er- werben können. Wir brauchen dringend Fach- leute, die wenigstens den Versuch machen, die kaukasischen und die drawidischen Sprachen nebeneinander zu bearbeiten, obgleich ja jedes dieser Gebiete stofflich ein Meer zum Ertrinken darstellt. Aber ein Anfang müsste doch we- nigstens gemacht werden! äre es auch nur,

um den ärgsten Dilettantismus zu steuern, der

1 Programm der städt. Steindammer Realschule zu Königsberg 1908.

Im Elamischen ist ruhu offenbar = „Mann“, wenn es auch fraglich bleibt, in welchem besonderen Sinne.

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sich gerade in unserer Zeit mit Untersuchungen über die „Ursprache der Menschheit“ breit macht!

Enthalten aber obige Ansätze einen festen Kern, dann vergesse man nicht, dass sie auf einer Hypothese aufgebaut sind, auf einer konstruierten Wortform, die sich nach zwei Lautgesetzen als „kaspische“ ergab, und dass diese Hypothese von genau der gleichen Art ist, wie diejenigen auf deren Schultern einerseits die Indogermanistik ruht, andrerseits die ge- samte Keilschriftforschung. Erst lange nach der Aufstellung eines kaspischen *lata entsann ich mich des chaldischen lutu, fand ich das awariscne thladi! und brachte nun erst der Lesung ruti des Mitanischen und der Ver- gleichung mit dem lykischen lada grösseres Ver- trauen entgegen. Aus dem elamischen rutu einen Zusammenhang mit lada zu erschliessen, hätte ich mich nicht getraut. Die neue Er- fahrung dürfte aber lehren, dass auch solche Hypothese nicht unberechtigt gewesen wäre!

Erweist sich das Vorstehende als haltbar, dann wären wir zum ersten Male in der so lange schon herbei gewünschten Lage, ein kau- kasisches Wort zugleich in allen bekannten altkaukasischen, zugleich aber auch in neu- kaukasischer Sprachform nachweisen zu können, ja sogar noch in einer Sprache, die allmählich ihren arischen Charakter zugunsten des kau- kausischen aufgegeben hat und vielleicht auch bis ins Drawidische. Wir stellen die Wort- formen noch einmal übersichlich zusammen:

Ungefähre „Urform“: lata

Awarisch > Nadi Armenisch : elar Hettitisch : *latu Lykisch : lada Kaspisch : *lata Chaldisch : lutu Mitanisch : roti ( Altelamisch : rutu Neuelamisch : riti Tamil : orutti (2)

Nach diesem Worte kämen wir also zur Annahme etwa des folgenden Verwandtschafts- Verhältnisses:

Kaukasisch

Hettitisch ee ea TE Lykisch Chaldisch Mitani

Kaspisch Elamisch Tamil

1 Das übrigens Bugge schon 1897 zu lada gestellt und mit dem armenischen edar = „Eheweib“ verglichen hat. Er meint freilich dada sei „aus keiner kaukasischen Sprache entlehnt“ und möchte das lyk. d aus armen. r ab- leiten. Ich würde meinen, es sei ein kaukasisches Nada (il im Sinne der irischen Sehreibung „Lioyd“) von den entlehnenden Armeniern in elara umgestaltet worden, wie mäda zur mär.

Wir müssen abwarten, wie weit dieses Ver- hältnis durch weitere Funde ähnlicher Art be- stätigt werden wird.

Lexikographisches. Von Bruno Meissner. 4. sihir kunukki.

Von der Wurzel sahäru = herumgehen, um- geben ist ein Substantiv sihru abgeleitet, das in mehrfachen Bedeutungen vorkommt.

Es bedeutet z. B. wie limitu „die Umgebung“; z. B. Thureau-Dangin, 8 camp. de Sargon Z. 89: 12 Alänisunu dannüti bit-düräni adi 84 äläni Sa si-ih-ri-Su-nu gimirtu aksud = 12 ihrer starken, befestigten Städte nebst 84 Städten ihrer Umgebung insgesamt nahm ich ein. Dann aber auch den einen Gegenstand umgebenden „Rand“. sihir nari ist der „Rand“ des Flusses; vgl. Jensen, KB. VI, 2, 34, 14: annü ša ina parakkı si-hir nari ikkabü = dies ist, was in der heiligen Kammer am Rande(!) des Flusses ge- sprochen werden soll. sihir magarri ist der „Rand“ des Rades, die Felge bei Streck, Assurbanipal 256, 23: usashar si-hi-ir (is) ma- garri = ich lasse sich drehen die Felge des Rades.

Hiernach wird auch sihir kunukki den „Rand“ des Siegelzylinders bezeichnen. Aber was soll der Vergleich Maklü III, 102 ed. Tallqvist bedeuten: kassaptu ma si- hir (aban)kunukki anni lisüdu liriku panüki = Zauberin, wie der Rand dieses Siegelzylinders möge dein Antlitz gelb werden und erblassen? Dieser Ausdruck erklärt sich, wie ich glaube, durch die besonders während der Hammurapizeit bestehende Sitte, den Siegelzylindern zu beiden Enden eine goldene oder bronzene, zumeist mit Filigranarbeit ver- zierte Kuppe aufzusetzen. Der Zauberin Ant- litz soll also so fahl werden wie die goldene Kuppe des bei der Beschwörung angewandten

(Zylinder und Zylinderkappen.)

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Siegelzylinders. Derartige Gold- und Bronze- kuppen von Siegelzylindern sind uns noch mehr- fach erhalten: Br. Mus. 89319 (vgl. Guide 160 Nr. 74) ist ein Zylinder mit einer Bronzekuppe; einige goldene Exemplare aus der Sammlung von Frau Dr. Hahn bringe ich vorstehend in Abbildung. In der Kassitenzeit liessen Leute, die sich eine Goldkuppe nicht mehr leisten konnten, den Rand der Zylinder wenigstens mit einer die Filigranarbeit der goldenen Kuppe nach- ahmenden Gravierung versehen. Abbildungen von solchen Zylindern oder von Abrollungen davon finden sich z. B. bei Clay BE. XIV, 15 Abb. 1; Pl. XV, Nr. 3, 8, 9, 11 und Meissner, Plastik S. 72 Abb. 125.

Ob der mehrfach sich findende Stein sihru (CT. XII, 28, 23a; 41, 9b; vgl. Delitzsch HW. 495; SAI. 9017) einen solchen, mit einer imi- tierten Kuppe versehenen Siegelzylinder be- zeichnet, oder eine bestimmte Steinsorte, ist vorläufig noch nicht auszumachen.

Zur Ermordung Sanheribs. Von C. F. Lehmann- Haupt.

In dieser Zeitschrift Bd. 20 Sp. 358 f. (Dez. 1917) hat A. Ungnad gegeniiber F. Schmidtke! die Griinde geltend gemacht, die ihn bestimmen, die Ermordung Sanheribs nach Assyrien zu verlegen und dabei auf einen Aufsatz verwiesen, in welchem er diese Frage früher behandelt hatte und der un- beachtet geblieben war.

Da ich mich in der gleichen Lage befinde, so sei mir gestattet auf meine früheren Erörte- rungen hinzuweisen, umsomehr als sie sich mit denen von Ungnad, dem sie unbekannt geblieben sind, teils ergänzen teils decken. Die Frage, an sich schon von einigem Interesse, wird dadurch bedeutungsvoll, weil Schmidtke aus Sanheribs Anwesenheit in Babylon eine Sinnesänderung und eine Umkehr seiner babylonischen Politik herleiten möchte.

Ich habe ZA. XIV (1899) S. 375 ASurbanabal Rm. I Col. 4 Z. 70 ff. wie folgt, übersetzt: „Die übrigen Leute liess ich an den Stierkolossen, an denen man meinen Grossvater Sanherib ermordet

1 Assarhaddons Statthalterschaft in Babylonien und seme Thronbestet. in i (Altor. Texte u. Unter-

suchungen 12, herausgegeben von B. Meissner) S. 109 fl, 113, | ukin (1892) B. I S. 159 gehandelt habe.

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hatte, als Totenopfer (Sühnopfer) für ihn töten.“ Ich fügte hinzu: „Dass dies in Babylon geschehen sei, sei nicht gesagt und nicht zu folgern, im Gegenteil. Vorher, Z. 65 stehe je ausdrücklich, dass man die gefangenen Babylonier vor Ašur- banabal gebracht habe, der, so wenig wie er je Aegypten betreten habe, auch gar nicht in Baby- lon gewesen zu sein braucht. Sanherib sei Ob- jekt, nicht Subjekt von ispunũ sie hatten ermordet, man hatte ermordet. Ein Totenopfer für San- herib habe, von anderem abgesehen, nur Sinn gehabt an der Stelle, wo er ermordet wor- den war, nicht, wo er früher Mordtaten hatte begehen lassen 1. Der Tempel des Nusku, in welchem nach dem AT Sanherib ermordet wurde, habe sich sicher in Assyrien befunden, umsomehr als ja Babylon damals zerstört war. Dagegen folge aus der Stelle mit historischer Schlüssig- keit, dass an der Ermordung Sanheribs baby- lonische Zettelungen beteiligt waren.

Wie jetzt Ungnad, so hielt und halte ich es also für ausgeschlossen, das Totenopfer für San- herib in der zerstörten und, wie Ungnad richtig betont, entweihten Stadt Babylon stattfinden zu lassen, und ich muss es daher gleich ihm ab- lehnen, die Stellen des alten Testaments so zu emendieren, dass sich als Stätte der Mordtat der von Sanherib zerstörte Tempel des Marduk (7770 für 7703) in Babylon dabei ergibt (Winckler, KAT: 85).. Neben die früher ziemlich allgemein angenommene Verbesserung des 7703 in ) (Nu- sük) = Nusku tritt nun eine andere Möglichkeit, die wohl den Vorzug verdient: Ungnad, der uns als

| richtige Aussprache für NIN.IB Nimurta (aram.

Dh = *inwusta für niwusta aus nimurta, ni- murda?) kennen gelehrt hat, schlägt vor, statt no) vielmehr 770) = Nimurta zu lesen.

Mit Recht betont ferner Ungnad, dass wir

1 Bezog sich auf Jensens Uebersetzung KB II 193 „Die übrigen Leute bei (?) den Kolossen (/Sedu (-+- ?) lamassu —] dem Koloss), wo schon mein Grossvater San- herib niedergeschlagen hatte —, damals zu seiner Speisung schlug ich dort jene Leute nieder“ und die von Meissner ZA X (1896) S. 80f.: „Die Ueberlebenden machte ich an den Stierkolossen, wo schon mein Grossvater Sanherib ein Blutbad angerichtet hatte, jetzt zu seinem Totenopfer nieder.“ x 2 Das t erhält den Stimmton unter dem Einfluss des vorangehenden stimmhaften r: progressive Assimi- lation: Nimurt(a) wurde Nimurd(a) (= Nimröd). pd3n in Tiglatpilesar ist nicht Tukulti, sondern Tuklat: das k wird stimmhaft unter dem Einfluss des folgenden J. Daher meine Umschrift Tuklatabilesarra, Tuklat- Nimurta usw. Man darf also nicht von einem Wechsel von # und d und von einem analogen Wechsel von k zu g im Assy- rischen schlechthin reden, wie Ungnad a. a. O. Sp. 359 Anm. 2 tut. Zu dem Uebergang von r zu š (zunächst 2), der in Mw SN vorliegt, ist neben Sipistu für Sipirtu Ungnad OLZ 1907 Sp. 5 f.) noch hinzuweisen auf mastu r martu „Tochter“ V R 39, 67c, worüber ich um-

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mit Sedu und lamassu in Babylon bis auf weiteres nicht rechnen dürfen. Ebenso scheint es mir ausser Zweifel zu stehen, dass Esagila bei San- heribs Tode keinenfalls so weit wieder aufge-

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dessen Tempel Sanherib zerstört und dessen Bild er nach Assur entführt hatte, konnte unmög- lich als der Gott Sanheribs bezeichnet werden, wohl aber jedes Mitglied des assyrischen Pan-

baut war, „dass dort feierliche Königsopfer statt- theons; die Wendung des AT so zu urgieren,

finden konnten“. Hat doch nicht einmal Assar- haddon, der sich die Wiederherstellung des Tem-

els und die Rückführung des Marduk aufs Tebhafteste hat angelegen sein lassen, dieses Ziel seines Strebens erlebt. Erst seinen Söhnen Assurbanabal und Samassumukin ist es vor- behalten geblieben, das väterliche Vermächtnis auszuführen.

Andererseits aber würde Assurbanabal nicht gefangene Babylonier am Eingang des Nimurta- Tempels in Niniveh als Totenopfer für seinen Grossvater binschlachten lassen, wenn nicht die Ueberzeugung bestanden hätte, dass die Baby- lonier bei der Ermordung Sanheribs ihre Hand im Spiele gehabt hätten, und es ist schwerlich zu bezweifeln, dass die Mörder Sanheribs die den Unwillen, den Sanheribs Behandlung Baby- lons und der Babylonier bei diesen und selbst bei einem Teil der Assyrer erregt haben wird, bei ihrem Vorhaben verwerteten und in Rech- nung stellten.

So ist Sanherib als Feind der Babylonier und mit ihrer Billigung, wenn nicht auf ihr Be- treiben, gefallen. Mit einer Sinnesänderung Sanheribs Babylongegeniiber, wiesieSchmidtke hauptsächlich aus seiner vermeintlichen An- wesenheit in Babylon bei seiner Ermordung folgern will, haben wir nicht zu rechnen. Die Anordnungen zum Wiederaufbau von Esagila sind nicht ihm zuzuschreiben. Vielmehr bleibt es dabei, dass sie von Assarhaddon ausgingen.

[Nachschrift. Seit ich Obiges in Kon- stantinopel (März 1918) niederschrieb und im Frühjahr der Redaktion übersandte, hat Schmidtke OLZ 1918 Juli/August) Sp. 169 seine Ansicht Ungnad gegenüber verteidigt, ohne dass ich mich zu einer Aenderung meines Standpunkts veranlasst sähe. Dass Babylonier nur dann für die Ermordung Sanheribs verantwortlich gemacht werden konnten, „wenn die Tat in Babylonien stattgefunden hatte“, trifft, wie meine obigen Dartegungen zeigen, nicht zu. Mit dem argumentum ex silentio, ist wie im allgemeinen, so gerade bei den assyrischen Königsinschriften, wenig anzufangen. Dass Assurbanapal nicht in Aegypten gewesen ist, lassen die Annalen in ihren verschiedenen Fas- sungen nicht erkennen. So wissen wir auch nicht (s. o.), ob er persönlich am Zuge gegen Babylonien beteiligt war. Dinge ferner, die allgemein bekannt sind, werden nicht besonders erwähnt. Dazu gehörte für die Assyrer auch der Ort der Ermordung Sanheribs. Marduk,

dass nur der Hauptgott gemeint sein könne, ist unzulässig. Dass die Babylonier sédus und lamassus kannten, hat auch Ungnad nicht be- stritten, sondern nur betont, dass Orthostaten als Torwächter in babylonischen Tempeln nicht nachgewiesen seien. Dass Nebukadnezar an den Eingängen seiner Bauten eherne Stierbilder und Prachtschlangen aufstellte, die einen apo- tropäischen Zweck hatten, ist richtig. Aber als Sedu und lamassu werden sie nirgends bezeichnet, und ob es nicht eine Neuerung Nebukadnezars war, wissen wir nicht. Dass der assyrische Chronist die zu Assurbanabals Zeit für Babylon an Tempeln nicht nachweis- baren ehernen Gestalten als šêdu und lamassu bezeichnet habe, um seinen Landsleuten die Oertlichkeit der Ermordung Sanheribs anschau- licher zu machen, ist eine petitio principii.

Mit einem Wort: nirgends liegt ein Zwang vor und darauf kommt es an die Er- mordung Sanheribs nach Babylon zu verlegen und daraus auf eine sonst völlig unbezeugte, unseren übrigen Nachrichten und dem Charakter Sanheribs völlig widersprechendeSinnesänderung Sanheribs zu schliessen.

Korrekturzusatz, Innsbruck, 30. Okt. 1918.]

Ueber die ältesten Münzen. Von Otto Schroeder.

Durch meine Bemerkungen zu 2. Kön. 12, 5—13 in OLZ 1916, Sp. 228 ff. veranlasst, hat C. Niebuhr ebda., Sp. 331 darauf hingewiesen, dass das genannte Kapitel schon fiir die Zeit des Joas (c. 800 v. Chr) den Umlauf gemiinzten Geldes voraussetzt. Da dieses erst rund zwei Jahrhunderte später aufgekommen sei, liege hier keine alte Ueberlieferung vor. Es ist vielleicht nützlich, diesen angeblichen Ana- chronismus zu benutzen, um sich nach den ältesten Nachrichten über Münzen umzuschauen.

Herodot I 941 wird die Erfindung der Prägung von Gold und Silber den Lydern zu- geschrieben; für den Standpunkt der Griechen gewiss mit Recht, zumal die ältesten uns er- haltenen Münzen aus der Elektron genannten Gold-Silber-Legierung „in dem damals von den lydischen Königen beherrschten Kleinasien geprägt sind“. (Vgl. Sallet, Die antiken Münzen; neue Bearb. von Regling, S. 1). Eine Verbesserung der Münzprägung knüpft an den

Ferner Xenophanes bei Pollux IX 83; s. Ed Meyer, Geschichte des Altertums II § 349 u. Anm.

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Namen des Kroisos von Lydien an, dessen Keoioeıoı wohl schon nur aus Gold waren; nach Herodot IV 166 hätte dann Dareios I. den Feingehalt der Goldmünzen weiter verbessert, was gewiss den Tatsachen entspricht, da die von ihm an geprägten /agesxoé! auf lange Zeit hinaus im ganzen Orient die Goldmünzen schlechthin waren. Ihrer wird auch im AT Erwähnung ser und zwar heissen sie dort 27082 1. . 29, 7, Esra 8, 27, woraus später }1277, syr. z:? wurde, oder wa Esra 2, 69, Neh. 7, 70 ff.“, was mit griechisch. doaxuy zusammengestellt wird . In wie hohem Ansehen die Dareiken standen, ersieht man daraus, dass es dem Verfasser von 1. Chr. 29, 7 begegnen konnte, die altisraelitischen Patrizier der Zeit Davids in DIN zahlen zu lassen.

Derälteste Verkehrmit Wertmetallengeschah

durch Darwägen; assyr. Sakälu, hebr. pw, die Worte für „zahlen“, bedeuten uno einfach „darwägen“. Aus praktischen Gründen ging man schon früh dazu über, Gold und Silber in Stücken „von bestimmtem Gewicht und ver- mutlich auch bestimmter Qualität“ inden Verkehr zu bringen. „Durchaus nicht ausgeschlossen ist“, sagt schon Eb. Schrader®, „dass solche Geldgewichte meist auch in einer bestimmten Form umliefen, welche dazu nach der Grösse derselben wechselte“. Ausser länglichen Barren

begegnen z. B. „Zungen“ u) Josua 7, 21. 247 und besonders häufig Ringe "33. Gold in

Ringform scheint in Aegypten landesüblich ge- wesen zu sein und wird auf den Reliefs öfters abgebildet, z. B. Benzinger, Hebräische Ar- chäologie? Abb. 99. Scheidemünze war in Aegypten ein uten genanntes Stück Kupferdraht von 91 gr Gewicht (Erman, Aegypten S. 657). Noch weiter fortgeschritten war wohl die Ent- wicklung in Babylonien, wo wir sogar von „gestempeltem Silber“ kaspum kankum hören; vgl. Ungnad, VAB VI S. 319. Auch aus Mykenae besitzen wir Goldblättchen mit orna- mentalem Schmuck, die als Geldstücke gedeutet

ı Zimmern, Akkadische Fremdwörter S. 21 hält die Ableitung des Namens dapsıxös vom Königsnamen Dareios für unzulässig.

7s. Gesenius, HWB s. v.

A Brockelmann, Lexicon Syriacum S. 78 b.

* Vgl. auch targ. Nia Levy, Chald. Wörter-

buch üb. d. Targumim S. 188a.

Dagegen Zimmern, a. a. O.

Bei Riehm, Handwörterbuch? 8. 494. Vgl. ferner Thomsen, Kompendium der Palästinischen Altertums- kunde S. 93 f.

' Babylenisch-assyrische Parallelen s. Meissner, ZAW XXIII, S. 151 f. Benzinger, Hebr. Archäologie? S. 197, Anm. 2.

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worden sind i, doch ist diese Deutung angefochten worden. Jedenfalls ergibt sich schon daraus, dass in ziemlich früher Zeit die Edelmetalle in nach dem Gewicht verschiedenen Formen? in Verkehr kamen, die auch gelegentlich mit irgendwelchen Kennzeichen versehen wurden; ob von amtlicher oder nur privater Seite, steht dahin. Von hier aus bis zur Münze ist kaum mehr ein Schritt; es bedarf nur noch dessen, dass der Staat Grösse und Form bestimmt und Gewicht und Feingehalt garantiert; dass dies bereits in vor- lydischer Zeit vorgekommen ist, halte ich für darchaus denkbar, wenn auch ein einwandfreies Zeugnis bis jetzt fehlt.

Bis zu einem gewissen Grade könnte man Nachrichten in Inschriften Sinaheribs als solches werten, indem er bei Beschreibung des Baues von Lehmformen zum Guss von Kupferbildern, einer offenbar erst zu seiner Zeit höher aus- gebildeten Technik, die „Prägung von ½ Sekel- stücken* erwähnt. Vgl. Meissner und Rost, Die Bauinschriften Sanheribs. S. 14f. 35 Delitzsch, HWB p. 249b s. v. pxt Prole- gomena S. 86 Anm. 1 (Strassmaier ZA VI S. 227). Im Prisma 103000 (CT XXVI) heisst es VII 16 ff.: 16. i- pi ti-it-ti Nab- ni- ma e- ra- a hi- rib-· Su ai-tap-pa-ka 10, i pi-ti- i mid il zi xli 2" 10 :- gax· li· la nab - ni· u- un „Lehm- formen machte ich und goss Bronze "hinein; entsprechend der Herstellung von !/, Sekel- Stücken vollendete ich ihre Fabrikation“. Danach war der Guss? (so besser als „Prägung“) von Münzen zu ½ Sekel der Zeit Sinaheribs nichts Neues, nur die Verwendung der Technik zu umfangreicheren Bildwerken war neu. Dass die 1/, Sekel-Stücke bildliche oder inschriftliche Kennzeichen trugen, darf nach dem, was wir sonst über den Guss kleiner Metallgegenstände in Assyrien wissen, als sicher gelten. Nachdem Meissner, OLZ 1918 Sp. 171 f. nachgewiesen hat, dass diese Münze assyrisch esüzu hiess, ein Name, der bereits in der Amarnazeit vor- liegt (s. Zimmern bei Böhl, Sprache der Amarnabriefe S. 8 Anm. 2), haben wir die

Abbildungen bei Baumgarten, Poland, Wagner, Die hellenische Kultur! 8.45 Abb. 56 f. Lamer, Grie- chische Kultur im Bilde. Abb. 10 unten rechts.

? Wir sind so an die kreisrunde Münzform gewöhnt, dass es uns auffällig ist, wenn Münzen auch anderes Aussehen hatten; in China und Japan gab es Stücke von ovalem, viereckigem, jar sogar messerförmigem Aeusseren; s. Das Buch der Erfindungen I’ S. 113f. Abb. 115 f.

® Vgl. auch Ruth Buka, Die 1 Ninewes zur zeit Sanheribs (Berliner Diss. 1915) 8

* Auch die ältesten italischen 1 das 80 aes grave, waren nicht 978.60 sondern gegossen; vgl. Sallet-Regling, a. a. O. 8. 69 ff. Abb. bei Lucken- bach, Kunst und Geschichte 1 8. 82.

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Verbindung mit dem aramäischen Wort für die Drachme ny! (Lidzbarski, Nordsemitische

Epigraphik S. 266a) und damit einen weiteren Grund, der Annahme einer älteren Ausmünzung der Wertmetalle zuzustimmen.

Der assyrische Name des Königs Benhadad Ill, von Damaskus. Von Anton Jirku.

2. Kg. 13, 3 lesen wir: „Da entbrannte der Zorn Jahves gegen Israel und er gab sie in die Hand des Chaza’el, des Königs von Aram sowie in die Hand des Benhadad, des Sohnes des Chaza’el, die ganze Zeit hindurch“.

Die im MT sich findende Lesart Benhadad ist,| entgegen der G, gesichert und bezeugt durch die Inschrift des Königs ZKR von Hamath:

dem 92 “anna (cf. Lidsbarski, Ephem. III, 3, Z. 4). Dieser aramäische König Benhadad III. wird nun auch in einer assyrischen Inschrift des Königs Adadnirari III. (cf. I. Raw. 35, 1, Z. 14) erwähnt, hier aber unter dem Namen Ma-ri-’. Diese Verschiedenheit in der beider- seitigen Benennung ist noch nicht erklärt. Viel-

leicht lässt sie sich folgendermassen deuten: das

aramäische Wort für „Herr“ lautet 812, womit in aramäischen Inschriften öfters Könige be- zeichnet werden; vgl. z. B. die Bauinschrift des Bar-Rekub (Lidzbarski,. Nordsem. Epigr. I, 443). Vielleicht nannte nun der assyrische Historiograph den aramäischen König statt nach seinem Eigennamen nach dem Epitheton, das ihm seine Untertanen beilegten, nämlich „mein Herr“, woraus dann das assyrische Ma-ri- wurde. Derartige Ungenauigkeiten liegen völlig im Bereich der Möglichkeit, da ja z. B. der israelitische König Jehu in den assyrischen Texten zur Familie des ‘Omri gerechnet wird (vgl. KAT? S. 247).

[Hierzu möchte ich bemerken, dass dieser Vermutung erstens die Schreibung nicht ge- rade günstig ist; zweitens aber haben die as- syrischen Archivare meist schriftliche Quellen als Unterlagen gehabt; und da es sich bei diesen um offizielle Berichte von Generalen usw. handelte, ist wohl kaum anzunehmen, dass ein solches Epitheton ornans als Eigenname ver- wandt worden wire. Jehu wird als mar Humri bezeichnet, weil das Land den Namen bit Humri führte. F. E. P.]

1 Hierzu vgl. ferner Zimmern, Fremdwörter S. 21, der auf die Hesychstelle verweist, in der Fotoat durch deazual glossiert wird. Krauss, Talmudische Archäo- logie II 8. 407.

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Trinken durch einen Schlauch. Von A. Wiedemann.

Vor einer Reihe von Jahren habe ich in dieser Zeitschrift (OLZ 4 Sp. 7f.} ägyptische Denkmäler besprochen, welche die auch ander- wärts bekannte Sitte! vorführten, aus einem Topfe vermittelst eines Rohres oder eines Schlauches ein Getränk auszusaugen. Dabei war ein etwa der 18.—19. Dynastie entstam- mender, teilweise bestossener grosser Skarabäus zu nennen, welcher einen sitzenden Mann bei dieser Tätigkeit zu zeigen schien. Von dieser Skarabäendarstellung sind inzwischen klarere Exemplare bekannt geworden. Eines von etwa der Grösse des eben genannten erwarb ich bei den Pyramiden von Gizeh, ein zweites ist im Museum zu Modena?, ein drittes befand sich in der Sammlung Palins. Wesentlich kleinere sind zu Kairo4, zu Bristol 5, im British Museums. Exemplare in der Sammlung Ward? und in Oxford® zeigen abweichend den Topf in der Mitte und rechts und links von ihm je eine das Getränk saugende Gestalt. Bei- schriften, welche die Gruppe erläuterten, fehlen. Aus dem bei meinem Exemplar zwischen der Gestalt und dem Topfe angebrachten Zeichen

ı Vgl. für den auf Zylindern des vorderasiatischen Kulturkreises mehrfach auftretenden Gebrauch in Ar- menien Aeg. Z. 36 S. 129, in Thrakien a. a. O. 39 S. 83, in Kappadokien Proc. Soc. Bibl. Arch. 32, S. 177 ff. Auf einer Votivstele für den syrischen Gott Rescheph steckt das Saugrohr, ohne benutzt zu werden, in einem Topfe (Spiegelberg, OLZ 11, Sp 529). Eine Terrakotte etwa der 26. Dynastie aus Mendes (Edgar, Bull. Soc. archéol. d'Alexandrie 8, S. 7 ff.) stellt den Gott Bes dar, wie er mittelst einer geraden Röhre aus einem Topfe saugt.

2 A. Grenfell, Proc. Soc. Bibl. Arch. 32, S. 269, Taf. 42, Nr. 3.

° Dorow und Klaproth, Collection d’Antig. égypt. Taf. 14 Nr. 721.

i Newberry, Scarab-shaped Seals Nr. 36331, S. 84,

Taf. 9.

5 von Tell el Jehüdije; Naville und Griffith, Mound of the Jew Taf. 11, Nr. 24.

Die beiden letztgenannten bei Grenfell, Proc. 24, S. 32; vgl. 23 S. 139 ff. und Ballod, Prolegomena zur Geschichte der zwerghaften Götter in Aegypten S. 98, 51. Alice Grenfell verweist hierbei (Proc. 24, S. 33) auf Athenaeus XI, cap. 3 „where mention is made of a rhyton, apparentiy Bes-shaped. On it the god is re- presented dancing, and blowing down an orifice through which liquid comes“. Hierbei meint sie offenbar Athe- naeus Xl 97, 497 (cap. 13 in ältern Ausgaben), wo von dem hornförmigen Rhyton in der Hand der Statuen der Arsinoe Philadelpbos ausgegangen und ein Epigramm über das Rhyton der Königin in Zephyrion, welches, zweifelsohne in Relief, den tanzenden und musizierenden Bes zeigte, mitgeteilt wird. Von einer Bergestalt des Gefüsses dass es solche Formen tatsächlich gab, tut hier nicbts zur Sache ist dabei jedoch nicht die Rede und vermag ich nicht zu sehn, worauf der Zusammen- hang der Stelle mit dem Skarabäusbilde des trinkenden Bes beruhen soll. ' Proc. 23, Taf. 15, Nr. 384. ® Angeblich aus Jerusalem; Grenfell Proc. 23, S. 140.

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nefer „schön“ lässt sich nichts erschliessen. Die Darstellung des Trinkers auf den an- geführten Parallelskarabäen zeigt aber deutlich, dass es sich bei ihm nicht um einen Menschen! handelt, sondern um den Gott Bes. Die scheinbar sitzende Haltung ist als die übliche, nur etwas schärfer betonte knickbeinige Stellung dieses Gottes aufzufassen. Die Trinkart wird somit einem ägyptischen Gotte zugeschrieben, doch kann man bei den vielen sonderbaren Zügen, welche gerade Bes aufweist, hieraus keine weitergehenden Schlüsse auf eine in Aegypten altiiberlieferte und darum von Gottheiten an- gewendete Trinksitte ziehen.

Das Gefäss ist auf den Skarabäen eine dick- bauchige, sackartige Flasche, auf welcher eine trichterformige Mündung aufsitzt. An dem Bauch befinden sich rechts und links schmale, langgezogene Henkel. Aehnlich erscheint das Gefäss auf der bekannten, die gleiche Trinkart zeigenden Söldnerstele von El Amarna, nur dass hier die Mündung als gerade Röhre verläuft. Eine andere Topfform findet sich auf einem bisher unveröffentlichten, grau-weissgrun- dierten, inschriftslosen, aber mit wenig künst- lerisch ausgeführten Göttergestalten bemalten Holzsarg der spätthebanischen Zeit zu Kairo. Auf diesem kniet oben in der Mitte in her- gebrachter Weise die Göttin Nut, die Sonnen- scheibe auf dem Haupte, die Flügelarme weit ausgestreckt, in jeder Hand das Zeichen der Wahrheit. Unter ihr steht der mumiengestal- tige Gott Osiris mit der üblichen Krone, in den Händen Herrscherstab und Geisel; vor ihm liegen auf einem Altar vier runde Kuchen, eine Gans und Blumen. Jederseits wird die Gruppe durch zwei parallele vertikale Linien ab- geschlossen. Jenseits dieser steht hinter dem Gotte in anbetender Haltung der menschen- gestaltige, schakalköpfige Anubis. Auf der andern Seite des Gottes befindet sich auf einem einfachen Holzgestell ein grosser kugeliger Topf mit kurzem Fuss, welcher oben mit einer geraden Röhre versehen ist, über welcher eine weit ausladende Platte als oberer Abschluss liegt. Von dem Plattenrande laufen rechts und links ziemlich dünne Henkel zu dem Bauch des Gefasses*, Der Topf ist dunkel gefärbt, nur

1 Die Rückseite eines Ut’a-Auges der Sammlung Mac-Gregor (Grenfell, Proc. 32, 8. 270, Taf. 43, Nr. 12) zeigt den Trinker als einen auf einem Schemel sitzenden Mann.’ Da die Grappe sonst Zug um Zug den Bes- Skarabäen entspricht, wird hier ein Zeichenfehler des antiken Arbeiters oder der modernen Veröffentlichung vorlieger. und gleichfalls Bes gemeint sein.

Im Winter 1906/7 im I. Stock, Abteilung X.

* Ein ähnlicher Topf, bei dem aber der Fuss ab- ae ist, bei Bissing, Fayence-Gefässe (Kat. Kairo)

. 94, Nr. 18006.

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um die Mitte des Bauches läuft ein heller Streif. Vor dem Topfe steht in anbetender Haltung eine Frau in langem Gewande. Um den Kopf trägt sie eine Binde, über der Stirn steht eine Blume steif nach vorn. In dem Munde hält sie einen Schlauch, dessen anderes Ende in den Topf eintaucht, vermittelst dessen sie also während der Anbetung trinkt.

Um was für ein Getränk es sich bei dem Saugen handelt, wird nirgends angedeutet. Am nächsten liegt es, wie in andern Ländern, so auch in Aegypten, an ein Bier zu denken, dessen feste Bestandteile, Gerstenkörner und Brotstücke, man auf diese Weise zurückhalten wollte. Weniger wahrscheinlich erscheint Wein, dessen berauschende Wirkung man bekannter- massen durch Einsaugen steigern kann.

Besprechungen.

Unger, Eckhard: Die Reliefs Tiglatpilesars III. aus Nimrud. (Publikationen der Kaiserlich Osma- nischen Museen V.) Mit sechs Tafeln. 32S. gr. 8°. 20 Piaster. Konstantinopel, Druck von Ahmed Ihsan & Co. 1917. Bespr. von Otto Schroeder, Berlin- Lichterfelde.

Von den Reliefs, mit denen Tiglatpilesar IV

so, nicht als T. III, muss jetzt der von 745

bis 727 regierende Assyrerkönig bezeichnet wer-

den seinen Palast in Kalhu, den sog. Zentral- palast von Nimrüd, schmückte, hat sich eine ganze Anzahl erhalten; freilich nicht in situ; denn als Asarhaddon (681—668) daran ging, den sog. Südwestpalast zu erbauen, liess er den

Zentralpalast seines Wandschmucks berauben.

Doch nur ein Teil der Platten wurde in den

Südwestpalast verbracht und auch dort wieder

aufgefunden; vor der Vollendung brannte dieser

Bau ab; so blieben die weitaus meisten Reliefs

aufgeschichtet im Zentralpalast liegen, und wur-

den etwa 100 an der Zahl dort von Layard

(1845—1847) wieder entdeckt. Es sind zwei

Gruppen von Reliefs zu unterscheiden; die eine

entbält Kolossalreliefs, die dieganze Platte füllen,

meist Darstellungen von Götterwesen und bart- losen Offizieren; die andere besteht aus Platten mit zwei Friesen, zwischen denen ein oft be- schrifteter Mittelstreifen läuft, und stellt im all- gemeinen kriegerische Szenen dar. Dieser zwei- ten Gruppe ist vorliegende Monographie ge- widmet. Die Reliefs befinden sich zumeist in London, andere Stücke sind nach Berlin, Kon- stantinopel, Paris, Zürich und sogar nach Bom- bay gelangt. Sie werden von U. kurz beschrieben und katalogisiert; sodann wird der Versuch ge- macht, etliche der ursprünglichen Bilderserien wieder zusammenzustellen. Hier haben P. Rost

und erst jüngst B. Meissner (s. ZDPV 1916)

wertvolle Mitarbeit geleistet. Die hier als zu-

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sammengehörig erwiesenen Platten werden auf den Tafeln zum Schluss des Heftes auch in guten Abbildungen vorgeführt. Das Material an Kunstdenkmälern der Zeit Tiglatpilesar IV ist mit den Nimrfidreliefs aber noch nicht voll- zählig; das Museum von Konstantinopel besitzt aus gleicher Zeit noch 16 Platten aus Arslan Tasch, die zusammen mit weiteren Platten aus Nimrüd im nächsten Heft der „Publikationen“ behandelt werden sollen; ich hoffe bei dessen Anzeige auf Einzelheiten näher eingehen zu können. Hingewiesen sei nur auf gewisse Stileigentümlichkeiten der Nimrüdreliefs: die Grösse der abgebildeten Gegenstände wächst mit dem Wert und der Naturgrösse des Dar- gestellten; ausserdem ist alles auf den die Dinge besichtigenden König bezogen, je näher etwas ihm steht, desto grösser ist es abgebildet; mit wachsender Entfernung verkleinert sich die Dar- stellung; es liegt also eine Art optischer Per- spektive vor.

Theis, Johannes: Die Weissagung des Abdias. Untersucht, erklärt und gesichtet. (VIII u, 67 8. gr. 8°.) M. 2.60. Trier, Paulinusdruckerei 1917. Bespr. von J. Hehn, Würzburg.

Obwohl bei der Verschiedenheit des Urteils über Abdias der Verfasser zieht diese Namensform der massoretischen vor— von vorn- herein nicht viel Aussicht besteht, dass eine neue Untersuchung der Einheit und Abfassungszeit des Büchleins starken Beifall auslöst, so reizt das Rätsel des kleinsten unter den Propheten doch die Ausleger immer wieder. Wenn man freilich aus dieser kurzen Prophetie so weit- tragende Folgerungen für das Zwölfpropheten- buch ziehen zu dürfen glaubt wie Theis, so mag das schon eine Monographie rechtfertigen. Der Verfasser, der sich insbesondere als scharf- sinnigen Textkritiker erweist, übergibt diesen Kommentar über Abdias der Oeffentlichkeit, weil er bei seinen Prophetenstudien zu der Ansicht gekommen ist, „dass Abdias der älteste Schriftprophet ist“. „Von der klar erkannten Quelle aus lässt sich“, wie er dann weiter argumentiert, „die Entwicklung des alttesta- mentlichen Prophetentums am besten verfolgen“.

Aus der zuversichtlichen Annahme, dass Jer. 49, 7—22 von Abdias abhängig ist, ergibt sich für Theis als unterster terminus ad quem für die Entstehung des Buches das Jahr 604, allein er hält Abdias sogar für älter „als das Buch des Amos, der den von Abdias abhän- gigen Joel benutzend .... innerhalb der Jahre 769 744 weissagte“ (S. 15). Eine nachexilische Einnahme der Stadt Jerusalem, die der Schil- derung des Propheten gerecht würde, ist nach Theis nicht ausfindig zu machen, daher sucht

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er sie in der Zeit vor dem Exil. Als einzig und allein passendes Ereignis sieht er die Er- oberung Jerusalems unter Joram durch die Philister und Araber an, wie sie 2. Chr. 21, 16 ff. beschrieben ist.

Es ist schon soviel Scharfsinn auf die Dis- kussion tiber Abdias verwendet worden, dass die Hoffnung durch eine abermalige Erörterung eine communis opinio zu erzielen, wenig Aus- sicht auf Erfüllung bietet. Wenn freilich die wenigen Verse des Abdias so einheitlich, klar und eindeutig wären wie sie sich nach der vom Verfasser emendierten Form darstellen, so dürfte er stärkere Zustimmung für seine Frühdatierung finden als es unter den nun einmal gegebenen Umständen der Fall sein wird. Mir würde es geraten erscheinen, den wegen seiner Kürze wohl immer schwankenden Abdias lieber in ein gesichertes System ein- zugliedern als ihn zum Ausgangspunkt der Chronologie desZwölfprophetenbucheszumachen. Das schmale und unsichere Fundament trägt keine grossen Häuser.

Klein, Otto Dr. phil.: Syrisch-griechisches Wörter- buch zu den vier kanonischen Evangelien, nebst einleitenden Untersuchungen. 124 S. gr. 8°. M. 6.60. Giessen, Alfred Tölpelmann 1916 (Beibefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft 28.) Bespr. von Br. Violet, Berlin.

Ich möchte diese Besprechung mit einem Widerspruch gegen den Verfasser beginnen. Im Vorwort die Entstehungsgeschichte dieses im Januar 1911 begonnenen, im Sommer 1913 vollendeten, aber durch den Krieg und die schwere Verwundung seines Autors bis zum Mai 1916 verzögerten Buches besprechend, schreibt er im Schützengraben vor Riga auf Nachtwache: „Alles um mich her in Waffen starrend, der Gewalt des Krieges dienstbar, vollende ich hier ein Buch, das einst mit Eifer begonnen, jetzt so nebensächlich und jeglichen Interesses unwert erscheint. Aber doch ein kleines Symbol, dass sich der Geist, der deutsche Geist, siegreich behaupten wird gegenüber allen physischen Gewalten“.

Bei aller Achtung vor der sich hier zeigenden Bescheidenheit des Verfassers ist sein Urteil falsch, grundfalsch: das kleine Buch ist keines- wegs nebensächlich und jeglichen Interesses unwert, sondern ein schöner Beweis echt deutschen Fleisses und unseres Interesses durchaus würdig. Jeder, der mit der syrischen Uebersetzungs- literatur zu tun hat, weiss genau, wie wichtig es ist, die syrischen Wörter mit Zuverlässigkeit auf ihre griechischen Vorlagen zurückführen zu können. Dazu reicht der Thesaurus syriacus nicht immer aus, ist er auch zu unhandlich. Deshalb werden sich viele Gelehrte mit mir

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über dies Buch freuen, ganz abgesehen davon, dass es von hohem Werte für die Theologen ist, die etwa an der Hand des neuen Testa- mentes sich in die syrische Sprache vertiefen wollen.

Für den gelehrten Gebrauch ist der kleine griechisch-syrische Index fast noch wertvoller als der syrisch-griechische Hauptteil, besonders, da auch er genau und vollständig gearbeitet zu sein scheint. Solche rückwärtigen Indices sollten nirgends fehlen, und fehlen doch so oft!

In der Einleitung bespricht O. Klein die Fragen, wie sich die verschiedenen syrischen Uebersetzungen des Neuen Testaments zuein- ander verhalten und kommt zu folgenden Er- gebnissen: I. Die Ausgabe von White 1778 darf nicht, wie es jetzt öfters geschieht, als editio Harclensis bezeichnet werden, sondern mit White selber als Versio Philoxeniana; ein höheres Alter der Randnoten der Massora der Handschr. Brit. Mus. Cod. Add. 12178 (bei Gwilliam Oxford 1901 als mas. 2 bezeichnet) gegenüber der versio Philoxeniana Whites ist nicht erweisbar. II. Es lässt sich nicht mit Hjelt (in Zahns Forschungen zur Geschichte des neutest. Kanons VII 1, Leipzig 1903 S. 96 ff.) beweisen, dass die einzelnen Evangelien des Sinaisyrers (ed. by Agnes Smith Lewis, London 1910) von verschiedenen Gelehrten hergestellt seien; hierin stimmt Klein mit Gressmann überein. III. Die Untersuchung der Begriffe dsxasoovry und owzyoia in den syrischen Evgl.- Ueber- setzungen führt besonders durch Matth. 6, v. 1 darauf, dass von den Redaktoren des Sinai- syrers und des Curetonianus neben der gleichen syrischen Vorlage (manchmal?) verschiedene griechische Texte gebraucht wurden. Allmählich ist eine zunehmende Angleichung der syrischen Bibel an den griechischen Text erfolgt. IV. Eine kurze kritische Darstellung der Geschichte der syrischen Evangelienübersetzung und ihrer Probleme bezieht sich auf das Diatessaron Tatians und die Uebersetzungen nach Tatian, nämlich den Sinaisyrer und den Kuretonianus einerseits, die Peschitta andererseits. Ueber Tatian kommt Klein zu den Schlüssen, dass das Diatessaron die älteste, syrisch geschriebene Quelle sei und auf den sog. Western-Text zuriickgehe. Den Sinaiticus und den Kure-

tonianus, d. h. ihre gemeinsame Quelle, setzt er ins dritte Jahrhundert. Der Peschitta aber erkennt er die Abfassung durch Rabbula, Bischof

von Edessa, im Jahre 412 mit Burkitt zu. Das Wörterbuch selber habe ich an einigen Stellen geprüft und sehr brauchbar und zu- verlässig befunden. Die Korrektur hat zu einem grossen Teil Herr Geheimrat Bezold besorgt, da der Verfasser in der Champagne

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kämpfte. Auch ihm gebührt daher, nächst dem Verfasser, unser Dank.

Bang, W.: Zu den türkischen Zeitbestimmungen. Bespr. v. Heinrich Winkler, Breslau.

Die kleine Arbeit! bildet eine Ergänzung zu Bangs Abhandlung „Vom Köktürkischen zum Osmanischen“. Schon in der letztgenannten Schrift behandelte er Kasusformen, die wie einfache Nominalstämme angesehen und demnach von neuem abwandlungsfähig werden. Demselben Gegenstande gilt die hier vorliegende Besprechung, die den Nachweis bringen will, dass eine Reihe von Ausdrücken, die eigent- lich bedeuten am Abend, am Morgen, zur

eit . . . . zu reinen Nomina geworden, die ihrerseits die Kasusabwandlung über sich er- ehen lassen. Dieser Nachweis ist ihm, um as Hanptergebnis vorauszuschicken, unzweifel- haft gelungen. kurun (qurun, gorun) ist ein unverfälschter prosekutivartiger Lokativ = zur Zeit. Etwas zaghaft gibt Bang dem Worte kur (qur) die Bedeutung Zeit, weil ihm un- bekannt, dass kur, kor im Altaischen in sehr

| weitem Umfange, vom Japanischen bis zum

Finnischen, wirklich Zeit bedeutet (Jap. koro = Zeit, türk. kur, kor = Zeit, magyar. kor = Zeit, zur Zeit: tis öra-kor = 10-Uhr-Zeit = um zehn Uhr). Dieses kurun wird aber tat- sichlich wieder zu einem abwandlungsfähigen Substantiv, wie Bang zeigt. Wenn freilich, wie ich nebenbei bemerke, Bang meint, kas qurun = zur Abendzeit erscheine dem Sprechenden genau so wie etwa bir kün = an einem Tage, so muss ich dem widersprechen. käš qurun bedeutet unverkennbar zur Zeit (qurun) der Nacht, wobei natürlich kä$ gene- tivisch zu fassen ist. Ausserdem möchte ich hervorheben, dass Bang wohl nicht nötig gehabt hätte, mit so grossem Apparat die Anwendung des türkischen Dativ auch im Sinne der Zeit- dauer zu beweisen. Ich und wohl auch viele andere haben nie an dieser so naheliegenden Anwendung gezweifelt; cf. deutsches zu Weih- nachten, Ostern; man denke ferner an das Ja- kutische, das den Dativ überhaupt im Sinne der Ruhe anstelle des fehlenden da-Kasus gebraucht. Die Zahl derartiger Dative der Zeitdauer in türkischen Sprachen ist Legion. Jedenfalls aber hat Bang auch hier die Sache endgiltig bewiesen. Im übrigen sind seine Aus- führungen über kad, kaca, käčkä anregend und dankenswert; desgleichen die tiber tanla und besonders über tavilayin, und wieder beweist er einwandfrei, dass das rein kasuelle tanla von tan (tafi) = Morgenröte, Morgen zum neuen,

Erschienen im ersten Doppesheft der neuen Zeite schrift Turan, Budapest 1918.

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abwandlungsfähigen Nomen wird, wenn davon tanlaya gebildet wird = für den folgenden Tag. Dagegen muss ich zu seinen Bemerkungen über arta = der Morgen ein starkes Frage- zeichen machen, wenigstens bezüglich der Her- leitung. Dass dria als Nomen abgewandelt wird, ist bekannt. Nun sieht Bang auch hier in schon eine Kasusform, den gewöhnlichen Lokativ der Ruhe, so dass ärtä der Morgen eigentlich bedeutete am Morgen. Es soll zu- gegeben werden, dass nach den anderen ähn- lichen nachgewiesenen Fällendiese Auffassung viel Lockendes hat. Wenn ich ihm trotzdem nicht folgen kann, so geschieht das deshalb, weil der Morgen auch im Mongolischen und Tungusischen ärtä, erte! lautet, und alle die zahlreichen Ableitungen im Sinne von früh im Mongolischen vom Stamme ärtä, erte ausgehen. Wir können aber unmöglich annehmen, dass auch alle diese Bildungen auf den regelmässig gestalteten türkischen Lokativ ärtä zurückgehen sollten. So sehr es sich empfiehlt, die türkischen Erscheinungen nach Möglichkeit auf türkischem Boden zu erklären, so ist doch die allergrösste Vorsicht am Platze, wo es sich um Nominal- wie Verbalstämme, um die Herleitung und Deutung von anscheinend echttürkischen Bil- dungselementen und Aehnliches handelt. Das Mongolische spielt eine mächtige Rolle. Für das Jakutische hat schon Böhtlingk das im weitesten Umfange beachtet, es hat das aber auch für das Gesamttürkische eine nicht zu unterschätzende Bedeutung. Sogar in grund- legenden Fragen des Sprachbaues ist unter Umständen die Deutung allgemeintürkischer Erscheinungen nur unter Zuhilfenahme des Mongolischen möglich.

Kubitschek, Wilhelm: Zur Geschichte von Städten desrömischen Kaiserreichs. Epigrapbisch-numis- matische Studien, 1. Heft. (Kais. Akad. d. Wiss. in Wien, philos.-hist. Kl., Sitzungsberichte, 177. Band, 4. Abb.). 118 8. gr. 8°. M. 2%. Wien, A. Hölder, 1916. Bespr. von Arth. Mentz, Königsberg i. Pr.

Wieder beschert uns Kubitschek eine wert- volle Arbeit. Wie bei epigraphischen und numis- matischen Studien nicht anders zu erwarten, setzt sie sich aus einer Fülle von Einzelbe- obachtungen zusammen. Gerade diese Sorgfalt bis ins kleinste gibt den Arbeiten Kubitscheks eine grosse Zuverlässigkeit, ist freilich wohl auch die Ursache für das oft harte Urteil, mit dem Kubitschek selbst kleine Versehen seiner Vorgänger tadelt. Und doch sind bei derartigen Studien Fehler gar leicht möglich; bringt es doch selbst Kubitschek fertig, anzunehmen,

1 Auch im Samojedischen bietet das Kamassinsche jerte im Sinne von der Morgen.

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dass in einer christlichen Inschrift ņuéoa æ = Montag sein könne, obwohl die Griechen den Montag mit zusex ß bezeichneten, wie schon Rühl, Chronologie des Mittelalters und der Neuzeit, Berlin 1897, S. 60 versichert hat und z. B. ich in meinen Beiträgen zur Byzantinischen Osterfestberechnung (Königs- berger Dissertation 1906), z. B. S. 92 auch quellenmässig gezeigt habe; eine Abweichung auch in früherer Zeit scheint mir ausgeschlossen. So wären allerdings beide Wochenangaben in der betreffenden Inschrift falsch, falls die Aera wirklich die der Seleukiden ist, und auch die geist- volle Rekonstruktion der von der amerikanischen Expedition gefundenen Inschrift S. 23 wäre unwahrscheinlich. Ich sage all das nicht, um Kubitschek zu tadeln, ich will nur die Schwie- rigkeit derartiger Untersuchungen betonen. Für die numismatischen Beiträge steht Kubitschek das reichhaltige Wiener Münzkabinett zur Ver- fügung, aus dem er auch in dieser Arbeit mehrere wertvolle Stücke neu publiziert.

Der erste Beitrag gilt Neapolis in Samaria. Die Stadt ist von Vespasian gegründet, von Kaiser Philipp zur römischen Kolonie gemacht worden. Nun zeigen die Münzen von Philipp bis Severus Alexander für die Stadt den Bei- namen Sergia. Vermutlich wurde sie in diese Tribus deswegen eingereiht, weil der Kaiser ihr angehörte. Ist das der Fall, dann ist Phi- lippus nicht von so niedriger Abstammung, wie die Tradition bisher behauptete. Lateinische Prägungen für die Stadt finden sich nur unter Philipp und in einigen Exemplaren unter Gallus und Volusianus. Das erklärt Kubitschek damit, dass Neapolis schon unter diesem Herrscher in ein Gemeinwesen mit griechischer Amts- und Umgangssprache zurückverwandelt wurde.

Besonders interessante Probleme bieten die Zeitangaben von Eleutheropolis. Den Beginn der dieser Stadt eigentümlichen Aera bestimmt Kubitschek auf den 22. März 200. Daneben aber findet sich für denselben Ort und dieselbe Zeit die arabische Aera ab 22. März 106. Das ist allerdings erstaunlich, und Kubitschek nimmt an, dass etwa die Bauanlage der Gräber sicher- stellte, welche Art des Datums gewählt war. Daneben muss man aber mit Fehlern in den chronologischen Angaben rechnen. Dabei ist es gewiss ein richtiger Grundsatz von Eduard Schwartz, die Indiktion als zuverlässiger als die Jahreszahl vorauszusetzen. Aber gerade auf der S. 21 behandelten Zeitangabe, wo Schwartz unter dem Beifall von Kubitschek VET für YZE annimmt, könnte man vielleicht rein paläographisch gesprochen annehmen, dass der Schreiber die Indiktion I statt durch a durch einen Strich | wieder gab, den der Stein-

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metze in ein T verwandelte. Das folgende Datum uy(vi) dvorow xs dg æ ETS V. I. Sat deute ich mit Schwartz auf das Jahr 414, auch wenn der Strich nicht mehr unter das A reicht. Der vor dem A stehende Haken bedeutet sicherlich (xc). Es ist nicht abzusehen, wie A zur Be- deutung des Wochentages kommen sollte, wenn nicht 7éea dabei steht. Eine von Kubitschek nicht in Betracht gezogene Erwägung ist viel- leicht für die auf S. 25 ff. behandelten Inschriften von Gaza anzustellen. Wie wir auch heut- zutage oftmals das Jahrhundert fortlassen, und etwa vom Jahre 14 sprechen, während wir 1914 meinen, so könnte ein gleiches auch bei den behandelten Inschriften anzunehmen sein. Setzen wir ein fehlendes g voraus, so würden wenn ich nicht irre die Indiktionen in den drei Fällen stimmen. Allerdings würden dann die auf S. 26 aufgeführten Inschriften etwa 100 Jahre auseinander liegen. Dass auf beiden ein Vater Timotheos erscheint und dass Diktion und Ausstattung der Inschriften ähnlich sind, spricht sicher nicht gegen meine An- schauung; denn der Name Timotheos ist nicht eben selten, und Diktion und Ausstattung von Grabinschriften sind von besonderer Stetig- keit der Tradition. Ob der Charakter der Schrift eine solche Datierung ermöglicht, kann ich leider nicht feststellen. Wie dem aber auch sei, mit Fehlern in solchen Datierungen wird man immer rechnen müssen, wenngleich natürlich zunächst auf jede Weise zu versuchen ist, die Angaben zu erklären, bevor man sie verbessert.

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die Gruppen der Nominale aufstellen und manch einen wichtigen Schluss auf das Münzwesen Palästinas ziehen. Mehrere besonders schwie- rige Lesungen erhalten ansprechende Deutungen, wenn wohl auch nicht in allen Fällen wie FC = felix Commodiana oder fida constans das letzte Wort gesprochen ist. Besonders anziehend sind die Münzen von Ptolemais. Einzelne weisen eine Aera cäsarischen Andenkens von 48 v. Chr. auf, andere tragen den Namen des Claudius als des Gründers der römischen Kolonie. Wenn zwei Münzen mit dem Bildnis Neros einige Standarten zeigen, die römische Zahlzeichen tragen, so sollen diese offenbar die an der Siedelung der Kolonie beteiligen Legionen angeben. Kubitschek zeigt nun mit guten Gründen, dass nicht alle auf einmal bei der Gründung Ansiedler abgegeben zu haben brauchen, vielmehr handelt es sich wohl um mehrere Nachschübe, die die Gemeinde der Kolonie von Zeit zu Zeit auffrischten. Eine entsprechende historische Erklärung findet Ku- bitschek für die auf den ersten Blick sonder- bare colonia libera. Er vermutet, dass diese sich auf Miinzen von Hippo Diarrhytus und Askalon findende Bezeichnung zwei aufeinander- folgende verschiedene Verfassungen desselben Ortes verbindet; eine friihere Entwickelungs- stufe sollte neben dem bestehenden Zustande in der Erinnerung behalten werden. Durch diese Annahme wird vor allem die allerdings sehr schwierige Hypothese von dem Neben- einander zweier Gemeinden in demselben Orte,

Die Untersuchungen Kubitscheks fördern | wie sie namentlich Barthel und Dessau für das

die Geschichte mehrerer syrischer Orte wesent- lich. So lehren uns die bis in die Zeit Gordians vorhandenen Münzen von Gaza, dass die Stadt bis dahin noch nicht römische Kolonie war; erst bei Hieronymus erscheint sie als solche. Falls der konjizierte Kult des Consus in der Stadt wirklich heimisch war, wird die Stadt vermutlich in der Mitte des dritten Jahrhunderts Kolonie geworden sein. Die Forschungen über Philippopolis führen wesentlich über das, was Marquardt gegeben hat, hinaus; der Ort ist von Kaiser Philipp als seine Geburtstadt zur rö- mischen Kolonie erhoben worden und wurde offenbar der Mittelpunkt der Landschaft Sakkaia. Dessen Aera nimmt Kubitschek mit dem 22. März 243 oder 244 n. Chr. Geburt an; allerdings jo dem die Indiktion einer Inschrift (S. 49).

Der vorkurzem erschienene Palästina-Band des Katalogs des Londoner Münzkabinetts gibt Ku- bitschek Veranlassung, Münzen von Askalon, Cae- sarea und Sepphoris einer genauen Betrachtung zu unterziehen. Durch sorgfältige Zusammen- stellungen der Grössen und Gewichte kann er

Karthago römischer Zeit voraussetzten, über- flüssig. Kubitschek verspricht für diese und andere Fragen, die er in der Arbeit berührt hat, noch genauere Untersuchungen. Wir sehen ihnen mit Spannung entgegen und dürfen er- warten, dass sie nicht weniger ergebnisreich sein werden als die vorliegende Abhandlung, die neben den vorgetragenen Dingen noch manch ein schönes Ergebnis, wie etwa das über die Behandlung von Brüchen oder das über Zahlen und Ziffern, bietet.

Beiträge zur Keligions wissenschaft, herausgegeben von der Religionswissenschaftlichen Gesellschaft in Stockholm. 2. Jahrg. (1914/15), 1. Heft. (116 S.) gr. 8°. M. A. Bonnier, Stockholm u. J. C. Hinrichs’sche Buchh., Leipzig. Bespr. v. Hans Rust, Königsberg i. Pr.

Von diesem verdienstvollen Unternehmen

liegt mir das 1. Heft des 2. Jahrgangs (1914/15)

vor. Es enthält drei Beiträge. E. Hammar-

stedt behandelt „schwedische“ Opfersteine“

(Aelvkvarnar). In vielen schwedischen Pro-

vinzen kommen die „Napflöcher“ vor, welche

noch heute in Krankheitsfällen mit ungesalzenem

Tierfett in der demSonnenlauf entgegengesetzten

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Richtung gesalbt werden. Hammarstedt ver- mutet darin ein ursprüngliches Totenopfer. B. Risberg bringt eine lange Reihe „text- kritischer und exegetischer Anmerkungen zu den Makkabierbiichern*. G. P. Wetter endlich behandelt „die „Verherrlichung“ im Johannes- evangelium“, namentlich im Anschluss an 12, 27 ff., 13, 31 ff. und 17, 1 ff. Das Joh. Ev. verwendet viele liturgisch formulierte Worte wie z. B. in Kap. 3 und 6 bei Behandlung der Taufe und des Abendmahls. Liturgischer Sinn wird daher auch für dokabe vermutet und aus der Literatur des Synkretismus belegt: „durch das richtige Rezitieren der Zaubersprüche die Götter stärken“. Nachdem sowohl die Quellen- scheidungshypothese als auch die Annahme eines allegorischen Transparents für das Joh. Ev. gescheitert wären, sei zu versuchen, es als liturgische Schrift einer christlichen Mysterien- gemeinde zu verstehen. Namentlich hätte die ägyptische Theologie auf die johanneische Christusmystik eingewirkt.

Söderblom, N.: Das Werden des Gottesglaubens. Untersuchungen über die Anfänge der Religion. Deutsche Bearbeitung, hreg. von R. Stübe. (XII, 398 S.) gr. 8°. M.8—; geb. M. 9 Leipzig, J. C. Hinrichs 1916. Bespr. von Marie Pancritius, Königsberg i. Pr.

Die beim skandinavischen Bauern, beimNeger,

Australier und Indianer nachweisbare, im indi-

schen Brahman am höchsten ausgebildete Mana-

vorstellung betrachtet N. Söderblom als Haupt- wurzel, den im chinesischen Shang-tiamschirfsten ausgeprägten Urheberglauben als zweite und den

im alttestamentlichen, Jahve gipfelnden Animis-

mus als dritte Wurzel des Gottesglaubens.

Verfasser weist zwar darauf hin, dass auch die Naturvölker schon alte Völker sind, trägt aber den ungeheuren Zeiträumen der Mensch- heitsgeschichte doch nicht Rechnung und sucht

Anfänge im Volksglauben der Hochkulturvölker

und in der Religion der sogenannten Primitiven,

obwohl hier doch eher Verfall und Verflüch- tigung zu finden sein dürfte. Wir kennen wahr- haft primitives Geistesleben nicht; wie sollte sich beweisen lassen, dass Alterserscheinungen

Jugendzuständen gleichen? Ist etwa die

welkende Pflanze dem lebenden Keime gleich

oder die klare Quelle der versumpften oder versandeten Mündung? Wenn Verfasser aus- führt: „Die Frömmigkeit vergisst die heiligen

Männer und Frauen .... und hält sich mehr

an die eigene Kraft der Reliquien“, so liegt es

hier doch auf der Hand, dass ein persönliches

Wesen der Ursprung ist, den Mana umgibt,

wie die Wolke den Bergesgipfel. Und wenn

Kulturmenschen ohne wirkliches Erfassen des

religiösen Sinnes bei Entscheidungen die Sa- kramente verlangen, so kommt doch gerade hier

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das zu Grunde liegende persönliche Element dem Verlangenden nicht aus dem Bewusstsein. Bei den Kulturvölkern ist Sinken und Verfall ursprünglich klarer hoher Ideen in vage Vor- stellungen deutlich sichtbar. Und alle im Volks- glauben noch wirksamen Mächte waren Götter oder Ahnen, deren Namen vergessen, deren Kulte als alter Brauch in Erinnerung geblieben waren. Das zeigen besonders die vom Verfasser hervorgehobenen, die Nahrung umgebenden Tabubräuche. Nicht weil ihre „lebenspendende Wirkung“ den Menschen mit Verwunderung, Dank und Angst einer ihr innewobnenden Macht gegenüber erfüllte, sondern weil ihre Gewin- nung wie besonders das Jägertum mit seinen, die Schutzmittel des Tieres dem Jäger gegenüber verpersönlichenden Wildschützern zeigt den Glauben an übernatürliche Wesen hervorrufen musste. Und der Ackerbau hat vom Jägertum entlehnt. Wie der indianische Jäger sich beim Geiste des getöteten Tieres entschuldigt, damit der unsichtbare „kleine Hirsch“ ihn nicht straft, wie der arktische Jäger seine Beute mit allen möglichen Tabu- vorschriften umgibt, um die Tiergöttin Sedna nicht zu erzürnen, wie der Samojede den ge- töteten Bären besänftigt, um seiner Rache im Jenseits zu entgehen, so entschuldigt sich der Ackerbauer beim geschnittenen Getreide. Aber- ursprünglich ebenso wenig wie der Jäger bei einer unpersönlichen Macht, sondern bei einer Gottheit. Gestalten wie die „Reismutter“, die „Kornmuhme‘ sind nicht aus Sitten undBräuchen entstanden (so S. 64), sondern gingen ihnen voran. Und da allem Anscheine nach die wich- tigsten Nahrungsmittel wie Milch, Butter, Brot zunächst Kultgaben waren und erst Nahrungs- mittel wurden, als die betreffende Religions- und Wirtschaftsstufe überwunden war die hei- ligen Herden des Jägertums z. B. Nutzen brin- gender Besitz wurden so ist es natürlich, dass sie von Anfang an mit vielem Zeremoniell umgeben waren.

Dass auch die Magie letzten Endes gesun- kene Religion sein kann, habe ich wiederholt ausgefiihrt!. Wenn die Primitiven Gift und Heilkraft der Pflanze, Waffenwirkung u. dgl. auf übernatürliche Kräfte zurückführen, so dürfen wir nicht vergessen, dass diejenigen, die in der Pflanze Heil und Verderben, Rausch und Betäubung entdeckten, Priesterinnen waren und diese Wirkungen zunächst in religiösem Sinne verwerteten. Darauf weisen die Nach- klänge der von der Frau geschaffenen Kultur hin Hexenglauben, Zaubermacht gerade der

Frau im Märchen und die weise kräuterkundige

1 z. B. Anthropos 1913 S. 938ff.

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Frau. Und die Waffe dürfte ihre Zauberkraft dem ältesten Waffenmineral, dem Stein, ver- danken, der aber in grauer Vorzeit auch nicht als unpersönliche Macht nur von Mana und Tabu umgeben zu sein brauchte. Als persön- lich gedachtes Wesen, dessen Andenken noch in dem, das zerstreute Vorkommen des Feuer- steins erklärenden indianischen Mythos! von dem durch die Rache der Tiere gesprengten Feuersteinmanne und in dem europäischen Mär- chen? von dem in Feuersteine zersprungenen Zauberer weiterlebt, konnte er Kult empfangen haben.

Wenn der Zauberer überall als Feind der Religion gilt, so liegt das in dem geschicht- lichen Verlauf. Die Priester einer zurück- gedrängten, meistens nur noch in Verborgenheit verharrenden Religion werden von den An- hängern der herrschenden natürlich als feindlich empfunden. Ging der religiöse Kern ganz ver- loren, erhielt sich nur kultliche Technik als etwas Wirkungsvolles, so blieb auch das Odium bei derselben und bei dem, der sie ausübte. Bewusst oder unbewusst auf einer diskredi- tierten Religionsform fussend, bleibt der zum Zauberer gesunkene Priester sowohl in seinem eigenen Empfinden als auch in der Anschau- ung der Gruppe ein Feind der Religion. Und in der Teufelvorstellung liegt nicht eine spätere Verdichtung des „bösen Mana“ (S. 219), sondern die Diskreditierung des Totengottes. Als Gottes- und Jenseitsgedanke sich zu höheren Religions- formen verbanden, mussten Totenglaube und -kult als religionsfeindlich empfunden werden; als sich Paradiesvorstellungen herausbildeten, wurde das alte Totenreich zur Holle. Der Nimbus von Schlangen, Wölfen, Füchsen, die magische Kraft der von Isanagi seinen Ver- folgern hingeworfenen Früchte, der das Toten- reich sperrenden Steine (S. 96) dürfte auf aus- gebildeten Totenglauben zurückzuführen sein?.

Was die Gleichförmigkeit primitiven Denkens (82f.) anbetrifft, so dürfen wir der so weit ver- breiteten Manavorstellung wegen noch nicht an einen gemeinsamen auch unter den Zivilisationen nachweisbaren Nährboden primitiver Auffassung denken. Vielmehr weisen unmöglich auf dem Boden des Elementargedankens gewachsene Uebereinstimmungen ganzer Vorstellungsreihen auf gemeinsame vorzeitliche Kulturzentren hin. So z.B. lässt sich der Zusammenklang der von Frobenius auf die Totenhiitte zurückgeführten afrikanischen Hüttenmasken und Totenhüte mit

1 Dähnhardt III S. 167f.

* Grundtwig: Dänische Märchen S. 46 u. 64.

s Vgl. meinen Aufsatz: Die magische Flucht, ein 8 uralter Jenseits vorstellungen. Anthropos 1913

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europäischem Totenglauben nur durch die An- nahme einer urgeschichtlichen Kulturprovinz etwa Südwesteuropa und Nordafrika und ausgedehnte, sich überJahrtausende erstreckende Abwanderungen erklären. Mit Recht sagt Ver- fasser: „Nicht genug kann betont werden, wie schwer zugänglich und schillernd die primitive Denkweise für uns ist“ (81), denn auch die Primitiven sind Erben; und noch dazu Erben, die nicht fähig waren, das aus eigener besserer Vergangenheit ererbte oder von höher begabten Völkern übernommene Gut fortzubilden. Die Aufstellung, dass wir es „mit einer elementaren Aeusserung derprimitiven Psyche“ zu tun haben, „die in verschiedenen Zonen, Stämmen und Zeiten in analoger Weise gegen gewisse Er- scheinungen reagiert hat“ (S. 99), ist zu ge- waltsam gegenüber der so verschiedenartigen Entwicklung der Menschenstämme und ihrem langen Vorleben.

Die Beispiele von Tabufurcht (64) bei Kultur- völkern bezeugen keineswegs ein auf psycho- logischer Grundlage stehendes Zurücksinken in primitive Lebensverfassung, sondern durch viele Generationen gehegte vage Erinnerungen an Schicksalsmächte, die durchaus nicht unper- sönlich zu sein brauchten. Wenn die Götter längst vergessen sind, bleibt alter Kult noch lange lebendig. Man wagte ihn nicht aufzu- geben, weil er einmal zu etwas gut war. Dass z. B. die erst neuerdings polizeilich verbotenen Umzüge des Weihnachtsschimmels und des Neu- jahrsbockes nicht lediglich als Mummenschanz aufgefasst wurden, beweisst die an der sam- ländischen Küste noch lebende Vorstellung, dass das Jahr um so fruchtreicher wird, je mehr Leute der Neujahrsbock schreckte. Neu er- scheinende Tabubräucheund Machtritenbrauchen durchaus nicht neu entstanden zu sein (S. 63); auf diesem Gebiete hat meistens nur das Alt- erprobte Wert, und es besteht im Volke auch in den gebildeten Schichten noch ein so starker Unterstrom von alten Erinnerungen das bezeugen jetzt im Weltkrieg auftauchende verschollene Kriegssagen dass zu jeder Zeit etwas anscheinend Neues an die Oberfläche kommen kann.

In allen Aussagen über Mana und seine Varianten wechselt Persönliches mit Unpersön- lichem, weshalb soll das Letzte das Aeltere sein? Auch ihr Schillern zwischen dem Gottes- und dem Jenseitsgedanken spricht gegen die Ursprünglichkeit der Manavorstellung. Gerade bei den Primitiven überwiegt der letzte. Auch den Seelenstoff der altägyptischen Religion die Göttern und Menschen innewohnende Lebens- kraft besitzt nach den ältesten Quellen der tote Mensch in höherem Grade als der

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lebende!. Zwei ursprünglich getrennte Vor- stellungen sind in dem Meere vager Erinne- rungen zusammengeflossen. Auch die Schwie- rigkeiten der Uebersetzung von Mana in den Sprachen der Primitivvölker (S. 54), die Menge und Verschiedenartigkeit der in Betracht kommenden Uebersetzungsmöglichkeiten, alles zeigt, dass man es nicht mit einem einheitlich entstandenen Begriff zu tun hat.

Das indische Brahman (S. 272) ist sicher keine ursprüngliche Vorstellung: als Brahman des Volksglaubens der zauberhaft gewordene Niederschlag uralter Religionsentwicklung, als das All-Eine der idealistischen Metaphysik das Ergebnis pbilosophischer Spekulation. Jeden- falls tritt in der indischen Manaauffassung das persönliche Element am meisten in den Hinter- grund, verflüchtigt sich sogar ganz. Und dass dieses gerade in einer höheren Kultur geschieht, spricht auch dafür, dass das Unpersönliche nicht der Ausgangspunkt war. Sprachliche Anklänge des Wortes im arischen Völkerkreise (S. 274) würden nur beweisen, dass der Grund- begriff von Brahman schon in gemein-arischer Zeit zu einer gewissen Entwicklung oder vielmehr Verflüchtigung gelangt war, nichts aber für Entstehung eines vagen Begriffs in der arischen Urhorde oder ihrem Vorvolk auf völkerpsychologischer Grundlage. Und wenn Oldenburgs Definition des Brahman (S.275) auch auf das Mana der Primitiven zutrifft, so dürfte daraus folgen, dass diese ihr Mana in demselben Verfallstadium empfingen wie die Arier ibr

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nur Beeinflussungen der Urgestalt durch Totem- götter. Der „grosse Manitu aller Tiere“ war sicher wie Engidu einst ein Tierherrscher aus der Jägerzeit. In den geheimnisvollen Fähig- keiten der Tiere, in der Nahrung, die sie geben, sucht Verfasser die Erklärung dafür, dass sie früher als der Mensch von magisch-religiösen Zeremonien umgeben wurden (S. 107). Allem Anschein nach aber treten Naturerscheinungen auf wirtschaftlicher Grundlage in das religiöse Leben des Menschen ein: das Tier unter der Herrschaft und Nachwirkung der Jägerkultur, die Pflanze jedenfalls schon vor der eigentlich agrarischen Zeit als Ziel der wirtschaftlichen Tätigkeit der Frau und die Gestirne durch die Notwendigkeit des Kalenders für Ackerbau und vorschreitende soziale Ent- wicklung. Das Hervortreten einer Naturer- scheinung beruhte also nicht auf dem Suchen nach Erklärungen; diese kamen erst, als einzelne Naturerscheinungen in das Leben des Menschen eingriffen, die Religion ihren Glanz über sie warf und das Wesen der heilig gewordenen Formen zu erfassen suchte. Weil die letzte, durch die agrarische Kultur hindurchschim- mernde Wirtschaftsstufe unter der Weltanschau- ung des Jägertums stand, treten die Tiere als älteste Träger des religiösen Nimbus auf; aber es weisen starke Spuren darauf hin, dass auch das Feuer der älteste Wobltäter des Menschen und der Stein das Kulturmineral der Urgeschichte einmal einen ausgebauten Kult hatten wie das Jägertum. Zu der so oft schon

Brahman; was wohl denkbar wäre, da der auch geäusserten Vermutung, dass einst Mensch und

das Klima Afrikas beeinflussende Rückgang des europäischen Inlandeises der Ausgangspunkt vieler auch auf andere Erdteile übergreifender Völkerwanderungen sein musste. Im primitiven Mana tritt besonders bei Afrikanern und Indianern das persönliche Element durch- aus in den Vordergrund, und auch neben dem unpersönlichen Brahman tritt der Weltschöpfer bervor (S. 279). Ist es nur Zufall, dass Mana überall mit dieser Gottesgestalt zusam- menfällt? Sollte sie sich immer aus der Mana- vorstellung herauskristallisiert oder nicht viel- mehr als älteste, in das Wirtschaftsleben der Menschen nicht eingreifende Gottheit teilweise schon in Mana verflüchtigt haben? Wie das höchste Wesen allmählich in den Hintergrund gedrängt wird, zeigt die altbabylonische Reli- gionsgeschichte. Der sumerische Anu im Gilgamisliede die Zuflucht der Götter wird unter dem Einfluss einer neuen Völkerschicht zum Schattengott.

Tiergestaltige Urheber (S. 160) sind wohl

ı OLZ 1917 Sp. 188.

Tier als einander gleich oder ähnlich erachtet wurden (so S. 69 A. 60), liegt also m. E. kein Grund vor; nur die tiergestaltige Gottheit oder das in der Hege des Menschen häufig in weisser Farbe erscheinende heilige Tier wurden höher gestellt als der Mensch selbst. Und dass Totem- gruppen auf den Totemgott alles, auch die Welt- schöpfung, übertrugen, liegt in der Natur der Dinge. Wenn also Verfasser von den Urwesen schreibt: „In Australien haben sie offenbar als Tiere angefangen“, so folgt er einem trüge- rischem Schein; denn dass der Mensch das höchste Wesen naclı seinem Bilde schuf, geht schon daraus hervor, dass er es meistens „Vater“ nennt. Der Weltschöpfer brauchte keine andere Naturerscheinung ausserhalb des Menschen als Anlehnung.

Dass die Urheber meistens keinen eigentlichen Kult zu geniessen scheinen (S. 151), dürfte auf den Einfluss der Zeit zurückzuführen sein. Die Schöpfung war immer dieselbe und immer gegen- wärtig, daher auch ihre die Zeitläufte über- dauernde Gottheit. Doch trat der Schöpfergott jeweilig vor den mit ihrer Wirtschaftsform auf-

tretenden und sinkenden Naturgöttern zurück. 3 usw., aber beileibe nicht mytho-

Seinen Kult, seine Opfer rissen jene an sich; sie gaben und mussten auch etwas haben. Warum soll ein Vorgang wie das Verbleichen Anus sich nicht auch bei Naturvölkern wieder- holt haben, die doch auch Schicksale erlitten und durch aufgesogene wandernde Völkersplitter auch von den Wellen der fortschreitenden Kultur berührt wurden, wie ihre Wander- und Heil- bringersagen lehren.

An der Ausgestaltung des alttestamentlichen Jahve könnte eine vulkanische Gottheit Anteil gehabt haben; allein der starke eifrige Gott, als welchen wir den hebräischen Urheber und Himmelsgott kennen, mag auch von der kriege- rischen Kraft und Sinnesart der semitischen Eroberervölker manches angenommen haben.

Das lebendig und fesselnd geschriebene Buch enthält eine Fülle von gut gewähltem Material, neuen Gedanken und Ausblicken und zeugt von solider Forschung. Es stellt die den Götter- glauben umgebenden Vorstellungen, seine Aus- prägungen und Begleiterscheinungen fest, allein es lehrt kaum etwas über sein Werden. Das verdienstvolle Ergebnis all dieser scharfsinnigen Untersuchungen liegt in der Beleuchtung einer uralten, vielen Umdeutungen unterworfenen, von begabten Völkern geschaffenen, von rück- ständigen Bevölkerungsklassen und Menschen- stämmen umgebildeten Vorstellungswelt.

In zwei interessanten Kapiteln führt Ver- fasser den Einfluss der chinesischen Urheber- gestalt auf das Europa des achtzehnten und den des indischen Brahman auf das des neun- zehnten Jahrhunderts vor.

Langer, Fritz: Intellektualmythologie, Betrach- dungen über das Wesen des Mythus u. die mytholog. Methode. XII, 269 S. gr. 8“ H. 10 —; geb. M. 12 —. Leipzig, B. G. Teubner, 1916. Bespr. von C. Fries.

Der Verfasser hatte die Schrift als Ein- leitung zu einer germanischen Mythologie ge- dacht, entschloss sich aber zur monographischen

Form, als ihm das Material unter der Hand

über Erwarten anschwoll. Er verurteilt die

gesamte bisherige Forschungsmethode der My- thologie, die viel zu sehr am Objekt hänge und allein darauf ausgehe, die Grundbedeutungen der sagenhaften Erzählungen zu vermitteln, sie anf Wolken, Sturm, Himmels- oder Kalender- erscheinungen zurückzuführen, statt zunächst

‘die psychologischen Voraussetzungen der mytho-

logischen Gedankenarbeit selbst zu ergründen.

Er will eine Prinzipienlehre der Mythenbildung

anbabnen, ohne die eine auf eigene Gesetze auf-

gebaute Mythologie nicht denkbar sei. Die

Vertreter der verschiedensten Grenzwissen-

schaften redeten dem Mythologen darein, die

Mythologie werde philologisch, ethnologisch,

Urientalistische Literaturzeitung 1918 Nr. 11/12.

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ogisch betrieben. Sie sei noch immer Hilfs- wissenschaft und Anhängsel; damit kann man wohl einverstanden sein. Besonders setzt der Verfasser sich mit Wilhelm Wundt auseinander, dessen Lehre, Mythus sei in Vorstellung und Handlung gewandelter Affekt, in der Sub- jektivierung der mythischen Vorstellung am weitesten gehe. Langer will eine Intellektual- mythologie schaffen. Indem diese sich in die Lage des mythenbildenden Geistes zu versetzen suche, bemühe sie sich, die in den mythischen Vorstellungen überlieferten Glaubensideen als deren relativen Wahrheitsgehalt zu erschliessen. Mit den realen Ideen greife die Hand Gottes in das Leben des Naturmenschen entscheidend ein und gebe ihm etwas Geistiges, somit Norm des Handelns und das Streben, das den Menschen aus tiefster Unkultur erlöst hat. Die Trennung des Begriffs von seiner blossen Bezeichnung, dieser Dualismus führe zur Mythologie. My- thologie sei in erster Linie die Wissenschaft von den mythischen Sinnbegriffen (S. 200 f.). Es sind sehr scharfsinnige Deduktionen, in denen Langer seinen alle Spezialmythologie ziemlich gering einschätzenden Standpunkt dar- legt, aber sie gehören eigentlich in das Gebiet der psychologischen Forschung und befinden sich höchstens auf der äussersten Peripherie unserer empirisch-historischen Wissenschaft. So berechtigt sie daher an sich sein mögen, halten wir einstweilen doch dafür, dass es erst einmal darauf ankomme, die Grundlage aller Mythologie, das Material, den Ueberlieferungs- stoff zu sichten und in wissenschaftlicher Form zu sammeln, sodann die Sprache der Sagen zu belauschen und zu interpretieren. Und hat man den Kern, den Sinn, die Bedeutung der Mythen einmal erkannt, dann ist es auch an der Zeit, die psychologischen Denkmittel ge- nauer zu betrachten; induktiv, aus der Fülle der mythischen Tatsachen, scheint mir, lässt sich a posteriori am besten bestimmen, wie der betreffende Denkvorgang sich abgespielt haben muss. Aus den Wirkungen auf die Ursache zu schliessen ist doch zuverlässiger als die Ursachen rein philosophisch zu ergrübeln und die Wirkungen geringschätzig abzutun. So ist der Fehler des Buches der, dass es noch zu früh erschienen ist, dass es nicht gewartet hat, bis die einzig wahre und feste Resultate zeitigende Methode, nämlich die Ernst Sieckes, sich zu allgemeiner Anerkennung durchgesetzt hat. Alsdann ist es an der Zeit, die Grundlinien für eine methodische Intellektualmytbologie zu entwerfen, das wäre dann der letzte krönende Abschluss des Gebäudes.

Berichtigung.

Za der von der OLZ 1918, 250 übernommenen Nachricht, dass Langdon im Museum der Universität Pennsylvania die zweite Tafel des Gilgames-Epos entdeckt habe, möchte ich bemerken, dass Poebe! diese Tafel bei einem Antiquitätenhändler entdeckt hat, die dann auf seinen Vorschlag vom Museum der Universität Penn- sylvania gekauft wurde. Poebel hat über diesen Fund auch schon in OLZ 1914, 5 berichtet und dort in Aus- sicht gestellt, dass er die Inschrift veröffentlichen wolle. (Woran er aber durch den Krieg verhindert worden ist.)

Bruno Meissner.

Personalien.

Josef von Karabacek in Wien ist im Alter von 73 Jahren gestorben.

Georges Legrain ist am 27. August 1917 in Luxor gestorben.

Mrs. Grenfell, die sich viel um das Studium der Scarabäen bemüht hat, ist in Oxford am 8. August 1917 gestorben.

Zeitschriftenschau.

® = Besprechung; der Besprecher steht in ().

Allgem. Zeitung des Judentums. 1918: 3. A. Jirku, Die älteste Geschichte Israels im Rahmen lehrhafter Darstellungen; Sven Hedin, Bagdad, Babylon, Ninive (Dienemann). 4. M. Spanier, Randbemerkungen zu Kotteks Geschichte der Jnden. 6. u. 7. Ratner, Die Geistes- und Gemütshygiene im altjüdischen Schrifttum. 14. S. Jampel, Julius Wellhansen.

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Orientalistische Literaturzeitung 1918 Nr. 11/12.

300

Deutsche Literaturzeitung. 1918: 25. K. Miller, Itineraria Romana. Römische Reisewege an der Hand der Tabula Peutingeriana (E. Oberhummer). 26. S. Krauss, Der alte Judenfriedhof in Wien und seine Grabschriften. 27/28. *H. Bauer, Von der Ehe. Das 12. Buch von

Al-Gazali’s Hauptwerk übers. u. erl. (I. Goldziher). °H. Meinhold, Geschichte des jüdischen Volkes (H. Gressmann). 918

1 :

Bxpositor. January. G. H. Box, Who were the Sadducees?

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Geographical Review. 1918:

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Geografisk Tidskrift. 1918: l 24, V. J. A. Davidsson, Dobrudsch i Fortid og Nutid. O. Olufsen, Russisk Turkestan.

Geographische Zeitschrift. 1918:

2/3. J. Ruska, Neue Bausteine zur Geschichte der ara- bischen Geographie.

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301

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L. Treitel, Flavius Josephus bei Graetz. A. Schwartz, Die Konsekrierung der dıitten Stadtmauer Jerusalems. Ph. Bloch, Graetzens Schema zu einer enzyklopädischen Bearbeitung des Talmud. M. Güdemann, Moralische Rechtseinschränkung im mosaisch-rabbinischen Rechts- system.

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Neue Orient. 1918:

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3. Hugo Grothe, Die Orientkunde in Ungarn und die Gedankengänge des Turanismus. H. Altdorffer, Die Bevölkerung Russisch-Zentralasiens nach Nationalität und Bekenntnis. Arthur E. P. Brome Weigall, A history of events in Egypt 1798 to 1914; *Adolf Hasen- clever, Geschichte Aegyptens im 14. Jahrhund. 1798—1914 (Martin Hartmann).

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80+

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2. H. Gauthier, Le livre des rois d'Égypte T. V (A. Moret). Cl. Huart, Le livre de la création et de

l’histoire de Motahhar ben Tahir el-Maqdisi (M. G. D.). °H. M. Wiener, The date of the Exodus (A. L.).

3. *J. Ajalbert, Le Maroc sous les Boches (M. G. D.). *E. Montet, Etudes orientales et religieuses (A. Bel). A. P. Cabrero, Ibiza arqueologica; O. Roman, Anti- guédades Ebusitanas (R. Lantier).

5. *De la Reveliöre, Les énergies françaises au Maroe (F. Bertrand).

Revue de Philologie. 1917:

Janvier. G. Bardy, Notes sur les recensions hésychienne. et hexaplaire du livre d’Esdras-Néhémie (Eo8pac 3’).

Revue de l'histoire des Religions. 1916:

LXXIII. G. Huart, Authenticit6 et valeur de la tradition populaire. W. Deonna, Les prototypes de quelques motifs ornementaux dans l’art barbare (Daniel in der Löwengrube). A. Bouché-Leclercq, Histoire des Séleu- cides (A. de Ridder). R. Dussaud, L’Aphrodite Chy- priote. P. Alphandéry, Les croisades d’enfants. F. Macler, Les couvents arméniens. A propos d'une publication qui n'est pas récente (K. Kostanéonts, Hayots vanqére Moscou 1886). *R. Weill, Les décrets royaux de l'ancien empire égyptien (A. Moret). A. van Hoonacker, Une communauté judéo-araméenne à Eléphantine, aux Ve et VIe siecles avant J. C. (R. Dussaud). *L. Malten, Kyrene, Sagengeschichtliche und historische Untersuchungen; *V. Constanzi, Tradi- zioni Cirenaiche; *A. Ferrabino, Cirene mitica (A. Reinach). H. Graillot, Le culte de Cybèle, mère des dieux (A. de Kidder). A. Ungnad, Babylonian letters of the Hammurapi period (L. Delaporte). LXXIV. M. Goguel, Notes d’histoire evangélique. Le probléme chronologique. *R. Forrer, Das Mithra- Heiligtum von Königshofen bei Strassburg (W. Deonna). Cl. Huart, Le livre de la création et de l'histoire de Motahhar ben Tahir el Maqdisi (R. Dussaud). "A. Poebel, Historical Text-Historical and Grammatical texts Grammatical Texts (L. Delaporte). P. Gauckler, Nécropoles puniques de Carthage (R. Dussaud). G. Huet, Un miracle de Marie-Madeleine et le roman d’Apollonius de Tyr. A. Moret, Maspero et la religion égyptienne. *N. W. Thomas, Anthropological Report on Sierra Leone (L. Rougier). E. Benamozegh, Israël et l'hnmanité (A. Lods). *J. Abelson, Jewish mysticism (P. Masson-Oursel).

Revue des Traditions Populaires. 1917:

1/2, 3/4. E. Cosquin, Les Contes Indiens et l'Occident, Petites Monographies folkloriques à propos des Contes Maures. 7/8. *Giacobetti. Recueil d’enigmes arabes populaires (R. Basset). E. Cerulli, Canti popolari amarici (Ders.). 1918: 1/2. G. Huet, Le conte du trésor pillé (trésor de Rhampsenite). Les versions africaines. R. Basset, Contes et legendes arabes.

Nachträglich ausgezogen.

J. C. Hinriehs’sehe Buebhandlung in Leipzig

Soeben erschienen:

Frölich, Richard: Das Zeugnis derApostelgeschichte von Christus und das religiöse Denken in Indien. (II, 74 S.) 8°. M. 3—

(Arbeiten zur Missionswissenschaft. 2. Stück.)

Levertoff, Paul: Die religiöse Denkweise der Chassidim, nach den Quellen dargestellt. (IV, 164 S.) 8°. M. 6.50

(Arbeiten zur Missionswissenschaft. 1. Stück.)

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Mit einer Beilage von der J. C. Hinrichs’schen Buchhandlung in Leipzig.

Verlag u. Expedition: J. C. Hinriehs’sehe Buchhandlung, Leipzig, Blamengasse 3. Druck von Max Behmersow, Kirchbain N.-L. Verantwortlieber Herausgeber: F. E. Peiser, Königsberg L Pr., Go!ts-Allee 11.

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